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Full text of "Allgemeine Naturgeschichte für alle Stände"

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TH D.H. HILL LIBR,RY 


NOBTH CROLINA STATE COLLEGE 





ENTOMOLO@ICAL COLLECTION 














— — 


2616 


QH45 ZAIR 


| This book may be kept out TWO WEEKS 
| ONLY, and is subject to a fine of FIVE 
CENTS a day thereafter. It is due on the 
day indicated below: 











sSOM__Mav-54-_Form 3 





Yllgemeine 


Naturgeſchichte 


für 
alle Staͤnde, 


von 


Drofeffor Oken. 


Sedhster Band 


oder 


Thierreich, dritter Band. 





Stuttgart, 
Hoffmann’ihe Berlags- Buchhandlung. 
1836, 


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Ueberſicht 
der 
Amphibien oder Lurche. 


(Band VI. Seite 419.) 


Erfte Stuffe. Kleinaugen. II. Ordn. Eidechſen. 
I. Ordn. Kröten. 7. 3. Schleichen. 


1. 3. Schwanzfröten, Molche. 8, 3. Schuppen⸗ Eidechſen. 
2. 3. Schwanzloſe Kröten, 9. 3. Schienen-Eidechſen. 


Sröfche. Zweite Stuffe. Großangen. 
3. 3. Schildkroten. IV. Ordn. Großaugen, 
I. Ordn. Schlangen, 10. 3. Fiſch⸗Eidechſen. 
4.3. Schuppenſchlangen. 11. 3. Blätter-Eidechfen. 
5. 3. Zäfelfchlangen. 12. 3. Slug:Eidechfen, 
6, 3. Schienenfchlangen. 13. 3. Erocodille, 


1 


A. Rleinaugen, 430. 


I. Ordn. Krödten, 431. 


41. 3. Mole, 


a. Lange. 


4. Armmolche, Siren, 432, 
2. Aalmolche, Amphiuma,437, 
3. Dime, Proteus, 438. 

b. Kurze. 


4. Rolbenmolche, Axolotl, 445. 

5. Surchenmofche, Menobran- 
chus, 447, 

6. Hellbender, Protonopsis, 

448. 

7. Baffermolche, Triton, 454, 

8. Erdmolche, Salamandra, 
461. 


2. 3. Sröfche, 46a. 


a. Glatte. 
4. Laubfröſche, Hyla, 467. 
2. Singfröfche, Auletris, 470, 
3. Ölattfröfye, Rana, 472. 
4. Hornfröfche, Stombus, 478. 
5. Panzerftbſche, Hemiphrac- 
tus, 479, 
b. Warzige. 
6. Unten, Bombina, 480, 
7, Landfröten, Bufo, 483, 
8. Budelfröten, Systoma, 490. 
9. Sattelkrdten, ——— 
phalus. 
10. Nagelkroͤten, Xenopus. 
11. Wabenfröten, Pipa, 494, 


3. 3. Schildkröten, 492. 


a. Kurzzehige. 
1. Landſchildkroͤten, Testudo, 


495. 
Büchſenſchildkroͤten, Pyxis, 
498. 


; Klappenfchildfrdten, Ciny- 


xis, 498, 


) Dofenfhildfröten, Eistudo, 
499, 
i Sumpffhildfröten, Emys, 


500. 


. Rüffelfehildfröten, Chelys, 
504. 


b. Langzehige, 


‚ Hautſchildkroͤten, Aspido- 


nectes, 505, 


i Knorpelfchildkröten, Trio- 
nyx, 506, 
; Lederfchildfröten, ——— 


507. 


10. 


II, 


| Meerfi childkroten, — 


509. 
Ordn. Schlangen, 513. 


4.3. Schuppenf&hlangen,522. 


1. 


a Bauchfchuppen. 


Körnerfchlangen, Chersyd- 


rus, 523. 


. Plättchenfchlangen,Pelamys, 


524. 


‚ — 
.Warzenſchlangen, acrochor- 


dus. 


b. Baucplättchen. 

5. Zrottelfhlangen, Rhinopi- 

rus, 525. 

6. Schnurſchlangen, Erix. 

7. Mondfchlangen, Scytale, 
526. 

8. Zappenfchlangen, Homalop- 
sis. | 

9. Schlinger, Constrictor, 
528. 

410. Drachen, Boa, 532. 


5.3. Zäfelfhlangen, 537. 
a. Kopffihuppen. 
4. Sttern, Pelias, 538. 
2. Bipern, Vipera, 541. 
3. Buffottern, Echidna, 546. 
4. Sanzenfehlangen, Trigono- 
cephalus, 547. 
5. Rautenſchlangen, Lachesis, 
548. 
b. Kopftafeln. 
6. Edfchlangen, Cophias,550. 
7. Achatſchlangen, Sepedon. 
8. Nattern, Coluber, 551. 
Dryophis, 556. 
9. Eorallenotter, Elaps, 558. 


40. Hutſchlange, Aspis, 560. 


41. Ruderfchlangen, Platurus, 
566, 


6.3. Schienenſchlangen, 566, 
a. Kopfichuppen. 
4. Raub:Dttern, Echis, 567. 
2. Stiefelfehlangen, Cenchris, 
569. 
3. Rlapperfchlangen, Crotalus, 
570. 


III 


4. Schwirrſchlangen, Caudi- 


sona, 578. 
b. Kopftafeln. 
5. Kammfchlange, Orophias, 
579. 
6. Guͤrtelſchlangen, Langaha, 
580. | ; 
7. Schmalfchlangen, Trimere- 
surus, 580. 


8. Selfenfchlangen, Pseudo- 
boa, 581. 
II. Ordn. Eidechſen, 581. 


7. 3. Schleichen, 583. 


a. Kurzfchwänze. 
41. Runzelfchleichen, Caecilia, 
584. | 
2. ®ürtelfchleihen, Amphis- 
baena, 585. 
3. Streiflinge, Propus, 686. 
4. Rüffelfhleichen, Typhlops, 
587. 
5. Widelfchleihen, Tortrix, 
588. 
b. Langſchwänze. 


6. Blindfehleihen, Anguis, 
1 588. Acontias. 
7. Glasſchleichen, Ophisau- 


rus, 589. 

8. Stummelfchleichen, Pseudo- 
pus, 590. 

9, Schenfelfchleichen,Scelotes, 
Bipes, 591. 

10. Wurmfchleichen, 
des, 591. 

141. Aalſchleichen, Seps, 592. 


Chalci- 


⸗ 


1v 


12. Glanzſchleichen, Scincus, 
594. 


8,3. Schuppeneidechfen, 597. 
a. Kurzköpfe. 
‚4. Slatter-Eidechfe, 
culus, 598. 
2. Bram-Eidechfen, Ophryo- 
essa, 600. 
- 3. Kamm: Eidechfen, Hypsilo- 
phus, 600. 
4. Gabelkopf, Lophyrus, Go- 
niocephalus, 602, 
5. Fecht⸗Eidechſe, Calotes, 603. 
6. Zipfel= Eidechfe, Chamae- 
leopsis,, 604; 
b. Langköpfe. 
7. Mops?Eidechſe, Dactyloa, 
604. 
8. Marmoreidechſe, Polychrus, 
608. 
9 Kragen: Eidechfe, Chlamy- 
dosaurus, 608, 
10. Degen=Eidechfe, Physigna- 
thus, 609, 


Dracun- 


t 


- 


‘ 


44, KronzEidechfe, Basiliscus, 


12. Bürzel-Eidechfe, Histars, 
611. . 


9, 3. Schieneneidechfen, 612. 
a. Kurzköpfe. 
1. Kiel-Eidechfe, Tropidurus, 
612, 
2. Schiller-Eidechfe, en 
614. 

3. Strupper, — 614. 
4. Dornſchwanz, Uromastix, 
615. | 
5. DornsEidechfe, Urocentron, 

Stellio, 616. .; 
6 — ARMRDB, 
617. 


b. Langkoͤpfe. 

7, Schildeidechſe, Lacerta,618. 

8. Naht: Eidechfe, Cnemido- 
phorus, 620. _ 

9, Erocodill:Eidechfe, Thoric- 
tis, 622. 

10. Panzereidechfe, Heloderma. 
623. 

11. Sumpf Eidechfe, ‚Hydro- 
‚saurus, 624. 


B. Grofangen. 


IV. Ordn. Großaugen. 


10. 3. Fiſch⸗Eidech ſen, 630. | 
4, Sterngäfer, 'Stellio, (Pla- 


41. Fifch-Eidechfe, ee 
rus, 650. 


2. Halseidechſe, eier hg 


63. 


1. 8. ee. 


a. Rundfchwänze, 


tydactylus), 632. 
2. Surchengäfer, Thecodac- 
tylus, 637. 


v 


3. Scheibengäfer, Hemidac- , 9. Schleuberfhwänze, Uropla- 


tylus, 638. | tus, 642. 
4. Sechergäfer, Ptyodactylus, | 40. Laubſchwänze, Phyllurus, 
639. 644. 
- 5. Rolbengäfer, Sphaeriodac- | 41. Rolleidechſen, Chamaeleo, 
itylus, 640. 644. 
6. Spißgäfer, Stenodactylus. | 12. 8. Vogel-Eidechſen. 
b. Plattfhwänze. 1. Klug: Eidechfen, Pterodac- 
7. Siederfhwänzge, Piycho- tylus, 653. BL 
zoon, 641. 13. 8. Säugthiereidechſen. 
8. Randfhwänze, Platyurus, | 4. Erocodile, Crocodilus, 


64. n 656. 





Allgemeine Naturgeſchichte 


für alle Stände 


——— mem 


Sechster Band 


Okens allg. Naturg. VL. N 


ndidnnnat —D 


—— 


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4 





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Zweytes Land. 
Sleifh- Thiere 


Leib zweyhöhlig; eine Höhle für die Eingeweide und eine für die 
Nervenmaffe. 


Er befteht außer den Eingeweiden aus Knochen, Muskeln, 
Hirn nebft Rüdenmarf. 

Mit dem Eintritt in dad Land der höheren Thiere treten wir 
plöslich in eine neue Welt und begegnen Gefchöpfen, welche mit 
und Aehnlichkeit haben in Geftalt, Bau und Manchfaltigkeit der 
Drgane, auch näher mit und in Verkehr treten, ſey ed durch 
Nugen oder Schaden. Es gibt Fein einziges der niederen Thiere, 
von weldyen: wir wollen nicht fagen, ganze Bevdlferungen, nicht 
einmal ein einzelner Menſch leben könnte; Auftern, Schneden, 
Trepange und Krebfe find mehr Ledereyen ald Nahrungsmittel; 
die Kräfte diefer Thiere find mehr für die Apotheken und Fabris 
fen ald für die Küche beftimmt, weill ihre Beftandtheile denen 
der Pflanzen und der unorganifchen Körper näher ftehen, wie die 
Canthariden, Affeln, Scharlachkörner. Bon Fifhen dagegen 
leben bekanntlich viele Küftenvölfer; von Fröſchen, Scildfröten 
und Eidechfen wenigſtens zahlreiche Familien, So wie die Thiere 
böber fleigen, werden fie und nüplicher, was bey den Bögeln 
und Säugethieren von felbft in die Augen fällt, Was dagegen 
den Schaden betrifft, welchen und die niederen Thiere zufügen, 
fo übertrifft er bey weiten ihren Nupen, der faum in Anfchlag 


D. H. HILL LIBRARY x: 
North Carolina State College 


f 


zu bringen ift; wenigſtens Fönnten wir fehe wohl ausfommen und 
bebaglich leben ohne alle Infecten, Würmer, Schneden, Mufcheln, 
Duallen und Polypen, obfhon fie im Ganzen der Natur von 
großer Wichtigkeit find. Die Mapfäfer und Raupen freffen uns 
aber dad Raub und dad Dbft von den Bäumen: die Kornwürmer 
zerfiören da8 Getreide auf dem Speicher; viele Käfer und Heus 
fchreden fihon auf dem Halmz viele verzehren und befudeln uns 
fere Eßmwaaren, durchbohren unfer Haudgeräthe, verwandeln 
unfere Pflanzen und Thierfammlungen in Staub; viele andere 
plagen uns mit ihrem Stachel, und die Eingeweidwürmer, fo wie 
Läufe, Flöhe und Wanzen quartieren fich ſelbſt bey uns ein. 
Dagegen ift der Schaden, melden und etwa giftige Schlangen, 
Mäufe und reißende Thiere bisweilen zufügen, Faum in Betracht 
zu sieben. — 

Die höheren Thiere unterſcheiden ſich von den niederen haupt⸗ 
ſaͤchlich dadurch, daß ſie eigentlich aus 2 Leibern beſtehen, einem 
Eingeweidleib und einem Nervens oder Sinnen-Leib, welcher den 
lepteren gänzlich fehlt oder wenigftend nur angedeutet ift; denn 
fie haben nur eine Haut, melde die Eingeweide umhuͤllt, aber 
feine von Muskeln umgebene Knochen, welche nad hinten ein 
Rückenmark und ein Hirn einfließen, und von dem auß alle 
Nerven zu den Sinnorganen gehen. Was man bey den Infecten 
Kopf nennt, ift im Grunde nichtd ald eine Mundhöhle mit Kie: 
fern verfehben, an der fehr unvollfommene Augen und biömeilen 
Spuren von Ohren und einer Zunge fiben, melde aber ihre 
Nerven von demfelben Nervenftrang erhalten, der die Eingemweide 
verforgt; von einer Nafe ift Feine Spur vorhanden. Sie find 
daher knochen⸗, muskel⸗ und birnloſe, man könnte fagen, kopfloſe 
Thiere, welche ed noch zu nichts ald einem Rumpfe gebracht 
baben, auf dem ein verfümmerter Anfas von Kopf fiht. 

Die Infecten baben vollkommene Organe ded Gefühlfinns, 
weiche ihnen raſch geborchen, ſowohl zur Unterfuhung, als zum 
Ergreifen und zur Fortbewegung; bey allen anderen ift die Haut 
fammt ihren Anbängfeln faft bloß auf paffive Empfindung be> 
fhränft. Wie ganz anderd bey den höheren Thieren, mo mit 
wenigen Ausnahınen ale Sinnorgane, mefentli gebaut mie 
beym Menfchen, vorhanden find und die Bewegung völlig frey 


4 


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5 


if. Indeſſen entwickeln fi auch bey ihnen die anatomifchen 
Syſteme des Nerven» und des Sinnen-Leibes, fomwie die Sinn» 
organe felbft nur allmählich, und diefe Stuffenfolge ift auch der 
Grund ihrer Scheidung in Claſſen. Zur Sonderung in Ord⸗ 
nungen und Zünfte trägt auch wieder die geringere oder beffere 
Entwidelung ihrer Eingemweide bey. 

4) Zuerft tritt das Knochenſyſtem hervor in den Fiſchen 
und gibt denfelben ihren Character und ihre Bedeutung. In 
diefer erften Erfcheinung zeigt es ſich noch ganz zerfallen, mie 
bey den Embryonen oder jungen Thieren der oberen Claffe, und 
fhmwanft in Subftanz, Geftalt und Zahl noch hin und ber, gleiche 
fam um das wahre Gefeh des Knochengebäudes zu finden. Ihre 
Knochen find bald knorpel⸗, bald Falfartig, und deren Geftalt iſt 
bald borſten-⸗, "bald Flumpenförmig; die Zahl ihrer Wirbel, 
Rippen, Strahlen, gebt feheinbar ind Unbeſtimmte, wächst mes 
nigftens mehr ald bey irgend einer Thierclaffe in der Zahl. 

Ihr Muskelſyſtem ift noch fehr unvollfommen und faft 
in eine zufammenbängende meiße Maffe unter. der Haut vers 
wachſen; nur an den Floffen zeigen fich rotbe, einigermaaßzen ges 
fchiedene Muskeln mit Kopf und Sehne. 

Mit dem Nervenfpftem ftebt ed nicht beffer. Dad Hirn 
ift Faum dicker ald das Rückenmark, wenig in Fleined und großes 
gefchieden, füllt die Hienfchale nicht auß und hat gar Feine 
Windungen, 

Bon den Sinnorganen haben fie den Gefühlfinn mit 
den niederen Thieren gemein, und zwar nicht viel vollfommener 
ala bey den Polypen und Schnecken; nehmlich eine weiche ſchlei⸗ 
mige Haut und allerley Fühlfäden, befonderd an den fleifchlofen 
unbeweglichen Lippen. Die Zehen oder Finger fehlen gänzlic) 
und ftatt derfelben haben fie nur bornartige Strahlen, durch eine 
Haut verbunden, welche eber zertheilten Nägeln oder Federn zu 
entfprechen fcheinen, ald wirklichen Zehen. Dagegen tritt zuerft 
bey ihnen eine Achte Fleifhzunge mit einem Zungenbein bervor, 
wie bey den Gäugthieren, und fie können daher ebenſowohl Zuns 
gen= ald Knochenthiere genannt merden, 

Ale andern Sinnorgane find noch in einem fchlechten Zus 
ſtande. Sie zeigen ebenfalld zuerft Naslöcher, aber fie öffnen 


6 e 


fih doch nidht Hinten in den Mund und zwingen daher das Thier, 
dad Waffer zum Athmen durch den Mund einzunehmen, wie die 
Speifen, Sie find jedoch auch die erſten Thiere, welche durch 
den Mund athmen; vorher geſchah es durd den Hintertheil ded 
Reibed oder an den Seiten deffelben, 

Ihr Ohr ift nach außen nicht geöffnet, oder dieſe Deffnung 
dient wenigſtens zum Athemholen, inſofern die Kiemenhöhle der 
Paukenhöhl e entſpricht und der Kiemendeckel den Gehörknöcheln. 
Das innere Ohr hats nur die drey Bogengänge, aber Feine 
Sande, 

Die Augen baben Biefelben Beftandtheile wie die ded Men» 
hen, nehmlich eine durchfichtige Hornhaut, eine Iris, eine 
Linfe, einen Glaskörper und eine Nephaut von einer harten Haut 
und Muskeln umgeben; allein die legtern Fünnen das Auge nicht 
drehen; auch fehlen ihm die Augenlieder gänzlich, fo daß es feben 
muß, es mag wollen oder nicht. Mithin find die Sinne noch 
fehr unvollfommen. | 

Ihr Darm iſt hinten wie vorn geöffnet, mie bey allen fols 
genden Claſſen; aber der Magen und der Blinddarm wenig uns 
terfhieden. Die Zähne find wie die Knochen fehr manchfaltig in 
Subftanz, Geſtalt und Zahl, jedoch immer ans oder eingewachſen, 
nie mit mebrerem Wurzeln wie bey den Säugtbieren, was diefen 
überhaupt allein zukommt. Sie find Enorpelig, hornig und Enöchern, 
meift dünn und fpigig, borften», haken⸗ und pfriemenfdrmig, bie» 
weilen ftumpf und abgerundet, aber nie mit regelmäßigen Falten 
oder Blättern wie bey den Säugthieren, mad fich auch bey diefen 
allein findet; Sie ftehen übrigens nicht bloß in den Kiefern, 
fondern auch auf dem Gaumenbein, dem Pflugfcharbein und felbft 
auf dem Zungenbein und den Kiemenbögen, und zwar auf diefen 
heilen häufiger, als auf den Kiefern, Sie haben daher faft 
nichtd als Eingeweidzähne oder folche, die den Verdauungs- und 
Arhem-Drganen entfprechen, aber nicht den Gliedern, welche fich 
in den Kiefern wiederholen. Daß fie eine Leber und Milz haben, 
wie alle folgenden Elaffen, braucht Faım bemerft zu werden. 

Das Gefäßſyſtem befieht aus Lymphgefäßen, Venen und 
Arterien nebſt einem Herzen, wie bey allen folgenden Elaffen; 
dad Herz aber hat nur ein Ohr und eine Kammer, von welcher 


7 ; 


die Gefäße "unmittelbar zw den giemen gehen und‘ von’ da ut: 
erft fich zu einer Aorte vereinigen.” unsidnerıae Mia di 310 

Ihre Athemorgane beftehen ' in — ns RER 
des Halfeß, nebmiich in Gefagoerzweigungen an Ehöchethen’ Bögen 
wie Rippen, fünf an der’ Zahl mit ſehr wenigen ·Aus nahmen 
Dazwiſchen bleiben Spalten in den Mind, Aus · welch em das 
Waſſer kommt ind daB" Blut der Gefaͤße mitdem ˖Sauer⸗ 
ſtoffgas verforgt, welches am wit klebt. Außerdem haben die 
meiften "eine nige,' welche fidh” ſehr tief in die Speiſerdhre 
münder und Schwimmblaſe heißt: Sie ſchnappen die’ Luft ‚gleich 
falls durch den Mund ein, verfhluden dieſelbe, treiben fie "in 
die Blafe und ftoßen fie von Zeit Zit durch Zuſammendrůcken 
des Bauches wieder aus. 

Ihre Eyer liegen in zweh lanten Säteh, ſi nd ſehr klein, 
nur von Schleim umgeben und gehen "m bie Taiifende! Nur bey 
den Hayen und Rochen find fie groß und’ aus einer Haut aus 
vertrocknetem Leim irn Sie — Nieren ib eine Hag 
bltiſe. 79 Mana — dinze tin 

2) Erſt bp den rue oder’ hi kommt ein 
vollkommenes Mus kelſwſt em gu Stande, welches rothiſt und 
aus deutlich getreunten Muskeln beſteht mit Kopf und Sehne: 
Es bildet daher ihr Character⸗Organ und macht ſie zu Muskel⸗ 
thieren, was fie auch durch ihre" ungewoͤhnlichen Kräfte bey 
ihren hürtigen — ——— — beym Hüpfen und PO mAUID, be> 
meifen. 

Ihr Knohenfoftem ft viel vollfommener, mehr Dem’ der 
Säugthiere ähnlich und durchaus Falfartig. "Das Nervenfpflem 
Dagegen ift noch faſt ebenfo unvollkommen, wie bey den Fiſchen; 
das Hirn klein und ohne Windungen. Die Haut iſt meiſtens 
mit Schuppen bedeckt, aber ohne fadenartige Anhaͤngſel. Sie 
zeigen zuerſt deutliche Zehen und zwar in der Zahl fünf wie bey 
den Säugtbieren; folglich haben fie feloftftändige Taftorgane. 
Die Zunge ift fleifchig, zart und beweglich, meift vorn gefpalten. 

Die Naslöcher öffnen ſich bier zuerſt hinten in den 
Mund und ziehen die Luft zum Athmen ein. * Dadurch bin ich 
zuerft darauf gefommen, die gmeifelhaften Amphibien von den 
Sifhen zu unterfcheiden, Sie find daher auch Nafenthiere, 


8 


Das Ohe hat feinen aͤuhßern Gehörgang,, aber eine Pauken⸗ 
Höhle mit meift verwachfenen Gehörknöcheln; innwendig die drey 
Bogengänge, jedoch ohne Schnede. ) 

Die Augen find, gebaut, wie bey den Saͤusthieren, laſſen 
fi ch aber, ‚auch ‚nicht, drehen und baben. antnaden.⸗ ‚gar feined oder 
nur, ein, untereß, Augenlied. 

Der Magen und der Blind darm if 2, vom Darm 
unterfchieden, - ‚Die ‚meiften haben Zähne und. zwar, in den Kiefern 
und auf ‚den Gaumenbeinen, ‚Sie, find ‚bornig oder knoͤchern, eins 
oder angewachſen, und, nur ben, Erocodill, eingefeilt mie bey 
den Säugthieren. 

Das Gefäßfuftem ir wie e ben den Fifchen; das Herz jedoch 
bat. zwey Obren und zwey Kammern, welche ‚aber noch durch 
Deffnungen mit einander ‚in, Verbindung fteben, wie bey den 
ungebornen Jungen der Säugtbiere, u 

Die- Athemorgane beſtehen aus einer Luftrohre, — 
ſich in den Schlund ‚öffnet und ſich in zwey blafenartige ungen 
mit wenig Zellen theilt, movon aber die rechte wegen der Lage 
ber Leber häufig ſehr verkümmert ift, beſonders bey den Schlangen. 

Ihre Ever. fteden. nicht mehr in seinem: Roogenſack, fondern 
hängen frey an den zwey Eyerſtöcken, ſind meiſtens von einer 
zähen Haut, hin und wieder mit Kalkabſätzen umgeben und ent⸗ 
halten deutlichen Dotter nebſt Eyweiß, mad man. übrigend auch 
bey den Fiſchen und ſelbſt bey den niederen Thieren unterſcheiden 
kann. Nur die Fröfhe und Molche legen ſchleimige, kleine 
Eyer, wie der Roogen der Fifche., Sie haben Nieren und eine 
Harnblafe, deren Grund oft in 3mep Zipfel getheilt if. 

3) Bev den Vögeln iſt das Knochen⸗ und Muskel-Syſtem 
vollkommen, wie bey den Amphibien; aher auch das Nerven⸗ 
ſyſtem ſteigt auf eine, höhere Stuffe und wird dem der Säugthiere 
ähnlih. Ihr Hirn ift groß, füllt die. Hirnfchale aus, ift deutlich 
in kleines und großes sefhirden. und hat MWindungen, Sie find 
daber Nerventhiere. 

Ihre Haut iſt teoden, von den unterliegenden Muskeln 
abgelögt, aber „mit zerfaferten Schuppen oder Federn, bededt, 
wodurch der Gefühlſinn faſt ganz zu Grunde geht und nur 
an den Zehen der Hinterfüße übrig bleibt, indem auch die Zippen 


9 


bey den meiften bornig geworden find. ‚An den. Vordergliedern 
oder Flügeln find nur 3 fümmerliche Finger, melde. aber nicht 
getrennt. und, von ‚Federn ‚bededt ‚find, 

Die Zunge iſt nicht viel ‚beffer als diefe Finme und die 
Lippen, nehmlich born» oder federartig und dient daher nicht zum 
Schmeden, ‚mit Ausnahıne ‚der Papageyen. 

‚Die, Nafe iſt zwar in den. Mund ‚geöffnet, N von, feinen 
fleiſchigen Theilen umgeben, und daber unbeweglich. Die Vögel 
müffen athmen, ſie mögen wollen oder nicht. 

‚Dagegen iſt ihr Ohr ploötzlich vollfommen — Es 
bat einen weiten äußern Gehörgang ohne Muſchel, eine Pauken⸗ 
höhle mit verwachſenen Knöcheln, Bogengänge und eine Schnecke, 
womit ohne Zweifel ihr Geſang zuſammenhängt, alſo wie bey 
den Säugthieren. Sie ſind demnach auch Ohrenthiere. 

Ihr Auge hat alle Beſtandtheile, auch die Muskeln, kann 
ſich aber nicht drehen, und obſchon 2 Augenlider vorhanden ſind, 
ſo iſt es doch nur das untere, welches ſich über das Auge zieht. 

Beym Vogel iſt zuerſt der Magen und der Blinddarm 
deutlich vom Darme geſchieden; jener gewöhnlich kugelförmig und 
von ſtarken Muskeln umgeben, welche die Stelle des Kauens 
vertreten, indem die Zähne der ganzen Claſſe fehlen. Sie ſind 
einigermaaßen durch den hornigen Schnabel erſetzt. Der Blinds 
darm fteht nicht meit hinter dem Magen. 

Dad Gefäßſyſtem mie bey den Säugthieren; das Herz 
mit zwey gefchiedenen Dhren und Kammern, 

Die Lungen ebenfo gebildet und voll Zellen, haben jedoch 
an ihrer Oberfläche Löcher, wodurch die Luft in die Bruft und 
Bauhhöhle dringt und von da felbft in die marklofen Knochen 
gelangt, wie bey Feinem andern Thier. Hierinn bat der Bogel 
befonderd Aebnlichfeit mit den Inſecten. 

Die Eyerftöde find in einen verwacfen, und von den 
Eyergängen ift einer verfümmert, Ihre Eyer haben eine Falfige 
Scale, und find verhältnigmäßig fehr groß. Die Harnblafe ver 
längert fi in zwen Zipfel, wie bey den Amphibien. Da fi 
nicht bloß die Nieren, fondern auch der Eyergang und der Mafts 
darın darein entleeren, fo nennt man fie Cloake. 

4): Endlid Fommen alle, anatomifchen Syſteme und alle 


40 
Sinnorgane zur Volfommenpeit, und ‚das in der Eharakier der 
Saäugthiere. EEE 

Die Haut ift überall weich und nie mit Haeten ‚bedeckt, 
mithin empfindlih. Keinem einzigen ‚Fehlen Dun ‚Singer und nie 
find mehr al8 5 vorhanden. 

Die Zunge ift fleifhig und nicht ir; die rare ge» 
Öffnet und durch Musteln beweglich; ebenſo das Shr’ und mei⸗ 
ftend in eine Mufchel verlängert; die ‚Augen können ſich drehen, 
meiſt beyde ſich vorwärts richten und einen einzigen Gegenſtand 
anfehen; "fie haben faſt durchgängig Augenlieder, wovon das 
obere die Decke bildet. Sie ſind daher auch Aug enthiere. 
Das Knochenſyſtem beſteht aus Kalkerde und iſt regel» 
mäßig‘ gegliedert; die Muskeln find roth und "gefondert; das 
Hirn bat Windiingen, füllt bie — aus md F— in we und 
* geſchieden. 

'Der Magen und der‘ — 5 — And aeg, dee 
* vaͤutig. 

Die Zähme ſind eingekeilt und von —————— Art, ſchnei⸗ 
dend, ſpitzig mit ebener und höckeriger Oberfläche. Die Backen⸗— 
zähne mit Falten oder — ——— ha road Mm VIREN FOREN 
Wurzeln. \ 


' Se und er wie bey den Vögeln; die Ich» 
tern jedoch ohne Löcher auf der Oberflaͤche, aber durch ein mus⸗ 
culdſes Zwerchfell von der N geſchieden, welches allen 
andern Elafen feylt. 


Ihre Eyer, ſind von Peiner. Schale, — * umgeben, ſondern 
das Junge ſieckt bloß in feinen eigenen. häutigen und gefäßreichen 
Hüllen, und, kommt erft zur Welt, nachdem es jene verlaſſen bat, 

Die Gefäße, welche beym Vogel das Eyweiß im Eyergang 
abſondern, verwandeln ſich hier in ———— —* als 
Euter oder Zitzen auswendig liegen,“ 


Es gibt alſo und kann nur 4 höhere Claſſen geben, weil es 
nur 4 höhere anatomiſche Syſteme oder 4 höhere Sinnorgane 
gibt, nehmlich diejenigen, welche den Kopf bilden 5 "daher man 
auch die Eingemeidthiere Rumpfthiere, die Sleifchtbiere aber 
Kopfthiere nennen könnte, je nachdem man auf die anatomi⸗ 


41 
fchen Syſteme oder auf an en — will: Auf —* 


Weiſe haben wir: 
A, Eingeweidthiere. Rumpfthieren N Riedereikpiere: 


J. Darmthiere. Bauchthiere. Polypen. 
II: Aderthiere. Hautthiere. Schalthiere. 
III. Athemthiere. Gliederthiere. — Ringelthiere. 
B. Fleiſchthiere. Kopfthiere. Höhere Thiere, 
1. Knocentbieres « 9 Zungentbiere, EFiſche. 
II. Muskelthiere. Naſenthiere. Amphibien; 
IN. Nerventhiere. » Dhrenthiere, WVögel. 


C. Sinnenthiere. Augenthiere. Säugthiere. 
Die Fiſche ſind daher höhere Polypen; die Amphibien höhere 
Schnecken; die Vögel — ar die: — höhere 
Fleiſchthiere. 
Man kann dieſe beyden Tbierreihen auch pꝛralleliſer ieren und 
dann entſprechen: st 


den Gallertthierem 19 die Fiſche, | 
den Schalthieren‘ die Amphibien, | 
den Ringelthieren die Vögel, 

den Fleifchthieren die Säugtbiere, 


Wie die Ringelthiere den ungeringeltem: parallel gehen, fo 
kann man auch die oberen Thiere wieder mit ihnen vergleichen, 
und es entiprechen daher: 


I. Den Würmern die Fifche, 
U. Den Krabben die Amphibien, 
IH. Den Fliegen die Vögel. 


Die Aehnlichfeiten zeigen fi) in der Seftalt, in der Sub: 
ftanz, in den Bedeckungen, im Aufenthalt und in der Lebensart. 

In Bezug auf die untern anatomifhen Syſteme find daher 
&haracterifiert: 

Die Fiſche durch dad Darmſyſtem. 

Die Amphibien durch das Gefäßſyſtem. 

Die Vögel durch das Athemſyſtem. 

Die Säugthiere vorzugsweiſe durch alle Fleiſchſyſteme, 
nehmlich die Knochen, Muskeln und Nerven nebſt den Sinn» 
prganen, 

Daher haben die Fifche einen vollfommenen Darm, aber 


— 


12 


ein unvollfommened BSefäß- und Lungen⸗Syſtem; die Amphibien 
volfommened Darm: und Gefäß-Spftem, aber nur blafenförmige 
Lungen; die Vögel alled volfommen, Darm, Gefäße und zels 
lige Zungen, aber eine ‚unvolfommene Haut und Mangel an 
Zehen, welche erſt bey den. Säugtbieren in ihrer vollfommenen 
Geftalt und Zahl hervortreten. 

Die oberen Thiere tbeilen fi daher wieder in 2 Kreife, 
in einen tieferen und einen —— je nach ihren eg 
Drganen. 
Erfter Kreis, Fleiſchtbiere. 

L Fiſche: Knochen und Zunge, 
IL Ampbibien: Muskeln und Nafe, 
DI. Vögel: Nerven und Ohr, lag 
Zweyter Kreis. Sinnentbiere, 
Saäugthiere: Augen und Milch-Organe. 
Als Unterſcheidungszeichen kann man angeben: 
I, Zür die Fiſche: Kiemen mit hinten verſchloſſener Naſe. 
II. Für die, Amphibien: eine hinten offene Nafe, ohne 
Federn und Haare, 
IH. Für die Vögel: Federn, 
IV. Für die I N Haare, offene Obsini und inge 


Erfter Kreis. Fleifihthiere. 


Knochen, Muskeln und Rüdenmark mit unvolllommenen Sinnorganen, 
ohne Haare und Mildyorgane. 


Hieher gebd en die Fifche, Amphibien oder Lurche und die 
Vögel. Sie find, mit wenigen Ausnahmen, größer und fchmwerer 
als die niedern Thiere, und gleichen daher durch ihre Maffe auß, 
was jene an Zahl voraus haben. Die Haut ift bey wenigen 
ohne ale Bedeckung, wie bey den Infuforien, Polypen, Quallen, 
manden Mufcheln und Schneden und wie bey den mieiften Würs 
mern. Gemiffermaaßen kann man auch den Leib der Krebfe und 
der meiften Fliegen nadt nennen, infofern ihre Bededung doch 
nur eine vertrodinete Haut iſt. Man Fann nur die Fittige der 
Sliegen al ächte Bedeckung, nehmlich als ſelbſtſtändig entwidelte 
Theile der Haut gelten laffen. Unter den Fifchen find die Knorr 
pelfifche und Welfe faft die einzigen, denen die Schuppen fehlen, 
und unter den Amphibien nur die Molche und Fröſche. Es 
gibt feinen unbededten Vogel, 

Diefer Kreis theilt fih, wie wir fchon oben gefehen haben, 
in drey Claffen, die Fifche, Amphibien und Bögel. 


Erfte Claffe 
Knochenthiere — Fiſche. 
Naſe Hinten verfchloffen. 
Man Fann noch hinzuſetzen: Kiemen und Floffen, aber Peine 
Achten Zehen und Feine felbfiftändige oder bewegliche Bedeckung. 
Die Fifche leben fammtlid im Waffer; nur wenige, welche 
verfchließgbare Kiemenlöcher haben, wodurch das Waſſer aufbes 
mwahrt wird, Fönnen ed auf eine kurze Zeit verlaffen, wie die 


44 


Aale und einige andere Gefchlehter in beißen Ländern. Im 
füßen Waffer finden fi) verhältnißmäßig viel weniger ald im 
Meer, und ed find immer verfchiedene Öattungen, wenn man 
diejenigen abrechnet, welche zur Zeit des Laichens Wanderungen 
in die Flüffe anftellen; auch find fie in den wärmern Theilen der 
Erde viel zahlreicher und mandhfaltiger, als in den gemäßigteren 
und Fälteren, obfehon der Unterfchied der Temperatur des Waſſers 
nicht fo groß iſt, wie in der Luft. -Uebrigend ift es ein allge> 
meines Geſetz, daß ig wärmeren Gegenden beyde organische Reiche 
an Menge und Manchfaltigkeit zunehmen. 

Was ihre außere Geftalt betrifft, fo ift diefelbe manch— 
faltiger, .ald bey irgend einer andern Elaffe; das fommt von 
ihrem Characterorgan, nehmlich ‚dem Knochenſyſtem ber, als 
welches überhaupt das geftaltgebende und geftalterhaltende ift, 
wie die Cryſtalle im Mineralreich. Es gibt lange oder wurm⸗ 
förmige, mwalzige und bandfürmigez eliptifche, und diefe Geflalt 
if die gewöhnliche und daher regelmäßige der Fiſche. Es gibt 
aber ‚auch niedergedrüdte, vorn verdidte und binten plöglich 
zugeſpihte; endlich Franlyune und vielftaltige oder gänzlich uns 
regelmäßige. 

Idhre Haut ift en ganz nadt und dann meiftens ſchlei⸗ 
mig oder mit Schuppen .bededt von fehr verfhiedener ‚Geftalt; 
fie find, Hautfalten, worinn fid Horn» und Knochenblättchen ab» 
ſetzen, und ſchlagen hinten gewöhnlich übereinander wie Ziegel. 
Manchmal floßen fie genau an einander wie Täfelwerk, ‚und 
bilden Schienen, oder Panzer, je nach ihrer Härte, - Diefe 
fi nd meiftend vieredig,  biöweilen aber auch fechöedig, wie die 
Pflanzens und Bienen⸗Zellen. Zerftreute, meift fehr verdickte und 
oben zugefpigte Schuppen mwie Nagelföpfe heißen Nägel, mie 
bey den Stören und Rochen. Nicht felten haben fie nach hinten 
einen fpipigen Hafen oder eine feharfe Schneide mie eine Meffers 
fpipe, wodurch fie große Wunden‘ bervorbringen Fönnen. Die 
Schuppen wurden indbefondere ‚unterfucht und abgebildet von 
Bafter, Schäffer, Brouffonet, Kunzmann im Berliner 
Magazin und von Agaffiz in feinen foffllen Fifchen. 

Längs der Seite läuft eine Linie von Schleimlöcern, 
welche bald ‚bloß die Haut, bald auch die Schuppen durchbohren; 


45 


fie fcheinen- die Usberbleibſel von den Athenlochern der doſecen 
zu ſeyn. 

Die Farben ſind — — br Dar grell, 
filberigu und: ‚golden; ‚ roth, grün, blau und: fhwarz in’ fcharfs 
getrennten: Streifen, Sleden und Dupfens; 

Die Zahl der Glieder feßt fich in diefer Kaffe a, 4.,veft, 
während bey den, Infecten immer: mehr vorhanden; gemwefen ſind; 
indefjen muß. man nicht außer Acht laffen, daß die Inſectenfüße 
nicht unfern Füßen, ſondern unferen Zehen entfprechen, welche fich in 
2 Bündelivereinigt haben, «nehmlich in die Vorder⸗ und Hinter⸗ 
Füße, wovon: feiner mehr als 5 Zehen hat. 

Bey den Fiſchen beſtehen die Vorderglieder oder Bruflft D ffen 
(Pinnae pectorales) aus einem, Schulterblatt von drey Stüden und 
einem Schlüffels oder Gabelbein; aus einem.fehr großen Oberarm 
jederſeits, welche am Halfe mit ihren Ellenbogen zufammen ftoßen 
und den fogenannten Bruftgürtel: bilden. Daran hängen: jederfeitd 
2 kurze Knochenſtücke, die Elle und die Speiche, und: auf diefe 
folgen 4 kleine, flache, faſt rundliche Knöchel, welche man mit 
den, Handwurzelknochen vergleichen kann. An, diefen. hängen -in 
unbeſtimmter Zahl viele, knöcherne, ‚gegliederte, oder. knotige, 
oft fecherförmig verzweigte Strahlen durch eine Haut verbunden, 
welche die Floſſe bilden und für Finger angeſehen werden, nach 
meiner Meynung aber zerfaſerte Nägel oder Federn darſtellen. 
Der vordere von dieſen Strablen iſt Agelendert. ſtatler. 
einfach und ſtechend. 

Die hintern Glieder oder Bauch flof f en an nn 
find äußerlich ebenfo geftaltet,, hängen aber ‚nur ‚an ‚einem ‚eins 
zigen Knochenſtück im Fleiſch, welched man, als Hüftbein betrach⸗ 
tet. Wenigſtens find die dazwiſchen liegenden Knochen ſehr ver 
fümmert und können bier. nicht in Betracht ‚gezogen werden. 

Außer diefen Gliederfloffen gibt €8: bey. den, Fifhen, und 
zwar bey ihnen allein, noch andere fenfrechte Floſſen, womit fie 
ſteuren, auf dem Rüden (Pinna dorsalis), Schwanze (P. cau- 
dalis) und am Steiß (P. analis), immes, hinter. der, Deffnung 
des Darmd, mit: beweglichen Knochenſtrahlen (Radii) , welche 
an die Stachelfortfäbe der Wirbel seingelenft find. ‚Wenn auch 
bey den, Amphibien dergleichen. Sloffen vorkommen ,.. fo find fie 


16 

entweder ohne Strahlen, wie bey den Molchen, oder es bilden 
die verlängerten Stadelfortfäpe felbft die Strahlen, wie bey den 
Baſilisken. Sind diefe Strahlen einfach und flehend, fo heißen 
foihe Fiſche Stachelfloffer (P. acanthopterygii); find fie ge: 
gliedert, verzweigt und weich, fo heißen ſie Weichfloffer 
(P. malacopterygii). | ns 

Die Rüdenfloffe lauft biömweilen vom Naden an bis zum 
Schwanz, ift aber auch oft unterbrochen und in 2 oder 3 ges 
fchieden. Man bat bey der Elaffification viel Werth auf diefe 
Theilung der Floffen gelegt, den ſie keineswegs verdienet. Es 
find überhaupt ſehr unmefentlihe Drgane und die Trennung 
kommt bloß von der Verkürzung der Strahlen ber. 

Die Gliederfloffen ſtehen übrigens nicht wie bey den 
fpätern Thieren, immer an ihrer gewöhnlichen Stelle; fondern 
die Bauchfloffen rücken haufig nach vorn und heften fich uninittels 
bar hinter den Bruftfloffen an den Gürtel felbft an, wie bey den 
Bärfchen. Solche Fiſche heißen Bruftfloffer (Piscesthoracici), 

Manchmal rüden fie fo bis vor die Bruftflogfen und beften 
fi) an den Hals, wie bey der Aalmutter, den Trüfchen oder 
Dorfen. Das find Haldfloffer (Pisces jugulares). 

Endlich verfümmern fie ganz und e8 bleiben nur die Brufts 
floffen übrig, wie bey den Aalen; Ohnfloſſer (P. apodes), 
unter denen es einige auch ohne Bruftfloffen, ja fogar ohne alle 
Sloffen gibt, fo daß fie fih von manchen Amphibien durch nichts 
ald die hinten verfchloffenen Naslöcher unterfeheiden. ‚Da: diefe 
Hals⸗ und Ohn⸗Floſſer unmerflich in’ einander übergeben, fo kann 
man fie gemeinfhaftlid Stummelfloffer nennen. 

‚ Diejenigen, deren Bauchfloffen wirflid hinten oder menig» 
ſtens vom Gürtel abgefondert ftehen, mie bey den Karpfen und 
Hechten, beißen Bauchfloſſer (P. abdominales). Sie find 
mithin im dieſer Hinfiht die vollfommenften. 

Die größte Manchfaltigfeit in der Geftalt, Lage und Zahl 
findet fich bey den Gefühlfinn und vorzüglich bey den Glie— 
dern, weil fie Verzweigungen des Knochenſyſtems find, 

Die nächſte Manchfaltigkeit zeigt fih bey den Kiefern und 
den Zähnen, ald den im Kopfe wiederholten Gliedern. Sie 
find auch wirklich ſehr verfchieden geftaltet, und der Wechfel der 


17 


Zähne gebt faft ind Unendliche; daher man fie auch vorzüglich 
benutzt bat, diefe Thiere von einander zu unterfcheiden. 

Die Zwifchenfiefer find gewöhnlich fehr vergrößert, und das 
gegen die Dberfiefer verfümmert. Die meiften Zähne fteden 
daher in den Zwifchenfiefern. Es wurde ſchon bemerkt, daß aber 
auch ganze Haufen von Zähnen wie Rafpeln auf dem Pflugfchars 
bein und den Gaumenbeinen, auf den obern Stüden des bintern 
Kiemenbogend, welche man Schlundfnochen nennt, und auf 
der Zunge fteben, und daß mithin bey den Fifchen mehr Rachens 
zähne ald Kieferzäbne vorfommen, was mit ihrem rg 
Darmſyſtem übereinftimmt. 

Sn Ganzen haben die Zähne einerley Geftaltz fie find ef 
lich fpisig.oder pfriemenförmig, meiftens etwas nach hinten ges 
bogem und ziemlich gleich Yang; es gibt jedoch auch dicke und 
abgerundete, wie beym Meermolf, und felbft ganz platte, gleich 
Täfelmerf, wie bey manchen Rochen; ferner lanzetförmige und 
wieder gezähnelte, wie bey den Hayen. 

Sie ſind alle an⸗ und eingewachſen, nicht eingekeilt, und 
laſſen ſich nicht wohl in Schneid⸗, Eck-, Lücken⸗ und Backen⸗ 
Zähne abtheilen, indem weder die Zahl noch die Stellung fo 
regelmäßig ift, wie bey den Säugthieren. 

Die Zunge ift kurz und breit, meiftend mit harten Warzen 
bededt, und daher ein fehlechtes Schmedorgan. 

Die Nafe liegt am gewöhnlichen Ort und öffnet ſich in 
2 Löcher, welche oft durch ein Hautbändchen gefchieden find, daß 
fie wie 4 2öcher erfcheinen. Auf der Riechhaut find die Gefäße 
und Nerven firahlig vertheilt, oder wie ein Doppelkamm, und 
mabnen daher an Kiemen. Es gibt, wie fehon bemerkt, Feine 
bintern Naslöcher, und die Nafe dient daher bloß zum Riechen, 
aber nicht zum Athembolen. 

Dad Ohr ift in 2 ziemlich von einander entfernte Theile 
gefchieden, wovon dad innere nur die 3 Bogengänge enthält 
und nah außen gänzlich verfchloffen iftz die Paufenhöhle aber 
ift zum Kiemenloch geworden, welches ſich nad) außen und nad) 
innen in den Mund öffnet, mie die fogenannte Obrtrompete bey 
den höheren Thieren. Die 3 Gehörknöchel bilden die 3 hintern 
Knochenſtücke des Kiemendedels; die Paufenblafe bildet den ſo— 

Okens allg, Naturg. VI. 2 


18 


genannten Vordeckel, welcher meiftend am Hinterrande geferbt 
tft und nicht felten Stacheln hat.” Das Schläfenbein bat fih vom 

Schädel abgefandert und ift in den Kiemendedel gerathen. Es 

bildet den vordern Theil, an welchen der Unterfiefer gelenkt ift. 

Ungeachtet des kümmerlichen Zuftandes ded Ohrs hören die 
Fiſche doch febr wohl. Man Fannsfie befanntlich in Teichen brach 
eine Klingel zum Freffen. berbeylocden. 

Die Augen find gewöhnlich unverhältnigmäßig groß, fi lber⸗ 
glänzend, ohne Lieder und ſtehen bey den regelmäßigen Fiſchen 
an der Seite des Kopfes, bey den unregelmäßigen aber oben 
auf dem Scheitel. Sie können ihre Achſen nie auf einen einzigen 
Gegenſtand richten, ſondern ſehen immer zwey zu gleicher Zeit. 

Das Knochenſyſtem beſteht entweder aus Kalkerde oder 
aus Knorpel; jenes bey den fogenannten Knochen. oder Grä- 
tbenfifhen (Pisces ossei),. diefed bey den — 
(P. chondropterygii). 

Das kalkige Knochenſyſtem iſt immer in eine Menge 
Stücke zerfallen, beſonders der Schädel und die Wirbelſäule; dieſe 
bat faft an jedem Wirbel eine dünne Rippe, oft mit Anhängſeln, 
melche man Gräthen nennt; daher kann man faum Hald-, Rüdenz - 
und Schwanzmwirbel unterfcheiden. Jeder Wirbel hat lange Sta— 
chelfortfäge, auf welchen die Rückenſtacheln eingelenft find, meift - 
zwey auf einander, Die Schwanzmwirbel haben auch auf der 
untern Seite Stachelfortfäße, zwifchen denen die. Aorta durchläuft. 
Sie tragen gleichfal8 Strahlen, welche die Steiß- und den * 
tern Theil der Schwanzfloſſe unterſtützen. 

Bey den Knorpelfifhen find die Knochen fo weih, daß 
man fie leicht mit einem Meffer durchfchneiden Fann, und ganz 
mit einander, ohne eine Nath, wie eine Schachtel verwachſen. 
Daher kommt es eigentlih auch, daß man Feinen Kiemendedet 
unterfcheiden kann, obfhon die Stüde dazu vorhanden find, mie 
man an denjenigen Knorpelfiſchen fieht, bey welchen die Ver⸗ 
wachſung nicht vollkommen iſt. 

Auf ähnliche Art ſind bey allen Fiſchen die Muskeln um. 
den ganzen Leib wie in einen meichen Panzer verfloffen, und 
feben nicht rotb, fondern weiß aus; nur an den Floſſen * 


man einige rothe und getrennte Muskeln. art, 
\ 


19 
Die Nerven find meiftend unverbältnißmäßig did. Dad 
achte Paar, welches bey den oberen Glaffen in die Lungen gebt, 
'pertbeilt fich in den Kiemen, und ein Aft davon läuft längs der 
Seitenlinie bi8 nach binten, was auch auf die Berwandtichaft 
dieſer Linie mit den Athemorganen deutet. Bey den electrifchen 
Fiſchen vertbeilt fi diefer Nerv in die electrifchen Organe, aus 
demfelben Grunde: denn die Electricität ift eine Ihätigfeit der 
Ruft, welche mit der Oxydation oder mit dem Athınen in Vers 
bindung flieht. Die übrigen Nerven verbalten fih mie bey den 
böberen Thieren. Ibre geiftigen Fähigkeiten find nicht meit ber, 
Sie haben jedoh Gedächtniß und laſſen fih daher leicht Firren. 
Wirft man ihnen zu einer beftimmten Zeit Brod ind Waifer, 
fo fommen fie täglich zu derfelben Zeit mieder und nähern fich 
fon, wenn fie einen Menfchen am Ufer wahrnehmen. Sie find 
jedoch ſehr liſtig und wiffen den Nachſtellungen gut zu entgehen. 
Die meiften leben einſam, doch gibt e8 auch viele, welche man 
in Geſellſchaft antrifft. Allein gememfchaftlihe Scherze und Spigle 
bat man noch Feine unter ihnen bemerft. . ** 
Um ihre Nachkommenſchaft kümmern ſie ſich gar nicht, nur 
von einigen wenigen, wie von dem Stichling, Lumpfiſch, der 
Meergrundel, erzählt man, daß ſie den Laich in Sand vergraben 
und denſelben bewachen. 
Ob fie ſchlafen, iſt ſehr zweifeläaft, wenigſtens kann man 
ſie bey Nacht und bey Tag fangen. 

Ihre Lunge ift eine Blaſe obne Zellen, welche jedoch häufig 
nod ein Geitenbläschen bat als Andeutung der zweiten Runge. 
Manchen fehlt fie jedoch gänzlih. Sie öffnet fih durch einen 
Ausführungsgang oder eine Luftröhre ohne alle Knorpelringe febr 
tief in die Speiferöhre, ganz nahe am Magen; und man bat fie 
daher gar nicht für eine Lunge halten wollen, fondern nur für 
ein Drgan, welches dem Fiſch zum Heben und Senken im Waffer 
dient. Dad ift auch allerdings der Fall. Er darf diefe Schwimm- 
blafe nur etwas mit den Bauchmuskeln zufammendrüden, fo 
vermindert fich feine Größe und er finft unter. Man bat jedoch 
atbmofpärifche Luft in diefer Blafe gefunden; ein andermal auch 
Stickgas. Im Sommer, wo das erwärmte Warfer wenig Sauer> 
ſtoffgas für die Kiemen enthält, fiebt man die Fifche häuflg an 

2» a 


20 


die Oberfläche kommen und Luft fehnappen. Das Alles bemeißt, 
daß fie Luft brauchen und dad Sauerftoffgad verzehren; daß allo 
die übrigens gefäßreihe Schwimmblafe wirflicdy eine ächte Zunge 
ift. Es gibt indeffen mande Schwimmblafen ohne allen Auss 
führungdgang, die dennoch voll Luft find und innmwendig ein - 
ftarfed GSefäßneb haben, von dem man glaubt, daß ed die Luft 
abfondere, was aber fehr unmahrfcheinlih if. Vielmehr muß 
man annehmen, daß auch hier die Luftröhre in der Jugend vor» 
handen gewefen und fih nur allmählich verfchloffen und verloren 
bat. Die einmal eingefhöpfte Luft bleibt unverändert darinn 
ud dient ihnen zum Auf und Abfteigen. ; 

Die Fifche haben feine Stimme, fondern find ftumm, wie 
man zu fagen pflegt; indeffen laſſen mande ein Knurren hören, 
wie der Kurrhahn, der Wetterfifh und felbft einige Karpfen, was 
aber bald vorüber ift, und zwar ganz natürlich. Es Fann nur 
fo lange dauern, als Luft mit Gewalt aus der Blafe getrieben 
werden kann. Da nun der Fifh im Waffer Feine neue Luft 
ſchlucken kann, fo hat es mit der Stimme nothmwendig ein Ende. 

Ihre vorzüglichften Athemorgane find noch Kiemen, melde 
aus knöchernen Bögen und Blutgefäßen beftehen. 

Die Zahl der Kiemenbögen ift in der Negel 5. Sie liegen 
unter dem Hinterhaupte wie Rippen binter einander, müffen aber 
als die Ringe des Kehlfopfed und der Luftröhre betrachtet werden. 
Jede Hälfte befteht aus 4 Stüden, einem vordern, größern, 
einem mittlern und 2 bintern, Fopffürmigen, welche am Schädel 
anliegen und den Rippenföpfchen entfprechen. Zmifchen beyden 
Hälften liegt vorn ein ungerades enndliched Knochenſtück, wie 
die Bruftbeine zmwifchen den Rippen. 

Längs dem hintern Rande läuft eine Kiemenarterie und Bene, 
welche bevde Fammförmige Zweige abgeben, die frey wie Franzen 
bangen und von den aud dem Munde Fommenden durch die 
Spalten zmwifchen den Kiemenbögen dringenden Waffer befpühlt 
werden. Sie find meiftend von Furzen Knochenftrahlen unterflüßt. 

Aehnliche,. aber diinnere und längere Strahlen hängen hinten 
der Reihe nah am Zungenbein, find durch eine Haut yerbunden 
und heißen Kiemenftrablen (Radii branchiostegi), die Haut 
felbft Kiemenbaut (Membrana branchiostega). Diefe Haut 


\ 


21 


liegt dicht unter dem Kiemendedel und bededt daher alle Riemen. 
Dan bat die Strahlen, deren Zahl von einem biß gegen ein 
Dutzend fteigt, für fehr wichtig gehalten und vorzüglich zur Uns 
terfcheidung der Gefchlechter benupt. Bisweilen fehlen auch die 
Strahlen gänzlich; bey manchen Knorpelfifchen die Haut, fomwie 
felbft der Deckel. 


Bom Gefäßſyſtem ift fhon beym Allgemeinen gefprochen. 
Dad Blut ift Falt, weniger roth ald bey den Vögeln und Säug— 
tbieren, und enthält größere, aber weniger Kügeldyen. 


Der Magen ift nicht viel weiter ald der Darın, und es 
bängt daran eine Art Milz, felten viel größer als eine Erbſe. 
Hinten daran fteht meiftend ein Kranz von blinden Anhängfeln, 
welche man für das Ruͤcklein oder dad Pancread hält. Die Leber 
ift fehr groß, wie bey den Warfertbieren überhaupt, und in meh⸗ 

rere Rappen getbeilt. 


Die Schilddrüfe und die Bröfe oder Thymus fehlt, weil 
fie bey den andern Thieren nur Ueberbleibfel von den Kiemens 
gefäßen zu ſeyn fcheinen. 

Die Eyerftöcde find 2 lange mwalzige Säde mit Dottern 
an ihren Wänden, welche fih in den bintern Theil ded Maft- 
darmd oder die Elvafe öffnen. Die fogenannten Milhfäde 
find ebenfo geftaltet, enthalten aber eine milchartige Flüffigfeit 
voll von Snfufiondtbierchen, wie bev allen andern Thieren. Gie 
Öffnen fih auch in die Cloake. Die Fifche mit Eyerflöden heißen 
Roogner, die andern Milchner. 

Die Nieren find 2 lange, rothe Drüfen, mie geronnene® 
Blut längs dem Rückgrath angeheftetz fie entleeren fi in eine 
Harnblafe, welche fi binter dem Ende ded Mafldarmd nad) 
außen dffnet. 

Der Aufenthalt der Fifhe ift in allen Wärlfern, in den 
Fälteften, wie in den wärmften; * ſind jedoch hier viel zahlreicher 

und manchfaltiger. 

Die meiſten freſſen Fleiſch, und man nennt diejenigen, welche 
andere Fiſche wegfangen, Raubfiſche. Die andern freſſen Inſecten— 
larven und Polypen, Meduſen, Muſcheln, Schnecken und Wür— 

mer; einige auch weiche und gallertartige Meerpflanzen. In den 


22 


Zeichen und. Fiſchbebaͤltern Fann man fie mit Blut und andern 
Abfällen auß der, Kühe ernähren. \ 

‚Zur Zeit des Saichend kommen fle aus der Tiefe des Meeres 
an die ſeichten Stränder, weil das Waſſer daſelbſt wärmer iſt 
und der Laich an den Meerpflanzen hängen bleibt. Manche ſtei⸗ 
gen auch aus demſelben Grunde in die Flüſſe herauf, und die 
Flußfiſche ſuchen ſich kleinere Bäche und ſeichte Stellen, wo es 
viele, Wafferpflangen gibt. Daher dürfen die Seen und Teiche 
nicht überall teile Ufer haben, meil fonft der Laich zu Grunde 
gebt. 
Beym Laichen ſchwimmen fie neben einander ber, und der 
Mil wird mit dem Roogen ind Waffer gelaffen, wo beide erft 
mit einander in Berührung kommen. i 

Die Zahl der Ever geht ind Unglaublihe. Der Roogen 
des Haufend mwiegt 200 Pfund; 5 Eyer nur einen Gran, mithin 
find im Pfunde gegen 300,000 Eyer, alfo im ganzen Roogen 


- gegen .6,000,000. In einem Kabeljau oder Stodfifh bat man 


9,000,000 berechnet, im einem Karpfen und Schleih über 300,000, 
in einem Barſch faft eben fo viel, Die Fifhe würden fich daher 
über alle Begriffe vermehren, wenn die Roogen nicht fo vielen 
Unfällen audgefegt wären, und nicht von den Fifchen felbft wieder 
verfhlungen würden, Die Häringe, deren Zahl Legion ift, ents 
halten dennoch ‚nicht: über 40,000 Ever, 

Wie lang die Fifhe wachfen, und mie alt fie werden, weiß 
man. nur von sehe ‚wenigen. Anfangs wachlen: fie ſehr ſchnell; 
dann geht e& aber um fo langfamer, ‚Ein Karpfen: von: 2 Jahren 
iſt gegen Schuh lang; da ed nun welche gibt von 25 und mehr 
Pfund, formüffen fie fehr alt werden... Man bat Beyfpiele, daß 
ſie 150, und Hechte 200 Jahr ‚gelebt haben, Unſere Flußfifche 
find gewöhnlich erft im dritten Jahr fähig, ſich fortzupflanzen. 

Die Fifche haben zahlreiche Feinde; außer den Menfchen 
ſich felbft und die Waſſervögel, auch hie wie die 
Erocodille, und Säugthiere, wie die Walroffe, Robben, Fifch 
otteen, Delphine und. Eisbären; innerlich ‚werden fie von vielen 
Eingeweidwürmern.geplagt, und "äußerlich von den fogenannten 
Sifplaufen und Blutegeln. Sm Winter müffen viele unter dem 
Es erſticken; ſie kommen daher ſchaarenweiſe an die Wuhnen, 


25 


um Luft zu fchöpfen. Sie find auch allerley Krankheiten unter» 
mworfen, befonders in beißen Sommern, oder nady Ueberſchwem⸗ 
mungen, wenn dad Waſſer ftinfend wird. Sie befommen Aus— 
fihläge, werden räudig, ſchwimmen oben auf, fallen um "und 
fterben zu Tauſenden. Viele werden zu gewiſſen Jahrszeiten 
blind, von infuſorienartigen Würmchen, welche ſich in ihren Au— 
genkammern fo vermehren, daß fie dieſelben ganz ausfüllen, nach— 
ber aber wieder verſchwinden. Man ſagt von ſolchen Fiſchen, 
daß fie den grauen Staar hätten. Nordmanns microſcopiſche 
Bepträge. | 

Es gibt Feine Thierclaffe, welche fo allgemein zur Nabrung 

verwendet werden könnte, wie die Fiſche. Ihr Fleifch iſt zart, 
fhmadbaft und Leicht verdaulih. Man befihuldigt zwar einige 
Fiſche in den beißen Rändern, daß fie giftig ſeyen und Uebelkeiten, 
ja felbft den Tod bervorbrachten. Das iſt allerdings: zu gersiffen 
Zeiten der Fall: allein dad kommt nicht von einem den Fiſchen 
eigenthümlichen Gifte ber, fondern von ihrer Nahrung, beſonders 
von den Früchten ded Manſchenillbaums (Hipzomane  manei- 
nella), welche manche: Fifhe verſchlucken ſollen, was aber. noch 
nicht (ausgemadt if. Mean hat noch bey keinem Fiſch irgend 
eim Giftorgan gefunden, weder boble Zähne noch Stachelm, oder 
irgend eine Blaſe, die man dafür anfeben könnte. 
Da beym Laichen die Fiſche an befhränften Orten, am 
Strande oder in Bächen, in Menge zuſammenkommen; ſo rers 
den die meiften um diefe Zeit gefangen. 'E8 muß aber gefcheben, 
ehe fie den Laich und Mil abgeſeht haben, weil fie nachber 
mager, fihlaff und unfhmadbaft werden. ı Der Hauptfang ges 
fchieht immer mit Neben, die man entweder ald lange Wände 
aufſtellt, in deren Mafchen fie fit} aufbängen, oder auf dem 
Grunde fortziehbt. Diele werden jedoch auch mit Angeln, die 
man durch Schnüre an lange Seile veftbindet und ins Meer 
binunter wirft, gefangen. In den: Flüffen füngt man fie mit 
Netzen, Reuſen und Angeln. 

Sie nehmen faſt in allen Flüffen und Seen ab, weil fie ben 
fortfchreitender Eultur weniger Nahrung finden. Theil werden 
die Flüffe eingedämmt, die Ufer angebaut, der Mift und die 
Miftlache auf die Felder geführt, wodurch den Wafferinfecten die 


24 


Nahrung entzogen wird, Man bat fonderbarer Weife: die Vers 
minderung der Fifche: dein Lärm der Dampfichiffe, und fogar 
dein Canonendonner zugefhrieben, der fich biömeilen am Waffer 
bören läßt. 

Obſchon Übrigend die meiften Fifche im Frühjahr laichen, fo 
ift dad doch nicht bey allen der Falk, Der Hecht und der 
Bley ift fhon voll in den erften Monaten des Jahrs, der Barſch 
im April, der Sander und die Barbe im May, der Schleih im 
Suny, der Stör im Auguft, der Lachs im September, der 
Karpfen im October, dad Neunauge im December, 

. Die Gefhichte der Fifche fängt, wie bey allen Thieren, 
ebenfalld mit Ariftoteled an, welcher fie jedoch mehr in anato— 
mifher und phyſiologiſcher als ſyſtematiſcher Hinficht: betrachtet 
bat, indem überhaupt dad Spyftematifieren nicht die Sache der 
Alten gewefen if. Sonft findet man nur bey griechifchen Dichs 
tern einzelne Namen und Eigenfchaften von Fifchen. 

Unter den Römern hat Plinius den Ariftoteled wieder 
bolt, und eine Menge Merkwürdigkeiten über die Fiſche geſam⸗ 
melt, obne irgend: eine Ordnung. Er handelt davon in feinem 
gten und Z2ften Buch. Bey den andern, wie bey Dppian und 
Aelian, und bey einigen Dichtern, wie Ovid * Auſon, 
iſt wenig zu finden. 

Im Mittelalter kann man bloß Iſidor von Sevilla * 
Albert den Großen aus Schwaben anführen, welche aber auch 
ſoviel als nichts enthalten. 

Erſt mit der Wiederherſtellung der Wilfenfchaften dur - 
die - Erfindung der Buchdruderfunft, wurde auch die Aufmerkſam⸗ 
feit auf die Fifche gelenkt durch Paul Jovius 1524, Belon 
1555, Salviani 1554, Rondelet 1554, Conrad Gesner 
1558 und Aldrovand 1612, welche große Werke darüber ges 
fhrieben und fogar Abbildungen geliefert haben; fpäter Jon 
fton 1649, Ray und Willugbby 1685, Sloane 1707, Mar: 
fili 1726 und Catesby 1731. 

Aber erft jest wurde ed möglich, ein ordentliches Syftem 
der Fifche aufzuftellen, und diefed hat Artedi, ein Schwede, 1738 
gethbanz es wurde von Linne angenommen und fpäter vervolls 
kommnet. Zu gleicher Zeit arbeitete Klein zu Danzig; Va⸗— 


\ 25 


lentyn, Renard, Schäffer, Gronov, Gouan, Pennant, 
Meidinger, Brouffenet, und vorzüglih Bloch, gaben 
große Werke mit * und guten Abbildungen über die Fiſche 
heraus. 

Nicht lange nachher erſchienen die Werke von Lacepede, 
P. Ruſſel, ©. Shaw, Pallas, Buchanan, ebenfalld mit 
guten Abbildungen. Auch in prächtigen Reifen haben Geoffroy 
St. Hilaire, Tilefis, Leffon und Garnot, Duov und 
Gaimard, fo wie Rüppell, viele feltene Fifche abgebildet. 
Gegenwärtig erhalten wir das große Werd von Cuvier und 
Valenciennes, mworinn die Fifche in natürliche Familien abs 
getheilt find. Außerdem find während diefer Zeit verfchtedene 
kleinere Werke über die Fifche erfchienen, befonderd von Walls 
baum, Schneider, Rafinesque, Riffo, Mitdill, Nacs 
cari, Faber, Nardo und Nilsſon. 

Für die Anatomie bat fhon Severinus 1645 vieled ges 
tban, fpäter Haller, Camper und vorzüglib Alerander 
Monro 1785, Scarpa und Comparetti; in unferm Jahrs 
hundert vorzüglih Euvier, Everard Home, Rofentbal, 
Seoffroy St. Hilaire, Spir, Bojanud, Baer, 
E. Weber, Ban der Hoeven, Bakker, Rathfe, Foh— 
mann, Caruß. 

Ueber die Entwidelung der Fiſche baben beſonders Spal⸗ 
lanzani, Cavolini, Carus und Baer Unterſuchungen ans 
geſtellt. 

Abbildungen von verſteinerten Fiſchen ſind geſammelt in den 
großen Werfen: Ittiologia veronese (von ©, Volta, 1796), 
von Blainville und von Agaffiz, welches letztere vorzügliche 
Werk gegenwärtig erfcheint, Schriften über einzelne Gegenſtaͤnde 
—* gehörigen Orts angeführt. 


> Eintheilung. 


Die Fiſche unterſcheiden fih von einander nad der Ents 
widelung ihrer Organe, und ihre Ordnungen und Zünfte geben 
denfelben parallel, fo wie auch den Thierclaffen, welche ebenfall® 
durch die anatemifchen Syſteme characterifiert find, Es gibt 


— 


26 


daher Fiſche, welche den Darmcanal, das Gefaͤßſyſtem, das Athens: 
fuftem, die Sinnorgane u ſ.w. in fich (ausbilden, und ihre Ges 
falt, fo wie ihre: Lebendart, darnacd) abändern. So viel ed dem> 
nah Stuffen von Organen oder Thierclaffen gibt, fo viel’ muß 
«3 auch Abtheilungen in den Fifhen geben. Da dad Knochens 
fuftem ihr Characterorgan ift, fo werden fie auch die Haupt: 
unterfchiede in demfelben vorzüglich an den Tag legen. 

Man theilt auch von jeher die sine sumächft ab in era ens 
und KnorpelsFifche. 

Da die Iehtern durchgängig —— td eine 
nackte, felten mit ordentlichen Schuppen, ſondern mit Nägeln 
und Stacheln befepte Haut baben, und die Augen auf dem 
Scheitel tragen; fo muß man fie den unregelmäßigen Knochens 
fifrhen nähern, und dagegen die regelmäßigen Fifche, mit. —** 
Augen und meiſt mit Schuppen, zuſammenſtellen. — 

Unter den Knorpelfiſchen finden ſich die größten, wie die 
Hayen und Rochen, welche große Eyer legen, und deren hintere 
Floſſen Knochenſtücke enthalten, ziemlich wie bey ordentlichen 
Füßen. Sie ſchließen ſich offenbar, und auch in der unförmlichen 
Geſtalt, an die Amphibien an, und wurden ſogar eine Zeit lang 
dazu gerechnet, unter dem Namen ſchwimmende Amphibien. Die 
großen Hayfiſche mahnen ſogar an die Wallfiſche. Genau bes 
trachtet haben ſie in ihrem nackten und mißgeſtalteten Leibe nur 
Aehnlichkeit mit den unterſten Amphibien, den Molchen und 
Kröten, und ihr weiches, ungegliedertes Skelet ohne Rippen ſteht 
auf einer ſo tiefen Stufe, daß man ſie nicht wohl über die 
Knochenfiſche ſtellen kann. Kiefer, Zähne, ja bey den Pricken die 
Sloffen, Augen und Nafe, find fehr verfümmert. 

Auf diefe Weife erhält man einen leitenden Grundſatz für 
den Rang und die Anordnung der, Fifche. Die Knochenfifche 
find mithin die höchſten, und unter ihnen fchließen fich wieder 
die unregelmäßigen an die Knorpelfifhe an, welche die Reihe 
beginnen. | 

Wir haben daher zwey Stuffen: regelmäßige Fifche mit 
Augen an den Seiten, und unregelmäßige mit Augen auf 
dein Scheitel. 

Die regelmäßigen zeichnen fih) noch Her Befhuppung 


27 


und volftändige Floſſen aus, und theilen fih darnach gut in 
zwey Drdnungen ab. Die Floſſen ſtehen entweder an der gehö— 
tigen Stelle, ‚wie bey den, Bauchfloſſern; oder die hinterm 
find an die vordern gerücdt, wie bey.den Bruftfloffern. 

Wir haben alſo zmey Horden von Fiſchen, Unregelmäßige 
und Regelmäßige. 

Jede theilt fih in zwey Drdnungen. 

Die unregelmäßigen Fiſche find entweder ganz ſchuͤppen⸗ 
los, ſo daß man auch durch ein Vergrößerungsglas in ihrer 
Haut nicht einmal Zeichnungen von Schuppen bemerkt; oder ſie 
haben "ganz dͤnne Schuppen in der glatten und fchleimigen 
Haut. Unter den Schup’penlofen find manche mit Stacheln 
und Panzern bededt, und dabey fo unförmlich, dag man faum 
die Geftalt von ordentlichen Fiſchen erkennt. Die einen fehen 
aus wie Würmer, die andern wie Bretter, andere wie Kreifel 
und Kugeln. Faft allgemein ftehen die Augen oben auf einem 
unverbältnißgmäßig dien Kopf mit weitem Quermaul; bey an» 
dern iſt dad Maul unverhältnißmäßig klein und am Ende eines 
fehr Tangen und dünnen Kopfes. Sie mahnen überhaupt an die 
Mole, Fröſche und Schildkröten. Ihr Skelet iſt entweder 
ganz Fnorpelig oder biegfam wie Fifchbeim, «oder fonft abweichend 
geftaltet, mit irgend einem Mangel, befonderd am Kiemendeckel. 
Es gehören hieher die eigentlichen Knorpelfiſche, wie Pricen, 
Rochen, Hayen und Störe; die Schnabel- und Kugel⸗Fiſche, die 
Froſchfiſche und die kaulquappenähnlichen Welſe. Die meiſten 
ſind Bauchfloſſer, und die Floſſen ſind dick und beſtehen faſt aus 
nichts als Haut, in welcher entweder gar keine oder nur ſehr 
wenig Strahlen laufen. Wir wollen fie daher Hautfloffer 
nennen, 

Die dünnfhuppigen Fifche weichen auch noch in der Ges 
ftalt ab. Sie find meiſtens fchlangen» und fpindelförmig mit 
verkümmerten Sloffen, nebmlih Hals: oder ObnsFloffer. 
Uebrigend find fie auch entweder glatt oder bin und wieder ges 
panzert, aber nie mit Stacheln bededt. Dahin gehören die Aale, 
die Schleimfiihe oder Quappen, Schelfiihe, Schollen, Meer: 
grundeln, Knurrhähne und Drachenköpfe. 

Die regelmäßigen oder Schuppenfifche zerfallen fehr Leicht 


23 


in Brufts und Bauch⸗Floſſer, wovon jene harte Rückenſtrahlen 
haben, wie die Thunnfifche, Klipps und Lipp:Fifche und die Bärfche. 
Die Bauchfloſſer haben weiche Rüdenftrahlen, wie die Lachfe, 
Häringe, Karpfen und Hechte. 
Wir hätten mithin folgende vier Ordnungen: 
A. Unregelmäßige. 
1.2. Hautfloffer; unförmliche „ meift Fnorpelige Fifche; 
wie Rochen, Welfe, Nadel» und Kugel» Zifche. 
119, Stummelfloffer; fhlangen » und fpindelförmige, 
mit und ohne Halöfloffen; wie Yale, Schelfifche, 
Grundeln und Knurrhähne. ä 
B. Regelmäßige. 
11.9. Bruftfloffer; mit harten Hücenftrabten; wie die 
Thunnfifhe, Klipp= und Lipp-Fiſche und Bärfche. 

IV.O. Baudfloffer; mit weichen NRüdenftrahlen; wie 

die Lachſe, Häringe, Karpfen und Hechte. 

In der erften Ordnung fondern fich fogleicdy die ächten Knor> 
pelfifhe, mie die Priden, Haven und Störe ab, und bilden 
wegen ihred verfümmerten Knochenſyſtems die unterfte Zunft. 

Dann folgen die nadten und Faulquappenähnlichen Welfe 
und Frofchfifche, mit einem Fochenartigen Skelett. 

An fie fchließen fich die — oder ſtacheligen Nadel⸗ 
und Kugel:Fifche. 

In der zweyten Ordnung bilden die Ohnfloſſer oder die 
Aale wieder die unterſte Zunft, an welche ſich die Halsfloſſer 
unmittelbar anſchließen, und an dieſe die nackten oder gepanzerten 
Grundeln, welche in die ächten Bruſtfloſſer übergehen. 

Die dritte und vierte Ordnung zerfällt ebenfalls in Zünfte, 
aber nach geringern Unterſchieden, in der Geſtalt, den ** 
Stacheln des Kiemendeckels und im Gebiß. 

Die Thunnfiſche ſind meiſtens ſehr — und 
haben kleine Schuppen; die Lippfiſche ſind großſchuppig, haben 
aber keine Zähne am Kiemendeckel, während die Bärſche meiſt 
Stacheln daran zeigen. i 

In der vierten Ordnung haben die Lachfe meift Heine Schup: 
pen, die Hiringe und Karpfen fehr große und gezähnelte; die 


29 


Hechte weichen durch ihr großed Maul iR dad Gebiß ab. Sie 
zerfällt in vier Zünfte. 

Auf dieſe Weiſe bekommen wir 13 Zünfte. 

A. Unregelmäßige; Leib nackt und nicht elliptiſch. 
1. ©. Hautflofferz fehuppenlofe,  unförmliche Fifche mit 
bäutigen, faft ftrablenlofen Sloffen. 

1.3. Knorpelfifche; Leib nadt oder mit Nägeln und 
einem runden oder queren Maul am Halfe. 

2.3. Breitmäuler; Leib nadt oder gepanzert, mit 
weitem gezähntem Maul am Ende des dien Kopfes. 
Welle. 

5.3. Engmäulerz; mit Panzer oder Stacheln bedeckt und 
einem fpibigen, Heinen Maul vorn am Ende, meift 
ohne Zähne, Nadelfifche. 

I. 9, Stummelfloffer; dünnfhuppige Spindelfifhe. 
4 3. Aale; fohlangenförmig, ohne oder mit fehr verküm⸗ 
merten Bauchfloffen am. Halfe. 

5.3. Quappen; Halöfloffer. Schellfifche. 

6. 3. Grundelnz Brufifloffer, nackt oder gepanzert. 

B. Regelmäßige. Leib befchuppt und elliptifch. 
II. O. Brufifloffer. 

7.3. Tbunnfiſche; Leib fehr sufammengedrüdt, mit 
Fleinen Schuppen. 

8.3. Braffenz Leib ganz regelmäßig mit großen Schup» 

pen und glatten Kiemendedeln. Lippfifche. 

9.3. Bärſche; große Schuppen mit rauhen Kiemens 
deckeln. 

IV. O. Bauchfloſſer. 
10. 3. Lachſe; Leib lang mit Heinen Schuppen und einer 
Fettfloffe auf dem Kreuz. 

11, 3. Häringe; Leib elliptifh mit großen Schuppen, 
der untere Leibesrand fcharf. 

12. 3. Karpfen; Leib und Schuppen chenſe der untere 
Leibesrand glatt. 

13. Z. Hechte; Leib lang mit kleinen Schuppen und Strah⸗ 
len in der Kreuzfloſſe. 

Wir kommen nun an die Betrachtung der Geſchlechter und 


* 


30 


der einzelnen Gattungen, Jene werden vorzuglich nach dem Bau 
des Kopfes, der Zähne, der Kiemenſtrahlen, der Stacheln am 
Kiemendeckel, nach der Bedeckung und den ſenkrechten Steuer: 
flojfen unterſchieden; dieſe nad) geringern SO, beſon⸗ 
ders auch nach den Are 


| Erfte Horde. Unregelmäßige Fiſche. 
1. Ordnung. Hautfloffer. 


Haut fchuppenlos, fchleimig, Flofien fait ohne Strahlen; meiſt Bauch— 
flofer; Skelet mangelhaft. 


Die Floffen ohne oder mit dünnen und weichen Strahlen 
find durchgehends klein; die Rückenfloſſen fangen meiſtens erft 
binten auf dem Kreuze an und ſitzen daher größtentheild auf dem 
Schwanze; der Leib ift immer völlig fhuppenlos, entweder ganz 
mweid) und fchleimig oder mit Nägeln und Schildern bedeckt. Die 
Geftalt des Leibe weicht auf die mandhfaltigfte Art ab: bald ift 
er wurmförmig, bald fpindels, bald Fugels, bald tafelfürmig. 
Der Kopf ift durchgängig mit dem Leibe fo verfloffen, daß der 
Mund unmittelbar an dem letztern zu fipen ſcheint; auch diefer 
ift bald rund, bald quer, bald fehr eng, bald unverhältnißmäßig 
weit, bald vorn, bald unten an der Schnauze; bald mit, bald 
ohne Zähne, und auch diefe gefallen fich in Sonderbarkfeiten, find 
förner=, tafel=, lanzetförmig u. f. w. Der Schwanz wird ge— 
möhnlich plöplid dünn und fledt wie ein Zapfen im Leibe, ift 
oft geißelföürmig wie ein Rattenſchwanz und bat felten binten 
eine ordentliche Floſſe; fie endet oft vor der Schwanzſpitze. 
Die Augen fteben meift oben und nicht felten führen Stirnlöcher 
binter denfelben in die Mundhöhle. Die Kiemenfpalten find fehr 
eng, meift ohne Dedel, oder wenigftend ohne die volle Zahl ihrer 
Knochenſtücke, wie bey den Welſen; übrigens find fie faft ſämmt— 
lid Bauchfloſſer, wobey aber die hintern Floſſen er) fehr 
- verfümmert find. 

Auch die Lebendart und die Fortpflanzung ift ſehr manch⸗ 
faltig. Viele ſind gewaltige Räuber; es gibt aber auch viele, 


31 


welche mit Schaltbieren .oder Polnpen fürlieb nehmen, und einige. 
feinen ihre Nahrung im Schlamm zu‘ fuchen. Die meiften 
Taichen wie gewöhnlich, mehrere aber legen große Ever⸗ welche 
ſich auch bisweilen früher entwickeln. 

Sie zerfallen zunächſt in nackte und gepanzerte, oder auch in 
groß- und kleinmaulige. Von jenen hat ein Theil ein knorpeliges 
Skelet, wie die Hayen; der andere ein knochenartiges, wie die 
Welſe. Die gepanzerten oder kleinmauligen haben ein biegſames 
halbknorpeliges Knochenſyſtem, welches dem Leibe bald die Ge> 
ftalt eines Wurmd, bald einer Kugel gibt, wie bey den Schnas 
belz oder Nadel: und Kugel⸗Fiſchen. | 


Erfte Zunft. Knorpelfiſche. 


Die Knochen knorpelig und weich, der Leib nackt, die Zähne ſtehen 
bloß auf dem Zwifchenfiefer und an den Gaumenbeinen, und die Ober: 
“£iefer find faft gänzlich verkümmert. 


Die einen haben freye Kiemenfpalten ohne Dediel; bey den 
andern liegen die 5 Kiemenkögen, wie bey den böhern Fifchen, 
in einem gemeinfchaftlichen Kiemenloch unter einem Fünmmerlichen 
Dedel, ohne Kiemenftrabten. 

Von jenen haben die einen einen runden Mund vorn am 
Halfe, wie die Pricken; die andern einen queren darunter, 
wie die Rochen und Hayen. 

Bey diefen haben die einen einen ganz nadten Leib und 
tafelförmige Zähne, wie die fogenannten Affen» oder Rattens 
Fiſche; die andern Nagelreiben auf dem Leibe und gar keine 
Zähne, wie die Störe, 

A. Freye Kiemenlöcher ohne Dedel. 

a. Die einen haben runde Mäuler vorn am Ende, und 
feine Gliederfloffen. 

1. Sippfihaft. Die Saugfifde 

find wurm= oder fchlangenförmig, ohne Schuppen vder Nägel. 
Der, Mund vorn, Freisfdrmig, ohne gegen einander wirkende 
Kiefer. 

Den diefen Fifhen Fommt das Knochenfoftem zuerft auf die 
Welt, ift daher in Subftanz, Gliederung und Beftandtheilen noch 


32 


fo verfümmert, daß man ed kaum für ein folcheß erfennt. Es 
beftebt bloß aus einer häutigen Röhre von Inorpeligen Ringen 
umgeben, welche die Wirbel vorftelen. An diefen Wirbeln hän— 
gen kurze Stachelfortfäge, zwifhen denen dad Rüdenmark liegt, 
feine Rippen und Gliedmaaßen; nur Steuerfloffen mit kaum bes 
merfbaren Strahlen find vorhanden, Der Kopf befteht aus einigen 
ganz zerfallenen Knorpeln, welche die Hirnfchale, die Kiefer und 
das Zungenbein vorftellen. Der Mund ift daher ganz fleifchig, 
und dient nicht zum Beißen, fondern bloß zum Saugen, wozu 
auch die ſtempelförmige Zunge paßt; er enthält bald mehrere 
Kreife von Knorpelzähnen, bald nur. einen einzigen Zahn im 
Gaumen, auch wohl gar feinen. Hinter der Oberlippe liegt ein 
großer Zwifchenkieferfnorpel, und dabinter ein verfümmerter Obers 
fiefer und ein noch fümmerlicherer Unterkiefer, worauf ein großes 
Zungenbein folgt. Manchen fehlen die Augen; vor denfelben 
ift ein einziged Nadloh, welches zu einer blinden Höble führt 
und fih nicht in den Mund öffnet; Fann daher nicht Spritzloch 
genannt werden. Die Kiemen beftehen nit aus Gefäßfranzen 
an Bögen, wie bey andern Fifchen, fondern auß 6 oder 7 Paar 
Blafen mit einem Gefäßneb, melde von rippenartigen Bögen 
ungeben find und fih nad) innen in eine gemeinfchaftliche Röhre 
öffnen, die wie die Luftröbre zum Munde führt, nad) außen aber 
zu ebenfoviel Löchern an den Seiten des Halfed, oder nur zu 
zwey binter und unter demfelben, Die Priden athmen auch ganz 
anderd, ald andere Fifche, ziehen nehmlich dad Waffer nicht durch 
den Mund ein, fondern durch die Kiemeniöcher felbft und treiben 
88 auch wieder ebenda heraus. Dazu ſind ihnen die rippenartigen 
Kiemenbögen behilflich. Werden diefe durch die Muskeln zufams 
men gezogen, fo flrömt dad Waller aus; laſſen die Muskeln 
nach, fo ftelen die Knorpel durch ihre Elafticität ſich wieder ber, 
wodurd die Kiemenhöhle erweitert wird und dad Waffer von 
felbft eindringt. Dieſes gefchiebht bey denfelben in einer Mis 
nute 40 Mal. Das Ohr fehlt nicht. Sie find getrennten Ges 
ſchlechts, nicht Zmwitter, wie man wohl gemeint bat. Es ift 
jedoch nur ein Roogenfad vorhanden, der im Frühjahr voll Eyer 
wie Mohnfamen iſt. Im Juny fällt er fo zufammen, daß man 
ihn faſt nicht mehr erkennt, Dieſe anatomifchen und phufiologis 


35 


ſchen Beobachtungen verdanfen wir Home, Phil. Trans. 1815. 
(Sfi8 1817. 25. T. 1.), Bojanus in Iſis 1821. 271. 1167. 
3.8. Born in Heufingerd Zeitfhr. J. T. 6. Carus in 
Sfis 1827. 1005. T. 11. Rathke, Beytr. Bd. 4., Kiemens 
Apparat, 1832. A. Mayer, Analecten, 1835. 1. T. 1 

Dieſe Thiere faugen fich mit ihrem Mund an Steine oder 
andere Thiere an, liegen auch häufig im Schlamm, um Inſecten⸗ 
Jarven und Würmer zu fuchen. Es find offenbar die niedrigften 
Fiſche, und ed wurden fogar davon einige zu den Würmern geftellt. 

1. G. Der Inger (Myxine, Gastrobranchus) 

bat nur 6 Paar Kiemenblafen, welche fih in eine Möhre 
vereinigen und fich mit 2 Kiemenlödhern unten am Halfe dffe 
nen; ift wurmförmig und geringelt, mit einem einzigen Zahn im 
Gaumen, aber zwey Reihen auf jeder Seite der Zunge. Er ift 
der einzige Fifch, welcher ein in den Mund geöffneted Nasloch 
oder Spritzloch und Feine Augen bat, und daher auch Blindfifch 
beißt. Es gibt nur eine einzige Gattung. 

4) Der gemeine (M. glutinosa, G. caecus) 

wird 9° lang und Fleinfingersdid, ift bläulich, fehr ſchleimig 
und hat 4 Paar Bartfaſern um den Mund. 

Der Leib iſt knorpelartig und der Schwanz zuſammengedrückt; 
längs den Seiten läuft eine Reihe von feinen Löchern, und unter 
dem Bauche liegen an 200, melde aus Schleimbälgen kommen 
und viel Schleim abfoudern. ‚Um die Zunge flehen‘ zwey Reihen 
fpigiger Zähne in Geſtalt eined Hufeifens, in der äußeren Reihe 
40, in der inneren 8. Dad einfache Nasloch fteht in der Ober: 
lippe und öffnet fi hinten im Gaumen. Das Waffer fol durch 
diefed Loch eingezogen werden. Diefe Abweichung ift bemerfenss 
werth. Eine Schwimmblafe findet. fih nicht. Die Kiemenhöhle 
fängt erft nach einem Drittel des Leibes an und liegt daher fehr 
weit hinten, Die Eingemweide find übrigens wie bey den andern 
Fiſchen. Es findet fi nehmlich ein Herz mit den gewöhnlichen 
Kiemengefäßen, eine Hohls und Pfort:Ader, eine zweylappige 
Leber mit einer Gallenblafe, ein gerader Darm, der fich weit 
binten öffnet. Der Roogen liegt längs der Wirbelfäule, und 
enthält eine Reihe fpindelfürmige Eyer; die Jungen follen Tebendig 
zur Welt fommen. Das Hirn ift nicht- BER ald ein Pfeffer 

Dfend allg. Naturg. VI, 3 


34. 


forn, und dad Rückenmark gleicht einem flarfen Nerven. Die 
Strahlen in.den Floffen follen nur Adern feyn. 

‚Sie finden ſich in lehmigem Meeresboden, befonders an güt- 
land, Schonen und Norwegen. Auch follen fie. den Dorfchen in 
den Leib riechen, die Eingemweide in Schleim auflöfen ‚und das 
Fleiſch bis auf die Haut wegzehren. Kalın bat diefen Fifch zu= 
erft 1748 an Norwegen erhalten, und in feiner Reife I. ©. 118 
befchrieben. Die Fifcher gedenken diefed fhädlichen Saugerd nie, 
ohne ihren Verdruß darüber zu äußern, weil er ihnen gar oft 
einen glüͤcklichen Fang verfümmert, Er ſetzt fih nehmlich an die 
Dorſche, Wittlinge und andere Fifche in den Netzen und an den 
Angeln u.f.w., beißt ein Loch hinein, ſchleicht fi allmählich . 
in den Leib, und faugt in Furzer Zeit alles Fleiſch fo gänzlich 
meg, daß nicht ald Haut und Gräthen übrig bleiben, Die 
Flunder und die Krebfe fcheinen faft die einzigen zu feyn, welche 
vor ihrer Gefräßigfeit fiher find; diefe werden durch ihre harten 
Schalen geſchüht, und jene vielleicht, weil fie fich meiſtens auf 
dem Grunde im. Schlamm aufhalten. Er warf einen von diefen 
Sifihen in einen großen Kübel mit Seewajfer und in Zeit von 
einer Stunde war es mit einem: meißlichen und zähen Schleim, 
mie mit Leim erfüllt, der fih in lange Fäden ausziehen ließ. 
Beym Umrühren ballte fich diefe Fleberige Gallert in der Dide 
eined Daumend veft und fah wie ein Eidzapfen aus; endlich wurde 
dad Waſſer fo zäh, daß der Fifch beym Ziehen mit folgte. Frifches 
Waffer wurde in einer Viertelftunde fo di wie dad vorige. 
Die Fifcher verficherten, daß ein Kahn halb vol Waſſer von 
einem einzigen Fifh in wenig Stunden in folhen Schleim vers 
wandelt wird. Er befam fie im Jänner vor Kälte ganz erflarrt; 
allein fie erbolten fi in wenigen Augenbliden, lebten jedoch nur 
3—4 Stunden. Beym Anfaffen drang mweißlicher Schleim aus 
allen Theilen ded Körperd. Linne febte diefen Fiſch unter die 
Wirmer neben dem Blutegel, und bildete ihn 1754 im Mus. 
Adolph. I. pag. 91. tab. 8. fig. 4. ab, ließ ihn, auch unter den 
Würmern in feiner lebten Ausgabe 1767, obfchon ibn der Bifchoff 
Gunner 4763 in den Drontbeimer Schr. IL ©. 230. T. 3. zer> 
legt und die 6 Kiemenblafen gefunden hatte. Darauf anatomierte 
ibn Abildgaard in den Berliner Schr, X 1792, ©. 193. T. 4., 


35 


Retzius in den n. ſchwed. Abh. XL 1790. ©. 104. 3.3. 8.1. 
und fpäter Bloch, Ausländifche Fiſche, IX. 1795. ©. 67. T. 413. 
Home, Phil. Transactions 1815. (Iſis 1817. ©. 25.), und 
endlih Retzius der Jüngere in den ſchwed. Abh. 1823, 1824. 
(Iſis 1825. ©. 1003. T. 9, 10.) 

2, © Die Priden oder Rampreten (Petromyzon), 
Lamproy, 

baben 7 Paar Kiemenlöcher am Halfe. 

Die meiften haben ihren Freisfürmigen Mund ganz voll Zähne, 
“auch Fleinere in zwey Reihen auf der Zunge; zwey Rüdenfloffen, 
wovon ſich die Jintere mit der Schwanzs und Steiß⸗Floſſe vers 
bindet; Augen, und davor ein einziges Nadloch, welches gegen 
den Mund blind endiget. Ueber die Art der Fortpflanzung war 
man lange nicht im Reinen. Home bat fie fogar noch im Jahr 
1815 für Zmwitter audgegeben, was aber ſeitdem hinlänglich wider» 
legt worden ift, und auch wieder Fürzlih von Yarrell, welcher 
Roogen und Milch gefunden und gezeigt hat, daß es Männdyen 
und Weibchen gibt. Iſis 1835. ©. 352. Einige leben in Slüfs 
fen, andere im Meer, fteigen aber zur Laichzeit auch in die Flüſſe. 

4) Der Querder (P., Ammocoetes branchialis), Lam- 
prillon, | | 

bat gar Feine Zähne, eine etwas größere Dberlippe und einige 
Bartfafern um den Mund, Er fiebt völlig mie ein Spuhlwurm 
aus, und mwird Faum 6 lang, bat Querrungeln wie Ringel, 
unten eine Längsfurche, und die Floffen find nur ſchwache Haute 
ränder, Auch die Kiemenlöcher liegen in Furchen; davor ſtehen 
2 Augen und vor denfelben daB einfache Nasloch. Ihre Wirbels 
fäule ift nur eine häutige Röhre, | 

Sie finden ſich nicht felten in ganz Europa in reinem Waffer 
auf dem Grunde der Bäche und Fleinen Flüffe, verfriechen fich 
befonder8 gern in die zum Nöften eingelegten Slachöbündel, mit 
denen fie beraudgezogen werden; daber fie auch Lein-Aal beißen. 
Sie nähren fih von Würmern und Warfer:$nfecten, werden mit 
Neben und Reufen gefangen und nad abgefchnittenem Kopf in 
Weinbruͤh gekocht oder gebraten, und mit Butter und Citronens 
faft gegeffen. Der gemeine Dann verachtet fie jedoch wegen der 
mwurmförmigen Geftalt und braucht fie nur ald Köder, mozu fie 

3 o 


36 


auch vortrefflich find, weil fie ein zäbed Leben haben und bie 
Fiſche Lieber nach Tebendigem als todtem Raube fhnappen. Bloch, 
Deutfchlands Fifche TIL. 1784. ©. 45. T. 76. F. 2, Sean 
41558. ©. 696. Mustela fluviatilis minor, fig. 

2) Die Flußpride oder dad —— (P. fluviatilis) 

wird nicht viel länger als 1. und fingersdick, ift voll Quers 
rungeln, wie geringelt, bat nurseinen Kreis von Fleinen Zähnen, 
2 große im Gaumen und mehrere auf der Zunge; ift dunfelgrün 
und filberglängend, und die 2 Rückenfloſſen find deutlich getrennt. 

Sie finden ſich faft in, ganz Europa in ſchlammigen Bächen, : 
befonder8 im nördlichen Deutſchland und in England in großer 
Menge, fo daß man fie, befonders im nördlichen Deutfchland, 
zu Millionen fängt. Sie werden geröftet und mit Weineffig und 
Gewürz, befonders Lorbeerblättern, in Pleinen Fäßchen in alle 
Welt verfendet. Man ißt fie rob und unausgenommen zum Frübs 
fü wie Sardellen, aud gebraten mit Nägelein. Sie müffen - 
im Winter gefangen merden, meil fie im Sommer zäh und ge⸗ 
ſchmacklos ſind, auch einen Ausſchlag haben, welchen die Fiſcher 
die Räude nennen, halten ſich auch auf dem Grunde zwiſchen 
den Steinen auf und ſind daher ſchwer zu bekemmen. Die meis 
fien fängt man vom December bis zum April, befonderd mit 
Nepen in den Wuhnen ded Eifed, fonft auch in Reuſen; an die 
Angel geben fie nicht. Sie leben von Würmern, Waffer-Infecten, 
Fifhbrut und auch von Aas. Im Frühjahr begeben fie ſich aus 
den Seen und Zeichen in dad ‚fließende Waffer, und zwar, wie 
es fcheint, zuerft die Roogner, weil man den April hindurch mehr 
fängt, nachher aber umgekehrt noch einmal fo viel Mitchner als 
Roogner. In der Mitte May ift das Laichen vorüber; fie bleiben 
aber bis zum Herbfte in den Slüffen. Der Laich wird am Ufer 
zwifchen Steinen abgefebt und befteht aud fehr vielen Eyern, daher 
fie fih auch fo fehr vermehren, aber an dem Wels auch einen 
großen Bertilger haben. Der Hauptfang ift im December, weil 
fie dann. am fhmadbhafteften find; man ſchätzt die Milchner höher; 
ed ift indeffen immer ein ſchwer verdauliches Eſſen und nur als 
eine Lederen zu betrachten. Sie werden aud zum Kabeljau= und 
Steinbutten- Fang ald Köder gebraucht, und es fol dazu aus 
England jährlih eine halbe Million Stück nah Holland verkauft 


57 


werden. Die curländifchen find die größten und beſten; fie mers 
den in Gchnee gepackt weit verfendet: wenn man fie darauf in 
kaltes Waffer Iegt, fo bewegen fie fich wieder. Sie wachfen 
ziemlich langfam und fcheinen daher alt zu werden; man nimmt 
an, daß fie 5—6 Jahre brauchen, um die Länge von 15‘ zu ers 
reihen.“ Bey Straßburg heißen fie Berling, und zeigen fich 
‚Ende April mit den Querdern, ſchmecken aber dann nicht gutz 
verfchwinden, kommen im Spätjahbr mieder und bleiben bis zur 
Faftenzeit ſchmackhaft. Sie kommen auch in Surinam und Japan 
vor. Bloch, Deutfchl. F. IL ©. 41. 8.78. 51,2. Gesner, 
p- 705. Mustela, Lampetra altera, 2erling, fig. Klein, 
Missus IH. tab. 1. fig. 3. Kämpfer, Japan I. Taf. 21. 
Carus Erl. J. T. 2 

3) Die Meerpricke oder eigentliche Lamprete (P.ma- 
rinus) 

wird über 2° fang und dicker ald dad Handgelenf, ift gelblich 
und weiß marmoriert; im Munde find 12 bi8 20 Reihen 
von Inorpeligen Zähnen, im Gaumen 2 längere, und auf der 
Zunge Eleinere wie eine Säge; die 3 Floffen find deutlich von 
einander getrennt und enthalten fehr viele zarte Strahlen. 

Sie werden an 3° lang, 3 Pfund ſchwer, zu Zeiten auch 
armödid und 4—6 Pfund ſchwer, und faugen fich fo veft an, 
daß man zwölfpfündige Steine mit ihnen aufheben Fann, Der 
Leib ift vol Schleimlöchher und der Schwanz ziemlich Furz. Die 
Zähne fisen nicht in Kiefern, fondern wie hohle Warzen auf dem 
Fleiſch. Der Roogen nimmt faft die ganze Bauchhöhle ein und 
beftebt aus vielen Lappen oder Blättern; er wiegt an 3 Pfund; 
die Eyer find nicht größer ald ein Mohnfamen, woraud man auf 
die Menge fchliegen kann. Die Harnblafe fehlt; die Nieren öff— 
nen fi hinter dem Mafldarn nah außen, Sie finden ſich in 
der ganzen Welt und um ganz Europas, bäufig in der Oft» und 
Nordfee, von wo fie im Frühjahr boch in die Oder, Elbe, Wefer, 
den Rhein u. f. w., dort bis in die Saale und bier bis Straß» 
burg berauffteigen, um zu laihen. Sie find dann ſehr ſchmack— 
baft bi8 in den May, nachher aber werden fie zäh und unfchmad; 
baft. Man it fie gekocht und gebraten wie den Aal. Wo man 
fie häufig füngt, da werden fie geröftet, in Weineffig mit Ger _ 


58 


würz gelegt und in Fäßchen verpadt und verfendet; fie find ins 
deffen nur eine Speife für reichere Leute. In England mar «8 
Sitte, daß die Stadt Slocefler dem König eine Rampretenpaftete 
zum Weihnachtsgeſchenk überreichte. Da diefe Fifhe um diefe 
Zeit fehr felten find, fo fol das Stüd eine Guinee gefoftet haben, 
Bloch, D. F. II. ©. 38. T. 77. Belon bat diefen Fifch zus 
erft befchrieben und abgebildet, ©. 76. Gesner ſpricht meit> 
häufig davon, auch vom Namen, der von Lampen, Hängen bers 
kommen koͤnne, Lamper, Lamprig, &. 696. Kämpfer, Ges 
[bite von Japan L T. 12. ö 2. Fermin, Surinam, 
©. 85. 


Bd. Andere find Bauchfloffer, wie die Rochen und Hayen, 

baben ein querliegended® Maul am Hals unter einer vors 
fehenden Schnauze, 5 Kiemenlöher an jeder Seite des Halfes, 
ohne Dedel, 


Sie werden meiftend ſehr groß; ja es kommen überhaupt 
unter ihnen die größten Fifche vor, welche hierinn mit den Walls 
flfchen wetteifern. Die Kiefer, find faft ganz verfümmert, und 
bagegen find die Gaumenbeine vergrößert nnd tragen die Zähne; 
die untern fteben auf einem bintern abgefonderten Stüd des 
Unterfieferd. Bey vielen IAuft durch den kurzen Darmcanal ein 
fpiralfdrmiged Blatt, Sie haben feine Roogenfäde wie die ans 
dern Fifchez fondern die Eyergänge find von den Eyerſtoͤcken ges 
trennt, mie bey den höhern Thieren, und die Eyer find ſebr 
groß, glatt und vieredig, befteben aus einer lederartigen Haut, 
welche fih an jedem Ed in einen Faden audziebt. Sie haben 
Peine Schuppen, und ftatt derfelben nur raube Höder oder Nägel, 
welche oft in eine hafenförmige Spitze endigen. Die Naslöcher 
liegen unter der Schnauze, die Augen darüber oder an der Seite. 
Hinter denfelben finden fi oft zwey Stirnlöcher, welche mit 
dem Mund in Verbindung ftehen, aber in ihrer Verrichtung noch 
nicht beobachtet find. Ben den Männchen hängen neben den 
Bauchfloſſen zwey Knochen, welche audfehen, ald mern fie bes 
fondere Hinterfchenfel, wie bey den vierfüßigen Thieren, wären, 
Diejenigen mit 5 Paar Kiemenlöhern unter dem Halſe 
bilden die u 


2: Sippfihaft. Die Rochen, 

deren Seiten ſich felbft in die Bauchfloffen verwandeln. 

3.6, Die Rochen (Raja), Raie, Razza, 

baben einen ſehr breiten und uiehengchrääkten Reib vailın einem 
ſehr dünnen und langen Schwanz; der quere Mund liegt unter 
der langen Schnauze; davor die Naslöcher, die Augen oben 
auf dem Kopf und binter jedem ein Stirns oder Spritzloch. 

Die ungewöhnliche Breite des Leibes kommt von den Brufl- 
floffen ber, welche ganz fleifchig find, und die ganze Seite des 
Leibes in fih aufnehmen, fo daß nur die Strahlen frei hervors 
fteben. Die Bauchfloffen find fehr klein, fo wie die fenkrechten 
Floſſen, wovon die Rücenfloffe auf der Schwanzmwurzel fist. In 
den Leiſten oder Weichen find 2 Spalten, welche in die Baus 
böble führen, fo daß das Waller freyen Zutritt bat. Die Ever 
find vieredig, braun, und die Eden laufen nur in kurze Zipfel 
aus, während fie bey den Haven lange gewundene Fäden bilden, 
Sie follen ficy bisweilen entwiceln, ehe fie gelegt werden. 

Sie finden fih in allen Meeren, und ſchwimmen zur Laichs 
zeit fo hoch oben, daß man fie mit Harpunen ſtechen kann. Ibr 
Fleiſch ift weiß, zart und febr gefchäßt. In der Nordfee werden 
fehr viele gefangen, und theild frifch gegeffen, theild an der Luft 
getrocnet und verfandt. In wärmern Ländern gibt es ungeheuer 
große, die mehrere Eentner ſchwer werden, und wie ein Scheuer> 
tbor ausfeben. 

Die meiften haben einen ganz dünnen Schwanz, mie » Ratten: 
ſchwanz; bey mwenigen ift er fleifchig und die, fo daß fidy der 
Leib allmählich in denfelben verliert. Von jenen haben einige 
einen langen Stachel auf dem Schwanz, womit fie fehwer ver: 
wunden können;? unter den flachellofen gibt es faft ganz 
glatte, andere mit Nägeln auf dein Rüden und befonderd dem 
Schwanz. Anatomie bey Monro. Es gibt 

a. Pridenartige, melde ganz ſchleimig und glatt find 
obne Staheln und Nägel, und einen dicken und fleifchigen 
Schwanz haben. 

1) Die Zitters oder Krampf»Rochen (Torpedo), Tor- 
pille, Tremola, Temblador, 

find ganz glatt, ohne alle Staheln, ziemlich rund, mit ſtum—⸗ 


40 


pfer Schnauze und didem, fleifhigem Schwanz, haben Stirn» 
löcher und bafenförmige Zähne in mehreren Reihen. Sie haben 
alle Floffen und meift 2 Rüdenfloffen, welche eigentli auf dem 
Schmanze ftehen. Oben auf dem Leibe liegen meift einige Augens 
fleden fehr fommetrifh; am Rand und längd dem Rüdgrath 
liegen Fleine Deffnungen, woraus viel Schleim ſickert. 

Diefes find die electrifchen, Zitter- oder Krampf-Rochen (RB. 
torpedo), 

movon man gegenwärtig mehrere Battungen unterfcheidet, 
- welche doch wenig von einander abweichen. Es verdient bemerkt 
zu werden, daß die Eigenfchaft, electrifche Schläge zu geben, in 
Feiner andern Zhierclaffe vorfommt.: Schon Ariftoteleß, 
Plinius (XXL 4.) und Aelian (XI. 45.) kannten die Erfchüte 
terungen dieſes Fiſches; aber erft Redi (Experimenta, p. 63.) 
bat genauere Beobachtungen darüber angeftelt. Kaum berührte 
er den Fifh mit der Hand, fo grübelte ed ihm in derfelben. und 
im ganzen Arın, der endlich anfieng zu zittern, und der Ellen» 
bogen dergeftalt zu ſchmerzen, daß er die Hand zurüdziehen 
mußte, Nah Ariftoteled, bey welchem der Fiſch Narce heißt, 
fol er im Sande liegen, die über ihm berfchwimmenden Fifche 
betäuben und fi) ihrer bemächtigen; nah Cicero (Natura 
Deorum II.) bedient er ſich auch diefer Eigenfchaft zur Vertheis 
digung, was ihm bey feinem weichen, ftachellofen Leib fehr zu 
Gtatten fommt. 

DaB electrifhe Drgan gleicht wirklich einer electrifchen Bat⸗ 
terie oder einem galvaniſchen Becherapparat, liegt auf beiden 
Seiten des Nackens zwiſchen dem Kopf, den Kiemen und 
den Bruſtfloſſen, und beſteht aus einer Menge ſenkrechter, 
haͤutiger, fechöfeitiger Zellen, wie Waben, jederſeits an 4,200. 
Jede ſolche Flaſche iſt durch Querwände in Zellen getheilt, 
welche mit einer gallertartigen oder vielleicht nervenartigen 
Fluͤſſigkeit angefüllt, und von Blutgefäßen und Fäden des um-— 
herſchweifenden Nerven durchzogen find. Uebrigens erhält man 
Schläge nicht, bloß durch Berührung ded Halfes, fondern jedes 
andern Theiles des Leibed; jedoch nicht mehr nad dem Tode. 
Der Schlag ift fo flarf, daß er Enten tödtetz allein Funken dar— 
zuftellen, ift noch nicht möglich gewefen. Geoffroy St, Hilaire 


al 41 


— 

bat gefunden, daß die nicht electriſchen Rochen ein aͤhnliches Or⸗ 
gan haben, nehmlich häutige Zellen mit gallertartiger Materie; 
aber fie find nicht fo zahlreich und öffnen fi durch Poren nach 
Außen, was bey den erftern nicht der Fall if. Er bat den 
Zittereochen mit 5 Augenfleden, den Zitteraal und Wels zerlegt, 
und mit dem‘ Dornrochen (Raja rubus) verglichen. Es find 
Fifche, wie man fieht, welche in verfchiedene Zünfte gehören, und 
in den bisherigen Syſtemen weit von einander fteben, in dem 
unferigen aber unmittelbar auf einander folgen. Sie gehören 
alle den 4 unterften Ordnungen an, ftehen mithin den Fnorpels 
artigen oder den fehleimigen und gallertartigen fehr nahe. Redi 
und fein Schüler Lorenzini hielten die Röhren für Fleine Muss 
fein, und erft Hunter bat den Bau richtig erkannt. 


Geoffroy hat feine Unterfuchungen in Alerandrien anges 
ftelt. Bey den gewöhnlichen Rochen verlängern fich die Bruft> 
floffen bis auf die Seiten des Kopfd; nicht fo beym Zitterrochen, 
wo der Zmwifhenraum mit fehdedigen, bisweilen fünf und viers 
eigen, boblen Prismen unmittelbar unter der Haut angefüllt, ift, 
mie mit einer Honigmabe. Sie find fehnig und enthalten eine 
Seuchtigfeit, welche aud Gallert und Eymeiß beſteht; es gehen 
dazu 4 große Nervenäfte, welche von einem fehr diden Stamm 
fommen, der fih auch bey den andern Rochen findet, Er 
tritt etwad vor dem Ohr aud dem Schädel, und gebt zmwifchen 
dem Kaumuskel und der erften Kieme zu einer drüfenartigen 
Maffe, welche eigentlich der Stod ift, aud weldhem eine Menge 
Röhren: kommen, mie beym Zitterrohen, Ein Bündel davon 
“richtet fi) gegen die Nafe, ein anderes verbreitet fich auf den 
Bauch; dad dritte läuft über den Kaumuskel binter, den Kopf, 
und das vierte dehnt ſich über die Muskeln der Brufifloffe aus; 
fie hängen ebenfalld an der Haut, und enthalten eine ähnliche 
Subftanz aus Gallert und Eyweiß, find aber viel länger, ftehen 
nicht fenfrecht, fondern krümmen fih um die Mudfeln, laufen 
firahlenartig aus einander, und öffnen fich in der Haut, wodurd) 
die Schleimmaffe ausgefondert wird, was bey dem Zitterrochen 
nicht der Fall ift, da die Röhren verfchloffen find. Sie werden 
daher meiter, und vermehren fich mit dem Alter, Walſh und 


42 


Hunter baben nur 200 bey jungen Dee ‚4500. bev 
alten und 1,200 bey einem großen. ol 
Beym Zitteraal beträgt der Schwanz faft den EN Leib, 
und enthält dad ungeheure electrifche Organ, wovon ſich Feine 
Spur bey den andern Aalen findet. » Es befteht aus vielen wag⸗ 
rechten Sehnenhäuten nach der Länge des Fiſches, Feinenbalbe 
Linie weit von einander und durch fenfrechte Blätter durch— 
ſchnitten, die noch viel zahlreicher find, wodurch eine Unzahl von 
Zellen entflebt, die mit einer gallertartigen Maſſe angefüllt find; 
Dieſe elestrifhe Batterie ift nah Hunter in zwo große und 
zwo Fleine Maffen getheilt, wovon jene unmittelbar an der bis 
zum Ende des Schwanzes laufenden Schmwimmblafe und den 
Ruͤckenmuskeln liegen, und fo did find, daß fie die Hälfte des 

Schmwanzed einnehmen; die Fleinern Bündel liegen unten. Die 
Zahl der wagrechten Schichten ift 34 in den großen, und 14 in 
den Pleinen Bündeln; fenfrechte Blättchen gibt es unendlich viele, 
240 auf feden Zol. Die Nerven dazu fommen vom Rücken— 
marf, und nur wohn Zmeige fommen von dem großen Seitens 
nerven. 

Beym Zieter weis verhält ſich dieſes Organ wieder ans 
ders, liegt weder an den Seiten des Kopfes, noch unter dem 
Schwanze; ſondern umgibt den ganzen Leib, unmittelbar unter 
der Haut, und beſteht aus einem ſo dichten Zellgewebe, daß man 
ed für Speck anſehen möchte. Es find aber ebenfalls febnige 
Fafern, welche fih durchfreugen, und unter der Linfe ald em 
Netzwerk erfcheinen, deffen Zellen ebenfalls mit Gallert angefüllt 
find. Es dift mit einer Sehnenhaut bedeckt, Öffnet fich nirgends 
nach außen, und befommt Zweige vom Seitennerven, der zum 
achten Paar gebört. Es gibt daher Feinen eigenen Nerven für 
die electrifchen Drgane, und die Zellen find fehr verfchieden. 
Diefes Organ beftebt mithin mwefentlich aus Leitern, nehmlich Nerven 
und Gallert, und aus Sfolatoren oder fehnigen Blättern. Es ift 
merkwürdig, daß die Araber den Zitterrodhen und Zittermeld 
Raaſch, Blip, nennen, ald wenn fie eine Ahnung von der 
Aebhnlichkeit beider gehabt hätten. Annales du Mus. I. 1802. 
p- 392. t. 26. | 

Ueber die Auseinanderfepung der Gattungen bat Dr. v. DT» 


43 


fer8 eine eigene Abhandlung in den Schriften der Berliner 
Academie gefchrieben. 1831. T. 1—3. 

2) Die gemeinfte und befanntefte Art ift die mit Augenfleden 
(R. torpedo ocellata, narke), 

findet. fich im mittelländifchen Meer, und. ift faft ganz fchei> 
benförmig, mit fuchsrothem Rüden und 5 blaufhmwarzen Augens 
fleden darauf, welche im Fünfeck ſtehen; bisweilen ſteht dazwi⸗ 
fhen noch ein fechster. 

Diefer Fifh kommt übrigens aub an England, Frankreich, 
Africa und Dftindien vor. Bey Neapel find fie vom July bis 
gum September nicht felten, und im Auguft machen fie Junge. 
Er wird mit Negen und Angeln gefangen, woran man einen 
Zifch beveſtigt. Sein weiches «und fchleimiged Fleifh wird. nur 
vom gemeinen Mann gegeffen, Bloch, A. F. J. 44. T. 122. 
Salviani. T.48 Willughby T. D, 4. Lorenzini T. 1. 
5. 1. Blumenbachs Abbildungen T. 57. Geoffroy Ann, 
Mus. I. t. 26. £. 1. Dlferd T. 1. 8. 1-4. 

3) Faft eben fo gemein und befannt ift der marmorierte 
(R. torpedo), 

welcher fich im mittelländifchen Meere findet, jedoch auch 
an Frankreich und felbft in Oflindien vorfommt. Er. ift länglich 
fheibenförmig, vorn abgeftupt, gewöhnlich eine Spanne breit, 
leberbraun,. meift weiß und. braun marmoriert und braun ges 
düpfeltz 2 Rüdenfloffen auf dem Anfang des Schwanzed. 

Es gibt welche, die 1—2 Fuß breit und 15 Pfund Schwer wers 
den, Sie bringen im Frühjahr lebendige Junge zur Welt. Sind 
langſam und furdhtfam, und fleden meiftend unter dem Sand 
oder dem Schlamm; geben ſolche electrifhe Schläge, daß der 
Arm eine Zeit lang gelähmt wird, die fohnellften und größten 
Fiſche nicht mehr mweiter Fommen, und fodann von ihnen verzehrt 
werden. Belon Poiss. p. 79. Fig. Rondelet ©. 287. 3. 2. 
Reaumur Mem. Acad. 1714. p. 344. Fig. Gronov. Zoop! , 
1.9 f. 3. Walsh Philos. Transactions 63. 1773. p. 461. 
tab. 19. fig. 13. Hunter ibid. pag. 488, Risso t. 3 
f. 4. Russell 1803. t. 1,2. Carus, Erläut. I. T. 2. 

Alexander v. Humboldt und Gap⸗-Luſſac haben in 
Neapel Verſuche mit diefer Art angeftelt, und Folgendes gefuns 


44 


den: die Wirkung ift zwar fchmächer als beym Zitteraal, aber 
doch ſchmerzhaft bey einem fhublangen Fiſche. Er gibt Schläge 
unterm Waffer; menn er ſchwächer wird, fo empfindet man nur 
etwas beym Heraudziehen aud dem Waffer. Der Zitteraal vers 
fest Schläge, ohne irgend einen Theil feines Leibes, weder Kopf 
noch Floffen, zu bewegen, gerade wie wenn ein Menſch von einem 
Gedanken oder von einer Empfindung zur andern übergeht; der 
Zitterrochen dagegen bewegt bey jedem Schlag feine Brufifloffen 
krampfhaft, und der Schlag wird ftärfer empfunden, wenn eine 
größere Fläche berührt wird. Die Schläge find bey beiden will» 
führlih; man befommt nicht bey jeder Berührung Schläge, wie 
bey einer Lepdner Flaſche. Man muß das Thier reizen, und 
dann kann es nady Belieben eine Menge Schläge nad) einander 
geben. Man empfindet den Schlag, wenn man nur mit einem 
Finger eine einzige Stelle des electrifhen Organs berührt, oder 
wenn man eine Hand oben, die andere unten hinbringt; auch ift 

gleihgültig, ob man ifoliert iſt oder nicht; im erften Fall 
aber muß der Fiſch unmittelbar, und nicht durch einen Leiter, bes 
rührt werden. Legt man den Fifh auf eine metallene Platte, 
. und hält diefelbe mit einer Hand, fo empfindet man nicht, wenn 
eine andere ifolierte Perfon dad Thier reizt, wohl aber, menn 
man ed felbft mit der andern Hand berührt, oder auch eine ans 
dere Platte darauf Iegt. Stoßen aber diefe Platten an irgend 
einer Stelle zufammen, fo hört die Empfindung auf, Das feinfte 
Electrometer zeigt Feine Spannung, man mag die Verſuche ans 
ftelen wie man will. Die Zitterfifche wirken auch außer dem 
Waſſer. Bilden mehrere Perfonen eine Kette, fo nehmen fie den 
Schlag nur wahr, wenn ihre Finger naß find, oder wenn fie Me» 
talftäbe in einem ifolierten Waffertropfen fteden. Uebrigend muß 
man den Fifch immer unmittelbar berühren; beym Galvanifieren 
eined Frofches ift diefed bekanntlich nicht ngchis Annales de 
Chimie Vol. 56. 1806. p. 15. 

b. Eigentlihe Rochen, mit einem dünnen NRattens 
fhwanz, und einem rautenförmigen, rauhen Leib. 

4) Einer der gemeinften ift der Glattrochen (R. batis) 

in der Nordfee, gewöhnlich 2° breit, rautenförmig, grau und 
ſchwarz gedupft, taub, aber ohne Stacheln, mit Ausnahme ded 


45 


Schmanzed, worauf eine Reihe läuft. Im Munde Stegen mehrere 
Reiben fpibiger Zähne. Er wird häufig in der Nordfee gefangen, 
in Meerwaffer gekocht und mit Butter und Senf gegeffen. . Im 
Frühjahr fchmedt er am beften, wird aber vom May an bis 
zum September, wo er dig Jungen von fich gibt, immer fehlechter, 
im Winter wieder beffer. An Schleswig und Holftein, wo fie 
bäufig vorfommen, merden fie getrod'net und verführt. Die JB» 
länder behandeln fie wie den Stodfifh, und fieden Thran aus 
der Leber. In wärmern Gegenden fängt man bisweilen, die 4 
bis 5° breit, 1 dick und 2 Eentner fehwer find. Willugbby er» 
zählt von einem, der 120 Menfchen gefättigt habe. Er ift übers 
haupt die größte und fhmadhaftefte Gattung diefes Geſchlechts. 
Bloch, D. F. I. 54. T. 79. Rondelet ©, 348. Sal⸗ 
viani T. 52. Willugbby 8. C, A. 

5) Der Nagelrodhen (R. clavata) 

ift gewöhnlich 2° breit, bräunlic und weiß gefledt und zer» 
ftreut mit Nägeln befept, welche eine krumme Spige haben, mie 
die Rofenftacheln, beſonders laͤngs dem Ruückgrath, auf den Schuls 
tern und über den Augen, am Schwanz in 2 Reihen. Er wird 
häufig in der Nordfee gefangen, aber megen feined zähen Fleis 
fhed nur vom gemeinen Mann gegeffen; an Norwegen madt 
man Thran and-der Leber, und verkauft den Fiſch getrocdnet ald 
Schiffsvorrath; die Isländer verzehren fie erft, wann fie ganz 
faul find. Man fängt fie mit der Grundangel, woran ein Stüd 
Häring oder Sandaal hängt, am bäufigften im Juny und July, 
wo fie fih dem Strande nähern, um die Jungen zmwifchen die 
Meerpflanzen abzufegen. An der Infel St. Chriftoph hat man 
einen barpuniert, der 42° lang und 10 breit gemefen; 10 Mas 
trofen waren kaum im Stande, nur die Leber fortzufchaffen. 
Bloch, D. F. II. 65. T. 83 der Milchner; T. 84 der Roog⸗ 
ner, unter dem Namen Dornrochen (R. rubus). 

6) Der Dornrochen (R. rubus) 

ift Faum davon verfchieden; es fehlen ihm nur die dicken 
Nägel mit den. Hafen; findet fih auch an denfelben Drten. 
Pennant II. 82. T. 9, Lacépède I. 107. %. 5. 8.13. 

Es gibt einen Rochen, welcher durch ſeinen dicken Schwanz 
und 2 getrennte Nücenfloffen, fo wie durch Eleinere und abge» 


46 


fegtere Bruffloffen den Uebergang zu den Hanen madt, aber die 
Kiemenfpalten ftehen unter dem Halfe, wie bey den Achten Ro⸗ 
chen; die Zahne gleichen einem Täfelmerf, 

c. Hapyenartige, mit glattem Leib, didem Schwanz 
und 2 Rüdenfloffen. 

7) Der Engelrochen (R. rhinobatos), 

welcher an 3° lang wird, aber nur 4 breit und 12 Pfund 
ſchwer ift, oben dunkel, unten röthlichweiß mit chaarinartiger 
Haut und einer Reihe fpitiger Höcder auf dem Rüden; der 
Schwanz beträgt die halbe Leibeslänge, und die erſte Rücken— 
floffe fteht auf feiner Wurzel, Die Schnauze ift lang und ſchmal, 
und hinter den Augen ftehen die Stirnlöcher. 

Er findet fih häufig im Mittelmeer, befonder8 in der Nähe 
von Neapel, und nah Fordfal auch im arabifhen Meerbufenz 
die Alten haben geglaubt,; er fen ein Zmwitter von einem Rochen 
und dem Engelbay, weil er jenem in feinen vordern, fo mie 
diefem in feinen bintern Theilen gleiht. Ariftoteles VI. 11. 
Plinius IX. und L. 1. Daher fommt auch der neuere Name 
Squatino-Raja. Belon Pisces 78. Salviani 453. Ges 
ner 1084. - Willugbby 79. D. 5. F. 1. 


d. Störartige, mit einem Stachel auf dem Schwanz, 

8) Der Stehrodhen (R. pastinaca) 

wird etwa 1° groß und 6—8 Pfund fehmwer, ift ziemlich 
glatt und fchleimig, olivenbraun, und bat in der Mitte des düns 
nen, floffenlofen Schwanzes einen 2—3' langen doppelzähnigen 
Stachel, womit er gefährlich verwunden kann, ohne Zmeifel weil 
er das Fleifch zerreißt und nicht zerfchneidet. Man hat ihn daher 
für giftig gehalten, und die Alten, bey welchen der Fifh Trygon 
et Pastinaca beißt (Plinius IX. Eap. 24, 42, 48), maden 
ihn fo gefährlich, daß jedes Gefchöpf rettungslos verloren. fen, 
das damit verwundet würde; ja nadı Aelian (XIH. Eap. 5, 6.) 
fol der größte Baum abfterben, wenn er mit diefem Stachel ge= 


—ritzt wird. Oppian macht ed noch ärger, und Yäßt ihn fogar 


Felfen zerfreffen. Die Dichter Liegen daher den Ulnifed von 
dem Telegon, feinem und der Eirce Sohn, durch einen Pfeil 
mit diefein Stachel tödten. (Ddyffee und Oppian II.) 


47 


.. Nascitur extrema.cauda penetrabile telum 
Trygoni, sunt telo vires, tetrumque venenum. — 
In jaculo mater donavit Daedala Circe 
Telegono nato telum, ut prosterneret hostes: 
Hine Ithacae appulsus, magni genitoris abegit 
Armenta, et celarum belli virtute parentem 
Letifero incautus misit mucrone sub Orcum. — 
Et multa expertum Trygon mactavit Ulyssem 
Atque ducem solo prostravit vulnere tantum. 
Oppian Halieut vid. Ciofanius ad Ovidii Trist. I. E. 1. 114, 


Die Americaner bedienen ſich deſſelben als Pfeilſpitze. Ohne 
Zweifel halten ihn aus demſelben Grunde die Japaneſen für ein 
Gegengift, und tragen ihn befländig mit ſich. (Kämpfers 
Reife 155.) Daß er damit andere Fiſche verfeht und fängt, ift 
wohl zu glauben; nah Pliniud fol er felbit die Hapfiſche ans 
fallen. Der Schwanz ift, nah Baſter, nie rubig, fondern 
ſchlägt beftändig bin und ber, vorzüglich nad oben, fo daß er 
nicht nur große Fiſche, fondern andere Rochen tödtet; einen 
Fiſcher hat er durch ſehr harte Stiefel. hindurch fo verwundet, 
daß er ſehr viel Blut verloren bat. Es ift gewiß, daß foldhe 
Wunden fchwer heilen, allein im Stachel, der aus dem Schwanz 
geſchnitten 4—5 Zoll lang ift, findet fih durchaus Feine Höhle, 
welche auf Gift fchließen ließe. Es wächst im Herbft ein neuer 
Stachel unter dem alten nah, und dann fällt diefer aus. Der 
Schwanz ift bi8 zum Stachel ganz glatt und rund, bat 1 im 
Umfang, und wird dann plötzlich fo dünn wie ein Rattenfchwanz. 
Der Stachel hat jederfeitd, oben und unten, über 80 feine Zähn- 
chen oder Widerbafen, fo daß man ihn nur mit den größten 
Schmerzen aus der Wunde ziehen Fann. Die holändifchen Schif— 
fer Fochen Del aus der Leber, und bewahren ed in einem Glafe 
auf, ald ein fehr gutes Mittel bey Verletzungen; e8 fol auch 
gegen Kräge und Ausſatz ſehr heilfam feyn. Opuscula II. p. 33. 
t. 4. f. 5—10, der Stachel. 


Er findet fih um ganz Europa und auch in andern Welt» 
tdeilen, ift wegen feined zähen Sleifches, mit Ausnahme der Le 


/ 


48 


ber, wenig geachtet. Bloch, D. F. III. 62. T. 82. Belon 
©. 94. Willughby T. C, 3. 
_ 9) Der Chagrin:Roden (R. sephen). 

iſt ziemlich feheibenförmig, A’ breit, graubraun, unten blaßs 
roth, bat auf dem Rüden flache Höder, unter dem 2° langen 
Schwanz eine ſchwarze Längshaut als Steißfloffes oben darauf 
2 gezähnte Stacheln. Fordfal, ©. 17, bat diefen Fiſch, wel⸗ 
cher dem vorigen fehr gleicht, im rothen Meer entdedt, und Las 
cepede, I. ©. 167, bat gefunden, daß der unter dem Namen 
Galuchat befannte feine Chagrin, den man gewöhnlich grün 
färbt, und womit man die zierlihen Zutterale und Käftchen übers 
zieht, die Haut deffelben ift, und nicht von einem Hayfiſch ber- 
sührt, welcher nur den groben Chagrin liefert, womit größere 
und weniger Foftbare Futterale und Käftchen überzogen merden. 
Diefer hat harte, feine Körner, jener aber große und rundliche 
Höder. Der Galuchat ift ein beträchtlicher Handeldartikel, wel 
cher über England kommt; er befteht gewöhnlich aus der obern 
Haut des Kopfed, des Leibed und des Anfangs ded Schwanzes, 
und zeigt die 3 größeren und weißlichen Höder auf dem Rüden, 
wie fie fih beym Sephen finden, Diefe Häute fommen in vers 
fchiedener Größe vor, biß zur Länge von 2° und 7° Breite, Andere 
behaupten übrigens, daß diefer Chagrin von einem andern Thier 
berfomme, und nur durdy Zubereitung fo verfeinert werde, weil 
Forskal nichtd davon fagt, und man in den ägyptiſchen Läden 
nichts davon findet. Die Sache ift alfo noch nicht abgethan. 
Der Fiſch Fommt audy mit einem einzigen Stachel vor, und biß> 
weilen 6° breit: dann ift der Stachel, welcher auch für giftig ges 
halten wird, 4‘ Yang. Die Zähne haben nur die Geflalt von 
Körnern. Sonnint IT. ©. 242. Ruffell T. 1. 5 3. 

40) Der Adlerrohen (R. aquila) 

bat einen ähnlichen Stachel, aber eine Floffe auf der — 
wurzel. Der Kopf ſpringt mehr vor, und dadurch bekommt der 
Fiſch einigermaaßen die Geflalt eines Adlerd; die Zähne find 
Platten, die mie Täfelwerf an einander liegen; die Bauchfloffen 
fehlen. Er ift übrigens bleyfarben, findet fich felten in der Nords 
fee, aber häufig im Mittelmeer, und wird ebenfalld für giftig 
gehalten. Die Fifcher hängen die Leber an die Sonne, und 


49 


brauchen das auströpfelnde Del wider die Gicht. Gewöhnlich 
mißt der Leib im Durchmeffer 124 Schub, und wiegt 44 Pfund; 
im Mittelmeer fol e8 3 Centner ſchwere geben; fie Fommen je 
do nur zwey⸗ und dreypfündig auf den Marft von Nom, und 
werden nur vom gemeinen Mann gegeffen, mit Ausnahme der 
Leber, welche auf die Tafel der Vornehmen kommt. Die Fifcher 
Schneiden ihm aus Vorficht, fo wie auch dem vorigen, den Stachel 
ab. Ben den Alten Fommt er unter den Namen Aquila oder 
Aötos vor Bloch IH. 59. Taf. 81. GSalviani ©, 147 
Willugbby T. C.2. Gedner ©. 75. Fig. 

41) In den beißen Meeren begegnet man bisweilen Niefene 
oder Horn-Rochen (R. cornuta s. cephaloptera) 

von ungeheurer Größe, oft wie ein Scheuerthor, deren 
Bruftfloffen wie 2 Hörner vor dem flumpfen Kopfe bervorragen; 
fie haben fehr kleine Zähne, wie der Stechrochen, die aber wies 
der fein gezähnelt find, 

Schon ältere Reifende haben nicht felten von ——— 
Rochen in der Nähe des Aequators geredet, welche die Mas 
trofen Meerteufel nennen; am füdlichen America heißen fie 
Manatia, wahrſcheinlich wegen ihrer Aehnlichfeit in der Größe 
mit dem Manati oder famantin. Schon 1685 erzählt ein Schrifte 
fteller (Voyage ä Siam, fait en 1685. p. 28.): „Großer Lärm 
unter den Schifföleuten; alles fchrie: da ift der Teufel, man 
muß ibn fangen. Alles griff zu den Waffen, und man fah nichts 
als Spieße, Harpunen und Flinten. Ich lief felbft herbey, und 
fab einen großen Fifh, mie einen Rochen, außer daß er zwey 
Hörner batte, mie ein Ochſe. Er that einige Sätze, und war 
immer von einem weißen Fiſch begleitet, der von Zeit zu Zeit 
aufs Plänkeln audgieng und fi dann wieder unter dem Teufel 
verſteckte. Diefer trug zmifchen feinen Hörnern einen Eleinern 
grauen Fifh, den man des Teufels Lootfen nennt, meil er ihn 
leitet und Fneipt, wenn er Fifche bemerkt; und dann fchießt der 
Teufel wie ein Pfeil darauf los. Ich erzähle diefed Pleine Abens 
tbeuer, mweil ich es felbft geſehen * Wir waren 6 Grad vom 
Aequator.“ 

Barrere (France — 1741. p. 177.) fagt: fie 
feyen einem ungebeuren Rochen über 20° groß begegnet, welcher 

Okens allg. Naturg, VI. h 


PD 

weit aus dem Waſſer gefchnellt, ER und ſich dann. mit. einem 
fürchterlichen Getös habe fallen laffen; er kaͤmpfe mit dein 
Schwerdfiſch; auch Sparrmann (Reife 1776. I. ©. 4.) traf 
diefen Fifch gerade unter dem Aequator an, aber nur 6—8’ lang. 
Er fol. den Perlfiſchern in den indiſchen Meeren ſeht gefähr- 
lich feyn. 

\ Umftändlicher befhreibt Levaillant (2. Reife III. © 513.): 
Unter 10 Grad Nordbreite bemerkte man plöglih 3 Meerteufel 
um dad Schiff, wovon jeder mit den Fleinen Lootſen⸗Fiſchen ums» 
geben war, welche gemöhnlich vor den großen Hayen herſchwim⸗ 
men. Jedem faß auf jedem Horn, die wie Arme oder Halb» 
monde vor dem Kopfe ftanden, ein meißer, armsdicker und 1"), 
langer Fiſch, ald wenn fie Wache hielten: denn näherte ſich einer 


der Meerteufel dem Schiffe, fo, verließen fie ihren Poften, ſchwam⸗ 


men burtig vor ihm ber, um ihn zu entfernen. Stieg er zu hoch 
im Waſſer, fo ſchwammen fie beftändig auf feinem Rüden ums 
ber, bis er tiefer gieng; ſank er aber zu tief, fo verfchmanden fie, 


wahrſcheinlich um ihn von unten anzuftoßen:. auch ſah man ihn 


fogleich wieder fleigen, und dann nahmen die Wachen wieder 
ihren Poften auf jedem Horn ein. E8 gelang, den Fleinften diefer 
Rochen zu fangen; er war dennod 28° breit und 21 lang bis 
zue Wurzel des Schwanzed, der nur 22° lang war. Das 
Maul war fo weit, daß er leicht einen Menfchen verfhluden 
Fonnte; der Rüden braun, der Bauch meiß. Man fchähte ihn 
auf 20 Eentner. Man verfuchte allerley Köder, um die Schild» 
‚wachen zu befommen, aber vergebend; wahrſcheinlich leben ſie 
von den Auswürfen der Rochen, und ſtehen BansE in folch freunds 
fhaftlihem Verkehr mit ihnen, 
Dieß ift wahrfcheinlih die Manatia (R. —— 

von welcher Lacepede eine Abbildung erhalten bat (Pois- 
sons I. 8 ©. 115. 3.7. $.2.). Sie fand fih in Südamerica, 
in der Nähe ded Aequatord, und war über 15° lang bis zum 
Ende des Schwanzes. Der Leib mar rautenfdrmig, breiter als 
lang, 9° breit; der Kopf Flein, vorn quer abgeftust, 1*/s’ breit, 
und an den Eden ftanden 10° lange Hörner oder Obren hervor, 
welche aber nicht bobl waren, und überhaupt Fein befonderes 
Drgan enthiekten. Dad quere Maul lag nur 6° binter dem 


> 


51 


Kopfrand, und war 10° breit; die Naslöcher davor; die Augen 
an den Seiten, und binter jedem ein Stirnloh. Die Haut war 
glatt ohne irgend einen Stachel, aber auf dem Rüden in einen 
Cameelbuckel erhaben; die Bauchfloffen Elein, Feine Rückenfloſſen, 
aber eine gabelige Floffe am Ende des dünnen Schwanzes. Die 
Hörner find fehr beweglich, und dienen wahrfcheinlich dem Fifche 
zum Fühlen. Unterfcheidet fih vom Mobular durch fürzere 
Hömer, durch den Mangel der Rückenfloſſe und die Anmwefenbeit 
einer Schwanzfloffe; die Spitze der Brufifloffen liegt weiter vorn, 
und die Färbung ded Ruͤckens ift faft ſchwarz. T. 7. F. 2. 

" Dubamel bat einen folhen Fifeh unter dem Namen Mo— 
bular (R. mobular) befannt gemacht und abgebildet (Päches U. 
1769—82. p. 293. t. 17.), welcher 1723 bey Marfeille in einem 
großen Stellnetz ‚gefangen murde. Er war 10. lang mit dem 
Schwanz, und wog 6 Centner; die Hörner maßen 2°; die Augen 
ftanden auöwendig am Grunde derfelben, faft wie beym Hammers 
bay; dad Maul 1° 3° breit, und dahinter 5 Kiemenfpalten, Die 
Seiten des Fifched, oder eigentlich die Brufifloffen, waren ſehr 
breit, dreyzackig, und ſahen aus wie die Flügel eines ungeheuern 
Raubvogels; der Buckel auf dem Rücken glich einer niedrigen 
Pyramide, dahinter eine Floſſe; die Bauchfloffen 1° 2° lang; 
der Schwanz 4*/,‘, fehr dünn und ohne alle Floffen; der ganze 
Leib glatt ohne Höcker und Stacheln. 

Er findet fih auch im atlantifhen Meer bey den Azoren 
und den Antillen. 

Endlich hat Giorna zu Turin wieder einen im Mittels 
meer entdedt. Er war ungefähr 1'/” Yang und 47, breit; der 
Schwanz dreimal fo lang ald der Leib und ohne Floſſen; das 
Gewicht betrug *, Centner. Die Färbung ift oben dunkelbraun, 
an den Rändern olivengelb; auf der Schwanzwurzel fteht ein 
fehr langer Stachel, und davor eine Fleine Floſſe. Er zeigt fich 
im Jung, ift aber unfhmadhaftl. Risso Productions II. 
p- 163. tab. 5. fig. 10. 

Noch fand man im Mittelmeer einen ähnlichen Fiſch, deffen 
Leib 6° lang, 11 breit, und der Schwanz ebenfo lang war (R. 
massena), von dem vorigen durch mehr ausgefchweifte Bruftfloffen 
und einen pfeilförmigen Schwanzftachel verfchieden. Der Roogner 

4% 


52 


mog 12 Centner. Er brüfte beym Fang wie ‚eine Kub, als 
ihm die Schwanzfpige im die Kiemen fam. Der Milchner 
trieb fih 2 Tage lang um dad Ne umber, und wurde fodann 
todt darinn gefunden, Er wog nur 8 Centner. Riſſo, Ichth. 
©. 35. 

e. Andere mit den Kiemenlöchern an den Seiten bilden bie 

ER 3. Sippfdhaft. Die Haven 

mit fpindelförmigem Leib und einer chagrinartigen Haut. 

4.6. Die Hayen (Squalus) 

baben einen fpindelförmigen Leib mit einem diden Schwanz; 
die Augen und die Kiemenfpalten an der Seite, Mund aber und 
Naslöcher unter der ſpitzigen Schnauze, meiſt zwey Stirnlöcher 
hinter den Augen. 

Die Haut iſt ohne Nägel, Staheln und Panzer, entweder 
ganz glatr, oder voll harter Körner, und bildet dann den foge- 
nannten Chagrin. Dad Maul ift mit Zähnen wie gepflaftert, 
und die meiften find lanzenfürmig und wieder gezähnelt; Die 

Schwimmblaſe fehlt wie bey den Rochen. Sie haben auch in 
den Leiften Spalten, melde in die Bauchböhle führen; bey dem 
Milchnern Yiegen neben den Bauchfloſſen die fehenfelartigen Ans 
bängfel. Die Knochen laffen fih ganz in Schleim auflößen, und | 
enthalten faft gar Feine Kalferde. Die hintern Zahnreihen find 
Heiner und anfangd im Zahnfleifch verborgen; man glaubt, daß 
fie immer nachwachſen, wenn die großen audgefallen find, 

Sie find die größten Fiſche, und manche erreichen eine 
Ränge von 5—6 Klafter, eine Die von einem Klafter, und ein 
Gewicht von 15 Centner, Fönnen daher fehr leicht Menfhen und 
felbft Pferde verfchlingen. Sie find überhaupt gefährlidhe Raub— 
thiete, welche aud Fein Aas und keinen Abfall aus der Küche 
verfehmäben, und daher gewöhnlich den Schiffen folgen. Sbre 
Eyer find Iederartig, haben die Geftalt eines langen Vierecks, 
und laufen an den Eden in lange, gemundene, hoble Fäden aus, 
Die Jungen entwideln fit) gewöhnlich darinn, ehe fie gelegt 
werden. Sie finden fih in allen Meeren, felten in der Oſtſee, 
und werden entweder mit großen Neben oder mit Angeln an 
einer Kette gefangen, weil fie die Stride mit ihren Zähnen bald 
zerreißen würden. In Grönland fängt man fie in Wuhnen, wo⸗ 


53 


bin fie fommen, um Luft zu fehöpfen und die dort verfammelten 
Fiſche zu freffen. Ihr Fleiſch ift hart und fchlecht, und wird- im 
Norden nur aus Noth, und nur von den jüngern Thieren ges 
geffen. Man fängt fie um ihrer Haut und Leber willen, indem 
man jene ald Chagrin, und im Norden auch wohl als Leder 
braucht, die Tegtere aber zum Gewinnen des Thrand, wovon ein 
20 Schub langer über 2 Tonnen liefert; eine Tonne Leber gibt 
eine balbe Thran. Im Eismeer wollen Pontoppidan, 
Gunner und Zorgdrager foldhe Hayen gefeben haben, die 
8—ı12 Klafter Yang gemefen ſeyen; ein einziger gab 15 Tonnen 
Leber. Selbft im Mittelmeer gibt e8, nah Rondelet und 
Gillius, Hayen, die 10, ja 40 Centner ſchwer find. Die meis 
fen waren ſchon dem Ariftoteles befannt. 

Die einen haben flache, meift dreyedige und am Rande ges 
zähnelte Zähne, und find Naubfifche; andere haben nur Tafels 
zähne, wie ein Steinpflafter, und Ieben von Krebfen und Schal: 
thieren. 

Bey dieſem zahlreichen Geſchlecht Jaͤßt es ſich zeigen, wie 
die Gattungen wieder in ihrer Entwicklung die Stuffen ihrer ra 
nung zu. durchlaufen fuchen, Sie theilen fih zunädft , 
‚Enorpelfifhartige, meldartige und ——— 
Die erſten haben ſcharfe Zähne, und dad Maul unter der 
Schnauze; die zmeyten dad Maul am Ende; die dritten haben 
Pflafterzähne. 

A. Knorpelfifhartige Hayen: die Zähne fpibig, daB 
Maul unter der Schnauze, Diefe zerfallen wieder in priden: 
artige, rochenartige, bayenartige und flörartige, 

a. Pridenartige: Leib fchlanf, beide Rückenfloſſen ſtehen 
binten auf dem Kreuz; Stirnlöcher und Gteißfloffe. Scyllium. 

41) Der Katzenhay (Sy. canicula), Grande! Roussette, 

ift der Pleinfte Hay, und wird Faum über eine Elle Yang, 
rauh wenn man ihn rückwärts ftreicht, glatt aber umgekehrt; 
röthlich mit fehr vielen Fleinen ſchwarzen Flecken; beide Rüden 
floffen ftehen weiter hinten als die Bauch und Steiß-Floſſe. 

Findet fih um ganz Europa, vorzüglich aber im Mittel» 
meer, und ift ein fehr gieriger Naubfifch, welcher der Fiſcherey 
ſehr ſchadet, dafür auch ſehr verfolgt wird. Er hält ſich ge 


54 
mwöhnlih am Strande im Schlamm auf. Das Fleifh ift fchlecht 
und hat einen thranigen Gefhmad. Bloch, 4. F. IL 21. 
T. 114, unter dem Namen Squalus catulus. Rondelet 
1554. ©.380. Canicula,. Scyllium Aristotelis (Gesner 1558. 
©. 195. Fig.). Salviani 1554. T. 45. Catulus (minor), 
Gatto (Willughby 1686. T.B, A. Fig.) Bey Venedig 
Gatta schiava, bäufig, höchſtens 14 Pfund ſchwer; die Haut 
wird zum Polieren feinerer Holzarbeiten verwendet. Martens, 
Reife II. 408. _ 

2) Der Pantherhay (Sg. catulus et stellaris), Petite?! 
Roussette, Rochier, 

faſt ganz wie der vorige, wird aber 2 Ellen lang, und hat 
eine fehr harte und raube Haut, fo daß man Holz und Elfen» 
bein damit polieren kann, ift röthlih, und bat meniger große, 
zerftreute, ſchwarze, meift ringförmige Sleden, heißt daher auch 
der getigerte Hay. Die Rüdenftoffen ftehen gerad über den 
Bauch: und der Steiß-Floffe. Findet fih um ganz Europa, in 
Menge aber im Mittelmeer, wo er fehr verfolgt wird, meil er 
dem Fiſchfang ſchadet. Sein Aufenthalt it gewöhnlich im hoben 
Meer und zwifchen Klippen, er wird daher weniger gefangen 5 
dad Fleifch ift aber beffer ald vom vorigen. Rondelet, Cani- 
cula saxatilis p. 383. Fig. (Gesner ©. 19. Fig.) Sal- 
viani t. 45, Catulus major, Scorzone. Bey Venedig Gatta 
d’Aspreo, häufig. Bloc, Q. 8. I. 16. T. 112. Sq. canicula. 

b. Rochenartige: der Kopf niedergedrüdt, die Augen 
zur Seite auf Hörnern. Zygaena. 

3) Die Hammerfifche (Zygaena) 

baben die Geftalt und die Floſſen wie der Rieſenhay, auch 
fehlen ihnen die Stirnlöcher; aber fie weichen von allen Fifchen 
dadurd ab, daß ihre Augen am Ende von 2 armfürmigen Sei» 
tenverlängerungen ded platten und flumpfen Kopfed ſtehen, wo— 
durch er die Geftalt eined Hammerd erhält; der Mund unten 
und die Nadlöcher davor nahe am Kopfrande, Die Zähne find 
dreyeckig und ſägenförmig und ſtehen in 5—A Reiben. 

Der gemeine (Sg. zygaena) 

ift gewöhnlich manndlang, raub und grau, die Wurzel der 
Sloffen ſchwarz und alle mondförmig; die erſte Rüdenfloffe iſt 


55 


groß und ftebt weit vorn, Er findet fih vorzüglih im Mittel: 
meer, aber. au im atlantifchen bi8 nad) Weftindien und wird 
bisweilen 12° lang, 8 im Umfang und 5 Gentner ſchwer; bält 
fih gewöhnlich an fehlammigen Drten auf, ift ein fchädlicher 
Raubfiſch, wagt fih unter die Schiffe auf den Nheeden und 
greift felbft Menſchen an; daher wird er überall verfolgt und e8 
gibt wenig Reifen, wo man nicht -Befchreibungen und Abbilduns 
gen von ibm findet. Er wirft 10—12 Junge fur; nach einander, 
Am meiften wird er in der Nähe von Smyrna gefangen. _ Sein 
Fleiſch iſt zäh, riecht und fhmedt ſchlecht; dennoch wird ed von 
den Arabern gegeſſen, die Leber zu Thran und die Haut als 
Chagrin zum Polieren gebraucht. Bloch, A. F. J. 29. T. 117. 
Gesner, 1254. Fig. 
6 Eigentliche Hayen: breite Schneidzähne, die erſte 
Rückenfloſſe vor den Bauchfloſſen. 
Es gibt ohne Stirnlöcher, aber mit einer Steißfloſſe. 

4) Der blaue (Sg. glaucus) 

findet fih gewöhnlich im Nordmeer in der Größe von 23° 
und ſchenkelsdick, fol aber 10 und 45° lang werden; er ift glatt 
und fchieferblau, hat fehr lange und fpipige Bruftflojfen, gezäbs 
nelte Lanzenzähne in 4 Reiben, eine Steißfloffe, aber Peine Stirn» 
löcher. Die zwey Rückenfloſſen fleden weit vorn. Er macht be— 
fonder8 Jagd auf die Alofen, und erfcheint dann in Menge an 
den Küften von England und Franfreich; er verfchlingt auch 
Thunnfifche, und fol fogar Menſchen anfallen. Sein Fleiſch iſt 
zäh und übelriechend; die Leber aber wird gefchäßt. Bloc, 
D. $. II. 78. T. 86. 

5) Der Rieſenhay oder der Menfhenhay (Sg. car- 
charias), Requin, 

wird 4 Klafter lang, ift fpindelförmig und bat eine chagrins 
artige, graue Haut, mit mehr ald 400 lanzenförmigen Zähnen 
in 6 Reihen, die oben wieder an beiden Rändern gezäbnelt find. 

Diefe Zähne können fie aufrichten und Tegen, weil fie nur 
in Hautzellen fteden; fie folen immer nachwachſen, wenn die 
alten ausgefallen find. Man findet oft dergleichen verfeinert 
unter dem Namen Schlangenzungen. Er fcheint fih in allen wär» 
mern Meeren zu finden, und nicht felten im Mittelmeer, wo er 


56 . 
ſich meiftens in der Tiefe aufhält. Er iſt aͤußerſt gefraͤßig, 
und verſchlingt alles was ihm vorkommt, Schollen, Robben und 
Thunnfiſche, mit denen er manchmal an Sardinien in die Netze 
geräth und gefangen wird; man hat daſelbſt in einem 3—4 Cents 
ner fehweren gegen ein Dugend unverfehrte Thunnfifche gefunden 
(Cetti III. ©. 73.). Er fallt febft die Menfchen an, wenn er 
ihrer babhaft werden Fann, und man bat bievon traurige Ge> 
fhichten. Einem badenden Matrofen hat einer, nah Fermin 
(II. ©, 248.), ein Bein abgebiffen, deßgleichen einem jungen 
Menfhen, nah Feuillee, felbft auf einer Rheede, die voller 
Schiffe lag, und ein Mädchen hat einer ganz verfhludt. Im 
Weltmeer folgt er gewöhnlich den Schiffen Tage, ja Wochen 
lang nah, um die audgemworfenen Eingemweide zu verfchlingen 
und geftorbene Menfchen, die ind Meer geworfen werden; er foll 
fogar 20 Schuh hoch aus dem Waſſer nad) ihnen fchnellen. Faft 
immer bält fich der fogenannte Lootfenfifh um ihn auf, um, wie 
die Matrofen mepnen, ihm die Gegenwart eines Fraßes anzus 
zeigen, mahrfcheinlich aber, um von feinem Auswurf zu Ieben, 
Er. hat einen äußerſt feinen Geruch, und wittert faules Fleiſch 
4—6 Seemeilen weit; auch wiffe er die Schwarzen von den 
Weißen zu unterfcheiden, und ziehe jene vor: wenn daher die 
Weißen an America baden, fo zwingen fie die Schwarzen fich 
im Kreife um fie zu flelen, damit fie zuerft vom Kap hinwegs 
gefehnappt werden, Es hängen fich ihm oft die Schiffshalter an den 
Leib, und laſſen fi) von ihm berumführen, Belon ©. 60. Fig. 

Da fie fo ſchädliche Thiere find, fo werden fie.verfolgt, wo 
man ihrer anfichtig wird. An Africa gibt es vermegene Neger, 
welche ihnen nachſchwimmen, und ihnen, mwährend fie fih gegen 
fie ummenden, um dad Maul nad) oben zu bringen, den Bauch 
auffohlipen. Ihre Eyer follen 8 Zoll lang ſeyn, und die Fäden 
daran 40. Sie fommen aber Yebendig zur Welt, und man bat 
gegen 40 Junge in ihnen gefunden. Man benutzt von ihnen 
nichts ald den Thran aus der Leber und die Haut, welche ein 
grober Chagrin ift, womit man Holz und Elfenbein poliert, ihn 
auch ald Ueberzug von Flaſchen, Futteralen und Degengriffen 
u. dergl. anwendet. 

Im Jahr 1758 z0g ein Matrofe mit einem audgeftopften 


57 


Hay in Deutfhland umher, von dem er im Mittehmeer ver: 
ſchlungen und wieder audgefpieen worden war, ald man ihn mit 
einer Canonenkugel getroffen hatte. Man bat ſchon in einem 
ein ganzes Pferd gefunden, und fein Gewicht auf 15 Centner ge— 
fhäht; ja man erzählt von folchen, die 40 Centner ſchwer ges 
wefen ſeyen; indeffen wog einer von 20 Schuh Länge und 9 Ums 
fang nur 224 Pfund. Werfteinerte Schlangenzungen (Glosso- 
petrae) find fo groß, daß das Thier 70 Schub lang gemefen 
feon muß. Nah Riffo zeigt er fich felten bey Nizza, kommt 
aber vor von 9—12 Schub und 1—12 Centnern. Sein Fleifch 
ift weiß aber übelriechend und unſchmackhaft, und wird für eine 
fehr grobe Speife gehalten. Bellonius ©. 70. 

6) Es gibtZnoch einen andern fogenannten Menſchenhayh, 
welcher eine mehr dreyedige Schnauze und die Nasdlöcher näber 
am Munde batz auch ſteben die Kiemenlöcher ganz vor den Brufls 
floffen. Man nennt ihn 

den langnaſigen (Sg. cornubicus). 

Er ift oben blau, bat an den Seiten des Schwanzes einen 
Hautkiel; die Lappen an der Schmwanzfloffe ſind ziemlich gleich. 
Er findet fi ebenfal8 im atlantifchen Meer, an England und 
im Mittelmeer. Rondelet nennt ihn Lamia und bildet ihn ab 
©. 399; und davon findet fih eine Eopie bey Gedner, ©. 204 
(Canis lamia), Nah Riffo fängt man fie bey Nizza von 
4 Pfund bis zu 6 Centner und von 9 Fuß Länge. Abges 
bildet ift er auh in Borlafe, Cornwallis, T. 26. unter dem 
Namen Porbeagle, und befchrieben von Brouffonet in Mem. 
ac. 1780. e 

Es ift ſchwer zu entfcheiden, melde Gattung eigentlich 
die Alten unter dem Menſchenhay verftanden haben; mahrs 
ſcheinlich indeffen denjenigen, welcher fih am meiften im 
Mittelmeer und in der Nähe von Griechenland zeigt, und dab 
ift wohl der vorige. . Bon diefem fagt Rondelet, daß er uns 
ter allen am größten werde und auf einem Wagen Faum von 
2 Pferden fünne gezogen werden; man weidet ihn daher auß, 
zerfchneidet ihn in Stüde und Jadet ihn auf 2 Wägen. Er habe 
einen mäßigen von 10 Gentnern gefehen. Die Haut raub, der 
Kopf groß, Rachen fehr weit. Die dreyedigen, beyderſeits geferbten 


58 


Zähne fehr hart und in 6 Reihen, movon die erfte vorwärtd ges 
richtet ift und aus dem Munde ſteht, die zweyte aufrecht, 
die folgenden nach hinten gerichtet und vom Sleifche bededt. 
Die großen Augen zieht er ein und ſieht die Menfchen ſtarr 
an. Er ift ſehr gefräßig, verſchlingt felbft Leichname, mie es 
bey der Zerlegung fich gezeigt bat. Bey Marfeille und Nizza 
wurden bisweilen gefangen, in denen man einen gepanzerten 
Dann gefunden hat. Darum hatten die Alten auch gemiffe 
Weiber Lamien genannt, meil fie junge Leute verlodt und mit 
Haut und Haar aufgefreffen hätten. Er babe an der Weftfüfte 
Sranfreich8 einen geſehen, durch deffen Rachen ſehr leicht auch 
ein fetter Menfch gegangen wäre; daber müffe man mwabrfcheinlich 
die Erzählung von Jonas auf diefen Fiſch deuten, weil man vor 
Zeiten unter dem Namen Walfifche (Cete) alle großen Fifche 
verfianden und die achten Wale nicht von den Hayen unterfchie= 
den hätte, befonderd weil auch die Ieptern lebendige Junge zur 
Melt bringen; Galenus rechne unter die Wale auddrücdlich die 
Hayen, die Hammerfifhe und felbft die großen Thunnfiſche; 
eben fo Athenäus, Paul von Negina und Varroz aud fey 
der Schlund der Wale viel zu Flein, wie e8 die Zerlegung lehre. 
Das Fleiſch fey weiß, nicht befonderd hart, mwildere auch nicht 
und fey dem von vielen anderen Hayen vorzuziebenz; daß er 
Menſchenfleiſch freffe, könne vom Genuffe nicht abhalten, weil 
dad andere Fifche auch thun. Sept ejje man ed mit Lauch, Zwie⸗ 
bein und andern Gewürzen. Die Goldfhmidte faßten die Zähne 
unter dem Namen Schlangenzungen in Silber und die Mütter 
biengen fie ihren Kindern um den Hald, meil fie dad Zahnen 
erleichterten und die Krämpfe oder Gichter vertrieben; man mache 
auch das befte Zahnpulver davon, welches die Zähne ganz weiß 
erhalte. Nach Belon beträgt die Zahl der Zähne an 200; fie 
ftänden in 4 Reiben; man bewahre fie auch ald Gegengift und 
faffe fie deghalb in Silber und Gold ein; der Fifch fen übrigens 
im Mittelmeer felten, I 

Andere haben nebft der Steiffloffe auch Stirnlöcher. 

7) Der Hundshay (Sg. galeus), Milandre, 

bleibt Blein und wird höchftend ı Centner ſchwer, ift afch» 
grau und hat lanzenförmige Zähne, die nur an einem Rande ges 


59 


zähnelt find. Finder fih um ganz Europa, vorzüglih im Mits 
telmeer, und ift fehr gefräßig, verfihlingt fogar Stüde Holz, 
wenn fie mit Sped gefhhmiert find. Man nennt ihn gewöhnlich 
die Meerfau. Bloch, 4A. 8. I 31. T. 118. Gesner 197. 
Fig. Canicula Plinii, Lamiola. 

Andere haben Stirnlöcher aber Feine Steißfloffe. 

8) Im Nordmeer gibt e8 den nordifhen Menfhenhay 
(Sg. glacialis), 

melcher fi aber von dem füdlichen durch die Anmefenbeit 
der Stirnlöcher und den Mangel der Steißfloffe unterfcheidet. 
Er wird befonderd häufig an Norwegen, Is- und Grönland ges 
fangen. .Er wird 12—18 Schuh lang, hat oben über 100 beweg— 
liche Zähne in 4—9, unten etwa 100 in 5—6 Reiben; außerdem 
fteben noch mehrere zerfireut. Der Leib ift ziemlich walzig mit 
flachem Rüden; die Bruftfloffen fehr groß und oval; die erfte 
Rücdenfloffe ziemlih in der Mitte, die zweyte auf dem Kreuz, 
die obere Schwanzflojfe fehr lang. Er hält fih in der Tiefe 
auf, und fommt nur an die Küften, wann er feinen Raub vers» 
folgt oder verfolgt wird. Er frißt alles, was ihm vorkommt, 
Schollen Eabeljau, Dorfche, felbft junge Robben und Delphine, 
verzehrt auch die todten Wale und ſelbſt Menfhen, manchınal 
fogar Lebendige, und wird daher fehr gefürchtet. Er fol die 
Heinen, mit NRobbenfellen überzogenen Nachen der Grönländer 
mit feinem meiten Maul niederdrüden, und den darauf fißenden 
die Beine abbeißen; daher fliehen ihn die einzelnen Fifcher, 'fo> 
bald fie ihn fehen. Auch fol er fehr gur hören, und fogleih aus 
der Tiefe berauffommen, wenn er reden hört; daher die grüns 
ländifhen Fifcher ganz fill find, wenn fie feine Nachbarfchaft 
vermutben. 

Ihre Raubfucht ift fo groß, daß fie ihrer eigenen Art nicht 
fhonen. Ein Lappländer verlor einen an feinen Kahn gebuns 
denen Hay, ohne ed zu bemerken; furz nachher fieng er einen 
größern, und fand in deffen Magen den verlornen wieder (Keems 
Zappland 160.). Beym Wallfiſchfang wetteifern die Menichen 
mit ihm in freundfchaftlicher Hilfe; während jene den Wallfiſch 
oben zerfleiihen,, beißen ihm die Hayen unten Stüde aus dem 
Leibe. Nah Gunner hat man in einem ein Nennthier ohne 


60 


Hörner, und in einem andern eine Nobbe fo groß mie ein Och 
gefunden; er muß daher felbft eine ungeheure Größe gehabt 
haben. } 
Megen feiner Freßbegierde läßt er fich leicht fangen. Man 
bindet einen Sad mit faulem Fleifh oder einen Robbenfopf an 
einen Hafen, und fchleppt ihn hinter dem Schiffe ber, was bes 
fonder8 an Island geſchieht. Er nähert ſich vorfihtig, ums 
ſchwimmt den Köder, Foftet ihn, läßt ihm aber wieder fahren. 
Zieht man ihn zurück, fo erwacht beym anfcheinenden Verluſt 
feine Begierde fo, daß er plöslich darauf Yodfährt und ihn vers 
fhlingt. Es fol ein Vergnügen feyn, zu ſehen, was er für 
Sprünge macht, um loszukommen. Er fucht die Kette abzu> 
reißen; find alle Verſuche vergebens, fo fpringt er wüthend dar» 
auf und ſtößt endlich felbft den Magen aus, worinn der Hafen 
fit. Haben fich die Matrofen hinlänglih an feiner Qual er= 
göpt, fo ziehen fie ihn in die Höhe, machen ihn einen Strid um 
den Leib, und hauen ihm, ebe er aufs Verdeck gebracht wird, 
den Kopf ab, und auch fobald ald möglich den Schwanz, meil er 
auch geköpft noch gefährlih um ſich ſchlägt. Es ift merkwürdig, 
daß diefed freche Thier fich vor dem Pott-Wal fo fürchtet, daß 
ed den Strand fucht, ja fogar auf Klippen Flettert, wo er ge> 
wöhnlih zu Grunde gebt; er fol es fogar nicht wagen, fich 
einem todten Pott:Wal zu nähern, obfchon er andere todte Wale 
gierig verzehrt. Unter allen Hayen hat er da8 efbarfte Fleiſch, 
welches in Is- und Grönland frifch, gedörrt, befonderd aber halb 
faul gegeffen wird, jedoch nicht gern; der Thran aus der Leber 
wird zum Schmieren, felten zum Leuchten benutzt; mit der rauben 
Haut poliert man die Zeltftangen, macht auch daraus Schuhe, 
und in Norwegen Pferdgefchirr. Die beften Nachrichten von 
diefem Fiſch haben wir von Otto Fabricius, Fauna groenl. 
p-127, Egede ©. 49. Fig. Gunner Dronth. Gef. Schr. II. ©. 350. 
3.10, 11. Faber 25. Blochs Squalus carcharias, 4. F. J. 
35. Taf. 119, wobey aber der Zeichner, wie es fcheint, bie 
Steißfloffe binzugedichtet hat: denn Bloch fagt ausdrücklich, daß 
fie feble. 

d. Die flörartigen Hayen- haben Staheln in ben 
Rückenfloſſen oder an den Seiten der Schnauze. 


61 


9) Der Stachelhay (Sq. centrina), Humantin, - ; 

ift did und gedrungen, bat Stirnlöcher aber Feine Steißs 
flofen; Schneidzähne, oben nur in einer oder 2 Reihen, unten 
dünne fpihige Zähne in mehreren Neihen, eine rauhe bräunliche 
Haut, einen kurzen Schwanz und einen Stachel in jeder Rüden» 
floffe, wovon die erfle weit vorn flieht. Wird nicht über 3—4‘ 
lang und findet fih im Mittelmeer, aber entfernt von den Küften, 
wird daher wenig gefangen und wegen ded fehlechten Fleifches 
nur von armen Leuten gegeffen. Er gehört zu den Raubfifchen. 
Die Haut braucht man zum Polieren und zum Ueberzieben von 
Futteralen. Er fol fchlau wie ein Fuchs ſeyn, nur mit VBorficht 
an die Angel geben und menn er diefelbe verfchludt bat, in die 
Höhe fpringen und. die Schnur abnagen;z gelingt e8 nicht, fo foll 
er die Eingemweide herausftülpen, wobey die Angel abfalle. Auf 
diefe Weife fol er 2—3mal die Angel verfchluden und die hr 
dabey Ieer ausgehen laſſen. Bloch, A. 8. 1. ©. 23. T. 115. 
Geöner, 719. Mustelus centrina, 1250. Vulpes Ari 

10) Der Dornbay (Sg. acanthias), Aiguillat, 
- bat Stirnlöcher aber Feine Steißfloffe, Fleine fhneidende Zähne 
in mebreren Reiben, und einen Stachel vor jeder Rüdenfloffe auf 
dem, ‚Kreuze; er ift walzig, chagrinartig, wird 3 Schub lang, 
20, Pfund ſchwer, oben dunfelbraun, unten weiß, jederfeitö mit 
&-Reiben Schleimlödern. Er findet ſich häufig um ganz Europa, 
aud) in der Nordfee, aber felten in der Oſtſee, hält ſich geſellig 
und geht beſonders den Zugfiſchen, dem Häring, Schellfiſch und 
Meerſtint nach. Er paart ſich, nach Ariftoteles, im Septem⸗ 
ber, und wirft vom März bis zum Auguſt manchmal 6—7 Junge 
furz nach einander. Sein Zleifh ift zwar zäh, aber nicht fo 
übelriechend wie bey andern, fommt daher auf die Märkte, und 
wird befonderd ın Stalien in Salzwaffer gefocht; die Srönlän> 
der laffen e8 vorber halb faul werden; diefe und die Schottländer 
trod'nen e8 an der Quftz auch die Ener werden gegeſſen. Bloch, 
D. $. II. 74. T. 85. Klein missus IH. t.1.£.5,6. Kuhls 
Bentr. T. 1. \ Lil: 

11) Die Sägfifche (Pristis) 

find walzig, vorn abgeplattet, aber die Schnauze ver: 
längert fih in ein langes Schwerd, mit fpipigen Zaͤhnen an 


62 


beyden Seiten; in dem queren Munde unter der Schnauze ſtehen 
Feine Körnerzähne wie Pflafter. Sie haben 2 Stirnlöcher, aber 
feine Steißfloffe. Die Staheln in der Säge find wirflich in 
‚die Knochen eingefeilt, wie ächte Zähne, und beftehen aus kno— 
chenartiger Materie, während die eigentlichen Knochen nur knor⸗ 
pelartig ſind. 

Der gemeine (Sq. pristis), Espadon, 

wird gemwöhnlih manndlang, erreicht aber eine Länge von 
45° und mehr; die Haut ift dunkelgrau und glatt; in der Säge 
ſtehen jederfeit8 18—34 Stacheln. Er findet ſich in allen Meeren, 
in den Fälteften wie in den heißen, und Fämpft fehr häufig mit 
den Walen, denen er den Bauch ‚aufreißt, woben ihm aber nicht 
felten die Säge abbricht und ſtecken bleibt. Der Kampf dauert 
gewöhnlich febr lang unter einem fürchterlihen Schlagen und 
Toben im Waffer, Die Wanfiichfänger fehen dann von ferne zu 
und warten, um den Sägfiſch nicht zu vertreiben, bid der Wall 
fiſch todt ift. Sie behaupten nad Martens (Spihbergen ©.96), 
daß der Sägfifeh fodann nur die Zunge freffe und dad Uebrige 
liegen laſſe. Ungeachtet feiner Feindfchaft mit dem Wallfiſch 
kann man ihn wegen ſeines Gebiſſes doch nicht unter die Raub⸗ 
thiere rechnen; ohne Zweifel frißt er nur kleine Fiſche, Schnecken⸗ 
Krebſe, Meerſterne u. derg.. In den Sammlungen findet Amar 
folhe Sägen, mweldye über handbreit und mannslang find; ‚da fl 
nun gewöhnlich ein Drittel des ganzen Leibes betragen, fo kann 
man leicht auf die ungeheure Größe dieſes Thiers ſchließen 
Bloch, A. F. J. ©. 41. T. 120. Gesner, 858. Physeter 
pristis. Valenciennes M&m. Mus. p. 223. IX. t. 11. fig. 1. 

B: Die weldartigen Hayen baben einen dicken Kopf mit 
dein Maule vorn, 

12) Der fogenannte Engelhay (Squalus squatina) 

bat einen niedergedrücten Leib, breiten Kopf und Feine Steiß⸗ 
floffe; die Kiemenlocher an den Seiten, und das weite Maul 
vorn an der Schnauze, die Augen oben und Stirnlöcher dahinter; 
vor den großen artfürmigen Bruftfloffen ſtehen die 5 Kiemen⸗ 
löcher dicht beyſammen. Die Haut iſt rauh, im Munde ſtehen 2, 
im Gaumen 3 Zahnreihen. 

Den Namen bat diefer Fiſch von den flügelförmigen Bruft 


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floffen erhalten; auch die Bauchfloffen find breit und lang, die 
2 Rücenfloffen dagegen klein und fteben auf dem Kreuz. Er 
findet fih um ganz Europa, und wird gemwöhnlih 4 Schuh, 
manchmal aber 6-8 Schuh lang und 1—2 Centner ſchwer, 
frißt Schollen umd Rochen, und wehrt fich felbft gegen Menfchen, 
wenn et im Nebe gefangen wird. Er fol im Frühjahr und im 
Herbft 7—8 Junge werfen, 8 Zoll lang. Das Fleiſch wird bloß 
dom gemeinen Mann gegeffen, befonder8 am Mittelmeer. Die 
Türken wiſſen aber aus der Haut den fhönften Chagrin zu vers 
fertigen, aud dem man Urgehäufe, Degengriffe u. dergl. madt; 
in Rom poliert man damit Holz und Elfenbein. Bloch, 
4.5.1 ©. 25. T. 116. Gesner 1079. Fig. Klein mis- 
sus II. t. 2. £. 5, 6. | | 

C. Die Eröpferartigen Hayen haben nur Feine pflafter- 
artige Zähne und Feine Stadeln, aber Stirnlöcher und eine 
Steißfloffe. 

15) Der Glattbay (Sq. mustelus), Emissole, 
. findet fih um ganz Europa, und mird gegen 20 Pfund 
ſchwer⸗ bat viel Aehnlichkeit mit dem Hundshay, namentlich 
auch in der Anmefenheit der Steißfloffe und der Stirnlöcher, bat 
aber Feine Schneid> fondern Körner-Zähne, die in mehreren Rei— 
ben, wie ein Mofaifpflafter, neben einander ſtehen; oben perls 
grau, unten weiß. Die erfte Nücenfloffe ift dreyeckig, und ftebt 
weiter vorn als die kleinen Bauchfloffen; die zweyte ift viel größer 
als die viereckige Steißfloffe, und die Schwanzfloffe wird an 
ihrem Ende breiter. Diefer Glatthay unterfcheidet fih vom 
Dornhay bauptfähiih durh den Mangel des Rüdenftacheis, 
durch eine fürzere und breitere Schnauze, ein Fleinered Maul mit 
dem getäfelten Gebiß, wie bey vielen Rochen, auch ift feine Haut 
glatter als bey allen andern. Wegen feined Gebiffes frißt er 
nur Weichthiere, und ift mitbin nicht fchädlih. Ste werfen 40 
bis 50 Junge im Jänner. Das Fleifch ift unverdaulih. Am 
meiften werden fie im Mittelmeer beobachtet. Rondelet ©, 375. 
Fig. Gesner 117.-Fig. Galeus laevis. 

44) Der Beinhay (Sg. maximus), P£lerin, 

wird felbft größer ald der fogenannte Menfchenfreffer; die 

Kiemenfpalten gehen faft um den ganzen Hals, die Zähne find 


64 


kegelfoͤrmig und richt gezäbnelt. & findet fi im Nordmeer, 
und wird bisweilen vom Sturm an unfere Küften getrieben. 

Dan bat einen folden 30 Schub langen, 16 im Umfang, und 
160 Gentner fchwer gefhäßt, im November 1810 bey Dieppe in 
einem Häringsnetz befommen. Er ift dunkelgrauz aus den 
langen bin und ber gebogenen Kiemenſpalten hängen ‚Kiemens 
bäute mie Fahnen, daher man ihn aud) Pilgerbay nennt, Im 
Maul liegen an 4,000. Zähne, die. aber nur 2°), Linien lang 
find, und daher ift diefer Hay auch nicht räuberiſch, ſondern 
ſcheint von jungen Delphinen zu leben. Durch die ungemöhns 
li langen Kiemenfpalten hängt auch der Kopf mit dem Rumpfe 
fo ſchwach zuſammen, nebmlih nur am Genid und am Bruſt⸗ 
bein, daß der Fiſch unmöglich große Gewalt ausüben kann. 
Die Leber wiegt 20 Gentner, und liefert daber viel Thran. 
Blainville Annales Mus. XVII. pag. 88. tab. 6. fig. 1—6. 
Bunner Drontb. ef. Schr. II. ©. 33. T. 2,4. hin, 20. 

B. Nur ein Kiemenlodh mit Dedel. 
4. Sippfohaft. Die Störartigen ' 

find Knorpelfifhe mit den gewöhnlichen ‚Kiemenbögen in 
einem einzigen Kiemenlocd unter einem Dedel, aber ohne 
Strahlen. 

Diefe, Fifhe machen den Uebergang zu den Knochenfichen 
durch die Vereinigung ihrer Kiemenbögen in einer einzigen Haut—⸗ 
Öffnung; fie haben aber wirklich noch Fnorpelige Knochen, eine 
fchuppenlofe oder mit Nägeln befepte Haut, und eine Geſtalt wie 
die Hayen, den Fleinen Mund unter ber Schnauze, mit fehr vers 
fümmerten Kiefern; die Augen an der Geite des Kopfed. 

1. ©. Die Spöfen oder Affenfifche (Chimaera) 

haben ganz die Beftalt der Hayen und auch deren Floffen, 
fogar ſchenkelartige Anbänafel. neben den Bauchfloffen; im queren 
Maul nur Fnorpelartiae Platten ftatt der Zähne, uhd einen fehr 
Pleinen, Faum bemerfbaren Kiemendedel; der Leib iſt fpindels 
förmig und nadt, mit. einem Rüdenftahel und einem fehr dünnen 
Rattenſchwanz, daber fie auch Seerapen genannt merden. Die 
Floſſen beftehen bloß aus Haut, obne Strahlen, 

Die gemeine Spöfe (Ch. monstrosa) 

ift gemöhnlih 3—4 Schuh lang, fol aber 30 lang werden; 


65 


der Schwanz läuft in einen ſehr langen Faden aus; die erſte 
Rückenfloſſe bat vor fi einen Jangen Sägeftachel, und ſteht auf 
dem Nadenz die zwente beginnt gleich dahinter, und läuft faft 
über den ganzen Schwanz. Die Haut ift filberglängend und bat 
‚oben braune Fleden. Die Seitenlinie ift fehr tief, fängt ſchon 
vor den Augen mit 5 Xeften an, und läuft gerad nad ‚hinten. 
Die Naslöcher fleben vorn auf der Schnauze, nicht unter ders 
felben; die Bruftfloffen find fehr lang und fpıbig. Er findet fich 
nicht felten im Nordmeer, kommt jedoh auch im Mittelmeer 
vor, Die Schnauze ift ziemlich flumpf und nach oben gerichtet; 
die obere Lippe bildet eine Hafenfcharte, und darinn flehen die 
Naslöcher in Windungen und Lappen, wie bey der Fledermauß, 
welche man Hufeifen:Nafe nennt; jeder Mundmwinfel verlängert 
fih in einen Lappen; die großen Augen haben einen grünen 
Stern in einem weißen Ring, und follen wie Kabenaugen leuch⸗ 
ten; im Munde bat er oben vier, unten zwey Zahnplatten, 
jene find in zehn, die untern. in mehr Zähne oder Täfeldhen 
geſchieden. Auf dem Kopfe ded Männcens ift ein Baden, der 
fih in ein Büfchel Fafern endigt, daber der Fifh an Norwegen 
auch Fiſchkönig genannt wird, Der Schwanz ift faft noch eins 
mal fo lang als der Leib, und aus feinem bintern Theile macht 
man Pfeifenräumer.. Er lebt von Krebfen und Medufenbäuptern. 
Er fängt fih mandhmal im Nepe mit den Dorſchen und Härine 
gen, wird aber wegen feineß zähen Fleiſches nicht gegeffen. Aus 
den Eyern, deren Größe übrigens nicht angegeben wird, baden 
die Normänner Pfannenkuchen, und aus ber Leber läßt man Del 
tropfen, gut für Wunden und Augenfrankheiten. Bloch, A. 
F. I. 61. T. 124. Gesner 4054. Fig. Simia marina; Clu- 
sius Exotica 137. Pontoppidan, Norwegen II. 216. Dlafs 
fen 381. 1. ©. 192. Faber, Isl. Fiſche. ©. 41. 

6. G. Die Störe (Acipenser), Esturgeon , 

weichen in der Geftalt ſchon mehr von den Haven ab, 
find regelmäßiger, mit ftarfen Nagelreihen an den Seiten und 
einem gepanzerten Kopf; das Pleine zahnlofe Maul unter der 
fehr zugefpigten Schnauze, fo mie einige Bartfäden; die Augen 
an den Seiten und die doppelten Naslöcher gleich davor; 
Stirnlöher hinter den Augen, welche aber in die enge Kieo 

Diens allg. Naturg. VL - 5 


66 


menhöhle führen; der Schwanz kurz, die Schwanzfloffe bat 
auch unten einen vorfpringenden Lappen; die Rücenfloffe ſteht 
auf dem Kreuze, und es ift auch eine Steißfloſſe vorhanden. Sie 
unterſcheiden ſich auch durch eine ‚große Schwimmblaſe und kleine 
roogenartige Eyer. 

Es ſind lauter große Fiſche mit Bauchfloffen, welche vorzüg⸗ 
lich in den dftlihen Meeren von Europa und in den Binnen— 
Meeren von Afien leben und fehr hoch in die Flüffe heraufkommen. 
Pallas bat in feiner,Zoographia rossica II. p. 83., Brandt, 
und Rattze burg in ihrer medicinifchen Zoologie H. ©, 1, T. 1—4. 
die Gattungen aufführlih aus einander gefebt. 

4) Der gemeine (A. sturio) 

wird gewöhnlich manndlang, ift bläulichgrau und bat 5 Nas, 
gelreiben auf der rauhen Haut; mitten unter der Schnauze vier 
Bartfäden. R. 38. Schw. u, St. 24. Br..30. 8. 25. 

Die Nägel find Endchern und haben einen Frummen Stachel, wie. 
die. Rofenftacheln; eine Reihe läuft auf dem Rüdgrath, eine, an 
der Seite und eine längs dem Bauchrande. Die Lippen find 
nur mit einem Knorpel eingefaßt, und fönnen fi, wie ein Rüffel, 
etwas vorfchieben; mit der fpibigen Schnauze mwühlen fie den 
Schlamm auf, um die Jnfectenlarven zu befommen,, nähren ſich 
jedod vorzüglich von Fiſchen. Die Zunge ift, did ‚und groß. 

Sie finden fih um ganz Europa, und kommen oft 100 biß 
200 Stunden in den Fluͤſſen herauf, im Rhein bis gegen den 
Rheinfall, in der Donau bis nach Schwaben; ebenſo finden ſie 
ſich im Frübjahr in allen norddeutſchen Flüſſen, auch im Nil, 
vorzüglich aber in den Strömen Rußlands, welche in daB cafpifche 
und ſchwarze Meer fallen; fie müffen aber auch im Eismeer leben, 
weil fie fih im Oby finden.- In den deutfhen und franzöfifchen 
Slüffen ift er übrigens felten, und wird als ein MWundertbier gezeigt, 
wenn einer gefangen wird. Es gibt biömeilen melche, die 8° 
lang und gegen 2 Centner ſchwer find; in Stalien wurde einer 
gefangen, der über 5 Gentner wog, an Norwegen einer, von 
40 Centnern, deſſen Kopf allein eine Tonne Thran gab. Im 
Oby ſoll ein einziger 2Centner Roogen oder 1'/, Centner Milch 
liefern. Er iſt träg, und wenn er ſich in einem Netz verwickelt hat, 
ſo bleibt er ſtill liegen, ſo daß ihm die Fiſcher einen Strick durch 


67 


dad Maul und da8 Kiemenloch ziehen und ibn an den Kabn 
binden. Doch muß man fich vor den Schwanz in Acht nehmen; 
man bat ein Beyſpiel, daß er einem unvorfihtigen Knaben das 
Bein entzwey gefchlagen. Im Meere ernähren fie ſich von Hä— 
ringen, Mafreelen, Schelfifhen; in den Flüffen vorzüglich vom 
Graufarpfen, dem er nachzieht, und, mie ınan glaubt, von Jnfectens 
larven und Mufcheln. 

Der eigentliche Störfang gefchieht durch die Coſacken in der 
Wolga und andern Flüffen ded cafpıfhen Meerd, welcher Fang 
nah Pallas (Reifen Ausz. I. ©. 199.) durch ſtrenge Gefepe 
geregelt wird. Der Hauptfang ift unmeit der Stadt Gorodod 
unter 51 Grad, im Fluſſe Jaik, im Jänner mit Hafen unter 
dem Eid, weil man im Winter die Fiſche weiter verführen Fann 
und daber mehr für fie lößt; ed werden daber alle Störe und 
Haufen, die im May mit andern Fifchen gefangen werden, wire 
der ind Waffer geworfen. Die Störe legen fih im Herbfte reihen— 
weiſe in den tiefern Stellen des Fluffes zufammen, mas fich die 
Fiſcher merken, weil fie den ganzen Winter dafelbft zubringen, 
Im Jaänner verfammeln fih die Cofaden und beratbfchlagen über 
Tag, Ort und Art ded Fifchfangd; diejenigen, welche nun einen 
Grlaubnißfchein erhalten, fahren auf das Zeichen eines Canonen— 
ſchuſſes eiligft in Schlitten an die angemwiefene Stelle, und neb: 
men ihre Hafen an einer 20—30 Schuh langen Stange mit. 
Iſt dad Ufer ſehr hoch, fo muß man 50—60 Schuh lange Stan 
gen haben, und 4—5 Pfund Eifen daran hängen, damit fie vom 
Strom nicht fortgeriffen werden. Sind alle an Ort und Stelle 
angefommen, fo wird von jedem eine Wuhne in das Eid gehauen. 
Die dadurch aufgeftörten Fifche geben nun den Strom ab; die 
Hafen werden nab an den Grund gehalten und fchnel in die 
Höhe gezogen, fobald die Eofaden bemerken, daß fie von dem 
darüberziebenden Fiſch niedergedrüdt werden. Dadurch mird 
der Fiſch angefpießt und kommt zum Borfchein. Mancher hat 
das Glück an einem Tag 10 und mehr große Störe unter dem 
Eife hervorzuziehben; mancher aber flebt mehrere Tage auf dem 
Eid, ohne einen an feinem «Hafen zu fpüren, und geminnt den 
ganzen Monat nicht foviel, daß er nur die Ausrüftungsfoften bes 
ftreiten Fönnte, Auf diefe Weife wird einige Wochen lang täg— 

5 3 


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68 


Yich eine gewiſſe Strede des Fluſſes burchgefifcht, und Amar den 
Fluß abmärtd über 200 Werfte weit. Der erfte Fiſch wird ger 
mwöhnlich der Kirche geſchenkt. 

Es finden ſich um dieſe Zeit Kaufleute aus ben ent—⸗ 
fernteſten Gegenden des Landes ein, welche die Störe und 
Hauſen ſogleich kaufen, das Fleiſch und den Roogen zube⸗ 
reiten, verpacken und gefroren verführen. Zehn Stück gewöhn⸗ 
liche Störe koſten 30—45 Rubel; ein einziger großer koſtet allein 
6—7;5 fie find tiber mannslang, wägen 2 Centner und enthalten 
40 Pfund Caviar, wofür 2 Rubel bezahlt werden; es gibt ganz 
weißen Caviar, welcher an Geſchmack den gemeinen übertrifft 
und an den Hof gefandt wird; fallt Ihaumetter ein, fo vers 
fendet man den Roogen mit etwas Galz. Tiefer unten im Flug 
ſoll es ſchleimiger und ſchlechter werden. Da wegen der Menge 
nicht aller im Winter verfendet werden kann, fo muß er dur 
ein Sieb oder ein enged Netz gefchlagen und eingefalzen werden, 
und das gefchieht auf dreyerley Art. Die fchlechtefte Sorte ift 
der gepreßte; er wird nur von den gröbften Fafern gereinigtz 
dad Pud (40 Pfund) wird mit 2 Pfund Salz auf Matten an 
der Sonne getrocknet und mit den Füßen getreten; Foftet nur 
einen Rubel; der fürnige ift beffer, wird mit 8—10 Pfund Salz 
in langen Trögen durchgefhaufelt, dann auf Sieben oder dichten 
Neben etwas. getrodnet und in Fäffer gepreßt. Koflet etwas 
mehr, und ift eine gemöbnliche Faftenfpeife des gemeinen Volks: 
denn wegen des vielen Salzes ſchmeckt dieſer Caviar nicht jedem 
angenehm. Der beſte, welcher dem Anſehen nach aus ganzen 
Körnern beſteht, und nicht leicht ſtinkend wird, fommt in zwilchene 
Säde und fodann in eine Salzlauge. Diefe werden nachher aufs 
gehängt, damit die Lauge ausfidert, fodann ausgerungen, zwölf 
Stunden lang getrodnet und in Fäffer getreten. Das Pud Foftet 
gegen 1'/a Rubel. Der Eaviar ift ein beträchtliher Handelds 
artifel, geht nach Conftantinopel und durch ganz Europa. In 
Aftracan werden in manchen Jahren über 100 Tonnen davon 


gemacht. Er mird wie Butter auf dad Brod geftrihen und zum 


Frühſtück gegeffen, wie Sardellen oder Neunaugen. Man kann 
übrigens and vom Noogen ded Hechts und anderer großer Fluß: 
fifche Caviar bereiten, | 


t 
80 


Ein anderes, ſehr einträgliches Städ von allen Störarten 
iſt die Schwimmblaſe, welche von den Kaufleuten an die Coſacken 
zurück verhandelt und von dieſen zu Fiſchleim bereitet wird. 
Sie wird aufgeſchnitten, gewaſchen und an der Luft getrocknet, 
fo daß die äußere Haut unten, die ſilberweiße innere Leimbaut 
aber oben zu liegen kommt, wodurch fie ſich leicht abfondert und 
fodann in ein feuchtes Tuch gefhlagen wird, Nachher wird eine 
Leimblaſe nach der andern gerollt, und in Geflalt einer Schlange 
zwifchen 3 Pflöckchen geflemmt, deren viele auf einem Brett eitt« 
geſchlagen find. Man läßt fie etwad trodnen, und hängt fe 
dann an Fäden im. Schatten auf. Diefer Fiſchleim ift vom 
Senrjugen am beften, und dad Pud koſtet 40 Rubel, der vom 
Stör zwifhen 20 und 30, der vom Haufen nur 412—15, weil er 
der fchlechiefte if. Bon ihm bat aller Fifhleim den Namen 
Haufenblafe erhalten. Man macht auch folchen Reim von der 
Schmwimmblafe der Welle; dad Pud Foftet aber nur 5 Rubel. 
Das Fleiſch iſt fett und ſchmackhaft, beffer im Sommer, 
nachdem der Fiſch längere Zeit im füßen Waſſer gemefen ifl; «8 
bat viel Aehnlichkeit mit dem Kalbfleifch, ift aber ſchwer zu vers 
dauen. Es mird friſch eingefalzen und mariniert gegeffen. Die 
Raichzeit Fällt in. den April und May. Ben den Sriehen und Römern 
ſtand dieſer Fiſch in großem Anſehen. Nah Athenäus (VII. 
45.) war er ben allen großen Gaflmäblern das vornehmfte Ge 
richt. Ovid nennt ihn edel und Cicero macht e8 den Schwel» 
gern zum Vorwurf, daß fie Störfleifh Aßen. Nah Pliniuß 
(IX. 71,) ließ man ibn mit Blumen geſchmückt, durch befränzte 
Diener unter Mufifihal auf die prächtiaften Tafeln tragen. Noch 
jeht zahlt man in Rom für dad Pfund 4 Scudi. Er wird auch 
daſelbſt eingefalzen, und befonderd werden die Bauchflüde ae 
ſchätzt; der Ruͤckgrath wird in Scheiben gefchnitten, geſalzen und 
geräuchert gegeffen. Bloch, D. 5. II. 89, T. 88. Gesner 
126. Attilus. Sig. ©. 1116. Sturio. Brandt und Nabeburg, 
Medic. Zoologie DI. 17. T.3. 3.1. Anatomie in Kuhls Beptr. 
©. 188. T. 6. 

2) Der Haufen (A. huso), Bieluga, 

wird noch größer als der Stör, über 2 Klafter lang; bat. 
ebenfalls 5 Nagelreihen, die Nägel find aber nicht fo ſcharf; Lie 


70 


Haut dazmifchen ift glatt, der Kopf vierfchrötig, kürzer und 
ftumpfer, und der Kiemendedel ift fo Elein, daß er dad Loch nicht 
bedeckt. Der Rüden ift ſchwarz, die Seiten bläulih und mellen: 
fürmig, der Bauch weiß. NR. 66. Sch. 40. St, 25. Br. 33. 
B. 30. 

Er findet ſich um dad ganze öſtliche Europa und ſelbſt im 
Mittelmeer, gebt auch in die Flüſſe herauf, namentlich in die 
MWolga, den Jaik, die Donau bis Wien, und felbft in den Po, 
meiftend truppmeife im März und April, um zu laichen. Man 
bat fhon bey Wien 3 Centner fihmwere gefangen, Er ıft fehr ges 
fräßig, und verfolgt befonders die Heinern Fifche, verfhlingt auch 
milde Enten und felbft junge Robben, ja fogar Schilf, Wurzeln 
und Holz, das auf dem Warfer ſchwimmt. Er foll manchmal 
18—24 Schuh lang, und 10 Centner (25 Pud) fehmer werden. 

Der Haufen gebört, mie der Stör, zu den Wanderfifchen. Sie 
fammeln fih im Frühjahr um die Flugmündungen, und geben 
in denfelben in ungeheuerer Menge firomaufmärts, indem fie den 
fogenannten GrausKarpfen (Cyprinus grislagine) verfolgen und 
während der Zeit laichen. In den ruffifchen Flüffen dauert der Zug 
14 Tage. Ihre Vermehrung ift außerordentlih; in einem Roo— 
gen, der biöweilen 2 Eentner ſchwer ift, hat man über 3 Mils 
lionen Eyer berechnet. Sie legen diefelben auf den Grund der 
Slüffe- Gegen den Winter legen fie ſich in den tiefen Stellen 
der Flüffe und an ihren Mündungen zufammen, und bleiben den 
Winter über rubig. Der Fang diefer Fifche ift in Rußland, be= 
fonder8 in der Wolga und im Sail, nah Pallas (Reife I. 134.) 
und nah G. Gmelin (Reife II. ©. 201. T. 35 —37.), von 
großer Wichtiafeit. Man macht in die Flüffe ein Zaunmerf von 
Pfählen, und läßt darinn ein Zoch, wodurch die Fifche in eine 
Kammer kommen, welche durch eine Falthür ſich von felbft 
fließt; bey Aftracan fängt man fie in großen Sadnepen. Es 
fommen dabey vor dem Winter oft über 300 Boote zufammen, 
und die Fifche werden durch ein gemaltiged Gefchrey in Schreden 
gefebt, fo daß fie blindlings in die Netze gerathen und in weni: 
gen Stunden viele Hunderte gefangen werden. Uebrigend fängt 
man fie auch im Jänner unter dem Eid mit den Stören, wie ed dort 
angezeigt worden iſt. Sie werden frifch gegeffen, und eingefalzen 


74 


überall hin verfendet. Das Fleiſch iſt aber ſchlecht und um die 
Haͤlfte wohlfeiler ald das vom Stör; indeſſen wird diefer ge⸗ 
ringe preis durch die ungeheure Größe der Thiere ausgeglichen, 
indem fie im Jaik nit felten 10 Eentner ſchwer werden und 
2 Eentner Roogen haben, wofür man kaum 8 Rubel lößt. Man 
macht ebenfalls aus ihrem Roogen Caviar, und benutzt die Blaſe 
bekanntlich als Fiſchleim, der mit Kandelzucker gekocht den ſogenannten 
Mundleim gibt; mit Branntwein macht man daraͤus den Glas: 
fitt, die Haut wird getrodnet und zu Fenſterſcheiben gebraucht. 
Der Roogen beträgt 9, des Ganzen. Der fogenannte Belugen⸗ 
ſtein (Phil. Tr. 44. t. 11.) ſcheint ein Harnſtein zu ſeyn, weil 
man ihn in den Nieren findet. Er ft oval, weiß und hat ein 
ftrabliges Gefüge, wie Zeolith; 8 werden ihm vom gemeinen 
Volk harntreibende Kräfte zugeſchrieben. Bloch A. 5. 1 79. 
%.129. Gesner 56. Antacaeus. Marsili Dänubius IV. 
t. 10. £. 1., anat, VI. t. 9—21. Lepechins Reife 1. ©. 158, 
11. F: 1,2. Brandt und Rapeburg, Medic. Zoologie 
M. 3.2.1. 81. Bey Plinius heißt er Mario. 

3) Der Sterler (A. ruthenus, pygmaeus) 

ift der Fleinfte unter den Stören, wird 2 Schuh lang und 
20 Pfund fehwer, hat mehrere Nägelreihen auf dem Leibe, die 
"Nägel find Hein, flumpf und haben nur einen Kiel; die Schnauze 
ift viel länger; er iſt ſchön gefärbt, oben ſchwarz, unten weiß 
init tofenfarbenen Fleden, Nägel gelb. R. 39. Sch. 76. St. 22. 
Br. 20. 8. 23. Findet fih am bäufigften im cafpifchen und 
ſchwarzen Meer und geht in Unzahl höher als andere in die Flüſſe 
"herauf, befonder8 die Wolga und den Jaif, wo er häufig aefans 
gen wird und zwar in Neben im May und Juny, wo er laicht; 
im Auguft gebt er wieder ind cafpifhe Meer zurüc, Sein Fleiſch 
iſt das zartefte und leicht verdaulich. Einer von 2° Foftet 2 Rubel. 
Der Caviar ift ebenfall8 beffer ald vom Stör und Haufen, kommt 
aber nur an den Faiferlichen Hof.‘ Bloch, D. F. IH. 98. T. 89, 
Marsili IV. t.11.£. 1,2. Klein, Missus IV. p. 13. t. 1. 
Brandt und Ratzeburg I. 21. T. 2. 8. 2. 

4) Der Scherg (A, stellatus, helops), Sewrjuga, 

ift fehr fchlanf, wird nicht über 4° Yang und 20—30 Pfund 
ſchwer, bat eine fehr lange Schnauze und zwifchen den 5 Nagele 


72 i 


reiben ſternförmige Schildchen; oben bläulich fhmarz, unten 
weiß. R. 48. Sch. 130. St. 25. Br. 34. B. 26. Ihr. eigents 
licher Aufenthalt .ift da8 cafpifhe und fchmarze Meer, von mo fie 
im Frübjahr in ungeheurer Menge die Slüffe herauffteigen, befons 
derd in die Wolga, den Jaik, aber au in die Donau. 

Sobald nad) Pallas (Reife Auszug I. 210.) im May zu Gurjef 
von den Cofaden, welche eigens dazu aufgeftelt find, die Nachricht 
eingeht, daß die Sewriugen in der Mündung des Jaiks angekommen 
find, macht man fi zum Fang derfelben fertig. Die Ordnung 
iſt ganz fo, wie beym Störfang im Jänner. Der Fluß wird in 
9 Streden abgetheilt, melde durch ein übergefpanntes Seil bes 
zeichnet werden, damit niemand dieſe Grängen vor der rechten 
Beit überfchreite. Man fängt oben im Fluß an und fifcht in den 
obern Streden jedesmal. eine Woche lang, in den untern aber 
nur je 3 Tage, weil fih dann die Fiſche fhon ind Meer zurüds 
zieben. Sn jedem Einbaum fipt ein Eofad mit feinem Netz, wel 
ches 20—30 Faden lang ift und aus 2 Wänden beſteht; die vor« 
dere bat Maſchen 1°); Spannen weit, die hintere ift enger, fo 
daß die ſtromwärts fchwimmenden Fifche durch die erfte fommen, 
aber in der zweyten fteden bleiben und herausgezogen werden. 
Durch die. viele Bewegung der unzähligen hinter einander treis 
Senden Nepe wird dad Waller trüb, fo daß die Fiſche blindlings 
hineingerathen und fi nicht mehr zu helfen wiffen. Durch den 
ungebeuern Lärm werden auch die Fifche fo erfchredt, daß man 
fie am Ziel zu vielen Taufenden zufammengedrängt findet und 
man faum im Stande ift, die Netze heraufzuziehen. In wenigen 
Moden. find über 400,000 gefangen. Bey, der Herbflfifcherey 
machen Die Welfe, Barben und andere Heine Fiſche die Hauptſache 
aus. Im Winter fiſcht man auch in den Nebenwäſſern und fängt 
beſonders häufig den Meſſerkarpfen, Cyprinus cultratus. 

Weil der Sewrjugenfang zur wärmeren Jahreszeit geſchieht, 
ſo wird der Fiſch ausgeweidet, die Enorpelige-Rüdengerte heraus⸗ 
gezogen, das Fleiſch ſtreifenweis eingeſchnitten, ſtark geſalzen, in 
der Luft getrocknet und an die Wolga geführt, wo er auf Schiffe 
geladen wird. Der Roogen gibt dem des Störs an Güte 
wenig nach, allein da er nur geſalzen gegeſſen werden kann, 
ſo ſteht er viel geringer im Preis. Es gibt jedoch dergleichen 


73 


Fiſche, welche ganz weißen Roogen enthalten, der allen andern weit 
übertreffen fol und daher an den Hof gefendet wird. Die Rüdens 
gerten werden getrodnet, zu 25 zufammen gebunden, und ebens 
falls als Eßwaare verkauft, Das Taufend Foftet zwifchen 3 und 
4 Rubel. Selbft der Magen wird verzehrt, wie auch von andern 
‚Störarten. Die Schwimmblafe gibt-fehr guten Fifchleim, wovon 
das Pfund 4 Rubel Eoftet. In der Donau wird der Scherg auch 
für den ſchmackhafteſten Fiſch gehalten; er kommt nicht felten aus 
Ungarn nah Wien auf den Markt. Marſili, Danubius IV. 
.p- 37. tab, 12. fig.2.. Lepechins Reife I. 156. T. 10. F. 1, 2. 
N. Act. Petrop. IX. 1795. tab. A. Brandt und Rapeburg 
‚1.25. 8.3.8.3. 

Diäeſe Zunft der Haldınauler oder der Spihköpfe geht über 
in die 


2: Zunft. Weitmäuler oder Didföpfe € 


Keulenförmige Knocenfifche ohne Schuppen, bisweilen gepanzert, mit 

fehr großem niedergedrücktem Kopf und einem aezähnten Quermaul 

vorn daran, die Augen oben darauf und meiltens allerley Bartfäden; 

vor der Rücken- oder Bruſt-Floſſe gewöhnlich ein Stachel. 
Ihre Geſtalt mahnt auffallend an die Kaulquappen. 


Diefe Fifhe Leben größtentheild im Meer und halten fich 
ganz träg auf dem Boden, um durch dad Spiel ihrer wurms 
förmigen Fäden auf dem Kopf; an den Lippen und felbft an den 
Seiten Zifhe anzuloden und zu haſchen. Es gehören hieher die 
Welfe, die Srofhfifche und die Groppen, alfo Bauch> und Halds 
Floſſer. 

Die Welſe ſind zwar Knochenfiſche und Bauchfloſſer und 
werden wegen ihrer Fettfloſſe neben die Lachſe geſtellt; allein ihre 
Geſtalt iſt ſo unförmlich als bey irgend einem Fiſche, und ſie ſehen 
meiſtens völlig wie Kaulquappen aus durch den unverhältniß— 
mäßig dicken Kopf, den dünn zulaufenden Schwanz und die 
weiche, ſchleimige Haut; auch ſchließen fie ſich durch den vers 
kümmerten Kiemendeckel und die träge Lebensart, ihren Aufent— 
halt auf ſchlammigem Boden an die Knorpelfiſche an. Ihre 
Oberkiefer find zu Bartfaſern verkümmert und die Zähne ſtehen 


74 


nur in den Zwifchenfiefern, Sie haben eine große Schwimmblafe 
mie die Störe. Sie leben im fügen Sans und finden fi ſich am 
häufigſten in heißen Ländern. 

Obſchon die Frofchfiiche durch harte Rucken ſtrahlen und vor⸗ 
gerückte Bauchfloſſen abweichen, ſo ſtimmen ſie doch in der Ge⸗ 
ſtalt auffallend mit ihnen überein. Sie haben feine ‚Schuppen 
und die Kiemendeckel find febr verfümmert; das weite zahnreiche 
Maul iſt ebenfalls vorn an dem ungeheuern Kopf, an dem allerleh 
Fäden hängen. Sie halten ſich ebenfalls auf dein Boden auf 
und lauern nad) ihrer Beute; leben jedoch im Meer. Die Grop- 
pen fchließen fich durch die Halsfloſſen und harten Rücenftaheln 
an. Sie werden zwar wegen ihrer Deckelſtacheln in die Nachbat⸗ 
ſchaft der Bärfche geſtellt; allein ihre Ungeſtalt, ihre nackte Haut 
und beſonders ihr dicker, niedergedrückter Kopf As— 
entfernen ſie davon. 

A. Halsfloſſer. 

1. Sippſchaft. Die Breitmäuler‘ 

werden megen ihrer Ungeftalt Froſchfiſche genannt; ihr Leib 
iſt ungewöhnlich dick und mit dem Kopfe vesfloifen; der- Schwanz 
jo dünn und. Elein, daß er darinn ſteckt, wie ein Zapfen in einem 
Faß; fie zeichnen ſich durch armförmig verlängerte Handmwurzels 
knochen und allerley ſonderbare Fäden auf und unter dem Kopfe 
und ſelbſt am Leibe, auch durch den Mangel eined und ded an» 
‚deren Kiemenbogend aud. Man bat fie fonft zu den ee ge⸗ 
rechnet. 

1. G. Die eigentlichen Froſchfiſche (Lophius) 

haben ein halbEnorpeliges Skelet, eine ganz Eh He 
Haut, mit fehr diem Kopf und Leib und einem dünnen und 
kurzen Schwanz; die engen Kiemenlöcher ftehen unter den Bruft: 
floffen und baben einen unbeweglichen Deckel; ihr quered Maul 
vorn am Kopf ift voll flarfer fpibiger Zähne, hat Bärtel am 
Unterfiefer und bemegliche Strahlen auf dem Scheitel. Die 
Kiemenhaut ift weit wie eim Sad und man behauptet, daß fie 
aefangene Fifche darinn aufbewahrten wie Säugthiere in ‚den 
Badentafhen; 6 Kiemenftrablen, aber nur 3 Paar Kiemenbögen. 

1) Der gemeine (L. piscatorius), la Baudroye 

wird 2—4' lang, hat einen ungeheuren wi und Rumpf, 


73 


in welchem der Schwanz nur wie ein Stiel ftedt; oben braun, 
unten weiß. K. 6. R. 11. Sch. 8. St. 13. Br. 24.2. 5. 

Sn Unterfiefer fteben 2 Reihen fpipige rückwärts gebogene 
und bewegliche Zähne; im Oberfiefer 3 Reihen; auch der Gau— 
men und die Zunge find noch mit Zähnen befept, fo wie dr: 
fogenannten Schlundfnochen. Oben vor den Augen fteben 2 hor> 
nige Faden, 2° lang, welche der Fifch wie Würmer fpielen läßt, 
wenn er im Schlamme liegt und auf Raub lauert. Die kleinen 
Bauchfloſſen liegen vorn unter der Bruft und fehen wie fteife 
Händchen aud. Findet fih um ganz Europa und. wird biömweilen 
manndlang und die‘; hält fich immer einzeln und wird daher nicht oft 
. gefangen, als Raubfifch aber fogleich todt gefchlagen und weg— 
geworfen, weil die Fifcher vor feiner garftigen Geftalt einen Ab- 
fheu haben und da3 fihleimige Fleifh auch fchlecht ſchmeckt; fie 
nennen ibn Meerteufel und Meerwolf. An England fell man 
glauben, er fey ein Feind der Hayen und bezwinge diefelben; die 
Fiſcher fchenken ihm daher feine Freiheit wieder. Die Schwimm⸗ 
blafe fehlt. 

Geoffroy erzählt (Annales Mus. X. p. 480.), daß er 
und andere wirklich Fiſche in der fadfürmigen Kiemenhaut ges 
funden haben; fie drüdten die Deffnung mit dem langen Stiel 
ihrer Bruftfloffen zu, mann der Fiſch hinein gegangen ift; bey 
den Fifihern ſey ed eine befannte Sahe und man habe einmal 
2 Lenge darinn gefunden. Sie Fönnten die Kiemen nicht befchäs 
digen, weilder Sad ziemlich auswendig liegt. Ed mag wohl feyn, daß 
ſich manchmal Fifche in diefe große Kiemenhaut verirren, allein 
dabey wird es dem Froſchfiſch immer fehr fchwer werden, dies 
felben in fein Maul zu ſchaffen. Er ift wegen feines unbehülfs 
lichen Leibe, der mie eine ungeheure Kaulquappe nur aus einem 
Kopf und einem Schwanze zu befteben ſcheint, ein fchlechter Schwims 
mer und bält fih daher nah Pontoppidan (Norwegen I. 
286.) immer hinter Meerpflanzen, Sandhaufen und Klippen vers 
ftedt, wo er mit aufgefperrtem Maul feine Angelfäden fpielen 
läßt, bis ein lüſterner Fifh daran fommt und fich wegſchnappen 
läßt. Er bringt Feine Iebendigen Jungen zur Welt, fondern 
laicht und fol ſchnell wachſen; vermehrt fih jedoch wenig. Bey 
Ariftoteled beißt er Batrachus, bei Pliniud Rana. Bloch, 


‚276 


»D. F. I. 82. T. 87. Gesner 956. (Rama piscatrix). Arm⸗ 
knochen in Ann, Mus. IX. t. 29. von Geoffroy. Schädel in 
Iſis 1823. T. 14. 

b. Die fogenannten $ledermaußdfifche (Malthe) 

ſehen faft ganz aus wie ein Rochen und wie der Platt» 
rıseld wegen des niedergedrüdten, flachen und dreyedigen pflug> 
fıharförmigen Leibs, des dünnen eingefepten Schwanzed und 
der über dad enge Maul verlängerten Schnauze; der Rüden iff 
vol Nägel; die Fleinen Augen weit vorn und oben an der Seite, 
bie 2 Kiemenlöcher oben über- den Bruſtfloſſen; nur eine Reihe 
Feine Zahne im Maul, und nur eine weiche und Fleine NRüdens 
floffe; Bartfäden an den Seiten bed Leibe, aber Feine auf dem 
Kopfe; Feine Schwiminblafe. 

4) Der gemeine (Lophius vespertilio) 

ift 8” lang, 5 breit, oben braun mit fchwarzen Dupfen, 
unten mennigroth, die Nägel und Floffen gelb, Kiemenftrahlen 5; 
R. 9. Schw, 11. St.8. B.5. Die Brufifloffen fehen wie Arıne 
aus; die Bauchfloſſen ftehen darunter und weit davor unter dem 
Halfe wie Borderfüßez die Bruftfloffen dahinter auswärts geredt 
wie die Hinterfüße eined Froſches. Diefer mißflaltete Fiſch findet 
fi häufig in den Sammlungen und Fommt aus dem atlantifchen 
Meer an Südamerica. Das Maul ift nicht meiter, ald daß eine 
Eaftanie hineingehen Fönnte, und faft ganz zahnlod. Die Rüdens 
floffe ftebt auf dem Kreuz. Bloch, 9.8. 1.11. T. 110. Marc» 
grave 8.143. Fig. (Guacucuia), Seeligmannd Vögel VI. 
T. 73. 8. 1-3. | 

c. Die Krötenfifhe (Antennarius, Chironectes) 

ſehen höchſt poffierlih, ja lächerlich aus, gleich einem zor— 
nigen Froſch, der ſich bläht und auf die Füße ſtemmt. Der Leib 
ift faft Pugelförmig, oben zufammengedrüdt, rauh und voll Bärtel 
mit einem Furzen Schwanz; dad Maul mit Meinen Bürftenzähnen 
it drohend nach oben geöffnet; auf dem Kopfe ſtehen 2 Hörner 
hinter einander und davor ein Angelfadenz; die Bauchfloffen ſtem— 
men fih vor den Bruftfloffen wie Tatzen auf den Boden und die 
Bruftfloffen hängen an den Seiten herunter, obne den Boden zu 
erreichen; die Nückenfloffe ift lang und bat Stacheln. Die Heinen 
Kiemenlöcher mit 4 Strahlen liegen faft hinter den Bruffloffen 


77 


und führen zu A Kiemenbögen. Sie haben eine große Schwimm— 
blafe imd finden fih nur in beißen Meeren. Cuvier bat eine 
befondere Abhandlung darüber gefchrieben in Mem. du Museum 
III. 1817. p. 418. t. 16, 18, wo auch da8 Sfelet abgebildet ift. 

4) Der gemeine (Lophius histrio) 
ift gewöhnlich fauftgroß, wird jedoch 9—10’ lang und hat zmey 
Kolben am Ende ded Angelfadend; der Leib ift raub und hat 
zerſtreut flebende Bärtel, die Färbung ift gelblich braun, mit 
braunen Fleden. Es gibt übrigens auch glatte und fonft etwas 
verfchiedene, welche man als befondere Gattungen aufgeftelt hat, 
In Brafilien beißt er Guaperua. Er kann fid wie die Stachel» 
fiihe aufblafen, indem er den Magen vol Waffer oder vielleicht 
Luft ſchluckt, und dann wie eine Kugel vortrefflich umberſchwimmt; 
er lebt von Fleinen Krebsarten. Bloch, 4.5.1143. T. 111. Marc» 
grave ©. 150. Fig. Cuvier, Mem. Mus, II. p. 425. t. 16. 
fig. 2. 

2.8. Die Drummer (Batrachus) 

ſehen aus wie Kaulquappen mit fehr breitem, flachem Kopf 
und weitem Maule vorn daranz die Zähne Fein, Bruftfloffen 
armförmig, Die Bauchfloffen am Halfe mit 5 Strahlen; Kiemens 
deckel flachelig mit 6 Strahlen; der Schwanz länger ald der 
Rumpf, Kreuz: und Steiß:Flofe lang und mweichflrablig; in der 
Eleinen NRücdenfloffe 3 Stacheln. Die Schwimmblafe vorn. ges 
fpalten. Armknochen Iſis 1823. T. 16. , 

Der grunzende oder Petermann (Cottus gruniens) 

wird nur fpannelang, vorn 1'/; Zoll breit; der Unterkiefer 
etwas länger mit vielen Bärteln, und die Fleinen Augen vors 
ragend. Die Färbung dunkelbraun mit fehwarzen Düpfeln, unten 
meiß. Sie finden fih an Brafilien, liegen verborgen im Sande 
am Strande, und verwunden mit ihren Rüdenftacheln die darauf 
gehenden; beym Anfaſſen gibt er einen grungenden Ton von 
fih. Sie find eßbar, mit Ausnahme der Leber, melche den Tod 
verurfahen fol. Marcgrave ©, 178. Fig. Niqui, Bloc, 
9. 5. II. 157. T. 179, 

3. © Die Groppen (Cottus), Chabot 

haben einen Peulenförmigen, fchuppenlofen oder gepanzerten 
Leib, einen dickern, platten, mit Stacheln und Höckern bedeckten Kopf, 


78 ; 

das Mauf weit und quer, vorn am Ende, mit kleinen Zähnen 
in den Kiefern, aber feine an den Gaumenbeinen ; die Augen 
oben; die Kiemendedel groß, mit 6 Strahlen; die Bauchfloffen 
Fein, mit fehr wenig Strahlen; 2 Rüdenfloffen; der Schwanz 
ziemlich fo lang als der Leib. Die Schwimmblafe fehlt. 

4) Die Flußgroppe oder der Kaulfopf (C. gobio) 

wird nicht über 4° lang, ift ganz fchuppenlo8 und fchleimig, 
oben braun mit fhmwarzen Sleden; der Kopf rundlich, ziemlic) 
glatt, mit 2 Staheln am Kiemendedel. R. 7, 17. Sch. 12. 
&t. 12. Br, 14. B. 4. Skelet bey Meyers Thieren T. 12. 

Sie Ieben in reinem QDuellwaffer mit fleinigem Grund, 
morinn fie wie ein Pfeil von einer Stelle zur- andern fchießen 
und von Wafferinfecten, Laich und Fiſchbrut leben, aber dagegen 
vom Barſch, der Forelle und dem Hecht verfchlungen. werden. 
Sie laihen im März und April in Grübchen zwifchen Steinen, 
die fie mit dem Schwanze wegfcharren, und die Männchen follen 
nah Marfili die. Eyer 4 Wochen lang hüten. Dean fängt fie 
mit kleinen Negen, Reufen und der Angel, auch beym Mond» und 
FSadelfhein mit der Hand. . Er wird für ein wohlſchmeckendes 
und gefundes Effen gehalten. Er heißt auch Kaulbarfh, Kauls 
quappe, Kaulpaben, Nopfelben und Koppe. Bloch, D. F. I. 
12. %. 38. 5. 1,2. Gesner, ©, 475. Gobius, Cottus flu- 
viatilis. Marsili, Danubius p. 73.t1.24. 

2) Die Meergroppe oder der Meerfcorpion (C, scor- 
pius), Chaboisseau, 

wird 4',° lang, bat einen vorftehenden Oberkiefer mit drey 
Staqheln am Vordeckel; die Strahlen in der Bruſtfloſſe einfach; 
dunkelbraun mit weißen Flecken, unten weiß marmoriert. R.10, 
16. Sch. 18. St. 12. Br. 17. 2. 5. 

Die vielen zugefpigten Höcker und die Stacheln am Kopfe 
geben ihm ein fceheußliches Anfehen, und machen, daß man ihn 
mit Vorſicht angreifen muß; die Verwundungen find manchmal 
gefährlih, und daher wird der Fiſch an manchen Orten für giftig 
gehalten und den Schweinen vorgeworfen. , Beym Fang fol er 
ein, Kuurren hören laſſen; er reißt dabey dad Maul auf, fpreist 
die Sloffen aus, und. theilt der Hand. eine erfchütternde Bewegung 
mit. Findet fih in allen nördlichen Meeren, aber nicht im 


79 


Mittelmeer, am bärfigften an Grönland und Neufundland, mo 
er ſich in der Tiefe aufbält und nur berauffommt, um zu. rauben; 
er ſchwimmt fehr ſchnell, und ftellt ‚befonder8 den. Häringen, 
Dorfen und. der YAalmutter nah, mird daher mit, den andern 
leicht gefangen. Er laiht im December und Jänner an Meer: 
pflanzen. Sn Dänemark wird er für unverdaulich gehalten, in 
Grönland aber gekocht und getrodnet verzehrt. Bey Hamburg 
Wallkutze, in Holftein Wulf, Bloch, D. $. II. 18. T. 40. 
Seball. T. 235 84,5 Dronth. Schr U. T. 13, 14. 
Gesner 1017. Scorpius. Faber, Isl. F. 120. 

3) Der — (Agonus, Aspidophorus, C. cata- 
phractus) 

iſt gepanzert und erhält dadurch eine achtfantige Geftalt; das 
Maul liegt unter der Schnauze; an der Kiemenhaut bängen 
Faſern. Er wird nicht über 6 Zol lang. und findet fih nord: 
ih an ganz Europa bi8 Grönland; mird in der Nordfee in 
Menge. angetroffen, Lebt von Garneelen, wird mit den Schell: 
fiihen gefangen und für einen Leckerbiſſen gehalten; er laicht im 
May. am. Strande zwifhen Steinen. Bloch, D. F. I. 15. 
T. 39. F. 5, 4. Seba III. T. 28. 8.6. Faber 117. 
2. Sippſchaft. Die Stirnmäuler 

mit Halsfloſſen, haben einen dicken, niedergedrückten Kopf 
mit Deckel-Stacheln, breitem Maul, nach oben gerichtet, und 
Scheitelaugen. 

Sie leben faſt alle im Meer. 

4. G. Die Sternſeher (Uranoscopus), Le Rat, Pesce 
prete, Bocca in capo, 

find keulenförmig, mit einem großen, vierfchrötigen, flachen 
und gepanzerten Kopf, dad quere Maul nach oben mit Hechelzähnen; 
die Augen auf der Stirn; der Vordeckel gezähnt und ein Stachel an 
der Schulter; Kiemenftrablen 6, der Schwanz halb fo lang als der 
Leib. Innerhalb der Unterlippe liegt eine Haut, welche in einen 
wurmförmigen. Faden endigt, der fich bey geöffnetem Maul beraug 
fhlägt. Keine Schwimmblaſe. - Sie finden fih nur im Meer, 

4) Der gemeine (U. scaber) 

wird 8—10’ fang und über 2 dick, ift alatt mit raubem 
Kopf, hat ein Bärtel im Unterkiefer; oben grünlich braun, unten 


80 


mattweiß. Der Kopf ift mit einer Art Knochenſchild bedeckt, der 
oben in 2, unten in 5 Fleinere Stacheln endet. R. 4,14. 
Schw. 12. St. 13. Br. 17. 8.6. Bloch, A. 5. II. 90. T. 165. 
Geöner 157. Fig. (Callionymus). 

Findet fih im Mitielmeer, gewöhnlich unter Meerpflanzen 
verfteckt, wo er mit feinem Bärtel nach Fifehen angelt; dad Fleifch 
ift mager und ſchlecht. Er war ſchon den Alten bekannt und 
Oppi ian ſchreibt von ihm, wenn er es wirklich ift: (Lib. IL v. 199.) 


Stultitia excellit cunetis ferus Hemerocoeta. 
Est pecus ignavum, capitis eui vertice summo 
Sunt inversa supra radiantia Jumina;. rietus 
Est inter medios oculos; lucesque profundo 
Conterit in somno solidas, prostratus arena 
Et solus noctu vigilat, noctuque movetur. 


5.©. Die Queifen (Trachinus), La Vive, Ragno, 
Weever, 

find lang, und zufammengedrüdt, mit fehr Pleinen abfälligen 
Schuppen bededt, der Schwanz viel länger ald der Rumpf; die 
Augen oben an ber Seite, eine kurze und eine lange Rüdenfloffe, 
nit flacheligem Kiemendedel; der Mundfpalt ſieht fchief nad) 
oben und enthält Bürftenzähne. | 
| 41) Die gemeine oder dad Petermännchen (T. draco) 

wird gegen einen Schuh lang, ift braunlihd und bat fünf 
fharfe Strahlen in der erften Rücdenfloffe. Findet fih um ganz 
Europa. Man unterfcheidet nun mehrere Arten, wovon die fol 
genden die befannteren. ; 

a) Die Fleinere (Tr. vipera) \ 

wird nur fpannelang und ®/, Pfund ſchwer, hat einen graden 

Rüden mit einem ziemlich glatten Kopf, ift bräunlichgelb mit 
gelblichen Querftrichen, der Bauch ſilberweiß; in der erfien Rüden: 
floffe 5 Stadheln, in der zweyten 24 Strahlen. Diefer Fifch 
findet fih um ganz Europa und audy in der Nord» und Dflfee, 
wo er unter dem Namen Petermänndhen bekannt ifl. ‚Er 
murde für den Drachenfifch der Alten gehalten, der aber größer 
wird und fid vorzüglich im mittelländifchen Meere findet. Seine 
Stacheln werden noch mehr ald von dem folgenden gefürchtet. 


8 


Die Fifher reiben fih die Wunden eine ‚Zeitlang mit naſſem 
Sand. Er vergräbt fi in den Sand und firedt nur die Nafe 
beraus. Wird er getreten, fo ſchießt er plöplich hervor und ficht 
mit feinen Stacheln fehr gefhicdt wie ein Hahn. Er wird an 
Holland häufig mit Neben und Reuſen gefangen und als ein 
Lederbiffen verzehrt. Pennant III. ©. 169. Taf, 28. Fig. 71. 
Bloch, D. $. I. 131. T. 61. Tr. draco. 


b) Die größere oder ächte (Tr. draco) 

wird über 1° lang und 41‘ boch, ift röthlic grau, mit 
fhmärzlihen Fleden und blauen Strihen, der Rüden gerad. 
Der Kopf fehr raub, die erfte Rüdenfloffe Omar mit 5 Stacheln, 
die zweyte mit 30 Strahlen. 


Findet fih an England, an der Weftfüfte von Frankreich 
und im Mittelmeer. Er bält ſich gemöhnlih in der Tiefe und 
fommt nur zur Laichzeit im Juny an die flachen Stränder. Man 
verwundet fi Leicht an feinen fcharfen Rüdenftaheln, morauf 
gefährliche Entzündung entftebt; fle werden daher von den Fis 
ſchern wie die Giftotter gefürchtet. Da er ein zähes Leben hat 
und fih, auch wenn er gefangen ift, noch fehr fträubt, fo muß 
man fi beym Anfaffen fehr in Acht nehmen. Es wurde in 
Sranfreidy einmal verboten, ihn mit den Stacheln auf den Marft 
zu bringen. Sein Fleiſch ift ſchmackhaft, jeicht zu verdauen und 
wird für einen Lederbiffen gehalten. Er Iebt von Fleinen Krebien 
und Fiſchbrut; findet fih auh nah Nildfon um Norwegen 
nicht felten, und wird dafelbft ebenfo gefürchtet und nicht gegeffen. 
Der vorige fehlt dagegen in den fcandinavifchen Meeren. Bey 
Pliniud hieß er Draco marinus. Salviani ©. 12. Fig. 
Willugbby %, S. 10. 8.1. Pennant IN. T. 29. Bloch, 
Systema tab. 10. Tr. lineatus. Gesner 89. Araneus Plinii. 
La Roche, Mem. mus. XIII. 331. 


c) Im Mittelmeer gibt es noch einen größern (Tr. araneus), 
welcher einen gemölbten Rüden bat, aber 10 Augenfleden 
aud fhmwarzen Düpfeln an den Seiten, 6 Stacheln in der erften 
und 28 Strahlen in der zwenten Rüdenfloffe. Er hält fich mehr 
in der Tiefe und wird 4 Pfund ſchwer. Salviani ©. 11, Fig. 
Willugbby T. S. 10. F. 2. 
Dfens allg. Raturg. VI 6 


8 


B. Baudfloffer — Welfe. 
3. Sippfhaft. Die Panzermelfe 

haben ein ziemlih kleines Maul vorn oder unter der ' 
Schnauze, mie die Störe, an die fie fih in ihrer Geftalt 
unmittelbar anſchließen, und vieleicht auch dabey ſtehen Fönnten, 
Sie haben unbeweglihe Kiemendeckel wie viele Knorpelfifche, 

6. &. Die bieher gehörigen Panzermwelfe (Loricaria) 

finden fih bloß im beißen America, find klein und ganz mit 
Schienen gepanzert, auf dein Kopf und dem Bauch mit Platten; 
fie haben borftenförmige Zähne mit Häkchen im Fleinen Wunde 
und unbewegliche Kiemendeckel mit 4 Strahlen; die Augen find 
oben und die doppelten Naslöcher Furz davor; Feine Schwimms 
blafe, R 

4) Der gemeine (L. plecostomus) 

findet fi in Brafilien, wird über 1° lang und ziemlich did), 
bochgelb mit braunen Dupfen, bat 2 Bartfäden und auf jeder 
Seite 4 Schienenreihen, nebft 2 Rüdenfloffen. Er beißt Guacari, 
fann über 5 Stunden in der Luft leben; die Därme find außer: 
ordentlich Iang und betragen 28°. Er wird, nachdem man den 
Danzer abgezogen, ſowohl gekocht ald gebraten für fhmadhaft . 
gehalten; ed ift jedoch wenig Fleifch daran. Bloch, A. 5. VI. 
69. T. 374. Marcgrave, ©. 166, Fig. 

7. ®. Die Harnifhmwelfe (Cataphractus) 

find vom Kopf bi8 zum Schwanz mit Schienenreihen ges 
panzert, haben 2 Rüdenfloffen, wovon die erfte klein, die zweyte 
fo wie die Bruflfloffen mit einem Stachel; 4 Bärtel und kaum 
merfliche Zähne im Fleinen Mund; der Schwanz beträgt die 
balbe Leibeslänge. 

1) Der gemeine (C. callichthys) 

lebt in Bächen des heißen America”, mo er wegen feined 
Panzerd Soldat genannt wird. Seine Länge beträgt Faum eine 
Spanne, der kurze Kopf nur einen Zoll, ift aber gegen 3 breit 
und flah, und wegen bed ziemlich Beinen Mauls froſchartig; 
auf jeder Seite ded Leibe laufen 2 Reiben Schienen; die Als 
gen fehr Mein, faft nur wie ein Mohnkorn, die A Bärtel 1 Yang, 
die Schwanzfloffe abgeftust. Die Färbung ift roftroth. Wenn 
die Bäche vertrocknen, fo verfriecht er fich unter den Schlamm. 


3 


83 


Er wird hoch gefhäpt, und mit Salz und Pfeffer auf dem 
Roft gebraten als ein, L2ederbiffen aufgeftelt.e Marcgrave, 
©. 151. Fig. Pifo 71. Fig. Bloc, U. F. VL 86. T. 77. 
5% 1 Er fol fihb auch in DOftindien finden, daſelbſt über 
4° lang und von den Holländern Bootshaken Erw werden. 
Valentyn, India III. F. 394. 


8. G. Andere haben einen Kopffchild und einen Seiten 
panzer von nagelfürmigen Schienen. Nagelmelfe. Doras. 


Sie fehben ganz aus wie die Welfe, haben eine Rüden 
und Fett-Floffe, auf ihrer Seitenlinie aber eine Reihe fpigige 
Nägel. Der Kopf ift gepanzert, dad Schulterblatt bildet nad) 
hinten einen Stachel; der Rüden und die Bruftftacheln find ftarf 
und gezähnt. | 

41) Der rundföpfige (Cataphräctus carinatus), Clip- 
Bagre, | 
wird gegen 1° lang, und bat nur Bürftenzähne im Ober» 
Fiefer und 6 Bärtel, wovon die 2 obern 2° lang, die Schwanz 
floffe gefpalten; dunkelbraun und röthlich braun gefledt. Er 
findet fih in den Flüffen von Brafilien, bat aber wenig Fleifch 
und wird nicht geachter, fondern au8 den Netzen geworfen, mwell 
die Verwundung von feinen Stacheln eine ſolche Entzündung ber> 
vorbringt, daß fie über 3 Wochen dauert und bisweilen dad Be— 
wußtſeyn raubt. Daß einzige Mittel dagegen ift, die Leber in 
Del geröftet auf die Wunde gelegt. Marcgrave 174. Fig. 
Pifo ©. 65. Fig. 

2) In den Flüffen von America gibt ed eine wandernde 
Gattung, melde der plattföpfige Haffar (Doras costata) 
beißt. 

Er wird ungefähr 1° lang und 4“ breit, bat an jeder Seite - 
eine fehr breite Schienenreibe, eine gefpaltene Schwenzfleffe und. 
6 Bärtel am Maul; der erfte Stachel an den Rüden» und den 
Bruft:Floffen ift fehr ftarf und vorn und hinten gezähnt. Die 
Zahl der Schienen in jeder Keibe ift 345 jede Schiene hat in 
der Mitte nah binten "einen Ausſchnitt, daß es ausfieht, als 
„wenn jederfeit3 zwey Reihen vorhanden wären, Die Färbung 
fällt in's Braune. Sie finden fi ch in den Flüffen von Südamerica 

6* — 


84 


und aud in Carolina. Bloch, A. F. VII. ©. 32. Taf. 376. 
Catesby, Suppl. T. 9. F. 1. Cat. americanus. 

Diefer Fiſch wandert in Guiana bey trodener Jahreszeit 
beerdenmeife über Land, oft eine ganze Nacht lang, um anderswo 
Waſſer zu ſuchen, während der rundföpfige, fo mie eine Art Het, 
welcher Yarros: heißt, fid, in den Schlamm vergraben, wann daß 
Waller audtrodnet. Jemand traf eine folde Heerde 3 Stunden 
meit von der Küfte auf ihrem Wege zu einem Arm ded Fluffes 
Pomeroon. Es waren ihrer fo viele, daß die Neger mebrere 
Körbe voll mitnahmen. Sie fünnen ſelbſt in der Sonne mehrere 
Stunden lebendig bleiben. Ihr Gang ift wie bey den zweyfüßigen 
Eydechfen, indem fie fih mit dem elaftifchen Schwanz vorwärts 
auf die knöchernen Arme werfen, wobey ihnen die flarfen Schie— 
nen um den Leib eben fo bebülflich find, wie den Schlangen. 
Die Geſchwindigkeit ift fo, wie man bequem fpazieren geht. Die 
Indianer fagen, der Fiſch trüge Waffer fiir einen Tag mit fich, 
woran etwa feyn muß: denn ihr Zeib wird nicht fo bald troden, 
wie der von andern Fifhen, und wiſcht man ihn ab, fo wird er 
fogleich wieder feuht. Hancod, Iſis 1832. 805. 

4. Sippfhaft. Die nadten Welfe 

haben eine ganz fihuppenlofe Haut, einen diden, niederges 
drüdten, biömweilen gepanzerten Kopf, vorn mit weitem Maul, von 
Bartfafern umgeben und mit vielen Zähnen beſetzt; der Hinterleib 
zufammengedrüdt, mit feinen Strahlen in den Floffen, jedoch 
oft ein Sägeftachel vor der Rüden: oder Bruft:Flofe. Die Zähne 
fteben bechelartig auf dem Zwifchenfiefer und dem Pflugfcharbein; 
die Oberkiefer verfümmert und in Bärtel verwandelt. Schwimm— 
blafe. 

Sie leben in großen Flüffen und Seen, ſchwimmen langfam, 
liegen beftändig auf Pem Grunde und lauern auf vorbepziehende 
Fiſche, welche fie durch ihre Bärte anlocden folen. In Europa 
gibt es eine einzige Gattung; alle andern leben im füßen Waſſer 
der beißen Länder. 

9. & Die Plattmwelfe (Platystacus, Aspredo) 

machen den Yebergang von den Panzerfifchen zu den andern 
Welſen, find nehmlih nadt und mit Bärteln verfeben, baben 
aber einen langen Schwanz und den Mund unter dem platten 


. 


85 


Kopf. Sie feben ganz aus wie die Frofchfifche oder faft wie die 
Rochen, befonderd durch den fehr langen und gegen den breiten 
Borderleib unverhältnigmäßig dünnen Schwanz. Das Maul ift 
Fein und faft zahnlos; Kiemenfpalt febr eng; der: Deckel ganz 
unbeweglih, mit. 5 Strahlen; der erfte Strahl der Bruftfloffen 
iſt ſehr ſtark und beiderfeitd gezähnt; die Steißfloffe fehr lang. 
Sie finden ſich nur in den Flüffen heißer Länder, 

1) Der gemeine (Pl. cotylephorus) 

fol aus Oftindien kommen, ift ungefähr 1° lang und. vorn 
2” did, braun und bat 6 Bärtel. Der Numpf ift 4° lang, 
2 breit, der Schwanz 10° lang und breit. Es ift merks 
würdig, daß bey den ausgewachſenen Fiſchen an der untern Fläche 
eine Menge geftielte Näpfe fleben, faft mie die der Dintenfchneden. 
Da fie den Jungen feblen, fo könnte man vermutben, daß es 
Ever wären; indeffen bat nody niemand diefe Fifche lebendig bes 
obachtet. Bloch, U. $. VII. 54. T. 372. Seba IL T. 29. 
5. 9. Klein, missus V. t. 4. fig. 7, 8. 


40. G. Der Zittermeld (Malapterurus electricus) 

meicht -fehbr von den andern ab. Die Schilben haben noch 
eine Rücenfloffe mit febr wenigen verfümmerten Strahlen; bier 
verfchmwindet aber die Rücenfloffe gänzlich und e8 bleibt nur eine 
Feine Kettfloffe auf dem Kreuz übrig; der Leib ift etwas zufams 
mengedrüdt und verliert fih allmählich nad hinten; der Kopf 
niedergedrücdt mit Bürſtenzähnen und ſehr Fleinen Augen; der 
Schwanz beträgt 2/;; die Bruftfloffen Bein, haben nur weiche 
Strahlen. Die Schwanzfloffe rund; Kiemenftrahlen 7. 

Er wird gewöhnlich 1'/.° lang, ift vol Schleim, grau, mit 
ſchwarzen Dupfen und 6 Bärteln an den Lippen. Die Schwimm: 
blafe ift in der Mitte eingefchnürt und zugleich durch eine Längs-— 
wand in 2 Höhlen gefchieden. 


Sorffal bat diefen Fiſch, welchen die Araber Raaſch (Blitz) 
nennen, in Aegypten und Adanfon im Senegal entdedt; aber 
Geoffroy St. Hilaire bat ihn erft genauer anatomiert, wie 
wir es beym Zitterrochen angezeigt haben. ‚Der erftere bat ſchon 
Verſuche mit ihm angeftelt und die Wirkungen mit der Electrie 
cität verglichen; er zittert zugleid mit dem Schwanz, jedoch 


86 


ganz ſchwach. Er wird gegeffen und für ſchmackhaft gehalten, iſt 
jedoch nicht häufig. Geoffroy, Egypte 299. t. 12. fig. 1-4. 

11.6. Der Büſchelwels (Einterohireneiing anguillaris), 
Charmut, 

bat einen ganz platten, ſehr breiten und gepanzerten Kopf, 
einen ſehr Pleinen Kiemendedel und oben am dritten und vierten 
Kiemenbogen ein Büfchel von verzweigten Kiemengefäßen; übri— 
gend ift er nadt, bat 8 Bärtel, einen gezähnten Stachel in ben 
Brufifloffen, aber Feinen auf dem Rüden. 

Er findet fich fehr haufig im Nil und in den Klüffen von 
Syrien; gleicht in dem niedergetrüdten und breiten Kopf und 
durh feine Bürftenzäbne dem Bayad, unterfcheidet fih aber 
durch feinen ungeheuern böderigen Kopfihild, der biß auf die 
Schnauze und feitwärtd über die Augenhöhle fich ausdehnt, aber 
nicht big zur Nücenfloffe. Der Leib beträgt über 2°, ift ſchlei— 
mig, oben bläulich ſchwarz, unten weiß, zuſammengedrückt, mit 
geraden Nändern, fat wie bey einem Aal; der Schwanz beträgt 
faft die balde Länge. Dad Maul fehr breit, oben 4 Värtel, 
unten deßgleichen, nicht fo lang ald der Kopf. Die Rückenfloſſe 
niedrig, aber fehr Yang und läuft bis zur Schwangfloffe, vol von 
mweihen Strahlen, mit einem ganz Heinen Stachel vorn daran; 
die 2 Bruftftaheln find jedoch fiarf und fein gezähnelt, Schwanz: 
floffe rund. Die baumartigen Kiemen, neben welchen übrigens: 
auch die gemöhnlichen vorhanden find, fehen ganz aus, wie die 
verzweigten Luftröbrenäfte, find auch fnorpelartig, aber nicht 
bobl; auf der Oberflähe mit Gefäßen überzogen, melche ohne 
Zweifel auch zum Athmen dienen. Man fängt ihn zu jeder 
Jahrszeit im Nil und im See Mengaleh im Schilf; er läßt fi 
fo leicht ergreifen, daß die Taucher bey Rofette eine‘ Menge mit 
ber Hand fangen, Sie follen biöweilen den Fluß verlaffen, auf 
dem Schlamm der Niicanäle fortkriehen und mehrere Tage in 
freyer Luft aushalten. Geoffroy, Egypte 228. tab. 16, 17, 
auch zerlegt. Haſſelquiſt 415. , 

12. ©. Die eigentlihen Welfe (Silurus) 

find nadt oder haben nur einen Schild auf Kopf und Naden, 
meift einen beweglichen Stachel in der Brufifloffe und einen 
Kiemendedel, in dem ein Knochenſtück fehlt. 


4 


NER 97 


a. Die einen find ganz nadt und haben nur eine einzige 
und zwar Bleine Rückenfloſſe ohne Stachel, 

4) Der gemeine (S. glanis) 

bat eine Fettfloffe mit feinen Strablen auf den Rüden und 
6 Bärtel um den Mund, wovon die 2 oberen und längeren die 
verfümmerten Oberkiefer find; der rundlihe Rüden gruͤnlich 
fhwarz, die Seiten grün mit fchwarzen Sleden, der Bauch gelb» 
lih, der Schwanz halb fo lang ald der Leib, Kiemenſtrahlen 45. 
NR. 5. Sch. 17. ©t. 90. Br. 418, B. 135, Bloch D. F. I 242. 
T. 34. Gesner 1047. MarfililV. T. 2. Das Skelet bey 
Rofentbal T. 9, Brandt und R, U. %. 6.5 Schädel bey 
Spir, Cephalogenesis T. 9, F. 18. 

Diefer Fiſch Fommt im ganzen nördlichen Afien, im nördlichen 
Europa, ganz Deutfchland und in der Schweiz vor; fonder: 
barer Weife aber nicht in Frankreich, nur in Strömen und Seen, 
ift jedoch überall felten, Er ift überhaupt neben dem Stör 
und Haufen der größte Süßmafferfifch, gewöhnlich 2—3‘ Yang, 
wie er nehmlich auf den Tifch zu Fommen pflegt, wird aber oft 
mannslang und mannsdick und centnerfchwer; in dem See bey 
Spandau wurde nah Bloc Feiner von 420 Pfund, in der 
Donau, wo er ber Schaid heißt, nah Marſili fhon 2 Gentner 
fhwer angetroffen, 9° lang und 2 mannddid; nah Kramer 
einer von 3 Centner, und man fpricht von welchen, die länger 
ald ein Wagen geweſen. Gemöhnlidy führt man fie im Lande 
umher, um fie ald Wunderthiere zu zeigen. 

