TH D.H. HILL LIBR,RY
NOBTH CROLINA STATE COLLEGE
ENTOMOLO@ICAL COLLECTION
— —
2616
QH45 ZAIR
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CENTS a day thereafter. It is due on the
day indicated below:
sSOM__Mav-54-_Form 3
Yllgemeine
Naturgeſchichte
für
alle Staͤnde,
von
Drofeffor Oken.
Sedhster Band
oder
Thierreich, dritter Band.
Stuttgart,
Hoffmann’ihe Berlags- Buchhandlung.
1836,
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Ueberſicht
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Amphibien oder Lurche.
(Band VI. Seite 419.)
Erfte Stuffe. Kleinaugen. II. Ordn. Eidechſen.
I. Ordn. Kröten. 7. 3. Schleichen.
1. 3. Schwanzfröten, Molche. 8, 3. Schuppen⸗ Eidechſen.
2. 3. Schwanzloſe Kröten, 9. 3. Schienen-Eidechſen.
Sröfche. Zweite Stuffe. Großangen.
3. 3. Schildkroten. IV. Ordn. Großaugen,
I. Ordn. Schlangen, 10. 3. Fiſch⸗Eidechſen.
4.3. Schuppenſchlangen. 11. 3. Blätter-Eidechfen.
5. 3. Zäfelfchlangen. 12. 3. Slug:Eidechfen,
6, 3. Schienenfchlangen. 13. 3. Erocodille,
1
A. Rleinaugen, 430.
I. Ordn. Krödten, 431.
41. 3. Mole,
a. Lange.
4. Armmolche, Siren, 432,
2. Aalmolche, Amphiuma,437,
3. Dime, Proteus, 438.
b. Kurze.
4. Rolbenmolche, Axolotl, 445.
5. Surchenmofche, Menobran-
chus, 447,
6. Hellbender, Protonopsis,
448.
7. Baffermolche, Triton, 454,
8. Erdmolche, Salamandra,
461.
2. 3. Sröfche, 46a.
a. Glatte.
4. Laubfröſche, Hyla, 467.
2. Singfröfche, Auletris, 470,
3. Ölattfröfye, Rana, 472.
4. Hornfröfche, Stombus, 478.
5. Panzerftbſche, Hemiphrac-
tus, 479,
b. Warzige.
6. Unten, Bombina, 480,
7, Landfröten, Bufo, 483,
8. Budelfröten, Systoma, 490.
9. Sattelkrdten, ———
phalus.
10. Nagelkroͤten, Xenopus.
11. Wabenfröten, Pipa, 494,
3. 3. Schildkröten, 492.
a. Kurzzehige.
1. Landſchildkroͤten, Testudo,
495.
Büchſenſchildkroͤten, Pyxis,
498.
; Klappenfchildfrdten, Ciny-
xis, 498,
) Dofenfhildfröten, Eistudo,
499,
i Sumpffhildfröten, Emys,
500.
. Rüffelfehildfröten, Chelys,
504.
b. Langzehige,
‚ Hautſchildkroͤten, Aspido-
nectes, 505,
i Knorpelfchildkröten, Trio-
nyx, 506,
; Lederfchildfröten, ———
507.
10.
II,
| Meerfi childkroten, —
509.
Ordn. Schlangen, 513.
4.3. Schuppenf&hlangen,522.
1.
a Bauchfchuppen.
Körnerfchlangen, Chersyd-
rus, 523.
. Plättchenfchlangen,Pelamys,
524.
‚ —
.Warzenſchlangen, acrochor-
dus.
b. Baucplättchen.
5. Zrottelfhlangen, Rhinopi-
rus, 525.
6. Schnurſchlangen, Erix.
7. Mondfchlangen, Scytale,
526.
8. Zappenfchlangen, Homalop-
sis. |
9. Schlinger, Constrictor,
528.
410. Drachen, Boa, 532.
5.3. Zäfelfhlangen, 537.
a. Kopffihuppen.
4. Sttern, Pelias, 538.
2. Bipern, Vipera, 541.
3. Buffottern, Echidna, 546.
4. Sanzenfehlangen, Trigono-
cephalus, 547.
5. Rautenſchlangen, Lachesis,
548.
b. Kopftafeln.
6. Edfchlangen, Cophias,550.
7. Achatſchlangen, Sepedon.
8. Nattern, Coluber, 551.
Dryophis, 556.
9. Eorallenotter, Elaps, 558.
40. Hutſchlange, Aspis, 560.
41. Ruderfchlangen, Platurus,
566,
6.3. Schienenſchlangen, 566,
a. Kopfichuppen.
4. Raub:Dttern, Echis, 567.
2. Stiefelfehlangen, Cenchris,
569.
3. Rlapperfchlangen, Crotalus,
570.
III
4. Schwirrſchlangen, Caudi-
sona, 578.
b. Kopftafeln.
5. Kammfchlange, Orophias,
579.
6. Guͤrtelſchlangen, Langaha,
580. | ;
7. Schmalfchlangen, Trimere-
surus, 580.
8. Selfenfchlangen, Pseudo-
boa, 581.
II. Ordn. Eidechſen, 581.
7. 3. Schleichen, 583.
a. Kurzfchwänze.
41. Runzelfchleichen, Caecilia,
584. |
2. ®ürtelfchleihen, Amphis-
baena, 585.
3. Streiflinge, Propus, 686.
4. Rüffelfhleichen, Typhlops,
587.
5. Widelfchleihen, Tortrix,
588.
b. Langſchwänze.
6. Blindfehleihen, Anguis,
1 588. Acontias.
7. Glasſchleichen, Ophisau-
rus, 589.
8. Stummelfchleichen, Pseudo-
pus, 590.
9, Schenfelfchleichen,Scelotes,
Bipes, 591.
10. Wurmfchleichen,
des, 591.
141. Aalſchleichen, Seps, 592.
Chalci-
⸗
1v
12. Glanzſchleichen, Scincus,
594.
8,3. Schuppeneidechfen, 597.
a. Kurzköpfe.
‚4. Slatter-Eidechfe,
culus, 598.
2. Bram-Eidechfen, Ophryo-
essa, 600.
- 3. Kamm: Eidechfen, Hypsilo-
phus, 600.
4. Gabelkopf, Lophyrus, Go-
niocephalus, 602,
5. Fecht⸗Eidechſe, Calotes, 603.
6. Zipfel= Eidechfe, Chamae-
leopsis,, 604;
b. Langköpfe.
7. Mops?Eidechſe, Dactyloa,
604.
8. Marmoreidechſe, Polychrus,
608.
9 Kragen: Eidechfe, Chlamy-
dosaurus, 608,
10. Degen=Eidechfe, Physigna-
thus, 609,
Dracun-
t
-
‘
44, KronzEidechfe, Basiliscus,
12. Bürzel-Eidechfe, Histars,
611. .
9, 3. Schieneneidechfen, 612.
a. Kurzköpfe.
1. Kiel-Eidechfe, Tropidurus,
612,
2. Schiller-Eidechfe, en
614.
3. Strupper, — 614.
4. Dornſchwanz, Uromastix,
615. |
5. DornsEidechfe, Urocentron,
Stellio, 616. .;
6 — ARMRDB,
617.
b. Langkoͤpfe.
7, Schildeidechſe, Lacerta,618.
8. Naht: Eidechfe, Cnemido-
phorus, 620. _
9, Erocodill:Eidechfe, Thoric-
tis, 622.
10. Panzereidechfe, Heloderma.
623.
11. Sumpf Eidechfe, ‚Hydro-
‚saurus, 624.
B. Grofangen.
IV. Ordn. Großaugen.
10. 3. Fiſch⸗Eidech ſen, 630. |
4, Sterngäfer, 'Stellio, (Pla-
41. Fifch-Eidechfe, ee
rus, 650.
2. Halseidechſe, eier hg
63.
1. 8. ee.
a. Rundfchwänze,
tydactylus), 632.
2. Surchengäfer, Thecodac-
tylus, 637.
v
3. Scheibengäfer, Hemidac- , 9. Schleuberfhwänze, Uropla-
tylus, 638. | tus, 642.
4. Sechergäfer, Ptyodactylus, | 40. Laubſchwänze, Phyllurus,
639. 644.
- 5. Rolbengäfer, Sphaeriodac- | 41. Rolleidechſen, Chamaeleo,
itylus, 640. 644.
6. Spißgäfer, Stenodactylus. | 12. 8. Vogel-Eidechſen.
b. Plattfhwänze. 1. Klug: Eidechfen, Pterodac-
7. Siederfhwänzge, Piycho- tylus, 653. BL
zoon, 641. 13. 8. Säugthiereidechſen.
8. Randfhwänze, Platyurus, | 4. Erocodile, Crocodilus,
64. n 656.
Allgemeine Naturgeſchichte
für alle Stände
——— mem
Sechster Band
Okens allg. Naturg. VL. N
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——
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— I;
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vn I mini spa ini
Zweytes Land.
Sleifh- Thiere
Leib zweyhöhlig; eine Höhle für die Eingeweide und eine für die
Nervenmaffe.
Er befteht außer den Eingeweiden aus Knochen, Muskeln,
Hirn nebft Rüdenmarf.
Mit dem Eintritt in dad Land der höheren Thiere treten wir
plöslich in eine neue Welt und begegnen Gefchöpfen, welche mit
und Aehnlichkeit haben in Geftalt, Bau und Manchfaltigkeit der
Drgane, auch näher mit und in Verkehr treten, ſey ed durch
Nugen oder Schaden. Es gibt Fein einziges der niederen Thiere,
von weldyen: wir wollen nicht fagen, ganze Bevdlferungen, nicht
einmal ein einzelner Menſch leben könnte; Auftern, Schneden,
Trepange und Krebfe find mehr Ledereyen ald Nahrungsmittel;
die Kräfte diefer Thiere find mehr für die Apotheken und Fabris
fen ald für die Küche beftimmt, weill ihre Beftandtheile denen
der Pflanzen und der unorganifchen Körper näher ftehen, wie die
Canthariden, Affeln, Scharlachkörner. Bon Fifhen dagegen
leben bekanntlich viele Küftenvölfer; von Fröſchen, Scildfröten
und Eidechfen wenigſtens zahlreiche Familien, So wie die Thiere
böber fleigen, werden fie und nüplicher, was bey den Bögeln
und Säugethieren von felbft in die Augen fällt, Was dagegen
den Schaden betrifft, welchen und die niederen Thiere zufügen,
fo übertrifft er bey weiten ihren Nupen, der faum in Anfchlag
D. H. HILL LIBRARY x:
North Carolina State College
f
zu bringen ift; wenigſtens Fönnten wir fehe wohl ausfommen und
bebaglich leben ohne alle Infecten, Würmer, Schneden, Mufcheln,
Duallen und Polypen, obfhon fie im Ganzen der Natur von
großer Wichtigkeit find. Die Mapfäfer und Raupen freffen uns
aber dad Raub und dad Dbft von den Bäumen: die Kornwürmer
zerfiören da8 Getreide auf dem Speicher; viele Käfer und Heus
fchreden fihon auf dem Halmz viele verzehren und befudeln uns
fere Eßmwaaren, durchbohren unfer Haudgeräthe, verwandeln
unfere Pflanzen und Thierfammlungen in Staub; viele andere
plagen uns mit ihrem Stachel, und die Eingeweidwürmer, fo wie
Läufe, Flöhe und Wanzen quartieren fich ſelbſt bey uns ein.
Dagegen ift der Schaden, melden und etwa giftige Schlangen,
Mäufe und reißende Thiere bisweilen zufügen, Faum in Betracht
zu sieben. —
Die höheren Thiere unterſcheiden ſich von den niederen haupt⸗
ſaͤchlich dadurch, daß ſie eigentlich aus 2 Leibern beſtehen, einem
Eingeweidleib und einem Nervens oder Sinnen-Leib, welcher den
lepteren gänzlich fehlt oder wenigftend nur angedeutet ift; denn
fie haben nur eine Haut, melde die Eingeweide umhuͤllt, aber
feine von Muskeln umgebene Knochen, welche nad hinten ein
Rückenmark und ein Hirn einfließen, und von dem auß alle
Nerven zu den Sinnorganen gehen. Was man bey den Infecten
Kopf nennt, ift im Grunde nichtd ald eine Mundhöhle mit Kie:
fern verfehben, an der fehr unvollfommene Augen und biömeilen
Spuren von Ohren und einer Zunge fiben, melde aber ihre
Nerven von demfelben Nervenftrang erhalten, der die Eingemweide
verforgt; von einer Nafe ift Feine Spur vorhanden. Sie find
daher knochen⸗, muskel⸗ und birnloſe, man könnte fagen, kopfloſe
Thiere, welche ed noch zu nichts ald einem Rumpfe gebracht
baben, auf dem ein verfümmerter Anfas von Kopf fiht.
Die Infecten baben vollkommene Organe ded Gefühlfinns,
weiche ihnen raſch geborchen, ſowohl zur Unterfuhung, als zum
Ergreifen und zur Fortbewegung; bey allen anderen ift die Haut
fammt ihren Anbängfeln faft bloß auf paffive Empfindung be>
fhränft. Wie ganz anderd bey den höheren Thieren, mo mit
wenigen Ausnahınen ale Sinnorgane, mefentli gebaut mie
beym Menfchen, vorhanden find und die Bewegung völlig frey
4
” a |
5
if. Indeſſen entwickeln fi auch bey ihnen die anatomifchen
Syſteme des Nerven» und des Sinnen-Leibes, fomwie die Sinn»
organe felbft nur allmählich, und diefe Stuffenfolge ift auch der
Grund ihrer Scheidung in Claſſen. Zur Sonderung in Ord⸗
nungen und Zünfte trägt auch wieder die geringere oder beffere
Entwidelung ihrer Eingemweide bey.
4) Zuerft tritt das Knochenſyſtem hervor in den Fiſchen
und gibt denfelben ihren Character und ihre Bedeutung. In
diefer erften Erfcheinung zeigt es ſich noch ganz zerfallen, mie
bey den Embryonen oder jungen Thieren der oberen Claffe, und
fhmwanft in Subftanz, Geftalt und Zahl noch hin und ber, gleiche
fam um das wahre Gefeh des Knochengebäudes zu finden. Ihre
Knochen find bald knorpel⸗, bald Falfartig, und deren Geftalt iſt
bald borſten-⸗, "bald Flumpenförmig; die Zahl ihrer Wirbel,
Rippen, Strahlen, gebt feheinbar ind Unbeſtimmte, wächst mes
nigftens mehr ald bey irgend einer Thierclaffe in der Zahl.
Ihr Muskelſyſtem ift noch fehr unvollfommen und faft
in eine zufammenbängende meiße Maffe unter. der Haut vers
wachſen; nur an den Floffen zeigen fich rotbe, einigermaaßzen ges
fchiedene Muskeln mit Kopf und Sehne.
Mit dem Nervenfpftem ftebt ed nicht beffer. Dad Hirn
ift Faum dicker ald das Rückenmark, wenig in Fleined und großes
gefchieden, füllt die Hienfchale nicht auß und hat gar Feine
Windungen,
Bon den Sinnorganen haben fie den Gefühlfinn mit
den niederen Thieren gemein, und zwar nicht viel vollfommener
ala bey den Polypen und Schnecken; nehmlich eine weiche ſchlei⸗
mige Haut und allerley Fühlfäden, befonderd an den fleifchlofen
unbeweglichen Lippen. Die Zehen oder Finger fehlen gänzlic)
und ftatt derfelben haben fie nur bornartige Strahlen, durch eine
Haut verbunden, welche eber zertheilten Nägeln oder Federn zu
entfprechen fcheinen, ald wirklichen Zehen. Dagegen tritt zuerft
bey ihnen eine Achte Fleifhzunge mit einem Zungenbein bervor,
wie bey den Gäugthieren, und fie können daher ebenſowohl Zuns
gen= ald Knochenthiere genannt merden,
Ale andern Sinnorgane find noch in einem fchlechten Zus
ſtande. Sie zeigen ebenfalld zuerft Naslöcher, aber fie öffnen
6 e
fih doch nidht Hinten in den Mund und zwingen daher das Thier,
dad Waffer zum Athmen durch den Mund einzunehmen, wie die
Speifen, Sie find jedoch auch die erſten Thiere, welche durch
den Mund athmen; vorher geſchah es durd den Hintertheil ded
Reibed oder an den Seiten deffelben,
Ihr Ohr ift nach außen nicht geöffnet, oder dieſe Deffnung
dient wenigſtens zum Athemholen, inſofern die Kiemenhöhle der
Paukenhöhl e entſpricht und der Kiemendeckel den Gehörknöcheln.
Das innere Ohr hats nur die drey Bogengänge, aber Feine
Sande,
Die Augen baben Biefelben Beftandtheile wie die ded Men»
hen, nehmlich eine durchfichtige Hornhaut, eine Iris, eine
Linfe, einen Glaskörper und eine Nephaut von einer harten Haut
und Muskeln umgeben; allein die legtern Fünnen das Auge nicht
drehen; auch fehlen ihm die Augenlieder gänzlich, fo daß es feben
muß, es mag wollen oder nicht. Mithin find die Sinne noch
fehr unvollfommen. |
Ihr Darm iſt hinten wie vorn geöffnet, mie bey allen fols
genden Claſſen; aber der Magen und der Blinddarm wenig uns
terfhieden. Die Zähne find wie die Knochen fehr manchfaltig in
Subftanz, Geſtalt und Zahl, jedoch immer ans oder eingewachſen,
nie mit mebrerem Wurzeln wie bey den Säugtbieren, was diefen
überhaupt allein zukommt. Sie find Enorpelig, hornig und Enöchern,
meift dünn und fpigig, borften», haken⸗ und pfriemenfdrmig, bie»
weilen ftumpf und abgerundet, aber nie mit regelmäßigen Falten
oder Blättern wie bey den Säugthieren, mad fich auch bey diefen
allein findet; Sie ftehen übrigens nicht bloß in den Kiefern,
fondern auch auf dem Gaumenbein, dem Pflugfcharbein und felbft
auf dem Zungenbein und den Kiemenbögen, und zwar auf diefen
heilen häufiger, als auf den Kiefern, Sie haben daher faft
nichtd als Eingeweidzähne oder folche, die den Verdauungs- und
Arhem-Drganen entfprechen, aber nicht den Gliedern, welche fich
in den Kiefern wiederholen. Daß fie eine Leber und Milz haben,
wie alle folgenden Elaffen, braucht Faım bemerft zu werden.
Das Gefäßſyſtem befieht aus Lymphgefäßen, Venen und
Arterien nebſt einem Herzen, wie bey allen folgenden Elaffen;
dad Herz aber hat nur ein Ohr und eine Kammer, von welcher
7 ;
die Gefäße "unmittelbar zw den giemen gehen und‘ von’ da ut:
erft fich zu einer Aorte vereinigen.” unsidnerıae Mia di 310
Ihre Athemorgane beftehen ' in — ns RER
des Halfeß, nebmiich in Gefagoerzweigungen an Ehöchethen’ Bögen
wie Rippen, fünf an der’ Zahl mit ſehr wenigen ·Aus nahmen
Dazwiſchen bleiben Spalten in den Mind, Aus · welch em das
Waſſer kommt ind daB" Blut der Gefaͤße mitdem ˖Sauer⸗
ſtoffgas verforgt, welches am wit klebt. Außerdem haben die
meiften "eine nige,' welche fidh” ſehr tief in die Speiſerdhre
münder und Schwimmblaſe heißt: Sie ſchnappen die’ Luft ‚gleich
falls durch den Mund ein, verfhluden dieſelbe, treiben fie "in
die Blafe und ftoßen fie von Zeit Zit durch Zuſammendrůcken
des Bauches wieder aus.
Ihre Eyer liegen in zweh lanten Säteh, ſi nd ſehr klein,
nur von Schleim umgeben und gehen "m bie Taiifende! Nur bey
den Hayen und Rochen find fie groß und’ aus einer Haut aus
vertrocknetem Leim irn Sie — Nieren ib eine Hag
bltiſe. 79 Mana — dinze tin
2) Erſt bp den rue oder’ hi kommt ein
vollkommenes Mus kelſwſt em gu Stande, welches rothiſt und
aus deutlich getreunten Muskeln beſteht mit Kopf und Sehne:
Es bildet daher ihr Character⸗Organ und macht ſie zu Muskel⸗
thieren, was fie auch durch ihre" ungewoͤhnlichen Kräfte bey
ihren hürtigen — ——— — beym Hüpfen und PO mAUID, be>
meifen.
Ihr Knohenfoftem ft viel vollfommener, mehr Dem’ der
Säugthiere ähnlich und durchaus Falfartig. "Das Nervenfpflem
Dagegen ift noch faſt ebenfo unvollkommen, wie bey den Fiſchen;
das Hirn klein und ohne Windungen. Die Haut iſt meiſtens
mit Schuppen bedeckt, aber ohne fadenartige Anhaͤngſel. Sie
zeigen zuerſt deutliche Zehen und zwar in der Zahl fünf wie bey
den Säugtbieren; folglich haben fie feloftftändige Taftorgane.
Die Zunge ift fleifchig, zart und beweglich, meift vorn gefpalten.
Die Naslöcher öffnen ſich bier zuerſt hinten in den
Mund und ziehen die Luft zum Athmen ein. * Dadurch bin ich
zuerft darauf gefommen, die gmeifelhaften Amphibien von den
Sifhen zu unterfcheiden, Sie find daher auch Nafenthiere,
8
Das Ohe hat feinen aͤuhßern Gehörgang,, aber eine Pauken⸗
Höhle mit meift verwachfenen Gehörknöcheln; innwendig die drey
Bogengänge, jedoch ohne Schnede. )
Die Augen find, gebaut, wie bey den Saͤusthieren, laſſen
fi ch aber, ‚auch ‚nicht, drehen und baben. antnaden.⸗ ‚gar feined oder
nur, ein, untereß, Augenlied.
Der Magen und der Blind darm if 2, vom Darm
unterfchieden, - ‚Die ‚meiften haben Zähne und. zwar, in den Kiefern
und auf ‚den Gaumenbeinen, ‚Sie, find ‚bornig oder knoͤchern, eins
oder angewachſen, und, nur ben, Erocodill, eingefeilt mie bey
den Säugthieren.
Das Gefäßfuftem ir wie e ben den Fifchen; das Herz jedoch
bat. zwey Obren und zwey Kammern, welche ‚aber noch durch
Deffnungen mit einander ‚in, Verbindung fteben, wie bey den
ungebornen Jungen der Säugtbiere, u
Die- Athemorgane beſtehen aus einer Luftrohre, —
ſich in den Schlund ‚öffnet und ſich in zwey blafenartige ungen
mit wenig Zellen theilt, movon aber die rechte wegen der Lage
ber Leber häufig ſehr verkümmert ift, beſonders bey den Schlangen.
Ihre Ever. fteden. nicht mehr in seinem: Roogenſack, fondern
hängen frey an den zwey Eyerſtöcken, ſind meiſtens von einer
zähen Haut, hin und wieder mit Kalkabſätzen umgeben und ent⸗
halten deutlichen Dotter nebſt Eyweiß, mad man. übrigend auch
bey den Fiſchen und ſelbſt bey den niederen Thieren unterſcheiden
kann. Nur die Fröfhe und Molche legen ſchleimige, kleine
Eyer, wie der Roogen der Fifche., Sie haben Nieren und eine
Harnblafe, deren Grund oft in 3mep Zipfel getheilt if.
3) Bev den Vögeln iſt das Knochen⸗ und Muskel-Syſtem
vollkommen, wie bey den Amphibien; aher auch das Nerven⸗
ſyſtem ſteigt auf eine, höhere Stuffe und wird dem der Säugthiere
ähnlih. Ihr Hirn ift groß, füllt die. Hirnfchale aus, ift deutlich
in kleines und großes sefhirden. und hat MWindungen, Sie find
daber Nerventhiere.
Ihre Haut iſt teoden, von den unterliegenden Muskeln
abgelögt, aber „mit zerfaferten Schuppen oder Federn, bededt,
wodurch der Gefühlſinn faſt ganz zu Grunde geht und nur
an den Zehen der Hinterfüße übrig bleibt, indem auch die Zippen
9
bey den meiften bornig geworden find. ‚An den. Vordergliedern
oder Flügeln find nur 3 fümmerliche Finger, melde. aber nicht
getrennt. und, von ‚Federn ‚bededt ‚find,
Die Zunge iſt nicht viel ‚beffer als diefe Finme und die
Lippen, nehmlich born» oder federartig und dient daher nicht zum
Schmeden, ‚mit Ausnahıne ‚der Papageyen.
‚Die, Nafe iſt zwar in den. Mund ‚geöffnet, N von, feinen
fleiſchigen Theilen umgeben, und daber unbeweglich. Die Vögel
müffen athmen, ſie mögen wollen oder nicht.
‚Dagegen iſt ihr Ohr ploötzlich vollfommen — Es
bat einen weiten äußern Gehörgang ohne Muſchel, eine Pauken⸗
höhle mit verwachſenen Knöcheln, Bogengänge und eine Schnecke,
womit ohne Zweifel ihr Geſang zuſammenhängt, alſo wie bey
den Säugthieren. Sie ſind demnach auch Ohrenthiere.
Ihr Auge hat alle Beſtandtheile, auch die Muskeln, kann
ſich aber nicht drehen, und obſchon 2 Augenlider vorhanden ſind,
ſo iſt es doch nur das untere, welches ſich über das Auge zieht.
Beym Vogel iſt zuerſt der Magen und der Blinddarm
deutlich vom Darme geſchieden; jener gewöhnlich kugelförmig und
von ſtarken Muskeln umgeben, welche die Stelle des Kauens
vertreten, indem die Zähne der ganzen Claſſe fehlen. Sie ſind
einigermaaßen durch den hornigen Schnabel erſetzt. Der Blinds
darm fteht nicht meit hinter dem Magen.
Dad Gefäßſyſtem mie bey den Säugthieren; das Herz
mit zwey gefchiedenen Dhren und Kammern,
Die Lungen ebenfo gebildet und voll Zellen, haben jedoch
an ihrer Oberfläche Löcher, wodurch die Luft in die Bruft und
Bauhhöhle dringt und von da felbft in die marklofen Knochen
gelangt, wie bey Feinem andern Thier. Hierinn bat der Bogel
befonderd Aebnlichfeit mit den Inſecten.
Die Eyerftöde find in einen verwacfen, und von den
Eyergängen ift einer verfümmert, Ihre Eyer haben eine Falfige
Scale, und find verhältnigmäßig fehr groß. Die Harnblafe ver
längert fi in zwen Zipfel, wie bey den Amphibien. Da fi
nicht bloß die Nieren, fondern auch der Eyergang und der Mafts
darın darein entleeren, fo nennt man fie Cloake.
4): Endlid Fommen alle, anatomifchen Syſteme und alle
40
Sinnorgane zur Volfommenpeit, und ‚das in der Eharakier der
Saäugthiere. EEE
Die Haut ift überall weich und nie mit Haeten ‚bedeckt,
mithin empfindlih. Keinem einzigen ‚Fehlen Dun ‚Singer und nie
find mehr al8 5 vorhanden.
Die Zunge ift fleifhig und nicht ir; die rare ge»
Öffnet und durch Musteln beweglich; ebenſo das Shr’ und mei⸗
ftend in eine Mufchel verlängert; die ‚Augen können ſich drehen,
meiſt beyde ſich vorwärts richten und einen einzigen Gegenſtand
anfehen; "fie haben faſt durchgängig Augenlieder, wovon das
obere die Decke bildet. Sie ſind daher auch Aug enthiere.
Das Knochenſyſtem beſteht aus Kalkerde und iſt regel»
mäßig‘ gegliedert; die Muskeln find roth und "gefondert; das
Hirn bat Windiingen, füllt bie — aus md F— in we und
* geſchieden.
'Der Magen und der‘ — 5 — And aeg, dee
* vaͤutig.
Die Zähme ſind eingekeilt und von —————— Art, ſchnei⸗
dend, ſpitzig mit ebener und höckeriger Oberfläche. Die Backen⸗—
zähne mit Falten oder — ——— ha road Mm VIREN FOREN
Wurzeln. \
' Se und er wie bey den Vögeln; die Ich»
tern jedoch ohne Löcher auf der Oberflaͤche, aber durch ein mus⸗
culdſes Zwerchfell von der N geſchieden, welches allen
andern Elafen feylt.
Ihre Eyer, ſind von Peiner. Schale, — * umgeben, ſondern
das Junge ſieckt bloß in feinen eigenen. häutigen und gefäßreichen
Hüllen, und, kommt erft zur Welt, nachdem es jene verlaſſen bat,
Die Gefäße, welche beym Vogel das Eyweiß im Eyergang
abſondern, verwandeln ſich hier in ———— —* als
Euter oder Zitzen auswendig liegen,“
Es gibt alſo und kann nur 4 höhere Claſſen geben, weil es
nur 4 höhere anatomiſche Syſteme oder 4 höhere Sinnorgane
gibt, nehmlich diejenigen, welche den Kopf bilden 5 "daher man
auch die Eingemeidthiere Rumpfthiere, die Sleifchtbiere aber
Kopfthiere nennen könnte, je nachdem man auf die anatomi⸗
41
fchen Syſteme oder auf an en — will: Auf —*
Weiſe haben wir:
A, Eingeweidthiere. Rumpfthieren N Riedereikpiere:
J. Darmthiere. Bauchthiere. Polypen.
II: Aderthiere. Hautthiere. Schalthiere.
III. Athemthiere. Gliederthiere. — Ringelthiere.
B. Fleiſchthiere. Kopfthiere. Höhere Thiere,
1. Knocentbieres « 9 Zungentbiere, EFiſche.
II. Muskelthiere. Naſenthiere. Amphibien;
IN. Nerventhiere. » Dhrenthiere, WVögel.
C. Sinnenthiere. Augenthiere. Säugthiere.
Die Fiſche ſind daher höhere Polypen; die Amphibien höhere
Schnecken; die Vögel — ar die: — höhere
Fleiſchthiere.
Man kann dieſe beyden Tbierreihen auch pꝛralleliſer ieren und
dann entſprechen: st
den Gallertthierem 19 die Fiſche, |
den Schalthieren‘ die Amphibien, |
den Ringelthieren die Vögel,
den Fleifchthieren die Säugtbiere,
Wie die Ringelthiere den ungeringeltem: parallel gehen, fo
kann man auch die oberen Thiere wieder mit ihnen vergleichen,
und es entiprechen daher:
I. Den Würmern die Fifche,
U. Den Krabben die Amphibien,
IH. Den Fliegen die Vögel.
Die Aehnlichfeiten zeigen fi) in der Seftalt, in der Sub:
ftanz, in den Bedeckungen, im Aufenthalt und in der Lebensart.
In Bezug auf die untern anatomifhen Syſteme find daher
&haracterifiert:
Die Fiſche durch dad Darmſyſtem.
Die Amphibien durch das Gefäßſyſtem.
Die Vögel durch das Athemſyſtem.
Die Säugthiere vorzugsweiſe durch alle Fleiſchſyſteme,
nehmlich die Knochen, Muskeln und Nerven nebſt den Sinn»
prganen,
Daher haben die Fifche einen vollfommenen Darm, aber
—
12
ein unvollfommened BSefäß- und Lungen⸗Syſtem; die Amphibien
volfommened Darm: und Gefäß-Spftem, aber nur blafenförmige
Lungen; die Vögel alled volfommen, Darm, Gefäße und zels
lige Zungen, aber eine ‚unvolfommene Haut und Mangel an
Zehen, welche erſt bey den. Säugtbieren in ihrer vollfommenen
Geftalt und Zahl hervortreten.
Die oberen Thiere tbeilen fi daher wieder in 2 Kreife,
in einen tieferen und einen —— je nach ihren eg
Drganen.
Erfter Kreis, Fleiſchtbiere.
L Fiſche: Knochen und Zunge,
IL Ampbibien: Muskeln und Nafe,
DI. Vögel: Nerven und Ohr, lag
Zweyter Kreis. Sinnentbiere,
Saäugthiere: Augen und Milch-Organe.
Als Unterſcheidungszeichen kann man angeben:
I, Zür die Fiſche: Kiemen mit hinten verſchloſſener Naſe.
II. Für die, Amphibien: eine hinten offene Nafe, ohne
Federn und Haare,
IH. Für die Vögel: Federn,
IV. Für die I N Haare, offene Obsini und inge
Erfter Kreis. Fleifihthiere.
Knochen, Muskeln und Rüdenmark mit unvolllommenen Sinnorganen,
ohne Haare und Mildyorgane.
Hieher gebd en die Fifche, Amphibien oder Lurche und die
Vögel. Sie find, mit wenigen Ausnahmen, größer und fchmwerer
als die niedern Thiere, und gleichen daher durch ihre Maffe auß,
was jene an Zahl voraus haben. Die Haut ift bey wenigen
ohne ale Bedeckung, wie bey den Infuforien, Polypen, Quallen,
manden Mufcheln und Schneden und wie bey den mieiften Würs
mern. Gemiffermaaßen kann man auch den Leib der Krebfe und
der meiften Fliegen nadt nennen, infofern ihre Bededung doch
nur eine vertrodinete Haut iſt. Man Fann nur die Fittige der
Sliegen al ächte Bedeckung, nehmlich als ſelbſtſtändig entwidelte
Theile der Haut gelten laffen. Unter den Fifchen find die Knorr
pelfifche und Welfe faft die einzigen, denen die Schuppen fehlen,
und unter den Amphibien nur die Molche und Fröſche. Es
gibt feinen unbededten Vogel,
Diefer Kreis theilt fih, wie wir fchon oben gefehen haben,
in drey Claffen, die Fifche, Amphibien und Bögel.
Erfte Claffe
Knochenthiere — Fiſche.
Naſe Hinten verfchloffen.
Man Fann noch hinzuſetzen: Kiemen und Floffen, aber Peine
Achten Zehen und Feine felbfiftändige oder bewegliche Bedeckung.
Die Fifche leben fammtlid im Waffer; nur wenige, welche
verfchließgbare Kiemenlöcher haben, wodurch das Waſſer aufbes
mwahrt wird, Fönnen ed auf eine kurze Zeit verlaffen, wie die
44
Aale und einige andere Gefchlehter in beißen Ländern. Im
füßen Waffer finden fi) verhältnißmäßig viel weniger ald im
Meer, und ed find immer verfchiedene Öattungen, wenn man
diejenigen abrechnet, welche zur Zeit des Laichens Wanderungen
in die Flüffe anftellen; auch find fie in den wärmern Theilen der
Erde viel zahlreicher und mandhfaltiger, als in den gemäßigteren
und Fälteren, obfehon der Unterfchied der Temperatur des Waſſers
nicht fo groß iſt, wie in der Luft. -Uebrigend ift es ein allge>
meines Geſetz, daß ig wärmeren Gegenden beyde organische Reiche
an Menge und Manchfaltigkeit zunehmen.
Was ihre außere Geftalt betrifft, fo ift diefelbe manch—
faltiger, .ald bey irgend einer andern Elaffe; das fommt von
ihrem Characterorgan, nehmlich ‚dem Knochenſyſtem ber, als
welches überhaupt das geftaltgebende und geftalterhaltende ift,
wie die Cryſtalle im Mineralreich. Es gibt lange oder wurm⸗
förmige, mwalzige und bandfürmigez eliptifche, und diefe Geflalt
if die gewöhnliche und daher regelmäßige der Fiſche. Es gibt
aber ‚auch niedergedrüdte, vorn verdidte und binten plöglich
zugeſpihte; endlich Franlyune und vielftaltige oder gänzlich uns
regelmäßige.
Idhre Haut ift en ganz nadt und dann meiftens ſchlei⸗
mig oder mit Schuppen .bededt von fehr verfhiedener ‚Geftalt;
fie find, Hautfalten, worinn fid Horn» und Knochenblättchen ab»
ſetzen, und ſchlagen hinten gewöhnlich übereinander wie Ziegel.
Manchmal floßen fie genau an einander wie Täfelwerk, ‚und
bilden Schienen, oder Panzer, je nach ihrer Härte, - Diefe
fi nd meiftend vieredig, biöweilen aber auch fechöedig, wie die
Pflanzens und Bienen⸗Zellen. Zerftreute, meift fehr verdickte und
oben zugefpigte Schuppen mwie Nagelföpfe heißen Nägel, mie
bey den Stören und Rochen. Nicht felten haben fie nach hinten
einen fpipigen Hafen oder eine feharfe Schneide mie eine Meffers
fpipe, wodurch fie große Wunden‘ bervorbringen Fönnen. Die
Schuppen wurden indbefondere ‚unterfucht und abgebildet von
Bafter, Schäffer, Brouffonet, Kunzmann im Berliner
Magazin und von Agaffiz in feinen foffllen Fifchen.
Längs der Seite läuft eine Linie von Schleimlöcern,
welche bald ‚bloß die Haut, bald auch die Schuppen durchbohren;
45
fie fcheinen- die Usberbleibſel von den Athenlochern der doſecen
zu ſeyn.
Die Farben ſind — — br Dar grell,
filberigu und: ‚golden; ‚ roth, grün, blau und: fhwarz in’ fcharfs
getrennten: Streifen, Sleden und Dupfens;
Die Zahl der Glieder feßt fich in diefer Kaffe a, 4.,veft,
während bey den, Infecten immer: mehr vorhanden; gemwefen ſind;
indefjen muß. man nicht außer Acht laffen, daß die Inſectenfüße
nicht unfern Füßen, ſondern unferen Zehen entfprechen, welche fich in
2 Bündelivereinigt haben, «nehmlich in die Vorder⸗ und Hinter⸗
Füße, wovon: feiner mehr als 5 Zehen hat.
Bey den Fiſchen beſtehen die Vorderglieder oder Bruflft D ffen
(Pinnae pectorales) aus einem, Schulterblatt von drey Stüden und
einem Schlüffels oder Gabelbein; aus einem.fehr großen Oberarm
jederſeits, welche am Halfe mit ihren Ellenbogen zufammen ftoßen
und den fogenannten Bruftgürtel: bilden. Daran hängen: jederfeitd
2 kurze Knochenſtücke, die Elle und die Speiche, und: auf diefe
folgen 4 kleine, flache, faſt rundliche Knöchel, welche man mit
den, Handwurzelknochen vergleichen kann. An, diefen. hängen -in
unbeſtimmter Zahl viele, knöcherne, ‚gegliederte, oder. knotige,
oft fecherförmig verzweigte Strahlen durch eine Haut verbunden,
welche die Floſſe bilden und für Finger angeſehen werden, nach
meiner Meynung aber zerfaſerte Nägel oder Federn darſtellen.
Der vordere von dieſen Strablen iſt Agelendert. ſtatler.
einfach und ſtechend.
Die hintern Glieder oder Bauch flof f en an nn
find äußerlich ebenfo geftaltet,, hängen aber ‚nur ‚an ‚einem ‚eins
zigen Knochenſtück im Fleiſch, welched man, als Hüftbein betrach⸗
tet. Wenigſtens find die dazwiſchen liegenden Knochen ſehr ver
fümmert und können bier. nicht in Betracht ‚gezogen werden.
Außer diefen Gliederfloffen gibt €8: bey. den, Fifhen, und
zwar bey ihnen allein, noch andere fenfrechte Floſſen, womit fie
ſteuren, auf dem Rüden (Pinna dorsalis), Schwanze (P. cau-
dalis) und am Steiß (P. analis), immes, hinter. der, Deffnung
des Darmd, mit: beweglichen Knochenſtrahlen (Radii) , welche
an die Stachelfortfäbe der Wirbel seingelenft find. ‚Wenn auch
bey den, Amphibien dergleichen. Sloffen vorkommen ,.. fo find fie
16
entweder ohne Strahlen, wie bey den Molchen, oder es bilden
die verlängerten Stadelfortfäpe felbft die Strahlen, wie bey den
Baſilisken. Sind diefe Strahlen einfach und flehend, fo heißen
foihe Fiſche Stachelfloffer (P. acanthopterygii); find fie ge:
gliedert, verzweigt und weich, fo heißen ſie Weichfloffer
(P. malacopterygii). | ns
Die Rüdenfloffe lauft biömweilen vom Naden an bis zum
Schwanz, ift aber auch oft unterbrochen und in 2 oder 3 ges
fchieden. Man bat bey der Elaffification viel Werth auf diefe
Theilung der Floffen gelegt, den ſie keineswegs verdienet. Es
find überhaupt ſehr unmefentlihe Drgane und die Trennung
kommt bloß von der Verkürzung der Strahlen ber.
Die Gliederfloffen ſtehen übrigens nicht wie bey den
fpätern Thieren, immer an ihrer gewöhnlichen Stelle; fondern
die Bauchfloffen rücken haufig nach vorn und heften fich uninittels
bar hinter den Bruftfloffen an den Gürtel felbft an, wie bey den
Bärfchen. Solche Fiſche heißen Bruftfloffer (Piscesthoracici),
Manchmal rüden fie fo bis vor die Bruftflogfen und beften
fi) an den Hals, wie bey der Aalmutter, den Trüfchen oder
Dorfen. Das find Haldfloffer (Pisces jugulares).
Endlich verfümmern fie ganz und e8 bleiben nur die Brufts
floffen übrig, wie bey den Aalen; Ohnfloſſer (P. apodes),
unter denen es einige auch ohne Bruftfloffen, ja fogar ohne alle
Sloffen gibt, fo daß fie fih von manchen Amphibien durch nichts
ald die hinten verfchloffenen Naslöcher unterfeheiden. ‚Da: diefe
Hals⸗ und Ohn⸗Floſſer unmerflich in’ einander übergeben, fo kann
man fie gemeinfhaftlid Stummelfloffer nennen.
‚ Diejenigen, deren Bauchfloffen wirflid hinten oder menig»
ſtens vom Gürtel abgefondert ftehen, mie bey den Karpfen und
Hechten, beißen Bauchfloſſer (P. abdominales). Sie find
mithin im dieſer Hinfiht die vollfommenften.
Die größte Manchfaltigfeit in der Geftalt, Lage und Zahl
findet fich bey den Gefühlfinn und vorzüglich bey den Glie—
dern, weil fie Verzweigungen des Knochenſyſtems find,
Die nächſte Manchfaltigkeit zeigt fih bey den Kiefern und
den Zähnen, ald den im Kopfe wiederholten Gliedern. Sie
find auch wirklich ſehr verfchieden geftaltet, und der Wechfel der
17
Zähne gebt faft ind Unendliche; daher man fie auch vorzüglich
benutzt bat, diefe Thiere von einander zu unterfcheiden.
Die Zwifchenfiefer find gewöhnlich fehr vergrößert, und das
gegen die Dberfiefer verfümmert. Die meiften Zähne fteden
daher in den Zwifchenfiefern. Es wurde ſchon bemerkt, daß aber
auch ganze Haufen von Zähnen wie Rafpeln auf dem Pflugfchars
bein und den Gaumenbeinen, auf den obern Stüden des bintern
Kiemenbogend, welche man Schlundfnochen nennt, und auf
der Zunge fteben, und daß mithin bey den Fifchen mehr Rachens
zähne ald Kieferzäbne vorfommen, was mit ihrem rg
Darmſyſtem übereinftimmt.
Sn Ganzen haben die Zähne einerley Geftaltz fie find ef
lich fpisig.oder pfriemenförmig, meiftens etwas nach hinten ges
bogem und ziemlich gleich Yang; es gibt jedoch auch dicke und
abgerundete, wie beym Meermolf, und felbft ganz platte, gleich
Täfelmerf, wie bey manchen Rochen; ferner lanzetförmige und
wieder gezähnelte, wie bey den Hayen.
Sie ſind alle an⸗ und eingewachſen, nicht eingekeilt, und
laſſen ſich nicht wohl in Schneid⸗, Eck-, Lücken⸗ und Backen⸗
Zähne abtheilen, indem weder die Zahl noch die Stellung fo
regelmäßig ift, wie bey den Säugthieren.
Die Zunge ift kurz und breit, meiftend mit harten Warzen
bededt, und daher ein fehlechtes Schmedorgan.
Die Nafe liegt am gewöhnlichen Ort und öffnet ſich in
2 Löcher, welche oft durch ein Hautbändchen gefchieden find, daß
fie wie 4 2öcher erfcheinen. Auf der Riechhaut find die Gefäße
und Nerven firahlig vertheilt, oder wie ein Doppelkamm, und
mabnen daher an Kiemen. Es gibt, wie fehon bemerkt, Feine
bintern Naslöcher, und die Nafe dient daher bloß zum Riechen,
aber nicht zum Athembolen.
Dad Ohr ift in 2 ziemlich von einander entfernte Theile
gefchieden, wovon dad innere nur die 3 Bogengänge enthält
und nah außen gänzlich verfchloffen iftz die Paufenhöhle aber
ift zum Kiemenloch geworden, welches ſich nad) außen und nad)
innen in den Mund öffnet, mie die fogenannte Obrtrompete bey
den höheren Thieren. Die 3 Gehörknöchel bilden die 3 hintern
Knochenſtücke des Kiemendedels; die Paufenblafe bildet den ſo—
Okens allg, Naturg. VI. 2
18
genannten Vordeckel, welcher meiftend am Hinterrande geferbt
tft und nicht felten Stacheln hat.” Das Schläfenbein bat fih vom
Schädel abgefandert und ift in den Kiemendedel gerathen. Es
bildet den vordern Theil, an welchen der Unterfiefer gelenkt ift.
Ungeachtet des kümmerlichen Zuftandes ded Ohrs hören die
Fiſche doch febr wohl. Man Fannsfie befanntlich in Teichen brach
eine Klingel zum Freffen. berbeylocden.
Die Augen find gewöhnlich unverhältnigmäßig groß, fi lber⸗
glänzend, ohne Lieder und ſtehen bey den regelmäßigen Fiſchen
an der Seite des Kopfes, bey den unregelmäßigen aber oben
auf dem Scheitel. Sie können ihre Achſen nie auf einen einzigen
Gegenſtand richten, ſondern ſehen immer zwey zu gleicher Zeit.
Das Knochenſyſtem beſteht entweder aus Kalkerde oder
aus Knorpel; jenes bey den fogenannten Knochen. oder Grä-
tbenfifhen (Pisces ossei),. diefed bey den —
(P. chondropterygii).
Das kalkige Knochenſyſtem iſt immer in eine Menge
Stücke zerfallen, beſonders der Schädel und die Wirbelſäule; dieſe
bat faft an jedem Wirbel eine dünne Rippe, oft mit Anhängſeln,
melche man Gräthen nennt; daher kann man faum Hald-, Rüdenz -
und Schwanzmwirbel unterfcheiden. Jeder Wirbel hat lange Sta—
chelfortfäge, auf welchen die Rückenſtacheln eingelenft find, meift -
zwey auf einander, Die Schwanzmwirbel haben auch auf der
untern Seite Stachelfortfäße, zwifchen denen die. Aorta durchläuft.
Sie tragen gleichfal8 Strahlen, welche die Steiß- und den *
tern Theil der Schwanzfloſſe unterſtützen.
Bey den Knorpelfifhen find die Knochen fo weih, daß
man fie leicht mit einem Meffer durchfchneiden Fann, und ganz
mit einander, ohne eine Nath, wie eine Schachtel verwachſen.
Daher kommt es eigentlih auch, daß man Feinen Kiemendedet
unterfcheiden kann, obfhon die Stüde dazu vorhanden find, mie
man an denjenigen Knorpelfiſchen fieht, bey welchen die Ver⸗
wachſung nicht vollkommen iſt.
Auf ähnliche Art ſind bey allen Fiſchen die Muskeln um.
den ganzen Leib wie in einen meichen Panzer verfloffen, und
feben nicht rotb, fondern weiß aus; nur an den Floſſen *
man einige rothe und getrennte Muskeln. art,
\
19
Die Nerven find meiftend unverbältnißmäßig did. Dad
achte Paar, welches bey den oberen Glaffen in die Lungen gebt,
'pertbeilt fich in den Kiemen, und ein Aft davon läuft längs der
Seitenlinie bi8 nach binten, was auch auf die Berwandtichaft
dieſer Linie mit den Athemorganen deutet. Bey den electrifchen
Fiſchen vertbeilt fi diefer Nerv in die electrifchen Organe, aus
demfelben Grunde: denn die Electricität ift eine Ihätigfeit der
Ruft, welche mit der Oxydation oder mit dem Athınen in Vers
bindung flieht. Die übrigen Nerven verbalten fih mie bey den
böberen Thieren. Ibre geiftigen Fähigkeiten find nicht meit ber,
Sie haben jedoh Gedächtniß und laſſen fih daher leicht Firren.
Wirft man ihnen zu einer beftimmten Zeit Brod ind Waifer,
fo fommen fie täglich zu derfelben Zeit mieder und nähern fich
fon, wenn fie einen Menfchen am Ufer wahrnehmen. Sie find
jedoch ſehr liſtig und wiffen den Nachſtellungen gut zu entgehen.
Die meiften leben einſam, doch gibt e8 auch viele, welche man
in Geſellſchaft antrifft. Allein gememfchaftlihe Scherze und Spigle
bat man noch Feine unter ihnen bemerft. . **
Um ihre Nachkommenſchaft kümmern ſie ſich gar nicht, nur
von einigen wenigen, wie von dem Stichling, Lumpfiſch, der
Meergrundel, erzählt man, daß ſie den Laich in Sand vergraben
und denſelben bewachen.
Ob fie ſchlafen, iſt ſehr zweifeläaft, wenigſtens kann man
ſie bey Nacht und bey Tag fangen.
Ihre Lunge ift eine Blaſe obne Zellen, welche jedoch häufig
nod ein Geitenbläschen bat als Andeutung der zweiten Runge.
Manchen fehlt fie jedoch gänzlih. Sie öffnet fih durch einen
Ausführungsgang oder eine Luftröhre ohne alle Knorpelringe febr
tief in die Speiferöhre, ganz nahe am Magen; und man bat fie
daher gar nicht für eine Lunge halten wollen, fondern nur für
ein Drgan, welches dem Fiſch zum Heben und Senken im Waffer
dient. Dad ift auch allerdings der Fall. Er darf diefe Schwimm-
blafe nur etwas mit den Bauchmuskeln zufammendrüden, fo
vermindert fich feine Größe und er finft unter. Man bat jedoch
atbmofpärifche Luft in diefer Blafe gefunden; ein andermal auch
Stickgas. Im Sommer, wo das erwärmte Warfer wenig Sauer>
ſtoffgas für die Kiemen enthält, fiebt man die Fifche häuflg an
2» a
20
die Oberfläche kommen und Luft fehnappen. Das Alles bemeißt,
daß fie Luft brauchen und dad Sauerftoffgad verzehren; daß allo
die übrigens gefäßreihe Schwimmblafe wirflicdy eine ächte Zunge
ift. Es gibt indeffen mande Schwimmblafen ohne allen Auss
führungdgang, die dennoch voll Luft find und innmwendig ein -
ftarfed GSefäßneb haben, von dem man glaubt, daß ed die Luft
abfondere, was aber fehr unmahrfcheinlih if. Vielmehr muß
man annehmen, daß auch hier die Luftröhre in der Jugend vor»
handen gewefen und fih nur allmählich verfchloffen und verloren
bat. Die einmal eingefhöpfte Luft bleibt unverändert darinn
ud dient ihnen zum Auf und Abfteigen. ;
Die Fifche haben feine Stimme, fondern find ftumm, wie
man zu fagen pflegt; indeffen laſſen mande ein Knurren hören,
wie der Kurrhahn, der Wetterfifh und felbft einige Karpfen, was
aber bald vorüber ift, und zwar ganz natürlich. Es Fann nur
fo lange dauern, als Luft mit Gewalt aus der Blafe getrieben
werden kann. Da nun der Fifh im Waffer Feine neue Luft
ſchlucken kann, fo hat es mit der Stimme nothmwendig ein Ende.
Ihre vorzüglichften Athemorgane find noch Kiemen, melde
aus knöchernen Bögen und Blutgefäßen beftehen.
Die Zahl der Kiemenbögen ift in der Negel 5. Sie liegen
unter dem Hinterhaupte wie Rippen binter einander, müffen aber
als die Ringe des Kehlfopfed und der Luftröhre betrachtet werden.
Jede Hälfte befteht aus 4 Stüden, einem vordern, größern,
einem mittlern und 2 bintern, Fopffürmigen, welche am Schädel
anliegen und den Rippenföpfchen entfprechen. Zmifchen beyden
Hälften liegt vorn ein ungerades enndliched Knochenſtück, wie
die Bruftbeine zmwifchen den Rippen.
Längs dem hintern Rande läuft eine Kiemenarterie und Bene,
welche bevde Fammförmige Zweige abgeben, die frey wie Franzen
bangen und von den aud dem Munde Fommenden durch die
Spalten zmwifchen den Kiemenbögen dringenden Waffer befpühlt
werden. Sie find meiftend von Furzen Knochenftrahlen unterflüßt.
Aehnliche,. aber diinnere und längere Strahlen hängen hinten
der Reihe nah am Zungenbein, find durch eine Haut yerbunden
und heißen Kiemenftrablen (Radii branchiostegi), die Haut
felbft Kiemenbaut (Membrana branchiostega). Diefe Haut
\
21
liegt dicht unter dem Kiemendedel und bededt daher alle Riemen.
Dan bat die Strahlen, deren Zahl von einem biß gegen ein
Dutzend fteigt, für fehr wichtig gehalten und vorzüglich zur Uns
terfcheidung der Gefchlechter benupt. Bisweilen fehlen auch die
Strahlen gänzlich; bey manchen Knorpelfifchen die Haut, fomwie
felbft der Deckel.
Bom Gefäßſyſtem ift fhon beym Allgemeinen gefprochen.
Dad Blut ift Falt, weniger roth ald bey den Vögeln und Säug—
tbieren, und enthält größere, aber weniger Kügeldyen.
Der Magen ift nicht viel weiter ald der Darın, und es
bängt daran eine Art Milz, felten viel größer als eine Erbſe.
Hinten daran fteht meiftend ein Kranz von blinden Anhängfeln,
welche man für das Ruͤcklein oder dad Pancread hält. Die Leber
ift fehr groß, wie bey den Warfertbieren überhaupt, und in meh⸗
rere Rappen getbeilt.
Die Schilddrüfe und die Bröfe oder Thymus fehlt, weil
fie bey den andern Thieren nur Ueberbleibfel von den Kiemens
gefäßen zu ſeyn fcheinen.
Die Eyerftöcde find 2 lange mwalzige Säde mit Dottern
an ihren Wänden, welche fih in den bintern Theil ded Maft-
darmd oder die Elvafe öffnen. Die fogenannten Milhfäde
find ebenfo geftaltet, enthalten aber eine milchartige Flüffigfeit
voll von Snfufiondtbierchen, wie bev allen andern Thieren. Gie
Öffnen fih auch in die Cloake. Die Fifche mit Eyerflöden heißen
Roogner, die andern Milchner.
Die Nieren find 2 lange, rothe Drüfen, mie geronnene®
Blut längs dem Rückgrath angeheftetz fie entleeren fi in eine
Harnblafe, welche fi binter dem Ende ded Mafldarmd nad)
außen dffnet.
Der Aufenthalt der Fifhe ift in allen Wärlfern, in den
Fälteften, wie in den wärmften; * ſind jedoch hier viel zahlreicher
und manchfaltiger.
Die meiſten freſſen Fleiſch, und man nennt diejenigen, welche
andere Fiſche wegfangen, Raubfiſche. Die andern freſſen Inſecten—
larven und Polypen, Meduſen, Muſcheln, Schnecken und Wür—
mer; einige auch weiche und gallertartige Meerpflanzen. In den
22
Zeichen und. Fiſchbebaͤltern Fann man fie mit Blut und andern
Abfällen auß der, Kühe ernähren. \
‚Zur Zeit des Saichend kommen fle aus der Tiefe des Meeres
an die ſeichten Stränder, weil das Waſſer daſelbſt wärmer iſt
und der Laich an den Meerpflanzen hängen bleibt. Manche ſtei⸗
gen auch aus demſelben Grunde in die Flüſſe herauf, und die
Flußfiſche ſuchen ſich kleinere Bäche und ſeichte Stellen, wo es
viele, Wafferpflangen gibt. Daher dürfen die Seen und Teiche
nicht überall teile Ufer haben, meil fonft der Laich zu Grunde
gebt.
Beym Laichen ſchwimmen fie neben einander ber, und der
Mil wird mit dem Roogen ind Waffer gelaffen, wo beide erft
mit einander in Berührung kommen. i
Die Zahl der Ever geht ind Unglaublihe. Der Roogen
des Haufend mwiegt 200 Pfund; 5 Eyer nur einen Gran, mithin
find im Pfunde gegen 300,000 Eyer, alfo im ganzen Roogen
- gegen .6,000,000. In einem Kabeljau oder Stodfifh bat man
9,000,000 berechnet, im einem Karpfen und Schleih über 300,000,
in einem Barſch faft eben fo viel, Die Fifhe würden fich daher
über alle Begriffe vermehren, wenn die Roogen nicht fo vielen
Unfällen audgefegt wären, und nicht von den Fifchen felbft wieder
verfhlungen würden, Die Häringe, deren Zahl Legion ift, ents
halten dennoch ‚nicht: über 40,000 Ever,
Wie lang die Fifhe wachfen, und mie alt fie werden, weiß
man. nur von sehe ‚wenigen. Anfangs wachlen: fie ſehr ſchnell;
dann geht e& aber um fo langfamer, ‚Ein Karpfen: von: 2 Jahren
iſt gegen Schuh lang; da ed nun welche gibt von 25 und mehr
Pfund, formüffen fie fehr alt werden... Man bat Beyfpiele, daß
ſie 150, und Hechte 200 Jahr ‚gelebt haben, Unſere Flußfifche
find gewöhnlich erft im dritten Jahr fähig, ſich fortzupflanzen.
Die Fifche haben zahlreiche Feinde; außer den Menfchen
ſich felbft und die Waſſervögel, auch hie wie die
Erocodille, und Säugthiere, wie die Walroffe, Robben, Fifch
otteen, Delphine und. Eisbären; innerlich ‚werden fie von vielen
Eingeweidwürmern.geplagt, und "äußerlich von den fogenannten
Sifplaufen und Blutegeln. Sm Winter müffen viele unter dem
Es erſticken; ſie kommen daher ſchaarenweiſe an die Wuhnen,
25
um Luft zu fchöpfen. Sie find auch allerley Krankheiten unter»
mworfen, befonders in beißen Sommern, oder nady Ueberſchwem⸗
mungen, wenn dad Waſſer ftinfend wird. Sie befommen Aus—
fihläge, werden räudig, ſchwimmen oben auf, fallen um "und
fterben zu Tauſenden. Viele werden zu gewiſſen Jahrszeiten
blind, von infuſorienartigen Würmchen, welche ſich in ihren Au—
genkammern fo vermehren, daß fie dieſelben ganz ausfüllen, nach—
ber aber wieder verſchwinden. Man ſagt von ſolchen Fiſchen,
daß fie den grauen Staar hätten. Nordmanns microſcopiſche
Bepträge. |
Es gibt Feine Thierclaffe, welche fo allgemein zur Nabrung
verwendet werden könnte, wie die Fiſche. Ihr Fleifch iſt zart,
fhmadbaft und Leicht verdaulih. Man befihuldigt zwar einige
Fiſche in den beißen Rändern, daß fie giftig ſeyen und Uebelkeiten,
ja felbft den Tod bervorbrachten. Das iſt allerdings: zu gersiffen
Zeiten der Fall: allein dad kommt nicht von einem den Fiſchen
eigenthümlichen Gifte ber, fondern von ihrer Nahrung, beſonders
von den Früchten ded Manſchenillbaums (Hipzomane manei-
nella), welche manche: Fifhe verſchlucken ſollen, was aber. noch
nicht (ausgemadt if. Mean hat noch bey keinem Fiſch irgend
eim Giftorgan gefunden, weder boble Zähne noch Stachelm, oder
irgend eine Blaſe, die man dafür anfeben könnte.
Da beym Laichen die Fiſche an befhränften Orten, am
Strande oder in Bächen, in Menge zuſammenkommen; ſo rers
den die meiften um diefe Zeit gefangen. 'E8 muß aber gefcheben,
ehe fie den Laich und Mil abgeſeht haben, weil fie nachber
mager, fihlaff und unfhmadbaft werden. ı Der Hauptfang ges
fchieht immer mit Neben, die man entweder ald lange Wände
aufſtellt, in deren Mafchen fie fit} aufbängen, oder auf dem
Grunde fortziehbt. Diele werden jedoch auch mit Angeln, die
man durch Schnüre an lange Seile veftbindet und ins Meer
binunter wirft, gefangen. In den: Flüffen füngt man fie mit
Netzen, Reuſen und Angeln.
Sie nehmen faſt in allen Flüffen und Seen ab, weil fie ben
fortfchreitender Eultur weniger Nahrung finden. Theil werden
die Flüffe eingedämmt, die Ufer angebaut, der Mift und die
Miftlache auf die Felder geführt, wodurch den Wafferinfecten die
24
Nahrung entzogen wird, Man bat fonderbarer Weife: die Vers
minderung der Fifche: dein Lärm der Dampfichiffe, und fogar
dein Canonendonner zugefhrieben, der fich biömeilen am Waffer
bören läßt.
Obſchon Übrigend die meiften Fifche im Frühjahr laichen, fo
ift dad doch nicht bey allen der Falk, Der Hecht und der
Bley ift fhon voll in den erften Monaten des Jahrs, der Barſch
im April, der Sander und die Barbe im May, der Schleih im
Suny, der Stör im Auguft, der Lachs im September, der
Karpfen im October, dad Neunauge im December,
. Die Gefhichte der Fifche fängt, wie bey allen Thieren,
ebenfalld mit Ariftoteled an, welcher fie jedoch mehr in anato—
mifher und phyſiologiſcher als ſyſtematiſcher Hinficht: betrachtet
bat, indem überhaupt dad Spyftematifieren nicht die Sache der
Alten gewefen if. Sonft findet man nur bey griechifchen Dichs
tern einzelne Namen und Eigenfchaften von Fifchen.
Unter den Römern hat Plinius den Ariftoteled wieder
bolt, und eine Menge Merkwürdigkeiten über die Fiſche geſam⸗
melt, obne irgend: eine Ordnung. Er handelt davon in feinem
gten und Z2ften Buch. Bey den andern, wie bey Dppian und
Aelian, und bey einigen Dichtern, wie Ovid * Auſon,
iſt wenig zu finden.
Im Mittelalter kann man bloß Iſidor von Sevilla *
Albert den Großen aus Schwaben anführen, welche aber auch
ſoviel als nichts enthalten.
Erſt mit der Wiederherſtellung der Wilfenfchaften dur -
die - Erfindung der Buchdruderfunft, wurde auch die Aufmerkſam⸗
feit auf die Fifche gelenkt durch Paul Jovius 1524, Belon
1555, Salviani 1554, Rondelet 1554, Conrad Gesner
1558 und Aldrovand 1612, welche große Werke darüber ges
fhrieben und fogar Abbildungen geliefert haben; fpäter Jon
fton 1649, Ray und Willugbby 1685, Sloane 1707, Mar:
fili 1726 und Catesby 1731.
Aber erft jest wurde ed möglich, ein ordentliches Syftem
der Fifche aufzuftellen, und diefed hat Artedi, ein Schwede, 1738
gethbanz es wurde von Linne angenommen und fpäter vervolls
kommnet. Zu gleicher Zeit arbeitete Klein zu Danzig; Va⸗—
\ 25
lentyn, Renard, Schäffer, Gronov, Gouan, Pennant,
Meidinger, Brouffenet, und vorzüglih Bloch, gaben
große Werke mit * und guten Abbildungen über die Fiſche
heraus.
Nicht lange nachher erſchienen die Werke von Lacepede,
P. Ruſſel, ©. Shaw, Pallas, Buchanan, ebenfalld mit
guten Abbildungen. Auch in prächtigen Reifen haben Geoffroy
St. Hilaire, Tilefis, Leffon und Garnot, Duov und
Gaimard, fo wie Rüppell, viele feltene Fifche abgebildet.
Gegenwärtig erhalten wir das große Werd von Cuvier und
Valenciennes, mworinn die Fifche in natürliche Familien abs
getheilt find. Außerdem find während diefer Zeit verfchtedene
kleinere Werke über die Fifche erfchienen, befonderd von Walls
baum, Schneider, Rafinesque, Riffo, Mitdill, Nacs
cari, Faber, Nardo und Nilsſon.
Für die Anatomie bat fhon Severinus 1645 vieled ges
tban, fpäter Haller, Camper und vorzüglib Alerander
Monro 1785, Scarpa und Comparetti; in unferm Jahrs
hundert vorzüglih Euvier, Everard Home, Rofentbal,
Seoffroy St. Hilaire, Spir, Bojanud, Baer,
E. Weber, Ban der Hoeven, Bakker, Rathfe, Foh—
mann, Caruß.
Ueber die Entwidelung der Fiſche baben beſonders Spal⸗
lanzani, Cavolini, Carus und Baer Unterſuchungen ans
geſtellt.
Abbildungen von verſteinerten Fiſchen ſind geſammelt in den
großen Werfen: Ittiologia veronese (von ©, Volta, 1796),
von Blainville und von Agaffiz, welches letztere vorzügliche
Werk gegenwärtig erfcheint, Schriften über einzelne Gegenſtaͤnde
—* gehörigen Orts angeführt.
> Eintheilung.
Die Fiſche unterſcheiden fih von einander nad der Ents
widelung ihrer Organe, und ihre Ordnungen und Zünfte geben
denfelben parallel, fo wie auch den Thierclaffen, welche ebenfall®
durch die anatemifchen Syſteme characterifiert find, Es gibt
—
26
daher Fiſche, welche den Darmcanal, das Gefaͤßſyſtem, das Athens:
fuftem, die Sinnorgane u ſ.w. in fich (ausbilden, und ihre Ges
falt, fo wie ihre: Lebendart, darnacd) abändern. So viel ed dem>
nah Stuffen von Organen oder Thierclaffen gibt, fo viel’ muß
«3 auch Abtheilungen in den Fifhen geben. Da dad Knochens
fuftem ihr Characterorgan ift, fo werden fie auch die Haupt:
unterfchiede in demfelben vorzüglich an den Tag legen.
Man theilt auch von jeher die sine sumächft ab in era ens
und KnorpelsFifche.
Da die Iehtern durchgängig —— td eine
nackte, felten mit ordentlichen Schuppen, ſondern mit Nägeln
und Stacheln befepte Haut baben, und die Augen auf dem
Scheitel tragen; fo muß man fie den unregelmäßigen Knochens
fifrhen nähern, und dagegen die regelmäßigen Fifche, mit. —**
Augen und meiſt mit Schuppen, zuſammenſtellen. —
Unter den Knorpelfiſchen finden ſich die größten, wie die
Hayen und Rochen, welche große Eyer legen, und deren hintere
Floſſen Knochenſtücke enthalten, ziemlich wie bey ordentlichen
Füßen. Sie ſchließen ſich offenbar, und auch in der unförmlichen
Geſtalt, an die Amphibien an, und wurden ſogar eine Zeit lang
dazu gerechnet, unter dem Namen ſchwimmende Amphibien. Die
großen Hayfiſche mahnen ſogar an die Wallfiſche. Genau bes
trachtet haben ſie in ihrem nackten und mißgeſtalteten Leibe nur
Aehnlichkeit mit den unterſten Amphibien, den Molchen und
Kröten, und ihr weiches, ungegliedertes Skelet ohne Rippen ſteht
auf einer ſo tiefen Stufe, daß man ſie nicht wohl über die
Knochenfiſche ſtellen kann. Kiefer, Zähne, ja bey den Pricken die
Sloffen, Augen und Nafe, find fehr verfümmert.
Auf diefe Weife erhält man einen leitenden Grundſatz für
den Rang und die Anordnung der, Fifche. Die Knochenfifche
find mithin die höchſten, und unter ihnen fchließen fich wieder
die unregelmäßigen an die Knorpelfifhe an, welche die Reihe
beginnen. |
Wir haben daher zwey Stuffen: regelmäßige Fifche mit
Augen an den Seiten, und unregelmäßige mit Augen auf
dein Scheitel.
Die regelmäßigen zeichnen fih) noch Her Befhuppung
27
und volftändige Floſſen aus, und theilen fih darnach gut in
zwey Drdnungen ab. Die Floſſen ſtehen entweder an der gehö—
tigen Stelle, ‚wie bey den, Bauchfloſſern; oder die hinterm
find an die vordern gerücdt, wie bey.den Bruftfloffern.
Wir haben alſo zmey Horden von Fiſchen, Unregelmäßige
und Regelmäßige.
Jede theilt fih in zwey Drdnungen.
Die unregelmäßigen Fiſche find entweder ganz ſchuͤppen⸗
los, ſo daß man auch durch ein Vergrößerungsglas in ihrer
Haut nicht einmal Zeichnungen von Schuppen bemerkt; oder ſie
haben "ganz dͤnne Schuppen in der glatten und fchleimigen
Haut. Unter den Schup’penlofen find manche mit Stacheln
und Panzern bededt, und dabey fo unförmlich, dag man faum
die Geftalt von ordentlichen Fiſchen erkennt. Die einen fehen
aus wie Würmer, die andern wie Bretter, andere wie Kreifel
und Kugeln. Faft allgemein ftehen die Augen oben auf einem
unverbältnißgmäßig dien Kopf mit weitem Quermaul; bey an»
dern iſt dad Maul unverhältnißmäßig klein und am Ende eines
fehr Tangen und dünnen Kopfes. Sie mahnen überhaupt an die
Mole, Fröſche und Schildkröten. Ihr Skelet iſt entweder
ganz Fnorpelig oder biegfam wie Fifchbeim, «oder fonft abweichend
geftaltet, mit irgend einem Mangel, befonderd am Kiemendeckel.
Es gehören hieher die eigentlichen Knorpelfiſche, wie Pricen,
Rochen, Hayen und Störe; die Schnabel- und Kugel⸗Fiſche, die
Froſchfiſche und die kaulquappenähnlichen Welſe. Die meiſten
ſind Bauchfloſſer, und die Floſſen ſind dick und beſtehen faſt aus
nichts als Haut, in welcher entweder gar keine oder nur ſehr
wenig Strahlen laufen. Wir wollen fie daher Hautfloffer
nennen,
Die dünnfhuppigen Fifche weichen auch noch in der Ges
ftalt ab. Sie find meiſtens fchlangen» und fpindelförmig mit
verkümmerten Sloffen, nebmlih Hals: oder ObnsFloffer.
Uebrigend find fie auch entweder glatt oder bin und wieder ges
panzert, aber nie mit Stacheln bededt. Dahin gehören die Aale,
die Schleimfiihe oder Quappen, Schelfiihe, Schollen, Meer:
grundeln, Knurrhähne und Drachenköpfe.
Die regelmäßigen oder Schuppenfifche zerfallen fehr Leicht
23
in Brufts und Bauch⸗Floſſer, wovon jene harte Rückenſtrahlen
haben, wie die Thunnfifche, Klipps und Lipp:Fifche und die Bärfche.
Die Bauchfloſſer haben weiche Rüdenftrahlen, wie die Lachfe,
Häringe, Karpfen und Hechte.
Wir hätten mithin folgende vier Ordnungen:
A. Unregelmäßige.
1.2. Hautfloffer; unförmliche „ meift Fnorpelige Fifche;
wie Rochen, Welfe, Nadel» und Kugel» Zifche.
119, Stummelfloffer; fhlangen » und fpindelförmige,
mit und ohne Halöfloffen; wie Yale, Schelfifche,
Grundeln und Knurrhähne. ä
B. Regelmäßige.
11.9. Bruftfloffer; mit harten Hücenftrabten; wie die
Thunnfifhe, Klipp= und Lipp-Fiſche und Bärfche.
IV.O. Baudfloffer; mit weichen NRüdenftrahlen; wie
die Lachſe, Häringe, Karpfen und Hechte.
In der erften Ordnung fondern fich fogleicdy die ächten Knor>
pelfifhe, mie die Priden, Haven und Störe ab, und bilden
wegen ihred verfümmerten Knochenſyſtems die unterfte Zunft.
Dann folgen die nadten und Faulquappenähnlichen Welfe
und Frofchfifche, mit einem Fochenartigen Skelett.
An fie fchließen fich die — oder ſtacheligen Nadel⸗
und Kugel:Fifche.
In der zweyten Ordnung bilden die Ohnfloſſer oder die
Aale wieder die unterſte Zunft, an welche ſich die Halsfloſſer
unmittelbar anſchließen, und an dieſe die nackten oder gepanzerten
Grundeln, welche in die ächten Bruſtfloſſer übergehen.
Die dritte und vierte Ordnung zerfällt ebenfalls in Zünfte,
aber nach geringern Unterſchieden, in der Geſtalt, den **
Stacheln des Kiemendeckels und im Gebiß.
Die Thunnfiſche ſind meiſtens ſehr — und
haben kleine Schuppen; die Lippfiſche ſind großſchuppig, haben
aber keine Zähne am Kiemendeckel, während die Bärſche meiſt
Stacheln daran zeigen. i
In der vierten Ordnung haben die Lachfe meift Heine Schup:
pen, die Hiringe und Karpfen fehr große und gezähnelte; die
29
Hechte weichen durch ihr großed Maul iR dad Gebiß ab. Sie
zerfällt in vier Zünfte.
Auf dieſe Weiſe bekommen wir 13 Zünfte.
A. Unregelmäßige; Leib nackt und nicht elliptiſch.
1. ©. Hautflofferz fehuppenlofe, unförmliche Fifche mit
bäutigen, faft ftrablenlofen Sloffen.
1.3. Knorpelfifche; Leib nadt oder mit Nägeln und
einem runden oder queren Maul am Halfe.
2.3. Breitmäuler; Leib nadt oder gepanzert, mit
weitem gezähntem Maul am Ende des dien Kopfes.
Welle.
5.3. Engmäulerz; mit Panzer oder Stacheln bedeckt und
einem fpibigen, Heinen Maul vorn am Ende, meift
ohne Zähne, Nadelfifche.
I. 9, Stummelfloffer; dünnfhuppige Spindelfifhe.
4 3. Aale; fohlangenförmig, ohne oder mit fehr verküm⸗
merten Bauchfloffen am. Halfe.
5.3. Quappen; Halöfloffer. Schellfifche.
6. 3. Grundelnz Brufifloffer, nackt oder gepanzert.
B. Regelmäßige. Leib befchuppt und elliptifch.
II. O. Brufifloffer.
7.3. Tbunnfiſche; Leib fehr sufammengedrüdt, mit
Fleinen Schuppen.
8.3. Braffenz Leib ganz regelmäßig mit großen Schup»
pen und glatten Kiemendedeln. Lippfifche.
9.3. Bärſche; große Schuppen mit rauhen Kiemens
deckeln.
IV. O. Bauchfloſſer.
10. 3. Lachſe; Leib lang mit Heinen Schuppen und einer
Fettfloffe auf dem Kreuz.
11, 3. Häringe; Leib elliptifh mit großen Schuppen,
der untere Leibesrand fcharf.
12. 3. Karpfen; Leib und Schuppen chenſe der untere
Leibesrand glatt.
13. Z. Hechte; Leib lang mit kleinen Schuppen und Strah⸗
len in der Kreuzfloſſe.
Wir kommen nun an die Betrachtung der Geſchlechter und
*
30
der einzelnen Gattungen, Jene werden vorzuglich nach dem Bau
des Kopfes, der Zähne, der Kiemenſtrahlen, der Stacheln am
Kiemendeckel, nach der Bedeckung und den ſenkrechten Steuer:
flojfen unterſchieden; dieſe nad) geringern SO, beſon⸗
ders auch nach den Are
| Erfte Horde. Unregelmäßige Fiſche.
1. Ordnung. Hautfloffer.
Haut fchuppenlos, fchleimig, Flofien fait ohne Strahlen; meiſt Bauch—
flofer; Skelet mangelhaft.
Die Floffen ohne oder mit dünnen und weichen Strahlen
find durchgehends klein; die Rückenfloſſen fangen meiſtens erft
binten auf dem Kreuze an und ſitzen daher größtentheild auf dem
Schwanze; der Leib ift immer völlig fhuppenlos, entweder ganz
mweid) und fchleimig oder mit Nägeln und Schildern bedeckt. Die
Geftalt des Leibe weicht auf die mandhfaltigfte Art ab: bald ift
er wurmförmig, bald fpindels, bald Fugels, bald tafelfürmig.
Der Kopf ift durchgängig mit dem Leibe fo verfloffen, daß der
Mund unmittelbar an dem letztern zu fipen ſcheint; auch diefer
ift bald rund, bald quer, bald fehr eng, bald unverhältnißmäßig
weit, bald vorn, bald unten an der Schnauze; bald mit, bald
ohne Zähne, und auch diefe gefallen fich in Sonderbarkfeiten, find
förner=, tafel=, lanzetförmig u. f. w. Der Schwanz wird ge—
möhnlich plöplid dünn und fledt wie ein Zapfen im Leibe, ift
oft geißelföürmig wie ein Rattenſchwanz und bat felten binten
eine ordentliche Floſſe; fie endet oft vor der Schwanzſpitze.
Die Augen fteben meift oben und nicht felten führen Stirnlöcher
binter denfelben in die Mundhöhle. Die Kiemenfpalten find fehr
eng, meift ohne Dedel, oder wenigftend ohne die volle Zahl ihrer
Knochenſtücke, wie bey den Welſen; übrigens find fie faft ſämmt—
lid Bauchfloſſer, wobey aber die hintern Floſſen er) fehr
- verfümmert find.
Auch die Lebendart und die Fortpflanzung ift ſehr manch⸗
faltig. Viele ſind gewaltige Räuber; es gibt aber auch viele,
31
welche mit Schaltbieren .oder Polnpen fürlieb nehmen, und einige.
feinen ihre Nahrung im Schlamm zu‘ fuchen. Die meiften
Taichen wie gewöhnlich, mehrere aber legen große Ever⸗ welche
ſich auch bisweilen früher entwickeln.
Sie zerfallen zunächſt in nackte und gepanzerte, oder auch in
groß- und kleinmaulige. Von jenen hat ein Theil ein knorpeliges
Skelet, wie die Hayen; der andere ein knochenartiges, wie die
Welſe. Die gepanzerten oder kleinmauligen haben ein biegſames
halbknorpeliges Knochenſyſtem, welches dem Leibe bald die Ge>
ftalt eines Wurmd, bald einer Kugel gibt, wie bey den Schnas
belz oder Nadel: und Kugel⸗Fiſchen. |
Erfte Zunft. Knorpelfiſche.
Die Knochen knorpelig und weich, der Leib nackt, die Zähne ſtehen
bloß auf dem Zwifchenfiefer und an den Gaumenbeinen, und die Ober:
“£iefer find faft gänzlich verkümmert.
Die einen haben freye Kiemenfpalten ohne Dediel; bey den
andern liegen die 5 Kiemenkögen, wie bey den böhern Fifchen,
in einem gemeinfchaftlichen Kiemenloch unter einem Fünmmerlichen
Dedel, ohne Kiemenftrabten.
Von jenen haben die einen einen runden Mund vorn am
Halfe, wie die Pricken; die andern einen queren darunter,
wie die Rochen und Hayen.
Bey diefen haben die einen einen ganz nadten Leib und
tafelförmige Zähne, wie die fogenannten Affen» oder Rattens
Fiſche; die andern Nagelreiben auf dem Leibe und gar keine
Zähne, wie die Störe,
A. Freye Kiemenlöcher ohne Dedel.
a. Die einen haben runde Mäuler vorn am Ende, und
feine Gliederfloffen.
1. Sippfihaft. Die Saugfifde
find wurm= oder fchlangenförmig, ohne Schuppen vder Nägel.
Der, Mund vorn, Freisfdrmig, ohne gegen einander wirkende
Kiefer.
Den diefen Fifhen Fommt das Knochenfoftem zuerft auf die
Welt, ift daher in Subftanz, Gliederung und Beftandtheilen noch
32
fo verfümmert, daß man ed kaum für ein folcheß erfennt. Es
beftebt bloß aus einer häutigen Röhre von Inorpeligen Ringen
umgeben, welche die Wirbel vorftelen. An diefen Wirbeln hän—
gen kurze Stachelfortfäge, zwifhen denen dad Rüdenmark liegt,
feine Rippen und Gliedmaaßen; nur Steuerfloffen mit kaum bes
merfbaren Strahlen find vorhanden, Der Kopf befteht aus einigen
ganz zerfallenen Knorpeln, welche die Hirnfchale, die Kiefer und
das Zungenbein vorftellen. Der Mund ift daher ganz fleifchig,
und dient nicht zum Beißen, fondern bloß zum Saugen, wozu
auch die ſtempelförmige Zunge paßt; er enthält bald mehrere
Kreife von Knorpelzähnen, bald nur. einen einzigen Zahn im
Gaumen, auch wohl gar feinen. Hinter der Oberlippe liegt ein
großer Zwifchenkieferfnorpel, und dabinter ein verfümmerter Obers
fiefer und ein noch fümmerlicherer Unterkiefer, worauf ein großes
Zungenbein folgt. Manchen fehlen die Augen; vor denfelben
ift ein einziged Nadloh, welches zu einer blinden Höble führt
und fih nicht in den Mund öffnet; Fann daher nicht Spritzloch
genannt werden. Die Kiemen beftehen nit aus Gefäßfranzen
an Bögen, wie bey andern Fifchen, fondern auß 6 oder 7 Paar
Blafen mit einem Gefäßneb, melde von rippenartigen Bögen
ungeben find und fih nad) innen in eine gemeinfchaftliche Röhre
öffnen, die wie die Luftröbre zum Munde führt, nad) außen aber
zu ebenfoviel Löchern an den Seiten des Halfed, oder nur zu
zwey binter und unter demfelben, Die Priden athmen auch ganz
anderd, ald andere Fifche, ziehen nehmlich dad Waffer nicht durch
den Mund ein, fondern durch die Kiemeniöcher felbft und treiben
88 auch wieder ebenda heraus. Dazu ſind ihnen die rippenartigen
Kiemenbögen behilflich. Werden diefe durch die Muskeln zufams
men gezogen, fo flrömt dad Waller aus; laſſen die Muskeln
nach, fo ftelen die Knorpel durch ihre Elafticität ſich wieder ber,
wodurd die Kiemenhöhle erweitert wird und dad Waffer von
felbft eindringt. Dieſes gefchiebht bey denfelben in einer Mis
nute 40 Mal. Das Ohr fehlt nicht. Sie find getrennten Ges
ſchlechts, nicht Zmwitter, wie man wohl gemeint bat. Es ift
jedoch nur ein Roogenfad vorhanden, der im Frühjahr voll Eyer
wie Mohnfamen iſt. Im Juny fällt er fo zufammen, daß man
ihn faſt nicht mehr erkennt, Dieſe anatomifchen und phufiologis
35
ſchen Beobachtungen verdanfen wir Home, Phil. Trans. 1815.
(Sfi8 1817. 25. T. 1.), Bojanus in Iſis 1821. 271. 1167.
3.8. Born in Heufingerd Zeitfhr. J. T. 6. Carus in
Sfis 1827. 1005. T. 11. Rathke, Beytr. Bd. 4., Kiemens
Apparat, 1832. A. Mayer, Analecten, 1835. 1. T. 1
Dieſe Thiere faugen fich mit ihrem Mund an Steine oder
andere Thiere an, liegen auch häufig im Schlamm, um Inſecten⸗
Jarven und Würmer zu fuchen. Es find offenbar die niedrigften
Fiſche, und ed wurden fogar davon einige zu den Würmern geftellt.
1. G. Der Inger (Myxine, Gastrobranchus)
bat nur 6 Paar Kiemenblafen, welche fih in eine Möhre
vereinigen und fich mit 2 Kiemenlödhern unten am Halfe dffe
nen; ift wurmförmig und geringelt, mit einem einzigen Zahn im
Gaumen, aber zwey Reihen auf jeder Seite der Zunge. Er ift
der einzige Fifch, welcher ein in den Mund geöffneted Nasloch
oder Spritzloch und Feine Augen bat, und daher auch Blindfifch
beißt. Es gibt nur eine einzige Gattung.
4) Der gemeine (M. glutinosa, G. caecus)
wird 9° lang und Fleinfingersdid, ift bläulich, fehr ſchleimig
und hat 4 Paar Bartfaſern um den Mund.
Der Leib iſt knorpelartig und der Schwanz zuſammengedrückt;
längs den Seiten läuft eine Reihe von feinen Löchern, und unter
dem Bauche liegen an 200, melde aus Schleimbälgen kommen
und viel Schleim abfoudern. ‚Um die Zunge flehen‘ zwey Reihen
fpigiger Zähne in Geſtalt eined Hufeifens, in der äußeren Reihe
40, in der inneren 8. Dad einfache Nasloch fteht in der Ober:
lippe und öffnet fi hinten im Gaumen. Das Waffer fol durch
diefed Loch eingezogen werden. Diefe Abweichung ift bemerfenss
werth. Eine Schwimmblafe findet. fih nicht. Die Kiemenhöhle
fängt erft nach einem Drittel des Leibes an und liegt daher fehr
weit hinten, Die Eingemweide find übrigens wie bey den andern
Fiſchen. Es findet fi nehmlich ein Herz mit den gewöhnlichen
Kiemengefäßen, eine Hohls und Pfort:Ader, eine zweylappige
Leber mit einer Gallenblafe, ein gerader Darm, der fich weit
binten öffnet. Der Roogen liegt längs der Wirbelfäule, und
enthält eine Reihe fpindelfürmige Eyer; die Jungen follen Tebendig
zur Welt fommen. Das Hirn ift nicht- BER ald ein Pfeffer
Dfend allg. Naturg. VI, 3
34.
forn, und dad Rückenmark gleicht einem flarfen Nerven. Die
Strahlen in.den Floffen follen nur Adern feyn.
‚Sie finden ſich in lehmigem Meeresboden, befonders an güt-
land, Schonen und Norwegen. Auch follen fie. den Dorfchen in
den Leib riechen, die Eingemweide in Schleim auflöfen ‚und das
Fleiſch bis auf die Haut wegzehren. Kalın bat diefen Fifch zu=
erft 1748 an Norwegen erhalten, und in feiner Reife I. ©. 118
befchrieben. Die Fifcher gedenken diefed fhädlichen Saugerd nie,
ohne ihren Verdruß darüber zu äußern, weil er ihnen gar oft
einen glüͤcklichen Fang verfümmert, Er ſetzt fih nehmlich an die
Dorſche, Wittlinge und andere Fifche in den Netzen und an den
Angeln u.f.w., beißt ein Loch hinein, ſchleicht fi allmählich .
in den Leib, und faugt in Furzer Zeit alles Fleiſch fo gänzlich
meg, daß nicht ald Haut und Gräthen übrig bleiben, Die
Flunder und die Krebfe fcheinen faft die einzigen zu feyn, welche
vor ihrer Gefräßigfeit fiher find; diefe werden durch ihre harten
Schalen geſchüht, und jene vielleicht, weil fie fich meiſtens auf
dem Grunde im. Schlamm aufhalten. Er warf einen von diefen
Sifihen in einen großen Kübel mit Seewajfer und in Zeit von
einer Stunde war es mit einem: meißlichen und zähen Schleim,
mie mit Leim erfüllt, der fih in lange Fäden ausziehen ließ.
Beym Umrühren ballte fich diefe Fleberige Gallert in der Dide
eined Daumend veft und fah wie ein Eidzapfen aus; endlich wurde
dad Waſſer fo zäh, daß der Fifch beym Ziehen mit folgte. Frifches
Waffer wurde in einer Viertelftunde fo di wie dad vorige.
Die Fifcher verficherten, daß ein Kahn halb vol Waſſer von
einem einzigen Fifh in wenig Stunden in folhen Schleim vers
wandelt wird. Er befam fie im Jänner vor Kälte ganz erflarrt;
allein fie erbolten fi in wenigen Augenbliden, lebten jedoch nur
3—4 Stunden. Beym Anfaffen drang mweißlicher Schleim aus
allen Theilen ded Körperd. Linne febte diefen Fiſch unter die
Wirmer neben dem Blutegel, und bildete ihn 1754 im Mus.
Adolph. I. pag. 91. tab. 8. fig. 4. ab, ließ ihn, auch unter den
Würmern in feiner lebten Ausgabe 1767, obfchon ibn der Bifchoff
Gunner 4763 in den Drontbeimer Schr. IL ©. 230. T. 3. zer>
legt und die 6 Kiemenblafen gefunden hatte. Darauf anatomierte
ibn Abildgaard in den Berliner Schr, X 1792, ©. 193. T. 4.,
35
Retzius in den n. ſchwed. Abh. XL 1790. ©. 104. 3.3. 8.1.
und fpäter Bloch, Ausländifche Fiſche, IX. 1795. ©. 67. T. 413.
Home, Phil. Transactions 1815. (Iſis 1817. ©. 25.), und
endlih Retzius der Jüngere in den ſchwed. Abh. 1823, 1824.
(Iſis 1825. ©. 1003. T. 9, 10.)
2, © Die Priden oder Rampreten (Petromyzon),
Lamproy,
baben 7 Paar Kiemenlöcher am Halfe.
Die meiften haben ihren Freisfürmigen Mund ganz voll Zähne,
“auch Fleinere in zwey Reihen auf der Zunge; zwey Rüdenfloffen,
wovon ſich die Jintere mit der Schwanzs und Steiß⸗Floſſe vers
bindet; Augen, und davor ein einziges Nadloch, welches gegen
den Mund blind endiget. Ueber die Art der Fortpflanzung war
man lange nicht im Reinen. Home bat fie fogar noch im Jahr
1815 für Zmwitter audgegeben, was aber ſeitdem hinlänglich wider»
legt worden ift, und auch wieder Fürzlih von Yarrell, welcher
Roogen und Milch gefunden und gezeigt hat, daß es Männdyen
und Weibchen gibt. Iſis 1835. ©. 352. Einige leben in Slüfs
fen, andere im Meer, fteigen aber zur Laichzeit auch in die Flüſſe.
4) Der Querder (P., Ammocoetes branchialis), Lam-
prillon, | |
bat gar Feine Zähne, eine etwas größere Dberlippe und einige
Bartfafern um den Mund, Er fiebt völlig mie ein Spuhlwurm
aus, und mwird Faum 6 lang, bat Querrungeln wie Ringel,
unten eine Längsfurche, und die Floffen find nur ſchwache Haute
ränder, Auch die Kiemenlöcher liegen in Furchen; davor ſtehen
2 Augen und vor denfelben daB einfache Nasloch. Ihre Wirbels
fäule ift nur eine häutige Röhre, |
Sie finden ſich nicht felten in ganz Europa in reinem Waffer
auf dem Grunde der Bäche und Fleinen Flüffe, verfriechen fich
befonder8 gern in die zum Nöften eingelegten Slachöbündel, mit
denen fie beraudgezogen werden; daber fie auch Lein-Aal beißen.
Sie nähren fih von Würmern und Warfer:$nfecten, werden mit
Neben und Reufen gefangen und nad abgefchnittenem Kopf in
Weinbruͤh gekocht oder gebraten, und mit Butter und Citronens
faft gegeffen. Der gemeine Dann verachtet fie jedoch wegen der
mwurmförmigen Geftalt und braucht fie nur ald Köder, mozu fie
3 o
36
auch vortrefflich find, weil fie ein zäbed Leben haben und bie
Fiſche Lieber nach Tebendigem als todtem Raube fhnappen. Bloch,
Deutfchlands Fifche TIL. 1784. ©. 45. T. 76. F. 2, Sean
41558. ©. 696. Mustela fluviatilis minor, fig.
2) Die Flußpride oder dad —— (P. fluviatilis)
wird nicht viel länger als 1. und fingersdick, ift voll Quers
rungeln, wie geringelt, bat nurseinen Kreis von Fleinen Zähnen,
2 große im Gaumen und mehrere auf der Zunge; ift dunfelgrün
und filberglängend, und die 2 Rückenfloſſen find deutlich getrennt.
Sie finden ſich faft in, ganz Europa in ſchlammigen Bächen, :
befonder8 im nördlichen Deutſchland und in England in großer
Menge, fo daß man fie, befonders im nördlichen Deutfchland,
zu Millionen fängt. Sie werden geröftet und mit Weineffig und
Gewürz, befonders Lorbeerblättern, in Pleinen Fäßchen in alle
Welt verfendet. Man ißt fie rob und unausgenommen zum Frübs
fü wie Sardellen, aud gebraten mit Nägelein. Sie müffen -
im Winter gefangen merden, meil fie im Sommer zäh und ge⸗
ſchmacklos ſind, auch einen Ausſchlag haben, welchen die Fiſcher
die Räude nennen, halten ſich auch auf dem Grunde zwiſchen
den Steinen auf und ſind daher ſchwer zu bekemmen. Die meis
fien fängt man vom December bis zum April, befonderd mit
Nepen in den Wuhnen ded Eifed, fonft auch in Reuſen; an die
Angel geben fie nicht. Sie leben von Würmern, Waffer-Infecten,
Fifhbrut und auch von Aas. Im Frühjahr begeben fie ſich aus
den Seen und Zeichen in dad ‚fließende Waffer, und zwar, wie
es fcheint, zuerft die Roogner, weil man den April hindurch mehr
fängt, nachher aber umgekehrt noch einmal fo viel Mitchner als
Roogner. In der Mitte May ift das Laichen vorüber; fie bleiben
aber bis zum Herbfte in den Slüffen. Der Laich wird am Ufer
zwifchen Steinen abgefebt und befteht aud fehr vielen Eyern, daher
fie fih auch fo fehr vermehren, aber an dem Wels auch einen
großen Bertilger haben. Der Hauptfang ift im December, weil
fie dann. am fhmadbhafteften find; man ſchätzt die Milchner höher;
ed ift indeffen immer ein ſchwer verdauliches Eſſen und nur als
eine Lederen zu betrachten. Sie werden aud zum Kabeljau= und
Steinbutten- Fang ald Köder gebraucht, und es fol dazu aus
England jährlih eine halbe Million Stück nah Holland verkauft
57
werden. Die curländifchen find die größten und beſten; fie mers
den in Gchnee gepackt weit verfendet: wenn man fie darauf in
kaltes Waffer Iegt, fo bewegen fie fich wieder. Sie wachfen
ziemlich langfam und fcheinen daher alt zu werden; man nimmt
an, daß fie 5—6 Jahre brauchen, um die Länge von 15‘ zu ers
reihen.“ Bey Straßburg heißen fie Berling, und zeigen fich
‚Ende April mit den Querdern, ſchmecken aber dann nicht gutz
verfchwinden, kommen im Spätjahbr mieder und bleiben bis zur
Faftenzeit ſchmackhaft. Sie kommen auch in Surinam und Japan
vor. Bloch, Deutfchl. F. IL ©. 41. 8.78. 51,2. Gesner,
p- 705. Mustela, Lampetra altera, 2erling, fig. Klein,
Missus IH. tab. 1. fig. 3. Kämpfer, Japan I. Taf. 21.
Carus Erl. J. T. 2
3) Die Meerpricke oder eigentliche Lamprete (P.ma-
rinus)
wird über 2° fang und dicker ald dad Handgelenf, ift gelblich
und weiß marmoriert; im Munde find 12 bi8 20 Reihen
von Inorpeligen Zähnen, im Gaumen 2 längere, und auf der
Zunge Eleinere wie eine Säge; die 3 Floffen find deutlich von
einander getrennt und enthalten fehr viele zarte Strahlen.
Sie werden an 3° lang, 3 Pfund ſchwer, zu Zeiten auch
armödid und 4—6 Pfund ſchwer, und faugen fich fo veft an,
daß man zwölfpfündige Steine mit ihnen aufheben Fann, Der
Leib ift vol Schleimlöchher und der Schwanz ziemlich Furz. Die
Zähne fisen nicht in Kiefern, fondern wie hohle Warzen auf dem
Fleiſch. Der Roogen nimmt faft die ganze Bauchhöhle ein und
beftebt aus vielen Lappen oder Blättern; er wiegt an 3 Pfund;
die Eyer find nicht größer ald ein Mohnfamen, woraud man auf
die Menge fchliegen kann. Die Harnblafe fehlt; die Nieren öff—
nen fi hinter dem Mafldarn nah außen, Sie finden ſich in
der ganzen Welt und um ganz Europas, bäufig in der Oft» und
Nordfee, von wo fie im Frühjahr boch in die Oder, Elbe, Wefer,
den Rhein u. f. w., dort bis in die Saale und bier bis Straß»
burg berauffteigen, um zu laihen. Sie find dann ſehr ſchmack—
baft bi8 in den May, nachher aber werden fie zäh und unfchmad;
baft. Man it fie gekocht und gebraten wie den Aal. Wo man
fie häufig füngt, da werden fie geröftet, in Weineffig mit Ger _
58
würz gelegt und in Fäßchen verpadt und verfendet; fie find ins
deffen nur eine Speife für reichere Leute. In England mar «8
Sitte, daß die Stadt Slocefler dem König eine Rampretenpaftete
zum Weihnachtsgeſchenk überreichte. Da diefe Fifhe um diefe
Zeit fehr felten find, fo fol das Stüd eine Guinee gefoftet haben,
Bloch, D. F. II. ©. 38. T. 77. Belon bat diefen Fifch zus
erft befchrieben und abgebildet, ©. 76. Gesner ſpricht meit>
häufig davon, auch vom Namen, der von Lampen, Hängen bers
kommen koͤnne, Lamper, Lamprig, &. 696. Kämpfer, Ges
[bite von Japan L T. 12. ö 2. Fermin, Surinam,
©. 85.
Bd. Andere find Bauchfloffer, wie die Rochen und Hayen,
baben ein querliegended® Maul am Hals unter einer vors
fehenden Schnauze, 5 Kiemenlöher an jeder Seite des Halfes,
ohne Dedel,
Sie werden meiftend ſehr groß; ja es kommen überhaupt
unter ihnen die größten Fifche vor, welche hierinn mit den Walls
flfchen wetteifern. Die Kiefer, find faft ganz verfümmert, und
bagegen find die Gaumenbeine vergrößert nnd tragen die Zähne;
die untern fteben auf einem bintern abgefonderten Stüd des
Unterfieferd. Bey vielen IAuft durch den kurzen Darmcanal ein
fpiralfdrmiged Blatt, Sie haben feine Roogenfäde wie die ans
dern Fifchez fondern die Eyergänge find von den Eyerſtoͤcken ges
trennt, mie bey den höhern Thieren, und die Eyer find ſebr
groß, glatt und vieredig, befteben aus einer lederartigen Haut,
welche fih an jedem Ed in einen Faden audziebt. Sie haben
Peine Schuppen, und ftatt derfelben nur raube Höder oder Nägel,
welche oft in eine hafenförmige Spitze endigen. Die Naslöcher
liegen unter der Schnauze, die Augen darüber oder an der Seite.
Hinter denfelben finden fi oft zwey Stirnlöcher, welche mit
dem Mund in Verbindung ftehen, aber in ihrer Verrichtung noch
nicht beobachtet find. Ben den Männchen hängen neben den
Bauchfloſſen zwey Knochen, welche audfehen, ald mern fie bes
fondere Hinterfchenfel, wie bey den vierfüßigen Thieren, wären,
Diejenigen mit 5 Paar Kiemenlöhern unter dem Halſe
bilden die u
2: Sippfihaft. Die Rochen,
deren Seiten ſich felbft in die Bauchfloffen verwandeln.
3.6, Die Rochen (Raja), Raie, Razza,
baben einen ſehr breiten und uiehengchrääkten Reib vailın einem
ſehr dünnen und langen Schwanz; der quere Mund liegt unter
der langen Schnauze; davor die Naslöcher, die Augen oben
auf dem Kopf und binter jedem ein Stirns oder Spritzloch.
Die ungewöhnliche Breite des Leibes kommt von den Brufl-
floffen ber, welche ganz fleifchig find, und die ganze Seite des
Leibes in fih aufnehmen, fo daß nur die Strahlen frei hervors
fteben. Die Bauchfloffen find fehr klein, fo wie die fenkrechten
Floſſen, wovon die Rücenfloffe auf der Schwanzmwurzel fist. In
den Leiſten oder Weichen find 2 Spalten, welche in die Baus
böble führen, fo daß das Waller freyen Zutritt bat. Die Ever
find vieredig, braun, und die Eden laufen nur in kurze Zipfel
aus, während fie bey den Haven lange gewundene Fäden bilden,
Sie follen ficy bisweilen entwiceln, ehe fie gelegt werden.
Sie finden fih in allen Meeren, und ſchwimmen zur Laichs
zeit fo hoch oben, daß man fie mit Harpunen ſtechen kann. Ibr
Fleiſch ift weiß, zart und febr gefchäßt. In der Nordfee werden
fehr viele gefangen, und theild frifch gegeffen, theild an der Luft
getrocnet und verfandt. In wärmern Ländern gibt es ungeheuer
große, die mehrere Eentner ſchwer werden, und wie ein Scheuer>
tbor ausfeben.
Die meiften haben einen ganz dünnen Schwanz, mie » Ratten:
ſchwanz; bey mwenigen ift er fleifchig und die, fo daß fidy der
Leib allmählich in denfelben verliert. Von jenen haben einige
einen langen Stachel auf dem Schwanz, womit fie fehwer ver:
wunden können;? unter den flachellofen gibt es faft ganz
glatte, andere mit Nägeln auf dein Rüden und befonderd dem
Schwanz. Anatomie bey Monro. Es gibt
a. Pridenartige, melde ganz ſchleimig und glatt find
obne Staheln und Nägel, und einen dicken und fleifchigen
Schwanz haben.
1) Die Zitters oder Krampf»Rochen (Torpedo), Tor-
pille, Tremola, Temblador,
find ganz glatt, ohne alle Staheln, ziemlich rund, mit ſtum—⸗
40
pfer Schnauze und didem, fleifhigem Schwanz, haben Stirn»
löcher und bafenförmige Zähne in mehreren Reihen. Sie haben
alle Floffen und meift 2 Rüdenfloffen, welche eigentli auf dem
Schmanze ftehen. Oben auf dem Leibe liegen meift einige Augens
fleden fehr fommetrifh; am Rand und längd dem Rüdgrath
liegen Fleine Deffnungen, woraus viel Schleim ſickert.
Diefes find die electrifchen, Zitter- oder Krampf-Rochen (RB.
torpedo),
movon man gegenwärtig mehrere Battungen unterfcheidet,
- welche doch wenig von einander abweichen. Es verdient bemerkt
zu werden, daß die Eigenfchaft, electrifche Schläge zu geben, in
Feiner andern Zhierclaffe vorfommt.: Schon Ariftoteleß,
Plinius (XXL 4.) und Aelian (XI. 45.) kannten die Erfchüte
terungen dieſes Fiſches; aber erft Redi (Experimenta, p. 63.)
bat genauere Beobachtungen darüber angeftelt. Kaum berührte
er den Fifh mit der Hand, fo grübelte ed ihm in derfelben. und
im ganzen Arın, der endlich anfieng zu zittern, und der Ellen»
bogen dergeftalt zu ſchmerzen, daß er die Hand zurüdziehen
mußte, Nah Ariftoteled, bey welchem der Fiſch Narce heißt,
fol er im Sande liegen, die über ihm berfchwimmenden Fifche
betäuben und fi) ihrer bemächtigen; nah Cicero (Natura
Deorum II.) bedient er ſich auch diefer Eigenfchaft zur Vertheis
digung, was ihm bey feinem weichen, ftachellofen Leib fehr zu
Gtatten fommt.
DaB electrifhe Drgan gleicht wirklich einer electrifchen Bat⸗
terie oder einem galvaniſchen Becherapparat, liegt auf beiden
Seiten des Nackens zwiſchen dem Kopf, den Kiemen und
den Bruſtfloſſen, und beſteht aus einer Menge ſenkrechter,
haͤutiger, fechöfeitiger Zellen, wie Waben, jederſeits an 4,200.
Jede ſolche Flaſche iſt durch Querwände in Zellen getheilt,
welche mit einer gallertartigen oder vielleicht nervenartigen
Fluͤſſigkeit angefüllt, und von Blutgefäßen und Fäden des um-—
herſchweifenden Nerven durchzogen find. Uebrigens erhält man
Schläge nicht, bloß durch Berührung ded Halfes, fondern jedes
andern Theiles des Leibed; jedoch nicht mehr nad dem Tode.
Der Schlag ift fo flarf, daß er Enten tödtetz allein Funken dar—
zuftellen, ift noch nicht möglich gewefen. Geoffroy St, Hilaire
al 41
—
bat gefunden, daß die nicht electriſchen Rochen ein aͤhnliches Or⸗
gan haben, nehmlich häutige Zellen mit gallertartiger Materie;
aber fie find nicht fo zahlreich und öffnen fi durch Poren nach
Außen, was bey den erftern nicht der Fall if. Er bat den
Zittereochen mit 5 Augenfleden, den Zitteraal und Wels zerlegt,
und mit dem‘ Dornrochen (Raja rubus) verglichen. Es find
Fifche, wie man fieht, welche in verfchiedene Zünfte gehören, und
in den bisherigen Syſtemen weit von einander fteben, in dem
unferigen aber unmittelbar auf einander folgen. Sie gehören
alle den 4 unterften Ordnungen an, ftehen mithin den Fnorpels
artigen oder den fehleimigen und gallertartigen fehr nahe. Redi
und fein Schüler Lorenzini hielten die Röhren für Fleine Muss
fein, und erft Hunter bat den Bau richtig erkannt.
Geoffroy hat feine Unterfuchungen in Alerandrien anges
ftelt. Bey den gewöhnlichen Rochen verlängern fich die Bruft>
floffen bis auf die Seiten des Kopfd; nicht fo beym Zitterrochen,
wo der Zmwifhenraum mit fehdedigen, bisweilen fünf und viers
eigen, boblen Prismen unmittelbar unter der Haut angefüllt, ift,
mie mit einer Honigmabe. Sie find fehnig und enthalten eine
Seuchtigfeit, welche aud Gallert und Eymeiß beſteht; es gehen
dazu 4 große Nervenäfte, welche von einem fehr diden Stamm
fommen, der fih auch bey den andern Rochen findet, Er
tritt etwad vor dem Ohr aud dem Schädel, und gebt zmwifchen
dem Kaumuskel und der erften Kieme zu einer drüfenartigen
Maffe, welche eigentlich der Stod ift, aud weldhem eine Menge
Röhren: kommen, mie beym Zitterrohen, Ein Bündel davon
“richtet fi) gegen die Nafe, ein anderes verbreitet fich auf den
Bauch; dad dritte läuft über den Kaumuskel binter, den Kopf,
und das vierte dehnt ſich über die Muskeln der Brufifloffe aus;
fie hängen ebenfalld an der Haut, und enthalten eine ähnliche
Subftanz aus Gallert und Eyweiß, find aber viel länger, ftehen
nicht fenfrecht, fondern krümmen fih um die Mudfeln, laufen
firahlenartig aus einander, und öffnen fich in der Haut, wodurd)
die Schleimmaffe ausgefondert wird, was bey dem Zitterrochen
nicht der Fall ift, da die Röhren verfchloffen find. Sie werden
daher meiter, und vermehren fich mit dem Alter, Walſh und
42
Hunter baben nur 200 bey jungen Dee ‚4500. bev
alten und 1,200 bey einem großen. ol
Beym Zitteraal beträgt der Schwanz faft den EN Leib,
und enthält dad ungeheure electrifche Organ, wovon ſich Feine
Spur bey den andern Aalen findet. » Es befteht aus vielen wag⸗
rechten Sehnenhäuten nach der Länge des Fiſches, Feinenbalbe
Linie weit von einander und durch fenfrechte Blätter durch—
ſchnitten, die noch viel zahlreicher find, wodurch eine Unzahl von
Zellen entflebt, die mit einer gallertartigen Maſſe angefüllt find;
Dieſe elestrifhe Batterie ift nah Hunter in zwo große und
zwo Fleine Maffen getheilt, wovon jene unmittelbar an der bis
zum Ende des Schwanzes laufenden Schmwimmblafe und den
Ruͤckenmuskeln liegen, und fo did find, daß fie die Hälfte des
Schmwanzed einnehmen; die Fleinern Bündel liegen unten. Die
Zahl der wagrechten Schichten ift 34 in den großen, und 14 in
den Pleinen Bündeln; fenfrechte Blättchen gibt es unendlich viele,
240 auf feden Zol. Die Nerven dazu fommen vom Rücken—
marf, und nur wohn Zmeige fommen von dem großen Seitens
nerven.
Beym Zieter weis verhält ſich dieſes Organ wieder ans
ders, liegt weder an den Seiten des Kopfes, noch unter dem
Schwanze; ſondern umgibt den ganzen Leib, unmittelbar unter
der Haut, und beſteht aus einem ſo dichten Zellgewebe, daß man
ed für Speck anſehen möchte. Es find aber ebenfalls febnige
Fafern, welche fih durchfreugen, und unter der Linfe ald em
Netzwerk erfcheinen, deffen Zellen ebenfalls mit Gallert angefüllt
find. Es dift mit einer Sehnenhaut bedeckt, Öffnet fich nirgends
nach außen, und befommt Zweige vom Seitennerven, der zum
achten Paar gebört. Es gibt daher Feinen eigenen Nerven für
die electrifchen Drgane, und die Zellen find fehr verfchieden.
Diefes Organ beftebt mithin mwefentlich aus Leitern, nehmlich Nerven
und Gallert, und aus Sfolatoren oder fehnigen Blättern. Es ift
merkwürdig, daß die Araber den Zitterrodhen und Zittermeld
Raaſch, Blip, nennen, ald wenn fie eine Ahnung von der
Aebhnlichkeit beider gehabt hätten. Annales du Mus. I. 1802.
p- 392. t. 26. |
Ueber die Auseinanderfepung der Gattungen bat Dr. v. DT»
43
fer8 eine eigene Abhandlung in den Schriften der Berliner
Academie gefchrieben. 1831. T. 1—3.
2) Die gemeinfte und befanntefte Art ift die mit Augenfleden
(R. torpedo ocellata, narke),
findet. fich im mittelländifchen Meer, und. ift faft ganz fchei>
benförmig, mit fuchsrothem Rüden und 5 blaufhmwarzen Augens
fleden darauf, welche im Fünfeck ſtehen; bisweilen ſteht dazwi⸗
fhen noch ein fechster.
Diefer Fifh kommt übrigens aub an England, Frankreich,
Africa und Dftindien vor. Bey Neapel find fie vom July bis
gum September nicht felten, und im Auguft machen fie Junge.
Er wird mit Negen und Angeln gefangen, woran man einen
Zifch beveſtigt. Sein weiches «und fchleimiged Fleifh wird. nur
vom gemeinen Mann gegeffen, Bloch, A. F. J. 44. T. 122.
Salviani. T.48 Willughby T. D, 4. Lorenzini T. 1.
5. 1. Blumenbachs Abbildungen T. 57. Geoffroy Ann,
Mus. I. t. 26. £. 1. Dlferd T. 1. 8. 1-4.
3) Faft eben fo gemein und befannt ift der marmorierte
(R. torpedo),
welcher fich im mittelländifchen Meere findet, jedoch auch
an Frankreich und felbft in Oflindien vorfommt. Er. ift länglich
fheibenförmig, vorn abgeftupt, gewöhnlich eine Spanne breit,
leberbraun,. meift weiß und. braun marmoriert und braun ges
düpfeltz 2 Rüdenfloffen auf dem Anfang des Schwanzed.
Es gibt welche, die 1—2 Fuß breit und 15 Pfund Schwer wers
den, Sie bringen im Frühjahr lebendige Junge zur Welt. Sind
langſam und furdhtfam, und fleden meiftend unter dem Sand
oder dem Schlamm; geben ſolche electrifhe Schläge, daß der
Arm eine Zeit lang gelähmt wird, die fohnellften und größten
Fiſche nicht mehr mweiter Fommen, und fodann von ihnen verzehrt
werden. Belon Poiss. p. 79. Fig. Rondelet ©. 287. 3. 2.
Reaumur Mem. Acad. 1714. p. 344. Fig. Gronov. Zoop! ,
1.9 f. 3. Walsh Philos. Transactions 63. 1773. p. 461.
tab. 19. fig. 13. Hunter ibid. pag. 488, Risso t. 3
f. 4. Russell 1803. t. 1,2. Carus, Erläut. I. T. 2.
Alexander v. Humboldt und Gap⸗-Luſſac haben in
Neapel Verſuche mit diefer Art angeftelt, und Folgendes gefuns
44
den: die Wirkung ift zwar fchmächer als beym Zitteraal, aber
doch ſchmerzhaft bey einem fhublangen Fiſche. Er gibt Schläge
unterm Waffer; menn er ſchwächer wird, fo empfindet man nur
etwas beym Heraudziehen aud dem Waffer. Der Zitteraal vers
fest Schläge, ohne irgend einen Theil feines Leibes, weder Kopf
noch Floffen, zu bewegen, gerade wie wenn ein Menſch von einem
Gedanken oder von einer Empfindung zur andern übergeht; der
Zitterrochen dagegen bewegt bey jedem Schlag feine Brufifloffen
krampfhaft, und der Schlag wird ftärfer empfunden, wenn eine
größere Fläche berührt wird. Die Schläge find bey beiden will»
führlih; man befommt nicht bey jeder Berührung Schläge, wie
bey einer Lepdner Flaſche. Man muß das Thier reizen, und
dann kann es nady Belieben eine Menge Schläge nad) einander
geben. Man empfindet den Schlag, wenn man nur mit einem
Finger eine einzige Stelle des electrifhen Organs berührt, oder
wenn man eine Hand oben, die andere unten hinbringt; auch ift
gleihgültig, ob man ifoliert iſt oder nicht; im erften Fall
aber muß der Fiſch unmittelbar, und nicht durch einen Leiter, bes
rührt werden. Legt man den Fifh auf eine metallene Platte,
. und hält diefelbe mit einer Hand, fo empfindet man nicht, wenn
eine andere ifolierte Perfon dad Thier reizt, wohl aber, menn
man ed felbft mit der andern Hand berührt, oder auch eine ans
dere Platte darauf Iegt. Stoßen aber diefe Platten an irgend
einer Stelle zufammen, fo hört die Empfindung auf, Das feinfte
Electrometer zeigt Feine Spannung, man mag die Verſuche ans
ftelen wie man will. Die Zitterfifche wirken auch außer dem
Waſſer. Bilden mehrere Perfonen eine Kette, fo nehmen fie den
Schlag nur wahr, wenn ihre Finger naß find, oder wenn fie Me»
talftäbe in einem ifolierten Waffertropfen fteden. Uebrigend muß
man den Fifch immer unmittelbar berühren; beym Galvanifieren
eined Frofches ift diefed bekanntlich nicht ngchis Annales de
Chimie Vol. 56. 1806. p. 15.
b. Eigentlihe Rochen, mit einem dünnen NRattens
fhwanz, und einem rautenförmigen, rauhen Leib.
4) Einer der gemeinften ift der Glattrochen (R. batis)
in der Nordfee, gewöhnlich 2° breit, rautenförmig, grau und
ſchwarz gedupft, taub, aber ohne Stacheln, mit Ausnahme ded
45
Schmanzed, worauf eine Reihe läuft. Im Munde Stegen mehrere
Reiben fpibiger Zähne. Er wird häufig in der Nordfee gefangen,
in Meerwaffer gekocht und mit Butter und Senf gegeffen. . Im
Frühjahr fchmedt er am beften, wird aber vom May an bis
zum September, wo er dig Jungen von fich gibt, immer fehlechter,
im Winter wieder beffer. An Schleswig und Holftein, wo fie
bäufig vorfommen, merden fie getrod'net und verführt. Die JB»
länder behandeln fie wie den Stodfifh, und fieden Thran aus
der Leber. In wärmern Gegenden fängt man bisweilen, die 4
bis 5° breit, 1 dick und 2 Eentner fehwer find. Willugbby er»
zählt von einem, der 120 Menfchen gefättigt habe. Er ift übers
haupt die größte und fhmadhaftefte Gattung diefes Geſchlechts.
Bloch, D. F. I. 54. T. 79. Rondelet ©, 348. Sal⸗
viani T. 52. Willugbby 8. C, A.
5) Der Nagelrodhen (R. clavata)
ift gewöhnlich 2° breit, bräunlic und weiß gefledt und zer»
ftreut mit Nägeln befept, welche eine krumme Spige haben, mie
die Rofenftacheln, beſonders laͤngs dem Ruückgrath, auf den Schuls
tern und über den Augen, am Schwanz in 2 Reihen. Er wird
häufig in der Nordfee gefangen, aber megen feined zähen Fleis
fhed nur vom gemeinen Mann gegeffen; an Norwegen madt
man Thran and-der Leber, und verkauft den Fiſch getrocdnet ald
Schiffsvorrath; die Isländer verzehren fie erft, wann fie ganz
faul find. Man fängt fie mit der Grundangel, woran ein Stüd
Häring oder Sandaal hängt, am bäufigften im Juny und July,
wo fie fih dem Strande nähern, um die Jungen zmwifchen die
Meerpflanzen abzufegen. An der Infel St. Chriftoph hat man
einen barpuniert, der 42° lang und 10 breit gemefen; 10 Mas
trofen waren kaum im Stande, nur die Leber fortzufchaffen.
Bloch, D. F. II. 65. T. 83 der Milchner; T. 84 der Roog⸗
ner, unter dem Namen Dornrochen (R. rubus).
6) Der Dornrochen (R. rubus)
ift Faum davon verfchieden; es fehlen ihm nur die dicken
Nägel mit den. Hafen; findet fih auch an denfelben Drten.
Pennant II. 82. T. 9, Lacépède I. 107. %. 5. 8.13.
Es gibt einen Rochen, welcher durch ſeinen dicken Schwanz
und 2 getrennte Nücenfloffen, fo wie durch Eleinere und abge»
46
fegtere Bruffloffen den Uebergang zu den Hanen madt, aber die
Kiemenfpalten ftehen unter dem Halfe, wie bey den Achten Ro⸗
chen; die Zahne gleichen einem Täfelmerf,
c. Hapyenartige, mit glattem Leib, didem Schwanz
und 2 Rüdenfloffen.
7) Der Engelrochen (R. rhinobatos),
welcher an 3° lang wird, aber nur 4 breit und 12 Pfund
ſchwer ift, oben dunkel, unten röthlichweiß mit chaarinartiger
Haut und einer Reihe fpitiger Höcder auf dem Rüden; der
Schwanz beträgt die halbe Leibeslänge, und die erſte Rücken—
floffe fteht auf feiner Wurzel, Die Schnauze ift lang und ſchmal,
und hinter den Augen ftehen die Stirnlöcher.
Er findet fih häufig im Mittelmeer, befonder8 in der Nähe
von Neapel, und nah Fordfal auch im arabifhen Meerbufenz
die Alten haben geglaubt,; er fen ein Zmwitter von einem Rochen
und dem Engelbay, weil er jenem in feinen vordern, fo mie
diefem in feinen bintern Theilen gleiht. Ariftoteles VI. 11.
Plinius IX. und L. 1. Daher fommt auch der neuere Name
Squatino-Raja. Belon Pisces 78. Salviani 453. Ges
ner 1084. - Willugbby 79. D. 5. F. 1.
d. Störartige, mit einem Stachel auf dem Schwanz,
8) Der Stehrodhen (R. pastinaca)
wird etwa 1° groß und 6—8 Pfund fehmwer, ift ziemlich
glatt und fchleimig, olivenbraun, und bat in der Mitte des düns
nen, floffenlofen Schwanzes einen 2—3' langen doppelzähnigen
Stachel, womit er gefährlich verwunden kann, ohne Zmeifel weil
er das Fleifch zerreißt und nicht zerfchneidet. Man hat ihn daher
für giftig gehalten, und die Alten, bey welchen der Fifh Trygon
et Pastinaca beißt (Plinius IX. Eap. 24, 42, 48), maden
ihn fo gefährlich, daß jedes Gefchöpf rettungslos verloren. fen,
das damit verwundet würde; ja nadı Aelian (XIH. Eap. 5, 6.)
fol der größte Baum abfterben, wenn er mit diefem Stachel ge=
—ritzt wird. Oppian macht ed noch ärger, und Yäßt ihn fogar
Felfen zerfreffen. Die Dichter Liegen daher den Ulnifed von
dem Telegon, feinem und der Eirce Sohn, durch einen Pfeil
mit diefein Stachel tödten. (Ddyffee und Oppian II.)
47
.. Nascitur extrema.cauda penetrabile telum
Trygoni, sunt telo vires, tetrumque venenum. —
In jaculo mater donavit Daedala Circe
Telegono nato telum, ut prosterneret hostes:
Hine Ithacae appulsus, magni genitoris abegit
Armenta, et celarum belli virtute parentem
Letifero incautus misit mucrone sub Orcum. —
Et multa expertum Trygon mactavit Ulyssem
Atque ducem solo prostravit vulnere tantum.
Oppian Halieut vid. Ciofanius ad Ovidii Trist. I. E. 1. 114,
Die Americaner bedienen ſich deſſelben als Pfeilſpitze. Ohne
Zweifel halten ihn aus demſelben Grunde die Japaneſen für ein
Gegengift, und tragen ihn befländig mit ſich. (Kämpfers
Reife 155.) Daß er damit andere Fiſche verfeht und fängt, ift
wohl zu glauben; nah Pliniud fol er felbit die Hapfiſche ans
fallen. Der Schwanz ift, nah Baſter, nie rubig, fondern
ſchlägt beftändig bin und ber, vorzüglich nad oben, fo daß er
nicht nur große Fiſche, fondern andere Rochen tödtet; einen
Fiſcher hat er durch ſehr harte Stiefel. hindurch fo verwundet,
daß er ſehr viel Blut verloren bat. Es ift gewiß, daß foldhe
Wunden fchwer heilen, allein im Stachel, der aus dem Schwanz
geſchnitten 4—5 Zoll lang ift, findet fih durchaus Feine Höhle,
welche auf Gift fchließen ließe. Es wächst im Herbft ein neuer
Stachel unter dem alten nah, und dann fällt diefer aus. Der
Schwanz ift bi8 zum Stachel ganz glatt und rund, bat 1 im
Umfang, und wird dann plötzlich fo dünn wie ein Rattenfchwanz.
Der Stachel hat jederfeitd, oben und unten, über 80 feine Zähn-
chen oder Widerbafen, fo daß man ihn nur mit den größten
Schmerzen aus der Wunde ziehen Fann. Die holändifchen Schif—
fer Fochen Del aus der Leber, und bewahren ed in einem Glafe
auf, ald ein fehr gutes Mittel bey Verletzungen; e8 fol auch
gegen Kräge und Ausſatz ſehr heilfam feyn. Opuscula II. p. 33.
t. 4. f. 5—10, der Stachel.
Er findet fih um ganz Europa und auch in andern Welt»
tdeilen, ift wegen feined zähen Sleifches, mit Ausnahme der Le
/
48
ber, wenig geachtet. Bloch, D. F. III. 62. T. 82. Belon
©. 94. Willughby T. C, 3.
_ 9) Der Chagrin:Roden (R. sephen).
iſt ziemlich feheibenförmig, A’ breit, graubraun, unten blaßs
roth, bat auf dem Rüden flache Höder, unter dem 2° langen
Schwanz eine ſchwarze Längshaut als Steißfloffes oben darauf
2 gezähnte Stacheln. Fordfal, ©. 17, bat diefen Fiſch, wel⸗
cher dem vorigen fehr gleicht, im rothen Meer entdedt, und Las
cepede, I. ©. 167, bat gefunden, daß der unter dem Namen
Galuchat befannte feine Chagrin, den man gewöhnlich grün
färbt, und womit man die zierlihen Zutterale und Käftchen übers
zieht, die Haut deffelben ift, und nicht von einem Hayfiſch ber-
sührt, welcher nur den groben Chagrin liefert, womit größere
und weniger Foftbare Futterale und Käftchen überzogen merden.
Diefer hat harte, feine Körner, jener aber große und rundliche
Höder. Der Galuchat ift ein beträchtlicher Handeldartikel, wel
cher über England kommt; er befteht gewöhnlich aus der obern
Haut des Kopfed, des Leibed und des Anfangs ded Schwanzes,
und zeigt die 3 größeren und weißlichen Höder auf dem Rüden,
wie fie fih beym Sephen finden, Diefe Häute fommen in vers
fchiedener Größe vor, biß zur Länge von 2° und 7° Breite, Andere
behaupten übrigens, daß diefer Chagrin von einem andern Thier
berfomme, und nur durdy Zubereitung fo verfeinert werde, weil
Forskal nichtd davon fagt, und man in den ägyptiſchen Läden
nichts davon findet. Die Sache ift alfo noch nicht abgethan.
Der Fiſch Fommt audy mit einem einzigen Stachel vor, und biß>
weilen 6° breit: dann ift der Stachel, welcher auch für giftig ges
halten wird, 4‘ Yang. Die Zähne haben nur die Geflalt von
Körnern. Sonnint IT. ©. 242. Ruffell T. 1. 5 3.
40) Der Adlerrohen (R. aquila)
bat einen ähnlichen Stachel, aber eine Floffe auf der —
wurzel. Der Kopf ſpringt mehr vor, und dadurch bekommt der
Fiſch einigermaaßen die Geflalt eines Adlerd; die Zähne find
Platten, die mie Täfelwerf an einander liegen; die Bauchfloffen
fehlen. Er ift übrigens bleyfarben, findet fich felten in der Nords
fee, aber häufig im Mittelmeer, und wird ebenfalld für giftig
gehalten. Die Fifcher hängen die Leber an die Sonne, und
49
brauchen das auströpfelnde Del wider die Gicht. Gewöhnlich
mißt der Leib im Durchmeffer 124 Schub, und wiegt 44 Pfund;
im Mittelmeer fol e8 3 Centner ſchwere geben; fie Fommen je
do nur zwey⸗ und dreypfündig auf den Marft von Nom, und
werden nur vom gemeinen Mann gegeffen, mit Ausnahme der
Leber, welche auf die Tafel der Vornehmen kommt. Die Fifcher
Schneiden ihm aus Vorficht, fo wie auch dem vorigen, den Stachel
ab. Ben den Alten Fommt er unter den Namen Aquila oder
Aötos vor Bloch IH. 59. Taf. 81. GSalviani ©, 147
Willugbby T. C.2. Gedner ©. 75. Fig.
41) In den beißen Meeren begegnet man bisweilen Niefene
oder Horn-Rochen (R. cornuta s. cephaloptera)
von ungeheurer Größe, oft wie ein Scheuerthor, deren
Bruftfloffen wie 2 Hörner vor dem flumpfen Kopfe bervorragen;
fie haben fehr kleine Zähne, wie der Stechrochen, die aber wies
der fein gezähnelt find,
Schon ältere Reifende haben nicht felten von ———
Rochen in der Nähe des Aequators geredet, welche die Mas
trofen Meerteufel nennen; am füdlichen America heißen fie
Manatia, wahrſcheinlich wegen ihrer Aehnlichfeit in der Größe
mit dem Manati oder famantin. Schon 1685 erzählt ein Schrifte
fteller (Voyage ä Siam, fait en 1685. p. 28.): „Großer Lärm
unter den Schifföleuten; alles fchrie: da ift der Teufel, man
muß ibn fangen. Alles griff zu den Waffen, und man fah nichts
als Spieße, Harpunen und Flinten. Ich lief felbft herbey, und
fab einen großen Fifh, mie einen Rochen, außer daß er zwey
Hörner batte, mie ein Ochſe. Er that einige Sätze, und war
immer von einem weißen Fiſch begleitet, der von Zeit zu Zeit
aufs Plänkeln audgieng und fi dann wieder unter dem Teufel
verſteckte. Diefer trug zmifchen feinen Hörnern einen Eleinern
grauen Fifh, den man des Teufels Lootfen nennt, meil er ihn
leitet und Fneipt, wenn er Fifche bemerkt; und dann fchießt der
Teufel wie ein Pfeil darauf los. Ich erzähle diefed Pleine Abens
tbeuer, mweil ich es felbft geſehen * Wir waren 6 Grad vom
Aequator.“
Barrere (France — 1741. p. 177.) fagt: fie
feyen einem ungebeuren Rochen über 20° groß begegnet, welcher
Okens allg. Naturg, VI. h
PD
weit aus dem Waſſer gefchnellt, ER und ſich dann. mit. einem
fürchterlichen Getös habe fallen laffen; er kaͤmpfe mit dein
Schwerdfiſch; auch Sparrmann (Reife 1776. I. ©. 4.) traf
diefen Fifch gerade unter dem Aequator an, aber nur 6—8’ lang.
Er fol. den Perlfiſchern in den indiſchen Meeren ſeht gefähr-
lich feyn.
\ Umftändlicher befhreibt Levaillant (2. Reife III. © 513.):
Unter 10 Grad Nordbreite bemerkte man plöglih 3 Meerteufel
um dad Schiff, wovon jeder mit den Fleinen Lootſen⸗Fiſchen ums»
geben war, welche gemöhnlich vor den großen Hayen herſchwim⸗
men. Jedem faß auf jedem Horn, die wie Arme oder Halb»
monde vor dem Kopfe ftanden, ein meißer, armsdicker und 1"),
langer Fiſch, ald wenn fie Wache hielten: denn näherte ſich einer
der Meerteufel dem Schiffe, fo, verließen fie ihren Poften, ſchwam⸗
men burtig vor ihm ber, um ihn zu entfernen. Stieg er zu hoch
im Waſſer, fo ſchwammen fie beftändig auf feinem Rüden ums
ber, bis er tiefer gieng; ſank er aber zu tief, fo verfchmanden fie,
wahrſcheinlich um ihn von unten anzuftoßen:. auch ſah man ihn
fogleich wieder fleigen, und dann nahmen die Wachen wieder
ihren Poften auf jedem Horn ein. E8 gelang, den Fleinften diefer
Rochen zu fangen; er war dennod 28° breit und 21 lang bis
zue Wurzel des Schwanzed, der nur 22° lang war. Das
Maul war fo weit, daß er leicht einen Menfchen verfhluden
Fonnte; der Rüden braun, der Bauch meiß. Man fchähte ihn
auf 20 Eentner. Man verfuchte allerley Köder, um die Schild»
‚wachen zu befommen, aber vergebend; wahrſcheinlich leben ſie
von den Auswürfen der Rochen, und ſtehen BansE in folch freunds
fhaftlihem Verkehr mit ihnen,
Dieß ift wahrfcheinlih die Manatia (R. ——
von welcher Lacepede eine Abbildung erhalten bat (Pois-
sons I. 8 ©. 115. 3.7. $.2.). Sie fand fih in Südamerica,
in der Nähe ded Aequatord, und war über 15° lang bis zum
Ende des Schwanzes. Der Leib mar rautenfdrmig, breiter als
lang, 9° breit; der Kopf Flein, vorn quer abgeftust, 1*/s’ breit,
und an den Eden ftanden 10° lange Hörner oder Obren hervor,
welche aber nicht bobl waren, und überhaupt Fein befonderes
Drgan enthiekten. Dad quere Maul lag nur 6° binter dem
>
51
Kopfrand, und war 10° breit; die Naslöcher davor; die Augen
an den Seiten, und binter jedem ein Stirnloh. Die Haut war
glatt ohne irgend einen Stachel, aber auf dem Rüden in einen
Cameelbuckel erhaben; die Bauchfloffen Elein, Feine Rückenfloſſen,
aber eine gabelige Floffe am Ende des dünnen Schwanzes. Die
Hörner find fehr beweglich, und dienen wahrfcheinlich dem Fifche
zum Fühlen. Unterfcheidet fih vom Mobular durch fürzere
Hömer, durch den Mangel der Rückenfloſſe und die Anmwefenbeit
einer Schwanzfloffe; die Spitze der Brufifloffen liegt weiter vorn,
und die Färbung ded Ruͤckens ift faft ſchwarz. T. 7. F. 2.
" Dubamel bat einen folhen Fifeh unter dem Namen Mo—
bular (R. mobular) befannt gemacht und abgebildet (Päches U.
1769—82. p. 293. t. 17.), welcher 1723 bey Marfeille in einem
großen Stellnetz ‚gefangen murde. Er war 10. lang mit dem
Schwanz, und wog 6 Centner; die Hörner maßen 2°; die Augen
ftanden auöwendig am Grunde derfelben, faft wie beym Hammers
bay; dad Maul 1° 3° breit, und dahinter 5 Kiemenfpalten, Die
Seiten des Fifched, oder eigentlich die Brufifloffen, waren ſehr
breit, dreyzackig, und ſahen aus wie die Flügel eines ungeheuern
Raubvogels; der Buckel auf dem Rücken glich einer niedrigen
Pyramide, dahinter eine Floſſe; die Bauchfloffen 1° 2° lang;
der Schwanz 4*/,‘, fehr dünn und ohne alle Floffen; der ganze
Leib glatt ohne Höcker und Stacheln.
Er findet fih auch im atlantifhen Meer bey den Azoren
und den Antillen.
Endlich hat Giorna zu Turin wieder einen im Mittels
meer entdedt. Er war ungefähr 1'/” Yang und 47, breit; der
Schwanz dreimal fo lang ald der Leib und ohne Floſſen; das
Gewicht betrug *, Centner. Die Färbung ift oben dunkelbraun,
an den Rändern olivengelb; auf der Schwanzwurzel fteht ein
fehr langer Stachel, und davor eine Fleine Floſſe. Er zeigt fich
im Jung, ift aber unfhmadhaftl. Risso Productions II.
p- 163. tab. 5. fig. 10.
Noch fand man im Mittelmeer einen ähnlichen Fiſch, deffen
Leib 6° lang, 11 breit, und der Schwanz ebenfo lang war (R.
massena), von dem vorigen durch mehr ausgefchweifte Bruftfloffen
und einen pfeilförmigen Schwanzftachel verfchieden. Der Roogner
4%
52
mog 12 Centner. Er brüfte beym Fang wie ‚eine Kub, als
ihm die Schwanzfpige im die Kiemen fam. Der Milchner
trieb fih 2 Tage lang um dad Ne umber, und wurde fodann
todt darinn gefunden, Er wog nur 8 Centner. Riſſo, Ichth.
©. 35.
e. Andere mit den Kiemenlöchern an den Seiten bilden bie
ER 3. Sippfdhaft. Die Haven
mit fpindelförmigem Leib und einer chagrinartigen Haut.
4.6. Die Hayen (Squalus)
baben einen fpindelförmigen Leib mit einem diden Schwanz;
die Augen und die Kiemenfpalten an der Seite, Mund aber und
Naslöcher unter der ſpitzigen Schnauze, meiſt zwey Stirnlöcher
hinter den Augen.
Die Haut iſt ohne Nägel, Staheln und Panzer, entweder
ganz glatr, oder voll harter Körner, und bildet dann den foge-
nannten Chagrin. Dad Maul ift mit Zähnen wie gepflaftert,
und die meiften find lanzenfürmig und wieder gezähnelt; Die
Schwimmblaſe fehlt wie bey den Rochen. Sie haben auch in
den Leiften Spalten, melde in die Bauchböhle führen; bey dem
Milchnern Yiegen neben den Bauchfloſſen die fehenfelartigen Ans
bängfel. Die Knochen laffen fih ganz in Schleim auflößen, und |
enthalten faft gar Feine Kalferde. Die hintern Zahnreihen find
Heiner und anfangd im Zahnfleifch verborgen; man glaubt, daß
fie immer nachwachſen, wenn die großen audgefallen find,
Sie find die größten Fiſche, und manche erreichen eine
Ränge von 5—6 Klafter, eine Die von einem Klafter, und ein
Gewicht von 15 Centner, Fönnen daher fehr leicht Menfhen und
felbft Pferde verfchlingen. Sie find überhaupt gefährlidhe Raub—
thiete, welche aud Fein Aas und keinen Abfall aus der Küche
verfehmäben, und daher gewöhnlich den Schiffen folgen. Sbre
Eyer find Iederartig, haben die Geftalt eines langen Vierecks,
und laufen an den Eden in lange, gemundene, hoble Fäden aus,
Die Jungen entwideln fit) gewöhnlich darinn, ehe fie gelegt
werden. Sie finden fih in allen Meeren, felten in der Oſtſee,
und werden entweder mit großen Neben oder mit Angeln an
einer Kette gefangen, weil fie die Stride mit ihren Zähnen bald
zerreißen würden. In Grönland fängt man fie in Wuhnen, wo⸗
53
bin fie fommen, um Luft zu fehöpfen und die dort verfammelten
Fiſche zu freffen. Ihr Fleiſch ift hart und fchlecht, und wird- im
Norden nur aus Noth, und nur von den jüngern Thieren ges
geffen. Man fängt fie um ihrer Haut und Leber willen, indem
man jene ald Chagrin, und im Norden auch wohl als Leder
braucht, die Tegtere aber zum Gewinnen des Thrand, wovon ein
20 Schub langer über 2 Tonnen liefert; eine Tonne Leber gibt
eine balbe Thran. Im Eismeer wollen Pontoppidan,
Gunner und Zorgdrager foldhe Hayen gefeben haben, die
8—ı12 Klafter Yang gemefen ſeyen; ein einziger gab 15 Tonnen
Leber. Selbft im Mittelmeer gibt e8, nah Rondelet und
Gillius, Hayen, die 10, ja 40 Centner ſchwer find. Die meis
fen waren ſchon dem Ariftoteles befannt.
Die einen haben flache, meift dreyedige und am Rande ges
zähnelte Zähne, und find Naubfifche; andere haben nur Tafels
zähne, wie ein Steinpflafter, und Ieben von Krebfen und Schal:
thieren.
Bey dieſem zahlreichen Geſchlecht Jaͤßt es ſich zeigen, wie
die Gattungen wieder in ihrer Entwicklung die Stuffen ihrer ra
nung zu. durchlaufen fuchen, Sie theilen fih zunädft ,
‚Enorpelfifhartige, meldartige und ———
Die erſten haben ſcharfe Zähne, und dad Maul unter der
Schnauze; die zmeyten dad Maul am Ende; die dritten haben
Pflafterzähne.
A. Knorpelfifhartige Hayen: die Zähne fpibig, daB
Maul unter der Schnauze, Diefe zerfallen wieder in priden:
artige, rochenartige, bayenartige und flörartige,
a. Pridenartige: Leib fchlanf, beide Rückenfloſſen ſtehen
binten auf dem Kreuz; Stirnlöcher und Gteißfloffe. Scyllium.
41) Der Katzenhay (Sy. canicula), Grande! Roussette,
ift der Pleinfte Hay, und wird Faum über eine Elle Yang,
rauh wenn man ihn rückwärts ftreicht, glatt aber umgekehrt;
röthlich mit fehr vielen Fleinen ſchwarzen Flecken; beide Rüden
floffen ftehen weiter hinten als die Bauch und Steiß-Floſſe.
Findet fih um ganz Europa, vorzüglich aber im Mittel»
meer, und ift ein fehr gieriger Naubfifch, welcher der Fiſcherey
ſehr ſchadet, dafür auch ſehr verfolgt wird. Er hält ſich ge
54
mwöhnlih am Strande im Schlamm auf. Das Fleifh ift fchlecht
und hat einen thranigen Gefhmad. Bloch, 4. F. IL 21.
T. 114, unter dem Namen Squalus catulus. Rondelet
1554. ©.380. Canicula,. Scyllium Aristotelis (Gesner 1558.
©. 195. Fig.). Salviani 1554. T. 45. Catulus (minor),
Gatto (Willughby 1686. T.B, A. Fig.) Bey Venedig
Gatta schiava, bäufig, höchſtens 14 Pfund ſchwer; die Haut
wird zum Polieren feinerer Holzarbeiten verwendet. Martens,
Reife II. 408. _
2) Der Pantherhay (Sg. catulus et stellaris), Petite?!
Roussette, Rochier,
faſt ganz wie der vorige, wird aber 2 Ellen lang, und hat
eine fehr harte und raube Haut, fo daß man Holz und Elfen»
bein damit polieren kann, ift röthlih, und bat meniger große,
zerftreute, ſchwarze, meift ringförmige Sleden, heißt daher auch
der getigerte Hay. Die Rüdenftoffen ftehen gerad über den
Bauch: und der Steiß-Floffe. Findet fih um ganz Europa, in
Menge aber im Mittelmeer, wo er fehr verfolgt wird, meil er
dem Fiſchfang ſchadet. Sein Aufenthalt it gewöhnlich im hoben
Meer und zwifchen Klippen, er wird daher weniger gefangen 5
dad Fleifch ift aber beffer ald vom vorigen. Rondelet, Cani-
cula saxatilis p. 383. Fig. (Gesner ©. 19. Fig.) Sal-
viani t. 45, Catulus major, Scorzone. Bey Venedig Gatta
d’Aspreo, häufig. Bloc, Q. 8. I. 16. T. 112. Sq. canicula.
b. Rochenartige: der Kopf niedergedrüdt, die Augen
zur Seite auf Hörnern. Zygaena.
3) Die Hammerfifche (Zygaena)
baben die Geftalt und die Floſſen wie der Rieſenhay, auch
fehlen ihnen die Stirnlöcher; aber fie weichen von allen Fifchen
dadurd ab, daß ihre Augen am Ende von 2 armfürmigen Sei»
tenverlängerungen ded platten und flumpfen Kopfed ſtehen, wo—
durch er die Geftalt eined Hammerd erhält; der Mund unten
und die Nadlöcher davor nahe am Kopfrande, Die Zähne find
dreyeckig und ſägenförmig und ſtehen in 5—A Reiben.
Der gemeine (Sg. zygaena)
ift gewöhnlich manndlang, raub und grau, die Wurzel der
Sloffen ſchwarz und alle mondförmig; die erſte Rüdenfloffe iſt
55
groß und ftebt weit vorn, Er findet fih vorzüglih im Mittel:
meer, aber. au im atlantifchen bi8 nad) Weftindien und wird
bisweilen 12° lang, 8 im Umfang und 5 Gentner ſchwer; bält
fih gewöhnlich an fehlammigen Drten auf, ift ein fchädlicher
Raubfiſch, wagt fih unter die Schiffe auf den Nheeden und
greift felbft Menſchen an; daher wird er überall verfolgt und e8
gibt wenig Reifen, wo man nicht -Befchreibungen und Abbilduns
gen von ibm findet. Er wirft 10—12 Junge fur; nach einander,
Am meiften wird er in der Nähe von Smyrna gefangen. _ Sein
Fleiſch iſt zäh, riecht und fhmedt ſchlecht; dennoch wird ed von
den Arabern gegeſſen, die Leber zu Thran und die Haut als
Chagrin zum Polieren gebraucht. Bloch, A. F. J. 29. T. 117.
Gesner, 1254. Fig.
6 Eigentliche Hayen: breite Schneidzähne, die erſte
Rückenfloſſe vor den Bauchfloſſen.
Es gibt ohne Stirnlöcher, aber mit einer Steißfloſſe.
4) Der blaue (Sg. glaucus)
findet fih gewöhnlich im Nordmeer in der Größe von 23°
und ſchenkelsdick, fol aber 10 und 45° lang werden; er ift glatt
und fchieferblau, hat fehr lange und fpipige Bruftflojfen, gezäbs
nelte Lanzenzähne in 4 Reiben, eine Steißfloffe, aber Peine Stirn»
löcher. Die zwey Rückenfloſſen fleden weit vorn. Er macht be—
fonder8 Jagd auf die Alofen, und erfcheint dann in Menge an
den Küften von England und Franfreich; er verfchlingt auch
Thunnfifche, und fol fogar Menſchen anfallen. Sein Fleiſch iſt
zäh und übelriechend; die Leber aber wird gefchäßt. Bloc,
D. $. II. 78. T. 86.
5) Der Rieſenhay oder der Menfhenhay (Sg. car-
charias), Requin,
wird 4 Klafter lang, ift fpindelförmig und bat eine chagrins
artige, graue Haut, mit mehr ald 400 lanzenförmigen Zähnen
in 6 Reihen, die oben wieder an beiden Rändern gezäbnelt find.
Diefe Zähne können fie aufrichten und Tegen, weil fie nur
in Hautzellen fteden; fie folen immer nachwachſen, wenn die
alten ausgefallen find. Man findet oft dergleichen verfeinert
unter dem Namen Schlangenzungen. Er fcheint fih in allen wär»
mern Meeren zu finden, und nicht felten im Mittelmeer, wo er
56 .
ſich meiftens in der Tiefe aufhält. Er iſt aͤußerſt gefraͤßig,
und verſchlingt alles was ihm vorkommt, Schollen, Robben und
Thunnfiſche, mit denen er manchmal an Sardinien in die Netze
geräth und gefangen wird; man hat daſelbſt in einem 3—4 Cents
ner fehweren gegen ein Dugend unverfehrte Thunnfifche gefunden
(Cetti III. ©. 73.). Er fallt febft die Menfchen an, wenn er
ihrer babhaft werden Fann, und man bat bievon traurige Ge>
fhichten. Einem badenden Matrofen hat einer, nah Fermin
(II. ©, 248.), ein Bein abgebiffen, deßgleichen einem jungen
Menfhen, nah Feuillee, felbft auf einer Rheede, die voller
Schiffe lag, und ein Mädchen hat einer ganz verfhludt. Im
Weltmeer folgt er gewöhnlich den Schiffen Tage, ja Wochen
lang nah, um die audgemworfenen Eingemweide zu verfchlingen
und geftorbene Menfchen, die ind Meer geworfen werden; er foll
fogar 20 Schuh hoch aus dem Waſſer nad) ihnen fchnellen. Faft
immer bält fich der fogenannte Lootfenfifh um ihn auf, um, wie
die Matrofen mepnen, ihm die Gegenwart eines Fraßes anzus
zeigen, mahrfcheinlich aber, um von feinem Auswurf zu Ieben,
Er. hat einen äußerſt feinen Geruch, und wittert faules Fleiſch
4—6 Seemeilen weit; auch wiffe er die Schwarzen von den
Weißen zu unterfcheiden, und ziehe jene vor: wenn daher die
Weißen an America baden, fo zwingen fie die Schwarzen fich
im Kreife um fie zu flelen, damit fie zuerft vom Kap hinwegs
gefehnappt werden, Es hängen fich ihm oft die Schiffshalter an den
Leib, und laſſen fi) von ihm berumführen, Belon ©. 60. Fig.
Da fie fo ſchädliche Thiere find, fo werden fie.verfolgt, wo
man ihrer anfichtig wird. An Africa gibt es vermegene Neger,
welche ihnen nachſchwimmen, und ihnen, mwährend fie fih gegen
fie ummenden, um dad Maul nad) oben zu bringen, den Bauch
auffohlipen. Ihre Eyer follen 8 Zoll lang ſeyn, und die Fäden
daran 40. Sie fommen aber Yebendig zur Welt, und man bat
gegen 40 Junge in ihnen gefunden. Man benutzt von ihnen
nichts ald den Thran aus der Leber und die Haut, welche ein
grober Chagrin ift, womit man Holz und Elfenbein poliert, ihn
auch ald Ueberzug von Flaſchen, Futteralen und Degengriffen
u. dergl. anwendet.
Im Jahr 1758 z0g ein Matrofe mit einem audgeftopften
57
Hay in Deutfhland umher, von dem er im Mittehmeer ver:
ſchlungen und wieder audgefpieen worden war, ald man ihn mit
einer Canonenkugel getroffen hatte. Man bat ſchon in einem
ein ganzes Pferd gefunden, und fein Gewicht auf 15 Centner ge—
fhäht; ja man erzählt von folchen, die 40 Centner ſchwer ges
wefen ſeyen; indeffen wog einer von 20 Schuh Länge und 9 Ums
fang nur 224 Pfund. Werfteinerte Schlangenzungen (Glosso-
petrae) find fo groß, daß das Thier 70 Schub lang gemefen
feon muß. Nah Riffo zeigt er fich felten bey Nizza, kommt
aber vor von 9—12 Schub und 1—12 Centnern. Sein Fleifch
ift weiß aber übelriechend und unſchmackhaft, und wird für eine
fehr grobe Speife gehalten. Bellonius ©. 70.
6) Es gibtZnoch einen andern fogenannten Menſchenhayh,
welcher eine mehr dreyedige Schnauze und die Nasdlöcher näber
am Munde batz auch ſteben die Kiemenlöcher ganz vor den Brufls
floffen. Man nennt ihn
den langnaſigen (Sg. cornubicus).
Er ift oben blau, bat an den Seiten des Schwanzes einen
Hautkiel; die Lappen an der Schmwanzfloffe ſind ziemlich gleich.
Er findet fi ebenfal8 im atlantifchen Meer, an England und
im Mittelmeer. Rondelet nennt ihn Lamia und bildet ihn ab
©. 399; und davon findet fih eine Eopie bey Gedner, ©. 204
(Canis lamia), Nah Riffo fängt man fie bey Nizza von
4 Pfund bis zu 6 Centner und von 9 Fuß Länge. Abges
bildet ift er auh in Borlafe, Cornwallis, T. 26. unter dem
Namen Porbeagle, und befchrieben von Brouffonet in Mem.
ac. 1780. e
Es ift ſchwer zu entfcheiden, melde Gattung eigentlich
die Alten unter dem Menſchenhay verftanden haben; mahrs
ſcheinlich indeffen denjenigen, welcher fih am meiften im
Mittelmeer und in der Nähe von Griechenland zeigt, und dab
ift wohl der vorige. . Bon diefem fagt Rondelet, daß er uns
ter allen am größten werde und auf einem Wagen Faum von
2 Pferden fünne gezogen werden; man weidet ihn daher auß,
zerfchneidet ihn in Stüde und Jadet ihn auf 2 Wägen. Er habe
einen mäßigen von 10 Gentnern gefehen. Die Haut raub, der
Kopf groß, Rachen fehr weit. Die dreyedigen, beyderſeits geferbten
58
Zähne fehr hart und in 6 Reihen, movon die erfte vorwärtd ges
richtet ift und aus dem Munde ſteht, die zweyte aufrecht,
die folgenden nach hinten gerichtet und vom Sleifche bededt.
Die großen Augen zieht er ein und ſieht die Menfchen ſtarr
an. Er ift ſehr gefräßig, verſchlingt felbft Leichname, mie es
bey der Zerlegung fich gezeigt bat. Bey Marfeille und Nizza
wurden bisweilen gefangen, in denen man einen gepanzerten
Dann gefunden hat. Darum hatten die Alten auch gemiffe
Weiber Lamien genannt, meil fie junge Leute verlodt und mit
Haut und Haar aufgefreffen hätten. Er babe an der Weftfüfte
Sranfreich8 einen geſehen, durch deffen Rachen ſehr leicht auch
ein fetter Menfch gegangen wäre; daber müffe man mwabrfcheinlich
die Erzählung von Jonas auf diefen Fiſch deuten, weil man vor
Zeiten unter dem Namen Walfifche (Cete) alle großen Fifche
verfianden und die achten Wale nicht von den Hayen unterfchie=
den hätte, befonderd weil auch die Ieptern lebendige Junge zur
Melt bringen; Galenus rechne unter die Wale auddrücdlich die
Hayen, die Hammerfifhe und felbft die großen Thunnfiſche;
eben fo Athenäus, Paul von Negina und Varroz aud fey
der Schlund der Wale viel zu Flein, wie e8 die Zerlegung lehre.