Die Augen find Flein, ftehen weit vorn auf dein Kopf; der Furze 
Bauch ift did, der übrige Leib zufammengedrüdt und fpikt fic) 
geradlinig zu; die Schwanzfioffe Hein und rund. Wegen feiner 
Heinen Floffen Fann er nur langfam fhwimmen und daher feinen 
Raub nicht verfolgen, fondern muß in Löchern darauf warten; 
er fleigt nur bey Gemitterluft empor, Er wächst febr langſam 
und vermehrt fidy nicht fehr, tbeild weil er wenig, jedoch Kleine 
Eyer bat, welche er im Juny von ſich gibt, theils weil diefelben 
von Aalen, Trüfchen und felbft vom Stichling und Froſch 
verzehrt werden, Gie halten fich gewöhnlich paarmweife zufammen 
und fommen um Mitternadht, wo andere Fiſche laichen, and 
Ufer, um fih zu fättigen, geben aber bey Anbrud) des Tages 


88 


wieder in ihre Löcher zurüd. Die Zungen fehliefen ſchon nad 
8 Tagen aud und daher können die Eyer nicht 40—50 Tage vom 
Männchen gebütet werden, wie Ariſtoteles meynt (VI. 14). 
Die Brut fieht ganz aus mie Kaulquappen. Man fängt ihn 

mit der Angel und mit dem Speer, felten im Netz, weil 
er im Schlamm oder in Löchern liegt. Er bat wenig Ems 
pfindung und ein zähes Leben, bewegt fich auch gefangen faft gar 
nicht. Sein Fleiſch ift weiß, weich und faftig und ohne Gräthen, 
aber mit viel Fett unterſpickt, befonderd der Schwanz, der faft 
wie Aal ſchmeckt, doch weniger fchleimig ift und daher befonders 
gebraten auf die Tafeln der Reichen gefegt wird. In Ungarn 
wird er an der Luft getrodnet und die feitern Theile werden mie 
Sped zu Gemüs gegeffen; in der Theis ift er aber fo fett, daß 
er Ekel erregt. In Schwaben und Bayern, wo er fid) befonderd 
in den Seen findet, beißt er Waller, in der franzöfifchen Schweiz, 
befonders im Murtenfee, Salutb; in den Seen der deutfchen 
Schweiz und im Bodenfee findet er ſich nicht. 


Auſonius ſingt von ebd wenn er nicht, vielmehr den. Stör 
mepnt, in feinee Mofel, V. 135.: 


Nun wirft mächtiger Wels, Meerthier, auch du mir 
geprieſen 

Der, als wäre der Rücken mit attiſchem Oel dir geſalbet, 

Du ein Fluß-Delphin mir bedünkſt, ſo gewaltig den 
Strom durch 

Zieheſt du, ſchwerfortſchleppend die Maſſen des wuch— 
tigen Körpers, 

Bald von niedrigen Fuhrten gehemmt, bald wieder von 
Flußſchilf; 

Aber ſobald in der Tiefe des Stroms du mächtig da— 
hinwogit, 

Did) anftaunen dann grüne Geſtad', und blauliche Schaaren 

Schwimmender, dich die lautere Flut; es tritt aus 

dem Bette 

Brandung, und über den Stamm hin rollen die äußers 

| ſten Welten. 


89 


Alfo wenn aus dem tiefen atlantifchen Meere den 
Wallfiſch 

An des Feſtlands Küſte der Wind und eigene Bewegung 

Antreibt, wälzt er verdrängend die Meerflut, thürmend 
erheben 

Wogen ſich und das Gebirg in der Näh', es fürchtet 
zu ſchwinden. 

Dieſer jedoch, ſo friedlich, der Wallfiſch unſ'rer Moſella, 

Iſt vom Verderben entfernt, und Zier dem herrlichen 


Fluſſe *). 


b. Andere haben einen Saͤgeſtachel in der Rüdenfloffe. Die 
Schilben. 


In Nil gibt es 2Welſe Echilben), welche etwas von dem 
unferigen abweichen; fie find nehmlich zufammengedrüct und der 
erſte Strahl der Rüdenfloffe ift ein gezähnter Stachel; die Steiß— 
flofje fehr lang und um das Maul ſtehen 8 Bärtel. Ein befons 
dered Ausſehen befommen fie aber durch den Furzen, breiten und 
niedergedrüdten Kopf, fo daß der Nacken fich plöplich hinter dem> 
felben erhebt; die Rückenfloſſe ift ſehr hoch und fteht eigentlich 
auf dem Naden. 


2) Der gemeine Schilbe (S. mystus) 
ift etwas länger als 1’, der Kopf 2/2 lang, 1'/2 hoch, der 


) Nune pecus aequoreum celebrabere magne Silure! 
Quem velut Actaeo productum tergora olivo 
Amnicolam Delphina reor, fie per freta magnum 
Laberis: et longi vix corporis agmina solvis; 
Aut brevibus defensa vadis aut fluminis ulvis: 
Aut quum tranquillos moliris in amne meatus. 

Te virides ripae, te caerula turba natantum 

Te liquidae mirantur aquae: diffunditur alveo 
Aestus et extremi procurrunt margine fluctus. 

Talis Atlantiaco quondam balaena” profundo, 

Cum vento motuve suo telluris ad oras 

Pellitur, exelusum fundit mare, magnaque surgunt 
Aequorä, vieinique timent deerescere montes. 

Hic tamen, hie nostrae mitis Balaena Mosellae 
Exitio procul est, magnoque honor additus amni. 


90 


Naden 3, dad Kreuz 2'/. Der erfie Strahl der Bruftfloffen 
ift auch ein gezähnter Stachel, die Schwanzfloffe gabelig. Die 
Zähne find bürſtenförmig; die -Bärtel ungefähr 4 Zol lang, die 
Zahl der Kiemenftrablen 95 der Rüden ſchwärzlich blau, die 
Seiten filberglängend ind Roſenrothe; der Kopf bläulih mit 
goldgelben Schattierungen. Er verfchludt ziemlidy große Weiß: 
fiſche, und fein Fleiſch ift geſchätzt, wenigſtens mehr, ald das der 
andern Nilmwelfe. Haffelquift 419. Sonnini, Voyage t. 23. 
fig. 1. Geoffroy, Egypte p. 291. t. 11. fig. 3, 4. 

3) Der andere beißt Ohrenwels (S. auritus), | 

wird nicht über 5° Yang, kommt daber nicht auf den Markt; 
die Bärtel find länger und die Steißfloffe ift mit der Schwanz» 
floſſe verwachſen; der Schwanz felbft ift viel länger; übrigens 
bat er die Färbung des vorigen, Geoffroy, Egypte p. 29. 
t. 11. fig. 3, 4. 

c. Andere haben eine ſtrahlige Rüden: und eine fette Kreuz⸗ 
Floſſe, und oft einen Kopfs und Rüden» Schild. Kerne 
Pimelodus, Machoiran. 

4) Der äguptifche (S. bayad) 

gehört zu den größeren Welfen ded Ni und kommt 4%,‘ 
lang auf die Märkte von Cairo, wo er wie Fleifh ausgebauen 
und ziemlich gefhäpt wird. Während der 3 Ueberfhmemmungde 
monate ift er die Hauptfpeife der Bevdlkerung. Er ift filberweiß, 
der Rüden bläulich ſchwarz, die Floffen grünlich. Sein Kopf 
ift außerordentlich breit und niedergedrüdt; er bat 8 Bärtel, 
wovon die 2 äußern am Oberkiefer bis zur Steißfloffe reichen. 
Geoffroy, Egypte p. 224. t. 15. fig. 1, 2, 

5) Der americanifche (S. bagre) 

findet fih in den Flüffen von Brafilien und Nordamerica, 
wird 4%‘ Yang, bat in der erften Rücdenfloffe und in jeder 
- Bauchfloffe einen fehr langen borftenförmigen Strahl, nur vier 
Bärtel, wovon die 2 obern fehr lang find; Schwanzfloffe gefpal: 
ten; die Färbung ift filberglängend, der Nücen blau. Er wird 
auf ale Art zubereitet und bäuflg gegefien. Marcgrave 
©, 174. Fig. Bloc, X. 5. VIH. 26. T. 365. 

6) Der Bulcanenmelö (S. cyclopum). 

In der Andenfette von Südamerica gibt ed Vulcane, welche 


9 


fonderbarer Weife nach den Beobachtungen von Alerander von 

Humboldt Fifche auswerfen. Nur wenige und zwar die nieds 
rigften Bulcane fpeyen Laven aus, wie der Jorullo in Merico, 
ein Bafaltkegel, der erft 41759 ſich erhob und jest 249 Klafter 
body ift. Die Bulcane von Guatimala fioßen eine Menge Sal- 
miaf aus; die von Popayan fehwefelige Säure und gefchmefeltes 
Wafferfloffgad; die ‚von Quito Bimd, Bafalt und Porphyrs 
fhladen, nebft Waffer und Thon oder Schlamm, welcher das 
Sand auf 10 Stunden in der Runde fruchtbar macht. Laven 
haben fie nie audgefpien, weil fie wenigftens fünfmal höher als 
der Veſuv find; aber dad Getös in ihrem Innern iſt fo fürchter: 
lich, daß man das vom Eotopari jo weit hört, ald die Entfernung 
der Stadt Dijon vom Veſuv beträgt. 

Die Bulcane von Quito geben von Zeit zu Zeit ein an 
dered, zwar weniger erfchredendes, aber um deſto merfmwürdi- 
gered Schaufpiel. Der Cotopari, der Tungurahua und der Sangay 
zeigen ed nur alle 20 oder 30 Jahre, aber dann fpeyen fie unge: 
beure Dlaffen von Schlamm aus, und was an meiften in Er: 
ſtaunen fest, eine unzählige Dienge von Fifchen, welche an man— 
hen Drten durdy ihre Fäulniß die Luft weit und breit verpeften 
und Faulfieber bervorbringen. In den Chronifen der Städte 
findet man Verzeichnungen ſolcher Ereigniffe, nach welchen Tau— 
ſende von Fiſchen mit dem Schlamm ausgeworfen wurden. Der 
Eotopari wirft die Fiſche 2600 Klafter über dem Meer heraus; 
dad Land herum liegt 41300 Klafter bach, mitbin rutfchen die 
Fiſche 1500 Klafter tief herunter. Sie find wenig verunftaltet 
und fcheinen Feine befondere Hipe ausgeftanden zu haben; auc) 
ift das Waſſer Falt. Die Einwohner behaupten, fie wären einer> 
ley mit den Prennatillad in den Bächen am Fuße der Vulcane; 
das ift auch wirflidy der einzige Fiſch, der ſich Über 1400 Klafter 
hoch dafelbft findet. Er gehört zu dem Gefihlechte der Pimeloden 
und fließt fi) unmittelbar an den Bagre anz ift nur 4 Yang, 
niebergedrüdt, olivengrün, mit ſchwarzen Dupfen; das breite 
Maul am Ende mit 2 Bärteln an den Kiefern und ſehr kleinen 
Zähnen; nur A Kiemenfirablen; Schwanzfloffe gefpalten. R. 6. 
Sch. 12. ©t. 7. Br. 9. B. 5, auf dem Kreuz eine Fettfloffe. 
Der erfte Strahl aller Zloffen ift gezähnelt. Sein Aufenthalt in 


92 , 
Seen bis 1700 Klafter Höhe iſt ohne Zweifel die höchfie Gegend, 
welche von Fifchen bewohnt wird. Das Waffer bat 10° nach dem 
bunderttheiligen Thermometer, während andere Gattungen in den 
Slüffen der Ebene vorfommen, wo das Waffer 27° hat. Wegen 
des vielen Schleim und feined garfligen Audfehend wird er nur 
von armen Indianern gegeffen. Die audgemworfenen müffen aus 
den- unterirdifchen Seen foımmen; auch in den Höhlen von Gailen— 
reuth in Franken fiſcht man Forellen, obſchon fie viel höher lie— 
gen, ald die Bäche. Observations de Zoologie I. p. 21. t. 7. 

7) Der brafilifhe (S. nbamdia), Bagre do Rio, 

bat einen Panzer auf dem zufammengedrüdten ‚Kopf und 
ift 14° lang, 1'/ boch; die Zähne find fehr Fein und ſtehen 
nur in den Kiefern. Hat 6 Bärtel, wovon die 2 obern 5°‘ lang 
und beftändig nach Hinten gerichtet find; die Schwanzfloffe ges 
fpalten, vor den Bauchfloſſen ein Stachel, der Rüden blaulich 
grau, der Bauch weiß, die Floſſen ſchwarz. Findet fih häufig 
in den brafilifchen Slüffen, ift febefhmadhaft und wird allgemein 
gegeffen. Sie geben dis zur Mündung des Francidcusfluffes, 
aber nicht ind Salzwaſſer. Marcgrave 149. Fig. Pifo 63. Fig. 

8) Der Katzenwels (8. catus) 3 

wird 2° lang, bat einen fehr diden, nadten Kopf und acht 
Bärtel, wovon die 2 obern viel länger, Feine Staheln an den 
Floffen, die Schwanzfloffe gefpaltenz; oben ſchwärzlich, unten blaß 
fleifchrotb. Er finder ſich baufig im füßen Waller von Nord— 
america und gebt auch ind Salzmwaffer, heißt daher Salzwaſſer— 
Kapenfifch, Lebt von andern Fifhen und von feiner eigenen Art, 
wird bäufig gegeffen und fehmedt wie Aal, Catesby, T. 23. 

d. Die Schalmelfe (Synodontis) \ 

weichen von den Welfen auffallend durch die ſchmale Schnauze 
ab und durch platte Hafenzähne auf einem biegfamen Stiel im 
Unterkiefer, in der Geſtalt faft wie bey den Nagthieren; der 
Kopf: und Nacken-Schild hängen zuſammen; ein ftarfer Stachel 
in der Rüden: und den Bruſt-Floſſen; einige Bärtel find ges 
wimpert? 

9) Der gemeine (S. scheilan) 

ift außerft haufig im Nil, wird jedoch Aus vom gemeinen 
Volk gegeffen, und deghalb von den Fifhern mit Neben, Körben 


95 


und Brod an Angeln gefangen. In wenig Stunden haben fie 
eine ganze Menge. Er wird 1‘ lang, bat 6 Värtel, movon die 
2 obern länger al$ der Kopf und die 4 untern gemimpert find. 
Der Rückenſtachel ift febr Furz, aber did, und hinten gezäbneltz 
die Schwanzfloffe gefpalten; eben fhmwärzlic blau, unten filber> 
meiß. Der Fiſch läaäͤßt im Waffer ein Grungen hören, wie die 
Schweine; das bringt er aber nicht durch Ausftrömen von Luft 
bervor, fondern durch das Reiben der Rüden: und Bruſt-Stacheln 
in ihren Selenfböhlen. Es ift daher wahrfcheinlich der Schwein: 
fifh (Poreus), von welchem Strabo fagt, daß die Crocodille 
ed nicht wagten, ibn anzugreifen, wegen der Stacheln in der 
Nähe des Kopfes. Geoffroy, Egypte 216. t. 13. fig. 3, 4. 
Sonnimi, Voyage I. p. 2:8. t. 21. fig. 2. Es if Haffel: 
quiftö S. clarias, p. 412, von dem er fagt, daß er einen Mens 
fchen gefeben babe, welcher an der Verwundung durch feinen 
Stachel geftorben fey, mad faft unbegreiflih ift, da diefer Fifch 
in fo großer Menge gefangen wird. 

10) Der bautige Wels (S. membranaceus), Gemel, 

findet fih auch im Nil und wird eben fo groß, unterfcheidet 
fi aber durch die lange Fettfloffe, melde unmittelbar ‚hinter der 
Rückenfloſſe beginnt; auch find die Schultern rauh; hat 8 Bärtel, 
wovon 2 obere durch eine dünne Haut nady hinter mit dem Kopfe 
verbunden find; Färbung filbergrau, unten dunkelblau, Er wird 
gefangen. Geofiroy St. Hilaire bat ihn zweymal in den 
Gräbern von Theben abgebildet gefunden und zwar auf dem 
Rüden fhwimmend, während andere Fifche daneben in der ges 
börigen Lage waren; und fo verhält es fih auch wirklich; er 
fhwimmt beftändig' auf dem Nüden, außer wenn er Gefahr 
merft: dann wendet er fi plöslib um und ſchwimmt ſchnell 
davon. Egypte 312. t. 13. fig. 1, 2. 


3. Zunft. Engmäuler oder Kleinkbpfe. 
Die Schnauze unbewegli, vorn daran ein unverhältnißmäßig Bleines, 
meiſt zahnlofes Maul. 


Diefe mandfaltig und fonderbar geftalteten, meift harthäu— 
tigen Fiſche haben halbfnorpelige Knochen und verfümmerte Floſ— 


z 


94 | 
fen, aber nur ein Kiemenloch mit Dedel, find walzig oder Fugel: 
förmig, und mit Schienen, Tafeln, Spipen oder Stacheln bededt; 
leben, mit menigen Ausnahmen, im Meer, und zwar auf die 
manchfaltigfle Art: mande im Schlamm. verborgen, andere 
rubig auf dem Sande, andere aber treiben fi, wie zu ihrem 
Vergnügen, ‚auf der Oberfläche umber, und nähren ſich mit 
ſchwachen Thieren, Muſcheln, Krebfen, Polypen und Laich. 

A. Schnabelköpfe. Der Kopf in eine lange, dünne 
Röhre ausgedehnt. 

Davon haben die einen einen langen, walzigen und von’ 
Schienen umgebenen Leib; bey andern ift er .nadt, oder mit 
tafelfürmigen Schuppen bededt. 

1. Sippſchaft. Die geringelten Schnabelföpfe 

find lang, mit ringfürmigen Hornfchienen bededt, „wie die 
Affeln, und haben einen Pleinen, zabnlofen Mund am Ende’ des 
Schnabels, faft wie bey den Rüffelfäfern. Die Verlängerung des 
Kopfes beſteht aus den eigentlihen Schädelfnochen, nicht aus den 
Kiefern, welche nur ald Feine Stüde den Mund bilden. Ihre Kies 
men find quaftenförnige Gefäße an den Bögen, mit nicht mehr 
als 2 Strahlen unter dem großen Dedel, Sie find Flein, faft 
geißelförmig und edig; der Schwanz ift ziemlich fo lang als der 
Leib. Sie haben eine Schwimmblafe. u > 

1. G. Die Nadelfiſche (Syngnathus) 

find geißelförmig und vielkantig, haben den zahnloſen, deckel— 
förmigen Mund am Ende, die Naslöcher dicht vor den Augen, 
die Kiemenloͤcher faſt auf dem Nacken mit 2 Kiemenſtrahlen; 
keine Bauchfloſſen. 

Die Eyer entwickeln ſich auf eine eigenthuͤmliche Weiſe; ſie 
kommen nehmlich nach dem Laichen in eine Furche unter dem 
Leibe, und dann erheben ſich die Hautränder und bedecken die— 
ſelben, ſo daß ſie in eine Art Blaſe oder Beutel kommen, wie 
bey den, Beutelthieren; fie haben die Größe eines Hanfkorns, 
und bleiben dafelbit fo lang, bid fie audfchliefen. Da fie kein 
Fleiſch Haben, fo find fie ganz unbrauhbar. Nah Ekſtröm ift 
ed dad Männchen, welches diefe Eyer trägt. 

41) Der wurmfürmige (S. ophidion) 

ift der m... in unfern Meeren, gegen 1 Schuh Lang 


95 
und dünner ald ein Federfiei, geißelfürmig, etwas zuſammen⸗ 
gedrüdt, nicht Fantig und nicht bornig, mit vielen Ringeln ums 
geben, faft mie ein Regenwurm, der Schwanz fürzer als der 
Leib; grünlich mit weißen Fleden, an den Seiten 4 himmelblaue 
Streifen, der Augenring goldgelb. Hat nur eine Rückenfloſſe 
mit 34 Strahlen und feine andern, felbft Feine Bruftfloffen. Nach 
dem Tode werden fie braun; der Rumpf bat 30, der Schwanz 
60 Ringel, welche unter dem VBergrößerungdglad wie Chagrin 
ausfehen. Mit genauer Noth Fann man 8 fhmache Kanten 
zählen. Um ganz Europa, am Ötrande, unter Meerpflanzen, 
wo er fchlangenförmig fhwimmt, und zuweilen au& flachem 
Waſſer and Land fpringt, wenn man ihn fangen will. * Iſt zu 
nihtd zu brauchen, Wird fonderbarer Weife Meerfchlange ge— 
nannt, Pennant IH. ©. 141. T. 23. 5. 61. Klein missus 
IV. t.5.f. 4. Knorr Delicıae II. t.5. Fig. J. B. Dtto 
in Berliner Schriften IH. ©. 434. Bloch, D. 5. HL 115. 
zT. 91. $ 1. 

Nah Ekſtröm verhält fih da8 Brütorgan des Männchens 
ander8 ald bey der großen Gattung, und beftehbt nur aus drey 
Reihen flaher Gruben an der ganzen Unterfläche des Leibes vom 
Kopfe an, worinn die Ener liegen, und zwar in dien Schleim 
gebült. Man fiebt Männchen mit ſolchen Eyern von Ende 
May bi Anfangs Auguſt. Schwed. Abhandl. 1831. ©. 270. 
(Iſis 1833. ©. 600.) 

2) Der geftrichelte (S. pelagicus) 

ift nicht über eine Spanne lang, fiebenfantig, gelblich mit 
braunen Querlinien; am Rumpfe find 48, am vierfantigen Schwanz 
52 Schienen. Br. 14. R. 26. Schw, 7. ©t. 4. Er findet fid) 
am VBorgebirge der guten Hoffnung und im Dlittelmeer unter 
Zangen, und trägt die Eyer in zwey Reihen, von einer dünnen 
Haut bededt, unter dem Schwanze. Er beißt auch Eorallen> 
fauger. Osbecks Reife nah China ©. 40. Bloch, UF. 15. 
T. 109. 5. A. 

5) Der gemeine (S. typhle) 

wird über 1 Schuh lang und faft fingerddid, ift fechäfantig, 
gelb und braun marmoriert, die Floffen grau; am Rumpf 18 
Schienen, am vierfantigen Schwanz 36. Er trägt die Eyer in 


96 

2 Reihen unter dem’ Schwanze in einer 6 Zoll langen Furche, 
woraus man zur gebörigen Zeit Hunderte von Jungen drüden 
fann. Br. 12. R. 20. Sch. 10. St. 6. Finder fih um ganz 
Europa, Pennant IL T. 23. 5.60. Bloch, D. F. II. 
‚SUMME. N Ft 

4) Der große (S. acus) 

wird 2-3 Schub lang, ift fiebenkantig, der Schwanz ſechs⸗ 
Fantig, am Rumpfe 20, am Schwan; 43 Schienen; dunfelgelb 
mit braunen Streifen Br. 14. R. 36. Sc. 10, 4.6. Die 
Ever liegen unter dem Schwanz. Findet fi um ganz Europa, 
und mwird ald Köder zum Dorfchfang benutzt. Bloch, D. F. 
II. ©. 113. T. 91. F. 2. Die Trompete. 

Efftröm bat bey diefer Gattung entdedt, daß dad Weib: 
chen den Laih an den Körper des Männchens abfept, welches 
denfelben ausbrütet und während der Entwidlung der Jungen 
mütterlih für fie forgt. ı Dad zur Aufnahme ded Roogens bes 
flimmte Organ füngt am Schwanze an, läuft deinfelben ent— 
lang bis etwas über 2/; der Länge, und beſteht aus einer drey: 
ecfigen Furche, deren Seitenwände etwas audgebogen find; fie 
wird durch zwey der Länge nah an einander liegende dünne 
Klappen verichloffen, indem ihre Ränder fih genau an einander 
legen. Im Herbft und Winter find die Klappen dünn und in 
die Furche eingefallen, im April aber, wann die Laichzeit herans 
nabt, fohmellen fie an, und die Furche füllt fih mit Schleim, 
Iſt der Fiich einige Zeit aus dem Waffer, fo ſchrumpfen die 
Klappen ein und fchliegen nicht mehr an einander. Dem Weib: 
chen fehlt diefed Drgan, und der Schwanz ift ganz vieredig. Die 
Laichzeit fällt in den May. Die Eyer liegen der Länge nach an 
einander gereibt, find zuerft gelb, dann weiß, zulest hell, mit 
einem ſchwarzen Dupfen, dem Embryo. Ende July verlaffen die 
Sungen ihre Sure, folgen dem Männchen, und fcheinen bey 
Gefahr wieder bineinzufchlüpfen. Es ift übrigens merkwürdig, 
daß es viel weniger Männchen ald Weibchen gibt, und kaum 1 
auf 10 zu rechnen if. Schwed. Abhandl. 1831. ©.270. (Sfi 
1833..©. 599.) Carus Erl. T. IT. T. 6. 

5) Der pferdförmige (S. hippocampus) 

wird gegen 10 Zoll lang, der Rumpf 4 Zoll did, fieben> 


| 


97 


Fantig und vol Höcker; der plöplic verdünnte Schwanz vier> 
Fantig; jener bat 13, diefer 35 Schienen; dunkelgrün mıt braun, 
und ſchwarz gedüpfeltz nad dem Tode wird er braun, und «8 
krümmt ſich der Schwanz und der Kopf nach unten, fo daß der 
letztere wie ein Pferdfopf ausfieht. Auf den 9 Hödern des Kopfes . 
ſtehen Wimpern, deßgleihen auf den 2 Höckerreihen des Rückens. 
Der Augenring ift filberglängend. Br. 17. R. 12. St. 4. Die 
Schwanzfloffe fehlt. Findet fih in allen Meeren, im Mittels 
meer ſehr häufig, feltener in der Nordfee, und, mie ed fcheint, 
gar nicht in der DOftfee. Man bat ihm in allen Sprachen den 
Namen Meerpferdchen gegeben, und er kommt fhon bey Pli— 
nius unter diefem Namen vor. Er ift zu nichts zu gebrauchen, 
wird aber, wegen feiner fonderbaren Geftalt, häufig aufbewahrt, 
uud bald für giftig, bald für ein Heilmittel gehalten. In Dals 
matien brennt man fie zur Aſche, und legt fie gegen verhärtete 
Milch auf. Willugbby T. J. F. 4,5. Valentyn Pise. 
amboinenses fig. 60. Knorr Deliciae. Bloch, 4. F. J. 
6. T. 109. 3. 3 

2. G. Der Röhrenfifch (Solenostomus paradoxus). 

In Indien gibt e8 eine dadurch fehr abweichende Gattung, 
daß fie ein Bruſtfloſſer iſt, nehmlich Bauchfloffen hat, und zwar 
febr große hinter den Bruftflofen; fie find mit einander vers 
wachſen, und dienen wahrfcheinlih den Eyern ald Beutel. Iſt 
nicht länger als 2 Zoll, ſechskantig, hornig und geringelt, und 
‚bat einen etwad nach unten geneigten langen Kopf, mit 3 Paar 
Wimpern unten daran; die Augen find groß, und ed ftebt vor 
jedem ein Stahel; die Kiemenfäden bangen wie Zotten her» 
aus; die kurzen aber breiten Brufifloffen haben 25 Strahlen; 
die Bauchfloffen reichen faft bi8 hinten an den Leib, und baben 
7 verzmweigte Strahlen; Rüdenfloffe bob, mit 5 einfachen Strah— 
len, die hintere niedrig mit 18, die Schmanzfloffe lang 145 
Steißflofe 12; der Schwanz übrigend fehr Furz. Die Färbung 
ift grau mit braunen — Pallas Spic. Zool. VII. 
p. 32.1.4.£.6. Seba M. T. 34. 8. 4. 

3.©. Der ————— in draco) 

weicht ab, bat ebenfalls einen mit bornigen Schienen gerins 
gelten Leib, einen dien Rumpf und abgefepten Aa wie 

Okens allg. Naturg. VI. 


98 


dad Seepferdihen, aber der Mund liegt unter der meit vorfprins 
genden Schnauze; er ift ein, Bauchfloffer; Die Bruftfloffen groß 
und flügelförmig, die Bauchfloffen rankenförmig. . 

Der Leib ift niedergedrüct und vierfihrötig, 3—A Zoll lang, 
faft 1%/, die, böcerig, der Schwanz Furz und die Schnauze ganz 
platt; die Kiemenlöcher Mein, nur mondförmig an den Seiten, 
der Augenring gelb, die Nafenlöcher unmeit davon, Im Munde, 
der ziemlich fo wie bey den Stören liegt, find fehr Fleine Zähn— 
chen. Die Grundfarbe ift bläulih, die Höder braun. Br. 10. 
B. 4. R. A weit hinten. Sch. 13. St. 5. Kommen aus Am— 
boina, und finden fich als Sonderbarkfeiten auch außer den Samme 
Iungen. ‚Valentyn Ind. II f. 271. Ruysch Thes. t. 7. 
f. 2, D. Bloch, 4. F. IL 52. T. 109, F. 1, 2. | 


2. Sippfhaft. Die glatten Schnabelföpfe 

find Bauchfloffer, mwalzig und nadt, oder zuſammengedrückt 
und mit Schuppen getäfelt. Finden fih nur in heißen Meeren. 

4. &. Die Pfeifenfifhe (Fistularia) 

find faft walzig und nadt, haben einen ungewöhnlich 
langen Kopf, der faft ein Drittel ded ganzen Leibes beträgt, und 
an deffen Spitze ein kleines aber erweiterbares Maul if, mit fehr 
Heinen, faft zahnlofen Kiefern. Die Floffenftrablen find weich) 
und meiftend einfah. Schmwimmblafe. 

1) Der americanifihe, (F. tabacaria) 

wird 5—4 Schuh lang, ift ganz fehuppenlo8 und hat eine, 
fehr lange fifchbeinartige Borfte in der Mitte der Schwanzfloffe 
oben braun, an den Seiten weißlid und blau gefledt, die Floſſen 
roth. Der Kopf beträgt faft */s des Leibes, ift vierfantig und 
im Mund fteben viele Eleine Zähne. Die Naslöcher dicht vor 
den Augen, deren Ring filberglängend ift; dad Kiemenloch meit 
mit 7 Strahlen; Schmimmblafe fehr Hein. Die Rüdenfloffe weit 
hinten 14. Schw. 15. St. 13. Br. 15. B. 6. Heißt Tabadd- 
pfeifenfifh, und findet fih an ganz America, lebt von Heinen 
Krebfen und Fifchen, ift aber fehr mager, und wird daher nur 
vom gemeinen Mann gegeffen,. Marcgrave ©. 148. Fig. 
Willugbby Taf. P,8. Fig. 1. Catesby II. Taf. 17. Fig. 2. 
Linne Mus. adolph. I. tab. 26. fig. 3. Blod, 4. 5. VII. 


99 


6. 126. Taf. 387. Sig. 4. Skelet bey Rofentbal Taf. 9, 
Fig. 8—12. 

2) Der chinefifche (Aulostoma chinensis) 

wird mehrere Schub lang, und ift mit Pleinen Schuppen bes 
dedt, mit Ausnahme ded Kopfes, der Fürzger als beym vorigen 
und ziemlich dreykantig ift, ohne Zähne und Schwanzborfte; alle 
Sloffen Plein, vor der Rüdenfloffe mehrere einfache Strahlen in 
einer Zurche, fonft find alle weich und verzweigt; Färbung röth: 
li mit weißen Ötreifen und braunen Flecken. Die Schwimms 
blafe jehr groß. R. 9, 11. Schw. 23. ©t. 11. Br. 13. B. 10. 

Findet fih in Oftindien, frißt Würmer und Laich, bat ein 
zähes magere® Fleifh, und wird daher nicht gegeffen. Er heißt 
Trompeterfiih. Valentyn Ind. II. fig. 323,492. (Renard 
Poissons I. tab. 3. fig. 18.) Blood, 4. F. VII. ©, 131. 
Taf. 388. 

5. © Die Schnepfenfifdhe (Centriscus) We 

find mit Schuppen bedeckt, länglih und zufammengedrüdt, 
mit einem fcharfen Bauchrand und furzen Schwanz; Kiemens 
fpalt weit, mit 2 oder 3 Strahlen. 

1) Der gemeine (C. scolopax) 

wird kaum fpannelang, über 4 Zoll boch und ift fehr dünn. 
Färbung blaßroth, ale Floffen grau. Die Schuppen find bart, 
binten zugefpigt; bededen fih fo, daß fie fih rauh anfühlen, 
wenn man mit der Hand dagegen fährt; die Augen fleben an 
ber Geite, und haben einen blaßrotben Ring, die doppelten Nas— 
Löcher unweit davor. Der erſte Rückenſtachel ift beweglich, ges 
zähnelt und liegt in einer Furche; beide Rüdenfloffen weit hin— 
ten. 8. 3. Br. 16. 8.5. R. 4, 17. Schw. 9. ©t. 18. Finder 
ſich im mittelländifchen Meer, aber nicht häufig; fein Fleifch ift 
zwar zart und ſchmackbaft, kommt aber, wegen feiner Kleinbeit, 
felten auf den Tiſch. Rondelet J. ©. 422. Fig. Bloch, 9. 
51 ©. 55. %. 125. F. 4. Armknochen von Geoffroy in 
Ann. Mus. IX. tab. 29. 

Die Mefferfifhe (Amphisile) 

find faft wie ein Mefferbeft zufammengedrücdt, und mit einem 
glatten Rüdenpanzer bededt, der auf dem Kreuz in einen ges 
zähnten Stachel audläuft; die Bruftfloffen ftehen weit hinten. 

7: 5 


100 


2) Der Pleinere (Centriscus velitaris) 

wird gegen 3 Zoll lang und hoch, der Rüden mit einem 
binten flachelförmigen Panzer bededt, dad übrige weich und be> 
ſchuppt, filberglängend, auf dem Rüden gelblih. Die Rüden- 
floffe ganz binten unter dem Gtachel 12. Schw. 12. St. meit 
binten 25. Br. 13. B. in der Mitte ded Leibe A. Kommt aus 
Oſtindien, und verbindet die folgende Gattung mit der vorhers 
gehenden. Pallas Spic. VIII. p. 36. tab. 4. fig. 8. 

3) Der größere (Centriscus scutatus) 

wird etwa fpannelang und ift ganz gepanzert, oben gold» 
glänzend, unten braun. Br. 11. B. 5. R. 3, 11. Schw. 12. 
&t. 13. 

Findet fih in Oftindien, und ift wegen feiner Steifchloßig> 
feit zu nicht8 zu gebrauchen. Valentyn Ind, III. fig. 243. 
Klein missus IV. tab. 6. fig. 6. Blood, A. F. J. ©. 57. 
Er —— 

6. G. Die beften Fifche im Nil find die Spitzſchnauzen 
(Mormyrus), 

welche zuerft von Haffelquift und Forſkal angezeigt, von 
Geoffrov aber erft gehörig aufgeflärt worden find. Ihr Leib 
ift Yanglich, fehr zufammengedrüdt und dicht mit Fleinen Schup> 
pen getäfelt, mit Ausnahme des nadten Kopfed und der Kiemen= 
deefel, welche unbemeglic find und einen fihmalen Spalt offen 
laffen; der Kopf ift meift fo verlängert und dad Maul an feinem 
Ende fo Fein, daß man ihn mit dem der Ameifenbären verglis 
chen hat; die Zähne find fehr fein und ſtehen nicht bloß in den 
Kiefern, fondern auch auf Pflugfcharbein und Zunge; der Schwanz 
ift Yang und die Floſſe gefpalten. Sie haben die gewöhnliche 
Zahl Kiemenbägen und 5—6 Strahlen. 

Sie Ieben vorzüglich im Nil, jedoc hat man auch im Senegal 
gefunden. Sie halten fih immer auf dem Boden zmwifchen Stein- 
haufen, find daher fchwer zu fangen und theuer. Mit Neben 

_ befommt man fie nicht, fondern nur mit Würmern an mehreren 
Angeln an einer langen Schnur, die man durch ein Bley auf 
die Steinhaufen niederläßt. Gewöhnlich thut fi ein Dutzend 
Sifcher zufammen, und doch fangen fie während einer Nacht nicht 
mehr ald 10—30 Stück. Sie laichen im Auguft beym Anmwachfen 


101 


bes Nils. Herodot erzählt von ihnen, daß beym Abfteigen im 
Sluffe die linfe Seite, beym Auffteigen aber die rechte aufgerieben 
fey; eine merfwürdige Beobachtung, die ſich daraus erflärt, daß 
dad Ufer, an welchem fie fih reiben, an der linken Seite des 
Stromes fi findet. 

4) Die gemeine (M. oxyrhynchus, Centriscus niloticus) 

war fihon den Alten bekannt; er wird 1° lang, 2.“ hoc), 
bat eine Jange Rüdenfloffe und einen mwalzigen febr langen Kopf 
mit einem nur 3—4' weiten Maul, Der Kopf beträgt ein 
Viertel der ganzen Länge; die Schuppen unter der GSeitenlinie 
find größer. Die Färbung ift grau, die Sloffenwurzeln roth. 
Strabo erzäblt (Lib. XVIL p. 812.), daß diefer fpigfchnäbelige 
Fiſch (Oxyrhynchus) in Aegypten ein Gegenſtand allgemeiner 
Verehrung gemefen und einen eigenen Tempel in der nah ihm 
genannten Stadt gehabt babe, und Aelian fept binzu (Lib. XII. 
. cap. 33.), daß die Fifcher alle mögliche Vorficht gebraucht bät- 
ten, um diefen heiligen Fifch nicht zu fangen, und wäre es ge: 
ſchehen, fo hätten fie ihn wieder ind Waſſer geworfen. Belon 
bat den Hecht für diefen beiligen Fifch gebalten. Description 
de l’Egypte, pag. 245. t. 6. fig. 1. Bloch, Systema t. 30. 


B. Scheiben oder- Kugel-Köpfe, baben einen ftarf 
zufammengedrüdten oder Fugelfürmigen, gepanzerten Leib, mit 
fehr kurzem, unabgefeptem Kopf. 


3. Sippfhaft. Die Scheibenfifcde 

fielen rautenfürmige Tafeln vor mit dicht anfchließenden 
Heinen Schuppen oder Körnern, und mit eingefegtem Schwanz; 
die Schnauze kurz und unbeweglih, bat Zähne. Sie find Ohn— 
oder Brufifloffer, und ftehben den Klipp: und Sonnen-Fiſchen, mie 
den Hornfifchen, gleich nahe, fo daß man nicht recht weiß, wo⸗ 
bin man fie am beften ftellt. 

7. G. Die Hochrücken (Kyrtus) 

ſind ſehr dünn und elliptiſch, mit feinen Schuppen wie mit 
Blättchen bedeckt, haben große Bauchfloſſen, eine kurze Rüden: 
und lange Steiß-Floſſe, 7 Kiemenſtrahlen; das Maul ziemlich 
weit, überall mit Zähnen, mie eine Raſpel; Unterkiefer deckel— 
förmig. 


102 


1) Der gemeine (K. indicus) 
fommt aus Oftindien, wird gegen 4° lang, 4’ breit, die Färbung 
goldgelb, die ſenkrechten Floffen am Grunde bläulih; vor der 
Rückenfloſſe 4 fhmarze Fleden. Er lebt von Muſcheln und 
Krebfen, und ift ſchmackhaft. Der Mildhner hat ein Horn auf 
dem Naden. Bloch, A. F. I. 122. T. 169. Cuv. Val. IX. 
421. t. 277. 

8. G. Die Dedfifhe, Pampeln (Stromateus) 

find balbfnorpelige Obnfloffer, febr zufammengedrüdt, längs 
lich fiheibenförmig, vol Eleiner nepförmiger Schuppen, mit Fleinem 
Kopf und Pleinem unbemweglihen Mund, wie beym Hornfiſch. 
Kleine feharfe Zähne in Kiefern und Gaumen. Alle Floffen 
mondförmig, Rüden und Steiß:Floffe ſehr lang und gegenüber. 

Wegen ihrer Eleinen Zähne leben fie mwahrfheinlih von 
Würmern und finden ſich nur in wärmern Meeren. In Oft: 
indien find die größten felten über 1° lang und breit und mwers 
den fchmadhafter, je größer fie werden. Der Kopf wird be: 
fonder8 geſchätzt; am häufigften und ſchmackhafteſten find fie von 
Fanner bid März; fie haben wenig Gräthen. Man pflegt fie 
auch zu trocknen, indem man fie auffhligt, mit Salz einreibt, 
wieder zufammenlegt, zwifchen Brettern preßt, auswäſcht und an 
der. Sonne oder im Nauche trodnet. 

1) Der gemeine (Str. fiatola) 

ift der einzige, welcher fich an Europa und zwar im mittels 
ländifhen Meer findet, fonft kommt er auch im rothen vor; ift 
fpannelang, ſchön bläulich filberweiß mit goldglänzenden Fleden 
und Querbändern. Er wird in Rom und Neapel fehr body ges 
ſchätzt und zeigt fih vorzüglih im May. Man kann faum einen 
zierlichern und prächtigern Fiſch ſehen. 8.6. R. 46. Sch. 22. 
St. 34. Br. 25. Heißt im Mittelmeer Fiatola, Lampuga, bey 
Venedig Figa, wo er jedoch felten ift, Belon 153. Rondelet 
157. Gesner 489. Hepatus. 41109. Fig. Cuv. Val. IX. 
373. tab. 272. 

2) Der ſchwarze (Str. niger) 

fommt häufig aus Indien in unfere Sammlungen; er wird 
gegen 2 Schuh lang und faft eben fo breit, dunkelbraun, fällt 
aber biöweilen ind Gelbe, die Floſſen ſchwarz gefaumt, Er lebt 


105 


von Fiſchbrut und Polypen, und wird mit. Neben gefangen, 
ift an Tranfebar wenig geachtet, defto höher am Veſtland, zu 
Dondifchery und Bombay, mo er Pample noire und Pomfret 
beißt. Bloch, U 8. IX. %. 422. 1. 75. T. 160. Str. paru. 

3) Der weftindifihe (Str. xanthurus) 

fiebt eben fo aus, bat aber feinen fo gewölbten Rüden und 
binten 2 fpigige Blättchen ald Spuren‘ der Bauchfloſſen; er ifl 
nur 6 Zoll lang, A*a boch und vorn faft ganz rund,  filber- 
glänzend mit gelbem Schwanz, Fleinen, fpisigen Zähnen im 
Schlund und großen fhwarzen Augen; 7 8. Sloane II. 281. 
T. 250. F. A. 

9. G. Die Hornfiſche (Balistes) 

Schließen fih in der Geftalt an die vorigen an, find nehmlich 
zufammengedrüdt und elliptifch, mit fhildartigen Schuppen ge= 
panzert, eingefehten Kopf ımd Schwanz; ftatt der Bauchfloffen 
nur 2 Stacheln an der gewöhnlichen Stelle, und ähnliche Sta— 
Heln auf dem Rüden, die wie Hörner ausfehen. Gie finden 
fi) nur in den wärmern Meeren, und leben von Polnpen und 
Tangen, Felet bey Agaffiz, Poissens foss. UI. tab. F.; 
Schädel in Iſis 1823. T. 14. F. 3. 

1) Der bunte (B. capriseus) 

ift länglich und wird ziemlich groß, bräunlichgrau, mit ſchö— 
nen gelin und blauen Fleden, hat feine großen Schuppen hinter 
den Kiemenlöchern, und feine Stacheln an den Seiten des 
Schmwanzes, aber 3 im der erſten NRücenfloffe; der Augenring 
goldgelb, die Zähne Fein. R. 3, 22. Sch. rundlidy 14, St. blau> 
gefledt 20. Br. 12. 8. 2. Heißt im Mittelmeer Pesce bale- 
stra, Poure, und wird, jedoch jelten, bey großer Hibe gefangen. 
Galviani T. 206, B. Willughby T. 1. F. 19 

2) Der geftreifte (B. vetula), Vieille, 

ift länglich oval und fehr stark .‚zufammengedrüdt, über 
1 Schuh lang, gelblihkraun, auf dem Kopfe, Rüden und dem 
Schwanz blaue Streifen; auch die Lippen find blau; er hat Feine 
Stacheln un den Geiten ded Schwanzes, aber 3 auf dem Rüden 
und große Schuppen hinter den Kiemenlöchern. R. 3, 28. Sch. 
mondfürmig 12.°°©t. 25. Br. 14. B. 12: oben 14, unten 12 
Schneidzähne. Die Zeichnungen‘ und Färbungen »diefes Fifches 


104 


find zwar grell, aber regelmäßig und fonderbar. Friſch ift der 
- Rüden grün, mit roftigen Bändern, die Seiten rofenrotb, nad) 
unten bläufich, der Schwanz mit violetten, gelben und, blauen 
Ringen, die Schwanzfloffe bläulich, in der Mitte gelb; Rücken— 
und Steiß:Floffe bimmelblau mit gelbem Saum. Ums Gebiß 
ein grüned Band, um die Lippen ein gelbed, um das Kinn ein 
violetted; von der Schnauze Über die Baden zur Bruftfloffe zwey 
violette, goldgelb gefaumte Streifen; unter der Schnauze hoch— 
gelb bis unter die Bruftfloffe. Von dem grünen Auge geben 9 
blaue Strahlen ab und ein grünlichgelbed Band. Dean bat ihn 
fonft nur aus Oft: und Weſt-Indien befommen, findet fich aber 
aud im mittelländifchen Meer. Er lebt von Schaltbieren. Man 
fängt fie mit der Angel; fie follen fich dabey etwas aufblähen, 
und einen grungenden Laut von fich geben, mwahrfcheinlid durch 
Ausftoßen der Luft and der Schwimmblaſe. Gie werden gegeffen, 
und follen gebraten gut fhmeden, ſchlecht aber, wenn fie 
bloß gekocht find. Der Name Altes Weib kommt von den Lüden 
zwifchen den menfchenähnlidhen Zähnen, Bloch, A. F. IL 22. 
T. 150. Marcgrave, ©. 164: Fig. Guaperua; Valentyn 
Ind. IH. fig. 202. Lesson in Duperrey Voyage, I. t.9. f. 2. 

3) Der ftahelige (B. aculeatus) 

bat ebenfald große Schuppen hinter dem Kiemenlöcern, und 
3 Reihen nad) vorn gerichtete Stacheln an den Seiten des Schwan: 
zes, mie die meiften andern und wie die fogenannten Chirurgen, 
wird über 1° lang und ziemlidy dit, braun, auf dem Kopf acht 
blaue Binden und ein rotber Strich, an den Seiten 4 braune 
fhiefe Streifen, ift überhaupt prächtig gezeichnet und gefärbt. 
R. 3, 255 bat im Unterkiefer 10 fpibige Zähne, im obern 12. 
Findet fi in Oftindien und befonders im rothen Meer, wo er 
von Krebfen lebt, aber ein unſchmackhaftes Fleifch bat, und das 
ber nicht beachtet wird. Blob, A. F. I. 19. T. 149. Wil- 
lugbby 3. 1. 5. 21. Renard L % 28. 5.154. Seballl 
T. 24. 8. 15. 

4) Der ſchwarze (B. ringens) 

ift einer der größten und kohlſchwarz, welche Farbe bey den 
Fiſchen zu den Öeltenheiten gebört; er hat jedoch an der Steiß— 
und der zweyten Rücken-Floſſe einen blauen Streifen, an den 


105 


“ Seiten ded Schwanzed 6—7 Stacdhelreiben. R. 2, 35. Kommt 
aus China, wo man ibn nah Osbeck (Reife, ©. 386.) am 
Strande mit Brod anloden und mit den Händen greifen kann. 
Bloh, A. . 1. 27. 8. 152. 8. 2. Willugbby T.ı. 24. 
Valentyn, Ind. III. fig. 42. 

5) An Ebina findet fihb der fogenannte Einhornfiſch 
(B. monoceros), 

weldyer mebr länglich ift und über 1’ Yang wird, der erfte Rüdfen- 
ftachel flebt wie. ein Horn hinten auf dem Kopfe und der Schup— 
penpanzer iff ganz raub von feinen Körnchen; Färbung grau und 
braun marmoriert, auch bisweilen mit ſchwarzen und blauen 
Flecken wie chineſiſche Buchſtaben. In der zweyten Rückenfloſſe 
find 48 Strablen. Er iſt dünn und ſieht aus wie ein Flunder; 
lebt von Krebfen und Polypen und bat ein zäbe& nicht geachtetes 
Fleiſch. Osbecks Reife, ©. 144. Bloch, 4.5. 1. ©. 12. 
T. 147. Findet ſich auch an Brafilien 10° lang, 4 breit, beißt 
dafelbft Acaramueu und frißt auch Meerpflanzen. Marcgrave 
163. Fig. 

6) An den Antillen finder fih ein ähnlicher, welcher aber 
3’ Yang wird und nur 2 Zähne in jedem Kiefer bat. Er lebt 
von Gorallen und Mufcheln, und wird für giftig gehalten. 
Catesby, Carolina t. 19. 

7) Dr. Munier bat die Zufälle von Vergiftungen durd) 
Fiſche auf der Inſel Morig und Bourbon beobachtet und in einem 
Briefe an Sonnerat befannt gemadt (Rozier, Journ. de 
Physique III. 1774. 229). Diefe Fiſche heißen dafelbft Beutel, 
Papagey-Fiſch und Alted Weib (Bourse, Perroquet et 
Vieille), Sbre Eigenfhaft zu vergiften, wird von ihrer Nah: 
rung abgeleitet, welche in Madreporen = Polvpen beftebt. Man 
nennt fie auch Stein: oder Klippen=Fifche, weil fie die Eorallen- 
riffe bewohnen, von denen alle Küften der indifhen Meere um: 
geben find, Diefe Maffe beißt dafelbft Tuff, weil fie aus zer: 
flörten Madreporen befteht. Die Papagepfiihe haben ein fades, 
weißliches Fleifch, dad aber nicht ſchädlich iſt; die Beutelfiſche 
werden von den Schwarzen gefalzen, an der Sonne getrodnet 
und gegeffen. Die Altweiberfiihe dagegen haben ein derbes, 
ſchmackhaftes Fleifdy und kommen auf die beften Tafeln; ed gibt 


4106 


aber eine Zeit, mo fein Genuß gefährlih und es rathfam iſt, 
ſich deffen zu enthalten. 


Die Polypen der Madreporen haben ihre Vermehrungdzeit 
vom December bi8 zum April. Da die vielen Jungen nicht 
mehr Plap in den elterlichen Zellen haben, fo arbeiten fie an 
neuen Wohnungen, ındem. fie an den alten Stamm neue, Xefte 
feben. Sie nehmen aber die Freidenartige Materie nicht von 
außen dazu, fondern verarbeiten. fie in ihrem Innern. Die 
Stämme vergrößern ſich oder wachſen, und die Enden der Zweige 
werden belebt, rotb, blau, gelb u.f.w. Dann fagen die Eine 
wohner, das Corall ſteht in der Bluͤthe und fir ftelen nun das 
Effen der Altweiberfifhe ein, weil diefe fehr Lüftern nach diefen 
jungen Polypenſtämmen find, immer in den Corallenriffen bin 
und her fhwimmen und fie abfrejjen. Dieſe Polypen fchliegen 
fih offenbar an die Quallen an, welche befanntlidy Abend. find 
wie der Höllenflein, und auf der Haut ein beftiged Brennen vers 
urfachen. Dad Fleifch der Fiſche fcheint dadurch eine ähnliche 
ähende Eigenfchaft zu erhalten und den Magen zu beftigen Zus 
fammenzichungen zu reizen, Bald entftebt fürdhterlihes Grim: 
men, endlih Convulfionen in den Gliedmaaßen, Anfchmellen der 
Zunge, fliere Augen, ſchweres Athmen und. Krämpfe in.den Ge— 
ſichtsmuskeln. Iſt etwas von der Speiſe in den Darmcanal 
übergegangen, ſo zeigen ſich kalte Schweiße, und der Kranke 
würde unfehlbar zu Grunde gehen, wenn man ihm nicht eiligſt 
Hülfe leiſtete. Man muß daher vor allem den Darmcanal mit 
ſtarken Bredymitteln reinigen, und ſodann ölige Mittel geben 
nebſt Clyſtieren, worauf die Zufälle nahlafen; auch muß man 
flarfe Schweiße hervorrufen. Nach der Heilung gibt man Limo—⸗ 
nade und ſetzt den Kranken einige Tage auf Diät. An acht Tagen 
ift, dann alled vorüber, außer wenn zuviel ‚gegeffen morden iſt. 
Ein Soldat, welcher einen halben Fiſch gegeffen hatte, lag in 
den legten. Zügen, genaß febr langfam und fühlte noch lange Zeit 
Schmerzen in Armen und Füßen. 


Sonrerat hat diefe Fifche beſtimmt (ebenda S. 227 und 
445). Sie gehören nicht zu einerlen Gefchlecht, freffen aber ges 
meinfehaftlich die jungen Polypenftämme, und verderben auch, 


#07 


fo bald fie todt find, faft im Augenblid, wann man fie aus dem 
Waſſer zieht. 

Der gemeinfte ift ein Hornfifh, nehmlich der Beutel: 
fifh, Balistes Bursa, T. 1. 8. 1., ungefähr 9 Yang und 
4 boch, grau, unten meiß, Uber jedem Auge ein frummes fchwars 
zes Band. bis zur Bruſtfloſſe. R.3, 29. Sch. 12. St. 26. Br. 14. 
Die Strahlen in der erften Bruftfloffe find Stacheln, die andern 
verzweigt. Renard 1.7. Lacepede. 

8) Daher gehört auch der gefledte Hornfiſch (B. con- 
spicillum, americanus), 

wird 1’ Yang, ift ſchwarz mit weißen Flecken auf der untern 
Seite des Leibes und einem weißen Band von den Augen zu den 
Kiefern, woran noch zwey Goldbänder. Auf dem Schmanze ein 
ſchwarzes Querbant: Rüden und Steiffloffe arau, Schwanzfloſſe 
rauſchgelb. Rüdenfloffe 3,26. Sch. 12. ©t. 22. Br. 14. Man 
bat bemerkt, daß die Zufälle fürchterlicher find, je ftärfer das 
Braͤunroth an den Zähnen if. Der Rücken ift gewöhnlich mit 
Schleim bededt, mas ihm ein glänzendes Anfeben gibt. Ebenda 
©. 445. 

An Bahama gibt ed auch vergiftende Fifche, und zwar 
rechnet man die meiften darunter. Gie bringen große Schmerzen 
in den Gelenken bervor, welche nah 2—3 Tagen mit einem 
Grübeln endigen und nicht den Tod hervorbringen. Die Hunde 
und Kapen freffen fie ohne Schaden. Die Perfonen, welche ein» 
mal das Uebel gebabt haben, fühlen foaleich wieder die Schmer: 
zen, wenn fie wieder Fifche effen, auch wenn ſie unſchädlich find. 
Phil. trans. 1675. Anfon und Bprom erzählen in ihren Reifen, 
daß febr fhöne Fifche an der Anfel Tintan unter den Mariannen 
fo gefährliche Zufälle bervorgebracht haben, daß man am Auf: 
kommen der Kranfen verzweifelte. Nenard I. 15. Fig. 88, 
2acepede M. 209. T. 7. 8. 2. 

Der Altweiberfifch (B. vetula) ift ſchon befchrieben. 

Der Papagepyfifch gehört zw einem andern Gefchlecht 
(Scarus psittacus), Hat feinen Namen von der Geftalt feiner 
vorftehenden Zähne erhalten, Er wird 2*/,’ lang, ift mit großen 
und dünnen Schuppen bedeckt, weißlich, voll von blauen Dupfen 
am hintern Rand einer jeden Schuppe; auch an der Rüden: und 


408 


Steiß-Floſſe zwey blaue Bänder, eines an. der Wurzel, dad 
andere am Rand. Die Floffen find grau; die erften Strablen 
aber an den Bruft:, Bauch- und Schwanz: Floffen blau. R. 9 Sta: 
cheln und 44 verzweigte Strahlen. Steißfloſſen 2 Stabeln und 
9 verzweigte. Schw. 15. Br. 135. B. 7, alle verzweigt. 

4. Sippfhaft. Die Kugelfiſche 

find fugeleunde oder vierfchrötige Zifche mit hartem Panzer 
bedeckt, der aus Spiben, Nägeln oder Stacheln beftebt, vorn 
mit einer vorragenden Fleinen Schnauze mit: und ohne Zähne; 
der Schwanz eingefegt, die Bauchfloffen in Stacheln oder Nägel 
verwandelt, die Kiemenlöcher nur enge Spalten, die Schwimm: 
blafe groß. 

10. G. Die Klumpfifhe oder Seehafen (Cyelopterus) 

find ſehr did und faft kreiſelförmig, und haben eine ſchuppen— 
Iofe, aber körnige Haut, meift mit einigen Nagelreihen; der 
Schwanz halb fo lang als der Leib, Die Bauchfloffen fteben an 
der Bruft, und find zu einem Napfe mit einander verwachfen; 
Maut rundlid mit feinen Zähnen. Die Knochen find balb 
fnorpelig. 

41) Der gemeine (C. lumpus) 

wird, 11, Schub lang und 1, did, 7 Pfund fehwer, oben 
fhmwarzgrau, unten gelblich, hat jederfeitd 3 Nagelreihen und 
2 Rüdenfloffen, wovon die vordere nur mie eine Fettfloffe aus— 
ſieht. Er finder fih einzeln in der Nord und Oſtſee bis ins 
Eismeer, liegt gewöhnlich auf dem Boden, oder heftet fich mit 
feinem Napf an Steine, und zwar fo veft, daß man ihn kaum 
abreißen Ffann. Hanox berechnete (Seltenheiten IL. ©, 580.) 
die Kraft bey einem 8 Zoll langen auf 74 Pfund; bey Pen: 
nant (II. ©. 134.) bieng einer fo veft am Boden eined Eimers, 
daß derfelbe fammt dem Waffer mit in die Höhe gezogen wurde, 
Er fcheint von Weichthieren, befonderd von Quallen und Elionen 
zu leben, wird, dagegen haufig: von größern Fifchen, und befon- 
derd von Robben, verfolgt, melche jedoch nur das Fleifch heraus: 
freffen, und die Haut ſchwimmen laffen. Sein Fleiſch ft zäh 
und ſchmeckt thranig, wird daber an unfern Küften nicht gegejfen, 
fondern ald Köder, beſonders für den Heilbutt, gebraudt, Am 
bäufigften findet er fih an Gröns und Island, und am höhern 


109 


Norwegen, kommt im März an die Küften, um zu laichen, und 
gebt im Map wieder in die Tiefe zurüd, fo daß man ibn das 
ganze Jahr nicht wieder ſieht. Er ſcheint dafelbft Wochen, viels 
leicht Monate lang faft unbeweglih zu liegen; mwenigftend bat 
man bey einem einen 6 Zoll langen Tang auf der Stirn ges 
wachien gefunden. An Jütland ift er der Vorbote der Häringe, 

Er enthält außerordentlich viel Ever, welche reif faft halb fo 
groß ald eine Erbfe find; der Roogen wog bey einem 6t/; Pfund 
fchweren 2 Pfund, und dad Loth enthielt 400,000 Eyer. Der 
Darmcanal batte viele Windungen, wie bey den Säugtbieren, 
und war 11 Schub lang, was bey den Fifchen etwas Ungewöhn— 
liches if. Das Männchen zeigt, nah Faber (Fifche Islands 
©. 51.), eine ungewöhnliche Sorgfalt für die Eyer, und bewacht 
fie treulih; mwenigftend fieht man es oft mıt dem Munde gerad 
vor den Eyern liegen, wad auch von den Sifchern aller Gegenden 
betätigt wird. Dito Fabriciud behauptet fogar (Fauna 
groenlandica p. 133.), daß er bey diefer Gelegenheit den Meer: 
wolf verfolge, ibn ind Genick beiße, bis er fterbe, was jedoch bey 
feinem fchwachen Gebiß nicht wohl möglig if. In Grön- und 
Ssland wird er mit Neben gefangen, auch wohl mit einem ga> 
belfürmigen Eifen geftochen, wenn man ihn zwifchen den Meer> 
pflanzen liegen fiebt; bisweilen geräth er auch zur Ebbe auf den 
Strand, oder wird von der Bürgermeiftermöve darauf gefchleppt. 
Die dide Haut wird zu Schuhen gebraucht, die jedoch nicht einen 
Tag lang dauern, Das Fleifh der Weibchen ift mager und 
fchleht, dad der Männchen aber fehmadhaft und fett wie Aal, 
und foll fogar ein Leeerbiffen fepn, wenn e8 einen Tag im Salz 
gelegen bat. Die Isländer trodnen es, und feben e8 fremden 
Kaufleuten als eine gute Speife auf. Auch der Roogen und die 
Leber werden gegeffen. In feinem Schlunde findet man meiftend 
Lernäen. Heißt auf Helgoland Havadde, in Holland Snoddolf. 
Bloch, D. F. II. 103. Taf. 90. Gesner 447. Fig. Orbis 
.mucosus. 

11. ©. Die Bein» oder Koffer: Fifche (Ostracion) 

baben einen dien, drey= oder vierfantigen Leib mit fehr 
harten fechdedigen Knochenfchuppen zu einem Panzer verwachfen, 
in welchen der Kopf und der Schwanz wie Zapfen eingefegt find; 


110 


der Mund ift ſehr Hein und hat in jedem Kiefer nur etwa ein 
Dutzend Fegelförmige Zähne; der Kiemenfpalt ſehr eng, bat 
6 Strahlen, und die Bauchfloſſen find nur 2 Stacheln, melche 
au wohl fehlen. Sie finden fih nur in beißen Meeren und | 
Yeben von Schalthieren und Krebfen; haben wenig Sleifh und 
werden für giftig gebalten; ihre Leber aber iſt groß, und gibt 
viel Thran. 

Die einen find dreyedig oder dreyfantig, und darunter gehört 

4) Der ftahellofe (O. triqueter), 

welcher ungefähr fpannelang wird, braunroth ift, mit einem 
weißen Zleden auf jeder Schuppe, melde gewölbt find und 
Strahlen haben, mit Heinen Perlen befireut. Er hat Feine Stas 
cheln auf dem Rüden. R. 11. Sch. 14. St. 12. Br. 17. Der 
Schwanz ift ziemlich lang, und fo mie die Floſſe mit weißen 
Flecken geziert in einem braunen Ring. Er fommt aud Oft: und 
MWeftindien und wird nah P. Bromne (Jamaica p. 457.) in 
Meftindien für den beften americanifchen Fiſch gehalten; er ftebt 
daher in fo hohem Preife, daß er nur auf die Tiſche der Reichen 
fommt. Bloch, 4A. 5. L 9. T. 130. Willughby T. 1. 
5.18. Seba 3. 24. F. 6. T. 25. 8. 12. 

2) Der große vierbornige (O. quadricornis) 

wird 4° lang, und hat 2 Stadheln am Kopfe und 2 binten 
am Bauche, melche die Bauchfloffen vorfiellen, oben 14, unten 
12 Zähne. Die Färbung ift röthlihbraun, mit dunkleren Zaden. 
R. 7. Sch. 10. St. 8. Br. 6. Kommt aus Oft» und Weftindien 
und auch von Guinea, hat wenig Fleifh und wird nicht gefchäßt. 
Bloch, A. F. 1 ©. 108 T. 134. Marcgrave ©, 142 
(Guamajacu Ape). Knorr, Delieiae I. t. H. 7. fig. 1. 

Andere haben einen vieredigen Leib, wie 

3) Der Pleine vierbornige (O. cornutus), 

welcher - fpannelang wird, vorn und binten fenfredht ab» 
geftugt ift, vor den Augen ein Paar Stacheln hat, und hinten 
ein Paar als Bauchfloſſen; oben 10, unten 8 Zähne; brauns 
gelb; der Schwanz und feine Floffe fehr Yang. 

Er fommt aus Oftindien, hat ein zähes und ſchwer zu ver> 
dauended Fleifh und wird daher nur von den gemeinen Chinefen 
auf den Moluden gegeffen; feine Leber ſey aber fo fett, daß fie 


411 
ſich faft ganz iu Thran auflößt. Wegen feiner fcharfen Stacheln 
ift er ziemlich ficher vor den Raubfiſchen; nur der Meerwolf 
fhnappt ibn bisweilen in feiner Begierde weg, was ihm aber, 
wenn er ihn nicht wieder auöbrechen fann, das Leben Foftet, in— 
dem feine Dürme dur die Stadheln zerriffen werden. Bloch, 
A. 8.1. ©. 105. T. 1353. Bontius ©.79. Fig. Valentyn 
Ind. II, fig. 33. Seeligmanns Bögel VIN. T. 74. 

4) Der würfelige (O. cubicus) 

wird gegen 1° lang und hat die Geftalt eined Sargs, hat 
feine Stadheln, ift aber durch braune Augenfleden geziertz R., 
Sch., St. und Brufifloffe haben jede 10 verzmweigte Strahlen. 
Kommt aus Dftindien und dem rothen Dieer, mo fein Fleiſch 
ſehr geſchätztt wird. Man behauptet, fie würden auf der Inſel 
Moriz in Zeichen gebalten, follen fo zahın werden, daß fie dem 
Rufe folgen und aus der Hand freffen. Bloch, 4A. F. 1. 115. 
T. 137. Klein, missus II. tab.1. fig.8. Gesner ©. 757. 
Fig. Ostracion nili. 


12. G. Die Aufblafer (Gnathodon) 

können fich aufblafen, indem fie Luft und vielleicht Waffer in 
den Magen fihluden; find meiftend Fugelföürmig und voll Sta- 
heln, baben aber unter fi) und mit den Kiefern fo verwachfene 
und mit Schmelz überzogene Zähne, daß die Kieferfnocdhen nadt 
zu liegen fcheinen; der Kiemenfpalt fehr Fein, mit 6 Strahlen 
und 5 Kiemenbögen, wovon aber die 2 hintern verfümmert find 
und feine Gefäßfranzen tragen, 


Sie haben Feine Schuppen, fondern entweder fcharfe Spipen 
oder große Stadyeln, momit fie wie ein Igel bedeckt find; die 
Schwimmblafe ift ſehr groß und vorn gefpalten. Die Därme 
find gemunden, wie bey den Säugthieren. Sie finden fi nur 
in beißen Ländern, freffen Corallen, Scalthiere, Krebfe und 
Zange, baben ein fchlechted Fleifh, das in manchen Zeiten felbft 
giftig wird, und daher in Dftindien den bolländifchen Soldaten 
zu effen verboten ift. 

a. Ben den Kröpfern (Tetrodon) 

ift Ober- und Unter» Kiefer gefpalten, fo daß fie ausſehen, 
ald wenn jeder aus 2 Zähnen zufammengefest wäre; der Leib 


4112 


die, jedoch mehr fpindelförmig und hat nur eine raube Haut, 
ohne Stacheln.« Schädel in Iſis 1823. T. 14. F. 2. 

Sie Fönnen fich fehr aufbläben, indem fie Waffer und am 
Rande wahrfcheinlich auch Luft in einen Beutel, wie Bloc) fagt, 
verfehlucen, der im Schlund anfängt und vor den Därmen weit 
nach hinten läuft. Dadurch wird der Leib ebenfal8 rundlich und 
hindert die Raubfifche, ihn anzufaffen. Bloch fagt von diefem 
Beutel, daß er nicht mit dem Magen, fondern mit dem Schlund 
in Verbindung ftehe, und vor den Därmen bis nad) hinten laufet. 
Es wäre daher eigentlich ein langer Kropf, wie man einen ähn— 
lichen beym Trappen findet. Wir werden fogleih fehen, daß 
diefer Beutel nichtd andered ald der Magen felbft if. NRemard 
behauptet, fie fprigten dadurdh Waffer mit Gewalt auf andere 
Fiſche und erfchredten fie dadurch, daß fie von der Verfolgung 
losliegen. Sie freffen, wie die vorigen, Schalthiere, welche fie. 
leicht mit ihren ftarken Kiefern zerfnaden fünnen. Die Zunge 
ift did und fleiſchig. Sie finden fich größtentbeild in heißen 
Rändern, fommen jedoch auch im Mittelmeer vor. Ihr Fleiſch 
ift zäh und wird wenig genoffen, befonderd aud), weil man J 
für giftig hält. 

1) Der geſtreifte (T. lineatus, physa), arabiſch Fahaca, 
neugriechiſch Flasco psaro, 

wird ungefähr 10° lang, iſt gewölbt und bat auf dem Rüden 
und an den Seiten braune und ‚gelbe Längäflreifen. Der Kopf 
ift ziemlich dit, ‚die Stirn breit, die Augen ziemlich oben mit 
gelbem Ring, etwas davor ein Höder mit 2 Bartfafern und vor 
diefem die Naslöcher. Die Färbung diefes Zifches ift fehr lebhaft 
und fhön: der Rüden fehmwärzlich blau, die Seiten braun, hoch— 
gelb geftreift, der Bauch gelblich, die Kehle fehneeweiß, die 
Schwanzfloſſe hochgelb; der Bauch ift vol Furzer Spipen, die 
andern Theile find mit Schleim überzogen. Rückenfl. 11. Sch. 9. 
St. 9. Br. 18. Kiemenſtr. 5; feine Bauchfloffen, wie auch bey 
den andern. 

Haffelquift (S. 441) bat ihn zuerft im Nil entdedt, wo 
er ſich nach Ausſage der Fifcher felten fehen läßt, wahrfcheinlich, 
weil er nur zu Zeiten aus dem Meer hinauffteigt; beym Anfaſſen 
fol er durch feine feinen Stacheln ein Neffeln bervorbringen. 


113 


’ 


Geoffroy. de fie ſpäter wieder daſelbſt eben ſo felten beobachtet, 
und zwar nur zur Zeit der, Ueberſchwemmung, wo ſie, wie er 
glaubt, von den Waſſerfällen herunter, kommen, ſich endlich 
in-die Ganäle vertbeilen, und fih bev abgelaufenem Waſſer, in 
den ſtehen gebliebenen Seen manchmal an der Oberfläche ſehen 
laſſen, wo ſie aber bey der Verſiegung bald ſterben und theils 
von den Menſchen, theils von den Raubvoögeln verzehrt werden: 
dennoch fieht man nachher eine Menge im dürren Sande liegen. 
Alt und Jung freut fih auf ihre Ankunft und die Kinder fpielen 
mit ihnen, wie. bey und mit den Mapfäfern, treiben die aufge 
blafenen und wumgeftürzten Kugeln auf dem Waller umber wie 
auf dem Billard; auch nach dem Tode haben. fie noch ihren Spaß 
daran, indem fie diefelben nach Belieben ausblafen, und ausge⸗ 
trocknet fih derfelben als Bälle bedienen. _ 

Sie ſchwimmen mie die andern Fiſche; mandmal aber kom⸗ 
men ſie an die Oberfläche und ſchlucken Luft; die Runzeln an 
ihrem Leibe glätten ſich aus; ſie werden immer dicker und fallen 
endlich auf den Rüden; dennoch können fie ſich noch immer auf⸗ 
blaſen und fi in eine völlige Kugel verwandeln, won der nım die 
Spipen fih flräuben. Andere Fifche, welche fie verfhlingen 
wollen, treiben nun die Kugel auf dem Warfer umher, ohne fie 
faffen zu können, verlaffen fie auch bald, weil fie ſich an den 
Spipen ſtechen. Sie vertheidigen fich alfo völlig’ wie der Igel. 
Nah: Geoffroy dient ihnen auch der Magen als Luftbehälter. 
Obſchon er Fein ift, fo kann er ſich doch fo fehr ausdehnen, daß 
er ſo groß wie das Thier felbft wird. Der fogenannte, Beutel 
iſt nichts anderes, ald diefer Magen: denn vorn gebt er iu die 
Speiferöhre über, hinten in den Darın, . Er. bat eine febr dünne 
Haut und bedeckt auf der, Bauchfeite faſt alle Därme, die, Leber 
und die Schwimmblafe. ‚Die Schwimmblaſe hat die Geftalt. eines 
Hufeifens, liegt am Rüdgrath und hat feinen, Ausführungdgang, 
was übrigens, bey mehreren. anderen Fiſchen vorkommt. Sie 
drücdt auf die, Speiferöhre, und hindert: den Rückgang der ‚Luft 
aus dein Magen, ſo daß der Fifch , wiederholt ſchlucken kann. 
Wollen die Fifche feigen, fo dehnen ſie ihren: Leib etwas aus 
durch Muskeln, welche am Schultergürtel beveftigt find; wollen, fie 
finfen, fo laſſen fie wieder nach; wollen fie Pa ſinken, ſo 

Okens allg. Naturg. VI. 


114 


ziehen fie noch die Bauchmuskeln zuſammen, und verdichten das 
durch die Luft in der Schwimmblaſe. Das Aufſteigen der Fiſche 
enifpricht daher einer Einathmung, und da die Muskeln nicht 
anhaltend wirken Fönnen, fo finfen auch die Fiſche bald wieder 
unter an ihren gewöhnlichen Plah im Waffer. 


"Unfere Gattung läßt wirklich manchmal eine Art Knurren 
hören, und zwar durd) plöpliches Yudtreiben der Luft aus dem 
Magen, woben wabrfcheinlich die dicke Zunge fich etwas zurück⸗ 
fchlägt und den Durchgang durch den Mund verengert. Der 
Darın ift 2'/ mal länger ald dad Thier. Die Blafe' dffnet ſich 
in die Cloake. Die Zahl der Wirbel ift 185 fie haben Feine 
Auerfortfäpe und Feine Rippen wie die Achten Knorpelfiiche; die 
Knochen find übrigens nicht Fnorpelig, fondern wirklich hart und 
faferig, wie bey den ächten Knocdhenfifhen. Description de 
V’Egypte. 8°. Vol, 24, p. 176. t.1. fiıg.1. t.2. Belon, Obs. 
1. 2. cap. 32. Rondelet, 1554. ©. 419. Fig. Gedner, 
744. Orbis. Der Fiſch, welben Bloc unter demfelben Namen 
(U. F. 1. 128. X. 141.) abgebildet hat, if etwas davon vers 
IBirben, ; 


2) Det firuppige (T. hispidus) 

wird. 19/, Schuh Yang, ift ziemlich rundlich, rauch, bläulich» 
grau mit einer Menge bimmelblauer Dupfen nebſt 4 braunen, 
ſchiefen Seitenftreifen, von 4 blauen nad der Quere durchkreuzt. 
R. 9. Sch. 10. St. 10. Br. 18. 


Findet ſich ebenfalls im Nil, und gleicht * dem vo⸗ 
rigen, bläht ſich auf, und ſchützt ſich gegen ſeine Feinde durch 
die Spitzen, welche zwar kleiner, aber über den ganzen Leib ver⸗ 
breitet ſind. ‚Sie kommen uͤbrigens aüch im rothen Meer und 
in Indien vor, und werden als Sonderbarkeiten hoch geſchätzt. 
Man ſchickt fie nehmlich ausgeſtopft aus dem rothen Meer nad) 
Cairo, wo einmal ein Eingeborner einen ſolchen einem franzöſi— 
ſchen "General "zum Geſchenk gemacht hat. Sie müſſen mithin 
als 'Seltenbeiten betrachtet werden. Geoffroy Egypte XXI. 
214. tab.1. fig.2." Bloch, A. F. I. 130. T. 142. Valentyn 
India II.-fig. 249 Plinius fcheint ihn unter dem Namen 
Orbis zu meynen! Bud 32. Cap. 2. 


115 


3). In den Sammlungen findet man gewöhnlich den Stern: 
fröpfer (T. lagocephalus), 

der über 41 Schub lang wird, ziemlich walzig ift, oben gelbe 
lich mit braunen Duerftreifen, unten weiß mit braunen Dupfen 
und flernförmig gebildeten Stacheln in etwa 20 bogenförmigen 
Reiben. R. 12. Sch. 10. St. 10. Br. 15. Er fommt aus Oft 
und Weſt-Indien, befonderd von Jamaica, und findet fih auch 
am Senegal; fol giftig feyn. Bloch, A. F. J. 126. T. 140. 
Catesby T. 28. Nieuboff, Oftindien I. ©. 274. 8. 5. 

4) Es gibt auch unter diefem Geſchlecht eine electriſche 
Gattung (T. electrieus), 

welche fih in Höhlungen der Goralenbänfe in Oſtindien, 
um die Inſel St. Sobanna, eine der Comora⸗Inſeln zwifchen 
Madagadcar und der Cafferey, unter 12° füdl. Breite, in großer 
Menge aufhält. Sie ift nicht ‚über 7,300 Yang, 2'/, did, 
mit weit vorfpringender Schnauze; ſehr fchön gefärbt und ges 
‚zeichnet, wie mebrere electrifche Fifhe. Der Rüden dunkelbraun, 
die Seiten gelb, der Unterleib und die Floffen meergrün und 
überall mit glänzenden, rothen, grünen und weißen Dupfen ge» 
ziert; der Augenring roth und gelb. 

W. Paterfon bat dafelbft 2 in einem Netze gefangen, und 
als er fie berührte, einen ſolchen Schlag befommen, daß er fie 
mußte fahren laſſen. Nachdem er fie eine balbe Stunde weit 
getragen hatte, war der eine todt, der andere fehr matt, gab 
aber dennoch einem Chirurgen und einem Adjutanten, und noch 
mehreren andern Schläge Seitdem ift diefer Fifch Feinem an— 
dern Naturforfcher mehr vorgefommen. Philos. Trans. 76. 1786. 
p. 382. t. 13. (Journ. de Physique 1787. Voigts Mag. VI. 
©. 78.) Artedi-Wallbaum IM. 595. t. 2.f. 2% 

b. Ben den Igelfiſchen (Diodon) 

bemerft man gar Feine Theilung in ihren Kiefern und es 
ſieht daher aus, als wenn jeder Kiefer nur einen einzigen Zahn 
vorſtellte; ihre Haut iſt entweder mit Körnern oder mit langen 
boblen Stacheln bedeckt, welche fie wie der Igel aufrichten Fönnen. 
Sie find Baudyfloffer und haben 3 fenfrechte Floffen. Cuvier 
bat eine Abb. darüber gefchrieben, Annales du Museum IV, 
p. 121. t. 6, 7. 

8 D 


— 


116 


5) Der gemeine (D. hystrix, atinga) 

iſt faſt walzig und gegen 1° lang, en nn "aufgebtäßt, 
ganz Fugelförmig und, ift überall mit zweywurzeligen dünnen Sta- 
cheln bededt; bläulich , voll ſchwarzer Dupfen; R. 14. Sch. 10. 
&t. 17. Br. 21. Die Strahlen find weich. Sie ‚finden, fich in 
Dftindien, aud am Vorgebirg der guten Hoffnung und an Ames 
rica. Obſchon das Fleifch nicht gegeffen wird, fo fängt man ihn 
doch an der Angel mit einem Krebsſchwanz zur Beluftigung, 
welches Schaufpiel du Tetre mit angefeben bat. »Antilles 
p- 209, Aus Furt vor der Schnur geht er eine Zeit lang um 
die Angel herum, und verfucht endlich mit Behutſamkeit den 
Krebsſchwanz zu Foften; rührt fi die Angelruthe nicht, fo ‚wird 
er dreift,  fchnellt darauf und verfchludt den Köder. Sobald er 
aber bemerkt, daß er gefangen ift, fo bläßt er fich wie ein Luftball 
auf, wird dick und rund, überburzelt, richtet die Stacheln in die 
Höhe, gebärbet fi fih wie ein zorniger Truthahn und fucht Alles, 
was er erreichen Fann, zu verwunden. Sieht er, daß fein Be: 
fireben vergeben ift, fo bedient er fich einer andern Lift; er 
ſtreckt das Gewehr, wird fchlaff wie ein abgezogener Handfchuh, 
und legt die Stacheln nieder. Er drüdt nehmlich die Schwimm— 
blafe zuſammen und fprigt zugleich mit der Luft das eingefchludte 
Waſſer von fih, ohne Zweifel, um. fi) kleiner zu machen und 
unterzufinken. Da das nichts hilft, fo fängt er aufs Neue an, 


fid) aufzublafen und; mit. den Stacheln zu drohen. Da er ein 


zähes Leben bat, fo dauert diefed Schaufpiel noch lange fort. 
Wenn die. Zufchauer ſich binlänglich an feiner Marter gemeidet 
haben ‚fo ziehen fie „ihn and Land, wo er ſich noch immer tapfer 


vertheidigt,; ſich ‚wieder ſträubt und ſolche Streiche macht, daß 


man ihn nicht anfaſſen kann, aber ul mad einigen, Stunden 
matt wird und ftirbt. ' 

Man hat lange nicht, — wie alle dieſe 
zugehenz denn daß der Fiſch unter dem Waſſer ſich nicht durch 
Luft ausdehnen kann, war klar; er mußte alſo Waſſer verſchlucken 


und weil er ſich, auf das Land gezogen, auch; aufbläßt, notb⸗ 


wendiger Weiſe Luft. Ob aber dieſes Waſſer und dieſe Luft in 
den Magen, oder ſonſt wohin kommt, hat man erſt durch 
Geoffroy St. Hilaire in dem großen Werk über Aegypten 


117 


(Description d’Egypte) und durh"@uvier (Ann. Mus, IV.) 
erfahren." Sie haben nehmlich einen ſehr dünnen und ausdehn— 
baren Magen, welcher die ganze Bauchhöhle einnimmt und mit 
dein Bauchfell verwachſen iſt. Dieſer Fiſch finder ſich übrigens 
bäufig in den Sammlungen. Clusius, Exotica I605. L. VL. 
cap. 21. p. 138. Marcgrave ©. 158. Fig., unter dem Namen 
Guamajaca Guara. Bloch, A. F. I. G.67. T. 175 und 176. 
Cuvier T. 7, D. autennatus. Bey Gedner, ©, ups De 
—* unter dem Namen Orbis abgebildet. 

6) Der Mondfiih (Orthragoriscus mola) —— 

iſt zuſammengedrückt und hat einen ganz kurzen, ſenkrecht 
abgeſtutzten Schwanz, ſo hoch als der Leib ſelbſt, ſieht daher wie 
ein abgeſchnittener Kopf aus, und heißt deßhalb ſchwimmen⸗ 
der Kopf. Er iſt gewöhnlich 1—2' lang und faſt eben ſo hoch: 
Die Haut iſt nadt und rauh, ſchiefergrauz; das "Maul dagegen 
ſebr Hein, bey einem won 4 Schuh Länge nur 1'/2 Zoll weit. Der 
Leib läuft oben und unten ſcharf zu, und es läßt ſich der Kopf 
eben ſo wenig vom Rumpfe unterſcheiden, als der Schwanz. 
Die Augen ſtehen faſt auf dem Scheitel, ſind groß und haben 
einen gelblichen Ring; die einfachen Naslöcher zwiſchen Mund 
und, Augen, Seitenlinie PR Bauchfloffen. fehlen. , Die Floſſen⸗ 
ſirablen find verzweigt: R. 17. Sch. 44. St. 16. Br. 13. 

Findet fih im —— und beſonders im Mittelmeer, 
und kann, wegen des kleinen Mauls, ohne Zweifel nur "Mus 
ſcheln, Krebſe und Quallen freſſen. Sie ſollen des Nachts, wahr⸗ 
ſcheinlich wegen ihrer ſchleimigen Oberfläche, leuchten, und daher 
Mondfiſch heißen. Seine Bruſtfloſſen ſind klein und ſtehen wag⸗ 
recht, fo daß ſie nicht: zum: Fortſchieben dienen, ſondern bloß um: 
den Leib ſenkrecht zu halten. Wollen fie ſchlafen, fo legen fie) eine 
Floſſe an, und dann fallen fie auf die Seite. Brünniche er⸗ 
zabit,, daß fie einen ſolchen zwiſchen Marfeille und: Genun anges: 
troffender das Schiff gar nicht bemerkt hätte ;. ein Bbotsknecht 
ſey fodann ' hinausgefptungen: und habe ihn gefangen. Dieſer 
Fiſch Scheint, ungeachtet feiner Größe, bey den alten Schriftſtel— 
lern doch nicht vorzufommen. Salbdiani beſchreibt ihn zuerſt; 
des ſeinige wog Über 1: Eentner (©, 155.); 'Bprlafeifagt fogar,' 
es hätte! ein bey Plymouth gefangener 5-Centner gewogen. Im 


118 


mittelländifchen Meer follen fie 8—10% lang und- verhältniß: 
mäßig breit: vorkommen, daher man fie auch Mühlfteinfifch, 
Sonnens und Mond-Fifh nennt. Er hat ein fehr weißes Fleiſch, 
welches im Kochen fih ganz in Schleim auflößt wie Stärke, 
wenn fie geronnen iſt. Man kann fich deffelben zum Leimen bes 
dienen. Ein Effen davon fhmedt ſehr ſchlecht; dad Fett: wird. als 
Thran benupt; die Leber.!aber fol, mit Wein gekocht, : gut 
ſchmecken. Die Blofe öffnet fih hinter. dem. Maſtdarm. Der 
Darm ift weit und bat viele Windungen, wie bey den vierfüßigen 
Thieren. Sie finden fih nicht häufig in; den Sammlungen. 
Bloch, A. F. J. S. 75. T. 128.  Salvianıi ©, 454: Fig. 
Gesner ©. 754. Fig. Borlaſe, Cornwall T. 26. F. 7. 
Am Vorgebirge der guten Hoffnung und im Eismeer finden fü jr 
noch zween kleinere, die länglich find. 

Die glatten oder dünnſchuppigen Fiche keigen: —J 
eine ziemlich abweichende Geſtalt, haben aber ächte Knochen mit 
——— und nur ein —— Pin Halbe die 


6; 


ar I Ormning-  Stunmellofet. ie —* 


„siger, ober bandartiger —* 


ganz * faſt ſchateioſen Fiſche —* gemößnlich eine. 
lange Nüchenfloffe, mit: weichen, meiſt verzweigten Strahlen; ins 
deſſen fommen auch mit harten und einfachen: vor. Ein augen⸗ 
fälliges Kennzeichen: iſt auch die Abweichung von der ganzıfpm? 
metriſchen elliptiſchen Geſtalt, wie wir ſie bey den Weißfiſchen 
zu ſehen gewohnt find, ihr ſchleimiges oder glattes Anfühlen, ihr 
aalartiges Ausſehen und ſelbſt eine ſolche Färbung: Es kom— 
men: zwar: einige gepanzerte vor; allein: ſoͤlche mit großen, binten 
freyen Schuppen, daß ſie beym Widerſtrich rauh erſcheinen, fin, 
den ſich nicht. Der Kopf iſt in der Regel kleiner als der Rumpf, 
zufammens, nicht niedergedrückt, und der Mund: iftquer.gefpalten 
oder rundlich, felten mit ſtarken Zähnen beſeht. Sie leben größs! 
tentheils im Meer, meiſtens ziemlich ruhig auf. dem Boden deſ⸗ 
ſelben, und freſſen Gewuͤrm, Schalthiere, Krabben und; Feines 


11% 


Fiſche, find daher, mit einigen Ausnahmen von: Räubern, un» 
ſchädliche Thiere, und werden in: großer — zur — ge 
fangen. 9 * 
Sie theilen 6 in Bünfe, — in ———— wie 
dien Yale; — „4 
in Halsfloffer, mit: — ne wien ndie 
Quappen; ae TE 
in Bruftfloffer mit einfachen, Aa bsfnamigen Dit 

ſtrahlen, wie die ARE RC BER N Lit. 
Ian ' 1,6% AT rg Ind 

4. günft. ern gtitce Obnrtoffer u. 

Leib ſlanſeſornig nadt, ohne oder mit fehr vertüm merten 

—— — Ben og 


Die bieher gehörigen Sifche, * einen * ap mit düns, 
nen Leib, daß fie fih wie Schlangen winden, fünnen, und dieſes 
ift auch «bey ihren kleinen Floſſen Die Art, wien fie ſich fortbe— 
wegen. Der Leib ift meift ſchleimig und. ſchlüpferig, ſo daß man 
kaum im Stande iſt, ſie mit den Händen zu halten. Sie 
ſchwärmen wenig umher, liegen meiſtens ruhig auf dem Boden, 
um ihren Raub zu erwarten, oder graben ſich wohl im Schlamm; 
und Sand, um Würmer und. Inſeeten zu ſuchen. u: onııml 

Die einen, find weichftrahkig, mie der gemeine Aal, walzig; 
oder bandfürmig.. ‚Die andern, find bartftrabligsund ‚bandfdrmig;, 
davon gibt es welche mit kurzer Schnauze, und Heinen Mundz 
R * mit, langer Schnauze und weiten, Rachen. TR erh Tr 

Weichſtrahlige Aale. — 

+ 4 Sippfhaft; Die walzigen Kale- Or 

baben eine lange Rüdenfloffe, mit; ‚weichen und verzweigten 
Strahlen, eine nackte ſchleimige Haut, kaum mit Spuren von 
Schuppen, fettes Fleiſch mit wenig Graͤthen, und meiſtens eine 
Schwimmblafg Der Kopf iſt gewöhnlich ſtumpf und; niederge⸗ 
drückt, mit ziemlich kleinen Augen, Kiemenfpalt und Deckel ‚febs, 
Elein, fo daß man. ihnen ‚den letztern früher: abgeſprochen bat;,, er 
beſteht aber aus denfelben Knochenſtücken, ‚wie bey, andern, und 
es find auch ziemlich viele Kiemenftrahlen vorhanden,,, ‚Die, AıBhH 
find, klein und nicht befonders. zahlreich. 


i R% er 
I dar 34 ı 0053 


120) 


n 4. Gor Dienei gentllichen Wales (Muraena); au) ‚in? 
sn find walzigz mit langen), meiſt verzweigten ſenkrechten Floſ⸗ 
fen, einem niedergedrückten Kopf, fpaltförmigen Kiemenlöchern, 
faftı hinter den Bruſtfloſſen; der 1Schwanz meiſt! laͤnger als 
der Rumpf. Die Naslöcher find röhrenförmig, dicht: dor" dem 
Augeny rund die Zahl der flankichersorragenden! — 
iſt 7—25. HAKAHU 
DER Fauußaal (Mi angwilla) ı Penques 

wird 5—4 Fuß lang, 2 Zoll dick, pa und — — 
hat vereinigte ſenkrechte Floſſen, einen längern Unterkiefer, den 

Kiemenſpalt biyter, den, Bruſtfloſſen, unda10 Kiemenſtrablen. Die 
Farbe iſt ſchwaͤrzlihgrun AS, Alec, Die Regenbogenhaut 
goldgelb. 

Diefe Fifche finden ſich in eig Fluͤſſen und Seen von Eu: 
ropa, jedoch felfeh An: Donaugebiet; fehr häufig des Wintets am 
Strande der Nord⸗ und" Offer, wo fie größer und ſchmackhafter, 
bisweilen 6 Schuh Tatig’ und 42° Pfund ſchwer werden, felbft 
mehr; fo daß man es kaum wagen darf, ſie anzufäffen, weil ſie 
beftig ut ſich ſchlagen/ und fie ‚wie Schlangen, mn den Arm 
mitteln. Ihr Reben‘ iſt überbaüpe:’fehr zäh." Manı hat Noth in 
der Kliche fie ſodt zu ſchlagen; der abgeſchnittene Kopf ſucht noch: 
lange zu beißen, und das ausgeſchnittene Herz behält aA0 Stun⸗ 
den lang feine" Reizbarkeit. Umdfie ſicherer födten zu Fönnen, 
pflegt‘ man den Schwanz an zunageln· Man behauptet, ſie vers 
ren ihre Kraft wenn man einen Magnet, oder nur einen Stahl 
zu ihnen ind Waffer legte Sie haben‘ eine Zähne in den Kie⸗ 
fern und im Gaumen, 19 Strählen’in dan Bruffloffen und über 
1,100 in den ſenktechten Floſſen. Ddfeyon “han in der Haut 
feine Schuppen wäherimmt, ſo bemerkt man fie doch, wenn fie 
getrocknet iſt. Der Darm iſt gerad und kurz, Jo RER 
und die Luftblafe'fo Yang als der Bauch; Rückenwirbel ME 

"Sie" finden ſich im Norden haͤufiger als im Süden, balten 
ſich unter Tags im Schlamm verbörgen,' wo (flk" auch überwin⸗ 
fern, und, wie es ſcheint, Winterfhlaf Haltenz ihre Höhle hat 
dreh ‚Deffrimgeit, die wohl durch dad Eins und: Ausfriechen 
don falbſt entſtehen In Weihern muſſen ſie einen ſchlammigen 
Boden haben, weil ſich des Winters oft 100 zuſammen in eine 


! 


127 


Grube legen. Des Nachts gehn ſie ihrer Nahrung nachwelche 
in: Inſecten, Würmern, kleinen Fiſchen, Rodgen und Aas beſteht; 
fies kriechen "auch "wohl bey feuchtem Wetter ans Land, dins Ge⸗ 
treide und in die Erbſen, welche ſie freſſen, wahrſcheinlich auch 
un Würmer, Inſecten und Schnecken zu ſuchen. Wegen des 
engen Kiemenſpalts bleiben die Kiemen lang feucht, undſie ſollen 
2—3 Tage im Trockenen aushalten; man hat. fie ſogar bed ſtren⸗ 
gen Wintern ſchon im Heu verſteckt auf den Ställen gefunden, 
In Gras kann man ſie ſehr weit verführen? Jedoch bekommen 
fie dabey in beißen Sommertagen gern seinen weißen Ausſchlag/ 
vom der Größe des Mohnſamens, woran oft in kurzer Keit die 
ganze Ladung zu Grunde geht. Sie lieben beſonders Fladed Wafs 
fer, trüben es aberifogkeich, ſobald man fie werfolgt, indem ſie 
ſich in den! Schlamme wühlems dennoch fängt man ſie gewöhn⸗ 
lich in den Mühlgängen durch eine eigenen Vorrichtung, wähtend 
fie iin? Frühjahr Thal ab ſchwimmen, um — * — * Pannen 
wo fie fich fortpflangen folem bo 5 shi ie rasen 

Man betrachtet ſie als LE fie Pe Beine 
Fiſche und Laich weargehrend Sie haben Feinde an den Hechten, 
Fiſchottern, Reihern und Störchen; es ſollen aber die jmgen 
Aalehoft wiederzum⸗ Hintern herauskriechen. Man ı hatıı ſogar 
ſchon lebendige Anle in Stören geſunden, und geglaubt, daß fie 
von ſelbſt hineinkröchen und den Rovogen verzehrten zwahrſchein⸗ 
lich aber wurden ſie value, und ven lebendig durch den 
* —DV [ DE BET TET- BER ER LE RTL EN 
- Sie werden, Aa⸗ Ben 24 in * Mühlen, auch in 
Heufen und an Angel gefangen, des Winters. im ihren Gruben 
geftochem, wobey manı bidweilen über Hundert! aus einem Loch 
von 2 Schuh ins Gevierte befommt. Man beſtreut auch die Nähe 
der Ufer mit Erbſen, um ſie zu bekommen. Wann er im: May 
aus den Seen in die Flüſſe und von da ind (Meer gehtz ſo wird 
er an den Küſten, beſonders der Nord⸗ und Oſt-⸗See, zu pielen 
Tauſenden gefangen, und fuͤderweiſe nach allen Gegenden verführt, 
nach Sachſen und Schleſien. In Zütland“ fol anan lin einem 
Aalfang manchmal «2,000: Stüd bekommen; darunter wohl von 
Pfund; ehemals ſollen in der Garonne an einem Tage, mit 
einem einzigen Netz, 160, 000 gefangen) worden ſeyn. Jeht haben 


122 


fie überall abgenommen. Der Aal iſt ein ſehr geſchaͤtztes und 
theures Eſſen, und kommt daher nur auf die Tafel der Reis 
ſchern, iſt aber, wegen des vielen Fettes, ſchwer zu verdauen 
Das Fett braucht man auch zum Brennen und zum Schmieren 
der Schuhe; in der Tatarei ſpannt man die durchſichtige Haut 
in Rahmen und braucht ſie als Fenſter; in Grönland macht 
man Schrotbeutel daraus, ſchabt auch. die Schüppchen ab, und: 
miſcht fie unter die Tunche, um den Wänden einen glänzend 
weißen Auſtrich zu geben. Man ißt ihn nicht wegen ſeiner Aehn⸗ 
lichkeit mit den Schlangen, und: deßhalb hat ihn auch Homer 
(Ilias 21) aus der Zahl der Fiſche verbannt; auch die Römer 
haben ihn verachtet (Juvenal V.); die Böotier dagegen zierten 
ihn mit Kränzen, und opferten ihn den ‚Göttern; nel ag” 
— Daß ſich die: Aale anitı Schlangen paarten, iſt eine alte 
Sage; ebenſo daß man vom Blute blind würde, umd durch daß 
Fett die Haare könnte wachſen machen; daß endlich dünne Ein— 
geweidwürmer im Bauche der Schmerlen * Ban der Yale 
ſeyen! Es find nichts als Fadenwürmer 1% 

Mebrigens war man über die — des Aals ofeit 
Hrifkoteleß. VI. 46. und Plinius X.68., im Dunkeln, weil 
man) weder Ropgen noch Milch: in ihnen gefunden, und aud) mie 
ihr Laichen beobachtet hatz daher ließ man ſie auf verſchiedene 
Art entſtehen, und hielt ſie auch wohl: für Zwitter. C. Ges⸗ 
ner And Leeuwenhoek behaupten, daß ſie lebendige Junge 
zur Welt brächten, weil fie dergleichen in ihnen gefunden hättem 
aberhnie Milch vder MRoogenzʒ ach, Fahlberga (Schwede Ab⸗ 
handl XII. 1750. 4909.) hat an 40 dergleichen im Juny in ihrem 
Leibe gefunden, 12 Zoll lang, und: ganz von der Geſtalt der 
Aale, mit Mund, Augen, Schwanz und zarten Flecken auf dem 
Rüden: D. Müller hat deutlich Eyer im Roogenſack geſehen 
Gerl. Schr. J. 204). VYarrelbl hat im September, unter Der 
Linſe; viele Tauſend Eyer geſehen, woraus er ſchließt, daß fie 
eyerlegend ſeyen. Im Hornung ſinde die Roogenſäcke leer. Beym 
Meer⸗Aal fand er 2. große’ Roogenſaͤcke/ welche ſich faſt durch 
den ganzen Leib erſtreckten und deutlichen Eyer enthielten. Iſis 
1835. 352 Die Sache iſt alſo noch nicht eutſchieden Wie lang 
ſie leben, iſt auch nicht ausgemacht; man hatte aber einen 15 Jahre 


123 


lang in einem: Teich (Meyer s Thierbud 1.29). Jñ norddeuts, 
ſchen Seen merden: fie. bisweilen 6 Schub lang und, armõdick; 
Salviani hat in Italien 20 Pfund ſchwere angetroffen, und 
Plinius macht ſie im Gauges 30 Schuh lang ¶X. 3)... 

Man unterſcheidet mehrere Arten des gemeinen Aals, mit 
langer und mit platter Schnauze. Blochs Fiſche Deutſchlands 
IL ©. 4.2.73. Marſili IV. 4. — le Meidinasr Ir 
"Taf. 31. N 
2) Der Meer Aal (M. conger). 

- wird viel größer, gewöhnlich 5-—6 Schuh N und über, —— 
iſt grau, der Unterkiefer kürzer, die Ruͤckenfloſſe fängt fon bey, 
den. Bruftfloffen an und iſt ſchwarz gefäumt, die Seitenlinie, 
weiß gedüpfelt, ‚die NRegenbogenhaut ſilberweiß. Das Maul: ift, 
"weit, hat große ſpitzige Zähne; 40 ‚Kiemenftrablen ; 19, in ‚den, 
Bruſtfloſſen, nur ;306 in den ſenkrechten. oe — 

Er lebt im Meer an den Küſten um ganz Europa berum 
wo en * auf⸗ die Nirke der, ‚Seehiking und; UM weit ins 
er nicht in Nrpen und A — uf eine can, Beife, 
gefangen. wird, indem man am Strande ein Loch macht, etwas 
Blut hinein ſchuttet, mit Stücken von Dintenſchnecken ud. Krabr 
ben an Angeln... Er ‚wird, oft« über; 30: Pfund ſchwer, und map 
erzählt. fogar. von „melden, die, 10.,Schub fang, ſchenkelsdick ge⸗ 
worden und gegen einen Centner ſchwer geweſen ſeyen. Sie er⸗ 
ſcheinen am häufigſten im April, und werden dann in, ‚England, 
in, ‚dein bey ‚der. Ebbe zurüd'gebliebenen Waſſer, mit Körben aus⸗ 
geſchöpft. Ihr Fleiſch iſt ſehr ſchmackhaft geſchäßt. Sig, 
find ſtarke Raͤuber, und freffen nicht bloß Dinten ſchnecken und, 
Krebfe, ſondern auch größere, Fiſche und Aas. B Loch „ ausländis 
1 Fiſche H.. 37. T. 155. Gesner 345 Fig. rk ——— 

3) Die, Muräne (M.. ‚belena). 5 fi - 
bat auch keine Bruſtfloſſen und, bloß ——— eh Flot 
ſen ohne Strahlen, nur ‚eine Zahnreihe in den Kiefern nebſt Gau⸗ 
menzähnen „die Regenbogenhaut goldgelb, wird 3Schuh Jang, 

6 Pfund, ſchwer und. iſt ſchn marmorirt von, ſchwarz, weiß und. 
7 Die Rüuͤckenfloſſe fängt ziemlich weit hinten an. 
Der Kopf iſt klein, der Rachen weit, die, Rasloͤcher gan, 


124 
vor“ in der Rippe‘,' dahinter > Hautlavbchen und 2 ähnliche wor 
den Algen; der Kiemenfpalt ſtehtln nach der Länge. Sie ‚finden 
fh" häufig in allen wärmer Meeren beſonders im mittelländi⸗ 
ſchen, und waren daher den Alten‘ ſehr wohl bekannt. Sie follen, 
nad) Ariftoteteß, lebendige Junge zur Welt Bringen, was aber 
Cetti in feinet Naturgeſchichte a Sardinien‘ laͤugnet, ohne jr 
doch etwas Lvon ihrem Roogen zu fagen. Sie‘ halten’ ſich des 
Winters auf dem Grunde auf, und kommen im Frühjahr an den 
Strand, um Laich, Krebſe, und beſonders Dintenſchnecken adufzu⸗ 
ſuchenz fie find‘ ſo gefraßig⸗ daß“ ſie beym Mangel an Nahrung 
ſich ſelbſt die "Schwänze" abbeißen ;ı fie Fommen auch in die Fluſſe, 
und’ können eine Zeit lang außer dem Waſſer leben. Ihr Fleiſch 
iſt ſehr mackbaft⸗ id" ſtand bey den Römern in großem Ars 
ſehen/ fo" dag ſie denſelben Teiche! am Meere eindämmten, "um fie 
immer bey Gaftmählern zu haben: Nach Plinius IX 55. legte 
zitius zuerſt einen ſolchen Teich an, und“ “feßte beh Cäfars 
Hiunhphjug "feinen! Freunden -6,006 Stu auf die Tafel. Craf 
is miachte fie" ſo zahm, daß ſie Famen, "ann 273 fie‘ rief Und 
EP Steude fhrangen, wenn "ihnen: etwas vorwarf; er liebte fie 
fo" ſehr, Daß" er’die’ abgeſtorbenen beweinte "und begraben" Tieß., 
Min gab den holdenen Shrritigen der Frauen“ die Geſtalt dieſes 
Fiſches Bidius Piollio trieb den Luxus ſo wert; daß er fie 
it dein’ Bllite und Fleiſche ſeiner Scläven, die er wegen eines 
Fehltruts ibdten tieß, mäftete ,' weil fi ie dadurch’ "einen feinern 
Geſchmac bekommen ſollten Bloͤch, A "gg N 31. T. 152. 
—X In waͤrmern Ländern finden ſich Ale, deren Kiemenfpalten 
dicht neben einander unten am Halfe ſtehen Ser 
uiid‘ darunter der fogenännte‘" Hi ‚a 
Blind? Aal im? mittellandiſchen Dir 'ohite® alle, eo 
ohne Bruſt⸗ und fenkrechte Stoffen (M. caeca⸗ Apteriehihys).“ 
Er iſt ſelten, und hält ſich in‘ Schlamm auf) Wird“ + * 
lang und einen hulben did, braun und hat eine ſpihige 
Schnauze⸗ mit röhrenförmigen Naslöchern. Die Augen’ fepleit' 


2 


uͤbtigens nit, fondern jind nur fehr Hein’ und- liegen unter der 


Haut. DeriSchwanz’int erwäaTängerlald der Rumpf! Er wird’ 
bisweilen im Frühjahr gefangen ‚und beißt Bissa. "Rinne bat: 
zuerſt ein Stück von der Kuͤſte der Barbareh erhalten z dann hat 


125 


ihn erft La Roche wieder gefehen ben Jviza (Ann, Mus. XIH. 
1809. p. 345. t. 21..f. 6.), endlich Riffo bey Nizza (Product, 
III. 1826. p. 194). 

5) Es gibt in Oftindien Aale, deren Kiemenfpalten ſich unter 
dem Hald in einen einzigen vereinigt haben (Synbranchus), und 
darunter ift auch einer, dem alle Flojfen fehlen, fo daß er kaum 
von manchen Amphibien zu unterfcheiden iſt, wofern er nicht bins 
tere Naslöcher bat, mad man nicht beadhtet bat. S. imma- 
eulatus. Bloch, A. F. IX. ©, 87. T. 419. 8.1. 

Der Fifch heißt in Bengalen Cuchia, und wurde von P. Ruſ⸗ 
“fel (Fishes of Coromandel 1803. tab. 35.), und von Bucha— 
nan (Fishes of the Ganges 1822. tab. 16. fig. 4.) befchries 
ben, fpäter ausführlicher von J. Taylor (Edinburgh Jour- 
nal V. 1831. Sfi8 1835. ©, 310.). Er ift,im füdöfllichen 
Bengalen gemein, befonderd in der Nahbarfchaft von Dacca, 
wo er gewöhnlich in Löchern an den fohlammigen Ufern der 
Sümpfe und langſam fließender Bächen auf der Lauer Tiegt, 
Er mird über 2 Schuh lang und von den Europäern ald ein 
Aal gegeffen, aber nicht von den Eingeborenen, welche feinen Big 
dem Vieh für tödtlich halten; er ift walzig, fchlüpferig, ohne alle 
Schuppen, dunkelgrün, unten ſchmutzig blaßrotb, voll von Fleinen 
ſchwarzen Flecken und gelblichen Strichen, nebſt 2 blaffen Linien 
unter der Seitenlinie. Die Augen ſind ſehr klein, liegen oben 
auf dem Kopf, davor 2 Löcher, und die Naslöcher in der Dbers 
lippe. Die Schädelfnochen gleichen denen der Fiſche, und die 
bafenförmigen Zähne ſtecken in den Kiefern und auf den Gaus 
menbeinen; die 4 Kiemenbögen liegen hinter dem Kopfe, und 
find faſt Fnorpelartig; Kiemenftrahlen 6; die Wirbelförper find 
ausgeböhlt, wie bey den Fifchen, und tragen fehr Furze Rippen. 
Der Schwanz beträgt ein Viertel des Leibes. ES findet fich ein 
einzelner birnförmiger Eyerftod, der eine Menge Ever enthalt 
von verfchiedener Größe, alfo faft mie bey den Amphibien; die 
Nieren find wie bey den Fifchen, und entleeren fich in eine Blaſe. 
Hinter dem Kopfe, an den Geiten ded Halfed, über dem obern 
Ende der Kiemenbögen, liegen unmittelbar unter der Haut zweh 
Heine. gefäßreiche Luftblafen, melde fih in den Mund öffnen 
zwiſchen dem, Zungenbein und dem erflen Kiemenbogen; fie Füns 


126 


nen etwa zifchen. Daß Herz beſtebt auß einer Kammer und 
Vorkammer; die Gefäße vertheilen fi in die Kiemen, wie bey 
den Fiſchen. Sie kommen oft an die Oberfläche des Waſſers, 
um Luft zu ſchöpfen. 

2. G. Der Geißelaal. 
Im Jahr 1824 bat Mitchill einen ſonderbaren aalartigen 
Fiſch im Meer in der Nähe von New-York entdeckt, 52° Nord— 
breite, der 6° lang war, mit einem faft 5° langen geißelförmigen 
Schwanz, welcher fih in Knoten fohlingen ließ. Es mar ein 
Weibchen vol Roogen, glatt wie ein Aal, dunfelbraun, mit zwey 
weißen Rüdenftreifen, woran etwa 50 Paar zolllange Fäden 
biengen. Der eigentlicye Leib war nur 14 Zoll Yang, der Rachen 
ſehr weit, 3 Zoll lang, mit einer Reihe Frummer Zähne im 
Dpberfiefer, und Fonnte fich fo meit auffperren, daß man mit 
der Hand ın die 6 Zol lange Kehle fahren Fonnte; die Kiemen 
zwo Spalten an den Seiten ohne fihtbaren Dedel. Eilf Zoll 
hinter der Schnauze beginnt die niedrige Rüctenfloffe‘, ver: 
bindet fih mit der Schwanz» und Steiß-Floſſe und bat viele 
baarartige Strahlen. Die Bruftfloffen klein, nur Zoll lang 
mit 30 dünnen Strahlen. Sm meiten Magen war ein 10 Zoll 
langer Fifh; der Darm Furz und grad, die Knochen Fnorpelig, 
hne Rippen. Er nannte ihn wegen ded fadfürmigen Schlundes, 
den das Thier wie einen Hutskopf aufblafen Fann, Saccopha- 
zynx flagellum. Annals Lyc. New-York I. 1824. pag. 82. 
Harmood nannte ihn Ophiognathus ampullaceus in Phil. 
trans. 1827, tab. 7. 

3. ©. Der Zitter⸗Aal (Gymnotus electricus) 

2. iſt ganz ſchuppenlos, unterſcheidet ſich aber von unſern Aalen 
durch den Mangel der Rückenfloſſe, durch die Lage der Kiemen⸗ 
ſpalten vor den Bruflfloffen, den dicken und niedergedrückten Kaul⸗ 
Eopf, und vorzüglich) durch die außerordentlich Furze Bauchhöble, 
indem die Steißfloſſe ſchon an der Kehle anfängt. 

Er wird 2—3 Schuh lang und 2 Zoll dick, iſt Kahn 
braun mit einigen hellen Sleden; die Regenbogenhaut gelb, der 
Schwanz ftumpf. Die Augen find fehr Plein, die Naslöcher ſtehen 
ganz vorn auf der Oberlippe, und von da aus gehen 4 Reihen 
Löchelchen nach hinten; auch jederſeits eine Reihe vom Unter 


127 


Fiefer ab. Der Kopf ift faft fauſtdick, platt und froſchartig, mit 
ziemlih weiten Maul und vielen fpibigen Kieferzähnen; der 
Dberfiefer etwas Yänger. Die Därme find gewunden, mit vielen 
blinden Anhängfeln hinter dem ſackförmigen Magen. Es find 
2 Schmwimmblafen vorhanden, wovon die eine fehr lang, die ans 
dere kurz if. Die Bauchhöhle ift bey einem 2°, Schuh Yangen 
Fiſch nicht länger ald 4.300; der Schwanz macht mithin faſt 
den ganzen Fiſch allein aus. 


Sie findem ſich ziemlich häufig im ſüßen Waſſer des heißen 
Americas, ſowohl in Flüſſen als Seen, vorzüglich aber in klei— 
nern. Dümpfeln, in Surinam, Cayenne, Guiana und in Peru, 
und leben von Würmern, Kleinen Fifchen, welche fie mit einem 
electriihen Schlag betäuben. Sie fommen oft an die Oberfläche 
des Wafferd, um Luft zu fchopfen, und fterben daher bald in 
Neufen und an der Grundfohnur, ohne Zweifel an Erftidung, 
weil fie ihre großen Schwimmblafen nicht ‚mit. Luft anfüllen Fön: 
nen. Gie find fett und fhmadhaft, und werden ſowohl von den 
Weißen ald von den-Indianern gegeſſen. Bloch, A. $. I. 
45. 3. 156. Seeba II. T. 34.5.6. ‚Langguth Opus- 
cula.II. t. 1. f. 1—5. 


Ihre merfwürdigfte Eigenfchaft find die electrifchen Schläge, 
welche fie bey der Berührung verfehen Fönnen, und zwar, wie 
man beobachtet hat, nah Willführ. Diefe Eigenfchaft hat zuerft 
Richer 1671 in Cayenne beobachtet (Mem. ac. VO. p. 93.). 
Er fagt, wenn man ihn nicht bloß mit dein Finger, fondern felbft 
mit einem Stode berühre; fo erflatre der Arm dermaaßen, daß 
man ihn eine halbe Viertelftunde Tang nicht rühren könne, ja 
man würde dadurch auf den Boden’ fallen, wenn man fich nicht 
vor der Berührung felbft darauf. legte. Diefe merkwürdige Er— 
fheinung wurde nicht beachtet, bi8 Condamine nad America 
fam, und biefelbe 1743 wieder, aber nur obenhin, zur Sprache 
brachte (Voyage à FAmazone pag. 154). Gravefand er 
Flärte zuerft (in den Harlemer Verhandlungen IL. 1755. ©. 372.) 
diefe Wirkung für einen electrifhen Schlag, aber ohne Funs 
fen; wenn der Fiſch groß fey, fo fühle man ihn am ganzen 
Körper und falle bev der Berührung unfehlbar zu Boden. 


128 


Gronovius machte darauf, (Acta, helvet, IV, 1760, pag. 26: 
tab, 2.), in America angeftellte Berſuche bekannt. 

Bau der gott, bolländifcher Chirurg zu Effequebo in Ss 
rinam,, bat. im. Jahr 1761 umſtändlichere Nachrichten und Ver— 
ſuche über dieſen Drillfiſch, wie er ihn nennt, mitgetheilt. Sie 
finden ſich nach ibm in. ſtehendem Waſſer auf ſteinigem Grund, 
doch auch in Altwaſſern von Flüſſen, wo man dann wenig oder 
gar keine andere Fiſche finde, indem ſie von denſelben todt ges 
drillt würden. Es gibt ſchwärzliche und röthliche, und die erſtern 
erſchüttern am ſtärkſten; er hat ſie von 1—5° Fänge geſehen. Sie 
müffen immer nach wenig Minuten an die Oberfläche kommen, 
um Athen zu holen, wobey allemal ſich eine Waſſerblaſe bildet. 
Seine Verſuche bemeifen, daß die Wirkungen mit der Electricität 
übereinfommen , obfchon fi) Feine Funken zeigen. Als er ihn 
mit einem langen eifernen Stabe berührte, wurde er gewaltig ge> 
drillt, nicht aber, als er eim trodened Tuch um die Handhabe 
wickelte; machte er e8 naß, fo fühlte er wieder den Schlag. 
Durch Kupfer, Zinn, Gold, Silber erhält man ebenfalls Schläge, 
aber nicht durch Knochen, Siegellad, Wachs, trockene Haut 
n. dergl. Am Kopfe berührt, gibt er ftärfere Schläge. Fünf 
Perfonen, die ſich an der Hand faßten, fpürten denſelben. Meh⸗ 
reremal that er den Fiſch in einen Nachen mit Waffer, Ein 
Menſch ftedte am ‚andern ‚Ende 20 Schuh meit davon die Hand 
in daffelbe,und als Lott den Fiſch berührte, fo fühlte jener den— 
noch den Schlag, der mithin, 20° lang dur das Waſſer ‚gewirkt 
9* Hält man, während. der Fiſch Luft ſchöpft, den Finger 

— “hoch ‚über dem Waſſerwirbel, fo. fühlt man einen merfs 
BR Schlag, der fiherlich durch heraus geblafene Luft verurfacht 
worden ift, Er heilte auch mehrere Kranfpeiten durch die, Elecs 
teicität diefed Fifched. Hühner, deren Zehen durch. eine befondere 
Krankheit zufammen; gezogen waren, daß fie nicht mehr „geben 
fonnten, ſchrien fürchterlich, , als ıman fie an den Rüden! ded 
Fifched hielt, und liefen gejund davon, Ein lahmer Sndianer 
wurde durch drey Schläge: in. die Kniee geheiltz eben. fo wurde ein 
Sclavenjunge geheilt, den man, in einen, Zuber mit einem ſchwar— 
zen Aal gethan hatte, — te HR VI. 1762, 
p- 82: ; ins 


129 


Bancroft bat 1766 ähnliche und noch zahlreichere Vers 
ſuche mit diefem Fifh in Guiana angeftellt, und befonderd zu 
beweifen gefucht, daß feine Wirkungen electrifcher Art find und 
nicht von einem wirklich mechanifchen Schlag herrühren, mie 
Reaumur vom Krampfrochen (Mem. ac. 1714) behauptet bat. 
Er derfegt nebonlich auch Schläge durch die Angelfhnur hindurch; 
fie gehen fogar durch 10—42 Perfonen, wenn fie ſich anfaffen; 
auch er: bat den Schlag bemerft, wenn der ärgerlich gemachte 
Fiſch feinen Kopf über das Waffer erbob und man die Hand 
5—6” darüber bielt, fo wie auh, wenn man den Finger 10° 
weit von ihm in's Waffer bielt, während eine andere Perfon den 
Fiſch berührte und reizte; ift er aber nicht böß gemacht, fo Fann 
mon die Hand ganz nahe bey ihm in's Waſſer ſtecken, ohne alle 
Empfindung. Der Schlag bängt daher ganz von feiner Wilführ 
ab. Heilungen aber von Krämpfen und andern Nervenübeln er: 
Flärt er für unmahr. Man fange diefe Fifche jung und ernähre 
fie in Trögen mit Fleinen Fifhen, und in Ermangelung derfelben 
mit Negenwürmern; ihre angenehmfte Speife aber feyen Küchen» 
fhaben , welche fie mit großer Begierde ordentlich einfchlürften. 
Man muß ihnen wegen des vielen Schleims alle, oder alle ander 
Tag frifches Waffer geben; man laſſe e8 durch einen Hahn ab 
‚und laſſe den Fiſch oft flundenlang ohne Waffer und ohne Scha: 
den liegen. Berühre man ihn nun, fo fey der Schlag nicht 
minder beftig. Guiana 1769, ©. 116. 

Nachher hat Bajon, Arzt zu Cayenne, mit diefem Fifch 
Ähnliche Verſuche angeftellt. Die Neger in Guiana fürchten fi) 
fo ſehr davor, daß er Jahr und Tag warten mußte, ebe er einen 
ſolchen befam, obfchon er ziemlich gemein if. Er berührte einen 
2'/2* langen ſchwach mit dem Finger, ohne etwad zu empfinden; 
fobald er aber den Rüden berührte, befam er kleine Schläge. 
AL der Zifh behm Wechſeln des Wafferd- auf den Boden ge: 
fallen war und fein Neger ihn aufheben wollte, fo ergriff er ihn 
felbft am Schwanze, befam aber einen fo heftigen Schlag, daß 
er faft umfiel und der Kopf eine Zeit lang eingenommen war; er 
fühlte die Erfchütterung nicht bloß in dem Oberarm, fondern 
auch im andern und in den Schenfeln. Bey leifem Berühren 
empfand er nur ein Grübeln, das ſich in den Arm fortpflanzte 

Okens allg. Naturg. VI. 9 


4 


130 


und ihm denfelben einfchläferte. Da er diefe Verſuche den ganzen 
Tag fortfegte, fo fühlte er am Abend Unbehaglichkeit im ganzen 
Leibe, die aber während des Schlafes vergieng. Mit einem 
Eifen berührt, ‚war der Schlag heftig, auch wenn es mit einem 
naffen Schnupftudy ummidelt war, nicht aber mit einem trodenen, 
Fünf Perfonen, die ſich an der Hand faßten, fühlten alle den 
Schlag ſehr heftig. Es iſt gleichgültig, welche Stelle des Fifches 
man berührt. Durh Glas, Girgellad, Schwefel, Harz, Seide 
und trodene Leinwand gebt er nicht, aber durch irdenes Geſchirr, 
befonderd wenn ed nicht glafiert if. Legt man den Fiſch auf 
Glas ohne Waffer, fo werden die Schläge ſtärker. Eine Gonde 
in den Mund geſteckt, zeigte keine Wirfung. Cine Kate, welche 
einen faft trodenen und todten Aal anbeißen wollte, fprang mit 
beftigem Geſchrey zurüd; eben fo madıte ed ein Hund, der ihm . 
leden wollte. Der Aal brachte 3 Stunden fterbend zu und die 
Wirfung hörte erft mit dem Tode auf. Der Schlag gieng auch 
durch einen Diamant. Es wurde Fein Funken wahrgenommen. 
Die Schläge find ftärfer, wenn dad Thier im Trodnen liegt, 
werden aber binnen einer oder 2 Stunden allmählich ſchwächer. 


Was er frißt, weiß man nicht; in der Öefangenfchaft bat er 


weder Thier- noch Pflanzen-Subftanzen angerährt. Er ift ruhig 
und gutmüthig, und beißt nicht, wenn man ibm ‚auch den Finger 
ind Maul fledt. Sein Fleifh ſchmeckt nicht fchleht und wird 
von Weißen und Schwarzen gegeffen, riecht jedoch unangenehm. 
Gekocht ift e8 auf dem Rüden derb; die Geitentheiler aber und 
die untern werden fo weich wie Schleim. Journal de Physique 
1772. 12. I. p. 239. II. 176. fig. II. 1774. p. 74. Hist. de 
Cayenne 1772. II. p. 288. 

W, Garden bat das Jahr darauf, 1773, (Philos. Trans. 
65. p. 44— 395.) wieder Verſuche mitgetbeilt, woraus ebenfalls 
bervorgebt, daß der Schlag durch mehrere Perſonen wirft, wenn 
die erfte den Kopf berührt, und die legte die. Hand ‚ind. Waffer 
halt, durch Siegellad aber und Seide unterbrochen wird. Bes 
rührt man ihn mit dem Finger oder auch mit einem Draht, fo 
empfindet man den Schmerzen bi8 zum Ellenbogen; vorgemorfene 
Feine Sifche werden fogleich mit einem Schlage getödtet und ver» 
fchludtz größere Fifche, wie Welfe, fallen auf den Rüden, und 


151 


bleiben, bewegungslos Liegen, kommen aber wieder zu ſich, wenn 
der Aal nicht wieder fommt und ihnen neue Schläge verfept, 
wie ed gewöhnlich geſchieht. Steckt man einen Drabt ind Waſſer, 
und näbert das andere -Ende einem andern, womit man dad 
Thier berührt, bis auf ?/s Zoll, ſo geht der Schlag nicht durdy, 
wohl aber, wenn die Drähte nur etwa */s Linie von einander 
entfernt find. Man empfindet fchon einen Schlag, wenn man 
den Finger nur in die Nähe des Fifches bringt, auch ohne ihn 
zu berühren; deßgleichen wenn man mit einer Hand. den. Kopf, 
mit. der andern. den Schwanz berübit, aber nidyt, wenn. man den 
Rüden. mit. beiden Händen zugleicy ergreift. Iſt der Fiſch ganz 
rubig, fo verurfacht er feine Empfindung, aber eine defto ftärkere, 
wenn er vorber ‚gereizt und böfe gemacht wird. Bey einem fri— 
ſchen Fifche ift die Wirkung flärfer, ald wenn er lang in einem 
Gefäße gewefen ift; fie wird ſchwächer mit dem Fifh, und hört 
nach feinem Tode gänzlich auf. 

Walfb, der lebendige Eremplare nah Europa befam, er— 
bielt endlich wirklich fihtbare Funfen (Journal de Physique VIII. 
331). -Er- brachte ein Metallblatt auf eine Glasſcheibe, fpaltete 
ed in der Mitte von einander, und fah den electrifhen Funken 
aus einem. Blatt in dad andere überfchlagenz ald er den, Fiſch 
aus. dem Waller nahm und reizte; dieſes wurde zwölfmal wie— 
derholt. Verſuche über dieſe merkwürdige Eigenſchaft finden fich 
übrigens noch: Berckel in Journ. de Phys. 1775.. p. 444., 
v. Fahlberg in den neuen ſchwediſchen Verhandlungen 1801, 
©..122., und, in Guifans Diss. de Gymnoto, Tübingae 1819. 

Dad. elestrifche Organ bat J. Hunter. zuerft „abgebildet 
(Phil, Trans. Band 65; ©. 395. Taf, 12.). Es liegt, an.den 
Seiten des langen HDinterleibed oder ded Schwanzes, nimmt faſt 
die, Hälfte, deſſelben ein, und, beftebt aus 4 Laͤngsbündeln von 
zableeichen häutigen Blättern, welche durch, unendlich. viele ſenk⸗ 
rechte. Blätschen, durchkreuzt werden. Dadurch entſtehen kleine 
Zellen, mit einer gallertartigen Materie ausgefüllt, ſo daß das 
Ganze einem ſehr zuſammengeſetzten, galvaniſchen Becherapparat 
gleicht, Es bekommt ſehr viele Blutgefäße und Nerven. | n 

Später, hat, A. v. Humboldt umftändlichere, Nachrichten, 
über den Bang und bie electrifchen Eigenfchaften mitgetheilt. Er 

a 


452 


wendete zuerft mit Bonpland bey den Verſuchen den Galva= 
nismus an. Diefer Fiſch findet fich nicht bloß in Cayenne und 
Surinam, fondern im ganzen beißen America, nördlih vom 
Aequator, Gie find am häufigften in den Fleinen Bächen und 
Sümpfen der ungeheuern und dürren Wüften zwifchen dem Ore— 
noco und der Gebirgäfette längs der Küfte von Venezuela; zwar 
auch in den großen Strömen, aber dafelbft ſchwerer zu fangen. 
Am bäufigften find fie in der Provinz Caraccas in den Fleinen 
Bächen und den vielen Dümpfeln um das Städtchen Calabozo, 
9° Nordbreite, mo man fogar einen befonderd befuchten Weg ver: 
Yaffen mußte, weil jährlich eine Menge Maultbiere in einer 
Furth, wegen der Erfhütterungen, niederfielen und erfoffen, Er 
verfprach für jeden Tebendigen Aal 10 Franken, und dennoch 
fonnte er, wegen der übergroßen Furcht der Indianer, nur 
einen einzigen fehmachen befommen; er gieng daber felbft an ein 
ſchmutziges, ſtehendes Waſſer, wo die Eingebornen an 30 halb 
wilte Pferde zufammen und in den Sumpf trieben. Die Xale 
giengen anfangs muthig auf fie los; viele Pferde fanfen unter, 
einige erhoben fich wieder, gewannen ermattet dad Ufer, und 
ſtreckten fih ganz’ erflarrt der Länge nad) darauf aus. Das 
Schaufpiel diefes Kampfes iſt böchft belebt und malerifch: die 
geängftigten Pferde fträuben die Mähne und fuchen zu fliehen, 
werden aber von den vielen Indiern, welche das mit einer ſchö— 
nen Begetation bewachfene Ufer rings umftellen, immer wieder 
zurückgetrieben; die ſchmutzig gelbfihen Aale ſchwimmen, wie 
große: Waſſerſchlangen, an der Oberfläche und verfolgen ihren 
Feind. In weniger ald 5 Minuten waren fhon 2 Pferde nie: 
dergefunfen, Der mehr als 5 Schub lange Aal ſchlüpft unter 
den Bauch des Pferdes, und entlader fein electrifhed Organ der 
ganzen Länge nach, wodurd das Herz, die Eingeweide und bes 
fonders das große Magengeflecht der Nerven zugleich getroffen‘ 
werden; man muß fi) daher nicht wundern, daß die Wirkung 
des Schlags auf ein fo großed Thier flärfer iſt ald auf den 
Menfhen, der nur an einer einzigen tele getroffen mird, 
Uebrigend wird mohl das Pferd nicht durch den Schlag felbft ge: 
tödtet, fondern nur feiner Empfindung beraubt, wodurch es finft 
und erfäuft. ’Zür fol ein Pferd oder Maulthier hat man übrie 


135 


gend nur 8 Franken zu bezahlen. Nach einem viertelflündigen 
Kampfe verloren die Yale von ihrer Kraft, ſchwammen halb aus 
dem Waſſer, flohen die Pferde, und näherten fich ihrerfeitd dem 
Ufer. Die Pferde und Maulthiere thaten nun nicht mehr fo 
furhtfam, und feines ſtürzte mehr nieder und ſtreckte die Beine 
in die Höhe, wie vorher. Die Indianer behaupten, daß Feines 
mebr fterbe, wenn man fie 2 Tage hinter einander ind Waffer 
treibe. Die Yale bedürfen der Ruhe und der Nahrung, um mie» 
der binlängliche Electricität zu fammeln. Aus den VBerfuchen 
mit den Zitterrochen ift ed befannt, daß die Wirkung aufhört, 
wenn man die Nerven durchfchneidet oder unterbindet; die Kraft 
bängt demnach von der Gefundheit und von der Erholung ab. 

Die and Ufer geflohenen Yale kann man nun leicht fangen. 
Man wirft ihnen kleine Harpunen an einer trodenen Schnur zu, 
welche nicht leitet; auf diefe Art waren in wenigen Minuten 
5 große Yale auf dem Trodenen. Man hätte leicht 2 Dubend 
befommen fönnen, wenn es nöthig gemwefen wäre. Einige waren 
nur fhwah am Schwanze verwundet, einige ftärfer am Kopf. 
Kein Indianer wollte fie aber von den Harpunen losmaden: 
Humboldt und Bonpland mußten e8 daher felbft thun, und 
daben empfanden fie flärfere Schläge, ald früher je von einer 
Leydner Flaſche, woraus man leicht die Behauptung der Indier 
begreifen Fann, daß ſchwimmende Menfchen unterfinfen, meil fie 
einige Minuten lang ihre Glieder nicht rühren können. 

Es gibt wenig Süßwaſſerfiſche, welche fo zahlreich wären, 
wie diefe Aale. In den gränzenlofen Ebenen von Caraccad, vom 
Aequator bis 9° Nordbreite, melde man obenhin Güana nennt, 
finden fich auf jeder Quadratftunde 2—3 Teiche vol von diefen 
Fifchen. In Neufpanien, Neugranada und im Weiten der Anden, 
oder nördlich der Bergkette an der Küfte von Caraccad, fcheint 
ed Feine zu geben, wohl aber auch auf der Südhälfte, nah Eon: 
damine im Amazonen:Strom. Sie find aber America eigen, 
und wad man in Africa dafür audgegeben bat, ifb der Zit: 
terwels. 
Das Waſſer hatte 360 des hunderttheiligen Thermometers, 
und daher kommt es, daß die nach Europa gebrachten ſo ſchwach 
waren. Von den vier bekannten electriſchen Fiſchen wohnen 


. 134 

drey in heißen Gegenden, nämlich der Zitterweld, der electris 
fche Kröpfer (Tetrodon electricus) und der Zitter-Aal; nur 
der Zitterrochen findet fih no im mittelländifchen Meer; 
der Zitter- Aal und Zitter-Weld allein im füßen Waffer; 
jener ift der größte und kräftigſte von allen, und mird 
6 Schuh Yang. Einer von 4 Schub wog 12 Pfund; er war 
3 Zoll 5 Linien di, der Kopf 4 Zoll breit. Ihre Farbe fcheint 
zu wechfeln; die bier gefangenen maren fhön olivengrün; der 
Kopf unten fehön gelb und roth gemifchtz ebenfalld gelblich, zwey 
Reihen Flecken vom Kopf bis zur Schwanzſpitze; es find Löcher, 
welche aber nicht tief in die Haut dringen, und nichts mit dem 
electriſchen Organ zu ſchaffen haben, ſondern nur Schleim ab⸗ 
ſondern. Dieſer Schleim leitet die Electricität, nach Volta, 20 
bis 30mal beſſer als Waſſer. Kein einziger Zitterfiſch hat 
Schuppen. Das ganze Innere des Mundes iſt mit kleinen Zäh— 
nen dicht bedeckt; die Zunge fleiſchig mit gelben Wärzchen. Sie 
laſſen viele Luftblaſen aus den Kiemenlöchern fahren; ſie ſtecken 
auch oft den Kopf aus dem Waſſer; einer ſtarb jedoch, welcher 
ſich während der Naht aus dem Behälter gefihnellt hatte. Da 
die Oeffnung des Maſtdarms ganz dicht am Kopfe liegt, fo find 
“), der Leibeslänge den electrifthen Organen beftimmt, Der Mas 
gen ift ſchwielig, wie der eines welſchen Huhns. Die Schwimm⸗ 
blaſe ift ungewöhnlich groß, 2'/ Schub lang, 4 Zoll 2 Linien 
die in einem Fifh von kaum 4 Schub Länge, und läuft alſo 
weit über dad Ende ded Darms hinaus neben den Rüdens 
musfeln, welde vom Querdurchſchnitt kaum ein Drittel eins 
nehmen, aus 8 Bündeln beftehen, und durch eine Fettmaſſe von 
der Haut getrennt find, während die aus Sehnenblättchen be> 
ftehenden electrifchen Organe unmittelbar unter derfelben liegen, 
und fogar wegen ihrer Durchfichtigkeit von außen gefeben werden 
fönnen. Eine Schwimmblafe enthielt 14 Zoll Luft, worinn nur 
4 Procent Sauerfloffgas, das Uebrige Stickgas ohne Kohlenſäure. 
Bey andern Gattungen dieſes Geſchlechts ift Die Schwimmblaſe 
„außerordentlich Hein, daß man faft glauben follte, fie hätte Bes 
zug auf die electrifche Wirkung, weil fie von einer großen Menge 
von Gefäßen umgeben ift. 

Die Empfindung feheint verfihieden zu ſeyn von der, welche 


135 


die electrifche Maſchine oder die Voltaiſche Säule hervorbringt. 
Humboldt bekam einen ſo fürchterlichen Schlag, als er beide 
Füße auf einen herausgezogenen Aal ſtellte, daß er den ganzen 
Tag Schmerzen im Knie und faſt in allen Gelenken fühlte. In 
ſolchem Fall kann man die Empfindung nicht gehörig unterfcheis 
den: man muß daber die Verfuche mit gefchwächten Aalen ans 
ftellen, und dann bemerft ınan ein ſchwaches Zittern der Sehnen 
bis zum Ellenbogen, daher man auch dieſe Fifche mit Recht Zitter 
fifche nennt. Man bat eine ziemlich ähnliche Empfindung, wenn 
man eine mwunde Stelle mit einem Plattenpaar galvanifiert. 
Nachden er auf diefe Weile 4 Stunden lang erperimentiert 
batte, fühlte er noch bid zum andernTag Schmerzen in den Ges 
Venfen, eine Schwäche der Muskeln und eine allgemeine Unbe— 
baglichfeit, ohne Zweifel die Folgen der langen Reizung ded 
Nervenſyſtems. In Surinam beilt man damit Lähmungen; das 
baben fehon die Alten mit dem Zitterrochen getban. Zieht man 
mit folhen Aalen in einem Netze Heine Fifche und 2—3° lange 
Grocodille heraus, fo befommt man fie alle todt. Sn den Be 
bältern werden die Aale bald ruhig, freffen, was man ihnen 
gibt und fchlagen nur, wenn man fi2 reizt, befonder8 am electri- 
fhen Organ, an den Bruftfloffen, Lippen, Augen und am Kies 
mendedel. Die Zitterrochen geben nur Schläge, wenn man da8 
electrifche Drgan felbft berührt, Auch fol man na Bajon 
beym Zitteraal nicht8 empfinden, wenn man die inneren Theile, 
3. B. den Rachen berührt. 

Andere Thiere haben feinen Inſtinct für die Gefahr: eine 
Schildfröte Froch an einen Aal, befam aber einen Schlag, daß 
fie eilig floh und nicht mehr im Behälter bleiben wollte; dader 
gibt es auch nur wenig andere Fifche in denfelben Dümpfeln. 
Man bat übrigens Beifpiele, dag manche Menfchen fie obne alle 
Empfindung berührt haben (Trans. ac. Philadelphia II. Nr. 13.), 
mie es denn auch welche gibt ohne Empfänglichfeit für Electricität. 
Der Zitterrochen zittert beym Schlage mit feinen Bruftfloffen, 
aber der Zitteraal bleibt ganz unbeweglich; die Wirkung gebt 
bloß von den Nerven aus und fie fteht ganz in feiner Willführ, 
Dan Fann einen verwundeten lang plagen und dann gibt er auf 
einmal einen heftigen Schlag; ja er kann bdenfelben mit einem 


— 


136 


Theil ded Leibed geben und mit dem andern zurüdhalten, wenn 
auch beyde zu gleicher Zeit von verſchiedenen Perfonen berührt 
werden. H. bielt einen oft am Schwanz ohne Erfchütterung; 
fobald aber B. denfelben an der Bauchflähe oder an den Dedeln 
kitzelte, ſo befam jener einen  flarfen Schlag, dieſer aber 
feinen. Hält man zwey Leiter au nur */; Zoll von einander 
an. den feuchten Leib, fo bekommt bald die eine bald die andere 
Perfon eine Erfhütterung: der Aal hat mithin jeden Theil des Leibes 
in feiner Gewalt, fo wie wir diefen oder jenen Finger beliebig 
fireden, und ift mithin Feine todte Electrifiermafchine, welche 
entladen wird, fobald ein Leiter daran kommt. 

Trennt man Hirn und Herz vom Leibe durch Abfchneiden ded 
Kopfes, fo hört die electrifche Wirkung auf, alfo gerade wie bey 
dee Musfelbewegung, während die Schlangen und der Flußaal 
beym geringften Neize in Krämpfe geratben. Das ausgefchnittene 
Herz vom zZitteraal fchlug eine WBiertelftunde lang, und nad 
20 Minuten aufd neue beym Galvanifieren. Der abgefchnittene 
Kopf bewegte 10 Minuten lang die Kiefer, rührte fich aber eben 
fo wenig, ald irgend ein anderer Leibeötbeil bey der Anwendung 
von Zinf und Silber. Ben andern Thieren ift alles umgekehrt; 
dad Herz am kürzeſten, die Muskeln am längften galvanifierbar. 
Man bat geglaubt, es müffe, damit man einen Schlag bekomme, 
eine Kette gebildet werden, nehmlich die berührende Perfon müffe 
mit zwey Puncten ded Fifches in Verbindung ſtehen. Berührt 
man ihn z. B. mit einem Draht, fo geht der Strom durch den 
Arm bid zum Knie und von da könnte er durch den Boden zurück 
ind Waffer geben. Allein der Sand, worauf man ftebt während 
man angelt, ift ganz troden und ifoliert vollkommen: und dens 
noch erhält man den Schlag, felbft wenn der Fifch ebenfalls auf 
dem treckenen Sand liegt. Berührt man den Fifa) mit. getrod> 
netem Holz, fo fühlt man nichts: ftelt man ſich auf diefed ifo» 
lierende Holz und reizt man ihn mit einem Draht; fo empfindet 
man die Schläge im Arm und in dem Knie, ohne daß man den 
Durchgang durch die Schenfel merkte. Dadurch unterfcheidet 
fi) alfo diefer Aal fehr vom Zitterrochen. Hält man diefen auf 
einer Metallplatte, fo fühlt man nichtd, wohl aber, fobald man 
mit der andern Hand fein electrifhed Drgan berührt. Berührt 


137 


man den Aal mit Glad, Siegellad, Schwefel, trodenem Holz 
oder Knochen, fo empfindet man nichts; ebenfo beym Zitterrochen. 
Zink leitet dabev am beſten; dann Gold, Eifen, Silber, Kupfer. 
Berühren ſich zwey Perfonen, fo fühlen oft beyde ‚die ſchwachen 
Ströme; einen flarfen aber nur diejenige, welche mit dem Fifch 
in Verbindung ftebt. Der Schlag geht nicht durch dad Waffer, 
wenn. man auch den Finger dem Fiſch bis auf eine halbe Linie 
näbert; eben fo bey dem Zitterrochen. Dagegen geben abgemattete 
oft ftarfe Schläge, wenn man. fie aus dem Waffer auf den 
trodenen Sand legt. Daffelbe bat man beym Zitterrochen be= 
merkt. Zwey auf einen Sattel gebunden gaben einem Pferd eine 
Stunde lang von Zeit zu Zeit fo ftarfe Schläge, daß es ausrif. 
Williamfon zu, Philadelphia (Phil. Trans. 65. p. 97.), 
Bancroft (Guiana p. 197.) und Fahlberg zu Stodholm 
baben gefeben, daß fie im Waffer auch in der Entfernung die 
Fiſche tödten fonnten, welche fie freffen wollten: das hängt mithin 
alles von dem Belieben des Thierd ab. Einen bloß genäberten 
Drabt fühlt e8 nicht, fiebt aber wohl die Fifche, und fchieft ihnen 
durch dad Warfer eine Ladung zu, wenn ihn darnach gelüftet. 
Bringt man einen fhmwachen Aal zwiſchen zwey Drähte und reizt 
man einen flarfen Aal, während man den andern Draht in der 
Hand hältz fo erhält man heftige Schläge, wobey der fehwache 
Aal ganz rubig bleibt. Sie felbft Fünnen alfo einander nichtd 
thun; vielleicht ‚gleitet der Strom auf der Haut fort. Sperrt 
man auch große und. Fleine zufammen, fo fliehen fie einander 
nicht; Fröfche dagegen nehmen fo gleich Reißaus. 

Stedt man eine Zinfplatte in einen Einfchnitt der Bruftfloffe 
und berührt man die Spibe der Sloffe mit Gilber, fo aeräth daß 
ganze Thier in Krämpfe, obne daß der Menfch felbft, durch den der 
Strom gebt, etwas empfindet: mithin muß die Electricität des 
Thiers unendlich mal größer fenn, ald das bischen fremde Electri— 
cität, welche feine Muskeln in Bewegung fehtz der Schmerz des 
Thiers muß dabey groß feyn, weil es fich gewaltig krümmt und 
felbft den Kopf zum Waſſer herausftedt. Berührt man dagegen 
den Schwanz mit Giegellad, fo bleibt dad Ihier ruhig. Bringt 
man beym Galvanifieren von Wunden anderer Thiere einen Vers 
bindungsdraht an die Zunge, jo bekommt man einen fauern Ge: 


138 


ſchmack; beym Zitteraal fühlt man nur ein Beben, aber feinen 
Geſchmack. Die flärfflen Schläge mwirfen nicht auf das feinfte 
Electrometer, und bey Nacht war Feine Spur von Leuchten wahr» 
zunehmen. Walfbh, Ingenbouß(B.Schr. 1.30.) und Fahlberg 
baben den elestrifchen Funken dadurch fichtbar gemacht, daß fie die 
Leitung durch zwey auf Glas geflebte, eine Linie von einander ges 
baltene Goldblättchen unterbrochen haben (Gilbertö Annalen XIV. 
©, 420.). Aus der Haut ded Fifches felbft hat man nie Funken 
kommen feben. Beym Zitterrohen hat Humboldt und Gays 
Zuffac einen Eondenfator angewendet, der aber ebenfalld wicht 
eine Spur Electricität erhalten hat; auch hat nie jemand Funken 
gefeben, 

Daß der Fifh durch Magnet feine führen verliere (N. Mem. 
Berl. 1770. p. 68.), bat ficy nicht beftätigt. Observations de 
Zoologie 1806. p. 81—148. t. 10. Das electrifche Drgan und 
die Schwimmblafe. 

2. Sippſchaft. Zu den breiten mweichftrahligen Aalen 
gebören 

4. G. Der Schmalfopf.(Leptocephalus morrisii): 

fiehbt mehr einem Bandwurm gleich als einem Fiſch; Kopf 
und Maul fehr Plein, fo mie die Bruftfloffen; die Halsfloſſen 
fehlen; die GSteuerflogfen hängen zufammen und find ebenfalld 
ſehr Plein. SM faum 6 Zoll lang, bat fehr Fleine Zähne im 
Mund und man fieht durch die Haut fehr deutlich die gebrochenen 
Querftreifen der Muskeln. Findet fih an England, ıfl felten 
und weiter nicht wichtig. Gronov, Zooph. tab. 13. fig. 3. 
Racepede II. T. 3. 8. 2. Einen ähnlichen, vielleicht denfelben, 
fand Leffon an Neu:-Öuinea in Menge unter flögenden Bäumen. 

5. ©. Um ganz Europa herum bid Is- und Grönland 
ſteckt ſehr häufig am Sande verborgen ein kleiner, wenig zuſam— 
mengedrückter Fiſch, den man daher Sandaal nennt (Ammodytes). 

Er iſt glatt und glänzend, jedoch mit kleinen Schuppen in 
der Haut, mit einfachen, aber gegliederten Strahlen in den drey 
getrennten Steuerfloſſen, wovon die Rückenfloſſe ſehr lang, die 
Schwanzfloſſe geſpalten iſt; der Schwanz etwas kürzer als der 
Leib, die Schnauze ſpitzig, mit weitem Maul, faſt wie beym 
Hornhecht, aber mit ſehr kleinen Zähnen; 7 Kiemenſtrahlen, die 


139 


©eitenlinie deutlich ; die Augen groß und zur Geitez die Schwimm⸗ 
blafe fehlt. 

1) Der gemeine (A. tobianus) 

wird kaum fpannelang, ift filberglängend, oben in's Braune; 
der Unterkiefer ſehr fpipig; die Nücdenfloffe beginnt etwas binter 
den Bruftfloffen, worinn 12 Strahlen, 16 in der Rüden, 16 in 
der Schwanz: und 48 in der Steiß-Floffe. Sie liegen zuſammen— 
gerollt, 2 Schuh tief unter dem Sande, um nad) Wuͤrmern zu 
wühlen. Da fie fehr klein und mager find, fo werden fie bey und 
nicht gegeffen, wohl aber zerfchnitten als Köder gebraucht zum 
Fang der Schellfifche, Eabeljaue, Dorfihe u.ſ.w.; werden deßhalb in 
der Nord = und Dftfee zu vielen Taufendeu mit eigenen Reden 
oder Hafen ausgewühlt. Die Grönländer verzehren fie fomohl 
frifh als getrodnet. Er laiht im May und, Tegt die Eyer in 
den Sand. Im Mittehneer zeigt er fih nur im May und Juny 
auf dem Zuge von Welten nah Dften, ſchaarenweis und dicht 
beyfammen, gewöhnlich" mit Sardellen und Spratten gemifcht, 
mit denen fie auch in Neben gefangen und gegeffen werden; 
ſchmecken aber fchlecht. Man hält ihn für den Fifch, durch deffen 
Salle der blinde Tobias febend geworden fen; daher der Name 
Tobiasfifh. Ray, Synopsis tab. 11. fig. 12. Klein, 
Missus IV. tab. 12. fig. 8,9. Bloch, D. 5. II. 24. Taf. 75. 
ig. 2. 

Man unterfcheidet nun davon den lanzetfürmigen Sandaal, 
der mit demfelben eben fo bäufig vorfommt, aber etwad dider 
ift, eine fürzere Schnauze hat und die Rückenfloſſe fängt fchon 
über den Bruftfloffen an. Pennant brit. Zool. T. 25. 3. 66. 


6. G. Die Schlangenfifche (Ophidium) 

haben ebenfalld einen fchwerdförmigen, glatten Leib mit 
faum merflichen Schuppen, eine lange Rückenfloſſe mit einfachen 
aber gegliederten Strahlen und mit den andern Floffen vermwach- 
fen; der Schwanz etwas kürzer ald der Leib. Wan bat diefem 
Fifch bisher Bärtel am Kinn zugefchrieben: allein es find wirk— 
lih die Halöfloffen, weiche fo meit vorgerüct find und nur aus 
2 Strahlen beftehen. Gie nähern fic) dadurch, fo wie durch 
ihren ganzen Bau, der Yalmutter. Die Augen ziemlich oben. 


. 


140 


Sie haben übrigend eine Schwimmblafe. Lebendart wie bey den 
Aalen. 

1) Der gemeine oder dad DR. (0. barbatum), 
La donzelle,, 

wird etwa 4’ lang und gegen 1” breit, ik Aeifchfarben, mit 
fhwarz gefäumten Steuerfloffen ; die fadenförmigen, zweyſtrahligen 
Halsfloffen find etwa einen Zoll lang. 8.7. Br. 17, in den 
Steuerfloffen 250. Die Zähne in beyden Kiefern und im Gau: 
men find Fein, Der Oberfiefer fteht etwas vor und die Geiten: 
linie läuft nahe am Rüden. 

Findet fih im mittelländifchen und rothen Meer, wird als 
ein weißes und wohlſchmeckendes Fleiſch von den Italiänern ges 
geffen und de8 Gommerd aud großen Tiefen mit Negen und 
Würmern an Angeln gefangen. War fchon dem Plinius unter 
denfelben Namen befannt. Willugbby %.G.7. 8.6, Bloc, 
U. F. T. 159. F. 1. 

2) Es gibt eine andere über 1° lange und dickere Gattung, 
ohne Halsfloffen oder Bartfafern (O. imberbe), 

gelblich filberalänzend mit röthlichem Kopf, die Rücenfloffe 
auch fihmarz gefaumt mit 79 Strahlen, die Steißfloffe rörhlich- 
braum mit 49, die rundliche Schwanzfloffe roth mit 18, Br. 11, 
K. 5. Die Zähne fehr fein. Das Fleifch ift zart und ſchmack— 
haft; fie werden im Mittelmeer im Frühlinge und Herbft gefans 
gen; beißen Fierasfer. Pennant, brit. Zool. IV. Taf. 93. 
Riſſo T. A. 8. 11 

B. Aale mit harten Floffenftrablen. 

Sie find alle bandförmig, theilen fi aber in kurz- und 
langfchnauzige. 

3. Sippſchaft. Die furzfhnauzigen Yale 

baben ein fleined Maul, barte Rüdenftrablen, meift einige 
Strahlen ald Haläfleffen; werden oft ungeheuer lang und finden 
fih in den gemäßigten und Falten Meeren. 

7. © Die Bandfifche (Cepola) 

gleichen ganz einem Band, find glatt, mit fehr Fleinen Schup⸗ 
pen und Halsfloffen und einer langen Ruücken- und Steiß-Floſſe, 
welche an die Schwanzfloffe ftoßen und einfache biegſame Strah— 
len haben; der Kopf fehr kurz mit großen Augen und ſchiefem 


\ 


141 
Maul; im Unterkiefer 2 Reihen ſehr kleiner Zähne, 5 Kiemen— 
ftrablen, der Schwanz länger als der Leib; eine Schwimmblafe. 

1) Der gemeine (C. rubescens, Taenia) 

wird 1*/5‘ lang und 1“ breit, iſt filberglängend, mit rothen 
Flecken und Floſſen. Schwimmt im Mittelmeer fchlangenförmig 
umber und bat daber den Namen Band oder Flamme erhal: 
ten; nährt fidy von Fleinen Krabben oder Gallertihieren, ſchmeckt 
aber f&lecht und wird daher nur ald Köder benupt. 69 Strahlen 
in der Nüden-, 12 in der Schwanz-, 60 in der ‚16 in 
der Bruft-, 6 in der Hald: Floffe. a 3.16, 124. 
T. 170. 

36. Der Schnur-Aal (Stylephorus chordatus). 

Im Meerbufen von Merico finder fih ein bandfdrmiger 
Fiſch, deffen Schwanz aber in eine Saite ausläuft, länger als 
der Leib ſelbſt. Sham hat ibn zuerft 1798 abgebildet (Lin- 
nean Transactions I. Nat. misc. VII. tab. 274. et Gen. 
zool. IV. t. 11., copiert von Bloch, Systema p. 519. t. 29,), 
aber init einem fo verzerrten Kopf, daß er alle Naturforfcher in 
Erftaunen gefept bat. Blainville bat diefen Irrthum 1818 
(Journal de Physique 87. p. 68. t. 1.) berichtigt.” Das einzige 
Eremplar findet fi in der Sammlung der Chirurgen zu London. 
Der Leib ift fehr verlängert und nur wenig zufammengedrüdt, 
der Rüden vierfchrötig, ganz glatt und perlfarben. Der Kopf 
lang und dünn, mit einer langen Schnauze und einem Pleinen 
Mund am Ende, ohne-Zähne, wie beym Nadelfiſch; die großen 
Augen zur Seite, ohne Stiel, wie man früher behauptet hat; 
Dedel ſehr klein. Kiemenftrablen 5-6 und fehr dünn, Die 
tiefe Seitenlinie Jauft bis nach hinten; die Bruftflogfen fehr Flein, 
ohne Bauch- und Steiß-Floffen;z die Rückenfloſſe gebt vom Kopf 
bis zum Anfang des Schwanzes, welcher ziemlich die Hälfte der 
Leibeslänge hat; fie enthält 56 einfache Strahlen; dahinter noch 
eine Feine, nur oben ftehende Schwanzfloffe mit —— 
von der untere in die genannte"hornige Saite ausläuft. 

9. G. Die Senſenfiſche —— — —* 
Gymnetrus) 

find wunderfchöne, wie mit Silberblättajen —** — Fiſche, 
ſchwerdförmig, der Schwanz halb fo lang als der Leib; haben 


442 


Halöfloffen aus einigen langen Fäden beſtehend, eine lange 
Rückenfloſſe mit vorragenden Strahlen, aber fonderbarer Weife, 
Feine Steißfloſſe; Dornen an der Geitenlinie, eine Reihe Fleiner 
Zähne im den Kiefern; 6 Kiemenftrablen. 

9) Der gemeine (R. taenia) 

wird. 5—6 Schuh lang und handhoch, glänzt‘ prächtig im 

fhönften Silber, bat längs dem Rüden 3 große dunkle Zleden, 
und einen am; Bauch; die Geitenlinie iſt raub, die Floffen find 
roth und die Halsfloſſen ziemlich lang. Die Schriftfteller. über 
die, Fiſche des Mittelmeers Fünnen die Ochönbeit, Diefer, Fiſche 
nicht genug befchreiben, befonderd wenn fie bey ruhigem Waſſer 
fih den. Küften nähern ‚und mie, Gilberbänder, geſchmückt mit 
sotben Franzen, wie mit Edelſteinen beſetzt, ſich auf die manch— 
faltigfte-Art durch die Wellen ſchlingen. Sie haben, wenig Fleifch, 
dad: übrigens ſchlecht ſchmeckt. Es iſt die ſogenannte Genfe 
(Falce) der Venetianer, unter welchem Namen ſie ſchon von 
Belon beſchrieben worden, gegenwärtig aber, nah Martens, 
daſelbſt unhekannt iſt. Abbildungen davon: findet man, bey Ges⸗ 
ner 4125. Fig. Taenia altera, und bey Riſſo S. 146. T. 6. 
F. 17. 6 cepedianus. 

2) Im Nordmeer findet ſich der Häringstönig (R. * 
remipes), 4 TER 

welcher die ungebeure, Laͤnge von, 410 Schub bekommt var 
handhoch wirdsser hat gegen 450 Strahlen in der Ruͤckenfloſſe, 
iſt prächtig ſilberglänzend mit ſchwarzen Düpfeln ‚in Laͤngslinien, 
und 3 Querbändern auf dem Schwanze. Die Bauchfloſſe befteb: 
nur aus einem am Ende verdickten Faden, '/s fo lang ald das 
Thier. Sie kommen gewöhnlich mit den Häringen, und ſchwim— 
men denſelben voran; daher der Name. Brüuͤnn iche, N. Eopenb,, 
G. Schr. III. S. 4A18. T. Bu 8: 436 „Asganiusı Icon. U. 
t441.,.Artedi-W.allbaum: II. 696; t. 3 f,; 4. Bloch, 
Syst. p. 43291: 88 ulm | nis 

3)Es gibt ach nos einen Br —— —3 Harings⸗ 
jägendB. grilli),onunger) su Ey TE; 

welcher gar 48 Schub {ans ih Zoll breit, 3 30h, dic) 
und 9) Pfund. ſchwer wird, dem Kopf iſt 42 Zoll lang und 7; Zoll 
breit. Er iſt auch füberglängend; mit- einigem ſchwarzen Bändern.) 


443 


Die, Bruftfloffen find 2 Zoll Yang und ‚breit mit 12. Strahlen, 
die fadenförmigen Halöfloffen 5 Schub lang, fo. did, wie eine 
Schwanenfeder, und in eine. blutrotbe Haut geendigt, Die Rüden: 
floffe fängt am. Kopf an, und bört einen Zoll von der Schwanz» 
fpige auf, iſt vorn 6 Zoll hoch, binten nur 4, und, enthält über 
490 Strablen.: Auf der Seitenlinie fteben Schuppen, 4 Linien 
lang, 1 breit... Er iſt feltener ald der vorige, . geräth an Nor— 
wegen oft. zur Ebbezeit ind Binnenwaſſer, und bleibt im Schlamm 
fieden, Lindroth, neue ſchwediſche Abhandlungen XIX. 1798. 
©. 288. T. 8. 
4. Sippfhaft. Die, langfhnauzigen Aale 

baben ein weites Maul, mit -ftarfen Zähnen und harten 
Rüdenftrablen. Mahnen an die Mafreelen. 

10. ©. Sm atlantifhen und vorzüglich im mittelländifchen 
Meer findet fich, jedoch nicht häufig, der Rinkenfiſſch (Lepi- 
dopus caudatus, argyreus), | 

eben fo wie der folgende. geſtaltet, mit einer Rüden: und 
gefpalfenen Schwanz: Fioffe, hat, aber hinter den Bruſtfloſſen zwo 
Schuppen als Bauchfloſſen, und auch eine ſolche flatt der Steiß— 
floffe 5; den Schwanz halb fo lang; ald der Leibz den Unterfiefer 
länger, in beiden einige große und viele Fleine Zähne; 8 Kiemen— 
firablen. Die Schwimmblafe ift lang. 

Er wird gegen 5° lang, über 1“ breit, iſt filberglängend, 
mit bimmelblausm. Schimmer, befouderd auf dem Naden, vorn 
an der Rüdenfloffe ein ſchwarzer ‚Sleden, die Augen febr groß, 
an den Seiten, unmittelbar davor die Naslöcher; die Seitentinie 
deutlich. Er, hält ſich am Strand auf und ſchwimmt ſehr ſchnell; 
ſein Fleiſch iſt derb und ſchmackhaft. Gouwan, Hist. pisc. p. 185. 
tab. 1. fig. 4., Euphraſen, N, Schwed. Abhandl. T. 9. F. 2. 
—V „148. I. 5. F. 18. 

6 Der Degenfiſch (Trichiurus) 

* ſchwerdförmig und glatt, mit langer. Rüdenfloffe ohne 
Bauch- und. Schwanz: Floffe;. der. Schwanz ift, viel länger als der 
Leib und endigt fih in. eine. zufammengedrücte Borfte aus 
3—4 Strahlen; die Steißfloffe beftebt nur aus einigen Spitzen. 
Die Augen; find groß, an den Seiten. und dicht vor ihnen die 
Naslöcher; Kiemenſtrahlen 7; die Schwimmblaſe lang und einfach. 


44h 


1) Beym gemeinen oder dem ſogenannten Spitz ſchwanz 
(Tr. lepturus) 

ift der Unterfiefer Länger und die Zähne find fehr groß und 
fharf; er wird über 3° lang, 6“ bo, 1 did, mithin faft wie 
ein Schwerd und ſilberglänzend, mit einer gelben Seitenliniez 
der Kopf 8° lang; in der Nüdenfloffe 117, in der Brufifloffe 
6 Doppelftrablen ; am Steiß find 1105 die Schwanzfloffe ift 2° 
Yang. Die Zunge ift Tang und dreyedig, faft mie eine Vogel: 
zunge, Er finder fih im ganzen atlantifcyen Meer, meift in der 
Nähe von America, kommt aber auch mandymal bis England, 
fhwimmt ſehr ſchnell und ift ein gefräßiger Räuber, fpringt 
manchmal fo hoch aus dem Waffer, daß er den Fifchern in die 
Kähne fallt. Es wurde einer in England gefangen, der fall 13" 
Yang und 1 body gemefenz "diefe Höhe behielt er 6 Schuh lang 
und dann nahm fie allmählid ab; die Dide betrug 2*%'; der 
eigentliche Leib maß bis zum Schwanze 4. Das Fleiſch iſt 
eßbar und fhmadhaft. Er mird mit Negen und mit der Angel 
gefangen. P. Bromne, Jamaica ©, 444. TA F. 4. Klein) 
'Missus IV. tab. 12. fig, 7. 'Linne, Mus, Adolph. IL. it. 26 
fig) 2, "8 10% IL T. 58.'° Hoy, Linn. Trans. XI. p. 210. 
(Iſis 1818. ©. 1917.) | 


5: Zunft, Watzenfifhe, Quaßppen. 
"Halsofer mit ſumpfen Siemenderteln und weichen Rüdenftrahlen. 


Dieſe Fiſche ſchließen ſich an die Aale durch ihren ſchleimigen 
Leib, der ſich aber nicht ſchlingen kant. Sie find meiſt walzig, bis⸗ 
weilen tafelfbrmig, nackt oder nur mit dünnen Schuppen bedeckt, 
haben nur kleine Ruderfloſſen, dagegen lange niedrige Rücken— 
und Steiß-Floffen mit meichen, oft verzweigten Strahlen; einen 
mäßigen, Kopf mit ſeitlichen Augen und kleinem beweglichem 
Maul. Sie wohnen ſammtlich im Meer, auf dem Boden 
und {eben ron Wurmern, Ben: To uns einen 
Fiſchen. N 

Die einen find walzig md etwas sufanmengebelidt, die 
andern kegel⸗ oder tafelförınig. * 


145 


A. Walzige Quappen. 

1. Sippfchaft. Die Schleimquappen 

baben einen fchleimigen nadten Leib, eine lange Rüdenfloffe 
mit einfachen aber biegfamen Strahlen, und fehr verfümmerte aber 
getrennte Halsfloffen; dad Maul und die Zähne find klein; die 
Augen hoch oben. Die Schwimmblafe fehlt. 

1.6. Die Schleimfifdhe (Blennins) 

baben einen dien, ftumpfen Kopf mit Fleinen Zähnen, einen 
ſehr fchleimigen, etwas zufammengedrüdten Leib, und in den 
Halöfloffen nur 2 oder 3 Strahlen; Kiemenftrablen 4—7: 

Sie leben im Meer in der Nähe der Küften, freffen Würmer, 
Kreböchen und Laich und Fünnen eine Zeitlang in der Luft aus— 
balten. 

1) Der gemeine oder die Aalmutter (Bl: rap 

wird über 1' lang und 1 Pfund fehwer, ift fhmupig gelb, 
mit ſchwärzlichen Fledenz die Naslöcher find in Röhrchen vers 
längert, alle Rüdenftrahlen weih. R. 6. Br. 20. 3.3. Die 
übrigen 148. 

Sie finden ſich fehr häufig, jedoch einzeln auf dem Grunde 
in der Nord» und Oſtſee, bid ind Eidmeer, aber nicht im Mittels 
meer; werden wenig gegeffen, meil fie fchleht ſchmecken. Die 
wenigen Gräthen ‚werden beym Kochen grün, wie die ded Horn» 
hechts, und follen wie faule8 Holz leuchten. Diefer Fiſch bat 
dad Merfwürdige, daß er lebendige Junge zur Welt bringt uud 
mandmal bis 300 enthält, 1° Yang und gegen 3° did. Man 
findet fie zu allen Zahredzeiten, im Sommer, Herbft und felbft 
im Winter. Klein, Missus IV. t. 15, fig. 1. Blod, DE. 
I. © 188. T. 72, 

Die Entwicklung haben beobachtet und befchrieben Force 
bammer (De Blennii formatione) und Ra thke, Abhandlungen 
zur Bildungsgeſchichte ꝛc. 

Die folgenden haben auch einige ſteife Strahlen in der Rücken— 
floſſe. Dahin gehört 

2) Der kleinſte (B. pholis), 

welcher felten über 6° Jang wird, olivengrün ift, mit hellen 
und dunkeln Flecken marmoriert, mit audgefchrittener NRüdens 
floffe, didem, abfhüffigem Kopf und gefranzten Naslöchernz 

Dfens allg. Naturg. VI. 10 


446 


die Seitenlinie ift gebogen und etwas gefpalten. Der Augenring 
roͤthlich. 8.7. R. 32. Schw. 10. St. 22. Br, 14. B. 2. 

Finden fih häufig um Europa, befonderd nördlich an den 
Küften und in der Mündung der Flüffe zwiſchen Steinen und 
Seegrad, wo fie von Kreböchen und jungen Fifchen leben, nicht 
gegeffen, fondern ald Köder gebraucht werden. Sie bleiben in 
der Luft 24 Stunden lebendig und beißen in der Nordfee Meer: 
ferche und Seegrundel. Schon Ariftoteled Fannte fie unter 
dem Namen Pholis. Pennant IH. 7.37. Blood, D. F. I. 
184. 3. 71. 3. 2. 

3) Der gefledte (B. gunnellus) 

wird 10° Yang, ift fehr zufammengedrüdt, bat eine gleich 
bobe Rückenfloſſe, einen fehr Heinen Kopf, den Mund nach oben, 
mit mehreren Zahnreiben; Färbung grünlich gelb, unten weiß, bie 
Floſſen gelb, längs der Rüdenfloffe eine Reihe ſchwarzer Flecken 
in weißen Ringen. Die Rückenſtrahlen ſtehen hervor und ſind 
ſtechend, wie eine Säge. K. 6. R. 78. B. 2, ſehr verkümmert. 

Häufig um das nördliche Europa, nicht im Mittelmeer, an 
Küſten unter Meerpflanzen, wo er ſich von Aſſeln und Krebschen 
ernährt; ſchwimmt ſchnell, iſt ſchlüpferig wie ein Aal und wegen 
der ſtacheligen Ruͤckenfloſſe ſchwer zu fangen; wird außer Grön— 
land nicht gegeſſen, ſondern als Köder gebraucht. Er heißt auch 
Butterfiſch. Pennant U. Taf. 3z6. Bloch, D. F. II. 
J. 71.58. 4. 

4) Der geaugelte (B. ocellaris) 

wird 6—8’ lang, ift grünlich grau, mit 5 dunklern Streis 
fen, die Rüdenfloffe zweylappig und an der vordern ein ſchwarzes 
Auge mit weißem Ring; der Kopf did, hat über den Augen zwey 
gefranzte Anbängfel, die Zähne borftenförmig; R. 10, 16. B. 2. 

Finder fih im Mittelmeer am Strande, zmifchen Klippen 
und Zangen und Fommt im October häufig auf den Marft zu 
Venedig, wird aber nicht fonderlich geachtet. Kommt bey den 
Alten unter dem Namen Blennus vor. Bloch, A. F. I. 112. 
zT. 167. F. 1. 

5) Der geftreifte (B. gattorugine), 

findet fich im mittelländifchen Meer und häufig an den Stein- 
baufen in Venedig, wird ungefähr 6’ lang, ift vol röthlicher, 


147 


grauer und gelblicher Düpfel und bat an jeder Seite 4 röthlich 
braune Bänder, melche fich bis auf die Rückenfloſſe verlängern ; 
zwifchen den Augen flehen nur 2 verzweigte Fäden; die Augen 
rubinroth, R. 16 fteife und 14 gegliederte; Br. 2 8.3. Er 
beißt in Venedig Gatta et Gattorusola und wird nicht gefchägt. 
Willugbby T. H. 2. 8.2. Bloch, 4. F. II. 110. T. 162. 
Fig. 1. ; 

2. © Die Seemölfe (Anarrhichas) 

baben einen zufammengedrüdten, feulenförmigen, nadten und 
fhleimigen Leib mit fo feinen Schuppen, daß fie nur wie einge- 
zeichnet erfcheinen; der Kopf iſt did und ftumpf, dad Maul meit, 
vol von dien, knolligen Zähnen, woven die vordern Fegelfürmig 
find und von einander abfteben; der Schwanz beträgt über die 
halbe Leibeslänge. Die Rüden» und Steiß-Floffe fehr lang mit 
einfachen, weichen Strahlen; Feine Bauchfloffen und Feine Shwimm> 
blafe. Kiemenftrablen 6. 

1) Der gemeine (A. lupus) 

ift gemühnlich 2° Yang, wird aber 3—4 lang und 4—6”- hoch, 
oben grau, an den Seiten ftahlblau mit großen fehwärzlichen 
Flecken; die Zunge fleifchig und glatt, wie bey den Säugthieren. 
Im Oberkiefer 5, im untern 3 Zahnreihen, welche meiftend rund» 
liche Knollen vorftellen, die vordern aber find Fegelföürmig; bie 
4 bintern find die größten. Man bat fonft die verfleinerten fo= 
genannten Krötenzähne oder Bufoniten dafür angefehen, fpäter 
aber gefunden, daß fie einem andern Fifch angehören. Die Zähne 
befteben aus Knochenſubſtanz und find fo bart, daß man ehemals 
glaubte, fie liegen Spuren in den Ankern zurüd, wenn fie in 
diefelben biffen. Auf jeden Sal find es fehr fehädliche und Fede 
Raubfifhe, welche noch gefangen wüthend um fich beißen und die 
Fiſcher verwunden; ſie pflegen fie daher fogleich todt zu ſchlagen. 
Uebrigend frißt er vorzüglich Krebfe, Schneden und Mufcheln, 
melde er mit feinem flarfen Gebiß leicht zermalnt und fammt 
den Schaalen verſchluckt; er ftelt auch dem Laich der andern 
Fiſche, befonderd des Lumpfiſches nach, verfchlingt felbft Fifche, 
namentlih den Meerfcorpion (Cottus scorpius), Sein vors 
züglichfter Aufenthalt find die nördlichen Meere um Grönland 
und Island, finder ſich au in der Nord» und Oſtſee, aber nicht 

10 ® 


‘ 


Pr 


4148 


im Mittelmeer; ſchwimmt fchlangenförmig und langſam mie die 
Yale und liegt bey beiterem Wetter auf dem Boden in Felsſpalten; 
fommt im May und Juny an die Küfte und legt feine zahlreichen 
erbfengroßen Eyer an die Wurzeln der großen Zange. Dabey 
wird er am meiften gefangen, theild mir Neben, theild mit dem 
Speer, während er auf dem Boden die Hummern verzehrt, bee 
fonderd an Norwegen. Obſchon fein Fleifch derb und fett ift, fo 
wird es doch nur von gemeinen Fifchern gegeffen: die Grönländer 
jedoch verzehren es frifch und getrodnet, fo wie auch die Eyer; 
aus der Haut machen fie Beutel, worinn fie die Raufchbeeren 
(Empetrum nigrum) aufbewahren, welche fie zu effen pflegen. 
Er zieht gewöhnlich mit dem Lumpfiſch, ift aber meniger zahl— 
reih. Einer von 3'/2° Länge und 6“ Höhe wiegt 6 Pfund; an 
Schottland foll e8 7° lange geben. O. Fabricii,,Fauna Groenl. 
138. Bloch, D. F. IL 19 T. 74° 


2. Sippfchaft. Die Schuppen:-Quappen 

find mwalzig und etwas zufammengedrüdt, glatt und mit 
diinnen Schuppen bededt, haben breitere Haldfloffen und 2—3 
Nückenfloffen mit verzweigten Strahlen. Der mäßige Mund 
fteht vorn am Kopfe und enthält Pleine Raſpelzähne, die großen 
Augen hoch oben an der Seite. Dieſe ſogenannten Weichfiſche 
finden ſich in großer Menge um Europa, vorzüglich das nörd— 
liche und ſind der Gegenſtand einer ausgebreiteten Fiſcherey. Sie 
find eigentlich in dieſer Hinficht für dad Meer, mas die Weiß— 
fifche für die Flüffe find, nehmlich ein allgemeines Lebensmittel, 
nicht bloß für die Nachbarfchaft, fondern für die entfernteften 
Gegenden. 


3. © Die Trüfchen (Gadus), Onos, Asellus, 

find walzenförmige, etwas zufammengedrüdte Fiſche, mit fehr 
dünnen und weichen Schuppen, einem nadten Kopfe, meift mit 
Bärteln an den Lippen; die Haldfloffen zugeſpitzt; die Zähne 
Fein, rafpelartig, 7 Kiemenftrahlen, und die Rüdenfloffe, fo mie 
die Steißfloffe, meiftens in 2—3 getheilt, Der Schwanz beträgt 
ungefähr die Hälfte, 

Mit wenigen Audnahmen Leben fie fammtlidy in den nörd— 
lichen Meeren, und zwar in folder Menge, daß die meiften zu, 


% 


149 


vielen Taufenden, und manche zu Millionen gefangen, getrodnet, 
geräuchert und gefalzen in alle Welt verfendet werden. 

a. Bey den aalartigen ift der Leib glatt und fehleimig, die 
fenfrechten Floffen und der Schwanz fo lang, daß fie wie ver» 
fürzte Aale ausfeben. 

Die einen haben nur eine Steißfloffe, aber 2 Rückenfloſſen 
und ſehr verkümmerte Halsfloſſen. 

1) Darunter hat die ſüdliche Meerſchleihe (Phydis me- 
diterranea, Blennius phycis) 

fo kleine Halöfloffen, wie die Aalmutter, nur mit einem eins 
zigen gefpaltenen Strahl, einen dicken Kopf mit einem Bärtel, 
und eine Fleine rundlihe NRüdenfloffe vor der andern; wird 
übrigend 1 Schub lang, dunkelbraun und bat mehrere Zahn» 
reiben. Findet ſich häufig im Mittelmeer, wo er Mollera, Figo 
beißt, fich in großen Tiefen aufhält, gefangen und gefchäpt wird. 
Es ift Phyeis der Xelteren. Laroche, Annales mus. XII. 
p- 333. Salviani ©. 231. F. 95. Gesner ©. 845. Fig. 

2) Sn der Nordfee und befonderd an England finder fich 
die nördlihe Meerſchleihe (G. albidus), 

welche man mir der vorigen verwechſelt hat; fie ift aber 
graufih braun, bat nur eine Zahnreihe und ein Häufchen das 
binter im Pflugſcharbein; die erfte Rüdenfleffe ift höher ald die 
zwente und dreyeckig, hat jedoch auch nur einen gefpaltenen Strahl 
in der Haldfloffe und ein einziges Bärtel am Unterkiefer, mird 
1— 1", Yang und 3” hoch. Ray, Synopsis p- 163. fig. 7. 
Pennant II ©, 193. T. 31. $. 82. 

Andere haben mehrere Strahlen in den Halsfloffen und nur 
eine Steiß- und Rüden: Floffe. 

3) Der brittifhe Dorſch (6. brosme) 

bat beide Rückenfloffen verfehmolgen, und wird 2 lang, 41/2‘ 
boch, der Unterkiefer etwas fürzer mit einem Bärtel; in den 
Halöfloffen 4 Strahlen, Rucken und Seiten gelb, Bauch weiß, 
Floſſen braͤunlich mit weißem Saum, 

Dieſer Fiſch iſt von dem Dorſch der Oſtſee durch die ver> 
wachſenen Floſſen unterſchieden und findet ſich in großer Menge 
um die ſchettländiſchen Inſeln, geht aber nicht ſüdlicher als die 
Orkney-Inſeln. Er wird getrocknet in Tonnen geſchlagen und 


450 | 


fommt als Stodfifch in den Handel. Pennant IIL 203. T. 34 
Torfd,; Ström, Sundmeer ©. 272. %, 1. F. 19., Eller: Torffz 
getrocknet Klippfiich. 

Andere haben nur eine Steiß-, aber zwey Rücken - Floffen 
und Bärtel an den Lippen. 

4) Die Meertrüfche (G. mustela) 

bat die vordere Rückenfloſſe fehr Plein, 2 Bärtel am Obers 
fiefer, und eine8 am untern, wird A Schub lang und 1%, Pfund 
ſchwer, ift braungelb mit ſchwarzen Dupfen, bat nur eine Reihe 
Heiner Zähne. Findet fih häufig um ganz Europa, laicht im 
Herbft, nährt fi von Mufcheln und Krebfen, vermehrt fich aber 
nicht ſehr, weil ihre Brut von Mafreelen und Schelffifchen ver> 
zehrt wird. Man fängt fie dad ganze Jahr; das Fleifch ift weiße 
ld, wird aber doh häufig gegeſſen. Bloch, A. 5. II 100. 
T. 165, 6. trieirratus; Rondelet ©, 223, 14. I 

5) Die Flußtrüſche (G. lota), Lotte; Burbot Eelpout, 

gewöhnlih 1 Schub Yang und 2 Pfund ſchwer, hat gleich 
Yange Kiefer mit 7 Zahnreihen und nur ein Bärtel am Kinn; 
der Leib ift walzig, faft nadt und fehleimig, wie beym Aal, 
ſchwarz und gelb marmoriert, der Bauch weiß; der Kopf breit 
wie beym Froſch, der Oman länger ald der Rumpf, und die 
Floſſe rund. 

Es iſt der einzige Fiſch dieſes Geſchlechts, welcher in füßem 
MWaffer Iebt, und zwar in Flüffen mie in Seen von ganz Eu— 
ropa, felbft in Indien, wie Bontius fagt und abbildet ©. 81. 
Sie mird für einen NRaubfiih gehalten, indem fie ſich unter 
Steine und in Höhlen verftedt, um auf Fiſche zu lauern, fonft 
frißt fie auch Wafferinfecten; beym Mangel an Nahrung greift 
fie ihre eigene Gattung an, und verfchlingt felbft den Stichling, 
welcher ihr aber bisweilen mit feinen Stacheln im Rachen fteden 
bleibt; wird von Hechten und Welfen verfolgt. Sie wächſt fchnell 
und wird 2-3 Schub lang, 10—12 Pfund fchwer, hat ein zähes 
Leben, und läßt fih in Trögen mit Rindsherzen eine geraume Zeit 
erhalten. Laicht im December und Jänner an flachen Ufern; ver: 
mehrt ſich ftarf, und man hat im Roogen über 100,000 Eyer ges 
zählt; ſo Klein, daß er wie der Milch ausſieht; hat ein meißes 
gräthenlofed und ſchmackhaftes Sleifh, ohne Fett, und wird da⸗ 


251 


ber auch von fhmwächlichen Perfonen verdaut. Befonderd wird die 
Leber für einen Lederbiffen gehalten. Heißt auch) Duappe, als 
raupe, Rutte, Ruff-Olk, im Bodenfee Moferlein und Gewellfiſch. 
Bloch, D. 5. H. 177. 3%. 70. Gesner 709. Fig. Mustela 
flaviatilis, Marfili IV. ©, 71. T. 24. Schädel, Ban der. 
Hoeven Fig. 6 

6) Der Leng (G. molva), Lingue; Ling, 

wird 3—4 Schub lang, 8 Zoll did, 18 Pfund ſchwer; Ay 
Unterkiefer kürzer, mit einem einzigen Bärtel; oben graulich 
fhwarz, an den Seiten gelblidy, unten weißlich, Schwanz länger 
ald Rumpf; die dunfeln Floſſen weiß geſäumt; beide Rüden 
floffen gleich hoch. 

Diefed ift der längſte und fehlanfefte Fiſch des ganzen 
Gefchlechted. Seine dünnen Schuppen  figen in der Haut 
ve. Er finder fich fehr häufig in der Nordfee, und: fol 
6—7 Schuh lang werden; hält fidy in der Tiefe, lebt von Kreb> 
fen und Fifchen, befonder8 Scholen und Knurrhähnen, laicht im 
Juny an Warferpflangen, und ift, nah dem Häring und dem 
Kabeljau, der häufigfte Fifch, welcher gefangen in den Handel ge» 
bracht wird; vom Hornung bis zum May mird er dein. Kabels 
jau vorgezogen, Man fängt befonders viele,an England und Nore 
wegen, trodnet fie, falzt fie ein, wie den Kabeljau, und verführt 
fie in alle Welt; aus Bergen follen jährlidy gegen eine Million 
Pfund verführt werden. Man fängt ihn im Frühjahr an den 
Sandbänken, auch an Neufundland, Grönland, Lappland und 
Island, wo er aber fo ſchlecht ift, daß ihn die Einwohner felbft 
verzehren müſſen. Der Ort, wo fie fih in Menge finden, wird 
durch auffteigende Luftblaſen verrathen. Woher diefe kommen, ift 
ſchwer zu erflären, da die Schwimmblafe der Trüfchengattungen 
feinen Ausführungdgang hat. Der Fang gefchieht mit langen 
frummen Schnüren, an deren Angeln man Häringe und andere 
Fiſche fledt. Aus der Leber wird Thran bereitet, und” aus der 
Schwimmblafe Sifhleim. Bloch, D. $. I. 174. T. 69, 

Andere haben nur eine Steißfloffe, aber 2 NRüdenfloffen, Feine 
Bärtel. 

7) Der Stodfifch (G. merlucius), Merlus; Hake, 

ift ebenfalls fhlanf, wird aber nur 1-2 Schub lang, oben 


452 


grau, an den Seiten weiß, der Unterkiefer länger, Überall, auch 
im Gaumen, 2 Zahnreihen. Er finder fih in Menge um ganz 
Europa, befonderd um England und im Mittelmeer, und ift ein 
fehr wichtiger Gegenftand für die Fiſcherey; iſt fehr gefräßig, und 
verfolgt befonderd die Häringe und Mafreelen. Sein Fleifh 
ift weich und nicht befonderd. ſchmackhaft, außer wenn er in felfis 
gen Gegenden gefangen wird, wie an Spanien und im Mittels 
meer; in England wird er an Stangen getrodnet, und hat daher 
den Namen Stockfiſch befommen, obfchon auch andere getrodnete 
Fiſche dieſes Geſchlechtzs, befonders der Kabeljau, im Handel 
Diefen Namen tragen. Der Fang geſchieht vom November: bis 
zum May, einige Meilen von der Küfte während der Nacht, mit 
großen Netzen und Grundangeln, meil er fich meiftens 30 Klafter 
ef aufhält. Er erfcheint auch haufig im Juny, mährend des 
Makreelenfangs, und wieder im September mit den Häringen. 
Eim Schiff fängt manchmal in einer Nacht mit Angeln 1,000 
Stud. Bloch, A. F. IE ©. 94.,T. 164. Schädel, Ban der 
a Fig. 2 


— Bey den ſchleimloſen, mehr beſchuppten und glänzenden 
iſt die Ruͤckenfloſſe in dreh getheilt, die Steißfloffe in zwey. Den 
einen fehlen. die Bärtel. * 


8) Dir Wittling, (6. merlangus), Merlan;, Whiting» 

bat keine Bärtel, wird 1. Schuh lang, bat einen fürgern Unters 
Kiefer, und iſt ganz ſilberglaͤnzend von dünnen runden Schuppen. 
Der Rüden. olivenbraun. . Er findet. fich häufig um das meft- 
liche Europa, felten in der Nords und. Oſtſee, hält ſich auf dem 
Grunde, Yebt von Krebfen, Würmern und Pleinen Fifchen, wird 
mit Häringsſtücken an Angeln gefangen, welche zu Hunderten an 
einer 60 Klafter langen Grundſchnur hängen. Ein einziges Schiff 
wirft 4,000 ſolcher Angeln aus, faſt das ganze Jahr lang, be» 
ſonders zur Haͤringszeit. Sein Fleiſch iſt weiß und ſehr ſchmack⸗ 
haft, auch geſund für ſchwachliche Perſonen. In England wird 
er getrocknet, und beſonders zur Schiffs koſt gebraucht, weil er 
dann ſeinen zarten Geſchmack verloren bat. Blod, D. 5. I. 
461. T. 65, Gesner Fig. 99. Asellus secundus. 


9) Zn der Nords und Oſtſee, und am ganzen wefllihen Eu: 


u "6 — TE 


155 


ropa kommt häufig der Togenannte Köhler vor (G. carbona- 
rius), Colin; Coal-Fish, 
welcher 2°, Schub lang, 4-5 Zoll body und 30: Pfund 
fihwer wird; oben, und befonderd dad Maul, glänzend fchmarz, 
unten filberweiß, mit einem Netz von ſchwarzen Düpfelnz Seiten» 
linie gerad und weiß. Er ift am haufigften in Norden. vom 
“ England in der Tiefe und an felfigen Küften, laicht im Jänner 
und Hornung, und die Brut zeigt ſich im Juny ſchaarenweiſe 
1/5 Zoll lang, im Auguſt 3 Zoll lang, wo fie mit Neben in 
großer Menge gefangen, und als ein Leckerbiſſen verzehrt wird; 
aber fhon im nächften Jahr werden ſie ſo züb und mager, daß man 
fie dem gemeinen Mann überläßt, welcher fie zu Stockfiſch und 
Laberdan zubereitet und wohlfeil verkauft. Man fängt ibn am 
bäufigften im Sommer, wo er den Preitling verfolgt, mit Stüden 
von demfelben oder: mit Aalhaut. Am Nordcap wird er vom 
Walfifh dicht and. Land getrieben, ‚und fodann eine Beute der 
Einwohner, welche aus der Leber Thran brennen. Bloch, D. 
5. II. 164.3; 66. 
10) Der Pollack (G. pollachius), Lieu, 
findet ſich an denselben Deten, an England in großen Zügen, 
und ſpielt oft auf dem Waſſer, um nad allem zu haſchen, was 
darauf ſchwimmt, wobey er dann auch gewöhnlich an Angeln ae» 
fangen wird; er mißt gewöhnlich 15 Schuh, und wiegt 2 bis 
3 Pfund, erreicht aber auch die Laänge von 5—4 Schub; oben 
dunkelbraun, unten filberfarben, mit.braunen Düpfeln; der. Untere 
Fiefer steht hervor, und die Seitenfinie-ift gebogen. Sein Fleifch 
iſt derb, und. beffer als beym vorigen, aber ſchlechter als beym 
Dorſch und Wittling; er frißt Fiſche, beſonders den Sand-Aal. 
Bloch, D. F. 11171. T. 68. 
Die andern haben Bärtel. 
11)- Der Dorſch (G. callarias); Faux, Merlau; Torsk, 
wird 1. Schuh Lang, 2 Pfund ſchwer, bat nur ein Bärtel 
am Fürzern Unterkiefer, ift grau und braun gefledt.. Die Seiten: 
linie breit, gebogen und. gefleckt. Er findet. fi, wenigſtens in 
Menge, nur in der Oſtſee, wo er die Stelle der Schellfiſche und 
der Kabeljaue in der Nordfee vertritt, fich gegen Peterdburg faft 
ganz verliert; er kommt jedoch ‚auch bey Grönland vor. Man 


4154 


fängt ihn das ganze Jahr, am häuffgften im Juny, befonderd in 
den Mündungen der Flüffe, ſowohl mit Negen ald Angeln, Er 
lebt von andern Fifchen, Wahfer-Infecten und Würmern, und bat 
unter allen das zartefte Fleifh, wird daher frifch gegeffen, in 
Island aber eingefalzen und getrodnet. In Preußen beißt er 
Pamuchel. Bloch, D. $. I. 142. 8. 63. 

412) Der Schellfiſch (G. aeglefinus), Egrefin; Hadock, 

ift einer der gemeinften Fiſche in der Nordfee, und hat feinen 
Namen davon, daß er vorzüglih Schalthiere frißt; er mißt ge= 
wöhnlih 1 Schuh, und wiegt 2—3 Pfund; wird aber auch 2—3 
Schub Yang und 44 Pfund ſchwer; die Schuppen find Flein, 
rundlich, und fleden vefter in der Haut ald bey den andern; der 
Rücken iſt bräunfih, die Seiten filberfarben, die Geitenlinie 
fihwarz. Er wird, befonderd im Herbft, in der Nordfee in gro= 
Ber Menge gefangen, und ift einer der gemöhnlichften Fifche auf 
den Märkten der Küftenftädte und in London. Sie halten fich 
in großen Schaaren, etwa 1 Meile von der Küfte, auf; näher 
und weiter fängt man Feine mehr; an England können des 
Winters die Fifcher ihr Boot zweymal im Tage’ damit anfüllen, 
Sn der Nordfee fängt man fie auf folgende Weile: Man bat 
ein Seil oder eine Reine eine viertel biß halbe Stunde lang, und 
daran 20—30 Ellen lange Schnüre mit Angeln und dem ge: 
meinen Meerwurm oder Pier gebunden, etwa eine Elle weit von 
einander. Die Würmer merden den Tag vorber zu Tauſenden 
von Weibern aus dem Sande gegraben und an die Angeln ge 
ſteckt. Dad Seil, woran 3,600 Würmer feyn können, wird nun 
gewunden ins Schiff gelegt, und man bindet an die Enden eine 
leere Tohne, und noch etwa ein Halbdugend in die Mitte; dann 
feegelt da8 Schiff des Morgens früh einige Meilen vom Land, 
wirft eine Tonne nad der andern aus, damit dad Seil oben 
fhwimint, und damit man beym Herauszieben den Rückweg leicht 
finden Fann. Iſt die Teste Tonne ausgemworfen, fo wartet man 
etwa eine Stunde; dann feegelt man zurüd, und ziebt das 
Seil wieder in dad Schiff. An den meiften Angeln hängt nichts, 
ald vielleicht ein Meerftern: aber man fann doch etwa 100 Schell: 
fiihe und ein Dutzend Kabeljaue befommen, welches ſchon ein 
binlänglicher Fang ift. Auf diefe Weife gehen faft von jedem 


155 


Küftendorf wöchentlih, im Winter, 2—3 Schiffe ab, woraus man 
auf die große Zabl der Schellfiſche, und noch mehr auf die uns 
gebeure Zahl der nöthigen Würmer fchließen kann. Wo ed 
feine Würmer gibt, wie an Helgoland, da nimmt man Stüde 
vom Sand:Aal, melden — die Weiber aus dem Sande 
graben. 

Sie leben vorzüglich von Schalthieren und Krebſen, und 
auch von Fiſchen, beſonders vom Häring, durch deſſen Genuß ſie 
im Sommer febr fett werden; im Winter ſollen fie mehr Wür- 
mer freffen, was aber nicht wahrfcheinlich ift, weil diefe ſenkrecht 
im Sande fteden, und faum etwas hervorragen; indeffen mögen 
fie fi wohl zur Zeit der Noth an Seefterne mahen. Bey ftürs 
mifcher Witterung follen fie ſich zwiſchen den Meerpflangen vers 
bergen, In Grönland fängt man fie mit den Händen in Wuh— 
nen, mo fie ſich, um Luft zu. fchöpfen, zufammendrängen, Die 
Laichzeit Fällt in den Hornung. Ihr Fleiſch ift weiß, derb, 
hmagbaft und Teicht zu verdauenz fie werden frifch gegeffen. 
Wann fie in Fäulniße übergeben, fo pflegen fie zu leuchten. Es 

ift merkwürdig, daß diefer Fifch nicht durch den Sund in die 
Oſtſee gebt, und man ftatt feiner nur den Dorf fängt. Bloch, 
D. 8.1. 138. 7.62: Gesner 100. Fig. Asellus, Eglefinus. 
Schädel, Bakker T. 2. uf.m. | 

13) Der Zmwergdorfd (G. minutus), Capelan, 

ſieht aus wieder Dorf, wird aber kaum fpannelang, bat 
an der Fürzern Unterlippe ein Bärtel; der Rüden ift gelblich- 
braun, die Seiten filberfarbig und ſchwarz gedüpfelt, der Schwanz 
ſchwarz geſäumt, die Schuppen fehr Fein und dünn, und fallen 
leicht ab; er ünterfcheidet fi von allen dadurch, daß fein Bauch 
innwendig ſchwarz ift. 

Dieſer kleine Fiſch, welcher jedoch bisweilen 2 Pfund ſchwer 
wird, Fommt nicht häufig in der Oft: und Nordſee vor, wird 
aber von den Fifhern gern gefehen, weil ihm die Dorfche, Schell: 
fiihe und Kabeljaue folgen, und er denfelben daher einen guten Fang 
verfpricht. Defto häufiger findet er fih im Mittelmeer, mo faft 
alle andern größern Gattungen dieſes Gefchlehts fehlen. Er ift 
dafelbft dad ganze Jahr, und hält ſich gegen 1,000 Schub tief 
auf dem Boden, wo er von Krebfen, Schneden und Mufcheln 


4156 


1ebt. Vor 300 Jahren haben, nah Rondelet, die Fiſcher zu 
ihrem großen Nerger, zween Monate Hang ihre Nepe bloß mit 
dieſem Fiſch angefüllt erhalten, fo daß fie diefelben, um fich des 
Geſtankes zu erwehren, ın die ‚Erde verfcharren mußten, weil fie 
fih weder duch Trocknen noh Einfalzen aufbewahren laſſen. 
Er lacht im April und May, vermehrt ſich aber in unfern Mee: 
ren nicht ſtark, weil er von den Schellfifchen und Dorfihen weg» 
gefreffen wird. Sein Zleifch ift weiß und fehr gefihäßt. Bloch, 
D. 5. U. 167. Taft 67. Sit. 1! BERG 64. Fig. Anthias 
secunda. ' L 

14) Der KRabeljau (6. morrhua), Moruez Cod, 

bat größere Schuppen ald die andern Gattungen, wird (2 bis 
3 Schuh lang, 5 Zoll die. und 9—20 Pfund schwer, ift grau mit‘ 
gelblichen kleinen Flecken; am kürzern Unterkiefer ein —— 
Bärtel. Schädel, Iſis 1818. Ta5. 1823. 3 15. 

Dieſes iſt der wichtigſte Fiſch des ganzen Geſchlechts, ke 
durchfhmwärmt zu Milliarden das‘ ‚ganze atlantifche Meer von’ 
Europa bis America, bey und zwiſchen 50 und 60 Grad Nord⸗ 
breite, an America aber zwiſchen 435 und 45 Grad; die meiſten 
werden gefangen san Norwegen, Island, den Orcaden und am 
Neufundland, in der Nähe von Nordamericar Er iſt für viele 
Bölker ein höchſt wichtiger Nahrungds und Handels-Zweig, be⸗ 
ſonders für die Normänner, Isländer, Engländer, Holländer und 
Franzoſen. Sie halten ſich einige Meilen vom Lande auf dem 
Grunde auf, umd freifen Krebfe, Seeſterne, andere Fifche, be— 
ſonders Häringe und. Dintenfihneden, und. werden biömeilen 
4 Schuh, lang. und 20 Pfund’ fehwer, ja man hat ſchon über 
5 Schub lange und 78 Pfund fchwere gefunden. Sie laichen im 
Winter, und fommen dann an die Küften, um die Eyer zwiſchen 
Steinen abzuſetzen, wobey fie haufig. gefangen werden, ſelbſt 
mit. allerley glänzenden Körpern, wie Muſchelſtücke und Glas— 
verlens, Man bindet die Angeln, wie. beym Schellfiſchfang, eben⸗ 
falls an eine oft. eine halbe Stunde, lange Leine, welche mit ihren 
Tonnen ind Meer geworfen wird. , Bor Zeiten hat ınan an Nors 
wegen ganze Bänfe von. dieſen Fifchen gehabt, und jedes‘ Boot 
bat mehrere Tauſend gefangen; feit man aber die Netzfiſcherey 
eingeführt hat, haben fie fih außerordentlich vermindert, weil 


157 


dadurch auch die Jungen meggefangen werden ‚und das Laichen 
geftört ‚werd, Fängt man fie in entfernten Gegenden, wie an 
Neufundland, fo werden Schiffe von 40—150 Laften, mit 15—30 
Mann ausgerüftet, und auf ein halbes Jahr mit Lebensmitteln 
verfehben, fo wie mit Tonnen und Salz. Als Köder braucht 
man- zerfchnittene Häringe, Schelfifhe, Seeftinte, Herzen von 
Waffervögeln, auf Neufundland vorzüglich den Capelin (Salmo , 
villosus) und eine Dintenfhnede (Squid, Sepia loligo); im 
Nothfall bedient man ſich auch rother Lappen, oder bleyerner 
Fiſche. Am Liebften halten fie fi auf den Bänfen auf, mo es 
viele Muſcheln und Krebfe gibtz und dann Fann ein Boot mit 
4 Mann manchmal in einem Tag 4—600 Stück befommen, und 
in 2-3 Wochen eine Ladung von 5—6,000, An Norwegen und 
Island erfcheint er am häufigften vom Hornung bid in den April. 
In diefer Zeit verfammeln fihb in den nordifchen Gewäſſern 
4—5,000 Menfchen, aud Normännern, Dänen, Schweden, Hams 
burgern, Holändern und Franzoſen. Die Schiffe laufen im 
März aus, und Fommen im September wieder. Dabey ziehen 
gewöhnlich die Holländer den größten Vortheil, weil fie mehr 
Sorgfalt auf die Zubereitung und VBerpadung wenden. Schon 
im vierzennten Jahrhundert ſchickte die Stadt Amfterdam Schiffe 
auf den Stodfifchfang, ein Jahrhundert fpäter auch die Englän— 
der; deffen ungeachtet gewinnen die Isländer jährlich einige 
Zonnen Gold, und ed ift im Grunde diefer Fiſch, dem fie ihren 
ganzen Unterhalt verdanken, 

Sp ergiebig übrigend aud die Fifherey in unferm Nord: 
und Eismeer ift, fo ift fie doc nicht mit der in Neufundland 
zu vergleichen, melche die Franzofen und Engländer audbeuten, 
Diefe Infel Liegt nicht weit von der americanifchen Küſte, zwi— 
fhen dem 43. und 45. Grad, und ift 160 Seemeilen lang und 90 
breit; die Tiefe mechfelt von 15—16 Klaftern. Es find bey die- 
fem Fang 15—20,000 Seeleute befchäftigt. Vor 70 Jahren wur: 
den in England dazu 150 Schiffe von, ebenfoviel Tonnen ausge— 
rüftet, und diefe brauchten noch 1,500 Boote, die 300 Kauffahr> 
teyſchiffe, welche die Fifche und den Thran mwegführten, nicht ges 
rechnet. Ein Schooner von 50—70 Tonnen fängt 850 Eentner, 
eine Schaluppe 300 und die Fleinern Fahrzeuge 200. Der Cents 


158 


ner foftet auf der Stelle 12 Schilling oder ungefähr 7 Gulden. 
Die Lebern von 100: Eentner Fifchen geben ein Faß, Thran, wel: 


her dem Schiffsvolk gehört; den vierten Theil des ganzen Ertra= ; 


ges, den man damals auf 5 Millionen Thaler fahflfh oder auf 
9 Millionen ©, fhäste, befommen die Einwohner. Zu derfelben 
Zeit fohicften auch die Franzofen über 100 Schiffe dahin, melde 
2 Millionen Fiſche fiengen. Auch Spanier und Portugiefen fifchten 
dafelbft; fpäter Pamen noch die Americaner dazu. 

Nah Eormad werden gegenwärtig über 200 Millionen 
Kabeljau mit Capelinen, und 100 M. mit Dintenfchneden gefans 
gen, und mit ‚denen im 2orenzengolf über 400 M., und zwar bier 
in Nepen mit Köder von Häringen und Schellfifchen. Der Raum 
der Fifcheren beträgt von Neufundland bis an’ die Küfte von 
America 300 englifhe Meilen, und ift 100 Klafter tief. Die 
Kabeljaue fteigen felbft in die Flüffe, einmal von Taufenden von 
Capelinen begleitet, "ein andermal von der Dintenfchnede, 
Squid. Sie ziehen, nach dem Wechfel der Temperatur und der 
Nahrung, bald füdlih, bald nördlich; die Jungen aber ſchwär— 
men den ganzen Sommer in allen Bayen und Waffern umher. 
Bismweilen gibt e8 alte von 6 Schuh Länge. Im Lorenzengolf, 
zwifchen 45 und 48 Grad Nordbreiie, find die Schellfifiche häufiger 
al8 mehr nah Norden. Die Häringe fommen im April und 
May an, wie an Neufundland und Labrador. Zu diefer Zeit 
ift der Kabeljau überall in Menge vorhanden; nachher Fommt 
der Eapelin und dann die Dintenfchnede, welche viel Tüdlicher 
geht, bis Neufchottland und Cap Breton, wohin die Fifche nicht 
sieben: daher find Neufundland und Labrador die Hauptfifcher: 
plätze. Die Fifcheren fängt im Juny an, fobald der Capelan er- 
fheint, und dauert bid8 Anfangs: September, wo ſich die Dinten- 
fhnede von den Küften entfernt. Während der erften 6 Wochen 
dient der Gapelan ald Köder, dann diefe Schnee. Da der 
Sommer nur 6-8 Wochen dauert, fo muß man in den erften 
2—3 Wochen die gehörige Menge Kabeljau gefangen haben, weil 
fie fonft nicht mehr in der Sonne trodneten. Iſt der Köder fel- 
ten, fo fängt man mit fogenannten Siggerd, einem fünftlichen Kö— 
der, den man an die Angel ftedt. | 

Die Zubereitung ded Kabeljaued oder ded Stockfiſchs fordert 


159 


bey gutem Wetter 4 Wochen; von den 400 Millionen mwerden 
etwa 100, in Betrag von 60,000 Tonnen getrod'net, und durd die 
Engländer in die wärmern Gegenden von America und Europa 
verführt; ebenfoviel durch die Americaner, ebenfoviel durch 
die Franzofen, und das Uebrige bleibt in der Gegend. Um den 
Thran zu gewinnen, feht man die Reber in Zübern an die Sonne. 
Man fihäst die ganze Menge auf 25,000 Tonnen, wovon 5—6,000 
auf die Engländer fommen. Sobald fih die Sonne zurüdziebt 
und dad Waſſer Fälter wird, fo ziehen fih auch die Dinten- 
ſchnecken zurüd, und der Krieg mit den Kabeljauen hört auf. 

Die Wichtigkeit des Eleinen Capelins ift ungemein groß; 
man Fann fie ermeffen, wenn man bedenkt, daß die Hälfte der 
Stodfiihe damit gefangen wird. Er kommt, um zu laichen, am 
Ende Zuny, gebt Anfangs Auguft, und zeigt fih einen Monat 
fpäter an Labrador, mo er 2—4 Monate bleibt. Seine Menge 
ift wirklich erftaunungsmwürdig. Sie drängen ſich in dicken Schidh> 
ten in die Fleinen Buchten und Mündungen,, ald wenn fie den 
Millionen Rachen der Stodfifche, welche ihnen aus der Tiefe wie 
in Reib und Glied geftellt, in geringer Entfernung folgen, entgehen 
wollten. Solche Heire von Gapelinen find bisweilen 50 engli— 
fhe Meilen lang und einige breit. Ihr Laich wird oft in dicken 
Maffen an den Strand geworfen. Sie ziehen ebenfo regelmäßig, 
wie der Häring, an Europa, und werden bloß ald Köder in Netzen 
gefangen, an der Sonne getrodnet und auch wohl eingefalgen. 
Die gewöhnliche Länge ift 6—7 ZU, «8 gibt aber bisweilen 
Milchner noch einmal fo groß. 

Anfangs Auguft entfernen fie fi, und die Dintenfchneden 
drängen fich beran, als wenn fie beftimmt wären, ihre Stelle zu 
vertreten und fih nun von den Kabeljauen freffen zu laſſen. Sie 
find bier ebenfo wichtig wie der Gapelin, indem man mit 
ihnen die andere Hälfte der Stodfifhe fängt; übrigend braucht 
man fie nur ald Köder. Sie werden 6—10 Zoll lang, finden 
fi) aber auch von Foloffaler Größe. Bismwerlen werden Hunderte 
von Tonnen durh Stürme an den Strand geworfen, wo fie 
mit unerträglichem Geftan? verfaulen. Wenn ſich der Stodfifch 
von Dintenfchneden genährt bat, fo ift er am beften. Stößt ein 
Herr Dintenfhneden auf ein Heer Eapeline, fo zieht fich das 


460 


letzte immer zurück, weil jene fo geſchwind vor und rückwärts 
ſchnellen, daß dieſe nicht entkommen. Da ſie ſich tiefer hal—⸗ 
ten, fo kann man fie nicht mit Netzen fangen, ſondern mit Jig⸗ 
gers, welche aus einer gemiffen Zahl von Angın befteben, die 
ftrablenförmig an einem Mittelpunct bangen, Am Ende des 
Sommers ift dad Meer an manden Stellen eine Stunde weit 
roth; man fchreibt diefe Farbe den Dintenfchneden zu. Alle diefe 
Thiere ziehen übrigens nur einmal im Jahr. Der Stodfifh und 
die Robben find es eigentlih, welche Neufundland und Labra— 
dor ihren politifhen Werth geben. Obſchon man jenen feit 2 Jahr— 
hunderten fängt, fo bemerkt man doch Feine Berminderung. Rob— 
ben fängt man erft feit 50 Sahren, und in wenigen Wochen find 
über 300,000 auf den Zigfeldern, todtgefchlagen. Häringe, Ma: 
freelen und Wahfifche aibt ed zwar auch in Menge: allein man 
fümmert ſich nicht darum. Bon den letztern hat man 70 Schub 
Yange gefangen, die 6—8 Tonnen Thran lieferten. Salmen bes 
kommt man aud in Menge in allen Flüffen. Bisweilen erfcheis 
nen auch die Hayen mit den Stodfiihen aleihfald in Menge, 
Die Wallroffe dagegen und die Pinguine find faft gänzlich vers 
-fhwunden. Iſis 1832. 677, 

Dian bereitet die Fifhe auf dreyerley Art zu: durch Trode 
nen an der Luft erhält man den Stodfiih, durch Einfalzen den 
Laberdan, durch Einfalgen und Trocknen zugleih den Klippfiſch. 
Die Isländer machen vorzüglich Stodfiihe. Wenn die Männer 
mit ihrem Fang and Land gekommen find, fo werfen fie ihn auf 
den Strand; die Weiber fehneiden den Fifchen die Köpfe ab, weis 
den fie aus, fpalten innwendig den Rüden und nehmen die Wirs 
bel heraus. Die Köpfe werden verzehrt, die Kiemen als Köder 
benupt, die Gräthen geddrrt und zur, Heizung oder Fütterung ger 
braucht, die 2ebern zu Thran bereitet. Die Männer tragen ſo— 
dann die gefpaltenen Fifhe auf felfige Stellen, und Taffen fie 3—4 
Wochen lang durch den Wind trocknen; dann werden fie auf Haus 
fen gethürmt, biß Gelegenheit fommt, fie zu verhandeln. Einen 
Theil fpaltet man auch ganz, und ſteckt fie an Stangen unter einem 
Dad von Brettern, um fie vor Negen zu ſchützen. Aus den 
Schwimmblaſen madt man Fifcyleim. In Norwegen werden die 
geköpften und ausgeweideten Fifhe in Tonnen mit franzöfifhem- 


161 


Salz beftreut, und nach 8 Tagen auf einen Roſt gelegt, damit 
fie abtropfen können. Dann reibt man fie mit fpanifhem Salz 
ein und fchichtet fie in Tonnen; fo beißen fie Laberdan: oder man 
trodnet fie auf Selfen, und dann heißen fie Klippfifche. So foms 
men fie nach Bergen, und von da in die weite Welt. Die Köpfe 
werden gegeffen oder gedörrt, und mit Zangen den Kühen gefüte 
tert, wodurch fie mehr Milch geben. Der Thran ſickert aus der 
faulenden Leber von felbft außz er wird dem vom Wallfiſch vorges 
zogen, weil er das Leder länger gefchmeidig hält, und abgeklärt 
weniger dampft beym Brennen. Der Roogen wird eingefalgen, 
und in Fäſſern an die Holländer, Franzofen und Spanier vers 
Fauft, zum Fang der Sardellen und der Anſchovis. Jahrlich 
werden 20,000 Fäßchen ausgeführt, jedes 4 fl. werth. Auf Neu⸗ 
fundland ſchneidet man zuerſt die Zungen aus, und ſalzt ſie als 
einen Leckerbiſſen ein. Dann werden die Köpfe abgefchnitten, die 
Eingemweide heraus genommen, und die Fifche eingefalzen oder gee 
teodnet. Außer diefen Verheerungen, welche die Menfchen unter 
den Kabeljauen anrichten, werden fie noch von einer Menge Raub» 
tbiere angefallen. In einem Walfifche bat man 600 noch lebens 
dig gefunden. Die Zahl ihrer Eyer geht aber ins Unermegliche. 
Bradley hat 4 Millionen im Roogen berechnet, Leeuwenboek 
ſogar 9 Millionen. 

Da der Kabeljau friſch genoſſen am beſten ſchmeckt, ſo hat 
man in Norddeutſchland und Holland Schiffe mit doppelten Bö— 
den, wovon der untere durchlöchert iſt, und worinn man die Fiſche 
lebendig nach den Seeſtädten bringt. Bloch, D. F. I. 145. 
Taf. 64. Gesner 102. Asellus, Morrhua. Pennant II. 
©. ı72. Schädel, Cuvier Regne anım., t, 10. Spir T. % 
8. 17. Bakker T, 6, 7, 10. 


4.6. Man flelt einen Fiſch bieher, welcher im Norden 
Berglachs (Macrourus, Coryphaena rupestris) genannt wird. 
Er ift eigentlich ein Bruſtfloſſer, ziemlich rund mit einer 
vorfpringenden Nafe, wie bey den Haven, einem Furzen Rumpf 
und einem ungewöhnlich langen, zufammengedrüdten und zuge⸗ 
fpigten Schwanz ; überdieß mit großen, harten, rauhen Kielſchup— 
pen bededt, die Nüdenfloffe klein, die Kreuz und Steißfloffe fehr 
Okens allg. Naturg. VI. 11 


162 
lang, die Strahlen weich und gegliedert, die Zähne klein; Kies 
menftrablen 6. Schwimmblaſe. 

Er ift gewöhnlich gegen 1 Schub Yang, erreicht aber eine 
Länge von 3 Schuh, und eine Höhe von 6 Zoll; ift ganz filberfars 
ben. R, 11, 124. St. 148. Br. 19 B. 7. 

Der Fiſch bält fi in den tiefen Buchten an der Südfüfte 
Grönlands auf, laicht wahrfcheinlih im Frühjahr, wird mit der 
Angel gefangen, wobey er ſich aufbläht, wie der, brittifche Dorfch. 
Er ift eine beliebte Speife, Er findet ſich auch, jedoch felten, 
im Mittelmeer, wo er über 3,000 Schuh tief ſich aufbalten fol; 
im Map nähert er fidy den felfigen Küften, und laicht ungefähr 
3,000 Eyer. Benin berausdziehen gibt er einen Zaut von fich mie 
die Knurrhähne; er nahrt fih von Würmern und Oallertthieren 
und heißt Grenadier. Bloch, A. $. IL. 152. T. 177. Giorna 
Mem. Tur. III, 1808. tab. 1. fig. 3, 4. Riſſo 197. Taf. 7. 
&ig. 22. Lepidoleprus. 

B. Andere find Fegel> oder tafelfürmig. 

3. Sippfchaft. Die fegelfürmigen Quappen 

find ganz ſchuppenlos und fchleimig, und haben nur eine 
lange Rüdenfloffe. 

5. ©. Die Schildfifhe oder Schiffähalter 
(Echeneis) 

find Feulenförmig, nat und. fehleimig, mit einer langen 
' Kreuzfloffe und einer Art Schild auf dem flachen Kopfe, welcher 
aus fenfrechten und beweglichen Querblättern beftehbt, und von 
einem Längsblatt durchfchnitten wird. Die Augen find auf der 
Seite, dad Maul breit mit Bürftenzähnenz; der Schwanz halb fo 
lang als der Leib. 8 Kiemenftrahlen, Feine Schwimmblafe. 

Der fogenannte Kopfſchild ſieht eigentlich wie eine Striegel 
aus, deren Blätter ſich anlegen fünnten. Die Fifhe heften fich 
damit an Felfen, Schiffe und Hayen, wahrſcheinlich, indem ſie 
die geſchloſſenen Blätter andrücken und dann den Leib ſinken 
laſſen, wodurch die Blätter ſenkrecht zu ſtehen kommen, mithin 
ſich von einander entfernen und einen luftleeren Raum zwiſchen 
ſich laſſen. Auf diefe Weife wird der Kopf dur dad Waller 
an den fremden "Körper gedrüdt. Man hat ehemals geglaubt, 
wenn viele dergleichen Fifche an einem Schiffe hiengen, fo Fönn- 


163 


ten fie den Lauf deffelben hemmen. Sie finden fih nur in den 
mwärmern Meeren und werden 2—7 Schub lang. 

1) Der gemeine (E. remora) 

wird 1 Schub lang und 1'/; Zol did, gelblich braun, mit 
einer mondförmigen Schwanzfloffe und 16—19 Blättern im Schild, 
Er findet fidy häufig in allen wärmern Meeren und ift gemein 
im Mittelmeer, wo er fih an Schiffe und Hanfifche fo veft hängt, 
daß man ihn ſchwer abreißgen Fann. Es ift merfwürdig, daß er 
ganz forglo8 vor dem Rachen des Menfhenhayes umherfhmimmt, 
und daß diefer gar feine Miene macht, nad) ihm zu fehnappen, 
Er wird nicht gegeffen, fondern bloß für die Naturalienfammluns 
gen aufbewahrt, wenn er zufällig gefangen wird, was felten ges 
ſchieht; man findet feiner in allen Reifebefchreibungen erwähnt. 
Sloane behauptet, die Indianer in America bänden ihn an 
eine Schnur, und ließen ihn wieder ind Waffer, um Fifche damit 
- zu fangen; er fehte fich felbft an Hammerfifche, Seefühe: (Ma- 
natus), melde fodann an den Strand gezogen würden. Solche 
Mährchen hat man noch vor Hundert Fahren geglaubt. Bloch, 
A. 5. U. 134. Taf. 172. Catesby Taf. 26. Gesner 410. 
Echeneis, unter mwelhem Namen er fhon bey Ariftoteles. 
und Pliniud vorfommt. 

2) In den heißen Meeren kommt eine größere, Faum verfchies 
dene Gattung vor (E, naucrates), 

welche der Sauger genannt wird; er iſt 1", Schuh lang 
und 4 Zoll did, grau, bat eine rundlihe Schwanzfloffe und 
22 Schildblätter. Er lebt von Krebfen und Mufcheln und fol 
2—3 Schub, ja fogar 7 Schuh lang werden, wie Einige bebaup> 
ten. An Brafilien hängt er oft am Hammerfifch, und wird mit 
demfelben gefangen. Bloch, 4. F. I. 131. T. 171. Marc 
grave 180. Piraquiba. 

4. Sippfchaft. Die tafelfürmigen Quappen 

find fehr dünn und ſchwimmen auf der Seite. 

6. &. Die Schollen (Pleuronectes) 

find fehr dünnſchuppige,' faft nadte Halsfloffer mit tafelfürs 
mig zufammengedrüdtem, elliptifhem Körper, wovon die eine 
Seite beym Schwimmen nad unten liegt und blaß ift, die ans 
dere mit beiden Augen nach oben fieht, und ald Nüdenfeite ‚ges 

> 3 Alan 


164 


färbt, oft auch mit Raubigkeiten bedeckt iſt; Mund und Zähne 
fehr Hein, die Rüdenfloffe und die Gteißfloffe fehr lang, weil 
der Rumpf ungewöhnlich Furz iſt; Kiemenftrahlen 6. Keine 
Schmwimmblafe, 

Diefe Fifche mahnen, durch ihre faft feheibenförmige Geftalt, 

fehr an die Sonnen> und Klipp-Fifhe, auch felbft durch ihre Le— 
bensart, indein fie fich nur Fleinerer Thiere bemeiftern können; jene 
find aber regelmäßig und ſchwimmen fenfrecht, d. h. mit der Bauch— 
fohneide nah unten und der NRüdenfchneide nady oben. Diefe da> 
gegen fallen auf eine Geite, ſo daß die Bauchfchneide rechtd oder 
links, und die Mundfpalte fenfrecht zu liegen fommt, wobey ſich 
aber, fonderbarer Weife, die andern Schädelfnochen fo verdrehen, 
daß beide Augenböhlen, und alfo auch die Augen, auf der obern 
Seiterineben einander zu ftehben kommen. Diefe Verſchiebung des 
Knochenſyſtems iſt einzig im Thierreich; es findet ſich darüber 
eine eigene Abhandlung von Autenrieth in Wiedemanns 
Mag. I. 2. 47. 
‚> Diefe Fifche find vorzüglihe Bewohner der Nord» und Ofls 
fee, kommen jedoh auch im Mittelmeer vor, und werden Überall, 
wegen ihres zarten und meißen Bleifches, als LXederbiffen ge— 
fhäst, vorzüglich frifch genoffen und in Salzwaſſer gefocht. Die 
kleinern, welche nicht viel über fpannelang und bandbreit find, 
fhmeden am beften; e8 gibt aber auch manndlange und fo breit 
mie ein FSenfterladen, welche auch Eentner ſchwer merden. Gie 
liegen gewöhnlich, wegen ihrer Kleinen und fhmwachen Ruderfloffen 
und des Mangeld der Schwimmblafe, auf dem Boden, und 
lauern auf die vorbeyſchwimmenden Heinen Fiſche; fie ernähren 
fi jedoch mehr von Weichthieren: Schneden, Krebjen, Meers 
fternen und Würmern, In der Nordfee nennt man- die glatten 
vorzugsweiſe Schollen, die rauhen dagegen Butte. 

a Die einen haben nur Bürftenzähne, und die Rücken— 
floffe fängt fhon am Mund an. 

Darunter gibt e8 gleichbreite, zungenföürmige. 

4) Die Zungenſcholle (Pleuronectes solea), Sole, 

ift fhmal, und bat die Geftalt und Größe einer Gohle. 
Der Dberkiefer abgerundet und vorftehend, der Mund nach unten 
gedrängt, mit Bürftenzähnen nur in der untern Hälfte, die Augen 


‘#65 


auf der rechten Geite, ein Nasloch untenz die Rüdenfloffe fängt 
fhon über dem Munde an, und läuft bi zur EB fer: 
Färbung olivenbraun. 

Die Zunge findet fich ziemlich Häufig! um! Haan; Eucoph, @ iR» 
fonderd in der Nähe der Flußmündungen, und wird bisweilen 
2 Schuh Yang und 8. Pfund ſchwer; das gewähnliche Gewicht ift 
aber faum 2. Pfund. Sie hat das zartefte Fleiſch, geht aber bald 
in Faͤulniß über, und wird daher gleich nach dein Fang in die 
Seeftädte geführt; heißt bey Venedig Sfogio. Blod, D. ‚B. II. 
42. T. 45. Gesner 784. Sig. Passer, Solea. 

Andere find faft rautenförmig. 

2) Der Glattburt (Pl. rhombus), Barbue, Pearl, 

ift glatt und oval, braun und gelb marmoriert, bat “eihte 
Leiſte zwifchen den Augen, und die erften Rücenfirahten find frey 
und zerfafertz die Augen ftehen auf der linken Seite, gIſt Kine 
der gemeinften und größten Schellen in! der Nordfee, wo ſteſich 
auf dem Grunde aufhält, und oft weit in die Flüſſe heraufgeht, 
daher man fie auch Stroms oder Elb-Butt nennt. Sie wird im: 
Winter gewöhnlich geftochen, wiegt meiftens‘ ein! Dutzend Pfund, 
wird aber viel ſchwerer und unter die Raubfifche gerechnet ' Man 
ist fie friſch und getrodnet. Bloch, DIE: IL: 36, * 43. 
Gesner 780. Fig. Passen; Rhombus’laevis. 

3) Der Stein» oder Dorn-Butt (PI. maxima);: Turbot; 

ift einer der größten, faft fo breit: ald Yang, und wird ges 
möhnlich 20—50 Pfund ſchwer; es gibt aber auch, welche über 
manndlang und Centner ſchwer werden, im Mittelmeer: fogar 
5 Ellen lang; er ift braun und gelb marmoriert und voll flumpfer 
Höder, unten weiß mit braunen Fledenz die Augen find links, 
die Zühne Hein in mehreren Reihen. Er findet fi) um ganz 
Europa, und. wird fehr häufig geflochen, oder auch‘ durch die 
Angel mit zerfchnittenen Fifhen, befonderd Härimgen und Schell 
fiihen, gefangen; am liebſten aber gebt er an Tebendige Fluß: 
priden. Man bindet die Angeln, wie beym Fang der Schell» 
fiihe, an einen, und wirft gewöhnlich über 2,000 dergleichen 
auf einmal aus. Auf den Markt von Rondom folen jährlich 
300 Eentner- fommen, wozu die. Fifcher vom: Holländern für 
700 Pfund Sterling Priden kaufen. Er hält fib auf dem 


N 
ae 


166 


Grunde ded Meeres auf, und frißt Mufcheln, Krebfe und Meer⸗ 
‚fterne. Sein Sleifch ift derb und ſchmackhaft, und wird frifch 
und getrod'net gegeffen. Hieß bey den Alten Psetta et Rhom- 
bus,‘ jest in Stalien Rombo. Bloch, D. 5. IL 52. Taf. 69. 
Gesner ©. 778. Sig. Passer, Rhombus aculeatus. 


6 Bey andern finden ſich Schneidzähne; der Leib ift läng— 
lich, und die Rüdenfloffe fängt etwas weiter binten auf dem 
Kopfe an. 

Darunter gibt e8 Pleinere, welche nur in den Kiefern Schneid⸗ 
zähne haben, und im Schlund bisweilen Perlzähne. 

4) Die gemeine Scholle oder Platteid (Pl. pla- 
tessa), Plie franche; Plaise, 
wird 1 Schub lang ‚und */s breit, ift grau, mit ſehr zarten 
Schuppen und vielen gelbrothen Augenfleden; die Augen auf der 
rechten Seite und dahinter 6 Höder. 
Es iſt die häufigfte Gattung in der Nordfee, gebt nicht höher 
als bis Island, mo fie aber größer wird, über 2 Schuh erreicht 
und 12 Pfund ſchwer wird; findet ſich auch im Mittelmeer und 
wird dafelbft 6 Pfund ſchwer. Sie ift ein Strandfifch, liegt meis 
ftend träg auf flahem Sandboden in der Nähe der Küfte, und 
wird daher dad ganze Jahr gefangen; frißt Mufcheln und Schnes 
den, und laicht im Frühjahr zwifchen Steinen und Tangen, 

Man fängt fie mit zerfchnittenen Fifhen an der Grundfchnur, 
auch durch. dad fogenannte Buttſtechen, indem man nebinlich bey 
ruhigen Waffer ihr mehrere Widerbafen in Bley an einer Schnur 
in den Rüden wirft, oder, wenn dad Waffer nicht rubig if, dies 
felben an eine Stange beveftiget. Das Fleifh der Jungen ift zu 
fchleimig, der Alten aber derb, fett und fehr fhmadhaft, und 
wird daher friſch, fomohl gekocht ald gebraten, gegeffen. Die 
fchlechtern werden mit Salz eingerieben, getrodnet, zufammenges 
bunden und weit und breit verſchickt. Befonderd berühmt find 
die rigaiſchen Butte, melde nichtd anders als dieſe Platt:Eife 
find. Unter ‘den Brufifloffen fisen gemöhnlich eine Menge kleine, 
platte Fifchläufe, welche von den Fifchern für die Jungen der 
Schollen angefehen werden. Bloch, D. 5. U. 31. T. 42. Ges 
ner 792, Passer. Fabers Fifche Islands 135, 


167 


5) Der Slunder oder Butt (Pl. flesus), Le Flet, Pi- 
caud; Flounder; 

fieht ziemlich aus wie die Platteis, ift auch gefledt, aber bie 
Flecken find grünlichgelb und ſchwarz, und die Oberflähe fühle 
fi durch eine Menge Heiner Spitzen rauh anz die Augen Liegen 
zwar gewöhnlich recht8, aber auch nicht felten links. Iſt auch eine 
gemeine Scholle in der Nord: und Oftfee, und auch im Mittel: 
meer; ob fie bis Island gebt, ift zweifelhaft. Sie hält fi 
gern im Bradwaffer auf, und bleibt bey der Ebbe häufig auf 
dem Sande liegen, in den fie ſich fodann einwühlt, daß nur der 
Kopf ſichtbar if, Sie wird wie die vorige gefangen und gegeffen, 
ift aber weniger fhmadbhaft und bleibt Fleiner, wird menigftens 
felten über 6 Pfund ſchwer. Sie hat ein zähes Leben, und läßt 
fih felbft im füßen Waffer einige Meilen weit führen, Bloch, 
D. 8. I. 39. T. 44., und 50 unter dem Namen Pleuronectes- 
passer mit den Augen linf8.- Gesner 783. Passer, Flesus. 

6) Die Kliefhe oder Glahrfe (Pl. limanda), Li- 
mande; Dab, 

ift die kleinſte aber fhmadhaftefte von allen Schollen, in der 
Nord» und Dftfee, aber nicht fo häufig, und wird daher theuer 
bezahlt. Die obere Geite ift gelb und mit ziemlidy großen, barten 
und rauhen Schuppen bedeckt, die Seitenlinie gebogen. Findet fich 
nicht im Mittelmeer und an Island, wird vorzüglid vom Hor> 
nung bis zum April gefangen, laicht aber erft im May, und lebt 
von fleinen Krebfen u. dergl, Bloch, D. F. I. 45. T. 46. 
Geöner 785. Fig. Passer, Limanda. 

Bey größern fteben Schneidzähne in Kiefern und Mund, 

7) Der Heilbutt oder Helle-Flunder (Pl. hippoglos- 
sus), Fletan; Holibut, 

ift einer der größten Fifche, der gewöhnlich mannslang und 
centnerfhwer wird; der Leib ift Länglich, glatt, fchleimig, bat je> 
doch zarte Schuppen, leberbraun, ftarfe Zähne mit Lücken, oben 
in zwey, unten in einer Reihe, die Augen auf der rechten Seite; 
die Seitenlinie gebogen; unten am Ende ded Rumpfd ein Sta— 
chel. Einer von 6 Schuh Länge ift 2 Schub 8 Zoll beeit. 

Er findet fich im Nordmeer zwifchen 50 und 70 Grad, vor: 
züglih an Färö, Norwegen, Island, Grönland und Neufundland, 


"468 


böchft felten in der Dftfee, und dann nur im Norden der dänis 
fhen Inſeln. Bey Island bält er fich das ganze Jahr auf, des 
Winterd in der Tiefe, ded Sommers in: Buchten; im Süden 
und Welten fommt er mit dem Kabeljau im März, wird im 
April häufiger, und bleibt den ganzen Sommer, obſchon der Ka= 
beljau ſchon Yängft fort iftz im Norden flieht man ihn vom May 
bi8 Zuly, im Dften vom July bis November; man hat -dafelbft 
fhon A Centner ſchwere gefunden, An Grönland. iſt er häufig 
‘im Frühling und Herbſt; bey Färoe erfcheint er in Menge 
vom April an, an Norwegen im Map und Guny, und wird 
mandmal fo groß, daß fie ein ganzes Boot bededen, und 4 bis 
2 Tonnen Fleifch liefern; auch an England bat man fhon 2—3 
Eentner fchwere gefangen. Er ziebt Lehıns und Moorboden, dem 
Sandboden vor, liebt dad Tiefe mehr als feine Geſchlechtsper— 
wandten. Er ift ein großer Räuber, und, verzehrt nicht bloß 
Mufcheln, Krabben und Dintenfhneden, fondern auch Schell 
fiihe, Dorfche, Rochen, Seehaſen oder Lumpe und Seeſcorpione. 
Sie follen reihenmweife binter einander auf dem Boden ‚Liegen, 
mit aufgefperrtem Rachen auf die vorbeyziehenden Meerbemohner 
lauern und bey großem Hunger einander felbft die Schwänze 
abfreffen. Er laicht vom Juny an bis in den Auguft zwifchen 
Steinen. 

Man fängt ihn an Island erft iin Sommer, warn der Kabeliau 
aufgehdrt hat, mit Angeln an Leinen, wie bey. den Schellfiichen, 
welche ald Köder dienen, fo wie der Seeicorpion. Haben die 
Fifcher einen großen von 2—3 Ellen gefangen, fo wagen fie «8 
nicht, ihn fogleich heraufzuzieben, aus Beforgniß, er möchte dad 
Boot umfchlagen; fie laſſen fih daher von ibm fortfchleppen, 
bis er matt wird, und beym Herausziehen mit Keulen erfchlagen 
werden kann. An Norwegen fängt man die meıften im Day 
und Juny, meil die Nächte fo hell find, daß man die Fifche in 
den Untiefen entdecken Fann. Er wird vom Hay und auch vom 
Cachelot verfehlungen, die Fleinern vom Dorfd). 

In Is⸗ und Grönland wird er frifch und getrod'net gegeffen, 
und der Magen ald Fenfterfcheiben benutzt. Ebendafelbft, mie in 
Norwegen und Schweden, macht man davon Raff und Rödel; 
jener iſt nichts anders, als die Floffen mit der daran hängenden 


169 


fetten Hautz diefer lang gefchnittene Riemen ded fetten. Sleifches, 
welche mit-Salz eingerieben und an. Stangen getrocknet werden. 
In Deutſchland eſſen die Herren den Kopf ald einen Lederbiffengz 
dad Uebrige wird an. den ‚gemeinen Mann für einen: geringen 
Preis verkauft... Bloch, D. F. U. 47. T. 47. Gesner 787. 
Sig. Passer, Hippoglossus. Fabers Fiſche Islands S. 148. 

Sn C. Bonaparted Fauna flehen viele aud dem Mit: 
telmeer, 


6. Zunft. Die Grundeln. 

Keulenförmige, nackte oder gepanzerte Bruſtfloſſer nebft einigen Hals— 
floffern, mit langen, einfachen Strahlen in der Kleinen, vorderen Rüden: 
floffe; ul Unebenheiten am Kopf und Stacheln am Dedel, 
die Augen hoch oben. 


Sie leben größtentheild im Meer, halten fich auf dem Grunde, 
und haben daher fchmupige Farben. Die einen find fchleimig, 
ganz nadt oder fein befchuppt, ohne einen Panzer, mährend ans 
dere am Kopf oder aud am Leibe gepanzert find. 

A. Schleim-Grundeln. Leib nadt, Feine Dedelftacheln. 

1. Sippſchaft. Die Bruſt-Grundeln 

find glatt und fihleimig, mit Heinen Schuppen und meift 
vermwachfenen Bauchfloffen, etwas hinter den Bruflfloffen, eine 
lange Rüdenfloffe mit einfachen, biegfamen Strahlen, Mund 
vorn am ſtumpfen Kopf; Feine Stacheln am Dedel; der Schwanz 
länger als der Leib; die Augen hoch oben. Meift eine Schwimm⸗ 
blafe. 

1.6. Die Meergrundeln (Gobius), Boulereau, 

find faft Feulenförinig, fehlüpferig, mit faum wahrnehmbaren 
Schuppen und in. einen Napf verwachfenen Bauchflojfen; der 
Schwanz über halb fo lang als der Leib, die Rückenfloſſen ge: 
trennt, Kiemenlöcer eng, mit 5 Strahlen; die Zähne fpisig, in 
geringer Zahl. 

Meift Eleine Fiſche, welche zwiſchen Felfen verborgen Liegen, 
und eine, zeitlang im Zrodenen aushalten fünnen. Sie leben 
von Würmern, Garneelen, Roogen und auch Tangen, mworein fie 
ihre Eyer legen; halten fich truppweife zuſammen, und wenn fie 


170 


durch einen Lärm gerftreut werden, fo vereinigen fie fich bald mie: 
der, um gemeinfchaftlih zu fliehen. Ihr Fleiſch iſt gefund und 
leicht zu verdauen. - 

4) Die weiße (G. minutus, aphya), Marsione, 

wird etwa 3 Zoll lang, ziemlich walzig, mit großem Kopf, 
mweißlih, mit roftfarbenen Fleden und folchen Streifen an den 
Rüdenfloffen; der Augenring blau, Fleine Zähne in beiden Kie— 
fern. R. 6, 17. Sch. 13. St. 14. Br. 18. B. je 6. Findet fich 
an England und im Mittelineer an fandigen und felfigen Küften, 
befonderd an den Mündungen der Flüffe, in Menge in den Las 
gunen bey Venedig, und felbft mehrere Stunden hinein in den 
Gräben mit ſüßem Waffer, mo fie Go d’acqua dolce genannt 
wird. Sie wird in Garneelen-Netzen gefangen, und kommt als 
eine beliebte Speife auf die Märkte Pennent HM. ©. 215. 
T. 37. Gesner 77. Fig. Apua Cobitis. | 

2) Die blaue (G. jozo, albus), Goato, 

ift etwas kleiner al8 die folgende, mweißlich, oben ind Braune, 
die Floſſen fhwärzlih, Bauch- und Steißfloſſe bläulich; Augen: 
ring goldgelb, die Strahlen der erften NRücdenfloffe borftenartig 
bervorragend; die Schuppen fehen mie getäfelt auß, gleich einer 
abgelegten Schlangenhaut. R. 6 und 14 Strahlen. Sch. 16 mit 
gelben Augendüpfeln. St. 12. Br. 16. B. 10. Findet fih um 
ganz Europa, und wird befonderd in der Oſt- und Nordfee, wo 
fie Blaugrundel beißt, in Neben zufällig gefangen, aber wegen 
des magern und faden Fleifched wenig geachtet. Sie hält ſich in 
der Nähe des Strandes auf, laicht auf rauben Sandftellen fehr 
viel, vermehrt ſich aber dennoch wenig, meil fie oft ein Raub der 
größern Sifhe wird. Kommt ſchon bey den Alten unter dem 
Namen Gobius sive Cobius albus vor. Salpiani ©, 213. 
Gesner 470. Fig. Bloch, D. F. TI. ©. 168. 8. 107. F. 3. 

3) Die ſchwarze (G. niger), Boulerot; Go, 

ift nur 6 Zoll lang, meiß, vol gelber und ſchwarzer Flecken, 
unten gelblich, die Floſſen fhon ſchwarz, der Kopf iſt niederge— 
drückt, die Seitenlinie unfihtbar. In der erften Rüdenfloffe 6 
fteife Strahlen, in der Schwanzfloffe 14, in der Gteißfloffe 12, 
in den Bruftfloffen 18, in den Bauchfloffen 10. Sie find häufig 
in ganz Europa, befonderd in der Nordfee und im Mittehneer, 


171 


laichen im May und Juny, werden im Frühjahr und Herbſt ſehr 
häufig gefangen, in der Oſtſee beſonders mit dem Dorſch, dem 
ſie auch oft zur Beute werden, ſo wie dem Schellfiſch in der 
Nordſee. Bloch, D. F. I. S. 5. T. 38. F. 1, 2, 5. Geb 
ner S. 469. Fig. 


Olivi bat bey Venedig beobachtet, daß dieſer Fiſch feinen 
Eyern ein Neft bereitet, was ſchon Arifioteles von feiner Phy- 
eis erzählt (VIII. 30.); einzig unter den Fifchen. 


Martens bat und in feiner Reife nach Venedig (II. 419.) 
Dlivis Beobachtungen über den Go, mie der Fifch dafelbft 
beißt, aufbewahrt. Wie die Schleimfifche die Felfen, fo bevdlfern 
die Meergrundeln den Schlammgrund der Lagunen, in welchen 
fie ſehr haufig find, und ſich bey ähnlichem Körperbau vorzüglich 
von der zahllofen jungen Brut der Zafchenfrebfe nähren. Die 
Stelle der Felfenrigen vertreten felbftgegrabene Gänge in dem 
Thonboden, in welchen der Go den größern Theil ded Jahrs, 
vor Kälte, Stürmen und Feinden gefichert, zubringt. Sm Frübs 
jahr, wann alle Fifche ihre tiefern Aufentbaltörter verlaffen, um 
nabe an der Oberfläche und den Küften Nahrung zu fuchen und 
zu laichen, zieht auch der Go nad den mit Seegrad überwad: 
fenen Rändern der Lagunen-Canäle, und grabt fih eine minder 
tiefe, aber geräumigere Wohnung, deren Gewölbe von den raus 
ben Wurzeln der Zostera gebildet wird, an melden dad Weib: 
hen die Ener abfehen Fann. 


Der Baumeifter bewacht nun den Eingang feines Haufes, 
dad feinen mwehrlofen Körper det, nur den fcharfgezähnten Ra— 
hen den Feinden entgegenbaltend. Bald kommen die Weibchen, 
um den Laich abzufegen; er läßt eined nad) dem andern herein, 
und bleibt 2 Monate lang treuer Hüter der anvertrauten Ever, 
die er muthig vor Feinden fchüpt. 

Während diefer Zeit magert er zufehends ab, und ift ſchon 
einer ganzlihen Erfhöpfung nahe, wann die heranwachſende Brut 
da8 elterliche Haus verläßt, melched er nun aud aufgibt, um 
anderswo Ruhe und Nahrung zu fuchen. 

Iſt der Befuch zahlreih, fo wird die Wohnung vergrößert, 
und oft mit mehreren Ausgängen verfeben. Fehlt 88 an Ein— 


172 


kehr, No wird fie verlaffen und an einer th Stelle eine 
‚neue ‚angelegt. 

Diefer Fiſch war fhon in alten Zeiten‘ ein Lieblingdgericht # 
der Denetianer; er ift ed noch, befonder8 wird feine große und 
wohlſchmeckende Leber gefchäbt. 


Ne quaeras Belt: cum sit tibi Gobio tantum 
In loculis 
Juv. 


In Rom felbft war er verachtet, daher dem Martial die 
Vorliebe der Venetianer für den gefunden und Nomınefiglien Fiſch 
auffalen fonnte. 


In Venetis sint lauta licet convivia terris, - 
Principium coenae Gobius esse'solet. 
Mart. XI. ep» 88. 


2. G. In DOftindien finden ſich die ſogenannten Saum 
pringer (Periophthalmus) 

ebenfo gebaut, aber mit ziemlich großen, dicht in der Haut 
liegenden Schuppen, und fehr langen, faft arınförmigen, gleichfall8 
beſchuppten Bruſtfloſſen; die Bauchfloſſen ſind auch in einen 
Napf verwachſen, und die dicht behſammen ſtehenden Augen laſſen 
ſich, wie beym Froſch, durch ein unteres Augenlied bedecken; die 
Kiemenſpalten ſind ſehr eng, und daher können ſie lang in der 
Luft aushalten. Sie ſchwimmen gern aus dem Meer in Bäche 
berauf nach Sufecten. An den Strand geworfen laufen ſie davon 
wie Eidechfen, mozu ihnen die "harten Strahlen in den Bauch— 
floffen behilflich find. Sie fangen dabey Infecten, und halten 
fi) überhaupt eben fo Yang im Trodenen auf ald im Waffer. 

4) Der befanntefte BED ft der amboineſiſche (6. 
schlosseri), 

eine Spanne lang, braunlich ſchwarz, mit 8 ſteifen Sttahlen 
in der erſten Rückenfloſſe. Der Kopf iſt viel dicker als der Leib, 
ziemlich lang, faſt viereckig und ebenfalls beſchuppt, mit abſchüſ— 
ſiger Stirn; das Maul quer, die Lippen dick, fleiſchig und ohne 
Schuppen; die Zähne ziemlich ‚groß, ungleich und pfriemenförmig 
im ‚einen, Reihe, die Zunge did und fleifchig, die Augen oben dicht 


173 


. bepfammen und vorragend; die Bruftfloffen ftellen einen ordent> 
lichen Arın vor, an deffen Ende erft die eigentliche Floſſe hängt; 
der Schwanz beträgt etwad über die Hälfte des Leibes, welcher 
did, etwas zufammengedrüdt und fett ift, überall mit runden, 
mweichen Schuppen bededt. R. 8 und 43, jene einfach, diefe ver- 
zweigt. Sch. 19. St. 12. Br. 16, verzweigt. B. je 6. 