Das Fleiſch fey weiß, nicht befonderd hart, mwildere auch nicht
und fey dem von vielen anderen Hayen vorzuziebenz; daß er
Menſchenfleiſch freffe, könne vom Genuffe nicht abhalten, weil
dad andere Fifche auch thun. Sept ejje man ed mit Lauch, Zwie⸗
bein und andern Gewürzen. Die Goldfhmidte faßten die Zähne
unter dem Namen Schlangenzungen in Silber und die Mütter
biengen fie ihren Kindern um den Hald, meil fie dad Zahnen
erleichterten und die Krämpfe oder Gichter vertrieben; man mache
auch das befte Zahnpulver davon, welches die Zähne ganz weiß
erhalte. Nach Belon beträgt die Zahl der Zähne an 200; fie
ftänden in 4 Reiben; man bewahre fie auch ald Gegengift und
faffe fie deghalb in Silber und Gold ein; der Fifch fen übrigens
im Mittelmeer felten, I
Andere haben nebft der Steiffloffe auch Stirnlöcher.
7) Der Hundshay (Sg. galeus), Milandre,
bleibt Blein und wird höchftend ı Centner ſchwer, ift afch»
grau und hat lanzenförmige Zähne, die nur an einem Rande ges
59
zähnelt find. Finder fih um ganz Europa, vorzüglih im Mits
telmeer, und ift fehr gefräßig, verfihlingt fogar Stüde Holz,
wenn fie mit Sped gefhhmiert find. Man nennt ihn gewöhnlich
die Meerfau. Bloch, 4A. 8. I 31. T. 118. Gesner 197.
Fig. Canicula Plinii, Lamiola.
Andere haben Stirnlöcher aber Feine Steißfloffe.
8) Im Nordmeer gibt e8 den nordifhen Menfhenhay
(Sg. glacialis),
melcher fi aber von dem füdlichen durch die Anmefenbeit
der Stirnlöcher und den Mangel der Steißfloffe unterfcheidet.
Er wird befonderd häufig an Norwegen, Is- und Grönland ges
fangen. .Er wird 12—18 Schuh lang, hat oben über 100 beweg—
liche Zähne in 4—9, unten etwa 100 in 5—6 Reiben; außerdem
fteben noch mehrere zerfireut. Der Leib ift ziemlich walzig mit
flachem Rüden; die Bruftfloffen fehr groß und oval; die erfte
Rücdenfloffe ziemlih in der Mitte, die zweyte auf dem Kreuz,
die obere Schwanzflojfe fehr lang. Er hält fih in der Tiefe
auf, und fommt nur an die Küften, wann er feinen Raub vers»
folgt oder verfolgt wird. Er frißt alles, was ihm vorkommt,
Schollen Eabeljau, Dorfche, felbft junge Robben und Delphine,
verzehrt auch die todten Wale und ſelbſt Menfhen, manchınal
fogar Lebendige, und wird daher fehr gefürchtet. Er fol die
Heinen, mit NRobbenfellen überzogenen Nachen der Grönländer
mit feinem meiten Maul niederdrüden, und den darauf fißenden
die Beine abbeißen; daher fliehen ihn die einzelnen Fifcher, 'fo>
bald fie ihn fehen. Auch fol er fehr gur hören, und fogleih aus
der Tiefe berauffommen, wenn er reden hört; daher die grüns
ländifhen Fifcher ganz fill find, wenn fie feine Nachbarfchaft
vermutben.
Ihre Raubfucht ift fo groß, daß fie ihrer eigenen Art nicht
fhonen. Ein Lappländer verlor einen an feinen Kahn gebuns
denen Hay, ohne ed zu bemerken; furz nachher fieng er einen
größern, und fand in deffen Magen den verlornen wieder (Keems
Zappland 160.). Beym Wallfiſchfang wetteifern die Menichen
mit ihm in freundfchaftlicher Hilfe; während jene den Wallfiſch
oben zerfleiihen,, beißen ihm die Hayen unten Stüde aus dem
Leibe. Nah Gunner hat man in einem ein Nennthier ohne
60
Hörner, und in einem andern eine Nobbe fo groß mie ein Och
gefunden; er muß daher felbft eine ungeheure Größe gehabt
haben. }
Megen feiner Freßbegierde läßt er fich leicht fangen. Man
bindet einen Sad mit faulem Fleifh oder einen Robbenfopf an
einen Hafen, und fchleppt ihn hinter dem Schiffe ber, was bes
fonder8 an Island geſchieht. Er nähert ſich vorfihtig, ums
ſchwimmt den Köder, Foftet ihn, läßt ihm aber wieder fahren.
Zieht man ihn zurück, fo erwacht beym anfcheinenden Verluſt
feine Begierde fo, daß er plöslich darauf Yodfährt und ihn vers
fhlingt. Es fol ein Vergnügen feyn, zu ſehen, was er für
Sprünge macht, um loszukommen. Er fucht die Kette abzu>
reißen; find alle Verſuche vergebens, fo fpringt er wüthend dar»
auf und ſtößt endlich felbft den Magen aus, worinn der Hafen
fit. Haben fich die Matrofen hinlänglih an feiner Qual er=
göpt, fo ziehen fie ihn in die Höhe, machen ihn einen Strid um
den Leib, und hauen ihm, ebe er aufs Verdeck gebracht wird,
den Kopf ab, und auch fobald ald möglich den Schwanz, meil er
auch geköpft noch gefährlih um ſich ſchlägt. Es ift merkwürdig,
daß diefed freche Thier fich vor dem Pott-Wal fo fürchtet, daß
ed den Strand fucht, ja fogar auf Klippen Flettert, wo er ge>
wöhnlih zu Grunde gebt; er fol es fogar nicht wagen, fich
einem todten Pott:Wal zu nähern, obfchon er andere todte Wale
gierig verzehrt. Unter allen Hayen hat er da8 efbarfte Fleiſch,
welches in Is- und Grönland frifch, gedörrt, befonderd aber halb
faul gegeffen wird, jedoch nicht gern; der Thran aus der Leber
wird zum Schmieren, felten zum Leuchten benutzt; mit der rauben
Haut poliert man die Zeltftangen, macht auch daraus Schuhe,
und in Norwegen Pferdgefchirr. Die beften Nachrichten von
diefem Fiſch haben wir von Otto Fabricius, Fauna groenl.
p-127, Egede ©. 49. Fig. Gunner Dronth. Gef. Schr. II. ©. 350.
3.10, 11. Faber 25. Blochs Squalus carcharias, 4. F. J.
35. Taf. 119, wobey aber der Zeichner, wie es fcheint, bie
Steißfloffe binzugedichtet hat: denn Bloch fagt ausdrücklich, daß
fie feble.
d. Die flörartigen Hayen- haben Staheln in ben
Rückenfloſſen oder an den Seiten der Schnauze.
61
9) Der Stachelhay (Sq. centrina), Humantin, - ;
ift did und gedrungen, bat Stirnlöcher aber Feine Steißs
flofen; Schneidzähne, oben nur in einer oder 2 Reihen, unten
dünne fpihige Zähne in mehreren Neihen, eine rauhe bräunliche
Haut, einen kurzen Schwanz und einen Stachel in jeder Rüden»
floffe, wovon die erfle weit vorn flieht. Wird nicht über 3—4‘
lang und findet fih im Mittelmeer, aber entfernt von den Küften,
wird daher wenig gefangen und wegen ded fehlechten Fleifches
nur von armen Leuten gegeffen. Er gehört zu den Raubfifchen.
Die Haut braucht man zum Polieren und zum Ueberzieben von
Futteralen. Er fol fchlau wie ein Fuchs ſeyn, nur mit VBorficht
an die Angel geben und menn er diefelbe verfchludt bat, in die
Höhe fpringen und. die Schnur abnagen;z gelingt e8 nicht, fo foll
er die Eingemweide herausftülpen, wobey die Angel abfalle. Auf
diefe Weife fol er 2—3mal die Angel verfchluden und die hr
dabey Ieer ausgehen laſſen. Bloch, A. 8. 1. ©. 23. T. 115.
Geöner, 719. Mustelus centrina, 1250. Vulpes Ari
10) Der Dornbay (Sg. acanthias), Aiguillat,
- bat Stirnlöcher aber Feine Steißfloffe, Fleine fhneidende Zähne
in mebreren Reiben, und einen Stachel vor jeder Rüdenfloffe auf
dem, ‚Kreuze; er ift walzig, chagrinartig, wird 3 Schub lang,
20, Pfund ſchwer, oben dunfelbraun, unten weiß, jederfeitö mit
&-Reiben Schleimlödern. Er findet ſich häufig um ganz Europa,
aud) in der Nordfee, aber felten in der Oſtſee, hält ſich geſellig
und geht beſonders den Zugfiſchen, dem Häring, Schellfiſch und
Meerſtint nach. Er paart ſich, nach Ariftoteles, im Septem⸗
ber, und wirft vom März bis zum Auguſt manchmal 6—7 Junge
furz nach einander. Sein Zleifh ift zwar zäh, aber nicht fo
übelriechend wie bey andern, fommt daher auf die Märkte, und
wird befonderd ın Stalien in Salzwaffer gefocht; die Srönlän>
der laffen e8 vorber halb faul werden; diefe und die Schottländer
trod'nen e8 an der Quftz auch die Ener werden gegeſſen. Bloch,
D. $. II. 74. T. 85. Klein missus IH. t.1.£.5,6. Kuhls
Bentr. T. 1. \ Lil:
11) Die Sägfifche (Pristis)
find walzig, vorn abgeplattet, aber die Schnauze ver:
längert fih in ein langes Schwerd, mit fpipigen Zaͤhnen an
62
beyden Seiten; in dem queren Munde unter der Schnauze ſtehen
Feine Körnerzähne wie Pflafter. Sie haben 2 Stirnlöcher, aber
feine Steißfloffe. Die Staheln in der Säge find wirflich in
‚die Knochen eingefeilt, wie ächte Zähne, und beftehen aus kno—
chenartiger Materie, während die eigentlichen Knochen nur knor⸗
pelartig ſind.
Der gemeine (Sq. pristis), Espadon,
wird gemwöhnlih manndlang, erreicht aber eine Länge von
45° und mehr; die Haut ift dunkelgrau und glatt; in der Säge
ſtehen jederfeit8 18—34 Stacheln. Er findet ſich in allen Meeren,
in den Fälteften wie in den heißen, und Fämpft fehr häufig mit
den Walen, denen er den Bauch ‚aufreißt, woben ihm aber nicht
felten die Säge abbricht und ſtecken bleibt. Der Kampf dauert
gewöhnlich febr lang unter einem fürchterlihen Schlagen und
Toben im Waffer, Die Wanfiichfänger fehen dann von ferne zu
und warten, um den Sägfiſch nicht zu vertreiben, bid der Wall
fiſch todt ift. Sie behaupten nad Martens (Spihbergen ©.96),
daß der Sägfifeh fodann nur die Zunge freffe und dad Uebrige
liegen laſſe. Ungeachtet feiner Feindfchaft mit dem Wallfiſch
kann man ihn wegen ſeines Gebiſſes doch nicht unter die Raub⸗
thiere rechnen; ohne Zweifel frißt er nur kleine Fiſche, Schnecken⸗
Krebſe, Meerſterne u. derg.. In den Sammlungen findet Amar
folhe Sägen, mweldye über handbreit und mannslang find; ‚da fl
nun gewöhnlich ein Drittel des ganzen Leibes betragen, fo kann
man leicht auf die ungeheure Größe dieſes Thiers ſchließen
Bloch, A. F. J. ©. 41. T. 120. Gesner, 858. Physeter
pristis. Valenciennes M&m. Mus. p. 223. IX. t. 11. fig. 1.
B: Die weldartigen Hayen baben einen dicken Kopf mit
dein Maule vorn,
12) Der fogenannte Engelhay (Squalus squatina)
bat einen niedergedrücten Leib, breiten Kopf und Feine Steiß⸗
floffe; die Kiemenlocher an den Seiten, und das weite Maul
vorn an der Schnauze, die Augen oben und Stirnlöcher dahinter;
vor den großen artfürmigen Bruftfloffen ſtehen die 5 Kiemen⸗
löcher dicht beyſammen. Die Haut iſt rauh, im Munde ſtehen 2,
im Gaumen 3 Zahnreihen.
Den Namen bat diefer Fiſch von den flügelförmigen Bruft
63
floffen erhalten; auch die Bauchfloffen find breit und lang, die
2 Rücenfloffen dagegen klein und fteben auf dem Kreuz. Er
findet fih um ganz Europa, und wird gemwöhnlih 4 Schuh,
manchmal aber 6-8 Schuh lang und 1—2 Centner ſchwer,
frißt Schollen umd Rochen, und wehrt fich felbft gegen Menfchen,
wenn et im Nebe gefangen wird. Er fol im Frühjahr und im
Herbft 7—8 Junge werfen, 8 Zoll lang. Das Fleiſch wird bloß
dom gemeinen Mann gegeffen, befonder8 am Mittelmeer. Die
Türken wiſſen aber aus der Haut den fhönften Chagrin zu vers
fertigen, aud dem man Urgehäufe, Degengriffe u. dergl. madt;
in Rom poliert man damit Holz und Elfenbein. Bloch,
4.5.1 ©. 25. T. 116. Gesner 1079. Fig. Klein mis-
sus II. t. 2. £. 5, 6. | |
C. Die Eröpferartigen Hayen haben nur Feine pflafter-
artige Zähne und Feine Stadeln, aber Stirnlöcher und eine
Steißfloffe.
15) Der Glattbay (Sq. mustelus), Emissole,
. findet fih um ganz Europa, und mird gegen 20 Pfund
ſchwer⸗ bat viel Aehnlichkeit mit dem Hundshay, namentlich
auch in der Anmefenheit der Steißfloffe und der Stirnlöcher, bat
aber Feine Schneid> fondern Körner-Zähne, die in mehreren Rei—
ben, wie ein Mofaifpflafter, neben einander ſtehen; oben perls
grau, unten weiß. Die erfte Nücenfloffe ift dreyeckig, und ftebt
weiter vorn als die kleinen Bauchfloffen; die zweyte ift viel größer
als die viereckige Steißfloffe, und die Schwanzfloffe wird an
ihrem Ende breiter. Diefer Glatthay unterfcheidet fih vom
Dornhay bauptfähiih durh den Mangel des Rüdenftacheis,
durch eine fürzere und breitere Schnauze, ein Fleinered Maul mit
dem getäfelten Gebiß, wie bey vielen Rochen, auch ift feine Haut
glatter als bey allen andern. Wegen feined Gebiffes frißt er
nur Weichthiere, und ift mitbin nicht fchädlih. Ste werfen 40
bis 50 Junge im Jänner. Das Fleifch ift unverdaulih. Am
meiften werden fie im Mittelmeer beobachtet. Rondelet ©, 375.
Fig. Gesner 117.-Fig. Galeus laevis.
44) Der Beinhay (Sg. maximus), P£lerin,
wird felbft größer ald der fogenannte Menfchenfreffer; die
Kiemenfpalten gehen faft um den ganzen Hals, die Zähne find
64
kegelfoͤrmig und richt gezäbnelt. & findet fi im Nordmeer,
und wird bisweilen vom Sturm an unfere Küften getrieben.
Dan bat einen folden 30 Schub langen, 16 im Umfang, und
160 Gentner fchwer gefhäßt, im November 1810 bey Dieppe in
einem Häringsnetz befommen. Er ift dunkelgrauz aus den
langen bin und ber gebogenen Kiemenſpalten hängen ‚Kiemens
bäute mie Fahnen, daher man ihn aud) Pilgerbay nennt, Im
Maul liegen an 4,000. Zähne, die. aber nur 2°), Linien lang
find, und daher ift diefer Hay auch nicht räuberiſch, ſondern
ſcheint von jungen Delphinen zu leben. Durch die ungemöhns
li langen Kiemenfpalten hängt auch der Kopf mit dem Rumpfe
fo ſchwach zuſammen, nebmlih nur am Genid und am Bruſt⸗
bein, daß der Fiſch unmöglich große Gewalt ausüben kann.
Die Leber wiegt 20 Gentner, und liefert daber viel Thran.
Blainville Annales Mus. XVII. pag. 88. tab. 6. fig. 1—6.
Bunner Drontb. ef. Schr. II. ©. 33. T. 2,4. hin, 20.
B. Nur ein Kiemenlodh mit Dedel.
4. Sippfohaft. Die Störartigen '
find Knorpelfifhe mit den gewöhnlichen ‚Kiemenbögen in
einem einzigen Kiemenlocd unter einem Dedel, aber ohne
Strahlen.
Diefe, Fifhe machen den Uebergang zu den Knochenfichen
durch die Vereinigung ihrer Kiemenbögen in einer einzigen Haut—⸗
Öffnung; fie haben aber wirklich noch Fnorpelige Knochen, eine
fchuppenlofe oder mit Nägeln befepte Haut, und eine Geſtalt wie
die Hayen, den Fleinen Mund unter ber Schnauze, mit fehr vers
fümmerten Kiefern; die Augen an der Geite des Kopfed.
1. ©. Die Spöfen oder Affenfifche (Chimaera)
haben ganz die Beftalt der Hayen und auch deren Floffen,
fogar ſchenkelartige Anbänafel. neben den Bauchfloffen; im queren
Maul nur Fnorpelartiae Platten ftatt der Zähne, uhd einen fehr
Pleinen, Faum bemerfbaren Kiemendedel; der Leib iſt fpindels
förmig und nadt, mit. einem Rüdenftahel und einem fehr dünnen
Rattenſchwanz, daber fie auch Seerapen genannt merden. Die
Floſſen beftehen bloß aus Haut, obne Strahlen,
Die gemeine Spöfe (Ch. monstrosa)
ift gemöhnlih 3—4 Schuh lang, fol aber 30 lang werden;
65
der Schwanz läuft in einen ſehr langen Faden aus; die erſte
Rückenfloſſe bat vor fi einen Jangen Sägeftachel, und ſteht auf
dem Nadenz die zwente beginnt gleich dahinter, und läuft faft
über den ganzen Schwanz. Die Haut ift filberglängend und bat
‚oben braune Fleden. Die Seitenlinie ift fehr tief, fängt ſchon
vor den Augen mit 5 Xeften an, und läuft gerad nad ‚hinten.
Die Naslöcher fleben vorn auf der Schnauze, nicht unter ders
felben; die Bruftfloffen find fehr lang und fpıbig. Er findet fich
nicht felten im Nordmeer, kommt jedoh auch im Mittelmeer
vor, Die Schnauze ift ziemlich flumpf und nach oben gerichtet;
die obere Lippe bildet eine Hafenfcharte, und darinn flehen die
Naslöcher in Windungen und Lappen, wie bey der Fledermauß,
welche man Hufeifen:Nafe nennt; jeder Mundmwinfel verlängert
fih in einen Lappen; die großen Augen haben einen grünen
Stern in einem weißen Ring, und follen wie Kabenaugen leuch⸗
ten; im Munde bat er oben vier, unten zwey Zahnplatten,
jene find in zehn, die untern. in mehr Zähne oder Täfeldhen
geſchieden. Auf dem Kopfe ded Männcens ift ein Baden, der
fih in ein Büfchel Fafern endigt, daber der Fifh an Norwegen
auch Fiſchkönig genannt wird, Der Schwanz ift faft noch eins
mal fo lang als der Leib, und aus feinem bintern Theile macht
man Pfeifenräumer.. Er lebt von Krebfen und Medufenbäuptern.
Er fängt fih mandhmal im Nepe mit den Dorſchen und Härine
gen, wird aber wegen feineß zähen Fleiſches nicht gegeffen. Aus
den Eyern, deren Größe übrigens nicht angegeben wird, baden
die Normänner Pfannenkuchen, und aus ber Leber läßt man Del
tropfen, gut für Wunden und Augenfrankheiten. Bloch, A.
F. I. 61. T. 124. Gesner 4054. Fig. Simia marina; Clu-
sius Exotica 137. Pontoppidan, Norwegen II. 216. Dlafs
fen 381. 1. ©. 192. Faber, Isl. Fiſche. ©. 41.
6. G. Die Störe (Acipenser), Esturgeon ,
weichen in der Geftalt ſchon mehr von den Haven ab,
find regelmäßiger, mit ftarfen Nagelreihen an den Seiten und
einem gepanzerten Kopf; das Pleine zahnlofe Maul unter der
fehr zugefpigten Schnauze, fo mie einige Bartfäden; die Augen
an den Seiten und die doppelten Naslöcher gleich davor;
Stirnlöher hinter den Augen, welche aber in die enge Kieo
Diens allg. Naturg. VL - 5
66
menhöhle führen; der Schwanz kurz, die Schwanzfloffe bat
auch unten einen vorfpringenden Lappen; die Rücenfloffe ſteht
auf dem Kreuze, und es ift auch eine Steißfloſſe vorhanden. Sie
unterſcheiden ſich auch durch eine ‚große Schwimmblaſe und kleine
roogenartige Eyer.
Es ſind lauter große Fiſche mit Bauchfloffen, welche vorzüg⸗
lich in den dftlihen Meeren von Europa und in den Binnen—
Meeren von Afien leben und fehr hoch in die Flüffe heraufkommen.
Pallas bat in feiner,Zoographia rossica II. p. 83., Brandt,
und Rattze burg in ihrer medicinifchen Zoologie H. ©, 1, T. 1—4.
die Gattungen aufführlih aus einander gefebt.
4) Der gemeine (A. sturio)
wird gewöhnlich manndlang, ift bläulichgrau und bat 5 Nas,
gelreiben auf der rauhen Haut; mitten unter der Schnauze vier
Bartfäden. R. 38. Schw. u, St. 24. Br..30. 8. 25.
Die Nägel find Endchern und haben einen Frummen Stachel, wie.
die. Rofenftacheln; eine Reihe läuft auf dem Rüdgrath, eine, an
der Seite und eine längs dem Bauchrande. Die Lippen find
nur mit einem Knorpel eingefaßt, und fönnen fi, wie ein Rüffel,
etwas vorfchieben; mit der fpibigen Schnauze mwühlen fie den
Schlamm auf, um die Jnfectenlarven zu befommen,, nähren ſich
jedod vorzüglich von Fiſchen. Die Zunge ift, did ‚und groß.
Sie finden fih um ganz Europa, und kommen oft 100 biß
200 Stunden in den Fluͤſſen herauf, im Rhein bis gegen den
Rheinfall, in der Donau bis nach Schwaben; ebenſo finden ſie
ſich im Frübjahr in allen norddeutſchen Flüſſen, auch im Nil,
vorzüglich aber in den Strömen Rußlands, welche in daB cafpifche
und ſchwarze Meer fallen; fie müffen aber auch im Eismeer leben,
weil fie fih im Oby finden.- In den deutfhen und franzöfifchen
Slüffen ift er übrigens felten, und wird als ein MWundertbier gezeigt,
wenn einer gefangen wird. Es gibt biömeilen melche, die 8°
lang und gegen 2 Centner ſchwer find; in Stalien wurde einer
gefangen, der über 5 Gentner wog, an Norwegen einer, von
40 Centnern, deſſen Kopf allein eine Tonne Thran gab. Im
Oby ſoll ein einziger 2Centner Roogen oder 1'/, Centner Milch
liefern. Er iſt träg, und wenn er ſich in einem Netz verwickelt hat,
ſo bleibt er ſtill liegen, ſo daß ihm die Fiſcher einen Strick durch
67
dad Maul und da8 Kiemenloch ziehen und ibn an den Kabn
binden. Doch muß man fich vor den Schwanz in Acht nehmen;
man bat ein Beyſpiel, daß er einem unvorfihtigen Knaben das
Bein entzwey gefchlagen. Im Meere ernähren fie ſich von Hä—
ringen, Mafreelen, Schelfifhen; in den Flüffen vorzüglich vom
Graufarpfen, dem er nachzieht, und, mie ınan glaubt, von Jnfectens
larven und Mufcheln.
Der eigentliche Störfang gefchieht durch die Coſacken in der
Wolga und andern Flüffen ded cafpıfhen Meerd, welcher Fang
nah Pallas (Reifen Ausz. I. ©. 199.) durch ſtrenge Gefepe
geregelt wird. Der Hauptfang ift unmeit der Stadt Gorodod
unter 51 Grad, im Fluſſe Jaik, im Jänner mit Hafen unter
dem Eid, weil man im Winter die Fiſche weiter verführen Fann
und daber mehr für fie lößt; ed werden daber alle Störe und
Haufen, die im May mit andern Fifchen gefangen werden, wire
der ind Waffer geworfen. Die Störe legen fih im Herbfte reihen—
weiſe in den tiefern Stellen des Fluffes zufammen, mas fich die
Fiſcher merken, weil fie den ganzen Winter dafelbft zubringen,
Im Jaänner verfammeln fih die Cofaden und beratbfchlagen über
Tag, Ort und Art ded Fifchfangd; diejenigen, welche nun einen
Grlaubnißfchein erhalten, fahren auf das Zeichen eines Canonen—
ſchuſſes eiligft in Schlitten an die angemwiefene Stelle, und neb:
men ihre Hafen an einer 20—30 Schuh langen Stange mit.
Iſt dad Ufer ſehr hoch, fo muß man 50—60 Schuh lange Stan
gen haben, und 4—5 Pfund Eifen daran hängen, damit fie vom
Strom nicht fortgeriffen werden. Sind alle an Ort und Stelle
angefommen, fo wird von jedem eine Wuhne in das Eid gehauen.
Die dadurch aufgeftörten Fifche geben nun den Strom ab; die
Hafen werden nab an den Grund gehalten und fchnel in die
Höhe gezogen, fobald die Eofaden bemerken, daß fie von dem
darüberziebenden Fiſch niedergedrüdt werden. Dadurch mird
der Fiſch angefpießt und kommt zum Borfchein. Mancher hat
das Glück an einem Tag 10 und mehr große Störe unter dem
Eife hervorzuziehben; mancher aber flebt mehrere Tage auf dem
Eid, ohne einen an feinem «Hafen zu fpüren, und geminnt den
ganzen Monat nicht foviel, daß er nur die Ausrüftungsfoften bes
ftreiten Fönnte, Auf diefe Weife wird einige Wochen lang täg—
5 3
u
68
Yich eine gewiſſe Strede des Fluſſes burchgefifcht, und Amar den
Fluß abmärtd über 200 Werfte weit. Der erfte Fiſch wird ger
mwöhnlich der Kirche geſchenkt.
Es finden ſich um dieſe Zeit Kaufleute aus ben ent—⸗
fernteſten Gegenden des Landes ein, welche die Störe und
Hauſen ſogleich kaufen, das Fleiſch und den Roogen zube⸗
reiten, verpacken und gefroren verführen. Zehn Stück gewöhn⸗
liche Störe koſten 30—45 Rubel; ein einziger großer koſtet allein
6—7;5 fie find tiber mannslang, wägen 2 Centner und enthalten
40 Pfund Caviar, wofür 2 Rubel bezahlt werden; es gibt ganz
weißen Caviar, welcher an Geſchmack den gemeinen übertrifft
und an den Hof gefandt wird; fallt Ihaumetter ein, fo vers
fendet man den Roogen mit etwas Galz. Tiefer unten im Flug
ſoll es ſchleimiger und ſchlechter werden. Da wegen der Menge
nicht aller im Winter verfendet werden kann, fo muß er dur
ein Sieb oder ein enged Netz gefchlagen und eingefalzen werden,
und das gefchieht auf dreyerley Art. Die fchlechtefte Sorte ift
der gepreßte; er wird nur von den gröbften Fafern gereinigtz
dad Pud (40 Pfund) wird mit 2 Pfund Salz auf Matten an
der Sonne getrocknet und mit den Füßen getreten; Foftet nur
einen Rubel; der fürnige ift beffer, wird mit 8—10 Pfund Salz
in langen Trögen durchgefhaufelt, dann auf Sieben oder dichten
Neben etwas. getrodnet und in Fäffer gepreßt. Koflet etwas
mehr, und ift eine gemöbnliche Faftenfpeife des gemeinen Volks:
denn wegen des vielen Salzes ſchmeckt dieſer Caviar nicht jedem
angenehm. Der beſte, welcher dem Anſehen nach aus ganzen
Körnern beſteht, und nicht leicht ſtinkend wird, fommt in zwilchene
Säde und fodann in eine Salzlauge. Diefe werden nachher aufs
gehängt, damit die Lauge ausfidert, fodann ausgerungen, zwölf
Stunden lang getrodnet und in Fäffer getreten. Das Pud Foftet
gegen 1'/a Rubel. Der Eaviar ift ein beträchtliher Handelds
artifel, geht nach Conftantinopel und durch ganz Europa. In
Aftracan werden in manchen Jahren über 100 Tonnen davon
gemacht. Er mird wie Butter auf dad Brod geftrihen und zum
Frühſtück gegeffen, wie Sardellen oder Neunaugen. Man kann
übrigens and vom Noogen ded Hechts und anderer großer Fluß:
fifche Caviar bereiten, |
t
80
Ein anderes, ſehr einträgliches Städ von allen Störarten
iſt die Schwimmblaſe, welche von den Kaufleuten an die Coſacken
zurück verhandelt und von dieſen zu Fiſchleim bereitet wird.
Sie wird aufgeſchnitten, gewaſchen und an der Luft getrocknet,
fo daß die äußere Haut unten, die ſilberweiße innere Leimbaut
aber oben zu liegen kommt, wodurch fie ſich leicht abfondert und
fodann in ein feuchtes Tuch gefhlagen wird, Nachher wird eine
Leimblaſe nach der andern gerollt, und in Geflalt einer Schlange
zwifchen 3 Pflöckchen geflemmt, deren viele auf einem Brett eitt«
geſchlagen find. Man läßt fie etwad trodnen, und hängt fe
dann an Fäden im. Schatten auf. Diefer Fiſchleim ift vom
Senrjugen am beften, und dad Pud koſtet 40 Rubel, der vom
Stör zwifhen 20 und 30, der vom Haufen nur 412—15, weil er
der fchlechiefte if. Bon ihm bat aller Fifhleim den Namen
Haufenblafe erhalten. Man macht auch folchen Reim von der
Schmwimmblafe der Welle; dad Pud Foftet aber nur 5 Rubel.
Das Fleiſch iſt fett und ſchmackhaft, beffer im Sommer,
nachdem der Fiſch längere Zeit im füßen Waſſer gemefen ifl; «8
bat viel Aehnlichkeit mit dem Kalbfleifch, ift aber ſchwer zu vers
dauen. Es mird friſch eingefalzen und mariniert gegeffen. Die
Raichzeit Fällt in. den April und May. Ben den Sriehen und Römern
ſtand dieſer Fiſch in großem Anſehen. Nah Athenäus (VII.
45.) war er ben allen großen Gaflmäblern das vornehmfte Ge
richt. Ovid nennt ihn edel und Cicero macht e8 den Schwel»
gern zum Vorwurf, daß fie Störfleifh Aßen. Nah Pliniuß
(IX. 71,) ließ man ibn mit Blumen geſchmückt, durch befränzte
Diener unter Mufifihal auf die prächtiaften Tafeln tragen. Noch
jeht zahlt man in Rom für dad Pfund 4 Scudi. Er wird auch
daſelbſt eingefalzen, und befonderd werden die Bauchflüde ae
ſchätzt; der Ruͤckgrath wird in Scheiben gefchnitten, geſalzen und
geräuchert gegeffen. Bloch, D. 5. II. 89, T. 88. Gesner
126. Attilus. Sig. ©. 1116. Sturio. Brandt und Nabeburg,
Medic. Zoologie DI. 17. T.3. 3.1. Anatomie in Kuhls Beptr.
©. 188. T. 6.
2) Der Haufen (A. huso), Bieluga,
wird noch größer als der Stör, über 2 Klafter lang; bat.
ebenfalls 5 Nagelreihen, die Nägel find aber nicht fo ſcharf; Lie
70
Haut dazmifchen ift glatt, der Kopf vierfchrötig, kürzer und
ftumpfer, und der Kiemendedel ift fo Elein, daß er dad Loch nicht
bedeckt. Der Rüden ift ſchwarz, die Seiten bläulih und mellen:
fürmig, der Bauch weiß. NR. 66. Sch. 40. St, 25. Br. 33.
B. 30.
Er findet ſich um dad ganze öſtliche Europa und ſelbſt im
Mittelmeer, gebt auch in die Flüſſe herauf, namentlich in die
MWolga, den Jaik, die Donau bis Wien, und felbft in den Po,
meiftend truppmeife im März und April, um zu laichen. Man
bat fhon bey Wien 3 Centner fihmwere gefangen, Er ıft fehr ges
fräßig, und verfolgt befonders die Heinern Fifche, verfhlingt auch
milde Enten und felbft junge Robben, ja fogar Schilf, Wurzeln
und Holz, das auf dem Warfer ſchwimmt. Er foll manchmal
18—24 Schuh lang, und 10 Centner (25 Pud) fehmer werden.
Der Haufen gebört, mie der Stör, zu den Wanderfifchen. Sie
fammeln fih im Frühjahr um die Flugmündungen, und geben
in denfelben in ungeheuerer Menge firomaufmärts, indem fie den
fogenannten GrausKarpfen (Cyprinus grislagine) verfolgen und
während der Zeit laichen. In den ruffifchen Flüffen dauert der Zug
14 Tage. Ihre Vermehrung ift außerordentlih; in einem Roo—
gen, der biöweilen 2 Eentner ſchwer ift, hat man über 3 Mils
lionen Eyer berechnet. Sie legen diefelben auf den Grund der
Slüffe- Gegen den Winter legen fie ſich in den tiefen Stellen
der Flüffe und an ihren Mündungen zufammen, und bleiben den
Winter über rubig. Der Fang diefer Fifche ift in Rußland, be=
fonder8 in der Wolga und im Sail, nah Pallas (Reife I. 134.)
und nah G. Gmelin (Reife II. ©. 201. T. 35 —37.), von
großer Wichtiafeit. Man macht in die Flüffe ein Zaunmerf von
Pfählen, und läßt darinn ein Zoch, wodurch die Fifche in eine
Kammer kommen, welche durch eine Falthür ſich von felbft
fließt; bey Aftracan fängt man fie in großen Sadnepen. Es
fommen dabey vor dem Winter oft über 300 Boote zufammen,
und die Fifche werden durch ein gemaltiged Gefchrey in Schreden
gefebt, fo daß fie blindlings in die Netze gerathen und in weni:
gen Stunden viele Hunderte gefangen werden. Uebrigend fängt
man fie auch im Jänner unter dem Eid mit den Stören, wie ed dort
angezeigt worden iſt. Sie werden frifch gegeffen, und eingefalzen
74
überall hin verfendet. Das Fleiſch iſt aber ſchlecht und um die
Haͤlfte wohlfeiler ald das vom Stör; indeſſen wird diefer ge⸗
ringe preis durch die ungeheure Größe der Thiere ausgeglichen,
indem fie im Jaik nit felten 10 Eentner ſchwer werden und
2 Eentner Roogen haben, wofür man kaum 8 Rubel lößt. Man
macht ebenfalls aus ihrem Roogen Caviar, und benutzt die Blaſe
bekanntlich als Fiſchleim, der mit Kandelzucker gekocht den ſogenannten
Mundleim gibt; mit Branntwein macht man daraͤus den Glas:
fitt, die Haut wird getrodnet und zu Fenſterſcheiben gebraucht.
Der Roogen beträgt 9, des Ganzen. Der fogenannte Belugen⸗
ſtein (Phil. Tr. 44. t. 11.) ſcheint ein Harnſtein zu ſeyn, weil
man ihn in den Nieren findet. Er ft oval, weiß und hat ein
ftrabliges Gefüge, wie Zeolith; 8 werden ihm vom gemeinen
Volk harntreibende Kräfte zugeſchrieben. Bloch A. 5. 1 79.
%.129. Gesner 56. Antacaeus. Marsili Dänubius IV.
t. 10. £. 1., anat, VI. t. 9—21. Lepechins Reife 1. ©. 158,
11. F: 1,2. Brandt und Rapeburg, Medic. Zoologie
M. 3.2.1. 81. Bey Plinius heißt er Mario.
3) Der Sterler (A. ruthenus, pygmaeus)
ift der Fleinfte unter den Stören, wird 2 Schuh lang und
20 Pfund fehwer, hat mehrere Nägelreihen auf dem Leibe, die
"Nägel find Hein, flumpf und haben nur einen Kiel; die Schnauze
ift viel länger; er iſt ſchön gefärbt, oben ſchwarz, unten weiß
init tofenfarbenen Fleden, Nägel gelb. R. 39. Sch. 76. St. 22.
Br. 20. 8. 23. Findet fih am bäufigften im cafpifchen und
ſchwarzen Meer und geht in Unzahl höher als andere in die Flüſſe
"herauf, befonder8 die Wolga und den Jaif, wo er häufig aefans
gen wird und zwar in Neben im May und Juny, wo er laicht;
im Auguft gebt er wieder ind cafpifhe Meer zurüc, Sein Fleiſch
iſt das zartefte und leicht verdaulich. Einer von 2° Foftet 2 Rubel.
Der Caviar ift ebenfall8 beffer ald vom Stör und Haufen, kommt
aber nur an den Faiferlichen Hof.‘ Bloch, D. F. IH. 98. T. 89,
Marsili IV. t.11.£. 1,2. Klein, Missus IV. p. 13. t. 1.
Brandt und Ratzeburg I. 21. T. 2. 8. 2.
4) Der Scherg (A, stellatus, helops), Sewrjuga,
ift fehr fchlanf, wird nicht über 4° Yang und 20—30 Pfund
ſchwer, bat eine fehr lange Schnauze und zwifchen den 5 Nagele
72 i
reiben ſternförmige Schildchen; oben bläulich fhmarz, unten
weiß. R. 48. Sch. 130. St. 25. Br. 34. B. 26. Ihr. eigents
licher Aufenthalt .ift da8 cafpifhe und fchmarze Meer, von mo fie
im Frübjahr in ungeheurer Menge die Slüffe herauffteigen, befons
derd in die Wolga, den Jaik, aber au in die Donau.
Sobald nad) Pallas (Reife Auszug I. 210.) im May zu Gurjef
von den Cofaden, welche eigens dazu aufgeftelt find, die Nachricht
eingeht, daß die Sewriugen in der Mündung des Jaiks angekommen
find, macht man fi zum Fang derfelben fertig. Die Ordnung
iſt ganz fo, wie beym Störfang im Jänner. Der Fluß wird in
9 Streden abgetheilt, melde durch ein übergefpanntes Seil bes
zeichnet werden, damit niemand dieſe Grängen vor der rechten
Beit überfchreite. Man fängt oben im Fluß an und fifcht in den
obern Streden jedesmal. eine Woche lang, in den untern aber
nur je 3 Tage, weil fih dann die Fiſche fhon ind Meer zurüds
zieben. Sn jedem Einbaum fipt ein Eofad mit feinem Netz, wel
ches 20—30 Faden lang ift und aus 2 Wänden beſteht; die vor«
dere bat Maſchen 1°); Spannen weit, die hintere ift enger, fo
daß die ſtromwärts fchwimmenden Fifche durch die erfte fommen,
aber in der zweyten fteden bleiben und herausgezogen werden.
Durch die. viele Bewegung der unzähligen hinter einander treis
Senden Nepe wird dad Waller trüb, fo daß die Fiſche blindlings
hineingerathen und fi nicht mehr zu helfen wiffen. Durch den
ungebeuern Lärm werden auch die Fifche fo erfchredt, daß man
fie am Ziel zu vielen Taufenden zufammengedrängt findet und
man faum im Stande ift, die Netze heraufzuziehen. In wenigen
Moden. find über 400,000 gefangen. Bey, der Herbflfifcherey
machen Die Welfe, Barben und andere Heine Fiſche die Hauptſache
aus. Im Winter fiſcht man auch in den Nebenwäſſern und fängt
beſonders häufig den Meſſerkarpfen, Cyprinus cultratus.
Weil der Sewrjugenfang zur wärmeren Jahreszeit geſchieht,
ſo wird der Fiſch ausgeweidet, die Enorpelige-Rüdengerte heraus⸗
gezogen, das Fleiſch ſtreifenweis eingeſchnitten, ſtark geſalzen, in
der Luft getrocknet und an die Wolga geführt, wo er auf Schiffe
geladen wird. Der Roogen gibt dem des Störs an Güte
wenig nach, allein da er nur geſalzen gegeſſen werden kann,
ſo ſteht er viel geringer im Preis. Es gibt jedoch dergleichen
73
Fiſche, welche ganz weißen Roogen enthalten, der allen andern weit
übertreffen fol und daher an den Hof gefendet wird. Die Rüdens
gerten werden getrodnet, zu 25 zufammen gebunden, und ebens
falls als Eßwaare verkauft, Das Taufend Foftet zwifchen 3 und
4 Rubel. Selbft der Magen wird verzehrt, wie auch von andern
‚Störarten. Die Schwimmblafe gibt-fehr guten Fifchleim, wovon
das Pfund 4 Rubel Eoftet. In der Donau wird der Scherg auch
für den ſchmackhafteſten Fiſch gehalten; er kommt nicht felten aus
Ungarn nah Wien auf den Markt. Marſili, Danubius IV.
.p- 37. tab, 12. fig.2.. Lepechins Reife I. 156. T. 10. F. 1, 2.
N. Act. Petrop. IX. 1795. tab. A. Brandt und Rapeburg
‚1.25. 8.3.8.3.
Diäeſe Zunft der Haldınauler oder der Spihköpfe geht über
in die
2: Zunft. Weitmäuler oder Didföpfe €
Keulenförmige Knocenfifche ohne Schuppen, bisweilen gepanzert, mit
fehr großem niedergedrücktem Kopf und einem aezähnten Quermaul
vorn daran, die Augen oben darauf und meiltens allerley Bartfäden;
vor der Rücken- oder Bruſt-Floſſe gewöhnlich ein Stachel.
Ihre Geſtalt mahnt auffallend an die Kaulquappen.
Diefe Fifhe Leben größtentheild im Meer und halten fich
ganz träg auf dem Boden, um durch dad Spiel ihrer wurms
förmigen Fäden auf dem Kopf; an den Lippen und felbft an den
Seiten Zifhe anzuloden und zu haſchen. Es gehören hieher die
Welfe, die Srofhfifche und die Groppen, alfo Bauch> und Halds
Floſſer.
Die Welſe ſind zwar Knochenfiſche und Bauchfloſſer und
werden wegen ihrer Fettfloſſe neben die Lachſe geſtellt; allein ihre
Geſtalt iſt ſo unförmlich als bey irgend einem Fiſche, und ſie ſehen
meiſtens völlig wie Kaulquappen aus durch den unverhältniß—
mäßig dicken Kopf, den dünn zulaufenden Schwanz und die
weiche, ſchleimige Haut; auch ſchließen fie ſich durch den vers
kümmerten Kiemendeckel und die träge Lebensart, ihren Aufent—
halt auf ſchlammigem Boden an die Knorpelfiſche an. Ihre
Oberkiefer find zu Bartfaſern verkümmert und die Zähne ſtehen
74
nur in den Zwifchenfiefern, Sie haben eine große Schwimmblafe
mie die Störe. Sie leben im fügen Sans und finden fi ſich am
häufigſten in heißen Ländern.
Obſchon die Frofchfiiche durch harte Rucken ſtrahlen und vor⸗
gerückte Bauchfloſſen abweichen, ſo ſtimmen ſie doch in der Ge⸗
ſtalt auffallend mit ihnen überein. Sie haben feine ‚Schuppen
und die Kiemendeckel find febr verfümmert; das weite zahnreiche
Maul iſt ebenfalls vorn an dem ungeheuern Kopf, an dem allerleh
Fäden hängen. Sie halten ſich ebenfalls auf dein Boden auf
und lauern nad) ihrer Beute; leben jedoch im Meer. Die Grop-
pen fchließen fich durch die Halsfloſſen und harten Rücenftaheln
an. Sie werden zwar wegen ihrer Deckelſtacheln in die Nachbat⸗
ſchaft der Bärfche geſtellt; allein ihre Ungeſtalt, ihre nackte Haut
und beſonders ihr dicker, niedergedrückter Kopf As—
entfernen ſie davon.
A. Halsfloſſer.
1. Sippſchaft. Die Breitmäuler‘
werden megen ihrer Ungeftalt Froſchfiſche genannt; ihr Leib
iſt ungewöhnlich dick und mit dem Kopfe vesfloifen; der- Schwanz
jo dünn und. Elein, daß er darinn ſteckt, wie ein Zapfen in einem
Faß; fie zeichnen ſich durch armförmig verlängerte Handmwurzels
knochen und allerley ſonderbare Fäden auf und unter dem Kopfe
und ſelbſt am Leibe, auch durch den Mangel eined und ded an»
‚deren Kiemenbogend aud. Man bat fie fonft zu den ee ge⸗
rechnet.
1. G. Die eigentlichen Froſchfiſche (Lophius)
haben ein halbEnorpeliges Skelet, eine ganz Eh He
Haut, mit fehr diem Kopf und Leib und einem dünnen und
kurzen Schwanz; die engen Kiemenlöcher ftehen unter den Bruft:
floffen und baben einen unbeweglichen Deckel; ihr quered Maul
vorn am Kopf ift voll flarfer fpibiger Zähne, hat Bärtel am
Unterfiefer und bemegliche Strahlen auf dem Scheitel. Die
Kiemenhaut ift weit wie eim Sad und man behauptet, daß fie
aefangene Fifche darinn aufbewahrten wie Säugthiere in ‚den
Badentafhen; 6 Kiemenftrablen, aber nur 3 Paar Kiemenbögen.
1) Der gemeine (L. piscatorius), la Baudroye
wird 2—4' lang, hat einen ungeheuren wi und Rumpf,
73
in welchem der Schwanz nur wie ein Stiel ftedt; oben braun,
unten weiß. K. 6. R. 11. Sch. 8. St. 13. Br. 24.2. 5.
Sn Unterfiefer fteben 2 Reihen fpipige rückwärts gebogene
und bewegliche Zähne; im Oberfiefer 3 Reihen; auch der Gau—
men und die Zunge find noch mit Zähnen befept, fo wie dr:
fogenannten Schlundfnochen. Oben vor den Augen fteben 2 hor>
nige Faden, 2° lang, welche der Fifch wie Würmer fpielen läßt,
wenn er im Schlamme liegt und auf Raub lauert. Die kleinen
Bauchfloſſen liegen vorn unter der Bruft und fehen wie fteife
Händchen aud. Findet fih um ganz Europa und. wird biömweilen
manndlang und die‘; hält fich immer einzeln und wird daher nicht oft
. gefangen, als Raubfifch aber fogleich todt gefchlagen und weg—
geworfen, weil die Fifcher vor feiner garftigen Geftalt einen Ab-
fheu haben und da3 fihleimige Fleifh auch fchlecht ſchmeckt; fie
nennen ibn Meerteufel und Meerwolf. An England fell man
glauben, er fey ein Feind der Hayen und bezwinge diefelben; die
Fiſcher fchenken ihm daher feine Freiheit wieder. Die Schwimm⸗
blafe fehlt.
Geoffroy erzählt (Annales Mus. X. p. 480.), daß er
und andere wirklich Fiſche in der fadfürmigen Kiemenhaut ges
funden haben; fie drüdten die Deffnung mit dem langen Stiel
ihrer Bruftfloffen zu, mann der Fiſch hinein gegangen ift; bey
den Fifihern ſey ed eine befannte Sahe und man habe einmal
2 Lenge darinn gefunden. Sie Fönnten die Kiemen nicht befchäs
digen, weilder Sad ziemlich auswendig liegt. Ed mag wohl feyn, daß
ſich manchmal Fifche in diefe große Kiemenhaut verirren, allein
dabey wird es dem Froſchfiſch immer fehr fchwer werden, dies
felben in fein Maul zu ſchaffen. Er ift wegen feines unbehülfs
lichen Leibe, der mie eine ungeheure Kaulquappe nur aus einem
Kopf und einem Schwanze zu befteben ſcheint, ein fchlechter Schwims
mer und bält fih daher nah Pontoppidan (Norwegen I.
286.) immer hinter Meerpflanzen, Sandhaufen und Klippen vers
ftedt, wo er mit aufgefperrtem Maul feine Angelfäden fpielen
läßt, bis ein lüſterner Fifh daran fommt und fich wegſchnappen
läßt. Er bringt Feine Iebendigen Jungen zur Welt, fondern
laicht und fol ſchnell wachſen; vermehrt fih jedoch wenig. Bey
Ariftoteled beißt er Batrachus, bei Pliniud Rana. Bloch,
‚276
»D. F. I. 82. T. 87. Gesner 956. (Rama piscatrix). Arm⸗
knochen in Ann, Mus. IX. t. 29. von Geoffroy. Schädel in
Iſis 1823. T. 14.
b. Die fogenannten $ledermaußdfifche (Malthe)
ſehen faft ganz aus wie ein Rochen und wie der Platt»
rıseld wegen des niedergedrüdten, flachen und dreyedigen pflug>
fıharförmigen Leibs, des dünnen eingefepten Schwanzed und
der über dad enge Maul verlängerten Schnauze; der Rüden iff
vol Nägel; die Fleinen Augen weit vorn und oben an der Seite,
bie 2 Kiemenlöcher oben über- den Bruſtfloſſen; nur eine Reihe
Feine Zahne im Maul, und nur eine weiche und Fleine NRüdens
floffe; Bartfäden an den Seiten bed Leibe, aber Feine auf dem
Kopfe; Feine Schwiminblafe.
4) Der gemeine (Lophius vespertilio)
ift 8” lang, 5 breit, oben braun mit fchwarzen Dupfen,
unten mennigroth, die Nägel und Floffen gelb, Kiemenftrahlen 5;
R. 9. Schw, 11. St.8. B.5. Die Brufifloffen fehen wie Arıne
aus; die Bauchfloſſen ftehen darunter und weit davor unter dem
Halfe wie Borderfüßez die Bruftfloffen dahinter auswärts geredt
wie die Hinterfüße eined Froſches. Diefer mißflaltete Fiſch findet
fi häufig in den Sammlungen und Fommt aus dem atlantifchen
Meer an Südamerica. Das Maul ift nicht meiter, ald daß eine
Eaftanie hineingehen Fönnte, und faft ganz zahnlod. Die Rüdens
floffe ftebt auf dem Kreuz. Bloch, 9.8. 1.11. T. 110. Marc»
grave 8.143. Fig. (Guacucuia), Seeligmannd Vögel VI.
T. 73. 8. 1-3. |
c. Die Krötenfifhe (Antennarius, Chironectes)
ſehen höchſt poffierlih, ja lächerlich aus, gleich einem zor—
nigen Froſch, der ſich bläht und auf die Füße ſtemmt. Der Leib
ift faft Pugelförmig, oben zufammengedrüdt, rauh und voll Bärtel
mit einem Furzen Schwanz; dad Maul mit Meinen Bürftenzähnen
it drohend nach oben geöffnet; auf dem Kopfe ſtehen 2 Hörner
hinter einander und davor ein Angelfadenz; die Bauchfloffen ſtem—
men fih vor den Bruftfloffen wie Tatzen auf den Boden und die
Bruftfloffen hängen an den Seiten herunter, obne den Boden zu
erreichen; die Nückenfloffe ift lang und bat Stacheln. Die Heinen
Kiemenlöcher mit 4 Strahlen liegen faft hinter den Bruffloffen
77
und führen zu A Kiemenbögen. Sie haben eine große Schwimm—
blafe imd finden fih nur in beißen Meeren. Cuvier bat eine
befondere Abhandlung darüber gefchrieben in Mem. du Museum
III. 1817. p. 418. t. 16, 18, wo auch da8 Sfelet abgebildet ift.
4) Der gemeine (Lophius histrio)
ift gewöhnlich fauftgroß, wird jedoch 9—10’ lang und hat zmey
Kolben am Ende ded Angelfadend; der Leib ift raub und hat
zerſtreut flebende Bärtel, die Färbung ift gelblich braun, mit
braunen Fleden. Es gibt übrigens auch glatte und fonft etwas
verfchiedene, welche man als befondere Gattungen aufgeftelt hat,
In Brafilien beißt er Guaperua. Er kann fid wie die Stachel»
fiihe aufblafen, indem er den Magen vol Waffer oder vielleicht
Luft ſchluckt, und dann wie eine Kugel vortrefflich umberſchwimmt;
er lebt von Fleinen Krebsarten. Bloch, 4.5.1143. T. 111. Marc»
grave ©. 150. Fig. Cuvier, Mem. Mus, II. p. 425. t. 16.
fig. 2.
2.8. Die Drummer (Batrachus)
ſehen aus wie Kaulquappen mit fehr breitem, flachem Kopf
und weitem Maule vorn daranz die Zähne Fein, Bruftfloffen
armförmig, Die Bauchfloffen am Halfe mit 5 Strahlen; Kiemens
deckel flachelig mit 6 Strahlen; der Schwanz länger ald der
Rumpf, Kreuz: und Steiß:Flofe lang und mweichflrablig; in der
Eleinen NRücdenfloffe 3 Stacheln. Die Schwimmblafe vorn. ges
fpalten. Armknochen Iſis 1823. T. 16. ,
Der grunzende oder Petermann (Cottus gruniens)
wird nur fpannelang, vorn 1'/; Zoll breit; der Unterkiefer
etwas länger mit vielen Bärteln, und die Fleinen Augen vors
ragend. Die Färbung dunkelbraun mit fehwarzen Düpfeln, unten
meiß. Sie finden fih an Brafilien, liegen verborgen im Sande
am Strande, und verwunden mit ihren Rüdenftacheln die darauf
gehenden; beym Anfaſſen gibt er einen grungenden Ton von
fih. Sie find eßbar, mit Ausnahme der Leber, melche den Tod
verurfahen fol. Marcgrave ©, 178. Fig. Niqui, Bloc,
9. 5. II. 157. T. 179,
3. © Die Groppen (Cottus), Chabot
haben einen Peulenförmigen, fchuppenlofen oder gepanzerten
Leib, einen dickern, platten, mit Stacheln und Höckern bedeckten Kopf,
78 ;
das Mauf weit und quer, vorn am Ende, mit kleinen Zähnen
in den Kiefern, aber feine an den Gaumenbeinen ; die Augen
oben; die Kiemendedel groß, mit 6 Strahlen; die Bauchfloffen
Fein, mit fehr wenig Strahlen; 2 Rüdenfloffen; der Schwanz
ziemlich fo lang als der Leib. Die Schwimmblafe fehlt.
4) Die Flußgroppe oder der Kaulfopf (C. gobio)
wird nicht über 4° lang, ift ganz fchuppenlo8 und fchleimig,
oben braun mit fhmwarzen Sleden; der Kopf rundlich, ziemlic)
glatt, mit 2 Staheln am Kiemendedel. R. 7, 17. Sch. 12.
&t. 12. Br, 14. B. 4. Skelet bey Meyers Thieren T. 12.
Sie Ieben in reinem QDuellwaffer mit fleinigem Grund,
morinn fie wie ein Pfeil von einer Stelle zur- andern fchießen
und von Wafferinfecten, Laich und Fiſchbrut leben, aber dagegen
vom Barſch, der Forelle und dem Hecht verfchlungen. werden.
Sie laihen im März und April in Grübchen zwifchen Steinen,
die fie mit dem Schwanze wegfcharren, und die Männchen follen
nah Marfili die. Eyer 4 Wochen lang hüten. Dean fängt fie
mit kleinen Negen, Reufen und der Angel, auch beym Mond» und
FSadelfhein mit der Hand. . Er wird für ein wohlſchmeckendes
und gefundes Effen gehalten. Er heißt auch Kaulbarfh, Kauls
quappe, Kaulpaben, Nopfelben und Koppe. Bloch, D. F. I.
12. %. 38. 5. 1,2. Gesner, ©, 475. Gobius, Cottus flu-
viatilis. Marsili, Danubius p. 73.t1.24.
2) Die Meergroppe oder der Meerfcorpion (C, scor-
pius), Chaboisseau,
wird 4',° lang, bat einen vorftehenden Oberkiefer mit drey
Staqheln am Vordeckel; die Strahlen in der Bruſtfloſſe einfach;
dunkelbraun mit weißen Flecken, unten weiß marmoriert. R.10,
16. Sch. 18. St. 12. Br. 17. 2. 5.
Die vielen zugefpigten Höcker und die Stacheln am Kopfe
geben ihm ein fceheußliches Anfehen, und machen, daß man ihn
mit Vorſicht angreifen muß; die Verwundungen find manchmal
gefährlih, und daher wird der Fiſch an manchen Orten für giftig
gehalten und den Schweinen vorgeworfen. , Beym Fang fol er
ein, Kuurren hören laſſen; er reißt dabey dad Maul auf, fpreist
die Sloffen aus, und. theilt der Hand. eine erfchütternde Bewegung
mit. Findet fih in allen nördlichen Meeren, aber nicht im
79
Mittelmeer, am bärfigften an Grönland und Neufundland, mo
er ſich in der Tiefe aufbält und nur berauffommt, um zu. rauben;
er ſchwimmt fehr ſchnell, und ftellt ‚befonder8 den. Häringen,
Dorfen und. der YAalmutter nah, mird daher mit, den andern
leicht gefangen. Er laiht im December und Jänner an Meer:
pflanzen. Sn Dänemark wird er für unverdaulich gehalten, in
Grönland aber gekocht und getrodnet verzehrt. Bey Hamburg
Wallkutze, in Holftein Wulf, Bloch, D. $. II. 18. T. 40.
Seball. T. 235 84,5 Dronth. Schr U. T. 13, 14.
Gesner 1017. Scorpius. Faber, Isl. F. 120.
3) Der — (Agonus, Aspidophorus, C. cata-
phractus)
iſt gepanzert und erhält dadurch eine achtfantige Geftalt; das
Maul liegt unter der Schnauze; an der Kiemenhaut bängen
Faſern. Er wird nicht über 6 Zol lang. und findet fih nord:
ih an ganz Europa bi8 Grönland; mird in der Nordfee in
Menge. angetroffen, Lebt von Garneelen, wird mit den Schell:
fiihen gefangen und für einen Leckerbiſſen gehalten; er laicht im
May. am. Strande zwifhen Steinen. Bloch, D. F. I. 15.
T. 39. F. 5, 4. Seba III. T. 28. 8.6. Faber 117.
2. Sippſchaft. Die Stirnmäuler
mit Halsfloſſen, haben einen dicken, niedergedrückten Kopf
mit Deckel-Stacheln, breitem Maul, nach oben gerichtet, und
Scheitelaugen.
Sie leben faſt alle im Meer.
4. G. Die Sternſeher (Uranoscopus), Le Rat, Pesce
prete, Bocca in capo,
find keulenförmig, mit einem großen, vierfchrötigen, flachen
und gepanzerten Kopf, dad quere Maul nach oben mit Hechelzähnen;
die Augen auf der Stirn; der Vordeckel gezähnt und ein Stachel an
der Schulter; Kiemenftrablen 6, der Schwanz halb fo lang als der
Leib. Innerhalb der Unterlippe liegt eine Haut, welche in einen
wurmförmigen. Faden endigt, der fich bey geöffnetem Maul beraug
fhlägt. Keine Schwimmblaſe. - Sie finden fih nur im Meer,
4) Der gemeine (U. scaber)
wird 8—10’ fang und über 2 dick, ift alatt mit raubem
Kopf, hat ein Bärtel im Unterkiefer; oben grünlich braun, unten
80
mattweiß. Der Kopf ift mit einer Art Knochenſchild bedeckt, der
oben in 2, unten in 5 Fleinere Stacheln endet. R. 4,14.
Schw. 12. St. 13. Br. 17. 8.6. Bloch, A. 5. II. 90. T. 165.
Geöner 157. Fig. (Callionymus).
Findet fih im Mitielmeer, gewöhnlich unter Meerpflanzen
verfteckt, wo er mit feinem Bärtel nach Fifehen angelt; dad Fleifch
ift mager und ſchlecht. Er war ſchon den Alten bekannt und
Oppi ian ſchreibt von ihm, wenn er es wirklich ift: (Lib. IL v. 199.)
Stultitia excellit cunetis ferus Hemerocoeta.
Est pecus ignavum, capitis eui vertice summo
Sunt inversa supra radiantia Jumina;. rietus
Est inter medios oculos; lucesque profundo
Conterit in somno solidas, prostratus arena
Et solus noctu vigilat, noctuque movetur.
5.©. Die Queifen (Trachinus), La Vive, Ragno,
Weever,
find lang, und zufammengedrüdt, mit fehr Pleinen abfälligen
Schuppen bededt, der Schwanz viel länger ald der Rumpf; die
Augen oben an ber Seite, eine kurze und eine lange Rüdenfloffe,
nit flacheligem Kiemendedel; der Mundfpalt ſieht fchief nad)
oben und enthält Bürftenzähne. |
| 41) Die gemeine oder dad Petermännchen (T. draco)
wird gegen einen Schuh lang, ift braunlihd und bat fünf
fharfe Strahlen in der erften Rücdenfloffe. Findet fih um ganz
Europa. Man unterfcheidet nun mehrere Arten, wovon die fol
genden die befannteren. ;
a) Die Fleinere (Tr. vipera) \
wird nur fpannelang und ®/, Pfund ſchwer, hat einen graden
Rüden mit einem ziemlich glatten Kopf, ift bräunlichgelb mit
gelblichen Querftrichen, der Bauch ſilberweiß; in der erfien Rüden:
floffe 5 Stadheln, in der zweyten 24 Strahlen. Diefer Fifch
findet fih um ganz Europa und audy in der Nord» und Dflfee,
wo er unter dem Namen Petermänndhen bekannt ifl. ‚Er
murde für den Drachenfifch der Alten gehalten, der aber größer
wird und fid vorzüglich im mittelländifchen Meere findet. Seine
Stacheln werden noch mehr ald von dem folgenden gefürchtet.
8
Die Fifher reiben fih die Wunden eine ‚Zeitlang mit naſſem
Sand. Er vergräbt fi in den Sand und firedt nur die Nafe
beraus. Wird er getreten, fo ſchießt er plöplich hervor und ficht
mit feinen Stacheln fehr gefhicdt wie ein Hahn. Er wird an
Holland häufig mit Neben und Reuſen gefangen und als ein
Lederbiffen verzehrt. Pennant III. ©. 169. Taf, 28. Fig. 71.
Bloch, D. $. I. 131. T. 61. Tr. draco.
b) Die größere oder ächte (Tr. draco)
wird über 1° lang und 41‘ boch, ift röthlic grau, mit
fhmärzlihen Fleden und blauen Strihen, der Rüden gerad.
Der Kopf fehr raub, die erfte Rüdenfloffe Omar mit 5 Stacheln,
die zweyte mit 30 Strahlen.
Findet fih an England, an der Weftfüfte von Frankreich
und im Mittelmeer. Er bält ſich gemöhnlih in der Tiefe und
fommt nur zur Laichzeit im Juny an die flachen Stränder. Man
verwundet fi Leicht an feinen fcharfen Rüdenftaheln, morauf
gefährliche Entzündung entftebt; fle werden daher von den Fis
ſchern wie die Giftotter gefürchtet. Da er ein zähes Leben hat
und fih, auch wenn er gefangen ift, noch fehr fträubt, fo muß
man fi beym Anfaffen fehr in Acht nehmen. Es wurde in
Sranfreidy einmal verboten, ihn mit den Stacheln auf den Marft
zu bringen. Sein Fleiſch ift ſchmackhaft, jeicht zu verdauen und
wird für einen Lederbiffen gehalten. Er Iebt von Fleinen Krebien
und Fiſchbrut; findet fih auh nah Nildfon um Norwegen
nicht felten, und wird dafelbft ebenfo gefürchtet und nicht gegeffen.
Der vorige fehlt dagegen in den fcandinavifchen Meeren. Bey
Pliniud hieß er Draco marinus. Salviani ©. 12. Fig.
Willugbby %, S. 10. 8.1. Pennant IN. T. 29. Bloch,
Systema tab. 10. Tr. lineatus. Gesner 89. Araneus Plinii.
La Roche, Mem. mus. XIII. 331.
c) Im Mittelmeer gibt es noch einen größern (Tr. araneus),
welcher einen gemölbten Rüden bat, aber 10 Augenfleden
aud fhmwarzen Düpfeln an den Seiten, 6 Stacheln in der erften
und 28 Strahlen in der zwenten Rüdenfloffe. Er hält fich mehr
in der Tiefe und wird 4 Pfund ſchwer. Salviani ©. 11, Fig.
Willugbby T. S. 10. F. 2.
Dfens allg. Raturg. VI 6
8
B. Baudfloffer — Welfe.
3. Sippfhaft. Die Panzermelfe
haben ein ziemlih kleines Maul vorn oder unter der '
Schnauze, mie die Störe, an die fie fih in ihrer Geftalt
unmittelbar anſchließen, und vieleicht auch dabey ſtehen Fönnten,
Sie haben unbeweglihe Kiemendeckel wie viele Knorpelfifche,
6. &. Die bieher gehörigen Panzermwelfe (Loricaria)
finden fih bloß im beißen America, find klein und ganz mit
Schienen gepanzert, auf dein Kopf und dem Bauch mit Platten;
fie haben borftenförmige Zähne mit Häkchen im Fleinen Wunde
und unbewegliche Kiemendeckel mit 4 Strahlen; die Augen find
oben und die doppelten Naslöcher Furz davor; Feine Schwimms
blafe, R
4) Der gemeine (L. plecostomus)
findet fi in Brafilien, wird über 1° lang und ziemlich did),
bochgelb mit braunen Dupfen, bat 2 Bartfäden und auf jeder
Seite 4 Schienenreihen, nebft 2 Rüdenfloffen. Er beißt Guacari,
fann über 5 Stunden in der Luft leben; die Därme find außer:
ordentlich Iang und betragen 28°. Er wird, nachdem man den
Danzer abgezogen, ſowohl gekocht ald gebraten für fhmadhaft .
gehalten; ed ift jedoch wenig Fleifch daran. Bloch, A. 5. VI.
69. T. 374. Marcgrave, ©. 166, Fig.
7. ®. Die Harnifhmwelfe (Cataphractus)
find vom Kopf bi8 zum Schwanz mit Schienenreihen ges
panzert, haben 2 Rüdenfloffen, wovon die erfte klein, die zweyte
fo wie die Bruflfloffen mit einem Stachel; 4 Bärtel und kaum
merfliche Zähne im Fleinen Mund; der Schwanz beträgt die
balbe Leibeslänge.
1) Der gemeine (C. callichthys)
lebt in Bächen des heißen America”, mo er wegen feined
Panzerd Soldat genannt wird. Seine Länge beträgt Faum eine
Spanne, der kurze Kopf nur einen Zoll, ift aber gegen 3 breit
und flah, und wegen bed ziemlich Beinen Mauls froſchartig;
auf jeder Seite ded Leibe laufen 2 Reiben Schienen; die Als
gen fehr Mein, faft nur wie ein Mohnkorn, die A Bärtel 1 Yang,
die Schwanzfloffe abgeftust. Die Färbung ift roftroth. Wenn
die Bäche vertrocknen, fo verfriecht er fich unter den Schlamm.
3
83
Er wird hoch gefhäpt, und mit Salz und Pfeffer auf dem
Roft gebraten als ein, L2ederbiffen aufgeftelt.e Marcgrave,
©. 151. Fig. Pifo 71. Fig. Bloc, U. F. VL 86. T. 77.
5% 1 Er fol fihb auch in DOftindien finden, daſelbſt über
4° lang und von den Holländern Bootshaken Erw werden.
Valentyn, India III. F. 394.
8. G. Andere haben einen Kopffchild und einen Seiten
panzer von nagelfürmigen Schienen. Nagelmelfe. Doras.
Sie fehben ganz aus wie die Welfe, haben eine Rüden
und Fett-Floffe, auf ihrer Seitenlinie aber eine Reihe fpigige
Nägel. Der Kopf ift gepanzert, dad Schulterblatt bildet nad)
hinten einen Stachel; der Rüden und die Bruftftacheln find ftarf
und gezähnt. |
41) Der rundföpfige (Cataphräctus carinatus), Clip-
Bagre, |
wird gegen 1° lang, und bat nur Bürftenzähne im Ober»
Fiefer und 6 Bärtel, wovon die 2 obern 2° lang, die Schwanz
floffe gefpalten; dunkelbraun und röthlich braun gefledt. Er
findet fih in den Flüffen von Brafilien, bat aber wenig Fleifch
und wird nicht geachter, fondern au8 den Netzen geworfen, mwell
die Verwundung von feinen Stacheln eine ſolche Entzündung ber>
vorbringt, daß fie über 3 Wochen dauert und bisweilen dad Be—
wußtſeyn raubt. Daß einzige Mittel dagegen ift, die Leber in
Del geröftet auf die Wunde gelegt. Marcgrave 174. Fig.
Pifo ©. 65. Fig.
2) In den Flüffen von America gibt ed eine wandernde
Gattung, melde der plattföpfige Haffar (Doras costata)
beißt.
Er wird ungefähr 1° lang und 4“ breit, bat an jeder Seite -
eine fehr breite Schienenreibe, eine gefpaltene Schwenzfleffe und.
6 Bärtel am Maul; der erfte Stachel an den Rüden» und den
Bruft:Floffen ift fehr ftarf und vorn und hinten gezähnt. Die
Zahl der Schienen in jeder Keibe ift 345 jede Schiene hat in
der Mitte nah binten "einen Ausſchnitt, daß es ausfieht, als
„wenn jederfeit3 zwey Reihen vorhanden wären, Die Färbung
fällt in's Braune. Sie finden fi ch in den Flüffen von Südamerica
6* —
84
und aud in Carolina. Bloch, A. F. VII. ©. 32. Taf. 376.
Catesby, Suppl. T. 9. F. 1. Cat. americanus.
Diefer Fiſch wandert in Guiana bey trodener Jahreszeit
beerdenmeife über Land, oft eine ganze Nacht lang, um anderswo
Waſſer zu ſuchen, während der rundföpfige, fo mie eine Art Het,
welcher Yarros: heißt, fid, in den Schlamm vergraben, wann daß
Waller audtrodnet. Jemand traf eine folde Heerde 3 Stunden
meit von der Küfte auf ihrem Wege zu einem Arm ded Fluffes
Pomeroon. Es waren ihrer fo viele, daß die Neger mebrere
Körbe voll mitnahmen. Sie fünnen ſelbſt in der Sonne mehrere
Stunden lebendig bleiben. Ihr Gang ift wie bey den zweyfüßigen
Eydechfen, indem fie fih mit dem elaftifchen Schwanz vorwärts
auf die knöchernen Arme werfen, wobey ihnen die flarfen Schie—
nen um den Leib eben fo bebülflich find, wie den Schlangen.
Die Geſchwindigkeit ift fo, wie man bequem fpazieren geht. Die
Indianer fagen, der Fiſch trüge Waffer fiir einen Tag mit fich,
woran etwa feyn muß: denn ihr Zeib wird nicht fo bald troden,
wie der von andern Fifhen, und wiſcht man ihn ab, fo wird er
fogleich wieder feuht. Hancod, Iſis 1832. 805.
4. Sippfhaft. Die nadten Welfe
haben eine ganz fihuppenlofe Haut, einen diden, niederges
drüdten, biömweilen gepanzerten Kopf, vorn mit weitem Maul, von
Bartfafern umgeben und mit vielen Zähnen beſetzt; der Hinterleib
zufammengedrüdt, mit feinen Strahlen in den Floffen, jedoch
oft ein Sägeftachel vor der Rüden: oder Bruft:Flofe. Die Zähne
fteben bechelartig auf dem Zwifchenfiefer und dem Pflugfcharbein;
die Oberkiefer verfümmert und in Bärtel verwandelt. Schwimm—
blafe.
Sie leben in großen Flüffen und Seen, ſchwimmen langfam,
liegen beftändig auf Pem Grunde und lauern auf vorbepziehende
Fiſche, welche fie durch ihre Bärte anlocden folen. In Europa
gibt es eine einzige Gattung; alle andern leben im füßen Waſſer
der beißen Länder.
9. & Die Plattmwelfe (Platystacus, Aspredo)
machen den Yebergang von den Panzerfifchen zu den andern
Welſen, find nehmlih nadt und mit Bärteln verfeben, baben
aber einen langen Schwanz und den Mund unter dem platten
.
85
Kopf. Sie feben ganz aus wie die Frofchfifche oder faft wie die
Rochen, befonderd durch den fehr langen und gegen den breiten
Borderleib unverhältnigmäßig dünnen Schwanz. Das Maul ift
Fein und faft zahnlos; Kiemenfpalt febr eng; der: Deckel ganz
unbeweglih, mit. 5 Strahlen; der erfte Strahl der Bruftfloffen
iſt ſehr ſtark und beiderfeitd gezähnt; die Steißfloffe fehr lang.
Sie finden ſich nur in den Flüffen heißer Länder,
1) Der gemeine (Pl. cotylephorus)
fol aus Oftindien kommen, ift ungefähr 1° lang und. vorn
2” did, braun und bat 6 Bärtel. Der Numpf ift 4° lang,
2 breit, der Schwanz 10° lang und breit. Es ift merks
würdig, daß bey den ausgewachſenen Fiſchen an der untern Fläche
eine Menge geftielte Näpfe fleben, faft mie die der Dintenfchneden.
Da fie den Jungen feblen, fo könnte man vermutben, daß es
Ever wären; indeffen bat nody niemand diefe Fifche lebendig bes
obachtet. Bloch, U. $. VII. 54. T. 372. Seba IL T. 29.
5. 9. Klein, missus V. t. 4. fig. 7, 8.
40. G. Der Zittermeld (Malapterurus electricus)
meicht -fehbr von den andern ab. Die Schilben haben noch
eine Rücenfloffe mit febr wenigen verfümmerten Strahlen; bier
verfchmwindet aber die Rücenfloffe gänzlich und e8 bleibt nur eine
Feine Kettfloffe auf dem Kreuz übrig; der Leib ift etwas zufams
mengedrüdt und verliert fih allmählich nad hinten; der Kopf
niedergedrücdt mit Bürſtenzähnen und ſehr Fleinen Augen; der
Schwanz beträgt 2/;; die Bruftfloffen Bein, haben nur weiche
Strahlen. Die Schwanzfloffe rund; Kiemenftrahlen 7.
Er wird gewöhnlich 1'/.° lang, ift vol Schleim, grau, mit
ſchwarzen Dupfen und 6 Bärteln an den Lippen. Die Schwimm:
blafe ift in der Mitte eingefchnürt und zugleich durch eine Längs-—
wand in 2 Höhlen gefchieden.
Sorffal bat diefen Fiſch, welchen die Araber Raaſch (Blitz)
nennen, in Aegypten und Adanfon im Senegal entdedt; aber
Geoffroy St. Hilaire bat ihn erft genauer anatomiert, wie
wir es beym Zitterrochen angezeigt haben. ‚Der erftere bat ſchon
Verſuche mit ihm angeftelt und die Wirkungen mit der Electrie
cität verglichen; er zittert zugleid mit dem Schwanz, jedoch
86
ganz ſchwach. Er wird gegeffen und für ſchmackhaft gehalten, iſt
jedoch nicht häufig. Geoffroy, Egypte 299. t. 12. fig. 1-4.
11.6. Der Büſchelwels (Einterohireneiing anguillaris),
Charmut,
bat einen ganz platten, ſehr breiten und gepanzerten Kopf,
einen ſehr Pleinen Kiemendedel und oben am dritten und vierten
Kiemenbogen ein Büfchel von verzweigten Kiemengefäßen; übri—
gend ift er nadt, bat 8 Bärtel, einen gezähnten Stachel in ben
Brufifloffen, aber Feinen auf dem Rüden.
Er findet fich fehr haufig im Nil und in den Klüffen von
Syrien; gleicht in dem niedergetrüdten und breiten Kopf und
durh feine Bürftenzäbne dem Bayad, unterfcheidet fih aber
durch feinen ungeheuern böderigen Kopfihild, der biß auf die
Schnauze und feitwärtd über die Augenhöhle fich ausdehnt, aber
nicht big zur Nücenfloffe. Der Leib beträgt über 2°, ift ſchlei—
mig, oben bläulich ſchwarz, unten weiß, zuſammengedrückt, mit
geraden Nändern, fat wie bey einem Aal; der Schwanz beträgt
faft die balde Länge. Dad Maul fehr breit, oben 4 Värtel,
unten deßgleichen, nicht fo lang ald der Kopf. Die Rückenfloſſe
niedrig, aber fehr Yang und läuft bis zur Schwangfloffe, vol von
mweihen Strahlen, mit einem ganz Heinen Stachel vorn daran;
die 2 Bruftftaheln find jedoch fiarf und fein gezähnelt, Schwanz:
floffe rund. Die baumartigen Kiemen, neben welchen übrigens:
auch die gemöhnlichen vorhanden find, fehen ganz aus, wie die
verzweigten Luftröbrenäfte, find auch fnorpelartig, aber nicht
bobl; auf der Oberflähe mit Gefäßen überzogen, melche ohne
Zweifel auch zum Athmen dienen. Man fängt ihn zu jeder
Jahrszeit im Nil und im See Mengaleh im Schilf; er läßt fi
fo leicht ergreifen, daß die Taucher bey Rofette eine‘ Menge mit
ber Hand fangen, Sie follen biöweilen den Fluß verlaffen, auf
dem Schlamm der Niicanäle fortkriehen und mehrere Tage in
freyer Luft aushalten. Geoffroy, Egypte 228. tab. 16, 17,
auch zerlegt. Haſſelquiſt 415. ,
12. ©. Die eigentlihen Welfe (Silurus)
find nadt oder haben nur einen Schild auf Kopf und Naden,
meift einen beweglichen Stachel in der Brufifloffe und einen
Kiemendedel, in dem ein Knochenſtück fehlt.
4
NER 97
a. Die einen find ganz nadt und haben nur eine einzige
und zwar Bleine Rückenfloſſe ohne Stachel,
4) Der gemeine (S. glanis)
bat eine Fettfloffe mit feinen Strablen auf den Rüden und
6 Bärtel um den Mund, wovon die 2 oberen und längeren die
verfümmerten Oberkiefer find; der rundlihe Rüden gruͤnlich
fhwarz, die Seiten grün mit fchwarzen Sleden, der Bauch gelb»
lih, der Schwanz halb fo lang ald der Leib, Kiemenſtrahlen 45.
NR. 5. Sch. 17. ©t. 90. Br. 418, B. 135, Bloch D. F. I 242.
T. 34. Gesner 1047. MarfililV. T. 2. Das Skelet bey
Rofentbal T. 9, Brandt und R, U. %. 6.5 Schädel bey
Spir, Cephalogenesis T. 9, F. 18.
Diefer Fiſch Fommt im ganzen nördlichen Afien, im nördlichen
Europa, ganz Deutfchland und in der Schweiz vor; fonder:
barer Weife aber nicht in Frankreich, nur in Strömen und Seen,
ift jedoch überall felten, Er ift überhaupt neben dem Stör
und Haufen der größte Süßmafferfifch, gewöhnlich 2—3‘ Yang,
wie er nehmlich auf den Tifch zu Fommen pflegt, wird aber oft
mannslang und mannsdick und centnerfchwer; in dem See bey
Spandau wurde nah Bloc Feiner von 420 Pfund, in der
Donau, wo er ber Schaid heißt, nah Marſili fhon 2 Gentner
fhwer angetroffen, 9° lang und 2 mannddid; nah Kramer
einer von 3 Centner, und man fpricht von welchen, die länger
ald ein Wagen geweſen. Gemöhnlidy führt man fie im Lande
umher, um fie ald Wunderthiere zu zeigen.
Die Augen find Flein, ftehen weit vorn auf dein Kopf; der Furze
Bauch ift did, der übrige Leib zufammengedrüdt und fpikt fic)
geradlinig zu; die Schwanzfioffe Hein und rund. Wegen feiner
Heinen Floffen Fann er nur langfam fhwimmen und daher feinen
Raub nicht verfolgen, fondern muß in Löchern darauf warten;
er fleigt nur bey Gemitterluft empor, Er wächst febr langſam
und vermehrt fidy nicht fehr, tbeild weil er wenig, jedoch Kleine
Eyer bat, welche er im Juny von ſich gibt, theils weil diefelben
von Aalen, Trüfchen und felbft vom Stichling und Froſch
verzehrt werden, Gie halten fich gewöhnlich paarmweife zufammen
und fommen um Mitternadht, wo andere Fiſche laichen, and
Ufer, um fih zu fättigen, geben aber bey Anbrud) des Tages
88
wieder in ihre Löcher zurüd. Die Zungen fehliefen ſchon nad
8 Tagen aud und daher können die Eyer nicht 40—50 Tage vom
Männchen gebütet werden, wie Ariſtoteles meynt (VI. 14).
Die Brut fieht ganz aus mie Kaulquappen. Man fängt ihn
mit der Angel und mit dem Speer, felten im Netz, weil
er im Schlamm oder in Löchern liegt. Er bat wenig Ems
pfindung und ein zähes Leben, bewegt fich auch gefangen faft gar
nicht. Sein Fleiſch ift weiß, weich und faftig und ohne Gräthen,
aber mit viel Fett unterſpickt, befonderd der Schwanz, der faft
wie Aal ſchmeckt, doch weniger fchleimig ift und daher befonders
gebraten auf die Tafeln der Reichen gefegt wird. In Ungarn
wird er an der Luft getrodnet und die feitern Theile werden mie
Sped zu Gemüs gegeffen; in der Theis ift er aber fo fett, daß
er Ekel erregt. In Schwaben und Bayern, wo er fid) befonderd
in den Seen findet, beißt er Waller, in der franzöfifchen Schweiz,
befonders im Murtenfee, Salutb; in den Seen der deutfchen
Schweiz und im Bodenfee findet er ſich nicht.
Auſonius ſingt von ebd wenn er nicht, vielmehr den. Stör
mepnt, in feinee Mofel, V. 135.:
Nun wirft mächtiger Wels, Meerthier, auch du mir
geprieſen
Der, als wäre der Rücken mit attiſchem Oel dir geſalbet,
Du ein Fluß-Delphin mir bedünkſt, ſo gewaltig den
Strom durch
Zieheſt du, ſchwerfortſchleppend die Maſſen des wuch—
tigen Körpers,
Bald von niedrigen Fuhrten gehemmt, bald wieder von
Flußſchilf;
Aber ſobald in der Tiefe des Stroms du mächtig da—
hinwogit,
Did) anftaunen dann grüne Geſtad', und blauliche Schaaren
Schwimmender, dich die lautere Flut; es tritt aus
dem Bette
Brandung, und über den Stamm hin rollen die äußers
| ſten Welten.
89
Alfo wenn aus dem tiefen atlantifchen Meere den
Wallfiſch
An des Feſtlands Küſte der Wind und eigene Bewegung
Antreibt, wälzt er verdrängend die Meerflut, thürmend
erheben
Wogen ſich und das Gebirg in der Näh', es fürchtet
zu ſchwinden.
Dieſer jedoch, ſo friedlich, der Wallfiſch unſ'rer Moſella,
Iſt vom Verderben entfernt, und Zier dem herrlichen
Fluſſe *).
b. Andere haben einen Saͤgeſtachel in der Rüdenfloffe. Die
Schilben.
In Nil gibt es 2Welſe Echilben), welche etwas von dem
unferigen abweichen; fie find nehmlich zufammengedrüct und der
erſte Strahl der Rüdenfloffe ift ein gezähnter Stachel; die Steiß—
flofje fehr lang und um das Maul ſtehen 8 Bärtel. Ein befons
dered Ausſehen befommen fie aber durch den Furzen, breiten und
niedergedrüdten Kopf, fo daß der Nacken fich plöplich hinter dem>
felben erhebt; die Rückenfloſſe ift ſehr hoch und fteht eigentlich
auf dem Naden.
2) Der gemeine Schilbe (S. mystus)
ift etwas länger als 1’, der Kopf 2/2 lang, 1'/2 hoch, der
) Nune pecus aequoreum celebrabere magne Silure!
Quem velut Actaeo productum tergora olivo
Amnicolam Delphina reor, fie per freta magnum
Laberis: et longi vix corporis agmina solvis;
Aut brevibus defensa vadis aut fluminis ulvis:
Aut quum tranquillos moliris in amne meatus.
Te virides ripae, te caerula turba natantum
Te liquidae mirantur aquae: diffunditur alveo
Aestus et extremi procurrunt margine fluctus.
Talis Atlantiaco quondam balaena” profundo,
Cum vento motuve suo telluris ad oras
Pellitur, exelusum fundit mare, magnaque surgunt
Aequorä, vieinique timent deerescere montes.
Hic tamen, hie nostrae mitis Balaena Mosellae
Exitio procul est, magnoque honor additus amni.
90
Naden 3, dad Kreuz 2'/. Der erfie Strahl der Bruftfloffen
ift auch ein gezähnter Stachel, die Schwanzfloffe gabelig. Die
Zähne find bürſtenförmig; die -Bärtel ungefähr 4 Zol lang, die
Zahl der Kiemenftrablen 95 der Rüden ſchwärzlich blau, die
Seiten filberglängend ind Roſenrothe; der Kopf bläulih mit
goldgelben Schattierungen. Er verfchludt ziemlidy große Weiß:
fiſche, und fein Fleiſch ift geſchätzt, wenigſtens mehr, ald das der
andern Nilmwelfe. Haffelquift 419. Sonnini, Voyage t. 23.
fig. 1. Geoffroy, Egypte p. 291. t. 11. fig. 3, 4.
3) Der andere beißt Ohrenwels (S. auritus), |
wird nicht über 5° Yang, kommt daber nicht auf den Markt;
die Bärtel find länger und die Steißfloffe ift mit der Schwanz»
floſſe verwachſen; der Schwanz felbft ift viel länger; übrigens
bat er die Färbung des vorigen, Geoffroy, Egypte p. 29.
t. 11. fig. 3, 4.
c. Andere haben eine ſtrahlige Rüden: und eine fette Kreuz⸗
Floſſe, und oft einen Kopfs und Rüden» Schild. Kerne
Pimelodus, Machoiran.
4) Der äguptifche (S. bayad)
gehört zu den größeren Welfen ded Ni und kommt 4%,‘
lang auf die Märkte von Cairo, wo er wie Fleifh ausgebauen
und ziemlich gefhäpt wird. Während der 3 Ueberfhmemmungde
monate ift er die Hauptfpeife der Bevdlkerung. Er ift filberweiß,
der Rüden bläulich ſchwarz, die Floffen grünlich. Sein Kopf
ift außerordentlich breit und niedergedrüdt; er bat 8 Bärtel,
wovon die 2 äußern am Oberkiefer bis zur Steißfloffe reichen.
Geoffroy, Egypte p. 224. t. 15. fig. 1, 2,
5) Der americanifche (S. bagre)
findet fih in den Flüffen von Brafilien und Nordamerica,
wird 4%‘ Yang, bat in der erften Rücdenfloffe und in jeder
- Bauchfloffe einen fehr langen borftenförmigen Strahl, nur vier
Bärtel, wovon die 2 obern fehr lang find; Schwanzfloffe gefpal:
ten; die Färbung ift filberglängend, der Nücen blau. Er wird
auf ale Art zubereitet und bäuflg gegefien. Marcgrave
©, 174. Fig. Bloc, X. 5. VIH. 26. T. 365.
6) Der Bulcanenmelö (S. cyclopum).
In der Andenfette von Südamerica gibt ed Vulcane, welche
9
fonderbarer Weife nach den Beobachtungen von Alerander von
Humboldt Fifche auswerfen. Nur wenige und zwar die nieds
rigften Bulcane fpeyen Laven aus, wie der Jorullo in Merico,
ein Bafaltkegel, der erft 41759 ſich erhob und jest 249 Klafter
body ift. Die Bulcane von Guatimala fioßen eine Menge Sal-
miaf aus; die von Popayan fehwefelige Säure und gefchmefeltes
Wafferfloffgad; die ‚von Quito Bimd, Bafalt und Porphyrs
fhladen, nebft Waffer und Thon oder Schlamm, welcher das
Sand auf 10 Stunden in der Runde fruchtbar macht. Laven
haben fie nie audgefpien, weil fie wenigftens fünfmal höher als
der Veſuv find; aber dad Getös in ihrem Innern iſt fo fürchter:
lich, daß man das vom Eotopari jo weit hört, ald die Entfernung
der Stadt Dijon vom Veſuv beträgt.
Die Bulcane von Quito geben von Zeit zu Zeit ein an
dered, zwar weniger erfchredendes, aber um deſto merfmwürdi-
gered Schaufpiel. Der Cotopari, der Tungurahua und der Sangay
zeigen ed nur alle 20 oder 30 Jahre, aber dann fpeyen fie unge:
beure Dlaffen von Schlamm aus, und was an meiften in Er:
ſtaunen fest, eine unzählige Dienge von Fifchen, welche an man—
hen Drten durdy ihre Fäulniß die Luft weit und breit verpeften
und Faulfieber bervorbringen. In den Chronifen der Städte
findet man Verzeichnungen ſolcher Ereigniffe, nach welchen Tau—
ſende von Fiſchen mit dem Schlamm ausgeworfen wurden. Der
Eotopari wirft die Fiſche 2600 Klafter über dem Meer heraus;
dad Land herum liegt 41300 Klafter bach, mitbin rutfchen die
Fiſche 1500 Klafter tief herunter. Sie find wenig verunftaltet
und fcheinen Feine befondere Hipe ausgeftanden zu haben; auc)
ift das Waſſer Falt. Die Einwohner behaupten, fie wären einer>
ley mit den Prennatillad in den Bächen am Fuße der Vulcane;
das ift auch wirflidy der einzige Fiſch, der ſich Über 1400 Klafter
hoch dafelbft findet. Er gehört zu dem Gefihlechte der Pimeloden
und fließt fi) unmittelbar an den Bagre anz ift nur 4 Yang,
niebergedrüdt, olivengrün, mit ſchwarzen Dupfen; das breite
Maul am Ende mit 2 Bärteln an den Kiefern und ſehr kleinen
Zähnen; nur A Kiemenfirablen; Schwanzfloffe gefpalten. R. 6.
Sch. 12. ©t. 7. Br. 9. B. 5, auf dem Kreuz eine Fettfloffe.
Der erfte Strahl aller Zloffen ift gezähnelt. Sein Aufenthalt in
92 ,
Seen bis 1700 Klafter Höhe iſt ohne Zweifel die höchfie Gegend,
welche von Fifchen bewohnt wird. Das Waffer bat 10° nach dem
bunderttheiligen Thermometer, während andere Gattungen in den
Slüffen der Ebene vorfommen, wo das Waffer 27° hat. Wegen
des vielen Schleim und feined garfligen Audfehend wird er nur
von armen Indianern gegeffen. Die audgemworfenen müffen aus
den- unterirdifchen Seen foımmen; auch in den Höhlen von Gailen—
reuth in Franken fiſcht man Forellen, obſchon fie viel höher lie—
gen, ald die Bäche. Observations de Zoologie I. p. 21. t. 7.
7) Der brafilifhe (S. nbamdia), Bagre do Rio,
bat einen Panzer auf dem zufammengedrüdten ‚Kopf und
ift 14° lang, 1'/ boch; die Zähne find fehr Fein und ſtehen
nur in den Kiefern. Hat 6 Bärtel, wovon die 2 obern 5°‘ lang
und beftändig nach Hinten gerichtet find; die Schwanzfloffe ges
fpalten, vor den Bauchfloſſen ein Stachel, der Rüden blaulich
grau, der Bauch weiß, die Floſſen ſchwarz. Findet fih häufig
in den brafilifchen Slüffen, ift febefhmadhaft und wird allgemein
gegeffen. Sie geben dis zur Mündung des Francidcusfluffes,
aber nicht ind Salzwaſſer. Marcgrave 149. Fig. Pifo 63. Fig.
8) Der Katzenwels (8. catus) 3
wird 2° lang, bat einen fehr diden, nadten Kopf und acht
Bärtel, wovon die 2 obern viel länger, Feine Staheln an den
Floffen, die Schwanzfloffe gefpaltenz; oben ſchwärzlich, unten blaß
fleifchrotb. Er finder ſich baufig im füßen Waller von Nord—
america und gebt auch ind Salzmwaffer, heißt daher Salzwaſſer—
Kapenfifch, Lebt von andern Fifhen und von feiner eigenen Art,
wird bäufig gegeffen und fehmedt wie Aal, Catesby, T. 23.
d. Die Schalmelfe (Synodontis) \
weichen von den Welfen auffallend durch die ſchmale Schnauze
ab und durch platte Hafenzähne auf einem biegfamen Stiel im
Unterkiefer, in der Geſtalt faft wie bey den Nagthieren; der
Kopf: und Nacken-Schild hängen zuſammen; ein ftarfer Stachel
in der Rüden: und den Bruſt-Floſſen; einige Bärtel find ges
wimpert?
9) Der gemeine (S. scheilan)
ift außerft haufig im Nil, wird jedoch Aus vom gemeinen
Volk gegeffen, und deghalb von den Fifhern mit Neben, Körben
95
und Brod an Angeln gefangen. In wenig Stunden haben fie
eine ganze Menge. Er wird 1‘ lang, bat 6 Värtel, movon die
2 obern länger al$ der Kopf und die 4 untern gemimpert find.
Der Rückenſtachel ift febr Furz, aber did, und hinten gezäbneltz
die Schwanzfloffe gefpalten; eben fhmwärzlic blau, unten filber>
meiß. Der Fiſch läaäͤßt im Waffer ein Grungen hören, wie die
Schweine; das bringt er aber nicht durch Ausftrömen von Luft
bervor, fondern durch das Reiben der Rüden: und Bruſt-Stacheln
in ihren Selenfböhlen. Es ift daher wahrfcheinlich der Schwein:
fifh (Poreus), von welchem Strabo fagt, daß die Crocodille
ed nicht wagten, ibn anzugreifen, wegen der Stacheln in der
Nähe des Kopfes. Geoffroy, Egypte 216. t. 13. fig. 3, 4.
Sonnimi, Voyage I. p. 2:8. t. 21. fig. 2. Es if Haffel:
quiftö S. clarias, p. 412, von dem er fagt, daß er einen Mens
fchen gefeben babe, welcher an der Verwundung durch feinen
Stachel geftorben fey, mad faft unbegreiflih ift, da diefer Fifch
in fo großer Menge gefangen wird.
10) Der bautige Wels (S. membranaceus), Gemel,
findet fih auch im Nil und wird eben fo groß, unterfcheidet
fi aber durch die lange Fettfloffe, melde unmittelbar ‚hinter der
Rückenfloſſe beginnt; auch find die Schultern rauh; hat 8 Bärtel,
wovon 2 obere durch eine dünne Haut nady hinter mit dem Kopfe
verbunden find; Färbung filbergrau, unten dunkelblau, Er wird
gefangen. Geofiroy St. Hilaire bat ihn zweymal in den
Gräbern von Theben abgebildet gefunden und zwar auf dem
Rüden fhwimmend, während andere Fifche daneben in der ges
börigen Lage waren; und fo verhält es fih auch wirklich; er
fhwimmt beftändig' auf dem Nüden, außer wenn er Gefahr
merft: dann wendet er fi plöslib um und ſchwimmt ſchnell
davon. Egypte 312. t. 13. fig. 1, 2.
3. Zunft. Engmäuler oder Kleinkbpfe.
Die Schnauze unbewegli, vorn daran ein unverhältnißmäßig Bleines,
meiſt zahnlofes Maul.
Diefe mandfaltig und fonderbar geftalteten, meift harthäu—
tigen Fiſche haben halbfnorpelige Knochen und verfümmerte Floſ—
z
94 |
fen, aber nur ein Kiemenloch mit Dedel, find walzig oder Fugel:
förmig, und mit Schienen, Tafeln, Spipen oder Stacheln bededt;
leben, mit menigen Ausnahmen, im Meer, und zwar auf die
manchfaltigfle Art: mande im Schlamm. verborgen, andere
rubig auf dem Sande, andere aber treiben fi, wie zu ihrem
Vergnügen, ‚auf der Oberfläche umber, und nähren ſich mit
ſchwachen Thieren, Muſcheln, Krebfen, Polypen und Laich.
A. Schnabelköpfe. Der Kopf in eine lange, dünne
Röhre ausgedehnt.
Davon haben die einen einen langen, walzigen und von’
Schienen umgebenen Leib; bey andern ift er .nadt, oder mit
tafelfürmigen Schuppen bededt.
1. Sippſchaft. Die geringelten Schnabelföpfe
find lang, mit ringfürmigen Hornfchienen bededt, „wie die
Affeln, und haben einen Pleinen, zabnlofen Mund am Ende’ des
Schnabels, faft wie bey den Rüffelfäfern. Die Verlängerung des
Kopfes beſteht aus den eigentlihen Schädelfnochen, nicht aus den
Kiefern, welche nur ald Feine Stüde den Mund bilden. Ihre Kies
men find quaftenförnige Gefäße an den Bögen, mit nicht mehr
als 2 Strahlen unter dem großen Dedel, Sie find Flein, faft
geißelförmig und edig; der Schwanz ift ziemlich fo lang als der
Leib. Sie haben eine Schwimmblafe. u >
1. G. Die Nadelfiſche (Syngnathus)
find geißelförmig und vielkantig, haben den zahnloſen, deckel—
förmigen Mund am Ende, die Naslöcher dicht vor den Augen,
die Kiemenloͤcher faſt auf dem Nacken mit 2 Kiemenſtrahlen;
keine Bauchfloſſen.
Die Eyer entwickeln ſich auf eine eigenthuͤmliche Weiſe; ſie
kommen nehmlich nach dem Laichen in eine Furche unter dem
Leibe, und dann erheben ſich die Hautränder und bedecken die—
ſelben, ſo daß ſie in eine Art Blaſe oder Beutel kommen, wie
bey den, Beutelthieren; fie haben die Größe eines Hanfkorns,
und bleiben dafelbit fo lang, bid fie audfchliefen. Da fie kein
Fleiſch Haben, fo find fie ganz unbrauhbar. Nah Ekſtröm ift
ed dad Männchen, welches diefe Eyer trägt.
41) Der wurmfürmige (S. ophidion)
ift der m... in unfern Meeren, gegen 1 Schuh Lang
95
und dünner ald ein Federfiei, geißelfürmig, etwas zuſammen⸗
gedrüdt, nicht Fantig und nicht bornig, mit vielen Ringeln ums
geben, faft mie ein Regenwurm, der Schwanz fürzer als der
Leib; grünlich mit weißen Fleden, an den Seiten 4 himmelblaue
Streifen, der Augenring goldgelb. Hat nur eine Rückenfloſſe
mit 34 Strahlen und feine andern, felbft Feine Bruftfloffen. Nach
dem Tode werden fie braun; der Rumpf bat 30, der Schwanz
60 Ringel, welche unter dem VBergrößerungdglad wie Chagrin
ausfehen. Mit genauer Noth Fann man 8 fhmache Kanten
zählen. Um ganz Europa, am Ötrande, unter Meerpflanzen,
wo er fchlangenförmig fhwimmt, und zuweilen au& flachem
Waſſer and Land fpringt, wenn man ihn fangen will. * Iſt zu
nihtd zu brauchen, Wird fonderbarer Weife Meerfchlange ge—
nannt, Pennant IH. ©. 141. T. 23. 5. 61. Klein missus
IV. t.5.f. 4. Knorr Delicıae II. t.5. Fig. J. B. Dtto
in Berliner Schriften IH. ©. 434. Bloch, D. 5. HL 115.
zT. 91. $ 1.
Nah Ekſtröm verhält fih da8 Brütorgan des Männchens
ander8 ald bey der großen Gattung, und beftehbt nur aus drey
Reihen flaher Gruben an der ganzen Unterfläche des Leibes vom
Kopfe an, worinn die Ener liegen, und zwar in dien Schleim
gebült. Man fiebt Männchen mit ſolchen Eyern von Ende
May bi Anfangs Auguſt. Schwed. Abhandl. 1831. ©. 270.
(Iſis 1833. ©. 600.)
2) Der geftrichelte (S. pelagicus)
ift nicht über eine Spanne lang, fiebenfantig, gelblich mit
braunen Querlinien; am Rumpfe find 48, am vierfantigen Schwanz
52 Schienen. Br. 14. R. 26. Schw, 7. ©t. 4. Er findet fid)
am VBorgebirge der guten Hoffnung und im Dlittelmeer unter
Zangen, und trägt die Eyer in zwey Reihen, von einer dünnen
Haut bededt, unter dem Schwanze. Er beißt auch Eorallen>
fauger. Osbecks Reife nah China ©. 40. Bloch, UF. 15.
T. 109. 5. A.
5) Der gemeine (S. typhle)
wird über 1 Schuh lang und faft fingerddid, ift fechäfantig,
gelb und braun marmoriert, die Floffen grau; am Rumpf 18
Schienen, am vierfantigen Schwanz 36. Er trägt die Eyer in
96
2 Reihen unter dem’ Schwanze in einer 6 Zoll langen Furche,
woraus man zur gebörigen Zeit Hunderte von Jungen drüden
fann. Br. 12. R. 20. Sch. 10. St. 6. Finder fih um ganz
Europa, Pennant IL T. 23. 5.60. Bloch, D. F. II.
‚SUMME. N Ft
4) Der große (S. acus)
wird 2-3 Schub lang, ift fiebenkantig, der Schwanz ſechs⸗
Fantig, am Rumpfe 20, am Schwan; 43 Schienen; dunfelgelb
mit braunen Streifen Br. 14. R. 36. Sc. 10, 4.6. Die
Ever liegen unter dem Schwanz. Findet fi um ganz Europa,
und mwird ald Köder zum Dorfchfang benutzt. Bloch, D. F.
II. ©. 113. T. 91. F. 2. Die Trompete.
Efftröm bat bey diefer Gattung entdedt, daß dad Weib:
chen den Laih an den Körper des Männchens abfept, welches
denfelben ausbrütet und während der Entwidlung der Jungen
mütterlih für fie forgt. ı Dad zur Aufnahme ded Roogens bes
flimmte Organ füngt am Schwanze an, läuft deinfelben ent—
lang bis etwas über 2/; der Länge, und beſteht aus einer drey:
ecfigen Furche, deren Seitenwände etwas audgebogen find; fie
wird durch zwey der Länge nah an einander liegende dünne
Klappen verichloffen, indem ihre Ränder fih genau an einander
legen. Im Herbft und Winter find die Klappen dünn und in
die Furche eingefallen, im April aber, wann die Laichzeit herans
nabt, fohmellen fie an, und die Furche füllt fih mit Schleim,
Iſt der Fiich einige Zeit aus dem Waffer, fo ſchrumpfen die
Klappen ein und fchliegen nicht mehr an einander. Dem Weib:
chen fehlt diefed Drgan, und der Schwanz ift ganz vieredig. Die
Laichzeit fällt in den May. Die Eyer liegen der Länge nach an
einander gereibt, find zuerft gelb, dann weiß, zulest hell, mit
einem ſchwarzen Dupfen, dem Embryo. Ende July verlaffen die
Sungen ihre Sure, folgen dem Männchen, und fcheinen bey
Gefahr wieder bineinzufchlüpfen. Es ift übrigens merkwürdig,
daß es viel weniger Männchen ald Weibchen gibt, und kaum 1
auf 10 zu rechnen if. Schwed. Abhandl. 1831. ©.270. (Sfi
1833..©. 599.) Carus Erl. T. IT. T. 6.
5) Der pferdförmige (S. hippocampus)
wird gegen 10 Zoll lang, der Rumpf 4 Zoll did, fieben>
|
97
Fantig und vol Höcker; der plöplic verdünnte Schwanz vier>
Fantig; jener bat 13, diefer 35 Schienen; dunkelgrün mıt braun,
und ſchwarz gedüpfeltz nad dem Tode wird er braun, und «8
krümmt ſich der Schwanz und der Kopf nach unten, fo daß der
letztere wie ein Pferdfopf ausfieht. Auf den 9 Hödern des Kopfes .
ſtehen Wimpern, deßgleihen auf den 2 Höckerreihen des Rückens.
Der Augenring ift filberglängend. Br. 17. R. 12. St. 4. Die
Schwanzfloffe fehlt. Findet fih in allen Meeren, im Mittels
meer ſehr häufig, feltener in der Nordfee, und, mie ed fcheint,
gar nicht in der DOftfee. Man bat ihm in allen Sprachen den
Namen Meerpferdchen gegeben, und er kommt fhon bey Pli—
nius unter diefem Namen vor. Er ift zu nichts zu gebrauchen,
wird aber, wegen feiner fonderbaren Geftalt, häufig aufbewahrt,
uud bald für giftig, bald für ein Heilmittel gehalten. In Dals
matien brennt man fie zur Aſche, und legt fie gegen verhärtete
Milch auf. Willugbby T. J. F. 4,5. Valentyn Pise.
amboinenses fig. 60. Knorr Deliciae. Bloch, 4. F. J.
6. T. 109. 3. 3
2. G. Der Röhrenfifch (Solenostomus paradoxus).
In Indien gibt e8 eine dadurch fehr abweichende Gattung,
daß fie ein Bruſtfloſſer iſt, nehmlich Bauchfloffen hat, und zwar
febr große hinter den Bruftflofen; fie find mit einander vers
wachſen, und dienen wahrfcheinlih den Eyern ald Beutel. Iſt
nicht länger als 2 Zoll, ſechskantig, hornig und geringelt, und
‚bat einen etwad nach unten geneigten langen Kopf, mit 3 Paar
Wimpern unten daran; die Augen find groß, und ed ftebt vor
jedem ein Stahel; die Kiemenfäden bangen wie Zotten her»
aus; die kurzen aber breiten Brufifloffen haben 25 Strahlen;
die Bauchfloffen reichen faft bi8 hinten an den Leib, und baben
7 verzmweigte Strahlen; Rüdenfloffe bob, mit 5 einfachen Strah—
len, die hintere niedrig mit 18, die Schmanzfloffe lang 145
Steißflofe 12; der Schwanz übrigend fehr Furz. Die Färbung
ift grau mit braunen — Pallas Spic. Zool. VII.
p. 32.1.4.£.6. Seba M. T. 34. 8. 4.
3.©. Der ————— in draco)
weicht ab, bat ebenfalls einen mit bornigen Schienen gerins
gelten Leib, einen dien Rumpf und abgefepten Aa wie
Okens allg. Naturg. VI.
98
dad Seepferdihen, aber der Mund liegt unter der meit vorfprins
genden Schnauze; er ift ein, Bauchfloffer; Die Bruftfloffen groß
und flügelförmig, die Bauchfloffen rankenförmig. .
Der Leib ift niedergedrüct und vierfihrötig, 3—A Zoll lang,
faft 1%/, die, böcerig, der Schwanz Furz und die Schnauze ganz
platt; die Kiemenlöcher Mein, nur mondförmig an den Seiten,
der Augenring gelb, die Nafenlöcher unmeit davon, Im Munde,
der ziemlich fo wie bey den Stören liegt, find fehr Fleine Zähn—
chen. Die Grundfarbe ift bläulih, die Höder braun. Br. 10.
B. 4. R. A weit hinten. Sch. 13. St. 5. Kommen aus Am—
boina, und finden fich als Sonderbarkfeiten auch außer den Samme
Iungen. ‚Valentyn Ind. II f. 271. Ruysch Thes. t. 7.
f. 2, D. Bloch, 4. F. IL 52. T. 109, F. 1, 2. |
2. Sippfhaft. Die glatten Schnabelföpfe
find Bauchfloffer, mwalzig und nadt, oder zuſammengedrückt
und mit Schuppen getäfelt. Finden fih nur in heißen Meeren.
4. &. Die Pfeifenfifhe (Fistularia)
find faft walzig und nadt, haben einen ungewöhnlich
langen Kopf, der faft ein Drittel ded ganzen Leibes beträgt, und
an deffen Spitze ein kleines aber erweiterbares Maul if, mit fehr
Heinen, faft zahnlofen Kiefern. Die Floffenftrablen find weich)
und meiftend einfah. Schmwimmblafe.
1) Der americanifihe, (F. tabacaria)
wird 5—4 Schuh lang, ift ganz fehuppenlo8 und hat eine,
fehr lange fifchbeinartige Borfte in der Mitte der Schwanzfloffe
oben braun, an den Seiten weißlid und blau gefledt, die Floſſen
roth. Der Kopf beträgt faft */s des Leibes, ift vierfantig und
im Mund fteben viele Eleine Zähne. Die Naslöcher dicht vor
den Augen, deren Ring filberglängend ift; dad Kiemenloch meit
mit 7 Strahlen; Schmimmblafe fehr Hein. Die Rüdenfloffe weit
hinten 14. Schw. 15. St. 13. Br. 15. B. 6. Heißt Tabadd-
pfeifenfifh, und findet fih an ganz America, lebt von Heinen
Krebfen und Fifchen, ift aber fehr mager, und wird daher nur
vom gemeinen Mann gegeffen,. Marcgrave ©. 148. Fig.
Willugbby Taf. P,8. Fig. 1. Catesby II. Taf. 17. Fig. 2.
Linne Mus. adolph. I. tab. 26. fig. 3. Blod, 4. 5. VII.
99
6. 126. Taf. 387. Sig. 4. Skelet bey Rofentbal Taf. 9,
Fig. 8—12.
2) Der chinefifche (Aulostoma chinensis)
wird mehrere Schub lang, und ift mit Pleinen Schuppen bes
dedt, mit Ausnahme ded Kopfes, der Fürzger als beym vorigen
und ziemlich dreykantig ift, ohne Zähne und Schwanzborfte; alle
Sloffen Plein, vor der Rüdenfloffe mehrere einfache Strahlen in
einer Zurche, fonft find alle weich und verzweigt; Färbung röth:
li mit weißen Ötreifen und braunen Flecken. Die Schwimms
blafe jehr groß. R. 9, 11. Schw. 23. ©t. 11. Br. 13. B. 10.
Findet fih in Oftindien, frißt Würmer und Laich, bat ein
zähes magere® Fleifh, und wird daher nicht gegeffen. Er heißt
Trompeterfiih. Valentyn Ind. II. fig. 323,492. (Renard
Poissons I. tab. 3. fig. 18.) Blood, 4. F. VII. ©, 131.
Taf. 388.
5. © Die Schnepfenfifdhe (Centriscus) We
find mit Schuppen bedeckt, länglih und zufammengedrüdt,
mit einem fcharfen Bauchrand und furzen Schwanz; Kiemens
fpalt weit, mit 2 oder 3 Strahlen.
1) Der gemeine (C. scolopax)
wird kaum fpannelang, über 4 Zoll boch und ift fehr dünn.
Färbung blaßroth, ale Floffen grau. Die Schuppen find bart,
binten zugefpigt; bededen fih fo, daß fie fih rauh anfühlen,
wenn man mit der Hand dagegen fährt; die Augen fleben an
ber Geite, und haben einen blaßrotben Ring, die doppelten Nas—
Löcher unweit davor. Der erſte Rückenſtachel ift beweglich, ges
zähnelt und liegt in einer Furche; beide Rüdenfloffen weit hin—
ten. 8. 3. Br. 16. 8.5. R. 4, 17. Schw. 9. ©t. 18. Finder
ſich im mittelländifchen Meer, aber nicht häufig; fein Fleifch ift
zwar zart und ſchmackbaft, kommt aber, wegen feiner Kleinbeit,
felten auf den Tiſch. Rondelet J. ©. 422. Fig. Bloch, 9.
51 ©. 55. %. 125. F. 4. Armknochen von Geoffroy in
Ann. Mus. IX. tab. 29.
Die Mefferfifhe (Amphisile)
find faft wie ein Mefferbeft zufammengedrücdt, und mit einem
glatten Rüdenpanzer bededt, der auf dem Kreuz in einen ges
zähnten Stachel audläuft; die Bruftfloffen ftehen weit hinten.
7: 5
100
2) Der Pleinere (Centriscus velitaris)
wird gegen 3 Zoll lang und hoch, der Rüden mit einem
binten flachelförmigen Panzer bededt, dad übrige weich und be>
ſchuppt, filberglängend, auf dem Rüden gelblih. Die Rüden-
floffe ganz binten unter dem Gtachel 12. Schw. 12. St. meit
binten 25. Br. 13. B. in der Mitte ded Leibe A. Kommt aus
Oſtindien, und verbindet die folgende Gattung mit der vorhers
gehenden. Pallas Spic. VIII. p. 36. tab. 4. fig. 8.
3) Der größere (Centriscus scutatus)
wird etwa fpannelang und ift ganz gepanzert, oben gold»
glänzend, unten braun. Br. 11. B. 5. R. 3, 11. Schw. 12.
&t. 13.
Findet fih in Oftindien, und ift wegen feiner Steifchloßig>
feit zu nicht8 zu gebrauchen. Valentyn Ind, III. fig. 243.
Klein missus IV. tab. 6. fig. 6. Blood, A. F. J. ©. 57.
Er ——
6. G. Die beften Fifche im Nil find die Spitzſchnauzen
(Mormyrus),
welche zuerft von Haffelquift und Forſkal angezeigt, von
Geoffrov aber erft gehörig aufgeflärt worden find. Ihr Leib
ift Yanglich, fehr zufammengedrüdt und dicht mit Fleinen Schup>
pen getäfelt, mit Ausnahme des nadten Kopfed und der Kiemen=
deefel, welche unbemeglic find und einen fihmalen Spalt offen
laffen; der Kopf ift meift fo verlängert und dad Maul an feinem
Ende fo Fein, daß man ihn mit dem der Ameifenbären verglis
chen hat; die Zähne find fehr fein und ſtehen nicht bloß in den
Kiefern, fondern auch auf Pflugfcharbein und Zunge; der Schwanz
ift Yang und die Floſſe gefpalten. Sie haben die gewöhnliche
Zahl Kiemenbägen und 5—6 Strahlen.
Sie Ieben vorzüglich im Nil, jedoc hat man auch im Senegal
gefunden. Sie halten fih immer auf dem Boden zmwifchen Stein-
haufen, find daher fchwer zu fangen und theuer. Mit Neben
_ befommt man fie nicht, fondern nur mit Würmern an mehreren
Angeln an einer langen Schnur, die man durch ein Bley auf
die Steinhaufen niederläßt. Gewöhnlich thut fi ein Dutzend
Sifcher zufammen, und doch fangen fie während einer Nacht nicht
mehr ald 10—30 Stück. Sie laichen im Auguft beym Anmwachfen
101
bes Nils. Herodot erzählt von ihnen, daß beym Abfteigen im
Sluffe die linfe Seite, beym Auffteigen aber die rechte aufgerieben
fey; eine merfwürdige Beobachtung, die ſich daraus erflärt, daß
dad Ufer, an welchem fie fih reiben, an der linken Seite des
Stromes fi findet.
4) Die gemeine (M. oxyrhynchus, Centriscus niloticus)
war fihon den Alten bekannt; er wird 1° lang, 2.“ hoc),
bat eine Jange Rüdenfloffe und einen mwalzigen febr langen Kopf
mit einem nur 3—4' weiten Maul, Der Kopf beträgt ein
Viertel der ganzen Länge; die Schuppen unter der GSeitenlinie
find größer. Die Färbung ift grau, die Sloffenwurzeln roth.
Strabo erzäblt (Lib. XVIL p. 812.), daß diefer fpigfchnäbelige
Fiſch (Oxyrhynchus) in Aegypten ein Gegenſtand allgemeiner
Verehrung gemefen und einen eigenen Tempel in der nah ihm
genannten Stadt gehabt babe, und Aelian fept binzu (Lib. XII.
. cap. 33.), daß die Fifcher alle mögliche Vorficht gebraucht bät-
ten, um diefen heiligen Fifch nicht zu fangen, und wäre es ge:
ſchehen, fo hätten fie ihn wieder ind Waſſer geworfen. Belon
bat den Hecht für diefen beiligen Fifch gebalten. Description
de l’Egypte, pag. 245. t. 6. fig. 1. Bloch, Systema t. 30.
B. Scheiben oder- Kugel-Köpfe, baben einen ftarf
zufammengedrüdten oder Fugelfürmigen, gepanzerten Leib, mit
fehr kurzem, unabgefeptem Kopf.
3. Sippfhaft. Die Scheibenfifcde
fielen rautenfürmige Tafeln vor mit dicht anfchließenden
Heinen Schuppen oder Körnern, und mit eingefegtem Schwanz;
die Schnauze kurz und unbeweglih, bat Zähne. Sie find Ohn—
oder Brufifloffer, und ftehben den Klipp: und Sonnen-Fiſchen, mie
den Hornfifchen, gleich nahe, fo daß man nicht recht weiß, wo⸗
bin man fie am beften ftellt.
7. G. Die Hochrücken (Kyrtus)
ſind ſehr dünn und elliptiſch, mit feinen Schuppen wie mit
Blättchen bedeckt, haben große Bauchfloſſen, eine kurze Rüden:
und lange Steiß-Floſſe, 7 Kiemenſtrahlen; das Maul ziemlich
weit, überall mit Zähnen, mie eine Raſpel; Unterkiefer deckel—
förmig.
102
1) Der gemeine (K. indicus)
fommt aus Oftindien, wird gegen 4° lang, 4’ breit, die Färbung
goldgelb, die ſenkrechten Floffen am Grunde bläulih; vor der
Rückenfloſſe 4 fhmarze Fleden. Er lebt von Muſcheln und
Krebfen, und ift ſchmackhaft. Der Mildhner hat ein Horn auf
dem Naden. Bloch, A. F. I. 122. T. 169. Cuv. Val. IX.
421. t. 277.
8. G. Die Dedfifhe, Pampeln (Stromateus)
find balbfnorpelige Obnfloffer, febr zufammengedrüdt, längs
lich fiheibenförmig, vol Eleiner nepförmiger Schuppen, mit Fleinem
Kopf und Pleinem unbemweglihen Mund, wie beym Hornfiſch.
Kleine feharfe Zähne in Kiefern und Gaumen. Alle Floffen
mondförmig, Rüden und Steiß:Floffe ſehr lang und gegenüber.
Wegen ihrer Eleinen Zähne leben fie mwahrfheinlih von
Würmern und finden ſich nur in wärmern Meeren. In Oft:
indien find die größten felten über 1° lang und breit und mwers
den fchmadhafter, je größer fie werden. Der Kopf wird be:
fonder8 geſchätzt; am häufigften und ſchmackhafteſten find fie von
Fanner bid März; fie haben wenig Gräthen. Man pflegt fie
auch zu trocknen, indem man fie auffhligt, mit Salz einreibt,
wieder zufammenlegt, zwifchen Brettern preßt, auswäſcht und an
der. Sonne oder im Nauche trodnet.
1) Der gemeine (Str. fiatola)
ift der einzige, welcher fich an Europa und zwar im mittels
ländifhen Meer findet, fonft kommt er auch im rothen vor; ift
fpannelang, ſchön bläulich filberweiß mit goldglänzenden Fleden
und Querbändern. Er wird in Rom und Neapel fehr body ges
ſchätzt und zeigt fih vorzüglih im May. Man kann faum einen
zierlichern und prächtigern Fiſch ſehen. 8.6. R. 46. Sch. 22.
St. 34. Br. 25. Heißt im Mittelmeer Fiatola, Lampuga, bey
Venedig Figa, wo er jedoch felten ift, Belon 153. Rondelet
157. Gesner 489. Hepatus. 41109. Fig. Cuv. Val. IX.
373. tab. 272.
2) Der ſchwarze (Str. niger)
fommt häufig aus Indien in unfere Sammlungen; er wird
gegen 2 Schuh lang und faft eben fo breit, dunkelbraun, fällt
aber biöweilen ind Gelbe, die Floſſen ſchwarz gefaumt, Er lebt
105
von Fiſchbrut und Polypen, und wird mit. Neben gefangen,
ift an Tranfebar wenig geachtet, defto höher am Veſtland, zu
Dondifchery und Bombay, mo er Pample noire und Pomfret
beißt. Bloch, U 8. IX. %. 422. 1. 75. T. 160. Str. paru.
3) Der weftindifihe (Str. xanthurus)
fiebt eben fo aus, bat aber feinen fo gewölbten Rüden und
binten 2 fpigige Blättchen ald Spuren‘ der Bauchfloſſen; er ifl
nur 6 Zoll lang, A*a boch und vorn faft ganz rund, filber-
glänzend mit gelbem Schwanz, Fleinen, fpisigen Zähnen im
Schlund und großen fhwarzen Augen; 7 8. Sloane II. 281.
T. 250. F. A.
9. G. Die Hornfiſche (Balistes)
Schließen fih in der Geftalt an die vorigen an, find nehmlich
zufammengedrüdt und elliptifch, mit fhildartigen Schuppen ge=
panzert, eingefehten Kopf ımd Schwanz; ftatt der Bauchfloffen
nur 2 Stacheln an der gewöhnlichen Stelle, und ähnliche Sta—
Heln auf dem Rüden, die wie Hörner ausfehen. Gie finden
fi) nur in den wärmern Meeren, und leben von Polnpen und
Tangen, Felet bey Agaffiz, Poissens foss. UI. tab. F.;
Schädel in Iſis 1823. T. 14. F. 3.
1) Der bunte (B. capriseus)
ift länglich und wird ziemlich groß, bräunlichgrau, mit ſchö—
nen gelin und blauen Fleden, hat feine großen Schuppen hinter
den Kiemenlöchern, und feine Stacheln an den Seiten des
Schmwanzes, aber 3 im der erſten NRücenfloffe; der Augenring
goldgelb, die Zähne Fein. R. 3, 22. Sch. rundlidy 14, St. blau>
gefledt 20. Br. 12. 8. 2. Heißt im Mittelmeer Pesce bale-
stra, Poure, und wird, jedoch jelten, bey großer Hibe gefangen.
Galviani T. 206, B. Willughby T. 1. F. 19
2) Der geftreifte (B. vetula), Vieille,
ift länglich oval und fehr stark .‚zufammengedrüdt, über
1 Schuh lang, gelblihkraun, auf dem Kopfe, Rüden und dem
Schwanz blaue Streifen; auch die Lippen find blau; er hat Feine
Stacheln un den Geiten ded Schwanzes, aber 3 auf dem Rüden
und große Schuppen hinter den Kiemenlöchern. R. 3, 28. Sch.
mondfürmig 12.°°©t. 25. Br. 14. B. 12: oben 14, unten 12
Schneidzähne. Die Zeichnungen‘ und Färbungen »diefes Fifches
104
find zwar grell, aber regelmäßig und fonderbar. Friſch ift der
- Rüden grün, mit roftigen Bändern, die Seiten rofenrotb, nad)
unten bläufich, der Schwanz mit violetten, gelben und, blauen
Ringen, die Schwanzfloffe bläulich, in der Mitte gelb; Rücken—
und Steiß:Floffe bimmelblau mit gelbem Saum. Ums Gebiß
ein grüned Band, um die Lippen ein gelbed, um das Kinn ein
violetted; von der Schnauze Über die Baden zur Bruftfloffe zwey
violette, goldgelb gefaumte Streifen; unter der Schnauze hoch—
gelb bis unter die Bruftfloffe. Von dem grünen Auge geben 9
blaue Strahlen ab und ein grünlichgelbed Band. Dean bat ihn
fonft nur aus Oft: und Weſt-Indien befommen, findet fich aber
aud im mittelländifchen Meer. Er lebt von Schaltbieren. Man
fängt fie mit der Angel; fie follen fich dabey etwas aufblähen,
und einen grungenden Laut von fich geben, mwahrfcheinlid durch
Ausftoßen der Luft and der Schwimmblaſe. Gie werden gegeffen,
und follen gebraten gut fhmeden, ſchlecht aber, wenn fie
bloß gekocht find. Der Name Altes Weib kommt von den Lüden
zwifchen den menfchenähnlidhen Zähnen, Bloch, A. F. IL 22.
T. 150. Marcgrave, ©. 164: Fig. Guaperua; Valentyn
Ind. IH. fig. 202. Lesson in Duperrey Voyage, I. t.9. f. 2.
3) Der ftahelige (B. aculeatus)
bat ebenfald große Schuppen hinter dem Kiemenlöcern, und
3 Reihen nad) vorn gerichtete Stacheln an den Seiten des Schwan:
zes, mie die meiften andern und wie die fogenannten Chirurgen,
wird über 1° lang und ziemlidy dit, braun, auf dem Kopf acht
blaue Binden und ein rotber Strich, an den Seiten 4 braune
fhiefe Streifen, ift überhaupt prächtig gezeichnet und gefärbt.
R. 3, 255 bat im Unterkiefer 10 fpibige Zähne, im obern 12.
Findet fi in Oftindien und befonders im rothen Meer, wo er
von Krebfen lebt, aber ein unſchmackhaftes Fleifch bat, und das
ber nicht beachtet wird. Blob, A. F. I. 19. T. 149. Wil-
lugbby 3. 1. 5. 21. Renard L % 28. 5.154. Seballl
T. 24. 8. 15.
4) Der ſchwarze (B. ringens)
ift einer der größten und kohlſchwarz, welche Farbe bey den
Fiſchen zu den Öeltenheiten gebört; er hat jedoch an der Steiß—
und der zweyten Rücken-Floſſe einen blauen Streifen, an den
105
“ Seiten ded Schwanzed 6—7 Stacdhelreiben. R. 2, 35. Kommt
aus China, wo man ibn nah Osbeck (Reife, ©. 386.) am
Strande mit Brod anloden und mit den Händen greifen kann.
Bloh, A. . 1. 27. 8. 152. 8. 2. Willugbby T.ı. 24.
Valentyn, Ind. III. fig. 42.
5) An Ebina findet fihb der fogenannte Einhornfiſch
(B. monoceros),
weldyer mebr länglich ift und über 1’ Yang wird, der erfte Rüdfen-
ftachel flebt wie. ein Horn hinten auf dem Kopfe und der Schup—
penpanzer iff ganz raub von feinen Körnchen; Färbung grau und
braun marmoriert, auch bisweilen mit ſchwarzen und blauen
Flecken wie chineſiſche Buchſtaben. In der zweyten Rückenfloſſe
find 48 Strablen. Er iſt dünn und ſieht aus wie ein Flunder;
lebt von Krebfen und Polypen und bat ein zäbe& nicht geachtetes
Fleiſch. Osbecks Reife, ©. 144. Bloch, 4.5. 1. ©. 12.
T. 147. Findet ſich auch an Brafilien 10° lang, 4 breit, beißt
dafelbft Acaramueu und frißt auch Meerpflanzen. Marcgrave
163. Fig.
6) An den Antillen finder fih ein ähnlicher, welcher aber
3’ Yang wird und nur 2 Zähne in jedem Kiefer bat. Er lebt
von Gorallen und Mufcheln, und wird für giftig gehalten.
Catesby, Carolina t. 19.
7) Dr. Munier bat die Zufälle von Vergiftungen durd)
Fiſche auf der Inſel Morig und Bourbon beobachtet und in einem
Briefe an Sonnerat befannt gemadt (Rozier, Journ. de
Physique III. 1774. 229). Diefe Fiſche heißen dafelbft Beutel,
Papagey-Fiſch und Alted Weib (Bourse, Perroquet et
Vieille), Sbre Eigenfhaft zu vergiften, wird von ihrer Nah:
rung abgeleitet, welche in Madreporen = Polvpen beftebt. Man
nennt fie auch Stein: oder Klippen=Fifche, weil fie die Eorallen-
riffe bewohnen, von denen alle Küften der indifhen Meere um:
geben find, Diefe Maffe beißt dafelbft Tuff, weil fie aus zer:
flörten Madreporen befteht. Die Papagepfiihe haben ein fades,
weißliches Fleifch, dad aber nicht ſchädlich iſt; die Beutelfiſche
werden von den Schwarzen gefalzen, an der Sonne getrodnet
und gegeffen. Die Altweiberfiihe dagegen haben ein derbes,
ſchmackhaftes Fleifdy und kommen auf die beften Tafeln; ed gibt
4106
aber eine Zeit, mo fein Genuß gefährlih und es rathfam iſt,
ſich deffen zu enthalten.
Die Polypen der Madreporen haben ihre Vermehrungdzeit
vom December bi8 zum April. Da die vielen Jungen nicht
mehr Plap in den elterlichen Zellen haben, fo arbeiten fie an
neuen Wohnungen, ındem. fie an den alten Stamm neue, Xefte
feben. Sie nehmen aber die Freidenartige Materie nicht von
außen dazu, fondern verarbeiten. fie in ihrem Innern. Die
Stämme vergrößern ſich oder wachſen, und die Enden der Zweige
werden belebt, rotb, blau, gelb u.f.w. Dann fagen die Eine
wohner, das Corall ſteht in der Bluͤthe und fir ftelen nun das
Effen der Altweiberfifhe ein, weil diefe fehr Lüftern nach diefen
jungen Polypenſtämmen find, immer in den Corallenriffen bin
und her fhwimmen und fie abfrejjen. Dieſe Polypen fchliegen
fih offenbar an die Quallen an, welche befanntlidy Abend. find
wie der Höllenflein, und auf der Haut ein beftiged Brennen vers
urfachen. Dad Fleifch der Fiſche fcheint dadurch eine ähnliche
ähende Eigenfchaft zu erhalten und den Magen zu beftigen Zus
fammenzichungen zu reizen, Bald entftebt fürdhterlihes Grim:
men, endlih Convulfionen in den Gliedmaaßen, Anfchmellen der
Zunge, fliere Augen, ſchweres Athmen und. Krämpfe in.den Ge—
ſichtsmuskeln. Iſt etwas von der Speiſe in den Darmcanal
übergegangen, ſo zeigen ſich kalte Schweiße, und der Kranke
würde unfehlbar zu Grunde gehen, wenn man ihm nicht eiligſt
Hülfe leiſtete. Man muß daher vor allem den Darmcanal mit
ſtarken Bredymitteln reinigen, und ſodann ölige Mittel geben
nebſt Clyſtieren, worauf die Zufälle nahlafen; auch muß man
flarfe Schweiße hervorrufen. Nach der Heilung gibt man Limo—⸗
nade und ſetzt den Kranken einige Tage auf Diät. An acht Tagen
ift, dann alled vorüber, außer wenn zuviel ‚gegeffen morden iſt.
Ein Soldat, welcher einen halben Fiſch gegeffen hatte, lag in
den legten. Zügen, genaß febr langfam und fühlte noch lange Zeit
Schmerzen in Armen und Füßen.
Sonrerat hat diefe Fifche beſtimmt (ebenda S. 227 und
445). Sie gehören nicht zu einerlen Gefchlecht, freffen aber ges
meinfehaftlich die jungen Polypenftämme, und verderben auch,
#07
fo bald fie todt find, faft im Augenblid, wann man fie aus dem
Waſſer zieht.
Der gemeinfte ift ein Hornfifh, nehmlich der Beutel:
fifh, Balistes Bursa, T. 1. 8. 1., ungefähr 9 Yang und
4 boch, grau, unten meiß, Uber jedem Auge ein frummes fchwars
zes Band. bis zur Bruſtfloſſe. R.3, 29. Sch. 12. St. 26. Br. 14.
Die Strahlen in der erften Bruftfloffe find Stacheln, die andern
verzweigt. Renard 1.7. Lacepede.
8) Daher gehört auch der gefledte Hornfiſch (B. con-
spicillum, americanus),
wird 1’ Yang, ift ſchwarz mit weißen Flecken auf der untern
Seite des Leibes und einem weißen Band von den Augen zu den
Kiefern, woran noch zwey Goldbänder. Auf dem Schmanze ein
ſchwarzes Querbant: Rüden und Steiffloffe arau, Schwanzfloſſe
rauſchgelb. Rüdenfloffe 3,26. Sch. 12. ©t. 22. Br. 14. Man
bat bemerkt, daß die Zufälle fürchterlicher find, je ftärfer das
Braͤunroth an den Zähnen if. Der Rücken ift gewöhnlich mit
Schleim bededt, mas ihm ein glänzendes Anfeben gibt. Ebenda
©. 445.
An Bahama gibt ed auch vergiftende Fifche, und zwar
rechnet man die meiften darunter. Gie bringen große Schmerzen
in den Gelenken bervor, welche nah 2—3 Tagen mit einem
Grübeln endigen und nicht den Tod hervorbringen. Die Hunde
und Kapen freffen fie ohne Schaden. Die Perfonen, welche ein»
mal das Uebel gebabt haben, fühlen foaleich wieder die Schmer:
zen, wenn fie wieder Fifche effen, auch wenn ſie unſchädlich find.
Phil. trans. 1675. Anfon und Bprom erzählen in ihren Reifen,
daß febr fhöne Fifche an der Anfel Tintan unter den Mariannen
fo gefährliche Zufälle bervorgebracht haben, daß man am Auf:
kommen der Kranfen verzweifelte. Nenard I. 15. Fig. 88,
2acepede M. 209. T. 7. 8. 2.
Der Altweiberfifch (B. vetula) ift ſchon befchrieben.
Der Papagepyfifch gehört zw einem andern Gefchlecht
(Scarus psittacus), Hat feinen Namen von der Geftalt feiner
vorftehenden Zähne erhalten, Er wird 2*/,’ lang, ift mit großen
und dünnen Schuppen bedeckt, weißlich, voll von blauen Dupfen
am hintern Rand einer jeden Schuppe; auch an der Rüden: und
408
Steiß-Floſſe zwey blaue Bänder, eines an. der Wurzel, dad
andere am Rand. Die Floffen find grau; die erften Strablen
aber an den Bruft:, Bauch- und Schwanz: Floffen blau. R. 9 Sta:
cheln und 44 verzweigte Strahlen. Steißfloſſen 2 Stabeln und
9 verzweigte. Schw. 15. Br. 135. B. 7, alle verzweigt.
4. Sippfhaft. Die Kugelfiſche
find fugeleunde oder vierfchrötige Zifche mit hartem Panzer
bedeckt, der aus Spiben, Nägeln oder Stacheln beftebt, vorn
mit einer vorragenden Fleinen Schnauze mit: und ohne Zähne;
der Schwanz eingefegt, die Bauchfloffen in Stacheln oder Nägel
verwandelt, die Kiemenlöcher nur enge Spalten, die Schwimm:
blafe groß.
10. G. Die Klumpfifhe oder Seehafen (Cyelopterus)
find ſehr did und faft kreiſelförmig, und haben eine ſchuppen—
Iofe, aber körnige Haut, meift mit einigen Nagelreihen; der
Schwanz halb fo lang als der Leib, Die Bauchfloffen fteben an
der Bruft, und find zu einem Napfe mit einander verwachfen;
Maut rundlid mit feinen Zähnen. Die Knochen find balb
fnorpelig.
41) Der gemeine (C. lumpus)
wird, 11, Schub lang und 1, did, 7 Pfund fehwer, oben
fhmwarzgrau, unten gelblich, hat jederfeitd 3 Nagelreihen und
2 Rüdenfloffen, wovon die vordere nur mie eine Fettfloffe aus—
ſieht. Er finder fih einzeln in der Nord und Oſtſee bis ins
Eismeer, liegt gewöhnlich auf dem Boden, oder heftet fich mit
feinem Napf an Steine, und zwar fo veft, daß man ihn kaum
abreißen Ffann. Hanox berechnete (Seltenheiten IL. ©, 580.)
die Kraft bey einem 8 Zoll langen auf 74 Pfund; bey Pen:
nant (II. ©. 134.) bieng einer fo veft am Boden eined Eimers,
daß derfelbe fammt dem Waffer mit in die Höhe gezogen wurde,
Er fcheint von Weichthieren, befonderd von Quallen und Elionen
zu leben, wird, dagegen haufig: von größern Fifchen, und befon-
derd von Robben, verfolgt, melche jedoch nur das Fleifch heraus:
freffen, und die Haut ſchwimmen laffen. Sein Fleiſch ft zäh
und ſchmeckt thranig, wird daber an unfern Küften nicht gegejfen,
fondern ald Köder, beſonders für den Heilbutt, gebraudt, Am
bäufigften findet er fih an Gröns und Island, und am höhern
109
Norwegen, kommt im März an die Küften, um zu laichen, und
gebt im Map wieder in die Tiefe zurüd, fo daß man ibn das
ganze Jahr nicht wieder ſieht. Er ſcheint dafelbft Wochen, viels
leicht Monate lang faft unbeweglih zu liegen; mwenigftend bat
man bey einem einen 6 Zoll langen Tang auf der Stirn ges
wachien gefunden. An Jütland ift er der Vorbote der Häringe,
Er enthält außerordentlich viel Ever, welche reif faft halb fo
groß ald eine Erbfe find; der Roogen wog bey einem 6t/; Pfund
fchweren 2 Pfund, und dad Loth enthielt 400,000 Eyer. Der
Darmcanal batte viele Windungen, wie bey den Säugtbieren,
und war 11 Schub lang, was bey den Fifchen etwas Ungewöhn—
liches if. Das Männchen zeigt, nah Faber (Fifche Islands
©. 51.), eine ungewöhnliche Sorgfalt für die Eyer, und bewacht
fie treulih; mwenigftend fieht man es oft mıt dem Munde gerad
vor den Eyern liegen, wad auch von den Sifchern aller Gegenden
betätigt wird. Dito Fabriciud behauptet fogar (Fauna
groenlandica p. 133.), daß er bey diefer Gelegenheit den Meer:
wolf verfolge, ibn ind Genick beiße, bis er fterbe, was jedoch bey
feinem fchwachen Gebiß nicht wohl möglig if. In Grön- und
Ssland wird er mit Neben gefangen, auch wohl mit einem ga>
belfürmigen Eifen geftochen, wenn man ihn zwifchen den Meer>
pflanzen liegen fiebt; bisweilen geräth er auch zur Ebbe auf den
Strand, oder wird von der Bürgermeiftermöve darauf gefchleppt.
Die dide Haut wird zu Schuhen gebraucht, die jedoch nicht einen
Tag lang dauern, Das Fleifh der Weibchen ift mager und
fchleht, dad der Männchen aber fehmadhaft und fett wie Aal,
und foll fogar ein Leeerbiffen fepn, wenn e8 einen Tag im Salz
gelegen bat. Die Isländer trodnen es, und feben e8 fremden
Kaufleuten als eine gute Speife auf. Auch der Roogen und die
Leber werden gegeffen. In feinem Schlunde findet man meiftend
Lernäen. Heißt auf Helgoland Havadde, in Holland Snoddolf.
Bloch, D. F. II. 103. Taf. 90. Gesner 447. Fig. Orbis
.mucosus.
11. ©. Die Bein» oder Koffer: Fifche (Ostracion)
baben einen dien, drey= oder vierfantigen Leib mit fehr
harten fechdedigen Knochenfchuppen zu einem Panzer verwachfen,
in welchen der Kopf und der Schwanz wie Zapfen eingefegt find;
110
der Mund ift ſehr Hein und hat in jedem Kiefer nur etwa ein
Dutzend Fegelförmige Zähne; der Kiemenfpalt ſehr eng, bat
6 Strahlen, und die Bauchfloſſen find nur 2 Stacheln, melche
au wohl fehlen. Sie finden fih nur in beißen Meeren und |
Yeben von Schalthieren und Krebfen; haben wenig Sleifh und
werden für giftig gebalten; ihre Leber aber iſt groß, und gibt
viel Thran.
Die einen find dreyedig oder dreyfantig, und darunter gehört
4) Der ftahellofe (O. triqueter),
welcher ungefähr fpannelang wird, braunroth ift, mit einem
weißen Zleden auf jeder Schuppe, melde gewölbt find und
Strahlen haben, mit Heinen Perlen befireut. Er hat Feine Stas
cheln auf dem Rüden. R. 11. Sch. 14. St. 12. Br. 17. Der
Schwanz ift ziemlich lang, und fo mie die Floſſe mit weißen
Flecken geziert in einem braunen Ring. Er fommt aud Oft: und
MWeftindien und wird nah P. Bromne (Jamaica p. 457.) in
Meftindien für den beften americanifchen Fiſch gehalten; er ftebt
daher in fo hohem Preife, daß er nur auf die Tiſche der Reichen
fommt. Bloch, 4A. 5. L 9. T. 130. Willughby T. 1.
5.18. Seba 3. 24. F. 6. T. 25. 8. 12.
2) Der große vierbornige (O. quadricornis)
wird 4° lang, und hat 2 Stadheln am Kopfe und 2 binten
am Bauche, melche die Bauchfloffen vorfiellen, oben 14, unten
12 Zähne. Die Färbung ift röthlihbraun, mit dunkleren Zaden.
R. 7. Sch. 10. St. 8. Br. 6. Kommt aus Oft» und Weftindien
und auch von Guinea, hat wenig Fleifh und wird nicht gefchäßt.
Bloch, A. F. 1 ©. 108 T. 134. Marcgrave ©, 142
(Guamajacu Ape). Knorr, Delieiae I. t. H. 7. fig. 1.
Andere haben einen vieredigen Leib, wie
3) Der Pleine vierbornige (O. cornutus),
welcher - fpannelang wird, vorn und binten fenfredht ab»
geftugt ift, vor den Augen ein Paar Stacheln hat, und hinten
ein Paar als Bauchfloſſen; oben 10, unten 8 Zähne; brauns
gelb; der Schwanz und feine Floffe fehr Yang.
Er fommt aus Oftindien, hat ein zähes und ſchwer zu ver>
dauended Fleifh und wird daher nur von den gemeinen Chinefen
auf den Moluden gegeffen; feine Leber ſey aber fo fett, daß fie
411
ſich faft ganz iu Thran auflößt. Wegen feiner fcharfen Stacheln
ift er ziemlich ficher vor den Raubfiſchen; nur der Meerwolf
fhnappt ibn bisweilen in feiner Begierde weg, was ihm aber,
wenn er ihn nicht wieder auöbrechen fann, das Leben Foftet, in—
dem feine Dürme dur die Stadheln zerriffen werden. Bloch,
A. 8.1. ©. 105. T. 1353. Bontius ©.79. Fig. Valentyn
Ind. II, fig. 33. Seeligmanns Bögel VIN. T. 74.
4) Der würfelige (O. cubicus)
wird gegen 1° lang und hat die Geftalt eined Sargs, hat
feine Stadheln, ift aber durch braune Augenfleden geziertz R.,
Sch., St. und Brufifloffe haben jede 10 verzmweigte Strahlen.
Kommt aus Dftindien und dem rothen Dieer, mo fein Fleiſch
ſehr geſchätztt wird. Man behauptet, fie würden auf der Inſel
Moriz in Zeichen gebalten, follen fo zahın werden, daß fie dem
Rufe folgen und aus der Hand freffen. Bloch, 4A. F. 1. 115.
T. 137. Klein, missus II. tab.1. fig.8. Gesner ©. 757.
Fig. Ostracion nili.
12. G. Die Aufblafer (Gnathodon)
können fich aufblafen, indem fie Luft und vielleicht Waffer in
den Magen fihluden; find meiftend Fugelföürmig und voll Sta-
heln, baben aber unter fi) und mit den Kiefern fo verwachfene
und mit Schmelz überzogene Zähne, daß die Kieferfnocdhen nadt
zu liegen fcheinen; der Kiemenfpalt fehr Fein, mit 6 Strahlen
und 5 Kiemenbögen, wovon aber die 2 hintern verfümmert find
und feine Gefäßfranzen tragen,
Sie haben Feine Schuppen, fondern entweder fcharfe Spipen
oder große Stadyeln, momit fie wie ein Igel bedeckt find; die
Schwimmblafe ift ſehr groß und vorn gefpalten. Die Därme
find gemunden, wie bey den Säugthieren. Sie finden fi nur
in beißen Ländern, freffen Corallen, Scalthiere, Krebfe und
Zange, baben ein fchlechted Fleifh, das in manchen Zeiten felbft
giftig wird, und daher in Dftindien den bolländifchen Soldaten
zu effen verboten ift.
a. Ben den Kröpfern (Tetrodon)
ift Ober- und Unter» Kiefer gefpalten, fo daß fie ausſehen,
ald wenn jeder aus 2 Zähnen zufammengefest wäre; der Leib
4112
die, jedoch mehr fpindelförmig und hat nur eine raube Haut,
ohne Stacheln.« Schädel in Iſis 1823. T. 14. F. 2.
Sie Fönnen fich fehr aufbläben, indem fie Waffer und am
Rande wahrfcheinlich auch Luft in einen Beutel, wie Bloc) fagt,
verfehlucen, der im Schlund anfängt und vor den Därmen weit
nach hinten läuft. Dadurch wird der Leib ebenfal8 rundlich und
hindert die Raubfifche, ihn anzufaffen. Bloch fagt von diefem
Beutel, daß er nicht mit dem Magen, fondern mit dem Schlund
in Verbindung ftehe, und vor den Därmen bis nad) hinten laufet.
Es wäre daher eigentlich ein langer Kropf, wie man einen ähn—
lichen beym Trappen findet. Wir werden fogleih fehen, daß
diefer Beutel nichtd andered ald der Magen felbft if. NRemard
behauptet, fie fprigten dadurdh Waffer mit Gewalt auf andere
Fiſche und erfchredten fie dadurch, daß fie von der Verfolgung
losliegen. Sie freffen, wie die vorigen, Schalthiere, welche fie.
leicht mit ihren ftarken Kiefern zerfnaden fünnen. Die Zunge
ift did und fleiſchig. Sie finden fich größtentbeild in heißen
Rändern, fommen jedoch auch im Mittelmeer vor. Ihr Fleiſch
ift zäh und wird wenig genoffen, befonderd aud), weil man J
für giftig hält.
1) Der geſtreifte (T. lineatus, physa), arabiſch Fahaca,
neugriechiſch Flasco psaro,
wird ungefähr 10° lang, iſt gewölbt und bat auf dem Rüden
und an den Seiten braune und ‚gelbe Längäflreifen. Der Kopf
ift ziemlich dit, ‚die Stirn breit, die Augen ziemlich oben mit
gelbem Ring, etwas davor ein Höder mit 2 Bartfafern und vor
diefem die Naslöcher. Die Färbung diefes Zifches ift fehr lebhaft
und fhön: der Rüden fehmwärzlich blau, die Seiten braun, hoch—
gelb geftreift, der Bauch gelblich, die Kehle fehneeweiß, die
Schwanzfloſſe hochgelb; der Bauch ift vol Furzer Spipen, die
andern Theile find mit Schleim überzogen. Rückenfl. 11. Sch. 9.
St. 9. Br. 18. Kiemenſtr. 5; feine Bauchfloffen, wie auch bey
den andern.
Haffelquift (S. 441) bat ihn zuerft im Nil entdedt, wo
er ſich nach Ausſage der Fifcher felten fehen läßt, wahrfcheinlich,
weil er nur zu Zeiten aus dem Meer hinauffteigt; beym Anfaſſen
fol er durch feine feinen Stacheln ein Neffeln bervorbringen.
113
’
Geoffroy. de fie ſpäter wieder daſelbſt eben ſo felten beobachtet,
und zwar nur zur Zeit der, Ueberſchwemmung, wo ſie, wie er
glaubt, von den Waſſerfällen herunter, kommen, ſich endlich
in-die Ganäle vertbeilen, und fih bev abgelaufenem Waſſer, in
den ſtehen gebliebenen Seen manchmal an der Oberfläche ſehen
laſſen, wo ſie aber bey der Verſiegung bald ſterben und theils
von den Menſchen, theils von den Raubvoögeln verzehrt werden:
dennoch fieht man nachher eine Menge im dürren Sande liegen.
Alt und Jung freut fih auf ihre Ankunft und die Kinder fpielen
mit ihnen, wie. bey und mit den Mapfäfern, treiben die aufge
blafenen und wumgeftürzten Kugeln auf dem Waller umber wie
auf dem Billard; auch nach dem Tode haben. fie noch ihren Spaß
daran, indem fie diefelben nach Belieben ausblafen, und ausge⸗
trocknet fih derfelben als Bälle bedienen. _
Sie ſchwimmen mie die andern Fiſche; mandmal aber kom⸗
men ſie an die Oberfläche und ſchlucken Luft; die Runzeln an
ihrem Leibe glätten ſich aus; ſie werden immer dicker und fallen
endlich auf den Rüden; dennoch können fie ſich noch immer auf⸗
blaſen und fi in eine völlige Kugel verwandeln, won der nım die
Spipen fih flräuben. Andere Fifche, welche fie verfhlingen
wollen, treiben nun die Kugel auf dem Warfer umher, ohne fie
faffen zu können, verlaffen fie auch bald, weil fie ſich an den
Spipen ſtechen. Sie vertheidigen fich alfo völlig’ wie der Igel.
Nah: Geoffroy dient ihnen auch der Magen als Luftbehälter.
Obſchon er Fein ift, fo kann er ſich doch fo fehr ausdehnen, daß
er ſo groß wie das Thier felbft wird. Der fogenannte, Beutel
iſt nichts anderes, ald diefer Magen: denn vorn gebt er iu die
Speiferöhre über, hinten in den Darın, . Er. bat eine febr dünne
Haut und bedeckt auf der, Bauchfeite faſt alle Därme, die, Leber
und die Schwimmblafe. ‚Die Schwimmblaſe hat die Geftalt. eines
Hufeifens, liegt am Rüdgrath und hat feinen, Ausführungdgang,
was übrigens, bey mehreren. anderen Fiſchen vorkommt. Sie
drücdt auf die, Speiferöhre, und hindert: den Rückgang der ‚Luft
aus dein Magen, ſo daß der Fifch , wiederholt ſchlucken kann.
Wollen die Fifche feigen, fo dehnen ſie ihren: Leib etwas aus
durch Muskeln, welche am Schultergürtel beveftigt find; wollen, fie
finfen, fo laſſen fie wieder nach; wollen fie Pa ſinken, ſo
Okens allg. Naturg. VI.
114
ziehen fie noch die Bauchmuskeln zuſammen, und verdichten das
durch die Luft in der Schwimmblaſe. Das Aufſteigen der Fiſche
enifpricht daher einer Einathmung, und da die Muskeln nicht
anhaltend wirken Fönnen, fo finfen auch die Fiſche bald wieder
unter an ihren gewöhnlichen Plah im Waffer.
"Unfere Gattung läßt wirklich manchmal eine Art Knurren
hören, und zwar durd) plöpliches Yudtreiben der Luft aus dem
Magen, woben wabrfcheinlich die dicke Zunge fich etwas zurück⸗
fchlägt und den Durchgang durch den Mund verengert. Der
Darın ift 2'/ mal länger ald dad Thier. Die Blafe' dffnet ſich
in die Cloake. Die Zahl der Wirbel ift 185 fie haben Feine
Auerfortfäpe und Feine Rippen wie die Achten Knorpelfiiche; die
Knochen find übrigens nicht Fnorpelig, fondern wirklich hart und
faferig, wie bey den ächten Knocdhenfifhen. Description de
V’Egypte. 8°. Vol, 24, p. 176. t.1. fiıg.1. t.2. Belon, Obs.