Diefe Fifhe Leben wie Amphibien, liegen meiftens auf 
dem Schlamm in Sümpfen, und fhiegen fo ſchnell mit ihren 
armförmigen Brufifloffen auf dem Waffer oder im Schlamm nach 
ihrem Raube, welcher in kleinen Krebſen befteht, fort, daß fie 
denfelben felten verfehlen; werden fie verfolgt, fo fahren fie mie 
ein Pfeil auf dem Schlamm ber, und verbergen fih darinn, wo» 
bey ihnen das untere Augenlied und der Außere Rand des Kie 
mendeckels, womit fie das Kiemenloch aanz verfchließen fünnen, 
fehr zu Statten fommt. Pallas Spic. zool. VIIL p.3.t. 1. 
f. 14. Die Holländer nennen ihn Lazafferfifih. Valentyn 
India nov. III. p. 391. nro. 140. 

2) Es gibt daſelbſt noch einen andern, welcher Pitfifch 
(G. boddaerti) 

beißt, 7 Zoll lang ift, Fürzere Armfloffen bat und ſchön blau 
und gelb gefledt ift, die Seitenlinie mit weißen Dupfen, auf dem 
Rücken jederfeitd 2 Reihen von 7 braunen Fleden. Er fhnelt 
fo ftarf, daß er oft aus dem einen Graben in den andern hin— 
über fpringt, Pallas Spie. VII p. 1E t.2.f. 4,5. Nieu- 
hoff in Willughby Ichth. app. p. 6. t. 8. £.1. 

3) Es gibt einen ähnlichen in den Flüffen von Jamaica, wo 
"er Schlammfiſch (Mudfish) | 

beißt, 7 Zoll lang, ſchwarz und gelb ift und fehr gefhäbt 
wird. Er muß aber nicht gut fehnellen können, weil die Arm: 
floffen kurz find. Sloane Jam, II p. 285. t. 249. f.1. 

3. G. Die Schläfer (Eleotris) 

feben aus wie die Meergrundeln, aber die Bauchfloffen find 
getrennt, die Augen etwas weiter von einander, und die Kiemen> 
baut bat 6 Strahlen; fie haben große Schuppen, und leben mei» 
ſtens im Schlamm des fügen Waſſers beißer Länder, 

41) Der gemeine (E. dormitatrix) 

ift kaum fpannelang, der Kopf niedergedrüdt, der Unterkiefer 


174 


etwas länger, der Schwanz länger als der Leib, die Sloffen 
ſchwarz gefleckt. Er hält fi in flehbendem Waſſer auf der Inſel 
Martinique und in Brafilien auf, wird für den beften Teich» 
fiih gebalten, und die Eingebornen geben fih ale Mühe, um 
ihn aus den Ufern und dem fandigen Boden audzugraben, wo er 
verſteckt Jiegt. Bloch Syst. pag. 58. tab. 12. Platycephalus. 
Sn Brafilien heißen verwandte Gattungen Amore. Marcgrave 

©. 166. Fig. Pifo ©. 72. 

2) Es gibt auch einen gelben (Gobius auratus) 

im mittelländifchen Meer, wo er zieinlih gemein um tiefe 
Felſen it und gefhägt wird. Man fängt ihn bey Nizza im 
Hornung, July und September, Er if 4 Zoll lang, goldgelb, 
fhwarz 'gedüpfelt, mit einem braunen Sleden am Grunde der 
rothen Bruſtfloſſen. K. 4 R. 6,14. 3.5. Risso Ichth. 
p. 160. t. II. f. 42. HB 


2. Sippfhaft. Hals-Grundeln. 


4. ©. Die Spinnenfifhe (Callionymus), Doucet, 
Mouletto; Dragonet, 

find ganz nadt und fpindelförmig, mit den Augen oben auf 
dem Kopf, und einem längern Schwanz ald der Leib; die Kies 
menlöcer Plein und rund, liegen faft im Naden; 6 Kiemenftrab: 
len. Zähne bürftenförmig, die Halöfloffen fehr groß, fo wie die 
erfte Rüctenfloffe; die zweyte fehr lang; Feine Schwimmblafe. 

1) Der gemeine (C. 1yra), Lodra, 

wird 1 Schub lang, nur 1 Zoll did, bräunlichgelb, mit zwey 
blauen unterbrodyenen Linien, unten filberblau glänzend; der 
erfte Rücenftrahl fehr lang, nebft vorragenden, berftenförmigen 
Strahlen. Sie finden fih um ganz Europa truppmweife auf Sand» 
boden, wo fie ganz friedlich von Beinen Thieren leben, und im 
May laichen. Sie werden gefangen und gern gegeffen, find aber 
nicht häufig. Bloch, A. 5. I. 71. T. 161. Gesner 92. Fig. 
Araneus, Dracunculus. C. Bonaparte, Fauna italica tab., 
etwas wverfchieden. 

2) Der kheine (C. dracunculus) 

unterfcheidet fi nur durch die Fürgere Nackenfloſſe ohne vor⸗ 
ragende Strahlen, und findet ſich eben da. Bloch Taf. 162, 


175 


Sen, nah C. Bonaparte, nur der Roogner ded vorigen; er 
balt überhaupt die im Mittelmeer für verfchieden. 

5. ©. Die Feilenfiſche (Chirus, Labrax) 

find Yängliche Fiſche, mit gewimperten Schuppen und ftachel- 
lofem Kopf, welche wahrfcheinlich zu den Braffen gehören; Kopf 
und Maul Elein, mit kleinen Pegelförmigen Zähnen; Rückenfloſſe 
lang, mit einfahen, dünnen Strahlen; fie haben fonderbarer 
Weiſe neben der Seitenlinie noch andere Porenreihen, welche auch 
wie Seitenlinien audfeben; 5 weiche Strahlen in den Bauch— 
floffen. 

Ihr Leib ift verlängert und ziemlich dic, mit Fleinen, rauhen 
Schuppen in Längdlinien bededt; Zahne nur im Kieferrand; 
Kopf befhuppt. Fünf bis ſechs Kiemenftrablen; beide Rüden: 
floffen hängen etwas zufammen; die großen Brufifloffen, fo wie 
alle andern, haben meiftend nur einfache, aber nidyt fiechende 
Strahlen, Sie leben ale im Meer zmifchen Camtfchatfa und 
America an den felfigen Küften, und werden von den Einwoh— 
nern gegeffen, und beißen daſelbſt Terpugh, Seile. Pallas, 
zoologia rossica II. 275. t, 62—64, 

1) Einer der gemeinften ift der achtſtreifige (Ch, octo- 
grammus), 

15 Zol lang, ziemlich von der Seftalt ded Barfches, „oben 
ind Grünliche voll brauner Düpfel, unten gelblich, jederfeitd über 
der Seitenlinie eine, darunter. zwey Porenlinienz; beide Rüden: 
floffen röthlich, etwad ſchwach zufammenhängend, Findet fih an 
Camtfchatfa und um die aleutifchen Inſeln. Pallas 283, 
T. 64. F. 1. 

2) Der fehöftreifige (Ch. hexagrammius) 

gleicht ziemlich dem Kaulbarfh, wird aber etwad größer, 
8 Zoll lang, 2 Zoll breit, oben röthlihbraun, unten röthlich ge— 
ſchäckt, überall mit Silberdupfen; über der Seitenlinie noch eine 
ganze und eine halbe, darunter eine ganze; die Rüdenfloffen ge— 
trennt und dunkel gefledt, 225 215 die Ruderfloffen roth und 
gelb. Dieſes ift die bäufigfte Gattung an Camtfchatfa, in deren 
Magen man Nereiden und Fifchlaich gefunden hat. Pallas 
284. Taf. 64. Fig. 22 Tilesius, Mem. de Petersbourg 
1810. 


176 


B. Panzerg rundeln: find Feulenförmige Brufifloffer 
mit einem langen Schwanz, großen Floͤſſen, einem "gepanzerten 
Kopf und flacheligen Dedeln; die Zähne Fein. "Bey den einen — 
ift der Kopf ziemlich glatt, bey andern böderig und mißftaltig. 


3. Sippfdaft. Die glattföpfigen Srundeln 

baben einen zufammengedrücdten. oder vierfchrötigen Kopf 
ohne Gruben und Anbängfel. 

6. ©. Die Stichlinge (Gasterosteus), Epinoche; Spi- 
narella; Stickleback, Banstickle, 

find Fleine, lang-elliptiſche Fiſche mit glatten, gepanzertem 
Kopf; die Rüdenfloffe befteht bloß aus unverbundenen Stacheln; 
die Bauchfloffen ſtehen etwas hinter den Brufifloffen, und beftehen 
meiftend nur aus einem Stachel. Kiemenftrabhlen 35 die Zähne 
in: den Kiefern Elein. 

1) Der kleinſte Fiſch auf der Erde ift wohl der Strand» 
oder der See-Stichling (G. pungitius) 

der nicht über 1*/; Zol groß wird; er hat auf dem Nüden 
10 Stacheln, ift gelblich, unten weiß und ohne Schienen, die 
Bauchfloffen find nichts: als eim einziger Stachel; daher ihm bie 
Fifcher zum Scherze Ritter nennen, weil er Sporen habe. Mande 
haben einige Schuppen au den Seiten ded Schwanzed, andere 
gar Feine. Sie finden fich in der Nord» und Oſtſee, vorzüglich in 
dem Bradmwaffer, in großer Menge beyfammen; Taichen im Früh: 
jahr in den Flußinündungen, und werden felten gefangen, weil 
fie durch die Mafchen der Nege geben, auch von den Fifchern 
wieder ind Waſſer geworfen werden. Bloch, D. $. IL 82; 
T. 53. 8. 4 Gesner 9. Fig. Aculeatus minor. 896. Pun- 
gitius. 

2) Der gemeine. (G. aculeatus) 

wird kaum 2—3 300 lang, ift filberglängend- mit gelblichen 
Floffen, bat 3 Rüdenftacheln, und die Seiten find mit. 13 Schier 
nen bedesft, jede Bauchfloffe beſteht aus 2 Stacheln. Findet fich 
in allen Bächen und flehbenden Wäffern von ganz Europa, nach 
Nilsfon auch baufig im Meer um ganz Scandinavien,. Er 
laicht vom April. bis Juny an flachen Ufern, und verfcharrt die 
Eyer, nicht mehr ald 60—80 an der Zahl, in den Sand, wie in 


177 


ein. Neſt, wobeb das Weibchen lange verweilt, als wenn eb die⸗ 
ſelben hüten wollte. (Iſis 1834. S. 228.) 

Obgleich er ſehr klein iſt, ſo vergreift ſich doch ſelten ein Raub⸗ 
fiſch an ihm, aus Furcht vor den Stacheln. Sie ſchaden der 
Fiſcherey, weil ſie nicht bloß von Waſſer-Inſecten, ſondern- auch 
von Fiſchbrut leben. Da fie zum Eſſen unbrauchbar ſind, fo 
wirft man fie gewöhnlich weg, oder gibt ſie den Schweinen. 
Ungeachtet ‚feiner wenigen Eper vermehrt er fich doch, befonders 
im, nördlichen. Deutfchland und in England, fo ungeheuer, daß 
er ald Dünger auf die Felder, und felbft zum Thranbrennen be— 
nugt wird: Er fol nicht länger ald 3 Sabre eben. Noch ift 
merfmürdig von ihm, daß man die. Eyer oft in den Kiemen— 
fächern der Mießmuſcheln Andet, da man nicht begreifen Fann, 
wie fie nach der oben angeführten Art zu laichen, dahin kommen. 
Dödllinger bat feine fchonen Beobachtungen über das Wacht 
thum und die Abfonderung. (mad ift Abfonderung 1819) an fol» 
hen Embryonen gemacht, welche in Menge aus den, Mufchels 
fiemen genommen worden. Bhoch, D. 5.1. 79, T. 55.8. 3. 
Gesöner ©. 9. Fig. Aculeatus major. " Guv. Val: IV. 
481. t. 98. 

Man unterfcheidet jebt ‚davon den glatten Stihling 
(G. liurus), welcher nur 4 oder 5 Schienen an der Bruſt bat, 
und mit dem vorigen eben fo häufig vorfemmt. Willughby 
©, 341. i 

3) Der Meerftihling (G. spinachia) 

wird gegen 6 Zol Lang, ift febr ſchlank und fünffantig, mit . 
einer Seitenlinie aus Kielſchuppen; oben grünlichgelb, unten ſilber— 
glänzend, auf dem Rüden 15 Stacheln, und in der binrerm Floſſe 
6 verzweigte Strahlen; in den Bauchfloſſen 1 Stachel und 2 
Strahlen. Er findet ſich ebenfal8 nur in der Nord: und Oſtſee 
in großer Menge, befonders an Holland, aber nicht im Mittels 
meer, gebt nicht in die Flußmündungen, lebt von Fiſch- und Krebse 
Brut, und wird mit andern Fiſchen gefangen, oder auch haufen 
weile allein, indem ‚man Feuer am Strande madht, dem er in 
großer Menge. nachzieht. Man kocht aus ibm Brennöl, ı und 
wirft ihn auf die Felder als ra Bloch, Di F. M. 84. 
— 8.1 im THE-1FH 

Okens allg. Naturg, WI. 12 


178 


7. ©. Die Knurrhähne (Trigla), Grondin; Capone, 
Anzoletto, 

find pyramidenfürmig, nackt oder gepanzert, mit einem vier- 
(hrötigen Kopf, bürftenförnigen Zähnen, 2 Rüdenfloffen und 
mebreren freyen Strahlen vor den Brufifloffen. Schmwimmblafe 
groß und gefpalten. 

Sie werden felten 2 Schuh lang, können wegen ihrer großen 
Floſſen fhnel fhwimmen, und manche fogar eine Furze Strede 
fliegen. Zieht man fie aus dem Warfer, fo laffen fie eirien 
Inurrenden Laut hören. Während der Nacht geben fie ein pho8> 
phorescierended Licht von fih, mie funfelnde Sterne, fo daß 
man Lichtftreifen fieht, die fih weit im Waſſer fortzieben, bald 
längs der Oberfläche, bald nach der Tiefe, Sie leben größtens 
theil8 von weichen Thieren, Qualen u, dergl. Schädel, Iſis 
1823. T. 14. 

1) Der graue Seehahn (Tr. gurnardus), Grondin; 
Gurnard, 

wird 1% Schub lang, ift oben bräunlichgrau mit weißen 
Dupfen, auf den Baden filberne Sterne, die Schuppen der Geis 
tenlinie raub, ein Stachel am Dedel und an der Schulter. 
Die Schuppen find eigentlih grau, ſchwarz gefäumt und roth 
und ſchwarz gedüpfelt. Er finder fih um ganz Europa, und 
wird an England über 2%; Schuh lang, hält fih in der Tiefe, 
lebt von Mufcheln und Krebfen, laiht im May und Juny, wird 
den ganzen Sommer bindurd an der Angel gefangen, felbft mit 
rothen Lappen, und bäufig gegeffen. Bloch, D. 5. IL 121. 
Taf. 58, 

2) Der rotbe (Tr. cuculus) 

wird gegen einen Schub Yang, ift oben ſchön 
unten milchweiß, mit einem grauen Flecken an den Bruſtfloſſen, 
die ſchwache Seitenlinie iſt mit erhöhten Strichen von feinen 
Schuppen durchſetzt, ſonſt glatt, die Schwanzfloſſe geſpalten 
Findet ſich ebenfalls um ganz Europa, und hat ein derbes, ſehr 
ſchmackhaftes Fleiſch, kommt häufig auf den Markt von Paris 
unter dem Namen Rouget; wird zu Rom Cappone imperiale 
genannt. Bloch, A. F. VII. 130. T. 355. Tr. pini. Ges4 
ner 363. Fig. Cuculus bellonii. — 


179 


3) Der geftreifte (Tr. lineata) 

kommt ebenfo häufig auf die Märfte von Paris unter bem 
Namen Rouget camard; im Mittelmeer beißt er Ubbriago, der 
DBetrunfene, wegen der rothen Farbe, melde aber mit ſchwarzen 
Dupfen untermifcht iſt; er bleibt etwas Feiner. als der. vorige, 
bat eine raube Seitenlinie, und die Schuppenftreifen gehen ganz 
berum. Bloch, 4. 5. VIL 126. T. 354. C. Bonaparte 
F.italica. Fig. Gesner 669. Fig. Mullus imberbis. Mar» 
ten8 II. 4351. T. 2. | 


4) Der große (Tr. hirundo), Perlon, 

wird 2 Schub lang und 5 Zoll did, ıft glatt, und hatn nur 
die Seitenlinie und 2 Rüdenlinien raub; röthlichbraun. ° Die 
DBruftfloffen fo breit als lang, fhwarz und blau gefäumt. Er iſt 
die größte europäifche Gattung, und’ findet fih um ganz Europa, 
auch ziemlich häufig in der Oft: und Nordfee, wo er 2—3 Pfund 
ſchwer wird, fich in der Tiefe aufhält, überaus ſchnell ſchwimmt, 
und von Mufcheln und Krebfen lebt. Er wird mit der Grunde 
fhnur gefangen und frifch gegeffen, in Dänemark eingefalzen, an 
der Luft getrodnet und ald Schiffdvorrath gebraucht. Heißt auch 
Seefchwalbe, bey den Alten Rabe (Corvus), vielleicht wegen der 
fhmwarzen Bruftfloffen oder wegen ded fnurrenden Tond. Bloch, 
D. 5. I. 126. T. 60. Gesner $. 356. Corax. { 

5) Die Meerlener (Tr. lyra), Lyre; Turchello; Piper, 
| wird über 1 Schub lang und 3 Pfund fehmwer, ift mit Fleinen 
barten Schuppen bededt, oben lebhaft roth, und unten filberglän- 
zend; die Schnauze ift in 2 dreyedige und gezähnelte Knochen⸗ 
blättchen geſpalten, auf den Augbrauen ein Stachel, einer am 
Deckel und 2 weiter hinten, auch lange in den Rüdenfloffen ; 
die Bruftfloffen fi find ſehr lang. Er finder fi um dad weflliche 
Europa und im Mittelmeer, wird vom Juny bi8 zum December 
gefangen und gern gegeffen. Beym Ergreifen gibt er einen pfeis 
fenden Laut von fi, und bat daher den Namen Pfeifer erhalten. 
Bloch, A. 5. VI. 111. %. 350. Gesner 609. Fig.‘ Lyra, 
C. Bonaparte Fauna. Fig. Cappone coccio, Organo.' 


8. G. Andere find ganz mit rautenförmigen Schuppen in 
Längsreihen gepanzert, zahnlos, die Schnauze gefpalten mit 
12 * 


180 


verzweigten Bärteln darunter; nur eine Rückenfloſſe.  Perist- 
hedion.' pe 
1) Der gabelige (Tr. cataphracta), Malarmat ; For- 

chato 5" | 

iſt achtkantig, 1—2 Schuh lang, ganz imennigroth. Er fins 
det fich' nur in den wärmern Meeren und im Mittelmeer, nicht 
an’ unfern: Küften, kommt aber nicht häufig vor, und hält ſich 
gewöhnlich in oder Tiefe; Lebt von kleinen Krebfen; ſchwimmt 
ſehr ſchnell, und ſtößt fich oft feine knöcherne Gabel vor der 
Schnauze an Felfen „ab. ..; Sein Fleiſch ift „mager und hart, 
Bloch, A. F. VIL 105. x 549. Geöner 610. Lyra altera. 
Sol des Plinius Lucerna ſchn. Cuv. ‚Val. IV. pag. 101. 
tab..70- ;. 

9. ©. Andere haben * lange DBrufifloffen, daß fie fliegen fönnen. 


Die bey. den. andern Gattungen frey gebliebenen, Strahlen. find. 


bier zahlreicher und ‚durch, eine „Haut verbunden. „Die. Schuppen 
find. hart und, raub, unten am. Bordedel ſteht ein Langer beweg⸗ 
licher, Stachel. Der Kopf iſt ſtumpf, mit einem Panzer, der hin⸗ 
ten. in 2 Stacheln endigtz die Bahn? find körnig wie ein Pflafter, 
Daetylopterus. 

u Der fliegende (Tr. volitans) 


\) 


wird über 1 Schub Lang, iſt röthlich, die Bruffloffen faft fo- 


lang als der Leib, dunkelgefärbt, mit blauen Flecken in Quer 
reiben, „mie die Augen auf manchen Schmetterlingsflügeln. Fine 


det ſich in allen wärmern Meeren und auch im, Mittelmeer, je⸗— 
doch felten, und Yebt von Krebfen, Mufcheln und Schneden, die 
er mit feinen pgrlförmigen Zahnen. zermalmt. Sie halten ſich 


truppweiſe zuſammen, und fliegen auch, wenn fie von Boniten 


und Doraden verfolgt werden. Der Flug gebt, nicht boy, aber. 


ungefähr einen Büchfenfhuß meit; es fliegen manchmal in den 


beißen Meeren Tauſende mit einander, ‚und fie fallen. nicht felten - 
auf die Schiffe nieder; hießen daher bey den Alten Meerweih 


(Milvus), Meerfchwalden (Hirundo, Hirondelle de mer, Ron- 


dine). Man findet ihrer in allen -Reifebefpreibungen erwähnt. , 
Ihr Fleifch ift mager und hart, und wird nur eßbar, wenn 9 


einige Tage alt iſt. Bloch, A. F. VIL 115. T. 351. Gesner 


514. Hirundo. Marcgrave 162. Fig. Pirabebe. 


181 


“4. Sippfchaft. Die raubföpfigen Grundely 

haben einen Feulenförmigen Leib, mit mäßigen Schuppen bes 
deeft, und einen zufammengedrüdten, gepanzerten, aber febr gru— 
bigen und höckerigen Kopf; nur eine Nücenfloffe, und die Strah— 
len der Bruftfloffen nicht verzmeigt. 


10. G. Die Drachenköpfe (Scorpaena), Rascasse, 

haben einen fihuppenlofen, aber böderigen und ftacheligen 
Kopf mit Bürftenzähnen in Kiefern und Gaumen; 7 Kiemen⸗ 
ſtrahlen. Keine Schwimmblaſe. 


Die einen haben Faſern am Kopf und an der Seitenlinie. 
Sie finden ſich bloß im Meer, gewöhnlich heerdenweiſe beyſam— 
men, lauern auf Krebfe und Fiſche. 


4) Der Fleine (Sc. porcus), Scrofanello, Scarpena, 
‘wird faum 1 Schub lang und 2 Pfund ſchwer, und iſt mit 
Fleinen, rauben Schuppen beſetzt; braun, unten röthlich, oben. mit 
fhwarzen, unten mit meißen Flecken. Bärtel oben. am Kopfe, 
aber Feine am Unterkiefer, - Findet fih im Weltmeer und im 
Mittelmeer, auch weſtlich an Frankreich, aber nicht an unfern 
Küften, hält fih gewöhnlich fchaarenmeife zufammen, und lauert 
binter Klippen auf vorbeyziebende Fifhe, nimmt aber aud mit 
Krebfen fürlieb. Ben Gefahr richtet er. die Stacheln der Rüden» 
floffe in die Höhe. und verwundet damit fehr. gefährlich; 
diefe Staheln wurden daher von den Alten für. giftig gehalten; 
ald Gegenmittel legt man, nach Plinius, feine Leber auf die 
Wunde. Er wird gewöhnlih in Menge gefangen, in Stalien 
auf die Märkte gebracht und ald fchmadhafte Speife genoffenz 
aber wegen des zäben Fleifched nur vom gemeinen Manne ver: 
zehrt. Heißt bey Ariftoteled Scorpis, bey Plinius Scor- 
paena. Bloch, A. 5. II. 5. T. 181. Gesner 1018. Fig. 
“ Scorpius minor. x 
2) Der große (Sc. scrofa), Scrofano, 

wird über 1 Schuh Yang und 4 Pfund ſchwer, ift oben biap- 
roth, unten mennigrothb, bat größere Schuppen als der vorige; 
Fafern am Kinn und an der Geitenlinie, auch eine über jedem 
Auge. Sie finden fih um ganz Europa, am gemeinften aber im 
Mittelmeer, wo fie häufig gegeffen werden. Sie laichen im 


182 


Srübling, werden aber dad ganze Jahr gefangen. Bloch, 4. — 
F. III. 10.8.4823; Gesner 1017. Fig. Scorpius major, 

11. G. Im Nordmeer gibt es einen ähnlichen Fiſch, mit 
Namen Mar-Ulk und Rothfiſch (Sebastes, Perca nor- 
vegica), 

welcher aber Schuppen am Kopfe hat und Feine Fafern; er 
wird 4 Schuh lang, und hat einen fehr großen, bäßlihen Kopf 
mit fhubmeitem Maul, daher ihn die Norweger auch Weitmaul 
nennen. Sein rötblicher Rumpf ift mit feinen Schuppen bededt, 
und längs dem Rüden fteht eine ftarfe Floſſe mit ſcharfen Sta— 
‚Han. Er ift fehr gefräßig, und verfchlingt nicht allein andere 
Sifhe, die etwa fo groß ald er felbft find, fondern auch verfchie> 
dene Vögel, vorzüglich Strandmöven und Teifte. Die Zähne find 
übrigens Fein, aber fehr zahlreih. Auf jedem Dedel ift ein 
ſchwarzer Flecken, und an den Seiten einige braune Striche; in 
der Rückenfloffe find 15 Stacheln und 44 weiche Strahlen. 

Sie halten fi immer in einer Tiefe von 100 Klaftern auf, und 
fommen nie an die Küfte, gehen aber leicht an die Angel. Bey 
ſtürmiſcher Witterung fommen fie biömeilen herauf, aber dann dringt 
ihnen der Magen zum Maul heraus, und fo geben fie zu Grunde, 
. Daß Fleifch wird in Grönland geſchätzt, auch gedörrt und aufbewahrt. 
Vor Zeiten brauchte man die Stacheln ald Nadeln. In der neuern 
Zeit war Faber der Einzige, welcher diefen merfwürdigen Fifch 
an Island wieder beobachtet bat (S. 126). Er beißt isländifch 
Carfi, welcher Name ſchon in der Edda vorkommt. Die größ: 
ten werden 27 Zoll lang und 8 body, gewöhnlich aber find fie 
nur 44 Zoll lang, ſchön blutroth, daher die Isländer fagens er 
wird fo fhamroth wie ein Carfi; über den Naslöchern ftehen 2 
kurze Stacheln, hinten am Kiemendeckel 3, der Leib ſtark zuſam⸗— 
mengedrückt und beſchuppt; der Kopf dagegen niedergedrückt. 
Findet ſich nur im höchſten Norden 8SO—100 Klafter tief, lebt von 
Fiſchen und Fleinen Krebfen, laiht im Frühling, wird felten ge— 
fangen, , treibt aber meiſtens nad einem Sturm zu Hunderten 
todt an. den Strand, und wird frifch gegeffen, felten getrocdnet. 
Faber fand das Fleifch trocden, würde es felbft ſchmackhaft ge> 
funden haben, wenn ihm nicht die vielen Eingeweidwürmer zwis 
ſchen den Musfeln ale Luft zum Eſſen verleidet hätten. Wahrs 


183 


Tcheinlich find daher die an den Strand getriebenen frank. Pon> 
toppidan I. 301. Pennant Il. 258. Taf. 48. Fig. 126. 
Meerbarfch. O. Fabricius F. Gr. p. 167. Götheburger 
Handl, V. ©. 49. Fig. Cuv. Val. IV. 327. t. 87. 


12. ©. In Oftindien, und zwar in den Flüffen auf Am» 
_ boina, gibt e8 einen fliegenden (Pterois volitans), 

welcher Aebhnlichfeit mit dem Barſch bat, und daher Stadhel> 
barfch beißt, aber nicht fo aroß wird; er ift ganz mit Pleinen 
Schuppen bededt, braun, gelb und meiß quergebändert; Die 
Bruftfloffen reichen bi8 and Ende des Schwanzes, find violett 
mit weißen Dupfen; auf dem Kopfe ſtehen allerley verzmeigte 
Bärtel, und in der Rüdenfloffe find 12 lange Stacheln und 12 
gefpaltene Strablen. Blob, 4. 5. IL 18. T. 184. Nieu> 
boff, Indien ID. ©. 268. F. 4. 


Zweyte Horde. Regelmäßige Fiſche. 


Leib elliptiſch und beſchuppt, Augen ſeitlich. 


Sie ſind zwar manchmal ſehr in die Länge gezogen, manchmal 
auch ſehr verkürzt und tafelförmig, behalten jedoch im Ganzen 
die elliptifche Geftalt mit einem verhältnißmäßigen und glatten 
Kopfe. Sie find durchgängig mit trodenen Schuppen bededt, 
und Staheln foınmen etwa nur an den Kiemendedeln vor, Die 
Rücenfloffen find gewöhnlich Flein, manchmal in 2 getbeilt,. bald 
mit harten, bald mit weichen, verzmweigten Strahlen. Eigentlich 
find bey allen die vordern Rückenſtrahlen einfah und hart, die 
bintern verzweigt und weich; bey den Hartflrahligen find aber 
jene, bey den Weichftrabligen diefe viel zahlreicher. Auch der 
Schwanz ift verhältnißmäßig, und beträgt felten mehr als ein 
Drittel, während er bey den vorigen Fifchen faft immer ein Ueber: 
gewicht hatte, die Hälfte, auch wohl ?/z betrug. 

Sie tbeilen fid) in Bruft: und Bauchfloffer „. welche letztere 
man für die regelmäßigften :balten- muß, weil die bintern Floffen 
in den Weichen fieben, mie bey den höhern Thieren. 


184 


11. Ordnung. 


Elliptiſche Bruftfloffer. 


Haben einen zufammengedrücten, fihuppigen Leib mit feitlichen Augen, 
bewegliche Kiefer und freye Bauchfloffen am Bruftoürtel. 


Die einen haben Zähne oder Stadheln an den Kiemendedeln, 
mie die Bärfche, andern fehlen diefelben; unter diefen gibt es 
welche, die durch ihre in die Länge oder Breite gezerrte Geftalt 
an die unregelmäßigen flreifen, wie die Thunn- und Klippfiſche; 
und wieder andere, bey denen die elliptifche Geſtalt Regel ge> 
morden ift, wie bey den Lippfifchen. 

Sie zerfallen daher in 3 Zünfte. 


7. Zunft. Schmalföpfe, Thunnfifce. 


Ein Eleiner, fchmaler, fpisiger Kopf an einem glatten, feinfchuppigen 
Leib; Kiemendedel ftumpf. 


Bey diefen Fifchen ift der Leib bald Yang, bald tafelförmig 
und mit fehr Fleinen, dünnen Schuppen bededt; dad Maul Fein, 
meift mit bürftenförmigen Zähnen; die Augen: groß, die Rüden» 
floffen ziemlich lang mit fteifen und weichen "Strahlen. Darunter 
gibt es tafelförmige, deren Rücenfloffen zum Theil mit Schuppen 
bededt find; bey den andern find fie fehuppenlo8 und oft in 


ee — getrennt. 


Die nackten Schmalköpfe, oder Shünnfife 


* ſehr feine Schuppen auf dem Leibe, aber keine an 
den Rückenfloſſen, und meiſt einen Hautkiel an der Seite des 
Schwanzes. 

Die langen haben freye Strahlen vor oder hinter der Rüden> 
floffe und die Seitenlinie meift glatt; bey den breiten find 
die Strahlen durch eine Haut verbunden, und die Seitenlinie 
ift raus. 
1. Sippfhaft. Die Tangen Thunnfifche 

ſind ſehr geſtreckt Und faſt walzig, haben eine faſt nackte 
Haut, meiſt getrennte Strahlen auf dem Rüden. Dieſe Fiſche leben 


185 


fammtlic im Meer, erreichen eine bedeutende Größe, ſind fehr 
fhmadbaft, und megen ihrer Menge der Gegenfland eines ein: 
rräglichen Werrehr®, 

Die Lange ihrer Gallenblafe iſt merkwürdig; fie reicht bis 
and Ende der Bauchhöhle, was ſchon Ariſtoteles gewußt hat. 
— 1. G. Die Lootſenfiſche (Centronotus) 

find ſpindelförmig, und haben einen Hautkiel an den Seiten 
des Schmanzes, Feine Flöſſel, aber die Strahlen der erſten Rüden> 
- floffe_geltennt; auch Zähne in Gaumen und auf der Zunge; 
6 Kiemenftrablen.. Naucrates. 

1) Der gemeine (Gasterosteus ductor), Fanfre, Pilote, 

wird 1 Schuh lang, ift ziemlich walzig und befhuppt, hat 
auf dem Rüden 4 freye Stacheln, mie die Stichlinge; ganz 
blau, mit 4—5 breiten und dunfleren Querbändern um den ganz 
zen Leib. 

Bon dieſem merfwürdigen und fchönen Fifch ließt man in 
allen Reiſebeſchreibungen. Er findet fih in allen wärmern Mee: 
ven, und ift auch im Mittelmeer nicht felten. Man: trifft ihn 
faft immer um den großen Hayfifh an, und gibt ihn die Be 
flimmung, demfelben den Raub anzuzeigen. Andere alauden, er 
halte fich in deffen Nähe, weil er von deffen Abfalen lebe. Er 
frißt übrigens Fiſche, welche Haffelquift in feinem Magen ges 
funden bat. Da er oft von Doraden verfolgt wird, fo glaubt 
man auch, er halte fih nur um feiner eigenen Sicherheit willen 
in der Nähe der Hayen. Bloch, A. 5. VO. 60. T. 338, Cuv. 
Val. VIE. 312. tab. 232, 


Commerfon fagt: „Ich babe immer die Erzählung von 


den Lootſen des Haven für eine Fabel gehalten, aber nun durch ' 


Augenfhein überzeugt, Fann ich nicht mehr daran zweifeln, Man 
begreift wohl, daß fie die Brocken verzehren, welche er fallen 
läßt; begreift aber nicht, warum er fie nicht verfchlingt, da ihm 
oft 5—6 um die Nafe fchwimmen. Sch babe oft gefeben, daß 
der Lootfe nach dem ausgeworfenen Sped ſchwamm und dann 
zurüf zum Hayen, worauf diefer fogleich felbft Fam, Fängt 
man den Hay, fo folgen ihm feine Lootſen, bi8 man ihn aufbolt; 
dann fliehen fie, und finden fie feinen andern Hay, fo halten fie 


n 


186 


fih ans Hintertheil des Schiffes oft mehrere Tage lang, bis fie 
wieder ihr Glück gemacht: haben.’ Iſis 1833. 101. | 
Geoffroy bat eine ähnliche Beobadhtung. Nachdem er 
darauf aufmerffam gemacht hat, daß viele Raubthiere ganz fried— 
lich manchmal mit fhwächern leben, mie Löwen mit Hunden, 
Adler mit Hühnern, dad Erocodil mit einem Fleinen Strand» 
läufer; daß der Caracal und der Wolf mit dem Löwen jagen, 
daß Kapen Eichhörnchen und Ratten fäugen u.f.w., fo erzählt er: 
Auf der Fahrt nah Aegypten, 1798, kam in der Nähe von 
Malta während einer Windftile ein Hay gegen dad Schiff ge— 
fhwommen, nebenher 2 Lootfen, welche immer eine gemwiffe Ent> 
fernung bielten, und fogleih das Schiff zweymal von einem 
Ende zum andern unterfuchten, und da fie nichts für ihren Gau— 
men gefunden, meiter zogen, der Hay hinterher. Indeſſen machte 
ein Matrofe geſchwind einen Hafen mit Sped zurecht, und warf 
es ins Waſſer. Obſchon die Fifche bereits ziemlich entfernt wa— 
ren, fo hörten fie doch da8 Plumpenz die Lootfen Fehrten um, 
und fobald fie den Sped hinten am Schiffe ausgefundfchaftet 
batten, begaben fie fich wieder zu ihrem Heren, welcher indeffen 
ſich an der Oberfläche des Waſſers durch Ummälzen u. dergl. be> 
luftigt hatte. Er kehrte fogleih um, auf beiden Seiten begleitet 
von feinen kleinen Freunden, welche ihn aber, fo zu fagen, auf 
den Sped flogen mußten? er ſchien ihn nicht gerochen zu haben. 
Zuerſt biß er ein Stüd ab; beym zweyten Biß aber wurde er 
gefangen und an Bord gezogen. Nach 2 Stunden fieng man 
auch einen von den Lootfen, welche dad Schiff noch nicht verlaffen 
hatten. Bode bat auf feiner Fahrt nach America die Lootfen 
ebenfalld mit dem Hay gefeben; fie Tebten, wie. er verfichert, von 
feinem ‚Unratb; auf diefe Weife wären die Dienfte mwechfelfeitig. 
Annales Mus. IX. p. 469. t 
Auch Freminville fagt: Ed ift gewiß, daß der (ng nannte 
Lootfenfiih den großen Hay beftändig begleitet und wirklich zu 
feinem Raube führt. Sch hatte immer hinter dem Schiff ein 
Stück Sped an einer Kette. Die Hayen näherten ſich bey rubi> 
j gen Waffer demfelben, aber ohne ihn zu feben: dann fam fehr 
oft der Lootfe, welcher fih um ihre Bruſtfloſſen aufbielt, vor, 
um die Beute zu unterfichen, gieng dann umter die Schnauze des 


187 


Hayen zurüd, und Fam. bald wieder; der Hay folgte fogleich, 
fhnappte darnah und mar gefangen. Der Lootſe vaber ift fo 
burtig, daß er mit feinem Nege zu bekommen ift, und er beißt 
auch nicht san die, Fleinen Angeln. - Iſis 1854. ©. 1149, | 


Andere find im Ganzen geftaltet wie die Zootfen, aber mehr 
zufammengedrüdt, und haben feinen Seitenfiel amı Schwanz, da⸗ 
gegen eine rauhe, meift flarf gefchwungene Seitenlinie; vor 
den freyen Rüdenftrablen: fteht noch einer, nach vorn gerichtet. 
Schwimmblafe groß und binten gefpalten. Lichia. 

2) Der bunte (L. amia), Liche; Lizza, 

ift ein im Mittelmeer fehr gefchägter Fiſch, ' welcher fih an 
den Thunn anfchließt, über 5 Schuh lang und gegen, 4 Eentner 
ſchwer wird; zeichnet fich durch eine fehlangenförmige, ftachelige 
Seitenlinie aus; er ift filberglängend, oben bläulichgrau, die 
Floſſen gelblih. Man fängt ihn mit Neben im May und Sep: 
tember. Rondelet ©. 254, Fig. Salviani ©, 121. Fig. 
(Willughby ©. 17.) 

5) In Nordamerica fängt man die fogenannte Roßma— 
freele (Temnodon, Gasterosteus saltator) 

in großer Menge wegen ihres ungemein fhmadbaften Fleifches. 
Sie pfleat hoch aus dem Waffer zu fpringen, und wird daber 
von den Kindern in den Bayen geangelt, Auf Carolina beißt fie 
Ship-Jack, in Virginien Grünflih. Sie wird über 2 Schub 
Yang, ift länglich, bat Feine raube Seitenlinie und feinen Kiel 
am Schwanz; die erfie Rüdenfloffe Fein, die Haut mit Fleinen 
Schuppen bededt. Vor der Steißfloffe 2 kurze Staheln, und 
eine Reihe Schneidzähne vorn in den Kiefern, nebft Bürſten— 
zähnen dahinter; die Färbung ift glänzend grau, der Rüden 
grün. Sie findet fi übrigens aub an Brafilien, am Cap, an 
Madagadcar, Neubolland und felbft im Mittelmeer. Cuvier 
Val. IX. 227. tab. 260. Catesby T. 14. 8. 2. 

4) Ein ähnlicher Fiſch beißt bey Pondichery Milhfifch 
(Peche lait, Scomber lactarius) 

wegen feiner ungemeinen Schmadhaftigfeit; er wird aber 
nur fpannelang, ift filberglängend, oben grünlich mit gelblichen 
Sloffen und einem ſchwarzen Dupfen am Dedel, Er wird auf 


F 


188 


der dortigen Rheede dad ganze Jahr gefangen. Cuv. Val. IX. 
"238. t. 261. Ruffel T. 108. | * 

2. G. Die Thunne (Scomber) 

haben einen ziemlich ſpindelfoͤrmigen, jedoch etwas zuſammen⸗ 
gedrüchten, Faum geſchuppten Leib mit nacktem Kopf, die zweyte 
Rückenfloſſe und die Afterfloſſe ſind in einzelne Flöſſel aufgelößt; 
die Schwanzſeiten meiſt gekielt und die Floſſe ſteif, gabelförmig, 
mit verzweigten Strahlen, die Zähne klein und raſpelartig; ges 
wöhnlich 7 Kiemenftrahlen. 

1) Die Mafreele (Sc. scomber),, Maquereau, Auriol; 
Cavallo in Spanien; Pisaro in Sardinien; Macarello in Rom; 
Lanzardo in Benedig; Mackrel, 

wird 41% Schuh Yang und 4—2 Pfund fihmer, ift faft 
ſchuppenlos. Der Grund der Schwanzfloffe iſt von einem Kiel 
begleitet; dien erfte Nücenfloffe (12) fteht auf dem Naden, die 
zweyte (12) auf dem Kreuz, und dahinter fliehen ‚oben und uns 
ten 5 Slöffel. Der Rüden blau mit fhwarzen Querftreifen, unten 
filberglängend. Keine Schwimmblafe, während fie doch ver: 
wandte Gattungen haben, 

Findet fih in großer Menge um ganz Europa, und wird 
an manchen Drten fo wichtig. wie die Häringe. Im Winter 
halten fie fich in der Tiefe, Fommen’ im Frühjahr an die Küften, 
um ihre Nahrung zu fuchen, und befonderd die Häringe zu vers 
folgen, mit denen fie fodann gefangen werden. Vorzüglich häufig 
an Normegen, Holland, England und Franfreih, wo fie täglich 
in Menge auf den Markt fommen und fogleich verzehrt werden, 
meil fie, wegen ihrer Weichlichfeit, bald verderben. Sie find da> 
ber Fein eigentliher Handelsartikel, wie der Häring und Stods 
fiſch. Nur im füdlichen Europa werden fie eingefalzen und in 
Pleinen Tonnen in die Nachbarfchaft verfendet. t 

Ihr eigentlicher Fang mit der Grundſchnur und den Neben 
ift im Sommer, wo fie laichen; e8 werden manchmal 4—500 
Stück auf, einmal heraudgezogen. An der Inſel St. Eroir fängt 
man fie auch ded Nachts bey Fackelſchein. Ihr Fleiſch ift frifch 
ſehr ſchmackhaft, aber wegen des Fettes ſchwer zu verdauen. 

Es iſt der eigentliche Scomber der Alten, aus dem fie ihre 
beliebte Brühe, dad Garum, bereiteten, welches als Gewürz an 


F 


189 


andere Speifen, und auch ald Arzneymittel bey Verſtopfungen 
angewendet wurde. Die meiften dazu wurden bey Garthagena 
(Plinius 31. 43.) gefangen, an einer Inſel, welche deßhalb 
Scombraria hieß. Diefed Garum wurde von einer eigenen Coms 
pagnie bereitet, und bieß daher Garum sociorums Martial 
fagt von demfelben Lib. XIII. V. 82: 


Nobile nune sitio luxuriosa Garum. vi 


Sm Winter follen fie, wie der Sander, eine Zeit lang blind 
werden, indem fih ein Fell über der Hornhaut bilde; vielleicht 
find es Fleine Eingeweidwürmer, wie bey vielen andern. Fifchen. 
Bloch, A. 3. I. 88. T. 54. Gesn?r 10130 Fig. Scomber. 

Der eigentlihe Aufenthalt, oder gleichſam das "Vaterland 
der Mafreelen iſt das Eidmeer, von welhem man fonft geglaubt 
bat, daß ale die vielen Millionen nad) dem Süden audwandern. 
Allein fie finden fih in allen Meeren, feibft in den beißen und 
auf der füdlichen Erdhälfte. Ueber ihren Winteraufentbalt bat 
der VBice- Admiral Pleville dem Lacepede (Poissons V. p. 41.) 
folgende Merfwürdigkeit erzählt: In den Sihlen (Kleine Buchs 
ten, welche vom Meer aus eine kurze Strede den Bächen ents 
gegen geben) von Grönland, der Hudfondbay und Neufundland, 
ſtecken fih die Mafreelen gegen den Winter mit dem Kopf fo tief 
im den Schlamm, daß zwey Drittel ihres Leibes bervorragen, und 
zwar fo dicht an einander, als wenn Pfähle eingeſchlagen wären, 
daß die Schiffäleute -fih beym erften Anblick fürchteten einzu— 
laufen, weil fie glaubten, e8 ware eine befondere Art von Klippen, 
an welchen die Schaluppe Schaden nehmen könnte. Hier find 
fie, unter der Eis- und Schnee: Dede gegen die. Kälte gefichert. 
Erft mitten im Sommer fommen fie bervor und durchſchwärmen 
die Küſten; fie gehen anfangd unvorfihtig in die Nebe, als 
‚wenn fie taumelig und blind wären; fpäter kann man fie aber 
nur mit der Angel fangen. Wegen ihrer leichten Zerſetzbarkeit 
werden fie bald leuchtend, Das Waffer, "worinn man fie Focht, 
zeigt dieſe ERBEN in hohem Grade, (Phil. Trans. 1666. 
pag, 116.) 

2) &8 gibt im Mittelmeer, eine etwas ht Gattung, —* 
su; 


4190 


welche man Cogniol, Cavaluco, Lacerto nennt, und für: den: 
Colias der Alten hält, woraus fie audy Garum gemadt haben 
(Plinius 32. C. 11.). Die Schuppen find größer, und bie 
fhwarzen Striche auf dem biauen Rüden bilden ein Netz. Cuv. 
Val. VIH. 39. t. 209. &eöner 304, Fig. 

b. Die Baftard-Mafreelen' (Caranx) 

find ähnliche Fleine Fifche mit einer ſtark gepanzerten, oft 
ftaheligen Seitenlinie, 2 Rüdenfloffen und einem liegenden Sta> 
chel vor der. erftenz die hintere bisweilen in Flöffel getrennt; 
vor der Steißfloffe freye Stacheln. 

3) Der Stöfer (Scomber trachurus), Saurel, Maque- 
reau: batard; Scad, 

bat große Aebnlichfeit in: Seftalt, Größe und Fleifch mit 
der Mafreele, und beißt daher auch Baſtartmakreele; die großen 
Seitenfchilder fangen fhon an der Schulter an, und die Seitens 
linie ift ftark gebogen; die Rüdenflofen (1, 85 32) find nicht im 
Flöſſel getrennt;  filberglängend, oben bläulichgrün. Sie kommen 
häufig um ganz Europa vor, ‚werden aber in der Oftfee nicht über‘ 
fpann «ang, an England gegen 1 Schub, im Mittelmeer 2 Schub, 
gewöhnlich aber nur 2 Pfund ſchwer. Hier ift er am zahlreichften, 
und zeigt fih im Frühjahr fhaarenmeife an. den Küſten, wo er 
mit: der Makreele gefangen, aber nicht beſonders geachtet wird. 
In, England falzt man ibn ein, wodurch er fhmadhafter wird. 
Er lebt von: Heinern Zifchen, und ohne Zweifel auch von Krebſen 

und Würmern, Bhoch, D. F. I. 104. T. 56. Gesner 553, 

Lacertus, Trachurus. Cuv. Val. IX. p. 11. t. 246. TA, 

4) An America gibt es einen filberglänzenden, mit einem 
fhwarzen Flecken amı Dedel, welcher die weftindifhe Mar) 
freele- beißt (Sc. carangus), EIN Rates — 

auch: gewöhnlich ihre Größe hat, und bey den Seefahrern 
und Coloniſten als eine vortreffliche und geſunde Speiſe unter: 
dem Namen Carangue-und Jurel befannt »ift. Er kommt übri⸗— 
gend-2'/ Schub lang und 20— 30 Pfund «fhmwer vor. Bloch, 
AB VER 6% %. 340. Marcgrave 172. Fig. 

5) Es findet fih ebendafelbft ein anderer (C. fallagj6ı 

dena vorigen. ganz gleich, aber ohne dem ſchwarzen * 
er iſt aber oft giftig, und darf in Havannah nicht mehr gegeſſen 


191 


werden, fobald er über 2 Pfund wiegt. Er fol jedoch diefe Eis 
genfchaften nur haben, wann fein Kopf voll Würmer fihtz was «8 
für find, weiß man nicht. Guara Tereba. Maregrave 172. 
Fig. Seba T. 27. 8.3. "Cuv. Val. IX. 95. 


ec. Die Thunne (Thynnus) find viel größer, und haben 
größere raube Schuppen um die Bruft, wie einen Kragen. 
6) Der gemeine Thunn (Sc. thynnus), Thon; Tonno, 
wird gewöhnlich 2 Schuh lang und 7 Pfund fhwer, iſt ziem> 
lih di und fpindelfürmig, und mit größern Schuppen bededt, 
zwifchen den Randfielen am Schwanz läuft nody einer im, der 
Mitte. Die Seitenlinie ift gebogen, beide Rüdenfloffen (14; 14) 
flogen an einander, und dahinter find.noh 8— 40 Zlöffel; ‚der 
Rüden iſt ftahlgrau, das übrige filberglängend, 
Die Thunnfiſche fheinen. in, allen Meeren vorzufommen; 
befonders ‚wichtig ift aber ihr, Fang im; Mittelmeer, wo fie oft 
mannslang und die? vorkommen. Man fpricht fogar von mirk: 
lichen, Ungebeuern,. die 10, ja 15—18 Schuh lang, und 10—18 
Centner ſchwer werden follen; daher man ihn auch bey Altern 
Schriftſtellern oft unter den Walfifhen findet. . Auf jeden Fall 
ift er der größte Fiſch, welcher um feines Zleifches willen ge: 
fangen wird, 
vn Er sift ein gefährliches NRaubthier ,: welches Makreelen, Hä⸗ 
singe und feine eigene Gattung verfihlingt. - Daher auch Op— 
pian von ihm fagt: 
Ast diro Thynno non est sceleratior alter, 
‚Et nullus piscis tanta impietate notandus; 
Ofendit quicquid rapidam demergit in alvum 
Namque soluta parens partu, ‚priv ata dolore 
Non parvis. parcet natis saevissima mater. 


Im Weltmeer werden ſie nur einzeln ‘gefangen, meiftens in» 
dem fie den Häringen nachftellen. "Mai wirft ihnen dann ge— 
fhwind eine Angel vor, die fie ſelten verſchmähen. Sobald fie 
gefangen find, verlieren fie allen: Muth, und ergeben fich ohne 
vielen Widerftand. Das Fleiſch fiebt wie’ Rindfleiſch aus, wird 
aber gekocht blaß, und fhmedt wie Salm Pennant lieg einen, 


492 


der 8 Schub lang war und 5 im Umfang hatte, wägen; und 
fand ibn 460 Pfund ſchwer. un 

Sein eigentliches Reich ift dad Mittelmeer, wo er in Shaw | 
ren von vielen Tauſenden zieht, und unter den Fiſchern ein. all» 
gemeinged Aufgebot veranlagt, wie, die Störe, und Haufen am 
cafpiichen Meer, Schon die Alten. ‚haben, viele8 von ihren Wan⸗ 
derungen erzäblt; nad) Pliniuß haben ‚fe fogar ‚die, Flotte 
don Aerander dem Großen aufgehalten. . Man bat Wachen 
vor ihrem Eintritt aus dem MWeltmeer ind Mittelmeer auf 
Höhen aufgeftellt, welche den Fiſchern ihre Ankunft, anzeigten. 
Auch zu unferer Zeit bat man noch geglaubt, daß fi aus dem 
Weltmeer in dad Mittelmeer zögen; jetzt aber bält man daflır, 
daß fie ſich, wie die meiſten andern Fiſche, des Winters in der 
Tiefe halten, und zur Laichzeit, welche in den Mah und Juny fait, 
an den Strand geben, wahrſcheinlich dem Strom entgegen, wie 
die Lachſe. Der größte Theil ſtreicht an Spanien, Frankreich und 
Piemont vorbey nach‘ den Sufeln Elba, Corfica, Sardinien und 
Sicilien; fie Taschen indeſſen meiftens in Tiefen von 100 Schuß, und 
gehen felten an feichte Stränder, Nach Brydons Reife durch 
Sicitien J. ©. 176 fängt man fie mit Angeln an flarfen Grund» 
fhnüren, vorzüglich aber mit großen Negen, welche an der’ Pros 
vence Mandrague, an’Stalien aber Tonnaro. heißen; ſobald der 
Führer des Zugs bineingerathen ift, fo folgen alle nach, und man 
ift eines reichen Fanges gewiß, Beys den ‚Sicilianern iſt der 
Thunnfang eine Hauptbeluſtigung in den Sommermonaten, und 
die Zubereitung und Verſendung derſelben ein Hauptgeſchäft und 
ein wichtiger Handelszweig. Sie kommen daſelbſt erſt Ende 
May an, wo die Tonnari zit ihrem. Eimpfange ‚bereit fteben; fie 


find eine Art von Wafferveftung, welche mit großen Koſten aus 


ſtarken Neben errichtet wird, die man mit Ankern und bleyernen 
Gewichten auf dem Boden des Meeres zwiſchen Felfen und In— 
ſeln errichtet, wo die Fiſche durch müſſen. Man ſchließt dieſe 
Durchgänge mit: Netzen, zund läßt nur eine kleine Oeffnung, 
welche das Thor des Tonnaro heißt und in einen großen. Saal 
führt. Sind die Fiſche darinn, fo läßt man ein Netz vor das 
Thor fallen, damit ſie nicht mehr zurück können; dann öffnet 
man, diejenige Thüre des Saals, die in ein zweytes Zimmer 


4933 


führt, und treibt ſie durch Geräufh hinein, öffnet fodann das . 
Saalthor ‚wieder, damit die Nachkömmlinge auch hinein gerathen. 
Manche Tonnariihaben eine Menge Zimmer, worein die Fiiche 
allmaͤhlich gelaffenswerden, bis fie im lesten, aus flärfern Netzen 
gemacht, in binlängliher Zahl zuſammenkommen, ıwo,fodann. die 
Schlacht angeht. Die Sicher tödten fie, mit, Speeren, Harpunen 
und Wurfpfeilen, wobeh die armen, Thiere, wuͤthend um ſich 
ſchlagen, das Waſſer in die Höhe ſpritzen, oft die Netze zerreißen⸗ 
— den Schädel an den Klippen zerſchlagen. 

Sie ſchwimmen außerordenlich fhnel, und folgen oft Schif⸗ 
* Wochen lang. Sie werden häufig von der Meerbremſe -ges 
plagt, welcher ſich wegen der weichen Haut. unter den Bruſtfloſſen 
æeinfrißt. Nach Oppian ſollen fie vor BRRERN in die TR 
—* auf den Strand ſpringen. 

2 .0sHi 'torti stimulis incursant nasibns altis, 
u NNnEt saepe in terram‘saliunt 6 gurgite vasto | 
In tanto volvunt luctantia membra dolore. 


i6t. (I. 508.) 
"46 hy 


er wir keit degeiten und pfundweife ra wie ans 
bered. Fleiſch. Zum Einfalzen wird er am Schwanz ‚aufgehangen, 
ausgeweidet, dad, , Fleifh vom Rückgrath abgefondert, zerfchnitten 
und eingepöckelt. So geht er unter dem Namen Tonnine nad 
‚Eonflantinopel, früher. befonder& häufig, ehe die, holländiſchen 
Haͤringe und, die, franzöfifchen Sardellen und Anſchovis im Han⸗ 
del waren. In Italien und Spanien iſt er ſehr geſchaͤbt, und 
man hat ihn ſogar auf Münzen geprägt; er mar, ein Bild der 
ehelichen Treue, und, durfte daher bey keiner Hochzeit feblen. 
Die Griechen hatten ihn der Diana geweiht. Bloc, D, erlle 
„95. Taf. 55. Pennant II. ©. 266. Taf. 52. Marcgrave 
&. 179% dig. Guarapueu. . Browne Jamaica p. 451. Ges- 
„Mer 1150. Fig. , Thunnus Aristotelis? Cuv. Val. VIII. 58. 
..tab..210.. Plinius IX. c. 27. Thunnus, Orcynus, Cybium, 
Melandrys. 

Bey Venedig wird er vom Auguft biß in den ‚Detober , ges 
fangen. - Seinen Zügen geben gewöhnlich Sardellen wran, und 
Delpbine jagen ihn oft in das Nep, was die Fiſcher für einen 

Diend allg. Raturg. VI. 13 


4195 


Freundſchaftsdienſt anfehen , und daher, wenn fe mit ihnen hin⸗ 
-eingerathen find, ihnen zurufen: gebt hinaus" Delphine ‚was fle 
fi nicht zweymal fagen Haffen. Die häufigften und beften find 
die von’10-40 Pfund; es gibt aber, auch gegen 5 Centner 
ſchwere welche in fenkrechte Scheiben geſchnitten und pfundweiſe 
verkauft werden; die Polizei übt darüber genaue Aufſicht. So 
geſund und ſchmackhaft ſein friſches Fleiſch iſt, fo nachtheilig 
wirkt es auf die Geſundheit, wenn es ſich der Fäulniß näpert. 
Es bekommt ſodann um die Grathen, welche roth werden, einen 
ſcharfen Geſchmack, als wenn es ſtark gepfeffert wäre, verurſacht 
Entzundung im Schlunde, Magenſchmerzen, Durchfall, und reich⸗ 
lich genoſſen ſogar in kurzer Zeit den Tod. "Die Policey unter⸗ 
ſucht daher! Alle ankommenden Ladungen, und Üßt oft, befonders 
wenn der Sirocco-Wind die Fahrt verſpätet und "die Fäulniß 
befchleunigt bat, die ganze Ladung .in das Meer werfen. Auch 
die frifchen amüffen längſtens innerhalb 2 Stunden verfauft wers 
den. Martens. H. 432... Ad 
7) Die Ralianer unterſcheiden einen kleinern unter dem 
Nanien Langfinner(So. ala longa), 
ER von welchem Euvdier vermuthet, daß er der — An- 
“thiäs‘ der Alten ſehn könnte. Er findet fi fi im Mittelmeer und 
“m atlantiſchem, und wird beſonders um ganz Spanien herum, 
an Sardinien und Sicilien gefangen." Er zieht fchaarenmeife zu 
Saufehden,‘ wie der gemeine Thunn, und mit demſelben, wird 
ebenſo behandeln und gefhägt, erreicht auch wohl die Größe von 
”80 Pfand, ünterſcheidet ſich aber durch viel längere Btuſtfloſſen, 
wilde bis an den Aufang des Schwanzes reichen. In dem 
Meerbliſen von Bigcaha find fie unter dem Namen Germon 
(Gera, Kriegsmann), welchen ihm ebemals die Engländer 
"beplegten, vom Day bis zum Dctober der Gegenftand’ einer aus⸗ 
"gedehnten’ Fifchereb. Die Zifher der Inſel Yen fangen” in 
"dh Tagen 13—14,000 Stud mit gefalzenem Aal und auch mit 
künſtlichem Köder an 80 Klafter langen Seilen. Man findet ſie 
übrigens‘ bis zum Aequator. Cuv. Val. VIII. 120. tab. 215. 
—— N II. S. 198. Duhamel Pöches U. seet. 7. 


“Nie. ii 


195 


8) Der atlantifhe Bonit (Se. pelamys) 

wird 2 Schuh Tang, ſieht ganz nadt aus und filberglängend, 
bat aber auf jeder * 4—6 ſchwaͤrzliche Längsſtreifen, oben 8, 
unten 7 Floöſſel. 

Findet ſich nur zwiſchen den Wendekreiſen und nicht im 
mittellaͤndiſchen Meer, wird auch von allen Seefahrern als ein 
Fiſch angeführt, -welcher die fliegenden Fiiche auftreibt, und dem 
Schiffsvolk eine erfehnte und’ ſehr aefunde Speiſe iſt. Der Rücken 
iſt dunkelblau, die Seiten hellblau; jederſeits laufen unter der 
Seitenlinie auf dem ſilberglänzenden Grunde A ziemlich breite 
und fhmwärzlihbraune Längsſtreifen; die Bruſtfloſſen find braun, die 
Steißfloffe filberweiß, die Iris goldgelb. Dad Maul ift fo groß, 
daß es einen fliegenden Fiſch Leicht aufnehmen: kann, ‚bat aber 
nur eine’ Reihe Feiner Zähne im Dberkiefer. Die beiden Rüdens 
floſſen find, weit von einander; die ſchwache Seitenlinie iſt ges 
bogen. Sie freſſen Tnicht bloß Fifche, fondern auch Schalthiere 
und "Meerpflangen. Sie werden ſehr von: Eingeweidwürmern 
und Lernäen geplagt. Com mers on in Lacepede V. pag. 17. 
Osbecks Reife ©. 87. Cuv. Val, VII. 113. tab, 114. 

Bory hat ihn auch in feiner Reife nach den Mascarenen 
befhrieben (TE F. 1), und Leffon an Dtabeiti in großer 
Menge gefangen.‘ Sie irren :truppweife umher, um Dintens 
ſchnecken und fliegende Fifche zu fangen, werden gegen 2 Schuh 
lang, 6 Zoll hoch und 5 Pfund ſchwer, oben blätlich oder bräun— 
lih, an den Seiten filberglängend, mit 5 bräunlichen Streifen. 
Sie fpringen bisweilen über dad Waffer, und merden an der 
Angel ‚gefangen mit Floden von Baummolle, oder mit einem 
weiß angeftrichenen Stüde Kork, das wie ein fliegender Fifch 
geſchnitzt iſt. Sie werden von den Malaven zubereitet mie die 
Thunne des Mittelmeerdz; find aber bisweilen giftig, mie «8 
ſchon Forfter erfahren bat. Die Haut wird rotb wie ein Krebs, 
ed erfolat fliegende Hihe, Ohnmacht, Grimmen, endlich Durch» 
falb und ‚Schweiß, womit die Vergiftung aufbört, Voyage de 
Duperrey Il.t. 32. Thynnus vagans. (Iſis 1833, 109.) 

9) Der mittelländifhe Bonit (Sc. sarda) 
wird eben fo groß, ift filberglängend, oben blau und bat 
auf dem Rüden ſchiefe, fhmärzliche Streifen; feine Zähne find 
15 ® 


196 


läuft ein Streifen Fleiner aber deutlicher Schuppen. 


Dieß iſt der eigentliche Bonit des mittelländifchen Meers. 


‚Er kommt jedoch auch im atlantifhen Meer ‚vor, und wird 
an den weſtlichen Küſten von Frankreich und Spanien eben ſo 
häufig gefangen wie im ganzen Mittelmeer. Obſchon er nicht 
über 2 Schuh Yang wird, fo wiegt. er doch 20-12: Pfund. Das 


Fleiſch ift weiß und fett, doch nicht fo. gut wie das deßs Thunns, 


und wird am liebſten frifch gegeffen. Da er fich aber nicht lange 
bält, fo wird er auch eingefalgen, beſonders wern die Fifcher 
durch den Wind abgehalten werden, bald ans Land zukommen: 
denn er wird gewöhnlich 20—30 Stunden weit sim hoben Meer 
gefangen, und zwar mit fünftlichem Köder, der aud einem Stud 
Blech mit weißen Federn beſteht. Er iſt ſehr gefräßig, und: flellt 
befonderd: den Sardellen nach. Arm winträglichften ift der: Fang 
in May bey Cadix; 4 Schiffe mit 100 Menſchen bringen oft 
8,000 Stüd auf einmal nach: Haufe, Die Spanter fangen ähn 
auch häufig an den’ africanifcher Küften, falzen ihn ein und’ beins 
gen ihm in den Handel, Auch an der Provinz, bey Conſtanti⸗ 
nopel und im fchwarzen Meer ift ein beträchtlicher Fang. Bey 
Venedig heißt er Palamida. Bloch, A. $. VIL am I. 35% 
Salviani Taf. 123. Gesner ©. 42. Fig. Amia. 1151. 
Thunnus;, Pelamys sarda Plinii. — T. M, 1. Ip 
Cuv. Val. VII. 149..t. 217: 

Der Academiker Köhler zu Peteröburg hat eine febr. ge⸗ 
lehrte Abhandlung über den Fang, Handel und die Zubereitung 
der Fiſche bey den Alten, beſonders des Caviars und der Fiſch— 
brühe (Garum), geſchrieben, und dazu gegen 1000 Stellen aus 
einer Unzahl von Schriften angeführt. Die Griechen nannten 
die eingeſalzenen und ſonſt eingemachten Fiſche Tarichos. Die 
Fiſche lieferten üͤberhaupt damals die köoͤſtlichſten Speiſen auf die 


ſpitziger und ſtaͤrker als beym Thunnfiſchz Uber den Bruſtfloſſen 


— 


üppigften Tafeln. In Athen wurden am meiſten geſucht die Aale 


vom See Copais in Bbotien, die Anſchovi von Phalerä; auch 
die Dintenſchnecken ſtanden in einer Art Anſehen, weil man ſie 
bey einem gewiſſen Feſte den Verwandten zum Geſchenk ſchickte. 
Bey den ältern Römern wurden die Fiſche * PR dem 
Volke — hab Oord 1 


| 497 


Piscis adhue Ali populo sine fraude vatahat, 
Ostreaque in conchis tuta fuere suis. 


Später war es umgekehrt, und gemiffe Fiſche fliegen zu einem 
ungebeuern Preife, nah Varro: 
Nee nultinummus piseis ex salo captus 
Elops: neque ostrea ulla magna captata 
Quivit palatum suscitare. 


Kifhe, für welhe man in Athen ein fchönes Pferd gab, 
wurden in Rom noch theurer bezahlt. Reiche Leute, wie Quculs 
Zus, Philippus und Hortenfiud befamen die Namen: Piscinarii, 
Piscinarum Tritones, Proceres gulae; die Familie Licinia 
den Bennamen Muraena, das Ledermaul Sergius den Namen 
Orata, von feiner Liebe zu den Goldfiſchen. Das Meer an Aſien 
Jieferte ihnen den Scarus, Ehalcedon den Pelamys und die Meer: 
aale, Caſſiodor, der Canzler Theodorich8 des Großen im. 
fehsten Jahrhundert, ſchildert den Föniglichen Tiſch auf fol 
gende Art: 

Mensae regalis Apparatus artiöstinei non parvus rei- 
publicae probatur ornatus: quia tanta dominus possidere 
ereditur, quantis novitatibus epulatur.‘ Privati est, habere 
quod lvcus continet: in prineipali convivio hoc profecto 
decet exguiri, quod visum debeat admirari. Destinet car- 
pam Danubius, a Rheno veniat ancorago exormis, tonsicula 
quibuslibet laboribus offeratur. Bruttiorum mare dulces 
mittat acernias, sapori pisces de diversis finibus offerantur, 
Sic decet regem pascere, ut a legatis gentium credatur Kim 
omnia possidere. 

Der Pabſt Clemens VII. unterhielt ſich beym Mittagsmahl 
über die beſten römiſchen Fiſche mit den Cardinälen, und dieſes 
hat ſeinen Arzt Paulus Jovius zur Bearbeitung ſeiner kleinen 
Schrift über die Fiſche veranlaßt. 

Der Tarichos der Griechen hieß bey den Römern Salsamen- 
tum, worunter man aber auch zulegt Brühen und Gewürze bes 
griff. Die großen Fifchereven in der Wolga, welche ben den 
Alten Aha biegen, wurden erft im 17ten Sahrhundert bekannt. Jene 
Alten aber fhon im aſſoviſchen Meer (Palus maeotis) und im 


498 * 


Don (Tanais); Herodot ſpricht vom Einſalzen des Stͤrs im 
Dnieper (Borysthenes), den er mit. den Nil vergleicht. Er 
mwurde auch ſchon im Bug (Hypanis) gefangen, und dad Salz 
dazu aus den benachbarten Salsfeen ‚gewonnen, ‚Der Tarichos 
der Stadt Olbia am Bug war mweit und breit berühmt, und 
wurde bis zum AAten Sahrhundert nebft dem Getreide nach Con⸗ 
ftantinopel gefhafft. In fpäterer Zeit wurde er in vielen Städ— 
ten am fhwarzen Meer bereitet. 

Die Gattung Thunnfiſch, welche jebt Bonit (Pelamys) heißt, 
zog in zahllofen Schaaren aud dem ſchwarzen Meer gegen By⸗ 
zanz, wo fie gefangen, eingefalzen und nach Griechenland und 
Rom gefhafft wurde, Nah Lucian wurden jedoch die von 
Sardinien und Iberien vorgezogen, wo fie Sarda hießen. Die 
Thunnfifche Famen im Frühjahr in dem ſchwarzen Meer an, 
und dann bereiteten fi eine Menge Ruderfchiffe zum Fang vor, 
wozu der Wächter auf einem hohen Gerüſt am Strande dad 
Zeihhen gab. So machte man ed aud) auf den griechifchen In⸗ 
feln und in Stalien, und thut es noch bey Eonftantinopel. Böt— 
tiger bat diefen Thunnfiſchfang umftändlich befchrieben (Amal⸗ 
tbea II. 302—336). Diefe Fiſche kommen oft mit Reufen und 
Angeln auf den Medaillen von Byzanz vor, Nah dem: Bonit 
murde der Rabenfifh (Coraeinus) am meiften: gefhägt, und 
die Meerbarbe (Myllus) fo wie eine Gattung Thunnfifch (Orcy- 
nus). In Gicilien verfaufte man eingefalzene Thunnfifche fo 
wie Mafreelen, und die Stadt Scombraria bey Neu:Carthago 
war defhalb berühmt. Auch von Eadir, und felbft dem: atlantiz 
ſchen Meer, kamen Thunnfiſche und Bonite in den Handel. Es 
ſollen manche 8 Centner gewogen haben. Die Aegyptier trock— 
neten die Fiſche an der Sonne, und ſalzten ſie ein, wie auch 
Enten, Wachteln und kleine Vögel. Unter jenen waren Raben⸗ 
fifhe und Welle. Die fogenannten Fifcheffer am arabifchen 
Meerbufen trocdneten die Fiſche an der Sonne, fehüttelten fie fo» 
dann am Schwanze, daß dad Fleifh von den Gräthen abfiel, 
ftaınpften es dann auf Felfen, machten einen Teig darauß, gaben 
deinfelben die Geftalt von Badfteinen, und hoben fie in Magazinen 
auf; fodann verwandelte man fie in Mehl und aß fie wie Brod, 
Sp macht man ed noch in Kamtſchatka. Bom Thurn hat man 


199 


vorzüglich das Bauchſtuͤck gefhäßt, wie noch beutzutage ; ebene 
vom Schwerdfiſch. Die, eingefalzenen Sifche ‚oder Tarichos wur— 
den in große irdene Urnen mit 2 Handhaben gepackt und vers 
fendet. Sie waren unten fpigig, und konnten daher nur ftehen, 
wenn viele, in einem Keller ſich mwechfelfeitig bielten, wie man es 
in Pompeji gefunden hat. In Griechenland mar der gewöhnliche 
Tarichos ſehr moblfeil, und murde von Sclaven, Dienſtbothen 
und Bauern gegeffen, auch von den Soldaten während des Kriege, 

befonderd wenn er ,vom Delphinen, Hammerfifchen: und ‚alten: 
Thunnfifhen gemacht war; er ‚wurde auch von den ärmſten und 
verachtetften Leuten verkauft, 4 


Oblitusne es, quia a vendebas. 


Der Vater des Philofophen Bion und des Dichter Horaz 
waren ſolche Leute. Da er feucht war und nicht angenehm roch, 
fo verkaufte man ihn aus den Biden im Keigenblätter gewicelt. 
Ein gefalzener Fiſch, an dem mehrere‘ Perfonen 3 Tage ejfen 
konnten, Foftete zu Athen nur 2 Obolen (8— 10 Kreuzer); das 
gegen wog man nicht felten. Sifche, wie den Meeraal, mit Silber 
auf, wie e8 Priamud gethan hat, um feinen Sohn Hector aus» 
zulöfen., Nah Rom Famen re für die man einen Ochſen 
gab; für einen Topf vom beſten Tarichos eine Hecatombe, d. b. 
100 Schafe und einen Ochſen; zu Catos Zeiten für ſolchen 
aus dem ſchwarzen Meer 800 Drachmen, faſt fo viele Thaler. 

Das Garum war ein anderer wichtiger Gegenſtand für die 
Schwelgerey der Alten, welches von der Makreele gemacht wurde. 
Es war ein Saft oder eine Brübe, welche aus den Därmen und 
andern. Theilen, die ‚font; meggemorfen werden, gemacht wurde, 
indem man fie in Sal; marinteren und faulen lieg. 

Aliud etiamnum Bquoris' exquisiti gemis, quod Garon 
vocare, intestinis piscinm coeterique, quae adjicienda esse 
sale maceratis, uti sit illa putrescentium macies. Hoc olim 
conficiebatur ex. —— quem Graeci Garen vocabant. Pli- 
nius 3l. c. 7. * 

Das beſte war daB Garum sociorum, welches Au dad ſpa⸗ 
nifähe, das ſchwar ze und das edle (Garon nobile) bieß. Zwev 
Maaß (Congü, 44 Shoppen) Eofleten zu Rom 41,000 Denase 


200 


(400 fl.), das Fam vorzäglih von dem feingemiſchten, indiſchen 

Gewürze ber; es gab Feine Flüſſigkeit —* den ge 

welche fo theuer bezahlt wurde. 3d 
Hine sanies pretiosa fluit, floremque eruoris * 
Evomit, et mixto gustum sale temperat oris. 


Manilius Astr. V. 671. 


Diefed befte Sarum wurde aud den Därmen und dem Blute 
frifch getödteter Mafreelen ınit Salz gemacht. 
Affertur squillas inter Muraena natantes 
In patina porrecta.. Sub hoc herus: haec gravida, 
inquit, 
Capta est, deterior post partum carne futura. 
His mistum jus est, oleo, quod prima Venafri 
Pressit cella; ; garo de succis piscis Iberi; | 


Vino quinquenni ete. 
Horat. *) 


Exspirantis adhuc Scombri de sanguine primo 
Accipe fastosum munera cara garum. 
Martial XII. ep. 102.. 


Die Mafreele Fan aus dem atlantifchen Meer, murde an 
Mauritanien gefangen, und bey Neu⸗Carthago und auf der Inſel 
Scombraria bloß zu Garum verwendet. Man machte übrigens 


*) Unter fchwimmenden Krabben nunmehr Fam eine Muräne, _ 

Lang in der Schüſſel gedehntz; und der Raucher meldete: 
„Trächtig 

„Ward ſie gehaſcht; denn das Fleiſch wird weniger que 
nach der Raichzeit. 

„Aber die Mifchung der Sod' ift Föftliches Del aus Vena: 
frums, 

„Edelfter Leſe gepregt, und Gar von Sherermärreelen; 

„Mit fünfjährigem Wein von nicht ausländifcher Kelter 

—— durchkocht (nach dem Sud' iſt ſo zuträglich der Chier, 

„Die Fein anderer ſonſt); auch weißlicher Pfeffer und Eſſig, 

„Welcher aus Methymäergewächs fich in Par gewandekt,« 

Voß. 


— 204} 
auch Barum von der Meergrundel (Apua) und von dem Ans 
ſchovi (Encrasicholus). 

Jam patinas implebo meas, ut patior ille 


.Majoram mensis Apuarum succus infundet. 
Ausonius ep. 21. 


Die Salzbrübe ‚Muria, Liquamen), welche. man au 
dem Ihunnfifch bereitete, gebörte auch zur Tafel der Alten, wcır 
aber wohlfeiler, und. kam vorzüglid, von Antibes. 

Antipolitani, ‘fateor, sum filia Thyuni: 
Essem si — non tibi missa forem. 
Martial. XII. 103. 


Zur Muria nahm man, nah Caſſianus Baffus (Geo- 
ponica 20. c. 46.), die Därme, das Blut, dad Blutwaſſer und 
die Kiemen des Ihunnfifches, beftveute e8 mit Salz, und ließ es 
in einem Gefäß 2 Mohate ftehen. Um fehlechtere zu machen, 
gabm man in Bithynien die Larierfifche (Maena) und auch «> 
dere Kleine Fifche, und that fie in einen Trog, und auf den Mo— 
dius (zu 45% Pfund) 2 Maaß (zu 26 Loth) Salz, ließ e8 eine 
Nacht ſtehen, warf e8 dann in ein irden Geſchirr, welches 2-—-3 
Monate. an der Sonne offen ftehen blieb. | 
Den Bodenfa vom Garum und von der Muria gab mıan 

den ärmften Leuten. Er hieß Alex. 

Nec mullus, nee te delectat, ‚Baetice, turdus: 

Nec lepus est unquam, ‚nee tibi gratus .aper.  — 

Capparin, et putri cepas«alece natantes, 


Et pulpam dubio de petasone oras. 
Martial. HE 77. 


Diefe Brühen goß man über allerley Fleiſchſpeiſen; auch 
trank man ſie mit Waſſer oder Wein, wie Thee oder Caffee, 
und trank ſie bey Tiſche. Endlich machte man auch Garum aus 
der Leber der Meeräfche, welches ſehr theuer war. Es iſt merk⸗ 
wuͤrdig, daß niemand von dem geſalzenen Roogen oder dem 
eigentlichen Caviar, der und von den Leckereyen der Alten allein 
übrig geblieben iſt, fpricht, als der einzige Arzt Diphilus 
Athaen. Dipn. IH. c. 24.). „Der Roogen der Fifche und der 


202 


Tarichos von demfelben ift fhmer zu verdauen, beſonders von 
großen Fiſchen.“ Das Stilfhweigen darüber kommt mabrfcheins 
li) daher, daß. man den balbflüffigen Caviar nicht in. wärmere 
Gegenden Fonnte kommen laffen. Nah Belon hat man jedoch 
in fpäterer Zeit Caviar in Griehenland gegeſſen. Wahrfcheinlich 
war er den Alten nicht gut genug. Gegenwärtig führt die Stadt 
Kertfch jährlich 373 Pud für 3,670 Rubel nad Eonftantinopel 
aus; Theodoſia 531, Taganrof 9,000, Ddeffa 9,000, Peterdburg 
ebenfalls; aus den andern ruffifchen Häven 900. Zu Caffa und 
Tana wird aud dem Roogen der Karpfenarten rother Caviar bes 
reitet und in die Türkei verführt, wo ihn die Juden verzebren. 

Außerdem madt man von dem Roogen der Meer:Aefche 
(Mugil) den fogenannten Botargo, mofür Theodofia, Alerandrien, 
Dartegue bey Marfeille, befonders berühmt find. Um Conſtanti⸗ 
nepel, wo überhaupt mehr Fiſche als Fleiſch gegeſſen werden, kann 
man in jeder Bude gebratene Fiſche haben. | 

In der meuern Zeit bat die Sardellenbrühe die Stelle des 
Garum eingenommen. _ An der Bretagne fol man jährlich 
30 Millionen Sardellen fangen, und dabey 2 Millionen Franken | 
gewinnen. In der Krimm, bey Theodofla und Sebaftopel fängt 
und mariniert man eine Menge Matreelen, welche daſelbſt 15 bid 
30 Zoll Yang, und nach Conſtantinopel ausgeführt werden; fie 
find aber erft nach einem Jahr eßbar. Die Meerbarben (Mul- 
lus) find dafelbft ebenfalls in großer Menge, aber nur 5 Zul 
lang. Me&m. Petersbourg. Phil. 1.1832. p. 347, 

3.06 De Scchwerdfiſch (Xiphias) 
zeichnet fich durch die ſchwerdförmige Verlängerung feines 
zahnloſen Zwifchenfieferd aus, ift fpindelförmig, nadt, oder viels 
medr mit. kaum erkennbaren Schuppen bededt, bat einen Hauts 
fiel an. der Seite des Schwanzed, und Feine Bauchfloſſen. Sie⸗ 
ben Kiemenſtrahlen. 

4) Der gemeine X. gladins), Espadon;, Spada, 

ift gewöhnlich mannslang, und davon nimmt dad Schwerd '/, 
weg; „die ungleich hoben Rückenfloſſen find verwachſen; bie 
Schmanzfloffe mondförmig,, der Rüden bläulih, unten weiß, 

Das Schwerd iſt 2—4 Schub lang und 2-3 Zoll breit bat 
oben eine flache Sure, unten 3; die Ränder des Mauls ſiud 


205 
ftatt der Zähne nur mit Eleinen harten Knoten beſetzt. Der 
Darmcanal ift fehr lang, macht 7 Krümmungen, und enthält ein 
Spiralband, wie bey den Hayen. Die Schwimmblaſe iſt groß 
und einfach. 

Diefer Fiſch mahnt an die Hayen, ſowohl in der Geſtalt ald 
in feiner Größe, indem man ſchon welche gefunden bat, bie 
11 Schub Yang geweſen und 3 Schub im Umfang. hatten; man 
fpricht fogar von der ungebeuern Länge von 20 Schub, und 
5 Centner Gewicht. Er bat aber harte und getrennte Knochen, 
und nur 1 Kiemenloh mit 5 Kiemenbögen und einem gewöhn⸗ 
lichen Dedel, 

Er findet fich in allen Meeren, auch in der Nord» und Oſt⸗ 
See, häufiger jedoh im Mittelmeer, wo fie ſich des Winters in 
"der Tiefe aufhalten, im May aber und Juny an die, Küften 
fommen, um zu laichen; ihre Ener find Fein und fehr zahlreich. 
Sie fhwimmen gewöhnlich paarweife mit außerordentlicher 
Schnelligkeit. Sie leben von Fifhen, und, wie man faat, auch 
von Meerpflanzen, und find nicht für eigentliche Naubfifche zu 
halten: denn’ fie „bedienen fich ihres Schmwerdes nur zur Verthei— 
digung. Ueberhaupt fchreibt man ihnen Friedfamfeit zu.  Pli> 
nius fagt, fie duürchbohrten mit dem Schwerd die Fahrzeuge, 
was aber bey feiner Schwähe und Bieafamfeit nicht möglich iſt; 
indeffen fol er an America den Esocodillen doch den Bauch auf 
fhligen. Er ift mit dem Thunn das einzige Seeungeheuer, deffen 
Fleiſch ſchmackhaft iſt. Es wird ebenfalls ausgehauen uud pfunds 
weiſe verkauft; die Bauch: und Schwanz⸗Stücke find beſonders 
geſchätzt; die Floffen werden eingefalzen, und unter den Namen 
Callo' als: beliebtes "Gericht verfauft. Sie werden von dem Fes 
derwurm (Pennella), der fih ihnen ins Fleifch frißt, fehr geplagt, 
und follen deßhalb wüthend aus dem Waſſer, und felbft in die 
Boote fpringen. - Diefe Erzählung fchreibt ſich übrigens von 
Plinius ber. Bloch, D. F. IM. 28. T. 76, Beöner’äsn, 
Fig. Gladius, 1253. Xiphias, Cuv. Val. VII. 255. t. 225, 
226, 231., nebft Schädel, 

2. Sippfhaft. Die tafelfürmigen Thunnfiſche 

find faft ſo hoch als Yang, alatt und glänzend, wie ohne 
Schuppen, baben ein faſt zahnlofes Maul, einen deckelartigen Uns 


terkiefer), meiſtens vorragende Strahlen in den Rückenfloſſen. 
Schwimmblaſe. ‚Sie find Bewohner der wärmern Meere, 


4.6. Die Spiegelfifhe (Vomer) 

find faſt ſcheibenförmig, ganz ſchuppenlos und glänzend wie 
Taffet, mit Bürftenzähnen, die Strahlen der erften Rüdenfloffe 
und der Bauchfloffen verlängern ſich in Faden. Schwinmblafe 
groß. Skelet, Agaſſiz V. A, 


4) Der Meerhbahn (Zeus gallus) 

ift fehr dünn, fpannelang und faft eben fo hoch; ber Kopf 
febr abſchüſſig, die Bauchfloſſen Yang und die Schwanzfloffe 
gefpalten; filberglängend mit, Goldfhimmer, in der. zwenten 
Rückenfloſſe ift. der. zehnte, und in der Steißfloffe der. zweyte 
Strahl der längſte. Lebt in Oftindien von Heinen. Krebfen, mie . 
Sarneelen u, dergl., und wird gegeffen. Bloch, X. $. TIL. 58, 
3.192. 8.1... Seba MI. T. 26., Nieuhoff ©. 270, Zig. 
‚Ruffel 57. Cuv. Val. IX. p. 168. tab. 254. 


2) Eingang ähnlicher findet fih von Brafilien bis red 
York, welchen man Pflugfhar: und Silber: Fiſch nennt 
(Z. vomer), 

fein. Kopf ift aber nicht ſo abſchüſſig, und der Küchen nicht. 
fü hoch gebogen; der zweyte Rückenſtrahl in. einen ſehr langen 
Faden verlängert; ‚ebenfo der erſte in der zweyten Rüdenfloffe, 
und. der erfte in der Steißfloffe; die Schwanzfloffe gefpalten; die 
Färbung ift filberglängend mit blauem Schimmer, , Er iſt zwar 
gewöhnlich über fpannelang, erreicht: aber die Größe von 2 Schub, 
Wird mit dem Neb und der Angel häufig gefangen, wobey er 
grunzt wie ‚ein Schwein. Er wird wegen feined guten und 
fhmadhaften Fleiſches ſowohl von den Europäern als von den 
Eingebornen häufig gebraten und gegeſſen. Die Holländer nen: 
nen ibn Silberfifih und die Frangofen Lune, die Portugiefen 
Peixe. Gallo., Cuv. Val. IX. p. 177. tab. 255. Bloch, A 
F. UL 45. 8.19. 8.2 Maregrave ©, 161. Fig. Aba- 
catuia. Piſo ©, 55. Fig. | 

b. Andere find mit ſehr Heinen, filberglängenden Schuppen be: 
det, haben oft eine Reihe Spitzen an den Seiten ded Rüdend; 
das faft zahnloſe Maul ift fehr vorfchiebbar, Kann ſich in eine 


205 


Röhren verlängern, ;und wird. vom. Unterkiefer wie von. einem 
Deckel geſchloſſen. 

5. G. + Die: Sonnenfiſche (Zeus) 

‚find glatt und haben eine ſtark ausgeſchnittene Rückenfloſſe 
mit geflügelten Strahlen, kleine Stacheln längs derſelben und 
der Steißfloſſe; auch 2 Reihen Stacheln vor der binteun Darm⸗ 
öffnung. Sie heißen auch Spiegelfiſche. 

Der gemeine 6 Faber — Poisson St, Biere 
mes Tripdsa 

findet ſich — in den waͤrmern Meeren Bi im Mittel 
meer, aber nur höchſt ſelten in der Nordſee, iſt auch nirgends häufig 
amd wird 12 Schuh lang, ſilbergrau, bisweilen gelb, mitten 
auf den Seiten ein ſchwarzer runder Flecken auf gelblichem Grunde, 
welcher ihm ohne Zweifel den Namen Sonnenfiſch verſchafft hat; 
auch nennt man ihn deßhalb Petersfiſch, weil der ſchwarze Flecken 
mit einer Muͤnze verglichen wird, als Andeutung, als wäre es 
derjenige Fiſch, in welchem St. Peter den Zinsgroſchen gefunden 
hat. Bey dem Griechen heißt er daher auch Chriſtusfiſch 
(Christo-psaro). Meerſchmidt ſoll er beißen, weil man in der 
Geſtalt ſeiner Knochen alle Werkzeuge eines Schmidts finden 
will. Er ſoll ſehr gefräßig ſeyn und: den kleinen Fiſchen nach— 
ſtellen. Da er nur ſelten mit andern Fiſchen gefangen wird, fo 
iſt er nicht von großer Bedeutung, obſchon er bisweilen ein Ges 
wicht von 10-12 Pfund haben ſoll. Er wird jedoch für einen 
guten Leckerbiſſen gehalten. Bloch, D. F. IL 24. Taf. 41. 
Salviani 75. Gesner 439. Fig. Faber, unter welchen 
Namen er auch: bey den, Alten vorkommt. 

en. Andere haben eine einzige, fehr hohe Rüden: und: Steiß⸗ 
floſſe, und vor der letztern nur einen kleinen Stachel, mit einem 
Kiel am Schwanz und ſehr langen Zinken an —* Stones das 
Maul Fein und zabnlos.  Lampris«.. lR 

2). Der gedupfte, (Li uttatus) 
ift merfwürdiger Weiße der einzige Fifch Diefer Het; melcher 
ſich im hohen Norden findet, jedoch auch im Mittelmeerzssaber 
ſelten. Er iſt opal tafelförmig, bat! kleine abfällige Schuppen, 
und ſiebt daher wie Taffet aus, oben blau, nach unten roſenrotb, 
vol von milchweißen Dupfen, die Floſſen ſcharlachroth. Er wird 


206 


ſehr groß, 224 Schuh lang, X hoch, 2300 biet und * über 
4 Eentner fihwer. 

Diefer ſchöne Fiſch iſt eine wahre Eſdenng in einem 
fo Falten Meer, denn er geht bis Island hinauf, ift aber an 
Grönland noch nicht gefunden worden. Er kommt ſchon in 
der Edda unter dem Namen Gottedlachd vor, und trägt an 
Island noch denfelben Namen. Dbfehon er von frühern Schrift 
ſtellern, wie Ström, Gunter und Bronnich beſchrieben 
worden, fo haben ihn doch die Neuern faft gänzlich vergeffen, Er iſt 
ein’ einfamer Fifch, der fih in den größten Tiefen des Meeres 
aufhält, und nur bisweilen an die Küften kommt, um Forellen 
‚zu fangen. Sein Fleiſch wird für fehr ſchmackhaft gehalten, und 
die Isländer glaubten ehemald, "daß alle feine Theile gegen 
irgend eine’ Krankheit gut ſeyen. Brynnich neue dan, Gef. 
Sch. IE TA. Ströms Sundmeer J. T. 17 FE 20. Guns 
ner Drontheimer Schriften IV. T. 12." Scomber pelagicus. 
Retzius fchmed. Abh. 1799 ©. 91. 'Zool.: dan.!IV. tab.:144, 
Fabers Fiſche Islands 132. Das Skelett iſt dargeſtellt von 
Bakker, Osteographia piscium. 1822. t..1—10. 

6. ©. Die Band-»Mafreelen (Eqimla) ° 

find länglic) und tafelförmig, mit dünnen und glatten 
Schuppen, einem fehr vorfchiebbaren Maul und fehwachen Bürs 
ftenzähnen, die Stirn gerad, mit einem Meinen Stachel vor jes 
dem Auge; der Naden hoch; die NRüdenfloffe ungetheilt mit 4 
oder 2 langen Strahlen, die Shwanzflofe Sei ——— 
blaſe. 

Sämmtlich in Indien, wo ſie meiſtens * leben, 
und als ſchmackhafte Speiſe genoſſen, auch getrocknet und einges 
ſalzen werden. Sie ſträuben ihre Dee" keine und er 
ſtacheln, um ſich zu vertheidigen. 

4) Die große (Scomber — Im 

mißt 1 Schuh, ift filberglängend mit einem Dutzend 0 
rother Querbaͤnder vom Rüden zur Seitenlinie. Man faͤngt fie 
einzeln zu Pondichery und Tranquebar das ganze Jahr, am mei> 
ſten im September, und hält fie für ein ſehr zartes Eſſen, das 
man felbft: den Kranken gibt. Es iſt eine der worzüglichfien Fa⸗ 
ſtenſpeiſen der dortigen Portugiefen. Bloch IX, 109. T. 428, 


207 


2) Die liftige (Zeus insidiator) ° 

wird nicht viel über 4 Zoll lang ind balb fo Hoch, Alben 
alänzend mit 9-=10 Querbaͤndern aus braunen Sieden. Wird 
an Malabar und bey Surate, wo er felbft in die Flüffe gebt, in 
aroßer Menge gefangen und getrocknet für die Zeit aufbewahrt, 
wo es wenig zu eſſen gibt. Um feine Nahrung zu erhalten, bes 
‚dient er ſich einer, befondern Liſt. Bemerkt er nehmlich Inſecten 
an Pflanzenſtengeln, ſelbſt 1 Schub hoch über dem Waſſer, ſo 
ſchleicht er ſich langſam ‚berbey, nähert fih der Oberfläche, vers 
langert die enge Schnauze und ſpriht plötzlich einige Tropfen 
darnach mit ſolcher Gefchichichkeit, daß. er fie. felten ‚verfehlt. 
Sie fallen herunter Öl werden feine. Beute: - Gelingt es nicht 
das erſtemal, ſo ſchwimmt er einigemal umher und wiederbolt ſeine 
Kunft, woben . ‚ee ‚gewöhnlich feinen, Zweck rat Se 4. 
5. II. 41. 2. 192., 3.2, 5, 

‚B. Die farkbefhuppten Schmalfäpfe 

"find alle Furz und tafelförnig, init dicht anliegenden, Fleinen 
Schuppen, die meiftend hoch auf die Nücenflofen Yaufen; fie 
baben ‚gewöhnlich Spigen an den Seiten des Schwanzes, und Jeben 
faſt nmtlich in heißen Meeren von Semwürn, Corallen und 
Sxpaltpiereh, N 

5. Sippſchaft. Die Lederfiſche 

mahnen durch ihre lederartige Haut mit dicht angewachſenen 
Schuppen und die Stacheln an den Seiten des Schwanzes eben⸗ 
ſowohl an die Hornfiſche, als durch ihren tafelförmigen Leib an 
die Sonnenfiſche, und durch die bis auf die Rückenfloſſe laufenden 
Schuppen an die Klippfifhe. Ihr Maul iſt Flein, nicht vors 
ſchiebbar, nur mit Schneidzähnen in den Kiefernz‘ fie leben bloß 
an Indien, und ſcheinen nichts anderes als Tange zu freffen, 
wodurch ſie 'ebenfalld an die Hornfifche mahnen, fo daß man vers 
ſucht ſeyn möchte, fie dazır zu ſtellen. Fünf Kiemenftrahlen, 
7. &. Bey Batavia, Pondichern, an Malacca fängt man 
ſehr haufig den »eigentlichen Lederfiſch (Teuthis, Siganus, 
Amphacanthus javus) 

an den Mündungen der Flüffe, und "genießt ihn als eine 
geſchäzte Speife. Er ift fpannelang und fat halb fo hoch, 
grünlichbraun, mit einer Menge hellern Dupfen, welche nach un» 


208 | \ 


‘ten ſich in Längsbänder reihen; er zeigt dad Eigentbünnliche, daß 
der äußere und innere Strahl der Bruftfloffe Stachelm find, wäh 
rend die 3, dazwiſchen liegenden weich find und ſich verzmeigen. 
Gronov Zoophylacium p. 13. tab. 8. his: A — von 
Geoffroy, Phil. anat. I. 471. tab. 9. n 


8.606 Die Schnapperfifche —E— — 

find ſehr zufammengedrüct, lederig oder — mit 
ee Schwanz und einen, dicht anſchließenden Schuppen, 
nebft einem bemeglichen Stachel an den ‚Seiten des Schwanzes, 
wie bey den Hornfiſchen, denen ſie auch in der ‚duffafenden 
Färbung gleichen; das Maul Fein, unbeweglich, mit einer Reihe 
angefehloffener‘ Schneibzähnt. Sie finden fi) nur in heißen 
Meeren, eben von Tangen und wahrfcheintich von Polvpen; mah⸗ 
nem auch ‘an’ die Kiippfifche, beſonders durch, die ‚Schuppen an 
der Rückenfloſſe. Skelet, Agaſſiz Weed 


4) Der gemeine oder — Aderlaffer (Chae- 
todon chirurgus) = 

aA fpannelang, gelb, unten bläufich, Kopf, velen auf BR 
Baden und, an den Seiten des Schwanzes ein ſtarker Stachel, 
wie eine Lanzete, der vorn und hinten ſpitzig iſt und womit er 
ſehr gefährlich verwunden kann. R.26. Sch. 16. St. 20. Br. 16. 
2.6. Kommt von den Antillen, Bloch, A, F. II. 99. T, 208. 


2) An den Antillen nennt man. einen ni Sich den 
Doctorfifch (A. caernleus),, In 

ift gewöhnlich 9 Zoll lang, wied aber auch * A groß ,.ift 
ſchön blau oder braun, mit vielen blauen: Längsſtrichen, welche 
ſich auch an der, Rüden» und; Steiß-Floffe, zeigen. „Er wird. fehe 
haufig an Carolina, St. Domingo, Guadeloup, wo er Lanzeten⸗ 
‚träger heißt, gefangen und gegeffen, aber nur von armen: Leuten, 
weil er nicht gut riecht. Er lebt von Laich, kleinen Krebſen und 
Tangen. Man ſollte glauben, daß wegen ſeiner ſcharfen Lanzeten 
am Schwanze Fein Raubfiſch e8 wagen würde, ‚ihn anzugreifen; 
aber Catesby bat gefeben, wie ein Barracuda (Sphyraena) 
ibın „ohne weiters .den Schwanz abbiß und verfchludte; das 
‚Uebrige big, er noch einmal entzwey, und machte foraud.ihm in 
wenigen Augenbliden. 3 Biſſen. Carolina IL. T. 10. 5. 1. 


209 


3) Einer der gemeinften an allen Südfee-Infeln if der Zes 
brafiſch (Chaetodon triostegus), 
welcher an Morig, den Sefchellen, Mariannen, Sandwichs 
Inſeln und an Neuſeeland in Menge gefangen und gegeſſen wird, 
obſchon er nach den Corallen riecht, von denen er ſich ernährt. 
Man nennt ihn Köderfreſſer, weil er denſelben mit großer Ge— 
ſchicklichkeit von der Angel zu ziehen weiß, ohne dieſelbe zu 
ſchnappen und daran hängen zu bleiben. Er wird kaum fpanne> 
lang und ift ‚olivengrün, mit 5 ſchwarzen Querſtrichen anı.den 
Seiten, wovon einer vom Naden über die Augen und die Baden 
zum VBorderdedel läuft. Seba I. T. 25. F. 4 Rufiel 86. 

9. G. Die Einbornfifche (Monoceros, Naseus) 

baben auch eine lederartige, raube Haut, aber an den Seiten 
des Schwanzed flatt einer Lanzete Nägel mit unbeweglichen 
fcharfen Blättchen hinter einander, fegelföürmige Zahne und ein 
vorgerichteted8 Horn auf der Stirn. Sie finden fih in Oft 
indien, und leben von FR, Schmwiminblafe groß, hinten 
gelpalten, 

1) Der Pleinere (M. minor, biaculeatus,. fronticornis) 

findet fih im rothben Meer, an Morib, und, mie es fcheint, 
in der ganzen Südfee in großer Menge, truppmeife beyfammen, 
oft mehrere Hundert auf einem Haufen, und werden zablreid) 
mit Neben und Harpunen gefangen, weil fie nicht an die Angel. 
geben, indem fie von Zangen leben. Am bäufigften füngt man 
fie bey Dijedda in Arabien und auf der Inſel Morib, wo fie 
eingefalgen, aber al8 eine ſchlechte Koft den Negern gelaffen wer: 
den. Sie haben die Fänge von 1—2 Schuh, find halb fo hoch, 
grau, oben ind Bläuliche, unten ind Gelbliche; das Horn auf 
der Stirn fteht gerad nach vorn und ift mit Haut überzogen, 
die beiden Schwanzzinfen find mehrere Schub Yang. "Der Darm 
canal ift ungewöhnlich Yang; bey einem Fifh von 10 Zoll mit 
er 4 Schuh. Cuv. Val. X. pag. 259. Grew. Mus. tab. 7. 
Willugbv T. O 4. Bloch systema 180. t. 42, 

4. Sippfhaft. Die Shuppenfloffer ‚oder 
Klippfifche 

find tafelförmig, mit kleinen weichen Schuppen, ed die 

Rüden und Steißfloffen noch zum Theil überzieben;. die haar— 
Okens allg. Naturg. VI. 14 


J 


210 


förmigen Zähne flehen wie — im kleinen, ſpitzigen Maul. 
Schwimmblaſe. 

Sie finden ſich nur in beißen Meeren an klippigen 
Strändern, ' daher fie ihren Namen erhalten haben. Sie 
zeichnen ſich durch grelle und ſcharf abgefepte Farben aus, welche 
gewöhnlich breite Querbänder bilden; find ſehr ſchmackhaft, eine 


Spantie bis einen Schuh groß, und werden häufig gefangen und 


gegeſſen. Da diefe Fifche nicht im mittelländifchen Meer vors 
fommen, ſo findet man auch bey den Altern —— ihrer 
faſt gar nicht erwähnt. 


10. & Die Klippfifche (Chaetodon) 

find ſehr hoch, oft höher ald lang, mit eingefehtem Schwanz 
und Maul; vorn in der langen Rüdenfloffe harte, binten weiche 
Strahlen. 

4) In Weftindien findet fih der bandierte (Ch, striatus) 

in Menge, wo er, wie übrigend die meiften Gattungen, von 
den Franzoſen Demoiselle genannt wird. Er ift faft rund, nur 
5 Zoll lang und etwad höher, weiß, mit grauen Strichen und 
5 ſchwarzen Querbändern; in der Rüdenfloffe 13 Stacheln. Er 
wird haufig gefangen und gegeffen. Cuv. Val. VIL. 10. Bloc, 
A. F. II 90. %. 205. Klein Miss. IV. t.10.£.4, Linné 
Mus. ad. 1. t, 33. f. 7. 

2) Der geftreifte (Ch. vittatus) 

wird nur 4 Zoll groß, iſt bochgelb mit 3 fchwarzen Längds 
bändern, und finder fi an allen Südſee-Inſeln, auch an den 
Molucden und Moris. Iſt ein geſchätes Eſſen. Euvier halt 
ihn für Citharhoedus des rothen Meerd von Aelian XI. 
Eap. 23. Cuy. Val. VI. 34. Valentyn 9. Mungo- 
Park Linn. Trans. I, p. 34. 


3) Der Schwärmer (Ch. 'vagabundus) 

wird 5 Zoll lang mit 3 ſchwarzen Querbändern,. durch da8 
Auge, das Kreuz und den Schwanz, nebft vielen braunen, ſchiefen 
Strihen, welche ſich auf der Schulter durchkreugen. Er ift um 
ganz Oflindien verbreitet, auh an Moritz. Bloch, A. F. IT. 
‚©. 88. Taf, 10% Fig. . Vlaming. Douwing-Harto⸗ 
sinne 214. 


* 21 


* Der Halfterfif ch (Ch, capistratus) 

ift einer der gemöhnlichften Fiſche in Weftindien, wo er and 
Demoifelle und Grifette heißt, bey den Engländern ebenfo (Young 
girl), und dad ganze Jahr in Neufen gefangen, aber nur den 
Negern gegeben wird, Er wird nur 3 Zol groß, bel violett, 
voll fparrenförmiger, brauner Streifen, auf dem Kreuz ein 
fhwarzer Augenfleden in weißem Ring. Dad Band durch das 
Auge ift braun. Bloch, A. F. II. 92, T. 205. 


5) Der großſchuppige (Heniochus macrolepidotus) 

zeichnet fidy durch feine ungewöhnlich - großen Schuppen aus; 
die erften Ruͤckenſtacheln ſind groß, und der dritte und vierte in 
ein ſehr langed Haar ausgedehnt. Er ift gemöhnlih 1 Schuh 
lang, wird aber viel größer, und erreicht felbft ein Gewicht von 
25 Pfund, ift filberglängend, der Kopf faft ganz fehwarz, und auf 
der Seite 2 Bänder, die nach binten breiter werden; die Brufts 
floffen am Ende gelb, die Bauchfloſſen ſchwarz, die Rüden: und 
Schwanz-Floſſen ebenfalld, gelb. Findet fih um ganz Indien, 
und ift wegen feines ſchmackhaften Fleiſches überall gerühmt. Er 
darf bey keinem Gaftınahl fehlen, und bat daher den Namen 
Tafelfifh befommen; beißt auch FSlaggenınann und Fähnderich. 
Blaming 202. Ruyfh T.ı. 2. Balentyn $. 18, 201, 
- 324. Bloch, A. 5. II. ©. 76, T. 200. F. 1. 


6) Der Abgottfifch (Zamclus cornutus) 

bat flatt der Schuppen nur Raubigfeiten und ebenſalls einen 
geigelförmigen Strahl in der Rüdenfloffe, ift ziemlich feheibens- 
förmig- mit zapfenartigem Kopf und. Schwanz; Augenbrauen 
rauh; Färbung gelblihgrau mit 3 fehwarzen Querbändern. 
Sehr bäufig in der ganzen Südfee und an den Moluden, 
wo er Beſaanchen beißt, Fähnderih und Trompete, und von 
den mohriſchen Fifchern abgdttifch verehrt wird, vieleicht wegen 
de3 fhwarzen Halbmondes, den das, hintere Band nebft der 
Nüden: und Steiß-Floſſe bildet. Haben fie ihn nehmlich zufäls 
lig gefangen, fo erweiſen fie ihm allerley Ehren,. fnien vor ihm 
nieder und werfen ihn dann wieder ind Meer; er hat übrigens 
ein fihmadhaftes Fleiſch, faſt wie die Schollen, mwird gegen 
1 Schuh lang und 10-15 Pfund ſchwer. Valentyn Fig. 168. 

14 ® 


212 


Blaming Fig. 203. Bloch, U. $. II 72, af 200. Fig. 2. 
Skelet, Agaffiz IV. T. 6. 

7) Die Sattelfifche (Ephippus) 

find ziemlich fcheibenförmig und haben eine getheilte Rüdens 
floffe, und der vordere Theil, welcher die Stacheln enthält, ift 
fhuppenlo8; die 3 erften Strahlen in der Steißfloffe — Sta⸗ 
cheln, und die Bruſtfloſſen find oval. 

Der gemeine (Chaet. faber) 

ift filbergrau, mit 6 dunfelblauen Querbändern;- findet fich 
häufig von Brafilien bi8 Nordamerica, und wird auch Demoi- 
selle, Chirivita, Palometa, Monbin, Inchada genannt. Sft 
eßbar. Cuv. Val. VIL 113, Bloch, A. F. II. 107. T. 211. 
g: 1. %. 212 8.2. Sloane II. T. 251. F. 4. Pilot-Fish. 
Broussonet Ichth. I. tab. 5. | 

8) Einen größern, den riefenhaften (Chaet. gigas), 

gibt es am ganzen füdlichen America, der in Brafilien . 
Enxada, und auf den Antillen Poisson - Lune beißt. Er wird 
gegen 1%, Schuh lang, faft eben fo bo, iſt bläulichgrau mit 
bräunlihen Floffen, und hat ebenfalld natürliche Gichtknoten, 
namentlih am Hinterhauptsfamm und am erften Zwifchenftachel 
der Steißfloffe, hinten mit einer Furche, morinn der dritte 
Stachel eingelenft ift. Diefe Knochengeſchwulſt ändert fi mit 
dem Alter, und findet fich nicht felten in den Sammlungen, mo 
man glaubt, fie geböre dem vorigen Fifche an (B. Wolf Diss. 
Berlin 1824). Cuvier bat aber gezeigt, daß fie von dem 
gegenwärtigen Fiſch herkommt, der noch nirgends abgebildet 
ift. Der Gichtfnochen fteht bey Wormius (Mus. pag. 570). 
Cuvier Val. VII. p. 121. 

9) Der Stront> oder Koth⸗Fiſch (Scatophagus argus) 

bat fehr feine Schuppen, 2 NRüdenfloffen mit vielen Sta— 
cheln, und 4 in der Steißfloffe; wird 4 Schuh groß, iſt grünlich 
ſilberglänzend vol brauner Dupfen, von denen er feinen lateinis 
ſchen Namen erhalten hat. Er findet fih in Dftindien, und 
gebt weit in die Flüffe hinein, mo er die Ausgüſſe der Abtritte 
auffucht und fih mit Menfchenfoth ernährt, auch den Schiffen 
folgen foll, um den Auswurf zu verzehren. Nach Einigen fey 
er deffen ungeachtet fehr ſchmackhaft, nah Andern dagegen nicht 


215 


geſchaͤßt. Nieuhoff U. ©. 269. 8.6. Valentyn IM. F. 180. 
Bloch, A. F. TIL 86. T. 104. 8. 1. 
10) Der bunte Stierfifch (Taurichthys varius), 

auch der chinefifche Teufel genannt, ſieht fehr abentheuerlich 
aus, ift nicht größer ald 6 Zoll, bat auf dem Kopf einen 
ſtarken Kamm, und davor, zwiſchen den Augen, 2 nach außen 
gebogene Hörner, eine einzige Nüdenfloffe mit kurzen Stacheln; 
die Schuppen find klein; die Färbung braun, mit einem grüns 
lihen Silberband vom Rüden über den Dedel zur Bruft, ein 
ähnliches am Grunde der NRüdenfloffe, und an ihr felbft ein 
bochgelbed; die Bruft: und Schwanz: Floffe grau, die Bauchfloffen 
ſchwarz. Werden in Dftindien für fehr fhmadhaft gehalten. 
Blaming $. 217. Balentyn $. 71. Ruyfd T. 20. $. 6. 
Cuv. Val. VO. 148. t. 181. 

b. Andere unterfcheiden fih dur einen Stachel am Vorder⸗ 
deefel und Stacheln in der Rüden: und Steiß-Sloffe, womit fie 
vermwunden ‚Fönnen.  Holacanthus. | 

14) Der gewimperte (Ch. ciliaris) 

ift oval und wird über 1 Schub groß, hat gemimperte, große 
Schuppen mit mehreren Eleinern auf ihrem Grunde, was eine 
große Seltenheit iftz Färbung violett, mit einem gelben, ſenk—⸗ 
rechten Strid am Rande der Schuppen, was ſich fehr hübſch 
ausnimmt; Rüden: und Steiß:Floffe himmelblau gefäumt mit 
rothen Spitzen; die übrigen Floffen bochgeld; auf dem Naden 
ein blaugedüpfelter, ſchwarzer Fleden; ein ähnlicher am Grunde 
der Bruftfloffe; Dedelrand blau. Diefer ſchöne Fifch finder fi 
im mericanifchen Meerbufen, wo er Isabelita, bey Portorico 
Palometa (Täubchen), an den Antillen der Portugiefe beißt, 
megen feiner blauen und gelben Färbung. Wird häufig gefangen, 
fein Sleifh von Einigen für fehr ſchmackhaft, von Andern für 
bart auögegeben. Cuv. Val. VII. 154. Catesby Taf. 31. 
Bloch, A. $. II. 111. T. 214. | 

12) Der dreyfarbige (H. tricolor) 

bat ziemlich diefelbe Größe und Geftalt, aber die Hautfarbe 
ift hochgelb mit einem großen, ſchwarzen Fladen von der Schule 
ter bid zur Schwanzmwurzel; die Ränder aller Floffen und des 
Kiemendeckels, nebft dem Stachel des gezähnelten Vorderdedels, 


218 


roth; um das Maul ein ſchwarzes Band. Er ift häufig am 
ganzen heißen America, beißt in Brafilien Acarauna und Paru., 
auf den Antillen Wef, Coquette, Monbin, Catalineta und der 
Portugiefe. Edwards Taf. 285. Fig. 4 Parra T. 7. F. 2. 
Bloch, A. 5. IX. 103. T. 426. 


15) Der Kaiferfifch (H. imperator) 

ift einer der ſchönſten im indifhen Meer und an Morik, 
wo er Gingang heißt. Er wird über 1 Schub lang und halb fo 
hoch, ift hochgelb, mit etlichen 30 dunfelblauen Streifen von der 
Schulter bi8 zum Schwanz. Die Ränder ded Kirimendedeld 
und der Augen gleihfalld blau. An den Brufifloffen ein ſchwar⸗ 
zer Flecken. Diefer prächtige Fiſch ift fetter als der Lachs, und 
fol unter allen indifchen eßbaren Fiſchen der größte und ſchmack— 
hafteſte ſeyn. Da er felten gefangen wird, fo fteht er body im 
Dreife, und daher kommt vielleicht feine Benennung. Cuvier 
glaubt, Aelian habe auch diefen Fifh auß dem rothen Meer 
gefannt, und unter dem Namen Citharoedus beſchrieben. 
Aelian fagt felbft, daß er goldglängend fey, und vom Kopf bis 
zum Schwanze dunkle Streifen habe, wie Saiten; deßhalb habe 
er auch den Namen Harfner befommen (XL Cap. 25). Bla: 
ming $. 225. Valentyn 8. 51. 370. Bloch, 4% 5. M. 
©, 51. Taf. 194. Renard U. Taf. 56. Fig. 238. Ruyſch J. 
T. 19. 5 1. 


c. Die Kuchen» oder Indian-Fiſche, mie fie bey den 
Engländern auf den Antillen heißen, find höher ald die vorigen, 
haben Fürzere Rüdenfloffen und nur 9 oder 10 Stacheln darinn; 
Die Zähne der Außern Neibe haben an den Seiten Fleinere Spi— 
ben; an den Dedeln ein Stachel, aber feine Zähne, Pom- 
acanthus. 


44) Der ſchwarze (Chaet. paru) 

wird über 1 Schuh lang, ift ganz ſchwarz, mit einem gel 
ben Strich auf jeder Schuppe, Sie heißen auf der Havannab 
Ehirivita, in Brafilien Paru, auf Martinique Portugiefen. Sie 
werden dafelbft 12—15 Pfund ſchwer und theurer verkauft als 
irgend ein anderer, 24 Er. dad Pfund. Marcgrave 444. Fig. 
Difo 66. Bloch, U. F. II. 57. T. 197, ensr 


215 


d. Andere unterfcheiden fich durch eine enge, fehr verlängerte 
Schnauze mit baardünnen Zähnen. © Chelmon. 

45) Der Spripfifch (Chaet.rostratus) 

wird etwa 6 Zoll lang, iſt gelblich filberglängend, mit 5 
braunen QDuerbändern, vielen Längsſtreifen und einem ſchwarzen 
Auge auf dem Kreuz; in der Rüdenfloffe 9 Stacheln und 21 
Sträblen, in der :Steißfloffe 23. Fünf Kiemenſtrahlen. 

Zindet fih am Strand und an den Flußmündungen der Inſel 
Sava, und gehört zu den wenigen Fifchen, welche die Snfecten von 
den Uferpflangen herunterfprigen. Hontimwel, Spitaldirector zu Ba- 
tavia, bat diefed Schaufpiel zuerft: befihrieben (Phil. Trans. LIV. 
1764. p. 89. tab. 9). Sobald er eine Fliege an einer Pflanze 
bemerkt, nähert er fi, auf 4-6 Schuh, und fpript aus feinem 
röhrenförmigen Schnabel einige Waffertropfen fo heftig und fo 
geſchickt nad) ihr ab, daß er fie felten verfehlt. Um ſich felbft davon 
zu Überzeugen, fehte er einige diefer Fifche in ein Faß mit Meer: 
waſſer, ſpießte eine Fliege an eine Nadel, ſteckte ſie an einen 
dünnen Stock und dieſen in die Seite des Faſſes. Er ſah nun 
taͤglich mit Vergnügen, wie ſich alle feine Fiſche um die Wette 
beſtrebten, die Fliege zu fällen, und ohne Unterlaß mit un: 
gemeiner Schnelligkeit, und ohne jemald ihr Ziel zu verfeblen, 
einzelne Waffertropfen darauf abfhoffen. Linné Mus. Ad. 1. 
— 6 Seba IH. &. 25. 5 17. Bloch, 2. 5. II. 78. 
z. 102. 8. 1. 

Kürzlich wurden die Streiche dieſes Fiſches wieder von 
J. Mitchell bey einem javaniſchen Häuptling, in einem Land⸗ 
baus ‚unweit Batavia, beobachtet, welcher mehrere, derfelben in 
einem Heinen Wafferbeden bielt, in deffen Mitte, ein Stod 
2 Schuh bervorragte. Es ftedten darinn hölzerne Zapfen, woran 
man Käfer fepte, durch welches Geſchäft die Fiſche verſcheucht 
würden: Nach einiger Zeit Famen fie wieder aus ihren Löchern 
bervor und ſchwammen um: den: Pfahl herum. Einer fam dann 
an die Wafferflähe, blieb ruhig ‚Dbeftete die Augen einige Zeit 
auf: einen Käfer 2 und fchoß dann aus dem Munde etwas, waſſe⸗ 
rige Flüſſigkeit mit ſolcher Stärke und Geſchicklichkeit, daß der 
Käfer herunter fiel; ser war im Augenblick verſchluckt „Dann 
kam ein anderer Fiſch und that daſſelbe, und ſo wieder andere, 


216 


bis ale Käfer weg waren. Wenn ein Sifh nicht traf, fo ſchwamm er 
um den Pfahl herum, und ſchoß dann wieder. Einer mußte dies 
ſes dreymal thun; gewöhnlich trafen fie jedoch beym erften Schuß. 
Benin Audfprigen hört man ein Geräuſch, wie bey einer Waifers 
ſpritze. Sie find breit, nur 5—6 Zoll lang, mit verfchiedenen 
ſchwärzlichen Streifen; fie werden des Tags zweymal gefüttert. 
Sie fommen aus China, und find jetzt die —2 auf Java. 
an oa 703. 


11. © Die Gichtfiſche (Platax) 

- haben abweichende Zähne; die in der vordern Reibe find 
Schneidzähne mir 3 Kerben; die andern find Buürſtenzähne; der 
Leib ift fehr dünn, die Rücken- und Steiß-Floſſen ſehr hoch und 
mondfͤrmig; die erſten mine pe fehr * Schwimmblaſe. 


4) Der gemeine (Chaet. arthriticus) 

ift faft fheibenfärmig, 1/2 Schuh lang und: 4 hoch, und wird 
noch größer, braun, oft bellgelb. marmoriert; in der Rücenfloffe 
31 weiche, Strahlen. Diefe Fifhe finden fi ‚in Dftindien, und 
werden, für eine ‚gute Speiſe gehalten. Man findet bisweilen in 
Sammlungen Fugelförmig angeſchwollene Fiſchknochen, die man 
nirgends unterzubringen wußte. W. Bell bat gezeigt (Phil. 
Trans. 1793. p- 8. tab. 6.), daß e8 Knochenſtücke find, welche 
zwifchen den Wirbeln und Stadheln liegen, fowohl im Anfang 
der, Rüden als der Steiß-Floſſe. Dieſe Geſchwülſte ſind un 
und, mit. Det, angefuͤllt. Guy. ‚Val. VII. 229. 


"Deigleichen Glichtknoten abe auch bepm ersten 
Satielfiſch (Ephippus gigäs) vor. 


»2)1Der Bodfifh (Chäst. teira) : J Aue: 

findet fih in’ Indien und im rothen Meer,’ mon'er von Co 
rallen und Mufcheln lebt, und mir dem Netz rund der Angel’ges 
fangen und igegeffen wird: "IEr wird eme Elle lang) und eben 
fo hoch, ift filberglängend, mit 3 dunkelbraunen QDuerbändern und 
fehr langen Strahlen in “der Rüden: Steiß⸗ und den Bauch 
floſſen. An Arabien heißt er klein Teira, groß Däakar.ı Forfkal 
©: 60% 412% Bloch, A. UL 65. T. 100. Fran is un! 

Fi 


217 


8. Zunft. Die Glattföpfe oder Braffenartigen 
find vollfommen elliptifch, mit großen Schuppen bedeckt, ohne Zähne 
und Stacheln am Dedel; Kopf ziemlich dick oder ftumpf, die Schnanze 
meiſt Furz, das Maul Elein mit vegelmäßig ftehenden, meift großen 

Zähnen; fierhaben nur eine lange Rückenfloffe, worinn die harten 
Strahlen: vorherrichen; 5 bis 6 Kiemenftrahlen. 


Sie finden ſich größtentheild in marmen und. heißen Meeren, 
"leben von. Schalthieren, Krebfen, Fifchen und auch von Tangen, 
und ſind meiſtens ſchmackhaft. 

Die einen ſind mehr gedehnt, und haben. einen ziemlich dicken 
oder ſtumpfen Kopf, wie die Lippfiſche. 

Andere ſind mehr breit, und haben einen gedehnten Kopf, 
wie die eigentlichen Braſſen. 

A. Die geſtreckten Glattköpfe er eine felten. nnters 
brochene Seitenlinie, und entweder eine ganz flumpfe Schnauze 
oder ſehr dicke, gefurchte Lippen. 


1. Sippſchaft. Die Stumpfköpfe— 

haben einen Kopf, der höher iſt als der Rumpf, mit einer fo 
fenfrecht abaeftusten Stirn, daß er wie ein Kindsfopf audfieht. 

1.,BG. Die Stutzköpfe (Coryphaena) 

ſind keilförmige Bruſtfloſſer mit kleinen, veſt anſitzenden 
Schuppen; Kopf groß, abſchüſſig und ſcharf, mit hechelförmigen 
Zähnen in» Kiefern und Gaumen; der Schwanz. beträgt: die halbe 
Leibeslänge; die Rüdenfloffe läuft, wie beym Seewolf, über den 
ganzen Leib, und beſteht aus weichen aber einfachen Strahlen; 
Kiemenſtrahlen 7. Dieſe Fiſche werden ziemlich groß, finden ſich 
in den wärmeren Meeren und leben von Raub. Ständen viel⸗ 
leicht beſſer beym Seewolf. Der ſcharfe und erhöhte Kopf kommt 
von einem großen Kamm der Stirn: und Scheitelbeine, was bey 
den andern nicht ‚der Fall —8 Schädel, Carus Erläuterungs⸗ 
tafeln U. Taf. 7% 
An Der: gemeine (C. ——— lo 

wird 2—4 Schuh lang, ift überall goldglängend, oben bläu—⸗ 
— anı den Seiten grünlich, unten hochgelb, ‚überall mit 
blauen Flecken. Die Seitenlinie gelb und darüber gelbe Dupfen. 


218 


Die Schwanzfloffe gabelig; in den Kiefern A Reiben Heiner Zähne. 
NR, 48. Sch. 18. St. 26. Br. 16, B. 6. 

Die Rückenfloffe blau mit gelben Strahlen, die andern Floſ⸗ 
fen gelb, an der Schwanzfloffe ein grünliher Saum, 

Diefer prächtige Fifch Lebt im Welt: und Mittelmeer, und 
ift allen Schiffern unter dem Namen: Dorado oder Goldfiſch bes 
Tannt, aber auch als ein arger Raubfifch, welcher ſehr fehnell 
fhwimmt, und befonderß die fliegenden Fiſche fo verfolgt, daß fie 
fi oft über das Waſſer erheben und auf die Schiffe niederfallen: 
dennoch werden fie ihn oft zur Beute. Sie folgen auch gemöhn» 
lich den Schiffen, um den Auswurf aufzufangen. Sie verſchlin⸗ 
gen alles, was ihnen vorkommt; man bat fogar 5 Zoll lange 
eiferne Nägel in ihrem Magen gefunden. Den fliegenden Fifchen 
ſchnellen fie manchmal ein Rlafter body aus dem Waſſer nad; 
bißweilen thun fie e8 auch aus bloßer Luft. Er hält ſich faft im» 
mer in der hoben See, und kommt nur im Herbfle zur Laichzeit 
an die felfigen Küften, mo er gewöhnlich gefangen und’ als eine 
leckere Speife verzehrt wird; manchmal 20 Pfund ſchwer. Heift 
Fero bey Nizza; ſcheint ſich im adrintifhen Meer nicht zu fin— 
den. Rondelet 255: Gesner 501. Fig. N aus dem 
Mittelmeer. "Cuv. Val. IX. 278. tab.) 266: ' Schädel, Ann, 
Mus. 1. t. 16. Bloch, A. F. I. 2 Ri 173; von den Ans 
tillen, etwas verſchieden. 

In Braſilien heißt eine Art Güde 'capema, bey den Hol 
ländern Dolfyn: wird 6-7 Schuh lang; mit feiner fcharfen Stirn 
kann er fehr Teicht die Wogen durchſchneiden; er ift grün ünd 
ſilberglaͤnzend, voll blauer — von verſchiedener Größe, wie 
Hirfe, Gerſtenkorn und Erbfe, Er ſchwimmt viel ſchneller als 
die Thunnfi che und ala —— Marcg rave 160. 
Figur. 

Ariſtoteles (V 10.) * andere Alte haben. ** einen 
Hippurus; es iſt aber zmweifelbaft, ob fie unſern Fiſch meynen: 
Er fol im Frühjahr laichen, ſchnell wachſen, ſich des Winters in 
der Tiefe verbergen, ſehr ſchnell ſchwimmen, alles, was er ſieht, 
verfolgen, beſonders ſchwimmende Splitter von Schiffbrüchen. 
um ſie zu fangen, ließen die Fiſcher, nach D ppian (IV. 404.), 
ein Bündel Bm auf den Boden; dieſe Fiſche ſamimelten ſich 


219 


gleich darum, meil fie den Schatten Tiebten, rieben ſich daran, 
und dann flengen fie fich, wegen ibrer Freßgierde, fo ſchnell, daß 
die Fifher Faum Zeit hätten, die Angel aus: und einzuziehen. 
Man brauche ald Köder den Meerjunker; diefen Stupfopf da— 
gegen, um den Schwerdfifch zu fangen. Schneider synon. 27. 

2. G. Die Scheermefferfifdhe (Xyrichthys) 

baben, wie die Lippfiihe, große Schuppen in Längsreiben, 
mit einer unterbrochenen Seitenlinie, Fegelfürmige Zähne in einer 
Meibe, woven die vordern länger; auf den Schlundfnochen Korn> 
zähne; die Stirn aber ift abſchüſſig, faft wie bey den — — 
Schwimmblaſe. 

1) Das Scheermeſſer (Coryphaena novacula), Rasoir, Ro, 

iſt ein ſehr ſchöner und ſeltener Fiſch im Mittelmeer, auf 
welchem Gold, Sapphir und Amethyſt verſchwendet find, die Haupt: 
farbe gelblihrotb, mit blauen Gittern an Leib, Kopf und Flof: 
fen; die Iris goldgelb, die rothe Rückenfloſſe mit blauen Sieden 
bat 30 Strahlen. Er ift fpannelang, bat einen nadten'Kopf und 
ſcharfen Rüden, daher der Name. Findet fih am häufigfien auf 
Sandboden bey der Inſel Rhodus, Malta und Majorca, mo 
dad Fleiſch wegen feiner Zartbeit und Schmackhaftigkeit in hohem 
Preife ftebt. Rondelet 146, Fig. Salviani 117. Fig. Ges—⸗ 
ner 741. Fig. Novacula. Bey Plintus beißt er ebenfo. 

3. © Die Bramen (Brama) 

baben Schuppen an den Steuerfloffen, wie die Klippfifche, 
aber Vürftenzäbne in den Kiefern und im Gaumen; wenig und 
kurze Stacheln in der Rüdenfloffe, eine ſenkrechte Stirn und ein 
kurzes, nach oben gerichteted Maul. Sieben Kiemenflrablen, 

41) Der gemeine (Sparus rayi), Castagnole, Rondanin, 

wird über 2 Schuh lang und 1° breit, 10—42 Pfund 
fhmwer, und mahnt in der Geftalt und der gebogenen Stirn an 
die Stupföpfe, iR jedoch fürzer und hat größere: Schuppen in 
Längdlinien, auch der Kopf iſt gefhuppt; Färbung bläulich filber: 
glänzend, oben bräunlich, fo wie die Steißfloſſen; die Ruder— 
floffen gelblich. 

‚Er findet fi ziemlich haufig im mittelländifhen Meer, mp 
er an den Küften gefangen, und.ald ein geſchätztes Eſſen ver» 
kauft wird. + Sein Fleiſch iſt zart und fehr ſchmackhaft, und ein 


220 


Begenftand der Leckermäuler. Man fängt ihn das ganze Fahr 
an tiefen, felfigen Stellen, mo er truppmeife vorfommt. Im 


Sommer wird er fehr von Fleinen Eingeweidwürmern geplagt, 


die ihn ganz mager machen, befonder8 von den Monoftomen, 
melche in feinem Fleiſche ſtecken. Hin und wieder kommt er auch 
im atlantiſchen Meer vor. Willughby V. 12. Pennant III. 
©. 43T. 43. Bloch, 4. F. V. 9. T. 273, Cuv. Val. 
VII. 281. Skelet bey Roſenthal T. 12. F. 1. 


2. Sippſchaft. Die dicklippigen Glattköpfe 

ſind regelmäßig elliptiſch, mit großen Schuppen in Laͤngs⸗ 
reihen und kegelförmigen Zähnen, ziemlich wie beym Sander, 
bisweilen auch bürſtenförmig; nur eine Rückenfloſſe, vorn mit 
Stacheln; der Kopf iſt kegelförmig, die Lippen ſind zurückgezogen, 
dick und fleiſchig, oft mit einer Querfurche, als wenn ſie doppelt 
wären; die Schlandknochen find mit ſtarken Pflaſterzähnen be— 
deckt; die Seitenlinie läuft nah am Rücken, und biegt ſich dann 
ploͤtzlich auf den Schwanz. Schwimmblaſe groß. 

Sie bewohnen größtentheils wärmere Meere, beſonders das 
Mittelmeer, zeichnen ſich durch ſchöne Farben aus, meiſt in Längs— 
ſtreifen; werden nicht groß, und halten ſich in der Tiefe auf, 
um Krebfe,und Schalthiere unter den Zangen zu fuchen, Bey 
den Alten biegen fie Meerdroffeln (Turdus). 


4. G. Die Lippfifche (Labrus), Vieille, 

baben doppelte Tippen, Fegelförmige Zähne in einer Reihe, 
wovon die vordern größer find, und pflaſterförmige Schlundzähne, 
nackte Stirn, aber beſchuppte Deckel; 5 Kiemenſtrahlen. 

1) Der gefleckte (L. maculatus) 

gehört zu den wenigen, melde in der Nordfee vorkommen; 
er findet fih an Norwegen, wo er Berg-Gylta heißt, geht aber 
nicht im die Oftfee; hält fih an flahen Ufern, und Iebt von 
Schneden und Krebfen, dit er dafelbft im Ueberfluß findet; wird 
1/5; Schub! lang, ift grünlich oder rörhlich, unten weiß, mit roth⸗ 
braun gefledten Sloffen; in der NRüdenfloffe 20 Stacheln und 
10 Strahlen. "Er wird fett und ſchmackhaft. RENNEN Icon. 
tab. 1. Blood, A. F. VL 17. T. 29.00 

2) Einer der Khönften an Norwegen, an der Rordräge 


221 


Sranfreih8 und im Mittelmeer ift der geftreifte (L. lineatus, 
caeruleus, vetula), Carpe de mer, 

welcher über 1 Schub lang wird, auf einem rötblichen Grund 
mebrere blaue Längsſtreifen bat und ebenfo geſäumte Floſſen; in 
der Rückenfloſſe 18 Stacheln und 12 Strablen. Er wird an der 
Angel gefangen, ald ſchmackhaft gegeffen, und an Sranfreih auch 
eingefalzen; an Norwegen beißt er Bla-Stal.e Pennant IH. 
©. 249. T. 45. Ascanius Icon. tab. 12. Bloch, Q. F. VI. 
14. I. 293. Riffe 225. 

5) Der rotbe (L. carneus) 

finder fich ebenfalls nicht felten unter den vorigen, gegen 
41 Schub lang, ganz roth, mit 3 ſchwarzen Fleden auf dem 
Kreuze. Wird für Verein a Ascanius Icon. 
tab. 13. Bloch, 4. F. VI. 3. T. 289. 

4) Im sehe findet fih der grüne (L. turdus, vi- 
ridis), Massot, ; 

welcher bey Venedig Papagallo verde heißt, über fpannelang 
und lebhaft grün ift, mit zerfireuten, perlglänzenden und braunen 
Flecken, bisweilen auch mit eimem Perlinutterband längs den 
Seiten. Salviani 86. Fig. Riffo 218. 

5) Im Mittelmeer ift auch der graue (L. merula), 

welcher Turdo beißt, nur fpannelang wird, oben bläulichgrau, 
unten filberglänzend. Salvianı 87, Aldrovand I. 6. ©. 55. 
Riſſo ©. 225, 
be Andere haben Schuppen in Laͤngsreihen, aber Feine auf 
dem zugefpisten Kopf; die Vorderzähne groß und fpisig, die 
Seitenlinie flarf gebogen, Julis. 

6) Der Meerjunfer oder Regenbogenfifh (Labrus 
julis), Girelle, Girello, Donzella, 

wird für den fchönften Fifh in Europa gehalten; ift zwar 
nicht viel über fpannelang und 1%, Zoll breit, zeichnet ſich 
aber durch ein bochgelbed Zickzackband, welches man mit einem 
Drdensband verglichen bat, längs den Seiten auf violettem 
Grunde aus, nebft einem Wechfel von andern fhönen Farben 
und Zeichnungen. Der Rüden iſt bläulichgrün, der Bauch meer— 
grün und filberglängend; der Kopf bunt von braun, gelb, hims 
melblau und filberweiß; die Augen morgenroth, mit goldener 


222 


Iris und: fhmwarzem Sehloch. Auf der NRüdenfloffe ein blauer 
und rotber Flecken; die Steißfloffe gelb, blau und violett, die 
Schwanzfloffe gelblih. Wegen diefer prächtigen Färbung bat er 
auch feine Namen erhalten. Er findet fih im mittelländifhen 
Meer, und war fohon den Alten unter dem Namen Julis bes 
kannt; er geht jedoch auch ind atlantifche Meer, und hält fih in 
der Nähe der Klippen, wo er Schalthiere und junge Fiſche frißt, 
im Srübjahe Taicht und an der Angel gefangen wird. Rondes 
let ©. 180. Fig. Salviani ©, 217. Fig. Gesner 549. 
Fig. Julis. Bloch, A. F. V. 141. T. 287. F. 4. 

c. ‚Andere unterſcheiden ſich durch einen ua Vorder⸗ 
deckel. Crenilabrus. 

7) Die Meerkarauſche (Lutjanus rupestris) 

wird kaum fpannelang, ift graulihbraun oder grünlih, mit 
fhwachen, braunen Querfireifen; am Anfang der Bruftfloffe und 
auf dem Kreuz ein fhwarzer Flecken, in der Steißfloffe 10 Strab> 
Yen, Er findet fih häufig an Norwegen, und beißt dafelbft Ka- 
rudse; er bat 17 Stacheln in der Rüdenfloffe und 26 Strahlen. 
Er wird gegeffen. Bloch, A. 5. IV. 117. Taf. 250. Fig. 1. 
Abildgaard in Zool. dan, tab. 15. Ström ©. 291. 

8) Der braune (Lutj. norvegicus) 

wird fpannelang und ziemlich hoch, ift braun, an den Seiten 
ind Graue oder Grünlihe, mit ſchwachen, braunen Querflecken, 
unten an der Schwanzmwurzel ſchwarze Zleden, in der Steißfloffe 
13 Strahlen. Finden ſich ebenfalld an Norwegen und im Kattes 
gat', wo fie Berg-Öplte beißen. Ström 267. Bloch, A. F. 
V256 

d. Andere ſind mit großen Schuppen bedeckt, die Seitenlinie 
unterbrochen, können den Mund röhrenförmig verlängern, und 
haben darinn kleine ſtumpfe Zähne, worunter vorn zwey lange. 
Epihulus. 

9) Der rothe Betrüger (Sparus insidiator) 

bat die Geftalt eines Karpfen, wird gegen 1 Schuh lang 
und faſt 3 Zoll hoch, iſt oben roth? an den Seiten gelblich, die 
Schuppenränder bräunlichgrün; die Rücken- und Steiß-Floſſe 
grün geſtreift. Sie leben in den indiſchen Meeren, und können 
die Schnauze in eine häutige Röhre vorſchieben, welche länger 


N 225 


als der Kopf felbft wird, und damit Fleine Fiſche plößlich weg» 
fhnappen; fie beißen deßbald an Sumatra rothe Betrüger. 
Pallas Spic. VIII. pag. 42. tab. 5. fig. 1. Ruysch Thea- 
trum I. tab. 2. fig. 6. Renard I. Fig. 209. I. Fig. 13. 

5. G. Die Rabenfifche (Chromis) . 

haben gleihfald große Schuppen in Längsreihen, einen vors 
fhiebbaren Fleinen Mund, wie die Lippfifche, aber nur Hechel— 
zabhne in Kiefern und Schlund, vorn mit kegelförmigen; die Sei— 
tenlinie unterbrochen, und die NRüdenftrahlen fadenförmig vers 
längert. r 
1) Der ſchwarze (Sparus chromis), Petit castagneau, 
Castagnollo, 

wird kaum fingerölang, und ift dunfel und etwas filberglän» 
zend, der zweyte Strahl der Bauchfloffe verlängert. Sie werden 
im Mittelmeer in Menge gefangen und gegeffen, und heißen, 
wegen ihrer fhmwarzen Farbe, Raben, Corvo. Rondelet 152. 
Fig. Gesner 350. Coracinus niger. 

2) Der weiße (Lakrus nilotıcus) v 

wird im Nil gefangen und für ſehr fhmadhaft gehalten; er 
wird 2 Schub lang, ift weißlich, mit breiten, ſchwärzlichen Quers 
bandern und dunkeln Sleden auf den Floffen. Er heißt Bulty, 
wird in den Pleinen Canälen und den Laden, welche nah 
den Ueberſchwemmungen bleiben, gefangen, und für den beften 
Fifch des Nils gehalten. Haffelquift 392. Sonnini Voyage 
UI. p. 395. tab. 27. Bey den Alten hieß er Coracinus albus. 

6. ©. Die Papagepyfifche (Scarus) DER 

baben große, glatte Schuppen, auch auf den Kiemendedeln, 
aber Feine auf dem Kopf, eine unterbrochene Seitendiniez; zeichnen 
ſich aber durd) ihre rundlichen Kiefer und die Zähne and, welche 
wie Schuppen hinter einander liegen. Diefe Kiefer fteben vor 
mie nadte Knochen, gleich denen der Kröpfer, find aber mit Zäh— 
nen bedeckt, wie ein Mofaifpflefter. 

1) Der gemeine (S. antiquorum, creticus) 

wird über 4 Schub lang und handhoch, und ift in vers 
fhiedenen Zahrözeiten blau oder roth. Findet fih im Mittels 
meer, und war bey den Alten ein berühmter Fiſch, welcher ſich 
befonderd im oͤſtlichen Mittelmeer um die Klippen aufhalten, und 


224 — 


zum. Theil von Tangen lebenund wiederkäͤuen ſoll, wie Oppiau 
fingt, Hal. I. 134.: 
Incurvi Searus incola saxi, 
Qui mutos inter pisces elamore tremendo 
Intonat, et solus pallentes ruminat herbas, 
Ac veluti pecudes revocat sub gutture pastum. 


Eolumella fast von ihn: Diefer Fifh, welcher an den 
aflatifchen und griehiichen Küften, an Sicilien ſehr haufig ift, 
gebt nie ind gallifhe und fpanifche Meer; und Pliniuß fagt 
(IX. Cap. 29.): Jetzt gibt man dem Papagepfiih, welcher 
allein unter den Fifchen mwiederfäuen und von Meerpflangen, nicht 
von Fifchen, Leben fol und im carpathifchen Meer zahlreich vor> 
handen ift, den höchſten Rang. Er geht von felbft nicht über 
das Borgebirg von Teoja hinaus. Daher bat Tiberiuß Claus 
dius den Optatus mit Schiffen dahin gefchieft, um dieſe Fifche 
zu holen, und fie an der Küfte von Campanien auszuftreuen. 
Man bat auf diefe Weile 5 Jahre lang foldhe gefangene Fifche 
wieder ind Meer geworfen, Seitdem findet man fie häufig an 
der Küfte von Stalien, mo vorher Feiner gefangen worden, Sp 
bat fih der Gaumen an den Fifchen Abmwechfelung des Geſchmacks 
genug zu verfchaffen gewußt, und man bat dem Meer einen 
neuen Bewohner gegeben, damit man fich nicht. wundert, daß 
nur fremde Vögel in Rom ſich fortpflanzen. — Bor 300 Jahren 
wurden diefe gefhästen Fifche, nah Rondelet, aud bey Mars 
feile gefangen; nun fcheinen fie aber wieder verfchwunden zu 
ſeyn, weil Riffo ihrer nicht erwähnt; und auch bey Sicilien 
feinen fie zu fehlen, da fie Rafinesque nicht aufführt. 
Ueberbaupt ift es merkwürdig, daß in der neuern Zeit niemand 
mehr von diefem Fiſche ſpricht: ſelbſt Geoffroy fihmeigt bars 
| über in dem ägyptiſchen Werk, Wir müffen daher aus Griechens 

Sand Auffchlüffe darüber erwarten. Sie follen fich fehr Lieben, 
und einander aus den Nepen beifen, Wenn nebmlich einer den 
Kopf duch eine Maſche fleft, fo fol ibm ein anderer den 
Schwanz reihen, damit er bineinbeiße und heraudgezogen werde, 
Die Fiſcher bänden einen Roogner an eine Schnur, und ruderten 
mit demfelben im Meer umber, worauf fi die Milchner fams 


225 


melten und gefangen würden, und was dergleichen Dinge mehr 
find, mie man jie bey Ovid, Oppian *) und Aelian finden 
kann. Aldrovand. ©. 8. Fig. Ein äbnliher bey Bloch, A. 
8. IV. 23. T, 220.. Bergl, Seduer 999. 

B. Die breiten Ölattföpfe 

theilen fih in dickzähnige und in folde, welche blätterige 
Schlundknochen baben. 

3. Sippſchaft. Die VRR BAR Slattföpfe 

haben eine ziemlich ſpißige Schnauze, mit gewöhnlichen Lips 
pen und meift dien Zähnen, aber feine im Gaumen und Feine 
Schuppen an den Floſſen. 

a. Die einen haben eine vorfhiebbare Schnauze. 

7. G. Die Schüpenfifche (Toxotes) | 

find länglic) ‚und zufammengedrüdt, mit großen Schuppen, 


> 





*) Inter se firmum conseryant foedus amoris 
Scari, nee soeium 'summo discrimine linquunt, 
Vuinitieo  searus quum 'sit -defixus in hamo 
Eripitur soeio, saepe auxiliaribus armis 
Pendula serrato resecatur linea dente. 

Elusus praedo tristatur pisce recepto. 

Ast alius socium curvo subvimine captum 
Substulit, et dira miserum de peste redemit 
Lophus in insisidias’ nassae se vimine piseis 
Dissoluisse eupit, elausamque relinquere eistam, 
Obstipo capito defigit lumina terrae, 

Et natat in caudam docilem septogue vagatur, 
In caput erumpens, virgas formidat acutas, 
Quae eircumtextae subelaudunt hostia summa, 
Neu feriant oculos talii sub vimine elausum 
Aspieiunt socium flectentem lubriea terca: 

Atque reluetantem frustra, labitque vollentem: 
Auxilium praestant miserp, ealathoque revellunt . 
Et caudam veluti dextram quis porrigit intro: 
Mordieus apprendit subito, et convellitur extra 
Cauda salutifero soeii soeii sub dente revincta: 
Saepe suam clausus mittit per vimina caudam 
Qua portas extra trahitur revocatus ab orco. 

A sociis tali scari sunt arte recepti. 


Oppian IV. 40, 
Okens allg. Naturg. VI. 15 


226 


\ 


welche auch, wie bev den Klippfifchen, auf den Kopf, die Rlıdens 
und Steiß:Floffe laufen; vorn in der NRücenfloffe ftarfe Sta— 
cheln; die Schnauze ift kurz, kann fich aber in eine lange Röhre 
audftreden und damit Inſecten berunterfchießen; der ganze 
Mund ift vol Bürftenzähne, nicht bloß in den Kiefern, fondern 
auch auf dem Pflugfcharbein, dem Gaumenbein und felbft der 
Zunge; 7 Kiemenftrablen, feing Kerben unten am Vorderdeckel. 

Dieſer Schübenfifch (T. jaculator) 

wird fpannelang, 3 Zoll hoch, iſt grünlichgran, oben ſchwärz— 
ih, mit einem dunfelbraunen Fleden auf dem Dedel, der 
Bruftfloffe, vorn und hinten an der Nüdenfloffe und auf dein 
Kreuz. \ | 

Er findet fih in Sftindien am Otrande, und gebt felkft in 
die Slußinindungen, 3. B. des Ganged, wo er, wie der Spritz⸗ 
fiſch unter den Klippfiihen, Inſecten, befonderd Ameifen- von 
Waſſerpſlanzen und vom. Ufer berunterfchießt, indem er die 
Schnauze fo weit hervorſchiebt, daß fie länger wird al8 der Kopf. 
Die Europäer und Chinefen zu Batavia balten ihn in Gefäßen 
mit Meerwaffer, über mwelched fie Snfecten an Stäbchen ſtecken, 
um fih an dein Herunterfhiegen zu beluftigem Sie treffen dies 
felben, wenn fie. auch. über 3 Schuh hoch über dem Waſſer find. Man 
bat den Magen voll Eleiner, affelartiger Thierchen und auch vol 
Aneifen gefunden. Gie heißen im Dealayifhen Sumpit. Pal- 
las Phil. Trans. 66. 1776. pag. 187. Fig. Sciaena jacula- 
trix, Scarus schlosseri; Buchanan, Ganges t. 14. f. 34. 
Coius chartarius; Cuv. Val. VII. 310. t. 182. 

8. G. Die Schnauzenbraffen (Maena) 

find Fein, haben Geftalt und Schuppen wie die Braffen, 
fünnen aber die Schnauze in eine dünne, faft durchfichtige Röhre 
verlängern; die Zähne find bürftenartig, bisweilen mit 2 oder 
4 größern Edzähnen Die Nüdenflofe bat feine Schuppen, 
Schwinmblafe groß, hinten ‚gefpalten. 

4) Der 2arierfifch (Sparus maena) 

bat auch Zähne auf der Pflugfchar, ift nur 6 Zell ang, bis— 
meilen von der Größe eined Härings, glänzend bleygrau, mit 
5—6 braunen 2ängöftreifen, unten filberglängend, ins Goldgelbe, 
mit bläulichen Flecken in Reihen; in den Weichen ein großer, 


227 


fhwarzer Fleden. Sind bäufig um Mittelmeer unter Tangen, 
ivo fie von. Fleinen Fiſchen und Schneden Iebenz laichen im Aue 
guft, schmecken ſchlecht, folen Durchfall verurfachen, mas ſchon die 
Alten mußten. Sie heißen in Stalien Mendole, Menola, bey 
Ariftvteled Mainis. 

Fuisse Gerres, aut inutiles Maenas, 


Odor impudicus urcei fatebatur. 
Martial XI. 32 


In Venedig ifb er, nah Martens U. 425, megen feiner 
Bitterfeit ein verachteter Fifch, der nur von der ärmſten Volks— 
claffe gegeffen, und deffen Name daher auch als Schimpf» und 
Spottname gebraucht wird. Belon 226. Fig. Rondelet 138, 
Geöner 613. Fig. Maena. Bloch, 4. F. V. 80. T. 270? 

Andere gleichen den vorigen, haben auch einen vorfchiebbaren 
Mund aber Feine Zähne im Gaumen Shre Lebensart ſtimmt 
auch überein. Smaris. 

2) Der weiße (Sp. smaris), Picarel, 

ift geftreckt, wird aber kaum fpannelang, und hat große, 
rauhe, gewimperte Schuppen in Reiben, ift filberglänzend, oben 
dunkler, unten beller, mit einigem Goldfhimmer und einigen 
bläulichen Ländsfteichen, nebft einem braunen Flecken auf der 
Seite; die Ruderfloſſen röthlichgelb. Er ift fehr häufig im gan- 
zen Mittelmeer an den Küften, wo er von Garneelen lebt; an 
den balearifchen Inſeln beträgt er die Hälfte der ganzen Fifcheren, 
und beißt dafelbft Jarret, an Spanien Caramel, bey Venedig 
Menola bianca, Maridola. Belon ©, 226. Fig. Rondelet 
©. 140. Geöner 616. Fig. Maena candida, Smaris. Bey 
ben Alten Smaris. La Roche Anıi. Mus. XIII, pag. 344, 
tab. 25. fig. 17. Cul. Val. VI. 403, 

9. & Die Braffen (Sparus) 

find ganz regelmäßig, mit großen Schuppen in Längsreihen 
bedeckt; der Kopf ziemlich fpisig und glatt, dad Maul nicht 
dorfchiebbar, Flein, meift mit großen Zähnen in Selen, abre 
feine im Gaumen, 

a Die einen haben vorn in den Kiefern eine Reihe platter 
Zähne dicht an einander, der Mund Flein und nicht vorfchiebbar; 

45 ® 


22% 


die Stacheln in den Steuerfloffen kurz. Sie Ieben von Meer⸗ 
pflanzen. Box. P 
4) Der Gelbftriemen (Sp. boops) 


wird über 1 Schub lang, oben grünlichgelb, unten filbers 


alängend, mit 3 vder 4 Gottftreifen nach der Länge unter der 
Seitenlinie; unter der Achſe? ein brauner Flecken. Iſt fehr gemein 
im Mittelmeer, und gebt bis Madera und Gallicien, aber nicht 
nördlicher, lebt von Tangen, und wird für ein gefundes, ſchmack— 
baftes Eſſen gehalten; heißt Bogo, Bugo, und bey Venedig, wo 
er nicht gefhäst wird, Bobbo; bey den Alten Box, Blöfer. 
Belon 230. Fig. Rondelet 1356. Gesner 148. Fig. Boops. 
S. 150. Fig. Box. Cuv. Val. VI. 347. tab. 161. 

2) Der Gpldftriemen (Sp. salpa) 

wird über 1 Schub lang und ift viel glänzender ald ber 
vorige, grau mit Silber: und Goldſchimmer, unten filberalänzend, 
nit einem Dutzend rother Goldftreifen nad der Länge, ein 
ſchwarzer Flecken auf der Brufifloffe. Sehr gemein im Mittel: 
meer, wo er Salpa, Saupa, Sarpa heißt, im Schlamm Tebt, 
Tange frißt, im Fruͤhjahr laicht und nicht gefchäht wird, weil er 
einen Geruch nad) Schwämmen bat, daher auch Dovid von ihm 
fingt, Hal. 131,: 

Atque immunda Chromis, merito vilissima Salpa; 


Atque avium dulces nidos immitata sub undis. 


Man fängt "ihn mit Neben und Kürbfen, denen er gern 


nachgebt, vorzüglich im Winter an tiefen Stellen. 
Was Drid von ihn fagt, er Iege wie die Vögel feine Eyer 


in Nefter, kommt wohl daher, daß fid) diefelben oft in Shwämmen | 


finden. Rondelet 154. Fig. Vergadelle. Salviani 120. 
Gesner 979. Fig. Salpa. Bloch, 4. 8. V. 44. Taf. 265. 
Cuv. Val. VI. 357. tab. 162. 

3) Der Brandbraffen (Sp. melanurus), Oblade, 

bat binter den Schneidzäbnen noch ein Band von Bürftens 
zähnen, wird 1 Schuh lang, ift bleygrau mit Silberglanz, unten 
weiß; an den Seiten 20—24 ſchwarze Längäftrihe; Dedelrand 
ſchwarz, und ein folder Fleden auf dem Kreuz. Findet fich 


s 


| 
| 
| 


bäufig im Mittelmeer in der Nähe der Küflen, und beißt - 


; 
\ 
; 


229 


Blado bey Nizza, Occhiada bey Rom, Chopa an Gallicien in 
Spanien. Bey den Mten hieß er Schwarzſchwanz (Melanurus), 
auch, wegen feiner großen blauen Augen, Großauge (Oculata). 
Er hält fih an fteinigen Küften auf, und ſey ſchwach und furchts 
fam, aber fchlau, umd laſſe ſich nicht leicht fangen, wie Oppian 
(dl. 443.) fingt: 

Haud facile parvus Melanurus fallitur arte, 

Nee curva capitur nassa,,nec retibus amplis. 


Er Iebt von Tangen und Fleinen Fifhen, wird 1—2 Pfund 
ſchwer und ift eine angenehme Speife. Salviani 181. Ron: 
delet 126. (Gesner 637. Fig.) Cuv. Val. VI. 366. t. 162. 

b. Andere haben lauter Hechelzähne, wovon die vordern 
nur etwas ſtärker find; ihr Mund ift Bein und nicht vorfchiebbar, 
and die Nücenfloffe hat mehr Stacheln als bey den Zahnbraffen; 
Schwimmblaſe groß und einfach. Cantharus. 

4) Der braune (Sp- cantharus) 

wird ſchublang, iſt ſilberglänzend mit 46 goldſchimmernden 
braunen Längsſtreifen, Rüden: und Sieißfloſſe violett. Iſt ſebr 
gemein im Mittelmeer, beſonders an Italien, heißt Cantena 
Cantaro und Tanna, und ſoll beſſer ſchmecken, wenn er in 
Strömungen gefangen wird. Er fiheint auch Tange zu freften, 
und wahrfcheinlich auch kleine Thiere. Rondelet ©. 120. Fig. 
Gesner 211. Fig. Cantharus. Cuv. Val. VI, 319. t. 160. 

c. Andere find regelmäßig elliptifch mit angedrüdten Schup⸗ 
pen in Längsreihen, auch auf dem Kopf; in dem Meinen Mund 
fteben aber vorn und hinten nur kegelförmige Zähne in einer 
Reihe, wovon vorn mehrere langer ald die andern, und wie 
Haken ausfehenz die Kiemendeckel ungezähnt; 6 Kiemenftrahlen; 
Shwimmblafe einfach. Dentex. 

5) Der Zahnbraffen (Sp. dentex)', Dente, 

ift einer der größten Fiſche dieſes Geſchlechts, erreicht 
die Länge von 5 Schub und ein Gewicht von 20 Pfund; er ift 
filderglängend, oben ind Himmelblaue, an den Seiten vol bläus 
licher Düpfel; die Schnauze gold» und fülberglänzend, die Rüdens 
flojfe gelblich, die Bruft» und Schwanzfloffe röthlich; er hat vorn 
4 längere Zähne. Iſt ein Bewohner des ganzen mittelländiichen 


250 
Meers, und Fommt gemwöhnlid S—10 Pfund ſchwer auf die 
Märkte, befonderd zu Rom während ded Sommers, wo er Den: 
‚tale heißt; in Nizza Lente. Er fol fi vorzüglich von Dinten— 
fehneden näbren, auch felbft 4 Schuh lang und 35 Pfund fihmer 
werden. Sein Fleifh ift fehr gefchägt, und faft fo hoch als das 
ded Goldbraſſens. Bey Ariftoteles Fommt er unter dem Nas 
men Synagris vor, bey den Lateinern unter dem Namen Dentex 
und Synodon. Ovid. Hal. 106. 

Insisnis Sargusque. notis, insignis et alis, 

Et super Aurata Sparulus cervice refulgens, 

Et rutilus Pagur, et fulvi Synodontes. 


Auch Apicius bat ihn mif dem Goldbraffen auf die Tafel 
gebracht. Des Winterd hält er fich in tiefen Stellen auf, und 
fommt im Srübjahr an den Strand, um zu laichen, zieht fich 
aber bey "warmer Witterung 8—10 Klafter tief zurüd, Er ift 
ein ſtarker Räuber, und zerreißt ſelbſt die Nebe, in denen fich 
Fifche befinden. In der Levante und an Dalmatien fängt man 
fo viel, daß man fie einmacen muß. Man fehneider fie in 
Stüde, Focht fie halb gar, legt fie mit Gewürz in Effig und 
fhlägt fie in Fäſſer. Auf diefe Weife Fann man fie ein Jahr 
lang erhalten. Belon ©. 181. Fig. Synagris. Galviani 
©. 111. Rondelet ©. 150. Gesner 4124. Fig. Synodon, 
Dentex. Bloch, X. 5. V. 69. T. 268, Cuv. Val. VI 212. 
tab, 153, — | | 

d. Andere haben runde, Pegelfürmige Backenzähne, die wie 
ein Straßenpflafter neben einander ftehen, 

Darunter haben wieder manche, außer vielen runden Baden» 
zähnen, noch 8—10 Schneidzähne, ziemlich wie die des Menfchen, 
Sie finden fih vorzüglich im Mittelmeer an den Küften, und 
waren größtentheild den Alten bekannt, Schmwimmblafe groß. 
Sargus, | 

6) Der größere Geißbraffen (Sp. sargus, rondeletii) 

wird fpanne> bis fchuhlang, gegen 2 Pfund fchwer, filber: 
grau, mit rötbhlihem Schimmer und etlihen 20 grauen oder 
goldgelben Längsftreifen auf den Seiten, nebft 5—6 ſchwachen 
Duerbändern; auf dem Schwanz ein dunkler Zleden. Findet fich 


231 


an allen Küſten ded Mittelmeers, ‚lebt von Fleinen Fifchen, Kreb» 
fen und kleinen Schaltbieren, ‚weil er wegen feines ſchwachen Ge: 
biſſes größere Schalen nicht zermalmen kann; wird mit einem 
Zeige, gefangen, der, aud Mebl, Käs und Sardellen verfertigt 
„wird. Er beißt Sar, Sargue et Sargo. Cuv. Val. VI. p.14. 
tab. 141. . Rondelet ©. 122. Fig. Duhamel I. s. A. 
tab. 3. fig. 1. Geoffroy Egypte tab. 18. fig.1. S. raucus. 
Bloch, A. 5.V. 36. T. 264. 

Die Alten erzählen  allerley Sonderbarkeiten von den Meer: 
braffen: Sie laichten zweymal, im Frühling und Herbfl; an 
andern Stellen beißt e8 wieder: im December; fie folgten der 
Meerbarbe, melde im Schlamm wühle, und verzebrten fodann, 
was fie locder gemacht und übrig gelaffen habe; fie Yebten geſel⸗ 
lig, hätten viele ſchwarze Linien und einen Flecken auf dem 
Schwanze, was auf den Brandbraſſen paßt. Oppian ſagt, ſie 
waͤren träg, und bewohnten die mit Tangen bedeckten Felſen; die 
Milchner kämpften um die Roogner und trieben ſie ſchwaaren— 
weiſe nach den Klippen, wo fie in Reuſen geriethen (IV. 374.); 
auch würden fie von Tauchern mit den Händen gefangen, indem 
fie ihnen die aufgerichteten Rückenſtacheln fanft mit der Hand 
yom Kopf an nady hinten niederdrücten (IV. 593.); fie hätten 
eine befondere Liebe zu den Geißen (und daher kommt der 
Name), kämen, wenn fie diefelben mädern und die Hirten fingen 
hörten, truppmeife berbey, fprängen Yuflig an den Strand, ſchmei— 
chelten und leckten das Hornvieh, und jammerten 'gleichfam, 
wenn die Ziegen zum Stall getrieben würden; die Hirten fledten 
fih auch in Geißfele, und machten am Ufer allerley Säge, um 
die bethörten Braffen zu fangen (TV. 308.) *). 





*) Invadit sargos caprarum mira ceupido: 
Qui madidi simas cupiunt tractare capellas. 
Montanis gregibus, quamvis sint agmina ponti, 
Gaudent: et foede rapiuntur amore capellae. 
Pro pudor, an sperant concordes aedere foetus? 
Incultos montis colles plagique meatus 
Pastoret claudunt, cum sera erepuseula Jucent, 
Tempore quo flavas Phoebus desiccat aristas: 
Ducunt laturas ad littura sicca capellas 


232 

7) Noch häufiger im Mittelmeer, aber Kleiner und höchftens 
fpannelang, finder fi der Pleinere G.-Br. (Sp. sargus, 
salviani), 

feine Farben find viel lebbafter und fchöner, grau goldgläns 
zend mit 15 goldenen Längäftrichen, ein goldener Sleden über 





Postquam balatus aut voces littore sargi 
Pastorum audierint: saliunt ex aequore toto: 

Sint Jicet ignavi, properant examine multo, 
Humida cornigeras gens eircumfusa capellas 
Laeta salit: lambitque gregem et blanditur ovanti. 
Pastores talem longe admirantur amorem, 

Qui primum stupidi cernunt miracula facti. 

At laete accipiunt pisces, speetantque capellae: 
Gaudent dileetas ponti speetare choreas. 
Exultant sargi contra: non est modus ullus 
Laetitiae teneri non tantum matrikus hoedi 
Adplaudunt, stabulis clausi pastuque regressas 
Aceipiunt gestu laeti, saltuque petulei. 

Omnia, quum eircum reboant loca vocibus illis: 
Pastores dulces fundunt de pectore risus. 

Ac veluti mater natum, eonjunxitque maritum 

Ire peregrinas longe tristantur in urbes: 
Moestitiamque alto tristes sub corde recondunt: 
Et celsas scandunt speculas, et lJumine lustrant 
Aequoreas undas, et fletibus ora relaxant: 

Non gressum revocant: et lumina in aequore fingunt, 
Sie maesti sargi lachrymis tristantur  obortis: | 
Quum paster.:capras de littore latas. 

Sarge miser subito (ni fallor) dira cupido 

Afferet exitium, pastor tibi causa doloris: 

In fraudem et mortem piscator vertet amores. 
Piscosas gemino quae surgunt vertice cautes, 
Non longe a terra distantes aequore parvo, 
Conjeetat clari fulgentes lumine solis. 

His habitant sargi scopulis, haee saxa frequentant, 
Nam solis gaudent radiis, et Juce nitenti, 

Ast olidae praedo tectus sub segmine caprae, 
Temporibus sunmis duo cornua longa coaptat, 

Et pastorales meditatur pectore fraudes, 

Viscere caprino simul et nidore farinam 
Conmixtam, tumidäs ponti demittit in undas. 


233 


jedem Auge, und ein Ring auf dem Schwanz. Er wird als 
eine vortreffliche Speife gefhäbt, befonderd im Herbft und Winter 
zu Rom, mo er Sargo oder Sargone heißt. Belon ©. 244. 
Fig. Salvianı ©. 179, T. 64. Gesner 964. Fig. Geof- 
froy Egypte t. 18. f. 2. S. vulgaris. Aldrovand ©. 174, 
176. Fig. Willugbby ©. 309. s 

8) Ebenfalls fehr Häufig ift der Fleine (Sp. annularis), 

welcher in Stalien Sparlo, Carlino, an Franfreich Sarguet, 
Sparaillon beißt; wird faum fpannelang, balt fih häufig in 
den gefalzenen Binnenwäffern auf, und wird nicht befonderd ges 
ſchätzt. Bey Ovid und Martial hieß er Sparulus. Belon 
©. 242. Rondelet ©. 118. Fig. Salpiani ©. 177. T. 63. 
Gesner 994. Fig. Sargus. Geoffroy Egypte t. 18. f. 3. 
La Roche Ann. Mus, XIII. tab. 24, fig. 13. Cuv. Val. VI. 
85. tab. 142. 

9) An Nordamerica gibt ed einen, welcher Schafskopf 
heißt (Sp. ovis), 

in New-York über alle N Fiſche gefhägt wird und auf 
die beften Tafeln _Ffommt. Er ftehbt nur den Forellen und den 
Salmen nad. Einer von Mittelaröße foftet 1—1°/, Dollar; noch 
fehmerer kann einer 4—7 Pfund Gterling koſten; es gibt welche, 
die über 2 Schub lang und 14—15 Pfund ſchwer werden. Die 
Färbung ift filberweiß, mit 6-7 Zoll breiten, dunfeln Quer⸗ 


Gratus odor, pastor gratus, simulata capella 
Istos decipiunt, nee fraudes mente dolosas 
Cernunt, sed laeti gaudent, lambuntque capellae 
Hostem consimilem, sed mox non mitia corda 
Invenient miseri sargi- sub pelle eaprina. 

Tune eito pestiferum soeium sub tegmine noscunf. 
Cornea cum viveo tendens hostilia lino 

Infigit carnes hamo, quas ungula caprae 

Innatas retinet, carpunt objecto repente 

Pabula, piscator retro sub brachia curvans 
Ottolit sargam, si quis Praesenserit artem. 
Villosas abigit enpras, odiomme seguuntur 
Pastorem, simulachra, RE et pascua toti. 

Si sint ahstrusae fraudes, tolientque loborem, 
Arte velox omnes eaprae sub imagine fallet 


⸗ 


‚234 


bändern, Er bat 8 Schneidzähne faſt 3 Linien ‚breit; lebt von 
Fleinen Schaltbieren, kommt vom Juny bis September an bie 
Küften truppweiſe, und, wird auf einen Zug zu Hunderten gefans 
gen, und zu Tauſenden während der Nacht auf den. Marft von 
New: Nork gefhafft, bey Falter Witterung felbit bis Philadelphia 
und Neu-Jerſey; mit der Angel Fann man ‚ibn nicht fangen, 
mweil er die Schnur abbeißt. Bey New Drleand beißt er ‚Casse- 
Burgot (Schneckenbrecher). Schöpf bat, ihn zuerſt in den 
Schriften der Berliner Freunde VII. 1788. ©. 152. beſchrieben. 
Cuv. Val. VI. 53. Mitchill Transactions ‚of New-York I. 
tab. 2. fig.:14. 

Die» Goldbraffen (Chrysophrys,“Aurata), Daurade, 
Orada, 

baben A oder 6 Fegelförmige Vorderzähne und runde Baden» 
zähne in 3 oder mehr Neihen, 6 Kiemenſtrahlen. Gie finden ſich 
in. alen wärmern Meeren, befonderd im Mittelmeer an den 
Küften und im Bradwaffer, und waren den Alten fehr gut: bes 
kannt. Gie zerfnaden ftarfe Schneckenſchalen, befonderd Rund⸗ 
und Eckmünde. 

410) Der gemeine (Sparus aurata), Daurade, 

kommt ſehr häufig im ganzen Mittelmeer vor, und wird 
-über einen Schuh lang, ift mit Fleinen platten Schuppen bededt; 
Färbung filbergrau, mit grünlibem Schimmer, "unten filbers 
glänzend, mit 18 — 20 Goidfireifen auf jeder Seite nach der ' 
Länge; ein Goldflecken auf dem Dedel und ein Halbmond zwi⸗ 
ſchen den Augen. Der Rücken fällt ins Bläuliche, die Seiten 
ins Gelbe. 

Sie halten ſich ums ganze Mittelmeer auf, beſonders 
in den ſalzigen Binnenwäſſern, wo ſie ſehr fett werden, und in 
Menge auf die Märkte kommen, beſonders nach‘ Genua und 
Nom. Sie fiharren mit ihrem Schwanz den Gand auf, und 
freifen befonderd gern Mießmufcheln, welche dabey fo laut Frachen, 
daß die Fiſcher dadurch die Gegenwart der Fifche erfahren. Man 
fängt fie den ganzen Sommer mit Neben und Angeln, woran 
man Herz: und Gaff-Muſcheln fledt, aud wohl Garneelen und 
Stücke vom Thunn und Bonit. Da fie die Kälte nicht ertragen 
können, fo zieben fie ſich des Winters im die Tiefe ded Meers 


255 


zurück; überfüllt fie ein früher Froſt, fo gehen fie. zu Taufenden 
zu Grunde. Man ißt fie frifh und gefalzen, befonders, während 
der Faften. Sie wachſen außerordentlih ſchnell, und man bat 
fhon melde, befonderd in den Meerteihen gefangen, welche 
18 Pfund mwogen und 2 Schuh lang waren. Bisweilen findet 
man fie auch an den Weſtküſten von Frankreich, Spanien und 
felbft England, aber nicht nördlicher. Die Alten, melde ibn 
Goldbraue (Chrysophrys) und Goldfiſch (Aurata) nannten, haben 
viel Wefend davon gemacht und allerley Gefhichten von ihm 
erzählt. Die Römer bielten ihn in Teichen, befonderd Sergius 
in dem Yucriniihen See, wo er fehr gut geworden feyn fol. 

| Non omnis laudem pretiumque Aurata meretur, 

Sed cui solus erit concha luerina cibus. 


Martial. Al. 90. 


Auf Malta beizen die Goldſchmidte mit Scheidwaſſer einen - 
ſchwarzen Flecken in die Mitte der größten Zähne, faſſen fie in 
Ringe und verfaufen fie unter dem Namen Schlangenzunge an 
leichtgläubige Leute, welche ihnen große Heilkräfte zufchreiben. 

Diefer Lieblingäfilich der alten Römer behauptet, nah Mar: 
tens 1. ©. 424, auch jetzt noch feinen alten Rubm, Bey Bes 
nedig wird er mit großer Sorgfalt in den tiefer Liegenden Fifch> 
bebältern gezogen, meil er leichter ald andere Fifche, fowohl bey 
zu großer Hitze als Kälte, abſteht. Er Fommt im Frühling bis 
zum Auguft auf die Fiſchmärkte, ausgewachſen 10 Pfund fchmer. 
Belon ©. 192. Fig. Salvianı T. 62. Rondelet ©, 115. 
Geöner 123. Fig. Bloch, 4A. F. V. ©, 52. T. 266. Die 
Zähne T. 74, welche man früber für die des Meerwolfs gehalten 
bat. Cuv. Val. VI. 85. tab. 145. 

Andere haben ebenfalld 4 oder 6 kegelförmige Vorderzähne, 
aber nur 2 Reiben runde Backenzähne. Pagrus. 

41) Der röthlidhe (Sparus pagrus) 

wird über 2 Schuh lang und 10 Pfund ſchwer, ift filberglängend 
ind Röthliche, ohne einen Goldfleden zwifchen den Augen, Sins 
det fich bloß im mittelländiihen Meer und an der Meftküfte von 
Africa, nicht nördlicher; hält fih im Schlamm, lebt von Schale 
thieren, Dintenfchneden, Garneelen und Zangen, und wird mit 


256 


Netzen und Angeln gefangen. Heißt ben den Alten Phagros, 
Pagur, in Stalien Pagro, bey Venedig Cantarella et Tabaro. 
Rondelet 142. Fig. Belon ©. 186. Gesner 773. Fig. 
Pagrus. Cuv. Val, VI. p. 142. tab. 148. 


e. Andere haben ebenfalls 2—3 Reihen runde, jedoch Fleinere 
Badenzähne, aber. bürftenartige Vorderzähne. Sie leben, wie die 
vorigen, von Schalthieren an den Küften, und halten fi trupps 
weife zuſammen. Pagellus. 


12) Der rothe (Sparus erythrinus) 

wird kaum fchublang und 2 Pfund fehwer, ift oben ſchön 
carminroth, an den Seiten rofenrotb und unten füberglängend; 
die Floſſen rofenrotb; nah dem Tode wird er gelblih, Er 
findet fich febr häufig im Mittelmeer und on den Weſtküſten von 
Sranfreich und felbft Holland, jedoch ſelten; beißt Pagel, zu Rom 
Fragoline, zu Benedig Alboro, in Gicilien Luvaru. Er ift 
ſchmackhaft, beſonders des Winterd, Rondelet 145. Fig. Ges— 
ner 434, Fig.  Erythrimus. Bloch, A. F. V. 99. Taf. 274. 
Cuy. Val. VE p. 170. tab. 150, 

15) Es gibt einen Abnlichen, rofenrotden Fiſch, unten mit 
Silberglanz, im Mittelmeer, befonderd an Spanien, welcher auch 
ind atlantifche Meer geht, und bi in den Canal Lamanche 
fommt. Es ift der rofenrotbhe (Sparus orphus 8. centro- 
dontus), Rousseau, Gorazo, Besugo, 


Er bat einen auffallend ſchwarzen Fleden an der Schulter. 
Die Färbung ändert jedoh ab; fie fallt mandhmal mehr ind 
Braune, mandhmal ind Silberweiße voll fhwarger Düpfel, mit 
einem fihwarzen, zafigen Sleden an den Dedeln. Er mißt ges 
mwöhnlih A; Schub, wird aber über 2 lang. Er laicht vom 
May bi zum July an den Küften, mird aber im hoben 
Meer während des Winter bisweilen in einer Tiefe von 
1000 Schub, am häufigſten an Biscaja ꝛc., gefangen und für 
ſchmackhaft gebalten. Er fol Meine Fifhe und Meerpflanzen 
freien. NRondelet ©. 157. Fig. Orphus. Gesner 752, 
Aldrovand ©. 151. Fig. Pagrus. Bloch, A. F. V. ©, 6%. 
Taf. 267. Sp. pagrus. La Roche Anu. Mus. XII 345. 
tab. 3, fie. 11. 


257 


44) Der Marmorbraffen (Sparus mormyrus) 

ift ſehr geftrecdt, über 1 Schub lang, gelblich ſilberglänzend 
mit 7 braunen Querfireifen. Findet ſich ebenfalls im Mittels 
meer unter dem Namen Mormo, Mormyro und Mormyllo; 
am bäufigften in der Gegend von Rom und an Yegypten. Belon 
©. 185, Fig. Gesner 646. Fig. Mormyrus. Rondelet 
©. 153. Salviani ©, 184. Geoffroy Eg. 343, t. 18. f. 3. 

4. Sippſchaft. Die Blätterfiſche 

baben große Schuppen, große Köpfe und bin und wieder 
Kerben am Deckel; unterfheiden ſich aber von allen andern das 
durch, daß ibre Schlundfnochen in eine Menge. Blättchen ae: 
theilt find, zwifchen denen ſich das Waſſer hält, fo daß fie lang 
im Freyen ihr Leben fortfegen Fonnen, Sie find.n fih nur in 
Indien. 

10. G. Die Kletterfiſche (An>has) 

haben Kerben am ganzen Rande des Deckels, aber Feine am Vor⸗ 
derdeckel, was fonft umgekehrt iſt; der Leib iſt Yänalich, mit ſtarken 
Schuppen bedeckt; der Kopf groß, rund und beſchuppt, mit 
kurzer, platter Schnauze und kleinem Maul, worinn nur Bürften> 
zähne in den Kiefern; die Seitenlinie unterbrochen; in der 
Rückenfloſſe viele Stacheln und 6 Kiemenſtrahlen. Schwimmblaſe 
hinten geſpalten. 

4) Der gemeine (Perca scandens, Anthias testudineus) 

wird nur fpannelang und ift vol Schleim, oben grün, unten 
gelb, die Schmanzfloffe rund, binten am Deckel eine Menge Fieis 
ner Stacheln. Findet fih in ganz Oftindien, und wurde zuerft 
von Daldorf befchrieben (Linn. Trans. II. 1797. p. 62.). Er 
lebt in füßem Waffer, in Teihen, Sümpfen ind Gräben von 
Waſſer-Inſecten, und beißt dafelbft Sennal, Pannei-Eri und Coi. 
Die Lebendart diefes Fiſches iſt ganz fonderbar. Daldorf traf 
dieſen Fiſch auf Tranquebar, als er gerade in der Ritze einer 
Palme, die nicht weit von einem Teiche, and, in die Höhe klet— 
terte, indem er ſich mit den Stacheln der audgefpreipten Dedel 
an den Wänden des Spaltes bielt, den Schwanz bin und ber 
bog, die Stadyeln der Steißfloffe an die Wand ftüßte, die Deckel 
zufammenfhlug und fo einen Schritt weiter that. Unter einem 
Dad) lief er im trodenen Sande mehrere Stunden umber. Der 


« 


258 


Miſſionär John ſchickte nachher an Bloch 5 dergleichen Kifche; 
und fehrieb ihm: die indifchen Namen bedeuteten Baumfletterer, 
weil er mit feinen fägenartigen Dedeln und fcharfen Floſſen auf 
die am Ufer nabe ſtehenden Palmen zu Flettern ſuche, während 
dad Regenwaſſer an ihnen heruntertröpfelt. Er lebe mehrere 
Stunden im Trodenen, und bewege ſich durch fonderbare Krüms 
mungen des Leibed fort; fonft halte er fihb im Schlamm der 
Teihe auf und fen eine beliebte Speife, Er fey ſchmutzig grau, 
oben ſchwärzlich, unten meiglih, mit einem goldgelben Augens 
ring, Die neuern Reifenden, wie Neinmardt, 2efchenault, 
Buhanan fagen nichts von den genannten Wanderungen, ja 
erklären fie fogar für Erdichtung. Indeſſen flimmen Alle darinn 
überein, daß er fehr lang außer dem Waſſer leben und auf dem 
Boden Priechen könne, daß ihn die Fifcher 5-6 Tage in Ges 
fäffen ohne Waffer hielten, und 150 englifche Meilen weit, bis 
Calcutta, fohafften; daß das Volk glaube, fie fielen vom Himmel, 
und daß die indifchen Gaukler immer dergleichen mit ſich führten, 
um dad Volk zu belufligen. Bloch, U. F. VI. 121. T. 522. 
Systema 204. Buchanan 98. t. 13, f. 38, Cuv. Val. VIE 
825. tab. 193: 

11. & Die Eolifen (Polyacanthus) 

find im Ganzen gebaut wie die Kletterfifhe, haben aber- 
mehr Rüdenftaheln, nirgends Kerben am Kiemendedel, und nur 
4 Kiemenftrahlen; Bürftenzähne in den Kiefern, aber Feine im 
Gaumen; in den Bauchfloffen 5 Strahlen oder nur 1. 

1) Die gemeine (Trichopodus colisa) 

wird nur 5 Zoll lang, ift länglich, ziemlich zufammengedrüct 
und rauh anzufühlen, oben grün, unten weiß mit 10 oder 12 
fihiefergrauen ſchiefen Querbändern; die Bauchfloffen beftehen nur 
aus einem Strahl. Sie Ieben in Sümpfen am Ganges, find 
fhmadbaft, aber wegen ihrer Kleinheit nicht von Wichtigkeit, 
Ohne Zweifel können fie auch lang im Trödenen aushalten; 
Hamilton Buchanan Ganges pag. 116. Cuv. Val. VIL 
362, tab. 196. Daher gehört auch der chinefifhe Klippfiih von 
Bloch T. 218, 
12. ©. Die Gorami (Osphromenus) 
find ebenfo befchuppt, haben viel Rückenſtacheln, eine unters 


239 


brochene Seitenlinie, aber ihr Geficht ift etwas eingedrückt, ihre 
Gteißfleife fehr lang, der erfte weiche Strahl der Bauchfloffen 
länger als der Leib, und ed zeigen fih ſchwache Kerben am 
Borderdeckel. 


Der gemeine (O. olfax) 

it ein auf Java fehr berühmter, Gorami genannter Fiſch. 
Er erreicht die Länge von 6 Schub, und wird faft 7% fo hoch, 
mahnt daher an einen großen Steinbutt; ift röthlich braun, hat auf 
jeder Kopf: und Bauchſchuppe einen filbernen Sleden, wodurch 
ein. Nehwerk entſteht; an der Wurzel der Bruftfloffen. ein brauner 
Flecken und ein [hwärzlicher Zügel... Er Iebt in füßem Waſſer, 
und wird nicht ſelten 9. Centner ſchwer. Commerfon fagt, 
er habe, nie, einen, beifern Sich gefoftet, weder auß dem Meer 
noch aus dem fügen Wafler, Er Iebt bloß von einer auf dem 
Wafjer ſchwimmenden Pflanze (Pistia natans), und man findet 
ganze Ballen in fernen, langen Darınwindungen; auf. der Inſel 
Moritz fammeln fie ſich in Menge unter den Abtritten, welche 
in die Weiher geben, um den Unrath zu verfihluden, fo wie er 
bineinfommt, Die Holländer halten fie in Batavia in großen 
Gefäßen, wo fie fie mit den Blättern der Pistia füttern und 
das Waller täglich erneuern, Der Roogner fol am Ufer eine 
- Heine Grube maden, um den Laich hinein zu legen. 


Nah Commerfon wurde er aus China nah Batavia 
verpflanzt, und Coffigny, nad welchem er fih auch in Ben— 
galen finden fol (Voyage I. p. 181.), hat ihn von da nad) der 
Inſel Moritz gebracht, mo er aud den Wehern in die Flüffe ge> 
fommen ift, und dafelbft hun gleichfam in verwildertem Zuftand 
fi fehr gut vermehrt, obne viel an feiner Güte verloren zu 
baben. Moreau de Jonnéès und Philibert haben ihn von 
da nach Cayenne gebracht. Es Fam einmal fogar einer lebendig 
bis vor- einen Haven von Frankreich. Es ift merkwürdig, daß 
von diefem Fiih, der gegenwärtig fo viel Auffeben erregt, Fein 
älterer Naturforfcher Sndiend etwas erwähnt, und auch Feiner von 
denen, welche in neuerer Zeit über die Fiſche des indifchen Vefts 
landes gejchrieben haben. Lacepede V. 144. Tafı 8. Fig. 2. 
Cuv. Val, VII 377; tab. 198. 


240 


9, Zunft. Rauhkoͤpfe oder Bärfharfige 
haben einen vegelmäßigen, zufammengedrückten Leid, mit harten, veſt⸗ 
figenden Schuppen; eine ziemlich lange, vereinigte oder getrennte 
Rücenfloffe; einen gezähnelten oder facheligen Deckel, meiſt haken— 
förmige Zähne und 6—7 Kiemenftrahlen. Gie leben im füßen und ge: 
falzenen Waſſer, und gehören zu den fchmachafteften Fifihen. 


Die einen baben nur Zähne in den Kiefern und Feine im 
Gaumen, mäßige und glatte Schuppen, auch auf dem Kopfez 
einen ziemlich abfchüffigen, ſtumpfen und grubigen Kopf, mie die 
Schattenfifhe: andere haben Zähne in Kiefern und Gaumen, einen 
glatten, zufammengedrüdten und geflredten Kopf, und harte, 
rauhe Schuppen auf dem Leibe, wie die eigentlichen Bärfche. 

A. Die Slattfhupper oder Schattenfifche, 

die ihren Namen von ihren dunfeln Farben haben, und 
denen die Gaumenzähne fehlen, theilen fih in 2 Sippfchaften, 
mit einer oder zwo Nüdenfloffen. - 

1. Sippfchaft. Die einfloffigen 

baben vermachfene Rüdenfloffen, oft beſchuppt, wie bey den 
Klippfiihen, denen fie au im zufammengedrücten Leibe nicht 
felten gleichen. 

a. Bey folgenden finden fid nur 6 Kiemenftrahlen, und die 
Seitenlinie endet auf dem Kreuze. » Sie find klein, oval, ſchön 
gefärbt und nur in heißen Meeren zu Haufe. 

1.6. Die Kerbzähne (Glyphisoden) 

find zufammengedrüdt und mit großen Schuppen bededtz 
baben Feine Kerben am Dedel, aber Schneidzähne in einer Reihe, 
und meiftens ausgefchnitten; in der Nüdenfloffe 13, in der 
Steißfloffe 2 harte Strahlen. Ihre Färbung iſt quergebändert;z 
Schwimmblafe. Sie balten ſich vorzüglid auf Eorallenbänfen 
auf, von denen fie zu leben ſcheinen. 

4) Der gemeine (Chaetodon saxatilis) 

wird an America von dem gemeinen Volk und von den 
Negern gegeffen, fieht aus mie der gemeine Barſch, ift fpanne> 
Yang und faft halb fo hoch, filberglängend, oben ind Gelbe, mit 
5 ſchwaͤrzlichen Querbändern und einem ſchwarzen Sleden an der 


# 


— 


241 


Achſel. Blood, U. F. II. 98. Taf. 207 und 213. Fig. 1. 
. Ch. marginatus et Mauritii. a 156. Fig. Jacua- 
caguare, Jaqueta. 

2) Sn Dftindien gibt es einen ähnlichen (Etroplus me- 
leagris), 

der bey Surate bäufig gefangen und gegeffen wird. Er ift 
auch nur fpannelang, filderglängend, oben grünlih mit 5 violetten 
Querbändern, und bat in der Steißfloffe 13 Stacheln. Bloch, 
YA. F. IV. ©. 3. T. 217. Ch. suratensis. 

3) Faſt in allen Saminlungen finder fih ein Eleiner, kaum 
3 Zoll langer, faft fheibenförmiger Fiſch (Dascyllus aruanus) 

aus Dftindien, mit 3 breiten, ſchwarzen und weißen Quers 
bandern, auf der Rüdenfloffe durdy ein ſchwarzes Längsband vers 
bunden; nur der Vorderdedel ift gezähnelt, und er bat Feine 
Schneid⸗ fondern Bürſten-Zzähne. Er kommt auch in der ganzen 
Südfee vor, und heißt in DOftindien Sefuit, auch buntes Täube 
hen. Er ift eßbar, und fol fih von jungen Corallen ernähren. 
Bloch, A. F. II. 62. T. 198. F. 2. Ch. Valentyn Ind. 
IH. fig. 491. 

b. Andere, ebenfalls mit 6 Kiemenftrablen, haben eine auf 
den Schwan; fortlaufende Seitenlinie. Schwimmblafe Hein. 

2. G. Die Lappenfiſche (Lobotes), 

1) An America, beſonders an Surinam, gibt es einen mehr 
als fchublangen und 2 Pfund ſchweren, fetten Fiſch (Lobotes su- 
rinamensis), 

welchen man für einen der jhmadhafteften hält; er iſt längs 
ch, mit großen Schuppen bededt, bat eine kurze Schnauze mir 
Bürftenzähnen, wovon die äußern etwas flärfer und kegelförmig 
find. NRüdens und Steißfloſſe lang geſchwänzt, mit harten Sta— 
cheln, am Unterfiefer Meine Poren; der Vorderdeckel ſtark gezähntz 
die Färbung braun, die Bruftfloffen gelblich, die Gteißfloffen 
ſchwärzlich. Er wird auh 45 Pfund fchwer, und heißt bep 
New-York Black⸗ ** Bloch, A. F. IV. 98. Taf. 243. 
Holocentrus, 

2) Ein eßbarer fe in — iſt das Kerbauge 
(Scolopsides kate), 

‚mit Tänglichem Leibe, —2— Schuppen, kleinem Mund und 

Okens allg. Naturg. VI. 16 


242 y 


Bürftenzäpnenz; der untere Augenhöhlenrand ift gezähnelt, und 
bat. binten 2 Staheln, welche ſich durchfreuzen. Er ift über 
fpannelang, gelblihgrau, mit einem bellern Streifen unter der. 
Seitenlinie; wird bey Pondichern dad ganze Jahr gefangen. 
Bloch, 4. F. VII 5. T. 325. $. 2. Anthias japonicus. 

3) Im rothen Meer ift man den Ghanam (Sc. ghanam), 

obfhon er ſtark nah Schwamm rieht; er iſt daſelbſt ges 
mein, kaum fpannelang, mit einem braunen Rüden und drey 
weißen Längsſtreifen. Forſkal ©. 50. Rüppell T. 2. F. 1. 

4) In Neuhelland fängt man in dem Fluſſe Macquarrie 
einen mehr ald fpannelangen Zifd) (Macquarria australasica) - 

mit rauben Schuppen, wie bey den Bärſchen; er hat Grus 
ben im Kopf, gar feine Zähne und nur 5 Kiemenftrablenz; die 
Färbung ift durchaus röthlichbraun. Sein Fleiſch wird ſehr ges 
fhäst, befonderd in der neuen Stadt Bathurſt; er Iebt von 
Sinfecten. Cuv..Val. V. 377. tab. 131. ° a 

c. Andere haben 7 Kiemenflrablen. 

3. © Die Kerbdedel (Pristipoma) 

haben nur eine Rüdenfloffe, einen gezähnelten Vorderdeckel, 
ſtumpfen Hinterdeckel, Bürſtenzähne, wovon die vordere Reihe 
etwas, ſtärker iſt; 3 Poren unser dem Kinn, eine aufgetriebene 
Schnauze mit kleinem Mund, und Feine Schuppen an der 
Rückenfloſſe. Schwimmblaſe. Sie finden fih in Oft» und. 
Weftindien.- 

1) Bey Pondichery fängt man den Kaafan (Pr. kaakan) 

an. den Mündungen der Flüffe, welcher 2 Schub lang wird. 
Er bat große Schuppen, ift filberglängend und braun gedüpfelt, 
die Floſſen gelblich, die Rücdenfloffe gefledt. Cuv. Val. V. 
pag. 244. ih F 

2) Der Dierüden (Sparus virginieus), ; 

An PVirginien, den Antillen und Brafilien fiiht man einen, 
welcher Rodo, Parapel und Catalineta beißt, vorzügliih in den 
Mündungen der Flüffe. Er wird über 1 Schub lang, ift ſilber⸗ 
glänzend, mit 45 goldgelben und ſtahlblauen Seitenfteeifen ; ein 
fhwarzed Band vom Genid über die Augen, und ein andered 
auf der Schulter. Wird für fhmadhafter ald der Karpfen ge 
halten, beſonders die Zunge und das Fleiſch um die. Kiefer. Bloch, 


“A u USD * 


245 


* 


A. F. V. 33. T. 265. F. 2. Sparus vittatus. VI. 77. T. 308. 
Fig. 2. Perca juba; Marcgrave 152. Acara Pinima. Die 
Fig. ftebt bey Guatucupa Juba p. 148. Catedby T. 6. F. 1. 
Perca marina rhomboidalis. (Deutfche Ausgabe T. 4) Lie 
tenftein Berl. Acad. 4821. Cuv. Val. V. 274. 


3) Die Rotbmäuler (Haemulon), Gorette, 

baben einen innwendig auffallend rothgefärbten Unterkiefer, 
welche Färbung jedoch nur fihtbar wird, wann fie. den Mund 
Öffnen; fie find. länglich, ſchwach zuſammengedrückt, haben große 
Schuppen auch auf dem Jänglichen Kopf, den man mit einem 
Schweindfopf verglichen bat; Bürftenzähne nur in den Kiefern, 
3 Poren am Kinn, die Rückenfloſſe ausgefchmweift und befchuppt, 
der Vorderdeckel gezähnelt. Schwimmblafe einfach. Sie finden ſich 
nur an America, und beißen an den Antillen Gueule rougs. 


4) Man fiſcht daſelbſt ſehr häufig einen fpannelangen, wel⸗ 
cher Ronco (H. elegans) heißt, 


2 Pfund ſchwer wird und das ganze Jahr dem — 
Bolk zur Nahrung dient; iſt goldgelb, mit 7—8 ſilberglänzen⸗ 
den oder ſtahlblauen und braungefäumten Sängsftrichen. Bloch, 
X. F. VI. 122. T. 323. Anthias formosus. 


5) Einen ähnlichen. gibt es ebendafelbft (Perca formosa), 

welcher befonderd ‚auf St. Domingo und Jamaica fehr ges 
mein ift, dort Crocro dore und Goret barre, bier Grunt- und 
Squirrel-Fish beißt. Er ift 1 Schub lang, auch goldglängend 
mit ftahlblauen Strichen, aber nur auf dem Kopf. Sie follen 
von Schlamm und Meerpflanzen leben und ſchmackhaft fenn. 
Catesby U. T. 6. 3.1. Marcgrave 165. Guaibi Coara, 
Buraco de Velha; die Abbildung ©. 175 bey Capeuna, Cuv. 
Val. V. 230. 

6) Ebendafelbft findet fih ein fpannelanger (H. quadrili- 
neatum), 

welcher Crieri heißt, an Klippen gefangen und für ſchmack⸗ 
baft gehalten wird; er iſt ſilberglänzend mit 2 braunen und 2 
goldgelben Längslinien darunter, Marcgrave ©. 151. Ca- 
peuna, Fig. auf ©. 163 beym Guaibi Coara. Lichtenſtein 
Berl, U. 1821. ©. 288. ‚Eur. Val. V. 238. tab. 120. * 

2 * 


244 


2. Sippihaft. Die zwepfloffigen 

haben — 7 Kiemenſtrablen. 
4. G. An America finden ſich die fogenannten ‚Ritters 
fiſche (Egues) 

mit einem hoͤhen Naden, worauf die vordere Rückenfloſſe 
faft wie ein Federbuſch ſteht, und einem wie mit Ordensbändern 
gezierten Leibe; der Kopf abgeſtutzt und beſchuppt, mit Gruben 
am Unterkiefer; die zweyte Rückenfloſſe ſehr lang und mit 
Schuppen bedeckt, wie bey den Klippfiſchen. Schwimmblaſe groß, 
ohne Anhängſel. ẽ 

Der gemeine (E. americanus) 1 

beißt an den Antillen Edelmann Gn auf 
Hanvannah Serrana, iſt ſpannelang, gelblichgrau und bat drey 
weißgeſäumte ſchwarze Bänder, wovon die 2 vordern den Kopf 
umgeben, das hintere von der Rückenfloſſe mitten auf der Seite 
bis zur Schwanzſpitze läuft. Er wird. auf Martinique, Cuba 
‚und an Carolina häufig, ‚gefangen und ‚gegeffen. Bloch, U. F. 
VU. 91. Taf. 347. Fig. 1. Edwares Taf, 210. Parra 
Taf. 2. Fig. 2. 

5. G. Die Schattenfifſche (Seiaena), Maigre ,, 

haben nur ſchwache Stacheln in der Steißfloſſe, keine Bärtel 
und Feine Edzäbne, fondern nur.eine Reihe flarfer, gleich großer 
Zähne in den Kiefern, oben mit Bürſtenzahnen dahinter. Meiſt 
eine Warze am Kinn. * 

4) Der gemeine (Sc. "umbra, aquila), Maigre, Umbrina, 
'Fegaro, E 
J— wird mannslang und 60 Pfund fchwer, und findet fih vor: 
zůglich im Mittelmeer, jedoch auch an der Wertküfe von Sranfs 
reih. Er ift ein vorzüglicher Begenftand der Fifcheren und der 
Zedermäuler, bauptfählic in Italien, doch früher mebr ala jebt, 
wo er überhaupt feltener geworden zu ſehn fcheint, und auch 
faum länger ald 3 Schuh wird. Die Schuppen find an ihrer 
untern Seite etwas länger, und bilden daher fehiefe Linien, bie 
Färbung ſübergrau, oben bläulih, an den Seiten goldglängend, 
die Sloffen röth. Er, ‚bat eine ganz fonderbare Schwimmblaſe, 
ohne Ausfuͤhrungs Ing, aber eine Menge blinde und oft vers 
zweigte Sortfäpe, 36 am jeder Site, faſt wie die Lunge“ det 


245 


Shamäleond. Innwendig bat fie einen dicken Gefäßübrrzug, wie 
die, andern Schwimmblafen obne Ausführungdgang, von dem man 
‚glaubt, daß fie „die Luft: abfondere. Diefer Fifh war befonders 
bey den Altern Naturforfhern fehr berühmt, und wurde von Be» 
Jon, Rendelet und Salviani um die Wette befchrieben; 
Ariftoteles dagegen und Plinius Iprechen nur wenig ‚davon, 
unter dem Namen Sciaena; ‘der Name Umbra fommt zwar 
auch vor, es ift jedoch fehr zweifelhaft, ob man diefen Fiſch darunter 
verftanden bat. Der Kopf war in Rom fo gefhäht, daß man 
Lenfelben den böchften Perfonen zum Geſchenk anbot, und: daß 


Die Schmaroper immer auf dem Fiſchmarkte laufchten , um zu 


erfahren, wer ihn gekauft. batte, damit fie fih zum Mahl einfins 


den fonnten. Bey Nizza fol er nod) ‚über 6 Schuh lang, 1 did . 


und 120 Pfund ſchwer werden. Er halt fih auch auf ſchlammi— 


gem Grund auf, und wird im May, Juny und July gefangen, 


woben er aber gewaltig um fich fhlägt. Wenn er eine zeitlang 
im Netz gelegen, fo fol er einfchlafen. Seine Obrfteine find befonderd 
groß, und mantrug fi? vor Zeiten am Halfe, weil fie gegen das Grim⸗ 
men gut ſeyn folltenz fie find bey Klein abgebildet T. 4. 3. D,D. 
Belon ©. 117. Rondelet 135. Fig. Salvianı ©. 115. 
Duhamel Pesches II. sect. 6. p. 137... 1. f. 3, Risso 
Ichth. p. 298. t. 9. £. 30. Cuv. Mem. Mus. I. p. 1. t. 1-3. 
Cuv. Yal. V. 28. tab. 100. 

Carl Bonaparte bat diefen Fifch "Türzlich ganz genau 
beſchrieben. Er beißt jebt noch zu, Rom und in: Italien übers 
baupt Umbrina; in Sardinien Umbrena di canale; bey Bes 
nedig, wo er, nah Martend, nicht über 6 Pfund ſchwer wird, 
Ombra, Ombria, Ombreila, bey Genua Fegaro, bey Nizza 
Figou, Die Sciaena der Griechen fen mahrfcheinlich die Bart» 


Umber, die Umbra der Römer, der fhmarze Schattenfiſch. 


Seine Färbung ift ganz filbergrau, bey höherem Alter der Bauch 
gelblich, die Floſſen aſchgrau, nicht roth. Die gewöhnliche Größe, 
wie er auf den Markt kommt, ift 3 Schub; man flieht fie aber 
von a6 Schuh. Er findet fih an der ganzen italiäniichen 
Küfte, und wird vorzüglih an den Flußmündungen gefangen; 
jedoh hält er ſich auch an Sicilien auf, au der Barbarey, an 
Sardinien, Spanien, Portugal, Frankreich; nördlicher aber 


246 

wird er immer feltener. Sie ſchwimmen truppmeife, und marhen 
einen folhen Lärm, daß man fie aus einer Tiefe von 40 Schuh 
hört. Die Fifcher find dann fehr dahinter her, meil fie ihn wegen 
feines fhmadhaften Fleifches theuer verfaufen; es ift das ge> 
fhästefte von allen Fifhen im ganzen Mittelmeer. Fauna 
italica Fig, 

2) Der indifhe (Sc. pama). 

An der Mündung des Ganges und im gramadi in Ava 
fängt und ißt man einen ähnlichen, der 4—5 Schuh lang wird, 
und den die Engländer Whiting nennen. Die Schwimmblafe 
iſt ebenfalls vol fonderbarer Zaden, und der Schädel voll Grus 
ben und Gräthen, wie gothiſches Schnigwerd. Buchanan T. 32. 
5. 26. Cuv. Val. V. p. 55. t. 101. 

b. Andere unterfcheiden fih durch 2 Eckzähne und den Mangel 
der Poren am Kinn; die Schwimimblafe bat aud vorn 2 Hörs 
ner, aber ohne Verzweigung. Wegen ibrer großen Obrfleine, 
welche jedoch auch bey den andern dieſes Geſchlechts vorfommen, 
nennt man fie Otolithus. 

5) Der rotbe (Johnius ruber) 

fieht wie ein kleiner Schattenfifch aus, ift über 1 Schub Tang, 
roth, mit filberweißer Seitenlinie, und wird bey Pondichern das 
ganze Jahr baufig gefangen und gegeffen. Bloch systema 
t. 17. Cuv. Val. V. 60. t. 102. 

4) An Nordamerica, befonder8 bey New-York, iſt der ge 
mwöhnlichfte Fiſch auf der Tafel der fogenannte Schwachfiſch 
(Johnius regalis), Weakfısh, | 

welcher gegen 1°, Schub Yang und 6 Pfund ſchwer wird; 
oben gränlichbraun, an den Seiten filberweiß, mit dunfeln Fleden. 
* Er bat nur Edzähne im Unterfiefer. Das Fleifh fol nicht nahr— 
haft genug für arbeitende Leute fern. Schöpf, Berl. Str. 
VIH. ©. 169. Mitchill Trans. of New-York I. pag. 396. 
tab. 2. fig. 6. Squeteague. 

5) Auch an Brafilien gibt ed einen, melhen Marcgrave 
Guatucupa und Corvina nennt (0. g.), 

und für fo ſchmackhaft und häufig ausgibt, wie ben und der 
Schellfiſch; er wird gegen 2 Schub lang, bat Meine Schuppen, 
filberglängend, oben mit Goldfhimmer und an der Geite einen 


247 


filberweißen Streifen. Marcgrave ©. 177. Fig. Cuv. Val. 
V. p. 72: tab. 104. 

c. Andern fehlen die Eckzähne und Bärtel, haben aber einen 
ftarfen und langen Stachel vor der —— Corvina; Corb; 
Corvo. 

6) Der ſchwarze (Sciaena —— 

iſt ſehr häufig im Mittelmeer, und wird unter dem Namen 
Corvo de Fortiera, Vergo, in den Salzteichen gefangen, kommt 
auf die Märkte, wird aber nicht ſehr geſchätht. Er laicht im 
Frühjahr auf dem Geröll am Strande, und lebt von Fleinen 
Krebfen und Tangen, Wird gegen 1', Schub lang, 6 Pfund 
ſchwer, ift dunkelbraun, mit Stiberglanz. Die Bauch: und Steiß- 
floffe ſchwarz, die Schwanzfloffe ſchwarz gefaumt. Bloch VI. 
©. 35. T. 297. Schwarzelimber. Gesner 350. Fig. Tora- 

einus niger, 1272. Fig. Tinca marina. Heißt jetzt in ganz 
Stalien Ombrina s, Corvo di scoglio, in Toscana Locca, bev 
Genua Occa et Cappa nera, bey Venedig Corbo de Sasso. 
Er ift nicht der Corvinus der Alten, und fein Fleifch wird ments 
ger gefhäpt ald das von der Bart-Umber. Bonaparte, 

7) Sn den nordamericanifchen Seen Ontario und Huron, 
alfo in füßem Waffer, leben auh 2 Gattungen, der vorigen fehr 
ähnlich. Sie werden ebenfalld gegeffen, und von den Engländern 
Schafsköpfe genannt,  Cuv. Val. V. pag. 98. Sc. oscula et 
richardsonii. 

6. G. Die Wärzer (Umbrina) ; Ombrine, 

unterfcheiden fih von den vorigen nur durch Bärtel am 
Kinn. 

1) Die Bart:Umber (Sciaena cirrosa) 

wird 1 Schuh lang, aber auch 2'/, und 30 Pfund ſchwer 
und noch mehr, glänzend gelb, unten filberweiß mit 25—30 
fhiefen und gefhmungenen, ftahlblauen Querftrihen, die Ruders 
floffen röthlich; Schmimmblafe groß, ohne Anhängfel; ein Bärtel 
am Kinn, 

Sehr häufig im Mittelmeer, und auch weſtlich von Spa» 
nien. Sie halten fih in mäßiger Tiefe, find nicht räuberifch, 
fondern frejfen Würmer, namentlih den Hebermwurm, fhmwims 
men ſehr zierlich, Tauchen im Juny und July, werden abır 


248 


dad ganze Jahr in Menge in Neben gefangen, beſonders 
an den Mündungen der Flüſſe, wenn nah Gemittern das 
Waller trüb geworden ift. Das Fleiſch kommt auf die beften 
Tafeln; aud dem Roogen macht man aud fehr guten Botargo, 
eine Art Caviar, inden man ihn falzt, flarf preßt und an 
der Luft trodnet. Zu Rom beißt er Corvo, zu Venedig Corbo, 
fonft aud) Dama und Daine, an Spanien Corvina, Borrugato, 
wegen der Kinnwarze; bey den Griechen Sciaena. Bloch V. 
46. T. 300. Gesner 1250. Umbra marina. Cuv. Val, 
V. 171. € Bonaparte hält diefen Fiſch für den Chromis 
der Ulten. Fauna ital. Fig. 

2) An America ſchätzt man den fogsnannten Königsfiſch 
(Perca alburnus), 

bey den Engländern Kingfish und hin: wegen feiner 
Schmadhaftigfeit fehr body. Er wird 1 Schub lang, 2'/; Zoll 
boch, ift glänzend graulichbraun, unten beller, und hbat’7 ſchwache 
dunklere Bänder. Die Schwimmblafe fehlt fonderbarer Weife, 
da die andern fie haben. Er wird befonders an Carolina und 
Florida, bey New-York und an den Bermuden mit der Angel 
gefangen, aber nur wann die ftärffie Flutb vorüber und daß 
Waſſer mieder ruhiger iſt. Zrifch ift er von rötblicher Farbe. 
Catesby 8%. 12. 5.2. Schöpf Berl. Schr. VIIL 162, 

d. Die Trommelfifche (Pogonias) 

unferfcheiden fid) durch viele kleine Bärtel an den Seiten 
des Unterfi>ferd, und laſſen fehr oft ein dröhnendes Geräuſch, 
felbft im Waſſer, bören, befonderd wenn mehrere unter einem 
Schiff beyfammen find. Auf den Schlundfnochen haben fie 
ungeheure Zähne, größer als irgend ein anderer Fiſch. Diefe 
finden ſich deßhalb nicht felten in den Sammlungen, und wurden 
von Ant. Juffieu abgebildet in Mem. ac. 1723. pag. 207. 
tab. 11. An America beißen fie Drumfish. 

5) Der große (Labrus chromis) 

fiebt aus wie die Schwarz-Umber (Corvina nigra), wird 
3'/s Schub lang, 15-50 Pfund ſchwer, ja fogar 8 Schuh Yang 
und 50-100 Pfund ſchwer, rörhlich bleygrau, oben ſchwarz, und 
ein folder Flecken in der Achſel, die Floffen röthlih. Sie 
ſchwimmen an Long: Jsland fhaarenweife, wie Schafheerden, ganz 


249 


langfam und gefühllos, auch an Carolina, Florida und Brafilien. 

"Sie find nicht befonderd fhmadhaft. Cuvier glaubt (Pois- 
sons V. p. 198.), daß man dad anhaltende Trommeln, welches 
Seefahrer manchmal unter den Schiffen hören, und davon in 
Angft gefept werden, einem Trupp von dieſen Fiſchen zufchreiben 
müffe. A 

Sohn White erzählt in feiner Reife nach China 1824, 
©. 187, daß die ganze Schiffsmannſchaft an der Mündung des 
Cambojefluffed durh ungewöhnliche Tone am Grunde des Schif— 
fes in Erflaunen gefept "worden ſey. Es war ald wenn Baß> 
töne einer Orgel mit Glodentönen, dem Muchfen von großen 
Fröſchen und von einer ungebeuern Harfe durch einander ſich 
bören ließen. Diefe8 Geräuſch nahm allmählich zu, und bildete 
endlich einen allgemeinen Chor an beiden Seiten des Schiffs, 
verlor fidy aber, fo wie man den Fluß meiter binauffam. Ihr 
Dolmetiher fagte ihnen, ed Fame von einem Trupp ovaler und 
flacher Fiſche ber, welche fih mit ihrem Wunde fehr vefl an an» 
dere Körper hängen fünnten, 

Eine ähnliche Erfcheinung erzählt A. v. Humboldt in feiner 
Reife: Abends gegen 7 Uhr am 2oſten Hornung 1803 wurde 
die ganze Schiffsmannfchaft durch ein außerordentliche8 Geräuſch 
erſchreckt, welches dem Getrommel in frever Luft glid, Man 
glaubte anfangs, es komme vun Windftößen.. Bald vernahm 
man es aber im Hintertheil de8 Schiffes ſelbſt, umd zwar. wie 
das Sprudeln von kochendem Waſſer, und man fürchtete daher, 
ed drange Wajfer irgendwo berein. Nach und nach hörte man 
es im ganzen Schiff, aber gegen 9 Uhr ließ es nad). 

Mitchill fagt (Trans. of New-York I. pag. 411. Sei- 
aena.gigas.): fie trommelten nur, wenn fie aud dem Waffer ge: 
zogen würden. 

Schöpf aber (Berl. Schriften VII. 1788. ©. 158.) fagt 
auddrüdlih, fie gäben ihren fonderbaren, hohlen und dumpfen 
Laut unter dem Waſſer von ſich; fie pflegten fih gern um 
den Boden der Schiffe am Strande zu fammeln, und bier 
böre' man in flllen Nächten ihre Muſik deutlih und ununters 
brohen. Cuvier macht biebey auf die Zaden der Schwimm» 
blafe, welche man bier übrigens nicht fennt, aufmerkfam , und 


250 i 
mwünfcht, daß Fünftige  Neifende beym Nachſpuͤren nad der 
Urfahe ihrer Töne darauf Rüdfiht nehmen möchten. An ein 
Audftrömen der Luft dürfe man nicht denken, meil der Außds 
führungdgang diefen Fifchen fehlt. — Uns fcheinen die Umftände 
eher auf die großen Schlundzähne hinzumeifen. Wenn fi) 
nehmlich die Fiſche an die Schiffe anfaugen, und mit jenen 
Zähnen Pnirfhen, fo kann fehr mohl ein dröhnender Ton im 
Schiffe entſtehen. 

Ein ſehr ähnlicher, vielleicht nur ein junger, ift abgebildet 
bey Racepede II. Taf. 16. Fig. 2. (P. fasciatus), Mitchill 
©. 405. T 3. F. 3. Labrus eier und Cuv. Val. V. 
210. tab. 118, 

B. Die eigentlihen Bärſche 

haben einen ebenen Kopf mit gezahneltem Borderdedel, 
ſtacheligem Hinterdeckel und Zähnen im ganzen Maul, mit Aus 
nahme der Zunge, 

Diefe Fifche find gewöhnlich ganz regelmäßig, länglih und 
zufammengedrüdt, mit harten, meift rauben und. veftfihenden 
Schuppen bedeckt; der Kopf ziemlich fehuppenlos, glatt, ohne 
Anhängſel und Spiben, außer am Dedel; Kiemenftrahblen 5—7; 
‚die Zähne pfriemen= und bürftenfürmig, aber Feine Schneid- und 
Mahlzähne. Die Floffen verhältnigmäßig und ziemlich gleich 
groß. Die ftachelige oder‘vordere Rückenfloſſe herrſcht noch vor, 
fangt aber immer erft hinter dem Naden an, und ift oft von 
der hintern mit verzweigten Strahlen gefchieden; jedoch ftebt 
diefe nicht weit ab, und Läuft nie im die Schwanzfloffe aus. , 
Sie haben alle eine Shwimmblafe mit einem Ausführungsgang. 


Es finden fich darunter viel mehr in füßem Waffer ald unter 
den vorigen, und ed gibt ſehr wenige, melche man wirklich räu— 
berifch nennen könnte, weil ihr Maul meift rundlich, wenig ges 
fpalten und mit ſchwachen Zähnen befest ift; fie halten fich daher 
an Gemwürm, Laich und Fifchhrut, und merden bloß dadurch den 
. Zeichen fhädlih. Sie find faft fümmtlich eßbar, und baben ein 
derbed, fehr ſchmackhaftes Fleifch. 

Bey den einen hängen die beiden Nüdenfloffen zufammen; 
bey den andern find fie getrennt, 


251 
3. Sippſchaft. Die einfloſſigen Bärſche 

leben größtentheils im Meer, haben eine mäßige Größe, 
und unterſcheiden ſich durch das Gebiß und die Zahl der Strahlen 
in der Kiemenhaut. Sie haben nur fünf verzweigte Strahlen in 
den Bauchfloſſen. 

a, Die einen haben nur Bürftenzähne. 

7. G. Die Kaulbärſche (Acerina), Gremille, 

Flußfiſche, haben. einen böhligen Kopf, faft wie die Umber- 
fifche, raube, gewimperte Schuppen und Fleine Stacheln am Bor: 
‚derdetfel und am Hinterrand, ohne Kerben. 

41) Der gemeine (Perca en Perche goujonniere 
gremilla; Ruffe, 

wird 6 Zoll lang, und findet fid in allen Bächen in Menge, 
ift mit Schleim überzogen, hat einen dicken Kopf, und ift oben 
grünlihbraun, mit dunflern Düpfeln auh in der Rückenfloſſe, 
unten filberglängend mit Goldfchein an den Seiten und in den 
Sloffen; 7 Kiemenftrahlen, 

Sie haben ein fehmadhaftes, gefundes Fleifch, merden 
daber häufig, befonderd gebaden, gegeffen und felbft Kranfen 
eınpfoblen. Sie find befonderd in Flüffen und Seen mit 
lehmigem Grund des mördlihen Deutſchlands fehr häufig, 
und Klein erzählt (Missus V. pag. 81.), daß man ein» 
mal im frifchen Haff bey Danzig unter dem Eife fo viel Kaul—⸗ 
bärfche umd Feine Lachfe gefangen habe, daß 780 Tonnen damit 
angefüllt werden Fonnten. Sie gehen im März und April aus 
den Seen in die Flüffe und Bäche, um ihren Laich auf Steinen 
abzufegen, bleiben dafelbft bid in den Herbft, und kehren dann 
mieder zurück, um in tiefern Waffern zu überwintern, in einer 
Tiefe von zwey Klaftern. Bloch fand in einem NRoogen über 
70,000 Eyer. Sie Ieben von Warferlarven und Fifchbrut, und 
haben Feinde am Hecht, Barfh, Aal und an den Waffervögeln. 

Da fie wenig fhaden, fo ift es vortheilbaft, fie in Zeichen zu 
halten, wohin man fie am beften im Früh⸗ und Spätjahr ver- 
ſetzt; dieſe dürfen aber nicht zu tief feyn. In Griechenland, Ita— 
lien, Spanien und dem füdlichen Franfreich finden fie ſich nicht, 
wohl aber im nördlichen, und befonderd häufig in England, auch 
in Norwegen, Schweden und ganz Rußland, Sie haben ein 


252 


barted Leben, laſſen fih im Winter weit verſchicken, und wenn 
fie auch ganz erfroren zu feyn fcheinen, leben fie doch wieder auf. 
In Bayern und Deftreih heißen fie Schrol und Pfaffenlaus, 
wegen der vielen dunkeln Dupfen, die man mit Läufen vers 
gleicht, auf einem Fifh, der ohne Zweifel ehmals viel in den 
Kiofterweihern gehalten wurde. Bey Cöln heißt er Pöſch, bey 
Straßburg Kutt, und man fagt dafelbfi im Scherz: der Kutt 
ift ein Goldſchmidt, ohne Zweifel wegen feined Goldglanzes, und 
dagegen vom Barſch, er fen ein Ritter, obne Zweifel wegen feis 
nen Stacheln, die man mit Sporen vergleicht. Man fängt ihn 
dafelbfi am meiften zur Faftenzeit an der Mündung der Flüffe 
und Bäche in den Rhein., In Schweden heißt er Gers, wo—⸗ 
von wahrfoheinlih Gremille ‚nur die Verkleinerung iſt; fo heißt 
er nebmlih an der Mofel. Bloch, D. F. IL. ©. 74. 2. 53. 
52. Marfili IV. ©. ‚67. 2. 23. F. 2. Schäffer Pisces 
ratisbon. p. 87. t. 2. £. 1. Belon ©. 291. Gesner ©. 227. 
Fig. Cernua, pag. 825. Perca minor; 1289 Scdrol. Cuv. 
Val. Il. 4. tab. 41. 


2) Der Schrätz, Schratzen und Schraitfer (Perca 
schraetser) 

fieht ebenfo aus, bat auch braune Dupfen auf der Rüden: 
floffe, die an der Seite haben fi aber in 3 zufammenhängende, 
faft ſchwarze Streifen verbunden, und darunter läuft noch eine 
Reihe von Dupfen; er wird auch größer, und erreicht die Länge 
von 10 Zoll und ein Gewicht von 10 Loth; bat nur 6 Sr 
ftrablen. . 


Findet fih bloß in der Donau, und zwar gemein von 
Negendburg bis Wien, mahrfcheinfich noch weiter herauf und 
herunter, was aber noch nicht bekannt if. Er bat ein derbe, 
meißed und gefundes Fleiſch, und kommt aud) in entferntere 
Städte auf-den Markt, laßt fih aber nicht lange balten; er 
laicht im Frühjahr, und ſoll bey Ueberſchwemmungen auch in 
ſtehende Wäſſer getrieben werden und daſelbſt fortkommen. 
Der Name kommt ohne Zweifel von Kragen, Krätzer, wegen der 
Stacheln am Kiemendeckel und in der Rückenfloſſe. Willughby 
©. 355. Marfili IV. ©, 69. %. 25. 5.3. Schäffer.Pise, 


253 
ratisb. p. 48. tab. 2. fig. 4. Blod, R. 8. VII 26. T. 32. 
Gymnocephalus. 

b. Andere baben einen rauhen Kopf, Kerben am Border» 
deckel und Staheln am Dedel, und außerdem an dem Testen 
einen fehr rauben, gefpaltenen Grath. Polyprion. | 

5), Der große (P. cernium) 

erhält im Mittelmeer eine Riefengröße von 5-6 Schuh und 
über 1 Centner Gewicht, und wurde doch erft, obfhen er an den 
Küften gemein ift, in der neuern Zeit von Riffo und Balen> 
ciennes beichrieben; die Schuppen find Elein und raub, die 
Färbung ift braunlichgrau, die Schwanzfloffe weiß geſäumt; jung 
ift er mit großen, fchwarzen Flecken marmoriert. Er bält ſich 
das ganze Jahr an felfigen Küften in Tiefen von 3,000 Schuh, 
frißt Fiſche, namentlih Sardellen, und wird mit Neben gefans 
gen. Sein Fleifh iſt weiß, zart und ſchmackhaft. Er fommt 
auch im atlantifchen Meer, und felbft im ftillen Meer vor. Bey 
Nizza beißt er Cernia, bey Marfeille Cernier, eine Benennung, 
welche man in Rom den Heinen, Pruppigen Ausſchußfiſchen gibt, 
die man in Nudeln verfauft, unter dem Namen Gerna. Bloch 
systema p. 205. tab. 47. Amphiprion americanus. Riffo 
©. 184. Scorpaena massilienses. Valenc. Mem. Mus. XI. 
pag. 165. tab. 17. Cuv. Val. II. p. 21. t. 42. Gfelet bey 
Roſenthal IV. T. 16. Sciaena aquila. - 

ec. Andere haben auch nur Feine Stacheln an den Perblofen 
Dedelrändern; aber ſehr Fleine, unter der ſchmierigen Haut 

ftedende Schuppen. Rypticus, Savonnier.: 
4) Der Seifenfifch (Anthias saponaceus) 

wird über eine Spanne lang, und findet ſich im ganzen 
atlantifchen Meer, vorzüglich aber am heißen America, -ift 
fhmärzlic ind Violette, und laßt fich anfühlen mie Seife, daher 
der Name, Parra, Havanna tab. 24. fig 2. Cuv. Val. II. 
pag. 61. 

d. Andere haben einen flacheligen Dedel und einen gezäh— 
nelten Vorderdeckel, und lauter Bürſtenzähne. Centropristis. 

5) Der ſchwärzliche (C. nigricans) 

wird fehr häufig an Nordamerica, wo er Schwarzbarfch 
(Blackbass: und Black Harry) heißt, gefangen und für einen 


254 


der ſchmackhafteſten Fifhe gehalten; feine Schwimmblafe ift drey⸗ 
lappig; bräunlihgrau, oben grünfich, unten rofenroth mit einem 
gelbliben Fleden auf jeder Schuppe. Kommt in New: Norf häufig 
auf den Markt. Schöpf Berl. Schr. VIH. 164. Bloch syst. 
297., Coryphaena nigrescens; Cuv. Val. Ill. 37. t. 44. 

e. Andere unterfcheiden fi) bloß durch den Mangel ber 
Kerben am VBorderdedel. Grystes. | 

6) In den nordamericanifhen Flüffen findet ſich fehr gemein 
ein 2 Schub langer Fiſch, welcher in Carolina Forelle (Troute), 
bey New» York Gruner (Growler). heißt (Labrus salmoides), 
deffen derbes ſchmackhaftes Fleifch ſehr gefchägt wird. 

Man fängt ihn mit Stüden von Karpfen an der Angel; 
übrigens frißt er Schnafen und geflügelte Ameifen, welche ind 
Waller fallen. Er ift graulichbraun, mit einem bläulichen Sleden 
am Dedel. Lacepede VII. p. 432, Fig. Labrus salmoi- 
des. Cuv. Val. II. 54, tab, 45, 

In dem Fluffe Macquarrie in Neu-Holand gibt ed einen 
rothgefleckten violettgrauen, welcher gemöhnlih nur 1—2 Schuh 
lang, aber auch 60 Pfund ſchwer wird und fehr ſchmackhaft ift. 
Duperrey Voyag. Nr. 101, 

7). Auf der Inſel Bourbon findet fih in füßem Waſſer ein 
ſehr ſchmackhafter Fiſch, welcher Poisson de roche (Dules ru- 
pestris) heißt. 

Er fiebt aus wie ein Karpfen, wird 415 Zoll lang und 
2 Pfund ſchwer, oben bläulihgrau, an den Seiten filberweiß mit 
fhwarzen Schuppenrändern. Er bat nur 6 Kiemenftrahlen, und 
lebt von Krebfen. Lacepede IV. 252. Centropomus,rup. 

Mit ibm bat Aehnlichfeit der Sclavenfifh (Therapon) in 
der ganzen Südfee und an Arabien. Bloch Taf. 238, 

f. Andere haben mit 7 Kiemenftrahlen Edzähne unter den 
Bürftenzähnen, 

86. Die Säg bärfche (Serranus), — 

haben Bürſten- und Eckzähne, einen gezähnelten Vorderdedel, 
2 oder 3 Staheln am Dedel, und 7 Kiemenftrablen. 

1) Der Buchftabenfifch (Perca scriba, marina). 

Im Mittelmeer wird dad ganze Sahr ein fehöngefärbter, nur 
foannelanger Fiſch gefangen, Taum */s Pfund ſchwer, welchen in 


255 


Italien häufig auf die Märfte kommt, und als ein ſchmackhaftes 
Eifen gekauft wird, Er bat 2 Staheln am Kiemendedel, ift 
lebhaft roth, unten blaßgelb, mit 5—6 braunen Querbändern, 
die Floffen goldgelb und roth gedupft, der Scheitel feuerroth, 
init himmelblauen Wellenfteihen, wie Schriftzüge. Zu Rom 
„beißt er Percia, zu Venedig Sperga, fonft noch Bolaceio, Ser- 
ran, Perche de mer. Er bält ſich an fteinigen Orten auf, und ° 
lebt von Sarneelen, fleinen Fifhen und Dintenfchneden, welche 
fi im Selfenlöchern verftedt halten. Cuv. Val, IL 214. t, 28, 
Blhoch, A 3. IV. 86. T. 240. Holocentrus fasciatus, Sals 
viani ©. 227. 5. 82. Phycis. Gesner 819. Fig. Perca 
marina. Willughby 327. T.X,6. Martend I, 425, 

2) Der gemeine (P. cabrilla) 

unterfcheidet fi durch den Mangel der Schriftzüge auf dem 
Kopfe, ift glänzend gelblichgrau mit bläulihen Schatten, hat 
aber 3—4 hochrothe Bänder auf den Baden, 9—10 notbbraune 
Querbänder auf den Seiten, nebft einigen Längsbändern; Unter 
fiefer rofenroth,., Wird im ganzen Mittelmeer häufig gefangen, 
und aud im atlantifhen unter dem Namen Perche de mer und 
Canna. Sie halten fi in großer Tiefe, fhwimmen immer mit 
offenem Maul, um andere Eleine Fifche zu verfhhlingen, mer> 
den für einen großen Lederbiffen gehalten, und kommen auf die 
beften Tafeln, Es iſt fonderbar, daß man bi8 jept nichts als 
Roogner gefunden hat; man bält fie deghalb für Zwitter. 
Cuv. Val, I, 223, t. 29. Bloch IV. ©, 67. %, 233. Holo- 
centrus virescens, Rondelet ©. 185. Channa. Gesner 
260. Fig. Willugbby 327. T. X, 4. Hiatula, 

3) Der Beutelbarfch (Labrus hepatus). 

Im ganzen Mittelmeer fängt man einen faum 4 Zoll fangen 
Fiſch, welcher bey Venedig Sacchetto heißt, und ziemlich aus— 
fiebt wie die erfte Gattung, röthlihgrau mit 5 fehmarzen Duers 
bändern, unten mit goldgelben und hellblauen Strichen, auf der 
grauen Rüdenfloffe einen fhwarzen Fleden. Sie leben von Bar: 
neelen, und laichen im Auguft am Strande auf Geröl. Wil: 
lugbby ©. 326. Bloch, A. F. IV. ©, 71. 3.235. Holocen- 
trus striatus. La Roche Ann, Mus. XIII. 352, t, 22, £, 8, 
Bonaparte Fig, 


256 


4) Der Rötbling (L, anthias), Barbier, 

ift ein fehöner, fpannelanger Fiſch im Mittelmeer an felfigen 
Strändern, jedoch nirgends häufig; er zeichnet ſich durd 
ftarfe Schuppen auf den Kiefern aus und einen langen Strahl 
in der Rücdenfloffe, ähnliche in den Bauchfloffen und Schwanz» 
lappenz feine Schuppen glänzen wie Gold und Rubin; auf dem 
Kopf 3 goldgelbe Bänder bid gegen die Brufifloffe; grüne Quers 
ftriche im Gefiht, und eine Reihe ſolcher Fleden auf dem Rüden; 
hinten am Kiemendedel 3 Stacheln. Man hat ihn für den bes 
rühmten heiligen Anthias der Alten gehalten, Cuv. Val. I. 
p- 250. 1. 31. Bloch, U. 3. VI. 99. T. 315. Anthias sacer. 
Gesner 62, Anthias primus. 

Bey Rom heißt vr Canario, wird felten 6 Zoll lang und 
wenig gefangen, weil er fich weniger durch feine Schmadhaftig- 
keit al3 feine ſchöne Geftalt und Farbe auszeichnet; er hält ſich 

einzeln auf Felfen in geringer Tiefe, und laiht im Frühjahr. 
Bonaparte Fig. 

Ueber den Anthias, welches Blumenfiſch bedeutet, baben faft 
ale alten Schrififteler, Ariftoteles, Plinius, Aelian, 
Dppian u.f.w. geſchrieben, und die fonderbarften Gefhichten von 
ihm erzählt, welche fpäter von Rondelet und Gesner, in der 
neuern Zeit von Schneider (Synonymia piscium 1789. p. 81.) 
und zulegt von Cuvier (Poissons II. p. 255.) zufammengeftellt 
worden find. Es ſcheinen mehrere Gattungen darunter zu fleden; 

diejenige aber, worauf die meiften Stellen fich beziehen, fcheint, 
nah Euvier, am meiften auf einen Thunnfifch zu-paffen (Scom- 
ber alalonga). 

Ariftoteles fagt: wo er fich finde, da gäbe e8 Fein gefährs 
liches Raubthier, und daher tauchten die Schwammſucher mit 
Zuverficht unter: das wäre die Urfache, warum fie ihn für heilig 
hielten. Er fol in feinem Bauche einen blauen Stein mit gob 
denen Sternen’ haben, welcher denjenigen unfichtbar made, der 
ihn bey fich trage. Im Winter fol er am fhmadbafteften feyn. 

Plinius erzählt feinen fonderbaren Fang (IX. c. 59 oder 
85). Der Fifher fährt an Blippenreichen Infeln Afiens in einem 
einfarbigen Rode einige Tage lang bin und ber, und wirft ver: 
fhiedene Köder aus, welche aber dem Fiſch alle verdächtig find: 


; 257 


” 
Nah und nach wird er aber doc dreift und fihnappt darnach, 
und von nun an ift-der Fifher vol Hoffnung, weil er gleichfam 
einen Unterhändler gefunden bat, der. ihm andere herbeyzieht. 
In den erften Tagen kommt der Fiſch allein, feine Speife zu 
bolen; endlich findet er-Nachfolger, und zulept bringt er ganze 
. Shwärme mit, Die erften find ſchon fo zutraulicy geworden, 
daß fie dem Fifher aus. der Hand freffen. Dann läßt er- die 
Angel fallen, aber. ganz Furz, fo daß er die Fifche in fein Fahr» 
zeug zieben Fann, ohne daß es die andern bemerken. Die gefan> 
genen: faßt fogleih ein anderer in eine Dede auf, damit fie nicht 
durch Plätfchern die andern verjagen. Man nimmt fich fehr in 
Acht, den Unterbändler zu fangen, weil fonfl der ganze Schwarm. 
die Flucht ergreifen würde. Es babe einmal ein Feind des Fi— 
fherd den Anführer mweggefangen; er wurde verklagt, und mußte 
40 Pfund Schadenerfab geben. Sehen die Antbien, daß einer 
ihrer Gameraden an ber Angel hängt, fo fehneiden fie mit ihren. 
gezähnelten Rückenſtrahlen die Leine ab, während fie der Hän— 
gende flraff anzieht. Der Sargus reibt die Schnur felbft an 
‚Klippen ab. — Diefe Erzählung paßt offenbar weder auf den fos 
genannten Barbier, noch auf einen Thunnfiſch. 
Oppian (I. 248. III. 205.) erzählt den Fang etwas anders, 
Die Fifher machten mit hölzernen Scheiben ein großes Geräufch, 
mworlber fi die Antbien fehr freuten, bervorfämen und dann die 
zugeworfenen Meerbärfche und Umberfiſche gierig verfchlängen. 
Das wiederholte der Fiſcher mehrere Tage, und fütterte gleich 
fam feine Gäfte, welche auch immer an derfelben Stelle blieben, 
dad Schiff wie ihre Nährmutter erwarteten, demfelben luſtig 
entgegenfhwämmen und zulept fo zahm würden, daß fie aus 
der Hand fräßer und fich fangen ließen. Endlich mwerfe er die 
Angel aus, und wenn einer daran hängt, einen Stein, dem die 
andern wie einer Speife folgten, und alfo nicht fähen, daß einer 
ihrer Cameraden ind Schiff gezogen wird. Die Angel hänge an 
einem ftarfen Seil, und an ihr ein ‚lebendiger Meerkarpfen; es 
Fofte viele Kraftanftrengung, den Anthias, der fich fehr wehre, ins 
Schiff zu ziehen. 
. Aelian (XII. 7.) fagt, er ſey Eleiner als die Thunnfifche, 
‚aber flärker; gefangen neige er den Rüffel nach unten, und mies 
Okens allg. Naturg. ‚VI. 17 


265 _ 


derftehe mit feinem ſtarken Nacken aus allen Kräften; er 
babe Augen wie DOchfen, einen blauen Rüden, weißen Bauch 
und einen Goldftreifen vom Kopf bid zum Schwanz. — Daraud 
fann man wohl auf eine Art Thunnfifh ſchließen. 

5) Der Riefenbarfch (Perca gigas), Merou, 

wird 2—3 Schub lang, 10—20, ja gegen 60 Pfund fchwer, 
findet jih im Mittelmeer, aber nicht häufig, nähert fi im 
April und May der provenzalifhen Küften, und wird für ſehr 
ſchmackhaft gehalten; fein Fleifch fol etwad Gemürzbafted haben. 
Er bat Pleine Schuppen, ift ochergelb, mit braunen Nebenfleden. 
Kopf und Rand der Brufifloffen rötlich, die Schmanzfloffe ganz, 
am Dedel 3 Staheln und in der Rüdenfloffe 11. Brünnich 
Ichth. massil. pag. 65. Duhamel P£ches I. sect, 4. t. 9. 
fig. 1. Cuv. Val. II. 270, tab. 31. Schädel, Cuv. Mem. 
Mus. IX. tab. 21. 

6) In Indien gibt ed einen flarfgedüpfelten Fifh der Art 
(Bodianus guttatus), 

welchen die erften Sndienfahrer aus Spaß Jacob Evertfen 
genannt haben, nad ihrem Capitän, der ein Fleiner, unterſetzter 
Mann war, mit gelber Haut und vol Sommerfleden im Geſicht. 

Er wird 4 Schub lang, ift fehr fett, ſchmackhaft und zugleich 
fehr häufig, daher ihm die Indienfahrer fehr nachftellen, um friſches 
Sleifch zu befommen. Er lebt vom NRaube, und Yäßt fich daher 
Jeicht mit der Angel fangen. Die Färbung ift gelb, mit fehmärz= 
lichen Dupfen auf dem ganzen Leibe, genauer mit bläulichen 
Dupfen in einem braunen Ring. Es gibt übrigend mehrere Ab> 
- änderungen, die bald ind raue, bald ind Rothe fallen. Bons 
tius ©. 77. Fig. Viaming Fig. 57. Okara, 5. 68. $. 164. 
Balentyn 8.37, 41. Seball. T. 27. 8.6. Bloch, TV. 
©. 56. T. 224. 

b. Andere unterfiheiden ſich dadurch, daß der Winkel ihres 
Dedeld nicht in einen Stachel, fondern ftumpf endigt, und daß 
meiftend der Vorderdedel einen Eleinen Einfchnitt hat. Sie leben 
bloß in heißen Meeren. Mesoprion, 

7) Auf der Inſel St. Thomas beißt einer bey den Erin 
der Noper (M. buccanella) ; 


er wird 15—20 Pfund ſchwer, ift glänzend roth, jede Schuppe 


259 


mit einem filbernen Rand, und ein fhwarzer Mond am Grunde 
der Bruftflofen, daher er auf Martinique Schmarzohr heißt. Er 
ift ziemlich gemein in der Tiefe, und wird gegeffen. Cuv. Val. 
II. 455. Bloch V. ©. 99, T. 274. Sparus erythrinus. 

8) Der Goldſchwanz (Sparus chrysurus) 

beißt auf St. Thomas Sarde, bey Portorico Cabrilla, wird 
2 Schuh lang, oben graulich mit fchiefen Goldftreifen, unten pur« 
purrotb mit 3 geldenen Längsſtreifen. Er wird an den Antillen, 
wo er truppmweife von Laich Tebt, fehr gefchäst und tbeuer vers 
Fauft. Er wird ſehr von einem affelartigen Thier geplagt, wel» 
ches 4’) Zol lang und faft einen breit ift, aus 7 Ringeln bes 
ftebt und 7 Paar Füße bat. Es Friecht ihn ins Maul, und 
bangt fehr veft am Schlund. - Gieht aus wie die Bremfenaffel 
©. 613, Blood, 4A. 8. V. ©, 28. Taf. 262. Marcgrave 
©. 155. Fig. Acara pitamba. Cuv. Val. II. 459. t. 40. 

9. ©. Der Rankenbarſch (Cirrites) 

bat gewöhnlich die Geftalt der Bärfche, unterfcheidet fich 
aber dadurch, daß die 6 oder 7 einfachen Strahlen der Brufts 
floffen diefer und länger ‘ald bie andern, aber-nicht von der 
Floffe ſelbſt abgefondert find; der Vorderdeckel ift gezähnelt, der 
hintere ſtumpf; 6 Kiemenſtrahlen; Bürftenzäbne, mit größern 
untermifcht, in Kiefern und auf dem Pflugfcharbein, aber Feine 
auf den Saumenbeinen. Nur 6 Kiemenftrablen. Keine Schwimms 
blafe. Gie finden fich bloß in Indien. 

1) Der gefledte (Sparus pantherinus) 

beißt auf der Inſel Moritz Kabeljau, wahrfcheinlich nach der 
Zubereitung und dem Gefhmad des Fleiſches: denn er wird 
nicht über fpannelang, ift ſchön bochgelb, unten goldglängend, 
Kopf und Schulter braun gefledt, und längs den Geiten läuft 
ein ſchwarzes, audgezadted Band; die Strahlen der Bruſt⸗, 
Rücken- und Schwanz-Floſſen blaßroth, die Haut lila, mit vios 
letten Flecken. Seba ll Taf. 27. Fig. 12. Lacepede VI. 
©. 114. 2.5. F. 1. 

4. Sippfhaft. Die zwepnfloffigen Bärſche 

haben meiftend nur Bürftenzähne, und Ieben im Meer und 
füßen Waſſer. 

a. Die einen 9* nur 6 Kiemenſtrahlen und Bürftemzähne. 

47% 


260 


4. © Die Shnabelbä rſche (Sillago), P&che-ma- 

dame, 
"haben nur Bürftenzähne in einem Peinen Maul an einer 
fpibigen Schnauze, einen gezähnelten Vorderdedel und einen Meinen 
Stachel am Dedel; 6 Kiemenftrahlen, 2 zufammenftoßende 
KRüdenfloffen mit dünnen Strahlen in der vordern. Die Schup- 
pen mäßig. 

1), Der gemeine (S. acuta) 

ift ein in Oftindien, befonderd zu Pondichery, wo er Peixe 
beigudo, Peche bicout heißt, im Bengalen Sorring und in Eals 
cutta Whiting, megen feines ſchmackhaften und leicht verdaus 
lichen Fleiſches fehr geſchätzter Fiſch, welcher gemöhnlich 1, bis: 
mweilen 3 Schub lang wird, befonder8 an den Flußmündun— 
gen in Menge gefangen, und von den Europäern während der 
Negenzeit, wo es an Fifchen aus dem hoben Meer fehlt, gegeffen 
wird. Dan bält ihn für ſchmackhafter als den Wittling. Er ift 
auch bey Batavia gemein. Die Färbung ift filberfahl, heller auf 
der Geitenlinie, der Rüden bläulih, die Rüdenfloffen ſchwarz 
gedüpfelt. ‚Bloch, ‚Syst. t. 19. Sciaena malabarica. Ruf, 
fell T. 181. 

b. Andere haben: * nur Büeftengähne, aber 8 Kiemen— 
ftrahlen, und. in den Bauchfloffen einen Stachel nebft 7 oder mehr 
meichen Strahlen, während alle andern nie mehr ald 5 haben; 
ein Stachel in der Steiffloffe ift groß und ſtark. 

411.6. Die Stachelbärſche (Holocentrum) 

haben. Dedel und Vorderdedel gezähnelt und geftahelt; an 
jenem 2, an diefem 1 Stachel, auch großftrahlige und gezähnelte 
Schuppen in Längsreihen, mit fehr glänzenden Farben, meift in 
rothen Bändern oder braunen Dupfen; die Rüdenfloffe ift wenig 
ausgefchnitten. Skelet, Agaffiz IV. T. B. 

1) Der gemeine (Hol. longipinne, sogho) 

- findet fih im atlantifhen Meer am mwärmern America, wird 
4 Schub lang, iſt ſchön Firfchroth, mit Silberglanz, wie Rubin, 
nebft 7—8 goldenen. Längäftreifen und darunter 3 Gilberftreifen; 
die Steuerfloffen: gelb mit rothen Bändern... Im Waffer ftrahlen 
fie wie Gold und Silber. Er wird zwifchen Klippen gefangen. 
Sein Fleiſch iſt fett: und ſchmackhaft, befonder8 gebraten. In 


261 


Carolina heißt er Squirrel, und ſoll daſelbſt 4 Schub lang wers> 
den, auf Jamaica Welshman, auf ©t. Thomus Redman, auf 
&t. Domingo Cardinal, zu Portorico Candil. Cuv. Val. HI. 
185. Bloch, A. F. IV. ©, 61. 2. 252. H. sogho. Marc» 
- grave 147. Fig. Jaguaraca. Catesby T. 3. F. 2. Perca 
marina rubra. 
cı Andere endlich baben ziemlich große, rauhe Schuppen, fie> 
‘ben Riemenfteahlen, und bald Bürftenzähne allein, bald — 
Darunter, 
12. ©, Die eigentlihen Bärſche (Perca). 
baben rauhe Schuppen, 7 Kiemenftrablen, nur‘ 5 weiche 
Strahlen in den Bruftfloffen,, eine getrennte Rücdenfloffe, gezäh— 
nelten Vorderdeckel, 4 Stachel am Hinterdedel, lauter Bürftens 
zähne in Kiefern und Gaumen, aber Feine auf der Zunge. 
4) Der gemeine. (Perca fluviatilis),  Perche, Persego, 
Perk, fchwed, Aborre, 
findet fih häufig "in allen Flüffen,  Teihen und Seen von . 
ganz Europa und dem nördlichen Afien, und ift einer der beften 
Fiſche, welcher faſt täglich auf den Marft kommt, gewöhnlich 
fpannelang und Pfund ſchwer, oben grünlichbraun mit 6—8 
dunfeln Querbändern an den Seiten mit Goldfhimmer; unten 
röthlich, die Ruder- und Steißfloffen roth, die andern gelblich, 
binten an: der vordern Rücdenfloffe ein ſchwarzer Flecken. In der 
Steißfloffe 11 Strahlen, 
eur, Häufig. ift er jedoch etwas über 4 Schub lang: und 2 Pfund 
ihwer, doch fpriht man. von. weichen, die gegen! 2 Schub 
‚lang und 5—4 Pfund ſchwer werden, beſonders in Xapps 
land und Sibirien, - In flahen Wäſſern laicht er im April, in 
tiefen im Map. Er fol ſich dabey ein fpigiged Holz oder einen 
Stein auffuchen, und den Laich herauspreffen, daß er daran hän⸗ 
gen bleibt. Er ſieht wie ein Netzwerk aus, welches 2—3 Ellen _ 
lang if. Schäffer bat 10,000 Eyer gezahlt, Bloch dagegen 
270,000 bey einem Fiſch von 2?/; Pfund und einem Roogen won 
14 Roth, Harmers hat gar- bey einem balbpfündigen-Fifch 
.280,000 berechnet. Ihre Vermehrung müßte daber ‚ungeheuer 
ſeyn, wenn der Laich nicht von andern Fifchen, befonders. ‚nom 
Aal und auch von Wildenten, häufig gefreffen würde; endlich iſt 


262 


es merkwürdig, daß es viel mehr Roogner ald Milchner gibt, 
was Urfache feyn mag, daß viel Laih zu Grunde gebt. Er 
laicht ſchon, wie der Hecht, im dritten Jahr, obfhon er noch 
nicht ausgewachſen iſt, und geht dann aus dem ſtehenden Waſſer 

in Flüſſe und Bäche, ohne Zweifel, um ein ſeichteres Ufer zu 
ſuchen. 