1. 2. cap. 32. Rondelet, 1554. ©. 419. Fig. Gedner,
744. Orbis. Der Fiſch, welben Bloc unter demfelben Namen
(U. F. 1. 128. X. 141.) abgebildet hat, if etwas davon vers
IBirben, ;
2) Det firuppige (T. hispidus)
wird. 19/, Schuh Yang, ift ziemlich rundlich, rauch, bläulich»
grau mit einer Menge bimmelblauer Dupfen nebſt 4 braunen,
ſchiefen Seitenftreifen, von 4 blauen nad der Quere durchkreuzt.
R. 9. Sch. 10. St. 10. Br. 18.
Findet ſich ebenfalls im Nil, und gleicht * dem vo⸗
rigen, bläht ſich auf, und ſchützt ſich gegen ſeine Feinde durch
die Spitzen, welche zwar kleiner, aber über den ganzen Leib ver⸗
breitet ſind. ‚Sie kommen uͤbrigens aüch im rothen Meer und
in Indien vor, und werden als Sonderbarkeiten hoch geſchätzt.
Man ſchickt fie nehmlich ausgeſtopft aus dem rothen Meer nad)
Cairo, wo einmal ein Eingeborner einen ſolchen einem franzöſi—
ſchen "General "zum Geſchenk gemacht hat. Sie müſſen mithin
als 'Seltenbeiten betrachtet werden. Geoffroy Egypte XXI.
214. tab.1. fig.2." Bloch, A. F. I. 130. T. 142. Valentyn
India II.-fig. 249 Plinius fcheint ihn unter dem Namen
Orbis zu meynen! Bud 32. Cap. 2.
115
3). In den Sammlungen findet man gewöhnlich den Stern:
fröpfer (T. lagocephalus),
der über 41 Schub lang wird, ziemlich walzig ift, oben gelbe
lich mit braunen Duerftreifen, unten weiß mit braunen Dupfen
und flernförmig gebildeten Stacheln in etwa 20 bogenförmigen
Reiben. R. 12. Sch. 10. St. 10. Br. 15. Er fommt aus Oft
und Weſt-Indien, befonderd von Jamaica, und findet fih auch
am Senegal; fol giftig feyn. Bloch, A. F. J. 126. T. 140.
Catesby T. 28. Nieuboff, Oftindien I. ©. 274. 8. 5.
4) Es gibt auch unter diefem Geſchlecht eine electriſche
Gattung (T. electrieus),
welche fih in Höhlungen der Goralenbänfe in Oſtindien,
um die Inſel St. Sobanna, eine der Comora⸗Inſeln zwifchen
Madagadcar und der Cafferey, unter 12° füdl. Breite, in großer
Menge aufhält. Sie ift nicht ‚über 7,300 Yang, 2'/, did,
mit weit vorfpringender Schnauze; ſehr fchön gefärbt und ges
‚zeichnet, wie mebrere electrifche Fifhe. Der Rüden dunkelbraun,
die Seiten gelb, der Unterleib und die Floffen meergrün und
überall mit glänzenden, rothen, grünen und weißen Dupfen ge»
ziert; der Augenring roth und gelb.
W. Paterfon bat dafelbft 2 in einem Netze gefangen, und
als er fie berührte, einen ſolchen Schlag befommen, daß er fie
mußte fahren laſſen. Nachdem er fie eine balbe Stunde weit
getragen hatte, war der eine todt, der andere fehr matt, gab
aber dennoch einem Chirurgen und einem Adjutanten, und noch
mehreren andern Schläge Seitdem ift diefer Fifch Feinem an—
dern Naturforfcher mehr vorgefommen. Philos. Trans. 76. 1786.
p. 382. t. 13. (Journ. de Physique 1787. Voigts Mag. VI.
©. 78.) Artedi-Wallbaum IM. 595. t. 2.f. 2%
b. Ben den Igelfiſchen (Diodon)
bemerft man gar Feine Theilung in ihren Kiefern und es
ſieht daher aus, als wenn jeder Kiefer nur einen einzigen Zahn
vorſtellte; ihre Haut iſt entweder mit Körnern oder mit langen
boblen Stacheln bedeckt, welche fie wie der Igel aufrichten Fönnen.
Sie find Baudyfloffer und haben 3 fenfrechte Floffen. Cuvier
bat eine Abb. darüber gefchrieben, Annales du Museum IV,
p. 121. t. 6, 7.
8 D
—
116
5) Der gemeine (D. hystrix, atinga)
iſt faſt walzig und gegen 1° lang, en nn "aufgebtäßt,
ganz Fugelförmig und, ift überall mit zweywurzeligen dünnen Sta-
cheln bededt; bläulich , voll ſchwarzer Dupfen; R. 14. Sch. 10.
&t. 17. Br. 21. Die Strahlen find weich. Sie ‚finden, fich in
Dftindien, aud am Vorgebirg der guten Hoffnung und an Ames
rica. Obſchon das Fleifch nicht gegeffen wird, fo fängt man ihn
doch an der Angel mit einem Krebsſchwanz zur Beluftigung,
welches Schaufpiel du Tetre mit angefeben bat. »Antilles
p- 209, Aus Furt vor der Schnur geht er eine Zeit lang um
die Angel herum, und verfucht endlich mit Behutſamkeit den
Krebsſchwanz zu Foften; rührt fi die Angelruthe nicht, fo ‚wird
er dreift, fchnellt darauf und verfchludt den Köder. Sobald er
aber bemerkt, daß er gefangen ift, fo bläßt er fich wie ein Luftball
auf, wird dick und rund, überburzelt, richtet die Stacheln in die
Höhe, gebärbet fi fih wie ein zorniger Truthahn und fucht Alles,
was er erreichen Fann, zu verwunden. Sieht er, daß fein Be:
fireben vergeben ift, fo bedient er fich einer andern Lift; er
ſtreckt das Gewehr, wird fchlaff wie ein abgezogener Handfchuh,
und legt die Stacheln nieder. Er drüdt nehmlich die Schwimm—
blafe zuſammen und fprigt zugleich mit der Luft das eingefchludte
Waſſer von fih, ohne Zweifel, um. fi) kleiner zu machen und
unterzufinken. Da das nichts hilft, fo fängt er aufs Neue an,
fid) aufzublafen und; mit. den Stacheln zu drohen. Da er ein
zähes Leben bat, fo dauert diefed Schaufpiel noch lange fort.
Wenn die. Zufchauer ſich binlänglich an feiner Marter gemeidet
haben ‚fo ziehen fie „ihn and Land, wo er ſich noch immer tapfer
vertheidigt,; ſich ‚wieder ſträubt und ſolche Streiche macht, daß
man ihn nicht anfaſſen kann, aber ul mad einigen, Stunden
matt wird und ftirbt. '
Man hat lange nicht, — wie alle dieſe
zugehenz denn daß der Fiſch unter dem Waſſer ſich nicht durch
Luft ausdehnen kann, war klar; er mußte alſo Waſſer verſchlucken
und weil er ſich, auf das Land gezogen, auch; aufbläßt, notb⸗
wendiger Weiſe Luft. Ob aber dieſes Waſſer und dieſe Luft in
den Magen, oder ſonſt wohin kommt, hat man erſt durch
Geoffroy St. Hilaire in dem großen Werk über Aegypten
117
(Description d’Egypte) und durh"@uvier (Ann. Mus, IV.)
erfahren." Sie haben nehmlich einen ſehr dünnen und ausdehn—
baren Magen, welcher die ganze Bauchhöhle einnimmt und mit
dein Bauchfell verwachſen iſt. Dieſer Fiſch finder ſich übrigens
bäufig in den Sammlungen. Clusius, Exotica I605. L. VL.
cap. 21. p. 138. Marcgrave ©. 158. Fig., unter dem Namen
Guamajaca Guara. Bloch, A. F. I. G.67. T. 175 und 176.
Cuvier T. 7, D. autennatus. Bey Gedner, ©, ups De
—* unter dem Namen Orbis abgebildet.
6) Der Mondfiih (Orthragoriscus mola) ——
iſt zuſammengedrückt und hat einen ganz kurzen, ſenkrecht
abgeſtutzten Schwanz, ſo hoch als der Leib ſelbſt, ſieht daher wie
ein abgeſchnittener Kopf aus, und heißt deßhalb ſchwimmen⸗
der Kopf. Er iſt gewöhnlich 1—2' lang und faſt eben ſo hoch:
Die Haut iſt nadt und rauh, ſchiefergrauz; das "Maul dagegen
ſebr Hein, bey einem won 4 Schuh Länge nur 1'/2 Zoll weit. Der
Leib läuft oben und unten ſcharf zu, und es läßt ſich der Kopf
eben ſo wenig vom Rumpfe unterſcheiden, als der Schwanz.
Die Augen ſtehen faſt auf dem Scheitel, ſind groß und haben
einen gelblichen Ring; die einfachen Naslöcher zwiſchen Mund
und, Augen, Seitenlinie PR Bauchfloffen. fehlen. , Die Floſſen⸗
ſirablen find verzweigt: R. 17. Sch. 44. St. 16. Br. 13.
Findet fih im —— und beſonders im Mittelmeer,
und kann, wegen des kleinen Mauls, ohne Zweifel nur "Mus
ſcheln, Krebſe und Quallen freſſen. Sie ſollen des Nachts, wahr⸗
ſcheinlich wegen ihrer ſchleimigen Oberfläche, leuchten, und daher
Mondfiſch heißen. Seine Bruſtfloſſen ſind klein und ſtehen wag⸗
recht, fo daß ſie nicht: zum: Fortſchieben dienen, ſondern bloß um:
den Leib ſenkrecht zu halten. Wollen fie ſchlafen, fo legen fie) eine
Floſſe an, und dann fallen fie auf die Seite. Brünniche er⸗
zabit,, daß fie einen ſolchen zwiſchen Marfeille und: Genun anges:
troffender das Schiff gar nicht bemerkt hätte ;. ein Bbotsknecht
ſey fodann ' hinausgefptungen: und habe ihn gefangen. Dieſer
Fiſch Scheint, ungeachtet feiner Größe, bey den alten Schriftſtel—
lern doch nicht vorzufommen. Salbdiani beſchreibt ihn zuerſt;
des ſeinige wog Über 1: Eentner (©, 155.); 'Bprlafeifagt fogar,'
es hätte! ein bey Plymouth gefangener 5-Centner gewogen. Im
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mittelländifchen Meer follen fie 8—10% lang und- verhältniß:
mäßig breit: vorkommen, daher man fie auch Mühlfteinfifch,
Sonnens und Mond-Fifh nennt. Er hat ein fehr weißes Fleiſch,
welches im Kochen fih ganz in Schleim auflößt wie Stärke,
wenn fie geronnen iſt. Man kann fich deffelben zum Leimen bes
dienen. Ein Effen davon fhmedt ſehr ſchlecht; dad Fett: wird. als
Thran benupt; die Leber.!aber fol, mit Wein gekocht, : gut
ſchmecken. Die Blofe öffnet fih hinter. dem. Maſtdarm. Der
Darm ift weit und bat viele Windungen, wie bey den vierfüßigen
Thieren. Sie finden fih nicht häufig in; den Sammlungen.
Bloch, A. F. J. S. 75. T. 128. Salvianıi ©, 454: Fig.
Gesner ©. 754. Fig. Borlaſe, Cornwall T. 26. F. 7.
Am Vorgebirge der guten Hoffnung und im Eismeer finden fü jr
noch zween kleinere, die länglich find.
Die glatten oder dünnſchuppigen Fiche keigen: —J
eine ziemlich abweichende Geſtalt, haben aber ächte Knochen mit
——— und nur ein —— Pin Halbe die
6;
ar I Ormning- Stunmellofet. ie —*
„siger, ober bandartiger —*
ganz * faſt ſchateioſen Fiſche —* gemößnlich eine.
lange Nüchenfloffe, mit: weichen, meiſt verzweigten Strahlen; ins
deſſen fommen auch mit harten und einfachen: vor. Ein augen⸗
fälliges Kennzeichen: iſt auch die Abweichung von der ganzıfpm?
metriſchen elliptiſchen Geſtalt, wie wir ſie bey den Weißfiſchen
zu ſehen gewohnt find, ihr ſchleimiges oder glattes Anfühlen, ihr
aalartiges Ausſehen und ſelbſt eine ſolche Färbung: Es kom—
men: zwar: einige gepanzerte vor; allein: ſoͤlche mit großen, binten
freyen Schuppen, daß ſie beym Widerſtrich rauh erſcheinen, fin,
den ſich nicht. Der Kopf iſt in der Regel kleiner als der Rumpf,
zufammens, nicht niedergedrückt, und der Mund: iftquer.gefpalten
oder rundlich, felten mit ſtarken Zähnen beſeht. Sie leben größs!
tentheils im Meer, meiſtens ziemlich ruhig auf. dem Boden deſ⸗
ſelben, und freſſen Gewuͤrm, Schalthiere, Krabben und; Feines
11%
Fiſche, find daher, mit einigen Ausnahmen von: Räubern, un»
ſchädliche Thiere, und werden in: großer — zur — ge
fangen. 9 *
Sie theilen 6 in Bünfe, — in ———— wie
dien Yale; — „4
in Halsfloffer, mit: — ne wien ndie
Quappen; ae TE
in Bruftfloffer mit einfachen, Aa bsfnamigen Dit
ſtrahlen, wie die ARE RC BER N Lit.
Ian ' 1,6% AT rg Ind
4. günft. ern gtitce Obnrtoffer u.
Leib ſlanſeſornig nadt, ohne oder mit fehr vertüm merten
—— — Ben og
Die bieher gehörigen Sifche, * einen * ap mit düns,
nen Leib, daß fie fih wie Schlangen winden, fünnen, und dieſes
ift auch «bey ihren kleinen Floſſen Die Art, wien fie ſich fortbe—
wegen. Der Leib ift meift ſchleimig und. ſchlüpferig, ſo daß man
kaum im Stande iſt, ſie mit den Händen zu halten. Sie
ſchwärmen wenig umher, liegen meiſtens ruhig auf dem Boden,
um ihren Raub zu erwarten, oder graben ſich wohl im Schlamm;
und Sand, um Würmer und. Inſeeten zu ſuchen. u: onııml
Die einen, find weichftrahkig, mie der gemeine Aal, walzig;
oder bandfürmig.. ‚Die andern, find bartftrabligsund ‚bandfdrmig;,
davon gibt es welche mit kurzer Schnauze, und Heinen Mundz
R * mit, langer Schnauze und weiten, Rachen. TR erh Tr
Weichſtrahlige Aale. —
+ 4 Sippfhaft; Die walzigen Kale- Or
baben eine lange Rüdenfloffe, mit; ‚weichen und verzweigten
Strahlen, eine nackte ſchleimige Haut, kaum mit Spuren von
Schuppen, fettes Fleiſch mit wenig Graͤthen, und meiſtens eine
Schwimmblafg Der Kopf iſt gewöhnlich ſtumpf und; niederge⸗
drückt, mit ziemlich kleinen Augen, Kiemenfpalt und Deckel ‚febs,
Elein, fo daß man. ihnen ‚den letztern früher: abgeſprochen bat;,, er
beſteht aber aus denfelben Knochenſtücken, ‚wie bey, andern, und
es find auch ziemlich viele Kiemenftrahlen vorhanden,,, ‚Die, AıBhH
find, klein und nicht befonders. zahlreich.
i R% er
I dar 34 ı 0053
120)
n 4. Gor Dienei gentllichen Wales (Muraena); au) ‚in?
sn find walzigz mit langen), meiſt verzweigten ſenkrechten Floſ⸗
fen, einem niedergedrückten Kopf, fpaltförmigen Kiemenlöchern,
faftı hinter den Bruſtfloſſen; der 1Schwanz meiſt! laͤnger als
der Rumpf. Die Naslöcher find röhrenförmig, dicht: dor" dem
Augeny rund die Zahl der flankichersorragenden! —
iſt 7—25. HAKAHU
DER Fauußaal (Mi angwilla) ı Penques
wird 5—4 Fuß lang, 2 Zoll dick, pa und — —
hat vereinigte ſenkrechte Floſſen, einen längern Unterkiefer, den
Kiemenſpalt biyter, den, Bruſtfloſſen, unda10 Kiemenſtrablen. Die
Farbe iſt ſchwaͤrzlihgrun AS, Alec, Die Regenbogenhaut
goldgelb.
Diefe Fifche finden ſich in eig Fluͤſſen und Seen von Eu:
ropa, jedoch felfeh An: Donaugebiet; fehr häufig des Wintets am
Strande der Nord⸗ und" Offer, wo fie größer und ſchmackhafter,
bisweilen 6 Schuh Tatig’ und 42° Pfund ſchwer werden, felbft
mehr; fo daß man es kaum wagen darf, ſie anzufäffen, weil ſie
beftig ut ſich ſchlagen/ und fie ‚wie Schlangen, mn den Arm
mitteln. Ihr Reben‘ iſt überbaüpe:’fehr zäh." Manı hat Noth in
der Kliche fie ſodt zu ſchlagen; der abgeſchnittene Kopf ſucht noch:
lange zu beißen, und das ausgeſchnittene Herz behält aA0 Stun⸗
den lang feine" Reizbarkeit. Umdfie ſicherer födten zu Fönnen,
pflegt‘ man den Schwanz an zunageln· Man behauptet, ſie vers
ren ihre Kraft wenn man einen Magnet, oder nur einen Stahl
zu ihnen ind Waffer legte Sie haben‘ eine Zähne in den Kie⸗
fern und im Gaumen, 19 Strählen’in dan Bruffloffen und über
1,100 in den ſenktechten Floſſen. Ddfeyon “han in der Haut
feine Schuppen wäherimmt, ſo bemerkt man fie doch, wenn fie
getrocknet iſt. Der Darm iſt gerad und kurz, Jo RER
und die Luftblafe'fo Yang als der Bauch; Rückenwirbel ME
"Sie" finden ſich im Norden haͤufiger als im Süden, balten
ſich unter Tags im Schlamm verbörgen,' wo (flk" auch überwin⸗
fern, und, wie es ſcheint, Winterfhlaf Haltenz ihre Höhle hat
dreh ‚Deffrimgeit, die wohl durch dad Eins und: Ausfriechen
don falbſt entſtehen In Weihern muſſen ſie einen ſchlammigen
Boden haben, weil ſich des Winters oft 100 zuſammen in eine
!
127
Grube legen. Des Nachts gehn ſie ihrer Nahrung nachwelche
in: Inſecten, Würmern, kleinen Fiſchen, Rodgen und Aas beſteht;
fies kriechen "auch "wohl bey feuchtem Wetter ans Land, dins Ge⸗
treide und in die Erbſen, welche ſie freſſen, wahrſcheinlich auch
un Würmer, Inſecten und Schnecken zu ſuchen. Wegen des
engen Kiemenſpalts bleiben die Kiemen lang feucht, undſie ſollen
2—3 Tage im Trockenen aushalten; man hat. fie ſogar bed ſtren⸗
gen Wintern ſchon im Heu verſteckt auf den Ställen gefunden,
In Gras kann man ſie ſehr weit verführen? Jedoch bekommen
fie dabey in beißen Sommertagen gern seinen weißen Ausſchlag/
vom der Größe des Mohnſamens, woran oft in kurzer Keit die
ganze Ladung zu Grunde geht. Sie lieben beſonders Fladed Wafs
fer, trüben es aberifogkeich, ſobald man fie werfolgt, indem ſie
ſich in den! Schlamme wühlems dennoch fängt man ſie gewöhn⸗
lich in den Mühlgängen durch eine eigenen Vorrichtung, wähtend
fie iin? Frühjahr Thal ab ſchwimmen, um — * — * Pannen
wo fie fich fortpflangen folem bo 5 shi ie rasen
Man betrachtet ſie als LE fie Pe Beine
Fiſche und Laich weargehrend Sie haben Feinde an den Hechten,
Fiſchottern, Reihern und Störchen; es ſollen aber die jmgen
Aalehoft wiederzum⸗ Hintern herauskriechen. Man ı hatıı ſogar
ſchon lebendige Anle in Stören geſunden, und geglaubt, daß fie
von ſelbſt hineinkröchen und den Rovogen verzehrten zwahrſchein⸗
lich aber wurden ſie value, und ven lebendig durch den
* —DV [ DE BET TET- BER ER LE RTL EN
- Sie werden, Aa⸗ Ben 24 in * Mühlen, auch in
Heufen und an Angel gefangen, des Winters. im ihren Gruben
geftochem, wobey manı bidweilen über Hundert! aus einem Loch
von 2 Schuh ins Gevierte befommt. Man beſtreut auch die Nähe
der Ufer mit Erbſen, um ſie zu bekommen. Wann er im: May
aus den Seen in die Flüſſe und von da ind (Meer gehtz ſo wird
er an den Küſten, beſonders der Nord⸗ und Oſt-⸗See, zu pielen
Tauſenden gefangen, und fuͤderweiſe nach allen Gegenden verführt,
nach Sachſen und Schleſien. In Zütland“ fol anan lin einem
Aalfang manchmal «2,000: Stüd bekommen; darunter wohl von
Pfund; ehemals ſollen in der Garonne an einem Tage, mit
einem einzigen Netz, 160, 000 gefangen) worden ſeyn. Jeht haben
122
fie überall abgenommen. Der Aal iſt ein ſehr geſchaͤtztes und
theures Eſſen, und kommt daher nur auf die Tafel der Reis
ſchern, iſt aber, wegen des vielen Fettes, ſchwer zu verdauen
Das Fett braucht man auch zum Brennen und zum Schmieren
der Schuhe; in der Tatarei ſpannt man die durchſichtige Haut
in Rahmen und braucht ſie als Fenſter; in Grönland macht
man Schrotbeutel daraus, ſchabt auch. die Schüppchen ab, und:
miſcht fie unter die Tunche, um den Wänden einen glänzend
weißen Auſtrich zu geben. Man ißt ihn nicht wegen ſeiner Aehn⸗
lichkeit mit den Schlangen, und: deßhalb hat ihn auch Homer
(Ilias 21) aus der Zahl der Fiſche verbannt; auch die Römer
haben ihn verachtet (Juvenal V.); die Böotier dagegen zierten
ihn mit Kränzen, und opferten ihn den ‚Göttern; nel ag”
— Daß ſich die: Aale anitı Schlangen paarten, iſt eine alte
Sage; ebenſo daß man vom Blute blind würde, umd durch daß
Fett die Haare könnte wachſen machen; daß endlich dünne Ein—
geweidwürmer im Bauche der Schmerlen * Ban der Yale
ſeyen! Es find nichts als Fadenwürmer 1%
Mebrigens war man über die — des Aals ofeit
Hrifkoteleß. VI. 46. und Plinius X.68., im Dunkeln, weil
man) weder Ropgen noch Milch: in ihnen gefunden, und aud) mie
ihr Laichen beobachtet hatz daher ließ man ſie auf verſchiedene
Art entſtehen, und hielt ſie auch wohl: für Zwitter. C. Ges⸗
ner And Leeuwenhoek behaupten, daß ſie lebendige Junge
zur Welt brächten, weil fie dergleichen in ihnen gefunden hättem
aberhnie Milch vder MRoogenzʒ ach, Fahlberga (Schwede Ab⸗
handl XII. 1750. 4909.) hat an 40 dergleichen im Juny in ihrem
Leibe gefunden, 12 Zoll lang, und: ganz von der Geſtalt der
Aale, mit Mund, Augen, Schwanz und zarten Flecken auf dem
Rüden: D. Müller hat deutlich Eyer im Roogenſack geſehen
Gerl. Schr. J. 204). VYarrelbl hat im September, unter Der
Linſe; viele Tauſend Eyer geſehen, woraus er ſchließt, daß fie
eyerlegend ſeyen. Im Hornung ſinde die Roogenſäcke leer. Beym
Meer⸗Aal fand er 2. große’ Roogenſaͤcke/ welche ſich faſt durch
den ganzen Leib erſtreckten und deutlichen Eyer enthielten. Iſis
1835. 352 Die Sache iſt alſo noch nicht eutſchieden Wie lang
ſie leben, iſt auch nicht ausgemacht; man hatte aber einen 15 Jahre
123
lang in einem: Teich (Meyer s Thierbud 1.29). Jñ norddeuts,
ſchen Seen merden: fie. bisweilen 6 Schub lang und, armõdick;
Salviani hat in Italien 20 Pfund ſchwere angetroffen, und
Plinius macht ſie im Gauges 30 Schuh lang ¶X. 3)...
Man unterſcheidet mehrere Arten des gemeinen Aals, mit
langer und mit platter Schnauze. Blochs Fiſche Deutſchlands
IL ©. 4.2.73. Marſili IV. 4. — le Meidinasr Ir
"Taf. 31. N
2) Der Meer Aal (M. conger).
- wird viel größer, gewöhnlich 5-—6 Schuh N und über, ——
iſt grau, der Unterkiefer kürzer, die Ruͤckenfloſſe fängt fon bey,
den. Bruftfloffen an und iſt ſchwarz gefäumt, die Seitenlinie,
weiß gedüpfelt, ‚die NRegenbogenhaut ſilberweiß. Das Maul: ift,
"weit, hat große ſpitzige Zähne; 40 ‚Kiemenftrablen ; 19, in ‚den,
Bruſtfloſſen, nur ;306 in den ſenkrechten. oe —
Er lebt im Meer an den Küſten um ganz Europa berum
wo en * auf⸗ die Nirke der, ‚Seehiking und; UM weit ins
er nicht in Nrpen und A — uf eine can, Beife,
gefangen. wird, indem man am Strande ein Loch macht, etwas
Blut hinein ſchuttet, mit Stücken von Dintenſchnecken ud. Krabr
ben an Angeln... Er ‚wird, oft« über; 30: Pfund ſchwer, und map
erzählt. fogar. von „melden, die, 10.,Schub fang, ſchenkelsdick ge⸗
worden und gegen einen Centner ſchwer geweſen ſeyen. Sie er⸗
ſcheinen am häufigſten im April, und werden dann in, ‚England,
in, ‚dein bey ‚der. Ebbe zurüd'gebliebenen Waſſer, mit Körben aus⸗
geſchöpft. Ihr Fleiſch iſt ſehr ſchmackhaft geſchäßt. Sig,
find ſtarke Raͤuber, und freffen nicht bloß Dinten ſchnecken und,
Krebfe, ſondern auch größere, Fiſche und Aas. B Loch „ ausländis
1 Fiſche H.. 37. T. 155. Gesner 345 Fig. rk ———
3) Die, Muräne (M.. ‚belena). 5 fi -
bat auch keine Bruſtfloſſen und, bloß ——— eh Flot
ſen ohne Strahlen, nur ‚eine Zahnreihe in den Kiefern nebſt Gau⸗
menzähnen „die Regenbogenhaut goldgelb, wird 3Schuh Jang,
6 Pfund, ſchwer und. iſt ſchn marmorirt von, ſchwarz, weiß und.
7 Die Rüuͤckenfloſſe fängt ziemlich weit hinten an.
Der Kopf iſt klein, der Rachen weit, die, Rasloͤcher gan,
124
vor“ in der Rippe‘,' dahinter > Hautlavbchen und 2 ähnliche wor
den Algen; der Kiemenfpalt ſtehtln nach der Länge. Sie ‚finden
fh" häufig in allen wärmer Meeren beſonders im mittelländi⸗
ſchen, und waren daher den Alten‘ ſehr wohl bekannt. Sie follen,
nad) Ariftoteteß, lebendige Junge zur Welt Bringen, was aber
Cetti in feinet Naturgeſchichte a Sardinien‘ laͤugnet, ohne jr
doch etwas Lvon ihrem Roogen zu fagen. Sie‘ halten’ ſich des
Winters auf dem Grunde auf, und kommen im Frühjahr an den
Strand, um Laich, Krebſe, und beſonders Dintenſchnecken adufzu⸗
ſuchenz fie find‘ ſo gefraßig⸗ daß“ ſie beym Mangel an Nahrung
ſich ſelbſt die "Schwänze" abbeißen ;ı fie Fommen auch in die Fluſſe,
und’ können eine Zeit lang außer dem Waſſer leben. Ihr Fleiſch
iſt ſehr mackbaft⸗ id" ſtand bey den Römern in großem Ars
ſehen/ fo" dag ſie denſelben Teiche! am Meere eindämmten, "um fie
immer bey Gaftmählern zu haben: Nach Plinius IX 55. legte
zitius zuerſt einen ſolchen Teich an, und“ “feßte beh Cäfars
Hiunhphjug "feinen! Freunden -6,006 Stu auf die Tafel. Craf
is miachte fie" ſo zahm, daß ſie Famen, "ann 273 fie‘ rief Und
EP Steude fhrangen, wenn "ihnen: etwas vorwarf; er liebte fie
fo" ſehr, Daß" er’die’ abgeſtorbenen beweinte "und begraben" Tieß.,
Min gab den holdenen Shrritigen der Frauen“ die Geſtalt dieſes
Fiſches Bidius Piollio trieb den Luxus ſo wert; daß er fie
it dein’ Bllite und Fleiſche ſeiner Scläven, die er wegen eines
Fehltruts ibdten tieß, mäftete ,' weil fi ie dadurch’ "einen feinern
Geſchmac bekommen ſollten Bloͤch, A "gg N 31. T. 152.
—X In waͤrmern Ländern finden ſich Ale, deren Kiemenfpalten
dicht neben einander unten am Halfe ſtehen Ser
uiid‘ darunter der fogenännte‘" Hi ‚a
Blind? Aal im? mittellandiſchen Dir 'ohite® alle, eo
ohne Bruſt⸗ und fenkrechte Stoffen (M. caeca⸗ Apteriehihys).“
Er iſt ſelten, und hält ſich in‘ Schlamm auf) Wird“ + *
lang und einen hulben did, braun und hat eine ſpihige
Schnauze⸗ mit röhrenförmigen Naslöchern. Die Augen’ fepleit'
2
uͤbtigens nit, fondern jind nur fehr Hein’ und- liegen unter der
Haut. DeriSchwanz’int erwäaTängerlald der Rumpf! Er wird’
bisweilen im Frühjahr gefangen ‚und beißt Bissa. "Rinne bat:
zuerſt ein Stück von der Kuͤſte der Barbareh erhalten z dann hat
125
ihn erft La Roche wieder gefehen ben Jviza (Ann, Mus. XIH.
1809. p. 345. t. 21..f. 6.), endlich Riffo bey Nizza (Product,
III. 1826. p. 194).
5) Es gibt in Oftindien Aale, deren Kiemenfpalten ſich unter
dem Hald in einen einzigen vereinigt haben (Synbranchus), und
darunter ift auch einer, dem alle Flojfen fehlen, fo daß er kaum
von manchen Amphibien zu unterfcheiden iſt, wofern er nicht bins
tere Naslöcher bat, mad man nicht beadhtet bat. S. imma-
eulatus. Bloch, A. F. IX. ©, 87. T. 419. 8.1.
Der Fifch heißt in Bengalen Cuchia, und wurde von P. Ruſ⸗
“fel (Fishes of Coromandel 1803. tab. 35.), und von Bucha—
nan (Fishes of the Ganges 1822. tab. 16. fig. 4.) befchries
ben, fpäter ausführlicher von J. Taylor (Edinburgh Jour-
nal V. 1831. Sfi8 1835. ©, 310.). Er ift,im füdöfllichen
Bengalen gemein, befonderd in der Nahbarfchaft von Dacca,
wo er gewöhnlich in Löchern an den fohlammigen Ufern der
Sümpfe und langſam fließender Bächen auf der Lauer Tiegt,
Er mird über 2 Schuh lang und von den Europäern ald ein
Aal gegeffen, aber nicht von den Eingeborenen, welche feinen Big
dem Vieh für tödtlich halten; er ift walzig, fchlüpferig, ohne alle
Schuppen, dunkelgrün, unten ſchmutzig blaßrotb, voll von Fleinen
ſchwarzen Flecken und gelblichen Strichen, nebſt 2 blaffen Linien
unter der Seitenlinie. Die Augen ſind ſehr klein, liegen oben
auf dem Kopf, davor 2 Löcher, und die Naslöcher in der Dbers
lippe. Die Schädelfnochen gleichen denen der Fiſche, und die
bafenförmigen Zähne ſtecken in den Kiefern und auf den Gaus
menbeinen; die 4 Kiemenbögen liegen hinter dem Kopfe, und
find faſt Fnorpelartig; Kiemenftrahlen 6; die Wirbelförper find
ausgeböhlt, wie bey den Fifchen, und tragen fehr Furze Rippen.
Der Schwanz beträgt ein Viertel des Leibes. ES findet fich ein
einzelner birnförmiger Eyerftod, der eine Menge Ever enthalt
von verfchiedener Größe, alfo faft mie bey den Amphibien; die
Nieren find wie bey den Fifchen, und entleeren fich in eine Blaſe.
Hinter dem Kopfe, an den Geiten ded Halfed, über dem obern
Ende der Kiemenbögen, liegen unmittelbar unter der Haut zweh
Heine. gefäßreiche Luftblafen, melde fih in den Mund öffnen
zwiſchen dem, Zungenbein und dem erflen Kiemenbogen; fie Füns
126
nen etwa zifchen. Daß Herz beſtebt auß einer Kammer und
Vorkammer; die Gefäße vertheilen fi in die Kiemen, wie bey
den Fiſchen. Sie kommen oft an die Oberfläche des Waſſers,
um Luft zu ſchöpfen.
2. G. Der Geißelaal.
Im Jahr 1824 bat Mitchill einen ſonderbaren aalartigen
Fiſch im Meer in der Nähe von New-York entdeckt, 52° Nord—
breite, der 6° lang war, mit einem faft 5° langen geißelförmigen
Schwanz, welcher fih in Knoten fohlingen ließ. Es mar ein
Weibchen vol Roogen, glatt wie ein Aal, dunfelbraun, mit zwey
weißen Rüdenftreifen, woran etwa 50 Paar zolllange Fäden
biengen. Der eigentlicye Leib war nur 14 Zoll Yang, der Rachen
ſehr weit, 3 Zoll lang, mit einer Reihe Frummer Zähne im
Dpberfiefer, und Fonnte fich fo meit auffperren, daß man mit
der Hand ın die 6 Zol lange Kehle fahren Fonnte; die Kiemen
zwo Spalten an den Seiten ohne fihtbaren Dedel. Eilf Zoll
hinter der Schnauze beginnt die niedrige Rüctenfloffe‘, ver:
bindet fih mit der Schwanz» und Steiß-Floſſe und bat viele
baarartige Strahlen. Die Bruftfloffen klein, nur Zoll lang
mit 30 dünnen Strahlen. Sm meiten Magen war ein 10 Zoll
langer Fifh; der Darm Furz und grad, die Knochen Fnorpelig,
hne Rippen. Er nannte ihn wegen ded fadfürmigen Schlundes,
den das Thier wie einen Hutskopf aufblafen Fann, Saccopha-
zynx flagellum. Annals Lyc. New-York I. 1824. pag. 82.
Harmood nannte ihn Ophiognathus ampullaceus in Phil.
trans. 1827, tab. 7.
3. ©. Der Zitter⸗Aal (Gymnotus electricus)
2. iſt ganz ſchuppenlos, unterſcheidet ſich aber von unſern Aalen
durch den Mangel der Rückenfloſſe, durch die Lage der Kiemen⸗
ſpalten vor den Bruflfloffen, den dicken und niedergedrückten Kaul⸗
Eopf, und vorzüglich) durch die außerordentlich Furze Bauchhöble,
indem die Steißfloſſe ſchon an der Kehle anfängt.
Er wird 2—3 Schuh lang und 2 Zoll dick, iſt Kahn
braun mit einigen hellen Sleden; die Regenbogenhaut gelb, der
Schwanz ftumpf. Die Augen find fehr Plein, die Naslöcher ſtehen
ganz vorn auf der Oberlippe, und von da aus gehen 4 Reihen
Löchelchen nach hinten; auch jederſeits eine Reihe vom Unter
127
Fiefer ab. Der Kopf ift faft fauſtdick, platt und froſchartig, mit
ziemlih weiten Maul und vielen fpibigen Kieferzähnen; der
Dberfiefer etwas Yänger. Die Därme find gewunden, mit vielen
blinden Anhängfeln hinter dem ſackförmigen Magen. Es find
2 Schmwimmblafen vorhanden, wovon die eine fehr lang, die ans
dere kurz if. Die Bauchhöhle ift bey einem 2°, Schuh Yangen
Fiſch nicht länger ald 4.300; der Schwanz macht mithin faſt
den ganzen Fiſch allein aus.
Sie findem ſich ziemlich häufig im ſüßen Waſſer des heißen
Americas, ſowohl in Flüſſen als Seen, vorzüglich aber in klei—
nern. Dümpfeln, in Surinam, Cayenne, Guiana und in Peru,
und leben von Würmern, Kleinen Fifchen, welche fie mit einem
electriihen Schlag betäuben. Sie fommen oft an die Oberfläche
des Wafferd, um Luft zu fchopfen, und fterben daher bald in
Neufen und an der Grundfohnur, ohne Zweifel an Erftidung,
weil fie ihre großen Schwimmblafen nicht ‚mit. Luft anfüllen Fön:
nen. Gie find fett und fhmadhaft, und werden ſowohl von den
Weißen ald von den-Indianern gegeſſen. Bloch, A. $. I.
45. 3. 156. Seeba II. T. 34.5.6. ‚Langguth Opus-
cula.II. t. 1. f. 1—5.
Ihre merfwürdigfte Eigenfchaft find die electrifchen Schläge,
welche fie bey der Berührung verfehen Fönnen, und zwar, wie
man beobachtet hat, nah Willführ. Diefe Eigenfchaft hat zuerft
Richer 1671 in Cayenne beobachtet (Mem. ac. VO. p. 93.).
Er fagt, wenn man ihn nicht bloß mit dein Finger, fondern felbft
mit einem Stode berühre; fo erflatre der Arm dermaaßen, daß
man ihn eine halbe Viertelftunde Tang nicht rühren könne, ja
man würde dadurch auf den Boden’ fallen, wenn man fich nicht
vor der Berührung felbft darauf. legte. Diefe merkwürdige Er—
fheinung wurde nicht beachtet, bi8 Condamine nad America
fam, und biefelbe 1743 wieder, aber nur obenhin, zur Sprache
brachte (Voyage à FAmazone pag. 154). Gravefand er
Flärte zuerft (in den Harlemer Verhandlungen IL. 1755. ©. 372.)
diefe Wirkung für einen electrifhen Schlag, aber ohne Funs
fen; wenn der Fiſch groß fey, fo fühle man ihn am ganzen
Körper und falle bev der Berührung unfehlbar zu Boden.
128
Gronovius machte darauf, (Acta, helvet, IV, 1760, pag. 26:
tab, 2.), in America angeftellte Berſuche bekannt.
Bau der gott, bolländifcher Chirurg zu Effequebo in Ss
rinam,, bat. im. Jahr 1761 umſtändlichere Nachrichten und Ver—
ſuche über dieſen Drillfiſch, wie er ihn nennt, mitgetheilt. Sie
finden ſich nach ibm in. ſtehendem Waſſer auf ſteinigem Grund,
doch auch in Altwaſſern von Flüſſen, wo man dann wenig oder
gar keine andere Fiſche finde, indem ſie von denſelben todt ges
drillt würden. Es gibt ſchwärzliche und röthliche, und die erſtern
erſchüttern am ſtärkſten; er hat ſie von 1—5° Fänge geſehen. Sie
müffen immer nach wenig Minuten an die Oberfläche kommen,
um Athen zu holen, wobey allemal ſich eine Waſſerblaſe bildet.
Seine Verſuche bemeifen, daß die Wirkungen mit der Electricität
übereinfommen , obfchon fi) Feine Funken zeigen. Als er ihn
mit einem langen eifernen Stabe berührte, wurde er gewaltig ge>
drillt, nicht aber, als er eim trodened Tuch um die Handhabe
wickelte; machte er e8 naß, fo fühlte er wieder den Schlag.
Durch Kupfer, Zinn, Gold, Silber erhält man ebenfalls Schläge,
aber nicht durch Knochen, Siegellad, Wachs, trockene Haut
n. dergl. Am Kopfe berührt, gibt er ftärfere Schläge. Fünf
Perfonen, die ſich an der Hand faßten, fpürten denſelben. Meh⸗
reremal that er den Fiſch in einen Nachen mit Waffer, Ein
Menſch ftedte am ‚andern ‚Ende 20 Schuh meit davon die Hand
in daffelbe,und als Lott den Fiſch berührte, fo fühlte jener den—
noch den Schlag, der mithin, 20° lang dur das Waſſer ‚gewirkt
9* Hält man, während. der Fiſch Luft ſchöpft, den Finger
— “hoch ‚über dem Waſſerwirbel, fo. fühlt man einen merfs
BR Schlag, der fiherlich durch heraus geblafene Luft verurfacht
worden ift, Er heilte auch mehrere Kranfpeiten durch die, Elecs
teicität diefed Fifched. Hühner, deren Zehen durch. eine befondere
Krankheit zufammen; gezogen waren, daß fie nicht mehr „geben
fonnten, ſchrien fürchterlich, , als ıman fie an den Rüden! ded
Fifched hielt, und liefen gejund davon, Ein lahmer Sndianer
wurde durch drey Schläge: in. die Kniee geheiltz eben. fo wurde ein
Sclavenjunge geheilt, den man, in einen, Zuber mit einem ſchwar—
zen Aal gethan hatte, — te HR VI. 1762,
p- 82: ; ins
129
Bancroft bat 1766 ähnliche und noch zahlreichere Vers
ſuche mit diefem Fifh in Guiana angeftellt, und befonderd zu
beweifen gefucht, daß feine Wirkungen electrifcher Art find und
nicht von einem wirklich mechanifchen Schlag herrühren, mie
Reaumur vom Krampfrochen (Mem. ac. 1714) behauptet bat.
Er derfegt nebonlich auch Schläge durch die Angelfhnur hindurch;
fie gehen fogar durch 10—42 Perfonen, wenn fie ſich anfaffen;
auch er: bat den Schlag bemerft, wenn der ärgerlich gemachte
Fiſch feinen Kopf über das Waffer erbob und man die Hand
5—6” darüber bielt, fo wie auh, wenn man den Finger 10°
weit von ihm in's Waffer bielt, während eine andere Perfon den
Fiſch berührte und reizte; ift er aber nicht böß gemacht, fo Fann
mon die Hand ganz nahe bey ihm in's Waſſer ſtecken, ohne alle
Empfindung. Der Schlag bängt daher ganz von feiner Wilführ
ab. Heilungen aber von Krämpfen und andern Nervenübeln er:
Flärt er für unmahr. Man fange diefe Fifche jung und ernähre
fie in Trögen mit Fleinen Fifhen, und in Ermangelung derfelben
mit Negenwürmern; ihre angenehmfte Speife aber feyen Küchen»
fhaben , welche fie mit großer Begierde ordentlich einfchlürften.
Man muß ihnen wegen des vielen Schleims alle, oder alle ander
Tag frifches Waffer geben; man laſſe e8 durch einen Hahn ab
‚und laſſe den Fiſch oft flundenlang ohne Waffer und ohne Scha:
den liegen. Berühre man ihn nun, fo fey der Schlag nicht
minder beftig. Guiana 1769, ©. 116.
Nachher hat Bajon, Arzt zu Cayenne, mit diefem Fifch
Ähnliche Verſuche angeftellt. Die Neger in Guiana fürchten fi)
fo ſehr davor, daß er Jahr und Tag warten mußte, ebe er einen
ſolchen befam, obfchon er ziemlich gemein if. Er berührte einen
2'/2* langen ſchwach mit dem Finger, ohne etwad zu empfinden;
fobald er aber den Rüden berührte, befam er kleine Schläge.
AL der Zifh behm Wechſeln des Wafferd- auf den Boden ge:
fallen war und fein Neger ihn aufheben wollte, fo ergriff er ihn
felbft am Schwanze, befam aber einen fo heftigen Schlag, daß
er faft umfiel und der Kopf eine Zeit lang eingenommen war; er
fühlte die Erfchütterung nicht bloß in dem Oberarm, fondern
auch im andern und in den Schenfeln. Bey leifem Berühren
empfand er nur ein Grübeln, das ſich in den Arm fortpflanzte
Okens allg. Naturg. VI. 9
4
130
und ihm denfelben einfchläferte. Da er diefe Verſuche den ganzen
Tag fortfegte, fo fühlte er am Abend Unbehaglichkeit im ganzen
Leibe, die aber während des Schlafes vergieng. Mit einem
Eifen berührt, ‚war der Schlag heftig, auch wenn es mit einem
naffen Schnupftudy ummidelt war, nicht aber mit einem trodenen,
Fünf Perfonen, die ſich an der Hand faßten, fühlten alle den
Schlag ſehr heftig. Es iſt gleichgültig, welche Stelle des Fifches
man berührt. Durh Glas, Girgellad, Schwefel, Harz, Seide
und trodene Leinwand gebt er nicht, aber durch irdenes Geſchirr,
befonderd wenn ed nicht glafiert if. Legt man den Fiſch auf
Glas ohne Waffer, fo werden die Schläge ſtärker. Eine Gonde
in den Mund geſteckt, zeigte keine Wirfung. Cine Kate, welche
einen faft trodenen und todten Aal anbeißen wollte, fprang mit
beftigem Geſchrey zurüd; eben fo madıte ed ein Hund, der ihm .
leden wollte. Der Aal brachte 3 Stunden fterbend zu und die
Wirfung hörte erft mit dem Tode auf. Der Schlag gieng auch
durch einen Diamant. Es wurde Fein Funken wahrgenommen.
Die Schläge find ftärfer, wenn dad Thier im Trodnen liegt,
werden aber binnen einer oder 2 Stunden allmählich ſchwächer.
Was er frißt, weiß man nicht; in der Öefangenfchaft bat er
weder Thier- noch Pflanzen-Subftanzen angerährt. Er ift ruhig
und gutmüthig, und beißt nicht, wenn man ibm ‚auch den Finger
ind Maul fledt. Sein Fleifh ſchmeckt nicht fchleht und wird
von Weißen und Schwarzen gegeffen, riecht jedoch unangenehm.
Gekocht ift e8 auf dem Rüden derb; die Geitentheiler aber und
die untern werden fo weich wie Schleim. Journal de Physique
1772. 12. I. p. 239. II. 176. fig. II. 1774. p. 74. Hist. de
Cayenne 1772. II. p. 288.
W, Garden bat das Jahr darauf, 1773, (Philos. Trans.
65. p. 44— 395.) wieder Verſuche mitgetbeilt, woraus ebenfalls
bervorgebt, daß der Schlag durch mehrere Perſonen wirft, wenn
die erfte den Kopf berührt, und die legte die. Hand ‚ind. Waffer
halt, durch Siegellad aber und Seide unterbrochen wird. Bes
rührt man ihn mit dem Finger oder auch mit einem Draht, fo
empfindet man den Schmerzen bi8 zum Ellenbogen; vorgemorfene
Feine Sifche werden fogleich mit einem Schlage getödtet und ver»
fchludtz größere Fifche, wie Welfe, fallen auf den Rüden, und
151
bleiben, bewegungslos Liegen, kommen aber wieder zu ſich, wenn
der Aal nicht wieder fommt und ihnen neue Schläge verfept,
wie ed gewöhnlich geſchieht. Steckt man einen Drabt ind Waſſer,
und näbert das andere -Ende einem andern, womit man dad
Thier berührt, bis auf ?/s Zoll, ſo geht der Schlag nicht durdy,
wohl aber, wenn die Drähte nur etwa */s Linie von einander
entfernt find. Man empfindet fchon einen Schlag, wenn man
den Finger nur in die Nähe des Fifches bringt, auch ohne ihn
zu berühren; deßgleichen wenn man mit einer Hand. den. Kopf,
mit. der andern. den Schwanz berübit, aber nidyt, wenn. man den
Rüden. mit. beiden Händen zugleicy ergreift. Iſt der Fiſch ganz
rubig, fo verurfacht er feine Empfindung, aber eine defto ftärkere,
wenn er vorber ‚gereizt und böfe gemacht wird. Bey einem fri—
ſchen Fifche ift die Wirkung flärfer, ald wenn er lang in einem
Gefäße gewefen ift; fie wird ſchwächer mit dem Fifh, und hört
nach feinem Tode gänzlich auf.
Walfb, der lebendige Eremplare nah Europa befam, er—
bielt endlich wirklich fihtbare Funfen (Journal de Physique VIII.
331). -Er- brachte ein Metallblatt auf eine Glasſcheibe, fpaltete
ed in der Mitte von einander, und fah den electrifhen Funken
aus einem. Blatt in dad andere überfchlagenz ald er den, Fiſch
aus. dem Waller nahm und reizte; dieſes wurde zwölfmal wie—
derholt. Verſuche über dieſe merkwürdige Eigenſchaft finden fich
übrigens noch: Berckel in Journ. de Phys. 1775.. p. 444.,
v. Fahlberg in den neuen ſchwediſchen Verhandlungen 1801,
©..122., und, in Guifans Diss. de Gymnoto, Tübingae 1819.
Dad. elestrifche Organ bat J. Hunter. zuerft „abgebildet
(Phil, Trans. Band 65; ©. 395. Taf, 12.). Es liegt, an.den
Seiten des langen HDinterleibed oder ded Schwanzes, nimmt faſt
die, Hälfte, deſſelben ein, und, beftebt aus 4 Laͤngsbündeln von
zableeichen häutigen Blättern, welche durch, unendlich. viele ſenk⸗
rechte. Blätschen, durchkreuzt werden. Dadurch entſtehen kleine
Zellen, mit einer gallertartigen Materie ausgefüllt, ſo daß das
Ganze einem ſehr zuſammengeſetzten, galvaniſchen Becherapparat
gleicht, Es bekommt ſehr viele Blutgefäße und Nerven. | n
Später, hat, A. v. Humboldt umftändlichere, Nachrichten,
über den Bang und bie electrifchen Eigenfchaften mitgetheilt. Er
a
452
wendete zuerft mit Bonpland bey den Verſuchen den Galva=
nismus an. Diefer Fiſch findet fich nicht bloß in Cayenne und
Surinam, fondern im ganzen beißen America, nördlih vom
Aequator, Gie find am häufigften in den Fleinen Bächen und
Sümpfen der ungeheuern und dürren Wüften zwifchen dem Ore—
noco und der Gebirgäfette längs der Küfte von Venezuela; zwar
auch in den großen Strömen, aber dafelbft ſchwerer zu fangen.
Am bäufigften find fie in der Provinz Caraccas in den Fleinen
Bächen und den vielen Dümpfeln um das Städtchen Calabozo,
9° Nordbreite, mo man fogar einen befonderd befuchten Weg ver:
Yaffen mußte, weil jährlich eine Menge Maultbiere in einer
Furth, wegen der Erfhütterungen, niederfielen und erfoffen, Er
verfprach für jeden Tebendigen Aal 10 Franken, und dennoch
fonnte er, wegen der übergroßen Furcht der Indianer, nur
einen einzigen fehmachen befommen; er gieng daber felbft an ein
ſchmutziges, ſtehendes Waſſer, wo die Eingebornen an 30 halb
wilte Pferde zufammen und in den Sumpf trieben. Die Xale
giengen anfangs muthig auf fie los; viele Pferde fanfen unter,
einige erhoben fich wieder, gewannen ermattet dad Ufer, und
ſtreckten fih ganz’ erflarrt der Länge nad) darauf aus. Das
Schaufpiel diefes Kampfes iſt böchft belebt und malerifch: die
geängftigten Pferde fträuben die Mähne und fuchen zu fliehen,
werden aber von den vielen Indiern, welche das mit einer ſchö—
nen Begetation bewachfene Ufer rings umftellen, immer wieder
zurückgetrieben; die ſchmutzig gelbfihen Aale ſchwimmen, wie
große: Waſſerſchlangen, an der Oberfläche und verfolgen ihren
Feind. In weniger ald 5 Minuten waren fhon 2 Pferde nie:
dergefunfen, Der mehr als 5 Schub lange Aal ſchlüpft unter
den Bauch des Pferdes, und entlader fein electrifhed Organ der
ganzen Länge nach, wodurd das Herz, die Eingeweide und bes
fonders das große Magengeflecht der Nerven zugleich getroffen‘
werden; man muß fi) daher nicht wundern, daß die Wirkung
des Schlags auf ein fo großed Thier flärfer iſt ald auf den
Menfhen, der nur an einer einzigen tele getroffen mird,
Uebrigend wird mohl das Pferd nicht durch den Schlag felbft ge:
tödtet, fondern nur feiner Empfindung beraubt, wodurch es finft
und erfäuft. ’Zür fol ein Pferd oder Maulthier hat man übrie
135
gend nur 8 Franken zu bezahlen. Nach einem viertelflündigen
Kampfe verloren die Yale von ihrer Kraft, ſchwammen halb aus
dem Waſſer, flohen die Pferde, und näherten fich ihrerfeitd dem
Ufer. Die Pferde und Maulthiere thaten nun nicht mehr fo
furhtfam, und feines ſtürzte mehr nieder und ſtreckte die Beine
in die Höhe, wie vorher. Die Indianer behaupten, daß Feines
mebr fterbe, wenn man fie 2 Tage hinter einander ind Waffer
treibe. Die Yale bedürfen der Ruhe und der Nahrung, um mie»
der binlängliche Electricität zu fammeln. Aus den VBerfuchen
mit den Zitterrochen ift ed befannt, daß die Wirkung aufhört,
wenn man die Nerven durchfchneidet oder unterbindet; die Kraft
bängt demnach von der Gefundheit und von der Erholung ab.
Die and Ufer geflohenen Yale kann man nun leicht fangen.
Man wirft ihnen kleine Harpunen an einer trodenen Schnur zu,
welche nicht leitet; auf diefe Art waren in wenigen Minuten
5 große Yale auf dem Trodenen. Man hätte leicht 2 Dubend
befommen fönnen, wenn es nöthig gemwefen wäre. Einige waren
nur fhwah am Schwanze verwundet, einige ftärfer am Kopf.
Kein Indianer wollte fie aber von den Harpunen losmaden:
Humboldt und Bonpland mußten e8 daher felbft thun, und
daben empfanden fie flärfere Schläge, ald früher je von einer
Leydner Flaſche, woraus man leicht die Behauptung der Indier
begreifen Fann, daß ſchwimmende Menfchen unterfinfen, meil fie
einige Minuten lang ihre Glieder nicht rühren können.
Es gibt wenig Süßwaſſerfiſche, welche fo zahlreich wären,
wie diefe Aale. In den gränzenlofen Ebenen von Caraccad, vom
Aequator bis 9° Nordbreite, melde man obenhin Güana nennt,
finden fich auf jeder Quadratftunde 2—3 Teiche vol von diefen
Fifchen. In Neufpanien, Neugranada und im Weiten der Anden,
oder nördlich der Bergkette an der Küfte von Caraccad, fcheint
ed Feine zu geben, wohl aber auch auf der Südhälfte, nah Eon:
damine im Amazonen:Strom. Sie find aber America eigen,
und wad man in Africa dafür audgegeben bat, ifb der Zit:
terwels.
Das Waſſer hatte 360 des hunderttheiligen Thermometers,
und daher kommt es, daß die nach Europa gebrachten ſo ſchwach
waren. Von den vier bekannten electriſchen Fiſchen wohnen
. 134
drey in heißen Gegenden, nämlich der Zitterweld, der electris
fche Kröpfer (Tetrodon electricus) und der Zitter-Aal; nur
der Zitterrochen findet fih no im mittelländifchen Meer;
der Zitter- Aal und Zitter-Weld allein im füßen Waffer;
jener ift der größte und kräftigſte von allen, und mird
6 Schuh Yang. Einer von 4 Schub wog 12 Pfund; er war
3 Zoll 5 Linien di, der Kopf 4 Zoll breit. Ihre Farbe fcheint
zu wechfeln; die bier gefangenen maren fhön olivengrün; der
Kopf unten fehön gelb und roth gemifchtz ebenfalld gelblich, zwey
Reihen Flecken vom Kopf bis zur Schwanzſpitze; es find Löcher,
welche aber nicht tief in die Haut dringen, und nichts mit dem
electriſchen Organ zu ſchaffen haben, ſondern nur Schleim ab⸗
ſondern. Dieſer Schleim leitet die Electricität, nach Volta, 20
bis 30mal beſſer als Waſſer. Kein einziger Zitterfiſch hat
Schuppen. Das ganze Innere des Mundes iſt mit kleinen Zäh—
nen dicht bedeckt; die Zunge fleiſchig mit gelben Wärzchen. Sie
laſſen viele Luftblaſen aus den Kiemenlöchern fahren; ſie ſtecken
auch oft den Kopf aus dem Waſſer; einer ſtarb jedoch, welcher
ſich während der Naht aus dem Behälter gefihnellt hatte. Da
die Oeffnung des Maſtdarms ganz dicht am Kopfe liegt, fo find
“), der Leibeslänge den electrifthen Organen beftimmt, Der Mas
gen ift ſchwielig, wie der eines welſchen Huhns. Die Schwimm⸗
blaſe ift ungewöhnlich groß, 2'/ Schub lang, 4 Zoll 2 Linien
die in einem Fifh von kaum 4 Schub Länge, und läuft alſo
weit über dad Ende ded Darms hinaus neben den Rüdens
musfeln, welde vom Querdurchſchnitt kaum ein Drittel eins
nehmen, aus 8 Bündeln beftehen, und durch eine Fettmaſſe von
der Haut getrennt find, während die aus Sehnenblättchen be>
ftehenden electrifchen Organe unmittelbar unter derfelben liegen,
und fogar wegen ihrer Durchfichtigkeit von außen gefeben werden
fönnen. Eine Schwimmblafe enthielt 14 Zoll Luft, worinn nur
4 Procent Sauerfloffgas, das Uebrige Stickgas ohne Kohlenſäure.
Bey andern Gattungen dieſes Geſchlechts ift Die Schwimmblaſe
„außerordentlich Hein, daß man faft glauben follte, fie hätte Bes
zug auf die electrifche Wirkung, weil fie von einer großen Menge
von Gefäßen umgeben ift.
Die Empfindung feheint verfihieden zu ſeyn von der, welche
135
die electrifche Maſchine oder die Voltaiſche Säule hervorbringt.
Humboldt bekam einen ſo fürchterlichen Schlag, als er beide
Füße auf einen herausgezogenen Aal ſtellte, daß er den ganzen
Tag Schmerzen im Knie und faſt in allen Gelenken fühlte. In
ſolchem Fall kann man die Empfindung nicht gehörig unterfcheis
den: man muß daber die Verfuche mit gefchwächten Aalen ans
ftellen, und dann bemerft ınan ein ſchwaches Zittern der Sehnen
bis zum Ellenbogen, daher man auch dieſe Fifche mit Recht Zitter
fifche nennt. Man bat eine ziemlich ähnliche Empfindung, wenn
man eine mwunde Stelle mit einem Plattenpaar galvanifiert.
Nachden er auf diefe Weile 4 Stunden lang erperimentiert
batte, fühlte er noch bid zum andernTag Schmerzen in den Ges
Venfen, eine Schwäche der Muskeln und eine allgemeine Unbe—
baglichfeit, ohne Zweifel die Folgen der langen Reizung ded
Nervenſyſtems. In Surinam beilt man damit Lähmungen; das
baben fehon die Alten mit dem Zitterrochen getban. Zieht man
mit folhen Aalen in einem Netze Heine Fifche und 2—3° lange
Grocodille heraus, fo befommt man fie alle todt. Sn den Be
bältern werden die Aale bald ruhig, freffen, was man ihnen
gibt und fchlagen nur, wenn man fi2 reizt, befonder8 am electri-
fhen Organ, an den Bruftfloffen, Lippen, Augen und am Kies
mendedel. Die Zitterrochen geben nur Schläge, wenn man da8
electrifche Drgan felbft berührt, Auch fol man na Bajon
beym Zitteraal nicht8 empfinden, wenn man die inneren Theile,
3. B. den Rachen berührt.
Andere Thiere haben feinen Inſtinct für die Gefahr: eine
Schildfröte Froch an einen Aal, befam aber einen Schlag, daß
fie eilig floh und nicht mehr im Behälter bleiben wollte; dader
gibt es auch nur wenig andere Fifche in denfelben Dümpfeln.
Man bat übrigens Beifpiele, dag manche Menfchen fie obne alle
Empfindung berührt haben (Trans. ac. Philadelphia II. Nr. 13.),
mie es denn auch welche gibt ohne Empfänglichfeit für Electricität.
Der Zitterrochen zittert beym Schlage mit feinen Bruftfloffen,
aber der Zitteraal bleibt ganz unbeweglich; die Wirkung gebt
bloß von den Nerven aus und fie fteht ganz in feiner Willführ,
Dan Fann einen verwundeten lang plagen und dann gibt er auf
einmal einen heftigen Schlag; ja er kann bdenfelben mit einem
—
136
Theil ded Leibed geben und mit dem andern zurüdhalten, wenn
auch beyde zu gleicher Zeit von verſchiedenen Perfonen berührt
werden. H. bielt einen oft am Schwanz ohne Erfchütterung;
fobald aber B. denfelben an der Bauchflähe oder an den Dedeln
kitzelte, ſo befam jener einen flarfen Schlag, dieſer aber
feinen. Hält man zwey Leiter au nur */; Zoll von einander
an. den feuchten Leib, fo bekommt bald die eine bald die andere
Perfon eine Erfhütterung: der Aal hat mithin jeden Theil des Leibes
in feiner Gewalt, fo wie wir diefen oder jenen Finger beliebig
fireden, und ift mithin Feine todte Electrifiermafchine, welche
entladen wird, fobald ein Leiter daran kommt.
Trennt man Hirn und Herz vom Leibe durch Abfchneiden ded
Kopfes, fo hört die electrifche Wirkung auf, alfo gerade wie bey
dee Musfelbewegung, während die Schlangen und der Flußaal
beym geringften Neize in Krämpfe geratben. Das ausgefchnittene
Herz vom zZitteraal fchlug eine WBiertelftunde lang, und nad
20 Minuten aufd neue beym Galvanifieren. Der abgefchnittene
Kopf bewegte 10 Minuten lang die Kiefer, rührte fich aber eben
fo wenig, ald irgend ein anderer Leibeötbeil bey der Anwendung
von Zinf und Silber. Ben andern Thieren ift alles umgekehrt;
dad Herz am kürzeſten, die Muskeln am längften galvanifierbar.
Man bat geglaubt, es müffe, damit man einen Schlag bekomme,
eine Kette gebildet werden, nehmlich die berührende Perfon müffe
mit zwey Puncten ded Fifches in Verbindung ſtehen. Berührt
man ihn z. B. mit einem Draht, fo geht der Strom durch den
Arm bid zum Knie und von da könnte er durch den Boden zurück
ind Waffer geben. Allein der Sand, worauf man ftebt während
man angelt, ift ganz troden und ifoliert vollkommen: und dens
noch erhält man den Schlag, felbft wenn der Fifch ebenfalls auf
dem treckenen Sand liegt. Berührt man den Fifa) mit. getrod>
netem Holz, fo fühlt man nichts: ftelt man ſich auf diefed ifo»
lierende Holz und reizt man ihn mit einem Draht; fo empfindet
man die Schläge im Arm und in dem Knie, ohne daß man den
Durchgang durch die Schenfel merkte. Dadurch unterfcheidet
fi) alfo diefer Aal fehr vom Zitterrochen. Hält man diefen auf
einer Metallplatte, fo fühlt man nichtd, wohl aber, fobald man
mit der andern Hand fein electrifhed Drgan berührt. Berührt
137
man den Aal mit Glad, Siegellad, Schwefel, trodenem Holz
oder Knochen, fo empfindet man nichts; ebenfo beym Zitterrochen.
Zink leitet dabev am beſten; dann Gold, Eifen, Silber, Kupfer.
Berühren ſich zwey Perfonen, fo fühlen oft beyde ‚die ſchwachen
Ströme; einen flarfen aber nur diejenige, welche mit dem Fifch
in Verbindung ftebt. Der Schlag geht nicht durch dad Waffer,
wenn. man auch den Finger dem Fiſch bis auf eine halbe Linie
näbert; eben fo bey dem Zitterrochen. Dagegen geben abgemattete
oft ftarfe Schläge, wenn man. fie aus dem Waffer auf den
trodenen Sand legt. Daffelbe bat man beym Zitterrochen be=
merkt. Zwey auf einen Sattel gebunden gaben einem Pferd eine
Stunde lang von Zeit zu Zeit fo ftarfe Schläge, daß es ausrif.
Williamfon zu, Philadelphia (Phil. Trans. 65. p. 97.),
Bancroft (Guiana p. 197.) und Fahlberg zu Stodholm
baben gefeben, daß fie im Waffer auch in der Entfernung die
Fiſche tödten fonnten, welche fie freffen wollten: das hängt mithin
alles von dem Belieben des Thierd ab. Einen bloß genäberten
Drabt fühlt e8 nicht, fiebt aber wohl die Fifche, und fchieft ihnen
durch dad Warfer eine Ladung zu, wenn ihn darnach gelüftet.
Bringt man einen fhmwachen Aal zwiſchen zwey Drähte und reizt
man einen flarfen Aal, während man den andern Draht in der
Hand hältz fo erhält man heftige Schläge, wobey der fehwache
Aal ganz rubig bleibt. Sie felbft Fünnen alfo einander nichtd
thun; vielleicht ‚gleitet der Strom auf der Haut fort. Sperrt
man auch große und. Fleine zufammen, fo fliehen fie einander
nicht; Fröfche dagegen nehmen fo gleich Reißaus.
Stedt man eine Zinfplatte in einen Einfchnitt der Bruftfloffe
und berührt man die Spibe der Sloffe mit Gilber, fo aeräth daß
ganze Thier in Krämpfe, obne daß der Menfch felbft, durch den der
Strom gebt, etwas empfindet: mithin muß die Electricität des
Thiers unendlich mal größer fenn, ald das bischen fremde Electri—
cität, welche feine Muskeln in Bewegung fehtz der Schmerz des
Thiers muß dabey groß feyn, weil es fich gewaltig krümmt und
felbft den Kopf zum Waſſer herausftedt. Berührt man dagegen
den Schwanz mit Giegellad, fo bleibt dad Ihier ruhig. Bringt
man beym Galvanifieren von Wunden anderer Thiere einen Vers
bindungsdraht an die Zunge, jo bekommt man einen fauern Ge:
138
ſchmack; beym Zitteraal fühlt man nur ein Beben, aber feinen
Geſchmack. Die flärfflen Schläge mwirfen nicht auf das feinfte
Electrometer, und bey Nacht war Feine Spur von Leuchten wahr»
zunehmen. Walfbh, Ingenbouß(B.Schr. 1.30.) und Fahlberg
baben den elestrifchen Funken dadurch fichtbar gemacht, daß fie die
Leitung durch zwey auf Glas geflebte, eine Linie von einander ges
baltene Goldblättchen unterbrochen haben (Gilbertö Annalen XIV.
©, 420.). Aus der Haut ded Fifches felbft hat man nie Funken
kommen feben. Beym Zitterrohen hat Humboldt und Gays
Zuffac einen Eondenfator angewendet, der aber ebenfalld wicht
eine Spur Electricität erhalten hat; auch hat nie jemand Funken
gefeben,
Daß der Fifh durch Magnet feine führen verliere (N. Mem.
Berl. 1770. p. 68.), bat ficy nicht beftätigt. Observations de
Zoologie 1806. p. 81—148. t. 10. Das electrifche Drgan und
die Schwimmblafe.
2. Sippſchaft. Zu den breiten mweichftrahligen Aalen
gebören
4. G. Der Schmalfopf.(Leptocephalus morrisii):
fiehbt mehr einem Bandwurm gleich als einem Fiſch; Kopf
und Maul fehr Plein, fo mie die Bruftfloffen; die Halsfloſſen
fehlen; die GSteuerflogfen hängen zufammen und find ebenfalld
ſehr Plein. SM faum 6 Zoll lang, bat fehr Fleine Zähne im
Mund und man fieht durch die Haut fehr deutlich die gebrochenen
Querftreifen der Muskeln. Findet fih an England, ıfl felten
und weiter nicht wichtig. Gronov, Zooph. tab. 13. fig. 3.
Racepede II. T. 3. 8. 2. Einen ähnlichen, vielleicht denfelben,
fand Leffon an Neu:-Öuinea in Menge unter flögenden Bäumen.
5. ©. Um ganz Europa herum bid Is- und Grönland
ſteckt ſehr häufig am Sande verborgen ein kleiner, wenig zuſam—
mengedrückter Fiſch, den man daher Sandaal nennt (Ammodytes).
Er iſt glatt und glänzend, jedoch mit kleinen Schuppen in
der Haut, mit einfachen, aber gegliederten Strahlen in den drey
getrennten Steuerfloſſen, wovon die Rückenfloſſe ſehr lang, die
Schwanzfloſſe geſpalten iſt; der Schwanz etwas kürzer als der
Leib, die Schnauze ſpitzig, mit weitem Maul, faſt wie beym
Hornhecht, aber mit ſehr kleinen Zähnen; 7 Kiemenſtrahlen, die
139
©eitenlinie deutlich ; die Augen groß und zur Geitez die Schwimm⸗
blafe fehlt.
1) Der gemeine (A. tobianus)
wird kaum fpannelang, ift filberglängend, oben in's Braune;
der Unterkiefer ſehr fpipig; die Nücdenfloffe beginnt etwas binter
den Bruftfloffen, worinn 12 Strahlen, 16 in der Rüden, 16 in
der Schwanz: und 48 in der Steiß-Floffe. Sie liegen zuſammen—
gerollt, 2 Schuh tief unter dem Sande, um nad) Wuͤrmern zu
wühlen. Da fie fehr klein und mager find, fo werden fie bey und
nicht gegeffen, wohl aber zerfchnitten als Köder gebraucht zum
Fang der Schellfifche, Eabeljaue, Dorfihe u.ſ.w.; werden deßhalb in
der Nord = und Dftfee zu vielen Taufendeu mit eigenen Reden
oder Hafen ausgewühlt. Die Grönländer verzehren fie fomohl
frifh als getrodnet. Er laiht im May und, Tegt die Eyer in
den Sand. Im Mittehneer zeigt er fih nur im May und Juny
auf dem Zuge von Welten nah Dften, ſchaarenweis und dicht
beyfammen, gewöhnlich" mit Sardellen und Spratten gemifcht,
mit denen fie auch in Neben gefangen und gegeffen werden;
ſchmecken aber fchlecht. Man hält ihn für den Fifch, durch deffen
Salle der blinde Tobias febend geworden fen; daher der Name
Tobiasfifh. Ray, Synopsis tab. 11. fig. 12. Klein,
Missus IV. tab. 12. fig. 8,9. Bloch, D. 5. II. 24. Taf. 75.
ig. 2.
Man unterfcheidet nun davon den lanzetfürmigen Sandaal,
der mit demfelben eben fo bäufig vorfommt, aber etwad dider
ift, eine fürzere Schnauze hat und die Rückenfloſſe fängt fchon
über den Bruftfloffen an. Pennant brit. Zool. T. 25. 3. 66.
6. G. Die Schlangenfifche (Ophidium)
haben ebenfalld einen fchwerdförmigen, glatten Leib mit
faum merflichen Schuppen, eine lange Rückenfloſſe mit einfachen
aber gegliederten Strahlen und mit den andern Floffen vermwach-
fen; der Schwanz etwas kürzer ald der Leib. Wan bat diefem
Fifch bisher Bärtel am Kinn zugefchrieben: allein es find wirk—
lih die Halöfloffen, weiche fo meit vorgerüct find und nur aus
2 Strahlen beftehen. Gie nähern fic) dadurch, fo wie durch
ihren ganzen Bau, der Yalmutter. Die Augen ziemlich oben.
.
140
Sie haben übrigend eine Schwimmblafe. Lebendart wie bey den
Aalen.
1) Der gemeine oder dad DR. (0. barbatum),
La donzelle,,
wird etwa 4’ lang und gegen 1” breit, ik Aeifchfarben, mit
fhwarz gefäumten Steuerfloffen ; die fadenförmigen, zweyſtrahligen
Halsfloffen find etwa einen Zoll lang. 8.7. Br. 17, in den
Steuerfloffen 250. Die Zähne in beyden Kiefern und im Gau:
men find Fein, Der Oberfiefer fteht etwas vor und die Geiten:
linie läuft nahe am Rüden.
Findet fih im mittelländifchen und rothen Meer, wird als
ein weißes und wohlſchmeckendes Fleiſch von den Italiänern ges
geffen und de8 Gommerd aud großen Tiefen mit Negen und
Würmern an Angeln gefangen. War fchon dem Plinius unter
denfelben Namen befannt. Willugbby %.G.7. 8.6, Bloc,
U. F. T. 159. F. 1.
2) Es gibt eine andere über 1° lange und dickere Gattung,
ohne Halsfloffen oder Bartfafern (O. imberbe),
gelblich filberalänzend mit röthlichem Kopf, die Rücenfloffe
auch fihmarz gefaumt mit 79 Strahlen, die Steißfloffe rörhlich-
braum mit 49, die rundliche Schwanzfloffe roth mit 18, Br. 11,
K. 5. Die Zähne fehr fein. Das Fleifch ift zart und ſchmack—
haft; fie werden im Mittelmeer im Frühlinge und Herbft gefans
gen; beißen Fierasfer. Pennant, brit. Zool. IV. Taf. 93.
Riſſo T. A. 8. 11
B. Aale mit harten Floffenftrablen.
Sie find alle bandförmig, theilen fi aber in kurz- und
langfchnauzige.
3. Sippſchaft. Die furzfhnauzigen Yale
baben ein fleined Maul, barte Rüdenftrablen, meift einige
Strahlen ald Haläfleffen; werden oft ungeheuer lang und finden
fih in den gemäßigten und Falten Meeren.
7. © Die Bandfifche (Cepola)
gleichen ganz einem Band, find glatt, mit fehr Fleinen Schup⸗
pen und Halsfloffen und einer langen Ruücken- und Steiß-Floſſe,
welche an die Schwanzfloffe ftoßen und einfache biegſame Strah—
len haben; der Kopf fehr kurz mit großen Augen und ſchiefem
\
141
Maul; im Unterkiefer 2 Reihen ſehr kleiner Zähne, 5 Kiemen—
ftrablen, der Schwanz länger als der Leib; eine Schwimmblafe.
1) Der gemeine (C. rubescens, Taenia)
wird 1*/5‘ lang und 1“ breit, iſt filberglängend, mit rothen
Flecken und Floſſen. Schwimmt im Mittelmeer fchlangenförmig
umber und bat daber den Namen Band oder Flamme erhal:
ten; nährt fidy von Fleinen Krabben oder Gallertihieren, ſchmeckt
aber f&lecht und wird daher nur ald Köder benupt. 69 Strahlen
in der Nüden-, 12 in der Schwanz-, 60 in der ‚16 in
der Bruft-, 6 in der Hald: Floffe. a 3.16, 124.
T. 170.
36. Der Schnur-Aal (Stylephorus chordatus).
Im Meerbufen von Merico finder fih ein bandfdrmiger
Fiſch, deffen Schwanz aber in eine Saite ausläuft, länger als
der Leib ſelbſt. Sham hat ibn zuerft 1798 abgebildet (Lin-
nean Transactions I. Nat. misc. VII. tab. 274. et Gen.
zool. IV. t. 11., copiert von Bloch, Systema p. 519. t. 29,),
aber init einem fo verzerrten Kopf, daß er alle Naturforfcher in
Erftaunen gefept bat. Blainville bat diefen Irrthum 1818
(Journal de Physique 87. p. 68. t. 1.) berichtigt.” Das einzige
Eremplar findet fi in der Sammlung der Chirurgen zu London.
Der Leib ift fehr verlängert und nur wenig zufammengedrüdt,
der Rüden vierfchrötig, ganz glatt und perlfarben. Der Kopf
lang und dünn, mit einer langen Schnauze und einem Pleinen
Mund am Ende, ohne-Zähne, wie beym Nadelfiſch; die großen
Augen zur Seite, ohne Stiel, wie man früher behauptet hat;
Dedel ſehr klein. Kiemenftrablen 5-6 und fehr dünn, Die
tiefe Seitenlinie Jauft bis nach hinten; die Bruftflogfen fehr Flein,
ohne Bauch- und Steiß-Floffen;z die Rückenfloſſe gebt vom Kopf
bis zum Anfang des Schwanzes, welcher ziemlich die Hälfte der
Leibeslänge hat; fie enthält 56 einfache Strahlen; dahinter noch
eine Feine, nur oben ftehende Schwanzfloffe mit ——
von der untere in die genannte"hornige Saite ausläuft.
9. G. Die Senſenfiſche —— — —*
Gymnetrus)
find wunderfchöne, wie mit Silberblättajen —** — Fiſche,
ſchwerdförmig, der Schwanz halb fo lang als der Leib; haben
442
Halöfloffen aus einigen langen Fäden beſtehend, eine lange
Rückenfloſſe mit vorragenden Strahlen, aber fonderbarer Weife,
Feine Steißfloſſe; Dornen an der Geitenlinie, eine Reihe Fleiner
Zähne im den Kiefern; 6 Kiemenftrablen.
9) Der gemeine (R. taenia)
wird. 5—6 Schuh lang und handhoch, glänzt‘ prächtig im
fhönften Silber, bat längs dem Rüden 3 große dunkle Zleden,
und einen am; Bauch; die Geitenlinie iſt raub, die Floffen find
roth und die Halsfloſſen ziemlich lang. Die Schriftfteller. über
die, Fiſche des Mittelmeers Fünnen die Ochönbeit, Diefer, Fiſche
nicht genug befchreiben, befonderd wenn fie bey ruhigem Waſſer
fih den. Küften nähern ‚und mie, Gilberbänder, geſchmückt mit
sotben Franzen, wie mit Edelſteinen beſetzt, ſich auf die manch—
faltigfte-Art durch die Wellen ſchlingen. Sie haben, wenig Fleifch,
dad: übrigens ſchlecht ſchmeckt. Es iſt die ſogenannte Genfe
(Falce) der Venetianer, unter welchem Namen ſie ſchon von
Belon beſchrieben worden, gegenwärtig aber, nah Martens,
daſelbſt unhekannt iſt. Abbildungen davon: findet man, bey Ges⸗
ner 4125. Fig. Taenia altera, und bey Riſſo S. 146. T. 6.
F. 17. 6 cepedianus.
2) Im Nordmeer findet ſich der Häringstönig (R. *
remipes), 4 TER
welcher die ungebeure, Laͤnge von, 410 Schub bekommt var
handhoch wirdsser hat gegen 450 Strahlen in der Ruͤckenfloſſe,
iſt prächtig ſilberglänzend mit ſchwarzen Düpfeln ‚in Laͤngslinien,
und 3 Querbändern auf dem Schwanze. Die Bauchfloſſe befteb:
nur aus einem am Ende verdickten Faden, '/s fo lang ald das
Thier. Sie kommen gewöhnlich mit den Häringen, und ſchwim—
men denſelben voran; daher der Name. Brüuͤnn iche, N. Eopenb,,
G. Schr. III. S. 4A18. T. Bu 8: 436 „Asganiusı Icon. U.
t441.,.Artedi-W.allbaum: II. 696; t. 3 f,; 4. Bloch,
Syst. p. 43291: 88 ulm | nis
3)Es gibt ach nos einen Br —— —3 Harings⸗
jägendB. grilli),onunger) su Ey TE;
welcher gar 48 Schub {ans ih Zoll breit, 3 30h, dic)
und 9) Pfund. ſchwer wird, dem Kopf iſt 42 Zoll lang und 7; Zoll
breit. Er iſt auch füberglängend; mit- einigem ſchwarzen Bändern.)
443
Die, Bruftfloffen find 2 Zoll Yang und ‚breit mit 12. Strahlen,
die fadenförmigen Halöfloffen 5 Schub lang, fo. did, wie eine
Schwanenfeder, und in eine. blutrotbe Haut geendigt, Die Rüden:
floffe fängt am. Kopf an, und bört einen Zoll von der Schwanz»
fpige auf, iſt vorn 6 Zoll hoch, binten nur 4, und, enthält über
490 Strablen.: Auf der Seitenlinie fteben Schuppen, 4 Linien
lang, 1 breit... Er iſt feltener ald der vorige, . geräth an Nor—
wegen oft. zur Ebbezeit ind Binnenwaſſer, und bleibt im Schlamm
fieden, Lindroth, neue ſchwediſche Abhandlungen XIX. 1798.
©. 288. T. 8.
4. Sippfhaft. Die, langfhnauzigen Aale
baben ein weites Maul, mit -ftarfen Zähnen und harten
Rüdenftrablen. Mahnen an die Mafreelen.
10. ©. Sm atlantifhen und vorzüglich im mittelländifchen
Meer findet fich, jedoch nicht häufig, der Rinkenfiſſch (Lepi-
dopus caudatus, argyreus), |
eben fo wie der folgende. geſtaltet, mit einer Rüden: und
gefpalfenen Schwanz: Fioffe, hat, aber hinter den Bruſtfloſſen zwo
Schuppen als Bauchfloſſen, und auch eine ſolche flatt der Steiß—
floffe 5; den Schwanz halb fo lang; ald der Leibz den Unterfiefer
länger, in beiden einige große und viele Fleine Zähne; 8 Kiemen—
firablen. Die Schwimmblafe ift lang.
Er wird gegen 5° lang, über 1“ breit, iſt filberglängend,
mit bimmelblausm. Schimmer, befouderd auf dem Naden, vorn
an der Rüdenfloffe ein ſchwarzer ‚Sleden, die Augen febr groß,
an den Seiten, unmittelbar davor die Naslöcher; die Seitentinie
deutlich. Er, hält ſich am Strand auf und ſchwimmt ſehr ſchnell;
ſein Fleiſch iſt derb und ſchmackhaft. Gouwan, Hist. pisc. p. 185.
tab. 1. fig. 4., Euphraſen, N, Schwed. Abhandl. T. 9. F. 2.
—V „148. I. 5. F. 18.
6 Der Degenfiſch (Trichiurus)
* ſchwerdförmig und glatt, mit langer. Rüdenfloffe ohne
Bauch- und. Schwanz: Floffe;. der. Schwanz ift, viel länger als der
Leib und endigt fih in. eine. zufammengedrücte Borfte aus
3—4 Strahlen; die Steißfloffe beftebt nur aus einigen Spitzen.
Die Augen; find groß, an den Seiten. und dicht vor ihnen die
Naslöcher; Kiemenſtrahlen 7; die Schwimmblaſe lang und einfach.
44h
1) Beym gemeinen oder dem ſogenannten Spitz ſchwanz
(Tr. lepturus)
ift der Unterfiefer Länger und die Zähne find fehr groß und
fharf; er wird über 3° lang, 6“ bo, 1 did, mithin faft wie
ein Schwerd und ſilberglänzend, mit einer gelben Seitenliniez
der Kopf 8° lang; in der Nüdenfloffe 117, in der Brufifloffe
6 Doppelftrablen ; am Steiß find 1105 die Schwanzfloffe ift 2°
Yang. Die Zunge ift Tang und dreyedig, faft mie eine Vogel:
zunge, Er finder fih im ganzen atlantifcyen Meer, meift in der
Nähe von America, kommt aber auch mandymal bis England,
fhwimmt ſehr ſchnell und ift ein gefräßiger Räuber, fpringt
manchmal fo hoch aus dem Waffer, daß er den Fifchern in die
Kähne fallt. Es wurde einer in England gefangen, der fall 13"
Yang und 1 body gemefenz "diefe Höhe behielt er 6 Schuh lang
und dann nahm fie allmählid ab; die Dide betrug 2*%'; der
eigentliche Leib maß bis zum Schwanze 4. Das Fleiſch iſt
eßbar und fhmadhaft. Er mird mit Negen und mit der Angel
gefangen. P. Bromne, Jamaica ©, 444. TA F. 4. Klein)
'Missus IV. tab. 12. fig, 7. 'Linne, Mus, Adolph. IL. it. 26
fig) 2, "8 10% IL T. 58.'° Hoy, Linn. Trans. XI. p. 210.
(Iſis 1818. ©. 1917.) |
5: Zunft, Watzenfifhe, Quaßppen.
"Halsofer mit ſumpfen Siemenderteln und weichen Rüdenftrahlen.
Dieſe Fiſche ſchließen ſich an die Aale durch ihren ſchleimigen
Leib, der ſich aber nicht ſchlingen kant. Sie find meiſt walzig, bis⸗
weilen tafelfbrmig, nackt oder nur mit dünnen Schuppen bedeckt,
haben nur kleine Ruderfloſſen, dagegen lange niedrige Rücken—
und Steiß-Floffen mit meichen, oft verzweigten Strahlen; einen
mäßigen, Kopf mit ſeitlichen Augen und kleinem beweglichem
Maul. Sie wohnen ſammtlich im Meer, auf dem Boden
und {eben ron Wurmern, Ben: To uns einen
Fiſchen. N
Die einen find walzig md etwas sufanmengebelidt, die
andern kegel⸗ oder tafelförınig. *
145
A. Walzige Quappen.
1. Sippfchaft. Die Schleimquappen
baben einen fchleimigen nadten Leib, eine lange Rüdenfloffe
mit einfachen aber biegfamen Strahlen, und fehr verfümmerte aber
getrennte Halsfloffen; dad Maul und die Zähne find klein; die
Augen hoch oben. Die Schwimmblafe fehlt.
1.6. Die Schleimfifdhe (Blennins)
baben einen dien, ftumpfen Kopf mit Fleinen Zähnen, einen
ſehr fchleimigen, etwas zufammengedrüdten Leib, und in den
Halöfloffen nur 2 oder 3 Strahlen; Kiemenftrablen 4—7:
Sie leben im Meer in der Nähe der Küften, freffen Würmer,
Kreböchen und Laich und Fünnen eine Zeitlang in der Luft aus—
balten.
1) Der gemeine oder die Aalmutter (Bl: rap
wird über 1' lang und 1 Pfund fehwer, ift fhmupig gelb,
mit ſchwärzlichen Fledenz die Naslöcher find in Röhrchen vers
längert, alle Rüdenftrahlen weih. R. 6. Br. 20. 3.3. Die
übrigen 148.
Sie finden ſich fehr häufig, jedoch einzeln auf dem Grunde
in der Nord» und Oſtſee, bid ind Eidmeer, aber nicht im Mittels
meer; werden wenig gegeffen, meil fie fchleht ſchmecken. Die
wenigen Gräthen ‚werden beym Kochen grün, wie die ded Horn»
hechts, und follen wie faule8 Holz leuchten. Diefer Fiſch bat
dad Merfwürdige, daß er lebendige Junge zur Welt bringt uud
mandmal bis 300 enthält, 1° Yang und gegen 3° did. Man
findet fie zu allen Zahredzeiten, im Sommer, Herbft und felbft
im Winter. Klein, Missus IV. t. 15, fig. 1. Blod, DE.
I. © 188. T. 72,
Die Entwicklung haben beobachtet und befchrieben Force
bammer (De Blennii formatione) und Ra thke, Abhandlungen
zur Bildungsgeſchichte ꝛc.
Die folgenden haben auch einige ſteife Strahlen in der Rücken—
floſſe. Dahin gehört
2) Der kleinſte (B. pholis),
welcher felten über 6° Jang wird, olivengrün ift, mit hellen
und dunkeln Flecken marmoriert, mit audgefchrittener NRüdens
floffe, didem, abfhüffigem Kopf und gefranzten Naslöchernz
Dfens allg. Naturg. VI. 10
446
die Seitenlinie ift gebogen und etwas gefpalten. Der Augenring
roͤthlich. 8.7. R. 32. Schw. 10. St. 22. Br, 14. B. 2.
Finden fih häufig um Europa, befonderd nördlich an den
Küften und in der Mündung der Flüffe zwiſchen Steinen und
Seegrad, wo fie von Kreböchen und jungen Fifchen leben, nicht
gegeffen, fondern ald Köder gebraucht werden. Sie bleiben in
der Luft 24 Stunden lebendig und beißen in der Nordfee Meer:
ferche und Seegrundel. Schon Ariftoteled Fannte fie unter
dem Namen Pholis. Pennant IH. 7.37. Blood, D. F. I.
184. 3. 71. 3. 2.
3) Der gefledte (B. gunnellus)
wird 10° Yang, ift fehr zufammengedrüdt, bat eine gleich
bobe Rückenfloſſe, einen fehr Heinen Kopf, den Mund nach oben,
mit mehreren Zahnreiben; Färbung grünlich gelb, unten weiß, bie
Floſſen gelb, längs der Rüdenfloffe eine Reihe ſchwarzer Flecken
in weißen Ringen. Die Rückenſtrahlen ſtehen hervor und ſind
ſtechend, wie eine Säge. K. 6. R. 78. B. 2, ſehr verkümmert.
Häufig um das nördliche Europa, nicht im Mittelmeer, an
Küſten unter Meerpflanzen, wo er ſich von Aſſeln und Krebschen
ernährt; ſchwimmt ſchnell, iſt ſchlüpferig wie ein Aal und wegen
der ſtacheligen Ruͤckenfloſſe ſchwer zu fangen; wird außer Grön—
land nicht gegeſſen, ſondern als Köder gebraucht. Er heißt auch
Butterfiſch. Pennant U. Taf. 3z6. Bloch, D. F. II.
J. 71.58. 4.
4) Der geaugelte (B. ocellaris)
wird 6—8’ lang, ift grünlich grau, mit 5 dunklern Streis
fen, die Rüdenfloffe zweylappig und an der vordern ein ſchwarzes
Auge mit weißem Ring; der Kopf did, hat über den Augen zwey
gefranzte Anbängfel, die Zähne borftenförmig; R. 10, 16. B. 2.
Finder fih im Mittelmeer am Strande, zmifchen Klippen
und Zangen und Fommt im October häufig auf den Marft zu
Venedig, wird aber nicht fonderlich geachtet. Kommt bey den
Alten unter dem Namen Blennus vor. Bloch, A. F. I. 112.
zT. 167. F. 1.
5) Der geftreifte (B. gattorugine),
findet fich im mittelländifchen Meer und häufig an den Stein-
baufen in Venedig, wird ungefähr 6’ lang, ift vol röthlicher,
147
grauer und gelblicher Düpfel und bat an jeder Seite 4 röthlich
braune Bänder, melche fich bis auf die Rückenfloſſe verlängern ;
zwifchen den Augen flehen nur 2 verzweigte Fäden; die Augen
rubinroth, R. 16 fteife und 14 gegliederte; Br. 2 8.3. Er
beißt in Venedig Gatta et Gattorusola und wird nicht gefchägt.
Willugbby T. H. 2. 8.2. Bloch, 4. F. II. 110. T. 162.
Fig. 1. ;
2. © Die Seemölfe (Anarrhichas)
baben einen zufammengedrüdten, feulenförmigen, nadten und
fhleimigen Leib mit fo feinen Schuppen, daß fie nur wie einge-
zeichnet erfcheinen; der Kopf iſt did und ftumpf, dad Maul meit,
vol von dien, knolligen Zähnen, woven die vordern Fegelfürmig
find und von einander abfteben; der Schwanz beträgt über die
halbe Leibeslänge. Die Rüden» und Steiß-Floffe fehr lang mit
einfachen, weichen Strahlen; Feine Bauchfloffen und Feine Shwimm>
blafe. Kiemenftrablen 6.
1) Der gemeine (A. lupus)
ift gemühnlich 2° Yang, wird aber 3—4 lang und 4—6”- hoch,
oben grau, an den Seiten ftahlblau mit großen fehwärzlichen
Flecken; die Zunge fleifchig und glatt, wie bey den Säugthieren.
Im Oberkiefer 5, im untern 3 Zahnreihen, welche meiftend rund»
liche Knollen vorftellen, die vordern aber find Fegelföürmig; bie
4 bintern find die größten. Man bat fonft die verfleinerten fo=
genannten Krötenzähne oder Bufoniten dafür angefehen, fpäter
aber gefunden, daß fie einem andern Fifch angehören. Die Zähne
befteben aus Knochenſubſtanz und find fo bart, daß man ehemals
glaubte, fie liegen Spuren in den Ankern zurüd, wenn fie in
diefelben biffen. Auf jeden Sal find es fehr fehädliche und Fede
Raubfifhe, welche noch gefangen wüthend um fich beißen und die
Fiſcher verwunden; ſie pflegen fie daher fogleich todt zu ſchlagen.
Uebrigend frißt er vorzüglich Krebfe, Schneden und Mufcheln,
melde er mit feinem flarfen Gebiß leicht zermalnt und fammt
den Schaalen verſchluckt; er ftelt auch dem Laich der andern
Fiſche, befonderd des Lumpfiſches nach, verfchlingt felbft Fifche,
namentlih den Meerfcorpion (Cottus scorpius), Sein vors
züglichfter Aufenthalt find die nördlichen Meere um Grönland
und Island, finder ſich au in der Nord» und Oſtſee, aber nicht
10 ®
‘
Pr
4148
im Mittelmeer; ſchwimmt fchlangenförmig und langſam mie die
Yale und liegt bey beiterem Wetter auf dem Boden in Felsſpalten;
fommt im May und Juny an die Küfte und legt feine zahlreichen
erbfengroßen Eyer an die Wurzeln der großen Zange. Dabey
wird er am meiften gefangen, theild mir Neben, theild mit dem
Speer, während er auf dem Boden die Hummern verzehrt, bee
fonderd an Norwegen. Obſchon fein Fleifch derb und fett ift, fo
wird es doch nur von gemeinen Fifchern gegeffen: die Grönländer
jedoch verzehren es frifch und getrodnet, fo wie auch die Eyer;
aus der Haut machen fie Beutel, worinn fie die Raufchbeeren
(Empetrum nigrum) aufbewahren, welche fie zu effen pflegen.
Er zieht gewöhnlich mit dem Lumpfiſch, ift aber meniger zahl—
reih. Einer von 3'/2° Länge und 6“ Höhe wiegt 6 Pfund; an
Schottland foll e8 7° lange geben. O. Fabricii,,Fauna Groenl.
138. Bloch, D. F. IL 19 T. 74°
2. Sippfchaft. Die Schuppen:-Quappen
find mwalzig und etwas zufammengedrüdt, glatt und mit
diinnen Schuppen bededt, haben breitere Haldfloffen und 2—3
Nückenfloffen mit verzweigten Strahlen. Der mäßige Mund
fteht vorn am Kopfe und enthält Pleine Raſpelzähne, die großen
Augen hoch oben an der Seite. Dieſe ſogenannten Weichfiſche
finden ſich in großer Menge um Europa, vorzüglich das nörd—
liche und ſind der Gegenſtand einer ausgebreiteten Fiſcherey. Sie
find eigentlich in dieſer Hinficht für dad Meer, mas die Weiß—
fifche für die Flüffe find, nehmlich ein allgemeines Lebensmittel,
nicht bloß für die Nachbarfchaft, fondern für die entfernteften
Gegenden.
3. © Die Trüfchen (Gadus), Onos, Asellus,
find walzenförmige, etwas zufammengedrüdte Fiſche, mit fehr
dünnen und weichen Schuppen, einem nadten Kopfe, meift mit
Bärteln an den Lippen; die Haldfloffen zugeſpitzt; die Zähne
Fein, rafpelartig, 7 Kiemenftrahlen, und die Rüdenfloffe, fo mie
die Steißfloffe, meiftens in 2—3 getheilt, Der Schwanz beträgt
ungefähr die Hälfte,
Mit wenigen Audnahmen Leben fie fammtlidy in den nörd—
lichen Meeren, und zwar in folder Menge, daß die meiften zu,
%
149
vielen Taufenden, und manche zu Millionen gefangen, getrodnet,
geräuchert und gefalzen in alle Welt verfendet werden.
a. Bey den aalartigen ift der Leib glatt und fehleimig, die
fenfrechten Floffen und der Schwanz fo lang, daß fie wie ver»
fürzte Aale ausfeben.
Die einen haben nur eine Steißfloffe, aber 2 Rückenfloſſen
und ſehr verkümmerte Halsfloſſen.
1) Darunter hat die ſüdliche Meerſchleihe (Phydis me-
diterranea, Blennius phycis)
fo kleine Halöfloffen, wie die Aalmutter, nur mit einem eins
zigen gefpaltenen Strahl, einen dicken Kopf mit einem Bärtel,
und eine Fleine rundlihe NRüdenfloffe vor der andern; wird
übrigend 1 Schub lang, dunkelbraun und bat mehrere Zahn»
reiben. Findet ſich häufig im Mittelmeer, wo er Mollera, Figo
beißt, fich in großen Tiefen aufhält, gefangen und gefchäpt wird.
Es ift Phyeis der Xelteren. Laroche, Annales mus. XII.
p- 333. Salviani ©. 231. F. 95. Gesner ©. 845. Fig.
2) Sn der Nordfee und befonderd an England finder fich
die nördlihe Meerſchleihe (G. albidus),
welche man mir der vorigen verwechſelt hat; fie ift aber
graufih braun, bat nur eine Zahnreihe und ein Häufchen das
binter im Pflugſcharbein; die erfte Rüdenfleffe ift höher ald die
zwente und dreyeckig, hat jedoch auch nur einen gefpaltenen Strahl
in der Haldfloffe und ein einziges Bärtel am Unterkiefer, mird
1— 1", Yang und 3” hoch. Ray, Synopsis p- 163. fig. 7.
Pennant II ©, 193. T. 31. $. 82.
Andere haben mehrere Strahlen in den Halsfloffen und nur
eine Steiß- und Rüden: Floffe.
3) Der brittifhe Dorſch (6. brosme)
bat beide Rückenfloffen verfehmolgen, und wird 2 lang, 41/2‘
boch, der Unterkiefer etwas fürzer mit einem Bärtel; in den
Halöfloffen 4 Strahlen, Rucken und Seiten gelb, Bauch weiß,
Floſſen braͤunlich mit weißem Saum,
Dieſer Fiſch iſt von dem Dorſch der Oſtſee durch die ver>
wachſenen Floſſen unterſchieden und findet ſich in großer Menge
um die ſchettländiſchen Inſeln, geht aber nicht ſüdlicher als die
Orkney-Inſeln. Er wird getrocknet in Tonnen geſchlagen und
450 |
fommt als Stodfifch in den Handel. Pennant IIL 203. T. 34
Torfd,; Ström, Sundmeer ©. 272. %, 1. F. 19., Eller: Torffz
getrocknet Klippfiich.
Andere haben nur eine Steiß-, aber zwey Rücken - Floffen
und Bärtel an den Lippen.
4) Die Meertrüfche (G. mustela)
bat die vordere Rückenfloſſe fehr Plein, 2 Bärtel am Obers
fiefer, und eine8 am untern, wird A Schub lang und 1%, Pfund
ſchwer, ift braungelb mit ſchwarzen Dupfen, bat nur eine Reihe
Heiner Zähne. Findet fih häufig um ganz Europa, laicht im
Herbft, nährt fi von Mufcheln und Krebfen, vermehrt fich aber
nicht ſehr, weil ihre Brut von Mafreelen und Schelffifchen ver>
zehrt wird. Man fängt fie dad ganze Jahr; das Fleifch ift weiße
ld, wird aber doh häufig gegeſſen. Bloch, A. 5. II 100.
T. 165, 6. trieirratus; Rondelet ©, 223, 14. I
5) Die Flußtrüſche (G. lota), Lotte; Burbot Eelpout,
gewöhnlih 1 Schub Yang und 2 Pfund ſchwer, hat gleich
Yange Kiefer mit 7 Zahnreihen und nur ein Bärtel am Kinn;
der Leib ift walzig, faft nadt und fehleimig, wie beym Aal,
ſchwarz und gelb marmoriert, der Bauch weiß; der Kopf breit
wie beym Froſch, der Oman länger ald der Rumpf, und die
Floſſe rund.
Es iſt der einzige Fiſch dieſes Geſchlechts, welcher in füßem
MWaffer Iebt, und zwar in Flüffen mie in Seen von ganz Eu—
ropa, felbft in Indien, wie Bontius fagt und abbildet ©. 81.
Sie mird für einen NRaubfiih gehalten, indem fie ſich unter
Steine und in Höhlen verftedt, um auf Fiſche zu lauern, fonft
frißt fie auch Wafferinfecten; beym Mangel an Nahrung greift
fie ihre eigene Gattung an, und verfchlingt felbft den Stichling,
welcher ihr aber bisweilen mit feinen Stacheln im Rachen fteden
bleibt; wird von Hechten und Welfen verfolgt. Sie wächſt fchnell
und wird 2-3 Schub lang, 10—12 Pfund fchwer, hat ein zähes
Leben, und läßt fih in Trögen mit Rindsherzen eine geraume Zeit
erhalten. Laicht im December und Jänner an flachen Ufern; ver:
mehrt ſich ftarf, und man hat im Roogen über 100,000 Eyer ges
zählt; ſo Klein, daß er wie der Milch ausſieht; hat ein meißes
gräthenlofed und ſchmackhaftes Sleifh, ohne Fett, und wird da⸗
251
ber auch von fhmwächlichen Perfonen verdaut. Befonderd wird die
Leber für einen Lederbiffen gehalten. Heißt auch) Duappe, als
raupe, Rutte, Ruff-Olk, im Bodenfee Moferlein und Gewellfiſch.
Bloch, D. 5. H. 177. 3%. 70. Gesner 709. Fig. Mustela
flaviatilis, Marfili IV. ©, 71. T. 24. Schädel, Ban der.
Hoeven Fig. 6
6) Der Leng (G. molva), Lingue; Ling,
wird 3—4 Schub lang, 8 Zoll did, 18 Pfund ſchwer; Ay
Unterkiefer kürzer, mit einem einzigen Bärtel; oben graulich
fhwarz, an den Seiten gelblidy, unten weißlich, Schwanz länger
ald Rumpf; die dunfeln Floſſen weiß geſäumt; beide Rüden
floffen gleich hoch.
Diefed ift der längſte und fehlanfefte Fiſch des ganzen
Gefchlechted. Seine dünnen Schuppen figen in der Haut
ve. Er finder fich fehr häufig in der Nordfee, und: fol
6—7 Schuh lang werden; hält fidy in der Tiefe, lebt von Kreb>
fen und Fifchen, befonder8 Scholen und Knurrhähnen, laicht im
Juny an Warferpflangen, und ift, nah dem Häring und dem
Kabeljau, der häufigfte Fifch, welcher gefangen in den Handel ge»
bracht wird; vom Hornung bis zum May mird er dein. Kabels
jau vorgezogen, Man fängt befonders viele,an England und Nore
wegen, trodnet fie, falzt fie ein, wie den Kabeljau, und verführt
fie in alle Welt; aus Bergen follen jährlidy gegen eine Million
Pfund verführt werden. Man fängt ihn im Frühjahr an den
Sandbänken, auch an Neufundland, Grönland, Lappland und
Island, wo er aber fo ſchlecht ift, daß ihn die Einwohner felbft
verzehren müſſen. Der Ort, wo fie fih in Menge finden, wird
durch auffteigende Luftblaſen verrathen. Woher diefe kommen, ift
ſchwer zu erflären, da die Schwimmblafe der Trüfchengattungen
feinen Ausführungdgang hat. Der Fang gefchieht mit langen
frummen Schnüren, an deren Angeln man Häringe und andere
Fiſche fledt. Aus der Leber wird Thran bereitet, und” aus der
Schwimmblafe Sifhleim. Bloch, D. $. I. 174. T. 69,
Andere haben nur eine Steißfloffe, aber 2 NRüdenfloffen, Feine
Bärtel.
7) Der Stodfifch (G. merlucius), Merlus; Hake,
ift ebenfalls fhlanf, wird aber nur 1-2 Schub lang, oben
452
grau, an den Seiten weiß, der Unterkiefer länger, Überall, auch
im Gaumen, 2 Zahnreihen. Er finder fih in Menge um ganz
Europa, befonderd um England und im Mittelmeer, und ift ein
fehr wichtiger Gegenftand für die Fiſcherey; iſt fehr gefräßig, und
verfolgt befonderd die Häringe und Mafreelen. Sein Fleifh
ift weich und nicht befonderd. ſchmackhaft, außer wenn er in felfis
gen Gegenden gefangen wird, wie an Spanien und im Mittels
meer; in England wird er an Stangen getrodnet, und hat daher
den Namen Stockfiſch befommen, obfchon auch andere getrodnete
Fiſche dieſes Geſchlechtzs, befonders der Kabeljau, im Handel
Diefen Namen tragen. Der Fang geſchieht vom November: bis
zum May, einige Meilen von der Küfte während der Nacht, mit
großen Netzen und Grundangeln, meil er fich meiftens 30 Klafter
ef aufhält. Er erfcheint auch haufig im Juny, mährend des
Makreelenfangs, und wieder im September mit den Häringen.
Eim Schiff fängt manchmal in einer Nacht mit Angeln 1,000
Stud. Bloch, A. F. IE ©. 94.,T. 164. Schädel, Ban der
a Fig. 2
— Bey den ſchleimloſen, mehr beſchuppten und glänzenden
iſt die Ruͤckenfloſſe in dreh getheilt, die Steißfloffe in zwey. Den
einen fehlen. die Bärtel. *
8) Dir Wittling, (6. merlangus), Merlan;, Whiting»
bat keine Bärtel, wird 1. Schuh lang, bat einen fürgern Unters
Kiefer, und iſt ganz ſilberglaͤnzend von dünnen runden Schuppen.
Der Rüden. olivenbraun. . Er findet. fich häufig um das meft-
liche Europa, felten in der Nords und. Oſtſee, hält ſich auf dem
Grunde, Yebt von Krebfen, Würmern und Pleinen Fifchen, wird
mit Häringsſtücken an Angeln gefangen, welche zu Hunderten an
einer 60 Klafter langen Grundſchnur hängen. Ein einziges Schiff
wirft 4,000 ſolcher Angeln aus, faſt das ganze Jahr lang, be»
ſonders zur Haͤringszeit. Sein Fleiſch iſt weiß und ſehr ſchmack⸗
haft, auch geſund für ſchwachliche Perſonen. In England wird
er getrocknet, und beſonders zur Schiffs koſt gebraucht, weil er
dann ſeinen zarten Geſchmack verloren bat. Blod, D. 5. I.
461. T. 65, Gesner Fig. 99. Asellus secundus.
9) Zn der Nords und Oſtſee, und am ganzen wefllihen Eu:
u "6 — TE
155
ropa kommt häufig der Togenannte Köhler vor (G. carbona-
rius), Colin; Coal-Fish,
welcher 2°, Schub lang, 4-5 Zoll body und 30: Pfund
fihwer wird; oben, und befonderd dad Maul, glänzend fchmarz,
unten filberweiß, mit einem Netz von ſchwarzen Düpfelnz Seiten»
linie gerad und weiß. Er ift am haufigften in Norden. vom
“ England in der Tiefe und an felfigen Küften, laicht im Jänner
und Hornung, und die Brut zeigt ſich im Juny ſchaarenweiſe
1/5 Zoll lang, im Auguſt 3 Zoll lang, wo fie mit Neben in
großer Menge gefangen, und als ein Leckerbiſſen verzehrt wird;
aber fhon im nächften Jahr werden ſie ſo züb und mager, daß man
fie dem gemeinen Mann überläßt, welcher fie zu Stockfiſch und
Laberdan zubereitet und wohlfeil verkauft. Man fängt ibn am
bäufigften im Sommer, wo er den Preitling verfolgt, mit Stüden
von demfelben oder: mit Aalhaut. Am Nordcap wird er vom
Walfifh dicht and. Land getrieben, ‚und fodann eine Beute der
Einwohner, welche aus der Leber Thran brennen. Bloch, D.
5. II. 164.3; 66.
10) Der Pollack (G. pollachius), Lieu,
findet ſich an denselben Deten, an England in großen Zügen,
und ſpielt oft auf dem Waſſer, um nad allem zu haſchen, was
darauf ſchwimmt, wobey er dann auch gewöhnlich an Angeln ae»
fangen wird; er mißt gewöhnlich 15 Schuh, und wiegt 2 bis
3 Pfund, erreicht aber auch die Laänge von 5—4 Schub; oben
dunkelbraun, unten filberfarben, mit.braunen Düpfeln; der. Untere
Fiefer steht hervor, und die Seitenfinie-ift gebogen. Sein Fleifch
iſt derb, und. beffer als beym vorigen, aber ſchlechter als beym
Dorſch und Wittling; er frißt Fiſche, beſonders den Sand-Aal.
Bloch, D. F. 11171. T. 68.
Die andern haben Bärtel.
11)- Der Dorſch (G. callarias); Faux, Merlau; Torsk,
wird 1. Schuh Lang, 2 Pfund ſchwer, bat nur ein Bärtel
am Fürzern Unterkiefer, ift grau und braun gefledt.. Die Seiten:
linie breit, gebogen und. gefleckt. Er findet. fi, wenigſtens in
Menge, nur in der Oſtſee, wo er die Stelle der Schellfiſche und
der Kabeljaue in der Nordfee vertritt, fich gegen Peterdburg faft
ganz verliert; er kommt jedoch ‚auch bey Grönland vor. Man
4154
fängt ihn das ganze Jahr, am häuffgften im Juny, befonderd in
den Mündungen der Flüffe, ſowohl mit Negen ald Angeln, Er
lebt von andern Fifchen, Wahfer-Infecten und Würmern, und bat
unter allen das zartefte Fleifh, wird daher frifch gegeffen, in
Island aber eingefalzen und getrodnet. In Preußen beißt er
Pamuchel. Bloch, D. $. I. 142. 8. 63.
412) Der Schellfiſch (G. aeglefinus), Egrefin; Hadock,
ift einer der gemeinften Fiſche in der Nordfee, und hat feinen
Namen davon, daß er vorzüglih Schalthiere frißt; er mißt ge=
wöhnlih 1 Schuh, und wiegt 2—3 Pfund; wird aber auch 2—3
Schub Yang und 44 Pfund ſchwer; die Schuppen find Flein,
rundlich, und fleden vefter in der Haut ald bey den andern; der
Rücken iſt bräunfih, die Seiten filberfarben, die Geitenlinie
fihwarz. Er wird, befonderd im Herbft, in der Nordfee in gro=
Ber Menge gefangen, und ift einer der gemöhnlichften Fifche auf
den Märkten der Küftenftädte und in London. Sie halten fich
in großen Schaaren, etwa 1 Meile von der Küfte, auf; näher
und weiter fängt man Feine mehr; an England können des
Winters die Fifcher ihr Boot zweymal im Tage’ damit anfüllen,
Sn der Nordfee fängt man fie auf folgende Weile: Man bat
ein Seil oder eine Reine eine viertel biß halbe Stunde lang, und
daran 20—30 Ellen lange Schnüre mit Angeln und dem ge:
meinen Meerwurm oder Pier gebunden, etwa eine Elle weit von
einander. Die Würmer merden den Tag vorber zu Tauſenden
von Weibern aus dem Sande gegraben und an die Angeln ge
ſteckt. Dad Seil, woran 3,600 Würmer feyn können, wird nun
gewunden ins Schiff gelegt, und man bindet an die Enden eine
leere Tohne, und noch etwa ein Halbdugend in die Mitte; dann
feegelt da8 Schiff des Morgens früh einige Meilen vom Land,
wirft eine Tonne nad der andern aus, damit dad Seil oben
fhwimint, und damit man beym Herauszieben den Rückweg leicht
finden Fann. Iſt die Teste Tonne ausgemworfen, fo wartet man
etwa eine Stunde; dann feegelt man zurüd, und ziebt das
Seil wieder in dad Schiff. An den meiften Angeln hängt nichts,
ald vielleicht ein Meerftern: aber man fann doch etwa 100 Schell:
fiihe und ein Dutzend Kabeljaue befommen, welches ſchon ein
binlänglicher Fang ift. Auf diefe Weife gehen faft von jedem
155
Küftendorf wöchentlih, im Winter, 2—3 Schiffe ab, woraus man
auf die große Zabl der Schellfiſche, und noch mehr auf die uns
gebeure Zahl der nöthigen Würmer fchließen kann. Wo ed
feine Würmer gibt, wie an Helgoland, da nimmt man Stüde
vom Sand:Aal, melden — die Weiber aus dem Sande
graben.
Sie leben vorzüglich von Schalthieren und Krebſen, und
auch von Fiſchen, beſonders vom Häring, durch deſſen Genuß ſie
im Sommer febr fett werden; im Winter ſollen fie mehr Wür-
mer freffen, was aber nicht wahrfcheinlich ift, weil diefe ſenkrecht
im Sande fteden, und faum etwas hervorragen; indeffen mögen
fie fi wohl zur Zeit der Noth an Seefterne mahen. Bey ftürs
mifcher Witterung follen fie ſich zwiſchen den Meerpflangen vers
bergen, In Grönland fängt man fie mit den Händen in Wuh—
nen, mo fie ſich, um Luft zu. fchöpfen, zufammendrängen, Die
Laichzeit Fällt in den Hornung. Ihr Fleiſch ift weiß, derb,
hmagbaft und Teicht zu verdauenz fie werden frifch gegeffen.
Wann fie in Fäulniße übergeben, fo pflegen fie zu leuchten. Es
ift merkwürdig, daß diefer Fifch nicht durch den Sund in die
Oſtſee gebt, und man ftatt feiner nur den Dorf fängt. Bloch,
D. 8.1. 138. 7.62: Gesner 100. Fig. Asellus, Eglefinus.
Schädel, Bakker T. 2. uf.m. |
13) Der Zmwergdorfd (G. minutus), Capelan,
ſieht aus wieder Dorf, wird aber kaum fpannelang, bat
an der Fürzern Unterlippe ein Bärtel; der Rüden ift gelblich-
braun, die Seiten filberfarbig und ſchwarz gedüpfelt, der Schwanz
ſchwarz geſäumt, die Schuppen fehr Fein und dünn, und fallen
leicht ab; er ünterfcheidet fi von allen dadurch, daß fein Bauch
innwendig ſchwarz ift.
Dieſer kleine Fiſch, welcher jedoch bisweilen 2 Pfund ſchwer
wird, Fommt nicht häufig in der Oft: und Nordſee vor, wird
aber von den Fifhern gern gefehen, weil ihm die Dorfche, Schell:
fiihe und Kabeljaue folgen, und er denfelben daher einen guten Fang
verfpricht. Defto häufiger findet er fih im Mittelmeer, mo faft
alle andern größern Gattungen dieſes Gefchlehts fehlen. Er ift
dafelbft dad ganze Jahr, und hält ſich gegen 1,000 Schub tief
auf dem Boden, wo er von Krebfen, Schneden und Mufcheln
4156
1ebt. Vor 300 Jahren haben, nah Rondelet, die Fiſcher zu
ihrem großen Nerger, zween Monate Hang ihre Nepe bloß mit
dieſem Fiſch angefüllt erhalten, fo daß fie diefelben, um fich des
Geſtankes zu erwehren, ın die ‚Erde verfcharren mußten, weil fie
fih weder duch Trocknen noh Einfalzen aufbewahren laſſen.
Er lacht im April und May, vermehrt ſich aber in unfern Mee:
ren nicht ſtark, weil er von den Schellfifchen und Dorfihen weg»
gefreffen wird. Sein Zleifch ift weiß und fehr gefihäßt. Bloch,
D. 5. U. 167. Taft 67. Sit. 1! BERG 64. Fig. Anthias
secunda. ' L
14) Der KRabeljau (6. morrhua), Moruez Cod,
bat größere Schuppen ald die andern Gattungen, wird (2 bis
3 Schuh lang, 5 Zoll die. und 9—20 Pfund schwer, ift grau mit‘
gelblichen kleinen Flecken; am kürzern Unterkiefer ein ——
Bärtel. Schädel, Iſis 1818. Ta5. 1823. 3 15.
Dieſes iſt der wichtigſte Fiſch des ganzen Geſchlechts, ke
durchfhmwärmt zu Milliarden das‘ ‚ganze atlantifche Meer von’
Europa bis America, bey und zwiſchen 50 und 60 Grad Nord⸗
breite, an America aber zwiſchen 435 und 45 Grad; die meiſten
werden gefangen san Norwegen, Island, den Orcaden und am
Neufundland, in der Nähe von Nordamericar Er iſt für viele
Bölker ein höchſt wichtiger Nahrungds und Handels-Zweig, be⸗
ſonders für die Normänner, Isländer, Engländer, Holländer und
Franzoſen. Sie halten ſich einige Meilen vom Lande auf dem
Grunde auf, umd freifen Krebfe, Seeſterne, andere Fifche, be—
ſonders Häringe und. Dintenfihneden, und. werden biömeilen
4 Schuh, lang. und 20 Pfund’ fehwer, ja man hat ſchon über
5 Schub lange und 78 Pfund fchwere gefunden. Sie laichen im
Winter, und fommen dann an die Küften, um die Eyer zwiſchen
Steinen abzuſetzen, wobey fie haufig. gefangen werden, ſelbſt
mit. allerley glänzenden Körpern, wie Muſchelſtücke und Glas—
verlens, Man bindet die Angeln, wie. beym Schellfiſchfang, eben⸗
falls an eine oft. eine halbe Stunde, lange Leine, welche mit ihren
Tonnen ind Meer geworfen wird. , Bor Zeiten hat ınan an Nors
wegen ganze Bänfe von. dieſen Fifchen gehabt, und jedes‘ Boot
bat mehrere Tauſend gefangen; feit man aber die Netzfiſcherey
eingeführt hat, haben fie fih außerordentlich vermindert, weil
157
dadurch auch die Jungen meggefangen werden ‚und das Laichen
geftört ‚werd, Fängt man fie in entfernten Gegenden, wie an
Neufundland, fo werden Schiffe von 40—150 Laften, mit 15—30
Mann ausgerüftet, und auf ein halbes Jahr mit Lebensmitteln
verfehben, fo wie mit Tonnen und Salz. Als Köder braucht
man- zerfchnittene Häringe, Schelfifhe, Seeftinte, Herzen von
Waffervögeln, auf Neufundland vorzüglich den Capelin (Salmo ,
villosus) und eine Dintenfhnede (Squid, Sepia loligo); im
Nothfall bedient man ſich auch rother Lappen, oder bleyerner
Fiſche. Am Liebften halten fie fi auf den Bänfen auf, mo es
viele Muſcheln und Krebfe gibtz und dann Fann ein Boot mit
4 Mann manchmal in einem Tag 4—600 Stück befommen, und
in 2-3 Wochen eine Ladung von 5—6,000, An Norwegen und
Island erfcheint er am häufigften vom Hornung bid in den April.
In diefer Zeit verfammeln fihb in den nordifchen Gewäſſern
4—5,000 Menfchen, aud Normännern, Dänen, Schweden, Hams
burgern, Holändern und Franzoſen. Die Schiffe laufen im
März aus, und Fommen im September wieder. Dabey ziehen
gewöhnlich die Holländer den größten Vortheil, weil fie mehr
Sorgfalt auf die Zubereitung und VBerpadung wenden. Schon
im vierzennten Jahrhundert ſchickte die Stadt Amfterdam Schiffe
auf den Stodfifchfang, ein Jahrhundert fpäter auch die Englän—
der; deffen ungeachtet gewinnen die Isländer jährlich einige
Zonnen Gold, und ed ift im Grunde diefer Fiſch, dem fie ihren
ganzen Unterhalt verdanken,
Sp ergiebig übrigend aud die Fifherey in unferm Nord:
und Eismeer ift, fo ift fie doc nicht mit der in Neufundland
zu vergleichen, melche die Franzofen und Engländer audbeuten,
Diefe Infel Liegt nicht weit von der americanifchen Küſte, zwi—
fhen dem 43. und 45. Grad, und ift 160 Seemeilen lang und 90
breit; die Tiefe mechfelt von 15—16 Klaftern. Es find bey die-
fem Fang 15—20,000 Seeleute befchäftigt. Vor 70 Jahren wur:
den in England dazu 150 Schiffe von, ebenfoviel Tonnen ausge—
rüftet, und diefe brauchten noch 1,500 Boote, die 300 Kauffahr>
teyſchiffe, welche die Fifche und den Thran mwegführten, nicht ges
rechnet. Ein Schooner von 50—70 Tonnen fängt 850 Eentner,
eine Schaluppe 300 und die Fleinern Fahrzeuge 200. Der Cents
158
ner foftet auf der Stelle 12 Schilling oder ungefähr 7 Gulden.
Die Lebern von 100: Eentner Fifchen geben ein Faß, Thran, wel:
her dem Schiffsvolk gehört; den vierten Theil des ganzen Ertra= ;
ges, den man damals auf 5 Millionen Thaler fahflfh oder auf
9 Millionen ©, fhäste, befommen die Einwohner. Zu derfelben
Zeit fohicften auch die Franzofen über 100 Schiffe dahin, melde
2 Millionen Fiſche fiengen. Auch Spanier und Portugiefen fifchten
dafelbft; fpäter Pamen noch die Americaner dazu.
Nah Eormad werden gegenwärtig über 200 Millionen
Kabeljau mit Capelinen, und 100 M. mit Dintenfchneden gefans
gen, und mit ‚denen im 2orenzengolf über 400 M., und zwar bier
in Nepen mit Köder von Häringen und Schellfifchen. Der Raum
der Fifcheren beträgt von Neufundland bis an’ die Küfte von
America 300 englifhe Meilen, und ift 100 Klafter tief. Die
Kabeljaue fteigen felbft in die Flüffe, einmal von Taufenden von
Capelinen begleitet, "ein andermal von der Dintenfchnede,
Squid. Sie ziehen, nach dem Wechfel der Temperatur und der
Nahrung, bald füdlih, bald nördlich; die Jungen aber ſchwär—
men den ganzen Sommer in allen Bayen und Waffern umher.
Bismweilen gibt e8 alte von 6 Schuh Länge. Im Lorenzengolf,
zwifchen 45 und 48 Grad Nordbreiie, find die Schellfifiche häufiger
al8 mehr nah Norden. Die Häringe fommen im April und
May an, wie an Neufundland und Labrador. Zu diefer Zeit
ift der Kabeljau überall in Menge vorhanden; nachher Fommt
der Eapelin und dann die Dintenfchnede, welche viel Tüdlicher
geht, bis Neufchottland und Cap Breton, wohin die Fifche nicht
sieben: daher find Neufundland und Labrador die Hauptfifcher:
plätze. Die Fifcheren fängt im Juny an, fobald der Capelan er-
fheint, und dauert bid8 Anfangs: September, wo ſich die Dinten-
fhnede von den Küften entfernt. Während der erften 6 Wochen
dient der Gapelan ald Köder, dann diefe Schnee. Da der
Sommer nur 6-8 Wochen dauert, fo muß man in den erften
2—3 Wochen die gehörige Menge Kabeljau gefangen haben, weil
fie fonft nicht mehr in der Sonne trodneten. Iſt der Köder fel-
ten, fo fängt man mit fogenannten Siggerd, einem fünftlichen Kö—
der, den man an die Angel ftedt. |
Die Zubereitung ded Kabeljaued oder ded Stockfiſchs fordert
159
bey gutem Wetter 4 Wochen; von den 400 Millionen mwerden
etwa 100, in Betrag von 60,000 Tonnen getrod'net, und durd die
Engländer in die wärmern Gegenden von America und Europa
verführt; ebenfoviel durch die Americaner, ebenfoviel durch
die Franzofen, und das Uebrige bleibt in der Gegend. Um den
Thran zu gewinnen, feht man die Reber in Zübern an die Sonne.
Man fihäst die ganze Menge auf 25,000 Tonnen, wovon 5—6,000
auf die Engländer fommen. Sobald fih die Sonne zurüdziebt
und dad Waſſer Fälter wird, fo ziehen fih auch die Dinten-
ſchnecken zurüd, und der Krieg mit den Kabeljauen hört auf.
Die Wichtigkeit des Eleinen Capelins ift ungemein groß;
man Fann fie ermeffen, wenn man bedenkt, daß die Hälfte der
Stodfiihe damit gefangen wird. Er kommt, um zu laichen, am
Ende Zuny, gebt Anfangs Auguft, und zeigt fih einen Monat
fpäter an Labrador, mo er 2—4 Monate bleibt. Seine Menge
ift wirklich erftaunungsmwürdig. Sie drängen ſich in dicken Schidh>
ten in die Fleinen Buchten und Mündungen,, ald wenn fie den
Millionen Rachen der Stodfifche, welche ihnen aus der Tiefe wie
in Reib und Glied geftellt, in geringer Entfernung folgen, entgehen
wollten. Solche Heire von Gapelinen find bisweilen 50 engli—
fhe Meilen lang und einige breit. Ihr Laich wird oft in dicken
Maffen an den Strand geworfen. Sie ziehen ebenfo regelmäßig,
wie der Häring, an Europa, und werden bloß ald Köder in Netzen
gefangen, an der Sonne getrodnet und auch wohl eingefalgen.
Die gewöhnliche Länge ift 6—7 ZU, «8 gibt aber bisweilen
Milchner noch einmal fo groß.
Anfangs Auguft entfernen fie fi, und die Dintenfchneden
drängen fich beran, als wenn fie beftimmt wären, ihre Stelle zu
vertreten und fih nun von den Kabeljauen freffen zu laſſen. Sie
find bier ebenfo wichtig wie der Gapelin, indem man mit
ihnen die andere Hälfte der Stodfifhe fängt; übrigend braucht
man fie nur ald Köder. Sie werden 6—10 Zoll lang, finden
fi) aber auch von Foloffaler Größe. Bismwerlen werden Hunderte
von Tonnen durh Stürme an den Strand geworfen, wo fie
mit unerträglichem Geftan? verfaulen. Wenn ſich der Stodfifch
von Dintenfchneden genährt bat, fo ift er am beften. Stößt ein
Herr Dintenfhneden auf ein Heer Eapeline, fo zieht fich das
460
letzte immer zurück, weil jene fo geſchwind vor und rückwärts
ſchnellen, daß dieſe nicht entkommen. Da ſie ſich tiefer hal—⸗
ten, fo kann man fie nicht mit Netzen fangen, ſondern mit Jig⸗
gers, welche aus einer gemiffen Zahl von Angın befteben, die
ftrablenförmig an einem Mittelpunct bangen, Am Ende des
Sommers ift dad Meer an manden Stellen eine Stunde weit
roth; man fchreibt diefe Farbe den Dintenfchneden zu. Alle diefe
Thiere ziehen übrigens nur einmal im Jahr. Der Stodfifh und
die Robben find es eigentlih, welche Neufundland und Labra—
dor ihren politifhen Werth geben. Obſchon man jenen feit 2 Jahr—
hunderten fängt, fo bemerkt man doch Feine Berminderung. Rob—
ben fängt man erft feit 50 Sahren, und in wenigen Wochen find
über 300,000 auf den Zigfeldern, todtgefchlagen. Häringe, Ma:
freelen und Wahfifche aibt ed zwar auch in Menge: allein man
fümmert ſich nicht darum. Bon den letztern hat man 70 Schub
Yange gefangen, die 6—8 Tonnen Thran lieferten. Salmen bes
kommt man aud in Menge in allen Flüffen. Bisweilen erfcheis
nen auch die Hayen mit den Stodfiihen aleihfald in Menge,
Die Wallroffe dagegen und die Pinguine find faft gänzlich vers
-fhwunden. Iſis 1832. 677,
Dian bereitet die Fifhe auf dreyerley Art zu: durch Trode
nen an der Luft erhält man den Stodfiih, durch Einfalzen den
Laberdan, durch Einfalgen und Trocknen zugleih den Klippfiſch.
Die Isländer machen vorzüglich Stodfiihe. Wenn die Männer
mit ihrem Fang and Land gekommen find, fo werfen fie ihn auf
den Strand; die Weiber fehneiden den Fifchen die Köpfe ab, weis
den fie aus, fpalten innwendig den Rüden und nehmen die Wirs
bel heraus. Die Köpfe werden verzehrt, die Kiemen als Köder
benupt, die Gräthen geddrrt und zur, Heizung oder Fütterung ger
braucht, die 2ebern zu Thran bereitet. Die Männer tragen ſo—
dann die gefpaltenen Fifhe auf felfige Stellen, und Taffen fie 3—4
Wochen lang durch den Wind trocknen; dann werden fie auf Haus
fen gethürmt, biß Gelegenheit fommt, fie zu verhandeln. Einen
Theil fpaltet man auch ganz, und ſteckt fie an Stangen unter einem
Dad von Brettern, um fie vor Negen zu ſchützen. Aus den
Schwimmblaſen madt man Fifcyleim. In Norwegen werden die
geköpften und ausgeweideten Fifhe in Tonnen mit franzöfifhem-
161
Salz beftreut, und nach 8 Tagen auf einen Roſt gelegt, damit
fie abtropfen können. Dann reibt man fie mit fpanifhem Salz
ein und fchichtet fie in Tonnen; fo beißen fie Laberdan: oder man
trodnet fie auf Selfen, und dann heißen fie Klippfifche. So foms
men fie nach Bergen, und von da in die weite Welt. Die Köpfe
werden gegeffen oder gedörrt, und mit Zangen den Kühen gefüte
tert, wodurch fie mehr Milch geben. Der Thran ſickert aus der
faulenden Leber von felbft außz er wird dem vom Wallfiſch vorges
zogen, weil er das Leder länger gefchmeidig hält, und abgeklärt
weniger dampft beym Brennen. Der Roogen wird eingefalgen,
und in Fäſſern an die Holländer, Franzofen und Spanier vers
Fauft, zum Fang der Sardellen und der Anſchovis. Jahrlich
werden 20,000 Fäßchen ausgeführt, jedes 4 fl. werth. Auf Neu⸗
fundland ſchneidet man zuerſt die Zungen aus, und ſalzt ſie als
einen Leckerbiſſen ein. Dann werden die Köpfe abgefchnitten, die
Eingemweide heraus genommen, und die Fifche eingefalzen oder gee
teodnet. Außer diefen Verheerungen, welche die Menfchen unter
den Kabeljauen anrichten, werden fie noch von einer Menge Raub»
tbiere angefallen. In einem Walfifche bat man 600 noch lebens
dig gefunden. Die Zahl ihrer Eyer geht aber ins Unermegliche.
Bradley hat 4 Millionen im Roogen berechnet, Leeuwenboek
ſogar 9 Millionen.
Da der Kabeljau friſch genoſſen am beſten ſchmeckt, ſo hat
man in Norddeutſchland und Holland Schiffe mit doppelten Bö—
den, wovon der untere durchlöchert iſt, und worinn man die Fiſche
lebendig nach den Seeſtädten bringt. Bloch, D. F. I. 145.
Taf. 64. Gesner 102. Asellus, Morrhua. Pennant II.
©. ı72. Schädel, Cuvier Regne anım., t, 10. Spir T. %
8. 17. Bakker T, 6, 7, 10.
4.6. Man flelt einen Fiſch bieher, welcher im Norden
Berglachs (Macrourus, Coryphaena rupestris) genannt wird.
Er ift eigentlich ein Bruſtfloſſer, ziemlich rund mit einer
vorfpringenden Nafe, wie bey den Haven, einem Furzen Rumpf
und einem ungewöhnlich langen, zufammengedrüdten und zuge⸗
fpigten Schwanz ; überdieß mit großen, harten, rauhen Kielſchup—
pen bededt, die Nüdenfloffe klein, die Kreuz und Steißfloffe fehr
Okens allg. Naturg. VI. 11
162
lang, die Strahlen weich und gegliedert, die Zähne klein; Kies
menftrablen 6. Schwimmblaſe.
Er ift gewöhnlich gegen 1 Schub Yang, erreicht aber eine
Länge von 3 Schuh, und eine Höhe von 6 Zoll; ift ganz filberfars
ben. R, 11, 124. St. 148. Br. 19 B. 7.
Der Fiſch bält fi in den tiefen Buchten an der Südfüfte
Grönlands auf, laicht wahrfcheinlih im Frühjahr, wird mit der
Angel gefangen, wobey er ſich aufbläht, wie der, brittifche Dorfch.
Er ift eine beliebte Speife, Er findet ſich auch, jedoch felten,
im Mittelmeer, wo er über 3,000 Schuh tief ſich aufbalten fol;
im Map nähert er fidy den felfigen Küften, und laicht ungefähr
3,000 Eyer. Benin berausdziehen gibt er einen Zaut von fich mie
die Knurrhähne; er nahrt fih von Würmern und Oallertthieren
und heißt Grenadier. Bloch, A. $. IL. 152. T. 177. Giorna
Mem. Tur. III, 1808. tab. 1. fig. 3, 4. Riſſo 197. Taf. 7.
&ig. 22. Lepidoleprus.
B. Andere find Fegel> oder tafelfürmig.
3. Sippfchaft. Die fegelfürmigen Quappen
find ganz ſchuppenlos und fchleimig, und haben nur eine
lange Rüdenfloffe.
5. ©. Die Schildfifhe oder Schiffähalter
(Echeneis)
find Feulenförmig, nat und. fehleimig, mit einer langen
' Kreuzfloffe und einer Art Schild auf dem flachen Kopfe, welcher
aus fenfrechten und beweglichen Querblättern beftehbt, und von
einem Längsblatt durchfchnitten wird. Die Augen find auf der
Seite, dad Maul breit mit Bürftenzähnenz; der Schwanz halb fo
lang als der Leib. 8 Kiemenftrahlen, Feine Schwimmblafe.
Der fogenannte Kopfſchild ſieht eigentlich wie eine Striegel
aus, deren Blätter ſich anlegen fünnten. Die Fifhe heften fich
damit an Felfen, Schiffe und Hayen, wahrſcheinlich, indem ſie
die geſchloſſenen Blätter andrücken und dann den Leib ſinken
laſſen, wodurch die Blätter ſenkrecht zu ſtehen kommen, mithin
ſich von einander entfernen und einen luftleeren Raum zwiſchen
ſich laſſen. Auf diefe Weife wird der Kopf dur dad Waller
an den fremden "Körper gedrüdt. Man hat ehemals geglaubt,
wenn viele dergleichen Fifche an einem Schiffe hiengen, fo Fönn-
163
ten fie den Lauf deffelben hemmen. Sie finden fih nur in den
mwärmern Meeren und werden 2—7 Schub lang.
1) Der gemeine (E. remora)
wird 1 Schub lang und 1'/; Zol did, gelblich braun, mit
einer mondförmigen Schwanzfloffe und 16—19 Blättern im Schild,
Er findet fidy häufig in allen wärmern Meeren und ift gemein
im Mittelmeer, wo er fih an Schiffe und Hanfifche fo veft hängt,
daß man ihn ſchwer abreißgen Fann. Es ift merfwürdig, daß er
ganz forglo8 vor dem Rachen des Menfhenhayes umherfhmimmt,
und daß diefer gar feine Miene macht, nad) ihm zu fehnappen,
Er wird nicht gegeffen, fondern bloß für die Naturalienfammluns
gen aufbewahrt, wenn er zufällig gefangen wird, was felten ges
ſchieht; man findet feiner in allen Reifebefchreibungen erwähnt.
Sloane behauptet, die Indianer in America bänden ihn an
eine Schnur, und ließen ihn wieder ind Waffer, um Fifche damit
- zu fangen; er fehte fich felbft an Hammerfifche, Seefühe: (Ma-
natus), melde fodann an den Strand gezogen würden. Solche
Mährchen hat man noch vor Hundert Fahren geglaubt. Bloch,
A. 5. U. 134. Taf. 172. Catesby Taf. 26. Gesner 410.
Echeneis, unter mwelhem Namen er fhon bey Ariftoteles.
und Pliniud vorfommt.
2) In den heißen Meeren kommt eine größere, Faum verfchies
dene Gattung vor (E, naucrates),
welche der Sauger genannt wird; er iſt 1", Schuh lang
und 4 Zoll did, grau, bat eine rundlihe Schwanzfloffe und
22 Schildblätter. Er lebt von Krebfen und Mufcheln und fol
2—3 Schub, ja fogar 7 Schuh lang werden, wie Einige bebaup>
ten. An Brafilien hängt er oft am Hammerfifch, und wird mit
demfelben gefangen. Bloch, 4. F. I. 131. T. 171. Marc
grave 180. Piraquiba.
4. Sippfchaft. Die tafelfürmigen Quappen
find fehr dünn und ſchwimmen auf der Seite.
6. &. Die Schollen (Pleuronectes)
find fehr dünnſchuppige,' faft nadte Halsfloffer mit tafelfürs
mig zufammengedrüdtem, elliptifhem Körper, wovon die eine
Seite beym Schwimmen nad unten liegt und blaß ift, die ans
dere mit beiden Augen nach oben fieht, und ald Nüdenfeite ‚ges
> 3 Alan
164
färbt, oft auch mit Raubigkeiten bedeckt iſt; Mund und Zähne
fehr Hein, die Rüdenfloffe und die Gteißfloffe fehr lang, weil
der Rumpf ungewöhnlich Furz iſt; Kiemenftrahlen 6. Keine
Schmwimmblafe,
Diefe Fifche mahnen, durch ihre faft feheibenförmige Geftalt,
fehr an die Sonnen> und Klipp-Fifhe, auch felbft durch ihre Le—
bensart, indein fie fich nur Fleinerer Thiere bemeiftern können; jene
find aber regelmäßig und ſchwimmen fenfrecht, d. h. mit der Bauch—
fohneide nah unten und der NRüdenfchneide nady oben. Diefe da>
gegen fallen auf eine Geite, ſo daß die Bauchfchneide rechtd oder
links, und die Mundfpalte fenfrecht zu liegen fommt, wobey ſich
aber, fonderbarer Weife, die andern Schädelfnochen fo verdrehen,
daß beide Augenböhlen, und alfo auch die Augen, auf der obern
Seiterineben einander zu ftehben kommen. Diefe Verſchiebung des
Knochenſyſtems iſt einzig im Thierreich; es findet ſich darüber
eine eigene Abhandlung von Autenrieth in Wiedemanns
Mag. I. 2. 47.
‚> Diefe Fifche find vorzüglihe Bewohner der Nord» und Ofls
fee, kommen jedoh auch im Mittelmeer vor, und werden Überall,
wegen ihres zarten und meißen Bleifches, als LXederbiffen ge—
fhäst, vorzüglich frifch genoffen und in Salzwaſſer gefocht. Die
kleinern, welche nicht viel über fpannelang und bandbreit find,
fhmeden am beften; e8 gibt aber auch manndlange und fo breit
mie ein FSenfterladen, welche auch Eentner ſchwer merden. Gie
liegen gewöhnlich, wegen ihrer Kleinen und fhmwachen Ruderfloffen
und des Mangeld der Schwimmblafe, auf dem Boden, und
lauern auf die vorbeyſchwimmenden Heinen Fiſche; fie ernähren
fi jedoch mehr von Weichthieren: Schneden, Krebjen, Meers
fternen und Würmern, In der Nordfee nennt man- die glatten
vorzugsweiſe Schollen, die rauhen dagegen Butte.
a Die einen haben nur Bürftenzähne, und die Rücken—
floffe fängt fhon am Mund an.
Darunter gibt e8 gleichbreite, zungenföürmige.
4) Die Zungenſcholle (Pleuronectes solea), Sole,
ift fhmal, und bat die Geftalt und Größe einer Gohle.
Der Dberkiefer abgerundet und vorftehend, der Mund nach unten
gedrängt, mit Bürftenzähnen nur in der untern Hälfte, die Augen
‘#65
auf der rechten Geite, ein Nasloch untenz die Rüdenfloffe fängt
fhon über dem Munde an, und läuft bi zur EB fer:
Färbung olivenbraun.
Die Zunge findet fich ziemlich Häufig! um! Haan; Eucoph, @ iR»
fonderd in der Nähe der Flußmündungen, und wird bisweilen
2 Schuh Yang und 8. Pfund ſchwer; das gewähnliche Gewicht ift
aber faum 2. Pfund. Sie hat das zartefte Fleiſch, geht aber bald
in Faͤulniß über, und wird daher gleich nach dein Fang in die
Seeftädte geführt; heißt bey Venedig Sfogio. Blod, D. ‚B. II.
42. T. 45. Gesner 784. Sig. Passer, Solea.
Andere find faft rautenförmig.
2) Der Glattburt (Pl. rhombus), Barbue, Pearl,
ift glatt und oval, braun und gelb marmoriert, bat “eihte
Leiſte zwifchen den Augen, und die erften Rücenfirahten find frey
und zerfafertz die Augen ftehen auf der linken Seite, gIſt Kine
der gemeinften und größten Schellen in! der Nordfee, wo ſteſich
auf dem Grunde aufhält, und oft weit in die Flüſſe heraufgeht,
daher man fie auch Stroms oder Elb-Butt nennt. Sie wird im:
Winter gewöhnlich geftochen, wiegt meiftens‘ ein! Dutzend Pfund,
wird aber viel ſchwerer und unter die Raubfifche gerechnet ' Man
ist fie friſch und getrodnet. Bloch, DIE: IL: 36, * 43.
Gesner 780. Fig. Passen; Rhombus’laevis.
3) Der Stein» oder Dorn-Butt (PI. maxima);: Turbot;
ift einer der größten, faft fo breit: ald Yang, und wird ges
möhnlich 20—50 Pfund ſchwer; es gibt aber auch, welche über
manndlang und Centner ſchwer werden, im Mittelmeer: fogar
5 Ellen lang; er ift braun und gelb marmoriert und voll flumpfer
Höder, unten weiß mit braunen Fledenz die Augen find links,
die Zühne Hein in mehreren Reihen. Er findet fi) um ganz
Europa, und. wird fehr häufig geflochen, oder auch‘ durch die
Angel mit zerfchnittenen Fifhen, befonderd Härimgen und Schell
fiihen, gefangen; am liebſten aber gebt er an Tebendige Fluß:
priden. Man bindet die Angeln, wie beym Fang der Schell»
fiihe, an einen, und wirft gewöhnlich über 2,000 dergleichen
auf einmal aus. Auf den Markt von Rondom folen jährlich
300 Eentner- fommen, wozu die. Fifcher vom: Holländern für
700 Pfund Sterling Priden kaufen. Er hält fib auf dem
N
ae
166
Grunde ded Meeres auf, und frißt Mufcheln, Krebfe und Meer⸗
‚fterne. Sein Sleifch ift derb und ſchmackhaft, und wird frifch
und getrod'net gegeffen. Hieß bey den Alten Psetta et Rhom-
bus,‘ jest in Stalien Rombo. Bloch, D. 5. IL 52. Taf. 69.
Gesner ©. 778. Sig. Passer, Rhombus aculeatus.
6 Bey andern finden ſich Schneidzähne; der Leib ift läng—
lich, und die Rüdenfloffe fängt etwas weiter binten auf dem
Kopfe an.
Darunter gibt e8 Pleinere, welche nur in den Kiefern Schneid⸗
zähne haben, und im Schlund bisweilen Perlzähne.
4) Die gemeine Scholle oder Platteid (Pl. pla-
tessa), Plie franche; Plaise,
wird 1 Schub lang ‚und */s breit, ift grau, mit ſehr zarten
Schuppen und vielen gelbrothen Augenfleden; die Augen auf der
rechten Seite und dahinter 6 Höder.
Es iſt die häufigfte Gattung in der Nordfee, gebt nicht höher
als bis Island, mo fie aber größer wird, über 2 Schuh erreicht
und 12 Pfund ſchwer wird; findet ſich auch im Mittelmeer und
wird dafelbft 6 Pfund ſchwer. Sie ift ein Strandfifch, liegt meis
ftend träg auf flahem Sandboden in der Nähe der Küfte, und
wird daher dad ganze Jahr gefangen; frißt Mufcheln und Schnes
den, und laicht im Frühjahr zwifchen Steinen und Tangen,
Man fängt fie mit zerfchnittenen Fifhen an der Grundfchnur,
auch durch. dad fogenannte Buttſtechen, indem man nebinlich bey
ruhigen Waffer ihr mehrere Widerbafen in Bley an einer Schnur
in den Rüden wirft, oder, wenn dad Waffer nicht rubig if, dies
felben an eine Stange beveftiget. Das Fleifh der Jungen ift zu
fchleimig, der Alten aber derb, fett und fehr fhmadhaft, und
wird daher friſch, fomohl gekocht ald gebraten, gegeffen. Die
fchlechtern werden mit Salz eingerieben, getrodnet, zufammenges
bunden und weit und breit verſchickt. Befonderd berühmt find
die rigaiſchen Butte, melde nichtd anders als dieſe Platt:Eife
find. Unter ‘den Brufifloffen fisen gemöhnlich eine Menge kleine,
platte Fifchläufe, welche von den Fifchern für die Jungen der
Schollen angefehen werden. Bloch, D. 5. U. 31. T. 42. Ges
ner 792, Passer. Fabers Fifche Islands 135,
167
5) Der Slunder oder Butt (Pl. flesus), Le Flet, Pi-
caud; Flounder;
fieht ziemlich aus wie die Platteis, ift auch gefledt, aber bie
Flecken find grünlichgelb und ſchwarz, und die Oberflähe fühle
fi durch eine Menge Heiner Spitzen rauh anz die Augen Liegen
zwar gewöhnlich recht8, aber auch nicht felten links. Iſt auch eine
gemeine Scholle in der Nord: und Oftfee, und auch im Mittel:
meer; ob fie bis Island gebt, ift zweifelhaft. Sie hält fi
gern im Bradwaffer auf, und bleibt bey der Ebbe häufig auf
dem Sande liegen, in den fie ſich fodann einwühlt, daß nur der
Kopf ſichtbar if, Sie wird wie die vorige gefangen und gegeffen,
ift aber weniger fhmadbhaft und bleibt Fleiner, wird menigftens
felten über 6 Pfund ſchwer. Sie hat ein zähes Leben, und läßt
fih felbft im füßen Waffer einige Meilen weit führen, Bloch,
D. 8. I. 39. T. 44., und 50 unter dem Namen Pleuronectes-
passer mit den Augen linf8.- Gesner 783. Passer, Flesus.
6) Die Kliefhe oder Glahrfe (Pl. limanda), Li-
mande; Dab,
ift die kleinſte aber fhmadhaftefte von allen Schollen, in der
Nord» und Dftfee, aber nicht fo häufig, und wird daher theuer
bezahlt. Die obere Geite ift gelb und mit ziemlidy großen, barten
und rauhen Schuppen bedeckt, die Seitenlinie gebogen. Findet fich
nicht im Mittelmeer und an Island, wird vorzüglid vom Hor>
nung bis zum April gefangen, laicht aber erft im May, und lebt
von fleinen Krebfen u. dergl, Bloch, D. F. I. 45. T. 46.
Geöner 785. Fig. Passer, Limanda.
Bey größern fteben Schneidzähne in Kiefern und Mund,
7) Der Heilbutt oder Helle-Flunder (Pl. hippoglos-
sus), Fletan; Holibut,
ift einer der größten Fifche, der gewöhnlich mannslang und
centnerfhwer wird; der Leib ift Länglich, glatt, fchleimig, bat je>
doch zarte Schuppen, leberbraun, ftarfe Zähne mit Lücken, oben
in zwey, unten in einer Reihe, die Augen auf der rechten Seite;
die Seitenlinie gebogen; unten am Ende ded Rumpfd ein Sta—
chel. Einer von 6 Schuh Länge ift 2 Schub 8 Zoll beeit.
Er findet fich im Nordmeer zwifchen 50 und 70 Grad, vor:
züglih an Färö, Norwegen, Island, Grönland und Neufundland,
"468
böchft felten in der Dftfee, und dann nur im Norden der dänis
fhen Inſeln. Bey Island bält er fich das ganze Jahr auf, des
Winterd in der Tiefe, ded Sommers in: Buchten; im Süden
und Welten fommt er mit dem Kabeljau im März, wird im
April häufiger, und bleibt den ganzen Sommer, obſchon der Ka=
beljau ſchon Yängft fort iftz im Norden flieht man ihn vom May
bi8 Zuly, im Dften vom July bis November; man hat -dafelbft
fhon A Centner ſchwere gefunden, An Grönland. iſt er häufig
‘im Frühling und Herbſt; bey Färoe erfcheint er in Menge
vom April an, an Norwegen im Map und Guny, und wird
mandmal fo groß, daß fie ein ganzes Boot bededen, und 4 bis
2 Tonnen Fleifch liefern; auch an England bat man fhon 2—3
Eentner fchwere gefangen. Er ziebt Lehıns und Moorboden, dem
Sandboden vor, liebt dad Tiefe mehr als feine Geſchlechtsper—
wandten. Er ift ein großer Räuber, und, verzehrt nicht bloß
Mufcheln, Krabben und Dintenfhneden, fondern auch Schell
fiihe, Dorfche, Rochen, Seehaſen oder Lumpe und Seeſcorpione.
Sie follen reihenmweife binter einander auf dem Boden ‚Liegen,
mit aufgefperrtem Rachen auf die vorbeyziehenden Meerbemohner
lauern und bey großem Hunger einander felbft die Schwänze
abfreffen. Er laicht vom Juny an bis in den Auguft zwifchen
Steinen.
Man fängt ihn an Island erft iin Sommer, warn der Kabeliau
aufgehdrt hat, mit Angeln an Leinen, wie bey. den Schellfiichen,
welche ald Köder dienen, fo wie der Seeicorpion. Haben die
Fifcher einen großen von 2—3 Ellen gefangen, fo wagen fie «8
nicht, ihn fogleich heraufzuzieben, aus Beforgniß, er möchte dad
Boot umfchlagen; fie laſſen fih daher von ibm fortfchleppen,
bis er matt wird, und beym Herausziehen mit Keulen erfchlagen
werden kann. An Norwegen fängt man die meıften im Day
und Juny, meil die Nächte fo hell find, daß man die Fifche in
den Untiefen entdecken Fann. Er wird vom Hay und auch vom
Cachelot verfehlungen, die Fleinern vom Dorfd).
In Is⸗ und Grönland wird er frifch und getrod'net gegeffen,
und der Magen ald Fenfterfcheiben benutzt. Ebendafelbft, mie in
Norwegen und Schweden, macht man davon Raff und Rödel;
jener iſt nichts anders, als die Floffen mit der daran hängenden
169
fetten Hautz diefer lang gefchnittene Riemen ded fetten. Sleifches,
welche mit-Salz eingerieben und an. Stangen getrocknet werden.
In Deutſchland eſſen die Herren den Kopf ald einen Lederbiffengz
dad Uebrige wird an. den ‚gemeinen Mann für einen: geringen
Preis verkauft... Bloch, D. F. U. 47. T. 47. Gesner 787.
Sig. Passer, Hippoglossus. Fabers Fiſche Islands S. 148.
Sn C. Bonaparted Fauna flehen viele aud dem Mit:
telmeer,
6. Zunft. Die Grundeln.
Keulenförmige, nackte oder gepanzerte Bruſtfloſſer nebft einigen Hals—
floffern, mit langen, einfachen Strahlen in der Kleinen, vorderen Rüden:
floffe; ul Unebenheiten am Kopf und Stacheln am Dedel,
die Augen hoch oben.
Sie leben größtentheild im Meer, halten fich auf dem Grunde,
und haben daher fchmupige Farben. Die einen find fchleimig,
ganz nadt oder fein befchuppt, ohne einen Panzer, mährend ans
dere am Kopf oder aud am Leibe gepanzert find.
A. Schleim-Grundeln. Leib nadt, Feine Dedelftacheln.
1. Sippſchaft. Die Bruſt-Grundeln
find glatt und fihleimig, mit Heinen Schuppen und meift
vermwachfenen Bauchfloffen, etwas hinter den Bruflfloffen, eine
lange Rüdenfloffe mit einfachen, biegfamen Strahlen, Mund
vorn am ſtumpfen Kopf; Feine Stacheln am Dedel; der Schwanz
länger als der Leib; die Augen hoch oben. Meift eine Schwimm⸗
blafe.
1.6. Die Meergrundeln (Gobius), Boulereau,
find faft Feulenförinig, fehlüpferig, mit faum wahrnehmbaren
Schuppen und in. einen Napf verwachfenen Bauchflojfen; der
Schwanz über halb fo lang als der Leib, die Rückenfloſſen ge:
trennt, Kiemenlöcer eng, mit 5 Strahlen; die Zähne fpisig, in
geringer Zahl.
Meift Eleine Fiſche, welche zwiſchen Felfen verborgen Liegen,
und eine, zeitlang im Zrodenen aushalten fünnen. Sie leben
von Würmern, Garneelen, Roogen und auch Tangen, mworein fie
ihre Eyer legen; halten fich truppweife zuſammen, und wenn fie
170
durch einen Lärm gerftreut werden, fo vereinigen fie fich bald mie:
der, um gemeinfchaftlih zu fliehen. Ihr Fleiſch iſt gefund und
leicht zu verdauen. -
4) Die weiße (G. minutus, aphya), Marsione,
wird etwa 3 Zoll lang, ziemlich walzig, mit großem Kopf,
mweißlih, mit roftfarbenen Fleden und folchen Streifen an den
Rüdenfloffen; der Augenring blau, Fleine Zähne in beiden Kie—
fern. R. 6, 17. Sch. 13. St. 14. Br. 18. B. je 6. Findet fich
an England und im Mittelineer an fandigen und felfigen Küften,
befonderd an den Mündungen der Flüffe, in Menge in den Las
gunen bey Venedig, und felbft mehrere Stunden hinein in den
Gräben mit ſüßem Waffer, mo fie Go d’acqua dolce genannt
wird. Sie wird in Garneelen-Netzen gefangen, und kommt als
eine beliebte Speife auf die Märkte Pennent HM. ©. 215.
T. 37. Gesner 77. Fig. Apua Cobitis. |
2) Die blaue (G. jozo, albus), Goato,
ift etwas kleiner al8 die folgende, mweißlich, oben ind Braune,
die Floſſen fhwärzlih, Bauch- und Steißfloſſe bläulich; Augen:
ring goldgelb, die Strahlen der erften NRücdenfloffe borftenartig
bervorragend; die Schuppen fehen mie getäfelt auß, gleich einer
abgelegten Schlangenhaut. R. 6 und 14 Strahlen. Sch. 16 mit
gelben Augendüpfeln. St. 12. Br. 16. B. 10. Findet fih um
ganz Europa, und wird befonderd in der Oſt- und Nordfee, wo
fie Blaugrundel beißt, in Neben zufällig gefangen, aber wegen
des magern und faden Fleifched wenig geachtet. Sie hält ſich in
der Nähe des Strandes auf, laicht auf rauben Sandftellen fehr
viel, vermehrt ſich aber dennoch wenig, meil fie oft ein Raub der
größern Sifhe wird. Kommt ſchon bey den Alten unter dem
Namen Gobius sive Cobius albus vor. Salpiani ©, 213.
Gesner 470. Fig. Bloch, D. F. TI. ©. 168. 8. 107. F. 3.
3) Die ſchwarze (G. niger), Boulerot; Go,
ift nur 6 Zoll lang, meiß, vol gelber und ſchwarzer Flecken,
unten gelblich, die Floſſen fhon ſchwarz, der Kopf iſt niederge—
drückt, die Seitenlinie unfihtbar. In der erften Rüdenfloffe 6
fteife Strahlen, in der Schwanzfloffe 14, in der Gteißfloffe 12,
in den Bruftfloffen 18, in den Bauchfloffen 10. Sie find häufig
in ganz Europa, befonderd in der Nordfee und im Mittehneer,
171
laichen im May und Juny, werden im Frühjahr und Herbſt ſehr
häufig gefangen, in der Oſtſee beſonders mit dem Dorſch, dem
ſie auch oft zur Beute werden, ſo wie dem Schellfiſch in der
Nordſee. Bloch, D. F. I. S. 5. T. 38. F. 1, 2, 5. Geb
ner S. 469. Fig.
Olivi bat bey Venedig beobachtet, daß dieſer Fiſch feinen
Eyern ein Neft bereitet, was ſchon Arifioteles von feiner Phy-
eis erzählt (VIII. 30.); einzig unter den Fifchen.
Martens bat und in feiner Reife nach Venedig (II. 419.)
Dlivis Beobachtungen über den Go, mie der Fifch dafelbft
beißt, aufbewahrt. Wie die Schleimfifche die Felfen, fo bevdlfern
die Meergrundeln den Schlammgrund der Lagunen, in welchen
fie ſehr haufig find, und ſich bey ähnlichem Körperbau vorzüglich
von der zahllofen jungen Brut der Zafchenfrebfe nähren. Die
Stelle der Felfenrigen vertreten felbftgegrabene Gänge in dem
Thonboden, in welchen der Go den größern Theil ded Jahrs,
vor Kälte, Stürmen und Feinden gefichert, zubringt. Sm Frübs
jahr, wann alle Fifche ihre tiefern Aufentbaltörter verlaffen, um
nabe an der Oberfläche und den Küften Nahrung zu fuchen und
zu laichen, zieht auch der Go nad den mit Seegrad überwad:
fenen Rändern der Lagunen-Canäle, und grabt fih eine minder
tiefe, aber geräumigere Wohnung, deren Gewölbe von den raus
ben Wurzeln der Zostera gebildet wird, an melden dad Weib:
hen die Ener abfehen Fann.
Der Baumeifter bewacht nun den Eingang feines Haufes,
dad feinen mwehrlofen Körper det, nur den fcharfgezähnten Ra—
hen den Feinden entgegenbaltend. Bald kommen die Weibchen,
um den Laich abzufegen; er läßt eined nad) dem andern herein,
und bleibt 2 Monate lang treuer Hüter der anvertrauten Ever,
die er muthig vor Feinden fchüpt.
Während diefer Zeit magert er zufehends ab, und ift ſchon
einer ganzlihen Erfhöpfung nahe, wann die heranwachſende Brut
da8 elterliche Haus verläßt, melched er nun aud aufgibt, um
anderswo Ruhe und Nahrung zu fuchen.
Iſt der Befuch zahlreih, fo wird die Wohnung vergrößert,
und oft mit mehreren Ausgängen verfeben. Fehlt 88 an Ein—
172
kehr, No wird fie verlaffen und an einer th Stelle eine
‚neue ‚angelegt.
Diefer Fiſch war fhon in alten Zeiten‘ ein Lieblingdgericht #
der Denetianer; er ift ed noch, befonder8 wird feine große und
wohlſchmeckende Leber gefchäbt.
Ne quaeras Belt: cum sit tibi Gobio tantum
In loculis
Juv.
In Rom felbft war er verachtet, daher dem Martial die
Vorliebe der Venetianer für den gefunden und Nomınefiglien Fiſch
auffalen fonnte.
In Venetis sint lauta licet convivia terris, -
Principium coenae Gobius esse'solet.
Mart. XI. ep» 88.
2. G. In DOftindien finden ſich die ſogenannten Saum
pringer (Periophthalmus)
ebenfo gebaut, aber mit ziemlich großen, dicht in der Haut
liegenden Schuppen, und fehr langen, faft arınförmigen, gleichfall8
beſchuppten Bruſtfloſſen; die Bauchfloſſen ſind auch in einen
Napf verwachſen, und die dicht behſammen ſtehenden Augen laſſen
ſich, wie beym Froſch, durch ein unteres Augenlied bedecken; die
Kiemenſpalten ſind ſehr eng, und daher können ſie lang in der
Luft aushalten. Sie ſchwimmen gern aus dem Meer in Bäche
berauf nach Sufecten. An den Strand geworfen laufen ſie davon
wie Eidechfen, mozu ihnen die "harten Strahlen in den Bauch—
floffen behilflich find. Sie fangen dabey Infecten, und halten
fi) überhaupt eben fo Yang im Trodenen auf ald im Waffer.
4) Der befanntefte BED ft der amboineſiſche (6.
schlosseri),
eine Spanne lang, braunlich ſchwarz, mit 8 ſteifen Sttahlen
in der erſten Rückenfloſſe. Der Kopf iſt viel dicker als der Leib,
ziemlich lang, faſt viereckig und ebenfalls beſchuppt, mit abſchüſ—
ſiger Stirn; das Maul quer, die Lippen dick, fleiſchig und ohne
Schuppen; die Zähne ziemlich ‚groß, ungleich und pfriemenförmig
im ‚einen, Reihe, die Zunge did und fleifchig, die Augen oben dicht
173
. bepfammen und vorragend; die Bruftfloffen ftellen einen ordent>
lichen Arın vor, an deffen Ende erft die eigentliche Floſſe hängt;
der Schwanz beträgt etwad über die Hälfte des Leibes, welcher
did, etwas zufammengedrüdt und fett ift, überall mit runden,
mweichen Schuppen bededt. R. 8 und 43, jene einfach, diefe ver-
zweigt. Sch. 19. St. 12. Br. 16, verzweigt. B. je 6.
Diefe Fifhe Leben wie Amphibien, liegen meiftens auf
dem Schlamm in Sümpfen, und fhiegen fo ſchnell mit ihren
armförmigen Brufifloffen auf dem Waffer oder im Schlamm nach
ihrem Raube, welcher in kleinen Krebſen befteht, fort, daß fie
denfelben felten verfehlen; werden fie verfolgt, fo fahren fie mie
ein Pfeil auf dem Schlamm ber, und verbergen fih darinn, wo»
bey ihnen das untere Augenlied und der Außere Rand des Kie
mendeckels, womit fie das Kiemenloch aanz verfchließen fünnen,
fehr zu Statten fommt. Pallas Spic. zool. VIIL p.3.t. 1.
f. 14. Die Holländer nennen ihn Lazafferfifih. Valentyn
India nov. III. p. 391. nro. 140.
2) Es gibt daſelbſt noch einen andern, welcher Pitfifch
(G. boddaerti)
beißt, 7 Zoll lang ift, Fürzere Armfloffen bat und ſchön blau
und gelb gefledt ift, die Seitenlinie mit weißen Dupfen, auf dem
Rücken jederfeitd 2 Reihen von 7 braunen Fleden. Er fhnelt
fo ftarf, daß er oft aus dem einen Graben in den andern hin—
über fpringt, Pallas Spie. VII p. 1E t.2.f. 4,5. Nieu-
hoff in Willughby Ichth. app. p. 6. t. 8. £.1.
3) Es gibt einen ähnlichen in den Flüffen von Jamaica, wo
"er Schlammfiſch (Mudfish) |
beißt, 7 Zoll lang, ſchwarz und gelb ift und fehr gefhäbt
wird. Er muß aber nicht gut fehnellen können, weil die Arm:
floffen kurz find. Sloane Jam, II p. 285. t. 249. f.1.
3. G. Die Schläfer (Eleotris)
feben aus wie die Meergrundeln, aber die Bauchfloffen find
getrennt, die Augen etwas weiter von einander, und die Kiemen>
baut bat 6 Strahlen; fie haben große Schuppen, und leben mei»
ſtens im Schlamm des fügen Waſſers beißer Länder,
41) Der gemeine (E. dormitatrix)
ift kaum fpannelang, der Kopf niedergedrüdt, der Unterkiefer
174
etwas länger, der Schwanz länger als der Leib, die Sloffen
ſchwarz gefleckt. Er hält fi in flehbendem Waſſer auf der Inſel
Martinique und in Brafilien auf, wird für den beften Teich»
fiih gebalten, und die Eingebornen geben fih ale Mühe, um
ihn aus den Ufern und dem fandigen Boden audzugraben, wo er
verſteckt Jiegt. Bloch Syst. pag. 58. tab. 12. Platycephalus.
Sn Brafilien heißen verwandte Gattungen Amore. Marcgrave
©. 166. Fig. Pifo ©. 72.
2) Es gibt auch einen gelben (Gobius auratus)
im mittelländifchen Meer, wo er zieinlih gemein um tiefe
Felſen it und gefhägt wird. Man fängt ihn bey Nizza im
Hornung, July und September, Er if 4 Zoll lang, goldgelb,
fhwarz 'gedüpfelt, mit einem braunen Sleden am Grunde der
rothen Bruſtfloſſen. K. 4 R. 6,14. 3.5. Risso Ichth.
p. 160. t. II. f. 42. HB
2. Sippfhaft. Hals-Grundeln.
4. ©. Die Spinnenfifhe (Callionymus), Doucet,
Mouletto; Dragonet,
find ganz nadt und fpindelförmig, mit den Augen oben auf
dem Kopf, und einem längern Schwanz ald der Leib; die Kies
menlöcer Plein und rund, liegen faft im Naden; 6 Kiemenftrab:
len. Zähne bürftenförmig, die Halöfloffen fehr groß, fo wie die
erfte Rüctenfloffe; die zweyte fehr lang; Feine Schwimmblafe.
1) Der gemeine (C. 1yra), Lodra,
wird 1 Schub lang, nur 1 Zoll did, bräunlichgelb, mit zwey
blauen unterbrodyenen Linien, unten filberblau glänzend; der
erfte Rücenftrahl fehr lang, nebft vorragenden, berftenförmigen
Strahlen. Sie finden fih um ganz Europa truppmweife auf Sand»
boden, wo fie ganz friedlich von Beinen Thieren leben, und im
May laichen. Sie werden gefangen und gern gegeffen, find aber
nicht häufig. Bloch, A. 5. I. 71. T. 161. Gesner 92. Fig.
Araneus, Dracunculus. C. Bonaparte, Fauna italica tab.,
etwas wverfchieden.
2) Der kheine (C. dracunculus)
unterfcheidet fi nur durch die Fürgere Nackenfloſſe ohne vor⸗
ragende Strahlen, und findet ſich eben da. Bloch Taf. 162,
175
Sen, nah C. Bonaparte, nur der Roogner ded vorigen; er
balt überhaupt die im Mittelmeer für verfchieden.
5. ©. Die Feilenfiſche (Chirus, Labrax)
find Yängliche Fiſche, mit gewimperten Schuppen und ftachel-
lofem Kopf, welche wahrfcheinlich zu den Braffen gehören; Kopf
und Maul Elein, mit kleinen Pegelförmigen Zähnen; Rückenfloſſe
lang, mit einfahen, dünnen Strahlen; fie haben fonderbarer
Weiſe neben der Seitenlinie noch andere Porenreihen, welche auch
wie Seitenlinien audfeben; 5 weiche Strahlen in den Bauch—
floffen.
Ihr Leib ift verlängert und ziemlich dic, mit Fleinen, rauhen
Schuppen in Längdlinien bededt; Zahne nur im Kieferrand;
Kopf befhuppt. Fünf bis ſechs Kiemenftrablen; beide Rüden:
floffen hängen etwas zufammen; die großen Brufifloffen, fo wie
alle andern, haben meiftend nur einfache, aber nidyt fiechende
Strahlen, Sie leben ale im Meer zmifchen Camtfchatfa und
America an den felfigen Küften, und werden von den Einwoh—
nern gegeffen, und beißen daſelbſt Terpugh, Seile. Pallas,
zoologia rossica II. 275. t, 62—64,
1) Einer der gemeinften ift der achtſtreifige (Ch, octo-
grammus),
15 Zol lang, ziemlich von der Seftalt ded Barfches, „oben
ind Grünliche voll brauner Düpfel, unten gelblich, jederfeitd über
der Seitenlinie eine, darunter. zwey Porenlinienz; beide Rüden:
floffen röthlich, etwad ſchwach zufammenhängend, Findet fih an
Camtfchatfa und um die aleutifchen Inſeln. Pallas 283,
T. 64. F. 1.
2) Der fehöftreifige (Ch. hexagrammius)
gleicht ziemlich dem Kaulbarfh, wird aber etwad größer,
8 Zoll lang, 2 Zoll breit, oben röthlihbraun, unten röthlich ge—
ſchäckt, überall mit Silberdupfen; über der Seitenlinie noch eine
ganze und eine halbe, darunter eine ganze; die Rüdenfloffen ge—
trennt und dunkel gefledt, 225 215 die Ruderfloffen roth und
gelb. Dieſes ift die bäufigfte Gattung an Camtfchatfa, in deren
Magen man Nereiden und Fifchlaich gefunden hat. Pallas
284. Taf. 64. Fig. 22 Tilesius, Mem. de Petersbourg
1810.
176
B. Panzerg rundeln: find Feulenförmige Brufifloffer
mit einem langen Schwanz, großen Floͤſſen, einem "gepanzerten
Kopf und flacheligen Dedeln; die Zähne Fein. "Bey den einen —
ift der Kopf ziemlich glatt, bey andern böderig und mißftaltig.
3. Sippfdaft. Die glattföpfigen Srundeln
baben einen zufammengedrücdten. oder vierfchrötigen Kopf
ohne Gruben und Anbängfel.
6. ©. Die Stichlinge (Gasterosteus), Epinoche; Spi-
narella; Stickleback, Banstickle,
find Fleine, lang-elliptiſche Fiſche mit glatten, gepanzertem
Kopf; die Rüdenfloffe befteht bloß aus unverbundenen Stacheln;
die Bauchfloffen ſtehen etwas hinter den Brufifloffen, und beftehen
meiftend nur aus einem Stachel. Kiemenftrabhlen 35 die Zähne
in: den Kiefern Elein.
1) Der kleinſte Fiſch auf der Erde ift wohl der Strand»
oder der See-Stichling (G. pungitius)
der nicht über 1*/; Zol groß wird; er hat auf dem Nüden
10 Stacheln, ift gelblich, unten weiß und ohne Schienen, die
Bauchfloffen find nichts: als eim einziger Stachel; daher ihm bie
Fifcher zum Scherze Ritter nennen, weil er Sporen habe. Mande
haben einige Schuppen au den Seiten ded Schwanzed, andere
gar Feine. Sie finden fich in der Nord» und Oſtſee, vorzüglich in
dem Bradmwaffer, in großer Menge beyfammen; Taichen im Früh:
jahr in den Flußinündungen, und werden felten gefangen, weil
fie durch die Mafchen der Nege geben, auch von den Fifchern
wieder ind Waſſer geworfen werden. Bloch, D. $. IL 82;
T. 53. 8. 4 Gesner 9. Fig. Aculeatus minor. 896. Pun-
gitius.
2) Der gemeine. (G. aculeatus)
wird kaum 2—3 300 lang, ift filberglängend- mit gelblichen
Floffen, bat 3 Rüdenftacheln, und die Seiten find mit. 13 Schier
nen bedesft, jede Bauchfloffe beſteht aus 2 Stacheln. Findet fich
in allen Bächen und flehbenden Wäffern von ganz Europa, nach
Nilsfon auch baufig im Meer um ganz Scandinavien,. Er
laicht vom April. bis Juny an flachen Ufern, und verfcharrt die
Eyer, nicht mehr ald 60—80 an der Zahl, in den Sand, wie in
177
ein. Neſt, wobeb das Weibchen lange verweilt, als wenn eb die⸗
ſelben hüten wollte. (Iſis 1834. S. 228.)
Obgleich er ſehr klein iſt, ſo vergreift ſich doch ſelten ein Raub⸗
fiſch an ihm, aus Furcht vor den Stacheln. Sie ſchaden der
Fiſcherey, weil ſie nicht bloß von Waſſer-Inſecten, ſondern- auch
von Fiſchbrut leben. Da fie zum Eſſen unbrauchbar ſind, fo
wirft man fie gewöhnlich weg, oder gibt ſie den Schweinen.
Ungeachtet ‚feiner wenigen Eper vermehrt er fich doch, befonders
im, nördlichen. Deutfchland und in England, fo ungeheuer, daß
er ald Dünger auf die Felder, und felbft zum Thranbrennen be—
nugt wird: Er fol nicht länger ald 3 Sabre eben. Noch ift
merfmürdig von ihm, daß man die. Eyer oft in den Kiemen—
fächern der Mießmuſcheln Andet, da man nicht begreifen Fann,
wie fie nach der oben angeführten Art zu laichen, dahin kommen.
Dödllinger bat feine fchonen Beobachtungen über das Wacht
thum und die Abfonderung. (mad ift Abfonderung 1819) an fol»
hen Embryonen gemacht, welche in Menge aus den, Mufchels
fiemen genommen worden. Bhoch, D. 5.1. 79, T. 55.8. 3.
Gesöner ©. 9. Fig. Aculeatus major. " Guv. Val: IV.
481. t. 98.
Man unterfcheidet jebt ‚davon den glatten Stihling
(G. liurus), welcher nur 4 oder 5 Schienen an der Bruſt bat,
und mit dem vorigen eben fo häufig vorfemmt. Willughby
©, 341. i
3) Der Meerftihling (G. spinachia)
wird gegen 6 Zol Lang, ift febr ſchlank und fünffantig, mit .
einer Seitenlinie aus Kielſchuppen; oben grünlichgelb, unten ſilber—
glänzend, auf dem Rüden 15 Stacheln, und in der binrerm Floſſe
6 verzweigte Strahlen; in den Bauchfloſſen 1 Stachel und 2
Strahlen. Er findet ſich ebenfal8 nur in der Nord: und Oſtſee
in großer Menge, befonders an Holland, aber nicht im Mittels
meer, gebt nicht in die Flußmündungen, lebt von Fiſch- und Krebse
Brut, und wird mit andern Fiſchen gefangen, oder auch haufen
weile allein, indem ‚man Feuer am Strande madht, dem er in
großer Menge. nachzieht. Man kocht aus ibm Brennöl, ı und
wirft ihn auf die Felder als ra Bloch, Di F. M. 84.
— 8.1 im THE-1FH
Okens allg. Naturg, WI. 12
178
7. ©. Die Knurrhähne (Trigla), Grondin; Capone,
Anzoletto,
find pyramidenfürmig, nackt oder gepanzert, mit einem vier-
(hrötigen Kopf, bürftenförnigen Zähnen, 2 Rüdenfloffen und
mebreren freyen Strahlen vor den Brufifloffen. Schmwimmblafe
groß und gefpalten.
Sie werden felten 2 Schuh lang, können wegen ihrer großen
Floſſen fhnel fhwimmen, und manche fogar eine Furze Strede
fliegen. Zieht man fie aus dem Warfer, fo laffen fie eirien
Inurrenden Laut hören. Während der Nacht geben fie ein pho8>
phorescierended Licht von fih, mie funfelnde Sterne, fo daß
man Lichtftreifen fieht, die fih weit im Waſſer fortzieben, bald
längs der Oberfläche, bald nach der Tiefe, Sie leben größtens
theil8 von weichen Thieren, Qualen u, dergl. Schädel, Iſis
1823. T. 14.
1) Der graue Seehahn (Tr. gurnardus), Grondin;
Gurnard,
wird 1% Schub lang, ift oben bräunlichgrau mit weißen
Dupfen, auf den Baden filberne Sterne, die Schuppen der Geis
tenlinie raub, ein Stachel am Dedel und an der Schulter.
Die Schuppen find eigentlih grau, ſchwarz gefäumt und roth
und ſchwarz gedüpfelt. Er finder fih um ganz Europa, und
wird an England über 2%; Schuh lang, hält fih in der Tiefe,
lebt von Mufcheln und Krebfen, laiht im May und Juny, wird
den ganzen Sommer bindurd an der Angel gefangen, felbft mit
rothen Lappen, und bäufig gegeffen. Bloch, D. 5. IL 121.
Taf. 58,
2) Der rotbe (Tr. cuculus)
wird gegen einen Schub Yang, ift oben ſchön
unten milchweiß, mit einem grauen Flecken an den Bruſtfloſſen,
die ſchwache Seitenlinie iſt mit erhöhten Strichen von feinen
Schuppen durchſetzt, ſonſt glatt, die Schwanzfloſſe geſpalten
Findet ſich ebenfalls um ganz Europa, und hat ein derbes, ſehr
ſchmackhaftes Fleiſch, kommt häufig auf den Markt von Paris
unter dem Namen Rouget; wird zu Rom Cappone imperiale
genannt. Bloch, A. F. VII. 130. T. 355. Tr. pini. Ges4
ner 363. Fig. Cuculus bellonii. —
179
3) Der geftreifte (Tr. lineata)
kommt ebenfo häufig auf die Märfte von Paris unter bem
Namen Rouget camard; im Mittelmeer beißt er Ubbriago, der
DBetrunfene, wegen der rothen Farbe, melde aber mit ſchwarzen
Dupfen untermifcht iſt; er bleibt etwas Feiner. als der. vorige,
bat eine raube Seitenlinie, und die Schuppenftreifen gehen ganz
berum. Bloch, 4. 5. VIL 126. T. 354. C. Bonaparte
F.italica. Fig. Gesner 669. Fig. Mullus imberbis. Mar»
ten8 II. 4351. T. 2. |
4) Der große (Tr. hirundo), Perlon,
wird 2 Schub lang und 5 Zoll did, ıft glatt, und hatn nur
die Seitenlinie und 2 Rüdenlinien raub; röthlichbraun. ° Die
DBruftfloffen fo breit als lang, fhwarz und blau gefäumt. Er iſt
die größte europäifche Gattung, und’ findet fih um ganz Europa,
auch ziemlich häufig in der Oft: und Nordfee, wo er 2—3 Pfund
ſchwer wird, fich in der Tiefe aufhält, überaus ſchnell ſchwimmt,
und von Mufcheln und Krebfen lebt. Er wird mit der Grunde
fhnur gefangen und frifch gegeffen, in Dänemark eingefalzen, an
der Luft getrodnet und ald Schiffdvorrath gebraucht. Heißt auch
Seefchwalbe, bey den Alten Rabe (Corvus), vielleicht wegen der
fhmwarzen Bruftfloffen oder wegen ded fnurrenden Tond. Bloch,
D. 5. I. 126. T. 60. Gesner $. 356. Corax. {
5) Die Meerlener (Tr. lyra), Lyre; Turchello; Piper,
| wird über 1 Schub lang und 3 Pfund fehmwer, ift mit Fleinen
barten Schuppen bededt, oben lebhaft roth, und unten filberglän-
zend; die Schnauze ift in 2 dreyedige und gezähnelte Knochen⸗
blättchen geſpalten, auf den Augbrauen ein Stachel, einer am
Deckel und 2 weiter hinten, auch lange in den Rüdenfloffen ;
die Bruftfloffen fi find ſehr lang. Er finder fi um dad weflliche
Europa und im Mittelmeer, wird vom Juny bi8 zum December
gefangen und gern gegeffen. Beym Ergreifen gibt er einen pfeis
fenden Laut von fi, und bat daher den Namen Pfeifer erhalten.
Bloch, A. 5. VI. 111. %. 350. Gesner 609. Fig.‘ Lyra,
C. Bonaparte Fauna. Fig. Cappone coccio, Organo.'
8. G. Andere find ganz mit rautenförmigen Schuppen in
Längsreihen gepanzert, zahnlos, die Schnauze gefpalten mit
12 *
180
verzweigten Bärteln darunter; nur eine Rückenfloſſe. Perist-
hedion.' pe
1) Der gabelige (Tr. cataphracta), Malarmat ; For-
chato 5" |
iſt achtkantig, 1—2 Schuh lang, ganz imennigroth. Er fins
det fich' nur in den wärmern Meeren und im Mittelmeer, nicht
an’ unfern: Küften, kommt aber nicht häufig vor, und hält ſich
gewöhnlich in oder Tiefe; Lebt von kleinen Krebfen; ſchwimmt
ſehr ſchnell, und ſtößt fich oft feine knöcherne Gabel vor der
Schnauze an Felfen „ab. ..; Sein Fleiſch ift „mager und hart,
Bloch, A. F. VIL 105. x 549. Geöner 610. Lyra altera.
Sol des Plinius Lucerna ſchn. Cuv. ‚Val. IV. pag. 101.
tab..70- ;.
9. ©. Andere haben * lange DBrufifloffen, daß fie fliegen fönnen.
Die bey. den. andern Gattungen frey gebliebenen, Strahlen. find.
bier zahlreicher und ‚durch, eine „Haut verbunden. „Die. Schuppen
find. hart und, raub, unten am. Bordedel ſteht ein Langer beweg⸗
licher, Stachel. Der Kopf iſt ſtumpf, mit einem Panzer, der hin⸗
ten. in 2 Stacheln endigtz die Bahn? find körnig wie ein Pflafter,
Daetylopterus.
u Der fliegende (Tr. volitans)
\)
wird über 1 Schub Lang, iſt röthlich, die Bruffloffen faft fo-
lang als der Leib, dunkelgefärbt, mit blauen Flecken in Quer
reiben, „mie die Augen auf manchen Schmetterlingsflügeln. Fine
det ſich in allen wärmern Meeren und auch im, Mittelmeer, je⸗—
doch felten, und Yebt von Krebfen, Mufcheln und Schneden, die
er mit feinen pgrlförmigen Zahnen. zermalmt. Sie halten ſich
truppweiſe zuſammen, und fliegen auch, wenn fie von Boniten
und Doraden verfolgt werden. Der Flug gebt, nicht boy, aber.
ungefähr einen Büchfenfhuß meit; es fliegen manchmal in den
beißen Meeren Tauſende mit einander, ‚und fie fallen. nicht felten -
auf die Schiffe nieder; hießen daher bey den Alten Meerweih
(Milvus), Meerfchwalden (Hirundo, Hirondelle de mer, Ron-
dine). Man findet ihrer in allen -Reifebefpreibungen erwähnt. ,
Ihr Fleifch ift mager und hart, und wird nur eßbar, wenn 9
einige Tage alt iſt. Bloch, A. F. VIL 115. T. 351. Gesner
514. Hirundo. Marcgrave 162. Fig. Pirabebe.
181
“4. Sippfchaft. Die raubföpfigen Grundely
haben einen Feulenförmigen Leib, mit mäßigen Schuppen bes
deeft, und einen zufammengedrüdten, gepanzerten, aber febr gru—
bigen und höckerigen Kopf; nur eine Nücenfloffe, und die Strah—
len der Bruftfloffen nicht verzmeigt.
10. G. Die Drachenköpfe (Scorpaena), Rascasse,
haben einen fihuppenlofen, aber böderigen und ftacheligen
Kopf mit Bürftenzähnen in Kiefern und Gaumen; 7 Kiemen⸗
ſtrahlen. Keine Schwimmblaſe.
Die einen haben Faſern am Kopf und an der Seitenlinie.
Sie finden ſich bloß im Meer, gewöhnlich heerdenweiſe beyſam—
men, lauern auf Krebfe und Fiſche.
4) Der Fleine (Sc. porcus), Scrofanello, Scarpena,
‘wird faum 1 Schub lang und 2 Pfund ſchwer, und iſt mit
Fleinen, rauben Schuppen beſetzt; braun, unten röthlich, oben. mit
fhwarzen, unten mit meißen Flecken. Bärtel oben. am Kopfe,
aber Feine am Unterkiefer, - Findet fih im Weltmeer und im
Mittelmeer, auch weſtlich an Frankreich, aber nicht an unfern
Küften, hält fih gewöhnlich fchaarenmeife zufammen, und lauert
binter Klippen auf vorbeyziebende Fifhe, nimmt aber aud mit
Krebfen fürlieb. Ben Gefahr richtet er. die Stacheln der Rüden»
floffe in die Höhe. und verwundet damit fehr. gefährlich;
diefe Staheln wurden daher von den Alten für. giftig gehalten;
ald Gegenmittel legt man, nach Plinius, feine Leber auf die
Wunde. Er wird gewöhnlih in Menge gefangen, in Stalien
auf die Märkte gebracht und ald fchmadhafte Speife genoffenz
aber wegen des zäben Fleifched nur vom gemeinen Manne ver:
zehrt. Heißt bey Ariftoteled Scorpis, bey Plinius Scor-
paena. Bloch, A. 5. II. 5. T. 181. Gesner 1018. Fig.
“ Scorpius minor. x
2) Der große (Sc. scrofa), Scrofano,
wird über 1 Schuh Yang und 4 Pfund ſchwer, ift oben biap-
roth, unten mennigrothb, bat größere Schuppen als der vorige;
Fafern am Kinn und an der Geitenlinie, auch eine über jedem
Auge. Sie finden fih um ganz Europa, am gemeinften aber im
Mittelmeer, wo fie häufig gegeffen werden. Sie laichen im
182
Srübling, werden aber dad ganze Jahr gefangen. Bloch, 4. —
F. III. 10.8.4823; Gesner 1017. Fig. Scorpius major,
11. G. Im Nordmeer gibt es einen ähnlichen Fiſch, mit
Namen Mar-Ulk und Rothfiſch (Sebastes, Perca nor-
vegica),
welcher aber Schuppen am Kopfe hat und Feine Fafern; er
wird 4 Schuh lang, und hat einen fehr großen, bäßlihen Kopf
mit fhubmeitem Maul, daher ihn die Norweger auch Weitmaul
nennen. Sein rötblicher Rumpf ift mit feinen Schuppen bededt,
und längs dem Rüden fteht eine ftarfe Floſſe mit ſcharfen Sta—
‚Han. Er ift fehr gefräßig, und verfchlingt nicht allein andere
Sifhe, die etwa fo groß ald er felbft find, fondern auch verfchie>
dene Vögel, vorzüglich Strandmöven und Teifte. Die Zähne find
übrigens Fein, aber fehr zahlreih. Auf jedem Dedel ift ein
ſchwarzer Flecken, und an den Seiten einige braune Striche; in
der Rückenfloffe find 15 Stacheln und 44 weiche Strahlen.
Sie halten fi immer in einer Tiefe von 100 Klaftern auf, und
fommen nie an die Küfte, gehen aber leicht an die Angel. Bey
ſtürmiſcher Witterung fommen fie biömeilen herauf, aber dann dringt
ihnen der Magen zum Maul heraus, und fo geben fie zu Grunde,
. Daß Fleifch wird in Grönland geſchätzt, auch gedörrt und aufbewahrt.
Vor Zeiten brauchte man die Stacheln ald Nadeln. In der neuern
Zeit war Faber der Einzige, welcher diefen merfwürdigen Fifch
an Island wieder beobachtet bat (S. 126). Er beißt isländifch
Carfi, welcher Name ſchon in der Edda vorkommt. Die größ:
ten werden 27 Zoll lang und 8 body, gewöhnlich aber find fie
nur 44 Zoll lang, ſchön blutroth, daher die Isländer fagens er
wird fo fhamroth wie ein Carfi; über den Naslöchern ftehen 2
kurze Stacheln, hinten am Kiemendeckel 3, der Leib ſtark zuſam⸗—
mengedrückt und beſchuppt; der Kopf dagegen niedergedrückt.
Findet ſich nur im höchſten Norden 8SO—100 Klafter tief, lebt von
Fiſchen und Fleinen Krebfen, laiht im Frühling, wird felten ge—
fangen, , treibt aber meiſtens nad einem Sturm zu Hunderten
todt an. den Strand, und wird frifch gegeffen, felten getrocdnet.
Faber fand das Fleifch trocden, würde es felbft ſchmackhaft ge>
funden haben, wenn ihm nicht die vielen Eingeweidwürmer zwis
ſchen den Musfeln ale Luft zum Eſſen verleidet hätten. Wahrs
183
Tcheinlich find daher die an den Strand getriebenen frank. Pon>
toppidan I. 301. Pennant Il. 258. Taf. 48. Fig. 126.
Meerbarfch. O. Fabricius F. Gr. p. 167. Götheburger
Handl, V. ©. 49. Fig. Cuv. Val. IV. 327. t. 87.
12. ©. In Oftindien, und zwar in den Flüffen auf Am»
_ boina, gibt e8 einen fliegenden (Pterois volitans),
welcher Aebhnlichfeit mit dem Barſch bat, und daher Stadhel>
barfch beißt, aber nicht fo aroß wird; er ift ganz mit Pleinen
Schuppen bededt, braun, gelb und meiß quergebändert; Die
Bruftfloffen reichen bi8 and Ende des Schwanzes, find violett
mit weißen Dupfen; auf dem Kopfe ſtehen allerley verzmeigte
Bärtel, und in der Rüdenfloffe find 12 lange Stacheln und 12
gefpaltene Strablen. Blob, 4. 5. IL 18. T. 184. Nieu>
boff, Indien ID. ©. 268. F. 4.
Zweyte Horde. Regelmäßige Fiſche.
Leib elliptiſch und beſchuppt, Augen ſeitlich.
Sie ſind zwar manchmal ſehr in die Länge gezogen, manchmal
auch ſehr verkürzt und tafelförmig, behalten jedoch im Ganzen
die elliptifche Geftalt mit einem verhältnißmäßigen und glatten
Kopfe. Sie find durchgängig mit trodenen Schuppen bededt,
und Staheln foınmen etwa nur an den Kiemendedeln vor, Die
Rücenfloffen find gewöhnlich Flein, manchmal in 2 getbeilt,. bald
mit harten, bald mit weichen, verzmweigten Strahlen. Eigentlich
find bey allen die vordern Rückenſtrahlen einfah und hart, die
bintern verzweigt und weich; bey den Hartflrahligen find aber
jene, bey den Weichftrabligen diefe viel zahlreicher. Auch der
Schwanz ift verhältnißmäßig, und beträgt felten mehr als ein
Drittel, während er bey den vorigen Fifchen faft immer ein Ueber:
gewicht hatte, die Hälfte, auch wohl ?/z betrug.
Sie tbeilen fid) in Bruft: und Bauchfloffer „. welche letztere
man für die regelmäßigften :balten- muß, weil die bintern Floffen
in den Weichen fieben, mie bey den höhern Thieren.
184
11. Ordnung.
Elliptiſche Bruftfloffer.
Haben einen zufammengedrücten, fihuppigen Leib mit feitlichen Augen,
bewegliche Kiefer und freye Bauchfloffen am Bruftoürtel.
Die einen haben Zähne oder Stadheln an den Kiemendedeln,
mie die Bärfche, andern fehlen diefelben; unter diefen gibt es
welche, die durch ihre in die Länge oder Breite gezerrte Geftalt
an die unregelmäßigen flreifen, wie die Thunn- und Klippfiſche;
und wieder andere, bey denen die elliptifche Geſtalt Regel ge>
morden ift, wie bey den Lippfifchen.
Sie zerfallen daher in 3 Zünfte.
7. Zunft. Schmalföpfe, Thunnfifce.
Ein Eleiner, fchmaler, fpisiger Kopf an einem glatten, feinfchuppigen
Leib; Kiemendedel ftumpf.
Bey diefen Fifchen ift der Leib bald Yang, bald tafelförmig
und mit fehr Fleinen, dünnen Schuppen bededt; dad Maul Fein,
meift mit bürftenförmigen Zähnen; die Augen: groß, die Rüden»
floffen ziemlich lang mit fteifen und weichen "Strahlen. Darunter
gibt es tafelförmige, deren Rücenfloffen zum Theil mit Schuppen
bededt find; bey den andern find fie fehuppenlo8 und oft in
ee — getrennt.
Die nackten Schmalköpfe, oder Shünnfife
* ſehr feine Schuppen auf dem Leibe, aber keine an
den Rückenfloſſen, und meiſt einen Hautkiel an der Seite des
Schwanzes.
Die langen haben freye Strahlen vor oder hinter der Rüden>
floffe und die Seitenlinie meift glatt; bey den breiten find
die Strahlen durch eine Haut verbunden, und die Seitenlinie
ift raus.
1. Sippfhaft. Die Tangen Thunnfifche
ſind ſehr geſtreckt Und faſt walzig, haben eine faſt nackte
Haut, meiſt getrennte Strahlen auf dem Rüden. Dieſe Fiſche leben
185
fammtlic im Meer, erreichen eine bedeutende Größe, ſind fehr
fhmadbaft, und megen ihrer Menge der Gegenfland eines ein:
rräglichen Werrehr®,
Die Lange ihrer Gallenblafe iſt merkwürdig; fie reicht bis
and Ende der Bauchhöhle, was ſchon Ariſtoteles gewußt hat.
— 1. G. Die Lootſenfiſche (Centronotus)
find ſpindelförmig, und haben einen Hautkiel an den Seiten
des Schmanzes, Feine Flöſſel, aber die Strahlen der erſten Rüden>
- floffe_geltennt; auch Zähne in Gaumen und auf der Zunge;
6 Kiemenftrablen.. Naucrates.
1) Der gemeine (Gasterosteus ductor), Fanfre, Pilote,
wird 1 Schuh lang, ift ziemlich walzig und befhuppt, hat
auf dem Rüden 4 freye Stacheln, mie die Stichlinge; ganz
blau, mit 4—5 breiten und dunfleren Querbändern um den ganz
zen Leib.
Bon dieſem merfwürdigen und fchönen Fifch ließt man in
allen Reiſebeſchreibungen. Er findet fih in allen wärmern Mee:
ven, und ift auch im Mittelmeer nicht felten. Man: trifft ihn
faft immer um den großen Hayfifh an, und gibt ihn die Be
flimmung, demfelben den Raub anzuzeigen. Andere alauden, er
halte fich in deffen Nähe, weil er von deffen Abfalen lebe. Er
frißt übrigens Fiſche, welche Haffelquift in feinem Magen ges
funden bat. Da er oft von Doraden verfolgt wird, fo glaubt
man auch, er halte fih nur um feiner eigenen Sicherheit willen
in der Nähe der Hayen. Bloch, A. 5. VO. 60. T. 338, Cuv.
Val. VIE. 312. tab. 232,
Commerfon fagt: „Ich babe immer die Erzählung von
den Lootſen des Haven für eine Fabel gehalten, aber nun durch '
Augenfhein überzeugt, Fann ich nicht mehr daran zweifeln, Man
begreift wohl, daß fie die Brocken verzehren, welche er fallen
läßt; begreift aber nicht, warum er fie nicht verfchlingt, da ihm
oft 5—6 um die Nafe fchwimmen. Sch babe oft gefeben, daß
der Lootfe nach dem ausgeworfenen Sped ſchwamm und dann
zurüf zum Hayen, worauf diefer fogleich felbft Fam, Fängt
man den Hay, fo folgen ihm feine Lootſen, bi8 man ihn aufbolt;
dann fliehen fie, und finden fie feinen andern Hay, fo halten fie
n
186
fih ans Hintertheil des Schiffes oft mehrere Tage lang, bis fie
wieder ihr Glück gemacht: haben.’ Iſis 1833. 101. |
Geoffroy bat eine ähnliche Beobadhtung. Nachdem er
darauf aufmerffam gemacht hat, daß viele Raubthiere ganz fried—
lich manchmal mit fhwächern leben, mie Löwen mit Hunden,
Adler mit Hühnern, dad Erocodil mit einem Fleinen Strand»
läufer; daß der Caracal und der Wolf mit dem Löwen jagen,
daß Kapen Eichhörnchen und Ratten fäugen u.f.w., fo erzählt er:
Auf der Fahrt nah Aegypten, 1798, kam in der Nähe von
Malta während einer Windftile ein Hay gegen dad Schiff ge—
fhwommen, nebenher 2 Lootfen, welche immer eine gemwiffe Ent>
fernung bielten, und fogleih das Schiff zweymal von einem
Ende zum andern unterfuchten, und da fie nichts für ihren Gau—
men gefunden, meiter zogen, der Hay hinterher. Indeſſen machte
ein Matrofe geſchwind einen Hafen mit Sped zurecht, und warf
es ins Waſſer. Obſchon die Fifche bereits ziemlich entfernt wa—
ren, fo hörten fie doch da8 Plumpenz die Lootfen Fehrten um,
und fobald fie den Sped hinten am Schiffe ausgefundfchaftet
batten, begaben fie fich wieder zu ihrem Heren, welcher indeffen
ſich an der Oberfläche des Waſſers durch Ummälzen u. dergl. be>
luftigt hatte. Er kehrte fogleih um, auf beiden Seiten begleitet
von feinen kleinen Freunden, welche ihn aber, fo zu fagen, auf
den Sped flogen mußten? er ſchien ihn nicht gerochen zu haben.
Zuerſt biß er ein Stüd ab; beym zweyten Biß aber wurde er
gefangen und an Bord gezogen. Nach 2 Stunden fieng man
auch einen von den Lootfen, welche dad Schiff noch nicht verlaffen
hatten. Bode bat auf feiner Fahrt nach America die Lootfen
ebenfalld mit dem Hay gefeben; fie Tebten, wie. er verfichert, von
feinem ‚Unratb; auf diefe Weife wären die Dienfte mwechfelfeitig.
Annales Mus. IX. p. 469. t
Auch Freminville fagt: Ed ift gewiß, daß der (ng nannte
Lootfenfiih den großen Hay beftändig begleitet und wirklich zu
feinem Raube führt. Sch hatte immer hinter dem Schiff ein
Stück Sped an einer Kette. Die Hayen näherten ſich bey rubi>
j gen Waffer demfelben, aber ohne ihn zu feben: dann fam fehr
oft der Lootfe, welcher fih um ihre Bruſtfloſſen aufbielt, vor,
um die Beute zu unterfichen, gieng dann umter die Schnauze des
187
Hayen zurüd, und Fam. bald wieder; der Hay folgte fogleich,
fhnappte darnah und mar gefangen. Der Lootſe vaber ift fo
burtig, daß er mit feinem Nege zu bekommen ift, und er beißt
auch nicht san die, Fleinen Angeln. - Iſis 1854. ©. 1149, |
Andere find im Ganzen geftaltet wie die Zootfen, aber mehr
zufammengedrüdt, und haben feinen Seitenfiel amı Schwanz, da⸗
gegen eine rauhe, meift flarf gefchwungene Seitenlinie; vor
den freyen Rüdenftrablen: fteht noch einer, nach vorn gerichtet.
Schwimmblafe groß und binten gefpalten. Lichia.
2) Der bunte (L. amia), Liche; Lizza,
ift ein im Mittelmeer fehr gefchägter Fiſch, ' welcher fih an
den Thunn anfchließt, über 5 Schuh lang und gegen, 4 Eentner
ſchwer wird; zeichnet fich durch eine fehlangenförmige, ftachelige
Seitenlinie aus; er ift filberglängend, oben bläulichgrau, die
Floſſen gelblih. Man fängt ihn mit Neben im May und Sep:
tember. Rondelet ©. 254, Fig. Salviani ©, 121. Fig.
(Willughby ©. 17.)
5) In Nordamerica fängt man die fogenannte Roßma—
freele (Temnodon, Gasterosteus saltator)
in großer Menge wegen ihres ungemein fhmadbaften Fleifches.
Sie pfleat hoch aus dem Waffer zu fpringen, und wird daber
von den Kindern in den Bayen geangelt, Auf Carolina beißt fie
Ship-Jack, in Virginien Grünflih. Sie wird über 2 Schub
Yang, ift länglich, bat Feine raube Seitenlinie und feinen Kiel
am Schwanz; die erfie Rüdenfloffe Fein, die Haut mit Fleinen
Schuppen bededt. Vor der Steißfloffe 2 kurze Staheln, und
eine Reihe Schneidzähne vorn in den Kiefern, nebft Bürſten—
zähnen dahinter; die Färbung ift glänzend grau, der Rüden
grün. Sie findet fi übrigens aub an Brafilien, am Cap, an
Madagadcar, Neubolland und felbft im Mittelmeer. Cuvier
Val. IX. 227. tab. 260. Catesby T. 14. 8. 2.
4) Ein ähnlicher Fiſch beißt bey Pondichery Milhfifch
(Peche lait, Scomber lactarius)
wegen feiner ungemeinen Schmadhaftigfeit; er wird aber
nur fpannelang, ift filberglängend, oben grünlich mit gelblichen
Sloffen und einem ſchwarzen Dupfen am Dedel, Er wird auf
F
188
der dortigen Rheede dad ganze Jahr gefangen. Cuv. Val. IX.
"238. t. 261. Ruffel T. 108. | *
2. G. Die Thunne (Scomber)
haben einen ziemlich ſpindelfoͤrmigen, jedoch etwas zuſammen⸗
gedrüchten, Faum geſchuppten Leib mit nacktem Kopf, die zweyte
Rückenfloſſe und die Afterfloſſe ſind in einzelne Flöſſel aufgelößt;
die Schwanzſeiten meiſt gekielt und die Floſſe ſteif, gabelförmig,
mit verzweigten Strahlen, die Zähne klein und raſpelartig; ges
wöhnlich 7 Kiemenftrahlen.
1) Die Mafreele (Sc. scomber),, Maquereau, Auriol;
Cavallo in Spanien; Pisaro in Sardinien; Macarello in Rom;
Lanzardo in Benedig; Mackrel,
wird 41% Schuh Yang und 4—2 Pfund fihmer, ift faft
ſchuppenlos. Der Grund der Schwanzfloffe iſt von einem Kiel
begleitet; dien erfte Nücenfloffe (12) fteht auf dem Naden, die
zweyte (12) auf dem Kreuz, und dahinter fliehen ‚oben und uns
ten 5 Slöffel. Der Rüden blau mit fhwarzen Querftreifen, unten
filberglängend. Keine Schwimmblafe, während fie doch ver:
wandte Gattungen haben,
Findet fih in großer Menge um ganz Europa, und wird
an manchen Drten fo wichtig. wie die Häringe. Im Winter
halten fie fich in der Tiefe, Fommen’ im Frühjahr an die Küften,
um ihre Nahrung zu fuchen, und befonderd die Häringe zu vers
folgen, mit denen fie fodann gefangen werden. Vorzüglich häufig
an Normegen, Holland, England und Franfreih, wo fie täglich
in Menge auf den Markt fommen und fogleich verzehrt werden,
meil fie, wegen ihrer Weichlichfeit, bald verderben. Sie find da>
ber Fein eigentliher Handelsartikel, wie der Häring und Stods
fiſch. Nur im füdlichen Europa werden fie eingefalzen und in
Pleinen Tonnen in die Nachbarfchaft verfendet. t
Ihr eigentlicher Fang mit der Grundſchnur und den Neben
ift im Sommer, wo fie laichen; e8 werden manchmal 4—500
Stück auf, einmal heraudgezogen. An der Inſel St. Eroir fängt
man fie auch ded Nachts bey Fackelſchein. Ihr Fleiſch ift frifch
ſehr ſchmackhaft, aber wegen des Fettes ſchwer zu verdauen.
Es iſt der eigentliche Scomber der Alten, aus dem fie ihre
beliebte Brühe, dad Garum, bereiteten, welches als Gewürz an
F
189
andere Speifen, und auch ald Arzneymittel bey Verſtopfungen
angewendet wurde. Die meiften dazu wurden bey Garthagena
(Plinius 31. 43.) gefangen, an einer Inſel, welche deßhalb
Scombraria hieß. Diefed Garum wurde von einer eigenen Coms
pagnie bereitet, und bieß daher Garum sociorums Martial
fagt von demfelben Lib. XIII. V. 82:
Nobile nune sitio luxuriosa Garum. vi
Sm Winter follen fie, wie der Sander, eine Zeit lang blind
werden, indem fih ein Fell über der Hornhaut bilde; vielleicht
find es Fleine Eingeweidwürmer, wie bey vielen andern. Fifchen.
Bloch, A. 3. I. 88. T. 54. Gesn?r 10130 Fig. Scomber.
Der eigentlihe Aufenthalt, oder gleichſam das "Vaterland
der Mafreelen iſt das Eidmeer, von welhem man fonft geglaubt
bat, daß ale die vielen Millionen nad) dem Süden audwandern.
Allein fie finden fih in allen Meeren, feibft in den beißen und
auf der füdlichen Erdhälfte. Ueber ihren Winteraufentbalt bat
der VBice- Admiral Pleville dem Lacepede (Poissons V. p. 41.)
folgende Merfwürdigkeit erzählt: In den Sihlen (Kleine Buchs
ten, welche vom Meer aus eine kurze Strede den Bächen ents
gegen geben) von Grönland, der Hudfondbay und Neufundland,
ſtecken fih die Mafreelen gegen den Winter mit dem Kopf fo tief
im den Schlamm, daß zwey Drittel ihres Leibes bervorragen, und
zwar fo dicht an einander, als wenn Pfähle eingeſchlagen wären,
daß die Schiffäleute -fih beym erften Anblick fürchteten einzu—
laufen, weil fie glaubten, e8 ware eine befondere Art von Klippen,
an welchen die Schaluppe Schaden nehmen könnte. Hier find
fie, unter der Eis- und Schnee: Dede gegen die. Kälte gefichert.
Erft mitten im Sommer fommen fie bervor und durchſchwärmen
die Küſten; fie gehen anfangd unvorfihtig in die Nebe, als
‚wenn fie taumelig und blind wären; fpäter kann man fie aber
nur mit der Angel fangen. Wegen ihrer leichten Zerſetzbarkeit
werden fie bald leuchtend, Das Waffer, "worinn man fie Focht,
zeigt dieſe ERBEN in hohem Grade, (Phil. Trans. 1666.
pag, 116.)
2) &8 gibt im Mittelmeer, eine etwas ht Gattung, —*
su;
4190
welche man Cogniol, Cavaluco, Lacerto nennt, und für: den:
Colias der Alten hält, woraus fie audy Garum gemadt haben
(Plinius 32. C. 11.). Die Schuppen find größer, und bie
fhwarzen Striche auf dem biauen Rüden bilden ein Netz. Cuv.
Val. VIH. 39. t. 209. &eöner 304, Fig.
b. Die Baftard-Mafreelen' (Caranx)
find ähnliche Fleine Fifche mit einer ſtark gepanzerten, oft
ftaheligen Seitenlinie, 2 Rüdenfloffen und einem liegenden Sta>
chel vor der. erftenz die hintere bisweilen in Flöffel getrennt;
vor der Steißfloffe freye Stacheln.
3) Der Stöfer (Scomber trachurus), Saurel, Maque-
reau: batard; Scad,
bat große Aebnlichfeit in: Seftalt, Größe und Fleifch mit
der Mafreele, und beißt daher auch Baſtartmakreele; die großen
Seitenfchilder fangen fhon an der Schulter an, und die Seitens
linie ift ftark gebogen; die Rüdenflofen (1, 85 32) find nicht im
Flöſſel getrennt; filberglängend, oben bläulichgrün. Sie kommen
häufig um ganz Europa vor, ‚werden aber in der Oftfee nicht über‘
fpann «ang, an England gegen 1 Schub, im Mittelmeer 2 Schub,
gewöhnlich aber nur 2 Pfund ſchwer. Hier ift er am zahlreichften,
und zeigt fih im Frühjahr fhaarenmeife an. den Küſten, wo er
mit: der Makreele gefangen, aber nicht beſonders geachtet wird.
In, England falzt man ibn ein, wodurch er fhmadhafter wird.
Er lebt von: Heinern Zifchen, und ohne Zweifel auch von Krebſen
und Würmern, Bhoch, D. F. I. 104. T. 56. Gesner 553,
Lacertus, Trachurus. Cuv. Val. IX. p. 11. t. 246. TA,
4) An America gibt es einen filberglänzenden, mit einem
fhwarzen Flecken amı Dedel, welcher die weftindifhe Mar)
freele- beißt (Sc. carangus), EIN Rates —
auch: gewöhnlich ihre Größe hat, und bey den Seefahrern
und Coloniſten als eine vortreffliche und geſunde Speiſe unter:
dem Namen Carangue-und Jurel befannt »ift. Er kommt übri⸗—
gend-2'/ Schub lang und 20— 30 Pfund «fhmwer vor. Bloch,
AB VER 6% %. 340. Marcgrave 172. Fig.
5) Es findet fih ebendafelbft ein anderer (C. fallagj6ı
dena vorigen. ganz gleich, aber ohne dem ſchwarzen *
er iſt aber oft giftig, und darf in Havannah nicht mehr gegeſſen
191
werden, fobald er über 2 Pfund wiegt. Er fol jedoch diefe Eis
genfchaften nur haben, wann fein Kopf voll Würmer fihtz was «8
für find, weiß man nicht. Guara Tereba. Maregrave 172.
Fig. Seba T. 27. 8.3. "Cuv. Val. IX. 95.
ec. Die Thunne (Thynnus) find viel größer, und haben
größere raube Schuppen um die Bruft, wie einen Kragen.
6) Der gemeine Thunn (Sc. thynnus), Thon; Tonno,
wird gewöhnlich 2 Schuh lang und 7 Pfund fhwer, iſt ziem>
lih di und fpindelfürmig, und mit größern Schuppen bededt,
zwifchen den Randfielen am Schwanz läuft nody einer im, der
Mitte. Die Seitenlinie ift gebogen, beide Rüdenfloffen (14; 14)
flogen an einander, und dahinter find.noh 8— 40 Zlöffel; ‚der
Rüden iſt ftahlgrau, das übrige filberglängend,
Die Thunnfiſche fheinen. in, allen Meeren vorzufommen;
befonders ‚wichtig ift aber ihr, Fang im; Mittelmeer, wo fie oft
mannslang und die? vorkommen. Man fpricht fogar von mirk:
lichen, Ungebeuern,. die 10, ja 15—18 Schuh lang, und 10—18
Centner ſchwer werden follen; daher man ihn auch bey Altern
Schriftſtellern oft unter den Walfifhen findet. . Auf jeden Fall
ift er der größte Fiſch, welcher um feines Zleifches willen ge:
fangen wird,
vn Er sift ein gefährliches NRaubthier ,: welches Makreelen, Hä⸗
singe und feine eigene Gattung verfihlingt. - Daher auch Op—
pian von ihm fagt:
Ast diro Thynno non est sceleratior alter,
‚Et nullus piscis tanta impietate notandus;
Ofendit quicquid rapidam demergit in alvum
Namque soluta parens partu, ‚priv ata dolore
Non parvis. parcet natis saevissima mater.
Im Weltmeer werden ſie nur einzeln ‘gefangen, meiftens in»
dem fie den Häringen nachftellen. "Mai wirft ihnen dann ge—
fhwind eine Angel vor, die fie ſelten verſchmähen. Sobald fie
gefangen find, verlieren fie allen: Muth, und ergeben fich ohne
vielen Widerftand. Das Fleiſch fiebt wie’ Rindfleiſch aus, wird
aber gekocht blaß, und fhmedt wie Salm Pennant lieg einen,
492
der 8 Schub lang war und 5 im Umfang hatte, wägen; und
fand ibn 460 Pfund ſchwer. un
Sein eigentliches Reich ift dad Mittelmeer, wo er in Shaw |
ren von vielen Tauſenden zieht, und unter den Fiſchern ein. all»
gemeinged Aufgebot veranlagt, wie, die Störe, und Haufen am
cafpiichen Meer, Schon die Alten. ‚haben, viele8 von ihren Wan⸗
derungen erzäblt; nad) Pliniuß haben ‚fe fogar ‚die, Flotte
don Aerander dem Großen aufgehalten. . Man bat Wachen
vor ihrem Eintritt aus dem MWeltmeer ind Mittelmeer auf
Höhen aufgeftellt, welche den Fiſchern ihre Ankunft, anzeigten.
Auch zu unferer Zeit bat man noch geglaubt, daß fi aus dem
Weltmeer in dad Mittelmeer zögen; jetzt aber bält man daflır,
daß fie ſich, wie die meiſten andern Fiſche, des Winters in der
Tiefe halten, und zur Laichzeit, welche in den Mah und Juny fait,
an den Strand geben, wahrſcheinlich dem Strom entgegen, wie
die Lachſe. Der größte Theil ſtreicht an Spanien, Frankreich und
Piemont vorbey nach‘ den Sufeln Elba, Corfica, Sardinien und
Sicilien; fie Taschen indeſſen meiftens in Tiefen von 100 Schuß, und
gehen felten an feichte Stränder, Nach Brydons Reife durch
Sicitien J. ©. 176 fängt man fie mit Angeln an flarfen Grund»
fhnüren, vorzüglich aber mit großen Negen, welche an der’ Pros
vence Mandrague, an’Stalien aber Tonnaro. heißen; ſobald der
Führer des Zugs bineingerathen ift, fo folgen alle nach, und man
ift eines reichen Fanges gewiß, Beys den ‚Sicilianern iſt der
Thunnfang eine Hauptbeluſtigung in den Sommermonaten, und
die Zubereitung und Verſendung derſelben ein Hauptgeſchäft und
ein wichtiger Handelszweig. Sie kommen daſelbſt erſt Ende
May an, wo die Tonnari zit ihrem. Eimpfange ‚bereit fteben; fie
find eine Art von Wafferveftung, welche mit großen Koſten aus
ſtarken Neben errichtet wird, die man mit Ankern und bleyernen
Gewichten auf dem Boden des Meeres zwiſchen Felfen und In—
ſeln errichtet, wo die Fiſche durch müſſen. Man ſchließt dieſe
Durchgänge mit: Netzen, zund läßt nur eine kleine Oeffnung,
welche das Thor des Tonnaro heißt und in einen großen. Saal
führt. Sind die Fiſche darinn, fo läßt man ein Netz vor das
Thor fallen, damit ſie nicht mehr zurück können; dann öffnet
man, diejenige Thüre des Saals, die in ein zweytes Zimmer
4933
führt, und treibt ſie durch Geräufh hinein, öffnet fodann das .
Saalthor ‚wieder, damit die Nachkömmlinge auch hinein gerathen.
Manche Tonnariihaben eine Menge Zimmer, worein die Fiiche
allmaͤhlich gelaffenswerden, bis fie im lesten, aus flärfern Netzen
gemacht, in binlängliher Zahl zuſammenkommen, ıwo,fodann. die
Schlacht angeht. Die Sicher tödten fie, mit, Speeren, Harpunen
und Wurfpfeilen, wobeh die armen, Thiere, wuͤthend um ſich
ſchlagen, das Waſſer in die Höhe ſpritzen, oft die Netze zerreißen⸗
— den Schädel an den Klippen zerſchlagen.
Sie ſchwimmen außerordenlich fhnel, und folgen oft Schif⸗
* Wochen lang. Sie werden häufig von der Meerbremſe -ges
plagt, welcher ſich wegen der weichen Haut. unter den Bruſtfloſſen
æeinfrißt. Nach Oppian ſollen fie vor BRRERN in die TR
—* auf den Strand ſpringen.
2 .0sHi 'torti stimulis incursant nasibns altis,
u NNnEt saepe in terram‘saliunt 6 gurgite vasto |
In tanto volvunt luctantia membra dolore.
i6t. (I. 508.)
"46 hy
er wir keit degeiten und pfundweife ra wie ans
bered. Fleiſch. Zum Einfalzen wird er am Schwanz ‚aufgehangen,
ausgeweidet, dad, , Fleifh vom Rückgrath abgefondert, zerfchnitten
und eingepöckelt. So geht er unter dem Namen Tonnine nad
‚Eonflantinopel, früher. befonder& häufig, ehe die, holländiſchen
Haͤringe und, die, franzöfifchen Sardellen und Anſchovis im Han⸗
del waren. In Italien und Spanien iſt er ſehr geſchaͤbt, und
man hat ihn ſogar auf Münzen geprägt; er mar, ein Bild der
ehelichen Treue, und, durfte daher bey keiner Hochzeit feblen.
Die Griechen hatten ihn der Diana geweiht. Bloc, D, erlle
„95. Taf. 55. Pennant II. ©. 266. Taf. 52. Marcgrave
&. 179% dig. Guarapueu. . Browne Jamaica p. 451. Ges-
„Mer 1150. Fig. , Thunnus Aristotelis? Cuv. Val. VIII. 58.
..tab..210.. Plinius IX. c. 27. Thunnus, Orcynus, Cybium,
Melandrys.
Bey Venedig wird er vom Auguft biß in den ‚Detober , ges
fangen. - Seinen Zügen geben gewöhnlich Sardellen wran, und
Delpbine jagen ihn oft in das Nep, was die Fiſcher für einen
Diend allg. Raturg. VI. 13
4195
Freundſchaftsdienſt anfehen , und daher, wenn fe mit ihnen hin⸗
-eingerathen find, ihnen zurufen: gebt hinaus" Delphine ‚was fle
fi nicht zweymal fagen Haffen. Die häufigften und beften find
die von’10-40 Pfund; es gibt aber, auch gegen 5 Centner
ſchwere welche in fenkrechte Scheiben geſchnitten und pfundweiſe
verkauft werden; die Polizei übt darüber genaue Aufſicht. So
geſund und ſchmackhaft ſein friſches Fleiſch iſt, fo nachtheilig
wirkt es auf die Geſundheit, wenn es ſich der Fäulniß näpert.
Es bekommt ſodann um die Grathen, welche roth werden, einen
ſcharfen Geſchmack, als wenn es ſtark gepfeffert wäre, verurſacht
Entzundung im Schlunde, Magenſchmerzen, Durchfall, und reich⸗
lich genoſſen ſogar in kurzer Zeit den Tod. "Die Policey unter⸗
ſucht daher! Alle ankommenden Ladungen, und Üßt oft, befonders
wenn der Sirocco-Wind die Fahrt verſpätet und "die Fäulniß
befchleunigt bat, die ganze Ladung .in das Meer werfen. Auch
die frifchen amüffen längſtens innerhalb 2 Stunden verfauft wers
den. Martens. H. 432... Ad
7) Die Ralianer unterſcheiden einen kleinern unter dem
Nanien Langfinner(So. ala longa),
ER von welchem Euvdier vermuthet, daß er der — An-
“thiäs‘ der Alten ſehn könnte. Er findet fi fi im Mittelmeer und
“m atlantiſchem, und wird beſonders um ganz Spanien herum,
an Sardinien und Sicilien gefangen." Er zieht fchaarenmeife zu
Saufehden,‘ wie der gemeine Thunn, und mit demſelben, wird
ebenſo behandeln und gefhägt, erreicht auch wohl die Größe von
”80 Pfand, ünterſcheidet ſich aber durch viel längere Btuſtfloſſen,
wilde bis an den Aufang des Schwanzes reichen. In dem
Meerbliſen von Bigcaha find fie unter dem Namen Germon
(Gera, Kriegsmann), welchen ihm ebemals die Engländer
"beplegten, vom Day bis zum Dctober der Gegenftand’ einer aus⸗
"gedehnten’ Fifchereb. Die Zifher der Inſel Yen fangen” in
"dh Tagen 13—14,000 Stud mit gefalzenem Aal und auch mit
künſtlichem Köder an 80 Klafter langen Seilen. Man findet ſie
übrigens‘ bis zum Aequator. Cuv. Val. VIII. 120. tab. 215.
—— N II. S. 198. Duhamel Pöches U. seet. 7.
“Nie. ii
195
8) Der atlantifhe Bonit (Se. pelamys)
wird 2 Schuh Tang, ſieht ganz nadt aus und filberglängend,
bat aber auf jeder * 4—6 ſchwaͤrzliche Längsſtreifen, oben 8,
unten 7 Floöſſel.
Findet ſich nur zwiſchen den Wendekreiſen und nicht im
mittellaͤndiſchen Meer, wird auch von allen Seefahrern als ein
Fiſch angeführt, -welcher die fliegenden Fiiche auftreibt, und dem
Schiffsvolk eine erfehnte und’ ſehr aefunde Speiſe iſt. Der Rücken
iſt dunkelblau, die Seiten hellblau; jederſeits laufen unter der
Seitenlinie auf dem ſilberglänzenden Grunde A ziemlich breite
und fhmwärzlihbraune Längsſtreifen; die Bruſtfloſſen find braun, die
Steißfloffe filberweiß, die Iris goldgelb. Dad Maul ift fo groß,
daß es einen fliegenden Fiſch Leicht aufnehmen: kann, ‚bat aber
nur eine’ Reihe Feiner Zähne im Dberkiefer. Die beiden Rüdens
floſſen find, weit von einander; die ſchwache Seitenlinie iſt ges
bogen. Sie freſſen Tnicht bloß Fifche, fondern auch Schalthiere
und "Meerpflangen. Sie werden ſehr von: Eingeweidwürmern
und Lernäen geplagt. Com mers on in Lacepede V. pag. 17.
Osbecks Reife ©. 87. Cuv. Val, VII. 113. tab, 114.
Bory hat ihn auch in feiner Reife nach den Mascarenen
befhrieben (TE F. 1), und Leffon an Dtabeiti in großer
Menge gefangen.‘ Sie irren :truppweife umher, um Dintens
ſchnecken und fliegende Fifche zu fangen, werden gegen 2 Schuh
lang, 6 Zoll hoch und 5 Pfund ſchwer, oben blätlich oder bräun—
lih, an den Seiten filberglängend, mit 5 bräunlichen Streifen.
Sie fpringen bisweilen über dad Waffer, und merden an der
Angel ‚gefangen mit Floden von Baummolle, oder mit einem
weiß angeftrichenen Stüde Kork, das wie ein fliegender Fifch
geſchnitzt iſt. Sie werden von den Malaven zubereitet mie die
Thunne des Mittelmeerdz; find aber bisweilen giftig, mie «8
ſchon Forfter erfahren bat. Die Haut wird rotb wie ein Krebs,
ed erfolat fliegende Hihe, Ohnmacht, Grimmen, endlich Durch»
falb und ‚Schweiß, womit die Vergiftung aufbört, Voyage de
Duperrey Il.t. 32. Thynnus vagans. (Iſis 1833, 109.)
9) Der mittelländifhe Bonit (Sc. sarda)
wird eben fo groß, ift filberglängend, oben blau und bat
auf dem Rüden ſchiefe, fhmärzliche Streifen; feine Zähne find
15 ®
196
läuft ein Streifen Fleiner aber deutlicher Schuppen.
Dieß iſt der eigentliche Bonit des mittelländifchen Meers.
‚Er kommt jedoch auch im atlantifhen Meer ‚vor, und wird
an den weſtlichen Küſten von Frankreich und Spanien eben ſo
häufig gefangen wie im ganzen Mittelmeer. Obſchon er nicht
über 2 Schuh Yang wird, fo wiegt. er doch 20-12: Pfund. Das
Fleiſch ift weiß und fett, doch nicht fo. gut wie das deßs Thunns,
und wird am liebſten frifch gegeffen. Da er fich aber nicht lange
bält, fo wird er auch eingefalgen, beſonders wern die Fifcher
durch den Wind abgehalten werden, bald ans Land zukommen:
denn er wird gewöhnlich 20—30 Stunden weit sim hoben Meer
gefangen, und zwar mit fünftlichem Köder, der aud einem Stud
Blech mit weißen Federn beſteht. Er iſt ſehr gefräßig, und: flellt
befonderd: den Sardellen nach. Arm winträglichften ift der: Fang
in May bey Cadix; 4 Schiffe mit 100 Menſchen bringen oft
8,000 Stüd auf einmal nach: Haufe, Die Spanter fangen ähn
auch häufig an den’ africanifcher Küften, falzen ihn ein und’ beins
gen ihm in den Handel, Auch an der Provinz, bey Conſtanti⸗
nopel und im fchwarzen Meer ift ein beträchtlicher Fang. Bey
Venedig heißt er Palamida. Bloch, A. $. VIL am I. 35%
Salviani Taf. 123. Gesner ©. 42. Fig. Amia. 1151.
Thunnus;, Pelamys sarda Plinii. — T. M, 1. Ip
Cuv. Val. VII. 149..t. 217:
Der Academiker Köhler zu Peteröburg hat eine febr. ge⸗
lehrte Abhandlung über den Fang, Handel und die Zubereitung
der Fiſche bey den Alten, beſonders des Caviars und der Fiſch—
brühe (Garum), geſchrieben, und dazu gegen 1000 Stellen aus
einer Unzahl von Schriften angeführt. Die Griechen nannten
die eingeſalzenen und ſonſt eingemachten Fiſche Tarichos. Die
Fiſche lieferten üͤberhaupt damals die köoͤſtlichſten Speiſen auf die
ſpitziger und ſtaͤrker als beym Thunnfiſchz Uber den Bruſtfloſſen
—
üppigften Tafeln. In Athen wurden am meiſten geſucht die Aale
vom See Copais in Bbotien, die Anſchovi von Phalerä; auch
die Dintenſchnecken ſtanden in einer Art Anſehen, weil man ſie
bey einem gewiſſen Feſte den Verwandten zum Geſchenk ſchickte.
Bey den ältern Römern wurden die Fiſche * PR dem
Volke — hab Oord 1
| 497
Piscis adhue Ali populo sine fraude vatahat,
Ostreaque in conchis tuta fuere suis.
Später war es umgekehrt, und gemiffe Fiſche fliegen zu einem
ungebeuern Preife, nah Varro:
Nee nultinummus piseis ex salo captus
Elops: neque ostrea ulla magna captata
Quivit palatum suscitare.
Kifhe, für welhe man in Athen ein fchönes Pferd gab,
wurden in Rom noch theurer bezahlt. Reiche Leute, wie Quculs
Zus, Philippus und Hortenfiud befamen die Namen: Piscinarii,
Piscinarum Tritones, Proceres gulae; die Familie Licinia
den Bennamen Muraena, das Ledermaul Sergius den Namen
Orata, von feiner Liebe zu den Goldfiſchen. Das Meer an Aſien
Jieferte ihnen den Scarus, Ehalcedon den Pelamys und die Meer:
aale, Caſſiodor, der Canzler Theodorich8 des Großen im.
fehsten Jahrhundert, ſchildert den Föniglichen Tiſch auf fol
gende Art:
Mensae regalis Apparatus artiöstinei non parvus rei-
publicae probatur ornatus: quia tanta dominus possidere
ereditur, quantis novitatibus epulatur.‘ Privati est, habere
quod lvcus continet: in prineipali convivio hoc profecto
decet exguiri, quod visum debeat admirari. Destinet car-
pam Danubius, a Rheno veniat ancorago exormis, tonsicula
quibuslibet laboribus offeratur. Bruttiorum mare dulces
mittat acernias, sapori pisces de diversis finibus offerantur,
Sic decet regem pascere, ut a legatis gentium credatur Kim
omnia possidere.
Der Pabſt Clemens VII. unterhielt ſich beym Mittagsmahl
über die beſten römiſchen Fiſche mit den Cardinälen, und dieſes
hat ſeinen Arzt Paulus Jovius zur Bearbeitung ſeiner kleinen
Schrift über die Fiſche veranlaßt.
Der Tarichos der Griechen hieß bey den Römern Salsamen-
tum, worunter man aber auch zulegt Brühen und Gewürze bes
griff. Die großen Fifchereven in der Wolga, welche ben den
Alten Aha biegen, wurden erft im 17ten Sahrhundert bekannt. Jene
Alten aber fhon im aſſoviſchen Meer (Palus maeotis) und im
498 *
Don (Tanais); Herodot ſpricht vom Einſalzen des Stͤrs im
Dnieper (Borysthenes), den er mit. den Nil vergleicht. Er
mwurde auch ſchon im Bug (Hypanis) gefangen, und dad Salz
dazu aus den benachbarten Salsfeen ‚gewonnen, ‚Der Tarichos
der Stadt Olbia am Bug war mweit und breit berühmt, und
wurde bis zum AAten Sahrhundert nebft dem Getreide nach Con⸗
ftantinopel gefhafft. In fpäterer Zeit wurde er in vielen Städ—
ten am fhwarzen Meer bereitet.
Die Gattung Thunnfiſch, welche jebt Bonit (Pelamys) heißt,
zog in zahllofen Schaaren aud dem ſchwarzen Meer gegen By⸗
zanz, wo fie gefangen, eingefalzen und nach Griechenland und
Rom gefhafft wurde, Nah Lucian wurden jedoch die von
Sardinien und Iberien vorgezogen, wo fie Sarda hießen. Die
Thunnfifche Famen im Frühjahr in dem ſchwarzen Meer an,
und dann bereiteten fi eine Menge Ruderfchiffe zum Fang vor,
wozu der Wächter auf einem hohen Gerüſt am Strande dad
Zeihhen gab. So machte man ed aud) auf den griechifchen In⸗
feln und in Stalien, und thut es noch bey Eonftantinopel. Böt—
tiger bat diefen Thunnfiſchfang umftändlich befchrieben (Amal⸗
tbea II. 302—336). Diefe Fiſche kommen oft mit Reufen und
Angeln auf den Medaillen von Byzanz vor, Nah dem: Bonit
murde der Rabenfifh (Coraeinus) am meiften: gefhägt, und
die Meerbarbe (Myllus) fo wie eine Gattung Thunnfifch (Orcy-
nus). In Gicilien verfaufte man eingefalzene Thunnfifche fo
wie Mafreelen, und die Stadt Scombraria bey Neu:Carthago
war defhalb berühmt. Auch von Eadir, und felbft dem: atlantiz
ſchen Meer, kamen Thunnfiſche und Bonite in den Handel. Es
ſollen manche 8 Centner gewogen haben. Die Aegyptier trock—
neten die Fiſche an der Sonne, und ſalzten ſie ein, wie auch
Enten, Wachteln und kleine Vögel. Unter jenen waren Raben⸗
fifhe und Welle. Die fogenannten Fifcheffer am arabifchen
Meerbufen trocdneten die Fiſche an der Sonne, fehüttelten fie fo»
dann am Schwanze, daß dad Fleifh von den Gräthen abfiel,
ftaınpften es dann auf Felfen, machten einen Teig darauß, gaben
deinfelben die Geftalt von Badfteinen, und hoben fie in Magazinen
auf; fodann verwandelte man fie in Mehl und aß fie wie Brod,
Sp macht man ed noch in Kamtſchatka. Bom Thurn hat man
199
vorzüglich das Bauchſtuͤck gefhäßt, wie noch beutzutage ; ebene
vom Schwerdfiſch. Die, eingefalzenen Sifche ‚oder Tarichos wur—
den in große irdene Urnen mit 2 Handhaben gepackt und vers
fendet. Sie waren unten fpigig, und konnten daher nur ftehen,
wenn viele, in einem Keller ſich mwechfelfeitig bielten, wie man es
in Pompeji gefunden hat. In Griechenland mar der gewöhnliche
Tarichos ſehr moblfeil, und murde von Sclaven, Dienſtbothen
und Bauern gegeffen, auch von den Soldaten während des Kriege,
befonderd wenn er ,vom Delphinen, Hammerfifchen: und ‚alten:
Thunnfifhen gemacht war; er ‚wurde auch von den ärmſten und
verachtetften Leuten verkauft, 4
Oblitusne es, quia a vendebas.
Der Vater des Philofophen Bion und des Dichter Horaz
waren ſolche Leute. Da er feucht war und nicht angenehm roch,
fo verkaufte man ihn aus den Biden im Keigenblätter gewicelt.
Ein gefalzener Fiſch, an dem mehrere‘ Perfonen 3 Tage ejfen
konnten, Foftete zu Athen nur 2 Obolen (8— 10 Kreuzer); das
gegen wog man nicht felten. Sifche, wie den Meeraal, mit Silber
auf, wie e8 Priamud gethan hat, um feinen Sohn Hector aus»
zulöfen., Nah Rom Famen re für die man einen Ochſen
gab; für einen Topf vom beſten Tarichos eine Hecatombe, d. b.
100 Schafe und einen Ochſen; zu Catos Zeiten für ſolchen
aus dem ſchwarzen Meer 800 Drachmen, faſt fo viele Thaler.
Das Garum war ein anderer wichtiger Gegenſtand für die
Schwelgerey der Alten, welches von der Makreele gemacht wurde.
Es war ein Saft oder eine Brübe, welche aus den Därmen und
andern. Theilen, die ‚font; meggemorfen werden, gemacht wurde,
indem man fie in Sal; marinteren und faulen lieg.
Aliud etiamnum Bquoris' exquisiti gemis, quod Garon
vocare, intestinis piscinm coeterique, quae adjicienda esse
sale maceratis, uti sit illa putrescentium macies. Hoc olim
conficiebatur ex. —— quem Graeci Garen vocabant. Pli-
nius 3l. c. 7. *
Das beſte war daB Garum sociorum, welches Au dad ſpa⸗
nifähe, das ſchwar ze und das edle (Garon nobile) bieß. Zwev
Maaß (Congü, 44 Shoppen) Eofleten zu Rom 41,000 Denase
200
(400 fl.), das Fam vorzäglih von dem feingemiſchten, indiſchen
Gewürze ber; es gab Feine Flüſſigkeit —* den ge
welche fo theuer bezahlt wurde. 3d
Hine sanies pretiosa fluit, floremque eruoris *
Evomit, et mixto gustum sale temperat oris.
Manilius Astr. V. 671.
Diefed befte Sarum wurde aud den Därmen und dem Blute
frifch getödteter Mafreelen ınit Salz gemacht.
Affertur squillas inter Muraena natantes
In patina porrecta.. Sub hoc herus: haec gravida,
inquit,
Capta est, deterior post partum carne futura.
His mistum jus est, oleo, quod prima Venafri
Pressit cella; ; garo de succis piscis Iberi; |
Vino quinquenni ete.
Horat. *)
Exspirantis adhuc Scombri de sanguine primo
Accipe fastosum munera cara garum.
Martial XII. ep. 102..
Die Mafreele Fan aus dem atlantifchen Meer, murde an
Mauritanien gefangen, und bey Neu⸗Carthago und auf der Inſel
Scombraria bloß zu Garum verwendet. Man machte übrigens
*) Unter fchwimmenden Krabben nunmehr Fam eine Muräne, _
Lang in der Schüſſel gedehntz; und der Raucher meldete:
„Trächtig
„Ward ſie gehaſcht; denn das Fleiſch wird weniger que
nach der Raichzeit.
„Aber die Mifchung der Sod' ift Föftliches Del aus Vena:
frums,
„Edelfter Leſe gepregt, und Gar von Sherermärreelen;
„Mit fünfjährigem Wein von nicht ausländifcher Kelter
—— durchkocht (nach dem Sud' iſt ſo zuträglich der Chier,
„Die Fein anderer ſonſt); auch weißlicher Pfeffer und Eſſig,
„Welcher aus Methymäergewächs fich in Par gewandekt,«
Voß.
— 204}
auch Barum von der Meergrundel (Apua) und von dem Ans
ſchovi (Encrasicholus).
Jam patinas implebo meas, ut patior ille
.Majoram mensis Apuarum succus infundet.
Ausonius ep. 21.
Die Salzbrübe ‚Muria, Liquamen), welche. man au
dem Ihunnfifch bereitete, gebörte auch zur Tafel der Alten, wcır
aber wohlfeiler, und. kam vorzüglid, von Antibes.
Antipolitani, ‘fateor, sum filia Thyuni:
Essem si — non tibi missa forem.
Martial. XII. 103.
Zur Muria nahm man, nah Caſſianus Baffus (Geo-
ponica 20. c. 46.), die Därme, das Blut, dad Blutwaſſer und
die Kiemen des Ihunnfifches, beftveute e8 mit Salz, und ließ es
in einem Gefäß 2 Mohate ftehen. Um fehlechtere zu machen,
gabm man in Bithynien die Larierfifche (Maena) und auch «>
dere Kleine Fifche, und that fie in einen Trog, und auf den Mo—
dius (zu 45% Pfund) 2 Maaß (zu 26 Loth) Salz, ließ e8 eine
Nacht ſtehen, warf e8 dann in ein irden Geſchirr, welches 2-—-3
Monate. an der Sonne offen ftehen blieb. |
Den Bodenfa vom Garum und von der Muria gab mıan
den ärmften Leuten. Er hieß Alex.
Nec mullus, nee te delectat, ‚Baetice, turdus:
Nec lepus est unquam, ‚nee tibi gratus .aper. —
Capparin, et putri cepas«alece natantes,
Et pulpam dubio de petasone oras.
Martial. HE 77.
Diefe Brühen goß man über allerley Fleiſchſpeiſen; auch
trank man ſie mit Waſſer oder Wein, wie Thee oder Caffee,
und trank ſie bey Tiſche. Endlich machte man auch Garum aus
der Leber der Meeräfche, welches ſehr theuer war. Es iſt merk⸗
wuͤrdig, daß niemand von dem geſalzenen Roogen oder dem
eigentlichen Caviar, der und von den Leckereyen der Alten allein
übrig geblieben iſt, fpricht, als der einzige Arzt Diphilus
Athaen. Dipn. IH. c. 24.). „Der Roogen der Fifche und der
202
Tarichos von demfelben ift fhmer zu verdauen, beſonders von
großen Fiſchen.“ Das Stilfhweigen darüber kommt mabrfcheins
li) daher, daß. man den balbflüffigen Caviar nicht in. wärmere
Gegenden Fonnte kommen laffen. Nah Belon hat man jedoch
in fpäterer Zeit Caviar in Griehenland gegeſſen. Wahrfcheinlich
war er den Alten nicht gut genug. Gegenwärtig führt die Stadt
Kertfch jährlich 373 Pud für 3,670 Rubel nad Eonftantinopel
aus; Theodoſia 531, Taganrof 9,000, Ddeffa 9,000, Peterdburg
ebenfalls; aus den andern ruffifchen Häven 900. Zu Caffa und
Tana wird aud dem Roogen der Karpfenarten rother Caviar bes
reitet und in die Türkei verführt, wo ihn die Juden verzebren.
Außerdem madt man von dem Roogen der Meer:Aefche
(Mugil) den fogenannten Botargo, mofür Theodofia, Alerandrien,
Dartegue bey Marfeille, befonders berühmt find. Um Conſtanti⸗
nepel, wo überhaupt mehr Fiſche als Fleiſch gegeſſen werden, kann
man in jeder Bude gebratene Fiſche haben. |
In der meuern Zeit bat die Sardellenbrühe die Stelle des
Garum eingenommen. _ An der Bretagne fol man jährlich
30 Millionen Sardellen fangen, und dabey 2 Millionen Franken |
gewinnen. In der Krimm, bey Theodofla und Sebaftopel fängt
und mariniert man eine Menge Matreelen, welche daſelbſt 15 bid
30 Zoll Yang, und nach Conſtantinopel ausgeführt werden; fie
find aber erft nach einem Jahr eßbar. Die Meerbarben (Mul-
lus) find dafelbft ebenfalls in großer Menge, aber nur 5 Zul
lang. Me&m. Petersbourg. Phil. 1.1832. p. 347,
3.06 De Scchwerdfiſch (Xiphias)
zeichnet fich durch die ſchwerdförmige Verlängerung feines
zahnloſen Zwifchenfieferd aus, ift fpindelförmig, nadt, oder viels
medr mit. kaum erkennbaren Schuppen bededt, bat einen Hauts
fiel an. der Seite des Schwanzed, und Feine Bauchfloſſen. Sie⸗
ben Kiemenſtrahlen.
4) Der gemeine X. gladins), Espadon;, Spada,
ift gewöhnlich mannslang, und davon nimmt dad Schwerd '/,
weg; „die ungleich hoben Rückenfloſſen find verwachſen; bie
Schmanzfloffe mondförmig,, der Rüden bläulih, unten weiß,
Das Schwerd iſt 2—4 Schub lang und 2-3 Zoll breit bat
oben eine flache Sure, unten 3; die Ränder des Mauls ſiud
205
ftatt der Zähne nur mit Eleinen harten Knoten beſetzt. Der
Darmcanal ift fehr lang, macht 7 Krümmungen, und enthält ein
Spiralband, wie bey den Hayen. Die Schwimmblaſe iſt groß
und einfach.
Diefer Fiſch mahnt an die Hayen, ſowohl in der Geſtalt ald
in feiner Größe, indem man ſchon welche gefunden bat, bie
11 Schub Yang geweſen und 3 Schub im Umfang. hatten; man
fpricht fogar von der ungebeuern Länge von 20 Schub, und
5 Centner Gewicht. Er bat aber harte und getrennte Knochen,
und nur 1 Kiemenloh mit 5 Kiemenbögen und einem gewöhn⸗
lichen Dedel,
Er findet fich in allen Meeren, auch in der Nord» und Oſt⸗
See, häufiger jedoh im Mittelmeer, wo fie ſich des Winters in
"der Tiefe aufhalten, im May aber und Juny an die, Küften
fommen, um zu laichen; ihre Ener find Fein und fehr zahlreich.
Sie fhwimmen gewöhnlich paarweife mit außerordentlicher
Schnelligkeit. Sie leben von Fifhen, und, wie man faat, auch
von Meerpflanzen, und find nicht für eigentliche Naubfifche zu
halten: denn’ fie „bedienen fich ihres Schmwerdes nur zur Verthei—
digung. Ueberhaupt fchreibt man ihnen Friedfamfeit zu. Pli>
nius fagt, fie duürchbohrten mit dem Schwerd die Fahrzeuge,
was aber bey feiner Schwähe und Bieafamfeit nicht möglich iſt;
indeffen fol er an America den Esocodillen doch den Bauch auf
fhligen. Er ift mit dem Thunn das einzige Seeungeheuer, deffen
Fleiſch ſchmackhaft iſt. Es wird ebenfalls ausgehauen uud pfunds
weiſe verkauft; die Bauch: und Schwanz⸗Stücke find beſonders
geſchätzt; die Floffen werden eingefalzen, und unter den Namen
Callo' als: beliebtes "Gericht verfauft. Sie werden von dem Fes
derwurm (Pennella), der fih ihnen ins Fleifch frißt, fehr geplagt,
und follen deßhalb wüthend aus dem Waſſer, und felbft in die
Boote fpringen. - Diefe Erzählung fchreibt ſich übrigens von
Plinius ber. Bloch, D. F. IM. 28. T. 76, Beöner’äsn,
Fig. Gladius, 1253. Xiphias, Cuv. Val. VII. 255. t. 225,
226, 231., nebft Schädel,
2. Sippfhaft. Die tafelfürmigen Thunnfiſche
find faft ſo hoch als Yang, alatt und glänzend, wie ohne
Schuppen, baben ein faſt zahnlofes Maul, einen deckelartigen Uns
terkiefer), meiſtens vorragende Strahlen in den Rückenfloſſen.
Schwimmblaſe. ‚Sie find Bewohner der wärmern Meere,
4.6. Die Spiegelfifhe (Vomer)
find faſt ſcheibenförmig, ganz ſchuppenlos und glänzend wie
Taffet, mit Bürftenzähnen, die Strahlen der erften Rüdenfloffe
und der Bauchfloffen verlängern ſich in Faden. Schwinmblafe
groß. Skelet, Agaſſiz V. A,
4) Der Meerhbahn (Zeus gallus)
ift fehr dünn, fpannelang und faft eben fo hoch; ber Kopf
febr abſchüſſig, die Bauchfloſſen Yang und die Schwanzfloffe
gefpalten; filberglängend mit, Goldfhimmer, in der. zwenten
Rückenfloſſe ift. der. zehnte, und in der Steißfloffe der. zweyte
Strahl der längſte. Lebt in Oftindien von Heinen. Krebfen, mie .
Sarneelen u, dergl., und wird gegeffen. Bloch, X. $. TIL. 58,
3.192. 8.1... Seba MI. T. 26., Nieuhoff ©. 270, Zig.
‚Ruffel 57. Cuv. Val. IX. p. 168. tab. 254.
2) Eingang ähnlicher findet fih von Brafilien bis red
York, welchen man Pflugfhar: und Silber: Fiſch nennt
(Z. vomer),
fein. Kopf ift aber nicht ſo abſchüſſig, und der Küchen nicht.
fü hoch gebogen; der zweyte Rückenſtrahl in. einen ſehr langen
Faden verlängert; ‚ebenfo der erſte in der zweyten Rüdenfloffe,
und. der erfte in der Steißfloffe; die Schwanzfloffe gefpalten; die
Färbung ift filberglängend mit blauem Schimmer, , Er iſt zwar
gewöhnlich über fpannelang, erreicht: aber die Größe von 2 Schub,
Wird mit dem Neb und der Angel häufig gefangen, wobey er
grunzt wie ‚ein Schwein. Er wird wegen feined guten und
fhmadhaften Fleiſches ſowohl von den Europäern als von den
Eingebornen häufig gebraten und gegeſſen. Die Holländer nen:
nen ibn Silberfifih und die Frangofen Lune, die Portugiefen
Peixe. Gallo., Cuv. Val. IX. p. 177. tab. 255. Bloch, A
F. UL 45. 8.19. 8.2 Maregrave ©, 161. Fig. Aba-
catuia. Piſo ©, 55. Fig. |
b. Andere find mit ſehr Heinen, filberglängenden Schuppen be:
det, haben oft eine Reihe Spitzen an den Seiten ded Rüdend;
das faft zahnloſe Maul ift fehr vorfchiebbar, Kann ſich in eine
205
Röhren verlängern, ;und wird. vom. Unterkiefer wie von. einem
Deckel geſchloſſen.
5. G. + Die: Sonnenfiſche (Zeus)
‚find glatt und haben eine ſtark ausgeſchnittene Rückenfloſſe
mit geflügelten Strahlen, kleine Stacheln längs derſelben und
der Steißfloſſe; auch 2 Reihen Stacheln vor der binteun Darm⸗
öffnung. Sie heißen auch Spiegelfiſche.
Der gemeine 6 Faber — Poisson St, Biere
mes Tripdsa
findet ſich — in den waͤrmern Meeren Bi im Mittel
meer, aber nur höchſt ſelten in der Nordſee, iſt auch nirgends häufig
amd wird 12 Schuh lang, ſilbergrau, bisweilen gelb, mitten
auf den Seiten ein ſchwarzer runder Flecken auf gelblichem Grunde,
welcher ihm ohne Zweifel den Namen Sonnenfiſch verſchafft hat;
auch nennt man ihn deßhalb Petersfiſch, weil der ſchwarze Flecken
mit einer Muͤnze verglichen wird, als Andeutung, als wäre es
derjenige Fiſch, in welchem St. Peter den Zinsgroſchen gefunden
hat. Bey dem Griechen heißt er daher auch Chriſtusfiſch
(Christo-psaro). Meerſchmidt ſoll er beißen, weil man in der
Geſtalt ſeiner Knochen alle Werkzeuge eines Schmidts finden
will. Er ſoll ſehr gefräßig ſeyn und: den kleinen Fiſchen nach—
ſtellen. Da er nur ſelten mit andern Fiſchen gefangen wird, fo
iſt er nicht von großer Bedeutung, obſchon er bisweilen ein Ges
wicht von 10-12 Pfund haben ſoll. Er wird jedoch für einen
guten Leckerbiſſen gehalten. Bloch, D. F. IL 24. Taf. 41.
Salviani 75. Gesner 439. Fig. Faber, unter welchen
Namen er auch: bey den, Alten vorkommt.
en. Andere haben eine einzige, fehr hohe Rüden: und: Steiß⸗
floſſe, und vor der letztern nur einen kleinen Stachel, mit einem
Kiel am Schwanz und ſehr langen Zinken an —* Stones das
Maul Fein und zabnlos. Lampris«.. lR
2). Der gedupfte, (Li uttatus)
ift merfwürdiger Weiße der einzige Fifch Diefer Het; melcher
ſich im hohen Norden findet, jedoch auch im Mittelmeerzssaber
ſelten. Er iſt opal tafelförmig, bat! kleine abfällige Schuppen,
und ſiebt daher wie Taffet aus, oben blau, nach unten roſenrotb,
vol von milchweißen Dupfen, die Floſſen ſcharlachroth. Er wird
206
ſehr groß, 224 Schuh lang, X hoch, 2300 biet und * über
4 Eentner fihwer.
Diefer ſchöne Fiſch iſt eine wahre Eſdenng in einem
fo Falten Meer, denn er geht bis Island hinauf, ift aber an
Grönland noch nicht gefunden worden. Er kommt ſchon in
der Edda unter dem Namen Gottedlachd vor, und trägt an
Island noch denfelben Namen. Dbfehon er von frühern Schrift
ſtellern, wie Ström, Gunter und Bronnich beſchrieben
worden, fo haben ihn doch die Neuern faft gänzlich vergeffen, Er iſt
ein’ einfamer Fifch, der fih in den größten Tiefen des Meeres
aufhält, und nur bisweilen an die Küften kommt, um Forellen
‚zu fangen. Sein Fleiſch wird für fehr ſchmackhaft gehalten, und
die Isländer glaubten ehemald, "daß alle feine Theile gegen
irgend eine’ Krankheit gut ſeyen. Brynnich neue dan, Gef.
Sch. IE TA. Ströms Sundmeer J. T. 17 FE 20. Guns
ner Drontheimer Schriften IV. T. 12." Scomber pelagicus.
Retzius fchmed. Abh. 1799 ©. 91. 'Zool.: dan.!IV. tab.:144,
Fabers Fiſche Islands 132. Das Skelett iſt dargeſtellt von
Bakker, Osteographia piscium. 1822. t..1—10.
6. ©. Die Band-»Mafreelen (Eqimla) °
find länglic) und tafelförmig, mit dünnen und glatten
Schuppen, einem fehr vorfchiebbaren Maul und fehwachen Bürs
ftenzähnen, die Stirn gerad, mit einem Meinen Stachel vor jes
dem Auge; der Naden hoch; die NRüdenfloffe ungetheilt mit 4
oder 2 langen Strahlen, die Shwanzflofe Sei ———
blaſe.
Sämmtlich in Indien, wo ſie meiſtens * leben,
und als ſchmackhafte Speiſe genoſſen, auch getrocknet und einges
ſalzen werden. Sie ſträuben ihre Dee" keine und er
ſtacheln, um ſich zu vertheidigen.
4) Die große (Scomber — Im
mißt 1 Schuh, ift filberglängend mit einem Dutzend 0
rother Querbaͤnder vom Rüden zur Seitenlinie. Man faͤngt fie
einzeln zu Pondichery und Tranquebar das ganze Jahr, am mei>
ſten im September, und hält fie für ein ſehr zartes Eſſen, das
man felbft: den Kranken gibt. Es iſt eine der worzüglichfien Fa⸗
ſtenſpeiſen der dortigen Portugiefen. Bloch IX, 109. T. 428,
207
2) Die liftige (Zeus insidiator) °
wird nicht viel über 4 Zoll lang ind balb fo Hoch, Alben
alänzend mit 9-=10 Querbaͤndern aus braunen Sieden. Wird
an Malabar und bey Surate, wo er felbft in die Flüffe gebt, in
aroßer Menge gefangen und getrocknet für die Zeit aufbewahrt,
wo es wenig zu eſſen gibt. Um feine Nahrung zu erhalten, bes
‚dient er ſich einer, befondern Liſt. Bemerkt er nehmlich Inſecten
an Pflanzenſtengeln, ſelbſt 1 Schub hoch über dem Waſſer, ſo
ſchleicht er ſich langſam ‚berbey, nähert fih der Oberfläche, vers
langert die enge Schnauze und ſpriht plötzlich einige Tropfen
darnach mit ſolcher Gefchichichkeit, daß. er fie. felten ‚verfehlt.
Sie fallen herunter Öl werden feine. Beute: - Gelingt es nicht
das erſtemal, ſo ſchwimmt er einigemal umher und wiederbolt ſeine
Kunft, woben . ‚ee ‚gewöhnlich feinen, Zweck rat Se 4.
5. II. 41. 2. 192., 3.2, 5,
‚B. Die farkbefhuppten Schmalfäpfe
"find alle Furz und tafelförnig, init dicht anliegenden, Fleinen
Schuppen, die meiftend hoch auf die Nücenflofen Yaufen; fie
baben ‚gewöhnlich Spigen an den Seiten des Schwanzes, und Jeben
faſt nmtlich in heißen Meeren von Semwürn, Corallen und
Sxpaltpiereh, N
5. Sippſchaft. Die Lederfiſche
mahnen durch ihre lederartige Haut mit dicht angewachſenen
Schuppen und die Stacheln an den Seiten des Schwanzes eben⸗
ſowohl an die Hornfiſche, als durch ihren tafelförmigen Leib an
die Sonnenfiſche, und durch die bis auf die Rückenfloſſe laufenden
Schuppen an die Klippfifhe. Ihr Maul iſt Flein, nicht vors
ſchiebbar, nur mit Schneidzähnen in den Kiefernz‘ fie leben bloß
an Indien, und ſcheinen nichts anderes als Tange zu freffen,
wodurch ſie 'ebenfalld an die Hornfifche mahnen, fo daß man vers
ſucht ſeyn möchte, fie dazır zu ſtellen. Fünf Kiemenftrahlen,
7. &. Bey Batavia, Pondichern, an Malacca fängt man
ſehr haufig den »eigentlichen Lederfiſch (Teuthis, Siganus,
Amphacanthus javus)
an den Mündungen der Flüffe, und "genießt ihn als eine
geſchäzte Speife. Er ift fpannelang und fat halb fo hoch,
grünlichbraun, mit einer Menge hellern Dupfen, welche nach un»
208 | \
‘ten ſich in Längsbänder reihen; er zeigt dad Eigentbünnliche, daß
der äußere und innere Strahl der Bruftfloffe Stachelm find, wäh
rend die 3, dazwiſchen liegenden weich find und ſich verzmeigen.
Gronov Zoophylacium p. 13. tab. 8. his: A — von
Geoffroy, Phil. anat. I. 471. tab. 9. n
8.606 Die Schnapperfifche —E— —
find ſehr zufammengedrüct, lederig oder — mit
ee Schwanz und einen, dicht anſchließenden Schuppen,
nebft einem bemeglichen Stachel an den ‚Seiten des Schwanzes,
wie bey den Hornfiſchen, denen ſie auch in der ‚duffafenden
Färbung gleichen; das Maul Fein, unbeweglich, mit einer Reihe
angefehloffener‘ Schneibzähnt. Sie finden fi) nur in heißen
Meeren, eben von Tangen und wahrfcheintich von Polvpen; mah⸗
nem auch ‘an’ die Kiippfifche, beſonders durch, die ‚Schuppen an
der Rückenfloſſe. Skelet, Agaſſiz Weed
4) Der gemeine oder — Aderlaffer (Chae-
todon chirurgus) =
aA fpannelang, gelb, unten bläufich, Kopf, velen auf BR
Baden und, an den Seiten des Schwanzes ein ſtarker Stachel,
wie eine Lanzete, der vorn und hinten ſpitzig iſt und womit er
ſehr gefährlich verwunden kann. R.26. Sch. 16. St. 20. Br. 16.
2.6. Kommt von den Antillen, Bloch, A, F. II. 99. T, 208.
2) An den Antillen nennt man. einen ni Sich den
Doctorfifch (A. caernleus),, In
ift gewöhnlich 9 Zoll lang, wied aber auch * A groß ,.ift
ſchön blau oder braun, mit vielen blauen: Längsſtrichen, welche
ſich auch an der, Rüden» und; Steiß-Floffe, zeigen. „Er wird. fehe
haufig an Carolina, St. Domingo, Guadeloup, wo er Lanzeten⸗
‚träger heißt, gefangen und gegeffen, aber nur von armen: Leuten,
weil er nicht gut riecht. Er lebt von Laich, kleinen Krebſen und
Tangen. Man ſollte glauben, daß wegen ſeiner ſcharfen Lanzeten
am Schwanze Fein Raubfiſch e8 wagen würde, ‚ihn anzugreifen;
aber Catesby bat gefeben, wie ein Barracuda (Sphyraena)
ibın „ohne weiters .den Schwanz abbiß und verfchludte; das
‚Uebrige big, er noch einmal entzwey, und machte foraud.ihm in
wenigen Augenbliden. 3 Biſſen. Carolina IL. T. 10. 5. 1.
209
3) Einer der gemeinften an allen Südfee-Infeln if der Zes
brafiſch (Chaetodon triostegus),
welcher an Morig, den Sefchellen, Mariannen, Sandwichs
Inſeln und an Neuſeeland in Menge gefangen und gegeſſen wird,
obſchon er nach den Corallen riecht, von denen er ſich ernährt.
Man nennt ihn Köderfreſſer, weil er denſelben mit großer Ge—
ſchicklichkeit von der Angel zu ziehen weiß, ohne dieſelbe zu
ſchnappen und daran hängen zu bleiben. Er wird kaum fpanne>
lang und ift ‚olivengrün, mit 5 ſchwarzen Querſtrichen anı.den
Seiten, wovon einer vom Naden über die Augen und die Baden
zum VBorderdedel läuft. Seba I. T. 25. F. 4 Rufiel 86.
9. G. Die Einbornfifche (Monoceros, Naseus)
baben auch eine lederartige, raube Haut, aber an den Seiten
des Schwanzed flatt einer Lanzete Nägel mit unbeweglichen
fcharfen Blättchen hinter einander, fegelföürmige Zahne und ein
vorgerichteted8 Horn auf der Stirn. Sie finden fih in Oft
indien, und leben von FR, Schmwiminblafe groß, hinten
gelpalten,
1) Der Pleinere (M. minor, biaculeatus,. fronticornis)
findet fih im rothben Meer, an Morib, und, mie es fcheint,
in der ganzen Südfee in großer Menge, truppmeife beyfammen,
oft mehrere Hundert auf einem Haufen, und werden zablreid)
mit Neben und Harpunen gefangen, weil fie nicht an die Angel.
geben, indem fie von Zangen leben. Am bäufigften füngt man
fie bey Dijedda in Arabien und auf der Inſel Morib, wo fie
eingefalgen, aber al8 eine ſchlechte Koft den Negern gelaffen wer:
den. Sie haben die Fänge von 1—2 Schuh, find halb fo hoch,
grau, oben ind Bläuliche, unten ind Gelbliche; das Horn auf
der Stirn fteht gerad nach vorn und ift mit Haut überzogen,
die beiden Schwanzzinfen find mehrere Schub Yang. "Der Darm
canal ift ungewöhnlich Yang; bey einem Fifh von 10 Zoll mit
er 4 Schuh. Cuv. Val. X. pag. 259. Grew. Mus. tab. 7.
Willugbv T. O 4. Bloch systema 180. t. 42,
4. Sippfhaft. Die Shuppenfloffer ‚oder
Klippfifche
find tafelförmig, mit kleinen weichen Schuppen, ed die
Rüden und Steißfloffen noch zum Theil überzieben;. die haar—
Okens allg. Naturg. VI. 14
J
210
förmigen Zähne flehen wie — im kleinen, ſpitzigen Maul.
Schwimmblaſe.
Sie finden ſich nur in beißen Meeren an klippigen
Strändern, ' daher fie ihren Namen erhalten haben. Sie
zeichnen ſich durch grelle und ſcharf abgefepte Farben aus, welche
gewöhnlich breite Querbänder bilden; find ſehr ſchmackhaft, eine
Spantie bis einen Schuh groß, und werden häufig gefangen und
gegeſſen. Da diefe Fifche nicht im mittelländifchen Meer vors
fommen, ſo findet man auch bey den Altern —— ihrer
faſt gar nicht erwähnt.
10. & Die Klippfifche (Chaetodon)
find ſehr hoch, oft höher ald lang, mit eingefehtem Schwanz
und Maul; vorn in der langen Rüdenfloffe harte, binten weiche
Strahlen.
4) In Weftindien findet fih der bandierte (Ch, striatus)
in Menge, wo er, wie übrigend die meiften Gattungen, von
den Franzoſen Demoiselle genannt wird. Er ift faft rund, nur
5 Zoll lang und etwad höher, weiß, mit grauen Strichen und
5 ſchwarzen Querbändern; in der Rüdenfloffe 13 Stacheln. Er
wird haufig gefangen und gegeffen. Cuv. Val. VIL. 10. Bloc,
A. F. II 90. %. 205. Klein Miss. IV. t.10.£.4, Linné
Mus. ad. 1. t, 33. f. 7.
2) Der geftreifte (Ch. vittatus)
wird nur 4 Zoll groß, iſt bochgelb mit 3 fchwarzen Längds
bändern, und finder fi an allen Südſee-Inſeln, auch an den
Molucden und Moris. Iſt ein geſchätes Eſſen. Euvier halt
ihn für Citharhoedus des rothen Meerd von Aelian XI.
Eap. 23. Cuy. Val. VI. 34. Valentyn 9. Mungo-
Park Linn. Trans. I, p. 34.
3) Der Schwärmer (Ch. 'vagabundus)
wird 5 Zoll lang mit 3 ſchwarzen Querbändern,. durch da8
Auge, das Kreuz und den Schwanz, nebft vielen braunen, ſchiefen
Strihen, welche ſich auf der Schulter durchkreugen. Er ift um
ganz Oflindien verbreitet, auh an Moritz. Bloch, A. F. IT.
‚©. 88. Taf, 10% Fig. . Vlaming. Douwing-Harto⸗
sinne 214.
* 21
* Der Halfterfif ch (Ch, capistratus)
ift einer der gemöhnlichften Fiſche in Weftindien, wo er and
Demoifelle und Grifette heißt, bey den Engländern ebenfo (Young
girl), und dad ganze Jahr in Neufen gefangen, aber nur den
Negern gegeben wird, Er wird nur 3 Zol groß, bel violett,
voll fparrenförmiger, brauner Streifen, auf dem Kreuz ein
fhwarzer Augenfleden in weißem Ring. Dad Band durch das
Auge ift braun. Bloch, A. F. II. 92, T. 205.
5) Der großſchuppige (Heniochus macrolepidotus)
zeichnet fidy durch feine ungewöhnlich - großen Schuppen aus;
die erften Ruͤckenſtacheln ſind groß, und der dritte und vierte in
ein ſehr langed Haar ausgedehnt. Er ift gemöhnlih 1 Schuh
lang, wird aber viel größer, und erreicht felbft ein Gewicht von
25 Pfund, ift filberglängend, der Kopf faft ganz fehwarz, und auf
der Seite 2 Bänder, die nach binten breiter werden; die Brufts
floffen am Ende gelb, die Bauchfloſſen ſchwarz, die Rüden: und
Schwanz-Floſſen ebenfalld, gelb. Findet fih um ganz Indien,
und ift wegen feines ſchmackhaften Fleiſches überall gerühmt. Er
darf bey keinem Gaftınahl fehlen, und bat daher den Namen
Tafelfifh befommen; beißt auch FSlaggenınann und Fähnderich.
Blaming 202. Ruyfh T.ı. 2. Balentyn $. 18, 201,
- 324. Bloch, A. 5. II. ©. 76, T. 200. F. 1.
6) Der Abgottfifch (Zamclus cornutus)
bat flatt der Schuppen nur Raubigfeiten und ebenſalls einen
geigelförmigen Strahl in der Rüdenfloffe, ift ziemlich feheibens-
förmig- mit zapfenartigem Kopf und. Schwanz; Augenbrauen
rauh; Färbung gelblihgrau mit 3 fehwarzen Querbändern.
Sehr bäufig in der ganzen Südfee und an den Moluden,
wo er Beſaanchen beißt, Fähnderih und Trompete, und von
den mohriſchen Fifchern abgdttifch verehrt wird, vieleicht wegen
de3 fhwarzen Halbmondes, den das, hintere Band nebft der
Nüden: und Steiß-Floſſe bildet. Haben fie ihn nehmlich zufäls
lig gefangen, fo erweiſen fie ihm allerley Ehren,. fnien vor ihm
nieder und werfen ihn dann wieder ind Meer; er hat übrigens
ein fihmadhaftes Fleiſch, faſt wie die Schollen, mwird gegen
1 Schuh lang und 10-15 Pfund ſchwer. Valentyn Fig. 168.
14 ®
212
Blaming Fig. 203. Bloch, U. $. II 72, af 200. Fig. 2.
Skelet, Agaffiz IV. T. 6.
7) Die Sattelfifche (Ephippus)
find ziemlich fcheibenförmig und haben eine getheilte Rüdens
floffe, und der vordere Theil, welcher die Stacheln enthält, ift
fhuppenlo8; die 3 erften Strahlen in der Steißfloffe — Sta⸗
cheln, und die Bruſtfloſſen find oval.
Der gemeine (Chaet. faber)
ift filbergrau, mit 6 dunfelblauen Querbändern;- findet fich
häufig von Brafilien bi8 Nordamerica, und wird auch Demoi-
selle, Chirivita, Palometa, Monbin, Inchada genannt. Sft
eßbar. Cuv. Val. VIL 113, Bloch, A. F. II. 107. T. 211.
g: 1. %. 212 8.2. Sloane II. T. 251. F. 4. Pilot-Fish.
Broussonet Ichth. I. tab. 5. |
8) Einen größern, den riefenhaften (Chaet. gigas),
gibt es am ganzen füdlichen America, der in Brafilien .
Enxada, und auf den Antillen Poisson - Lune beißt. Er wird
gegen 1%, Schuh lang, faft eben fo bo, iſt bläulichgrau mit
bräunlihen Floffen, und hat ebenfalld natürliche Gichtknoten,
namentlih am Hinterhauptsfamm und am erften Zwifchenftachel
der Steißfloffe, hinten mit einer Furche, morinn der dritte
Stachel eingelenft ift. Diefe Knochengeſchwulſt ändert fi mit
dem Alter, und findet fich nicht felten in den Sammlungen, mo
man glaubt, fie geböre dem vorigen Fifche an (B. Wolf Diss.
Berlin 1824). Cuvier bat aber gezeigt, daß fie von dem
gegenwärtigen Fiſch herkommt, der noch nirgends abgebildet
ift. Der Gichtfnochen fteht bey Wormius (Mus. pag. 570).
Cuvier Val. VII. p. 121.
9) Der Stront> oder Koth⸗Fiſch (Scatophagus argus)
bat fehr feine Schuppen, 2 NRüdenfloffen mit vielen Sta—
cheln, und 4 in der Steißfloffe; wird 4 Schuh groß, iſt grünlich
ſilberglänzend vol brauner Dupfen, von denen er feinen lateinis
ſchen Namen erhalten hat. Er findet fih in Dftindien, und
gebt weit in die Flüffe hinein, mo er die Ausgüſſe der Abtritte
auffucht und fih mit Menfchenfoth ernährt, auch den Schiffen
folgen foll, um den Auswurf zu verzehren. Nach Einigen fey
er deffen ungeachtet fehr ſchmackhaft, nah Andern dagegen nicht
215
geſchaͤßt. Nieuhoff U. ©. 269. 8.6. Valentyn IM. F. 180.
Bloch, A. F. TIL 86. T. 104. 8. 1.
10) Der bunte Stierfifch (Taurichthys varius),
auch der chinefifche Teufel genannt, ſieht fehr abentheuerlich
aus, ift nicht größer ald 6 Zoll, bat auf dem Kopf einen
ſtarken Kamm, und davor, zwiſchen den Augen, 2 nach außen
gebogene Hörner, eine einzige Nüdenfloffe mit kurzen Stacheln;
die Schuppen find klein; die Färbung braun, mit einem grüns
lihen Silberband vom Rüden über den Dedel zur Bruft, ein
ähnliches am Grunde der NRüdenfloffe, und an ihr felbft ein
bochgelbed; die Bruft: und Schwanz: Floffe grau, die Bauchfloffen
ſchwarz. Werden in Dftindien für fehr fhmadhaft gehalten.
Blaming $. 217. Balentyn $. 71. Ruyfd T. 20. $. 6.
Cuv. Val. VO. 148. t. 181.
b. Andere unterfcheiden fih dur einen Stachel am Vorder⸗
deefel und Stacheln in der Rüden: und Steiß-Sloffe, womit fie
vermwunden ‚Fönnen. Holacanthus. |
14) Der gewimperte (Ch. ciliaris)
ift oval und wird über 1 Schub groß, hat gemimperte, große
Schuppen mit mehreren Eleinern auf ihrem Grunde, was eine
große Seltenheit iftz Färbung violett, mit einem gelben, ſenk—⸗
rechten Strid am Rande der Schuppen, was ſich fehr hübſch
ausnimmt; Rüden: und Steiß:Floffe himmelblau gefäumt mit
rothen Spitzen; die übrigen Floffen bochgeld; auf dem Naden
ein blaugedüpfelter, ſchwarzer Fleden; ein ähnlicher am Grunde
der Bruftfloffe; Dedelrand blau. Diefer ſchöne Fifch finder fi
im mericanifchen Meerbufen, wo er Isabelita, bey Portorico
Palometa (Täubchen), an den Antillen der Portugiefe beißt,
megen feiner blauen und gelben Färbung. Wird häufig gefangen,
fein Sleifh von Einigen für fehr ſchmackhaft, von Andern für
bart auögegeben. Cuv. Val. VII. 154. Catesby Taf. 31.
Bloch, A. $. II. 111. T. 214. |
12) Der dreyfarbige (H. tricolor)
bat ziemlich diefelbe Größe und Geftalt, aber die Hautfarbe
ift hochgelb mit einem großen, ſchwarzen Fladen von der Schule
ter bid zur Schwanzmwurzel; die Ränder aller Floffen und des
Kiemendeckels, nebft dem Stachel des gezähnelten Vorderdedels,
218
roth; um das Maul ein ſchwarzes Band. Er ift häufig am
ganzen heißen America, beißt in Brafilien Acarauna und Paru.,
auf den Antillen Wef, Coquette, Monbin, Catalineta und der
Portugiefe. Edwards Taf. 285. Fig. 4 Parra T. 7. F. 2.
Bloch, A. 5. IX. 103. T. 426.
15) Der Kaiferfifch (H. imperator)
ift einer der ſchönſten im indifhen Meer und an Morik,
wo er Gingang heißt. Er wird über 1 Schub lang und halb fo
hoch, ift hochgelb, mit etlichen 30 dunfelblauen Streifen von der
Schulter bi8 zum Schwanz. Die Ränder ded Kirimendedeld
und der Augen gleihfalld blau. An den Brufifloffen ein ſchwar⸗
zer Flecken. Diefer prächtige Fiſch ift fetter als der Lachs, und
fol unter allen indifchen eßbaren Fiſchen der größte und ſchmack—
hafteſte ſeyn. Da er felten gefangen wird, fo fteht er body im
Dreife, und daher kommt vielleicht feine Benennung. Cuvier
glaubt, Aelian habe auch diefen Fifh auß dem rothen Meer
gefannt, und unter dem Namen Citharoedus beſchrieben.
Aelian fagt felbft, daß er goldglängend fey, und vom Kopf bis
zum Schwanze dunkle Streifen habe, wie Saiten; deßhalb habe
er auch den Namen Harfner befommen (XL Cap. 25). Bla:
ming $. 225. Valentyn 8. 51. 370. Bloch, 4% 5. M.
©, 51. Taf. 194. Renard U. Taf. 56. Fig. 238. Ruyſch J.
T. 19. 5 1.
c. Die Kuchen» oder Indian-Fiſche, mie fie bey den
Engländern auf den Antillen heißen, find höher ald die vorigen,
haben Fürzere Rüdenfloffen und nur 9 oder 10 Stacheln darinn;
Die Zähne der Außern Neibe haben an den Seiten Fleinere Spi—
ben; an den Dedeln ein Stachel, aber feine Zähne, Pom-
acanthus.
44) Der ſchwarze (Chaet. paru)
wird über 1 Schuh lang, ift ganz ſchwarz, mit einem gel
ben Strich auf jeder Schuppe, Sie heißen auf der Havannab
Ehirivita, in Brafilien Paru, auf Martinique Portugiefen. Sie
werden dafelbft 12—15 Pfund ſchwer und theurer verkauft als
irgend ein anderer, 24 Er. dad Pfund. Marcgrave 444. Fig.
Difo 66. Bloch, U. F. II. 57. T. 197, ensr
215
d. Andere unterfcheiden fich durch eine enge, fehr verlängerte
Schnauze mit baardünnen Zähnen. © Chelmon.
45) Der Spripfifch (Chaet.rostratus)
wird etwa 6 Zoll lang, iſt gelblich filberglängend, mit 5
braunen QDuerbändern, vielen Längsſtreifen und einem ſchwarzen
Auge auf dem Kreuz; in der Rüdenfloffe 9 Stacheln und 21
Sträblen, in der :Steißfloffe 23. Fünf Kiemenſtrahlen.
Zindet fih am Strand und an den Flußmündungen der Inſel
Sava, und gehört zu den wenigen Fifchen, welche die Snfecten von
den Uferpflangen herunterfprigen. Hontimwel, Spitaldirector zu Ba-
tavia, bat diefed Schaufpiel zuerft: befihrieben (Phil. Trans. LIV.
1764. p. 89. tab. 9). Sobald er eine Fliege an einer Pflanze
bemerkt, nähert er fi, auf 4-6 Schuh, und fpript aus feinem
röhrenförmigen Schnabel einige Waffertropfen fo heftig und fo
geſchickt nad) ihr ab, daß er fie felten verfehlt. Um ſich felbft davon
zu Überzeugen, fehte er einige diefer Fifche in ein Faß mit Meer:
waſſer, ſpießte eine Fliege an eine Nadel, ſteckte ſie an einen
dünnen Stock und dieſen in die Seite des Faſſes. Er ſah nun
taͤglich mit Vergnügen, wie ſich alle feine Fiſche um die Wette
beſtrebten, die Fliege zu fällen, und ohne Unterlaß mit un:
gemeiner Schnelligkeit, und ohne jemald ihr Ziel zu verfeblen,
einzelne Waffertropfen darauf abfhoffen. Linné Mus. Ad. 1.
— 6 Seba IH. &. 25. 5 17. Bloch, 2. 5. II. 78.
z. 102. 8. 1.
Kürzlich wurden die Streiche dieſes Fiſches wieder von
J. Mitchell bey einem javaniſchen Häuptling, in einem Land⸗
baus ‚unweit Batavia, beobachtet, welcher mehrere, derfelben in
einem Heinen Wafferbeden bielt, in deffen Mitte, ein Stod
2 Schuh bervorragte. Es ftedten darinn hölzerne Zapfen, woran
man Käfer fepte, durch welches Geſchäft die Fiſche verſcheucht
würden: Nach einiger Zeit Famen fie wieder aus ihren Löchern
bervor und ſchwammen um: den: Pfahl herum. Einer fam dann
an die Wafferflähe, blieb ruhig ‚Dbeftete die Augen einige Zeit
auf: einen Käfer 2 und fchoß dann aus dem Munde etwas, waſſe⸗
rige Flüſſigkeit mit ſolcher Stärke und Geſchicklichkeit, daß der
Käfer herunter fiel; ser war im Augenblick verſchluckt „Dann
kam ein anderer Fiſch und that daſſelbe, und ſo wieder andere,
216
bis ale Käfer weg waren. Wenn ein Sifh nicht traf, fo ſchwamm er
um den Pfahl herum, und ſchoß dann wieder. Einer mußte dies
ſes dreymal thun; gewöhnlich trafen fie jedoch beym erften Schuß.
Benin Audfprigen hört man ein Geräuſch, wie bey einer Waifers
ſpritze. Sie find breit, nur 5—6 Zoll lang, mit verfchiedenen
ſchwärzlichen Streifen; fie werden des Tags zweymal gefüttert.
Sie fommen aus China, und find jetzt die —2 auf Java.
an oa 703.
11. © Die Gichtfiſche (Platax)
- haben abweichende Zähne; die in der vordern Reibe find
Schneidzähne mir 3 Kerben; die andern find Buürſtenzähne; der
Leib ift fehr dünn, die Rücken- und Steiß-Floſſen ſehr hoch und
mondfͤrmig; die erſten mine pe fehr * Schwimmblaſe.
4) Der gemeine (Chaet. arthriticus)
ift faft fheibenfärmig, 1/2 Schuh lang und: 4 hoch, und wird
noch größer, braun, oft bellgelb. marmoriert; in der Rücenfloffe
31 weiche, Strahlen. Diefe Fifhe finden fi ‚in Dftindien, und
werden, für eine ‚gute Speiſe gehalten. Man findet bisweilen in
Sammlungen Fugelförmig angeſchwollene Fiſchknochen, die man
nirgends unterzubringen wußte. W. Bell bat gezeigt (Phil.
Trans. 1793. p- 8. tab. 6.), daß e8 Knochenſtücke find, welche
zwifchen den Wirbeln und Stadheln liegen, fowohl im Anfang
der, Rüden als der Steiß-Floſſe. Dieſe Geſchwülſte ſind un
und, mit. Det, angefuͤllt. Guy. ‚Val. VII. 229.
"Deigleichen Glichtknoten abe auch bepm ersten
Satielfiſch (Ephippus gigäs) vor.
»2)1Der Bodfifh (Chäst. teira) : J Aue:
findet fih in’ Indien und im rothen Meer,’ mon'er von Co
rallen und Mufcheln lebt, und mir dem Netz rund der Angel’ges
fangen und igegeffen wird: "IEr wird eme Elle lang) und eben
fo hoch, ift filberglängend, mit 3 dunkelbraunen QDuerbändern und
fehr langen Strahlen in “der Rüden: Steiß⸗ und den Bauch
floſſen. An Arabien heißt er klein Teira, groß Däakar.ı Forfkal
©: 60% 412% Bloch, A. UL 65. T. 100. Fran is un!
Fi
217
8. Zunft. Die Glattföpfe oder Braffenartigen
find vollfommen elliptifch, mit großen Schuppen bedeckt, ohne Zähne
und Stacheln am Dedel; Kopf ziemlich dick oder ftumpf, die Schnanze
meiſt Furz, das Maul Elein mit vegelmäßig ftehenden, meift großen
Zähnen; fierhaben nur eine lange Rückenfloffe, worinn die harten
Strahlen: vorherrichen; 5 bis 6 Kiemenftrahlen.
Sie finden ſich größtentheild in marmen und. heißen Meeren,
"leben von. Schalthieren, Krebfen, Fifchen und auch von Tangen,
und ſind meiſtens ſchmackhaft.
Die einen ſind mehr gedehnt, und haben. einen ziemlich dicken
oder ſtumpfen Kopf, wie die Lippfiſche.
Andere ſind mehr breit, und haben einen gedehnten Kopf,
wie die eigentlichen Braſſen.
A. Die geſtreckten Glattköpfe er eine felten. nnters
brochene Seitenlinie, und entweder eine ganz flumpfe Schnauze
oder ſehr dicke, gefurchte Lippen.
1. Sippſchaft. Die Stumpfköpfe—
haben einen Kopf, der höher iſt als der Rumpf, mit einer fo
fenfrecht abaeftusten Stirn, daß er wie ein Kindsfopf audfieht.
1.,BG. Die Stutzköpfe (Coryphaena)
ſind keilförmige Bruſtfloſſer mit kleinen, veſt anſitzenden
Schuppen; Kopf groß, abſchüſſig und ſcharf, mit hechelförmigen
Zähnen in» Kiefern und Gaumen; der Schwanz. beträgt: die halbe
Leibeslänge; die Rüdenfloffe läuft, wie beym Seewolf, über den
ganzen Leib, und beſteht aus weichen aber einfachen Strahlen;
Kiemenſtrahlen 7. Dieſe Fiſche werden ziemlich groß, finden ſich
in den wärmeren Meeren und leben von Raub. Ständen viel⸗
leicht beſſer beym Seewolf. Der ſcharfe und erhöhte Kopf kommt
von einem großen Kamm der Stirn: und Scheitelbeine, was bey
den andern nicht ‚der Fall —8 Schädel, Carus Erläuterungs⸗
tafeln U. Taf. 7%
An Der: gemeine (C. ——— lo
wird 2—4 Schuh lang, ift überall goldglängend, oben bläu—⸗
— anı den Seiten grünlich, unten hochgelb, ‚überall mit
blauen Flecken. Die Seitenlinie gelb und darüber gelbe Dupfen.
218
Die Schwanzfloffe gabelig; in den Kiefern A Reiben Heiner Zähne.
NR, 48. Sch. 18. St. 26. Br. 16, B. 6.
Die Rückenfloffe blau mit gelben Strahlen, die andern Floſ⸗
fen gelb, an der Schwanzfloffe ein grünliher Saum,
Diefer prächtige Fifch Lebt im Welt: und Mittelmeer, und
ift allen Schiffern unter dem Namen: Dorado oder Goldfiſch bes
Tannt, aber auch als ein arger Raubfifch, welcher ſehr fehnell
fhwimmt, und befonderß die fliegenden Fiſche fo verfolgt, daß fie
fi oft über das Waſſer erheben und auf die Schiffe niederfallen:
dennoch werden fie ihn oft zur Beute. Sie folgen auch gemöhn»
lich den Schiffen, um den Auswurf aufzufangen. Sie verſchlin⸗
gen alles, was ihnen vorkommt; man bat fogar 5 Zoll lange
eiferne Nägel in ihrem Magen gefunden. Den fliegenden Fifchen
ſchnellen fie manchmal ein Rlafter body aus dem Waſſer nad;
bißweilen thun fie e8 auch aus bloßer Luft. Er hält ſich faft im»
mer in der hoben See, und kommt nur im Herbfle zur Laichzeit
an die felfigen Küften, mo er gewöhnlich gefangen und’ als eine
leckere Speife verzehrt wird; manchmal 20 Pfund ſchwer. Heift
Fero bey Nizza; ſcheint ſich im adrintifhen Meer nicht zu fin—
den. Rondelet 255: Gesner 501. Fig. N aus dem
Mittelmeer. "Cuv. Val. IX. 278. tab.) 266: ' Schädel, Ann,
Mus. 1. t. 16. Bloch, A. F. I. 2 Ri 173; von den Ans
tillen, etwas verſchieden.
In Braſilien heißt eine Art Güde 'capema, bey den Hol
ländern Dolfyn: wird 6-7 Schuh lang; mit feiner fcharfen Stirn
kann er fehr Teicht die Wogen durchſchneiden; er ift grün ünd
ſilberglaͤnzend, voll blauer — von verſchiedener Größe, wie
Hirfe, Gerſtenkorn und Erbfe, Er ſchwimmt viel ſchneller als
die Thunnfi che und ala —— Marcg rave 160.
Figur.
Ariſtoteles (V 10.) * andere Alte haben. ** einen
Hippurus; es iſt aber zmweifelbaft, ob fie unſern Fiſch meynen:
Er fol im Frühjahr laichen, ſchnell wachſen, ſich des Winters in
der Tiefe verbergen, ſehr ſchnell ſchwimmen, alles, was er ſieht,
verfolgen, beſonders ſchwimmende Splitter von Schiffbrüchen.
um ſie zu fangen, ließen die Fiſcher, nach D ppian (IV. 404.),
ein Bündel Bm auf den Boden; dieſe Fiſche ſamimelten ſich
219
gleich darum, meil fie den Schatten Tiebten, rieben ſich daran,
und dann flengen fie fich, wegen ibrer Freßgierde, fo ſchnell, daß
die Fifher Faum Zeit hätten, die Angel aus: und einzuziehen.
Man brauche ald Köder den Meerjunker; diefen Stupfopf da—
gegen, um den Schwerdfifch zu fangen. Schneider synon. 27.
2. G. Die Scheermefferfifdhe (Xyrichthys)
baben, wie die Lippfiihe, große Schuppen in Längsreiben,
mit einer unterbrochenen Seitenlinie, Fegelfürmige Zähne in einer
Meibe, woven die vordern länger; auf den Schlundfnochen Korn>
zähne; die Stirn aber ift abſchüſſig, faft wie bey den — —
Schwimmblaſe.
1) Das Scheermeſſer (Coryphaena novacula), Rasoir, Ro,
iſt ein ſehr ſchöner und ſeltener Fiſch im Mittelmeer, auf
welchem Gold, Sapphir und Amethyſt verſchwendet find, die Haupt:
farbe gelblihrotb, mit blauen Gittern an Leib, Kopf und Flof:
fen; die Iris goldgelb, die rothe Rückenfloſſe mit blauen Sieden
bat 30 Strahlen. Er ift fpannelang, bat einen nadten'Kopf und
ſcharfen Rüden, daher der Name. Findet fih am häufigfien auf
Sandboden bey der Inſel Rhodus, Malta und Majorca, mo
dad Fleiſch wegen feiner Zartbeit und Schmackhaftigkeit in hohem
Preife ftebt. Rondelet 146, Fig. Salviani 117. Fig. Ges—⸗
ner 741. Fig. Novacula. Bey Plintus beißt er ebenfo.
3. © Die Bramen (Brama)
baben Schuppen an den Steuerfloffen, wie die Klippfifche,
aber Vürftenzäbne in den Kiefern und im Gaumen; wenig und
kurze Stacheln in der Rüdenfloffe, eine ſenkrechte Stirn und ein
kurzes, nach oben gerichteted Maul. Sieben Kiemenflrablen,
41) Der gemeine (Sparus rayi), Castagnole, Rondanin,
wird über 2 Schuh lang und 1° breit, 10—42 Pfund
fhmwer, und mahnt in der Geftalt und der gebogenen Stirn an
die Stupföpfe, iR jedoch fürzer und hat größere: Schuppen in
Längdlinien, auch der Kopf iſt gefhuppt; Färbung bläulich filber:
glänzend, oben bräunlich, fo wie die Steißfloſſen; die Ruder—
floffen gelblich.
‚Er findet fi ziemlich haufig im mittelländifhen Meer, mp
er an den Küften gefangen, und.ald ein geſchätztes Eſſen ver»
kauft wird. + Sein Fleiſch iſt zart und fehr ſchmackhaft, und ein
220
Begenftand der Leckermäuler. Man fängt ihn das ganze Fahr
an tiefen, felfigen Stellen, mo er truppmeife vorfommt. Im
Sommer wird er fehr von Fleinen Eingeweidwürmern geplagt,
die ihn ganz mager machen, befonder8 von den Monoftomen,
melche in feinem Fleiſche ſtecken. Hin und wieder kommt er auch
im atlantiſchen Meer vor. Willughby V. 12. Pennant III.
©. 43T. 43. Bloch, 4. F. V. 9. T. 273, Cuv. Val.
VII. 281. Skelet bey Roſenthal T. 12. F. 1.
2. Sippſchaft. Die dicklippigen Glattköpfe
ſind regelmäßig elliptiſch, mit großen Schuppen in Laͤngs⸗
reihen und kegelförmigen Zähnen, ziemlich wie beym Sander,
bisweilen auch bürſtenförmig; nur eine Rückenfloſſe, vorn mit
Stacheln; der Kopf iſt kegelförmig, die Lippen ſind zurückgezogen,
dick und fleiſchig, oft mit einer Querfurche, als wenn ſie doppelt
wären; die Schlandknochen find mit ſtarken Pflaſterzähnen be—
deckt; die Seitenlinie läuft nah am Rücken, und biegt ſich dann
ploͤtzlich auf den Schwanz. Schwimmblaſe groß.
Sie bewohnen größtentheils wärmere Meere, beſonders das
Mittelmeer, zeichnen ſich durch ſchöne Farben aus, meiſt in Längs—
ſtreifen; werden nicht groß, und halten ſich in der Tiefe auf,
um Krebfe,und Schalthiere unter den Zangen zu fuchen, Bey
den Alten biegen fie Meerdroffeln (Turdus).
4. G. Die Lippfifche (Labrus), Vieille,
baben doppelte Tippen, Fegelförmige Zähne in einer Reihe,
wovon die vordern größer find, und pflaſterförmige Schlundzähne,
nackte Stirn, aber beſchuppte Deckel; 5 Kiemenſtrahlen.
1) Der gefleckte (L. maculatus)
gehört zu den wenigen, melde in der Nordfee vorkommen;
er findet fih an Norwegen, wo er Berg-Gylta heißt, geht aber
nicht im die Oftfee; hält fih an flahen Ufern, und Iebt von
Schneden und Krebfen, dit er dafelbft im Ueberfluß findet; wird
1/5; Schub! lang, ift grünlich oder rörhlich, unten weiß, mit roth⸗
braun gefledten Sloffen; in der NRüdenfloffe 20 Stacheln und
10 Strahlen. "Er wird fett und ſchmackhaft. RENNEN Icon.
tab. 1. Blood, A. F. VL 17. T. 29.00
2) Einer der Khönften an Norwegen, an der Rordräge
221
Sranfreih8 und im Mittelmeer ift der geftreifte (L. lineatus,
caeruleus, vetula), Carpe de mer,
welcher über 1 Schub lang wird, auf einem rötblichen Grund
mebrere blaue Längsſtreifen bat und ebenfo geſäumte Floſſen; in
der Rückenfloſſe 18 Stacheln und 12 Strablen. Er wird an der
Angel gefangen, ald ſchmackhaft gegeffen, und an Sranfreih auch
eingefalzen; an Norwegen beißt er Bla-Stal.e Pennant IH.
©. 249. T. 45. Ascanius Icon. tab. 12. Bloch, Q. F. VI.
14. I. 293. Riffe 225.
5) Der rotbe (L. carneus)
finder fich ebenfalls nicht felten unter den vorigen, gegen
41 Schub lang, ganz roth, mit 3 ſchwarzen Fleden auf dem
Kreuze. Wird für Verein a Ascanius Icon.
tab. 13. Bloch, 4. F. VI. 3. T. 289.
4) Im sehe findet fih der grüne (L. turdus, vi-
ridis), Massot, ;
welcher bey Venedig Papagallo verde heißt, über fpannelang
und lebhaft grün ift, mit zerfireuten, perlglänzenden und braunen
Flecken, bisweilen auch mit eimem Perlinutterband längs den
Seiten. Salviani 86. Fig. Riffo 218.
5) Im Mittelmeer ift auch der graue (L. merula),
welcher Turdo beißt, nur fpannelang wird, oben bläulichgrau,
unten filberglänzend. Salvianı 87, Aldrovand I. 6. ©. 55.
Riſſo ©. 225,
be Andere haben Schuppen in Laͤngsreihen, aber Feine auf
dem zugefpisten Kopf; die Vorderzähne groß und fpisig, die
Seitenlinie flarf gebogen, Julis.
6) Der Meerjunfer oder Regenbogenfifh (Labrus
julis), Girelle, Girello, Donzella,
wird für den fchönften Fifh in Europa gehalten; ift zwar
nicht viel über fpannelang und 1%, Zoll breit, zeichnet ſich
aber durch ein bochgelbed Zickzackband, welches man mit einem
Drdensband verglichen bat, längs den Seiten auf violettem
Grunde aus, nebft einem Wechfel von andern fhönen Farben
und Zeichnungen. Der Rüden iſt bläulichgrün, der Bauch meer—
grün und filberglängend; der Kopf bunt von braun, gelb, hims
melblau und filberweiß; die Augen morgenroth, mit goldener
222
Iris und: fhmwarzem Sehloch. Auf der NRüdenfloffe ein blauer
und rotber Flecken; die Steißfloffe gelb, blau und violett, die
Schwanzfloffe gelblih. Wegen diefer prächtigen Färbung bat er
auch feine Namen erhalten. Er findet fih im mittelländifhen
Meer, und war fohon den Alten unter dem Namen Julis bes
kannt; er geht jedoch auch ind atlantifche Meer, und hält fih in
der Nähe der Klippen, wo er Schalthiere und junge Fiſche frißt,
im Srübjahe Taicht und an der Angel gefangen wird. Rondes
let ©. 180. Fig. Salviani ©, 217. Fig. Gesner 549.
Fig. Julis. Bloch, A. F. V. 141. T. 287. F. 4.
c. ‚Andere unterſcheiden ſich durch einen ua Vorder⸗
deckel. Crenilabrus.
7) Die Meerkarauſche (Lutjanus rupestris)
wird kaum fpannelang, ift graulihbraun oder grünlih, mit
fhwachen, braunen Querfireifen; am Anfang der Bruftfloffe und
auf dem Kreuz ein fhwarzer Flecken, in der Steißfloffe 10 Strab>
Yen, Er findet fih häufig an Norwegen, und beißt dafelbft Ka-
rudse; er bat 17 Stacheln in der Rüdenfloffe und 26 Strahlen.
Er wird gegeffen. Bloch, A. 5. IV. 117. Taf. 250. Fig. 1.
Abildgaard in Zool. dan, tab. 15. Ström ©. 291.
8) Der braune (Lutj. norvegicus)
wird fpannelang und ziemlich hoch, ift braun, an den Seiten
ind Graue oder Grünlihe, mit ſchwachen, braunen Querflecken,
unten an der Schwanzmwurzel ſchwarze Zleden, in der Steißfloffe
13 Strahlen. Finden ſich ebenfalld an Norwegen und im Kattes
gat', wo fie Berg-Öplte beißen. Ström 267. Bloch, A. F.
V256
d. Andere ſind mit großen Schuppen bedeckt, die Seitenlinie
unterbrochen, können den Mund röhrenförmig verlängern, und
haben darinn kleine ſtumpfe Zähne, worunter vorn zwey lange.
Epihulus.
9) Der rothe Betrüger (Sparus insidiator)
bat die Geftalt eines Karpfen, wird gegen 1 Schuh lang
und faſt 3 Zoll hoch, iſt oben roth? an den Seiten gelblich, die
Schuppenränder bräunlichgrün; die Rücken- und Steiß-Floſſe
grün geſtreift. Sie leben in den indiſchen Meeren, und können
die Schnauze in eine häutige Röhre vorſchieben, welche länger
N 225
als der Kopf felbft wird, und damit Fleine Fiſche plößlich weg»
fhnappen; fie beißen deßbald an Sumatra rothe Betrüger.
Pallas Spic. VIII. pag. 42. tab. 5. fig. 1. Ruysch Thea-
trum I. tab. 2. fig. 6. Renard I. Fig. 209. I. Fig. 13.
5. G. Die Rabenfifche (Chromis) .
haben gleihfald große Schuppen in Längsreihen, einen vors
fhiebbaren Fleinen Mund, wie die Lippfifche, aber nur Hechel—
zabhne in Kiefern und Schlund, vorn mit kegelförmigen; die Sei—
tenlinie unterbrochen, und die NRüdenftrahlen fadenförmig vers
längert. r
1) Der ſchwarze (Sparus chromis), Petit castagneau,
Castagnollo,
wird kaum fingerölang, und ift dunfel und etwas filberglän»
zend, der zweyte Strahl der Bauchfloffe verlängert. Sie werden
im Mittelmeer in Menge gefangen und gegeffen, und heißen,
wegen ihrer fhmwarzen Farbe, Raben, Corvo. Rondelet 152.
Fig. Gesner 350. Coracinus niger.
2) Der weiße (Lakrus nilotıcus) v
wird im Nil gefangen und für ſehr fhmadhaft gehalten; er
wird 2 Schub lang, ift weißlich, mit breiten, ſchwärzlichen Quers
bandern und dunkeln Sleden auf den Floffen. Er heißt Bulty,
wird in den Pleinen Canälen und den Laden, welche nah
den Ueberſchwemmungen bleiben, gefangen, und für den beften
Fifch des Nils gehalten. Haffelquift 392. Sonnini Voyage
UI. p. 395. tab. 27. Bey den Alten hieß er Coracinus albus.
6. ©. Die Papagepyfifche (Scarus) DER
baben große, glatte Schuppen, auch auf den Kiemendedeln,
aber Feine auf dem Kopf, eine unterbrochene Seitendiniez; zeichnen
ſich aber durd) ihre rundlichen Kiefer und die Zähne and, welche
wie Schuppen hinter einander liegen. Diefe Kiefer fteben vor
mie nadte Knochen, gleich denen der Kröpfer, find aber mit Zäh—
nen bedeckt, wie ein Mofaifpflefter.
1) Der gemeine (S. antiquorum, creticus)
wird über 4 Schub lang und handhoch, und ift in vers
fhiedenen Zahrözeiten blau oder roth. Findet fih im Mittels
meer, und war bey den Alten ein berühmter Fiſch, welcher ſich
befonderd im oͤſtlichen Mittelmeer um die Klippen aufhalten, und
224 —
zum. Theil von Tangen lebenund wiederkäͤuen ſoll, wie Oppiau
fingt, Hal. I. 134.:
Incurvi Searus incola saxi,
Qui mutos inter pisces elamore tremendo
Intonat, et solus pallentes ruminat herbas,
Ac veluti pecudes revocat sub gutture pastum.
Eolumella fast von ihn: Diefer Fifh, welcher an den
aflatifchen und griehiichen Küften, an Sicilien ſehr haufig ift,
gebt nie ind gallifhe und fpanifche Meer; und Pliniuß fagt
(IX. Cap. 29.): Jetzt gibt man dem Papagepfiih, welcher
allein unter den Fifchen mwiederfäuen und von Meerpflangen, nicht
von Fifchen, Leben fol und im carpathifchen Meer zahlreich vor>
handen ift, den höchſten Rang. Er geht von felbft nicht über
das Borgebirg von Teoja hinaus. Daher bat Tiberiuß Claus
dius den Optatus mit Schiffen dahin gefchieft, um dieſe Fifche
zu holen, und fie an der Küfte von Campanien auszuftreuen.
Man bat auf diefe Weile 5 Jahre lang foldhe gefangene Fifche
wieder ind Meer geworfen, Seitdem findet man fie häufig an
der Küfte von Stalien, mo vorher Feiner gefangen worden, Sp
bat fih der Gaumen an den Fifchen Abmwechfelung des Geſchmacks
genug zu verfchaffen gewußt, und man bat dem Meer einen
neuen Bewohner gegeben, damit man fich nicht. wundert, daß
nur fremde Vögel in Rom ſich fortpflanzen. — Bor 300 Jahren
wurden diefe gefhästen Fifche, nah Rondelet, aud bey Mars
feile gefangen; nun fcheinen fie aber wieder verfchwunden zu
ſeyn, weil Riffo ihrer nicht erwähnt; und auch bey Sicilien
feinen fie zu fehlen, da fie Rafinesque nicht aufführt.
Ueberbaupt ift es merkwürdig, daß in der neuern Zeit niemand
mehr von diefem Fiſche ſpricht: ſelbſt Geoffroy fihmeigt bars
| über in dem ägyptiſchen Werk, Wir müffen daher aus Griechens
Sand Auffchlüffe darüber erwarten. Sie follen fich fehr Lieben,
und einander aus den Nepen beifen, Wenn nebmlich einer den
Kopf duch eine Maſche fleft, fo fol ibm ein anderer den
Schwanz reihen, damit er bineinbeiße und heraudgezogen werde,
Die Fiſcher bänden einen Roogner an eine Schnur, und ruderten
mit demfelben im Meer umber, worauf fi die Milchner fams
225
melten und gefangen würden, und was dergleichen Dinge mehr
find, mie man jie bey Ovid, Oppian *) und Aelian finden
kann. Aldrovand. ©. 8. Fig. Ein äbnliher bey Bloch, A.
8. IV. 23. T, 220.. Bergl, Seduer 999.
B. Die breiten Ölattföpfe
theilen fih in dickzähnige und in folde, welche blätterige
Schlundknochen baben.
3. Sippſchaft. Die VRR BAR Slattföpfe
haben eine ziemlich ſpißige Schnauze, mit gewöhnlichen Lips
pen und meift dien Zähnen, aber feine im Gaumen und Feine
Schuppen an den Floſſen.
a. Die einen haben eine vorfhiebbare Schnauze.
7. G. Die Schüpenfifche (Toxotes) |
find länglic) ‚und zufammengedrüdt, mit großen Schuppen,
>
*) Inter se firmum conseryant foedus amoris
Scari, nee soeium 'summo discrimine linquunt,
Vuinitieo searus quum 'sit -defixus in hamo
Eripitur soeio, saepe auxiliaribus armis
Pendula serrato resecatur linea dente.
Elusus praedo tristatur pisce recepto.
Ast alius socium curvo subvimine captum
Substulit, et dira miserum de peste redemit
Lophus in insisidias’ nassae se vimine piseis
Dissoluisse eupit, elausamque relinquere eistam,
Obstipo capito defigit lumina terrae,
Et natat in caudam docilem septogue vagatur,
In caput erumpens, virgas formidat acutas,
Quae eircumtextae subelaudunt hostia summa,
Neu feriant oculos talii sub vimine elausum
Aspieiunt socium flectentem lubriea terca:
Atque reluetantem frustra, labitque vollentem:
Auxilium praestant miserp, ealathoque revellunt .
Et caudam veluti dextram quis porrigit intro:
Mordieus apprendit subito, et convellitur extra
Cauda salutifero soeii soeii sub dente revincta:
Saepe suam clausus mittit per vimina caudam
Qua portas extra trahitur revocatus ab orco.
A sociis tali scari sunt arte recepti.
Oppian IV. 40,
Okens allg. Naturg. VI. 15
226
\
welche auch, wie bev den Klippfifchen, auf den Kopf, die Rlıdens
und Steiß:Floffe laufen; vorn in der NRücenfloffe ftarfe Sta—
cheln; die Schnauze ift kurz, kann fich aber in eine lange Röhre
audftreden und damit Inſecten berunterfchießen; der ganze
Mund ift vol Bürftenzähne, nicht bloß in den Kiefern, fondern
auch auf dem Pflugfcharbein, dem Gaumenbein und felbft der
Zunge; 7 Kiemenftrablen, feing Kerben unten am Vorderdeckel.
Dieſer Schübenfifch (T. jaculator)
wird fpannelang, 3 Zoll hoch, iſt grünlichgran, oben ſchwärz—
ih, mit einem dunfelbraunen Fleden auf dem Dedel, der
Bruftfloffe, vorn und hinten an der Nüdenfloffe und auf dein
Kreuz. \ |
Er findet fih in Sftindien am Otrande, und gebt felkft in
die Slußinindungen, 3. B. des Ganged, wo er, wie der Spritz⸗
fiſch unter den Klippfiihen, Inſecten, befonderd Ameifen- von
Waſſerpſlanzen und vom. Ufer berunterfchießt, indem er die
Schnauze fo weit hervorſchiebt, daß fie länger wird al8 der Kopf.
Die Europäer und Chinefen zu Batavia balten ihn in Gefäßen
mit Meerwaffer, über mwelched fie Snfecten an Stäbchen ſtecken,
um fih an dein Herunterfhiegen zu beluftigem Sie treffen dies
felben, wenn fie. auch. über 3 Schuh hoch über dem Waſſer find. Man
bat den Magen voll Eleiner, affelartiger Thierchen und auch vol
Aneifen gefunden. Gie heißen im Dealayifhen Sumpit. Pal-
las Phil. Trans. 66. 1776. pag. 187. Fig. Sciaena jacula-
trix, Scarus schlosseri; Buchanan, Ganges t. 14. f. 34.
Coius chartarius; Cuv. Val. VII. 310. t. 182.
8. G. Die Schnauzenbraffen (Maena)
find Fein, haben Geftalt und Schuppen wie die Braffen,
fünnen aber die Schnauze in eine dünne, faft durchfichtige Röhre
verlängern; die Zähne find bürftenartig, bisweilen mit 2 oder
4 größern Edzähnen Die Nüdenflofe bat feine Schuppen,
Schwinmblafe groß, hinten ‚gefpalten.
4) Der 2arierfifch (Sparus maena)
bat auch Zähne auf der Pflugfchar, ift nur 6 Zell ang, bis—
meilen von der Größe eined Härings, glänzend bleygrau, mit
5—6 braunen 2ängöftreifen, unten filberglängend, ins Goldgelbe,
mit bläulichen Flecken in Reihen; in den Weichen ein großer,
227
fhwarzer Fleden. Sind bäufig um Mittelmeer unter Tangen,
ivo fie von. Fleinen Fiſchen und Schneden Iebenz laichen im Aue
guft, schmecken ſchlecht, folen Durchfall verurfachen, mas ſchon die
Alten mußten. Sie heißen in Stalien Mendole, Menola, bey
Ariftvteled Mainis.
Fuisse Gerres, aut inutiles Maenas,
Odor impudicus urcei fatebatur.
Martial XI. 32
In Venedig ifb er, nah Martens U. 425, megen feiner
Bitterfeit ein verachteter Fifch, der nur von der ärmſten Volks—
claffe gegeffen, und deffen Name daher auch als Schimpf» und
Spottname gebraucht wird. Belon 226. Fig. Rondelet 138,
Geöner 613. Fig. Maena. Bloch, 4. F. V. 80. T. 270?