Sie ſchwimmen ſehr ſchnell ſtoßweiſe, und —— dann 
eine Zeit lang in einer gewiſſen Tiefe von 2 Schuh, worauf 
man beym Angeln achten muß. Dean rechnet ihn zu den Raub» 
fifchen, obgleich er nur Peine Fiſche und Waſſerkäfer zu freifen 
pflegt; er ſchnappt jedoch fehr unvorfichtig nad Allem, was er 
bezwingen Pann, felbft nach dem Stichling, der ihm aber nicht felten 
im Maul fteden bleibt, fo daß er verhungern muß; er verachtet 
auch nicht junge Mole und Fröfhe. Dagegen wird er, unges 
achtet feiner Stacheln in der Rückenfloſſe, vom Hechte verſchlun— 
gen, jedoch nur wenn er bungerig ifl. Es ift fonderbar, daß 
fie erkranken und abftehen, wenn der Blitz in fiehendes Waſſer 
fhlägt. Sonſt bat er ein hartes Leben, und läßt fi) bey Fühler 
Witterung mehrere Meilen weit verführen. Man muß fie allein 
in die Teiche fepen mit andern ſchlechten Weißfiichen, weil * der 
Brut ſchädlich find. 


Man fängt ibn gewöhnlich mit einem weiten Sacknetz, wel⸗ 
ches man, beſonders in den Seen durch dad Waſſer zieht. So⸗ 
bald er ſich im Netze fühlt, ſoll er ſogleich ſeine Beſinnung ver— 
lieren und ſcheintodt auf dem Rüden ſchwimmen. Wird er wäh— 
rend des Winters, wo er ſich in einer Tiefe von 40—50 Klafter 
bält, plöglicy berausgezogen, fo begegnet e8 ibm, wie den Meers , 
fifhen in diefem al, daß fich die Luft in der Schwimmblafe, 
welcher der Ausführungdgang feblt, zu plöplich ausdehnt, und den 
Magen zum Maul heraus treibt, Er bat ein derbes, weißes 
und ſchmackhaftes Sleifh, ohne viel Fett, und ift daher auch 
Kranken zuträglihd. Aus der Haut maht man Fifchleim, befon> 
ders in Lappland, 


Der Barſch war ſchon bey den Alten berühmt, und zwar 


unter dem heutigen Namen. Auſonius fingt von ihm in feiner 
Mofella 115: 


265 


Dein will ich gedenfen, o Barſch, du Freude der Tafeln, 

Unter den. Flußerzeugeten du Seefifchen vergleichbar, 

Einzig des Wettjtreits fähig mit röthlichen Barben des 

Meeres, 

Denn unfräftig iſt nicht dein Fleiſch, und es fchliegen 
des derben 

Körpers Theil in Scheiben ſich veit, doch Gräthen durch— 
zieh'n fie. 

; Böcking *. 

Sm füdlihen Deutfchland beißt er Bärſch und Berfih, in 
Defterreih Berfhling, in Bayern dad Bürftel, im Bodenfee im 
erfien Jahr Heuerling, im zweyten Fernderling, Kräber und 
Stichling; im dritten Schaubfifcy oder Raub:Egel, endlich Egli, 
welchen Namen er behält; er wird 1, —2 Pfund ſchwer; im 
Züricherfee beißt er ebenfal8 im erſten Jahr Heuerling, und 
etwas fpäter Tränlein; im zweyten Jahr Egli, im dritten Stich» 
ling und fodann Keechling, wahrfheinli von rau. Geſner 
©. 822. Fig. Perca. Marfili IV. ©. 65. Taf. 23. Fig. 2. 
Schäffer ©. 1. Taf. 1. Bloch, D. F. I. 66. T. 52. Die 
ganze Anatomie, Sfelet, Muskeln, Nerven, Gefäße, Kiemen und 
Eingemeide bey Euvier, Poissons I. tab. 1—8. Bonaparte. 
F. italica. Fig. 

b. Die Wolfsbärſche (Labrax) | 

unterfcheiden fich som gemeinen Barſch durch Heine Schups 
pen und fchuppige Dedel, melde hinten 2 Stacheln haben, durch 
eine raube Zunge, und 2 meitgetrennte Rüdenfloffen. 

2) Der gemeine (L. lupus, Perca lakrax), Bar, Loup, 
 Loubine, Lupasso, Spigola, Cavalla; Bass, 

erreicht eine Größe von 3 Schub, und ein Gewicht von 
20—30 Pfund; gewöhnlih mißt er jedoch nur 11, Schub, ift 
fäylanfer und dünner als der gemeine Barfh, oben glänzend 


) Nec te delicias mensarum, Perca, silebo, 
Amnigenos inter pisces dignande marinis, 
Solus puniceis facilis contendere Mullis! 
Nam neque gustus iners, solidoque in corpore partes 
Segmentis co&unt, sed dissociantur aristie. 


264” 


blaulihgrau, mit 4 Reihen fchwarzer Striche, unten filberweiß, 
auf jeder Schuppe ein filberner Dupfen, wodurch 20 glänzende 
Längsreihen entſtehen, Floffen weiß; in. der erfien Rüdenfloffe 9, 
in der zweyten 13 Strahlen, in der Gteißfloffe 14, wovon die 
3 vordern ftechend. 


Diefer ſchon bey Ariftotele8 unter dem Namen La- 
brax, bey Plinius unter dem von Lupus berühmte Fifch 
findet fich fehr gemein im ganzen Mittelmeer, wo er dad 
ganze Jahr gefangen und auf die Tafeln der Reichen geliefert 
wird. Bey Venedig beißt er Brancin, jung Baicolo, wird über 
20 Pfund ſchwer, und ift. einer ‚der beliebteften und theuerften 
Fiſche, obſchon er ſich häufig in den Lagunen findet. Martens 
II. 428. Bisweilen verirrt fich) der eine oder der andere, und 
ed wurde fogar einer im bitländifchen Meer gefangen, welcher 
5 Schuh lang, At) breit, 9 Zoll did und im Streit mit einer 
Robbe, begriffen war. Im Boot ließ er ein Knurren börenz 
Leib wie Perlmutter, die Sloffen roth. Neill Iſis 1832. 683, 
Ein anderer wurde im Auguft in einem Dorfchgarn im Sund 
gefangen, nur 13. Zoll lang und 1'/, Pfund ſchwer. Die Rücken: 
und Steißfloffe, fo mie das Auge, waren ebenfalls röthlich. 
Schagerſtröm ſchwed. Abh. 1829. 95. %. 3 — Bloch, A: F. 
VI. 52. Taf. 301. Seiaena labrax. Taf. 302. Sc. diacantha. 
Taf. 505. Sc. punctata, ‚der junge. Gesner 598 und 601. 
Lupus. Cuv. Val. II. 56. tab. 11. Bonaparte F. italica. 
Fig. ' 


Er ift ſehr gefräßig, beißt Teicht an die Angel, und wurde 


daher von den Alten Wolf genannt. Die jüngern geben in die 


Slüffe, jedoch nicht weit, und nach Plinius hielt man diejenigen 
für die beften, welche im der Tiber in Rom felbft, wo fie den 
vielen Unrath aus den Abtritten finden, gefangen murden. 
Horaz in feinem Schmelger Gatyr. 2. Iib. II v. 31.): 


Aber wie ſchmeckſt du — ob ein Tiberishecht, ob 
ein Meerhecht 

Dort angähnt? ob er reiner ſich tummelte zwiſchen den 
Bruͤcken, 


265 


Ob an der Muͤnde des Stroms? ' Du lobſt unſinnig 
den Rothbart, 
Drey Pfund ſchwer, den du dennoch für einzelne Näſcher 
zerhaun mußt. 
Dich lockt, ſeh' ich, die große Geſtalt. Nun, ſage war— 
um ſind N 
Die - großleibige Hechte verhaßt? Weil diefen, ver— 
| ſteht fich, ihn 
\ Größeres Maaß die Natur, den andern ‚Feines Ge— 
. wicht gab. 
Widerlich däucht das Gemeine dem kaum einft Rn. 
Magen. 
"B 08 N. 


Plinius fagt: Die Alten hielten den Stör für den edel» 
fien Fiſch, — jest ſteht er nicht im Werth, worüber ich. mic) 
wundere, da man ihn doch felten findet; — nachher. fand der 
Meerbarfh im höchſten Anfehen. Diejenigen. find die belieb— 
teften, melde von ihrem meißen, und meichen Sleifhe die 
wolligen genannt werden. — Man zieht diejenigen, welche. in den 
Flüffen gefangen werden, vor. B. IX. Cap. 17 (28.) **). 

- Aufternteiche bat zuerfi Servius Drata angelegt. — Er 
bat den lucriniſchen Auftern zuerft den beften Geſchmack zu» 
erfannt: denn Wafferthiere einer Art gedeihen an einem Drte 
bejfer ald am andern, 3.8. der Lupus in. der Tiber zwiſchen 
beiden Brüden. B. IX. Cap. 54 (79) ***), 


*) Unde datum sentis Lupus ‚hie Tiberinus an alto 
Captus hiet? Pontes ne inter jactatus an amnis 
Ostia sub thusci? ete. 


“=*) Apud antiquos piscium nobilissimus habitus Acipenser: — 
Nullo in honore est, quod quidem miror, cum sit rarus in- 
ventu. — Postea praecipuam autoritatem fuisse Lupo. — 
Luporum laudatissimi, qui appellantur Lanati a candore 
mollitiaque carnis: — at Lupi in amne capti praefe- 
runtur. k x 

“=*) Ostrearum vivaria primus omnium -Servius Orata invenit. — 

“Si primus opemum saporem ostreis Luerinis adjudicavit, 


* 


266 
Martial fingt von ihm (XII. 89.): 


Laneus euganei lupus excipit ora Timavi, 
Aequoreo dulces cum sale pastus aquas. 


Die Alten wußten überhaupt Vieles von diefem Fifche zu 
erzählen. Schon Geöner, und neuerlib Schneider (Syno- 
nymia piscium) haben die Stellen gefammelt. . 

Dad Wort Labrax bedeutet einen gefräßigen Fiſch. Gr 
fühle beſonders Falte Winter, feine Zunge ſey knöchern; er Iebe 
in der Tiefe ded Meerd, komme aber auch in die Meerfümpfe 
und in die Flußmündungen, wo er fetter und beffer werde; fie 
lebten seinfam, und würden mit Neben gefangen; das Maul ftände 
ihnen immer offen aus Freßbegierde, wie dem Wolf; fie würden 
häufig im Schlafe mit dem Fifchergehren geflohen, hörten jedoch 
wachend fehr gut; fräßen nicht bloß Zleifh, fondern auch Meers 
pflanzen und felbft Unrath, weßhalb fie nah Rom kaͤmen; laichten 
an den Flußmündungen, und zwar zweymal, einmal im Winter 
und einmal im Sommer; fie wären gefcheidter als andere Zifche, 
und wüßten den Nachftelungen zu entgehen; ſey er im Neb ges 
fangen, fo grabe er mit dem Schwanz ein Loch in den Sand, 
und fohlüpfe darunter durh. Auch diefed behaupten, nah Jo⸗ 
viuß, jebt noch die Fiſcher. 

Clausus rete Lupus quamvis immanis et acer 
Dimotis cauda submissus sedit arenis, 
Atque ubi jam transire plagas persentit in auras 
Emicat atqup dolos saltu diludit inultus. 
Ovid, Hal. 23. 

Wenn er an der Angel hänge, fo fihlage er fürchterlih und_ 
fo lange um fih, bi die Wunde fo mweit werde, daß die Angel 
audreiße. (Diefed behaupten noch beutzutage die. italiänifchen 
Fiſcher.) 

Lupus acri concitus ira 
Discursu fertur vario, fluctusque ferentes, 


quando eadem aquatilium genera aliubi atque aliubi: me- 
liora: sieut Lupi pisces in Tiberi amne jnter duos pontes. 


267 


Prosequitur, quassatque caput, dum vulnere saerus 
Laxato cadat hamus, et ora patentia linquat. 
Ovid, Hal. 39. 


Kleine, affelartige Infecten, melde er in Menge mwegfchnappe, 
liefen ihm fodann im Maul umher, und zerftächen ihın daffelbe 
mit einem fpihigen Horn auf dem Kopfe, woraus er fich zwar 
anfangs aus Freßbegierde nichts mache; allein fpäter fräßen die 
Wunden fo um fib, daß er daran Rürbe. Dppian I. 198, 
E83 gebe in den Zlüßen fo zahme, daß fie dad Brod aus der 
Hand fräßen; fie mifchten fich manchmal ganz freundlich unter 
die Meer: Aefchen (Musgiles), biffen ihnen aber dann gelegentlich 
die Schwänze ab. 

3) An Nordamerica, befonderd bey New: Nork, kemmt ein 
ähnlicher, über 3 Schuh langer Fiſch fehr haufig auf den Markt, 
welcher dafelbft —— (Rockfish) genannt wird (Perca 
saxatilis). 

Er ift filberfarben, mit 7 braunen Längsſtrichen, wovon der 
mittlere auf der Seitenlinte breiter und gedüpfelt if. Er hält 
fih am Strande auf, wo er felbft von den Kindern geangelt 
wird. Er gebt im Frübjabr in die Flüffe, um zu Jaichen, und 
kommt, befonderd im Winter, im großen Haufen, aber todt, 
auf den Markt, gewöhnlich, nur 1 Schub lang, aber manch— 
mal audh 50 Pfund ſchwer. Bloch, A. F. VI. 62. Taf. 304. 
Sciaena lineata, Syst. t.20. Perca ne Schö pf 
Berl. Schr. VII. 150. 


4) Im Nil finder fih ein fehr großer Barſch (Lates, Perca 
nilotica), Variole, 


x 


welcher wie ein mäßiger Thunnfifh wird, Kefchr heißt, und 
mit dem Bolti für den fchmadbafteften Fiſch dafelbft gebalten 
wird. Die Alten fcheinen ihn ſchon unter dem Namen Lates, 
‚Athenaeus (Strabo, 17), gefannt zu haben, und man behauptet 
fogar, daß er für heilig gehalten, und die, Stadt Latopolis, daß 
heutige Edne, darnach genannt worden fey: allein man fand da— 
felbft weder Abbildungen in den Tempeln, noch bat man Mus 
mien von ihm gefunden. Er unterfcheidet fich durch flarfe Zähne 
und einen Eleinen Stachel am Vorderdedel, fo wie durch ftärfere 


268 — N 
Zähne am untern Augenhöhlenrand; die Zunge ift glatt, -die 
Färbung filberglängend mit bräunlichem Rüden. Er fol fo groß 
werden: wie ein Kalb, 60 Pfund ſchwer und mehr; auf jeden Fall 
iſt er der größte Fiſch des Nils, und-fol, nah Geoffrop, 
ſogar 10 Schuh lang. werden. Prosper Alpinus rer, aegypt. 
IV. c.2. Haſſelquiſt Nr. 83. der ihn 5 Schuh lang und 
1, Eentner fchwer angibt. „Sonnini voyage II. p. 294, t. 22, 
fig, 3. Geoffroy Egypte 276. tab. 9. fig. 1. Cuv, Val, 
I. p. 89, Skelet, Agaffiz IV. T. A. 

5) Einen kaum davon verſchiedenen (Lates. nobilis) 

bat man in. Oflindien,, welcher zu, Pondichery Peche-Naire, 
zu Gafcutta Cockup. beißt, 3 Schub Yang wird, aber in der 
Größe von 1% Schub, am beften fhmedt. Ruſſell IL 5.134, 
Cuv, Val 1. P. 96, tab. 18, | 

6) Am beißen America wird der fogenannte Meerbedt 
(Centropomus undecimalis) 
ſehr häufig gefangen, und gegeffen, ſowohl in MWeftindien, als 
in Braſilien und Chili. Er haͤlt ſich an den Flußmündungen 
auf, lebt von Raub, laicht zweymal, wird 20 Pfund ſchwer, 
aber nur die 2 Schuh langen kommen auf die beſten Tafeln, wo 
er ſelbſt für beſſer alz der Hecht oder Wolfsbarſch gehalten und 
den Kranken gegeben wird. Aus dem Roogen macht man Bo⸗ 
targe. Er bat alle Kennzeichen des Barſchs, außer daß. der 
Dedel ſich ſtumpf endigt, gleicht übrigens dem Wolfsbarſch, iſt 
ſilberweiß mit Goldſchimmer und gelben Floſſen, nebſt einer 
ſchwarzen Seitenlinie; die Schuppen wie beym Karpfen. Marc⸗ 
arave ©. 160. Camuri, Robalo, holländiſch Snoek, franzö— 
fifh Loubine. Pifo 74. Fig. Bloch, AF. VI. :60. aaye* 
Sciaena. Lacepede X, ©. 60. Taf. 3. Fig. 2. Splzrens | 
orverd. Cuy. Val. I. 102, 8 

b. Andere unterfcheiden fich vom gemermen Barfch duch 
eine aufgetriebene, etwas vorragende Schnauze und weit getrennte 
Rückenfloſſen; der Deckel ift aefhuppt, und der hintere Nand bat 
einen Fleinen Stachel. Aspro. 

7) Der Ströber (Perca asper) , Apron, Sorcier, 

ift ein Feiner, nur 6 Zoll, langer und 2—3 Loth ſchwerer 
Fiſch, welcher in den Fluͤſſen des ſüdlichen Europas, beſon⸗ 


269 


— 9 


ders in der Rhone und der Donau, jedoch im Ganzen felten, 
vorkommt, ſilberweiß oder gelblihbraun, mit einem halben 
Dutzend dunkelbrauner Querbänder, faſt wie beym gemeinen 
Barſch; er iſt aber viel ſchlanker, und hat beſonders einen län— 
gern Schwanz; in der erſten Rüdenflofe 8, in der zweyten 13 
Strahlen; der Kopf rundlich und der Rücken ziemlich flach. 


Er Iebt von Gewürm und Fifhbrut, laicht im Nprit auf Sand 
in Bächen, hält fih -fonft auf dem Grund auf, und wird daher 
des Winterd mit dein Zuggarn unter dem Eife gefangen, Gein 
Fleiſch ift ſchmackhaft und gefund, jedoch weniger ald da8 vom 
Zingel gefhäbt. In der Donau heißt er Ströber, in der Salzach 
Strenkatze, beides ohne Zweifel wegen der rauhen Schuppen; bey: 
Baſel Kutz, in der Schweiz, wo er jedoch ſelten iſt, Pfeiferlein. 
Rondelet 207. (Gesner 478. Fig. Gobius, Asper. Al— 
drovand 615.) Willugbbp 294, %. S, 15. 4 Mar: 
fili IWW. ©. 28. T. 9. 5.4. Schäffer Ratisbon. 69. tab. 3. 
fig. 4—5. Asper verus, Bloch, 4. F. IL 175. T. 107. 
F. 12. Cur. Val. I. 188. t. 26. 


-8) Der Zingel oder Z3indel (Perca zingel) 
kommt merfwürdiger Weile nur in der Donau und in ihrer 
Nähe, von Regensburg bis Ungarn, vor, und gleicht dem vorigen 
faft ganz, wird aber viel größer, 9 Zoll lang und 14 Loth ſchwer; 
der Kopf ift ziemlich vierfchrötig, der Schwanz Fürzer. Die Fär— 
bung meift dunkler braun und die 5 Bänder fehr breit, unvolls 
fommen, oft in große Fleden aufgelößt; in der erften Rüden: 

floffe 14, in dee zweyten 20 Strahlen; er ift gemein. _ 

Sein Aufenthalt, die Lebens: und Fortpflanzungsart ift wie 
beym gemeinen Karpfen; er liebt langfamere Strömung, balt 
ſich gewöhnlih unten, laicht im May im flärkern Strom auf 
Sand. Er erreicht felten die Länge von 1 Schub und das Ge: 
wicht von 2 Pfund; gewöhnlich bleibt er unter einem. Das 
Sleifch ift weiß, mürb, fehr fhmadhaft und gefund, und fommt 
auf die beften Tafeln. Geöner 1277. Fig. Zindel. (Aldro: 
vand 616.) Marfili 27, %. 9. 5. 3. Schaeffer Ratisb. 
pag. 58. tab. 3. fig. 1. Asperulus. Bloch, D. $. IM. 173. 
Zaf. 106. . 


270 


ec. Andere oleichen dem gemeinen Barfh, haben aber 
außer den Bürftenzähnen auch Eckzähne; ihr Vorderdedel ift 
faum geferbt, und ihre Nüdenfloffen ne. febr wenig getrennt. 
Lucioperca, 

8) Der Sander, Schill oder Amanl und Nagmaul 
(Perca lucioperca), 

ift ein nur im öftlihen und nördlichen Europa vorfoınmen= 
der, fehr ſchmackhafter und großer Fifch, welcher nicht weiter weſt⸗ 
lich und füdlich geht, als bid in die Elbe und in die Donau, 
und da auch ſchon felten wird. Gewöhnlich ift er 1', Schuh 
lang und über handhoch; er ift filberweiß mit einem Dubend 
dunkler, aber fehwacher und Eurzer Querbänder auf dem Rüden, 
und folhen Fleden in den NRüdenfloffen, welche beide einfache 
Strahlen haben; die Bruftfloffen röthlich. R. 14, 23. St. 13. 

Sm nördlichen Deutfchland findet er ſich in der Elbe bis in 
Böhmen herein, und von da an öftlih in allen Flüſſen und 
Seen; im füdlihen in der Donau bid Ingolſtadt, und noch im 
Amperfee und Kocelfee, wo er Amaul beißt. Er wird bis— 
weilen 5—4 Schub Yang und 20 Pfund fehmwer, hält fich gern in 
der Tiefe, und ift nach dem Hecht der ärgſte Räuber, welcher be= 
fonderd den Stinten im nördlichen Deutfchland nachſtellt; laicht 
im May an Steinen und Reifig, und zwar fehon lang che er 
ausgewachſen if. In einen von 3 Pfund fand Bloc gegen 
40,000 Eyer. Dennoch vermehren fie fi nicht fehr, theild meil 
fie einander felbft auffreffen, und die Zungen vom Barfch, Hecht, ; 
Wels und felbft von Tauchvögeln verzehrt, auch bäufig vom 
Menfchen gefangen werden, Gie haben ein zarte Leben, und 
laffen fihb nur im Winter verfenden. Will man fie in Teiche 
verfepen, ſo muß man ihnen fehlechtere Weißfifche, mie Plöbe, 
Nothaugen, Uilleye oder Stinte und Gründlinge zur Nahrung 
geben, 

Er wird mit Neben und Angeln gefangen, bleibt aber 
nicht lang gut in Fifchtrögen, meil er in der Gefangenfchaft 
wenig frißt. Sein Fleifh ift am beften und fetteften im Herbft 
und Winter vor der Laichzeit, ein Leckerbiſſen, welcher nur auf 
die Tafeln der Reichen Fommt. Zum Verfenden durchftiht man 
ihnen den Schwanz, läßt fie ausbluten und thut fie auf die Pofl, 


271 


oder packt fie mit Schnee und Gras in Tonnen. Er wird auch 
eingefalzen und geräuchert; am beften fchmedt er aber in Salz— 
waffer gefotten, mit brauner Butter, Effig und Peterfilie, oder 
auch mit einer Genf: oder Sardellenbrübe. In Schweden beißt: 
er Gös, findet fi) vorzüglich in den größern Seen, wird aber 
nicht gefhäntz; fehlt in Norwegen; in Ungarn heißt er Syllo. 

Am bäufigften findet er fich im frifchen und curifchen Haf der 
Dfifee, welche ſüßes Waffer haben, und woraus oft fo viele auf 
die Märkte von Danzig und Königdberg kommen, daß fie zuletzt 
für ein Spottgeld weggehen. Ihr eigentliches Vaterland aber 
ift das füdlihe Rußland, wo fie Sudak heißen und Sula, ben 
den Tataren Syla, moher ohne Zweifel dad ungarifche Syllo. und 
das füddeutihe Schill kommt. Sie find gemein in allen größern 
Flüffen, welche in die Oſtſee, das afoffiihe und cafpifche Meer 
fallen, fo mie auch in allen größern Seen Rievlands und des 
übrigen Rußland. Im cafpifchen und ſchwarzen Meer, befons 
derd an der Krimm, wird eine folhe Menge gefangen, daß felbft 
dad gemeine Volk fie nicht mehr mag, und in der Wolga und 
dem cafpifchen Meer verwendet man fie vorzüglich zum Ausfochen 
ded Fetts. Sie werden dafelbft oft 3 Schub lang, an der 
Krimm 2, und find fehr ſchön gefledt. An der perfifhen Küfte 
des cafpifhen Meerd leuchtet ihr Fleifch und dad der Haufen an 
der Luft; felten in Aftrachan, und man hält dafelbft folche Fifche 
für ungefund. Pallas Zoogr. rossica III. 246. 

Gesner ermähnt diefes Fifched zuerſt, ©. 1288. Fig., 
unter dem Namen Schill und Nagemaul; die bayerıfchen Fifcher 
an den Seen fprehen übrigend Ddeutlih Amaul aus. Er hat 
die Abbildung von Prag und von Augsburg aud dem Amperfee 
erhalten, Später bat ibn Schwenffeld aus Gchlefien 1604, 
dann Schonevelde. aus Hamburg 1624. ©. 43. befchrieben; 
Willughby 1686, abgebildet 293. Taf. S, 14. von Regends 
burg; dann Marfili 1726. IV, ©. 69. T. 22. $. 2., Klein 
V+2%.7. 5 3; endlich Blod, D. 5. H. 1783. 62. T. 51., 
und Meidinger 1786, beide iluminiert. Cuv. Val- II, 110. 
tab. 15. 


272 


IV. Ordnung. Bauchflofjer. 


Die Bauchlloſſen ſind von den Bruſtfloſſen abgerückt; die Rückenfloſſen 
— klein; die Strahlen meiſt weid). 


Hieher gebören die Karpfen, Lachſe, Häringe und Hechte, 
welche fämmtlich regelinäßig geftaltet find, d. h. laͤnglich, zuſam⸗ 
mengedrückt, mit glatten Schuppen und die Augen an ben Seiten 
des Kopfes. Sie haben bald zwey, bald nur eine Rückenfloſſe, 
welche weit hinten ſtehen und nur menige Strahlen enthalten. 
- Diefe Verkummerung der Rüdenfloffen muß ald ein Zeidyen 
einer höheren Ausbildung betrachtet werden, meil bey den Am: 
pbibten nur noch höchſt felten Andeutungen von- dergleichen Floſſen 
vorkommen. Sie leben ſehr gemiſcht in Salz- und füßem Waſſer, 
oft zu verſchiedenen Zeiten in beiden zugleich; freſſen größten— 
theild nur Gewürm, Laich und kleine Fiſche; nur wenige, wie 
die Hechte, find räuberiſch. 

Bey den einen kommen noch zwo Ruͤckenfloſſen vor, wie bey 
vielen Karpfenarten und den Lachſen; bey den andern aber, wie 
den Häringen, iſt nur eine übrig geblieben. 

4) Bey den Karpfenarten ſtehen auch die Bauchfloſſen noch 
ſehr weit vorn, ſo daß ſie an die Bruſtfloſſer erinnern, ſich aber 
vorzüglich durch die ſtachelloſen Kiemendeckel und die großen, ab— 
fälligen und glatten Schuppen, auch das faft zahnlofe Maul, unters 
fcheiden; das letztere ift rundlich Sie ſollen daher Rundmäu— 
ler beißen, 

2) Ben den Lachfe n hat die hintere Ruckenfloſſe die Slrablen 
verloren, und iſt zu einer kleinen Fettfloſſe auf dem Kreuze 
verfümmert; ihr Maul iſt mehr quergeſpalten. — Flach— 
mäuler. 

3) Bey den Häringen findet fich nur noch eine, die vordere 
Sloffe, der Leib und der Kopf find febr zufammengedrüdt, und 
das faft zahnlofe Maul daher fhmal. — Shmalmäuler 

4) Bey den Hechten findet fich meiftend nur eine Rücken— 
floffe weit binten, im Begriffe, ganz zu verſchwinden und den 
Rücken glatt zu laſſen; der Leib ift mehr walzig, wenig beſchuppt, 
und der bezähnte Rachen weit gefpalten. — Zangmäuler, 


273 


10. Zunft. "Rundmänler, Karpfen. 


Halbe Bruftfioffer mit faft zahnloſem Maul, ohne Stacheln 
am Deckel. 


‚Ben diefen Fifchen ftehem die Bauch: und Rückenfloſſen, mo» 
von meift zwey vorhanden find, weit vorn, zum Theil faft wie 
bey den Bruftfloffern, von denen fie fih aber durch die großen 
abfälligen Schuppen nicht bloß auf dem Leibe, fondern auch auf 
dem Kopfe, den Mangel von Stacheln am Kiemendedel und die 
kleinen Rüdenfloffen unterfcheiden; bey manden ift nur eine vor= 
banden. ‘Der Kopf läuft rundlic zu, und endiget vorn in ein 
rundes, meift zahnloſes Maul. Gie Ieben daher nur von Ges 
würm, das fie im Schlamm ſuchen, und von Laich; die eigentz 
lichen Karpfen bewohnen bloß das füße Waſſer. 

Bey den einen fieben die Bauchfloffen wirklich unter den 
Brufifloffen; bey den andern in ‚der Mitte des Leibes. Bon 
jenen fommen vor mit geferbtem und ungeferbtein Vorderdeckel; 
bey diefen mit einer oder zwo Rüdenfloffen. 

A. Bruftfarpfen: 

die Bauchfloffen unter den. Brufifloffen, zwo  Rüdenfloffen, 
die erfte mit Stacheln. 

1. Sippfhaft. Bruft:Karpfen mit Dedelferben. 

Große und glattfhuppige Bruftfloffer mit zwo NRüdenfloffen 
und einem-fchwach geferbten Borderdedel. 

1.©. Die Häringskönige (Apogon) 

werden zwar zu den Bärfchen geftellt, weil ihr Vorderdedel 
ein wenig gezähnelt ift, und die Bauchfloffen wirfli am Bruft: 
gürtel hängen: allein ihr ganzed Ausfehen, ihre geringe ‚Größe 
und felbft ihre Farbe hat die frühern Naturforfcher veranlaßt, fie 
mit den Meerbarben zu vereinigen. . E8 find kleine, nicht fpanne= 
lange Fiſche, mit rundlichem Leibe und großen, abfälligen, meift 
rothen Schuppen, felbft auf. den Dedeln, haben überdieß zwey 
weitentfernte Rüdenfloffen; ſehr kleine und bürftenartige Zähne; 
die Zahl der Kiemenftrahlen 7. Skelet, Agaffiz IV. T. B. 

1) Daher gehört ein kleiner Fifh, den man auch bartlofe 
Meerbarbe (Mullus imberbis, Rex mullorum), 
Okens allg. Naturg, VI. 18 


274 


genannt bat, der nur A—6 Zoll lang und geeblichroth ift, mit 
Gilber: und Goldglanz, ein fihmärzlicher Flecken am Grunde der 
Schmanzfloffe;,. fih im Mittelmeer, vorzüglid um Malta, auf 
hält, während des Sommers zur Laichzeit gefangen und als 
Recherbiffen verzehrt wird. Die junge Brut Pebrt fogleich in die 
Tiefe zurück. Er heißt auf Malta Re-dei-trigli, bey Nizza Sar- 
pananzo; findet fih auch in Oſtindien. Cuv. Mem. Mus. T. 
236. tab. 11. Gesner 1273. Fig. "Corvulus. Willugbby 
©. 286. Gronovius Zooph. t. 9. f.2. Amia. Spinola 
Ann. Mus. X. p. 370. t. 28, f. 2. Centropomus. 

2.6. Die Zipfeldedel (Pomatomus) 

haben ebenfalls abfällige Schuppen, felbft auf den Kopf, und 
zwo entfernte Rüdenfloffen, fehr große Augen, einen ungeferbten 
aber hinten ausdgefchmeiften Kiemendedel, und nur Bürftenzähne. 
Sieben Kiemenftrahlen. 

4) Der gemeine (P. telescopium) 

wird über 1, Schuh lang und 5 Zoll body, ift ſchwarz mit 
röthlichem und blauem Schimmer, Floffen ſchwarz, und die 
Schwanzfloſſe ausgeſchnitten. R. 7, 11. St. 115 die, faft wie 
Settfloffe. Finder fih im Mittelmeer in großen Tiefen, und 
mird daher felten gefangen; Taicht im Frübjahr; bat übrigens 
ein derbed, fhmadhaftes Fleiſch. Riſſo 301. Taf. 9. Fig. 31. 
Cuv. Val. II. 171. tab. 24, 

3, & Die Doppelferben (Ambassis) 

baber am untern Rande des Morderdedeld zwo Reihen 
Kerben. 

1) Der Selintan (A. commersonüi). 

In Dftindien, befonder8 auf der Inſel Bourbon und bey 
Pondihern fängt man einen kaum fpannelangen Fiſch mit 
Namen Selintan in folder Menge, daß man fie wie die Ans 
ſchovis in Europa zubereitet und verzehrt, Er flimmt zwar fehr 
in der Zähnelung des Vorderdeckels mit den VBärfchen überein, 
bat aber abfälige Schuppen felbft auf den Dedeln und Baden, 
vorfchiebbare Schnauze mit unbedeutenden Bürftenzähnen, und 
mahnt in der ganzen Geftalt an die Meerbarben, in deren Näbe 
er indeffen fteben bleiben ınag; die 2 Rückenfloſſen ftehen nabe 
beyfammen, und vor der erften liegt ein Fleiner Stadyel, Er ift 


” 


275 


glänzend, oben bräunlichgrün, unten filberglängend, befonders auf 
den Dedeln, und bat einen ſolchen breiten Streifen bis zum 
Schmwanze. Die Shwimmblafe groß. Er lebt von Heinen Gars 
neelen. Cuv. Val. I. 176. t. 25. Lutjanus gymnocephalus 
Lac. II. t. 23. £. 3. , { 


2. Sippfhaft. Bruft:Karpfen ohne Dedelferben. 


Sie haben fteife Strahlen in der erften Rückenfloſſe, wie die 
Bärfche, aber die Bauchfloffen hängen nicht am Bruſtgürel; 
große Schuppen, felbft auf dem Kopfe, und ſehr ſchwache Bürften- 
zähne, 

4. G. Die Schlangenföpfe (Ophicephalus) 

weichen fehr von andern Fifchen ab, und mahneh durdh ihren 
faft walzigen Leib und die Beſchuppung deffelben, befonderd des 
platten Kopfes, an die Schlangen; Rüden: und Steiffloffe fehr 
lang, bloß mit weichen und verzweigten Sirahlen, aber der erfte 
Strahl in den Bauchfloffen ift ein Stachel; auf dein getäfelten 
Kopfe find eine Menge Schleimlöcdher; 5 Kiemenftrahlenz; die 
Zähne find fehr Flein, und die Schlundfnochen blätterig wie beym 
Kletterfiſch; die Augen ftehen faft dach auf dem Kopf. Schmimm- 
blafe groß. 

Sie leben in DOftindien, befonder8 an der Küfle von Mas 
labar in füßem Warfer, das fie zu Zeiten verlaffen, um über 
Land zu reifen, wobey fie den Kindern und Gauflern zum Spie- 
len dienen. Ihr Sleifch ſey zwar leicht verdaulih, wird aber 
nur von den Europäern gegeffen. Sie haben ein ſehr zähes 
Leben, und bewegen fih noch ald Stüde zerfchnitten. So wers 
den fie auf den Märkten verkauft; die Iegten Stüde aber, welche 
fi) nicyt mehr rühren, geben wohlfeiler meg. 

1) Der geftreifte (Oph, striatus) 

mird eine Elle lang und armsdick, bat gegen 40 Strahlen 
in der NRüdenfloffe, ift grünlich braun, unten röthlic weiß, 
Scheint fih in ganz Indien zu finden, und zwar in den Flüffen . 
bey Pondichery, Kalcutta, auf Malabar, Tranquebar, Celebes, 
Manillen. Bloch, 4. F. VII. 142. Taf. 359. Cuv. Val. VII. 
417. tab. 202. Sie beißen Baral, Muttah (Ruffell T. 162.), 


Sola (Buchanan T. 32.). 
18 ® 


276 


5. © Die Eckſchwänze (Tetragonurus) 

find länglich, mit einer langen aber niedrigen Stachelfloffe 
auf dem Rüden, einer weichen dicht dahinter, und einer flaches 
ligen Knorpelleifte an der Seite des Schwanzes, wie bey den 
Mafreelen; Schneidzähne in den Kiefern und einige im Gaumen, 
Sechs Kiemenftrahlen. 

1) Der fhwarze (T. niger, cuvieri) 

wird 1 Schub Yang, bat harte, geftreifte und gezähnelte 
Schuppen. Färbung fhwarz mit violettem Schimmer. Schwanz: 
floffe ausgefchnitten. R. 185 13. St. 11. Br, 16. ©. 5. 

Sie Ieben im Mittelmeer in großer Tiefe, ſchwimmen lange 
fam und fommen nur zur Raichzeit, im Auguft, an den Strand. 
Das Fleifih ift weiß und zart, erregt aber Grimmen, Aufblähung, 
Erbrechen, Verftopfung und Ermattung, welche mehrere Tage 
lang dauert. Dean glaubt, e8 komme daber, daß fie Abende 
Schuppenquallen freffen. Riffo ©. 347. T. 10. F. 37. Heißt 
Courpata bey Nizza, und ift der Mugil niger von Rondelet 
425. (Gesner 655. Fig.), der Corvus miloticus von Aldro⸗ 
vand V. C. 25. ©. 610. Fig. 

6. ©. Die Meeräfchen (Mugil), Muge, 

find halbe Bauchflojfer mit einem walzigen, ftarfbefchuppten 
Leib und Kopf, in der erfien Rüdenfloffe 4 Stacheln; 6 Kiemens 
firablen und unmerflihe Zähnes im Unterkiefer ein Kiel, der 
in. eine Furche des Oberkiefers eingreift, Ihr Magen ift ſehr Hein 
und fo fleifhig wie bey Förnerfreffenden Vögeln; fie ernähren 
fi) wegen des kleinen Mauld nur von Schlamm und Gemürm. 

4) Die gemeine (M. cephalus) 

wird über 1 Schub lang und biömweilen 8 Pfund ſchwer, ift 
filberglängend, oben bräunlichgrau mit gold» und himmelblauem 
Schimmer und 10 dunkflern Längsſtrichen von Fleden auf jeder 
Schuppe; an den Seiten filberglängend mit noch dunflern Längs— 
linienz; die Dedfel ſchimmern in Gold unt Silber. Der Augenring 
goldgelb; die Floffen bräunlichgrau. Die Augen a ringsum mit 
einem Hautlappen bededt. 

Es ift ein im Mittelmeer ſehr häufiger, fchon den 
Alten Fehr befannter Fiſch, bey denen er unter den Namen 
Cephalus und Mugil vorfommt, und felbft jebt noch Ce- 


277 


falo und Muggine heißt. Sie finden fih gewöhnlich heer— 
denmeife beyfammen, und werden zu vielen Hunderten in Nepen 
gefangen, befonderd vom May bis zum July, in der Nachbar: 
ſchaft der Flüffe, deren Waffer fie fehr gut vertragen follen. Sie 
fpringen ſehr oft über die Nege hinaus, daher man gewöhnlich 
andere ſackförmige auswendig daran bindet, ın welche fie fodann 
fallen; mit Angeln kann man fie nicht fangen, weil ihr Mund 
zu klein dazır if. Wo fie häufig vorkommen, werden fie auch 
eingefalzen und geräuchert. An Franfreih macht man aus dem 
Roogen eine Art Caviar, welcher Botargue heißt, und befonder8 
bey den Trinkern fehr beliebt if. Man beftreut den Noogen mit 
Sal;, läßt ihn einige Stunden liegen, preßt ihn dann zmifchen 
zwey Brettern aus und läßt ihn an der Sonne trodnen. Am 
beften find fie im Meer auf fleinigem Boden, befonders bey 
Marfeille, Genua, Rom und Neapel, fchlechter bev Venedig, wo 
fie in ſchlammigem und ımreinem Waffer leben. Die in Teichen 
mit Brackwaſſer werden zwar fetter, aber faft geſchmacklos; die 
in den Flüffen noch ſchlechter. Sn den Teiyen am füdlichen 
Sranfreich fängt man im December eine folhe Menge, daß fie 
eingefalgen ehemals die gewöhnliche Faftenfpeife de ganzen Lan— 
ded waren. Da fie einen fehr engen Schlund haben, und daher 
nicht einmal Feine Fiſche verfihlingen können, fo find fie ganz 
unfchädlich; werden dagegen häufig verfolgt, befonder& vom 
Wolfsbarſch. 

Sie gehen nicht in die Tiefe des Meeres, und halten 
ſich auch nicht gern auf fleinigem Boden auf, fondern Yängs 
den fehlammigen Küften und an den Flußmündungen, meil 
fie daſelbſt ihre Nahrung finden; auch geben fie beym Eintritt 
der warmen Witterung weit in die Flüſſe hinauf. Sie find fehr 
burtig, und um ihren Feinden zu entgehen, ſchnellen fie oft plöß: 
lich aus dem Waſſer, fallen aber bald wieder zurück, meil fie 
wegen der Kleinheit ihrer Bruſtfloſſen nicht fliegen fünnen. Sie 
find auch ſehr haufig an ber africanifchen Küſte, kommen aber 
‚nicht im atlantifchen Meer vor, jedoch febr ähnliche, und felbft 
an America und Dftindien. Gemöhnlich erreichen fie nicht die 
Länge von 1, Schub; 88 gibt aber 2 Schub lange, welche dann 
17 Pfund ſchwer find. 


278 


Nah Martens (II. 427.) hält er fi bey Venedig in 
großer Menge in den Lagunen auf, und wird in halbaefal- 
zenen Abzugdgräben mit Sorgfalt gezogen, kommt aber in 
ganz ſüßem Waſſer nicht fort. Er fpringt nft Elafterboch in 
die Höhe, und fällt in die Gondeln. Er fommt als einer der 
bäuflgften und beliebteften Fifhe vom July bis zum Detober 
auf die Märfte. Die Pleinften bi8 zu einer Spanne Länge beißen 
Bottolo, etwad urößer Caostello, Verzelata und Detregan, 
4 Pfund fihmer Ciovolo, von 2—14 Pfund Bosega und Vol- 
pina. Der außerordentlih lange Darmcanal ift, wie bey den 
Schnepfen, mit feinem Inhalt ein Lederbiffen. Rondelet 
©.260. Fig. Geöner 649. Fig. Mugil. Bloch, A. F. VII. 
©. 166. %. 394. La Roche Ann. Mus. XIII. 358. tab. 20. 
fig. 4 Bonaparte Fauna italica fasc. VI. f. I. Schager— 
firöm, ſchwed. Abb. 1829. Taf. 3, 4. Skelet, Agaffiz V. 
T. F. Schulter, Geoffroy, Ann. Mus. IX, t. 29. 

B. Bauchfarpfen: 

die Bauchfloffen find von den Bruftfloffen abgerüdt. 

Bey den einen find noch zwo Rüdenfloffen vorhanden; bey 
den andern nur eine. 


3. Sippfhaft. Bauh-Karpfen mit zwo Rüden: 
floffen. 

Sie baben Stacheln in der erften Rückenfloſſe, wie die ächten 
Brufifloffer; aber die Bauchfloſſen ſtehen gegen die Mitte des 
Leibe, wodurch fie fih den Bauchfloſſern nähern; die Kiemen— 
deckel find ſtumpf; der Leib ziemlich walzig und mit großen 
Schuppen bededt, fo wie der niedergedrüdte Kopf; der Pleine 
Mund faft zahnlos, ohne Bärtel. Leben im Meer an der Müns 
dung der Flüſſe, und find fehr ſchmackhaft. 

7. G. Die Meerbarben (Mullus) 

find ziemlich did, und mit großen, flrahligen, Yeicht abfälz 
ligen Schuppen bededt, felbft auf dem abfhüffigen Kopf und den 
ftumpfen Kiemendedeln; haben zwey getrennte Rückenfloſſen, ein 
kleines Maul mit unbedeutenden Zähnen und zwey Bärtel am 
Kinn, vier Kiemenftrahlen und feine Schwimmblafe. Gie finden 
fih vorzüglih im mittelländifgen Meer, felten um das übrige 


279 


Europa, und Ieben von Heimen Waffertbieren, oder mie man 
glaubt, Meerpflanzen, ziemlich wie die Karpfen, 

4) Die rothe (M. barbatus), Rouget, 

war fehon unter divfem Namen den Alten befannt, uud des 
börte ſowohl wegen ibrer prächtigen rothen Farbe und megen 
ihres Geſchmacks unter die berühmtefien Fiſche, war auch der 
Gegenftand der Unterhaltung und des Genuffes bey den üppig: 
ften Gaftmählern der Römer. Er wird nicht über eine Spanne 
lang, ift ziemlich keulenförmig, prächtig purpurroth, unten filber- 
glänzend mit gelben Floſſen; der Kopf ift fehr abſchüſſig. Er 
beißt wegen feiner 2 Bartfafern Rothbart, hält fi ſchaarenweiſe 
auf ſchlammigem Boden, und ift jest noch ein ſehr beliebter 
Fiſch; heißt bey Venedig Barben. Bloch, 4. 5. VIL 98. 
T. 348. 5. 2. 

2) Der geftreifte (Mull. surmuletus), Surmnlet, 

gleihr in Geftalt und Färbung dem vorigen, wird aber 
etwas größer, hat einen weniger abſchüſſigen Kopf und goldgelbe 
Streifen an Seiten und Floſſen. 

Diefer  vortrefflibe Fiſch findet fih um ganz Europa, 
felbft in der Nord: und DOftfee, am häufigſten aber im Mit: 
telmeer, und ift megen feiner fhönen Färbung diejenige Gats 
tung, womit die Römer fo großen Luxus trieben. Sie gaben 
ihn bey den Gaſtmählern, den Weibern, welche ihn in ihren Hän— 
den fterben ließen, um fih am Anblid feined prächtigen Farben— 
wechfeld zu ergögen. Seine Purpurfarbe fiheint durch die großen 
und dünnen Schuppen bindurd wie durch durchſichtiges Horn, 
und die goldgelben Längdftreifen verſchwinden almählihd. Man 
- hielt fie deßhalb in großen Behältern unter dein Tiſch, nahm fie 
bervor und ftellte fie in Gladgefäßen während des Effens auf 
denfelben *). 

*) Nune Scaro datur prineipatus. — Ex reliqua nobilitate, 
et gratia maxima est et copia Mullis, sicut magnitudo 
mopica: binasque libras ponderis raro admodum exsu- 
perant, net ım vivarlıs PIScCiſsque crescunt. 

Mullum exspirantem versicolori quodam et mu— 
merosa varietate spectari, proceres gulae narrant, ru- 


bentiumm squamorum multiplici mutatione pallescentem, 
utiqueé si vitro spectetur inclusus. Plinius IX. 30. (17.) 


280 


Sie erreichen felten die Länge von einem Schuh und dad 
Gewicht von 2 Pfund. 

Nolo mihi ponas Rhombum Mullumque bilibrem. Mart. 

Horaz macht ihn dreypfündig. 

Laudas insane trilibrem Muilum. 

Nah Seneca (epist. 95.) ift ein Ungeheuer von 4, Pfund 
den Kaifer Tiberius gefchenft worden. Er bat ihn aber auf den 
Fiſchmarkt geſchickt, indem er einem Freunde fagte: gebt Acht, 
diefen Fauft ficherlih Apiciuß oder P. Octavius. Seine Ber 
mutbung traf über Erwarten ein. Gie haben einander hinauf 
getrieben, und Octavius bat den ungeheuern Rubm erworben, 
einen Fiſch, welchen der Kaifer verfaufte, und Apicius nicht bes 
fommen Eonnte, für 5,000 GSeftertien (500 fl.) erflanden zu 
baben. Schmäblicdy ift diefed für den Dctavius, aber nicht für 
den, welcher ihn gefauft, um ihn dem Tiberius zu ſchicken: denn 
er: bat eine folche Seltenheit dem Kaifer für würdig gehalten. 

Als der berühmte Arzt Galen jemanden fragte, warum vr 
einen wegen feiner Größe unverdaulichen Fifh fo theuer bezahlt 
babe, befam er zur Antwort: um zweyer Leckerbiſſen willen, 
nebmlich der Leber und des Kopfed. 

Martial wirft dem Calliodor vor, daß er die 1,200 
Seftertien, welche er für feinen Sclaven gelößt, an einem Abend 
in 4 Meerbarben, d. 5. einen Denichen, verſchmaußt babe *). 


Quanto erudeliora sunt opera luxuriae, quoties na- 
turam aut mentitur, aut vincit! Im cubili natant pisces 
et sub ipsa mensa capitur, qui statim transferatur in 
mensam. Parum videtur recens Mullus, nisi qui in 
convivae manu moritur. Vitreis ollis inclusi offeruntur 
et observatur morientium color, quem in multas mu- 
tationes mors luctante spiritu vertit: alias necant in 
garo et condiunt vivos. Seneca, Quaest. nat. 3. c. 17, 

*) Addixti servum nummis here mille trecentis, 

Ut bene coenares, Calliodore, semel: 

Nec bene coenasti; Mullus tibi quatuor emptus 

Librarum, coenae pompa caputque fuit. 

Exelamare libet, non est hie, improbe, non est 

Piscis: ‚homo est; hominem, Calliodore, voras! 


Lib. 10. Epigr. 31. 


281 
Du haft geſtern verfauft um taufend dreyhundert den 
Sclaven, 
Daß du fchmaufeteft gut, Calliodorus, einmal. 
Doc gut ſchmausteſt du nicht. Vierpfündige Barbe 
vom Marftplag 
Wurde die Zierde des Mahls, war aud das erfte Ge- 


richt. 
Sebo ziemet der Ruf: Kein Fiſch ift, Gieriger, dies 
mehr; f > 
Wahrlidh es it ein Menſch. Menſchen verfchlingeft du 
traum. 


Willmann 1825. 

Noch jest gilt in Italien dad Sprichwort: 

Non mangia la Triglia, chi la piglia. 

Wer fängt den Fiſch, bekommt ibn nicht auf den Tiſch. 

Man fängt ihn häufiger ald den vorigen, das ganze Jahr, 
mit Nepen, Reuſen und Angeln, woran man Krebsſchwänze 
fledt. Weil er bald verdirbt, fo fiedet man ihn fogleich in Meer: 
waſſer ab, befteut ihn mit Mehl, daß er in einen Taig einge- 
büllt wird, und fohafft ihn nach den großen Städten. In Rom 
beißt er Triglia, welcher Name jedod auch dem vorigen gilt. 
Bey Venedig beißt er Tria, und kommt nur abgefhuppt auf 
den Marft, Bloch, D. F. I. 114. T. 57, Rondelet 290. 
Fig. Salvianti 256. Gesner 667. Fig. Mullus, Aldro: 
vand 1738. ©. 123. Fig. Mullus major. 

8. G. Die Fingerfifdhe (Polynemus) 

haben die Geftalt des Sanders, mit aufgetriebenet Schnauze 
und abfälligen Schuppen, felbft auf dem Kopf und an den Steuer> 
floffen, haben auch abgerückte Bauchfloſſen, und vor den Bruft: 
floffen mehrere freye fadenfürmige Strahlen; zwey entfernte 
Rückenfloſſen, ſchwache Zähne am Vorderdeckel und Bürftenzähne 
in Kiefer und Gaumen; die Schwanzfloffe gabelfürmig; 7 Kies 
menftrablen, und fonderbarer Weife bald eine Schwimmblafe, 
bald feine. Sie finden fih nur in heißen Meeren. 

1) Der Paradies: oder Mangofiſch (P. longiflis, pa- 
radiseus, quinguarius) f 


282 — 


wird kaum ſpannelang, iſt citronengelb und ſilber⸗ und gold⸗ 
glänzend, und hat jederſeits vor den Bruſtfloſſen 7 freye Strah⸗ 
len, viel länger als der Leib, Schwimmblaſe fehlt bey dieſer 
Gattung, mährend fie bey andern vorkommt. 

Finden fih in ganz Indien und in der Südſee an den 
Mündungen der Flüffe, in welche fie binauffleigen, um zu lai— 
chen, und zwar beym Anfang der Regenzeit, mo file gefangen 
und ald der ſchmackhafteſte Fiſch fehr theuer verfauft werden; 
in Calcutta das Stück für 1 Rupie (1 Krone). Man fhäbt 
befonderd den NRoogen. Da um diefe Zeit die gelben Mangos 
früchte am bäufigften find, fo bat man den Fiſch darnach be» 
nannt. Sie Ieben von der Brut der Krabben. Cuv, Val. III. 
pag. 365. Seba 1. Taf. 27. Fig. 22 Edwards Aves 
pag. 208, Fig. 

2) In ganz Dflindien und der Südfee findet ſich der Königö> 


fifh (P. plebejus), 
welcher an der Mündung der Flüffe oft 4 Schuh lang ges - 


. fangen wird, und fo fehwer, daß ihn ein Mann Faum tragen 


fann; er gebört zu den beften Fifhen, und ift am fetteften und 
ſchmackhafteſten im Jänner; er wird auch getrodnet und einges 
falzen, ebenfo der Roogen; der Kopf mird beſonders für. einen 
Recerbiffen gebalten. Er fol mit feiner Fäden die Pleinen Fiſche 
anloden und verfchlingen. Auf Morib heißt er Barbue, wird 
dad ganze Jahr gefangen, und kommt auf die Tafel der Reichen; 
am Ganges wird er weniger geſchätzt. Er ift filberglängend mit 
dunkeln Pängäftrichen; bat eine lange dünne Schwimmblaſe. 
Bloch, A. 5. IX, 22, T. 400, Broussonet Ichth, I. Fig. 


Bruce Travels tab. 41. 


3) An America findet ſich audy einer (P. americanus, vir- 
ginicus), 

welcher über 1 Schub lang, ebenfald an den Mündungen 
der Flüffe gefangen, und ald eine gute Speife verzehrt wird; er 
ift filberglängend, roth und grünlich, und hat 7 freye, Purze 
Bruft: Strahlen. An den Antillen beißt er Barbu. Bloch, 
A. F. IX. 28. Tafı 402. Pol. paradiseus. Marcgrave 
©. 176. Fig. Piracoaba. 


285 


— 4. Sippſchaft. Aechte Karpfen. 

Haben nur eine einzige kleine Rückenfloſſe mit weichen 
Strahlen, ziemlich in der Mitte des Leibes; ein kleines, meiſt 
zabnlofed Maul mit großen Zwicchenkiefern und kümmerlichen 
Dberfiefern, aber ſtark gezähnte Schlundfnoden; der Leib if 
meiftend mit großen, abfäligen Schuppen bevedt. Schwimm— 
blafe mit Ausführungdgang. 

Diefe Fiſche bevölfern vorzüglich unſere Flüffe, und find 
meiſtens diejenigen, welche unter dem Namen Weißfiſche bekannt 
find. Sie find für die Slüffe dad, was die Schellfiſche für das 
Meer. Obſchon fie indeſſen überall vorkommen, fo vermehren 
fie fih doch nicht fo ungeheuer, wie manche Lachsarten, welchen 
freylich au ein größerer Spielraum angemiefen ift, nebmlich die 
Seen, während die Karpfenarten mebr auf die Flüſſe beſchränkt 
find, und daher nicht in folher Menge gefangen werden, daß fie 
der Gegenftand eined ausgedehnten Handels feyn könnten. Gie 
werden auch meiftens frifh, und nur in der Nachbarſchaft 
verzehrt. 

9.6. Die Shmerlen oder Flußgrundeln (Cobitis), 
Loche ou Dormille, 

haben einen faft walzigen, aalförmigen und fchleimigen Leib, 
mit Fleinen Schuppen und zahnlofen Mund, der aber meiſtens 
von vielen Bärteln umgeben iſt; die Augen ragen meit hervor; 
die Bauch- und Rüdenfloffe weit hinten; nur 3 Kiemenftrablen. 
Die Schwanzfloffe rund. 

Leben bloß in fügem Waffer, gewöhnlich im Schlamm ver: 
borgen, daher fie auch Schlammpeitzger beißen. Ihre kleine 
Schwimmblaſe ift von einer Art Knochencapfel umgeben. 

4) Die größere Schmerle oder der eigentlihe Schlamm» 
peißger, aub Pfuhlfiſch und Wetterfifch (C. fossilis), 
Loche d’etang, 

wird aegen 1 Schuh —— 1/2 Zoll breit, °/, dick, hat an 
der Oberlippe 4, an der Unterlippe 6 Bärtel, Grundfarbe 
fhmwärzlich mit etwa 5 gelben und braunen Längsftreifen, Bauch 
gelb und ſchwarz gedupft. Die Schuppen find fehr dünn und 
durchſichtig. 

Findet ſich beſonders mehr nördlich in allen Flüſſen und 


284 


Seen mit fhlammigem Boden, jedoch nicht in Menge. Wäh> 
rend des Winters verbirgt er fi unter dem Schlamm; ebenfo 
menn dad Waffer im Sommer vertrodnet, wo fie dann nicht 
felten von den Schweinen audgewühlt werden. So kann er 
mehrere Monate ohne Schaden vergraben bleiben, und da er 
beyim Zutritt des Wafferd wieder munter wird; fo hat man ihm 
den Namen Grundel und den lJatemifchen Fossilis gegeben. 
Liegen fie, aus dem Waffer genommen, im Trodenen, fo laffen 
fie ein pfeifendes Ziſchen hören, und daber beißen fie in Schlefien 


Schlammpfeiffer, woraus ſchon in alten Zeiten Schlammpeifger - 


und fogar Schlammpeipger geworden iſt. Er laicht im Frühjahr 
in den Wafferfräutern, und wird in Reufen und Netzen gefan- 
gen, aber wegen feines Schleim und moderigen Gefhmadd nur 
von armen Leuten gegeffen; daher beftreut man fie vorher mit 
Salz oder Afıhe. Da fie weder fett noch gräthig find, fo find 
fie Yeicht zu effen und zu verdauen, entweder in einer fauern und 
braunen Brühe, oder gerdftet und auch wohl mariniert, wie die 
Neunaugen, mit denen fie viel Aehnlichfeit haben. Sie find am 
beften im Sänner und Hornung, weil fie dann voll Roogen oder 
Milh find. Man bat in einem gegen 140,000 Ever gezählt: 
dennoch vermehren fie fi nicht fehr, meil fie ald weiche und 
mehrlofe Thiere allen Fifhen, und felbft den Krebfen, zum Raub 
werden, und fogar der Frofch ihre Brut verfhlingen fol. Sie 
felbft leben von Larven im Schlamm, alfo von Wafferjungfern, 
Haften und Kärdern, 

Wenn ein Gewitter droht, fo Fommen fie auß dem Grunde 
hervor in die Höhe, und zeigen ſich ſehr unruhig; daher bedient 
man fi ihrer ftatt eines Wetterglaſes, indem fie in einem fol 
hen fhon 24 Stunden rer einem Gemitter unruhig aufs und 
abfteigen. Dean kann fie Jahr und Tag auf diefe Weife erhalten, 
wenn man ihnen wöchentlih nur eine oder zweymal frifches 
Waſſer gibt. Ste fommen oft an die Oberfläche, um Luft zu 
fynappen, welche fie, fonderbarer Weife, wieder durch den Hins 
tern von ſich geben; mo daher viele beyfammen find, da entfteht 
auf dem Waſſer ein Schaum, und ed wäre daher wohl möglich, 
daß Aufoniuß bey feiner Mustela, welche man bald für die 
Zamprete und bald für die Trüfche hält, an diefen Fiſch gedacht 


285 


hätte, befonder® da er auch unter dem Namen Mustela fossilis 
vordommt. Ueberbaupt wurde diefer Name allen langen, ſchlei— 
migen Fifhen beygelegt, und Aufonius fcheint alle Eigenfchaf: 
ten verbunden zu haben, die er bey dem Wort Mustela irgendwo 
gelefen, ein Verfahren, welched den Dichtern noch heutzutage be— 
gegnet. 

Erman bat gefunden, daß dieſe Luft aus Koblenfäure be— 
fteht, mithin im Darmcanal, ber ſehr gefäßreich ift, ein ordent— 
licher Athemproceß vor fich gebt. Diefer ſcheint auch wichtiger 
zu ſeyn, als der mit den Kiemen: denn fpannt man ein Netz 
über dad Waffer, fo fterben fie bald an Erftidung, Feinedwegs 
aber wenn man die Kiemen mit Del verfchmiert oder verfchließt. 
Ben Regensburg und Nürnberg beißen fie Mießaurn, wahr— 
fiheinlih Mieß-Gurren wegen ded Lauts den fie hören laſſen; 
bey Wien in der Donau heißen fie Bießgurn, in Böhmen Mur: 
Aal ( Moor-Aal), Pfeifer und Peisker; fie follen dafelbft im 
Auguft laichen. Bey Hamburg gibt e8 viele in der Bille, mo 
fie zu Zeiten aus dem trodenen Schlamm ausgegraben werden. 
Im füdlihen Deutfchland find fie übrigens eben fo felten ald die 
Neunaugen. Bloch, D. F. 1. 216. Taf. 31. Fig. 1. Gesner 
444. Fossilis. Willughby ©. 118 und 124. Taf. G, 8. 
ig. 4. Mustela fossilis. Marſili VI © 39 T. 13. F. 1. 
Skelet, Meyers Thiere I. T. 95. 

Schon Theophraft fpricht in feinem Buch über die Zifche 
von Fifchen, melde in der Nähe des ſchwarzen Meeres, bey 
Heraclen und in Papblagonien, in der Erde lebten (Hypogei) 
und audgegraben.mwirden (Orycti). Plinius erzählt ed nad 
(IX. ec. 57.). Pomponius Mela (I. c. 5.) fagt, daß es der- 
gleichen im füdlihen Franfreich gebe. 

2) Die Dorngrundel oder der Steinbeißer (Cob. 
taenia) 
| wird faft 5 Zol lang, ift ziemlich zufammengedrüdt, oben 
braun, an den Seiten blaßgelb, mit ungefähr 3 Reihen fehwarzer 
Flecken, wovon die untern groß und rund find; 6 Bärtel am 
Munde, 2 an der Oberlippe und 4 an der untern, und vor jedem 
Auge ein gabeliger Stachel. Sie finden fich, mie es feheint, um 
ganz Europa, und zwar ziemlich häufig in klaren Bächen, wo fie 


286 

fih an Steine anfaugenz verbergen ſich jedoch auch unter Waffers 
“pflanzen und Schlamm, Sie finden ſich felten im füdmeftlichen 
Deutichland, befonder8 in der Schweiz; häufiger in der Donau 
und ihrer Nachbarfchaft, fo wie in Sachſen, befonders in der 
Mulde, auh in Schlefwig, Lievland und Schweden, wo fie - 
Nißöga beißen, Sie find mager und haben ein zähes, fehlechtes 
Sleifch, werden jedod um Faßnacht und im März, ehe fie lai— 
hen, was im May gefchieht, gebraten und gegeffen. Man fol 
fi leicht an den Kopfftacheln verwunden, und daber fagt man F 
der Steinbeißer ift ein Wächter, Sept man ſie in ein Glas, fo 
find fie beftändig unruhig, und bewegen die Lippen unaufhörlich, 
wie die Eaninchen und Raubfröfche. Franzöfiih beißen fie Per- 
cepierre et Mordpierre, am 2angenfe Grisella. Blod, D. 
8.16, 221. T. 31. F. 2. Gesner 482. Gobius, Cobi- 
tis aculeata. Willughby 265. T.Q, 8.8.5 Marfili IV. 
&©3.%1. 5 2. Skelet, Meyers Thiere T. 96. 

3) Die Bartgrundel oder die eigentlihe Schmerle 
(Cob. barbatula), Loche franche, 

ift nur fingerslang, gelblidy mit braunen Wolfen, bat auch 
6 Bärtel, die aber ale an der Oberlippe fiben; Feine Stacheln 
vor den Augen, 

Finden fidy in klaren Bächen mit Fiefigem Grund um ganz 
Europa, meiftend in großer Monge, befonders in Sadyfen und 
Brandenburg, und werden fehr gefhäpt, befonderd gefotten mit 
Eitronenfäure, Weineffia, Butterbrühe, oder auch gebraten. Mit 
Weineffig werden fie ſchön blau, wie die Forellen. Am beften 
follen fie feyn, wenn man fie in Wein oder Mil fterben läßt. 
Sie werden auch wie die Neunaugen eingemadht und aufbes 
wahrt, Sie haben Übrigens ein zartes Leben, und ſtehen gleich 
ab, wedued) fie an ihrem Gefhmad verlieren; daher pflegt man 
dad Gefäß, worinn man fie aus dem Bach zur Küche trägt, 
beftändig zu rütteln. In der Schweiz heißt fie vorzüglid Grun— 
del und Zirle, aud Zirdele, in Heffen Möß, bey Eöln Gufe, 
welches Wort jedoch mehr auf die Dorngrundel paßt, in Schwa> 
ben Sengele. Wegen de& Kranzes vor dem Kopfe, fagt man: die 
Grunder ift eine Jungfrau, Sie find am beften von Weihnachten 
bis Dftern, wo fie zu Jaichen anfangen. In den Nebenflüffen der 


287 


Donau, der Elbe, befonderd in Meißen, finden fie ſich fehr häufig, 
auch in der Schweiz, in der Aare und Glatt, defgleichen in der 
Etſch; fehr felten im Schweden, der Werterfifch gar nicht. 

Man Fann fie auch verlegen, was aber bey kühlem Wetter, 
am bifien um Martini, gefhehen muß. Zum Anlegen’ der 
Schmerlengruben macht man neben emem Bach ein Loch, 8 Schuh 
lang, 3 breit umd tief, verkleidet e8 mit einem Korbaefledt, und 
bringt Schafmift zwifchen dajfelbe und die Wand, damit fidh 
Snfectenlarven darinn entwickeln können. Die Fifche freſſen felbft 
diefen Mift gern, und laſſen fih auch mit Delfuchen füttern. 
Man läßt ſodann das Waſſer durch Deffnungen, welche mit 
einem durchlöcherten Blech verfchloffen find, ein- und audfließen, 
forgt auch dafür, daß Feine Mafferratten bineinfommen. Dan 
muß eigentlich mehrere Gruben machen, zum Laichen, Einfegen 
der Brut und für die Kühe. Bloch, D. F. J. 224 T. 31. 
5. 3. Gesner 480. Fig. Willughby 2655. T. Q, 8 8. 4. 
- Marfili IV. ©. 74. T. 25. F. 1. Fundules. 

10. G. Einer der fonderbarften Fiſche ift der Hochguder 
(Anableps), 

auch rundlic und fchleimig, aber ſtark befchuppt, mit diefem 
Kopf und fehr vorragendın Augen, deren Horn» und Regenbogen: 
beut eine Querleifte haben, fo daß es ausſieht, als wenn das 
Auge doppelt wäre: es ift jedoch nur eine Linſe und ein Glas» 
förper vorhanden; 2 Bärtel am Maule, Bürftenzähne, 5 Kiemenz 
firablen, eine große Schwimmblafe. 

1) Der gemeine (Cob. anableps, A, tetrophthalmus ) 

wird gegen 1 Schub lang, iſt ſchmutzig grünlichgelb mit 
5 fhmwarzbraunen Seitenlinien, lebt in den Flüffen von Surinam, 
wo er ald Speife beliebt ifl. Er gehört zu den wenigen, welche 
lebendige Junge bervorbringen, wie die Aalmutter und die Hayen. 
Bloch, U. 5. VII. 7. Taf. 261. Seba IN. Taf. 35. Fig. 7. 
Gronov. Zooph. tab. 1. fig. 1—3. 

11. ©, Die eigentlihen Karpfen (Cyprinus), Carpe, 

find vollkommen eliptifh mit großen, abfäligen Schuppen, 
haben ein Fleined Maul, ohne Zähne. Dagegen ſtehen fehr große 
Zaden an den untern Schlundfnochen, welche gegen den foge: 
nannten Karpfenftein in einer Grube, hinterbalb unter dem Hin: 


288 


terbauptsbein wirken; nur 3 breite Kiemenſtrahlen; Schwimmblafe 
groß, mit einer Einfhnürung; ale Zleffen weich, mit Ausnahme 
' eined und ded andern Stacheld vor der Rücenfloffe. 

Diefe Fifhe wohnen fammtlih in ſüßem Waffer oder am 
Strande, von dem fie aber in die Flüffe berauffteigenz fie find, 
unter den Namen der Weißfifche allgemein bekannt. Sie 
leben von Snfectenlarven, welche fie im Schlamm auffuden, 
auch von Mift, und freffen auch Hülfenfrüchte und Brod. Sie 
find ſämmtlich eßbar, und verforgen, nebft den vielen Lachdarten, 
unfere Küchen. 

Da diefes Geſchlecht die zahlreichften Sattungen bat, und 
zwar folche, welcheam meiften befannt und überall leicht zu haben 
und zu vergleichen find; fo kann man bier zeigen, daß auch die 
Zabl der Floffenftrablen, wenn fie auch gleich manchmal wechfelt, 
dennoch einem beftimmten Gefege unterworfen iſt, wornach man 
fich richten muß, wenn man diefe Strahlen zählen und den Fiſch 
an dem gehörigen Ort unterbringen will. 

Ich babe ſchon bey dem KRnochenfuften gezeigt, daß dad 
Zahlengefeg der Wirbel auf der Zabl 5 beruht, und. daß’ diefe 
Zahl felbft wieder auf die 5 Sinne gegründet iſt, wornach ſich 
auch die 5 Kiemenbögen der Fiſche und die 5 Zehen der höhern 
Thiere richten, 

Sp unbeftimmt nun manchem und gefehloß,. gleichfam zu⸗ 
fällig, die Zahl der Brufts und Bauchftrahlen erfcheint, fo iſt ſie 
doch gewöhnlich 5 oder 40, Furz die Vielfachheit von 5. Es iſt 
zwar manchmal ein und der andere mehr oder weniger vorhanden: 
alein das berubt bloß auf VBerfümmerung. Die Natur bat die 
Zahl vollftändig machen wollen, aber die Kraft ift ihr geſchwun—⸗ 
den: daher mwerden die Strahlen an den Rändern der Floffen 
allınählich Fürzer, und die Iehten Fommen gar nicht mehr zum 
Vorſchein. 

So ſtehen in der Bruͤſtflofſe des Barſchs 16 Strahlen, 
und davon find die zween erften einfache Stacheln, die 4& übrigen 
weiche und einmal: verzweigte Strahlen. Dan muß alſo hier- 45 
annehmen oder Zmal 5. 

Sn der Bauchfloffe find 6 Strahlen, und davon ift der 
erfte einfach, die 5 andern gefpalten: mithin find hier 5 Strahlen, 


289 


wie bey den Fingern. Man koͤnnte es auffallend finden, daß die 
Bauchfloffen nur einmal 5, die Bruflfloffen dagegen dreymal 5 
‚Strahlen haben. Nun tritt aber bier dad merfwürdige Vers 
bältniß ein, daß jeder Strahl der Bauchfloffe viertheilig ift, mite 
bin als ein doppelter Bruſtſtrahl angefeben werden fann, Dem 
Werthe nad mären mitbin in der Bauchfloffe 10 oder zweymal 5 
folcher Strahlen. Man könnte alfo die Zahl fo annehmen: 

Bruftflofe = 3 x 5 Doppelftrahlen; 

Bauchfloſſe = 2 X 5 Doppelftrahlen, oder 

—= 1X 5 vierfabhe Strahlen. 

Sch babe diefed Beyſpiel vom Barſch genommen, meil er 

überall leicht zu befommen if. Man kann aber auch dajfelbe 
merkwürdige Verhältniß bey andern Fifchen finden; nur muß 
man, wegen der Schmierigfeit der Zählung, größere wählen. 

Es ift eben fein Wunder, daß. die NRuderfloffen, welche uns 
fern Händen und Füßen entfprechen, nach der Zahl 5 geben. 
Allein auch in den Steuerfloffen läßt ſich dieſes Geſetz nad: 
weiſen; jedoch muß man dabey nicht vergeffen, daß fie, wegen der 
größern Zahl der Strahlen, flärferen Verkümmerungen unters 
mworfen find. 

Im Allgemeinen haben ale Fiſche zwey NRüdenfloffen, wo— 
von die vordere aud einfahen und flechenden, die hintere aus 
verzmweigten, weichen Strahlen beftebt, Diefe beiden Zloffen 
kämpfen gleihfam mit einander um die Mehrzahl der Strahlen. 
Wird die erſte meıfter, fo bleiben gewöhnlich hinter ihr nur 
wenige weiche Strahlen, und man nennt folhe Fiſche Hartfloifer. 
Almählich vermehren fi) aber die weichen Strahlen von hinten 
nach vorn, fo daß nur noch ein und der andere Stachel übrig 
bleibt, und dann nennt man fie Weichfloffer. Die höhere Entwick— 
lung der Fifche beftebt daher darinn, daß die vordere harte Floſſe 
verfümmert, und dagegen die weiche die Oberhand geminnt. 
Man follte immer die Stacheln befonders zählen, fo ne die ver> 
zweigten Strahlen. Da diefed in der frühern Zeit nicht immer 
geſchehen ift, fo bleibt mancher Zmeifel über die weſentliche Zahl 
der Sloffen, und man muß fid daher nicht wundern, wenn in 
diefer Hinfiht manchmal eine Gattung nicht am rechten Platze 
ſteht. 

O kens allg. Raturg. VI. 19 


230 


In der erfien Rürfenfloffe des Barſchs ftehen 15 einfache 
Strahlen, alfo dreymal 5. 

Sn der zweyten 16, wovon die 2 vordern einfach, die 14 
bintern doppelt; alfo auch bier ift die Zahl 53 X 5, oder wenn 
man will 6 X 5. 

Sn der Steißfloffe find 11 Strahlen, wovon die 2 vordern 
einfach, die 9 hintern verzweigt; alfo zweymal 5 oder A X 5. 

Die Schwanzflofe muß man in die obere und die untere 
Hälfte theifen, und dann findet man daffelbe Zahlengeſetz, jedoch 
mit noch mehr, Berfümmerung. Die obere Hälfte bat ges 
wöhnlich weniger Strahlen. Hier hat fie im Ganzen 25, mithin 
BR: 5. 

Nun fönnen wir zu unfern Karpfen geben. 

Die Zahl der Strahlen mwechfelt nirgends fo fehr wie bier, 
und daher ift dieſes Geſchlecht vorzüglich zur Darftelung dieſes 
Geſetzes und zur Einfiht in die Wichtigkeit deffelben bey der 
Elaffification tauglich. 

In den Bruftfloffen baben fie fammtlih 13—18 meift 
geipaltene Strahlen, mithin 3 X 55 in den Bauchfloſſen dagegen 
8—10, felten bi8 43, mithin. 2 X 5. Auf diefe Sloffen laffen 
fi ınithin Feine Unterfchiede gründen. Defto mehr weicht die 
Rüden: und Steißfloffe ab. Ben vielen, befonders den Hleinern, 
wie beym Pfrill (C. phoxinus) und dem Kreffen (C. gobio), ift 
die Zahl in beiden gleich, und. zwar 40, mit einem Schmanfen 
von 9—14 oder 12. Die Normalzahl ift mithin für beide Sloffen 
3x5. 

Beym gemeinen Karpfen dagegen hat die NRüdenfloffe 
nicht meniger ald 24 Strahlen, mithin 5 X 5; die Steißfloſſe 
dagegen nur 9 oder 2 X 5. 

Umgekehrt bat beym Brachſen die Rücenfloffe nur 10—12 
oder 2 X 5; die Steißfloffe dagegen 26—29, mithin 6 X 5. 

Hier gibt e8 mithin große Ertreme. Es ſtehen aber noch 
andere dazwiſchen, bey melden die NRüdenfloffe 2 X 5, die 
Steißfloffe dagegen 3 X 5 beträgt. Sp hat die Nafe in der 
NRüdenfleffe 12, in der Steißfloffe 15 Strahlen; der Nappen 
oder der Raubalet dort 9—11, bier 14—17; dad Rothauge 
dort 12, bier 14. 


298 


Auf diefe Weife zerfallen die Karpfen in 4 Abtheilungen. 

1) Die fhmalen baben kurze und gleiche Rüden: und 
Steißfloffen, beide nebmlih 2 X 5 Strahlen. 

2) Die dickköpfigen baben Furze, ungleiche Rüden» und 
Steißfloffen, nehmlich Rüdenfloffe 2 X 5, Steißflofe 3 X 5. 

3) Die breiten und bohen haben eine Furze Rüden: und 
eine lange Steißfloffe, nehmlich jene 2 X 5, diee AbISS X 5. 

4) Die ovalen Karpfen haben eine Jange Rüdenfloffe und 
eine kurze Steißfloffe, jene 4 bi8 5 X 5, diefe nur 2 X 5. 

Man nimmt auch auf die Bärtel am Munde Rückſicht; find 
aber zu unbedeutend um Abtheilungen zu beflimmen. 

Sch theile daher diefe Fifche in A Haufen. 

8. Lange Karpfen: mit furzer Rüden: und Steißfloffe ; 
Strahlen nur 2 oder dreymal 5. 

a. Schmale Karpfen. Floffen 

Sn der Rückenfloſſe einige Strablen mehr. 

4) Der Pfrill oder die Eller-ütze (C. phoxinus), Veron, 
Vairon (Varius), Blarin; Varone, Sanguinerolo, Morella, 
Pardilla; Minow, Pink, 

ift ein Aenthalben ſehr gemeine Fiſchlein, das kleiner als 
der Gräsling bleibt und etwa 4 Zoll lang wird, einen ſtumpfen 
Kopf bat, ziemlich rundiich, Fleinfhuppig und fchleimig ift, mei— 
ftend ſehr artig gefärbt, der Rüden dunfel, dann jederfeits 
4 Längsſtreifen, wovon die 2 oberen aus blauen und ſchwarzen 
Sleden, die Seitenlinie goldgelb, der Bauch filberglängend, oft 
einnoberrotb; außerdem über dem Rüden etliche 30 Querſtriche; 
die obern Floſſen bräunlich, die untern röthlich, Rüden: und 
Steiffloffe mit 10 Strahlen. 

Sie Lieben vorzüglich reine Bäche mit fandigem Grund, 
und Ieben gefelig zu mehrern Dubenden an Stellen, mo 
gewöhnlich Feine andern Fifhe find; freffen Kräuter und In— 
fectenlarven, ſchnappen auch nach Fliegen, und laſſen fich da: 
ber leicht mit der Angel und in Menge, befonder8 im Sommer, 
fangen. Sie laichen im May, und zeigen fich oft an der Ober— 
fläche. Sind ungeachtet ihrer Kleinbeit eine ſehr beliebte und 
gefunde Speife, am beften im Winter, merden übrigens häufig 
ald Köder für Forellen und Trüfhen gebraucht. Sie haben fehr 

419 *® 


x 53. 





292 


verfchiedene Namen: in der Schweiz Bachbambelein, am Rhein 
Bach: und BinzeButten und Wertling, Hägner und Mülling mit 
dem Sprihmwort: der Mülling ift ein Krämer, mahrfcheinlich 
wegen ded vielfarbigen Gewandes; in Weftphalen Grimpel, am 
Harz Ellerling, weil die Bäche, worinn fie leben, gewöhnlich mit 
Erlen eingefaßt find. Man kann fie in Gefäßen lebendig er- 
halten. Sn Rußland heißt er Mombsa wie auch der Zitterling, 
und findet fih nur in den reißendften Bergftrömen, fowohl am 
Ural ald am Altai; die jüngern find faft ganz fehwarz. Pallas 
Z. r. III. 330, tab. 70, fig. 1-4. Blood, D. F. J. 60. T.8 
5.5. Gesner 842. Fig. Phoxinus, Pfel. Meivinger IV. 
T. 39. Zurine T. 1A. 

2) Der Rysling oder Spierling (EC. aphya) 

wird kaum fingerslarg, ift geftredt und ziemlich rund, mit 
mäßigen, abfälligen Schuppen, der Rüden bräunfich, die Seiten 
weißlih, der Bauch weiß oder röthlich, die Floffen grau, am 
Grunde grünlich, Seitenlinie gerad, Dberfiefer etwas länger, 
Schwanzfloſſe ausgeſchnitten. R. 9. St. 9. Auge roth. 

Diefes Fifchlein findet fich haufenmweife beyfammen an den Kü— 
‚ ften der Dftfee und an den Flüffen ringd um diefelbe, beißt in 
Preußen Mutterlofefen, nebmlih Mutterlos, weil die Griechen und 
Römer diejenigen Fiſche Apbya nannten, von welchen fie glaubten, 
daß fie aus dem Meerfchaum entftänden, und darunter rechneten 
fie die Meergrundeln, Anfchovis u. dergl. In Schweden heißen fie 
Mudd, Budd, Quidd, Iggling, Glirr u.f.m. Sie haben ein 
weißes, ſchmackhaftes, gefundes Sleifeh, und werden audgenom: 
- men und nach abgefchnittenem Kopf in Butter gebaden, aud) 
ald Köder für die VBärfche gebraucht. Bloch, D. $. IH. 143. 
297. 5% 

Dieſes Fifchlein kommt faft in allen Bächen der Schweiz 
vor, jedoch nicht häufig; heißt am Bodenfee Mannfreffer und 
Schneiderfiſch, am Vierwaldftätterfee Isling, Sfoler und Aerzel, 
bey Zürich Rysling. Gesner fagt von ihn, daß ed nicht viel 
über fingerölang werde, daß der Rüden grünlichblau fey, an 
Seiten und Bauch weiß, in der Sihl um- Steine gefangen werde, 
daß daffelbe in die Limmat gehe, und unter die fhmachafteften 
Fiſche gerechnet werde (©. 479. Fig. Gobius.). Gegenwärtig 


293 


kommt e8 in der Limmat höchſt felten vor wegen der vielen Fär— 
bereyen, wie man glaubt. Es laiht im März, bat eine gelbe 
Seitenlinie, wird aber für unfhmadbaft gehalten und nur als 
Köder gebraucht. 

3) Der Erädling, Bachkreſſen oder Gründling (C. 
gobio), Goujon; Temolo; Gudgeon, 

ift ebenfall8 ein Fleiner Fiſch mit ziemlich diem Kopf, 
5 Zoll lang, ziemlich fhmal, mit großen Schuppen, und gibt an 
Glanz und Mandhfaltigfeit der Farben dem Pfrill wenig nad; 
oben olivengrün mit vieredigen ſchwarzen Dupfen, an den Seiten 
blaue Flecken, und dazwifchen fhwarzgefäumte, goldgelbe Schup: 
pen; unten filberzlänzend, manchmal rofenroth, Seitenlinie und 
der goldſchimmernde Gilberdedel ſchwarz gedüpfeltz die Floffen 
gelblich oder röthlih, Die Schwanz: und die Furze Mücken: 
floffe ſchwarz gefleckt, mit 11 Strahlen, obne ee an jedem 
Mundwinkel ein Bärtel. 

Findet fih in ganz Europa, des Winters in Seen, fleigt im 
Frühjahr in die Flüſſe, und laicht im Man fehr unterbrochen an 
Steinen, wird, befonders in Pommern, im Spätjahr ın fo aroßer 
Menge gefangen, daß er für ein Spotrgeld verfauft wirt, fann 
daher mit Vortheil ald Fütterung für die Sander, Bärfhe und 
Forellen gebraucht werden. Sie find immer fehaarenmweife bey— 
fanmen im Schatten der Öteine oder Sträucher, leben von Kräu= 
tern, Snfectenlarven und Fiſchbrut; auch follen fie aern Ochſen— 
bien freffen und überhaupt Aad von Pferden und Rindern, welche 
ind Waſſer geworfen werden, um fie anzıloden: daher ınan fagt, 
ein Kreß fen ein Todtengräber. Dad Fleifh ift übrigens zart 
und ſchmackhaft, fol jedoh manchmal Uebelfeiten verurfachen. 
Aufoniuß fingt von ihm 131 *): 


Unter den Schwärmen des Stroms ijt mun auch dein zu 
gedenfen, 


*) Tu quoque flumineas inter memorande cohortes 
&obio non major geminis sine pollice palmis; 
Praepinguis, teres, ovipara congestior alvo; 
Propexique jubas imitatus Gobio Barbi. 


294 


Gründling, mefjend zuhöchſt zwey Hand breit ohne den 
Daumen; 
Ueberig fett, vund, Dicker mit roogenerzeugendem Bauche; 
Abwärts hanget der Bart dir, Oründling, ähnlich dem 
Barben. 
Böcking. 


Wird wegen des dicken Kopfes mit der Groppe (Cottus 
gobio) verglichen, daher auch ſein Fleiſch kränklichen Perſonen 
empfohlen. Galen hat aber die Meergroppe gemeynt. Auch in 
allen Bächen von Rußland häufig. Er heißt Stolbetz. Man 
findet bey ihm häufig den Fiek (Ligula). Bloch, D. F. J. 57. 
T 8. F. 2. Gesner 474. Fig. Gobius fluviatilis. Mar— 
ſili IV. ©. 23. T.9. 5. 2. Meidinger IL. T. 25. Ju⸗ 
rine T. 14. Skelet, Ban der Hoeven F. 1. 

4) Die Barbe (C. barbus), Le Barbeau; Barbo; Barbel, 

iſt gewöhnlich 1 Schub und 1‘, Zoll breit, mehr geſtreckt 
als der Karpfen, oben olivengrün, die Seiten bläulich, unten 
weiß, die Seitenlinie ſchwarz gedüpfelt, untere Floſſen röthlich; 
Schwanzfloſſe ausgeſchnitten, A Bärtel an der röthlichen Unter— 
lippe, R. 12 mit einem Sägſtachel, St. 8. 

Dieſer Fiſch iſt einer der gemeinſten und häufigſten in ganz 
Europa, beſonders in ſchnell fließenden Flüſſen mit kieſigem Bo—⸗ 
den, wo er ſich unter großen Steinen in den Uferlöchern verbirgt, 
und von Inſectenlarven, Schnecken, Kräutern, auch kleinen Fi— 
ſchen ſich ernährt. Findet ſich nicht in den Seen. Er wächst 
ſehr ſchnell, iſt im ſechsten Jahr 5 Pfund ſchwer, und in der 
Oder gibt es über 2 Schub lange, die 6—8 Pfund ſchwer find, 
in der Weſer 12—15, in England fogar 48 und im Rhein 19 
Pfund und 3 Schuh lang. Man fagt, ed gebe 10—15 Schuh 
lange; morauf ſich diefe Angabe gründet, weiß ich nicht. Sie 
laichen im dritten Jahr, 8 ZoU lang, im May auf Steinen, ge= 
ben dabey gegen den Strom, und fchnellen aus dem Waffer ber> 
aus, um hinauf zu fihießen, wie man e8 in Laufen bey Laufen: 
burg am Rhein feben Fann, wo fie zu Taufenden gefangen und 
korbvollweis für ein Spottgeld, zum Theil als Viehfutter, ver- 
Fauft werden, Nau behauptet, daß im Ausfluß ded Mains bis> 


295 


weilen über 200 Eentner gefangen werden. Sie ziehen fehr gern 
den Flachsroͤſten nad), befonder® in der Wefer, und werden da> 
ſelbſt fo fett und ſchmackhaft, daß fie dem Lachs nicht8 nachgeben; 
wie dad zugeht, weiß man nicht. Des Winterd mwühlen fie ſich 
in den Schlamm, und man findet oft mehrere Hunderte bey⸗ 
ſammen. Nach Auſonius, Vers 91, ſoll fie ein hohes Alter 
erreichen *), 
Du auch, die ſich gemüht durch den Schlund des ges 
wund’nen Saravus, 
Wo jechstheilig die Mündung durd) Selfenpfeiler hin— 
durcht braußt, 
Wenn herab du gefteömt im Den Fluß des größeren 


Ruhmes, \ 
Uebſt du Dich freyer, o Barb’, in weitumfreifendem 
Schwimmen; 


Du, die lajtendes Alter veredelet, einzig erlangft du 
Aus der Athmenden Zahl nicht ungepriefenes Alter. 
Böcking. 


Man faͤngt ſie das ganze Jahr, beſonders im Herbſt, mit Netzen 
und an der Angel, beſonders mit Würmern und fünftlihen Flie⸗ 
gen, und mit einer Maſſe aus Käs, Eygelb und etwas Campher 
in Leinwand. Auf den Markt kommen fie gewöhnlich 1—2 Pfb. 
ſchwer, felten 4—6. Das Pfund koſtet 8 — 10 Kreuzer. Das 
Fleiſch iſt weiß, ſchmackhaft und leicht verdaulich. Der Roogen 
bekommt manchen Leuten ſchlecht, und verurſacht ihnen Grimmen. 

Marfili erzählt, ©. 19, ſie ſey fehr gierig auf Menſchen⸗ 
leichen. Als man nach ber Belagerung von Wien, 1683, eine 
Menge erfchlagener Türken mit Pferden u. dergl. in die Donau 
geworfen, fo hat man fehr viele Barben um Diefelben gefangen, und 





*) Tuque per obliqui fauces vexate Saravi, 
Qua bis terna fremunt scopulosis ostia pilis, 
Cum defluxisti famae majoris in amnem, 
Liberior laxos exerces, Barba, natatus; 
Tu melior pejore aevo, tibi contingit uni 
Spirantum ex numero non illaudata senectus. J 


296 


fogar aus den Reibeshöhlen gezogen; bey Thierleichen dagegen faft 
. gar feine. Barbenteiche müffen einen fleinigen Boden und immer 
frifchen Zufluß von einem Bach haben, der wo möglich mit einem 
Geplätſcher herunterfallen fol; aud müffen große Steine darinn 
liegen, damit fie fich dahinter verfteden fönnen. — Im fehmwarzen 
‚und cafpifhen Meer find fie ein gemeiner Fiſch, welcher in den 
Slüffen bis zu den Alpen beraujfteigt; beißt Maraena. Der 
Roogen verurfaht oft Grimmen, und felbft dad weiche Fleifch, 
wenn ed nicht ftarf gefalzen wird. Größe 1, Schuh. Pallas 
zZ. r. 291. Bloch, D. F. I. 109, T. 18. Gesner 144. Fig. 
Barbus. Marfili IV. ©, 18. T. 7.851. Meidinger II 
T. 11. Skelet bey Meyers Thieren I. T. 10. 

5) Die Schleübe (C. tinca), Tanche; Tenca; Tench, 

gehört zu den Fleinfchuppigen und fchleimigen Karpfen, und 
bat die, undurchfichtige Zloffen, wird 1 Schub lang, ift ziemlich 
geftaltet wie der Karpfen, aber mehr rundlih, oben dunkelgrün, 
an ‘den ©eiten gelb, unten weißlih, die Floſſen violett, die 
Schmwanzfloffe gerad; im Mundwinkel ein Bärte, R. 3,9 
St. 3, 8. Man hat berechnet, daß fie 30,000 Schuppen habe; in 
der Seitenlinie liegen 96, während der Karpfen nur 38 bat. 

Diefer Fifch lebt in ganz Europa in ftehendem Warffer, in Seen 
und Sümpfen, nicht in Slüffen, außer wo fie fehr langfaın fließen, 
wie unten im Rhein und in der Elbe, und vergräbt fich des 
Winterd in den Schlamm, obne je bervorzufommen, um etwa 
an Wuhnen Luft zu fhöpfen, alfo wie der Schlammbeißer und 
der Aal. Im Frühjahr geht er ins Nöhricht, wo er Ende May 
lacht, und wenn gutes Wetter eintreten will, oft in die Höbe 
fpringt. Er lebt von Wafferlarven, wächst fchnel, und wird 
7—8 Pfund ſchwer, gewöhnlich aber nur 1/.—2 Pfund, wird mit 
Nepen, Reuſen und Angeln im Juny und July gefangen, 5—6 
Tage in reined Waſſer gelegt, damit er feinen Schlammgerudy 
verliert, and dann tft er ein gutes Ejfen, befonderd gebraten mie 
der Aal. Das Pfund Fofter 8-10 Kreuzer. Man bat in feinem 
Roogen an 300,000 Eyer gezählt, daher vermehrt er fich ziem— 
lich ftarf, und wird in Karpfenteichen nicht gedulder, weil er fich 
von denjelben Stoffen ernährt, und daher den Karpfen Ab» 
bruch thut. 


297 


Ben Ariftoteles und Pliniud fommt er nicht vor; bey 
Aufoniud aber, B. 125, ald ein verachteter Fiſch *). 
Wem auch wären, des Bolfs Leibfpeife, die grünlichen 
Schleihen 
Unbefannt ? 
Böcking. 


Auch in Deutſchland iſt er eben nicht beliebt, mehr in 
England und am Congo in Africa, wo Todesſtrafe darauf ſtehen 
fol, wenn jemand einen Schleih fängt, obne ibn an die fürftliche 
Tafel zu liefern. Uebrigens bat man allerlen ven ihm gefabelt: 
er würde vom Weld und Hecht verfchont, und zwar aus Erfennts 
lichkeit, mweil fie fih ihre Wunden mit feinem Schleime beilten; 
er verurfache das Wechfelfieber, vertreibe, Iebendig auf die Stirn 
gebunden, die Kopffhmerzen, aufs Genid die Augenentzundung, 
vorzüglich aber auf dem Bauche die Gelbſucht, ohne Zmeifel wegen 
feiner gelben Farbe, Der Name Tinca fol von Tincta ber: 
fommen, Scleib von Schleim; auch in Rußland gemein, felbft 
in fhwahen Salzſeen; heißt Linn. Die aufgelegte Leber fol 
das Zahnweh beben. Bloch, D. 8.1 83. T. 14. Gesner 
1178. Fig. Tinca MarfililV. © 47, %.15 Meidin 
ger I. Taf. 15. Jurine Taf. 10. Sfelet, Meyers Tpiere 
I. af. 51. 

Sn beiden Floffen gleichviel Strahlen. 

6) Der Perlfifh oder Weißfloffer (C. grislagine) 

ift eigentlicy im füdlichen Rußland zu Haufe, Fommt jedoch 
auch in Schweden vor, mo er Skall-Id und Stamm beißt, und 
ald Seltenheit im Atterfee im Dberöfterreih, wo die Milchner 
zur Laichzeit perlförmige Auswüchfe an Kopf und Schuppen bes 
fommen. In den Flüffen des cafpifchen Meered findet er fi) 
in ungeheuern Schwärmen, heißt Obla, wird von den Haufen 
verfolgt, und deßhalb gefangen, in Behältern aufbewahrt und an 
die Angel geftedt. Er bat große Achnlichfeit mit dem Döbel, 
und Pallas fcheint ihn mirffich dafür zu balten. Er wird 


) Quis non et virides, vulgi solatia, Tincas, 
Norit ? 


298 


gegen i Schub lang und 3 Zoll body, und ſieht aud, aud) in der 
Färbung, mie die Zährte; der Kopf ift ziemlich did, die Schuppen 
groß und filberglänzend, oben braunlich, die Floffen am Grunde 
röthlich, am Ende ſchwarz, Rüden: und Steißfloſſe mit 11 
Strahlen. Im Hornung und März zieht er aus dem cafpifchen 
Meer in die Wolgas feltener in dem Teref, und wird dafelbft, 
wie gefagt, zum Haufenfang, aber auch als ziemlich ſchmackhafte 
Speife verwendet. Pallad Reifen, Auszug II. 254. Zoogr. 
ross. II. 319. Meidinger IV. T. 40. 

7) Der Mön oder Alert (C. cephalus) 

findet fi in den meiften Flüfen und Seen der Schmeiz, 
befonder8 an fchilfigen Ufern in Menge, mo fie dad ganze Jahr 
mit Würmern und rothen Kirfhen, im Bodenſee mit kleinen 
Pflaumen, an der Angel gefangen werden. In der Limmat lai⸗ 
chen fie Ende May an fleinigen Osten; im vierten Jahr follen 
fie 1%). Pfund wägen und reif ſeyn; fie erreichen 5 Pfund, bis» 
mweilen S—10. Das Fleifcy wird zwar für beffer. ald das der 
Naſen gehalten, ift aber doch fchlecht, und das Pfund Eofter nur 
4—6 Kreuzer. Sie freffen alles Mögliche, Pflanzen, Gemürm, 
Früchte, auch Peine Fiſche, Fröfche und Aas, und halten fich 
daher häufig in der Nähe der Schlachtbänke auf. 

Der Rüden ift dunkelgrün, die Seiten fayl, unten weiß, die 
Seitenlinie ziemlich gerad, bochgelb, bisweilen ſchwarz gedüpfelt; 
die Schuppen wie beym Karpfen, ſehr groß, aber fehon ſilber⸗ 
glänzend mıt dunfeln feinen Strahlen; der Kopf groß und flumpf 
mit weitem Maul, der Kiemendedel goldfhimmernd; Rüdenfloffe 
3, 95 Steißflofe 3, 9; die obern Floffen grünlich, die untern 
söthlichgelb. 

Dan hält ihn für denfelben, — Auſonius beſingt 
(Vers 85.) ®): 

Schuppenbedecket erglänzt im grafigen Sande der Aland, 
Sonderlich zart von Fleifch, Doch Dicht mit Gräthen 
durchwachſen, 





*) Squameus herbosas Oapito interlucet arenas, 
Viscere praetenero, färtim congestus aristis, 
Nec duraturus post bina trihoria mensis. 


239 


Länger auch nicht, als nur fechs Stunden, der Tafel fich 
eignend. 
Böcking. 


Nah Gesner (216) hieß dieſer Fiſch bey den Alten Ca- 
pito und Squalus, und daher no in Stalien im Po Capidone 
und Squaglio, bey Benedig Squalo und Squadro, bey Trient 
Squaio und Squalotto (der in der Schweiz fogenannte Schwal 
ift ganz davon verfchieden), im Comerfee Cavedo und Caveano, 
ales Wörter die von Capito herſtammen, wie auch das englifche 
Chub von Cop, und das franzöfiihe Testard. Albert der 
Große nennt ihn Monachus, und vergleicht ihn mit der Naſe; 
in der Mofel heißt er deßhalb Mönne, bev Köln Mönifen, 
bey Duisburg Mön, und auch das franzöfifche Monnier und 
Meunier fol davon herfommen, nicht von Mühle. Ben Straß> 
burg beißt er Furn und Maudeffer, weil man glaubt, daß er 
Wafferratten freffe; daher das Öcherzwort: ein Furn ift ein 
Kater, fehr unpaffend it, denn er frißt viel mehr Mucken als 
Mäufe. In Bayern heißt er Alet, wie in der Schweiz. Er be: 
fohreibt fodann einen von dem Fiſchmarkt zu Zürih: er war 
größer ald gewoͤhnlich, wog faft 6 Pfund und maß 1! 
Schub, alle Floſſen braunrord; Rückenfloſſe 105 dad Ende der 
Schwanztloffe bläulich; die NRüdenfloffe in der Mitte, Die 
Schuppen glänzend weiß, eckig, breit und ſchwarz gedüpfelt, das 
Maul rörhlih, die Schläfen gelblih, die Augen bochgelb; fie 
ſchwimmen gefelig, freien Waſſerkäfer, nach denen fie fehnappen. 
Sie werden mit ſchwarzen Warfermotten (Semblis) gefangen, 
mweldye deßhalb Aletmucken heißen, auch mit Gryllen, Weinbeeren 
und Ochſenhirn. Laichen im May, und auch wieder zu der Zeit, 
wo die Amarellen reif find. Er hat ein meiches, ſchlechtes Fleifch, 
das im October und December doch einigermaaßen gefhäht wird, 
Der Kopf wird vorgezogen, fo wie die aus dem Fluffe denen 
aus dem See. Man foll fie braten, vorber aber in Falten Wein 
legen, und ehe fie gar find, mit heißer Butter begießen. Die 
größern, welche eine Elle lang werden, zerfchneidet man in drey 
Stüde, und hebt fie auf die Faftenzeit auf. ©. 215. Fig. Nach— 
ber bat er von Kentmann eine Abbildung von dem Diebel 


-_ 


300 


oder Dübel auf der Elbe befommen, und ©. 266 miätgetheilt; 
er bält beide für einerlen. Meyers Thiere U. T. 92, nebft 
Skelet. Pennant IH. 368. T. 75. F. 175. In Rußland heißt 
der Cephalus Wiresub, findet fih nur in den Flüſſen des 
ſchwarzen und cafpifhen Meeres, aber nicht in der Wolga, und 
wird fehr gefchäst. Im cafpiihen Meer befommen die Schuppen 
im Zrübjahr weiße Höcker; man bält ihn daher auch für den 
Pigo, von dem Pliniud redet (IX. c. 32.). 

8) Der Hafel, wendifh den Döbel (C. dobula), le Che- 
vene, Meunier? Vilain, ‘ 

deffen Kopf wirklich an einen Hafenfopf mahnt, wird mit 
dem vorigen für einerley gehalten, allein er bleibt Pleiner, fommt 
gewöhnlich nur fingerdlang und A Loth ſchwer auf die Märkte, 
felten /von einem halben Pfund; die Seitenlinie ift etwas nad 
unten gebogen mit 45 Schuppen. Darüber grünlihgrau, dars 
unter filberglängend; die mäßigen Schuppen am Rande ſchwarz 
gedüpfelt, die untern Floffen gelblichrothb, beide hintere weiß. 
NM, ME. 

Finder fih in allen Flüſſen von ganz Europa in ziemlicher 
Menge, befonders auh an den Eine und Ausflüffen der Seen, 
und wird zur Larchzeit in Slüffen, während ded Mayd und Junys, 
häufig gefangen, aber wegen feined weichen und gräthigen Flei> 
ſches nur von armen Leuten gegeffenz; man fest ihn daher lieber 
in die Teiche ald Futter für die Forellen und Sander. Die 
Milchner befommen zur Laichzeit ſchwarze Flecken auf Leib und 
Sloffen. Sie follen vorzüglich den Plattwürmern an den Waffer> 
pflanzen nachftelen. Sie wachſen langfaın, find erft im vierten 
Sabre reif und 7 Zol Yang. In Zeichen, welche nicht tief find, 
kommen fie bey ſchwüler Luft haufig an die Oberfläche und fter> 
ben, wenn die Hige lang anhält. Sie werden auch häufig vom 
Biel geplagt. In der Schweiz heißt er auch Günger, im Boden 
fee im erſten Jahr Haſelſchoß und Neffien, dann Zandhäfelein; 
im Genferſee Chevene, follen dafelbft bisweilen A—6 Pfund 
ſchwer werden; zu Straßburg Schnotfifch, mit dem Scherzmwort: 
der Schnotfiih ift ein Baftard; zu Gotbenburg in Schweden 
beißt er Dick-Kopp; in Stalien febeint er Stretta zu heißen; in 
der Brenta Squalo; im Garda-⸗, Comer= und Langen-See Gia- 


501 


vetta und Aletta; zu Pavia Cabacello. — Im mittlern Rußs 
land beißt er Golowl und Golubel, und ift nicht felten. Bloch, 
D. 5.1. 12. Taf.5. Gesner 32, Albus, Mugil fluviatilis 
minor. Meidinger II. T 29. Jurine 207. T. 11. Sfelet, 
Meyers Thiere T. 93. 

Sn der Steißfloffe einige Strahlen mehr. 

9) Der Knaller oder Bitterling (C. bubulca, amarus), 
Bouvier, Peteuse; Brusolle, 

ift das Fleinfte Fifchlein unter den Karpfen, nicht über 2 Zoll 
lang und doch 2 Zoll breit, und ſieht daher mie ein junger 
Karpfen aus, ift faft durchfichtig, oben grünlichgelb, an den Seiten 
gelb, unten ind Silberglängende, die nach unten gebogene Seitens 
Yinie fchwärzlih, binten blau, die untern Floffen röthlich; 
7 Strablen in der Bruſt- und Bauchfloffe, in der Rüdenfloffe 10, 
der zwente Strahl ein Stachel; ©t. 11. 

Dieſes Fifchlein weicht in der Zahl feiner Sloffenftrahlen fehr 
von den andern ab, mwofern nebmlich diefelbe richtig angegeben 
iſt. Nach feiner dünnen, faft rautenförmigen Geftalt fchließt es 
ſich an die Brachſen oder gemeinen Karpfen an, allein beide 
fenfrechte Floffen find gleich lang. Noch fonderbarer ift ed aber, 
daß es in den Bruſt- und Bauchfloſſen nur 7 Strahlen has 
ben fol, während alle feine Cameraden mehr ald noch ein: 
mal fo viel haben. Möchte doch jemand, wo ſich dieſes Fifch- 
lein findet, nachzählen! 

Es fcheint nur im mittleren Deutfchland und in Frankreich 
vorzufommen, im Elb:, Rheins und Donaugebiet, aber nicht in 
der Schweiz, England und auch nicht in Schweden. &8 liebt reines 
Fluß- und Seewaſſer mit fandigem Grund, und ift an manchen 
Drten häufig, befonderd in der Seine bey Parid, wo ed den 
Namen Peteuse, wegen ded Knallend feiner Schwimmblafe, er> 
balten, was allerdings bey der Kleinheit diefes Fiſcheeins etwas 
comifches hat. Er ift auch haufig in der Donau (Figinger in 
den Benträgen zur Landeskunde Defterreichd I. 1832. 337.), fel> 
tener im Rhein; wird megen feiner Bitterfeit nicht gegeffen und 
daher nicht beachtet; er mag fih aus diefer Urfache noch in 
manchen Ländern finden, ohne daß man ed meiß; in Rußland 
findet er fich nicht eher, als in den fleinigen Flüffen und Bächen 


302 


von Daurien, mo er febr haufig ift, prächtig gefärbt, aber 
nie über 2 Zoll lang; violett filberglängend, oben grau, auf der 
Seite ein ylänzender oder goldiger Streifen; alle Floſſen ftarf 
roth, mit ſchwarzer Spitze. Pallas gibt auch 10 und 11 Strab- 
Ien an. Bloch, D. F. J. 52. Taf. 8. Fig. 3. Gesner 27. - 
Albi, Bubuleca. 

10) Der Schwal, Kühling oder Keuling (C. idus), 
Gardon , 

ift wenig vom Hafel verfchieden, wird aber größer, felbft 
2 Schuh lang und 6—8 Pfund ſchwer; die Bauch» und Steiß⸗ 
floffen röther, am Grunde aber weiß. R. 10. St. 13. 

Lebt vorzüglich in den Seen und ihren Ausflüffen. In der Wefer 
beißt er Kühling und Keuling, im Züricherfee Schwal. Er 
hält ſich dafelbft das ganze Jahr in der Tiefe, in der Nähe der 
fogenannten Halden auf, laicht heerdenweife im May, ift ge: 
wöhnlich nur fingerdlang und 4 Loth fchmer, wird jedoch auch 
6—8 Zoll lang und '/; Pfund ſchwer; ift ein fchlechted Ejfen, 
und kommt daher nur gelegentlich auf den Markt; mird mehr 
für den Hecht gefangen und Iebendig an die Angel geftedt. 
Gesner erflärt auch, ©. 30, den Schwul für einerley mit dem 
Gardon. Im Bodenfee heißt er Fornfifh, im zweyten Jahr 
Fürnling oder Gnitt, im dritten Furn. Gesner ©. 29. Fig. 
Albus, Leuciscus. 

In den Seen Schwedens heißt er Id umd Dert, in Pom⸗ 
mern Döbel. Er fteigt dafelbft aus der Dftfee im Frühling 
in die Zlüffe. In der mittken Donau beißt er, nah Fitzin⸗ 
ger, Gängling, Sentling und Frauenfiſch. Im Rhein feheint 
er nicht vorzufommen. Er laicht im April und Map im 
Strom an Steinen, bat ein zähes Leben, vermehrt fich ftarf, 
wird mit Neben und Angeln, woran Kreböfchmänze und He 
fhreden bangen, gefangen, und ala ein wohlfchmedendes Fleifch, 
wegen der vielen Gräthen aber meiftens gebraten, verzehrt. Er 
beißt in Rußland Joß (wovon Jeſen) und Sig (movon wahr: 
fheinlih Zige), auch Art (movon wahrfcheinlich Dert), und fin: 
det ſich in allen Flüffen und Seen, auch in Sibirien, aber nicht 
jenfeit8 der Lena, in großer Menge, und wird ziemlich gefchäht;. 
bieweilen 3 Spannen lang. Im Gardafee beißt er Cavazzino. 


303 


Bloch, D. F. I. 253. Taf. 36. Meidinger V. Taf. 422. 
C. jeses. Hartmannd belv. Ichth. 210. 

44) Die Naſe (C. nasus), le Nez; Naso, Soetta, 

ift ein überall befannter, und an der vorftebenden, flumpfen. 
Nafe leicht zu erfennender Fiſch, gerad, über 1 Schub Yang, ges 
wöhnlih 2—4 Pfund ſchwer, felten 1'/;, mit großen Schuppen, 
oben fhwärzlich, unten filberglängend, Seitenlinie nach unten ge= 
bogen, aus 60 Schuppen, die untern Floffen röthlih. R. 2, 11. 
A A 

Er findet fih in Menge in den Geen um ganz Europa und 
in ihren Ausflüffen. Am bäuffgften ıft er in der Weichfel, Oder, 
Elbe, dem Rhein und der Dorau, wo er in die Heinern Flüffe 
geht, um im Strom an Steinen zu laichen; dabey mird er zu 
Zauferden in Nepen gefangen, aber wegen feine® weichen, füß- 
fihen und grätbigen Fkeifched nur vom gemeinen Dann gegeffen. 
Sn den Flüffen des cafpifchen Meered, fo wie auch im Kur, ift 
er ziemlich häufig, und mird dafeldft über 1 Schub Yang. Sein 
Bauchfell ift ganz ſchwarz, und daher fommt das Scherzwort: 
der Nafen ift ein Schreiber. Bloch, D. F. L 35. T. 3. Geb» 
ner 731. ig. Nasus. Marfii IV. S.9.T.5 Meidin 
ger II. T. 12. 

12) Der Drf oder Würfling (C. orfus) 

gebört zu den größern und breiten Karpfen, über 1 Schuh 
lang, welcher fich durch feine prächtig gelbrothe Farbe mit Silber: 
glanz auszeichnet und mit dem chinefifchen Goldfiſch metteifert; 
die Schuppen find groß, die Rüdenfloffe ſteht etwas hinter den 
Bauchfloffen, bat 10 Strahlen, St. 14, Schwanzfloffe mond: 
förmig. 
. Er ift eine Seltenheit, und findet fih nur im füdlichen 
Deutfchland und in Holland, und auch da nur an wenigen Orten, 
namentlih im Amper- und Kocelfee und in der Donau, we er 
in Bayern und Defterreich Nörfling und Goldnörfling beißt; in 
der Pegnis bey Nürnberg, im Lech ben Augsburg, febr felten 
bey Mainz im Rhein und Main, nicht in der Schweiz, nicht in 
Stalien, Sranfreıh, England und Schweden; nah Pallas ift 
er auch im mittlern Rußland, im Don und in den Flüffen 
des Caucaſus feltenz; mwenigftend meiß er nichts von ihm zu 


804 | 


fagen, als daß er Golowl (Didfopf) beiße, und räuberiſch ſeyn 
fol, ©. 300. 

Man’ hält ihn gewöhnlich zur Zierde in Xeichen oder in 
Stadtgräben, wo er fehr gierig nach Brod ſchnappt, wenn man 
ihm hineinwirft; fonft Iebt er von Gewürm und Fliegen. Es 
gibt manchmal verbleichte darunter. Er laicht im März und 
April an Wafferpflanzen, und wird auch zu diefer Zeit für fehr 
ſchmackhaft und geiund gehalten, befonderd wenn dad Fleiſch 
roth iſt; denn ed gibt auch welche, die weißes Fleiſch haben. 
An einigen Drten beißt er Elft, und daber fommt aud das 
Sprichwort gegen verzärtelte, verwöhnte Menſchen: mafi muß 
dir einen Elft Fochen. Bisweilen bat er fhwarze Fleden. Beym 
Ausftopfen und Trocknen gebt oft die rothe Farbe verloren und 
wird weiß; bey Mainz gibt ed eine Abart, welche oben grünlich- 
blau, unten filberfarbig ift, die- Floffen aber jedenfalld roth. 
Zur Raichzeit befommen die Milchner weiße, hohle Erhöhungen 
oben auf dem Kopf und auf vielen Seitenfohuppen, welche in 
einen krummen Stadyel endigen, wie die Rofenftaheln, Nach: 

ber verfchwinden fie wieder. Die Naturgefchichte diefed ſchönen 
und feltenen Fiſches ift noch nicht gehörig verfolgt. Gesner 
1268. Fig. Capito subruber, Orfus. Marfili IV. 13, T. 5, 
mit den Staheln. Meyers Thiere H. 31. T. 94, meiß, nebft 
Skelet T. 43. Bloch, D. F. L 128. T. 96. Meidinger IL 
T. 28. Nau ©. 78. 

13) Dad Rothauge (C. rutilus); Bosse, Vengeron, 
Fago; ſchwed. Mört. 

iſt ein ziemlich breiter Fiſch mit großen Schuppen, deren 
jede am Grunde einen dunfeln Fleden bat; er wird 1 Schub 
lang und 4 Pfund ſchwer, gemöhnlich jedoch nur 1/,—/s Pfund; 
‚die Augen und alle Floſſen cinnoberretd; der. rundliche Rüden 
grünlihfcehwarz, die Seiten filberglängend, die Seitenlinie aus 
44 Schuppen, nad unten gebogen mit braunen Dupfen; D Ober⸗ 
kiefer etwas länger. R. 13. St. 14. 

Findet ſich häufig in ganz Europa, in Seen und Flüſſen. 

Gesner ſagt von den Rotten oder Rotteln, wie fie im 
Züricherfee heißen: Er ift bier fein Fluß: fondern ein Seefiſch; 
finder ſich jedoch anderwärts auch in Flüffen, in die er aber 


4 
N 


» 505 


wahrfcheinlih aud ſtehendem Waſſer Fonmt. Sm Comer und 
Zangenfee heißt sr Piota, welder Name mabricheinlih mit 
Plötze einerley iſt; dieſe iſt aber verfchieden und breiter. Unſer 
Rotten beißt in Meißen Rothfeder, wegen der rothen Bruftz, 
Bauch und Schwanzfloffen, bey NRoftod und Stettin Rodd— 
Yu (Rothauge), am Bielers, Neuenburger- und Genfirfee 
Vengeron oder Vingeron, womit dad deutſche Winger über: 
einflimmt; im Zuger: und Yucernerfee legt man jedoch diefen 
Namen der VWandoise ober dem Dard (Cyp. leuciscus) bey. 
In der Normandie beißt er Rosse, in England Roche (jegt 
Roach); er wird auch in der Loire gefangen. Unfer Rotten bat 
ziemlidy große Schuppen, ein rundes Vlaul ohne Zähne. Die 
Rüden: und Brufifloffen haben am Ende nur wenig Rotbes, die 
andern mehr, und zwar blübendes Mennig- oder Einnoberroth; 
die Lippen röthlich, die Iris goldgelb, der Stern Fohlihwarz; 
die Geitenlinie etwas nad) unten gebogen, die Dedil goldfchims 
mernd, der Rüden bräunlicy, der Bauch weiß, im Schlund 5 ge: 
ferbte Zähne. Seine Ränge ift 1 Schuh, die Höhe 4 Zoll, Er 
bat ein ziemlich zäbed Leben, und wird häufig mit den großen 
Waſſerjungfern an Angeln gefangen, und im November am mei- 
fien gefhäst, zubereitet wie der Karpfen; im May wird er 
Ihlechter. Im übrigen Deutfhland ſchätzt man ihn im Hornung 
und März. In Sachfen kommt er aus ſtehenden Warfern in die 
Eibe, und vermebrt fi) dafelbft wie die breite Plötze. Im Bo: 
denfee folen bisweilen mit den Brachſen Baflarde entfteben, 
welche Halbfifche beißen, größer ald der Rotten, aber Eleiner 
ald der Brachſen. ©, 965. Rutilus. 

In Norddeutſchland findet er fih in folher Menge, daß man 
die Schweine damit mäftet. Sie laihen im May im Röhricht, 
find aber ſehr fheu und ſchlau, und geben fogleich in die Tiefe, 
fobald fie jemanden auf dem Waſſer bemerfen. Sie follen, nad 
Lund, in den ſchwediſchen Seen" beym Laichen in regelmäßigen Zü> 
gen 10, 50—100 ankommen, und zwar die Milchner früher, dann 
die Roogner und wieder Milchner, welche um diefe Zeit, wie andere 
Karpfenarten, fpisige Kudtchen auf den Schuppen befommen, und 
dann Dornfifche, in Stalien Pigo et Encobio heißen. Dabey wer: 
den fie in Negen, Neufen und auch mit Angeln, woran Waffer: 

Dfens allg. Naturg. VI. 20 


306 


jungfern fleden, gefangen, find aber wegen ihres ſchlechten Flei— 
ſches und der vielen Gräben faft ohne allen Werth. Sie freien 
nicht bloß Kräuter und Gewürm, fondern auch Audwurf aller 
Art, weßwegen fie fih auch an den Ausgüffen der Städte ſam— 
mein. Sie vermehren fich fehr ftarf, indem fie fchon ben einer 
Sröße von 2 Zoll zu laichen beginnen. Oft find fie ganz did 
und fröpfig von den vielen Fieken, welche in ihrer Bauchhöhle 
um den Darm herum fi aufhalten. Da fie gierig von den 
Seeforellen, Ritterfalmen und Hechten verfhhlungen werden; fo 
braucht man fie ald Köder, und tept fie auch, wegen ihres zähen 
Lebens, in-Teiche mit NRaubfifhen. Am Niederrhein beißen fie 
Foren ſchlechthin; in Oberitalien Scardola, Scardova, Cavian, 
in den dortigen Seen Piota, und ift vielleicht der Pigo. Finder 
fihb in allen tragen Wäfern von ganz Rußland und Sibirien, 
ift aber wegen der vielen Gräthen nicht geſchätzt; beißt Soroga 
und Serucha. Blod, D. 8.1 32. T. 2. Meidinger IL 
T. 26. Jurine 211. Palla3 317. und in Schwed. Abb. 
23. 186. | 

14) Das Gelbauge, mwendifch die Plötze (C. erythroph- 
thalmus), Rotengle; Rud, 

fiebt faft ganz ſo aus, wird ader breiter, felten 1 Schuh lang 
und 4 Pfund fehwer, bat nur hochgelbe Augen und fleifchrothe 
Tloffen, am Grunde, heller, in der Seitenlinie 40 Schuppen; die 
Niückenfloffe fleht auch meiter hinten, zmwifchen der Bauch- und 
Steißflojfe; Unterfierer länger, R. 12. ©t. 15: 

Findet fich ebenfal8 in Seen ınıd Flüffen in ganz Eu— 
sopa; doch mehr in den Seen, befonderd im nördlichen Deutſch— 
Yand, wo er ebenfalld in foldyer Menge vorfommt, daß man 
die Schweine damit mäftet, Taicht bald nach dem Nothauge, im 
May, an Wafferpflanzen und auf dem Schlamm, und läßt ſich 
außerordentlich Yeicht fangen, befonders in Neufen. Heißt am 
Niederrhein Niedforen, in den fihmedifchen Seen Sarf, im 
Genferfee Raufe, Platelle, Plateron, in Oberitalien Scardola. 
In Rußland und Sibirien ift er beerdenmeife und fehr gemein; 
er beißt Plotiza (Plattfifch), woher ohne Zweifel Plötze in Nord⸗ 
deutfchland fommt. Im norbdöftlichen Sibirien fheint er zu 
fehlen. ° Das Fleifch ift wegen feined Schlammgeruchs und der 


a 307 


vielen Grätben nit gefhäst. Bloch, D. 5.1 28 Taf. ı. 
Marfili IV. 49. 8. 13 5.4. Klein, missus V. tab. 13. 
ig. 2. Ascanius Icon tab. 42. Meidinger II. Taf. 24. 
Surine 209. Skelet, Mevers Thiere T. 5. 

b. Didköpfige Karpfen, Floffen — X 5. 

15) Das Bambelrin oder die Alandblefe (C. bipunc- 
tatus), Spirlin, Eperlan de la Saine, 

ift ein kleines, dünned Fiſchlein, kaum fingerälaug, oben 
grünlich, unten filberweiß, die ziemlich großen Schuppen fhwarz 
gedüpfelt, die rothe Seitenlinie nad unten gebogen, aus 48 Schup> 
pen, mit einer doppelten Reihe fihwarzer Düpfel; die Wurzeln 
der Floſſen hochgelb. R. 10. St. 18, 

Finder fih in ganz Europa nur in hellen Flüffen, wird 
dad ganze Jahr in Menge gefangen, und an manden Orten, 
wegen feines zarten Fleiſches, ſowohl gefotten als gebraten ge— 
geffen, befonderd weil man es fammt den feinen Grätben vers 
zebren fann. Sie fpielen gern an der Oberfläche des Waffers, 
außer der Laicyzeit, im May, mo fie auf den Grund geben, und 
ihre Eper dahin legen. Man kann fie lang in Glaͤſern balten 
und mit Pflanzenfloffen ernähren, In der Wefer beißt es 
Alandblefe, zum Unterfchiede von der Mapyblefe (Alben), in 
Defterreih Reißlauben, bey Mainz Strunfe, bat aber bier feine 
gedüpfelte Seitenlinie; in den Bächen ded Genferſees Platet et 
Boroche; im Züricherfee Bambelein ſchlechthin, Doh auch daß 
fhuppige Bambelein, zum Unterfhiede vom glatten oder Bach» 
bambeli (Pfril). Es wird in der Limmat dad ganze Jahr in 
Menge mit Nepen und Stubenfliegen an Angeln gefangen, und 
ald Köder für die Seeforelle gebraucht. Gesner beſchreibt es 
ſchon ſehr gut: es werde 5—4 Zoll lang, ſelten 6, babe einen 
biden, ſchwärzlichen Kopf, rotbgelbe Augen und Floſſenwurzeln, 
mweißlihe Schuppen mit einer gebogenen braunen Seitenlinie, am 
Schwanze einen ſchwarzen Flecken; der Nüden und die Seiten 
gelblih angeflogen; fie würden im Anfang der Faften bis in 
den May in Reufen aefangenz; in den italtänifchen Seen hießen 
fie Stornazzo et Sternicolo, in Meißen IOberfötchen und Blau 
bäuchlein, würden dafelbft in der Elbe dad ganze Jahr gefangen 
und gegeffen, obfhon fie etwas bitter fchmedten. S. 844. 

? 20° 





308 


Phoxinus squamosus, Am Bodenfee Bahbumel. Bloch, 
D. 5. L 50. Taf. 8. Fig. 1. Marfili TV. ©. 54. T. ı8 
3.2. Meidinger I. T. 16. Jurine 226. 8. 14. Nau g. 
Nemming ©. 350. 

16) Da3 Laugel oder der Lauben (C. leueinöus),; Van- 
doise, Dard; Dace, 

gleicht fehr dem Alben ober Uekley, wird nur 4, felten 6 Zoll 
lang, iſt aber diefer und breiter, mit ziemlic großen, filbergläns 
zenden, geftreiften und am Grunde fhmwarzgedüpfelten Schuppen; 
oben gelblichgrün, an den Seiten gelblih ſchimmernd, unten 
weiß; nach dem Tode’ wird aled hellblau; dad Auge ift filber- 
glänzend; in der Seitenlinie 44 Schuppen, R. 11, St. 14, mit⸗ 
hin viel kürzer als beym Uekley; die Rückenfloſſe 6 hinten 
als die Bauchfloſſe. 

Er findet ſich vorzüglich im ſüdlichen Deutſchland, in 
England und Frankreich, wo er A—1' Schuh lang wird, 
in Seen und ihren Auöflüffen, und laicht im May beerdenmweife 
im Seewaſſer; da aber fein übrigens guted Fleifh voll Gräthen 
ift, fo wird er nicht gefhäpt, und nur vom gemeinen Mann ges 
geffen, vorzliglich aber als Köder für die Bärfche gebraucht. Im 
Bodenfee heißen fie jung Seelen, Zienfifh und Gräfing, älter 
Agönen und Laugenen, erwachfen Paugelein; im Züricherfee Laus 
gelein; im Bielerfee Ohnhaupt, weil fie von dort ohne Kopf 
und gedörrt auf die Märkte kommen; im Tihunerfee Blauling, 
bey Straßburg Lauf mit dem Scherzwort: der Lauf ift ein 
Wäfcher, anfpielend; in Stalien Strigion; in Nußland Jelez 
nud Uklea, wovon alfo Uekley; er ift felbft im nördlichen ſehr 
gemein, und ein Spiel der Anaben. Jurine 221. Taf. 14. 
Gesner 30. Fig. Laugelen. Die Abbildung bey Bloch II. 
©. 141. T. 97. F. 1. ift wohl, nah Hartmann, ein junger 
Döbel, weil er nur 10 Gtraplen in der Rüden: und 11 in der 
Steißfloffe hat. Skelet, Meyers Thiere T. 97. 

17) Der Sefen, die Gdfe, au der Aland (C. jeses) 

gehört zu den großen und dien, gemöhnlih über 1 Schub 
lang, wird aber viel länger, und nicht felten 8—10 Pfund fehwer, 
oben blau, an den Seiten bläulih und dunfelfilbergraun, mit 
großen, blaugefaumten Schuppen; die Seitenlinie gerad mit 58 


: 309 
braunen Düpfeln; die Rückenfloſſe hinter den Bauchfloſſen 11, 
St. 14, untere Floffen violett; der Kopf ziemlicy dick und ſtumpf. 


Findet fich ziemlich in ganz Europa, doch mehr nördlich, in 
größeren Strömen, vorzüglid ın Sachſen in der Elbe, mo er 
Diefopf heißt, in Brandenburg AMand, in Pommern und Preußen 
Gödfe over Zefe, in der Donau Derfling, im Niederrhein Munde 
fiſch, fiheint jedoch datelbft febr felten zu feyn. Er ſchwimmt 
ſehr fhnel und liebt den ftarfften Strom, daber man ihn am 
bäufigften in der Näbe der Mühlen mit Erbfen an der Angel 
fangen kann, mit Sarnen jedoch zur Laichzeit, anfangd April. 
Sr bat ein zabes Leben, vermehrt fich flarf; man fand bey einem 
von 1'/ Pfund den Roogen 15 Loth fhwer, und darınn 93,000 
Eyer; er wächst jedoch langfam, und mißt nad) einem Jahr nur 
5 Zoll. In der Spree und Dder wird er dad ganze Jahr gefan- 
gen und auf verichiedene Art zubereitet, auch wohl wie die Zärthe 
nariniert. Das ziemlich gräthige Fleiſch wird beym Kochen gelb— 
lich, iſt fett und daher nicht leicht zu verdauen. Er wird mit 
dein Döbel verwechſelt, welcher aber nicht über 1°) Pfund ſchwer 
wird, ſchmal iſt, einen Eleinern Kopf bat und kleine Schuppen, 
welche ins Grünliche fallen. 


Schon der alte Gesner hielt den, zu Wien Jentling und 
Gängling genannten Fifh für den Jeſen oder Jeſitz aus der Elbe 
und Oder; er werde jelten über 11% Schub lang nnd 3—4 Zoll 
breit, fen blau, . unten filberglängend, mit röthlichen Sloffen, 
werde auch nicht befonderd gefhäbt, und ebenfalld gebraten ge= 
aeffen (1266. Fig. Capito caermeus). Willugbby (256) 
icheint den Schied oder Rappen bey Straubing in der Donau 
für diefen Fiſch anzuſehen. Fitzinger erflärt nun (Besträge 
zur Pandedfunde I. 337.) diefen in der Donau feltenen Gängling 
für den Kühling. Marfili (53. T. 18.) fagt: diefer Fiſch heiße 
Bängling ebe er 1%; Pfund ſchwer ſey; dann Bratfiſch oder 
Seider; er werde gegen 2 Schuh lang, faft balb fo hoch und 
4 Pfund fchwer, und gleiche ſehr dem gemeinen Karpfen. Die 
Sloffen feyen im Winter braun, zur Larchzeit im März und April 
roth. Meidınger IV. Taf. 36 Blod, D. F I. S. 45. 
Taf. 6. 


310 


158) Die Mulbe oder der Rappen und Rapfen (E. ra- 
pax sive aspius) 

gehört zu den größten, gemöhnlih 2—3 Pfund, wird nicht 
felten mehrere Schub lang und-10—12 Pfund ſchwer, mit großen 
breiten Schuppen, oben fhwärzlih, an den Seiten bläulichmweiß, 
oft mit dunklern Längsſtreifen, mie bey der Aeſche; die Rücken— 
und Schwanzfloffe grau, die andern röthlich; der Kopf verhälts 
nigmäßig flein, aber dad Maul groß; Rückenfloſſe 11, Steiß— 
floffe 16 Strahlen. 

Findet ſich mehr in nördlichen ändern, in Seen und lang— 
ſamen Flüffen,, befonderd von Meißen, Brandenburg, Pommern 
und Preußen, und namentlich in. der Elbe, im curifhen und fris> 
fhen Haff, auch in der Donau, wo er Schied heißt und Schwarz» 
nörfling, im Rhein bis Straßburg herauf die Mulbe, in 
Schmeden Ap, wo er 2-3 Schub lang und 6—8 Zoll hoch 
wird, in dem Dnieper, Don und der Wolga, mo er Scherrid) 
beißt, aber nicht in Sibirien, auch nicht in der Schweiz, in Ita— 
lien, Franfreih und England. 

Er macht den Uebergang von den Grund» zu den Raub— 
fiſchen; frißt nicht bloß Kräuter und Larven, fondern auch Laich 
und Feine Fifche, befonderd die Uefeley, welche er fo verfolat, 
daß fie fih auf das Ufer retten, wobey er bisweilen in feiner 
Heftigfeit ind Trockene geräth; laicht beerdenweife 3 Tage lang, 
etwas früber ald tie andern Karpfen, fon Ende März. Er 
wächst fchnell, bat ein zartes Leben und läßt ſich daher nicht 
verfegen; fein Zleifch ift weiß und ſchmackhaft, hat aber außer 


‚ber Laichzeit die den Küchen fo unangenehme Eigenfchaft, daß es 


während des Kochens zerfällt; alſo mie bey der Marine. Das’ 
fol aber vermieden werden, wenn man fie nicht gleich in ſieden— 
des, fondern in Falted Waffer bringt. Gebraten werden fie ſehr 
gelobt; nachdem fie abgefhuppt und audgenommen, fol! man fie 
tüchtig falzen und reiben, 2 Stunden liegen laffen, und dann erft 
braten; fie merden auch mit ihrem Moogen oder Milh und 
Leber nebft Eydotter, Roſinen, Pfeffer, und Nägelein gefüllt. Er 
ift übrigens fehr gräthig und fetr, daher nicht für einen ſchwachen 
Magen. Man fängt fie zur Laichzeit und im Herbft am häufig> 
fen mit Negen und Angeln. In der Elbe hat man zur Laich— 


311 


zeit mit einem Zug an 60 Stück gefangen. Er iſt uͤbrigens 
ſchlau, und außer dieſer Zeit ſchwer zu belommen, wenn nicht 
etwa dad Waſſer trüb iſt. Gesner 1167. Fig. Capito, Cor- 
vus rapax. Bloch, D. 8. 1. 48. T. 7. Marfili IV. 20. 
Taf. 7. Fig. 2. Meidinger-IV. Taf. 35. Sanders Hl. 
Schr. I. 250. \ 

B. Breite Karpfen: Rücken- oder Steißfloffe viel län— 
ger old die andern: Strahlen 4—8 X 5. 

c. Dünne Karpfen: NRüdenfloffe fur;, Steißfloffe Tang ; 
= x» 

Die einen find länglich. 

19) Der Alben oder die Mayblefe, mendifh der Ueke— 
{ey (C. alburnus), Ablette; Bleak, 

gehört zu den Meinen Weißfiſchen, gewöhnlih nur 4—5 Zoll 
Yang, felten noch einmal fo greß, und mird dann megen der 
Aehnlichkeit für die kleine Maräne verkauft. Er ift gerad, 
dünn, mit filberglänzenden, abfäligen Schuppen bededt; der 
Rüden bläulichgrün, das Übrige bläulichweiß; die Floffen unges 
färbt; der Kopf zugefpigt, der Unterfiefer länger. Seitenlinie 
nad) unten gebogen und ungefledt. N. 10. St. 21. 

Findet fih in ganz Europa in alen Seen und Flüffen in 
großer Menge, und wird dad ganze Jahr, befonderd unter dem 
Eife, mit Netzen gefangen, im May und Juny zur Laichzeit in 
Reufen, aber ald Speife nicht gefhäßt, fondern mehr ald Köder 
gebraucht. Es feheint der Fifh zu feyn, melden Yufoniuß, 
Vers 126, befingt *). 

Wem auch wären, des Volks Leibſpeiſe, die grünlichen 
Schleihen 

Unbekannt, und, ein Fang den angelnden Knaben, der 
Weißfiſch? 





Böcking. 
Sn Sachfen beißt er Bliethe und Weidenblatt, in der Mefer 
Mavbleke, in Deflerreich Sihneiderfifhel und Spiplauben, in Jtas 


— 





*) Quis non — 
Norit, et Alburnos, praedam puerilibus hamis. 


312 


lien Arbolino, Scavargino, bey Benedig Squaletto, am Gardas 
fee Pessata und Avola; mird dafelbft zu Milionen gefangen, 
mit Salz beftreut, gedörrt, in Del gefotten und mit Effig ger 
geffen. Gesner hält diefes Fifchlein, welches kaum 6 Zoll lang ’ 
werde, ebenfall® für den Alburnus de8 Aufoniud; «8 heißt bey 
Eoblenz Albele, bey Cöln Alfer, fonft auch. Zmiebelfifchlein, 
nicht Zumbelfifchlein, Blieg, Bliegle und Bliekt mit dem Scherz— 
wort: der Bliekt iſt des Krämers (nehmlich des Pfrills) Knecht; 
am Bodenſee heiße es Rothäugle, laiche im May, und werde 
nicht geſchätzt, mehr jedoch im Herbſt. Gesner 26. Fig. Al- 
burnus ausonii. Bloch, D. F. J. 54. T. 8. F. 4. In Rußland, 
mie in der Wolga, im Jaik u.ſ.w. iſt es ſehr häufig, und heißt 
dafelbft Selawa, auch Tkleja und Wandisch. 

Diefes Fifchlein ift ed, aus deffen Schuppen man die 
falfhen Perlen werfertigaet. Diele Srfindung wurde erft 
in der Mitte des 17ten Jahrhundert? zu Paris gemacht 
‚und bald fo verrollfommnet, daß man fie in der Entfer: 
nung von den Achten micht unterfcheiden kann; ſeitdem iſt 
auch der Preis der Achten Perlen um Vieles gefunfen. Es 
befchäftigen ſich nun viele Arbeiter damit. Dean fchuppt dies 
ſes Pleine Fiſchlein, welches häufig in der Geine vorkommt, 
ab, thut die Schuppen in ein Geſchirr mit Waller, und 
zerreibt fie fo gut man kann. Das Waffer befommt dadurch 
eine Silberfarbr, und wird in ein großes Glas abgegoffen. 
Dann gießt ıman neues auf die Schuppen, reibt mieder, und 
gießt e3 in ein zweytes Glas. Daß fept man fo lang fort, bis 
dad Warfer fi nicht mehr färbt. Die Gläfer läßt man 12 
Stunden ftehen, während welcher Zeit fich die filberige Materie 
fest. Daß klar darüber fiehende Waſſer wird fodann durch Wei: 
gung der Gläſer langſam abgegofien, bis nichts mehr ald ein 
Dlartiger, dicker Saft zurüd bleibt, welcher die Farbe der Perlen 
bat, und Essence d’Orient heißt, mei! man damit die orienta— 
Hidden Perlen nachahmt. 

Anfangs tbat man etwas Fifchleim dazu, und überzog damit 
Kügelhen von Wachs, Glas oder Elfenbein: allein fie färbten 
ab, beſonders wenn Schweiß daran Fam. 

Dann fiel man darauf, fehr dünne, blaulihe und hohle 


“ 


315 


Glaskuͤgelchen zu machen, ein Teöpflein Effenz mit einem Röhr⸗ 
chen binein zu blafen und dad Kügeldhen zu fchütteln, wodurch 
fih der Saft an die innere Wand legt und vollig wie Perlen 
alänzt. Dann rührt man eine Menge beyfammen in einem 
Körbihen, bis fie troden werden, und fült fie zulest mit 
Wachs aus. 


Die Effenz beftebt eigentlich nur aus fein zerrichenen Blätt— 
chen, mie pulverifierter Tale, melde im. Waller ſchwimmen. 
"Unter dem Microfcop zeigen fie ſich als regelmäßige, aͤnglich⸗ 
viereckige Täfelchen, welche ſich immer bewegen, als wenn ſie 
lebendig wären. Sie ſtehen bloß auf der untern Seite der 
Schuppen, von der ſie alſo nur abgewaſchen werden. Sie ſind 
in feinen Gefäßen enthalten, welche febr regelmäßig ſtrahlig 
auslaufen, und noch mit einem Häutchen bedeckt find; fie Liegen 
darinn auf einander, wie ein Spiel Karten, und find eigentlich 
die Theilhen, woraus die ganze Schuppe gebildet worden iſt; 
daher fommen die feinen Anwachsfurchen, melde man auf den 
Schuppen wahrnimmt. Von der Mitte der Schuppe aus werden 
fie noch duch andere Furchen gefreuzt, wobon bier 6 nad 
binten und A nach vorn. Die Haut unter den Schuppen iſt 
übrigens auch voll von perlartigen Blättchen, und der Glanz des 
Bauchfelld kommt ebenfall® daher; diefe Blätichen find aber weicher 
und laffen fih nicht außmafchen. Man findet fie auch in andern 
Fiſchen von verfihiedener Sarbung, mir bey den Karpfen. . 

Läßt man ben ‚heißer Witterung die Effenz. einige Tage 
fteben, fo gebt fie in Fäulniß über, was aber bloß von der bey: 
gemiſchten Haufenblafe und den abgeriebenen Gefäßtbeilen ber- 
- fommt: denn die Blättchen faulen eben fo wenig als die Schup: 
pen ſelbſt. 

Befanntlih i® das vergoldete Leder nichtd anders ald ver> 
filberted, mit einem rötblichen Firniß überzogen, durch welchen 
dad Silber die Goldfarbe fiheint. Ebenfo verhält es fi mit 
der Färbung der Fiſche. Das rotbe Blut Icheint durch die Sil— 
berblättchen wie Gold durch; blau wenn das Gefäßnetz febr did 
ift, wie bey unfern Denen. Das Grün ift wahrfcheinlich ein 
Gemiſch von beiden. Beym Trocknen der Fiſche ändert fich oft 


31, 


die Farbe, meil dad Blut yerſchwindet oder zurüdtritt. Reau- 
mur Mem. acad. 1716. p. 229. | 

20) Der Sichling oder die Ziege (C. cultratus) 

ift auch. ein in Deutfchland feltener Fiſch, welcher fih im 
füdlihen Europa gar nicht zu finden ſcheint; in der Donau ift 
er fehr felten, häufiger, wie es ſcheint, in der Theif, wo er 
Sablar (Säbelfiih) beißt, dagegen gemein bey Danzig im curi— 
fhen Haff, in Pommern im friihen Haff, in der Elbe und in 


der Offer, aus der er, jedoch felten in die fchmebdifchen Flüſſe 


fleigt, wo er Sfarknif (Scheermeffer) beißt, auch häufig in den 
Flüſſen des ſchwarzen und cafpifchen Meers, und ſelbſt in 
Kamtſchatka. 

Er wird 1. Schub lang, 4 Zoll breit und 1°, Pfund 
fhwer, ift fehr zufammengedrüdt, wie der Häring, dem er aud) 
in dem Eleinen Kopf und dem fenfredten Maule gleicht, bat 
aber nur 3 Kiemenftrahlen; die Schuppen find ziemlich groß und 
filberglängend, der Rüden gerad, der Bauch und die Seiten: 
linie gebogen, NRüdenfloffe gerad und blaulichbraun, Steißfloffe 
gegenüber, R. 8. St. 30—32. Sch. ausgefhnitten, Br. groß 
fihelföürmig, 17. 3. 8. 

Er laiht im May- an Kräutern, bat ein weiches, grä> 
thiges Fleifh, dad nur vom gemeinen Dann gegeffen wird. 
Nah Kentmann fleigt die Ziege, welche fehr der Naſe gleicht, 
aus der Nordfee in die Elbe herauf. Sie ift dünn und mager, 
filberglängend mit braunem Rüden, und fünfmal fo lang 
ald breit; Kopf und Augen goldglänzend, über den Kiemen und 
unter dem Anfang der RüdenfloT ein fchwarzer Fleden. Sie 
werden von Pfingften bis Johannis, wann der Stör wandert, 
der fie in den Fluß treibt, am meiften gefangen. Obſchon fie 


ſehr ſchnell ſchwimmt, fo iſt fie doch zärtlich und flirbt gleich anY 


der Luft, Gewöhnlich wiegt fie 21/, Pfund, felten 32/5 ſchmeckt 
gefotten und gebraten fchlecht, und heiße wohl deßhalb Ziege. 
(eber von Sichel). Sie wird auch im fehmeriner See gefangen. 
Gesner 1259. Fig. Marfili IV. ©, 21. T.8 Bloch, D 
2.1. 2°5. T. 37. Meidinger II. T. 25. Tilesius Mem. 
de PetersbourgIV. 461. tab. 15. fig. 6, 7. Pallas Zoog. 
ross, III. 331. tab. 70. fig. 5. 


315 


94) Die Zärthe (C. vimba) 

ift auch ein nordifher Fiſch, vorzüglich in der Dftfee zu 
Haufe, von wo fie in die Oder und ihre Nebenflüffe bis Schle— 
fien fteigt, auch in der NMordfee, von wo fie in der Eibe bi 
Sachſen, und in die Saale, im Rhein ald Vorläufer der Lachſe 
berauf bis Bafel fommt, und dafelbft Elzer oder Elzelen genannt 
wird. Nau bat fie aber bey Mainz nicht bemerkt. Indeſſen 
kommt fie auch, obgleich fehr felten, in der Donau vor, wo fie 
unrichtig Rheinanke, auch Näsling heißt, wegen der flumpfen 
Naſe; die Nafe hat aber in der Steißfloffe nur 13, die Zärthe da- 
gegen 23 Strahlen, Rücdenfloffe 12. Die Mundöffnung ift dort 
vieredig, bier rund; bey jener ift der Bauch innwendig ſchwarz, 
bier filberglänzend; auch find die Schuppen kleiner. Die Seiten> 
linie nah unten gebogen und gelb gedüpfelt, oben bläulich, unten 
fitberglängend; fie wird 1 Schuh lang und 1'/, Pfund ſchwer, ift 
viel fhmadhafter ald die Nafe, fehr zärtlich und ſteht leicht ab. 

Es ift ein Zugfifch, fteigt gegen Johannis aus der Oſtſee in 
‚ die Oder und ihre Nebenflüfe, wo fie im ſchnellſten Strom an 
Steinen laiht. Bloch hat 28,800 gezählt. Ben Bafel tritt fie 
im July mit großem Geräufh in die Bird, fol dafelbft einen 
unangenehnen Geruch haben, den man dadurch mwegzufchaffen 
fucht, daß man durch einen Stich in den Schwanz Blut abzapft. 
Am meiften werden bey Eüftein an der Oder und bey Landsberg 
mit Netzen und Angeln gefangen, befonder8 gebraten gegeffen, 
auch mariniert weit und breit verfendet. Man röftet fie nehn- 
lich ein wenig, packt 5—8 mit Lorbeerblättern in eir Fäßchen, 
und begießt fie mit Effig. An einigen Orten beißt fie Gäfe, an 
Lievland Weingale, an Schweden Wimma und Gärta, im 
©ardafee Musella, wenn ed wirklich diefer Fiſch iſt. Bloch, 
D. 8. 1. 38. T%. 4. Gesner 41269. Fig. Capito anadromus, 
Meernafe. Marfili IV. 17. T. 6. Kramer, Elenchus 394. 
Meidinger IV. T. 38. Basler Merfwürdigfeiten V. 
©. 538. | 

Er findet fib in ganz Rußland, und beißt am Don und 
an der Wolga Taran, am Jaik Ghustera (woher alfo der 
Name Güfter). Des Winter fleigen fie in ungeheuern Heeren 
aus dein ſchwarzen Meer in die Wolga, den Don und das affof> 


316 


⸗ 
fiſche Meer, in welch letzterem ſie ſchon im Herbſt in ſolcher 
Menge gefangen werden, daß man ſie nicht bloß fuderweiſe in 
entfernte Provinzen führt; ſondern auch die Kaufleute, welche ſie 
ſalzen und trocknen, den Fiſchern zur Bedingung machen müſſen, 
daß ſie nicht verbunden wären, aus einem Netzzug mehr als 
70,000 Stück anzunehmen. Während der Faſten ſind ſie eine 
geſunde Nahrung vieler Menſchen. In Sibirien fehlen ſie. Die 
Größe iſt Y% Schuh, die Geſtalt des Brachſen. Pallas Z. 
.III. 322. 

Die andern ſind rautenförmig. 

22) Der Bliek, wendiſch die Güſter (C. blicca), La 
Bordeliere, 

ift ein breiter, dünene Fiſch, Über fpannelang und “2 Pfund 
ſchwer, mit einem großen Budel; die nad oben gebogene Seiten⸗ 
linie gelb. gedüpfelt; oben bläulich, unten weiß, untere Zloffen 
röthlich. R. 12. Sch. 25. 
Iſt in Norddeutſchland einer der gemeinſten Fiſche in Seen 
und langſamen Flüſſen; auch in manchen Seen der Schweiz, 
namentlich im Thunerſee, wo er Breitelein heißt, im Bielerſee 
Plechlein, in Savoyen Platte; iſt nicht im Boden: und Gens 
ferfee; im Rhein bey Bafel Plünfen, bey Straßburg Meckel, 
bey Mainz die Mackel, bey Cöln Blech, in den Altwarfern- der 
Donau in Bayern Frauenfifh, in Defterreich Pleinzen, wohl 
alles von Blinfen, in Schweden Björkna. Sie balten fich 
in der Tiefe, laichen ım May und Juny an flehen Ufern im 
Graſe, und find dabey fo eiferig, daß man fie mit Händen grei— 
fen Fannz daher der franzöfiihe Name, welcher Uferfiſch bedeutet. 
Sie laihen mit ftarfen Plätfchern, und vermehren ſich außerordent> 
lich, find aber außer diefer Zeit fo ſcheu, daß fie beym geringften 
Geräuſch in den Grund ſchießen? "Die großen laichen zuerft, 
gleih mit dem Brachfen, und zwar vinige Tage lang von 
Sonnenaufgang bis 10 Uhr. Nach 9 Tagen kommen die mitts 
lern, und nach gleicher Frift die Eeinften, Bloch bat in einem 
von 8 Loth 108,000 Eyer gezählt. Er frift Kräuter und Ges 
würm, ift aber auch gierig nach dem Laich der Ploͤtze; wird mit 
Retzen, Reuſen und Angeln gefangen, manchmal 1 Pfund fehmer, 
aber nur vom gemeinen Mann gegeffen, und überhaupt theils 


317 


\ 


wegen feiner vielen Gräthen, theild wegen der efelhaften Fieke, 
deren meiſtens 6—8 in feinem aufgetriebenen Bauche mohnen, 
nicht geachtet. Gie finden fih am häufigſten bey den jüngern, 
und zwar im Spätjahr. Bloch, D. 3. L 65. Taf, 10. 
Gesner 27. Albus, Blicca. 28. $ig. Ballerus Rondeletii, 
. Plestya. 1278. Geuster. ‚Nau 68. 

25) Der Brachſen oder Bleib (C. brama), la Breme; 
Bream, 

gebört zu den großen und gemölbten, ift 1'/ Schuh lang 
und faft '/s fo breit, mit großen Gchuppen und ſcharfem Rüden, 
die Seitenlinie nach unten gebegen und ſchwarz gedupftz die Fär— 
bung graulichblau (daber der Name Bleib, eigentlich bleich), unten 
gelblihmeiß, die Floffen violett oder ſchwärzlich, Schwanzfloſſe 
ausgeſchnitten. R. 2, 9. St. 3, 27. 

Er findet fih in Menge in allen Seen beerdenmweife beyſam⸗ 
men, und auch in langſamen, ſchlammigen Flüſſen, in den mei— 
ſten Seen der Schweiz, Schwabens, Bayerns, Oeſterreichs und 
Norddeutſchlands, auch in der Donau und dem Rhein. 

Der alte Gesner ſagt vom Brachſen: Er kommt bey den 
Alten nicht vor. Im Comerſee beißt er Scarda und Scardula, 
in Meißen Prafen, in Friesland Brafen, bey Köln Bryſem, bey 
Coblenz Preſem, im Züricherfee Brachsmen. Er findet fi nur 
in der Mitte deffelben bey Stäfa, weil er Thonboden liebt. 
Die im Greifenfee werden für beffer gehalten; dad Mittelftüd 
wird beſonders geſchätzt, vorzüglih vom April bis zum July. 
Zur Laichzeit bekommen die Milchner auf Kopf und Schuppen 
Stacheln, wie manche andere Karpfen. Sie heißen Dorn oder 
Steinbrachfen. Ben Roſtock follen fie aus dem Meer binnen 
2—3 Tagen in foldhen Heeren in die Flüffe dringen, daß man 
einen Speer dazwiſchen fleden Fünne, obne daß er umfalle. Sn 
den Seen von Schweden fol man biömweilen mit einem Zuge 
5—4000 Stüd befommen. Nach den Vorfchriften in der Schweiz 
und in Bayern fol man Feine unter 16 Zoll fangen, was aber 
jest nicht mehr beachtet wird. ©. 376. Cyprinus latus. 

Sn dem Müggelfee unmeit Berlin fieng man mit einem 
Zuge für 500 Thaler; im Trebbinerfee an der Dder für 5005 
bey Schwerin 5,000 Stück, in der Schlei in Holftein 1,500, im 


318 


See Browid bey Norköping in Schweden im März 50,000, 
welche zufammen 1,300 Liespfund wogen; im Peipudfee in Liev— 
Yand merden fie fo häufig gefangen, daß man 100 große Stüd 
für 4—6 Rubel verkauft; bey Richterdweil im Züricherfee fleng 
man auf einmal 7 Centner, 2 Tage hernach wieder 15 Gentnerz 


im See von Pfäffikon 30; im Zugerfee, na Scheuch zer, 40,. 


was wohl übertrieben iftz im Neuenburgerfee werden oft in einer 
Nacht 1000 Stück gefangen. Im Genferfee- finden fie fi nicht, 
und, wie ed fcheint, auch nicht in den Green der Rombardey. 
Sie werden 1a —2 Schub lang, 12 Pfund, ja 20, fihwer; ges 
mwöhnlich Fommen fie jedoh von 1—6 Pfund auf den Markt, 
das Pfund zu 6—10 Kreuzer. 

Sie halten fi in der Tiefe auf, und Fommen Ende May 
heerdenweiſe bervor an feichte Stellen mit Kräutern, um zu lai= 
en, woben fie ein großes Geräuſch machen, indem fie mit ihren 
Schwänzen aufs Waffer fchlagenz find aber fo ſcheu, daß fie bey 
der geringften Störung, oder bey einem Gemitter, in die Tiefe 
zurücdpralen, wo dann, weil fie am Luichen verhindert find, 
viele an Entzündung ſterben. In Schweden ift daher während 
diefer Zeit fogar dad Lauten in der Nähe der Seen verboten, 
Man hat bey einem 6pfündigen 137,000 Eyer gezählt. Mar 
fängt fie des Winter und zur Laichzeit mit Zuggarnen, fonft 
auch mit leeren Angeln an ſchwarzem Roßhaar, oder mit Regen 
mwürmern; in einer Biertelftunde kann man ein Dutzend befom: 
men. Ben Ele im Hanndverfchen fol man fie dur eine 
Trommel ind Nes treiben. Sie wachlen fo fehnel als der Kar: 
pfen, und haben ein meißed Tleifh, daB fo fehr gefchäst wird 
al8 das der Nafen. Des Winters Fann man fie in Schnee gepackt 
viele Meilen mweit verfenden.. Man kocht ihn, wie den Lach, 
mit einer braunen Brühe, und it ibn auch gebraten, wenn er 
nicht zu geoß iſt. Wo er häufig gefangen wird, wird er auch 
gefalzen und geräuchert. Die Meilchner befommen zur Raichzeit 
fpipige Snötchen auf den Schuppen, und dann beißen fie Dorn 


oder Steinbracdhfen, in Stalien Pigo; dad hat fhon Plinius 


(IX. Cap. 18.) von Fifhen im Langen und Comerfee be: 
merkt; in Defterreich Zobel: Peinzen, in Bayern Brächſen, in 


der Schweiz Brachsmen, im Thunerfee Breitele, im Rhein von 


319 


Bafel bis Mainz Bräſen; jung vom '/;— ls Pfund im Bodenfee 
Scheitel. Gesner 376. Fig. Cyprinus latus. Marfili IV. 
©. 49. T. 16, 17. Meidinger IV. %. 43. Sfelet, Rofens 
thal 1-3. Schädel, Bojanuß in Iſis 1818. T. 7. 

24) Die Zope (C. ballerus) 

ift ebenfalls ein fehr breiter und dünner Fiſch, mie er Blief, 
aber mebr Tänglih mit einem ftumpfen Kopf; die NRuderfloffen 
find gelb mit blauer Einfaffung, und endlich hat fie mehr Strah— 
len in der Steißfloffe ald irgend ein anderer Karpfen, nehmlich 
41; Rüdenfloffe 10. Die Öeitenlinie gerad mit braunen Düpfeln; 
die Färbung übrigens diefelbe. Findet fih nur im pommerfchen 
und curiſchen Haff, wo fie im Frühjahr zur Laichzeit mit Negen 
gefangen: wird, aber nicht häufig, gewöhnlich 1 Pfund fehwer. 
Dad wenige Fleifh ift vol Grätben, und daber nicht geachtet. 
In Pommern heißt fie Schwuppe, im Mälerfee in Schweden 
Flira.. Sm füdlichen Deutfchland kommt fie nicht vor, wohl aber, 
jedoch felten, in Defterreich in der Donau, wo fie Scheib-Pleinzen 
beißt. In Rußland beißt fie Sintepa, Singha und Sinetz, ift 
nicht felten, wird höchſtens 1 Schub lang, fehlt aber in Sibirien’ 
jenſeits des Urals. Pallas fagt ausdrüdlicd, die Schwuppe aus 
der Oder bey Stettin fey nicht verfihieden, Es gibt in der Wolga - 
einen ähnlichen Fiſch, melcher Sopa heißt, wovon alfo auch unfer 
Zope berfommt. Bloch, D. F. J. 62. 2.9. Kramer Elen- 
chus 33. Meidinger 1. T.7. Fisinger in den Bepträgen 
zur Sandesfunde Defterreih® I. 335. 

se Dvale Karpfen: Rückenfloſſe lang, — kurz: 

5 

2) Der Giebel (C: gibelio), 

ziemlich fo wie die Karaufche, aber nicht fo a. und die 
Seitenlinie nach unten gebogen, die Schwanzfloffe mondfürmig; 
R. 20 Strahlen, St. 9; bat aub am Bauche große Schuppen; 
Färbung oben bläulichgrün, unten goldgelb, Eeitenlinie braun 
gedüpfelt, Floſſen gelb. 

Finder fih nur im ftehenden Waffer des nördlichen Deutfch- 
lands fehr häufig, und verhält fich ziemlich wie die Karaufche, 
beißt daher Steinfaraufche, wird aber kaum !/ Pfund ſchwer 
und Beißt niht an die Angel, hat übrigens ein zähes Leben, 


= 


320 


feloft in wenig Waffer; hält auch in Sümpfen aus, und ift 
gemein in den Altwaſſern der Elbe in Meißen, wo er Gieb— 
lichen beißt, eigentlich Gilblicdyen von der gelben Farbe; bey 
Mainz Karpfenkoratfche; füdlicher fcheint er nicht vorzukommen, 
wenigſtens nicht in der, Schweiz und nicht im Donaugebiet. 
Dagegen gemein um Parid; beißt in Schweden Damm-Ruda, 
und wird nicht gefhäst, Bloch, D. 5. IL’ 71. %..12. 


26) Die Karaufche (C. carassius), Carassin, Carreau; 
‚Crucian; ſchwed. Ruda. 

bat Feine Bärtel, einen ſehr hoben, faft rautenförmigen 
Reib, mit ziemlich gerader Seitenlinie, kleinem Kopf, abgeftupter 
Schmwanzfloffe, 21 Strahlen in der R., 10 in der Steißfloffe ; 
Färbung gelblihbraun, oben grünlich, unten blaßgelb. Zloffen 
grau, am Brunde gelblich. | 


Halt fih gern in Flüffen, Teihen und Geen mit lehmi— 
gem Boden auf, mehr  nördlih; hat aber dennoch feinen Ne— 
bengeſchmack; mwähst langſam, mird nur %s, Selten 1 Pfund 
fehwer, und lebt gewöhnlich, wie der Kürpfen, von Kräutern, In— 
fectenlarven, ift aber der Brut ſchädlich; beißt gern in die Angel 
mit gekochten Erbfen; laicht im Frühjahr fon in einem Alter 
von 2 Jahren, und läßt fich in Zeichen mit Oelkuchen, Schafs- 
mift, gefochten Erbfen oder Bohnen und mit Brod füttern. Die— 
fer Fiſch findet fidy noch im ſüdlichen Deutfchland, namentlich im 
Khein und in der Donau, aber nicht mebr in der Schweiz und 
weiter füdlih. Heißt bey Straßburg Buretfifch, bey Mainz 
Koratfche, in Bayern und Deflerreih Gareißel. 


Findet fih auch in ganz Rußland und Sibirien in Menge im 


— ftehenden Waffer, und wird ſehr gefhäst, heißt Karaß. und 


Gütſch; fehlt in der Krimm und in Kamtfchatfa, Des Winters 
liegen fie unter dem Eid erflarrt, und werden mit Meben ber: 
audgezogen. Wenn fie auch ganz in Eid eingefroren find, fo 
leben fie doc wieder auf, daher es wohl feine Fabel ift, mas 
Plinius (IX. Cap. 57.) fagt, daß man am ſchwarzen Meer 
ganz eingefrorene Gobiones finde, welche nur ein Lebenszeichen 
von fih .gäben, wenn man fie auf einen warmen Teller lege. 
Ovid fingt (Trist. TIL. eleg. 10.): 


> 


524 


Vidimus in glacie pisces haerere ligatos; 
Sed pars ex illis tum quoque viva fuit. 


Sn den cafpifchen Steppen gibt es auch fehr fhöne Gold— 
Faraufchen, befonderd im falzigen Waffer (Pallas Z. r. II. 
298.). Bloch, D. F. 1. 69. Taf. 11. Gesner 1275. Fig. 
Karäf. Mar fili IV. %. 14. Meidinger I. T. 27. Ske⸗ 
let, Meyers Thiere IL. T. 54. 

27) Der Goldfarpfen (C. auratus), La Dorade de la 
Thina 

wird bey und haufig in Wafferbeden und felbft in großen 
Släfern gebalten, meift nur 5 Zoll Yang, 19, breit, wird aber 
fo groß wie ein Häring, bat drepftrablige Schuppen und eine 
ausgeſchnittene Schwanzfloffe; die Rüdenftrahlen gezähnelt; in 
den erften Jahren öfters ſchwarz, eine bey den Fifhen höchſt 
feltene Farbe; fpäter zeigen fich filberne Düpfel die immer größer 
werden, bis der Leib ganz filberglängend iſt; nun erft erfcheint 
die rothe Farbe; biömeilen ift «8 ang umgekehrt. In Brannts 
mein verfärben fie fich. 


Sie haben meiftend irgend einen Fehler, entweder ge— 
fhmwollene Augen, lappige Schwanzfloffen und verkümmerte 
NRüdenflofe. Man kann fie mit Brod füttern, befonderd mit 
Waffeln, harten Eyerdottern, auch mit gedörrtem Schweine> 
fleifh und Warferfhneden, um deren Laich fie fi zanfen, 
fo wie aub um rothe Wafferwürmchen; fie fehnappen aud 
nad) Fliegen; in fandigen Beden gibt man ihnen Mit, Oel: 
kuchen und Brod; ift der Boden fhlammig, fo bedürfen fie Feiner 
Fütterung. Im Winter freffen fie nicht. Sie Iaichen im May, 
baben ein zäbe8 Leben, werden leicht zabm, in Eleinen Gefäßen 
uur 6—8 Zoll lang, in Zeichen aber 12—14. 

Diefer fhöne Fifh iſt, nah Baſter, vor 200 Jahren aus 
China nah St. Helena, und erft 1728 durh Philipp Worth 
nah England gebradht worden; von da befam ihn zuerft der 
Graf Bentinf und der Dr. Clifford in Holland. Er Iebt 
in der Provinz Hiang-Chew-Fu unter 30° Breite, und beißt 
Kin-Yuz findet fih aub in Sapan. Bloch, D. $. UL 132. 
T. 93, 9. 51-35. Geeligmannd Vögel VII. Taf, 9% 

Dfens allg. Naturg. VI 21 


- 


322 


Baster Subs. I. 78. tab. 9. fig. 1-9. Linne, ſchwed. Abt. 
4740. 175. 

Kämpfer fagt von ihm (Geſchichte I. 150): der Goldftſch 
oder King-Jo wird in Japan nicht über fingerslang, iſt roth, 
am Schwanz ſchön goldgelb, jung aber vielmehr ſchwärzlich. In 
China und Japan, und faft in ganz Indien hält man fie in 
Teichen, wo fie ſich mit Fliegenlarven ernähren. Es gibt auch 
andere mit filberigem Schwanz. Ausführlicher fpribt Du: Halde 
darüber (Histoire de la Chine I. 315). Die Fürften und Gro— 
gen in China laffen für diefen Fiſch Teiche in ihren Gärten gras 
ben, oder halten fie in großen Porcellangefäßen. Sie ziehen die 
fleinern vor, meil fie diefelben für fchöner halten und mehrere 
ernähren können. Gie find brennend rotb, und auf dem Rüden 
wie mit Goldftaub beſtreut; mande filberig, andere weiß mit 
rothen Fleden. Sie find fehr lebhaft, und fpielen gern auf der 
Oberfläche; ind aber fo zart, daß der geringfte Quftdruc oder 
eine heftige Bewegung des Mafferd viele tödtet. Die in den 
Teichen find von verfchiedener Größe, felten über fingerslang (in 
Europa werden fie über 1 Schuh lang); die fihönften Foften 3 bi8 
4 Thaler. Man ruft fie mit einer Schelle zum Zutter. Um fie 
fiher zu erhalten, muß man ihnen im Winter nicht8 geben; er 
dauert zu Peding 3—4 Monat, Vielleicht finden fie unter dem 
Eid Snfectenlarven an den Wafferpflanzen; indeffen thut man fie 
auch wegen der Kälte in die Häufer, ohne ihnen etwas zu geben, 
Shre Herren füttern fie felbft, und verlieren viele Zeit mit dem 
Anfeben ihrer Spiele. Man gibt ihnen im Winter 2—3mal in 
der Woche friſches Waffer; man darf fie aber nicht anfaffen, 
fondern muß fie während der Zeit in einem kleinen Netz balten. 
Sn mwärmern Gegenden vermehren fie fih ungemein: man muß 
aber den Laich, welcher oben ſchwimmt, in befondern Gefäßen 
audbrüten Yaffen, weil er fonft aufgefreffen wird. Aus dem Ey 
fommen fie ſchwarz, und manche bleiben fo; bey den andern 
fängt die Gold- oder Gilberfarbe am Ende des Schwanzes an. 

Bafter hatte ihn zuerft aus England 1758. Ad er fie in 
feinen Teich that, fielen fie ſogleich auf den Boden und vers 
ſteckten fih im Schlamm, wo fie erfticten. Nachher hat er wie: 
der befommen und fie fammt ihrem Gefäß in den Teich geftellt, 


323 


damit fie von ſelbſt herausſchwimmen Fonnten. Des Winters 
fhwammen fie unter dem Eid umber; im April Famen fie bers 
vor und fraßen Brod; im May fiengen fie an zu fpielen und zu 
laihen, goldene, filberne und ſchwarze durch einander, In der 
Mitte Zuny krochen fie aus, fchwärzlich oder braun; nah 6 Wo> 
chen zeigten fi auf dem Kreuze filberne Fleden, welche bis zum 
October zufammenfloffen und einen Streifen bildeten, */, Linie 
breit. Sie waren nun 41"); Zol lang, und fiengen an Brod zu 
freffen; vorher ſchienen fie Wafferinfecten verzehrt zu haben. 
Sm Jung ded folgenden Jahrs wurden fie unten röthlich, welche 
Farbe immer zunahm, bi8 fie ein Jahr darauf ganz golden oder 
filbern waren; das Schwarze blieb auf dem Naden am längſten; 
fehr wenige ganz ſchwarz. Die zweyjährigen maßen 6 Zoll. Sie 
find nicht fo zärtlich wie in China, und Fönnen ohne Schaden 
eine Stunde außer dem Waffer feyn. Im Winter muß man 
Löcher in das Eis machen; im Sommer ihnen in Gefäßen alle 
andern Tag reined Waffer geben, am beften Regenmwaffer mit 
vielen Einaugen, melde fie gern freifen. Zuviel Brod muß man 
nicht bineinwerfen, weil dad Waſſer davon fchleimig wird. Man 
Fann fie ohne Schaden mit der Hand beraudnehmen. Des Wins 
terd ftelt man fie am beften in einen Keller. Gie find ſchmack—⸗ 
bafter ald die Karpfen. 

28) Der gemeine Karpfen (C. carpio), Carpe; Car- 
pione; Carp, 

wird gewöhnlid 1 Schuh lang, und hat einen ziemlich ge> 
bogenen, grünlichen Rüden, unten ıgelblich, vier Bärtel an der 
Schnauze; Rüdenfl. 24, Steißfl. 9 Strahlen; der dritte Stachel 
gezähnelt. Schuppen der Seitenlinie 38. | 

Sie finden fih in allen Flüffen und Seen von Europa, find 
aber urfprünglih im füdlichen zu, Haufe, und erft in fpäterer 
Zeit nah England und Dänemark eingeführt worden; in Schwe> 
den und im nördlichen Rußland find fie fehr felten, und werden 
eigentiich nur in Zeichen gehalten. Die Stromfarpfen find beffer 
ald die See- und Teichfarpfen, befonder8 wenn die letztern wenig 
Zuflug haben; in diefem Falle werden fie grünlich oder fchmärz> 
lich, und befommen einen moderigen Gefhmad. Gie haben 
übrigens ein zähes Leben, und laſſen fi des Winters in Fifch- 

2.9 


324 


trögen oder in Eifternen im Keller mit Brod und Galat fett 
machen, auch in Schnee gepadt 20 Meilen meit lebendig 
verführen. Sie machen fehr ſchnell, werden 2—A4 Schuh lang, 
20—40 Pfund fhwer; ja man bat fhon gefunden, welche 
fo di mie ein Knabe gemefen, und 70 Pfund gewogen haben. 
Man hat Benfpiele, daß fie 150—200 Jahr alt und ganz mit 
Waſſerfäden oder Mood, wie man zu fagen pflegt, bededt 
wurden. 

Sie leben von Wafferlarven, und in den Zeichen befonders 
von Schafmift, laihen im May oder Juny auf Wafferpflangen, 
und flreichen dabey Strom aufwärts in ruhigered Waſſer, wobey 
fie, mie die Lachſe, 6 Schub hoch über Rechen fpringen, indem 
fie fih auf die Seite legen, ſich faft Freisförmig krümmen, und 
dann plöglih mit dem Schwanz aufd Waffer ſchlagen. Gie ver» 
mebren fih, ungeachtet vieler Feinde, fehr ftarf; in einem drey⸗ 
pfündigen hat man 237,000 Ever gezählt. 

Man fängt fie in den Seen mit dem Zuggarn, in Zeichen 
mit Neben und Reuſen, worinn eine Lodfpeife hängt. Sie laffen 
fih jedoch fchmwer fangen, meil fie fogleih den Kopf in den 
Schlamm fteden und das Neb über fich weggehen laſſen; ift der 
Boden zu bart, fo. machen fie manndhohe Sprünge über das 
Neb hinaus; daher man zwey neben einander ftelt, damit fie 
in daß andere fallen. Dean wirft aucdy gefochte Erbfen an ihren 
gewöhnlichen Fütterungdplas, und fängt fie mit Würmern an der 
Grundangel. Sie find fehr ſchmackhaft, und werden auf manch⸗ 
faltige Art zubereitet, gefocht und gebraten mit Meerrettia, Effig 
und Butter, auf vornehmen Tafeln gefüllt und mit Sardellen ges 
fpidt. Wenn fie fehr groß, und wegen des vielen Fetts nicht 
mohl zu genießen find; fo werden fie, wie der Lachs, mariniert. 
Sie find vom Herbft bis zug Frühjahr am beften, “aber nicht 
paſſend für: Eränflihe Perfonen. Wird beym Ausweiden die 
Gallenblaffe verlegt, fo Fann man die Bitterfeit durch fcharfen 
Eſſig wegſchaffen. 

Es gibt nicht ſelten Baſtarde mit der Karauſche und dem 
Giebel, welche Karutz-Karpfen heißen, kleinere Schuppen haben 
mit Längslinien, und nur 3 Pfund ſchwer werden. Auch gibt 
es mißſtaltete Karpfen, bald mit einem Buckel, bald mit einem 


325 


Mopskopf, den man mit einem Todtenfopf verglichen hat (Ge8> 
ner 373. Cyprinus monstrosus), mad aber von einer Verwun—⸗ 
dung in der Jugend berfommt. 

Da die Fifcherey der wilden Karpfen in Seen und Flüffen 
nicht fehr ergiebig ift, fo bat man allgemein Karpfenteiche ange» 
legt, mworinn fie fich fehr vermehren und fett werden, auch zu 
jeder Zeit gefangen werden fünnen. Man mählt dazu feuchte, 
mit Riedgrad bewachſene Pläbe, melche jedoch nicht Faltgründig 
feyn dürfen. Dan bat dreyerley Teiche, Streich», Stred: und 
Fett-⸗Teiche. Die erftern müffen flach auslaufen, damit die Kar: 
pfen im Grad laichen fünnen. Während die Brut Fein ift, darf 
dad Waſſer nicht abfließgen, auch muß man es von Fröfchen rein 
halten, oder wenigſtens Krebfe hinein thun, welche viele vertilgen. 
Es verftebt fih von felbft, daß Feine, Raubfifhe, wie Hechte, 
Bärfche, Karauſchen und Giebel, dabey ſeyn dürfen. 

Der Streichfarpfen fol 6 Jahr alt’ feyn, und im Juny eins 
gef#jt werden, 12 Stück auf einen Morgen, worunter 3 Milchner 
auf einen Roogner. 

Im Spätherbft fchafft man die Brut in die Streck- oder 
Winterteiche, indem man dad Waffer ablößt, aber vor dad Ge— 
inne ein feined Netz ſpannt. Dafelbft müffen fie 2 Jahr bleiben, 
binnen welcher Zeit fie 6 Zoll lang werden. | 

Dann fommen fie in den Fett> oder Septeih, worinn fie 
nah 3 Jahren 5—4 Pfund ſchwer werden, und gut zum Gebrauch 
find. Nah 10 Jahren wägen fie 8-10 Pfund. 

Sie nähren fi durh Wühlen in der Erde von verfaulten 
Kräutern und Wurzeln, aud von jungen Warferpflangen, im. 
Sommer von Finfectenlarven und volfoınmenen Snfecten, Man 
läßt die Miftlahe und allen Abgug in den Teich laufen, wirft 
auh Schafd: und andern Mift hinein, Erbfen, Bohnen, gefchnit: 
tene Erdäpfel, Rüben, verfaultes Obſt, alted Brod, verdorbenes 
Fleiſch, Oelkuchen. Im Winter läßt man einige FZuder Mift auf 
dad Eis führen, damit fie gleih im Frühjahr ihre Nahrung fin— 
den, Man laßt diefen Teih nach dem dritten Sabr ein Jahr 
lang troden liegen, und befäet ihn mit Haber oder Wien, da» 
mit das Schilf vertilgt wird und die Fifche wieder neue Wurs 
zein bekommen. Auf einen Morgen rechnet man 60 Stück. Im 


: 


326 


Winter muß man dad Waffer etwas ablaffen, damit Luft unter 
das Eid kommt; auch baut man. einige Wuhnen hinein. Gie 
liegen während diefer Zeit im. Keffel dicht an einander,. wie Hä— 
ringe in einer Tonne, ohne zu freffen und ohne abzumagern. 
Dan fagt, daß fie flürben, wenn ein Gemitter in den Teich 
fhlage; daher muß man fogleich frifched Waffer einlaffen. Man 
fann den Teih alle 6 Jahre ausfiſchen, und dann muß jeder 
Karpfen 3 Pfund wägen; 3 Jahre fpäter find fie aber 6—8 und - 
felbft 12 Pfund ſchwer. Es ift aber auf Feinen Sal eine ein: 

trägliche Wirthfchaft. ‘ 

Die Karpfen befommen biömeilen einen Audfchlag, den man 
die Poden nennt, welcher aber felten tödtlih wird. Kommt 
durch flarfe Regengüffe fauled Waffer in den Teich, fo befommen 
fie da8 fogenaunte Moog, kleine Audmwüchfe und Wafferfäden auf 
Kopf und Rüden, woran fie gern fterben; - auch erkranken fie, 
wenn plöblicy viel Schneewaffer in den Teich fommt. Jm erften 
Sabre beißt er ein Sehling, im zweyten ein Sproll, im dritten 
Karpfen; bey Venedig Raina, bey Verona Bulbero; zu os 
viud Zeiten Burbaro. Bey den Alten kommt wenig darüber 
vor. Bloch, D. 3. I. 92. T. 16, 17. Gesner 368. Cypri- 
nus. Marfili IV. 57. %. 19. Meidinger J. T. 6. Gfelet 
bey Meyers Thieren 1. Taf. 7. Schädel, Spir Taf. 9. 
Fig, 19 — 2. 

Die Karpfen wohnen in großer Menge im cafpifchen Meer 
und in feinen Flüſſen, wo fie Safan beißen; halten auch in den 
falzreichften Sümpfen aus, mie irgend ein anderer Fiſch. In 
den Flüffen des ſchwarzen Meered ift er nicht weniger gemein, 
feltener aber in dieſem felbfl. Ded Sommers find fie häufig in 
den Watten, fteden mit dem Kopfe faft immer im Schlamm, wo 
fie geftohen werden; im Herbfte fleigen fie aus dem cafpifchen 
Meer in die Tlüffe herauf, und überwintern in Erftarrung. Die 
größten im Meer mwägen 60 Pfund. Dann fehneden fie aber 
fhleht; den Roogen hält man für fehädlich, und wirft ihn meg, 
mie den der Barbe; er wird aber von Enten und Gänſen ge— 
freffen.. Im nördlihen Rußland und in Sibirien fehlt er, zeigt 
fi) aber wieder in den Flüſſen, welche fich ins dftlihe Meer er— 
gießen, zwar Kleiner, faum i'/; Schuh lang, aber beſſer. Nach 


327 


Peterdburg Fommt er in durchlöcherten Schiffen aus Preußen, 
mo er erft um dad Jahr 1729 fol eingeführt worden feyn. In 
Rußland hält man ibn in Teihen; bey Mosfau fehon vor Peter 
dem Großen. Aus der Schwimmblafe macht man am calpifchen 
Meere Fifchleim. Die Kalmuden mahen aus den Häuten Las 
ternen, wie Papierlaternen. Sie DB fie ab, bereiten fie mit 
faurer Milh, färben fie mit der Wurzel der Gerber-Seenelfe 
(Statice coriaria). Sie find halb durchſichtig, gelblih, und 
feben megen der Schuppenfpuren fehr zierlic) gefhädt aus. Pal- 
las Zoog. rossica III. 289. 

In manchen Teichen kommt biömeilen der fogenannte Spies 
gelfarpfen (Rex cyprinorum) 

vor, welcher viermal fo große Schuppen bat, aber ftellen> 
meife entblößt ift, indem gewöhnlich nur eine Reihe längs dem 
Rüden, eine längs der Geitenlinie läuft, der Bauch aber ges 
wöhnlich befchuppt iſt. Die obern Schuppen find biömeilen 
4°); Zoll breit, geftreift, gelb und braun eingefaßt. Sie zeigen 
fhon in ihrer Jugend diefen Bau, werden aber fo groß und 
fhmadbaft wie die andern. Bloch, D. 8. I. 107. Taf. 27. 
Marfili IV. T. 20. Schäffer, De stud, ithth. fig. 1—8. 
Surine T. 14. Skelet, Meyers Thiere J. T. 8. 


11. Zunft. Flachmäuler, Ladhfe. 
Zwo Nüdenfloffen, wovon die hintere ohne Strahlen. 


Es find regelmäßige eliptifche Fifhe mit glatten mäßigen 
Schuppen, und zwey weit von einander entfernten Eleinen Rüden= 
floffen, wovon die erſte weiche Strahlen, die zweyte gar feine 
bat oder eine Fettfloffe it; fie haben meiftend Hafenzähne im 
ganzen Maul, welches ſehr weit if. Schwimmblafe mit Aus⸗ 
führungdgang. Sie Leben in füßem Waffer und im Meer, ‚aus 
dem fie aber gewöhnlich zur Laichzeit in die Flüſſe fleigen. 

Es gibt breite, tafelfürmige, faft wie die Sonnenfifhe, und 
lange, Jene haben dad Maul nach oben gerichtet oder gerad 
vorn; diefe find faft walzig und ftarf beſchuppt, oder elliptiſch 
mit kleinen und dünnen Schuppen. 


823 


A. Breite Lahfe: der Leib faft tafelförmig. 
1. Sippfhaft. Tafel-Lachſe mit fenfrehtem 
Maul; 

dad Maul fteht nach oben, 

1.©. Der Blattlachs (Sternoptyx diaphana) 

ift ein Feiner, faft fcheibenförmiger und fchuppenlofer Fifch 
mit fenfrehtem Maul, deffen oberer Kieferrand bloß von den 
Zwifchenfiefern gebildet iftz die Dberarmbeine ftehben nach unten 
ald ei= Fleiner Stachel hervor, ebenfo hinten die Hüftbeine vor 
den kleinen Bauchfloſſen; an den Seiten eine Reihe - Feiner 
Gruben; die Fettfloſſe fehr Mein; der Geitenrand des Mauls 
wird ron den eigentlichen Kiefern gebildet. 

Diefen fonderbaren Fifch, der aus Jamaica Fam, bat Her: 
mann befannt gemadt. Er ift nur gegen 3 Zoll lang und 1! 
hoch, fiebt aus mie mit Silberblatt belegt, der Rüden bräunlich- 
grün; bat nur Bürftenzähne, 5 Kiemenftrablen und fehr große 
Augen. Da man weiter nichts von diefem Fiſch weiß, fo Fann 
e8 ben diefer Bemerkung verbleiben, Naturforfher XVI. 1781. 
©. 8. T. 1.8.1,2. (Artedi Wallbaum TIL t.1. £.1. 

2. ©. Die Beilfifhe (Gasteropelecus) 

haben einen rautenfdemigen Leib, faft fo dünn wie ein Blatt, 
mit großen Schuppen und ſehr kleinen Bauchfloffen; die Rücken— 
flojfe auf dem Kreuz, dad Maul nach oben gerichtet, mit Fegels 
fürmigen, unten mit Schneidzähnen; nur 3 Kiemenftrablen, 

4) Der gemeine (G. sternicla), Serpe, 

fiebt wegen des ausgebogenen Bauches aus wie ein Mebs 
meffer, ift nur 2 Zoll lang und 1 breit, filberweiß mit grauen 
Floſſen; die Bruſtfloſſen lang und fichelförmig, in der Steißfloffe 
34 Strahlen. Diefer fonderbare Fiſch Fommt von Carolina, Su: 
rinam und Amboina, ift aber meiter nicht befannt. Gronov. 
Mus. II. tab. 7. fig. 5. Pallas Spice. VII. p. 50. t.3.f, 4. 
Bloch, D. $. II. 166. T. 97. F. 3. 

2. Sippſchaft. Dvale Lachſe. 

3. G. Die Sägenladhfe (Serrasalmo) 

find auch faft tafelfürmig, und haben einen fägenartigen 
Bauchrand, faft wie die Häringe, einen ziemlich abfchüffigen Kopf 
und harte fcharfe Schuppen; dad Maul weit. Die Zähne find 


329 


Beine gezähnelte Triangel, faft wie bey den Hayen. Die Zunge 
glatt. 

41) Der gemeine (Salmo rhombeus) 

ſieht ziemlich aus wie eine Raraufche, ift fpannelang und faft 
balb fo body, der Leib voll Feiner Schuppen; gelblich filberglän> 
zend, oben bräunlich, der Rand der bintern Schuppen ſchwärzlich. 
Sie finden fih ’= den Flüffen von Surinam, wo fie den Enten 
in die Füße beißen follen. Pallas Spic. VII. 52. t. 5. f. 3. 
Bloch, A. F. VII. 112. Taf. 383. Skelet bey NRofenthal 
T. 6. F. 12. a 

2) In Brafilien gibt e8 ähnliche unter dem Namen Piraya, 
gegen 1°) Schub lang und 6 Zoll body, mit einem abfchürffi- 
gen Kopf und fo fcharfen Zähnen, daß fie auf einen Biß einem 
Menfchen ein Stüf abreißen fünnen, ald wenn e8 mit dem 
Scheermeffer abgefchnitten wäre; kaum fledt man einen Fuß oder 
eine Hand ind Waſſer, fo ift er da und beißt ein Stüd heraus; 
fo gierig ift er nach Menfchenfleifh. Sie lieben befonders fchlam> 
migen Slußgrund, und werden gern und oft gegeffen. Marcs 
grave 165. Fig. Cuv. Mem. Mus. V. 368. t. 28, f. 4. 

4. G. Die Zadenlabfe (Myletes) 

baben aud einen f&harfen Baudhrand, find aber mehr längs 
lich, mit großen Schuppen, einem ziemlich Beinen Mail, in deffen 
Zwifchenkiefern 2 Reihen von dicken, dreyedigen und drepfpigigen 
Zähnen, im Unterkiefer nur eine; Zunge und Gaumen nadt. 
Dier Kiemenftrahlen. Sie werden groß und ſchwer. 

1) Der Nilfalm (Salmo raii) 

ift gemöhnlih 1 Schuh lang und 3 Zoll hoch, filberalängend, 
die untere Hälfte der Schwanzfloffe roth; im Oberkiefer ſtehen 
16 Zähne, im untern S—10.. Sie nähren fih von Würmern 
und Laich, und erfcheinen nur in Menge zur Zeit der Uebers 
ſchwemmung. In Aegypten heißt er Rail. Sie gehören unter 
die beften Nilfifihe. Haffelquift 437. S. dentex. Geof- 
froy Egypte 24. p. 236. tab. 4. Cuv. Mem. Mus. IV. 444. 
tab. 21. fig. 2. 

2) Der Paco in Peru, melden A. v. Humboldt zwar 
vol Gräthen, aber fehr ſchmackhaft gefunden, bat ebenfalls Zähne, 
die faft denen des Menfihen gleichen, und fchließt fi bier an. 


* 


330 


Er mird über 27Schuh Yang und 9 Zoll hoch. H. et Val. Obs. 
zool. II. 175. t. 47. f. 2. 

3) Im Nil gibt e8 noch einen fehr ähnlichen Fiſch, welcher 
Raſchal (Hydrocyon dentex) 

beißt, und ebenfalld mit der Anfchwellung des Nils von 
oben berunter fommt. Er hat ſcharfe, Fegelfürmige Zähne im 
Zwifchen: und Unterfiefer, aber nur in einer Reibe; der Kopf ift 
mehr geſtreckt; die Färbung ift auch filberweiß, und die uns 
tere Hälfte der Schwanzfloffe ſcharlachroth; er hat in jedem Kies 
fer 12 Zähne, melche ſehr drohend audfehen, meil fie von den 
Lippen nicht bededit find. Er wird faſt 2 Schub lang, und hat 
- ziemlich die Geftalt der Lachöforelen. Er heißt daher auch Kelb 
el Bahr, Flußhund, und ift wahrfcheinlich der gefräßige Phager 
der Alten. Geoffroy Egypte XXIV. 240. t. 4. f. 1. Cuv. 
Mus, V. 354. t. 28. f. 1, 2. 

5.© Die Borftenladfe (Citharinus) 

find ebenfalls ftarf zufammengedrüdt, wie die Sägenlachſe, 
haben aber viele fpigige Zähne nur im Zwifchenfiefer. 

1) So zwey Fiſche im Nil, wovon der eine Mondlachs 
oder Geftirn der Nacht (Serrasalmo citharus) 

beißt, nur ſehr Fleine Zähne bat, und auch filberglängend ift, 
mit röthlichen Floſſen. Er wird fo groß wie der folgende. Dad 
Fleiſch ſchmeckt ziemlich fad, wie bey den meiften Nilfifhen. Er 
feheint bey den Alten unter dem Namen Citharus vorzufommen. 
Geoeffroy Egypte XXIV. 218. t. 5. f. 2, 3. 

2) Ein anderer mit Namen Nefaſch (S. aegyptius), 

ebenfald im Nil, bat in beiden Kiefern eine Menge bieg» 
fame und gefpaltene Zähne, und ift ziemlich ſchlank und dunfel- 
grau. Er fol 1 Eentner ſchwer werden. Gein Fleiſch wird ges 
fhäpt. Haffelquift ©. 422. Sal. niloticus; Geoffroy, 
Egypte XXIV. 326. t. 5. £. 1. 

B. Lange Lachſe. 

3. Sippſchaft. Walzenladhfe, 

6. ©, Die Eidehfenladhfe (Saurus) 

find ziemlich walzig, und fehen wie Eidechfen aus, ſowohl in 
der Befhuppung, welche aud über den Kopf gebt, als in der 
Weite des Rachens und in den pfriemenfdrmigen Zähnen, welche 


331 


in einer Reihe in den Kiefern fliehen; andere im Gaumen und 
auf der Zunge; die vordere Rücenfloffe auf dem Kreuz; 12 Kies 
menftrablen. 

1) Der gemeine (Salmo saurus) 

wird über 1 Schuh lang, 1‘, Zoll dick, ift faſt walzig, 
oben bläulihgrün, mit fchmalen,. unregelmäßigen,  röthlichen 
Streifen, unten weiß, übrigens mit blauen, braunen und grün 
lichen Flecken geziert, wodurd die, Aehnlichfeit mit den Eidechfen 
noch größer wird. 

Er findet fih, jedoch nicht häufig, im Mittelmeer, und 
kommt biömeilen auf die Märkte, wo fein Fleiſch geſchätzt 
und gewöhnlich gebraten gegeffen wird. Sein Gebiß zeigt 
binlänglich an, daß er ein gewaltiger Räuber feyn müſſe. Nach 
Rom kommen ded Jahrs faum 20 Stück auf den Markt, mwors 
aud man mit Recht fchließt, daß fie einzeln Leben muͤſſen, und 
alfo nicht wohl des Ariftoteles Saurus fepn könne, welcher ges 
fellig Izben fol. Sie heißen dafelbft Tarantola, der Name einer 
Eidechſe. Er fol aud im rotben Meer und felbft an den Ans 
tillen vorfommen. NRondelet ©. 428. (Gesner 554. Fig.) 
Lacertzs peregrinus. Salviani 242. Fig. Aldrovand 
276. Bloch, 4. 3. VI. 115. T. 384. F. 1. 

4. Sippſchaft. Länglihe Lachſe. 

7. G. Der Silberfiſch (Argentina) 

ſieht ziemlich aus wie die Forelle, hat aber kaum ſichtbare 
Schuppen, ein kleines niedergedrücktes Maul ohne Zähne in den 
Kiefern; dagegen kleine vorn auf dem Pflugſcharbein, und ſtarke 
Hakenzähne auf der Zunge; 6 Kiemenſtrahlen. 

1) Der gemeine (Arg. sphyraena) 

mird nicht viel über fpannelang, ift ſchwach zufammengedrücdt, 
faft durchfcheinend und hat einen filberglängenden Kopf und eben 
ein folched breited Band auf jeder Seite; der Schwanz ift faft 
berzförmig; der Magen ganz ſchwarz. Diefer Fiſch wird häufig 
im Mittelmeer dad ganze Jahr gefangen und gegeffen; feine 
die, prächtig glänzende Schwimmblafe auch zur VBerfertigung 
der unächten Perlen angewendet. Sie ift nehmlich mit, einer 
filberartigen Maffe überzogen, welche an den Fingern Pleben 
bleibt, Diefe [habt man ab, macht daraus eine Art Brühe, 


352 


welche man orientaliſche Eſſenz nennt und in Glaskügelchen 
Yaufen läßt, worinn fie beym Vertrocknen hängen bleibt, und ſo— 
dann wie Perlen glänzt. Der Fiich heißt in Rom Argentina, 
zu Marfeille Pei d’argent. Rondelet 227. (Gesner 160. 
Fig. Sphyraena parva.) Willugbby 229. Taf. P, 2. Fig. 1. ° 
Cuv. Mem. Mus. I. p- 228. t. 11. 

8. G. Die Salınen (Salmo), Saumon; Salmon, 

find länglich und regelmäßig, mit kleinen Schuppen, nad 
tem Kopf, und mwagrehten Maul am Ende; der Maulrand 
ift großentheild von’ den Oberkiefern gebildet; Hakenzähne im 
ganzen Maul und auf der Zunge; die Bauchfloffen fliehen ziems 
lich in der Mitte des Leibed, gerad unter der Rückenfloſſe; Kies 
menftrahlen gegen 10, auswendig fehr fichtbar. - 

Die meiften leben in fügem Waffer von Raub, find fterns 
förmig gefledt!, und haben ein’ fehr fhmadhaftes und gefundes 
Fleiſch. 

Es herrſcht bey keinem Fiſchgeſchlecht mehr Unſicherheit in 
der Beſtimmung der Gattungen als bey dieſem. 

I. Die einen baben überall nur eine Zahnreihe, und zwey 
auf dem Pflugicharbein; 10—r2 Kiemenftrahlen. Salmo, 

Die gefledten oder die Forellen unterfcheiden fih von 
andern durch ein weite und flarfgezähntede Maul; aber unter 
ſich find fie fchroer zu trennen, da die Größe fehr anbeflimmt tft, 
und befohders die Anmwefenheit oder der Mangel, fo mie die 
Farbe und felbft die Geftalt der Fleden, außerordentlich mwechfelt; 
fo daß Manche verfuht waren, ale eigentlich fogenannten Fo⸗ 
rellen nur ald Abänderungen einer einzigen Gattung zu betrach— 
ten. Als wirkliche Gattungen können etwa angefeben werden: 

1) Die Lachſe (Salares) zerfallen etwa in folgende 
Arten: 

a) Der gemeine Salm oder der Lachs (Salmo salar), 
Saumon; Salmon, 

unterfcheidet fich durch feinen vorſtehenden Oberfiefer, durch 
45 Strahlen in der Steißfloffe und 12 in der Kiemenhaut. 

Im Rachen fteben 3 Längdreihen Zähne, wovon die mittlere 
nur 3 entbältz fie find durch Peine Querreihe verbunden. R. 14. 
Sch. 21, ausgeſchnitten. Br. 14. 3. 10, 


335 


Die Färbung ift filberglanzend, zu Zeiten mit ſchwarzen 
Dupfen; der Rüden fhwärzlich, gegen die Seiten bläulich, Stirn 
und Genick ebenfalld ſchwarz; der Bauch röthlich, und die untern 
Sloffen gelblih. Die gewöhnliche Länge ift 2—4 Schuh. Er 
wiegt 22 Pfund bey einer Länge von 38 Zoll. 

. Der Unterfiefer der audgewachfenen Männchen wächst in 
einen ftumpfen Hafen aus, der in eine Vertiefung ded Ober» 
Fieferd paßt. 

Ibr eigentlicher Aufenthalt iſt im nördlichen Weltmeer, von dem 
fie im Frühjahr in die größern Slüffe von ganz Europa (mit Ausnahme 
der in dad Mittelmeer fich mündenden und ded ganzen Donaugebietd), 
auch von Nordamerica und vom dftlihen Rußland (wenn es dies 
felbe Gattung ift), berauffteigen, um zu laichen, fich den ganzen 
Sommer darinn aufhalten, und erft gegen den Winter wieder 
ind Meer zurüdgeben. Sie wiffen, wie die Schwalben, die alten 
Laichplätze jährlich wieder zu finden. In der Bretagne hat man 
1 Dupend mit einem kupfernen Ring am Schwanze gezeichnet, 
und im folgenden Jahr 5, im zweyten 3, und im dritten aud) 
3 davon gefangen, Sobald das Eid an den Küften zu ſchmelzen 
beginnt, fuchen fie das füße Waller auf, und da große Ströme 
dajfelbe weiter in dad Meer binausführen, fo ift ed natürlich, 
daß fie in diefelben, und nicht in die kleinen Flüffe Fommen. Er 
geht gemöhnlicy mit der Flutb und dem Wind, melchen die Fi» 
ſcher deßhalb den Lachswind nennen. 

Er liebt vorzüglich ſchnelle Ströme und kieſigen Boden. 
Meiſtens ſind ſie von vielen Würmern geplagt, und das ſoll mit 
eine Urſache ſeyn, daß fie früher in die Flüſſe dringen, um ihrer 
läftigen Gäſte los zu werden. Sie follen in einer gewiſſen Ord— 
. nung fortrüden, nebmlid in zwen Reihen, welche vorn zufammen> 
fioßen, und die Seite eined Drevedd bilden. An der Epibe be> 
findet fi) gewöhnlich der größte Roogner, dem in der Entfer> 
nung von 2 Schub zmween andere folgen u.fem. Die Milchner 
folgen und die jüngern machen den Beſchluß. Bisweilen find die 
Züge fo zablreih, daß fie die Nepe zerreißen. Gie fuchen aber 
wo möglich unter oder neben denfelben durchzufommen; und bat 
einer einmal die Bahn gefunden, fo folgen ihm die andern nad, 
Sie halten fi in der Mitte ded Stroms und an der Oberfläche, 


354 


meil dafelbft das Waſſer fehneller fließt; fie machen dabey fol 
ein Geräufch, daß man fie von Weiten hört; bey heißem Wetter 
dagegen ziehen fie in der Tiefe. 


Sie machen fehr weite Reifen, gehen in der Elbe bis nach 
Böhmen in die Moldau, im Rhein bis zum MWafferfal von 
Schaffhaufen. Sn dem reißenden Laufen bey Laufenburg ruhen 
fie eine Zeit lang hinter einem Felfen aus, und fchnellen dann 
blisfehnel an den Seiten deffelben vorwärts, gewöhnlich in eine 
große eiferne Reufe, welche dafelbft für ihren Empfang aufgeftellt 
ift, Sie ſchnellen fi aus dem Waſſer heraus über die Felfen bin» 
über, auch wenn dieſe einige Schuh über dad Waffer hervorragen 
follten. Ihre ganze Bewegung beftehbt im Schnellen des Schwan—⸗ 
3e8, wobey fie unter Waffer und in ihrer gewöhnlichen Rage blei> 
ben; nimmermehr nehmen fie den Schwanz in dad Maul, was 
wohl nur eine fpaßhafte Erfindung if. In Irland follen fie 14 
Schuh hoch und 20 weit fpringen, was mir dabin geftellt feyn 
laffen. Ueber den Rheinfall, der gegen 90 Schub hoch ift, Fünnen 
fie natürlich nicht fommen, und finden fich daber auch nicht im 
Bodenfee; wohl aber geben fie in die Aar, in die Limmat, und 
fommen bis an den Züricherfee, geben aber böchft felten hinein, 
fommen jedoh manchmal bi8 Glarus; nach Weihnachten fieht 
man feinen mehr. Binnen 24 Stunden follen fie nur 1 Meile 
mweit fommen, was aber, in Betracht ded weiten Wegs, den fie 
3. 3. im Rhein zu machen haben, nicht wahr feyn fann. Man 
behauptet, die Meerpricden fügen fih an fie an, und fämen fo 
den Rhein herauf, mas ihnen fonft, da fie fchlechte Schwimmer 
find, nicht möglich ſeyn würde; auch findet man Feine Zungen 
im Rhein. Sie werden leicht von glänzenden Gegenftänden, 
3. 3. von Bretterflößen, von roth angeftrichenen Häufern, und 
befonder8 von Sägmühlen verfcheucht; auch hat man in Schwe- 
den die Bemerkung gemacht, daß ganze Scaaren aus einer 
‚ Zlußmündung, durch einige Kanonenfchüffe erſchreckt, wieder ind 
Meer zurückgewichen find. 


Sie leben von Heinen Fifchen und Waſſer-Inſecten, wachfen 
ſehr fihnell, und erreichen in 5—6 Jahren ein Gewicht von 9 bis 
412 Pfund; es gibt aber 40 Pfund ſchwere, und fogar welche von 


335 


79 und 80, woben fie frevlih mannslang find. Nirgends iſt der 
Lachsfang beträchtlicher ald in England und Norwegen, wo man 
manchmal mehrere Hundert in einem Zuggarn bekommt. Im 
Fluffe Tweed, zwiſchen England und Schottland, geminnt man 
im Winter über 5,000 Pfund Sterling, und fchäbt die Zahl der 
gefangenen auf 200,000. In dem Fluffe Bon in Irland fieng 
man in einem Jahr 320 Tonnen. Im Rhein und feinen Neben 
flüffen fliht man fie des Winterd bey Fackelſchein mit Gehren; 
des Sommerd fängt man fie in Reufen von dickem Draht und 
in bölzernen Gitterfäften, melche Lachsfang heißen und mitten 
im Sluffe fteben. In Bleinern Flüffen macht man fogenannte 
Lachsrechen, damit fie nicht höher herauffteigen Fünnen und 
man fie bequemer fangen Fann. ® Das ift aber eine Beein— 
trächtigung der höher liegenden Gegenden.  Jım Frühjahr vor 
der Laichzeit ift er am fetteften und fchmachafteften, fordert aber 
gute Verdauungskräfte. Es ift merfmürdig, daß der Rhein» 
lachs beffer ift ald der in der Elbe und Dder; auch werden die- 
jenigen beffer, welche aus den beiden letztern Strömen in ihre 
Seitenflüffe geben und fich eine Zeit lang darinn aufhalten. 

Das Fleifh bat eine ſchöne röthlihe Farbe, welches durch 
Kochen und Räuchern nody erhöht wird. Nach der Laichzeit ift es 
mager, weiß und unſchmackhaft, und die Milchner befommen braune 
Budeln auf den Schuppen; daher man fie Kupferlah8 nennt. 
Selbft im Meer angefommen, find fie noch mager und fchlecht. 
Die Brut übermintert und gebt im nächſten Fahr, wo fie Sälm- 
ling beißt, nah dem Meer, während welcher Zeit aber viele ges 
fangen werden. Dan nennt auch die frifch heranziehenden vor 
dem Laichen, wo fie beffer find, Salmen, und nach demfelben 
Lachs, weil fie fchlaff oder Jar werden. Sie werden gefotten mit 
Gewürz, Effig oder Citronenfaure gegeffen; wo fie häufig find, in 
Scheiben gefhnitten, mit Salz eingerieben, einige Wochen in Pöckel 
gelegt, und in Tonnen weithin verfandt; ehe man fie genießt, 
muß man fie wieder 'einmeichen, um dad Salz audzuzieben. 
Zum Räuchern wählt man 20 Pfund fehwere, nimmt den Kopf 
und den Ruͤckgrath ab, legt fie einige Tage in Salz, wäſcht fie 
dann ab, hängt fie 3 Wochen in die Räucherfammer, und bee 
mwahrt fie dann an einem Juftigen Ort auf. So Fann man fie 


d 


336 


roh effen mit Pfeffer und Eitronenfäure, oder auch in Butter ges 
braten, 

Er bat ein weichliches Leben, und läßt ſich ſelbſt in Fiſch⸗ 
trögen nicht lang halten, wenn fie nicht mitten im Strome ſtehen. 
Man durdflicht daher gewöhnlich den Schwanz, domit er fid) 
verblute. Todt läßt er ſich übrigens, in Stroh gepadt, weit 
verfenden, und an Iuftigen Orten wochenlang aufbewahren. Die 
Leber ift % " und thranig, und daher nicht wohl zu genießen. 
Bloch, D. F. L 128. T. 20, der Roogner. Pennant II. 
2934, 8. > 

Da er fih nicht im Mittelmeer findet, fo hat ihn auch Arifto> 
tele3 nicht gefannt; Plinius dagegen erwähnt feiner, Buch IX. 
C. 15, indem er fagt, in Yquitanien, welches damald auch die 
MWeftfüfle von Franfreih umfaßte, werde der Flußfalm. allen 
andern Meerfifchen vorgezogen: | 


In Aquitania Salmo fluviatilis marinis omnibus prae- 


fertur. Weiter fein Wort. 
Aufoniuß befingt ihn dagegen in feiner Mofel vortrefflich, 
Derd 97 *): 


Auch du bfeibft mir, o Salm, mit dem röthlichſchim— 
mernden Sleifche, 

Nicht unerwähnt, deß fehweifender Schlag mit gebreis 
tetem Schwanze 

Aus der Mitte der Fluth aufwogt zu dem Friend bes 
Fluffes, 

Menn der verborgene Schwung ſich verräth auf der 
friedlichen Fläche: 





”) Ne te, puniceo rutilantem viscere, Salmo, 
Transierim, latae cujus vaga verbera caudae 
Gurgite de medio summas referuntur in undas, 
Occultus placido cum proditur aequore pulsus: 
Tu loricato squamosus pectore, frontem . 
Lubricus, et dubiae facturus feroula coenae: 
Tempora longarum fers incorrupte morarum, 
Praesignis maculis capitis, cui prodiga nutat 
Alvus, opimatoque fluens abdomine vente. 


— 


2 


337 


An umpanzerter Bruft mit Schuppen verfehen, an der 
Stirne 

Schlüpfrig, ein leckres Gericht im verwirrenden Speiſe⸗ 
gewühl du; 

Fanger Verwahrung Zeiten durchdauerft du, immer ges 


niegbar, 
| YHusgezeichnet durch Flecken des Kopfs, der ftattliche 
Bauch wogt 
Hin und her, und der Leib ſchwillt auf vom geleinte · 
ten Wanſte. 


Das Stillſchweigen darüber hat erſt Hildegardis, die 
Abtiſſinn auf dem Rupertsberg bey Bingen, in ihrer Physica 
sacra 1180. IV. cap. 6. Salmo p. 89. unterbrochen, und dann 
Albertus magnus aus Sauingen in Schwaben 1260. Bch. XXIV. 
Zu den Zeiten ded Paulud Jovius 1524 kamen ſchon geſal⸗ 
zene Lachſe aus den Niederlanden nah Rom, welche aber nur 
dad gemeine Volk gegeffen babe, weil fie durch das Einfalzen an 
ihrem Wohlgefhmad verloren hätten. 

Erft Belon, Salviani, Rondelet:und vorzüglich Geb 
ner haben umftändlicher im ſechszehnten Jahrhundert vom Lachfe 
gefchrieben. Nach dem Letztern Ffommen fie im May aus dem 
Meere in großer Menge bey Bafel an, und geben bis zum Lau—⸗ 
fen ben Laufenburg (den fie jedoch nody überwinden). Sie wer: 
den von Kiemenmwürmern während ded Mans, Junys und Julys 
fo geplagt, daß fie oft 3, ja 8 Schub boch aus dem Waffer 
fpringen, und biömweilen ganz Fraftlo8, und felbft todt, am Ufer 
gefangen werden. Andere glauben jedoch, daß fie auß Vergnügen 
die Sprünge machten. Gene Würmer friechen ihnen ind Maul, 
und felbft in den Schlund. Durch dad Laichen werden fie bald 
nach der Sonnenmwende, alfo um Johannis, ſo mager, verfärbt 
und gefhmadlos, daß man fie für einen andern Fiſch halten 
folte; fie werden daher nun nicht mehr Salmen, fondern Lachfe 
genannt. : Das Laichen dauert vom Zuly bis zum Auguft, und 
felbt den Winter bindurd bis in den März. Um dad Ende des 
Novemberd geben: fie deßhalb in die Seitenflüffe ,» graben im 

Okens allg. Naturg. VI. 22 


. 838 


Sande Gruben. 3—4 Schritt. lang und A Schub breit, legen 
darein die .erbfengroßen Eyer und bededen diefelben mit befon> 
derer Gefchillichkeit, damit fie vom Steom nicht fortgefhwenmt 
werden. So bleiben fie bis zum Frühling liegen; dann erfchei- 
nen die Sälmlinge. Es ift zu bewundern, daß man mandmal in 
denfelben Milch findet, aber nie Noogen. Nah dem Laichen 
fehren fie ind Meer zurüd. Bey niedrigem Waſſer fommen bie 
Gruben biömeilen ind Trodene, was aber den Eyern nicht ſcha⸗ 
det, wenn ed nicht zu lang dauert. Die Fifcher ſchließen daher 
aus der Menge des Rheinwaſſers auf die Ergiebigkeit des Fünf 
tigen Fangs. Die Sälmlinge bleiben in der Regel nur 4 Jahr 
im Rhein, gehen dann, A4—5, felten 8 oder 9 Zoll lang, 
ind Meer, und bleiben dafelbft fo lang, bis fie ie als Salmen 
wieder heraufſteigen. 

Bey Straßburg erhalten die Salmen um Jacobi den Namen 
Lachs; ſie laichen um Martiniz die Sälmlinge ſchliefen um 
Weihnachten aus, und verbergen ſich unter Steinen bis Ende 
April, werden ſodann mit andern kleinen Fiſchen von Ende Juny 
an bis gegen Ende Auguſt gefangen; dann nicht mehr bis zur 
Faſtenzeit, und von da an wieder bis Ende April. Während 
dieſes ganzen Jahrs werden ſie nicht über fingerslang, und dann 
gehen ſie ins Meer, wo ſie ſchnell wachſen. Manche verirren 
ſich, und bleiben mehrere Jahre im Rhein, werden aber nicht 
viel größer, und nie Salmen; dieſe find im May am ſchmack⸗ 
bafteften und theuerſten, in Meißen um Pfingfien, Die Fifcher 
fagen zum Spaß, der Salm ift ein Herr, mie ſie von der Lam» 
prete fagen, ſie ſey ein Pfeifer, vom Stichling, er fey ein: Ritter 
u.ſef. 969. Fig. Salmo. 

Nah Pallas, Zoogr. 342, findet er ſih in allen Flüſ⸗ 
Sen Lievlands, Eftlands und des * Rußlands, wohin er 
mithin aus dem weißen und Eidineer kommt; auch in den Flüf- 
fen des cafpifhen Meers, befonderd im Terek, kaum in Sibirien. 
Er behauptet auch, er wäre im ſchwarzen Meer und gienge des 
Winters in die Donau, 

Nach Faber (156.) gebt er bis zum 70° Nordbreite, ift an 
Island gemein, wird aber feltener an Grönland. Er kommt erſt 
im May und Juny in die Flüffe, und geht im Auguft ſchon wie: 


539 
der zurück; er zieht durch mineralifche, fchwefelhaltige und milch— 


warme Bäche, reibt fi oft auf dem Boden, um der Kiemen: 


würmer (Brachiella salmonea V. 564.) 108 zu werden, daher 
man oft fehuppenlofe Stellen an feinem Leibe bemerkt. Er wird 
auch fehr von den Robben bis in die Flüffe hinein verfolgt, nicht 
fo von Menfhen, weil ed ihnen an Gerätbichaften zum Fang 
fehlt; indeffen wird er doc häufig friſch gegeifen, felten gefalzen 
und geräucert, aber nur zum eigenen Gebrauch. Er kommt 
fhon in.der Edda unter dem Namen Lags vor. 

Nah Nilsfon hält fi der Lachs des Winterd um ganz 
Scandinavien im Meer auf, und gebt im Frühjahr ſchaarenweiſe 
in ale Slüffe, ferbft in Lappland; die aus der Oſtſee find weniger 
fett. Dann haben fie ſchwarze Dupfen, welche fpäter im füßen 
Waffer roth werden. In den innern Seen, wie im Wenern und 
Siljan, bleiben fie den Winter über, und fleigen dann im näch— 
ften Frühling die Flüffe hinauf, fo daß fie nie ind Meer kom⸗ 
men; fie follen fetter und ſchmackhafter ſeyn. Sie Jaichen im 
Detober. Skelet, Roſenthal T. 6. Spix T. 9. F. 46. 


Der Hacfkenlachs oder Milchner nah dem Laichen mit 
dem hakenförmigen Unterkiefer, beißt ben den Franzoſen Becard; 
Dühamel Pöches H. 192. t.1. £.2; wird jest für eine andere 
Gattung gehalten; feheint bey den Alten Anchorago gebeißen zu 
haben, und davon der Namen Rhein-Anken, Anker herzukommen. 
Bloch, D. F. U. ©. 146. T. 98. 


b) Der Huchen (Salmo hucho) 
findet fih nur im Donaugebiet von Bayern und Defterreich, 
und zwar häufig ſowohl in der. Donau felbft ald in ihren Nebens 
flüffen, im Lech, in der Sfer, dem Inn, der Salzach, der Traun, 
der Traifen, fo wie auch in den Seen, namentlid im Kochel— 
und Ehiemfee. Er ift gemöhnlih 1'/; Schub lang, 6—7. Pfund 
fhwer, runder und fchlanfer als der Lachs, auch filbermag 
mit bräunlihem Rüden; ..aber die ſchwarzen Flecken über der 
Geitenlinie ſehen aus wie Feine x, und baben Feine Einfaffung. 
Bey jingern,. die nicht Über 2 Pfund haben, find. die untern 
Floſſen, fo wie die Schmwanzfloffe, blaßroth. Die vordere Rüden> 
floffe fleht. gerad in der Mitte, und. hat 14 Strahlen; die hintere 
22 ® 


3410 


auf dem Kreuz, die Schmwanzfloffe gefpalten mit 10 St. Steißfl. 
412. Br. 16. B. 10. 

Sie follen, wider die Gewohnheit, erfi im Juny laichen, und 
zwar auf Fiefigem Boden, in den fie mit heftigen Schlägen fo tiefe 
Gruben maden, daß fie ganz verdeckt und ficher vor den Netzen 
die Eyer abfepen können. Er gehört zu den edelften Fifchen ded 
Landes, und bat ein fehr fhmadhaftes Fleifh, welches auf die 
beften Tafeln kommt; fol Feiner ald 15 Zol Länge nicht auf 
den Marft gebracht werden. Die von 6 Pfund haben, nach 
Schranf (Berl. Schr. IV. 428.), die gewöhnliche Größe, und 
fommen ſchon auf vornehme Tafeln. In der Salzach gibt e8, 
jedoch ſehr felten, von 40 Pfund; fie find aber dann mehr als 
5 Schub lang; in der Jfar hat man fhon 70 Pfund ſchwere ges 
funden. Gesner 4213. Fig. Trutta, Huch. Willughby 
©. 19. T. N, 1.8.6 Marfili IV. ©. 81. T. 28. F. 1. 
Bloch, D. F. IL 152. Taf. 100. Kramer 385. Schrank 
I, 320. 

Der Huchen findet fih, nah Humphry Davy, der ihn 
überall felbft geangelt hat, in allen größern Seitenflüffen der 
Donau, in der Traun, Muhr, Drau und Sau, aber nirgends 
oberhalb der größern Fälle, z. B. des Traunfalls, fo daß er alfo 
aus der Donau kommen muß, und vieleicht in diefe aus dem 
fihwarzen Meer; jedech bat man nie bemerft, daß er in daf 
felbe zurüdgeht. Er ift unter allen Lachſen der gefräßiafte, und 
fo rauberifch ald der Hecht. Er hat ben einem in feinem weiten 
Magen einen Alet (Chub), eine Aeſche (Grayling), einen Alben 
(Bleak) und zwey Fleine Karpfen gefunden. Sie halten fi in 
der flärfften Strömung, werden mit Forellen und Alben ges 
fangen, find aber fehr feheu und Flug, und beißen nicht3 zum 
zweytenmal an; man befommt fie nur im Frühjahr, wo fie lai— 
chen, und im Herbft, nicht im hoben Sommer. Sie find ſchlan⸗ 
fer als die Seeforellen, filbern, Rüden grün, und haben nur 
fhwarze Sleden, Feine an den Floſſen. Zu Laibach kommen fie 
von 1;—? Schuh auf den Markt, und dann find fie 4—5 Pfund 
ſchwer; es gibt aber von 30—40 Pfund, Einer von 18 Zoll wiegt 
46,215 Grains, von 24 Zoll A Pfund, von 26 Zoll 5 Pfund, 
R. 12. Sch. 20. St. 9. Br. 17. 8.9, Die Schuppen find Fleiner 


544 


ald bey der Forelle, haben auch Zähne im Gaumen, diefe nicht, 
welche überdieß 17 Brufiftrablen bat. Sie werden fehr von 
DBlutegeln und Kiemenwürmern geplagt. Nah Pallas finden 
fie ſich aud in den Flüſſen des caſpiſchen Meers. Salmonia 
1829. p. 257. 

ec) Der Silberlachs (S. schiffermülleri) 

finder fih ebenfalld im Donaugebiet, ſowohl in den Flüſſen 
ald Seen, und heißt im Chiemfee Weißfiſch, in Ober-Defter: 
reih Mapfifch und Mayfohre; fiehbt ziemlich aus wie der 
vorige, wird auch 2--3 Schub lang, ift auch filberglängend und 
vol krummer fhmwarzer Flecken, welche aber viel größer als beym 
Huchen find, und wie Eapitalfchrift ausſehen. R. 15. Sch. 19. 
©t. 135. Br. 18. Er ift bey weitem nicht fo häufig, wird im 
May gefangen, und bat daher den Namen; fein Fleifch ift eben» 
falls ſehr ſchmackhaft und gefhäht. Bloch fagt, er habe den» 
felben Fiih aus dem Meer, und zwar aus der Oftfee, erhalten, 
und er ſcheint ed auch zu ſeyn, den er abgebildet. Wird dafelbft 
6—8 Pfund fchmwer., Blo ch, D. F. II. 157. T. 103. 

2. Die eigentlihen Forellen (Trutta) zerfallen in 
folgende Arten: 

a. Urt. Die Lachsforelle (Sal. trutta), Truite sau- 
monde, em 

fol diejenige genannt werden, weldhe an Eng: und S$rland, 
an Norddeutfchland und Frankreich aus dem Meer in die Flüffe 
zu laichen ziebt. 

Sie hat fehmarze, runde Augenfleden in hellem Feld; einfach 
ſchwarze auf dem Kiemendeckel und den beiden Rüdenfloffen; in 
der Steißfloffe 14 Strahlen; die Kiefer ‚gleich lang, 12 Kiemens 
ſtrahlen. 

Dieſer Fiſch ſteigt, wie der Lachs, aus der Oſt- und Nord— 
ſee in die Ströme und ihre Nebenflüſſe, aber etwas ſpäter, ſelten 
vor dem May, laicht erſt im November und December, über— 
wintert darinn, und geht erſt nach dem Aufthauen wieder ins 
Meer zurück. Das Fleiſch iſt ebenfalls roth und ſchmackhaft 
vor der Laichzeit, ſchlecht bey den zurückgehenden. Er hält in 
der Größe die Mitte zwiſchen dem Lachs und der Bachforelle, 
wird aber gewöhnlich 12 —2 Schuh lang und 5 Pfund ſchwer, 


342 P 


bisweilen 8—10, Er bat ein meichliched Leben, fteht bald 
ab, und leuchtet nach dem Tode, befonderd der ſchleimige Kopf, 
nicht aber das Fleifh. Ben Hamburg in der Elbe und in der 
Dder werden fhon im May gefangen, die meiften aber zmifchen 
Michaelid und Weihnachten. Wo ſie häufig find, wie in Schott> 
land, merden fie eingefalgen und verfandt. Bloch, D. F. J. 
443. T. 21. 

Es ift wahrfcheinlich diefelbe Forelle, welhe Aufoniuß in 
feiner Mofel, Vers 128, befingt *):, 


Mittelgefchöpf von doppelter Art, aus Feiner und beider, 

Noch nicht Salm, und Forelle nicht mehr, zweydeutiges 

Weſen, 

Du auch Lachsforell, im mittlern Alter gefangen. 
Böcking. 


b. Urt. Sees oder Grundforelle (Sal. lacustris) 

fol die große Forelle in den Landfeen beißen, 

Sie wird faft fo groß ald der Lachs, gewöhnlich 2 Schub 
lang und 8 Pfund ſchwer; ed gibt aber von 25 und 30, und 
manchmal fogar noch fhwerere. Sie wurde felbft für eine Abart 
des Lachfed gehalten; ift filberglängend, oben ſchwärzlichblau, 

über und bisweilen unter der Seitenlinie, befonderd gegen den 
Schwanz, längliche, zerftreute, ſchwärzliche und unregelmäßige 
Sleden in einem beflern Feld, darunter röthliche Dupfen; Rüden» 
und Steißfloffe fehmarz gedüpfelt, 10 und 11 Strahlen; die Kies 
fer gleich, zur Laichzeit aber verlängert fich der Me in 
einen Hafen, faft wie beym Lach. 

Diefer Fifh Fommt in den meiften Seen ber Schmeiz 
vor, bauptfählich im Bodenſee, mo er Grundfohre heißt. 
Während des Winterd halten fie fich in der Tiefe des Boden» 
feed auf, geben nad dem Aufthauen des Eifed Yangfam ben 
Rhein hinauf, und beißen dafelbft Rhein-Anken (Anker von 
Anchorago), und werden dafelbft im Juny am merken gefangen, 


*) Teque inter species geminas, neutrumgue. et utrumque 
Qui necdum Salmo, nec jam Salar, ambiguusque 
Amborum medio Fario intercepte sub aevo. 


843 


kommen bid nad) Chur,’ geben auch in die SU bey Feldkirch im 
Vorarlbergiſchen, und heißen dafeldft Ill-Anken. Sie brauden 
zu ihrer größten Reife von 42 Meilen 5—4 Monate, laichen 
indeffen erft im September auf Fiefigem Grund im flärfften 
Strom, Fehren dann im November wieder in den See zurüd, 
und zwar mit dem Kopf gegen den Strom, fo daß fie fich nur 
langſam beruntertreiben laſſen, wobey fie die Schwanzfloffe oft 
anftoßen und zerfetzen. Es fiheint Daher, daß fie nur zurückgehen, 
weil fie nach dem Laschen nicht mehr Kraft genug baden, fich im 
Strome zu halten; dafür fpricht auch, daß fie meiftens fterben, 
wenn fie zu fehnell im Bodenfee ankommen, was man blog dem 
plöplichen Uebergang aus dem Flußwaſſer in das Seewaffer zus 
fhreiben wollte. Im Rhein werden oft an einem einzigen Dorf 
mehr als 1000 Stüde gefangen; während des Winters im Bo⸗ 
denſee viel weniger, befonderd mit der Angel und dem Zuggarn. 
Das röthliche Fleiſch wird dur das Kochen goldgelb, iſt ſehr 
ſchmackhaft und geſund, beſſer von größern; das Pfund koſtet 
20—36 Kreuzer. Ein zwanzigpfündiger hat um die Eingeweide 
oft 1 Pfund Fett, welches audgefhmolzen und als Brennöl ges 
braucht wird. An der Mündung ded Rhein in den. Bodenfee- 
macht. man von beiden Ufern herein aus Weiden geflochtene 
Wände, welche Fachten beißen, und läßt in der Mitte eine Deffs 
nung von wenigen Schuhen, wo alle durch müffen, und in vor> 
gefesten Neufen gefangen werden. Höher hinauf in den Neben» 
flüffen, wo das Waller feichter ift, werden fie gefchoffen; ber 
Hecht folgt gewöhnlich diefen Zügen, und wird mit gefangen. 
Sie wachſen fehr ſchnell; im erften Jahr 6 Zoll, im vierten 15 
und 1Pfund ſchwer; dann fangen fie ſchon an zu laihen; im 
fehöten 8 Pfund, und endlich werden fie der größte Fiſch im 
Bodenfee, weil der Weld dafelbit nicht mehr vorfommt. Faft 
jährlich werden welche von 25—30 Pfund gefangen; vor 40 Jah⸗ 
sen einer von 48 Pfund. Sie freffen in der Jugend Gemürm 
und Roogen, im Bodenfee vorzüglih Gangfifche und Laugeln. 
Sie finden fih auch im Züricher- und Viermaldftädterfee, und 
daichen befonderd in der Ya in Unterwalden, wo fie Aamaffers 
Föhren heißen, Auch im Genfer und Langenſee follen fie vors 
fommen. Im Züricherfee iſt diefe Forelle filberglängend mit 


- 


544 


fhmarzen, runden Dupfen, gemöhnlih 6 Pfund ſchwer, bisweilen 
20. Sie hält fih in der Tiefe, und wird das ganze Jahr im 
Garn und mit der Setzſchnur, woran viele Angeln mit Fifchen 
find, gefangen, Es fommen gewöhnlich etwa 20 Stüd auf den 
Markt, das Pfund Poftet *, Gulden; im November dagegen 
werden fie korbvollweis aus der. obern Lorze, welche den Aegeri— 
fee mit dem Zugerfee verbindet, auf den Markt gebracht. Wart— 
mann in Blochs D. $. IL ©. 180. Meidinger II. 
Taf. 21. ©. 2%. Hartmann helvet. Ichth. 1827. Nens 
ning 16. | 
Es gibt im Bodenfee eine Spielart davon, welche Schmebs 
forelle oder Brachtelein heißt, und für die Lachöforelle (S. 
trutta) gebalten wurde; fie ift im Sommer filberfarben mit weniger 
fhwarzen Dupfen, im Spätjahr fhwarzgrau mit bellern Flecken, 
und der Milchner befommt nie einen bafenförmigen Unterkiefer; 
fie geben auch nicht in die Flüffe, um zu laichen, fondern thun das 
in der Tiefe ded Sees im November und December. Sie wird 
gemöhnlih 10 Pfund ſchwer, felten 20. Man bat ihren Magen 
ganz voll Käfer gefunden; fie frißt aber auch Fifche und felbft 
Sröfhe und Kröten. Man erzählt daber von ihr folgenden Vor— 
fol: Der Kaifer Rudolph von Habsburg war einft zu Lindau, 
und freute ſich ſehr auf-dıefen Fiſch. Er wollte aber immer nicht 
auf den Tifh kommen; endlich ließ er den Koch rufen, um ihn 
tiber das lange Zaudern zu befragen. Diefer erzählte dann mit 
viel Ekel, daß er eine Kröte in dem Schlunde ded Fifched ges 
funden und denfeiben daber bey Seite gefest habe. Darauf 
fiel Rudolph ein: „richte ihn nichts deftomeniger zu; die Kröte 
war feine Speife, und der Fifch fol meine und meiner Freunde 
Speife werden. Da diefe Forellen während der Raichzeit nicht 
auf dem Grunde bleiben, fondern fich höher halten oder fh mes 
ben; fo bezeichnet wahrfcheinlich ihr Name nur diefen Zuftand. 
Marfili bildet (TV. ©. 79. T. 27.) einen Fiſch mit Hiero» 
glupben-Schrift ab, melden er Lachs nennt und von dem er 
fagt, daß er von den Fifhhändlern aus den Seen von Ober» 
Defterreih in die Donau gebraht würde, aber deren Waffer 
kaum ein halbes Jahr vertragen fünne; er gleiche der fihmarzen 
Forelle, fey aber oben braun, an den Seiten aſchgrau und ſilber⸗ 


345 


glänzend, babe nur ſchwarze Fleden ohne eine beftimmte Geftalt; 
das Fleifh fen aud vor dem Kochen roth und fchmede beffer 
als das der Forelle; er werde endlich in Teichen, mit Ellerügen, 
Grundeln und Eingemweiden genährt, 20 Pfund fehwer, und laiche 
um Weihnachten. Da diefer Fifh dad Donaumalfer nicht ver: 
trägt und mithin nicht ind Meer gebt, fo kann er nicht wohl 
etmad andered ald die Seeforelle feyn. 

ec. Art. Die Bachforelle (S. fario), Truite; Trotta; 
Trout, 

ift die kleinſte Gattung, hält ſich in allen klaren ans 
ſchnellfließenden Gebirgsbächen von ganz Europa auf, und gehört 
zu den bäufigften und gefhäßteften Fiſchen. Iſt gewöhnlich 
fpannelang und 10 Loth ſchwer, 11. Zol did; der Rüden meift 
dunkelolivengrün mit fhwärzlichen Sleden, ohne Einfaffung, die 
Seiten grünlichgelb, und unter der Seitenlinie goldglängend; mit 
vielen rothen Dupfen in hellem Felde; der Bauch gemöhnlich 
weiß, die untern Floſſen hochgelb, die Rüdenfloffe grau mit gel: 
bem Rand, gewöhnlid auch ſchwarz und roth gedüpfelt; in der 
Steißfloffe 11 Strahlen. K. 10. Br. 10—12. B. 8—10, R. 14. 
Der Kopf verbältnigmäßig groß; dad Maul voll Zähne, im 
Gaumen jederfeit8 3 Reihen, auf der Zunge 6—8 einzelne Zähne; 
der Augenftern bat einen rothen, dann weißen und einen fchwarzen 
Ring. 

Es iſt offenbar die ſchönſte Forelle, melde, wenn dad 
Goldgelb vorberrfcht, Goldforele genannt wird; herrſcht das 
Silber vor, Silber: oder Weißforele. Daber muß man fih um 
fo mehr wundern, daß Ariftoteled und Plinius nicht8 von 
ihr wiſſen. Erſt Aufoniud befingt fie im fünften Jahrhundert 
in feiner Mofel, B. 88. ®): 

Dann die Forellen den Rüden befprengt mit purpurnen 
Sternchen. 
Böcking. 


Ihre Färbung ändert ſehr nach dem Waſſer ab, und viele 
Fiſcher behaupten, daß ſie darnach beſtimmen könnten, aus welcher 


») Purpureisque Salar stellatus tergora guttis. 


346 


Gegend diefe Fifhe wären. Ye reiner das Waffer, deflo Iebs 
bafter die Farben. Sie ſchwimmen fehr ſchnell, und Springen 
nöthigenfall8 5—6 Schuh über Hinderniffe weg. Sie Ieben von 
Snfectenlarven, Schneden, Mufcheln, Fifhbrut, und fehnappen 
auch nach Haften und Waffermotten. Die Laichzeit fallt in den 
Dctober und November, wo fie feichte, Eiefige Stellen auffuchen. 
Sn erſten Jahr follen fie 6 Loth ſchwer werden; fie werden 
leiht 1 Schub lang und */, Pfund ſchwer, biömweilen 2—3 Pfund. 
Die Roogner find etwas fürzer, dicker und heller, die Milchner 
dagegen fchlanfer und dunkler. Sie ſtehen häufig mit dem Kopf 
gegen den Strom, und Yafjen fi forttreiben; find aber fehr 
fheu, und fliehen augenblidlih, wenn fie jemanden bemerken, 
unter die auögehöhlten Ufer. Sie werden mit Neben, Reufen 
und der Angel gefangen; in die Neufen bringt man ſtark riechenden 
Köder aud Bibergeil und Campher; an die Angeln thut man 
Kreböfleifh, auch NRegenwärmer, Blutegel und Kügelchen aus 
faulem Weidenholz mit Fett, Honig und Kampfer; die Engländer 
machen fünftliche Infecten aus Seide und Roßhaar, halten dies 
felben bloß über das Waffer, weil die Forellen darnach fpringen. 
Leichter befommt man fie bey Fadelfchein; zur Laichzeit find 
fie fo dumm, daß fie fih mit Händen greifen laſſen; dann 
fhmeden fie aber auch fchlecht. 


Der Forellenfang war in manchen Ländern ein Regal, Der 
Markgraf Carl v. Brandenburg hatte ihn bey Karrenftirafe 
und Landesverweiſung werboten; im Kurfürftenthum Sachſen 
ftand Veſtungsſtrafe darauf; in einigen andern Provinzen war er 
bey Abhauen der Hand verboten, im Königreih Congo im 
beißen Africa bey Todeöftrafe. Gewöhnlich wird er gefotten mit 
Del und Effig oder Eitronenfäure gegeffen ; ift aber auch ge> 
braten eine L2ederfpeife. Er ift Leicht zu verdauen, und wird das 
ber auch Fränklichen Perfonen erlaubt. Sie haben einen ftarfen 
Zeind an der Fifchotter, der Wafferratte; die Jungen biömeilen 
an der Aefche und dem Aland, auch an der Wafferamfel. Bey 
Bafel heißen fie Amelen, wahrfcheinlich von anmalen wegen der‘ 
fhönen Flecken; vielleiht Fommt auch das bayerifche Amaul das 
ber, welchen Namen der Sander führt, Die Zifher fagen zum 


347 


Scherze: die Forelle ift ein Förfter. Die Wald» oder Stein» 
forelle ıft nicht verfchieden, 

Wegen der Vortreflichfeit dieſes Fiſches hat man, heſonders 
im nördlichen Deutfchland eigene Forellenteihe angelegt. Sie 
müffen 7—10 Schuh tief feyn, Schatten haben, cinen kieſigen 
Boden, Grundquellen oder einen frifhen Bach. Man fept zu 
ihnen Fleine Fiſche, oder wenigſtens foldhe, die nicht rauben, mie 
Flußgrundeln, Schmerlen, Ellerützen, Häslinge und Alande; 
man kann fie jedoch auch mit zerfchnittener Leber und mit Kuchen 
aus gefchrotener Gerfte und Rindsblut füttern. Im ‚Winter 
muß der Teich anfgeeidt werden. Bloch, D. 5. I. 148, T. 22, 
23. ®eöner 1203. Fig. Trutta fluyiatilis. Marfili IV. 77. 
T. 26. 8.1. Skelett, Meyers Thiere J. T. 44. i 

Sin Canton Appenzell aibt e8 in der Nähe des Säntis einen 
3,052 Schuh hoc gelegenen See, welcher Seealper-See beißt, und 
eine halbe Stunde lang und 8 Klafter tief if. Darinn finden 
fi) die fogenannten Alpforelen mit ſchwarzen, weißen und rothen 
Dupfen beſäet, ohne belle Felder; die Schwanzfloſſe ziemlich 
gerad. In der Steißflojfe 41, in der Bauchflofe 6 Strahlen. 
B. 14. Sch. 40. R. 14. Sie ift eine der fhönften und ſchmack⸗ 
bafteften Alpenforellen, deren Farben ind Unendliche fpielen. Die 
gewöhnliche Größe ift 14 Zoll, die Höhe 25 e8 gibt aber viel 
größere, und zwar von 1—11 Pfund; die Kiefer find gleich lang, 
oben mit 48, unten mit 26 Frummen Zähnen, und außerdem 
fleinere reihenmeife im Gaumen; der Augenring filberweiß. Der 
Kopf grünlih, mit braunen Dupfen auf dem Dedel rd Gold» 
ſtriche dazwiſchen; die 10 Kiemenftrablen und Unterfiefer filber- 
glänzend, Der Rüden auch grünli mit braunen, edigen 
Fleden und dazmifchen ‚gold= und filberglängende, fo mie carmins 
rothe Dupfen; auf der Seitenlinie von den letztern 8—.10 größere 
in beflimmten Abftänden; darunter find die Seiten ſilbergrau; 
der Bauchrand gelblich; die untern Floſſen gelblichroth; die graue 
NRücenfloffe hat ſchwarze Sleden, in der gelblichen Fettfloffe 3 
rothe; am Vorderdedel Feine vertieften Puncte, Sie laichen im 
November, und werden den Sommer über gefangen, mit Neben 
und Angeln. Ihr Fleiſch iſt umgemein zart und fchmadhaft, 
fommt aber nur in die beften Küchen, und wird durch das Kochen 


348 


gelblichroth. Wartmann Berl. Schr. IV. 1783. ©. 69, Man 
bat diejen Fiſch für die lappländiſche Alpforele gehalten; jet 
aber nennt ihn Euvier die gedüpfelte Forelle (Salmo puncta- 
tus). Iſt vermuthlich auch der Fifh in den Seen der füdlichen 
Alpen, welchen die Staliäner Carpione nennen. 

Sc babe den Seealper: See felbft befucht. Er ift Feine 
Viertelſtunde lang und nicht halb fo breit, alfo nur ein Wei: 
ber, in melchen ohne Zmeifel die Forellen aus dem Schwen— 
denbach verfest worden find. Diefer Bach ift nehmlich fein 
Ausfluf, der zween Wafferfäle von mehr ald 100 Schub 
bildet, über melche binaufzufommen es feinem Menſchen, ges 
ſchweige einem Fifhe, möglih if. Dieſer Schmwendenbad 
- enthält die gewöhnlichen Bachforellen, wovon die im See wirk— 
lih durch nichts verfchieden find, als durch eine dunklere 
Rücenfarbe, welche in den Fifhbehältern noch zunimmt, und 
durch größere rothe Dupfen in hellem Feld. Sie werden in 
Stellnegen gefangen und fpannelang, */, Pfund ſchwer in das 
benahbarte Weißbad geliefert, wo immer einige Hundert aufbe> 
wahrt werden. Biömeilen werden 15 Pfund ſchwere gefangen, 
melde 3 Schuh und mehr lang feyn follen. Die vielen zierlichen 
und metallifch ſchimmernden Fleden babe ich nicht gefehen. 

Surine bält die Grunde und Bachforele im Genferfee , fo 
mie auch die fogenannte Lachsforelle, die gedipfelte oder die 
Alpenforelle, und auch den Carpione der lombardifchen Seen 
für einerley. Was die ded Genferſees betrifft, fo fagt er, fie 
wären weder ducch die Färbung, noch die Fleden, no durch die 
Schwanzfloſſe, noch dad Fleifh, noch die Kiefer von einander 
verfhieden. Es gibt faft ganz fehwarze, braune und faft farblofe; 
die meiften find violett mit Kupferglanz. Diefe. Färbung Liegt 
nicht in den feinen Schuppen fondern in der Schleimhaut. 

Sauffure erzähle, daß in dem Fleinen See auf dem 
St. Gotthard, welcher 5,340 Schuh über dem Meere liegt, es 
weiße und fchwarze Lachöforellen gebe, alle mit rothem Fleifche. 
Die kleinen, blaffen Forellen im Genferfee befommen rotbe. 
Düpfel, wann fie in gemwiffe Seitenbäche geben, indeffen werden fie 
in andern ganz ſchwarz, und bleiben in andern weiß; ja diefe 
Beränderungen ereignen fich felbft im Fifchtrog der Nachen; 


349 


dreypfündige befommen fogleich braune Dupfen, ganz große wer— 
den auf einer Seite braun, während fie auf der andern ſich nicht 
verändern; manchmal befommen‘ fie 3—4 dunkle Querbänder 
über den Rüden, welche wieder verſchwinden, fobald man bie 
Fifche in frifchered Waffer fept. Es gibt Bachforellen mit Fleinen, 
blaßrothen Dupfen in einem weißlichen Kreiß, andere mit größern, 
einnoberrotben Fleden in fchmarzem Kreis; andere, mo diefed 
Roth fehmarz gediipfelt ift. Zwanzig Loth ſchwere Forellen aus 
dem Alpenfee, unter dem Stockhorn, waren noch verfchiedener 
gezeichnet; die Fleden violett, mit braunen Düpfeln getigert; 
ebenfo mandhfaltig ift die Färbung der gelblichgrünen Bachforellen. 
Es gibt Seeforellen mit faft ganz ſchwarzen Fleden, andere mit 
ohergelben ohne Ring, andere mit ſchwarzen Hieroginphenzeichen, 
andere ohne alle Flecken, felbft auf der Ruͤckenfloſſe. Ein Milch— 
ner von 3 Pfund im December, der fchon feinen Hafen befam, 
war über und über ſchwarz gedupft, und hatte an einer 
Seite des Kopfes 65 folher Flecken. Die Schwanzfloffe ıft bey 
allen nur in der Jugend mondförmig, im Alter aber abgeftugt. 
Was das Fleifch betrifft, fo Fann man oft auf einer Platte rothes, 
gelbes, blaſſes und milchweißes neben einander ſeben; und felbft 
die Fiſcher find nicht im Stande, Außerlich die Lachsforellen von 
den andern zu umterfcheiden. Der verfiorbene Großherzog, Carl 
Auguft von Weimar, babe ihm gefchrieben, daß Bachforellen mit 
mweißem Fleiſch rothes befämen, wenn fie nur einige Wochen in 
dem Schloßgraben von Kothberg gehalten würden; Prof. Döbe— 
reiner .von Sena babe das Waffer unterfucht und es ärmer an 
Sauerfloffgaß gefunden, 

Die Serforellen von einem Pfund mahfen in einem Jahr 
um . ihred Gewichts; von 3 Pfund um 1/; größer um 1 Pfund; 
um wie viel aber 10pfündige zunehmen, weiß man nicht. Es 
fol vor Zeiten gegeben haben von 60 Pfund, jetzt aber höch— 
fiend von 32. Wenn fie 20 Pfund wägen, fo find fie 40 Zoll 
lang. Dan fann fie lang erhalten und mit Fifchen füttern, von 
denen fie faft fo große verfhlingen als fie felbft find. Im April 
find fie wenig gefärbt, aber fett und fehr ſchmackhaft; dann 
fteigen fie die Rhone hinunter, und laichen im Juny und July, 
daher mug man einige Schleußen am Reden 6 Monate Yang 


350 


offen laſſen. Sie wühlen, wie die Lachfe, den Kies auf, wodurch 
wunde, roeiße Sleden entflehen, wohin. fie ihre Eyer legen, und 
dann Ende Dectoberd ganz mager wieder in den See zurüdgeben, 
wobey fie häufig in Neufen gefangen werden, des Jahrs gegen 
800 oder 5,000 Pfund. Andere fleigen in die benachbarten Bäche, 
und viele vom März an bis zum October ind Wallis, wo man 
fie ebenfalls häufig fängt, befonderd an den Rechen. Es gibt 
noch Forellen in dem See ded Eenisbergd in Savoyen 982 Klafter 
bo, im Luzendroſee am Gotthard 4,062 Klafter hoch. Im See 
des großen Bernhards, 1,250 Klafter hoch, gedeihen Peine Fiſche 

mehr; man bat vergeblih Forellen eingefest. Im Genferfee 
fängt man im October, November und December je gegen 200 
Sorelen, in den andern Monaten nur einzelne, ©. 158. T. 4. 
Eine grofie Forelle unter dem Namen S. trutta, Truite, mit 
Hieroginplbenfchrift und runden Fleden an den Seiten des Kopfes, 
wie der Lachs von Marfili X. 27. Er fagt von ihr, der, Ober> 
Tiefer fey etwas Jänger, und die Männden befämen am Unters 
Fiefer einen. Haken, welcher, wie beym Lach, in eine Grube. des 
Oberkiefers paßt; in der Geitenlinie 120—126 Schuppen. Kies 
menftrablen 10—A11. R. 13. St. 11. Sc. 26. Br, 13, B. % 

3. Die Sälblinge (Salvelini). 

a. Art. Den Namen Sälbling (S. salvelinus) 

muß derjenige Fiſch behalten, welcher im den Gebirgäfren 
von. Bayern und Dber- Dzfterreih, im füdlichen Donaugebiet, 
wirklich Gälbling oder Geibling heißt. Er unterfcheidet ſich von 
allen. Sorellenarten dadurch, daß der erſte und ſtarke Strahl in 
der rothen Bauche und Afterfloffe weiß iftz der Oberkiefer ſteht 
‚etwas mweniged vor; die Schwanzfloffe ift etwas ausgeſchweift; 
die Seiten ſind voll gelblichrother runder Flecken in blaſſerem 
Feld. Die Grundfarbe iſt oben braun, an den Seiten weiß, 
unten hochgelb, die Backen, der Kiemendeckel und der Augenring 
ſilberglaͤnzend. Die Milchner find lebhafter gefärbt, beſonders 
nach unten. In höhern Gebirgsſeen verbreitet ſich dad ſchöne 
Gelb faſt über den ganzen Leib, und dann heißt der Fiſch in den 
Seen des ſüdlichen Tyrols Salmarin (S. salmarinus), woraus 
ohne Zweifel dad Wort Salvelin verdorben iſt. 