Andere gleichen den vorigen, haben auch einen vorfchiebbaren
Mund aber Feine Zähne im Gaumen Shre Lebensart ſtimmt
auch überein. Smaris.
2) Der weiße (Sp. smaris), Picarel,
ift geftreckt, wird aber kaum fpannelang, und hat große,
rauhe, gewimperte Schuppen in Reiben, ift filberglänzend, oben
dunkler, unten beller, mit einigem Goldfhimmer und einigen
bläulichen Ländsfteichen, nebft einem braunen Flecken auf der
Seite; die Ruderfloſſen röthlichgelb. Er ift fehr häufig im gan-
zen Mittelmeer an den Küften, wo er von Garneelen lebt; an
den balearifchen Inſeln beträgt er die Hälfte der ganzen Fifcheren,
und beißt dafelbft Jarret, an Spanien Caramel, bey Venedig
Menola bianca, Maridola. Belon ©, 226. Fig. Rondelet
©. 140. Geöner 616. Fig. Maena candida, Smaris. Bey
ben Alten Smaris. La Roche Anıi. Mus. XIII, pag. 344,
tab. 25. fig. 17. Cul. Val. VI. 403,
9. & Die Braffen (Sparus)
find ganz regelmäßig, mit großen Schuppen in Längsreihen
bedeckt; der Kopf ziemlich fpisig und glatt, dad Maul nicht
dorfchiebbar, Flein, meift mit großen Zähnen in Selen, abre
feine im Gaumen,
a Die einen haben vorn in den Kiefern eine Reihe platter
Zähne dicht an einander, der Mund Flein und nicht vorfchiebbar;
45 ®
22%
die Stacheln in den Steuerfloffen kurz. Sie Ieben von Meer⸗
pflanzen. Box. P
4) Der Gelbftriemen (Sp. boops)
wird über 1 Schub lang, oben grünlichgelb, unten filbers
alängend, mit 3 vder 4 Gottftreifen nach der Länge unter der
Seitenlinie; unter der Achſe? ein brauner Flecken. Iſt fehr gemein
im Mittelmeer, und gebt bis Madera und Gallicien, aber nicht
nördlicher, lebt von Tangen, und wird für ein gefundes, ſchmack—
baftes Eſſen gehalten; heißt Bogo, Bugo, und bey Venedig, wo
er nicht gefhäst wird, Bobbo; bey den Alten Box, Blöfer.
Belon 230. Fig. Rondelet 1356. Gesner 148. Fig. Boops.
S. 150. Fig. Box. Cuv. Val. VI. 347. tab. 161.
2) Der Gpldftriemen (Sp. salpa)
wird über 1 Schub lang und ift viel glänzender ald ber
vorige, grau mit Silber: und Goldſchimmer, unten filberalänzend,
nit einem Dutzend rother Goldftreifen nad der Länge, ein
ſchwarzer Flecken auf der Brufifloffe. Sehr gemein im Mittel:
meer, wo er Salpa, Saupa, Sarpa heißt, im Schlamm Tebt,
Tange frißt, im Fruͤhjahr laicht und nicht gefchäht wird, weil er
einen Geruch nad) Schwämmen bat, daher auch Dovid von ihm
fingt, Hal. 131,:
Atque immunda Chromis, merito vilissima Salpa;
Atque avium dulces nidos immitata sub undis.
Man fängt "ihn mit Neben und Kürbfen, denen er gern
nachgebt, vorzüglich im Winter an tiefen Stellen.
Was Drid von ihn fagt, er Iege wie die Vögel feine Eyer
in Nefter, kommt wohl daher, daß fid) diefelben oft in Shwämmen |
finden. Rondelet 154. Fig. Vergadelle. Salviani 120.
Gesner 979. Fig. Salpa. Bloch, 4. 8. V. 44. Taf. 265.
Cuv. Val. VI. 357. tab. 162.
3) Der Brandbraffen (Sp. melanurus), Oblade,
bat binter den Schneidzäbnen noch ein Band von Bürftens
zähnen, wird 1 Schuh lang, ift bleygrau mit Silberglanz, unten
weiß; an den Seiten 20—24 ſchwarze Längäftrihe; Dedelrand
ſchwarz, und ein folder Fleden auf dem Kreuz. Findet fich
s
|
|
|
bäufig im Mittelmeer in der Nähe der Küflen, und beißt -
;
\
;
229
Blado bey Nizza, Occhiada bey Rom, Chopa an Gallicien in
Spanien. Bey den Mten hieß er Schwarzſchwanz (Melanurus),
auch, wegen feiner großen blauen Augen, Großauge (Oculata).
Er hält fih an fteinigen Küften auf, und ſey ſchwach und furchts
fam, aber fchlau, umd laſſe ſich nicht leicht fangen, wie Oppian
(dl. 443.) fingt:
Haud facile parvus Melanurus fallitur arte,
Nee curva capitur nassa,,nec retibus amplis.
Er Iebt von Tangen und Fleinen Fifhen, wird 1—2 Pfund
ſchwer und ift eine angenehme Speife. Salviani 181. Ron:
delet 126. (Gesner 637. Fig.) Cuv. Val. VI. 366. t. 162.
b. Andere haben lauter Hechelzähne, wovon die vordern
nur etwas ſtärker find; ihr Mund ift Bein und nicht vorfchiebbar,
and die Nücenfloffe hat mehr Stacheln als bey den Zahnbraffen;
Schwimmblaſe groß und einfach. Cantharus.
4) Der braune (Sp- cantharus)
wird ſchublang, iſt ſilberglänzend mit 46 goldſchimmernden
braunen Längsſtreifen, Rüden: und Sieißfloſſe violett. Iſt ſebr
gemein im Mittelmeer, beſonders an Italien, heißt Cantena
Cantaro und Tanna, und ſoll beſſer ſchmecken, wenn er in
Strömungen gefangen wird. Er fiheint auch Tange zu freften,
und wahrfcheinlich auch kleine Thiere. Rondelet ©. 120. Fig.
Gesner 211. Fig. Cantharus. Cuv. Val. VI, 319. t. 160.
c. Andere find regelmäßig elliptifch mit angedrüdten Schup⸗
pen in Längsreihen, auch auf dem Kopf; in dem Meinen Mund
fteben aber vorn und hinten nur kegelförmige Zähne in einer
Reihe, wovon vorn mehrere langer ald die andern, und wie
Haken ausfehenz die Kiemendeckel ungezähnt; 6 Kiemenftrahlen;
Shwimmblafe einfach. Dentex.
5) Der Zahnbraffen (Sp. dentex)', Dente,
ift einer der größten Fiſche dieſes Geſchlechts, erreicht
die Länge von 5 Schub und ein Gewicht von 20 Pfund; er ift
filderglängend, oben ind Himmelblaue, an den Seiten vol bläus
licher Düpfel; die Schnauze gold» und fülberglänzend, die Rüdens
flojfe gelblich, die Bruft» und Schwanzfloffe röthlich; er hat vorn
4 längere Zähne. Iſt ein Bewohner des ganzen mittelländiichen
250
Meers, und Fommt gemwöhnlid S—10 Pfund ſchwer auf die
Märkte, befonderd zu Rom während ded Sommers, wo er Den:
‚tale heißt; in Nizza Lente. Er fol fi vorzüglich von Dinten—
fehneden näbren, auch felbft 4 Schuh lang und 35 Pfund fihmer
werden. Sein Fleifh ift fehr gefchägt, und faft fo hoch als das
ded Goldbraſſens. Bey Ariftoteles Fommt er unter dem Nas
men Synagris vor, bey den Lateinern unter dem Namen Dentex
und Synodon. Ovid. Hal. 106.
Insisnis Sargusque. notis, insignis et alis,
Et super Aurata Sparulus cervice refulgens,
Et rutilus Pagur, et fulvi Synodontes.
Auch Apicius bat ihn mif dem Goldbraffen auf die Tafel
gebracht. Des Winterd hält er fich in tiefen Stellen auf, und
fommt im Srübjahr an den Strand, um zu laichen, zieht fich
aber bey "warmer Witterung 8—10 Klafter tief zurüd, Er ift
ein ſtarker Räuber, und zerreißt ſelbſt die Nebe, in denen fich
Fifche befinden. In der Levante und an Dalmatien fängt man
fo viel, daß man fie einmacen muß. Man fehneider fie in
Stüde, Focht fie halb gar, legt fie mit Gewürz in Effig und
fhlägt fie in Fäſſer. Auf diefe Weife Fann man fie ein Jahr
lang erhalten. Belon ©. 181. Fig. Synagris. Galviani
©. 111. Rondelet ©. 150. Gesner 4124. Fig. Synodon,
Dentex. Bloch, X. 5. V. 69. T. 268, Cuv. Val. VI 212.
tab, 153, — | |
d. Andere haben runde, Pegelfürmige Backenzähne, die wie
ein Straßenpflafter neben einander ftehen,
Darunter haben wieder manche, außer vielen runden Baden»
zähnen, noch 8—10 Schneidzähne, ziemlich wie die des Menfchen,
Sie finden fih vorzüglich im Mittelmeer an den Küften, und
waren größtentheild den Alten bekannt, Schmwimmblafe groß.
Sargus, |
6) Der größere Geißbraffen (Sp. sargus, rondeletii)
wird fpanne> bis fchuhlang, gegen 2 Pfund fchwer, filber:
grau, mit rötbhlihem Schimmer und etlihen 20 grauen oder
goldgelben Längsftreifen auf den Seiten, nebft 5—6 ſchwachen
Duerbändern; auf dem Schwanz ein dunkler Zleden. Findet fich
231
an allen Küſten ded Mittelmeers, ‚lebt von Fleinen Fifchen, Kreb»
fen und kleinen Schaltbieren, ‚weil er wegen feines ſchwachen Ge:
biſſes größere Schalen nicht zermalmen kann; wird mit einem
Zeige, gefangen, der, aud Mebl, Käs und Sardellen verfertigt
„wird. Er beißt Sar, Sargue et Sargo. Cuv. Val. VI. p.14.
tab. 141. . Rondelet ©. 122. Fig. Duhamel I. s. A.
tab. 3. fig. 1. Geoffroy Egypte tab. 18. fig.1. S. raucus.
Bloch, A. 5.V. 36. T. 264.
Die Alten erzählen allerley Sonderbarkeiten von den Meer:
braffen: Sie laichten zweymal, im Frühling und Herbfl; an
andern Stellen beißt e8 wieder: im December; fie folgten der
Meerbarbe, melde im Schlamm wühle, und verzebrten fodann,
was fie locder gemacht und übrig gelaffen habe; fie Yebten geſel⸗
lig, hätten viele ſchwarze Linien und einen Flecken auf dem
Schwanze, was auf den Brandbraſſen paßt. Oppian ſagt, ſie
waͤren träg, und bewohnten die mit Tangen bedeckten Felſen; die
Milchner kämpften um die Roogner und trieben ſie ſchwaaren—
weiſe nach den Klippen, wo fie in Reuſen geriethen (IV. 374.);
auch würden fie von Tauchern mit den Händen gefangen, indem
fie ihnen die aufgerichteten Rückenſtacheln fanft mit der Hand
yom Kopf an nady hinten niederdrücten (IV. 593.); fie hätten
eine befondere Liebe zu den Geißen (und daher kommt der
Name), kämen, wenn fie diefelben mädern und die Hirten fingen
hörten, truppmeife berbey, fprängen Yuflig an den Strand, ſchmei—
chelten und leckten das Hornvieh, und jammerten 'gleichfam,
wenn die Ziegen zum Stall getrieben würden; die Hirten fledten
fih auch in Geißfele, und machten am Ufer allerley Säge, um
die bethörten Braffen zu fangen (TV. 308.) *).
*) Invadit sargos caprarum mira ceupido:
Qui madidi simas cupiunt tractare capellas.
Montanis gregibus, quamvis sint agmina ponti,
Gaudent: et foede rapiuntur amore capellae.
Pro pudor, an sperant concordes aedere foetus?
Incultos montis colles plagique meatus
Pastoret claudunt, cum sera erepuseula Jucent,
Tempore quo flavas Phoebus desiccat aristas:
Ducunt laturas ad littura sicca capellas
232
7) Noch häufiger im Mittelmeer, aber Kleiner und höchftens
fpannelang, finder fi der Pleinere G.-Br. (Sp. sargus,
salviani),
feine Farben find viel lebbafter und fchöner, grau goldgläns
zend mit 15 goldenen Längäftrichen, ein goldener Sleden über
Postquam balatus aut voces littore sargi
Pastorum audierint: saliunt ex aequore toto:
Sint Jicet ignavi, properant examine multo,
Humida cornigeras gens eircumfusa capellas
Laeta salit: lambitque gregem et blanditur ovanti.
Pastores talem longe admirantur amorem,
Qui primum stupidi cernunt miracula facti.
At laete accipiunt pisces, speetantque capellae:
Gaudent dileetas ponti speetare choreas.
Exultant sargi contra: non est modus ullus
Laetitiae teneri non tantum matrikus hoedi
Adplaudunt, stabulis clausi pastuque regressas
Aceipiunt gestu laeti, saltuque petulei.
Omnia, quum eircum reboant loca vocibus illis:
Pastores dulces fundunt de pectore risus.
Ac veluti mater natum, eonjunxitque maritum
Ire peregrinas longe tristantur in urbes:
Moestitiamque alto tristes sub corde recondunt:
Et celsas scandunt speculas, et lJumine lustrant
Aequoreas undas, et fletibus ora relaxant:
Non gressum revocant: et lumina in aequore fingunt,
Sie maesti sargi lachrymis tristantur obortis: |
Quum paster.:capras de littore latas.
Sarge miser subito (ni fallor) dira cupido
Afferet exitium, pastor tibi causa doloris:
In fraudem et mortem piscator vertet amores.
Piscosas gemino quae surgunt vertice cautes,
Non longe a terra distantes aequore parvo,
Conjeetat clari fulgentes lumine solis.
His habitant sargi scopulis, haee saxa frequentant,
Nam solis gaudent radiis, et Juce nitenti,
Ast olidae praedo tectus sub segmine caprae,
Temporibus sunmis duo cornua longa coaptat,
Et pastorales meditatur pectore fraudes,
Viscere caprino simul et nidore farinam
Conmixtam, tumidäs ponti demittit in undas.
233
jedem Auge, und ein Ring auf dem Schwanz. Er wird als
eine vortreffliche Speife gefhäbt, befonderd im Herbft und Winter
zu Rom, mo er Sargo oder Sargone heißt. Belon ©. 244.
Fig. Salvianı ©. 179, T. 64. Gesner 964. Fig. Geof-
froy Egypte t. 18. f. 2. S. vulgaris. Aldrovand ©. 174,
176. Fig. Willugbby ©. 309. s
8) Ebenfalls fehr Häufig ift der Fleine (Sp. annularis),
welcher in Stalien Sparlo, Carlino, an Franfreich Sarguet,
Sparaillon beißt; wird faum fpannelang, balt fih häufig in
den gefalzenen Binnenwäffern auf, und wird nicht befonderd ges
ſchätzt. Bey Ovid und Martial hieß er Sparulus. Belon
©. 242. Rondelet ©. 118. Fig. Salpiani ©. 177. T. 63.
Gesner 994. Fig. Sargus. Geoffroy Egypte t. 18. f. 3.
La Roche Ann. Mus, XIII. tab. 24, fig. 13. Cuv. Val. VI.
85. tab. 142.
9) An Nordamerica gibt ed einen, welcher Schafskopf
heißt (Sp. ovis),
in New-York über alle N Fiſche gefhägt wird und auf
die beften Tafeln _Ffommt. Er ftehbt nur den Forellen und den
Salmen nad. Einer von Mittelaröße foftet 1—1°/, Dollar; noch
fehmerer kann einer 4—7 Pfund Gterling koſten; es gibt welche,
die über 2 Schub lang und 14—15 Pfund ſchwer werden. Die
Färbung ift filberweiß, mit 6-7 Zoll breiten, dunfeln Quer⸗
Gratus odor, pastor gratus, simulata capella
Istos decipiunt, nee fraudes mente dolosas
Cernunt, sed laeti gaudent, lambuntque capellae
Hostem consimilem, sed mox non mitia corda
Invenient miseri sargi- sub pelle eaprina.
Tune eito pestiferum soeium sub tegmine noscunf.
Cornea cum viveo tendens hostilia lino
Infigit carnes hamo, quas ungula caprae
Innatas retinet, carpunt objecto repente
Pabula, piscator retro sub brachia curvans
Ottolit sargam, si quis Praesenserit artem.
Villosas abigit enpras, odiomme seguuntur
Pastorem, simulachra, RE et pascua toti.
Si sint ahstrusae fraudes, tolientque loborem,
Arte velox omnes eaprae sub imagine fallet
⸗
‚234
bändern, Er bat 8 Schneidzähne faſt 3 Linien ‚breit; lebt von
Fleinen Schaltbieren, kommt vom Juny bis September an bie
Küften truppweiſe, und, wird auf einen Zug zu Hunderten gefans
gen, und zu Tauſenden während der Nacht auf den. Marft von
New: Nork gefhafft, bey Falter Witterung felbit bis Philadelphia
und Neu-Jerſey; mit der Angel Fann man ‚ibn nicht fangen,
mweil er die Schnur abbeißt. Bey New Drleand beißt er ‚Casse-
Burgot (Schneckenbrecher). Schöpf bat, ihn zuerſt in den
Schriften der Berliner Freunde VII. 1788. ©. 152. beſchrieben.
Cuv. Val. VI. 53. Mitchill Transactions ‚of New-York I.
tab. 2. fig.:14.
Die» Goldbraffen (Chrysophrys,“Aurata), Daurade,
Orada,
baben A oder 6 Fegelförmige Vorderzähne und runde Baden»
zähne in 3 oder mehr Neihen, 6 Kiemenſtrahlen. Gie finden ſich
in. alen wärmern Meeren, befonderd im Mittelmeer an den
Küften und im Bradwaffer, und waren den Alten fehr gut: bes
kannt. Gie zerfnaden ftarfe Schneckenſchalen, befonderd Rund⸗
und Eckmünde.
410) Der gemeine (Sparus aurata), Daurade,
kommt ſehr häufig im ganzen Mittelmeer vor, und wird
-über einen Schuh lang, ift mit Fleinen platten Schuppen bededt;
Färbung filbergrau, mit grünlibem Schimmer, "unten filbers
glänzend, mit 18 — 20 Goidfireifen auf jeder Seite nach der '
Länge; ein Goldflecken auf dem Dedel und ein Halbmond zwi⸗
ſchen den Augen. Der Rücken fällt ins Bläuliche, die Seiten
ins Gelbe.
Sie halten ſich ums ganze Mittelmeer auf, beſonders
in den ſalzigen Binnenwäſſern, wo ſie ſehr fett werden, und in
Menge auf die Märkte kommen, beſonders nach‘ Genua und
Nom. Sie fiharren mit ihrem Schwanz den Gand auf, und
freifen befonderd gern Mießmufcheln, welche dabey fo laut Frachen,
daß die Fiſcher dadurch die Gegenwart der Fifche erfahren. Man
fängt fie den ganzen Sommer mit Neben und Angeln, woran
man Herz: und Gaff-Muſcheln fledt, aud wohl Garneelen und
Stücke vom Thunn und Bonit. Da fie die Kälte nicht ertragen
können, fo zieben fie ſich des Winters im die Tiefe ded Meers
255
zurück; überfüllt fie ein früher Froſt, fo gehen fie. zu Taufenden
zu Grunde. Man ißt fie frifh und gefalzen, befonders, während
der Faften. Sie wachſen außerordentlih ſchnell, und man bat
fhon melde, befonderd in den Meerteihen gefangen, welche
18 Pfund mwogen und 2 Schuh lang waren. Bisweilen findet
man fie auch an den Weſtküſten von Frankreich, Spanien und
felbft England, aber nicht nördlicher. Die Alten, melde ibn
Goldbraue (Chrysophrys) und Goldfiſch (Aurata) nannten, haben
viel Wefend davon gemacht und allerley Gefhichten von ihm
erzählt. Die Römer bielten ihn in Teichen, befonderd Sergius
in dem Yucriniihen See, wo er fehr gut geworden feyn fol.
| Non omnis laudem pretiumque Aurata meretur,
Sed cui solus erit concha luerina cibus.
Martial. Al. 90.
Auf Malta beizen die Goldſchmidte mit Scheidwaſſer einen -
ſchwarzen Flecken in die Mitte der größten Zähne, faſſen fie in
Ringe und verfaufen fie unter dem Namen Schlangenzunge an
leichtgläubige Leute, welche ihnen große Heilkräfte zufchreiben.
Diefer Lieblingäfilich der alten Römer behauptet, nah Mar:
tens 1. ©. 424, auch jetzt noch feinen alten Rubm, Bey Bes
nedig wird er mit großer Sorgfalt in den tiefer Liegenden Fifch>
bebältern gezogen, meil er leichter ald andere Fifche, fowohl bey
zu großer Hitze als Kälte, abſteht. Er Fommt im Frühling bis
zum Auguft auf die Fiſchmärkte, ausgewachſen 10 Pfund fchmer.
Belon ©. 192. Fig. Salvianı T. 62. Rondelet ©, 115.
Geöner 123. Fig. Bloch, 4A. F. V. ©, 52. T. 266. Die
Zähne T. 74, welche man früber für die des Meerwolfs gehalten
bat. Cuv. Val. VI. 85. tab. 145.
Andere haben ebenfalld 4 oder 6 kegelförmige Vorderzähne,
aber nur 2 Reiben runde Backenzähne. Pagrus.
41) Der röthlidhe (Sparus pagrus)
wird über 2 Schuh lang und 10 Pfund ſchwer, ift filberglängend
ind Röthliche, ohne einen Goldfleden zwifchen den Augen, Sins
det fich bloß im mittelländiihen Meer und an der Meftküfte von
Africa, nicht nördlicher; hält fih im Schlamm, lebt von Schale
thieren, Dintenfchneden, Garneelen und Zangen, und wird mit
256
Netzen und Angeln gefangen. Heißt ben den Alten Phagros,
Pagur, in Stalien Pagro, bey Venedig Cantarella et Tabaro.
Rondelet 142. Fig. Belon ©. 186. Gesner 773. Fig.
Pagrus. Cuv. Val, VI. p. 142. tab. 148.
e. Andere haben ebenfalls 2—3 Reihen runde, jedoch Fleinere
Badenzähne, aber. bürftenartige Vorderzähne. Sie leben, wie die
vorigen, von Schalthieren an den Küften, und halten fi trupps
weife zuſammen. Pagellus.
12) Der rothe (Sparus erythrinus)
wird kaum fchublang und 2 Pfund fehwer, ift oben ſchön
carminroth, an den Seiten rofenrotb und unten füberglängend;
die Floſſen rofenrotb; nah dem Tode wird er gelblih, Er
findet fich febr häufig im Mittelmeer und on den Weſtküſten von
Sranfreich und felbft Holland, jedoch ſelten; beißt Pagel, zu Rom
Fragoline, zu Benedig Alboro, in Gicilien Luvaru. Er ift
ſchmackhaft, beſonders des Winterd, Rondelet 145. Fig. Ges—
ner 434, Fig. Erythrimus. Bloch, A. F. V. 99. Taf. 274.
Cuy. Val. VE p. 170. tab. 150,
15) Es gibt einen Abnlichen, rofenrotden Fiſch, unten mit
Silberglanz, im Mittelmeer, befonderd an Spanien, welcher auch
ind atlantifche Meer geht, und bi in den Canal Lamanche
fommt. Es ift der rofenrotbhe (Sparus orphus 8. centro-
dontus), Rousseau, Gorazo, Besugo,
Er bat einen auffallend ſchwarzen Fleden an der Schulter.
Die Färbung ändert jedoh ab; fie fallt mandhmal mehr ind
Braune, mandhmal ind Silberweiße voll fhwarger Düpfel, mit
einem fihwarzen, zafigen Sleden an den Dedeln. Er mißt ges
mwöhnlih A; Schub, wird aber über 2 lang. Er laicht vom
May bi zum July an den Küften, mird aber im hoben
Meer während des Winter bisweilen in einer Tiefe von
1000 Schub, am häufigſten an Biscaja ꝛc., gefangen und für
ſchmackhaft gebalten. Er fol Meine Fifhe und Meerpflanzen
freien. NRondelet ©. 157. Fig. Orphus. Gesner 752,
Aldrovand ©. 151. Fig. Pagrus. Bloch, A. F. V. ©, 6%.
Taf. 267. Sp. pagrus. La Roche Anu. Mus. XII 345.
tab. 3, fie. 11.
257
44) Der Marmorbraffen (Sparus mormyrus)
ift ſehr geftrecdt, über 1 Schub lang, gelblich ſilberglänzend
mit 7 braunen Querfireifen. Findet ſich ebenfalls im Mittels
meer unter dem Namen Mormo, Mormyro und Mormyllo;
am bäufigften in der Gegend von Rom und an Yegypten. Belon
©. 185, Fig. Gesner 646. Fig. Mormyrus. Rondelet
©. 153. Salviani ©, 184. Geoffroy Eg. 343, t. 18. f. 3.
4. Sippſchaft. Die Blätterfiſche
baben große Schuppen, große Köpfe und bin und wieder
Kerben am Deckel; unterfheiden ſich aber von allen andern das
durch, daß ibre Schlundfnochen in eine Menge. Blättchen ae:
theilt find, zwifchen denen ſich das Waſſer hält, fo daß fie lang
im Freyen ihr Leben fortfegen Fonnen, Sie find.n fih nur in
Indien.
10. G. Die Kletterfiſche (An>has)
haben Kerben am ganzen Rande des Deckels, aber Feine am Vor⸗
derdeckel, was fonft umgekehrt iſt; der Leib iſt Yänalich, mit ſtarken
Schuppen bedeckt; der Kopf groß, rund und beſchuppt, mit
kurzer, platter Schnauze und kleinem Maul, worinn nur Bürften>
zähne in den Kiefern; die Seitenlinie unterbrochen; in der
Rückenfloſſe viele Stacheln und 6 Kiemenſtrahlen. Schwimmblaſe
hinten geſpalten.
4) Der gemeine (Perca scandens, Anthias testudineus)
wird nur fpannelang und ift vol Schleim, oben grün, unten
gelb, die Schmanzfloffe rund, binten am Deckel eine Menge Fieis
ner Stacheln. Findet fih in ganz Oftindien, und wurde zuerft
von Daldorf befchrieben (Linn. Trans. II. 1797. p. 62.). Er
lebt in füßem Waffer, in Teihen, Sümpfen ind Gräben von
Waſſer-Inſecten, und beißt dafelbft Sennal, Pannei-Eri und Coi.
Die Lebendart diefes Fiſches iſt ganz fonderbar. Daldorf traf
dieſen Fiſch auf Tranquebar, als er gerade in der Ritze einer
Palme, die nicht weit von einem Teiche, and, in die Höhe klet—
terte, indem er ſich mit den Stacheln der audgefpreipten Dedel
an den Wänden des Spaltes bielt, den Schwanz bin und ber
bog, die Stadyeln der Steißfloffe an die Wand ftüßte, die Deckel
zufammenfhlug und fo einen Schritt weiter that. Unter einem
Dad) lief er im trodenen Sande mehrere Stunden umber. Der
«
258
Miſſionär John ſchickte nachher an Bloch 5 dergleichen Kifche;
und fehrieb ihm: die indifchen Namen bedeuteten Baumfletterer,
weil er mit feinen fägenartigen Dedeln und fcharfen Floſſen auf
die am Ufer nabe ſtehenden Palmen zu Flettern ſuche, während
dad Regenwaſſer an ihnen heruntertröpfelt. Er lebe mehrere
Stunden im Trodenen, und bewege ſich durch fonderbare Krüms
mungen des Leibed fort; fonft halte er fihb im Schlamm der
Teihe auf und fen eine beliebte Speife, Er fey ſchmutzig grau,
oben ſchwärzlich, unten meiglih, mit einem goldgelben Augens
ring, Die neuern Reifenden, wie Neinmardt, 2efchenault,
Buhanan fagen nichts von den genannten Wanderungen, ja
erklären fie fogar für Erdichtung. Indeſſen flimmen Alle darinn
überein, daß er fehr lang außer dem Waſſer leben und auf dem
Boden Priechen könne, daß ihn die Fifcher 5-6 Tage in Ges
fäffen ohne Waffer hielten, und 150 englifche Meilen weit, bis
Calcutta, fohafften; daß das Volk glaube, fie fielen vom Himmel,
und daß die indifchen Gaukler immer dergleichen mit ſich führten,
um dad Volk zu belufligen. Bloch, U. F. VI. 121. T. 522.
Systema 204. Buchanan 98. t. 13, f. 38, Cuv. Val. VIE
825. tab. 193:
11. & Die Eolifen (Polyacanthus)
find im Ganzen gebaut wie die Kletterfifhe, haben aber-
mehr Rüdenftaheln, nirgends Kerben am Kiemendedel, und nur
4 Kiemenftrahlen; Bürftenzähne in den Kiefern, aber Feine im
Gaumen; in den Bauchfloffen 5 Strahlen oder nur 1.
1) Die gemeine (Trichopodus colisa)
wird nur 5 Zoll lang, ift länglich, ziemlich zufammengedrüct
und rauh anzufühlen, oben grün, unten weiß mit 10 oder 12
fihiefergrauen ſchiefen Querbändern; die Bauchfloffen beftehen nur
aus einem Strahl. Sie Ieben in Sümpfen am Ganges, find
fhmadbaft, aber wegen ihrer Kleinheit nicht von Wichtigkeit,
Ohne Zweifel können fie auch lang im Trödenen aushalten;
Hamilton Buchanan Ganges pag. 116. Cuv. Val. VIL
362, tab. 196. Daher gehört auch der chinefifhe Klippfiih von
Bloch T. 218,
12. ©. Die Gorami (Osphromenus)
find ebenfo befchuppt, haben viel Rückenſtacheln, eine unters
239
brochene Seitenlinie, aber ihr Geficht ift etwas eingedrückt, ihre
Gteißfleife fehr lang, der erfte weiche Strahl der Bauchfloffen
länger als der Leib, und ed zeigen fih ſchwache Kerben am
Borderdeckel.
Der gemeine (O. olfax)
it ein auf Java fehr berühmter, Gorami genannter Fiſch.
Er erreicht die Länge von 6 Schub, und wird faft 7% fo hoch,
mahnt daher an einen großen Steinbutt; ift röthlich braun, hat auf
jeder Kopf: und Bauchſchuppe einen filbernen Sleden, wodurch
ein. Nehwerk entſteht; an der Wurzel der Bruftfloffen. ein brauner
Flecken und ein [hwärzlicher Zügel... Er Iebt in füßem Waſſer,
und wird nicht ſelten 9. Centner ſchwer. Commerfon fagt,
er habe, nie, einen, beifern Sich gefoftet, weder auß dem Meer
noch aus dem fügen Wafler, Er Iebt bloß von einer auf dem
Wafjer ſchwimmenden Pflanze (Pistia natans), und man findet
ganze Ballen in fernen, langen Darınwindungen; auf. der Inſel
Moritz fammeln fie ſich in Menge unter den Abtritten, welche
in die Weiher geben, um den Unrath zu verfihluden, fo wie er
bineinfommt, Die Holländer halten fie in Batavia in großen
Gefäßen, wo fie fie mit den Blättern der Pistia füttern und
das Waller täglich erneuern, Der Roogner fol am Ufer eine
- Heine Grube maden, um den Laich hinein zu legen.
Nah Commerfon wurde er aus China nah Batavia
verpflanzt, und Coffigny, nad welchem er fih auch in Ben—
galen finden fol (Voyage I. p. 181.), hat ihn von da nad) der
Inſel Moritz gebracht, mo er aud den Wehern in die Flüffe ge>
fommen ift, und dafelbft hun gleichfam in verwildertem Zuftand
fi fehr gut vermehrt, obne viel an feiner Güte verloren zu
baben. Moreau de Jonnéès und Philibert haben ihn von
da nach Cayenne gebracht. Es Fam einmal fogar einer lebendig
bis vor- einen Haven von Frankreich. Es ift merkwürdig, daß
von diefem Fiih, der gegenwärtig fo viel Auffeben erregt, Fein
älterer Naturforfcher Sndiend etwas erwähnt, und auch Feiner von
denen, welche in neuerer Zeit über die Fiſche des indifchen Vefts
landes gejchrieben haben. Lacepede V. 144. Tafı 8. Fig. 2.
Cuv. Val, VII 377; tab. 198.
240
9, Zunft. Rauhkoͤpfe oder Bärfharfige
haben einen vegelmäßigen, zufammengedrückten Leid, mit harten, veſt⸗
figenden Schuppen; eine ziemlich lange, vereinigte oder getrennte
Rücenfloffe; einen gezähnelten oder facheligen Deckel, meiſt haken—
förmige Zähne und 6—7 Kiemenftrahlen. Gie leben im füßen und ge:
falzenen Waſſer, und gehören zu den fchmachafteften Fifihen.
Die einen baben nur Zähne in den Kiefern und Feine im
Gaumen, mäßige und glatte Schuppen, auch auf dem Kopfez
einen ziemlich abfchüffigen, ſtumpfen und grubigen Kopf, mie die
Schattenfifhe: andere haben Zähne in Kiefern und Gaumen, einen
glatten, zufammengedrüdten und geflredten Kopf, und harte,
rauhe Schuppen auf dem Leibe, wie die eigentlichen Bärfche.
A. Die Slattfhupper oder Schattenfifche,
die ihren Namen von ihren dunfeln Farben haben, und
denen die Gaumenzähne fehlen, theilen fih in 2 Sippfchaften,
mit einer oder zwo Nüdenfloffen. -
1. Sippfchaft. Die einfloffigen
baben vermachfene Rüdenfloffen, oft beſchuppt, wie bey den
Klippfiihen, denen fie au im zufammengedrücten Leibe nicht
felten gleichen.
a. Bey folgenden finden fid nur 6 Kiemenftrahlen, und die
Seitenlinie endet auf dem Kreuze. » Sie find klein, oval, ſchön
gefärbt und nur in heißen Meeren zu Haufe.
1.6. Die Kerbzähne (Glyphisoden)
find zufammengedrüdt und mit großen Schuppen bededtz
baben Feine Kerben am Dedel, aber Schneidzähne in einer Reihe,
und meiftens ausgefchnitten; in der Nüdenfloffe 13, in der
Steißfloffe 2 harte Strahlen. Ihre Färbung iſt quergebändert;z
Schwimmblafe. Sie balten ſich vorzüglid auf Eorallenbänfen
auf, von denen fie zu leben ſcheinen.
4) Der gemeine (Chaetodon saxatilis)
wird an America von dem gemeinen Volk und von den
Negern gegeffen, fieht aus mie der gemeine Barſch, ift fpanne>
Yang und faft halb fo hoch, filberglängend, oben ind Gelbe, mit
5 ſchwaͤrzlichen Querbändern und einem ſchwarzen Sleden an der
#
—
241
Achſel. Blood, U. F. II. 98. Taf. 207 und 213. Fig. 1.
. Ch. marginatus et Mauritii. a 156. Fig. Jacua-
caguare, Jaqueta.
2) Sn Dftindien gibt es einen ähnlichen (Etroplus me-
leagris),
der bey Surate bäufig gefangen und gegeffen wird. Er ift
auch nur fpannelang, filderglängend, oben grünlih mit 5 violetten
Querbändern, und bat in der Steißfloffe 13 Stacheln. Bloch,
YA. F. IV. ©. 3. T. 217. Ch. suratensis.
3) Faſt in allen Saminlungen finder fih ein Eleiner, kaum
3 Zoll langer, faft fheibenförmiger Fiſch (Dascyllus aruanus)
aus Dftindien, mit 3 breiten, ſchwarzen und weißen Quers
bandern, auf der Rüdenfloffe durdy ein ſchwarzes Längsband vers
bunden; nur der Vorderdedel ift gezähnelt, und er bat Feine
Schneid⸗ fondern Bürſten-Zzähne. Er kommt auch in der ganzen
Südfee vor, und heißt in DOftindien Sefuit, auch buntes Täube
hen. Er ift eßbar, und fol fih von jungen Corallen ernähren.
Bloch, A. F. II. 62. T. 198. F. 2. Ch. Valentyn Ind.
IH. fig. 491.
b. Andere, ebenfalls mit 6 Kiemenftrablen, haben eine auf
den Schwan; fortlaufende Seitenlinie. Schwimmblafe Hein.
2. G. Die Lappenfiſche (Lobotes),
1) An America, beſonders an Surinam, gibt es einen mehr
als fchublangen und 2 Pfund ſchweren, fetten Fiſch (Lobotes su-
rinamensis),
welchen man für einen der jhmadhafteften hält; er iſt längs
ch, mit großen Schuppen bededt, bat eine kurze Schnauze mir
Bürftenzähnen, wovon die äußern etwas flärfer und kegelförmig
find. NRüdens und Steißfloſſe lang geſchwänzt, mit harten Sta—
cheln, am Unterfiefer Meine Poren; der Vorderdeckel ſtark gezähntz
die Färbung braun, die Bruftfloffen gelblich, die Gteißfloffen
ſchwärzlich. Er wird auh 45 Pfund fchwer, und heißt bep
New-York Black⸗ ** Bloch, A. F. IV. 98. Taf. 243.
Holocentrus,
2) Ein eßbarer fe in — iſt das Kerbauge
(Scolopsides kate),
‚mit Tänglichem Leibe, —2— Schuppen, kleinem Mund und
Okens allg. Naturg. VI. 16
242 y
Bürftenzäpnenz; der untere Augenhöhlenrand ift gezähnelt, und
bat. binten 2 Staheln, welche ſich durchfreuzen. Er ift über
fpannelang, gelblihgrau, mit einem bellern Streifen unter der.
Seitenlinie; wird bey Pondichern dad ganze Jahr gefangen.
Bloch, 4. F. VII 5. T. 325. $. 2. Anthias japonicus.
3) Im rothen Meer ift man den Ghanam (Sc. ghanam),
obfhon er ſtark nah Schwamm rieht; er iſt daſelbſt ges
mein, kaum fpannelang, mit einem braunen Rüden und drey
weißen Längsſtreifen. Forſkal ©. 50. Rüppell T. 2. F. 1.
4) In Neuhelland fängt man in dem Fluſſe Macquarrie
einen mehr ald fpannelangen Zifd) (Macquarria australasica) -
mit rauben Schuppen, wie bey den Bärſchen; er hat Grus
ben im Kopf, gar feine Zähne und nur 5 Kiemenftrablenz; die
Färbung ift durchaus röthlichbraun. Sein Fleiſch wird ſehr ges
fhäst, befonderd in der neuen Stadt Bathurſt; er Iebt von
Sinfecten. Cuv..Val. V. 377. tab. 131. ° a
c. Andere haben 7 Kiemenflrablen.
3. © Die Kerbdedel (Pristipoma)
haben nur eine Rüdenfloffe, einen gezähnelten Vorderdeckel,
ſtumpfen Hinterdeckel, Bürſtenzähne, wovon die vordere Reihe
etwas, ſtärker iſt; 3 Poren unser dem Kinn, eine aufgetriebene
Schnauze mit kleinem Mund, und Feine Schuppen an der
Rückenfloſſe. Schwimmblaſe. Sie finden fih in Oft» und.
Weftindien.-
1) Bey Pondichery fängt man den Kaafan (Pr. kaakan)
an. den Mündungen der Flüffe, welcher 2 Schub lang wird.
Er bat große Schuppen, ift filberglängend und braun gedüpfelt,
die Floſſen gelblich, die Rücdenfloffe gefledt. Cuv. Val. V.
pag. 244. ih F
2) Der Dierüden (Sparus virginieus), ;
An PVirginien, den Antillen und Brafilien fiiht man einen,
welcher Rodo, Parapel und Catalineta beißt, vorzügliih in den
Mündungen der Flüffe. Er wird über 1 Schub lang, ift ſilber⸗
glänzend, mit 45 goldgelben und ſtahlblauen Seitenfteeifen ; ein
fhwarzed Band vom Genid über die Augen, und ein andered
auf der Schulter. Wird für fhmadhafter ald der Karpfen ge
halten, beſonders die Zunge und das Fleiſch um die. Kiefer. Bloch,
“A u USD *
245
*
A. F. V. 33. T. 265. F. 2. Sparus vittatus. VI. 77. T. 308.
Fig. 2. Perca juba; Marcgrave 152. Acara Pinima. Die
Fig. ftebt bey Guatucupa Juba p. 148. Catedby T. 6. F. 1.
Perca marina rhomboidalis. (Deutfche Ausgabe T. 4) Lie
tenftein Berl. Acad. 4821. Cuv. Val. V. 274.
3) Die Rotbmäuler (Haemulon), Gorette,
baben einen innwendig auffallend rothgefärbten Unterkiefer,
welche Färbung jedoch nur fihtbar wird, wann fie. den Mund
Öffnen; fie find. länglich, ſchwach zuſammengedrückt, haben große
Schuppen auch auf dem Jänglichen Kopf, den man mit einem
Schweindfopf verglichen bat; Bürftenzähne nur in den Kiefern,
3 Poren am Kinn, die Rückenfloſſe ausgefchmweift und befchuppt,
der Vorderdeckel gezähnelt. Schwimmblafe einfach. Sie finden ſich
nur an America, und beißen an den Antillen Gueule rougs.
4) Man fiſcht daſelbſt ſehr häufig einen fpannelangen, wel⸗
cher Ronco (H. elegans) heißt,
2 Pfund ſchwer wird und das ganze Jahr dem —
Bolk zur Nahrung dient; iſt goldgelb, mit 7—8 ſilberglänzen⸗
den oder ſtahlblauen und braungefäumten Sängsftrichen. Bloch,
X. F. VI. 122. T. 323. Anthias formosus.
5) Einen ähnlichen. gibt es ebendafelbft (Perca formosa),
welcher befonderd ‚auf St. Domingo und Jamaica fehr ges
mein ift, dort Crocro dore und Goret barre, bier Grunt- und
Squirrel-Fish beißt. Er ift 1 Schub lang, auch goldglängend
mit ftahlblauen Strichen, aber nur auf dem Kopf. Sie follen
von Schlamm und Meerpflanzen leben und ſchmackhaft fenn.
Catesby U. T. 6. 3.1. Marcgrave 165. Guaibi Coara,
Buraco de Velha; die Abbildung ©. 175 bey Capeuna, Cuv.
Val. V. 230.
6) Ebendafelbft findet fih ein fpannelanger (H. quadrili-
neatum),
welcher Crieri heißt, an Klippen gefangen und für ſchmack⸗
baft gehalten wird; er iſt ſilberglänzend mit 2 braunen und 2
goldgelben Längslinien darunter, Marcgrave ©. 151. Ca-
peuna, Fig. auf ©. 163 beym Guaibi Coara. Lichtenſtein
Berl, U. 1821. ©. 288. ‚Eur. Val. V. 238. tab. 120. *
2 *
244
2. Sippihaft. Die zwepfloffigen
haben — 7 Kiemenſtrablen.
4. G. An America finden ſich die fogenannten ‚Ritters
fiſche (Egues)
mit einem hoͤhen Naden, worauf die vordere Rückenfloſſe
faft wie ein Federbuſch ſteht, und einem wie mit Ordensbändern
gezierten Leibe; der Kopf abgeſtutzt und beſchuppt, mit Gruben
am Unterkiefer; die zweyte Rückenfloſſe ſehr lang und mit
Schuppen bedeckt, wie bey den Klippfiſchen. Schwimmblaſe groß,
ohne Anhängſel. ẽ
Der gemeine (E. americanus) 1
beißt an den Antillen Edelmann Gn auf
Hanvannah Serrana, iſt ſpannelang, gelblichgrau und bat drey
weißgeſäumte ſchwarze Bänder, wovon die 2 vordern den Kopf
umgeben, das hintere von der Rückenfloſſe mitten auf der Seite
bis zur Schwanzſpitze läuft. Er wird. auf Martinique, Cuba
‚und an Carolina häufig, ‚gefangen und ‚gegeffen. Bloch, U. F.
VU. 91. Taf. 347. Fig. 1. Edwares Taf, 210. Parra
Taf. 2. Fig. 2.
5. G. Die Schattenfifſche (Seiaena), Maigre ,,
haben nur ſchwache Stacheln in der Steißfloſſe, keine Bärtel
und Feine Edzäbne, fondern nur.eine Reihe flarfer, gleich großer
Zähne in den Kiefern, oben mit Bürſtenzahnen dahinter. Meiſt
eine Warze am Kinn. *
4) Der gemeine (Sc. "umbra, aquila), Maigre, Umbrina,
'Fegaro, E
J— wird mannslang und 60 Pfund fchwer, und findet fih vor:
zůglich im Mittelmeer, jedoch auch an der Wertküfe von Sranfs
reih. Er ift ein vorzüglicher Begenftand der Fifcheren und der
Zedermäuler, bauptfählic in Italien, doch früher mebr ala jebt,
wo er überhaupt feltener geworden zu ſehn fcheint, und auch
faum länger ald 3 Schuh wird. Die Schuppen find an ihrer
untern Seite etwas länger, und bilden daher fehiefe Linien, bie
Färbung ſübergrau, oben bläulih, an den Seiten goldglängend,
die Sloffen röth. Er, ‚bat eine ganz fonderbare Schwimmblaſe,
ohne Ausfuͤhrungs Ing, aber eine Menge blinde und oft vers
zweigte Sortfäpe, 36 am jeder Site, faſt wie die Lunge“ det
245
Shamäleond. Innwendig bat fie einen dicken Gefäßübrrzug, wie
die, andern Schwimmblafen obne Ausführungdgang, von dem man
‚glaubt, daß fie „die Luft: abfondere. Diefer Fifh war befonders
bey den Altern Naturforfhern fehr berühmt, und wurde von Be»
Jon, Rendelet und Salviani um die Wette befchrieben;
Ariftoteles dagegen und Plinius Iprechen nur wenig ‚davon,
unter dem Namen Sciaena; ‘der Name Umbra fommt zwar
auch vor, es ift jedoch fehr zweifelhaft, ob man diefen Fiſch darunter
verftanden bat. Der Kopf war in Rom fo gefhäht, daß man
Lenfelben den böchften Perfonen zum Geſchenk anbot, und: daß
Die Schmaroper immer auf dem Fiſchmarkte laufchten , um zu
erfahren, wer ihn gekauft. batte, damit fie fih zum Mahl einfins
den fonnten. Bey Nizza fol er nod) ‚über 6 Schuh lang, 1 did .
und 120 Pfund ſchwer werden. Er halt fih auch auf ſchlammi—
gem Grund auf, und wird im May, Juny und July gefangen,
woben er aber gewaltig um fich fhlägt. Wenn er eine zeitlang
im Netz gelegen, fo fol er einfchlafen. Seine Obrfteine find befonderd
groß, und mantrug fi? vor Zeiten am Halfe, weil fie gegen das Grim⸗
men gut ſeyn folltenz fie find bey Klein abgebildet T. 4. 3. D,D.
Belon ©. 117. Rondelet 135. Fig. Salvianı ©. 115.
Duhamel Pesches II. sect. 6. p. 137... 1. f. 3, Risso
Ichth. p. 298. t. 9. £. 30. Cuv. Mem. Mus. I. p. 1. t. 1-3.
Cuv. Yal. V. 28. tab. 100.
Carl Bonaparte bat diefen Fifch "Türzlich ganz genau
beſchrieben. Er beißt jebt noch zu, Rom und in: Italien übers
baupt Umbrina; in Sardinien Umbrena di canale; bey Bes
nedig, wo er, nah Martend, nicht über 6 Pfund ſchwer wird,
Ombra, Ombria, Ombreila, bey Genua Fegaro, bey Nizza
Figou, Die Sciaena der Griechen fen mahrfcheinlich die Bart»
Umber, die Umbra der Römer, der fhmarze Schattenfiſch.
Seine Färbung ift ganz filbergrau, bey höherem Alter der Bauch
gelblich, die Floſſen aſchgrau, nicht roth. Die gewöhnliche Größe,
wie er auf den Markt kommt, ift 3 Schub; man flieht fie aber
von a6 Schuh. Er findet fih an der ganzen italiäniichen
Küfte, und wird vorzüglih an den Flußmündungen gefangen;
jedoh hält er ſich auch an Sicilien auf, au der Barbarey, an
Sardinien, Spanien, Portugal, Frankreich; nördlicher aber
246
wird er immer feltener. Sie ſchwimmen truppmeife, und marhen
einen folhen Lärm, daß man fie aus einer Tiefe von 40 Schuh
hört. Die Fifcher find dann fehr dahinter her, meil fie ihn wegen
feines fhmadhaften Fleifches theuer verfaufen; es ift das ge>
fhästefte von allen Fifhen im ganzen Mittelmeer. Fauna
italica Fig,
2) Der indifhe (Sc. pama).
An der Mündung des Ganges und im gramadi in Ava
fängt und ißt man einen ähnlichen, der 4—5 Schuh lang wird,
und den die Engländer Whiting nennen. Die Schwimmblafe
iſt ebenfalls vol fonderbarer Zaden, und der Schädel voll Grus
ben und Gräthen, wie gothiſches Schnigwerd. Buchanan T. 32.
5. 26. Cuv. Val. V. p. 55. t. 101.
b. Andere unterfcheiden fih durch 2 Eckzähne und den Mangel
der Poren am Kinn; die Schwimimblafe bat aud vorn 2 Hörs
ner, aber ohne Verzweigung. Wegen ibrer großen Obrfleine,
welche jedoch auch bey den andern dieſes Geſchlechts vorfommen,
nennt man fie Otolithus.
5) Der rotbe (Johnius ruber)
fieht wie ein kleiner Schattenfifch aus, ift über 1 Schub Tang,
roth, mit filberweißer Seitenlinie, und wird bey Pondichern das
ganze Jahr baufig gefangen und gegeffen. Bloch systema
t. 17. Cuv. Val. V. 60. t. 102.
4) An Nordamerica, befonder8 bey New-York, iſt der ge
mwöhnlichfte Fiſch auf der Tafel der fogenannte Schwachfiſch
(Johnius regalis), Weakfısh, |
welcher gegen 1°, Schub Yang und 6 Pfund ſchwer wird;
oben gränlichbraun, an den Seiten filberweiß, mit dunfeln Fleden.
* Er bat nur Edzähne im Unterfiefer. Das Fleifh fol nicht nahr—
haft genug für arbeitende Leute fern. Schöpf, Berl. Str.
VIH. ©. 169. Mitchill Trans. of New-York I. pag. 396.
tab. 2. fig. 6. Squeteague.
5) Auch an Brafilien gibt ed einen, melhen Marcgrave
Guatucupa und Corvina nennt (0. g.),
und für fo ſchmackhaft und häufig ausgibt, wie ben und der
Schellfiſch; er wird gegen 2 Schub lang, bat Meine Schuppen,
filberglängend, oben mit Goldfhimmer und an der Geite einen
247
filberweißen Streifen. Marcgrave ©. 177. Fig. Cuv. Val.
V. p. 72: tab. 104.
c. Andern fehlen die Eckzähne und Bärtel, haben aber einen
ftarfen und langen Stachel vor der —— Corvina; Corb;
Corvo.
6) Der ſchwarze (Sciaena ——
iſt ſehr häufig im Mittelmeer, und wird unter dem Namen
Corvo de Fortiera, Vergo, in den Salzteichen gefangen, kommt
auf die Märkte, wird aber nicht ſehr geſchätht. Er laicht im
Frühjahr auf dem Geröll am Strande, und lebt von Fleinen
Krebfen und Tangen, Wird gegen 1', Schub lang, 6 Pfund
ſchwer, ift dunkelbraun, mit Stiberglanz. Die Bauch: und Steiß-
floffe ſchwarz, die Schwanzfloffe ſchwarz gefaumt. Bloch VI.
©. 35. T. 297. Schwarzelimber. Gesner 350. Fig. Tora-
einus niger, 1272. Fig. Tinca marina. Heißt jetzt in ganz
Stalien Ombrina s, Corvo di scoglio, in Toscana Locca, bev
Genua Occa et Cappa nera, bey Venedig Corbo de Sasso.
Er ift nicht der Corvinus der Alten, und fein Fleifch wird ments
ger gefhäpt ald das von der Bart-Umber. Bonaparte,
7) Sn den nordamericanifchen Seen Ontario und Huron,
alfo in füßem Waffer, leben auh 2 Gattungen, der vorigen fehr
ähnlich. Sie werden ebenfalld gegeffen, und von den Engländern
Schafsköpfe genannt, Cuv. Val. V. pag. 98. Sc. oscula et
richardsonii.
6. G. Die Wärzer (Umbrina) ; Ombrine,
unterfcheiden fih von den vorigen nur durch Bärtel am
Kinn.
1) Die Bart:Umber (Sciaena cirrosa)
wird 1 Schuh lang, aber auch 2'/, und 30 Pfund ſchwer
und noch mehr, glänzend gelb, unten filberweiß mit 25—30
fhiefen und gefhmungenen, ftahlblauen Querftrihen, die Ruders
floffen röthlich; Schmimmblafe groß, ohne Anhängfel; ein Bärtel
am Kinn,
Sehr häufig im Mittelmeer, und auch weſtlich von Spa»
nien. Sie halten fih in mäßiger Tiefe, find nicht räuberifch,
fondern frejfen Würmer, namentlih den Hebermwurm, fhmwims
men ſehr zierlich, Tauchen im Juny und July, werden abır
248
dad ganze Jahr in Menge in Neben gefangen, beſonders
an den Mündungen der Flüſſe, wenn nah Gemittern das
Waller trüb geworden ift. Das Fleiſch kommt auf die beften
Tafeln; aud dem Roogen macht man aud fehr guten Botargo,
eine Art Caviar, inden man ihn falzt, flarf preßt und an
der Luft trodnet. Zu Rom beißt er Corvo, zu Venedig Corbo,
fonft aud) Dama und Daine, an Spanien Corvina, Borrugato,
wegen der Kinnwarze; bey den Griechen Sciaena. Bloch V.
46. T. 300. Gesner 1250. Umbra marina. Cuv. Val,
V. 171. € Bonaparte hält diefen Fiſch für den Chromis
der Ulten. Fauna ital. Fig.
2) An America ſchätzt man den fogsnannten Königsfiſch
(Perca alburnus),
bey den Engländern Kingfish und hin: wegen feiner
Schmadhaftigfeit fehr body. Er wird 1 Schub lang, 2'/; Zoll
boch, ift glänzend graulichbraun, unten beller, und hbat’7 ſchwache
dunklere Bänder. Die Schwimmblafe fehlt fonderbarer Weife,
da die andern fie haben. Er wird befonders an Carolina und
Florida, bey New-York und an den Bermuden mit der Angel
gefangen, aber nur wann die ftärffie Flutb vorüber und daß
Waſſer mieder ruhiger iſt. Zrifch ift er von rötblicher Farbe.
Catesby 8%. 12. 5.2. Schöpf Berl. Schr. VIIL 162,
d. Die Trommelfifche (Pogonias)
unferfcheiden fid) durch viele kleine Bärtel an den Seiten
des Unterfi>ferd, und laſſen fehr oft ein dröhnendes Geräuſch,
felbft im Waſſer, bören, befonderd wenn mehrere unter einem
Schiff beyfammen find. Auf den Schlundfnochen haben fie
ungeheure Zähne, größer als irgend ein anderer Fiſch. Diefe
finden ſich deßhalb nicht felten in den Sammlungen, und wurden
von Ant. Juffieu abgebildet in Mem. ac. 1723. pag. 207.
tab. 11. An America beißen fie Drumfish.
5) Der große (Labrus chromis)
fiebt aus wie die Schwarz-Umber (Corvina nigra), wird
3'/s Schub lang, 15-50 Pfund ſchwer, ja fogar 8 Schuh Yang
und 50-100 Pfund ſchwer, rörhlich bleygrau, oben ſchwarz, und
ein folder Flecken in der Achſel, die Floffen röthlih. Sie
ſchwimmen an Long: Jsland fhaarenweife, wie Schafheerden, ganz
249
langfam und gefühllos, auch an Carolina, Florida und Brafilien.
"Sie find nicht befonderd fhmadhaft. Cuvier glaubt (Pois-
sons V. p. 198.), daß man dad anhaltende Trommeln, welches
Seefahrer manchmal unter den Schiffen hören, und davon in
Angft gefept werden, einem Trupp von dieſen Fiſchen zufchreiben
müffe. A
Sohn White erzählt in feiner Reife nach China 1824,
©. 187, daß die ganze Schiffsmannſchaft an der Mündung des
Cambojefluffed durh ungewöhnliche Tone am Grunde des Schif—
fes in Erflaunen gefept "worden ſey. Es war ald wenn Baß>
töne einer Orgel mit Glodentönen, dem Muchfen von großen
Fröſchen und von einer ungebeuern Harfe durch einander ſich
bören ließen. Diefe8 Geräuſch nahm allmählich zu, und bildete
endlich einen allgemeinen Chor an beiden Seiten des Schiffs,
verlor fidy aber, fo wie man den Fluß meiter binauffam. Ihr
Dolmetiher fagte ihnen, ed Fame von einem Trupp ovaler und
flacher Fiſche ber, welche fih mit ihrem Wunde fehr vefl an an»
dere Körper hängen fünnten,
Eine ähnliche Erfcheinung erzählt A. v. Humboldt in feiner
Reife: Abends gegen 7 Uhr am 2oſten Hornung 1803 wurde
die ganze Schiffsmannfchaft durch ein außerordentliche8 Geräuſch
erſchreckt, welches dem Getrommel in frever Luft glid, Man
glaubte anfangs, es komme vun Windftößen.. Bald vernahm
man es aber im Hintertheil de8 Schiffes ſelbſt, umd zwar. wie
das Sprudeln von kochendem Waſſer, und man fürchtete daher,
ed drange Wajfer irgendwo berein. Nach und nach hörte man
es im ganzen Schiff, aber gegen 9 Uhr ließ es nad).
Mitchill fagt (Trans. of New-York I. pag. 411. Sei-
aena.gigas.): fie trommelten nur, wenn fie aud dem Waffer ge:
zogen würden.
Schöpf aber (Berl. Schriften VII. 1788. ©. 158.) fagt
auddrüdlih, fie gäben ihren fonderbaren, hohlen und dumpfen
Laut unter dem Waſſer von ſich; fie pflegten fih gern um
den Boden der Schiffe am Strande zu fammeln, und bier
böre' man in flllen Nächten ihre Muſik deutlih und ununters
brohen. Cuvier macht biebey auf die Zaden der Schwimm»
blafe, welche man bier übrigens nicht fennt, aufmerkfam , und
250 i
mwünfcht, daß Fünftige Neifende beym Nachſpuͤren nad der
Urfahe ihrer Töne darauf Rüdfiht nehmen möchten. An ein
Audftrömen der Luft dürfe man nicht denken, meil der Außds
führungdgang diefen Fifchen fehlt. — Uns fcheinen die Umftände
eher auf die großen Schlundzähne hinzumeifen. Wenn fi)
nehmlich die Fiſche an die Schiffe anfaugen, und mit jenen
Zähnen Pnirfhen, fo kann fehr mohl ein dröhnender Ton im
Schiffe entſtehen.
Ein ſehr ähnlicher, vielleicht nur ein junger, ift abgebildet
bey Racepede II. Taf. 16. Fig. 2. (P. fasciatus), Mitchill
©. 405. T 3. F. 3. Labrus eier und Cuv. Val. V.
210. tab. 118,
B. Die eigentlihen Bärſche
haben einen ebenen Kopf mit gezahneltem Borderdedel,
ſtacheligem Hinterdeckel und Zähnen im ganzen Maul, mit Aus
nahme der Zunge,
Diefe Fifche find gewöhnlich ganz regelmäßig, länglih und
zufammengedrüdt, mit harten, meift rauben und. veftfihenden
Schuppen bedeckt; der Kopf ziemlich fehuppenlos, glatt, ohne
Anhängſel und Spiben, außer am Dedel; Kiemenftrahblen 5—7;
‚die Zähne pfriemen= und bürftenfürmig, aber Feine Schneid- und
Mahlzähne. Die Floffen verhältnigmäßig und ziemlich gleich
groß. Die ftachelige oder‘vordere Rückenfloſſe herrſcht noch vor,
fangt aber immer erft hinter dem Naden an, und ift oft von
der hintern mit verzweigten Strahlen gefchieden; jedoch ftebt
diefe nicht weit ab, und Läuft nie im die Schwanzfloffe aus. ,
Sie haben alle eine Shwimmblafe mit einem Ausführungsgang.
Es finden fich darunter viel mehr in füßem Waffer ald unter
den vorigen, und ed gibt ſehr wenige, melche man wirklich räu—
berifch nennen könnte, weil ihr Maul meift rundlich, wenig ges
fpalten und mit ſchwachen Zähnen befest ift; fie halten fich daher
an Gemwürm, Laich und Fifchhrut, und merden bloß dadurch den
. Zeichen fhädlih. Sie find faft fümmtlich eßbar, und baben ein
derbed, fehr ſchmackhaftes Fleifch.
Bey den einen hängen die beiden Nüdenfloffen zufammen;
bey den andern find fie getrennt,
251
3. Sippſchaft. Die einfloſſigen Bärſche
leben größtentheils im Meer, haben eine mäßige Größe,
und unterſcheiden ſich durch das Gebiß und die Zahl der Strahlen
in der Kiemenhaut. Sie haben nur fünf verzweigte Strahlen in
den Bauchfloſſen.
a, Die einen haben nur Bürftenzähne.
7. G. Die Kaulbärſche (Acerina), Gremille,
Flußfiſche, haben. einen böhligen Kopf, faft wie die Umber-
fifche, raube, gewimperte Schuppen und Fleine Stacheln am Bor:
‚derdetfel und am Hinterrand, ohne Kerben.
41) Der gemeine (Perca en Perche goujonniere
gremilla; Ruffe,
wird 6 Zoll lang, und findet fid in allen Bächen in Menge,
ift mit Schleim überzogen, hat einen dicken Kopf, und ift oben
grünlihbraun, mit dunflern Düpfeln auh in der Rückenfloſſe,
unten filberglängend mit Goldfchein an den Seiten und in den
Sloffen; 7 Kiemenftrahlen,
Sie haben ein fehmadhaftes, gefundes Fleifch, merden
daber häufig, befonderd gebaden, gegeffen und felbft Kranfen
eınpfoblen. Sie find befonderd in Flüffen und Seen mit
lehmigem Grund des mördlihen Deutſchlands fehr häufig,
und Klein erzählt (Missus V. pag. 81.), daß man ein»
mal im frifchen Haff bey Danzig unter dem Eife fo viel Kaul—⸗
bärfche umd Feine Lachfe gefangen habe, daß 780 Tonnen damit
angefüllt werden Fonnten. Sie gehen im März und April aus
den Seen in die Flüffe und Bäche, um ihren Laich auf Steinen
abzufegen, bleiben dafelbft bid in den Herbft, und kehren dann
mieder zurück, um in tiefern Waffern zu überwintern, in einer
Tiefe von zwey Klaftern. Bloch fand in einem NRoogen über
70,000 Eyer. Sie Ieben von Warferlarven und Fifchbrut, und
haben Feinde am Hecht, Barfh, Aal und an den Waffervögeln.
Da fie wenig fhaden, fo ift es vortheilbaft, fie in Zeichen zu
halten, wohin man fie am beften im Früh⸗ und Spätjahr ver-
ſetzt; dieſe dürfen aber nicht zu tief feyn. In Griechenland, Ita—
lien, Spanien und dem füdlichen Franfreich finden fie ſich nicht,
wohl aber im nördlichen, und befonderd häufig in England, auch
in Norwegen, Schweden und ganz Rußland, Sie haben ein
252
barted Leben, laſſen fih im Winter weit verſchicken, und wenn
fie auch ganz erfroren zu feyn fcheinen, leben fie doch wieder auf.
In Bayern und Deftreih heißen fie Schrol und Pfaffenlaus,
wegen der vielen dunkeln Dupfen, die man mit Läufen vers
gleicht, auf einem Fifh, der ohne Zweifel ehmals viel in den
Kiofterweihern gehalten wurde. Bey Cöln heißt er Pöſch, bey
Straßburg Kutt, und man fagt dafelbfi im Scherz: der Kutt
ift ein Goldſchmidt, ohne Zweifel wegen feined Goldglanzes, und
dagegen vom Barſch, er fen ein Ritter, obne Zweifel wegen feis
nen Stacheln, die man mit Sporen vergleicht. Man fängt ihn
dafelbfi am meiften zur Faftenzeit an der Mündung der Flüffe
und Bäche in den Rhein., In Schweden heißt er Gers, wo—⸗
von wahrfoheinlih Gremille ‚nur die Verkleinerung iſt; fo heißt
er nebmlih an der Mofel. Bloch, D. F. IL. ©. 74. 2. 53.
52. Marfili IV. ©. ‚67. 2. 23. F. 2. Schäffer Pisces
ratisbon. p. 87. t. 2. £. 1. Belon ©. 291. Gesner ©. 227.
Fig. Cernua, pag. 825. Perca minor; 1289 Scdrol. Cuv.
Val. Il. 4. tab. 41.
2) Der Schrätz, Schratzen und Schraitfer (Perca
schraetser)
fieht ebenfo aus, bat auch braune Dupfen auf der Rüden:
floffe, die an der Seite haben fi aber in 3 zufammenhängende,
faft ſchwarze Streifen verbunden, und darunter läuft noch eine
Reihe von Dupfen; er wird auch größer, und erreicht die Länge
von 10 Zoll und ein Gewicht von 10 Loth; bat nur 6 Sr
ftrablen. .
Findet fih bloß in der Donau, und zwar gemein von
Negendburg bis Wien, mahrfcheinfich noch weiter herauf und
herunter, was aber noch nicht bekannt if. Er bat ein derbe,
meißed und gefundes Fleiſch, und kommt aud) in entferntere
Städte auf-den Markt, laßt fih aber nicht lange balten; er
laicht im Frühjahr, und ſoll bey Ueberſchwemmungen auch in
ſtehende Wäſſer getrieben werden und daſelbſt fortkommen.
Der Name kommt ohne Zweifel von Kragen, Krätzer, wegen der
Stacheln am Kiemendeckel und in der Rückenfloſſe. Willughby
©. 355. Marfili IV. ©, 69. %. 25. 5.3. Schäffer.Pise,
253
ratisb. p. 48. tab. 2. fig. 4. Blod, R. 8. VII 26. T. 32.
Gymnocephalus.
b. Andere baben einen rauhen Kopf, Kerben am Border»
deckel und Staheln am Dedel, und außerdem an dem Testen
einen fehr rauben, gefpaltenen Grath. Polyprion. |
5), Der große (P. cernium)
erhält im Mittelmeer eine Riefengröße von 5-6 Schuh und
über 1 Centner Gewicht, und wurde doch erft, obfhen er an den
Küften gemein ift, in der neuern Zeit von Riffo und Balen>
ciennes beichrieben; die Schuppen find Elein und raub, die
Färbung ift braunlichgrau, die Schwanzfloffe weiß geſäumt; jung
ift er mit großen, fchwarzen Flecken marmoriert. Er bält ſich
das ganze Jahr an felfigen Küften in Tiefen von 3,000 Schuh,
frißt Fiſche, namentlih Sardellen, und wird mit Neben gefans
gen. Sein Fleifh iſt weiß, zart und ſchmackhaft. Er fommt
auch im atlantifchen Meer, und felbft im ftillen Meer vor. Bey
Nizza beißt er Cernia, bey Marfeille Cernier, eine Benennung,
welche man in Rom den Heinen, Pruppigen Ausſchußfiſchen gibt,
die man in Nudeln verfauft, unter dem Namen Gerna. Bloch
systema p. 205. tab. 47. Amphiprion americanus. Riffo
©. 184. Scorpaena massilienses. Valenc. Mem. Mus. XI.
pag. 165. tab. 17. Cuv. Val. II. p. 21. t. 42. Gfelet bey
Roſenthal IV. T. 16. Sciaena aquila. -
ec. Andere haben auch nur Feine Stacheln an den Perblofen
Dedelrändern; aber ſehr Fleine, unter der ſchmierigen Haut
ftedende Schuppen. Rypticus, Savonnier.:
4) Der Seifenfifch (Anthias saponaceus)
wird über eine Spanne lang, und findet ſich im ganzen
atlantifchen Meer, vorzüglich aber am heißen America, -ift
fhmärzlic ind Violette, und laßt fich anfühlen mie Seife, daher
der Name, Parra, Havanna tab. 24. fig 2. Cuv. Val. II.
pag. 61.
d. Andere haben einen flacheligen Dedel und einen gezäh—
nelten Vorderdeckel, und lauter Bürſtenzähne. Centropristis.
5) Der ſchwärzliche (C. nigricans)
wird fehr häufig an Nordamerica, wo er Schwarzbarfch
(Blackbass: und Black Harry) heißt, gefangen und für einen
254
der ſchmackhafteſten Fifhe gehalten; feine Schwimmblafe ift drey⸗
lappig; bräunlihgrau, oben grünfich, unten rofenroth mit einem
gelbliben Fleden auf jeder Schuppe. Kommt in New: Norf häufig
auf den Markt. Schöpf Berl. Schr. VIH. 164. Bloch syst.
297., Coryphaena nigrescens; Cuv. Val. Ill. 37. t. 44.
e. Andere unterfcheiden fi) bloß durch den Mangel ber
Kerben am VBorderdedel. Grystes. |
6) In den nordamericanifhen Flüffen findet ſich fehr gemein
ein 2 Schub langer Fiſch, welcher in Carolina Forelle (Troute),
bey New» York Gruner (Growler). heißt (Labrus salmoides),
deffen derbes ſchmackhaftes Fleifch ſehr gefchägt wird.
Man fängt ihn mit Stüden von Karpfen an der Angel;
übrigens frißt er Schnafen und geflügelte Ameifen, welche ind
Waller fallen. Er ift graulichbraun, mit einem bläulichen Sleden
am Dedel. Lacepede VII. p. 432, Fig. Labrus salmoi-
des. Cuv. Val. II. 54, tab, 45,
In dem Fluffe Macquarrie in Neu-Holand gibt ed einen
rothgefleckten violettgrauen, welcher gemöhnlih nur 1—2 Schuh
lang, aber auch 60 Pfund ſchwer wird und fehr ſchmackhaft ift.
Duperrey Voyag. Nr. 101,
7). Auf der Inſel Bourbon findet fih in füßem Waſſer ein
ſehr ſchmackhafter Fiſch, welcher Poisson de roche (Dules ru-
pestris) heißt.
Er fiebt aus wie ein Karpfen, wird 415 Zoll lang und
2 Pfund ſchwer, oben bläulihgrau, an den Seiten filberweiß mit
fhwarzen Schuppenrändern. Er bat nur 6 Kiemenftrahlen, und
lebt von Krebfen. Lacepede IV. 252. Centropomus,rup.
Mit ibm bat Aehnlichfeit der Sclavenfifh (Therapon) in
der ganzen Südfee und an Arabien. Bloch Taf. 238,
f. Andere haben mit 7 Kiemenftrahlen Edzähne unter den
Bürftenzähnen,
86. Die Säg bärfche (Serranus), —
haben Bürſten- und Eckzähne, einen gezähnelten Vorderdedel,
2 oder 3 Staheln am Dedel, und 7 Kiemenftrablen.
1) Der Buchftabenfifch (Perca scriba, marina).
Im Mittelmeer wird dad ganze Sahr ein fehöngefärbter, nur
foannelanger Fiſch gefangen, Taum */s Pfund ſchwer, welchen in
255
Italien häufig auf die Märfte kommt, und als ein ſchmackhaftes
Eifen gekauft wird, Er bat 2 Staheln am Kiemendedel, ift
lebhaft roth, unten blaßgelb, mit 5—6 braunen Querbändern,
die Floffen goldgelb und roth gedupft, der Scheitel feuerroth,
init himmelblauen Wellenfteihen, wie Schriftzüge. Zu Rom
„beißt er Percia, zu Venedig Sperga, fonft noch Bolaceio, Ser-
ran, Perche de mer. Er bält ſich an fteinigen Orten auf, und °
lebt von Sarneelen, fleinen Fifhen und Dintenfchneden, welche
fi im Selfenlöchern verftedt halten. Cuv. Val, IL 214. t, 28,
Blhoch, A 3. IV. 86. T. 240. Holocentrus fasciatus, Sals
viani ©. 227. 5. 82. Phycis. Gesner 819. Fig. Perca
marina. Willughby 327. T.X,6. Martend I, 425,
2) Der gemeine (P. cabrilla)
unterfcheidet fi durch den Mangel der Schriftzüge auf dem
Kopfe, ift glänzend gelblichgrau mit bläulihen Schatten, hat
aber 3—4 hochrothe Bänder auf den Baden, 9—10 notbbraune
Querbänder auf den Seiten, nebft einigen Längsbändern; Unter
fiefer rofenroth,., Wird im ganzen Mittelmeer häufig gefangen,
und aud im atlantifhen unter dem Namen Perche de mer und
Canna. Sie halten fi in großer Tiefe, fhwimmen immer mit
offenem Maul, um andere Eleine Fifche zu verfhhlingen, mer>
den für einen großen Lederbiffen gehalten, und kommen auf die
beften Tafeln, Es iſt fonderbar, daß man bi8 jept nichts als
Roogner gefunden hat; man bält fie deghalb für Zwitter.
Cuv. Val, I, 223, t. 29. Bloch IV. ©, 67. %, 233. Holo-
centrus virescens, Rondelet ©. 185. Channa. Gesner
260. Fig. Willugbby 327. T. X, 4. Hiatula,
3) Der Beutelbarfch (Labrus hepatus).
Im ganzen Mittelmeer fängt man einen faum 4 Zoll fangen
Fiſch, welcher bey Venedig Sacchetto heißt, und ziemlich aus—
fiebt wie die erfte Gattung, röthlihgrau mit 5 fehmarzen Duers
bändern, unten mit goldgelben und hellblauen Strichen, auf der
grauen Rüdenfloffe einen fhwarzen Fleden. Sie leben von Bar:
neelen, und laichen im Auguft am Strande auf Geröl. Wil:
lugbby ©. 326. Bloch, A. F. IV. ©, 71. 3.235. Holocen-
trus striatus. La Roche Ann, Mus. XIII. 352, t, 22, £, 8,
Bonaparte Fig,
256
4) Der Rötbling (L, anthias), Barbier,
ift ein fehöner, fpannelanger Fiſch im Mittelmeer an felfigen
Strändern, jedoch nirgends häufig; er zeichnet ſich durd
ftarfe Schuppen auf den Kiefern aus und einen langen Strahl
in der Rücdenfloffe, ähnliche in den Bauchfloffen und Schwanz»
lappenz feine Schuppen glänzen wie Gold und Rubin; auf dem
Kopf 3 goldgelbe Bänder bid gegen die Brufifloffe; grüne Quers
ftriche im Gefiht, und eine Reihe ſolcher Fleden auf dem Rüden;
hinten am Kiemendedel 3 Stacheln. Man hat ihn für den bes
rühmten heiligen Anthias der Alten gehalten, Cuv. Val. I.
p- 250. 1. 31. Bloch, U. 3. VI. 99. T. 315. Anthias sacer.
Gesner 62, Anthias primus.
Bey Rom heißt vr Canario, wird felten 6 Zoll lang und
wenig gefangen, weil er fich weniger durch feine Schmadhaftig-
keit al3 feine ſchöne Geftalt und Farbe auszeichnet; er hält ſich
einzeln auf Felfen in geringer Tiefe, und laiht im Frühjahr.
Bonaparte Fig.
Ueber den Anthias, welches Blumenfiſch bedeutet, baben faft
ale alten Schrififteler, Ariftoteles, Plinius, Aelian,
Dppian u.f.w. geſchrieben, und die fonderbarften Gefhichten von
ihm erzählt, welche fpäter von Rondelet und Gesner, in der
neuern Zeit von Schneider (Synonymia piscium 1789. p. 81.)
und zulegt von Cuvier (Poissons II. p. 255.) zufammengeftellt
worden find. Es ſcheinen mehrere Gattungen darunter zu fleden;
diejenige aber, worauf die meiften Stellen fich beziehen, fcheint,
nah Euvier, am meiften auf einen Thunnfifch zu-paffen (Scom-
ber alalonga).
Ariftoteles fagt: wo er fich finde, da gäbe e8 Fein gefährs
liches Raubthier, und daher tauchten die Schwammſucher mit
Zuverficht unter: das wäre die Urfache, warum fie ihn für heilig
hielten. Er fol in feinem Bauche einen blauen Stein mit gob
denen Sternen’ haben, welcher denjenigen unfichtbar made, der
ihn bey fich trage. Im Winter fol er am fhmadbafteften feyn.
Plinius erzählt feinen fonderbaren Fang (IX. c. 59 oder
85). Der Fifher fährt an Blippenreichen Infeln Afiens in einem
einfarbigen Rode einige Tage lang bin und ber, und wirft ver:
fhiedene Köder aus, welche aber dem Fiſch alle verdächtig find:
; 257
”
Nah und nach wird er aber doc dreift und fihnappt darnach,
und von nun an ift-der Fifher vol Hoffnung, weil er gleichfam
einen Unterhändler gefunden bat, der. ihm andere herbeyzieht.
In den erften Tagen kommt der Fiſch allein, feine Speife zu
bolen; endlich findet er-Nachfolger, und zulept bringt er ganze
. Shwärme mit, Die erften find ſchon fo zutraulicy geworden,
daß fie dem Fifher aus. der Hand freffen. Dann läßt er- die
Angel fallen, aber. ganz Furz, fo daß er die Fifche in fein Fahr»
zeug zieben Fann, ohne daß es die andern bemerken. Die gefan>
genen: faßt fogleih ein anderer in eine Dede auf, damit fie nicht
durch Plätfchern die andern verjagen. Man nimmt fich fehr in
Acht, den Unterbändler zu fangen, weil fonfl der ganze Schwarm.
die Flucht ergreifen würde. Es babe einmal ein Feind des Fi—
fherd den Anführer mweggefangen; er wurde verklagt, und mußte
40 Pfund Schadenerfab geben. Sehen die Antbien, daß einer
ihrer Gameraden an ber Angel hängt, fo fehneiden fie mit ihren.
gezähnelten Rückenſtrahlen die Leine ab, während fie der Hän—
gende flraff anzieht. Der Sargus reibt die Schnur felbft an
‚Klippen ab. — Diefe Erzählung paßt offenbar weder auf den fos
genannten Barbier, noch auf einen Thunnfiſch.
Oppian (I. 248. III. 205.) erzählt den Fang etwas anders,
Die Fifher machten mit hölzernen Scheiben ein großes Geräufch,
mworlber fi die Antbien fehr freuten, bervorfämen und dann die
zugeworfenen Meerbärfche und Umberfiſche gierig verfchlängen.
Das wiederholte der Fiſcher mehrere Tage, und fütterte gleich
fam feine Gäfte, welche auch immer an derfelben Stelle blieben,
dad Schiff wie ihre Nährmutter erwarteten, demfelben luſtig
entgegenfhwämmen und zulept fo zahm würden, daß fie aus
der Hand fräßer und fich fangen ließen. Endlich mwerfe er die
Angel aus, und wenn einer daran hängt, einen Stein, dem die
andern wie einer Speife folgten, und alfo nicht fähen, daß einer
ihrer Cameraden ind Schiff gezogen wird. Die Angel hänge an
einem ftarfen Seil, und an ihr ein ‚lebendiger Meerkarpfen; es
Fofte viele Kraftanftrengung, den Anthias, der fich fehr wehre, ins
Schiff zu ziehen.
. Aelian (XII. 7.) fagt, er ſey Eleiner als die Thunnfifche,
‚aber flärker; gefangen neige er den Rüffel nach unten, und mies
Okens allg. Naturg. ‚VI. 17
265 _
derftehe mit feinem ſtarken Nacken aus allen Kräften; er
babe Augen wie DOchfen, einen blauen Rüden, weißen Bauch
und einen Goldftreifen vom Kopf bid zum Schwanz. — Daraud
fann man wohl auf eine Art Thunnfifh ſchließen.
5) Der Riefenbarfch (Perca gigas), Merou,
wird 2—3 Schub lang, 10—20, ja gegen 60 Pfund fchwer,
findet jih im Mittelmeer, aber nicht häufig, nähert fi im
April und May der provenzalifhen Küften, und wird für ſehr
ſchmackhaft gehalten; fein Fleifch fol etwad Gemürzbafted haben.
Er bat Pleine Schuppen, ift ochergelb, mit braunen Nebenfleden.
Kopf und Rand der Brufifloffen rötlich, die Schmanzfloffe ganz,
am Dedel 3 Staheln und in der Rüdenfloffe 11. Brünnich
Ichth. massil. pag. 65. Duhamel P£ches I. sect, 4. t. 9.
fig. 1. Cuv. Val. II. 270, tab. 31. Schädel, Cuv. Mem.
Mus. IX. tab. 21.
6) In Indien gibt ed einen flarfgedüpfelten Fifh der Art
(Bodianus guttatus),
welchen die erften Sndienfahrer aus Spaß Jacob Evertfen
genannt haben, nad ihrem Capitän, der ein Fleiner, unterſetzter
Mann war, mit gelber Haut und vol Sommerfleden im Geſicht.
Er wird 4 Schub lang, ift fehr fett, ſchmackhaft und zugleich
fehr häufig, daher ihm die Indienfahrer fehr nachftellen, um friſches
Sleifch zu befommen. Er lebt vom NRaube, und Yäßt fich daher
Jeicht mit der Angel fangen. Die Färbung ift gelb, mit fehmärz=
lichen Dupfen auf dem ganzen Leibe, genauer mit bläulichen
Dupfen in einem braunen Ring. Es gibt übrigend mehrere Ab>
- änderungen, die bald ind raue, bald ind Rothe fallen. Bons
tius ©. 77. Fig. Viaming Fig. 57. Okara, 5. 68. $. 164.
Balentyn 8.37, 41. Seball. T. 27. 8.6. Bloch, TV.
©. 56. T. 224.
b. Andere unterfiheiden ſich dadurch, daß der Winkel ihres
Dedeld nicht in einen Stachel, fondern ftumpf endigt, und daß
meiftend der Vorderdedel einen Eleinen Einfchnitt hat. Sie leben
bloß in heißen Meeren. Mesoprion,
7) Auf der Inſel St. Thomas beißt einer bey den Erin
der Noper (M. buccanella) ;
er wird 15—20 Pfund ſchwer, ift glänzend roth, jede Schuppe
259
mit einem filbernen Rand, und ein fhwarzer Mond am Grunde
der Bruftflofen, daher er auf Martinique Schmarzohr heißt. Er
ift ziemlich gemein in der Tiefe, und wird gegeffen. Cuv. Val.
II. 455. Bloch V. ©. 99, T. 274. Sparus erythrinus.
8) Der Goldſchwanz (Sparus chrysurus)
beißt auf St. Thomas Sarde, bey Portorico Cabrilla, wird
2 Schuh lang, oben graulich mit fchiefen Goldftreifen, unten pur«
purrotb mit 3 geldenen Längsſtreifen. Er wird an den Antillen,
wo er truppmweife von Laich Tebt, fehr gefchäst und tbeuer vers
Fauft. Er wird ſehr von einem affelartigen Thier geplagt, wel»
ches 4’) Zol lang und faft einen breit ift, aus 7 Ringeln bes
ftebt und 7 Paar Füße bat. Es Friecht ihn ins Maul, und
bangt fehr veft am Schlund. - Gieht aus wie die Bremfenaffel
©. 613, Blood, 4A. 8. V. ©, 28. Taf. 262. Marcgrave
©. 155. Fig. Acara pitamba. Cuv. Val. II. 459. t. 40.
9. ©. Der Rankenbarſch (Cirrites)
bat gewöhnlich die Geftalt der Bärfche, unterfcheidet fich
aber dadurch, daß die 6 oder 7 einfachen Strahlen der Brufts
floffen diefer und länger ‘ald bie andern, aber-nicht von der
Floffe ſelbſt abgefondert find; der Vorderdeckel ift gezähnelt, der
hintere ſtumpf; 6 Kiemenſtrahlen; Bürftenzäbne, mit größern
untermifcht, in Kiefern und auf dem Pflugfcharbein, aber Feine
auf den Saumenbeinen. Nur 6 Kiemenftrablen. Keine Schwimms
blafe. Gie finden fich bloß in Indien.
1) Der gefledte (Sparus pantherinus)
beißt auf der Inſel Moritz Kabeljau, wahrfcheinlich nach der
Zubereitung und dem Gefhmad des Fleiſches: denn er wird
nicht über fpannelang, ift ſchön bochgelb, unten goldglängend,
Kopf und Schulter braun gefledt, und längs den Geiten läuft
ein ſchwarzes, audgezadted Band; die Strahlen der Bruſt⸗,
Rücken- und Schwanz-Floſſen blaßroth, die Haut lila, mit vios
letten Flecken. Seba ll Taf. 27. Fig. 12. Lacepede VI.
©. 114. 2.5. F. 1.
4. Sippfhaft. Die zwepnfloffigen Bärſche
haben meiftend nur Bürftenzähne, und Ieben im Meer und
füßen Waſſer.
a. Die einen 9* nur 6 Kiemenſtrahlen und Bürftemzähne.
47%
260
4. © Die Shnabelbä rſche (Sillago), P&che-ma-
dame,
"haben nur Bürftenzähne in einem Peinen Maul an einer
fpibigen Schnauze, einen gezähnelten Vorderdedel und einen Meinen
Stachel am Dedel; 6 Kiemenftrahlen, 2 zufammenftoßende
KRüdenfloffen mit dünnen Strahlen in der vordern. Die Schup-
pen mäßig.
1), Der gemeine (S. acuta)
ift ein in Oftindien, befonderd zu Pondichery, wo er Peixe
beigudo, Peche bicout heißt, im Bengalen Sorring und in Eals
cutta Whiting, megen feines ſchmackhaften und leicht verdaus
lichen Fleiſches fehr geſchätzter Fiſch, welcher gemöhnlich 1, bis:
mweilen 3 Schub lang wird, befonder8 an den Flußmündun—
gen in Menge gefangen, und von den Europäern während der
Negenzeit, wo es an Fifchen aus dem hoben Meer fehlt, gegeffen
wird. Dan bält ihn für ſchmackhafter als den Wittling. Er ift
auch bey Batavia gemein. Die Färbung ift filberfahl, heller auf
der Geitenlinie, der Rüden bläulih, die Rüdenfloffen ſchwarz
gedüpfelt. ‚Bloch, ‚Syst. t. 19. Sciaena malabarica. Ruf,
fell T. 181.
b. Andere haben: * nur Büeftengähne, aber 8 Kiemen—
ftrahlen, und. in den Bauchfloffen einen Stachel nebft 7 oder mehr
meichen Strahlen, während alle andern nie mehr ald 5 haben;
ein Stachel in der Steiffloffe ift groß und ſtark.
411.6. Die Stachelbärſche (Holocentrum)
haben. Dedel und Vorderdedel gezähnelt und geftahelt; an
jenem 2, an diefem 1 Stachel, auch großftrahlige und gezähnelte
Schuppen in Längsreihen, mit fehr glänzenden Farben, meift in
rothen Bändern oder braunen Dupfen; die Rüdenfloffe ift wenig
ausgefchnitten. Skelet, Agaffiz IV. T. B.
1) Der gemeine (Hol. longipinne, sogho)
- findet fih im atlantifhen Meer am mwärmern America, wird
4 Schub lang, iſt ſchön Firfchroth, mit Silberglanz, wie Rubin,
nebft 7—8 goldenen. Längäftreifen und darunter 3 Gilberftreifen;
die Steuerfloffen: gelb mit rothen Bändern... Im Waffer ftrahlen
fie wie Gold und Silber. Er wird zwifchen Klippen gefangen.
Sein Fleiſch iſt fett: und ſchmackhaft, befonder8 gebraten. In
261
Carolina heißt er Squirrel, und ſoll daſelbſt 4 Schub lang wers>
den, auf Jamaica Welshman, auf ©t. Thomus Redman, auf
&t. Domingo Cardinal, zu Portorico Candil. Cuv. Val. HI.
185. Bloch, A. F. IV. ©, 61. 2. 252. H. sogho. Marc»
- grave 147. Fig. Jaguaraca. Catesby T. 3. F. 2. Perca
marina rubra.
cı Andere endlich baben ziemlich große, rauhe Schuppen, fie>
‘ben Riemenfteahlen, und bald Bürftenzähne allein, bald —
Darunter,
12. ©, Die eigentlihen Bärſche (Perca).
baben rauhe Schuppen, 7 Kiemenftrablen, nur‘ 5 weiche
Strahlen in den Bruftfloffen,, eine getrennte Rücdenfloffe, gezäh—
nelten Vorderdeckel, 4 Stachel am Hinterdedel, lauter Bürftens
zähne in Kiefern und Gaumen, aber Feine auf der Zunge.
4) Der gemeine. (Perca fluviatilis), Perche, Persego,
Perk, fchwed, Aborre,
findet fih häufig "in allen Flüffen, Teihen und Seen von .
ganz Europa und dem nördlichen Afien, und ift einer der beften
Fiſche, welcher faſt täglich auf den Marft kommt, gewöhnlich
fpannelang und Pfund ſchwer, oben grünlichbraun mit 6—8
dunfeln Querbändern an den Seiten mit Goldfhimmer; unten
röthlich, die Ruder- und Steißfloffen roth, die andern gelblich,
binten an: der vordern Rücdenfloffe ein ſchwarzer Flecken. In der
Steißfloffe 11 Strahlen,
eur, Häufig. ift er jedoch etwas über 4 Schub lang: und 2 Pfund
ihwer, doch fpriht man. von. weichen, die gegen! 2 Schub
‚lang und 5—4 Pfund ſchwer werden, beſonders in Xapps
land und Sibirien, - In flahen Wäſſern laicht er im April, in
tiefen im Map. Er fol ſich dabey ein fpigiged Holz oder einen
Stein auffuchen, und den Laich herauspreffen, daß er daran hän⸗
gen bleibt. Er ſieht wie ein Netzwerk aus, welches 2—3 Ellen _
lang if. Schäffer bat 10,000 Eyer gezahlt, Bloch dagegen
270,000 bey einem Fiſch von 2?/; Pfund und einem Roogen won
14 Roth, Harmers hat gar- bey einem balbpfündigen-Fifch
.280,000 berechnet. Ihre Vermehrung müßte daber ‚ungeheuer
ſeyn, wenn der Laich nicht von andern Fifchen, befonders. ‚nom
Aal und auch von Wildenten, häufig gefreffen würde; endlich iſt
262
es merkwürdig, daß es viel mehr Roogner ald Milchner gibt,
was Urfache feyn mag, daß viel Laih zu Grunde gebt. Er
laicht ſchon, wie der Hecht, im dritten Jahr, obfhon er noch
nicht ausgewachſen iſt, und geht dann aus dem ſtehenden Waſſer
in Flüſſe und Bäche, ohne Zweifel, um ein ſeichteres Ufer zu
ſuchen.
Sie ſchwimmen ſehr ſchnell ſtoßweiſe, und —— dann
eine Zeit lang in einer gewiſſen Tiefe von 2 Schuh, worauf
man beym Angeln achten muß. Dean rechnet ihn zu den Raub»
fifchen, obgleich er nur Peine Fiſche und Waſſerkäfer zu freifen
pflegt; er ſchnappt jedoch fehr unvorfichtig nad Allem, was er
bezwingen Pann, felbft nach dem Stichling, der ihm aber nicht felten
im Maul fteden bleibt, fo daß er verhungern muß; er verachtet
auch nicht junge Mole und Fröfhe. Dagegen wird er, unges
achtet feiner Stacheln in der Rückenfloſſe, vom Hechte verſchlun—
gen, jedoch nur wenn er bungerig ifl. Es ift fonderbar, daß
fie erkranken und abftehen, wenn der Blitz in fiehendes Waſſer
fhlägt. Sonſt bat er ein hartes Leben, und läßt fi) bey Fühler
Witterung mehrere Meilen weit verführen. Man muß fie allein
in die Teiche fepen mit andern ſchlechten Weißfiichen, weil * der
Brut ſchädlich find.
Man fängt ibn gewöhnlich mit einem weiten Sacknetz, wel⸗
ches man, beſonders in den Seen durch dad Waſſer zieht. So⸗
bald er ſich im Netze fühlt, ſoll er ſogleich ſeine Beſinnung ver—
lieren und ſcheintodt auf dem Rüden ſchwimmen. Wird er wäh—
rend des Winters, wo er ſich in einer Tiefe von 40—50 Klafter
bält, plöglicy berausgezogen, fo begegnet e8 ibm, wie den Meers ,
fifhen in diefem al, daß fich die Luft in der Schwimmblafe,
welcher der Ausführungdgang feblt, zu plöplich ausdehnt, und den
Magen zum Maul heraus treibt, Er bat ein derbes, weißes
und ſchmackhaftes Sleifh, ohne viel Fett, und ift daher auch
Kranken zuträglihd. Aus der Haut maht man Fifchleim, befon>
ders in Lappland,
Der Barſch war ſchon bey den Alten berühmt, und zwar
unter dem heutigen Namen. Auſonius fingt von ihm in feiner
Mofella 115:
265
Dein will ich gedenfen, o Barſch, du Freude der Tafeln,
Unter den. Flußerzeugeten du Seefifchen vergleichbar,
Einzig des Wettjtreits fähig mit röthlichen Barben des
Meeres,
Denn unfräftig iſt nicht dein Fleiſch, und es fchliegen
des derben
Körpers Theil in Scheiben ſich veit, doch Gräthen durch—
zieh'n fie.
; Böcking *.
Sm füdlihen Deutfchland beißt er Bärſch und Berfih, in
Defterreih Berfhling, in Bayern dad Bürftel, im Bodenfee im
erfien Jahr Heuerling, im zweyten Fernderling, Kräber und
Stichling; im dritten Schaubfifcy oder Raub:Egel, endlich Egli,
welchen Namen er behält; er wird 1, —2 Pfund ſchwer; im
Züricherfee beißt er ebenfal8 im erſten Jahr Heuerling, und
etwas fpäter Tränlein; im zweyten Jahr Egli, im dritten Stich»
ling und fodann Keechling, wahrfheinli von rau. Geſner
©. 822. Fig. Perca. Marfili IV. ©. 65. Taf. 23. Fig. 2.
Schäffer ©. 1. Taf. 1. Bloch, D. F. I. 66. T. 52. Die
ganze Anatomie, Sfelet, Muskeln, Nerven, Gefäße, Kiemen und
Eingemeide bey Euvier, Poissons I. tab. 1—8. Bonaparte.
F. italica. Fig.
b. Die Wolfsbärſche (Labrax) |
unterfcheiden fich som gemeinen Barſch durch Heine Schups
pen und fchuppige Dedel, melde hinten 2 Stacheln haben, durch
eine raube Zunge, und 2 meitgetrennte Rüdenfloffen.
2) Der gemeine (L. lupus, Perca lakrax), Bar, Loup,
Loubine, Lupasso, Spigola, Cavalla; Bass,
erreicht eine Größe von 3 Schub, und ein Gewicht von
20—30 Pfund; gewöhnlih mißt er jedoch nur 11, Schub, ift
fäylanfer und dünner als der gemeine Barfh, oben glänzend
) Nec te delicias mensarum, Perca, silebo,
Amnigenos inter pisces dignande marinis,
Solus puniceis facilis contendere Mullis!
Nam neque gustus iners, solidoque in corpore partes
Segmentis co&unt, sed dissociantur aristie.
264”
blaulihgrau, mit 4 Reihen fchwarzer Striche, unten filberweiß,
auf jeder Schuppe ein filberner Dupfen, wodurch 20 glänzende
Längsreihen entſtehen, Floffen weiß; in. der erfien Rüdenfloffe 9,
in der zweyten 13 Strahlen, in der Gteißfloffe 14, wovon die
3 vordern ftechend.
Diefer ſchon bey Ariftotele8 unter dem Namen La-
brax, bey Plinius unter dem von Lupus berühmte Fifch
findet fich fehr gemein im ganzen Mittelmeer, wo er dad
ganze Jahr gefangen und auf die Tafeln der Reichen geliefert
wird. Bey Venedig beißt er Brancin, jung Baicolo, wird über
20 Pfund ſchwer, und ift. einer ‚der beliebteften und theuerften
Fiſche, obſchon er ſich häufig in den Lagunen findet. Martens
II. 428. Bisweilen verirrt fich) der eine oder der andere, und
ed wurde fogar einer im bitländifchen Meer gefangen, welcher
5 Schuh lang, At) breit, 9 Zoll did und im Streit mit einer
Robbe, begriffen war. Im Boot ließ er ein Knurren börenz
Leib wie Perlmutter, die Sloffen roth. Neill Iſis 1832. 683,
Ein anderer wurde im Auguft in einem Dorfchgarn im Sund
gefangen, nur 13. Zoll lang und 1'/, Pfund ſchwer. Die Rücken:
und Steißfloffe, fo mie das Auge, waren ebenfalls röthlich.
Schagerſtröm ſchwed. Abh. 1829. 95. %. 3 — Bloch, A: F.
VI. 52. Taf. 301. Seiaena labrax. Taf. 302. Sc. diacantha.
Taf. 505. Sc. punctata, ‚der junge. Gesner 598 und 601.
Lupus. Cuv. Val. II. 56. tab. 11. Bonaparte F. italica.
Fig. '
Er ift ſehr gefräßig, beißt Teicht an die Angel, und wurde
daher von den Alten Wolf genannt. Die jüngern geben in die
Slüffe, jedoch nicht weit, und nach Plinius hielt man diejenigen
für die beften, welche im der Tiber in Rom felbft, wo fie den
vielen Unrath aus den Abtritten finden, gefangen murden.
Horaz in feinem Schmelger Gatyr. 2. Iib. II v. 31.):
Aber wie ſchmeckſt du — ob ein Tiberishecht, ob
ein Meerhecht
Dort angähnt? ob er reiner ſich tummelte zwiſchen den
Bruͤcken,
265
Ob an der Muͤnde des Stroms? ' Du lobſt unſinnig
den Rothbart,
Drey Pfund ſchwer, den du dennoch für einzelne Näſcher
zerhaun mußt.
Dich lockt, ſeh' ich, die große Geſtalt. Nun, ſage war—
um ſind N
Die - großleibige Hechte verhaßt? Weil diefen, ver—
| ſteht fich, ihn
\ Größeres Maaß die Natur, den andern ‚Feines Ge—
. wicht gab.
Widerlich däucht das Gemeine dem kaum einft Rn.
Magen.
"B 08 N.
Plinius fagt: Die Alten hielten den Stör für den edel»
fien Fiſch, — jest ſteht er nicht im Werth, worüber ich. mic)
wundere, da man ihn doch felten findet; — nachher. fand der
Meerbarfh im höchſten Anfehen. Diejenigen. find die belieb—
teften, melde von ihrem meißen, und meichen Sleifhe die
wolligen genannt werden. — Man zieht diejenigen, welche. in den
Flüffen gefangen werden, vor. B. IX. Cap. 17 (28.) **).
- Aufternteiche bat zuerfi Servius Drata angelegt. — Er
bat den lucriniſchen Auftern zuerft den beften Geſchmack zu»
erfannt: denn Wafferthiere einer Art gedeihen an einem Drte
bejfer ald am andern, 3.8. der Lupus in. der Tiber zwiſchen
beiden Brüden. B. IX. Cap. 54 (79) ***),
*) Unde datum sentis Lupus ‚hie Tiberinus an alto
Captus hiet? Pontes ne inter jactatus an amnis
Ostia sub thusci? ete.
“=*) Apud antiquos piscium nobilissimus habitus Acipenser: —
Nullo in honore est, quod quidem miror, cum sit rarus in-
ventu. — Postea praecipuam autoritatem fuisse Lupo. —
Luporum laudatissimi, qui appellantur Lanati a candore
mollitiaque carnis: — at Lupi in amne capti praefe-
runtur. k x
“=*) Ostrearum vivaria primus omnium -Servius Orata invenit. —
“Si primus opemum saporem ostreis Luerinis adjudicavit,
*
266
Martial fingt von ihm (XII. 89.):
Laneus euganei lupus excipit ora Timavi,
Aequoreo dulces cum sale pastus aquas.
Die Alten wußten überhaupt Vieles von diefem Fifche zu
erzählen. Schon Geöner, und neuerlib Schneider (Syno-
nymia piscium) haben die Stellen gefammelt. .
Dad Wort Labrax bedeutet einen gefräßigen Fiſch. Gr
fühle beſonders Falte Winter, feine Zunge ſey knöchern; er Iebe
in der Tiefe ded Meerd, komme aber auch in die Meerfümpfe
und in die Flußmündungen, wo er fetter und beffer werde; fie
lebten seinfam, und würden mit Neben gefangen; das Maul ftände
ihnen immer offen aus Freßbegierde, wie dem Wolf; fie würden
häufig im Schlafe mit dem Fifchergehren geflohen, hörten jedoch
wachend fehr gut; fräßen nicht bloß Zleifh, fondern auch Meers
pflanzen und felbft Unrath, weßhalb fie nah Rom kaͤmen; laichten
an den Flußmündungen, und zwar zweymal, einmal im Winter
und einmal im Sommer; fie wären gefcheidter als andere Zifche,
und wüßten den Nachftelungen zu entgehen; ſey er im Neb ges
fangen, fo grabe er mit dem Schwanz ein Loch in den Sand,
und fohlüpfe darunter durh. Auch diefed behaupten, nah Jo⸗
viuß, jebt noch die Fiſcher.
Clausus rete Lupus quamvis immanis et acer
Dimotis cauda submissus sedit arenis,
Atque ubi jam transire plagas persentit in auras
Emicat atqup dolos saltu diludit inultus.
Ovid, Hal. 23.
Wenn er an der Angel hänge, fo fihlage er fürchterlih und_
fo lange um fih, bi die Wunde fo mweit werde, daß die Angel
audreiße. (Diefed behaupten noch beutzutage die. italiänifchen
Fiſcher.)
Lupus acri concitus ira
Discursu fertur vario, fluctusque ferentes,
quando eadem aquatilium genera aliubi atque aliubi: me-
liora: sieut Lupi pisces in Tiberi amne jnter duos pontes.
267
Prosequitur, quassatque caput, dum vulnere saerus
Laxato cadat hamus, et ora patentia linquat.
Ovid, Hal. 39.
Kleine, affelartige Infecten, melde er in Menge mwegfchnappe,
liefen ihm fodann im Maul umher, und zerftächen ihın daffelbe
mit einem fpihigen Horn auf dem Kopfe, woraus er fich zwar
anfangs aus Freßbegierde nichts mache; allein fpäter fräßen die
Wunden fo um fib, daß er daran Rürbe. Dppian I. 198,
E83 gebe in den Zlüßen fo zahme, daß fie dad Brod aus der
Hand fräßen; fie mifchten fich manchmal ganz freundlich unter
die Meer: Aefchen (Musgiles), biffen ihnen aber dann gelegentlich
die Schwänze ab.
3) An Nordamerica, befonderd bey New: Nork, kemmt ein
ähnlicher, über 3 Schuh langer Fiſch fehr haufig auf den Markt,
welcher dafelbft —— (Rockfish) genannt wird (Perca
saxatilis).
Er ift filberfarben, mit 7 braunen Längsſtrichen, wovon der
mittlere auf der Seitenlinte breiter und gedüpfelt if. Er hält
fih am Strande auf, wo er felbft von den Kindern geangelt
wird. Er gebt im Frübjabr in die Flüffe, um zu Jaichen, und
kommt, befonderd im Winter, im großen Haufen, aber todt,
auf den Markt, gewöhnlich, nur 1 Schub lang, aber manch—
mal audh 50 Pfund ſchwer. Bloch, A. F. VI. 62. Taf. 304.
Sciaena lineata, Syst. t.20. Perca ne Schö pf
Berl. Schr. VII. 150.
4) Im Nil finder fih ein fehr großer Barſch (Lates, Perca
nilotica), Variole,
x
welcher wie ein mäßiger Thunnfifh wird, Kefchr heißt, und
mit dem Bolti für den fchmadbafteften Fiſch dafelbft gebalten
wird. Die Alten fcheinen ihn ſchon unter dem Namen Lates,
‚Athenaeus (Strabo, 17), gefannt zu haben, und man behauptet
fogar, daß er für heilig gehalten, und die, Stadt Latopolis, daß
heutige Edne, darnach genannt worden fey: allein man fand da—
felbft weder Abbildungen in den Tempeln, noch bat man Mus
mien von ihm gefunden. Er unterfcheidet fich durch flarfe Zähne
und einen Eleinen Stachel am Vorderdedel, fo wie durch ftärfere
268 — N
Zähne am untern Augenhöhlenrand; die Zunge ift glatt, -die
Färbung filberglängend mit bräunlichem Rüden. Er fol fo groß
werden: wie ein Kalb, 60 Pfund ſchwer und mehr; auf jeden Fall
iſt er der größte Fiſch des Nils, und-fol, nah Geoffrop,
ſogar 10 Schuh lang. werden. Prosper Alpinus rer, aegypt.
IV. c.2. Haſſelquiſt Nr. 83. der ihn 5 Schuh lang und
1, Eentner fchwer angibt. „Sonnini voyage II. p. 294, t. 22,
fig, 3. Geoffroy Egypte 276. tab. 9. fig. 1. Cuv, Val,
I. p. 89, Skelet, Agaffiz IV. T. A.
5) Einen kaum davon verſchiedenen (Lates. nobilis)
bat man in. Oflindien,, welcher zu, Pondichery Peche-Naire,
zu Gafcutta Cockup. beißt, 3 Schub Yang wird, aber in der
Größe von 1% Schub, am beften fhmedt. Ruſſell IL 5.134,
Cuv, Val 1. P. 96, tab. 18, |
6) Am beißen America wird der fogenannte Meerbedt
(Centropomus undecimalis)
ſehr häufig gefangen, und gegeffen, ſowohl in MWeftindien, als
in Braſilien und Chili. Er haͤlt ſich an den Flußmündungen
auf, lebt von Raub, laicht zweymal, wird 20 Pfund ſchwer,
aber nur die 2 Schuh langen kommen auf die beſten Tafeln, wo
er ſelbſt für beſſer alz der Hecht oder Wolfsbarſch gehalten und
den Kranken gegeben wird. Aus dem Roogen macht man Bo⸗
targe. Er bat alle Kennzeichen des Barſchs, außer daß. der
Dedel ſich ſtumpf endigt, gleicht übrigens dem Wolfsbarſch, iſt
ſilberweiß mit Goldſchimmer und gelben Floſſen, nebſt einer
ſchwarzen Seitenlinie; die Schuppen wie beym Karpfen. Marc⸗
arave ©. 160. Camuri, Robalo, holländiſch Snoek, franzö—
fifh Loubine. Pifo 74. Fig. Bloch, AF. VI. :60. aaye*
Sciaena. Lacepede X, ©. 60. Taf. 3. Fig. 2. Splzrens |
orverd. Cuy. Val. I. 102, 8
b. Andere unterfcheiden fich vom gemermen Barfch duch
eine aufgetriebene, etwas vorragende Schnauze und weit getrennte
Rückenfloſſen; der Deckel ift aefhuppt, und der hintere Nand bat
einen Fleinen Stachel. Aspro.
7) Der Ströber (Perca asper) , Apron, Sorcier,
ift ein Feiner, nur 6 Zoll, langer und 2—3 Loth ſchwerer
Fiſch, welcher in den Fluͤſſen des ſüdlichen Europas, beſon⸗
269
— 9
ders in der Rhone und der Donau, jedoch im Ganzen felten,
vorkommt, ſilberweiß oder gelblihbraun, mit einem halben
Dutzend dunkelbrauner Querbänder, faſt wie beym gemeinen
Barſch; er iſt aber viel ſchlanker, und hat beſonders einen län—
gern Schwanz; in der erſten Rüdenflofe 8, in der zweyten 13
Strahlen; der Kopf rundlich und der Rücken ziemlich flach.
Er Iebt von Gewürm und Fifhbrut, laicht im Nprit auf Sand
in Bächen, hält fih -fonft auf dem Grund auf, und wird daher
des Winterd mit dein Zuggarn unter dem Eife gefangen, Gein
Fleiſch ift ſchmackhaft und gefund, jedoch weniger ald da8 vom
Zingel gefhäbt. In der Donau heißt er Ströber, in der Salzach
Strenkatze, beides ohne Zweifel wegen der rauhen Schuppen; bey:
Baſel Kutz, in der Schweiz, wo er jedoch ſelten iſt, Pfeiferlein.
Rondelet 207. (Gesner 478. Fig. Gobius, Asper. Al—
drovand 615.) Willugbbp 294, %. S, 15. 4 Mar:
fili IWW. ©. 28. T. 9. 5.4. Schäffer Ratisbon. 69. tab. 3.
fig. 4—5. Asper verus, Bloch, 4. F. IL 175. T. 107.
F. 12. Cur. Val. I. 188. t. 26.
-8) Der Zingel oder Z3indel (Perca zingel)
kommt merfwürdiger Weile nur in der Donau und in ihrer
Nähe, von Regensburg bis Ungarn, vor, und gleicht dem vorigen
faft ganz, wird aber viel größer, 9 Zoll lang und 14 Loth ſchwer;
der Kopf ift ziemlich vierfchrötig, der Schwanz Fürzer. Die Fär—
bung meift dunkler braun und die 5 Bänder fehr breit, unvolls
fommen, oft in große Fleden aufgelößt; in der erften Rüden:
floffe 14, in dee zweyten 20 Strahlen; er ift gemein. _
Sein Aufenthalt, die Lebens: und Fortpflanzungsart ift wie
beym gemeinen Karpfen; er liebt langfamere Strömung, balt
ſich gewöhnlih unten, laicht im May im flärkern Strom auf
Sand. Er erreicht felten die Länge von 1 Schub und das Ge:
wicht von 2 Pfund; gewöhnlich bleibt er unter einem. Das
Sleifch ift weiß, mürb, fehr fhmadhaft und gefund, und fommt
auf die beften Tafeln. Geöner 1277. Fig. Zindel. (Aldro:
vand 616.) Marfili 27, %. 9. 5. 3. Schaeffer Ratisb.
pag. 58. tab. 3. fig. 1. Asperulus. Bloch, D. $. IM. 173.
Zaf. 106. .
270
ec. Andere oleichen dem gemeinen Barfh, haben aber
außer den Bürftenzähnen auch Eckzähne; ihr Vorderdedel ift
faum geferbt, und ihre Nüdenfloffen ne. febr wenig getrennt.
Lucioperca,
8) Der Sander, Schill oder Amanl und Nagmaul
(Perca lucioperca),
ift ein nur im öftlihen und nördlichen Europa vorfoınmen=
der, fehr ſchmackhafter und großer Fifch, welcher nicht weiter weſt⸗
lich und füdlich geht, als bid in die Elbe und in die Donau,
und da auch ſchon felten wird. Gewöhnlich ift er 1', Schuh
lang und über handhoch; er ift filberweiß mit einem Dubend
dunkler, aber fehwacher und Eurzer Querbänder auf dem Rüden,
und folhen Fleden in den NRüdenfloffen, welche beide einfache
Strahlen haben; die Bruftfloffen röthlich. R. 14, 23. St. 13.
Sm nördlichen Deutfchland findet er ſich in der Elbe bis in
Böhmen herein, und von da an öftlih in allen Flüſſen und
Seen; im füdlihen in der Donau bid Ingolſtadt, und noch im
Amperfee und Kocelfee, wo er Amaul beißt. Er wird bis—
weilen 5—4 Schub Yang und 20 Pfund fehmwer, hält fich gern in
der Tiefe, und ift nach dem Hecht der ärgſte Räuber, welcher be=
fonderd den Stinten im nördlichen Deutfchland nachſtellt; laicht
im May an Steinen und Reifig, und zwar fehon lang che er
ausgewachſen if. In einen von 3 Pfund fand Bloc gegen
40,000 Eyer. Dennoch vermehren fie fi nicht fehr, theild meil
fie einander felbft auffreffen, und die Zungen vom Barfch, Hecht, ;
Wels und felbft von Tauchvögeln verzehrt, auch bäufig vom
Menfchen gefangen werden, Gie haben ein zarte Leben, und
laffen fihb nur im Winter verfenden. Will man fie in Teiche
verfepen, ſo muß man ihnen fehlechtere Weißfifche, mie Plöbe,
Nothaugen, Uilleye oder Stinte und Gründlinge zur Nahrung
geben,
Er wird mit Neben und Angeln gefangen, bleibt aber
nicht lang gut in Fifchtrögen, meil er in der Gefangenfchaft
wenig frißt. Sein Fleifh ift am beften und fetteften im Herbft
und Winter vor der Laichzeit, ein Leckerbiſſen, welcher nur auf
die Tafeln der Reichen Fommt. Zum Verfenden durchftiht man
ihnen den Schwanz, läßt fie ausbluten und thut fie auf die Pofl,
271
oder packt fie mit Schnee und Gras in Tonnen. Er wird auch
eingefalzen und geräuchert; am beften fchmedt er aber in Salz—
waffer gefotten, mit brauner Butter, Effig und Peterfilie, oder
auch mit einer Genf: oder Sardellenbrübe. In Schweden beißt:
er Gös, findet fi) vorzüglich in den größern Seen, wird aber
nicht gefhäntz; fehlt in Norwegen; in Ungarn heißt er Syllo.
Am bäufigften findet er fich im frifchen und curifchen Haf der
Dfifee, welche ſüßes Waffer haben, und woraus oft fo viele auf
die Märkte von Danzig und Königdberg kommen, daß fie zuletzt
für ein Spottgeld weggehen. Ihr eigentliches Vaterland aber
ift das füdlihe Rußland, wo fie Sudak heißen und Sula, ben
den Tataren Syla, moher ohne Zweifel dad ungarifche Syllo. und
das füddeutihe Schill kommt. Sie find gemein in allen größern
Flüffen, welche in die Oſtſee, das afoffiihe und cafpifche Meer
fallen, fo mie auch in allen größern Seen Rievlands und des
übrigen Rußland. Im cafpifchen und ſchwarzen Meer, befons
derd an der Krimm, wird eine folhe Menge gefangen, daß felbft
dad gemeine Volk fie nicht mehr mag, und in der Wolga und
dem cafpifchen Meer verwendet man fie vorzüglich zum Ausfochen
ded Fetts. Sie werden dafelbft oft 3 Schub lang, an der
Krimm 2, und find fehr ſchön gefledt. An der perfifhen Küfte
des cafpifhen Meerd leuchtet ihr Fleifch und dad der Haufen an
der Luft; felten in Aftrachan, und man hält dafelbft folche Fifche
für ungefund. Pallas Zoogr. rossica III. 246.
Gesner ermähnt diefes Fifched zuerſt, ©. 1288. Fig.,
unter dem Namen Schill und Nagemaul; die bayerıfchen Fifcher
an den Seen fprehen übrigend Ddeutlih Amaul aus. Er hat
die Abbildung von Prag und von Augsburg aud dem Amperfee
erhalten, Später bat ibn Schwenffeld aus Gchlefien 1604,
dann Schonevelde. aus Hamburg 1624. ©. 43. befchrieben;
Willughby 1686, abgebildet 293. Taf. S, 14. von Regends
burg; dann Marfili 1726. IV, ©. 69. T. 22. $. 2., Klein
V+2%.7. 5 3; endlich Blod, D. 5. H. 1783. 62. T. 51.,
und Meidinger 1786, beide iluminiert. Cuv. Val- II, 110.
tab. 15.
272
IV. Ordnung. Bauchflofjer.
Die Bauchlloſſen ſind von den Bruſtfloſſen abgerückt; die Rückenfloſſen
— klein; die Strahlen meiſt weid).
Hieher gebören die Karpfen, Lachſe, Häringe und Hechte,
welche fämmtlich regelinäßig geftaltet find, d. h. laͤnglich, zuſam⸗
mengedrückt, mit glatten Schuppen und die Augen an ben Seiten
des Kopfes. Sie haben bald zwey, bald nur eine Rückenfloſſe,
welche weit hinten ſtehen und nur menige Strahlen enthalten.
- Diefe Verkummerung der Rüdenfloffen muß ald ein Zeidyen
einer höheren Ausbildung betrachtet werden, meil bey den Am:
pbibten nur noch höchſt felten Andeutungen von- dergleichen Floſſen
vorkommen. Sie leben ſehr gemiſcht in Salz- und füßem Waſſer,
oft zu verſchiedenen Zeiten in beiden zugleich; freſſen größten—
theild nur Gewürm, Laich und kleine Fiſche; nur wenige, wie
die Hechte, find räuberiſch.
Bey den einen kommen noch zwo Ruͤckenfloſſen vor, wie bey
vielen Karpfenarten und den Lachſen; bey den andern aber, wie
den Häringen, iſt nur eine übrig geblieben.
4) Bey den Karpfenarten ſtehen auch die Bauchfloſſen noch
ſehr weit vorn, ſo daß ſie an die Bruſtfloſſer erinnern, ſich aber
vorzüglich durch die ſtachelloſen Kiemendeckel und die großen, ab—
fälligen und glatten Schuppen, auch das faft zahnlofe Maul, unters
fcheiden; das letztere ift rundlich Sie ſollen daher Rundmäu—
ler beißen,
2) Ben den Lachfe n hat die hintere Ruckenfloſſe die Slrablen
verloren, und iſt zu einer kleinen Fettfloſſe auf dem Kreuze
verfümmert; ihr Maul iſt mehr quergeſpalten. — Flach—
mäuler.
3) Bey den Häringen findet fich nur noch eine, die vordere
Sloffe, der Leib und der Kopf find febr zufammengedrüdt, und
das faft zahnlofe Maul daher fhmal. — Shmalmäuler
4) Bey den Hechten findet fich meiftend nur eine Rücken—
floffe weit binten, im Begriffe, ganz zu verſchwinden und den
Rücken glatt zu laſſen; der Leib ift mehr walzig, wenig beſchuppt,
und der bezähnte Rachen weit gefpalten. — Zangmäuler,
273
10. Zunft. "Rundmänler, Karpfen.
Halbe Bruftfioffer mit faft zahnloſem Maul, ohne Stacheln
am Deckel.
‚Ben diefen Fifchen ftehem die Bauch: und Rückenfloſſen, mo»
von meift zwey vorhanden find, weit vorn, zum Theil faft wie
bey den Bruftfloffern, von denen fie fih aber durch die großen
abfälligen Schuppen nicht bloß auf dem Leibe, fondern auch auf
dem Kopfe, den Mangel von Stacheln am Kiemendedel und die
kleinen Rüdenfloffen unterfcheiden; bey manden ift nur eine vor=
banden. ‘Der Kopf läuft rundlic zu, und endiget vorn in ein
rundes, meift zahnloſes Maul. Gie Ieben daher nur von Ges
würm, das fie im Schlamm ſuchen, und von Laich; die eigentz
lichen Karpfen bewohnen bloß das füße Waſſer.
Bey den einen fieben die Bauchfloffen wirklich unter den
Brufifloffen; bey den andern in ‚der Mitte des Leibes. Bon
jenen fommen vor mit geferbtem und ungeferbtein Vorderdeckel;
bey diefen mit einer oder zwo Rüdenfloffen.
A. Bruftfarpfen:
die Bauchfloffen unter den. Brufifloffen, zwo Rüdenfloffen,
die erfte mit Stacheln.
1. Sippfhaft. Bruft:Karpfen mit Dedelferben.
Große und glattfhuppige Bruftfloffer mit zwo NRüdenfloffen
und einem-fchwach geferbten Borderdedel.
1.©. Die Häringskönige (Apogon)
werden zwar zu den Bärfchen geftellt, weil ihr Vorderdedel
ein wenig gezähnelt ift, und die Bauchfloffen wirfli am Bruft:
gürtel hängen: allein ihr ganzed Ausfehen, ihre geringe ‚Größe
und felbft ihre Farbe hat die frühern Naturforfcher veranlaßt, fie
mit den Meerbarben zu vereinigen. . E8 find kleine, nicht fpanne=
lange Fiſche, mit rundlichem Leibe und großen, abfälligen, meift
rothen Schuppen, felbft auf. den Dedeln, haben überdieß zwey
weitentfernte Rüdenfloffen; ſehr kleine und bürftenartige Zähne;
die Zahl der Kiemenftrahlen 7. Skelet, Agaffiz IV. T. B.
1) Daher gehört ein kleiner Fifh, den man auch bartlofe
Meerbarbe (Mullus imberbis, Rex mullorum),
Okens allg. Naturg, VI. 18
274
genannt bat, der nur A—6 Zoll lang und geeblichroth ift, mit
Gilber: und Goldglanz, ein fihmärzlicher Flecken am Grunde der
Schmanzfloffe;,. fih im Mittelmeer, vorzüglid um Malta, auf
hält, während des Sommers zur Laichzeit gefangen und als
Recherbiffen verzehrt wird. Die junge Brut Pebrt fogleich in die
Tiefe zurück. Er heißt auf Malta Re-dei-trigli, bey Nizza Sar-
pananzo; findet fih auch in Oſtindien. Cuv. Mem. Mus. T.
236. tab. 11. Gesner 1273. Fig. "Corvulus. Willugbby
©. 286. Gronovius Zooph. t. 9. f.2. Amia. Spinola
Ann. Mus. X. p. 370. t. 28, f. 2. Centropomus.
2.6. Die Zipfeldedel (Pomatomus)
haben ebenfalls abfällige Schuppen, felbft auf den Kopf, und
zwo entfernte Rüdenfloffen, fehr große Augen, einen ungeferbten
aber hinten ausdgefchmeiften Kiemendedel, und nur Bürftenzähne.
Sieben Kiemenftrahlen.
4) Der gemeine (P. telescopium)
wird über 1, Schuh lang und 5 Zoll body, ift ſchwarz mit
röthlichem und blauem Schimmer, Floffen ſchwarz, und die
Schwanzfloſſe ausgeſchnitten. R. 7, 11. St. 115 die, faft wie
Settfloffe. Finder fih im Mittelmeer in großen Tiefen, und
mird daher felten gefangen; Taicht im Frübjahr; bat übrigens
ein derbed, fhmadhaftes Fleiſch. Riſſo 301. Taf. 9. Fig. 31.
Cuv. Val. II. 171. tab. 24,
3, & Die Doppelferben (Ambassis)
baber am untern Rande des Morderdedeld zwo Reihen
Kerben.
1) Der Selintan (A. commersonüi).
In Dftindien, befonder8 auf der Inſel Bourbon und bey
Pondihern fängt man einen kaum fpannelangen Fiſch mit
Namen Selintan in folder Menge, daß man fie wie die Ans
ſchovis in Europa zubereitet und verzehrt, Er flimmt zwar fehr
in der Zähnelung des Vorderdeckels mit den VBärfchen überein,
bat aber abfälige Schuppen felbft auf den Dedeln und Baden,
vorfchiebbare Schnauze mit unbedeutenden Bürftenzähnen, und
mahnt in der ganzen Geftalt an die Meerbarben, in deren Näbe
er indeffen fteben bleiben ınag; die 2 Rückenfloſſen ftehen nabe
beyfammen, und vor der erften liegt ein Fleiner Stadyel, Er ift
”
275
glänzend, oben bräunlichgrün, unten filberglängend, befonders auf
den Dedeln, und bat einen ſolchen breiten Streifen bis zum
Schmwanze. Die Shwimmblafe groß. Er lebt von Heinen Gars
neelen. Cuv. Val. I. 176. t. 25. Lutjanus gymnocephalus
Lac. II. t. 23. £. 3. , {
2. Sippfhaft. Bruft:Karpfen ohne Dedelferben.
Sie haben fteife Strahlen in der erften Rückenfloſſe, wie die
Bärfche, aber die Bauchfloffen hängen nicht am Bruſtgürel;
große Schuppen, felbft auf dem Kopfe, und ſehr ſchwache Bürften-
zähne,
4. G. Die Schlangenföpfe (Ophicephalus)
weichen fehr von andern Fifchen ab, und mahneh durdh ihren
faft walzigen Leib und die Beſchuppung deffelben, befonderd des
platten Kopfes, an die Schlangen; Rüden: und Steiffloffe fehr
lang, bloß mit weichen und verzweigten Sirahlen, aber der erfte
Strahl in den Bauchfloffen ift ein Stachel; auf dein getäfelten
Kopfe find eine Menge Schleimlöcdher; 5 Kiemenftrahlenz; die
Zähne find fehr Flein, und die Schlundfnochen blätterig wie beym
Kletterfiſch; die Augen ftehen faft dach auf dem Kopf. Schmimm-
blafe groß.
Sie leben in DOftindien, befonder8 an der Küfle von Mas
labar in füßem Warfer, das fie zu Zeiten verlaffen, um über
Land zu reifen, wobey fie den Kindern und Gauflern zum Spie-
len dienen. Ihr Sleifch ſey zwar leicht verdaulih, wird aber
nur von den Europäern gegeffen. Sie haben ein ſehr zähes
Leben, und bewegen fih noch ald Stüde zerfchnitten. So wers
den fie auf den Märkten verkauft; die Iegten Stüde aber, welche
fi) nicyt mehr rühren, geben wohlfeiler meg.
1) Der geftreifte (Oph, striatus)
mird eine Elle lang und armsdick, bat gegen 40 Strahlen
in der NRüdenfloffe, ift grünlich braun, unten röthlic weiß,
Scheint fih in ganz Indien zu finden, und zwar in den Flüffen .
bey Pondichery, Kalcutta, auf Malabar, Tranquebar, Celebes,
Manillen. Bloch, 4. F. VII. 142. Taf. 359. Cuv. Val. VII.
417. tab. 202. Sie beißen Baral, Muttah (Ruffell T. 162.),
Sola (Buchanan T. 32.).
18 ®
276
5. © Die Eckſchwänze (Tetragonurus)
find länglich, mit einer langen aber niedrigen Stachelfloffe
auf dem Rüden, einer weichen dicht dahinter, und einer flaches
ligen Knorpelleifte an der Seite des Schwanzes, wie bey den
Mafreelen; Schneidzähne in den Kiefern und einige im Gaumen,
Sechs Kiemenftrahlen.
1) Der fhwarze (T. niger, cuvieri)
wird 1 Schub Yang, bat harte, geftreifte und gezähnelte
Schuppen. Färbung fhwarz mit violettem Schimmer. Schwanz:
floffe ausgefchnitten. R. 185 13. St. 11. Br, 16. ©. 5.
Sie Ieben im Mittelmeer in großer Tiefe, ſchwimmen lange
fam und fommen nur zur Raichzeit, im Auguft, an den Strand.
Das Fleifih ift weiß und zart, erregt aber Grimmen, Aufblähung,
Erbrechen, Verftopfung und Ermattung, welche mehrere Tage
lang dauert. Dean glaubt, e8 komme daber, daß fie Abende
Schuppenquallen freffen. Riffo ©. 347. T. 10. F. 37. Heißt
Courpata bey Nizza, und ift der Mugil niger von Rondelet
425. (Gesner 655. Fig.), der Corvus miloticus von Aldro⸗
vand V. C. 25. ©. 610. Fig.
6. ©. Die Meeräfchen (Mugil), Muge,
find halbe Bauchflojfer mit einem walzigen, ftarfbefchuppten
Leib und Kopf, in der erfien Rüdenfloffe 4 Stacheln; 6 Kiemens
firablen und unmerflihe Zähnes im Unterkiefer ein Kiel, der
in. eine Furche des Oberkiefers eingreift, Ihr Magen ift ſehr Hein
und fo fleifhig wie bey Förnerfreffenden Vögeln; fie ernähren
fi) wegen des kleinen Mauld nur von Schlamm und Gemürm.
4) Die gemeine (M. cephalus)
wird über 1 Schub lang und biömweilen 8 Pfund ſchwer, ift
filberglängend, oben bräunlichgrau mit gold» und himmelblauem
Schimmer und 10 dunkflern Längsſtrichen von Fleden auf jeder
Schuppe; an den Seiten filberglängend mit noch dunflern Längs—
linienz; die Dedfel ſchimmern in Gold unt Silber. Der Augenring
goldgelb; die Floffen bräunlichgrau. Die Augen a ringsum mit
einem Hautlappen bededt.
Es ift ein im Mittelmeer ſehr häufiger, fchon den
Alten Fehr befannter Fiſch, bey denen er unter den Namen
Cephalus und Mugil vorfommt, und felbft jebt noch Ce-
277
falo und Muggine heißt. Sie finden fih gewöhnlich heer—
denmeife beyfammen, und werden zu vielen Hunderten in Nepen
gefangen, befonderd vom May bis zum July, in der Nachbar:
ſchaft der Flüffe, deren Waffer fie fehr gut vertragen follen. Sie
fpringen ſehr oft über die Nege hinaus, daher man gewöhnlich
andere ſackförmige auswendig daran bindet, ın welche fie fodann
fallen; mit Angeln kann man fie nicht fangen, weil ihr Mund
zu klein dazır if. Wo fie häufig vorkommen, werden fie auch
eingefalzen und geräuchert. An Franfreih macht man aus dem
Roogen eine Art Caviar, welcher Botargue heißt, und befonder8
bey den Trinkern fehr beliebt if. Man beftreut den Noogen mit
Sal;, läßt ihn einige Stunden liegen, preßt ihn dann zmifchen
zwey Brettern aus und läßt ihn an der Sonne trodnen. Am
beften find fie im Meer auf fleinigem Boden, befonders bey
Marfeille, Genua, Rom und Neapel, fchlechter bev Venedig, wo
fie in ſchlammigem und ımreinem Waffer leben. Die in Teichen
mit Brackwaſſer werden zwar fetter, aber faft geſchmacklos; die
in den Flüffen noch ſchlechter. Sn den Teiyen am füdlichen
Sranfreich fängt man im December eine folhe Menge, daß fie
eingefalgen ehemals die gewöhnliche Faftenfpeife de ganzen Lan—
ded waren. Da fie einen fehr engen Schlund haben, und daher
nicht einmal Feine Fiſche verfihlingen können, fo find fie ganz
unfchädlich; werden dagegen häufig verfolgt, befonder& vom
Wolfsbarſch.
Sie gehen nicht in die Tiefe des Meeres, und halten
ſich auch nicht gern auf fleinigem Boden auf, fondern Yängs
den fehlammigen Küften und an den Flußmündungen, meil
fie daſelbſt ihre Nahrung finden; auch geben fie beym Eintritt
der warmen Witterung weit in die Flüſſe hinauf. Sie find fehr
burtig, und um ihren Feinden zu entgehen, ſchnellen fie oft plöß:
lich aus dem Waſſer, fallen aber bald wieder zurück, meil fie
wegen der Kleinheit ihrer Bruſtfloſſen nicht fliegen fünnen. Sie
find auch ſehr haufig an ber africanifchen Küſte, kommen aber
‚nicht im atlantifchen Meer vor, jedoch febr ähnliche, und felbft
an America und Dftindien. Gemöhnlich erreichen fie nicht die
Länge von 1, Schub; 88 gibt aber 2 Schub lange, welche dann
17 Pfund ſchwer find.
278
Nah Martens (II. 427.) hält er fi bey Venedig in
großer Menge in den Lagunen auf, und wird in halbaefal-
zenen Abzugdgräben mit Sorgfalt gezogen, kommt aber in
ganz ſüßem Waſſer nicht fort. Er fpringt nft Elafterboch in
die Höhe, und fällt in die Gondeln. Er fommt als einer der
bäuflgften und beliebteften Fifhe vom July bis zum Detober
auf die Märfte. Die Pleinften bi8 zu einer Spanne Länge beißen
Bottolo, etwad urößer Caostello, Verzelata und Detregan,
4 Pfund fihmer Ciovolo, von 2—14 Pfund Bosega und Vol-
pina. Der außerordentlih lange Darmcanal ift, wie bey den
Schnepfen, mit feinem Inhalt ein Lederbiffen. Rondelet
©.260. Fig. Geöner 649. Fig. Mugil. Bloch, A. F. VII.
©. 166. %. 394. La Roche Ann. Mus. XIII. 358. tab. 20.
fig. 4 Bonaparte Fauna italica fasc. VI. f. I. Schager—
firöm, ſchwed. Abb. 1829. Taf. 3, 4. Skelet, Agaffiz V.
T. F. Schulter, Geoffroy, Ann. Mus. IX, t. 29.
B. Bauchfarpfen:
die Bauchfloffen find von den Bruftfloffen abgerüdt.
Bey den einen find noch zwo Rüdenfloffen vorhanden; bey
den andern nur eine.
3. Sippfhaft. Bauh-Karpfen mit zwo Rüden:
floffen.
Sie baben Stacheln in der erften Rückenfloſſe, wie die ächten
Brufifloffer; aber die Bauchfloſſen ſtehen gegen die Mitte des
Leibe, wodurch fie fih den Bauchfloſſern nähern; die Kiemen—
deckel find ſtumpf; der Leib ziemlich walzig und mit großen
Schuppen bededt, fo wie der niedergedrüdte Kopf; der Pleine
Mund faft zahnlos, ohne Bärtel. Leben im Meer an der Müns
dung der Flüſſe, und find fehr ſchmackhaft.
7. G. Die Meerbarben (Mullus)
find ziemlich did, und mit großen, flrahligen, Yeicht abfälz
ligen Schuppen bededt, felbft auf dem abfhüffigen Kopf und den
ftumpfen Kiemendedeln; haben zwey getrennte Rückenfloſſen, ein
kleines Maul mit unbedeutenden Zähnen und zwey Bärtel am
Kinn, vier Kiemenftrahlen und feine Schwimmblafe. Gie finden
fih vorzüglih im mittelländifgen Meer, felten um das übrige
279
Europa, und Ieben von Heimen Waffertbieren, oder mie man
glaubt, Meerpflanzen, ziemlich wie die Karpfen,
4) Die rothe (M. barbatus), Rouget,
war fehon unter divfem Namen den Alten befannt, uud des
börte ſowohl wegen ibrer prächtigen rothen Farbe und megen
ihres Geſchmacks unter die berühmtefien Fiſche, war auch der
Gegenftand der Unterhaltung und des Genuffes bey den üppig:
ften Gaftmählern der Römer. Er wird nicht über eine Spanne
lang, ift ziemlich keulenförmig, prächtig purpurroth, unten filber-
glänzend mit gelben Floſſen; der Kopf ift fehr abſchüſſig. Er
beißt wegen feiner 2 Bartfafern Rothbart, hält fi ſchaarenweiſe
auf ſchlammigem Boden, und ift jest noch ein ſehr beliebter
Fiſch; heißt bey Venedig Barben. Bloch, 4. 5. VIL 98.
T. 348. 5. 2.
2) Der geftreifte (Mull. surmuletus), Surmnlet,
gleihr in Geftalt und Färbung dem vorigen, wird aber
etwas größer, hat einen weniger abſchüſſigen Kopf und goldgelbe
Streifen an Seiten und Floſſen.
Diefer vortrefflibe Fiſch findet fih um ganz Europa,
felbft in der Nord: und DOftfee, am häufigſten aber im Mit:
telmeer, und ift megen feiner fhönen Färbung diejenige Gats
tung, womit die Römer fo großen Luxus trieben. Sie gaben
ihn bey den Gaſtmählern, den Weibern, welche ihn in ihren Hän—
den fterben ließen, um fih am Anblid feined prächtigen Farben—
wechfeld zu ergögen. Seine Purpurfarbe fiheint durch die großen
und dünnen Schuppen bindurd wie durch durchſichtiges Horn,
und die goldgelben Längdftreifen verſchwinden almählihd. Man
- hielt fie deßhalb in großen Behältern unter dein Tiſch, nahm fie
bervor und ftellte fie in Gladgefäßen während des Effens auf
denfelben *).
*) Nune Scaro datur prineipatus. — Ex reliqua nobilitate,
et gratia maxima est et copia Mullis, sicut magnitudo
mopica: binasque libras ponderis raro admodum exsu-
perant, net ım vivarlıs PIScCiſsque crescunt.
Mullum exspirantem versicolori quodam et mu—
merosa varietate spectari, proceres gulae narrant, ru-
bentiumm squamorum multiplici mutatione pallescentem,
utiqueé si vitro spectetur inclusus. Plinius IX. 30. (17.)
280
Sie erreichen felten die Länge von einem Schuh und dad
Gewicht von 2 Pfund.
Nolo mihi ponas Rhombum Mullumque bilibrem. Mart.
Horaz macht ihn dreypfündig.
Laudas insane trilibrem Muilum.
Nah Seneca (epist. 95.) ift ein Ungeheuer von 4, Pfund
den Kaifer Tiberius gefchenft worden. Er bat ihn aber auf den
Fiſchmarkt geſchickt, indem er einem Freunde fagte: gebt Acht,
diefen Fauft ficherlih Apiciuß oder P. Octavius. Seine Ber
mutbung traf über Erwarten ein. Gie haben einander hinauf
getrieben, und Octavius bat den ungeheuern Rubm erworben,
einen Fiſch, welchen der Kaifer verfaufte, und Apicius nicht bes
fommen Eonnte, für 5,000 GSeftertien (500 fl.) erflanden zu
baben. Schmäblicdy ift diefed für den Dctavius, aber nicht für
den, welcher ihn gefauft, um ihn dem Tiberius zu ſchicken: denn
er: bat eine folche Seltenheit dem Kaifer für würdig gehalten.
Als der berühmte Arzt Galen jemanden fragte, warum vr
einen wegen feiner Größe unverdaulichen Fifh fo theuer bezahlt
babe, befam er zur Antwort: um zweyer Leckerbiſſen willen,
nebmlich der Leber und des Kopfed.
Martial wirft dem Calliodor vor, daß er die 1,200
Seftertien, welche er für feinen Sclaven gelößt, an einem Abend
in 4 Meerbarben, d. 5. einen Denichen, verſchmaußt babe *).
Quanto erudeliora sunt opera luxuriae, quoties na-
turam aut mentitur, aut vincit! Im cubili natant pisces
et sub ipsa mensa capitur, qui statim transferatur in
mensam. Parum videtur recens Mullus, nisi qui in
convivae manu moritur. Vitreis ollis inclusi offeruntur
et observatur morientium color, quem in multas mu-
tationes mors luctante spiritu vertit: alias necant in
garo et condiunt vivos. Seneca, Quaest. nat. 3. c. 17,
*) Addixti servum nummis here mille trecentis,
Ut bene coenares, Calliodore, semel:
Nec bene coenasti; Mullus tibi quatuor emptus
Librarum, coenae pompa caputque fuit.
Exelamare libet, non est hie, improbe, non est
Piscis: ‚homo est; hominem, Calliodore, voras!
Lib. 10. Epigr. 31.
281
Du haft geſtern verfauft um taufend dreyhundert den
Sclaven,
Daß du fchmaufeteft gut, Calliodorus, einmal.
Doc gut ſchmausteſt du nicht. Vierpfündige Barbe
vom Marftplag
Wurde die Zierde des Mahls, war aud das erfte Ge-
richt.
Sebo ziemet der Ruf: Kein Fiſch ift, Gieriger, dies
mehr; f >
Wahrlidh es it ein Menſch. Menſchen verfchlingeft du
traum.
Willmann 1825.
Noch jest gilt in Italien dad Sprichwort:
Non mangia la Triglia, chi la piglia.
Wer fängt den Fiſch, bekommt ibn nicht auf den Tiſch.
Man fängt ihn häufiger ald den vorigen, das ganze Jahr,
mit Nepen, Reuſen und Angeln, woran man Krebsſchwänze
fledt. Weil er bald verdirbt, fo fiedet man ihn fogleich in Meer:
waſſer ab, befteut ihn mit Mehl, daß er in einen Taig einge-
büllt wird, und fohafft ihn nach den großen Städten. In Rom
beißt er Triglia, welcher Name jedod auch dem vorigen gilt.
Bey Venedig beißt er Tria, und kommt nur abgefhuppt auf
den Marft, Bloch, D. F. I. 114. T. 57, Rondelet 290.
Fig. Salvianti 256. Gesner 667. Fig. Mullus, Aldro:
vand 1738. ©. 123. Fig. Mullus major.
8. G. Die Fingerfifdhe (Polynemus)
haben die Geftalt des Sanders, mit aufgetriebenet Schnauze
und abfälligen Schuppen, felbft auf dem Kopf und an den Steuer>
floffen, haben auch abgerückte Bauchfloſſen, und vor den Bruft:
floffen mehrere freye fadenfürmige Strahlen; zwey entfernte
Rückenfloſſen, ſchwache Zähne am Vorderdeckel und Bürftenzähne
in Kiefer und Gaumen; die Schwanzfloffe gabelfürmig; 7 Kies
menftrablen, und fonderbarer Weife bald eine Schwimmblafe,
bald feine. Sie finden fih nur in heißen Meeren.
1) Der Paradies: oder Mangofiſch (P. longiflis, pa-
radiseus, quinguarius) f
282 —
wird kaum ſpannelang, iſt citronengelb und ſilber⸗ und gold⸗
glänzend, und hat jederſeits vor den Bruſtfloſſen 7 freye Strah⸗
len, viel länger als der Leib, Schwimmblaſe fehlt bey dieſer
Gattung, mährend fie bey andern vorkommt.
Finden fih in ganz Indien und in der Südſee an den
Mündungen der Flüffe, in welche fie binauffleigen, um zu lai—
chen, und zwar beym Anfang der Regenzeit, mo file gefangen
und ald der ſchmackhafteſte Fiſch fehr theuer verfauft werden;
in Calcutta das Stück für 1 Rupie (1 Krone). Man fhäbt
befonderd den NRoogen. Da um diefe Zeit die gelben Mangos
früchte am bäufigften find, fo bat man den Fiſch darnach be»
nannt. Sie Ieben von der Brut der Krabben. Cuv, Val. III.
pag. 365. Seba 1. Taf. 27. Fig. 22 Edwards Aves
pag. 208, Fig.
2) In ganz Dflindien und der Südfee findet ſich der Königö>
fifh (P. plebejus),
welcher an der Mündung der Flüffe oft 4 Schuh lang ges -
. fangen wird, und fo fehwer, daß ihn ein Mann Faum tragen
fann; er gebört zu den beften Fifhen, und ift am fetteften und
ſchmackhafteſten im Jänner; er wird auch getrodnet und einges
falzen, ebenfo der Roogen; der Kopf mird beſonders für. einen
Recerbiffen gebalten. Er fol mit feiner Fäden die Pleinen Fiſche
anloden und verfchlingen. Auf Morib heißt er Barbue, wird
dad ganze Jahr gefangen, und kommt auf die Tafel der Reichen;
am Ganges wird er weniger geſchätzt. Er ift filberglängend mit
dunkeln Pängäftrichen; bat eine lange dünne Schwimmblaſe.
Bloch, A. 5. IX, 22, T. 400, Broussonet Ichth, I. Fig.
Bruce Travels tab. 41.
3) An America findet ſich audy einer (P. americanus, vir-
ginicus),
welcher über 1 Schub lang, ebenfald an den Mündungen
der Flüffe gefangen, und ald eine gute Speife verzehrt wird; er
ift filberglängend, roth und grünlich, und hat 7 freye, Purze
Bruft: Strahlen. An den Antillen beißt er Barbu. Bloch,
A. F. IX. 28. Tafı 402. Pol. paradiseus. Marcgrave
©. 176. Fig. Piracoaba.
285
— 4. Sippſchaft. Aechte Karpfen.
Haben nur eine einzige kleine Rückenfloſſe mit weichen
Strahlen, ziemlich in der Mitte des Leibes; ein kleines, meiſt
zabnlofed Maul mit großen Zwicchenkiefern und kümmerlichen
Dberfiefern, aber ſtark gezähnte Schlundfnoden; der Leib if
meiftend mit großen, abfäligen Schuppen bevedt. Schwimm—
blafe mit Ausführungdgang.
Diefe Fiſche bevölfern vorzüglich unſere Flüffe, und find
meiſtens diejenigen, welche unter dem Namen Weißfiſche bekannt
find. Sie find für die Slüffe dad, was die Schellfiſche für das
Meer. Obſchon fie indeſſen überall vorkommen, fo vermehren
fie fih doch nicht fo ungeheuer, wie manche Lachsarten, welchen
freylich au ein größerer Spielraum angemiefen ift, nebmlich die
Seen, während die Karpfenarten mebr auf die Flüſſe beſchränkt
find, und daher nicht in folher Menge gefangen werden, daß fie
der Gegenftand eined ausgedehnten Handels feyn könnten. Gie
werden auch meiftens frifh, und nur in der Nachbarſchaft
verzehrt.
9.6. Die Shmerlen oder Flußgrundeln (Cobitis),
Loche ou Dormille,
haben einen faft walzigen, aalförmigen und fchleimigen Leib,
mit Fleinen Schuppen und zahnlofen Mund, der aber meiſtens
von vielen Bärteln umgeben iſt; die Augen ragen meit hervor;
die Bauch- und Rüdenfloffe weit hinten; nur 3 Kiemenftrablen.
Die Schwanzfloffe rund.
Leben bloß in fügem Waffer, gewöhnlich im Schlamm ver:
borgen, daher fie auch Schlammpeitzger beißen. Ihre kleine
Schwimmblaſe ift von einer Art Knochencapfel umgeben.
4) Die größere Schmerle oder der eigentlihe Schlamm»
peißger, aub Pfuhlfiſch und Wetterfifch (C. fossilis),
Loche d’etang,
wird aegen 1 Schuh —— 1/2 Zoll breit, °/, dick, hat an
der Oberlippe 4, an der Unterlippe 6 Bärtel, Grundfarbe
fhmwärzlich mit etwa 5 gelben und braunen Längsftreifen, Bauch
gelb und ſchwarz gedupft. Die Schuppen find fehr dünn und
durchſichtig.
Findet ſich beſonders mehr nördlich in allen Flüſſen und
284
Seen mit fhlammigem Boden, jedoch nicht in Menge. Wäh>
rend des Winters verbirgt er fi unter dem Schlamm; ebenfo
menn dad Waffer im Sommer vertrodnet, wo fie dann nicht
felten von den Schweinen audgewühlt werden. So kann er
mehrere Monate ohne Schaden vergraben bleiben, und da er
beyim Zutritt des Wafferd wieder munter wird; fo hat man ihm
den Namen Grundel und den lJatemifchen Fossilis gegeben.
Liegen fie, aus dem Waffer genommen, im Trodenen, fo laffen
fie ein pfeifendes Ziſchen hören, und daber beißen fie in Schlefien
Schlammpfeiffer, woraus ſchon in alten Zeiten Schlammpeifger -
und fogar Schlammpeipger geworden iſt. Er laicht im Frühjahr
in den Wafferfräutern, und wird in Reufen und Netzen gefan-
gen, aber wegen feines Schleim und moderigen Gefhmadd nur
von armen Leuten gegeffen; daher beftreut man fie vorher mit
Salz oder Afıhe. Da fie weder fett noch gräthig find, fo find
fie Yeicht zu effen und zu verdauen, entweder in einer fauern und
braunen Brühe, oder gerdftet und auch wohl mariniert, wie die
Neunaugen, mit denen fie viel Aehnlichfeit haben. Sie find am
beften im Sänner und Hornung, weil fie dann voll Roogen oder
Milh find. Man bat in einem gegen 140,000 Ever gezählt:
dennoch vermehren fie fi nicht fehr, meil fie ald weiche und
mehrlofe Thiere allen Fifhen, und felbft den Krebfen, zum Raub
werden, und fogar der Frofch ihre Brut verfhlingen fol. Sie
felbft leben von Larven im Schlamm, alfo von Wafferjungfern,
Haften und Kärdern,
Wenn ein Gewitter droht, fo Fommen fie auß dem Grunde
hervor in die Höhe, und zeigen ſich ſehr unruhig; daher bedient
man fi ihrer ftatt eines Wetterglaſes, indem fie in einem fol
hen fhon 24 Stunden rer einem Gemitter unruhig aufs und
abfteigen. Dean kann fie Jahr und Tag auf diefe Weife erhalten,
wenn man ihnen wöchentlih nur eine oder zweymal frifches
Waſſer gibt. Ste fommen oft an die Oberfläche, um Luft zu
fynappen, welche fie, fonderbarer Weife, wieder durch den Hins
tern von ſich geben; mo daher viele beyfammen find, da entfteht
auf dem Waſſer ein Schaum, und ed wäre daher wohl möglich,
daß Aufoniuß bey feiner Mustela, welche man bald für die
Zamprete und bald für die Trüfche hält, an diefen Fiſch gedacht
285
hätte, befonder® da er auch unter dem Namen Mustela fossilis
vordommt. Ueberbaupt wurde diefer Name allen langen, ſchlei—
migen Fifhen beygelegt, und Aufonius fcheint alle Eigenfchaf:
ten verbunden zu haben, die er bey dem Wort Mustela irgendwo
gelefen, ein Verfahren, welched den Dichtern noch heutzutage be—
gegnet.
Erman bat gefunden, daß dieſe Luft aus Koblenfäure be—
fteht, mithin im Darmcanal, ber ſehr gefäßreich ift, ein ordent—
licher Athemproceß vor fich gebt. Diefer ſcheint auch wichtiger
zu ſeyn, als der mit den Kiemen: denn fpannt man ein Netz
über dad Waffer, fo fterben fie bald an Erftidung, Feinedwegs
aber wenn man die Kiemen mit Del verfchmiert oder verfchließt.
Ben Regensburg und Nürnberg beißen fie Mießaurn, wahr—
fiheinlih Mieß-Gurren wegen ded Lauts den fie hören laſſen;
bey Wien in der Donau heißen fie Bießgurn, in Böhmen Mur:
Aal ( Moor-Aal), Pfeifer und Peisker; fie follen dafelbft im
Auguft laichen. Bey Hamburg gibt e8 viele in der Bille, mo
fie zu Zeiten aus dem trodenen Schlamm ausgegraben werden.
Im füdlihen Deutfchland find fie übrigens eben fo felten ald die
Neunaugen. Bloch, D. F. 1. 216. Taf. 31. Fig. 1. Gesner
444. Fossilis. Willughby ©. 118 und 124. Taf. G, 8.
ig. 4. Mustela fossilis. Marſili VI © 39 T. 13. F. 1.
Skelet, Meyers Thiere I. T. 95.
Schon Theophraft fpricht in feinem Buch über die Zifche
von Fifchen, melde in der Nähe des ſchwarzen Meeres, bey
Heraclen und in Papblagonien, in der Erde lebten (Hypogei)
und audgegraben.mwirden (Orycti). Plinius erzählt ed nad
(IX. ec. 57.). Pomponius Mela (I. c. 5.) fagt, daß es der-
gleichen im füdlihen Franfreich gebe.