Sie finden ſich vorzüglich in den Seen. des oberoͤſter⸗ 


351 


reichiihen Salzfammergutd, namentlih im  Traun:, Mon⸗, 
Zambadher: und Au-See; ferner im Bartholomäusſee in Berch> 
tedgaden. Er wird 1 Schub lang, 2 Pfund ſchwer, bis⸗ 
meilen 6 und fogar 10; laicht vom October bid zum Jänner, 
wird, zum Theil auch megen feiner Seltenheit, ſehr body 
gefhägt, und kommt auf die beften Tafeln fowohl gekocht 
ald gebraten. Er wird auch geräuchert und verſandt. Der— 
jenige Sifh, welden Bloch, D. F. IH. ©, 149. Taf. 99, ab: 
gebildet hat, wurde ihm von Schiffermüller, alfo von Defter- 
reich. felbft, zugefhiet, und ftelt mithin wirklich den Achten Sälb- . 
ling vor. 

Am Bartholomäusſee wird diefer Fifh bloß _gefotten ben 
vielen Reifenden, welche ded Sommers den wilden See befuchen, 
unter dem Namen Schwarzreuterlein, ald ein Lederbiffen und als 
eine Eigenthümlichkeit de8 Sees aufgeftelt. "Schrank bat ihn 
ausführlich ‚befhrieben, Die Milchner find größer und ſchöner 
gefärbt, und die Fifcher können fie fogleich unterfcheiden. Er ift 
4 Schub lang, 1300 7 Linien hoch. K. 11. R. 12. Sch; 20. 
St. 11. Br. 414. B.8. Augenring gelb, Kopf und Rüden ſammt 
beiten Floſſen ſchwärzlich; der Rüden. neben der Seitenlinie mit 
weißlichen Dupfen von der Größe, eined Hirfenfornd befäet, größer 
und hochgelber gegen die Geitenlinie; unter derfelben verwandelt 
ſich die fhwärzlihe Farbe in helles Gelbroth, und bekommt zer: 
fireute, wie verwifchte, ‚aber fatt gelbrgtbe Flecken; der Bauch 
weißlich, mit einem angenehmen Blaßroth überzogen; ebenfo ale 
untern Floffen, deren erſter Strahl jedoch auffallend milchweiß 
iftz auch die Kiemenftrahlen find weiß, mit ſchwarzen Dupfen. 
Die Seitenlinie läuft ziemlich gerad; die Schuppen find unge- 
mein Elein, wie bey den Bachſorellen; die 3 erften Strahlen der 
Rückenfloſſe find einfach; an jeder Bauchfloffe ift der innere 
Strahl frey. Beide Kiefer find ringsum mit Frummen, feinen 
Zähnen beſetzt; ebenſo der Gaumen, wo fie aber nod) dichter 
fteben; auf der Zunge 2 Reiben, weit aus einander; in einer 
Reihe 7, in. der andern nur 4. Hinter dieſen 2 Reiben folgen 
noch zwey dicht  beyfammen und ‚viel Eleiner. Auf dem Rande 
bed Borderdedeld find 7 eingegrabene Puncte in: einer Frummen 
Zinie, und etwas weiter bahinter 3. andere. Der Roogner iſt 


352 


etwas Heiner, an den Seiten und-unten faft gang weiß, in der N 
Seitenlinie blaßgelbe Dupfenz die Floſſen ſehr blaßroth, aber 
der erfte Strahl ebenfalls weiß. So im December, wo die Eyer 
ausgebildet waren, und daher wahrfcheinlich im Janner und Hors 
nung gelegt werden; die Kiefer find ziemlich gleih. Er findet 
fih auch im Tegerne, Walchen: und Würm:See. (Berl. Schr. 
II. 1787. 297.) 

Marfilr bildet den Sälbling auß dein Aufee, mo er zwey 
Pfund ſchwer, ab, ©. 82. T. 28; aus dem Monfee, mo er ſechs 
Pfund ſchwer wird, T. 29. F. 15 aud dem Lambaderfee, mo er 
nur 4 Loth ſchwer wird, 5. 2. 

Willughby befchreibt, ©. 195, einen Fiſch unter dem Nas 
men Salvelin, den er zu Pinz befommen, und den Linne für 
den ächten Sälbling angenommen hat, etwas anderd, und fagt 
nicht8 von den weißen Sloffenftrahlen. Dagegen gibt er diefe 
(Taf. N. 1. Fig. 4.) einem Fiſch auß den Seen von Gropbrittans 
nien, welcher in Wallid Tor-Goch (Nothbart), in Weftmooreland _ 
Red Charr beißt, und den er für Gesners Röthele (©. 1212.) | 
halt. Später hat ihn Linne für einerley gehalten mit der Als 
penforelle (Salmo alpinus) in Zappland. Pennant ift ders 
felben Meynung, ©. 305. T. 60. Jetzt glaubt man, daß diefer 
Fiſch unfer Sälbling fey. 9. Davy nennt denfelben dei Aus 
feed, des Gründelfeed in der Gteyermarf und des Geed bey 
Naſſareuth in Tyrol, ohne weiter Char, fo wie in Irland; fie 
freffen Waſſerſchnecken und ſchnappen nach Fliegen. R. 11. 
Sch. 20. St. 10. Br, 14. B. 9. Salmonia 79. 302. 

Was die Rothforelle betrifft, welche in den Schweizerfeen, 
namentlich im Bodenſee, Züricher, Wallenftädter, Zuger, Aegeri 
und Vierwaldftädter See dad Röthele oder Röthelein beißt, 
im Neuenburger Bondelle, im ®ieler Ronson; fo ift fie, 
nah Hartmann (Alpina I. 1806. p. 87.), ebenfall® nichts an» 
ders als der Sälbling. Die Kiemenhaut bat 10—12 Strahlen. 
Br. 1214. 8. 8-9. St. M—12. R. 12—14. Sch. 20—24. 
Die untern Sloffen find rotb, der erfte Strahl der Bauch» und 
Steißfloſſe weiß; beide Rüdenfloffen und die etwas gabelförmige 
Schwanzfloſſe braun; "der Dberkiefer etwas länger, beide mit 
Fleinen, fpigigen Zähnen bededt, im Gaumen und auf der Zunge 


353 


2 Reiben; der Augenring filberfarben. Im Winter ift der Rüden 
von. der Stirn an ſchwarzbraun ins Dlivengsüne, an den Seiten 
bellee ins Bläulihe, mit hochgelben Flecken in mweißlichen Fels 
dern; der Bauch ſchön hochgelb, im Sommer weiß und der 
Rüden bellerz; die Seitenlinie gerad. Im Bodenſee ift- der 
Rüden, fo wie die obern Floffen der jüngern, blaßgrau, ſchwach 
ind Hochgelbe, die Seiten bellgelb, der Bauch weiß, fo wie die 
untern Floſſen; bey größern ift der Rüden nebft allen Floffen 
auch bochgelb, der Bauch dagegen bleibt meiß. 

Sie laihen im vierten Jahr, wo fie %/, Pfund fchmer 
find, in der größten Tiefe 2 Monate lange, vom Ende des 
Septemberd an, im Züricherfee 14 Tage fpäter, im Zuger: 
fee erft im November; im fechöten Jahr find fie fpannes 
lang, mägen . Pfund und werden  felten “größer; doch hat 
man auch fehon zmweppfündige gefunden. Sie Ieben von Fifchs 
brut, befonderd von Heuerlingen. Sie find im Zuger und 
Hegerifee am häufigften, und halten fih ded Sommers 10—15 
Klafter tief, ded Winterd mehr ald 100 Klafter in der Nähe des 
Rigiberges, von mo fie lebendig mehrere Stunden meit verführt 
werden. Man fängt fie vom Spätjahr bi8 zum Frübjabr mit 
Nepen und Angeln; von Oſtern bi8 Gallustag war der Fang 
verboten. Ihr Fleiſch ift zart und fett, und wird ſehr hoch ge» 
fhäpt, laßt fih aber nicht lange halten; die im Zuger und 
Aegerifee find am meiften berühmt. Im Jahr 1316 verpflichteten 
fih die Fifcher von Aegeri, gegen eine Schenfung an den Erzs 
berzog Leopold von Defterreich, jährlih 400 Stück Röthel 
(Pisces rufos) zu liefern; bid vor 30 Jahren Iieferten fie alle 
6 Jahr 180 nach Züri, um dafelbft zolfrey Faufen zu können. 
Der Zugerfee war unter Kaifer Rudolph für jährlich) 6,000 
Röthel verpachtet. Hartmann helv. Ichth. 123.7 Gedner 
14212. Trutta, Umbla minor. 

Im Züriher, Zuger und Aegerifee ift dad Nötbelein ganz 
blaß goldgelb vom Bauch bis auf den Rüden, wie e8 die Bach» 
forellen unten zu ſeyn pflegen, oben jedoch etwas dunkler, an den 
Seiten mit vielen ſchwachen, röthlichen Sleden, die Zloffen gelb. 
Seine gewöhnliche Größe iſt nur 3—4 Zoll, biömeilen 7, und 
4 Pfund ſchwer. Im Züricherfee gibt: e8 nicht viele; fie halten 

Okens allg. Naturg. VI. 23 


354 


fih in ber größten Tiefe auf dem Boden -auf, 10-12 Klafter 
tief, und merden des Sommerd mit leeren Angeln, von denen 
gegen 1 Dupend mit fhmwarzen Roßhaaren an einen ebenfall 
aus einzelnen Roßhaaren beftehenden Faden gebunden find, welcher 
unten eine halbe Bleykugel bat und bis auf den Boden reicht. 
Diefe Angelfchnur ohne Gerte heißt die Nichte. Es werden damit 
nur wenige, und diefe bloß zur Beluftigung gefangen; im Winter 
dagegen im Forellengarn, und dann kommen fie auf den Markt, 
aber dennoch gewöhnlich nicht mehr ald 5—6 Stück. Gie find 
daher wenig befannt, obſchon fie der feinfte Fiſch ded Sees find. 
Sie werden wie die Forellen gekocht, und in einer weißen Brühe 
gegeffen. — In der Geflalt, der Feinheit der Schuppen und des 
Sleifched fleben fie dem Ritter am nächften. 

b. Art. Der fogenannte Ritter (S. umbla), Ombre 
chevalier, 

ift vorzüglich im Genferſee als der zartefie Fifch berühmt; 
er findet fi aber auch im VBierwaldftädterfee unter dem Namen 
Rotte und Rothförne, im Neuenburger und Bielerfee unter dem 
Namen Roth, im Murtenfee unter dem Namen Aınpelein, ge> 
wöhnlid) 5—7 Pfund ſchwer, es fol aber auch fihmwerere geben, 
die mehrere Schub lang werden. ı Man fängt fie dad ganze Jahr, 
mehr aber im Sommer, mit Angeln. Sie laichen im December, 
wachſen ſehr langſam und balten fi in der Tiefe. Der Rücken 
iſt grünlich mit verblüchenen Fleden, Seiten und Bauch gold: 
fhimmernd, die Floffen gelblich, die Schwanzfloffe etwas ga> 
belförmig, der Augenring filberweiß, Seitenlinie gerad, der 
Unterkiefer vetwad gebogen, die Schuppen fehr Flein und zart. 
Dad weiße Fleifh wird durch Kochen roth. Br 15. B. 9. 
St. 11. R. 11. Sch. 18. Bloch, D. F. TIL 154, Taf. 101. 
Geöner 1201. Trutta, Umbla altera. 
Jurine hält den Ritter, den Sälbling, den Salmarin, das 
Röthelein und die Alpenforele für einen und denfelben Fiſch, 
welcher nur durch den Aufenthalt, dad Waffer, die Nahrung und 
die Jahreszeit verfchieden ausſehe. Die Seitenlinie des Nitterd bat 
96 Schuppen, die Kiemenhaut 14 Strahlen. R. 13. Sch. 26. 
St. 11. Br. 435. B. 9. Seine Geſtalt ift zierlicher ald die der 
Forellen, weil der Kopf nicht fo gewölbt ifiz beide Kiefer gleich 


355 


lang, mit ‚einer Zahnreihe und zwey in dem Gaumen, davor 
7 Zähne, geftelt wie ein V; jederfeitd auf der Zunge 6 Zähne. 
Die Schuppen in der Seitenlinie flehen etwas von einander, und 
feben daber wie eine Kette von weißen Ringeln aus. Der Rüden 
grünlich, der Bauch bald weiß, bald roſenroth, bald hochgelb; die 
Flecken, welche übrigens oft feblen, find von zweyerley Art, weiße 
und gelblidye, manche mit einem röthlihen Düpfel, und mebrere 
von einem ſchwachen Ring umgeben, aber nie fo deutlich wie bey 
den Forellen. Es gibt bisweilen von 3 Pfund mit hochgelbem 
Bauch, deren Dedel ganz ſchwarz ift, ald wenn er gefärbt wäre; 
ja mandmal ift der ganze Kopf, felbft dad Maul und der Bauch 
fhwarz, und die Floffen ganz gefhädt. Bey allen ift der 
zweyte und dritte Strahl der Bruſt-, Bauch⸗, Steiß⸗ und der 
unten Schwanzfloffe miichweiß, was man als Character für den‘ 
Sälbling allein aufgeftelt bat. Die Schwanzfloffe ift nur in der 
Sugend ausgefhnitten, bey zehnpfündigen gerad abgeftugt. 

Sie halten fih 10—11 Monate in der Tiefe, und erheben fich 
nur im Jänner und Hornung ein wenig, um in den Kräutern auf 
Felſen zu laichen; zu diefer Zeit werden die meiften im großen 
Netz und mit der Angel, woran Fleine Fera oder Rotbaugen find, 
gefangen. Sie geben nie in, die Rhone. Man behauptet, es 
hätte vor Zeiten 25—30 Pfund ſchwere gegeben; jetzt haben die 
größten 12 Pfund. Das fette und zarte Fleifch wird dem der 
Sorellen vorgezogen; ed ift etwas röthlich, aber weniger ald daB 
der Lachsforellen. Die Milchner befommen auch einen Hafen, 
aber kleiner als die letztern. In Fifhbehältern werden fie ſchon 
nad) 8 Tagen blind, indem fich die Glaslinſe verdunfelt; fie bal- 
ten fih dann befländig auf dem Boden. ©, 179, T. 5, mit we> 
nigen bellen Fleden nur auf dem Rüden, melde 5—4 von den 
Heinen Schuppen einnehmen; Feine an den Seiten des Kopfs. 
©. 179. Taf. 5. 

4. Eupvier gibt dem Genferfee eine große Forelle von 
40-50 Pfund (S. lemanus), von der Jurine nichtö weiß. Der 
Grund ſey meißlih, Kopf und Rüden vol Heiner fchwarzer 
Dupfen, dad Fleifh weiß. Er meynt wahrfcheinlich diejenige, 
von der Gesner fagt, daß fie nad Lyon verfendet werde. Die 
Kiefer find mehr zugefpigt, die Dedel filberglängend, unten ind 

25 © 


356 
Goldglängende; die Länge 2 Sup. Gesner 1201. Trutta, 


-Salmo lemani. 

I. Die Stinte (Osmerus) 

baben ziemlich die Geftalt der Forellen, aber feine Fleden, 
nur 8 Kiemenftrablen, auf jedem Gaumenbein 2 Zahnreiben, aber 
nur einzelne Zähne auf dem Scharbein. 

1. Art. Der gemeine Stint (Salmo eperlanus) 

fiebt faft au8 wie der Stichling, wird kaum fingerdlang, bat 
dünne, filberfarbene, leicht abfälige Schuppen, und ift fo durch» 
fihtig, daß man dad Hirn, die Wirbelbeine und die Rippen ſieht; 
der Rüden grau, die Seiten filberglängend, fpielen ſehr ſchön ind 
Grüne und Blaue; der Bauch ind Röthliche; der gebogene Unter⸗ 
"Fiefer ragt etwas hervor; in der Gteißfloffe 17 Strahlen. So 
angenehm der Eindruck ift,. den die fhimmernden Farben auf dad 
Auge machen, fo mwidrig ift fein Geruch; daher er auch Stinf- 
fifh beißt, worau8 der Name Stint wahrfcheinlich verdorben ift. 
Er findet ſich vorzüglich im nördlichen Deutfhland und im ganzen 
übrigen Norden in den Seen, wo er fich in der Tiefe aufhält, 
und daher wenig gefangen wird, außer zur Qaichzeit nach dem 
Eidgang, mo er in großen Schaaren in die Flüffe zieht und 
dann in folder Menge gefangen wird, daß ganze Tonnen voll 
auf die Märkte fommen und dafelbft in große Haufen auf eins 
ander geworfen werden, wodurch ſie natürlich bald einen übeln 
Geruch in alle Gaſſen verbreiten müſſen. Sie werden gefotten 
und gebraten von allen Volksclaſſen gegeffen, aber nicht für ges 
fund gehalten. Sie leben von Wafferlarven, und fterben in der 
Zuft bald ab. Man febt fie in die Seen als Futter für die Sans 
der. Südlich dem Thüringer Wald fommt er nicht vor. Den 
Namen Eperlan fol er von feinem Perlglanz haben; derfelbe kommt 
aber mahrfcheinlicher von Spierling oder Spier⸗Leng, wie er auch 
beißt. In Schweden heißt er Nors. Blood, D. F. I 179%. 
T. 28. 5. 2. Gesner 430. Fig. Eperlanus. 

2. Art, Man unterfcheidet davon den Bet Meerftint 
(S. eperlano-marinus), 

welcher fpannelang wird und ht . Pfund ſchwer, 
keinen ſo widerlichen Geruch hat, und ſich im Meer, beſonders 
in der Nord⸗ und Oſtſee aufhält, im Winter an die Küſten 


357. 


fommt, im Frühjahr aber in großer Menge in die Mündungen 
der Flüffe, befonderd der Elbe, um dafelbft zu laihen. In der 
Nähe von Hamburg und in ganz Preußen wird er fodann häufig 
gefangen, an der Luft getrocd'net, oder eingefalgen in Fäffer ges 
padt und verfendet. Er fommt auf vornehme Tafeln, Er beißt 
auch Spiering, in Schweden Slom, in England Smelt. Bloc, 
D. F. I. 182. 8238. 5.1. 

III. Die Eapeline (Mallotus). 

1) Im ganzen Nordmeer von Europa bi8 America und bi8 
Grönland hinauf, findet fich in großer Menge der zottige Salm 
(S. villosus, groenlandicus), 

ein Heiner aber ſebr nüglicher Fiſch, weil man ihn ald Kb» 
der zum Stodfifchfang braucht. Er ift ſchlank, nur 5—7 Zoll 
lang, bat Peine Schuppen, fehr große runde und nabe beyfams 
menftebende Bruftfloffen, die Rücdenfloffe weit hinten, 6 Kiemens 
firablen und nur ſchwache VBürftenzähne in Kiefern, Gaumen 
und auf der Zunge; der Schwanz ift breiter ald der Bauch und 
gabelig, der Rüden dunkelgrün, die Seiten und ‚der Bauch 
filberfarben, mit vielen ſchwarzen Düpfeln, die Floffen grau mit 
ſchwarzet Einfaffung. Die Milchner haben an den. Seiten ein 
dunfelgrüned Band von langen, fpikigen Schuppen, welche das 
Ausfeben von Haaren baben. 

Seine eigentliche Verbreitung iſt zwifchen dem 6Aften und 
z5ften Grad. Er ift befonderd häufig an Grönland, auf 
Sinnmarken im Norden von Jsland, wo er Lodna heißt, 
und an Neufundland, mo ihn die Stodfifhfänger Capelin 
nennen Im Winter lebt er in der Tiefe, näbert fich aber vom 
März bid zum Juny den Küften, um zwifchen dem Meergraß zu 
laichen, oft in folder Menge, daß ganze Meeresftceden von den 
Eyern gelb audfehen. Er wird dabey mit dem Zuggarn gerade» 
zu an den Strand gezogen, an Grönland mit Nepen in kleine 
Boote gefhöpft, welche bald damit angefüllt find. Geine jähr: 
lihe Erfheinung an Grönland iſt den armen Einwohnern eine 
beilbringende Erfheinung; denn er gehört zu ihrer wichtigſten 
Nahrungdquelle, und ift, fo zu fagen, ihr tägliches Brod. Sie 
trodnen ihn an der Luft und heben ihn ald Wintervorrath auf, 
Sn Island wird er friſch gegeffen,. aber wegen feiner Kleinheit 


358 


und feines Üübeln Geruchs wenig geachtet; in Norwegen wird er 
ganz verachtet. Die Cabeljaue ziehen ihm nach, und er ift daher 
den Einwohnern eine angenehme Erfheinung; auch wird er von 
den Dorfchen, Seehunden, Möven und Seefhmwalben verfolgt. 
Während feiner Erfcheinung findet man im Magen der meiften 
Raubfiſche nichtd ander8 als diefe Lodden. Fabricius F. gr. 
pag. 177. Faber, Islands Fifhe 174. Bloch, A. 5. VII. 
T. 381. 8. 1. 

IV. Die Aeſchen (Thymallus) 

unterfcheiden fih durch ein fehr Fleines Maul und feine 
Zähne, die im Gaumen und auf der Zunge fehlen, find das 
ber Feine Raubfifche. Ihre Schuppen find größer, meift ae 
glänzend und ohne Flecken; Kiemenftrahlen 7 oder 8, 

1) Die Aeſche (Salmo SER Ve Ombre; Temelo; 
Grayling 

wird gewoͤhnlich über 1 Schub lang und 1 Pfund ſchwer, 

ziemlich zufammengedrüdt, mit großen, harren Schuppen bededt, 
bläulih aſchgrau mit vielen dunfeln Längsſtreifen; die Rücken— 
floffe fehbr hoch mit braunen oder röthlichen Dupfen in mehrern 
Längsreihen; fie bat 5 "einfache und 17 verzmeigte Strahlen. 

Findet fich ziemlih in allen Flüffen ven Europa, befonderd in 
fchattigen Berggegenden, jedoh auch in den Niedrigungen von 
Norddeutfehland und im curifhen Haff. Iſt weniger häufig ald 
die Forelle, Iebt von Schneden, Wafferinfecten und Noogen, bes 
fonders von der Forelle und dem Lachs, dem fie gemöhnlich folgt. 
Sie wächst fehr fehnell, beißt, in der Schweiz im erſten Jahr 
Gräsling, in Defterreih Sprenzling; im zweyten Knäſb⸗ 
lein oder Iſer, in Oeſterreich Mayling und Viertiger— 
fiſch, und iſt dann 7 Zoll lang; im vierten Aeſche, mißt dann 
14 Zoll, wiegt 1 Pfund, und fängt an zu laichen und zwar im 
März. Sie erreicht felten ein Gewicht von 3 Pfund. Sie iſt 
fehr ſchnell, und daher ſchwer zu fangen, fol auch nicht unter 
7 Zoll genommen werden; Täßt fi auch nicht Yang halten und 
nicht in Teiche verfepen, Ihr Fleiſch ift derb, weiß, ſchmackhaft 
und leicht zu verbauen. Sie wurde daher ſchon ron den Alten 
gefhäpt, und Aelian (XIV. Cap. 22.) gibt ihr einen Thymian 
geruch, mie der Name anzeigt; moron aber unſere Leckermaͤuler 


359 


nicht8 mehr wahrnehmen. Aufonius befingt fie in der Mofel, 
Vers 90: 
Und die flüchtige Aeſch', entfliehend den Augen im 
Schnellſchuß. 
Böcking. 


Eflugiensque oculos celeri levis Umbra natatu. 


Ambroſius, der Biſchoff von Mayland, fagt in feinem Ges 
dicht Hexahemeron (V. Cap. 2.): Wa? gibt es Angenehmeres, 
als deine Geftalt? was Lieblicheres ald deinen Gefhmad? 

Neque te inhonoratum nostra prosecutione Thymalle di- 
mittam, cui a flore nomen inolevit, seu Ticini vada te flu- 
minis seu amoeni Athesis unda nutrierit, flos es. Denique 
sermo testatior, quod de eo qui gratam redolet suavitatem 
dietum facete sit: Aut piscem olet aut florem: ita idem. 
pronuntiatus est piscis odor esse, qui floris. Quid specie 
tua gratius? quid suavitate jucundius? quid odore fragran- 
tius? Quod mella fragrant, hoc tu corpore tuo spiras. 

Am Rhein gieng das Sprihmort: Ein Aeſch ift ein Rhein» 
graf; ein Salm nur ein Herr. 

Sn verfhiedenen Gegenden durfte fie bloß für die Landes 
berrfchaft gefangen werden, vieleicht noch. Damit fie die ges 
hörige Gköße erreiche, müffen die Nebe fo meit ſeyn, daß die 
jüngern durchgeben. Im Herbft find fie am fetteften, im Winter 
aber am fhmadbafteften. Auf einer fürftlichen Hochzeit, melche 
4609 zu Stuttgart vom 23. October bis 20. November dauerte, 
wurden 3,595 Stück verzehrt. Sie finder fih bey Zürich in der 
Limmath das ganze Schr, und wird mit Wurfgarnen, woran 
Bleykugeln find, -Fübelvollweife gefangen; fommt auch ebenfo 
häufig aus der Tös und dem Rhein von Eglisauz im März 
ftreicht fie in die Sihl, um zu laichen. Sie ift einer der beften 
Sifhe, und ftebt im Preis der Forellen. Nah H. Davy laichen 
fie in England im Frühjahr, find im Alter von 2'% Jahr 
°/, Pfund ſchwer, bey 14 Zoll Länge 1 Pfund, haben einen dicken, 
fleifhigen Magen, und freffen außer Fliegen auch Kärder fammt 
ihren Sutteralen nebft Sand. Eine von 2 Pfund ift ſchon fehr 
groß, es gibt aber dreypfündige; fie halten fich gern in lang⸗ 


360 


famen Flüffen. R. 23. Sch. 18. St: 14. Br. 10. B. 16. Sal- 
monia 198. Bloch, D. $. 1. 158. T. 24. Gesner 1172. 
Sig. Thymallus. Marfili IV. 75. Taf. 25. Fig. 2. Mei» 
dinger IV. %. 33, Sfelet, Meyers Thiere I. T. 52. 

V. Die Schnäpel (Oxyrhynchi) 

find auch flarf zufammengedrüdt und fleckenlos, haben.aber 
größere Schuppen, eine furze aber wohlgebaute Rüdenkloffe, und 
find meiftend ganz zahnlos; fie haben eine plötzlich zugefpipte 
Schnauze, wie in einen kleinen Schweinsrüffel verlängert. 

1) Der Aeſche am nächſten fommt der fogenannte Schnäpel 
oder die Schnabel⸗Aeſche (Salmo oxyrhynchus), 

welche auch breite Aeſche genannt wird; unterfcheidet  fich 
vorzüglich durch die fpibig verlängerte, Fegelfürmige Schnauze; 
der Rüden: ift blau, die Seiten filberglängend, in. der. Steißfloſſe. 

Er wird 1—1' Schub lang, findet fi vorzüglich in der 
Nord: und Dftfee und folgt den Häringen, um ihren Laich zu ver; 
fhluden, wo er mit gefangen wird. ‚Er felbft laiht vom Auguft 
bi8 zum Dctober, und fommt dann in Menge an die Mündun>» 
gen der Flüffe, in welche fie auch binauffteigen, und zwar in 
2 Reihen, melde ein Dreyeck bilden, an deffen Spitze ein Ans 
führer ftebt. Sn 24 Stunden fommen fie nur 4 Stunde weit, 
Sie fühlen die Gewitter vorher, fuchen ſich fodann in der Tiefe 
zu. verfteden, fammeln fid aber nachher wieder in große Haufen 
und ziehen Strom aufwärts, bey welcher Gelegenheit fie in Neben 
und Reufen häufig gefangen werden, Nach dem Laichen kehren 
fie früher oder. fpäter ins Meer zurüd, mworaud man auf einen 
frübern oder fpätern Winter fchließt: Die Zungen bleiben, biß 
fie 3300 lang find, geben dann aucd ind Meer, und bleiben bier 
bis zu ihrer Neife im fünften oder ſechſten Jahr. Sie werden 
befonderd in der Elbe bis Boitenburg herauf, bey Tangermünde, 
im curifchen Haff und bey Antwerpen gefangen, mo ‘fie Hau- 
ting und Hautin heißen. Gie haben ein weißes, zarted und 
ſchmackhaftes Fleiſch, welches, mwie der Lachs zubereitet, auf vor— 
nehme Tafeln kommt; er wird auch eingeſalzen und geräuchert, 
iſt aber dann ſchwer zu verdauen. In Schweden lebt er auch 
das ganze Jahr in Seen, und kommt aus dem Mälarſee im 
October ‚und, November, häufig nach Stockholm; im Wenerſee 


364 


beißt er Nebbsfil. Bloch, D. $. I 163. T. 25. S. lavaretus. 
T. 26. S. thymallus latus. Gesner 771. Oxyrhynchus. 

VI. Die Fölchen (Velchones, Coregoni) 

baben zwar ein ziemlich fpigiged Maul, aber deffen Obers 
Lippe ift nicht in einen Rüffel verlängert; fonft wie der vorige. 

1. Diefem am ähnlichſten ift der Blaufölchen (S. lava- 
retus, wartmanni), 

vorzüglich berühmt aus dem Bodenſee, morinn er gefangen 
und weit und breit verführt wird, Er erreicht eine Größe von 
44 Zoll, und wird gegen 1°), Pfund fehmer, ift ebenfalls fchön 
glänzend blau, hat aber Feine vorragende Schnauze, 

Er heißt im erften Jahr Heuerling, Seelen, Mydel (Mit: 
telfiih); im zwehten Stüben; im dritten Gangfiſch, 6 Zoll 
lang, 2 Loth fihmer; im vierten Renken; im fünften Halb» 
fölch oder Springer; im fechöten Dreyer; im fiebenten erft, 
wo er audgewacfen ift, Foͤlchen oder Blaufölhen. Er hält 
ſich gemöhnlih in der Tiefe von 50 Klafter, wo er vor 
züglih von dem fogenannten Fifhbrod, nehmlih dem Süß: 
waſſerſchwamm, lebt. Bey Gemittern und warmen Regen 
fteigt er bid8 412 Klafter von der Oberfläche, und wird dann 
am bäuflgften gefangen; bey kaltem Wetter bleiben fie aber 
unten, und daher befommt man wenige während ded Winters. 
Sie !uichen in den letzten 14 Tagen ded Novembers und ſchwim⸗ 
men dann fo boch oben, daß die Rückenfloſſe über dad Waſſer 
berausfiebt; den Roogen laſſen fie in die Tiefe fallen. Man 
fängt fie den aanzen Sommer bindurc während der Nacht, und 
von 14—18 Schiffen bringt jedes des Morgens gegen 200 Gange 
fiihe nah Haufe; fie find daher gemiffermaaßen für den Bodens 
fee, was der Häring für dad Nordmeer ift. Diejenigen, melde 
nicht fogleich gegeffen und verzehrt werden können, werden aus— 
genommen und in die nächſten Drtfchaften auf den Markt ges 
bracht; die andern eingefalgen ‚oder gebraten mit Effig und Del 
eingemadht, zu 50— 100 in Feine Fäßchen gepadt und nad 
allen Städten der Schweiz, Schwabend, Bayerns, Oeſterreichs 
und felbft nach Leipzig, Frankfurt und Franfreich verfendet, An 
Drt und Stelle Foftet anfangs das Hundert Stüben 1'/; Gulden; 
dann finft der Preis auf die Hälfte, und endlich auf '/. Das 


362 


Hundert Gangfifhe koſtet 5-11 Gulden; dad Paar ausgewach⸗ 
fene Fölhen im Man 20 Kreuzer, fpäter 12—8. Sie werden 
aewöhnlih auf dem Rofte gebraten, mw Effig, Del, Pfeffer, 
Sal; und Schnittlauch aufgeftellt, oder auch in Butter geröftet. 


Sie fommen ſchon im dreyzehnken Jahrhundert unter dem Nas 
men Velchones vor, von denen jeder Herr im Klofter St. Sals 
len zum Geriht 2 Stud befommen fol. Seelen zu fangen ift 
zwar verboten, aber man kehrt fih menig daran; die Stüben 
fängt man des Nachts im Hoenung und März, und dann de 
Tags bi8 Ende Juny; die Gangfifche werden am meiften im 
Hornung, März und April gefangen. Feinde haben fie am 
Hecht, an der Grundforelle, und der Roogen an der Truͤſche. 


Die erſte ausführliche Beſchreibung von dieſem Fiſch bat 
Wartmann gegeben in den Berl, Beſchäftigungen II. 1777. 
S. 184, und bey Bloch, D. F. III. ©. 161. Taf. 105... Der 
Fiſch war damals faſt ganz unbekannt, obſchon er ſich auch in 
vielen andern Seen findet, obſchon er von den Altern Naturfors 
fhern befchrieben worden. , Im Thunerfee beißen fie Aalböcke, 
im. Bierwaldftädterfee Edelfifch, in den Seen Oberbayerns Renfen, 
Gedner bat ihn -unter dem Namen Bezola‘und Lavaret aus 
dem See von Bourget und Aiguebelle in Savoyen befchrieben, 
und S. 34, Albus, abgebildet.  Diefer Fiſch ift daher der achte 
Ravaret der Alten. Er wird von dort bis Lyon verfendet. Im 
Genfer: und Züricherfee fommt er nicht vor; auch nicht anders» 
wo, außer in den fchwedifhen Seen von Smoland, wo er Grafik 
und Löfſik heißt. Nilsfon.Prodromus XV. -Der Schädel bey 
Roſenthal X. 5. 


2. In mehreren Seen von Brandenburg, und befonderd 
dem großen Maduifee in Pommern, zwiſchen Stettin und 
Stargard, findet fih, mit Audnahme der zugefpigten — *— 
ſehr häufig ein der Aeſche ähmlicher Fiſch, La 

die große Maräne (S. maraena) heißt. | 
Er wird über 2 Schub Tang, 5 Zoll hoch, ä dick, und ber 
fommt ein Gewicht von A!/, Pfund; biömweilen findet man 4 Schuß’ 
lange. Der Rüden ift bläulich, der Bauch filberfarben; die 
Seitenlinie ift mit 44 weißen Düpfeln gezeichnetz der Unterkiefer 


ı. 365 


etwad Fürzers der Oberkiefer etwas länger, und bat vorn 2 
Höcker; Kiemenftrablen 8. 

Er wird megen ſeines meißen, zarten, fhmadbaften 
und gräthenfofen Fleiſches für einen Leckerbiſſen gehalten. 
Er baͤlt fih im tiefen Waffer mit ſandigem oder merge— 
ligem Boden haufenweife bevfammen, und fommt nur zur 
Saichzeit im November und im Frühjahr in die Höhe, bleibt 
aber immer einige Hundert Schritt von dem Ufer. Sin fünften 
oder fechöten Jahr bat er die Länge vom einem Schub, und 
fängt num lan zu Yaichen an den mit Kräutern bewachfenen 
Stellen. Sie werden am bäufigften im Winter 'bey der Eiß> 
fiſcherey gefangen, und dann im Frühjahr, wo fie hervorkommen, 
um fih an Schneden und Muſcheln zu fättigen, mit fehr großen 
Netzen. Ebenfo im Herbfl. Fällt ein Gewitter ein, fo verfhmins 
den fie plöpfich. Der Maduifee Tiefert jährlich 3,000 Stück. 
Obſchon er Fehr zärtlich ift, und außer dem Waſſer fogleich ſtirbt; 
ſo wird er doch, in Schnee gepackt, weit und breit verfendet, 
auch wohl geräuchert. Im Frühjahr ift er am fetteften. Bloch, 
DNS. 472 T227. 

3.Im Bodenſee findet ſich ein der Maräne ſehr ähnlicher 
Fiſch, welcher Weißfölchen (S. fera) 
beißt, und ſich dadurch unterſcheidet, daß beide Kiefer gleich 
lang ſind, daß er böher als der Blaufölchen iſt und längere 
Floſſen hatz der Rücken iſt dunkelgrau, die Seiten bläulich, der 
Bauch weiß, die Schuppenränder ſchwarz gedüpfelt. 

Sie halten fih außer der Laichzeit in der Tiefe, doch 
weniger als der Blaufdlhen, im Unterfee und in. der Nähe 
von Eonftanz, laichen im Frühjahr in der Nähe des Ufer 
2—3 Klafter? tief. Sie heißen auch Adelfiih, Sandföldhen 
und Miegadler, und haben nach ihrem Alter bdiefelben Nas 
men wie der "Blaufdihen, nebmlih Seelen, Heuerling 
und Model (Mittelfifh), dann Stüben, Sangfifd, 
Renken (von rahn, fhlanf), Halbfölhen, Dreyer, 
Weißfölhen, genauer Sandgangfifh. Im vierten Jahr 
find’ fie ſchon fo groß wie der Blaufölchen und 4 Pfund fchmer, 
im festen 3, felten mehr. Sie werden wegen ihres ſchmack⸗ 
baften Fleiſches, das jedoch weniger beliebt ift al8 dad des Blau⸗ 


364 


foͤlchens, häufig gefangen, frifch verfauft, eingefalzen und geräus 
chert mie der lehtere verfandt, befonderd von der Inſel Reichenau 
und Gonftanz aus. Ein Fäßchen von 100 Stüd koſtet 7—10 fl. 
- Sie finden fid indeffen aud) in andern Seen, beißen im Zürichers 
fee Bläuling und Bratfifh, im Zuger und Luzernerſee 
Balhen, wenn ed derfelbe ift, im Genferfee Fera. 

Sie laichen dafelbft im Hornung, und fommen im May oft 
an die Oberflähe, um flatternde Inſecten wegzuſchnappen; fie 
werden von da. an bi8 in die Mitte July mit großen Neben 
während der Nacht in Menge gefangen. Sie fterben faft, augens 
bliflih, werden felten 3 — 4 Pfund ſchwer und 1'/, Schub 
lang, und gehören mit zu den zarteften. Fiſchen des Serd, 
Bisweilen befommen fie Waffergefchwülfte von der Größe einer 
Erbfe bis zu einer Hafelnuß, und gehen daran zu Grunde. Sm 
Züricherfee glänzen fie wie Silber, und fpielen Faum oben etwas 
ind Bläuliche; fie laichen im December, und mwerden von da an 
und den ganzen Winter hindurch in Sarnen ganz in der Tiefe 
auf feinigem Grunde gefangen; fie zeigen fi) nicht an den obern 
Halden, welche mit Seegrad bededt find; ded Sommers ſchweben 
fie böber, und werden dann mit leeren Angeln am ſchwarzen 
Roßhaar gefangen. Sie find außerordentlich zärtlich, und müſſen 
ſogleich todtgefdylagen und in den Kübel geworfen werden; thut 
man fie lebendig in den Fifchkaften, fo flerben fie in einer Viertels 
ftunde, und das Fleifh fallt beym Kochen vom Rückgrath; fie 
faffen fih daher nicht verführen; find auf dem Roft gebraten 
lebr ſchmackhaft. Sie mägen gewöhnlich 1—2 Pfund, felten 3 
oder 4 Das Pfund koſtet 12 Kreuzer. Es gibt eine Abart, 
welche ind Grünliche falt und Iebbafter iſt, weil fie magerer ift; 
wird aber wie die andern verfauft. Nah 9. Davy beißen fie 
in England Shelley oder Süßmwarferbäring, in Waled Guinead, 
in: Schottland Vengis, in Srland Pollan (Salmonia 305.). 
Gesner 37. Albula nebilis, Blipling, Wartmann Berl. 
Belchäftig. III. 210., Berl, Schr. IV. 434. Jurine Poissons 
du Lae Leman in Mem. de Geneve II. 1825. p. 133. t. 7. 

4. Der ſchwarze Baldhen (S. palaea), Palee noire 

im Neuenburger- und Murtenfee feheint verfchieden zu ſeyn; 
er iſt fchlanfer und hat einen böhern Nacken. Jurine 197, 


365 


5. Der Winterfölchen (S. hiemalis)', Gravanche, 

bat viel Aebnlichfeit mit der Fera, unterfhridet ſich aber 
durch den Frummen Rüden, fo daß der Kopf nach unten geneigt 
if; der Kopf und die Floffen find größer; die Schnauze hat 
vorn 2 Höcker und ift etwas länger; die Färbung mehr filbers 
“glänzend, auf dem Rüden violettbraun, die Seitenfihuppen ſchwarz 
gedüpfelt. 


Sie leben im Genferſee das ganze Jahr in der Tiefe, 
und fommen nur im December and Ufer, um zu laihen, und 
zwar truppmeife, wobey fie durch Deffnen und Schließen des 
Mauls ein lautes Geräufh machen. Ihre Lange ift 1 Schub, 
das Gewicht 1 Pfund. Man fängt fie bey Nacıt mit Fadeln, 
und kann fie einige Monate in Trögen yalten, wa bey der Fera 
“ und dem Lavaret nicht angeht; ihr Fleiſch ift auch derber und 
ſchmackhafter. Er fcheint fih nicht in andern Seen zu finden. 
S$urine 200 T. 8. 


6. Ein dem Weißfölchen fehr ähnlicher Fiſch beißt im Bor 
denfee Kropffölchen und Kilchen (S. maraena media). 

Er wird nur fpannelang und ?/, Pfund. fchwer, ift oben 
grünlih, übrigens filberweiß, mit ſchwarzgedüpfelten Schuppen 
in der Seitenlinie, und bat einen großen Hängbauch. Er hält 
fi vorzüglid um Conftanz und von Ueberlingen bis gegen Zans> 
genargen in der Tiefe auf, fol im November laichen, ift [hmad- 
baft, aber nicht häufig, und wird meiftend im Frühjahr gefangen. 
Sm Vierwaldftädterfee fol er Alpfen beißen. Gesner 37. 
Albula, Kilhen. Hartmann Ichth. 145. Nenning ©. 21. 

7. Die fleine Maräne (S. maraenula) 

bat viel Aehnlichkeit mit dem Uekeley, unterfcheidet fich jedoch 
durch Anmefenheit der Fettfloffe, wird 6—8 Zoll lang, etwas 
über einen boch und 4—5 Loth ſchwer, ift filberfarben mit bläus» 
Iihem Rüden; der Unterfiefer flebt etwas vor; in der Rücken— 
floffe 10 Strahlen, in der Steißfloffe 14. Sie leben in den 
Seen von Schlefien, Brandenburg, Mecklenburg und Pommern 
das ganze Jahr gefellig in der Tiefe, und kommen nur zur Laich— 
zeit, im November, an bie feichtern Stellen, um auf den Grunds 
fräutern zu laichen. Sie ftehen gleich ab, haben ein meißes, 


366 


— Fleiſch, werden auch eingeſalzen und in Faſſern 
verſendet. Bloch, D. F. J. 176. T. 28. 

Dieſer Fiſch ſcheint der berühmte Gangfiſch oder Weiß> 
gangfiſch, auch Wattfiſch (Vadi pisces) zu ſeyn, welcher im 
Bodenfee, beſonnders bey Conftanz, zu Hunderttaufend gefangen, 
eingefalzen und geräuchert weit und breit verfandt wird. Dad 
Fäßchen von 50 Stück koſtet einen Kaifergulden. Sie leben da> 
felbft. ebenfalld8 in großen Schaaren beyfammen, und Fommen 
nur zur Laichzeir im December hervor, wo fie dann mit großen 
Zugnepen gefangen werden, Im Jahr 1290 befam das Klofter 
Salmanns weil jährlich 45,000 Gangfifche ald Zind; 1734 follen 
in einem Zug 46,000 gefangen mworden feyn. Im Züricherfee 
beißen fie Albele, und werden bey Buchberg und der langen 
Brüde zu Rappersweil und Wädensweil ebenfall in Menge ge> 
fangen, und im November und December todt in Kübeln auf 
die Märkte gebracht; in: Vierwaldftädterfee, ebenfo in der Nähe 
vor Stanzflad, von wo feit 1182 eine gemwiffe Menge von diefen - 
Fiſchen dem Klofter Engelberg zum Geſchenk gemacht wird, weil 
in diefem Jahr der Abt Berthold dieſelben gefegnet bat, als fie. 
ihm bey der Ueberfabrt in unzäbliger Menge entgegen Famen, 
um ihn gleihfam zu begrüßen, Sie find am ſchmackhafteſten im 
Auguft und September, Sieben Kiemenftrablen. Hartmann 
Schth. 148. Nenning Fifche des Bodenfeed 1834, 22, Geb: 
ner 38. ig. Albula parva, Migling. Skelet, Rofenthal 
Taf. 5. | 

8. Der Hägling ($S. albula) 

wird nur 6 Zoll lang, und der Unterkiefer reicht Faum em 
wenig hervor, filberglängend, mit röthlichgrünem Rüden, Floſſen 
gelblih, nur 5 Kiemenftrahlen. 

Er mird für das fchmadhaftefte Fifchlein des Züricher, 
Bierwaldftädter, und befonderd des Hallmeiler und Brienzer— 
feed ‘gehalten, wo er Brienzling beißt, zu vielen Taufene 
den ‚gefangen, eingefalgen, an Fäden gebunden, geräuchert, 
verfandt und, mohlfeil verfauft wird. Zu Aucern fol er 
Nacrfifh heißen, weil er ded Nachts gefangen wird. Sie 
Jaihen im July, find im December am fhmadhafteften, und 
werden befonderd im mittlern Theil des Züricherfeed in einer 


“ 


367 


Ziefe von mehr ald 100 Schub gefangen, und befonderd zum 
Frühſtück geröfter und ganz heiß von den Leckermäulern gegeffen. 
Ben hellem Wetter fenfen fie fih, bey trübem fteigen fie empor, 
Geöner 39, Fig. Albula minima. Hartmann Ichth. 452. 
Diefes Fifchlein finder fih auch in allen fhwedifhen Seen, wo 


es Sifldja beißt, im November und December laicht, nnd eben⸗ 


falls in großer Menge gefangen wird, Nildfon 17, 


42. Zunft. Die Shmalmäuler, Häringe 


Leib und Kopf ſtark zufammengedrüdt mit großen, abfältigen 
Schuppen; meift nur eine Rückenfloſſe; die Bauchfloſſen 
weit hinten. 


Sind elliptifhe Fiſche, ziemlich wie die Lachſe, aber ohne 
Fettfloffe, und mit großen Schuppen bedeckt, welche gewöhnlich 
am ſcharfen Bauchrand fägenartig hervorſtehen; der Kopf ift nadt 
und fehmal, dad Maul Fein mit verfchiedenem Gebiß. Die mei: 
ften haben eine Schwimmblafe, und find voll Grätben. 

Sie leben im Meer von Würmern und Heinen Krebfen, und 
manche davon find fo zahlreich, daß fie auf ihren Zügen zu Mil 


lionen gefangen werden, Sie haben ein weiches Leben, und ſtehen 


bald ab. 

Die einen haben weihe Schuppen und einen nadten, glän— 
zenden Kopf; die andern beinharte Schuppen. jene find febr 
zufammengedrücdt oder rumdlich; diefe haben einen gepenzerten 
oder harten, fehuppigen Kopf. 


A. Weihe Häringe: Schuppen dünn und weich, Kopf 
nadt, 


1. Sippſchaft. Die dünnen Häringe 
baben einen ſehr zufammengedrüdten, unten fcharfen Leib. 
a) Die einen haben Feinen Ausfchnitt im Oberfiefer. 
1. G. Die Aehrenfifche (Atherina) 
machen den Uebergang von den Meer-Aefhen zu den Härin- 
gen durch ihre zwey Rüdenfloffen und den dünnen Leib; es find 


568 


Feine, fardellenartige, zufammengedrücte Fiſche, mit dünnen, 
filberglängenden Schuppen; die Bauchfloffen in der Mitte des 
Leibes, zwey kleine Rüdenfloffen weit aus einander, wovon die 
vordere dünne aber einfache Strahlen hat; das Heine, aber ges 
fpaltene Maul mit fehr feinen Zähnen vorfchiebbar; 6 Kiemen» 
ftrablen. Schwimmblafe. h 

Es find Meerfifche, welche fchaarenmweife beyfammen leben, 
und vorzüglich im mittelländifchen Meere vorfommen, wo fie, 
ungeachtet ihrer Kleinheit, ald ein Lederbiffen häufig genoffen 
werden. Gie halten ſich an fandigen Strändern auf, gehen auch 
in die Flüſſe, aus denen fie jedoch bald wieder zurückkehren. Sie 
haben alle ein filberglängended Band auf der Seite, Da die fo 
eben ausgefchloffenen Jungen in ungeheuern Maffen bervorfoms ' 
men; fo beißen fie Nonnat (non nati), nad) dem Worte Aphya 
der Alten, welche glaubten, daß fie nicht aus Eyern, fondern aus 
Schlamm entftänden. 

4) Der kleine (A. aphya) 

ift nur fingerölang und faft durchſichtig, mit Ausnahme‘ ded 
breiten Silberbandes; bat 9 Stacheln in der erſten, 12 weiche 
Strablen in der zweyten Rückenfloſſe, und 1,17 in der Steiß— 
floffe; Sch. 17. Br. 15. B. 6. Wirbel 46. Der Kopf ift ziem» 
lich zugeſpitzt. 

Diefer Fifh beißt auf den balearifchen Inſeln, nah 2a 
Node (Ann. Mus. XIII. pag. 358.), Mocho, Motcho. 

Bey Venedig beißen fie Anguela, und finden fi), nad 
Martens (IM. ©. 426.), in den Canälen der Stadt in fo zahle 
lofer Menge, daß fie des Sommerd alle Morgen unter dem Ges 
ſchrey Anguela, als Futter für die Kaben, ausgerufen werden. 
NR. 9,13. St. 15. Sch. 6,16,6. Br. 16, 3. 6. - Wirbel 46, 
Länge 2 300. Gesner hat diefe Anguela von Venedig felbft 
erhalten und abgebildet ©. 84. Blochs Abbildung, A. F. VII. 
158. T. 393, ift nicht gut. 

2) Eine etwad größere Gattung ( Atkerinn hepsetus, 
boyeri), 

welche an der Inſel Ivica Cabasuda heißt, hat einen dickern 
Kopf, eine kürzere Schnauze, mit einem faſt ſenkrechten Mund, 
groͤßeren Augen, zuſammengedrückten Leib, aber aufgetriebenen 


369 


Bauch. R. 7,13. St. 14. Wirbel nur 44. Die Schuppen find 
auf dem Rüden ſchwarz gedüpfelt, an den Seiten filberglängend. 
Diefe find es befonder8, melde" am füdlihen Franfreih in 
großen Schaaren gefangen merden, und oft 3 Stunden meit in 
die Slüffe heraufſteigen. Gie laihen im Sommer. Diefer Fiſch 
ift meine Erachtens der ächte Hepsetus et Juoil des Rondelet 
(216), von dem er fagt, daß der etwas längere Unterkiefer das 
Maul wie ein Dedel fchließe (Gesner 82. Fig.). Es iſt auch 
mwohl der Lavarone zu Rom und der Cabassous bey Marfeille 
und Genua des Belond (Gesner 84.), offenbar von Ronde> 
letö Atherina s. Sauclez verfchieden. 

3) Der gemeine (Ath. vera) 

ift der größte im Mittelmeer, und beißt zu Nom Latarina; 
im füdlichen Franfreih Melet und Sauclez; wird über 4 Zoll 
lang und faft fingerödid, iſt nebmlicdy wenig zufammengedrüdt, 
oben braun, unten filberglängend, um den Kopf gelblichroth und 
auf der Stirn wie graviert. Sie werden am Strande, und bes 
fonderd in den Meerteichen, in großer Menge gefangen, riechen 
zwar etwas fchlammig, find aber fehr ſchmackhaft und gefund, 
nur baben fie zu viel Gräthen. R. 9, 12. St. 13. Sch. 17. 
Br. 15. B. 6. Es jcheint derfelbe zu feyn, welcher an den bales 
arifhen Infeln, nah 2a Roche 357, Chuclet und Pescio rey 
beißt. Rondelet 217. Gesner 83, ‚Fig. Atherina. Du- 
hamel Pöches I. 6. tab. 4. fig. 3. Cuv. Val. X. 423. A. 
hepsetus. 

4) &8 gibt auch eine Gattung (A. presbyter) 

um die Weftfüfte von Europa. bis zur Nordfee, melde im 
Frühjahr in ungebeurer Menge, befonderd am füdlichen England 
und bey Breft gefangen und wie der Eperlan gegeffen wird. ‚Er 
beißt Pretre, Roseret, Gras dos, und iſt abgebildet bey Du» 
hamel U. 6 3.4.8. 4. Er ift etwas "Peiner als der vos 
tige, heller, oben gelblich oder grünlich mit zerftreuten ſchwarzen 
Düpfeln auf den Schuppen. R. 8, 13. St. 16, Sch. 17, Br, 15. 
B. 6. Wirbel 50. Cuv. Val. X. 439. 

2.06. Die Anfhovi (Engranulis) 

find Feine Fifhe mit fehr Fleinen, abfälligen Schuppen, 

weiten Maul und weiren Kiemen, mit 12 Strahlen. 
Okens allg. Naturg. VI. ae 


370 


4) Der gemeine (Cl. encrasicholus), Anchois; Anchovy, 

wird kaum fpannelang und 4 300 breit, filberglängend, oben 
bimmelblau, der Oberkiefer länger, faft ohne Zähne. Er findet ſich 
um ganz Europa, jedod mehr an den franzdfifchen und. italiänis 
fhen Küften, wo er den ganzen Winter durch, und auch mitten 
im Sommer, ded Nachts bey, Fadelfihein, in großer Menge ges 
fangen, und nahdem man. ihn ausgemeidet und den Kopf abger 
fohnitten bat, eingepddelt in. Kleine Fäßchen gepadt, weit und 
breit. verfendet und wie Gardellen gegeffen wird, 


* 

Er kommt ſchon bey Ariſtoteles unter dem Namen En- 
crasicholus vor, mweldyed bedeutet, daß er die Galle im Kopfe 
babe. Diefer fol auch bitter ſchmecken, und daher wird er jedes— 
mal abgefchnitten, 'wa8 man bey den Sardellen und andern 
Fiſchen nicht thut; die Alten haben daraus fehr gutes Garum 
gemacht, indem fie ihn der Sonne audfeßten, bis das Fleiſch 
aufgelößt war. NRondelet fagt: man könne auf eine appetit: 
Sichere Art dieſes Garum verfertigen, wenn man nehmlich die 
vorher gefalgenen und‘ fodann gemafchenen Fiſche mit Effig, Oel 
und Peterfilie in einer Platte über Kohlen fo Lange rühre, bis 
fie fih in Saft auflößen. ’ Diefe Brübe befördere befonders den 
Appetit, verdünne den Schleim und balte offenen Leib. Bey 
Nizza beißt er Amplova, und kommt das ganze Jahr an der 
Mündung des Vars vor, bey Venedig Sardon. In der Dfifee 
find fie ſehr felten, und zeigen ſich erft im Gattegatz in der 
Nordfee werden’fie häufiger, und ed find fogar die brabäntifchen 
am hoͤchſten geſchätzt. Die meiften werden gefangen bey Bayonne, 
Genua, Kom und Venedig. Ben den Aelterm kommen fie auch 
unter dem Namen Halecula, Apua et Lycostomus (Wolfsmaul 
wegen des weiten Rachens) vor. Bloch, D. F. L 212, T, 30. 
5.2. Gesmer 78. Fig. Enerasicholus ; Willugbbo 226. 
T. P, F.2. | | 


3. ©. Die eigentlichen Häringe, (Clupea) 

haben wirklich einen ſcharfen, fägenartigen Bauhrand, ſehr 
kleine Zwiſchenkiefer und große Oberkiefer mit unbedeutenden 
Zähnen; weite Kiemenſpalten und kammfoͤrmig gezähnte Kiemen⸗ 
bögen. Acht Kiemenſtrablen. 


371 


4) Der Breitling (Cl. latulus), Blanquette; White 
Bait, 

ift wie der folgende, aber noch Fleiner, dünner und breiter, 
die NRückenfloffe weiter vorn, und die Steißfloffe laͤnger; ganz 
filbergläanzend, mit einem fchwarzen Fleden auf der Schnauge. 

Findet fich ebenfo bäufig in der Nord» und Oftfee, wird ebenfo 
gefangen, zubereitet und gegeffen. Beide wurden nur für junge 
Häringe gehalten. Schonevelde Ichth. ©. 41. 

2) Der Spratt (Cl. sprattus), Esprot, Melet; Sprat, 

fieht au mie der Häring, wird aber nur 5 Zoll lang und 
4 breit, bat Feine Adern auf dem Dedel, der Unterkiefer etwas 
länger; 20 Strahlen in der Steißfloffe, 15—16 in der Rüdens 
floffe. Sch. 18. Br. 16. B. 6. Färbung filberglängend, oben 
bläulich, befommt zur Laichzeit einen goldenen Seitenftreifen. 

Findet fich in der Nord: und Oftfee, und au im Nordimeer 
bis Island, gewöhnlich in der Tiefe, kommt aber im Herbft an die 
Küften um zu laichen, und wird dann in großer Menge gefans 
gen, eingefalgen und geräuchert weit und breit verführt und mie 
Sardellen gegeffen;  ift befonderd de8 Winterd an der Themfe 
ein reichliched Nahrungsmittel der Armen. Man fängt oft mit 
einem Zuge viele Tonnen vol. Bloch, D. F. I 206. T. 29. 

8. 2. Willughby ©. 221. 

3) Die Sardelle (Cl. sardina), Sardine, 

fiebt ebenfo aus, wird Faum fpannelang, ift filberglängend, 
oben ind Blaue, hat geftreifte, edfige Deckel, abfällige Schuppen, 
in der Nüdenfloffe 17 Strahlen; der Unterkiefer etwas länger 
und nach oben gebogen. NRüdenftrahlen 18. Sch. 19. St. 18. 
2Dr.'16,.8. 9.7 = 

Findet fih in großer Menge das ganze Jahr um das mefts 
liche und füdliche Europa, und wird befonder8 häufig an der 
Bretagne und im Mittelmeer gefangen, eingefalgen in alle Welt 
verfendet und zum Frühſtück, auch in Salat gegeffen. Sie lais 
hen im Sommer, und werden im Herbft in größter Menge ges 
fifht, bey Nizza jedoch mit befonderem Vortbeil nur ale 5—6 
Sahr. Die Brut heißt Poutino, nah 6 Monaten Halaia, aus⸗ 
gewachfen Sardina, eingefalzen Pissala; dad gemeine Volk ißt 
fie an Zafttagen mit Del und Effi. Risso Productions III. 

24 ® 


372 


451. Brynniche Ichth. 8. Duhamel sect. IM, tad. 16. 
fig. 4. 

4) Der Pilhard (Cl. pilchardus), Celan; Pilchard, 

wird ziemlich. fo groß wie der Häring, 10—12 Zoll lang, 
bat aber größere Schuppen, 6 Ötreifen mitten auf dem Kiemens 
dedel, und Kleinere auf dem Vorderdedel; die Rückenfloſſe weiter 
vorn, gerad im Gleichgewichte des Körperd, mit 18 Strahlen und 
ebenfo viel in der Steißfloffes Feine Zähne, der Unterfiefer länger, 
Oberkiefer ohne Ausfchnittz Färbung filberglängend, Rüden grüns 
lichblau, Rüden: und Schmwanzfloffe blau. 

Sindet ſich befonderd häufig. im Süden von »Enaland und 
im Norden von Franfreich um die Mitte ded July ein, und ver» 
Yiert fi wieder im Herbfl. Man, ftelt Wächter auf hohe Belfen, 
welche feine Ankunft. verkündigen. Sie wird angezeigt durch 
Maffervögel, einen Phosphorſchein des Meers, dur den Geruch 
und. den blauen Silberglang, weichen der Milch verbreitet. Der 
ang. ift fehr wichtig für England, wo man bisweilen in einem 
Zug 100,000 Stück befommt, und in. furzer Zeit. in. einer ein- 
zigen Bucht 700 Tonnen zu. 3,500: Stuͤck. Man fchichtet fie mit 
Geefalz auf die. Erde, läßt fie 14 Tage liegen, fpült fie dann 
ab, thut fie in Tonnen und befehwert fie flarf, wodurch viel 
Thran ausgepreßt wird, den-man zum Brennen und Gchmieren 
braucht. Diefer, Fiſch ift ‚fetter ald der Häring und wird ihm 
daher. vorgezogen, frifh und eingepddelt verfendet und verzehrt, 
jedody nur in der Nachbarſchaft. Bloch, A. F. IX. 40. T. 406. 
Willughby ©. 223. 3.P, 1.5.1. Pennant IL 2. 68. 
5. 161. 

5) Der gemeine Häring (Cl. harengus) , Hareng, 

wird ‚gegen 4 Schuh lang, 2 Zoll hoch, bat ſchwache Zähne 
im beiden: Kiefern, ‚aber Leinen Ausfchnitt in. der. Oberlippe; 
Adern auf dem, Dedel; die Rüdenfloffe mit 48 Strahlen ſteht 
binter dem Gleichgewichte des Leibed, und gerad. darunter die 
Bauchfloſſen; in. der Steißfloffe 16 Strahlen; der Unterkiefer ftebt 
etwas vor; Färbung fülberglängend, der Rüden ſchwärzlich, am 
Kiemendedel ein röthlicher Fleden, der bald verſchießt. 

Er lebt von Laich, und vorzüglidy von kleinen Garneelen, 
Aſſeln u. dergl. Neucrang bat in ihrem, Magen über 60 der> 


373 


gleichen Thierchen gefunden” (De harengo p. 28.), Yeeumen- 
boef dagegen Laich (Brief 97.). 

Seine eigentliche Heimath ift dad Nordmeer, von wo er 
füdlich zieht, in Menge gefangen, eingefalzen und in alle Welt 
verfandt wird, 

Der Häring, welcher ſowohl auf die Tafeln der Reichen als 
der Armen kommt, iſt ſchon feit Jahrhunderten ein Gegenftand 
des Fangs und des Handeld, Schon im drepzehnten Jahrhun⸗ 
dert hat ein Niederländer, mit Namen Beufel, die Kunft erfunden, 
dieſe Fiſche mit Seefalz zu erhalten. Kaiſer Carl V. hat diefem Mann 
zu Ehren, um die Nahmelt an feine wohlthätige Erfindung zu 
erinnern, einen Häring auf feinem Grabe zu Biervliet ın Flan⸗ 
dern verzehrt. Es war zwar die Kunft, Fiſche einzufalzen, ſchon 
den alten Aegyptiern befannt, und man weiß, daß ſchon 1128, 
als der Bifchoff Dtto nah Pommern fam, in der DOftfee Fifche 
eingefalzgen wurden, wie au, daß man in England ſchon 1273 
die Häringe einfalzte, und daß die Holländer ſchon im eilften 
Jahrhundert auf den Häringsfang Schiffe ausſchickten; Beukel 
ſcheint aber doch derjenige zu ſeyn, welcher 1397 daB Eimfalgen 
in Holland verbeffert und allgemein eingeführt hat: auch jept 
noch werden die bolländifchen Häringe für die beften gehalten. 

Man ift noch nicht ganz im Reinen über die Züge der Hä— 
singe. Einige glauben, daß fie au dem ‘Eidmeer kämen, und 
füdlih Bid in die Oftfee und an die Nordfüfte von Franfreich 
zogen; andere dagegen, daß fie, wie alle Fifche, fi bloß in der 
Tiefe aufbielten, und zur LZaichzeit nur an die benachbarten Küs 
ſten kämen. 

Nach Anderſon, der 1723 Bürgermeiſter zu Hamburg 
wurde, wo er Gelegenheit hatte, viele amtliche Nachrichten über 
den Häringsfang einzuziehen, fen der eigentlihe Wohnplab diefer 
Fiſche dad Eismeer, und dad fey auch die Urfache, warum fi 
dafelbft eine Menge Thiere dahin ziehen, welche von ihnen leben, 
mie die Hapfifche, die Delphine und die Finnfifhe, die von den 
Normännern Häringdmale genannt werden, weil man ihre Mägen 
von Häringen angefüllt finde. An Ssland trieben fie diefelben 
in Feine Buchten, um fie zu verfehlingen Auch die. Kabeljaue, 
die Lenge und Schellfiſche nährten fi vorzüglich von Häringen, 


374 


und fie würden von den Walflichfängern mit Fünftlihen Häringen 
aus Blech gefangen. Nach ibm bricht der Hauptſchwarm fon 
früh im Jahr auf, und ein Flügel davon wendet fich mweftlich, 
mo er an Island im März in folcher Menge ankommt, daß dad 
Meer Fraus davon wird, und man fie ohne weiters in die Schiffe 
fhöpfen kann. Ale Buchten werden von ihnen angefüllt. Der 
zweyte Flügel zieht fihb an Norwegen herunter, immer von Dels 
pbinen, Kabeljauen u.f.w. verfolgt, gebt dann zum Theil in die 
Oſtſee, zum Theil an die Weſtküſte von Jütland bis Holftein, 
Friedland und Holland; ein anderer Zweig nach den bittländis 
fhen, orcadifchen Inſeln, nah Schottland, England und Nies 
derland, anderfeitd nach Irland, und von da an die franzöfiichen 
Küſten. Es gehe den Schmärmen gewöhnlich ein fehr großer 
Häring voran, melden die Fifcher Häringsfönig nennen, und 
forgfältig wieder ind Meer werfen, wenn er zufällig gefangen 
worden. 

Bey Hittland (Shetland) verfammeln fi um Johannis 
eine Menge bolländifhe Schiffe (Buisen genannt), welche die 
Häringe während der Nacht, wo fie den Schiffälaternen nachgeben, 
mit großen Nepen fangen. Früber zu fangen ift e8 durch Ges 
fege verboten, weil die Häringe dann noch nicht gut find. Man 
fährt fort bis in den November und felbft December. Bis Mitte 
Suly werden die Häringe durch fogenannte Jagdſchiffe fo ſchnell 
als möglich friſch nah Holand geſchickt; nachher aber ausge— 
fiefef oder abgefehlt (die Kiemen und die Eingemeide, mit Auss 
nabıne ded Roogens und des Milchs, ausgefchnitten), und eins 
gefalzen. Man ließt fie jedoch vorher aus, und padt fie befons 
derd. Diejenigen, welche noch feinen Mil oder Roogen haben, 
beißen Mädchenhäringe; fie find fehr qut und fett, aber nicht 
dauerhaft; diejenigen, welche voll Milch oder Roogen find, heißen 
Vollhäringe; die andern, welche fhon gelaicht haben, Schoten» 
bäringe (von Gefchoffen); fie find fchlechter, und werden, fo mie 
die Vollbäringe, erft mit den Buiſen nach Haufe gebracht, da= 
feldft geöffnet, nieder gefalzen und in andere Tonnen geſchla⸗ 
gen. Die Hamburger laſſen ihre Häringe aus Holland kom⸗ 
men, wieder öffnen und einfalzen, und fodann ins ganze Reid) 
verfenden. Die Güte der holländiſchen Häringe kommt daher, 


375 


daß fie diefelben fogleich ausfiefen, und fchon am andern Tag in 
eichene Tonnen mit grobem fpanifchen oder portugiefifchen Salze 
fhichten, was die andern Nationen nicht fo ordentlih thun. 
(Nachrichten von Island 1746. ©. 51.) 

Bloch beftreitet die genannten Züge, weil e8 nicht möglich 
fey, daß die Häringe vom Frühjahr bis zum Herbſt eine fo un: 
geheuere Reife machen könnten; weil an Island fein eigentlicher 
Häringsfang beftebe, fie auch daſelbſt, nah Horrzbom (Island 
©. 215.), ſich oft in vielen Jahren dafelbft nicht zeigen, und 
nah Fabricius (Fauna groen!. 182.) fogar zu den feltenen 
Sifhen an Grönland gebören; auch fange man in der Oſtſee, 
an Norwegen und an Hittland vom März bid zum Novem— 
ber, und an England dad ganze Jahr einige, an Schottland 
fiihe man bis in den Hornung, und in Nordholland fogar bis 
in den April; felbft an Schweden mürden im Winter gefangen 
(Schwed. Abb. X. 113.). In der Oflfee fange man nur Heinere, 
den fogenannten Strömling, in der Nordfee dagegen größere; 
die Verfolgung durch Wahfifche gebe niet fo weit füdlih; wenn 
die Häringe irgend fo meit zögen, fo könnte man fie nicpt den 
ganzen Sommer hindurch in Menge an Norwegen fangen, und 
mein fie auch wieder im hoben Meer zurüdzögen, wie man 
mepnt, jo würde man fie durch Die verfolgenden Fifche und Vögel 
bemerken, Hieraus fchließt er, daß fie ſich in der Tiefe aufhalten 
und zur Paichzeit, wie andere Fiſche, fi an die Küften begeben, 
und zwar nach ihrem Alter und nach der Witterung zu verfchiede> 
nen Zeiten; im Frühjahr erſchienen daber Fleinere, im Sommer 
größere, im Herbft wieder Fleinere; die Schotenbäringe laichten 
im Srühlinge, die Mädchenhäringe im Sommer, die Vollhäringe 
erſt im Herbft, und dann giengen alle während des MWinterd wies 
der in die Tiefen zurüd, In der Dftfee blieben die Fiſche über— 
baupt, auch der Lachs und die Rachöforele, kleiner ald in der 
Nordſee. 

In der Oſtſee laicht der Häring vom Eisgang an bis in den 
Brachmonat; dann folgt die größere Art oder der Sommer⸗ 
bäring, und endlih der Herbfiflrdinling von Bartholomäi bis 
Mitte September. Sie kommen baufenweife, bleiben 2—3 Tage, 
und fchießen dann mit einem Geräufch, wie von Gußregen, mies 


876 


der ind hohe Meer-zurüd, Der Laich und der Milch wird oft 
in folcher Menge ergoffen, daß dad Meer davon trüb wird, und 
die Netze wie mit einer Rinde überzogen find; die vielen Fiiche 
verbreiten einen widrigen Geruch, und verlieren gewöhnlich durch 
ihr Zufammendrängen die Schuppen, melde auf dem Waſſer 
fhwimmen und den Fifhern ald Kennzeichen dienen. 

Damit flimmt Faber überein, Vom März bis zum May 
dauert der Zug an den dänifchen Küften, und dann wieder vom 
Auguft bis zum November; ebenfo an Norwegen und Finnmars 
fen; dagegen gäbe es Feine Züge an Grönland, Island und 
Färoe; Anderfon ſey durch die Berichte der Schiffer irre geleis 
tet worden, und Horrebom babe ganz recht; in der isländiſchen 
Zandtare ſey der Werth nicht einmol erwähnt, und ed würden 
Dafelbft jahrlih nur einzelne Stüde bemerkt; er felbft habe wäh— 
vend eined drittbalbjährigen Aufentbalt8 nur 2 gefeben; wenn 
bisweilen Pleine Schwärme dafelbft erfchienen, fo möchten fie 
wohl durch Wallfiſche vom gewöhnlichen Zug verfcheucht worden 
ſeyn. Er fey ein lebhafter Fiſch, fletd in Bewegung, ziehe gerad 
aus, balte fih im Sturm zufammen, trete bey fhönem Wetter 
breiter auß einander, fpringe biömweilen über dad Waffer, babe 
zwar fein zähes Leben, rege fich jedoch in den Booten noch flundens 
lang. In ber Edda beißt er Kr) —R ſchreibt man es Sild 

(Fiſche Islands 182). 

Die Vermehrung der Häringe —* ins Unglaubliche, weiter 
als bey irgend einem Fiſch, ſelbſt den Kabeljau nicht ausgenom⸗ 
men. Man berechnet, daß jährlich wenigſtens 1,000 Millionen 
gefangen und wohl ebenfoviel von Raubthieren verfchlungen werden. 
In Nocwegen fieng man bey Swanoe in einer einzigen Bucht 
80 Jachten vol, jede von 100 Tonnen, und eine Tonne mit 
1,200 Stüd. Pontoppidan nimmt an (281), daß ebenfoviel 
in der Bucht erflidt ſeyen, und fchäht daher die Menge auf 
19 Millionen. Fabricius (Reife nach Normegen 1779. ©. 280.) 

fagt: daß man in einer mit einem Netz umipannten Bucht 
manchmal 1,000 Tonnen befomme. Aus Bergen werden jährlich 
einige Hundert Schiffdladungen ausgeführt. Zufammen über 
452,000 Tonnen; mit denjenigen, welche im ande verzehrt wer— 
den, fohlägt man fie auf 400,000 Tonnen an, Die Holländer 


377 


ſchickten jäbrlih 1,000—1,200 Buiſen aus, jede von 25 Laſt, die 
Laft zu 132 Tonnen, was über 600 Millionen Häringe beträgt. 
Aus Schottland werden jährlich 30,000 Tonnen nad Franfreich, 
aus Yarmoutb 40,000 verfhidt. An Nordamerica und an 
Kamtfchatfa werden ebenfall3 viele gefangen, ebenfo in der Oſt—⸗ 
fee, von Schweden und Dänen, 

Die Büdlinge werden, nachdem fie 24 Stunden in Salz 
waſſer gelegen, mit den Köpfen an hölzerne Spieße gereibt 
und in Defen gehängt, melde 12,000 Stück faffen, fodann 
mit Reisholz geräuchert, und nah 24 Stunden in Tonnen 
oder Stroh gepackt. Man nimmt dazu die fetteften. Sn 
Schweden und Norwegen maht man auch Sauerhäringe, ins 
dem man fie in ſchwächerem Salzmaffer und offenen Tonnen eine 
Zeit lang gähren läßt. - Die frifhen Häringe werden gebraten 
oder gefotten mit Effig nur vom gemeinen Mann gegeffen; die 
Pökelbäringe bekanntlich rob wie Sardellen, in Salat und aud 
in andern Speifen. Sie befördern die Eßluſt, und find einem 
verſchleimten Magen vortheilbaft, aber nicht ſolchen Perfonen, 
welche feorbutifh find und an Bruftfrankheiten leiden. 

Die erften Spuren vom Häringdhandel findet man vom Jahr 
4195, wo nah Mador (Anderfon, Geſchichte ded Handels IL. 
557.) die Stadt Dunwich 24,000 Häringe an die Krone abliefern 
mußte; 1285 baben die Niederländer die Befugniß vom König 
von England erwirft, an der Küfte von Yarrzouth zu fiſchen; im 
drepzebnten Jahrhundert gab ‚der dänifche König Erich VI. den 
Hamburgern diefelbe Erlaubnig in der Oſtſee; fie Iegten deßhalb 
eine eigene Häringsmeſſe in Schonen an; eine ähnliche wurde 
4557 zu Yarmoutb von Eduard III. geftiftet, was aber dem 
Handel ſchadete, weil die Fifche verdarben, ebe fie eingefalgen wer— 
den fonnten. Zu derfelben Zeit waren an Norwegen fon mehr 
ald 3,000 Menfchen im September und October mit der Häringd» 
fiſcherey beichäftigt, wie auch noch gegenwärtig; doch werden ihre 
Häringe nur in Polen gefchäpt, weil fie von den tannenen Ton— 
nen einen Harzgeſchmack baben. In Holland mar diefer Handel 
in frübern Zeiten viel blühender als jegt: aber dennoch beſchäf— 
tigen fich, noch viele Taufend Menfchen damit, fo wie in der 
Normandie und Picardig, Er findet fih nicht im Mittelmeer, 


378 


und war daber den Alten nicht befannt. Dad Wort Halex bes 
deutet überhaupt eingefalzene Fifhe und auch Salzlake. Zu 
Rom beißen fie Aringa, und wurden fon zu den Zeiten ded 
Paul Jovius (S. 143), alfo vor 300 Jahren aus der Nordfee 
dahin gebracht. Bloch, D. 5.1. ©. 186. 8. 29. 5.1. Pen: 
nant 3.68. F. 160. Gesner 485. Fig. Harengus, Sfelet, 
Roſenthal T. 4. 
Andere haben einen Ausſchnitt im Oberkiefer. 
6) Die Alfe oder der Mayfifch (Cl. alosa), Alose, 
Shad, 
wird 2—3 Schub lang und ;, fo breit, aber nicht über 
3—4 Pfund ſchwer; bat einen Audfchnitt im Oberkiefer, Feine 
Zähne, der Unterkiefer länger; filberweiß, der Rüden bläulich, 
und ein ſchwarzer Flecken binter dem Kiemenfpalt, zwey braune 
an der gabelförmigen Schwanzfloffe. R. 17—19. Sc. 18. 
St. 22, 23. Br. 15—17. 8.9 
Er findet fihb im Meer um dad nödrdlihde Europa, und 
fteigt im May, mie der Lachs, die Flüffe berauf, befonders 
im Rbein und in der Elbe, wo er bey Nacht in enge 
mit Negen, Reuſen und Angeln gefangen wird. Als Köder 
bedient man fich vorzüglich der NRegenmürmer, in Reufen ges 
fochter Erbfin und Weihrauch. Ste follen die Mufif lieben, 
und daher hiengen. die Fiſcher Schellen an die Nepflangen; 
dagegen follen fie Gewitter fcheuen. Sie find fehr zart, und 
fierben gleich außer dem Waſſer; daher fie auch ohne Verzug, 
meiftend gebraten, gegeffen werden müffen. Im Meer find fie 
mager und unichmadhaft, werden aber immer fetter und beffer, 
je länger fie fih in friſchem Waſſer aufbalten. Sie find jedoch 
voll Gräthen. Der Fiſch mar ſchon den Alten bekannt, und 
Aufoniuß fingt von ihm, Vers 127 *): 
Wen wären unbekannt — 
Auch, auf dem Heerd erzifchend, Die Koſt der Gemeinen, 
| die Alien? 
*) Quis non norit — 
Stridentesque focis, opsonia plebis, Alausas? 


— 


379 


Im Rhein geben fie nicht höher als bis Bafel; bey Straß» 
burg beißen fie Guren, und fommen 4 Pfund fchwer vor. Sie 
fhwimmen im Rhein fihaarenmeife fo hoch oben, daß die Rüden> 
floffe bervorftebt, und laffen ein Grunzen wie Schmeine hören.’ 
Daber fommt mahrfcheiniih der Name Guren, beffer Gurren, 
welches den Ton bedeutet, den die Därme bisweilen bören laffen. 
- Sn der Donau finder fie fi nicht, auch nicht die folgende, ob> 
fhon Gesner jagt, daß fie nicht unter 2 bandbreit Länge 
gefangen werden dürfen (S. 25.). Pallad erwähnt ihrer nicht 
in Rußland. Willugbby 227. Taf. P, 3. Fig. 1. Skelet, 
Meyers Thiere II. T. 92. Agaſſiz V. T. L. 

7) Man unterfcheidet jept davon die Vinte (Cl. finta, 
ficta), Finte, 

melche fihlanfer ift, A4—5 Schwarze Flecken über der Seitens 
linie und deutliche Zäbne bat, Diefer Fiſch hat ganz die Lebens» 
art der Alfe, und wurde daber für diefelbe gehalten. Sie findet 
fihb um ganz Europa, felbft einzeln im Kattegat, wo fie Stockſill 
beißt, bäufiger an und in den Niederlanden, befonderd in der 
Maas, wo fie den Namen Bınt trägt, fommt auch bäufig in die 
Flüffe des weſtlichen Frankreich, befonders in die Loire und die 
Garonne, wo man fie Coulac und Gathe nennt, in Spanien 
Saboga. Anr bäufigften aber kommt fie in die Flüffe ded Mit— 
telmeers, und trägt im füdlichen Sranfreih den Namen Ficte 
und Fennicte, bey Nizza und Rom Laccia; fteigt dur die 
Rhone bis in den Doubs. Auch im adriatiichen Meer fommt fie 
‚vor, gebt in den Po, und aus demfelben in die Seen der italiäs 
nifchen Schweiz, den Zangen» und Lauiferfee, wo fie nicht viel 
über 1 Schub lang und nur 1%, Pfund ſchwer wird. Man 
fängt fie vom Jänner bis nah Oſtern, biömweilen an einem Tage 
3 Eentner, in welchem Falle fie eingefalzgen und auf entferntere 
Märkte gebracht werden. Jung beißen fie Cabbiano, 4 Zoll 
lang Antesino, 9 Zoll lang Agone, und ald folde fommen fie 
fhon Ende Jänner aud dem Meere zurüd; audgemadhfen im 
May heißen fie Scioppo (Hartmann 169.). Ben Benedig 
beißen fie Chieppa, ziehen im März und April in Menge die 
Flüſſe hinauf, wo fie bald die ſchwarzen Seitenfleden verlieren, 
und die dunfelblaue Farbe des Rückens fid dem gewöhnlichen 


330 


Dlivengrün der Flußfifhe näbert (moraud man fließen follte, 
daß fie doch einerley mit dem nördlihen Mapfiſch feyn könn⸗ 
ten). Sm Gardafee findet man auch das ganze Jahr, wie im 
Langenfee, die jüngern Fiſche; fie heißen, wohl nad ihrem Alter, 
Scarabina, Sardena und Agone, und werden für Sardellen ges 
halten. Dieſes hat die Sage veranlaßt, daß fih Meerfifhe in 
diefen Seen aufbielten; fie gehen jedoch ſämmtlich ind Meer zus 
rück, und kommen erft mieder, wann fie reif zum Laichen find. 
Dan fhägt fie am Gardafee febr boch, und fängt biömeilen an 
einem Morgen mehrere Eentner (Martend IL 412.). 

Wad die eltern, mie Belon, Rondelet, Salviani 
und Gesner unter dem Namen Alofe befchreiben, feheint nicht 
andered als diefe Gattung zu fern; fie bieße auch bey den Fran» 
zofen Pucelle, Pulchella. Die Alten follen fie unter dem Nas 
men Thrissa verftanden haben, und von ihnen fommen auch die 
Sagen, daß fie die Mufif Liebe und mit Schellen und Klaps 
pern gefangen merde, wie Aelian (XII.) erzählt: Qui Mareo- 
tim lacum incolunt, Thrissas illic cantu et pulsibus testa- 
rum concrepitantium consonantibus piscantur. Etenim tan- 
quam saltatrices, saltantes in piscatoria ad se comprehen- 
dendas explicata instrumenta incidunt. 

Ronmdrelet erzäblt: das babe er felhft in der Auvergne ers 
fahren; er babe gefeben, mie fie ded Nacht auf den Ton der 
Either berbey gefhmommen und gehüpft ſeyen, und man mit 
einem Netz über 12 Aloſen und Salmen gefangen babe. Nah 
Arbenäus folen fie auch in den Nil geben, was Haffelquift, 
©. 450, beftätigr, jedoch batte fein Fiſch gar Feine Zähne, wohl 
aber die fihmarzen Fleden auf der Seitenlinie. Nah Oppian 
ſchwärmten fie fchaarenmweife im Meer umber (I. B. 244.): 

Chalcides et thrissae passim, abramidesque ferunt, 
Atque catervatim 'pereurrunt aequoris undas, 

Et curvis habitant seopulis et littora visunt, 
Alternantque vias ponti curruntque per aequor. 
Hospitium mutant semper, pontoque vagantur. 


Auch ſteht es bey demfelben Schriftfteller, daß fie mit einem 
Teige von gefottenen Erbfen, Myrrhen und Wein gefangen würs 


381 


ben, und daß man vor die Netze Bögen mit Schellen über das 
Waſſer fpanne, was man vielleicht bloß daher auf die Alfen 
übertragen bat. 


Ein Eremplar von Benedig bat Gesner abgebildet ©. 215 
andere bey Rondelet 220, Galviani 103, Aldrovand 500, 
aus der Tiber, mo fie, nah Paul Jovius Cap. 17, Lac- 
eia beißt, für den fhmachafteften Fiſch gehalten, aber wegen 
der vielen Gräthen nur mit Gefahr gegeffen wird. Sie fümen 
im erften Frübjabr ſehr flruppig und mager an, würden fchon 
nach einigen Tagen fett, aber nicht größer als 1°, Schub, und 
Fehrten anfangs Sommer ind Meer zurüd; fie kamen febr 
gelegen, gerade zur SFaftenzeitz; eben fo gut feven fie im Arno 
und im Pe; im Langen: und Gardafee hießen fie Acones, und 
feyen bdafelbft eben fo gut, aber nicht über 1 Schub Yang; in 
Sranfreih und Spanien viel größer, aber an Geſchmack nicht 
mit den italiänifhen zu vergleihen. Der religiöfe: Dichter 
Bida fagt: er fcheine ihm ein fehr kluger Fiſch zu fenn, weil 
er nicht anders ald fett anfomme, und zwar zur gelegenften Zeit, 
wann das Fleifcheffen verboten fen, nehmlich zur Faften. 


Der Fiſch, welhen Bloch, D. F. J. S. 209. %. 30. $. 1, 
abgebildet, gebört auch hieher. Nach allem bleibt es fehr zmweifel- 
baft, ob es wirklich zwey verfchiedene Gattungen find, befonders 
da Willugihby, ©. 227, feinem Schad oder der Häringsmutter, 
welches wohl ficher die nordiſche Alfe ift, außer dem ſchwarzen 
Sleden hinter dem Kiemenfpalt noch 5—7 über der Geitenlinie 
gibt. Es fcheint, daß die jüngern, welche Agone heißen, die 
Zleden noch nit haben, Auch Nau verfihert (Fifche von 
Mainz S. 98.), daß die Seitenlinie ded Mayfiſchs einige dunkle 
Flecken habe und einige Fleine Zähne im Maul. 


8) An den Antillen, und befonderd an Jamaica und Caro» 
lina wird der Borftenbäring (Cl. thrissa) 

häufig gefangen und gegeffen, jedoch foll er bißmeilen giftig 
feyn. Er wird nur 1 Schub lang, ift fett, aber soll Gräthen; 
der lebte Strahl in der Rüdenfloffe ift in einen Faden verlän> 
gert, die Steißfloffe gerad, dad Maul zahnlod, im Oberkiefer 
ein Ausfchnitt; Färbung filberglänzend, oben bläulih. Er heißt 


382 


dafelbft Savalle, bev den Franzoſen Cailleu-Tassart. Bloc, 
Y. 5. IXX. 35. T, 404. P. Bromne Jamaica 443. 
2. Sippfhaft. Die diden Häringe 

baben einen rundlichen Leib, und daher feinen fcharfen 
Baud). 

4. G. Die Stempelhäringe (Elops) 

gleichen den vorigen, find aber fchlanfer, haben an 30 Kies 
menftrablen, einen platten Stachel oben und unten an der 
Schmanzfloffe, aber Feine verlängerte Rückenborſte. Sie finden 
fi) nur in wärmern Ländern. 

4) Der weftindifche (E. saurus, Argentina carolina) 

wird 1 Schuh Fang, 1'/; Zoll breit, mit großen, ganz filbers 
glänzenden Schuppen und Pleinen Zähnen, der Oberkiefer länger, 
Schwanrzfloffe ausgefchnitten. Die Zunge die, weiß und fnors 
pelig. R. 25. St. 15. 

Finder fih an Bahama und Jamaica, gewöhnlich in ben 
Watten zmwifchen den Inſeln, von mo fie durch die Fluth in die 
Sible geführt, und dafelbft beym Eintritt der Ebbe in Menge 
gefangen werden, indem man die Schleußen fallen läßt. Sie 
werden für ſchmackhaft gehalten, fino gewöhnlich Feiner als die 
Häringe, es gibt aber auch viel größere.  Catesby Taf. 24. 
Sloane II. 282. T. 250. 5. 1. Pounder. 

2) Den oftindifhen (Argentina machnata) 

bat Forffal im rotben Meer entdedt, aber nichts weiter 
von ihm gefagt, als daß er 2'/; Spanne lang und 2 Zoll hoch 
ſey. 8. 33.R. A, 24. ©t. 3, 17. 

5. G. An Südamerica gibt e3 einen ungeheuern Fifch der 
Art, den Karpfenhäring (Megalops), 

deffen Leib aber nicht zufammengedrüdt: und fehneidend ift; 
das Maul voll Bürftenzäbne, in der Kiemenhaut 24 Strahlen; 
der leute Ruͤckenſtrabl fadenförmig verlängert. 

4) Der gemeine (Clupea cyprinoides) 

wird gegen 12 Schuh lang und mannsdick; der letzte Strahl 
der Röckenfloͤſſe und ein Strahl der fihelfdrmigen Steißfloffe 
fadenfdrmig verlängert; der Unterkiefer Yänger und krumm, Fär: 
bung filberglängend, oben bläulich. . 

Diefer Fiſch heißt in Brafilien Camaripu-guaca, und bat ein 


383 


fo mweited Maul, dap leicht der Kopf eines Mannes darinn Plab 
hätte; die Augen find fo groß wie ein Thaler, und die rund» 
lihen Schuppen noch größer, glänzend wie Perimutter und 
Silber; fie bededen ſich A—5mal. Das Fleifh ift zäh, voll 
Gräthen, muß lang gekocht werden, und fchmedt nur, wenn man 
bungerig iſt. Er beißt bey den Europäcen Savalle, Apalike und 
Tassart. Marcgrave 179. Fig. Bloch, A. 5. LX. 32, 
Taf. 403. 

6. G. Die, Pflafterbäringe (Butyrinus) 

find rundlich, wie die vorigen, mit kleinem Mund, 12 Kies 
menftrablen, Bürftenzäbnen in den Kiefern und Pflafterzähnen im 
Gaumen und auf der Zunge, 

1) Der americanifhe (Esox vulpes, Clupea brasili- 
ensis ) 

fiebt aud mie eine Bahforele, 1—1Y, Schub Yang und 
faft noch einmal fo hoch, mit Fleinen Schuppen in Längdlinien, 
oben olivengrün, an den Seiten filberglänzend., Man fann ihn 
braten ohne ihn abzufchuppen, und dann fchnedt er fehr gut; 
wegen der vielen Gräthen aber kann man ihn nicht wohl gefotten 
effen. Marcgrave 154. Fig. Ubarana. Catesby Taf. 1. 
Big. 2. 

7. ©. Die Blederfifhe (Exocoetus) 

find faft vierfihrötige Fifche, mit dünnen, abfälligen Schuppen 
auf Leib und Kopf, und einer Reibe Kielfchuppen unter der 
Geitenlinie; der Kopf ftumpf, dad Maul Flein und ſchief mit 
Fleinen Zähnen; 10 Kiemenflrablen und ungemöhnlid große 
Bruftfloffen, faft fo lang ald der Leib; Nüdenfloffe der Steiß- 
floffe gegenüber, Schwanzfloffe gefpalten; Schwimmblafe groß. 

‚Sie finden fich in den wärmern Meeren truppmeife beyfammen, 
und mwerden unter dem Namen ber fliegenden Häringe von allen 
Seefabrern angeführt. Sie fliegen nicht felten, manchmal, wie 
ed Scheint, zur Luft, gewöhnlich aber von Raubfifhen, und zwar 
den Boniten, Thunnfifchen, Stupföpfen, Haven und Delphinen 
‚verfolgt, aud dem Meer einige Hundert Schritt weit fort, und 
erheben fih mandmal fo hoch, daß fie auf die Schiffe fallen. 
Auf diefem Flug werden fie anderfeit® von Pelicanen wegge— 
fhnappt. Sie find den Sciffern eine angenehme Speife. 


385 


41) Der gemeine (E. volitans, evolans) _ 

wird etma 4 Schub lang, ift filberglängend, oben bräunlich, 
bat eine ziemlich lange Kreuz: und Steißfloffe, und die Fleinen, 
röthlichen Bauchfloffen ftehen weit vorn, ziemlih an der Bruſt. 
R. 13. St. 13. Br. 15. B. 6. 

Diefe Fiſche fcheinen fih im ganzen Weltmeer bis zu F 
Wendekreiſen zu finden, und ſind diejenigen, welche die Seefahrer 
fo oft durch ihren Flug in Erſtaunen ſehen. Er begegnet den— 
ſelben, ſobald ſie gegen die Wendekreiſe kommen, und verläßt fie 
faſt nicht mehr, ſie mögen nach America oder Africa, oder nach 
Indien fahren. Man ſieht bisweilen an Tauſend plöglich ſich 
aus dem Meer erheben, um ſich vor den Raubfiſchen zu retten, 
wobey aber viele den Raubvögeln und den Matroſen auf dem 
Schiffe, welche ſie wie Häringe verzehren, zur Beute werden. 
Die Fiſcher in Braſilien ſtecken ſie lebendig an die Angel, und 
fangen damit eine Menge der köſtlichſten Raubfiſche. Fremin— 
ville erzählt (Iſis 1834. 4449.), daß an Africa ein ganzes 
Dusend auf dad Schiff gefallen fey, welches 18 Schuh über 
dem Waifer gieng. Sie fhießen nicht bloß, fondern fliegen wirk— 
lich, indem fie die Floſſen ſchnell fchlagen, und eine Art Beben 
in der Quft verurfachen. EB ift nicht wahr, daß fie niederfellen, 
wann die Floffen troden werden. Man ſieht fie in magrechter 
Richtung 300. Schub. weit fortfliegen: hält man fie in der Hand, 
fo fchlagen fie die Floſſen, als wenn fie fliegen wollten. Piſo IL. 
©. 61. Fig. Pirabebe. Kolbes Reife IH. 380. Bloch, A. 
F. IX. 14. T. 398. | - 

2) Der italiäniſche (Exocoetus exiliens) 

, gleicht ziemlich dem vorigen, bat aber viel längere und ganz 
hinten ſtehende Bauchfloffen. R. 11, St. 12, Br. 18, 8.6 
Strablen. Die Seiten find ſchön füberglängend, Rücken und 
Floſſen blau. a 

Er findet fihb im ganzen Mittelmeer, wird IE Schub 
lang, fol fih von Pflanzen und Pleinen Thieren ernähren, und 
bat ein fettes, fehr ſchmackhaftes Fleifh, das höher ald der Hä— 
ring gefhäpt wird, Riſſo fagt, fie laichten im Frühjahr, und 
kaͤmen dann, fobald die Winde dad Meer nicht mebr peitfchten, 
beerdenmeife an die Dberfläche; ein Theil bliebe, der andere aber 

\ 


585 


zoͤge mit viel Geraͤuſch nah Oſten; fie durchfloͤgen die Luft nad 
allen Richtungen, wie die Schwalben, büben und fenften fich, 
ftrihen über dem Waffer und befchrieben Krümmungen; von 
Thunnfifchen- und Boniten in Angft gejagt, ſchöſſen fie blindlings 
aus dem Waffer und gerietben auf den Strand. Nach andern 
Beobachtern fliegen fie nur gerad aus. Man nennt fie gemöhns 
lih Meerfihwalben, in Stalien Rondine, Rondola, an Franfs 
reich Hirondelle de mer. Shen bey den Alten fommen flies 
gende Fifche unter dem Namen Hirundo vor, bey Plinius IX. 
Eap. 26, auch bey Ariftoteles IV. Cap. 9,. Oppian Il. 459 
und Atbenäud, aber nur mit wenigen Worten; und fie fdyeis 
nen nicht dieſes Gefchleht, fondern die Meerhäbne, Trigla zu 
mepnen, menigftend Oppian, da er fie-unter die Fiſche rechnet, 
welche ſtechen kͤnnen. Bloch, N. 5. IX. 10. T. 397. Geb 
ner 653. Sig. Mugil alatus. 

B. Die. bewaffneten Häring? 

zeichnen ſich durch große Zähne oder einen gepanzerten - 
Kopf aus. 

3. Sippſchaft. Die Zabnhäringe 

baben febr lange Zähne in den Kiefern, wie die Lachfe. 

8. G. Die Hauerbäringe (Chirocentrus) 

feben auß mie, Häringe, haben -aber in den Kiefern eine 
Reihe Fegelfürmiger Zähne, wovon oben die zwey vordern, unten 
alle außerordentlich lang find; Feine im Gaumen; 8 Kiemens 
firablen; Bauch» und Rüdenfloffe Elein; vor den Bruftfloffen ein 
ſehr Starker Stachel. 

1) Der gemeine (Clupea dentex, dorab) 

wird 2 Schub lang und ift filberglängend, oben bläulich oder 
bräunlich, .im Unterkiefer 12 Zähne. R. 17. St. 34, gegenüber. 

Diefer Fiſch findet fih im rothen Meer, mo er Lyfan und 
Dorab beißt, auch in Dflindien, wo ihn die Franzofen Sabre et 
Sabran nennen. Er bat Fleine und abfälige Schuppen, und 
der Schwanz ift ſtark ausgeſchnitten; die Bauchfloffen find kaum 
fo lang als ein Fingernagel, und über und unter denfelben liegt 
eine bäutige Schuppe, wie ein Flügel derfelben. Der Fiſch ift 
ohne Zweifel eßbar, was aber bey Forffal nicht befonderd bes 
merkt wird. Lacepede X. ©, 48. T. 2. 8. 1. 

Okens allg. Naturg. VI 25 


386 | 


4. Sippſchaft. Die Panzerbäringe 

haben einen mit Knochen gepangerten Kopf. 

9. © Die Kaulbäringe (Erythrinus) 

leben in Flüffen heißer Zander, und fehen faft aus wie Kauls 
köpfe, find nehmlich ziemlich walzig, und haben einen dicken, ges 
panzerten Kopf, aber große Schuppen auf dem Leibe; eine Reihe 
kegelförmiger Zähne in den Kiefern, und dazwiſchen einige Ed: 
zähne, im Gaumen Bürftenzäbne, nur 5 Kiemenftrahlen. Die 
Rüdenfloffe Furz und fteht in der Mitte, Schwanzfloffe rund. 

1) In Südamerica beißt einer Tareira do Rio (Synodus 
Tareira), 

16 Zoll lang, oben bräunli, an den Seiten filberglängend, 
die Floffen braun, mit ſchwarzen Wellen, der Unterfiefer länger, 
in. der Geftalt etwas hechtartig, vorn mit 2 längern Zähnen, 
oben mit 4, womit er fehr ſtark beißt. Er wird gegeffen, bat 
aber viele Gräthen. Margrave 447. Fig. Bloch Syst, 
tab. 79. Agassiz in Spixii et Martii itinere, Pisces 
1829. p. 45. tab. 20, 

10... Die Schlammbäringe (Amia) 

gleichen dem vorigen in den großen Schuppen, dem gepan= 
zerten Kopf und den. Zähnen, hinter denen aber noch Pflafter> 
zähne fteben; fie haben 412 Kiemenftrablen, und die —5 — 
iſt ſehr lang. 

4) Der Fable (A. calva) 

beißt in den Flüffen von Carolina Schlammfifh (Mudfish), 
wird 1 Schuh Yang, ift braun und bat auf der runden Schwanz» 
floffe einen fchwarzen Flecken; wird gegeffen, ift aber nicht häufig. 
Bloch syst. p. 451. tab. 8. 

11. Die Rafpelbäringe (Osteoglossum) 

zeichnen fi durdy ein ungeheured, rauhes Zungenbein aus; 
find übrigens gebaut wie die Kaulhäringe, aber die Rüden» und 
Gteißfloffe find fehr Yang und flehen weit hinten. Sie leben 
ebenfalls in füßem Waſſer. 

4) Der riefenbafte (Sudis gigas), 

in Brafilien, wo er Pirarucu heißt, 5—5 Schub Yang, bis⸗ 
meilen einige Eentner ſchwer, mit großen, Indchernen Schuppen 
und einem fehr rauben Kopf. Oben bräunlichroth, unten weiß. 


387 


Findet fih im Amazonenfirom, im Sapure. Dad Zungen: 
bein ift bey einem Fifh von 3 Schuh Länge 7 Zoll lang, 1'/ 
breit, mit fcharfen Zähnen bededt, und wird, nah Martiuß, 
von den Wilden ald Rafpel gebraucht, um die Subſtanz Gua- 
rana aud den Früchten der Paullinia sorbilis zu zerreiben. Gie 
machen aus diefem Pulver mit Waffer und Zuder ein magen⸗ 
ftärfendes Getränf. Agassiz in Spix et Mart. itinere 
p. 31. tab. 16. 

2) Der Bartbäring (O. vandellii) 

unterfcheidet fih durh 2 Bärtel am Unterkiefer, und durch 
die Verfhmelzung der Steißfloffe mit der Schwanzfloffe. Er. 
findet fh ebenfald in den Flüffen von Brafilien, namentlih im 
Amazonenfitom, über 2 Schub lang und 5 Zoll boch, ſehr zu> 
fammengedrüdt, mit ſehr langen Bruſtfloſſen; der Kopf faft wie 
beym Degenfiih (Trichiurus), jedoch ſtumpf; die Schuppen 
4 Zoll groß, nehförmig gezeichnet, mie getäfelt; Färbung rötb: 
lichgelb, der hintere Schuppenrand hellblau. Dad Zungenbein 
dient ebenfald ald eine Raſpel zum Zerreiben und Ausdrücken 
der Früchte. Nah Freminville (Iſis 1834. 1150.) lebt er im 
Meer an Fernambuf, Para, am Amazonenfteom und an Guyhana, 
alfo wahrfcheinlih an Flußgmündungen, Agassiz,in Spixii 
itin. p. 46. tab. 25. 


43. Zunft. Die Langmäuler oder Hechte 
find ſchlanke, ziemlich walzige Fiihe, oft mit ſtarken Schuppen, einem 
langen, platten Kopf, die Rüdenfloffe und Steißfloffe £lein, weit hinten 
und gegenüber; die vordere Rüdenfloffe fehlt nicht felten; das Maul 
weit gefpalten, voll ftarker Zähne, meift auch im Gaumen und auf ber 
Zunge; die Augen: Elein. 


a. Mit zwey Rücenfloffen. 

1. G. Die Flöffelhechte (Polypterus) 

baben einen langen, faft malzigen Leib, mit beinbarten 
Schuppen bedeckt, melde auch felbft auf die Floſſen laufen; bie 
Steißfloffe ganz binten, die Schmwanzfloffe rund; auf dem ganzen 
Rücken eine Menge einzelner verzweigter Slöffel; der Kopf mit 
Schildchen bededt; die Schnauze glatt und rundlich, mit Fegels 


25 * 


388 


foͤrmigen Zaͤhnen und Buͤrſtenzaͤhnen dahinter; nur ein breiter 
Kiemenſtrahl; Schwimmblaſe groß. 

1) Der gemeine (P. bichir), 

welchen Geoffroy St. Hilaire im Nil entdeckt bat, ift 
einer der merfwürdigften Fiſche, welche es gibt; er mißt 1's 
Schuh, und weicht von allen andern durch die 16—18 getrennten 
Flöffel auf dem Rüden ab, ungefähr wie bey den Thunnfiſchen, 
melche aber zu den Bruftfloffern gehören, und böchft feine, fo zu 
fagen, Feine Schuppen haben. 

Er fieht ziemlich wie eine Schlange aud, hat einen mit 
großen Knochenplatten gepanzerten Kopf, und einen mit Schup⸗ 
pen gepangerten Leib; der Schwanz ift fehr kurz, und beträgt 
faum "5 der Länge; auch die Floffen find fehr Flein, haben aber, 
wie bey den letter: und Frofhfifchen, die Oeftalt von Armen, 
welche fie, wie die Robben, nicht bloß gut zum Schwimmen, fons 
dern auch felbft zum Kriechen brauchen können. Die Vorderfloſſen 
find 2'/; Zoll lang, und daran beträgt der ſogenannte Arm die. 
Hälfte, und ift außwendig mit Schuppen bededt; die Bauch— 
floffen fteben faft ganz hinten, und find nur halb fo groß. Der 
Hauptftrahl eines jeden Nüdenflöffeld ift hart, und endigt in 
zwey ſcharfe Spitzen. Die Geftalt des Kopfes ift ziemlich wie 
beym Hecht, lang und platt, der Unterkiefer etwas vorftehend; 
das Maul breit mit einer doppelten Neihe feiner Zähne, aber 
- Feine auf der Zunge, wie beym Hecht; vorn auf dem Oberkiefer 
zweyh Furze Fäden, und dazwifchen die Naslöcher; die Augen 
klein. Die Schuppenbededung ift ziemlich wie beym Knochen» 
hecht, und bilder fchiefe Bänder, Die Färbung ift meergrün, 
mit einigen ſchwarzen Fleden; unten ſchmutzig weiß, die Seitens 
linie gerad. Im Darmcanal läuft ein Gpiralblatt, wie bey den 
Hayen und Rochen. Beym Hecht ift die Schwimmblafe einfach, 
bier doppelt, neben einander; die große 7 Zoll lang, die Heine 
einen. 

Er ift febr felten, und viele Fifcher befommen ihn nie zu 
feben; für vieled Geld befommt man. im ganzen Jahr faum 
3—4 Stud, und zwar nur bey niederem Waſſerſtand. Er ftedt 
faft immer im Schlamm. Sein Fleiſch ift weiß und ſchmack⸗ 
bafter als bey andern Nilfifhen.. Da man ihn nicht fchneiden 


389 


Fann, fs Pocht man ihn ganz; dann läßt fi die Haut in einem 
Stud abziehen. Geoffroy St. Hil. Ann. de Mus. I. 1802. 
p- 57. t. 5. Egypte 148. t. 3. Sfelet, Agassiz Poissons 
I. tab. 10. 1 | 

2. © Die Spießhechte (Sphyraena) 

find große Fiſche mit zwey Rüdenfloffen, und werden daber 
in die Nachbarfchaft der Bärfche geftelt; ihr Leib ift aber ge> 
ſtreckt wie bey den Hechten, der Kopf gerad und niedergedrüdt, 
mit weiten Rachen und großen, feharfen Zähnen, Unterdedel 
glatt. Die’Bauchfloffen ziemlich meit vorn; 7 Kiemenftrablen. 
Sie Ieben im Meer und find fehr reißende Thiere. 

1) Der gemeine (Esox sphyraena), Spetto, 

wird über 2 Schub lang, ift diinn befchuppt, oben bläulich, 
unten meiß, die untern Floffen röthlich. R. 5, 10. St. 10. 

Findet fih häufig im mittelländifhen Meer, gewöhnlich 
truppmeife beyfammen, ſchwimmt außerordentlich ſchnell, und vers 
folgt fehr heftig andere Fiſche. Er heißt dafelbft Spetto, welches 
Bratfpieß bedeutet, wegen des fpibig vorftehenden Unterkiefers. 
Im DOberfiefer hat er vorn 2 große Schneidzähne, daneben eine 
- Reihe von Beinen hinter einander, und dahinter im Gaumen 
2 Reiben; im Unterfiefer bat er vorn ebenfalld 2 lange und da> 
neben kleinere. Sein Fleifch ift derb, weiß und ſchmackhaft, wie 
dad der Schellfiiche. Zu Rom heißt er Luzzo marino, in Grie⸗ 
chenland Zarganes; Ariftotele8 und Oppian erwähnen ihn 
nur dem Namen nach; er fol der Sudis des Plinius ſeyn (32, 
Cap. 11.) Bloch, A. F. VIII. S. 136. T. 389. Gesner 
4059, Sphyraena prima, Fig" Willugbby 273. T. R, 2. 
Cuv. Val. Hl. 327. Sfelett, Agaffiz V. T. F. 

Am heißen America findet fih ein ganz ähnlicher (Sph. 
picuda), 

welcher fih nur durch braune Flecken auszeichnet, die aber 
auch der vorige in der Jugend bat, Er fol 4 Schuh lang wer⸗ 
den, ſchmackhaft jeyn, aber bisweilen gefährliche Zufälle erregen. 
Parra ©. 91: T. 35. F. 2. Glooh systema p. 110, t.'29, 
f. 1) Cuv. Val. II, p. 340. 8 

2) Der Barracuda (Sph. barracnda) 

findet fih an America, if '6—8 Schub lang, erreicht 


390 


aber biömeilen die ungeheuere Größe von 10 Schuh, und hat 
ganz die fchlanfe Geftalt des Hechts, mit 2 Tangen, fenfrechten 
Zähnen im Dberkiefer, welche bey gefchloffenem Maul neben dem 
Unterkiefer herunter reichen; im Unterfiefer 2 eben fo lange 
Zähne, und dahinter jederfeit8 5 Fürzere. Seine dünnen Schup- 
pen find oben braun, unten weiß. 

Er fhwimmt außerordentlich fihnel, und faft alle andern 
Fiſche werden ihm zum NRaube, ja er bat fchon badende Mens 
fhen angegriffen und aufgefreffen. Er zeigt fich häufig in den 
Watten der bahamifchen Inſeln, und auch fonft noch zwifchen den 
Wendefreifen. Sein Fleiſch ift ranzig, flinfend, unſchmackhaft 
und oft giftig, indem es Erbrechen, heftiges Kopfweh und Aus» 
fallen der Haare und Nägel verurfacht; deffen ungeachtet ‚wird 
es oft von den hungerigen Bahamenfern verſchlungen. Man fol — 
ed jedoch erkennen, wann es giftig ifl. Die Zahne find dann 
gruͤn, und die Leber ſchmeckt bitter, und wenn man einen Eins 
fhnitt in das Fleiſch macht, fo fließt eine weiße Jauche aus, 
Daß fol der Fall fern, wann er in das Meer gefallene Mances 
nillen frißt. Auch die Einfiedlerfrebfe follen dann giftig werden. 
Durch Einfalzgen fol er unfchädlich werden. Rochefort An- 
tilles p.197. Bucune; Du Tertre Antilles204. Sloane 
I. 285. tab. 247. fig. 3. Catesby tab. 1. Cuv. Val. II, 
343. tab. 66. - 

b. Mit einer Rüdenfloffe. 

3.©. Die Knochenhechte (Lepidosteus) 

find fchlanfe, hechtförmige Fifche, mit fhnabelförmigen, ſtark⸗ 
gezäbnelten Kiefern; der Leib mit fleinharten Schuppen bededt, 
mie fchiefed Täfelwerk; die kurze Rüden: und Steißfloffe gegen» 
über; der erfte Strahl aller Floffen ift geſchuppt; beide Kiemens 
häute von je 3 Strahlen hängen unter dem Halfe zuſammen. 

4) Der gemeine (Esox .osseus), Caiman, 

iſt ſehr Schlank, wird 3 Schub Lang, oben grün, unten blaß> 
roth, die 3 hintern Zloffen ziegelrotb mit ſchwarzen Fleden, und 
bat auf dem Rüden berzförmige, an den Seiten länglich vier» 
edige, am Bauch rautenformige Schuppen, von heller und dunfler 
Färbung, wie aus Triangeln zufammengefeßt. 

Findet fih vorzüglih in den Flüſſen Weftindiend, in Ja—⸗ 


391 


maica, Birginien und bey New: York, ift ſehr gefräßig, und läßt: 
fi) daber leicht fangen. Er bat ein fettes, ſchmackhaftes Fleifch, 
und wird wie der Hecht zubereitet. Bloch, A. F. VIIL 140, 
Taf. 390. Willughby App. p. 22. tab. P,8. fig. 2. Cas 
tesby T. 50. Skelett, Agassiz Poissons II, t.A. Schädel, 
Geoffroy A. phil. tab. 12, 

4.08. Die Schneffel (Belone) 

haben einen fehr langen, fihlanfen, faft fehuppenlofen Leib, 
einen fchnabelförmigen, beinharten Kopf mit weitem Rachen und 
Heinen Zähnen; unter der Seitenlinie eine Reihe Kielfhuppen. 
NRüdenfloffe über der Steißfloſſe; Kiemenftrahlen 12. Die Zähne 
fteben wie beym Hecht. 

1) Der Hornhecht (Esox belone), Orphie, ‚Aiguille; 
Gar, Sea-Needle; Horn-Gädda; 

wird 2 Schub Jang, und ift dennoch. nicht viel über fingers— 
did; die Kiefer pfriemenfdrmig, ziemlich wie bey dem fogenanns 
ten Meerrachen; Färbung ſehr fhön und prächtig glänzend, oben 
bläulihfchwarz, an den Seiten goldgrün, mit blaͤuliche De 
mer, unten filberweiß. 

Findet fih in allen Meeren um die ganze Erde, und war 
daber fchon den Alten befannt undallen neuern Fifchfundigen.' 
" Sie halten fih in der Tiefe auf, und kommen vom März bis 
Juny ald die Vorläufer der Makreelen an den Strand, wobeh 
fie fchlangenartig ſchwimmen, und da fie gewöhnlich nur 1—1'/z 
Schuh lang find, häufig eine Beute der) Seehunde, Kabeljaue 
und Dorfche werden. Ihr Gewicht ift Pfund; es gibt aber 
auh 5—4 Schuh lange von 2—A Pfund, ja nah Riſſo fogar 
von 8 Pfund. Sie fpringen oft 1 Schub hoch und einige Schritt 
‚weit aus dem Maffer, und ftoßen mit großer Gewalt auf alles, 
was ihnen in den Weg kommt. Nach Sloane II. S. 283. 
flieg einmal einer an Jamaica einem Schiffer iin feinem’ Boot 
die Schnauze fo tief in die Seite, daß er faft daran ſtarb. Man 
füngt fie mit einem Speer , woran gegen 20 Spitzen, und zwar 
des Nachts bey Fadelfhein, dem ſie nachgehen. Ein Machen 
mit 4 Mann fol auf dieſe Weiſe bis 100 Stud bekommen. 
Sie werden jedoch 'mwegen des magern und zaͤhen Sleifches kaum 
gegeffen, fondern zerfehnitten, eingefalgen und ald Köder gebraudt, 


392 


befonderd an Holland und in der Oſtſee, wo er jedoch auch ge 
säuchert und gegeffen wird. Es verdient bemerkt zu werden, daß 
feine Knochen grün find. Bloch, D. F. J. 236. T. 35. Ges 
ner ©. 10. Acus, prima species. Fig. , Willughby 251. 
T. P, 2.5.4. Pennant 324. T. 63. Skelett, Rofenthal 
Taf. 8. 

Belone des Ariſtoteles iſt die Meernadel, weil er davon 
ſagt, daß ſie zahnlos ſey und unter dem Leibe eine Falte für die 
Jungen habe. Lib. VI. cap. 13. Daſſelbe ſagt Plinius IX. 
Cap. 51 oder 76. 

Raphis fceint aber bey Oppian (IH. 605.) der Hornhecht 
zu feyn, weil er von ihn fagt, daß er mit feinen Zähnen ſich 
in den Nepen veftbalte. 

Acus (Raphides) ubi reti elapsae fuerint, statim rever- 
sae, quasi se ulturae, rete dentibus, quos frequentes ha- 
bent, appetunt, a ita infixae et haerentes capiuntur. 
Schneider. 

2) &8 findet fich ein anderer vom füdlichen England bis zum 
Mittelmeer, der Hüpfer (Scomberesox saurus) heißt, 

und fih vom vorigen dadurdy unterfcheidet, daß die bins 
tern Strahlen der Rüden: und Steißfloffe befondere Flöſſel bile 
den, wie bey den Thunnfifchen. Er wird nur 1 Schub lang, 
aber dicker ald der vorige, und bat einen kürzern, fpipigern und 
aufmwärtd gebogenen Schnabel mit Hleinern Zähnen. 

Er ift fett, und fchmedt wie die Makreelen. Im adriatis 
fhen Meer, befonder8 an der Inſel Liffa, wird er in Menge eins 
gefalzen, in Fäffer gefchlagen und in den Handel gebracht. Er 
fhmedt fehr gut, und wird roh auf Brod gegeffen, wie Neuns 
augen oder Gardellen. Bey Edinburgh in Schottland werden 
bisweilen durch Stürme eine Menge and Land geworfen, Bloch _ 
Systema. 394. tab. 78. fig. 2. Geöner 12. Acus bellonii, 
p- 554.  Lacertus vel Saurus, Fig. Willughby 232, T. P, 
2. F. 5. Pennant II. 325. T. 64. An Corn⸗Wallis heißt er 
Skipper. «Bey Rom fol er Pesce tarantola heißen, 

3) An Brafilien findet fih ein ganz ähnlicher Fiſch, den 
man Halbfchnabel (Hemiramphus brasiliensis) nennt, 

weil der zahnloſe Unterkiefer auch lang iſt, der ‚obere aber 


x 


395 


mit Heinen Zähnchen ganz Furz, wie abgefchnitten, was ihn ein 
fehr fonderbares Ausfehen gibt. Er wird faum 1 Schub lang und 
4 300 breit, ift mit weichen und ziemlich großen Schuppen bes 
det, oben dunkelblau, übrigens filberfacben, der Seitengrath 
‚ grün, die Floffen bläulich. 

Er kommt auch an den Antillen vor, wo er Piper und 
Balaou beißt, für ungemein ſchmackhaft gehalten und in Menge 
des Nachts gefangen wird, indem man etwas Heu auf den 
Schiffen anzündet, welchem fie zu Taufenden nachgehen. Bloch, 
4. 5. VIIL 145. T. 391. P. Bromne ©, 443. T. 45. 5.2. 
Slhoane II. S. 283. T. 250. F. 3. 

In Oſtindien gibt es einen ganz ähnlichen, den man jedoch 
für verfchieden halt. Man macht aus feinem fetten Fleiſch kleine 
Würfte, melche gebraten fehr gut fehmeden follen. Valentyn 
Ind. III. 391. fig. 143. Nieuhoff I. ©. 272. $. 7. Wil- 
IAughbyt. P, 8. f. 3. App. P. 41.6. f. 4. 

5. G. Die, Hecdhte (Esox) 

haben eine Jängliche, platte Schnauze, Zähne im ganzen 
Maul und in den Zwifchenfiefern, aber Feine in den eigentlichen 
Dberkiefern; im Unterkiefer ſehr lange in einer Reihe; nur eine 
kleine Ruͤckenfloſſe weit hinten, Steißfloffe gegenüber. Fünfzehn 
Kiemenftrablen. 

a. Die Stutzhechte (Chauliodus) 

haben einen ſehr kurzen, diden Kopf mit weitem Maul und 
langen Zähnen; die Rüdenfloffe fteht faft auf den Naden, 

4) Der gemeine (Ch. sloani) 

wird 4%), Schub lang, 2'/. Zoll breit, ift dünn, ſchlank, ohne 
Schuppen und grün; der erfte Rüdenftrahl borftenförmig verläns 
gert, und. in jedem Kiefer ragen zween Zähne fehr weit hervor. 
Davor ſteht oben jederfeitd ein Fürzerer, dahinter 2, unten das 
binter 10. Finder fih im atlantifchen Meer bey Gibraltar. 
Catesby Suppl. tab. 9. Vipera marina; Bloch Systema 
430. tab. 85. 

b. Die eigentlihen Hechte. 

2) Der gemeine (E. lucius), Brochet; Luccio; Pike; 
ſchwed. Gaedda, x 

zeichnet ſich insbeſondere durch feine breite, und niedergea 


394 

drücte Schnauze aus, wird gewöhnlich mehrere Schub lang, oben 
fdwärzlich, an den Seiten grau, mit gelben Dupfen, unten weiß 
mit fhmarzen Dupfen. R. 20. St. ı7. 

Die Färbung mwechfelt indeffen fehr nad) dem Alter und dem 
Waffer; im erften Jahr iſt er grün und beißt Grashecht, im 
zweyten grau mit blaffen Zleden, welche erft im dritten Jahr 
gelb werden; die drey hintern Sloffen find ſchwarz gefledt. Man 
bat 17,000 Schuppen gezählt. 

Finder fih in Fläffen und Seen von ganz Europa und Nords 
america, und iſt ſowohl mwegen feiner Raubſucht ald feiner 
Schmadhaftigfeit allgemein befannt. Er haſcht nicht nur kleine 
Fiſche, ſondern auch ſolche, die faft fo groß als er felbft find; 
felbft Waſſervögel und Ratten greift er anz die ungarifchen Fi— 
ſcher, welde eine Menge einfalzen, finden bisweilen Schlangen in 
ihnen; er frißt auch Fröſche, fol aber die Kröten fahren laffen, 
Fiſche mit flacheligen Ruͤckenfloſſen, wie den Barſch, verfchludt 
er nicht fogleich, fondern hält ihn am Kopf zwifchen den Zähnen, 
bis er todt iſt; den Gtichling läßt er ruhig um fich fpielen, und 
wagt e8 kaum ihn anzugreifen. Bloch fand einen jungen und 
daher unerfahrenen Hecht mit einem Stichling im Maul, deſſen 
Rüdenftaheln fih denfelben durch den Gaumen geftschen hatten 
und bey den Naslöchern bervorragten. Gesner erzählt (594): 
Ein Maulthier habe einen Hecht, der fih ihm beym Saufen in 
der Rhone in die Unterlippe eingebiffen, beym Davonlaufen und 
Kopffchütteln aufs Land gezogen und auf die Erde geworfen, 
unge Kaben und Hunde, die man in die Weiher wirft, werden 
fogleih von ihnen gefreffen; bey Krafau habe einer den Fuß 
eines Mädchens angegriffen; junge Gänfe und Bläßhühner finde 
man nicht felten in feinem Magen. Daher heißt er König und 
Tyrann der Wäſſer: Lucius est piscis rex et tyrannus aqua- 
rum, Arnoldus Villanovamus, 

Er wächst ſehr fhnell, und wird ſchon im erften Jahr 8 bis 
10 Zoll lang, im zwenten 12—14, im dritten 18—2035 im ſechs⸗ 
ten fol er fhon 3 Schub, im zwölften 4 Schub Yang feyn. Man 
bat Benfpiele von 6—8 Schuh langen, welche Größe fie in folchen 


Seen erreichen, die fehr uneben find, wo fie mit den Neben | 


nicht gefaßt werden; menn diefed auch der Fall ift, fo zerreigen 


395 


fie oft diefelben und entfommen Hechte von 10—12 Pfund 
find nicht8 Seltened; man hat aber von 30 und 40 Pfund ges 
feben; in Rußland, namentlich, in. der Wolga, merden fie noch) 
viel fchwerer) Sie erreichen ein ſehr hohes Alter, und zwar von 
mehr als 100 Jahren, Kaifer Friedri II. fol, nah Einigen, 
im Jahr 1230 einen Hecht bey Heilbronn, nach Andern bey Kais 
ferdlautern, eingefegt haben, mit einem Ring in dem: Kiemens 
deckel. Man habe denfelben im Jahr 1497, alfo 267 Jahre 
naher, ‚gefangen, und auf dem Ring: die griechifche — 
gefunden: 

Ich bin jener Fiſch, welcher dieſem Weiher zuerſt durch die 
Hände Friederichs II. übergeben worden, den 5. October 1280. 

Sch. habe die Chroniken nachgefchlagen, welche vom Aufents 
balt dieſes Kaiferd handeln. Am 5. October 1250 mar er nicht 
in Deutfchland, fondern in Italien; er bielt fih aber von 1212 
bis 1220 am Rhein auf, und im letzten Jahre umgab er Heil 
bronn mit einer Mauer, 1235. bielt er zu Worms Hochzeit mit 
einer Schmefter des Königd von England, und bielt fih den 
Herbft und Winter über zu Hagenau auf, Später war er im» 
mer in Stalien. In Kaifersfautern, wo der Fiſch abgebildet feyn 
follte, wollte im Jahr 1821, wo ich dafelbft darnach fraate, nie= 
mand etwad davon willen. Indeſſen beißt doch ein Weiher das 
felbft: Kaiſers-Wog. 

Die Laichzeit dauert vom Hornung bis in den April; fie 
find dabey wie blind, und laſſen fich mit den Händen fangen, 
fuhen die mit Rohre bemwachfenen, feichten Stellen; zuerſt 
die jüngern, im Hornung, welche: deßhalb Hornbechte heißen; die 
altern Märzhechte; die-älteften, welche im April kommen, wo 
auch. der Froſch laicht, heißen deßhalb Froſchhechte. Baltner, 
ein ſehr unterrichteter Fiſcher zu Straßburg, hat, nach Wils 
lughby, in einem achtpfündigen 148,000 Eyer gezählt: Er 
wird, außer der Laichzeit, wo es verboten iſt, mit Netzen, Reuſen 
und kleinen Fiſchen, beſonders Bachkreſſen und Alben an der 
Angel gefangen, an welche lehtere er beſonders gern bey trüber 
Witterung beißt, meil fih dann die andern. Fifche auf dem 
Grunde aufhalten. Man berücdt ihn auch. leicht mit der ſogenann⸗ 
- ten Darge, nehmlich einem Fiſch von Meffing mit rothen Augen, 


396 


Das gelingt am beften beym Mondſchein. Er wird auch häufla 
mit dem Speer geftohen, im Norden befonderß unter dem Eiſe. 
Gefangen geben fie fogleich alles von fich, was fie gefreffen haben, 
mwahrfcheinlich weil fie, um unterzufinfen, fich ſtark zuſammen⸗ 
drücken. Auf die Märkte fommen fie von der Größe eines bals 
ben, von 4, 6-10 Pfund; unter 16 Zoll Länge follen fie nicht 
verfauft werden. Man: behauptet, daß die Werfänfer in Eng⸗ 
land ihm den Bauch auffihnitten, um den Käufern zu zeigen, 
mie fett er fen; gebt er nicht ab, fo nähten fie denfelben, ohne 
alle ſchlimme Folgen, wieder zu, befonderd wenn er in Teichen 
mit Schleihen gefeht würde. Sie bekommen bisweilen Hoͤcker an 
den Seiten, wenn ſie ſterben. 
Bey den Römern ſtand ſein Fleiſch in keinem Anſehen, was 

Auſonius beweißt *): F 


Hier auch hauſet, belacht ob der römifchen Mannesbe⸗ 
namung, 
Stehender Teiche Bewohner, *9 Erbfeind klagender 
Fröſche, 
Lucius oder der Hecht, in Löchern, die Röhricht unb 
Schlamm rings 
Dunfelnd umwölbt; er, nimmer gewaͤhlt zum Sebrauds 
der Tafeln, 
Brodelet, wo mit ekelem Qualm Garküchen verdampft 
find. 
Böcking. 
Gegenwäͤrtig iſt ed anders; ſein Fleiſch iſt bey Reichen wie 
beb Armen beliebt, und wird ſelbſt ſchwächlichen Perſonen em⸗ 
pfohlen. Wird auch, beſonders im Norden, eingeſalzen oder ge⸗ 
räuchert, und kommt unter dem Namen Salz⸗ oder Pökelhecht 
in den Handel, beſonders von. Frankfurt an der Oder aus, wo 





) Hic etiam, Latio risus praenomine, cultor 
Stagnorum, querulis vis infestissima ranis, 
Lucius obscurus ulva coenoque lacunas 
Öbsidet; hie nullos mensarum lectus ad usus, ö 
* Fervet fumosis olido nidore popinis. 


597 


fie in Tonnen nach Polen verfendet werden. Man macht auch 
Caviar aus feinem Roogen; friſch jedoch wird er für ſchaͤdlich 
gehalten, wie der vom Barben. 

Sn manchen Ländern legt man auch Hechtteiche an, beſon⸗ 
derö wo der moorige Grund oder die Falte Lage Feine Karpfen 
teiche zuläßt, und fest Weißfifche hinein, auf fandigem Boden 
da8 Rothe und Belbauge und die Güfter, auf moorigem die 
Schleih, oder auch Karaufchen und Karpfen. 

Der Hecht bat ein gutes Gehör, und ſtellt fih auf Rufen 
oder Klingeln zur Fütterung ein. Daß er die Schleib verfchone, 
weil er feine Wunden mit deren Schleim heile, gehört zu den 
alten Sagen. Dad gemeine Volk will in den leicht zerlegbaren, 
langen und zierlihen Schädelknochen die Werkzeuge finden, welche 
beym Leiden Chriſti gebraucht wurden. 

Der Hecht finder fih in ganz Europa bi8 nad Lappland 
binauf; er fehlt jedoch in Island, und fol auch in Spanien nicht 
vorfommen, obfehon er in Stalien, nah Paul Jovius, fehr 
häufig if. Es ift jedoch merfwürdig, daß ibn Martens in 
Dberitalien nicht aufführt. In Rußland findet er fi, nad 
Pallas (Zooph. rossica II. 336.), in allen größern Flüffen 
und Geen in dem fernften Often, felbft noch im Amur, ja im 
Eidmeer und im cafpifhen Meer fehr gemein; in den großen 
Seen nicht felten 4 Schub lang und 20—30 Pfund fhwer. Man 
fängt fie des Winterd mit Neben unter dem Eis in folcher 
Menge, daß fie klafterweiß, wie Holz, für einen Spottpreis ver: 
Fauft und gefroren weit und breit verführt werden. Der Caviar 
davon ift fehr ſchmackhaft. Er fehlt in der Krimm und in 
Kamtſchatka. Er heißt Schtschuka, in Ungarn Chuka, bey den 
Baſchkiren Sortau, bey den Wotiafen Zipe, bey den Dftiafen 
Sart, bey den Sampjeden Pürre. Nah Tilefius gibt es in 
der Newe biöweilen, welche am Unterkiefer ein Bärtel haben, 
wie der Dorſch. Daß fie erſt unter Heinrich VIIL, 1537, in 
England eingeführt worden feyen, widerlegt Pennant dadurch, 
daß 1466 eine Menge bey dem Erzbifhoff von Yorf auf die 
Tafel famen, und fie auch fhon 1496 in einem Buch als gar 
nicht felten aufgeführt wurden. Bloch, D. F. I. 229. T. 32, 
Gesner 590. Fig. Lucius; Willughby 236, T. P, 5, 82 


393 


Marlili © 65 % 22. 141. Pennant I. 320. T. 63. 
Meidinger I. Taf. 10. Skelet, Meyers Thiere I: Taf. 9., 
Rofentbal T. 7. Schädel, Spix Ceph. tab. 1, 2,, Geof- 
froy Anat.. phil. I. tab. 12. Bey Ariftoteled und Pliniud 
kommt er nicht vor. 


Berbreitung der Fifde 


Wenn bey den andern Thierclaffen fomohl die Zahl der Ge: 
fhlechter und Gattungen ald der Individuen in den Falten sonen 
viel geringer iſt, ald in den warmen; fo gilt diefe Regel bey den 
Fiſchen nur bey den 2 erften Rubriken, keineswegs aber bey der 
lesten.. Die Zahl der Häringe, Kabeljaue und Gapeline ift im 
böchften Norden größer ald bey irgend einer Gattung im Süden, 
wo die Manchfaltigkeit der Formen notbwendig der Menge Ab: 
bruch thut: denn wären bier die Individuen der vielen Taufend 
Gattungen ebenfo zahlreich wie im Norden, woher follten fie ihre 
Nahrung nehmen? 

O. Fabricius führt nur 45 Fifhe von Grönland auf, und 
darunter find die meiften aus dem Gefchlechte der Hayen, Klumps 
fiihe, Trüſchen, Scleimfifhe, Groppen, Schollen und Lachſe. 
Die Übrigen find ein und der andere, Reden, Aal, Meerwolf, 
Sandaal, Schlangenfifh, Stubfopf, Spiegelfiih, Lippfiſch, Barfch, 
Stihling und Häring; Süßmafferfiihe gibt ed faft gar Feine. 

Faber bat 49 Gattungen bey Island in denfelben Ver—⸗ 
bältniffen. Er bat noch unter den einzelnen auch die fogenannte 
Seeratte, den Stör, Froſchfiſch, Schiffshalter, Meerhahn, 
Meer:Ulf, Lampris (Zeus guttatus) und den Hornhedt. 

An der Nord: und Oſtſee nimmt die Zahl der Individuen 
fhon bedeutend, und die der Gefchlechter und Gattungen fo 
zu, daß es zu meitläufig wäre fie aufzuführen. Aber im» 
mer haben noch diefelben Gattungen dad Uebergewicht, wie im 
höchſten Norden, und es fehlen die meiften Gattungen, felbft des 


‚399 


mittelländifhen Meeres; die Slupfifhe nehmen jedoch nım aufs 
fallend zu. 

Nilsſon nennt in und um Scandinavien 184 Fifhe, und 
darunter fommen ſchon mehr Lahfe, Karpfen, Trüfhen, Schols 
len, Bärſche, Hayen und Rochen vor, auch mehrere Lippfifche, 
Häringe, Hechte, der Wels, Nadelfiihe, die Meeräſche, Braffen, 
Mafreelen, Meerbähne, die Meerbarbe, der Dradien: und Spin» 
nenfiſch, Meergrundeln, Groppen und Schleimfifche, der Schwerd— 
fiſch, Stör, Mondfifh, die Priden und der Singer. 

Pennant zählt in England 154 Fiſche auf. 

Bon deutfhen Fifchen führt Bloc 130 auf, von denen 
Meerfifhe 40, und mithin 90 Flußfifhe, und darunter haben die 
Karpfen, Lachſe und Bärſche bey weiten das Uebergewicht; es 
finden ſich noch einige Schmerlen, Pricken, Stichlinge und Störe; 
Häring, Groppe, Hecht, Trüfche, Aal und Wels nur einzeln, 

Nau zählt bey Mainz nur 415 Fitzinger im Donauge: 
biet 47, 

Hartmann zählt in den Flüffen und Seen der Schweiz 
56 auf; die übrigen find befonders in der Donau, im Rhein, in 
der Elbe und Oder. In den Flüffen des füdlichen Europas, 
namentlich Italiens, Frankreichs und Spaniens, feheint ed fone 
derbarer Weife nicht fo viel Fifche zu geben, wie in Deutfchland; 
indeſſen bat man nody Feine befonderen VBerzeichniffe. 

Im Mittelmeer nimmt die Zahl der Sefchlechter und Gats 
tungen plöglic zu; außer den Thunnflihen aber und Sardellen 
gibt es Feine, welche heerweiſe erfcheinen. Riſſo befchreibt deren 
382, und darunter faum ein Dugend Flußfifbe. Darunter find 
am meiften Rochen, Hayen, Nadelfifche, Aale, Trüfchen, Schleim: 
fiihe, Meergrundeln, Thunne, Stupfopfe, Drachenföpfe, Meer: 
hähne, Lippfifche, Braffen, Serrane, Schollen, Meeräfchen und 
Sardellen. Auch erfcheinen damit die Hornfiſche, Kofferfifche, 
Schnepfenfifhe, Dedenfifhe, Spinnenfifhe, Sternguder, Peter: 
männchen, Bandfiihe, Schifföhalter, Lootfenfifhe, Meerbarben, 
Schattenfiſche, Sonnenfifh, Pfeilbecht, Gilberfifche, Aehrenfiſche, 
fliegende Fifche, 

In Rußland, welches freylich das nördliche und füdliche, und 
mithin faft einen ganzen Welttheil begreift, befüpreibt Pallas 


400 


as 
241, und darunter find am zahlreichften die Rochen, Hahen, 
Pricken, Klumpfifhe, Störe, Nadelfifche, Groppen, Meergrundeln, 
Schleimfiſche, Trüſchen, Bärſche, Schattenfifche, Lippfifhe, Braſ⸗ 
ſen, Schollen, vorzüglich aber Karpfen und Lachſe. Außerdem 
bat er die Meerratte, den Aal, Meerwolf, Welſe, Spinnenfiſch, 
Schmerlen, Häringe, Thunnfiſche, Meeräſchen, Meerbarbe, Sand⸗ 
aal, Stichlinge, Meerhähne, Petermännchen, Drachenkopf. 

In den heißen Meeren unter dem Aequator vermehrt ſich 
die Zahl der Geſchlechter und Gattungen unverhaͤltnißmäßig, fo daß 
ganze Sippfchaften und Zünfte neu auftreten, wie die Klippfifche, 
die Kugelfifche, Hornfifche, die Fifhe mit blätterigen Schlunds 
knochen, auch die meiften Schattenfifhe, Thunngefchlechter, Lipp⸗ 
fifhe, Braffen, Stupföpfe, Aalgefchlechter, Häringsgeſchlechter 
und Pfeifenfiiche; auch in der Größe übertreffen fie — die 
nördlichen Fiſche. 

Die Haven ſind über die ganze Welt verbreitet; ebenſo die 
Rochen, die Froſchfiſche, Schollen. Quoy und Gaimard haben 
in Freycinets Reife (1824.) 135 Fiſche größtentheils neue aus 
den Meeren der beißen Zone befchrieben, aus 80 Gefchlechtern, mei⸗ 
ſtens Hayen, Rochen, Kugelfiihe, Hornfiſche, Kofferfifhe, Lachs 
artige, Welsartige, Schollen, Aalartige, Schleimfifchartige, Meers 
grundelartige, Lippfifche, Braffenartige, Barfhartige, Thunnfifch 
artige und Klippfifche (Iſis 1827. 1007.). Leſſon bat in Dus 
perreys Reife (1826.) 115 aus 67 Geſchlechtern, größtentheils 
Meerfifche, aufgeführt, die meiften aus den Sippfchaften der 
Hayen, der Hornfifche, Aale, Lippfifche, Led rfiihe, Stußköpfe, 
Thunnfiſche, Klippfifche, Braffen, Bärſche, Drachenköpfe, Stachels 
bärfche, Serrane: (Iſis 1833. 99.) 

Die Zahl aller befannten Fifche wird Krk gegen 4,000 ana 
— 


Zuſammenſtellung. 


Bergleichen wir nun die Fiſche mit den andern Thierclaſſen, 
fo entfprehen fie den Gallertthieren nad folgendem Parals 
lelismus: 


A: Eingemweidtbiere: 


I. Darmtbiere, 
IH. Aderthiere, 
IH. Athemtbiere, 
B. Sleifhtbiere: 
IV. Knochenthiere, 
V. Muskelthiere, 
VI. Nerventhiere, 
VII. Sinnenthiere, 


Gallertthiere: 
Schalthiere: 
Ringelthiere: 


Fiſche. 
Amphibien. 
Vögel. 
Säugthiere. 


404 


Fiſche. 
Amphibien. 
Vögel. 
Säugthiere. 


Bergleichen wir aber die Zünfte der Fiſche mit den Thier⸗ 
claſſen, fo ergibt fich folgender Parallelismus: 


A. Gallerttbiere: 
41. Snfuforien, 
2. Polypen, 
3. Quallen, 
B. Schalthiere: 
4. Muſcheln, 
5. Schnecken, 
6. Kracken, 
©. Ringeltbiere: 
7. Würmer, 
8. Krabben, 
9, Fliegen, 
Fiſche: 
Amphibien, 
Vögel, 
Säugthiere, 


2 


Knorpelfiſche. 
Groppen. 
Kugelfiſche. 


Aale. 
Quappen. 
Grundeln. 


Thunnfiſche. 
Braſſen. 
Bärſche. 
Karpfen. 
Lachſe. 
Häringe. 
Hechte. 


Es laͤßt ſich zwar über dieſe Zuſammenſtellung noch vieles 
rechten, worüber man ſich aber bey der greulichen Unordnung, 
welche noch unter den Fiſchen herrſcht, nicht wundern kann. 

Dean hat die Hahen für die höchſten Fiſche gehalten, wegen 
ihrer Achnlichkeit mit den Amphibien und Walfifhen; allein ihr 
Enorpeliged Skelet deutet eine tiefere Stuffe an, und ed kommen 
darunter Gattungen vor, mie die Prien und Inger, melde 


jederman für die unterſten anfiebt. 


Sie haben eigentlih nur 


Aebnlihfeit mit den unterften Amphibien, nehmlich mit den 


Okens ollg. Naturg. VI. 


26 


* 


402 


Molchen. Die Unbeſtändigkeit der Geſtalt mahnt ſehr an die 
der Infuſorien. 
An die Knorpelfiſche — * man nicht wohl andere anſchließen 


ald die unfürmlichen Dicfföpfe oder die Froſchfiſche und die 


Welfe mit dem fchleimigen Leib und dem weiten Maul. 
Die Kugelfiſche müffen unmittelbar folgen. hr fchups 
penlofer Leib und die Flumpige Geftalt mahnt an die Qualen. 


Auch bier ift der Geftaltenmechfel in beiden re noh 


fehr groß. 

Die fchleimigen Aale, EN, und Grundeln ſtehen auch 
noch auf einer tiefen Stuffe, obfchon ihre Geſtalt anfängt gleiche 
förmiger zu werden. Dem geringelten und bornartigen, oft bes 


fhuppten Leib der Ningelthiere treten parallel die Schuppenfifhe 


auf, melde ſchon faft durchgängig regelmäßig und elliptifch find. 
Die langen oder feheibenfürmigen und feinbefhuppten. thunnar— 
tigen Fifhe mahnen an die Würmerz Die großen und hartſchup⸗ 
pigen Braſſen an die Krebſe; die Bärfche mit ſtacheligem Kopf 
und ſteifen Floſſen an die Inſecten. 

Die Karpfen ſcheinen den Typus der Fiſche vorzüglich an 
ſich zu tragen. 

Die Lachſe gleichen ſehr oft in Geſtalt und Beſchuppung 
den Eidechſen. Vielleicht kann man einſtens alle eidechſenartigen 
Fiſche in dieſe Zunft vereinigen. 

Die Häringe mahnen durch ihre großen und. abfälligen, 
federartig geſtrahlten Schuppen, fo mie durch die großen Ruder: 
floffen und ihre Wanderungen, an die Vögel. Ich glaube, daß 
die fliegenden Fiſche hieher gehören. 8 

Die Hechſte ſcheinen mir endlich wirklich das zu ſeyn, was 
man fie nennt, nehmlich die Könige der Fiſche. Dafuͤr ſpricht 
auch, daß die Zahl ihrer Gefchlechter gering ift, ein merkwürdiges 
Berbältnig, das auch bey der oberftem Zunft der andern Claſſen 
vorkommt. So ift der Menfch das einzige Gefchlecht in feiner 
Zunft; der ftraußartigen Vögel und der crocodillartigen Am» 

phibien, welche in ihren Elaffen gleichfalls oben anfteben, gibt. e8 
auch nur wenig. 

Die Hauptfache in den Schriften über" Naturheſchichte iſt, 
dag man die Geſetzmäßigkeit in der Entwicklung der Natur er⸗ 


405 


Pennt, daß die vielen Taufend Wefen nicht durch einen blinden 
Zufall oder auf Gerathewohl hervorgebracht worden; dad Einzelne 
muß Jeder durch eigenen Fleiß ſich zu erwerben fuchen, 





Die Hauptwerfe über die Fifche find — 


Bey den Griehen:  _ 
Ariftoteles um das Fahr der Welt 3620, oder fait 400 Fahre. vor 
Ehrijti Geburt. 
Aelianus (im zweyten Sahrhundert). — De Animalium natura libri XVIR 
Ed. Schneideri. 1784. I. I. 8. h 
 Athenaeus deipnosophistarum libri XV; Liber VII. de Piscibus. 
Oppianus (im dritten Jahrhundert). Halieuticon sive de Piscatu 
libri V. interpr. Lippio. 1534. 4 ‚in Verſen. Bon Schneider 
überfest in Profa. 1776. 8. Es gibt davon keine deutfche Ueber— 
fegung. 
Unter den Römern: 
Ovidius (im erften Jahrhundert). Halieuticon ed; C, Gesneri. 1556, 
8 Nur wenige Berfe. | 
Plinius secundus; befonders das Bud IX. und XXXIL 
‚Spätere: 
Albertus magnus (aus Schwaben im ı3ten Jahrhundert) de Anima» 
lium proprietatibus. 
Paulus Jovius (im 16ten Jahrhundert) de romanis piscibus; 1524, & 


Bilderwerfe: 


-P. Belon, Hist. nat. des etranges poissons marins. 1551. & 
Petrus Bellonius, de Aquatilibus libri H. 1553. (Translatio prioris.) 
G. Rondeletius, libri de piscibus. 1554. L IL Fol. Fig. 
H. Salvianus, Historia Aquatilium. 1554. Fol. Fig. 
Conradus Gesnerus, Historia Animalium, liber IV., qui est de Pis- 
cium natura, 1558, Fol. 
Deſſen Fiſchbuch von Forer. 1575. Fol. Fig. 
U. Aldrovandus, de Piscibus. 1613. Fol: 
Schonevelde, Ichthyologia Slesvici et Holsatiae. 1624. 4. tab. 7. 
Marcgrave, Historia naturalis Brasiliae. 1648. Fol. Days Lidhtens 
ſt eins Beltimmung in Schriften der Berliner Acabemie. 1821. 
D. Piso, de Indiae utriusque re naturali. 1658. Fol. 


26 ® 


40% 


J onstonus, Historia naturalis de Piscibus, 1649 Fol; 

F. Willughby, Historia piscium. 1636. Fol. Fig 

F. Ruyschii Thesaurus animalium. 1700. 4. 

H. Ruyschii Theatrum animalium. 1710. 

Fr. Valentyn, Beschryving van Oostindien, 1724. Fol. 

Sloane, Jamaica IL 1725. Fol. 

A. Marsill, Danubius pannonico-mysicus, T. IV; 1726, Fol. 

Seba, Thesaurus. 1735. T. IL IH. Fol .: 

Klein, Missus piscium 1—5. 1740, 4. 

Catesby, Nat. hist. of Carolina cet. I. 1. 1731. 4: Deutfh zu Nis 
renberg. 1750. Sol. 

Linnaei Museum Adolphi Friederieci regis. 1754. Fol: 

Gronovii Museum ichthyologicum. 1754, L IL Fol. 

Ejusdem Zoophylacium. 1763. Fol. 

L. Renard, Poissons. 1754. Fol. L I. Fig. 

P. Browne, Nät. hist. of Jamaica I. 1756. Fol: 

Broussonet, Ichthyologia. 1782. L 4. 

Bloch, Naturgefchichte der Fiſche Deutfchlands I-UL 1782. 4. illum. 

Daſſelbe Werk in 8. 1783. illum. 

Deifelben ausländifhe Fifche Bd. I—-IX. 1785—1795. 4. illum. 

Meidiüger, Icones piscium Austriae IV, 1785—1794. cal. 

Lacepède, Hist. nat. des Poissons 1—5. 1798. 4. Ich habe nach der 
Dctavausgabe Jahr 6 der Republit, Bd. I—XAI. citiert. | 

P. Russell, Fishes of Vizagapatam and Coromandel. L IL. 1803. 
Fol. illum. 

Humboldt, Observations de Zoologie. 1805. 1. Il. 4. 

Geoffroy St. Hilaire. in Description de l’Egypte 1809. Fol. Text 
1829. 8. 

Tilefius in Krufenfterns Reife: 1810. LI. ol. 

Hamilton Buchanan, Fishes of the Ganges.. I. 1822, 4, ill. 

Quoy et Gaimard in Freycinet voyage de l’Uranie. 1824. Fol. enl, 

Lesson et Garnot in Duperrey voyage de la Coquille, 1826- 
Fol. enl. 

Cuvier et Valen ciennes, Hist. nat. des Poissons, 1828, tab. i—10. 
etc. 8. enl. 

Spix et Agassiz, Pisces Brasiliae, in itinere Spixii et Martli, 
1829. Fol. col. 

Rüppell, Atlas zur Reife im nördlichen Africa. 1828. Fol. it. 

Derfelbe, Abbildungen neuer Fifche. 1829, 4. 

Derfelbe, neue Wirbelthiere Hft. 4. 1835. Fol., nebſt Nachtrag im 
Sentenbergifhen Mufeum IE 1835. 


405 


Brandt und Ratzeburg, medicinifhe Thiere. I. 1830. 4. ill. 

C. Bonaparte, Fauna italica. 1832. Fascicolo IXII. ill. 

Quoy et Gaimard in D’Urville vöyage de l’Astrolabe. 1834. 
Fol. enl. | 


Derfteinerte Fifcher 
Ittiologia veronese. 1796. Fol. 
Agassiz, Poissons fossiles I-VIL 1833. Fol. enl. 


Syftematifhe Werke: 


Raii Synopsis methodica piscium. 1710. 8. 

Artedi Ichthyologia. 1738. 8. 

Sehr vermehrt herausgegeben von Walbaum. 1789. Vol. I—IV. 
Dazu Schneideri Synonymia piscium. 1789. 4 

Klein, Missus Piscium II. 1742. 4. 

Linnaei systema naturae. 1748 et 1766. ed, 12. 

Gouani Historia piscium. 1770. 4. 

Lacepede, Poissons. 

Bloch, Schneider systema Ichthyvlogiae, 1801. & col. 
Cuvier, regne animal 1817 et 1829, 


Fiſche befonderer Länder: 


Schwenckfeld, Theriotrophaeum Silesiae. 1603. 4. 

Linnaei, Fauna suecica. 1746, 

Pontoppidan, Naturgefchichte von Norwegen. 1753. 

Kramer, Elenchus animalium Austriae inf. 1756. &. 

Schaeffer, Pentas piscium ratisbonensium. 176!. 4. col. 

Haffelguift, Reife nach Paläftina. 1762. 8. 

Wulff, Ichthyologia regni borussici. 1765. 8. 

Brunnich, Ichthyol. massiliensis. 1768. 8. 

Birkholz, Fifhe der Gurmark. 1770. 8. 

Leske, Specimen Ichthyol. lipsiensis. 1774. 8. 

Cetti, Storia naturale di Sardegna. 1774. 3, IL Ueberfeht 1783, 

Forfkal, Animalia orientalia. 1775. 4. 

Pennant, british Zool. IH. 1776. 8. Fig. 

0. Müller, Prodromus Zoologiae danicae. 1776. 

3. Fiſcher, Naturgefchichte von Lievland. 1778. 8. 

0, Fabricius, Fauna groenlandica. 1780. 

Bocks Nat. von Preußen. 1782. 8. 

9. Sanders Bifhe im Rhein, in feinen Bleinen Schriften. L 
1784. 225, 


406 

Nau, Zifhe um Mainz. 1787. 8. 

Siemßen, Fiſche Mecdlenburgs. 1794. 8. 

Schrank, Fauna boica I. 1798. 

Viviani, Poissons de Genes in Annales Mus. VII. 1806. 


®. 2: Hartmanns Befchreibung des Bodenfeeg. 1808. 8. 
Delaroche, Poissons des iles baleares in Annal. Mus. XIII. 1809. 98 


213. Fig. 
Rafinesque-Schmaltz, Caratteri di novi animali. Palermo 1810. 
8. Fig. n 


Risso, Ichthyologie de Nice. 1810. 8. Fig. enl. 

Pallas et Tilesius, Zoographia rosso-asiatica. 1811. II. (publ. 
1831.). Fig. \ 

Low, Fauna orcadensis. 1813. 4. 

Mitchill, Fishes of New-York in Transact. of N.-Y. I. 1815. Fig. 

Lesueur deßgleichen im Journ. ac. of Philadelphia I—V. 1818. Fig. 

Naccari, Ittiologia adriatica in Brugnatelli Giormale di Fisica, 1823 
et 1825. 

Rafinesque, $ifche von Nordamerica im Journ. de Physique. 88. 

Martens Reife nadı Venedig. II. 1824. 407. 

Jurine, Poissons du lac Leman in Mem. soc. phys. de Geneve II, 
1825. 4. 133. 

Risso, Histoire nat. de PEurope meridionale III. 1826. Fig. 

De Nardo, Prodromus Ichthyol. adriaticae; $fi$. 1827. 473. 

©. 2. Hartmann, helvetifche Ichthyologie. 1827. 8. 

Faber, Fiſche Islands. 1829. 4. 

Nilsfon, Prodr. Ichthyol. scandinavicae. 1832. 8. 

Fitzinger, Berzeichniß ber Fifhe im Erzherzogthum Defterreich in 
den Beyträgen zur Landeskunde. I. 1832. 331, 

Nenning, die Fiſche des Bodenfees. 1834. 8. 


Semifhte Werke: 


Richters IchthyosTheologie. 1754. 8. 
Pallas, Spic. zoologica, Fafc. 7 et 8. 1769. 
Lepechins Tagbuch der Reife in Rußland. 1774. 4. 


Anatomie und Phyfiologie: 


Klein, de sono et auditu piscium. 1746. 4. 

J. Meyers Thiere 1748. I. I. Hol. Skelette. 
Geoffroy, l’organe de l’ouie. 1778. Ueberf. 1780. 8. ig. 
P. Campers Bleinere Schriften. I—IIL 1782. 8. Fig. 
Monro, Phyſiologie der Fiſche. (1785.) 1787. 4 


} 407 


Cavolini, generazione dei Pesei. 1787. 4. Ueberfebt 1792. Fig. 

Comparetti, de aure interna. 1789. 4. Fig. 

Scarpa, de auditu et olfactu. 1798. Fol. Deutfd) 1800. a. Fig. 

G. Fiſcher, Schwimmblafe. 1795. 8. Fig. 

Schneiders Sammlung zur Fiſchkunde. 1795. 

Tilefius über die hornartigen Fifcheyer der Rochen und Hayen. 1802. 

4. Sig. 

Humboldt, Luft in der Schwimmblaſe, in Obs. zool. 1805. 

A. v. Humboldt, über die electrifchen Fifche, 1806. 8. Fig. 

Tiedemann, Zifchherz. 1809. 4. 

Rofenthal, ichthyologifhe Tafeln. 1811. A. Fig. 

Spix, Cephalogenesis. 1815. Fol. Fig. 

Geoffroy St. Hilaire, Anatomie philosophique. 1818. 8. Fig. 

Pohl, organum auditus per classes animalium. 1818. 4. Fig. 

A. Retzius, Anatomia Chondropterygiorum. 1819. 4. Fig. 

Treviranud, vermifihte Schriften. III. 1820. 

Weber, de aure aquatilium. 1820. 4. Fig. 

Bakker, Osteographia piscium, 1822. 8. 

Van der Hoeven, de sceleto piscium. 1822. 

Huſchke, Benträge z. Phyſiol. u. N.G. 1824. 4. 

Serres, Anat. comp. du cerveau. 1824. 8. Fig. 

RNathEe, Beyträge zur Gefhichte der Ihierwelt in den Danziger 

h Schriften, Bd. I. Heft 3—a. Bd. H. Hft. 1, 2. 1824, 

Magendie et Desmoulins, Systeme nerveux. 1825. 8. Fig. 

Carus, Erläuterungstefeln zur vergleichenden Anatomie. 1826. 
Heft 1-4. Fol. - 

Fohmann, Saugaderfyftem der Fifche. 1827. Fol. Fig. 

Cuvier, Poissons I. 1828. | 

Baer, Entwicklungsgefhichte der Fiſche. 1835. 4. Fig. 

Rathke, Unterfuchungen über den Kiemenapparat. 1832, 4, Fig, 

Leuckart, Kiemen der Embryonen, 1836. 4. Fig. 


Sifhfang und Handel: 


 Slemmings Gäger. 1724. Fol. I. 
Döbels Fägerprackica. 1754. Fol. IV. 
G. Wagner, der volllommene Fifcher. 1758. 8. 
Duhamel, Traite general des Peches. 1769. 1. H. HI. Fol. Ueberf, 
von Schreber. 1773. 4. 
Bots Natur und Handlungsgeſchichte dev Häringe. 1769, 8, 
I. Sell, De Halecum captura. 1697. 4. 
Riemann, Bifchereywefen, 1804, 8, 


408 


Ehler, Luftfifcheren. ste Auflage. 1813. 8. 

. Bofe, Wörterbuch der Fifcherey. 1810, 8. 

Sidler und Günther, Zeichfifcherey. 1810. 8. 
Tſcheiner, Angel: und Nebfifcherey. 1821. 8. Fig. 

H. Davy, Salmonia, or days of Fly fishing, ed. 2. 1829. 8, 


Wörterbücher: 


Außer den bekannten allgemeinen, nody befonderg: 
Ichthyologia enodata, sive index rerum etc, explicatus ab, I. I. Wal- 
baum. 1793. 4. 114. 


Verzeichniſſe der Literatur: 


Vorzüglich: Artedi renovati bibliotheca ichthyologica cura Wal- 
baumi. 1785. 
Die ebenfalls befannten Werke von: 
Grono» (Bibliotheca regni animalis. 1760.), Cobres, Erſch, Reuß 
(Repertorium, Zoologia). 
Auch Brünnichii Literatura danica. 1783. 
Winther, Enchiridion literaturae sc, r. n. in Dania etc. 1829, &, 


Regiſter 


uͤber die Fiſche (ſechster Band). 


A. 


Aal 119. 
Aalbock 362. 
Aalmutter 145. 
Aalraupe 151. 
Abacatuia 204. 
Abgottfiſch 211. 
Ablette 311. 
Aborre 261. 
Acanthias 61. 
Acanthurus 208. 
Acaramuca 105. 


Acara-pinima 243. 
Acara-pitamba 259. 


Acarauna 214. 
Acerina 251. 
Acipenser 65. 
Aculeatus 176. 
Acus 392. 
—— 208. 
eglefinus 154. 
350 367. 
292. 
Aeſche 358. 
Atos 49. 
Affenfiſch 64. 
Agönen 308. 
Agone 379. 
Asonus 79. 
Aiguille 391. 
Aiguillot 61. 
Alalonga 194. 
Aland 308. 
Aland⸗Bleke 307. 
Albele 312. 366, 


Alben 311. 
Alboro 236. 
Albula 364. 
Alburnus 311. 
Alet 298. 

Aletta 301. 

Alex 201. 

Alfen 312. 
Alosa 378. 
Alpenforelle 347. 
Alpken 365. 
Alfe 378. 

Altes Weib 105. 
Amaul 270. 
Ambassis 274. 
Amia 196. 386. 
Ammodytes 138. 
Ammocoetes 35. 
Amore 174. 
Ampelein 354. 
Amphacanthus 207. 
Amphisile 99. 
Amplova 370. 
Anabas 237. 
Anableps 287. 
Anarrhichas 147. 
Anchorago 339. 
Anguela "368. 
Anguilla 120. 
Anjchovi 369. 
Antacaeus 71. 
Antennarius 76. . 
Antesino 379. 
Anthias 156, 256. 


— ſormosus 248. 
— japonicus 242. 


Anzoletto 178. 
Apalike 383. 
Aphya 170, 292. 368. 
Apogon 273. 
Apron 268, 
Apterichthys 124. 
Apua 170. 370, 
Aquila 48. 

Araneus 81, 174. 
Arbolino 312. 
Argentina 331. 382. 
Asellus 148. 

Afp 310. 

Asper 269. 
Aspidophorus 79. 
Aspredo 84. 

Aspro 268. 
Atherina 367. 
Atinga 116. 
Attilus 69. 
Aufblafer 111. 
Aulostoma 99. 
Aurata 234. 

Auriol 188. 

Arola 312. \ 


BD. 


Bachbumel 208. 
Bagre 90. 

— do Rio 92. 
Baicolo 264. 
Balaou 393. 
Balchen 364. 
Balistes 103. 
Ballerus 319. 


410 


Bambelein 307. 
Bandfifch 140. 
Bandmutreele 206. 
Banstickle 176. 
Bar 263. 

Barbe 294. 
Barbeau 294. 
Barbier 256. 
Barbon 279. 
Barbue 165, 282. 
Barracuda 389. 
Barſch 261. 
Bartgrundel 286. 
Bartmännchen 140. 
Bartumber 247. 
Bass 263. 
Batrachus 77, 75. 
Bauchflofler 272. 
Baudroye TA. 
Bayad 90. 
Becard 339. 
Beilfiſch 328. 
Beinfifch 109. 
Belone 391. 
Berg-gylta 220. 
Berglachs 161. 
Befaanchen 211. 
Besugo 236. 
Betrüger 221. 
Beutelbarſch 255. 
Beutelfiſch 105. 
Bezola 362, 
Bichir 387. 
Bießgurn 285. 
Bissa 124. 
Bitterling 301. 
Bjeluga 69. 
Bjoerkna 316. 
Blado 229. 
Biakbass 253. 
Blakgrunt 241. 
Blak-harry 253. 
Blanquette 371. 
Blarin 291. 
Bla-stal 221. 
Blattlachs 323. 


Blaubäudlein 307. 


Blauling 308. 
Bläuling 364. 
Bleech 316, - 
Bleich 317. 
Blennius 145. 
BDlicca 316. 
Blieq 312. 
‚Bliek 316. 


Blieft 312. 
Bliethe 311. 
Blindaal 124. 
Blitzling 364. 
Bobbo 228. 
Bocca in Capo 79. 
Bockfiſch 216. 
Bockfish 267. 
Bodianus 258. 
Bago 228. 
Bolaccio 255. 
Bondelle 352. 
Bonit 195. 
Boops 228. 
Bordeliere 316. 
Boroche 307. 
Borrugato 248. 
Borftenlachs 330, 
Bosega 278. 
Botargo 202. 
Bottolo 278. 
Boulerot 170. 
Boulereau 169. 
Bourse 105. 
Bouvier 301. 
Box 228. 
Brachſen 317. 
Brachtelein 343. 
Brama 219, .317. 
Branein 264. 
Braſſen 227. 
Bratfiſch 309. 364. 
Bream 317. 
Breitelein 316. 
Breitling 371. 
Breitmänler 74. 
Breme 317. 
Brienzling 366, 
Brochet 393. 
Brosme 149. 
Brummer 77. 
Brusollo 301. 
Bubulca 301. 
Buccanella 258. 


Buchftabenfifit, 254. 


Bucune 390. 
Budd 292. 
Bugo 228. 
Bulbero 326 
Buraco 243, 
Burbaro 326. 
Burbot 150. 
Bursa 107. 
Bürſtel 263. 
Büſchelwels 86. 


| Butt 165. 


Butterfiſch 146. 
Butyrinus 383. 


C. 


Cabacello 301. 
Cabasuda 368. 
Cabassous 369. 
Cabbiano 379. 
Cahrilla 255. 
Cailleu-Tassarts 382. 
Caiman 390. 
Callarias 153. 
Callichthys 82. 
Callionymus 80, 174. 
Camaripu-guagu 382. 
Camuri 268. 
Candil 261. 
Canicula 53. 
Uanna 255. 
Cantena 229. 
Cantharella 236. 
Cantharus 229. . 
Caostello 278. 
Capelan 155. 
Capelin 157. 357. 
Capeuna 243, 
Capidone 299. 
Capito 299. 
Cappa 217. 
Cappone 178. 
Capriscus 103. 
Caramel 227. 
Caranx 190. 
Cardinal 261. 
Carass 320. - 
Carassin 320. 
Carassius 320. 
Carbonarius 153, 
Carcharias 55. 
Carlino 233. 
Carpe de mer 221. „ 
Carpio 323. 
Carpione 347. 
Carreau 320. 
Castangeau 223. 
Catalineta 214. 
Cataphractus 82. 
Catulus 54. 

Catus 92. 
Cavalla 263. 
Cavallo 188. 
Cavaluco 190. 


Cavazzino 302. 
Caveano’ 299. 
Cavedo 299.  _ 
Cavian 306. 
Eaviar 201. 

. Celan 372. 
Centrina 61. 
Centriscus 99. 
Centrodontus: 236. 
Centronotus 185. 
Centropomus 268. 
Cephaloptera 49. 
Cephalus 276, 298. 
Cepola 140. 
Cetola 205. 
Cerna 253. 
Chaboisseau 78. 
Chabot 77. 
‚Chaetodon 210. 
Chaann 255. 
Charmut 86. 
Charr 352. 
Chatoessus. 
Chauliodus 393. 
Chelmon 215. 
Cheval marin 96. 
Chevalier 354. 
Chevene 300. 
Chieppa 379. 
Chimaera 64. 
Chirivita 212. 
Chirocentrus 385. 
Chironectes 76. 
Chirurgus 208. 
Chirus 175. 
Chopa 229. 
Chromis 223, 248.: 
Chrysophrys 234. 
Chub 299. 
Chuclet 369. 
Chuka 397. , 
Ciovolo 278. 
Cirrites 259. 
Citharinus 330. 
Citharoedus 210, 214. 
Citharus 330. 
Clarias 93. 
Clip-bagre 83, 
Clupea 370. 
Coalfish 153. 
Cobitis 283. 
Cobius 170. 
Cockup 268. 

Cod 156. 

Cogniol 190.' 


Coi 237. 

Colias 189. 
Colin 153. 
Colisa 238. 
Conger 123. 
Coquette 214. 
Coracinus 223. 
Corax 179, 
Corb 247. 
Coregonus 361. 
Corveau 223. 
Corvina 247. 
Corvulus 274. 
Corvus 179. 
Corvus rapax 311. 
Coryphaena 217. 


—  Tupestris 161. 


Cottus 77. 
Coulac 379. 
Courpata 276. 
Crenilabrus 221. 
Cricri 243. 
Crocro 243. 
Crucian 320. 
Cuchia 125. 
Cueulus 178. 
Cybium 193. 
Cyclopterus 108. 
Cyprinus 287. 


D. 


Dace 308. 
Dactylopterus 180. 
Daine 248. 
Dama 248. 
Dard 308. 
Dascyllus 241. 
Daurade 234. 
Deckenfiſch 102. 
Degenfifch 143. 
Demoiselle 210. 
Dentex 229. 
Detregan 278. 
Dickkopf 309. 
Dickköpfe 73. 
Dickrücken 242. 
Diodon 115. 
Döbel 300, 302, 
Doctorfifch 208. 
Dolfyn 218. 


Donzella 140, 221. 


Doppelferbe 274, 
Dorab 385. 


4 


Dorade 321. 
Dorado 217. 
Doras 83. 

Doree 205. 
Dormille 283. 
Dornbrachſen 318, 
Dornfifch 305. 
Dorngrundel 285. 
Dorfdy 153. 
Doucet 174. 
Drachenfopf 181. 
Draco 80, 97. 
Dracunculus 174. 
Dragonnet 174. 
Dreyer 361. 
Dules 254. 


E. 


Echeneis 162. 

Eckſchwanz 276. 

Eelpout 150. 

Egli 263. 

Egrefin 154. 

Eidechſenlachs 330. 

Einhornfifdy 209, 105. 

Electrifche -Fifhhe 40, 
115, 126. 

Eleotris 173. 

Eift 304. 

Eller:llige 291. 

Elops 382. 

Elzelen 315. 

Elzer 315. 

Emisole 63, 

Encobio 305. 

Encrasicholus 370, 

Engmäuler 93. 

Engraulis 369. 

Enxada 212. 

Eperlan 307. 356. 

Ephippus 212. 

Epinoche 176. 

Eques 244. 

Equula 206. 

Erythrinus 236. 386. 

Erythrophthalmus 3086. - 

Esox 393. 

— osseus 390, 
Espadon 62, 202. 
Esprot 371. 

Essence d’Orient 312. 
Esturgon 65. 
Etroplus 241. 
Exocoetus 382. 


412 


5. 


Faber 208. . 
Fago 304. 
Fahaca 112%. 
Fähndrich 211. 
Falce 142. 
Fanfre 185. 
Fario 344. 
Fegaro 244. 
Feilenfifch 175. 
Selchen 361, 
Fera 363. 
Fiatola 102. 
Fierasfer 140. 
Figa 102. 

Figo 149. 

Figou 245. 
Fingerfiſch 281. 
Finta 379. 
Fistularia 98. 
Slachmäuler 327. 
Slaggenmann 211. 
Flasco-psaro 112. 
Slederfifch 383. 
Fledermausfiſch 76. 
Flesus 167. 

Flet 167. 

Flira 319. 
Slöffelhecht 387. 
Slunder 167. 
Slußgrundel 283. 
Sölchen 361, 363. 
Forchato 180. 
Forellen 341. 
Foren 306. 
Sornfifch 302. 
Fragoline 236. 
Srauenfifch 302, 316. 
Srofchfifch 74. 
Fundulus 287. 
Furn 299. 
Sürnling 302. 


©. 


Gabelfiſch 180 

Gadus 148. 

Gaedda 393. 

Galeus 58, 63. 

Gallus 204. 

Ganafifih 361, 363, 366. 
Gängling 302, 309. 
Gar 391. 

Gardon 302. 

Gareißel 320. 


Garum 188, 190. 
Gäfe 315, 365. 
Gasteropelecus 328, 
Gasterosteus 176. 
—  ductor 185. 
—  saltator 187. 
Gastrobranchus 33. 
Gathe 379. 
Gatta 54, 147, 
Gattorugine 146. 
Geißbraffen 230, 
Beißelaal 126. 
Gelbauge 306, 
Gemel 93. 


I Gentilhomme 244. 


Germon 194. 
Gewellfifh 151. 
Ghanan 242. 
Ghustera 315. 
Giavetta 300. 
Giebel 319. 


| Giblidyen 320. 


Gichtfifch 216, 212. 
Girelle 221. . 
Girl 211. 

Gladius 202. 
Glahrke 167: 
Glanis 86. 
Glasperlen 312. 
Glattköpfe 217. 
Glaueus 55. 

Glirr 292. 
Glossopetra 57. 
Glyphisodon 240. 
Gnathodon 111. 
Gnitt 302. 

Go 170. 

Goato 170. 

Gobio 78, 293. 


| Gobius 169. 


Goldbraſſen 234. 
GoldEarpfen 321. 
Goldſchwanz 259. 
Golditriemen 228. 


Golowl 304. 


Solubel 301. 
Gorami 238. 


"Gorazo 236. 


Gorette 243. 
Gös 271. 

Göſe 308. 
Gattorusola 147. 
Goujon 293. 
Grasdos 369. 
Grasik 362. 


ı Gräling 308. 
Gräsling 293, 358. 


Gravanche 365. 
Grayling 358. 
Gremille 251. 
Grenadier 162. 
Grisella 286. 
Grisette 211. 
Grislagine 297. 
Grondin 178. 
Groppe 77. 
Growler 254. 
Grundeln 169. 
Gründling 293. 
Grünfifd) 187. 
Gruntiish 243. : 
Grystes 254. 
Guacucuia 78. 
Guaibi-coara 243; 
Guamajaca 110. 
Guaperua 77, 104. | 
Guaracapema 218, 
Guara-Pucu 193. 
Guara-Tereba 191. 
Guatucupa 246. 
Gudgeon 293. 
Gueule rouge 243. 
Gufe 286. 
Guinead 364. 
Gunnellus 146.. 
Guren 379. 
Guretfifch 320. 
Gurnardus 178. 
Güfter 316. 
Gütſch 320. 
Gymnetrus 141. 
Gymnocephalus 253; 
Gymnotus 126. 


9. 
Hadok 134. 
Hägling 366, 
Hake 151. 
Halbfifd, 305. 
Halbfchnabel 392. 
Halecula 370. 
Halex 378. 
Halfterfifch aıı. 
Halsmäuler 73. 
Hammerfiſch 52. 
Haemulon 243, 
Häring 370. 
Häring, fliegender 383. 
Häringsjäger 142. 
Häringskönig 142, 373. 


Harmut 86. 
Harniſchwels 82. 
Haſel 300. 
Hassar 83. 
Hanerhäring 385: 
Haufen 69. 
Hautfloffer 30; 
Hayen 52. 

Hecht 393. _ 
Heilbutte 167. 
Helena 123. 
Helle-Flunder 167. 
Helops 71. 
Hemerocoeta 80. 


Hemiramphus 211, 392. 


Heniochus 211. | 
Hepatus 102, 255; 
Hepsetus 368. 
Heterobranchus 86: 
Heuerling 263, 351. 
Hiatula 255. 
Hippocampus 96, 
Hippoglossus 167; 
Hippurus 217. 
Hirondelle 385; 
Hirundo 179 
Histrio 77. 
Histryx 116. 
Hochgucker 287. 
Hochrücken 101. 
Holacanthus 213. 
Holibut 167. 
Holocentrum 260. 
Hornfifd 103. 
Hornhecht 391. 
Houting 360. 
Huchen 339. 
Huso 69. 
Humantin 61. 
Hüpfer 392. 
Hydrocynus 330, 
48 
Jacob Evertfen 258. 
Jaculator 226. 
Jaguaraca 261. 
Jaqua-Capuare 241, 
Jaqueta 241. 
Jarret 227, 
Jdus 302. 
Jelez 308, 
Tentling 302, 309. 
Jeſen 308. 
Jeſitz 309. 
Jeſuit 241. 


| Sgelfifch 118, 


Iggling 292. 
Jil-⸗Anken 342%. 
Inchada 212. 
Indianfısh 214. 
Snaer 33. 
Insidiator 221: 
Joül 369. 
Johnius 246. 


Joß 302. 


Jozo 170: 
Isabelita 213: 
Sfer 358. 
Isling 292. 
Sfoler 292. 
Julis 221. 
Juoil 369. 


K. 


Kaakan 242. 
Kabeljau 156. 
Kaiferfifch 214. 
Karauſche 320. 
Karpfen 287, 323. 
Karpfenhäring 382. 
Karpfenkoratiche 320. 
Kate 241. 
Katzenwels 92. 
Kaulbarfd) 78. 251. 
Kaulhäring 386. 
Kaulkopf 78. 
Kaulyuappe 78. 
Kelb 330. 

Kerbauge 241. 
Kerbdedel 242. 
Kerbzahn 240, 
Keuling 302. 
Kilchen 365. 

Kin fish 248 
Kleinköpfe 93. 
Kletterfilch 237, 283. 
Kliefche 167, 
Klippfifch 160, 210. 
Klumpfifch 108. 
Knäblein 358, 
Knaller 301. 
Knochenhecht 390. 
Kuorpelfifche 31. 
Knurrhabn 178, 
Kofferfiſch 109, 
Köhler 153. 
Königsfiſch 248. 282. 
Koppe 78. 

Kothfiſch 212. 
Krefien 293. 


\ 


Kräßer 263. 
Kröpfer 111. 
Krötenfifc 76. 
Kuchenfiſch 214, 
Kugelfifiche 108; 
Kühling 302. 
Kutt 252. 
Kyrtus 101. 


Q 


—. 


Laberdan 160. 


Labrax 175, 263» 


Labrus 220. 
Laccia 379. 
Lacerto 190; 
Lachſe 327. 
Lamia 57. 
Lamiola 59. 
Lamprete 35. 
Lamprillon 35; 
Lampris 205. 
Lamproy 35. 
Lampuga 102. 
Langfinner 194; 
Lanzardo 188. 
Lappenfiſch 241; 
Latarina 369. 
Lates 267; 
Lauben 308. 
Laugel 308. 
Lauf 308. 
Lavaret 361. 
Lavarone 369: 
Laxierfiſch 226. 
Rederfifch 207. 
Leng 151. 


Lepidoleprus 162; 


Lepidopus 143. 
Lepidosteus 390. 


Leptocephalus 138; 


Leuciscus 308. 
Lichia 187. 
Lieu 153. 
Limanda 167, 
Lingue 151. 
Kippfifih 220. 
Liquamen 201. 
Lizza 187. 
Lobotes 241. 
Locca 247. 
Loche 287. 
Lodna 357. 
Lodra 174 
Lövsik 362. 
Lootſenfiſch 185. 


415 


414 
Lophius 74. 
Loricaria 82: 
Lotta 150. 
Loubine 263. 
Luccio 393. 
Lucerna 180. 
Lucioperca 270. 
Lucius 397. 

Lump 108. 

Lune 204 _ 
Lupasso 263. 
Lupus 147, 263. 
Lutjanus 221. 
Luvaru 236. 
Luzzo marino 38% 
Lycosiomus 370. 
Lyra 174, 179. 
Lysan 385. 


M. 


Macarello 188. 
Machoiran 90. 
Madel 316. 
Macquarria 242. 
Macrourus 161; 
Maena 226. 
Maigre 244. 
Makreele 188. 
Malapterurus 85, 
Malarmat 180. 
Mallotus 357. 
Malthe 76. _ 
Manatia 49. 
Mangofifh 281. 
Mannfrefler 292. 
Maquereau 188. 
Maraena 296. 
Maräne 362. 
Maraenula 365. 
Maridola 227. 
Mario 71. 
Marsione 170, 
Mar-Ulk 182. 
Massot 221. 
Mauseſſer 299. 
Mayblecke 311. 
Manfifch 3410, 378. 
Manfohre 340. 
Mayling 358. 
Mecdel 316. 
Meer:Aefche 276. 


Meerbarbe 273, 278. 


Meerbarſch 183. 
Meerdrache 97. 
Meerdroſſel 220. 


Meergroppe 78. 
Meergrundel 169: 
Meerhahn 204. 
Meerhecht 268. 
Meerjunfer 221. 
Meerkaraufche 221: 
Meerlerche 146. 
Meernafe 315. 
Meerpferdchen 97; 
Meerratte 64. 
Meerfchlange 95. 
Meerfchleihe 149. 
Meerfcorpion 78. 
Meerteufel 49. 
Meerweih 180. 
Megalops 382. 
Melandrys 193: 


| Melanurus 228: 


Melet 369. 
Menola 227. 
Merlan 152. 
Merlangus 152: 
Merlucius 151. 
Merlus 151. 
Merou 258: 
Merula 221. 
Mesoprion 258; 
Meſſerfiſch 99. 
Meunier 299. 
Miehgurn 285. 
Migling 366. 
Milandre 58. 
Milchfiſch 187: 
Milvus 80. 
Minow 291. 
Mobular 51, 
Mocho 368, 
Moert 304. 
Mola 117. 
Mollera 149. 
Molva 151. 
Mombsa 292. 
Mön 298. 
Monachus 299: 
Monbin 212. 
Mondlachs 330, 
Mondfifch 117. 
Monnier 299. 


Monoceros 105, 209, 


Mord-pierre 286, 
Morella 291. 
Mormo 237. 
Mormyrus 100, 237, 
Morrhua 156. 

Möß 286. 


Moſerlein 151. 
Mouletto 174. 
Mudd 292. 
Mudfish 173, 386: 
Muge 276. 
Mugil 276. 
Mulde 310. 
Mullus 278 
Mundfiich 309. 
Mur:Ual 285. 
Muraena 126. 
Muria 201. 
Musella 315 
Mustela 150. 

— . Tossilis 285; 
Mustelus 61, 63. 
Muttah 275. 
Mydel 361. 
Myletes 329. 
Mystus 89. 
Myxine 33. 


N. 
Nachtfiſch 366. 
Nadelfifch 94. 
Nagelwels 83. 
Nagmaul 270, 
Narce 40. 
Naſe 303. 
Näsling 315. 
Naseus 209. 
Nasus 303. 
Nauerates 163, 185, 
Nefaſch 330. 
Nez 303. 


! Nhandia 92. 


Nilfalm 329, 
Niqui 77. 
Nonna 368. 
Noper 258. 
Nörfling 303. 
Nors 356, 
Novacula 219 


D. 


Dberfottchen 303. 
Obla 297. 
Dblade 228. 
Occa 247. 
Occhiata 229. 
Oculata 229. 
Oert 302. 
Dhnfloffer 119, 
Ohnhaupt 308. 
Okara 258. 


Ombra 245. 

Ombre 358. 

Onos 148. 
Ophicephalus 275. 
Ophidium 139. 
Ophiognathus 126. 
Orada 234. = 
Orbis 114. 
Orcynus 193. 
Orfus 303. 

Organo 179. 
Orphie 391. 
Orphus 236. 
Orihragoriscus 117. 
Osmerus 356. 
Osphromenus 238. 
Osteoglossum 386. 
Ostracion 109. 
Otolithus 246. 
Oxyrhynehus 101, 360.' 


P. 
Paco 329. 
Pagellus 236. 
Pagrus 235. 
Pagur 236. 
Palaia 371. 
Palamida 196; 
Palee 364. 
Palometa 212. 
Pama 246. 
Pample 102. 
Panzermwels 82. 
Papagallo 221. 
Papagenfildy 105, 223. 
Paradiegfifc 281. 
Parapel 242. 
Pardilla 291. 
Paru 103, 214. 
Passer 165. 
Pastinaca 46. 
Pearl 165. 
P£che-bicout 268. 
— lait 187, 
— madame 260. 
— naire 268. 
Pegasus 97. 
Pei d’argent 232. 
Meister 285. 
Pelamys 195. 
Pelerin 63, 
Perca 261. 
Perea formosa 243. 
—  juba 243. 
norvegica 189. 


Perca scandens 237. 
Perce-pierre 286. 
Perche 261. 

de mer 255. 
Percia 255. 
Periophthalmus 172. 
Peristhedion 180. 
Perlfiſch 297. 
Perlon 179. 
Perroquet 105. 
Persego 261. 
Pesce balestra 103. 
Pesce prete 79. 
Pescio rey 369, 
Pessata 312. 
Petermann 80, 77, 
Peteuse 301. 
Petromyzon 35. 
Pfaffenlaus Gers 252, 
Pflaſterhäring 383. 
Pfeifenfiſch 98. 
Pfeifer 285. 

Pfell 292. 
Pflugſcharfiſch 204. 
Drill 291. 
Pfuhlfiſch 283. 
Phager 330. 
Phagros 236. 
Pholis 145. 
Phoxinus 291: 
Phycis 149, 255: 
Physa 112. 
Physeter 62. 
Picarel 277. 
Picaud 167. 


-Picuda 389. 


Pigo 300, 305, 318. 
Pike 393. 

Pilchard 372%. 
Pilchardus. 

Pilot 185. 
Pilotfish 212. 
Pimelodus 90. 
Pink 291. 

Piota 305. 

Piper 179, 393. 
Pirabebe 180, 384, 
Piracoaba 282. 
Pirarucu 386. 
Piraya 329. 
Piriquiba 163. 
Pisaro 188. 
Piscatrix 76. 
Pissala 371. 


Pitfiſch 173. 


4415 


Plaise 166. 
Platax 216. 
Platelle 306; 
Plateron 306. 
Platessa 166. 
Platet 307. 
Platte 316. 

N latteis 166. 
Plattwels 84: 
Platycephalus 174, 
Platystacus 84. 


"| Pleak 311. 


Plechlein 316. 
Plestya 317. 
Pleuronectes 163; 
Plie 166. 

Plötze 306. 
Plouza 306. 
Plünken 316. 
Poesch 252. 
Pogonias 248. 
Poisson lune 212; 
St. Pierre 205, 
de roche 254. 
Pollack 153. 
Pollan 364. 
Polyacanthus 238. 
Polynemus 281. 
Polyprion 253. 
Polypterus 387. 
Pomatomus 274. 
Pomfret 103. 
Porcus 93. 
Portugieſe 213, 
Pounder 38% 
Pourc 103. 
Poutino 371. 
Praſen 317. 
Pretre 369. 
Prien 35. 
Pristipoma 242. 
Pristis 61. 

Psetta 166. 
Psittacus 107. 
Pterois 183. 
Pucelle 380. 
Pulchella 380. 
Pürre 397. 


Q. 


Quappen 144. 
Queiſe 80. 
Querder 35. 
Quidd 292. 


116 
R. 


Raasch 85. 
Rabenfild) 223. 
Raff 168. 
Ragno 80. 
Raii 329: 
Raja 39. 
Raina 326. 
Rana 75: 
Rankenbarſch 259; 
Rapfen 310. 
Raphis 392. 
Rappen 310. 
Rascasse 181; 
Raſchal 330. 
Rafpelhäring 386. 
asoir 219: 
Rat 79 
Raufe 306. 
Rauhköpfe 240. 
Razza 39: 
Redman 261. 
Reechling 263. 
Regalecus 141. » 
Regenbogenfiſch 221. 
KReißlauben 307... 
Remora 163. 
Renken 361: 
Requin 55. 
Rex halecum 14i. 


— mullorum: 273. 


Rhein-Anken 342. 
Rhinobatos 46; 
Rhombus 165. 
Nirdforen 306. 
Rinkenfiſch 143. 
Ritter 354. 
Ritterfiſch 244; 
Ro 219. 

Roach 308. 
Robalo 268. . 
Rochen 39. 
Röckel 168; 
Rodo 242. 
KRöhrenfifc 97: 
Ronco 243. 
Rondanin 219; 
Rondola 385. 
Ronson 352. 
Roseret 369. 
Rosse 304. 
Roßmakreele 187: 
Rotengle 306; 
Roth 354. 


| Kothauge 304. 


Rothäugle 312, 
Rothbart 279; 
Röthelein 352. 
Rothfeder 308. 
Rothfiſch 182. 
Rothfören 354. 


1 Rothforelle 352, 


Röthling 256: 
Rothmaul 243; 
Rokten 304: 
Robfolben 78. 
Rouget 178, 279; 
Rousseau 236. 
Roussette 53; 
Rud 306. 
Rudda 320. 
Rufe 251. 
Rufolk 151. 


Rundmäuler 273. 


Ruthenus 71. 
Rutilus 304. 
Rutte 151. 
Rypticus 253; 
Ryßling 292. 
©: 
Sablar 314. 
Saboga 379. 
Sabran 385. 
Saccopharynx 126; 
Siügbarich 254. 
Sägenlachs 328. 
Sägfiſch 61. 
Saerta 315. 
Salar 332. 
Sälbling 350. , 
Salmarinus 350; 
Salmo 332. 
Salpa 228. 
Salsamentum 197. 
Saluth 88. - : 
Salvelinus 350, 
Sandaal 138. 
Sander 270. 
Sanguinerolo 291. 
Sar 231. 
Sarda 195. 
Sardelle 371, 
Sardine 371. 
Sari 306. 
Sargus 230. 
Sarpa 228. 
Sarpanzo 274. 
Sart 397. 


Sasali 326: 
Sattelfifch 21%: 
Sauclez 369. 
Sauger 163. 
Saugfiſche 31. 
Saupe ‚228. 
Saurel 190. 
Saurus 330, 39% 
Savalle 382. 
Savonnier 253s 
Scad 190. 
Schrabina 380 
Sarda 317. 
Scardola .306.. 
Scardova 306. 
Scardula. 317. , 
Scarus. 107, 223, 


| Scatophagus 212 


Scavargino. 312%. 
Schafskopf 233. 
Schaid 87. 
Schattenfifch 244; 
Schaubfiſch 263, 
Scheermeſſerfiſch 219: 
Scheibenfifche 101. 
Scheib-Pleinzen 319. 
Scheilan 92. 
Scheitel 319. 
Schellfiſch 154, 
Scherg 7L « 
Scherrich 310. 

Schied 310. 
Schiffshalter 162. 
Schilbe 89, 
Schildfiſch 162. 
Schill 270. j 
Schläfer 173, | 
Schlammfiſch 173, 386. 
Schlammhäring 386. 
Schlammpeitzger 283. 
Sclammfpringerj 172. 
Scylangenfifch 139; 
Schlangenkopf 275. 
Schlangenzunge 57. 
Schleimfiſch 145. 
Scyleihe 296.. 
Schmalköpfe 184. 
Schmalkopf.138,- 
Schmerle 283. + 
Schnabelbarfd 260. 
Schnabelfüpfe 94: 
Scnäpel 360... .; 
Schnäpperfiſch 208s. 
Schnauzenbraſſen 226. 
Schneffel 391... _. 


Schneiderfifch 292. 
Scyneiderfifchel 311. 
Schnepfenftfch 99. 
Schnotfifch 300. 
Schnuraal 141. 
Scholle 163. 
Schräß 252. 
Scraitfer 252. 
Schroll 252. 
Scuppenfloffer 209. 
Schützenfiſch 225. 
Schwachfiſch 246. 
Schwal 302. 
Schwärmer 210. 
Schwerdfiſch 202. 
Schwirre 331. 
Schwuppe 319. 
Sciaena 244. 
Scioppo 379. 
Sclavenfifd) 254. 
Scolopax .99. 
Scolopsides 241. 
Scomber 188. : 
— pelagicus 206. 
Scomberesox 392. 
Scorpaenä 181. 
Scorpis 181. . 
Scorpius 78, 181. 
Scorzone 54. 
Scerofa 181. 
Scrofano 181. 
Scyllium 54. 
Sea Needle 391. 
Sebastes 182. 
Seegrundel 146. 
Seehahn 178. 
Seelen 308, 361. 
Geeraße 64. 
Seefchwalbe 179. 
Seewolf 147. 
Geibling 350. 
Seider 309. 
Geifenfifch 253. 
Selawa 312. 
Selintan 274. 
Sengele 286. 
Sennal 237. 
Senſenfiſch 141. 
Sephen 48. 
Serpe 328. 
Serrana 244. 
Serranus 254. 
Serrasalmo 328 
Serucha 306. 
Setzling 326. 


Sewrjuga 71. 
Sfogio 165. 
Shad 378. 

Shal 92. 
Shelley 364. 
Ship-Jak 187. 
Sichling 314. 
Sig 302. 
Siganus 207. 
Siklöja 367. 
Silberfifdy 204, 331. 
Silberlachs 340. 
Sild 376. 


‚Sillago 260. 


Silurus 86. 
Simia 65. 
Sinetz 319. 
Singha 319. 
Sintepa 319. 
Skall-Id 297. 
Skar-Knif 314. 
Skipper 392. 
Slom 357. 
Smaris 227. 
Smelt 357. 


'Snoek 268. 


Soetta 303. 

Sola 275. 

Soldat 82. 
Solea 164. 
Solenostomus 97. 
Sonnenfifch 205. 
Sogho 260. 

Sopa 319. 
Sorcier 268. 
Soroga 306.: 
Sorring 260. 
Sortan 397. 
Spada 202. 
Sparlo 233. 
Sparulus 233. 
Sparus 227. 
Sperga 255. 
Spetto 389. 
Sphagebranchus 124. 
Sphyraena 331, 389. 
Spiegelfifh 204. 
Spiering 357. 
Spierling 292. 
Spießhecht 389. 
Spigola 263. 
Spinachia 177. 
Spinarella 176. 
Spinnenfild 174; 


-Spirlin 307. 


Okens allg. Naturg. VI. 


417 


Spitzköpfe 73. 
Spitlauben 311. 
Spisfchnauze 100. 
Spisfhwanz 144. 
Spratt 371, ” 


1 Sprenzling. 


Spritzfiſch 215. 
Sproll 326. 
Sprotf 371. 
Spute 64. 
Squadro 299. 
Squaglio 299. 
Squaletto 312. 
Squalus 52, 299. 
Squatina 62. 
Squeteaque 246, 
Squirrel 261. 
Squirrelfish 243. 
Stachelbarfch 183, 260. 
Stamm 297. 
Steinbarfch 267. 
Steinbeißer 285. 
Steinpider 79. 
Stempelhäring 382. 
Sterlet 71. 
Sternguder 79. 
Sternicolo 307. 
Sternoptyx 328. 
Sternfeher 79. 
Stihling 176, 268. 
Stierfifc 213. 
Stiklebak 176. 
Stint 356. 
Stirnmäuler 79.* 
Stodfifch 151, 160. 
Stoeker 190. 

Stör 65. 
Stornazzo 307. 
Stretta 300. 
Strigion 308. 
Stromateus 102. 
Strontfifch 212. 
Strunfe 307. 
Stüben 361. 
Stummelfloffer 118, 
Stumpfköpfe 217. 
Stutzhecht 393. 
Stylephorus 141. 
Sudak 271. 

Sudis 386, 389. 
Sula 271. 
Surmulet 279. 
Syllo 271. 
Synagris 230. 
Synbranchus 125. 


27 


418 


Syngnathus 94, 
Synodon 230. 
Synodontis 92% 
'Synodus 386. 


T. 


Zabadspfeifenfifch 98. 


Tabaro 236. 
Taenia 141. 
Zafelfifch 211. 
Tanche 296. 
Tanna 229. 
Tarantola 331, 392. 
Tareira 386. 
Tarichos 196, 
Zaran 315.1 
Tassart 383. 
Zäubchen 241. 
Taurichthys 213. 
Temnodon 187. 
Temolo 293, 358 
Templador 39. 
Terpugh 175. 
Testard 299. 
Tetragonurus 276. 
Tetrodon 111, 
Teuthys 207. 
Therapon 254, 
Thon 191. 
Thrissa 380, 381. 
Thunn 188. 
Zhunnfifche 184. 
Thymallus 358. 
Thynnus 191. 
Tinca 296. 

Tinca marina 217. 
Zobiagfifc 139. 
Torpedo 39. 
Torpille 39. 
Toxotes 225. . 
Trachinus 80, 
Trachurus 190. 
Zränlein 263. 
Tremola 39, 
Tria 281. 
Trichiurus 143. 
Trichopodus 238, 
Trigla 178. 
Triglia 281. 
Zrommelfifch 248. 
Trompete 96, 211. 
Tompeterfiſch 99. 


Trotta 344 
Truite 341. 
Trüſche 148. 
Trutta 341. 
Trygon 46. 
Turbot 165. 
Turchello 17% 
Turdus 220. 


u. 


Ubarana 383. 
Uikeley 311. 
Uklea 308. 
Umbla 354. 
Umbra 244, 245. 
Umbrina 244, 247. 
Uranoscopus 79. 
V. 
Vairon 291. 
Vandoise 308. 
Varal 275. 
Variole 267. 
Varone 291. 
Velchones 361. 
Vengeron 304, 
Vengis 364. 
Vergadelle 228. 
Vergo 247. 
Veron 291. ° 
Verzelata 278. 
Vespertilio 76. 
Vetula 103. 
Vieille 103, 220. 


Viertigerfifch 358. 


Vilain 300. 
Vimba 315. - 
Binte 379. 
Vipera 80. 

—  marina 393, 
Vive 80. 
Volpina 278. 
Vomer 204, 
Vulpes 61. 

W. 
Waller 88. 
Walzenfiſch 144. 
Wandisch 312. 
Wärzer 247. 
Watkfiſch 366. 
Weablish 246, 


Weever 80. 
Weff 214. 
MWeidenblatt 311. 
Weingalle 315. 
Weißfiſch 340. 
Weißfloſſer 297. - 
Weitmäuler 73. 
Welſchman 261. 
Melle 82. 
MWetterfifch 283. 
White-Bait 371. 


Whiting 152, 246, 248, 


260. 

Wimma 315. 
Winger 305. 
Wirresub 300, 
MWittling 152. 
Wolfsbarſch 263. 
Würfling 303. 


X. 


Xiphias 202. 


| Xyrichthys 219. 


D. 


Yaros 84. 


Zackenlachs 329. 
Zahnbrafien 229. 
Zanclus 211. 
Zarganes 389. 
Zärthe 315. 
Zebrafifc) 209. 
Zeus 205. 

Ziege 314. 
Zienfifch 308. 
Zindel 269. 
Zingel 269. 

Zipe 397. 
Bipfeldedel 274. 
Birdele 286. 
Zirle 286. 
Zitteraal 126. 
Zitterwels 85. 
Zobel:Pleinzen 316. 
Zope 319. 

Zurel 190, 
Zwiebelfifchlein 312. 
Zygaena 51. 


| Ueberſicht | 
der Fiſche, Band VL (©. 1403.) 





Zwehtes Land. 8. 3. Glattköpfe, 


, Ä Braſſen, S. 217, 
5 le t ſch th tere N ©, 3 g, * Rauhkopfe, 

Zehnte Claſſe. Bärſche, 240. 
— IV. Ordn. Bauchfloſſer, 272. 


10. 3. Rundmaͤuler 
A. Unregelmäßige, 30. Karpfen. 


I. Ordn. Hautfloffer, 30. 11. Rarbinäiiter 
1.3. Haldmäuler, " — — 


Knorpelfiſche. 12. „ Schmalmäuler, 
2. ‚„, Breitmäuler, Häringe. 
Groppen. 13. ,„ VLangmäuler, 
3. 5, Engmäuler, Hechte. 
I. Ordn. Stummelfloffer. Erſte Horde. 
4. 3. Langfifche, : 
Aale, 119. Unregelmäßige, 30. 
In Pop erh Ordu. I. Hautfloffer, 30, 
6. ,, Reulenfifcbe, I. 3. fänorpelfitche, 31. 
4. Snger, Myxine, 33. 
Grundeln. 
B 2* 2. Pride, Petromyzon, 35. 
.» Regelmäßige. 3. Roden, Raja, 39. 
II. Ordn. Bruſtfloſſer. 4. Hay, Squalus, 52. 
7.3. Schmalföpfe, 5. Spufe, Chimaera, 64. 


Zhunne, 184. 6. Stör, Acipenser, 65. 


* 


u 


I. 3. Weitmäuler, S. 73. 
„1. Froſchfiſch, Lophius, 74. 

. Brummer, Batrachus, 77. 
©roppe, Cottus. 
. Sternfeher, Uramoscopus, 


m + 


. 


79. 

Gueife, Trachinus, 80. 
Panzermels, Loricaria, 82. 
. Harnifhwels, Cataphractus. 
.Nagelwels, Doras, 83. 
Plattwels, Platystacus, 84. 
. Zitterwels, Malapterurus, 


+ 


osoanoun Pe 


[7 


85. 
Büfchelweld, Heterobran- 
ckus, 86. 


Wels, Silurus, 


4 
— 
[7 


12. 


II. 3. Engmäuler, 95. 


4. Nadelfiſch, Syngnatus. 
2. Röhrenfifh, Solenostomus, 


97. 
35. Meerdrace, Pegasus. 
. Dfeifenfifch, Fistularia, 98. 
5. —6 Ceutriscus, 


* 


N 


r Svistönane, Morinyrus, 
100 

T. Hocrüden, Kyrtus, 101. 
8. Dedenfifeh, Stromateus,102. 
9, Hornfiih, Balistes, 103. 
40. Klumpfifch , Krelopterng , 

108. 

41. Rofferfifch, Ostracion, 109. 
12. Aufblafer, Gnathodon, Te- 
trodon, Diodon. 


Stummelfloffer, 
118. 


IV. 2. Aale, 119. 


4. Aal, Muraena, 120. 

2. Geißelaal, Saccopharynx, 
126. 

3. Zitteraal, Gymnotus. 

4. Schmalfopf, Leptocephalus, 
138, 

5. Sandaal, Ammodytes, 


Drdn. I. 


QaPpoD 


6, Satans, Ophidium, 


Te Pe Cepola, 140. 

8 Schnuraal,  Stylephorus , 
141. 

. Senfenfifh, Gymnetrus. 

10. Rinfenfifch, Lepidopus, 143. 

11. Degenfifch, Trichiurus. 


V.3. Quappen, 145. 
Schleimfiſch, Blennius, 145. 
Seewolf, Anarrhichas, 147. 
Trüfche, Gadus, 148, 

. Berglachs, Macrourus, 161. 
.Schildfiſch, Eeheneis, 162. 
a ‚Sole, Pleuronectes, 163. 


ie) 


Be 


vi 8. Grundeln, 169. 


1. Meergrundel, Gobius, 

2. Schlammmfpringer, Perioph- 
thalmus, 172. 

3. Schläfer, Eleotris, 173. 

4. Spinnenfifh, Callionymus, 
174. 

5: Feilenfiich, Chirus, 175. 

6. Stichling,Gasterosteus,176. 

7. Knurrbabn, Trigla, 178, 

8. Gabelfifch,Peristhedion, 179, 

9. Meerweibh, Dactylopterus. 

10. Drachenkopf, Scorpaena, 181. 

11. Meerulk, Sebastes, 182. 


Zweyte Horde. 
Regelmäßige, 183. 


Ordn. UI. Bruſtfloſſer, 
1 


e 


VII. 3. Thunne. 


1. Lootſenfiſch, Centronotus, 
185, Lichia, Temnodon, 
Lactarius. 

. Thunn, Scomber, 188. 

, Schwerdfifch, Xiphias, 202. 

. Spiegelfifh, Vomer, 203. 

» Sonnenfifh, Zeus, 205, 
Lampris.. 


7. 
8. 


10. 


11. 


10 
11. 
12. 


. 


> Pr om» 


. Bandmafreele, Equula, ©. 


206. 


‚Lederfifch, Teuthis, 207..% 


— ch, Aoamthürus, 


F — Moneneres. 


Klippfifch, Chaetodon, 209, 
Heniochus ‚Zanelus,Ephip- 
pus, Scatophagus, Tau- 
richthys, Holacanthus, Po- 
macanthus, Chelmon. 

Gichtfiih, Platax, ©. 216. 


VII. 3. Braffen, 217. 


. Stutfopf, Coryphaena. 


Scheermefferfifch,Xyrichthys, 
219; 


. Bram, Brama. { 
Lippfifch, Labrus, 220, Ju- 


lis, Crenilabrus, Epibulus. 


, Rabenfifch, Chromis, 
. Papagenfifch, Scarus, 223. 


Schuͤtzenfiſch, Toxotes, 225. 


. Schnaugenbraffen, Maena, 


226, Smaris, 227, 


. Braffen, Sparus, Cantha- 


rus, Dentex, Sargus, Ohry- 
sophrys, Pagrus, Pagellus. 
Blaͤtterfiſch, Anabas, 237. 
Eolife, Polyacanthus, 238. 
Gorami, Osphromenus. 


IX. 3. Bärfche, 240. 


. Kerbzjabn, Glyphisodon, 


Etroplus, Dascyllus. 


. Zappenfifh, Lobotes, 241, 


Scolopsides , Macquarria. 


. Kerbdedel, Pristipoma, 242, 


Haemulon. 

Ritterfifch, Eques, 244. 
Schattenfifch, Sciaena, Oto- 
lithus, Corvina. 


. Wärzer, Umbrina, 247, Po- 


gonias. 


. Kaulbarfch, Acerina, 251, 


Polyprion, Rypticus, Cen- 
tropristis, Grystes, Dules. 


B Po 


III 


8. Saͤgbarſch, Sorranus 254, 
Anthias, Meso rion. 

9. Rankenbarſch, Cirrites, 259, 
10. Schnabelbarſch, Sillägo, 260. 
11. Stacdelbarfch,Holocentrum. 
12. Barſch, Perca, 261, Labrak, 

Lates ‚Centropomus, Aspro, 
Luciöperca. | 


IM 


Srdn. IV. „Sahöftoffer 
272. 


X. 3. a 273. 
4. Häringsfünig, Apogon. 
. Bipfeldedel,Pomatomus,274. 
. Doppelferbe, Ambassis. 
Schlangenkopf, Ophicepha- 
lus, 275. 
. Eckſchwanz, Tetragonurus, 

276. 

. Meeräfche, Mugil. 
. Meerbarbe, Mullus, 278. 
. Singerfifch, Polynemus, 281. 
. Schinerle, Cobitis, 283. 
10. Hochguder, Anableps, 287. 
11. Karpfen, Cyprinus. 


XL 3. Sachfe, 327. 


. Blattlachs, Sternoptyx. 

. Beilfiſch, Gasteropelecus. 

. Sägenlachs, Serrasalmo, 
328. 

.Zackenlachs, Myletes, 329, 
Hydrocyon. 

. Borftenlah8, Citharinus, 
550. 

. Eivechfenlah3, Saurus. 

. Silberfifch, Argentina, 331, 

‚ Salm, Salmo, 332. 


CN m sano 


[0 EN We) or Re 


XII. 3. Säringe, 367, 


. Aehrenfifeb, Atherina, 

. Anfchovi, Engraulis, 369, 

. Häring, Clupea, 370. 

Re Elops, 382, 
Karpfenhäring, Megalops. 


. . 


sPpovk | 


iv 
6. Maferbärn ‚, Butyrinus, 


7: A Exocoetus, 
. 8. Hauerhäring,. Chirocentrus, 
385. 


9, Raulbäring „- . Erythrinus, | 


386. 

10. Schlammbäring, Amia. 

41. Rafpelbäring, Osteoglos- 
sum, Sudis. 


XII. 3. Sechte, 387. 
4. Slöffelheht, Polypterus. 
2. Spießhedht, Sphyraena, 389. 
3. — Lepidosteus, 


4. Schneffel, Belone, 391, He- 
miramphus. 
5. — Esox, 393, Chaulio- 
US, 


BVerbefferungen 


zu Ofens allgemeiner Naturgefchichte, Band VL, 
Fiſche. | 


Seite 29, IV, Ordnung. Baucfloffer: 10, Zunft. jeher Karpfen 
n.f.mw. 
— 88, Seile 2 von unten fee: Saum ftatt Stamm. 
— 143, — 19, fehe: Steißfloffe lang. 
Ebenda, — 9 von unten fehe hinter N. Schwedifche Abhandl, : 
Band X. 
Seite 176, Zeile 6 von unten fehe: mit 26 Schienen. 
— 360 fee Houting und Houtin ftatt Hauting und Hautin. 
— 371, Beile 3 von unten fee: Palaia ftatt Halaia 








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Eilfte Claſſe. 
Amphibien oder £urde 


Der Leib unbekleidet; 2 Naslöcher durchgehend; Ohren verfchlofien. 


Nirgends fteht wohl im Thierreiche der Nutzen und Schaden 
oder wenigftend der Nugen fo auffallend und in fo großen Maſſen 
neben einander, wie in der Elaffe der Fifche und Lurche. Dort 
ift faft Alles eßbar und ganze Völferfchaften leben von den Fifchen, 
auch gibt e8 wohl unter den vielen Millionen Menſchen feinen, 
der nicht Fifche Aße,' oder doch wenigſtens eſſen Fhnnte, wenn er 
wollte; bier dagegen ift außer Fröfchen und Schildfröten nichts 
efbar, oder wenigftend nur für einige Wilde. Nimmt man noch 
das Schildkrott dazu, fo hat man ziemlich Alles, mad man von 
den Amphibien brauchen Fann. 

Mer ſich daber einbildet, es fen Alles dem Menfchen zu Lieb 
gefchaffen, damit er daran feine Sraufamfeit üben, e8 verzehren, 
fich) damit Heiden, oder fonft die Zeit vertreiben fünne, der darf 
wohl fragen, wozu die Amphibien erfchaffen worden, Wer aber 
Einfiht in die flätige Entwicfelung der Thiere und ihrer Organe 
bat, der wird erfennen, daß eine Verbindungsclaffe zwiſchen den 
Fifhen und Vögeln eben ſo nothwendig erfcheinen müffe, mie ein 
Stengel zwifhen Wurzeln und Blumen. Der Stengel ift freylich 
nicht ‘fo weich, »faftig und eßbar wie viele Wurzeln und nicht fo 
zterlich und mohlriehend wie die Blumen, oder fo ſchmackhaft 
mie die Früchtez vielmehr iſt er hart und plump und fchlägt 
mandyen todt. Dennoch wird man eingeftehen, daß er rorbanden 


420 


feyn müffe und Nutzen für die Pflanze hätte, wenn wir und auch 
nit damit wärmen Fönnten. So ift ed mit den Ampbibien, 
Gie find der Stamm zwifhen den Fifchen und den Vögeln, der 
Wurzel und der Blüthe, wenn man fo dad Gleichniß ſtellen will. 
Ueberhaupt treten zmwifchen den vier obern Thierclaffen und 
dem Menfchen merfwürdige Verbältniffe vor. Während die ganze 
Claffe der Fifhe der Gegenftand der Eßluſt ift, erregt die ganze 
Elaffe der Ampbibien oder Lurche allgemeinen Abfcheu oder wenige 
ftend Furcht und eine widerliche Empfindung. Vergebens rühmt 
man die ſchönen Farben der Schlangen, dad unfchuldige Betragen 
der Eidechſen, die Nahrhaftigfeit der Fröfhe und Schildfröten; 
vergebens bewundert man die fchönen Augen der  Kröten? der 
allgemeine Widerwille gegen diefe Elaffe ift vorhanden und läßt 
fi durch Feine Bernunftgründe mwegdifputiren. Sie find nun 
einmal die einzige Elaffe, worin tödtliched Gift vorkommt; die 
einzige, worinn Alle lauern und plötzlich auf den lebendigen Raub 
losfchießen; ‚die einzigen, welche, einigermaßen wie Säugtbiere 
ausſehen ohne ſich fo gut zu.betragen, und welche durdy ihre Nackt⸗ 
beit denfelben Efel erregen, aldınadte Säugthiere hervorbringen 
würden, Es ift derfelbe Fall wie bei den. menfchenahnlichen Affen, 
die und eben deßhalb zumider find. ‚Sie fehen aus wie Menfchen, 
aber wie verdorbene; und fo. erregen die Amphibien dad Gefühl 
von verdorbenen Säugtbieren, mit denen wir nicht gern umzugehen 
pflegen. Die Geftalt der Fiſche weicht zu fehr von der, der höhern 
Thiere und des Menfhen ab, ald daß fie die. Idee davon herz 
vorrufen fünnte. Sie habemüberdieß etwas Schmuckes und fuhen 
durch ihre rafchen Bewegungen zu entfliehen, ftatt ‚anzugreifen. 
Uebrigend ift dad Verhältniß beider Elaffen zum Menſchen ein 
ſinnliches; die Fifche befriedigen, den; Geſchmack und den Hunger, 
die Amphibien wirfen umgekehrt, indem fie zu Efel und Erbrechen 
reizen; man nähert ‚fich jenen, um. fie. zu fangen, felbft mit den 
Händen; man entfernt fich von diefen, um-außer ihrer Berührung 
zu fommen, ‚gi 
Die Bögel und Säugtbiere treten in ein: geiftiged, nicht 
minder merfwürdiges Verhältniß zum. Menſchen. Jene find ein 
bloßer Gegenſtand feined Vergnügend und feiner Unterhaltung; 
fomohl durch ihre ſchönen Farben und zierlichen Bewegungen, als 


421 


durch den melodiſchen Geſang. Man nimmt ſie daher ins Haus, 
ſelbſt in die Stube auf, nicht um Nutzen von ihnen zu ziehen, 
ſondern um ſich die Zeit in ihrer Geſellſchaft zu vertreiben. Die 
Nahrung, welche uns ihr Fleiſch und ihre Eyer liefern, die An» 
wendung ihrer Federn fommt dabei faum in Betradht, und e8 
find überdieß nur menige, welche wir deshalb in unfern Kreid 
ziehen. Ganz anders mit den Säugthieren. Sie treten wirklich 
als unfere Gehilfen auf und leiften Dienfte wie Menfchen. Sie 
arbeiten für und mit und, beftelen unfer Feld, tragen und führen 
uns über Land, helfen und andere Thiere fangen, hüten unfer 
Haus, beſchuͤtzen uns bei Gefahren, vertheidigen uns gegen Feinde 
und liefern überdieß die allgemeinfte Nahrung und Kleidung vom 
Kopf bis zu den Füßen. Alfe zur Nahrung, zur Warnung, zur 
Unterhaltung und zur Hilfe find und die vier oberen Thierclaffen 
beflimmt, und darum find auch die Amphibien nicht vergebens 
erfchaffen. 

Ihr Blut ift noch Falt wie bey den Fiſchen; die Muskeln 
aber werden zuerft roth und trennen fich zuerft in einzelne Bündel, 
wie bey den Vögeln und Säugthieren; die Naslöcher Öffnen ſich 
binten in den Mund und ziehen Luft ein für die Lungen. Es 
fommt zuerft zur Bildung von Achten Zehen, welche die Fünfzabl 
nie überfchreiten. Nun erſt wird ed der Natur möglich, die 
Ohren zu Öffnen, die Nerven zu verfeinern, den Kopf ald den 
Träger des Hirnd und der Sinne vom Rumpfe zu entfernen und 
auf einem langen Halfe, der biöher gefehlt hat, nach allen Seiten 
bin zu bewegen, mie bei den Vögeln. Will ein Fiſch oder ein 
Lurch rückwärts fehen, fo muß er den größten Theil des Leibes 
felbft umkehren ; der Vogel braucht nur den Kopf zu drehen und 
dad Säugthier endlicdy nur die Augen zu wenden. 

Bom Bau der Amphibien ift fhen ©. 7 dad Nötbigfte ger 
ſagt; e8 find daber bier nur die Verfchiedenheiten zu erwähnen, 
Bom Knochenſyſtem haben die Schlangen nur den Schädel 
und die Wirbelſäule mit vielen kurzen Rippen; keine Glieder, 
ſelbſt keine Spur von Bruſtbein und Schulter. Nur bei den Boen 
zeigt ſich eine Andeutung von hinteren Gliedern, aber ohne Zehen. 

Bey den übrigen ſind 4 oder 2 Füße vorhanden, und wenn 
dieſe auch ſehr verkümmert find, oder ganz fehlen, fü haben fie 


422 


doch noch ein Bruftbein oder eine Schulter, wie bey der Blinds 
ſchleiche. Ben allen ift das Paufenbein oder das fogenannte 
Duadratbein vom Kopf abgeldßt und meiftend zwifchen deinfelben 
und dem Unterfiefer bemeglich eingelenft. Bei den Schlangen ift 
auch dad Warzenbein abgelößt und an dad Duadratbein gelenkt, 
wodurd die große Erweiterung des Unterfieferd möglich wird, 

Das anatomifche Syſtem, welches den Amphibien den Eha= 
racter gibt, nehmlih dad Muskelſyſtem, ift bei ihnen kräftiger 
entwicelt, als bei irgend einer Thierflaffe. Es lebt: noch Tage 
lang, nachdem: e8 zerfchnitten worden, Die Schlangen zerdrüden 
Rinder und Tiger; die Schildfröten laufen mit ‚mehreren Mens 
feben davonz die Erpcodille fchlagen fie mit dem Schmanze nieder 
und der Froſch fpringt zehnmal böber, als er ſelbſt iſt. Dad 
Chamäleon fihlägt die halbſchuhlange Zunge fo ſchnell und ficher 
nach einem Inſect, daß ınan ed nicht ſieht. 

So Fräftig aber auch ihr Fleifh und fo zäh ihr Leben ift 
und ſo leicht fie, abgefchnittene Theile wieder hervorbringen, fo 
wenig haben fie Vermehrungskraft der Individuen, Die Zahl 
ihrer. Ever überfleigt felten ein oder dad andere Duhend und 
felbft der Laich der Fröfche ift gegen. den der Fifche unbedeutend, 

Sie halten’ ſich gern verborgen und ruhen gleichlam beftändig 
aus, um auf eine ſchnelle Muskelbewegung gefaßt zu ſeyn; manche 
im Waſſer, manche an feuchten Orten, mande in Erdlöchern, 
viele aber auch, beſonders die Schlangen und Eidechſen, auf 
Bäumen. In beißen Ländern find ſie am zahlreichſten, beſon⸗ 
ders die Schlangen und Eidechſen. Die Schildkröten finden 
ſich nicht in kalten Gegenden. In gemäßigten Ländern halten 
alle Winterſchlaf, indem ſie ſich in die Erde graben oder ſonſt 
verſtecken. Sie haben ein langes Leben, welches bei den größern 
vielleicht über 100 Jahre dauert, während welcher Zeit ſie immer 
wachfen ſollen. Wenigſtens hat man Erocodille und Schlangen 
gefunden, welche über 30 lang waren. Aus demſelben Grunde 
werden ſie fpät reif. Selbft die kleinen Molche und Froͤſche 
brauchen dazu mehrere Jabre. 

Sie leben, mit Ausnahme mancher Schildkröten, aauntlic von 
Thieren und zwar won lebendigen. Zodted rühren ‚fie nicht an 
und warten daher immer, bis fi dad. Thier bewegt, ehe ſie eb 


423 


verſchlingen. Wenn man einige giftige Schlangen, die eben nicht 
befonders häufig find, ausnimmt; fo find fie unfchädlice Thiere 
und fönnen fogar durch Wegfchnappen von Infecten einigermaßen 
nüglich werden. In der Regel flieben fie den Menfchen und grö— 
Bere Thiere, wenn fie nicht gereizt werden; felbft die Giftfchlangen. 


Eintheilung. 


Es bat Feine Claſſe fo fonderbare und abweichende Bilduns 
gen aufzumweifen, wie die der Lurche, Die Frofchartigen find 
nact und fchleimig, die andern befchuppt. Die Schuppen find 
entweder rautenfdrmig und decken fich wie Ziegel, oder fie bilden 
vier= und fechdedige Täfelchen, die mit ihren Rändern wie im 
Schachbret aneinander gefügt find, Beiden Schildfröten werden 
fie febr groß und fügen fih zu einem Schild aneinander, Bei 
vielen Schlangen wachſen unter dem Bauche mehrere vieredige 
zuſammen und bilden Querſchienen. Auf dem Kopfe find fie ges 
mwöhnlich ſechſseckig. Es bauten ſich alle und manche felbft mehr— 
mald des Jahrs. Die Haut fällt in Feben ab, außer bei den 
Schlangen, wo fie ganz abgeftreift wird. Ihr Gefühl ift fehr 
fhwah, auch betaften fie nicht8, ehe fie es verfchlingen. 

Die meiften haben 2 Gliederpaare, manche nur eined und 
oft find daran noch die Zeben verfümmert; viele, wie die Schlan— 
gen, haben gar Feine; fo wie auch die Blindfchleichen, bei denen 
man jedoch noch die Schulterfnohen wahrnimmt. Die Zehen 
find gewöhnlich ungleih und einige unverhältnigmäßig lang und 
mehr als dreigliederig, meil noch die Knochen der Fußwurzel mit 
bineintreten. Gie find meiften® fehr fchlanf und fpigig und mit 
Klauen verfeben, mit Ausnahme der Frofchartigen. Bei den 
Geckonen und dein Chamäleon find fie Furz, ziemlich gleich lang, 
dort unten mit Blättern verfeben, bier wie an Kletterfüßen 
vertheilt. 

Die Zunge iſt faſt eben ſolchem Wechſel unterworfen, wie 
die Organe des Gefühlfinnd. Ben den Schildkröten iſt fie ziem— 
lich wie bei den Säugthieren geſtaltet; beym Crocodill eben fo, | 
aber ganz angewachſen; bey den Eidechſen rundlich oder dünn und 
gefpalten; benm Chamäleon wurmförmig; ben den Fröfchen ebenfalls 
angewachfen, aber mit den 2 Spipen nach hinten gefhlagen, 


424 


Mit den Zähnen verhält es fich faft eben fo. Sie fehlen den 
Scildfröten und den Frofchartigen, oder find nur kaum über 
dad Zahnfleifch vorragende Borftenz beim Crocodil find fie ein» 
gefeilt wie bei den Säugtbieren; bei den Eidechfen find fie mit 
den Kiefern verwachfen, oder nur an den innern Rand angelegt. 
Die meiften haben auch Gaumenzähne wie die Schlangen, ‚Sie 
find allgemein fpitig oder hafenfürmig und nur fehr felten etwas 
geferbt. Ihre Speife fünnen fie nicht Fauen, fondern müffen fie 
ganz verfhluden, mad gewöbnlich fo langſam zugeht, daß fie 
indeffen anfängt zu faulen; daber Fann ihr Eeſchmack nicht auds 
gezeichnet feyn. Dagegen verdauen fie fehr gut und ſchnell, felbft 
die Knochen, daher ihr Unratb und felbft ihre Harn ziemlich veft 
und Freidenartig ift, dagegen Fünnen fie Monate lang faften. 

Die zwey Nadlöcher ſtehen vorn an der Schnauze, nicht in 
der Nähe der Augen mie bey den meiften Fifchen, find auch nie 
durch ein Querband in 4 Deffnungen getheilt. Bey den meiften 
Fönnen fie durch einen Ringmuskel gefchloffen werden, mie bey 
den Fröſchen und Schildfröten; bey andern durdy Klappen mie 
bey den Erocodilen. Dadurh wird dad Ausftrömen der Luft 
verhindert, indem fie diefelbe nicht einpumpen Fünnen, ‚Sondern 
ſchlucken mürffen, ihnen auch dad Gaumenfegel fehlt, welches die 
Säugtbiere haben. Ihr Geruch ift ſchlecht und fie fcheinen nichts 
damit auffpüren zu Fünnen. 

Die Ohren find auswendig verfchloffen, indem die Haut eben 
darüber mwegläuft, wie bey den Fröſchen und fogar meiftend ges 
ſchuppt ift, wie bey den Schlangen. Ben manchen ift jedody die 
Haut glatt und etwas vertieft wie bey manchen Eidehfen. Es 
fehlt daher der Außere Gehörgang und die Mufchel gänzlich. Die 
Gebörknöchel ſind gewöhnlich in eines verwachſen und von einer 
Schnecke zeigt ſich kaum eine Spur. Dennoch iſt das Gehör ihr 
feinſter Sinn, wodurch ſie allein aufmerkſam auf ihre Umgebung 
gemacht werden, was mit ihrem lauernden Character überein⸗ 
ſtimmt. Die Schildkröten ſcheinen auf die Muſik zu achten und 
die Fröſche verſuchen es ſogar zu ſingen. Die andern koͤnnen 
nur ziſchen, d. h. die Luft langſam aus der Stimmrige treiben. 

Dad Auge hat bei den Schlangen Feine Lieder; und mo 
dergleichen vorhanden find, wird dad Auge nur durch dad untere 


425 


bedeckt und durch die Nickhaus, welche fi) vom vorderen Augen» 
winkel unter den Liedern nach dem bintern zieht. Bey den mei: 
ften find die Augen klein; bey manchen jedoch unverbältnigmäßig 
groß, mie bey den Chainäleon, den Gedonen und Erocodillen. 
Der Gefihtäfinn ift übrigens ſchwach und reicht nicht weit; menig> 
ftend kann man ſich ihnen ganz nähern und fie todt fchlagen oder 
mit den Händen fangen. 

Die meiften legen bäutige oder Tederartige Eyer ind Trodene 
und zwar in die Erde, wo fie fih von felbft entwideln, ohne 
irgend eine Bebrütung. Bey den meiften Giftfehlangen und einis 
gen Eidechfen und Molchen kommen die Jungen Iebendig zur 
Welt, entwideln fich jedoch ebenfalld aus Eyern, alfo nicht wie 
bey den Säugtbieren. Nur die Frofchartigen laichen wie die 
Fiſche im Waffer, und ihre Eyer find von einem Schleim ums 
geben, wovon ſich anfangs dad Junge nührt, mit Kiemen im 
Waſſer herum ſchwimmt, endlich aber, mit Ausnahme von weni⸗ 
gen, diefelben verliert und ind Trodene gebt. 

Ihre Vermehrung ift gering und mit Ausnahme der Fröfche 
findet man felten mehrere beyfammen. Es find überhaupt ungefels 
ige und unfreundlihe Thiere, welche nie mit einander fpielen, - 
außer etwa zur Paarungszeit. 

Man theilt die Lurche gemöhnlich in Frofchartige, in Schlan= 
gen, Eidechſen und Schildfröten, melche lehtere man für die 
höchſten hält und daher meit von den Kröten entfernt, obſchon 
fie durch ihre Fleinen Augen, das zahnlofe Maul, das Skelett 
und die ganze Geftalt denfelben fo ähnlich find, daß es ſchon der 
gemeine Mann bemerft hat, 

Die Eidechfen find offenbar durch ihre Zähne, die vollfommes 
nen Glieder und Zehen die böchften, und unter diefen wieder die 
Crocodille, welche fogar fhon eingefeilte Zähne haben mie bie 
Säugtbiere. Sie unterfcheiden ſich von den andern Eidechfen 
auffallend durch ihre großen Augen und die Furzen gleichlangen 
Zehen, mworinn mit ihnen die Fifh-Eidechfen oder Schthuofauren, 
die Gedonen, Chamäleone übereinftimmen, 

Sch theile daher alle Lurche in 2 große Haufen, in Groß> 
und Kleinaugen, und ftelle die letzteren zu unterft, weil die 
Srofharten fih noch im Waller entwiceln und lange Zeit Kiemen 


426 


tragen, auch Feine Schuppen haben. Die zahnlofen Schildfröten 
fchließen fich an. 

Auf die Frofharten folgen die Schlangen, megen des Mans 
geld der Füße; auf diefe die Eidechfen mit Eleinen Augen und 
auf diefe die mit großen Augen. 

Wir haben demnah 4 Ordnungen, melde mit den A Thier: 
ftufen parallel geben, 


A. Kleinaugen. 
E. Ordnung Krötenarten — Gallertthiere. 
II. Ordnung Schlangen — Schalthiere. 
II. Drdnung Eidehfen — Ringelthiere. 


B. Großaugen. 
IV. Srönung Großaugen — Fleiſchthiere. 

Die Krötenarten theilen fih in 3 Zünfte: in ges 
fihmänzte oder Molche, in Schwanzlofe oder Fröſche, und in 
befchuppte oder Schildfröten. 

Die Schlangen fcheinen am natürlichften in giftige und 
ungiftige zu zerfallen. In der neuern Zeit bat man aber leider 
gefunden, daß alle angegebenen Kennzeichen unzureichend ſind, 
und ſich häufig bey den ſcheinbar unſchuldigſten Schlangen längere 
Zähne unter den andern finden, welche eine Rinne haben und da— 
her verdächtig ſind. Ich theile ſie daher nach der Beſchuppung 
in Schuppenſchlangen, welche überall kleine Schuppen haben; 
in Täfelſchlangen mit ganzen Bauch» und getheilten Schwanz⸗ 
fhienen; und in Schienenfhlangen, mwo auch die lepteren 
ungetheilt find. 

Die Eidechfen in fehlangenförmige, wie die Blindſchlei— 
hen, in Schuppen- und Schienen: Eidedhfen. 

Die Großaugen zerfallen in A Zünfte: in Fifchartige, wie 
die Fiſch-Eidechſen; in die Geckonen mit furzen getrennten 
Zehen; in die Flug-Eidechſen mit Fittichen, und in die Cro— 
codille mit eingefeilten Zähnen und Schwimmhäuten:; 

Wir haben demnach folgenden Rahmen, in welchem die ent: 
fprechenden Thierclaffen gegenüber geftelt find. Die Aehnlichkeit 
fäht wenigftend bey den meiften von felbft in die Augen. 


427 


A. Kleinaugen. 
I Ordn. Krötenarten. 


4. Zunft. Mole Snfuforien Knorpelfiſche. 
2. Zunft: Fröſche Polypen Groppen. 
5. Zunft. Schildkröten Quallen Engmäuler. 


U. Ordn. Schlangen. 

4. Zunfts Schuppenfchlangen Mufcheln Yale. 

5. Zunft.  Täfelichlangen Schneden Quappen. 
6. Zunft. Schienenſchlangen Kraden v Grundeln. 
IH. Ordn. Eidechſen. 


7. Zunft. Schleichen Würmer Thunnfiſche. 
8. Zunft. Schuppen-⸗Eidechſen Krabben Braffen. 
9, Zunft, Schienen: Eidechfen Fliegen Bärſehe. 


B. Großaugen. 
IV. Ordn. Großaugen. 


10. Zunft. Fiſch-Eidechſen Fiſche Karpfen. 
14. Zunft. Geckonen Lurche Lachſe. 

12. Zunft. Flug⸗Eidechſen Vögel Häringe. 
45. Zunft. Erocodille Säugtbiere Hechte. 


A. Die Kleinaugen: baben Fleine Augen. 
I. Drdn, Die Kröten haben Füße und Feine oder nur Bor⸗ 
flenzähne. 
4 Zunft. Die Mohche find nadt und haben Schwänze. 
2. Zunft. Die Fröſche find nadt ohne Schwänze: 
3.. Zunft. Die Schildfröten haben Schuppen und gar Feine 
h Zähne. ; 
A. Drdn. ) Die Onienamn baben Schuppen, ermweiterbare Kiefer 
’ mit fpigigen Zähnen, eine worfchiebbare Gabel- 
zunge in einer, Scheide, Feine Füße und teihe 
Schulterfnochen. 
4 Zunft Die Schuppenfhlangen find überall mit Fleinen 
| Schuppen bededt; | 
08. Zunft. Die Zäfelfchlangen baben einfache Schienen uns 
in ter dem Bauche, getbeilte unter den Schwanze. 
6 Zunft Die © Schienenfhlangen haben 2 age 
theilte Schienen, rise 
Dfens allg. Raturg. VI, 23 


423 


- II. Ordn. Die Eidehfen haben Schuppen, Füge mit unglei⸗ 
chen Zehen oder wenigſtens Schulterfnodhen und 
ein anliegendes Warzenbein, verwachfene Kiefer 
707 mit Zähnen, eine ausgefchnittene Zunge. 
7. Zunft Die Schleiden, find fhlangenförmig mit Pfeinen 
Schuppen und feinen oder unbraudbaren Füßen. 
8. Zunft. Die Shuppen-Eidehfen haben Schuppen und 
vollkommene Füße mit ungleichen Zeben. 
9. Zunft "Die Schienen» Eideihdfen haben Bauchſchienen 
mit ungleihen Zehen, | 


IV. Ordn. Die Großaugen baben febr große Augen, ‚meiftens 
| mit kleinen Schuppen bedeckt; auf, dem Leibe 
Körner, Warzen oder Nägel; 4 Füße mit gleis 
hen Zehen; eine ungefpaltene —* und nur 
Kieferzäbnes 
40. Zunft., ‚Die Fiſch-Eidechſen haben, legen... 
41. Zunft. Die Geckonen baben-getrennte, gleichlange Zehen. 
12. Zunft. Die Flug⸗Eidechſen baben, eine verlängerte gehe 
mit einer Flugbaut. 
13. aa Die Erocodille haben oben, Nägel, unten 
nen und Schwimmbäute. , 


Ben der Beſtimmung der Sippſchaften und Geſchlechter wer⸗ 
den vorzüglich die Geſtalt der Zunge, | der, Zahne⸗ Zehen, Schup⸗ 
pen u.ſ.w. berückſichtiget. 

In der Geſchichte find die Amphibien (ehr ſchlecht wegge⸗ 
kommen. Vor Linne hatten ſie nicht einmal einen Namen und 
wurden nicht als eine eigene Claſſe betrachtet. Die Eidechſen und 
Schilvfröten wurden unter dem Namen der Evyer legenden viers 
:füßigen Thiere an die Säugtbiere gehängt, mie die Wallfifche an 
die Fifche; die Schlangen wurden beſonders abgehandelt, bald da, 
bald dorthin geſteckt, meiſtens jedoch zuden Würmern’ igeftellt; 
dazu bat fhon Ariſtoteleß wie Veranlaffung und die Namen 
"gegeben." Plinius führt alle durch einander auf und mengt ſchon 
allerley Mähren ein, wie von den fliegenden Drachen, der Feuers 

beſtaändigkeit des Salamanders udgl. Die Schildfröten und Fröfche 
wurden meift bey den Warferthieren, den Fiſchen und Krebfen 


ÜÖn 


429 


abgehandelt, Ben Iſidor von Sevilla und Albert dem Gro— 
Gen berrfcht diefelbe Unordnung; Geßner folgt wieder dem 
Ariftoteles und theilt fie in Eyer legende Vierfüßler und 
Schlangen, bandelt fie aber ganz von einander getrennt ab. 
Ebenfo macht e8 Aldrovand, obfhon der Engländer E. Wote 
ton bereit8 4552 ale unter den Namen Schuppentbiere (Pholi- 
dota) zufammengeftelt hatte. Sein Wer? (De differentiis ani- 
malium) fcheint erft fpät im übrigen Europa befannt geworden 
zu ſeyn, wahrſcheinlich weil e8 Feine Abbildungen battez er flellte 
fie zwifchen die iSäugtbiere und Vögel. Nav folgte ihn 1693 
und beflimmte fie’ als Thiere mit Zungen und einer einzigen 
Herzfammer, vereinigte fie aber ohne mweitered mit den BAR 
gen Thieren. 

Rinne gab ihnen endlich 41740 den Namen Amphibien und 
beftimmte fie ald nadte oder gefhhuppte Thiere ohne ftrablige 
Kiemen: er theilte fie in Reptilien mit Füßen, und Schlangen ohne 
diefelben ‚und ftellte fie zwifchen die Bögel und Fifhe, wo fie 
auch feitdem mit Recht verblieben find. Klein theilte fie 1751 
in vierfüßige und fußlofe; jene in Schildfröten, Gepanzerte, wie 
das Erocodill, und Nadte, wie die Eidechfen und Fröſche; diefe 
in Schlangen und Würmer. Laurenti gab dann 1768 eine 
Weberficht diefer Ihiere und theilte fie in fpringende, mie die Frds 
fhe, in laufende, wie die Eidechfen, und in ſchleichende, wie die 
Schlangen. Erft 1788 begann der Graf La Eepede ein voll» 
ſtändiges Werk (2 Bde. in 4.) über alle bekannten Amphibien 
mit ziemlich fchlechten Abbildungen, ſchloß fie aber wieder an die 
Säugthiere an, wie er denn überhaupt ein großer Confuflonarius 
war. Schneider begann 1799 eine vortrefflide Geſchichte der 
Amphibien, welche aber nicht vollender wurde. Endlich ſchied fie 
Aler. Brongniart 4799 (Magazin encyelopedique p. 184.) 
in Schildfröten, Eidehfen, Schlangen und. Frofcharten, melde 
Eintheilung bis jegt geblieben ift, obfhon mande Kröten große 
Aehnlichkeit mit den Scildfröten haben. Daudin bat 1802 
fein großes Werk darnach geordnet. 1814 gab Oppel ein kurzes 
Syſtem der Amphibien heraus; 1820 Merrem mit kurzen Cha⸗ 
sacteren und vollftändigen Citaten; 4826 Fitzingerz Boie 1827 
und 1830 Wagler, beide mit einer Menge neuer Gefchlechter; 

23 * 


450 


E. Bonaparte 1832. Gegenwärtig erfcheint die große Herpetes 
logie von Dumeril und Bibron. 

Sn der Zwifchenzeit wurden verfchiedene Zünfte oder Gefchledhs 
ter befonders bearbeitet, Die Fröſche oder Mole von Wurff: 
bain 16755 Jacobäus 16765 Smammerdamm 1737; von 
Röſel 1758 mit prächtigen Abbildungen; von Latreille 41800 
und 18035 von Rufconi 1817 und 41821. 

Die Schildkröten von Caldefi1687;5 Gottwald 1781; Wals 


baum 1782; Schneider 1783; Schöpf 1792; 4. Schweig⸗ 
ger 1812. 


Die Schlangen von Ch. Owen 1742; Ruſſell 17965 Me» 
tara 18..3 Frivaldszky 1823. Ihre Lebensart von Lenz 
1832. 

Die Eidechſen find nicht befonderd behandelt. 

Biele und verfchiedene Amphibien wurden in Reife oder bes 
fondern Kupferwerken befchrieben und abgebildet, wie von Marc» 
grave 16485 Hernandez 46515 Sioane 17255 Catesby 
17315 Seba 17345 P. Browne 17565 Merrem 17905 
Sturm 17975 Prinz Mar von Wied 1822; Spix 1824; 
Rüppell 18275 Wagler 1828; E. Bonaparte 1852; Wieg 
mann 1854- 

Für die Anatomie, Phyſi ologie und die Lebensart haben Unter⸗ 
fuchungen angeftelt: Smammerdamm, Severinud, Redi, 
Charraß, Perrault, Duverney, - Tpfon, ſchon vor mehr 
als 100 Jahren; fpäter Röſel 17585 Fontana, Spallans 
zani 17805 Blumenbad 17875 Schneider 17905 Tomn: 
fon 17955 Barton 17985 Schreiber® 18015 Cuvier -18055 
Tiedemann, Ruſconi 1817; Ratbfe 18185 Bojanud 1819; 
Steinheim 18205 & Mayer 18255 Funk 18263 E. Sie» 
bold 18285 Gravenborft 1829; Joh. Müller 1832. 


Erſte Horde: Kleinaugen. 


Augen verbältnigmäßig Hein, Leib nadt cder mit Schuppen 
bededt, fußlos oder Zehen ungleih, Zunge gefpalten, 

Hieher gehören die Molche, Fröſche, die Schildfröten, Schlan> 
gen und Eidechfen. Sie find in Geftalt, Bau und Xebendart fü 


431 


von einander verfchieden, daß fie nur abgefondert betrachtet wer⸗ 
den können, nehmlich als Krötenarten, Schlangen und Eidechſen. 


J. Ordnung. Kröten-Arten. 


Leib nackt oder mit großen Hornplatten bedeckt, keine oder nur 
borſtenförmige Zähne. 


Theilen ſich in nadte und bedeckte; jene beißen Molche, 
wenn ſie einen langen Schwanz haben, Fröſche, ohne denſelben; 
bey dieſen bilden die Tafeln auf dem Rücken und dem Bauche 
einen großen Schild und ſie heißen daher Schildkröten. 

Sie lieben mit wenigen Ausnahmen dad Waſſer und könnten 
alfo fehr gut Wafferlurche genannt werden; die nadten entwideln 
fih darinn aus Laich und viele davon bleiben Tebenslänglich im 
Waffer, weil fie die Kiemen behalten. Die Schildfrdten ents 
fteben au8 großen Eyern im Trodenen, fuchen aber meiftens 
dann dad Waller. Gie find auf die wärmern Erdftriche befchränft, 
während die andern in allen Klimaten vorfommen, 


Zunft. Molche. 
Leib nackt mit einem Schwanz. 


Sie ſind als Fröſche zu betrachten, welche lebentlanglich 
Kaulquappen bleiben und wovon nur wenige die Kiemen verlieren 
und ſodann aufs Land gehen, ſich aber immer im Moos 
oder feuchter Erde aufhalten, Man findet fie vorzüglich in ſte— 
benden Warfern und ſehr langfam fließenden Bächen, wo fie die 
Heinen Eyer einzeln zwifchen Blätter der Warfferpflangen legen oder 
auch wohl lebendige Zunge zur Welt bringen. Sie haben meift 
4, felten nur 2 furze Füße mit Zehen ohne Klauen, einen nie— 
dergedrücdten faft fcheibenfürmigen Kopf mit kaum merklichen 
Borflenzähnen in Kiefern und Gaumen, einen durchbrodenen 
Schädel, ſehr kurze Rippen, Fein fihtbared Paufenfel, in der 
Sugend Kiemenfpalten mit 3 berausbängenden federartigen Kies 
men an Kiemenbögen, welche ſich bey denjenigen, wo. fich die 
Kiemenfpalten fchließen, in Hörner ded Zungenbeind verwandeln 
oder auch verfümmern. Die Zunge ift did, der ganzen Länge 


432 


nah angewachſen, wie bey den Froͤſchen und hinten ſchwach aus⸗ 
gefchnitten. Uebrigens haben fie 2 fadfürmige Lungen mit wenig 
Zellen, worein fie durch Schluden die Luft drüden und diefelben 
daher mwillführlich auch bey gedffnetem Leibe aufblafen können. 
Bey der Paarung ſchwimmen fie neben einander ber, mie die 
Fiſche. Die Auswurfs⸗Oeffnung ift ein Längsſpalt. 