2) Die Dorngrundel oder der Steinbeißer (Cob.
taenia)
| wird faft 5 Zol lang, ift ziemlich zufammengedrüdt, oben
braun, an den Seiten blaßgelb, mit ungefähr 3 Reihen fehwarzer
Flecken, wovon die untern groß und rund find; 6 Bärtel am
Munde, 2 an der Oberlippe und 4 an der untern, und vor jedem
Auge ein gabeliger Stachel. Sie finden fich, mie es feheint, um
ganz Europa, und zwar ziemlich häufig in klaren Bächen, wo fie
286
fih an Steine anfaugenz verbergen ſich jedoch auch unter Waffers
“pflanzen und Schlamm, Sie finden ſich felten im füdmeftlichen
Deutichland, befonder8 in der Schweiz; häufiger in der Donau
und ihrer Nachbarfchaft, fo wie in Sachſen, befonders in der
Mulde, auh in Schlefwig, Lievland und Schweden, wo fie -
Nißöga beißen, Sie find mager und haben ein zähes, fehlechtes
Sleifch, werden jedod um Faßnacht und im März, ehe fie lai—
hen, was im May gefchieht, gebraten und gegeffen. Man fol
fi leicht an den Kopfftacheln verwunden, und daber fagt man F
der Steinbeißer ift ein Wächter, Sept man ſie in ein Glas, fo
find fie beftändig unruhig, und bewegen die Lippen unaufhörlich,
wie die Eaninchen und Raubfröfche. Franzöfiih beißen fie Per-
cepierre et Mordpierre, am 2angenfe Grisella. Blod, D.
8.16, 221. T. 31. F. 2. Gesner 482. Gobius, Cobi-
tis aculeata. Willughby 265. T.Q, 8.8.5 Marfili IV.
&©3.%1. 5 2. Skelet, Meyers Thiere T. 96.
3) Die Bartgrundel oder die eigentlihe Schmerle
(Cob. barbatula), Loche franche,
ift nur fingerslang, gelblidy mit braunen Wolfen, bat auch
6 Bärtel, die aber ale an der Oberlippe fiben; Feine Stacheln
vor den Augen,
Finden fidy in klaren Bächen mit Fiefigem Grund um ganz
Europa, meiftend in großer Monge, befonders in Sadyfen und
Brandenburg, und werden fehr gefhäpt, befonderd gefotten mit
Eitronenfäure, Weineffia, Butterbrühe, oder auch gebraten. Mit
Weineffig werden fie ſchön blau, wie die Forellen. Am beften
follen fie feyn, wenn man fie in Wein oder Mil fterben läßt.
Sie werden auch wie die Neunaugen eingemadht und aufbes
wahrt, Sie haben Übrigens ein zartes Leben, und ſtehen gleich
ab, wedued) fie an ihrem Gefhmad verlieren; daher pflegt man
dad Gefäß, worinn man fie aus dem Bach zur Küche trägt,
beftändig zu rütteln. In der Schweiz heißt fie vorzüglid Grun—
del und Zirle, aud Zirdele, in Heffen Möß, bey Eöln Gufe,
welches Wort jedoch mehr auf die Dorngrundel paßt, in Schwa>
ben Sengele. Wegen de& Kranzes vor dem Kopfe, fagt man: die
Grunder ift eine Jungfrau, Sie find am beften von Weihnachten
bis Dftern, wo fie zu Jaichen anfangen. In den Nebenflüffen der
287
Donau, der Elbe, befonderd in Meißen, finden fie ſich fehr häufig,
auch in der Schweiz, in der Aare und Glatt, defgleichen in der
Etſch; fehr felten im Schweden, der Werterfifch gar nicht.
Man Fann fie auch verlegen, was aber bey kühlem Wetter,
am bifien um Martini, gefhehen muß. Zum Anlegen’ der
Schmerlengruben macht man neben emem Bach ein Loch, 8 Schuh
lang, 3 breit umd tief, verkleidet e8 mit einem Korbaefledt, und
bringt Schafmift zwifchen dajfelbe und die Wand, damit fidh
Snfectenlarven darinn entwickeln können. Die Fifche freſſen felbft
diefen Mift gern, und laſſen fih auch mit Delfuchen füttern.
Man läßt ſodann das Waſſer durch Deffnungen, welche mit
einem durchlöcherten Blech verfchloffen find, ein- und audfließen,
forgt auch dafür, daß Feine Mafferratten bineinfommen. Dan
muß eigentlich mehrere Gruben machen, zum Laichen, Einfegen
der Brut und für die Kühe. Bloch, D. F. J. 224 T. 31.
5. 3. Gesner 480. Fig. Willughby 2655. T. Q, 8 8. 4.
- Marfili IV. ©. 74. T. 25. F. 1. Fundules.
10. G. Einer der fonderbarften Fiſche ift der Hochguder
(Anableps),
auch rundlic und fchleimig, aber ſtark befchuppt, mit diefem
Kopf und fehr vorragendın Augen, deren Horn» und Regenbogen:
beut eine Querleifte haben, fo daß es ausſieht, als wenn das
Auge doppelt wäre: es ift jedoch nur eine Linſe und ein Glas»
förper vorhanden; 2 Bärtel am Maule, Bürftenzähne, 5 Kiemenz
firablen, eine große Schwimmblafe.
1) Der gemeine (Cob. anableps, A, tetrophthalmus )
wird gegen 1 Schub lang, iſt ſchmutzig grünlichgelb mit
5 fhmwarzbraunen Seitenlinien, lebt in den Flüffen von Surinam,
wo er ald Speife beliebt ifl. Er gehört zu den wenigen, welche
lebendige Junge bervorbringen, wie die Aalmutter und die Hayen.
Bloch, U. 5. VII. 7. Taf. 261. Seba IN. Taf. 35. Fig. 7.
Gronov. Zooph. tab. 1. fig. 1—3.
11. ©, Die eigentlihen Karpfen (Cyprinus), Carpe,
find vollkommen eliptifh mit großen, abfäligen Schuppen,
haben ein Fleined Maul, ohne Zähne. Dagegen ſtehen fehr große
Zaden an den untern Schlundfnochen, welche gegen den foge:
nannten Karpfenftein in einer Grube, hinterbalb unter dem Hin:
288
terbauptsbein wirken; nur 3 breite Kiemenſtrahlen; Schwimmblafe
groß, mit einer Einfhnürung; ale Zleffen weich, mit Ausnahme
' eined und ded andern Stacheld vor der Rücenfloffe.
Diefe Fifhe wohnen fammtlih in ſüßem Waffer oder am
Strande, von dem fie aber in die Flüffe berauffteigenz fie find,
unter den Namen der Weißfifche allgemein bekannt. Sie
leben von Snfectenlarven, welche fie im Schlamm auffuden,
auch von Mift, und freffen auch Hülfenfrüchte und Brod. Sie
find ſämmtlich eßbar, und verforgen, nebft den vielen Lachdarten,
unfere Küchen.
Da diefes Geſchlecht die zahlreichften Sattungen bat, und
zwar folche, welcheam meiften befannt und überall leicht zu haben
und zu vergleichen find; fo kann man bier zeigen, daß auch die
Zabl der Floffenftrablen, wenn fie auch gleich manchmal wechfelt,
dennoch einem beftimmten Gefege unterworfen iſt, wornach man
fich richten muß, wenn man diefe Strahlen zählen und den Fiſch
an dem gehörigen Ort unterbringen will.
Ich babe ſchon bey dem KRnochenfuften gezeigt, daß dad
Zahlengefeg der Wirbel auf der Zabl 5 beruht, und. daß’ diefe
Zahl felbft wieder auf die 5 Sinne gegründet iſt, wornach ſich
auch die 5 Kiemenbögen der Fiſche und die 5 Zehen der höhern
Thiere richten,
Sp unbeftimmt nun manchem und gefehloß,. gleichfam zu⸗
fällig, die Zahl der Brufts und Bauchftrahlen erfcheint, fo iſt ſie
doch gewöhnlich 5 oder 40, Furz die Vielfachheit von 5. Es iſt
zwar manchmal ein und der andere mehr oder weniger vorhanden:
alein das berubt bloß auf VBerfümmerung. Die Natur bat die
Zahl vollftändig machen wollen, aber die Kraft ift ihr geſchwun—⸗
den: daher mwerden die Strahlen an den Rändern der Floffen
allınählich Fürzer, und die Iehten Fommen gar nicht mehr zum
Vorſchein.
So ſtehen in der Bruͤſtflofſe des Barſchs 16 Strahlen,
und davon find die zween erften einfache Stacheln, die 4& übrigen
weiche und einmal: verzweigte Strahlen. Dan muß alſo hier- 45
annehmen oder Zmal 5.
Sn der Bauchfloffe find 6 Strahlen, und davon ift der
erfte einfach, die 5 andern gefpalten: mithin find hier 5 Strahlen,
289
wie bey den Fingern. Man koͤnnte es auffallend finden, daß die
Bauchfloffen nur einmal 5, die Bruflfloffen dagegen dreymal 5
‚Strahlen haben. Nun tritt aber bier dad merfwürdige Vers
bältniß ein, daß jeder Strahl der Bauchfloffe viertheilig ift, mite
bin als ein doppelter Bruſtſtrahl angefeben werden fann, Dem
Werthe nad mären mitbin in der Bauchfloffe 10 oder zweymal 5
folcher Strahlen. Man könnte alfo die Zahl fo annehmen:
Bruftflofe = 3 x 5 Doppelftrahlen;
Bauchfloſſe = 2 X 5 Doppelftrahlen, oder
—= 1X 5 vierfabhe Strahlen.
Sch babe diefed Beyſpiel vom Barſch genommen, meil er
überall leicht zu befommen if. Man kann aber auch dajfelbe
merkwürdige Verhältniß bey andern Fifchen finden; nur muß
man, wegen der Schmierigfeit der Zählung, größere wählen.
Es ift eben fein Wunder, daß. die NRuderfloffen, welche uns
fern Händen und Füßen entfprechen, nach der Zahl 5 geben.
Allein auch in den Steuerfloffen läßt ſich dieſes Geſetz nad:
weiſen; jedoch muß man dabey nicht vergeffen, daß fie, wegen der
größern Zahl der Strahlen, flärferen Verkümmerungen unters
mworfen find.
Im Allgemeinen haben ale Fiſche zwey NRüdenfloffen, wo—
von die vordere aud einfahen und flechenden, die hintere aus
verzmweigten, weichen Strahlen beftebt, Diefe beiden Zloffen
kämpfen gleihfam mit einander um die Mehrzahl der Strahlen.
Wird die erſte meıfter, fo bleiben gewöhnlich hinter ihr nur
wenige weiche Strahlen, und man nennt folhe Fiſche Hartfloifer.
Almählich vermehren fi) aber die weichen Strahlen von hinten
nach vorn, fo daß nur noch ein und der andere Stachel übrig
bleibt, und dann nennt man fie Weichfloffer. Die höhere Entwick—
lung der Fifche beftebt daher darinn, daß die vordere harte Floſſe
verfümmert, und dagegen die weiche die Oberhand geminnt.
Man follte immer die Stacheln befonders zählen, fo ne die ver>
zweigten Strahlen. Da diefed in der frühern Zeit nicht immer
geſchehen ift, fo bleibt mancher Zmeifel über die weſentliche Zahl
der Sloffen, und man muß fid daher nicht wundern, wenn in
diefer Hinfiht manchmal eine Gattung nicht am rechten Platze
ſteht.
O kens allg. Raturg. VI. 19
230
In der erfien Rürfenfloffe des Barſchs ftehen 15 einfache
Strahlen, alfo dreymal 5.
Sn der zweyten 16, wovon die 2 vordern einfach, die 14
bintern doppelt; alfo auch bier ift die Zahl 53 X 5, oder wenn
man will 6 X 5.
Sn der Steißfloffe find 11 Strahlen, wovon die 2 vordern
einfach, die 9 hintern verzweigt; alfo zweymal 5 oder A X 5.
Die Schwanzflofe muß man in die obere und die untere
Hälfte theifen, und dann findet man daffelbe Zahlengeſetz, jedoch
mit noch mehr, Berfümmerung. Die obere Hälfte bat ges
wöhnlich weniger Strahlen. Hier hat fie im Ganzen 25, mithin
BR: 5.
Nun fönnen wir zu unfern Karpfen geben.
Die Zahl der Strahlen mwechfelt nirgends fo fehr wie bier,
und daher ift dieſes Geſchlecht vorzüglich zur Darftelung dieſes
Geſetzes und zur Einfiht in die Wichtigkeit deffelben bey der
Elaffification tauglich.
In den Bruftfloffen baben fie fammtlih 13—18 meift
geipaltene Strahlen, mithin 3 X 55 in den Bauchfloſſen dagegen
8—10, felten bi8 43, mithin. 2 X 5. Auf diefe Sloffen laffen
fi ınithin Feine Unterfchiede gründen. Defto mehr weicht die
Rüden: und Steißfloffe ab. Ben vielen, befonders den Hleinern,
wie beym Pfrill (C. phoxinus) und dem Kreffen (C. gobio), ift
die Zahl in beiden gleich, und. zwar 40, mit einem Schmanfen
von 9—14 oder 12. Die Normalzahl ift mithin für beide Sloffen
3x5.
Beym gemeinen Karpfen dagegen hat die NRüdenfloffe
nicht meniger ald 24 Strahlen, mithin 5 X 5; die Steißfloſſe
dagegen nur 9 oder 2 X 5.
Umgekehrt bat beym Brachſen die Rücenfloffe nur 10—12
oder 2 X 5; die Steißfloffe dagegen 26—29, mithin 6 X 5.
Hier gibt e8 mithin große Ertreme. Es ſtehen aber noch
andere dazwiſchen, bey melden die NRüdenfloffe 2 X 5, die
Steißfloffe dagegen 3 X 5 beträgt. Sp hat die Nafe in der
NRüdenfleffe 12, in der Steißfloffe 15 Strahlen; der Nappen
oder der Raubalet dort 9—11, bier 14—17; dad Rothauge
dort 12, bier 14.
298
Auf diefe Weife zerfallen die Karpfen in 4 Abtheilungen.
1) Die fhmalen baben kurze und gleiche Rüden: und
Steißfloffen, beide nebmlih 2 X 5 Strahlen.
2) Die dickköpfigen baben Furze, ungleiche Rüden» und
Steißfloffen, nehmlich Rüdenfloffe 2 X 5, Steißflofe 3 X 5.
3) Die breiten und bohen haben eine Furze Rüden: und
eine lange Steißfloffe, nehmlich jene 2 X 5, diee AbISS X 5.
4) Die ovalen Karpfen haben eine Jange Rüdenfloffe und
eine kurze Steißfloffe, jene 4 bi8 5 X 5, diefe nur 2 X 5.
Man nimmt auch auf die Bärtel am Munde Rückſicht; find
aber zu unbedeutend um Abtheilungen zu beflimmen.
Sch theile daher diefe Fifche in A Haufen.
8. Lange Karpfen: mit furzer Rüden: und Steißfloffe ;
Strahlen nur 2 oder dreymal 5.
a. Schmale Karpfen. Floffen
Sn der Rückenfloſſe einige Strablen mehr.
4) Der Pfrill oder die Eller-ütze (C. phoxinus), Veron,
Vairon (Varius), Blarin; Varone, Sanguinerolo, Morella,
Pardilla; Minow, Pink,
ift ein Aenthalben ſehr gemeine Fiſchlein, das kleiner als
der Gräsling bleibt und etwa 4 Zoll lang wird, einen ſtumpfen
Kopf bat, ziemlich rundiich, Fleinfhuppig und fchleimig ift, mei—
ftend ſehr artig gefärbt, der Rüden dunfel, dann jederfeits
4 Längsſtreifen, wovon die 2 oberen aus blauen und ſchwarzen
Sleden, die Seitenlinie goldgelb, der Bauch filberglängend, oft
einnoberrotb; außerdem über dem Rüden etliche 30 Querſtriche;
die obern Floſſen bräunlich, die untern röthlich, Rüden: und
Steiffloffe mit 10 Strahlen.
Sie Lieben vorzüglich reine Bäche mit fandigem Grund,
und Ieben gefelig zu mehrern Dubenden an Stellen, mo
gewöhnlich Feine andern Fifhe find; freffen Kräuter und In—
fectenlarven, ſchnappen auch nach Fliegen, und laſſen fich da:
ber leicht mit der Angel und in Menge, befonder8 im Sommer,
fangen. Sie laichen im May, und zeigen fich oft an der Ober—
fläche. Sind ungeachtet ihrer Kleinbeit eine ſehr beliebte und
gefunde Speife, am beften im Winter, merden übrigens häufig
ald Köder für Forellen und Trüfhen gebraucht. Sie haben fehr
419 *®
x 53.
292
verfchiedene Namen: in der Schweiz Bachbambelein, am Rhein
Bach: und BinzeButten und Wertling, Hägner und Mülling mit
dem Sprihmwort: der Mülling ift ein Krämer, mahrfcheinlich
wegen ded vielfarbigen Gewandes; in Weftphalen Grimpel, am
Harz Ellerling, weil die Bäche, worinn fie leben, gewöhnlich mit
Erlen eingefaßt find. Man kann fie in Gefäßen lebendig er-
halten. Sn Rußland heißt er Mombsa wie auch der Zitterling,
und findet fih nur in den reißendften Bergftrömen, fowohl am
Ural ald am Altai; die jüngern find faft ganz fehwarz. Pallas
Z. r. III. 330, tab. 70, fig. 1-4. Blood, D. F. J. 60. T.8
5.5. Gesner 842. Fig. Phoxinus, Pfel. Meivinger IV.
T. 39. Zurine T. 1A.
2) Der Rysling oder Spierling (EC. aphya)
wird kaum fingerslarg, ift geftredt und ziemlich rund, mit
mäßigen, abfälligen Schuppen, der Rüden bräunfich, die Seiten
weißlih, der Bauch weiß oder röthlich, die Floffen grau, am
Grunde grünlich, Seitenlinie gerad, Dberfiefer etwas länger,
Schwanzfloſſe ausgeſchnitten. R. 9. St. 9. Auge roth.
Diefes Fifchlein findet fich haufenmweife beyfammen an den Kü—
‚ ften der Dftfee und an den Flüffen ringd um diefelbe, beißt in
Preußen Mutterlofefen, nebmlih Mutterlos, weil die Griechen und
Römer diejenigen Fiſche Apbya nannten, von welchen fie glaubten,
daß fie aus dem Meerfchaum entftänden, und darunter rechneten
fie die Meergrundeln, Anfchovis u. dergl. In Schweden heißen fie
Mudd, Budd, Quidd, Iggling, Glirr u.f.m. Sie haben ein
weißes, ſchmackhaftes, gefundes Sleifeh, und werden audgenom:
- men und nach abgefchnittenem Kopf in Butter gebaden, aud)
ald Köder für die VBärfche gebraucht. Bloch, D. $. IH. 143.
297. 5%
Dieſes Fifchlein kommt faft in allen Bächen der Schweiz
vor, jedoch nicht häufig; heißt am Bodenfee Mannfreffer und
Schneiderfiſch, am Vierwaldftätterfee Isling, Sfoler und Aerzel,
bey Zürich Rysling. Gesner fagt von ihn, daß ed nicht viel
über fingerölang werde, daß der Rüden grünlichblau fey, an
Seiten und Bauch weiß, in der Sihl um- Steine gefangen werde,
daß daffelbe in die Limmat gehe, und unter die fhmachafteften
Fiſche gerechnet werde (©. 479. Fig. Gobius.). Gegenwärtig
293
kommt e8 in der Limmat höchſt felten vor wegen der vielen Fär—
bereyen, wie man glaubt. Es laiht im März, bat eine gelbe
Seitenlinie, wird aber für unfhmadbaft gehalten und nur als
Köder gebraucht.
3) Der Erädling, Bachkreſſen oder Gründling (C.
gobio), Goujon; Temolo; Gudgeon,
ift ebenfall8 ein Fleiner Fiſch mit ziemlich diem Kopf,
5 Zoll lang, ziemlich fhmal, mit großen Schuppen, und gibt an
Glanz und Mandhfaltigfeit der Farben dem Pfrill wenig nad;
oben olivengrün mit vieredigen ſchwarzen Dupfen, an den Seiten
blaue Flecken, und dazwifchen fhwarzgefäumte, goldgelbe Schup:
pen; unten filberzlänzend, manchmal rofenroth, Seitenlinie und
der goldſchimmernde Gilberdedel ſchwarz gedüpfeltz die Floffen
gelblich oder röthlih, Die Schwanz: und die Furze Mücken:
floffe ſchwarz gefleckt, mit 11 Strahlen, obne ee an jedem
Mundwinkel ein Bärtel.
Findet fih in ganz Europa, des Winters in Seen, fleigt im
Frühjahr in die Flüſſe, und laicht im Man fehr unterbrochen an
Steinen, wird, befonders in Pommern, im Spätjahr ın fo aroßer
Menge gefangen, daß er für ein Spotrgeld verfauft wirt, fann
daher mit Vortheil ald Fütterung für die Sander, Bärfhe und
Forellen gebraucht werden. Sie find immer fehaarenmweife bey—
fanmen im Schatten der Öteine oder Sträucher, leben von Kräu=
tern, Snfectenlarven und Fiſchbrut; auch follen fie aern Ochſen—
bien freffen und überhaupt Aad von Pferden und Rindern, welche
ind Waſſer geworfen werden, um fie anzıloden: daher ınan fagt,
ein Kreß fen ein Todtengräber. Dad Fleifh ift übrigens zart
und ſchmackhaft, fol jedoh manchmal Uebelfeiten verurfachen.
Aufoniuß fingt von ihm 131 *):
Unter den Schwärmen des Stroms ijt mun auch dein zu
gedenfen,
*) Tu quoque flumineas inter memorande cohortes
&obio non major geminis sine pollice palmis;
Praepinguis, teres, ovipara congestior alvo;
Propexique jubas imitatus Gobio Barbi.
294
Gründling, mefjend zuhöchſt zwey Hand breit ohne den
Daumen;
Ueberig fett, vund, Dicker mit roogenerzeugendem Bauche;
Abwärts hanget der Bart dir, Oründling, ähnlich dem
Barben.
Böcking.
Wird wegen des dicken Kopfes mit der Groppe (Cottus
gobio) verglichen, daher auch ſein Fleiſch kränklichen Perſonen
empfohlen. Galen hat aber die Meergroppe gemeynt. Auch in
allen Bächen von Rußland häufig. Er heißt Stolbetz. Man
findet bey ihm häufig den Fiek (Ligula). Bloch, D. F. J. 57.
T 8. F. 2. Gesner 474. Fig. Gobius fluviatilis. Mar—
ſili IV. ©. 23. T.9. 5. 2. Meidinger IL. T. 25. Ju⸗
rine T. 14. Skelet, Ban der Hoeven F. 1.
4) Die Barbe (C. barbus), Le Barbeau; Barbo; Barbel,
iſt gewöhnlich 1 Schub und 1‘, Zoll breit, mehr geſtreckt
als der Karpfen, oben olivengrün, die Seiten bläulich, unten
weiß, die Seitenlinie ſchwarz gedüpfelt, untere Floſſen röthlich;
Schwanzfloſſe ausgeſchnitten, A Bärtel an der röthlichen Unter—
lippe, R. 12 mit einem Sägſtachel, St. 8.
Dieſer Fiſch iſt einer der gemeinſten und häufigſten in ganz
Europa, beſonders in ſchnell fließenden Flüſſen mit kieſigem Bo—⸗
den, wo er ſich unter großen Steinen in den Uferlöchern verbirgt,
und von Inſectenlarven, Schnecken, Kräutern, auch kleinen Fi—
ſchen ſich ernährt. Findet ſich nicht in den Seen. Er wächst
ſehr ſchnell, iſt im ſechsten Jahr 5 Pfund ſchwer, und in der
Oder gibt es über 2 Schub lange, die 6—8 Pfund ſchwer find,
in der Weſer 12—15, in England fogar 48 und im Rhein 19
Pfund und 3 Schuh lang. Man fagt, ed gebe 10—15 Schuh
lange; morauf ſich diefe Angabe gründet, weiß ich nicht. Sie
laichen im dritten Jahr, 8 ZoU lang, im May auf Steinen, ge=
ben dabey gegen den Strom, und fchnellen aus dem Waffer ber>
aus, um hinauf zu fihießen, wie man e8 in Laufen bey Laufen:
burg am Rhein feben Fann, wo fie zu Taufenden gefangen und
korbvollweis für ein Spottgeld, zum Theil als Viehfutter, ver-
Fauft werden, Nau behauptet, daß im Ausfluß ded Mains bis>
295
weilen über 200 Eentner gefangen werden. Sie ziehen fehr gern
den Flachsroͤſten nad), befonder® in der Wefer, und werden da>
ſelbſt fo fett und ſchmackhaft, daß fie dem Lachs nicht8 nachgeben;
wie dad zugeht, weiß man nicht. Des Winterd mwühlen fie ſich
in den Schlamm, und man findet oft mehrere Hunderte bey⸗
ſammen. Nach Auſonius, Vers 91, ſoll fie ein hohes Alter
erreichen *),
Du auch, die ſich gemüht durch den Schlund des ges
wund’nen Saravus,
Wo jechstheilig die Mündung durd) Selfenpfeiler hin—
durcht braußt,
Wenn herab du gefteömt im Den Fluß des größeren
Ruhmes, \
Uebſt du Dich freyer, o Barb’, in weitumfreifendem
Schwimmen;
Du, die lajtendes Alter veredelet, einzig erlangft du
Aus der Athmenden Zahl nicht ungepriefenes Alter.
Böcking.
Man faͤngt ſie das ganze Jahr, beſonders im Herbſt, mit Netzen
und an der Angel, beſonders mit Würmern und fünftlihen Flie⸗
gen, und mit einer Maſſe aus Käs, Eygelb und etwas Campher
in Leinwand. Auf den Markt kommen fie gewöhnlich 1—2 Pfb.
ſchwer, felten 4—6. Das Pfund koſtet 8 — 10 Kreuzer. Das
Fleiſch iſt weiß, ſchmackhaft und leicht verdaulich. Der Roogen
bekommt manchen Leuten ſchlecht, und verurſacht ihnen Grimmen.
Marfili erzählt, ©. 19, ſie ſey fehr gierig auf Menſchen⸗
leichen. Als man nach ber Belagerung von Wien, 1683, eine
Menge erfchlagener Türken mit Pferden u. dergl. in die Donau
geworfen, fo hat man fehr viele Barben um Diefelben gefangen, und
*) Tuque per obliqui fauces vexate Saravi,
Qua bis terna fremunt scopulosis ostia pilis,
Cum defluxisti famae majoris in amnem,
Liberior laxos exerces, Barba, natatus;
Tu melior pejore aevo, tibi contingit uni
Spirantum ex numero non illaudata senectus. J
296
fogar aus den Reibeshöhlen gezogen; bey Thierleichen dagegen faft
. gar feine. Barbenteiche müffen einen fleinigen Boden und immer
frifchen Zufluß von einem Bach haben, der wo möglich mit einem
Geplätſcher herunterfallen fol; aud müffen große Steine darinn
liegen, damit fie fich dahinter verfteden fönnen. — Im fehmwarzen
‚und cafpifhen Meer find fie ein gemeiner Fiſch, welcher in den
Slüffen bis zu den Alpen beraujfteigt; beißt Maraena. Der
Roogen verurfaht oft Grimmen, und felbft dad weiche Fleifch,
wenn ed nicht ftarf gefalzen wird. Größe 1, Schuh. Pallas
zZ. r. 291. Bloch, D. F. I. 109, T. 18. Gesner 144. Fig.
Barbus. Marfili IV. ©, 18. T. 7.851. Meidinger II
T. 11. Skelet bey Meyers Thieren I. T. 10.
5) Die Schleübe (C. tinca), Tanche; Tenca; Tench,
gehört zu den Fleinfchuppigen und fchleimigen Karpfen, und
bat die, undurchfichtige Zloffen, wird 1 Schub lang, ift ziemlich
geftaltet wie der Karpfen, aber mehr rundlih, oben dunkelgrün,
an ‘den ©eiten gelb, unten weißlih, die Floſſen violett, die
Schmwanzfloffe gerad; im Mundwinkel ein Bärte, R. 3,9
St. 3, 8. Man hat berechnet, daß fie 30,000 Schuppen habe; in
der Seitenlinie liegen 96, während der Karpfen nur 38 bat.
Diefer Fifch lebt in ganz Europa in ftehendem Warffer, in Seen
und Sümpfen, nicht in Slüffen, außer wo fie fehr langfaın fließen,
wie unten im Rhein und in der Elbe, und vergräbt fich des
Winterd in den Schlamm, obne je bervorzufommen, um etwa
an Wuhnen Luft zu fhöpfen, alfo wie der Schlammbeißer und
der Aal. Im Frühjahr geht er ins Nöhricht, wo er Ende May
lacht, und wenn gutes Wetter eintreten will, oft in die Höbe
fpringt. Er lebt von Wafferlarven, wächst fchnel, und wird
7—8 Pfund ſchwer, gewöhnlich aber nur 1/.—2 Pfund, wird mit
Nepen, Reuſen und Angeln im Juny und July gefangen, 5—6
Tage in reined Waſſer gelegt, damit er feinen Schlammgerudy
verliert, and dann tft er ein gutes Ejfen, befonderd gebraten mie
der Aal. Das Pfund Fofter 8-10 Kreuzer. Man bat in feinem
Roogen an 300,000 Eyer gezählt, daher vermehrt er fich ziem—
lich ftarf, und wird in Karpfenteichen nicht gedulder, weil er fich
von denjelben Stoffen ernährt, und daher den Karpfen Ab»
bruch thut.
297
Ben Ariftoteles und Pliniud fommt er nicht vor; bey
Aufoniud aber, B. 125, ald ein verachteter Fiſch *).
Wem auch wären, des Bolfs Leibfpeife, die grünlichen
Schleihen
Unbefannt ?
Böcking.
Auch in Deutſchland iſt er eben nicht beliebt, mehr in
England und am Congo in Africa, wo Todesſtrafe darauf ſtehen
fol, wenn jemand einen Schleih fängt, obne ibn an die fürftliche
Tafel zu liefern. Uebrigens bat man allerlen ven ihm gefabelt:
er würde vom Weld und Hecht verfchont, und zwar aus Erfennts
lichkeit, mweil fie fih ihre Wunden mit feinem Schleime beilten;
er verurfache das Wechfelfieber, vertreibe, Iebendig auf die Stirn
gebunden, die Kopffhmerzen, aufs Genid die Augenentzundung,
vorzüglich aber auf dem Bauche die Gelbſucht, ohne Zmeifel wegen
feiner gelben Farbe, Der Name Tinca fol von Tincta ber:
fommen, Scleib von Schleim; auch in Rußland gemein, felbft
in fhwahen Salzſeen; heißt Linn. Die aufgelegte Leber fol
das Zahnweh beben. Bloch, D. 8.1 83. T. 14. Gesner
1178. Fig. Tinca MarfililV. © 47, %.15 Meidin
ger I. Taf. 15. Jurine Taf. 10. Sfelet, Meyers Tpiere
I. af. 51.
Sn beiden Floffen gleichviel Strahlen.
6) Der Perlfifh oder Weißfloffer (C. grislagine)
ift eigentlicy im füdlichen Rußland zu Haufe, Fommt jedoch
auch in Schweden vor, mo er Skall-Id und Stamm beißt, und
ald Seltenheit im Atterfee im Dberöfterreih, wo die Milchner
zur Laichzeit perlförmige Auswüchfe an Kopf und Schuppen bes
fommen. In den Flüffen des cafpifchen Meered findet er fi)
in ungeheuern Schwärmen, heißt Obla, wird von den Haufen
verfolgt, und deßhalb gefangen, in Behältern aufbewahrt und an
die Angel geftedt. Er bat große Achnlichfeit mit dem Döbel,
und Pallas fcheint ihn mirffich dafür zu balten. Er wird
) Quis non et virides, vulgi solatia, Tincas,
Norit ?
298
gegen i Schub lang und 3 Zoll body, und ſieht aud, aud) in der
Färbung, mie die Zährte; der Kopf ift ziemlich did, die Schuppen
groß und filberglänzend, oben braunlich, die Floffen am Grunde
röthlich, am Ende ſchwarz, Rüden: und Steißfloſſe mit 11
Strahlen. Im Hornung und März zieht er aus dem cafpifchen
Meer in die Wolgas feltener in dem Teref, und wird dafelbft,
wie gefagt, zum Haufenfang, aber auch als ziemlich ſchmackhafte
Speife verwendet. Pallad Reifen, Auszug II. 254. Zoogr.
ross. II. 319. Meidinger IV. T. 40.
7) Der Mön oder Alert (C. cephalus)
findet fi in den meiften Flüfen und Seen der Schmeiz,
befonder8 an fchilfigen Ufern in Menge, mo fie dad ganze Jahr
mit Würmern und rothen Kirfhen, im Bodenſee mit kleinen
Pflaumen, an der Angel gefangen werden. In der Limmat lai⸗
chen fie Ende May an fleinigen Osten; im vierten Jahr follen
fie 1%). Pfund wägen und reif ſeyn; fie erreichen 5 Pfund, bis»
mweilen S—10. Das Fleifcy wird zwar für beffer. ald das der
Naſen gehalten, ift aber doch fchlecht, und das Pfund Eofter nur
4—6 Kreuzer. Sie freffen alles Mögliche, Pflanzen, Gemürm,
Früchte, auch Peine Fiſche, Fröfche und Aas, und halten fich
daher häufig in der Nähe der Schlachtbänke auf.
Der Rüden ift dunkelgrün, die Seiten fayl, unten weiß, die
Seitenlinie ziemlich gerad, bochgelb, bisweilen ſchwarz gedüpfelt;
die Schuppen wie beym Karpfen, ſehr groß, aber fehon ſilber⸗
glänzend mıt dunfeln feinen Strahlen; der Kopf groß und flumpf
mit weitem Maul, der Kiemendedel goldfhimmernd; Rüdenfloffe
3, 95 Steißflofe 3, 9; die obern Floffen grünlich, die untern
söthlichgelb.
Dan hält ihn für denfelben, — Auſonius beſingt
(Vers 85.) ®):
Schuppenbedecket erglänzt im grafigen Sande der Aland,
Sonderlich zart von Fleifch, Doch Dicht mit Gräthen
durchwachſen,
*) Squameus herbosas Oapito interlucet arenas,
Viscere praetenero, färtim congestus aristis,
Nec duraturus post bina trihoria mensis.
239
Länger auch nicht, als nur fechs Stunden, der Tafel fich
eignend.
Böcking.
Nah Gesner (216) hieß dieſer Fiſch bey den Alten Ca-
pito und Squalus, und daher no in Stalien im Po Capidone
und Squaglio, bey Benedig Squalo und Squadro, bey Trient
Squaio und Squalotto (der in der Schweiz fogenannte Schwal
ift ganz davon verfchieden), im Comerfee Cavedo und Caveano,
ales Wörter die von Capito herſtammen, wie auch das englifche
Chub von Cop, und das franzöfiihe Testard. Albert der
Große nennt ihn Monachus, und vergleicht ihn mit der Naſe;
in der Mofel heißt er deßhalb Mönne, bev Köln Mönifen,
bey Duisburg Mön, und auch das franzöfifche Monnier und
Meunier fol davon herfommen, nicht von Mühle. Ben Straß>
burg beißt er Furn und Maudeffer, weil man glaubt, daß er
Wafferratten freffe; daher das Öcherzwort: ein Furn ift ein
Kater, fehr unpaffend it, denn er frißt viel mehr Mucken als
Mäufe. In Bayern heißt er Alet, wie in der Schweiz. Er be:
fohreibt fodann einen von dem Fiſchmarkt zu Zürih: er war
größer ald gewoͤhnlich, wog faft 6 Pfund und maß 1!
Schub, alle Floſſen braunrord; Rückenfloſſe 105 dad Ende der
Schwanztloffe bläulich; die NRüdenfloffe in der Mitte, Die
Schuppen glänzend weiß, eckig, breit und ſchwarz gedüpfelt, das
Maul rörhlih, die Schläfen gelblih, die Augen bochgelb; fie
ſchwimmen gefelig, freien Waſſerkäfer, nach denen fie fehnappen.
Sie werden mit ſchwarzen Warfermotten (Semblis) gefangen,
mweldye deßhalb Aletmucken heißen, auch mit Gryllen, Weinbeeren
und Ochſenhirn. Laichen im May, und auch wieder zu der Zeit,
wo die Amarellen reif find. Er hat ein meiches, ſchlechtes Fleifch,
das im October und December doch einigermaaßen gefhäht wird,
Der Kopf wird vorgezogen, fo wie die aus dem Fluffe denen
aus dem See. Man foll fie braten, vorber aber in Falten Wein
legen, und ehe fie gar find, mit heißer Butter begießen. Die
größern, welche eine Elle lang werden, zerfchneidet man in drey
Stüde, und hebt fie auf die Faftenzeit auf. ©. 215. Fig. Nach—
ber bat er von Kentmann eine Abbildung von dem Diebel
-_
300
oder Dübel auf der Elbe befommen, und ©. 266 miätgetheilt;
er bält beide für einerlen. Meyers Thiere U. T. 92, nebft
Skelet. Pennant IH. 368. T. 75. F. 175. In Rußland heißt
der Cephalus Wiresub, findet fih nur in den Flüſſen des
ſchwarzen und cafpifhen Meeres, aber nicht in der Wolga, und
wird fehr gefchäst. Im cafpiihen Meer befommen die Schuppen
im Zrübjahr weiße Höcker; man bält ihn daher auch für den
Pigo, von dem Pliniud redet (IX. c. 32.).
8) Der Hafel, wendifh den Döbel (C. dobula), le Che-
vene, Meunier? Vilain, ‘
deffen Kopf wirklich an einen Hafenfopf mahnt, wird mit
dem vorigen für einerley gehalten, allein er bleibt Pleiner, fommt
gewöhnlich nur fingerdlang und A Loth ſchwer auf die Märkte,
felten /von einem halben Pfund; die Seitenlinie ift etwas nad
unten gebogen mit 45 Schuppen. Darüber grünlihgrau, dars
unter filberglängend; die mäßigen Schuppen am Rande ſchwarz
gedüpfelt, die untern Floffen gelblichrothb, beide hintere weiß.
NM, ME.
Finder fih in allen Flüſſen von ganz Europa in ziemlicher
Menge, befonders auh an den Eine und Ausflüffen der Seen,
und wird zur Larchzeit in Slüffen, während ded Mayd und Junys,
häufig gefangen, aber wegen feined weichen und gräthigen Flei>
ſches nur von armen Leuten gegeffenz; man fest ihn daher lieber
in die Teiche ald Futter für die Forellen und Sander. Die
Milchner befommen zur Laichzeit ſchwarze Flecken auf Leib und
Sloffen. Sie follen vorzüglich den Plattwürmern an den Waffer>
pflanzen nachftelen. Sie wachſen langfaın, find erft im vierten
Sabre reif und 7 Zol Yang. In Zeichen, welche nicht tief find,
kommen fie bey ſchwüler Luft haufig an die Oberfläche und fter>
ben, wenn die Hige lang anhält. Sie werden auch häufig vom
Biel geplagt. In der Schweiz heißt er auch Günger, im Boden
fee im erſten Jahr Haſelſchoß und Neffien, dann Zandhäfelein;
im Genferſee Chevene, follen dafelbft bisweilen A—6 Pfund
ſchwer werden; zu Straßburg Schnotfifch, mit dem Scherzmwort:
der Schnotfiih ift ein Baftard; zu Gotbenburg in Schweden
beißt er Dick-Kopp; in Stalien febeint er Stretta zu heißen; in
der Brenta Squalo; im Garda-⸗, Comer= und Langen-See Gia-
501
vetta und Aletta; zu Pavia Cabacello. — Im mittlern Rußs
land beißt er Golowl und Golubel, und ift nicht felten. Bloch,
D. 5.1. 12. Taf.5. Gesner 32, Albus, Mugil fluviatilis
minor. Meidinger II. T 29. Jurine 207. T. 11. Sfelet,
Meyers Thiere T. 93.
Sn der Steißfloffe einige Strahlen mehr.
9) Der Knaller oder Bitterling (C. bubulca, amarus),
Bouvier, Peteuse; Brusolle,
ift das Fleinfte Fifchlein unter den Karpfen, nicht über 2 Zoll
lang und doch 2 Zoll breit, und ſieht daher mie ein junger
Karpfen aus, ift faft durchfichtig, oben grünlichgelb, an den Seiten
gelb, unten ind Silberglängende, die nach unten gebogene Seitens
Yinie fchwärzlih, binten blau, die untern Floffen röthlich;
7 Strablen in der Bruſt- und Bauchfloffe, in der Rüdenfloffe 10,
der zwente Strahl ein Stachel; ©t. 11.
Dieſes Fifchlein weicht in der Zahl feiner Sloffenftrahlen fehr
von den andern ab, mwofern nebmlich diefelbe richtig angegeben
iſt. Nach feiner dünnen, faft rautenförmigen Geftalt fchließt es
ſich an die Brachſen oder gemeinen Karpfen an, allein beide
fenfrechte Floffen find gleich lang. Noch fonderbarer ift ed aber,
daß es in den Bruſt- und Bauchfloſſen nur 7 Strahlen has
ben fol, während alle feine Cameraden mehr ald noch ein:
mal fo viel haben. Möchte doch jemand, wo ſich dieſes Fifch-
lein findet, nachzählen!
Es fcheint nur im mittleren Deutfchland und in Frankreich
vorzufommen, im Elb:, Rheins und Donaugebiet, aber nicht in
der Schweiz, England und auch nicht in Schweden. &8 liebt reines
Fluß- und Seewaſſer mit fandigem Grund, und ift an manchen
Drten häufig, befonderd in der Seine bey Parid, wo ed den
Namen Peteuse, wegen ded Knallend feiner Schwimmblafe, er>
balten, was allerdings bey der Kleinheit diefes Fiſcheeins etwas
comifches hat. Er ift auch haufig in der Donau (Figinger in
den Benträgen zur Landeskunde Defterreichd I. 1832. 337.), fel>
tener im Rhein; wird megen feiner Bitterfeit nicht gegeffen und
daher nicht beachtet; er mag fih aus diefer Urfache noch in
manchen Ländern finden, ohne daß man ed meiß; in Rußland
findet er fich nicht eher, als in den fleinigen Flüffen und Bächen
302
von Daurien, mo er febr haufig ift, prächtig gefärbt, aber
nie über 2 Zoll lang; violett filberglängend, oben grau, auf der
Seite ein ylänzender oder goldiger Streifen; alle Floſſen ftarf
roth, mit ſchwarzer Spitze. Pallas gibt auch 10 und 11 Strab-
Ien an. Bloch, D. F. J. 52. Taf. 8. Fig. 3. Gesner 27. -
Albi, Bubuleca.
10) Der Schwal, Kühling oder Keuling (C. idus),
Gardon ,
ift wenig vom Hafel verfchieden, wird aber größer, felbft
2 Schuh lang und 6—8 Pfund ſchwer; die Bauch» und Steiß⸗
floffen röther, am Grunde aber weiß. R. 10. St. 13.
Lebt vorzüglich in den Seen und ihren Ausflüffen. In der Wefer
beißt er Kühling und Keuling, im Züricherfee Schwal. Er
hält ſich dafelbft das ganze Jahr in der Tiefe, in der Nähe der
fogenannten Halden auf, laicht heerdenweife im May, ift ge:
wöhnlich nur fingerdlang und 4 Loth fchmer, wird jedoch auch
6—8 Zoll lang und '/; Pfund ſchwer; ift ein fchlechted Ejfen,
und kommt daher nur gelegentlich auf den Markt; mird mehr
für den Hecht gefangen und Iebendig an die Angel geftedt.
Gesner erflärt auch, ©. 30, den Schwul für einerley mit dem
Gardon. Im Bodenfee heißt er Fornfifh, im zweyten Jahr
Fürnling oder Gnitt, im dritten Furn. Gesner ©. 29. Fig.
Albus, Leuciscus.
In den Seen Schwedens heißt er Id umd Dert, in Pom⸗
mern Döbel. Er fteigt dafelbft aus der Dftfee im Frühling
in die Zlüffe. In der mittken Donau beißt er, nah Fitzin⸗
ger, Gängling, Sentling und Frauenfiſch. Im Rhein feheint
er nicht vorzufommen. Er laicht im April und Map im
Strom an Steinen, bat ein zähes Leben, vermehrt fich ftarf,
wird mit Neben und Angeln, woran Kreböfchmänze und He
fhreden bangen, gefangen, und ala ein wohlfchmedendes Fleifch,
wegen der vielen Gräthen aber meiftens gebraten, verzehrt. Er
beißt in Rußland Joß (wovon Jeſen) und Sig (movon wahr:
fheinlih Zige), auch Art (movon wahrfcheinlich Dert), und fin:
det ſich in allen Flüffen und Seen, auch in Sibirien, aber nicht
jenfeit8 der Lena, in großer Menge, und wird ziemlich gefchäht;.
bieweilen 3 Spannen lang. Im Gardafee beißt er Cavazzino.
303
Bloch, D. F. I. 253. Taf. 36. Meidinger V. Taf. 422.
C. jeses. Hartmannd belv. Ichth. 210.
44) Die Naſe (C. nasus), le Nez; Naso, Soetta,
ift ein überall befannter, und an der vorftebenden, flumpfen.
Nafe leicht zu erfennender Fiſch, gerad, über 1 Schub Yang, ges
wöhnlih 2—4 Pfund ſchwer, felten 1'/;, mit großen Schuppen,
oben fhwärzlich, unten filberglängend, Seitenlinie nach unten ge=
bogen, aus 60 Schuppen, die untern Floffen röthlih. R. 2, 11.
A A
Er findet fih in Menge in den Geen um ganz Europa und
in ihren Ausflüffen. Am bäuffgften ıft er in der Weichfel, Oder,
Elbe, dem Rhein und der Dorau, wo er in die Heinern Flüffe
geht, um im Strom an Steinen zu laichen; dabey mird er zu
Zauferden in Nepen gefangen, aber wegen feine® weichen, füß-
fihen und grätbigen Fkeifched nur vom gemeinen Dann gegeffen.
Sn den Flüffen des cafpifchen Meered, fo wie auch im Kur, ift
er ziemlich häufig, und mird dafeldft über 1 Schub Yang. Sein
Bauchfell ift ganz ſchwarz, und daher fommt das Scherzwort:
der Nafen ift ein Schreiber. Bloch, D. F. L 35. T. 3. Geb»
ner 731. ig. Nasus. Marfii IV. S.9.T.5 Meidin
ger II. T. 12.
12) Der Drf oder Würfling (C. orfus)
gebört zu den größern und breiten Karpfen, über 1 Schuh
lang, welcher fich durch feine prächtig gelbrothe Farbe mit Silber:
glanz auszeichnet und mit dem chinefifchen Goldfiſch metteifert;
die Schuppen find groß, die Rüdenfloffe ſteht etwas hinter den
Bauchfloffen, bat 10 Strahlen, St. 14, Schwanzfloffe mond:
förmig.
. Er ift eine Seltenheit, und findet fih nur im füdlichen
Deutfchland und in Holland, und auch da nur an wenigen Orten,
namentlih im Amper- und Kocelfee und in der Donau, we er
in Bayern und Defterreich Nörfling und Goldnörfling beißt; in
der Pegnis bey Nürnberg, im Lech ben Augsburg, febr felten
bey Mainz im Rhein und Main, nicht in der Schweiz, nicht in
Stalien, Sranfreıh, England und Schweden; nah Pallas ift
er auch im mittlern Rußland, im Don und in den Flüffen
des Caucaſus feltenz; mwenigftend meiß er nichts von ihm zu
804 |
fagen, als daß er Golowl (Didfopf) beiße, und räuberiſch ſeyn
fol, ©. 300.
Man’ hält ihn gewöhnlich zur Zierde in Xeichen oder in
Stadtgräben, wo er fehr gierig nach Brod ſchnappt, wenn man
ihm hineinwirft; fonft Iebt er von Gewürm und Fliegen. Es
gibt manchmal verbleichte darunter. Er laicht im März und
April an Wafferpflanzen, und wird auch zu diefer Zeit für fehr
ſchmackhaft und geiund gehalten, befonderd wenn dad Fleiſch
roth iſt; denn ed gibt auch welche, die weißes Fleiſch haben.
An einigen Drten beißt er Elft, und daber fommt aud das
Sprichwort gegen verzärtelte, verwöhnte Menſchen: mafi muß
dir einen Elft Fochen. Bisweilen bat er fhwarze Fleden. Beym
Ausftopfen und Trocknen gebt oft die rothe Farbe verloren und
wird weiß; bey Mainz gibt ed eine Abart, welche oben grünlich-
blau, unten filberfarbig ift, die- Floffen aber jedenfalld roth.
Zur Raichzeit befommen die Milchner weiße, hohle Erhöhungen
oben auf dem Kopf und auf vielen Seitenfohuppen, welche in
einen krummen Stadyel endigen, wie die Rofenftaheln, Nach:
ber verfchwinden fie wieder. Die Naturgefchichte diefed ſchönen
und feltenen Fiſches ift noch nicht gehörig verfolgt. Gesner
1268. Fig. Capito subruber, Orfus. Marfili IV. 13, T. 5,
mit den Staheln. Meyers Thiere H. 31. T. 94, meiß, nebft
Skelet T. 43. Bloch, D. F. L 128. T. 96. Meidinger IL
T. 28. Nau ©. 78.
13) Dad Rothauge (C. rutilus); Bosse, Vengeron,
Fago; ſchwed. Mört.
iſt ein ziemlich breiter Fiſch mit großen Schuppen, deren
jede am Grunde einen dunfeln Fleden bat; er wird 1 Schub
lang und 4 Pfund ſchwer, gemöhnlich jedoch nur 1/,—/s Pfund;
‚die Augen und alle Floſſen cinnoberretd; der. rundliche Rüden
grünlihfcehwarz, die Seiten filberglängend, die Seitenlinie aus
44 Schuppen, nad unten gebogen mit braunen Dupfen; D Ober⸗
kiefer etwas länger. R. 13. St. 14.
Findet ſich häufig in ganz Europa, in Seen und Flüſſen.
Gesner ſagt von den Rotten oder Rotteln, wie fie im
Züricherfee heißen: Er ift bier fein Fluß: fondern ein Seefiſch;
finder ſich jedoch anderwärts auch in Flüffen, in die er aber
4
N
» 505
wahrfcheinlih aud ſtehendem Waſſer Fonmt. Sm Comer und
Zangenfee heißt sr Piota, welder Name mabricheinlih mit
Plötze einerley iſt; dieſe iſt aber verfchieden und breiter. Unſer
Rotten beißt in Meißen Rothfeder, wegen der rothen Bruftz,
Bauch und Schwanzfloffen, bey NRoftod und Stettin Rodd—
Yu (Rothauge), am Bielers, Neuenburger- und Genfirfee
Vengeron oder Vingeron, womit dad deutſche Winger über:
einflimmt; im Zuger: und Yucernerfee legt man jedoch diefen
Namen der VWandoise ober dem Dard (Cyp. leuciscus) bey.
In der Normandie beißt er Rosse, in England Roche (jegt
Roach); er wird auch in der Loire gefangen. Unfer Rotten bat
ziemlidy große Schuppen, ein rundes Vlaul ohne Zähne. Die
Rüden: und Brufifloffen haben am Ende nur wenig Rotbes, die
andern mehr, und zwar blübendes Mennig- oder Einnoberroth;
die Lippen röthlich, die Iris goldgelb, der Stern Fohlihwarz;
die Geitenlinie etwas nad) unten gebogen, die Dedil goldfchims
mernd, der Rüden bräunlicy, der Bauch weiß, im Schlund 5 ge:
ferbte Zähne. Seine Ränge ift 1 Schuh, die Höhe 4 Zoll, Er
bat ein ziemlich zäbed Leben, und wird häufig mit den großen
Waſſerjungfern an Angeln gefangen, und im November am mei-
fien gefhäst, zubereitet wie der Karpfen; im May wird er
Ihlechter. Im übrigen Deutfhland ſchätzt man ihn im Hornung
und März. In Sachfen kommt er aus ſtehenden Warfern in die
Eibe, und vermebrt fi) dafelbft wie die breite Plötze. Im Bo:
denfee folen bisweilen mit den Brachſen Baflarde entfteben,
welche Halbfifche beißen, größer ald der Rotten, aber Eleiner
ald der Brachſen. ©, 965. Rutilus.
In Norddeutſchland findet er fih in folher Menge, daß man
die Schweine damit mäftet. Sie laihen im May im Röhricht,
find aber ſehr fheu und ſchlau, und geben fogleich in die Tiefe,
fobald fie jemanden auf dem Waſſer bemerfen. Sie follen, nad
Lund, in den ſchwediſchen Seen" beym Laichen in regelmäßigen Zü>
gen 10, 50—100 ankommen, und zwar die Milchner früher, dann
die Roogner und wieder Milchner, welche um diefe Zeit, wie andere
Karpfenarten, fpisige Kudtchen auf den Schuppen befommen, und
dann Dornfifche, in Stalien Pigo et Encobio heißen. Dabey wer:
den fie in Negen, Neufen und auch mit Angeln, woran Waffer:
Dfens allg. Naturg. VI. 20
306
jungfern fleden, gefangen, find aber wegen ihres ſchlechten Flei—
ſches und der vielen Gräben faft ohne allen Werth. Sie freien
nicht bloß Kräuter und Gewürm, fondern auch Audwurf aller
Art, weßwegen fie fih auch an den Ausgüffen der Städte ſam—
mein. Sie vermehren fich fehr ftarf, indem fie fchon ben einer
Sröße von 2 Zoll zu laichen beginnen. Oft find fie ganz did
und fröpfig von den vielen Fieken, welche in ihrer Bauchhöhle
um den Darm herum fi aufhalten. Da fie gierig von den
Seeforellen, Ritterfalmen und Hechten verfhhlungen werden; fo
braucht man fie ald Köder, und tept fie auch, wegen ihres zähen
Lebens, in-Teiche mit NRaubfifhen. Am Niederrhein beißen fie
Foren ſchlechthin; in Oberitalien Scardola, Scardova, Cavian,
in den dortigen Seen Piota, und ift vielleicht der Pigo. Finder
fihb in allen tragen Wäfern von ganz Rußland und Sibirien,
ift aber wegen der vielen Gräthen nicht geſchätzt; beißt Soroga
und Serucha. Blod, D. 8.1 32. T. 2. Meidinger IL
T. 26. Jurine 211. Palla3 317. und in Schwed. Abb.
23. 186. |
14) Das Gelbauge, mwendifch die Plötze (C. erythroph-
thalmus), Rotengle; Rud,
fiebt faft ganz ſo aus, wird ader breiter, felten 1 Schuh lang
und 4 Pfund fehwer, bat nur hochgelbe Augen und fleifchrothe
Tloffen, am Grunde, heller, in der Seitenlinie 40 Schuppen; die
Niückenfloffe fleht auch meiter hinten, zmwifchen der Bauch- und
Steißflojfe; Unterfierer länger, R. 12. ©t. 15:
Findet fich ebenfal8 in Seen ınıd Flüffen in ganz Eu—
sopa; doch mehr in den Seen, befonderd im nördlichen Deutſch—
Yand, wo er ebenfalld in foldyer Menge vorfommt, daß man
die Schweine damit mäftet, Taicht bald nach dem Nothauge, im
May, an Wafferpflanzen und auf dem Schlamm, und läßt ſich
außerordentlich Yeicht fangen, befonders in Neufen. Heißt am
Niederrhein Niedforen, in den fihmedifchen Seen Sarf, im
Genferfee Raufe, Platelle, Plateron, in Oberitalien Scardola.
In Rußland und Sibirien ift er beerdenmeife und fehr gemein;
er beißt Plotiza (Plattfifch), woher ohne Zweifel Plötze in Nord⸗
deutfchland fommt. Im norbdöftlichen Sibirien fheint er zu
fehlen. ° Das Fleifch ift wegen feined Schlammgeruchs und der
a 307
vielen Grätben nit gefhäst. Bloch, D. 5.1 28 Taf. ı.
Marfili IV. 49. 8. 13 5.4. Klein, missus V. tab. 13.
ig. 2. Ascanius Icon tab. 42. Meidinger II. Taf. 24.
Surine 209. Skelet, Mevers Thiere T. 5.
b. Didköpfige Karpfen, Floffen — X 5.
15) Das Bambelrin oder die Alandblefe (C. bipunc-
tatus), Spirlin, Eperlan de la Saine,
ift ein kleines, dünned Fiſchlein, kaum fingerälaug, oben
grünlich, unten filberweiß, die ziemlich großen Schuppen fhwarz
gedüpfelt, die rothe Seitenlinie nad unten gebogen, aus 48 Schup>
pen, mit einer doppelten Reihe fihwarzer Düpfel; die Wurzeln
der Floſſen hochgelb. R. 10. St. 18,
Finder fih in ganz Europa nur in hellen Flüffen, wird
dad ganze Jahr in Menge gefangen, und an manden Orten,
wegen feines zarten Fleiſches, ſowohl gefotten als gebraten ge—
geffen, befonderd weil man es fammt den feinen Grätben vers
zebren fann. Sie fpielen gern an der Oberfläche des Waffers,
außer der Laicyzeit, im May, mo fie auf den Grund geben, und
ihre Eper dahin legen. Man kann fie lang in Glaͤſern balten
und mit Pflanzenfloffen ernähren, In der Wefer beißt es
Alandblefe, zum Unterfchiede von der Mapyblefe (Alben), in
Defterreih Reißlauben, bey Mainz Strunfe, bat aber bier feine
gedüpfelte Seitenlinie; in den Bächen ded Genferſees Platet et
Boroche; im Züricherfee Bambelein ſchlechthin, Doh auch daß
fhuppige Bambelein, zum Unterfhiede vom glatten oder Bach»
bambeli (Pfril). Es wird in der Limmat dad ganze Jahr in
Menge mit Nepen und Stubenfliegen an Angeln gefangen, und
ald Köder für die Seeforelle gebraucht. Gesner beſchreibt es
ſchon ſehr gut: es werde 5—4 Zoll lang, ſelten 6, babe einen
biden, ſchwärzlichen Kopf, rotbgelbe Augen und Floſſenwurzeln,
mweißlihe Schuppen mit einer gebogenen braunen Seitenlinie, am
Schwanze einen ſchwarzen Flecken; der Nüden und die Seiten
gelblih angeflogen; fie würden im Anfang der Faften bis in
den May in Reufen aefangenz; in den italtänifchen Seen hießen
fie Stornazzo et Sternicolo, in Meißen IOberfötchen und Blau
bäuchlein, würden dafelbft in der Elbe dad ganze Jahr gefangen
und gegeffen, obfhon fie etwas bitter fchmedten. S. 844.
? 20°
308
Phoxinus squamosus, Am Bodenfee Bahbumel. Bloch,
D. 5. L 50. Taf. 8. Fig. 1. Marfili TV. ©. 54. T. ı8
3.2. Meidinger I. T. 16. Jurine 226. 8. 14. Nau g.
Nemming ©. 350.
16) Da3 Laugel oder der Lauben (C. leueinöus),; Van-
doise, Dard; Dace,
gleicht fehr dem Alben ober Uekley, wird nur 4, felten 6 Zoll
lang, iſt aber diefer und breiter, mit ziemlic großen, filbergläns
zenden, geftreiften und am Grunde fhmwarzgedüpfelten Schuppen;
oben gelblichgrün, an den Seiten gelblih ſchimmernd, unten
weiß; nach dem Tode’ wird aled hellblau; dad Auge ift filber-
glänzend; in der Seitenlinie 44 Schuppen, R. 11, St. 14, mit⸗
hin viel kürzer als beym Uekley; die Rückenfloſſe 6 hinten
als die Bauchfloſſe.
Er findet ſich vorzüglich im ſüdlichen Deutſchland, in
England und Frankreich, wo er A—1' Schuh lang wird,
in Seen und ihren Auöflüffen, und laicht im May beerdenmweife
im Seewaſſer; da aber fein übrigens guted Fleifh voll Gräthen
ift, fo wird er nicht gefhäpt, und nur vom gemeinen Mann ges
geffen, vorzliglich aber als Köder für die Bärfche gebraucht. Im
Bodenfee heißen fie jung Seelen, Zienfifh und Gräfing, älter
Agönen und Laugenen, erwachfen Paugelein; im Züricherfee Laus
gelein; im Bielerfee Ohnhaupt, weil fie von dort ohne Kopf
und gedörrt auf die Märkte kommen; im Tihunerfee Blauling,
bey Straßburg Lauf mit dem Scherzwort: der Lauf ift ein
Wäfcher, anfpielend; in Stalien Strigion; in Nußland Jelez
nud Uklea, wovon alfo Uekley; er ift felbft im nördlichen ſehr
gemein, und ein Spiel der Anaben. Jurine 221. Taf. 14.
Gesner 30. Fig. Laugelen. Die Abbildung bey Bloch II.
©. 141. T. 97. F. 1. ift wohl, nah Hartmann, ein junger
Döbel, weil er nur 10 Gtraplen in der Rüden: und 11 in der
Steißfloffe hat. Skelet, Meyers Thiere T. 97.
17) Der Sefen, die Gdfe, au der Aland (C. jeses)
gehört zu den großen und dien, gemöhnlih über 1 Schub
lang, wird aber viel länger, und nicht felten 8—10 Pfund fehwer,
oben blau, an den Seiten bläulih und dunfelfilbergraun, mit
großen, blaugefaumten Schuppen; die Seitenlinie gerad mit 58
: 309
braunen Düpfeln; die Rückenfloſſe hinter den Bauchfloſſen 11,
St. 14, untere Floffen violett; der Kopf ziemlicy dick und ſtumpf.
Findet fich ziemlich in ganz Europa, doch mehr nördlich, in
größeren Strömen, vorzüglid ın Sachſen in der Elbe, mo er
Diefopf heißt, in Brandenburg AMand, in Pommern und Preußen
Gödfe over Zefe, in der Donau Derfling, im Niederrhein Munde
fiſch, fiheint jedoch datelbft febr felten zu feyn. Er ſchwimmt
ſehr fhnel und liebt den ftarfften Strom, daber man ihn am
bäufigften in der Näbe der Mühlen mit Erbfen an der Angel
fangen kann, mit Sarnen jedoch zur Laichzeit, anfangd April.
Sr bat ein zabes Leben, vermehrt fich flarf; man fand bey einem
von 1'/ Pfund den Roogen 15 Loth fhwer, und darınn 93,000
Eyer; er wächst jedoch langfam, und mißt nad) einem Jahr nur
5 Zoll. In der Spree und Dder wird er dad ganze Jahr gefan-
gen und auf verichiedene Art zubereitet, auch wohl wie die Zärthe
nariniert. Das ziemlich gräthige Fleiſch wird beym Kochen gelb—
lich, iſt fett und daher nicht leicht zu verdauen. Er wird mit
dein Döbel verwechſelt, welcher aber nicht über 1°) Pfund ſchwer
wird, ſchmal iſt, einen Eleinern Kopf bat und kleine Schuppen,
welche ins Grünliche fallen.
Schon der alte Gesner hielt den, zu Wien Jentling und
Gängling genannten Fifh für den Jeſen oder Jeſitz aus der Elbe
und Oder; er werde jelten über 11% Schub lang nnd 3—4 Zoll
breit, fen blau, . unten filberglängend, mit röthlichen Sloffen,
werde auch nicht befonderd gefhäbt, und ebenfalld gebraten ge=
aeffen (1266. Fig. Capito caermeus). Willugbby (256)
icheint den Schied oder Rappen bey Straubing in der Donau
für diefen Fiſch anzuſehen. Fitzinger erflärt nun (Besträge
zur Pandedfunde I. 337.) diefen in der Donau feltenen Gängling
für den Kühling. Marfili (53. T. 18.) fagt: diefer Fiſch heiße
Bängling ebe er 1%; Pfund ſchwer ſey; dann Bratfiſch oder
Seider; er werde gegen 2 Schuh lang, faft balb fo hoch und
4 Pfund fchwer, und gleiche ſehr dem gemeinen Karpfen. Die
Sloffen feyen im Winter braun, zur Larchzeit im März und April
roth. Meidınger IV. Taf. 36 Blod, D. F I. S. 45.
Taf. 6.
310
158) Die Mulbe oder der Rappen und Rapfen (E. ra-
pax sive aspius)
gehört zu den größten, gemöhnlih 2—3 Pfund, wird nicht
felten mehrere Schub lang und-10—12 Pfund ſchwer, mit großen
breiten Schuppen, oben fhwärzlih, an den Seiten bläulichmweiß,
oft mit dunklern Längsſtreifen, mie bey der Aeſche; die Rücken—
und Schwanzfloffe grau, die andern röthlich; der Kopf verhälts
nigmäßig flein, aber dad Maul groß; Rückenfloſſe 11, Steiß—
floffe 16 Strahlen.
Findet ſich mehr in nördlichen ändern, in Seen und lang—
ſamen Flüffen,, befonderd von Meißen, Brandenburg, Pommern
und Preußen, und namentlich in. der Elbe, im curifhen und fris>
fhen Haff, auch in der Donau, wo er Schied heißt und Schwarz»
nörfling, im Rhein bis Straßburg herauf die Mulbe, in
Schmeden Ap, wo er 2-3 Schub lang und 6—8 Zoll hoch
wird, in dem Dnieper, Don und der Wolga, mo er Scherrid)
beißt, aber nicht in Sibirien, auch nicht in der Schweiz, in Ita—
lien, Franfreih und England.
Er macht den Uebergang von den Grund» zu den Raub—
fiſchen; frißt nicht bloß Kräuter und Larven, fondern auch Laich
und Feine Fifche, befonderd die Uefeley, welche er fo verfolat,
daß fie fih auf das Ufer retten, wobey er bisweilen in feiner
Heftigfeit ind Trockene geräth; laicht beerdenweife 3 Tage lang,
etwas früber ald tie andern Karpfen, fon Ende März. Er
wächst fchnell, bat ein zartes Leben und läßt ſich daher nicht
verfegen; fein Zleifch ift weiß und ſchmackhaft, hat aber außer
‚ber Laichzeit die den Küchen fo unangenehme Eigenfchaft, daß es
während des Kochens zerfällt; alſo mie bey der Marine. Das’
fol aber vermieden werden, wenn man fie nicht gleich in ſieden—
des, fondern in Falted Waffer bringt. Gebraten werden fie ſehr
gelobt; nachdem fie abgefhuppt und audgenommen, fol! man fie
tüchtig falzen und reiben, 2 Stunden liegen laffen, und dann erft
braten; fie merden auch mit ihrem Moogen oder Milh und
Leber nebft Eydotter, Roſinen, Pfeffer, und Nägelein gefüllt. Er
ift übrigens fehr gräthig und fetr, daher nicht für einen ſchwachen
Magen. Man fängt fie zur Laichzeit und im Herbft am häufig>
fen mit Negen und Angeln. In der Elbe hat man zur Laich—
311
zeit mit einem Zug an 60 Stück gefangen. Er iſt uͤbrigens
ſchlau, und außer dieſer Zeit ſchwer zu belommen, wenn nicht
etwa dad Waſſer trüb iſt. Gesner 1167. Fig. Capito, Cor-
vus rapax. Bloch, D. 8. 1. 48. T. 7. Marfili IV. 20.
Taf. 7. Fig. 2. Meidinger-IV. Taf. 35. Sanders Hl.
Schr. I. 250. \
B. Breite Karpfen: Rücken- oder Steißfloffe viel län—
ger old die andern: Strahlen 4—8 X 5.
c. Dünne Karpfen: NRüdenfloffe fur;, Steißfloffe Tang ;
= x»
Die einen find länglich.
19) Der Alben oder die Mayblefe, mendifh der Ueke—
{ey (C. alburnus), Ablette; Bleak,
gehört zu den Meinen Weißfiſchen, gewöhnlih nur 4—5 Zoll
Yang, felten noch einmal fo greß, und mird dann megen der
Aehnlichkeit für die kleine Maräne verkauft. Er ift gerad,
dünn, mit filberglänzenden, abfäligen Schuppen bededt; der
Rüden bläulichgrün, das Übrige bläulichweiß; die Floffen unges
färbt; der Kopf zugefpigt, der Unterfiefer länger. Seitenlinie
nad) unten gebogen und ungefledt. N. 10. St. 21.
Findet fih in ganz Europa in alen Seen und Flüffen in
großer Menge, und wird dad ganze Jahr, befonderd unter dem
Eife, mit Netzen gefangen, im May und Juny zur Laichzeit in
Reufen, aber ald Speife nicht gefhäßt, fondern mehr ald Köder
gebraucht. Es feheint der Fifh zu feyn, melden Yufoniuß,
Vers 126, befingt *).
Wem auch wären, des Volks Leibſpeiſe, die grünlichen
Schleihen
Unbekannt, und, ein Fang den angelnden Knaben, der
Weißfiſch?
Böcking.
Sn Sachfen beißt er Bliethe und Weidenblatt, in der Mefer
Mavbleke, in Deflerreich Sihneiderfifhel und Spiplauben, in Jtas
—
*) Quis non —
Norit, et Alburnos, praedam puerilibus hamis.
312
lien Arbolino, Scavargino, bey Benedig Squaletto, am Gardas
fee Pessata und Avola; mird dafelbft zu Milionen gefangen,
mit Salz beftreut, gedörrt, in Del gefotten und mit Effig ger
geffen. Gesner hält diefes Fifchlein, welches kaum 6 Zoll lang ’
werde, ebenfall® für den Alburnus de8 Aufoniud; «8 heißt bey
Eoblenz Albele, bey Cöln Alfer, fonft auch. Zmiebelfifchlein,
nicht Zumbelfifchlein, Blieg, Bliegle und Bliekt mit dem Scherz—
wort: der Bliekt iſt des Krämers (nehmlich des Pfrills) Knecht;
am Bodenſee heiße es Rothäugle, laiche im May, und werde
nicht geſchätzt, mehr jedoch im Herbſt. Gesner 26. Fig. Al-
burnus ausonii. Bloch, D. F. J. 54. T. 8. F. 4. In Rußland,
mie in der Wolga, im Jaik u.ſ.w. iſt es ſehr häufig, und heißt
dafelbft Selawa, auch Tkleja und Wandisch.
Diefes Fifchlein ift ed, aus deffen Schuppen man die
falfhen Perlen werfertigaet. Diele Srfindung wurde erft
in der Mitte des 17ten Jahrhundert? zu Paris gemacht
‚und bald fo verrollfommnet, daß man fie in der Entfer:
nung von den Achten micht unterfcheiden kann; ſeitdem iſt
auch der Preis der Achten Perlen um Vieles gefunfen. Es
befchäftigen ſich nun viele Arbeiter damit. Dean fchuppt dies
ſes Pleine Fiſchlein, welches häufig in der Geine vorkommt,
ab, thut die Schuppen in ein Geſchirr mit Waller, und
zerreibt fie fo gut man kann. Das Waffer befommt dadurch
eine Silberfarbr, und wird in ein großes Glas abgegoffen.
Dann gießt ıman neues auf die Schuppen, reibt mieder, und
gießt e3 in ein zweytes Glas. Daß fept man fo lang fort, bis
dad Warfer fi nicht mehr färbt. Die Gläfer läßt man 12
Stunden ftehen, während welcher Zeit fich die filberige Materie
fest. Daß klar darüber fiehende Waſſer wird fodann durch Wei:
gung der Gläſer langſam abgegofien, bis nichts mehr ald ein
Dlartiger, dicker Saft zurüd bleibt, welcher die Farbe der Perlen
bat, und Essence d’Orient heißt, mei! man damit die orienta—
Hidden Perlen nachahmt.
Anfangs tbat man etwas Fifchleim dazu, und überzog damit
Kügelhen von Wachs, Glas oder Elfenbein: allein fie färbten
ab, beſonders wenn Schweiß daran Fam.
Dann fiel man darauf, fehr dünne, blaulihe und hohle
“
315
Glaskuͤgelchen zu machen, ein Teöpflein Effenz mit einem Röhr⸗
chen binein zu blafen und dad Kügeldhen zu fchütteln, wodurch
fih der Saft an die innere Wand legt und vollig wie Perlen
alänzt. Dann rührt man eine Menge beyfammen in einem
Körbihen, bis fie troden werden, und fült fie zulest mit
Wachs aus.
Die Effenz beftebt eigentlich nur aus fein zerrichenen Blätt—
chen, mie pulverifierter Tale, melde im. Waller ſchwimmen.
"Unter dem Microfcop zeigen fie ſich als regelmäßige, aͤnglich⸗
viereckige Täfelchen, welche ſich immer bewegen, als wenn ſie
lebendig wären. Sie ſtehen bloß auf der untern Seite der
Schuppen, von der ſie alſo nur abgewaſchen werden. Sie ſind
in feinen Gefäßen enthalten, welche febr regelmäßig ſtrahlig
auslaufen, und noch mit einem Häutchen bedeckt find; fie Liegen
darinn auf einander, wie ein Spiel Karten, und find eigentlich
die Theilhen, woraus die ganze Schuppe gebildet worden iſt;
daher fommen die feinen Anwachsfurchen, melde man auf den
Schuppen wahrnimmt. Von der Mitte der Schuppe aus werden
fie noch duch andere Furchen gefreuzt, wobon bier 6 nad
binten und A nach vorn. Die Haut unter den Schuppen iſt
übrigens auch voll von perlartigen Blättchen, und der Glanz des
Bauchfelld kommt ebenfall® daher; diefe Blätichen find aber weicher
und laffen fih nicht außmafchen. Man findet fie auch in andern
Fiſchen von verfihiedener Sarbung, mir bey den Karpfen. .
Läßt man ben ‚heißer Witterung die Effenz. einige Tage
fteben, fo gebt fie in Fäulniß über, was aber bloß von der bey:
gemiſchten Haufenblafe und den abgeriebenen Gefäßtbeilen ber-
- fommt: denn die Blättchen faulen eben fo wenig als die Schup:
pen ſelbſt.
Befanntlih i® das vergoldete Leder nichtd anders ald ver>
filberted, mit einem rötblichen Firniß überzogen, durch welchen
dad Silber die Goldfarbe fiheint. Ebenfo verhält es fi mit
der Färbung der Fiſche. Das rotbe Blut Icheint durch die Sil—
berblättchen wie Gold durch; blau wenn das Gefäßnetz febr did
ift, wie bey unfern Denen. Das Grün ift wahrfcheinlich ein
Gemiſch von beiden. Beym Trocknen der Fiſche ändert fich oft
31,
die Farbe, meil dad Blut yerſchwindet oder zurüdtritt. Reau-
mur Mem. acad. 1716. p. 229. |
20) Der Sichling oder die Ziege (C. cultratus)
ift auch. ein in Deutfchland feltener Fiſch, welcher fih im
füdlihen Europa gar nicht zu finden ſcheint; in der Donau ift
er fehr felten, häufiger, wie es ſcheint, in der Theif, wo er
Sablar (Säbelfiih) beißt, dagegen gemein bey Danzig im curi—
fhen Haff, in Pommern im friihen Haff, in der Elbe und in
der Offer, aus der er, jedoch felten in die fchmebdifchen Flüſſe
fleigt, wo er Sfarknif (Scheermeffer) beißt, auch häufig in den
Flüſſen des ſchwarzen und cafpifchen Meers, und ſelbſt in
Kamtſchatka.
Er wird 1. Schub lang, 4 Zoll breit und 1°, Pfund
fhwer, ift fehr zufammengedrüdt, wie der Häring, dem er aud)
in dem Eleinen Kopf und dem fenfredten Maule gleicht, bat
aber nur 3 Kiemenftrahlen; die Schuppen find ziemlich groß und
filberglängend, der Rüden gerad, der Bauch und die Seiten:
linie gebogen, NRüdenfloffe gerad und blaulichbraun, Steißfloffe
gegenüber, R. 8. St. 30—32. Sch. ausgefhnitten, Br. groß
fihelföürmig, 17. 3. 8.
Er laiht im May- an Kräutern, bat ein weiches, grä>
thiges Fleifh, dad nur vom gemeinen Dann gegeffen wird.
Nah Kentmann fleigt die Ziege, welche fehr der Naſe gleicht,
aus der Nordfee in die Elbe herauf. Sie ift dünn und mager,
filberglängend mit braunem Rüden, und fünfmal fo lang
ald breit; Kopf und Augen goldglänzend, über den Kiemen und
unter dem Anfang der RüdenfloT ein fchwarzer Fleden. Sie
werden von Pfingften bis Johannis, wann der Stör wandert,
der fie in den Fluß treibt, am meiften gefangen. Obſchon fie
ſehr ſchnell ſchwimmt, fo iſt fie doch zärtlich und flirbt gleich anY
der Luft, Gewöhnlich wiegt fie 21/, Pfund, felten 32/5 ſchmeckt
gefotten und gebraten fchlecht, und heiße wohl deßhalb Ziege.
(eber von Sichel). Sie wird auch im fehmeriner See gefangen.
Gesner 1259. Fig. Marfili IV. ©, 21. T.8 Bloch, D
2.1. 2°5. T. 37. Meidinger II. T. 25. Tilesius Mem.
de PetersbourgIV. 461. tab. 15. fig. 6, 7. Pallas Zoog.
ross, III. 331. tab. 70. fig. 5.
315
94) Die Zärthe (C. vimba)
ift auch ein nordifher Fiſch, vorzüglich in der Dftfee zu
Haufe, von wo fie in die Oder und ihre Nebenflüffe bis Schle—
fien fteigt, auch in der NMordfee, von wo fie in der Eibe bi
Sachſen, und in die Saale, im Rhein ald Vorläufer der Lachſe
berauf bis Bafel fommt, und dafelbft Elzer oder Elzelen genannt
wird. Nau bat fie aber bey Mainz nicht bemerkt. Indeſſen
kommt fie auch, obgleich fehr felten, in der Donau vor, wo fie
unrichtig Rheinanke, auch Näsling heißt, wegen der flumpfen
Naſe; die Nafe hat aber in der Steißfloffe nur 13, die Zärthe da-
gegen 23 Strahlen, Rücdenfloffe 12. Die Mundöffnung ift dort
vieredig, bier rund; bey jener ift der Bauch innwendig ſchwarz,
bier filberglänzend; auch find die Schuppen kleiner. Die Seiten>
linie nah unten gebogen und gelb gedüpfelt, oben bläulich, unten
fitberglängend; fie wird 1 Schuh lang und 1'/, Pfund ſchwer, ift
viel fhmadhafter ald die Nafe, fehr zärtlich und ſteht leicht ab.
Es ift ein Zugfifch, fteigt gegen Johannis aus der Oſtſee in
‚ die Oder und ihre Nebenflüfe, wo fie im ſchnellſten Strom an
Steinen laiht. Bloch hat 28,800 gezählt. Ben Bafel tritt fie
im July mit großem Geräufh in die Bird, fol dafelbft einen
unangenehnen Geruch haben, den man dadurch mwegzufchaffen
fucht, daß man durch einen Stich in den Schwanz Blut abzapft.
Am meiften werden bey Eüftein an der Oder und bey Landsberg
mit Netzen und Angeln gefangen, befonder8 gebraten gegeffen,
auch mariniert weit und breit verfendet. Man röftet fie nehn-
lich ein wenig, packt 5—8 mit Lorbeerblättern in eir Fäßchen,
und begießt fie mit Effig. An einigen Orten beißt fie Gäfe, an
Lievland Weingale, an Schweden Wimma und Gärta, im
©ardafee Musella, wenn ed wirklich diefer Fiſch iſt. Bloch,
D. 8. 1. 38. T%. 4. Gesner 41269. Fig. Capito anadromus,
Meernafe. Marfili IV. 17. T. 6. Kramer, Elenchus 394.
Meidinger IV. T. 38. Basler Merfwürdigfeiten V.
©. 538. |
Er findet fib in ganz Rußland, und beißt am Don und
an der Wolga Taran, am Jaik Ghustera (woher alfo der
Name Güfter). Des Winter fleigen fie in ungeheuern Heeren
aus dein ſchwarzen Meer in die Wolga, den Don und das affof>
316
⸗
fiſche Meer, in welch letzterem ſie ſchon im Herbſt in ſolcher
Menge gefangen werden, daß man ſie nicht bloß fuderweiſe in
entfernte Provinzen führt; ſondern auch die Kaufleute, welche ſie
ſalzen und trocknen, den Fiſchern zur Bedingung machen müſſen,
daß ſie nicht verbunden wären, aus einem Netzzug mehr als
70,000 Stück anzunehmen. Während der Faſten ſind ſie eine
geſunde Nahrung vieler Menſchen. In Sibirien fehlen ſie. Die
Größe iſt Y% Schuh, die Geſtalt des Brachſen. Pallas Z.
.III. 322.
Die andern ſind rautenförmig.
22) Der Bliek, wendiſch die Güſter (C. blicca), La
Bordeliere,
ift ein breiter, dünene Fiſch, Über fpannelang und “2 Pfund
ſchwer, mit einem großen Budel; die nad oben gebogene Seiten⸗
linie gelb. gedüpfelt; oben bläulich, unten weiß, untere Zloffen
röthlich. R. 12. Sch. 25.
Iſt in Norddeutſchland einer der gemeinſten Fiſche in Seen
und langſamen Flüſſen; auch in manchen Seen der Schweiz,
namentlich im Thunerſee, wo er Breitelein heißt, im Bielerſee
Plechlein, in Savoyen Platte; iſt nicht im Boden: und Gens
ferfee; im Rhein bey Bafel Plünfen, bey Straßburg Meckel,
bey Mainz die Mackel, bey Cöln Blech, in den Altwarfern- der
Donau in Bayern Frauenfifh, in Defterreich Pleinzen, wohl
alles von Blinfen, in Schweden Björkna. Sie balten fich
in der Tiefe, laichen ım May und Juny an flehen Ufern im
Graſe, und find dabey fo eiferig, daß man fie mit Händen grei—
fen Fannz daher der franzöfiihe Name, welcher Uferfiſch bedeutet.
Sie laihen mit ftarfen Plätfchern, und vermehren ſich außerordent>
lich, find aber außer diefer Zeit fo ſcheu, daß fie beym geringften
Geräuſch in den Grund ſchießen? "Die großen laichen zuerft,
gleih mit dem Brachfen, und zwar vinige Tage lang von
Sonnenaufgang bis 10 Uhr. Nach 9 Tagen kommen die mitts
lern, und nach gleicher Frift die Eeinften, Bloch bat in einem
von 8 Loth 108,000 Eyer gezählt. Er frift Kräuter und Ges
würm, ift aber auch gierig nach dem Laich der Ploͤtze; wird mit
Retzen, Reuſen und Angeln gefangen, manchmal 1 Pfund fehmer,
aber nur vom gemeinen Mann gegeffen, und überhaupt theils
317
\
wegen feiner vielen Gräthen, theild wegen der efelhaften Fieke,
deren meiſtens 6—8 in feinem aufgetriebenen Bauche mohnen,
nicht geachtet. Gie finden fih am häufigſten bey den jüngern,
und zwar im Spätjahr. Bloch, D. 3. L 65. Taf, 10.
Gesner 27. Albus, Blicca. 28. $ig. Ballerus Rondeletii,
. Plestya. 1278. Geuster. ‚Nau 68.
25) Der Brachſen oder Bleib (C. brama), la Breme;
Bream,
gebört zu den großen und gemölbten, ift 1'/ Schuh lang
und faft '/s fo breit, mit großen Gchuppen und ſcharfem Rüden,
die Seitenlinie nach unten gebegen und ſchwarz gedupftz die Fär—
bung graulichblau (daber der Name Bleib, eigentlich bleich), unten
gelblihmeiß, die Floffen violett oder ſchwärzlich, Schwanzfloſſe
ausgeſchnitten. R. 2, 9. St. 3, 27.
Er findet fih in Menge in allen Seen beerdenmweife beyſam⸗
men, und auch in langſamen, ſchlammigen Flüſſen, in den mei—
ſten Seen der Schweiz, Schwabens, Bayerns, Oeſterreichs und
Norddeutſchlands, auch in der Donau und dem Rhein.
Der alte Gesner ſagt vom Brachſen: Er kommt bey den
Alten nicht vor. Im Comerſee beißt er Scarda und Scardula,
in Meißen Prafen, in Friesland Brafen, bey Köln Bryſem, bey
Coblenz Preſem, im Züricherfee Brachsmen. Er findet fi nur
in der Mitte deffelben bey Stäfa, weil er Thonboden liebt.
Die im Greifenfee werden für beffer gehalten; dad Mittelftüd
wird beſonders geſchätzt, vorzüglih vom April bis zum July.
Zur Laichzeit bekommen die Milchner auf Kopf und Schuppen
Stacheln, wie manche andere Karpfen. Sie heißen Dorn oder
Steinbrachfen. Ben Roſtock follen fie aus dem Meer binnen
2—3 Tagen in foldhen Heeren in die Flüffe dringen, daß man
einen Speer dazwiſchen fleden Fünne, obne daß er umfalle. Sn
den Seen von Schweden fol man biömweilen mit einem Zuge
5—4000 Stüd befommen. Nach den Vorfchriften in der Schweiz
und in Bayern fol man Feine unter 16 Zoll fangen, was aber
jest nicht mehr beachtet wird. ©. 376. Cyprinus latus.
Sn dem Müggelfee unmeit Berlin fieng man mit einem
Zuge für 500 Thaler; im Trebbinerfee an der Dder für 5005
bey Schwerin 5,000 Stück, in der Schlei in Holftein 1,500, im
318
See Browid bey Norköping in Schweden im März 50,000,
welche zufammen 1,300 Liespfund wogen; im Peipudfee in Liev—
Yand merden fie fo häufig gefangen, daß man 100 große Stüd
für 4—6 Rubel verkauft; bey Richterdweil im Züricherfee fleng
man auf einmal 7 Centner, 2 Tage hernach wieder 15 Gentnerz
im See von Pfäffikon 30; im Zugerfee, na Scheuch zer, 40,.
was wohl übertrieben iftz im Neuenburgerfee werden oft in einer
Nacht 1000 Stück gefangen. Im Genferfee- finden fie fi nicht,
und, wie ed fcheint, auch nicht in den Green der Rombardey.
Sie werden 1a —2 Schub lang, 12 Pfund, ja 20, fihwer; ges
mwöhnlich Fommen fie jedoh von 1—6 Pfund auf den Markt,
das Pfund zu 6—10 Kreuzer.
Sie halten fi in der Tiefe auf, und Fommen Ende May
heerdenweiſe bervor an feichte Stellen mit Kräutern, um zu lai=
en, woben fie ein großes Geräuſch machen, indem fie mit ihren
Schwänzen aufs Waffer fchlagenz find aber fo ſcheu, daß fie bey
der geringften Störung, oder bey einem Gemitter, in die Tiefe
zurücdpralen, wo dann, weil fie am Luichen verhindert find,
viele an Entzündung ſterben. In Schweden ift daher während
diefer Zeit fogar dad Lauten in der Nähe der Seen verboten,
Man hat bey einem 6pfündigen 137,000 Eyer gezählt. Mar
fängt fie des Winter und zur Laichzeit mit Zuggarnen, fonft
auch mit leeren Angeln an ſchwarzem Roßhaar, oder mit Regen
mwürmern; in einer Biertelftunde kann man ein Dutzend befom:
men. Ben Ele im Hanndverfchen fol man fie dur eine
Trommel ind Nes treiben. Sie wachlen fo fehnel als der Kar:
pfen, und haben ein meißed Tleifh, daB fo fehr gefchäst wird
al8 das der Nafen. Des Winters Fann man fie in Schnee gepackt
viele Meilen mweit verfenden.. Man kocht ihn, wie den Lach,
mit einer braunen Brühe, und it ibn auch gebraten, wenn er
nicht zu geoß iſt. Wo er häufig gefangen wird, wird er auch
gefalzen und geräuchert. Die Meilchner befommen zur Raichzeit
fpipige Snötchen auf den Schuppen, und dann beißen fie Dorn
oder Steinbracdhfen, in Stalien Pigo; dad hat fhon Plinius
(IX. Cap. 18.) von Fifhen im Langen und Comerfee be:
merkt; in Defterreich Zobel: Peinzen, in Bayern Brächſen, in
der Schweiz Brachsmen, im Thunerfee Breitele, im Rhein von
319
Bafel bis Mainz Bräſen; jung vom '/;— ls Pfund im Bodenfee
Scheitel. Gesner 376. Fig. Cyprinus latus. Marfili IV.
©. 49. T. 16, 17. Meidinger IV. %. 43. Sfelet, Rofens
thal 1-3. Schädel, Bojanuß in Iſis 1818. T. 7.
24) Die Zope (C. ballerus)
ift ebenfalls ein fehr breiter und dünner Fiſch, mie er Blief,
aber mebr Tänglih mit einem ftumpfen Kopf; die NRuderfloffen
find gelb mit blauer Einfaffung, und endlich hat fie mehr Strah—
len in der Steißfloffe ald irgend ein anderer Karpfen, nehmlich
41; Rüdenfloffe 10. Die Öeitenlinie gerad mit braunen Düpfeln;
die Färbung übrigens diefelbe. Findet fih nur im pommerfchen
und curiſchen Haff, wo fie im Frühjahr zur Laichzeit mit Negen
gefangen: wird, aber nicht häufig, gewöhnlich 1 Pfund fehwer.
Dad wenige Fleifh ift vol Grätben, und daber nicht geachtet.
In Pommern heißt fie Schwuppe, im Mälerfee in Schweden
Flira.. Sm füdlichen Deutfchland kommt fie nicht vor, wohl aber,
jedoch felten, in Defterreich in der Donau, wo fie Scheib-Pleinzen
beißt. In Rußland beißt fie Sintepa, Singha und Sinetz, ift
nicht felten, wird höchſtens 1 Schub lang, fehlt aber in Sibirien’
jenſeits des Urals. Pallas fagt ausdrüdlicd, die Schwuppe aus
der Oder bey Stettin fey nicht verfihieden, Es gibt in der Wolga -
einen ähnlichen Fiſch, melcher Sopa heißt, wovon alfo auch unfer
Zope berfommt. Bloch, D. F. J. 62. 2.9. Kramer Elen-
chus 33. Meidinger 1. T.7. Fisinger in den Bepträgen
zur Sandesfunde Defterreih® I. 335.
se Dvale Karpfen: Rückenfloſſe lang, — kurz:
5
2) Der Giebel (C: gibelio),
ziemlich fo wie die Karaufche, aber nicht fo a. und die
Seitenlinie nach unten gebogen, die Schwanzfloffe mondfürmig;
R. 20 Strahlen, St. 9; bat aub am Bauche große Schuppen;
Färbung oben bläulichgrün, unten goldgelb, Eeitenlinie braun
gedüpfelt, Floſſen gelb.
Finder fih nur im ftehenden Waffer des nördlichen Deutfch-
lands fehr häufig, und verhält fich ziemlich wie die Karaufche,
beißt daher Steinfaraufche, wird aber kaum !/ Pfund ſchwer
und Beißt niht an die Angel, hat übrigens ein zähes Leben,
=
320
feloft in wenig Waffer; hält auch in Sümpfen aus, und ift
gemein in den Altwaſſern der Elbe in Meißen, wo er Gieb—
lichen beißt, eigentlich Gilblicdyen von der gelben Farbe; bey
Mainz Karpfenkoratfche; füdlicher fcheint er nicht vorzukommen,
wenigſtens nicht in der, Schweiz und nicht im Donaugebiet.
Dagegen gemein um Parid; beißt in Schweden Damm-Ruda,
und wird nicht gefhäst, Bloch, D. 5. IL’ 71. %..12.
26) Die Karaufche (C. carassius), Carassin, Carreau;
‚Crucian; ſchwed. Ruda.
bat Feine Bärtel, einen ſehr hoben, faft rautenförmigen
Reib, mit ziemlich gerader Seitenlinie, kleinem Kopf, abgeftupter
Schmwanzfloffe, 21 Strahlen in der R., 10 in der Steißfloffe ;
Färbung gelblihbraun, oben grünlich, unten blaßgelb. Zloffen
grau, am Brunde gelblich. |
Halt fih gern in Flüffen, Teihen und Geen mit lehmi—
gem Boden auf, mehr nördlih; hat aber dennoch feinen Ne—
bengeſchmack; mwähst langſam, mird nur %s, Selten 1 Pfund
fehwer, und lebt gewöhnlich, wie der Kürpfen, von Kräutern, In—
fectenlarven, ift aber der Brut ſchädlich; beißt gern in die Angel
mit gekochten Erbfen; laicht im Frühjahr fon in einem Alter
von 2 Jahren, und läßt fich in Zeichen mit Oelkuchen, Schafs-
mift, gefochten Erbfen oder Bohnen und mit Brod füttern. Die—
fer Fiſch findet fidy noch im ſüdlichen Deutfchland, namentlich im
Khein und in der Donau, aber nicht mebr in der Schweiz und
weiter füdlih. Heißt bey Straßburg Buretfifch, bey Mainz
Koratfche, in Bayern und Deflerreih Gareißel.
Findet fih auch in ganz Rußland und Sibirien in Menge im
— ftehenden Waffer, und wird ſehr gefhäst, heißt Karaß. und
Gütſch; fehlt in der Krimm und in Kamtfchatfa, Des Winters
liegen fie unter dem Eid erflarrt, und werden mit Meben ber:
audgezogen. Wenn fie auch ganz in Eid eingefroren find, fo
leben fie doc wieder auf, daher es wohl feine Fabel ift, mas
Plinius (IX. Cap. 57.) fagt, daß man am ſchwarzen Meer
ganz eingefrorene Gobiones finde, welche nur ein Lebenszeichen
von fih .gäben, wenn man fie auf einen warmen Teller lege.
Ovid fingt (Trist. TIL. eleg. 10.):
>
524
Vidimus in glacie pisces haerere ligatos;
Sed pars ex illis tum quoque viva fuit.
Sn den cafpifchen Steppen gibt es auch fehr fhöne Gold—
Faraufchen, befonderd im falzigen Waffer (Pallas Z. r. II.
298.). Bloch, D. F. 1. 69. Taf. 11. Gesner 1275. Fig.
Karäf. Mar fili IV. %. 14. Meidinger I. T. 27. Ske⸗
let, Meyers Thiere IL. T. 54.
27) Der Goldfarpfen (C. auratus), La Dorade de la
Thina
wird bey und haufig in Wafferbeden und felbft in großen
Släfern gebalten, meift nur 5 Zoll Yang, 19, breit, wird aber
fo groß wie ein Häring, bat drepftrablige Schuppen und eine
ausgeſchnittene Schwanzfloffe; die Rüdenftrahlen gezähnelt; in
den erften Jahren öfters ſchwarz, eine bey den Fifhen höchſt
feltene Farbe; fpäter zeigen fich filberne Düpfel die immer größer
werden, bis der Leib ganz filberglängend iſt; nun erft erfcheint
die rothe Farbe; biömeilen ift «8 ang umgekehrt. In Brannts
mein verfärben fie fich.
Sie haben meiftend irgend einen Fehler, entweder ge—
fhmwollene Augen, lappige Schwanzfloffen und verkümmerte
NRüdenflofe. Man kann fie mit Brod füttern, befonderd mit
Waffeln, harten Eyerdottern, auch mit gedörrtem Schweine>
fleifh und Warferfhneden, um deren Laich fie fi zanfen,
fo wie aub um rothe Wafferwürmchen; fie fehnappen aud
nad) Fliegen; in fandigen Beden gibt man ihnen Mit, Oel:
kuchen und Brod; ift der Boden fhlammig, fo bedürfen fie Feiner
Fütterung. Im Winter freffen fie nicht. Sie Iaichen im May,
baben ein zäbe8 Leben, werden leicht zabm, in Eleinen Gefäßen
uur 6—8 Zoll lang, in Zeichen aber 12—14.
Diefer fhöne Fifh iſt, nah Baſter, vor 200 Jahren aus
China nah St. Helena, und erft 1728 durh Philipp Worth
nah England gebradht worden; von da befam ihn zuerft der
Graf Bentinf und der Dr. Clifford in Holland. Er Iebt
in der Provinz Hiang-Chew-Fu unter 30° Breite, und beißt
Kin-Yuz findet fih aub in Sapan. Bloch, D. $. UL 132.
T. 93, 9. 51-35. Geeligmannd Vögel VII. Taf, 9%
Dfens allg. Naturg. VI 21
-
322
Baster Subs. I. 78. tab. 9. fig. 1-9. Linne, ſchwed. Abt.
4740. 175.
Kämpfer fagt von ihm (Geſchichte I. 150): der Goldftſch
oder King-Jo wird in Japan nicht über fingerslang, iſt roth,
am Schwanz ſchön goldgelb, jung aber vielmehr ſchwärzlich. In
China und Japan, und faft in ganz Indien hält man fie in
Teichen, wo fie ſich mit Fliegenlarven ernähren. Es gibt auch
andere mit filberigem Schwanz. Ausführlicher fpribt Du: Halde
darüber (Histoire de la Chine I. 315). Die Fürften und Gro—
gen in China laffen für diefen Fiſch Teiche in ihren Gärten gras
ben, oder halten fie in großen Porcellangefäßen. Sie ziehen die
fleinern vor, meil fie diefelben für fchöner halten und mehrere
ernähren können. Gie find brennend rotb, und auf dem Rüden
wie mit Goldftaub beſtreut; mande filberig, andere weiß mit
rothen Fleden. Sie find fehr lebhaft, und fpielen gern auf der
Oberfläche; ind aber fo zart, daß der geringfte Quftdruc oder
eine heftige Bewegung des Mafferd viele tödtet. Die in den
Teichen find von verfchiedener Größe, felten über fingerslang (in
Europa werden fie über 1 Schuh lang); die fihönften Foften 3 bi8
4 Thaler. Man ruft fie mit einer Schelle zum Zutter. Um fie
fiher zu erhalten, muß man ihnen im Winter nicht8 geben; er
dauert zu Peding 3—4 Monat, Vielleicht finden fie unter dem
Eid Snfectenlarven an den Wafferpflanzen; indeffen thut man fie
auch wegen der Kälte in die Häufer, ohne ihnen etwas zu geben,
Shre Herren füttern fie felbft, und verlieren viele Zeit mit dem
Anfeben ihrer Spiele. Man gibt ihnen im Winter 2—3mal in
der Woche friſches Waffer; man darf fie aber nicht anfaffen,
fondern muß fie während der Zeit in einem kleinen Netz balten.
Sn mwärmern Gegenden vermehren fie fih ungemein: man muß
aber den Laich, welcher oben ſchwimmt, in befondern Gefäßen
audbrüten Yaffen, weil er fonft aufgefreffen wird. Aus dem Ey
fommen fie ſchwarz, und manche bleiben fo; bey den andern
fängt die Gold- oder Gilberfarbe am Ende des Schwanzes an.
Bafter hatte ihn zuerft aus England 1758. Ad er fie in
feinen Teich that, fielen fie ſogleich auf den Boden und vers
ſteckten fih im Schlamm, wo fie erfticten. Nachher hat er wie:
der befommen und fie fammt ihrem Gefäß in den Teich geftellt,
323
damit fie von ſelbſt herausſchwimmen Fonnten. Des Winters
fhwammen fie unter dem Eid umber; im April Famen fie bers
vor und fraßen Brod; im May fiengen fie an zu fpielen und zu
laihen, goldene, filberne und ſchwarze durch einander, In der
Mitte Zuny krochen fie aus, fchwärzlich oder braun; nah 6 Wo>
chen zeigten fi auf dem Kreuze filberne Fleden, welche bis zum
October zufammenfloffen und einen Streifen bildeten, */, Linie
breit. Sie waren nun 41"); Zol lang, und fiengen an Brod zu
freffen; vorher ſchienen fie Wafferinfecten verzehrt zu haben.
Sm Jung ded folgenden Jahrs wurden fie unten röthlich, welche
Farbe immer zunahm, bi8 fie ein Jahr darauf ganz golden oder
filbern waren; das Schwarze blieb auf dem Naden am längſten;
fehr wenige ganz ſchwarz. Die zweyjährigen maßen 6 Zoll. Sie
find nicht fo zärtlich wie in China, und Fönnen ohne Schaden
eine Stunde außer dem Waffer feyn. Im Winter muß man
Löcher in das Eis machen; im Sommer ihnen in Gefäßen alle
andern Tag reined Waffer geben, am beften Regenmwaffer mit
vielen Einaugen, melde fie gern freifen. Zuviel Brod muß man
nicht bineinwerfen, weil dad Waſſer davon fchleimig wird. Man
Fann fie ohne Schaden mit der Hand beraudnehmen. Des Wins
terd ftelt man fie am beften in einen Keller. Gie find ſchmack—⸗
bafter ald die Karpfen.
28) Der gemeine Karpfen (C. carpio), Carpe; Car-
pione; Carp,
wird gewöhnlid 1 Schuh lang, und hat einen ziemlich ge>
bogenen, grünlichen Rüden, unten ıgelblich, vier Bärtel an der
Schnauze; Rüdenfl. 24, Steißfl. 9 Strahlen; der dritte Stachel
gezähnelt. Schuppen der Seitenlinie 38. |
Sie finden fih in allen Flüffen und Seen von Europa, find
aber urfprünglih im füdlichen zu, Haufe, und erft in fpäterer
Zeit nah England und Dänemark eingeführt worden; in Schwe>
den und im nördlichen Rußland find fie fehr felten, und werden
eigentiich nur in Zeichen gehalten. Die Stromfarpfen find beffer
ald die See- und Teichfarpfen, befonder8 wenn die letztern wenig
Zuflug haben; in diefem Falle werden fie grünlich oder fchmärz>
lich, und befommen einen moderigen Gefhmad. Gie haben
übrigens ein zähes Leben, und laſſen fi des Winters in Fifch-
2.9
324
trögen oder in Eifternen im Keller mit Brod und Galat fett
machen, auch in Schnee gepadt 20 Meilen meit lebendig
verführen. Sie machen fehr ſchnell, werden 2—A4 Schuh lang,
20—40 Pfund fhwer; ja man bat fhon gefunden, welche
fo di mie ein Knabe gemefen, und 70 Pfund gewogen haben.
Man hat Benfpiele, daß fie 150—200 Jahr alt und ganz mit
Waſſerfäden oder Mood, wie man zu fagen pflegt, bededt
wurden.
Sie leben von Wafferlarven, und in den Zeichen befonders
von Schafmift, laihen im May oder Juny auf Wafferpflangen,
und flreichen dabey Strom aufwärts in ruhigered Waſſer, wobey
fie, mie die Lachſe, 6 Schub hoch über Rechen fpringen, indem
fie fih auf die Seite legen, ſich faft Freisförmig krümmen, und
dann plöglih mit dem Schwanz aufd Waffer ſchlagen. Gie ver»
mebren fih, ungeachtet vieler Feinde, fehr ftarf; in einem drey⸗
pfündigen hat man 237,000 Ever gezählt.
Man fängt fie in den Seen mit dem Zuggarn, in Zeichen
mit Neben und Reuſen, worinn eine Lodfpeife hängt. Sie laffen
fih jedoch fchmwer fangen, meil fie fogleih den Kopf in den
Schlamm fteden und das Neb über fich weggehen laſſen; ift der
Boden zu bart, fo. machen fie manndhohe Sprünge über das
Neb hinaus; daher man zwey neben einander ftelt, damit fie
in daß andere fallen. Dean wirft aucdy gefochte Erbfen an ihren
gewöhnlichen Fütterungdplas, und fängt fie mit Würmern an der
Grundangel. Sie find fehr ſchmackhaft, und werden auf manch⸗
faltige Art zubereitet, gefocht und gebraten mit Meerrettia, Effig
und Butter, auf vornehmen Tafeln gefüllt und mit Sardellen ges
fpidt. Wenn fie fehr groß, und wegen des vielen Fetts nicht
mohl zu genießen find; fo werden fie, wie der Lachs, mariniert.
Sie find vom Herbft bis zug Frühjahr am beften, “aber nicht
paſſend für: Eränflihe Perfonen. Wird beym Ausweiden die
Gallenblaffe verlegt, fo Fann man die Bitterfeit durch fcharfen
Eſſig wegſchaffen.
Es gibt nicht ſelten Baſtarde mit der Karauſche und dem
Giebel, welche Karutz-Karpfen heißen, kleinere Schuppen haben
mit Längslinien, und nur 3 Pfund ſchwer werden. Auch gibt
es mißſtaltete Karpfen, bald mit einem Buckel, bald mit einem
325
Mopskopf, den man mit einem Todtenfopf verglichen hat (Ge8>
ner 373. Cyprinus monstrosus), mad aber von einer Verwun—⸗
dung in der Jugend berfommt.
Da die Fifcherey der wilden Karpfen in Seen und Flüffen
nicht fehr ergiebig ift, fo bat man allgemein Karpfenteiche ange»
legt, mworinn fie fich fehr vermehren und fett werden, auch zu
jeder Zeit gefangen werden fünnen. Man mählt dazu feuchte,
mit Riedgrad bewachſene Pläbe, melche jedoch nicht Faltgründig
feyn dürfen. Dan bat dreyerley Teiche, Streich», Stred: und
Fett-⸗Teiche. Die erftern müffen flach auslaufen, damit die Kar:
pfen im Grad laichen fünnen. Während die Brut Fein ift, darf
dad Waſſer nicht abfließgen, auch muß man es von Fröfchen rein
halten, oder wenigſtens Krebfe hinein thun, welche viele vertilgen.
Es verftebt fih von felbft, daß Feine, Raubfifhe, wie Hechte,
Bärfche, Karauſchen und Giebel, dabey ſeyn dürfen.
Der Streichfarpfen fol 6 Jahr alt’ feyn, und im Juny eins
gef#jt werden, 12 Stück auf einen Morgen, worunter 3 Milchner
auf einen Roogner.
Im Spätherbft fchafft man die Brut in die Streck- oder
Winterteiche, indem man dad Waffer ablößt, aber vor dad Ge—
inne ein feined Netz ſpannt. Dafelbft müffen fie 2 Jahr bleiben,
binnen welcher Zeit fie 6 Zoll lang werden. |
Dann fommen fie in den Fett> oder Septeih, worinn fie
nah 3 Jahren 5—4 Pfund ſchwer werden, und gut zum Gebrauch
find. Nah 10 Jahren wägen fie 8-10 Pfund.
Sie nähren fi durh Wühlen in der Erde von verfaulten
Kräutern und Wurzeln, aud von jungen Warferpflangen, im.
Sommer von Finfectenlarven und volfoınmenen Snfecten, Man
läßt die Miftlahe und allen Abgug in den Teich laufen, wirft
auh Schafd: und andern Mift hinein, Erbfen, Bohnen, gefchnit:
tene Erdäpfel, Rüben, verfaultes Obſt, alted Brod, verdorbenes
Fleiſch, Oelkuchen. Im Winter läßt man einige FZuder Mift auf
dad Eis führen, damit fie gleih im Frühjahr ihre Nahrung fin—
den, Man laßt diefen Teih nach dem dritten Sabr ein Jahr
lang troden liegen, und befäet ihn mit Haber oder Wien, da»
mit das Schilf vertilgt wird und die Fifche wieder neue Wurs
zein bekommen. Auf einen Morgen rechnet man 60 Stück. Im
:
326
Winter muß man dad Waffer etwas ablaffen, damit Luft unter
das Eid kommt; auch baut man. einige Wuhnen hinein. Gie
liegen während diefer Zeit im. Keffel dicht an einander,. wie Hä—
ringe in einer Tonne, ohne zu freffen und ohne abzumagern.
Dan fagt, daß fie flürben, wenn ein Gemitter in den Teich
fhlage; daher muß man fogleich frifched Waffer einlaffen. Man
fann den Teih alle 6 Jahre ausfiſchen, und dann muß jeder
Karpfen 3 Pfund wägen; 3 Jahre fpäter find fie aber 6—8 und -
felbft 12 Pfund ſchwer. Es ift aber auf Feinen Sal eine ein:
trägliche Wirthfchaft. ‘
Die Karpfen befommen biömeilen einen Audfchlag, den man
die Poden nennt, welcher aber felten tödtlih wird. Kommt
durch flarfe Regengüffe fauled Waffer in den Teich, fo befommen
fie da8 fogenaunte Moog, kleine Audmwüchfe und Wafferfäden auf
Kopf und Rüden, woran fie gern fterben; - auch erkranken fie,
wenn plöblicy viel Schneewaffer in den Teich fommt. Jm erften
Sabre beißt er ein Sehling, im zweyten ein Sproll, im dritten
Karpfen; bey Venedig Raina, bey Verona Bulbero; zu os
viud Zeiten Burbaro. Bey den Alten kommt wenig darüber
vor. Bloch, D. 3. I. 92. T. 16, 17. Gesner 368. Cypri-
nus. Marfili IV. 57. %. 19. Meidinger J. T. 6. Gfelet
bey Meyers Thieren 1. Taf. 7. Schädel, Spir Taf. 9.
Fig, 19 — 2.
Die Karpfen wohnen in großer Menge im cafpifchen Meer
und in feinen Flüſſen, wo fie Safan beißen; halten auch in den
falzreichften Sümpfen aus, mie irgend ein anderer Fiſch. In
den Flüffen des ſchwarzen Meered ift er nicht weniger gemein,
feltener aber in dieſem felbfl. Ded Sommers find fie häufig in
den Watten, fteden mit dem Kopfe faft immer im Schlamm, wo
fie geftohen werden; im Herbfte fleigen fie aus dem cafpifchen
Meer in die Tlüffe herauf, und überwintern in Erftarrung. Die
größten im Meer mwägen 60 Pfund. Dann fehneden fie aber
fhleht; den Roogen hält man für fehädlich, und wirft ihn meg,
mie den der Barbe; er wird aber von Enten und Gänſen ge—
freffen.. Im nördlihen Rußland und in Sibirien fehlt er, zeigt
fi) aber wieder in den Flüſſen, welche fich ins dftlihe Meer er—
gießen, zwar Kleiner, faum i'/; Schuh lang, aber beſſer. Nach
327
Peterdburg Fommt er in durchlöcherten Schiffen aus Preußen,
mo er erft um dad Jahr 1729 fol eingeführt worden feyn. In
Rußland hält man ibn in Teihen; bey Mosfau fehon vor Peter
dem Großen. Aus der Schwimmblafe macht man am calpifchen
Meere Fifchleim. Die Kalmuden mahen aus den Häuten Las
ternen, wie Papierlaternen. Sie DB fie ab, bereiten fie mit
faurer Milh, färben fie mit der Wurzel der Gerber-Seenelfe
(Statice coriaria). Sie find halb durchſichtig, gelblih, und
feben megen der Schuppenfpuren fehr zierlic) gefhädt aus. Pal-
las Zoog. rossica III. 289.
In manchen Teichen kommt biömeilen der fogenannte Spies
gelfarpfen (Rex cyprinorum)
vor, welcher viermal fo große Schuppen bat, aber ftellen>
meife entblößt ift, indem gewöhnlich nur eine Reihe längs dem
Rüden, eine längs der Geitenlinie läuft, der Bauch aber ges
wöhnlich befchuppt iſt. Die obern Schuppen find biömeilen
4°); Zoll breit, geftreift, gelb und braun eingefaßt. Sie zeigen
fhon in ihrer Jugend diefen Bau, werden aber fo groß und
fhmadbaft wie die andern. Bloch, D. 8. I. 107. Taf. 27.
Marfili IV. T. 20. Schäffer, De stud, ithth. fig. 1—8.
Surine T. 14. Skelet, Meyers Thiere J. T. 8.
11. Zunft. Flachmäuler, Ladhfe.
Zwo Nüdenfloffen, wovon die hintere ohne Strahlen.
Es find regelmäßige eliptifche Fifhe mit glatten mäßigen
Schuppen, und zwey weit von einander entfernten Eleinen Rüden=
floffen, wovon die erſte weiche Strahlen, die zweyte gar feine
bat oder eine Fettfloffe it; fie haben meiftend Hafenzähne im
ganzen Maul, welches ſehr weit if. Schwimmblafe mit Aus⸗
führungdgang. Sie Leben in füßem Waffer und im Meer, ‚aus
dem fie aber gewöhnlich zur Laichzeit in die Flüſſe fleigen.
Es gibt breite, tafelfürmige, faft wie die Sonnenfifhe, und
lange, Jene haben dad Maul nach oben gerichtet oder gerad
vorn; diefe find faft walzig und ftarf beſchuppt, oder elliptiſch
mit kleinen und dünnen Schuppen.
823
A. Breite Lahfe: der Leib faft tafelförmig.
1. Sippfhaft. Tafel-Lachſe mit fenfrehtem
Maul;
dad Maul fteht nach oben,
1.©. Der Blattlachs (Sternoptyx diaphana)
ift ein Feiner, faft fcheibenförmiger und fchuppenlofer Fifch
mit fenfrehtem Maul, deffen oberer Kieferrand bloß von den
Zwifchenfiefern gebildet iftz die Dberarmbeine ftehben nach unten
ald ei= Fleiner Stachel hervor, ebenfo hinten die Hüftbeine vor
den kleinen Bauchfloſſen; an den Seiten eine Reihe - Feiner
Gruben; die Fettfloſſe fehr Mein; der Geitenrand des Mauls
wird ron den eigentlichen Kiefern gebildet.
Diefen fonderbaren Fifch, der aus Jamaica Fam, bat Her:
mann befannt gemadt. Er ift nur gegen 3 Zoll lang und 1!
hoch, fiebt aus mie mit Silberblatt belegt, der Rüden bräunlich-
grün; bat nur Bürftenzähne, 5 Kiemenftrablen und fehr große
Augen. Da man weiter nichts von diefem Fiſch weiß, fo Fann
e8 ben diefer Bemerkung verbleiben, Naturforfher XVI. 1781.
©. 8. T. 1.8.1,2. (Artedi Wallbaum TIL t.1. £.1.
2. ©. Die Beilfifhe (Gasteropelecus)
haben einen rautenfdemigen Leib, faft fo dünn wie ein Blatt,
mit großen Schuppen und ſehr kleinen Bauchfloffen; die Rücken—
flojfe auf dem Kreuz, dad Maul nach oben gerichtet, mit Fegels
fürmigen, unten mit Schneidzähnen; nur 3 Kiemenftrablen,
4) Der gemeine (G. sternicla), Serpe,
fiebt wegen des ausgebogenen Bauches aus wie ein Mebs
meffer, ift nur 2 Zoll lang und 1 breit, filberweiß mit grauen
Floſſen; die Bruſtfloſſen lang und fichelförmig, in der Steißfloffe
34 Strahlen. Diefer fonderbare Fiſch Fommt von Carolina, Su:
rinam und Amboina, ift aber meiter nicht befannt. Gronov.
Mus. II. tab. 7. fig. 5. Pallas Spice. VII. p. 50. t.3.f, 4.
Bloch, D. $. II. 166. T. 97. F. 3.
2. Sippſchaft. Dvale Lachſe.
3. G. Die Sägenladhfe (Serrasalmo)
find auch faft tafelfürmig, und haben einen fägenartigen
Bauchrand, faft wie die Häringe, einen ziemlich abfchüffigen Kopf
und harte fcharfe Schuppen; dad Maul weit. Die Zähne find
329
Beine gezähnelte Triangel, faft wie bey den Hayen. Die Zunge
glatt.
41) Der gemeine (Salmo rhombeus)
ſieht ziemlich aus wie eine Raraufche, ift fpannelang und faft
balb fo body, der Leib voll Feiner Schuppen; gelblich filberglän>
zend, oben bräunlich, der Rand der bintern Schuppen ſchwärzlich.
Sie finden fih ’= den Flüffen von Surinam, wo fie den Enten
in die Füße beißen follen. Pallas Spic. VII. 52. t. 5. f. 3.
Bloch, A. F. VII. 112. Taf. 383. Skelet bey NRofenthal
T. 6. F. 12. a
2) In Brafilien gibt e8 ähnliche unter dem Namen Piraya,
gegen 1°) Schub lang und 6 Zoll body, mit einem abfchürffi-
gen Kopf und fo fcharfen Zähnen, daß fie auf einen Biß einem
Menfchen ein Stüf abreißen fünnen, ald wenn e8 mit dem
Scheermeffer abgefchnitten wäre; kaum fledt man einen Fuß oder
eine Hand ind Waſſer, fo ift er da und beißt ein Stüd heraus;
fo gierig ift er nach Menfchenfleifh. Sie lieben befonders fchlam>
migen Slußgrund, und werden gern und oft gegeffen. Marcs
grave 165. Fig. Cuv. Mem. Mus. V. 368. t. 28, f. 4.
4. G. Die Zadenlabfe (Myletes)
baben aud einen f&harfen Baudhrand, find aber mehr längs
lich, mit großen Schuppen, einem ziemlich Beinen Mail, in deffen
Zwifchenkiefern 2 Reihen von dicken, dreyedigen und drepfpigigen
Zähnen, im Unterkiefer nur eine; Zunge und Gaumen nadt.
Dier Kiemenftrahlen. Sie werden groß und ſchwer.
1) Der Nilfalm (Salmo raii)
ift gemöhnlih 1 Schuh lang und 3 Zoll hoch, filberalängend,
die untere Hälfte der Schwanzfloffe roth; im Oberkiefer ſtehen
16 Zähne, im untern S—10.. Sie nähren fih von Würmern
und Laich, und erfcheinen nur in Menge zur Zeit der Uebers
ſchwemmung. In Aegypten heißt er Rail. Sie gehören unter
die beften Nilfifihe. Haffelquift 437. S. dentex. Geof-
froy Egypte 24. p. 236. tab. 4. Cuv. Mem. Mus. IV. 444.
tab. 21. fig. 2.
2) Der Paco in Peru, melden A. v. Humboldt zwar
vol Gräthen, aber fehr ſchmackhaft gefunden, bat ebenfalls Zähne,
die faft denen des Menfihen gleichen, und fchließt fi bier an.
*
330
Er mird über 27Schuh Yang und 9 Zoll hoch. H. et Val. Obs.
zool. II. 175. t. 47. f. 2.
3) Im Nil gibt e8 noch einen fehr ähnlichen Fiſch, welcher
Raſchal (Hydrocyon dentex)
beißt, und ebenfalld mit der Anfchwellung des Nils von
oben berunter fommt. Er hat ſcharfe, Fegelfürmige Zähne im
Zwifchen: und Unterfiefer, aber nur in einer Reibe; der Kopf ift
mehr geſtreckt; die Färbung ift auch filberweiß, und die uns
tere Hälfte der Schwanzfloffe ſcharlachroth; er hat in jedem Kies
fer 12 Zähne, melche ſehr drohend audfehen, meil fie von den
Lippen nicht bededit find. Er wird faſt 2 Schub lang, und hat
- ziemlich die Geftalt der Lachöforelen. Er heißt daher auch Kelb
el Bahr, Flußhund, und ift wahrfcheinlich der gefräßige Phager
der Alten. Geoffroy Egypte XXIV. 240. t. 4. f. 1. Cuv.
Mus, V. 354. t. 28. f. 1, 2.
5.© Die Borftenladfe (Citharinus)
find ebenfalls ftarf zufammengedrüdt, wie die Sägenlachſe,
haben aber viele fpigige Zähne nur im Zwifchenfiefer.
1) So zwey Fiſche im Nil, wovon der eine Mondlachs
oder Geftirn der Nacht (Serrasalmo citharus)
beißt, nur ſehr Fleine Zähne bat, und auch filberglängend ift,
mit röthlichen Floſſen. Er wird fo groß wie der folgende. Dad
Fleiſch ſchmeckt ziemlich fad, wie bey den meiften Nilfifhen. Er
feheint bey den Alten unter dem Namen Citharus vorzufommen.
Geoeffroy Egypte XXIV. 218. t. 5. f. 2, 3.
2) Ein anderer mit Namen Nefaſch (S. aegyptius),
ebenfald im Nil, bat in beiden Kiefern eine Menge bieg»
fame und gefpaltene Zähne, und ift ziemlich ſchlank und dunfel-
grau. Er fol 1 Eentner ſchwer werden. Gein Fleiſch wird ges
fhäpt. Haffelquift ©. 422. Sal. niloticus; Geoffroy,
Egypte XXIV. 326. t. 5. £. 1.
B. Lange Lachſe.
3. Sippſchaft. Walzenladhfe,
6. ©, Die Eidehfenladhfe (Saurus)
find ziemlich walzig, und fehen wie Eidechfen aus, ſowohl in
der Befhuppung, welche aud über den Kopf gebt, als in der
Weite des Rachens und in den pfriemenfdrmigen Zähnen, welche
331
in einer Reihe in den Kiefern fliehen; andere im Gaumen und
auf der Zunge; die vordere Rücenfloffe auf dem Kreuz; 12 Kies
menftrablen.
1) Der gemeine (Salmo saurus)
wird über 1 Schuh lang, 1‘, Zoll dick, ift faſt walzig,
oben bläulihgrün, mit fchmalen,. unregelmäßigen, röthlichen
Streifen, unten weiß, übrigens mit blauen, braunen und grün
lichen Flecken geziert, wodurd die, Aehnlichfeit mit den Eidechfen
noch größer wird.
Er findet fih, jedoch nicht häufig, im Mittelmeer, und
kommt biömeilen auf die Märkte, wo fein Fleiſch geſchätzt
und gewöhnlich gebraten gegeffen wird. Sein Gebiß zeigt
binlänglich an, daß er ein gewaltiger Räuber feyn müſſe. Nach
Rom kommen ded Jahrs faum 20 Stück auf den Markt, mwors
aud man mit Recht fchließt, daß fie einzeln Leben muͤſſen, und
alfo nicht wohl des Ariftoteles Saurus fepn könne, welcher ges
fellig Izben fol. Sie heißen dafelbft Tarantola, der Name einer
Eidechſe. Er fol aud im rotben Meer und felbft an den Ans
tillen vorfommen. NRondelet ©. 428. (Gesner 554. Fig.)
Lacertzs peregrinus. Salviani 242. Fig. Aldrovand
276. Bloch, 4. 3. VI. 115. T. 384. F. 1.
4. Sippſchaft. Länglihe Lachſe.
7. G. Der Silberfiſch (Argentina)
ſieht ziemlich aus wie die Forelle, hat aber kaum ſichtbare
Schuppen, ein kleines niedergedrücktes Maul ohne Zähne in den
Kiefern; dagegen kleine vorn auf dem Pflugſcharbein, und ſtarke
Hakenzähne auf der Zunge; 6 Kiemenſtrahlen.
1) Der gemeine (Arg. sphyraena)
mird nicht viel über fpannelang, ift ſchwach zufammengedrücdt,
faft durchfcheinend und hat einen filberglängenden Kopf und eben
ein folched breited Band auf jeder Seite; der Schwanz ift faft
berzförmig; der Magen ganz ſchwarz. Diefer Fiſch wird häufig
im Mittelmeer dad ganze Jahr gefangen und gegeffen; feine
die, prächtig glänzende Schwimmblafe auch zur VBerfertigung
der unächten Perlen angewendet. Sie ift nehmlich mit, einer
filberartigen Maffe überzogen, welche an den Fingern Pleben
bleibt, Diefe [habt man ab, macht daraus eine Art Brühe,
352
welche man orientaliſche Eſſenz nennt und in Glaskügelchen
Yaufen läßt, worinn fie beym Vertrocknen hängen bleibt, und ſo—
dann wie Perlen glänzt. Der Fiich heißt in Rom Argentina,
zu Marfeille Pei d’argent. Rondelet 227. (Gesner 160.
Fig. Sphyraena parva.) Willugbby 229. Taf. P, 2. Fig. 1. °
Cuv. Mem. Mus. I. p- 228. t. 11.
8. G. Die Salınen (Salmo), Saumon; Salmon,
find länglich und regelmäßig, mit kleinen Schuppen, nad
tem Kopf, und mwagrehten Maul am Ende; der Maulrand
ift großentheild von’ den Oberkiefern gebildet; Hakenzähne im
ganzen Maul und auf der Zunge; die Bauchfloffen fliehen ziems
lich in der Mitte des Leibed, gerad unter der Rückenfloſſe; Kies
menftrahlen gegen 10, auswendig fehr fichtbar. -
Die meiften leben in fügem Waffer von Raub, find fterns
förmig gefledt!, und haben ein’ fehr fhmadhaftes und gefundes
Fleiſch.
Es herrſcht bey keinem Fiſchgeſchlecht mehr Unſicherheit in
der Beſtimmung der Gattungen als bey dieſem.
I. Die einen baben überall nur eine Zahnreihe, und zwey
auf dem Pflugicharbein; 10—r2 Kiemenftrahlen. Salmo,
Die gefledten oder die Forellen unterfcheiden fih von
andern durch ein weite und flarfgezähntede Maul; aber unter
ſich find fie fchroer zu trennen, da die Größe fehr anbeflimmt tft,
und befohders die Anmwefenheit oder der Mangel, fo mie die
Farbe und felbft die Geftalt der Fleden, außerordentlich mwechfelt;
fo daß Manche verfuht waren, ale eigentlich fogenannten Fo⸗
rellen nur ald Abänderungen einer einzigen Gattung zu betrach—
ten. Als wirkliche Gattungen können etwa angefeben werden:
1) Die Lachſe (Salares) zerfallen etwa in folgende
Arten:
a) Der gemeine Salm oder der Lachs (Salmo salar),
Saumon; Salmon,
unterfcheidet fich durch feinen vorſtehenden Oberfiefer, durch
45 Strahlen in der Steißfloffe und 12 in der Kiemenhaut.
Im Rachen fteben 3 Längdreihen Zähne, wovon die mittlere
nur 3 entbältz fie find durch Peine Querreihe verbunden. R. 14.
Sch. 21, ausgeſchnitten. Br. 14. 3. 10,
335
Die Färbung ift filberglanzend, zu Zeiten mit ſchwarzen
Dupfen; der Rüden fhwärzlich, gegen die Seiten bläulich, Stirn
und Genick ebenfalld ſchwarz; der Bauch röthlich, und die untern
Sloffen gelblih. Die gewöhnliche Länge ift 2—4 Schuh. Er
wiegt 22 Pfund bey einer Länge von 38 Zoll.
. Der Unterfiefer der audgewachfenen Männchen wächst in
einen ftumpfen Hafen aus, der in eine Vertiefung ded Ober»
Fieferd paßt.
Ibr eigentlicher Aufenthalt iſt im nördlichen Weltmeer, von dem
fie im Frühjahr in die größern Slüffe von ganz Europa (mit Ausnahme
der in dad Mittelmeer fich mündenden und ded ganzen Donaugebietd),
auch von Nordamerica und vom dftlihen Rußland (wenn es dies
felbe Gattung ift), berauffteigen, um zu laichen, fich den ganzen
Sommer darinn aufhalten, und erft gegen den Winter wieder
ind Meer zurüdgeben. Sie wiffen, wie die Schwalben, die alten
Laichplätze jährlich wieder zu finden. In der Bretagne hat man
1 Dupend mit einem kupfernen Ring am Schwanze gezeichnet,
und im folgenden Jahr 5, im zweyten 3, und im dritten aud)
3 davon gefangen, Sobald das Eid an den Küften zu ſchmelzen
beginnt, fuchen fie das füße Waller auf, und da große Ströme
dajfelbe weiter in dad Meer binausführen, fo ift ed natürlich,
daß fie in diefelben, und nicht in die kleinen Flüffe Fommen. Er
geht gemöhnlicy mit der Flutb und dem Wind, melchen die Fi»
ſcher deßhalb den Lachswind nennen.
Er liebt vorzüglich ſchnelle Ströme und kieſigen Boden.
Meiſtens ſind ſie von vielen Würmern geplagt, und das ſoll mit
eine Urſache ſeyn, daß fie früher in die Flüſſe dringen, um ihrer
läftigen Gäſte los zu werden. Sie follen in einer gewiſſen Ord—
. nung fortrüden, nebmlid in zwen Reihen, welche vorn zufammen>
fioßen, und die Seite eined Drevedd bilden. An der Epibe be>
findet fi) gewöhnlich der größte Roogner, dem in der Entfer>
nung von 2 Schub zmween andere folgen u.fem. Die Milchner
folgen und die jüngern machen den Beſchluß. Bisweilen find die
Züge fo zablreih, daß fie die Nepe zerreißen. Gie fuchen aber
wo möglich unter oder neben denfelben durchzufommen; und bat
einer einmal die Bahn gefunden, fo folgen ihm die andern nad,
Sie halten fi in der Mitte ded Stroms und an der Oberfläche,
354
meil dafelbft das Waſſer fehneller fließt; fie machen dabey fol
ein Geräufch, daß man fie von Weiten hört; bey heißem Wetter
dagegen ziehen fie in der Tiefe.
Sie machen fehr weite Reifen, gehen in der Elbe bis nach
Böhmen in die Moldau, im Rhein bis zum MWafferfal von
Schaffhaufen. Sn dem reißenden Laufen bey Laufenburg ruhen
fie eine Zeit lang hinter einem Felfen aus, und fchnellen dann
blisfehnel an den Seiten deffelben vorwärts, gewöhnlich in eine
große eiferne Reufe, welche dafelbft für ihren Empfang aufgeftellt
ift, Sie ſchnellen fi aus dem Waſſer heraus über die Felfen bin»
über, auch wenn dieſe einige Schuh über dad Waffer hervorragen
follten. Ihre ganze Bewegung beftehbt im Schnellen des Schwan—⸗
3e8, wobey fie unter Waffer und in ihrer gewöhnlichen Rage blei>
ben; nimmermehr nehmen fie den Schwanz in dad Maul, was
wohl nur eine fpaßhafte Erfindung if. In Irland follen fie 14
Schuh hoch und 20 weit fpringen, was mir dabin geftellt feyn
laffen. Ueber den Rheinfall, der gegen 90 Schub hoch ift, Fünnen
fie natürlich nicht fommen, und finden fich daber auch nicht im
Bodenfee; wohl aber geben fie in die Aar, in die Limmat, und
fommen bis an den Züricherfee, geben aber böchft felten hinein,
fommen jedoh manchmal bi8 Glarus; nach Weihnachten fieht
man feinen mehr. Binnen 24 Stunden follen fie nur 1 Meile
mweit fommen, was aber, in Betracht ded weiten Wegs, den fie
3. 3. im Rhein zu machen haben, nicht wahr feyn fann. Man
behauptet, die Meerpricden fügen fih an fie an, und fämen fo
den Rhein herauf, mas ihnen fonft, da fie fchlechte Schwimmer
find, nicht möglich ſeyn würde; auch findet man Feine Zungen
im Rhein. Sie werden leicht von glänzenden Gegenftänden,
3. 3. von Bretterflößen, von roth angeftrichenen Häufern, und
befonder8 von Sägmühlen verfcheucht; auch hat man in Schwe-
den die Bemerkung gemacht, daß ganze Scaaren aus einer
‚ Zlußmündung, durch einige Kanonenfchüffe erſchreckt, wieder ind
Meer zurückgewichen find.
Sie leben von Heinen Fifchen und Waſſer-Inſecten, wachfen
ſehr fihnell, und erreichen in 5—6 Jahren ein Gewicht von 9 bis
412 Pfund; es gibt aber 40 Pfund ſchwere, und fogar welche von
335
79 und 80, woben fie frevlih mannslang find. Nirgends iſt der
Lachsfang beträchtlicher ald in England und Norwegen, wo man
manchmal mehrere Hundert in einem Zuggarn bekommt. Im
Fluffe Tweed, zwiſchen England und Schottland, geminnt man
im Winter über 5,000 Pfund Sterling, und fchäbt die Zahl der
gefangenen auf 200,000. In dem Fluffe Bon in Irland fieng
man in einem Jahr 320 Tonnen. Im Rhein und feinen Neben
flüffen fliht man fie des Winterd bey Fackelſchein mit Gehren;
des Sommerd fängt man fie in Reufen von dickem Draht und
in bölzernen Gitterfäften, melche Lachsfang heißen und mitten
im Sluffe fteben. In Bleinern Flüffen macht man fogenannte
Lachsrechen, damit fie nicht höher herauffteigen Fünnen und
man fie bequemer fangen Fann. ® Das ift aber eine Beein—
trächtigung der höher liegenden Gegenden. Jım Frühjahr vor
der Laichzeit ift er am fetteften und fchmachafteften, fordert aber
gute Verdauungskräfte. Es ift merfmürdig, daß der Rhein»
lachs beffer ift ald der in der Elbe und Dder; auch werden die-
jenigen beffer, welche aus den beiden letztern Strömen in ihre
Seitenflüffe geben und fich eine Zeit lang darinn aufhalten.
Das Fleifh bat eine ſchöne röthlihe Farbe, welches durch
Kochen und Räuchern nody erhöht wird. Nach der Laichzeit ift es
mager, weiß und unſchmackhaft, und die Milchner befommen braune
Budeln auf den Schuppen; daher man fie Kupferlah8 nennt.
Selbft im Meer angefommen, find fie noch mager und fchlecht.
Die Brut übermintert und gebt im nächſten Fahr, wo fie Sälm-
ling beißt, nah dem Meer, während welcher Zeit aber viele ges
fangen werden. Dan nennt auch die frifch heranziehenden vor
dem Laichen, wo fie beffer find, Salmen, und nach demfelben
Lachs, weil fie fchlaff oder Jar werden. Sie werden gefotten mit
Gewürz, Effig oder Citronenfaure gegeffen; wo fie häufig find, in
Scheiben gefhnitten, mit Salz eingerieben, einige Wochen in Pöckel
gelegt, und in Tonnen weithin verfandt; ehe man fie genießt,
muß man fie wieder 'einmeichen, um dad Salz audzuzieben.
Zum Räuchern wählt man 20 Pfund fehwere, nimmt den Kopf
und den Ruͤckgrath ab, legt fie einige Tage in Salz, wäſcht fie
dann ab, hängt fie 3 Wochen in die Räucherfammer, und bee
mwahrt fie dann an einem Juftigen Ort auf. So Fann man fie
d
336
roh effen mit Pfeffer und Eitronenfäure, oder auch in Butter ges
braten,
Er bat ein weichliches Leben, und läßt ſich ſelbſt in Fiſch⸗
trögen nicht lang halten, wenn fie nicht mitten im Strome ſtehen.
Man durdflicht daher gewöhnlich den Schwanz, domit er fid)
verblute. Todt läßt er ſich übrigens, in Stroh gepadt, weit
verfenden, und an Iuftigen Orten wochenlang aufbewahren. Die
Leber ift % " und thranig, und daher nicht wohl zu genießen.
Bloch, D. F. L 128. T. 20, der Roogner. Pennant II.
2934, 8. >
Da er fih nicht im Mittelmeer findet, fo hat ihn auch Arifto>
tele3 nicht gefannt; Plinius dagegen erwähnt feiner, Buch IX.
C. 15, indem er fagt, in Yquitanien, welches damald auch die
MWeftfüfle von Franfreih umfaßte, werde der Flußfalm. allen
andern Meerfifchen vorgezogen: |
In Aquitania Salmo fluviatilis marinis omnibus prae-
fertur. Weiter fein Wort.
Aufoniuß befingt ihn dagegen in feiner Mofel vortrefflich,
Derd 97 *):
Auch du bfeibft mir, o Salm, mit dem röthlichſchim—
mernden Sleifche,
Nicht unerwähnt, deß fehweifender Schlag mit gebreis
tetem Schwanze
Aus der Mitte der Fluth aufwogt zu dem Friend bes
Fluffes,
Menn der verborgene Schwung ſich verräth auf der
friedlichen Fläche:
”) Ne te, puniceo rutilantem viscere, Salmo,
Transierim, latae cujus vaga verbera caudae
Gurgite de medio summas referuntur in undas,
Occultus placido cum proditur aequore pulsus:
Tu loricato squamosus pectore, frontem .
Lubricus, et dubiae facturus feroula coenae:
Tempora longarum fers incorrupte morarum,
Praesignis maculis capitis, cui prodiga nutat
Alvus, opimatoque fluens abdomine vente.
—
2
337
An umpanzerter Bruft mit Schuppen verfehen, an der
Stirne
Schlüpfrig, ein leckres Gericht im verwirrenden Speiſe⸗
gewühl du;
Fanger Verwahrung Zeiten durchdauerft du, immer ges
niegbar,
| YHusgezeichnet durch Flecken des Kopfs, der ftattliche
Bauch wogt
Hin und her, und der Leib ſchwillt auf vom geleinte ·
ten Wanſte.
Das Stillſchweigen darüber hat erſt Hildegardis, die
Abtiſſinn auf dem Rupertsberg bey Bingen, in ihrer Physica
sacra 1180. IV. cap. 6. Salmo p. 89. unterbrochen, und dann
Albertus magnus aus Sauingen in Schwaben 1260. Bch. XXIV.
Zu den Zeiten ded Paulud Jovius 1524 kamen ſchon geſal⸗
zene Lachſe aus den Niederlanden nah Rom, welche aber nur
dad gemeine Volk gegeffen babe, weil fie durch das Einfalzen an
ihrem Wohlgefhmad verloren hätten.
Erft Belon, Salviani, Rondelet:und vorzüglich Geb
ner haben umftändlicher im ſechszehnten Jahrhundert vom Lachfe
gefchrieben. Nach dem Letztern Ffommen fie im May aus dem
Meere in großer Menge bey Bafel an, und geben bis zum Lau—⸗
fen ben Laufenburg (den fie jedoch nody überwinden). Sie wer:
den von Kiemenmwürmern während ded Mans, Junys und Julys
fo geplagt, daß fie oft 3, ja 8 Schub boch aus dem Waffer
fpringen, und biömweilen ganz Fraftlo8, und felbft todt, am Ufer
gefangen werden. Andere glauben jedoch, daß fie auß Vergnügen
die Sprünge machten. Gene Würmer friechen ihnen ind Maul,
und felbft in den Schlund. Durch dad Laichen werden fie bald
nach der Sonnenmwende, alfo um Johannis, ſo mager, verfärbt
und gefhmadlos, daß man fie für einen andern Fiſch halten
folte; fie werden daher nun nicht mehr Salmen, fondern Lachfe
genannt. : Das Laichen dauert vom Zuly bis zum Auguft, und
felbt den Winter bindurd bis in den März. Um dad Ende des
Novemberd geben: fie deßhalb in die Seitenflüffe ,» graben im
Okens allg. Naturg. VI. 22
. 838
Sande Gruben. 3—4 Schritt. lang und A Schub breit, legen
darein die .erbfengroßen Eyer und bededen diefelben mit befon>
derer Gefchillichkeit, damit fie vom Steom nicht fortgefhwenmt
werden. So bleiben fie bis zum Frühling liegen; dann erfchei-
nen die Sälmlinge. Es ift zu bewundern, daß man mandmal in
denfelben Milch findet, aber nie Noogen. Nah dem Laichen
fehren fie ind Meer zurüd. Bey niedrigem Waſſer fommen bie
Gruben biömeilen ind Trodene, was aber den Eyern nicht ſcha⸗
det, wenn ed nicht zu lang dauert. Die Fifcher ſchließen daher
aus der Menge des Rheinwaſſers auf die Ergiebigkeit des Fünf
tigen Fangs. Die Sälmlinge bleiben in der Regel nur 4 Jahr
im Rhein, gehen dann, A4—5, felten 8 oder 9 Zoll lang,
ind Meer, und bleiben dafelbft fo lang, bis fie ie als Salmen
wieder heraufſteigen.
Bey Straßburg erhalten die Salmen um Jacobi den Namen
Lachs; ſie laichen um Martiniz die Sälmlinge ſchliefen um
Weihnachten aus, und verbergen ſich unter Steinen bis Ende
April, werden ſodann mit andern kleinen Fiſchen von Ende Juny
an bis gegen Ende Auguſt gefangen; dann nicht mehr bis zur
Faſtenzeit, und von da an wieder bis Ende April. Während
dieſes ganzen Jahrs werden ſie nicht über fingerslang, und dann
gehen ſie ins Meer, wo ſie ſchnell wachſen. Manche verirren
ſich, und bleiben mehrere Jahre im Rhein, werden aber nicht
viel größer, und nie Salmen; dieſe find im May am ſchmack⸗
bafteften und theuerſten, in Meißen um Pfingfien, Die Fifcher
fagen zum Spaß, der Salm ift ein Herr, mie ſie von der Lam»
prete fagen, ſie ſey ein Pfeifer, vom Stichling, er fey ein: Ritter
u.ſef. 969. Fig. Salmo.
Nah Pallas, Zoogr. 342, findet er ſih in allen Flüſ⸗
Sen Lievlands, Eftlands und des * Rußlands, wohin er
mithin aus dem weißen und Eidineer kommt; auch in den Flüf-
fen des cafpifhen Meers, befonderd im Terek, kaum in Sibirien.
Er behauptet auch, er wäre im ſchwarzen Meer und gienge des
Winters in die Donau,
Nach Faber (156.) gebt er bis zum 70° Nordbreite, ift an
Island gemein, wird aber feltener an Grönland. Er kommt erſt
im May und Juny in die Flüffe, und geht im Auguft ſchon wie:
539
der zurück; er zieht durch mineralifche, fchwefelhaltige und milch—
warme Bäche, reibt fi oft auf dem Boden, um der Kiemen:
würmer (Brachiella salmonea V. 564.) 108 zu werden, daher
man oft fehuppenlofe Stellen an feinem Leibe bemerkt. Er wird
auch fehr von den Robben bis in die Flüffe hinein verfolgt, nicht
fo von Menfhen, weil ed ihnen an Gerätbichaften zum Fang
fehlt; indeffen wird er doc häufig friſch gegeifen, felten gefalzen
und geräucert, aber nur zum eigenen Gebrauch. Er kommt
fhon in.der Edda unter dem Namen Lags vor.
Nah Nilsfon hält fi der Lachs des Winterd um ganz
Scandinavien im Meer auf, und gebt im Frühjahr ſchaarenweiſe
in ale Slüffe, ferbft in Lappland; die aus der Oſtſee find weniger
fett. Dann haben fie ſchwarze Dupfen, welche fpäter im füßen
Waffer roth werden. In den innern Seen, wie im Wenern und
Siljan, bleiben fie den Winter über, und fleigen dann im näch—
ften Frühling die Flüffe hinauf, fo daß fie nie ind Meer kom⸗
men; fie follen fetter und ſchmackhafter ſeyn. Sie Jaichen im
Detober. Skelet, Roſenthal T. 6. Spix T. 9. F. 46.
Der Hacfkenlachs oder Milchner nah dem Laichen mit
dem hakenförmigen Unterkiefer, beißt ben den Franzoſen Becard;
Dühamel Pöches H. 192. t.1. £.2; wird jest für eine andere
Gattung gehalten; feheint bey den Alten Anchorago gebeißen zu
haben, und davon der Namen Rhein-Anken, Anker herzukommen.
Bloch, D. F. U. ©. 146. T. 98.
b) Der Huchen (Salmo hucho)
findet fih nur im Donaugebiet von Bayern und Defterreich,
und zwar häufig ſowohl in der. Donau felbft ald in ihren Nebens
flüffen, im Lech, in der Sfer, dem Inn, der Salzach, der Traun,
der Traifen, fo wie auch in den Seen, namentlid im Kochel—
und Ehiemfee. Er ift gemöhnlih 1'/; Schub lang, 6—7. Pfund
fhwer, runder und fchlanfer als der Lachs, auch filbermag
mit bräunlihem Rüden; ..aber die ſchwarzen Flecken über der
Geitenlinie ſehen aus wie Feine x, und baben Feine Einfaffung.
Bey jingern,. die nicht Über 2 Pfund haben, find. die untern
Floſſen, fo wie die Schmwanzfloffe, blaßroth. Die vordere Rüden>
floffe fleht. gerad in der Mitte, und. hat 14 Strahlen; die hintere
22 ®
3410
auf dem Kreuz, die Schmwanzfloffe gefpalten mit 10 St. Steißfl.
412. Br. 16. B. 10.
Sie follen, wider die Gewohnheit, erfi im Juny laichen, und
zwar auf Fiefigem Boden, in den fie mit heftigen Schlägen fo tiefe
Gruben maden, daß fie ganz verdeckt und ficher vor den Netzen
die Eyer abfepen können. Er gehört zu den edelften Fifchen ded
Landes, und bat ein fehr fhmadhaftes Fleifh, welches auf die
beften Tafeln kommt; fol Feiner ald 15 Zol Länge nicht auf
den Marft gebracht werden. Die von 6 Pfund haben, nach
Schranf (Berl. Schr. IV. 428.), die gewöhnliche Größe, und
fommen ſchon auf vornehme Tafeln. In der Salzach gibt e8,
jedoch ſehr felten, von 40 Pfund; fie find aber dann mehr als
5 Schub lang; in der Jfar hat man fhon 70 Pfund ſchwere ges
funden. Gesner 4213. Fig. Trutta, Huch. Willughby
©. 19. T. N, 1.8.6 Marfili IV. ©. 81. T. 28. F. 1.
Bloch, D. F. IL 152. Taf. 100. Kramer 385. Schrank
I, 320.
Der Huchen findet fih, nah Humphry Davy, der ihn
überall felbft geangelt hat, in allen größern Seitenflüffen der
Donau, in der Traun, Muhr, Drau und Sau, aber nirgends
oberhalb der größern Fälle, z. B. des Traunfalls, fo daß er alfo
aus der Donau kommen muß, und vieleicht in diefe aus dem
fihwarzen Meer; jedech bat man nie bemerft, daß er in daf
felbe zurüdgeht. Er ift unter allen Lachſen der gefräßiafte, und
fo rauberifch ald der Hecht. Er hat ben einem in feinem weiten
Magen einen Alet (Chub), eine Aeſche (Grayling), einen Alben
(Bleak) und zwey Fleine Karpfen gefunden. Sie halten fi in
der flärfften Strömung, werden mit Forellen und Alben ges
fangen, find aber fehr feheu und Flug, und beißen nicht3 zum
zweytenmal an; man befommt fie nur im Frühjahr, wo fie lai—
chen, und im Herbft, nicht im hoben Sommer. Sie find ſchlan⸗
fer als die Seeforellen, filbern, Rüden grün, und haben nur
fhwarze Sleden, Feine an den Floſſen. Zu Laibach kommen fie
von 1;—? Schuh auf den Markt, und dann find fie 4—5 Pfund
ſchwer; es gibt aber von 30—40 Pfund, Einer von 18 Zoll wiegt
46,215 Grains, von 24 Zoll A Pfund, von 26 Zoll 5 Pfund,
R. 12. Sch. 20. St. 9. Br. 17. 8.9, Die Schuppen find Fleiner
544
ald bey der Forelle, haben auch Zähne im Gaumen, diefe nicht,
welche überdieß 17 Brufiftrablen bat. Sie werden fehr von
DBlutegeln und Kiemenwürmern geplagt. Nah Pallas finden
fie ſich aud in den Flüſſen des caſpiſchen Meers. Salmonia
1829. p. 257.
ec) Der Silberlachs (S. schiffermülleri)
finder fih ebenfalld im Donaugebiet, ſowohl in den Flüſſen
ald Seen, und heißt im Chiemfee Weißfiſch, in Ober-Defter:
reih Mapfifch und Mayfohre; fiehbt ziemlich aus wie der
vorige, wird auch 2--3 Schub lang, ift auch filberglängend und
vol krummer fhmwarzer Flecken, welche aber viel größer als beym
Huchen find, und wie Eapitalfchrift ausſehen. R. 15. Sch. 19.
©t. 135. Br. 18. Er ift bey weitem nicht fo häufig, wird im
May gefangen, und bat daher den Namen; fein Fleifch ift eben»
falls ſehr ſchmackhaft und gefhäht. Bloch fagt, er habe den»
felben Fiih aus dem Meer, und zwar aus der Oftfee, erhalten,
und er ſcheint ed auch zu ſeyn, den er abgebildet. Wird dafelbft
6—8 Pfund fchmwer., Blo ch, D. F. II. 157. T. 103.
2. Die eigentlihen Forellen (Trutta) zerfallen in
folgende Arten:
a. Urt. Die Lachsforelle (Sal. trutta), Truite sau-
monde, em
fol diejenige genannt werden, weldhe an Eng: und S$rland,
an Norddeutfchland und Frankreich aus dem Meer in die Flüffe
zu laichen ziebt.
Sie hat fehmarze, runde Augenfleden in hellem Feld; einfach
ſchwarze auf dem Kiemendeckel und den beiden Rüdenfloffen; in
der Steißfloffe 14 Strahlen; die Kiefer ‚gleich lang, 12 Kiemens
ſtrahlen.
Dieſer Fiſch ſteigt, wie der Lachs, aus der Oſt- und Nord—
ſee in die Ströme und ihre Nebenflüſſe, aber etwas ſpäter, ſelten
vor dem May, laicht erſt im November und December, über—
wintert darinn, und geht erſt nach dem Aufthauen wieder ins
Meer zurück. Das Fleiſch iſt ebenfalls roth und ſchmackhaft
vor der Laichzeit, ſchlecht bey den zurückgehenden. Er hält in
der Größe die Mitte zwiſchen dem Lachs und der Bachforelle,
wird aber gewöhnlich 12 —2 Schuh lang und 5 Pfund ſchwer,
342 P
bisweilen 8—10, Er bat ein meichliched Leben, fteht bald
ab, und leuchtet nach dem Tode, befonderd der ſchleimige Kopf,
nicht aber das Fleifh. Ben Hamburg in der Elbe und in der
Dder werden fhon im May gefangen, die meiften aber zmifchen
Michaelid und Weihnachten. Wo ſie häufig find, wie in Schott>
land, merden fie eingefalgen und verfandt. Bloch, D. F. J.
443. T. 21.
Es ift wahrfcheinlich diefelbe Forelle, welhe Aufoniuß in
feiner Mofel, Vers 128, befingt *):,
Mittelgefchöpf von doppelter Art, aus Feiner und beider,
Noch nicht Salm, und Forelle nicht mehr, zweydeutiges
Weſen,
Du auch Lachsforell, im mittlern Alter gefangen.
Böcking.
b. Urt. Sees oder Grundforelle (Sal. lacustris)
fol die große Forelle in den Landfeen beißen,
Sie wird faft fo groß ald der Lachs, gewöhnlich 2 Schub
lang und 8 Pfund ſchwer; ed gibt aber von 25 und 30, und
manchmal fogar noch fhwerere. Sie wurde felbft für eine Abart
des Lachfed gehalten; ift filberglängend, oben ſchwärzlichblau,
über und bisweilen unter der Seitenlinie, befonderd gegen den
Schwanz, längliche, zerftreute, ſchwärzliche und unregelmäßige
Sleden in einem beflern Feld, darunter röthliche Dupfen; Rüden»
und Steißfloffe fehmarz gedüpfelt, 10 und 11 Strahlen; die Kies
fer gleich, zur Laichzeit aber verlängert fich der Me in
einen Hafen, faft wie beym Lach.
Diefer Fifh Fommt in den meiften Seen ber Schmeiz
vor, bauptfählich im Bodenſee, mo er Grundfohre heißt.
Während des Winterd halten fie fich in der Tiefe des Boden»
feed auf, geben nad dem Aufthauen des Eifed Yangfam ben
Rhein hinauf, und beißen dafelbft Rhein-Anken (Anker von
Anchorago), und werden dafelbft im Juny am merken gefangen,
*) Teque inter species geminas, neutrumgue. et utrumque
Qui necdum Salmo, nec jam Salar, ambiguusque
Amborum medio Fario intercepte sub aevo.
843
kommen bid nad) Chur,’ geben auch in die SU bey Feldkirch im
Vorarlbergiſchen, und heißen dafeldft Ill-Anken. Sie brauden
zu ihrer größten Reife von 42 Meilen 5—4 Monate, laichen
indeffen erft im September auf Fiefigem Grund im flärfften
Strom, Fehren dann im November wieder in den See zurüd,
und zwar mit dem Kopf gegen den Strom, fo daß fie fich nur
langſam beruntertreiben laſſen, wobey fie die Schwanzfloffe oft
anftoßen und zerfetzen. Es fiheint Daher, daß fie nur zurückgehen,
weil fie nach dem Laschen nicht mehr Kraft genug baden, fich im
Strome zu halten; dafür fpricht auch, daß fie meiftens fterben,
wenn fie zu fehnell im Bodenfee ankommen, was man blog dem
plöplichen Uebergang aus dem Flußwaſſer in das Seewaffer zus
fhreiben wollte. Im Rhein werden oft an einem einzigen Dorf
mehr als 1000 Stüde gefangen; während des Winters im Bo⸗
denſee viel weniger, befonderd mit der Angel und dem Zuggarn.
Das röthliche Fleiſch wird dur das Kochen goldgelb, iſt ſehr
ſchmackhaft und geſund, beſſer von größern; das Pfund koſtet
20—36 Kreuzer. Ein zwanzigpfündiger hat um die Eingeweide
oft 1 Pfund Fett, welches audgefhmolzen und als Brennöl ges
braucht wird. An der Mündung ded Rhein in den. Bodenfee-
macht. man von beiden Ufern herein aus Weiden geflochtene
Wände, welche Fachten beißen, und läßt in der Mitte eine Deffs
nung von wenigen Schuhen, wo alle durch müffen, und in vor>
gefesten Neufen gefangen werden. Höher hinauf in den Neben»
flüffen, wo das Waller feichter ift, werden fie gefchoffen; ber
Hecht folgt gewöhnlich diefen Zügen, und wird mit gefangen.
Sie wachſen fehr ſchnell; im erften Jahr 6 Zoll, im vierten 15
und 1Pfund ſchwer; dann fangen fie ſchon an zu laihen; im
fehöten 8 Pfund, und endlich werden fie der größte Fiſch im
Bodenfee, weil der Weld dafelbit nicht mehr vorfommt. Faft
jährlich werden welche von 25—30 Pfund gefangen; vor 40 Jah⸗
sen einer von 48 Pfund. Sie freffen in der Jugend Gemürm
und Roogen, im Bodenfee vorzüglih Gangfifche und Laugeln.
Sie finden fih auch im Züricher- und Viermaldftädterfee, und
daichen befonderd in der Ya in Unterwalden, wo fie Aamaffers
Föhren heißen, Auch im Genfer und Langenſee follen fie vors
fommen. Im Züricherfee iſt diefe Forelle filberglängend mit
-
544
fhmarzen, runden Dupfen, gemöhnlih 6 Pfund ſchwer, bisweilen
20. Sie hält fih in der Tiefe, und wird das ganze Jahr im
Garn und mit der Setzſchnur, woran viele Angeln mit Fifchen
find, gefangen, Es fommen gewöhnlich etwa 20 Stüd auf den
Markt, das Pfund Poftet *, Gulden; im November dagegen
werden fie korbvollweis aus der. obern Lorze, welche den Aegeri—
fee mit dem Zugerfee verbindet, auf den Markt gebracht. Wart—
mann in Blochs D. $. IL ©. 180. Meidinger II.
Taf. 21. ©. 2%. Hartmann helvet. Ichth. 1827. Nens
ning 16. |
Es gibt im Bodenfee eine Spielart davon, welche Schmebs
forelle oder Brachtelein heißt, und für die Lachöforelle (S.
trutta) gebalten wurde; fie ift im Sommer filberfarben mit weniger
fhwarzen Dupfen, im Spätjahr fhwarzgrau mit bellern Flecken,
und der Milchner befommt nie einen bafenförmigen Unterkiefer;
fie geben auch nicht in die Flüffe, um zu laichen, fondern thun das
in der Tiefe ded Sees im November und December. Sie wird
gemöhnlih 10 Pfund ſchwer, felten 20. Man bat ihren Magen
ganz voll Käfer gefunden; fie frißt aber auch Fifche und felbft
Sröfhe und Kröten. Man erzählt daber von ihr folgenden Vor—
fol: Der Kaifer Rudolph von Habsburg war einft zu Lindau,
und freute ſich ſehr auf-dıefen Fiſch. Er wollte aber immer nicht
auf den Tifh kommen; endlich ließ er den Koch rufen, um ihn
tiber das lange Zaudern zu befragen. Diefer erzählte dann mit
viel Ekel, daß er eine Kröte in dem Schlunde ded Fifched ges
funden und denfeiben daber bey Seite gefest habe. Darauf
fiel Rudolph ein: „richte ihn nichts deftomeniger zu; die Kröte
war feine Speife, und der Fifch fol meine und meiner Freunde
Speife werden. Da diefe Forellen während der Raichzeit nicht
auf dem Grunde bleiben, fondern fich höher halten oder fh mes
ben; fo bezeichnet wahrfcheinlich ihr Name nur diefen Zuftand.
Marfili bildet (TV. ©. 79. T. 27.) einen Fiſch mit Hiero»
glupben-Schrift ab, melden er Lachs nennt und von dem er
fagt, daß er von den Fifhhändlern aus den Seen von Ober»
Defterreih in die Donau gebraht würde, aber deren Waffer
kaum ein halbes Jahr vertragen fünne; er gleiche der fihmarzen
Forelle, fey aber oben braun, an den Seiten aſchgrau und ſilber⸗
345
glänzend, babe nur ſchwarze Fleden ohne eine beftimmte Geftalt;
das Fleifh fen aud vor dem Kochen roth und fchmede beffer
als das der Forelle; er werde endlich in Teichen, mit Ellerügen,
Grundeln und Eingemweiden genährt, 20 Pfund fehwer, und laiche
um Weihnachten. Da diefer Fifh dad Donaumalfer nicht ver:
trägt und mithin nicht ind Meer gebt, fo kann er nicht wohl
etmad andered ald die Seeforelle feyn.
ec. Art. Die Bachforelle (S. fario), Truite; Trotta;
Trout,
ift die kleinſte Gattung, hält ſich in allen klaren ans
ſchnellfließenden Gebirgsbächen von ganz Europa auf, und gehört
zu den bäufigften und gefhäßteften Fiſchen. Iſt gewöhnlich
fpannelang und 10 Loth ſchwer, 11. Zol did; der Rüden meift
dunkelolivengrün mit fhwärzlichen Sleden, ohne Einfaffung, die
Seiten grünlichgelb, und unter der Seitenlinie goldglängend; mit
vielen rothen Dupfen in hellem Felde; der Bauch gemöhnlich
weiß, die untern Floſſen hochgelb, die Rüdenfloffe grau mit gel:
bem Rand, gewöhnlid auch ſchwarz und roth gedüpfelt; in der
Steißfloffe 11 Strahlen. K. 10. Br. 10—12. B. 8—10, R. 14.
Der Kopf verbältnigmäßig groß; dad Maul voll Zähne, im
Gaumen jederfeit8 3 Reihen, auf der Zunge 6—8 einzelne Zähne;
der Augenftern bat einen rothen, dann weißen und einen fchwarzen
Ring.
Es iſt offenbar die ſchönſte Forelle, melde, wenn dad
Goldgelb vorberrfcht, Goldforele genannt wird; herrſcht das
Silber vor, Silber: oder Weißforele. Daber muß man fih um
fo mehr wundern, daß Ariftoteled und Plinius nicht8 von
ihr wiſſen. Erſt Aufoniud befingt fie im fünften Jahrhundert
in feiner Mofel, B. 88. ®):
Dann die Forellen den Rüden befprengt mit purpurnen
Sternchen.
Böcking.
Ihre Färbung ändert ſehr nach dem Waſſer ab, und viele
Fiſcher behaupten, daß ſie darnach beſtimmen könnten, aus welcher
») Purpureisque Salar stellatus tergora guttis.
346
Gegend diefe Fifhe wären. Ye reiner das Waffer, deflo Iebs
bafter die Farben. Sie ſchwimmen fehr ſchnell, und Springen
nöthigenfall8 5—6 Schuh über Hinderniffe weg. Sie Ieben von
Snfectenlarven, Schneden, Mufcheln, Fifhbrut, und fehnappen
auch nach Haften und Waffermotten. Die Laichzeit fallt in den
Dctober und November, wo fie feichte, Eiefige Stellen auffuchen.
Sn erſten Jahr follen fie 6 Loth ſchwer werden; fie werden
leiht 1 Schub lang und */, Pfund ſchwer, biömweilen 2—3 Pfund.
Die Roogner find etwas fürzer, dicker und heller, die Milchner
dagegen fchlanfer und dunkler. Sie ſtehen häufig mit dem Kopf
gegen den Strom, und Yafjen fi forttreiben; find aber fehr
fheu, und fliehen augenblidlih, wenn fie jemanden bemerken,
unter die auögehöhlten Ufer. Sie werden mit Neben, Reufen
und der Angel gefangen; in die Neufen bringt man ſtark riechenden
Köder aud Bibergeil und Campher; an die Angeln thut man
Kreböfleifh, auch NRegenwärmer, Blutegel und Kügelchen aus
faulem Weidenholz mit Fett, Honig und Kampfer; die Engländer
machen fünftliche Infecten aus Seide und Roßhaar, halten dies
felben bloß über das Waffer, weil die Forellen darnach fpringen.
Leichter befommt man fie bey Fadelfchein; zur Laichzeit find
fie fo dumm, daß fie fih mit Händen greifen laſſen; dann
fhmeden fie aber auch fchlecht.
Der Forellenfang war in manchen Ländern ein Regal, Der
Markgraf Carl v. Brandenburg hatte ihn bey Karrenftirafe
und Landesverweiſung werboten; im Kurfürftenthum Sachſen
ftand Veſtungsſtrafe darauf; in einigen andern Provinzen war er
bey Abhauen der Hand verboten, im Königreih Congo im
beißen Africa bey Todeöftrafe. Gewöhnlich wird er gefotten mit
Del und Effig oder Eitronenfäure gegeffen ; ift aber auch ge>
braten eine L2ederfpeife. Er ift Leicht zu verdauen, und wird das
ber auch Fränklichen Perfonen erlaubt. Sie haben einen ftarfen
Zeind an der Fifchotter, der Wafferratte; die Jungen biömeilen
an der Aefche und dem Aland, auch an der Wafferamfel. Bey
Bafel heißen fie Amelen, wahrfcheinlich von anmalen wegen der‘
fhönen Flecken; vielleiht Fommt auch das bayerifche Amaul das
ber, welchen Namen der Sander führt, Die Zifher fagen zum
347
Scherze: die Forelle ift ein Förfter. Die Wald» oder Stein»
forelle ıft nicht verfchieden,
Wegen der Vortreflichfeit dieſes Fiſches hat man, heſonders
im nördlichen Deutfchland eigene Forellenteihe angelegt. Sie
müffen 7—10 Schuh tief feyn, Schatten haben, cinen kieſigen
Boden, Grundquellen oder einen frifhen Bach. Man fept zu
ihnen Fleine Fiſche, oder wenigſtens foldhe, die nicht rauben, mie
Flußgrundeln, Schmerlen, Ellerützen, Häslinge und Alande;
man kann fie jedoch auch mit zerfchnittener Leber und mit Kuchen
aus gefchrotener Gerfte und Rindsblut füttern. Im ‚Winter
muß der Teich anfgeeidt werden. Bloch, D. 5. I. 148, T. 22,
23. ®eöner 1203. Fig. Trutta fluyiatilis. Marfili IV. 77.
T. 26. 8.1. Skelett, Meyers Thiere J. T. 44. i
Sin Canton Appenzell aibt e8 in der Nähe des Säntis einen
3,052 Schuh hoc gelegenen See, welcher Seealper-See beißt, und
eine halbe Stunde lang und 8 Klafter tief if. Darinn finden
fi) die fogenannten Alpforelen mit ſchwarzen, weißen und rothen
Dupfen beſäet, ohne belle Felder; die Schwanzfloſſe ziemlich
gerad. In der Steißflojfe 41, in der Bauchflofe 6 Strahlen.
B. 14. Sch. 40. R. 14. Sie ift eine der fhönften und ſchmack⸗
bafteften Alpenforellen, deren Farben ind Unendliche fpielen. Die
gewöhnliche Größe ift 14 Zoll, die Höhe 25 e8 gibt aber viel
größere, und zwar von 1—11 Pfund; die Kiefer find gleich lang,
oben mit 48, unten mit 26 Frummen Zähnen, und außerdem
fleinere reihenmeife im Gaumen; der Augenring filberweiß. Der
Kopf grünlih, mit braunen Dupfen auf dem Dedel rd Gold»
ſtriche dazwiſchen; die 10 Kiemenftrablen und Unterfiefer filber-
glänzend, Der Rüden auch grünli mit braunen, edigen
Fleden und dazmifchen ‚gold= und filberglängende, fo mie carmins
rothe Dupfen; auf der Seitenlinie von den letztern 8—.10 größere
in beflimmten Abftänden; darunter find die Seiten ſilbergrau;
der Bauchrand gelblich; die untern Floſſen gelblichroth; die graue
NRücenfloffe hat ſchwarze Sleden, in der gelblichen Fettfloffe 3
rothe; am Vorderdedel Feine vertieften Puncte, Sie laichen im
November, und werden den Sommer über gefangen, mit Neben
und Angeln. Ihr Fleiſch iſt umgemein zart und fchmadhaft,
fommt aber nur in die beften Küchen, und wird durch das Kochen
348
gelblichroth. Wartmann Berl. Schr. IV. 1783. ©. 69, Man
bat diejen Fiſch für die lappländiſche Alpforele gehalten; jet
aber nennt ihn Euvier die gedüpfelte Forelle (Salmo puncta-
tus). Iſt vermuthlich auch der Fifh in den Seen der füdlichen
Alpen, welchen die Staliäner Carpione nennen.
Sc babe den Seealper: See felbft befucht. Er ift Feine
Viertelſtunde lang und nicht halb fo breit, alfo nur ein Wei:
ber, in melchen ohne Zmeifel die Forellen aus dem Schwen—
denbach verfest worden find. Diefer Bach ift nehmlich fein
Ausfluf, der zween Wafferfäle von mehr ald 100 Schub
bildet, über melche binaufzufommen es feinem Menſchen, ges
ſchweige einem Fifhe, möglih if. Dieſer Schmwendenbad
- enthält die gewöhnlichen Bachforellen, wovon die im See wirk—
lih durch nichts verfchieden find, als durch eine dunklere
Rücenfarbe, welche in den Fifhbehältern noch zunimmt, und
durch größere rothe Dupfen in hellem Feld. Sie werden in
Stellnegen gefangen und fpannelang, */, Pfund ſchwer in das
benahbarte Weißbad geliefert, wo immer einige Hundert aufbe>
wahrt werden. Biömeilen werden 15 Pfund ſchwere gefangen,
melde 3 Schuh und mehr lang feyn follen. Die vielen zierlichen
und metallifch ſchimmernden Fleden babe ich nicht gefehen.
Surine bält die Grunde und Bachforele im Genferfee , fo
mie auch die fogenannte Lachsforelle, die gedipfelte oder die
Alpenforelle, und auch den Carpione der lombardifchen Seen
für einerley. Was die ded Genferſees betrifft, fo fagt er, fie
wären weder ducch die Färbung, noch die Fleden, no durch die
Schwanzfloſſe, noch dad Fleifh, noch die Kiefer von einander
verfhieden. Es gibt faft ganz fehwarze, braune und faft farblofe;
die meiften find violett mit Kupferglanz. Diefe. Färbung Liegt
nicht in den feinen Schuppen fondern in der Schleimhaut.
Sauffure erzähle, daß in dem Fleinen See auf dem
St. Gotthard, welcher 5,340 Schuh über dem Meere liegt, es
weiße und fchwarze Lachöforellen gebe, alle mit rothem Fleifche.
Die kleinen, blaffen Forellen im Genferfee befommen rotbe.
Düpfel, wann fie in gemwiffe Seitenbäche geben, indeffen werden fie
in andern ganz ſchwarz, und bleiben in andern weiß; ja diefe
Beränderungen ereignen fich felbft im Fifchtrog der Nachen;
349
dreypfündige befommen fogleich braune Dupfen, ganz große wer—
den auf einer Seite braun, während fie auf der andern ſich nicht
verändern; manchmal befommen‘ fie 3—4 dunkle Querbänder
über den Rüden, welche wieder verſchwinden, fobald man bie
Fifche in frifchered Waffer fept. Es gibt Bachforellen mit Fleinen,
blaßrothen Dupfen in einem weißlichen Kreiß, andere mit größern,
einnoberrotben Fleden in fchmarzem Kreis; andere, mo diefed
Roth fehmarz gediipfelt ift. Zwanzig Loth ſchwere Forellen aus
dem Alpenfee, unter dem Stockhorn, waren noch verfchiedener
gezeichnet; die Fleden violett, mit braunen Düpfeln getigert;
ebenfo mandhfaltig ift die Färbung der gelblichgrünen Bachforellen.
Es gibt Seeforellen mit faft ganz ſchwarzen Fleden, andere mit
ohergelben ohne Ring, andere mit ſchwarzen Hieroginphenzeichen,
andere ohne alle Flecken, felbft auf der Ruͤckenfloſſe. Ein Milch—
ner von 3 Pfund im December, der fchon feinen Hafen befam,
war über und über ſchwarz gedupft, und hatte an einer
Seite des Kopfes 65 folher Flecken. Die Schwanzfloffe ıft bey
allen nur in der Jugend mondförmig, im Alter aber abgeftugt.
Was das Fleifch betrifft, fo Fann man oft auf einer Platte rothes,
gelbes, blaſſes und milchweißes neben einander ſeben; und felbft
die Fiſcher find nicht im Stande, Außerlich die Lachsforellen von
den andern zu umterfcheiden. Der verfiorbene Großherzog, Carl
Auguft von Weimar, babe ihm gefchrieben, daß Bachforellen mit
mweißem Fleiſch rothes befämen, wenn fie nur einige Wochen in
dem Schloßgraben von Kothberg gehalten würden; Prof. Döbe—
reiner .von Sena babe das Waffer unterfucht und es ärmer an
Sauerfloffgaß gefunden,
Die Serforellen von einem Pfund mahfen in einem Jahr
um . ihred Gewichts; von 3 Pfund um 1/; größer um 1 Pfund;
um wie viel aber 10pfündige zunehmen, weiß man nicht. Es
fol vor Zeiten gegeben haben von 60 Pfund, jetzt aber höch—
fiend von 32. Wenn fie 20 Pfund wägen, fo find fie 40 Zoll
lang. Dan fann fie lang erhalten und mit Fifchen füttern, von
denen fie faft fo große verfhlingen als fie felbft find. Im April
find fie wenig gefärbt, aber fett und fehr ſchmackhaft; dann
fteigen fie die Rhone hinunter, und laichen im Juny und July,
daher mug man einige Schleußen am Reden 6 Monate Yang
350
offen laſſen. Sie wühlen, wie die Lachfe, den Kies auf, wodurch
wunde, roeiße Sleden entflehen, wohin. fie ihre Eyer legen, und
dann Ende Dectoberd ganz mager wieder in den See zurüdgeben,
wobey fie häufig in Neufen gefangen werden, des Jahrs gegen
800 oder 5,000 Pfund. Andere fleigen in die benachbarten Bäche,
und viele vom März an bis zum October ind Wallis, wo man
fie ebenfalls häufig fängt, befonderd an den Rechen. Es gibt
noch Forellen in dem See ded Eenisbergd in Savoyen 982 Klafter
bo, im Luzendroſee am Gotthard 4,062 Klafter hoch. Im See
des großen Bernhards, 1,250 Klafter hoch, gedeihen Peine Fiſche
mehr; man bat vergeblih Forellen eingefest. Im Genferfee
fängt man im October, November und December je gegen 200
Sorelen, in den andern Monaten nur einzelne, ©. 158. T. 4.
Eine grofie Forelle unter dem Namen S. trutta, Truite, mit
Hieroginplbenfchrift und runden Fleden an den Seiten des Kopfes,
wie der Lachs von Marfili X. 27. Er fagt von ihr, der, Ober>
Tiefer fey etwas Jänger, und die Männden befämen am Unters
Fiefer einen. Haken, welcher, wie beym Lach, in eine Grube. des
Oberkiefers paßt; in der Geitenlinie 120—126 Schuppen. Kies
menftrablen 10—A11. R. 13. St. 11. Sc. 26. Br, 13, B. %
3. Die Sälblinge (Salvelini).
a. Art. Den Namen Sälbling (S. salvelinus)
muß derjenige Fiſch behalten, welcher im den Gebirgäfren
von. Bayern und Dber- Dzfterreih, im füdlichen Donaugebiet,
wirklich Gälbling oder Geibling heißt. Er unterfcheidet ſich von
allen. Sorellenarten dadurch, daß der erſte und ſtarke Strahl in
der rothen Bauche und Afterfloffe weiß iftz der Oberkiefer ſteht
‚etwas mweniged vor; die Schwanzfloffe ift etwas ausgeſchweift;
die Seiten ſind voll gelblichrother runder Flecken in blaſſerem
Feld. Die Grundfarbe iſt oben braun, an den Seiten weiß,
unten hochgelb, die Backen, der Kiemendeckel und der Augenring
ſilberglaͤnzend. Die Milchner find lebhafter gefärbt, beſonders
nach unten. In höhern Gebirgsſeen verbreitet ſich dad ſchöne
Gelb faſt über den ganzen Leib, und dann heißt der Fiſch in den
Seen des ſüdlichen Tyrols Salmarin (S. salmarinus), woraus
ohne Zweifel dad Wort Salvelin verdorben iſt.
Sie finden ſich vorzüglich in den Seen. des oberoͤſter⸗
351
reichiihen Salzfammergutd, namentlih im Traun:, Mon⸗,
Zambadher: und Au-See; ferner im Bartholomäusſee in Berch>
tedgaden. Er wird 1 Schub lang, 2 Pfund ſchwer, bis⸗
meilen 6 und fogar 10; laicht vom October bid zum Jänner,
wird, zum Theil auch megen feiner Seltenheit, ſehr body
gefhägt, und kommt auf die beften Tafeln fowohl gekocht
ald gebraten. Er wird auch geräuchert und verſandt. Der—
jenige Sifh, welden Bloch, D. F. IH. ©, 149. Taf. 99, ab:
gebildet hat, wurde ihm von Schiffermüller, alfo von Defter-
reich. felbft, zugefhiet, und ftelt mithin wirklich den Achten Sälb- .
ling vor.
Am Bartholomäusſee wird diefer Fifh bloß _gefotten ben
vielen Reifenden, welche ded Sommers den wilden See befuchen,
unter dem Namen Schwarzreuterlein, ald ein Lederbiffen und als
eine Eigenthümlichkeit de8 Sees aufgeftelt. "Schrank bat ihn
ausführlich ‚befhrieben, Die Milchner find größer und ſchöner
gefärbt, und die Fifcher können fie fogleich unterfcheiden. Er ift
4 Schub lang, 1300 7 Linien hoch. K. 11. R. 12. Sch; 20.
St. 11. Br. 414. B.8. Augenring gelb, Kopf und Rüden ſammt
beiten Floſſen ſchwärzlich; der Rüden. neben der Seitenlinie mit
weißlichen Dupfen von der Größe, eined Hirfenfornd befäet, größer
und hochgelber gegen die Geitenlinie; unter derfelben verwandelt
ſich die fhwärzlihe Farbe in helles Gelbroth, und bekommt zer:
fireute, wie verwifchte, ‚aber fatt gelbrgtbe Flecken; der Bauch
weißlich, mit einem angenehmen Blaßroth überzogen; ebenfo ale
untern Floffen, deren erſter Strahl jedoch auffallend milchweiß
iftz auch die Kiemenftrahlen find weiß, mit ſchwarzen Dupfen.
Die Seitenlinie läuft ziemlich gerad; die Schuppen find unge-
mein Elein, wie bey den Bachſorellen; die 3 erften Strahlen der
Rückenfloſſe find einfach; an jeder Bauchfloffe ift der innere
Strahl frey. Beide Kiefer find ringsum mit Frummen, feinen
Zähnen beſetzt; ebenſo der Gaumen, wo fie aber nod) dichter
fteben; auf der Zunge 2 Reiben, weit aus einander; in einer
Reihe 7, in. der andern nur 4. Hinter dieſen 2 Reiben folgen
noch zwey dicht beyfammen und ‚viel Eleiner. Auf dem Rande
bed Borderdedeld find 7 eingegrabene Puncte in: einer Frummen
Zinie, und etwas weiter bahinter 3. andere. Der Roogner iſt
352
etwas Heiner, an den Seiten und-unten faft gang weiß, in der N
Seitenlinie blaßgelbe Dupfenz die Floſſen ſehr blaßroth, aber
der erfte Strahl ebenfalls weiß. So im December, wo die Eyer
ausgebildet waren, und daher wahrfcheinlich im Janner und Hors
nung gelegt werden; die Kiefer find ziemlich gleih. Er findet
fih auch im Tegerne, Walchen: und Würm:See. (Berl. Schr.
II. 1787. 297.)
Marfilr bildet den Sälbling auß dein Aufee, mo er zwey
Pfund ſchwer, ab, ©. 82. T. 28; aus dem Monfee, mo er ſechs
Pfund ſchwer wird, T. 29. F. 15 aud dem Lambaderfee, mo er
nur 4 Loth ſchwer wird, 5. 2.
Willughby befchreibt, ©. 195, einen Fiſch unter dem Nas
men Salvelin, den er zu Pinz befommen, und den Linne für
den ächten Sälbling angenommen hat, etwas anderd, und fagt
nicht8 von den weißen Sloffenftrahlen. Dagegen gibt er diefe
(Taf. N. 1. Fig. 4.) einem Fiſch auß den Seen von Gropbrittans
nien, welcher in Wallid Tor-Goch (Nothbart), in Weftmooreland _
Red Charr beißt, und den er für Gesners Röthele (©. 1212.) |
halt. Später hat ihn Linne für einerley gehalten mit der Als
penforelle (Salmo alpinus) in Zappland. Pennant ift ders
felben Meynung, ©. 305. T. 60. Jetzt glaubt man, daß diefer
Fiſch unfer Sälbling fey. 9. Davy nennt denfelben dei Aus
feed, des Gründelfeed in der Gteyermarf und des Geed bey
Naſſareuth in Tyrol, ohne weiter Char, fo wie in Irland; fie
freffen Waſſerſchnecken und ſchnappen nach Fliegen. R. 11.
Sch. 20. St. 10. Br, 14. B. 9. Salmonia 79. 302.
Was die Rothforelle betrifft, welche in den Schweizerfeen,
namentlich im Bodenſee, Züricher, Wallenftädter, Zuger, Aegeri
und Vierwaldftädter See dad Röthele oder Röthelein beißt,
im Neuenburger Bondelle, im ®ieler Ronson; fo ift fie,
nah Hartmann (Alpina I. 1806. p. 87.), ebenfall® nichts an»
ders als der Sälbling. Die Kiemenhaut bat 10—12 Strahlen.
Br. 1214. 8. 8-9. St. M—12. R. 12—14. Sch. 20—24.
Die untern Sloffen find rotb, der erfte Strahl der Bauch» und
Steißfloſſe weiß; beide Rüdenfloffen und die etwas gabelförmige
Schwanzfloſſe braun; "der Dberkiefer etwas länger, beide mit
Fleinen, fpigigen Zähnen bededt, im Gaumen und auf der Zunge
353
2 Reiben; der Augenring filberfarben. Im Winter ift der Rüden
von. der Stirn an ſchwarzbraun ins Dlivengsüne, an den Seiten
bellee ins Bläulihe, mit hochgelben Flecken in mweißlichen Fels
dern; der Bauch ſchön hochgelb, im Sommer weiß und der
Rüden bellerz; die Seitenlinie gerad. Im Bodenſee ift- der
Rüden, fo wie die obern Floffen der jüngern, blaßgrau, ſchwach
ind Hochgelbe, die Seiten bellgelb, der Bauch weiß, fo wie die
untern Floſſen; bey größern ift der Rüden nebft allen Floffen
auch bochgelb, der Bauch dagegen bleibt meiß.
Sie laihen im vierten Jahr, wo fie %/, Pfund fchmer
find, in der größten Tiefe 2 Monate lange, vom Ende des
Septemberd an, im Züricherfee 14 Tage fpäter, im Zuger:
fee erft im November; im fechöten Jahr find fie fpannes
lang, mägen . Pfund und werden felten “größer; doch hat
man auch fehon zmweppfündige gefunden. Sie Ieben von Fifchs
brut, befonderd von Heuerlingen. Sie find im Zuger und
Hegerifee am häufigften, und halten fih ded Sommers 10—15
Klafter tief, ded Winterd mehr ald 100 Klafter in der Nähe des
Rigiberges, von mo fie lebendig mehrere Stunden meit verführt
werden. Man fängt fie vom Spätjahr bi8 zum Frübjabr mit
Nepen und Angeln; von Oſtern bi8 Gallustag war der Fang
verboten. Ihr Fleiſch ift zart und fett, und wird ſehr hoch ge»
fhäpt, laßt fih aber nicht lange halten; die im Zuger und
Aegerifee find am meiften berühmt. Im Jahr 1316 verpflichteten
fih die Fifcher von Aegeri, gegen eine Schenfung an den Erzs
berzog Leopold von Defterreich, jährlih 400 Stück Röthel
(Pisces rufos) zu liefern; bid vor 30 Jahren Iieferten fie alle
6 Jahr 180 nach Züri, um dafelbft zolfrey Faufen zu können.
Der Zugerfee war unter Kaifer Rudolph für jährlich) 6,000
Röthel verpachtet. Hartmann helv. Ichth. 123.7 Gedner
14212. Trutta, Umbla minor.
Im Züriher, Zuger und Aegerifee ift dad Nötbelein ganz
blaß goldgelb vom Bauch bis auf den Rüden, wie e8 die Bach»
forellen unten zu ſeyn pflegen, oben jedoch etwas dunkler, an den
Seiten mit vielen ſchwachen, röthlichen Sleden, die Zloffen gelb.
Seine gewöhnliche Größe iſt nur 3—4 Zoll, biömeilen 7, und
4 Pfund ſchwer. Im Züricherfee gibt: e8 nicht viele; fie halten
Okens allg. Naturg. VI. 23
354
fih in ber größten Tiefe auf dem Boden -auf, 10-12 Klafter
tief, und merden des Sommerd mit leeren Angeln, von denen
gegen 1 Dupend mit fhmwarzen Roßhaaren an einen ebenfall
aus einzelnen Roßhaaren beftehenden Faden gebunden find, welcher
unten eine halbe Bleykugel bat und bis auf den Boden reicht.
Diefe Angelfchnur ohne Gerte heißt die Nichte. Es werden damit
nur wenige, und diefe bloß zur Beluftigung gefangen; im Winter
dagegen im Forellengarn, und dann kommen fie auf den Markt,
aber dennoch gewöhnlich nicht mehr ald 5—6 Stück. Gie find
daher wenig befannt, obſchon fie der feinfte Fiſch ded Sees find.
Sie werden wie die Forellen gekocht, und in einer weißen Brühe
gegeffen. — In der Geflalt, der Feinheit der Schuppen und des
Sleifched fleben fie dem Ritter am nächften.
b. Art. Der fogenannte Ritter (S. umbla), Ombre
chevalier,
ift vorzüglich im Genferſee als der zartefie Fifch berühmt;
er findet fi aber auch im VBierwaldftädterfee unter dem Namen
Rotte und Rothförne, im Neuenburger und Bielerfee unter dem
Namen Roth, im Murtenfee unter dem Namen Aınpelein, ge>
wöhnlid) 5—7 Pfund ſchwer, es fol aber auch fihmwerere geben,
die mehrere Schub lang werden. ı Man fängt fie dad ganze Jahr,
mehr aber im Sommer, mit Angeln. Sie laichen im December,
wachſen ſehr langſam und balten fi in der Tiefe. Der Rücken
iſt grünlich mit verblüchenen Fleden, Seiten und Bauch gold:
fhimmernd, die Floffen gelblich, die Schwanzfloffe etwas ga>
belförmig, der Augenring filberweiß, Seitenlinie gerad, der
Unterkiefer vetwad gebogen, die Schuppen fehr Flein und zart.
Dad weiße Fleifh wird durch Kochen roth. Br 15. B. 9.
St. 11. R. 11. Sch. 18. Bloch, D. F. TIL 154, Taf. 101.
Geöner 1201. Trutta, Umbla altera.
Jurine hält den Ritter, den Sälbling, den Salmarin, das
Röthelein und die Alpenforele für einen und denfelben Fiſch,
welcher nur durch den Aufenthalt, dad Waffer, die Nahrung und
die Jahreszeit verfchieden ausſehe. Die Seitenlinie des Nitterd bat
96 Schuppen, die Kiemenhaut 14 Strahlen. R. 13. Sch. 26.
St. 11. Br. 435. B. 9. Seine Geſtalt ift zierlicher ald die der
Forellen, weil der Kopf nicht fo gewölbt ifiz beide Kiefer gleich
355
lang, mit ‚einer Zahnreihe und zwey in dem Gaumen, davor
7 Zähne, geftelt wie ein V; jederfeitd auf der Zunge 6 Zähne.
Die Schuppen in der Seitenlinie flehen etwas von einander, und
feben daber wie eine Kette von weißen Ringeln aus. Der Rüden
grünlich, der Bauch bald weiß, bald roſenroth, bald hochgelb; die
Flecken, welche übrigens oft feblen, find von zweyerley Art, weiße
und gelblidye, manche mit einem röthlihen Düpfel, und mebrere
von einem ſchwachen Ring umgeben, aber nie fo deutlich wie bey
den Forellen. Es gibt bisweilen von 3 Pfund mit hochgelbem
Bauch, deren Dedel ganz ſchwarz ift, ald wenn er gefärbt wäre;
ja mandmal ift der ganze Kopf, felbft dad Maul und der Bauch
fhwarz, und die Floffen ganz gefhädt. Bey allen ift der
zweyte und dritte Strahl der Bruſt-, Bauch⸗, Steiß⸗ und der
unten Schwanzfloffe miichweiß, was man als Character für den‘
Sälbling allein aufgeftelt bat. Die Schwanzfloffe ift nur in der
Sugend ausgefhnitten, bey zehnpfündigen gerad abgeftugt.
Sie halten fih 10—11 Monate in der Tiefe, und erheben fich
nur im Jänner und Hornung ein wenig, um in den Kräutern auf
Felſen zu laichen; zu diefer Zeit werden die meiften im großen
Netz und mit der Angel, woran Fleine Fera oder Rotbaugen find,
gefangen. Sie geben nie in, die Rhone. Man behauptet, es
hätte vor Zeiten 25—30 Pfund ſchwere gegeben; jetzt haben die
größten 12 Pfund. Das fette und zarte Fleifch wird dem der
Sorellen vorgezogen; ed ift etwas röthlich, aber weniger ald daB
der Lachsforellen. Die Milchner befommen auch einen Hafen,
aber kleiner als die letztern. In Fifhbehältern werden fie ſchon
nad) 8 Tagen blind, indem fich die Glaslinſe verdunfelt; fie bal-
ten fih dann befländig auf dem Boden. ©, 179, T. 5, mit we>
nigen bellen Fleden nur auf dem Rüden, melde 5—4 von den
Heinen Schuppen einnehmen; Feine an den Seiten des Kopfs.
©. 179. Taf. 5.
4. Eupvier gibt dem Genferfee eine große Forelle von
40-50 Pfund (S. lemanus), von der Jurine nichtö weiß. Der
Grund ſey meißlih, Kopf und Rüden vol Heiner fchwarzer
Dupfen, dad Fleifh weiß. Er meynt wahrfcheinlich diejenige,
von der Gesner fagt, daß fie nad Lyon verfendet werde. Die
Kiefer find mehr zugefpigt, die Dedel filberglängend, unten ind
25 ©
356
Goldglängende; die Länge 2 Sup. Gesner 1201. Trutta,
-Salmo lemani.
I. Die Stinte (Osmerus)
baben ziemlich die Geftalt der Forellen, aber feine Fleden,
nur 8 Kiemenftrablen, auf jedem Gaumenbein 2 Zahnreiben, aber
nur einzelne Zähne auf dem Scharbein.
1. Art. Der gemeine Stint (Salmo eperlanus)
fiebt faft au8 wie der Stichling, wird kaum fingerdlang, bat
dünne, filberfarbene, leicht abfälige Schuppen, und ift fo durch»
fihtig, daß man dad Hirn, die Wirbelbeine und die Rippen ſieht;
der Rüden grau, die Seiten filberglängend, fpielen ſehr ſchön ind
Grüne und Blaue; der Bauch ind Röthliche; der gebogene Unter⸗
"Fiefer ragt etwas hervor; in der Gteißfloffe 17 Strahlen. So
angenehm der Eindruck ift,. den die fhimmernden Farben auf dad
Auge machen, fo mwidrig ift fein Geruch; daher er auch Stinf-
fifh beißt, worau8 der Name Stint wahrfcheinlich verdorben ift.
Er findet ſich vorzüglich im nördlichen Deutfhland und im ganzen
übrigen Norden in den Seen, wo er fich in der Tiefe aufhält,
und daher wenig gefangen wird, außer zur Qaichzeit nach dem
Eidgang, mo er in großen Schaaren in die Flüffe zieht und
dann in folder Menge gefangen wird, daß ganze Tonnen voll
auf die Märkte fommen und dafelbft in große Haufen auf eins
ander geworfen werden, wodurch ſie natürlich bald einen übeln
Geruch in alle Gaſſen verbreiten müſſen. Sie werden gefotten
und gebraten von allen Volksclaſſen gegeffen, aber nicht für ges
fund gehalten. Sie leben von Wafferlarven, und fterben in der
Zuft bald ab. Man febt fie in die Seen als Futter für die Sans
der. Südlich dem Thüringer Wald fommt er nicht vor. Den
Namen Eperlan fol er von feinem Perlglanz haben; derfelbe kommt
aber mahrfcheinlicher von Spierling oder Spier⸗Leng, wie er auch
beißt. In Schweden heißt er Nors. Blood, D. F. I 179%.
T. 28. 5. 2. Gesner 430. Fig. Eperlanus.
2. Art, Man unterfcheidet davon den Bet Meerftint
(S. eperlano-marinus),
welcher fpannelang wird und ht . Pfund ſchwer,
keinen ſo widerlichen Geruch hat, und ſich im Meer, beſonders
in der Nord⸗ und Oſtſee aufhält, im Winter an die Küſten
357.
fommt, im Frühjahr aber in großer Menge in die Mündungen
der Flüffe, befonderd der Elbe, um dafelbft zu laihen. In der
Nähe von Hamburg und in ganz Preußen wird er fodann häufig
gefangen, an der Luft getrocd'net, oder eingefalgen in Fäffer ges
padt und verfendet. Er fommt auf vornehme Tafeln, Er beißt
auch Spiering, in Schweden Slom, in England Smelt. Bloc,
D. F. I. 182. 8238. 5.1.
III. Die Eapeline (Mallotus).
1) Im ganzen Nordmeer von Europa bi8 America und bi8
Grönland hinauf, findet fich in großer Menge der zottige Salm
(S. villosus, groenlandicus),
ein Heiner aber ſebr nüglicher Fiſch, weil man ihn ald Kb»
der zum Stodfifchfang braucht. Er ift ſchlank, nur 5—7 Zoll
lang, bat Peine Schuppen, fehr große runde und nabe beyfams
menftebende Bruftfloffen, die Rücdenfloffe weit hinten, 6 Kiemens
firablen und nur ſchwache VBürftenzähne in Kiefern, Gaumen
und auf der Zunge; der Schwanz ift breiter ald der Bauch und
gabelig, der Rüden dunkelgrün, die Seiten und ‚der Bauch
filberfarben, mit vielen ſchwarzen Düpfeln, die Floffen grau mit
ſchwarzet Einfaffung. Die Milchner haben an den. Seiten ein
dunfelgrüned Band von langen, fpikigen Schuppen, welche das
Ausfeben von Haaren baben.
Seine eigentliche Verbreitung iſt zwifchen dem 6Aften und
z5ften Grad. Er ift befonderd häufig an Grönland, auf
Sinnmarken im Norden von Jsland, wo er Lodna heißt,
und an Neufundland, mo ihn die Stodfifhfänger Capelin
nennen Im Winter lebt er in der Tiefe, näbert fich aber vom
März bid zum Juny den Küften, um zwifchen dem Meergraß zu
laichen, oft in folder Menge, daß ganze Meeresftceden von den
Eyern gelb audfehen. Er wird dabey mit dem Zuggarn gerade»
zu an den Strand gezogen, an Grönland mit Nepen in kleine
Boote gefhöpft, welche bald damit angefüllt find. Geine jähr:
lihe Erfheinung an Grönland iſt den armen Einwohnern eine
beilbringende Erfheinung; denn er gehört zu ihrer wichtigſten
Nahrungdquelle, und ift, fo zu fagen, ihr tägliches Brod. Sie
trodnen ihn an der Luft und heben ihn ald Wintervorrath auf,
Sn Island wird er friſch gegeffen,. aber wegen feiner Kleinheit
358
und feines Üübeln Geruchs wenig geachtet; in Norwegen wird er
ganz verachtet. Die Cabeljaue ziehen ihm nach, und er ift daher
den Einwohnern eine angenehme Erfheinung; auch wird er von
den Dorfchen, Seehunden, Möven und Seefhmwalben verfolgt.
Während feiner Erfcheinung findet man im Magen der meiften
Raubfiſche nichtd ander8 als diefe Lodden. Fabricius F. gr.
pag. 177. Faber, Islands Fifhe 174. Bloch, A. 5. VII.
T. 381. 8. 1.
IV. Die Aeſchen (Thymallus)
unterfcheiden fih durch ein fehr Fleines Maul und feine
Zähne, die im Gaumen und auf der Zunge fehlen, find das
ber Feine Raubfifche. Ihre Schuppen find größer, meift ae
glänzend und ohne Flecken; Kiemenftrahlen 7 oder 8,
1) Die Aeſche (Salmo SER Ve Ombre; Temelo;
Grayling
wird gewoͤhnlich über 1 Schub lang und 1 Pfund ſchwer,
ziemlich zufammengedrüdt, mit großen, harren Schuppen bededt,
bläulih aſchgrau mit vielen dunfeln Längsſtreifen; die Rücken—
floffe fehbr hoch mit braunen oder röthlichen Dupfen in mehrern
Längsreihen; fie bat 5 "einfache und 17 verzmeigte Strahlen.
Findet fich ziemlih in allen Flüffen ven Europa, befonderd in
fchattigen Berggegenden, jedoh auch in den Niedrigungen von
Norddeutfehland und im curifhen Haff. Iſt weniger häufig ald
die Forelle, Iebt von Schneden, Wafferinfecten und Noogen, bes
fonders von der Forelle und dem Lachs, dem fie gemöhnlich folgt.
Sie wächst fehr fehnell, beißt, in der Schweiz im erſten Jahr
Gräsling, in Defterreih Sprenzling; im zweyten Knäſb⸗
lein oder Iſer, in Oeſterreich Mayling und Viertiger—
fiſch, und iſt dann 7 Zoll lang; im vierten Aeſche, mißt dann
14 Zoll, wiegt 1 Pfund, und fängt an zu laichen und zwar im
März. Sie erreicht felten ein Gewicht von 3 Pfund. Sie iſt
fehr ſchnell, und daher ſchwer zu fangen, fol auch nicht unter
7 Zoll genommen werden; Täßt fi auch nicht Yang halten und
nicht in Teiche verfepen, Ihr Fleiſch ift derb, weiß, ſchmackhaft
und leicht zu verbauen. Sie wurde daher ſchon ron den Alten
gefhäpt, und Aelian (XIV. Cap. 22.) gibt ihr einen Thymian
geruch, mie der Name anzeigt; moron aber unſere Leckermaͤuler
359
nicht8 mehr wahrnehmen. Aufonius befingt fie in der Mofel,
Vers 90:
Und die flüchtige Aeſch', entfliehend den Augen im
Schnellſchuß.
Böcking.
Eflugiensque oculos celeri levis Umbra natatu.
Ambroſius, der Biſchoff von Mayland, fagt in feinem Ges
dicht Hexahemeron (V. Cap. 2.): Wa? gibt es Angenehmeres,
als deine Geftalt? was Lieblicheres ald deinen Gefhmad?
Neque te inhonoratum nostra prosecutione Thymalle di-
mittam, cui a flore nomen inolevit, seu Ticini vada te flu-
minis seu amoeni Athesis unda nutrierit, flos es. Denique
sermo testatior, quod de eo qui gratam redolet suavitatem
dietum facete sit: Aut piscem olet aut florem: ita idem.
pronuntiatus est piscis odor esse, qui floris. Quid specie
tua gratius? quid suavitate jucundius? quid odore fragran-
tius? Quod mella fragrant, hoc tu corpore tuo spiras.
Am Rhein gieng das Sprihmort: Ein Aeſch ift ein Rhein»
graf; ein Salm nur ein Herr.
Sn verfhiedenen Gegenden durfte fie bloß für die Landes
berrfchaft gefangen werden, vieleicht noch. Damit fie die ges
hörige Gköße erreiche, müffen die Nebe fo meit ſeyn, daß die
jüngern durchgeben. Im Herbft find fie am fetteften, im Winter
aber am fhmadbafteften. Auf einer fürftlichen Hochzeit, melche
4609 zu Stuttgart vom 23. October bis 20. November dauerte,
wurden 3,595 Stück verzehrt. Sie finder fih bey Zürich in der
Limmath das ganze Schr, und wird mit Wurfgarnen, woran
Bleykugeln find, -Fübelvollweife gefangen; fommt auch ebenfo
häufig aus der Tös und dem Rhein von Eglisauz im März
ftreicht fie in die Sihl, um zu laichen. Sie ift einer der beften
Sifhe, und ftebt im Preis der Forellen. Nah H. Davy laichen
fie in England im Frühjahr, find im Alter von 2'% Jahr
°/, Pfund ſchwer, bey 14 Zoll Länge 1 Pfund, haben einen dicken,
fleifhigen Magen, und freffen außer Fliegen auch Kärder fammt
ihren Sutteralen nebft Sand. Eine von 2 Pfund ift ſchon fehr
groß, es gibt aber dreypfündige; fie halten fich gern in lang⸗
360
famen Flüffen. R. 23. Sch. 18. St: 14. Br. 10. B. 16. Sal-
monia 198. Bloch, D. $. 1. 158. T. 24. Gesner 1172.
Sig. Thymallus. Marfili IV. 75. Taf. 25. Fig. 2. Mei»
dinger IV. %. 33, Sfelet, Meyers Thiere I. T. 52.
V. Die Schnäpel (Oxyrhynchi)
find auch flarf zufammengedrüdt und fleckenlos, haben.aber
größere Schuppen, eine furze aber wohlgebaute Rüdenkloffe, und
find meiftend ganz zahnlos; fie haben eine plötzlich zugefpipte
Schnauze, wie in einen kleinen Schweinsrüffel verlängert.
1) Der Aeſche am nächſten fommt der fogenannte Schnäpel
oder die Schnabel⸗Aeſche (Salmo oxyrhynchus),
welche auch breite Aeſche genannt wird; unterfcheidet fich
vorzüglich durch die fpibig verlängerte, Fegelfürmige Schnauze;
der Rüden: ift blau, die Seiten filberglängend, in. der. Steißfloſſe.
Er wird 1—1' Schub lang, findet fi vorzüglich in der
Nord: und Dftfee und folgt den Häringen, um ihren Laich zu ver;
fhluden, wo er mit gefangen wird. ‚Er felbft laiht vom Auguft
bi8 zum Dctober, und fommt dann in Menge an die Mündun>»
gen der Flüffe, in welche fie auch binauffteigen, und zwar in
2 Reihen, melde ein Dreyeck bilden, an deffen Spitze ein Ans
führer ftebt. Sn 24 Stunden fommen fie nur 4 Stunde weit,
Sie fühlen die Gewitter vorher, fuchen ſich fodann in der Tiefe
zu. verfteden, fammeln fid aber nachher wieder in große Haufen
und ziehen Strom aufwärts, bey welcher Gelegenheit fie in Neben
und Reufen häufig gefangen werden, Nach dem Laichen kehren
fie früher oder. fpäter ins Meer zurüd, mworaud man auf einen
frübern oder fpätern Winter fchließt: Die Zungen bleiben, biß
fie 3300 lang find, geben dann aucd ind Meer, und bleiben bier
bis zu ihrer Neife im fünften oder ſechſten Jahr. Sie werden
befonderd in der Elbe bis Boitenburg herauf, bey Tangermünde,
im curifchen Haff und bey Antwerpen gefangen, mo ‘fie Hau-
ting und Hautin heißen. Gie haben ein weißes, zarted und
ſchmackhaftes Fleiſch, welches, mwie der Lachs zubereitet, auf vor—
nehme Tafeln kommt; er wird auch eingeſalzen und geräuchert,
iſt aber dann ſchwer zu verdauen. In Schweden lebt er auch
das ganze Jahr in Seen, und kommt aus dem Mälarſee im
October ‚und, November, häufig nach Stockholm; im Wenerſee
364
beißt er Nebbsfil. Bloch, D. $. I 163. T. 25. S. lavaretus.
T. 26. S. thymallus latus. Gesner 771. Oxyrhynchus.
VI. Die Fölchen (Velchones, Coregoni)
baben zwar ein ziemlich fpigiged Maul, aber deffen Obers
Lippe ift nicht in einen Rüffel verlängert; fonft wie der vorige.
1. Diefem am ähnlichſten ift der Blaufölchen (S. lava-
retus, wartmanni),
vorzüglich berühmt aus dem Bodenſee, morinn er gefangen
und weit und breit verführt wird, Er erreicht eine Größe von
44 Zoll, und wird gegen 1°), Pfund fehmer, ift ebenfalls fchön
glänzend blau, hat aber Feine vorragende Schnauze,
Er heißt im erften Jahr Heuerling, Seelen, Mydel (Mit:
telfiih); im zwehten Stüben; im dritten Gangfiſch, 6 Zoll
lang, 2 Loth fihmer; im vierten Renken; im fünften Halb»
fölch oder Springer; im fechöten Dreyer; im fiebenten erft,
wo er audgewacfen ift, Foͤlchen oder Blaufölhen. Er hält
ſich gemöhnlih in der Tiefe von 50 Klafter, wo er vor
züglih von dem fogenannten Fifhbrod, nehmlih dem Süß:
waſſerſchwamm, lebt. Bey Gemittern und warmen Regen
fteigt er bid8 412 Klafter von der Oberfläche, und wird dann
am bäuflgften gefangen; bey kaltem Wetter bleiben fie aber
unten, und daher befommt man wenige während ded Winters.
Sie !uichen in den letzten 14 Tagen ded Novembers und ſchwim⸗
men dann fo boch oben, daß die Rückenfloſſe über dad Waſſer
berausfiebt; den Roogen laſſen fie in die Tiefe fallen. Man
fängt fie den aanzen Sommer bindurc während der Nacht, und
von 14—18 Schiffen bringt jedes des Morgens gegen 200 Gange
fiihe nah Haufe; fie find daher gemiffermaaßen für den Bodens
fee, was der Häring für dad Nordmeer ift. Diejenigen, melde
nicht fogleich gegeffen und verzehrt werden können, werden aus—
genommen und in die nächſten Drtfchaften auf den Markt ges
bracht; die andern eingefalgen ‚oder gebraten mit Effig und Del
eingemadht, zu 50— 100 in Feine Fäßchen gepadt und nad
allen Städten der Schweiz, Schwabend, Bayerns, Oeſterreichs
und felbft nach Leipzig, Frankfurt und Franfreich verfendet, An
Drt und Stelle Foftet anfangs das Hundert Stüben 1'/; Gulden;
dann finft der Preis auf die Hälfte, und endlich auf '/. Das
362
Hundert Gangfifhe koſtet 5-11 Gulden; dad Paar ausgewach⸗
fene Fölhen im Man 20 Kreuzer, fpäter 12—8. Sie werden
aewöhnlih auf dem Rofte gebraten, mw Effig, Del, Pfeffer,
Sal; und Schnittlauch aufgeftellt, oder auch in Butter geröftet.
Sie fommen ſchon im dreyzehnken Jahrhundert unter dem Nas
men Velchones vor, von denen jeder Herr im Klofter St. Sals
len zum Geriht 2 Stud befommen fol. Seelen zu fangen ift
zwar verboten, aber man kehrt fih menig daran; die Stüben
fängt man des Nachts im Hoenung und März, und dann de
Tags bi8 Ende Juny; die Gangfifche werden am meiften im
Hornung, März und April gefangen. Feinde haben fie am
Hecht, an der Grundforelle, und der Roogen an der Truͤſche.
Die erſte ausführliche Beſchreibung von dieſem Fiſch bat
Wartmann gegeben in den Berl, Beſchäftigungen II. 1777.
S. 184, und bey Bloch, D. F. III. ©. 161. Taf. 105... Der
Fiſch war damals faſt ganz unbekannt, obſchon er ſich auch in
vielen andern Seen findet, obſchon er von den Altern Naturfors
fhern befchrieben worden. , Im Thunerfee beißen fie Aalböcke,
im. Bierwaldftädterfee Edelfifch, in den Seen Oberbayerns Renfen,
Gedner bat ihn -unter dem Namen Bezola‘und Lavaret aus
dem See von Bourget und Aiguebelle in Savoyen befchrieben,
und S. 34, Albus, abgebildet. Diefer Fiſch ift daher der achte
Ravaret der Alten. Er wird von dort bis Lyon verfendet. Im
Genfer: und Züricherfee fommt er nicht vor; auch nicht anders»
wo, außer in den fchwedifhen Seen von Smoland, wo er Grafik
und Löfſik heißt. Nilsfon.Prodromus XV. -Der Schädel bey
Roſenthal X. 5.
2. In mehreren Seen von Brandenburg, und befonderd
dem großen Maduifee in Pommern, zwiſchen Stettin und
Stargard, findet fih, mit Audnahme der zugefpigten — *—
ſehr häufig ein der Aeſche ähmlicher Fiſch, La
die große Maräne (S. maraena) heißt. |
Er wird über 2 Schub Tang, 5 Zoll hoch, ä dick, und ber
fommt ein Gewicht von A!/, Pfund; biömweilen findet man 4 Schuß’
lange. Der Rüden ift bläulich, der Bauch filberfarben; die
Seitenlinie ift mit 44 weißen Düpfeln gezeichnetz der Unterkiefer
ı. 365
etwad Fürzers der Oberkiefer etwas länger, und bat vorn 2
Höcker; Kiemenftrablen 8.
Er wird megen ſeines meißen, zarten, fhmadbaften
und gräthenfofen Fleiſches für einen Leckerbiſſen gehalten.
Er baͤlt fih im tiefen Waffer mit ſandigem oder merge—
ligem Boden haufenweife bevfammen, und fommt nur zur
Saichzeit im November und im Frühjahr in die Höhe, bleibt
aber immer einige Hundert Schritt von dem Ufer. Sin fünften
oder fechöten Jahr bat er die Länge vom einem Schub, und
fängt num lan zu Yaichen an den mit Kräutern bewachfenen
Stellen. Sie werden am bäufigften im Winter 'bey der Eiß>
fiſcherey gefangen, und dann im Frühjahr, wo fie hervorkommen,
um fih an Schneden und Muſcheln zu fättigen, mit fehr großen
Netzen. Ebenfo im Herbfl. Fällt ein Gewitter ein, fo verfhmins
den fie plöpfich. Der Maduifee Tiefert jährlich 3,000 Stück.
Obſchon er Fehr zärtlich ift, und außer dem Waſſer fogleich ſtirbt;
ſo wird er doch, in Schnee gepackt, weit und breit verfendet,
auch wohl geräuchert. Im Frühjahr ift er am fetteften. Bloch,
DNS. 472 T227.
3.Im Bodenſee findet ſich ein der Maräne ſehr ähnlicher
Fiſch, welcher Weißfölchen (S. fera)
beißt, und ſich dadurch unterſcheidet, daß beide Kiefer gleich
lang ſind, daß er böher als der Blaufölchen iſt und längere
Floſſen hatz der Rücken iſt dunkelgrau, die Seiten bläulich, der
Bauch weiß, die Schuppenränder ſchwarz gedüpfelt.
Sie halten fih außer der Laichzeit in der Tiefe, doch
weniger als der Blaufdlhen, im Unterfee und in. der Nähe
von Eonftanz, laichen im Frühjahr in der Nähe des Ufer
2—3 Klafter? tief. Sie heißen auch Adelfiih, Sandföldhen
und Miegadler, und haben nach ihrem Alter bdiefelben Nas
men wie der "Blaufdihen, nebmlih Seelen, Heuerling
und Model (Mittelfifh), dann Stüben, Sangfifd,
Renken (von rahn, fhlanf), Halbfölhen, Dreyer,
Weißfölhen, genauer Sandgangfifh. Im vierten Jahr
find’ fie ſchon fo groß wie der Blaufölchen und 4 Pfund fchmer,
im festen 3, felten mehr. Sie werden wegen ihres ſchmack⸗
baften Fleiſches, das jedoch weniger beliebt ift al8 dad des Blau⸗
364
foͤlchens, häufig gefangen, frifch verfauft, eingefalzen und geräus
chert mie der lehtere verfandt, befonderd von der Inſel Reichenau
und Gonftanz aus. Ein Fäßchen von 100 Stüd koſtet 7—10 fl.
- Sie finden fid indeffen aud) in andern Seen, beißen im Zürichers
fee Bläuling und Bratfifh, im Zuger und Luzernerſee
Balhen, wenn ed derfelbe ift, im Genferfee Fera.
Sie laichen dafelbft im Hornung, und fommen im May oft
an die Oberflähe, um flatternde Inſecten wegzuſchnappen; fie
werden von da. an bi8 in die Mitte July mit großen Neben
während der Nacht in Menge gefangen. Sie fterben faft, augens
bliflih, werden felten 3 — 4 Pfund ſchwer und 1'/, Schub
lang, und gehören mit zu den zarteften. Fiſchen des Serd,
Bisweilen befommen fie Waffergefchwülfte von der Größe einer
Erbfe bis zu einer Hafelnuß, und gehen daran zu Grunde. Sm
Züricherfee glänzen fie wie Silber, und fpielen Faum oben etwas
ind Bläuliche; fie laichen im December, und mwerden von da an
und den ganzen Winter hindurch in Sarnen ganz in der Tiefe
auf feinigem Grunde gefangen; fie zeigen fi) nicht an den obern
Halden, welche mit Seegrad bededt find; ded Sommers ſchweben
fie böber, und werden dann mit leeren Angeln am ſchwarzen
Roßhaar gefangen. Sie find außerordentlich zärtlich, und müſſen
ſogleich todtgefdylagen und in den Kübel geworfen werden; thut
man fie lebendig in den Fifchkaften, fo flerben fie in einer Viertels
ftunde, und das Fleifh fallt beym Kochen vom Rückgrath; fie
faffen fih daher nicht verführen; find auf dem Roft gebraten
lebr ſchmackhaft. Sie mägen gewöhnlich 1—2 Pfund, felten 3
oder 4 Das Pfund koſtet 12 Kreuzer. Es gibt eine Abart,
welche ind Grünliche falt und Iebbafter iſt, weil fie magerer ift;
wird aber wie die andern verfauft. Nah 9. Davy beißen fie
in England Shelley oder Süßmwarferbäring, in Waled Guinead,
in: Schottland Vengis, in Srland Pollan (Salmonia 305.).
Gesner 37. Albula nebilis, Blipling, Wartmann Berl.
Belchäftig. III. 210., Berl, Schr. IV. 434. Jurine Poissons
du Lae Leman in Mem. de Geneve II. 1825. p. 133. t. 7.
4. Der ſchwarze Baldhen (S. palaea), Palee noire
im Neuenburger- und Murtenfee feheint verfchieden zu ſeyn;
er iſt fchlanfer und hat einen böhern Nacken. Jurine 197,
365
5. Der Winterfölchen (S. hiemalis)', Gravanche,
bat viel Aebnlichfeit mit der Fera, unterfhridet ſich aber
durch den Frummen Rüden, fo daß der Kopf nach unten geneigt
if; der Kopf und die Floffen find größer; die Schnauze hat
vorn 2 Höcker und ift etwas länger; die Färbung mehr filbers
“glänzend, auf dem Rüden violettbraun, die Seitenfihuppen ſchwarz
gedüpfelt.
Sie leben im Genferſee das ganze Jahr in der Tiefe,
und fommen nur im December and Ufer, um zu laihen, und
zwar truppmeife, wobey fie durch Deffnen und Schließen des
Mauls ein lautes Geräufh machen. Ihre Lange ift 1 Schub,
das Gewicht 1 Pfund. Man fängt fie bey Nacıt mit Fadeln,
und kann fie einige Monate in Trögen yalten, wa bey der Fera
“ und dem Lavaret nicht angeht; ihr Fleiſch ift auch derber und
ſchmackhafter. Er fcheint fih nicht in andern Seen zu finden.
S$urine 200 T. 8.
6. Ein dem Weißfölchen fehr ähnlicher Fiſch beißt im Bor
denfee Kropffölchen und Kilchen (S. maraena media).
Er wird nur fpannelang und ?/, Pfund. fchwer, ift oben
grünlih, übrigens filberweiß, mit ſchwarzgedüpfelten Schuppen
in der Seitenlinie, und bat einen großen Hängbauch. Er hält
fi vorzüglid um Conftanz und von Ueberlingen bis gegen Zans>
genargen in der Tiefe auf, fol im November laichen, ift [hmad-
baft, aber nicht häufig, und wird meiftend im Frühjahr gefangen.
Sm Vierwaldftädterfee fol er Alpfen beißen. Gesner 37.
Albula, Kilhen. Hartmann Ichth. 145. Nenning ©. 21.
7. Die fleine Maräne (S. maraenula)
bat viel Aehnlichkeit mit dem Uekeley, unterfcheidet fich jedoch
durch Anmefenheit der Fettfloffe, wird 6—8 Zoll lang, etwas
über einen boch und 4—5 Loth ſchwer, ift filberfarben mit bläus»
Iihem Rüden; der Unterfiefer flebt etwas vor; in der Rücken—
floffe 10 Strahlen, in der Steißfloffe 14. Sie leben in den
Seen von Schlefien, Brandenburg, Mecklenburg und Pommern
das ganze Jahr gefellig in der Tiefe, und kommen nur zur Laich—
zeit, im November, an bie feichtern Stellen, um auf den Grunds
fräutern zu laichen. Sie ftehen gleich ab, haben ein meißes,
366
— Fleiſch, werden auch eingeſalzen und in Faſſern
verſendet. Bloch, D. F. J. 176. T. 28.
Dieſer Fiſch ſcheint der berühmte Gangfiſch oder Weiß>
gangfiſch, auch Wattfiſch (Vadi pisces) zu ſeyn, welcher im
Bodenfee, beſonnders bey Conftanz, zu Hunderttaufend gefangen,
eingefalzen und geräuchert weit und breit verfandt wird. Dad
Fäßchen von 50 Stück koſtet einen Kaifergulden. Sie leben da>
felbft. ebenfalld8 in großen Schaaren beyfammen, und Fommen
nur zur Laichzeir im December hervor, wo fie dann mit großen
Zugnepen gefangen werden, Im Jahr 1290 befam das Klofter
Salmanns weil jährlich 45,000 Gangfifche ald Zind; 1734 follen
in einem Zug 46,000 gefangen mworden feyn. Im Züricherfee
beißen fie Albele, und werden bey Buchberg und der langen
Brüde zu Rappersweil und Wädensweil ebenfall in Menge ge>
fangen, und im November und December todt in Kübeln auf
die Märkte gebracht; in: Vierwaldftädterfee, ebenfo in der Nähe
vor Stanzflad, von wo feit 1182 eine gemwiffe Menge von diefen -
Fiſchen dem Klofter Engelberg zum Geſchenk gemacht wird, weil
in diefem Jahr der Abt Berthold dieſelben gefegnet bat, als fie.
ihm bey der Ueberfabrt in unzäbliger Menge entgegen Famen,
um ihn gleihfam zu begrüßen, Sie find am ſchmackhafteſten im
Auguft und September, Sieben Kiemenftrablen. Hartmann
Schth. 148. Nenning Fifche des Bodenfeed 1834, 22, Geb:
ner 38. ig. Albula parva, Migling. Skelet, Rofenthal
Taf. 5. |
8. Der Hägling ($S. albula)
wird nur 6 Zoll lang, und der Unterkiefer reicht Faum em
wenig hervor, filberglängend, mit röthlichgrünem Rüden, Floſſen
gelblih, nur 5 Kiemenftrahlen.
Er mird für das fchmadhaftefte Fifchlein des Züricher,
Bierwaldftädter, und befonderd des Hallmeiler und Brienzer—
feed ‘gehalten, wo er Brienzling beißt, zu vielen Taufene
den ‚gefangen, eingefalgen, an Fäden gebunden, geräuchert,
verfandt und, mohlfeil verfauft wird. Zu Aucern fol er
Nacrfifh heißen, weil er ded Nachts gefangen wird. Sie
Jaihen im July, find im December am fhmadhafteften, und
werden befonderd im mittlern Theil des Züricherfeed in einer
“
367
Ziefe von mehr ald 100 Schub gefangen, und befonderd zum
Frühſtück geröfter und ganz heiß von den Leckermäulern gegeffen.
Ben hellem Wetter fenfen fie fih, bey trübem fteigen fie empor,
Geöner 39, Fig. Albula minima. Hartmann Ichth. 452.
Diefes Fifchlein finder fih auch in allen fhwedifhen Seen, wo
es Sifldja beißt, im November und December laicht, nnd eben⸗
falls in großer Menge gefangen wird, Nildfon 17,
42. Zunft. Die Shmalmäuler, Häringe
Leib und Kopf ſtark zufammengedrüdt mit großen, abfältigen
Schuppen; meift nur eine Rückenfloſſe; die Bauchfloſſen
weit hinten.
Sind elliptifhe Fiſche, ziemlich wie die Lachſe, aber ohne
Fettfloffe, und mit großen Schuppen bedeckt, welche gewöhnlich
am ſcharfen Bauchrand fägenartig hervorſtehen; der Kopf ift nadt
und fehmal, dad Maul Fein mit verfchiedenem Gebiß. Die mei:
ften haben eine Schwimmblafe, und find voll Grätben.
Sie leben im Meer von Würmern und Heinen Krebfen, und
manche davon find fo zahlreich, daß fie auf ihren Zügen zu Mil
lionen gefangen werden, Sie haben ein weiches Leben, und ſtehen
bald ab.
Die einen haben weihe Schuppen und einen nadten, glän—
zenden Kopf; die andern beinharte Schuppen. jene find febr
zufammengedrücdt oder rumdlich; diefe haben einen gepenzerten
oder harten, fehuppigen Kopf.
A. Weihe Häringe: Schuppen dünn und weich, Kopf
nadt,
1. Sippſchaft. Die dünnen Häringe
baben einen ſehr zufammengedrüdten, unten fcharfen Leib.
a) Die einen haben Feinen Ausfchnitt im Oberfiefer.
1. G. Die Aehrenfifche (Atherina)
machen den Uebergang von den Meer-Aefhen zu den Härin-
gen durch ihre zwey Rüdenfloffen und den dünnen Leib; es find
568
Feine, fardellenartige, zufammengedrücte Fiſche, mit dünnen,
filberglängenden Schuppen; die Bauchfloffen in der Mitte des
Leibes, zwey kleine Rüdenfloffen weit aus einander, wovon die
vordere dünne aber einfache Strahlen hat; das Heine, aber ges
fpaltene Maul mit fehr feinen Zähnen vorfchiebbar; 6 Kiemen»
ftrablen. Schwimmblafe. h
Es find Meerfifche, welche fchaarenmweife beyfammen leben,
und vorzüglich im mittelländifchen Meere vorfommen, wo fie,
ungeachtet ihrer Kleinheit, ald ein Lederbiffen häufig genoffen
werden. Gie halten ſich an fandigen Strändern auf, gehen auch
in die Flüſſe, aus denen fie jedoch bald wieder zurückkehren. Sie
haben alle ein filberglängended Band auf der Seite, Da die fo
eben ausgefchloffenen Jungen in ungeheuern Maffen bervorfoms '
men; fo beißen fie Nonnat (non nati), nad) dem Worte Aphya
der Alten, welche glaubten, daß fie nicht aus Eyern, fondern aus
Schlamm entftänden.
4) Der kleine (A. aphya)
ift nur fingerölang und faft durchſichtig, mit Ausnahme‘ ded
breiten Silberbandes; bat 9 Stacheln in der erſten, 12 weiche
Strablen in der zweyten Rückenfloſſe, und 1,17 in der Steiß—
floffe; Sch. 17. Br. 15. B. 6. Wirbel 46. Der Kopf ift ziem»
lich zugeſpitzt.
Diefer Fifh beißt auf den balearifchen Inſeln, nah 2a
Node (Ann. Mus. XIII. pag. 358.), Mocho, Motcho.
Bey Venedig beißen fie Anguela, und finden fi), nad
Martens (IM. ©. 426.), in den Canälen der Stadt in fo zahle
lofer Menge, daß fie des Sommerd alle Morgen unter dem Ges
ſchrey Anguela, als Futter für die Kaben, ausgerufen werden.
NR. 9,13. St. 15. Sch. 6,16,6. Br. 16, 3. 6. - Wirbel 46,
Länge 2 300. Gesner hat diefe Anguela von Venedig felbft
erhalten und abgebildet ©. 84. Blochs Abbildung, A. F. VII.
158. T. 393, ift nicht gut.
2) Eine etwad größere Gattung ( Atkerinn hepsetus,
boyeri),
welche an der Inſel Ivica Cabasuda heißt, hat einen dickern
Kopf, eine kürzere Schnauze, mit einem faſt ſenkrechten Mund,
groͤßeren Augen, zuſammengedrückten Leib, aber aufgetriebenen
369
Bauch. R. 7,13. St. 14. Wirbel nur 44. Die Schuppen find
auf dem Rüden ſchwarz gedüpfelt, an den Seiten filberglängend.
Diefe find es befonder8, melde" am füdlihen Franfreih in
großen Schaaren gefangen merden, und oft 3 Stunden meit in
die Slüffe heraufſteigen. Gie laihen im Sommer. Diefer Fiſch
ift meine Erachtens der ächte Hepsetus et Juoil des Rondelet
(216), von dem er fagt, daß der etwas längere Unterkiefer das
Maul wie ein Dedel fchließe (Gesner 82. Fig.). Es iſt auch
mwohl der Lavarone zu Rom und der Cabassous bey Marfeille
und Genua des Belond (Gesner 84.), offenbar von Ronde>
letö Atherina s. Sauclez verfchieden.
3) Der gemeine (Ath. vera)
ift der größte im Mittelmeer, und beißt zu Nom Latarina;
im füdlichen Franfreih Melet und Sauclez; wird über 4 Zoll
lang und faft fingerödid, iſt nebmlicdy wenig zufammengedrüdt,
oben braun, unten filberglängend, um den Kopf gelblichroth und
auf der Stirn wie graviert. Sie werden am Strande, und bes
fonderd in den Meerteichen, in großer Menge gefangen, riechen
zwar etwas fchlammig, find aber fehr ſchmackhaft und gefund,
nur baben fie zu viel Gräthen. R. 9, 12. St. 13. Sch. 17.
Br. 15. B. 6. Es jcheint derfelbe zu feyn, welcher an den bales
arifhen Infeln, nah 2a Roche 357, Chuclet und Pescio rey
beißt. Rondelet 217. Gesner 83, ‚Fig. Atherina. Du-
hamel Pöches I. 6. tab. 4. fig. 3. Cuv. Val. X. 423. A.
hepsetus.
4) &8 gibt auch eine Gattung (A. presbyter)
um die Weftfüfte von Europa. bis zur Nordfee, melde im
Frühjahr in ungebeurer Menge, befonderd am füdlichen England
und bey Breft gefangen und wie der Eperlan gegeffen wird. ‚Er
beißt Pretre, Roseret, Gras dos, und iſt abgebildet bey Du»
hamel U. 6 3.4.8. 4. Er ift etwas "Peiner als der vos
tige, heller, oben gelblich oder grünlich mit zerftreuten ſchwarzen
Düpfeln auf den Schuppen. R. 8, 13. St. 16, Sch. 17, Br, 15.
B. 6. Wirbel 50. Cuv. Val. X. 439.
2.06. Die Anfhovi (Engranulis)
find Feine Fifhe mit fehr Fleinen, abfälligen Schuppen,
weiten Maul und weiren Kiemen, mit 12 Strahlen.
Okens allg. Naturg. VI. ae
370
4) Der gemeine (Cl. encrasicholus), Anchois; Anchovy,
wird kaum fpannelang und 4 300 breit, filberglängend, oben
bimmelblau, der Oberkiefer länger, faft ohne Zähne. Er findet ſich
um ganz Europa, jedod mehr an den franzdfifchen und. italiänis
fhen Küften, wo er den ganzen Winter durch, und auch mitten
im Sommer, ded Nachts bey, Fadelfihein, in großer Menge ges
fangen, und nahdem man. ihn ausgemeidet und den Kopf abger
fohnitten bat, eingepddelt in. Kleine Fäßchen gepadt, weit und
breit. verfendet und wie Gardellen gegeffen wird,
*
Er kommt ſchon bey Ariſtoteles unter dem Namen En-
crasicholus vor, mweldyed bedeutet, daß er die Galle im Kopfe
babe. Diefer fol auch bitter ſchmecken, und daher wird er jedes—
mal abgefchnitten, 'wa8 man bey den Sardellen und andern
Fiſchen nicht thut; die Alten haben daraus fehr gutes Garum
gemacht, indem fie ihn der Sonne audfeßten, bis das Fleiſch
aufgelößt war. NRondelet fagt: man könne auf eine appetit:
Sichere Art dieſes Garum verfertigen, wenn man nehmlich die
vorher gefalgenen und‘ fodann gemafchenen Fiſche mit Effig, Oel
und Peterfilie in einer Platte über Kohlen fo Lange rühre, bis
fie fih in Saft auflößen. ’ Diefe Brübe befördere befonders den
Appetit, verdünne den Schleim und balte offenen Leib. Bey
Nizza beißt er Amplova, und kommt das ganze Jahr an der
Mündung des Vars vor, bey Venedig Sardon. In der Dfifee
find fie ſehr felten, und zeigen ſich erft im Gattegatz in der
Nordfee werden’fie häufiger, und ed find fogar die brabäntifchen
am hoͤchſten geſchätzt. Die meiften werden gefangen bey Bayonne,
Genua, Kom und Venedig. Ben den Aelterm kommen fie auch
unter dem Namen Halecula, Apua et Lycostomus (Wolfsmaul
wegen des weiten Rachens) vor. Bloch, D. F. L 212, T, 30.
5.2. Gesmer 78. Fig. Enerasicholus ; Willugbbo 226.
T. P, F.2. | |
3. ©. Die eigentlichen Häringe, (Clupea)
haben wirklich einen ſcharfen, fägenartigen Bauhrand, ſehr
kleine Zwiſchenkiefer und große Oberkiefer mit unbedeutenden
Zähnen; weite Kiemenſpalten und kammfoͤrmig gezähnte Kiemen⸗
bögen. Acht Kiemenſtrablen.
371
4) Der Breitling (Cl. latulus), Blanquette; White
Bait,
ift wie der folgende, aber noch Fleiner, dünner und breiter,
die NRückenfloffe weiter vorn, und die Steißfloffe laͤnger; ganz
filbergläanzend, mit einem fchwarzen Fleden auf der Schnauge.
Findet fich ebenfo bäufig in der Nord» und Oftfee, wird ebenfo
gefangen, zubereitet und gegeffen. Beide wurden nur für junge
Häringe gehalten. Schonevelde Ichth. ©. 41.
2) Der Spratt (Cl. sprattus), Esprot, Melet; Sprat,
fieht au mie der Häring, wird aber nur 5 Zoll lang und
4 breit, bat Feine Adern auf dem Dedel, der Unterkiefer etwas
länger; 20 Strahlen in der Steißfloffe, 15—16 in der Rüdens
floffe. Sch. 18. Br. 16. B. 6. Färbung filberglängend, oben
bläulich, befommt zur Laichzeit einen goldenen Seitenftreifen.
Findet fich in der Nord: und Oftfee, und au im Nordimeer
bis Island, gewöhnlich in der Tiefe, kommt aber im Herbft an die
Küften um zu laichen, und wird dann in großer Menge gefans
gen, eingefalgen und geräuchert weit und breit verführt und mie
Sardellen gegeffen; ift befonderd de8 Winterd an der Themfe
ein reichliched Nahrungsmittel der Armen. Man fängt oft mit
einem Zuge viele Tonnen vol. Bloch, D. F. I 206. T. 29.
8. 2. Willughby ©. 221.
3) Die Sardelle (Cl. sardina), Sardine,
fiebt ebenfo aus, wird Faum fpannelang, ift filberglängend,
oben ind Blaue, hat geftreifte, edfige Deckel, abfällige Schuppen,
in der Nüdenfloffe 17 Strahlen; der Unterkiefer etwas länger
und nach oben gebogen. NRüdenftrahlen 18. Sch. 19. St. 18.
2Dr.'16,.8. 9.7 =
Findet fih in großer Menge das ganze Jahr um das mefts
liche und füdliche Europa, und wird befonder8 häufig an der
Bretagne und im Mittelmeer gefangen, eingefalgen in alle Welt
verfendet und zum Frühſtück, auch in Salat gegeffen. Sie lais
hen im Sommer, und werden im Herbft in größter Menge ges
fifht, bey Nizza jedoch mit befonderem Vortbeil nur ale 5—6
Sahr. Die Brut heißt Poutino, nah 6 Monaten Halaia, aus⸗
gewachfen Sardina, eingefalzen Pissala; dad gemeine Volk ißt
fie an Zafttagen mit Del und Effi. Risso Productions III.
24 ®
372
451. Brynniche Ichth. 8. Duhamel sect. IM, tad. 16.
fig. 4.
4) Der Pilhard (Cl. pilchardus), Celan; Pilchard,
wird ziemlich. fo groß wie der Häring, 10—12 Zoll lang,
bat aber größere Schuppen, 6 Ötreifen mitten auf dem Kiemens
dedel, und Kleinere auf dem Vorderdedel; die Rückenfloſſe weiter
vorn, gerad im Gleichgewichte des Körperd, mit 18 Strahlen und
ebenfo viel in der Steißfloffes Feine Zähne, der Unterfiefer länger,
Oberkiefer ohne Ausfchnittz Färbung filberglängend, Rüden grüns
lichblau, Rüden: und Schmwanzfloffe blau.
Sindet ſich befonderd häufig. im Süden von »Enaland und
im Norden von Franfreich um die Mitte ded July ein, und ver»
Yiert fi wieder im Herbfl. Man, ftelt Wächter auf hohe Belfen,
welche feine Ankunft. verkündigen. Sie wird angezeigt durch
Maffervögel, einen Phosphorſchein des Meers, dur den Geruch
und. den blauen Silberglang, weichen der Milch verbreitet. Der
ang. ift fehr wichtig für England, wo man bisweilen in einem
Zug 100,000 Stück befommt, und in. furzer Zeit. in. einer ein-
zigen Bucht 700 Tonnen zu. 3,500: Stuͤck. Man fchichtet fie mit
Geefalz auf die. Erde, läßt fie 14 Tage liegen, fpült fie dann
ab, thut fie in Tonnen und befehwert fie flarf, wodurch viel
Thran ausgepreßt wird, den-man zum Brennen und Gchmieren
braucht. Diefer, Fiſch ift ‚fetter ald der Häring und wird ihm
daher. vorgezogen, frifh und eingepddelt verfendet und verzehrt,
jedody nur in der Nachbarſchaft. Bloch, A. F. IX. 40. T. 406.
Willughby ©. 223. 3.P, 1.5.1. Pennant IL 2. 68.
5. 161.
5) Der gemeine Häring (Cl. harengus) , Hareng,
wird ‚gegen 4 Schuh lang, 2 Zoll hoch, bat ſchwache Zähne
im beiden: Kiefern, ‚aber Leinen Ausfchnitt in. der. Oberlippe;
Adern auf dem, Dedel; die Rüdenfloffe mit 48 Strahlen ſteht
binter dem Gleichgewichte des Leibed, und gerad. darunter die
Bauchfloſſen; in. der Steißfloffe 16 Strahlen; der Unterkiefer ftebt
etwas vor; Färbung fülberglängend, der Rüden ſchwärzlich, am
Kiemendedel ein röthlicher Fleden, der bald verſchießt.
Er lebt von Laich, und vorzüglidy von kleinen Garneelen,
Aſſeln u. dergl. Neucrang bat in ihrem, Magen über 60 der>
373
gleichen Thierchen gefunden” (De harengo p. 28.), Yeeumen-
boef dagegen Laich (Brief 97.).
Seine eigentliche Heimath ift dad Nordmeer, von wo er
füdlich zieht, in Menge gefangen, eingefalzen und in alle Welt
verfandt wird,
Der Häring, welcher ſowohl auf die Tafeln der Reichen als
der Armen kommt, iſt ſchon feit Jahrhunderten ein Gegenftand
des Fangs und des Handeld, Schon im drepzehnten Jahrhun⸗
dert hat ein Niederländer, mit Namen Beufel, die Kunft erfunden,
dieſe Fiſche mit Seefalz zu erhalten. Kaiſer Carl V. hat diefem Mann
zu Ehren, um die Nahmelt an feine wohlthätige Erfindung zu
erinnern, einen Häring auf feinem Grabe zu Biervliet ın Flan⸗
dern verzehrt. Es war zwar die Kunft, Fiſche einzufalzen, ſchon
den alten Aegyptiern befannt, und man weiß, daß ſchon 1128,
als der Bifchoff Dtto nah Pommern fam, in der DOftfee Fifche
eingefalzgen wurden, wie au, daß man in England ſchon 1273
die Häringe einfalzte, und daß die Holländer ſchon im eilften
Jahrhundert auf den Häringsfang Schiffe ausſchickten; Beukel
ſcheint aber doch derjenige zu ſeyn, welcher 1397 daB Eimfalgen
in Holland verbeffert und allgemein eingeführt hat: auch jept
noch werden die bolländifchen Häringe für die beften gehalten.
Man ift noch nicht ganz im Reinen über die Züge der Hä—
singe. Einige glauben, daß fie au dem ‘Eidmeer kämen, und
füdlih Bid in die Oftfee und an die Nordfüfte von Franfreich
zogen; andere dagegen, daß fie, wie alle Fifche, fi bloß in der
Tiefe aufbielten, und zur LZaichzeit nur an die benachbarten Küs
ſten kämen.
Nach Anderſon, der 1723 Bürgermeiſter zu Hamburg
wurde, wo er Gelegenheit hatte, viele amtliche Nachrichten über
den Häringsfang einzuziehen, fen der eigentlihe Wohnplab diefer
Fiſche dad Eismeer, und dad fey auch die Urfache, warum fi
dafelbft eine Menge Thiere dahin ziehen, welche von ihnen leben,
mie die Hapfifche, die Delphine und die Finnfifhe, die von den
Normännern Häringdmale genannt werden, weil man ihre Mägen
von Häringen angefüllt finde. An Ssland trieben fie diefelben
in Feine Buchten, um fie zu verfehlingen Auch die. Kabeljaue,
die Lenge und Schellfiſche nährten fi vorzüglich von Häringen,
374
und fie würden von den Walflichfängern mit Fünftlihen Häringen
aus Blech gefangen. Nach ibm bricht der Hauptſchwarm fon
früh im Jahr auf, und ein Flügel davon wendet fich mweftlich,
mo er an Island im März in folcher Menge ankommt, daß dad
Meer Fraus davon wird, und man fie ohne weiters in die Schiffe
fhöpfen kann. Ale Buchten werden von ihnen angefüllt. Der
zweyte Flügel zieht fihb an Norwegen herunter, immer von Dels
pbinen, Kabeljauen u.f.w. verfolgt, gebt dann zum Theil in die
Oſtſee, zum Theil an die Weſtküſte von Jütland bis Holftein,
Friedland und Holland; ein anderer Zweig nach den bittländis
fhen, orcadifchen Inſeln, nah Schottland, England und Nies
derland, anderfeitd nach Irland, und von da an die franzöfiichen
Küſten. Es gehe den Schmärmen gewöhnlich ein fehr großer
Häring voran, melden die Fifcher Häringsfönig nennen, und
forgfältig wieder ind Meer werfen, wenn er zufällig gefangen
worden.
Bey Hittland (Shetland) verfammeln fi um Johannis
eine Menge bolländifhe Schiffe (Buisen genannt), welche die
Häringe während der Nacht, wo fie den Schiffälaternen nachgeben,
mit großen Nepen fangen. Früber zu fangen ift e8 durch Ges
fege verboten, weil die Häringe dann noch nicht gut find. Man
fährt fort bis in den November und felbft December. Bis Mitte
Suly werden die Häringe durch fogenannte Jagdſchiffe fo ſchnell
als möglich friſch nah Holand geſchickt; nachher aber ausge—
fiefef oder abgefehlt (die Kiemen und die Eingemeide, mit Auss
nabıne ded Roogens und des Milchs, ausgefchnitten), und eins
gefalzen. Man ließt fie jedoch vorher aus, und padt fie befons
derd. Diejenigen, welche noch feinen Mil oder Roogen haben,
beißen Mädchenhäringe; fie find fehr qut und fett, aber nicht
dauerhaft; diejenigen, welche voll Milch oder Roogen find, heißen
Vollhäringe; die andern, welche fhon gelaicht haben, Schoten»
bäringe (von Gefchoffen); fie find fchlechter, und werden, fo mie
die Vollbäringe, erft mit den Buiſen nach Haufe gebracht, da=
feldft geöffnet, nieder gefalzen und in andere Tonnen geſchla⸗
gen. Die Hamburger laſſen ihre Häringe aus Holland kom⸗
men, wieder öffnen und einfalzen, und fodann ins ganze Reid)
verfenden. Die Güte der holländiſchen Häringe kommt daher,
375
daß fie diefelben fogleich ausfiefen, und fchon am andern Tag in
eichene Tonnen mit grobem fpanifchen oder portugiefifchen Salze
fhichten, was die andern Nationen nicht fo ordentlih thun.
(Nachrichten von Island 1746. ©. 51.)
Bloch beftreitet die genannten Züge, weil e8 nicht möglich
fey, daß die Häringe vom Frühjahr bis zum Herbſt eine fo un:
geheuere Reife machen könnten; weil an Island fein eigentlicher
Häringsfang beftebe, fie auch daſelbſt, nah Horrzbom (Island
©. 215.), ſich oft in vielen Jahren dafelbft nicht zeigen, und
nah Fabricius (Fauna groen!. 182.) fogar zu den feltenen
Sifhen an Grönland gebören; auch fange man in der Oſtſee,
an Norwegen und an Hittland vom März bid zum Novem—
ber, und an England dad ganze Jahr einige, an Schottland
fiihe man bis in den Hornung, und in Nordholland fogar bis
in den April; felbft an Schweden mürden im Winter gefangen
(Schwed. Abb. X. 113.). In der Oflfee fange man nur Heinere,
den fogenannten Strömling, in der Nordfee dagegen größere;
die Verfolgung durch Wahfifche gebe niet fo weit füdlih; wenn
die Häringe irgend fo meit zögen, fo könnte man fie nicpt den
ganzen Sommer hindurch in Menge an Norwegen fangen, und
mein fie auch wieder im hoben Meer zurüdzögen, wie man
mepnt, jo würde man fie durch Die verfolgenden Fifche und Vögel
bemerken, Hieraus fchließt er, daß fie ſich in der Tiefe aufhalten
und zur Paichzeit, wie andere Fiſche, fi an die Küften begeben,
und zwar nach ihrem Alter und nach der Witterung zu verfchiede>
nen Zeiten; im Frühjahr erſchienen daber Fleinere, im Sommer
größere, im Herbft wieder Fleinere; die Schotenbäringe laichten
im Srühlinge, die Mädchenhäringe im Sommer, die Vollhäringe
erſt im Herbft, und dann giengen alle während des MWinterd wies
der in die Tiefen zurüd, In der Dftfee blieben die Fiſche über—
baupt, auch der Lachs und die Rachöforele, kleiner ald in der
Nordſee.
In der Oſtſee laicht der Häring vom Eisgang an bis in den
Brachmonat; dann folgt die größere Art oder der Sommer⸗
bäring, und endlih der Herbfiflrdinling von Bartholomäi bis
Mitte September. Sie kommen baufenweife, bleiben 2—3 Tage,
und fchießen dann mit einem Geräufch, wie von Gußregen, mies
876
der ind hohe Meer-zurüd, Der Laich und der Milch wird oft
in folcher Menge ergoffen, daß dad Meer davon trüb wird, und
die Netze wie mit einer Rinde überzogen find; die vielen Fiiche
verbreiten einen widrigen Geruch, und verlieren gewöhnlich durch
ihr Zufammendrängen die Schuppen, melde auf dem Waſſer
fhwimmen und den Fifhern ald Kennzeichen dienen.
Damit flimmt Faber überein, Vom März bis zum May
dauert der Zug an den dänifchen Küften, und dann wieder vom
Auguft bis zum November; ebenfo an Norwegen und Finnmars
fen; dagegen gäbe es Feine Züge an Grönland, Island und
Färoe; Anderfon ſey durch die Berichte der Schiffer irre geleis
tet worden, und Horrebom babe ganz recht; in der isländiſchen
Zandtare ſey der Werth nicht einmol erwähnt, und ed würden
Dafelbft jahrlih nur einzelne Stüde bemerkt; er felbft habe wäh—
vend eined drittbalbjährigen Aufentbalt8 nur 2 gefeben; wenn
bisweilen Pleine Schwärme dafelbft erfchienen, fo möchten fie
wohl durch Wallfiſche vom gewöhnlichen Zug verfcheucht worden
ſeyn. Er fey ein lebhafter Fiſch, fletd in Bewegung, ziehe gerad
aus, balte fih im Sturm zufammen, trete bey fhönem Wetter
breiter auß einander, fpringe biömweilen über dad Waffer, babe
zwar fein zähes Leben, rege fich jedoch in den Booten noch flundens
lang. In ber Edda beißt er Kr) —R ſchreibt man es Sild
(Fiſche Islands 182).
Die Vermehrung der Häringe —* ins Unglaubliche, weiter
als bey irgend einem Fiſch, ſelbſt den Kabeljau nicht ausgenom⸗
men. Man berechnet, daß jährlich wenigſtens 1,000 Millionen
gefangen und wohl ebenfoviel von Raubthieren verfchlungen werden.
In Nocwegen fieng man bey Swanoe in einer einzigen Bucht
80 Jachten vol, jede von 100 Tonnen, und eine Tonne mit
1,200 Stüd. Pontoppidan nimmt an (281), daß ebenfoviel
in der Bucht erflidt ſeyen, und fchäht daher die Menge auf
19 Millionen. Fabricius (Reife nach Normegen 1779. ©. 280.)
fagt: daß man in einer mit einem Netz umipannten Bucht
manchmal 1,000 Tonnen befomme. Aus Bergen werden jährlich
einige Hundert Schiffdladungen ausgeführt. Zufammen über
452,000 Tonnen; mit denjenigen, welche im ande verzehrt wer—
den, fohlägt man fie auf 400,000 Tonnen an, Die Holländer
377
ſchickten jäbrlih 1,000—1,200 Buiſen aus, jede von 25 Laſt, die
Laft zu 132 Tonnen, was über 600 Millionen Häringe beträgt.
Aus Schottland werden jährlich 30,000 Tonnen nad Franfreich,
aus Yarmoutb 40,000 verfhidt. An Nordamerica und an
Kamtfchatfa werden ebenfall3 viele gefangen, ebenfo in der Oſt—⸗
fee, von Schweden und Dänen,
Die Büdlinge werden, nachdem fie 24 Stunden in Salz
waſſer gelegen, mit den Köpfen an hölzerne Spieße gereibt
und in Defen gehängt, melde 12,000 Stück faffen, fodann
mit Reisholz geräuchert, und nah 24 Stunden in Tonnen
oder Stroh gepackt. Man nimmt dazu die fetteften. Sn
Schweden und Norwegen maht man auch Sauerhäringe, ins
dem man fie in ſchwächerem Salzmaffer und offenen Tonnen eine
Zeit lang gähren läßt. - Die frifhen Häringe werden gebraten
oder gefotten mit Effig nur vom gemeinen Mann gegeffen; die
Pökelbäringe bekanntlich rob wie Sardellen, in Salat und aud
in andern Speifen. Sie befördern die Eßluſt, und find einem
verſchleimten Magen vortheilbaft, aber nicht ſolchen Perfonen,
welche feorbutifh find und an Bruftfrankheiten leiden.
Die erften Spuren vom Häringdhandel findet man vom Jahr
4195, wo nah Mador (Anderfon, Geſchichte ded Handels IL.
557.) die Stadt Dunwich 24,000 Häringe an die Krone abliefern
mußte; 1285 baben die Niederländer die Befugniß vom König
von England erwirft, an der Küfte von Yarrzouth zu fiſchen; im
drepzebnten Jahrhundert gab ‚der dänifche König Erich VI. den
Hamburgern diefelbe Erlaubnig in der Oſtſee; fie Iegten deßhalb
eine eigene Häringsmeſſe in Schonen an; eine ähnliche wurde
4557 zu Yarmoutb von Eduard III. geftiftet, was aber dem
Handel ſchadete, weil die Fifche verdarben, ebe fie eingefalgen wer—
den fonnten. Zu derfelben Zeit waren an Norwegen fon mehr
ald 3,000 Menfchen im September und October mit der Häringd»
fiſcherey beichäftigt, wie auch noch gegenwärtig; doch werden ihre
Häringe nur in Polen gefchäpt, weil fie von den tannenen Ton—
nen einen Harzgeſchmack baben. In Holland mar diefer Handel
in frübern Zeiten viel blühender als jegt: aber dennoch beſchäf—
tigen fich, noch viele Taufend Menfchen damit, fo wie in der
Normandie und Picardig, Er findet fih nicht im Mittelmeer,
378
und war daber den Alten nicht befannt. Dad Wort Halex bes
deutet überhaupt eingefalzene Fifhe und auch Salzlake. Zu
Rom beißen fie Aringa, und wurden fon zu den Zeiten ded
Paul Jovius (S. 143), alfo vor 300 Jahren aus der Nordfee
dahin gebracht. Bloch, D. 5.1. ©. 186. 8. 29. 5.1. Pen:
nant 3.68. F. 160. Gesner 485. Fig. Harengus, Sfelet,
Roſenthal T. 4.
Andere haben einen Ausſchnitt im Oberkiefer.
6) Die Alfe oder der Mayfifch (Cl. alosa), Alose,
Shad,
wird 2—3 Schub lang und ;, fo breit, aber nicht über
3—4 Pfund ſchwer; bat einen Audfchnitt im Oberkiefer, Feine
Zähne, der Unterkiefer länger; filberweiß, der Rüden bläulich,
und ein ſchwarzer Flecken binter dem Kiemenfpalt, zwey braune
an der gabelförmigen Schwanzfloffe. R. 17—19. Sc. 18.
St. 22, 23. Br. 15—17. 8.9
Er findet fihb im Meer um dad nödrdlihde Europa, und
fteigt im May, mie der Lachs, die Flüffe berauf, befonders
im Rbein und in der Elbe, wo er bey Nacht in enge
mit Negen, Reuſen und Angeln gefangen wird. Als Köder
bedient man fich vorzüglich der NRegenmürmer, in Reufen ges
fochter Erbfin und Weihrauch. Ste follen die Mufif lieben,
und daher hiengen. die Fiſcher Schellen an die Nepflangen;
dagegen follen fie Gewitter fcheuen. Sie find fehr zart, und
fierben gleich außer dem Waſſer; daher fie auch ohne Verzug,
meiftend gebraten, gegeffen werden müffen. Im Meer find fie
mager und unichmadhaft, werden aber immer fetter und beffer,
je länger fie fih in friſchem Waſſer aufbalten. Sie find jedoch
voll Gräthen. Der Fiſch mar ſchon den Alten bekannt, und
Aufoniuß fingt von ihm, Vers 127 *):
Wen wären unbekannt —
Auch, auf dem Heerd erzifchend, Die Koſt der Gemeinen,
| die Alien?
*) Quis non norit —
Stridentesque focis, opsonia plebis, Alausas?
—
379
Im Rhein geben fie nicht höher als bis Bafel; bey Straß»
burg beißen fie Guren, und fommen 4 Pfund fchwer vor. Sie
fhwimmen im Rhein fihaarenmeife fo hoch oben, daß die Rüden>
floffe bervorftebt, und laffen ein Grunzen wie Schmeine hören.’
Daber fommt mahrfcheiniih der Name Guren, beffer Gurren,
welches den Ton bedeutet, den die Därme bisweilen bören laffen.
- Sn der Donau finder fie fi nicht, auch nicht die folgende, ob>
fhon Gesner jagt, daß fie nicht unter 2 bandbreit Länge
gefangen werden dürfen (S. 25.). Pallad erwähnt ihrer nicht
in Rußland. Willugbby 227. Taf. P, 3. Fig. 1. Skelet,
Meyers Thiere II. T. 92. Agaſſiz V. T. L.
7) Man unterfcheidet jept davon die Vinte (Cl. finta,
ficta), Finte,
melche fihlanfer ift, A4—5 Schwarze Flecken über der Seitens
linie und deutliche Zäbne bat, Diefer Fiſch hat ganz die Lebens»
art der Alfe, und wurde daber für diefelbe gehalten. Sie findet
fihb um ganz Europa, felbft einzeln im Kattegat, wo fie Stockſill
beißt, bäufiger an und in den Niederlanden, befonderd in der
Maas, wo fie den Namen Bınt trägt, fommt auch bäufig in die
Flüffe des weſtlichen Frankreich, befonders in die Loire und die
Garonne, wo man fie Coulac und Gathe nennt, in Spanien
Saboga. Anr bäufigften aber kommt fie in die Flüffe ded Mit—
telmeers, und trägt im füdlichen Sranfreih den Namen Ficte
und Fennicte, bey Nizza und Rom Laccia; fteigt dur die
Rhone bis in den Doubs. Auch im adriatiichen Meer fommt fie
‚vor, gebt in den Po, und aus demfelben in die Seen der italiäs
nifchen Schweiz, den Zangen» und Lauiferfee, wo fie nicht viel
über 1 Schub lang und nur 1%, Pfund ſchwer wird. Man
fängt fie vom Jänner bis nah Oſtern, biömweilen an einem Tage
3 Eentner, in welchem Falle fie eingefalzgen und auf entferntere
Märkte gebracht werden. Jung beißen fie Cabbiano, 4 Zoll
lang Antesino, 9 Zoll lang Agone, und ald folde fommen fie
fhon Ende Jänner aud dem Meere zurüd; audgemadhfen im
May heißen fie Scioppo (Hartmann 169.). Ben Benedig
beißen fie Chieppa, ziehen im März und April in Menge die
Flüſſe hinauf, wo fie bald die ſchwarzen Seitenfleden verlieren,
und die dunfelblaue Farbe des Rückens fid dem gewöhnlichen
330
Dlivengrün der Flußfifhe näbert (moraud man fließen follte,
daß fie doch einerley mit dem nördlihen Mapfiſch feyn könn⸗
ten). Sm Gardafee findet man auch das ganze Jahr, wie im
Langenfee, die jüngern Fiſche; fie heißen, wohl nad ihrem Alter,
Scarabina, Sardena und Agone, und werden für Sardellen ges
halten. Dieſes hat die Sage veranlaßt, daß fih Meerfifhe in
diefen Seen aufbielten; fie gehen jedoch ſämmtlich ind Meer zus
rück, und kommen erft mieder, wann fie reif zum Laichen find.
Dan fhägt fie am Gardafee febr boch, und fängt biömeilen an
einem Morgen mehrere Eentner (Martend IL 412.).
Wad die eltern, mie Belon, Rondelet, Salviani
und Gesner unter dem Namen Alofe befchreiben, feheint nicht
andered als diefe Gattung zu fern; fie bieße auch bey den Fran»
zofen Pucelle, Pulchella. Die Alten follen fie unter dem Nas
men Thrissa verftanden haben, und von ihnen fommen auch die
Sagen, daß fie die Mufif Liebe und mit Schellen und Klaps
pern gefangen merde, wie Aelian (XII.) erzählt: Qui Mareo-
tim lacum incolunt, Thrissas illic cantu et pulsibus testa-
rum concrepitantium consonantibus piscantur. Etenim tan-
quam saltatrices, saltantes in piscatoria ad se comprehen-
dendas explicata instrumenta incidunt.
Ronmdrelet erzäblt: das babe er felhft in der Auvergne ers
fahren; er babe gefeben, mie fie ded Nacht auf den Ton der
Either berbey gefhmommen und gehüpft ſeyen, und man mit
einem Netz über 12 Aloſen und Salmen gefangen babe. Nah
Arbenäus folen fie auch in den Nil geben, was Haffelquift,
©. 450, beftätigr, jedoch batte fein Fiſch gar Feine Zähne, wohl
aber die fihmarzen Fleden auf der Seitenlinie. Nah Oppian
ſchwärmten fie fchaarenmweife im Meer umber (I. B. 244.):
Chalcides et thrissae passim, abramidesque ferunt,
Atque catervatim 'pereurrunt aequoris undas,
Et curvis habitant seopulis et littora visunt,
Alternantque vias ponti curruntque per aequor.
Hospitium mutant semper, pontoque vagantur.
Auch ſteht es bey demfelben Schriftfteller, daß fie mit einem
Teige von gefottenen Erbfen, Myrrhen und Wein gefangen würs
381
ben, und daß man vor die Netze Bögen mit Schellen über das
Waſſer fpanne, was man vielleicht bloß daher auf die Alfen
übertragen bat.
Ein Eremplar von Benedig bat Gesner abgebildet ©. 215
andere bey Rondelet 220, Galviani 103, Aldrovand 500,
aus der Tiber, mo fie, nah Paul Jovius Cap. 17, Lac-
eia beißt, für den fhmachafteften Fiſch gehalten, aber wegen
der vielen Gräthen nur mit Gefahr gegeffen wird. Sie fümen
im erften Frübjabr ſehr flruppig und mager an, würden fchon
nach einigen Tagen fett, aber nicht größer als 1°, Schub, und
Fehrten anfangs Sommer ind Meer zurüd; fie kamen febr
gelegen, gerade zur SFaftenzeitz; eben fo gut feven fie im Arno
und im Pe; im Langen: und Gardafee hießen fie Acones, und
feyen bdafelbft eben fo gut, aber nicht über 1 Schub Yang; in
Sranfreih und Spanien viel größer, aber an Geſchmack nicht
mit den italiänifhen zu vergleihen. Der religiöfe: Dichter
Bida fagt: er fcheine ihm ein fehr kluger Fiſch zu fenn, weil
er nicht anders ald fett anfomme, und zwar zur gelegenften Zeit,
wann das Fleifcheffen verboten fen, nehmlich zur Faften.
Der Fiſch, welhen Bloch, D. F. J. S. 209. %. 30. $. 1,
abgebildet, gebört auch hieher. Nach allem bleibt es fehr zmweifel-
baft, ob es wirklich zwey verfchiedene Gattungen find, befonders
da Willugihby, ©. 227, feinem Schad oder der Häringsmutter,
welches wohl ficher die nordiſche Alfe ift, außer dem ſchwarzen
Sleden hinter dem Kiemenfpalt noch 5—7 über der Geitenlinie
gibt. Es fcheint, daß die jüngern, welche Agone heißen, die
Zleden noch nit haben, Auch Nau verfihert (Fifche von
Mainz S. 98.), daß die Seitenlinie ded Mayfiſchs einige dunkle
Flecken habe und einige Fleine Zähne im Maul.
8) An den Antillen, und befonderd an Jamaica und Caro»
lina wird der Borftenbäring (Cl. thrissa)
häufig gefangen und gegeffen, jedoch foll er bißmeilen giftig
feyn. Er wird nur 1 Schub lang, ift fett, aber soll Gräthen;
der lebte Strahl in der Rüdenfloffe ift in einen Faden verlän>
gert, die Steißfloffe gerad, dad Maul zahnlod, im Oberkiefer
ein Ausfchnitt; Färbung filberglänzend, oben bläulih. Er heißt
382
dafelbft Savalle, bev den Franzoſen Cailleu-Tassart. Bloc,
Y. 5. IXX. 35. T, 404. P. Bromne Jamaica 443.
2. Sippfhaft. Die diden Häringe
baben einen rundlichen Leib, und daher feinen fcharfen
Baud).
4. G. Die Stempelhäringe (Elops)
gleichen den vorigen, find aber fchlanfer, haben an 30 Kies
menftrablen, einen platten Stachel oben und unten an der
Schmanzfloffe, aber Feine verlängerte Rückenborſte. Sie finden
fi) nur in wärmern Ländern.
4) Der weftindifche (E. saurus, Argentina carolina)
wird 1 Schuh Fang, 1'/; Zoll breit, mit großen, ganz filbers
glänzenden Schuppen und Pleinen Zähnen, der Oberkiefer länger,
Schwanrzfloffe ausgefchnitten. Die Zunge die, weiß und fnors
pelig. R. 25. St. 15.
Finder fih an Bahama und Jamaica, gewöhnlich in ben
Watten zmwifchen den Inſeln, von mo fie durch die Fluth in die
Sible geführt, und dafelbft beym Eintritt der Ebbe in Menge
gefangen werden, indem man die Schleußen fallen läßt. Sie
werden für ſchmackhaft gehalten, fino gewöhnlich Feiner als die
Häringe, es gibt aber auch viel größere. Catesby Taf. 24.
Sloane II. 282. T. 250. 5. 1. Pounder.
2) Den oftindifhen (Argentina machnata)
bat Forffal im rotben Meer entdedt, aber nichts weiter
von ihm gefagt, als daß er 2'/; Spanne lang und 2 Zoll hoch
ſey. 8. 33.R. A, 24. ©t. 3, 17.
5. G. An Südamerica gibt e3 einen ungeheuern Fifch der
Art, den Karpfenhäring (Megalops),
deffen Leib aber nicht zufammengedrüdt: und fehneidend ift;
das Maul voll Bürftenzäbne, in der Kiemenhaut 24 Strahlen;
der leute Ruͤckenſtrabl fadenförmig verlängert.
4) Der gemeine (Clupea cyprinoides)
wird gegen 12 Schuh lang und mannsdick; der letzte Strahl
der Röckenfloͤſſe und ein Strahl der fihelfdrmigen Steißfloffe
fadenfdrmig verlängert; der Unterkiefer Yänger und krumm, Fär:
bung filberglängend, oben bläulich. .
Diefer Fiſch heißt in Brafilien Camaripu-guaca, und bat ein
383
fo mweited Maul, dap leicht der Kopf eines Mannes darinn Plab
hätte; die Augen find fo groß wie ein Thaler, und die rund»
lihen Schuppen noch größer, glänzend wie Perimutter und
Silber; fie bededen ſich A—5mal. Das Fleifh ift zäh, voll
Gräthen, muß lang gekocht werden, und fchmedt nur, wenn man
bungerig iſt. Er beißt bey den Europäcen Savalle, Apalike und
Tassart. Marcgrave 179. Fig. Bloch, A. 5. LX. 32,
Taf. 403.
6. G. Die, Pflafterbäringe (Butyrinus)
find rundlich, wie die vorigen, mit kleinem Mund, 12 Kies
menftrablen, Bürftenzäbnen in den Kiefern und Pflafterzähnen im
Gaumen und auf der Zunge,
1) Der americanifhe (Esox vulpes, Clupea brasili-
ensis )
fiebt aud mie eine Bahforele, 1—1Y, Schub Yang und
faft noch einmal fo hoch, mit Fleinen Schuppen in Längdlinien,
oben olivengrün, an den Seiten filberglänzend., Man fann ihn
braten ohne ihn abzufchuppen, und dann fchnedt er fehr gut;
wegen der vielen Gräthen aber kann man ihn nicht wohl gefotten
effen. Marcgrave 154. Fig. Ubarana. Catesby Taf. 1.
Big. 2.
7. ©. Die Blederfifhe (Exocoetus)
find faft vierfihrötige Fifche, mit dünnen, abfälligen Schuppen
auf Leib und Kopf, und einer Reibe Kielfchuppen unter der
Geitenlinie; der Kopf ftumpf, dad Maul Flein und ſchief mit
Fleinen Zähnen; 10 Kiemenflrablen und ungemöhnlid große
Bruftfloffen, faft fo lang ald der Leib; Nüdenfloffe der Steiß-
floffe gegenüber, Schwanzfloffe gefpalten; Schwimmblafe groß.
‚Sie finden fich in den wärmern Meeren truppmeife beyfammen,
und mwerden unter dem Namen ber fliegenden Häringe von allen
Seefabrern angeführt. Sie fliegen nicht felten, manchmal, wie
ed Scheint, zur Luft, gewöhnlich aber von Raubfifhen, und zwar
den Boniten, Thunnfifchen, Stupföpfen, Haven und Delphinen
‚verfolgt, aud dem Meer einige Hundert Schritt weit fort, und
erheben fih mandmal fo hoch, daß fie auf die Schiffe fallen.
Auf diefem Flug werden fie anderfeit® von Pelicanen wegge—
fhnappt. Sie find den Sciffern eine angenehme Speife.
385
41) Der gemeine (E. volitans, evolans) _
wird etma 4 Schub lang, ift filberglängend, oben bräunlich,
bat eine ziemlich lange Kreuz: und Steißfloffe, und die Fleinen,
röthlichen Bauchfloffen ftehen weit vorn, ziemlih an der Bruſt.
R. 13. St. 13. Br. 15. B. 6.
Diefe Fiſche fcheinen fih im ganzen Weltmeer bis zu F
Wendekreiſen zu finden, und ſind diejenigen, welche die Seefahrer
fo oft durch ihren Flug in Erſtaunen ſehen. Er begegnet den—
ſelben, ſobald ſie gegen die Wendekreiſe kommen, und verläßt fie
faſt nicht mehr, ſie mögen nach America oder Africa, oder nach
Indien fahren. Man ſieht bisweilen an Tauſend plöglich ſich
aus dem Meer erheben, um ſich vor den Raubfiſchen zu retten,
wobey aber viele den Raubvögeln und den Matroſen auf dem
Schiffe, welche ſie wie Häringe verzehren, zur Beute werden.
Die Fiſcher in Braſilien ſtecken ſie lebendig an die Angel, und
fangen damit eine Menge der köſtlichſten Raubfiſche. Fremin—
ville erzählt (Iſis 1834. 4449.), daß an Africa ein ganzes
Dusend auf dad Schiff gefallen fey, welches 18 Schuh über
dem Waifer gieng. Sie fhießen nicht bloß, fondern fliegen wirk—
lich, indem fie die Floſſen ſchnell fchlagen, und eine Art Beben
in der Quft verurfachen. EB ift nicht wahr, daß fie niederfellen,
wann die Floffen troden werden. Man ſieht fie in magrechter
Richtung 300. Schub. weit fortfliegen: hält man fie in der Hand,
fo fchlagen fie die Floſſen, als wenn fie fliegen wollten. Piſo IL.
©. 61. Fig. Pirabebe. Kolbes Reife IH. 380. Bloch, A.
F. IX. 14. T. 398. | -
2) Der italiäniſche (Exocoetus exiliens)
, gleicht ziemlich dem vorigen, bat aber viel längere und ganz
hinten ſtehende Bauchfloffen. R. 11, St. 12, Br. 18, 8.6
Strablen. Die Seiten find ſchön füberglängend, Rücken und
Floſſen blau. a
Er findet fihb im ganzen Mittelmeer, wird IE Schub
lang, fol fih von Pflanzen und Pleinen Thieren ernähren, und
bat ein fettes, fehr ſchmackhaftes Fleifh, das höher ald der Hä—
ring gefhäpt wird, Riſſo fagt, fie laichten im Frühjahr, und
kaͤmen dann, fobald die Winde dad Meer nicht mebr peitfchten,
beerdenmeife an die Dberfläche; ein Theil bliebe, der andere aber
\
585
zoͤge mit viel Geraͤuſch nah Oſten; fie durchfloͤgen die Luft nad
allen Richtungen, wie die Schwalben, büben und fenften fich,
ftrihen über dem Waffer und befchrieben Krümmungen; von
Thunnfifchen- und Boniten in Angft gejagt, ſchöſſen fie blindlings
aus dem Waffer und gerietben auf den Strand. Nach andern
Beobachtern fliegen fie nur gerad aus. Man nennt fie gemöhns
lih Meerfihwalben, in Stalien Rondine, Rondola, an Franfs
reich Hirondelle de mer. Shen bey den Alten fommen flies
gende Fifche unter dem Namen Hirundo vor, bey Plinius IX.
Eap. 26, auch bey Ariftoteles IV. Cap. 9,. Oppian Il. 459
und Atbenäud, aber nur mit wenigen Worten; und fie fdyeis
nen nicht dieſes Gefchleht, fondern die Meerhäbne, Trigla zu
mepnen, menigftend Oppian, da er fie-unter die Fiſche rechnet,
welche ſtechen kͤnnen. Bloch, N. 5. IX. 10. T. 397. Geb
ner 653. Sig. Mugil alatus.
B. Die. bewaffneten Häring?
zeichnen ſich durch große Zähne oder einen gepanzerten -
Kopf aus.
3. Sippſchaft. Die Zabnhäringe
baben febr lange Zähne in den Kiefern, wie die Lachfe.
8. G. Die Hauerbäringe (Chirocentrus)
feben auß mie, Häringe, haben -aber in den Kiefern eine
Reihe Fegelfürmiger Zähne, wovon oben die zwey vordern, unten
alle außerordentlich lang find; Feine im Gaumen; 8 Kiemens
firablen; Bauch» und Rüdenfloffe Elein; vor den Bruftfloffen ein
ſehr Starker Stachel.
1) Der gemeine (Clupea dentex, dorab)
wird 2 Schub lang und ift filberglängend, oben bläulich oder
bräunlich, .im Unterkiefer 12 Zähne. R. 17. St. 34, gegenüber.
Diefer Fiſch findet fih im rothen Meer, mo er Lyfan und
Dorab beißt, auch in Dflindien, wo ihn die Franzofen Sabre et
Sabran nennen. Er bat Fleine und abfälige Schuppen, und
der Schwanz ift ſtark ausgeſchnitten; die Bauchfloffen find kaum
fo lang als ein Fingernagel, und über und unter denfelben liegt
eine bäutige Schuppe, wie ein Flügel derfelben. Der Fiſch ift
ohne Zweifel eßbar, was aber bey Forffal nicht befonderd bes
merkt wird. Lacepede X. ©, 48. T. 2. 8. 1.
Okens allg. Naturg. VI 25
386 |
4. Sippſchaft. Die Panzerbäringe
haben einen mit Knochen gepangerten Kopf.
9. © Die Kaulbäringe (Erythrinus)
leben in Flüffen heißer Zander, und fehen faft aus wie Kauls
köpfe, find nehmlich ziemlich walzig, und haben einen dicken, ges
panzerten Kopf, aber große Schuppen auf dem Leibe; eine Reihe
kegelförmiger Zähne in den Kiefern, und dazwiſchen einige Ed:
zähne, im Gaumen Bürftenzäbne, nur 5 Kiemenftrahlen. Die
Rüdenfloffe Furz und fteht in der Mitte, Schwanzfloffe rund.
1) In Südamerica beißt einer Tareira do Rio (Synodus
Tareira),
16 Zoll lang, oben bräunli, an den Seiten filberglängend,
die Floffen braun, mit ſchwarzen Wellen, der Unterfiefer länger,
in. der Geftalt etwas hechtartig, vorn mit 2 längern Zähnen,
oben mit 4, womit er fehr ſtark beißt. Er wird gegeffen, bat
aber viele Gräthen. Margrave 447. Fig. Bloch Syst,
tab. 79. Agassiz in Spixii et Martii itinere, Pisces
1829. p. 45. tab. 20,
10... Die Schlammbäringe (Amia)
gleichen dem vorigen in den großen Schuppen, dem gepan=
zerten Kopf und den. Zähnen, hinter denen aber noch Pflafter>
zähne fteben; fie haben 412 Kiemenftrablen, und die —5 —
iſt ſehr lang.
4) Der Fable (A. calva)
beißt in den Flüffen von Carolina Schlammfifh (Mudfish),
wird 1 Schuh Yang, ift braun und bat auf der runden Schwanz»
floffe einen fchwarzen Flecken; wird gegeffen, ift aber nicht häufig.
Bloch syst. p. 451. tab. 8.
11. Die Rafpelbäringe (Osteoglossum)
zeichnen fi durdy ein ungeheured, rauhes Zungenbein aus;
find übrigens gebaut wie die Kaulhäringe, aber die Rüden» und
Gteißfloffe find fehr Yang und flehen weit hinten. Sie leben
ebenfalls in füßem Waſſer.
4) Der riefenbafte (Sudis gigas),
in Brafilien, wo er Pirarucu heißt, 5—5 Schub Yang, bis⸗
meilen einige Eentner ſchwer, mit großen, Indchernen Schuppen
und einem fehr rauben Kopf. Oben bräunlichroth, unten weiß.
387
Findet fih im Amazonenfirom, im Sapure. Dad Zungen:
bein ift bey einem Fifh von 3 Schuh Länge 7 Zoll lang, 1'/
breit, mit fcharfen Zähnen bededt, und wird, nah Martiuß,
von den Wilden ald Rafpel gebraucht, um die Subſtanz Gua-
rana aud den Früchten der Paullinia sorbilis zu zerreiben. Gie
machen aus diefem Pulver mit Waffer und Zuder ein magen⸗
ftärfendes Getränf. Agassiz in Spix et Mart. itinere
p. 31. tab. 16.
2) Der Bartbäring (O. vandellii)
unterfcheidet fih durh 2 Bärtel am Unterkiefer, und durch
die Verfhmelzung der Steißfloffe mit der Schwanzfloffe. Er.
findet fh ebenfald in den Flüffen von Brafilien, namentlih im
Amazonenfitom, über 2 Schub lang und 5 Zoll boch, ſehr zu>
fammengedrüdt, mit ſehr langen Bruſtfloſſen; der Kopf faft wie
beym Degenfiih (Trichiurus), jedoch ſtumpf; die Schuppen
4 Zoll groß, nehförmig gezeichnet, mie getäfelt; Färbung rötb:
lichgelb, der hintere Schuppenrand hellblau. Dad Zungenbein
dient ebenfald ald eine Raſpel zum Zerreiben und Ausdrücken
der Früchte. Nah Freminville (Iſis 1834. 1150.) lebt er im
Meer an Fernambuf, Para, am Amazonenfteom und an Guyhana,
alfo wahrfcheinlih an Flußgmündungen, Agassiz,in Spixii
itin. p. 46. tab. 25.
43. Zunft. Die Langmäuler oder Hechte
find ſchlanke, ziemlich walzige Fiihe, oft mit ſtarken Schuppen, einem
langen, platten Kopf, die Rüdenfloffe und Steißfloffe £lein, weit hinten
und gegenüber; die vordere Rüdenfloffe fehlt nicht felten; das Maul
weit gefpalten, voll ftarker Zähne, meift auch im Gaumen und auf ber
Zunge; die Augen: Elein.
a. Mit zwey Rücenfloffen.
1. G. Die Flöffelhechte (Polypterus)
baben einen langen, faft malzigen Leib, mit beinbarten
Schuppen bedeckt, melde auch felbft auf die Floſſen laufen; bie
Steißfloffe ganz binten, die Schmwanzfloffe rund; auf dem ganzen
Rücken eine Menge einzelner verzweigter Slöffel; der Kopf mit
Schildchen bededt; die Schnauze glatt und rundlich, mit Fegels
25 *
388
foͤrmigen Zaͤhnen und Buͤrſtenzaͤhnen dahinter; nur ein breiter
Kiemenſtrahl; Schwimmblaſe groß.
1) Der gemeine (P. bichir),
welchen Geoffroy St. Hilaire im Nil entdeckt bat, ift
einer der merfwürdigften Fiſche, welche es gibt; er mißt 1's
Schuh, und weicht von allen andern durch die 16—18 getrennten
Flöffel auf dem Rüden ab, ungefähr wie bey den Thunnfiſchen,
melche aber zu den Bruftfloffern gehören, und böchft feine, fo zu
fagen, Feine Schuppen haben.
Er fieht ziemlich wie eine Schlange aud, hat einen mit
großen Knochenplatten gepanzerten Kopf, und einen mit Schup⸗
pen gepangerten Leib; der Schwanz ift fehr kurz, und beträgt
faum "5 der Länge; auch die Floffen find fehr Flein, haben aber,
wie bey den letter: und Frofhfifchen, die Oeftalt von Armen,
welche fie, wie die Robben, nicht bloß gut zum Schwimmen, fons
dern auch felbft zum Kriechen brauchen können. Die Vorderfloſſen
find 2'/; Zoll lang, und daran beträgt der ſogenannte Arm die.
Hälfte, und ift außwendig mit Schuppen bededt; die Bauch—
floffen fteben faft ganz hinten, und find nur halb fo groß. Der
Hauptftrahl eines jeden Nüdenflöffeld ift hart, und endigt in
zwey ſcharfe Spitzen. Die Geftalt des Kopfes ift ziemlich wie
beym Hecht, lang und platt, der Unterkiefer etwas vorftehend;
das Maul breit mit einer doppelten Neihe feiner Zähne, aber
- Feine auf der Zunge, wie beym Hecht; vorn auf dem Oberkiefer
zweyh Furze Fäden, und dazwifchen die Naslöcher; die Augen
klein. Die Schuppenbededung ift ziemlich wie beym Knochen»
hecht, und bilder fchiefe Bänder, Die Färbung ift meergrün,
mit einigen ſchwarzen Fleden; unten ſchmutzig weiß, die Seitens
linie gerad. Im Darmcanal läuft ein Gpiralblatt, wie bey den
Hayen und Rochen. Beym Hecht ift die Schwimmblafe einfach,
bier doppelt, neben einander; die große 7 Zoll lang, die Heine
einen.
Er ift febr felten, und viele Fifcher befommen ihn nie zu
feben; für vieled Geld befommt man. im ganzen Jahr faum
3—4 Stud, und zwar nur bey niederem Waſſerſtand. Er ftedt
faft immer im Schlamm. Sein Fleiſch ift weiß und ſchmack⸗
bafter als bey andern Nilfifhen.. Da man ihn nicht fchneiden
389
Fann, fs Pocht man ihn ganz; dann läßt fi die Haut in einem
Stud abziehen. Geoffroy St. Hil. Ann. de Mus. I. 1802.
p- 57. t. 5. Egypte 148. t. 3. Sfelet, Agassiz Poissons
I. tab. 10. 1 |
2. © Die Spießhechte (Sphyraena)
find große Fiſche mit zwey Rüdenfloffen, und werden daber
in die Nachbarfchaft der Bärfche geftelt; ihr Leib ift aber ge>
ſtreckt wie bey den Hechten, der Kopf gerad und niedergedrüdt,
mit weiten Rachen und großen, feharfen Zähnen, Unterdedel
glatt. Die’Bauchfloffen ziemlich meit vorn; 7 Kiemenftrablen.
Sie Ieben im Meer und find fehr reißende Thiere.
1) Der gemeine (Esox sphyraena), Spetto,
wird über 2 Schub lang, ift diinn befchuppt, oben bläulich,
unten meiß, die untern Floffen röthlich. R. 5, 10. St. 10.
Findet fih häufig im mittelländifhen Meer, gewöhnlich
truppmeife beyfammen, ſchwimmt außerordentlich ſchnell, und vers
folgt fehr heftig andere Fiſche. Er heißt dafelbft Spetto, welches
Bratfpieß bedeutet, wegen des fpibig vorftehenden Unterkiefers.
Im DOberfiefer hat er vorn 2 große Schneidzähne, daneben eine
- Reihe von Beinen hinter einander, und dahinter im Gaumen
2 Reiben; im Unterfiefer bat er vorn ebenfalld 2 lange und da>
neben kleinere. Sein Fleifch ift derb, weiß und ſchmackhaft, wie
dad der Schellfiiche. Zu Rom heißt er Luzzo marino, in Grie⸗
chenland Zarganes; Ariftotele8 und Oppian erwähnen ihn
nur dem Namen nach; er fol der Sudis des Plinius ſeyn (32,
Cap. 11.) Bloch, A. F. VIII. S. 136. T. 389. Gesner
4059, Sphyraena prima, Fig" Willugbby 273. T. R, 2.
Cuv. Val. Hl. 327. Sfelett, Agaffiz V. T. F.
Am heißen America findet fih ein ganz ähnlicher (Sph.
picuda),
welcher fih nur durch braune Flecken auszeichnet, die aber
auch der vorige in der Jugend bat, Er fol 4 Schuh lang wer⸗
den, ſchmackhaft jeyn, aber bisweilen gefährliche Zufälle erregen.
Parra ©. 91: T. 35. F. 2. Glooh systema p. 110, t.'29,
f. 1) Cuv. Val. II, p. 340. 8
2) Der Barracuda (Sph. barracnda)
findet fih an America, if '6—8 Schub lang, erreicht
390
aber biömeilen die ungeheuere Größe von 10 Schuh, und hat
ganz die fchlanfe Geftalt des Hechts, mit 2 Tangen, fenfrechten
Zähnen im Dberkiefer, welche bey gefchloffenem Maul neben dem
Unterkiefer herunter reichen; im Unterfiefer 2 eben fo lange
Zähne, und dahinter jederfeit8 5 Fürzere. Seine dünnen Schup-
pen find oben braun, unten weiß.
Er fhwimmt außerordentlich fihnel, und faft alle andern
Fiſche werden ihm zum NRaube, ja er bat fchon badende Mens
fhen angegriffen und aufgefreffen. Er zeigt fich häufig in den
Watten der bahamifchen Inſeln, und auch fonft noch zwifchen den
Wendefreifen. Sein Fleiſch ift ranzig, flinfend, unſchmackhaft
und oft giftig, indem es Erbrechen, heftiges Kopfweh und Aus»
fallen der Haare und Nägel verurfacht; deffen ungeachtet ‚wird
es oft von den hungerigen Bahamenfern verſchlungen. Man fol —
ed jedoch erkennen, wann es giftig ifl. Die Zahne find dann
gruͤn, und die Leber ſchmeckt bitter, und wenn man einen Eins
fhnitt in das Fleiſch macht, fo fließt eine weiße Jauche aus,
Daß fol der Fall fern, wann er in das Meer gefallene Mances
nillen frißt. Auch die Einfiedlerfrebfe follen dann giftig werden.
Durch Einfalzgen fol er unfchädlich werden. Rochefort An-
tilles p.197. Bucune; Du Tertre Antilles204. Sloane
I. 285. tab. 247. fig. 3. Catesby tab. 1. Cuv. Val. II,
343. tab. 66. -
b. Mit einer Rüdenfloffe.
3.©. Die Knochenhechte (Lepidosteus)
find fchlanfe, hechtförmige Fifche, mit fhnabelförmigen, ſtark⸗
gezäbnelten Kiefern; der Leib mit fleinharten Schuppen bededt,
mie fchiefed Täfelwerk; die kurze Rüden: und Steißfloffe gegen»
über; der erfte Strahl aller Floffen ift geſchuppt; beide Kiemens
häute von je 3 Strahlen hängen unter dem Halfe zuſammen.
4) Der gemeine (Esox .osseus), Caiman,
iſt ſehr Schlank, wird 3 Schub Lang, oben grün, unten blaß>
roth, die 3 hintern Zloffen ziegelrotb mit ſchwarzen Fleden, und
bat auf dem Rüden berzförmige, an den Seiten länglich vier»
edige, am Bauch rautenformige Schuppen, von heller und dunfler
Färbung, wie aus Triangeln zufammengefeßt.
Findet fih vorzüglih in den Flüſſen Weftindiend, in Ja—⸗
391
maica, Birginien und bey New: York, ift ſehr gefräßig, und läßt:
fi) daber leicht fangen. Er bat ein fettes, ſchmackhaftes Fleifch,
und wird wie der Hecht zubereitet. Bloch, A. F. VIIL 140,
Taf. 390. Willughby App. p. 22. tab. P,8. fig. 2. Cas
tesby T. 50. Skelett, Agassiz Poissons II, t.A. Schädel,
Geoffroy A. phil. tab. 12,
4.08. Die Schneffel (Belone)
haben einen fehr langen, fihlanfen, faft fehuppenlofen Leib,
einen fchnabelförmigen, beinharten Kopf mit weitem Rachen und
Heinen Zähnen; unter der Seitenlinie eine Reihe Kielfhuppen.
NRüdenfloffe über der Steißfloſſe; Kiemenftrahlen 12. Die Zähne
fteben wie beym Hecht.
1) Der Hornhecht (Esox belone), Orphie, ‚Aiguille;
Gar, Sea-Needle; Horn-Gädda;
wird 2 Schub Jang, und ift dennoch. nicht viel über fingers—
did; die Kiefer pfriemenfdrmig, ziemlich wie bey dem fogenanns
ten Meerrachen; Färbung ſehr fhön und prächtig glänzend, oben
bläulihfchwarz, an den Seiten goldgrün, mit blaͤuliche De
mer, unten filberweiß.
Findet fih in allen Meeren um die ganze Erde, und war
daber fchon den Alten befannt undallen neuern Fifchfundigen.'
" Sie halten fih in der Tiefe auf, und kommen vom März bis
Juny ald die Vorläufer der Makreelen an den Strand, wobeh
fie fchlangenartig ſchwimmen, und da fie gewöhnlich nur 1—1'/z
Schuh lang find, häufig eine Beute der) Seehunde, Kabeljaue
und Dorfche werden. Ihr Gewicht ift Pfund; es gibt aber
auh 5—4 Schuh lange von 2—A Pfund, ja nah Riſſo fogar
von 8 Pfund. Sie fpringen oft 1 Schub hoch und einige Schritt
‚weit aus dem Maffer, und ftoßen mit großer Gewalt auf alles,
was ihnen in den Weg kommt. Nach Sloane II. S. 283.
flieg einmal einer an Jamaica einem Schiffer iin feinem’ Boot
die Schnauze fo tief in die Seite, daß er faft daran ſtarb. Man
füngt fie mit einem Speer , woran gegen 20 Spitzen, und zwar
des Nachts bey Fadelfhein, dem ſie nachgehen. Ein Machen
mit 4 Mann fol auf dieſe Weiſe bis 100 Stud bekommen.
Sie werden jedoch 'mwegen des magern und zaͤhen Sleifches kaum
gegeffen, fondern zerfehnitten, eingefalgen und ald Köder gebraudt,
392
befonderd an Holland und in der Oſtſee, wo er jedoch auch ge
säuchert und gegeffen wird. Es verdient bemerkt zu werden, daß
feine Knochen grün find. Bloch, D. F. J. 236. T. 35. Ges
ner ©. 10. Acus, prima species. Fig. , Willughby 251.
T. P, 2.5.4. Pennant 324. T. 63. Skelett, Rofenthal
Taf. 8.
Belone des Ariſtoteles iſt die Meernadel, weil er davon
ſagt, daß ſie zahnlos ſey und unter dem Leibe eine Falte für die
Jungen habe. Lib. VI. cap. 13. Daſſelbe ſagt Plinius IX.
Cap. 51 oder 76.
Raphis fceint aber bey Oppian (IH. 605.) der Hornhecht
zu feyn, weil er von ihn fagt, daß er mit feinen Zähnen ſich
in den Nepen veftbalte.
Acus (Raphides) ubi reti elapsae fuerint, statim rever-
sae, quasi se ulturae, rete dentibus, quos frequentes ha-
bent, appetunt, a ita infixae et haerentes capiuntur.
Schneider.
2) &8 findet fich ein anderer vom füdlichen England bis zum
Mittelmeer, der Hüpfer (Scomberesox saurus) heißt,
und fih vom vorigen dadurdy unterfcheidet, daß die bins
tern Strahlen der Rüden: und Steißfloffe befondere Flöſſel bile
den, wie bey den Thunnfifchen. Er wird nur 1 Schub lang,
aber dicker ald der vorige, und bat einen kürzern, fpipigern und
aufmwärtd gebogenen Schnabel mit Hleinern Zähnen.
Er ift fett, und fchmedt wie die Makreelen. Im adriatis
fhen Meer, befonder8 an der Inſel Liffa, wird er in Menge eins
gefalzen, in Fäffer gefchlagen und in den Handel gebracht. Er
fhmedt fehr gut, und wird roh auf Brod gegeffen, wie Neuns
augen oder Gardellen. Bey Edinburgh in Schottland werden
bisweilen durch Stürme eine Menge and Land geworfen, Bloch _
Systema. 394. tab. 78. fig. 2. Geöner 12. Acus bellonii,
p- 554. Lacertus vel Saurus, Fig. Willughby 232, T. P,
2. F. 5. Pennant II. 325. T. 64. An Corn⸗Wallis heißt er
Skipper. «Bey Rom fol er Pesce tarantola heißen,
3) An Brafilien findet fih ein ganz ähnlicher Fiſch, den
man Halbfchnabel (Hemiramphus brasiliensis) nennt,
weil der zahnloſe Unterkiefer auch lang iſt, der ‚obere aber
x
395
mit Heinen Zähnchen ganz Furz, wie abgefchnitten, was ihn ein
fehr fonderbares Ausfehen gibt. Er wird faum 1 Schub lang und
4 300 breit, ift mit weichen und ziemlich großen Schuppen bes
det, oben dunkelblau, übrigens filberfacben, der Seitengrath
‚ grün, die Floffen bläulich.
Er kommt auch an den Antillen vor, wo er Piper und
Balaou beißt, für ungemein ſchmackhaft gehalten und in Menge
des Nachts gefangen wird, indem man etwas Heu auf den
Schiffen anzündet, welchem fie zu Taufenden nachgehen. Bloch,
4. 5. VIIL 145. T. 391. P. Bromne ©, 443. T. 45. 5.2.
Slhoane II. S. 283. T. 250. F. 3.
In Oſtindien gibt es einen ganz ähnlichen, den man jedoch
für verfchieden halt. Man macht aus feinem fetten Fleiſch kleine
Würfte, melche gebraten fehr gut fehmeden follen. Valentyn
Ind. III. 391. fig. 143. Nieuhoff I. ©. 272. $. 7. Wil-
IAughbyt. P, 8. f. 3. App. P. 41.6. f. 4.
5. G. Die, Hecdhte (Esox)
haben eine Jängliche, platte Schnauze, Zähne im ganzen
Maul und in den Zwifchenfiefern, aber Feine in den eigentlichen
Dberkiefern; im Unterkiefer ſehr lange in einer Reihe; nur eine
kleine Ruͤckenfloſſe weit hinten, Steißfloffe gegenüber. Fünfzehn
Kiemenftrablen.
a. Die Stutzhechte (Chauliodus)
haben einen ſehr kurzen, diden Kopf mit weitem Maul und
langen Zähnen; die Rüdenfloffe fteht faft auf den Naden,
4) Der gemeine (Ch. sloani)
wird 4%), Schub lang, 2'/. Zoll breit, ift dünn, ſchlank, ohne
Schuppen und grün; der erfte Rüdenftrahl borftenförmig verläns
gert, und. in jedem Kiefer ragen zween Zähne fehr weit hervor.
Davor ſteht oben jederfeitd ein Fürzerer, dahinter 2, unten das
binter 10. Finder fih im atlantifchen Meer bey Gibraltar.
Catesby Suppl. tab. 9. Vipera marina; Bloch Systema
430. tab. 85.
b. Die eigentlihen Hechte.
2) Der gemeine (E. lucius), Brochet; Luccio; Pike;
ſchwed. Gaedda, x
zeichnet ſich insbeſondere durch feine breite, und niedergea
394
drücte Schnauze aus, wird gewöhnlich mehrere Schub lang, oben
fdwärzlich, an den Seiten grau, mit gelben Dupfen, unten weiß
mit fhmarzen Dupfen. R. 20. St. ı7.
Die Färbung mwechfelt indeffen fehr nad) dem Alter und dem
Waffer; im erften Jahr iſt er grün und beißt Grashecht, im
zweyten grau mit blaffen Zleden, welche erft im dritten Jahr
gelb werden; die drey hintern Sloffen find ſchwarz gefledt. Man
bat 17,000 Schuppen gezählt.
Finder fih in Fläffen und Seen von ganz Europa und Nords
america, und iſt ſowohl mwegen feiner Raubſucht ald feiner
Schmadhaftigfeit allgemein befannt. Er haſcht nicht nur kleine
Fiſche, ſondern auch ſolche, die faft fo groß als er felbft find;
felbft Waſſervögel und Ratten greift er anz die ungarifchen Fi—
ſcher, welde eine Menge einfalzen, finden bisweilen Schlangen in
ihnen; er frißt auch Fröſche, fol aber die Kröten fahren laffen,
Fiſche mit flacheligen Ruͤckenfloſſen, wie den Barſch, verfchludt
er nicht fogleich, fondern hält ihn am Kopf zwifchen den Zähnen,
bis er todt iſt; den Gtichling läßt er ruhig um fich fpielen, und
wagt e8 kaum ihn anzugreifen. Bloch fand einen jungen und
daher unerfahrenen Hecht mit einem Stichling im Maul, deſſen
Rüdenftaheln fih denfelben durch den Gaumen geftschen hatten
und bey den Naslöchern bervorragten. Gesner erzählt (594):
Ein Maulthier habe einen Hecht, der fih ihm beym Saufen in
der Rhone in die Unterlippe eingebiffen, beym Davonlaufen und
Kopffchütteln aufs Land gezogen und auf die Erde geworfen,
unge Kaben und Hunde, die man in die Weiher wirft, werden
fogleih von ihnen gefreffen; bey Krafau habe einer den Fuß
eines Mädchens angegriffen; junge Gänfe und Bläßhühner finde
man nicht felten in feinem Magen. Daher heißt er König und
Tyrann der Wäſſer: Lucius est piscis rex et tyrannus aqua-
rum, Arnoldus Villanovamus,
Er wächst ſehr fhnell, und wird ſchon im erften Jahr 8 bis
10 Zoll lang, im zwenten 12—14, im dritten 18—2035 im ſechs⸗
ten fol er fhon 3 Schub, im zwölften 4 Schub Yang feyn. Man
bat Benfpiele von 6—8 Schuh langen, welche Größe fie in folchen
Seen erreichen, die fehr uneben find, wo fie mit den Neben |
nicht gefaßt werden; menn diefed auch der Fall ift, fo zerreigen
395
fie oft diefelben und entfommen Hechte von 10—12 Pfund
find nicht8 Seltened; man hat aber von 30 und 40 Pfund ges
feben; in Rußland, namentlich, in. der Wolga, merden fie noch)
viel fchwerer) Sie erreichen ein ſehr hohes Alter, und zwar von
mehr als 100 Jahren, Kaifer Friedri II. fol, nah Einigen,
im Jahr 1230 einen Hecht bey Heilbronn, nach Andern bey Kais
ferdlautern, eingefegt haben, mit einem Ring in dem: Kiemens
deckel. Man habe denfelben im Jahr 1497, alfo 267 Jahre
naher, ‚gefangen, und auf dem Ring: die griechifche —
gefunden:
Ich bin jener Fiſch, welcher dieſem Weiher zuerſt durch die
Hände Friederichs II. übergeben worden, den 5. October 1280.
Sch. habe die Chroniken nachgefchlagen, welche vom Aufents
balt dieſes Kaiferd handeln. Am 5. October 1250 mar er nicht
in Deutfchland, fondern in Italien; er bielt fih aber von 1212
bis 1220 am Rhein auf, und im letzten Jahre umgab er Heil
bronn mit einer Mauer, 1235. bielt er zu Worms Hochzeit mit
einer Schmefter des Königd von England, und bielt fih den
Herbft und Winter über zu Hagenau auf, Später war er im»
mer in Stalien. In Kaifersfautern, wo der Fiſch abgebildet feyn
follte, wollte im Jahr 1821, wo ich dafelbft darnach fraate, nie=
mand etwad davon willen. Indeſſen beißt doch ein Weiher das
felbft: Kaiſers-Wog.
Die Laichzeit dauert vom Hornung bis in den April; fie
find dabey wie blind, und laſſen fich mit den Händen fangen,
fuhen die mit Rohre bemwachfenen, feichten Stellen; zuerſt
die jüngern, im Hornung, welche: deßhalb Hornbechte heißen; die
altern Märzhechte; die-älteften, welche im April kommen, wo
auch. der Froſch laicht, heißen deßhalb Froſchhechte. Baltner,
ein ſehr unterrichteter Fiſcher zu Straßburg, hat, nach Wils
lughby, in einem achtpfündigen 148,000 Eyer gezählt: Er
wird, außer der Laichzeit, wo es verboten iſt, mit Netzen, Reuſen
und kleinen Fiſchen, beſonders Bachkreſſen und Alben an der
Angel gefangen, an welche lehtere er beſonders gern bey trüber
Witterung beißt, meil fih dann die andern. Fifche auf dem
Grunde aufhalten. Man berücdt ihn auch. leicht mit der ſogenann⸗
- ten Darge, nehmlich einem Fiſch von Meffing mit rothen Augen,
396
Das gelingt am beften beym Mondſchein. Er wird auch häufla
mit dem Speer geftohen, im Norden befonderß unter dem Eiſe.
Gefangen geben fie fogleich alles von fich, was fie gefreffen haben,
mwahrfcheinlich weil fie, um unterzufinfen, fich ſtark zuſammen⸗
drücken. Auf die Märkte fommen fie von der Größe eines bals
ben, von 4, 6-10 Pfund; unter 16 Zoll Länge follen fie nicht
verfauft werden. Man: behauptet, daß die Werfänfer in Eng⸗
land ihm den Bauch auffihnitten, um den Käufern zu zeigen,
mie fett er fen; gebt er nicht ab, fo nähten fie denfelben, ohne
alle ſchlimme Folgen, wieder zu, befonderd wenn er in Teichen
mit Schleihen gefeht würde. Sie bekommen bisweilen Hoͤcker an
den Seiten, wenn ſie ſterben.
Bey den Römern ſtand ſein Fleiſch in keinem Anſehen, was
Auſonius beweißt *): F
Hier auch hauſet, belacht ob der römifchen Mannesbe⸗
namung,
Stehender Teiche Bewohner, *9 Erbfeind klagender
Fröſche,
Lucius oder der Hecht, in Löchern, die Röhricht unb
Schlamm rings
Dunfelnd umwölbt; er, nimmer gewaͤhlt zum Sebrauds
der Tafeln,
Brodelet, wo mit ekelem Qualm Garküchen verdampft
find.
Böcking.
Gegenwäͤrtig iſt ed anders; ſein Fleiſch iſt bey Reichen wie
beb Armen beliebt, und wird ſelbſt ſchwächlichen Perſonen em⸗
pfohlen. Wird auch, beſonders im Norden, eingeſalzen oder ge⸗
räuchert, und kommt unter dem Namen Salz⸗ oder Pökelhecht
in den Handel, beſonders von. Frankfurt an der Oder aus, wo
) Hic etiam, Latio risus praenomine, cultor
Stagnorum, querulis vis infestissima ranis,
Lucius obscurus ulva coenoque lacunas
Öbsidet; hie nullos mensarum lectus ad usus, ö
* Fervet fumosis olido nidore popinis.
597
fie in Tonnen nach Polen verfendet werden. Man macht auch
Caviar aus feinem Roogen; friſch jedoch wird er für ſchaͤdlich
gehalten, wie der vom Barben.
Sn manchen Ländern legt man auch Hechtteiche an, beſon⸗
derö wo der moorige Grund oder die Falte Lage Feine Karpfen
teiche zuläßt, und fest Weißfifche hinein, auf fandigem Boden
da8 Rothe und Belbauge und die Güfter, auf moorigem die
Schleih, oder auch Karaufchen und Karpfen.
Der Hecht bat ein gutes Gehör, und ſtellt fih auf Rufen
oder Klingeln zur Fütterung ein. Daß er die Schleib verfchone,
weil er feine Wunden mit deren Schleim heile, gehört zu den
alten Sagen. Dad gemeine Volk will in den leicht zerlegbaren,
langen und zierlihen Schädelknochen die Werkzeuge finden, welche
beym Leiden Chriſti gebraucht wurden.
Der Hecht finder fih in ganz Europa bi8 nad Lappland
binauf; er fehlt jedoch in Island, und fol auch in Spanien nicht
vorfommen, obfehon er in Stalien, nah Paul Jovius, fehr
häufig if. Es ift jedoch merfwürdig, daß ibn Martens in
Dberitalien nicht aufführt. In Rußland findet er fi, nad
Pallas (Zooph. rossica II. 336.), in allen größern Flüffen
und Geen in dem fernften Often, felbft noch im Amur, ja im
Eidmeer und im cafpifhen Meer fehr gemein; in den großen
Seen nicht felten 4 Schub lang und 20—30 Pfund fhwer. Man
fängt fie des Winterd mit Neben unter dem Eis in folcher
Menge, daß fie klafterweiß, wie Holz, für einen Spottpreis ver:
Fauft und gefroren weit und breit verführt werden. Der Caviar
davon ift fehr ſchmackhaft. Er fehlt in der Krimm und in
Kamtſchatka. Er heißt Schtschuka, in Ungarn Chuka, bey den
Baſchkiren Sortau, bey den Wotiafen Zipe, bey den Dftiafen
Sart, bey den Sampjeden Pürre. Nah Tilefius gibt es in
der Newe biöweilen, welche am Unterkiefer ein Bärtel haben,
wie der Dorſch. Daß fie erſt unter Heinrich VIIL, 1537, in
England eingeführt worden feyen, widerlegt Pennant dadurch,
daß 1466 eine Menge bey dem Erzbifhoff von Yorf auf die
Tafel famen, und fie auch fhon 1496 in einem Buch als gar
nicht felten aufgeführt wurden. Bloch, D. F. I. 229. T. 32,
Gesner 590. Fig. Lucius; Willughby 236, T. P, 5, 82
393
Marlili © 65 % 22. 141. Pennant I. 320. T. 63.
Meidinger I. Taf. 10. Skelet, Meyers Thiere I: Taf. 9.,
Rofentbal T. 7. Schädel, Spix Ceph. tab. 1, 2,, Geof-
froy Anat.. phil. I. tab. 12. Bey Ariftoteled und Pliniud
kommt er nicht vor.
Berbreitung der Fifde
Wenn bey den andern Thierclaffen fomohl die Zahl der Ge:
fhlechter und Gattungen ald der Individuen in den Falten sonen
viel geringer iſt, ald in den warmen; fo gilt diefe Regel bey den
Fiſchen nur bey den 2 erften Rubriken, keineswegs aber bey der
lesten.. Die Zahl der Häringe, Kabeljaue und Gapeline ift im
böchften Norden größer ald bey irgend einer Gattung im Süden,
wo die Manchfaltigkeit der Formen notbwendig der Menge Ab:
bruch thut: denn wären bier die Individuen der vielen Taufend
Gattungen ebenfo zahlreich wie im Norden, woher follten fie ihre
Nahrung nehmen?
O. Fabricius führt nur 45 Fifhe von Grönland auf, und
darunter find die meiften aus dem Gefchlechte der Hayen, Klumps
fiihe, Trüſchen, Scleimfifhe, Groppen, Schollen und Lachſe.
Die Übrigen find ein und der andere, Reden, Aal, Meerwolf,
Sandaal, Schlangenfifh, Stubfopf, Spiegelfiih, Lippfiſch, Barfch,
Stihling und Häring; Süßmafferfiihe gibt ed faft gar Feine.
Faber bat 49 Gattungen bey Island in denfelben Ver—⸗
bältniffen. Er bat noch unter den einzelnen auch die fogenannte
Seeratte, den Stör, Froſchfiſch, Schiffshalter, Meerhahn,
Meer:Ulf, Lampris (Zeus guttatus) und den Hornhedt.
An der Nord: und Oſtſee nimmt die Zahl der Individuen
fhon bedeutend, und die der Gefchlechter und Gattungen fo
zu, daß es zu meitläufig wäre fie aufzuführen. Aber im»
mer haben noch diefelben Gattungen dad Uebergewicht, wie im
höchſten Norden, und es fehlen die meiften Gattungen, felbft des
‚399
mittelländifhen Meeres; die Slupfifhe nehmen jedoch nım aufs
fallend zu.
Nilsſon nennt in und um Scandinavien 184 Fifhe, und
darunter fommen ſchon mehr Lahfe, Karpfen, Trüfhen, Schols
len, Bärſche, Hayen und Rochen vor, auch mehrere Lippfifche,
Häringe, Hechte, der Wels, Nadelfiihe, die Meeräſche, Braffen,
Mafreelen, Meerbähne, die Meerbarbe, der Dradien: und Spin»
nenfiſch, Meergrundeln, Groppen und Schleimfifche, der Schwerd—
fiſch, Stör, Mondfifh, die Priden und der Singer.
Pennant zählt in England 154 Fiſche auf.
Bon deutfhen Fifchen führt Bloc 130 auf, von denen
Meerfifhe 40, und mithin 90 Flußfifhe, und darunter haben die
Karpfen, Lachſe und Bärſche bey weiten das Uebergewicht; es
finden ſich noch einige Schmerlen, Pricken, Stichlinge und Störe;
Häring, Groppe, Hecht, Trüfche, Aal und Wels nur einzeln,
Nau zählt bey Mainz nur 415 Fitzinger im Donauge:
biet 47,
Hartmann zählt in den Flüffen und Seen der Schweiz
56 auf; die übrigen find befonders in der Donau, im Rhein, in
der Elbe und Oder. In den Flüffen des füdlichen Europas,
namentlich Italiens, Frankreichs und Spaniens, feheint ed fone
derbarer Weife nicht fo viel Fifche zu geben, wie in Deutfchland;
indeſſen bat man nody Feine befonderen VBerzeichniffe.