Es gibt walzige oder fchlangenförmige, deren Leib ſich all» 
mählih in den Schwanz verliert, welche die Kiemenlöcher immer 
behalten und nur 2 oder A ſehr fümmerliche Füße haben. Ans 
dere find Feulenförmig, nehmlich Kopf und Leib fehr did und 
groß, der Schwanz dagegen Furz und dünn; fie haben A Füße. 
Bon diefen behalten die einen die Kiemenlöcher, bey den andern 
verwarhfen bDiefelben. Sie zerfallen daher in 2 Gruppen und 4 
Sippfchaften. 


A. Walzgenförmige Mole 
Leib lang und ſchmächtig, mit bleibenden Kiemen und kümmerlichen 
Füßen. 

Sie leben immer im Waſſer der gemäßigten Zonen von Eu⸗ 
sopa und America. Ihre Nahrung und Fortpflanzung iſt noch 
nicht recht befannt, nur weiß ınan, daß fie Sabrelang ohne Nah⸗ 
zung zubringen können, 


4. Sippfchaft. Die KENN Mole 

haben nur Borderfüße. 

1. G. Die Armmolde (Siren) 

baben einen langen Leib und fehr zufammengedrüdten Schwanz, - 
2 BVorderfüße mit Zehen und 3 Kiemenbüfchel, Zähnen im Uns 
terfiefer and im Gaumen, aber feine im Oberkiefer. 
Man hat fie bis jept nur in den flehenden Waffern in Nords 
america gefunden. 

4) Der gemeine (S. lacertina) 

wird 2—35 Schuh lang, hat 4 Zehen und einen flarf * 
gedrücten Schwanz; oben ſchwarz, unten dunkelbraun und gelblich 
gefprenfelt, oder auch unten blaß und ebenfo gefprenkelt. 

Diefes fonderbare Gefchöpf hat man bis jegt nur im fteben> 
den Waffer: von. Süd» Carolina gefunden. Die erfle Nachricht 


‘ 


435 


davon gab der Dr. A. Garden 1765. Man mußte lange nicht, 
ob man einen Fiſch oder einen Lurch daraus machen follte, meil 
das Thier auffallend einem Aal’ gleicht, Kiemen und einen nie 
dergebrüdten Kopf mit fehr Beinen Augen bat, und mweil man 
den weſentlichen Unterfchied zwifchen Fiſch und Lurch nicht Fannte, 
welcher nach meiner Beſtimmung darinn beftebt, ‘daß die 2 Nas⸗ 
löcher nach binten in den Mund geöffnet find. Garden fdidte 
zwey Eremplare an Ellis in London, eined 9 Zoll lang, dad ans 
andere 31. Er fehrieb ihm, e8 finde fih an fumpfigen und moraflis 
gen Plägen, an den Seiten von Teichen unter alten Baumflämmen, 
welche über dad Waſſer hängen. Ellis beſchrieb beide und. bils 
dete fie ab in Philos. Trans. 56. 1766. 189. %.9., mit einer 
Zerlegung von J. Hunter ©, 307, und vergleicht fie mit Kauls 
quappen. Im Zmeifel darüber fhidte er dad kleinere Eremplar 
an Linne, welcher ibm im December 1765 antwortete und auch 
die Vermuthung mittbeilte, daß es eine Kaulquappe ſeyn könnte. 
Er befchrieb es fodann felbft 1766 (Amoenitates academicae 
VI. 1769. 318. Hanndverifhe8 Magazin 1769. 538). Garden 
fchreibe, e8 lebe in Sümpfen und Hettere biömweilen auf Stämme 
und Aeſte von Bäumen, welche im Waſſer liegen (wahrſcheinlich 
-eine unrichtige Ueberſetzung ded Englifchen); wenn jene in den 
Sommermonaten audtrodneten, fo ſinge e8 mit einer Blagenden 
Stimme fafl wie die jungen Enten, aber heller und ſchärfer; es 
fey aalförınig, fhuppenlos, Faum 4 Schuh lang und daumensdid, 
mwalzig, dunkelgrau, mit vielen blaffen Flecken beftreut; an den 
Seiten des Rumpfes 40 Runzeln und 2 Seitenlinien; der Schwanz 
%,, der Kopf wie bei einer Eidechfe, aber nadt, oval und nicht 
dicker ald der Leib, mit 2 fehr Heinen von der Haut bedeeften . 
Augen wie bey den Aalen; 2 fehr Eleine Naslöcher binter der 
Dberlippe; der Unterkiefer etwas kuͤrzer; jederfeitd 3 federfürmig 
berausbängende Kiemen mit eben fo viel Spalten ohne Kiemens 
baut. Dazu ſetzt Rinne: die Zunge fey weich, einfach und freyz 
der Schwanz betrüge */; des Leibes, fen fehr zufammengedrüdt, 
oben und unten mit einer bäutigen Floſſe; die kurzen Fuüße dicht 
hinter den Kiemen mit 4 kurzen Zeben, woran fpigige Klauen; 
2 deutlihe Lungen, eine große Leber mit Gallenblafe; Darm 
nicht viel länger als der Leib, ohne. Anhängfel, Linne fielt 


434 


dieſes Thier zu den Amphibien und zwar als eine eigene Ord⸗ 
nung, und bildet e8 ab auf T. 5. 

Pallas bielt dann fpäter dafür, daß ed eine Larve von 
einem großen Salamander fey (Nov. Comm. petrop. XIX, 438.)3 
ebenfo Hermann von Straßburg (Tab. aff. animalium 1783. 
p- 257.). Schon 1786 batte Camper diefed Thier für einen 
Fiſch erklärt und geratben, ed zu den Aalen zu ftellen, mas auch 
Gmelin in der 13. Ausgabe ded Linne getban bat. Camper 
fand im Darm eined Eremplard zu London viele Schuppen und 
Bauhfhilder von Schlangen. (Berl. Schrifien VIL 1737. 480. 
Kleine Schriften II. 1788. ©. 32.) Schneider erklärt es 
(Hist. Amphibiorum I. 1799. p. 40. 48.) mieder für eine 
Molchlarve. 

Euvier bekam fodann 1800 ein junged Eremplar aus Cas 
rolina und zeigte, daß es nach den Lungen und Knochen zu den 
Zurchen geböre (Bull. philom. 'an VI. Nr. 38. p. 106.); daß 
e8 aber ein ausgewachſenes Thier und Feine Kaulquappe fey, 
fonnte er erft durch) das 1'/, Fuß lange Eremplar entfcheiden, mwels 
ches Aler.von Humboldt ibm gebracht hatte. (Humboldt 
Observations de Zoologie I. 1805. p. 157.t. 11.14. wo Eus 
vier die Eingemweide, dad Gefäß» und Knochenſyſtem abbildet). 
Endlih bat auf meine Aufforderung Leudart die Naslöcher 
unterfucht und gefunden, daß fie wirklich durchgehen (Iſis 1821. 
Lit. Anz. 257), ſpäter auch Euvier in der zmweuten Auflage 
feiner verfteinerten Knochen (Ossemens fossiles V. 2. 420. 
tab. 27.), jo daß alfo über die Natur und Stellung diefed Thierd 
fein Zweifel mehr obmwaltet. Die Nafengänge laufen bloß durch 
Fleiſch. 

Der Schwanz beträgt nach Cuvier gegen ein Drittel des 
ganzen Leibad und deren: Floffenhäute find ohne Strahlen; Die 
Augenlieder fehlen, auch fiehbt man nichtd vom Ohr. Die 3 Kies 
menfpalten laffen dad Waffer aus dem Maul heraus, enthalten 
aber feine Kiemen, fondern diefe befteben bloß aus 3 dreufiede- 
rigen Franzen über den Spalten, mit einem Gefäßnetz. Die 
Füße And etwas über 4 Zoll fang und ihre Knochen geftaltet mie 
die der Rurche, nicht wie die Kloffen der Fifche, mit 4 Zehen: ohne 
Schwimmhaut u. Daumen u, ohne Nägel, wie andere gefagt haben, 


435 


auch ohne eine Spur von Schuppen. Ruͤckenwirbel 45, Schwan): 
wirbel 455 bevm Erdmolch 16 und 22, im Ganzen 38, beym Waffers 
möld 15 und 25, feine Spur von Beden, obſchon man dergleichen 
ſchon bey den Kaulquappen der Fröfche wahrnimmt; 8 ſehr furze 
Rippen vom zwenten bis neunten Wirbel, beym Erdmolch 13, beyın 
Waſſermolch 115 Zähne finden fih nur im Gaumen und am 
Unterkiefer. Die 4 Kiemenbögen find nur knorpelig; dad Herz 
gleiht dem der Fröſche. Die Lungen find zween Säde, länger 
ald die Bauchböhle, an einer Luftröhre ohne Ringe. Die Zunge 
ift wenig fleifchig und beweglich, ziemlich wie bey den Fifchen 
und nicht wie bey den Molchen; der Darın ift nicht viel länger 
ald die Bauchhöhle und ohne Blinddarm; die Leber nimmt über. 
%/, davon einz die Gallenblafe hat nur einen Ausführungsgangz 
die Milz Hein. Die Eyerſtöcke nehmen '/, der Bauchhöhle einz 
der Eyergang ift kurz, alfo nicht wie bey den Molchen; die Nies 
ven find klein; die Harnblafe einfach. Daraus fohließt Cuvier, 
daß es ein fertiged von allen Molchen verfchiedened Thier if. 

Sm Juny 1825 fam aus Charlestown, wo «8 fih in den 
Reismarfchen aufhält, ein lebendiges Eremplar von 1'/, Fuß Länge, 
4 Zoll im Uınfang nach England, welches über 6 Sabre lebte, 
ohne fich zu verändern. Ed wurde von Neill gepflegt und 
beobachtet. Er that ed in einen Kübel mit Waller und Sand 
ſchief geftelt, damit es ins Trodene Fommen fonnte, Bald aber 
zeigte ed fih, daß ihm dad Moos lieber war. Da diefed aber 
bald faul wurde, fo gab man ihm Froſchbiß, Hydrocharis mor- 
sus ranae, unter deffen fchwimmenden Blättern es fich gern vers 
barg. Es fraß bald zwey Feine Regenwürmer, aber febr langſam, 
auch einige Fleine Stichlinge und drey Kaulquappen vom Waffers 
molch, später auch Eller-Uetzen. Bey der Berührung des 
Schwanzes flieg es Luftblaſen aus und gieng langſam meiter. 
In einem kalten Gewächshaus, worinn es 192 Jahr geweſen, fraß 
es nichts von der Mitte des Octobers bis Ende April. 

Am 13. May 1826 gieng es, nachdem es gefreſſen hatte, von 
ſelbſt aus dem Kübel und fiel 3'/, Schub herunter. Am andern 
Morgen traf man ed auf einem FZußpfad außer dem Haufe; «8 
hatte. fi durch ein Fleined Gewölbe in der Mauer einen 3 Schuh 
langen Gang in der Erde gegraben, woran es wohl mehrere Stuns 


436 


den gearbeitet haberr mag; auch war die Schnauze etwas abges 
rieben. Der Morgen war kalt, nur 33° 5. Wärme; dad Thier 
war erflarrt und gab kaum Lebenszeichen von fih. Im Waffer 
arhmete es fehr fchwer, bob fi an die Oberfläche, um Luft zu 
fehnappen ; nach einigen Stunden blieb e8 aber unten und war 
wieder fo lebhaft als je. Gewöhnlich lag es ftundenlang auf 
dem Boden mit 6 Zoll Waffer darüber, ohne Zuftblafen von ſich zu 
geben; man bemerkte zweymal in der Minute einen ſchwachen 
Strom hinter den Kiemen. 

Als es nun 1827 in ein Treibhaus von 65° F. kam, ſo wurde 
es lebhafter und fieng an zu quaken wie ein Froſch mit einzelnen 
gleichförmigen Tönen; fo fuhr es einige Wochen fort, wahrſchein⸗ 
lich die Paarungszeit. Während dieſes Sommers fraß es auf 
einmal 2—4 Fleine Regenwürmer und burtiger ald früber. So» 

-bald ed den Wurm erblichte, näherte es ſich vorfichtig, bielt einen 
Augenblick ftıl, al8 menn e8 Jauerte und fhoß dann plößlich 
darauf. Uebrigens fraß e8 in 8 oder 10 Tagen nur einmal; bey 
der Berührung fehnellte e8 fo ſchnell fort, daß dad Waſſer fprigte, 

Dad Thier ift mithin nicht fo zärtlich, wie man fagte. Die 
Narben, welche e8 bey feiner Flucht erhalten hatte, verſchwanden 
erft nach einem Jahr. Die Oberbaut ift dunfelglängend und bes 
ftebt aus ſehr Fleinen Schuppen mit weißen Düpfeln. Da «8 
Stihlinge und Kaulquappen frißt, fo greift ed wahrſcheinlich in 
feinen Suͤmpfen Fifhe an und felbft Fleine Schlangen. Im 
Sommer wurde e8 gemalt, wobey ed an verfchiedenen Tagen 
mebrere Stunden lang auf einem Teller Tag, kaum mit Waffer 
bedecft. Es Eroch felbft wiederholt auf den Tifh und den Boden 
ohne Schaden. | 

Diefed Thier Iebte bid zum 22. October 1851, wo es mieder 
aus dem Kübel fiel und todt gefunden wurde, Die Kiemen mas 
ren ganz vertrodnet. Während der 6 Jahre wurde e8 um 4 Zoll 
länger. Es ift mithin ein fertiges Thier. (Ffid 1832. 697. 934.) 

In der neuern Zeit hat Le Conte noch 2 Gattungen unter⸗ 
ſchieden: 

den geftreiften (Siren striata) 

nur 9 Zoll lang in Annals of the Lyceum of New York I, 
1824. (Sie 4 1852. 1065. T. mi 


437 


und den mittleren (S. intermedia). Ebenda II. 1728. 
(Iſis 1832. 1081. T. 28. Fig. 2), welche fih im derfelben Ges 
gend finden. Der gemeine geäbt ſich in die Erde, der geftreifte 
in den Schlamm, der mittlere nach Belieben in beide. 

Siren opereulata Beauvais ift nur eine Moldlarve, 


= Sipyſchaft. Die vierfüßigen Walzenmolche 
find ebenfalls ſehr Yang und ſchlank, haben aber Füße, hins 
ten wie vorn. Man kennt nur 2 Gefchlechter. 


2.& Die Aalmolche (Amphiuma, Chrysodonta) 

feben völlig aus wie ein Aal, haben aber einen furzen, zus 
fanmengedrüdten Schwanz und 2 Paar Fümmerliche Füße; jeder» 
feit8 ein Kiemenloch ohne Franzen; im Gaumen zwey, im Uns 
terfiefer eine Zahnreihe. Die Nafengänge laufen dur die 
Knochen. 

4) Der zmwepyzebige (A. means) 

ift über 2 Schub lang und hat überall nur zwo Zehen ohne 
Klauen. 

Schon Rinne bat diefes Thier 1774 von A. Garden unter 
demfelben Namen aus Süd: Carolina erhalten (Linne's Corre> 
fpondenz von E. Smith 1821), Dr. Mitchill aber ed erft 1822 
in New York Medical Recorder Nr, 19. p. 529 unter dem 
Namen Chrysodonta larvaeformis befchrieben, auh Harlan 
im Journal of the Academy of Philadelphia IH, 1823, mit 
einer Abbildung, nebft Zufägen in Annals of the Lyceum of 
New York I. 1825, mit einer andern Abbildung. is 1832. 1077. 
T. 28. 8. 3.) 

Es findet fih in den Teichen und Dämpfeln ben Neu: DOrs 
leans, in Florida, Georgia und Süds»Carolina, und fann eine 
Seit lang im Trorenen leben; menigftend kam eined aus dem 
Gefäß und fand ſich nach einigen Tagen noch ganz munter. 
Dan finder fie des Winterd manchmal 2—3 Fuß tief unter dem 
“ Schlamm, in den fie fi wie Würmer bohren. Den einem 2 Fuß 
langen maß der Schwanz, deffen hintere Hälfte zufammengedrüdt 
it, 6 Zoll, der Umfang 4, die Breite ded Kopfes 1 Zoll. Die 
Hinterfüße ftanden 12 Zoll von den vordern; die Länge der VBorders 
füße %/s Zoll, der hinteren über */s5 ein nur 3 Zoll langes Exem⸗ 


438 


plar dan keine Spur von Kiemenbüfcheln ; es fcheint demnad), 
daß fie wirklich fehlen. 

Nachher hat auch Cuvier ein Eremplar erhalten, aber nur 
492 Zoll lang. Es ift dunfelgrau, unten heller ohne Flecken, wals 
zig, der Kopf niedergedrüct und flumpf, der Schwanz zufammens 
gedrüdt, ſpitzig, oben fchneidend, unten rundlich und beträgt 
über ein Viertel der ganzen Länge. Der Oberkiefer etwas länger; 
die Naslöcher an der Spike ziemlich nab beyfammen; die Augen 
zur Seite, fehr Fein, ohne Lieder; 40 Zähne im Oberfiefer, 32 
im untern; im Gaumen 2 Reiben Freinere, je 15; das innere 
Nasloch Öffnet fich hinten zwifchen den Kiefer» und Gaumens 
zähnen; die Zunge fehr Flein. Ausmendig Feine Spur von einem 
Ohr, aber jederfeitd hinter dem Kopf ein ovale Kiemenloch, in 
melden 4 Kieinenbögen Tiegen, die mit dem Zungenbein vers 
wachſen find, fo daß wahrfcheinlich früher 3 Kiemenfpalten da 
gemwefen. Dabinter die Vorterfüße, nur wie Stummeln, jedoch 
mit einem Ellenbogen und 2 Zehen ohne Nägel. Die Seiten 
des Leibes haben Querrunzeln. Die Hinterfüße ftehen weit hinten, 
find faum etwas dider und haben ouch 2 Zehen. Mem. Mus. 
XIV. 1827. T. 1. fig. 1—3, T. 2. fig, 1—9. u, fig. 15—18. 
Wagler Icones Amphibiorum U. T. 19. fig. 1. 

2) Der dreyzehige (tridactylum) 

gleicht dem vorigen, bat aber überall 3 Zehen und findet fich 
an denfelben Drten. 

Euvier bat diefed Thier zuerft befchrieben und gezeigt, daß 
ed fein verwandelter Armmolch ſeyn kann; es hat 99 Wirbel, 
das zweyzehige 112, die Sirene 86 und 7 kurze Rippen, die 
Aalmolche nur 5 oder 6 Spuren davon. Der Schädel ift ziem— 
lich gebaut wie bey den gemeinen Wajfermolchen. Das Kiemens 
loch Öffnet fih nach innen, zwiſchen den 2 bintern Bögen. Die 
beiden Lungen entfpringen unmittelbar hinter der Stimmritze, 
ohne Luftröhre und erſtrecken ſich bis hinten in den Leib, Die 
Harnblaſe öffnet fih vor dem Ausgang des Maſtdarms. Ebenda 
©. 7. T. ı Fig 4—6. T. 2. Fig. 6—14. Wagler Icones 
II. T. 19. fig. 2. 

3. & Der Olm (Proteus) 

ift lang und fchlanf, mit zufammengedrüdtem Schwanz, bat 


439 


2 Paar Füße, 3 Kiemenlöcher mit Franzen, Eleine Zähne in bei» 
den Kiefern, Peine im Gaumen. Die Nafergänge laufen bloß 
durchs Fleiſch. 

4) Der gemeine (Proteus anguinus) 

wird über 1 Schub lang, fingersdid, ift blaßroth und hat 
vorn 3, binten nur 2 Zehen. 

Diefes böchft merkwürdige und einzige Thier findet ſich nur 
in Deutfchland und zwar im Waffer der unterirdifchen Höblen 
ded Herzogtbumd Krain bey Adleräberg und murde zuerft ron 
Hobenwartb im Zirfniger See entdeckt und von Laurenti be: 
fehrieben (Synopsis Reptilium 1768. 37), fpäter von Scopoli 
etwas audfübrlicher (Annus quintus historico-naturalis 1772. 
p- 73.). Er bemerkt, daß Linne, dem er eine Abbildung ger 
ſchickt, daffelbe für eine Molchlarve gehalten babe. Dann wurde 
ed völlig vergeffen, bis Schreiberd wieder eine ausführliche 
Belchreibung und Abbildung davon gab, in den Philos. Trans: 
actions 1801. ©. 241. T. 16. 17. Bon diefer Zeit an war die 
Aufinerffamfeit dermaaßen auf diefes Wundertbier gelenkt, daß 
fein Reifender durch Krain unterläßt, diefe Höhle zu befuchen, 
und daß die Bauern ed zu Hunderten fangen und für geringes 
Geld Iebendig verkaufen, fo daß Gefahr wegen feiner Bertilgung 
droht. Viele Naturforfcher haben es lebendig gehabt, beobachtet 
und zergliedert, und es findet fich daber faft in allen Sammlun⸗ 
gen von Europa. Am meiften bat fih Schreiberd Berdienfte 
um feine Naturgefchichte erworben, indem er ed Jahre lang in 
finftern Wafferbebältern unterhielt und beobachtete. Es Tebt Jahre 
lang, ohne Nahrung zu fi zu nehmen, was man ihm auch ans 
bieten mag, feven es Warferfäden, Würmer, junge Waſſerſchne⸗ 
den, Schneden= oder Fiſchlaich u. dergl. Noch niemand: hat 
eine Paarung bemerkt, aucd wenn fie zu Dupenden beyfammen 
waren; auch bat man noch Feine ganz Jungen gefunden, alle 
waren —12 Zoll lang. Zu Schreiber Zeit waren nur die paar 
ermähnten Eremplare bekannt. Er felöft erbielt 3: todte von 
Sittich durd den damals in Krain lebenden Baronıvon Zoiß. 

Diefer bat einige lebendig gehabt, wovon in den erſten Tagen 
eined eine Menge Peiner Schalen von Waſſerſchnecken ausbrach. 
Es wollte jedoch nicht freffen, kroch langſam am Boden herum, 


3 


440 


nabın bisweilen eine vorgeworfene Schalenſchnecke ind Maul, 
ſtieß ſie aber wieder aus, wurde von Tag zu Tag ſchwäaͤcher, lag 
am flebenten Tag auf dem Rüden und die Haut wurde mit 
Schleim überzogen wie gewöhnlich bey Amphibien, wenn fie fer 
ben. Es zeigte ſich fehr träg, bemegte fich felten, ſchwamm je 
doc biömweilen mit Hülfe des breiten Schwanzes fehr burtig- 
An den erften Tagen kroch es langfam auf dem Boden berum, - 
ald wenn es Nahrung ſuchte. Einigemal erhob es fih an die 
Oberfläche, ſteckte den Kopf heraus, ſchöpfte Luft,'-gieng aber 
gleich wieder zu Boden, Ale Eremplare wurden vom July bis 
zum September gefunden, befonderd wenn der Sitticher See aus⸗ 
trat. Es ſtößt oft ein’ lautes zifchendes Geräuſch aus, wie eine 
Sprite, wenn der Stempel gezogen wird, und dann ragt der 
Vorderleib iber dad Waffer heraus. Er bält:2 fehr Meine dunkle 
Flecken auf dem’ Kopf für die Augen, die Farbe, welche hellrotb, 
ift an den Kiemen blutrotb, verliert fih im Branntwein. Sie 
find gar nicht ſcheu und man Fann fie in der Nähe ganz bequem 
betrachten. g | 

Bon 5 Eremplaren, welhe Schreiber gefeben, war eines 
415 Zolllang und 1 did, drey gegen 10 Zoll, das kleinſte 8 Zoll Yang 
und t/s dick; dennoch waren alle gleich gebaut. Der Kopf des größe 
ten war 4°/, Zoll lang und ziemlich platt, faft wie ein Entenfchnas 
bei. Zwiſchen den 3 Fnorpeligen Kiemenbögen öffnen fih nur 2 
Spalten in den Mund; auswendig darüber ſtehen 3 Kiemene 
flämme, deren Zweige an einem Rande fein'gefrangt ſind. Das» 
binter wird der Hald rund und die daran flehenden Borderfüße fteben 
2/2 300 hinter dem Kopf; die Hinterfüße 6. Zoll weiter binten, jene 
find vol lang mit Oberarm, Vorderarm und 3 Zehen. ohne Nä> 


gel; die hintern find etwas Fürzer und haben nur 2.Zeben. Der 


ganze Leib ift walzig, der Schwanz aber flark zufammengedrüdt, 
31, Zoll lang, oben und unten mit einer dünnen Sloffenbaut ums 
geben. Die Deffnung des Maftdarms ift ein Rängdfpalt;; Die 
Leber Fülle" faſt die ganze Bauchhöhle aus und hat «ine große 
Ballenblafes Das Herz liegt zwifdhen den Vorderfüßen und bes 
ſteht aus einer Kammer und einer Vorkammer. Die Speiferöhre 
4 Zoll lang, der Magen viel weiter, und in einem fand ſich der Kopf 
eines kleinen Fiſches; die Därme machen 5: Windungen. Die 


440 


Milz haͤngt am Magen und iſt 1’; Zoll lang; dad Rüdlein oder die 
Bauchipeicheldrüfe 130U. In den Eyerſtöcken waren Ever mie 
Hirſenkörner. Die Lungen bängen an einer kleinen Luftröhre, 
mit einer Stimmrige ohne Dedel. Die Haut :ift vel Fleiner 
Drüfen. In jedem Kiefer eine Reibe fehr Kleiner Zähne, Die 
Zunge breit und, fleifchig mit freyer Spitze. Dad Thier bat große 
Aehnlichfeit mit der Sirene. Man bat in Krain nie einen voll 
fommenen Molch gefunden, von dem diefed Thier die Larve ſeyn 
koͤnnte. 

Später hat Shrdibers diefe Thiere gezwungen, theils nur 
unter Waffer, tbeild faft ohme Waſſer zu leben. Bey den erftern 
wurden die Kiemen fehr groß und die Lungen Eleinz bey den 
legtern wurden umgefehrt die Kiemen Fleiner und: zeigten ſich zu— 
legt nur als Spuren; die Lungen dagegen fehr groß und weit. 
Als man einem die Fleinen Kiemenfpuren abbinden wollte, farb 
ed ſchnell und unter den beftigften Duden (>fis 1821. Lit. 
Anz- 263.) 

Sm Jabhr 1805 bat ibn Euvier aufs neue keichriehen nu 
enatomiert (Humboldt Observations de Zoologie I. 187. T. 
13. Sig. 5—10.: Sfelett). Der Kopf gleicht ziemlich dem des 
Aald, bat wegen der fehr Fleinen faft punctförmigen Augen ‚Feine 
Augenhöble und keinen Jochbogen; hinten am Zurgenbein hängen 
2 Hörner und daun folgen 3 Kiemenboögen, welche verknöchert 
und 'unbeweglich find; Rüdenmirbel 31, Schwanzwirbel 253 6 
ſehr kleine Rippen won zwmepten Wirbel an. DiesZungenift kurz 
und vorn nur wenig frey; der Darın ziemlich grad, ohne Blind» 
darm. Die Lungen find lange aber dünne Säde obne Luftröhre 
und Zellen.» Die, 27 Eyerftöde enthalten‘ kleine Eyer und die 
Evergänge find ſehr lang und gemunden wie bey den gemeinen 
Molchen; ebenfo verhalten fich Nieren und Harnblaſe. Das 
Eremplar war 9 Zoll lang und Kleinfingerd did, Ossemens foss. 
V.-2. 426. t. 27. 

Sm Jahr 1819 haben Sonfigtiagi und Rus co ni eine 
große Abhandlung über dieſes Thier herausgegeben, mit einer 
ſehr vollſtändigen Naturgeſchichte und Zerlegung auf 4 Tafeln, 
wovon die meiſten doppelt, (Monografia del Proteo anguino 
4. 110.) lc V 


422 


Halbwegs von Laibady nach Zrieft liegt das Dorf Adlerdberg 
und eine halbe Stunde davon die Adleräberger Grotte, eine halbe 
Stunde weiter: die Magdalenengrotte, in welch lehterer gegen» 
wärtig die Bauern den Olm fangen. Gie giengen mit 3 Fadel- 
trägern durch den engen Eingang und gelangten bald in ein gro» 
ßes Gewölbe mie ein Tempel, voll von prächtigen Tropfſteinen; 
dann kamen ſie in einem langen gewundenen Gang und endlidy an 
einen Waſſerdümpfel 530 Schrb breit, 170. Klafter von der Mündung, 
wo fie auf dem Boden einen Dlın faben, aber nicht befamen, dage- 
gen eine Wafferaffel. Es hatte gerade vorher ſtark geregnet, daber 
war nieht Waſſer in der Grotte und die Zeit ungünftig. + Das 
Warfer hatte 91/,° R., die Luft auswendig 12% am 2. Auguſt 1816. 
Sie kauften dann einige Eremplare, das Stück für 3>Lire 
vom‘ Bauern, welche fie einige Tage vorher gefangen hatten. 
Wie alt fie w:rden, kann man nicht fagen zn indeffen erhält 
der Erzherzog. Johann in einer fünftlihen Grotte in der Steyer⸗ 
mar? Olme, wovon einer 8 Jahr alt und größer ald die andern 
geworden‘ war. Die Haut iſt fo zart und dünn; daß faft alle 
Eingemweide durchſcheinen und die röthliche Farbe nur vom durch⸗ 
ſcheinenden Blut herzukommen ſcheint. Setzt man ſie dem Licht 
aus, ſo gebt die Farbe: ind Violette über. Die Haut iſt voll 
unzähliger Poren, woraus Schleim ſickert und dieſelbe ſchlüpferig 
macht Gewöhnlich halten ſie ſich auf dem Boden des Gefäßes, 
Aauf dem ſie ganz geſtreckt liegen und hin und wieder mit den 
ziemlich langen Füßen fortkrabbeln; deckt man es aber auf, fo 
ſchwimmen ſie mit Wellenbewegungen nad) der dunflern Stelle 
zu wobey der Leib mehr violett wird, die Kiemen mehr roth; 
ſie müſſen mithin, ungeachtet ihrer kleinen und unter der Haut 
faſt verſteckten Augen, doch gut fehen, Die Verfaſſer ſagen, fie 
fräßen Würmer, kleine Muſcheln und Schnecken, fie könnten je— 
doch 229 Jahr Lund nochn mehr ohne Nahrung leben. Aus dem 
Waſſer genommen entfliehen fie nicht, ſondern ſterben in .2—4 
Stunden ! In 6 Pfund Waffer fommen fie nit häufiger: herauf, 
um Luft zu ſchöpfen, als ein Fifh, fperren das Maul auf, ins 
dem Tier dies Luft einziehen und’ waährend der Zeit Lufthlafen aus 
den Kiemenlöchern fahren laſſen, wobey man eine: Art’ Gurgeln 
hört; die Sröfche und Molche ziehen die Luft durch die Naslöcher 


443 


ein. Erneuert man dad Waller alle Stunden, fo brauchen fie 
nicht Luft zu ſchöpfen; auch nicht, wenn fie fich in vielem oder 
fließendem Waſſer befinden, oder wenn daſſelbe ziemlich Falt ift. 
Erwärmt man e8 auf 25°, fo werden fie unruhig und lajjen Qufts 
blafen aus den Kiemenlöchern fahren; bey 32° zappeln fie fo febr, 
als wenn fie fterben wollten. Ihr Gehör ift fehr ſchwach, aber 
das Gefühl fehr fein und ebenfo der Geruch. Gegen Heine Fifche 
lein von der Größe eines Zolls richten fie dad Maul und vers 
fhlingen fie fodann ſehr ſchnell, obfchon fie diefelben wegen der 
Zage der Augen nicht fehen fünnen. 

Ueber ihre Fortpflanzung wiſſen die Verfaſſer nichts. Die 
Molche legen ihre Eyer an die Blätter des Flohkrauts; da ed in den 
Höhlen der Olme Feine Pflanzen gebe, fo müßten fie die ihrigen da 
und dort auf den Boden fallen laffen. Sie erfegen ihre verlorenen 
Theile nicht wieder. Der abgefchnittene Schwanz wuchs nicht nach, 
wie bey den Molchen. Einer hatte am Hinterfuß eine Zehe verloren, 
mwelche binnen 10 Monaten ſich nicht erfegt hatte. Die Knochen 
find weicher ald beym Waſſermolch; am bärteften der Unterkiefer 
und die Kiemenbögen; dann folgen die Wirbel, der Schädel, die 
Füße und endlid daB Beden und die Schulter, Die Kiemen» 
bögen gleichen ganz dem Zungengerüft des Waſſermolchs. Wirbel 
59, Rippen vom dritten biß zum neunten Wirbel ſehr furz; das 
Beden hängt am 31. Wirbel. Sie öffneten einen, um zu feben, 
ob die Lungen willfürlich mit Luft angefült würden wie bey den 
Molchen und Fröfchen. Er fchludte eine Viertelftunde lang Luft, 
welche aber alle durch die Kiemenlöcher hinaus gieng, ohne in die 
Zungen zu dringen. Gie haben die innern Nadlöcher gefunden 
und auch nur 2 Kiemenfpalten. Es gibt Männchen und Weibchen. 

Was die Fortpflanzung betrifft, fo feheinen fie Iebendige 
Zunge bervorzubringen. Dr. Michahelles erzählte in der Iſis 
1830. ©. 180. u. 1831. ©. 505. folgenden Fall, welchen der Beamte 
Stratil zu Sitti am 26. Juny 1825 amtlich aufgenommen bat: 

„Dad Eremplar, welches Laurenti aud dem Zirknitzer See 
erhalten haben wollte, ftammt mwahrfcheinlih au8 dem Bache der 
2 Stunden davon entfernten Magdalenen > Grotte; denn im See 
felbft gibt .e8 Feine. Die fpäter gefangenen ftammen faft alle aus 
dein Bache Bier bey Verch und wurden größtentheild won Herrn 

Okens allg. Naturg, VI. 23 


hi Te 


Stratil an alle Welt verfendet, felbft an Schreiberd. Ein dritter 
bis jebt unbefannt gemefener ẽ Fundort iſt Weißenſtein hinter Blattu, 
wo jedoch ſehr ſelten gefangen werden. In der Magdalenen-Grotte 
ſelbſt gibt es keine, ſondern nur in dem Bache, der in ihrer unterſten 
Tiefe fließt. Da die unterirdiſchen Fluͤſſe Krains manchfach mit 
einander in Verbindung ſtehen, fo werden bey Ueberfehmenununs 
gen baͤld da bald dort Olme ins Freye geführt. Am Fuße eines 
Bergabhaugs bey Sittich findet. ſich eine ‚große Wieſe, ‚duch 
deren Mitte fich die Vierer Quelle, die aus den Kalkſteinen deffel> 
ben Bergd entfpringt, hinſchlängelt. Dieſe Wiefe fcheint ganz 
bobl zu ſeyn, da nach jedem Winter 2—4 Klafter große Streden 
einfinfen und fich in Dümpfel verwandeln; und darinn werden. die 
meiften Olme gefangen. Am Berge Kuppe, bey Schmweinddorf 
nächſt Sittich, ift ein kaum 2 Schuh breites und tiefes Loch, aus 
dem oft nach Regengüffen plöhlich Waffer hesvorbriht und. Olme 
mit beraus. treibt, dann aber plöslic) wieder verſiegt. Hier er: 
bielt Zois feine Eremplare, welche er Heren v. Schreibers 
gefhidt hat. Aus einem ähnlichen Loch werden zumeilen ‚bey 
Weißenflein ausgemworfen, Michahelles hatte 30 lebendig, wor 
von die meiften binnen einem Jahr blaufhwarz wurden. Ale 
aus der Magdalenengrotte find meißgelb; bey Verch - aber 
gibt es milchweiße mit. dunfeln Fleden, Llichtgelbe, braungelbe 
und dunfelrotbe. Mährend zweyer Jahre bat er fie.nie ‚freffen 
feben. Beym Lufifhnappen hört man eine Art Stöhnen und 
friſch gefangene geben, beſonders des Nachts, einen durchdringen⸗ 
den widerlichen Ton von ſich, wie der geſtreifte Waſſermolch. 
Sie ſcheinen während dieſer Zeit mit einander zu ſpielen, indem 
ſie im Kuͤbel herumfahren; bey Licht oder bey Tag werden ſie 
ruhig; nach Stratil umſchlingen ſie ſich bisweilen mit den Vor— 


derfüßen, ſchlagen ſich beym Verfolgen mit dem Schwanz, beißen 


ſich ſanft und treiben allerleh Neckereyen. Stratil erhielt nom 
März bis zum September 400. Stüd. Das ı lebendige, Stüd 
foflet jetzt 48 Kreuzer. 

Nach dem Protocoll verkaufte ein Bauer von Verch ein 10 
Zoll langes ſtrohgelbes Stück und ſagte aus, daß dieſer weiße Fiſch 
(Bela Riba), welcher am 47. Juny gefunden wurde, an dem> 
felben Tag in. einer, Gladflafche und zwar baaınffrmig auf dem 


445 


Rüden liegend, ein 1% Zoll langes Junges geboren babe, nebft 
2 vder 3 Eleinern rotben Blaſen; e8 fiel auf den Boden; die 
Mutter waadte fih um und reinigte,ed von feinen Hüllen und 
nabın dann mwieder die vorige verfehrte Stellung an, worauf bald 
wieder ein gleich großed Junges bervorfam, ohne Bläschen, wel» 
ches wieder von der Mutter gereinigt wurde, Nach einigen Mis 
nuten nahm ſte die alte Stellung ein und am andern Morgen 
fand ſich das dritte Junge. Die Jungen fiengen an, ſich hin und 
ber zu bewegen. Nachmittags um 5 Uhr war dad Waſſer trüb 
und auf dem Boden lag ein gallertartiged Neb von mehr als 
100 mwarferbellen Kügelyen wie Hirfenförner, alſo wahrfcheinlich 
Eyer. Diefe wurden fammt den leblos fıheinenden Jungen von 
Weibölenten auf den Miftbaufen geworfen. Die Mutter zeigte 
fi nachher fehr unruhig und ſchoß im Glas herum, ald wenn 
fie die Jungen fuchte.“ 

Diefes ift ed, mad man: bid jest von dieſem fonderbaren 
Gefchöpfe weiß. ine Abbildung nach dem Wachspräparat von 
Schreibers findet fih in der Iſis 1817. T. 5, wobey aber die 
Kiemen zu groß find. Ferner im Jahrgang 1820. ©. 560. T. 6. 
7. von Rufconi, — Proteus neocaesariensis ift nur eine 
Molhlarve; Pr. lacuum ift Menobranchus lateralis. 


B. Keulenmolche. 
Shr Leib ijt Eurz, mit zwey Tußpaaren, der Kopf und Rumpf die und 
der Schwanz ziemlie) dünn und-abgefett. 

Darunter gibt ed welche, die Kiemenlöcher Iebendlänglich‘ bes 
balten, und andere, bey denen fie verwachſen. Die Nafengänge 
laufen durch die Knochen, 

3. Sippſchaft. Keulenmolhbe mit Kiemen. 

4.6. Der Kolbenmold (Axolotl) 

ift ſehr kurz usd did, kat auswendig ein Kiemenloch 
und 3 freye Kiemenbüfchel, Zähne in Kiefern und Gaumen, 

4) Der gemeine 

ift fpannenlang und gegen 2 Zoll di, grau, mit ſchwarzen 
Flecken und bat vorn %, hinten 5 Zehen. 

Bon diefem Thiere weiß man noch nicht ganz fiher, ob es 
nicht eine Larve ift. Findet fih in Seen um die Stadt Mexico 

29 © 


446 


und wird fhon von dem alten Hernandez, der in der Mitte 
des 16. Jahrhunderts in Merico war, unter dem Namen: Axo- 
lotl oder Warferfpiel (Lusus aquarum) aufgeführt. Er fagt das 
von: Es gibt eine Art Seefifche mit weicher Haut und 4 Füßen, 
wie bey den Eidechien, eine Spanne lang und 1 Zoll did, bis: 
mweilen aber auch. über 1 Schuh lang, mit braunen Fleden; der 
Kopf niedergedrüdt, groß und ſchwarz; bie Zehen wie bey den 
Fröſchen. Das Fleifh gleicht dem der Yale, ift gefund und 
ſchmackhaft und wird gebraten, geſchmort und gefotten gegeffen, 
von dem Spantern meiftend mit Eſſig, Pfeffer und Nägelein, 
von den Merisanern bloß mit fpanifchen Pfeffer, und dad Thier 
bat feinen Namen:von der ungewöhnlichen und ſpaßhaften Geftalt 
erhalten. Thesaurus rerum medicarum Noväe Hispaniae 1651. 
S. 8316. An einer andern Stelle ſagt er: Die Indianer äßen 
mit Wohlbehagen Kaulquappen (Gyrini), welche fogar manchmal 
auf ihre Märkte kämen, und dagegen 'überliegen fie den Spaniern 
die wilden Truthähne : Historia animalium N. Hisp. p. 77. 
Dieſes Thier würde völlig vergeffen, bi vor etwa 40 Jah 
sen „wieder. ein Eremplar nad England Fam und von Sham 
abgebildet :wurde in Naturalists miscellany Nr. 343; Zoology 
IH. p. 612. Tab, 140 unter dem Namen Siren pisciformis. 
Endlih wurde es erft 1805 vollftändig befchrieben und zer— 
legt von Cuvier nad 2 Eremplaren, welche A. v. ——— 
aus Mexico zurückgebracht hat. | 
Sie hatten die Größe des Erdfalamanderd, nehmlich gegen 
8 Zoll, aber etwas dicker, dunkelbraun, vol ſchwärzlicher Flecken 
und ‚weißer Düpfel; der Schwanz 'zufammengedrüdt mit "einem 
ſchwachen Kamm mie bey den Waffermolden; der Rüdenfamm 
fängt fhon bey den Schultern an; der Kopf platt und breiter ald 
bey denfelbenz; die Augen Bleinerz die Zehen ohne Klauen; 4 
große Kiemenfpalten "mit eben fo viel Bögen und 3 Afligen Kie> 
menbüfcheln an ıden 3 vorderen. Der Schädel wie bey den Mol» 
chen, mit einer Zahnreihe in jedem Kiefer und noch einigen 
dahinter im Oberkiefer, welche jedoch nicht 2 Längsreihen bilden 
wie bey den Molchen; Rückenwirbel 17, Schwanzmwirbel 23, Rips 
pen 13, Hein wie bey den Molchenz eben fo die Gliederfnochen, 
alle noch ſehr knorpelig wie bey jungen Thieren. Die 2 Lungen 


467 


ohne Zellen hängen an einer häutigen Luftröhre; die Zunge vorn 
frey, der Magen meit, mit Meinen Slußkrebfen; der Darm. ohne 
Blinddarn maht 2 Windungen; die Leber ohne Gallenblaſe; die 
Eyerftöcde mie bey den Molhen. Dad Thier fey daher wahr» 
fheinlih nur eine Larve, obfchon die americanifhen Schriftfteler 
fagen, daß es die Kiemen nie verliere. Humboldt, Observa- 
tions de Zoologie I. 174. tab. 12, 14. fig. 10-16. Cuvier 
Oss. foss. V. 2. 415. tab. 27. Home Phil, Transact. 1824, 
419. tab, 21—23. Wagler Icones tah. 20.: Man Ba jetzt 
dieſes Thier für fertig. 

5. G. Die Furchenmolche (Menobranchus, — 3 

haben Kiemenbüſchel, überall 4 Zehen ohne Klauen, im Ober⸗ 
fiefer 2 Zahnreiben. 

. 4) Der gemeine (Triton lateralis, Proteus Da 
| ift did und plump und wird über 2 Schub lang, dunkelbraun, 
mit dunfleen Fleden und einer Längsfurche auf dem Rüden, ein 
ſchwarzer Streif von den Naslöchern dur die Augen längs. den 
Seiten bi8 zum Schwanze. 

Schneider hat diefed Thier zuerfi in Hellmig 3 nr 
lung in Braunſchweig gefeben, melcher ed aus dem großen See 
Champlain in Canada erhalten hatte. E8 wurde dafelbft. mit 
andern Fifchen gefangen und für giftig gebalten. E8 mar 8 Zoll 
lang, 4 did, vol Poren und hatte jederfeit8 3 Reihen ſchwarzer 
Flecken; der Schmanz zufammengedrüdt; der Kopf breit; die Aus 
gen klein; die Naslöcher in der Oberlippe; oben 2, unten A 
Reihe Fegelförmiger Zähne; die Zunge. breit, vorn freu und ganz; 
überall 4 Zehen; Kiemenfpalten 2 mit. 53 freyen Kiemenzmweigen. 
Historia amphibiorum I. 1799. 50. 

Sm Jahr 1821 befam Mitchill in Nordamerica ein Stück 
von diefem fogenannten Proteus der nordamericanifhen Seen, 
aus dem See St. Claire, wo er bisweilen, ſowie auch im Erie— 
See mit Angeln gefangen und ald eine Seltenheit in Kübeln zur 
Schau berum geführt wird. Er fen did, plump und werde 2 
Schuh lang. Sein Eremplar maß nur 1 Schub. Er bat jeder» 
feitd 3 gefranzte Kiemen hinter fleifchigen Vorfprüngen und da= 
zwifchen 2 Spalten zum Durchgang ded Wafferd, 4 dünner Füße 
mit 4 Zehen, die Augen: obne Lieder, Zäbne wie oben und: werde 


448 


ohne Grund für giftig gehalten. Journal acad. of Philadelphia 


1. p. 358. Silliman Journal IV. 1822. p. 181. (Sfi8 1832. 
©. 1041. 1045. T. 27. Fig. 1. 2.) 

Im Jahr 1819 hat Say diefed Thier im Allegbany > Fluß 
bey Pittöburg mit Angeln gefangen und auf ähnliche Art befchrie= 
ben; e8 war 10 Zoll lang, der Schwanz 3'/.. Auf dem Rüden 
bat e8 vom Kopf an eine gezahnte Rüdgratbälinie. Die Fär- 
bung ift eigentlich blaß, wird aber bräunlich von fehr zahlreichen 
verfliegenden Düpfeln; die Kiemen fhön roth. Nah Harlan 
macht der Darın verfchiedene Windungen und bat. fadfürmige 
Erweiterungen mie beym Alligator; im Magen fand fi 
ein Regenwurm ; Kiemenbögen 3, die 2 Lungen ſehr Yang; 
Rückenwirhel 19, mit eben fo viel Rippen, Schwanzwirbel 20—35. 
Long Expedition to the Rocky Mountains 1823. (Sfi8 1824. 
Lit. Anz. 225.) 

Im Jabr 1825 bat Harlan diefed Thier mwieder abgebildet 
in Annals Lyc. of New York I. 222. T. 16. (Iſis 1852. 1074. 
T. 27. Fig. 3.) Nah 3. Smith findet man e8 oft im Trode> 
nen, beunsubigt bewegt es fich nad) dem Waffer. Iſis 1832. 1088. 


2) Es gibt eine ganz ähnliche Battung (Salamandra tetra- 
dactyla), 

welche ebenfalls nur A Zehen bat, aber oben und unten 2 
Zahnreihen und einen Kragen von einer Hautfalte um den Hals 
vor den Kiemen; ftammt ohne Zweifel auch aus America; Länge 
5'/ Zoll, wovon der Schwanz faft 2 Zoll einnimmt. Lace- 
p®de in Annales Mus, X. 1807. p. 230. T.17. Harlan in 
Annals Lyc. of New York I. 1825. (Sfi8 1832. 1074.) 


6. ©. Die Hellbender (Protonopsis, Cryptobranchus, 
Abranchus, Menopoma, Salamandrops) | 


werden. fehr groß und did, baben auch oben 2 Zabnreiben, ' 


4 Starke ‚Füße mit. 4 Zehen. vorn und 5 binten, aber nur ein 
Kiemenloh ohne Büſchel. Der äußere Rand der Füße gefäumt 
und. zwifchen den 2: äußern. Hinterzeben eine Schwimmhaut. 
41) Der gemeine (Salamandra gigantea, alleghaniensis) 
wird 2 Schub lang und dicker als das Handgelenf , ift fchies 
fergrau; oben ſchwarz gefprenkelt mit‘ einer dunkeln Seitenlinie 


BR 449 
durch die Augen, des- Kopf breit, das Maul weit und der Schwanz 
zufammengedrüdt, 

Barton hat diefed Thier zuerft unter dem Namen Proto- 
nopsis, Tweeg und Mud: Devil (Schlammteufel) befchrieben. 
(Memoir of the Hell-bender 1812. ig.); e8 beißt au Ground- 
pouppy und lebt in den Flüffen Allegbany und Obiv von Wür— 
mern, Fifchen und Krebfen. Später brachte es der Botaniker 
Mihaur von den Alleghanpgebirgen in VBirginien nad Paris, 
wo ed von Eonnini und Fatreille befchrieben und abgebildet 
wurde. Das Eremplar maß 13 Zoll. Reptiles II. 1802. 253. 
T. 54 g. I. 

Bartons Abbildung fieht in der Iſis 1821 T. 5. Fig. A, 
und ebendafelbft (Fig. B. ©. 257. Lit. Anz.) bat Leuckart eine 
gegeben nad einem audgeftopften Eremplar der Wiener Samm— 
lung, faft 192 Schub lang. 

Endlich hat Harlan diefed Thier ausführlich befchrieben und 
. zerlegt. Es wird 2 Schub lang. Er hatte ein junged Eremplar 
von wenigen Monaten, welches dennoch Feine Kiemenbüfchel 
hatte, mährend fie bey; den Molchen gegen ein Jahr Yang 
bleiben; das andere Eremplar war 12 Zoll lang, der Schwanz 4, 
der Umfang 41 ZoN, die Breite ded Kopfes 1'/.. Die Ohren 
nicht fichtbar, die Augen wie bey Arolotl, Fleiner ald bey den 
Molhen. m Unterkiefer nur eine Zahnreihe, im obern 2, die 
innere balbfreisfürmig und an ihrem hintern Ende die innern 
Naslöcher; Zunge vorn freyz 3 Pnorpelige Kiemenbögen mit 2 
Spalten, mie bey Amphiuma, Der Magen weit, enthielt 
4 Gteinhen und die Klaue eined Krebfed; der Darm mir 
vielen Windungenz; die Leber mit einer großen Gallenblafe; die 
Quftröhre häutig, A Zoll Yang, die Zungen 5, die Zellen wie bey 
den Schildkröten; der Schädel verknöchert. Rückenwirbel 19, 
Schmwanzmwirbel 24, mit 18 Rippenftummeln vom zweyten Wirbel 
an; der Sumpffalamander bat rur 16 Rückenwirbel mit 15 Rip 
pen, im Schwan; 32. Anmnals Lyc, of New York I. T. 17. 
(Iſis 1832. 1073. T. 27, Fig. 4. a—e.) Cuviers Ossemens 
foss. V. 2. 409. T. 26. fig. 3—5. 

4. Sippfhaft. Die eigentliben Molche 
baben 4 Füße mit 4 und 5 Zehen ohne Nägel und Schwimm⸗ 


450 


bäute, einen Schwanz, Kieferzähne, Kiemen und Kiemenlöcher 
nur in der Jugend. Die Nafengänge laufen durch die Knochen, 

Diefe Thiere finden fih in fiebendem und langſam fließens 
den Waffer von ganz Europa und in allen Melttheilen, nicht im 
Meer; nur wenige Friechen fpäter aufß Trodene, balten fich je— 
dody immer an verborgenen und feudyten Drten auf. Ihre Ents 
wickelungsgeſchichte ift feit Janger Zeit ein Gegenfland der Bes 
wunderung und der Unterfuchung gemwefen. Die Ever find ein 
fchleimiger Laich wie bey den Fifchen, welcher auf diefelbe Weife 
ind Waffer gelegt wird. Die Jungen haben auch Anfangs. Kies 
menlöcher und zugleich auswendig über denfelben Kiemengefäße, 
‚welche ſehr artige rothe Zweige bilden und erft nad einigen 
Monaten einfhrumpfen, während die Kiemenlöcher fih fehließen 
und dad Athmen fodann bloß durch die Naslöcher und die 
Lungen gefchiebt. Die Kiemenbögen verwachſen fpäter mit dem 
Zungenbein, welches daher mehrere Paar, Hörner bat, Zuerft 
fproffen die WVorderfüße hervor und dann erft die bintern. Da 
ihre Kopf um diefe Zeit fehr die ift, fo nennt man fie Kaulquaps 
pen und Mollenfüpfe (Gyrinus). Ihre Entwidelung zeigt daber 
ganz deutlich, daß fie fich zuerft in dem Zuftande der Fifhbildung 
befinden, und daraus habe ich vorzüglich gefhloffen, daß alle 
Thiere in ihrem embryonifchen Zuflande die Bildung der niedern. 
Thierclaſſen durchlaufen, ehe fie ihre Vollkommenheit erlangen, 
wad fi) auch durch fpätere Bergleihungen und Entdeckungen 
wirklich beftätigt bat. Ale Thiere entfteben aus einem Dotter, 
deffen Haut fi in den Darm verlängert; und aud die höhern 
Zufttbiere, felbft die Vögel und Säugtbiere haben anfangs Kie> 
men am Hallfe. 

Die Molche find ganz nadt ohne alle Schuppen, haben: aber 
viele Poren in der Haut, welche Schleim abfondern; der Kopf 
ift breit, niedergedrüdt und vorn abgerundet, mit durchgehenden 
Radlöchern glei hinter der Oberlippe, mäßigen Augen ohne 
Nickhaut, die Augenhöhlen im: Schädel ganz durchbrochen; Feine 
fihtbaren Ohren; fie haben ſehr feine eingefeilte Zähne in. beiden 
Kiefern, aber Feine im Gaumen, fondern nur gekerbte Gaumen» 
beine; eine die Zunge, hinten frey wie bey den Fröſchen, aber 
faum audgefchnitten. Ihre Rippen find nur kurze Stummeln; 


a51 


fie haben aber alle 4 vollfommene Glieder, vorn mit A Zeben, 
binten raeiftend mit 5 ohne Nägel und Schwimmbäute; aud 
fehlt dad Bruft: und Schlüffelbein, 

Die Raulquappen kommen fhon bey Ariftoteled unter dem 
Namen Cordylus vor, bey Plinius unter dem Namen Gyrinus. 
Der erftere fcheint aber nicht gewußt zu haben, wohl aber der 
andere, daß fie fih in Mole oder Fröfhe verwandeln. Diefed 
war bey den fpätern Naturforfchern, wie Rondelet und Geßner, 
eine ausgemachte Sache. Genauere Beobachtungen wurden aber 
darüber erft angeftelt von Jacobäus, mit anatomifchen Zerz 
legungen von Smammerdamm bey den Fröfhen (Bibel der 
Natur S, 312. T. 46—49); fpäter von Röfel (Gefchichte der 
Sröfche 1758). - Cuvier (Humboldt Observations de Zoolo- 
logie I. 1805. 152.), Rufceni (Circolazione delle Larve 
delle Salamandre acquatiche, 1817. u. Amours des Salaman- 
dres, 1821), Rathke (Bepträge zur Gefchichte der Thiermelt im 
den Danziger Gefelihaftsfchriften 1820), Funk (Evolutio Sa- 
lamandrae terrestris 1826), Gravenhorſt (Deliciae 1829), 
Siebold, Smammerdamm und Röſel haben faft Alles er» 
fhöpft, jo daß den Spätern nur noch Kleine Nachträge übrig 
bleiben. Ueber die Art ihrer Paarung und dad Eyerlegen haben 
Spallanzani (Fisica animale 1780) und Rufconi die ges 
naueften Beobachtungen angeftelt. - Der LXeptere bat zuerft bes 
merkt, daß fie die Ener einzeln an Blätter von Wafferpflanzen 
legen und diefelben fodann mit den Hinterfüßen zufammendrüden. 

Die Paarung geſchieht im April wie bey den Fifchen, indem 
fie nur neben einander herſchwimmen; es dauert gemöhnlich einen 
ganzen Monat lang. Gibt man ihnen Pflanzen ind Warfer, 3.8. 
Flobfraut, fo ſieht man, daß fie die Ever nicht in Klumpen 
wie die Fröſche und nicht in Schnüren wie die Kröten legen, 
fondern einzeln an ein Blatt, weldyed fie fodann mit den Hinter» 
fügen zufammenfchlagen; es bleibt in. diefer Lage megen des 
Schleims, womit dad Ey eingehült ift. Auf diefe Weife legt 
das Weibchen ale 2—3 Minuten ein Ey. Wenn 'man am Ufer 
der. Teiche folche zufammengefchlagene Blätter bemerkt, fo kann 
man ficher ſeyn, daß man in jedem ein Ey findet. . Die Ever 
find anfangs rund, gelblich, ‚ganz loder von Schleim angeben, 


j 

Ein am 23. April gelegtes Ey vom großen Waſſermolch (Triton 
eristatus, platycaudus) wird am 26. Yänglih und mondförmig 
gebogen, fehon die Geftalt des entftiehenden Embryos; am 28. 
erfennt-man fchon den dien Kopf, den Bauch und den Schwanz; 
hinter dem erften Eleine Höder, die Anfänge der Kiemen und 
Borderfüße. Ueberhaupt gebt bier die Entwickelung, welche die 
Natur bey andern zu verhüllen fucht, vor unfern Augen, vor und 
man fiebt deutlich, wie die zum Leben nöthigeren Organe zuerft 
entfteben und die andern nadhfolgen. Man bemerkt das Schlagen 
des Herzens, den Magen, den Darm, anfangd gerad, dann ge- 
wunden; nun die 2eber, die Qungen, immer voll Luft, fo durdy> 
fihtig, ald wenn 2 Luftblafen im Leibe wären; am 30. erkennt 
man den Rüdgratb; am 2. May mwird der Schwanz ruderförmig 
und die Augen zeigen ſich al8 2 fhmwärzliche Düpfel. Das Herz 
fhlägt, der Embryo bewegt fich und befommt Farben. Um diefe 
Zeit pflegt er gern zu fterben. Am 3. wechfelt er oft feine Lage 
und befommt oben 2 Längsbänder mit fhwärzlihen Düpfeln, an 
jeder Seite des Kopfes A Fäden, wovon dad vordere Paar die Häfchen 
find, wie beym Embryo des grünen Froſchs, womit er fih an die 
Wafferlinfen hängt; die andern die Kiemen. " Am 4. entfteben 
auf der Bruft auch fhmwärzlihe FSleden und in den einfahen 
Kiemenfäden bemerkt man den Lauf ded weißen Blutes in einem 
Gefäß, das fih am Ende umbiegt. Man muß dad Ey in ein 
Uhrglas legen, auf fhmwarzen Grund und e8 durch eine Gladlinfe 
betrachten. Längd der Seiten entfteben grüne Fleden; am 5. vers 
längert fich die Schwanzfloffe biß gegen die Edhultern und 2 län— 
gere Kiemen fpalten fih in 2 Blätthen; am 6. zerreißt dad 
Thierhen die Hülle durch feine Bewegungen, ſchlüpft heraus, 
fhwimmt fehr ungefchidt herum und hängt ſich mit den Fleberigen 
Spigen feiner 2 ziemlich am Halfe ſtehenden Häkchen an Blätter, 
woran es fiundenlang bleibt, als wenn es fchliefe; dann wacht e8 
auf, ſchwimmt wieder durch Rudern mit dem Schwanz umber, 
bängt ſich anderswo an und bleibt Tag Yang in Rube. 

Der Mund ift Faum angedeutet und die VBorderfüße find nur 
Heine Warzen. Die ganze Länge beträgt 3 Linien; am 48. alfo 
nah 12 Tagen ', Zoll, Die Vorderfüße find nun länger und 
in 2 Zehen gefpalten; die Augen groß, haben ein ſchwarzes Seh— 


455 


loch von einer ſilberweißen Negenbogenhaut umgeben; der Rüden 
ift grünz die Kiemenfäden haben am hintern Rand Blättchen mie 
ein Kamm und enthalten rothe8 Blut; dad Maul ift eine weite 
Duerfpalte und der Kopf ift hinten febr breit; die 2 Häkchen find 
verkürzt und faft verſchwunden; der vorber dunkle Leib ift ganz 
durchfichtig, fo daß man das Herz nebft feinem Ohr Fann ſchla— 
gen fehen. Nun hält fih das Thierchen an der Oberfläche des 
Waffers, verbirgt fih bey Erfchütterungen unter den Blättern, 
fhwimmt ſehr fehnell, lauert auf Fleine Waffer » infecten, ver- 
folgt jie langfam, fchießt dann mie ein Pfeil darauf und vers 
ſchlingt fie. Vor diefer Zeit mar der Darm noch faft wie eine 
gallertartige Maffe, jetzt ift er ausgebildet, aber noch ziemlich 
grad, mährend er fpäter 5—4 große Windungen befommt; die 
Leber ift gebildet, fowie die Kiemenbögen; die Wirbel und der 
Unterkiefer find ſchon Fnorpelig. 

Am 28. mißt dad Thierchen °/,; Zoll; die Vorderfüße find 
fehr lang und in 4 Zehen geipalten; längs den’ Seiten 2 Reihen 
Warzen; es laͤßt Luftblafen aus dem Munde fahren, 

Am 12. Jung find die Hinterfüße faft ganz gebildet, jedoch 
viel Fürzer als die vordern, baben nur 4 Zehen, indem die 
Außere noch fehlt; die Lungen find halb fo lang als die Bauch—⸗ 
höhle; die längeren Kiemen haben 20 Blättchen; 10 Tage vorher 
nur 45 oder 445 die Rüden: und Schmansflofe ift ausgebildet 
und vol dunkler Sleden. Hinter dem Zungenbein liegen 4 Kies 
menbdgen mit eben fo viel Spalten zwiſchen denfelben; der hin» 
tere ift feiner ganzen Länge nad) angewachfen. 

Am 18. Zuly fangen die Kiemen an, fih zu verfürzenz die 
Blättchen fhrumpfen ein und nah 5 Tagen find auch die Stiele 
nur noch Heine Warzenz die Haute hinter dem Kopfe verdedt die 
enger gewordenen Kiemenfpalten und verwächst allmählich mit 
der Bruft, während fich die Löcher verengern; auch die Floffen 
werden kleiner. Schen am Ende ded Juny find beide Kiefer 
verknöchert und die Zähne hart, befonder® im Unterkiefer; auch 
der Schädel, die Wirbel und die Glieder find verfnöchert. 
Am 27. July find die Kiemen verſchwunden, die Löcher gefchlofs 
fen; das Thier athmet Luft und fucht aus dem Waffer zu kommen. 
Die Nafengänge find nun von Knochen umfchloffen und öffnen 


454 


fih, binten im Mund; vorber waren fie bloß von Fleifch ums 
geben, wie bey der Sirene, woraus der Verfaſſer fchliegen will, 
daß diefed Tbier wie die andern Kiemenmoldhe Fein volfommened 
Thier ift, was jedoch keineswegs folgt; denn es gibt ja viele 
Thiere, welche auf einer niederen Stuffe der Entwidelung fteben 
bleiben. Der vordere Kiemenbogen verfnöchert, die 3 bintern 
werden weich, Eleiner und verſchwinden gänzlich. 

Die Mole häuten fich des Sommers faft ale Aa—5 Tage 
gegen ein Dutzendmal bis zum September und fireifen die Haut 
vom Kopf gegen den Schwanz ab, was 1-2 Tage dauert; fie 
verfchlingen  gemöhnlich die Haut. Dann verbergen fie fich in 
Erd- und Baumlöcher, unter Moo8, Laub ꝛc. und halten Winter> 
fhlaf. Wenn fie ald größere Kaulquappen nichts zu freffen bes 
fommen, fo bleiben die Kiemen viel länger; ja man behauptet, 
daß fie diefelben den ganzen Winter über behielten, wenn fie von 
demfelben überrafcht werden. Sie find fehr gefräßig, verfchlingen 
aber nur lebendige Thiere, Würmer und Inſecten; daber bes 
trachten fie fie eine Zeit Iang, bis fie fich bewegen, und dann 
ſchießen fie plöglich darauf; dennoch können fie Monate lang faften. 

Sie haben eine ſehr große Reproductiondfraft und erfeßen 
in einigen Monaten die abgefchnittenen Vorder- und Hinter: 
beine, den Schwanz, jedoch ohne Wirbel, felbft therlmeife die 
Augen.  Spallanzani und Bonnet haben befonder& viele 
Verſuche darüber angeftelt. Gie können im Eife einfrieren ohne 
Schaden. Somohl die Waſſer- ald die. Erdmolche ‚fondern aus 
den Hautdrüfen einen milchigen Saft aus, welcher fcharf ift und 
bismweilen. fhlimme Zufälle verurfaht. Sch Fenne felbft einen 
Fall, wo eine ganze Familie heftige Darmentzündung befam, 
welche aud einem DBrunnentrog getrunken, worinn Erdmolche 
waren. Ein Kind flarb fogar daran. 

7.6. Die Waffermolde oder Röbrlinge (Triton) 

baben einen zufammengedrüdten Schwanz, wenig Hautdrüfen 
und Feine Halddrüfen. Sie leben mwenigftend den ganzen Som= 
mer im Waffer, worinn fie laichen und Feine lebendigen Jungen 
zur Welt bringen. 

Ueber. die Waffermolche ‚gibt es fehr viele Beobachtungen und 
Befchreibungen von Geßner, Jacobaud, Wurffbain, Dus 


455 


Fab, Laurenti, Spalfanzani, Bonnet, Schneider, Bedy» 
ftein, Zatreille, Ratbfe, Carus, Funf, Siebold, Graven> 
borft. Dennoch berrfcht über die Beſtimmung der Gatrungen noch 
viel Verwirrung. Bechftein, welcher am meiften Beobachtungen 
darüber angeftellt, läßt nur folgende 3 Gattungen gelten: 

1. Der fleine (Triton taeniatus) 

wird Faum 3 Zoll lang; der Schwanz ift lang und zugeſpitzt; 
ein gelber Streifen am Leibe mit- rundlichen ſchwarzen Flecken; 
der Kopf mit dunfeln Bändern; die Rüdenhaut des Männchen 
geferbt und höher auf der Mitte des Schwanzes. | 

Sie finden fih vorzüglih in flehendem Waſſer in großer 
Menge und kommen an den erften warmen Frühlingstagen aus 
ihren Verſtecken unter Moos, Laub und Erdrigen hervor, geben 
ins Wurfer um fih zu paaren. Nach 14 Tagen verkriechen ſich 
die Weibchen wieder an fühle und dumpfige Orte, in Gärten, 
Wälder, Miftftätten, Keller, unter Holzhaufen u: f.f. und kom⸗ 
men ded Nachts hervor, um ihre Nahrung zu fuchen, welche in 
Snfecten befteht und felbft in Menſchenkoth, von dem fie ganze 
Klumpen verfhlingenz vieleicht wegen der Mudenlarven, die ſich 
oft darinn firden. Im Waffer verfchluden fie außer den Infecten 
auch Frofchlaich, den fie aber wieder unverdaut von fich geben; 
das gefchieht auch mit ihren abgezogenen Välgen, was audfieht, 
ald wenn fih auch der Darm häutete. Beym Anrühren geben 
fie einen quäkenden hellen Laut vor fih. Ihre Haut enthält mes 
nig ätzenden Saft, und daher werden fie ohne Schaden von Hüb> 
nern und Eulen, befonderd aber in Menge von Störchen gefreffen. 

Sie find. die erften, welche im Frühjahr erfcheinen und fich 
ſehr lebhaft im Waſſer berumtummeln und allerley fonderbare 
Bewegungen machen. Sie legen die braun geringelten Eyer ein= 
zeln oder zu zweyen und vieren an Gra8 oder andere Waffer- 
pflanzen, woran fie wegen ded umbüllenden Schleimes hängen 
bleiben. Schon nah 14 Tagen fchlüpft die braune Larve aus 
mit ihren 3 Kiemen, ſchwimmt burtig herum, hängt fich mit 
ihren Halshäkchen an feſte Körper, befommt fehr zarte Beine, 
wird bi8 Ende Auguft 1'/; Zoll lang,’ verliert fodann die 
Kiemen und gebt aud dem Waſſer. Dft finder man kaum bald 
Zoll lange fhon weit von allem Waſſer entfernt, fo daß man 


456 


vermuthet hat, fie brachten lebendige Junge hervor, mad aber 
keineswegs der Fall if. Manche Weibchen verirren ſich in Keller 
und kommen nicht mebr ind Warfer zurüd. 

Da man fie fo häufig in Gärten findet, fo bat man ihnen auch 
den Namen Gartenmolch gegeben. Der Kopf ift-frofchartig und 
dreyedig, der Schwanz beträgt die Hälfte des Leibes; unter der 
„bintern Ferfe liegen 2 Ballen, wovon der äußerfte hervorſteht, 
als wenn er eine fechfte Zebe wäre; beym Männchen find die 
Hinterzeben gefäumt, faft wie die der Waſſerhühner; der Rüden 
ift gelblich grün oder braun, mit 3—4 Reiben fhwarzer Fleden, 
an den Seiten ded Kopfed 6 dunkelbraune Streifen; der Hals 
gelblich weiß, mit bräunlichen Sleden. Der Unterleib gelb. 
Der Rüdenfamm bat an jeder Kerbe einen dunkeln Sleden, der 
Schwanzkamm bläulih, zur Paarungszeit ſchön roth gefäumt. 
Dad Weibchen  ift etwas größer und dider, ohne Rückenkamm; 
der Schwanz rundlich, mit einer ſchmalen Kante, die Hinterzeben 
obne Lappen, aber dur eine ſchwache Schwimmhaut verbunden. 
Nach der Paarung verliert das Männchen durch die Häautungen 
den Rüdenfamın, der Schwanz aber bleibt breit: Es ſcheint 
immer im Waffer zu bleiben, wenigſtens findet man auf dem 
Sande nur Weibchen, befonderd viele nad) einem Regen, Uebri— 
gend mechfeln die Farben, beſonders des Oberleibes, fehr ab. 
Man bat in den Eyerſtöcken gegen 140 Eper gezählt. Bechſtein 
in 2a Cepedes Ueberfegung IL 267. T. 21. Fig. 1—4 8a: 
treille, Salamandres 55. T. 6. fig. 7. Ruſconi Amours 
p: 28. T. 1. fig. 1. 2. T. 3. fig. 1—3. Er bat auch die Na: 
men Tr. exiguus, parisinus, carnifex, palmatus, wurffbainii, 
punctatus befommen. 

2) Der mittlere (Triton igneus) 

wird «gegen 4 Zoll lang, der Schwanz mittelmäßig, breit 
und ftumpf, der Unterleib feuerfasben, an den‘ Seiten ein hell: 
blauer, fhmwarzgedüpfelter Streifen; der Rüdenfamm des Männ— 
hend niedrig und ungekerbt. 

Finder: fich ſeltener als der vorige in Walvteichen und in 
Süͤmpfen aus Quellmaffer und in Brunnen. Dad Männden 
wird faum 3 Zoll Yang, iſt ziemlich die und breit, oben fein» 
mwarzig, der Kopf Erotenartig. und in der Ohrgegend aufgetrieben, 


457 


der Schwanz fehr breit; der Rüdenfamm Faum eine Linie hoch, 
gelblich und ſchwarz gedüpfelt, der Dberleib fehiefergrau, die Ze» 
ben ohne Lappen, Das Weibchen ift um 1 Zoll größer, dider 
und plumper, mit einer Suche auf dem Nüden, oben eifengrau 
mit unregelmäßigen Sleden, Der hellblaue Seitenftreif undeut> 
lich. Die Färbung wechſelt übrigens ebenfald fehr ab. Gie 
ſchwimmen ſehr behend und zierlich, und laffen, wenn man fie 
vefthält, einen fchnalzenden Ton hören, indem fie die Zunge zu: 
rüdziehen und vorwärtöfchnellen. Sie verfolgen einander fehr 
beftig, und wenn man fie, aus dem Warfer nimmt, fo thun fie 
ganz außer fih, und Jaufen fhnel bin und ber, um wieder dar> 
ein zu kommen. Bechftein I. 260. T. 20. F.1—. Mer: 
rem in Berl. Schr, IX. 194. T. 6. Heißt aud Tr. salaman- 
droides; dad Weibchen Tr. alpestris, gyrinoides: Proteus 
tritonius. ift die Larve. 

3) Der große (Tr. cristatus) 

wird 6.300 Yang, und davon nimmt der Schwanz über ein 
Drittheil ein; der Leib vol Warzen; der Rüden dunkel oliven- 
grün mit ſchwarzen Flecken; die Seiten weißgedüpfelt, der Unter— 
leib hochgelb mit ſchwarzen Fleden, an der Seite ded Schwanzes 
ein. bläulihmweißer Streifen; dad Männchen Peiner mit einem 
Hautkamın vom Kopf bi8 zum. Schwanz, flarf ausgezadt und 
auf dem Kreuz unterbrochen; das Weibchen hat nur einen Kamm 
auf und unter den Schwanz. 

So fehen fie zur Paarungdzeit aus im April und May; än- 
dern Übrigens fehr die Farbe, und erhielten deßhalb verfchiedene 
Benennungen; fie fhwimmen in den Zeichen fehr hurtig umher, 
wobey der Rückenkamm ſehr zierlich ausſieht; fleigen oft fenf> 
recht und ſchlängelnd in die Höhe, kommen faſt alle zwo Minuten 
an die Oberfläche, und laſſen einige Luftblaſen fahren ; freſſen 
keine Waſſerlinſen, überhaupt keine Pflanzen, ſondern kleine 
Waſſerſchnecken, Würmer, Inſecten, Froſchlaich und Fiſchbrut; 
hält man die Larven in Gläſern, ſo freffen fie einander ſelbſt die 
Schwänze und Kiemen.ab, worauf fie flerben, Sie geben bey der 
Berührung einen Enurrenden Ton von fih, und aud den Warzen 
einen äbenden Schaum, der, an wunde Theile und dad Auge ge> 
bracht, fhmerzt. Wird im Sommer der Weiher abgelaffen, fo 


. 


458 


riechen fie and Ufer und fuchen ein andered Waffer, wobey man 
ihnen in Feldern und Wäldern begegnet; daffelbe thum fie im 
Dctober, indem fie nicht, wie die Fröfhe, im Schlamm, fondern 
an den Ufern in Erdlöchern, hohlen Bäumen, Laub und Moos, 
Winterfehlaf halten. In boblen Bäumen neben den Zeichen fin 
det man gewöhnlich mehrere beyfammen. Sie fehen dann ziem» 
lich ſchwarz aus, unten braun, Sie halten fi paarmeife zu> 
fainmen, fpielen mit einander, und ſchlagen fidy an die Schwänze 
wie die Kifche. 

Die Larven oder Kaulquappen findet man den ganzen Som: 
mer hindurch, oft bid zum Spätjahr, munter umberfhwimmen, 
mit 4 fehr langen und dünnen Beinen, und jederfeitd am Halſe 
3 aufgerichteten, Tanzetförmigen Kiemenblätthen. Die Vorder: 
beine erfcheinen zuerſt. Sie find es vorzüglich, von denen man 
die Entwidelung genauer kennt, befonderd durch die Beobachtun⸗ 
gen von Rusconi, mie ſchon in der Einleitung bemerkt wurde. 

Die Eyer hängen einzeln an Gras oder an zufammengefchlagenen 
Blättern. Im Spätjahr haben die Jungen gleich nad) ihrer Ver— 
mwandelung, d. b. wann die Kiemen eingefchrumpft und die Löcher 
gefhloffen find, von der Mitte ded Kopfd bis zum Schwanzende 
einen fhön gelben, ſchwarz und braun gefäumten Streifen, und 
Männchen und Weibchen find nicht von einander zu unterſchei— 
den; im nächften Frühjahr verfchmwindet diefer Streifen auf dem 
Rüden des Männchend, und die Rüdenfloffe wird gezadtz gegen 
den Herbft zeigen fih an der Wurzel der Floffe gelbe Fleden, 
welche allmählich verfließen, und den früher verſchwundenen gel» 
ben Streifen wieder bilden; am Ende des Herbfted fehrumpft die 
Floſſe faft ganz ein. Im folgenden Frühjahr, alfo nah 2 Jab: 
ren, verfchwindet der gelbe Rücenftreifen mieder, fo wie der ge> 
zackte Kamm, der nad) der Paarung wieder niedriger wird, aber 
nicht mehr ganz verſchwindet; gegen dad Spätjabr zeigen ſich 
wieder Spuren des gelben Streifend,  verfehminden aber im fol» 
genden Frübjabr, alfo nah 3 Jahren, fir immer, Sept erfl ſind 
fie ausgewachſen und fangen an, ſich zu paaren. Beym Weib- 
chen wird der gelbe Streifen breiter und matter. Die andern 
Farben wechſeln ſehr. Man ſieht bisweilen einen, der oben blaßs 
grün und faſt fleckenlos iſt, in einer Stunde braun werden und 


* 


459 


‚große bläufiche Flecken befommen, welche bald wieder verſchwin⸗ 
den, fo daß das Thier oben faft ſchwarz ericheint. Daraus hat 
man ein Halbdugend neue Gattungen gemadt. 

Hinter dem Zungenbein liegen 4 Kiemenbögen, melde nad) 
Hinten immer Pleiner werden und 4 Spalten zmifchen fich layfen, 
die fih nah Außen öffnen. Wirbel 40; das Beden hängt am 
46ten; Rippen 11, ſehr Furz. 

Sie häuten fih im Frühjahr ale 2—8 Tage; nad der Paa⸗ 
rung feltener. Zuerft lößt fih die Kopfhaut an der Spitze der 
Schnauze, und dann ziehen fie ſich bald rechts, bald links zu» 
ſammen, fohütteln fih baufig, und fahren mit dem Kopf aud dem 
Waſſer, damit Luft unter die Haut kommt, wodurd ſich die alte 
von der jungen almählih am ganzen Leibe losmacht. Durch 
mancherley Krümmungen und Eingreifen in die Kopfhaut mit 
den Vorderfüßen ziehen fie die Haut langfam ab. Sind einmal 
die Vorderfüße frey, fo drehen und fchütteln fie den Leib, dag 
die vorber fhon runzelige Haut fi über die Schwanjfpige bins 
audfchiebt; dann padt das Thier diefe hohle Schwanzfrige mit 
dem Maul, und zieht die ganze Haut aus wie ein Hemd. "Das 
gefchieht oft in einer Viertelftunde, dauert aber zuweilen 2—12 
Stunden. Dann ftelt fih das Tyier ruhig an die Oberfläche, 
um fich wieder zu erholen. Manchmal gebt auch die Haut in 
Fetzen ab; auch wird fie von andern angepadt und abgezogen. 
Nicht felten verfchluden fie die Haut, geben fie aber wieder uns 
verdaut von fih. Sie hängt ihnen oft einen halben Tag lang 
mehrere Zoll meit aus dem Hintern bervorz; und dann 'verfuchen 
fie diefelbe mit Maul und Pfoten herauszuziehen. Man bat def» 
balb geglaubt, fie häuteten auch ihren Darm, 

Ihre Reproduction ift außerordentlih. Schwanz und Füße 
abgefchnitten, wuchfen in einem Sommer 6 Mal wieder nad, 
fo daß 687 neue Knochen gebildet wurden. Blumenbad ſchnitt 
einem faft dad ganze Auge aud, und ließ die Linſe ſammt dem 
Glaskörper auslaufen: dennoch erfepte fi binnen 10 Monaten 
wieder dad ganze Auge mit Hornhaut, NRegenbogenhaut, Linfe 
und Glaskörper, blieb aber Bleiner, (Göttingen gel. Anz. 1785, 
Nr. 47.) Sie fterben, wenn man fie mit Salz beftreut. Der 
weißliche Saft dringt aus allen Theilen, es entſtehen Zudungen, 

Okens allg. Naturg. VI. 30 


460 


und nad 3 Minuten find fie todt. Man bat Fein Beyſpiel, daß 
ihr Milcyfaft giftig wäre. 

Die meiften Verſuche über die Fortpflanzung dieſes Molchs 
bat Spallanzani angeftelt (Experiences pour servir,a Thi- 
stoire de la generation 1785. p. 53 et 141. pl. 3.); über feine 
Lebensart Bechftein in Lacepedes Naturgefchichte der Amphi⸗ 
bien II. 1800. ©. 250; über feine Anatomie Rufconi (De- 
ferizione anatomica delle Salamandre acquatiche 1717. 4. 1. 
Tab.); über feine Eitwidelung (Amours des Salamandres 
aquatiques 1821. 4. pl. 2-5. Schneider hist. amph. T. 
p- 30. Dufay Mem. Ac. Par. 1729, 135. 187. Latreille 
Salamandres de France. 1800. 8. 33 et‘ 43. pl. 3,4. S. mar- 
'morata et cristata.). 


Diefer Molch wurde aud) genannt Triton palustris, lacu- 
stris, niger, platycaudus; da3 Weibchen Tr. utinensis, ges- 
neri, pruinatus, wurffbainii, Lacerta aquatica. 


4) Vor mehr ald 100 Jahren hat man in dem Kalkfchiefer 
bey Deningen unten am Bodenfee ein mehr ald 3 Schuh langes 
Gerippe entdeckt, welches Scheuchzer für einen in der Suͤnd⸗ 
fluth zu Grund gegangenen Menſchen angefeben bat (Homo di- 
luvii testis 1726. 4. tab.). Bon Zeit zu Zeit fand man in dem 
Steinbruche noch andere Eremplare, und felbft jeßt werden noch 
dergleichen entblößt, fo daß. wohl ein halb Dutzend befannt feyn 
mag. Sie find aber in alle Welt zerftreut worden; nach Eng⸗ 
land, Holland; eined findet fih zu Zürih. Man bat den Irr⸗ 
thum bald erkannt, ift aber in einen andern gefallen, indem man 
diefed Thier für einen Wels angefehen hat. Dr. Karg zu Cons 
ftanz hat diefen Steinbruch 1802 umftändlich befchrieben in den 
Denkfchriften der Naturforfher Schwabens I. 1805. 8. ©. 1-74, 
und eine Abbildung, nebft einer vom Weld, T. 1, gegeben. Es 
finden fiy in diefem Bruche noch eine große Menge BVerfteines 
sungen‘ faft aus allen Thierclaffen, Säugthiere; Fledermäufe, 
Nagthiere, Hirſche; Bögel, Schildkröten, Fröfche, Schlangen, 
viele Fiſche, Inſecten, Muſchel⸗ und Schnedenfchalen, und end» 
ih viele’ Pflanzen. Es war erft Euvier vorbehalten, das 
zweifelhafte Ihier für einen riefenhaften Waſſermolch zu erfennem 


Hr 


464 


Er hat ihn in feinen Ossemens fossiles V. 2. p. 431. tab. 24, 
25, 26 befchrieben und abgebildet. 

8.6. Die Erdmolde (Salamandra) 

unterfcheiden fich durch den runden Schwanz und zwey Drüs 
fenwülfte auf dem Naden, mie bey den Kröten; vorn 4, binten 
5 Zehen, viele Feine Zähnden in den Kiefern, und 2 Längdreihen 
auf dem Pflugfehaarbein.. 

Sie find nur während fie Riemen baben im Waffer; dann 
Friechen fie heraus und leben im Trodenen, bis fie ihre Jungen 
von fid) geben wollen: denn fie legen feine Ever. 

Ariftoteled fagt von ihnen nur: daß die Natur gewiſſer 
Thiere dem Feuer Widerftand zu leiften fähig fev, zeigt auch der 
Salamander, der, wie man fagt, wenn er durch dad Feuer gebt, 
daſſelbe auslöfht (Buch V. Cap. 17 oder 19.). 

Die Alten übertrieben dieſe Eigenfhaften fer. Plinius 
fagt: der Salamander, ein Thier von Eidechfengeftalt und fterns 
artig gezeichnet, läßt fih nur bey flarfem Regen ſehen, und 
kommt bey trodenem Wetter nie zum Vorſchein. Er ift fo alt, 
dag er wie ein Eid durch bloße Berührung Feuer auslöſcht. 
Der Schleim, ‚der ihm wie Mil aus dem Munde läuft, frißt, 
er mag eine Stelle treffen, melche e8 jey, die Haare am ganzen 
menfchlichen Körper meg, und die benepte Stelle verliert die 
Sarbe und wird zum Maale (Buch X. Cap. 86.). 

Unter allen Gifttbieren find die Salamander die beöhafteften; 
denn andere verlegen nur einzelne Menfchen und tödten nicht 
mehrere zugleich. Nicht zu gedenfen, daß andere Biftthiere, wenn 
fie einen Menfchen verwundet haben, durch da8 Bemußtfenn da» 
von umfoınmen, und von der Erde nicht mieder angenommen 
werden; will ich nur fagen, daß der Salamander ganze Völker 
tödten kann, wenn fie nicht auf ihrer Huth find. Wenn er auf 
einen Baum Friecht, vergiftet er alle Früchte, und wer davon ges 
nießt, flirbt vor Froft, nicht anders, ald ob er Aconitum genome 
men bätte. Ja, wenn bey einem Holze, dad er nur mit dem 
Zuße berührt hat, Brod gebaden wird, fo ift es vergifter; und 
fällt er in einen Brunnen, fo ift ed das Waſſer nicht minder, 
Wenn man mit feinem Speichel einen Theil ded Körpers. be> 
feuchtet, und wenn «8 auch nur bie Fußfohle ift, fo gebt das 

30 ® 


462 


Haar am ganzen’Leibe davon aus." Doch wird dieſes fo giftige 
Thier von einigen andern Thieren gefreffen, wie z. B. von den 
Schweinen, da dann jene natürliche Antipathie die Oberhand be= 
hält. Aus dem, was man von einem Cantharidentranfe und von 
einer gefpeißten Eidechfe erzählt, ift wahrfcheinlich, daß fein Gift 
vorzüglich durch ſolche Thiere gedämpft wird, welchen. er zur 
Nahrung dient. Die übrigen Gegenmittel find bereit8 angeführt, 
und "einige werden am gehörigen Drt noch vorkommen. Wäre 
dad gegründet, was die Magier vorgeben, da fie nehmlich gemiffe 
Theile ded Galamanderd ald Mittel wider Feuerdbrünfte vor— 
fehlagen, weil er dad einzige Thier iſt, welches das euer auds 
loſcht; fo würde Rom längft den Verſuch gemacht haben. Sers 
tius fagt: wenn man einem Salamander die Eingeweide aus— 
nimmt, Füße und Kopf abfihneidet und ihn in Honig aufdes 
wahrt, fo diene er, als Speife genoffen, zu einem ftimulierenden 
Mittel, Täugnet aber, daß. er dad Feuer Löfche (Buch XXIX. 
Cap. 23.). 
4) Der gemeine ($. terrestris) 

wird fpannelang und 4), Zol die, ift glänzend ſchwarz mit 
großen. gelben Fleden in zwo Reiben, welche auf der Unterfeite 
nepförmig mit einander werfließen. 

Sie finden fih in ganz Europa an feuchten dunfeln Orten, 
meiftend in Wäldern unter Wurzeln, Steinen und in Erdlöchern, 
wo fie auch Winterfchlaf halten. Sie Friechen fehr langſam und 
fhwerfällig umber, und freffen Infecten, Schneden und Regen— 
mwürmer, welche ihnen oft viel zu fchaffen machen, Sie freffen 
jedoch nie, wenn fie jemanden gewahr werden. Sperrt man 
mehrere zuſammen, fo freffen fie einander felbft auf. Wenn man 
fie reizt, fo fperren fie dad Maul auf, machen ängfllihe Bewe⸗ 
gungen, werden ſehr böfe, und treiben aus den Drüfenmülften 
binter dem Kopfe und aud den Warzen auf dem ganzen Leibe 
fo vielen Saft aus, daß fie über und über wie mit einem weißen 
Schaum überzogen find. Diefer Saft ift fo feharf und flinfend, 
daß die Hunde fie deßhalb nicht anrühren. Sest man fie auf 
Kohlen, fo löſchen diefe anfangs durch den Saft aus, und daber 
fommt die Fabel, daß fie im Feuer eben könnten. (Mauper- 
tuis M&m. Acad. 1727. p. 27.) Ihr Biß fehader nicht; auch 


468 


Fönnen fie, in Stüde zerſchnitten, von Hühnern und Hunden 
ohne Schaden gefreffen werden. Ja man kann ihnen den’ Saft 
in Wunden bringen, obne üble Folgen, Eidechſen, denen man 
den Saft zu verfchluden gibt, fterben gleich an’ Krämpfen. Mir 
ift 3. 8. befannt, daß Kinder, melde aus einem Brunnentrog 
getrunken, worinn diefe Salamander wären, nad) wenigen Stun⸗ 
den geftorben find; ein anderes, welches Milh tranf, kam das 
von, Der Saft bringt daher wahrfheinlich PRU MIRRORS 
bervor, und ift mithin eigentlich Fein Gift. } 

Man bat in einem gegen 100 Junge gefunden. Stu mens 
bach befam bey einem, den er 5 Monate lang eingefperrt hatte, 
34 Junge. (Spec. Physiol. comp. p. 34.) Ehe fie die Jungen 
von fi geben, fuchen ſie ftehendes Waffer auf, und laufen dar» 
inn auf dem Boden umher; denn fie können nicht ſchwimmen. 
Diefed gefchiebt im Frühjahr; übrigens findet man in ihnen fhon 
Junge im September und Jänner. Die kaum ausgerchloffenen 
Sungen baben fchon jederfeits über dem Kopfe 3 gefiederte Kies 
menblättchen, und die 4 Füße, wovon aber die vordern zuerſt 
bervorfproffen,. Der Schwanz ift nun zufammengedrüdt,' und 
wird erft bey der Verwandlung rund. Die 4 Kiemenbögen vers 
halten fi wie bey den Waffermolchen; ausmendig ſieht man 
nur einen. einfachen Spalt, mit einem Hautdedel- faft mie bey 
den Fiſchen; innwendig aber gehen 4 Spalten in den Schhindi 
Ungefähr im Juny find fie 1", Zol lang, fangen nun an Luft 
zu fehöpfen, indem die Kiemen allmählich einfhrumpfen, befons 
der8 wenn man fie in Gläſer mit Brunnenwaffer febt, welches 
weniger Sauerftoff enthält. Ende Juny find dann diefe Kiemen 
gänzlich “verfhwunden, während fie bey denjenigen, melde im 
feifchen Waffer bleiben, noh im  Auguft und September. ihre 
volfommene Größe haben, und die Jungen daher auch nicht an 
die Luft fommen, fondern fi) gern auf dem Boden aufhalten, 
wo das Warfer fließt. Ungefähr im October find fie 21; 300 
lang, die Kiemen verſchwunden und die Spalten gefchloffen,, ‚die 
2 Nadendrüfen groß und die 2 Drüfenreiben längd dem NRüd» 
grath deutlich; die gelben Flecken haben fich ſchon vorher. gezeigt: 
Sie kriechen fodann heraus und verfteden fi, in der Erde. : So 
Lange fie im Warfer find, ſchwimmen fie hurtig und luftig umber, 


664 


und freffen bejondern gern die Flohkrebſe. Bey den eingefperrten 
bleiben die: verfhrumpften Kiemen und die ao bit um Seübr 
abs unverändert, vielleicht noch länger, 

Die Zabl der, Wirbel ift 42, Rippen 42 vom. — Bir 
bei an, febr kurz z dad Beden hängt am vierzehnten und fünfs 
zehnten Wirbel, der Schwanz bat mithin. 27... Wurffbain, 
Salamandrologia 1683. p. 65. tab.2. fig.2. Röſels Fröſche, 
Titelblatt. Razoumowsky, Hist, nat. du Jorat J. p. 384. 
Schneider, Hist. Amph. 1799. J. pag..545 Skelett in 
Meverd Thieren I. T. 545 Anatomie Perrault (Mem. Ac. 
Ill. 1699. tab. 75, 76.),-Rathke de Salamandrarum corpo- 
ribus ’adiposis 1818, und Danziger Schriften I 1824 ı« 
Earusd Erläuterungdtafein. Funk, Salamandra terrestris 
1827. Fol. tab. 1—3. C. de Bienen, Observationes de 
Salamandris 1828. 4. ‘Grave nhorst, Deliciae 1829. p. 93. 
tab, 13—16. 

Es gibt noch eine Eleinere ſchwarze Art (Salamandra atra), 
von der man aber noch nicht recht weiß, ob ed nicht eine zufällige 
Abart ift. Sie finder fich vorzüglich in den Gebirgenz im nörd⸗ 
lichen Deutfehland aber auch häufig im ebenen Land, und zwar 
in Gärten und Feldern in der Nähe von Waſſergräben. Laus 
renti Sa 42. T. 4. F. 2. Schneider, Hist; Amph. I. 
pP 6. Sturms Fauna AIl. si — 


2. Zunft. Froſcharten. 
Leib ſchuppenlos, mit a Füßen, ohne Schwauz. 


Hieber gehören die eigentlichen Fröfche und die Kröten mit 
einem kurzen, breiten, faft vieredfigen Leib, melcher ganz glatt 
und fchlüpferig iſt; der Kopf niedergedrückt, vorn rund mit weis 
tem Maul und einer nad Hinten 'gefchlagenen, ausgefchnittenen 
Bungez vorn 4, hinten 5 Zehen. Sie werden nicht groß, meiſt 
nur 2-4 Zoll lang, felten 6, und gewöhnlich halb fo breit, 
leben an feuchten Orten, manche faft beftändig im Waffer, aber 
nie in gefalzenem, und freffen größtentheils nur lebendige Thiere, 
Würmer, Inſecten und Schneden, gegen welche fie: die Zunge 


468 


derausfchlagen. Sie haben mäßige, ſchoͤne Augen mit Liedern 
und einer Nickhaut; es ift vorzüglich das. untere. Lied, welches 
ſich über dad Auge berziebt. Der Schädel ift unter ben Augen 
durchbrochen. Die Stele der Ohren erfennt man meifterd durch 
die dünnere Haut. Die Naslöcher können ſich durch einen, Ring? 
muskel Öffnen und ſchließen. Sie ſchlucken die Luft, und Fünnen 
daber die fadfürmigen ‚Lungen auch bey geöffnetem Leibe, anfül⸗ 
fen, aber nicht bey gedffnetem Maul, Sie, haben: gar Feine Spur 
von Rippen, und die Wirbel find wenig beweglich, die hintern 
ganz mit einander verwachfen. Ihre Eyergänge find en Sn 
lang, und hin und ber gemunden. —VX 

Sie paaren ſich im Frühjahr im Waſſer, und legen ile 
mige, am einander hängende Eyer, wie bie Fiſche, welche durch 
Einfaugung von Waffer allmählich anfhmwellen, daß ſie fo groß 
wie eine Erbfe werden. Daraus kommen Kaulquappen oder Mol» 
Ienföpfe (Gyrini), wie bey den Molchen, mit freyen Kiemen und 
einem langen, zufammengedrüdten Schwanz; die hintern Füße 
fproffen zuerft hervor.  E8 find auch 4 Kiemenbögen vorhanden 
und Spalten an den Seiten des Halfed. Am Maul ‚haben fie 
einen bornigen Schnabel, der ſich fpäter mit der Haut abſtreift. 
Die Därme find fehr lang und gewunden, wie bey vflanzenfref 
ſenden Thieren; daber ſie auch Waſſerpflanzen freſſen. Zu Hauſe 
kann man ſie mit Brod füttern. Nach der Verwandelung wird 
der Darm kurz, und Bann jet bloß thierifche Nahrung verdauen. 

Sp fhwimmen fie einige Monate munter umher, endlich 
fhrumpfen Schwanz und Kiemen ein, ‚die Spalten fchließen ſich, 
die Thierchen Friechen aud dem Wafler und laufen heerdenmeife 
umber noch mit: kurzen Schwänzen. Da man fie ‚am; meiften 
bey Negenmetter fieht, und fie manchmal, fogar den Menfchen 
auf die Hüte fallen, wahrfcheinlich weil fie, auf Bäume gekrochen, 
durh den Wind beruntergemorfen und eine Strecke fortgetrieben 
werden; fo glaubt: das Volk, fie entfländen in der Auf und * 
len vom Himmel. 

Sm Spätjahr graben ſie ſich in den Schlamm und Halten 
Winterfhlaf. Daber kommt es wohl, daß man bisweilen Fröͤſche 
und, Kröten in Sandfleinen ‚angetroffen, melche davon hüpften, 
fobald fie an die Luft kamen. Dad ift allerdings ſehr wunderbar, 


466 


laͤßt fi aber wohl begreifen, wenn man annimmt, daß biefe 
Thiere mährend ihrer Srflarrung mit fo viel Schlamm bededt 
worden, daß fein Waffer und Feine Wärme mehr zu ihnen drang. 
- Sie dünften dann auch nicht mehr aus und fchlafen Jahre lang 
fort; wie lang ift gleichgültig. Während der Zeit erhärtet der 
fandige Schlamm zu Stein. 

Man bat Fröfye und Kröten eingegraben, um zu ſehen, ob 
fie wirklich Teben Fönnten. Sie find aber fämmtlich geflorben, 
worüber man ſich nicht wundern Fann, da ja die Verbältniffe 
ganz verfhieden find. Die Thiere waren nicht im Winterfchlaf, 
und Jagen nicht fo tief, daß fie Feine Wärme mehr empfanden; 
fie mußten daher erftiden und verfaulen. f 

"Die einen find ſchlank, zierlih und reinlich, Rohe ‚lange 
Hinterbeine zum. Hupfen, mit Schwimmbäuten, eine. Zähne 
in den Kiefern und eine Querreihe im — fo bie eigents 
lichen Froͤſche; 

andere find plump, garflig und unrein, haben meift eine 
mit Drüfenwarzen bedeckte Haut, und befonderd 2. fogenannte 
Dhrdrüfen auf dem Naden, kurze Hinterfüße, bloß tauglich zum 
Krabbein, und gar feine Zähne: die Kröten.. 


A. Eigentlihe Fröſche: 
Leid glatt, mit langen Hinterbeinen zum Hüpfen. 
Sie laihen in Klumpen und umfaflen ſich in den Achfeln. 


Die. Seöfche find muntere, hurtige, fchön gefärbte Thiere, 
welche mehrere Schub weit hüpfen Fünnen. Sie halten ſich größ- 
tentheild im Waffer auf, und quafen befonders in fehönen Fruͤh⸗ 
lingsnächten zu Taufenden um die Wette mit einander, daß man 
den Lärm flundenweit hört und man bey einem Narrenhaufe zu 
feyn glaubt, wenn man fih in ber Nähe eines Teiches befindet. 
Es find bloß die Männchen, melde diefen Lärm machen. Un 
der Stelle der Kiemenfpalten bleibt bey den meiften eine zartere 
Haut, weldye durch die Luft als eine große Blafe, die fogenannte 
Schalblafe, herausgetrieben wird: dadurch feheint fich der Schall 
wie durch einen Refonanzboden zu verfiärfen. Um die Weibchen 
anzuloden, pflegen fie nur zu murkſen; diefe grunzen nur dar⸗ 
unter, und blähen dabep den Hals auf, 


* 
* 


467 


Zur Laichzeit entfteht bey den Männdhen an der Daumens 
ftele der Vorderfüße eine große, fhmarze und rauhe Warze. Sie 
‚geben den Laich Flumpenmeife von fich. 1 

Die Zungen fhwimmen burtig umber, befommen zuerft die 
Hinterfüße, und nachher die vorderen. Allmählich fehrumpfen die 
Kiemenzmweige ein, die Löcher fchließen fichz; fie fommen an die DObers> 
fläche, um Luft zu athmen, verwandeln fi nah 2—3 Monaten, und 
geben mit ihren halbeingefchrumpften Schwänzen, die Feine Wirs 
bel haben, ind Trodene. Sie häuten fich faft alle 8 Tage, ſind 
aber erft nach 3—4 Jahren ausgewachſen und fähig zu Taichen. 
Außer dem Waſſer fipen fie gemöhbnlich, mie Hunde, auf den 
Hinterbeinen, und fehen mit einer Art von Anftand umber; find 
aber fehr furchtſam, und büpfen beym geringften Geräufch ins 
Waller u 

Ihr Leben ift ſehr zäh, und fie bewegen fich audgewaidet 
und felbft ohne Kopf noch ftundenlang; daher fie auch zu galva— 
nifhen Berfuchen fo tauglih find. Im füdlihen Deutfchland - 
werden die Frofchfeulen ald ein Lederbiffen gegeffen, mährend 
man im nördlichen einen Efel davor hat; man fängt fie mit den 
Händen, ded Nachts bey Fadelfhein mit Nepen und Rechen, 
auch mit Angeln, woran man Würmer oder nur ein rothes Läpp: 
chen ſteckt. Man fchneider fie fogleih im Kreuz entzwey, giebt 
dad Fell oder die Hofen über die Schenfel.ab, faßt fie hundert— 
mweife an eine Weide, und bringt fie zu Taufenden auf den 
Marft. Sie find gefotten und gebraten das zartefte und vers 
daulichfte Eifen, dad man befonders den Kranken empfiehlt. Gie 
find eigentlich nügliche Thiere, indem fie viel Regenwürmer und 
Engerlinge wegfreffen. | 

Die Fröſche theilen fi in zwey Sippfchaften: 

mit Ballen an den Zehenfpigen, wie bey den Laubfröfchen, 

und ohne diefelben, wie bey den gemeinen Fröfchen. 

1. Sippfhaft. Baumfröfce, 

die Spiben der Zehen in einen Ballen verdidt. 

Sie halten fi gewöhnlich auf Bäumen auf. 

1. ©. Die Laubfröſche (Hyla) 

baben ein weites Maul, einen weichen Ballen an den Spi—⸗ 
Ken der Zehen, womit fie an andern Körpern veftfleben können, 


“ 
ws 


468 


und nur eine Schallblafe an der Keble, die Schwimmhaut meiſt 
unbedeutend. 

4) Der gemeine (H. arborea) 

ift nur 4%/5 Zoll lang, oben ſchön grün, unten weißlich mit 
einem gelb und fhwarzen Seitenftreifen ; Schaimmhart ſehr 
klein. 

Nach der Laichzeit werden ſie bräunlich, dann graulich und 
braungefleckt, nachher graulichweiß, endüch bläulichgrün und dann 
erſt wieder glänzend grün, welches Alles von verſchiedenen Häus 
tungen, die ſich von 14 Tagen zu 14 Tagen folgen, herrühret. 
Die abgelegte Haut iſt ſo dünn wie Schleim und wird von ihnen 
verzehrt. Sie halten fi den ganzen Sommer hindurch auf bes 
laubten Bäumen und Sträudern auf, und hängen gewöhnlich an 
der Unterfeite der Blätter. Während der Zeit laſſen fie oft ihr 
Geſchrey hören, befonderd, wenn Regenmetter einfallen wil. Man 
fperst daher Männchen, welche man an ihrer ſchwarzen Keble 
erfennt, in ein Zuderglad (denn die Weibchen fehreyen nicht), gibt 
ihnen einen Wafen auf den Boden und ftellt eine Schindeltreppe 
hinein; fie Fündigen dann durch. ihr Schreyen jedeömal Regen: 
wetter an. Wenn man ihnen Mucken und andere nfecten 
gibt, fo kann man fie 8 Jahre und länger erhalten, - Im Frübs 
jahr geben ſie immer nad) der Laichzeit des Grasfroſches in ſtill⸗ 
ſtehendes Waſſer, um zu laichen, wobei fie ihr Geſchrey tapfer 
hören laſſen, viel ſtärker als der größte Waſſerfroſch, beſonders 
des Abends und manchmal ganze Nächte hindurch. Sind viele 
in einem Teiche beyſammen, ſo hört man ſie wohl 2 Stunden 
weit, beſonders an ſolchen Orten, wo der Wind hinweht. So 
bald einer anfängt, ſtimmen die übrigen alle mit ein. Er iſt der 
erſte Froſch, den man im Frühling quaken hört: denn obſchon 
ſich der Grasfroſch früher paart, ſo iſt doch ſein Grunzen ſo ſtill, 
daß man ed kaum 15 Schritte weit hört. Fällt das Quaken des 
Laubfroſches vor Georgi (23: April), ſo prophezeyt man ein 
ſchlechtes Jahr und Mißwachs. Dabey bläht ſich die Kehle zu 
einer nußgroßen Kugel auf; die Daumenwarze ſchwillt aber nicht 
auf und wird nicht ſchwarz. — mahnt an das ber 
Aelſter. 

Ende April oder Anfangs Day-tommen die Männchen zuerſt 


* 


469 


aus dem Schlamm hervor; die Weibchen einige Tage fpäter. 
Dad Paaren dauert nur 2—3 Tage; der Laich hat die Geftalt 
von unförmlichen Klumpen und bleibt auf dem Boden liegen; dann 
zerfireuen ſich alle auf Büſche und Bäume, bleiben dafelbft bis 
froſtige Witterung eintritt, wo fie in ihren Schlamm zurüdfehren, 
um Winterfchlaf zu. halten. 

Die Eper find nicht größer als ein Wickenkorn und heller 
als die andern, In Evern vom 27. April bemerkt man ſchon 
am erſten Mah den Keim mit Kopf und Schwanz, welche aus 
dem Dotter hervorwachſen. Am 4 May bewegen fie fih fon 
in dem fchleimigen Eymweiß umher; am 8. friechen ‚fie ſchon aus, 
ſchwimmen umber und freffen gelegentlich von dem zurücgelaffes 
nen Schleim; am 40. zeigt fi die Schwanzfloffe, die Augen 
und hinter dem Munde 2 Wärzchen, womit fie fih an Grad oder 
an dad Glas hängen; am 12, zeigt fich hinter jeder Kopffeite ein 
einfacher Kiemenfaden, der fich bald wieder verliert; der Leib 
wird gefhädt; am 45. zeigt fih der Mund nebft den Nafenlds 
ern und fie fangen an, ziemlich zu freffen; am 48. befommen 
die ſchwarzen Augen eine hochgelbe Einfaffung; am 20. ift ed ein 
Feiner Querfpalt, und es gebt bereitd Unrathb ab. Der ganze 
Leib ift von einer zarten, mit Waſſer angefüllten Haut umgeben, 
welche ſich am 29. verliert. Sie find nun ?/, Zoll lang und nagen 
an Warfferlinfen. Erft am 29. Juny fproffen die Hinterfüße ber> 
vor. Am 16. Zuly find fie ziemlich ausgewachſen und 15 Linien 
lang, die 5 Zehen find gefpalten; am 25. zeigen ſich die Ballen 
und die Spuren der VBorderfüße, melde am 50. bervorbrechen 
und zwar derirechte zuerfiz der Rüden ift grünlich, der Bauch 
gelblich; fie kommen häufig an die Oberfläche, um Luft zu ſchö⸗— 
pfen. Am 4. Auguft ift der Schwanz um die Hälfte Fleiner; am 
2. ganz eingefchrumpft. Sie Friechen nun auß dem Waffer. Die 
Zuft dringt in die Schallblafe durch 2 Deffnungen zmifchen der 
Zunge und den Aeſten ded Unterfiefers. 

Sie quaken nicht eher ald bis fie ind vierte Jahr geben, zu 
welcher Zeit fie zu laihen anfangen. Nach ihrer Beute, z. B. 
einer Beinen Warferjungfer, Tauern fie wie eine Katze auf eine 
Maus, fpringen dann oft einen. Schuh weit in die Höhe und ers 
haſchen fie mit der Zunge. Gie find nicht fo feheu oder gefcheidt 


rh 


470 


sie die andern Fröfhe, und laffen einen ziemlich nahe kommen, 
ehe fie fi davon machen. Röſels Fröſche 37... 9—12. 
2) Der färbende (H. tinctoria) 

ift nur 1'% Zoll lang, rothbraun, mit 2 gelblihen Längs⸗ 
und 2 Querftreifen; binten faft gar Feine Schwimmhaut. 

Findet fih im beißen America, befonders in den Wäldern 
von Surinam, Guinea und Cayenne. Man behauptet, die Ame» 
ricaner riffen jungen Papagepen grüne Federn auß, rieben oder 

tapirierten die Haut, morauf dann rothe und gelbe Federn wüch— 
fen, welche diefen Vögeln ein fonderbares und ſchönes — 
geben. Daudin, Rainettes 1803. p. 25. tab. 8. 


3) Der zweyfarbige (H. bicolor) 

ift einer der fhönften, und auch 4 Zoll lang, audgeftredt 
über 41 Schub, oben ſchön himmelblau, unten gelblichweiß, durch 
einen weißen Rand gefhieden, kaum eine Schwimmbaut. Er 
fommt aud Surinam. Man behauptet, ein kleines Eremplar, 
welches Bloc befaß, fen vom König von Preußen für 4,500 
Thaler gekauft worden. Boddaert de Rana bicolora 1772, 
f. 1,2. Daudin tab, 5, 6. Spix tab. 13. 


2.8. Die Singfröfge (Auletris) 
haben 2 Schallblafen, wie die gemeinen Fröſche, und flache 
Zebenballen. 


4) Der gemeine (H. tibiateix).) 

wird gegen A Zoll lang, oben gelblichweiß mit rothen Dir: 
pfeln, binten eine halbe Schwimmhaut. 

Er findet fi) in America, und fol nad) Bienen di 
bey heißem Wetter, melodifch quafen, auch feine eigenen Jungen - 
freffen. Seba l. T. 71. F. 1-3. 

2) In America gibt e8 einen fehr großen, welchen man 
—Gansfuß nennt (H. maxima, palmata), 

mweil er an den Vorder: und Hinterfüßen eine große 
Schwimmhaut bat. Er wird, ohne die Hinterbeine, 5 Zoll lang, 
iſt hellroth und röthlich marmoriert, nebft einem weißen Sleden 
an den Border» und Hinterfüßen, unten weißlich. Er findet fich 
in Birginien und Carolina. Sebal. T. 72, 8.3. Daudin 
tab. 14. Ya 2 


474 


3) Der Knackfroſch (H. crepitans) 

wird 29. Zoll lang, ift oben ſchmutzig weißgrau, unten roth⸗ 
braun; auf den Beinen aſchgraue Querſtreifen. 

Findet ſich in Braſilien auf Bäumen, von denen er weit 
berunterſpringt. Er hängt daſelbſt an ſteifen Blättern nicht bloß 
mit dein breiten Zehenbein,  fondern mit feinem beftändig Flebes 
rigen Leibe. Der Prinz Mar v. Wied wurde im März durch 
ihr fonderbared Geſchrey überraſcht, welches fie aus Pfügen in 
Wäldern bören ließen. Es Flingt wie ein lautes Knaden, als 
wenn ein harter Körper, etwa ein ſtarkes Stück Holz, zerbrochen 
würde, und läßt fich gewöhnlich aus vielen Kehlen zugleich hören. 
Beyträge I. 525, Abbildung, Spix ©. 34. %.8 5.53 (H. 
pardalis.) 

4) Vielleicht gehört der fonderbare Zeuhtfrofd (H. 


'micans) 


bieber, den Rolander in Surinam beobachtet bat. 

Es war eine belle Novembernacht, in welcher mir nicht zum 
erftenmal der Schlaf genommen murde durch ein höchſt unanges 
nehmes, fhmetternded Geflapper, welches fonft nur an regneris 
fhen Abenden in den Dörfern zu ertönen pflegt. Sch habe daB 
Thier vergeblicdy gefuht. Die Weißen und die Schwarzen fchreis 
ben dad Schmettern bald Eidechfen, bald großen Schlangen zu, 
bald Nachtvögeln, Gryllen und auch Fröfhen. Nach dem beus 
tigen Regen fchrieen fie befonder8 laut, und zwar in der Scheuer 
neben der Zudermühle. Ich ging daher hinein, um fie zu ſehen. 
Sie liegen fih gar nicht flören, fondern klapperten unter den 
Dadiparren fo fürdhterlih, daß ich glaubte, ed würden mir die 
Ohren berften. Da kein Neger fo Fed war, auf einer Leiter bins 
aufzufteigen, weil fie Schlangen vermumeten, fo that ich es felbft. 
Nun mwechfelte dad Geſchrey plößlich den Drt bald da, bald dort= 
bin, und ich hörte im Dunkeln wiederholte Sprünge, Endlich 
bemerkte ich dicht am Dache Fröfche, welche, ald ich mich ftill 
verhielt, mit vollen. Baden Flapperten, und von einem Querbalken 
auf den andern büpften. Ich zählte 18 in einer Reihe, weldye 
mit einander fihrieen, fo daß ich mir endlich, wegen des unausſteh⸗ 
lihen Lärmd, die Ohren mit Baummolle verflopfen mußte, 
Wollte ich fie haſchen, fo fprangen fie plöplich fort, Endlich 


472 


trieb ich fie mit einem Stod in einen Winkel, wo fie nicht mebr 
fliehen fonnten, und dann bededten fie plöplih ihren ganzen 
Körper mit einem: weißen, Fleberigen Schleim, daß fie nicht bloß 
mit den Füßen, fondern ınit dem ganzen Bauch an den Balken 
biengen, Ich warf fie fodann mit einem Hafen auf die Bühne, 
und befahl den Negern, fie zu fangen. Sie hielten aber den 
weißen Schleim für Gift, und griffen nicht zu. Sch rief ihnen 
daber zu, diefelben mit Körben und Schüffeln zu bededen, was 
auch gefhah. Der Schleim war geruchlos und nicht Abend. 

Als es Abend wurde, bemerfte ich während ded Klappernd 
gelblihe Jrrlichter in der Scheuer, und das fahb ich fpäter 
nod) oft. 

Sie figen nehmlich auf den Balken ——— daß nur der 
Kopf hervorguckt, und dann glänzt, während des Schreyens, die 
aufgeblaſene Kehle gelb, daß es wegen ihrer Bewegung ausſieht 
als wenn fie Feuer ſpieen. Sobald einer anfängt, ſtimmen die 
andern ein, und bören in beflimmten Zmwifchenzeiten wieder auf. 
Macht man dann ihr Gefchmetter nad, fo fallen fie plöslich mit 
ihren mwiderlichen Tönen ein, Sie finden fi) auch zu Paramas 
ribo, mo fie oft in die Theatermufif einftimmen, und diefelbe fo 
überfehreven, dag man nichts mehr davon hört. Sie find fo 
groß wie der Waſſerfroſch, oben braun, unten gelb, mit zerftreus 
ten erbabenen Düpfeln, woraus der Milchfaft fommt. Born 4 
Zeben, binten 5 mit halber Schwimmhaut; Zebenfpigen rund 
und flah. Der VBerfaffer hält diefen Frofh für eine Kröte 
(Bufo typhonius, margaritifer), was er aber wohl nicht fern 
‚Bann, wegen der runden und breiten Zebenfpigen, womit er fich 
veſthält. Auch am Vorgebirg der guten Hoffnung fol e8 bey 
der Nacht phosphorescierende Kröten geben; in der. That eine 
merkwürdige Erfcheinung. J. Boie, Iſis 1827. ©. 726. 

2. Sippfhaft. Die Erdfröſche 

haben fpigige Zehen obne Ballen, und halten fich daher auf 
der Erde oder im Waffer auf, 

3. G. Die Slattfröfhe (Rana) 

find "glatt und länglich mit rundlihem, glattem Kopf ohne 
Spisen und Panzer; die Hinterfüße febe —* mit einer großen 
Schwimmhaut. 


473 


1) Der Wafferfrofh (R. esculenta) | 

wird gegen 5 Zoll lang, mit den Hinterfüßen 7, gradgrün, 
mit einigen ſchwarzen Fleden und 3 gelben Längäftreifen auf dem 
> Rüdgratb und den Seiten, unten weiß und ſchwarz gefleeft: 

Sie bewohnen zu Taufenden die Teihe von ganz Europa bis 
2appland hinauf, und machen des Abends gewöhnlich einen fürdhs 
terlihen Lärm. Ihr Ton heißt Quaken, weil fie einigemal bins 
ter einander Quoak, Quoak ſchreyen, worauf fodann ein ſchnelles 
Gäckgäckgäck folge. Sie heißen daher in Sachſen Quarkgäker 
(Schlammgäker) und Marrgäfer, weil fie gewöhnlich um Mars 
custag (25. April) zu ſchreyen anfangen, Sie lieben ſehr die 
Sonne, ſetzen ſich daher ans Ufer, hürfen aber beym geringſten 
Geräuſch mit einem Klafter langen Bogenſprung, wobey fie eine 
Menge helles Waſſer hinten von ſich ſpritzen, in den Teich, tau— 
chen unter, kommen gleich wieder herauf und verſtecken ſich im 
Rohr; daher man fie auch Rohrfroſch (Calamites) nennt. Sie 
verlaffen wieder dad Waller, fobald fie fich ficher glauben, ent» 
fernen fich aber nie weit davon. 

Es ift einer der größten Fröfche in Europa, wächdt 10 Jahr lang, 
und foll über 416 Jahr alt werden. Die grüne Farbe ift unmittelbar 
nach der Laichzeit am ſchönſten; außer derfelben zeigt fie fich 
bald blaffer, bald dunkler; bey einigen auch gar hellbraun; daher 
die Sage, daß fie fih in Kröten vermandelten. Die Augen find 
mit Gold eingefaßt, ein Glanz, der häufig bey den Fifchen, aber 
nicht mehr bey den Vögeln und Gäugthieren vorfommt. Die 
Schmwimmhaut der Hinterfüße ift größer als bey andern Fröfchen. 
Beym Schreyen treten bey den Männchen hinter den Mundwin— 
keln zwo Blafen heraus, fo groß wie eine Haſelnuß; fie befteben 
aus der äußern Haut und aud einer innern Blafe, welche die 
audgefadte Schleimhaut des Mundes if. Zur Paarungszeit 
fhwillt die ſchwarze Daumenmwarze der Vorderpfoten an, und 
wird rauh. Das Weibchen ift größer, hat an der Unterfläche des 
Leibe viele hellgraue Fleden, grunzt nur, und bläht dabey die 
Kehle etwas auf., 

Sie verlaffen ihr Winterquatier nicht leicht vor Ende April, 
die jüngern, von 4, 2— 3 Sahren, aber einen Monat früher, 
Wird um diefe Zeit ein Teich abgelaffen, fo findet man noch die 


47a 


alten im Schlamm ganz braun und kothig. Gie find fehr ges 
fräßig, und verfhluden Inſecten, Schneden, junge Mole und 
Würmer, welche ihnen noch lang zum Maul beraushängen; ja. 
fie fhnappen fogar nach jungen Sperlingen und Mäufen, wenn 
man ihnen »diefelben vorwirft. Todtes rühren fie nicht an, 
ausgenommen, wenn man ed vor ihren Augen hin und her 
bewegt. 

Sie paaren fih erft im Juny, und nachher, nehmlidy im 
July und den folgenden Monaten, wo fie-mehr Nahrung befome 
men, find ihre Keulen am beften. Diejenigen, welche vorher auf 
den Mark kommen, find vom Bradhfrofh. Man fängt fie mit 
Netzen und Angel; Biele madhen ſich ein befondered Vergnügen 
daraus, diefelben mit dem Frofchfhnäpper zu ſchießen, d. h. mit 
einem Beinen eifernen Pfeil auf einem eifernen Bogen, von dem 
er jedoch nicht abfpringt. Die Keulen werden im Kreuz mit einer 
Scheere abgefchnitten. 

Wenn fih die Laichzeit nähert, fo laſſen die Männchen ihren 
‚monotonen Gefang bey Tag und bey Nacht bören. Sie fchweis 
gen alle, fo bald fie einen fremden Schall vernehmen. Swan» 
merdamm bat in beiden Eyerflöden 1100 Eyer gezählt. Dad 
Laichen dauert 4—6 Wochen. Der Laih fällt Flumpenmweis zu 
Boden und ſchwimmt nicht oben auf wie der vom Brachfroſch und 
von den Kröten; daher denn auch diefer gewöhnlich in die Apo> 
thefen gebracht wird zu dem fogenannten Frofchlaichpflafter. Die 
Eyer find Bleiner ald bey den andern Fröſchen, gelblich ſchwarz 
und von Schleim umgeben. Nah einigen Tagen werden fie fo 
groß ald eine Erbfe, und ed zeigt ſich ſchon darinn dad gebogene 
Zunge, welches nach dem fechöten Tage die- eymweißartige Hülle 
durchbricht, umherſchwimmt und wieder darein zurückkehrt, um fid) 
davon zu ernähren, Es hat fhon die Kiemen und ift am viers 
zehnten Tag über 9. Zoll Yang. Am zmwanzigften Tage fangen 
die Kiemenbüfchel an zu verfehwinden; dad Maul ift fehr eng und 
darunter hängen 2 Fortfäge wie Fühlfäden; die Augen find deut: 
lih und die Därme fangen an, fi zu winden. Nach 36 Tagen 
ift es 15 Linien lang, die Kiefer haben feine Zähnen, die Lippen 
find hornig und auch mit, Zähnchen verfehen, der Darm ift 
fehr lang. Sie freffen ſehr gierig die Wurzeln von den Waſſer—⸗ 


475 


linfen ab und auch Brod, wenn man ihnen gibt. Die Hinterfüße 
feimen bervor, die vordern fleden noch unter der Haut, find 
aber auch fchon zu fehen. Nady 2 Monaten berftet die Haut auf 
dem Kopf und diefer tritt mit feinem ganz anders geftalteten, | 
ſehr weit gewordenen Maul zum Schlitz beraus; das vordere 
Paar Pfoten zieht fi unter dem Balg bervor, fchiebt denfelben 
zurüd; die Hinterfüße ziehen fich heraus und der Schwanz ſchrumpft 
zufehends ein. Sft 28 ein Männchen, fo ragen die 2 Schallblaſen 
hervor. Die abgelegte Haut bleibt ganz unverſehrt und ſieht aus 
wie ein Hemd. Sie häuten ſich faſt alle 8 Tage, und übers 
wintern im Schlamm, 

Sie haben viele Feinde an den Hechten, Aalen, Störchen, 
Reihern und felbft an den Sltiffen. Smwammerdamm und 
Röfel haben ihre Entwidlungsgefhichte fehr umftändlich behan— 
deit und vortrefflicy abgebildet, jener Bibel d, Natur. ©. 312, 
T. 46—49, diefer Fröfhe ©. 53. T. 135—16, 

2) Der Grad: oder Brachfroſch (R. temporaria) 

bat ziemlich diefelbe Größe, ift aber gelblichbraun, mit 
ſchwärzlichen Zleden und einem ſchwarzen Längsſtreifen durch 
dad Ohr, 

Beym Männchen ift die Unterfeite des Leibes graulichweiß, 
beym Weibchen ſchön gelb und rötblihbraun marmoriert. Auf 
dem Rüden find beide zur Paarungdzeit ſchmutzig grau faft wie 
eine Kröte; nachher aber wird die Färbung 'frifcher und mehr 
gefledt, indem fie faft alle Tage die Haut wie einen zarten Schleim 
ablegen. Das Männchen befommt zur Laichzeit auch die ſchwarze 
und rauhe Daumenwarze. 

Findet fih in ganz Europa entfernt vom Waffer in Gärten 
und Getraidefeldern, wo man fie zur Aerntezeit einzeln umbers 
büpfen fieht. Er ift der erfte, welcher aus dem Winterfchlaf er⸗ 
macht, und man findet ihn fchon im März oder April, fobald 
das Eid aufgeht, gepaart in Sümpfen und Zeichen, befonderd in 
der Nähe des Uferd, wo es viele Wafferlinfen gibt. Das Laichen 
dauert bey demfelben Froſch manchmal 4 Tage, Der Laich fält 
in einem Klumpen zu Boden, ſchwillt aber bald auf und erhebt, 
ſich fhon nad) 8 Stunden an die Oberfläche. Nah 14 Tagen 
zeigt ſich das Junge deutlich es bewegt den Schwanz nach fünf 

Dfend allg. Naturg. VI. 31 


* 


476 


Wochen und kriecht nach ſechs Wochen aus, ſchwimmt umher, 
kommt aber von Zeit zu Zeit zum verlaſſenen Schleim zurück, um 
ſich, wie es ſcheint, damit zu ernähren. 

Sie ſind dunkelbraun und haben einen dicken Kopf. Nach 
einigen Tagen zeigen ſich die Kiemen und die Floſſe am Schwanz. 
Die Länge beträgt kaum einen halben Zoll. Es find jederſeits 
nur 2 Kiemenzmweige vorhanden, die wie ein Hirſchgeweih aus⸗ 
feben, immer auf und nieder bewegt werden und fi) fehon nach 
einigen Tagen wieder verlieren. Sie fangen nun an die Waffers 
Hinfen zu benagen. Nah 8 Wochen fangen fie an fheu zu mwers 
den, und begeben fich fogleich auf den Boden, wenn ihnen etwas 
Sremdes nahe kommt; Füße find noch Feine vorhanden; die hin 
tern zeigen fich erft nach der zehnten Woche, die vordern nad 
der zwölften, liegen aber noch unter der Haut verborgen; nach 


413 Wochen ftreden fie zuerft den linken Vorderfuß hinter dem 


Kopf fhon ziemlich gebildet aud der Haut hervor, und ziehen 
ihn wieder zurüd, Der Leib ift dann 2 Zol lang, mit dem 
Schwanz zwey; 8 Tage fpäter treten beide Füße hervor; der 
Schwanz wird kleiner und die Floffe verfchmwindet, und zwar fo, 
daß er binnen einem Tag um die Hälfte Fürzer wird und 
am andern ganz eingefhrumpft iſt. Sie geben fodann aus 
dem Waffer und freffen Feine Pflanzen mehr, fondern nur 
Mucken und andere Infecten. Man findet fie daher zu Ende 
Juny oder Anfangd July des Abendd zu Zaufenden auf dem 
Zande umberfriechen, daß man faum einen Fuß auf die Straße 
ſetzen kann, ohne fie zu zertreten. Sie werden daben häufig von 
Staaren und Naben meggefchnappt. Gewöhnlich Friehen auch 
junge Krdten, welche zu bderfelben Zeit ſich verwandeln, unter 
ihnen umher. Diefe Gattung ift ed daher vorzüglich, melde 
von Zeit zu Zeit die Sage vom Frofchregen veranlaßt, Sie 
friechen nehmlich plöplih in Feldern und Wäldern nad einem 
Regen hervor, und verfteden fidy wieder, fobald die Sonne ſcheint. 
Andere glaubten deghalb auch, fie entfländen plötzlich aus dem 
Staube und den Regentropfen. 

Im Herbft, warn ed anfängt Falt zu werden, begeben fie 
fih wieder nach den Sümpfen, und vergraben fih im Schlamm. 
Im Frühjahr verbreiten fie fich wieder auf dem Lande, und find 


477 


etwas über 1 Zoll Yang und balb fo breit; nah 2 Jahren mefs 
fen fie faft 2 Zoll, und Männchen und Weibchen laffen ſich in 
der Färbung noch nicht von einander unterfcheiden, Sp mülfen 
fie noch 2 Jahre warten, ehe fie ganz ausgewachfen find und 
laihen können. Nun erft Fann man die Befchlechter unterfcheis 
den; beide oben graulichbraun mit dunklern Flecken; die VWeänns 
en aber unten weiß, die Weibchen gelblih und rotbbraun bes 
fprengt, Ihre Länge ift über 2 Zoll; es gibt aber viel größere, 
fo daß man fihließt, fie müßten wohl 12 Jahr alt werden. 
Solche, die über 3 Zoll lang find, hält man für achtjährig. Es 
gibt auch hellbraune, faft ohne alle Fleden. 

Sie halten fi) außer der Paarungdzeit immer in Gradgärs 
ten und Kornfeldern auf, und erwarten mehr ihre Beute, ald 
daß fie diefelbe auffuchten. Kommt ihnen ein Inſect vor die 
Augen, fo bleiben fie ganz unbeweglich auf dem Hintern fißen, 
bis fie e8 nahe genug glauben, fahren dann oft */, Schub meit 
wie ein Blig darauf zu, fehlagen die Eleberige Zunge heraus, 
und verfehluden ed ganz, ohne es zu Fauen. Sie verfchlingen 
auch Spinnen und Bienen, fpeven aber Welpen mieder aus, 
Ihre Keulen werden auch gegeffen, und zwar kommen fie ſchon 
im März auf den Markt, während die Warferfröfche noch: Wins 
terfchlaf halten. Es ift fonderbar, daß man nur mit diefem 
Froſch Krebfe fangen kann; andere Gattungen werden von ihnen 
nicht angerührt. Dean zieht ihm die Haut ab und legt ihn ins 
Waffer. Sie quafen fehr felten und nicht laut, der Ton gleicht 
mehr einem Grunzen. Röſel, Fröfhe ©. 1. T. 1—8. 

3) Einer der fonderbarften Fröfche ift der fogenannte Ba» 

ftardfrofch oder Jakie (R. paradoxa) 
| in Surinam und Guiana, welcher mehrere Jahre lang Raul» 
quappe zu bleiben fcheint, und unter diefer Geſtalt faft fpannes 
lang, Feulenförmig und 1'/, Zoll did wird; nach der Verwand- 
Yung aber faum fo groß erſcheint, als unfer Wafferfrofh; daher 
man glaubte, der Frofch verwandelte fih in eine Kaulquappe 
oder in einen Fifh, indem man nicht begreifen Fonnte, wie ein 
fo dicker und fleiihiger Schwanz einfhrumpfen follte. Diefe 
Kaulquappe hat nur die Hinterfüße frey; die Vorderfüße fleden 
unter der lockern Haut. Die Färbung ift ſchmutzig blaßgrün; 
5,» 


— 


478 


das Maul Plein und rund, wie bey andern Kaulquappen; 3 Kie- 
men mit einem fchiefen Spalt. Der vollkommene Froſch ift nur 
2°/s Zoll lang, grünlich und braun gefledt mit braunen Striden 
auf den Schenkeln; binten eine Schwimmhaut. Er bat Zähne 
wie der gemeine Frofh, dad Paukenfell ift aber nicht unterfchies 
den, und es findet fi nur eine Schallblafe unter der Kehle mit 
2 Spalten neben der Zunge, mie beym Laubfrofh. Man findet 
diefen Froſch faft in allen Samınlungen. Merian, Surinam 
©. 71. Taf. 71. Sebal. Taf, 78. Daudin, Rainettes 
tab. 22, 23. 

4) In Quellen von Nordamerica findet fih der Ochfen- 
froſch (R. mugiens), 

fo genannt, weil fein Gefchrey in einiger Entfernung dem 
Gebrül eines Ochſen gleicht, der einige Hundert Schritt entfernt 
ift. Sie find nicht zahlreich, und halten fich gern in den Bruns 
nenquellen auf, die man in VBirginien faft an allen , Hügeln 
findet. Diefe Quellen bilden Fleine Teiche, an deren Ufern man 
gewöhnlich ein Paar diefer Fröſche antrifftz nähert man ſich, fo 
fliehen fle mit einem bis 2 Säben an den Urfprung der Quelle, 
um fich zu verſtecken. Die Einwohner glauben, fie hielten die 
Quellen rein, und tödten fie daher nicht, außer wenn fie ihnen 
die jungen Enten und Gänfe wegfchnappen, was nicht felten ge— 
ſchieht. Es ift der größte und didfte befannte Froſch, deſſen Leib 
8 Zoll lang, 3'/2 breit ift, mit den Hinterfüßen 1° Schub lang, 
oben braun mit Grün gemifcht, und voll großer, dunfelbrauner 
Fleden, unten gelblichweiß; die Regenbogenhaut röthlic und 
gelb eingefaßtz dad Paukenfell deutlih. Catesby Taf. 72. 

Daudin T. 28. 

: 4. G. Die Hornfröfdhe (Stombus, Cöratophiyk) 

haben einen ungebeuern Kopf. mit weitem Maul, ein unficht> 
bares Paufenfel, nur eine halbe Schwimmhaut und auf dem 
obern Augenlied ein Horn. 

4) Der gemeine (Rana cornuta, dorsata) 

ift über 3 Zoll lang und faft ebenfa dit, gleicht ziemlich 
einer Kröte, bat aber hübfche Farben, dunkelgrau, mit grünen 
Bändern um die Hinterbeine. Das Männchen mit gelben und 
sotben, dad Weibchen mit 3 grünen Längsbändern auf dem 


479 


Rüden.. Er findet fih in ganz Brafilien, befonder8 in den 
Sümpfen der Urmälder, und büpft überall umber, befonders nach 
Gewitterregen; ſchreyt des Abends laut, Frächzend und eintönig, 
frißt Schneden, Mäufe, Fröfhe, Vögel und feloft junge Hühner, 
Prinz Mar von Wied, Bentrage I. 5765 Abbildungen 
‚Männchen und Weibchen. Wagler Icones tab. 22. Deßglei: 
chen Tilefius Berl. Megazin 1809. S. 93. Taf. 3. Sebal. 
Taf. 72. \ ’ 

5. &© Im füdlihen America gibt ed einen fogenannten 
Panzerfrofch (Hemiphractus scutatus) 

mit einem Kopf, faft balb fo groß als der Leib, und mie 
mit einem barten Panzer bededt, binten und an den Seiten auss> 
gefchmeift; außer den gemöhnlihen Zähnen vorn 2 längere in 
jedem Kiefer. Der Froſch felbft ift Fleiner als unfer Wafferfrofch. 
Spir ©. 4. T. 4. $. 2. Wagler Iſis 1828. ©. 736. 


B. Kröten. 

Leib Eurz und plump, meift mit Warzen bededt; "Beine Zähne, kurze 
Hinterbeine, bloß tauglidy zum Erabbeln, mit Schwimmhautz 
feine Schallblafe. . 

Sie halten ſich außer der Laichzeit immer auf dem Lande auf, an 
dumpfen, feuchten Orten unter Steinen und 
Sträuchern. 


Wie fih die Fröſche durch ihre ſchlanke, ſchmucke Geftalt, 
die glatte und beſtimmt gefärbte Haut, und endlich durch ihre 
burtigen Sprünge dem Auge empfehlen, fo erregen die Kröten 
durch ihren plumpen, aufgedunfenen, mißfarbigen und meift war: 
zigen Körper, mie nicht minder durch ihr lichtſcheues und ver» 
fiedtes Wefen, den unbeholfenen Gang und das tölpifche Hüpfen 
jedem Zufchauer Efel und Abfheu. Das Einzige, mas man an 
ihnen ſchön findet, find die Flaren Augen, deren Schlod fi im 
Lichte ſpaltförmig zufammenzieht. 

Sie theilen fih in runde und platte 

3. Sippfchaft. Die runden 

find did und faft Fugelrund, mit Schleimmarzen. bededt, 
wovon fich befonderd 2 Wülfte auf dein Naden auszeichnen, Ihr 
- 2aich ift meiftend ſchnurförmig. 


480 


Sice theilen ſich nach ihrem Aufenthalt in Waſſer- und Land⸗ 
kröten. 

6. G. Die Unken oder Waſſerkröten Gombina) 

find ziemlich ſchlank und glatt, haben nur ſchwach angedeu— 
tete Nadenmälfte; dad Paufenfell verborgen, Schwimmhaut ganz. 

Sie balten fi faſt befändig im Waffer auf, laichen in ein» 
zelnen Klumpen oder einer einzigen Schnur, und umfaffen ſich 
in den Weichen. 

41) Die Feuerslinfe (B. ignea) 

wird nicht viel über 1 Zol lang und halb fo breit, voll 
Feiner Warzen; oben ſchmutzig olivengrün, unten glatt, hochgelb - 
mit blauen, zadigen Sleden marmoriert; dad Sehloch dreyedig 
und goldgelb eingefaßt. 

Diefe kleinen Kröten fchließen fih nicht bloß durch ihre 
länglihe Geftalt, die ziemlich langen Beine, womit fie ordentlich 
büpfen fönnen, an die Fröſche anz fondern auch durch ihren faft 
beſtändigen Aufenthalt im Waffer und ihr Geſchrey, welches fie 

Tag und Nacht hören laffen. Man brauht ded Sommers nur 
längs einem Gtraßengraben mit Waffer herzugeben, fo wird 
man vor und hinter fih ihr unaufhörliches Puh Puch oder Unk 
Unk bören, meldyed fi in der Ferne wie ein trauriges Gelaͤute 
von Gloden ausnimmt. Da wo man geht find fie ſtill, fangen 
aber fogleicdy wieder an, wenn man kaum 20 Schritte vorwärts 
gekommen ift, und dann hören die vordern auf. Sie ſtrecken bes 
ftändig den Kopf zum Waffer heraus, tauchen aber unter, fobald 
fie einen erbliden. Sie lieben die Sonne, und find, wider die 
Natur der eigentlichen Kröten, des Tages munter. 

Sie haben ihren Namen von der feurigen Farbe ded Baus, 
ches; die größten bleiben noch immer hinter dem Laubfrofch zus 
rück. Die Laichzeit fühlt in den Juny, und dann ift ed aud, 
wann fie unaufbörlich ihre monotone Stimme bören laffen; je» 
doch unterbrechen fie diefelbe zu Zeiten durch ſchnelle Töne, welche 
fih wie ein Gelächter ausnehmen. Nach der Zaichzeit, melde . 
nur einige Tage dauert, gehen fie ded Abends und Morgens 
aufs Land, hüpfen aber fogleich wieder nach dem Graben, wenn 
fie etwas ‚merken, Tritt man ihnen in den Weg, fo duden fie 
fih ganz platt auf die Erde, um ſich zu verbergen; beunruhigt 


481 


man fie aber durch Berührung, fo verändert ſich ihre Form auf 
eine fo fonderbare Weiſe, daß ed dad Anfehen geminnt, als bätte 
fi) die Creatur, welche man den Augenblick vor ſich gehabt, in 
eine andere verwandelt. Sie fihlägt nehmlich den Kopf nebft 
allen Füßen fo über den zu einer Mulde audgehöhlten Rüden, 
daß man mebr die bochgelbe Unterfläche, als den olivenfarbigen 
. Grund der obern zu feben befommt, und fie mitbin ihre Farbe 
plöglidy verändert zu haben fcheint. In diefer Stellung bleibt 
fie wohl 10 Minuten lang unbemweglich liegen, bis fie wieder 
fiher zu fepn glaubt. Läßt man fie noch nicht in Rube, fo treis 
ben fie aus dem diden Dbertheil der Hinterfchenkel einen Schaum 
beraus, der wie Seifengäfcht ausſieht, aber nicht flinft; er erregt 
jedoh in den Augen und der Nafe ein ſchwaches Juden, wie 
beym Schnupfen, Sie freffen nichtd als Inſecten. 

Der Laich wird inein Dugend Klumpen gelegt, alfo auch wie bey 
den Fröfchen; er bleibt auf dem Boden liegen, und hat dad Befon> 
dere, daß die Ener größer find, ald bey allen andern Kröten und 
Fröſchen. Nah 4 Tagen bemerkt man ſchon den. Keim, welcher 
am achten Tage auskriecht; der Schwanz ift zufammengedrüdt, 
und bat eine Floffe wie bey den Kaulquappen der Fröfhe, Nach 
3 Wochen fangen fie an, die feinen Warferfäden zu freffen, welche 
auf dem Boden liegen. Hinter dem Kleinen Mund ift auch eine 
Warze, mit der fie fih anhängen. Sie fünnen daraus einen 
ſchleimigen Faden fpinnen, wie die Raupen. Dad thun auch die 
andern Kaulquappen von Fröfchen und Kröten. Ihre Süße be> 
kommen fie erft Ende September, und zwar die hintern zuerſt; 
bald nachher die vordern. Die Färbung ift oben braungrau mit 
fhwarzen Sleden, unten bläulihgrau: Sie nähern fi nun dem 
Ufer, der Schwanz mird kleiner, endlich Friechen fie and Land, 
entfernen ſich aber nicht weit vom Waffer; allmählich tritt unten 
an den Füßen da8 Gelbe hervor. Des Winters vergraben fie 
fih in den Schlamm, mie die andern. Nah 2 Jahren find fie 
reif zum Laichen. Röfeld Fröfhe ©. 97. T. 22, 23, 

2) Die Knoblaudfröte (Bufo fuscus) 

wird nicht fo groß ald der Wafferfrofch, aber dicker, hat eine 
ziemlich glatte Haut, Fein unterſchiedenes Paukenfell, ganze 
Schwimmhäute nebft einer Afterklaue; Sehloch ſenkrecht und 


482 


goldgelb eingefaßtz Farbung dunkelbraun, mit einem bellern 
Rückenſtreifen und mehreren zadigen und verfloffenen Seiten> 
fireifen, wie Ströme zwiſchen Infeln, nebft rothen Dupfen auf 
den: Schultern und Weichen. 

Iſt eigentlich eine Wafferfröte, mie die Feuerfröte, weil fie 
ſich faft beftändig in Sümpfen aufhält und in den Schlamm ver: 
geäbt, nicht in trodene Erdlöcher, mie die gemeine Landkröte. 
Sie bleibt auch nad) der Laichzeit im Waffer, und wird daher nur 
felten ine Trodenen angetroffen, wie fie denn überhaupt nicht 
bäufig if. Sie hüpft, wie die vorige, beffer als die andern 
Kröten, frißt Infecten und nadte Schneden, und ſtinkt ſehr ftarf 
nach Knoblauch, befonder8 wenn man die Nafe über dad Glas 
bält, worinn fie fid) befindet. Der Dunft davon treibt dad Waf: 
fer aud den Augen, wie Zwiebeln oder Meerrettig. 

Bey der Berührung: Fehrt fie. den hintern Theil ihres Reis 
bed in bie * daß man Glauben follte, der Geruch käme 
daber. 

Sie laihen im März und Xpril 8 Tage lang, ſtecken nur 
den Kopf aus dem Waffer, und fahren fogleih auf den Grund, 
wenn fie etwas merken. Das Männchen: ift unten gelblichmweiß, 
und bekommt Feine ſchwarze Daumenwarze; dad Weibchen iſt 
unten braun und grau befprengt. Dad Männdyen läßt einen 
unangenehmen Laut hören, dern bald dem Geſchrey ded Grad» 
frofches, bald dein Quaken des Laubfrofched gleicht; treibt aber 
nirgend3 eine Blafe hervor. ı Dad Weibchen grungt wie Schmeine. 
Faßt man fie mit einer Zange am Fuß, fo fchreyen fie erbärm⸗ 
lich, wie eine junge Katze, und laſſen den mwidrigen Knoblauch» 
geruch ftarf empfinden, Der Laich iſt eine dide, 2 Schuh lange, 
fhleimige Schnur voll Eyer, und hängt in der Nähe des Uferd 
an Grad oder Schilf. Am 12. April gelegte, ſchwarze Eyer 
fohliefen fon am 47. aus, ſchwimmen ſogleich gefellig umber, 
und zwar  mitteld eines Wirbeld in der Gegend des Kopfes; 
am 19. zeigt der Schwanz feine Floffe, und fie halten fih nun 
an Waffergemächfe, von denen ſie ihre Nahrung zu fischen: fcheis 
nen; am 241, zeigen fich-die gefranzgten Kiemen, melche aber bald 
wieder verfchwinden. Das Maul ift länglich und viel ‚größer 
als bey andern. Am: 30, fangen ſie an, fich adzufondern. Sie 


485 


freffen Wafferlinfen. Am 24. Day fiebt ınan deutlich den linken 
Kiemenfpalt, nachdem die Kiemen fhon Ende Aprild verſchwun⸗ 
den waren, und fie fangen an Salat und Kobl zu freffen. Die 
Därme find gewunden wie ein Seil, und e8 hängt ihnen beftän- 
dig Unratb heraus, Sie werden nun fehr fchüchtern, fahren auf 
den Grund, fobald fie in der Nähe etwas erbliden. Am 20. Juny 
fproffen beide Hinterfüße bervor. Sie nagen nun an den Öalat- 
blättern fo ftarf, daß man fie auf 6—7 Schritt weit hört, und 
zwar mit Fleinen Zähnen, welche fie bey der Häutung verlieren. 
Am 10. July find die Zehen gebildet, und man bemerkt die 
Spuren der Borderfüße unter der Haut; fie fommen aber erft 
am 20. durch ein Loch in der Haut bervor, zuerft der Linke, 
nah 6 Stunden der rechte, gleih in Zehen gefpalten. Diefe 
Kaulquappen find nun größer ald bey allen andern Fröfchen, und 
feben wie. Kleine Fiſche aus, werden auch. bisweilen von armen 
Leuten für Kaulköpfe angefeben und gegeffen. Am 20. July ers 
folgt die Häutung, indem durch Deffrung ded Mauls die Haut 
zerreißt, woben die Vorderfüße behilflich, find. Wenn fie auch 
einen Monat faften müſſen, fo verwandeln fie fih dennodh. Am 
24. July Frieden fie aus dem Waffer, und am 28, ift der 
Schwanz ‚ganz verfhmwunden, Sie freffen nun Muden, andere 
Inſecten und Fleine Regenwürmer, Röſels Sröfhe ©. 69. 
Taf. 17—19. 

7. ©. Die Landfröten (Bufo) 

find did und faft Fugelrund, haben ein ſtumpfes, meited 
Maul und flarfe Nackenwülſte. 

"Sie balten fi meiftend auf dem Lande an feuchten Orten 
auf, laſſen felten ein Knurren bören, können kaum büpfen 
und ſchwimmen, laidyen in Schnüren, und umfaffen fih unter 
den Achfeln. 

4) Die gemeine (B. cinereus) 

wird faft fauftgroß, ift röthlichgrau, vol brauner Warzen, 
unten blaß, mit rother Regenbogenhaut; die Schwimmhaut if 
nur balb. 

Es ift die gemeinfte Kröte in ganz Europa, und findet. fic) 
überall einzeln an feuchten, dunfeln Orten, in Gärten, befonders 
gern unter Salbey und Schierling, unter Steinen, in. Mauer: 


x 


484 


löchern und Kellern. Sie fommen nur de Abends hervor, und 
freſſen Würmer, Schneden und Snfecten. 

Wann fie des Frühjahrs aus ihren Winterlöchern , die ſich 
niht im Schlamm, fondern im trodenen Boden, entfernt vom 
Waſſer, finden, bervorfriechen, fo find fie ſchmutzig braun; baben 
fie ihre Haut, welche fie in Form eines Schleimed ablegen, 
einigemal geändert, fo wird bald die eine heller, bald die andere 
dunkler, olivengrün, ſchwärzlich, grau, gelblihbraun und rötblich; 
die Warzen find größtentheild roth, befonder8 an den Weibchen, 
welche daher auch hübſcher ausſehen; die Jangen Haldwülfte find 
. meiftend rothbraun. Die Linterfeite ift weißgrau, bie Augen 
ſchön feuerrotb und glänzend; der Stern bald rund, bald in 
‚einen wagrechten Spalt zufammengezogen. Bey den Weibchen 
ift die untere Fläche dunfel gefledt; die Vorderfüße der Männs 
chen find flärfer, und befommen zur Laichzeit an dem Daumen 
und dem zunächft daran ftehenden Finger ſchwarze Flecken, fchmwel- 
len jede nidyt an, wie bey den Fröſchen. 

Da fie fich vorzüglich auf dem Lande aufhalten, fo begegnet 
man ihnen häufiger ald andern in den Feldern und Gärten, 
wo fie ſich untertagd in magrecht audgegrabenen Löchern und 
unter Pflanzenbüſchen, befonder8 Salben Und Schierling, verbor> 
gen halten, und nur des Abends hervorfrabbeln, um die Nacht 
hindurch ihrer Nahrung nachzugehen, melde bloß aus Inſecten 
beftebt. Im Frühling und Herbft findet man fie auch häufig in 
Ställen und Kellern in Sefelfchaft von Waffermolhen. Man 
behauptet daher, daß fie den Kühen die Mildy audfögen, wor⸗ 
auf ihnen die Euter anſchwöllen, mad aber ein bloßer Abers 
glaube ift. 

Verfolgt man fie, fo fprigen fie, wie die Sröfche, den Harn 
aus, und treiben aus den Haldmülften eine meiße ſcharfe Feuch—⸗ 
tigfeit, die man für giftig hält; ja man behauptet fogar, daß 
ihr bloßer Hauch vergifte, woran aber nichts iſt. Bon den Stör⸗ 
chen werden fie ohne Schaden verfchludt. Daß fie zerplagen, 
wenn eine Spinne über ihnen hängt, ift natürlich ein Mährchen, 
fo wie, daß fie fih mit dem Grasfroſche paarten. Man trifft 
fie zwar manchmal auf diefe Weife beyfammen, allein fie ver: 
laffen einander bald mieder, fobald fie den Irrthum bemerken. 


* 


485 


Sie paaren fi nicht einmal mit andern Gattungen von Kröten, 
und man” findet nie Baftarde. Die Laicyzeit füllt ſchon in den 
März oder April, und beginnt biömeilen fchon auf dem Lande: dann 
eilt aber dad Weibchen dem Waffer zu. Sie dauert 8 Tage lang, und 
dabey grunzen fowohl die Weibchen als die Männchen im einem 
beulenden Tone, daß es in der Ferne lautet, ald wenn mehrere 
Hunde zufammen beulten. Es zeigen ſich weder am Halfe nod) 
hinter dem Kopfe Blafen. Der Laich beftebt aus 2 Schnüren, 
fo did wie ein Strebbalm, morinn die Eyer durch Schleim zu» 
fammengebalten werden. Sie werden oft 4 Schub lang und find 
in 2—3 Stunden gelegt, und zwar meiftend bey Nacht. Am 
41. April gelegte, fchwarze Eyer werden am 43. heller; am 18, 
erfennt man den- Keim, welcher am 20. audfrieht; er hat einen 
zufammengedrücten Schwanz und Spuren von 2 Kiemen, jeder» 
feitö mit 5—6 Neften, melde aber fhon am andern Tage ver- 
fhmwinden. Sie nähren fih von dem an Pflanzen hängenden 
Schleim. Am 28. fangen fie an Pflanzen zu freffen, befonders 
Sartenfalat, den fie den Wafferlinfen vorziehen. Am 16, May 
zeigen fich die hintern Füge, und an der Iinfen Seite des Halfed 
bemerft man einen Kiemenfpalt. Am 12. Juny find fie über 
4 300 lang, die Augen gelb, die Hinterfüße in Zehen gefpalten 
und bemeslih; am 18. zeigen ſich die Vorderfüße, zuerft der 
linke, am andern Tag der rechte, und am dritten fängt der 
Schwanz an zu fehminden, und ift am 20. ganz eingezogen. Sie 
find nun Pleiner als alle andern jungen Fröfhe und Kröten, 
geben aus dem Wafler und fchnappen begierig nah Muden. 
Man fieht fie nad einem warmen Regen mit den jungen Grad» 
fröfhen zu Taufenden auf dem Lande umberlaufen, was ebenfalls 
zu der Sage vom Krötenregen Beranlafjung gab. Gie pflanzen 
fi erft in einem Alter von 4 Jahren fort, und man glaubt, daß 
fie 15 Jahr alt werden. Man Fennt aber einen Fall, daß eine 
36 Jahre lebte. In Steinen bat man oft Kröten gefunden, 
welche an der Luft davon Feochen. Sie wurden ohne Zmeifel 
während des Winterfchlufd von Sand bededt, der ſich nachher zu 
Stein verhärtete., Röſels Fröfhe ©. 85. T. 20, 21: 

Man bat bis jetzt die fogenannte Regen: oder Brombeer— 
fröte (Rana rubeta) 


486 


für eine eigene Gattung gehalten. Sie iſt aber nichts ans 
dered ald eine junge gemeine Kröte. Man findet fie häufig in 
Spätfommern, befonderd nah Regen, in der Abenddämmerung, 
nicht viel über 1 Zoll lang, beffer hüpfend als die alte, ſchmu— 
big grau mit braunrothen Warzen, unten ziemlich fleifchfarben, 
binten mit ziegelrotben Warzen. Wird fie geängftigt, fo gibt fie 
einen wafferhellen Harn von ſich. Mit einer Kreuzfpinne einge: 
fperet, fcheint fie dieſelbe zu fürchten, und fprißt bey ihrer Ans 
näherung gleichfal8 den Harn aus. Beym Schlingen drüden 
fie die Augäpfel febr tief in den Mund, wodurch fie die ge— 
ſchnappten Inſecten Leichter binunter dringen. Das thun übei- 
gend auch die alten, Menke in der Jfid 1827. ©. 172, 


Sin England heißt diefe Kröte Natter-Jack, und wird eben: 
falls für eine befondere Gattung gehalten. Man findet fie auch 
erft im Auguft in der Nähe von Siunpfen und in Gärten, Ein 
gefperrt frißt fie die erflen 14 Tage nicht, bleibt aber munter 
und fihnappt dann gierig nah Muden und andern Infecten, je 
doch nur wenn fie lebendig find, fich bewegen und entfliehen wol— 
len. Die Art wie fie diefelben erbafcht, ift fehr fonderbar. Sobald 
eines in den Käfig geworfen wird, rennt fie ein Stüd gegen daffelbe, 
macht Halt, legt fih dann auf den Bauch mit  ausgeftredten 
Hinterbeinen, und fieht ganz gierig darnach; fo bleibt fie, bis 
fih das Inſect regt, und dann fchießt fie die Zunge darauf, und 
zieht e8 fo fchnelk ein, daß dad Auge nicht folgen kann. Iſt 
aber das Inſect fehr hurtig, fo folgt fie ihm eine Zeit lang im 
Käfig umber, und bält bin und wieder an, um ed zu beguden. 
Nicht immer Fann fie jedod die "gehörige Entfernung abmeffen, 
und fommt daher oft 2—Zmal bey ihrem Schnappen zu Furz. 
Dad VBerfhluden gebt ſehr fehnell, außer wenn der Biſſen zu 
groß iſt; dann ſteckt die Hälfte ded Infectd oft 10 Minuten 
lang im Schlund, während die andere Hälfte zum Maul heraus 
bängt. Sie zieht Feine Muden und Immen vor, fängt mand)- 
‚mal aud Keller und Bandaſſeln, Pleinere Käfer und. frißt bes 
fonderd Käfer und eine Menge Pleiner rother Maden in faulen 
Pilzen. Zufällig verfhludte Ameifen bricht fie wieder aus, wahr: 
fheinlich wegen der Säure. Kleine Bienen und Schlupfweſpen 


487 


verfchludt fie, ungeachtet ded Stachels, ohne Schaden. Jenyns 
in ver Iſis 1835. ©. 1016. 

2) Die Robrfröte oder der Röhrling (B. calamites) 

beißt fo, weil fie fih fpät im Frühjahr zur Laichzeit im 
Röbricht der Weiber fehr ſtark mit ihrem befondern Geſchrey 
bören läßt. Sie hat viele Aehnlichfeit mit der gemeinen Kröte, 
ift aber Pleiner, gedrungener und bat auch Fürzere Füße, ohne 
ale Schwimmhaut. Sie ift übrigens olivengrau mit vielen 
braunrotben Warzen und Pleinen Nadermwülften; unten hellgrau, 
an den Seiten bräunlih olivengrün, von einem bellen, zadigen 
Strom durchzogen, faft wie bey der Knoblauchkröte. Auf dem 
Rückgrath läuft ein fchmaler, ſchwefelgelber Strich; die Augen 
find nicht roth, fondern grünlichgrau. 

Wegen ded gelben Rüdenftrih8 bat fie in Thüringen den 
Namen Kreuzfröte erhalten. Man foll fie dafelbft um Jo— 
bannis fleißig auffuchen, in Del thun, und damit die Slieder bey 
Sicht und Lähmung fohmieren. Sie beißt auch die ftinfende 
Landkröte, ald Gegenftüd zur flinfenden Wafferfröte, mweıl 
fie beunruhigt einen unerträglichen Geſtank von fig gibt, faft 
mie Schießpulver. Die kurzen Hinterbeine erlauben ihr nicht zu 
büpfen; fie läuft mit gehobenem Körper auf ihren vier Beinen, 
faft wie eine Maus, ruht aber ale —5 Schuh weit aud. Uns 
tertagd, fo wie den ganzen Winter, ift fie in Löchern an Hügeln, 
vorzüglich aber in alten Mauern und Felfenriten verborgen, mandı> 
mal 10—20 beyfammen. Diefer Aufenthalt ift zumeilen über 
3 Schub hoch in einer fenfredhten Mauer, fo daß man fid) wundern 
muß, mie fie hinauf Fommen. Ihre Zeben find aber an der 
Spige fo hart wie Horn, und dienen zum Klettern; an der un» 
tern Fläche der Vorderfüße liegen zween beinharte, fleifchrothe 
Ballen, die zwey Knochen enthalten; der Bauch endlich wird von 
den dafelbft befindlihen Warzen immer feucht erhalten, fo daß fie 
anflebt. Man fieht fie daher, beſonders des Morgens, wann fie 
von ihrer nächtlichen Jagd zurückkommt', ganz bedädhtlih an 
der Mauer binauffriechen, faft wie ein Laubfrofch. 

Die Männchen befommen zur Saichzeit am Daumen ‚einen 
ſchwarzen, rauben aber Fleinern Flecken ald der Gradfrofh, mit 
dem fie zu gleicher Zeit laichen, aber erft im Juny. Dann findet 


488 


man fie nah) Sonnenuntergang in ziemlicher Menge in feichten, 
gradreihen Wäffern; die Männchen ſchreyen dabey ſehr ftark, 
faft wie der Laubfroſch; auch zeigt ſich eine Aufbläbung an der 
Kehle, aber Eleiner und meiter hinten; diefe Schallblafe öffnet 
fi hinten in dem Maul, nahe beym Schlund, 

Der Laich befteht aus 2 dünnen Schnüren, mworinn fich die 
Keime ſchon nach 4 Tagen zeigen, am fünften fi) ſchon bewegen, 
bald ausfchliefen, umberfhwimmen, fih and Grad hängen und 
dafelbft ihre Nabrung fuhen. Am 5. Juny gelegte befommen 
erft Ende Auguft die Hinterbeine; Ende September ift der Schwanz 
faft ganz eingefehrumpft, und fie fuchen nun auf Trodene zu 
fommen, indem fie am Grad in die Höhe friehen, und Tage 
lang daran hängen bleiben, wie der Gradfrofh. Nach einem 
halben Tag ift der Schwanz verfhwunden, Sie find oben ſchön 
plivenfarben, mit gelbem Rüdenftreifen, unten graulichweiß. 

Bey der Verfolgung fpript fie den Harn nicht aus, mie die 
andern Kröten und Fröſche, wohl aber die Feuchtigkeit in den 
Hautwarzen. Gie wird ganz mit einem weißen Schaum bededt, 
welcher unerträglich ftinft, faft wie Schießpulver oder wie geries 
bened Raufchgelb, oder auch wie eine Tabadpfeife. Faßt man 
fie derb an, fo fprigen fie diefen Saft 4 Schuh weit von ſich, 
und der Boden, morauf er fallt, flinft Monate lang. Sn den 
Achfeln und Weichen liegt unter der Haut eine gelbe Drüfe, 
welche den andern Kröten fehlt: wahrfcheinlich ift bier die Quelle 
des Geſtanks. Vom Storch wird fie, fo wie die Feuerfröte und 
die andere Wafferfröte, nicht verfchludt. In Sachfen nennt man 
fie HaussUnfe, weil fie fich oft in die -Häufer begibt, und ſich 
darinn vergräbt. Röſel 107. T. 24. 

3) Die Höhlenfröte (B. obstetricans) 

wird nicht über 1'/, Zol groß, ift grau und voll Warzen, 
fchwarze Düpfel auf dem Rüden, weiße an den Seiten. Dad 
Paukenfell ſichtbar, und das Sehloch dreyeckig, die Schwimm⸗ 
haut ſehr klein. 

Dieſe ſonderbare Kröte findet ſich nur in den füdlichen Ge— 
genden von Deutſchland und Frankreich, lebt faſt immer in trode: 
nen Erdlöchern, meift in Hohlmegen und Hügeln, und ſcheint 
fogar im Trodenen zu Yaichen. Dr. Demours bat diefe Son: 


489 


derbarfeit zuerft beobachtet, und in den Mem. ac. 1741. p. 29. 
befchrieben.. Er traf im botanifhen Garten zu Parid zwey in 
der Paarung an. Als die durch einen Faden verbundenen Eyer 
bervorfamen, fo ergriff dad Männchen das erfie Ey mit den 
zwey mittleren Zehen ded rechten Hinterfußed, firedte ihn aus 
und z0g die Eyerſchnur heraus; dann griff ed mit dem linken 
Fuß meiter oben, und fo abwechfelnd, bis die ganze Schnur bers 
aud war. 

Später beobadhtete Al. Brongniart daffelbe. Die Ener, 
ungefähr 60 an der Zahl, find fo groß mie ein Hanfkorn, 
von einer zäbern Haut umgeben, als bey den andern, und durch 
mehrere dünne aber ſtarke Fäden zu einer Schnur mit einander 
verbunden, melde das Männchen, nicht dad Weibchen, um die 
Hinterfchenkel widelt, und diefelben oben auf dem Hinterleibe 
überall umberträgt, und zur Zeit, mann die Jungen ausfchliefen 
wollen, ind Waffer thut. Sobald die Iegtern Füße haben, gehen 
fie. aufs Land. Bull. phil. Nro, 36. pag. 91. tab. 6. fig. 4. 
Daudin, Rainettes p. 87. tab. 32. fig. 1. 

Dr. Agaffiz fand im April diefed Thier 1 Schub tief in 
feuchten Mergel, ald er die Wurzeln von Huflattidy ausriß, und 
fpäter andere 2 Schub tief, ohne daß ein Gang dahin zu bemer⸗ 
fen gewefen wäre. Die Eyer biengen aber an den Weibchen, 
Nah 3 Wochen Frochen die Zungen aus, und ſchwammen hurtig 
umber, ald er Waffer darauf goß; die andern giengen bald zu 
Grunde. Wagler, Icones tab. 22. fig. 3—4. 

4) Die Riefenfröte (B. gigas, agua, marinus) 

wird mehr ald noch einmal fo groß ald die gemeine, ja man 
fpricht fogar von welchen, die mit den Hinterbeinen einen Schuh 
lang und verhältnigmäßig di wären; Färbung fahlgrau, der 
Rüden und die Seiten mit verfloffenen, dunfelgrauen Fleden; 
im Naden Wülfte, und die übrigen Warzen fehr groß. Schwimm⸗ 
Daut Plein. 

Diefe ungeheure Kröte findet ſich in ganz Brafilien, befon= 
derd in den Wüften, mo fie ded Abends oder nach einem Regen 
in folder Menge aus ihren Schlupfwinkeln bervorfommen, daß 
die Erde von ihnen faft bedeckt erfcheint. Obſchon fie fehr plump 
find, fo können fie doch ziemlich hüpfen. Gereizt geben fie eine 


490 


wäfferige Feuchtigkeit von fi, melde die Einwohner fehr fuͤrch— 
ten. Sie foll eine tiefe und ftarfe Stimme haben, und den Laich 
in Sümpfe und Lachen legen. Sonft weiß man nichtd von die= 
fen ungebeuern Thier. Prinz Mar v. Wied, Benträge I. 
551. Abbildungen, Männchen und Weibchen. Daudin Rainet- 
tes tab. 38. Sebal. Taf. 73. Fig. 1. Walbaum, Berl. 
Schr. V. 230. \ 


8.6. Sn Buinea hört man in der Nähe der Sümpfe häufig 
eine Kröte melodifch fingen. Es ift die fogenannte Buckelkröte 
(Systoma, Breviceps gibbosus), | 

nur 2 Zoll lang aber ſehr gemölbt und glatt, mit einem fehr 
Heinen Kopf und Maul, einer ſchwachen Schwimmbaut, ohne 
fihtbares Paufenfel, und, mie. es ſcheint, auch ohne Naden: 
drüfen, fo daß man fie für einen Frofch halten follte, wenn 
ihr die Zähne nicht mangelten. Sie ift gelblichweiß, oben bräuns 
lich mit einem gelben NRücdenftreifen, an den Seiten braun mit 
röthlichen Dupfen, die Hinterfüße fehr kurz. Seball. T. 37. 
F. 3. Daudin, Grenouilles 80. tab. 29. fig. 2. 
4. Sippfchaft. Die flahen Kröten 
find fehr niedergedrüdt und breit, ohne Nadenmwülfte und 
fihtbare Ohren, und haben allerley Abweihungen an den Zehen, 
Sie erinnern in der Geftalt und ihrem Knochenfuften an 

die Schildfröten. 


9. © Die Sattelfröte (Brachycephalus ephippium) 

ift Elein, bat vorn und hinten nur 3 Zehen, und der Rüden 
ift vorn mit einem knöchernen Panzer bededt, welcher binten 
gerad abgeftust, vorn an dad Hinterhaupt articultert iſt; er bes 
fteht aus Knochenblättern, welche vergrößerte Stachelfortſätze der 
6 vordern Wirbel find, und zum Theil mit den Querfortfägen 
verwachfen, wodurch eine große Aehnlichkeit mit den Schildfröten 
entfteht. Die Haut darüber ift fhmwarz, und bildet eine, Art 
Sattel auf dem übrigend hochgelben Leibe. Sie findet fich in 
Brafilien. Spix Amphibia p. 24. tab. 20. fig.2, Cocteau, 
Annales des sciences nat. 1835. II. 318. (Iſis 1836.) 


10. G. Die Nagelfröten (Xenopus, Dactylethra) 
unterfepeiden ſich von allen andern dadurd, daß die 3 innern 


— 


494 

Sehen der Hinterfüße mit einem bornigen Nagel, wie mit einem 
Fingerbut, bededt find. | | 

1) Die glatte (X. laevis, Pipa bufonia) 

finder fi am Vorgebirg der guten Hoffnung, ift fo groß, daß 
man fie für eine männliche Pipa gehalten bat, 3 Zoll lang, mit 
breitem, plattem Kopf. Gelblichweiß, ohne unterfchiedened Pau⸗ 
fenfell; fie haben Schwimmbhäute, aber Feine Zähne und Feine 
Nadendrüfen. Ob man die hornigen Kappen auf den Zehen wirk⸗ 
lich für Nägel, oder für Hautverhärtung anfehen fol, weiß man 
noch nicht; auch ift ihre Lebensart völlig unbefannt. Daudin, 
Rainettes tab. 30. fig. 1. Wagler, Sfi8 1827. 726. 


11. ©. Die Wabenfröte (Pipa, Asterodactylus, Rana 
dorsigera) 

bat einen faft fünfedigen Leib mit fpiger Schnauze, vorn 4, 
hinten 5 Zeben; jene in 4 Spiten getheilt, diefe mit einer ganzen 
Schwimmbaut; die Fleinen Augen am Rande des Oberfieferd; es 
fehlt ibr fonderbarer Weife die Zunge, dagegen bat fie einen 
weiten, Pnöchernen Keblfopf. 


Sie findet fihb in Surinam, Cavenne und PBrafilien in 
Sümpfen, wird fp lang und breit als eine Hand, ift braun, voll 
Eleiner Körner, nebft 3 Reihen größere: auf dem Rüden, 


Diele Krdte, welche fih in allen Sammlungen befindet, 
bat megen ihrer fonderbaren Fortpflanzungdart die Aufinerffams 
keit der Naturforfcher feit mehr ald Hundert Jahren auf fich ges 
zogen. Das Fräulein Merian bat fie zuerft in feinem Werk 
über Surinam 1719. 3. 59. abgebildet, aber weiter nichtd davon 
gefagt, ald daß dad Weibchen die Jungen auf dem Rüden 
trage, welche fich dafelbft entwidelten, fi au8 der Haut los⸗ 
machten und davon kröchen. Diefe Kröten würden von den 
Schwarzen gegeffen, und für eine fehr gute Speife gehalten. 
Nachber bat fie Fermin umftändlicher befchrieben in einem bes 
fondern Büchlein: Developpement du mystere de la genera- 
tion du fameux crapaud de Surinam, nomme Pipa. 1765. 

Man bat anfangs wirklich geglaubt, daß die Jungen dem 
Weibchen aus dem Rüden wüchfen; jebt weiß man aber, daß es 
im Waſſer laicht wie andere Kröten; dad Männchen flreicht 

Dfend allg. Naturg. VI 52 


492 


ihm den Laich ‚auf. den Rüden; die Haut: erhebt fih um die 
Eyer, wodurch Zellen wie Waben entfteben, worinn fich die Jun⸗ 
gen entwiceln und erſt herausgeben, nachdem fie den Schwanz 
verloren haben, Es gibt Weibchen, die 8 Zoll lang und 4 breit 
find; die Männchen Heiner. In Surinam beißt fie Pipa, in 
Guyana Tedo. Seba J. T. 77. Schneider, hist. amph. 
I. 122, tab. 1, 2, dad Sfelet. Daudin, Grenouilles 85. 
tab. 31—82. 


3. Zunft. Shildfirdtem 
Leib gefchuppt, Maul zahnlos. 


Dieſe wenigen Kennzeichen reichen vollkommen hin, die Schild⸗ 


kröten von allen andern Thieren zu unterſcheiden; ſie haben aber 


eine beſondere Abweichung in ihrer Geſtalt, wodurch ſie mehr in 
die Augen fallen, nehmlich die ſogenannte Schale, welche ſtreng 
genommen kein beſonderes Organ iſt, ſondern nur eine unge⸗ 
wöhnlihe Seiten⸗-Ausdehnung der Rippen und des Bruſtbeins 
und eine Vergrößerung der Schuppen, weldhe oben und unten 
auf denfelben, mie die Tafeln eines Schachbretts, an einander 
fliegen. Da der Hals, der Kopf und der Schwanz die gemöhns 
liche Größe nebft den Eleinen Schuppen behalten, fo fiebt es aus, 
ald wenn fie in einem befondern Rüdene und Bruſtſchild fledten, 
während diefe Theile nichts anderes ald die erweiterte Bruft ſelbſt 
find, in welche fi) wirklich der ganze übrige Leib ſammt den 
Füßen zurückziehen kann. Der Nüdenfhild befteht aud 8 Paar 
fehr breiten Rippen, der Bauchfchild aus 9 ebenfalls fehr breiten 
Bruftbeinftücten, welche paarmweife neben einander liegen. Beide 
Stüde find an den Seiten bald veft und der ganzen Laͤnge nach 
mit einander verbunden, wie bey den Landfchildfröten, oder nur 
in der Mitte, wie bey den Suͤßwaſſerſchildkröten; bald bloß durch 
Knorpel und Haut, wie bey den Meerfchildfröten: beide meiftend 
mit Horntafeln, felten bloß mit Haut bededt. Auf dem Rüdens 
fhild liegen die Tafeln in 5 Reiben, in der Mitte gewöhnlich 5, 
an den Seiten 45 an jedem Rande gewöhnlich noch ein Dutzend 
Bleinere. 
Auch ihr Kopf ift mit tafelförmigen Schuppen bedeckt, und 


493 


die Kiefer mit einer harten Hornfubftang, welche die Stelle der 
Zähne vertritt, mie bey den Vögeln. Die Zunge ift fleifchig, 
Purz, nicht ausgefchnitten. Die Naslächer flehen vorn an der 
Schnauze, find Mein und rund; die Augen zur Geite, auch vers 
bältnigmäßig Hein, und werden vorzüglich durch das untere Lied 
gefchloffen. Die Ohren meift unter Schuppen verborgen. 

Die Zahl der Füße ift immer 4, und die der Zehen 5. 
Diefe find bey den einen in einen Stummel verwachfen, fo daß 
nur die Spiben nebft den Klauen frey hervorragen; bey andern 
find fie getrennt, aber durch eine Schwimmhaut zu Floffen vers 
bunden; bey noch andern find fie zu einem breiten Ruder ver> 
mwachfen. Es fehlt häufig eine und die andere Klaue. 

Ihre Lungen find fehr groß, und fie fchluden die Luft, weil 
fih die Bruftpöhle nicht bewegen, kann. Der Magen ift eben» 
fal8 groß. Die Därme mäßig, ohne Blinddarm. Auch die 
Harnblafe ift ungewöhnlich groß, und endigt in zmeen lange 
Sipfel. 

Die Paarung gefchieht wie bey den Säugthieren, dauert oft 
Wochen lang; fie legen viele große Eyer mit Falfhaltiger Schale 
in den Sand, fiharren fie zu, Fümmern fih aber nicht weiter 
darum. Die‘ Männchen erfennt man an dem mehr ausgehöhlten 
Bruftihild. 

Ihr Aufenthalt iſt theifs auf dem Trodenen, theild in Suͤm⸗ 
pfen, tbeild in Flügen, theild im Meer, und zwar größtentheils 
in wärmern 2ändern; nur wenige kommen noch im. füdlichen 
Europa vor, auch noch im üftlichen Deutfchland und in Polen, 
aber Feine mehr jenfeit3 der Oſt⸗ und Nordfee. Die meiften und 
größten find in der beißen Zone. >. 

Shre Größe ift außerordentlich verfchieden. Es gibt, die 
nicht größer ald eine Kauft werden und kaum 4 Pfund wägen; 
andere aber werden I—2 Klafter lang und fo ſchwer mie ein 
Ochſe. 

Auch ihre Nahrung iſt ſehr manchfaltig. Die Landſchild⸗ 
kroͤten freſſen weiche Kräuter und Früchte; die Suͤßwaſſerſchildkroͤten 
Würmer, Schneden, Inſecten und Fiſche; die Meerfchildfröten 
meiftend Zange, 

52 ? 


494 


Sie follen fehr fpät reif werden und ein hohes Alter erreis 
chen. So wie ihre Bewegungen fehr träg und langſam find, fo 
iſt ihr Leben ſehr zäh, und fie fünnen außerordentliche Berlegungen 
. ertragen, ja Monate lang ohne Hirn und felbft Kopf noch Lebens⸗ 
zeichen von ſich geben. 

Die Schildkröten find unter allen Amphibien die nüplichften 
und die einzigen, welche in allen Ländern gegeffen werden. In 
beißen Gegenden ziehen ganze Völkerſchaften an die Küfte, um 
fie. zur Zegzeit zu fangen, ‚und ihre Eyer zu Hundert Taufenden 
zu. fammeln. Von den auöfriehenden Jungen werden viele Taus 
fend von den Meerpögeln gefreffen,: fo daß von 100 faum 10 
davon kommen. Dad audführlihfie Werf über den Bau und 
die Lebensart der Schildkröten ift die Naturgeſchichte derſelben 
von Schneider. 1783. 8. 


Cintheilung. 


Man bat bisher diefe Thiere in Lande, Süßmaffer: und 
Meerfhildkröten eingetheilt; die mittleren Yaffen ſich aber 
füglih in Sumpf und Flußfhildfröten fondern, wofür 
nicht nur die Lebensart, fondern auch der Bau fpricht, 

1. Die Landſchildkröten zeichnen fi ‚dur einen 
flarf gemwölbten Rüden und an den Seiten veft mit einander 
verwachfene Schilder aud, durch Furze Klumpfüße und verwach⸗ 
fene Zeben. 

Die Sußmwafferfhildfröten durch einen weniger ges 
wölbten Rüden, nur an einer Furzen Stelle verwachfene Schils 
der, und durch längere Füße mit getrennten Floſſenzehen. 

2. Die Sumpffhildfröten haben einen harten Schild 
und Klauen meift an allen Zehen. 

- 3. Die Flußſchildkröten haben einen mit weicher Haut 
bedeckten Schild und mehrere nagellofe Zehen. 

4. Die Meerfhildfröten haben einen fehr flachen *— 
und lange Ruderfüße mit höchſtens zwo Klauen. 

1. Sippfähaft. Die Landſchildkröten 

find ftarf gewölbt, haben harte, veft an den Seiten mit eins 
ander vermwachfenen Schilder, Klumpfüße mit 'verwachfenen Zehen 
und vollzähligen Klauen. 


495 


Sie Ieben im Trodenen, und geben megen ihrer kurzen und 
plumpen Beine fehr langſam und tappifch umber, leben von wei— 
hen Kräutern und Früchten, legen wenig Eyer, und graben ſich 
des Winters tief in die Erde. Gie finden fi ch in allen Welt 
tbeilen, mit Ausnahme von Auftralien. 

Der Rückenſchild bat nie mehr und weniger ald 13 Gh 
tafeln in 3 Reihen, wovon die mittlere 5 Tafeln bat, die feit> 
lihen 4. Auf dem Bruftfchild liegen 12 Tafeln, alle wie ein 
Schachbrett an einander gefloßen. Jeder Rand bat in der Regel 
12 Fleinere Tafeln. Der Kopf ift Elein, Furz und getäfelt, Kiefer 
ganz bornig, dad Paufenfel fihtbar. Die einzelnen Leibeötbeile 
laffen fi ganz in der Schale verbergen, und der Hals biegt fich 
von oben nad unten, nicht nach den Seiten. Die Zahl der Näs 
gel ift faft allgemein fünf, vorn und hinten; oft fehlt jedoch der 
Daumennagel. Die Eyer find rundlid, haben eine barte, uns 
biegfame Kalkfchale, und werden in Erdlücher gelegt. 

Sn Europa gibt es nur 2 Gattungen, welche man in der 
Gefangenfchaft leicht ınit Feld» und Gartenfalat, auch mit Kobl 
füttern kann. Sie fchlafen in mäßig Falten Zimmern ein halbes 
Jahr lang, vom Dctober bi8 in den April. 

1.© Die gewöhnlichen Landfchildfröten (Te- 
studo) 

haben einen Bruſtſchild ohne alle beweglichen Theile, vorn 5, 
binten nur 4 Klauen. 

4) Die gemeine (T. graeca, terrestris) 

ift oval, fehr gemölbt, Spanne Yang und A Pfund ſchwer; 
fhmwarz mit gelben Tafelrändern; die Tafeln find in der Mitte 
erbaben und fürnig, am Rande geftreift. 

Iſt die gemeinfte Schildfröte in Europa, vorzüglich in Grie— 
chenland, Stalien und auf den Inſeln des Mittelmeerd, meiftens 
in Wäldern, wo fie von Kräutern und Früchten lebt, aber auch 
Schneden, Würmer und Inſecten frißtz; daher man fie in Gärten 
hält, um das Ungeziefer zu vermindern. Sie lieben fehr die 
Wärme, fonnen fi gern und vergraben fi daher bald tief 
in die Erde. Da ihre Schale fehr gewölbt ift, fo Fünnen fie 
fih nur mit Schwierigkeit ummenden. Gie legen um die 
Mitte ded Sommerd in eine Grube nur ein Dugend weiße Eyer 


496 


von der Größe einer Hafelnuß, und fcharren fie zu. Die Jungen 
fchliefen Ende Septemberd aus, 

Sie laſſen fi leicht zahmen, und Jahre lang mit Salat, 
Kleye und Mehl Iebendig erhalten. Sie follen erft im achten Jahr 
audgewachfen ſeyn und 60 Jahr alt werden. 

Sie werden überall in Menge auf die Märkte gebracht und 
gegeſſen; die Suppe davon wird befonders gefchäpt. 

In Kleinafien, befonders in Aleppo, richtet man Hunde ab, 
welche fie auffpüren, davor ſtehen bleiben und bellen, bis man 
berbey kommt. 

Wegen der Häufigkeit: diefer Schildfrdte wurden ſchon feit 
Jahrhunderten Beobachtungen über fie angeftelt, und fie ift es 
ohne Zweifel, von welcher fhon Ariftoteled und Plinius 
reden. Sie kann beynahe ein Fahr lang faften. Der abgefchnits 
tene Kopf beißt noch eine halbe Stunde lang, und der Xeib bes 
wegt ſich noc) gegen 44 Tage, indem dad Herz ſchlägt und das 
Blut fließt. Nimmt man ihe dad Hirn, welches freylich nicht 
größer als eine Bohne ift, heraus, fo läuft fie noch 6 Monate 
umber. Knorr, Deliciae I. p. 103. t. 52. f. 1. Schöpf, 
Schildkröten 43. T. 8. Meyers Thiere LT. 28 

2) Die breitrandige (T. marginata) 

fieht ziemlich fo aus, wird aber gegen 1 Schub lang, und 
das hintere Stück des Bruftbeind ift ein wenig beweglich ; die 
Mitte der Tafeln ift gelb, 

Sie findet fih im nördlichen Africa, vorzüglich in Aegypten, 
jedoh auch in Griechenland, und wurde init der vorigen für 
einerley gebalten, daber auch alles von ihr gilt, was von jener 
gefagt if. Ruysch, Theatrum Il, t. 261. f. 6. Scheuch- 
zer, Physica sacra I. t. 261. Schöpf ©. 52. T. 11. 

3) Die geometrifhe (T. geometrica) 

ift die Fleinfte von allen Schildfröten, faft Fugelrund und nur 
fauftgroß, ſchwarz, die fehr gemolbten Tafeln regelmäßig gelb ge> 
ftreift; der Bruftfehild ganz unbemweglich, wie bey der gemeinen, 
Sie ift fehr ſchön gezeichnet; auf den ſchwarzen Tafeln ein ſechs⸗ 
ediger gelber Mittelfleden mit flernfürmigen Strahlen, 

Sie findet fih in allen Sammlungen, felbft häufig in alten 
Apoiheien, und kommt vom VBorgebirg der guten Hoffnung. 


497 


Ganz ähnliche Fommen aus Oftindien und Sübdamerica. Bon 
ihrer Lebensart weiß man nichtd, ald daß fie ein Dutzend Eyer 
legen. Pifo, Indien 105. Fig. 1. Seba I. Taf. 80. Fig. 8. 
Knorr, Del. I. t. 52. £. 3. Gottwald, T. K. 5. 15—16. 
Schöpf S. 119. T. 10. 

4) Aus Südamerica und den Antillen fommt die getäfelte 
(T. tabulata, tessellata, denticulata), 

melche über einen Schub lang mird, mit länglid ovalem, 
bräunlihem Schild; der Leib ſchwärzlich mit gelben Sleden. 

Sie heißt dafelbft Schabuti, wurde mit der vorigen verwech⸗ 
felt, und für einen Einwohner von Africa gehalten. Sie findet 
fih in den dichteften Wäldern, fehreitet langſam auf ihren dicken 

Stelzenfüßen einher und zieht ihre Glieder ein, fobald ſich etwas 

Fremdartiged zeigt, frißt vorzüglich abgefallene, reife Baums 

früchte, wobey ihr die fägenartigen Kieferränder fehr dienlich find. 

In der beißen Jahrszeit fcharst fie einen Haufen trodener Blät⸗ 

ter zufammen, und legt ein Dupend Eyer hinein, Sie hat viele 

Feinde, und die Unze fol, nad Verfiherung der Indianer, dies 

felbe auf die Spipe ftelen und mit den langen Klauen dad 

Sleifh nah und nah aus dem Panzer ziehen; deßhalb findet 

man auch wirklich eine Menge audgeleerte Gehäufe zerflreut in 

den Wäldern, welche die Botocuden in ihre Reifefäde fteden, um 
darinn ihre Farben zu reiben. Sie find. zu gewiffen Zeiten fehr 
fett, und werden daher von den Portugiefen, Negern und Yndias 
nern gegeffen, auch defhalb in Pferhen von Pfahlwerken gehalten, 
um fie bey Gelegenheit benugen zu fünnen. Dan füttert fie mit 
Blättern und manderley Früchten, befonder8 Bananen. Obſchon 
man fle ohne ale Mühe auflefen kann, fo werden fie doch auch 
in den, für anderes Wild aufgeftellten, Schlagfallen gefangen. Da 
fie dabey nicht zerfchmettert, fondern bloß veftgebalten werben, 
fo ſollen diefe armen Thiere, nach der Verficherung der Indianer, 
bisweilen Jahre lang unbemerkt in diefem Zuftande lebendig 

bleiben. Prinz Marv. Wied J. 52. Fig. Sebal. T. 80. 

5.2. Schöpf ©. 56. %12. 5.2. Spir T. 14, 15. Wag 

ler T. 6. 3. 10. 

5) Am Borgebirg der guten Hoffnung, auf Madagascar, 
gibt es eine fauftgroße, welche überall nur 4 Klauen hatz die 


498, 


"Schale ift längli und von einer Rinne umgeben; die Tafeln 
braun, mit blaßgrünem Rand; der Brufifhild blaßgelb, der 
Scheitel dunfelroth, Kiefer und Füße grünlich, Hals dunkelgrün. 
Sie heißt die rothe (T. areolata). Schöpf 104. T. 24. 

6) Die größte von allen Landfchildfröten ift die indifche 
(T. indica, elephantina), | 

oval und fehr gewölbt, vorn ſchmäler und aufgemworfenz 
3—4 Schub lang, 1°; hoch, braun. 

Kommt nicht felten aus Dftindien, rohe von den dor» 
tigen Snfeln, und felbft von der Injel Morig und Bourbon. Es 
gibt, wie es fcheint, mehrere Abarten, welche auch auf den Inſeln 
der Südfee vorfommen. Ein fehr großed Cremplar kam vor 
wenigen Sabren lebendig nah Hamburg, und befindet ſich gegen» 
wärtig in der großen Sammlung von Röding. Bon ihrer Lebends 
art weiß man nichtd; die Anatomie aber von Perrault findet 
ſich in den Abhandlungen der Parifer Academie IH. 172. T. 59, 
60. Schöpf 101. T. 22, 


2.©. Die Büchſenſchildkröten (Pyxis) 

find ſtark gewölbt; das vordere Stud des Bruftfchilds ift 
beweglich und kann die Schale fhließen, fo daß Kopf und Bor» 
derfüße ganz verborgen find, 

4) Die gemeine (P. arachnoides) 

ift nur 6 Zoll lang, der Rüdenfhild vorn ausgefchnitten, die 
Tafeln gelblih, mit 8—10 dreyedigen, ſchwarzen Fleden, und 
findet fi) in Indien. Bell in Linn. Trans. XV. 395. t. 16. 
Dumeril et Bibron II. 156. t. 14. £. 1. 


3. G. Die Klappenfhildfröten (Cinyxis) 

find läänglich, haben hinten nur 4 Klauen, einen unbeweg—⸗ 
lihen Bruftfhild, dagegen, fonderbarer Weife, hinten am Rüden» 
fhild ein bemegliched Stud, womit fie Schwanz und Hinterfüße 
verbergen. können. Diefen Dedel bilden die Wirbel und Rippen. 

4) Die gemeine (C. erosa) 

ift fpannelang, oval, caftanienbraun und vorn gezähnelt. 
Kommt aud Weftindin. Shaw, Zool. IH. S. 59. Taf, 13, 
Bell,in Linn. Trans, XV. 298, | 


499 


2. Sippfhaft. Die Sumpfſchildkröten 

baben noch eine ziemlich gewölbte Schale, deren Schilder 
aber nur in der Mitte der Seiten veft verwachlen find; die Zehen 
getrennt, mit Schwimmbäuten, vorn fünf, hinten vier frumme 
Klauen. 

Sie leben vorzüglih in ſtehendem Warfer, Fönnen ſchwim⸗ 
men und auch ziemlich gut auf dem Lande fortfommen. Sie 
freffen Würmer, Schneden, Molche und Fröfche, auch Kräuter. 
Sie find fehr zahlreich in allen Welttbeilen, größentheild in der 
beißen Zone, geben aber mehr nördlich als andere, und legen 
viele rundliche Eyer mit einer Kalffehale in Gruben am Ufer. 

4. ©. Die Dofenfhildfröten (Cistudo) 

find gemölbt, und haben vorn oder hinten ein bewegliched 
Stüd des Bruftfchildes, welches wie ein Dedel fließt. 

a. Der Dedel vorn (Cistudo). 

4) Die gemeine (C. clausa, carolina, carinata) 
wird nicht viel über fauftgroß, und kann die Schale vorn 
dicht fchließen ; braun mit gelben Sleden und Streifen; Schwimms 
baut febr Hein. 

Findet fih in ganz Nordamerica in fumpfigen BL 
balt fi aber meift im Trodenen, felbft auf Hügeln auf, frißt 
Pferdemift, Käfer, Mäufe und Schlangen, welche fie zwifchen den 
Klappen der Schale zerquetfht. Ihr Fleiſch wird nicht befonders 
geachtet, deſto mehr aber die Eyer. Sie werden in Kellern ges 
balten, damit fie die Schneden und Mäufe vertilgen. Man bat 
Benfpiele, daß fie 46 Jahr alt wurden. Man behauptet, dag 
ihre Schale ein Gewicht von A—5 Centnern trage, ja daß fie 
damit fortlaufen, was bey einem fo Kleinen Thier nicht glaublich 
it. Seeligmann T. 100. Schöpf ©. 36. %. 7. Blod, 
Berl. Schr. VII. 131. T. 1. ® 


b. Vordere und bintere Hälfte ded Bruſtſchildes deckelartig 
(Cinosternon). 


2) Die pennfylvanifche (C. pennsylvanicum) 

wird über fauftgroß, ift oral, glatt und gewölbt, der Rüden: 
ſchild rörhlichbraun, der Bruftfchild hinten ausgefchnitten. 

Findet fih haufig in Sümpfen von Nordbamerica, und riecht 


500 * 


ftarf nach Bifam. Seeligmann VII. T. 77. Schöpf S. 125. 
T. 24. Daudin I. 182. T. 74. 

5. G. Die gemöhnlihen Sumpfſchildkröten (Emys) 

haben feinen dedelartigen Bruftfchild. 

Alerander v. Humboldt erzählt dad Eyerlegen von eines 
/. Eentner ſchweren Sumpffchildfröte, welche Arrau beißt am 
Drenoco, an defjen Ufer und Infeln die Schildfröten Legion find. 
Eine folhe Infel ift wegen des Schildfrötenfangs befonderd be» 
sühmt, und heißt deßhalb Boca de la Tortuga. Mehrere Huns 
dert Indianer halten fich dafelbft jährlih im April auf, um die 
Eyer zu ſammeln, deren Del fogleih an ebenfall8 angefommene 
Kaufleute verhandelt wird. Die Schildfröten fommen vom Jäns 
ner bi8 März zu Taufenden an, und fteden den Kopf immer 
aus dem Waffer, um fich umzufeden. Damit fie nicht verfcheucht 
werden, müffen die Schiffe in der Mitte ded Stromes fahren. 
Die Thiere kommen fodann ded Nachts an dad fandige Ufer, 
graben mit den langen Nägeln der Hinterbeine eine 3 Schub 
weite und 2 tiefe Grube fo dicht bepfammen, daß dad ganze 
Ufer weit und breit durchwühlt wird. Der Drang zum Eperlegen 
ift fo heftig, daß '/s der Eyer zertreten, und der Sand durch die vielen 
Dotter ganz veft wird. Die Eyer werden zugefcharrt, und dabey 
haben fie mandınal die ganze Nacht zu thun, fo daß man fie 
häufig ded Morgens leicht fangen kann. Um die Stellen, wo 
Eher liegen, zu entdeden, fiedt man Stangen in die Erde; fos 
bald fie ohne Widerftand eindringen, ift man von der Gegenwart 
einer Grube überzeugt. Die Indianer wohnen in ordentlichen 
Lagern unter Hütten von Palmblättern. Der Strand wird ors 
dentlich in Felder eingetbeilt, welche jeder Volksſtamm ausdzus 
beuten bat. Ein Ader von 100 Schub Länge und 30 Breite liefert 
ungefähr fo viel Eyer, daß man 100 Krüge Del oder für 1000 $r. 
daraus gewinnen Fann. Die Erde wird von den Indianern mit 
den Händen aufgefcharrtz die Eyer werden in Körben ind Lager 
getragen, in Waffertröge geworfen und zerbrocdhen. So der 
Sonne audgefept ſchwimmt der Dotter, oder dad Del, oben auf, 
wird abgefhöpft, und, damit ed fich länger hält, gekocht. Es 
wird mie Dlivendl gefhägt, und als Speifes wie ald Brennöl 
gebraucht. Im Ganzen gewinnt man jährlid 5000 Krüge Del, 


501 


und dazu fhäst man 33 Millionen Ever, mwozu Über 300,000 
Schildfröten gehörten, wenn jede 100 Eyer legte. Es merden 


- aber eine Menge Eyer zerbrochen, frifch gegeffen und viele Schild>- 


fröten von dem Jaguar zerriffen, fo daß ihre Zahl faft ind Uns 
endliche geben muß, Ungeachtet diefed Eyerfammelns fiebt man 
doch dad Ufer des Drenoco von Schildfröten wimmeln, welche 
übrigens außer dem Jaguar von Crocodillen, Reibern und Geyern 
aufs Fürchterlichfte verfolgt werden. Nach 3 Wochen Fehren die 
Indianer heim, und nehmen noch eine Menge Eyer zum Effen 
mit. Die Delbändler follen 70—80 Procent gewinnen, Die Eyer 
find größer ald TaubensEyer, rundlich, mit einer Kalffchale übers 
zogen, und fo veſt, daß die Kinder damit Ball ſpielen. Die 
Scale ift oral und ziemlich gemölbt, dunkelgrau, unten gelb, fo 
mie die Füße; der Kopf flah mit 2 Anhängfeln unter dem Kinn. 
Humboldt voyage. Chap. 19. 

1) Die gemeine (Emys europaea, — flava, orbi- 
cularis) 

bat eine ziemlich flahe Schale, etwa Schub lang, ſchwarz, 
vol Fleiner, gelber Dupfen, ftrahlig geflelt; das vordere Stüd 
des Bruftfchildes ift etmad beweglich. 

Diefe Schildfröte findet fih im größten Theil von Europa, 
befonderd an der Küſte des Mittelmeerd, im öſtlichen Deutfch: 
land bis Schlefien und die Mark Brandenburg, in Ungarn, Pos 
len und im füdlihen Rußland in fiehenden Waffern, worinn fie 
gut ſchwimmt, Würmer, Inſecten und Beine Fifche frißt, auch 
auf Land geht, und fih in Behältern mit Kleyen und Mehl 
füttern läßt. In Dänemark, Schweden, Lievland und England 
findet fie fih nicht mehr. Sie fommt fhon bey Ariftoteles 
unter dem Namen Emys vor, bey Pliniud unter dem Namen 
Waffermaus (Mus aquatilis). Legt ihre Eyer ebenfalls in Föcyer 
am Ufer, und bededt diefelben mit Erde. Die Jungen mwachfen 
fehr langfam, und man behauptet, daß fie über 80 Jahr alt würs 
den. Man hält fie in Gärten, um das Ungeziefer wegzufangen. 
Man muß ihnen einen Heinen Teich machen, und ein Brett ans 
Ufer legen, damit fie beraus können. In Fifchteiche aber darf 


man fie nicht laſſen, weil fie felbft große Fiſche anfallen, ihnen 


den Bauch aufreißen, wodurd fie fi verbluten, und fodann auf: 


502 


gefreffen werden. Sie fommen auf den Markt und werden ges 
geffen. | 

Marcgraf (Berl, Academie 1770. ©. 1.) batte ein Paar 
Schildfröten in feinem Garten; fie paarten fih im Frühjahr, 
und die Ener wurden nach einiger Zeit in feuchte Erde gelegt: 
Die Zungen fhloffen im Juny aus, und die Schale war gleich 
bart, weiß und durdyfichtig, nad) einigen Tagen roth und endlich 
ſchwarz. Eine wurde mit zerfchnittenen Regenwürmern gefüttert. 
Nach 3 Fahren war fie nicht viel größer ald ein Zoll, und mog 
nur 1 Loth und 20 Gran. Während des Winterd fraß fie wenig, 
und blieb meiftend auf dem Boden ded Wafferfübeld mit einge: 
zogenem Kopf und unbeweglich; an heitern Tagen gieng fie ums 
ber. Beym Eintritt ded Frühlings fieng fie wieder en zu freffen, 
Fonnte fehon ganze Regenwürmer verfchlingen und Eleine Fifche 
tödten, indem fie ihnen den Bauch aufbiß, diefelben unters Wafs 
fer z0g und bis auf die Gräthen abnagte Im Junhy fraß fie 
fehr gierig, beſonders bey beiterem Wetter, und wog im Auguft 
faft 8 Drachmen. Sie war nun fo zahın geworden, daß fie auf 
einen Ruf fam und die Fifche aus der Hand wegnahm, Im 
September fieng fie an weniger zu freffen, im November faft gar 
nicht8 mehr, und im December wog fie nicht mehr viel über 
7 Dramen; im vierten Jahr eine Unze, im fünften 1'/; Ungen, 
worauf fie farb. Die Alten fütterte er anfangd mit Brod und 
Fleifh. Bald aber merkte er, daß fie die Fifche aller übrigen 
Koft vorzogen. Sie thaten einige Biſſe in den Unterleib, bis der 
geſchwaͤchte Fiſch auf den Rüden fiel und liegen blieb; dann zogen 
fie ihn in dad Waffer und fraßen ibn bis auf die Gräthen ab. 
Dft Fam die Schwimmblafe hervor, und daB ſey ein ſicheres Zeis 
hen, daß die Schildfröten fich in einem See oder Teich aufhalten; 
auch ſollen fie fih durch ein eigenes Pfeifen verrathen. Da in 
Derfien und faft im ganzen Orient die Schildfröten nicht ges 
geffen,, fondern verabfcheut werden, fo vermehren fie fi außers 
ordentlih, und werden fehr alt und groß, über eine Elle lang, 
und fo flarf, daß fie 3 Menfchen forttragen Fönnen. Indeſſen 
weiß man nicht gewiß, ob ed diefelbe Gattung ift. 

Bon diefer Schildfräte hat Bojanus eine fo genaue und 
umftändliche Anatomie geliefert, wie man fie faum von dem 


” 


503 


Menfchen beffer bat. Anatome testudinis 1819. Fol. tab. 
Gedner ©. 113. 8.5. Marfili IV. T. 35, 34. Mevers 
Thiere 1. T. 29.8. 1,2. Knorr I. T. 52.945. Gott 
wald T. K. 3.12. Schöpf S. 4. T. 1,26. Wagler, Sy 
ſtem %. 5. F. 8—28, Schneider 179. Bechſteins Lac. I. 
443. 3.3, 4 ' 

Die folgenden haben einen ganz unbeweglichen. Bruftfchild, 

2) Darunter findet fih eine in den Bächen von Dalmatien, 
welche man früher nur aus der Gegend ded cafpifchen Meeres 
Fannte, und daher die cafpifche (E. caspica) nannte, 

Sie wird faft fpannelang, ift olivengrän, mit ſchmutzig gels 
ben Striemen, der Bruftfchild fchwarz mit gelblichen Fleden. 
Gmelins Reife durd Rußland II. ©. 59. T. 10, 11. Wag- 
ler, Icones tab. 24. Michahelles, Iſis 1829. ©. 1295. 

3) Eine der gemeinften im nördlichen America, die aber auch 
im füdlichen vorkommt, ift die fogenannte Salzmafferfchilds 
kröte oder Terrapin (E. concentrica, centrata), 
mie fie bey New: York beißt, weil fie fih gern in Salzfüms 
pfen in der Nähe ded Meeres aufhält. Sie wird gegen 1 Schub 
groß, braun oder grünlichgrau, mit ſchwarzen concentrifhen Li⸗ 
nien. Das Fleifch wird für fehr ſchmackhaft gehalten, befonders 
nad) dem Winterfchlaf, und kommt daher fehr häufig auf die 
Märkte, befonderd nach Philadelphia. P. Browne Jamaica 
466. Schöpf ©. 71. T. 15. 

4) Ebenfo gemein findet fih in den Sümpfen und Flüffen 
von Birginien die Budftabenfhildfröte (E. scripta, ser- 
rata), 

welche aber nur */; Schub groß wird, oben dunkelbraun ift, 
mit vielen gelben Strien, wie Buchltaben verbunden; unten 
gelb, mit einem ſchwarzen Dupfen auf den Tafeln; der NRüdens 
fhild hinten ſtark gezähnt; der Leib ift ſchwarz, ebenfalls mit 
gelben Strihen. Sie wird ebenfalld gegeffen, ift aber troden 
und nicht fo fhmadhaft wie die vorige. Schöpf ©. 19. T. 13. 
54. Daudin I. 148. 8%. 21.9.1, 2 
5) Noch bäufiger findet fih in den Bächen, aber nicht in 
Sümpfen, von ganz Nordamerica die gedüpfelte (E. punc- 
tata, guttata), 


504 


nicht viel über fauflgroß, glatt, ſchwarz und gelb gebüpfelt. 
Sebal. ©. 1350. T. 80. 8.7. Gottwald F. 15. Schöpf 
©. 28. T. 5. Bechſteins Lacepede I. 310. T. 18.8.1. 

6) Ebenfo häufig iſt dafelbft die gemalte (E. cinerea; 
picta), = 

halt fih aber nur in ftilen und tiefen Waſſern auf, und 
geht nicht ind Trockene; '/, Schub groß, glatt und dunkelgrau, 
mit einem gelben und ſchwarz gefaumten Band um jede Tafel, 
niedlich gezeichnet, der Bruftfchild gelb, Ste fonnt fich gern in 
©Srfelfchaft auf Steinen und Stämmen im Waffer, ift aber fehr 
fheu und taucht unter, fobald fie etwas merkt; kann flundenlang 
auf dein Boden aushalten, flirbt aber bald im Trodenen, mo fie 
faum vorwärts fommt, während fie ſchnell ſchwimmt, und den 
jungen Enten, die fie an den Füßen unter& Waffer zieht, fehr 
gefährlich ift. Sie wird gegeffen. Sebal. Taf. 80. Fig. 5. 
Brown Ilust. 1776. 4. t. 46,48. f.1, 2. Schöpf Taf. 3, 
Sig. 5. 

Andere haben einen langen Schwanz mit einem Schuppen» 
kamm, einen Purzen, ſchmalen, Freuzfürmigen Ruͤckenſchild, einen 
großen Kopf mit frummen Kiefern und 2 Bartfafern am Kinn. 
Ibre Glieder find für die Schale zu groß, und können fi) daher 
nicht darinn verbergen, Chelydra. 

7) Die fhlangenförmige (Ch. serpentina) . 

wird 1 Schuh lang, 15—20 Pfund ſchwer, ift ziemlich 
vieredig, flah, mit 3 Rüdenfielen und hinten 3 Spigen, oben 
grau, unten gelb. Der lange Hald und Schwanz geben ihr das 
Anfeben einer Schlange. Sie findet fih in den Seen von Norde 
america, frißt Zifhe und Waffervögel, felbft junge Enten, nad) 
denen fie zifchend den Hals hervorſchießt und fie wegſchnappt. 
Gie ift ſehr frei, beißt in einen vorgebaltenen Stock, und läßt 
fih daran in die Höhe ziehen. Sie wühlt fih in.den Schlamm 
ein, daß nur der Rüden bervorfteht; in Zimmern verftedt fie 
fih in den verborgenften Winkeln, Schöpf 36. Daudin IL 
©, 98. T. 20. F. 2. 

‚6. G. Die RüffelfhildEröten (Chelys) 

baben einen platten, meichen Kopf und Hals, der fih nur 


505 


feitwärt8 biegen, und ſich nicht ganz in der Fleinen Schale ver» 
bergen Fann. 

4) Die 'gefranzte (Ch. fimbriata, matamata) 

wird 1%, Schuh lang, der Rüdenfhild ift länglich, mit drey 
Kielen und dunkelbraun; die Naslöcher in einen verlängerten 
Rüffel, 10 Bartfäden am Kinn, und lange Hautfranzen am 
Hals. en? 
Sie lebt in Cayenne in Seen und Flüffen, und nährt fi 
von Pflangen am Ufer, auf dem fie während der Nacht umbers 
geht. Man Fann file mit Grad und Brod ernähren. Da ihr 
wegen ihres ſchmackhaften Fleiſches ſebr nachgeftelt wird, fo fol 
fie fich fehr vermindert haben. Bruguiere, J. hist. nat. 1792, 
253. tab. 13. Schöpf S. 113. T. 21. Spir T. 11. Wag 
ler Syſtem T. 3. F. 1—24. 


3. Sippſchaft. Die Flußſchildkröten 
unterfcheiden fi von dem Sumpffchildfröten durch einen 
“platten, mit einer weichen Haut überzogenen Rüdenfhild, fünf 
deutlich getrennte Zehen und große Schwimmhäute, wovon nur 
5 Klauen haben, durch eine Art Lippen, auf den fcharfen Kiefern, 
und einen Heinen Rüjfel. 

Sie leben beftändig im füßen Waller, worinn fie ungeachtet 
der Furzen Füße mit Leichtigkeit fehmwimmenz; freffen nichtd ans 
dered ald Thiere, und zwar vorzüglich Fifche, Fröfche und Vögel, 
auf welche fie aus einem Hinterhalt blitzſchnell bervorfchießen. 

Sie finden fih nur in wärmern Ländern, werden fehr groß 
und ſchwer, find fehr räuberifch, und beißen daber an die Angel 
mit Fifhen. Sie fchießen den Hals pfeilichnel vorwärts, und 
beißen fo veft ein, dag fie immer ein Stud losreißen; daher find 
fie ſehr gefürchtet, und man haut ihnen fogleich den Kopf ab. 
Sie legen gegen 1 Schod rundliche, häutige Ever. 

7. G. Die Hautfcildfrdten (Aspidonectes) 

baben einen weichen, breiten Rüdenfhild mit Fnorpeligem 
und biegfamen Rand, und einen fo ſchmalen Bruftfchild, daß die 
Dinterbeine nicht darunter verborgen werden können. 

4) Die biffige (A. ferox) 

wird gemöhnlih 2 Schub lang und gegen 30 Pfund ſchwer, 


506 


und bat eine Reihe Spigen am vordern Rande des braunen und 
marmorierten Rüdenfchildes, 

Diefes ift die größte Flußfchildfröte, wird gegen 70 Pfund 
fhmer, und findet fih in Seen und Flüffen in Georgien, Florida 
und Carolina, befonder8 am Niagara. Gie ift fehr flarf und 
wild; wird fie angegriffen, fo ftellt fie fi) auf die Hinterbeine, 
fpringt wüthend gegen ihren Feind, und fucht ihn zu beißen, wo 
fie fann; eine fraß in der Gefangenfchaft 3 Monate lang nichts. 
Ende April fucht fie fandige Stellen am Ufer, um ihre Eyer zu 
legen, woraus die Jungen im. July fonımen. Ihr Fleiſch wird 
ſehr gefhäst, und felbft dem der Meerfchildfröten vorgezogen. 
Pennant, Phil. Trans. 1771. p. 266. tab. 10. Schöpf 102. 
3. 19. Lesueur, Mem. Mus. XV. 258. tab. 6. Dumeril 
et Bibron II. p. 477. tab. 22, fig. 1. 

2) Die Agvptifche (A. aegyptiacus, triunguis) 

wird 2 Schuh groß, ift dunfelbraun, der Leib weiß gedüpfelt. 
Sie lebt im Nil und in den andern Flüffen von Africa. Geof- 
froy Egypte tab. 1. Mem. Mus. XIV. tab. 1, 2. 

In Oſtindien gibt es noch einige, die bieber gehören. 

808. Die Knorpelfhildfröten (Trionyx, Cryptopus) 

haben edenfalld einen Rüdenfchild mit beweglichem aber kno— 
chenhartem Rand; der Bruftfehild kann vorn und hinten die 
Schale ſchließen und die Füße verbergen. 

4) Die förnige (Cr. granosus, coromandelicus), 

wird nur 6 Zoll lang, der Rückenſchild ziemlich gewölbt, 
fornig wie Chagrin, hellbraun und gelb gefledt. Findet ſich in 
ſtehendem Waſſer von Oftindien und wird gegeffen. Schöpf 
T. 30. Daudin I. ©, 81. 2. 19. F. 2. Geoffroy, Ann, 
Mus. XIV. p. 16. t. 5. £1. Bechſtein J. 256. T. 9. F. 2% 
MWagler, Spflen T. 2. F. 2—35. 

4. Sippſchaft. Die Meerfihildfröten 

werden fehr groß, haben einen flahen Schild, lange Süße 
. mit 5 ruderurtig verwachfenen, flachen Zehen. 

Sie leben audfhlieglih in den Meeren der beißen Sun) und 
gehen nur and Land, um Eyer zu legen. Sie freffen vorzüglich 
Meerpflanzgen, jedoch auch Krebfe und Schneden, befonderd Dins 
tenſchnecken. Sie befommen oft Schilder, welche über ein Klafter 


507 
lang werden, und manche follen 10, ja 16 Eentner mägen. Die 
Wilden bedecken mit den Schildern ibre Hütten, machen daraus 
Badmwannen für ihre Kinder, und bedienen fich bderfelben fogar 
als Nachen. Ihr Fleiſch wird fehr geſchäht, befonders die gals 
Iertartige Rnorpelfubftanz. Das flüffige Fett wird zum Schmels 
zen und Brennen gebraucht. Die nur mit einer dünnen Kalk 
ſchale bedeckten häutigen Eyer find befonderd ſchmackhaft. 

9. ©. Die LFederfhildfröten (Sphargis) 

haben einen ganz mit Xeder bededten Rüden: und Bauch» 
ſchild ohne Tafeln, und nur hin und wieder Feine, abfällige 
Schuppen; Feine Klauen. 

Diefe Schildkröten, welche einerfeit® durch ihren faft fchups 
penloſen Leib an die Molche erinnern, anderfeit8 durch ihre Größe 

“und die Pleinen nagelförmigen Schuppen an die Erocodille, haben 
übrigens einen Panzer, mie die andern Schildfröten, nebinlich 
Knochentafeln auf den Rippen und dem Bruftbein, und es fehlen 
nur die bornigen Platten, oder vielmehr fie find nur verfümmert, 
ind ſtoßen daher nicht an einanders auch fallen fie mit dem 
Alter ab, fo wie die Schuppen auf den Beinen und die Tafeln 
"auf dem Kopfe. Die fogenannten Zähne find nur Schwielen. 

4) Die gemeine (Sph. coriacea, mercurialis), Luth, 

wird uͤber 6 Schub lang; der Rückenſchild über 4 Schub lang 
und 3 breit, ift ziemlich berzförmig, die Spitze nach hinten, und hat 7 
gezähnelte Längskiele; die Färbung ift hellbraun, vol gelblicher 
Dupfen. Ben Jungen ftehen auf den Kielen rundliche Hornböcker 
hinter einander, 30 auf den 3 mittlern, 24 auf den äußern; 5 
ähnliche Kiele mit Höckern laufen auf dem Bruſtſchild. Der 
Kopf mit Tafeln, die Floffen mit Schuppen bededt, wie bey den 

andern Schildfröten. Sie fol fürchterlich ſchreyen. 

Man trifft fie im atlantifhen, und bisweilen auch 
Mittehneer an, befonderd an der nördlichen Küfte von Africa, 
wo fie ihre Eyer in den Sand Iegen. Sind übrigens ſehr 

ſelten. 

Mondelet ſah eine, —E— an den Kuͤſten von Languedoe 
gefangen wurde, und fagt, fie ſey 5 Ellen lang, 2 breit gewefen, 
und 'habe eine Menge Brenndl geliefert (B. 16. ©. 4. Fig.). 
"Gesuer, Aquatilia 1134. Fig. 

Ofen allg. Naturg. VI. 33 


-.508 


De fa Font fab eine am Ausfluß der Loire gefangene, 
7 Schuh lang, 3/, breit, 4 dich; der Schild war wie Rindsleder, 
die vordern Floffen viel länger, als die, hintern; er gibt ihr in 
jedem Kiefer 2 große Zähne, welche aber nichts als Ausſchnitte 
der, Kieferränder, find (Hist., de. l’Acad., 1729. p. 8.). 

Im adriatifchen Meer, wurden 2 gefangen, MR Ad 
Linnaeum Patav. 1761. 

Sn July 1765 wurde ‚an der Küfte von Bretagne eine ges 
‚fangen, die noch ‚außer dem Waffer 48 Stunden: lebte, und 10 
.. Sentner wog (Fougeroux, Hist. acad. 1765. p. 42.). 

Borlafe befhrieb eine 1756 an Cornwallis gefangene, 
„welche 8 Centner wog (S. 285. T. 27.). 

Sm Suny 1777 fleng man eine bey Gette, welche Amou⸗ 
reux beſchrieben (Journ. „de Phys. 1778. p. 65.). Sie hatte 
ziemlich die Geſtalt einer Lauthe oder umgekehrten Mandoline; 
der. Rüden abgerundet, endigte in einen, ſpizigen Schwanz; vorn 
ziemlich abgeflust, unten. platt; ‚der Schild ein ſchwarzes Les 
der ‚mit ‚fieben Längsrippen, wie bie Dede oder Bleiche ‚eines 
Nachens der Wagens, 5%: Schub lang, der ganze Leib. 72, die 
Dice faft 2. Die Zifcher fhägten fie auf 15—16 Centner, Die 
Borderfüße 3 Schub 3 Zol lang, 13 Zoll breit; Klafterung 
9 Schub, alfo breiter als lang; Hinterfloffen 40 Zoll lang, mit 
. einer ſchwarzen rungeligen Haut bedeckt, ohne. Schuppen ‚und: Näs 
gel; . Klafterung 5 Schub. Die Unterfeite fah aus wie die einer 
Kröte, war, weich und biegfam, und ließ feinen deutlichen Bauch» 
(bild. unterfcheiden,. hatte jedoch 6 Enorpelige Längäftreifen, «unter 
denen.man Spuren von dem knöchernen Bruſtſchild wahrnahm. 

ee Das ausgemachfene Exemplar in der Parifer Sammlung mißt 

2 Meter oder ein Klafter; der Kopf ungefähr 9 Zoll, die Bor: 
derfüß⸗ 2!/s Schub, die bintern 4/2, der Rückenſchild 42, Breite 
3 Schuh und 3 Zoll, Bruſtſchild 3 Schuh 3 300 lang, , Breite 
faſt 3 Schub. 

Von der Lebensart dieſes ———— Thiers man 
ſo viel wie nichts, wenigſtens hat es niemand in ſeiner eigent⸗ 
lichen Heimath beobachtet. Prinz Mar v. Wied hat in Bras 
ſilien nur erfahren, dag fie gegen 18—20 Dugend, Ever auf eim 

mal legten, und das viermal des Jabes von 44 zu 14 Socen 


EN 


509 


(5. 26). Man meynt, ihr Rüdenfhild 'pabe den Alten als 
Leyer gedient, melche auch deßhalb Chelys et Testudo genannt 
wurde, Es ift freylich nichtd als eine bloße VBermuthung. Ganz 
kleine, kaum fpannelang, ſieht man in verfchiedenen Sammlungen, 
und dieſe find auch meiftend abgebildet, wie von Pennant in 
‘Phil. Trans. 61. 1771. pag. 271. tab. 10. Schöpf ©. 123. 
29.0 Wagler, Syſtem T. 1. 8.1255 ältere außer den ges 
nannten, bey Pennmant,brit. Z. IH. pag. 7. tab. 1; Dau- 
din 1162. #. 18. .£..1.: Temminck et Schlegel, Fauna 
japonica »pag. 6. tab. 1. Dumeril et Bibron II. 560. 
‚tab. 24. fig. 2. 
10. ©. Die gem — — —⏑—⏑— (Che- 
lonia) 
baben einen Ge Schild mit hornigen Tafeln, an: jedem 
Nuderfuß eine Klaue am Daumen, und meiſt auch eine am 
Zeigfinger. 
Sie (bewohnen * die heißen Meere, und entfernen fich oft 
mehrere Hundert Seemeilen weit von der Küfte, wo man fie nicht 
ſelten ſchlafend antrifft. Sie find den Seefahrern eine ſehr ers 
wünfchte Speife, und werden daber faft in allen Reifen erwähnt. 
In ihrem Magen findet man faft nichtd ald Meerpflangen, bids 
weilen jedoch auch Dintenfchneden. 
4) Die fhieferige (Ch. imbricata) 
hat einen 192 Schub langen und faft eben fo breiten Schild, 
und unterfcheidet fi von allen durch Tafeln, die wie Ziegel über 
“einander ‚greifen, und binten eine Spitze haben; fie find fahl und 
braun marmoriert oder geflammtz an jeden Fuß 2 Nägel. 
Dieß iſt die ächte Earette der Franzoſen, welche das fo ges 
ſchätzte Schildkrott zu Kämmen und andern Zierathen liefert. 
Man findet ſie in der ganzen heißen Zone, in Indien wie an 
America, in der Suͤdſee und an den Antillen, und fie iſt ein aus⸗ 
gedehnter Gegenftand des Handeld: aber eben deßbhalb fängt fie 
auch an, ſich überall fehr zu vermindern. Ihre Legzeit ift in den 
wärmern Gegenden des nördlichen Americas der May, Juny und 
July. Die Ever, welche fi) gewöhnlich in grobem Sande finden, 
find ſchmackhafter als die andern; das Fleiſch aber fol Durch⸗ 
fall, Erbrechen, Beulen und Geſchwüre bervorbringen, dagegen 
53 5 


510 


vor andern Krankheiten bewahren. Fleiſch von Niefenfhildfröten 
bepgemengt, fol den Durchfall heben. Sie vertheidigt ſich übris 
gend beym Fang und beißt heftig um fih. Das Schildfrott, 
welches fie liefern, beträgt 3—8 Pfund. Um die Tafeln abzu⸗ 
dößen, balt man. den Rüdenfchild nur über eine Kohlpfanne; fie 
richten fih dann auf und laffen ſich leicht wegnehmen. . Da fie 
roh ungleich di und fpröd find, fo taucht man fie in heißes 
Waffer und preßt fie zwifchen Metallplatten; dann ſchabt man 
fie, mit feinen Rafpeln ab. Um große Tafeln zu befommen, legt 
man mebrere fo auf einander, daß die dünnen Ränder der einen 
die dien der andern deden, taucht fie in fiedend Waffer und 
preßt fie zwifhen Metallplatten; fie Heben dann fo veft an ein» 
ander, daß man die Trennung nicht ſieht. Man zadt fie auch 
aus und preßt, durch befondere Mafchinen, die an einander ges 
fhobenen Ränder zufammen. Auch die Abfchabfel werden benupt. 
Um die Tafeln nehmlich dicker zu machen, preßt man fie teller> 
förmig, füllt die Vertiefung mit den Spänen aus, und preßt fie 
wieder in heißem Waffer, wodurch beide Maſſen fi innig mit 
einander verbinden. Dumeril et Bibron II. 525. 1.25. 1. 2. 
Seba J. T. 80.8.9. Catesby 1.:T. 39. Knorr deliciae 
ll. tab. 50. Schöpf Taf. 18. Gravenhorst, Delic. 6. 
tab. 1. 

2) Die europäifche (Ch. cephalo, caouana), Caguana, 
befommt einen 3 Schub langen und faft  berzförmigen, 
ebenſo breiten Ruͤckenſchild, mit 3 Längsfielen und gezähneltem 
Hinterrand; im Alter verfhwinden die Kiele;z an jedem Fuß 2 
Klauen, die Färbung braun, in der Jugend dunkel geftriemt, 

Diefe Gattung iſt diejenige, welche eigentlih dad Mittelmeer, 
und zwar ſehr häufig, bewohnt ; fie kommt jedoch auch im atlanti» 
fhen Meer und felbft an America vor. Sie iſt unterrallen Die 
kühnſte, ſehr gefräßig, und greift ſelbſt junge Erocodille an, auf 
welche fie in Höhlen lauert. Beym Bang webrt fie fich aus 
allen Kräften, beißt mit ihren hakenförmigen Kiefern heftig, und 
iäßt nicht wieder los, was fie ergriffen bat. Sie nährt ſich 
jedoch vorzüglih von Schneden, Quallen und Tangen. An 
: Sardinien fol man bisweilen 4 Eentner fchmere fangen, Das 
Fleiſch iſt aber ranzig, und riecht mehr nad Bifam als bey ans 


/ 


511 
bern; wird daher menig gefhäpt. Man gibt e8 gewöhnlich den’ 
Negerfclaven auf den Schiffen zu effen. Die Ever find beffer.) 
Daß viele Del, melches fie geben, wird zum Brennen, zum Ein» 
fhmieren ded Lederd und zum Calfatern der Schiffe benupt. 
Das Schildfrott ift ohne Werth. Gesner 114. Dutertre, 
Antilles II. 228. Labat, Voyage amer. I. 182, 311. Ca- 
tesby I. tab. 40. Logg erhead Turtle; Gottwald 
Taf. A. Schöpf T. ı6. Wagler, Syſtem 133. T. 1. Ft 
bis 23. Icones tab. 38. Eetti, Sardinien IH ©. ı2. 
Gravenhorst, Del. p. 7. tab. 1. 

3) Die Riefenfhildfröte (Ch. mydas, viridis), Tortne- 
franche; 

ift die größte dieſes Gefchlechtd, wird 6-7 Schuh — ** und 
8 Centner ſchwer, der Rückenſchild —5 Schub Yang und faſt 
ebenſo breit, laͤnglich, etwas herzförmig, glatt, fahl mit vielen 
braunen Fleden, friih aud dem Meer ind Grüne fhimmernd. 

Ihr vorzüglicher Aufenthalt find die märmern Küften des 
atlantifhen Meers, an Africa und America, wo fie hauptſächlich 
von Tangen leben; biöweilen verirren fie fih bis ins Mittels 
meer und bi8 nach England. Sie find gewöhnlich in fo großer 
Menge bepfammen, daß man glauben ſollte, fie wären zur Nab> 
rung der Seefahrer erfchaffen. An manden Orten merden fie 
von diefen wie Viehheerden zufammengetrieben, und wegen ihres , 
vortrefflihen Fleicches gefangen. Diefe find es auch, melde 
bäufig nah Europa, befonder8 nah England und Hamburg 
fommen, wo fie die Zierde der Gaftmäler bilden. Da fie von 
Pflanzen leben, welche fie überall finden, fo betragen fie fich fehr 
friedlihy unter einander; find übrigend ſehr fcheu, und tauchen 
bey der geringften Gefahr unter. Sie ſollen 2—3mal legen, von 
44 zu 14 Tagen, vom May bi! zum Augufl. Zu diefer Zeit 
fammeln fi ganze Völferfchaften an den’ Küften und Inſeln, 
halten fih 6—8 Wochen auf, und führen ganze Schifföladungen‘ 
nah Haufe ft der Vorratb groß, fo wird er eingefalgen, und 
als Speife für dad gemeine Volk und die Sclaven benußt, befone 
derd in Nordamerica. Um einen tauglichen Plab zum Eyerlegen 
zu finden, ſchwimmen fie oft über 100 Stunden weit, 3. B. von 
den Gallopagos-Inſeln über den Yequator, bid an die Weſtküſte 


512 


von Südamericaz; noch weiter von der Infel Ascenſion; diejenis 
gen, welche, auf. den Schildfröten:Infeln an Euba legen, fommen 
ebenfalls. weit ber. | 

Man fängt fie, auf verfchiedene Art, am bequemften aber 
während; der Legzeit, wo man fie im Menge auf dem fandigen 
- Strand: antrifft. 

Bey diefer Gelegenheit wendet man fie meiſtens während: der 
Naht mit: Hrbeln auf den Rüden, und läßt fie bid zum Mor: 
gen zappeln; dann holt man ſie aufs Schiff. Im offenen Meer 
werden fie harpuniert, und mit dem Seil ind: Schiff gezogen. 
In der Südſee ſpringen geſchickte Schwimmer ind Waſſer, wenn 
ſie dergleichen im Schlafe treiben ſehen, und halten ſie hinten am 
Schild, bis die Gefährten im Nachen herbey kommen. An China, 
Indien und. Moſambique richtet man den Fiſch, welchen man 
Schiffshalter (Kchineis) nennt, zum Fang ab. Dieſe ſchon von 
Columbus angeführte, fonderbare und faſt unglaubliche Thatſache 
hat man lange bezweifelt; ſie wurde aber in der neuern Zeit 
durch Commerſon und Salt beflätigt: Man beveſtigt an ſei⸗— 
nen Schwanz einen Ring mit. einer dünnen Schnur, fährt nad) 
fchlafenden Schildkroͤten aus, und mirft im ihrer Nachbarſchaft 
den. Fiſch ind, Waſſer. Sobald er die, Schildkröte wahrnimmt, 
fo ſchwimmt er darauf los, bängt ſich mit ſeinem Kopffhild an, 
und ſo wird ſie ſchlafend ganz langſam nach dem Schiffe gezogen. 
‚Man, bedient ſich vorzüglich dieſes Kunſtgriffes, weil fies vom 
Plaͤtſchern der Ruder aufwachen und eutkommen. Ihren Aufent⸗ 
halt erkennt man an abgebiſſenen Stücken von Tangen, welche 
auf dem Meer umher ſchwimmen. 

Die Eper find rund, ſo groß wie ein Epielbal, und ents. 
wickeln ſich binnen 6 Wochen, morauf die Zungen ſogleich aus 
dem Sand bervorfominen und nad dem Meer eilens Die, jüns 
gern thut man im Teiche am Meer, und läßt fie groß werden, 
um fie zu. jeders zeit zu baben. ‚Sie ſollen erftonach 20 Jahren 
ausgewachſen ſeyn, woraus man auf ein ſehr bohen Alter 
ſchließt. 

In den wüͤſten Küfenländern Brafi liens, — Prinz 
Mar v. Wied, bereidt, hat, find. die, Judianer die graufamften 
Beinde der Meerfchildfröten; fies ziehen ſchaarenweiſe dahin, um, 


515 


fie wegen des Deld, dad aus ihrem Fleiſch gekocht wird, zu: töd⸗ 
ten, und um ihre Eyer:in großen Körben nad Haufe zu: tragen. 
Ueberall Liegen ihre von den Geyern des letzten Fleiſches beraub⸗ 
ten Skelette umber. Die Spuren ihres Weges entdedt man im 
Sande, nebmlich Furchen von ihren A Füßen, und dagmifchen 
eine breite Schleife vom Bruſtſchild. Man braucht denfelben nur 
30—40 Schritt gegen dad erhöhte Sandufer zu folgen, fo trifft 
man das fchmere Thier zur Hälfte in einem flachen Keffel, den 
ed durch Umdreben des Leibes gebildet bat, liegen. Es läßt: fich 
befhauen und von allen Seiten 'betaften, ohne ein anderes Zei- 
chen des Mißbehagens zu geben, ald ein Schnauben, wie die 
brütenden Gänfe, wenn man ſich ihnen nähert. Es gräbt fodann 
mit den Hinterrudern ein 1% Schuh tiefes Loch, indem ı es den 
Sand wie mit Schaufeln ganz langſam und tactmäßig auswirft. 
Darauf legt es fchnell hinter einander die weißlichen, Tederartigen, 
. sumdlichen, gegen 2 Zoll dicken Eyer; an 100 Stüd in 10 Mir 
nuten. Dann ſcharrt es das Loch zu, drückt den Sand weft, und 
fehrt langſam ind Waffer zurück. In der Regel iſt der Rüden» 
fchild nicht über 40 Zoll lang, und oft mit Schalthieren, beſon⸗ 
ders Meereicheln, bedeckt. Beyträge J. 17. Dutertre, An- 
tilles II. 227. Seba IL. Taf. 79. Fig. 5,6. Schöpf T: 17. 

5.2. Schneider 309. T; 2.: Daudin I. p. 10. t..1: £.1. 

Brandt und Rabeburg, med, Zool. 188. T. 22. Exriave ne⸗ 
horst, Delic. p. 5. tab. 1. 


H. Ordnung. «Schlangen... 


Unterkiefer vorn getrennt und jederfeitd dreygliederig. 


Leib walzig, mit Schuppen bededt, ohue Füße; Zähne, ‚meift 
oben in vier Reiben; Zunge gabelförmig, in einer Scheide; die 
Schuppen find meift ringsum angewachfen, 

Obſchon man gewöbnlich alle eidechfenartigen Thiere 
Füße Schlangen nennt, fo, kommt doch nicht allen dieſe Benens, 
nung mit Recht zu. Die Blindſchleiche ſieht zwar aus, wie eine 
Schlange, flimmt aber, mit Ausnahme. des Fußmangels, mit 
unferer. gemeinen. Cidechfe volllommen überein, und darf, daher 


514 


nicht zu den Schlangen gerechnet werden. Ihre Schuppen find 
nicht ringsum angewachfen, fondern decken ſich ziegelartig, wie 
bey dem Eidechſen; die Zunge läuft nicht in’2 Fäden aus, fons 
dern iſt nur etwas gefpalten, und kann fich in Feine Scheide zus 
rückziehen; ihr Unterfiefer bat nur 2 Glieder oder 2 Gelenfe; 
der eigentliche Kiefer ift nehmlich durch das bewegliche Pauken» 
oder Quadratbein unmitielbar dem Kopf eingelenkt; während 
diefer ben den Schlangen an das ebenfalld beweglihe Warzens 
bein Nößt, welches wieder mit dem Kopf ein Gelenk bildet. Ben 
den Schlangen finden fih im Unterkiefer 3 Gelenfflüde, wie 
Hand, Borders und Dberarın, und daber kommt feine außerors 
Dentliche Erweiterung, melde der Schlange erlaubt, viel dickere 
Thiere zu verfchlingen, als fie felbft ifl. Dad vermag die Blinds 
ſchleiche eben ſo wenig als eine Eidechfe oder ein anderes Thier. 
Endlid bat fie Schulterknochen, obſchon die eigentlichen Füße 
fehlen. Zu den ächten Schlangen gebören daher eigentlich nur 
die fogenannten Großmäuler. Der Mangel der Füße fann nicht 
entfcheiden, weil e8 einige Schlangen gibt, die wirklich Spuren 
von Hinterfüßen oder fogenannte Sporen haben, 

Die Schlangen haben nie eine Spur von vordern Glied 
maßen, felbft fein Schulterblatt und fein Schlüffelbein, wäh: 
send diefe Theile, mit Außerft wenigen Ausnahmen, fih aud bey 
den fußlofen Eidechfen finden. Dagegen haben fie immer: einen 
ziemlich langen Schwanz, welcher bey manchen fußlofen Eidech⸗ 
fen fehlt. 

Dben find fie immer mit breiten Schuppen bededt, melde 
meiftend eine audgebogene Raute vorftellen, wie eine Loh⸗ oder 
Zeuerzange, bald glatt, bald mit einem Längdfiel, und meiftend 
auch mit dem «Hinterrand angewachſen. Sogenannte Schilder, 
Tafeln oder Nägel fommen nicht vor, mit Audnabme ded Kopfes 
und der’ Unterfeite des Leibes, wo ſich dort nicht felten eine be⸗ 
flimmte Zahl von Tafeln, meift nur in 4 Reiben, findet, bier 
eine Reihe von Querfchienen, meift mit Rängäfielen, ald wenn 
fie aus verwachſenen Schuppen een mären. Es gibt Feine 
—* Schlangen. | he 

"Eben fo wenig gibt es zahnloſe. Alle haben-hakenfoͤrmige, 
* hinten gerichtete, Zähne im Ober⸗ und Unterkiefer, und 


515 


auch 2 ſolche Reiben auf den Gaumenbeinen, mit einer einzigen 
Ausnahme, wo dıe letztern fehlen, was aber noch micht ben mebre: 
ren. Eremplaren unterfucht ift. Bey den Achten Giftichlangen ift 
der eigentliche Oberkiefer febr kurz, und daber find feine Zähne 
auf einen Haufen -zufammengedrängt. In diefen Fale fteben fie 
ziemlich vor den Gaumenzäbnen, und man pflegt zu fagen, es 
wäre nur eine Zabnreibe im Dberfiefer, mwäbrend die giftigen 
Schlangen zwo dergleichen bätten, 

Unter diefen Giftzähnen ift der vordere älter und viel län> 
ger. Fällt er aus, fo verlängert fich der zunächft folgende. Der 
Giftzabn ift bobl, wie man zu fagen pflegt, und bat gegen daß 
Ende einen feinen Spalt, aus welchen das Gift rinnt, dad nichtd 
anderes als der Speichel diefer Tbiere ift, welcher, mie bey an— 
dern Thieren, aus der Obrfpeicheldrüfe kommt. Diefe bat jedody 
einen etwad andern Bau. Die Höhle ded Giftzabnd ift nicht 
die eigentliche Zahnhöhle, in welche, wie bey andern Thieren, 
nur Gefäße und Nerven dringen; fondern nur eine durch Fals 
tung entflandene Rinne, welche manchmal ihrer ganzen Länge 
nach offen ifl. Der Giftzahn ift daher gebaut wie die Falten» 
zaͤhne mancher Säugtbiere, 3. B. ded Bibers. 

Bis vor Kurzem Fannte man nur diefe Art von Giftzäßnen, 
welche dadurch beweglich find, daß der kurze Dberkiefer felbft 
durch ein Selen? mit dem dahinter liegenden Knochen verbunden 
if, Nun bat man aber auch Schlangen entdedt mit gemöhns 
lichen, uneingelenftem Oberkiefer und 4 Zahnreiben, nebmlich 
die zwo Gaumenreihen mitgerechnet, deren vorderer Zahn den» 
noch eine Giftrinne bat; ja ed gibt fogar Schlangen mit einem 
längern, gefurchten, und daher vermuthlichen Giftzahn, welcher 
bald in der Mitte der andern Zähne, bald hinter denfelben ftebt, 
fo daß die Zahl der Zahnreihen feinen Unterfchied mehr gibt. 

Sn Europa, wo e8 nur drey Giftfchlangen gibt, ift der Kopf 
berfelben mit Pleinen Schuppen, wie der Rüden, bededt, und alle 
ungiftigen Schlangen haben neun größere Tafeln auf dem Kopfe. 
Für uns iſt daher diefer Bau ein fichere® Unterfcheidungss 
zeichen der giftigen Schlangen von den ungiftigen. In beißen 
Ländern aber fällt alles weg. Dafelbft gibt ed Schlangen mit 
Kopftafeln, welche eben ſolche Siftzähne haben, wie die unferigen, 


516 


fo daß man auf die Unterfcheidung diefer Schkingen na äußern 
Kennzeichen Jeider ganz Verzicht Teiften' muß. Uebrigens haben 
die Giftichlangen im Allgemeinen - einen‘ niedergedrüdten. und 
breitern Kopf ald der Leib, ziemlich berzförmig ausfebend, vorn 
abgeftugt und meiftend mit Pleinen Schuppen bededtz; einen 
furzgen Schwanz, nie Über , des Leibes; endlich größtentheils 
Schuppen mit einem Kiel. 


In Europa ift. der Big den Thieren, namentlich. den Schafen, 
tödtlih, felten dem Menſchen, wenn es nicht etwa ſebr heiß und 
man felbft fehr erhitzt iſt. Man muß daher den Muth nicht vers 
lieren; die Wunde fogleich audfaugen, mwofern der Mund unvera. 
legt ift, dad Fleiſch ausfchneiden, oder im. Notbfall ausbeißen 
oder audbrennen, felbft mit Schwamm, wenn man nichts anderes 
bat. Dann muß man fuchen, ‚irgend einen Abenden Körper dars 
auf zu thun, Scheidwaſſer, Lauge, oder wenigſtens Branntwein. 
Das Uebrige überläßt man dem Arzt. Fontana hat die mei— 
ſten und genaueſten Verſuche über das Viperngift angeſtellt. Es 
ſchadet nur, wenn es in das Blut kommt, durchaus nicht im 
Magen. Auch kann man. das Fleiſch von. vergifteten Thieren 
eſſen. Das rathſamſte iſt, jeder Schlange auszuweichen, welche 
man nicht ganz genau kennt, und das gilt in Deutfchland, von 
allen, mit Aus nabme der Blindſchleiche und der Ringelnatter, 
welche wohl jederman unterſcheiden kann. Wer uͤbrigens Stiefel 
trägt, bat nichts von Giftſchlangen zu fürchten: ſie können ſich 
nicht über dieſelben erbeben. Geübte Schlangenfaͤnger treten ibnen 
auf den Hals und heben ſie am Schwanz in die Höhe: fie find 
nit im Stande ſich fo, zu kruͤmmen, daß fie in die Hand beißen 
könnten. Uebrigens ift die Zahl der Giftfehlangen verbältnißmäßig 
Hein, und fie verbalten. fi zu ‚den unfehädlichen nur wie 1 3u 6. 
Davon find. bey weitem die meiften nur in beißen Ländern, 

Die Zunge ift walzig, und in zwey ſpitzige Fäden getheilt; 
fie wird befländig. durch. einen. Audfchnitt im Oberkiefer vorge⸗ 
ſtoßen und wieder in eine häutige Scheide zurückgezogen, was 
ſich nur ws bey den fogenannten Warnern unten den Aontan 
findet. X 

Sie ſcheint wenig Geſchmack zu haben, und mehr als Se 


517 


fühlorgan zu dienen; daß fie aber flechen Fünnte, iſt eine Fabel: 
ihre Zinfen find ganz weich und biegfam. 

Die Naslöcher Öffnen fi vorn an der Schnauze, nicht 
in. der Nähe der Augen, wie bey: den Fifchen; find aud nie 
doppelt. 

Die Ohren find immer mit Schuppen bededt, und ein 
nadted Trommelfell ift nie vorhanden, wie bey manchen fchlangenz 
förmigen und fußlofen Eidechfen. 

Die Augen ſtehen immer offen, wie bey den Fifchen, haben 
Feine Lieder, fondern die Haut läuft gerad darüber und wird an 
der Stelle nur dider und durchſichtig, fo daß, fih der Augapfel 
ganz frey darunter bewegen kann. 

Ihr Knochenſhſtem iſt ſehr einfach, beſteht aus Wirbeln⸗ 
meiſt an 200, binten mit einem kugelförmigen Gelenkkopf, und 
daran eine Menge Rippen, die vorn ſich nicht vereinigen, und 
auch durch kein Bruſtbein verbunden find. Ale Theile der Vor: 
derfuͤße feblen, mie gefagt, gänzlich; bey manden find jedoch 
einige Knöchel vorhanden, als Spuren von Hinterfüßen. Die 
Hirnſchale ift ziemlich walzenförmig und: ganz gefchloffen, - ganz. 
abgefondert von Ober- und Unterkiefer, melde nur los daran 
gelenkt find, 

Dad Muskelſyſtem ift ſehr audgebildet, und bat eine une 
gewdhnliche Kraft. Sie bewegen fich wegen des eigenthümlichen 
Baues der Wirbel nur von einer Seite zur andern, nicht nad) 
oben und unten, können fih daher nicht aufrichten, oder gar auf 
den Schwanz ſtellen, wie ein’ Pfeil fortfchießen, wie man in 
manden Büchern Liedt. Ihre Fortbewegung geſchieht durch Sei: 
tenbiegungen, welche ſehr fchnell ausgeglichen werden, indem die 
Bauchfihuppen auf der Erde Widerftand thun. An einer Wand, 
auch wenn ſie raubn ift, können fie nicht hinauffriechen, wohl aber 
zwiſchen zwey erhabenen Rändern oder Leiften, 3. 8. mie an 
einem -Fenfter, indem fie den Leib mehrmals bin und her biegen, 
fih mit den Seiten’ an die Leiften andrücden, fodann den Vorders 
leib ſtrecken, denſelben wieder an zwo verfchiedenen Stellen aus—⸗ 
biegen und den Hinterleib nachziehen. Ihr Klettern geſchieht 
daher nicht durch Vorwärtsſchieben, ſondern durch die Reibung 
der ſeitlichen Ausbiegungen, mithin durch eine Menge abwechſeln⸗ 


518 


der Berührungspuncte, woraus man von felbft begreift, daß es 
nicht fo fehnell gefheben kann, wie die Mäbrchen erzählen, Vö— 
gel können fie nicht durch Verfolgung, fondern dur Lauern und 
ſchnelle Stredung erbafhen, wenn fie ihnen nabe genug ze 
men find. 


Ihre Eingeweide find wie bey den andern Lurchen; wegen 
der Laͤnge des Leibes bilder fich jedoch nur eine Runge darmförmig 
aud, während die andere ganz Furz bleibt. Sie ift ganz hohl, 
wie ein Sad, und hat nur beym Anfang einige weite Zellen. 
Die Luftröhre hat Knotpelringe, aber feinen Kehldeckel, welcher 
überhaupt nur bey den Säugthieren vorfommt, wahrſcheinlich 
weil fie die Luft einpumpen, während die Schlangen fie fchluden. 
Da fie auf einmal viel Luft eintreiben, Falted Blut haben, und 
mithin nicht viel Sauerftoff verbrauchen, fo Fünnen fie dad Ath⸗ 
men lang entbehren und lang unter Waller aushalten. Selbft 
unter der Ruftpumpe Ieben fie 24 Stunden. Der Darm ift ge: 
rad, und ohne eigene Ermweiterung des Magens. Sie freifen viel 
auf einmal, können aber ‚aud) Monate lang faften, und nehmen 
in der Gefangenſchaft felten etwas anderes zu fih, als etwas 
Milch. 


Sie haben Feine Harnblaſe; ſondern die Nierengänge oͤffnen 
fi in die fogenannte. Cloake oder dad hintere Ende des Darmp, 
wo fih auch die 2 Eyergänge öffnen. 


Die Eingeweide find von vielem Fett umgeben, welches die 
Wärme hält, und ald Nahrungsvorrath dient während ded Wins 
terfchlaf8, den fie in Erdlöchern, boblen Baumen, Mauern und 
unter Moos halten, menigftens in Bit Falten und gemäßigten 
Zone. 


Sie Jegen 1—3 Dugend Ener mit pergamentartiger Schale, 
ohne Kalkerde, unter Laub, in boble Baume und Erdlöcher. 
Bey den giftigen entwideln fidh aber die Jungen ſchon vor dem 
Regen, und kommen daber lebendig zur Welt. Es geht fehon 
lang. unter dem Volke die Sage, daß die Mütter von Bipern 
ihre Jungen nach dem Wurfe verfchlängen. Das iſt zwar nicht 
der Fall, aber dennoch iſt etwas an der Sage. Zur Zeit der 
Gefahr kriechen nehmlich die Jungen der Vipern und Klapper⸗ 


619 


fhlangen der Mutter in den Rachen, und diefe eilt davon, um 
fie in Sicherheit zu bringen. 

Sie bäuten ſich jährlih mehrmald, und fireifen die Haut 
ganz ab, vom Kopf bis zum Schwanz, fo daß die innere Seite 
nah außen fommt. Ihre Reproductionsfraft ift gering, indeffen 
fol fi der verlorene Schwanz wieder erfepen. 

Wie alt fie werden, weiß man nicht. 

Shre Größe ift fehr verfchieden. Es gibt nur fpannens 
lange, aber aud andere, die 20 Schub lang werden, wie die 
Niefenfchlange, wie man fie in Sammlungen, und feit einigen 
Jahren bev Thierführern lebendig fieht. In ihrem PBaterlande 
foflen fie 30, ja 50 Schub lang und 4'/s di werden, einem 
Tannenftamm gleichen, und auf der Erde breite Furchen ziehen. 
NRegulud mußte in der Nähe von Carthago gegen eine, die 
100 Schub lang gewefen feyn fol und viele Soldaten gefreffen 
batte, mit Schleudermafchinen zu Felde ziehen, meil Pfeile nicht 
durch die Haut drangen. Die gemöhnlihe Größe ift von 3 bis 
6 Schub. 

Die meiften wohnen in Wäldern, in Steinhaufen, alten 
Mauern, in heißen Ländern auch auf Bäumen; fie fdhleichen fidy 
auch, wegen der Wärme, in die Ställe. Sehr wenige leben im 
Meer, und zwar nur in beißen Ländern. Meerſchlangen in Falten 
Zonen gehören ind Reich der Mährchen und Späſſe. 

Sie verfhlingen Würmer, Infecten, Mäufe, Eidechfen 
und Vögel; auch Fommen fie in die Milhlammern, um Mil 
zu faufen; daß fie aber dem Vieh die Milch. ausfögen, ift ein 
Aberglauben, Die Riefenfhlangen freffen Hühner, Hafen und 
felbft Schafe und Ziegen, ſogar mit den Hörnern, maß ihnen 
aber meiftend fchlecht befommt, indem die Hörner durd Darm 
und Haut flehen. Große und ſtarke Thiere, wie die Antilopen 
und felbft die Tiger, follen fie ummwideln und ihnen die Rippen 
zerbrechen. In der beißen Zone liegen fie an den Zlüffen, wo⸗ 
bin die Antilopen, Panther und Tiger fommen, um ihren Durft 
zu löfhen, aber nah langem Kampfe oft von: ihnen erdroffelt 
werden. Sie verfchluden alled ganz, und ſchieben es langſam durch 
die nach hinten gerichteten Zähne in den Schlund, wozu fie manch» 
mal mehrere Tage brauchen, fo daß der Vordertheil des Thiers 


520 


fchon halb verdaut ift,, während der hintere fault und unerträglich 
ſtinkt. In dieſem Zuflande find fie ganz träg, ſtumpf und uns 
behilftich, Liegen Tage lang unbeweglich, und laſſen ſich mit aller 


Bequemlichkeit‘ todtfchlagen. Manche riechen auch nad) — 


welcher Geruch von Afterdrüſen herrührt. 


Wittern ſie Gefahr, ſo pflegen die tleincn lieben; die. 


größern aber und die giftigen ſetzen ſich zur Wehr, blähen fich 
auf, erheben den Kopf, ſchießen die Zunge und zifchen oder 


pfeifen, wodurch fie fid) verrathen, auch durch Raſcheln im Gras, oder. 


durch Bewegung. der Zweige; die ‚Klapperfchlangen rütteln »den 
in die Höhe gehobenen Schwanz, wodurd ein Geräuſch entftebt, 
wie von den NRätfchen oder Klappern der Nachtwächter und Kine 
der. Gibt man auf aled dad Acht, fo kann man ibmen auch in 
beißen Ländern ziemlich ficher entgehen. Am vorſichtigſten muß 
man in der Nähe der Sumpfe und ſchattigen Flüſſe ſeyn. Doch 
pflegen fie ſich auch gern auf offenen Waldpläten und a Steinen 
‘su fonnen, befonderd in unfern (Gegenden. 


Pr 


Die Schlangen gewöhnen fi bald an den 3 und 


im Schlangenbad am Mittelrhein fommen- fie felbft in die Bäder, 
wo man ſie duldet und nach Belieben fängt. Selbſt die giftig» 
ſten laſſen ſich zähmen und zum Tanz und zu allerley Gaufeleyen 
abrichten, namentlich in Indien und’ Aegypten, © 

Die Schlangen ' fpielen in der Mythologie und Spm- 
bolik der Alten eine große Role. "Sie find das Symbol 
"der Gefchwindigkeit, der Zeit, der Schlauheit und der Arzt> 


lichen Kunft, wahrſcheinlich weil fie ein langes Xeben 'andeus 


ten. Nach der deucalionifchen Sluth wurde der im Schlamm 
zurückgebliebene, aungeheure Drake von Apollo erlegt, nehmlich 
"won der Sonne, welche den Schlamm austrocknete. Wegen ihrer 
Gefchwindigkeit war fie das Symbol der: Zeit und: der Ewigkeit, 
wurde deßhalb dem’ Saturn beygelegt und. in der Geftalt eines 
Kreifed abgebildet, befonder8 in’Aegupten. Sie wurden zu Argos 
verehrt, und. die Athenienſer bielten ceine im Tempel gefehene 
Schlange: für den Beſchützer ihrer Burg. Cadmus wurde von 
der Dichtung in eine Schlange verwandelt, um die Dauer feined 
Ruhmes anzudeuten, Die Aegyptier „bezeichneten die Eccliptif 
"mit einer Schlange, fo wie den Thierfreis, und dad bat man fo» 


«521 


gar bey den alten Mericanern. gefunden, Die Judier verehrten 
fie als dad Symbol. der Weisheit, und. .befanntlich haben die 
Juden ‚eine Zeit dang eine Schlange göttlich verehrt. Auf der 
andern Seite war fie auch, ohne Zweifel wegen ihres Lauren, 
das Symbol, der Falſchheit und der Verführung, wie es in der 
Bibel vorkommt. Die Schlange lauert unter Roſen *) iſt ein 
altes Sprichwort. Die Haare der Meduſe und der Eumeniden 
haben die Geſtalt von wüthenden Schlangen, als des 
———— Neides und der re 


ER | 


Es wurde fchon früher bemerkt, daß es wohl am natürlich» 
sten wäre, wenn man die Schlangen in giftige und ungif— 
"tige fiheiden könnte. Das gienge auch wohl an, wenn es nur 
Giftſchlangen mit einem kurzen, !beweglichen DOberfiefer gäbe, wie 
die Vipern und Klapperfchlangen, obſchon auch bier die Kopf: 
fhuppen bald groß, bald Hein find. Da man aber in der neuern 
Zeit nicht wenig Schlangen entdedt bat mit Kopfichildern und 
Gebiß fo mie bey der gemeinen" Ringelnatter, und dennoch bald 
vorn, bald binten, ‚bald inıder Mitte ein langer, gefurchter, je> 
doch unbemweglicher Zahn war, der wenigſtens ‚bey mehreren als 
wirklicher Giftzabn ermiefen ift: fo muß man, ehe weitere Unters 
fudungen angeftelt und fihere Kennzeichen. aufgefunden werden, 
fih nacy andern umfehen; und dazır bieten fih am beften, menigs 
ſtens am deutlichften, die Schuppen am Unterleibe. und auf dem 
Kopfe an. 

1) Es gibt nehmlich Schlangen, deren Bauhfhuppen nicht 
viel größer als auf dem Rüden find, ziemlich wie bey den Blind» 
ſchleichen, und diefe nenne id) Schuppenſchlangen. 

Bey andern ſcheinen mehrere Schuppen am Bauche der 
Quere nach mit einander verwachſen, und fie bilden Schilder oder 
vielmehr Schienen. 


_.) Qui legitis of et humi nascentia fraga, 
Frigidus, o pueri, fugite hinc, latet anguis in herba. 


." Virgll Eck URıw./92, 


522 


2) Bey den einen find diefe Schienen unter dem Schwarze 
in 2 Täfelhen getheile — Täfelfhlangen. 

3) Bey andern find fie auch bier gan — Schienen» 
fhlangen. 

Die erftlen und letzten finden fi fi) nur in der beißen zone, 
die mittlern dagegen auf der ganzen Erde. 

Dann gibt ed auf dem Kopfe Tafeln und Schuppen) und 
zwar manchmal bey fehr ähnlichen, fo daß diefe Kennzeichen von 
‘ feinem allgemeinen Wertbe, aber dennoch zu kleineren Abtheiluns 
gen brauchbar find. Die Zahl der Kopftafeln ift gewöhnlich 9, 
und zwar binter den Nadlöchern ein Paar, dann mieder eines, 
zwifchen den Augen 3 einzelne Tafeln, binter denfelben wieder 
in Paar. Um die Augen meiftens noch einige Pleinere. 

Außer den allgemeinen Werken findet man vortreffliche Ber: 
ſuche zus Elaffification von Boie und Schlegel in der Iſis 
1827. 281, 5085 von J. Müller in Tiedemanns Zeitfchrift 
für Phyſiologie IV. 1834. 190. 


1. Zunft: Schuppenfblangen. 
Alle Leibesſchuppen Klein. 


Hieber gehören die meiften Wafferfhlangen und die Riefens 
ſchlangen, welche letztere zwar Tafeln unter dem Bauche haben, 
die aber nach der Quere nicht größer als nad der Fänge, mithin 
feine Schienen ſind. 

Sie zerfallen daher in 2 Abtbeilungen; in ſolche mit gleich» 
förmigen Schuppen am ganzen Leib, und in folhe mit tafelfoͤr⸗ 
migen Schuppen am Unterleibe. _ Die erſtern ſind fämmtlich 
giftig, die jmepten dagegen ungiftig. 

Jede Abtheilung zerfält wieder in 2 Sippfchaften; 

die giftigen in Waſſer⸗ und Landſchlangen; 

die ungiftigen haben Tafeln oder Schuppen auf dem Ropfe. 
Es kommen keine davon in Europa vor. 


A. Die giftigen Schuppenſchlangen, 


baben auf dem ganzen Leibe nur Feine Schuppen, und fins 
den ſich meiſtens in Indien, 


525 


1. Sippfchaft: Die Wafferfhlangen 

baben einen fenfrecht zufammengedrüdten Schwanz, wie die 
Fiſche, ⸗ 

ſchwimmen beſtändig im Meer umher, kommen aber oft 
in der Nähe der Küſten, und ſelbſt in den Mündungen der 
Flüſſe vor, wo fie den Badenden fehr gefährlich werden. Da 
fie wahrſcheinlich Junge zur Welt bringen, fo haben fie nicht 
nöthig auf den Strand zu Friehen, um Ever zu legen. Sie 
fcheinen von Eleinen Fifchen zu leben, meil fie fih häufig an der 
Dberfläche fehen Yaffen, wo e8 Feine Würmer, Mufcheln und 
Schneden gibt, mit Ausnahme der Fleinen, ſchwimmenden und 
gallertartigen Kraden, für die fie aber Feine Giftzähne brauchten, 
Gie ſehen faft aus wie Blindſchleichen, und werden felten einige 
Schub lang: irdeffen hat man doch hin und wieder 12 Schub 
lange angetroffen. Sie find in der Mitte des Leibes dicfer, und 
meiftend von Farbenringen umgeben. : 

Ihre Giftzähne find übrigens nicht beweglich mie bey den 
Dttern, fondern fleden ve in den gewöhnlich geftalteten Kiefern, 
und zwar einzeln vor den andern, Fürzern Zähnen; fie find mits 
bin Schlangen mit einem veften Giftzahn. 

Sie waren fchon den Alten befanntz Aelian fpricht von 
großen Sumpffcehlangen mit breiten Schmänzen iin Indien, 

Ueber die Wafferfhlangen findet fich ein gründlicher. Auffag 
von Dr. Fitziinger in der Iſis 1827. 731. 


1. & Die Körnerfhlangen (Chersydrus) 

baben auf dem Kopf und dem ganzen Leibe nur Fleine 
Schuppen, wie Körner. 

1) Die gemeine (Ch. granulatus, fasciatus) 

wird über 2 Schub lang, bat aber nur einen 2'/. Zoll langen 
Schwanz, iſt rußfarben und von weißen Bändern umgeben. 


Findet fi im Meer und in den Flußmündungen von Java, 
Soromandel, China, NReu:Buinea, Neu: Holland, und ift fehr ge— 
fährlich. Ste fcheint diejenige zu ſeyn, von der die Reifen: 
den erzählen, daß fie oft neben den Schiffen hervortauche. 
Sonft weiß man nichts von ihnen. Spam, Gen. Zool, II. 
Taf. 130, Cr a 

Okens allg, Naturg. VI. 54 


524 


2. G. Die Plätthenfhlangen (Pelamys) 

haben überall gleiche, ziemlich fechdedige Schuppen, aber 
-Zafeln auf einem dien Kopf. 

4) Die gemeine (P. bicolor, Anguis platurus) j 

ift nur gegen 2 Schub lang, oben ſchwarz, mit einem gelben 
Streifen an der Seite, der Schwanz gefleckt. 

Finder fih nicht felten in Sammlungen, und fommt von 
Dtabeiti, wo fie von den Fifchern fehr gefürchtet, aber dennoch 
gegeffen wird. Seba IE Taf. 77. Sig. 1. Vosmaer, Mon. 
1774. fig. 1. Ruffell, indifhe Schlangen ©, 47. T. 41, 2a 
cepede V. 155. T. 15. 5. 2. Dauwdin, Reptiles V. t. 60. 
VII. t. 89. | 

3. ©. Die Zeilenfhlangen (Hydrophis, Enhydris, 
Leioselasma, Disteira) 

baben unter dem Leibe eine Reihe. etwas größerer Schuppen, 
und einen Fleinen Kopf mit Tafeln. 

4) Die gemeine (H. fasceiatus, Anguis laticaudus) 

wird mehrere Schuh lang, ift glänzend ſchwarz mit gelbs 
lihen Gürteln, 

Kommt aud Indien, und, wie man fagt, aus Surinam, 
nicht felten in unfere Sammlungen. Vosmaer, Mon. 1774. 
fig. 2. Ruffell ©. 49. Taf. 44. Tatta-pam. Lacepede V. 
149. T. 15. 5 1. Shaw IN. T. 124. 

2. Sippfhaft. Die f[huppigen Landfhlangen 

haben gleihförmige Schuppen und einen runden Schwanz. 

4. G. Die Warzenfhlangen (Acrochordus) 

baden Fleine Schuppen, wie Warzen, auf dem Leib und 
dem Kopf. 

4) Die gemeine (A. javanicus) 

wird über 8 Schuh fang und armsdick, der Schwanz 1 Schuh, - 
die Färbung fhwarz, unten mweißlih und ſchwarz ‚gefleat; die 
warzigen Schuppen mit 3 Kielen. 

Dieſe ungewöhnlich große und ſeltene Schuppenſchlange lebt 
in den Pfefferpflanzungen auf Java, wo ſie gegeſſen wird. Man 
ſtreitet ſich noch darüber, ob ſie Giftzähne habe oder nicht. Da 
fie aber lebendige Junge hervorbringt, fo könnte man fie für giſ— 
tig halten. Sie fol von Früchten leben, was ebenfalld fehr fon- 


525 


derbar wäre. Hornftedt in neuen Stodholmer Abbandl. 1787, 
294. Shaw II. T. 128.. 
5.9. Die Trottelfhlangen (Rhinopirus, Herpeton) 
baben Kielſchuppen, Kopftafeln, febr Pleine Täfelden auf 
dem Bauche und Schuppen um den langen Schwanz. 
41) Die gemeine (H. tentaculatus) 
wird 2 Schub lang (und davon beträgt der Schwanz 6 Zoll), 
und bat vor jedem Nasloch 2 befchuppte Trotteln, A Linien lang, 
faft wie die Fühlfäden der Schneden, fie find aber nicht zurückzieb— 
bar; die Färbung iſt ſchmutzig braun, unten mit 5 hellern Längs— 
flreifen. Bauchtäfelchen 120, Schuppenringe um den Schwanz 99, 
Bon diefer fonderbaren Schlange hat man nur ein einziged 
Eremplar zu Paris, welches aus der bolländifchen Sammlung 
dabin Fam, und ‚mithin wahrſcheinlich aus Dftindien ſtammt. 
Auf dem Leibe Jaufen 37 Längsreiben von Schuppen. Lace- 
pede in Ann. Mus. II. pag. 280. tab. 50. Daudin Rep- 
tiles VII, 246. tab. 86. R 
B. Die ungiftigen Schuppenfhlangen 
baben Tafeln am Bauche und Schwanz, der Ieptere Furz 
und rundlich. 
3. Sippfhaft. Die fporenlofen Shuppenfhlangen 
: mit Bauchtafeln 
ſehen ziemlich aus wie die Rieſenſchlangen, bleiben aber viel 
kleiner und haben weder Backenlöcher noch Sporen. 
6. G. Die Schnurſchlangen (Erix) 
ſind klein, und ſehen aus wie Blindſchleichen, haben ſehr 
kleine Bauchtafeln, einen kurzen ſtumpfen Schwanz und kleinen 
Kopf nebft einigen Tafeln auf der Schnauze und einem Kreis 
von feinen Schuppen um die Augen; Feine Sporen und Baden 
löcher. 
Es ſind furchtſame Thiere, welche ſich ſogleich im Graſe oder 
im Sand verbergen, und wegen ihres kleinen Mauls und der 
feinen Zähne ſich nur von Würmern und Inſecten ernähren kön⸗ 
nen. Sie finden ſich im Orient, und haben große Aehnlichkeit 
mit den Wicklern (Tortrix). 
4) Die türkiſche (E. turcica, Anguis jaculus) 
ift über 2 Schuh Yang und der Schwanz nur 2 Roll, gegen 
54 9 


526 


fingerödif, oben gelblihgrau marmoriert, unten weißlih mit 
(hmwärzlichen Fleden; unter dem Bauche 186, unter dem Schwanze 
25 ſechseckige Tafeln. 

Findet fih in Aegypten und auf den griechifchen Sufeln, und ö 
wird dafelbft ohne Grund für giftig gehalten. Haffelquift, 
Reife 368. - Olivier, Voyage tab. 16. fig.2. Seba I. 
T. 86. F. 4. Daudin VI. p. 267. tab. 61. fig. 34. tab. 85, 
fig. 2. Geoffroy, Egypte Vol. 24. p. 54, tab. 6. fig. 1, 2. 
E. de la Thebaide. | 

7. G. Die Mondfchlangen (Scytale, Pseudoboa) 

feben ziemlich aus wie die vorigen, haben aber Tafeln auf 
dem ganzen Kopf, und einen etwas längern und mehr zugefpihten 
Schwanz mit breitern Tafeln; Feine Sporen; 

1) Die gemeine (Boa coronata) 

wird 3 Schub lang, moron der Schwanz faft !/; einnimmt, 
und auf feiner Oberfeite eine Reihe größerer, ſechseckiger Schup> 
pen bat. Die Färbung weiß, mit einigen braunen Fleden auf 
Kopf, Hald und Rüden. Bauchtafeln 200, Schwanztafeln 95. 

Finder fih in Brafilien in fandigen Gegenden, ift felten und 
beißt dafeldft Mondfchlange. Schneider, Amph. I. 286. 
Seba I. T. 11.51. Pr M. v Wied J. 241. Abb. 

8. G. Die Lappenſchlangen (Homalopsis, Cerberus) 

haben Kielſchuppen auf dem Rüden, Tafeln am Bauch, und 
getheilte unter dem Schwanz; neun Plättchen auf dem Kopfe, 
wie die Ringelnatter, aber anderd geftaltet und vertbeilt; ſchmale, 
lappenförmige Schuppen am Unterkiefer, mie bey den Rieſen⸗ 
ſchlangen; Feine Giftzähne. 

4) Die gemeine (Coluber monilis, horridus, buccatus) 

wird gegen 5 Schuh lang, wovon der Schwanz 8 Zoll bes 
trägt, ift grau. mit Fleinen mweißlichen Querbinden, die dunkler 
gefaumt find, auf dem Kopfe ein heller led, wie ein Kleeblatt, 
um ‚den Hal ein halbed Band von 3 weißen Fleden. Bauch» 
fhienen 166, Schwanzpaare 87. 

Die fehr fchön gezeichnete Schlange, mit. einem oiterartigen, 
gefährlih ausfehenden Kopfe, kommt aus Japan, und fol ſich 
auch in America finden. Ihre Bauchfchienen find nicht groß, 
und mahnen an die der Rieſenſchlangen; auch finden fich ähnliche 


527 
fhmale Schuppen um den Unterkiefer, Bon ihrer Lebensart ıft 
übrigens nichts befannt, man bat aber in ihrem Magen Xifche 
gefunden, moraus man ſchließen muß, daß fie ind Waffer geben. 
Seball. T. 12. F.1. Merrems Behträge I. ©. 45. T. 10. 
Linne Mus. Ad. Fr. tab. 19. fig. 3. F. Boie, Iſis 1827. 
S. 560, 

4. Sippfhaft. Die Riefenfhlangen 

merden ungemein groß, haben ziemlich breite, aber fech8> 
edige Tafeln ımter dem Leibe, Sporen oder Stummeln von Hin» 
terfüßen, und en Backenlöcher zmifchen den Augen und den 
Naslöchern. 

Sie finden ſich in den heißen Ländern der alten und neuen 
Welt, und find ohne Zweifel die Drachen der Alten, welchen die 
Dichter Flügel angefest baben, um ihre Gchnelligfeit zu bezeich> 
ren. Die unmiffende und unpoetifche Nachwelt bat diefe Flügel 
für wirklich gehalten. und diefelben abgebildet. 

Der Kopf ift ziemlich did, bald mit Tafeln, bald mit Schups 
pen bedeckt, vorn plößlich zuaeipist, mie bey den Windhunden; 
die Vorderzähne meiftend etwas Yänger, aber nicht giftig. Der 
Schwanz ziemlich Furz, der Leib etwas zufammengedrüdt, daber 
fie gut Schwimmen fünnen. Man bat fie haufig in Flüffen ans 
getroffen, aber nie im Meer. Sn den Bauch: und Schwanz⸗ 
fchienen zeigen fie Aebnlichkeit mit den Klapperfchlangen; jedoch 
find dieſe Schienen nicht lang und vieredig, fondern kurz und 
ſechſseckig, mitbin bloß Tafeln; auch fehlen ohnehin die Giſtzähne 
und die Klapper. 

Sie find unter den Schlangen, maß der Löwe und der Eles 
phant unter den Säaugtbieren, der Strauß unter den Vögeln, 
da8 Erocodill unter den Eidechfen, der Han unter den Fifchen. 
Mas ihnen an Gift abgebt, Daß erfegen fie durch Größe und 
Stärke. Sie kommen gewöhnlich gegen 20 Schub Yang leben— 
dig zu und aus Indien, wo fie aber 30 und noch mehr Schub 
fang werden follen. Ohne Zweifel mar e8 auch eine WRiefens 
fhlange!, welche bey Carthago die römifrhen Goldaten fraß, und 
gegen die Regulud mit fehwerem Gefhüs ausrücken mußte. 
Wenn man bedenkt, dag fie Hirſche und Antilopen zu verfchlins 
gen mm Stande find, fo kann man es wohl glaublih finden, 


528 


daß fie Nahen umflürzen, wenn fie an den Bord derfelben ſtei⸗— 
gen, Gie halten fih gewöhnlich in mwafferreichen Gegenden auf, 
und Jiegen Zufammengerolt in einem Kreid, aud dem fie den 
Kopf in die Höhe freden, pfeilfhnel auf ihren Raub fchießen, # 
wenn er nahe genug ift, denfelben ummwideln, todt drüden und 
dann den Kopf voran langfam verfhlingen. Gewöhnlich freffen 
fie bloß andere Schlangen, . Eidechfen, Kröten, Fröſche, Heu: 
fhreden u. dergl. Ihre Häute findet man häufig in den Samm⸗ 
Jungen. Schneider, Hist. Amph. IH. 217, und in Münchner 
Denkſchr. VII. 1819. 89. 

9. G. Die Schlinger oder Riefenfhlangen der neuen 
Welt (Constrictor, Boa) 

baben unter dem Bauch und Shah einfache Tafeln, und 
feine Zähne im Zmilchenkiefer. 

Die großen finden ſich nur in America, und. find ‚prächtig 
gefärbt und gezeichnet. 

41) Die gemeine (Boa constrictor) 

wird mehrere Klafter lang, bat kauter Kleine Schuppen auf 
dem Kopfe und Feine Badenlöher; auf dem Rüden eine Reihe 
große, fihwärzliche, fehsedige Flecken abwechfelnd mit, blaffen, 
ovalen, hinten und vorn audgefchnitten, 

Diefed ift die gemeinfte unter den americaniſchen Riefens 
fohlangen, beißt in Brafilien Jiboya und Boigoacu,. und fol 
20—30 Schuh lang werden. Sie bält .fih in trodenen, müften 
Gegenden, in Gebüfchen und Wäldern auf, in Erdhöhlen, Zelfens _ 
Hüften, unter Baummurzeln, oft 4—5 beyſammen. Sie klettert 
auf Bäume, und fol, wenn fie Hunger bat, den berunterbängens 
den Kopf immer bin und. ber fhwingen, um den Raub zu er> 
fpäben und darauf zu ſchießen; fie gebt nicht ind Waſſer. Gie 
feißt Mäufe, Ratten, Aguti, Paca und Capybaren, felbft Rebe; 
auch fol fie andere Schlangen und Fröſche nicht verfhmähen, 
an Menfchen ſich aber nicht wagen. Die Jäger fchießen. fie ohne 
Furcht mit groben Schroten, wodurch fie fogleich getödtet werden. 
Eine hatte einen Hund in den Schenkel gebiffen, umſchlungen 
und fo gedrüdt, daß er aud dem Halfe geblutet; ein Schuß be> 
freyte ihn vom Tode. Die Brafilianer fangen fie auch) mit 
Schlingen im Eingang ihres Lochs; fie ziehen ihr die Haut ab, 


529 


und. gerben diefelbe zu Stirfeln und Satteldeden; auch benugen 
fie das Fett. Pr. Mar v. Wied L 211. Linne Mus. Ad. 
Fried. I. 497. tab. 17. fig. 3. Sebal. T. 36.%.5. Dau- 
din V. 150/ Boa imperator 174. Boa Devin tab. 62. Mer— 
rems DBeyträge H. Taf. 1. Clusius, Exotica V. cap. 18. 
tab. 5. Scheuchzer, Physica sacra. t. 746. f. 1. Lace⸗ 
pede V. 2%. 1. F. 4. Blumenbach, Abb. T. 37. 8. 2. 
Shaw T. 92. Schneider in Münchner Denkſchr. VIL 1819. 
46:8: % 

2) Der Wafferfhlinger (Boa Beptaln; murina, aqua- 
tica, gigas), Anacondo, 

bat auch Feine Backenlöcher, aber Tafeln auf der Schnauze 
und Schuppen auf dem Kopfe, iſt braun, bat 2 Reihen ſchwarze 
Flecken auf dem Rüden und Augenfleden an den Seiten. 

Dieſes ift auch eine der größten Niefenfchlangen im beißen 

America, und beißt in Brafilien Sucuriu, hält fi vorzüglich in 
‚ Sümpfen an großen Seen und Flüffen auf, mo fie, befonder® in 
den Urmäldern, nod 20-30 Schub lang wird, nah den Ein- 
mwohnern fogar 40: In den Sammlungen find von ihr die größ— 
ten Haute, In Surinam und Cayenne beißt fie Anacondo und 
Comodee, in Peru Gyacu-mama. Sie hält ſich meiftens im 
Waſſer auf, und kann fehr lang darunter aushalten; fie Yäßt fich 
vom Strom treiben, fängt Kifche oder legt fih auf einem Felsſtück 
auf die Lauer, um Meerſchweinchen, Aguti, Paca und Capybaren 
zu erhaſchen, felbft Rebe, melde zur Tränke fommen, Ihre 
Hauptnabrung fol jedoh in Fifchen beftehen. Sie fommt aud 
häufig and Ufer, um fih auf Baumſtämmen, Felsſtücken und 
dem erhitzten Sande zu fonnen und den Raub zu verzehren, "Sie 
it fchüchtern und flieht vor dem Menſchen; wird gewöhnlich mit 
Schrot geichoffen, von den Botocuden mit dem Pfeil, auch wohl 
mit einem Schlag auf den Kopf getödtet. Man gerbt die Haut 
zu Pferddeden, Stiefeln und Mantelſäcken; auch das Fett wird 
benugt, und das Fleifh von den Botocuden gegeffen. Sie fol 
zu Seiten ein tiefe8 Brummen bören laſſen, befohder8 in den 
beißen Monaten, vom November bis Jänner; Winterfchlaf zu 
balten, wie man behauptet bat, bat fie in fo warmen Ländern 
nicht nöthig; bey großer Hitze aber vertrodnet fie, fo zu fagen, 


550 


in dem Schlamme der Lachen, nah U. v. Humboldt (Observ. 
21. 258.). Pr M. v. Wied IL 226. Abb. Seba IL Taf, 23. 
ig. 1. Scheuchzer, Phys. s. t. 606. fig. A. 2acepede 
V; 1. 230 5.06% 

3) Die geringelte Riefenfhlange (Boa cenchria, an- 
nulifer). Aboma, 

bat auch Schuppen auf dem Kopfe und Tafeln auf der Schnauze, 
aber Bacenlöcher, ift glänzend braun, mit einer Neihe fhwarzen 
Ringen auf dem Rüden, an den Seiten afıhgrau, mit fhwarzen, 
oben gelbgefäumten $leden, Bauch perlmweiß; auf dem Kopf 5 
dunkelbraune Streifen. 

Finder fih ebenfalld im heißen America, wird 12 Schub lang, 
und bat die Lebensart der erfien Gattung, geht nicht ind Waffer, 
klettert auf Bäume, frißt auch die dafelbft vorfommenden Nag- 
tbiere, und beißt in Brafilien ebenfalls Jiboya. Zähne nur in 
jeder Gaumenreibe 205 im Oberkiefer jederfeitd 20, im Unter» 
Fiefer 16. Auf ihrem Rüden halten fich braunrothe Zeden auf, 
fo groß wie die Hunddgeden. Pr. M. v. Wied J. 219, Abb. 
Stedman bat, im feiner Reife nach Surinam I. 225. 
T. 14., die Jagd auf ein ungeheured Thier diefer Art fehr eb» 
baft befihrieben. Er hatte dad Fieber, und lag in feiner Häng— 
matte, ald ibm die Wache berichtete, fie fähe im Gebüſche des 
Uferd etwas Schwarzed fih bewegen, und es icheine ein Menfch 
zu ſeyn. Sie warfen fogleich Anker und ruderten in einem Kahn 
nad dem Orte. Ein Sclave erkannte ſogleich, daß es eine Riefens 
fhlange mar; daher befahl Stednan umzukehren. Der 
Sclave aber wollte durchaus darauf losgehen, und das mwedte 
Stedmans Stolz, daß er, ungeachtet feined Uebelbefindens, 
mitgieng und feine Slinte lud, während ein Soldat noch 3 ans 
dere nachtrug. Kaum maren fie durh Schlamm und Gebüſch 
50 Schritt vorwärts gedrungen, fo ſchrie der Sclave, daß er fie 
febe. Das ungeheure Thier lag nur 46 Schuh entfernt unter 
dem Laubwerk, zifhelte mit der Zunge und funfelte mit den 
Augen. Stediman legte die Ziinte auf einen Aſt, traf aber 
mit der Kugel nicht den Kopf, fondern den Leib. Das Tpier 
ſchlug fürterliih um fih, daß dad Gebüſch mie weggemäht 
wurde, fledte den Schwanz ind Waffer, und ſchlug damit fo viel 


551 


Schlamm auf feine Verfolger, daß fie an nichtd anderes dachten, 
ald Reifaus zu nehmen und in den Kahn zu fpringen, Als fie 
wieder zu fic) gefommen waren, tbat der Sclave aufd Neue den 
Antrag, den Angriff anzufangen; fie würde nad einigen Minuten 
wieder ruhig ſeyn und nicht and Verfolgen denken. Sie hatte 
den Play etwas gemechfelt, und lag wieder unter Laub und alten 
Rinden verfledt. Stedman verwundete fie wieder nur leicht, 
und bekam einen folden Regen von Schlamm, wie beym größten 
. Sturm. Sie liefen wieder in den Kahn, und hatten alle weitere 
Luft verloren. Der Sclave ließ aber nicht nach. Nun ſchoſſen 
ale drey auf einmal, und trafen fie in den Kopf. Der Neger 
war außer fih vor Freude, bolte ein Seil und warf der fich 
noch immer drebenden Schlange eine Schlinge um den Hals. 
Sie zogen fie fodann mit vieler Mühe and Waſſer, banden fie 
an den Kahn und fuhren nah der Barke. Sie Iebte noch, und 
ſchwamm wie ein Aal, Sie maß 22 Schub und war fo did, 
daß fie gerade die Wefte eines zwölfjährigen Negers ausfüllte. 
Sie fuhren dann an einen bequemen Drt am Ufer, zogen dad 
Seil über einen Baumaft, und hißten fie in die Höhe. Dann 
Hletterte der Schave an ihr hinauf, fihnitt ihr die Haut am Halfe 
auf, während fie fih noh hin und her wand, und zog fie ab. 
Sie bekamen außerdem 4 Sallonen (32 Pfund) Fett, fo bel wie 
Del, welches bey Vermundungen vortreffliche Dienfte thut. Die 
Neger behaupteten, es ſey noch ein junges Thier und nicht halb 
ausgewachſen; ed flerbe nicht eher alß nad) Untergang der Sonne. 
Sie zerfchnitten fie fodann, um fi) davon ein Mahl zu bereiten; 
das Fleiſch ſchmecke vortrefflih und fey fehr gefund. Sie werde 
40 Schuh lang und befomme 4 Schuh im Umfang. Der Rüden 
iſt grünlichſchwarz mit mweigen und fihwarz geſäumten Fleden; 
die Seiten ſchön bräunlichgelb mit denfelben Flecken, der Bauch 
ſchmutzig weiß. Sie frißt, was fie befommen fann: Meine Vögel, 
Schweine, Hirfhe und fogenannte Tiger, denen fie die Knochen 
zerbricht, fie dann mit Geifer überzieht und almählich ver: 
folingt, fo daß fie nicht mehr im Stande ift, weiter zu Eriechen, 
Seba I. %. 56, $. 4. Daudin V. 132. t. 59. f. 1,9. t. 62, 
f. 2. Aboma;-p. 202. t. 63. f. 3. Porte-anneav, Merrem 
in Wetterauer Annalen II. ©. 51. T. 2. 


552 


4) Die hundsköpfige (B. canina) 

bat einen fehr breiten Kopf, auch Tafeln auf der Schnauze 
und Badenlöcher, die aber weiter hinten unter den Augen fleben, 
und ſehr lange Vorderzähne, befonderd im Unterkiefer; wird 40 
bis 12 Schuh lang, ift ſchön gradgrün mit weißen Querfleden. 
Bauchtafeln 203, Schwanztafeln 71. 

Diefe prächtige Schlange, welche andern an Größe nicht viel 
nachgibt, beißt in Brafilien Bojobi, und fchleicht fich oft in die 
‚ Wohnungen, befonderd die Hütten der Neger, um ihre Nahrung 
zu fuchen, ohne aber den Menfihen zu fchaden. Reigt man fie 
jedoch, fo beißt fie heftig, und verfegt mit ihren langen Zähnen 
ſehr ſchmerzhafte und ſchwer zu heilende Wunden, mas übrigens 
vorzüglich dem beißen Clima zuzufchreiben iſt. Sie fol fih auch 
um Baumäfte fhlingen, und von den Wilden angebetet werden, 
Seball. Taf. 96. Fig. 2. Linne, Mus. Ad. Fr. I. tab. 3. 
Racepede V. 42. Taf. 2. Fig. 1. Shaw Taf, 95. Spix et 
Wagler, Serp. Bras. tab. 16. | 


10. G. Die Drachen, oder Kiefenfhlangen der alten - 
Melt (Draco, Boa, Python) 

baben ebenfalls Sporen oder verfümmerte Hinterfüße, Tafeln 
auf dem Kopfe, Bacenlöcher hinter den Lippen und Fleine Baudy> 
tafeln, aber getrennte Täfelhen unter dem Schwanze, wie unfere 
Pattern, außerdem Zähne im Zwifchenkiefer, wo fie allen anderen 
ächten Schlangen fehlen, 

Sie werden größer ald alle anderen und greifen felbft Lömen, 
Tiger und Elephanten anz fonft Taffen fie fich leicht zähmen, und 
diejenigen, melche nah Europa kommen, laffen ſich von jedem 
anfaffen, ohne bö8 zu werden. Sie Liegen auf einem blechernen 
Kaften mit warmem Waffer, und werden mit wollenen Tüchern 
zugedect; man füttert fie mit Caninden, die fie aber nur alle 
8 oder 14 Tage verfhlingen. Man hat fchon Benfpiele, daß fie 
in Deutfchland Eyer gelegt haben *). 





*) Vos quoque, qui\cunctis innoxia numina terris 
Serpitis, aurato nitidi fulgore dracones, 
Pestilferos ardens facit Africa; ducitis altum 
Aera cum pinnis, arınentaque tota secuti 
Rumpitis ingentes amplexi verbere tauros; - 


. 
. 


533 


4) Die größte und gemeinfte, welche haufig zu und fommt, 
ift die Reißſchlange im javanica, .schneideri, amethy- 
stina), 

welche auf den Java Ular-sawa (Warffer-Schlange) beißt. 

Sie wird über 20 Schuh lang, ift bläulichafchgrau mit klei— 
nen weißen und dunkelbraunen Fleden bandartig gefhädt. 

Sie bemohnt die Reißfelder, wird aber in hochgelegenen Wäls 
dern größer, und erreicht bisweilen die Länge von 30 Schub. 

- Der Kopf iſt bläulichgrau, der Rüffel gelblih; von jedem 
Auge Yaufen dunfelblaue Streifen, welche fih am Halfe verbinden; 
ein ähnlicher ‚Liegt über dem Kopf, theilt fich hinten und umſchließt 
einen gelben, berzförmigen Flecken. Die dunfelblauen Bänder auf 
dem Rüden glänzen wie Amethyſt und find gelb geſäumt, fo daß 
ziemlid) vieredige, nehartig verbundene Sieden entſtehen; die Seis 
ten find mit weißen länglichen Flecken geziert; der Schwanz. ift 
faſt ganz gelb, bat aber auch feine blauen Nepfleden. Sie bat 
300, Zafeln am Bauch und 400 Doppeltafeln unter dem Schmanze, 
eine Menge, wie man fie noch bey Feiner andern gefunden bat. 

Sie nährt ſich größtentheild von Mäufen und Vögeln; die 
größere auf den Bergen aber ftellt auch größeren Thieren nach, 

Diefe oder eine ähnliche Schlange wird in Deutfchland herum: 
gerührt- und für Geld. gezeigt... Man hat felbft ſchon 20 Schuh 
lange bey uns gefeben. Sie ift fehr träg und zahm, frißt von Zeit 
zu Zeit ein Huhn oder ein Canindyen, und häutet fich ale 4—5 
Wochen. Sie hat auch fhon gegen 20 häutige Eyer gelegt, von 
der Größe der Hühnereyer, die fi aber natürlich nicht entwidel: 
ten. Um fie zu zeigen, müffen fie gewöhnlich zwey Männer auf 
die Schultern legen. Diefed iſt wahrſcheinlich die Schlange, von 
der man vor einigen Jahren in Öffentlichen Blättern erzählte, daß 
fie auf einem englifhen Schiff einen Ziegenbod verfhlungen babe, 
deffen Hörner ihr aber aus dem Yeibe drangen, worauf fie ftarb, 
Wurmb, batavifche Verb. 1787. Lichtenberg Magaz. IE. 
S. 4. Schneider I. 254. Sebal. T. 62. 5.2. U. T. 79, 
80. F. 1. Linn. Trans. XIV. p. 582. (Sfi3 1827, 515.) 


m —u 





Nec tutus spatio ‚est elephas; datis omnia leto; 
Nec vobis sp est ad noxia ſata veneno. 
Lucani Pharsalia. 9, 727. 


654 


Nah John Daoy findet ſich die Niefenfchlange auch auf 
Eeylon, und heißt dafelbft Pimbera. Er bat eine von 17 Schub 
Länge gefeben;z fie hatte 4 Monate Yang nichtd gefreffen. Man 
fol welche finden, die 25—30 Schub lang find und mannddid, 
Die Farbe wechfelt ein wenig bey den verfchiedenen Stüden: fie 
ift ein Gemifh von braun und gelb; Rüden und Seiten find 
fharf und fhon mit unregelmäßigen, dunkelbraunen, ſchwarzge— 
fäumten Sleden bezeichnet. Gie überwältigt Hirfche und ver- 
fhluct fie ganz. Reife 1821. Fig. (Iſis 1825. 621.) 

2) Man unterscheidet jet davon die Amethyſtſchlange, 
welhe Schneider abgebildet hat in den Münchner Denkſchr. 
VI. 1819. 117. T. 7. Seba I. &. 54. F. 3. Kommt nicht 
von Java, fondern von den eigentlihen Moluden. 

3) Ebenfo die zwepftreifige (P. bivittatus), nah Kuhls 
Benträgen 1820. 94. Seba II. T. 19. F. 1. T. 27. F. 1. 

4) Die Tigerfhhlange (B. tigris, castanea, albicans) 

ift auch eine, von denen, welche haufig Iebendig nach Europa 
kommen und gezeigt werden. Sie heißt in Bengalen Pedda-Poda, 
wird nicht fo groß wie die vorige, jedoch 10 Schuh Yang, und 
dient dafelbft den Gauklern zum Spiel. Gie ift fehr glänzend 
gefärbt, und ſchön gezeichnet mit braunen. Flecken; der Kopf 
rötblich, hinter jedem Auge ein brauner Streifen, auf dem Halfe 
ein großer brauner Sleden, vorn gefpalten; der Rüden aſchgrau, 
mit 30 audgezacten und ſchwarz gefäumten braunen Flecken in 
einer Reihe; an den Seiten baben die Eleinern Sleden einen 
meigen Mittelpunct; die Tafeln auf der Stirn bilden einen 
Stern. 

Sie winden fish fo ftark um den Arm, daß er einfchläft, vers 
fchlingen Hühner u. dergf. ganz, nachdem fie fie ummidelt und 
erftickt haben. 252 Bauchtafeln; 62 Paar Schmanztafeln. Ihr 
Name bedeutet Felfenfhlange.. Sebal. T. 37. 5.1. Ruf 
fel1ı 2. 22. Daudin V. 241. tab. 64. 

Man ift noch nicht ganz im Reinen über die Iebendig nach 
Deutfchland Pommenden Niefenfhlangen. Nur foviel ıft gewiß, 
daß fie ale aus Dflindien fommen und getheilte Tafeln, faft 
wie Schuppen, unter dem Schwanz, haben. Ueber die zmo 
Schlangen, welche Hr. Lehmann im Sommer 1828 umher: 


555 


führte, blieb Prof. Baer zu Königsberg zweifelhaft. Die größere, 
wovon Hr. Hill 2 Jahre früher eine noch größere ausftelkte, 
maß 12 Schub; die Eleinere nur 8 Schub und wich in ber 
Zeichnung ab. Die größere hatte in Moskau Eyer gelegt, wor» 
inn G. Fiſcher eine junge Schlange fand, einige Zoll Yang. 
Er fepte ein andered Ey der Brutwärme aus und fand nach 
44 Tagen darinn eine fpannenlange Schlange. Hr. Lehmann 
batte die Schlange feit 3 Jahren im VBefis. Die 2 Schlangen, 
welche in einem Käfig beyfammen waren, mußten ſich mithin ges 
paart haben. Es ſcheint demnach, daß die Heinern die Männs 
hen und anders gefärbt find. Iſis 1828. ©. 923. 

Darauf bat Dr. Wiegmann zu Berlin diefe Schlangen 
genauer unterfucht. Schon früher hatte er in Braunſchweig vier 
Stüd gefehen, wovon zwey der großen, zwey der Kleinen Art gli 
den; nachher bey Herrn Cops 5 Stud zu Berlin, wovon drey 
der größern, zwey der kleinern Art glihen. Jene ift die zwey— 
ftreifige (P. bivittatus), in Kuhls Benträgen ©. 94, gut 
abgebildet bey Seba I. 2. 19. 5. 1 und 8. 27. 8.1. Sie 
bat einen unregelmäßigen Längsſtreif von fohmarzbraunen Sleden 
auf der an die Bauchtafeln floßenden Schuppenreibe. 

Dagegen ift die Feinere Art die Tigerfihlange (P. tigris), 
abgebildet bey Ruffell T. 22, und bey Seba J. T. 37.514 
Der Kopf ift graulich fleifchfarben; ein olivenbrauner Streif geht 
vom Nasloch durch dad Auge hinter den Mundwinkel; unter 
den Auge ein folcyer dreyediger Flecken; Scheitel und Stirn 
bel olivenbraun; auf dem Naden und Hinterhbaupt ein großer, 
brauner, ediger Fleden, vorn gabelförmig, wie ein >. Rüden 
belbraun, - auf der Mitte gelblich angeflogen, mit einer Reihe 
großer, unregelmäßiger, olivenbrauner Flecken mit dunfelm Rand, 
welche bin und wieder hochgelbe Augen enthalten; en den Seiten 
eine folche Reihe kleiner Flecken; Hinterfeite weißlich, die Bauch» 
tafeln vorn gelb. P, ordinatus ift davon nicht verfchieden. 

Ganz verfihieden ift die Färbung der zweyſtreifigen 
Schlange, Schnauze grau, unter dem Auge ein ſchwarz einges 
faßter weißer Streifen, bis über den Mundwinkel; ein: beller, 
etwas rötblichgrauer Streifen von den vordern Gtirmtafeln über 
jedem Auge zum Naden, wo er ſich in de meißlichen Binden 


556 - 

des Rüͤckens fortfegt; er ift von einem ſchwarzbraunen Streifen 
gefäumt. Zwiſchen den hellen Streifen ein olivenbraunes Feld, 
mit einem gelblihen Streifen in feiner Mitte bi zur Schnauze. 
Rüden olivenbraun, mit ametyfiblauem Glanz; darauf laufen A 
meißliche oder gelblichhellgraue, ſchwarzbraun ‚geftumte Längs⸗ 
bänder, durch viele Querſtreifen netzartig verbunden; die Seiten 
gelblihgrau, unten gelblichweiß. Bauchtafeln vorn gelblich; 
fhwarzbraune Fleden bilden auf der Schuppenreihe an den Bauch» 
tafeln einen Längdftreifen. Schnauze und Scheitel mit Schildern 
bedeckt, Hinterhaupt mit Schuppen. Bauchtafeln ungefähr 240, 
Schwanzpaare 68—72. Länge 9 -Schub 8 Zoll, wovon der 
Schwanz ı Schuh 2 Zoll. Herr Cops fagte: 2 Stud daron 
feyen Weibchen; von der Tigerfchlange fey das Fleinere ein 
Männchen, das größere ein Weibchen, folglih gehörten dieſe 
Schlangen zu 2 verfchiedenen Gattungen. Iſis 1829. 616. 

5) Aus dem beißen Africa, namentlich vom Senegal, fommt 
eine, der zwepftreifigen Sana ganz ähnliche, vor, 
welche man 

die hieroglypbifche nennt (P. hieroglyphicus). Sie 
unterfcheidet fih durch 2 ſehr große Tafeln zwifchen den Augen, 
und durch eine dunkle Binde hinter denfelben, die, anftatt fich 
nah den Mundwinfeln .binabzuziehen, gerad fortläuft und in 
Geſtalt einer Keule endigt; auf den Seiten ein wellenfürmiger, 
fhmwärzlicher Längsſtreifen. Schneider, Hist. amph. II, 266. 
Sr. Boie, Iſis 1827. 516. 

Diefes fcheint die Schlange zu ſeyn, welche in der Sierra 
Leone Tennee heißt, und von mwelher Matthews Folgendes 
berichtet: Ste wird 15—20 Schuh lang und 3 Schub im Um» 
fang. Die Farbe des Rückens dunkelgrau, des Bauches lichter 
und gefleckt. Sie fängt nicht allein Ziegen, Schafe und 
Schweine, ſondern greift ſogar Leoparden und Tiger an. Die 
Eingeborenen verſichern, daß in den ſumpfigen Gegenden des 
Unterlandes ſich ſo große finden, welche einen Büffel verſchlingen. 
Dem Menſchen ſollen fie nicht gefährlich ſeyn, außer wenn fie 
ihn fchlafend antreffen. Zuerft ergreifen fie ihre Beute mit dem 
Maule und den zurüdgebogenen Zähnen: dann minden fie ihren 
Schwanz 2—Smal darum, und durch ſchnelles Zufainntenziehen 


537 


zerbrechen fie ihr alle Knochen, indem fie diefe Operation 2—Smalan 
verfchiedenen Stellen des Leibes wiederholen. Nachher machen fie 
einen Umgang von menigftend einer halben (engliſchen) Meile, 
um zu fehben, ob Feiner ihrer Feinde in der Nähe fey. Unter 
diefen ift die Ameife der ärgfte. Wenn die Schlange ihre Beute 
verfchlungen bat, liegt fie ganz unthätig und unbemeglih: in 
diefer Lane. greifen die Ameifen (Termiten) fie an, indem fie 
durch alle Deffnungen des Körperd dringen, und verzehren in 
furzer Zeit das mwehrlofe Thier. Hat fie gebdrige Sicherheit ges 
funden, fo richtet fie ihre Beute zu, indem fie den ganzen 
Körper mit fohmierigem Speichel überzieht und ausſtreckt. 
Darauf erfaßt fie den Kopf und verfohlingt nah und nad den 
ganzen Körper, ohne ihn zu käuen. Dann liegt fie mie leb> 
los mwährend der Berdauung, welche, nach Befchafferiheit der 
Größe der Beute, 5 oder A Tage dauert. In diefer Zeit Tann 
man fie leicht tödten. Gewöhnlich befucht fie die fumpfigen 
Gegenden, wo man fie mit hoch über das 10 Fuß hohe Gras» 
erhbobenem Kopfe umberfchauen fieht. Die Eingeborenen fuchen 
ihr Sleifh als einen Lederbiffen. Voyage to the river Sierra 
Leone 1788. 43. | 


5. Zunft. Taͤfelſchlangen. 


Breite Schienen unter dem Bauch, getrennte unter dem Schwanz, 
feine Sporen oder äußere Spuren yon Hinterfüßen. 


Hieher gehören alle europäifchen Schlangen nebft vielen aus— 
ländifchen, giftige und ungiftige. Sie erreichen Feine bedeutende 
Größe, und ernähren fich daher nur mit Fleinen Thieren, meift 
aus den niedern Claffen, mie Würmer und Inſecten. Halten 
fih größtentheild im Trodenen auf, in Wäldern, Steinhaufen, 
Mauern, Ställen, mande auch in heißen Ländern gewöhnlich 
auf Bäumen. 

Diefe Zunft ift außerordertlich zahlreih an Gattungen, 
und daber fehr ſchwer zu ordnen. Die einen haben bloß Schup> 
pen auf den Kopfe mie auf dem Rüden, die andern Tafeln oder 
Schilder; noch andere beides zugleich. Obſchon die Kopfbedeckung 


558 


nicht von großer Wichtigkeit ift, fo müffen wir hier die Einthei— 
lung doc darauf gründen, weil fie am meiften in die Augen - 
fallt, und weil der verfchiedene Zahnbau bey Vielen noch nicht 
befannt ift, auch bey den giftigen fehr mwechfelt, obfchen fie ſich 
übrigens ſehr ähnlich find. Endlich ſcheint auch die verfchiedene 
Länge der Zähne nicht von befonderer Wichtigkeit zu ſeyn. "Ueber 
das Leben und Weben der einheimifchen Schlangen, den Fang 
und die Zähmung, ihre Kämpfe mit andern Thieren und ihre 
Vergiftung bat Harald Lenz fehr viele Beobachtungen angeftellt, 
und in feinem Werk: Schlangenfunde 41832, befchrieben. 

Diefe Schlangen zerfallen nad dem oben gefagten in foldye 
mit Kopfihuppen und mit Kopftafeln. 

A, Schuppenföpfe 

Diefe Schlangen haben bemeglihe Giftzähne, die einen 

Barfenlöcher, die andern nicht. 


1. Sippſchaft. Schuppenföpfe ohne Backenlöcher. 


Sie haben einen ziemlid) furzen Schwanz, und meift Kiel 
fhuppen auf dem Rüden, 

1.8. Die Dttern (Pelias) 

haben Kielfehuppen auf dem Nüden, und zahlloſe Fleine 
Schuppen, mwie Körner, auf dem Kopfe, nebft 3 Plättchen zwi: 
fhen den Augen, 

1) Die gemeine oder Kreuzgotter (Coluber berus, 
chersea) 

wird felten über 2 Schub lang und 1 Zoll did, hat zwifchen 
den Augen 3 Täfelhen, ift grau, und bat auf dem Rüden ein 
ſchwarzes Zickzackband aus großen, vieredigen, ovalen und runs 
den Fleden, durch fchiefe Linien mit einander verbunden; in den 
Winkeln des Bandes Kleinere, ſchwarze Fledenz auf. dem Kopf 
ein krummer Schragen, worauf ſich der Name Kreuz-Diter grüns 
det. Bauchfchienen 150, Schwanzpaare 30. 

Zähne unten jederfeitd 10—12, in jedem Gaumenbein 10, 
im Oberkiefer ein langer Giftzahn nebft 2—4 kleinern dahinter. 
145 Rüdenmwirbel mit NRippenpaaren, welche nicht: ganz herum, 
fondern nur bis zum Anfang ‚der Bauchſchienen gehen; 25 
Schwanzwirbel. Die Färbung wechſelt uͤbrigens ſehr. Die Männs 


539 


chen mehr hell und rofifarben, die Weibchen (Kupferſchlangen) 
braungrau oder blaugrau u.f.w. 

Die Dttern finden fih in ganz Europa, am bhäufigften in 
den hoben Waldgebirgen, auf den Alpen, dem Schwarzwald, 
Thüringer Wald u.fem.; zwar im Ganzen bey und nicht häufig, 
jedoch vergeht felten ein Jahr, wo nicht da und dort ein Holz: 
macher oder ein Kind, welches Heidelbeeren, Preifelbeeren, islän⸗ 
difched Moos, Reifig u. dergl. fucht, gebiffen würde. Die anzus 
mwendenden Mittel find fehon angegeben. Da die Wunde kaum 
über eine balbe Linie tief wird, fo läßt fie ſich leicht audfaugen 
oder ausfchneiden. Geht dad nicht, fo unterbindet man den Theil 
fo veft als möglih, ſchlägt Feuer und legt den brennenden 
Schwamm darauf, oder eine Kohle, wenn man eine hat. Auf 
jeden Fall muß man fohnel um Hilfe rufen, damit ein anderer 
die Mittel anmende, Lauge oder Scheidwaffer hole und einen 
Arzt auffuche. An beißen Tagen wirft das Gift fhon nad) eini⸗ 
gen Minuten, maht Schwindel, und man fällt um; fonft aber 
fann man meiftend noch eine gute Strede gehen, und es erfolgt 
felten der Tod. Auch fterben größere Thiere, wie Hunde, Rins 
ber, Pferde u. dergl. felten, obfchon fie anſchwellen und eine Zeit 
lang Fränfeln. Kleine Vögel fterben in wenig Minuten, Mäufe 
aber faft augenblidlich. Anderen Amphibien, wie Eidechfen, Mol⸗ 
hen und Fröſchen, ift der Biß weniger gefährlih; den Ditern 
felbft fchadet er gar nichts, 

Sie fonnen fih febr gern an offenen Stellen auf Steinen 
und Holzflämmen, und freffen Würmer, Inſecten, Eidechfen, 
Mäufe und. Heine Vögel; Fröfche fcheinen fie nicht zu freffen, 
fondern fogar zu fihonen. Wenn auch eingefperrte beftig nad) 
einer Maus oder Ratte beißen, fo ziehen fie den Kopf augen» 
blicklich zurück, wenn fie, felbft fhnappend, einen darunter befinds 
lichen Froſch berühren. Eben fo vorfichtig find fie gegen einans 
der; auch in der größten Wuth, mo fie ganz blind um fich zu 
fohnappen fcheinen, wiffen fie doch fehr vorfichtig ihre Cameraden 
zu fchonen. Ich babe beides felbft geſehen; indeffen haben Ans 
dere beobachtet, daß fie Fröfche gebiffen haben, jedoch ohne Scha> 
den. Sie verfolgen übrigens ihren Raub nicht, fondern warten 
geduldig, bis er in ihre Nähe fommt, zifcheln mit der Zunge, 

Den? allg. Naturg. VI. 35 


540 


ſchießen fchnell, bloß mit dem Kopfe, darauf, geben einen Biß 
und laſſen ihn laufen, folgen ibm aber immer mit den Augen. 
Bleibt er liegen, fo kriechen fie langfam nah und verfülingen 
ihn ganz, den Kopf voran, was fehr langfam zugeht, fo wie die 
Berdauung. Sie Löfen jedoch felbft die Knochen auf, die Haare 
aber werden ausgeworfen. Da die Mäufe ihre Lieblingsnahrung 
find, fo vertilgen fie viele Taufend Feldmäufe, und Fönnten in 
diefer Hinficht für nüpliche Thiere gehalten werden, wenn ihr 
Gift nicht auch andere Thiere und felbft den Menſchen träfe. 
Sie Fünnen aber auch Monate Yang faften, und in der Gefans 


genfchaft freffen fie gar nichts. Sie find übrigens furhtfam, 


fliehen und beißen nicht ungereigt, auch Fünnen fie nicht verlegen, 
wenn man Ötiefel anhat. 

Des Winterd fammeln fie fi) gern in Steinhaufen, zerfals 
Ienen Schlöffern, Stadtmauern, hohlen Bäumen, Friechen auch 
mebrere Schub tief in Maus- und Mullwurfslöcher, um Winters 
ſchlaf zu halten, aud dem fie aber leicht erwachen. Man findet 
oft dafelbft mehrere beyfammen. Sie häuten fih im Frühjahr, 
und zwar fünfmal, von Ende April bid Mitte September; haben 
412—20 bäutige Eyer, aus denen fi aber ſchon vor dem Legen 
die Jungen entwideln, und im Juny oder. Auguft, etwa 5 Zoll 
lang und fhon mit Giftzähnen verfehen, zur Welt kommen. 
Bey Gefahr follen fie der Mutter in dad Maul Friechen, und 
diefe fi) mit ihnen davon machen. Bis zur Reife ſollen fie 
35 Jahr brauchen, und 7, bis fie audgewachfen find. Ihr Leben 
ift ſehr zäh, und fie. halten 4 Stunden unter Warfer aus, fogar 2 
in Branntwein. Der abgebauene Kopf beißt noch und vergiftet. 


— 


Mit Kirſchlorbeerwaſſer, alfo mit Blaufäure, kann man fie augen⸗ 


blidlich tödten, ebenfo mit Tabadfaft nah einigen Minuten, 


"Bor Zeiten bat man fie, fo wie andere Dttern, häufig in 


der Medicin angewendet, und daher in den Apotheken in Fäſſern 
mit Kleyen gebalten, vorzüglich um fehr nahrpafte Fleiſchbrühe 


für Audzehrende zu kochen. Dad Fett wird zum Einfehmieren 


bey verfchiedenen Krankheiten gebraucht. 


Mit einiger Vorfiht kann man fie leicht fangen. Man tritt 
ihnen mit Stiefeln auf den Hald, oder drüdt fie dafelbft mit 


einem Stod auf die Erde, hebt fie am Schwanz in die Höhe, 


541 


und laͤßt ſie in eine Schachtel kriechen. Wer geübt iſt, kann ſie 
auch ohne weiters am Schwanz faſſen und aufheben. Das Aus⸗ 
führlichſte über alle dieſe Dinge findet man in der Schlangen⸗ 
kunde von Lenz S. 135. Taf. A.; Verſuche über das Gift bey 
Fontana Bechſtein in Lacepedes Amphibien IM. 173. 
T.1. 8.1 Wagner, Erfahrungen über den Big der Dtter 
4824. Brandt und Ratzeburg, med. Thiere 1828. ©. 171. 
Taf. 20. Lin? in Mevers Magazin I. 128. Linne, fchmed. 
Abb. XI. 1749. ©. 255. Tafı 6. Fig. 1, 2. Laurenti ©. 97. 
T. 92. 8.1. Scheuchzer, Phys. s. t. 1628. Fig. Sebal. 
T. 33. 5.5. Shaw II. Taf. 101. Daudin VI. pas. 89. 
tab. 72. fig.1. Sturm IV. Wydler, Serpents de la 
Suisse 1826. Bonaparte, Fauna italica fasc. XI. 

Es gibt biömweilen ganz ſchwarze, melde man für eine 
eigene Gattung angefehen (Coluber prester); fie find indeffen 
fehr felten. Laurenti © 9 T. 4. F. 4. Sturm W. 

2. G. Die Bipern (Vipera) 

haben Kielfhuppen auf dem Nüden und Förnerartige auf 
dem breiten Kopf. 

1) Die gemeine (V. redii, aspis, berus) 

gleicht unferer Dtter faſt ganz, wird aber etwad größer, gegen 
3 Schub lang, und bat gar Feine Täfelchen auf dem Kopf, fon 
dern lauter kleine Schuppen; fie ift braun und bat 4 Reiben 
ſchwarze Flecken, welche fich bisweilen nach der Quere, felten im 
Zickzack, mit einander verbinden; es ‚gibt auch ſchwarze unter 
ihnen. Bauchfchilder 146, Schwanzpaare AO, 

Diefe Siftfhlange findet fih mehr im füdlichen Europa, von 
der füdl, Schweiz an durch Frankreich und Stalien, wo fie be> 
fonderd zu Benedig in den fogenannten Theriac, der gegen alle 
Uebel gut ſeyn follte, gebraudt wurde, Selbſt jebt noch werden 
viele Zaufende gefangen, und fogar von Benetianern nad) Franfs 
reich gefchafft. Ihr Gift ift auch heftiger ald bey der Kreuzotter. 
Sie ift ed, mit deren Gift Kedi und Fontana viele Verfuche 
angeftellt haben. Redi, Osservazioni 1664. Fontana über 
Schlangengift 1767. ‚Aldrovand, Serpentes 115. Lau⸗ 
renti ©. 100. Nro. 218, 219. Charas, Vipere 1669 et 
1672. Mem. Ac. TIL, p. 209. tab. 1-4, Razoumowsky, 

35 © 


b42 


Jorat 1. 1789. 284. Aspic. Wydler p. 17. Bonaparte, 
fasc. X. Fig. 

Man hält fie für diejenige, melche den Alten am meiften 
befannt war, und mit der die fogenannten Marfer oder Pfpllen 
ihre Gaufeleyen anftelten. Sie wurden befanntlich als Schlans 
genbefchwörer betrachtet, welche den Biß heilen Fünnten, wobey 
fie fi) jedoch au des Ausſaugens bedienten *). Es ift merfs 
würdig, daß Fein neuerer Reifender in Aegypten, weder Geoffroy 
noch Rüppell, diefe Schlange dafelbft gefunden hat. Die ägyp⸗ 
tifche Afpis ift die Haje, ©. 565. 

2) Die Sand»Dtter (V. ammodytes) 

fieht faft ganz fo aus, bleibt aber etwas Fleiner, und hat an 
der Schnauzenfpibe einen aufrechten, mit Schuppen bededten 
Steifchzipfel. Bauchſchienen 142, Schwanzpaare 32, | 

Diefed ift eine der gefährlichften Schlangen, deren Big in 
wenigen Stunden tödtet. 





*) Quin et marrubia venit de gente sacerdos 
Fronde super galeam et felici comtus oliva, 
Archippi regis missu, fortissimus Umbro: 
Vipereo generi et graviter spirantibus hydris, 
Spargere qui somnos cantuque manuque solebat, 
Mulcebatque iras, et morsus arte levabat. 
Sed non Dardaniae medicari cuspidis ictum 
Evaluit; neque eum juvere in vulnera cantus 
Somniferi, et Marsis quaesitae in montibus herbae. 
Te nemus Angitiae, vitrea te Fucinus unda, 
Te liquidi flevere lacus. 
Virg. Aen. 7, 750. 


Neque hercule scientiam praecipuam habent hi, qui Psylli 
nominantur, sed audaciam usu ipso confirmatam: nam venenum 
serpentis non gustu, sed in vulnere nocet. Ergo quisyuis exemp- 
lum Psylli sec#tus id vulnus exsuxerit, et ipse tutus erit, et 
tutum hominem praestabit. Sed ante debebit attendere, ne quod 
in gingivis palatave, aliave parte oris uleus habeat. 

Celsus V. 27. sect. & 


Aspida somniferam tumida cervice levavit. — 
Gens unica terras 
Incolit, a saevo serpentum innoxia morsu, 
Marmaridae Psylli; par lingua potentibus herbis 
Ipse cruor tutus, nullumque admittere virus 
Vel cantu cessante, potest; natura locorum 
Jussit, ut immunes misti serpentibus essent. 
Lucanus, 9, 89, 
Colla Aspidum intumescere nullo ictus remedio, 
Plin. VHL 2% 


543 


Sie findet fich vorzüglich im füdlichen Rußland, in Ungarn, 
Dalmatien bis Fiume und Ferrara, und war ſchon den Alten 
befannt. Sie verbirgt fich gern im Sande, und ift von demfelben 
ſchwer zu unterfheiden. Die Färbung und Zeihnung ift übrigens 
ſehr verfchieden; der Zidzadftreifen bald ganz, bald unterbrochen, 
bald fo verwifht, daß die Haut grau oder ſchwärzlich ausſieht. 
Gesner, Serp. pag. 23. Linne, Amoenitates I. pag. 506. 
tab. 17. fig. 2. Sturm II. Hft. 2. Bonaparte, F. ital. 
fasc. VII. Fig. 

Am bäufigften Fommen fie auf den Gebirgen von Ervatien 
(Japidia) und der Morlachey (Liburnia) vor, befonderd auf den 
Bergen Bergudi, nur eine Stunde von Fiume, wo fie in Felfen> 
sigen Winterfhlaf halten. Sie frißt Waldmäufe, kleine Vögel, 
welche fie durch die fehnelle Bewegung ihrer Zunge anlodt; 
wahrſcheinlich fehen fie diefelbe für einen Wurm oder eine Raupe 
an; und fo könnte man auch auf diefe Weife die Zauberfraft 
der Schlangen erklären. Sie Flettert auf Sträucher und Bäume, 
um junge Vögel aud den Neftern zu holen; biömweilen nimmt fie 
aud mit Eidechſen fürlieb. Sie flreicht meiftend des Abends 
und des Nachtd umher und wird dann nicht felten ein Raub 
der Eulen; auch wird fie um den Anfang ded Schwanzed von 
ſehr Heinen Milben geplagt. Hoft in Jacquini Collec- 
taneis IV. 1790. 350. tab. 24, 25. Sie findet fih, nah Fri» 
valdßky, vorzüglih im Bannat, bey dem Bad Mehadia, und 
‚bringt lebendige Junge. Serp. Hung. 1823. 33. 

3) Die Horn=-Dtter (V. cerastes) 

ift 2 Schuh lang, Schwanz 3 Zoll, abgeſetzt; gelblichgrau, 
mit dunklern Sleden in Querbändern, zeichnet fich aber vorzüg« 
lich durch einen hornförmigen Fortfab über jedem Auge aus, 
Bauchichienen 143, Schwanzpaare 33. 

Sie findet fih vorzüglih in den fandigen Wüften Aras 
biend und im nördlihen Africa, kommt häufig unter den äghp⸗ 
tifhen Abbildungen auf Mauern, Obelisken, unter Bildfäulen 
und felbft auf Mumien vor; die Bedeutung derfelben kennt man 
aber nicht. Herodot fpricht von gehörnten Schlangen, welche 
unfhäadlich feyen und nach ihrem Tode zu Theben in Tempeln 
begraben wurden. II, 74. Sie dienten vorzüglich den Pſyllen zu 


544 


ihren Gaufeleyen, um zu. beweifen, daß fie ſichere Mittel gegen 
dad Gift hätten. 
| Die Hörner fehen wie Hahnenfporen aus, find 2 Linien 
lang und beweglich; nach den Alten follen fie 4 und gar 8 haben; 
dad waren aber wahrfcheinlich Verfälfchungen, wie man auch in 
fpätern Zeiten andern Schlangen dergleihen Hörner aufgefept 
bat, um fie für die berühmten Ceraſten theuer zu. verkaufen. 
Sie follen fehr geſchwind feyn und ſich nicht. gradaus, fondern in 
Krümmungen bewegen, und dabey ein eines Geräufch, dad. von 
ihren barten Schuppen herrühre, bören laſſen. Sie fenen au 
ſehr ſchlau, legten fih in Löcher und Fabrgleife im den Wegen, 
umdie Reifenden unverſehens anzufallen.. Nach S ham (Reifen 1738. 
Tbl. I. Cap. 5.) können fie ungewöhnlih lang bungerm Er ſah 
zwo zu Benedig, wohin fie aus Cairo gekommen waren, welche 
5 Jahre lang ohne Nahrung zugebracht hatten, fih häuteten und 
noch ſo munter waren, ald wenn fie fo eben mären gefangen 
worden. Nah Belon bringen fie lebendige Sunge zur Welt 
«(Ob£f; 122.), was mit den andern Giftichlangen uͤbereinſtimmte; 
nah Geßner aber hat zu Venedig ein 3 Schub langes und. arms⸗ 
dickes Weibchen 5 Eyer gelegt (S.31.). Da es indeffen an einem wars ' 
men Drt nicht weit vom Feuer gebaiten wurde, fo könnte diefed 
eine Ausnahme ſeyn. Lacepede II. 230. T 3.8. 2. Daffek 
quift:365. Nro. 61. Bruce, Neife ©. 200. Taf. 40. Geof- 
froy, Egypte 24. p. 83. t. 6. fig. 3. Aldrovand 175. Fig. 
Pr. Alpin, Ber. Aeg. IV. Fig. Findet fih auch am Cap. 
Lichtenfteind R. IL 153. 

4). Die Götzen-Otter (V. idolum, elegans, brasilien- 
sis, ıtrinoculus), Daboie, 

wird 4—6 Schuh lang, bat Kielfhuppen, und ift Khön & gez 
färbt und gezeichnet, glänzend gelblichweiß, mit 3 Reihen ovalen, 
afchgrauen Fleden, ſchwarz und grau eingefaßt, an den Geiten 
ſchwarze und weiße Striche, auf dem Kopfe mehrere: gelbliche 
Streifen. Bauchſchienen 164, mit 2 braunen Düpfeln, Schwanz» 
Paare 56. 1 

Diefe merfwürdige Schlange findet fih in Oſtindien und 
‚Africa im Königreih Whydah, wo fie, ungeachtet ihres heftigen 
Giftes, göttlich verehrt wird, Ihre Giftzähne find Länger ald 


545 


bey der Brillenfchlange, und zwar find gewöhnlich jederfeitd 2 
lange. Sie fol alle giftigen Schlangen tödten, ſowie auch 
ſchädliche Inſecten und Würmer, und das fcheint der Grund zu 
ſeyn, warum fie nicht. getödtet werden darf. Nach der Erzählung 
des Des Marchais fol diefe Schonung und Verehrung aber 
einen andern Grund haben: Als nehmlich einmal da8 Heer von 
Whydah in Schlahtordnung fand, fo kam von der Seite des 
Feindes eine diefer großen Schlangen berüber, und that ganz 
zahm und fanft, daß fie jeder flreihelte. Der Feldpriefter nahm 
fie auf den Arm, und zeigte fie dem Heere der Neger, worauf 
dieſe niederfielen, die neue Gottheit anbeteten, mit doppeltem 
Muth auf den Feind flürzten und ihn fchlugen. Dan jihrieb 
diefes Glück der Wunderkraft der Schlange zu, baute ihr einen 
Tempel, und gründete einen Schab für ipren Unterhalt, Diefer 
neue Fetifh wurde bald über die 3 andern gefeht, wovon einer 
dem Fiſchfang, der andere. der Gejundheit, der dritte dem guten 
Rath vorftand; die Schlange nun. dem. Krieg, Ackerbau und 
Handels. Bald war. der erfie Tempel nicht mehr groß genug, die 
Wallfahrer zu faſſen; man baute ihr daher immer neue, mit 
großen Höfen und geräumigen Gemädern, und verordnete Prie- 
fer, ihe zu dienen. Jahrlich werden einige der fchönften Jung: 
frauen.-ausgefucht, und. ihr. gebeiligt. Die Neger glauben noch 
heutzutage, daß fie diefelbe Schlange anbeten, welche ihre Vor⸗ 
fahren aus der Schlacht mit nach Haufe. braten. 

Um die Mädchen zu holen, ftreifen die Priefterinnen der Stadt 
Whydah mit großen Keulen im Lande umber, und würden-jeden 
niederfchlagen, der. ihren. heiligen Nerrichtungen Einhalt thun 
wollte. Sie nehmen die ſchönſten Mädchen mit, und diefe halten 
ed für eine große Ehre, mit dem Fetifch vermählt zu werden. 
Sie fingen zuerft Hymnen, dann lernen fie tanzen; dann werden: 
fie am ganzen Körper tatuirt, und man fchneidet ihnen Figuren 
von Blumen und Thieren, befonderd von Schlangen, in die 
Haut, daß fie wie ſchwarzer und geblümter Atlad ausſieht. 
Sind fie auf diefe Art zur Vermählung mit dem Gotte würdig 
zubereitet; fo führt man eine in ein dunkles unterirdifches Gewölb, 
‚während. die andern Priefterinnen ihre Geſchick mit Singen und 
Zangen bey raufchender Muſik preifen, Kommt die junge Negerinn 


446 


aus der heiligen Höhle zurüd, fo erhält fie den Titel Schlangen» 
frau, und fann nun beurathen, wen fie will. Das hält jeder 
Neger für ein großes Glück, und erweist ihr ale Ehrfurcht und 
Unterwürfigkeit. Plaudert fie aus, was in der Höhle mit ihr 
vorgegangen, fo wird fie von den Prieftern aufgehoben und ge» 
tödtet; jederman glaubt fodann, daß ſich die Schlange an ihr 
gerächt und fie habe verbrennen Yaffen. 

Da ihr Fein Menſch etwas zu Leid thun darf, fo wird fie 
fo zahm, daß fie mit fich fpielen läßt. Die Negerfönige haben - 
ihre Ausfuhr bey Todesftrafe verboten, und daber Fam febr felten 
eine nach Europa. Nun bat man fie aber au in Dftindien 
entdeckt. Lilenburg, Befchreibung ded Dresdener Cabinets 1755. 
Bonnaterre, Ophiol. tab. 42. fig.1. Lacepede IV. ©, ı7. 
Taf. 2. Big. 2. ©. 245. Taf. 38. Big. 1. III. 271. Taf. 8. 
F. 2. Ruſſell J. ©. 10. T. 7. Shaw, Nat. Mise. t. 291. 
Gen. Zool. II. p- 418. t. 108. Daudin VI. 124. t. 73. 

3.&. Die Buff-Öttern (Echidna) 

haben einen dien, aufgebunfenen Leib, Kielfeyuppen auf 
Rüden und Kopf, welche um die Nafe wie Blümchen geftelt 
find, Beine Tafeln über den Augen; Schwanz fehr kurz. 

41) Die graue (Col. atropos) 

wird nur 1'/, Schub lang, aber fehr di, weißlichgrau mit 
4 Reihen braunen und weißgefäumten Sleden. Bauchfchienen 131, 
Schwanzpaare 23. Kommt nicht felten vom Vorgebirg der guten 
Hoffnung, und nicht aus America. Linne, Mus. Ad. tab. 13. 
fig. 1. Bonnaterre, Ophiol. t. 8. f. 4. Lacepede II. 
2835. Taf. 10. Fig. 2. Heißt Bine 4. Smith in Jfis 
1832. 68%. 

2) Die bunte (C, severus, arietans, brachyurus, he- 
braicus) 

wird 3 Schub lang, 2 Zoll did, ift bräunlichroth, mit 3 gel 
ben Strichen auf dem Kopf und 13 foldyen. Gabeln auf dem 
Rüden, Zidzadftreifen auf dem Schwanz, die Seiten ſchwarz ges 
fledt, unten blaßgelb., Bauchſchienen 170, Schwanzpaare 42. 

Sie findet fih am Senegal und am Borgebirg der guten 
Hoffnung, und ift außerordentlich gefährlich. Paterfons Reife 
4162. Burchells Reife, Vipera inflata, Seba I. Taf. 30, 


547 


Fig. 1. Lacepede II. 252. %.5. 5. 1. Gie heißt auch Col. 
bitis, ebendaf. IV. 1651. Taf. 23. Fig. 2.5 C. clotho,ESeba I. 
Taf. 95. Fig. 1.5 C. lachesis ibid. tab. 94. fig. 2. Heißt 
Puff: Adder, Lihtenfleins Reife I. 55. 4. Smith in Iſis 
1832. 684. 

2. Sippfhaft. Schuppenföpfe mit Badenlöcdern. 

4. G. Die Lanzenfhlangen (Trigonocephalus, Bo- 
throps, Craspedocephalus) 

baben Kielfhuppen, einen fehr großen, fehmwieligen Kopf 
mit lauter Fleinen Schuppen und mit Badenlöchern. 

1) Die gelbe (Trig. lanceolatus), Vipere jaune, Fer 
de lance, 

wird über ein Klafter lang, ift gelblich oder graulich mit 
braun gefhädt. Bauchſchienen 228, Schmanzpaare 61, 

Diefe Schlange ift eine fürdhterliche Plage in den moraftigen 
Zuderfeldern der Antillen, befonderd auf Martinique, wo jähr> 
lich eine Menge Sclaven durch ihren Biß zu Grunde geben. 
Uebrigend freffen fie vorzüglich die von den Europäern eingeführs 
ten Ratten, jedoch auch Vögel und Eidechfen, und finden fi auch 
in Wäldern und auf Bergen. Der Gebiffene flirbt gewöhnlich 
nah wenigen Stunden, und wenn auch einer davon fommt, fo 
bat er noch Sabre lang an Schwindel, Lähmung und Geſchwü— 
ven zu leiden... Sie bringen lebendige Junge hervor, und zwar 
gegen ein halb Hundert, woraud man auf ihre große Vermehrung 
fließen Fann, ungeachtet ale Mittel angewendet werden, fie zu 
vertilgen. In der neuern Zeit hat man den Schlangenadler aus Africa 
dahin verpflanzt. Werm er auch über ein fo großes Thier nicht 
meifter wird, fo Fann er doch viele Jungen wegfreffen. Roche- 
fort, Antilles 1658. c.13. p.128. Bonnaterre, Ophiologie 
tab. 38. fig. 1. 2acepebe IH. 273. T. 9. 5.1. Daudin 
VI. tab. 60. fig. 19. Moreau de Jonnes, Monogr. du Tri- 
gonocephale 3816. 

2) Die Stelle der vorigen vertritt in Brafilien und Surinam 
die graubraune (Coluber atrox, ambiguus), Schararacca, 

welche dafelbft ebenfo gemein ift, 5—6 Schuh lang, graus 
braun, mit abwechſelnden, dunklern und heller eingefaßten dreys 
edigen Querfleden. Bauchſchienen 197, Schwanzpaare 64, 


548 


Sie iſt die gemeinfte Giftfehlange in Braſilien und überall 
verbreitet, halt’ fi in trodenen Gebüfchen und auch in feuchten 
Ur: Wäldern auf, iſt träg, langſam und lauert gewöhnlich zuſam⸗ 
mengerollt auf ihren Raub. Sie hat jederfeitd 2 lange Gift: z 
zähne, welche gegen 1 Zoll meffen, und eine Hormfpige am Ende 
des Schwanzes 2'/; Linien lang, 


Der Prinz M. v. Wied verfolgte einft einen - Tangefihaffenen 
Tapir mit einem indifhen Jäger, als dieſer plötzlich um Hilfe 
rief. Er mar zufällig einer folhen 5 Schuh langen Schlange 
ganz nahe gefommen, und Fonnte nicht gefhwind genug aus dem 
Dickicht entfliehen: glüdlichermweife erblicte der Prinz fogleich das 
drohend fich erbebende Thier, welches den Rachen weit geöffnet, 
feine Giftzähne entblößt hatte, und auf den faum 2 Schritt ent 
fernten Jäger losſpringen wollte, aber in demfelben Augenblid 
vom Prinzen erfhofen wurde, Der Indier mar von dem 
Schreden ſo gelähmt, daß er fich erft wieder nad) einiger Zeit 
erholen Fonnte, und dieſes erflärt binlänglih die fogenannte 
Bezauberung bey Heinern Thieren. Die in den Nachen gebrachte 
Schlange erregte unter den verfammelten Indiern allgemeinen 
Abſcheu. Starke Stiefel und meite Hofen find am beften geeig> 
net,. die Säger in heißen Ländern vor den Giftfchlangen zu 
ſchützen. Beyträgel. 470. Abb. H.7,8. Spix et Wagler t.19, 
20, 21, 22. fig. 2. Linne, Mus. Ad. Fr. I. p. 33. tab. 22, 
fig. 2. Spix T. 29. F. 2, 3. T. 22. F. 1. Seba J. T. 45 
F. 4, 5. 

Es gibt auch in Oſtindien. 

5. G. Die Rautenſchlangen (Lachesis) 

haben ebenfalls breite Köpfe mit Heinen Schuppen und 
Backenlöchern, getbeilte Schienen unter dem Schwanze,- ‚aber 
deffen Spitze ift mit Reiben von Heinen Schuppen umgeben und 
endigt in einen Heinen Stachel. 

41) Die gemeine (L. rhonkeatn, Crotalus mutus, Cophias 
crotalinus) 

ift gewöhnlich 6 Schub lang, fol aber 9-12 Schuh erreichen, 
söthlichgelb, mit einer Reihe großer, ſchwarzbrauner Augenfleden 
auf dem Rüden, und darinn zwey kleine helle Sleden. Bauch⸗ 


549 


ſchienen 226, 36 Schwanzpaase, und dahinter 5 Schuppen» 
reiben. 

Diefe fchön gefärbte, aber ſehr gefährliche Schlange findet 
fi in den Wäldern von ganz Brafilien, Guhana, Cayenne und 
Surinam, wo fie Boschmeester heißt, und fol biömeilen 
fehenfelsdid werden. Sie ift:träg, liegt meiſtens zufammengerollt, 
fleigt nicht auf Bäume und gleicht überhaupt Jin Geftalt und 
2ebensart den Klapperfchlangen; ſoll des Nachts auf die Feuer 
zufriechen, und daher machen bie Brafilianer in den Wäldern in 
der Regel Fein Feuer. Sie hat jederfeitd zwey faſt zolllange Gift 
zähne und noch 4—5 kleinere dahinter. Gebiffene fterben in 
6— 12 Stunden; das Blut fol zu Mund, Naſe und Ohren 
berpordringenz einige behaupten auch, fie könne mit dem Schwanz⸗ 
ſtachel verwunden, woran aber nichts iſt. Sie häutet ſich im 
März; das Fleiſch wird von den Indiern und Negern gegeſſen. 

Der ſogenannte Boschmeester wird in Surinam 5—8 Schub 
Yang und lebt in hoben Waldungen, wo er Inſecten und Baums 
früchte freffen fol, bisweilen aber aud) Menfchen tödtet, welehe 
dafelbft bey den Sägmühlen angeftelt find. Ein Jäger börte 
dafelbft feinem Hund beulen und Tief herbey, um ihn zu retten. 
Ehe er aber die Schlange gefehen, fprang fie an ihn hinauf, big 
ihn in den Arm und machte fi davon. Er Fonnte ihr noch 
nachlaufen, fie fchießen, den Bauch aufichneiden, die Bunde mit 
ihrer Galle als Gegengift einreiben und die Schlange mitnehmen. 
Halbwegs wandelte ihn aber eine ſolche Ohnmacht und Kälte an, 
daß ihm alle Glieder eritarrten und er Fraftlod zu Boden ſank. 
Der Hund lief ſchnell nah Haufe und machte Lärm. Man folgte 
ibm und fand nad) einer, halben Stunde den Jäger auf der Erde, 
noch bey voller Befinnung. Nah, Haufe gebracht, waren alle 
Mittel vergebend. Dean kann jedoch die Gebiffenen retten, wenn 
man fie in der erften Stunde in die Behandlung bekommt. Man 
gibt ihnen eine oder zwey Flaſchen Mil) mit, 4— 6 Löffeln 
Baumdl, und läßt fie Zuckerrohr oder bittere Pomeranzen eſſen, 
fcarificiert die Wunde, legt eingeweichte Tabadsblätter auf, und 
die Wurzel von der Diftel Cardo santo (Argemone mexicana) 

und BenzoesTinstur nebft Kampher. Innerlich gibt man Waſſer 
mit Salpeter oder Weinfteinrahm ; den andern Tag Brech⸗ und 


550 


Lariermittel; die Wunde bält man einige Tage offen. Pr. M. 
v. Wied I. 449. Abb. 9. 5. Spir 3.23, Seba I. T. 76. 
5.1. Marcgrave 241. Surucucu. 

B. Tafelföpfe. 

Die Zahl der Kopftafeln ift neun, wie fie fi) bey unferer 
Ringelnatter findet. Es ſtehen bier giftige und ungiftige, und 
unter jenen folche, melche fich durch irgend eine Abweihung am 
Kopf, Hals oder Schwanz von der gewöhnlichen Schlangenbil» 
dung audzeichnen. 

3. Sippfchaft. Regelmäßige Tafelköpfe. 

Die Kopftafeln wie bep der Ringelnatter, ohne befondere Ab» 
weichungen in der Körpergeftalt. 

6. G. Die Edfchlangen (Cophias, Trigonocephalus)' 

baben Kielfhuppen, einen breiten dreyeckigen Kopf mit neun 
Tafeln, Badenlöhern und beweglichen Giftzähnen. 

1) Die braune (Coluber lebetinus, Cophias hypnale) 

wird 2 Schub Yang, braun, mit 4 Reiben Fleden, wovon 
die 2 mittlern gelblich, die äußern dunkelbraun find; Unterfeite 
weißlih mit ſchwarzen Düpfeln, Bauchſchienen 452, Schwanz⸗ 
paare 43, 

Sie findet ſich im Morgenland und auf der Inſel Cypern, 
wo ſie Aspis heißt; neugriechiſch Kufi (taub). Sie iſt ſehr ge⸗ 
fährlich, bringt einen unbezwinglichen Schlaf hervor, auf welchen 
unfeblbar der Tod folgt. Forſkal ©, 13, Linne, Mus. Ad. 
Fr. II. pag. 43. 

7. ©. Die Achatſchlangen (Sepedon) 

baben Kielfchuppen, Kopftafeln, Giftzähne, aber Feine Backen⸗ 
Jöcher und Feine verlängerten Haldrippen, unterfcheiden ſich mits 
bin von den Vipern nur durch die Kopftafeln. 

1) Die gemeine (Col. haemachates) 

wird gegen 4 Schub lang, ift brennend roth mit weißen Flecken 
gemifcht, wodurch ein achatartiges Ausfehen entfieht; Bauch gelb. 
Bauchfihienen 132, Schwanzpaare 22. Kommt vom Vorgebirg 
der guten Hoffnung, nicht aus Japan und Perſien, wie man ſonſt 
meynte, iſt aber weiter nicht bekannt. Seba II. T. 58, 81,3, 
Bonnaterre, Oph. tab. 37. fig. 2. 2acepede IH. 267. 
IT 


öl. 


8. G. Die Nattern (Coluber) 

baben 9 Kopftafeln, ohne Giftzähne, Badenlöher, Halb» 
rippen und Sporen, 

Die Zahl der Sattungen geht bey diefem Gefchlecht in die 
Hunderte, und man hat daher allerley Merkmale aufgefucht, um 
fie in mehrere Gefchlechter zu trennen; fie geben aber fo ins 
Kleinlihe, daß wir fie bier nicht berücfichtigen können. Iſis 
1827, 

Die mehr in die Augen fallenden —— ſind die Ge— 
ſtalt der Schuppen und die Zeichnung. Jene ſind bald glatt, 
bald gefielt; die Zeichnung bildet bald Linien, Streifen, Gürtel, 
Duerbänder, Wolfen, Düpfel und dergleichen; oft ift auch die 
Färbung ganz gleihförmig. Zufammenftelungen der Art bat 
Seesen verfuht in Meyers zool. Arh. IL. ©, 62, und 
Sudomw, Nat. ©, II. 257, 

Da e8 für und nur wenig wichtige gibt, fo brauchen wir 
darauf Feine befondere Rücficht zu nehmen. 

Zu diefem Geſchlecht gehören alle unfchädlichen europäifchen 
Schlangen; fie leben fämmtlich auf der Erde, nähren fich vorzüglich 
von Würmern und Infecten, freffen jedoch auch Fröfche, Eidechfen, 
Mäufe, Vögel und Fiſche. Sie legen häutige Ever in die Erde, 
Mit, hoble Bäume, Mauerlöcher u. dergl., und halten Winters 
fchlaf unter der Erde. In beißen Ländern gibt es auch viele, 
welche auf Bäume Blettern. 

Man Fann fie in Erd» und Baumfchlangen abtheilen. 

a. Die Erdſchlangen find did, und haben einen mäßis» 
gen Schwanz. 

Dabin gehören alle europäifchen Gattungen. Sie haben weder 
ſchöne Zeichnungen noch Farben, die Grundfarbe fält meiftens 
ind Graue, und darauf find gewöhnlich braune Fleden, bald ges 
trennt, bald verfloffen. 

41) Die gemeine oder Ringelnatter (C. natrix), 

wird 2—4 Schuh lang, hat Kielfhuppen, und ift bläulichs 
grau; der Bauch dunkelgrau mit weißen und ſchwarzen Fleden 
an den Seiten, und einen weißen oder gelben halben Halskragen. 
Bauhfhienen 170, Schwanzpaare 60. 

Diefem fanften, unfchuldigen Thiere begegnet man auf allen 


\ 


552- % 


Stegen und Wegen, befonders in der Nähe des Wafferd, worinn 
ed gern ſchwimmt; fonft hält es ſich in Mauern, Zäunen, in 
Mift und felbft in Ställen auf, in welche es auch im Auguſt 
feine fhmusig weißen Ener legt, gemdhnlich einige Dugend an 
einander Flebend, etwas größer ald Tauben=Eyer. Sie wer: 
den manchmal für Hahnen-Eyer ausgegeben. Die Zungen Fries | 
hen nah 3 Wochen aus; fie wachſen langfam, find erſt nad) 
einigen Jahren 2 Schuh lang, und fähig Eyer zu legen. Gie 
lieben die Milch, und fehleichen fi deßhalb in Keller und Küs 
‚chen. Sie gehen auch gern der Wärme nad, und finden fi 
bisweilen auf den Dörfern in den Betten. Zur Paarungszeit, im 
Frühjahr, geben fie einen Knoblauchgeruch von ſich, und werden 
von den Hunden leicht aufgefpürt. } 
Sie werden leicht zahm, und Yaffen fich beſonders gern mit 
Sröfchen füttern, deren fie gegen ein Dugend zu verfehlingen im 
Stande find. Gesner, Serp. p.63. Seba ll. T.4. F. 1, 3. 
Meyers Thiere Taf. 87—90, Bechſteins Lacep. IU. 298, 1 
T. 11. 5.2. Daudin VII p. 34, tab. 2. Sturm, Bo⸗ 
naparte X. 
| 


2) Die, gelblidhe (C. flavescens, scopolii) 
iſt eine der größten in Deutfchland, und ‚wird 5—5 Schuh 
Yang, oben graulichgelb, unten weißgelb, an den Seiten des 
Hinterkopfs ein gelber Flecken. Bauchſchienen 227, Schwanz 
paare 80. ’ 


Sie findet fih auf den Gebirgen von — Tyrol und 
der Schweiz, beſonders häufig aber beym Schlangenbad in altem 
Gemäuer, wo fie von den Knaben gefangen und an die Bade 
gäfte verfauft wird. In der Gefangenſchaft thut ſie anfangs 
ziemlich wild, wird aber bald zahm, ohne jedoch etwas, zu freſſen. 
Sie geht nicht gern ins Waffer, Hettert aber leicht, duch Ama 
fhlingen, auf dünne Bäume und von Zweig zu Zweig, auch an 
Senftern binauf, was aber dadurch gefchieht, daß fie-die him und 
ber’ gefchwungenen Seiten ded Leibed an die vorfpringenden Rän⸗ 
der ded Rahmens andrüdt. Das Schlangenbad am Mittelrhein 
bat davon feinen Namen. Gie wird dafelbft ordentlich gepflegt, 
um die Badgäfte damit zu befuftigen. Scopoli, Annus hist. ; 







r 4 


565, 


11. 39. Raus Entdedungen I. 260, Frivaldßky, ungarifche 
Schlangen ©. 40. Lenz S. 50% Bonaparte lV, Fig. 

3) In. Stalien, befonders in der Nähe um Rom, findet fidy 
die Aesculapſchlange (C. aesculapüi). 

Sie bat große Aehnlichkeit mit der gelblihen Natter im 
Schlangenbad, it 3—4 Schub lang, glänzend hellbraun, ins 
Grünlihe, unten ſchwefelgelb, auf den Baden 2 ſchwarze, ſenk⸗ 
rechte Striche, auf den Schläfen 2 ſolche dreyeckige Flecken, an 
der Seite der Bauchſchienen weiße Flecken; Schuppen gekielt. 
Bauchſchienen 227, Schwanzpaare 80. 

Sie thut anſangs ſehr wild und beißt um ſich, wird aber 
bald zabhm. Sie verräth ſich durch einen ſtarken Biſamgeruch. 
In Ober-Italien und Dalmatien trifft man fie häufig auf Ges 
birgen und Wiefen, wo fie in’ furzer Zeit ganze Gegenden durcha 
fireift, auch auf Bäume fleigt und ind Waffer geht, um Vögel, 
Eidechſen, Fröſche und Fifche zu fangen. Sie fol fi den. Mens 
ſchen um die Füße wickeln, und die Einwohner glauben, daß von 
ibr die Sandotter verfihlungen werde. 

Es ift die berühmte Schlange von Epidaurus, melde die 
Aegyptier ald dad Symbol einer wohlthätigen Gottheit betrachte» 
ten; man fiebt fie auch deßhalb um den Stab ded Aesculaps ges 
mwidelt. Ben einer Peft zu Rom wurde fie, unter den Eonfuln 
Fabius und Brutus, auf die Infel der Tiber geholt und daſelbſt 
verehrt; ihr Bild fiebt man noch in den Gärten von St. Barthos 
lomäus auf einem Nahen von Marmor. Mean bat auch mit 
Unrecht eine americanifhe Schlange Aesculapſchlange genannt, 
Es ift wahrfcheinlih, daß fie von der im Schlangenbad nicht 
verfchieden it, Aldrovand, Serp. 270. Fig. Host in 
Jacquin Collect. IV. p. 356. tab. 26, 27. Bechfleind Lacep. 
II. 318. T. 13. 8.1. Sturm Hft.  Metaxa, Serpenti 
di Roma 1823. p. 37. (Ifis 1827. 496.) 

4) Die glatte oder Fledennatter (C. laevis, austria- 
eus, thuringicus) 

findet fih in ganz Europa, ift aber feltener als die erſte, 
und kaum länger als 2 Schub; glänzend vöthlichgrau, mit zwey 
Reiben dunfelbrauner, abmwechfelnder FSleden auf den Rüden, 
Bauh meift weiß und gefleckt; hinten auf dem Kopf ein braunes 


654 


Herz und ein folder Streifen dusch jedes Auge. Bauchſchienen 
164—184, Schwanzpaare 46—58. | 

Sie hält fich meiftend auf bewachfenen Bergen auf, befon» 
derd im Thüringer Wald, in Deftreich, Bayern und der Schweiz, 
und beißt fehr heftig um fih, was die Ringelnatter nicht thut, 
Sie benimmt ſich dabey wie die Kreugotter, für die man fie hin 
und wieder anfiebt. Am Schwanz aufgehoben, Fann fie fi 
krümmen und in die Hand beißen, was jedoch nichts fchadet. 
Sie geht nicht ind Waffer, und frißt meiftend Eidechfen, um 
melche fie fich wickelt wie die Niefenfchlange, was andere Nattern 
nicht thun. Uebrigens verfchlingt fie auch Mäufe und andere 
Thiere, Sie legt im Auguft ein Dutzend bäutige Eyer, aus 
welchen die Jungen bald kriechen. Laurenti ©. 84. T. 5. 
5 1. Bechfteind Lacep. IH. 182. T. 1. F.2. ©. 409, T. 12. 
% 1. Sturm 9. 2. Lenz; ©, 500. Bonaparte, F. ital, 
fasc. XV. Fig. 

Es gibt in Europa noch einige bieber gehörige Schlangen, 
die aber felten und nicht wichtig find. 

Sn beißen Ländern gibt e8 eine Unzahl. Wir brauchen nur 
diejenigen zu bemerken, welche man häufiger in den Eabinetten 
findet. 


5) Die Schleppen-Natter (C. stolatus) 

wird kaum 2 Schuh lang, ſchwärzlich, mit 2 gelblichen- 
Streifen auf dem Rüden und mit folhen braunen Querbändern, 
außerdem meiß gefprenfelt. Bauchſchienen 146, Schwanzpaare 
77. Findet fi in Aſien, und wurde mit Unrecht für giftig ges 
balten. Linne, Mus. Ad. Fr. t. 22. f.l. Seba II. T. 9. 
5 1,2. Ruſſell J. T. 10, 11. Bechfteind Lacep, II. 254. 
T. 5. 5. 2. Chayque. 


6) Die Schleyernatter (C. vittatus) 

mwird 3 Schub lang, ift braun, mit einem weißen Seitens 
freifen und einem foldyen ausgezadten Band unter dem Schwanze, 
auf jeder Seite des Kopfes ein ſchwarzer, weißgefäumter Sleden, 
Bauchfchienen 150, Schwanzpaare 70. 

Sie lebt auf Java, und zifcht lauter ald andere; man bat fie 
daher Spötter oder Moqueur, auch Terragonafchlange genannt, 


655 


Seball. T. 45. 5.5. Linne, Mus. Ad. Fr. t. 18. f. 2. 
Bechſteins Lacep. IV. 88. T. 10. F. 2. 

7) Die Kettennatter (C. getulus) 

wird 4—5 Schub lang, ift dunkelblau, mit etlihen 30 Quers 
flrihen von gelben Dupfen, welche fih an den Seiten in eine 
Zidzadlinie verbinden; darunter weiße Fleden. Bauchfchienen 
215, Schmwanzpaare 40. Sie finder fih häufig in Nordamerica 
in Büfchen, wo fie auf Vögel, Eidechfen und Spigmäufe lauert, 
auch bisweilen junge Caninchen verſchlingt. Man bat auch fehon 
eine Schlange in ihr gefunden. Catesby, Carolina I. T. 52, 
Bechfteins Lacep. IV. 86. T. 10. 5. 1. Daudin VI, 314. 
tab. 72. fig. 1. 

8) Die Laufſchlange (C. cursor) 

wird 2—3 Schub lang, ift f[hmwärzlihbraun, mit zwey Längs- 
reiben weißer Dupfen, unten weiß. Bauchfchienen 193, Schwanz: 
paare 104. 

Sie findet fih auf den Antillen, und entflieht außerordent- 
lich fohnell, fobald fie Gefahr merkt; daber bat fie den Namen 
Coureresse. ‚Rochefort, Antilles cap. 13. 127. Bed» 
fteins 2acep. IV. 55. T. 6. $. 2. Moreau de Jonnes, 
Bulletin phil. 1818. p. 111. Journ. phys. 1818. (Iſis 1819. 259.) 

9) Die weißftrablige (C. cobella) 

fommt bäuflg aus Surinam, und wird nicht viel über 2 
Schub lang, ift bräunlihafhgrau, mit fehr vielen, fchmalen, 
weißlichen Querftreifen; die Bauchfchienen abmechfelnd halb weiß 
und balb braun; auf dem Hinterhaupt 2 weiße Düpfel. Bauch— 
ſchienen 150, Scmwanzpaare 54. Seba I. Taf. 11. Fig. 1. 
1. 3. 2.8.6. Merrems Beytr. J. ©, 16. T. 4. U. ©. 39, 
T.8. Becfleins Lacep. IV. 66. T. 7. $. 2. 

10) Die geringelte (C..annulatus) 

kommt ebenfalls: häufig aus Cayenne, wird gegen 3 Schub 
‚Jang, rötblibbraun, mit einer Neibe, zum Theil verfloffener, 
dunfierer Sieden auf dem Rüden. Bauchfchienen 190, Schwanz 
paare 96. Linne, Mus. Ad. Fr. t. 8. f. 2. Seba II. T. 9 
5. 3. Merremd Beytr. J. T. 11. 

44) Die Rüffelfhylange (EC. heterodon, constrictor) 

bat Kielfhuppen und einen dreyedigen Kopf mit abgeftuptem 
Okens allg. Naturg, VI. 36 


556 


Rüſſel; Rüden aſchgrau mit fchwarzen Flecken, gelblichen gegen 
den Rand, Bauch weiß und fchwarz gefledt; Länge 2—3 Schuh. 
Bauhfhienen 125, Schwanzpaare 40. 

Wird in Nordamerica, namentlid um Philadelphia, Schweine: 
nafe (Hog-nose), megen der rüffelfürmigen Schnauze, genannt 
und für giftig gehalten, fol auch lebendige Junge zur Welt brin> 
gen; der binterfte Zahn ift auch wirklich viel länger ald die an» 
dern; indeffen fihlingt fie fih den Menfchen um die Beine, ohne 
ihnen zu ſchaden. Catesby Taf. 56. Bechſteins Lacep, V. 
55. %. 4.8.1. Daudin VII. 153. tab. 60. fig. 28. 5 

Diefed fen die fogenannte ſchwarze Schlange (Black- 
Snake), melche die größte Länge unter allen in Nordamerica er— 
reicht, und zur Paarungdzeit wie ein Pfeil aud einem Bufh auf 
die Menfchen zufährt, ihnen auch fo fchnel nachſchießt, daß fie 
faum entkommen können. Erreicht fie einen, fo widelt fie fich 
um die Füße, und macht daß er umfällt. Das befte bierbey ift, 
daß ihr Biß nicht "gefährlich iſt und nicht mehr fchadet, als 
wenn man fih mit einem Meſſer gefchnitten hätte. Sie ift die 
gefehmwindefte unter allen Schlangen, und man muß gute Küße 
baben, wenn man ibr entkommen will. Die Furcht madt oft, 
daß. man ‚fie für eine Klapperfchlange halt und daher diefer eine 
Geſchwindigkeit zufchreibt, welche fle nicht hat. Kalm in ſchwed. 
Abh. XIV. 1752. 325. 

b. Die Baumſchlangen (Dryophis) 

“find ſchlank und dünn, wie eine Geifel, haben einen Schwanz 
foft fo Yang als der übrige Leib, und Flettern gewöhnlich auf 
Bäume in beißen Ländern. Deitfhen- Schlangen. 

12) Die Edelfiein-Natter (Col. ahaetulla), Boiga, 

ift eine Baumfchlange im füdlihen America, fehr fchlanf und 
geiſelförmig, über 3 Schub lang und nur einige Linien did, der 
Schwanz halb fo lang als der Leib, eine Reihe größerer Schup: 
pen auf dem Rüden; ganz glänzend dunkelblau ind Smaragd: 
geüne fchillernd, unten filberweiß. mit einer goldenen Kette auf 
dem Rüden und den Seiten. Baucfchienen 170, Schman;- 
paare 128, 

Dieß ift eine der prächtigften und zierlihften Sclans 
gen, welche auf den Bäumen fich wie eine Schnur von Edel» 


557 


fteinen in allen Farben bewegt, und von Pleinen Vögeln lebt, 
welche fie durch einen pfeifenden Ton anloden fol, auch von 
Amphibien. Die Kinder pflegen mit ihr zu fpielen. Seba I. 
T. 63. 5. 3. Linne, Mus. Ad. Fr. I. tab. 22. fig. 3. Ca 
tesbp I. Taf. 47. Bechſteins Lacep. II. 425. T. 27. $. 2. 
Daudin VI. pag. 63. tab. 84. Prinz Mar v Wied ll. 
265. Abb. 9. 14. C. liocercus, 

15) Die grünblaue (C. cyaneus, viridi-caeruleus) 

bat viel Aehnlichfeit mit der Boiga (C. ahaetulla), 2 Schub 
lang, oben ſchön dunkelblau, unten blaßgrün, Schuppen glatt. 
Bauchſchienen 158, Schwanzpaare 109. Kommt aud Surinam. 
Seba U. T. 43. F. 2 Bonnaterre T. 16. F. 25. Bed 
fteind Lacep. IV. 94. T. 11. F. 1. 

44) Die Spottnatter (C. nasutus) 

ift ebenfalls geifelfürmig, wird über 4 Schub lang und bat 
einen Jangen, aufgeflülpten Rüſſel; graßgrün mit zwey weißen 
Zängdftreifen an den Seiten und zwey ähnlichen auf dem Baudhe ; 
die Schuppen glatt. Bauchſchienen 178, Schwanzpaare 166. 

Sie findet fih in Oftindien, und hält fich faft beftändig auf 
Bäumen auf, wo fie wahrfcheinlich von Inſecten lebt. Sie fol 
auf die Borübergehenden ſchießen und fie in die Augen beißen. 
NRuffell Taf. 12. Bechſteins Lacep. IV. A7. Daudin VII. 
p- 9. tab. 81. fig. 1. 

Eine ähnliche finder fih in Nordamerica (C. mycterizans). 
Catesby U. T. 47. Seball. T. 23.5. 2% 

45) Die zweykielige (O. bicarinatus) 

ift neben der Corallenfchlange eine der gemeinften in Brafi« 
lien, wo fie 4—7 Schuh lang und 2—3 Zoll die wird; gelblidh- 
grün, unten grünlichgelb, Schwanz unten hodhgelb, in jeder Seite 
des Rückens eine Reihe Kıelfchuppen, Schwanz faft balb fo Yang 
ald der Leib. Bauchfchienen 157, Schwanztafeln 118. 

Sie ift fehr ſchlank, fhnell und gewandt, fieigt auf Bäume und 
Sträucher, auf deren Aeften und Laub man fie oft ruhen fieht; 
fie liebt auch Sandboden und fumpfige Gegenden in der Näbe 
des Meerd. Im Grafe ift fie fehmer zu erbafhen, leichter im 
Sande und in Pfaden, wo fie ſich gern fonnt. hr fehlanfer 
Hals ift oft von großen Kröten weit ausgedehnt. Die grüne 

56 ® 


558 


Farbe wird im Weingeift graulichbraun, die gelbe blau. Pr. M. 
v. Wied I. 284. Abb. 9. 8. Marcgrave 241. Boitiapo, 

16) Die geſchäckte (C. petalarius, pethola) 

fommt in vielen Veränderungen aus Surinam, fteht ziemlich 
aud mie die Ringelnatter, ift bleygrau mit ziegelrotben Quer: 
ſtreifen, unten gelblichweiß mit braunen Streifen. Bauchfchienen 
209, Schmanzpaare 90. Sebal. T. 54. F. 4. T. 82.8. 2% 

4. Sippfchaft. Abweichende Tafelfüpfe. 

Sie weichen von den andern ab in der Geftalt ded Kopfes, 
des Halfed oder ded Schwanzeß. 

9. G. Die Eorallen-Dttern (Elaps), Cobra coral, 

baben einen runden Leib mit glatten Schuppen, einen uns 
gewöhnlich Fleinen Kopf, deſſen Kiefer ſich wenig ermeitern kön— 
nen, ſehr ſchwache Giftzähne und einen kurzen Schwanz, faft wie 
bey den Rollſchlangen (Tortrix). 

Die geringe Ermeiterung des Unterfieferd kommt von der 
Berfürzung des Warzenbeind. Man mar lange zweifelhaft über 
ihre Giftzähne. Fr Boie bat aber wirklich ben der erften Gats 
tung zween in den kurzen Dberfiefern gefunden, im Gaumen 
je 8—9 febe kleine dicht hinter einander, im Unterfiefer 
jederfeitö 9, von denen der vierte abgerückt ftebt. Iſis 1827. 
©. 555. 

41) Die gebünderte (Coluber lemniscatus) 

fiebt faft wie eine Blindfchleihe aus, wird aber 3 Schuh 
lang, ift weiß, mit etlichen 40 ſchwarzen Gürteln, je drey näher 
beyfammen, zwey un den Kopf und zwey um den Schwanz. 
Bauchfchilder 200, Schwanzpaare etliche 30. 

Sie findet ſich baufig in Guyana und Surinam, umd gehört 
mit zu den zierlichften Schlangen, ſey frifch, nad) der Frau Mes 
rian (Surinam T. ...), ſchön ſchwarz, hochgelb und gelb ge» 
fledt, merde aber wegen ihred Giftes fehr gefürchtet. Seba J. 
T. 10. H. 3.27, 76. 5. 2,3. Linne, Mus. Ad. Fr. I. p. 34. 
tab. 14. fig. 1. Bonnaterre, Ophiologie t, 24. f. 46. Sfis 
1827. ©. 555. 

2) Die zinnoberrotbe (Elaps corallinus) 

ift eine fehr ſchöne, 2 Schub lange Schlange, zinnoberroth, mit 
ſchwarzen, grünlichmeiß gefäumten Gürteln, und findet ſich im ſüd— 


559 


lichen Brafilien ın großen Waldungen und Gebüfhen, auch felöft 
in der Nähe der Wohnungen auf trodenem Boden, befonderd im 
Sande, und unter abgefallenen Blättern, wo fie megen ihres 
Heinen Mauls mahrfcheinfih nur von Ameifen und Termi— 
ten lebt. 

Obſchon fie an jeder Seite des Dberfieferd nur einen einzie 
gen Zahn bat, der wahrf&peinlih ein Giftzahn ift, fo kann man 
fie do ohne Gefahr fangen und bey fich tragen, was der Pr. 
M. v. Wied felbft getban bat, in der Ueberzeugung, daß fie 
nicht giftig fey. Auch hat man, felbfi mit dem Vergrößerungs— 
glas, in dem Zahn keine Deffnung gefunden, Der Jäger, welcher 
jenen mit Pflanzen dicht überzogenen Waldboden betritt, ftaunt 
überrafcht und erfreut, wenn er auf dem grünen Teppich die 
brennendrotben Ringe diefer Zierde der Schlangen glänzen flebt: 
bloß Ungemwißheit über das Gift halt ihn anfänglich ab, ſogleich 
die Hand nach dein fchönen Gegenftande auszuſtrecken; wir lernten 
jedoch bald, daß feine Gefahr dabey war, wenn wie diefe Thiere 
‚aufboben und lebendig in den Tafchen umher trugen, Getödtet 
um den dunfeln Hals der Neger oder Indianer gewunden, gleicht 
fie den bunten Haldjchnüren, welche die Bewohner der Südſee— 
Inſeln zu Cooks Zeiten aus Bogeljedern verfertigten, In Bratınts 
wein verbleichen fie ganzlihd. Pr. M. v. Wied I 405. Abb. 
9.6. Leopold. Verhandl. X. 108. T. 4.; wahrſcheinlich auch 
in Scheuchzers Physica sacra t. 648. f. 2. t. 737. f. 1. 

3) Die Schoofßnatter (Coluber domicella, lacteus, 
hygeae) 

ift eine der niedlichften und zabınften Schlangen, kaum 2 
Schub lang, und ſehr ſchlank und bebend, ſchneeweiß, mit ſchwar— 

zen Gürteln, welche fih auf dem Bauche vereinigen. Bauch— 

ſchienen 118, Schwanzpaare 60. 

Findet ſich in Indien und am Vorgebirg der guten Hoffe 
nung, ift ſcheu, läßt fih aber manchmal gern aufnehmen und 
wärmen, und daher follen fie, nah Seba, die indifchen Frauen: 
zimmer, befonderd zur Regenzeit, oft an ihrem Halfe tragen; in 
der warınen Jahreszeit dient fie ihnen zur Abkühlung. Seba U, 
T. 35. 5. 2. T. 54. 5.2, Bonnaterre, Ophiologie tab. 9. 
Bechſteins Lacep. III. 340. T. 15. F. 2 


560 


10. ©. Die Hutfchlangen (Aspis, Naja) 

gleichen in der Befchuppung der Ringelnatter, haben aber 
lange und bemegliche Haldrippen und einen unbeweglichen Gift: 
zahn vor andern Zähnen, mie bey den Waſſerſchlangen; die 
Schuppen find glatt und gemölbt, ohne Kiel. HB 

1) Die gemeine (Col. naja, Naja tripudians) 

wird 4-6 Schub lang, ift grau oder bräunlichgelb, unten 
weiß, mit einer röthlihbraunen Brille auf dem Halfe. Bauch» 
fhienen 187, Schwanzpaare 58. 

Dieß ift eine der fchönften und merfwürbdigften, aber eine 
der gefährlichften Schlangen Oſtindiens. Gie zeichnet ſich durch 
lebhafte Farben auf den alatten und glänzenden Schuppen aus, 
durch ungeheuere Giftzähne, vorzüglich aber lange Haldrippen, 
welche die Schlange, wenn fie. gereizt wird, vorwärts zieht, wo— 
durch der Hals hinter dem nun fehr klein feheinenden und vors ° 
wärtd gerichteten Kopfe fehr breit wird und mie ein Hut ausſieht; 
daher fie bey den Portugiefen Cobra de Capello heißt. Wegen 
diefed fonderbaren Audfehend wird fie von indifchen Gauflern zum 
Tanz abgerichtet, und dem Volke für Geld gezeigt. . Man bat 
früher gemeynt, die Verdidung ded Halfes komme von einer 
Aufblähbung her. ‚Home bat aber die eigentlihe Einrichtung 
entdeckt. Phil. Trans. 1804, 346. tab. 7, 8. 

Nah Dan. Johnſon (Field-Sports in India, 1822,) hals 
ten fi diefe Schlangen in Löchern von Eidehfen, Mäufen und 

Ratten auf. Um fie zu fangen, feben die Einwohner, ob der 
Eingang glatt oder raud ift; im letztern ale wohnen Thiere 
mit Füßen darinn, im erflern eine Schlange. Dann graben fie 
‚vorfichtig ein, ergreifen den Schwanz mit der linken Hand, faffen 
- mit der ‚rechten Davor, und ziehen dad Thier ſchnell durch. die 
rechte Hand, bis diefe fich hinter dem Kopfe befindet, fo daß 
ed nicht mehr beißen kann. Sie geben übrigend nie allein auf 
die Jagd. Eine Perfon trägt immer eine Kohlpfanne mit, und 
erhält beftändig einen eifernen Nagel im Glühen, um denfelben 
in eine etwa empfangene Wunde zu floßen. Menſchen, melde 
ohne Stiefel im Grafe und in Binfen geben, werden oft von 
ihnen getddtet. 

‚ Rad) Kämpfer zähmt ein Brahman diefe Schlangen auf 


=» 4 
561 


folgende Art. Er hält einige Dubend einzeln in irdenen Töpfen. 
Ben milderer Sonnenhitze läßt er eine heraus, reizt fie mit 
einem Stod, wobey fie den Vordertheil des Leibes aufrichtet, 
den Hals ausdehnt, den Kopf vorftredt,, die Giftzähne zeigt und 
zu beißen fucht. Dann bält er plöplich den Topf vor, damit 
fie die Nafe daran ftößt und fich zurückzieht. Will fie entfliehen, 
fo wendet er den Kopf mit dem Sted um, und beginnt den 
Kampf von Neuem. Er wird felten länger ald eine Viertelftunde 
fortgefegt, damit die Schlange nicht ermüdet und abläßt. Zuletzt 
wagt fie nicht mehr zu beißen: dann hält er ihr bloß die Hand 
vor, bemegt fie bin und ber, und fo lernt die Schlange, welche der 
Hand drobend folgt, fich ebenfall8 hin und ber, auf und ab bes 
- wegen. Sie wird fodann an einen Gaufler verkauft, der damit 
im Lande umberziebt, und fie auf bejagte Art mit vorgehbaltener 
Fauft und unter Gefang tanzen läßt. Vorher läßt er fie aber 
in ein Stück Tuch beißen, damit fie dad Gift entleert; auch 
‘werden ihr bisweilen die Zähne ausgebrochen. Man hält die 
Schlangenwurzel (Ophiorrhiza mungos) für ein ®egengift, und 
daher trägt fie der Gaufler gewöhnlich in der Hand. Man fol 
darauf durch den Ichneumon, welcher daſelbſt Mungos heißt, ges 
fommen feyn. Er fey der Todtfeind der Brillenfchlange, fpringe 
derfelben auf den Kopf und beiße fie todt; werde er vergiftet, 
fo fuche er die Wurzel auf und freffe diefelbe. Die Schlange 
fol einen Stein im Kopfe haben, den man Schlangenftein nennt, 
und von dem man glaubt, daß er dad Gift aud den Wunden 
zöge. E⸗ ift eine Drachme fehmer, glänzend ſchwarz, lebt auf 
den frifhen Wunden, und foll nicht3 andered ald» gebranntes 
Hirfhhorn ſeyn, auch gar nichts nützen. Ruſſell bat viele Ver— 
fuche über die Vergiftung angeftelt, und auch gebiffene Menfchen 
gefehen. Sie wurden manchmal wieder bergeftelt, litten aber 
immer noch lang an den Folgen. 

Die Furcht vor diefen Schlangen ift in Indien, befonberd 
an der Küfte von Malabar, fo groß, daß man Nahrungsmittel 
an ihren Aufenthalt trägt, um fie von den Wohnungen entfernt 
zu halten. Man verziert mit ihren Abbildungen die Pagoben, 
bringt ihnen Opfer und ermweißt ihnen göttliche Verehrung. Sie 
fehleichet ſich bisweilen felbft in die Häufer, und dann bitrer fie 


‚562 


der Hausherr höflihft binauszugebenz beliebt es ibr nicht, fo 
fucht er fie durch angebotene Milch hinauszuloden. Iſt auch 
dieſes vergeblich, fo wird ein Bramine gerufen, der ihr mit vieler 
Beredfamfeit vorftelt, wie groß die Hochachtung der Mulabaren 
gegen fie fey, und daß fie in Betracht folder Gründe fih möchte 
bewegen laffen, die Familie zu verfchonen. Zu Cananor wurde 
der Gebeimfchreiber des Fürften von einer gebiffen, die 8 Schuh 
lang und armsdick war. Seine Begleiter trugen ihn ſammt der 
Schlange in einem verfhloffenen Gefäß in die Stadt, Der 
Fürft ließ fonleih die Braminen fommen, melde der Schlange 
vorftellten, wie wichtig das Leben diefed Dienerd dem Gtaate 
ſey; fie drobten ihr fogar, fie mit ibm auf den Sceiterhaufen 
zu verbrennen. Er flarb. Da dachte der Fürft, er müßte durch 
eine Sünde, den Zorn der Götter gereizt haben; daher ließ er 
die Schlange wieder aus dem Pallaft tragen, in Freiheit fegen 
und fich über dad Vorgefallene unterthänigft entfchuldigen. Die 
Chriften und Mobamedaner fümmern fih wenig um den Abers> 
glauben der Malabaren, und fchlagen diefe Schlangen todt, mo 
fie fie finden. Bechfteind Lacep. IH. 229. Taf. 4. Fig. 1. 
Kaempfer, Amoenitates II. 565. Fig. Scheuchzer,. 
Phys. sacra tab. 749. fig.9. Sebal. T. 44.8.1. Linne, 
Mus. Ad. Fr. t. 21. f. 1. Ruffell %. 5,6. Daudin VI. 
p- 62. tab, 71. 

Sobn Davy fagt, die Noya fen eine der gemeinfien Gift: 
fchlangen auf Eenlon, mo ed unter. 18 Gattungen nur 4 gibt, 
alle mit getbeilten Platten unter dem Schwanz, mie bey der 
Ringelnatter. 

Unter den ungiftigen ift die große Niefenfchlange und 14 
Nattern. Die Hutfchlange kommt dafelbft gemöhnlih 2—4 Schuh 
lang vor; die größte, welche er gefeben, faſt 6 Schub; es gibt 
bellere und dunflere. Die Eingeborenen verehren fie eber al fie 
fie fürchten; fie tödten fie nicht, felbft wenn fie ins Haus foınmt, 
fondern fleden fie in eine Taſche, und werfen fie ins Waſſer. Es 
‚gibt bier auch Schlangenzauberer,; mie in Dflindien. Er reizt 
diefelbe durch Schläge und fchnelle drohende Bewegungen der 
Hand, und beruhigt fie wieder durch feine Stimme, durch Yang 
fame Kreisbemegungen der Hand und fanfte Schläge. Wird das 


563 


Thier böfe, ſo vermeidet er geſchickt deſſen Angriffe, und fpielt 
nur mit ihm, wann e8 beruhigt ift, mo er dann dad Maul des 
Thiers an feine Stirn bringt, und damit über dad ganze Geſicht 
fährt. Dad Volk glaubt, der Mann befige mirflich einen Zaus 
ber, vermöge deffen er dad Thier ohne Gefahr behandeln könne. 
Der Aufgeflärte lacht darüber, und betrachtet den Mann als 
einen Betrüger, welcher der Schlange die Giftzähne ausgeriſſen 
babe: diefer irrt fich aber, und dad Volk bat Recht. Ich babe 
folche gezeigte Schlangen gefeben, und die Zäbne unverfehrt ge> 
funden. Diefe Menſchen befisen wirklich einen Zauber, zwar 
feinen übernatürlichen, aber den des Vertrauens und des Mutbhs. 
Sie kennen die Sitten und Neigungen dieſer Schlange, wiſſen 
wie ungern fie ihre tödtlihe Waffe braucht, und daß fie mur 
nach vielen. vorbergebenden Drobungen beißt. Wer dad Ber: 
trauen und die Hurtigfeit diefer Menſchen bat, Fann ihr Spiel 
auch nahabmen: und ich babe ed mehr ald einmal gethan. Sie 
können ibr Spiel mit jeder Hutfchlange treiben, fev fie frifh ge 
fangen, oder lange eingefperrt geweſen: aber fie wagen ed mit 
feiner andern. Eine gebiffene Henne farb nah 8 Stunden, ein 
Hahn nah 43, ein anderer nad 34 Secunden ; ein Hahn und 
einige Hunde famen davon. ae 1821. 8.83. T.1. F. 4. ( Iſis 
4825. 621.) 

Nah A. Smith ift die fogenannte Ringhals-Slang, am 
Borgebirg der auten Hoffnung, eine befondere Gattung von Bril- 
lenſchlangen; ebenfo die Nacht-Slang. Diefe fann aber den 
Hald nicht ausdehnen. fie 1832. 684. 

2) Die aguptifche (Col. haje) 

wird gegen 2 Schuh lang, >at alatte, gemölbte Schuppen 
auf dem Rüden und 7 Feine Plättchen um die Augen, ift grün— 
lih mit kurzen braunen Streifen, und Fann auch den Hald etwas 
ausdehnen. Bauchfcehienen 204, Schmanzpaare 98, 

Sie finder fi in Aegypten, wo fie Nefcher beißt, auch am 
Dorgebirg der guten Hoffnung. Sie ift ſebr gefährlid. Wird 
fie gereizt, fo breitet fie auch den Hals aus und ſchießt auf den 
Feind los. Die fogenannten Zauberer fangen fie ebenfalls, reißen 
ihr die Zähne aus, und machen mit ihr alleriey Gaufeleyen, um 
dadurh Geld zu gewinnen. Sie find namentlih im Stande, 


x 


564 


fie fteif zu machen, daß fie diefelbe wie einen Stod in der Luft 
bin und ber fchwingen können, troß den Zauberern zu Pharaons 
Zeiten, welhe Moſes zu Schanden machen mollten, der aber 
die Kunft ebenfalls verftand. Geoffroy St. Hilaire bat nehm» 
li bemerkt, daß fie diefelben mit dem Daumen binter dem 
Kopfe drüdten, wodurd fie den Starrframpf befommen und fleif 
werden. N 
Sn den Dörfern um Cairo haben fi) vor 100 Fahren, nad 
Sham (Reife 1738. Cap. 5.), mehr ald 40,000 Menfchen von nichts 
anderem ald Schlangen und Eidechfen erhalten. Diefe fonderbare 
Lebensweiſe verfchaffte ihnen die Ehre, unmittelbar unter dem ge= 
fliften Teppich von fehmarzer Seide, der jährlich .zu Cairo für 
die Caaba zu Mecca verfertigt wird, berzugehen, wann er in 
Proceffion vom Schloffe durdy die Stadt getragen wird. Diefe 
Proceffion wird immer von einer großen Menge begleitet, welche 
fingen und tanzen, und die munderlichfien Gebärden und 
Renfungen maden. mh 

Die’alten Aegpptier baben fie für den Beſchützer ihrer Felder 
angefeben, und an beiden Seiten einer Erdfugel häufig abgebildet, 
Sie hieß bey ihnen Aspis und wurde gebraudht, um fi 
felbft zu tödten, wie es die Elenpatra gethan bat, oder um 
auch Berbrecher damit binzurichten. Daß es diefe Schlange ge> 
wefen, bemeißt eine Stelle von Lucanus (Pharsal. IX. 701.), 
morinn er von ihrem angefchwollenen Halfe fpriht. Galen fagt 
(De Theriaca I. cap. 8.): wenn man in Alerandrien einen 
Verbrecher fehnell und menſchlich hinrichten wollte, fo legte man 
ibm eine Aspis auf die Bruft; die Cleopatra babe fih, um 
fi einen fanften Tod zu bereiten, einen Einfchnitt in den Arm 
gemacht, und Bift von der Aspis in die Wunde gethan, welches 
fie in einem Gefäß beftändig bey fih getragen. Sueton fagt 
dagegen (Octavianus XVIL): Dctavian habe, um die Eleos> 
patra im Triumphe führen zu Fönnen, Pfollen fommen laffen, 
um ihr dad Gift auszufaugen, weil er glaubte, fie wäre am 
Biffe der Aspis geftorben. Haffelquifts Reife 366. Forſkal 
©, 14. ! 
Der Grund, warum die Alten die Haje oder ihre Aſpis als 
dad Symbol der Welt beſchühenden Gottheit und ald den ireuen 


4 


565 


Hüter ihrer Felder verehrten, liegt, nah. Geoffroy St. His 
Yaire, in der fonderbaren Gewobnbeit diefer Schlange, daß fie, 
fobald man ſich ihr nähert, den Kopf aufrichtet, um für ihre 
eigene Sicherheit zu: wachen. Sie ift in Aegupten ziemlich vers 
breitet, und bält fich bisweilen in den Gräben, meiftens jedoch 
in den Feldern, auf, wo ihr die Bauern oft begegnen. Obſchon 
fie die ſchnelle Wirkſamkeit ihres Giftes kennen, fo laffen fie fich 
doch nicht in ihren Gefchäften flören, weil fie miffen, daß fie nicht 
angreift, wenn man fich etwas von ihr entfernt hält. Sie bleibt 
subig mit dem aufgerichteten Kopfe liegen, folgt ihnen aber ims 
mer mit den Bliden. Sie ift unter allen Lurchen derjenige, von 
welchem die Gaufler zu Cairo am meiften Nugen zu zieben wifs 
fen. Sie reißen ihnen die Giftzähne aus, und ehren fie eine 
Menge fonderbare Bewegungen maden, um dad Volk in Erftau> 
nen zu ſetzen; in Europa würden die Gebildeten darüber noch 
mehr erftaunen. Sie fünnen, wie fie fi ausdrüden, die Haje 
in einen Stock verwandeln und fie zwingen, ſich todt zu fielen. 
Um diefed zu bewirken, fpeyen fie ihr ind Daul, fchließen ihr 
daffelbe, legen fie auf die Erde, und, um ihr gleichſam den lebe 
ten Befeb! zu geben, legen fie ibr die Hand auf den Kopf *): 
„die Schlange wird fogleich fteif und unbemweglich, und fallt in eine 
Art Schlaffuht, woraus fie diefelbe nach Belieben erwecken, ins 
den fie fie an Schwanz fallen und ihn zwiſchen den Händen 
ſtark rollen. Die ganze Wirkung kommt bier augenfcheinlid von 
dem Drucd auf den Kopf. Geoffroy wollte daher haben, der 
Gaukler folte nichtd anderes thun, als ibr die Hand auf den 
Kopf Iegen. Das betrachtete er aber ald einen fürchterlichen 





») So haben es fchon die alten Pſyller nah Plinius gemadt: 


Crates Pergamenus in Hellesponto circa Parium, genus homi- 
num fuisse tradit, quos Ophiogenes vocat, serpentium ictus con- 
tactu levare solitos et manu imposita venena extrahere corpori. 
Varro etiamnum esse paucos ibi, quorum salivae contra ictus ser- 
pentium medeantur. Similis et in Africa gens Psyllorum fuit, ut 
Agatharchides sceribit, a Psyllo reye dieta. Horum corpori Ingeni- 
tum fuit virus exitiale serpentibus, et cujus odore sopirent eas. — 

Et tamen omnibus hominibus contra serpentes inest venenum: 
feruntque ictas suliva, ut ferventis aquae contactum fugere. Quod 
si in fauces penetraverit, etiam mori: idque maxime humani jejuni 
oris.. Lib. VO. cap. 2. 


566 


Frevel, und ihat ed nicht, ungeachtet aller Anbietungen. Geof 
froy drüdte ibr dann felbft etwas ſtark auf den Kopf, und fo> 
gleich zeigten fih alle Erfheinungen, melde der Gaufler nur 
durch feine myſteriöſen Geften bervorzubringen glaubte. Als er i 
diefes fab, lief er aus Schreden davon, meil er diefed Wunder 
für eine fhauderhafte Entheiligung bielt. 

Die neuern Pſyllen rühmen ſich wirflich, von ihren Vorfahren 
dad Geheimniß, den Schlangen zu befehlen, allein zu befipen: 
daber veranlaffen fie dad Bolf den Verſuch felbft zu machen, der 
aber immer mißlingt, weil e8 nur die auffallenden Nebendinge 
nachahmt, ind Maul fpept u. dergl. Da nun die Schlange nicht 
einfchläft, fo halt e8 die Gaufler, natürlicher Weife, für große 
WBundermänner. Egypte, Vol. 24. 88. tab. 7. fig. 2-5. Sa- 
vigny, ibid. p. 139. Suppl. tab, 3. fig. 1—3. 

11. ©. Die Ruderfhlange (Platurus) 

bat Schienen und Kopftafeln wie die Ringelnatter, weicht 
aber ab durch einen Ruderſchwanz und Giftzähne, die unbewegüch 
ſeyn follen, wie bey den andern Meerfchlangen. | 

4) Die gemeine (Col. platycaudatus, Hydrus colubrinus) 

wird über 2 Schuh lang, afıhgrau, mit breiten braunen 
Gürteln, . Bauchſchienen 200, Schwanzpaare 45. 

&ie findet fib in Oftindien und an den Inſeln der Südfee, 
ohne Zweifel im Meer, mad man aber noch nicht recht weiß. 
Sie weicht von den andern Wafferfchlangen. vorzüglic duch die 
Bauchfihienen und die Kopfplatten ab. Linne, Mus. Ad. 
Fr. I. tab. 16. fig. 1. Thunberg, Diss. I. 1787. pag. 11. 
Sham II. Taf. 123. Bonnaterre, Oph. tab. 20. fig. 36. 
Bechfteind Lacep, III. 368. %. 20. $. 1. Daudin VII. 226, 
tab. 85. fig. 1. 


6. Zunft. Schienenfhblangen. 
Bauch- und Schwanzfchienen breit und ungetheilk. 

Die bieher gehörigen Schlangen find ſämmtlich giftig, leben. 
bloß in beißen Ländern, und unterfcheiden fih von den Rieſen— 
ſchlangen äußerlich durch die viel breitern Schienen am Bauche, 
welche lange Vierecke vorfielen und fih über die ganze Breite 


567 


des Bauches ausdehnen, während fie bey jenen nur Furze, meift 
fech8edige Tafeln find. Ueber den Unterfchied der Biftfchlangen 
f. Gray in Phil. Trans. 79. p.2l. 

Die einen haben meift nur Schuppen auf dein Kopfez die 

andern 9 Tafeln, wie bey der Ningelnatter. 
A. Schuppenföpfe. 
1. Sippſchaft. Schuppenföpfe ohne Klapper. 

1. G. Die Raub-Dttern (Echis, Scytale) 

baben Kielfhuppen auf Kopf und Rüden, einen Furzen 
Schwanz und bewegliche Giftzähne, Feine Badenlöcher. Hieher 
einige Fleine Schlangen aus Dftindien und Aegypten. 

4) Die ägyptiſche (E. pyramidum, arenicela) 

ift oben aſchgrau mit ſchwärzlichen vieredigen Flecken, unten 
meißlich und fehmarz gedüpfelt. Bauchfchienen 477, Schmwanz- 
fhienen 29. Die Schuppen bilden auf dem Rüden 26 Reiben. 

Sie finder fich nicht felten auf fandigem Boden in der Nähe 
der Pyramiden, wo fie Geoffroh und Savignyh zuerſt entdedt 
baben. Auch kommt fie bisweilen in den Wohnungen zu Cairo 
vor, wo fie febr gefürchtet wird, Sie hat viel Achnlichfeit mit 
den Bipern, läßt fich aber leicht Durch die ungetbeilten Schwanz⸗ 
fehienen unterſcheiden; der breite und binten flarf angefchmwollene 
Kropf ift faft ganz mit Meinen ovalen Kielfhuppen bededt, welche 
denen bed NRüdend gleichen; nur um die Kiefer und am Ende 
der Schnauze haben fie einige Täfelchen; der Schwanz ift Furz, 
ſehr dünn und endigt in eine feine Spige. Die Giftzähne gleis 
hen denen der Diter. Die gewöhnliche Größe ift 1'/,', wovon 
der Schwanz über 2 Zoll beträgt; die Die 4'/,‘, der Schwanz 
nur 3 Linien. Eine der größten hatte 178 Bauch- und 34 Schwanz» 
fehienen; eine mittlere 182 und 32, eine ähnliche 169 und 38, 
eine ganz Peine nur von der Länge eines Schuhes 183 und 34. 
Der Rüden ift braun, mit Fleinen unregelmäßigen ‚meißlichen 
Querbändern, 36 — 40, unten weißlich mit 5 — 6 fhmarzen 
Düpfeln auf jeder Schiene. 

Vorzüglich beym Big diefer Schlange nimmt man in Aegyp⸗ 
ten feine Zuflucht zu einer Corporation, welche ein audgearteter 
Reſt der alten Pollen iſt. Sie haben fih vom Vater auf den 
Sohn fortgeerbt und erfcheinen unter dreyerley Formen. 


568 

Sie fiqurieren 1) bey den religidfen Proceffionen, beſonders 
bey der Einweihung des reichen Teppich®, welcher jährlich nad) 
Mecca gefhidt wird und den man mit Pomp durch die Hrupt> 
gaffen von Cairo trägt. Sie fpielen dabey eine Hauptrolle und 
zwar eine der fonderbarften. Sie erfcheinen faft nadend, ahmen 
die Gebärden der Verrüdten nad und tragen große Zmwiefäde, 
um viele Schlangen darein fteden zu können, mit denen fie ihren 
Hals, ihre Arme und ale Theile des Leibes ummiceln. Um die 
Theilnahme ‚der Zufhauer aufs höchſte zu erregen, laſſen fie ſich 
von denfelben ftehen und Bruft und Bauch zerfleifchen; dabey 
behandeln fie fie mit einer Art von Wuth, und thun ald wenn 
fie fie ganz roh freffen wollten. 

An den gewöhnlichen Zagen machen die ärmern von diefen 
Pollen die Gaukler auf den Marftplägen. Sie treiben damit 
ale möglichen Streiche, um Erftaunen und Schrecken zu erregen. 
Dazu mählen fie am liebften die Haje. 

Endlich bilden fie eine eigene Corporation, melde beftimmt 
fey, die Schlangen zu rufen und die Wohnungen zu Brfreyen. 
Sie haben die fire Idee, daß Fein Aegyptier, welcher nicht von 
Pſyllen abftammt, im Stande wäre, die Schlangen zu bezaubern, 

Manchmal halten fi wirklich Schlangen unten in den Häu— 
fern an feuchten und dunfeln Stellen auf. Wird es zu feudht 
und zu Falt, fo fhleichen fie fih in die obern Zimmer, wo man 
biömeilen ganze Nefter unter den Fußdecken oder Matragen 
antrifft. Die reihen Leute wenden fih an die Pſyllen, um ihrer 
los zu werden. Die Mufelmänner fümmern fih aber meiftend 
nicht eber darum, als bis fie jemand Furcht eingejagt baben, 
tbeil8 aus natürliher Gleihgültigkeit, theils, weil die Pſyllen 
felten find, unverfhämte Belohnungen verlangen, und überdieß 
oft betrügen, indem fie entweder Schlangen beimlich mitbringen, 
oder durch ihre Helfer einfhmuggeln. 

Um dahinter zu Fommen, befahl daher einmal der franzöfis 
fche Anführer (wohl Bonaparte), e8 folte ein folcher Pſolle eine 
Schlange locken, welche fih unten im Pallaft aufhalte. Geof— 
frov batte ihn zu beauffichtigen. Man zog ihn vorher ganz 
aus, und unterfuchte feine Kleider. Dann ließ man ihn ſuchen. 
Oft rief er aus: Wenn aber Feine Schlange va ift? und war 


‚569 


fehr unrubig. Man gab ihm etwas Geld, und fagte ihm, er foll 
nur locken. Dann machte er ſich daran, und fuchte vorzüglich an 
feuchten Orten. Dafelbft ziſchte er bald flarf, wie die Männchen, 
bald dumpf, wie die Weibchen. Endlich antwortete nad 2 Stuns 
den wirklich eine Schlange, und fam zum Borfchein. Darüber 
fließ der vorber froftlofe und änaftliche Pfolle ein lautes Freuden: 
geſchrey aus, richtete fich ftolz auf, und ſuchte in den Blicken der 
Umftebenden zu leſen, cb fie nun glaubten, daß er von feinen 
Abnen eine Kraft geerbt habe, welche andere Menfchen nicht be> 
ſäßen. Egypte Vol. 24, 77. t. 8. f. 1. Scythale des Pyrami- 
des. Savigny ibid. tab. 4. fig. I—4. 

2. G. Die Stiefelfhlangen (Cenchris, Tisiphone) 

baben Kielfhuppen, einen dreyedigen, abgefepten Kopf mit 
Zafeln und Backenlöchern; Schwanzipige bornig, einige Schwanz⸗ 
fhienen find bisweilen getbeilt. 

1) Die gemeine (C. marmorata, Col. ——— Mocke- 
son, Copperhead, 

wird nur 41% Schub lang, ift röthlihhraun, mit 46 dunkeln 
Querbändern und einer Reibe bräunliher Sleden auf den Seiten; 
unten gelblich mit ſchwarzen Dupfen. Bauchſchienen 158, Schwanz» 
fohienen 35 und 10 getbeilte. 

Sie findet fih in Nordamerica, ift gefährlich, * langſam. 
Der Name Mockeson bedeutet Halbſtiefel, weil die Schlange 
deren Farbe bat. Beauvais, Acad. of Philadelphia IV. 380. 
Daudin V. 358. tab. 60. fig. 25. tab. 70. fig. 3, 4. Sah, 
Iſis 1822. 1333. Fr. Boie, ebd. 1827. 562. 

2. Sippfhaft. Klapverfhlangen: mit Badenlödern 
und einer Schwanzklapper. 

Die Klapper beftebt aud den Schuppenringen am Ende des 
Schwanzer, woron der legte bey jeder Häutung hängen bleibt. 
Man findet gemöhnlid ein Dutzend dergleichen Ringelz e8 gibt 
aber auch 20 und mehr, wornach man dad Alter ungefähr bes 
flimmen wil. Da fie bohl find und zum Theil in einander 
ftefen, fo reiben fie fih beym Schwingen des Schmanzed an- eins 
ander, und fchallen wie leere Nußfchalen, wenn man fie rüttelt. 

Die Badenlöcher, welche fih auch bey manden Riefenfchlan: 
gen finden, hat zuerft Patrik Ruſſell entdedt, Dome aber 


570 


genauer anatomiert. Es liegt eines jederfeitd zwifchen den Nass 
Iöchern und den Augen in Schädelgruben, bilden aber blinde 
Säde, und ſtehen weder mit den Augen noch mit der Nafe in 
Verbindung. Phil. trans. 1804. 70. tab. 3. fig. 1-3. 


3. & Die Klapperfhlangen (Crotalus), Serpent a 
sonnette, 

baben Schuppen auf dem Kopf und eine Klapper am 
Schman;. 

Sie finden fi bloß in America, werden wegen ihres Giftes 
ſehr gefürdhter, verratben ſich aber durch ihr Klappern, welches 
dem Geräufhe des Scheerenfchleifend gleicht. Bey Regenwetter 
bört man ed jedoch faft gar nicht, und daher muß man bey fei> - 
nen IBanderungen vorfichtiger um ſich ſehen. Die Wilden reifen 
zu Diefer Zeit nicht gern in den Wäldern, auch nehmen fie 
einen Umweg, wenn ein Baumſtamm im Wege liegt. Die ſo— 
genannte Zauberfraft diefer Schlangen ift nichts anderes als die 
Angſt, welche die Thiere fo Lähmt, daß fie nicht mehr entfliehen 
können. Es find träge, langfame Schlangen, denen ınan leicht aus—⸗ 
meichen Fannz ‚auch beißen fie nicht, wenn man fie nicht reizt. 
Die Erzählungen, daß fie ganz burtig auf Bäume Plettern und 
ſelbſt Eichhörnchen einholen könnten, entbebren aller Wahrfchein> 
lichkeit. Sie freffen übrigens Peine Vögel, Säugthiere, aber 
auch Regenwürmer, welche man in ihrem Magen gefunden bat. 
Nah Einigen bringen. fie lebendige Junge zur Welt, nad) Ans 
dern legen fie Eper in geringer Zabl. 

Des Winters fanmeln fie fih in Erdlöchern und halten 
Winterfehlaf, der aber nicht tief ift. Die Neger und Indianer 
ſuchen fie fodann auf, um fie zu verzehren; das Fett läßt man 
an der Sonne zergeben, und legt e8 gelegentlih auf Wunden. 
Im Frühjahr bäuten fie fih, und fegen einen neuen Ring an 
die Klapper; fo 5—Amal ded Sommers, verlieren aber auch 
wieder; daber läßt ſich ihr Alter nicht darnach beſtimmen. Iſis 
1832. 1039, 

Man behauptet, fie würden von großen Schlangen gefreſſen 
und auch von den Schweinen, denen ſie, wegen ihrer Borſten, 
nicht leicht beykommen können. 


571 


4) Die nordamericanifcdhe (Cr. durissus, atricauda- 
tus), banderd Rattle-Snake, 

wird über 4. Klafter lang, bat 2 Reihen Eleiner Plättchen 
auf der Schnauze; ift braun, mit mehr ald 20 unregelmäßigen 
ſchwarzen Binden; der Schwanz ganz ſchwarz, der Bauch gelblich» 
meiß mit ſchwarzen Düpfeln. Bauchfhienen 177, Schmanz> 
fchienen 24. 


Sie findet fih in dem wärmern Nordamerica bid zum 45.° 
Nordbr., vorzüglich in Virginien, Florida, Carolina, Pennfpls 
vanien und Canada, von den Küften des Meered an bis zum 
Rockngebirge, wo man jedoch eben fo wenig bey Reifen u. dergl. 
an fie denkt, ald bey und an die Kreuz-Dtter oder an einen tollen 
Hund, obſchon bin und wieder Fäle vorfommen, welche tödtlich 
ablaufen. Mit einiger Borfiht Fann man fie Leicht mit einer 
Gerte todtfchlagen, indem fih die Rückenwirbel verrenken. 
Starke Stiefel fihern gegen den Big. Die Gefchichte, daß ein 
in einem Stiefel ftedden gebliebener Zahn 3 Männer, welche fich 
in einer Reihe von Jahren daran gerist hätten und geftorben 
wären, fiheint ein oft aufgetifchtes Mährchen zu ſeyn; wenigſtens 
fol fie bald in diefer, bald in jener Gegend ſich ereignet haben. 

Diefe Schlange wird biömeilen lebendig in einem doppelten 
Drabtfäfig in Europa umbergeführt. So bald der Käfig aufge: 
deeft wird, erhebt fie den Schwanz, zittert damit, wodurch die 
Klapper anfängt zu rafheln. Sept man ein junges Caninchen 
binein, fo befinnt fi die Schlange eine Zeit Yang, und beißt 
dann fehnel zu. Nach wenigen Minuten ift dad Thierchen todt. 
Beder in der Iſis 1828. 1132, 


“Die Haut, die Muskeln, dad Zwerchfell und felbft da8 Herz 
finden fich entzündet, und das Blut ſchwarz. Wibmer in der 
Iſis 1829. 564. Fröfche, Tauben, Hunde, felbft Rirder und 
Pferde fterben ebenfalls in Furzer Zeit. 


Kalm bat in den fohmedifchen Abhandlungen ausführliche 
Nachrichten darüber gegeben. . 

Er bereite vor ungefähr 80 Jahren einen großen Theil von 
Nordamerika und bat ſowohl eigene Beobadhtungen darüber an» 
geftelt, ald auch glaubwürdige Nachrichten eingezogen. Sie ift 

DfenE allg. Naturg. VI. 37 


572 


unter allen Giftſchlangen die gefährlichfte: denn man hat Beifpiele, 
dag Menfhen und Vieh ſogleich todt niedergefallen find, wenn 
fie einen Stich in eine große Ader befommen hatten. Das ges 
ſchieht jedoch felten, und die meiften leben noch mehrere Minuten, 
einige Stunden, mandmal ein Paar Tage, und fommen aud 
wohl, wenn zeitlich dienlihe Mittel angewendet werden, davon. 
Am meiften find die wilden Americaner, welche den größten Theil 
ded Jahres in den Wäldern auf der Jagd berumlaufen, diefer 
Gefahr audgefestz; daher hat fie auch die Noth gelehrt, allerley 
Kräuter und andere Mittel dagegen zu verfuchen, und die @uro> 
päer haben fie von ihnen audgeforfht. Sie find gewöhnlich 3 bid 
4° lang und gegen 2“ did; ed fol aber 6° lange geben und faft 
fo did ald ein Arm. Eine getddtere von Mittelgröße hatte 173 
Bauchs und 26 Schwanzfchienen, jederfeitd nicht bloß einen, fons 
dern 2 lange Giftzähne, fo fein mie eine Nadel, und daneben 
noch mehrere Kleine; außerdem auf jeder Seite des Gaumens 
5 —6 andere. Die nördlichfte Stelle, wo man fie in Neu-Eng» 
land gefeben bat, ift der Flug Merimad zwifchen 43 und 44 
Breite, in Canada ein Berg am See Champlain, der Roche 
fendue heißt, mitten zwifchen dem 44ſten und 45ſten Grad. Bor 
Zeiten waren diefe Schlangen überall häufig; jest aber find fie 
da, wo die Europäer dad Lund angebaut haben, faft ganz audges 
rottet und finden fih nur gegen die blauen Berge. Viele alte 
Reute haben nie eine gefeben; Kalm felbft find nur drey vorges 
kommen. Doch bat er oft welche in Büfchen Flappern gehört. 
Das thun fie jedes Mal, fobald fie etwas Lebendiges ſehen, indem 
fie Kopf und Schwanz aufrichten. Der Ton Plingt faft wie das 
Schnurren der Spinnräder. Im Herbfte Friechen fie tief in bie 
Erde und liegen haufenweiſe fhlummernd beyfammen. Man fagt, 
fie arbeiteten foviel Erdreich heraus, daß die Wände nadhfielen, 
und man bat ihm folche Löcher gezeigt, welche faft wie eingefallene 
Keller ausfaben. Im Frühjahr kommen fie heraus, um fi zu 
fonnen, Friechen aber des Nachts wieder hinunter, bis feine Fröfte 
mehr einfallen, worauf fie fich zerftreuen. Die Europäer vertilgen 
fie zur Zeit, wo fie noch beyſammen in der Sonne zu liegen 
pflegen. Ein Schwede von der dortigen Colonie tödtete 16 mit 
einem einzigen Schrotſchuß; ein anderer [hlug an einem Morgen 


573 


auf einem Bergrüden 70 Stüd todt, wurde aber am Ende wegen 
ihres Geſtankes faft ohnmüchtig, daß er davon gehen mußte, 

Ihr gemöhnlicher Aufenthalt find ded Sommers bemaldete 
Berge; bey großer Hibe geben fie auch in die Wälder der Ebenen. 
Sie lieben befonderd die Kalffteingebirge, und find daher in Menge 
am Wafferfall des Niagara, wo täglich von den Durchreifenden 
2 oder 3 erfchlagen werden. Die gemwöhnlichften Stellen, wo fie 
des Sommers liegen, find umgefallene Stämme, über die man 
daher nicht fchreiten darf, fondern fpringen oder berumgehen muß; 
ferner liegen fie gern an der füdlichen Spise eined Bergrückens 
bey einer Quelle, wo fie megen ihrer Langſamkeit auf Fröfche oder 
faufende Thiere lauern. Man glaubt, fie ſeyen fo viel Jahre alt, 
als fie Klapper: Ringe haben. Bor Zeiten habe man SKlappern 
gefunden von 44 Ringen. Bon den jebt Iebenden Leuten hat 
Ralm einen einzigen gefprochen, der in feiner Jugend eine Klap⸗ 
per mit 50 Ringen befommen habe; einige wenige fagten, fie 
hätten welche mit 20 gefeben, Gegenwärtig haben die größten 
Schlangen nur 4—12 Ringe, die Jungen gewöhnlih nur 
einen. 

Einige fagen, fie klapperten aus Furcht, andere aus Zorn: gewiß 
ift e8, daß fie Flappern, wenn man nach ihnen wirft; läßt man 
fich nicht feben, fo bören fie bald auf und riechen fort, Diejeni- 
gen, welche nicht furchtfam find, Flappern erft, wann fie beißen 
fönnen. Die Wilden fagen, fie Fappern nicht, wann fie Böͤſes 
im Sinn haben, Wer fie todt fchlägt, nimmt gewöhnlich die 
Klapper mit ald Merkwürdigfeit oder als Siegeszeichen. Man 
glaubt, daß immer ein Paar beyſammen iſt. Obſchon fie felten 
fliehen, fondern fi zur Wehr ftellen ; fo hat man doch wegen ihrer 
Langſamkeit nicht zu fürchten, daß fie einen mit einem Sprung 
überfallen oder gar ereilen. Kommt man plößlich auf fie zu, fo 
zeigt fie einige Furcht, legt fih in einen Kreis, klappert und fieht 
den Feind fo lang flarr an, bis er zum bequemen Biß nahe ges 
nug fommt. Bleibt man ftehen, fo verfriecht fie fich in’d Ges 
büſch; folgt man ihr, fo wiederholt fich diefelbe Scene, Sie vers 
folgt niemals ihren Feind, Ein und der andere hat wohl erzählt, 
daß er derfelben Faum hätte entrinnen Fünnen: allein dann bat 
er die ſchwarze Schlange (Blak snake, Coluber heterodon) das 

57 ® 


574 


für angefehen, Diefe folgt wirklich den Menſchen nach und beißt 
diefelben, jedoch ohne Schaden. 


Die Klapperfihlange Fann ziemlich gut über Seen und Flüſſe 
ſchwimmen, und kommt dafelbft faft fehneller fort als zu Lande. 
Sie fieht dabey wie aufgeblafen aus und ſchwimmt auch völlig 
wie eine Blaſe auf dem Waffer, Es ift dann nicht rätblich, fie 
anzugreifen, weil fie fi plöglich in’d Fahrzeug werfen Fann, mo» 
von man Beifpiele bat. 

Sie gibt einen folden Geſtank von fih, daß felbft Menſchen 
fie riechen und Pferde und Rindvieh fheu davon laufen. Diele 
Perfonen find fhon auf fie getreten oder haben fie im Laube fortz 
getragen, ohne daß fie gebifien hatte. Auch Eriecht fie biömeilen 
Schlafenden über den Leib; dann hat fie aber ſich an einem Eich— 
hörnchen oder an einem andern Thiere gefättigt: denn, wenn fie 
bungerig ift, darf man ihe nicht nahe kommen. Auch beißt fie 
nicht, fo lange fie ausgeftrecdt Liegt. Sie kann auf ihrem Kreid 
nicht weiter ald ihre halbe Leibeslänge vorſchießen, weil fie fich 
auf den Hintertheil ftüht, Hält man einen Stod vor, fo weiß 
fie denfelben fehr wohl zu unterfcheiden; fie beißt nicht hinein, 
fondern zielt na dem Fuße. 


Die Bebifjenen fühlen von Anfang nicht mehr, ald menn fie 
fih an einem Dorn geritzt hätten; aber gleich darauf werden fie 
ängflli), matt, bekommen ſchweres Athmen, unbefchreibliche 
Schmerzen umd Herz, unerfättlihen Durft, dem fchneller Tod 
folgt. Die Wunden gleichen zwey Nadelftihen; der Theil fhmwillt 
an, zuletzt aud die Zunge, daß fie den ganzen Mund ausfüllt 
und ſchwarz wird, der Leib fhädig, und man fagt, er befomme 
die Barbe der Schlange. Wenn indeffen Feine Hilfe fommt, fo 
verliert der Kranke faft alle Empfindung und flirbt. Kommt auch 
einer davon, fo verliert er feine lebhafte Farbe, wird gelblich und 
behält ein fprenklichted und unangenehmes Geſicht auf feine ganze 
Lebenszeit; auch bekommt er jährlich um diefelbe Zeit Schmerzen 
und Gefchmulft, welche mit einem Abfud von Ofterluceywurzeln 
gehoben wird. - Den Hunden begegnet daffelbe, und einer, welcher 
zwey mal gebiffen und geheilt worden war, murde im folgenden 
Sahr um diefelbe Zeit wüthend. Man erzählt, wenn mehrere 


575 


Perfonen hinter einander geben oder reiten, fo beige die Schlange 
nur den letzten Menfchen oder das lebte Pferd. 

Kühe und Pferde fterben gewöhnlich auf der Stelle, biömweilen 
auch die Hunde, jedody felten. Man bat ein Benfpiel, daß einer 
fünfmal gebiffen und gebeilt worden war, obſchon er fehr Franf 
und gefhwollen gemefen, Auch bat man Benfpiele, daß die Zähne 
durch dicht anliegende Stiefel gegangen find: ficherer ift ed, wenn 
man meite und gefaltete Bootmanndhofen darüber trägt. Sol 
ein Zahn fol einmal fteden geblieben feun und nachher beym 
Schmieren einen Dann fo verwundet haben, daß er ftarb. Ein 
Anderer habe nah 4 Tagen einen folhen Stiefel angezogen, ſey 
ebenfalld gerigt worden und kaum lebendig davon gekommen. 
Kalm bat mit einem ausgefchnittenen Zahn, den er nad 
Schweden mitgebragt, eine Kate ohne Schaden verwundet. Die 
Wilden reinigen die Zähne und brauchen fie als Lanzetten zum 
Aderlaffen. 

Ihre Nahrung befteht aus Pleinen Vögeln, Fröſchen, Eich» 
hörnchen und Eleinen Hafen, Ja man bat felbft Minfe (Mustela 
vison) faft von der Größe eined Marder in ihrem Magen ge> 
funden; größere Thiere, wie Eichhörnchen und Hafen verfchlingt 
fie nur halb und bleibt Liegen, bis das erſte verzehrt ift, worauf 
die andere Hälfte nachgezogen wird. 

Man fihreibt diefer Schlange die fonderbare Eigenfchaft zu, 
als Fönne fie Vögel und andere Pleine Thiere bezaubern. Sitze 
auch eined ganz oben auf einem Baume, fo ſey ed nicht mehr im 
Stande, fortzufliegen oder zu fpringen, fobald fie ihre Augen 
flare darauf richtet; es fängt an, einen fehr Fläglichen Ton von 
fi) zu geben, woran man erkenne, daß es bezaubert werde. EB 
büpfe fodann miederholt den Baum auf und ab, fomme aber 
immer tiefer herunter und fpringe zulegt der Schlange von felbft 
in den Rachen. Werde die Schlange geftört und gezwungen, die 
Augen abzuwenden, fo eilten die Thierchen fo fihnell davon, als 
wenn fie müßten, daß fie ihrem Tode entflöben. Wielleicht find 
fie fhon vorher gebiffen und taumeln daher nur eine Zeit lang 
herum; vieleicht haben fie auch ihr Neft im der Nähe und fuchen 
e8 zu vertheidigen, wie es die Fleinen Vögel auch bey und gegen 
ihre Feinde thun; im America find fie ohnedieß viel weniger ſcheu; 


576 


vielleicht werden fie auch durch die feurig glänzenden Augen der 
Schlange außer Faffung gebracht; vieleicht endlich werden fie. von 
ihrem Geftanfe dumm im Kopfe. Mean behauptet, wenn die 
Schlange und ein Menſch einander lange anfehen, fo verliere der 
letzte ebenfalld die Befinnung, gebe bin und laſſe fich beißen. 
Jemand erzählte, er habe eine gierig nach einem Vogel fehende 
Schlange zufällig geftörtz fie habe fodann die Augen mit fo viel 
Birterfeit und Feuer auf ihn gewendet, daß er wie Afpenlaub 
gezittert und fich eiligft gerettet babe. Hieraus fieht man, daß 
die Angft den Menſchen lähmt, und das gefhieht auch wahre 
foheinlih den Thieren, Hunde freffen ohne Schaden folche vers 
giftete Thiere, 

Sobald die Schlange ein Schwein fiebt, entfällt ihr aller 
Muth, und fie begibt fich fogleich auf die Flucht. Die Schweine 
find auch ſehr begierig nad ihnen und mittern fie von meiten, 
fuchen fie auf, und fobald fie eine zu fehen befommen‘, firäuben 
fie ihre Borften, nähern fi) immer mehr und mehr, fahren endlich 
zu und bauen mit den Zähnen auf fie los. Haben fie die Schlange 
im Rachen, fo fehütteln fie diefelbe ſtark und freffen fie ohne 
Schaden auf; doch laſſen fie den Kopf liegen, Um andere 
Schlangen follen fie fi) wenig befümmern, Wenn jemand eine 
wüfte Gegend ausreutet, fo verfieht er ſich ſogleich mit Schwei— 
nen, treibt fie hinein und ift dann fidyer, in Furzer Zeit von dies 
ſem Ungeziefer befreyt zu werden. Zumeilen wird dad Schwein 
wohl von einer Schlange geviffen, aber meiftend fchadet es ihm 
nicht 8. 

Man kann fie wegen ihrer Unbehilflichfeit Leichter tödten 
als andere Schlangen, und zwar mit einem Schlag von einer 
Pleinen Gerte auf den Rüden; bleibt fie auch übrigend unverlebt, 
fo ift fie doch nad) einer Stunde maudtodt, während unfere euro» 
päifhen Schlangen auch entzwey gehauen noch einen halben Tag 
lang Bewegung zeigen. 

Einige effen ihe Sleiih und Fett aus Geſchmack, Andere in 
der Meynung, eine Krankheit damit zu heilen. Sie müffe aber 
plöglic getödtet und nicht zornig gemacht werden, weil fie fich 
fonft in der Wuth felbft beiße und vergifte: ihr Fleiſch wäre dann 
auch gefährlich, was Übrigens ſehr unmahrfcheinli if. Das Fett 


577 


läßt man an der Sonne zu einem Dele ſchmelzen und verwahrt 
es in Zlafchen gegen den Schlangenbiß, Duetfchungen und ders 
gleihen. Aus der Haut macht man Degenfcheiden, die Wilden 
Gürtel, woran fie die Klapper laffen. 

Diefe glauben untrüglihe Mittel gegen dad Gift zu haben, 
außer in 2 Fällen, nehmlich bey tiefen Verwundungen von Adern 
und bey Schwangern, mo fie gar fein Mittel anwenden. Das 
Hauptmittel ift die Schlangens oder Senegawurzel (Polygala 
Senega), auch die von der DOfterlucey und von einigen andern 
Pflanzen, befonderd gefauter Tabak auf die Wunde, ſowie Koch 
falz. Endlih wird auch die Wunde audgefogen. Schwediſche 
Abbandl. XIV. 1752. 316. XV. 54. 189. 

Bekanntlich gibt man in Schweden gegen den Dtternbiß den 
Saft von Aefchenblättern zu trinken. 

Am Obio herrſcht der allgemeine Glaube, daß es Feine Klap> 
perfchlangen gebe, wo viele Aefchen wachfen, und daher fteden fich 
die Jäger alle Tafıhen und Stiefel vol Blätter. Um diefed zu 
unterfuchen, berührte Mordruff eine, welche er am Waffer antraf, 
mit der Spige eined Aefchenzweigd, und fogleich legte fie fich 
nieder, rollte fih auf den Rüden, wand fi bin und ber und 
verrietb die größte Angft: Faum that er ihn weg, fo richtete fie 
fi) wieder auf und fieng an zu klappern. Darauf bot er ihr 
einen Ahornzmweig an: fie fuhr fogleich darauf los, rollte fih und 
ſchoß ihre ganze Länge weit wie ein Pfeil fort. Nachdem fie dad 
einige Male mwiederbolt hatte, gab er ihr wieder die Aefche: aus 
genblidlih z30g fie den Kopf zurüd, ftredte fih und rollte fi 
auf den Rüden mie zuvor, Dann fieng er an, fie ein wenig zu 
peitfchen. Statt in Zorn zu gerathen, wurde fie immer ängfts 
licher: endlich fledte fie den Kopf in den Sand, fo tief, als fie 
nur fonnte, und ſchien fich einbohren zu wollen, um zu entfoms 
men. Iſis 1835. 94. 

Zyfon in den Philosophical Transactions Nro, 144. 
Barton, Über deren Zauberfraft 1796. Linnaei, Amoen. I. 
257, 500. II. 130. Phil. Trans. Nro. 396, 399, 439, 456. 
Hamburger Mag. III., IV. Abbildungen bey Catesby T. 41. 
Seba 1II. Taf. 9. Fig. 1. Lacepede V. 111. T. 10, 5. 2% 
Daudin V. 804. tab. 6. 


678 


2) Die füdamericanifche (Cr. horridus), Boicininga, 
Boiquira, Cascavela, 

wird ebenfalls ı Klafter Yang, hat auf der Schnauze 3 Reiben 
Plaͤttchen, bräunlichgrau, auf dem Rüden 18 dunkle und gelblich 
gefäumte Rauten, und auf dem Halfe 2 ſchwarze Striche. Bauch 
gelblichweiß, Schwanzfpige ſchwarz. Bauchfchienen 168, Schwanz» 
fhienen 22, Klapperringe 1—13. 

Finden fi im heißen America, namentlich in Paraguay, Bra> 
filien, Guyana und Merico, nit in den feuchten Küftenwäls 
dern, fondern in den höhern und trodenen Wüften, mo fie mei: 
ſtens träg und zufammengerollt liegen und nur beißen, wenn 
ihnen etwas nabe fommt. Weidendes Vieh geht auf diefe Art 
viel verloren; es fol fhon in 10—12 Minuten fterben. Bleibt 
man einige Schritte von ihre entfernt, fo bat man nichts zu 
fürdten. Der Giftzahn ift gegen t/. Zol lang, und dringt auch 
durch ftarfe Stiefel; daneben liegen noch mehrere Fleinere in ders 
felben Scheide; in jedem Gaumenbein 6—8, wie Heine Nadeln; 
eben folche im Unterkiefer. Dad Fleifh wird jelbft nicht von 
den Wilden gegeffen; die Klapper aber fey ein wirkſames Mittel 
gegen allerley Krankheiten, und wird daher oft theuer bezahlt. 
Pr. M.v. Wied I ©. 435. Abb. 9.11. Spir 7.24. Marc 
grave ©. 240. Nieremberg, Hist. nat. 268. Vosmaer 
1768. Fig. Lacepede V. 81. 3.9. 5. 1. Daudin V. 311. 
tab. 69. Cr. horridus. Spir ©. 60. T. 24. 

4.8. Die Shwirrfhlangen (Caudisona) 

unterfheiden fih von den vorigen durch Tafeln auf dem 
Kopfe, wodurd fie eine fonderbare Ausnahme machen, 

4) Die kleine (Crotalus miliarius) 

ift Plein und Faum 2 Schub lang, röthlichgrau mit einer 
Reihe ſchwarzer und weißgefäumter Sleden, an den Seiten zwey 
Pleinere Reiben, unten weiß mit ſchwarzen Dupfen. Bauchfchienen 
432, Schwanzpaare 32. 

Sie findet fih in Nordamerica, befonderd in Louiſiana, Ca— 
rolina und Florida, und ift wegen der Kleinheit, der dunklern Färs 
bung und des ſchwächeren Geräufches der Klapper, welches nur wie 
dad Schwirren einer Heufchrede tönt, gefährlicher als die andern; 
auch fol das Gift ſchneller wirken. - Sie ift häufiger ald die 


579 


geoße, und nährt fich vorzüglich von Heufchreden, andern In— 
fecten und Würmern, Catesby %. 42. Mauduyt, Journ. 
Phys. 1774. p. 284. Bartramd Reife 1751. 8. D. 15. Lace— 
pede V. 106. T. 9 F. 2. Merrem, Wetterauer Annalen IL. 
15. %. 3. Say, Iſis 1822. 1334. 

B. Tafelköpfe ohne Badenlöcdher und Klap: 

pern. 
3. Sippſchaft. Tafelköpfe mit einem beweglichen 
Giftzahn, wie die vorigen. 

5. G. Die Kammſchlangen (Orophias, Ophryas, 
Acanthophis), 

haben glatte Schuppen auf dem Rücken, Tafeln auf dem 
Kopfe und eine kammförmig aufgerichtete über den Augen, einen 
krummen Stachel am Schwanze, bisweilen mit einigen getheilten 
Schienen. 

1) Die gemeine (O. cerastinus) 

wird über 1 Schuh lang, wovon der Schwanz 3 Zoll beträgt, 
und der feine Schwanzftachel 19, Linie; die Färbung ift bläus 
lihgrau, mit meißlihen Querbändern, unten gelblich, auf dem 
Kopf einige ſchwarze Dupfen und Streifen, auf dem Hinterhaupt 
. ein weißer Strich. Bauchſchienen 112, Schwanzfchienen 385 
getbeilte 13. 

Finder fih in Neubolland. Merremd Beyträge IL 20. 
2.3. (Daudin V. 289. tab. 67.) Sıhaw 362. Boa palpe- 
brosa. 

2) Ebendafelbft findet ſich noch eine etwas verſchiedene, ſchwärz⸗ 
lihe Gattung (O0. brownii), die gefährlichfte Schlange um 
Port Sadfon. Leach, Zool. Misc. I. 1814. pag. 12. tab 3. 
fig. 1—4. Boa ambigua. Schneider in Münchner Acad. VI. 
4819. 133. 

Heißt in Neu-Suüd-Wallis ſchwarze Schlange (Black-Snake), 
und wird über 3° lang; fie ift lebhaft gefärbt, oben fammetartig 
fhwarzblau, an den Seiten dunkel roſenroth mit Schwarz ge= 
mifcht, unten blaßgelb, am Hinterrand jeder Schiene ein brauner 
Ring. Bauchſchienen 190, Schwanzfchienen 5, getheilte 48, Fein 
horniger Stachel an der Spitze; auf dem Kopfe-15 Tafeln; die 
Schuppen länglid und ziegelartig, an den Seiten 2 Reihen grös 


580 


Bere, faft beckig. Sie ift gemein im Unterholz um die Botanys 
Bay, hurtig und ſetzt fih zur Wehr. Im Port Jadfon fterben 
oft an ihrem Stih Menſchen in einer Viertelftunde. Leſſon in 
Duperreys Reife, I. 3, 6. A. tortor. (Iſis 1833. 98.) 

6. G. Die Gürtelfhlange (Langaha madagascari- 
ensis) ' 

weicht von allen Schlangen dadurch ab, daß die Mitte des 
Schwanzes von Schienen ringd umgeben tft, das Ende deffelben 
dagegen von Pleinen Schuppen; am Bauche find übrigens ges 
mwöhnliche Schienen, und auf dem Kopfe 7 Tafeln; die Giftzähne 
find einzeln und beweglich, wie bey der Dtter. Der Schwanz 
fehr lang, | 

Sie findet fih in Bengalen, ift gegen 3 Schub lang, fehr 
fchlanf, faft wie Baumfchlangen, nur 7 Linien dic, und hat eine 
biegfame, 9 Linien lange Schnauze; Färbung röthlich, auf jeder 
Schuppe ein grauer Kreiß mit einem gelben Dupfen. Bauchs 
fhienen 90, Schwanzfchienen 52, darauf ganze Schienenringe 425 
dann folgt noch ein langes Stück von Schuppenringen. 

Diefe fonderbare Schlange hat man nur zu 3 Eremplaren 
auf Madagadcar, wo fie fehr gefürchtet wird, vor etwa 50 Jah⸗ 
ren entdeckt, und ſeitdem nicht mehr gefunden. Auch befigt Feine 
Sammlung ein Eremplar davon. Bruguiere, Journ. de 
Phys. 1784. Lacepede, Ueberf. V. 185. T. 20. F. 1. La- 
treille, Reptiles IV. p. 179. fig. 1. 


4, Sippfhaft. Zafellöpfe mit einem unbeweglichen 
Biftzahn. 

Diefe Schlangen haben oben A Zahnreiben, wie die Nattern, 
aber der vorderfte Zahn im Oberkiefer ift Yänger als die andern, 
und bat eine Giftröhre, obfhon er unbeweglich ift. 

7. G. Die Shmalfcdlange (Trimeresurus leptoce- 
phalus) 

bat Kielihuppen auf dem NRüdgrath, glatte an ben Seiten, 
am Schwanze zuerft getheilte Schienen, dann ganze, dann wies 
der getbeilte. 

Findet fi in Neubolland, wird Pafterlang, ift ſchlank und 
‚ dunkel gefärbt, Bauchfchienen 187, Schwanzpaare 42, 9 Schie⸗ 


582 


nen und wieder 2 Paare. Lacepede, Ann. Mus. IV. 1804. 
p- 209. tab, 56. fig. 1. 

8. ©. Die Felfenfhlangen (Pseudoboa, Bungarus) 

find groß und haben glatte Schuppen, Schienen auf dem 
Bauche und dem Furzen Schwanz, eine Reihe Täfelchen auf dem 
Rückgrath, 9 Tafeln auf dem Kopfe, wie die Nattern. 

1) Die geringelte (P. fasciata, annularis) 

wird Hlafterlang, Schwanz nur 5 Zoll, bat 5 Zoll im Um— 
fang und ift von breiten, gelben und blauen Bändern umgeben; 
Kopf blau, mit einem gelben Strich auf der Seite und gelben 
Fladen an der Kehle. Bauchfchienen 233, Schwanzfchienen 36. 

Findet fih in Bengalen, und wird für fehr giftig gebalten; 
der Big fol unbeilbar ſeyn. Scheuchzer, Phys. sacra. 
tab. 655. fig. S. Sebal. Taf. 58. Edward II. T. 290. 
Ruſſell %. 3. Daudin V. 265, tab. 65. 

2) Die blaue (P. caerulea) 

wird nur gegen 3 Schuh lang, Schwanz 4 Zoll, ift oben 
dunfelblan, mit vielen Ringen von weißen Dupfen umd einer fol 
chen Reihe auf dem Rüden, unten gelblichweiß. Bauchſchienen 
209, Schwanzfchienen 47. 

Diefe Schlange ift feltener in Oftindien, und nicht fo giftig 
wie die vorige; gebiffene Hühner leben noch eine balbe, Hunde 
noch eine Stunde. Ruffell T. 4. Daudin V. 270. tab. 65. 
fig. 1, 2. 


IH. Ordnung. Eidechfen over Echfen. 


Schuppen, Zähne, Unterkiefer vorn verwachlen, hinten mit zwey Ge: 
lenken, meiſt Füße mit ungleichen Zehen und Nägeln. 


Die gewöhnlichen Eidechfen find von den Schlangen leicht 
zu unterfcheiden durch ihre A Füße; es gibt aber, die nur Fuß— 
ſtummeln, felbft ohne Zehen, haben; bey einigen findet fih nur 
ein Sußpaar, bey andern nur Schulterfnohen; ja felbft diefe 
feblen biömweilen, und dennoh muß man folche Thiere hieher 
rechnen, weil fie nur eine kurze, Faum ‚gefpaltene Zunge baben, 
vorn vermachfene Kiefer und ein an dad Hinterhaupt gewachfened 


582 


Warzenbein, fo daß nur dad Quadrat: oder Paufenbein los bleibt 
und das doppelte Gelen? bildet. Daher können fie ihren Rachen 
nicht erweitern, wie die Schlangen. 

Die Zunge ift zwar bey den meiften flah, nur wenig oder 
gar nicht ausgefchnitten, und ohne Scheide: aber dennoch gibt es 
einige, welche eine völlige Schlangenzunge haben, mwalzig, in einer 
Scheide und mit zween langen Zinken. 

Ebenſo haben die meiften Eidechfen Augenlieder, aber den- 
noch gibt ed aud) welche ohne diefelden, wie bey den Schlangen, 

Endlich finden fih vollftändige Zahnreihen in den Kiefern 
und zwey im Gaumen, ohne Giftzähne: aber auch bier gibt es 
einige Ausnahmenz bin und wieder fehlen nehmlich die Gaumen: 


zähne, und in America gibt es eine Warn: Eidechfe mit ges | 


furchten Zähnen, welche verdächtig find, befonders da die Einges 
borenen ſich vor diefem Thiere fürchten, Selbſt die Schuppen 
wurden bey der fogenannten Blindfchlange in Zweifel gezogen; 
indeffen find doh Spuren vorhanden. Die Schuppen find meift 
gewöhnliche Schuppen, nehmlich rautenförmig, und hinten nicht 
angewachfen, wie ben den Schlangen. 

Streng genommen bleibt daher fein Kennzeichen für die Ei> 
dechfen übrig, als die Fleinen Augen, der befchuppte Leib, die 
Zähne und dad angewachfene Warzenbein., 

Sie haben ſämmtlich Rippen, meiftend an einem Bruſtbein. 
Sie find beweglich und fünnen die Luft einpumpen. 

Die Größe wird nicht beträchtlich; gewöhnlich nur fpanne> 
oder fchuhlang, felten 2—A Schuh und etwas darüber. Der 
Schwanz beträgt meiftens die Hälfte, 

Sie leben in allen Elimaten, dody mehr in den heißen, auf 
der Erde und auf Bäumen, geben böchft felten ind Waſſer, fref- 
fen Thiere und Früchte, verfteden fih in Erdlöcher, halten darinn 
Winterfchlaf, und legen dahin wenige rundliche Eyer mit einer 
ſchwachen Kalkſchale. Es gibt Außerft wenige, bey denen bie 
Sungen fih ſchon vor dem Legen entwideln. 

Sn beißen Ländern werden einige gegeffen; fonft haben fie 
feinen Nuben und auch weiter feinen Schaden. 

Sie zerfallen in 3 Zünfte. 

1) Die einen haben noch die Geftalt der Schlangen, find 


585 


lang und walzenförmig, haben Fleine Schuppen, meift ringel» 
artig geftellt, und entweder gar feine, oder nur fehr kümmerliche 
Füße, die ihnen zum Fortſchreiten nichts helfen. Sie rutſchen 
daher fihlängelnd auf dem Bauche fort, wie unfere Blinde 
fhleihen, Ringel: oder Kriech-Eidechſen. 

Andere haben 4 vollfommene Füße, überall mit 5 dünnen, 
ungleichen Zehen, welche ſämmtlich mit Nägeln verfehen und 
meiftend in mebr ald drey Gelenke getheilt find. 

2) Davon find die einen zufammengedrüdt und überall 
mit kleinen Schuppen bededt. 

Sie finden fih nur in beißen Ländern, Klettern Be Beume 
und biegen ihren Leib wie die Kaben, d. h. fie machen einen 
‚ Kapenbudel,. Schuppen» oder Kletter-Eidechfen, 

3) Andere find niedergedrüdt, nur auf dem Rüden mit 
Schuppen bededt, auf dem Bauche aber, oder wenigftend um den 
Schwanz, mit Tafeln in Querfchienen oder Wirteln. Sie 
leben auf der Erde, krümmen fih nicht von nben nad unten, 
fondern feitwärtd, wie die Schlangen. Hieher gehören auch die 
unferigen, — Schienen» oder Lauf-Eidechſen. 

Da die erften fi in die Erde bohren, die andern auf Bäu— 
men wohnen, die legten auf der Erde, Sand und Heide; fo 
Fönnte man fie auh Grund», Baum: und Heid:E chfen 
nennen, 


7. Zunft. Ringel: oder Kriech-Eidechſen. 
Schleiden. 
Leib rund und ſchlank, mit kleinen Schuppen, und bisweilen küm⸗ 
merliche Füße. 


Die runden oder ſchlangenförmigen Eidechſen, wors 
unter unfere Blindfchleiche gehört, und welche man daher 
Schleichen ſchlechtbin nennen kann, find überhaupt Seltenbeiten 
in der Natur, finden fich aber in allen Elimaten, und find höchſt 
barmlofe, meiftens Feine und ſchwache Thiere, melche mit Wür- 
mern und Inſecten fürlieb nefmen, auch wegen ihres kleinen 
Mauls nichts größeres verfchlingen können. Die Zunge ift kurz 


584 


und kaum merflih ausgeſchnitten. Ihre Zähne find fehr Klein, 
in den Kiefern und meift auh im Gaumen. Auf dem Kopfe 
finden fi gewöhnlich große Tafeln, Wegen des langen dün⸗ 
nen Leibes ift meiftend eine Zunge verfümmert, mie bey den 
Schlangen. 

Bey den einen ift der Schwanz ganz ftumpf und fo Furz, 
daß man fie ſchwanzlos nennen könnte; 

bey den andern beträgt er ungefähr , des Xeibed und 
endigt ſpitzig. 

A. Die Rurzfhwänze 

haben entweder vieredige Schuppen, welche wie Täfelchen an 

einander flogen, und Ringel oder Gürtel um den Leib bilden; 


oder ihre Schuppen haben die gemöhnliche Geftalt und decken 


fih ziegelartig. Beide fommen nur in wärmern Ländern vor. 
1. Sippfhaft. Die Ringelſchleichen 

find hinten fo dick wie vorn, haben fehr Heine Augen, einen 
niedergedrücdten Kopf mit Meinem Maul, eine Eurze ausgefchnits 
tene Zunge, Fein fichtbares Paufenfel, entweder gar Feine, oder 
mwenigftend Feine Hinterfüße, und finden fih nur in heißen 
Ländern. 

1. G. Die Runzelfhleihen oder fogenannte Blind» 
fhlangen (Caecilia) 

haben einen geringelten, faft nadten Leib, mwenigftend nur 
fehr Feine Schuppen zwifchen den Hautrunzeln; der Schwanz ift 
faum ein und die andere Linie lang. 

Ihre Haut ift fehleimig und weich, die Augen fo Flein, daß 
man fie früher überfeben hat; die Schädelfnodhen fihließen alle 
dicht an einander; Zähne in Kiefern und Gaumen, Die Rippen 
gehen nicht ganz herum. Auch unter der Haut Feine Spur von 
Süßen. 

Wegen des nadten und faſt fhmwanzlofen Leibes bat man 
diefe Thiere in die Zunft der’ Fröfche ftellen wollen; allein ihre 
Aebhnlichkeit mit den Ampbisbänen ift fo groß, daß man fie fehon 
deshalb dabey laſſen müßte. Zum Ueberfluß hat aber Profeffor 
Mayer zu Bonn nun die Fleinen Schuppen in der Haut, befons 
ders binten am Leibe, entdeckt und felbft abgelößt. (Leopold. 
Verhandl. XI. 1825. 837.) Zwar hat Joh. Müller bey fehr 


685 


fungen an jeder Geite des Halfed ein Kiemenloch entdedt (Iſis 
1831. 709.), was wieder an die Salamander mahnt. Da aber 
alle Thiere anfangs Kiemenldcyer haben, fo Fünnen dieſe nicht 
mehr in der Elaffification entſcheiden. 

1) Die gemeine (C. tentaculata) 

wird 1% Schub lang und fingerddid, ſchwarz, unten weiß 
marmoriert; bat 135 Ringel, bey jedem Nasloch ein Kleiner 
Faden. Findet fih in Surinam und Brafilien, wo fie Ibijara 
beißt. Pifo &. 282. Linne, Amoenitates I. 484. tab. 17. 
fig. 2. Lacepede V. 180. T. 19. 5. 1. Daudin VII, 427. 
tab. 92. 

2) Die geringelte (C. annulata) 

ift fhmärzlih, mit 80 weißen Ringeln, lebt in Brafilien 
mehrere Fuß tief in fchlammigem Boden. Mikan, Delectus 
1... Spir &. 26.59. 1, 2 

3) Die Fleberige (C. glutinosa) 

ift faſt fingersdid und über 1 Schuh lang, braun, mit einer 
mweißlichen Seitenlinie; Runzeln 350. 

Sie fommt von Ceylon und ift friſch mit Fleberigem Schleim 
überzogen, wie die Lampreten. Seba II. T. 25. 5.2. Linne, 
Mus. Ad. I, tab. 4. fig. 1. Lacepede V. 183. T. 19. F. 2 

4) Die wurmartige (C. lumbricoidea) 

wird 2 Schub lang, nicht dider als ein Federkiel, iſt faft 
ganz glatt, ſchwärzlichbraun, in der Haut eine Menge weißlicher 
Dupfen, wie Schüppchen. Sie hat 324 Runzeln. Nah Einigen 
bat fie febr Fleine, glänzende Augen, mie ein brauned Düpfel, 
nad Andern gar Feine. 

Sie gräbt fih in Surinam an feuchten und fehattigen Orten 
Löcher in die Erde, wie der Regenwurm, Daudin VIII. 420. 
tab. 92. ig. 2. Linne, Mus. Ad. I. tab. 5, fig. 2. 

2. ©. Die Gürtelfhleihen (Amphisbaena) 

find ziemlich groß und ganz von Schuppengürteln bededt, 
haben Zafeln auf dem Kopfe, und meiftend eine Querreihe 
Schleimdeüfen hinten am Rumpfe, Feine Zähne im Gaumen. 
Der Schwanz beträgt bey einem 2 Schuh Yangen Leibe faum 
einen Zoll. Haben hinten verborgene Fußflummeln. Mayer, 
2eopold. Verb. XII 854. T. 67. F. 9. 


n 


586 


Sind hinten und vorn gleich did, und können rüdmwärtd wie 
vorwärts Friechen, daher man glaubte, fie hätten 2 Köpfe, befons 
derd da die Augen jehr Elein find. Die Portugiefen nennen fie 
Cobras de duas Cabegas (Schlangen mit zwey Köpfen), die 
Brafilier Ibijara. Sie ſehen fehr fehlecht und bemegen fich das 
ber erft ganz langſam fort, wann man fie berührt. Legen Eyer. 

1) Die weiße (A. alba) 

wird gegen 2 Schub Yang und fingersdid, weiß mit 123 
Ringen um den Rumpf und 16 um den Schwanz, 8 Schleim» 
drüfen. 

Sie Ieben in Südamerica, meiftend von Ameifen, in deren 
Haufen man fie oft findet. Scheuchzer, Phys. sacra II. 
tab. 653. fig. 1. Seba I. T. 24, 8.41. Daudin VL, 401. 
tab 91. fig- 1. Lacepede I. 178. T. 18. $. 2. 

2) Die braune (A. fuliginosa) 

ebenfo, auch dunkelbraun, mit einigen weißen Fleden; 200 
Gürtel am Rumpf, 30 am Schwanz, 8 Schleimdrüfen. Sie fin» 
det fich ebendafelbft in Ameifenhaufen, fol aber auch andere In— 
feeten und Regenwürmer freffen, und iſt daher nüslich, befonders 
in einem Lande, wo die Ameifen zur allgeineinen Plage werden. 
Man bält fie mit Unrecht für giftig. Die Berührung aber fol 
Blafen auf: der Haut maden. Weiter weiß man nichts davon. 
Scheuchzer, Phys. sacra tab. 749. fig. 10. Sebal. T. 88. 
5. 3. Lacepede V. 4169. T. 18. 5.1. Daudin VI. 406. 
tab. 91. fig. 2. 

Sehr gute Abbildungen von 2 andern Gattungen bat der 
Pr. M. v. Wied gegeben, 9. 9. Benträge I. 498. 

Auf Martinique fol es eine geben, welche gar Feine Augen 
babe (A. caeca). 

Bon diefen Thieren bat man auch eine Gattung in Spanien 
entdecft, wo fie Alicango (A. cinerea) heißt. Sie ift 1 Schuh 
Yang und Federfiel did. -Vandelli in Mem. acad. de Lis- 
boa 1780. Spir T. 25. 5. 1. Blanus. 

3. ©. Ganz ähnlihe Thiere wie die, Gürtelfhleichen bes 
fommen endlich kurze VBorderfüße mit-4 Zehen und Klauen, und 
beißen dann Streiflinge (Propus, Bipes, Bimanus, Chi- 
rotes); 


587 


längs jeder Seite läuft eine Furche, welche die Schuppens 
gürtel unterbricht, und neh am Rumpfe fiehen zwey Reiben 
Schleimmarzen. 

1) Der gemeine (Pr. ar Pk Ch. canaliculatus) 

wurde ein einziged Mal aus Merico nah Paris gefhidt, 
und man weiß daher gar nicht von feinem Vorkommen und 
feiner Lebensart, außer daß er von Snfecten Leben fol. Er 
ift fpannelang, 2 Finger did, fleifchfarben, von 220 Ringeln um: 
geben, wovon etwa 50 auf den zolllangen Schwanz kommen. Die 
Zunge ift kurz, und endigt in 2 bornige Spigen; die Augen ſehr 
Fein; die Füße A Linien lang, mit A getrennten Zeben und lans 
gen, Frummen Nägeln, nebfi einer Spur von einer Außern Zeh; 
eine Zunge ift ganz verfümmert, wie bey den Schlangen, Las 
cepede II. 521. Taf. 27. Fig. 2. Le Cannele.e Shaw, Nat. 
Misc. tab. 212. Lacerta lumbricoides; Daudin IV. 372, 
t. 58. f. 4. Cuvier, Regne animal IL p. 67. 

2. Sippfchaft. Die Kurzſchwänze mit Ziegel: 

fhuppen 

baben Tafeln auf dem Kopfe, fehr Feine Augen, Fein ſicht⸗ 
bares Paufenfell, Feine Spur von Vorderfüßen, felbft fein Schul: 
terblatt, aber verborgene Stummeln von Hintesfüßen. Mayer, 
Leopold. Verb. XII. 822. 

Sie ſehen daher aus wie unfere Blindſchleiche, von der fie 
fi) aber durch den kurzen Schwanz auszeichnen, der kaum eine 
oder die andere Linie lang iſt. 

4. G. Die Rüſſelſchleichen (Typhlops) 

ſehen aus wie Regenwürmer, baben eine lange, zugeſpitzte 
Schnauze, und darunter ein ſehr kleines Maul mit wenig Zaͤh— 
nen, Faum fihtbare Augen und eine ziemlich lange Gabelzunge, 
faft wie die Schlangen. Haben hinten verborgene Fußftummeln, 
Medel, vergl. Anat. II. 475. 

Finden fi in der neuen und alten Welt. 

1) Die gemeine (Anguis lumbricalis) 

ift nun fpannelang und fo dief wie ein Regenwurm, ſchmutzig 
weiß, bat vorn auf der Schnauze eine einzige Tafel, und der 
Schwanz ift kaum 1%, Linie Jang. Findet fih auf Samaica, 
wabrfcheinlih in Erdlöhern, und bemegt ſich fehr langſam. 

Okens allg. Naturg, VL 38 


588 


May hält fie mit Unrecht für giftig. Der Leib fol über 200 
Schuppenringel haben, der Schwanz nur 7. Seba I. Taf. 86. 
Fig. 2. P. Bromne ©. 460. Taf. 44. Fig. 1. Amph. subar- 
gentea; Racepede V. 157. 8. 16. 5. 2. 

5. G. Die Widelfchleichen (Tortrix, Ilysia) 

baben einen fiumpfen Kopf, glatte Schuppen mit einer Reihe 
ſechseckiger Täfelchen unter dem Leibe; die Zunge ift gefpalten, 
Sie finden fih nur im beißen America, Rollfehlangen. 

4) Die gemeine (Anguis scytale) 

wird gegen 2 Schub lang, wovon der Schwanz kaum 1 Zoll 
beträgt; fie ift von fihmarzen und meißen Ningeln umgeben. 
Bauchtäfelchen 240, unter dem Schwanz 13. 

Sie findet fidy in Cayenne und Surinam, wo fie ohne Grund 
gefürchtet wird. Sie foll von Würmern und Inſecten, vorzüglich 
von Ameifen Yeben, wie die Gürtelfchleihen, Dad ift alle, 
was man von ihr weiß, obichon fie häufig in Sammlungen vor» 
fommt. Sie bat, nah Mayer, hinten Sußftummeln in ein 
kleines Loch zurüdgezogen. Leopold. Verh. XI. 829. Taf. 67. 
F. 5—7. Seba IL. 2. 20. %. 3. Wagler, Icon. t. 5. 

B. Langſchwänze. 

Der Schwanz beträgt */z, bisweilen faft die Hälfte des Leis 
bed, welcher bey den meiften mit Ziegelfhuppen bededt ifl, der 
Kopf mit Tafeln, die Augen mit Liedern. Die Zunge ift Furz 
und etwas audgefchnitten. 

Es haben alle, mit einer einzigen Ausnahme, eine Schulter 
und ein Beden. Den einen fehlen aber die Füße oder menig> 
ſtens die Zehen, während andere diefelben haben. 

5. Sippſchaft. Die fußlofen Langfhmwäanze 

find ringsum mit Ziegelfhuppen bedeckt, haben einen Tangen 
Schwanz, meift Schultern und Beden, hinten bisweilen Fußftums 
meln. 

6. © Die Blindfhleichen (Anguis) 

find ringsum mit glatten Schuppen bedeckt, ohne Seiten» 
furche, ohne alle äußere Spur von Füßen und Paufenfell. 

4) Die gemeine (A. fragilis), Orvet, 

wird 1 Schuh Yang und Hleinfingersdic, oben IRRE 
mit 5 dunfelbraunen Streifen, unten dunfler; der Schwanz bes 


589 


trägt die Hälfte. Bauchfchuppen 135, und ebenfoviel unter dem 
Schwanze. 

Sie findet ſich in ganz Europa auf allen Stegen und We⸗ 
gen an ſonnigen, trockenen Orten, und uͤberwintert in Erdlöchern, 
beſonders gern unter Wurzeln und Hecken, welche mit Laub und 
Geniſt bedeckt find. Die Färbung ändert mandhfaltig ab, und 
die Streifen verfhmwinden mit dem Alter. Die beiden Unters 
tieferhälften find vorn verwachſen, wie bey den Achten Eidechſen. 
Die Augen ſind klein aber ſehr deutlich, die Zunge kurz und aus⸗ 
gerandet; die Zähne klein und krumm, und fehlen im Gau⸗ 
men; ſie haben 128 Wirbel, welche ſich beym geringſten Schlag 
mit einer Gerte trennen. 


Es ſind ganz unſchuldige Thierchen, ſie werden daher 
init Unrecht gefürchtet. Sie beißen nicht, wie ſehr man fie 
aud) reizen mag. Ihr Maul ift fo Klein, daß fie nur Wür: 
mer und Inſecten freffen können. In der Gefangenfchaft 
bungern fie Monate lang, Man behauptet, fie verzebrten 
aud Feine Fröfhe, Kröten und Mäufe; mie fie ed aber anfan» 
gen, ift ſchwer zu begreifen. Sie häuten fih im Zuly und feben 
dann fehr glänzend aus; fie legen Feine Eyer, fondern bringen 
ein Dußend Junge zur Welt. Sie werden häuffg von den Störs 
hen gefreffen. 2acepede V. 149. Daudin VI. 327. tab. 87. 
fig. 2. Sturms Fauna II. 


2) Die gefprenfelte (Acontias meleagris) 

fiebt ebenfo aus, bat aber einen etwas Fürzern und flumpfern 
Schwanz, und weder Schulter noch Beckenknochen; fie wird 
faum 4 Schub lang, ift grünlih, und bat auf dem Rüden 8 
Reihen brauner Flecken. Bauchſchuppen 465, Schwanzſchup⸗ 
pen 32. 

Findet fih am Vorgebirg ‚der guten Hoffnung. Seba T. 21. 
5. 1. Lacepede V. 130. T. 11. F. 2. Peintade. 

3) In Neuboland findet fi eine von der Dice einer 
Rabenfeder, gelblihmeiß, mit fihtbaren Najenlöchern, aber ohne 
Augen (A. caecus). Boie, Sfid 1827. ©. 511. 


7. ©. Die Glasſchleichen (Ophisaurus) 
baben ein ſichtbares Ohrfell und eine Seitenfurche, Schulter 
58 * 


590 


und Beden, aber ohne alle Spur von Füßen. Zunge wie bey 

der Blindfchleiche. 
1) Die gemeine (A. —— 
wird über 2 Schuh lang, wovon der Schwanz den größten— 

Theil einnimmt, gelblichgrün mit ſchwarzen Flecken, unten gelb. 
Bauchſchuppen 27, Schwanzſchuppen 225. 

Sie findet ſich ſehr häufig in Nordamerica, beſonders in 
den Wäldern von Carolina und Virginien, zeigt ſich ſehr bald 
im Frühjahre und iſt ſo zerbrechlich, daß man ſie deßhalb Glas— 
ſchlange genannt hat. Say behauptet, daß der Schwanz nicht 
bloß durch den ſchwächſten Schlag abbreche, ſondern ſie könnten 
ed willkürlich thun. Catesby IL. T. 59. Lacepede V. 147. 
T. 44. F. 2. Daudin VII. 346. tab. 88. San, Iſis 1822. 
1354. 

8. ©. Die Stummelſchleiche (Pseudopus) 

ift ebenfo geftaltet, bat auch ein ſichtbares Ohrfel, Schul: 
ter» und Beckenknochen und eine Seitenfurche, in welcher aber 
binten ſich ein Fußſtummel zeigt mit einer einzigen Zebe. Heu: 
finger, Zeitfh. für org. Phyf. II. a81. T. 1-3. Mayer, 

Analecten 1835. 40. T. 2. F. 8. 

4) Die gemeine (Lacerta apoda, Sheltopusik) 
wird fo lang und did ald unfere Natter, 5 Schub und mehr, 
bat glatte Schuppen auf dem Rumpf, Kielfhuppen auf dem 

Schwanz, welcher mehr als die Hälfte beträgt; die Färbung ift 
grünlichgelb. 

Dieſes merkwürdige Thier entdedte zuerfi Pallad an der 

MWolga, in den fandigen Steppen Naryn und Kuman, und an den 

Flüſſen Teref und Sarpa in fchattigen Thälern, wo hohes Brad 
und Geſträuch iſt, worunter es ſich verſteckt und auf gemeine Ei» 
dechſen Jagd macht. Später hat man es aber auch im öſtlichen 
Europa gefunden, und zwar von Ungarn an bis Dalmatien und 
Siume Es iſt ein ganz harmlofed Thier, welches fogleich ent» 
flieht, wenn es jemanden bemerft, bat auch ganz Fleine Zähne, 
und Fönnte daher Faum verwunden, Pallas, Reifeaudzug IH. “ 
Anh. ©. 13. Novi comm. petrop. XIX. 1774. 435. tab. 9, 10. 
Lacepede I. 525. Taf. 27. Fig. 3. Charles Bonaparte, 
Fauna italica. Fasc. 13, Fig. 


5 


4. Sippfhaft. Die Langfhmwänze mit Füßen 

haben 1 oder 2 Paar Füße. 

9. G. Die Schenfelfhleihen (Scelotes, Bipes) 

baben einen dünnen Leib, mit Ziegelfchuppen, ———— 
und Hinterfüßen ohne vordere. 

1) Die auſtraliſche (Pygopus lepidopus) 

wird 1'/, Schub lang, wovon der Schwanz ?/, beträgt, bat 
Kielfchuppen auf dem Rüden, Kleine Plätthen am Bauche, eine 
Reihe Drüfen am Ende ded Rumpfed und ungetrennte Zehen. 

Sie finden fih in den Sümpfen von Neuholland; weiter 
weiß man nicht davon. Die Füße haben ein Schenkel, Schien- 
und Wadenbein, und 4 Mittelfußfnochen, aber Feine Zehenglie> 
ber, alles von Haut eingewidelt und in 2 Schuppen geens 
digt, jedoch fo kurz, daß dad Thier nicht darauf treten Tann. 
Lacepede, Ann. Mus. IV. p. 193. tab, 55. fig. 1. 

2) Die capiſche (Anguis bipes) 

ift 1 Schub lang, wovon der Schwanz '/; beträgt, braun 
gedüpfelt, bat ein freyed Paufenfel und 2-ungleiche Zehen ohne 
Nägel; Baudhfchuppen 100, Schwanzfchuppen 60, 

Kommt vom Vorgebirg der guten Hoffnung, Seba IL 
T. 86. 5. 3. Linne, Mus. Ad. I. p. 21. t. 28. f. 3. 

3) Die brafilianifche (Pygopus striatus, caryococca) 

wird größer, bat ganz glatte Schuppen und ungetheilte, 
fpigige Füße, iſt grünlih, mit 4 dunkeln Längsſtrichen; Ohrfell 
unfihtbar. Spir T. 28. 5. 1,2. 

10.&. Die Wurmſchleichen (Chalecides) 

find ſehr fchlanf, mit Wirtelfhuppen- und a ERBEN, Sie 
finden fih nur in heißen Ländern. 

1) Die indifche (Lacerta seps) 

wird gegen ı Schub lang, wovon der Schwanz über die 
Hälfte beträgt, bat. eine Seitenfurde und ein ſichtbares Ohrfell, 
vorn und hinten 5 kurze Zehen. Färbung bläulichgrau, auf dem 
Rüden grau. 

Kommt aud Oftindien. Linne, Amoen. I. 29. 
2) In Breafilien findet fich eine. (Heterodactylus imbri- 
catus), | 
welche vorn 4, hinten 5 Zehen hat mit. Nägeln, aber: ein 


592 
verdecktes Paukenfell, über 1 Schub lang, grünlichhraun, an den 

Geiten fahl und ſchwarz geftreift, unten gedüpfelt; an jedem 
Hinterfchenfel 12 Warzen. Spir 2. 27.8.1. ' 

11. ©, Die Aalfhleihen (Seps, Chamaesaura) & 

find ganz von glatten und glänzenden Ziegelfchuppen umge— 
ben, daß fie ausfehen, ald wenn fie mit Del überzogen wären; 
haben Tafeln auf dem Kopfe und 4 Furze, faft unbrauchbare 

Fuͤße. Sie find fehr lang und ſchlank, mie Blindfchleichen, 
haben einen fangen und fpisigen Schwanz, nebft fehr Fleinen 
und meit entfernten Füßen. Sie fünnen ıhren Leib wickeln mie 
Schlangen; auch Friechen fie ohne Hilfe der Füße, melde kaum 
den Boden erreichen. 

1) Darunter aibt es eine am Vorgebirg der guten Hoffnung, 
die Schlangen-Eidechfe (Monodactylus, Lacerta anguina), 

welche über 19, Schub lang wird, von Kielfhuppen ziemlich 
mirtelartig umgeben ift, und fpigige, ungetheilte Zehen bat; die _ 
Färbung gelblihgrau, mit bräunlichen Seiten. 

Bey dieſem fehfangenartigen Thier beträgt der Schwanz 
zweymal fo viel ald der ganze Leib; er mißt nehmlich 10 300, 
der Kopf 1 Zoll und der Rumpf 4. Auf dem Kopfe find 12 Tas 
feln, Augenlieder; die Zunge breit, kurz und ohne Audfchnitt, 
das Ohrfell fichtbar, die wirtelartigen Schuppen decken fich wie 
Siegel, und bilden wegen der Kiele Längdfurchen auf dem Leibe; 
die Füße reichen nicht auf den Boden, liegen am Leibe an, endis 
gen nur in eine Zehe und find mit Eleinen Schuppen bededt. 

Nah Sparrmann finden fie fih haufig im Innern der 
Cap⸗Colonie bey Sitfifamma auf Angern, deren Grad von den 
Einwohnern angezündet wird, wenn fie diefelben urbar machen 
wollen. Dann fliehen diefe fogenannten Schlangen in fandige 
Gegenden, wo fie gewöhnlich zu Grunde gehen. Deffen Reife 
Mm. 241. Schal. T. 68. 8.78 Vosmaer, Descr. de 
deux Lezard 1774. t. 1. TER Eros => 
Mus. II. 356. tab. 59. fig. 2, 

2) Faft um das ganze Mittelmeer, befonders PER 4 
Italien und in Sardinien‘, findet fih die europäifche, melde 
3 Zehen an ihren kurzen Füßen Bat, und —5 — ————— Ce· 
cella heißt (L. chalcides). 


“ 
— 


595 


Gie wird 4 Schub Yang, und davon beträgt der Schwanz 
die Hälfte, ift glänzend erzfarben, mit 4 braunen Streifen, und 
daber bat fie Ihon von Ariftoreles den Namen Erz:Eidechfe 
(Chaleis. Lib. VII. Cap. 24.) erhalten. Der Kopf ift mit 
9 Platten bededt, wie bey der Blindfehleiche. Der Schwanz en> 
digt in eine hornige Spitze; die Füße find kaum 2 Linien lang, 
erreichen den Boden nicht, und die kurzen Zehen find ohne Nä— 
gel; dennoch bewegen fich diefe Thiere ſehr ſchnell. 


Sie Iebt auf feuchten Wiefen und in Wäldern, frißt Sne 
fecten und Schneden, und, verftedt fi fhon im October in Erd> 
löcher, um Winterfchlaf zu halten. Die Alten hielten fie für 
giftig, und befonderd dem Vieh gefährlidy auf der Weide, wenn 
e8 zufällig diefelben verſchluckt. In Sardinien fol das Vieh 
in diefem Kal die Blähfucht befommen und flerben, wenn man 
ihm nicht einen Trank von Del, Eſſig und Schwefel eingibt, Es 
verhält fih aber mahrfheinlich bier, wie bey uns, wo dad Volk 
auch glaubt, daß die Blähſucht von’verfhludten Spinnen komme, 
da doch gieria verfchlungener Kiee die Urfache davon ift. 


Dioſcorides nennt fie wahrſcheinlich deßhalb Seps (faus 
Jen, verderben), welchen Namen man auch andern fuͤr giftig ge> 
baltenen Thieren gab, nehmlich Schlangen und Scolopendern. 
Sie wurde aud) für einen giftigen Salamander gehalten, wozu 
vielleicht der Umſtand Beranlaffung gab, daß fie lebendige Junge 
zur Welt bringt. Columna bat bey der Zerlegung 45 derglei⸗ 
chen gefunden (Ecphrasis« cap. 16. pag. 85. tab. 36). Nach 
Imperati lebt die Cecella um Rom auf fumpfigen Wiefen, 
und kommt nur mit Aufgang der Sonne aus ihren Löchern; fie 


fen 2 Palmen lang, fahlgelb ind Schwaͤrzliche, ſehr hurtig, und 


die Füße ſtänden weit aus einander (Hist. nat. p. 899. f. 917.). 
Nah. Nicander wird die Lacerta, aerea in Libyen, Syrien 
und auf Eypern 416 Zoll lang, febe aud wie die Blindfchleihe 
und fey gefärbt wie Erz; (Theriac. vers. 871). Bey Ariftos 
teles heißt fie au) Zygnis et Pingalus. Aldrovand ©. 638. 


- Cetti Sardegna. Ueberf. IH. S. 29, Fig. Lacepede IL 175. 


Le Seps.. Daudin IV. 333. tab. 57. Bonaparte, F, it. 
fase, 14. Fig. Schneider, Hist. amph. U. p. 207. | 


594 Kr 


3) Im füdlichen Frankreich, gibt e8 eine ähnliche, aber nur 
fpannelange Gattung, die vielftreifige (Seps striata), 

mit 8—-9 braunen Streifen. Gie hält fich an fandigen Ufern 
auf, und iſt nicht giftig, weder durch ihren Biß, noch innerlich 
genommen, morüber Sauvage Beobachtungen angeftelt . bat. 
Eine, welche von einem Huhn ganz verfchludt wurde, Froch mies 
der lebendig aus dem Maftdarm hervor, mie die Regenwürmer 
bey den Enten. Das Huhn verfhludte fie von neuem, und fie 
fam zum zweptenmal zum VBorfcheing zum drittenmal wurde fie 
zerbiffen und verfihlungen. Er meynt, man Fünnte vielleicht dies 
fe8 Thier bey manchen Krankheiten durh die Därme fchlüpfen 
laffen; es würde beſſer wirken ald Quedfilber. Memoire sur 
la nature des animanx venimeux, Rouen. 1754, Ray, Sy- 
nopsis p. 272. Lacepede IL 132. 

A) Eine andere, welche aus Oſtindien fommt, hat überall 
5 Zehen mit Klauen (Anguis quadrupes, Lacerta serpens). 

„ Sie mißt faum 6" und davon beträgt der Schmanz die Hälfte s, 

die Färbung ıft afchgrau oder bräunlich, unten filberglängend, um 
die Augen eine braune Einfaffung, Ohrfell fihtbar. Die Füße 
find nicht viel dicder ald ein Zwirndfaden, nur 2‘ Yang, und fihen 
boch oben gegen den Rüden; Daumen und Ohrfinger Fürzer, 
Die Schuppen bilden auf dem Rüden 14—20 feine Längsſtriche. 
Die Saumenzähne fehlen, die Zunge ift ſchwach ausgerandet und 
der Kopf mit 5 Tafeln bedeckt. Dieſes Thierchen kommt aus der 
Gegend von auf Java. Bloch Berl. Beſchäftigungen 
II. ©. 28. T. 2 Bechſtein in Lacepede I. 185. T. 16. F. 1 

5) Am Vorgebirg der guten Hoſſnung findet man eine ganz 
ähnliche, welche aber rothbraun und mit ſchwärzlichen Flecken 
geſprenkelt iſt, unten grau. Vos maer Descr. d’un Lezard. 
1774. 4. $ig.-Worm-Hagedis. | 

6) In Neubolland gibt e8 auch eine mit 4 Zehen: (Tetra- 
dactylus decresiensis). 

Auf dieſe Weiſe kommen faft alle Zahlen der Zeben vor, 


ziemlich fo, wie bey den Wurmfchleichen (Chaleides). — 


12. G. Die Glanzſchleich en (Scincus) 
ſind kürzer und dicker und können ſich nicht ſhlingen, haben 
auch vollkommenere, jedoch kurze gefranzte Füße mit 5 ungleichen 


595 


Zehen und Nägeln; dad Ohrfell fihtbar, von vorflehenden 
Schuppen umgeben. 

1) Die befanntefte davon ift die gemeine oder der foges 
nannte Stinf (Sc. officinalis), 

welcher ebemald fehr häufig aus Aegypten über Venedig nach 
Europa fam und gegenwärtig noch in die ganze Türken verführt 
wird. Man bat ibm nehmlich befonderd ſtärkende Kräfte zuge: 
fohrieben, und ihn auch gegen Hautkrankheiten, namentlich den 
Ausfag empfohlen. Man findet ihn noch hin und wieder getrod> 
net in alten Apothbefen. 

Er ift fpannelang und über daumenddid, der Schwanz. fürs 
zer ald der Leib; firobgelb, mit 8 dunfleren Gürteln über dem 
Rüden; der Kopf bräunlid mit dunfeln Kreuzftreifen, die 
Schnauze Furz, aber fpisig, und der Kopf hat Aehnlichkeit mit 
einem Schmweindfopf; er bat einige Platten. 

Sie finden fih fehr haufig, nicht bloß in Aegypten, fondern 
auch in Nubien, Abyffinien und Arabien, wo fie Adda beißen, in 
fandigen Gegenden, merden überall häufig gefangen und in 
Aegbpten nach Cairo und Alerandrien geliefert, von wo aus fie 
weiter verfandt werden. Man bebauptet, fie lebten von aroma= 
tifhen Pflanzen und liebten befonderd den Wermuth, mas aber 
ſehr unmwahrfcheinlich if. Indeſſen hat man auf die vermutbete 
Nahrung ihre reizenden und flärfenden Kräfte gegründet. Lebri- 
gend ift es merkwürdig, daß man von der Lebendart diefes 
Thiered, welches jährlich, zu Hunderttaufenden gefangen wird, 
foviel wie nicht3 weiß, nicht einmal, maß e8 frißt, oder ob e8 
lebendige Zunge bervorbringt, wie mehrere feiner Verwandten. 
Bruce erzählt in feiner Reife (V: ©. 159. T. 40), ihre Zahl 
gebe in den feuchten Gegenden von Syrien, melde an Arabien 
ftoßen, ind Unendliche; in dem Hofe ded großen Sonnentempels 
zu Baalbef babe er einmal viele Taufende beyfammen geſehen; 

der Boden, die Mauern und alle Steine diefer Ruinen waren 
. davon bedeckt; die einen fihliefen, die andern liefen im Sonnens 
ſchein herum. | 

Sie haben Heine Zähne in Kiefer und Gaumen, fuchen ges 

- fangen zu entfommen, aber nit zu beißen. Der Schmanz 
bricht leicht ab, waͤchſt aber wieder nach. Obſchon fie plump 


596 


ausfehen, fo laufen fie doch ziemlich ſchnell und zwar mit den 
Füßen, wobey jedoch der Bauch ſich faſt auf der. Erde fchleppt; 
fie verbergen fich fehr ſchnell im Sande Uebtigens liegen fie 
faft den ganzen Tag an der Sonne; überraſcht man fie, fo fuchen 
fie fih unter Wurzeln von Fichten oder Wermuth zu verbergen. 
Was Plinius (Lib. 8. cap. 25.) Scincus nennt, fcheint die 
MWüften:Eidechfe zu feyn, mwelder die Alten die oben genannten | 
Kräfte zufchrieben, namentlih, daß fie die Wunden von vergif- 
teten Pfeilen heilen fol. Gesöner 1056. Imperati Hist. nat. 
p- 897. Fig. Lac. libyca, Haffelquifts Reife 359, Gronov, 
Mus.H. %. 76. Seba 1. 4 105. f. 3. 2acepede D. 101, T. 7. 
Fig. 2. Geoffroy Egypte I. 24, p. 130. 1.2. f. 8. 

2) In der ganzen Levante gibt ed häufig eine viel größere 
goldgelbe Gattung, an Länge 1 Schuh 5 Zoll, wovon der Schwanz 
zwei Drittel beträgt; oben glänzend grünlichgelb, unten blaß, 
mit einem weißen Geitenflreifen, Schwanz gelb und ſchwarz ge 
fhädt. (Se. eyprius, Schneider. Aldrovand I. cap. 12. 
p- 666. Seba I. T. 10. .4. 5. Daudin IV. 291. Geoffroy 
Egypte 24. p. 43. t. 3. f. 3. Anolis gigantesque. 

3) Sm füdlihen Europa, namentlih auf den Infeln des 

Mittelmeerd und auch in Aegypten kommt felbft in den Häufern 
ein gefhädter häufig vor (Dc. ocellatus, variegatus), 
—  fpannelang, wovon der Schwanz nur die Hälfte; grünlich 
grau, mit Meinen ſchwarzen Dupfen, worinn ein weißer Strich; 
die Gaumenzähne fehlen, fo wie die Zähnelung vor dem Ohrfell. 
In Sardinien heißt er Tiligugu et Tilingoni. Eetti,Sard. IIL 21. 
Forfkalp. 13, Sehlie Daudin IV. p. 308. t. 56. Geoffroy, 
Egypte t. 5. £.1. Savigny Suppl. 2. J. 7. 

Es gibt noch viele andere in allen Welttheilen, welche aber „ 
für und nicht wichtig find, außer dem fogenannten Landhecht 
(Brochet de terra) auf den Antillen, welcher die Geftalt, die 
Haut und die Schnauze der Flußhechte hat; aber: flatt der 
Sloffen 4 fo ſchwache Füße, daß er wie Schlangen fortfriechen 
muß, Die größten find 45 Zol lang. Ihre Fleinen Schuppen: 
find außerordentlic; glänzend und filbergrau. Während: der Nacht 
machen fie ein fürchterliched Geſchrey unter den Felſen und in 
den Höhlen, wo ſie »fleden, Der Ton üft viel färker und viel 


* 507 


unangenehmer als bey den Fröſchen und Kröten, und verändert 
fih nach der Verfchiedenbeit ihres Aufenthalts. ie zeigen fich 
erft beym Eintritt der Nacht, und wenn man ihnen unter Tags 
begegnet, fo verfept einen ihre fehlangenartige Bewegung in 
Schrecken. Rochefort, Antilles 133. Fig. 


8, Zunft. Schuppen-Eidechſen. 


Kopf und Leib zufammengedrüdt, von lauter Eleinen Schuppen bedect, 
Schwanz fehr lang; vier Füße mit ungleihen Zehen. Zunge kurz 
und Did. i 


Diefe Eidechfen leben in der alten und neuen Welt, aber nur 
in beißen Zändern, daher nicht in Europa; halten fich größten» 
theild auf Bäumen auf, und fürnten auch Kletter= "und Baums 
Eidehfen genannt werden. Der Kopf ift bald mit. Schup⸗ 
pen, bald mit Tafeln bedeeft, das Ohrfell meiſtens fihtbar, bie 
Augen mit Liedern, bie Füße verhältnißmäßig groß, die Zehen 
lang und ſehr ungleih, mit Klauen, womit fie fehr leicht die 
Zmweige umfaffen können. Die Fletternde Bewegung bringt es mit 
fi, daß fie eine gebogene Stellung annehmen, wie die Katzen. 
Sie leben von Gewürm, Inſecten und andern kleinen Thieren, 
aber auch großentheils von Beeren, Blüthen und Kräutern; mes 
nigftend bat man dergleichen oft in ihrem Magen gefunden, Die 
einen haben außer den Kieferzähnen auch zwo Reihen am aus 
men, mie die Schlangen; den andern fehlen diefelben. Bei jenen 
find die Kieferzähne an den innern Rand der Kiefer angelegt, 
und an ihrer innern Seite nur mit dem Zahnfleiſch bededtz 


bey den andern fieden fie oben im Rande der Kiefer und find 


veft damit verwachſen. Alle alfo, welche Gaumenzähne haben, 
baben Seitenzähne in den Kiefern, welchen fie fehlen, baben 
Randzähne. Kaup, Iſis 1827. ©, 610. 


Euvier hat ſie nach den Gaumenzähnen, Kaup, Wagler‘ 


und Wiegmann nah der Anbeftung der Kieferzähbne in zwey 
Abtheilungen gebracht, und dabey hat fich die merfwürdige Erſchei⸗— 
nung beraudgeftelt, dag die mit Saumenzähnen oder mit Seitens 
zähnen ale in der neuen Welt wohnen, die andern dagegen in 


” 
[4 


598 


der alten. Obſchon indeffen diefer Bau von Wichtigkeit ift, fo 
finden fich doch oft Zmeifel und felbft Ausnahmen, und auf jeden 
Fall fallen diefe Theile nicht in die Augen; daber habe ich es für 
unfern Zweck für vortheilhafter gehalten, ein außered Kennzeichen 
zur Abtbeilung zu fuchen, ohne entfcheiden zu wollen, ob es dad 
richtige if. Auf die Kopfbededung läßt fich Fein Unterſchied 
gründen, weil fie aus zahlloſen Eleinen Schuppen befteht, mie 
auf dem Rüden, und nur bey etwa drey Geſchlechtern aus 
Blättchen, die ſich allenfalld zählen laſſen, jedoch immer mehrere 
Dupend betragen. Einen beffern Unterfchied gäbe der Kropf, der 
fi ziemlich bey der Hälfte der Gefchlechter findet und zwar von 
jeder der oben genannten Abtheilungen. Er beftebt aud einer herab» 
hängenden Kehlhaut, welche ſich aufblafen oder durch die Zungen> 
hörner ausfpannen läßt, was theild aud Aerger gefchieht, theils 
um ſich beim Sprunge leichter zu machen. Bey manchen bildet 
ſie nur eine Wamme und laͤßt ſich nicht aufblaſen. Da indeſſen 
dieſer Kropf bey ſehr verſchieden geſtalteten Thieren vorkommt; ſo 
iſt es beſſer, die Eintheilung nad) der manchfaltigen Geſtalt des 
Kopfes zu machen. 

Es gibt kurze und lange, runde, pyramidale, ziemlich flache 
und kegelförmige Köpfe. 

A. Kurzköpfe: Der Kopf nicht länger als dick. 

1. Sippſchaft. Rundköpfe: Der Kopf kurz und ziemlich 
gewölbt. 

1. G. Die Flatter-Eidechſen (Dracunculus, Draco) 

ſind mit kleinen Schuppen bedeckt, haben einen gewölbten 
Kopf mit einem Kropfe, einen langen, etwas zuſammengedrückten 


Schwanz, Feine Schenkeldrüſen; hinter den Vorderfüßen ſtehen 6 


durch die Haut verbundene Rippen wie Fecherſtäbe hervor; Rand⸗ 
zähne, Feine Gaumenzähne. 

Es ſind kleine, nicht viel uͤber ſpannelange Thierchen mit 
einem ſehr langen Schwanz, in Oſtindien, welche auf Bäumen 
leben und ſich mittels ihrer Fittige von Zweig zu Zweig ſchwingen, 
wie die fliegenden Eichhörnchen; fliegen wie die Fledermäuſe 
können ſie nicht. Sie haben Eckzähne und dreylappige Backen⸗ 
zähne, und freſſen Inſecten, Fliegen und Ameiſen. Dan behaup⸗ 
tet, es gebe auch in Africa, jedoch iſt nichts Sicheres darüber 


— 


599 


befannt, auch nicht von Arabien, Mit den fabelbaften Draden, 
nebmlich Riefenfchlangen mit angedichteten Flügeln bat diefed 
unfchuldige Thierchen nichtd zu thun. 


Herodot erzählt (Lib. II. 75. et II. 107): Man fagte mir, 
bey der Stadt Butud in Arabien fey ein Drt, wo ed fliegende 
Schlangen gebe. Jh gieng deghalb hin und ſah wirklich dafelbft 
eine unglaublihe Menge Knochen und Gräten in zabllofen größern 
und Fleinern Haufen. Diefer Ort ift von Bergen umgeben und öffnet 
fih in die weite Ebene an Aegypten. Man fagt, diefe aeflügel- 
ten Schlangen flögen im Srühling aus Arabien nah Aegypten, 
begegneten aber bevm Audgang. der Berafchlünde den Ibis, von 
welchen fie umgebracht würden, und deßhalb ſtänden diefe Vögel 
bey den Aeguptiern in fo hoher Ehre. Die Geftalt diefer Schlangen 
ift übrigens die. der Wafferfchlangen; die Flügel haben feine 
Federn, fondern find wie die der Fledermäuſe. — Arabien bringt 
Weihrauch, Myrrha, Caſſia, Zimmet hervor. Die Weihraud> 
bäume werden von geflügelten . Schlangen gehütet mit Fleinem 
Leibe und gefchädter Farbe, diefelben, welche‘ heerdenmeife nad 
Aegypten fommen. Man kann fie nur durch den Rauch von 
Storar von den Bäumen vertreiben, 


Diefe Stellen fcheinen mehr auf die Flatter-Eidechfe- als auf 
eine Schlange zu paffen. 

1) Die gemeine (Dr. volans, viridis) 

ift gegen 1 Schub lang, bat einen grünen Leib mit braun: 
lihen Fittigen, welche vorn ganz frei, hinten etwas mit den 
Schenkeln verwachſen find und am Rande 4 dunfelbraune Schmiten 
baben. Ihr Aufenthalt ift vorzüglich Java, wo fie häufig in den 
Wäldern von Baum zu Baum mit einem ſchwachen Geräufdhe 
fpringen, bisweilen 20—30 Schub weit. Sie legen wenige Eyer 
in Baumlöder. Es find ganz unfchuldige Thierchen, melche die 
Eingebornen ohne Scheu behandeln. Bélon observations lib. 
II. cap. 70. Bontius Ind. or. 59. fig. Camelli in Phil. 
Trans. 25. 1706. n. 307. Seba I. T. 86. Fig. 4. Lacepede 
I. 194. 3. 17. $ig. 1. Daudin IM. 301. T. 41. Blumen 
bachs Abbildungen T. 98. Tiedemann, Natur» Gefchichte des 
Drachen, 1811: 4. T. 1. 2, 


600 


2. G. Die Bram-Eidechfen (Ophryoessa) - 
find auf Kopf und Leib mit Fleinen Schuppen bededt, haben 
einen Heinen Rüdenfamm und einen zufammengedrüdten Schwanz, 


nur drey Zähne im Gaumen, geferbte Seitenzähne, feinen Kropf 


und Feine Schenfeldrüfen. 

1) Die gemeine (L. superciliosa, Uraniscodon) 

wird 4 Schub Yang, ift fabl, mit einem audgezadten braunen 
Geitenftreifen und einem häutigen Kiel über jedem Auge. 

Finden fi im heißen America und follen fehr ſchreyen, um 
fih zufammen zu halten. Seba J. T. 109. F. 4. Spix t. 10. 

2) Die bunte (Agama picta, Pneustes, Hypsibatus) 

ift 4 Zoll Yang, wovon der Schwanz_faft ?/; beträgt, gelblich 
roſenroth, mit dunklern und hellern Querftreifen auf dem Rüden, 
auf dem Naden ein ſammetſchwarzes Querfeld. 

Dieſe ſchön gezeichnete Eidechſe findet ſich häufig in den 
Urwäldern von Braſilien, wo fie Chamäleon beißt, weil fie ihre 
Farben etwas ändern Fann. Sie lebt beftändig auf den Bäumen, 
melche fie geſchickt befleigt und an den Aeften fehr ſchnell in die 
Höhe Läuft; fie hält fid) hoch auf den Beinen mit aufgerichtetem 
Kopf und meitgedffneten Augen. Kann fie nicht entfliehen, fo 


“reißt fie den Rachen weit auf, biädt die Kehle auf, gibt einen 


ziſchenden Ton von fi) und fpringt nad dem Feinde in bie 


Höbe. Die Eingeborenen bringen ale Abend, wenn fie von der 
Arbeit nah Haufe kommen, ein Paar diefer Thiere mit, um den’ 


neugierigen Fremdlingen eine Freude zu machen. Pr. Mar rv. 
Wied I. 125, Abb.H. II. Spir, T. 12. $. 2. Lophyrus 
echrocollaris. 
3.6, Die Kamm>Eidedhfen (Hypsilophus, Iguana) 
find mit kleinen Schuppen ziemlich ringförmig bededt und 
haben einen Rüdenfamm von breiten Schuppen, einen Halskamm, 
Tafeln auf dem Kopfe, Schenkeldrüfen, breite geferbte Seitenzähne 


in den Kiefern und viele fpipige im Gaumen. Die Zehen find 


fehr ungleih und haben ftarfe gebogene Klauen. An den Vorder: 


füßen hat die erfte oder Daumenzehe nur ein Gelenk, die, zwente 


2, die dritte 3, die vierte A), die fünfte 25 hinten 4, 2, 3, 4, 3. 
4) Die gemeine (Ig. tuberculata) 
wird A—5 Schub Yang und armödid, oben gelblid grün 


601 


und grün marmoriert, der Schwanz braun geringelt und länger 
als der Rumpf; unter dem Ohrfell eine runde Tafel und Körner 
an den Seiten des Halfes. | 

Sie ift eine der gemeinften und zugleich größten Eidechfen 
im füdlichen America‘, wo fie jedoch nicht füdlicher als Bahia 
zu geben ſcheint. Sie bält fi größtentheild auf Bäumen 
auf und nährt fih von Inſecten, aber auch Früchten, Samen 
und Blättern, mad etwas Ungewöhnliches iſt. Sie find fanft: 
mütbig und dumm, fo daß man fie Feihe fangen Fann, Die 
Männchen vertheidigen aber die Weibchen aus allen Kräften, 
beißen beftig um ſich und laffen nicht mehr los, außer wenn man 
ihnen einen derben Schlag auf die Nafe gibt. Sie halten fi 
gern in der Nähe ded Waffers, in das fie auch bisweilen geben, 
aber fchleht fhmwimmen. Auf den Bäumen freffen fie die Blumen 
und Blätter, befonderd von den Anonen, fchwingen fi mit un: 
glaubliher Geſchwindigkeit auf die oberften Zweige, ſchlingen fich 
um einen Aft und vwerfteden den Kopf, befonderd wenn fie gefref: 
fen haben und ausruhen wollen. Dft fteigen fie herunter, um 
Würmer und Infecten zu fangen. Nach der Regenzeit legen fie 
einige Dußend pergamentartige Ever, welche wie die Hühnereyer 
in Gebrauch kommen. Sie befteben faft ganz aus Dotter und 
Jaffen fi nicht hart Fochen, werden jedoch etwas teigig nnd da— 
ber zur Bindung der Brüben gebraucht, welche man an dad meiße 
und ſchmackhafte Fleiſch diefer Thiere, fo wie an geſchmortes Ge: 
flügel tbut. Man behauptet, daß diejenigen, welche diefed Fleiſch 
gewöhnlich effen, nicht fett werden. Obſchon ihr Fleifch ungefund 
ift, fo wird e8 doch für ein zartes Eſſen gehalten, und ſie werden 
daher häufig mit Hunden gejagt, auch mit Schlingen gefangen, 
indem man ſich ihnen pfeifend nähert. Das ſcheinen fie gern zu 
bören, ftreden den Kopf berror und laffen fich mit einer Gerte 
ſtreicheln, bis die Schlinge daran um den Hals geworfen iſt. 
Dann faßt man fie beym Schwanz und tritt ihnen auf den Leib, 
Sobald fie den Betrug merken, wehren fie fi) gewaltig, fperren 
den Rachen auf, dehnen den Haldfamm aus, aber vergeblich; die 
Schnauze und Pfote werden gebunden, damit fie nicht beißen 
und davon Yaufen können. Zu Paramaribo werden fie theuer 
bezahlt, 


602 


In der Gefangenfchaft find fie anfangs wild und tüdifd, 
werden aber bald zahm, bleiben in Gärten und Häufern, und 
laufen vorzüglich ded Nachts umher, um Inſecten zu fangen. 
Ihr Augenftern Fann ſich nebmlich verengen und erweitern, wie 
bey den Katzen. Beym Laufen fireden fie die Zunge heraus. 
Man gewöhnt fie endlich, unter Tags im Bette zu fehlafen. Sie 
fönnen übrigen Monate lang‘ hungern. | 

Auf den Antillen trieb man fonft Handel damit, verführte fie 
lebendig und auch eingefalgen nach Carolina und andern Gegen» 
den; mo fie felten find, kommen fie auf die beften Tafeln, Dan 
-findet in ihren Eingemeiden, wie bey dem Erocodill und den Sumpf: 
Eidechfen, bisweilen Bezoare von der Geftalt eines halben Eyes, 
beftebend aus glatten Tagen, die mieder aus Fieinen Nadeln zu> 
fanımengefegt find, faft wie an den ehemals für fo kräftig gehal⸗ 
tenen orientalifchen Bezoaren. Der Eidechfenftein (Sauritis ) 
des Plinius, 37. 57, Fam vielleicht von einer Eidechfe aus Oſtin⸗ 
dien. In Braſilien heißen ſie Senembi, bei den Europäern 
Leguan und Guano. Clusius, Exotica 116. Marcgrave 
236. $ig. Senembi. Dutertre Antilles 308. Roch efort 128 
Fig. Labat, Antilles I. 314. Sloane I. 333. Catesby II 
t. 64 Sebal. 5 £1.t. 97. f. 3. t. 98. f 1. Lacepedel. 
480. T. 27. ig. Daudin IM. 265. T. 40. Spir T. 5—9. 

Es gibt noch andere, wenig verſchiedene, denen aber die Tafel 
unter dem Ohrfell fehlt. ve 

2) Daher gehört die glatte (lg. delicatissima) 

in Brafilien und auf den Antillen; wie die vorige, aber e8 
fehlen ihr auch die Warzen an dem Hald, und die Kopftafeln 
find fehr gemölbt. Lebensart und Nutzen wie ben voriger. 
Mus. besler. t. 13. f. 3. Bell im Zool. Journ. I. Suppl. T. 
42. Amblyrhynchus cristatus. 

2. Sippfhaft: Eckköpfe. 

Kopf kurz und pyramidenförmig. 

4. &. Die Gabelföpfe (Lophyrus, Goniocephalus) 

baben einen Schuppenfamm auf dem Rüden, einen zufams 
mengedrüdten Schwanz, ftarke Randzähne und pyramidenförmige 
Badenzähne, Feine im Gaumen, einen edigen Kopf mit audges 
ſchweifter Stirn, fihtbared Ohrfell und feine Schenfeldrüfen, © 


603 


4) Der gemeine (lguana chamaeleontina, L. furcatus, 
Agama gigantea) 

der Leib gegen Schuh lang, der Schwanz länger; gelb» 
lih braun und braun marmoriert, der Schwanz mit bläulichen 
Gürteln; über den Augenbrauen eine Schwiele und ein fehr 
bober Schuppenfamm auf dem Naden. Kommt aud Amboina. 
Seba I. T. 100. Fig. 2 Kuhl, Beytr. 106. Kaup, ir 
1825. 590.' 

Andere, die Schwielenföpfe (Lyrocephalus) 
‚haben hohe Schwielen über den Augen, Heine Schuppen auf dem 
Leibe, mit runden Täfelchen untermiſcht, einen fhwahen Kamm 
auf Rücken und Schwanz, einen Kropf, aber Fein fihtbares Ohr⸗ 
fel, Randzähne, Feine Gaumenzähne. 5 

4) Der gemeine (Iguana clamosa, Lacerta ——— 
Lyr. margaritaceus) 

wird über 1 Schub lang, wovon der Shan, über die Hälfte 
beträgt, Färbung blaßgelb mit bläulihem Schiller, an den Seiten 
weiße Perlen, die Schnauze kolbig verdidt. Diefed Thier mit 
dem fonderbar geflalteten Kopfe findet fih in Sftindien, ohne 
Zweifel auf Bäumen und lebt von Körnern. Wenn fie zerftreut 
find, fo follen fie einen Schrey von fih geben, den die andern 
wie ein Echo miederholen und fih fodann ſammeln. Sebal. 
T. 109. Fig. 3. Lacepedel. 471. T. 25. Fig. 2. 

5. G. Die Fecht-Eidechſen (Calotes) 

ſind mit ſpitzigen Ziegelſchuppen bedeckt, welche auf dem 
Rücken eine Art Kamm bilden; der Schwanz iſt ſehr lang, der 
Kropf und die Schenkeldrüſen fehlen; Randzähne, mit 3 grö— 
ßern im Zwiſchenkiefer, keine Gaumenzähne; Schuppen auf dem 
Kopf. 

1) Die gemeine (Lacerta calotes, Agama ophiomachus) 

"bat einen 4 Zoll langen Leib mit einem 14 Zoll langen 
Schwanz, ift ſchön himmelblau, mit weißen Querftreifen auf den 
Seiten, Kielfhuppen auf dem Leibe und 2 Stachelreiben binter 
den Ohren. 

Finder fih in Oftindien und beißt dafelbft bey den Hollän— 
dern Kämpfbähnden (Kemp-Haantjes), weil e8 die Kammſchup⸗ 
pen oft aufrichtet, ald wenn es ſich etwas darauf einbildete; auch 

Okens allg. Naturg. VI. 59 


604 


Fann es den Hald ar? ‚aufblafen, obſchon «8 feinen eigentlichen 
Kropf bat. Der Kopf ift oben platt, hinten breit, mit glatten 
Schuppen, großen Augen und Ohrfellen; der Kamm geht vom 
Nacken bis auf's Kreuz und befteht. aus fpihigen, 6 Linien langen 
Schuppen; alle andern Schuppen baben einen Kiel. Gie laufen 
auf den Dächern herum, wo fie fich mit ihren langen Zehen und 
frummen Klauen febr gut halten können; fie freffen Kleine In⸗ 
fecten, befonder8 Spinnen, und felbft Mäufe, follen fi fogar 
gegen die Schlangen wehren und dann den Hals fehr aufblähen. 
Seba J. T. 89. F. 2. T. 93. F. 2. T. 95. $. 3. Daudin I. 
361. T. 43. 

6. G. Die Zipfel-Eidechſe (Chamaeleopsis) 

bat einen kurzen dreyeckigen Kopf mit kleinen Plättchen be: 
deckt, deſſen flache Stirn fi über das Hinterbaupt hinaus in 
einen Fortſatz oder Zipfel verlängert, Seitens und Gaumenzähne, 
Zumge did, Rüdenfamm, Feine Schenfeldrüfen. 

Die gemeine (Ch. hernandesii) 

ift 15 300 Yang, wovon der Schwanz etwas über die Hälfte 
Heträgt, gelblich grau, bin und wieder mit braunen Ötreifen, ber 


Schwanz braun geringelt,. die Schuppen glatt, auf den Schultern" 


und den Hüften eine Längdreibe von ———— und drey der⸗ 
gleichen um den Rumpf. 

Dieſes ſonderbare Geſchöpf wurde ſchon von Hernandez 
unter dem Namen des mexicaniſchen Chamäleons beſchrieben und 
abgebildet, Hist. n. Hisp. 1651. 721 fig., mit dem es auch wirk⸗ 
ich in der Geftalt, befonderd des Kopfes und in der Stellung 
viel Aerhnlichkeit hat. Die Runge bat auch fingerfdrmige An» 
bängfel, aber die Rippen geben nicht ganz herum, und die Augen» 
Yieder find nicht rund, fondern in einer Querfpalte geöffnet, dad 
Ohrfell fihtbar. Wiegmann Iſis 1828. ©. 373. 1831. ©, 296. 
Herpetologia mexicanal. p. 37. tab. 6. Gravenhorst Nova 
acta leopoldina X VI. 1833. 948. tab. 65. fig. 1-5. 

B. Langköpfe: Der Kopf länger als did. 


3. Sippſchaft. Plattföpfe: die Stirn und Schnauze 


ziemlich flach. 
7. ©, Bey den Mops-Eidechſen (Dactylod, Anoly) 
ift Kopf und Leib mit Heinen Körner-Schuppen bededt und 


605 


dad vorletzte ZebAglied in eine unten quergeftreifte Scheibe aus⸗ 
gebreitet, womit fie fih, fo wie mit den Frummen Klauen veft- 
balten können. Sie mahnen dadurd an die Sedo. 

Sie haben Schenfeldrüfen, breite und geferbte Seitenzähne 
in den Kiefern, nebft Gaumenzähnen, meiftend einen aufblasbaren 
Kropf und ganze Rippen, wie dad Chamäleon, können aud die 
Farbe mechfeln. 

Nah Building if der Kropf fein aufblasbarer Sad, fon» 
dern nur ein Kebllappen, deffen Seiten zufammengemwachfen find, 
mie die Bartlappen des Habnes. Sie nehmen beym Auffuchen der 
Nahrung die Farbe der Gegenftände an, werden grün auf einem 
Baum, dunkelbraun auf einem Felfen, und da fie nicht durch Töne 
loden Fönnen, fo ftreden fie den Haldlappen fteif auß, und bewegen 
dabey Kopf und Hals heftig auf und ab. Bey den Blättereidechfen, 
welche ded Nachts auf den Raub audgehen, fehlt der Kropf 
Iſis 1850. 1551. 

Sie finden fich bloß in America, find überall fehr häufig, und‘ 
ed gibt viele Arten, grüne, graue, fehmarze, gelbe, gefledte und 
geftreifte, mit blauen, gelben und rothen Quer- und Laͤngsbaͤn⸗ 
dern; die größten meſſen nicht über 8 Zoll und find nur h did. 
Die Augen ftehen boch oben, und dad Ohrfell iſt groß; wenn der 
Kropf aufgeblafen ift, fo hängt er biß-auf den Boden. Sie find 
fehr lebhaft, burtig und fo zutraulih, daß fie auf den Tifchen 
unter den Menfchen berumlaufen, ſich ſehr zierlih balten, alles 
genau anfehen, alles unterfuchen, und gleichſam Acht geben, was 
gefprochen wird; fie verfchluden Mucken, Spinnen und andere 
Infecten. Obſchon fie niemanden etwas zu Leide thun, fo leben 
fie doch unter einander in beftändigem Krieg. Sobald ein Anoly 
den andern bemerkt, gebt er burtig auf ibn los, und dieler ers 
martet ibn wie ein tapferer Held. Bor dem Kampfe machen fie 
alerley Drobungen, wie die Hähne, indem fie den Kopf fchnell 
und Frampfbaft auf und ab bewegen, den Kropf ungeheuer auf> 
blähen und funfelnde Blicke werfen; dann geben fie wüthend auf 
einander lo8, und jeder fucht den andern zu überrumpeln. Sind 
fie gleich ftark, fo bört der Kampf, der gemöhnlich auf den Bäus 
men flatt hat, nicht fo bald auf; die andern Anoly machen die 
Zuſchauer und mifhen fi nicht ein, als wenn fie Vergnügen 

39 * 


606 


am Streit hätten: dad find vielleicht Weibche® um melde der 
Zanf ftatt finder. Sie verbeißen fich oft dermaßen, daß fie fich 
mit den verfchränkten Kiefern lang bin und ber zerren, und dann 
geben fie mit: blutigem Maul aus einander, fangen aber bald 
wieder von neuem an. Sft einer fchwächer, fo macht er ſich auf 
die Flucht; er wird aber verfolgt, und wenn er erreicht wird, aufs 
gefreſſen. Manchmal fommt er jedoh mit dem abgebiffenen 
Schwanze davon. Er wächſt nicht mehr nad), und man fieht viele, 
denen er fehlt. Dann find fie furchtſam, traurig, und halten ſich 
faft immer verborgen. 

Während der Paarung fpringen: fie von Zweig zu Zmeig. 
Dad Weibchen madt mit den Vorderfüßen unter einem Baum 
oder einer Mauer ein 2° tiefed Loch, legt darein ein längliches, 
ſchmutzig meißes, 5°’ Tanged Ey und dedt es zu. Sie laffen oft 
ein fharfes Gefchrey hören und übernachten bald auf Bäumen, 
bald in den Häufern, bald auf den Feldern, im Gebüfh, im 
Zuderrobe und auf Baummollbäumen. Sie merden häufig von 
den Katzen gefreifen. Nicolson, Hist. nat. de St. Domingue. 
1776. 348. t. 8. £. 1. | 

1) Die antillif che (Lac. bullaris, cepedii), Roquet, 

ift nur 6 Zoll lang, wovon der runde Schwanz über Die 
Hälfte wegnimmt, gruͤnlich, mit einer kurzen, braun gedüpfelten 
Schnauze. 

Sie bat viel Aebnlichfeit mit unferer grauen Eidechfe in. 
Geftalt und Lebensart, und ift febr gemein in den Gärten, daber 
fie auch Garten-Eidechſe heißt. Sie bat ſehr lange Vorderbeine, 
läuft daher febr fchnell, aufrecht, mit bochgetragenem Kopf, daß 
fie mehr zu fliegen als zu geben ſcheint; auch trägt fie den 
Schwarz faft beftändig aufwärts gekrümmt; fie Flettert fehr gut 
und. vertilgt eine Menge Ungeziefer, weil fie durch alle Risen 
und Winkel Friecht; fie fol auch die Eyer der Eidechfen und 
Schildkröten verzebren. Wenn ſie von ihren Sprüngen müd uud 
erbhitzt iſt, fo ſtreckt ſie die breite und ausgeſchnittene Zunge her— 
aus und lällt wie ein kleiner Hund; daber hat fie den Namen 
befommen. Sie ift ſehr zahm und liebt die Gefelfhaft der 
Menfchen. Sie fol jegt auf Martinique ausſchließlich den Namen 
Anoly tragen. Sloane I. T. 273. Sig. 4, Dutertre Il. 


: s 
607 


313. Rochefort, Antilles 130. ig. Latepede IL. 152. 
T, 10. Fig. 2. 

2) Die Kropf-Eidechſe (L. strumosa, lineata) 

unterfcheidet fi pon der vorigen nur durch 2 Reiben ſchwar—⸗ 
zer Längäftriche an den Seiten und ift etwas größer. 

Finder fih in Merico. - Seba II. T. 20. 5. 4. Daudin 
IV. 66. 77. T. 48. ig. 1. 

5) Die caroliniſche (L. carolinensis) 

findet fich häufig in Carolina, ift nicht viel länger als 4300, 
goldgrün, mit fhmarzen Baͤndern an den Schläfen; ihr platter 
Kopf gibt ihr ein fonderbared Audfehen. Zeigt fih Sommers 
und Winters, fhnappt Muden weg in Gegenwart ded Menfchen, 
bläht im Zorn den Kropf auf, melcher dann rotb audfieht, und 
läßt einen ſchwachen dumpfen Ton hören; fie andert beliebig die - 
Farbe wie dad Chamäleon. Während des Sommers iſt fie gläns 
zend grün, gegen den Winter aber wird fie braun. Man nennt 
fie auch Rothkehle. Catesby I. T. 66. ; 

4) Der grüne (L. viridis) 

wird 11 Schub lang, mworon der Schwanz *, beträgt; 
fhön grün, mit 7 dunfleren Querbinden auf dem Rüden und 
weißen Dupfen auf den Seiten. 

Findet fih bäufig in Brafilien, Flettert und fpringt gefchict 
auf den Bäumen. Zreibt man ibn in die Inge, fo fpringt er 
nah den Menfchen und beißt fich veft, jedech ohne Schaden. 
Pr. M. v. Wied Beytr. I. 115. Abb. H. VI. 

Es gibt au Anoly mit einem Kamm auf dem Schwanz, 
welcher durch die verlängerten Stachelfortfäge gebalten wird, wie 
bev den Bafllidfen. Daher gehört 

5) Der gefledte (L. bimaculata), 

in Nordamerica und den Antillen, 8 Zoll lang, grünlich 
blau, am Kopf und an den Seiten braun gedüpfelt, nebft 2 grö— 
Beren Fleden auf den Schultern. Der Schwanz ift 1'/s mal fo 
lang al& der Rumpf. Sie finden fi) in Pennſylvanien und auf 
der Inſel St. Euftah in den Wäldern, und verfteden fich in 
Baum: und Erdlöcher, wo man fie mandhmal pfeifen hört. Man 
ann fie leicht in Schlingen aus Stroh fangen, indem man fie 
ihnen nähert und pfeift; fie fpringen dann von felbft hinein. 


* 


608 


Seba J. T. 87. Fig. 4. 5. Sparrmann, neue ſchwed. Verh. 
V. 1784. S. 173. T. 4. F. 1. Bechſte in J. 474. T. 26. F. 1. 

8. ©. Die Marmor-Eidechfen (Polychrus) 

find mit Meinen Schuppen bededt ohne Kamm, haben kleine 
Tafeln auf dem Kopf, Seiten» und viele Gaumenzähne, ein 
Ohrfell, einen aufbladbaren. Haldfamm,. Schenfeldrüfen, fehr 
Yangen und dünnen Schwanz. Die Rippen bilden ganze Zirkel 
wie bevin Chamäleon und Anoly. 

1) Die gemeine (L. marmorata). ı 

wird gegen 4t/2° lang, movon der Schwanz über die Hälfte 

beträgt, die Färbung röthlih grau, mit braunen und blauen 
Duerbändern marmoriert; vom une geben 3 fchwarze Streis 
fen ab. 
Sie kommt häufig aus Brafilien, aan Cayenne und 
Surinam, wo fie Chamäleon beißt und Temapara, und wahr> 
fcheinlich auf Bäumen lebt, wegen ihrer Verwandtfchaft mit den 
Anoly und Agamen. Seba J. T. 88. F. 4. II. T. 76. F. 4. 
Lacepede II. 128. T. 10. F. Pr— — Wied I. 120. 
Abb. Heft 13. 

9, ©. Eined der fonderbarften —— iſt die Kragen⸗ 
Eidechſe (Chlamydosaurus), 

welche A. Cunningham in Neuholland entdeckt und John 
Gray in Kings Reiſe beſchrieben hat. Sie zeichnet ſich nehm⸗ 
lich durch eine ungeheure Halskrauſe aus, welche jederſeits hinter 
dem Ohr anfängt und ſich, in 4 Falten geſchlagen, weit nach 
oben erhebt, mie ein ſtehender Faltenkragen. 

Die Länge ded Thiered beträgt 17/2 Schub, und davon nimmt 
der Schwanz ?/; ein. Der Kopf und Leib ift mit kleinen Kiels 
fhuppen bededt, welche auf dein Schwanze 6 Längsgräthen bilden. 
Der Kopf niedergedrüdt, das Ohrfell ſichtbar; die Seitenzähne 
breit, die vordern fpisig, oben 8, unten 4, die Zunge kurz und 
ſchwach audgefchnitten, der Rumpf zufammengedrüdt, Füße ziem⸗ 
lih Yang mit frummen Klauen. Die Färbung gelblih braun 
und ſchwarz geſchaͤckt. Die ungeheure Kraufe entfpringt jederfeits 
hinten auf dem Kopf, gerade über ven Ohren, hängt an der ganzen 
Seite des Halfes veſt bis zur Bruſt, ftebt fteif 2 Zol lang nad 
hinten in die Höhe und iſt in 4 große Zalten geichlagen, fo daß 


609 


der obere Rand nicht weniger ald 10 Zoll im Umfang bat. Ihr 
vorderer rundlicher Rand wird durch einen mondförmigen Knor: 
pel gehalten, welcher-über dem Ohr beginnt; ihre Mitte von dem 
ungewöhnlichen Horn des Zungenbeing, alfo wie der Kropf mans 
cher Eidechfen; fie ift ebenfalls mit Schuppen bededt. Sie faß 
auf einem Zweige in der Nähe ded Port Nelfon.. Kings Nar- 
rative ofthe Coasts of Australia II. 1827. 424. t. A. 
4. Sippfhaft: Kegelföpfe, 

Stirn ziemlich gewölbt; Schnauze ſpitzig. 

10. ©. Die Degen-Eidechfe (Physignathus concincinus), 

In Cochinchena gibt es eine große Eidechfe mit einem ſtark 
verdidten Hinterkopf und einem degenförmig zufammengedrüdten 
Schwanz; ein Schuppenfamm auf Rüden und Schwanz, Schen> 
feldrüfen, Feine Gaumenzähne und fein Kropf. Sie ift blau mit 
einigen Stacheln an den Seiten des Kopfs und Iebt von Früchten, 
befonder8 Kernen. Cuv. Regne animal. II. p. 61. t. 6. fig. 1. 

11. © Die Kron-Eidechſen (Basiliscus) 

zeichnen fi durch einen Hautfamm auf dem Hinterhaupt 
aus, den man für eine Krone anfeben kann; haben Seiten= und 
Gaumenzäbne, 4 — 5 Edzähne, Täfelhen auf dem Kopf, Feine 
Schenkeldrüſen; flatt ded Kropfed nur eine quergefaltete Haut, 

1) Die gemeine (Lacerta basiliscus) 

bat einen Hautfamm auf Rüden und Schwanz, ber von den 
verlängerten Stachelfortfäßen getragen wird, ift 3 Schuh Lang, 
movon der Schwanz die Hälfte beträgt, bläulich, mit 2 weißen 
Strihen binter den Augen und Kiefern. 

Der Rüdenfamm ift gegen 1 Zoll bob, befhuppt, und ent— 
hält 14 Strahlen; der Schwanzfamm etwas höher mit 23 Strabs 
len, und der auf dem Kopf ebenfolang, aber dreyedig zugeſpitzt 
und mit Schuppen bededt. Er enthält einen Knorpel, melcher 
dem Stachelfortſatze oder Hinterhauptskamm mancher Tbiere ent⸗ 
ſpricht. 

Sie ſoll im heißen America leben, vorzüglich auf Bäumen, 
nähre fih von Körnern, und fpringe ‚hurtig von Zmeig zu Zweig, 
wie der Leguan, fol jedoch auch in’8 Waffer geben. Es ift ſonder— 
bar, daß noch Fein Naturforfher diefed große und merkwürdige 
Thier in feinem Leben und Weben beobachtet hat. Seba J. 


"610 


T. 100, x 1. Bonnaterre, Erpet. X. t. 3. £ 1. Daudin I. 
310. t. 42. 

Da bier einmal der Name Bafilisf gebraucht wird, fo muß 
doch ein Wort darüber gefagt werden. Er fommt befanntlich in 
der heiligen Schrift vor, und diefe Stellen haben zu den aben> 
theuerlichften Fabeln Veranlaffung gegeben: „Ich werde, fpricht 
der Herr, Bafilisfen ſchicken, die nicht bezaubert werden können, 
und fie werden euch beißen... .. Du mirft den Löwen und den 
Bafiliöfen unter die Füße treten. Jeremias XVIII. 17. Pf. 9. 
13, „Sie haben Schlangen-Eyer ausbrüten laſſen und Gewän⸗ 
der von Spinnweben gemacht. Wer von dieſen Eyern ißt, wird 
fterben, und, wenn man fie audbrüten laßt, fo wird ein Baſilisk 
ausfchliefen. Jeſaias 59. 5.’ 

Diefen Stellen zufolge hat man unter dem Baſilisk (welches 
Heiner König bedeutet) ſich ein fürchterliches Thier ausgedacht, 
das bald wie eine Schlange, bald mie ein Drache ausfehen follte. 
Man gab ih eine Krone auf den Kopf, Flügel, funfelnde Aus 
gen, deren Blick ſchon tödtlich ſey. Da man ſolch ein Thier in 
der Natur nicht finden Fonnte, fo ſtutzten Markefchrever junge 
Rochen nad der eingebildeten Geftalt zu, festen ihnen Glasaugen 
in die Naßiöcher und ließen fie vor dem Volke für Geld fehen. 

Da diefed Thier in der heiligen Schrift vorfommt, fo mußte 
es nothwendig in der alten Welt Jesen, und man bat es daber in 
Arabien und Aegypten gefucht, Dem Profper Alpin erzählten 
mehrere Perfonen, fie hätten um die Quellen des Nil viele Ba— 
ſilisken gefeben, fo lang als eine Hand und fingerädid, Sie 
hätten 2 große Schuppen, melde ihnen ald Flügel dienten, und 
auf dem Kopfe flände ein Kamm mie eine Krone. Diefe Ausfage 
fönnte man höchſtens auf die fliegende Eidechfe deuten, welche 
man in’der neuern Zeit ungefchicfter Weife Drache genannt hat. 
Andere glauben, es fey eine Schlange; Bruce aber (Reife an 
die Quellen des Nils V. 234) behauptet, es gebe in jener Ge: 
gend gar Feine Schlangen und dad Wort Baſiliscus im griechi⸗ 
fhen Texte der Bibel heiße im bebräifchen Tſepha, meldyes 
Schlange bedeute, und zwar müſſe e8 eine ungiftige gemefen fenn, 
weil fie nad) der Schrift nicht Junge bervorbringe, fondern Eyer 
Yege: Auf jeden Fall ift es fehr wahrſcheinlich, daß der Baſilisk 


611 


nicht mit den Eidechfen zu ſchaffen bat, am allerwenigften. mit 
derjenigen, welche man gegenmwärtig fo nennt. Linne glaubte 
nehmlich, er Iebe in Dflindien; in. der neuern Zeit behauptet 
man aber mit vieler Zuverfiht, daß er aus Guyana in Siids 
America komme. Worauf fich diefe Behauptung gründet, weiß 
ich übrigens nicht: wenigften® fpricht Fein Reifender davon, und 
da8 einzige Eremplar, welched in Europa erifliert und fich gegen- 
märtig in Paris befindet, flammt aus der ehemaligen Sammlung 
in Holland. - Wenn man irgend eine Eidechfe Baſilisk nennen 
mil, fo müßte e8 die Bürzel-Eidehfe von Amboina feyn 
(Histiurus). 

12. &. Die Bürzel-Eidechſen (Histiurus, Lophura) 

find mit Pleinen Schuppen bedeckt und haben einen beſchupp⸗ 
ten Hautfamm nur auf dem Bürzel oder der Schwanzwurzel mit 
Strahlen von Stachelfortfägen, flatt eined Kropfs nur eine fchlaffe 
Haut, Schenfeldrüfen ameifelbaft, breite Randzähne, aber Feine 
im Gaumen. 

1) Die geditine (Lacerta, Basiliscus amboinensis), Porte- 
erete, 

wird 5—4 Schub lang, wovon der Schwanz weit über die 
Hälfte beträgt, braun ift, unten grau, der Kopf grünlid, mit 
einigen weißen Ötrichen. 

Dieſes Thier Iebt in Oſtindien, vorzüglih auf Ambeina 
und Java, in der Nähe der Flüſſe. Wird es erfchredt, fo 
flürzt ed fih in dad Waller und verdirgt fih unter Steinen, 
wo man es mit einem Neb, felbft mit der Hand fangen Fann, 
weil es dumm, furchtfam und gar nicht bösartig iſt. Sein Fleiſch 
ift weiß und fo gut wie Hübnerfleifh; es ſchmeckt wie Reh; 
die Eyer find länglich und weiß und werden in den Sand gelegt. 
Das Weibchen ift Feiner und bat einen niedrigern Kamm. Die 
Bürzel-Eidechfe frißt Körner und Beeren von Pflanzen am Waſſer, 
Würmer, wie Scolopendern und Heine Steinchen. Sie bat vorn im 
Oberkiefer 8, im Unterkiefer 6 fpibige Zähne, an den Seiten breite. 
Auf dem Rüden ift ein Schuppen: Kamm, 4—5 Linien hoch; auf 
dem vordern Drittel des Schwanzes ein viel höherer mit 17 
Strahlen. Valentyn India. 1726. III. 281. fig. Schlosser, 
de Lacerta amboinensi.: Amstelod. 1768. 4. fig, Hornftedt, 


612 


neue Schwed. Abh. VI. 1785. p. 130. t. 5. fig... 2. Lacepede 
I. 506. Daudin Il. 322. Wagler Icones t. 8. Ein ähn 
licher bei Eſd theut zool. Atlas II. 1829, Fol. 2. T. 7. H. 
pustulosus. 


9, Zunft. Schienen-Eidechſen— 


Leib niedergedrückt, Bauch und Schwanz von viereckigen Schuppen 
gürtelartig umgeben; die Zunge dünn und geſpalten. 


Dieſe Eidechſen unterſcheiden ſich von den vorigen hauptſäch— 
lich durch den niedergedrückten Kopf und Leib, welcher bisweilen 
ganz unförmlich breit wird, wie bey einer Kröte. Ihre Schuppen 
find nicht Flein wie Körner, fondern breit und ungleichfürmig; 
oben laͤnglich und mit Kielen oder Stacheln verfehen, unten und 
. um den Schwanz, vieredig und gürtelartig gereibt, mit menigen 
Ausnahmen. Sie Fünnen nicht klettern, fondern bleiben auf: der 
Erde, mo fie burtig berum laufen, meiftend von Inſecten leben, 
die größern auch von hoͤhern Thieren und mande von Fiſchen. 
Es kommen hier Gattungen vor, welche mannslang werden, und 
ſowohl dadurch, als durch ihren ſägenartigen Schwanz an die 
Crocodille erinnern. 

Ich theile ſie ebenfalls nach der Geſtalt des Kopfes ein. 

A. Kurzköpfe: der Kopf kaum länger als did. 


1. Sippfhaft. . Die Glattſchwänze 

haben feine Spipen an den Schwanzfohuppen, meldhe nicht 
immer Wirtel bilden. 

1.©. Die Kiel:Eidehfen (Tropidurus, Hoplurus,, 
Ecphymotes) 

fehen aus wie die Agamen, haben Tafeln auf dem Köpfe, 
einen langen Schwanz mit ziemlich wirtelartigen Kielfehuppen, 
Seiten: und Heine Gaumenzähne, meift Zähnen anı Rande der 
Dhren und felten Schenfeldrüfen, Fein Keblfad. 

4) Die gefledte (Tr. torquatus) 

wird über fhuhlang, wovon der Schwanz. faft 2/, beträgt. 
Färbung graulih, meift mit hellern Sleden, 3 dunfle Streifen 
über den Augen und ein fehmarzed halbes Halsband, 


‘ 


615 


Findet fih in Braſilien, und gebört dafelbft zu den gemein» 
ften Eidechfen. Sie leben bIoß in trodenen, fandigen Gegenden 
in dürrem Laube, unter Gefträuchen, Steinhaufen, und fonnen 
fi gern im Sande, entfliehen aber pfeilfchnell, wenn man fich 
ihnen näbert. Sie fihen mit hochausgeſtrecktem Hals umd Kopf, 
indem fie bäufig nicken, Jaufen an den fleilften Wänden fchnell 
bin und ber und fangen Infecten und Würmer; verlaffene Hütz 
ten find oft ganz von ihnen bewohnt. Pr. M. v. Wied L 
137. Abb. H. VI. Marcgrave ©. 238. Taraguira.. Spir 
T. 15. 5. 1. Agama tuberculata. 

Hieher fcheinen die Fleinen Eidechfen zu gebören, melche die 
Sranzofen auf den Antillen Mudenfänger (Gobe-mouches) 
nach ihrem ‚gewöhnlichen Gefchäfte nennen. Sie find die kleinſten 
Amphibien auf diefen Snfeln, und haben das Ausſehen der Stel 
lionen, Einige fcheinen mit dem feinften Goldſtoffe bededt zu 
ſeyn, andere mit Silberftoff, andere find goldig grün oder von noch 
anderen prächtigen Farben. Sie find fo zutraulich, daß fie Fed’ in die 
Zimmer kommen, wo fie nichts Schlimmed thun, fondern fie im 
Gegentheil von Muden und dergl. Ungeziefer reinigen, und dad 
thun fie mit ſolcher Gefchieflichkeit und Schnelligkeit, daß die Lift der 
Jäger nichtd dagegen ift Sie duden fih wie eine Schildwache 
auf dem Tifch oder auf einem andern Geräth, welches höher ald 
der Boden ift, und wo fie hoffen Fönnen, daß fih eine Mude 
niederlaffen werde. Bemerken fie ihren Raub, fo folgen fie ihm 
überall mit den Augen, und dreben den Kopf fo oft als die 
Mude den Drt ändert. Sie erheben fih fo hoch fie Fünnen, 
ftellen fih auf die Vorderbeine, lechzen nach ihrem Wild, fperren 
das Maul auf, ald wenn fie e8 ſchon im Rachen hätten, Dabey 
laffen fie ch durch Fein Geräuſch ftören. Finden fie ed endlich 
tbunlih, fo fehnellen fie fo gerad darauf los, daß fie es felten 
fehlen. Es ift ein unfchuldiges Vergnügen, die Aufmerkfamfeit 
anzufehen, womit diefe Fleinen Beftien ihren Lebensunterhalt 
ſuchen. 

Sie ſind ſo zahm, daß ſie auf den Tiſch ſteigen, wenn 
man ißt. Bemerken ſie eine Mucke, ſo nehmen ſie ſie vom Teller, 
von den Kleidern und ſelbſt von den Händen weg. Sie ſind dabey 
ſo artig und nett, daß fie keinen Ekel erregen, auch wenn fie 


614 


über die Speifen gelaufen find. Während der Nacht nehmen fie 
Theil an der Muſik, welche die Anoly machen. Sie legen Ever 


mie Erbfen, bededen fie mit etwas Erde, und überlaffen der 
Sonne das Ausbrüten. Wenn man fir zufällig tödtet, fo vers» 


lieren fie augenblidlich ihren Glanz; dad Gold und das Lafur 
wird matt, blaß und mißfärbig. 

Sie ändern nad Belieben ihre Farben nach den Gegenflän- 
den, wie dad Chamäleon. Die um die jungen Palmen find ganz 
grün; die auf-den Pomeranzen-Bäumen fchon gelb; ja man bat 
bemerkt, daß diejenigen, welche fi in Zimmern mit Betten von 
Schiller-Taffet aufbielten, Junge hervorbrachten mit den verfchies 
denften Farben, Man Fönnte vieleicht diefe Wirkung ihrer Fleinen 
Einbildungsfraft zufchreibenz; darüber Yaffen wir aber Andere 
fpeculieren. Hist. nat. des Antilles 1658. 132. Fig. 

2. © Die Schiller-Eidechfen (Trapelus) 

haben Zähne wie die Agamen, aber Fleine Schuppen ohne 
Stacheln und feine Schenfeldrüfen, der Schwanz rund mit Zie> 
gelfhuppen, daB Obrfell deutlich; Randzähne, keine Gaumen⸗ 
zähne. 

1) Die ägnptifche (Fr. aegyptius, Agama mutabilis) 

ift nur 6 Zoll lang, wovon der Schwanz faſt die Hälfte be- 
trägt; die Füße verhältnißmäßig lang und dünn, der Kopf dreys 


eckig; mwechfelt außerordentlich fhnell die Farbe, gewöhnlich ſchön 


dunkelblau, mit violettem Schimmer und ſchwarzgeringeltem 
Schwanze, auf dem Rücken 4—5 Querbänder von ſchwachen 
röthlichen Flecken; plötzlich wird ſie fleiſchfarben, Kopf und Füße 
grünlich, und nichts bleibt von der vorigen Färbung als die röth— 
Yichen Fleden auf dem Rüden. Wenn man diefed Thier früber 
gefannt hätte ald das Chamäleon, fo würde man noch viel mebr 
Aufheben von feinem Farbenmechfel gemacht baben. Geof- 
froy St. Hil., Egypte 24. p. 27. tab. 5. fig. 3, 4. Dau- 
din III, tab, 45. fig. 1. Mus. Senkenberg. I. p. 27. tab. 3. 
fig. 3. 

3. & Die Raßeltöpfigen Eidehfen oder Strup- 
per (Agama) 

baben einen dien, von Stacheln ſtruppigen Kopf, Feine 
Körnerfhuppen auf dem Leibe, Ziegelfehuppen auf dem Schmanze, 


615 


ohne Wirtel; Randzähne, feine Gaumenzähne, biömweilen Schen= 
keldrüſen. 

1) Der gemeine (Lacerta agama, Agama colonorum) 

wird eimen Schub lang, ift bräunlih, und bat auf dem 
Nacken eine Reihe Furzer Stacheln, Feine Schenkeidrüfen. 

Finder fih in Africa, namentlic in Guinea und Abpffinien, 
figt ruhig auf Felfen, nidt mit dem Kopf, frißt Käfer und lauft 
bey Gefahr mit aufgerichtetem Schwanz davon. Rüppell, 
Wirbeltbiere III. 1835. 14. T. 4. Sebal. T. 97. F. 3. 

2) Die Kröten-Eidechſe (L., Phrynosoma orbiculare) 

beißt in Merico Tapayaxin, und hat einen befonderd breiten 
und aufgedunfenen Leib mit einem kurzen Schwanz und einem 
ſtacheligen Rüden; der Rumpf ift nicht viel über 4 Zoll lang 
und faft ebenfo breit, der Schwanz 2 301; oben graulicd mit uns» 
beflimmten braunen oder gelblichen Fleden fchön marmoriert, 
unten ſchwarz gedüpfelt. 

Diefed Thier ſieht fcheußlih aus, faft wie eine Kröte mit 
Schwanz und Stadeln, ift aber zahm, läßt ſich angreifen und 
um und um follern, ohne zu beißen. Die Nafe und die Augen 
ſollen fo zärtlich ſeyn, daß fie.beym geringften Drude bluten, ja 
die Tropfen folen biöweilen 2—3 Schritte weit fprigen. Sie 
finden fih auf Ffältern gebirgigen Gegenden, bewegen fich fehr 
langfam, felbft wenn man fie beunruhigt und tritt. Der Kopf ift 
ſehr hart und flruppig, von Stacheln umgeben. Getrodnet und 
gepulvert werden fie mit Waſſer und Wein gegen anfterfende 
Krankheiten eingegeben. Hernandez, Nova Hispania 1. IX. 
cap. 16. pag. 327. Fig. Wagler, Icones tab. 23. fig. 1, 2. 
Gravenhorst, N. acta leop. XVI. 911. t. 68. Wiegmann, 
Iſis 1828. 365. Herpet. mex. 52. t. 8. 1. Racepede IL. 
122. T. 9. F. 2. 

2. Sippſchaft. Die Stachelſchwänze 

haben Spitzen an den Schwanzſchuppen, Feine Gaumenzäbne. 

4. G. Die Dornfhmwänze (Uromastix) 

gleichen den Dorn: Eidechfen, haben aber feinen fo dicken 
Kopf, überall kleine und glatte Schuppen, mit Ausnahme des 
langen Schwanzes, der oben ſtachelige Halbwirtel hat; Schenkel— 
drüſen; Randzähne, Feine im Gaumen. 


‘616 


i \ 
1) Der ägpptifche (Stellio spinipes) 

wird 2—3 Schuh lang, wovon der Schwanz die Hälfte eins 
nimmt, und ift durchgängig ſchön gradgrün; die Schuppen am 
Bauche fliehen in Querreiben, die viel größern am Schwanz in 
24 Wirteln; auf den Schenfeln find Heine Stacheln. | 

Site finden fih häufig in Dberägppten und in der Wüſte, 
wo fie in Erdlöchern leben. Sie werden durch die Marftfchrener 
nach Cairo gebracht und zu ihren Gaudeleven gebraucht. Geof- 
froy, Egypte 24. p.22. t. 2. f.2. Daudin IV. 31. Race 
pede I. 83; %,6. $.1. Quetz-Paleo. Nah Forffal (©. 9.) 
fheinen die Araber dieſes Ihier Harbai zu nennen. - Ein ähn⸗ 
liher bey Rüppell, Atlas T. 1. U. ornatus. 

5. & Die Dorn-Eidechſen (Urocentron, Stellio) 

baben Fleine Schuppeh auf Kopf und Leib, untermifht mit‘ 
nagelförmigen, einen ziemlich langen Wirtelfhwanz mit mäßigen 
Staheln, einen dien Kopf mit Stacheln um das Obrfell, Feine 
Schenkeldrüſen; Randzähne mit Edzähnen, Feine im Gaumen. 

1) Die gemeine (Lacerta stellio, Agama cordylea) 

wird 1 Schub lang, wovon der Schwanz Uber die Hälfte 
beträgt; fie bat einen, dien, Frötenartigen Kopf, und ift x 
gelb mir fchwärzlichen Schatten. 

Dieß iſt eine gemeine Eidechfe im ganzen Orient, nament> 
li in Syrien, Natolien und auf den Inſeln des Mittelmeers, 
befonderd im griechiſchen Archipelagus, nah Cetti felbft auf 
Sardinien, wo fie Tarantola heißt (Naturgefh. IH. ©. 21.), 
am bäufigften aber in Aegypten, und zwar in den Ritzen der 
Poramiden und der alten Gräber und anderer Ruinen, wo man 
ihren Unratb überall umber liegen fiebt. Die neuern Griechen 
nennen fie Coscerdylos, die Araber Hardun. Belon fagt, es 
finden fich bey der Stadt Gazaro, welches die erfte in Aegypten 
ift, wenn man von Syrien aus dahin reist, ſchwarze Eidechfen 
mit Namen Stellio, faft fo groß mie ein Wiefel, mit dickem 
Kopf und aufgetriebenem Bauche; Judäa in Syrien wäre aud) 
reichlich damit verfehen. — Auf dem Wege von Tor nad Cairo 
fanden wir viele Stellionen, deren Eperemente Färber fammeln 
und nab Cairo zum Verkaufe tragen; fie biegen bey den Gries 
‚Gen Crocodilea. Sie haben aud und zum Kauf angeboten. 


617 


Observations lib. II. cap. 68 et cap. 79. Man bat nebmlich 
dieſen Unrath, welcher auch Stercus lacertae heißt, allgemein” 
als Schminke gebraucht, 

Stercore fucatus Crocodili. Horat. 
und in den Apotheken aufbewahrt, Gegenwärtig haben ihn aber 
auch die Mufelmänner verlaffen und auf das Thier felbft einen 
Haß geworfen, weil es häufig den Kopf büdt, um, wie fie fagen, 
ihre Stellung beym Gebeth nachzumachen und zu verfpotten; deß— 
balb tödten fie ed, mo es ihnen vorfommt. Haffelquift 351. 
Tournefort, Voyage I. pag. 119. tab. 10. Sebal. 
"3.106. 51,2 Lacepede Il. 97. %. 7.5.1. Geoffroy 
St. Hil. Egypte 24. pag. 25. tab. 2. fig. 3. Rüppell Atlas 
Taf. 2. 

6. G. Die GürteleEidehfen (Zonurus, Cordylus) 

find ziemlich di und Furz, und haben um Rumpf und 
Schwanz Gürtel von großen, vieredfigen, meift fpipigen Stacheln; 
Kopftafeln, Obrfel fihtbar, Drüfen an den Schenfeln; Seiten> 
zähne, feine Gaumenzähne und feinen Kropf. Gray, Iſis 
1834. 793. k 

41) Die gemeine (Lacerta cordylus) 

wird ungefähr fo lang wie unfere Eidehfe, 9—10 Zoll, ift 
aber viel dicker, und der Schwanz fiebt ganz firuppig aus von 
den Stadeln an den Schuppen; Färbung Bläulich mit ‚braunen- 
Flecken und Streifen. 

Diefed Thierchen kommt nicht felten vom Vorgebirg der gu— 
ten Hoffnung, wo es ſich auf der Erde, an feuchten und fihatti- 
gen Orten aufbält und von Infecten lebt. Der Kopf und der 
Rumpf find niedergedrüdt; die Bauchfihuppen find größere, vier 
edige Täfelden; die auf dem Rüden Eleiner mit einem Kiel, 
welcher fih an den Schwanzſchuppen in einen Stachel verlängert, 
Diefer ift faft fo lang ald der Rumpf und obngefähr von 90 
Wirteln umgeben. Sebal T. 84. F. 3. Lacepede II. 56, 
Tıı2. u2t 

Man bat diefem Thiere mit Unrecht den Namen Cordylus 
gegeben, weil die Alten darunter die Molchlarven mit Kiemen 
verftanden haben. Namentlih Ariftoteles und fpäter auch 
Belon, 


618 


B. Langköpfe: der Kopf länger ald did. 

3. Sippſchaft. Die Tafelföpfe 

baben Tafeln oder Schilder auf dem Kopf. 

7. G. Die Shild-Eidechfen (Lacerta) 

find ſchlanke Thierchen, mit einem harten Tafelſchild auf 
dein Kopfe und einem ziemlich langen Schwanz, die Schuppen 
auf dem Rüden glatt, die auf dem Bauche vieredig in Quer: 
reiben, die um den Schwanz in Wirteln, unter dem Halfe ein 
Band von großen Schuppen; Seitens und Gaumenzähne, Ohrfell, 
Schenkeldrüſen. | 

Wolf bat in Sturmd Fauna die Gattungen aus einander 
gefept: Edwards und Duges in der Iſis 1833. ©; 190, 200, 

Die meiften halten fih in Europa auf, in Feldern, Heiden 
nud Wäldern, wo fie fih gern fonnen und von Infecten leben; 
fie legen häutige Ever, größer als eine Erbfe, in die Erde; doc 
‚gibt es auch, bey welchen die Jungen vor dem Legen ausfriechen. 
Es find überbaupt fehr artige, meift hübſch gefärbte Thierchen, 
melche burtig die Flucht nehmen, indeffen in der Noth biömerlen 
beißen, aber ohne Schaden. 

4) Die gemeine oder graue (L. agilis) 

wird nur fpannelang, wovon der Schwanz etwas über die 
Hälfte beträgt, Der Rüden glänzend Eupferbraun mit einem 
dunkleren Mittelftreifen, die Seiten grün, mit einem unterbroches 
nen braunen Seitenband, ale mit weißen Düpfeln; unten gelb» 
Yihweiß mit dunfeln Flecken; Schenkeldrüfen je 10—12;5 die 
Weibchen mehr grau. Diefen niedlichen und faft zahmen Thier⸗ 

en begegnet man faft auf allen Stegen und Wegen, beſonders 

an Zäunen, Mauern und Steinhaufen, wo fie ſich fonnen und 
bey der Annäherung entfliehen, um irgendwo ſich in einer Ritze 
zu verfteden. Der Schwanz, welcher etma von 30 Schuppen: 
. wirteln umgeben ift, bricht leicht ab, und wächſt wieder etwas 
nach, aber ohne die Wirbel zu erſetzen; bey manden Berleguns 
gen fpaltet er fih au, fo daß zwey Schwänze da zu feyn ſchei— 
nen. Sie freffen Regenwürmer, Muden, Groyllen, Heufhreden 
und Käfer, indem fie plöplih darauf fehießen; übrigens vers 
fhluden fie auch größere Thiere, wie Junge von Molchen und 
von ihrem eigenen Geſchlecht. Sie halten fi gern vor den 


619 


Bienenftöcden auf und fehnappen eine Menge Bienen .meg. Im 
Frühjahr. legen fie ein Halbdugend runde Eyer, faft ſo groß wie 
eine Hafelnuß, in die Erde, unter Steine und felbft in Ameifens 
baufen; die Zungen fchliefen erft gegen den September aus. Sie 
balten BWinterfchlaf tief in der Erde, in Baumlöchern, "alten 
Mauern, und bäuten fich vor: und nachher. Sie fünnen mehvere 
Monate hbungern, werden ſehr zutraulich,, laſſen mit fich fpielen 
und lecken oft den Kindern den Speichel vom Munde. Stopft 
man ihnen Schnupftabad in den Mund, fo befommen fie Krämpfe 
und fterben. Edmwardd in Seeligmannd Bögeln T. 3,.37; 
Fig. 2. Seba U. Taf. 79. Fig: 5. Röfels ee Titelblatt. 
Sturm ll. %.5, 6. 

2) Die grüne (L. viridis) - 

wird faft mehr ald nod) einmal fo groß, und der Schwanz 
verhältnißmäßig viel länger, ift prächtig fmaragdgrün mit ſchwar— 
zen Düpfeln, und bat Schenfeldrüfen je 15—17. Findet fich 
in ganz Deutfchland, jedoch viel feltener, häufiger in wärmern 
Gegenden. Ihren Aufenthalt und die ganze Lebensart bat ‘fie 
mit der vorigen gemein, ift aber nicht fo feheu und überhaupt 
mutbiger, Fampft felbft gegen Schlangen und fpringt den Huns 
den an die Nafe, fcheint auch Vögel zu freffen, wenn fie ihrer 
babhaft werden kann. Dennoch wird fie Teichter zahm als die 
gemeine; fie fäuft oft und flellt gern dem Heufchredien nad. 
Gesner ©. 35. Meyer Thiere T. 56.A. Lacepede I. 21. 
T. 2. 5. 4. Daudin III. 144. tab. 34, 35. fig. 1. Sturms 
Fauna. 

Diefed find die zwo gewöhnlichen Eidechfen, welche bey und 
vorfommen; e8 gibt aber noch einige Fleinere, 3. 2. 

3) Die gelbe (L. crocea, montana, vivipara), 

welche Faum 6 Zoll lang wird, oben braun, mit gelben Düs 
pfeln, unten fafrangelb; biömweilen iſt fie oben und auch felbfi 
unten ganz ſchwarz. Man trifft fie nicht ganz felten in Berg— 
wäldern an. Sie weicht von allen dadurch ab, daß ſich die Jun: 
gen vor dem Legen entwideln. Jacquin, Nov. act. helv. I. 
33. tab. 1. Sturms Fauna. 

4) Eine andere beißt Mauer⸗Eidechſe (L. muralis), 

von derfelben Größe, braun, unten gelblich, mit einem weiß: 

Okens allg. Naturg. VI. 40 


* 


620 


gefäumten, : dunfeln Laͤngsſtreifen. Kommt mehr in wärmern 
Gegenden vor, und ift im füdlichen Franfreid die gemeinfte, 
wird auch dafelbft für einerley mit unferer gemeinen oder grauen 
gehalten. Lacepede I. 3. T. 1. 81,2. Daudin IH. 211. 
T. 38. 5 1. Sturmd Fauna. Den beiden letztern fehlen die 
Baumenzähne. 

5) Südlicher, befonderd in Frankreich, findet fich die fchöne 
Perl:Eidehfe (L. ocellata), 

in Größe, Geftalt und Färbung ziemlich wie die‘ grüne, 
boch oben ſchwarz mit vielen bellgrünen Dupfen, meift in Ringel 
gefteht, Sie hält fi gemöhnlich an der Südfeite der Berge 
auf, und kommt auch in der Schweiz vor. Sie hat Gaumens 
zähne wie die 2 erften. Daudin Ill. 125. tab. 33. Bona- 
parte F. it. XIV. 


8 © Die Naht: oder Warn-Eidechſen (Ameiva, 
Cnemidophorus, Podinema) 

baben glatte Schuppen und daher feinen Grath auf dem 
Schwanz, viereckige in Querreihen am Bauch und Schwanz, zwey 
Falten am Hals, Schenkeldrüſen und gekerbte Randzähne, aber 
keine im Gaumen. 


Dieſe meiſt großen Eidechſen, wovon manche mannslang und 
ſchenkelsdick werden, finden ſich nur in der heißen Zone der neuen 
Welt, halten ſich zwar auf dem Lande auf, manche gehen aber 
auch ind Waſſer, um Fiſche zu holen; ſonſt freſſen ſie Mäufe und 
Ratten, Vögel und ihre Eyer, andere Eidechſen, Inſecten, Würs 
mer und Schnecen, im Notbhfall ſelbſt todte halbverfaulte Thiere; 
fie zerflören befonderd viele Erocodil-Ever und felbft junge Eros: 
codille; man behauptet, daß fie auch Früchte fräßen, übrigend 
fönnen ‚fie in der Gefangenfhaft Jahr lang hungern. ©rößere 
Thiere und den Menfchen greifen fie nicht an, fondern entfliehen. 
Bor den Erocodillen follen fie eine große Furcht baben und laut 
pfeifen, ‚wenn fie eines bemerken. Das balten die Einwohner für 
eine Warnung ‚und glauben, daß dad. Thier die Abficht dabey 
babe, fie vor den Anfälen der Erocodille zu. bewahren. Man 
nennt fie daher in America Salva Quardia (Wächter oder Warn⸗ 
Eidechſe). 


621 


Sie legen ihre Eyer in den Sand, wo fie von den Wilden 
aufgefucht und gegejfen werden, fo wie die Thiere felbft. 

a. Die einen haben einen runden Schwanz und fehr breite 
Tafein am Bauche. Cnemidophorus. 

Diefe Thiere vertreten in America die Stelle unferer Eis 
dechfen und haben ziemlicy diefelbe Lebensart. Ihre Zunge ift 
aber meiter gefpalten und bat 2 lange dünne Zinken. 

4) Die gemeine oder fleine (Lacerta ameiva) - 

wird 1%, Schuh lang, ift oben grün, unten blau mit breis 
ten, ſchwarzen und gelbgefledten Seitenftreifen nach der Quere. 

Diefe ſchön gefärbte Eidechfe ift die gemeinfte im heißen 
America, und heißt dafelbft fchiechtmeg Lagarta (Eidechfe). Sie 
hält fih unter Gefträuchen im dürren Laube, in Felfenklüften und 
Erdhöhlen, befonder8 gern auf trodenem und erbigtem Boden auf, 
wo fie ſchnell umberläuft und alerley Heine Thiere frißt. Sie 
ift fcheu, und entflieht fo lange fie kann; daher man fie nur mit 
der Slinte befommen kann. Sn der Noth wehrt fie fih und beißt 
fharf um.fihz fie wird nicht gegeffen und daher nicht verfolgt, 
Pr M.v. Wied IL 170. Abb. 9. V. Sebal. %, 83.51, 
2. T. 90. 8.7. Sloane I. T. 273..8.3.  Seeligmannd 
Vögel IV. T. 97, 98. Lacepede H. 42. T. 3. F.1,2. Sie“ 
heißt auch Lacerta literata, graphica, lateristriga.. Daudin 
ill. p. 106, 112. Spix T. 23, 24. F. 1, 2. | 

b. Die andern. haben ‚einen zufammengedrüdten Soman, 
und die Tafeln am Bauche find länger als breit. 

2) Die große (Podinema, Lacerta teguixin, Tejus mo- 
nitor), Teyu-guazu, Temapara, 

„wird über 3 Schub Yang, if ſchwaͤrzlich, mit — 
Flecken und Querbändern, und gelben und ſchwarzen Bändern 
um den Schwanz, der faſt zweymal fo lang als der Rumpf iſt. 

Dieſe große Eidechſe findet ſich im größten Theil von Süd— 
america in trockenen Gegenden, Büſchen und Waldungen, wohnt 
in Erdhöhlen, welche fie ſich gewöhnlich unter Baumwurzeln 
graͤbt, und wohin fie bey Gefahr flieht; man kommt ihr daber 
ſelten näher als auf Schußweite. Sitzend trägt. fie den. Kopf 
body, und ſchnellt beftändig die langgefpaltene Zunge: heraus; - fie 
läuft pfeilfchnell gerad aus, und ſchleppt den langen Schwanz 

40 ® 


622 


fhlangenförmig nah; Fann fie nicht mehr außmweichen, fo ſetzt 
fie fih zornig zur Wehr, beißt fo fcharf, daß.die Zähne durch 
die Stiefel dringen, fehlägt auch mit dem Schwanz fo heftig, daß 
nur abgerichtete Hunde es magen, fie anzugreifen. 

Ihre Nahrung beftebt in Früchten und Thieren, wie Würs 
mer, Inſecten, Mäufe; fie holt auch Eyer und felbft Hühner auf 
den Höfen. Im Magen fand man Heufhreden und Mäufe. 
Die Einwohner behaupten, fie verftede fih während der Regen» 
zeit 4 Monate lang in ihren Bau, lebe dafelbft von einem ges 
fammelten Borrath von Früchten und komme im Auguft wieder 
hervor; gebt ihre Vorrath aus, fo fol fie felbft ihren Schwanz 
anfreffen. Dan findet wirklich fehr oft folche verkürzte Thiere. 
Im Maͤrz find fie ſehr fett; man jagt fie daher mit einges 
übten Hunden, fehießt fie mit Schrot oder treibt fie in die Höhle, 
wo fie auögegraben werden. Dad Fleiſch ift weiß und ſchmack⸗ 
daft, ſchmeckt wie Hühnerfleifh; man hebt ed auch getrocknet 
auf, weil man es für gut gegen den Schlangenbiß hält. Man 
dat behauptet, fie giengen aud ind Waſſer, was jedoch niemand 
gefeben hat; auch laſſen fie Feine Stimme hören, und ed ift eine 
Fabel, daß fie vor feindlichen Thieren warnten; beißen daher mit 
Unrecht bey den Altern Schriftftellern Salva Guardia. Pr. Mar 
v. Wied. 455. Abb. H. XL. Seba J. Taf. 96. Fig. 1-3. 
T. 99. 8.1. Marcgrave 236. Azara, Hist. nat. du Pa- 
raguay II. pag. 397. Daudin II. 20. Tupinambis, Spir 
Taf. 19. 

"9, G. Die ErvcodillsEidechfen (Thorictis), Lezard- 
Cayman, 

haben gleiche Zähne, harte Kielfhuppen, einen zufammenge> 
drückten Schwanz mit einem hohen Grath von ftarfen Schuppen, 
wie die Crocodille. j 

4) die große (Th. crocodilinus), Dragonne, 

wird 4-6 Schub Yang und bat auch zeiflreute Schuppen» 
file auf dem Ruͤcken; iſt roͤthlichgelb, mit Grün untermiſcht 
ziemlich mie bey den Erocodillen, daher man fie auch für deren 
Junges hält; aber die Füße find ohne Schwimmpäute, und haben 
dagegen eine lange vorfehießbare Gabelzunge und ein fichtbares. 
Ohrfell. 


— 


625 


Sie finden fih im heißen America, befonders. in Guyana 
und Cahenne, mo fie in fumpfigen Gegenden leben und in: Höb» 
len wohnen, ſchießen die Zunge vor, wie die Schlangen, und 
beißen beftig um fih; legen fih zwar oft Stunden lang ins 
Waſſer, können aber nicht fhmimmen und Jieben Überhaupt die 
Sonne. Der Kopf gleicht ziemlich einer vierfeitigen Pyramide; 
dad Obrfell iſt groß, die Rückenſchuppen faft beinhart und meis 
ftend mit einem Kiel verfehen; auf dem Rücken entfteben Kämme 
von größern Kielen, welche fih auf dem Schwanz in zwey vers 
einigen und zulegt in einen. Beym Laufen tragen fie den lans 
gen Schwanz hoch, und ſchwingen denfelben wie eine Geißel. 
Dad Fleiſch wird gegeffen und mit Hühnerfleifch verglichen. Man 
fammelt auch die Eyer, wovon etwa ein Dupend gelegt werden. 
2acepedel. ©. 245. %. 9. Daudin II. pag. 421. tab. 28. 
Schneider, Specimen I. p. 40. Münchner Denkfgriften 
1821. ©. 37. %. 8. Tejus crocodilinus Merrem. 


2) Die Fleine (Crocodilurus lacertinus), Lezardet, 

bleibt Pleiner, bar 2 Falten unter dem Hald und Feine 
Gräthe auf dem Rüden von hoben Kielfehuppen, aber 2 Fleinere 
auf dem Schwanze; Schenfeldrüfen jederfeitd 24; Färbung gelb» 
lihbraun mit einigen braunen Flecken. 


Findet fih ebenfalld im beißen America, wird aber nur 
1 Schub lang, wovon der Schwanz faft ?/, wegnimmt; auf dem 
Bauche laufen 8 Längdreihen von ziemlich breiten Tafeln, faft 
wie bey der gemeinen Eidehfe. Daudin III. 85. Spix, La- 
certae t. 21, 22. f. 1. Cr, amazonicus, ocellatus, 


4. Sippfchaft. Die Shuppenföpfe 


baben Feine Schuppen oder Körner auf dem Kopf; Seitens 
zähne, Feine Gaumenzähne, 


10. ©. Die Panzer-Eidehfen (Heloderma) 

find oben mit beinharten böderförmigen großen Schuppen 
in Querreiben, unten mit vierediigen bedeckt, der Kopf niederges 
drückt mit gefurchten angelegten Zähnen, der Schwanz rund, die 
Zunge lang und gefpalten, Ohrfell fihtbar; Feine Gaumenzähne 
und Schenfeldrüfen. 


624 


4) Die gemeine (H. horridum) 

ift 28 Zoll lang, wovon der Schwanz nicht die Hälfte ein» 
nimmt. 

Diefe durch ihre harte, panzerartige Beſchuppung von den 
. andern ſehr abweichende Eidechfe Lebt in den heißen Gegenden 
von Merico, und heißt dafeibft Scorpion, weil man fie für gif 
tig halt, und, nad dem Bericht des reifenden Herrn Deppe, 
eben fo fehr fürchtet, mie die Klapperſchlangen. Zu diefer Ber» 
muthung geben auch allerdingd die langen, fpibigen, an der Vor— 
derfeite gefurchten Zähne Grund; indeffen bat fie Herr Deppe 
in den Händen ohne Schaden nah Haufe getragen. Sie gebt 
langfam, ſchnellt manchmal die Zunge hervor, beißt aber nur, 
wenn man fie reizt, und zwar obne ſchlimme Folgen, fobald man 
die gehörigen Mittel anwendet. Wenn diefe Eidechfe giftig wäre, 
fo wäre fie da8 einzige Benfpiel in diefer Ordnung. Hernman- 
dez, Thesaurus II. cap. 2. p. 5. 315. Wiegmann, Iſis 
1829. ©, 421, 624. Herpetologia mexicana p. 23. tab. 1. 

11.6 Die Sumpf-Eidedfen (Hydrosaurus, Mo- 
nitor) 

haben überall, felbft auf dem Kopfe, nur anftoßende Schups 
pen, welche jedoch unter dem Bauche in Querreihen fteben, und 
auf dem Schwanze einen fügenartigen Grath bilden, Ohrfell uns 
bedeckt. Seitenzähne, Feine Saumenzähne, Schenfeldrüfen. 

Sie find die größten Eidechfen, welche meift über manndlang 
werden, und dadurch, fo wie durch ihren zufammengedrüdten 
Sägenfhmwanz, an die Erocodille erinnern. Auch geben fie gern 
in's Waffer, obfhon fie nicht ſchwimmen Fünnen. Gie leben 
von Fleiſch und finden fih nur in der alten Welt, in Africa, 
Perſien, Indien und Neubolland. Tupinambis. — 

1) Die Wüſten-Eidechſe (Monitor terrestris, arena- 
rius, Varanus scincus) 

ift die Pleinfte und wird nicht viel über 3 Schub Yang, von 
den Vorderfüßen bis zu den bintern 9 Zoll; der Schwanz iſt 
ziemlich rund und ohne Kiel, die Schuppen rund und nicht oval; 
die Zähne fehr Fein, breit und fchneidend; die Färbung oben 
hellbraun, mit einigen grünlich gelben vieredigen Flecken, welche 

auf dem Schwanz zu Kingeln werden; die Klauen braun, zuſam⸗ 


625 


mengedrückt, krumm und fiharf, aber weniger als beym vorigen 
und kleiner. 

Diieſes Thier finder fih nicht im Niltbal, fondern in der 
Wiüfte zwifchen Aegupten und Syrien, wird aber häufig von den 
Gauflern nach Cairo gebracht, um dafelbft ihre Poffen zu machen, 
nachdem fie ihm die Zähne ausgebrochen babenz es heißt dafelbft 
Waran el hard (Sande oder Wüften-Eidechfe); in der Gefangen» 
fchaft frißt e8 nihtd; man muß ihm dad Fleifh ind Maul 
fteden und e8 mit Gewalt zum Pant IeNGEEN Geoffroy 
Esypte 24. 18. t. 3. fi 2. 

Diefed Thier kommt fhon bey Herodot vor unter dem 
Namen Landerocodil *). Nah Profper Alpin (Rer. aegypt. 
p- 217. t. 11.) war e8 der ächte Scincus der Alten, dem man 
die ftärfende Kraft zufchrieb, welche man in fpäterer Zeit einem 
andern Tbier beygelegt bat, nehmlich demjenigen, welches gegen» 
mwärtig Scincus offieinalis heißt; daraus kann man alfo fehon 
ſchließen, daß es mit der vermeyntlichen Kraft nicht viel auf fi 
babe, oder daß fie verfchiedenen Eidechfen zufomme. 

2) Die bengalifhe (Lac. dracaena, bengalensis) 

wird über A Schuh lang, und davon beträgt der Schwanz 
die Hälfte; oben braun, mit ſchwarzen Düpfeln und einem fols 
hen Streifen hinter dem Auge; in der Jugend auf dem Leibe 
gelbe Augenfleden. 

Diefe Sattung findet ſich ſehr haufig in Ofindien, naments 
lih in Bengalen und bey Pondichery, und, wie man vermutbet, 
auch auf Eerlon, wo fie Cobbera-Guion heißen fol. Wor- 
mius, Mus. p. 313. Fig. Sebal. T. 85. 5.2, 3. T. 86. F. 4, 
5. T. 98. F. 3. T. 101. & 1. T. 105. F. 2. I. T. 32. F. 3. Dau- 
din III. p. 43. t. 29. Tup. cepedianus. p. 67. Tup. benga- 
lensis. Dumeril et Bibr. III, 480. 

3) Die javanifche (M. bivittatus) 

bat gelbe Augenfleden in Querreiben auf dem Rüden, und 
auf den Scläfen ein fchmwarzed Band. Auf allen Moluden. 
Mus. besler. tab. 11. Seba U. Taf. 30. Fig. 2. Taf. 86. 








* In Nomadum regione —— sunt Crocodili terrestres tricubitales, 
lacertis simillimi. IV. 192. 


626 


Fig. 2. Kuhls Beytr. ©. 125. H. Boie, Iſis 1826. 205 
aud Japan, 

4) Die Nil-Eidechſe (Lacerta aloe, dracaena; Poly- 
daedalus) 

wird mannslang und faft fchenfelädid, der Schwanz beträgt 
2/;, und hat nach feiner ganzen Pänge einen Sägenrand; die Zähne 
find kegelförmig oder rundlich, die Schuppen oval, die Färbung 
braun mit großen Augenfleden in Querreiben und folchen Rin- 
geln um den Schwanz. 

Findet fih in Aegypten, wo fie Waran el bahr (Fluß⸗ 
Eidechfe) heißt, ziemlich häufig an den fumpfigen Ufern des Nils und 
nicht felten im Waffer felbft, wo fie manchmal in die Nebe ges 
räth. Sie ift fehr fleifchgierig und greift, befonder8 in der Ges 
fangenfchaft, alle Fleinen Thiere anz gereißt zifcht fie laut, beißt 
und ſchlägt mit, dem Schwanz um fid. Sie verzehrt ohne Zmeis 
fel die Eyer und die Jungen des Erocodil8, und daher findet 
man fie wahrfcheinlid) in den alten Baumerfen eingehauen. Bey 
einer von 3 Schuh und 3 Zol Länge beträgt die Entfernung der 
Vorderfüße von den bintern 10°300. Der Schwanzkiel fängt 
erft 5 Zoll hinter den Hinterbeinen an und ift 4 Zoll hoch. Die 
Schuppen find nur t/; Linie lang, die am Bauche aber über 1 
Linie, die auf dem Kopfe halten dad Mittel, die untern und die 
um den Schwanz bilden Ringe; zwifchen den ungleichen Zeben 
ift: Feine Spur von Shwimmbhaut, und die Außere Zebe ift nad) 
außen gerichtet, mie ein Daumen; die Nägel find Frumm und 
fharf. Im Ganzen ift die Färbung grünlich, befonderd unten; 
oben aber erfcheint viel Schwarzes in Fleden von verfchiedener 
Korm,. meiftens in Linten um einen. hellen Raum, in welchem 
wieder einige ſchwarze Schuppen ftehen wie bey Zeichenmuftern; 
die Bänder am Schwanze find ſchwach; der Kopf ift dunkel. Die 
Färbung, von Ferne angefehen, zeigt fich grün und ſchwarz mars 
moriert. Oben 30 Zähne, unten 2035 die vordern fehr Flein und 
fpibig, die hinterm di, kurz und rund, die in has Mitte kegel⸗ 
fürmig. Geoffroy St. Hil. Esypte 24. 13. t. 1. Haffel- 
quift 361. Sebal. T. 94. F. 1, 2. T. 100. F. 3. 

Diefe, Eidechfe. findet fih in ganz Ban Sparrmann 
fieng eine im Oſten der Capcolonie von 5 Schuh Länge, wovon 


627 


der Schwanz 3 betrug. Nachdem er fie am Halfe gefaßt, damit fie 
nicht beißen könnte, aber gefunden hatte, daß ziemlich viel Stärfe 
erforderlihb war, um fie veft zu balten, ließ er fich eine grobe 
Nadel reichen, gab ihr mehrere Stiche ind Herz und durch die 
Hirnfhale und wühlte im Hirn herum, aber dennoch hatte fie 
noch Kräfte genug, megzulaufen. Man Femmte ibr fodann die 
Bruft, band die Füße zufammen und bieng fie an einer Schleife 
um den Hald auf. . Nah 48 Stunden hatte fi dad Thier los— 
gemacht, wurde aber wieder gebafcht, ed war jedoch fehr ſchwach. 
Er that es fodann in Branntwein, wo ed noch eine Viertelftunde 
zappelte. Sie hält fi übrigens fowohl im Waffer ald auf dem 
Sande auf, und wächst zu einer noch weit beträchtlicheren Größe, 
Reife ©. 608. Laceria capensis. Lacepede I. 460. T. 24. 
Fig. 2. Daudin Ill. pag. 36. Tupinambis elegans; p. 59. 
tab. 31. T. stellatus. 

Sie findet fih aud an der Weſtküſte von Africa am Congo, 
mo fie befonder8 zu Malimbo die Kühenfhaben auf den Palm 
dachern megfrißt, und daher von den Negern gefchont wird, obs 
ſchon fie während der Nacht viel Geräuſch verurfacht, Man bat 
auh andere Snfecten und ein Chamäleon in ihrem Magen ge⸗ 
funden. Die Neger fürchten ſie übrigens ſehr wegen ihres ſcharfen 
Gebiſſes, wodurch gewöhnlich ein Stück Fleiſch weggeriſſen und 
die Wunde wegen der Hitze und ihrer Unreinlichkeit oft krebsartig 
wird. Daudin, Ann. mus. II. 240. t. 48. Rept. VIII. 307. 
Tup. ornatus, Dumeril et Bibron Ill. 476. 


2* 


Verſteinerte Sumpf-Eidechſen. 


Man findet an verſchiedenen Orten, meiſt im Kalkſchiefer, 
große verſteinerte Eidechſen, welche früher für Crocodille gehalten 
worden, von Cuvier aber für Sumpf-Eidechſen erkannt worden 
find (Ossemens foss. V. 2. p. 302.). 

ı) Schon vor mehr ald Hundert Jahren bat Spener im 
Kupferfihiefer bey Kupfer-Subl in Thüringen dergleichen Knochen 
entdedt und in den Misc. berol. I. 1710. p. 92. fig. 24, 25 be» 
fhrieben. Man findet fie auch abgebildet von H. Lind in Actis 
Erudit. 1718. p. 188. t, 2, und von Euvier in Oss. foss. V. 


628 


2. 302. tab. 9. fig. 1, 2. Das Thier war nur 3 Schub Yang, 
und wird nun thüringer Monitor, von Hermann v. Meyer 
Protorosaurus genannt in feinem Werf: Palaeologica zur Ges 
fhihte der Erde 1832, wo man überhaupt dergleichen Verſtei— 
nerungen gefammelt findet. 


2) Eine andere Eidechfe der Art fand man im Peterdberg 
bey Maadtriht an der Maad, melhe man deßhalb Maas-Ei— 
dechfe (Mosaesaurus) genannt bat. Sie mar größer ald ein Ero> 
codil, 24 Schuh lang, der Kopf allein A, der Schwanz 10. 
Man gibt ihr 133 Wirbel; einige lebende haben 147, die Erocos 
die nur 68. P. Campers Heine Schriften IL T.ı,2. A. 
Camper in Ann. Mus. XIX. Faujas, Hist. de la Mon-> 
tagne de St. Pierre tab. 4—11. Cuvier, Oss, foss. V. 2%, 
p. 310. t. 18-20. 


3) Ein anderes Skelett bat man im litbographifchen Schie= 
fer bey Monheim im füdlichen Franken gefunden. Es mißt 13 
Schub, und wurde von Sömmerring befchrieben unter dem 
Namen Riefen:Eidehfe in den Münchner Denkſchr. VI. 1816, 
©. 37. T. 21. F. 1—10. Lacerta gigantea; Cuvier, Oss. 
foss. V. 2. 338. tab. 21. Geosaurus. 


4) In England bey Stonesfield fand fich ein anderes, wel⸗ 
chem man die ungeheure Länge von 50 Schuh gibt. Es lag im 
Kalkſchiefer unter Roogenſtein und über dem ſogenannten Lias— 
kalk, worinn ſich die Fiſch-Eidechſe findet. Buckland nennt es 
Megalosaurus. Geolog. Trans. 1. Cuv. oss. foss. V. 2. p. 
843. t. 21. fig. 9. 27. 

5) Ein eben fo großed, im Sande des Tilgate-Walded in 
Suffer gefunden, nennt Mantell Iguanodon. Die Zähne Fauen 
fih ab, und es war daher mahrfcheinlich eine pflanzenfreffende 
Eidechfe. Geology of Sussex 71. t. 10, Cuvier, Oss. foss. 
V. 2. 350, tab. 21. fig. 23—33, k 

Ein anderes Skelett am Miffuri in Nordamerica befam von 
Harlan den Namen Saurocephalus, Journ. acad. Philad. III. 
t. 3, und ein andered in Neu:Ferfey von Hays den Namen 
Saurodon. Transact. amer. phil. Soc. III. 1830. 

Prof. Jäger zu. Stuttgart hat wieder ein andered von 


629 


Waldenbuch Phytosaurus genannt. Foffile Reptilien Würtems 
berg8 1828. 4. 22. Taf. 6. 


Zweyte Hordes Großaugen. 
Augen unverhältnigmäßig groß. 


Der Leib biefer Thiere ift geſchwänzt; nicht mit eigentlichen 
Schuppen, fondern Körnern, Nägeln und Schienen bededt; 
Zähne nur in den Kiefern, Zunge ungefpalten; vier Füße 
mit kurzen und gleich langen Zehen. 

Man bat diefe Thiere, wegen ihres Schwanzes und der vier 
Füße, zu den Eidechfen gerechnet: allein fie weichen durch die 
oben angegebenen Kennzeichen und auch felbft durch ihre Lebensart, 
befonderd ihre Trägheit und den meift langfamen Gang, bedeu> 
tend von ihnen ab. Wegen der großen Augen find fie meis 
ftend nächtlihe Thiere und halten fich daher unter Tags 
verſteckt. | 

Sie bewohnen nur mwärmere Länder und gehen nicht nörd—⸗ 
licher als das mittelländifche Meer; die kleinern leben größten: 
theild von Mucken, die größern von höhern Thieren, melde fie 
meiftend im Waſſer erbafchen. | 

In diefer Abtheilung finden fih die auffallendften Abs. 
weichungen, und mehrere, welche gänzlich audgeftorben find und 
nur noc) verfteinert vorfommen,. Es gibt darunter, deren Länge 
nur einige Zoll beträgt, bey andern 10, 20, ja 50 Schub, fo daß 
bier die Fleinften und größten eidechfenartigen Thiere vereinigt 
find; die einen haben ordentliche Finnen, wie die Delphine; ans 
dere Schwimmhäute, wie die Fröſche; andere Fleberige Querbläts 
ter unter den Zehen; andere fürmliche Kletterfüße, wie die 
Spechte; und endlich haben andere einen außerordentlich langen 
Finger, mie die Fledermäufe. 

Sie theilen ſich darnach in 4 Zünfte, 

1. Die Finnen: Amphibien mit floffenförmigen Füßen, 
wie die fogenannte SifhEidechfe (Ichthyosaurus). 


⸗ 


630 


2. Die Blätter Amphibien mit blätterigen Zehen, mie 
die Geckonen. j 

3. Die Firtig- Amphibien, mit einem langen Flug⸗ 
finger, wie die Flugeidechſe. 

4. Die Ruder-Amphibien, mit einer Schwimmhaut 
zwiſchen den Zehen und eingekeilten Zähnen, wie die Cro— 
codille. 

Dieſe Zünfte ſind wieder von denjenigen, welche auffallend 


beweiſen, daß fie andern Thierclaſſen parallel geben, 


die Finnenlurche den Fiſchen; 

die Fittiglurche den Vögeln; 

die Ruderlurche den Säugthieren; 

mithin die Blätterlurche der Ampbibienclaffe felbft.. 


10. Zunft. Fiſch-Amphibien. 


Haben vier finnenartige Füße, nehmlich Zehen aus vielen kurzen Ge— 
lenken mit einer gemeinſchaftlichen Haut überzogen. 


Dieſes find ungeheure Thiere, 30—50 Schuh Lang, mit fauſt⸗ 
großen Augen und Fegelförmigen Zähnen, welche nur noch ver» 
fleinert vorfommen, und erft in der neuern Zeit in England ents 
det worden find; fpäter auch in Deutſchland, Franfreih und 
Nordamerica. Sie Fünnen nicht anders a!8 im Meere gelebt 
haben, Die bis jeht ausgegrabenen kann man in. zwey Sipp⸗ 
fhaften theilen: mit kurzem und langem Hals. 

1. Sippſchaft. Die kurzhalſigen. 

1. G. Die Fiſch-Eidechſe (Ichthyosaurus) 

bat einen 324 Schuh langen Kopf, mit Augen fo groß als 
zwey Fäufte; die Zähne in einer, Zurche, der Hald kurz, ıder 
Schwanz mäßig. Die ganze Länge fhägt man auf 30 Schub. 

Man bat fie zuerft in England entdeckt, dann auch in Deutſch— 
land, namentlich Jäger bey Bol und Theodori bey Banz 
am Mayn, nördlich von Bamberg. Es gibt Kiefer, die 8 Schuh 
lang find. Daraud kann man die ungeheure Länge diefed Thiered 
ermeffen. Home in Phil. Trans. 1819. t.15. De la Beche 
et Conybeare in Geol. Trans. II. 1823. tab. 15. Cuvier, - 


4 


631 


Oss. V. 2. 447. t.28. Jäger, de Ichthyosauro 1824. Fol. 
Fof. Würtembergd ©. 7. T. 1, 2. 
2. Sippſchaft. Die langbalfigen, 


feben aus, ald wenn der Hald eine lange Schlange wäre auf 
einem verhältnißmäßig Furgen Leib; die Zähne in Gruben wie 


beym Crocodill. 


1.6 Die Hald-Eidedhfe (Plesiosaurus) 

ift auch ein ungeheured Thier mit kurzem Leib und Schwanz; 
trägt aber einen Pleinen Kopf auf einem unverhältnißmäßig lan» 
gen Schmanenhald. 

Dan bat fie ebenfall8 zuerſt in England entdedt und ald etwas 
Eigenthümliches erfannt, nachher au) in Franfreih. Man zählt 90 
Wirbel, wovon nur 32 auf den Leib, 23 auf den Schwanz, 35 
auf den Hald fommen, eine Zahl, wie fie Fein Vogel hat. Co- 
nybeare, Geol. Trans. V. t. 13—22. Cuvier, Oss. foss. 
V. 2. 475. tab. 31. 


41. Zunft. Die Bläatter- Amphibien oder Gäker. 
Rücziehbare Klauen meift mit breiten Blätterzehen. 


Diefed find ziemlich kleine, plumpe und niedergedrückte, 
molchartige Thiere mit warziger Haut, Furzen Füßen und Zehen, 
die gleich lang, breit und unten mit Querblättern, oder wenig» 
ſtens Furchen, verfeben find, oben mit fcharfen Krallen; fo daß 
fie an Wänden und felbft an Bühnen umberlaufen können, ins 
dem die Blätter anfleben und die Klauen eingreifen, wie bey 
Kapen. Auch ſehen fie wegen ihrer großen Augen ſehr aut bey 
Nacht, und fpazieren daher gewöhnlich zu diefer Zeit umber, um 
Muden und andere Inſecten aufzutreiben. Sie halten fich gern 
in den Häufern auf und verfleden ſich unter Tags, wie die 
Mäufe, unter Bretter und Balfen, wohin fie auch ihre Eyer 
legen. Die Zunge ift Furz und nicht ausgefchnitten, die Zähne 
ſehr Flein und gedrängt, das Ohrfell fihtbar und etwas vertieft. 
Ihr Schädel hat außerordentlich viel Aehnlichkeit mit dem der 


x 


652 


Erocodille, fo daß man verfucht ſeyn möchte, fie deghalb zufam- 
menzuftellen, Sie haben Weichendrüfen, Feine Gaumenzähne. 

Es find diejenigen Großaugen, weldye am nördlichften gehen, und 
felbft in Griechenland, Stalien, Spanien und im füdlihen Frankreich 
vorkommen. Da fie plump und langfam find, und daher wie 
Salamander audfehen, fo werden fie für giftig gebalten. Sie 
ſchwitzen auf dem Leibe und zwiſchen den Zebenblättern einen 
fharfen Saft aus, der an den Speifen, wenn fie über diefelben 
in den Küchen laufen, hängen bleibt und diefelben ungefund mas 
chen foll, auf jeden Fall unappetitlih. Man ſieht fie daher nicht 
gern in ‚den Häufern, obfchon fie viele Muden und — 
wegſchaffen. 

Die Einrichtung der Zehenblätter hat Home genauer unter— 
fucht. Er glaubt, daß fie durch Tuftleeren Raum veft haften, wie 
der Schifföhalter. Phil. Trans. 18.. 

Die Gattungen bat Schneider aus einander gefebt in 
Münchner Denkſchr. II. 1811. 31. T. 1. 

Sie theilen fih in Kurz» und Langſchwänze; jene mit 
diinnen oder breiten Zehen, diefe mit einem gefäumten Schwanz. 

A. Rundfhmwänze: Leib niedergedrüdt, warzig, mit furs 
zem rundem Schwanz ohne Saum. 

Sie werden kaum fpannelang und fehen wie Salaman 
der aus, 

1. Sippfhaft. Die Breitzeber 

baben breite, unten mit blätterigen Querfchuppen befepte 
Sohlen. 

1. G. Die Sterngäfer. (Stellio, Platydactylus) 

baben ganze Querſchuppen unter den breiten Zeben. 

4) Der gemeine (Stellio veterum, Lac. mauritanica), 
Tarantola, Geckotte, 

wird fat 5. Zoll Yang, 1 did, iſt dunkelgrau, vol böderiger 
Warzen auf Leib und Kopf, bat nur Klauen am Mittels und 
Ringfinger und Feine Schenkeldrüſen. 

Dieſes garflige Thier findet fih umd ganze Mittelmeer, be» 
fonder8 in Stalien und Griechenland, in Spanien und dem füds 
lihen Frankreich in allen Häufern und Ruinen, gewöhnlich unter 

’ dem Dache, weil es bie Waͤrme liebt und fi beym geringften 


633 


Geräufche verbirgt; mährend der Regenzeit und ded Winters 
verfteden fie fih in Winkeln, erftarren aber nicht, fondern ent— 
fliehen, wenn fie geflört werden, jedoch langfaım. Die Jungen 
feben viel widerlicher aus ald die Alten, weil die flacheligen 
Warzen an den Schwanzfchuppen viel größer find, Man hält 
fie für giftig, aber, wie es fcheint, mit Unrecht. 


Die Alten haben viel Abentbeuerliched und Nachtheiliges von 
ihrem Stellio erzählt. Den Namen babe er von Fleinen ftern= 
förmigen Fleden auf dem Rüden *), den neuern Namen Taran- 
tola von der Stadt Tarent, weil er dafelbft fehr häufig ſey; nad) 
andern heiße er Terrentola, weil er in Mauerlöchern an der Erde 
wohne; die Griechen nannten ihn Ascalabotes, und Ariftophanes 
verfpottet in feinen Werfen den Socrated, dem, ald er mit offes 
nem Munde die Bewegung ded Mondes beobachtete, Unrath dies 
fe8 Thier8 vom Dach in den Mund gefallen fey. Der Name 
fomme daher, weil ed an den Wänden wie Kaben laufen könne. 
Es fchlafe nach Ariftoteles in den Krippen, und Frieche den Efeln 
in die Nafe, daß fie nicht freffen Fönnten. Sein Biß fen giftig. 
Sie halten fih an Thüren, Fenftern, in Kammern und Gräbern 
auf, kriechen an den Wänden und fallen oft auf den Tiſch her— 
unter ind Eſſen; fie ftellten auch den Bienen nah, und man 
müffe daher das Flugloch Flein machen. 


— — Nam saepe favos ignotus adedit 
Stellio. Virgil. Georg. IV. 


Während der vier Falten Monate lägen fie verborgen und 
fräßen nicht85 fie häuteten fih im Früh- und Spätjabr und fräßen 
die Haut auf: dad thäten fie aus Neid gegen die Menfchen, weil 
diefe Haut, ein guted Mittel gegen die fallende Sucht fey. Daber 
ſey auch bey den. Juriften das Wort Stellionatus entftanden, 
welches nad Ulpian angewendet werde, wenn jemand betrogen, 
eine fremde Sache auf die Seite gebracht oder mit einer fehledh> 


- 
_— 


) Nomen habet varlis stellatus corpore guttis. 
Ovid. 


654 


tern verwechfelt habe *)." Das hätten befonder8 oft die römifchen 
Dfficiere gegen ihre Soldaten verübt, vorzüglidy in Hinfiht der 
Lebensmittel. Sie ſeyen große Feinde der Scorpione ,. welche 
ſchon bey ihrem Anblick erftarrten und in Falten Schweiß gerie- 
then; man thue fie daher in Del gegen den Scorpionſtich; fie 
fräßen auch gierig die Spinnen auf. Ausgeweidet, in Wein ges 
focht oder auch zu Afche verbrannt, waren fie gut gegen vielerley 
Krankheiten. Es iſt wahrfeinlid der Semamith der Bibel, 
welcher ſich auf feine Hände fügt und in den Häufern der Könige 
wohnt. Sprüde 28. Gesner Hist. anim. lib. I. Quadr. ovi- 
para p.90. Aldrovandus Quadr. dig. ovip. 654. fig. Seba 
1. T, 108. Sig. 6. Lacepede Il. 164. Geckotte, Daudin IV. 
14. Gecko fascicularis. 

Inder neuern Zeit hat fi faft niemand mehr um diefed 
Thierchen befümmert, und e8 war dem Prinzen von WMufignano, 
Carl Bonaparte, vorbehalten, die erfte gründliche Nachricht und 
gute Abbildung davon zu geben. „Hier fieht man ein rechtes 


* 
- 


*)'Parva lacerta, atris stellatus corpore guttis 
Stellio, qui latebras et cava husta colit, 
Invidiae pravique doli fert: symbola pietus: 
Heu nimium nuribus cognita zelotypis. 

Nam turpi obtegitur facies lentigine, quisquis, 
Sit quibus immersus stellio, vina bibat. 

Hinc vindicta frequens decepta pellice vino, 
Quam: formae amisso flore relinquit amans. 


Alciati Emblema in fraudulentos. 


Als die Metanira die Göttin Ceres gaftfreundlih aufnahm und 
ihr opferte, wurde fie von ihrem Sohn Abas aus Neid getadelt und 
verfpottet. Sie übergoß ihn daher mit dem Rückſtand eines Getränkes, 
wodurch er in einen Stellio verwandelt wurde. 


Combibit os maculas, et quae modo brachia gessit, 
Crura gerit, cauda est mutatis addita membris ; 
Inque brevem formam, ne sit vis magna nocendi, 
Contrahitur, parvaque minor mensura lacerta est. 


Ovid. met. V. 3 


655 


Benfpiel von der Undankbarkeit der Welt. Diefed unfchuldige 
Thierchen bat Fein anderes Beftreben, ald die Orte, mo es lebt 
und wo wir auch leben, von Spinnen, Muden und andern läflis 
gen Inſecten zu reinigen; und für diefe Wohlthat befommt «8 
feinen andern Lohn ald Verläumdung und Verfolgung. E8 bieße 
wenig, e8 zu befchuldigen, daß es die Speifen durch die Berüh— 
rung mit feinen Tatzen verderbe, wenn man nicht aud) fagte, daß 
ed dad Blut augenblidlicy gerinnen made, wenn es jemanden 
über die Bruft Friecht. Mit diefer furchtbaren Lehre warnen die 
Mütter täglich ihre Kinder. Dad mißfärbige und gasflige Aus— 
feben deffelben, feine heimlie und unerwartete Erfcheinung, Die 
Reichtigfeit, womit e8 an der Bühne über unfern Köpfen läuft 
und fi ganz dicht bey uns in den Wandripen verbirgt, find 
vielleicht die erften Urfachen des allgemeinen Mißtrauens, melde 
almählih in einen wirklichen Abfcheu übergegangen find. Biel» 
leicht trägt auch die Abnliche Benennung mit der Tarantelfpinne 
zu ber allgemeinen Berfluhung bey. Es felbft aber, gleihfam im 
Bewußtſeyn feiner Unfhuld, ſcheut den Menfchen nicht, imd nur _ 
ben andringender Gefahr entweicht es hurtig an den glatten Wän— 
den. Es fucht die Wärme und meidet die zu feuchten Orte. 
Gewöoͤhnlich wohnt ed auswendig an den Häufern, in der Nähe 
der Dächer auf Zinnen, hinter Gartengeländern, an balbverfalles 
nen Mauern und dergl., wo es feine Sinfectenjagd anftellt. Wer 
Muth bat, kann es da fangen, aber er wird es fchmwerlich ganz 
befommen: denn es widelt den Schwanz und bricht ihn ab, als 
wenn er von Glad wäre; ein geringer VBerluft! nach wenig Tagen 
fproßt ein neuer hervor. Es übermwintert in Dauerrigen, erftarrt 
aber nıht, kommt in den erſten Srühlingdtagen hervor, um fich 
zu fonnen, verſteckt ſich aber beym geringften Geräufch oder beym 
Anfchein eined Negend. Es hut ein ſchwaches Gefhren, dad mar 
felten bört. Die Eyer find oval, ziemlich groß und bart. 

„Es ift im ganzen füdlichen und mittleren Stalien ſehr gemein, 
ums ganze Mittelmeer und auf feinen. Inſeln, namentlid in 
Spanien, der Provinz, Griechenland, Syrien, Aegupten und in 
der Barbarey. Es beißt Tarantola und nicht Terrentola, in 
Spanien Carapata.‘‘ Fauna italica II. fig. 

Okens allg. Naturg. VI. ; 44 


856° 


2) Der gedupfte (Gecko guttatus) 

bat überall Klauen außer an den Daumen, Weichendrüfen, 
iſt vol braunrother Höder und weißer Dupfen, und bat unter 
dem Schwanze vieredige Dedfchuppen. Zacepede HM. 153. T. 
44. Fig. 1. Schneider Specimen H. p. 12. 

Dad ift eigentlich die Gattung, welche nach ihrem Gefchrey 
den Namen Geecv und Toc-kaie erhalten bat. Sie findet ſich 
in ganz Oftindien, vorzüglih in Siam, auf Java und Eeylon. 
Der alte Bontius erzählt fehredlihe Dinge von diefem Thier. 
Er ift der erfte, welcher ed unter dem Namen des inbdifchen 
Salamanderd befchrieben und abgebildet hat (Hist. nat. Ind. or. 
1658. Lib. V. cap. 5. p. 57). Er fagt ausdrüdlih, daß bie 
Holländer e8 wegen feines Rauted Gecco nennen, „Sein Big iſt 
fo giftig, daß man in wenig Stunden flirbt, wenn der Theil 
nicht gleich obgebauen oder gebrannt wird. Dad habe ich feibft 
bey einem Matrofen erfahren, der im Spital zu Batavia lag. 
Er befam bloß dadurch, daß’ ihm dieſe Eidechfe wahrend ber 
- Nacht Über die Bruft Lief, eine Blafe wie von fiedendem Waffer. 
‚Bey der Deffnung floß gelbe, ftinfende Jauche aus, und darunter 
war fchon mißfarbiged Fleifch, wovon aud 2 fingersdid in Brand 
übergieng und abfiel zu unferer geoßen Verwunderung und Abfcheu, 
Sie ift nicht viel größer ald die gemeine Eidechſe, etwa 1 Schuh 
Yang, meergrün, mit mennigrothen Sleden, Krötenfopf mit 
großen garflig vorftehenden Augen, Sie hat fo Icharfe Zähne, 
daß fie Eindrüce in den Stahl macht; der Rachen ift roth, wie 
ein glühender Dfen. Sie ift Iangfam, und mo fie einmal die 
Füße veftgefeht bat, da Fan man fie kaum init Gewalt abreißen, 
als wenn fie angeleimt wäre. Als ich eine todfe auf Papier 
feßte, um fie malen zu laſſen, brachte ich die Füße nur dadurd) 
108, daß ich das Papier abriß: fie bat nehmlich ſehr fcharfe 
Klauen. Sie ruft wie der Guckguck, wiederholt Gecco und macht 
vorber ein Geräufch mie die Spechte; lebt in hohlen Bäumen, 
feuchten Orten und oft zum Schreden der Einwohner um bie 
Schlafzimmer, fo daß die Mohren oft ihre Hütten ganz abbrechen, 
damit diefe Thierchen meiter wandern müſſen. Darauf paßt, 
wad Plinius vom Salamander fagt, Lib. 29. e. 4. 
„Unter allen giftigen Thieren ift er der ſchlimmſte, weil er 


- 


637 


nicht wie die andern nur einzeln umbringt, fondern ganze Bes 
völferungen: denn er fchleiht auf Bäume und vergiftet alle 
Aepfel, ja, wenn man Brod Focht, welches den Baum berührt 
bat, fo wird man ebenfo vergiftet, ald von dem Waſſer, wenn 
er in einen Brunnen fällt u. ſ. w. Die Javaner vergiften mit 
ihrem Blut und Geifer ihre Pfeile. Die ruchlofen Giftmiſcher, 
deren es bier beiderley Gefchlechtd viele gibt, hängen fie mit dem 
Schmanz auf, und fangen den Fleberigen und gelben Geifer, den 
fie aus Zorn immer ausfließen läßt, in ein irdened Gefchirr auf 
und laffen ihn an der Sonne eintrodnen. Sie ernähren daher 
beftändig folche Thiere. Auch der Harn zieht Blaſen. Die Ss 
dier heilen den Big mit Curcuma- Wurzel. — Wie Bontiuß zu 
diefer Erzählung kommt, ift unbegreiflih, um fo mehr, da er 
ſelbſt Oberarzt in Oftindien war. Niemand der Neuern weiß 
etwas davon. 


Später bat ‚bie franzöſiſche Acabemie diefes Thier von den 
Miffionären aus Siam erhalten, wo es deutlich die 2 Solben 
Toc-Kaie hören laffe, wie der Gudgud, und zwar 6-12 Mal 
bintereinander, je nach feinen Jahren, wie die Siamefen glauben, 
Es läuft febr ſchnell an den Aeſten und glatteften Mauern, fep 
giftig; menigftend ſey einer gebiffenen Katze der Kopf fo anges 
fhwollen, daß fie ohne Hilfe geftorben ware. Dennoch iſt es 
nicht gefährlih, und die Miffionäre haben nie gehört, daß e8 ei» 
hen Menfchen gebiffen hätte, Seine Länge mißt 1 Schub, und 
davon beträgt der Schwanz die Hälfte; der Umfang 2%, Zoll. 
Die Haut körnig, roth und blau gefhädt mit mehreren Reihen 
fegelförmiger bläulicher Spihen auf dem Rüden, unten perlgrau, 
mit röthlihen Schmitzen. Perrault bat ed anatomiert. Me- 
moires de l’Acad. IH. 1699. 281. T. 67. meh I. T. 108, 
Zacepede ll. 153. 


2. ©. Bey den Furchengäkern (Thecodactylus) 

find die Querblätter der breiten Zehen durch eine Längs⸗ 
furdhe getrennt, an deren Ende die ſcharfe Klaue fipt, welche 
übrigens dem Daumen fehlt; der Schwanz ift ringsum mit klei⸗ 


nen Schuppen bededt, und die Schenkeldrüſen fehlen. 
u A 


638 


4) Der glatte (St. laevis, perfoliatus, rapicaudus) 

ift 6 Zoll Yang, oben mit feinen Körnern befest, unten mit 
Schuppen, Färbung grau und braun marmoriert. 

Findet fih in Surinam und Weftindien, und heißt dafelbft: 
Mabouia der Bananen und Erdfalamander. Sie balten fi auf 
Baumzweigen und an fumpfigen Orten auf, wohin die Sonne 
nicht dringt; wenn ihnen der Schwanz abbricht, mad leicht ges 
fchiebt, fo mwächdt er wieder nach, fehmillt aber an der Wurzel 
an mie eine Rübe. Houttupn in Bließinger Verbandl. IX. 
322. %. 2.5.1. Daudin IV. 112, 126, 141. tab. 51. 

3.© Die Scheibengäfer (Hemidactylus) 

baben am Grunde ber Zehen eine ovale Scheibe mit zwey 
ſchiefen Schuppenreihen, und davor ragen die zwey letzten Zehen⸗ 
glieder mit dem Nagel ganz dünn hinaus; die Schuppen unter 
dem Schwanz ſind breite Schienen; Schenkeldrüſen. 

Sie finden ſich größtentheils im heißen America, und tragen 
daſelbſt den Namen Mabouia. Rochefort ſagt, es gebe Ma—⸗ 
bouien von verſchiedenen Farben. Diejenigen, welche ſich in faus 
len Bäumen und fumpfigen Orten, wie auch in tiefen und engen 
Thälern aufhalten, wohin die Sonne nicht dringt, find ſchwarz 
und fo fcheußlich ald möglih, und deßhalb hätten fie auch den 
Namen befommen, melchen die Wilden dem Teufel geben. Sie 
find gewöhnlich nicht mehr ald daumenddid auf 6—7 Zoll Länge, 
und fehben immer aus ald wenn die Haut eingefchmiert wäre, 
Histoire nat. des Antilles 131. 

4) Der röthliche (Gecko triedrus, verruculatus) 

ift 7 Zoll lang, röthlichgrau und vol Heiner Warzen, findet 
{ih am Mittelmeer, in der Provinz, tn Stalien und Sicilien. 
Daudin IV. 155. 

2) Der graue (G. armatus, incanescens, aculeatus) 

ift vol ſpitziger Warzen, grau, mit braunen Wolfen und 
dergleichen Ringen um den Schwanz. 

Iſt fehr gemein im beißen America, befonder8 auf den Ans 
tilen, von Trinidad bi8 Jamaica, wo er ein gewöhnliches Haus— 
tbier ift, und vorzüglid Mabouia, auch Wond-Mabouia beißt 
 (Mabouia des murailles). Er treibt fi befonderd bey Nacht 

umber und reinigt die Käufer von Spinnen, wird aber deſſen 


‚659 


ungeachtet verfolgt; ift ſchwach und träg, Fann. an fehr fhiefen 
Ebenen und felbft an der Gtubenbühne umserlaufen, wenn fie 
auch noch fo glatt it. Gie find weder giftig, noch haben fie 
fonft Waffen. Moreau de Jonnes, Iſis 1819. 1918. 

Sn Brafilien trifft man diefen Gedo in allen Gebäuden fehr 
bäufig an. Er bewohnt dunkle Schlupfmwinfel unter den Dächern 
. zwifchen den Balken, in Mauerlöcern, wo man ihn während des 
ganzen Tages bemerken kann. An den fteilften, felbft überhän— 
genden, recht glatt beworfenen und gemweißten Wänden läuft er 
mit Sicherheit und Schnelligkeit auf und ab, fit öfters Yang 
il, nit mit dem Kopf und fonnt fi an den Balken. In 
Wäldern und Feldern kommt er nicht vor, und ift daber ein 
wahres Haudtbier, welches fih vor den Menfchen gar nicht 
fheut. Im Magen findet man Muden, Spinnen und andere 
Inſecten. Pr. Mer v. Wied, Beytr. 1. 101. Abb. 9. 13. 
Spir T. 18. $. 2, 3. | | 

2. Sippſchaft. Die Dünnzeber 

baben fehmale Zehen, mandınal mit verdidten Spipen. 

4. G. Die Fechergäker (Ptyodactylus) 

baben eine fecherfürmig geftreifte Scheibe am Ende der Zehen 
und fünf Heine Klauen, 

1) Der gemeine (Lac. gecko, G. hasselquistii, lobatus) 

wird Faum 6 Zoll lang, wovon der Schwanz die Hälfte be> 
trägt, ift mit Eleinen Schuppen bedeckt, nebft vielen Hödern auf 
Rüden, Schwanz und Schenfeln, übrigens glatt, röthlichgrau 
und braun gedüpfelt. Die Klauen ftehen in einem Ausſchnitt 
der Scheiben, und find fo Flein, daß man fie faft nicht fiebt. 

Diefes ift eine fehr gemeine Eidechfe ın den Häufern von 
Aegypten, mo fie von den Einwohnern für giftig gebalten wird, 
Nah Haſſelquiſt fol dad Gift in den Furchen der Zebene 
fheiben audfchmwigen. Er fab im July zwey Weiber und ein 
Mädchen, melde von ihr angefledten Käs gegeffen hatten, dem 
Tode nahe; ein Geiftlicher, der fie fangen wollte, befam Fleine 
Blafen mit Entzündung, welche brannten ald wenn er Neffeln 
berührt hätte, Des Nachts laſſen fie-einen befondern Ton bören, 
faft wie die Fröfhe. Wenn man &peifen effe, worüber fie ges 
laufen, fo fol man den Ausfap befommen; fie heißt daher zu 


640 


Cairo Abu burd (Vater des Audfabed). Haffelquift, Reife 
356. Geoffroy, Egypte 24, 37. tab. 5. fig. 5. Suppl. 
tab. 1. fig. 2. Scot haͤlt ihn für den Semamith der Bibel, 
Iſis 1832. 69. 

5.&. Die Kolbengäfer (Sphaeriodactylus) 

find ebenfall8 Pleine Eidechfen mit Kolben am Ende der 3 
ben, nebft rückziehbaren Nägeln. 

4) Der gemeine (Gecko ——— 

wird nur 2—3 Zoll lang, wovon der Schwanz die Hälfte 
beträgt, und hat an den Zehen nur einfache Ballen. Färbung 
braunrotb mit braunen Querbändern. Findet fi auf den Antil» 
len, vorzüglih auf St. Domingo und St. Euflah in den Häu— 
fern, wo er Waldfclave (Wood-slave) beißt. Er läuft an den 
Wänden umher, und, wenn jemand fiehen bleibt, um ihn zu bes 
trachten, fo fol er fih nähern und ihm ſchwarzen Speichel ind . 
Geſicht ſpritzen, welcher Geſchwulſt hervorbringe. Man vertreibt 
fie mit Weingeiſt und Kampher. Die Zunge iſt laäͤnglich rund, 
mehr dünn als dick und etwas eingeſchnitten; der Leib iſt mit 
Körnern bedeckt. Sparmann in ſchwed. Abh. V. 1784. S. 166. 
T. 4. Lacepede U. 147. T. 12. F. 4,2. Nah Moreau de 
Jonnéès ift dad Speyen eine Fabel. 

6. G. Die Spibgäfer (Stenodactylus, Gymnodactylus, 
Gonyodactylus) 

baben ganz einfache Zehen obne Ballen und urn. nebft 
einem runden Schwanz. 

4) Der gedupfte (St. guttatus) 

ift 41) Zoll lang, glatt, braun, mit ſchwärzlichen und bläus 
lichen Flecken gefprenkelt, und findet fih in Aegopten. Genf: 
frop 24. ©. 51. %. 5. F. 2. Agama punctata. Savigny, 
Suppl. T. 1. 8. 3. 


B. Plattfhmwänze: der Schwanz niedergedrüd!t. 
Sie werden meift ſchuhlang, und haben einen dicken Leib mit 
einem dünnen Schwanz. 


3. Sippfhaft. Die Saumfhmwänze 
baben einen niedergebrüdten, warzigen Leib mit Blätterzehen 
und einem Schmanze, ber an den Seiten einen Hautfaum ‚hat. 


644 


7.©. Die Fiederſchwänze (Ptychozoon, Pteropleura) 

feben aus wie die Erdfalamander, haben einen platten Kopf 
und Leib, mit Körnern bedeckt, beide an den Seiten, fo wie die 
Hinterfhenfel und der Schwanz, breit geſäumt; der Saum des 
legtern  fiederartig eingeichnitten; Spannhaut und 5 breite 
Zehen unten. mit Querblättern, aber nur 4 Klauen. 

1) Der gemeine (Platydactylus, Lacertahomalocephala) 

ift 7 ZoN lang, wovon der Schwanz nur 3 beträgt, ſchmutzig 
weiß, mit braunen Flecken auf dem Kopf und folchen zidzadfür 
migen Querbärdern auf dem Rüden. 

Diefe fonderbare Eidechfe findet fih in’ Indien, namentlich 
auf Sara. Der Kopf ift platt und oval, an den Kiefern mit 
Schildchen umgeben, fonft mit Körnchen bedeckt; das Ohrfell 
fihtbar, und vorn und unten mit einem berabbängenden Haut—⸗ 
lappen eingefaßt; die Zähne Flein, fpisig und zahlreich, die Zunge 
angewachfen und ſchwach audgefihnitten, die Augen groß, der 
Stern fenfredht; der Rumpf flach mit 21 Schleimdrüfen in den 
Weichen; die Klauen frumm und fpigig, am Daumen nur ein! 
flacher Nagel; der Schwanz platt gedrüdt, ruderförmig, jeders 
feitö mit einem Saum eingefaßt, der an den vordern Zwepdritteln 
rundlige Fiederblättchen hat, mie. die Farrenfräuter. Auf dem 
Naden und dem Kreuz in der Mitte des Rückens liegt ein aus— 
gefchweifted brauned Querband, und der Länge nad laufen auf 
ihm 4 Reiben von Wärzhen bis zum Ende ded Schwanzed. An 
den Seiten des Leibes läuft ein breiter Saum, von der Achfel 
bis zur Hüfte mit dünnen, eingewachfenen Blättchen bedeckt und 
nicht ausgezackt; auch die Vorder- und Hinterbeine find aus- und 
innmwendig gefäumt. Dieſes Thier hat Dr. Ereveld zu Bonn 
in Weingeift befommen, obne zu wiffen woher. Er vermutbet, 
daß es wegen feiner vielen Hautlappen und der Schwimmfüße 
im Waffer lebe. Berliner Magazin IH. 1809. 266. T.8. Nah: 
bee. bat Dr. Kubl daffelbe auf Java entdedt und beobachtet, 
daß ed nicht im Waſſer lebt, fondern an den Wänden der Häufer 
umberläuft. Iſis 41822. 475. 

8. ©. Die Randfhmänze (Platyurus) 

haben unter der Zehenfcheibe 2 Blätterreiben, an den Seiten 
des Leibes und des Schwanzes einen ſchwachen Hautrand, 


642 


4) Der gemeine (Hemidactylus marginatus) 

iſt 5 Zoll lang, mit kegelförmigen Warzen bedeckt, an der 
Seite des Halſes ein brauner Streifen, um den Schwanz 56 
Duerfhienen. Kommt aud Bengalen. Schneider in Münchner 
Denkſchr. IIT. 1811. 62. T. 1. F. 3. Stellio platyurus, 

9. G. Die Schleuderfhmänze (Uroplatus) 

baben fecherartig gefurchte Scheiben an den Zehenfpigen mit 
zurüdziehbbaren Klauen, einen Hautfaum an den Geiten des 
Schwanzes. 

a. Die einen haben noch einen Kamm oben auf dem 
Schwanz und keinen Saum an den Seiten des Leibes, Cros- 
surus. 

1) Der gemeine (Lacerta caudiverbera) 

iſt fhmarz, At). Zoll Yang und ziemlich di, und wurde nur 
ein einziged Mal von Feuillee in Ehili in einer Quelle unmeit 
der Stadt Eoncepcion gefangen. Die Haut ift ohne Schuppen 
aber fürnig, wie die des Chamäleond, bläulichſchwarz, unten um 
das Augenlied fchiefergraus; die Schnauze etwas fpigig, die Stirn 
gemwölbt mit einem ſchwachen Hautfamın, der fih biß and Ende 
des Schwanzes erftredt, und dafelbft etwas höher ift, faft mie 
beym Waſſermolchz die Augen groß und gelb, die Zähne fehr 
Hein und fpipig, die Zunge did und angebeftet; die Kehle Fann 
fi) in einen Kropf aufblähen; die Zeben find durch eine Schwimms 
baut verbunden und endigen in eine Scheibe, worauf ein Kiel 
ftatt einer Klaue. Dad fonderbarfte ift der Schwanz, faft halb 
fo lang als der Leib, breit nach der Quere wie ein Ruder, die 
Ränder ausgezadt, wie eine Säge; außerdem oben darauf der 
ſchon bemerfte Hautfamın. Journal des Observations 1714. 4. 
319. tab. Bechfteins Lacep. I. 448. Daudin IV. 167. 

2) Seba bildet ein andered Thier der Art ab, welches in 
Arabien leben fol. Es ift 15 Zoll lang, wovon der Schwanz 
etwas über die Hälfte beträgt, fehr dünn und beweglich ift, mit 
audgezadten Seitenflügeln aber ohne Kamm oben darauf; ber 
Reib dich, die Füße vorn mit Lappen und einer halben Schwimm: 
baut, hinten mit einer ganzen, überall mit fcharfen Klauen; oben 
dunfelgelb mit weißen Sternen, die in der Mitte einen rotben 
Dupfen haben. Die Flügel am Schwanze find roth, Kopf und 


633 


Füße mit Heinen Schuppen bedeckt, der Rumpf aber weich 
und ohne Schuppen, die Kiefer mit vielen Pleinen Zähnen, die 
Zunge die, breit und angewachſen. In Arabien beige dieſes 
Thier Samabras, in Aegypten Salamandra cordylus et caudi- 
-verbera; es lebe im Waffer, gebe aber bey Donnermetter heraus, 
wie die Thunnfifche. "Thesaurus Il. t. 102. f. 2. Bechſteins 
Lacep. I. 447. T. 25. 5. 2. Daudin IV. p. 172. 


b. Andere haben einen häutigen Saum am Schmwanze, an 
den Geiten und Schenkeln, eine balbe Schwimmhaut; der Kopf 
platt mit febs großen Augen, Zähne zahlreich und Flein, Zunge 
platt und ausgeſchnitten. Rhacoessa. 

3) Der plattföpfige. (Stellio fimbriatus), T£te-plate, 


| 9 Zoll lang, wovon der Schwanz etwad über die Hälfte; 
die Färbung gelb, wechſelt aber in Roth, Grün und Blau. 


Diefes Thier wurde von Flacourt und Bruguiere auf 
Madagascar entdedt, wo ed Famo cantrata heißt. Die Haut 
ift mit förnigen Schuppen bedeckt; der Rand der Unterfiefer, der 
Hals, die Seiten und die Füße haben einen Fleinen, hängenden, 
audgezadten und befhuppten Saum; der am Schwanz viel breis 
ter und nicht ausgezackt. Diefed Thier wird auf Madagascar 
verabfcheut; .e8 fpringe an die Neger, hänge ſich ihnen mit der 
gefranzten Haut fo weft an die Bruft, daß man ed nur mit 
einem Scheermeffer wegbringen Fünne, Sobald man «8 fieht, 
nehme man daher die Flucht. Bruguiere bat dad nie geſehen; 
die Furcht komme daber, daß ed nicht fliehe, fondern mit offenem 
Maul den Menſchen entgegen gebe, und fich durch Fein Geſchrey 
abwendig machen laffez ed ift micht giftig, fucht zwar in die Zins 
ger zu beißen, aber ohne Schaden. Es lebt auf Bäumen in Lö— 
chern, aus denen ed nur ded Nachts und bey NRegenmetter ber: 
vorkommt, burtia von Zweig zu Zweig fpringt, wobey ihn der 
breite Schwanz ſebr dienlih ift. Fällt es auf den Boden, fo 
fann ed nicht mehr fpringen, fondern Friecht mwieder zu einem 
Stamm und Flettert hinauf; e8 lebt von Inſecten. Einige be— 
baupten, e8 holte fih auch mehrere Monate lang im Waffer auf, 
Flacourt, Madagascar Cap, 38. 155. Dapper, Africa 458, 
Lacepede II. 168, T. 14. 5. 2. 


644 


4. Sippfhaft. Die Scheibenfhmänze 
zeichnen fih durch einen Schwanz aus, der faft fo breit if 
als lang. 
10. G. Der Laubſchwanz (Phyliurus) 


bat einen ganz kurzen, wie ein herzfoörmiges Blatt geſtal⸗ I 


teten Schwanz. 

41) Der gemeine (Lacerta platyura) 

ift nur 4'% Zoll lang, wovon der Schwanz faſt die Hälfte 
beträgt, aber faft fo breit als Yang iſt; oben grau mit Braun 
marmoriert. 

Diefed fonderbare Geſchöpf wurde in Neuholland entdedt. 
Der Leib ift ziemlich breit und niedergedrüdt, oben und auch auf 
dem Kopfe mit Körnern bededt, ſtechend an den Seiten des 
Rumpfes und des ungewöhnlichen Schwanzes, melcher binten 
fpipig, vorn breit ift, und ausſieht wie ein Kartenberz, das mit 
feinem Einfchnitt an einem dünnen Stiel hängt, nehmlid an der 
Schwanzwurzel, gleih einer Schaufel, Die Füße find ziemlich 
Yang und dinn, for wie auch die Zeben, die ziemlich ungleich 
lang, und vertheilt find wie beym Chamäleon; fie haben aber 
frumme und rücziehbare Klauen. White, Journal pag. 246. 
tab. 3. fig. 2. Shaw, Zool. tab. 65. en Annales 
Mus. IV, 191. 

11.8. Die Roll:Eidehfen (Chamaeleo) 

haben einen zufammengedrüdten, gebogenen Leib mit körniger 
Haut, einen Rollſchwanz und Kletterfüße. 

Diefe Eidechfen mollen nirgends hin recht paffen wegen ihrer 
großen Augen und der Eurzen Zehen; fie mögen jedoch bis auf 
weitere8 bier ſtehen bleiben. 

Sie gehören zu den merfmwürdigften der ganzen Claffe, 
und haben daher auch zu viel Bewunderung und Fabeley 
Veranlaffung gegeben. Der Kopf erhebt ſich hinten in eine Pp: 
ramide; dad Ohrfell ift mit Körnern bedeckt, fowie die großen Aus 
gen; die Zähne dreilappig, die Zunge einzig in der ganzen Claffe 
hat nur Aehnlichfeit mit der ber Ameifenbären, ift nehmlich mwalz 
zig, vorn ſtumpf, läßt fich faſt fo lang als ber Rumpf felbft iſt, 
plöplich bervorfchiegen und wieder, in eine Scheide zurückziehen. 
Sie fangen damit Fliegen, melde an ihrer Spige Pleben bleiben, 


| 645 
Die Füße find ziemlich hoch, die Zehen in zwey Bündel vertheilt, 
von der das eine aus zwo, dad andere aud drey Zeben beftebt, 
welche bi8 zu den Nageln verwachſen find. An den Vorderfüßen 
liegt das Peine Bündel auswärts, an den bintern einmärts. 
Shre Rippen bilden ganze Eirfel, achtzehn an der Zahl; die Luns 
gen find ungeheuer groß und haben viele blinde Zipfel. 

Was von jeher die Augen am meiften auf fie gezogen, ift 
ihr plöglicher Farbenwechfel; indem fie bald grau, bald gelb, bald 
roth, bald blau erfcheinen, je nady ihrem Gemüthözuftande. Man 
bar dieſes bald der Anfpannung der Haut durch die Ausdehnung 
ihrer Lungen zugefchrieben, bald dem Kintreten des Bluted in 
die Haut ben einem gereizten Zuftande, bald einem eigenen Färbe= 
ftoff, der feine Lage in der Haut wechfeln Fann. Früher glaubte 
man, fie fönnten beliebig die Sarbe der Gegenftände annehmen, 
worauf fie fich befinden, und fich dadurch ihren Feinden unbe— 
merfbar mahen. Man nennt daher einen Menfchen, welcher 
feine Mennungen beliebig nach feinem Vortheil ändert, ein Cha— 
mäleon. Diefed jämmerliche Thierchen, welches überdieg nicht 
freffen, fondern bloß von der Luft leben fol *), wurde zu einem 
der berühmteften Symbole in der Moral und in der Nhetorif 
gemacht, um die niedrige Sefälligfeit der Schmeichler und Höf— 
linge, melche von der Hofluft leben, darzuftellen #8). Stein bloßer 
Namen gab dem Tertullian Stoff zu einer ernfihaften Betrach— 
tung über den falfhen Schein, und er ftellt e8 als ein Benfpiel 


*) Id quoque, quod venüs animal nutritur et aura, 
Protinus assimilat, tetigit quoscunque colores, 
Ovid, Metam. XV. 


Non timor, imo cibus, nimirum limpidus aer, 
Ambo simul vario membra colore novant. = 
J. Ursinus. 


**) Semper hiat, semper tenuem, qua vescitur, auram 
Et mutat faciem, varios sumitque colores, 
Sic et adulator populari vescitur aura, 
Et solum mores imitatur principis atros, 
* Alci ati, Embl. in adulatores. 


\ 


636 


der Unverfchämtbeit der Betrüger und der Großſprecher auf 
(De pallio). 

Man weiß nicht, warum die Griechen einem fo gars 
figen Thier einen fo bübfhen Namen, nehmlich: Fleiner 
Löwe, gegeben haben: vermuthlih wegen des Rollſchwanzes, 
des ernfthaften Ausſehens, des Yangfamen Herbepfihreitend und 
des plötzlichen Schießens auf feine Beute. Einige haben bebaup> 
tet, ed laffe feinen Geifer von den Zmeigen herunter auf die 
Schlangen fallen, um fie zu tödten (Scaliger Exerc. 196. 4). 
Sie blafen oft ihren ganzen Leib auf und- bleiben fo mehrere 
Stunden; dann entleeren fie ihn mieder ganz allmählich, und 
dabey werden fie fo fchlaff und mager, ald wenn fie bloß aus 
Haut und Knochen beftänden; der Rüdgrath tritt fharf hervor, 
wie bey einem auögemergelten Pferd. 


Es gibt mebrere Gattungen, melde nur in den heißen Ges 
genden der alten Welt vorfommen, namentlih in Africa und 
Sndien, ſich beftändig auf den Bäumen aufhalten und oft Tage 
lang gebogen auf einem Zweige figen, den fie mit ihren Kletters 
zeben und zugleich mit dem Schwanz umfaßt halten, I. Gran, 
Iſis 1834. 793. 

41) Die gemeine (Ch. africanus) | 


mird etwas über 4 Schub lang, wovon der Schwanz die 
Hälfte beträgt; der Rumpf ift ziemlich dick und der Kopf dreyedig 
zufammengedrüdt; die gewöhnliche Färbung hellgrau. 
| Ihr eigentlicher Aufenthalt ift Aegypten, mo die Gartenzäune 
um Cairo überall damit bededt find, befonderd längs dem Ufer 
des Nils, fo daß man in Furzer Zeit eine Menge zu ſehen bes 
fommt. Sie find darauf ficher vor den Vipern und Hornottern, 
von denen fie ganz verfehlungen werden. Wollen fie freffen, fo 
fhießen fie die wurmfdrmige, vorn verdidte und Fleberige Zunge, 
wie ein Specht, einen halben Schub meit hervor, fo ſchnell mie 
ein Pfeil, nah Muden, Raupen und Heufchreden. Die Natur 
hätte ihnen umfonft Zunge, Magen und Därme gegeben, wenn 
fie bloß von Luft lebten, wie man gefabelt bat (Belon, Obsery. 
1555. lib. 2. cap. 39. Außer Aegypten finden fie fih aud in 
der Levante, Syrien, Arabien und Sndien einerfeitd, und in der 


647 


Barbarey bid Spanien anberfeitd, aber nicht in Stalien und 
Griechenland. 

Sie find gar nicht fcheu, Jaffen fih in den Zimmern halten, 
wo fie bald zahm werden und fich den Finger in den Mund fteden 
lafjen, ohne zu beißen (Prosper Alpin, rer. aeg. I. cap. 5). 
Sie bewegen fi oft den ganzen Tag nicht von der Stelle, fo daß 
man fie gar nicht bemerft und glaubt, fie wären entwiſcht, bis 
man zufälig irgendwo an fie flößt. Sie Fünnen übrigens faft 
ein ganged Jahr Yang bungern; während des Winters verfteden 
fie ſich, mie ed ſcheint, in Erdlöcher. Gie legen ein Dupend 
bäutige Ener, laſſen feinen Ton bören; nur wenn man fie übers 
fällt, zifchen fie wie die Schlangen. 

Belzoni's Frau, melde vor 20 Fahren mit ihm bie Reife 
nad dem Orient gemacht bat, brachte eine Menge Chamäleone 
zufammen, Fonnte aber während. fünfmonatlicher Verſuche fie 
nie über 2 Monate lebendig erhalten, Die Araber von Nieder: 
Aegypten flürzen auf fie zu oder werfen fie mit Steinen und 
fhlagen fie mit Stöden, mwodurd fie leiden und bald fterben. 
Die Nubier dagegen find vorfichtiger, fie legen fich auf die Erde 
und warten, bis diefe Thierchen von den Dattelbäumen berunters 
kommen, dann halten fie fie am Schwanz und binden eine Schnur 
daran, wodurd menigfiend der Leib unverlegt bleibt, Sie find 
in der Gefangenfhaft einander felbft aufſätzig, und beißen ſich 
in den Schwanz und die Beine. Es gibt 3 Arten, die fich durch 
ihre Farben unterfcheiden, Die gemeinfte ift grün, aber fchön 
und regelmäßig mit Schwarz und Gelb gezeichnet. Sie findet 
fih fehr haufig und mechfelt ihre Farbe nicht, nur im Schlaf 
wird das Grün beller, bey Webelbefinden gelblich. "Unter 40 
Stüden, die ic in Nubien hatte, war nur ein ſehr Fleines von 
der zweyten Art mit rothen Sleden, das ich ziemlich lang bebielt. 
Es faß mir oft auf den Schultern und dem Kopf. War e8 Yang 
im Zimmer eingefperrt und trug ich es hinaus, fo fchöpfte es 
fogleih Luft, und fepte ih es nun auf Mayoran, fp wurde 
feine Farbe plöglich glänzend; indeffen wechfelt fie auch im Zims 
mer alle 10 Minuten. Bald ifi ed aanz grün, bald befommt 
ed die fhönften FSarbenfpiele; im Zorn wird es ganz ſchwarz, 
bläpt fi auf wie eine Blafe und wird aus dem artigften Thiers 


648 e 
chen eines der garftigften. Sie lieben fehr die frifche Luft. Seht 
man fie and Fenfter, fo holen fie mit Wolluft Athem und die 
Bärbung wird Lebhafter, Sie find fehr reisbar und der geringfte 
Umftand fept fie in üble Laune; halt man fie auf ihrem Weg 
auf, um fie anderöwohin zu lenken, fo wollen fie ſchlechterdings 
die alte Richtung bepbebalten. Sperrt man gegen fie den Mund 
auf, fo gerathen fie in Zorn, blähen fi, werden fhwarz und 
laffen bisweilen ein ſchwaches Zifchen hören. 

Zu Serufalem befam ich ein dritted, welches nicht grün, 
fondern fchledht gefärbt war, fidy in 2 Monaten nicht änderte, aber 
Flüger und artiger war als die andern. Zu Cairo kroch e8 auf 
dem Geräthe herum, flieg herunter, verfteefte fich bisweilen, aber 
immer fo, daß es mich ſehen Fonnte, Trat ich ind Zimmer, fo 
drückte «8 ſich ſo an die Gegenftände, daß ich ed nicht wahrnahm, 
eined Tags fuchte ich es vergeblih im ganzen Zimmer. Des 
Abends bey Licht wollte ih ein Körbchen nehmen und bemerfte 
daran einen Bogen, den ed vorher nicht hatte; ed war mein 
Chamäleon. Es hatte nun ganz befondere Farben, braun mit 
fhwarzen Fleden und ſchönen hochgelben Zeichnungen. So bald 
ich e8 nahın, verſchwanden fie. EB Foflete nur 9 Kreuzer, 

Später hatte ich zu Roſette mehr ald 50 Stück, alle grün, 
gelb und ſchwarz, aber meiftend beym Fangen verlegt; fie ftarben 
daher alle nah A-6 Wochen, Wann fie fohliefen, mwaren die 
gedrückten Stellen ſchwarz, dad Uebrige bel. 

Ihre Hauptnahrung befteht in Mucken; diefe fterben aber 
nicht gleich, fondern zappeln noch im Leibe, Sie fünnen 3, 4. 
Zage ohne zu trinfen aushalten; dann brauchen fie ‚aber auch 
eine halbe Stunde dazu, und heben daben den Kopf in die Höhe, 
wie die Vögel. Wenn fie hoch berunterfpringen wollen, fo blafen 
fie fich fehr auf, und fie leiden daher nicht vom Fall, außer bis— 
meilen an der Schnauze. Voyage en Egypte Hl. 1821. 8. 297. 

Herr Spittal in England bat zwey aus dem füdlichen. 
Spanien einige Monate lang lebendig erhalten. Der Leib maß 
5 Zoll, ohne den Schwanz, und war Falt anzufühlen, Sie blie: 
ben oft ftundenlang in derfelben Stellung, mit den Zehen und 
den Schwanze fih an einem Zweige haltend. Durch eine etwa 
entfernte Fliege aufmerkſam gemacht, fehritten fie langfam von 


649 


Zweig zu Zweig, einen Fuß nad) dem andern vorfegend und fich 
mit den Schwanze haltend; beym Herabfteigen biengen fie bis— 
weilen bloß am Schwanze, mie die Affen mit Rollſchwänzen. 
Die Augen find in befländiger Bewegung, und zwar jedes nach 
einer beliebigen Richtung, oft das eine nach oben oder hinten, 
dad andere nach unten oder vorn, fo daß fie alles fehen, was 
tings um fie vorgebt. Sie Ieben bloß von Inſecten, Die ich durch 
Befchmieren der Zmeige mit Honig herbeylockte. Sahen fie 
eines, fo befteten fie eine Zeit lang die Augen darauf, krochen 
Yangfam vorwär!d, um es nicht zu vertreiben, bis auf einige 
Bol, fhoßen dann plöplich die Zunge vor und zogen fie eben fo 
ſchnell zurüd. Das Sinfect wurde fehr gterig gefaut und verfchludt. 

Ihr Querdurchineffer wechfelt je nach Anfüllung der Lungen, 
mandmal 41% Zoll, bs weilen kaum 2, wobey fie dann fo 
mager ausſehen, daß man die Rippen zählen kann. Der Farben⸗ 
mwechfel fteht augenfcheinlich mit der Menge der Luft im Verhält— 
niß. Unter Tagd, wenn fie ruhig faßen, oder langfam nad Futter 
berumgiengen, mar die gewöhnliche Farbe ein Gemiſch von ver: 
fhiedenem Grün in unregelmäßigen Flecken; bisweilen gelbe oder 
dunfelrothe dazwifchen, fo daß man fie oft fehwer von den Blät— 
tern unterfcheiden Fonnte. Nachts im Schlafe war die Farbe 
gelblih. Sebte ih nun ein Licht 5—A Zul weit an. die Seite 
des Thiers, fo erfchienen nach einigen Minuten hellbraune Bleden 
an dieſer Seite, welche allmählich dunkelbraun wurden und nad) 
der Entfernung des Licht wieder verfhwanden. Daffelbe fand 
fatt, wenn ich Waſſer wie Regen auf fie fpripte, aber viel 
ſchneller. Diefe Verſuche wurden mehrmals wiederholt, und ich 
glaube, die Erfcheinung der Flecken komme von der Reizung durch 
Licht, Wärme und Waffer, befonderd, da die Thiere dabey nicht 
aufwachten. Einmal entwifdhte eined aus dem Gewächshaus 
und fand ſich erft nad langem Suchen unter Grad mit fonders 
baren Farben, ſchwarz und weiß gefleckt in großen unregelmäßi: 
gen laden, Die Seiten waren fehr zufammengedrüct, und man 
fann fagen, daß fie in diefem Zuftande immer mehr ſchwarz aus— 
feben. Einmal machte idy das Thier fehr gornig, meil ich es aus 
den Käfig nehmen wollte: anfangs zog es fih etwas zuruͤck, 
wendete fi dann plöplih um und packte einen Finger, von dem 


650 


ed aber die Haut nur etwas aufhob. Es blieg fid) auf, wie ich 
ed nie gefehen habe; das gewöhnliche Grün verwandelte ſich in 
Selblihgrau und bekam endlich über und über rothe Düpfel wie 
Nadelköpfe. 

ALS die Fliegen abnahmen und fie feine Würmer freffen well» 
ten, es auch Fälter wurde; fo wurden fie immer ſchwächer, verließen 
die Zweige, Famen auf den Boden des Käfige, murden dann 
gelb, faft purpurroth in großen Fladen, endlich beller bis fie 
ftarben. 5 

Bey völliger Gefundbeit tritt unter Tags ale 10—15 Minuten 
ein ſchwacher Farbenmwechfel sin; nicht fo bey Nacht. Die Farben 
richteten fich nie nad) der Farbe der Körper, worauf fie faßen. 
Der Farbenwechſel hängt demnach von der Erfihlaffung oder Ans 
fpannung der Haut durch die Zungen ab und von der verſchiede— 
nen Menge ded Bluts. 

$amefon fütterte eines, al8 die Muden auögegangen raren, 
mit Keller-Affeln und Pleinen Negenwürmern aus den Lohbetten; 
fie mußten ihm während des Winterd ind Maul geftedt werden, 
was im Sommer nit nötbig war. Es lief und kletterte im 
ganzen Gewächshaus herum, und fieng Muden und Spinnen. 
Es ‚wechfelte häufig die Farbe: des Nachts und ded Morgens 
war ed fchmußig rahmfarben; 2—3 Stunden nachher an. ber 
Sonnenfeite glänzend bläulichgrün, an der andern matt lauch— 
grün. Er hielt ed fodann in den Schatten und fab, daß die 
zweyerley Grün einige Minuten lang blieben, worauf kupferrothe 
Flecken Famen, vielleicht weil e8 ängftlich wurde. In der Sonne 
wurde es oft ganz dunkel, faft rußfarben, aber mit einigen 
großen bronzfarbenen Flecken. Wurde e8 weggenommen, fo befam 
e8 wieder in 2-3 Minuten feine gewöhnliche grüne Farbe. 
Sfi8 1832. 620. 
| Houfton befam zwey aus Malaga von der Länge eined 
Schuhs. Eines legte 2 längliche Eyer mit einer dünnen gelblichen 
Schale, fo groß ald die ded Zaunfönigd. Die Haut ift mit 
weichen Höckern bededit, wovon die einen weiß, die andern 
glänzend gelb find; jene über den ganzen Leib verbreitet, diefe 
jederfeitd in 2 Reihen von rautenförmigen Flecken, an Schwanz 
und Füßen in Ringeln. Des Morgens waren fie graulich, mit 


651 


Ausnahme der gelben Fleden; gereizt wurden fie braun, fomohl 
an den Höcern ald an der dazwifchen liegenden Haut, die gelben 
Flecken grünlih. Die Haut faft durchſichtig und voll der feinften 
nepfdrmigen Gefäße. Ein Stüd Haut neben den Augen wurde 
nah dem Tod faft ganz ſchwarz von dem vielen Blut in den 
Gefäßen. Der Farbenwechfel erklärt fih daber am beften durch 
dad ‚Einfchießen des Blutd in bie durchfichtige Haut, wodurd 
die gewöhnlichen Farben etwas verändert werden. Das darf 
man um fo mebr fchließen, da auch die Bewegungen der Zunge 
durch Anfülung der Gefäße hervorgebracht werden. 

Sahen fie eine Fliege, fo ſchlichen fie langfam, ſchrittweiſe 
dagegen, bielten fill, ſtreckten bisweilen den Schwanz auß und 
flemmten ibn manchmal an etwas, öffneten langfam den Mund, 
fhoßen dann plöglich die Zunge vor, und fiengen die Fliege mit 
dem Fleberigen napfförmigen Ende derfelben. Ausgeſtreckt ift fie 
ſo dick wie eine Schwanenfeder und 6—7 Zoll lang. Sie fühlt 
ſich elaſtiſch an und ift voll Eleiner Gefäße, die von Blut ſtrotzen; 
die Dauer des Ausſteckens und Zurückziehens war 5—6 Secunden 
und in einer Stunde fiengen fie manchmal 6—8 Fliegen. Wenn 
die Zunge an Pappendeckel ftieß, fo blieb fie eine Zeit lang Heben; 
daher die Thiere nicht gern die Fliegen davon mwegflerigen, oder 
die Zungenfpige etwas ſchief anzuſchlagen fuchten. Der Bau der 
Zunge wird nun ausführlich befchrieben und abgebildet. Das 
Zungenbein hat 2 Paar lange Hörner und einen Körper, der fich 1, 
Zoll weit, wie ein Griffel, nah vorn verlängert, über welchen 
die Zunge im Zuftand der Rube geftreift ift. Zieht man fie 
beraus, fo ift fie ganz fchlaff und weich, und die Anafomie zeigt 
große Blutgefäße, welche ſich in zahlloſe Zweige theilen, Daß 
Hervorſchießen läßt ſich daͤher nicht anders als durch Einſchießen 
des Blutes erklären. Iſt es kalt, ſo fangen ſie daher keine Flie— 
gen; auch erfolgt eine Erſchdpfung, wenn fie 5—8 Mal vorge» 
fhnellt worden, was nicht der Fall märe, wenn :8 durch Musfels 
mwirfung geſchähe, oder durch Eintreibung der Luft, wie einige 
gemennt haben, wozu übrigens Feine Vorrichtung vorhanden: ift. 
Iſis 1832. 623. T. 12. 

Die genaueften Beobachtungen über den Farbenwechſel bat 
Ban der Hoeven angeftellt und denfelben vortrefflih malen 

Okens allg. NRaturg, VI. 42 


I 


652 


laffen. Er ift nicht unbeftimmt, fondern bleibt immer auf den⸗ 
felben Stellen, ed mögen Streifen oder Dupfen ſeyn. Auf den 
Seiten find 2 breite bellere Längäftreifen, und dazwiſchen vom 
Kopf bis zum Schwanz und vom Rüden bis zum Bauch dunfel- 
runde Dupfen, welche vorzüglich den Wechfel unterworfen find. 
Im rubigen Zuftande ded Morgens ift die Haut gelblich, die 2 
Streifen röthlih, ohne Dupfen. Nimmt man e8 in die Hand, 
fo treten die legtern grün und in großer Menge hervor. Später 
am Tage ift die Haut noch gelblich, die Streifen aber weißlich, 
die Dupfen dunkelgrün; außerdem treten längs dem Rüdgrath 
dunkle Schatten hervor. Im Zuftande der Reizung wird die 
Haut grünlih, der Bauch bläuli, die Streifen weißlich, Die 
Dupfen und die Schatten fehwarz. Ein andermal ift ed faft ganz 
röthlichbraun, die Streifen heller, die Dupfen und Schatten faft 
verfhmunden. Mutationes in Chamaeleonte, 

Darauf bat Milne Edwards diefe Erfiheinung aufd Neue 
beobachtet und die Haut anatomiſch unterfucht. Er glaubt, darinn 
einen eigenen Färbeftoff gefunden zu haben, welcher der Oberfläche 
bald näher kommt, bald fich tiefer einſenkt. Iſis 1856. 496. 

Diefes Thier ift häufig abgebildet und zerlegt worden. 
Belon, Observations lib. M. cap. 60. Fig. Gesner © 3. 
Fig. Prosper Alpin, Rer. aeg. t. 9. f. 2. t. 10. 

Seba J. T. 82. 8.1, 2, 6. T. 83. F. A. 3.92. 5.5. Knorr, 
deliciae t. 55. f. 2. Mevers Thiere T. 57. Haffelquiftd 
Reife 348. Zacepede IL 54. T. 3. P. Ruſſel, Aleppo. 1798. 
I. S. ı28. f. 3. Daudin W. 179. 

Geoffroy St, Hil., Egypte 24. p. 41. t.4. Van der 
Hoeven, Mutationes in Chamaeleonte 1831. t. 1— 5. 
Grohmann, Camaleonte -siculo 1832. 4. Fig. 

Zerlegt wurde es fehon von Perrault in Memoiırs 
de Acad. IH. 1. 1699. 35. t. 5. 6. Spix, 'Cephalogenesis 
t. 9. f. 8. Den in Sfid 1819. T. 20. 5. 9. Cuvier, Osse- 
mens V. 2. 268. t. 16. f. 30—33. . 

2) Auf den Moluden findet fi ein fehr fonderbares mit 
gefpaltener Nafe. Iſt voll blauer Flecken mit weißen in’ 2 Reiben 
auf der Seite (Ch. bifidus). Brongniart Bull. philomatique 
Nro. 36. t. 6. £. 2. Daudin IV. 217. t. 54. | 


655 


12. Zunft. Bogelartige Amphibien. 


haben einen vogelartigen Leib, mit einem langen Finger, woran wahr: 
fcheinlich eine Flughaut geweſen. 


Diefe Thiere finden fi nicht mehr unter den lebendigen, 
fondern kommen bloß verfteinert im Kalffchiefer vor, und zwar 
faft ausſchließlich im füdlichen Franfen, bey Sohlenhofen, zwiſchen 
Eihftädt und Pappenheim. Später hat man auch in England 
entdedt. Man kennt bis jegt nur ein einziges Geſchlecht, aber 
mehrere Gattungen. 

41. ©. Die Flugeidehfen (Pterodactylus, Ormitoce- 
phalus) 

haben einen Furgen Leib und Schwanz, einen febr langen 
Hald und langen Kopf, alles mie ben den Vögeln; in 
den Kiefern ftehen aber fpisige Zähne; die Vorderfüße find fehr 
lang, haben 3 kurze Zehen, und eine, welche dem Obrfinger ent» 
fpricht, faft fo lang als der ganze Leib; zmwifchen ibr und den 
furzen Hinterbeinen war ohne Zweifel eine Flughaut ausgefpannt; 
die Hinterfüße find Furz und haben 4 Zehen. 

4) Die langföpfige (Pt. longirostris) 

bat einen Leib nicht größer als bey einem Froſch; der 
Hald viel länger als der Leib und der Kopf wohl halb fo lang. 

Dieſe fonderbare Verfteinerung von Sohlenhofen wurde zuerft 
1784 von Eollini abgebildet. Man bielt fie bald für einen 
Fiſch, bald für einen Vogel, bald für eine Fledermaus, Cuvier 
erfannte fie aber für ein eidechfenartiged Thier, melches fliegen 
fonnte, und der Meynung find nun auch alle Naturforfcher, mit Aud> 
nahme von Wagler, welcher glaubte, die Vorderfüße fenen Floſſen 
gewefen, und ed mwäre daher im Meer herumgeſchwommen wie 
die Enten. In jedem Kiefer flanden ungefähr 20 einfache Zähne; 
die Augenhöhlen find ungemein groß und deuten auf eine nächt> 
liche Lebensart; der Hals beftebt nur aus 7 Wirbeln, die aber 
febr lang find, wie beym Cameel; NRüdenwirbel ungefähr 20, mit 
eben fo viel dünnen Rippenpaaren; Kreuzmwirbel etwa 2, Schwanz» 
wirbel 15, aber fehr Furz, fo daß der Schwanz Faum frey bers 
vorragte. An den Zehen waren frumme Klauen, mit Ausnahme 

42 % 


654 


ded Flugfingers. Das Thier beftete fih damit wahrfheinlih an 
Bäume und Felfen, an denen ed die Inſecten ablad; ed mwäre 
indeſſen aud) wegen des langen Halfes und Kopfes möglich, daß 
ed fihmebend aus dem Waſſer Inſecten und Fifche holte. Collini, 
Acta acad. palat. V. 1784. p. 58. t. 5. Cuvier, Annales 
mus. XIII. 1809. p. 424. t. 31. Sömmerring in Mündner 
Denkſchriften IIL 1812. ©. 89. T. 5—7. Ornithocephalus. 
Ouvier, Ossemens fossiles V. 2. 358. t. 23. Oken ia Iſis 
1819. ©. 1788. T. 20. 8. 1. Wagler, Spftem der Amphibien 
‚1830. ©. 61. F. 1. 2. Goldfuß, Leopold. ern er 
XV. 1. 1831..©. 51. T. 10. 

Man bat indeffen noch andere Gattungen an andern Drten 
entdeckt, namentlih Theodori und Pfarrer Geyer eine bey 
Banz (Iſis 1831. 276). H. v. Meyer, Leopold. Verhandlungen 
XV. 2, 4831. 198. 3. 60. F. 8—14., und Budland eine in 
{ England bey Lyme Regid, Geolog. Trans. II. 2. p. 217. t. 27. 

Sn der Sammlung zu Earlörube finden ſich einige ungeheuer 
lange Knochenftüde ded Flugfingers, woraus man fchließen darf, 
daß die Flugmweite über 6 Schub betragen hat. Sömmerring, 
Münchner Denkfchriften VI. 1817. ©. 105. 3. VI. 


13. Zunft. Säugtbierartige Lurde 
Erocodilte, 


Füße mit Schwimmhäuten, Zähne eingekeilt. 
\ 
Die Erocodille find unter allen lebenden Amphibien die größs 
ten, mwenigftend der Maſſe nach; unter den eidechfenartigen die 


längften und didften. Sie werden in der Fänge nur von den 


NRiefenfhlangen, welche aber verhältnißmäßig fehr. dünn find, 
übertroffen; in dee Dice, oder vielmehr Breite, von den Schild» 
fröten, welche dagegen faum ein Drittel fo lang werden. Ihr 
Leib iſt allgemein ſchmutzig grünlichgelb, mit dunfeln Bändern 
und $leden, niedergedrüdt, oden mit bornigen Nägeln gepanzert, 
unten mit Tafeln. in Querreihen, der Schwanz zufammengedrüdt, 


655 


oben mit einer fäaenartigen Schneide; die A kurzen Füße baben 
vorn 5, binten 4 Furze, gleich lange Zehen mit Schwimmbäuten 
und nur 3 Klauen; die Zähne eingefeift, hohl und einfach, Feine 
im Gaumen; die Zunge breit, nicht ausgefchnitten, und ganz 
angewachfen. Die norftehbenden Augen haben 3 Augenlieder, das 
Obrfell ift vertieft und mit 2 Klappen verfchloffen; unter dem 
bintern Rande der Unterkiefer ein Drüfenloh, welches eine nach 
Bifam riechende Schmiere abfondert, Sie haben Rippen faft 
an allen Wirbeln, auch an denen des Halfes, und daher können 
fie denfelbem nicht biegen; die Bauchrippen laufen bid zum Beden, 
fiogen vorn zufammen, reichen aber hinten nicht bis an die 
Wirbel. 

Sie finden fih in den heißen Gegenden aller Welttbeile, 
bloß in füßem Waſſer und leben von größern Thieren, welche fie 
unter daffelbe ziehen und ertränfen. Sie fallen felbft über Vieh, 
Schafe, Schweine und Dchfen der, fogar iiber die Menfchen. Deß> 
balb Iauern fie befländig unter dem Waſſer, aus dem fie nur die 
Naslöcher bervorfireden und dann herbey ſchwimmen, wenn fich 
etwas dem Ufer nähert. Sie find daben ſehr flin? und paden 
den Raub mit dem Rachen, oder fehlagen ihn mit dem Schwanze 
nieder; auch auf dem Lande laufen fie ſchnell; da fie jedoch ſich 
fhmwer ummenden, fo fann man ihnen leicht ausweichen. Sie 
bäuten fih nicht. Auf dem Lande fängt man fie in Wolfdgrus 
ben, im Waffer mit großen Angelhbafen, an die man Lämmer 
oder Geflügel bindet. Ihre Eyer find fo groß mie die der Gänfe, 
baben eine Kalffhale und werden zerftreut in den Sand gelegt, 
gegen 100. Sie werden von verfchiedenen Thieren, von andern 
Eidechfen, dem Schneumon, von Affen und felbft von den Negern 
aufgefucht und verzehrt. Beym Audfchliefen find die ungen 
faum 6 Zoll lang und werden häufig von Fifchen gefreffen. Sie 
wachfen fehr langfam, und erreichen in 2 Jahren kaum die Länge 
von 2 Schub; man glaubt daher, daß fie über 100 Jahr alt 
werden. In Afien und Africa beißen fie Cayman, und bdiefer 
Name ift durch die Neger auch nach America übergegangen. Mit 
der Aufftelung der Gattungen baben ſich Schneider (Hist. 
amph. II. 1801. pag. 1—170.) und Cuvier befchäftigt (Ann. 
Mus. X. 1807. pag. 8.). Die Anatomie und Befchreibung der 


656 


Gattungen findet fih am ausführlichſten in der Naturgefchichte 
der Amphibien von Tiedemann, Dppel und Liboſchitz 
1817. Sol. T. 1—15. il. 

Man findet an vielen Orten, felbft in Fältern Gegenden, 
verfteinerte, 

Es gibt dreyerley Arten, die man hauptfählich nad) ber 
Geftalt ihrer Kiefer unterfcheidet. Man Fönnte fie faft nach 
ihrem Aufenthalt: indifhe, americanifhe und africanis 
ſche nennen. 


a) Bey den africanifhen oder eigentlihen Erocodik 
len ift die Schnauze länglidy und platt. Gie bewohnen vorzüg> 
lich Africa, finden fi aber auch in Oſt- und Weflindien, 

b) Bey den americanifhen oder Alligatoren if fie 
ſtumpf und breit. Sie fommen bloß in America vor. 

c) Bey den indifchen ift fie febr lang und ſchmal, wie ein 
Schnabel. Sie finden fih bloß in Dflindien und beißen Ga—⸗ 
viale. 

2a. Die africanifchen, langfhnauzigen oder eigent» 
Jiden Erocodille 

baben eine längliche niedergedrüdte Schnauze mit ungleich 
langen Zähnen, wovon der vierte. des Unterkieferd in einen Aus— 
fchnitt des oberen greift. Hieher gehört fonderbarer Weife eines 
aus America. 


1) Das gemeine oder Nil-Erocodiff (Cr. niloticus) 

ift gewöhnlich 8— 12 Schub lang, 1 — 1", Schuh did, fol 
aber jegt noch 30 Schub lang werden; es bat auf dem Genid 
A Nägel neben einander, dahinter wieder 6 in 2 Neiben, in der 
vordern 4, in der bintern 2; dann folgen nad) einem Abfab 6 
Längsreihen auf dem Rüden, welche endlih auf dem Schwanz 
in 2, dann in eine Reihe audlaufen. 

Diefes ift das einzige Crocodill, welches den Alten genauer 
befannt mar, und von dem fie eine Menge Nachrichten, wahre 
und falfche, wie gewöhnlich, durcheinander und aufbewahrt haben. 
Sie fannten es aus Aegnpten, wo es damald häufiger als jetzt 
den Nil bewohnte; aber es fcheint auch in ganz Afrifa vorzu⸗ 
foınmen, namentlich im Senegal und felbft in Indien, 


* 


657 


Herodot war der erfie, welcher über die Lebensart des 
Erocodil8 und zwar auch die richtigften und volftändigften Be» 
obachtungen mittheilte, mithin fehon 450 Jahre vor Ehrifti Ge— 
burt. Er fagt: 

Das Wefen der Erveodille ift folgended. Während der vier 
firengeren Wintermonate nebmen fie feine Nahrung zu fiy. Es 
bat vier Füße, bewohnt das Land und dad Waffer, legt und 
brütet die Eyer aus auf dem erſteren, und bringt dafelbft die 
meifte Zeit ded Tages, die Nacht aber im Fluffe zu: denn das 
Waſſer ift des Nachts wärmer, als der heitere Himmel und der 
Thau. Unter allen Thieren wird es aus dem Heinften das größte. 
Die Ener find nehmlich nicht viel größer als die der Gänfe und 
das Junge im Verhältniß; ausgewachſen aber wird e8 17 Ellen lang 
und mehr. Es hat Schweindaugen, große und vorftebende Zähne; 
die Zunge fehlt, das einzige Beyſpiel. Es bewegt auch nicht den 
Unterkiefer, fondern den obern gegen den untern, auch dad einzige 
Benfpiel. Die Klauen find flarf, die Haut befhuppt, und kann 
auf dein Rüden nicht getrennt werden. Im Waſſer ift es blind, 
in der Luft aber ſehr fcharffichtig. Da es im Waſſer Lebt, fo bat 
ed dad Maul mit Blusegeln angefült. Es wird von allen Vö— 
geln und andern Thieren geflohen; mit dem Vogel Trochilus 
aber lebt ed in Frieden, weil er ibm nüplich ift. Geht es nehm» 
lich aufs Land und liegt es dafelbft mit offenem Maul (gewöhn⸗ 
ih gegen den Wind), dann fehlüpft ihm der Trochilus hinein 
und frißt die Blutegel: da ed fich über diefe Dienftleiftung freut, 
fo verlegt ed ihn nicht. II. 68. 

Manche Aegyptier halten die Erocodille für beilig, andere 
dagegen verfolgen fie wie Feinde. Gene wohnen um Theben, um 
den See Möris; fie ernähren ein Erocodill, welches fie fo zahm 
machen, daß ed fich betaften läßt; fie büngen ibm Ringe von 
gefhmolzenen Steinen und Gold in die Ohren, und zieren feine 
Borderfüße mit goldenen Armbändern, füttern es mit Speifen 
aus Mehl und mit Opferfleiſch, und verfchaffen ihm überhaupt 
ein prächtiged Leben; nad dem Tode balfamieren fie e8 ein und 
fepen ed in ein geweihtes Grab. Die um Elephantine dagegen 
halten fie nicht bloß nicht für heilig, fondern effen ihr Fleifch. 
In Aegypten heißen fie nicht Erocodill, fondern Champſa. Die 


658 
Sonier nennen fie Erocodill. wegen ihrer Aehnlichkeit mit den 
Eidechſen, welche fih an ihren Gartenmauern aufhalten. 69. 

Ihre Jagd gefchieht auf verfchiedene Weile. Der Jäger läßt 
ein Schwein mit einer Angel im Rüden mitten im Fluß ins 
Waſſer; er felbft hat am Ufer ein Ferkel, welches er fchlägt. Auf 
fein Geſchrey kommt das Erocodill berbey, verfchlingt aber unters 
wegs dad Schwein und wird an’d Yand gezogen. Nun verfchiniert 
ibm der Jäger vor allem. die Augen mit Schlamm; das Uebrige 
laßt fih dann leicht abthun, fonft nicht. 70. 

Sin den unterirdifchen Gemächern ded Labyrinth oben am 
See Mörid, nicht weit von der Erocodillen-Stadt, find die Bes 
gräbniffe der Könige und der heiligen Erocodille. 148, 

Der Indus ift der einzige Fluß nach dem Nil, welcher Cro— 
codille ernäbrt, IV. 44. (Gebt wahrfheinlih auf den Gavial.) 

C. Geßner bat ziemlich alles gefammelt, was die übrigen 
alten Schriftfteller, Ariftoteled, Plinius, Aelian u f. w. 
von ihm hinterlaffen haben. 

Plinius meynt, es wachle fo lang als es lebe; es habe eine 
Zunge, aber fie ſey unbeweglich und ganz angewachſen; es lebe 
im Waſſer und auf dem Lande, hier mehr bey Tag, dort bey 
Nacht. 
Die Aegyptier malten zwey Crocodillaugen, um den Aufgang 
der Sonne anzudeuten, weil nehmlich dieſe Thiere des Morgens 
aus dem Waſſer hervortauchten; es febe ſchlecht im Waſſer, gut 
aber außer demſelben; ſie ſeyen träg und könnten, wenn ſie je— 
manden verfolgten, nur gerade aus gehen; ſie würfen die Haut 
nicht ab; ihren Raub ergriffen ſie erſt, nachdem ſie ihn mit dem 
Schwanze niedergeſchlagen hätten; ſie fräßen Menſchen, Kälber, 
Eſel und Pferde; die Hunde füffen aus Angſt nur im Vorbey⸗ 
geben, daher dad Sprühmort: Er macht es, wie der Hund, der 
aus dem Nil trinkt und flieht. An manden Orten werde e8 für 
heilig gehalten und unter dem Namen Suchus von Prieftern mit 
Brod, Fleifh und Wein ernährt, welche Dinge von Fremden 
berbeygetragen würden, um es freffen zu ſehen; "auch Kuchen, 
Braten und Gemüfe würden ihm angeboten. Ed trage 60 Tage, 
lege jährlich 60 Eyer aufs Land, jeden Tag eines, und fo lange 
brauchten fie auch, bis fie ausfchlöffen; es fey unter allen Thieren 


659 


dasjenige, bei welchem man den größten Unterfchied in der eis 
beögröße wahrnehme, indem es aus einem fauftgroßen Ey ent» 
fiebe und gegen 50 Schub lang werde. Es lege gerade die. Eyer 
fo weit aufs Land, daß fie von dem audtretenden Nilmaffer nicht 
erreicht werden, und daraus fhlößen die Bauern auf die Größe 
der Nilüberfhwemmung. Die Jungen liefen fogleich dem Waffer 
zu. Uebrigens fen ed furchtfam, boshaft und tüdifh, und fehr 
geſchickt im Ueberfallen. 

Auf dem Lande liege ed mit gäbnendem Rachen, und dann 
flögen die Vögel Trochilus herbey, fchlüpften ibn ind Maul und 
reinigten. daffelbe. Das thue dem Crocedill wohl, und es fchone 
daber den Vogel, ja, wenn er beraus wolle, fo öffne es den 
Rachen weiter, damit ed ihn nicht drüde. Diefer Vogel fen Hein, 
wie eine Drojfel, halte fih in der Nähe des Waſſers auf, und 
warne das Erecodill vor dem Jchneumon, indem er berbenflöge 
und ed theild durch feine Stimme, theild durch Picken an der 
Schnauze aufwede. Der Ichneumon kröche ihm nebmlich, mie 
auch eine Waſſerſchlange, in den Rachen, fräße ihm die Eingemeide 
aud und fomme wieder hinten beraud, 

An manchen Drten merden fie in befonderd gegrabenen Teis 
hen gezaͤhmt und gefüttert, wozu fie auf den Ruf herbeykämen; 
man werfe ihnen die Köpfe der Thiere vor, welche man nicht 
eſſen möge; indeſſen dürfe man doch nur mit Vorſicht am Ufer 
gehen, Waſſer ſchöpfen und die Füße waſchen. An manchen Or— 
ten würden ſie jedoch ſo zahm, daß ſie nicht bloß auf den Ruf 
der ſie fütternden Prieſter herbeykämen, ſondern ſich auch anfaſſen 
und ſich die Zähne mit einem Handtuch abwiſchen ließen; beſon— 
ders legten fie zu Memphis ihre Wildheit während der 6 Fefts 
tage ab, melche dem Apid gewidmet wären; man bätte fogar 
Benfpiele, daß fie mit Menfchen in einem Bette gefchlafen 
hätten. | 

Die milden Erocodille feven jedoch ſehr gefährlih; fie 
ſchwömmen unter dem Gebüfch herbey und fprängen auf die Leute, 
welche Waller holen, ja fie machten während der Nacht die ab> 
bängigen Uferwege, worauf man zu den Schiffen geht, fchlüpferig 
mit Waſſer, das fie im Maul mitbrächten, damit die Menfchen 
audglitfchten. 


— 


660 


Das Erocodil fol beym Anblid eined Menfchen Thränen 
vergießen und ihn dann -fogleich auffreffen: daher das Sprüd> 
wort: es find Erocodill-Thränen, wenn jemand fi) fehr ängftlich 
um eine Perfon beforgt zeigt, während er ihr zu fchaden fucht. 


Das Crocodill fürchte übrigens die laute Stimme der Men» 
fhen, und fliefe, wenn man es fteif anſehe. Die Tentpriten 
bätten den Muth, es zu verfolgen, und ihm eine Schlinge umzu> 
werfen, ja fie ſchwömmen ihm nad, festen fih ihm auf den 
Rüden, und fhöben ihm, wenn es den Kopf zum Beißen auf: 
bebe, ein Querbolz ind Maul, bieten daffelbe mit beyben Hän= 
den wie einen Zaum und trieben ed an's Land; die Erocodille 
fürdhteten fogar den Gerud der Tentyriten und wagten fich nicht 
an ihre Inſel; diefe wüßıen fie auch fehr wohl durch die Augen 
und den mweicheren Unterleib zu erflechen. Sie hätten eine Gewalt 
über fie, wie die Pfpllen über die Schlangen. Als Scaurus zu> 
erft 58 Jahre vor Ehrifti Geburt ein Nilpferd und fünf Crocodille 
nah Rom fommen und in einen Teich fepen ließ, waren fie 
von Tentpriten begleitet. Sie zogen fie zu Seiten mit Neben 
beraus, um fie den Zuſchauern zu zeigen. 


Zwifchen dem Meer und Cairo richteten die Erocodille felten 
einen Schaden an; milder aber und gewaltibätiger würden fie 
. oberhalb Cairo gegen dad Gebirge, weil fie bier wenige Fiſche 
fanden, um ihren Hunger zu ftilen, und daher fih näber am 
Ufer hielten; auch befämen diejenigen zehn Goltftüde, welche in 
der Nähe von Cairo große Erocodille fingen, und daher wären 
fie größtentheild vertilgt. Am leichteften würden die Weibchen 
auf. den Inſeln getddtet. Darüber würden die Männden fo 
mwüthend, daß fie den Schiffen nachſchwömmen und in diefelben 
zu fpringen fuchten, aber dabey ebenfalld von den Schiffern todt> 
geſchlagen würden. 


In der neueren Zeit fängt man fie mit einem ellenlangen 
und fingerödiden Hafen, den man mit einem langen Seil an 
einen Baum bindet. Daran ift ein Schaf oder eine Ziege, welche 
durch ihr Geſchrey dad Erocodill anlodt. Die Fifcher laſſen nad 
Umftänden da8 Seil nad) und ziehen ed an, bis das Crocodill 
matt ift und mit Spießen erftochen werden kann. 


661 


Die grimmigen Crocodille hatten indeffen doch auch ihren 
Nugen. Ihr Fleifh wurde von Mankhen gegeffen. Die Ein» 
mwohner von Apolonopolis benften fie zuerft auf, prügelten fie, 
bis fie jämmerlich fchrieen, und dann zerfchnitten fie diefelben, 
um fie zu effen. Ihr Blut war gut gegen Schlangenbiß, gegen 
die Fleden auf den Augen; die Afche von der Haut bob den 
Schmerz beym Brennen und Schneiden; das Fett, gut auf Wuns 
den und gegen Fieber, Zahnweh, Schnafenftih u. f. w., murde 
daher häufig zu Cairo verkauft; ein Zahn, an den Arm gebunden, 
fol ganz befondere Kräfte verleihen. 

Nach dem großen Profaiter Cicero bätten die Aegyptier nur 
folhe Thiere verehrt, welche ihnen nüglich waren, wie der Ibis, 
der die Schlangen vertilgte, der Ichneumon u. f. w. Das Ero- 
codill hätte aber die Räuber aus Arabien und Libyen abgebalten, 
meil fie es nicht wagten, über den Fluß zu feben. Nach Diodo— 
sus Siculus aber wäre der König Minad, von feinen Hunden 
verfolgt, in den Sumpf Mörid mit dem Pferde gefallen und 
fteden geblieben. Dann babe ihn wie durh ein Wunder ein 
Erocodil auf den Rüden genommen und and Land getragen. 
Aus Dankbarkeit babe er die Erocodilftadt gebaut und den Inn— 
wohnern befohlen, diefe Beftie göttlich zu verebren und ihr den 
See zum ruhigen Aufenthalt zu überlaffen. Gesner Quadrup. 
ovip. p. 10. fig. 

In der neuern Zeit bat Geoffroy St. Hilaire, der felbft 
in Aegypten geweſen, die meiften Auffchlüffe über dad Erocodill 
gegeben, und befonderd die Ausfagen von Herodot beftätigt. 
Es gibt jept vom Meere bis Theben, in einer Strede von 100 
Stunden, Feine Erocodille mehr, und die, welche höher oben leben, 
find das ganze Jahr in Thätigfeitz es märe aber mohl möglich, 
daß fie zu Herodotd Zeiten im untern Nil während der vier 
Wintermonate nichts gefreffen hatten, wie man dieſes auch von 
den Erocodillen in Nordamerica verfihert, Die Eyer merden 
bloß von der Sonne audgebrütet und zwar binnen einem Monat. 
Es bat zwey Hauptfeinde, die Nileidechfe und den Schneumon, 
welche febr leder nach feinen Eyern find; die erflere verfolgt 
auch die Jungen im Waſſer. Seine Hauptthätigfeit ift während 
der Nacht im Waffer, mo fie fi truppmweife beyfammen balten, 


662 


befonder8 an den Inſeln; unter Tags ruhen fie im Trodenen 
aus und fchlafen, während eined Wache hält; die Jungen gewöhn⸗ 
lid) näher am Waffer.- 

Aelian bat eined gefeben, welches 25, ein anderes, welches 
26 Ellen (cubitus) hatte; dieſes macht gegen 36 Schub. Profper 
Alpin, Haffelquift und Norden reden noch von 30 Schub 
langen, alfo in der neuern Zeit. Die Augen find nur ſchwach ges 
fpalten und merden bloß vom untern Augenlied bededt. Das 
Sehloch ift ein fenfrechter Spalt. Die großen und nadten Zähne 
find Fegelförmig und längs geftreift, oben 49, unten 45 jederfeitö; 
die vorderen des Unterfieferd geben durch ein Loch des Zwiſchen⸗ 
kiefers, der vierte und längſte nur durch einen Ausfchnitt im 
Dperkiefer. Die Bewegung des Oberkiefers gefchieht nicht in der 
Mitte ded Schädeld, wie bey den Vögeln, fondern am Genid, 
indem fich .eigentlich der ganze Schädel bewegt, weil der Unters 
Fiefer faft biß hinter den Kopf reicht. Die Nägel find zwar ſtark, 
aber Feine Krallen, und dienen daher nicht zum Klettern oder- 
Zerreißen. Die Haut ift, fo wie die Schuppen, knochenhart und 
laßt Feine Kugel dur, außer unter der Achfel und bey den 
Dhren. So etwas findet manınur bey den Gürteltbieren, dem 
Flöffelbeht und dem Knochenhecht. Im Freyen feben die Cro— 
codille außerordentlich ſcharf. Sobald fie einen auch noch außer 
Schußweite bemerken, geben fie langfam gegen den Fluß, und 
dann fpringen fie mit einem Gab von 6—9 Schuh hinein. Sie 
bören auch ſehr fcharf, und die Führer empfehlen einem daher 
dad größte Stillfehweigen an, wenn man ihnen nahe kommen 
will; dagegen find fie beym Geruch und Geſchmack fehr zu Furz 
gekommen. 

Was den Vogel Trochilus: betrifft, welcher dad Maul des 
‚Crocodild von Blutegeln reinigen fol, fo bat. die Sache alle 
Wahricheinlichfeit für fih, nur iſt ſie etwas mißverfianden wors 
den, Herodot nennt dad Thier, welched man mit Blutegel über 
fest, Bdella; es bedeutet aber nichtd anderes, als Blutfauger, 
‚oder vielmehr nur Sauger, Im laufenden Nilmaffer gibt es 
Feine wirklichen Blutegel, fondern nur im flehenden. Wahrfchein> 
lich find es Inſecten, vieleicht Schnafen, welche fich, dein lippens 
loſen Crocodill an das Zahnfleifch feben und von dem Fleinen 


663 


Vogel weggepickt werden. ’ Geoffroy fab bey Theben einen 
Heinen Vogel unaufbörlih bin und ber flattern, alle Winfel aus— 
fchnüffeln, felbft den Rachen des fehlafenden Crocodills; Haffels 
quift fannte ihn fhon und nannte ihn den ägyptiſchen Regen» 
pfeifer (Charädrius aegyptius), ohne jedoch von feinem Gefhäft 
etwas zu wiſſen. Er fiebt faft ganz aus, mie unfer Pleiner Regen⸗ 
pfeifer mit dem Kragen (Charadrius hiaticula), wenn er nicht 
gar derfelbe ifl. Sobald ein Erocodill aufd Land kommt, wird 
ed nach Ausfage von Fifhern von ganzen Schwärmen von 
Schnafen angefallen, welche in fein Maul dringen, und aus feis 
nem gelben Rachen fo viel Blut faugen, daß er bald mit einer 
Erufte bededt if. Dad bat Geoffron felbft bey einem todten 
geſehen. Da es die Zunge nicht bewegen fann, fo ift ed nicht 
im Stande, die Schnafen abzuwehren, und es duldet daher gern 
den Dienft, den ihm der Regenpfeifer erweißt. Desdcourtild 
erzählt in feiner Reife nah St. Domingo (II. ©. 26.) daffelbe 
von dem dortigen Erocodil (Cr. acutus), welches vom ägypti— 
fhen nur durch die fpipigere Schnauze unterfchieden iſt; er hält 
aber den Bogel für emen Plattfehnabel (Todus), was nicht 
wahrfcheinlich ift, da er auf Bäumen lebt. 


Das Erocodil fann fi übrigend feine Zähne felbft reinigen, 
und zwar mit den Zeben der Hinterfüße. 


Man finder Reiher in der Nachbarfchaft der Erocodille, welche 
ftundenlang warten, bis diefe ind Waſſer fpringen und ihnen die 
Fiſche zutreiben; auch Pelicane find in der Nachbarfchaft, benupen 
aber die Erocodille nicht auf diefelbe Weile. Man zeigt jetzt noch 
gezähmte Eracodille in Aegypten, und befanntlich werden fie felbft 
in Europa berumgefährt. In den Gräbern um Theben findet man 
einbalfamierte, an denen man fogar noch die Löcher für die Obrringe 
bemerkt. Eines der größten maß 7 Schub; es gibt aber auch 
foldye, die faum aus dem Ey gefrochen. Diefe befaß Paffalacs 
qua, und fie befinden ſich gegenwärtig in Berlin (Catalogue 
des Antiquites 1826. 8. p. 236.). Description de YEgypte. 24. | 
p- 401—571. tab. 2. f. 1. Annales du mus. II. 1803. p. 37, 
t. 6. IX. p. 373. X, 1807, 67. t. 3. Cuvier X, p. 8. 
verfleinerte B. XIL ©. 73. T. 1, 2, 10, 11. Ossemens foss 


664 


V. 2. p. I3. t.1—10. Sebal.t. 103. 104 Lacepedell, 
379. Tiedemann und Oppel 1817. ©. 7. 68. T. 8. ‚ 

Nah Rüppell bilden die Fifcher in Dongola, füdlich von 
Argppten, eine eigene Kafte, welche außer dem Fiſchfang auch 
Jagd auf die Erocodille macht, vorzüglich ded Winterd, wo die 
Thiere in der Sonne fchlafen, oder im Frühling nach der Legzeit, 
wo die Weibchen die eingefharrten Eyer bewachen. Der Fiſcher 
gräbt hinter dem Winde ein Loch in den Sand und verftecdt fich 
darınn, während dad Crocodill berbeyfommt um: zu fchlafen. 
Er wirft ihm fodann eine Harpune in den Leib, woran ein Seil 
und ein Holz ift, das obenauf fhwimmt. Es eilt ind Waffer, der 
Jäger in feinen Kahn und folgt ihm mit einem Gehülfen. Sie ziehen 
dad Thier herauf und verwunden e8 mit einem neuen Wurffpieß. 
Iſt e8 matt, fo zieben fie ed, auch wenn ed 14 Schub lang if, 
an den Strand, binden ihm die Schnauze zu, die Füße auf den 
Rüden und flehen ibm durch den Naden das Ruͤckenmark ent» 
zwey. Das Fleiſch und das Fett wird von den Berbern als ein 
Lederbiffen gegeffen, obihon e8 nach Bifam riecht. Die zwo 
Bifamdrüfen hinter dem Unterkiefer, und die zwo an der bintern 
Deffnung werden zum Cinfchmieren der Haare gebraucht und 
fiir 2 Speciesthaler verfauft. Reifen in Nubien 1829. ©. 49. 

2) Man unterfcheidet davon noch ein andered am Senegal 
unter dem Namen dad ſchwarze Erocodill (Cr. carinatus, bi- 
scutatus), welches 2 Nägel auf dem Genid bat und 2 auf dem 
Naden. Die Nägel der mittleren Reihen auf dem Rüden find 
vieredig, die der äußern länglich und zerfireut. Die Färbung 
ift dunkelgrün, vol fhwarzer Düpfel. Schneider Hist. Amph. 
I. 164, Cuvier Ann. Mus. X. 55. t. 2. Tiedemam und 
Dppel 77. %. 12. 

Adanfon erzählt, fein Neger habe am Senegal ein 7 Schuh. 
langes Ervcodill getödtet. Er habe «8 im Gebüſch ſchlafen ges 
feben, fen achte hinzugefhlichen, und habe ihm mit einem Meffer 
binter dem Kopf den Hals faft ganz durchfchnitteh. Das Thier 
habe fich umgemwälzt und mit dem Schwanze dem Neger einen 
Schlag aufs Bein gegeben, daß er umſtürzte. Er raffte fi) aber 
fehnell auf, mmwidelte ihm die Schnauze mit feiner Schürze, 
während ein Anderer den Schwanz hielt und Adanfon ihm auf 


665 


den Rüden trat; dann fhnitt ihm der Neger vollends den Hals 
ab. Dad verfchaffte ihm viele Ehrenbezeugungen, und man af 
ded Abends von feinem Wildpret, dad gar nicht ſchlecht ſchmeckte. 
Hist. nat. du Senegal 1757. 4. p. 148. 

Was die älteren Neifenden über die Erocodille im meftlichen 
Africa berichten, iſt zufammengeftelt in Hist. gen. des Voyages 
IV. 1747. 4. p. 348. 

3) Das in diſche 

bat auf jedem Baden eine Längdleifte und beißt daher 
Zeiften»Erocodill (Cr. biporcatus). Auf dem Genid 2 ent> 
fernte Nägel, auf dem Naden 6, zmey dicht beyfammen, zweh 
Paar bintereinander und je einer zur Seite; 8 Längsreiben auf 
dem Rüden, deren Nägel oval find; ale Schuppen haben ein 
Loh, was Äbrigend auch bey den andern vorkommt, Die Fär: 
bung ift graulich grün mit dunfelbraunen Flecken. 

Es findet fih in Menge im eigentlichen Oſtindien, auf 
Sava, Sumatra, Timor, Seychelles, Neuboland, Ceylon 
und auh am Ganges neben dem Gavial und dem gemeinen 
Erocodil. Der General Hardwide bat alle drey dafelbft 
beobachtet. Iſis 1830. ©. 1160. Schneider Hist. Amph. 
U. 159. Euvier in Wiedemann Archiv I. t. 2. fig. 1. 
Ann. Mus. X. 48. 1.1.2. Sebal. T. 103. Fig. 1. T. 104, 
Big. 12. Tiedemann und Oppel 72. T. 9, 

Marsden ift geneigt, zu glauben, daß die Crocodille auch 
eine Art Zauber ausüben, wie die Klapperfchlangen. Auf Su: 
matra fab er felbft ein Erocodil im Fluß unter einem Baumaft 
durchgeben, auf dem eine Menge Affen faßen. Diefe geriethen 
in eine ſolche Angſt, daß ſie haufenweiſe gegen das Ende des 
Aſtes ſtürzten, zitternd und zabnfletfchend immer näher kamen 
und endlich herunterfielen. Viele Einwohner geben beym Baden 
zu Grunde, und dennoch läßt ihnen der Aberglauben, nad) welchem 
fie diefe Thiere für beilig balten, nicht zu, diefelben zu zerftören, 
mad fie doc fo leicht Fönnten. Reife 1782. (1794. I. 279.) 

Labillardiere ſah auf Java eines diefer Erocodille unter 
. einen Haufen badender Kinder ftürgen, eine® derfelben erbafchen, 
und mit ihm untertauchen. Sie follen ihre Beute 3—4 Tage in 
den Schlamm vergraben und dann esft verzehren. 


666 


Auf Ceylon wurde im Jahr 1799 eined getödtet, welches 
20 Schuh Yang und fo die wie ein Pferd war. Man fihicte es 
dem Gouverneur, und dazu mußte man 2 Wägen hinter einander 
hängen und 8 Ochfen daran fpannen, Dennoch fhleifte ein Theil 
ded Schwanzes auf dem Boden. Dan fand im Magen den Kopf 
und den Arm eined Negers. Sprengeld und Ehrmann 
Bibliothek der Reifen XI. 322. 

4) Sr den Schriften der franzöfifchen Academic bat Per: 
rault eined aus Siam befchrieben und zerlegt (Ur. siamensis, 
galeatus), welches man nun auch für eine eigene Gattung hält 
wegen zwey dreyediger Leiften hinter einander auf dem Scheitel. 
Mem. acad. II. 1699.,255. t. 64. Schneider Hist. Amph. 
U. 157. Cuvier Ann. Mus. X. 5l. t. 1. Oppel 76. T. 11. 

5) Das mittelamericanifhe oder IRB Ana ne 
(Cr. acutus) 

unterfcheidet fich durch eine am Grunde gewölbte und 5 
dünn zulaufende Schnauze; die 6 Nägel auf dem Halſe ziemlich 
wie bey dem gemeinen, aber auf dem Rücken laufen nur 4 
Reihen. 

Dieſes dem gemeinen fo ähnliche Crocodill findet ſich merks 
würdiger Weile auf St. Domingo und den andern Antillen, 
namentlih Cuba und Jamaica, auch im Gebiete ded Drenoco. 
Beoffrov St. Hil. Ann. Mus. I. 1803. t. 37. Oppel 73, T. 
13. 9. Bromne Samaica 461. Sloane — I. 332. 
Schneider Hist. Amph. II. p. 23. 37. 44. 72. 

Dampier bat diefen Cayman, wie er genannt wird, zus 
erft vom Alligator (Crocodilus palpebrosus) unterfhieden, und 
feine Lebensart auf der Caymans⸗Inſel und auf Cuba beobach⸗ 
tet. Es wird 12 — 16 Schub Yang, lebt vorzüglich von Fifchen, 
fängt aber auch Waffervögel, und ift beſonders gierig nach Huns» 
den, welche fich fehr vor ihm fürchten, nicht gerne aus den 
Flüffen faufen und gewöhnlich einige Schritte davor ftehen blei— 
ben und bellen. Wenn fie endlich zu trinken wagen, jo prallen 
fie oft vor ihrem eigenen Schatten zurüd und bellen viel ärger 
als zuvor. Dft mußte er daher für fie Waſſer fchöpfen und fie 
fogar überd Waſſer tragen. Die Aligatoren in der Campeches 
Bay fchleppen den Schwanz; dieſes Erocodill trägt ihn etwas 


667 


nach oben gerichtet. Sie paaren fih im Frühjahr, graben mit 
dem Rüffel ein Loch ind Ufer, legen 28 Eyer hinein und bededen 
fie mit Erde. Nach einem Monat fcharrt dag Weibchen die Erde 
meg, die Jungen Priechen aus, folgen 3 Monat lang der Mutter, 
und werden von ihr gegen die Männchen vertheidigt. Reiſe um 
die Welt. IL 497. 


Nah Labat greifen die Caymane auf St. Domingo feinen 
Menfhen an, menn er ein Thier ben ſich hat; oft gefchieht es, 
daß fie den Sägern beym Durchwaten ein Schmein oder eine 
Rindshaut von den Schultern reißen und fie rubig fortgeben 
laffen. Haben fie jedoch Hunger, fo geben fie auch auf den 
Menfchen los, und ed bleibt ihm dann nicht8 übrig, als zu flie> 
ben, moben er aber im Zidzad laufen muß, um fie zu ermüden: 
denn fie holen die beften Pferde ein. Auch Fönnen fie im Schwim⸗ 
men nicht angreifen, fondern müffen fih auf die Beine ftellen 
können, daber find fie nur in den Furthen und nidht im tiefen 
Waſſer gefäbrlich. Es gibt Mulatten und Neger, melde Fed 
genug find, fie anzugreifen, und fich ihrer mit feiner andern 
Waffe zu bemeiftern, ald mit diem Leder oder einem boblen 
Stud Holz, das fie ihm in den Rachen fleden, damit er ihn 
nicht ſchließen kann; er finft dann unter und erftidt. Uebrigens 
riecht man fie fehr bald, wenn man unter dem Winde ifl, wegen 
des Bifamgeruchd. Das Zleifh und die Eyer riechen darnach; 
jenes ift hart und zäh und wird nur in der größten Noth ges 
geffen, diefe dagegen gewöhnlich ald Eyerkuchen ungeachtet ded 
Geruchs. Auf den Pleinen Inſeln finden fich Feine. Er bat nur 
einen gefehen von 10 Schub Länge mit brauner Haut. Sie 
liegen wie Baumklötze ausgeftredt, und warten auf ihren Raub. 
Kommt ein Pferd, ein Rind oder ein andered Thier durch den 
Fluß, fo paden fie ed an der Kehle und ziehen e8 unter Waller; 
ift e8 ein wenig in Fäulniß übergegangen, fo freffen fie es auf. 
Die eingefangenen Pferde fiheinen das zu wiſſen; ebe fie ind 
MWaffer geben, fchlagen fie mit dem Fuß binein und fehen fich 
ängftliy um. Labat, Voyage aux iles de l’Ame£rique. II 
1724. 4. p. 24. 

Okens allg. Naturg. VI, 43 


668 


Aler. v. Humboldt erzählt vieles von der Lebendart dies 
fed Crocodills. Im April fieht man am Apure, einem Seiten» 
arm ded Orenoco, fogenannte Tiger oder Jaguare, Tapire, Peso 
cari, Crocodille, Capybaren und ganze Wolfen von Vögeln. Die 
Eroeodille Tiegen oft zu 8--10 unbemweglich auf dein Sande aus⸗ 
geſtreckt, die Kiefer unter einem, rechten Winfel aufgefperrt, uns 
beweglich dicht an einander, ohne ein Zeichen von mwechfelfeitiger Zua 
neigung, mwahrfcheinlih ein Männchen mit lauter Weibchen, mie 
ed Decourtild auf St. Domingo bemerkt bat. Die Männchen 
find felten, weit fie in der Laufzeit mit einander Fämpfen und 
fi) tödten. Sie find fo häufig, daß man faft jeden Augenblid 
5—6 zu ſehen befommt, obfchon um diefe Zeit noch viele im 
Schlamm der Wüften begraben liegen. Sie maßen ein tobt ge> 
fundened: es hatte 16 Schuh 8 Zoll; ein Männchen 22 Schuh 
3 300. Es ift die Gattung mit fpisiger Schnauze (Crocodilus 
acutus), fomwie dad im Drenoce- und Deagdalenenfluß. Der 
äußere Rand der Füße ift gezähnelt wie beym Milerocodil. Die 
Männchen find erſt im zehnten Jahr zu einer Länge von 8 Schuh 
ausgewachfen; folglih muß das gemeffene wenigfiend 28 Jahr 
alt gemwefen feyn. Bey St. Fernando vergeht kaum ein Jahr, 
wo nicht 2—3 Menfhen, meift Weiber beym Warferholen, aufe 
gefreffen werden, Ein ergriffened Mädchen von Uricucu hatte 
den Muth und die Geiftesgegenwart, dem Erocodill die Augen 
einzudrücen, wodurch es frey wurde, jedoch mit dem Berluft 
feines Vorderarms. In Africa bedienen fich die Neger deffelben 
Mittel. Mungo⸗Parks Neger rettete fich auf diefe Art zwey⸗ 
mal aus dein Rachen diefed Ungeheuerd (Last Mission to Af- 
rica 1815. p. 81.). Das Crocodill vom Apure, welches Arueh 
und Amana beißt, ift beym Angriff fehr gefhmwind und wild, wäh: 
rend es fi langſam, wie ein Salamander fortfhleppt, wenn «8 
nit von Zorn oder Hunger geplagt iſt. Beym Laufen macht 
ed ein Geräufch durch dad Reiben feiner Hautplatten an einan> 
der; es macht dabey einen Budel und geht gewöhnlich gerad 
aus, kann fih jedoch wohl umdrehen und ſich felbjt in den 
Schwanz beißen. Das Geradlaufen kommt eigentlich daher, daß 
fie ſchießen wie unfere Eidechfen. Sie fhwimmen vortrefflich, 
felbft gegen den fchnelften Strom. Beym abwärts Schwimmen 


> 


669 


wird ihnen das Ummenden ſchwerer. Ihr Hund entgieng einem, 
indem er fich plößlich gegen den Strom wendete. Die Croco⸗ 
dille finden reichlihe Nahrung an dem Capybara, welches am 
Ufer in Heerden von 50—60 lebt, fo groß wie ein Schwein iſt und 
ziemlich gut ſchwimmt. Auf dem Lande wird ed eine Beute ded 
Tigerd, und ed wäre ſchwer zu begreifen, warum es nod nicht 
vertilgt ft, wenn es fich nicht vermehrte wie die Meerſchweinchen. 
Voyage H. 1819. 4. 212. 

Wenn der Drenoco anfchwilt, fo gefchieht es bisweilen, daß 
unvorfichtige Menfchen felbft in der Hauptftadt des fpanifchen 
Guyanas, Angoftura 8° Nordbreite und 66° Oftlänge, eine Beute 
der Erocodille werden. Während feines Aufenthalts dafelbft padte 
ein febr wildes Erocodil einen Indianer am Bein, mwährend er 
feinen Nachen in einer kaum 3 Schub tiefen Bucht and Land 
fehieben wollte. Es zog ihn über dem Waffer fort. Auf fein 
Hilfägefchrey kamen viele Zufchauer herbey; fie ſahen, mie diefer 
Unglüdliche den unerbörten Muth hatte, nad einem Meffer in 
der Hofentafche zu fuchen. Ald er ed nicht gefunden, padte er 
dad Crocodill am Kopf und drüdte ihm die Finger in die Augen, 
durch welches Mittel Munge: Parks Neger fi) gerettet hatte, 
das Tier ließ aber nicht los, fondern fanf unter, und ala der 
Indianer ertrunfen war, kam es mieder berauf und fchleppte ihn 
auf eine Infel. Da es unter dem Waffer nicht freffen kann, fo 
fommt es jedemal nach einigen Stunden wieder herauf, um 
feine Beute am Ufer zu verzehren. Es geben auf diefe Weife 
jährlich mehr Menfchen zu Grunde, ald man denft, befonderd in 
Dörfern, welche oft überſchwemmt werden. Die Erocodille bieis 
ben lang an demfelben Drt, und werden von Jahr zu Jahr 
frecher, befonderd wenn fie einmal Menfchenfleifch gekoſtet haben. 
Sie find fhwer zu vertilgen, meil die Kugel nicht durchdringt, 
außer in der Achfel und dem Rachen. Die Indianer binden eine 
Kette an einen Baum, woran ein Haken mit Fleiſch. Hat fich 
dad Erocodill gefangen und abgezappelt, fo tödten ſie es mit 
Spießen, Man wird noch lange diefer Ungeheuer nicht los wer⸗ 
den in einem Lande von zahllofen Flüffen, am öſtlichen Abhang 
der Anden, aus welchen täglich neue Heerden durch den Meta 

435 ® 


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und den Apure anfommen. Bor einigen $abren ſtürzte fi ein 
Meger mit einem Meffer in den Fluß, um feinen Herrn zu 
retten, der von einem Erocodill fortgezogen wurde, Er durch⸗ 
ftady ihm die Augen und zwang ed, den Menſchen 108 zu laffen. 
Er war wenig verwundet, aber faft erſtickt, und ſtarb daber bald 
am Ufer. Der Neger erbielt feine Frepbeit. Der Muth bey 
Gefahren ift in einem Lande, wo fie fo häufig find, über alle 
Maaßen groß. Jeder hört von Jugend auf davon erzählen, und 
erfährt Mittel, die man dabey anwenden muß. Voyage II. 640. 

In Venezuela warnte man fie durch einen Bad zu waten. 
Sie giengen daber über gelegte Baumflämme und zogen die Pferde 
am Zaume nah. Plöplih fanf dad eine unter, zappelie eine 
Zeit lang und verfhwand. Die Führer fagten, es fey durch ein 
Erocodill, die hier fehr gemein wären, fortgezsogen worden. Gonft 
find fie im Fluß Neveri nicht fo wild wie im Drenoco, und es 
verhält fich daber wie in Aegppten und Nubien, wie man aus 
den Reifen von Burdbardt und Belzoni fiebt. IM. ©, 41. 

Es gibt auh an der Weftlüfte yon America eine Menge 
Crocodille, welche vielleicht hierher gehören. Sie beißen dafelbft 
Lagarto (Eidechfe) und entvölfern, namentlid bey Guayaquil, die 
Flüffe faft ganz von Fifchen. Sie gehen jedoch nur binein, wann 
fie Hunger haben. Sie werden 18—20 Schuh lang. Am’ Ufer 
liegen fie. wie halb verfaulte Baumſtaͤmme mit aufgefperstem 
Rachen, martend bis fih eine Menge Muden darinn gefammelt 
baben und fie diefelben verfchluden fünnen. So bald fie einen 
Menfchen wahrnehmen, fpringen fie ind Waffer. Sie legen bins 
nen 2 Tagen menigftend 100 Eyer in’ein Loch im Sand, deden 
es zu und mwälzen ſich darüber, um. die Spuren davon zu verbers 
gen. Dann entfernen fie fih einige Zuge, Fommen mit den 
Männchen zurück, fharsen den Sand auf, und zerbrechen bie 
Schalen. Die Mutter fest die Zungen auf den Rüden und trägt 
fie ins Waffer. Unterwegs holt aber der Hühnergeyer (Gallinazo, 
Vultur aura) einige weg, und aud dad Männchen frißt fo viel 
es kann; endlich verzehrt auch die Mutter diejenigen, welche 
berunterfallen oder nicht gleich fehwimmen Fünnen, fo daß zulept 
nicht mehr als 5 oder 6 übrig bleiben, Die Gallinazos ſehen 
aus wie ein Huhn, haben aber einen dickern Hald und größern 


671 


nadten Kopf, der ſchwarz ift mie das Gefleder. Sie find ganz 
gemein in den Städten und die Dächer find von ihnen bedeckt. 
Sie freifen, was fie befommen Fönnen, felbft Aas, dad fie 3—4 
Stunden weit riechen. Sie legen e8 vorzüglich auf die Ever der 
Erocodille an, und halten fih daher im Sommer, wie Schild: 
wachen, auf den Bäumen verborgen, beobachten ganz geduldig 
dad Meibchen im Legen und flürzen fich erft, mann ed weg ift, 
auf dad Net, dad fie mit Schnabel und Krallen öffnen, und 
fih um die Eyer reißen. Auch die Einwohner holen viele, um fie 
zu verzehren. Obne diefen Krieg würde das ganze Land nicht Plah 
genug für die Erocodille haben. Uebrigens find ihre gewöhnliche 
Nahrung die Fiſche, welche ſie mit eben ſo viel Geſchicklichkeit 
fangen als die Fiſcher. Sie verbinden ſich 8—10 und legen fi 
an die Mündung eines Fluſſes, wo fein Fiſch heraus Fann, ohne 
daß er ihre Beute wird. Während der Zeit treiben andere von 
oben ber ihnen die Fiſche zu. (Diefe Erzählungen find fehr aben» 
theuerlich und verlangen ftarfen Glauben.) Haben fie einen gefaßt, 
fo fteden fie den Kopf aus dem Warfer, fehieben ihn allmählich 
in den Rachen, Fauen und verfchluden ihn. Reichen die Fifche 
nicht bin, ihren Hunger zu ſtillen, fo zerftreuen fie fich in Die 
Ebenen, und greifen Kälber und Fohlen an; haben fie einmal 
dieſes Fleiſch geſchmeckt, fo verlaffen fie die Flußjagd. Dazu 
mwäblen fie die Nacht, fehleppen auch Kinder ind Waffer, um fie 
zu ertränfen, als wenn fie fürchteten, ihr Geſchrey möchte Hilfe 
berbeyrufen, Sie holen fchlafende Schiffer au8 dem Kahn heraus. 
Die, melde einmal Menfchenfleifeh verfucht haben, find die ges 
fährlichſten. Dan fängt fie gemöhnlich mit der Cafoneta, einer 
Art Angel aus einem Stud Holz, an beyden Enden zugefpißt, 
welche8 man in eine Leber fledt und mit einem Geil an einen 
Pfahl bindet. Go bald ein Cayman es ſchwimmen flieht, fo 
ſchnappt er darnach; ed durchfticht ihm aber beude Kiefer. Dann 
wird er and Land gezogen und auf alle mögliche Art gereizt, obs 
fhon er wüthend um fich fchlägt: aber man fürchtet ihn nicht, 
weil er einen höchſtens ummerfen kann. Diefe Thiere haben 
einen laͤngern Kopf als die Eidechfen; er endet in eine Spitze, 
welche eine Schnauze bildet wie ein Schweindräffel. Im Warfer 
ſtecken fie ihn immer heraus, um zu athmen. Ulloa, Voyage 


672 


au Perou Lib. IV. cap, 9. Hist. gen. des Voyages XX. 1773. 
p- 385. 

Auf dem Lande wird ed fehr von den Schnafen geplagt, 
welche auf St. Domingo Maringouind heißen, und davon wird es 
von dem Vogel Plattfhnabel (Todus) befreyt. Dedcourtils 
Voyage 1809. II. p. 11—108. t. 2—b. 

6) In Merico gibt e8 eines, welches man das De 
Erocodill nennt (Cr. rhombifer), von 2 Reiften, welche von 
den Augen gegen die Nafe zufammenlaufen, und mit den hintern 
Augenrändern eine Raute bilden; die Schnauze ift fehr gemölbt, 
die Nägel auf Genid und Naden find wie beym gemeinen Cro⸗ 
codill. Cuvier, Ann. Mus. X. 51. Tiedemann und 
Dppel 75. T. 10. Wiegmann in der Iſis 1829. ©. 620. 

be Die kurzſchnauzigen Erocodille oder die Allis 
gatoren 

baben eine breite flumpfe Schnauze, ungleiche Zähne, wovon 
der vierte unten in eine Grube des Oberkieſers greift; die 
Schwimmbaut ift nur bald. Es gibt mehrere Gattungen, bloß 
in America. 

7) Daß füdamericanifche oder dad BrillensErocos 
dill (Cr. sclerops) 

iſt in America daB gemeinfte, wird nur ein Dutzend Schub 
lang und unterfcheidet ſich durch eine QDuerleifte zwifchen den 
Augen; auf dem Naden liegen 4 Paar große Nägel. hinter eins 
ander, dann folgen auf dem Rüden 6 Reiben. Marcgrave 
p: 242. Jacare. Merian, Surinam t. 69. Seba L. T. 104. 
5. 10. Linne, amoenitates I. p. 151. Schneider, Hist. 
amph. II. p. 162. Cuvier, Ann. Mus. X, p. 31. tab. 1, 2. 
Ossemens foss. V. 2. p. 64. t. 1,2. Tiedemann und Op: 
pel ©. 60. %. 5. Spix, Lacertae tab. 2. Cr. punctulatus, 
tab, 4. Cr. niger. 

Die Brafilier nennen dieſes Thier Jacaré, die Neger aber 
Cayman. Es wird 6--9 Schub lang, bat vorn 5 Zeben, hinten 
4, aber nur an den 3 innern Zehen ſchwarze Klauen; die harten 
und boden Schuppen find gelblichſchwarz, an den Seiten theild 
ſchwarz, theild gelb. Der Schwanz gelb, mit zierlichen ſchwar—⸗ 
zen Strihen und folden Ringen umgeben, Die Neger effen das 


673 


Fleiſch und die faft walzigen Eyer mit harter, unebener Kalk: 
fchale, etmad größer ald Hühnereyer. Man findet oft 18—30 
Eyer in einem Neftz im Magen viele Krebfe. Es bat binter 
dem Unterkiefer ebenfall8 Drüfenlöcher. Marcgrave 242. 

Es ift gemein in allen Flüffen und Seen von Paraguay, 
wo ed von Fifchen und Enten lebt, welche es ganz verfchludt. 
Es geht füdlih bi8 32 Grad. Man fürchtet fie wenig, und 
jederman badet und ſchwimmt über die Flüſſe; indeſſen ziehen fie 
biömweilen Hunde unterd Waſſer. Den Menfchen fallen fie nur 
in der Näbe ihrer Eyer an, zerreißen und freffen ihn aber nicht; 
man kann ihnen aber auch leicht ausweichen, meil fie Faum halb 
fo gefhmwind find aid der Menſch. Ihre Färbung ift ziemlich 
fhwarz; man findet fie nur im oder am Warfer, und um zu 
wandern warten fie Regenzeit und Ueberfchwenmungen ab. Wähs 
rend der Naht und faft den ganzen Zag find fie unter Waffer, 
und zeigen nur biöweilen die Augen; gegen Mittag aber foms 
men fie and Ufer, um fih am Sande zu fonnen und zu ſchlafen; 
fo bald fih ein Menfh oder ein Hund nähert, gehen fie ind 
Waſſer zurüuͤck. 

Die Eyer find, fo groß wie die der Gähfe, weiß und rauh; 
ed wird etwa ein Sched in den Sand gelegt, mit dürrem Grad 
bededt, der Sonne überlaffen. Sie werden eiferig von den 
freyen Indianern aufgefücht und gegeffen, fo wie dad meiße, 
fhmadbafte, aber etwas trocdene Fleifh. Zum: Fang haben fie 
einen befondern Pfeil, den fie ihm in die Geite fchießen, wo e8 
allein verlesbar if: Dad Eifen bleibt fleden und der Schaft 
ſchwimmt oben auf, durch eine Schnur damit verbunden. Dann 
fahren fie im Kahn berbey und erftehen ed mit Lanzen. Die 
Spanier fohießen ed zum Vergnügen mit Kugeln, aber vergebens, 
mweil diefe entweder gar nicht, oder nur an den Seiten eindringen 
und fih dad Thier in beiden Fällen auf den Grund begibt. Sie 
fieden auch ein Stüd Holz, an deffen Mitte ein Seil hängt, an 
Rindslunge und werfen fie ind Waffe. Das Jacare verfchludt 
8 gewöhnlich und wird and Land gezogen. 

Bey einer Größe von 8 Schuh find fie ausgewachſen, obs 
fhon es größere gibt; der Schwanz 3 Schuh lang, SZol breit und 
biegfam wie ein Fiſchſchwanz; Vorderfüße 11% Zoll, hintere 


674 


43%/3 Zoll; tie Zehen find faft ganz getrennt; Rachen 13'/ Zoll. 
Dorn im Unterkiefer fteben 2 zolllange, fpisige Zähne, welche 
durch ein Loch im Zmifchenkiefer gehen; dann folgen jederfeitd 
10 Eleinere, darauf ein großer Eckzahn, wieder 6 kleinere, noch 
ein Edzahn und endlih nod 8 Fleinere, Im Oberkiefer verhält 
es ſich ebenfo. Es ſcheint nicht füdliher ald 32 Grad zu geben. 
Azara, Quadrupedes II. 1801. 380, 

Nach dem Prinzen Mar von Wied gehört dad Jacare 
nicht zu den großen Erocodilen, da e8 nicht mehr ald 9—10 
Schub lang wird. Er befchreibt ein 6 Schub Janged, und fand 
in jedem Kiefer 36 regelmäßig geftellte Zähne, mithin 72. Gie 
leben im größten Theil von Südamerica, von Brafilien bis 
Guyana, Surinam und Cayenne; in Brafilien felbft hat er Feine 
andere Gattung gefunden. Es hält fi aber in den meiften 
Flüſſen und Seen auf, vorzäglid in ſtehendem Waffer, nehmlich 
in den Sümpfen und Altwaffern. So lang ed hungerig auf Beute 
lauert, liegt e8 den ganzen Tag im Waffer verborgen und firedt 
nur die Nafe und die Augen etwad hervor, Hat es feinen Raub 
gefangen, fo wuͤrgt ed denfelben ganz hinab, indem e8 den Kopf 
über dad Waſſer hebt, und ruht dann am Ufer in der Sonne aus. 
Rudert man neben ihnen vorbey, fo fpringen fie von den Granits 
blöden ind Waffer, ohne daß man fie vorher, wegen ihrer grauen 
Farbe, von dem Stein unterfchieden bat. Stellt man fi auf 
ein fteiled Ufer, fo Fann man in den Seitenbächen des Parayba 
mit einem Blick mehrere zwifchen den großen Blättern der See> 
ofen bervorguden fehben. Wenn man fie beunruhigt, fo tauchen 
fie unter und kommen bald an einer andern Ötelle wieder 
bevor. 

Sie freffen ale lebendigen Wefen, die fir erbafchen können. 
Er fand im Magen vorzüglid Schuppen und Gräthen von Fifchen, 
Wafferodgeln, Sand und Fleine Steine; fehr felten hört man 
fagen, daß fie einen Menfchen angepadt hätten, wohl aber vers 
fhlucden fie oft Hunde. Ueberhaupt find fie fhüchtern und ver» 
fhwinden, fo bald man ihnen auf 30—40 Schritt nahe fommt. 
Su der Nähe ihrer Hütten hatte ſich eines feinen Aufenthalt ges 
wählt, um die Abfälle aud der Küche, Därme und dergl., zu 
bekommen. Er hat fie nie mit offenem Rachen fchlafen gefehen, 


675 


wie die am Drenoco, wohl aber fand er Würmer und Inſecten 
in feinem Rachen herumfriechen, was vielleicht auch die Geſchichte 
mit dem Trodhilus erklären könnte. Zur Paarungszeit im Auguft 
und September bemerkt man ihre Gegenwart an dem unanger 
nebinen Biſamgeruch, wenn man fie auch nicht ſieht. Ever hat 
er feine gefunden, 

Da dad Thier wenig Nugen gewährt, fo flellt man ihm 
nicht nad. Zwar effen die Wilden und einige Neger dad Kleifch, 
befonder8 von der Schwanzwurzel: allein fie erhalten felten einen 
folden Braten, weil fie fchmer zu tödten find und man auch 
Feine Anftalten bat, die untergefunfenen beraufzuholen. Am beften 
fhießt man fie mit Schroten ind Genick und den Kopf; mit 
Argeln werden fie bier nicht gefangen. Auf dem Lande find fie 
ganz in der Hand ded Jägers; fie bleiben unbemweglich liegen, 
und laſſen fich ohne Widerftand tödten, beißen auch nur, wenn 
inan fie mit einem Stode nedt. Die gefangenen Jungen faſſen 
dabey die Kehlen und den Bauch, zifhen wie eine Gand aus 
dein Neft, fperren den Rachen weit auf, Fehren fih ſchnell um, 
wenn man fie hinten anfaßt, beißen und fhlagen mit dem Schwanz 
beftig um fih. Er bat fie bey trodenem Wetter über Land 
wandern jeben. 

Ihre Farbe wird in den Abbildungen meiftend unrichtig 
angegeben: alle unteren Theile find gelblichweiß ind Grüne, 
an der Kehle und den Seiten grau marmoriert; die oberen 
Theile dunkel grünliygrau, mit 4 undeutlichen ſchwärzlichen 
Duerbinden auf dem Rüden, 9—10 auf dem Schmanze. Bey: 
träge I. 69. Abb. 9. 12. 

8) Dad nordamericanifche oder Hechtcrocodill 
(Cr. lucius) 

bat einen Kopf wie eine Hechtſchnauze und nur 2 Paar große 
Nägel auf dem Naden, etwas von einander; auf dem Rüden 
6 Kielreihen, die Schwimmhäute find groß. Seba J. T. 103. 
5.11. Catesby II. T. 63. Cuvier, Annales mus. X. p. 28, 
t. 1. Tiedemann und Dppel ©. 58. T. 4. 

Diefed ift dad gemeine Erocodil, welches in Nordamerica 


eigentlich Alligator heißt, und in allen -wärmern Theilen der 


vereinigten Staaten, namentlich in VBirginien, Carolina, Lois 


676 


fiana, bi8 zum Miffiifippi vorkommt, wie es ſcheint auch in 
Merico. 

Sie Ieben in Carolina nah Catesby im Waffer und auf 
dem Land, und geben bid zum 33° Nordbreite, alfo eben fo meit 
wie die Erocodille in Africa und wie dad Jacaré in Südamerica. 
Sie halten fih nicht bloß in füßem Waffer, fondern auch nahe 
am Meer in Bradwaffer und in Salzfümpfen auf, mo fie ſich 
im Schilf verfteden und auf Vieh und andere Thiere lauern, 
Auf Jamaica und dem Beftland erreichen fie die Länge von 
mebr als 20 Schub. Gie find fehr boshaft und tüdifch, ver: 
fchonen weder Menfchen noch Thiere; fie ziehen fie unter Waffer, 
um fie defto leichter verzehren zu können, jedoch leben fie gewöhn⸗ 
lich von Fifhen. Auf dem Lande feben fie aud mie ein alter 
ſchmutziger Klo; im Waſſer ſchwimmen fie oft auf der Seite, 
moben ed ihnen Jeichter wird, Vögel und Meerfchildfröten zu 
erwifchen.. Sie geben befonderd gierig nach Schweinen. Wenn 
fie Hunger leiden, fo verfhluden fie Steine, Holz; und bergl., 
um ihren Magen zu füllen. Sie legen viele Eyer auf einmal 
in den Sand und überlaffen fie der Sonne. Im füdlichen Caro» 
line find fie ungemein zahleeih, groß und keck; im nördlichen 
aber Pleiner, und liegen vom October bi zum März mie ers 
ftorben in Uferböhlen, aus welchen fie im Frühjahr mit abſcheu⸗ 
lihem Gebrül hervorkommen. Die Indianer effen den bintern 
Theil ded Leibed und den Schwanz Das Fleiſch ift weiß, bat 
aber einen raucherigen Gefhmad, Carolina 3. 63. Junges 
aus dem Ey. 

Nah Bartram zeigen fih die Erocodille in Flerida des 
Abends in großer Menge in den Flüffen, und fangen an zu beus 
Yen, daß die Erde erdröhnt. Er bewaffnete fich mit einem Hebel 
und flieg in einen Kahn, um einige zu erfchlagen, Zuerft wichen 
fie zurück, aber einige größere folgten, griffen ihn von allen 
Seiten an, und fuchten dad Boot umzumerfenz zwey ſchoſſen mit 
Kopf und Vorderleib aud dem Waſſer, und goffen ganze Flutben 
über ihn aus, heulten ſchrecklich und fhlugen ihre Kiefer betäubend 
über feinen Obren zufammen. Er ſchlug mit feinem Hebel nach 
Kräften um fi, trieb fie ein wenig zurüd, und fuchte ſodann 
ans Ufer zu kommen, wohin er nod von einem alten 12 Schub 


677 


langen verfolgt wurde. Ein andermal ſah er den Johannesfluß 
in feiner ganzen Breite und eine halbe englifhe Meile Yang 
von Fifhen ganz bededt, und hinter ihnen ber eine ſolche Menge 
Crocodille, daß man über fie hätte geben Fönnen, wie über eine 
Brüde. Hunderttaufende von Fifchen wurden verfchlurgen, moben 
die Kiefer der Erocodille fo Flapperten, daß man den Lärm weit 
und breit hörte, Sie tauchten mitten in der Fifchmaffe unter, 
erhoben fih mit ihrem Raube einige Schub über das Waſſer; es 
flürzten ganze Ströme von Waffer und Blut aus ihrem Rachen, 
und Wolfen von Dampf aus den Naslöchern. Des andern Mors 
gend war alles fill und fie fchliefen am Ufer. Als er meiter 
fuhr, ſchoß plöglih eined mit fürchterlichem Geheul aus dem 
Schilf unter den Boot durch, und fließ auf der andern Seite 
Waſſer und Dampf gegen ihn aus. Er ſchlug es mit feinem 
Hebel fo tüchtig auf den Kopf, daß es untertauchte und umfehrte, 
Später Fam ein andered hinter ibm ber, dem etwa 100 Junge 
von 15 Zoll Länge in einem regelmäßigen Zug folgten. Auf 
einmal fah er eine Menge Erdfegel am Ufer, von denen er ſchon 
mußte, daß es Erocodillnefter wären. Obſchon er einen großen 
Kampf fürchtete, indem mehrere Wächter am Ufer herumliefen; 
fo wollte er doch landen, um die Nefter zu unterfuchen. Die meiften 
waren fchon verlaffen und die Eyerfchalen lagen zerflreut umher. 
Die Nefter find A Schub hoch, unten 4—5 did und befteben aus 
Schlamm und Gras, unten eine Schicht Schlamm, darauf eine Schicht 
Eyer, dann wieder eine 8 Zoll dide Schlammſchicht u.f.f., fo daß 
100 bis 200 Ever, fo groß wie ein Ganseyh darinn liegen mögen. 
Die Mutter fol die jungen führen wie eine Gluckhenne, indeffen 
ift e8 befannt, daß die alten viele jungen freffen. Audgewachfen 
werden fie 20 Schub lang, und fo did wie ein Pferd; der Rachen 
Öffnet fih 3 Schuh weit; beym Brüllen fchwellen fie an, ziehen 
viel Waſſer und Luft ein, und flogen e8 wieder mit Gewalt au. 
Reifen 1792. ©. 116. Die Wolfen von Dampf aus der Nafe 
machen diefe Erzählung fehr der Prableren verdächtig, und beneb⸗ 
men auch den Evyerhügeln alle Wahrfcheinlichfeit, befonderd da, 
niemand anderd davon redet. 

2acoudreniere fagt, daß fie fih in Louiſiana beym Eins 
feitt der Kälte in Schlamm fteden und in Winterfchlaf verfallen, 


678 ; Be 


in welchem man fie, wenn «8 bedeutend Falt wird, in Stüde zer 
fchneiden Fönnte, ohne daß fie aufwachten; was aber an warmen 
Wintertagen von felbft gefchieht. Sie freffen nit unter dem 
Waſſer, fondern erfäufen bloß ihren Raub und ziehen ihn dann 
deraus, um ihn zu verfchlingen. Sie zieben das Negerfleifch dem 
der Weißen vor, Sie fürchten den Hapflih und die Cauana-Schild⸗ 
kröte, und gehen daher nicht ind Brackwaſſer; im Schlafe find 
die Kiefer verfchloffen. Ihr Brüllen gleicht dem der Ochſen, 
wiederholt fich aber nicht. Journal de Physique XX. 1782. 333. 

9) In Merico gibt ed noch eine eigene Öattung, dad mexi⸗ 
canifhe oder Brauen»Erocodill (Cr. palpebrosus) 
mit verknöcherten obern Augenliedern, zwey Querreihen von 4 
mäßigen Nägeln auf dem Genid, dahinter auf dem Halfe 4 Paar 
größere dicht aneinander. 

Diefes foheint dad Thier zu ſeyn, welches Dampier ſchon 
vor mehr ald Hundert Jahren in der Campehe-Bay in Merico 
beobachtet hat: mwenigftend fagt er von ihm, daß ein Zahn an 
der Seite des Unterfieferd in ein Loch ded Oberkiefers paffe, und 
daß es 2 harte Erhöhungen über den Augen babe. Er fah fie 
in den Sümpfen und Flüffen zu Taufenden, und darunter waren 
die größten 47 Schub lang; beym Gehen fchleppen fie ben 
Schwanz auf der Erde nad); fie verlaffen zur Regenzeit die Flüffe, 
und freffen das Fleiſch von den Gerippen der von den Jägern getödteten 
Rinder, greifen abermwenigften bey Tage feinen Menfchen an, fondern 
fliehen vor deinfelben. Er trank felbft auß einer Lache, worinn 
eine Menge lag, die in einer Entfernung von kaum 20 Schuh 
die Köpfe aufrichteten und ihn ſtarr anfahen. Jedoch wurde einer 
feiner Gefährten, melcher des Nachts Wafler holte, von einem, 
auf dad er trat, am Knie gepadt: er ſteckte ihm aber den Kolben 
feiner Flinte in den Rachen und machte fi frey. Am andern 
Tag fand man die Flinte 10 Schritte weiter und im Kolben 
2 zolltiefe Löcher von den Zähnen. Reife um die Welt 
4703. 8. II. 497. Schneider, Hist. amph. I. t.1.2, Es 
feint fih auch in Cayenne zu finden, mo man es für das 
Männchen ded Jacare hält. Cuvier, Ann. Mus. X. p. 55. 
t. 2. Tiedemann und Oppel 64. T. 6 et 7 Cr. trigonatus. 
Spix, t. 1. Cr. moschifer. 


679 


© Die dünnſchnauzigen Erocodille oder Gaviale 

baben einen diden Schädel mit fehr dünnen, walzigen Kies 
fern, und ganze Schwimmbäute; die Zähne find ziemlich gleich 
lang, und der vierte des Unterkiefers fchlägt in einen Ausfchnitt 
des Dberkiefers. 

10) Das Gangeds oder Schnabelerocodill (Cr. gan- 
geticus) 

fol gegen 50 Schub lang werden, bat eine fehnabelförmige 
Schnauze, auf dem Naden 2 oder 4 nagelfürmige Hornfchuppen 
und vorn auf der Schnauze einen Höder um die Naslöcher. Auf 
den Rüden fteben gegen 20 Längsreihen von Kielfchuppen, welche 
nah Hinten zu 4, auf den Schwanz zu 2 Reihen zufammen» 
laufen, - 

Ihr Aufenthalt ift vorzüglich im Ganges und feinen Neben» 
flüffen, wo fie meiftend von Fifchen leben und daher dem Men 
fhen wenig gefährlich find, wie fhon Aelian fagt: ed gebe 
nehmlich dafelbft 2 Arten Erocodille, wovon die einen wenig fchas 
deten, die andern aber gierig und ſchonungslos Fleifh fräßen, 
fo daß man ihnen die VBerurtheilten zum Zerreißen vormwerfe; und 
diefe hätten auf der Schnauze einen Höder wie ein Horn (mors 
unter er mwohl den Knorren auf den Naslöchern verfieht), Na- 
tura animalium L. 12. cap. 41. 

Tavernier ſah auf feinen Reifen am Ufer ded Ganges, im 
Jänner 1666, drey Tage lang eine unglaublihe Menge Erocos 
dille auf dem Sand liegen, daß er Luft befam, auf eines zu 
ſchießen, um zu feben, ob ed wahr fey, daß ihnen ein Schuß 
nichts thue. Er traf ed in die Baden, woraus Blut lief; es 
blieb. aber nicht Liegen, fondern begab fih ins Waffer. Den ans 
dern Tag traf er wieder eine Menge an; er fhoß 2 mit je 3 
Kugeln, und traf fie fo gut, daß fie fih auf den Rüden legten, 
den Rachen aufſperrten und farben, Indianiſche Reife 1681. 
Fol. 32. 

Der erfte, welcher diefes Thier abbildete, war Edwards. 
Er bat ein ganz junged, nur fpannelanges, befchrieben und ab> 
gebildet, und die Schnauze fehr treffend mit dem Schnabel der 
Sägetaucher verglichen. Philos. Trans. ®d. 49, 1756. S. 639, 
Taf. 19, Gronov, 1763. Zoophyl. II. p. 11. Nro. 40., 


6850 


glaubte aber, es komme vom Senegal, -Merd, in den 
beffifchen Benträgen zur Gelehrfamkeit und Kunft IL 4. 1785. 
©. 73. 

Darauf bat Lacepede eined von 12 Schuh Länge umfländs 
Yicher befchrieben. Es gleicht im Ganzen und in der Färbung dem 
Nilcrocodill, bat auch nur Nägel an den 3 innern Zehen eined 
jeden Fußes. Außer der langen ſchnabelförmigen Schnauze aber 
weicht ed noch durch die ziemlich gleichlangen und zahlreihern 
Zähne ab. Dben 58, unten 50, im Ganzen alfo 108. Die Zahl 
der Querreihen von höderigen Schuppen oder Nägeln auf dem 
Rüden ift um den vierten Theil größer. Der Kopf mißt 2 
Schub, der Schwanz 5, der Umfang bed Leibed 3'/.; der 
Schnauze 6 Zoll. Lacepede Il. 427. T. 22. F. 2. 

Bechftein beſchreibt ein anderes audgeftopfted Stück von 
6", Schuh Länge, der Kopf 1 Schub 3 Zoll, der Schwanz _ 
2 Schuh 7 Zoll, die Breite der Schnauze nur 1/2 Zoll; Umfang 
des Leibe 2 Schub 5 Zoll, der Schnauze 51%. Der Rachen 
Öffnet ſich bis hinter die Ohren, oben jederfeitd 48, unten 15 
fegelförmige Zähne; auf dem Naden ſtehen 4 nagelfürmige Horn: 
fhuppen im Halbfreife, dahinter 3 Paar andere; auf den Schuls 
tern, laufen 10 Reihen Kielihuppen. 

Faujas de St. Fond bildete ein. Fleined und ein großes 
ab (Montagne de St. Pierre tab. 46 — 48). Tiedes 
mann und DOppel daß ganze T. 14, 155 dad Gfelett T. 2, 
Naturgefhichte der Amphibien 1717. ©. 81. Euvier ben 
Schädel und die Nadenfhuppen, Ossemens foss. V. 2. p. 59. 
t. 9. f. 1, 2. Er fand jederfeitd oben 28 Zähne, unten 25, 
im Ganzen 1065 bey 3 andern Schädeln 29 und 26, = 
110. Die Länge des Schnabeld verhält ſich zu der des Leis 
bed wie 1 zu 75 auf dem Nacken zuerft 2 Heine Nägel, dann 
4 Querreiben, welche fih an die ded Ruͤckens anfchließen; die 
erfte Reihe befteht aus 2 großen Nägeln, die zwey folgenden aus 
2 geoßen und 2 Heinen, die vierte aus 2 großen; die Rüden: 
bänder beſtehen alle aus A großen und 2 Kleinen Nägeln zur 
Seite. Die Zahl diefer Rücenbänder nah der Quere iſt 18 
Geoffroy St. Hilnire fehr umftändlich den Schädel, Mem, 
XII. 1829. p. 97. tab. 5. 


\ 681 


Rad Paolino di-s. Bartolomeo beißt e8 in Malabar 
Mudela. Seine Hauptnabrung beftebt zwar in Fifchen, aber es 
greift auch Hunde, Kälber und felbft Menfchen an. Es gebört 
zu dem heiligen Thieren der Indier, bezeichne die Macht des 
Waſſers auf der Erde, und fey daher dem Wifchnu, dem Schöpfer 
und Beherrſcher ded Waffers, geweiht. Am Kopfe finde man 
gelben Bifam, womit fih die Hindu ihre heiligen Zeichen auf 
die Stirn malen. Vor Zeiten mußten die eines Verbrechens ans 
geflagten Menfchen in Gegenwart der Brahminen durch einen 
Fluß mwaten; wurden fie von den Mudelen verfchont, fo bielt 
man fie für unſchuldig. Viaggio alle Indie or. 1808. 8. 
I. 160, 

Verſteinerte Knochen von einem Schnabel-Crocodill bat man 
gefunden bey Altdorf in Franken (Wald in Naturforfcher IX. 
1776. 279, t. 4. Collini in Act. palat. V. 1784. t. 3), bey 
Monheim (Sömmerring Münchner Denkſchr. V. 23), bey 
Bol (Fäger Hof. Wuͤrt. S. 7. T. 4. 58.1). 


Die Zahl 
der Amphibien ſtebt hinter der aller andern Claſſen, mit Aus⸗ 
‚nahme der Säugtbiere, weit zurüd, Carl Bonaparte bered> 
‚net die Gefammtzahl der Amphibien, die verfleinerten mit einges 
ſchloſſen, auf 4,270. Er hat fi) aber verfioßen: denn zählt man 
ihn nad), fo befommt man nur 945. Darunter find: 
Mole 52, 
Froͤſche 108, 
Schildkröten 95, 
Schuppenfhlangen 49, 
Zäfelfehlangen etwa 246, 
Schienenſchlangen 20, 
Schleiden 111, 
Schuppen-Eidechfen 65, 
Schienen:Eidechfen 113, 
Fiſch⸗Eidechſen 8, 
Blätter-Eidechfen 53, 
Slug-Eidechfen 8, 
CErocodille 16. 


632 


Ueber die Verbreitung der Amphibien 
gibt e8 noch wenig Zufammenftellungen. 


Im Allgemeinen kann man fagen, daß der Norden und felbft- 
ganz Europa, fo wie dad nördliche Afien fehr arın an Amphis 
bien ift, und man ihre Heimatb nur in den heißen Ländern 
fuchen kann. Europa bat nur einige Molche, Fröſche und Krö— 
ten, kaum 1; Dugend Schildfröten, nicht viel über 2 Dutzend 
Schlangen; von den Eidechfen nur einige Oattungen der Schild» 
Eidechfen, ein und die andere Blätter-Eidechfe und ein Chamäleon. 
Nimmt man dazu den merfwürdigen Olm in Krain, fo hat man 
alles, mad dafelbft vorfommt. Verſteinert finden ſich jedoch 
große Schildfröten, Sumpf-Eidechfen, die —— Fiſch⸗ 
Eidechſen und Crocodille. 


Wiegmann bat auf eine merkwürdige Weiſe gezeigt, daß 
die dickzungigen Eidechfen, mit Zähnen im Rande der Kiefer, in 
der alten Welt wohnen, die ınit angelegten Zähnen in ber neuen; 
die Schild» und Sumpf: Eidechfen ebenfalld in der alten, die 
Arneiven dagegen in der neuen. Iſis 1829, 418. 


Aus Brafilien bat Spir befchrieben: 
Fröſche 53, 

Schildkröten 18, 
Schlangen 38, 
Schleichen 11, 
Eidechfen 29, 
Blätter Eidechfen 4, 
Erocodille 4. 


Der Prinz Mar v. Wied aud demfelben Lande: 
Froͤſche 14, 
Schildkröten 7, 
Schlangen 39, 
Schleichen 7, 
Eidechſen 11, 
Blätter-Eidechfen 2, 
Erocodille 1. ko 


683 


Nah I. Grad Fennt man aus Dftindien nur 40. Eidechfen, 
die Erocodille mit innbegriffen; die meiften aber find eigenthüms 
lih und kommen anderwärtd nicht vor. Iſis 1830, 1160. 

Leſſon bat auf feiner Weltumfeegelung in der beißen Zone 
neue Amphibien gefunden 25, darunter Eidechfen 16, Schlangen 
3, Froͤſche 6; beobachtet hat er nicht viel mehr, ohne Zweifel, 
weil er nur an die Küften gefommen if. Die Warferfchlange, 
melde an Neu-Guinea häufig neben ihrem Schiffe herſchwamm, 
war die Plättchenfchlange (Pelamys bicolor), nicht die Körner» 
fhlange. Auf den Südfee-Infeln gibt e8 faft gar Feine giftigen 
Thiere, dagegen Sumpf: Eidechfen, gie am Gäker und 
viele Riefenfchildfröten. 


Ende 


Dfens allg. Naturg. VI. 44 


684 


— 5 wu * 
Bey den Alten iſt über die Amphibien bey weite aid 
foviel zu finden, wie über die Fiſche. Selbſt Ariſtoteles und 
Plinius ſagen wenig darüber, und die Dichter haben nur ge⸗ 
legentliche Stellen. Gesner war der erſte, welcher ſie 1554 
zuſammenſtellte und ausführlich behandelte. Ihm folgte Aldr o⸗ 
vand und Jonſton in derſelben Weiſe. Ray brachte mehr 
Ordnung hinein 1693, welche Aber erſt Linne vollends her⸗ 
ſtellte 1740, 1748, beffer 1758 und zuletzt 1766. Zu gleicher 
Zeit fuchte fie Kleimzu ordnen 1751, und bald naher Laus 
venti 1768. Endlich ſchrieb Lacepede 1783 ein großes 
Werk darüber, aber mit wenig Orbnung, welche erft Al. Brons 
eniart 1799 hinein brachte, indem er fie in Schildfröten, 
Eidechſen, Schlangen und Fröfche theilte, 


4 


Syftematifdhe Werfe: 


Klein, Dispositio guadrupedum depilatorum. 1751. 4. pag. 96. 

Idem, Tentamen Herpetologiae. 1755. 4. tab. 1. 

Laurenti, Synopsis Reptilium. Viennae 1768. 8. 

Fr. Meyer, Synopsis Reptilium. Gottingae 1795. 8. 

AL Brongniart, Classification naturelle des Reptiles, im Balle- 
tin philom. an 8. Nro. 35, 36. 

Dppel, die Ordnungen ıc. der Reptilien. Münden 1811. 4. 

Cuvier, Regne animal. 8. 1817. ed. II. 1829. Il. \ 

Merrem, Spft. der Amph. Marburg 1820. 8. 

John Gray, Synopsis Reptilium. 1825. (Iſis 1829. 187.5 1833. 
156.5 1834. 788.) 


685 
Kaup in Iſis 1825, 5895 1827. 610. e 
Fitzinger, neue Glaffification der Reptilien. Wien 1826. 4. 
ir Boie, Anordnung der Reptilien. Iſis 1826. 981.5 1827. 289. 
Wagler, natürliches Syitem der Amphibien. Stuttgart 18%. 8. 
J. Müller in Tiedemanns HBeitfchrift für Phyſiologie IV. 
1831. 4. 190. 
€. L. Bonaparte, Distribuzione metodica degli animali Roma 


1832. 8. Gſis 1833. ©. 1183.) 


Beihreibende Werke: 


P. Belon du Mans, Öbservations des choses en Grece etc. Paris. 
1553. 4. et 1555. Fig. 

Le Comte de La Cepede, Histoire nat. des Quadrupedes ovi- 
pares et des Serpens. Paris 1787. 4. 1. 651. pl. 41. II. 1788. 527. pl. 
22. Abb. ſchlecht. 

x Auch in 8. erſchienen 1788-1790; noch ſchlechter. 
Von Bechſtein überſetzt, ſehr vermehrt und verbeſſert. 
Weimar 1800. B. I-V. s. Tafeln ill. 

J. G. Schneider, Hist. Amphibiorum. Jepae. Fasc. L H. 
129.8. 

Daudin, Hist. nat. des Reptiles ISVIII. 1801. 1802. 8. pl. enl. 

Eindader, Verzeichniß der böymifchen Amphibien in böhm. Gef. 
Schr. J. ©. 109. 

Kuhl, Beyträge zur Soolegie. Stanffurt 1820. 4. 

Prinz Mar v. Wied, Beyträge zur Naturgefch. von Braſilien. 
Weimar. V. 1825. 8. | 

Neumann, Naturgefch. der fchlefifchzlaufigiichen Amphibien. N. 


Lauf. Mag. IX. 1831. 8, Fig. 
44 ® 


686 8 
Dumeril et Bibron, Erpetologie — IAIII. 1834. 1836. 8. 
pl. enl. (Cont. — 
Wiegmann und Meyen, Sqchudteden, Eidechſen, Rn 
und Föſche in Leop. Verh. XVIL. 1. 1835. 183. Fig. 


Bılbarenarde, 


Gesner, Quadrupeda ovipara in Hist. nat. Lib. II. 1554. 
idem, de Serpent. nat. in Lib. V. 1587. Fol. 
Belon, Portraicts d’Oiseaux, Animaux, Serpents etc. 1557. 4. 
Gesners Scylangenbuc, durd Earro. 1589. Fol. 
Aldrovand, de Quadrup. digit. oviparis. 1637. Fol., in Hist., 
animal. Lib. II. — 
.. Ejusdem, Serpentum et Draconum Hist. 1640. Fol, 
I onston, Hist. nat. Quadrupedum. 1653. Fol. De Serpentibus 
1633. Fol. | 
Ruysch, Theatrum animalium. 1718. Fol. II. Lib. IV. et VI. 
H. Sloane, Madera, Jamaica I. II. 1707. Fol. tab. 274. 
Catesby, Nat. Hist. of Carolina I. I. 1731. 1743. Fol. tab. 220. 
col. Deutſch in Nürnberg 1750. 
Seba, Thesaurus. Fol. T. I. II. 1734. tabb. Dazu Waglerd Er: 
klärung in Iſi⸗ 1833. ©. 884. - 
„Linnaeu s, Museum Adolphi Fr. regis. 1754. Fol. tab. 33. 
Sturm, Deutfchlands Fauna. Amphibien. 9 . 1-VI. 1797. 12. 
Geoffroy in Description de V’Egypte: T. 24. Atlas pl. 1—8.; 
Savigny, Suppl. pl. 1-5. 
s pix, Testudines et Ranae brasilienses. Monachii 1824. Fol. 
tab. 2, col. —3— 
Idem, Lacertae. 1825. tab. 98. ’ 
Idem et: J. Wagler, Serpentes. 1824. tab. 26. 


687 


Prinz Mar v. Wied, Abbild. ae —— Braſiliens. 
Weimar 1824. Lief. 1-15. Fol. ill, 

Rüppell und v. Heyden, Atlas. Fol; 1827. Taf. ill. 

J. Wagler, Descriptiones et Icones Amphibiorum,.  Stuttgardiae. 
Fol. fasc. I—IN. 1828—1833, 'tabb; ‚36. 'col. ? 

Gravenhorst, Reptilia musei zool, vratislaviensis, Fol, fäsc. I. 
Lipsiae 1829. tab. 17..col! .(Chelonii et Batrachia.) 

C..' Bonaparte, Fauna »italica. . Roma, »Fol. 1832—36,: Fasc. 
I-XV. tab col. = ö 

Schinz, Nakurg. und Abbildungen der Reptilien, Schaffhaufen 
1833. Sol. 240. 102 Tfln. ill. 


Molke. 


Wurffbain, | — Norimbergae 1683. 4. tab. 5. 
Dun Fay, Satamandre in Mem. ac. 1729. 135. 
Latr eille, Salamandres de France. 1800. 8. pl. 6. 

Barton, Siren lacertina.. Philadelphia 1808. 8 
j ‚Idem, Menı. concerning an animal of the class of Reptiles. 1812. 
8. (Eadem.) 

Schreibers, Proteus anguinus. Wien 1818. 

Leuckart, Protonopsis,. in Iſis 1821. 260. 


Ssröfhe ; 


O. Jacobaeus, de Ranis et Lacertis. Havniae. 1686. 8. 

Röſel, Naturg. der Sröfche. Nürnberg 1758. Fol. Taf. ill. 

G. Edwards, Rana paradoxa in Phil. Trans. 1760. 653. 

Fermin, über die Pipa. Braunſchweig 1776. 8. 4 Tfin. 

Camper, de Rana pipa in Comment. Gotting. IX. p. 129. 

Daudin, Rainettes, Grenouilles et Crapauds. Paris 1803, 4. 
38 PI, 


688 
Schilder sten. | J u 

Gottwald, Bemerkungen über die Siierstn. 9 
1780. 4. 11 Tafln. 

Walbaum, Chelenographie 1782. 4. 

—* nei der, Naturg. der Schildkröten. 1783. 8. Fig. 

— Beyträge dazu. H. LI. 1787. 8. Fig. 

»Schöpf, Hist. testudinum. Erlangae 1792. 4. 34 tab. col. 

Schweigger, Claffification der — im Konigsberger 
Ardyiv, 1812. III. 8, 


Schlangen. 

Ch. Own, Nat. History of Serpents. 1742. 4. 

Sonnini, Serpens des pays chauds in Rozier obs. 1776, 

E. ®. Gray, Unterfciede der giftigen und ungiftigen Schlangen 
in Phil. Trans. 79. 1781. p. 21. 

Lier, Slangen in Drenthe 1781. 4. 

gr. Schmidt, böhmifhe Schlangen in Schr. der vöhm, Gef. 
1788. ©. 81. 

Wurmb, Niefenfhlange von Java in Bataviafch Genotfch. II. 
©. 39°. 

Boddaert, Unterfcheidung der Schlangen in N. Act. Ac. Nat- 
Cur. VIE p. 12%. 
| Weigel, Beſtimmung der Schlangenarten in Hall. gelehrt. Schr. 
L6&, 1. 

Merrem, — zur Naturg. der Amphibien. Eſſen bey 
Baͤdeker. Heft 1-3. 1790-1821. 4. Tfln. col. 

P. Russel, Indian serpents. Fol. 1796. tab. col. 

J. Wolf, Kreuzotter. Nürnberg 1815. 4. Fig. 

Schneider, Niefenfhlangen in Mündner Dentfchriften. VII. 
1819. 117, 


689 


Metaxa, Serpenti di Roma. 1823. 4. Fig. (Iſis 1827, 491.) 

Frivaldszky, Monographia Serpentum Hungariae, Pesthini 
1823. 8. . ; 

Wyder, Hist. natur. des Serpens de la Suisse. 1826. 

Brandt und Ratzeburg, med. Zoologie. 1828. 4. Fig. 

Lenz, Schlangenfunde. Gotäa 1832. 8. Fig. 


Eidedfen . 


Vosmaer, Deseripion des deux Lezards. 1744. 4 (Chaloi- 
des, Seps.) * 

G. Edwards, in Phil. Trans. 49. 639. Gavial. Fig. 

Schneider, Gedo in Mündıner Denkfchr. IH. 1811. 60. 

Tiedemann, Oppel und Libofhit, Naturgefhichte der Am: 
phibien. Heidelberg bey Engelmann. Hft. 1. 1817. Sol. 15 fin. ill. 
Crocodille. 

Fr. Grohmann, Cameleonte siculo. Palermo 1832. 4. Fig. 

Gravenhorft, verfchiedene Eidechfen in Leopold. Verhandl. XVI. . 
2. 1833. 910. Phrynosoma, Chamaeleopsis etc. Fig. 

Wiegmann, Herpetologia mexicana. Berolini 1834, Fol, fasc. 1, 
10 tab, col, 


Berfteinerungen: 


Scheuchzer, Homo diluvli testis. Turici 1726. 4. Fig, (Triton.) 
Faujas St. Fond, Montagne St, Pierre de Maestricht. Paris 
1799. 4 
©. Sömmerring in Münchner Denkichr. VI. 
: Cuvirer, Ossemens fossiles V. 1824. 4, tab. 33. 
"Jäger, de Ichthyosauro, Stuttgard. 1824, Fol. 
Jäger, Foſſile Reptilien Würtembergs, 1828. 4, 


690 * 5* 

Gold fuß im Leop. Verhandlungen XV. 1. 1831. ln 
‚etc. Fig. —— = 
9. v. Meyers Palaeologica. Franffurt 1832, 8. 


Anatomie: 


Perrault in Mem, de l’Acad. III. 1699. 

Tyſon, Anatomie der Klapperfchlange, in Phil. Tr. 1683. 25. 

Ealdefi, Anatomie der Scildfröten. 1687. | 

Swammerdamm, Bibel ber Natur. 1752. Froſch ©. 312. 

T. 46—149. HR 

Townson, Observationes de Amphibiis. Gottingae I. II. 1794 
et 1795. 4. Fig. 

Schreibers Proteus in Phil. Trans. 1801. 

Lorenz, de pelvi Reptilium. Halae 1807. 8. Fig. 

Humboldt, Observations zool. I. 1811. 4. pl. Crocodilus, Siren, 
Proteus, Axolotl etc. 

TZiedemann, Anatomie bes Draden. Nürnberg 1811. 4. 

Rusconi, Circulazione delle Salamandre. Pavia 1817. a. Fig. 

Idem, del Proteo anguino. 1819. 4. tab. col. 

Bojanus, Anatome testudinis. Lipsiae ap. Fr. Fleischer 1819. 
Fol. tab. 

Kloetzke, Rana cornuta. Berolini 1816. 4. Fig. 

' Breyer, Rana pipa. Berolini 1811. 4. tab. 2. 

Hübner, Organa mot. Boae. Berolini 1815. 4. tab. 2. 
Steffen, De ranis nonnullis. Berolini 1815. Rana latrans, - 
Spix, Cephalogenesis. 1815. Fol. Fig. 

G. Treviranus, Proteus anguinus. Gottingae 1818. 4. tab. 2. 
Rathke, De Salamandrarum corporibus adiposis, Berolini 1818. 
a. Fig. 


691 

‚Derfelb ‚in den Schriften der Danziger Gefellfchaft I.’ 1820. 4, 

€. Mayer, über die Füße der Schlangen, in den Leopold. Verh. 
XI. 2. 1825. 819. Fig. 

Carus, Erläuterungstafeln IV. Sol, Sig; 

C. de Siebold de Salamandris et Tritonibus, ' Berolini 1828. 
4. Fig. j 

Schlegel, über die Giftdrüfen, in Leop. Verhandlungen XIV. 1. 
1828. 143. Fig. 

5. Müller, in Tiedemanng Archiv der dig IV. 1831, 
©. 190. 

Windischmann, Structura auris Amphibiorum. 1831. 4. Fig, 

C. Mayer, Analecten. 1835. 4, 


Phyfiologie: 


Redi, Observazioni intorno alle vipere, 1664. 4., et in ejusdem 
Obs. de viperis. 1685. 2. 153. 

Charas, Experiences sur la vipere. 1669. 8.5 Suite 1672. 

Maupertuis, Salamandre, in Mem, Ac. 1727. 27. 

SIoane, über die Zauberfraft der Klapperfchlangen in Phil. 
Trans, 1734, p. 321. 

Mead, de Vipera. 1737. 8. 

Fontana, Ricerche fisiche sopra il veleno della ı vipera. 1767; 
franzöfifch 1781; auch deutfch. 

‚Demours, Bufo obstetricans, in Mem, Ac. 1778, 

Spallanzani, Fisica animale. 1780. 8. p. 39. Generatio Tri- 
tonis, 

Schneider, Specimen Physiologiae Amphibiorum. Jenae ap, 
Frommann TI. II. 1790 et 1797. 4. 

Barton, Zauberfraft der Klapperfchlange, in American Phil, 
Trans, IV. pag. 74. Ueberfegt von A. Bimmermann. Leipzig 
1798. 8. 


692 


— auch darüber in — — 
©. 87. Past 

Hellmann, Zaitfinn der Schlangen. 1817. 8. Fig. 

Steinheim, Entwicklung der Fröſche- Hamburg 1820. 8. T. 3. 

J. Ovan Hasselt, de Metamerphosi Ranae, temporariae, Gro- 
ningae 1820. 8. Fig. 

Rusconi, Ameurs des Selma Milan 1821. A. pl. enl. 

Fr. Wagner, Erfahrungen über den Biß der Otter. Leipzig 
1824, 8. Fig. 

Funk, de Salamandrae terrestris ‚evolutione, Berolini 1827, 
Fol, Fig. iv 

Van der Hoeven, Mutationes coloris in Chamaeleonte, 1831. 
4, Fig. col, 


on 


* 


Be = 


Regifter 


über die 


Amphibien. 


(Band VI. Seite 419 - 683.) 


A. 


Aalmolch 437. 
Aalſchleiche 592. 
Aboma 530, 
Abranchus 448. 
Abu burs 640. 
Acanthophis 579. 
Achatſchlange 550. 
Acontias 589. 
Acrochordus 524. 
Agama 614. 

Agua 489. 

—— 556. 

— —— —* 
yrhynchus 602, 

Fr 620, 

Ammodytes 542, 

Amphisbaena 585. 

Amphiuma 437. 

Anacondo 529. 

Anguis 588, 

Anguis bipes 591. 
—  jaculus 525. 
—  laticaudus 524. 
—  lumbricalis 587. 


Oken's allg. Naturg. 





IV. 


Anguis meleagris 589, 
platurus 524. 

—  quadrupes 594. 

—  scytale 588. 

—  ventralis 590. 
Anoly 604, 
Armmold) 432. 
Ascalabotes 633. 
Aspidonectes 505. 
Aspis 560. 
Asterodactylus 491. 
Auletris 470, 

Axolotl 445. 


B. 


Basiliscus 609. 
Baumſchlange 556. 
Bimanus 586. 

Bipes 586, 591. 
Black -Snake 579. 
Blanus 586. 
Blätter:Eidechfen 631. 
Blindſchlange 584, 
Blindichleihe 588. 
Boa 532, 528. 


45 


694 ' 


Boicininga 578. 

Boiga 556. 

Boigoacu 528. 

Boiquira 578. 

Bombina 480. 
Boschmeester 549. 
Bothrops 547. 
Brachfroſch 475. 
Brachycephalus 490. 
Bram-Eidechfe 600. 
Breviceps 490. 
Brillenotter-Hutfchlange 560. 
Brochet de terre 596. 
Büchſenſchildkröte 498. 
Budelfröte 490. 
Buff-Dtter 546. 

Bufo 483, ‘ 
Bungarus 581. 
Hürzel:Eidechfe 611. 


C. 


Caecilia 584. 
Caguana 510. 
Calotes 603. 
Calamites 487. 
Cannele 587. 
Carapata 509. 
Cascavela 578. 
Caudisona 578. 
Caudiverbera 642. 
Cayman 666. 
Cecella 592. 
Cenchris 569. 
Cerastes 543. 
Ceratophrys 478. 
Cerberus 526. 
Chalcides 591. 
Chamaeleo 644. 
Chamaeleopsis 604. 
Chamaesaura 592. 
Champsa 657. 
Chayque 554. 
Chelydra 504. 
Chelys 504. 
Chersydrus 523. 
Chirotes 586. 
Chlamydosaurus 608. _ 
Cistudo 499, 
Cicigna 592. 
Cinyxis 498. 
Cnemidophorus 621. 
Cobbera 625. 
Cobella 555. 


Cobra 558, 560. 
Coluber 551. — 
Comodee 529. ur 
Constrictor 528. 
Cophias 550. 
Copperhead 569. 
Eorallen- Dtter 558. 
Cordylus 451, 617. 
Coscordylos 616. 
Coureresse 555. 
Craspedocephalus 547. 
Crocodilea 616. 
Crocodill⸗Eidechſe 622. 
Crocodilurus 623. 
Crocodilus 654. 

— terrestris 625. 
Crotalus 570. Pi 

—  mutus 548. 

Cryptobranchus 448. 
Cryptopus 506. 


D. 


Daboie 544. 
Dactylethra 490. 
Dactyloa 604. 
Degen-Eidechſe 609. 
Disteria 524. 
Domicella 559. 
Dorn: Eidechfe 616. 
Dornſchwanz 615. 
Dofenfchildfröte 499. 
Dracaena 625. 
Drake 532. 

Draco 532, 598. 
Dracunculus 598. 
Dragonne 622. 
Dryophis 556. 


E. 


Echidna 546. 
Echis 567. 
Echſen 581. 
Eckſchlange 550. 
Ecphymotes 612. 
Eibedyfen 581, 
Elaps 558. 
Emys 500. 
Enhydris 524. 
Erdmold 461. 
Erix 525. 


#, 


=> 
Famo cantrata 643, 
Fechergäfer 639. 
Fecht-Eidechſe 603. 
Felſenſchlange 581. 
Fer de lance 547. 
Fiederfchwanz 641. 
Fifch- Amphibien 630. 
Slatter-Eidechfe 598. 
Flug -Eidechfen 653. 
Slußfchildfröten 505. 
Tröfche 464. 
Furchengäker 6397. 
Surchenmoldh 447. 


©. 


Gabelkopf 602. 
Gäker 631. 
Gavial 679. 
Gecka 636. 


 Geckote 632. 


Geosaurus 628. 
Glanzfchleiche 594. 
Glasfchleiche 589. 
Slattfrofch 472. 
Gobe-Mouches 613. 
Gonyocephalus 602. 
Gonyodactylus 640, 
Götzen-Otter 544. 
Grasfrofch 475. 
Großaugen 629. 
Guano 602. 

Gürtel: Eidechje 617. 
Gürtelfchlange 580. 
Gürtelfchleichen 585. 
Gymnodactylus 640. 
Gyrinus 451. 


N. 
Haje 563. 
Hals-Eidechfe 631. 
Harba 616. 


Hautſchildkröte 505. 
Hellbender 448. 
Heloderma 623. 
Hemidactyius 638, 
Hemiphractus 479. 
Herpeton 525. 


695 


Heterodactylus 591. 
Heterodon 555. 
Hipsibatus 600. 
Hipsilophus 600, 
Histiurus 611. 
Hog-nose 556, 
Höblentröte 488, 
Homalopsis 526. 
Hoplurus 612. 
Hornfeofch 478. 
Horn:Dtter 543, 
Hutfchlange 560. 
Hydrophis 524. 
Hydrosaurus 624. 
Hyla 467, 


Jt 
Ibijara 586. 
Ichthyosaurus 630, 
Iguana 600. 
Ignanodon 628. 
Uysia 588. 
Isodonta 437, 
Jararoca 547. 
Jiboya 528. 


K. 


Kamm Eidechſen 600, 
Kammſchlange 579. 
Kämpf-Eidechſe 603. 
Kaulguappen 451, 465. 
Kemphanjes 603. 
Ketten: Ntatter 555. 
Kiel: Eidechfe 612. 
Klappenſchildkröte 498. 
Klapperfchlange 570. 
Klein: Augen 439. 
Knorpelfchildfröte 506. 
Kolbengäfer 640. 
Kolbenmolcd, 445. 
Körnerfchlangen 523. 
Kragen :Eidechfe 608, 
Kreuzfröte 487. 
Kreuz: Dtter 538. 
Kriech = Eidechfen 583. 
Kron:Eidechfe 609. 
Kropf-Eidechfe 607. 
Kröten 431, 479. 
Kröten: Eidechfe 615. 
Kupferfchlange 539 


45 ® 


696 
L. 


Lacerta 618. 

aerea 593. 
anguina 592. 
apoda 590. 
lumbricoides 587. 
lybica 596. 
seps 591. 
serpens 594. 
Lachesis 548. 
Landkröte 483. 
Landfchildfröte 495. 
Langaha 580. 
Ranzenfchlange 547. 
Lappenſchlange 526. 
Raubfrofch 467. 
Laubſchwanz 644. 
Zauffchlange 555. 
Lederſchildkröte 507. 
Leguun 602. 
Leioselasma 524. 
Lepidopus 591. 
Leüchtfroſch 471. 
Lezard-Cayman 622. 
Lezardet 622. 
Lophura 611. 
Lophyrus 602. 
Lyrocephalus 603. 


4744453 


M. 


Mabonya 638. 
Marmor: Eidechje 608. 
Matamata 505. 
Meerfchildfröte 509. 
Megalosaurus 628. 
Menobranchus 447. 
Menopoma 448. 
Mockeson 569. 
Mole 431. 
Mollenköpfe 465. 
Mondfchlange 526. 
Monitor 621, 624. 
Monodactylus 592. 
Mops: Eidechfe 604, 
Moqueur 554. 
Mosaesaurus 628. 
Mud-Devil 449. 
Mydas 511. , 





R 


Nacht-Slang 563. 
Nageltröte 490. 
Naht: Eidechfe 620. 
Naja 560. 

Natter 551. 
Natter- Jack 486. 
Necturus 447, 


| Nil» Eidechfe 626. 


Noya 562. 


D. 


| Ochſenfroſch 478. 


Dlm 438. 


| Ophisaurus 589. 

| Ophryas 579. 

| Ophryoessa 600. 

| Ornithocephalus 653. 
| Orophias 579. 

| Orvet 588. 

| Otter, 538. 


— gelbe 547. 


P. 


Panzer-Eidechſe 623. 
Panzerfroſch 479. 
Peintade 589. 


Pelamys 524. 


Pelias 538. 


| Pethola 558. 


Phrynosoma 615. 
Phyllurus 644. 
Physignathus 609. 


| Phytosaurus 629. 


Pimbera 534. 
Pingalus 593. 
Pipa 491. 
Platurus 566. 
Platydactylus 632. 
Platyurus 641. 
Plättchenſchlange 524. 
Plesiosaurus 631. 
Pneustes 600. 
Podinema 621. 
Polychrus 608, 
Polydaedalus 526. 


Porte-Crete 611. ErAr 


Propus 586. 


Proteosaurus = Ichthyosaurus 630. 


Raub: Dtter 567. 


Proteus 438. 
Protonodpsis 448. 
Protorosaurus 628. 
Pseudoboa 526, 581. 
Pseudopus 590. 
Pterodactylus 653, 
Pteropleura 641. 
Ptychodactylus 639. 
Ptychozoon 641. 
Pygopus 591, 
Pythön 532. 

Pyxis 498. 


J 


R. 


Rana 472. 
Randſchwanz 641. 
Rattle-Snake 571. 


Rautenſchlange 548. 
Reißſchlange 533. 
Rhacoessa 643, 
Rhinopirus 525. 
Kiefen- Eidechfe 628. 
Niefenfröte 489. ’ 
Rieſenſchlangen 527. ; 
Ringel-Eidechfen 583. 
Ringelnatter 557. 

Ringhals -Slang 563. 

Rohrkröte 487. 

Röhrling 454. 

Roll-Eidechſe 644. 

Roquet 606, 

Ruderfchlange 566. 

Runzelfchleiche 584. 
Rüſſelſchildkröte 504. 
Rüſſelſchlange 555. 

Rüſſelſchleiche 587. 


©. 


Salamandra 461. 
Salamandrops 448. 
Salva quardia 620. 
Samabras 643, 
Sand-Dtter 542. 
Sattelfröte 490. 
Saurocephalus 628, 
Saurodon 628. 
Scelotes 591. 
Schararacca 547. 
Scheibengäker 638. 





697 


Schenkelſchleiche 591. 
Schienen: Eidechfen 612. 


I Schienenfchlangen 5466. 
I Schild: Eidechfe 618. 

| Schildfröten 492. 

I Schiller - Eidecdhfe 614. 


Schlangen 515. 
Schlangen: Eidechfe 592. 
Schleiden 583. 
Schleiernatter 554. 
Schleppennatter 554. 
Scyleuderfchwanz 642. 
Schlinger 528. 
Schmalfchlange 580. 
Schnurſchlange 525. 
Schuppen» Eidechfen 597. 
Schuppenſchlangen 522. 
Schwielenkopf 603, 
Schwirrfchlange 578. 
Sceincus 594, 625. 
Scytale 526. 

Sehlie 596, 

Semamith 640. 

Senembi 602. 

Sepedon 550. 

Seps 592. 


» ] Sheltopusik 590. 


Singfrofc) 470. 
Siren 432. 


4 


| Sphaeriodactylus 640. 


Sphargis 507. 
Spitzgäker 640. 
Spottnatter 557. 
Stellio 416, 632. 


| Stenodactylus 640, 


Stercus lacertae 617. 
Sterngäfer 632. 
Stiefelfchlange 569. 
Stink 595. 

Stombus 478. 
Streifling 586. 
Strupper 614, - 
Stummelfcyleicdhe 590. 
Sumpf:Eidechfe 624. 
Sumpfſchildkröte 500. 
Surucuca 550, 
Systoma 490. 


T. 


Täfelſchlangen 537. 
Tapayaxin 615. 
Tarantola 616, 632. 


698 


Taraquira 616, 

Tedo 492. 
Teguixin 621. 
Temapara 608, 621. 
Tennee 536, 
Zervragonafchlange 554. 
Terrapin 503, 
Terrentola 633; 

Tete plate 643, 
Testudo 495. 
Tetradactylus 594, 
Teyu 621. 
Thecodactylus 637. 
Thorictis 622. 
Zigerfchlange 534. 
Tiligugu 596. 
Tilingone 596. 
Tisiphone 569, - 

Toc Kaie 636. 
Tortrix 588. 
Trapelus 614. 
Trigonocephalus 547. 
Trionyx 506. 
Trimeresurus 580. 
Triton 454, 
Tropidurus 612. 
Trottelſchlange 525. 
Tupinambis 622, 624. 
Tweeg 449. 
Typhlops 587. 


U. 


Ular-Sawa 533. 
Unfe 480. 
Uraniscodon 600, 


Urocentron 616. 
Uromastix 615. 
Uroplatus 642. 


J 


V. 3 


Vipera 541. 
Vipere jaune 547. 
Bogel- Amphibien 653. 


W. 


Wabenkröte 491. 
Waldſclave 640. 
Waran 624. 
Warzenſchlange 524. 
Waſſerkröte 480. 
Waſſermolch 454. 
Waſſerſchlangen 523. 
Wickelſchleichen 588. 
Wurm -Eidechſe 620, 
Wurmfchleihe 591. 


&. 


Xeropus 490. 


3. 


Zeilenſchlange 524. 
Zipfel-Eidechſe 604. 
Zonurus 617. 
Zygnis 593. 


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