Im Mittelmeer nimmt die Zahl der Sefchlechter und Gats
tungen plöglic zu; außer den Thunnflihen aber und Sardellen
gibt es Feine, welche heerweiſe erfcheinen. Riſſo befchreibt deren
382, und darunter faum ein Dugend Flußfifbe. Darunter find
am meiften Rochen, Hayen, Nadelfifche, Aale, Trüfchen, Schleim:
fiihe, Meergrundeln, Thunne, Stupfopfe, Drachenföpfe, Meer:
hähne, Lippfifche, Braffen, Serrane, Schollen, Meeräfchen und
Sardellen. Auch erfcheinen damit die Hornfiſche, Kofferfifche,
Schnepfenfifhe, Dedenfifhe, Spinnenfifhe, Sternguder, Peter:
männchen, Bandfiihe, Schifföhalter, Lootfenfifhe, Meerbarben,
Schattenfiſche, Sonnenfifh, Pfeilbecht, Gilberfifche, Aehrenfiſche,
fliegende Fifche,
In Rußland, welches freylich das nördliche und füdliche, und
mithin faft einen ganzen Welttheil begreift, befüpreibt Pallas
400
as
241, und darunter find am zahlreichften die Rochen, Hahen,
Pricken, Klumpfifhe, Störe, Nadelfifche, Groppen, Meergrundeln,
Schleimfiſche, Trüſchen, Bärſche, Schattenfifche, Lippfifhe, Braſ⸗
ſen, Schollen, vorzüglich aber Karpfen und Lachſe. Außerdem
bat er die Meerratte, den Aal, Meerwolf, Welſe, Spinnenfiſch,
Schmerlen, Häringe, Thunnfiſche, Meeräſchen, Meerbarbe, Sand⸗
aal, Stichlinge, Meerhähne, Petermännchen, Drachenkopf.
In den heißen Meeren unter dem Aequator vermehrt ſich
die Zahl der Geſchlechter und Gattungen unverhaͤltnißmäßig, fo daß
ganze Sippfchaften und Zünfte neu auftreten, wie die Klippfifche,
die Kugelfifche, Hornfifche, die Fifhe mit blätterigen Schlunds
knochen, auch die meiften Schattenfifhe, Thunngefchlechter, Lipp⸗
fifhe, Braffen, Stupföpfe, Aalgefchlechter, Häringsgeſchlechter
und Pfeifenfiiche; auch in der Größe übertreffen fie — die
nördlichen Fiſche.
Die Haven ſind über die ganze Welt verbreitet; ebenſo die
Rochen, die Froſchfiſche, Schollen. Quoy und Gaimard haben
in Freycinets Reife (1824.) 135 Fiſche größtentheils neue aus
den Meeren der beißen Zone befchrieben, aus 80 Gefchlechtern, mei⸗
ſtens Hayen, Rochen, Kugelfiihe, Hornfiſche, Kofferfifhe, Lachs
artige, Welsartige, Schollen, Aalartige, Schleimfifchartige, Meers
grundelartige, Lippfifche, Braffenartige, Barfhartige, Thunnfifch
artige und Klippfifche (Iſis 1827. 1007.). Leſſon bat in Dus
perreys Reife (1826.) 115 aus 67 Geſchlechtern, größtentheils
Meerfifche, aufgeführt, die meiften aus den Sippfchaften der
Hayen, der Hornfifche, Aale, Lippfifche, Led rfiihe, Stußköpfe,
Thunnfiſche, Klippfifche, Braffen, Bärſche, Drachenköpfe, Stachels
bärfche, Serrane: (Iſis 1833. 99.)
Die Zahl aller befannten Fifche wird Krk gegen 4,000 ana
—
Zuſammenſtellung.
Bergleichen wir nun die Fiſche mit den andern Thierclaſſen,
fo entfprehen fie den Gallertthieren nad folgendem Parals
lelismus:
A: Eingemweidtbiere:
I. Darmtbiere,
IH. Aderthiere,
IH. Athemtbiere,
B. Sleifhtbiere:
IV. Knochenthiere,
V. Muskelthiere,
VI. Nerventhiere,
VII. Sinnenthiere,
Gallertthiere:
Schalthiere:
Ringelthiere:
Fiſche.
Amphibien.
Vögel.
Säugthiere.
404
Fiſche.
Amphibien.
Vögel.
Säugthiere.
Bergleichen wir aber die Zünfte der Fiſche mit den Thier⸗
claſſen, fo ergibt fich folgender Parallelismus:
A. Gallerttbiere:
41. Snfuforien,
2. Polypen,
3. Quallen,
B. Schalthiere:
4. Muſcheln,
5. Schnecken,
6. Kracken,
©. Ringeltbiere:
7. Würmer,
8. Krabben,
9, Fliegen,
Fiſche:
Amphibien,
Vögel,
Säugthiere,
2
Knorpelfiſche.
Groppen.
Kugelfiſche.
Aale.
Quappen.
Grundeln.
Thunnfiſche.
Braſſen.
Bärſche.
Karpfen.
Lachſe.
Häringe.
Hechte.
Es laͤßt ſich zwar über dieſe Zuſammenſtellung noch vieles
rechten, worüber man ſich aber bey der greulichen Unordnung,
welche noch unter den Fiſchen herrſcht, nicht wundern kann.
Dean hat die Hahen für die höchſten Fiſche gehalten, wegen
ihrer Achnlichkeit mit den Amphibien und Walfifhen; allein ihr
Enorpeliged Skelet deutet eine tiefere Stuffe an, und ed kommen
darunter Gattungen vor, mie die Prien und Inger, melde
jederman für die unterſten anfiebt.
Sie haben eigentlih nur
Aebnlihfeit mit den unterften Amphibien, nehmlich mit den
Okens ollg. Naturg. VI.
26
*
402
Molchen. Die Unbeſtändigkeit der Geſtalt mahnt ſehr an die
der Infuſorien.
An die Knorpelfiſche — * man nicht wohl andere anſchließen
ald die unfürmlichen Dicfföpfe oder die Froſchfiſche und die
Welfe mit dem fchleimigen Leib und dem weiten Maul.
Die Kugelfiſche müffen unmittelbar folgen. hr fchups
penlofer Leib und die Flumpige Geftalt mahnt an die Qualen.
Auch bier ift der Geftaltenmechfel in beiden re noh
fehr groß.
Die fchleimigen Aale, EN, und Grundeln ſtehen auch
noch auf einer tiefen Stuffe, obfchon ihre Geſtalt anfängt gleiche
förmiger zu werden. Dem geringelten und bornartigen, oft bes
fhuppten Leib der Ningelthiere treten parallel die Schuppenfifhe
auf, melde ſchon faft durchgängig regelmäßig und elliptifch find.
Die langen oder feheibenfürmigen und feinbefhuppten. thunnar—
tigen Fifhe mahnen an die Würmerz Die großen und hartſchup⸗
pigen Braſſen an die Krebſe; die Bärfche mit ſtacheligem Kopf
und ſteifen Floſſen an die Inſecten.
Die Karpfen ſcheinen den Typus der Fiſche vorzüglich an
ſich zu tragen.
Die Lachſe gleichen ſehr oft in Geſtalt und Beſchuppung
den Eidechſen. Vielleicht kann man einſtens alle eidechſenartigen
Fiſche in dieſe Zunft vereinigen.
Die Häringe mahnen durch ihre großen und. abfälligen,
federartig geſtrahlten Schuppen, fo mie durch die großen Ruder:
floffen und ihre Wanderungen, an die Vögel. Ich glaube, daß
die fliegenden Fiſche hieher gehören. 8
Die Hechſte ſcheinen mir endlich wirklich das zu ſeyn, was
man fie nennt, nehmlich die Könige der Fiſche. Dafuͤr ſpricht
auch, daß die Zahl ihrer Gefchlechter gering ift, ein merkwürdiges
Berbältnig, das auch bey der oberftem Zunft der andern Claſſen
vorkommt. So ift der Menfch das einzige Gefchlecht in feiner
Zunft; der ftraußartigen Vögel und der crocodillartigen Am»
phibien, welche in ihren Elaffen gleichfalls oben anfteben, gibt. e8
auch nur wenig.
Die Hauptfache in den Schriften über" Naturheſchichte iſt,
dag man die Geſetzmäßigkeit in der Entwicklung der Natur er⸗
405
Pennt, daß die vielen Taufend Wefen nicht durch einen blinden
Zufall oder auf Gerathewohl hervorgebracht worden; dad Einzelne
muß Jeder durch eigenen Fleiß ſich zu erwerben fuchen,
Die Hauptwerfe über die Fifche find —
Bey den Griehen: _
Ariftoteles um das Fahr der Welt 3620, oder fait 400 Fahre. vor
Ehrijti Geburt.
Aelianus (im zweyten Sahrhundert). — De Animalium natura libri XVIR
Ed. Schneideri. 1784. I. I. 8. h
Athenaeus deipnosophistarum libri XV; Liber VII. de Piscibus.
Oppianus (im dritten Jahrhundert). Halieuticon sive de Piscatu
libri V. interpr. Lippio. 1534. 4 ‚in Verſen. Bon Schneider
überfest in Profa. 1776. 8. Es gibt davon keine deutfche Ueber—
fegung.
Unter den Römern:
Ovidius (im erften Jahrhundert). Halieuticon ed; C, Gesneri. 1556,
8 Nur wenige Berfe. |
Plinius secundus; befonders das Bud IX. und XXXIL
‚Spätere:
Albertus magnus (aus Schwaben im ı3ten Jahrhundert) de Anima»
lium proprietatibus.
Paulus Jovius (im 16ten Jahrhundert) de romanis piscibus; 1524, &
Bilderwerfe:
-P. Belon, Hist. nat. des etranges poissons marins. 1551. &
Petrus Bellonius, de Aquatilibus libri H. 1553. (Translatio prioris.)
G. Rondeletius, libri de piscibus. 1554. L IL Fol. Fig.
H. Salvianus, Historia Aquatilium. 1554. Fol. Fig.
Conradus Gesnerus, Historia Animalium, liber IV., qui est de Pis-
cium natura, 1558, Fol.
Deſſen Fiſchbuch von Forer. 1575. Fol. Fig.
U. Aldrovandus, de Piscibus. 1613. Fol:
Schonevelde, Ichthyologia Slesvici et Holsatiae. 1624. 4. tab. 7.
Marcgrave, Historia naturalis Brasiliae. 1648. Fol. Days Lidhtens
ſt eins Beltimmung in Schriften der Berliner Acabemie. 1821.
D. Piso, de Indiae utriusque re naturali. 1658. Fol.
26 ®
40%
J onstonus, Historia naturalis de Piscibus, 1649 Fol;
F. Willughby, Historia piscium. 1636. Fol. Fig
F. Ruyschii Thesaurus animalium. 1700. 4.
H. Ruyschii Theatrum animalium. 1710.
Fr. Valentyn, Beschryving van Oostindien, 1724. Fol.
Sloane, Jamaica IL 1725. Fol.
A. Marsill, Danubius pannonico-mysicus, T. IV; 1726, Fol.
Seba, Thesaurus. 1735. T. IL IH. Fol .:
Klein, Missus piscium 1—5. 1740, 4.
Catesby, Nat. hist. of Carolina cet. I. 1. 1731. 4: Deutfh zu Nis
renberg. 1750. Sol.
Linnaei Museum Adolphi Friederieci regis. 1754. Fol:
Gronovii Museum ichthyologicum. 1754, L IL Fol.
Ejusdem Zoophylacium. 1763. Fol.
L. Renard, Poissons. 1754. Fol. L I. Fig.
P. Browne, Nät. hist. of Jamaica I. 1756. Fol:
Broussonet, Ichthyologia. 1782. L 4.
Bloch, Naturgefchichte der Fiſche Deutfchlands I-UL 1782. 4. illum.
Daſſelbe Werk in 8. 1783. illum.
Deifelben ausländifhe Fifche Bd. I—-IX. 1785—1795. 4. illum.
Meidiüger, Icones piscium Austriae IV, 1785—1794. cal.
Lacepède, Hist. nat. des Poissons 1—5. 1798. 4. Ich habe nach der
Dctavausgabe Jahr 6 der Republit, Bd. I—XAI. citiert. |
P. Russell, Fishes of Vizagapatam and Coromandel. L IL. 1803.
Fol. illum.
Humboldt, Observations de Zoologie. 1805. 1. Il. 4.
Geoffroy St. Hilaire. in Description de l’Egypte 1809. Fol. Text
1829. 8.
Tilefius in Krufenfterns Reife: 1810. LI. ol.
Hamilton Buchanan, Fishes of the Ganges.. I. 1822, 4, ill.
Quoy et Gaimard in Freycinet voyage de l’Uranie. 1824. Fol. enl,
Lesson et Garnot in Duperrey voyage de la Coquille, 1826-
Fol. enl.
Cuvier et Valen ciennes, Hist. nat. des Poissons, 1828, tab. i—10.
etc. 8. enl.
Spix et Agassiz, Pisces Brasiliae, in itinere Spixii et Martli,
1829. Fol. col.
Rüppell, Atlas zur Reife im nördlichen Africa. 1828. Fol. it.
Derfelbe, Abbildungen neuer Fifche. 1829, 4.
Derfelbe, neue Wirbelthiere Hft. 4. 1835. Fol., nebſt Nachtrag im
Sentenbergifhen Mufeum IE 1835.
405
Brandt und Ratzeburg, medicinifhe Thiere. I. 1830. 4. ill.
C. Bonaparte, Fauna italica. 1832. Fascicolo IXII. ill.
Quoy et Gaimard in D’Urville vöyage de l’Astrolabe. 1834.
Fol. enl. |
Derfteinerte Fifcher
Ittiologia veronese. 1796. Fol.
Agassiz, Poissons fossiles I-VIL 1833. Fol. enl.
Syftematifhe Werke:
Raii Synopsis methodica piscium. 1710. 8.
Artedi Ichthyologia. 1738. 8.
Sehr vermehrt herausgegeben von Walbaum. 1789. Vol. I—IV.
Dazu Schneideri Synonymia piscium. 1789. 4
Klein, Missus Piscium II. 1742. 4.
Linnaei systema naturae. 1748 et 1766. ed, 12.
Gouani Historia piscium. 1770. 4.
Lacepede, Poissons.
Bloch, Schneider systema Ichthyvlogiae, 1801. & col.
Cuvier, regne animal 1817 et 1829,
Fiſche befonderer Länder:
Schwenckfeld, Theriotrophaeum Silesiae. 1603. 4.
Linnaei, Fauna suecica. 1746,
Pontoppidan, Naturgefchichte von Norwegen. 1753.
Kramer, Elenchus animalium Austriae inf. 1756. &.
Schaeffer, Pentas piscium ratisbonensium. 176!. 4. col.
Haffelguift, Reife nach Paläftina. 1762. 8.
Wulff, Ichthyologia regni borussici. 1765. 8.
Brunnich, Ichthyol. massiliensis. 1768. 8.
Birkholz, Fifhe der Gurmark. 1770. 8.
Leske, Specimen Ichthyol. lipsiensis. 1774. 8.
Cetti, Storia naturale di Sardegna. 1774. 3, IL Ueberfeht 1783,
Forfkal, Animalia orientalia. 1775. 4.
Pennant, british Zool. IH. 1776. 8. Fig.
0. Müller, Prodromus Zoologiae danicae. 1776.
3. Fiſcher, Naturgefchichte von Lievland. 1778. 8.
0, Fabricius, Fauna groenlandica. 1780.
Bocks Nat. von Preußen. 1782. 8.
9. Sanders Bifhe im Rhein, in feinen Bleinen Schriften. L
1784. 225,
406
Nau, Zifhe um Mainz. 1787. 8.
Siemßen, Fiſche Mecdlenburgs. 1794. 8.
Schrank, Fauna boica I. 1798.
Viviani, Poissons de Genes in Annales Mus. VII. 1806.
®. 2: Hartmanns Befchreibung des Bodenfeeg. 1808. 8.
Delaroche, Poissons des iles baleares in Annal. Mus. XIII. 1809. 98
213. Fig.
Rafinesque-Schmaltz, Caratteri di novi animali. Palermo 1810.
8. Fig. n
Risso, Ichthyologie de Nice. 1810. 8. Fig. enl.
Pallas et Tilesius, Zoographia rosso-asiatica. 1811. II. (publ.
1831.). Fig. \
Low, Fauna orcadensis. 1813. 4.
Mitchill, Fishes of New-York in Transact. of N.-Y. I. 1815. Fig.
Lesueur deßgleichen im Journ. ac. of Philadelphia I—V. 1818. Fig.
Naccari, Ittiologia adriatica in Brugnatelli Giormale di Fisica, 1823
et 1825.
Rafinesque, $ifche von Nordamerica im Journ. de Physique. 88.
Martens Reife nadı Venedig. II. 1824. 407.
Jurine, Poissons du lac Leman in Mem. soc. phys. de Geneve II,
1825. 4. 133.
Risso, Histoire nat. de PEurope meridionale III. 1826. Fig.
De Nardo, Prodromus Ichthyol. adriaticae; $fi$. 1827. 473.
©. 2. Hartmann, helvetifche Ichthyologie. 1827. 8.
Faber, Fiſche Islands. 1829. 4.
Nilsfon, Prodr. Ichthyol. scandinavicae. 1832. 8.
Fitzinger, Berzeichniß ber Fifhe im Erzherzogthum Defterreich in
den Beyträgen zur Landeskunde. I. 1832. 331,
Nenning, die Fiſche des Bodenfees. 1834. 8.
Semifhte Werke:
Richters IchthyosTheologie. 1754. 8.
Pallas, Spic. zoologica, Fafc. 7 et 8. 1769.
Lepechins Tagbuch der Reife in Rußland. 1774. 4.
Anatomie und Phyfiologie:
Klein, de sono et auditu piscium. 1746. 4.
J. Meyers Thiere 1748. I. I. Hol. Skelette.
Geoffroy, l’organe de l’ouie. 1778. Ueberf. 1780. 8. ig.
P. Campers Bleinere Schriften. I—IIL 1782. 8. Fig.
Monro, Phyſiologie der Fiſche. (1785.) 1787. 4
} 407
Cavolini, generazione dei Pesei. 1787. 4. Ueberfebt 1792. Fig.
Comparetti, de aure interna. 1789. 4. Fig.
Scarpa, de auditu et olfactu. 1798. Fol. Deutfd) 1800. a. Fig.
G. Fiſcher, Schwimmblafe. 1795. 8. Fig.
Schneiders Sammlung zur Fiſchkunde. 1795.
Tilefius über die hornartigen Fifcheyer der Rochen und Hayen. 1802.
4. Sig.
Humboldt, Luft in der Schwimmblaſe, in Obs. zool. 1805.
A. v. Humboldt, über die electrifchen Fifche, 1806. 8. Fig.
Tiedemann, Zifchherz. 1809. 4.
Rofenthal, ichthyologifhe Tafeln. 1811. A. Fig.
Spix, Cephalogenesis. 1815. Fol. Fig.
Geoffroy St. Hilaire, Anatomie philosophique. 1818. 8. Fig.
Pohl, organum auditus per classes animalium. 1818. 4. Fig.
A. Retzius, Anatomia Chondropterygiorum. 1819. 4. Fig.
Treviranud, vermifihte Schriften. III. 1820.
Weber, de aure aquatilium. 1820. 4. Fig.
Bakker, Osteographia piscium, 1822. 8.
Van der Hoeven, de sceleto piscium. 1822.
Huſchke, Benträge z. Phyſiol. u. N.G. 1824. 4.
Serres, Anat. comp. du cerveau. 1824. 8. Fig.
RNathEe, Beyträge zur Gefhichte der Ihierwelt in den Danziger
h Schriften, Bd. I. Heft 3—a. Bd. H. Hft. 1, 2. 1824,
Magendie et Desmoulins, Systeme nerveux. 1825. 8. Fig.
Carus, Erläuterungstefeln zur vergleichenden Anatomie. 1826.
Heft 1-4. Fol. -
Fohmann, Saugaderfyftem der Fifche. 1827. Fol. Fig.
Cuvier, Poissons I. 1828. |
Baer, Entwicklungsgefhichte der Fiſche. 1835. 4. Fig.
Rathke, Unterfuchungen über den Kiemenapparat. 1832, 4, Fig,
Leuckart, Kiemen der Embryonen, 1836. 4. Fig.
Sifhfang und Handel:
Slemmings Gäger. 1724. Fol. I.
Döbels Fägerprackica. 1754. Fol. IV.
G. Wagner, der volllommene Fifcher. 1758. 8.
Duhamel, Traite general des Peches. 1769. 1. H. HI. Fol. Ueberf,
von Schreber. 1773. 4.
Bots Natur und Handlungsgeſchichte dev Häringe. 1769, 8,
I. Sell, De Halecum captura. 1697. 4.
Riemann, Bifchereywefen, 1804, 8,
408
Ehler, Luftfifcheren. ste Auflage. 1813. 8.
. Bofe, Wörterbuch der Fifcherey. 1810, 8.
Sidler und Günther, Zeichfifcherey. 1810. 8.
Tſcheiner, Angel: und Nebfifcherey. 1821. 8. Fig.
H. Davy, Salmonia, or days of Fly fishing, ed. 2. 1829. 8,
Wörterbücher:
Außer den bekannten allgemeinen, nody befonderg:
Ichthyologia enodata, sive index rerum etc, explicatus ab, I. I. Wal-
baum. 1793. 4. 114.
Verzeichniſſe der Literatur:
Vorzüglich: Artedi renovati bibliotheca ichthyologica cura Wal-
baumi. 1785.
Die ebenfalls befannten Werke von:
Grono» (Bibliotheca regni animalis. 1760.), Cobres, Erſch, Reuß
(Repertorium, Zoologia).
Auch Brünnichii Literatura danica. 1783.
Winther, Enchiridion literaturae sc, r. n. in Dania etc. 1829, &,
Regiſter
uͤber die Fiſche (ſechster Band).
A.
Aal 119.
Aalbock 362.
Aalmutter 145.
Aalraupe 151.
Abacatuia 204.
Abgottfiſch 211.
Ablette 311.
Aborre 261.
Acanthias 61.
Acanthurus 208.
Acaramuca 105.
Acara-pinima 243.
Acara-pitamba 259.
Acarauna 214.
Acerina 251.
Acipenser 65.
Aculeatus 176.
Acus 392.
—— 208.
eglefinus 154.
350 367.
292.
Aeſche 358.
Atos 49.
Affenfiſch 64.
Agönen 308.
Agone 379.
Asonus 79.
Aiguille 391.
Aiguillot 61.
Alalonga 194.
Aland 308.
Aland⸗Bleke 307.
Albele 312. 366,
Alben 311.
Alboro 236.
Albula 364.
Alburnus 311.
Alet 298.
Aletta 301.
Alex 201.
Alfen 312.
Alosa 378.
Alpenforelle 347.
Alpken 365.
Alfe 378.
Altes Weib 105.
Amaul 270.
Ambassis 274.
Amia 196. 386.
Ammodytes 138.
Ammocoetes 35.
Amore 174.
Ampelein 354.
Amphacanthus 207.
Amphisile 99.
Amplova 370.
Anabas 237.
Anableps 287.
Anarrhichas 147.
Anchorago 339.
Anguela "368.
Anguilla 120.
Anjchovi 369.
Antacaeus 71.
Antennarius 76. .
Antesino 379.
Anthias 156, 256.
— ſormosus 248.
— japonicus 242.
Anzoletto 178.
Apalike 383.
Aphya 170, 292. 368.
Apogon 273.
Apron 268,
Apterichthys 124.
Apua 170. 370,
Aquila 48.
Araneus 81, 174.
Arbolino 312.
Argentina 331. 382.
Asellus 148.
Afp 310.
Asper 269.
Aspidophorus 79.
Aspredo 84.
Aspro 268.
Atherina 367.
Atinga 116.
Attilus 69.
Aufblafer 111.
Aulostoma 99.
Aurata 234.
Auriol 188.
Arola 312. \
BD.
Bachbumel 208.
Bagre 90.
— do Rio 92.
Baicolo 264.
Balaou 393.
Balchen 364.
Balistes 103.
Ballerus 319.
410
Bambelein 307.
Bandfifch 140.
Bandmutreele 206.
Banstickle 176.
Bar 263.
Barbe 294.
Barbeau 294.
Barbier 256.
Barbon 279.
Barbue 165, 282.
Barracuda 389.
Barſch 261.
Bartgrundel 286.
Bartmännchen 140.
Bartumber 247.
Bass 263.
Batrachus 77, 75.
Bauchflofler 272.
Baudroye TA.
Bayad 90.
Becard 339.
Beilfiſch 328.
Beinfifch 109.
Belone 391.
Berg-gylta 220.
Berglachs 161.
Befaanchen 211.
Besugo 236.
Betrüger 221.
Beutelbarſch 255.
Beutelfiſch 105.
Bezola 362,
Bichir 387.
Bießgurn 285.
Bissa 124.
Bitterling 301.
Bjeluga 69.
Bjoerkna 316.
Blado 229.
Biakbass 253.
Blakgrunt 241.
Blak-harry 253.
Blanquette 371.
Blarin 291.
Bla-stal 221.
Blattlachs 323.
Blaubäudlein 307.
Blauling 308.
Bläuling 364.
Bleech 316, -
Bleich 317.
Blennius 145.
BDlicca 316.
Blieq 312.
‚Bliek 316.
Blieft 312.
Bliethe 311.
Blindaal 124.
Blitzling 364.
Bobbo 228.
Bocca in Capo 79.
Bockfiſch 216.
Bockfish 267.
Bodianus 258.
Bago 228.
Bolaccio 255.
Bondelle 352.
Bonit 195.
Boops 228.
Bordeliere 316.
Boroche 307.
Borrugato 248.
Borftenlachs 330,
Bosega 278.
Botargo 202.
Bottolo 278.
Boulerot 170.
Boulereau 169.
Bourse 105.
Bouvier 301.
Box 228.
Brachſen 317.
Brachtelein 343.
Brama 219, .317.
Branein 264.
Braſſen 227.
Bratfiſch 309. 364.
Bream 317.
Breitelein 316.
Breitling 371.
Breitmänler 74.
Breme 317.
Brienzling 366,
Brochet 393.
Brosme 149.
Brummer 77.
Brusollo 301.
Bubulca 301.
Buccanella 258.
Buchftabenfifit, 254.
Bucune 390.
Budd 292.
Bugo 228.
Bulbero 326
Buraco 243,
Burbaro 326.
Burbot 150.
Bursa 107.
Bürſtel 263.
Büſchelwels 86.
| Butt 165.
Butterfiſch 146.
Butyrinus 383.
C.
Cabacello 301.
Cabasuda 368.
Cabassous 369.
Cabbiano 379.
Cahrilla 255.
Cailleu-Tassarts 382.
Caiman 390.
Callarias 153.
Callichthys 82.
Callionymus 80, 174.
Camaripu-guagu 382.
Camuri 268.
Candil 261.
Canicula 53.
Uanna 255.
Cantena 229.
Cantharella 236.
Cantharus 229. .
Caostello 278.
Capelan 155.
Capelin 157. 357.
Capeuna 243,
Capidone 299.
Capito 299.
Cappa 217.
Cappone 178.
Capriscus 103.
Caramel 227.
Caranx 190.
Cardinal 261.
Carass 320. -
Carassin 320.
Carassius 320.
Carbonarius 153,
Carcharias 55.
Carlino 233.
Carpe de mer 221. „
Carpio 323.
Carpione 347.
Carreau 320.
Castangeau 223.
Catalineta 214.
Cataphractus 82.
Catulus 54.
Catus 92.
Cavalla 263.
Cavallo 188.
Cavaluco 190.
Cavazzino 302.
Caveano’ 299.
Cavedo 299. _
Cavian 306.
Eaviar 201.
. Celan 372.
Centrina 61.
Centriscus 99.
Centrodontus: 236.
Centronotus 185.
Centropomus 268.
Cephaloptera 49.
Cephalus 276, 298.
Cepola 140.
Cetola 205.
Cerna 253.
Chaboisseau 78.
Chabot 77.
‚Chaetodon 210.
Chaann 255.
Charmut 86.
Charr 352.
Chatoessus.
Chauliodus 393.
Chelmon 215.
Cheval marin 96.
Chevalier 354.
Chevene 300.
Chieppa 379.
Chimaera 64.
Chirivita 212.
Chirocentrus 385.
Chironectes 76.
Chirurgus 208.
Chirus 175.
Chopa 229.
Chromis 223, 248.:
Chrysophrys 234.
Chub 299.
Chuclet 369.
Chuka 397. ,
Ciovolo 278.
Cirrites 259.
Citharinus 330.
Citharoedus 210, 214.
Citharus 330.
Clarias 93.
Clip-bagre 83,
Clupea 370.
Coalfish 153.
Cobitis 283.
Cobius 170.
Cockup 268.
Cod 156.
Cogniol 190.'
Coi 237.
Colias 189.
Colin 153.
Colisa 238.
Conger 123.
Coquette 214.
Coracinus 223.
Corax 179,
Corb 247.
Coregonus 361.
Corveau 223.
Corvina 247.
Corvulus 274.
Corvus 179.
Corvus rapax 311.
Coryphaena 217.
— Tupestris 161.
Cottus 77.
Coulac 379.
Courpata 276.
Crenilabrus 221.
Cricri 243.
Crocro 243.
Crucian 320.
Cuchia 125.
Cueulus 178.
Cybium 193.
Cyclopterus 108.
Cyprinus 287.
D.
Dace 308.
Dactylopterus 180.
Daine 248.
Dama 248.
Dard 308.
Dascyllus 241.
Daurade 234.
Deckenfiſch 102.
Degenfifch 143.
Demoiselle 210.
Dentex 229.
Detregan 278.
Dickkopf 309.
Dickköpfe 73.
Dickrücken 242.
Diodon 115.
Döbel 300, 302,
Doctorfifch 208.
Dolfyn 218.
Donzella 140, 221.
Doppelferbe 274,
Dorab 385.
4
Dorade 321.
Dorado 217.
Doras 83.
Doree 205.
Dormille 283.
Dornbrachſen 318,
Dornfifch 305.
Dorngrundel 285.
Dorfdy 153.
Doucet 174.
Drachenfopf 181.
Draco 80, 97.
Dracunculus 174.
Dragonnet 174.
Dreyer 361.
Dules 254.
E.
Echeneis 162.
Eckſchwanz 276.
Eelpout 150.
Egli 263.
Egrefin 154.
Eidechſenlachs 330.
Einhornfifdy 209, 105.
Electrifche -Fifhhe 40,
115, 126.
Eleotris 173.
Eift 304.
Eller:llige 291.
Elops 382.
Elzelen 315.
Elzer 315.
Emisole 63,
Encobio 305.
Encrasicholus 370,
Engmäuler 93.
Engraulis 369.
Enxada 212.
Eperlan 307. 356.
Ephippus 212.
Epinoche 176.
Eques 244.
Equula 206.
Erythrinus 236. 386.
Erythrophthalmus 3086. -
Esox 393.
— osseus 390,
Espadon 62, 202.
Esprot 371.
Essence d’Orient 312.
Esturgon 65.
Etroplus 241.
Exocoetus 382.
412
5.
Faber 208. .
Fago 304.
Fahaca 112%.
Fähndrich 211.
Falce 142.
Fanfre 185.
Fario 344.
Fegaro 244.
Feilenfifch 175.
Selchen 361,
Fera 363.
Fiatola 102.
Fierasfer 140.
Figa 102.
Figo 149.
Figou 245.
Fingerfiſch 281.
Finta 379.
Fistularia 98.
Slachmäuler 327.
Slaggenmann 211.
Flasco-psaro 112.
Slederfifch 383.
Fledermausfiſch 76.
Flesus 167.
Flet 167.
Flira 319.
Slöffelhecht 387.
Slunder 167.
Slußgrundel 283.
Sölchen 361, 363.
Forchato 180.
Forellen 341.
Foren 306.
Sornfifch 302.
Fragoline 236.
Srauenfifch 302, 316.
Srofchfifch 74.
Fundulus 287.
Furn 299.
Sürnling 302.
©.
Gabelfiſch 180
Gadus 148.
Gaedda 393.
Galeus 58, 63.
Gallus 204.
Ganafifih 361, 363, 366.
Gängling 302, 309.
Gar 391.
Gardon 302.
Gareißel 320.
Garum 188, 190.
Gäfe 315, 365.
Gasteropelecus 328,
Gasterosteus 176.
— ductor 185.
— saltator 187.
Gastrobranchus 33.
Gathe 379.
Gatta 54, 147,
Gattorugine 146.
Geißbraffen 230,
Beißelaal 126.
Gelbauge 306,
Gemel 93.
I Gentilhomme 244.
Germon 194.
Gewellfifh 151.
Ghanan 242.
Ghustera 315.
Giavetta 300.
Giebel 319.
| Giblidyen 320.
Gichtfifch 216, 212.
Girelle 221. .
Girl 211.
Gladius 202.
Glahrke 167:
Glanis 86.
Glasperlen 312.
Glattköpfe 217.
Glaueus 55.
Glirr 292.
Glossopetra 57.
Glyphisodon 240.
Gnathodon 111.
Gnitt 302.
Go 170.
Goato 170.
Gobio 78, 293.
| Gobius 169.
Goldbraſſen 234.
GoldEarpfen 321.
Goldſchwanz 259.
Golditriemen 228.
Golowl 304.
Solubel 301.
Gorami 238.
"Gorazo 236.
Gorette 243.
Gös 271.
Göſe 308.
Gattorusola 147.
Goujon 293.
Grasdos 369.
Grasik 362.
ı Gräling 308.
Gräsling 293, 358.
Gravanche 365.
Grayling 358.
Gremille 251.
Grenadier 162.
Grisella 286.
Grisette 211.
Grislagine 297.
Grondin 178.
Groppe 77.
Growler 254.
Grundeln 169.
Gründling 293.
Grünfifd) 187.
Gruntiish 243. :
Grystes 254.
Guacucuia 78.
Guaibi-coara 243;
Guamajaca 110.
Guaperua 77, 104. |
Guaracapema 218,
Guara-Pucu 193.
Guara-Tereba 191.
Guatucupa 246.
Gudgeon 293.
Gueule rouge 243.
Gufe 286.
Guinead 364.
Gunnellus 146..
Guren 379.
Guretfifch 320.
Gurnardus 178.
Güfter 316.
Gütſch 320.
Gymnetrus 141.
Gymnocephalus 253;
Gymnotus 126.
9.
Hadok 134.
Hägling 366,
Hake 151.
Halbfifd, 305.
Halbfchnabel 392.
Halecula 370.
Halex 378.
Halfterfifch aıı.
Halsmäuler 73.
Hammerfiſch 52.
Haemulon 243,
Häring 370.
Häring, fliegender 383.
Häringsjäger 142.
Häringskönig 142, 373.
Harmut 86.
Harniſchwels 82.
Haſel 300.
Hassar 83.
Hanerhäring 385:
Haufen 69.
Hautfloffer 30;
Hayen 52.
Hecht 393. _
Heilbutte 167.
Helena 123.
Helle-Flunder 167.
Helops 71.
Hemerocoeta 80.
Hemiramphus 211, 392.
Heniochus 211. |
Hepatus 102, 255;
Hepsetus 368.
Heterobranchus 86:
Heuerling 263, 351.
Hiatula 255.
Hippocampus 96,
Hippoglossus 167;
Hippurus 217.
Hirondelle 385;
Hirundo 179
Histrio 77.
Histryx 116.
Hochgucker 287.
Hochrücken 101.
Holacanthus 213.
Holibut 167.
Holocentrum 260.
Hornfifd 103.
Hornhecht 391.
Houting 360.
Huchen 339.
Huso 69.
Humantin 61.
Hüpfer 392.
Hydrocynus 330,
48
Jacob Evertfen 258.
Jaculator 226.
Jaguaraca 261.
Jaqua-Capuare 241,
Jaqueta 241.
Jarret 227,
Jdus 302.
Jelez 308,
Tentling 302, 309.
Jeſen 308.
Jeſitz 309.
Jeſuit 241.
| Sgelfifch 118,
Iggling 292.
Jil-⸗Anken 342%.
Inchada 212.
Indianfısh 214.
Snaer 33.
Insidiator 221:
Joül 369.
Johnius 246.
Joß 302.
Jozo 170:
Isabelita 213:
Sfer 358.
Isling 292.
Sfoler 292.
Julis 221.
Juoil 369.
K.
Kaakan 242.
Kabeljau 156.
Kaiferfifch 214.
Karauſche 320.
Karpfen 287, 323.
Karpfenhäring 382.
Karpfenkoratiche 320.
Kate 241.
Katzenwels 92.
Kaulbarfd) 78. 251.
Kaulhäring 386.
Kaulkopf 78.
Kaulyuappe 78.
Kelb 330.
Kerbauge 241.
Kerbdedel 242.
Kerbzahn 240,
Keuling 302.
Kilchen 365.
Kin fish 248
Kleinköpfe 93.
Kletterfilch 237, 283.
Kliefche 167,
Klippfifch 160, 210.
Klumpfifch 108.
Knäblein 358,
Knaller 301.
Knochenhecht 390.
Kuorpelfifche 31.
Knurrhabn 178,
Kofferfiſch 109,
Köhler 153.
Königsfiſch 248. 282.
Koppe 78.
Kothfiſch 212.
Krefien 293.
\
Kräßer 263.
Kröpfer 111.
Krötenfifc 76.
Kuchenfiſch 214,
Kugelfifiche 108;
Kühling 302.
Kutt 252.
Kyrtus 101.
Q
—.
Laberdan 160.
Labrax 175, 263»
Labrus 220.
Laccia 379.
Lacerto 190;
Lachſe 327.
Lamia 57.
Lamiola 59.
Lamprete 35.
Lamprillon 35;
Lampris 205.
Lamproy 35.
Lampuga 102.
Langfinner 194;
Lanzardo 188.
Lappenfiſch 241;
Latarina 369.
Lates 267;
Lauben 308.
Laugel 308.
Lauf 308.
Lavaret 361.
Lavarone 369:
Laxierfiſch 226.
Rederfifch 207.
Leng 151.
Lepidoleprus 162;
Lepidopus 143.
Lepidosteus 390.
Leptocephalus 138;
Leuciscus 308.
Lichia 187.
Lieu 153.
Limanda 167,
Lingue 151.
Kippfifih 220.
Liquamen 201.
Lizza 187.
Lobotes 241.
Locca 247.
Loche 287.
Lodna 357.
Lodra 174
Lövsik 362.
Lootſenfiſch 185.
415
414
Lophius 74.
Loricaria 82:
Lotta 150.
Loubine 263.
Luccio 393.
Lucerna 180.
Lucioperca 270.
Lucius 397.
Lump 108.
Lune 204 _
Lupasso 263.
Lupus 147, 263.
Lutjanus 221.
Luvaru 236.
Luzzo marino 38%
Lycosiomus 370.
Lyra 174, 179.
Lysan 385.
M.
Macarello 188.
Machoiran 90.
Madel 316.
Macquarria 242.
Macrourus 161;
Maena 226.
Maigre 244.
Makreele 188.
Malapterurus 85,
Malarmat 180.
Mallotus 357.
Malthe 76. _
Manatia 49.
Mangofifh 281.
Mannfrefler 292.
Maquereau 188.
Maraena 296.
Maräne 362.
Maraenula 365.
Maridola 227.
Mario 71.
Marsione 170,
Mar-Ulk 182.
Massot 221.
Mauseſſer 299.
Mayblecke 311.
Manfifch 3410, 378.
Manfohre 340.
Mayling 358.
Mecdel 316.
Meer:Aefche 276.
Meerbarbe 273, 278.
Meerbarſch 183.
Meerdrache 97.
Meerdroſſel 220.
Meergroppe 78.
Meergrundel 169:
Meerhahn 204.
Meerhecht 268.
Meerjunfer 221.
Meerkaraufche 221:
Meerlerche 146.
Meernafe 315.
Meerpferdchen 97;
Meerratte 64.
Meerfchlange 95.
Meerfchleihe 149.
Meerfcorpion 78.
Meerteufel 49.
Meerweih 180.
Megalops 382.
Melandrys 193:
| Melanurus 228:
Melet 369.
Menola 227.
Merlan 152.
Merlangus 152:
Merlucius 151.
Merlus 151.
Merou 258:
Merula 221.
Mesoprion 258;
Meſſerfiſch 99.
Meunier 299.
Miehgurn 285.
Migling 366.
Milandre 58.
Milchfiſch 187:
Milvus 80.
Minow 291.
Mobular 51,
Mocho 368,
Moert 304.
Mola 117.
Mollera 149.
Molva 151.
Mombsa 292.
Mön 298.
Monachus 299:
Monbin 212.
Mondlachs 330,
Mondfifch 117.
Monnier 299.
Monoceros 105, 209,
Mord-pierre 286,
Morella 291.
Mormo 237.
Mormyrus 100, 237,
Morrhua 156.
Möß 286.
Moſerlein 151.
Mouletto 174.
Mudd 292.
Mudfish 173, 386:
Muge 276.
Mugil 276.
Mulde 310.
Mullus 278
Mundfiich 309.
Mur:Ual 285.
Muraena 126.
Muria 201.
Musella 315
Mustela 150.
— . Tossilis 285;
Mustelus 61, 63.
Muttah 275.
Mydel 361.
Myletes 329.
Mystus 89.
Myxine 33.
N.
Nachtfiſch 366.
Nadelfifch 94.
Nagelwels 83.
Nagmaul 270,
Narce 40.
Naſe 303.
Näsling 315.
Naseus 209.
Nasus 303.
Nauerates 163, 185,
Nefaſch 330.
Nez 303.
! Nhandia 92.
Nilfalm 329,
Niqui 77.
Nonna 368.
Noper 258.
Nörfling 303.
Nors 356,
Novacula 219
D.
Dberfottchen 303.
Obla 297.
Dblade 228.
Occa 247.
Occhiata 229.
Oculata 229.
Oert 302.
Dhnfloffer 119,
Ohnhaupt 308.
Okara 258.
Ombra 245.
Ombre 358.
Onos 148.
Ophicephalus 275.
Ophidium 139.
Ophiognathus 126.
Orada 234. =
Orbis 114.
Orcynus 193.
Orfus 303.
Organo 179.
Orphie 391.
Orphus 236.
Orihragoriscus 117.
Osmerus 356.
Osphromenus 238.
Osteoglossum 386.
Ostracion 109.
Otolithus 246.
Oxyrhynehus 101, 360.'
P.
Paco 329.
Pagellus 236.
Pagrus 235.
Pagur 236.
Palaia 371.
Palamida 196;
Palee 364.
Palometa 212.
Pama 246.
Pample 102.
Panzermwels 82.
Papagallo 221.
Papagenfildy 105, 223.
Paradiegfifc 281.
Parapel 242.
Pardilla 291.
Paru 103, 214.
Passer 165.
Pastinaca 46.
Pearl 165.
P£che-bicout 268.
— lait 187,
— madame 260.
— naire 268.
Pegasus 97.
Pei d’argent 232.
Meister 285.
Pelamys 195.
Pelerin 63,
Perca 261.
Perea formosa 243.
— juba 243.
norvegica 189.
Perca scandens 237.
Perce-pierre 286.
Perche 261.
de mer 255.
Percia 255.
Periophthalmus 172.
Peristhedion 180.
Perlfiſch 297.
Perlon 179.
Perroquet 105.
Persego 261.
Pesce balestra 103.
Pesce prete 79.
Pescio rey 369,
Pessata 312.
Petermann 80, 77,
Peteuse 301.
Petromyzon 35.
Pfaffenlaus Gers 252,
Pflaſterhäring 383.
Pfeifenfiſch 98.
Pfeifer 285.
Pfell 292.
Pflugſcharfiſch 204.
Drill 291.
Pfuhlfiſch 283.
Phager 330.
Phagros 236.
Pholis 145.
Phoxinus 291:
Phycis 149, 255:
Physa 112.
Physeter 62.
Picarel 277.
Picaud 167.
-Picuda 389.
Pigo 300, 305, 318.
Pike 393.
Pilchard 372%.
Pilchardus.
Pilot 185.
Pilotfish 212.
Pimelodus 90.
Pink 291.
Piota 305.
Piper 179, 393.
Pirabebe 180, 384,
Piracoaba 282.
Pirarucu 386.
Piraya 329.
Piriquiba 163.
Pisaro 188.
Piscatrix 76.
Pissala 371.
Pitfiſch 173.
4415
Plaise 166.
Platax 216.
Platelle 306;
Plateron 306.
Platessa 166.
Platet 307.
Platte 316.
N latteis 166.
Plattwels 84:
Platycephalus 174,
Platystacus 84.
"| Pleak 311.
Plechlein 316.
Plestya 317.
Pleuronectes 163;
Plie 166.
Plötze 306.
Plouza 306.
Plünken 316.
Poesch 252.
Pogonias 248.
Poisson lune 212;
St. Pierre 205,
de roche 254.
Pollack 153.
Pollan 364.
Polyacanthus 238.
Polynemus 281.
Polyprion 253.
Polypterus 387.
Pomatomus 274.
Pomfret 103.
Porcus 93.
Portugieſe 213,
Pounder 38%
Pourc 103.
Poutino 371.
Praſen 317.
Pretre 369.
Prien 35.
Pristipoma 242.
Pristis 61.
Psetta 166.
Psittacus 107.
Pterois 183.
Pucelle 380.
Pulchella 380.
Pürre 397.
Q.
Quappen 144.
Queiſe 80.
Querder 35.
Quidd 292.
116
R.
Raasch 85.
Rabenfild) 223.
Raff 168.
Ragno 80.
Raii 329:
Raja 39.
Raina 326.
Rana 75:
Rankenbarſch 259;
Rapfen 310.
Raphis 392.
Rappen 310.
Rascasse 181;
Raſchal 330.
Rafpelhäring 386.
asoir 219:
Rat 79
Raufe 306.
Rauhköpfe 240.
Razza 39:
Redman 261.
Reechling 263.
Regalecus 141. »
Regenbogenfiſch 221.
KReißlauben 307...
Remora 163.
Renken 361:
Requin 55.
Rex halecum 14i.
— mullorum: 273.
Rhein-Anken 342.
Rhinobatos 46;
Rhombus 165.
Nirdforen 306.
Rinkenfiſch 143.
Ritter 354.
Ritterfiſch 244;
Ro 219.
Roach 308.
Robalo 268. .
Rochen 39.
Röckel 168;
Rodo 242.
KRöhrenfifc 97:
Ronco 243.
Rondanin 219;
Rondola 385.
Ronson 352.
Roseret 369.
Rosse 304.
Roßmakreele 187:
Rotengle 306;
Roth 354.
| Kothauge 304.
Rothäugle 312,
Rothbart 279;
Röthelein 352.
Rothfeder 308.
Rothfiſch 182.
Rothfören 354.
1 Rothforelle 352,
Röthling 256:
Rothmaul 243;
Rokten 304:
Robfolben 78.
Rouget 178, 279;
Rousseau 236.
Roussette 53;
Rud 306.
Rudda 320.
Rufe 251.
Rufolk 151.
Rundmäuler 273.
Ruthenus 71.
Rutilus 304.
Rutte 151.
Rypticus 253;
Ryßling 292.
©:
Sablar 314.
Saboga 379.
Sabran 385.
Saccopharynx 126;
Siügbarich 254.
Sägenlachs 328.
Sägfiſch 61.
Saerta 315.
Salar 332.
Sälbling 350. ,
Salmarinus 350;
Salmo 332.
Salpa 228.
Salsamentum 197.
Saluth 88. - :
Salvelinus 350,
Sandaal 138.
Sander 270.
Sanguinerolo 291.
Sar 231.
Sarda 195.
Sardelle 371,
Sardine 371.
Sari 306.
Sargus 230.
Sarpa 228.
Sarpanzo 274.
Sart 397.
Sasali 326:
Sattelfifch 21%:
Sauclez 369.
Sauger 163.
Saugfiſche 31.
Saupe ‚228.
Saurel 190.
Saurus 330, 39%
Savalle 382.
Savonnier 253s
Scad 190.
Schrabina 380
Sarda 317.
Scardola .306..
Scardova 306.
Scardula. 317. ,
Scarus. 107, 223,
| Scatophagus 212
Scavargino. 312%.
Schafskopf 233.
Schaid 87.
Schattenfifch 244;
Schaubfiſch 263,
Scheermeſſerfiſch 219:
Scheibenfifche 101.
Scheib-Pleinzen 319.
Scheilan 92.
Scheitel 319.
Schellfiſch 154,
Scherg 7L «
Scherrich 310.
Schied 310.
Schiffshalter 162.
Schilbe 89,
Schildfiſch 162.
Schill 270. j
Schläfer 173, |
Schlammfiſch 173, 386.
Schlammhäring 386.
Schlammpeitzger 283.
Sclammfpringerj 172.
Scylangenfifch 139;
Schlangenkopf 275.
Schlangenzunge 57.
Schleimfiſch 145.
Scyleihe 296..
Schmalköpfe 184.
Schmalkopf.138,-
Schmerle 283. +
Schnabelbarfd 260.
Schnabelfüpfe 94:
Scnäpel 360... .;
Schnäpperfiſch 208s.
Schnauzenbraſſen 226.
Schneffel 391... _.
Schneiderfifch 292.
Scyneiderfifchel 311.
Schnepfenftfch 99.
Schnotfifch 300.
Schnuraal 141.
Scholle 163.
Schräß 252.
Scraitfer 252.
Schroll 252.
Scuppenfloffer 209.
Schützenfiſch 225.
Schwachfiſch 246.
Schwal 302.
Schwärmer 210.
Schwerdfiſch 202.
Schwirre 331.
Schwuppe 319.
Sciaena 244.
Scioppo 379.
Sclavenfifd) 254.
Scolopax .99.
Scolopsides 241.
Scomber 188. :
— pelagicus 206.
Scomberesox 392.
Scorpaenä 181.
Scorpis 181. .
Scorpius 78, 181.
Scorzone 54.
Scerofa 181.
Scrofano 181.
Scyllium 54.
Sea Needle 391.
Sebastes 182.
Seegrundel 146.
Seehahn 178.
Seelen 308, 361.
Geeraße 64.
Seefchwalbe 179.
Seewolf 147.
Geibling 350.
Seider 309.
Geifenfifch 253.
Selawa 312.
Selintan 274.
Sengele 286.
Sennal 237.
Senſenfiſch 141.
Sephen 48.
Serpe 328.
Serrana 244.
Serranus 254.
Serrasalmo 328
Serucha 306.
Setzling 326.
Sewrjuga 71.
Sfogio 165.
Shad 378.
Shal 92.
Shelley 364.
Ship-Jak 187.
Sichling 314.
Sig 302.
Siganus 207.
Siklöja 367.
Silberfifdy 204, 331.
Silberlachs 340.
Sild 376.
‚Sillago 260.
Silurus 86.
Simia 65.
Sinetz 319.
Singha 319.
Sintepa 319.
Skall-Id 297.
Skar-Knif 314.
Skipper 392.
Slom 357.
Smaris 227.
Smelt 357.
'Snoek 268.
Soetta 303.
Sola 275.
Soldat 82.
Solea 164.
Solenostomus 97.
Sonnenfifch 205.
Sogho 260.
Sopa 319.
Sorcier 268.
Soroga 306.:
Sorring 260.
Sortan 397.
Spada 202.
Sparlo 233.
Sparulus 233.
Sparus 227.
Sperga 255.
Spetto 389.
Sphagebranchus 124.
Sphyraena 331, 389.
Spiegelfifh 204.
Spiering 357.
Spierling 292.
Spießhecht 389.
Spigola 263.
Spinachia 177.
Spinarella 176.
Spinnenfild 174;
-Spirlin 307.
Okens allg. Naturg. VI.
417
Spitzköpfe 73.
Spitlauben 311.
Spisfchnauze 100.
Spisfhwanz 144.
Spratt 371, ”
1 Sprenzling.
Spritzfiſch 215.
Sproll 326.
Sprotf 371.
Spute 64.
Squadro 299.
Squaglio 299.
Squaletto 312.
Squalus 52, 299.
Squatina 62.
Squeteaque 246,
Squirrel 261.
Squirrelfish 243.
Stachelbarfch 183, 260.
Stamm 297.
Steinbarfch 267.
Steinbeißer 285.
Steinpider 79.
Stempelhäring 382.
Sterlet 71.
Sternguder 79.
Sternicolo 307.
Sternoptyx 328.
Sternfeher 79.
Stihling 176, 268.
Stierfifc 213.
Stiklebak 176.
Stint 356.
Stirnmäuler 79.*
Stodfifch 151, 160.
Stoeker 190.
Stör 65.
Stornazzo 307.
Stretta 300.
Strigion 308.
Stromateus 102.
Strontfifch 212.
Strunfe 307.
Stüben 361.
Stummelfloffer 118,
Stumpfköpfe 217.
Stutzhecht 393.
Stylephorus 141.
Sudak 271.
Sudis 386, 389.
Sula 271.
Surmulet 279.
Syllo 271.
Synagris 230.
Synbranchus 125.
27
418
Syngnathus 94,
Synodon 230.
Synodontis 92%
'Synodus 386.
T.
Zabadspfeifenfifch 98.
Tabaro 236.
Taenia 141.
Zafelfifch 211.
Tanche 296.
Tanna 229.
Tarantola 331, 392.
Tareira 386.
Tarichos 196,
Zaran 315.1
Tassart 383.
Zäubchen 241.
Taurichthys 213.
Temnodon 187.
Temolo 293, 358
Templador 39.
Terpugh 175.
Testard 299.
Tetragonurus 276.
Tetrodon 111,
Teuthys 207.
Therapon 254,
Thon 191.
Thrissa 380, 381.
Thunn 188.
Zhunnfifche 184.
Thymallus 358.
Thynnus 191.
Tinca 296.
Tinca marina 217.
Zobiagfifc 139.
Torpedo 39.
Torpille 39.
Toxotes 225. .
Trachinus 80,
Trachurus 190.
Zränlein 263.
Tremola 39,
Tria 281.
Trichiurus 143.
Trichopodus 238,
Trigla 178.
Triglia 281.
Zrommelfifch 248.
Trompete 96, 211.
Tompeterfiſch 99.
Trotta 344
Truite 341.
Trüſche 148.
Trutta 341.
Trygon 46.
Turbot 165.
Turchello 17%
Turdus 220.
u.
Ubarana 383.
Uikeley 311.
Uklea 308.
Umbla 354.
Umbra 244, 245.
Umbrina 244, 247.
Uranoscopus 79.
V.
Vairon 291.
Vandoise 308.
Varal 275.
Variole 267.
Varone 291.
Velchones 361.
Vengeron 304,
Vengis 364.
Vergadelle 228.
Vergo 247.
Veron 291. °
Verzelata 278.
Vespertilio 76.
Vetula 103.
Vieille 103, 220.
Viertigerfifch 358.
Vilain 300.
Vimba 315. -
Binte 379.
Vipera 80.
— marina 393,
Vive 80.
Volpina 278.
Vomer 204,
Vulpes 61.
W.
Waller 88.
Walzenfiſch 144.
Wandisch 312.
Wärzer 247.
Watkfiſch 366.
Weablish 246,
Weever 80.
Weff 214.
MWeidenblatt 311.
Weingalle 315.
Weißfiſch 340.
Weißfloſſer 297. -
Weitmäuler 73.
Welſchman 261.
Melle 82.
MWetterfifch 283.
White-Bait 371.
Whiting 152, 246, 248,
260.
Wimma 315.
Winger 305.
Wirresub 300,
MWittling 152.
Wolfsbarſch 263.
Würfling 303.
X.
Xiphias 202.
| Xyrichthys 219.
D.
Yaros 84.
Zackenlachs 329.
Zahnbrafien 229.
Zanclus 211.
Zarganes 389.
Zärthe 315.
Zebrafifc) 209.
Zeus 205.
Ziege 314.
Zienfifch 308.
Zindel 269.
Zingel 269.
Zipe 397.
Bipfeldedel 274.
Birdele 286.
Zirle 286.
Zitteraal 126.
Zitterwels 85.
Zobel:Pleinzen 316.
Zope 319.
Zurel 190,
Zwiebelfifchlein 312.
Zygaena 51.
| Ueberſicht |
der Fiſche, Band VL (©. 1403.)
Zwehtes Land. 8. 3. Glattköpfe,
, Ä Braſſen, S. 217,
5 le t ſch th tere N ©, 3 g, * Rauhkopfe,
Zehnte Claſſe. Bärſche, 240.
— IV. Ordn. Bauchfloſſer, 272.
10. 3. Rundmaͤuler
A. Unregelmäßige, 30. Karpfen.
I. Ordn. Hautfloffer, 30. 11. Rarbinäiiter
1.3. Haldmäuler, " — —
Knorpelfiſche. 12. „ Schmalmäuler,
2. ‚„, Breitmäuler, Häringe.
Groppen. 13. ,„ VLangmäuler,
3. 5, Engmäuler, Hechte.
I. Ordn. Stummelfloffer. Erſte Horde.
4. 3. Langfifche, :
Aale, 119. Unregelmäßige, 30.
In Pop erh Ordu. I. Hautfloffer, 30,
6. ,, Reulenfifcbe, I. 3. fänorpelfitche, 31.
4. Snger, Myxine, 33.
Grundeln.
B 2* 2. Pride, Petromyzon, 35.
.» Regelmäßige. 3. Roden, Raja, 39.
II. Ordn. Bruſtfloſſer. 4. Hay, Squalus, 52.
7.3. Schmalföpfe, 5. Spufe, Chimaera, 64.
Zhunne, 184. 6. Stör, Acipenser, 65.
*
u
I. 3. Weitmäuler, S. 73.
„1. Froſchfiſch, Lophius, 74.
. Brummer, Batrachus, 77.
©roppe, Cottus.
. Sternfeher, Uramoscopus,
m +
.
79.
Gueife, Trachinus, 80.
Panzermels, Loricaria, 82.
. Harnifhwels, Cataphractus.
.Nagelwels, Doras, 83.
Plattwels, Platystacus, 84.
. Zitterwels, Malapterurus,
+
osoanoun Pe
[7
85.
Büfchelweld, Heterobran-
ckus, 86.
Wels, Silurus,
4
—
[7
12.
II. 3. Engmäuler, 95.
4. Nadelfiſch, Syngnatus.
2. Röhrenfifh, Solenostomus,
97.
35. Meerdrace, Pegasus.
. Dfeifenfifch, Fistularia, 98.
5. —6 Ceutriscus,
*
N
r Svistönane, Morinyrus,
100
T. Hocrüden, Kyrtus, 101.
8. Dedenfifeh, Stromateus,102.
9, Hornfiih, Balistes, 103.
40. Klumpfifch , Krelopterng ,
108.
41. Rofferfifch, Ostracion, 109.
12. Aufblafer, Gnathodon, Te-
trodon, Diodon.
Stummelfloffer,
118.
IV. 2. Aale, 119.
4. Aal, Muraena, 120.
2. Geißelaal, Saccopharynx,
126.
3. Zitteraal, Gymnotus.
4. Schmalfopf, Leptocephalus,
138,
5. Sandaal, Ammodytes,
Drdn. I.
QaPpoD
6, Satans, Ophidium,
Te Pe Cepola, 140.
8 Schnuraal, Stylephorus ,
141.
. Senfenfifh, Gymnetrus.
10. Rinfenfifch, Lepidopus, 143.
11. Degenfifch, Trichiurus.
V.3. Quappen, 145.
Schleimfiſch, Blennius, 145.
Seewolf, Anarrhichas, 147.
Trüfche, Gadus, 148,
. Berglachs, Macrourus, 161.
.Schildfiſch, Eeheneis, 162.
a ‚Sole, Pleuronectes, 163.
ie)
Be
vi 8. Grundeln, 169.
1. Meergrundel, Gobius,
2. Schlammmfpringer, Perioph-
thalmus, 172.
3. Schläfer, Eleotris, 173.
4. Spinnenfifh, Callionymus,
174.
5: Feilenfiich, Chirus, 175.
6. Stichling,Gasterosteus,176.
7. Knurrbabn, Trigla, 178,
8. Gabelfifch,Peristhedion, 179,
9. Meerweibh, Dactylopterus.
10. Drachenkopf, Scorpaena, 181.
11. Meerulk, Sebastes, 182.
Zweyte Horde.
Regelmäßige, 183.
Ordn. UI. Bruſtfloſſer,
1
e
VII. 3. Thunne.
1. Lootſenfiſch, Centronotus,
185, Lichia, Temnodon,
Lactarius.
. Thunn, Scomber, 188.
, Schwerdfifch, Xiphias, 202.
. Spiegelfifh, Vomer, 203.
» Sonnenfifh, Zeus, 205,
Lampris..
7.
8.
10.
11.
10
11.
12.
.
> Pr om»
. Bandmafreele, Equula, ©.
206.
‚Lederfifch, Teuthis, 207..%
— ch, Aoamthürus,
F — Moneneres.
Klippfifch, Chaetodon, 209,
Heniochus ‚Zanelus,Ephip-
pus, Scatophagus, Tau-
richthys, Holacanthus, Po-
macanthus, Chelmon.
Gichtfiih, Platax, ©. 216.
VII. 3. Braffen, 217.
. Stutfopf, Coryphaena.
Scheermefferfifch,Xyrichthys,
219;
. Bram, Brama. {
Lippfifch, Labrus, 220, Ju-
lis, Crenilabrus, Epibulus.
, Rabenfifch, Chromis,
. Papagenfifch, Scarus, 223.
Schuͤtzenfiſch, Toxotes, 225.
. Schnaugenbraffen, Maena,
226, Smaris, 227,
. Braffen, Sparus, Cantha-
rus, Dentex, Sargus, Ohry-
sophrys, Pagrus, Pagellus.
Blaͤtterfiſch, Anabas, 237.
Eolife, Polyacanthus, 238.
Gorami, Osphromenus.
IX. 3. Bärfche, 240.
. Kerbzjabn, Glyphisodon,
Etroplus, Dascyllus.
. Zappenfifh, Lobotes, 241,
Scolopsides , Macquarria.
. Kerbdedel, Pristipoma, 242,
Haemulon.
Ritterfifch, Eques, 244.
Schattenfifch, Sciaena, Oto-
lithus, Corvina.
. Wärzer, Umbrina, 247, Po-
gonias.
. Kaulbarfch, Acerina, 251,
Polyprion, Rypticus, Cen-
tropristis, Grystes, Dules.
B Po
III
8. Saͤgbarſch, Sorranus 254,
Anthias, Meso rion.
9. Rankenbarſch, Cirrites, 259,
10. Schnabelbarſch, Sillägo, 260.
11. Stacdelbarfch,Holocentrum.
12. Barſch, Perca, 261, Labrak,
Lates ‚Centropomus, Aspro,
Luciöperca. |
IM
Srdn. IV. „Sahöftoffer
272.
X. 3. a 273.
4. Häringsfünig, Apogon.
. Bipfeldedel,Pomatomus,274.
. Doppelferbe, Ambassis.
Schlangenkopf, Ophicepha-
lus, 275.
. Eckſchwanz, Tetragonurus,
276.
. Meeräfche, Mugil.
. Meerbarbe, Mullus, 278.
. Singerfifch, Polynemus, 281.
. Schinerle, Cobitis, 283.
10. Hochguder, Anableps, 287.
11. Karpfen, Cyprinus.
XL 3. Sachfe, 327.
. Blattlachs, Sternoptyx.
. Beilfiſch, Gasteropelecus.
. Sägenlachs, Serrasalmo,
328.
.Zackenlachs, Myletes, 329,
Hydrocyon.
. Borftenlah8, Citharinus,
550.
. Eivechfenlah3, Saurus.
. Silberfifch, Argentina, 331,
‚ Salm, Salmo, 332.
CN m sano
[0 EN We) or Re
XII. 3. Säringe, 367,
. Aehrenfifeb, Atherina,
. Anfchovi, Engraulis, 369,
. Häring, Clupea, 370.
Re Elops, 382,
Karpfenhäring, Megalops.
. .
sPpovk |
iv
6. Maferbärn ‚, Butyrinus,
7: A Exocoetus,
. 8. Hauerhäring,. Chirocentrus,
385.
9, Raulbäring „- . Erythrinus, |
386.
10. Schlammbäring, Amia.
41. Rafpelbäring, Osteoglos-
sum, Sudis.
XII. 3. Sechte, 387.
4. Slöffelheht, Polypterus.
2. Spießhedht, Sphyraena, 389.
3. — Lepidosteus,
4. Schneffel, Belone, 391, He-
miramphus.
5. — Esox, 393, Chaulio-
US,
BVerbefferungen
zu Ofens allgemeiner Naturgefchichte, Band VL,
Fiſche. |
Seite 29, IV, Ordnung. Baucfloffer: 10, Zunft. jeher Karpfen
n.f.mw.
— 88, Seile 2 von unten fee: Saum ftatt Stamm.
— 143, — 19, fehe: Steißfloffe lang.
Ebenda, — 9 von unten fehe hinter N. Schwedifche Abhandl, :
Band X.
Seite 176, Zeile 6 von unten fehe: mit 26 Schienen.
— 360 fee Houting und Houtin ftatt Hauting und Hautin.
— 371, Beile 3 von unten fee: Palaia ftatt Halaia
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Eilfte Claſſe.
Amphibien oder £urde
Der Leib unbekleidet; 2 Naslöcher durchgehend; Ohren verfchlofien.
Nirgends fteht wohl im Thierreiche der Nutzen und Schaden
oder wenigftend der Nugen fo auffallend und in fo großen Maſſen
neben einander, wie in der Elaffe der Fifche und Lurche. Dort
ift faft Alles eßbar und ganze Völferfchaften leben von den Fifchen,
auch gibt e8 wohl unter den vielen Millionen Menſchen feinen,
der nicht Fifche Aße,' oder doch wenigſtens eſſen Fhnnte, wenn er
wollte; bier dagegen ift außer Fröfchen und Schildfröten nichts
efbar, oder wenigftend nur für einige Wilde. Nimmt man noch
das Schildkrott dazu, fo hat man ziemlich Alles, mad man von
den Amphibien brauchen Fann.
Mer ſich daber einbildet, es fen Alles dem Menfchen zu Lieb
gefchaffen, damit er daran feine Sraufamfeit üben, e8 verzehren,
fich) damit Heiden, oder fonft die Zeit vertreiben fünne, der darf
wohl fragen, wozu die Amphibien erfchaffen worden, Wer aber
Einfiht in die flätige Entwicfelung der Thiere und ihrer Organe
bat, der wird erfennen, daß eine Verbindungsclaffe zwiſchen den
Fifhen und Vögeln eben ſo nothwendig erfcheinen müffe, mie ein
Stengel zwifhen Wurzeln und Blumen. Der Stengel ift freylich
nicht ‘fo weich, »faftig und eßbar wie viele Wurzeln und nicht fo
zterlich und mohlriehend wie die Blumen, oder fo ſchmackhaft
mie die Früchtez vielmehr iſt er hart und plump und fchlägt
mandyen todt. Dennoch wird man eingeftehen, daß er rorbanden
420
feyn müffe und Nutzen für die Pflanze hätte, wenn wir und auch
nit damit wärmen Fönnten. So ift ed mit den Ampbibien,
Gie find der Stamm zwifhen den Fifchen und den Vögeln, der
Wurzel und der Blüthe, wenn man fo dad Gleichniß ſtellen will.
Ueberhaupt treten zmwifchen den vier obern Thierclaffen und
dem Menfchen merfwürdige Verbältniffe vor. Während die ganze
Claffe der Fifhe der Gegenftand der Eßluſt ift, erregt die ganze
Elaffe der Ampbibien oder Lurche allgemeinen Abfcheu oder wenige
ftend Furcht und eine widerliche Empfindung. Vergebens rühmt
man die ſchönen Farben der Schlangen, dad unfchuldige Betragen
der Eidechſen, die Nahrhaftigfeit der Fröfhe und Schildfröten;
vergebens bewundert man die fchönen Augen der Kröten? der
allgemeine Widerwille gegen diefe Elaffe ift vorhanden und läßt
fi durch Feine Bernunftgründe mwegdifputiren. Sie find nun
einmal die einzige Elaffe, worin tödtliched Gift vorkommt; die
einzige, worinn Alle lauern und plötzlich auf den lebendigen Raub
losfchießen; ‚die einzigen, welche, einigermaßen wie Säugtbiere
ausſehen ohne ſich fo gut zu.betragen, und welche durdy ihre Nackt⸗
beit denfelben Efel erregen, aldınadte Säugthiere hervorbringen
würden, Es ift derfelbe Fall wie bei den. menfchenahnlichen Affen,
die und eben deßhalb zumider find. ‚Sie fehen aus wie Menfchen,
aber wie verdorbene; und fo. erregen die Amphibien dad Gefühl
von verdorbenen Säugtbieren, mit denen wir nicht gern umzugehen
pflegen. Die Geftalt der Fiſche weicht zu fehr von der, der höhern
Thiere und des Menfhen ab, ald daß fie die. Idee davon herz
vorrufen fünnte. Sie habemüberdieß etwas Schmuckes und fuhen
durch ihre rafchen Bewegungen zu entfliehen, ftatt ‚anzugreifen.
Uebrigend ift dad Verhältniß beider Elaffen zum Menſchen ein
ſinnliches; die Fifche befriedigen, den; Geſchmack und den Hunger,
die Amphibien wirfen umgekehrt, indem fie zu Efel und Erbrechen
reizen; man nähert ‚fich jenen, um. fie. zu fangen, felbft mit den
Händen; man entfernt fich von diefen, um-außer ihrer Berührung
zu fommen, ‚gi
Die Bögel und Säugtbiere treten in ein: geiftiged, nicht
minder merfwürdiges Verhältniß zum. Menſchen. Jene find ein
bloßer Gegenſtand feined Vergnügend und feiner Unterhaltung;
fomohl durch ihre ſchönen Farben und zierlichen Bewegungen, als
421
durch den melodiſchen Geſang. Man nimmt ſie daher ins Haus,
ſelbſt in die Stube auf, nicht um Nutzen von ihnen zu ziehen,
ſondern um ſich die Zeit in ihrer Geſellſchaft zu vertreiben. Die
Nahrung, welche uns ihr Fleiſch und ihre Eyer liefern, die An»
wendung ihrer Federn fommt dabei faum in Betradht, und e8
find überdieß nur menige, welche wir deshalb in unfern Kreid
ziehen. Ganz anders mit den Säugthieren. Sie treten wirklich
als unfere Gehilfen auf und leiften Dienfte wie Menfchen. Sie
arbeiten für und mit und, beftelen unfer Feld, tragen und führen
uns über Land, helfen und andere Thiere fangen, hüten unfer
Haus, beſchuͤtzen uns bei Gefahren, vertheidigen uns gegen Feinde
und liefern überdieß die allgemeinfte Nahrung und Kleidung vom
Kopf bis zu den Füßen. Alfe zur Nahrung, zur Warnung, zur
Unterhaltung und zur Hilfe find und die vier oberen Thierclaffen
beflimmt, und darum find auch die Amphibien nicht vergebens
erfchaffen.
Ihr Blut ift noch Falt wie bey den Fiſchen; die Muskeln
aber werden zuerft roth und trennen fich zuerft in einzelne Bündel,
wie bey den Vögeln und Säugthieren; die Naslöcher Öffnen ſich
binten in den Mund und ziehen Luft ein für die Lungen. Es
fommt zuerft zur Bildung von Achten Zehen, welche die Fünfzabl
nie überfchreiten. Nun erſt wird ed der Natur möglich, die
Ohren zu Öffnen, die Nerven zu verfeinern, den Kopf ald den
Träger des Hirnd und der Sinne vom Rumpfe zu entfernen und
auf einem langen Halfe, der biöher gefehlt hat, nach allen Seiten
bin zu bewegen, mie bei den Vögeln. Will ein Fiſch oder ein
Lurch rückwärts fehen, fo muß er den größten Theil des Leibes
felbft umkehren ; der Vogel braucht nur den Kopf zu drehen und
dad Säugthier endlicdy nur die Augen zu wenden.
Bom Bau der Amphibien ift fhen ©. 7 dad Nötbigfte ger
ſagt; e8 find daber bier nur die Verfchiedenheiten zu erwähnen,
Bom Knochenſyſtem haben die Schlangen nur den Schädel
und die Wirbelſäule mit vielen kurzen Rippen; keine Glieder,
ſelbſt keine Spur von Bruſtbein und Schulter. Nur bei den Boen
zeigt ſich eine Andeutung von hinteren Gliedern, aber ohne Zehen.
Bey den übrigen ſind 4 oder 2 Füße vorhanden, und wenn
dieſe auch ſehr verkümmert find, oder ganz fehlen, fü haben fie
422
doch noch ein Bruftbein oder eine Schulter, wie bey der Blinds
ſchleiche. Ben allen ift das Paufenbein oder das fogenannte
Duadratbein vom Kopf abgeldßt und meiftend zwifchen deinfelben
und dem Unterfiefer bemeglich eingelenft. Bei den Schlangen ift
auch dad Warzenbein abgelößt und an dad Duadratbein gelenkt,
wodurd die große Erweiterung des Unterfieferd möglich wird,
Das anatomifche Syſtem, welches den Amphibien den Eha=
racter gibt, nehmlih dad Muskelſyſtem, ift bei ihnen kräftiger
entwicelt, als bei irgend einer Thierflaffe. Es lebt: noch Tage
lang, nachdem: e8 zerfchnitten worden, Die Schlangen zerdrüden
Rinder und Tiger; die Schildfröten laufen mit ‚mehreren Mens
feben davonz die Erpcodille fchlagen fie mit dem Schmanze nieder
und der Froſch fpringt zehnmal böber, als er ſelbſt iſt. Dad
Chamäleon fihlägt die halbſchuhlange Zunge fo ſchnell und ficher
nach einem Inſect, daß ınan ed nicht ſieht.
So Fräftig aber auch ihr Fleifh und fo zäh ihr Leben ift
und ſo leicht fie, abgefchnittene Theile wieder hervorbringen, fo
wenig haben fie Vermehrungskraft der Individuen, Die Zahl
ihrer. Ever überfleigt felten ein oder dad andere Duhend und
felbft der Laich der Fröfche ift gegen. den der Fifche unbedeutend,
Sie halten’ ſich gern verborgen und ruhen gleichlam beftändig
aus, um auf eine ſchnelle Muskelbewegung gefaßt zu ſeyn; manche
im Waſſer, manche an feuchten Orten, mande in Erdlöchern,
viele aber auch, beſonders die Schlangen und Eidechſen, auf
Bäumen. In beißen Ländern find ſie am zahlreichſten, beſon⸗
ders die Schlangen und Eidechſen. Die Schildkröten finden
ſich nicht in kalten Gegenden. In gemäßigten Ländern halten
alle Winterſchlaf, indem ſie ſich in die Erde graben oder ſonſt
verſtecken. Sie haben ein langes Leben, welches bei den größern
vielleicht über 100 Jahre dauert, während welcher Zeit ſie immer
wachfen ſollen. Wenigſtens hat man Erocodille und Schlangen
gefunden, welche über 30 lang waren. Aus demſelben Grunde
werden ſie fpät reif. Selbft die kleinen Molche und Froͤſche
brauchen dazu mehrere Jabre.
Sie leben, mit Ausnahme mancher Schildkröten, aauntlic von
Thieren und zwar won lebendigen. Zodted rühren ‚fie nicht an
und warten daher immer, bis fi dad. Thier bewegt, ehe ſie eb
423
verſchlingen. Wenn man einige giftige Schlangen, die eben nicht
befonders häufig find, ausnimmt; fo find fie unfchädlice Thiere
und fönnen fogar durch Wegfchnappen von Infecten einigermaßen
nüglich werden. In der Regel flieben fie den Menfchen und grö—
Bere Thiere, wenn fie nicht gereizt werden; felbft die Giftfchlangen.
Eintheilung.
Es bat Feine Claſſe fo fonderbare und abweichende Bilduns
gen aufzumweifen, wie die der Lurche, Die Frofchartigen find
nact und fchleimig, die andern befchuppt. Die Schuppen find
entweder rautenfdrmig und decken fich wie Ziegel, oder fie bilden
vier= und fechdedige Täfelchen, die mit ihren Rändern wie im
Schachbret aneinander gefügt find, Beiden Schildfröten werden
fie febr groß und fügen fih zu einem Schild aneinander, Bei
vielen Schlangen wachſen unter dem Bauche mehrere vieredige
zuſammen und bilden Querſchienen. Auf dem Kopfe find fie ges
mwöhnlich ſechſseckig. Es bauten ſich alle und manche felbft mehr—
mald des Jahrs. Die Haut fällt in Feben ab, außer bei den
Schlangen, wo fie ganz abgeftreift wird. Ihr Gefühl ift fehr
fhwah, auch betaften fie nicht8, ehe fie es verfchlingen.
Die meiften haben 2 Gliederpaare, manche nur eined und
oft find daran noch die Zeben verfümmert; viele, wie die Schlan—
gen, haben gar Feine; fo wie auch die Blindfchleichen, bei denen
man jedoch noch die Schulterfnohen wahrnimmt. Die Zehen
find gewöhnlich ungleih und einige unverhältnigmäßig lang und
mehr als dreigliederig, meil noch die Knochen der Fußwurzel mit
bineintreten. Gie find meiften® fehr fchlanf und fpigig und mit
Klauen verfeben, mit Ausnahme der Frofchartigen. Bei den
Geckonen und dein Chamäleon find fie Furz, ziemlich gleich lang,
dort unten mit Blättern verfeben, bier wie an Kletterfüßen
vertheilt.
Die Zunge iſt faſt eben ſolchem Wechſel unterworfen, wie
die Organe des Gefühlfinnd. Ben den Schildkröten iſt fie ziem—
lich wie bei den Säugthieren geſtaltet; beym Crocodill eben fo, |
aber ganz angewachſen; bey den Eidechſen rundlich oder dünn und
gefpalten; benm Chamäleon wurmförmig; ben den Fröfchen ebenfalls
angewachfen, aber mit den 2 Spipen nach hinten gefhlagen,
424
Mit den Zähnen verhält es fich faft eben fo. Sie fehlen den
Scildfröten und den Frofchartigen, oder find nur kaum über
dad Zahnfleifch vorragende Borftenz beim Crocodil find fie ein»
gefeilt wie bei den Säugtbieren; bei den Eidechfen find fie mit
den Kiefern verwachfen, oder nur an den innern Rand angelegt.
Die meiften haben auch Gaumenzähne wie die Schlangen, ‚Sie
find allgemein fpitig oder hafenfürmig und nur fehr felten etwas
geferbt. Ihre Speife fünnen fie nicht Fauen, fondern müffen fie
ganz verfhluden, mad gewöbnlich fo langſam zugeht, daß fie
indeffen anfängt zu faulen; daber Fann ihr Eeſchmack nicht auds
gezeichnet feyn. Dagegen verdauen fie fehr gut und ſchnell, felbft
die Knochen, daher ihr Unratb und felbft ihre Harn ziemlich veft
und Freidenartig ift, dagegen Fünnen fie Monate lang faften.
Die zwey Nadlöcher ſtehen vorn an der Schnauze, nicht in
der Nähe der Augen mie bey den meiften Fifchen, find auch nie
durch ein Querband in 4 Deffnungen getheilt. Bey den meiften
Fönnen fie durch einen Ringmuskel gefchloffen werden, mie bey
den Fröſchen und Schildfröten; bey andern durdy Klappen mie
bey den Erocodilen. Dadurh wird dad Ausftrömen der Luft
verhindert, indem fie diefelbe nicht einpumpen Fünnen, ‚Sondern
ſchlucken mürffen, ihnen auch dad Gaumenfegel fehlt, welches die
Säugtbiere haben. Ihr Geruch ift ſchlecht und fie fcheinen nichts
damit auffpüren zu Fünnen.
Die Ohren find auswendig verfchloffen, indem die Haut eben
darüber mwegläuft, wie bey den Fröſchen und fogar meiftend ges
ſchuppt ift, wie bey den Schlangen. Ben manchen ift jedody die
Haut glatt und etwas vertieft wie bey manchen Eidehfen. Es
fehlt daher der Außere Gehörgang und die Mufchel gänzlich. Die
Gebörknöchel ſind gewöhnlich in eines verwachſen und von einer
Schnecke zeigt ſich kaum eine Spur. Dennoch iſt das Gehör ihr
feinſter Sinn, wodurch ſie allein aufmerkſam auf ihre Umgebung
gemacht werden, was mit ihrem lauernden Character überein⸗
ſtimmt. Die Schildkröten ſcheinen auf die Muſik zu achten und
die Fröſche verſuchen es ſogar zu ſingen. Die andern koͤnnen
nur ziſchen, d. h. die Luft langſam aus der Stimmrige treiben.
Dad Auge hat bei den Schlangen Feine Lieder; und mo
dergleichen vorhanden find, wird dad Auge nur durch dad untere
425
bedeckt und durch die Nickhaus, welche fi) vom vorderen Augen»
winkel unter den Liedern nach dem bintern zieht. Bey den mei:
ften find die Augen klein; bey manchen jedoch unverbältnigmäßig
groß, mie bey den Chainäleon, den Gedonen und Erocodillen.
Der Gefihtäfinn ift übrigens ſchwach und reicht nicht weit; menig>
ftend kann man ſich ihnen ganz nähern und fie todt fchlagen oder
mit den Händen fangen.
Die meiften legen bäutige oder Tederartige Eyer ind Trodene
und zwar in die Erde, wo fie fih von felbft entwideln, ohne
irgend eine Bebrütung. Bey den meiften Giftfehlangen und einis
gen Eidechfen und Molchen kommen die Jungen Iebendig zur
Welt, entwideln fich jedoch ebenfalld aus Eyern, alfo nicht wie
bey den Säugtbieren. Nur die Frofchartigen laichen wie die
Fiſche im Waffer, und ihre Eyer find von einem Schleim ums
geben, wovon ſich anfangs dad Junge nührt, mit Kiemen im
Waſſer herum ſchwimmt, endlich aber, mit Ausnahme von weni⸗
gen, diefelben verliert und ind Trodene gebt.
Ihre Vermehrung ift gering und mit Ausnahme der Fröfche
findet man felten mehrere beyfammen. Es find überhaupt ungefels
ige und unfreundlihe Thiere, welche nie mit einander fpielen, -
außer etwa zur Paarungszeit.
Man theilt die Lurche gemöhnlich in Frofchartige, in Schlan=
gen, Eidechſen und Schildfröten, melche lehtere man für die
höchſten hält und daher meit von den Kröten entfernt, obſchon
fie durch ihre Fleinen Augen, das zahnlofe Maul, das Skelett
und die ganze Geftalt denfelben fo ähnlich find, daß es ſchon der
gemeine Mann bemerft hat,
Die Eidechfen find offenbar durch ihre Zähne, die vollfommes
nen Glieder und Zehen die böchften, und unter diefen wieder die
Crocodille, welche fogar fhon eingefeilte Zähne haben mie bie
Säugtbiere. Sie unterfcheiden ſich von den andern Eidechfen
auffallend durch ihre großen Augen und die Furzen gleichlangen
Zehen, mworinn mit ihnen die Fifh-Eidechfen oder Schthuofauren,
die Gedonen, Chamäleone übereinftimmen,
Sch theile daher alle Lurche in 2 große Haufen, in Groß>
und Kleinaugen, und ftelle die letzteren zu unterft, weil die
Srofharten fih noch im Waller entwiceln und lange Zeit Kiemen
426
tragen, auch Feine Schuppen haben. Die zahnlofen Schildfröten
fchließen fich an.
Auf die Frofharten folgen die Schlangen, megen des Mans
geld der Füße; auf diefe die Eidechfen mit Eleinen Augen und
auf diefe die mit großen Augen.
Wir haben demnah 4 Ordnungen, melde mit den A Thier:
ftufen parallel geben,
A. Kleinaugen.
E. Ordnung Krötenarten — Gallertthiere.
II. Ordnung Schlangen — Schalthiere.
II. Drdnung Eidehfen — Ringelthiere.
B. Großaugen.
IV. Srönung Großaugen — Fleiſchthiere.
Die Krötenarten theilen fih in 3 Zünfte: in ges
fihmänzte oder Molche, in Schwanzlofe oder Fröſche, und in
befchuppte oder Schildfröten.
Die Schlangen fcheinen am natürlichften in giftige und
ungiftige zu zerfallen. In der neuern Zeit bat man aber leider
gefunden, daß alle angegebenen Kennzeichen unzureichend ſind,
und ſich häufig bey den ſcheinbar unſchuldigſten Schlangen längere
Zähne unter den andern finden, welche eine Rinne haben und da—
her verdächtig ſind. Ich theile ſie daher nach der Beſchuppung
in Schuppenſchlangen, welche überall kleine Schuppen haben;
in Täfelſchlangen mit ganzen Bauch» und getheilten Schwanz⸗
fhienen; und in Schienenfhlangen, mwo auch die lepteren
ungetheilt find.
Die Eidechfen in fehlangenförmige, wie die Blindſchlei—
hen, in Schuppen- und Schienen: Eidedhfen.
Die Großaugen zerfallen in A Zünfte: in Fifchartige, wie
die Fiſch-Eidechſen; in die Geckonen mit furzen getrennten
Zehen; in die Flug-Eidechſen mit Fittichen, und in die Cro—
codille mit eingefeilten Zähnen und Schwimmhäuten:;
Wir haben demnach folgenden Rahmen, in welchem die ent:
fprechenden Thierclaffen gegenüber geftelt find. Die Aehnlichkeit
fäht wenigftend bey den meiften von felbft in die Augen.
427
A. Kleinaugen.
I Ordn. Krötenarten.
4. Zunft. Mole Snfuforien Knorpelfiſche.
2. Zunft: Fröſche Polypen Groppen.
5. Zunft. Schildkröten Quallen Engmäuler.
U. Ordn. Schlangen.
4. Zunfts Schuppenfchlangen Mufcheln Yale.
5. Zunft. Täfelichlangen Schneden Quappen.
6. Zunft. Schienenſchlangen Kraden v Grundeln.
IH. Ordn. Eidechſen.
7. Zunft. Schleichen Würmer Thunnfiſche.
8. Zunft. Schuppen-⸗Eidechſen Krabben Braffen.
9, Zunft, Schienen: Eidechfen Fliegen Bärſehe.
B. Großaugen.
IV. Ordn. Großaugen.
10. Zunft. Fiſch-Eidechſen Fiſche Karpfen.
14. Zunft. Geckonen Lurche Lachſe.
12. Zunft. Flug⸗Eidechſen Vögel Häringe.
45. Zunft. Erocodille Säugtbiere Hechte.
A. Die Kleinaugen: baben Fleine Augen.
I. Drdn, Die Kröten haben Füße und Feine oder nur Bor⸗
flenzähne.
4 Zunft. Die Mohche find nadt und haben Schwänze.
2. Zunft. Die Fröſche find nadt ohne Schwänze:
3.. Zunft. Die Schildfröten haben Schuppen und gar Feine
h Zähne. ;
A. Drdn. ) Die Onienamn baben Schuppen, ermweiterbare Kiefer
’ mit fpigigen Zähnen, eine worfchiebbare Gabel-
zunge in einer, Scheide, Feine Füße und teihe
Schulterfnochen.
4 Zunft Die Schuppenfhlangen find überall mit Fleinen
| Schuppen bededt; |
08. Zunft. Die Zäfelfchlangen baben einfache Schienen uns
in ter dem Bauche, getbeilte unter den Schwanze.
6 Zunft Die © Schienenfhlangen haben 2 age
theilte Schienen, rise
Dfens allg. Raturg. VI, 23
423
- II. Ordn. Die Eidehfen haben Schuppen, Füge mit unglei⸗
chen Zehen oder wenigſtens Schulterfnodhen und
ein anliegendes Warzenbein, verwachfene Kiefer
707 mit Zähnen, eine ausgefchnittene Zunge.
7. Zunft Die Schleiden, find fhlangenförmig mit Pfeinen
Schuppen und feinen oder unbraudbaren Füßen.
8. Zunft. Die Shuppen-Eidehfen haben Schuppen und
vollkommene Füße mit ungleichen Zeben.
9. Zunft "Die Schienen» Eideihdfen haben Bauchſchienen
mit ungleihen Zehen, |
IV. Ordn. Die Großaugen baben febr große Augen, ‚meiftens
| mit kleinen Schuppen bedeckt; auf, dem Leibe
Körner, Warzen oder Nägel; 4 Füße mit gleis
hen Zehen; eine ungefpaltene —* und nur
Kieferzäbnes
40. Zunft., ‚Die Fiſch-Eidechſen haben, legen...
41. Zunft. Die Geckonen baben-getrennte, gleichlange Zehen.
12. Zunft. Die Flug⸗Eidechſen baben, eine verlängerte gehe
mit einer Flugbaut.
13. aa Die Erocodille haben oben, Nägel, unten
nen und Schwimmbäute. ,
Ben der Beſtimmung der Sippſchaften und Geſchlechter wer⸗
den vorzüglich die Geſtalt der Zunge, | der, Zahne⸗ Zehen, Schup⸗
pen u.ſ.w. berückſichtiget.
In der Geſchichte find die Amphibien (ehr ſchlecht wegge⸗
kommen. Vor Linne hatten ſie nicht einmal einen Namen und
wurden nicht als eine eigene Claſſe betrachtet. Die Eidechſen und
Schilvfröten wurden unter dem Namen der Evyer legenden viers
:füßigen Thiere an die Säugtbiere gehängt, mie die Wallfifche an
die Fifche; die Schlangen wurden beſonders abgehandelt, bald da,
bald dorthin geſteckt, meiſtens jedoch zuden Würmern’ igeftellt;
dazu bat fhon Ariſtoteleß wie Veranlaffung und die Namen
"gegeben." Plinius führt alle durch einander auf und mengt ſchon
allerley Mähren ein, wie von den fliegenden Drachen, der Feuers
beſtaändigkeit des Salamanders udgl. Die Schildfröten und Fröfche
wurden meift bey den Warferthieren, den Fiſchen und Krebfen
ÜÖn
429
abgehandelt, Ben Iſidor von Sevilla und Albert dem Gro—
Gen berrfcht diefelbe Unordnung; Geßner folgt wieder dem
Ariftoteles und theilt fie in Eyer legende Vierfüßler und
Schlangen, bandelt fie aber ganz von einander getrennt ab.
Ebenfo macht e8 Aldrovand, obfhon der Engländer E. Wote
ton bereit8 4552 ale unter den Namen Schuppentbiere (Pholi-
dota) zufammengeftelt hatte. Sein Wer? (De differentiis ani-
malium) fcheint erft fpät im übrigen Europa befannt geworden
zu ſeyn, wahrſcheinlich weil e8 Feine Abbildungen battez er flellte
fie zwifchen die iSäugtbiere und Vögel. Nav folgte ihn 1693
und beflimmte fie’ als Thiere mit Zungen und einer einzigen
Herzfammer, vereinigte fie aber ohne mweitered mit den BAR
gen Thieren.
Rinne gab ihnen endlich 41740 den Namen Amphibien und
beftimmte fie ald nadte oder gefhhuppte Thiere ohne ftrablige
Kiemen: er theilte fie in Reptilien mit Füßen, und Schlangen ohne
diefelben ‚und ftellte fie zwifchen die Bögel und Fifhe, wo fie
auch feitdem mit Recht verblieben find. Klein theilte fie 1751
in vierfüßige und fußlofe; jene in Schildfröten, Gepanzerte, wie
das Erocodill, und Nadte, wie die Eidechfen und Fröſche; diefe
in Schlangen und Würmer. Laurenti gab dann 1768 eine
Weberficht diefer Ihiere und theilte fie in fpringende, mie die Frds
fhe, in laufende, wie die Eidechfen, und in ſchleichende, wie die
Schlangen. Erft 1788 begann der Graf La Eepede ein voll»
ſtändiges Werk (2 Bde. in 4.) über alle bekannten Amphibien
mit ziemlich fchlechten Abbildungen, ſchloß fie aber wieder an die
Säugthiere an, wie er denn überhaupt ein großer Confuflonarius
war. Schneider begann 1799 eine vortrefflide Geſchichte der
Amphibien, welche aber nicht vollender wurde. Endlich ſchied fie
Aler. Brongniart 4799 (Magazin encyelopedique p. 184.)
in Schildfröten, Eidehfen, Schlangen und. Frofcharten, melde
Eintheilung bis jegt geblieben ift, obfhon mande Kröten große
Aehnlichkeit mit den Scildfröten haben. Daudin bat 1802
fein großes Werk darnach geordnet. 1814 gab Oppel ein kurzes
Syſtem der Amphibien heraus; 1820 Merrem mit kurzen Cha⸗
sacteren und vollftändigen Citaten; 4826 Fitzingerz Boie 1827
und 1830 Wagler, beide mit einer Menge neuer Gefchlechter;
23 *
450
E. Bonaparte 1832. Gegenwärtig erfcheint die große Herpetes
logie von Dumeril und Bibron.
Sn der Zwifchenzeit wurden verfchiedene Zünfte oder Gefchledhs
ter befonders bearbeitet, Die Fröſche oder Mole von Wurff:
bain 16755 Jacobäus 16765 Smammerdamm 1737; von
Röſel 1758 mit prächtigen Abbildungen; von Latreille 41800
und 18035 von Rufconi 1817 und 41821.
Die Schildkröten von Caldefi1687;5 Gottwald 1781; Wals
baum 1782; Schneider 1783; Schöpf 1792; 4. Schweig⸗
ger 1812.
Die Schlangen von Ch. Owen 1742; Ruſſell 17965 Me»
tara 18..3 Frivaldszky 1823. Ihre Lebensart von Lenz
1832.
Die Eidechſen find nicht befonderd behandelt.
Biele und verfchiedene Amphibien wurden in Reife oder bes
fondern Kupferwerken befchrieben und abgebildet, wie von Marc»
grave 16485 Hernandez 46515 Sioane 17255 Catesby
17315 Seba 17345 P. Browne 17565 Merrem 17905
Sturm 17975 Prinz Mar von Wied 1822; Spix 1824;
Rüppell 18275 Wagler 1828; E. Bonaparte 1852; Wieg
mann 1854-
Für die Anatomie, Phyſi ologie und die Lebensart haben Unter⸗
fuchungen angeftelt: Smammerdamm, Severinud, Redi,
Charraß, Perrault, Duverney, - Tpfon, ſchon vor mehr
als 100 Jahren; fpäter Röſel 17585 Fontana, Spallans
zani 17805 Blumenbad 17875 Schneider 17905 Tomn:
fon 17955 Barton 17985 Schreiber® 18015 Cuvier -18055
Tiedemann, Ruſconi 1817; Ratbfe 18185 Bojanud 1819;
Steinheim 18205 & Mayer 18255 Funk 18263 E. Sie»
bold 18285 Gravenborft 1829; Joh. Müller 1832.
Erſte Horde: Kleinaugen.
Augen verbältnigmäßig Hein, Leib nadt cder mit Schuppen
bededt, fußlos oder Zehen ungleih, Zunge gefpalten,
Hieher gehören die Molche, Fröſche, die Schildfröten, Schlan>
gen und Eidechfen. Sie find in Geftalt, Bau und Xebendart fü
431
von einander verfchieden, daß fie nur abgefondert betrachtet wer⸗
den können, nehmlich als Krötenarten, Schlangen und Eidechſen.
J. Ordnung. Kröten-Arten.
Leib nackt oder mit großen Hornplatten bedeckt, keine oder nur
borſtenförmige Zähne.
Theilen ſich in nadte und bedeckte; jene beißen Molche,
wenn ſie einen langen Schwanz haben, Fröſche, ohne denſelben;
bey dieſen bilden die Tafeln auf dem Rücken und dem Bauche
einen großen Schild und ſie heißen daher Schildkröten.
Sie lieben mit wenigen Ausnahmen dad Waſſer und könnten
alfo fehr gut Wafferlurche genannt werden; die nadten entwideln
fih darinn aus Laich und viele davon bleiben Tebenslänglich im
Waffer, weil fie die Kiemen behalten. Die Schildfrdten ents
fteben au8 großen Eyern im Trodenen, fuchen aber meiftens
dann dad Waller. Gie find auf die wärmern Erdftriche befchränft,
während die andern in allen Klimaten vorfommen,
Zunft. Molche.
Leib nackt mit einem Schwanz.
Sie ſind als Fröſche zu betrachten, welche lebentlanglich
Kaulquappen bleiben und wovon nur wenige die Kiemen verlieren
und ſodann aufs Land gehen, ſich aber immer im Moos
oder feuchter Erde aufhalten, Man findet fie vorzüglich in ſte—
benden Warfern und ſehr langfam fließenden Bächen, wo fie die
Heinen Eyer einzeln zwifchen Blätter der Warfferpflangen legen oder
auch wohl lebendige Zunge zur Welt bringen. Sie haben meift
4, felten nur 2 furze Füße mit Zehen ohne Klauen, einen nie—
dergedrücdten faft fcheibenfürmigen Kopf mit kaum merklichen
Borflenzähnen in Kiefern und Gaumen, einen durchbrodenen
Schädel, ſehr kurze Rippen, Fein fihtbared Paufenfel, in der
Sugend Kiemenfpalten mit 3 berausbängenden federartigen Kies
men an Kiemenbögen, welche ſich bey denjenigen, wo. fich die
Kiemenfpalten fchließen, in Hörner ded Zungenbeind verwandeln
oder auch verfümmern. Die Zunge ift did, der ganzen Länge
432
nah angewachſen, wie bey den Froͤſchen und hinten ſchwach aus⸗
gefchnitten. Uebrigens haben fie 2 fadfürmige Lungen mit wenig
Zellen, worein fie durch Schluden die Luft drüden und diefelben
daher mwillführlich auch bey gedffnetem Leibe aufblafen können.
Bey der Paarung ſchwimmen fie neben einander ber, mie die
Fiſche. Die Auswurfs⸗Oeffnung ift ein Längsſpalt.
Es gibt walzige oder fchlangenförmige, deren Leib ſich all»
mählih in den Schwanz verliert, welche die Kiemenlöcher immer
behalten und nur 2 oder A ſehr fümmerliche Füße haben. Ans
dere find Feulenförmig, nehmlich Kopf und Leib fehr did und
groß, der Schwanz dagegen Furz und dünn; fie haben A Füße.
Bon diefen behalten die einen die Kiemenlöcher, bey den andern
verwarhfen bDiefelben. Sie zerfallen daher in 2 Gruppen und 4
Sippfchaften.
A. Walzgenförmige Mole
Leib lang und ſchmächtig, mit bleibenden Kiemen und kümmerlichen
Füßen.
Sie leben immer im Waſſer der gemäßigten Zonen von Eu⸗
sopa und America. Ihre Nahrung und Fortpflanzung iſt noch
nicht recht befannt, nur weiß ınan, daß fie Sabrelang ohne Nah⸗
zung zubringen können,
4. Sippfchaft. Die KENN Mole
haben nur Borderfüße.
1. G. Die Armmolde (Siren)
baben einen langen Leib und fehr zufammengedrüdten Schwanz, -
2 BVorderfüße mit Zehen und 3 Kiemenbüfchel, Zähnen im Uns
terfiefer and im Gaumen, aber feine im Oberkiefer.
Man hat fie bis jept nur in den flehenden Waffern in Nords
america gefunden.
4) Der gemeine (S. lacertina)
wird 2—35 Schuh lang, hat 4 Zehen und einen flarf *
gedrücten Schwanz; oben ſchwarz, unten dunkelbraun und gelblich
gefprenfelt, oder auch unten blaß und ebenfo gefprenkelt.
Diefes fonderbare Gefchöpf hat man bis jegt nur im fteben>
den Waffer: von. Süd» Carolina gefunden. Die erfle Nachricht
‘
435
davon gab der Dr. A. Garden 1765. Man mußte lange nicht,
ob man einen Fiſch oder einen Lurch daraus machen follte, meil
das Thier auffallend einem Aal’ gleicht, Kiemen und einen nie
dergebrüdten Kopf mit fehr Beinen Augen bat, und mweil man
den weſentlichen Unterfchied zwifchen Fiſch und Lurch nicht Fannte,
welcher nach meiner Beſtimmung darinn beftebt, ‘daß die 2 Nas⸗
löcher nach binten in den Mund geöffnet find. Garden fdidte
zwey Eremplare an Ellis in London, eined 9 Zoll lang, dad ans
andere 31. Er fehrieb ihm, e8 finde fih an fumpfigen und moraflis
gen Plägen, an den Seiten von Teichen unter alten Baumflämmen,
welche über dad Waſſer hängen. Ellis beſchrieb beide und. bils
dete fie ab in Philos. Trans. 56. 1766. 189. %.9., mit einer
Zerlegung von J. Hunter ©, 307, und vergleicht fie mit Kauls
quappen. Im Zmeifel darüber fhidte er dad kleinere Eremplar
an Linne, welcher ibm im December 1765 antwortete und auch
die Vermuthung mittbeilte, daß es eine Kaulquappe ſeyn könnte.
Er befchrieb es fodann felbft 1766 (Amoenitates academicae
VI. 1769. 318. Hanndverifhe8 Magazin 1769. 538). Garden
fchreibe, e8 lebe in Sümpfen und Hettere biömweilen auf Stämme
und Aeſte von Bäumen, welche im Waſſer liegen (wahrſcheinlich
-eine unrichtige Ueberſetzung ded Englifchen); wenn jene in den
Sommermonaten audtrodneten, fo ſinge e8 mit einer Blagenden
Stimme fafl wie die jungen Enten, aber heller und ſchärfer; es
fey aalförınig, fhuppenlos, Faum 4 Schuh lang und daumensdid,
mwalzig, dunkelgrau, mit vielen blaffen Flecken beftreut; an den
Seiten des Rumpfes 40 Runzeln und 2 Seitenlinien; der Schwanz
%,, der Kopf wie bei einer Eidechfe, aber nadt, oval und nicht
dicker ald der Leib, mit 2 fehr Heinen von der Haut bedeeften .
Augen wie bey den Aalen; 2 fehr Eleine Naslöcher binter der
Dberlippe; der Unterkiefer etwas kuͤrzer; jederfeitd 3 federfürmig
berausbängende Kiemen mit eben fo viel Spalten ohne Kiemens
baut. Dazu ſetzt Rinne: die Zunge fey weich, einfach und freyz
der Schwanz betrüge */; des Leibes, fen fehr zufammengedrüdt,
oben und unten mit einer bäutigen Floſſe; die kurzen Fuüße dicht
hinter den Kiemen mit 4 kurzen Zeben, woran fpigige Klauen;
2 deutlihe Lungen, eine große Leber mit Gallenblafe; Darm
nicht viel länger als der Leib, ohne. Anhängfel, Linne fielt
434
dieſes Thier zu den Amphibien und zwar als eine eigene Ord⸗
nung, und bildet e8 ab auf T. 5.
Pallas bielt dann fpäter dafür, daß ed eine Larve von
einem großen Salamander fey (Nov. Comm. petrop. XIX, 438.)3
ebenfo Hermann von Straßburg (Tab. aff. animalium 1783.
p- 257.). Schon 1786 batte Camper diefed Thier für einen
Fiſch erklärt und geratben, ed zu den Aalen zu ftellen, mas auch
Gmelin in der 13. Ausgabe ded Linne getban bat. Camper
fand im Darm eined Eremplard zu London viele Schuppen und
Bauhfhilder von Schlangen. (Berl. Schrifien VIL 1737. 480.
Kleine Schriften II. 1788. ©. 32.) Schneider erklärt es
(Hist. Amphibiorum I. 1799. p. 40. 48.) mieder für eine
Molchlarve.
Euvier bekam fodann 1800 ein junged Eremplar aus Cas
rolina und zeigte, daß es nach den Lungen und Knochen zu den
Zurchen geböre (Bull. philom. 'an VI. Nr. 38. p. 106.); daß
e8 aber ein ausgewachſenes Thier und Feine Kaulquappe fey,
fonnte er erft durch) das 1'/, Fuß lange Eremplar entfcheiden, mwels
ches Aler.von Humboldt ibm gebracht hatte. (Humboldt
Observations de Zoologie I. 1805. p. 157.t. 11.14. wo Eus
vier die Eingemweide, dad Gefäß» und Knochenſyſtem abbildet).
Endlih bat auf meine Aufforderung Leudart die Naslöcher
unterfucht und gefunden, daß fie wirklich durchgehen (Iſis 1821.
Lit. Anz. 257), ſpäter auch Euvier in der zmweuten Auflage
feiner verfteinerten Knochen (Ossemens fossiles V. 2. 420.
tab. 27.), jo daß alfo über die Natur und Stellung diefed Thierd
fein Zweifel mehr obmwaltet. Die Nafengänge laufen bloß durch
Fleiſch.
Der Schwanz beträgt nach Cuvier gegen ein Drittel des
ganzen Leibad und deren: Floffenhäute find ohne Strahlen; Die
Augenlieder fehlen, auch fiehbt man nichtd vom Ohr. Die 3 Kies
menfpalten laffen dad Waffer aus dem Maul heraus, enthalten
aber feine Kiemen, fondern diefe befteben bloß aus 3 dreufiede-
rigen Franzen über den Spalten, mit einem Gefäßnetz. Die
Füße And etwas über 4 Zoll fang und ihre Knochen geftaltet mie
die der Rurche, nicht wie die Kloffen der Fifche, mit 4 Zehen: ohne
Schwimmhaut u. Daumen u, ohne Nägel, wie andere gefagt haben,
435
auch ohne eine Spur von Schuppen. Ruͤckenwirbel 45, Schwan):
wirbel 455 bevm Erdmolch 16 und 22, im Ganzen 38, beym Waffers
möld 15 und 25, feine Spur von Beden, obſchon man dergleichen
ſchon bey den Kaulquappen der Fröfche wahrnimmt; 8 ſehr furze
Rippen vom zwenten bis neunten Wirbel, beym Erdmolch 13, beyın
Waſſermolch 115 Zähne finden fih nur im Gaumen und am
Unterkiefer. Die 4 Kiemenbögen find nur knorpelig; dad Herz
gleiht dem der Fröſche. Die Lungen find zween Säde, länger
ald die Bauchböhle, an einer Luftröhre ohne Ringe. Die Zunge
ift wenig fleifchig und beweglich, ziemlich wie bey den Fifchen
und nicht wie bey den Molchen; der Darın ift nicht viel länger
ald die Bauchhöhle und ohne Blinddarm; die Leber nimmt über.
%/, davon einz die Gallenblafe hat nur einen Ausführungsgangz
die Milz Hein. Die Eyerſtöcke nehmen '/, der Bauchhöhle einz
der Eyergang ift kurz, alfo nicht wie bey den Molchen; die Nies
ven find klein; die Harnblafe einfach. Daraus fohließt Cuvier,
daß es ein fertiged von allen Molchen verfchiedened Thier if.
Sm Juny 1825 fam aus Charlestown, wo «8 fih in den
Reismarfchen aufhält, ein lebendiges Eremplar von 1'/, Fuß Länge,
4 Zoll im Uınfang nach England, welches über 6 Sabre lebte,
ohne fich zu verändern. Ed wurde von Neill gepflegt und
beobachtet. Er that ed in einen Kübel mit Waller und Sand
ſchief geftelt, damit es ins Trodene Fommen fonnte, Bald aber
zeigte ed fih, daß ihm dad Moos lieber war. Da diefed aber
bald faul wurde, fo gab man ihm Froſchbiß, Hydrocharis mor-
sus ranae, unter deffen fchwimmenden Blättern es fich gern vers
barg. Es fraß bald zwey Feine Regenwürmer, aber febr langſam,
auch einige Fleine Stichlinge und drey Kaulquappen vom Waffers
molch, später auch Eller-Uetzen. Bey der Berührung des
Schwanzes flieg es Luftblaſen aus und gieng langſam meiter.
In einem kalten Gewächshaus, worinn es 192 Jahr geweſen, fraß
es nichts von der Mitte des Octobers bis Ende April.
Am 13. May 1826 gieng es, nachdem es gefreſſen hatte, von
ſelbſt aus dem Kübel und fiel 3'/, Schub herunter. Am andern
Morgen traf man ed auf einem FZußpfad außer dem Haufe; «8
hatte. fi durch ein Fleined Gewölbe in der Mauer einen 3 Schuh
langen Gang in der Erde gegraben, woran es wohl mehrere Stuns
436
den gearbeitet haberr mag; auch war die Schnauze etwas abges
rieben. Der Morgen war kalt, nur 33° 5. Wärme; dad Thier
war erflarrt und gab kaum Lebenszeichen von fih. Im Waffer
arhmete es fehr fchwer, bob fi an die Oberfläche, um Luft zu
fehnappen ; nach einigen Stunden blieb e8 aber unten und war
wieder fo lebhaft als je. Gewöhnlich lag es ftundenlang auf
dem Boden mit 6 Zoll Waffer darüber, ohne Zuftblafen von ſich zu
geben; man bemerkte zweymal in der Minute einen ſchwachen
Strom hinter den Kiemen.
Als es nun 1827 in ein Treibhaus von 65° F. kam, ſo wurde
es lebhafter und fieng an zu quaken wie ein Froſch mit einzelnen
gleichförmigen Tönen; fo fuhr es einige Wochen fort, wahrſchein⸗
lich die Paarungszeit. Während dieſes Sommers fraß es auf
einmal 2—4 Fleine Regenwürmer und burtiger ald früber. So»
-bald ed den Wurm erblichte, näherte es ſich vorfichtig, bielt einen
Augenblick ftıl, al8 menn e8 Jauerte und fhoß dann plößlich
darauf. Uebrigens fraß e8 in 8 oder 10 Tagen nur einmal; bey
der Berührung fehnellte e8 fo ſchnell fort, daß dad Waſſer fprigte,
Dad Thier ift mithin nicht fo zärtlich, wie man fagte. Die
Narben, welche e8 bey feiner Flucht erhalten hatte, verſchwanden
erft nach einem Jahr. Die Oberbaut ift dunfelglängend und bes
ftebt aus ſehr Fleinen Schuppen mit weißen Düpfeln. Da «8
Stihlinge und Kaulquappen frißt, fo greift ed wahrſcheinlich in
feinen Suͤmpfen Fifhe an und felbft Fleine Schlangen. Im
Sommer wurde e8 gemalt, wobey ed an verfchiedenen Tagen
mebrere Stunden lang auf einem Teller Tag, kaum mit Waffer
bedecft. Es Eroch felbft wiederholt auf den Tifh und den Boden
ohne Schaden. |
Diefed Thier Iebte bid zum 22. October 1851, wo es mieder
aus dem Kübel fiel und todt gefunden wurde, Die Kiemen mas
ren ganz vertrodnet. Während der 6 Jahre wurde e8 um 4 Zoll
länger. Es ift mithin ein fertiges Thier. (Ffid 1832. 697. 934.)
In der neuern Zeit hat Le Conte noch 2 Gattungen unter⸗
ſchieden:
den geftreiften (Siren striata)
nur 9 Zoll lang in Annals of the Lyceum of New York I,
1824. (Sie 4 1852. 1065. T. mi
437
und den mittleren (S. intermedia). Ebenda II. 1728.
(Iſis 1832. 1081. T. 28. Fig. 2), welche fih im derfelben Ges
gend finden. Der gemeine geäbt ſich in die Erde, der geftreifte
in den Schlamm, der mittlere nach Belieben in beide.
Siren opereulata Beauvais ift nur eine Moldlarve,
= Sipyſchaft. Die vierfüßigen Walzenmolche
find ebenfalls ſehr Yang und ſchlank, haben aber Füße, hins
ten wie vorn. Man kennt nur 2 Gefchlechter.
2.& Die Aalmolche (Amphiuma, Chrysodonta)
feben völlig aus wie ein Aal, haben aber einen furzen, zus
fanmengedrüdten Schwanz und 2 Paar Fümmerliche Füße; jeder»
feit8 ein Kiemenloch ohne Franzen; im Gaumen zwey, im Uns
terfiefer eine Zahnreihe. Die Nafengänge laufen dur die
Knochen.
4) Der zmwepyzebige (A. means)
ift über 2 Schub lang und hat überall nur zwo Zehen ohne
Klauen.
Schon Rinne bat diefes Thier 1774 von A. Garden unter
demfelben Namen aus Süd: Carolina erhalten (Linne's Corre>
fpondenz von E. Smith 1821), Dr. Mitchill aber ed erft 1822
in New York Medical Recorder Nr, 19. p. 529 unter dem
Namen Chrysodonta larvaeformis befchrieben, auh Harlan
im Journal of the Academy of Philadelphia IH, 1823, mit
einer Abbildung, nebft Zufägen in Annals of the Lyceum of
New York I. 1825, mit einer andern Abbildung. is 1832. 1077.
T. 28. 8. 3.)
Es findet fih in den Teichen und Dämpfeln ben Neu: DOrs
leans, in Florida, Georgia und Süds»Carolina, und fann eine
Seit lang im Trorenen leben; menigftend kam eined aus dem
Gefäß und fand ſich nach einigen Tagen noch ganz munter.
Dan finder fie des Winterd manchmal 2—3 Fuß tief unter dem
“ Schlamm, in den fie fi wie Würmer bohren. Den einem 2 Fuß
langen maß der Schwanz, deffen hintere Hälfte zufammengedrüdt
it, 6 Zoll, der Umfang 4, die Breite ded Kopfes 1 Zoll. Die
Hinterfüße ftanden 12 Zoll von den vordern; die Länge der VBorders
füße %/s Zoll, der hinteren über */s5 ein nur 3 Zoll langes Exem⸗
438
plar dan keine Spur von Kiemenbüfcheln ; es fcheint demnad),
daß fie wirklich fehlen.
Nachher hat auch Cuvier ein Eremplar erhalten, aber nur
492 Zoll lang. Es ift dunfelgrau, unten heller ohne Flecken, wals
zig, der Kopf niedergedrüct und flumpf, der Schwanz zufammens
gedrüdt, ſpitzig, oben fchneidend, unten rundlich und beträgt
über ein Viertel der ganzen Länge. Der Oberkiefer etwas länger;
die Naslöcher an der Spike ziemlich nab beyfammen; die Augen
zur Seite, fehr Fein, ohne Lieder; 40 Zähne im Oberfiefer, 32
im untern; im Gaumen 2 Reiben Freinere, je 15; das innere
Nasloch Öffnet fich hinten zwifchen den Kiefer» und Gaumens
zähnen; die Zunge fehr Flein. Ausmendig Feine Spur von einem
Ohr, aber jederfeitd hinter dem Kopf ein ovale Kiemenloch, in
melden 4 Kieinenbögen Tiegen, die mit dem Zungenbein vers
wachſen find, fo daß wahrfcheinlich früher 3 Kiemenfpalten da
gemwefen. Dabinter die Vorterfüße, nur wie Stummeln, jedoch
mit einem Ellenbogen und 2 Zehen ohne Nägel. Die Seiten
des Leibes haben Querrunzeln. Die Hinterfüße ftehen weit hinten,
find faum etwas dider und haben ouch 2 Zehen. Mem. Mus.
XIV. 1827. T. 1. fig. 1—3, T. 2. fig, 1—9. u, fig. 15—18.
Wagler Icones Amphibiorum U. T. 19. fig. 1.
2) Der dreyzehige (tridactylum)
gleicht dem vorigen, bat aber überall 3 Zehen und findet fich
an denfelben Drten.
Euvier bat diefed Thier zuerft befchrieben und gezeigt, daß
ed fein verwandelter Armmolch ſeyn kann; es hat 99 Wirbel,
das zweyzehige 112, die Sirene 86 und 7 kurze Rippen, die
Aalmolche nur 5 oder 6 Spuren davon. Der Schädel ift ziem—
lich gebaut wie bey den gemeinen Wajfermolchen. Das Kiemens
loch Öffnet fih nach innen, zwiſchen den 2 bintern Bögen. Die
beiden Lungen entfpringen unmittelbar hinter der Stimmritze,
ohne Luftröhre und erſtrecken ſich bis hinten in den Leib, Die
Harnblaſe öffnet fih vor dem Ausgang des Maſtdarms. Ebenda
©. 7. T. ı Fig 4—6. T. 2. Fig. 6—14. Wagler Icones
II. T. 19. fig. 2.
3. & Der Olm (Proteus)
ift lang und fchlanf, mit zufammengedrüdtem Schwanz, bat
439
2 Paar Füße, 3 Kiemenlöcher mit Franzen, Eleine Zähne in bei»
den Kiefern, Peine im Gaumen. Die Nafergänge laufen bloß
durchs Fleiſch.
4) Der gemeine (Proteus anguinus)
wird über 1 Schub lang, fingersdid, ift blaßroth und hat
vorn 3, binten nur 2 Zehen.
Diefes böchft merkwürdige und einzige Thier findet ſich nur
in Deutfchland und zwar im Waffer der unterirdifchen Höblen
ded Herzogtbumd Krain bey Adleräberg und murde zuerft ron
Hobenwartb im Zirfniger See entdeckt und von Laurenti be:
fehrieben (Synopsis Reptilium 1768. 37), fpäter von Scopoli
etwas audfübrlicher (Annus quintus historico-naturalis 1772.
p- 73.). Er bemerkt, daß Linne, dem er eine Abbildung ger
ſchickt, daffelbe für eine Molchlarve gehalten babe. Dann wurde
ed völlig vergeffen, bis Schreiberd wieder eine ausführliche
Belchreibung und Abbildung davon gab, in den Philos. Trans:
actions 1801. ©. 241. T. 16. 17. Bon diefer Zeit an war die
Aufinerffamfeit dermaaßen auf diefes Wundertbier gelenkt, daß
fein Reifender durch Krain unterläßt, diefe Höhle zu befuchen,
und daß die Bauern ed zu Hunderten fangen und für geringes
Geld Iebendig verkaufen, fo daß Gefahr wegen feiner Bertilgung
droht. Viele Naturforfcher haben es lebendig gehabt, beobachtet
und zergliedert, und es findet fich daber faft in allen Sammlun⸗
gen von Europa. Am meiften bat fih Schreiberd Berdienfte
um feine Naturgefchichte erworben, indem er ed Jahre lang in
finftern Wafferbebältern unterhielt und beobachtete. Es Tebt Jahre
lang, ohne Nahrung zu fi zu nehmen, was man ihm auch ans
bieten mag, feven es Warferfäden, Würmer, junge Waſſerſchne⸗
den, Schneden= oder Fiſchlaich u. dergl. Noch niemand: hat
eine Paarung bemerkt, aucd wenn fie zu Dupenden beyfammen
waren; auch bat man noch Feine ganz Jungen gefunden, alle
waren —12 Zoll lang. Zu Schreiber Zeit waren nur die paar
ermähnten Eremplare bekannt. Er felöft erbielt 3: todte von
Sittich durd den damals in Krain lebenden Baronıvon Zoiß.
Diefer bat einige lebendig gehabt, wovon in den erſten Tagen
eined eine Menge Peiner Schalen von Waſſerſchnecken ausbrach.
Es wollte jedoch nicht freffen, kroch langſam am Boden herum,
3
440
nabın bisweilen eine vorgeworfene Schalenſchnecke ind Maul,
ſtieß ſie aber wieder aus, wurde von Tag zu Tag ſchwäaͤcher, lag
am flebenten Tag auf dem Rüden und die Haut wurde mit
Schleim überzogen wie gewöhnlich bey Amphibien, wenn fie fer
ben. Es zeigte ſich fehr träg, bemegte fich felten, ſchwamm je
doc biömweilen mit Hülfe des breiten Schwanzes fehr burtig-
An den erften Tagen kroch es langfam auf dem Boden berum, -
ald wenn es Nahrung ſuchte. Einigemal erhob es fih an die
Oberfläche, ſteckte den Kopf heraus, ſchöpfte Luft,'-gieng aber
gleich wieder zu Boden, Ale Eremplare wurden vom July bis
zum September gefunden, befonderd wenn der Sitticher See aus⸗
trat. Es ſtößt oft ein’ lautes zifchendes Geräuſch aus, wie eine
Sprite, wenn der Stempel gezogen wird, und dann ragt der
Vorderleib iber dad Waffer heraus. Er bält:2 fehr Meine dunkle
Flecken auf dem’ Kopf für die Augen, die Farbe, welche hellrotb,
ift an den Kiemen blutrotb, verliert fih im Branntwein. Sie
find gar nicht ſcheu und man Fann fie in der Nähe ganz bequem
betrachten. g |
Bon 5 Eremplaren, welhe Schreiber gefeben, war eines
415 Zolllang und 1 did, drey gegen 10 Zoll, das kleinſte 8 Zoll Yang
und t/s dick; dennoch waren alle gleich gebaut. Der Kopf des größe
ten war 4°/, Zoll lang und ziemlich platt, faft wie ein Entenfchnas
bei. Zwiſchen den 3 Fnorpeligen Kiemenbögen öffnen fih nur 2
Spalten in den Mund; auswendig darüber ſtehen 3 Kiemene
flämme, deren Zweige an einem Rande fein'gefrangt ſind. Das»
binter wird der Hald rund und die daran flehenden Borderfüße fteben
2/2 300 hinter dem Kopf; die Hinterfüße 6. Zoll weiter binten, jene
find vol lang mit Oberarm, Vorderarm und 3 Zehen. ohne Nä>
gel; die hintern find etwas Fürzer und haben nur 2.Zeben. Der
ganze Leib ift walzig, der Schwanz aber flark zufammengedrüdt,
31, Zoll lang, oben und unten mit einer dünnen Sloffenbaut ums
geben. Die Deffnung des Maftdarms ift ein Rängdfpalt;; Die
Leber Fülle" faſt die ganze Bauchhöhle aus und hat «ine große
Ballenblafes Das Herz liegt zwifdhen den Vorderfüßen und bes
ſteht aus einer Kammer und einer Vorkammer. Die Speiferöhre
4 Zoll lang, der Magen viel weiter, und in einem fand ſich der Kopf
eines kleinen Fiſches; die Därme machen 5: Windungen. Die
440
Milz haͤngt am Magen und iſt 1’; Zoll lang; dad Rüdlein oder die
Bauchipeicheldrüfe 130U. In den Eyerſtöcken waren Ever mie
Hirſenkörner. Die Lungen bängen an einer kleinen Luftröhre,
mit einer Stimmrige ohne Dedel. Die Haut :ift vel Fleiner
Drüfen. In jedem Kiefer eine Reibe fehr Kleiner Zähne, Die
Zunge breit und, fleifchig mit freyer Spitze. Dad Thier bat große
Aehnlichfeit mit der Sirene. Man bat in Krain nie einen voll
fommenen Molch gefunden, von dem diefed Thier die Larve ſeyn
koͤnnte.
Später hat Shrdibers diefe Thiere gezwungen, theils nur
unter Waffer, tbeild faft ohme Waſſer zu leben. Bey den erftern
wurden die Kiemen fehr groß und die Lungen Eleinz bey den
legtern wurden umgefehrt die Kiemen Fleiner und: zeigten ſich zu—
legt nur als Spuren; die Lungen dagegen fehr groß und weit.
Als man einem die Fleinen Kiemenfpuren abbinden wollte, farb
ed ſchnell und unter den beftigften Duden (>fis 1821. Lit.
Anz- 263.)
Sm Jabhr 1805 bat ibn Euvier aufs neue keichriehen nu
enatomiert (Humboldt Observations de Zoologie I. 187. T.
13. Sig. 5—10.: Sfelett). Der Kopf gleicht ziemlich dem des
Aald, bat wegen der fehr Fleinen faft punctförmigen Augen ‚Feine
Augenhöble und keinen Jochbogen; hinten am Zurgenbein hängen
2 Hörner und daun folgen 3 Kiemenboögen, welche verknöchert
und 'unbeweglich find; Rüdenmirbel 31, Schwanzwirbel 253 6
ſehr kleine Rippen won zwmepten Wirbel an. DiesZungenift kurz
und vorn nur wenig frey; der Darın ziemlich grad, ohne Blind»
darm. Die Lungen find lange aber dünne Säde obne Luftröhre
und Zellen.» Die, 27 Eyerftöde enthalten‘ kleine Eyer und die
Evergänge find ſehr lang und gemunden wie bey den gemeinen
Molchen; ebenfo verhalten fich Nieren und Harnblaſe. Das
Eremplar war 9 Zoll lang und Kleinfingerd did, Ossemens foss.
V.-2. 426. t. 27.
Sm Jahr 1819 haben Sonfigtiagi und Rus co ni eine
große Abhandlung über dieſes Thier herausgegeben, mit einer
ſehr vollſtändigen Naturgeſchichte und Zerlegung auf 4 Tafeln,
wovon die meiſten doppelt, (Monografia del Proteo anguino
4. 110.) lc V
422
Halbwegs von Laibady nach Zrieft liegt das Dorf Adlerdberg
und eine halbe Stunde davon die Adleräberger Grotte, eine halbe
Stunde weiter: die Magdalenengrotte, in welch lehterer gegen»
wärtig die Bauern den Olm fangen. Gie giengen mit 3 Fadel-
trägern durch den engen Eingang und gelangten bald in ein gro»
ßes Gewölbe mie ein Tempel, voll von prächtigen Tropfſteinen;
dann kamen ſie in einem langen gewundenen Gang und endlidy an
einen Waſſerdümpfel 530 Schrb breit, 170. Klafter von der Mündung,
wo fie auf dem Boden einen Dlın faben, aber nicht befamen, dage-
gen eine Wafferaffel. Es hatte gerade vorher ſtark geregnet, daber
war nieht Waſſer in der Grotte und die Zeit ungünftig. + Das
Warfer hatte 91/,° R., die Luft auswendig 12% am 2. Auguſt 1816.
Sie kauften dann einige Eremplare, das Stück für 3>Lire
vom‘ Bauern, welche fie einige Tage vorher gefangen hatten.
Wie alt fie w:rden, kann man nicht fagen zn indeffen erhält
der Erzherzog. Johann in einer fünftlihen Grotte in der Steyer⸗
mar? Olme, wovon einer 8 Jahr alt und größer ald die andern
geworden‘ war. Die Haut iſt fo zart und dünn; daß faft alle
Eingemweide durchſcheinen und die röthliche Farbe nur vom durch⸗
ſcheinenden Blut herzukommen ſcheint. Setzt man ſie dem Licht
aus, ſo gebt die Farbe: ind Violette über. Die Haut iſt voll
unzähliger Poren, woraus Schleim ſickert und dieſelbe ſchlüpferig
macht Gewöhnlich halten ſie ſich auf dem Boden des Gefäßes,
Aauf dem ſie ganz geſtreckt liegen und hin und wieder mit den
ziemlich langen Füßen fortkrabbeln; deckt man es aber auf, fo
ſchwimmen ſie mit Wellenbewegungen nad) der dunflern Stelle
zu wobey der Leib mehr violett wird, die Kiemen mehr roth;
ſie müſſen mithin, ungeachtet ihrer kleinen und unter der Haut
faſt verſteckten Augen, doch gut fehen, Die Verfaſſer ſagen, fie
fräßen Würmer, kleine Muſcheln und Schnecken, fie könnten je—
doch 229 Jahr Lund nochn mehr ohne Nahrung leben. Aus dem
Waſſer genommen entfliehen fie nicht, ſondern ſterben in .2—4
Stunden ! In 6 Pfund Waffer fommen fie nit häufiger: herauf,
um Luft zu ſchöpfen, als ein Fifh, fperren das Maul auf, ins
dem Tier dies Luft einziehen und’ waährend der Zeit Lufthlafen aus
den Kiemenlöchern fahren laſſen, wobey man eine: Art’ Gurgeln
hört; die Sröfche und Molche ziehen die Luft durch die Naslöcher
443
ein. Erneuert man dad Waller alle Stunden, fo brauchen fie
nicht Luft zu ſchöpfen; auch nicht, wenn fie fich in vielem oder
fließendem Waſſer befinden, oder wenn daſſelbe ziemlich Falt ift.
Erwärmt man e8 auf 25°, fo werden fie unruhig und lajjen Qufts
blafen aus den Kiemenlöchern fahren; bey 32° zappeln fie fo febr,
als wenn fie fterben wollten. Ihr Gehör ift fehr ſchwach, aber
das Gefühl fehr fein und ebenfo der Geruch. Gegen Heine Fifche
lein von der Größe eines Zolls richten fie dad Maul und vers
fhlingen fie fodann ſehr ſchnell, obfchon fie diefelben wegen der
Zage der Augen nicht fehen fünnen.
Ueber ihre Fortpflanzung wiſſen die Verfaſſer nichts. Die
Molche legen ihre Eyer an die Blätter des Flohkrauts; da ed in den
Höhlen der Olme Feine Pflanzen gebe, fo müßten fie die ihrigen da
und dort auf den Boden fallen laffen. Sie erfegen ihre verlorenen
Theile nicht wieder. Der abgefchnittene Schwanz wuchs nicht nach,
wie bey den Molchen. Einer hatte am Hinterfuß eine Zehe verloren,
mwelche binnen 10 Monaten ſich nicht erfegt hatte. Die Knochen
find weicher ald beym Waſſermolch; am bärteften der Unterkiefer
und die Kiemenbögen; dann folgen die Wirbel, der Schädel, die
Füße und endlid daB Beden und die Schulter, Die Kiemen»
bögen gleichen ganz dem Zungengerüft des Waſſermolchs. Wirbel
59, Rippen vom dritten biß zum neunten Wirbel ſehr furz; das
Beden hängt am 31. Wirbel. Sie öffneten einen, um zu feben,
ob die Lungen willfürlich mit Luft angefült würden wie bey den
Molchen und Fröfchen. Er fchludte eine Viertelftunde lang Luft,
welche aber alle durch die Kiemenlöcher hinaus gieng, ohne in die
Zungen zu dringen. Gie haben die innern Nadlöcher gefunden
und auch nur 2 Kiemenfpalten. Es gibt Männchen und Weibchen.
Was die Fortpflanzung betrifft, fo feheinen fie Iebendige
Zunge bervorzubringen. Dr. Michahelles erzählte in der Iſis
1830. ©. 180. u. 1831. ©. 505. folgenden Fall, welchen der Beamte
Stratil zu Sitti am 26. Juny 1825 amtlich aufgenommen bat:
„Dad Eremplar, welches Laurenti aud dem Zirknitzer See
erhalten haben wollte, ftammt mwahrfcheinlih au8 dem Bache der
2 Stunden davon entfernten Magdalenen > Grotte; denn im See
felbft gibt .e8 Feine. Die fpäter gefangenen ftammen faft alle aus
dein Bache Bier bey Verch und wurden größtentheild won Herrn
Okens allg. Naturg, VI. 23
hi Te
Stratil an alle Welt verfendet, felbft an Schreiberd. Ein dritter
bis jebt unbefannt gemefener ẽ Fundort iſt Weißenſtein hinter Blattu,
wo jedoch ſehr ſelten gefangen werden. In der Magdalenen-Grotte
ſelbſt gibt es keine, ſondern nur in dem Bache, der in ihrer unterſten
Tiefe fließt. Da die unterirdiſchen Fluͤſſe Krains manchfach mit
einander in Verbindung ſtehen, fo werden bey Ueberfehmenununs
gen baͤld da bald dort Olme ins Freye geführt. Am Fuße eines
Bergabhaugs bey Sittich findet. ſich eine ‚große Wieſe, ‚duch
deren Mitte fich die Vierer Quelle, die aus den Kalkſteinen deffel>
ben Bergd entfpringt, hinſchlängelt. Dieſe Wiefe fcheint ganz
bobl zu ſeyn, da nach jedem Winter 2—4 Klafter große Streden
einfinfen und fich in Dümpfel verwandeln; und darinn werden. die
meiften Olme gefangen. Am Berge Kuppe, bey Schmweinddorf
nächſt Sittich, ift ein kaum 2 Schuh breites und tiefes Loch, aus
dem oft nach Regengüffen plöhlich Waffer hesvorbriht und. Olme
mit beraus. treibt, dann aber plöslic) wieder verſiegt. Hier er:
bielt Zois feine Eremplare, welche er Heren v. Schreibers
gefhidt hat. Aus einem ähnlichen Loch werden zumeilen ‚bey
Weißenflein ausgemworfen, Michahelles hatte 30 lebendig, wor
von die meiften binnen einem Jahr blaufhwarz wurden. Ale
aus der Magdalenengrotte find meißgelb; bey Verch - aber
gibt es milchweiße mit. dunfeln Fleden, Llichtgelbe, braungelbe
und dunfelrotbe. Mährend zweyer Jahre bat er fie.nie ‚freffen
feben. Beym Lufifhnappen hört man eine Art Stöhnen und
friſch gefangene geben, beſonders des Nachts, einen durchdringen⸗
den widerlichen Ton von ſich, wie der geſtreifte Waſſermolch.
Sie ſcheinen während dieſer Zeit mit einander zu ſpielen, indem
ſie im Kuͤbel herumfahren; bey Licht oder bey Tag werden ſie
ruhig; nach Stratil umſchlingen ſie ſich bisweilen mit den Vor—
derfüßen, ſchlagen ſich beym Verfolgen mit dem Schwanz, beißen
ſich ſanft und treiben allerleh Neckereyen. Stratil erhielt nom
März bis zum September 400. Stüd. Das ı lebendige, Stüd
foflet jetzt 48 Kreuzer.
Nach dem Protocoll verkaufte ein Bauer von Verch ein 10
Zoll langes ſtrohgelbes Stück und ſagte aus, daß dieſer weiße Fiſch
(Bela Riba), welcher am 47. Juny gefunden wurde, an dem>
felben Tag in. einer, Gladflafche und zwar baaınffrmig auf dem
445
Rüden liegend, ein 1% Zoll langes Junges geboren babe, nebft
2 vder 3 Eleinern rotben Blaſen; e8 fiel auf den Boden; die
Mutter waadte fih um und reinigte,ed von feinen Hüllen und
nabın dann mwieder die vorige verfehrte Stellung an, worauf bald
wieder ein gleich großed Junges bervorfam, ohne Bläschen, wel»
ches wieder von der Mutter gereinigt wurde, Nach einigen Mis
nuten nahm ſte die alte Stellung ein und am andern Morgen
fand ſich das dritte Junge. Die Jungen fiengen an, ſich hin und
ber zu bewegen. Nachmittags um 5 Uhr war dad Waſſer trüb
und auf dem Boden lag ein gallertartiged Neb von mehr als
100 mwarferbellen Kügelyen wie Hirfenförner, alſo wahrfcheinlich
Eyer. Diefe wurden fammt den leblos fıheinenden Jungen von
Weibölenten auf den Miftbaufen geworfen. Die Mutter zeigte
fi nachher fehr unruhig und ſchoß im Glas herum, ald wenn
fie die Jungen fuchte.“
Diefes ift ed, mad man: bid jest von dieſem fonderbaren
Gefchöpfe weiß. ine Abbildung nach dem Wachspräparat von
Schreibers findet fih in der Iſis 1817. T. 5, wobey aber die
Kiemen zu groß find. Ferner im Jahrgang 1820. ©. 560. T. 6.
7. von Rufconi, — Proteus neocaesariensis ift nur eine
Molhlarve; Pr. lacuum ift Menobranchus lateralis.
B. Keulenmolche.
Shr Leib ijt Eurz, mit zwey Tußpaaren, der Kopf und Rumpf die und
der Schwanz ziemlie) dünn und-abgefett.
Darunter gibt ed welche, die Kiemenlöcher Iebendlänglich‘ bes
balten, und andere, bey denen fie verwachſen. Die Nafengänge
laufen durch die Knochen,
3. Sippſchaft. Keulenmolhbe mit Kiemen.
4.6. Der Kolbenmold (Axolotl)
ift ſehr kurz usd did, kat auswendig ein Kiemenloch
und 3 freye Kiemenbüfchel, Zähne in Kiefern und Gaumen,
4) Der gemeine
ift fpannenlang und gegen 2 Zoll di, grau, mit ſchwarzen
Flecken und bat vorn %, hinten 5 Zehen.
Bon diefem Thiere weiß man noch nicht ganz fiher, ob es
nicht eine Larve ift. Findet fih in Seen um die Stadt Mexico
29 ©
446
und wird fhon von dem alten Hernandez, der in der Mitte
des 16. Jahrhunderts in Merico war, unter dem Namen: Axo-
lotl oder Warferfpiel (Lusus aquarum) aufgeführt. Er fagt das
von: Es gibt eine Art Seefifche mit weicher Haut und 4 Füßen,
wie bey den Eidechien, eine Spanne lang und 1 Zoll did, bis:
mweilen aber auch. über 1 Schuh lang, mit braunen Fleden; der
Kopf niedergedrüdt, groß und ſchwarz; bie Zehen wie bey den
Fröſchen. Das Fleifh gleicht dem der Yale, ift gefund und
ſchmackhaft und wird gebraten, geſchmort und gefotten gegeffen,
von dem Spantern meiftend mit Eſſig, Pfeffer und Nägelein,
von den Merisanern bloß mit fpanifchen Pfeffer, und dad Thier
bat feinen Namen:von der ungewöhnlichen und ſpaßhaften Geftalt
erhalten. Thesaurus rerum medicarum Noväe Hispaniae 1651.
S. 8316. An einer andern Stelle ſagt er: Die Indianer äßen
mit Wohlbehagen Kaulquappen (Gyrini), welche fogar manchmal
auf ihre Märkte kämen, und dagegen 'überliegen fie den Spaniern
die wilden Truthähne : Historia animalium N. Hisp. p. 77.
Dieſes Thier würde völlig vergeffen, bi vor etwa 40 Jah
sen „wieder. ein Eremplar nad England Fam und von Sham
abgebildet :wurde in Naturalists miscellany Nr. 343; Zoology
IH. p. 612. Tab, 140 unter dem Namen Siren pisciformis.
Endlih wurde es erft 1805 vollftändig befchrieben und zer—
legt von Cuvier nad 2 Eremplaren, welche A. v. ———
aus Mexico zurückgebracht hat. |
Sie hatten die Größe des Erdfalamanderd, nehmlich gegen
8 Zoll, aber etwas dicker, dunkelbraun, vol ſchwärzlicher Flecken
und ‚weißer Düpfel; der Schwanz 'zufammengedrüdt mit "einem
ſchwachen Kamm mie bey den Waffermolden; der Rüdenfamm
fängt fhon bey den Schultern an; der Kopf platt und breiter ald
bey denfelbenz; die Augen Bleinerz die Zehen ohne Klauen; 4
große Kiemenfpalten "mit eben fo viel Bögen und 3 Afligen Kie>
menbüfcheln an ıden 3 vorderen. Der Schädel wie bey den Mol»
chen, mit einer Zahnreihe in jedem Kiefer und noch einigen
dahinter im Oberkiefer, welche jedoch nicht 2 Längsreihen bilden
wie bey den Molchen; Rückenwirbel 17, Schwanzmwirbel 23, Rips
pen 13, Hein wie bey den Molchenz eben fo die Gliederfnochen,
alle noch ſehr knorpelig wie bey jungen Thieren. Die 2 Lungen
467
ohne Zellen hängen an einer häutigen Luftröhre; die Zunge vorn
frey, der Magen meit, mit Meinen Slußkrebfen; der Darm. ohne
Blinddarn maht 2 Windungen; die Leber ohne Gallenblaſe; die
Eyerftöcde mie bey den Molhen. Dad Thier fey daher wahr»
fheinlih nur eine Larve, obfchon die americanifhen Schriftfteler
fagen, daß es die Kiemen nie verliere. Humboldt, Observa-
tions de Zoologie I. 174. tab. 12, 14. fig. 10-16. Cuvier
Oss. foss. V. 2. 415. tab. 27. Home Phil, Transact. 1824,
419. tab, 21—23. Wagler Icones tah. 20.: Man Ba jetzt
dieſes Thier für fertig.
5. G. Die Furchenmolche (Menobranchus, — 3
haben Kiemenbüſchel, überall 4 Zehen ohne Klauen, im Ober⸗
fiefer 2 Zahnreiben.
. 4) Der gemeine (Triton lateralis, Proteus Da
| ift did und plump und wird über 2 Schub lang, dunkelbraun,
mit dunfleen Fleden und einer Längsfurche auf dem Rüden, ein
ſchwarzer Streif von den Naslöchern dur die Augen längs. den
Seiten bi8 zum Schwanze.
Schneider hat diefed Thier zuerfi in Hellmig 3 nr
lung in Braunſchweig gefeben, melcher ed aus dem großen See
Champlain in Canada erhalten hatte. E8 wurde dafelbft. mit
andern Fifchen gefangen und für giftig gebalten. E8 mar 8 Zoll
lang, 4 did, vol Poren und hatte jederfeit8 3 Reihen ſchwarzer
Flecken; der Schmanz zufammengedrüdt; der Kopf breit; die Aus
gen klein; die Naslöcher in der Oberlippe; oben 2, unten A
Reihe Fegelförmiger Zähne; die Zunge. breit, vorn freu und ganz;
überall 4 Zehen; Kiemenfpalten 2 mit. 53 freyen Kiemenzmweigen.
Historia amphibiorum I. 1799. 50.
Sm Jahr 1821 befam Mitchill in Nordamerica ein Stück
von diefem fogenannten Proteus der nordamericanifhen Seen,
aus dem See St. Claire, wo er bisweilen, ſowie auch im Erie—
See mit Angeln gefangen und ald eine Seltenheit in Kübeln zur
Schau berum geführt wird. Er fen did, plump und werde 2
Schuh lang. Sein Eremplar maß nur 1 Schub. Er bat jeder»
feitd 3 gefranzte Kiemen hinter fleifchigen Vorfprüngen und da=
zwifchen 2 Spalten zum Durchgang ded Wafferd, 4 dünner Füße
mit 4 Zehen, die Augen: obne Lieder, Zäbne wie oben und: werde
448
ohne Grund für giftig gehalten. Journal acad. of Philadelphia
1. p. 358. Silliman Journal IV. 1822. p. 181. (Sfi8 1832.
©. 1041. 1045. T. 27. Fig. 1. 2.)
Im Jahr 1819 hat Say diefed Thier im Allegbany > Fluß
bey Pittöburg mit Angeln gefangen und auf ähnliche Art befchrie=
ben; e8 war 10 Zoll lang, der Schwanz 3'/.. Auf dem Rüden
bat e8 vom Kopf an eine gezahnte Rüdgratbälinie. Die Fär-
bung ift eigentlich blaß, wird aber bräunlich von fehr zahlreichen
verfliegenden Düpfeln; die Kiemen fhön roth. Nah Harlan
macht der Darın verfchiedene Windungen und bat. fadfürmige
Erweiterungen mie beym Alligator; im Magen fand fi
ein Regenwurm ; Kiemenbögen 3, die 2 Lungen ſehr Yang;
Rückenwirhel 19, mit eben fo viel Rippen, Schwanzwirbel 20—35.
Long Expedition to the Rocky Mountains 1823. (Sfi8 1824.
Lit. Anz. 225.)
Im Jabr 1825 bat Harlan diefed Thier mwieder abgebildet
in Annals Lyc. of New York I. 222. T. 16. (Iſis 1852. 1074.
T. 27. Fig. 3.) Nah 3. Smith findet man e8 oft im Trode>
nen, beunsubigt bewegt es fich nad) dem Waffer. Iſis 1832. 1088.
2) Es gibt eine ganz ähnliche Battung (Salamandra tetra-
dactyla),
welche ebenfalls nur A Zehen bat, aber oben und unten 2
Zahnreihen und einen Kragen von einer Hautfalte um den Hals
vor den Kiemen; ftammt ohne Zweifel auch aus America; Länge
5'/ Zoll, wovon der Schwanz faft 2 Zoll einnimmt. Lace-
p®de in Annales Mus, X. 1807. p. 230. T.17. Harlan in
Annals Lyc. of New York I. 1825. (Sfi8 1832. 1074.)
6. ©. Die Hellbender (Protonopsis, Cryptobranchus,
Abranchus, Menopoma, Salamandrops) |
werden. fehr groß und did, baben auch oben 2 Zabnreiben, '
4 Starke ‚Füße mit. 4 Zehen. vorn und 5 binten, aber nur ein
Kiemenloh ohne Büſchel. Der äußere Rand der Füße gefäumt
und. zwifchen den 2: äußern. Hinterzeben eine Schwimmhaut.
41) Der gemeine (Salamandra gigantea, alleghaniensis)
wird 2 Schub lang und dicker als das Handgelenf , ift fchies
fergrau; oben ſchwarz gefprenkelt mit‘ einer dunkeln Seitenlinie
BR 449
durch die Augen, des- Kopf breit, das Maul weit und der Schwanz
zufammengedrüdt,
Barton hat diefed Thier zuerft unter dem Namen Proto-
nopsis, Tweeg und Mud: Devil (Schlammteufel) befchrieben.
(Memoir of the Hell-bender 1812. ig.); e8 beißt au Ground-
pouppy und lebt in den Flüffen Allegbany und Obiv von Wür—
mern, Fifchen und Krebfen. Später brachte es der Botaniker
Mihaur von den Alleghanpgebirgen in VBirginien nad Paris,
wo ed von Eonnini und Fatreille befchrieben und abgebildet
wurde. Das Eremplar maß 13 Zoll. Reptiles II. 1802. 253.
T. 54 g. I.
Bartons Abbildung fieht in der Iſis 1821 T. 5. Fig. A,
und ebendafelbft (Fig. B. ©. 257. Lit. Anz.) bat Leuckart eine
gegeben nad einem audgeftopften Eremplar der Wiener Samm—
lung, faft 192 Schub lang.
Endlich hat Harlan diefed Thier ausführlich befchrieben und
. zerlegt. Es wird 2 Schub lang. Er hatte ein junged Eremplar
von wenigen Monaten, welches dennoch Feine Kiemenbüfchel
hatte, mährend fie bey; den Molchen gegen ein Jahr Yang
bleiben; das andere Eremplar war 12 Zoll lang, der Schwanz 4,
der Umfang 41 ZoN, die Breite ded Kopfes 1'/.. Die Ohren
nicht fichtbar, die Augen wie bey Arolotl, Fleiner ald bey den
Molhen. m Unterkiefer nur eine Zahnreihe, im obern 2, die
innere balbfreisfürmig und an ihrem hintern Ende die innern
Naslöcher; Zunge vorn freyz 3 Pnorpelige Kiemenbögen mit 2
Spalten, mie bey Amphiuma, Der Magen weit, enthielt
4 Gteinhen und die Klaue eined Krebfed; der Darm mir
vielen Windungenz; die Leber mit einer großen Gallenblafe; die
Quftröhre häutig, A Zoll Yang, die Zungen 5, die Zellen wie bey
den Schildkröten; der Schädel verknöchert. Rückenwirbel 19,
Schmwanzmwirbel 24, mit 18 Rippenftummeln vom zweyten Wirbel
an; der Sumpffalamander bat rur 16 Rückenwirbel mit 15 Rip
pen, im Schwan; 32. Anmnals Lyc, of New York I. T. 17.
(Iſis 1832. 1073. T. 27, Fig. 4. a—e.) Cuviers Ossemens
foss. V. 2. 409. T. 26. fig. 3—5.
4. Sippfhaft. Die eigentliben Molche
baben 4 Füße mit 4 und 5 Zehen ohne Nägel und Schwimm⸗
450
bäute, einen Schwanz, Kieferzähne, Kiemen und Kiemenlöcher
nur in der Jugend. Die Nafengänge laufen durch die Knochen,
Diefe Thiere finden fih in fiebendem und langſam fließens
den Waffer von ganz Europa und in allen Melttheilen, nicht im
Meer; nur wenige Friechen fpäter aufß Trodene, balten fich je—
dody immer an verborgenen und feudyten Drten auf. Ihre Ents
wickelungsgeſchichte ift feit Janger Zeit ein Gegenfland der Bes
wunderung und der Unterfuchung gemwefen. Die Ever find ein
fchleimiger Laich wie bey den Fifchen, welcher auf diefelbe Weife
ind Waffer gelegt wird. Die Jungen haben auch Anfangs. Kies
menlöcher und zugleich auswendig über denfelben Kiemengefäße,
‚welche ſehr artige rothe Zweige bilden und erft nad einigen
Monaten einfhrumpfen, während die Kiemenlöcher fih fehließen
und dad Athmen fodann bloß durch die Naslöcher und die
Lungen gefchiebt. Die Kiemenbögen verwachſen fpäter mit dem
Zungenbein, welches daher mehrere Paar, Hörner bat, Zuerft
fproffen die WVorderfüße hervor und dann erft die bintern. Da
ihre Kopf um diefe Zeit fehr die ift, fo nennt man fie Kaulquaps
pen und Mollenfüpfe (Gyrinus). Ihre Entwidelung zeigt daber
ganz deutlich, daß fie fich zuerft in dem Zuftande der Fifhbildung
befinden, und daraus habe ich vorzüglich gefhloffen, daß alle
Thiere in ihrem embryonifchen Zuflande die Bildung der niedern.
Thierclaſſen durchlaufen, ehe fie ihre Vollkommenheit erlangen,
wad fi) auch durch fpätere Bergleihungen und Entdeckungen
wirklich beftätigt bat. Ale Thiere entfteben aus einem Dotter,
deffen Haut fi in den Darm verlängert; und aud die höhern
Zufttbiere, felbft die Vögel und Säugtbiere haben anfangs Kie>
men am Hallfe.
Die Molche find ganz nadt ohne alle Schuppen, haben: aber
viele Poren in der Haut, welche Schleim abfondern; der Kopf
ift breit, niedergedrüdt und vorn abgerundet, mit durchgehenden
Radlöchern glei hinter der Oberlippe, mäßigen Augen ohne
Nickhaut, die Augenhöhlen im: Schädel ganz durchbrochen; Feine
fihtbaren Ohren; fie haben ſehr feine eingefeilte Zähne in. beiden
Kiefern, aber Feine im Gaumen, fondern nur gekerbte Gaumen»
beine; eine die Zunge, hinten frey wie bey den Fröſchen, aber
faum audgefchnitten. Ihre Rippen find nur kurze Stummeln;
a51
fie haben aber alle 4 vollfommene Glieder, vorn mit A Zeben,
binten raeiftend mit 5 ohne Nägel und Schwimmbäute; aud
fehlt dad Bruft: und Schlüffelbein,
Die Raulquappen kommen fhon bey Ariftoteled unter dem
Namen Cordylus vor, bey Plinius unter dem Namen Gyrinus.
Der erftere fcheint aber nicht gewußt zu haben, wohl aber der
andere, daß fie fih in Mole oder Fröfhe verwandeln. Diefed
war bey den fpätern Naturforfchern, wie Rondelet und Geßner,
eine ausgemachte Sache. Genauere Beobachtungen wurden aber
darüber erft angeftelt von Jacobäus, mit anatomifchen Zerz
legungen von Smammerdamm bey den Fröfhen (Bibel der
Natur S, 312. T. 46—49); fpäter von Röfel (Gefchichte der
Sröfche 1758). - Cuvier (Humboldt Observations de Zoolo-
logie I. 1805. 152.), Rufceni (Circolazione delle Larve
delle Salamandre acquatiche, 1817. u. Amours des Salaman-
dres, 1821), Rathke (Bepträge zur Gefchichte der Thiermelt im
den Danziger Gefelihaftsfchriften 1820), Funk (Evolutio Sa-
lamandrae terrestris 1826), Gravenhorſt (Deliciae 1829),
Siebold, Smammerdamm und Röſel haben faft Alles er»
fhöpft, jo daß den Spätern nur noch Kleine Nachträge übrig
bleiben. Ueber die Art ihrer Paarung und dad Eyerlegen haben
Spallanzani (Fisica animale 1780) und Rufconi die ges
naueften Beobachtungen angeftelt. - Der LXeptere bat zuerft bes
merkt, daß fie die Ener einzeln an Blätter von Wafferpflanzen
legen und diefelben fodann mit den Hinterfüßen zufammendrüden.
Die Paarung geſchieht im April wie bey den Fifchen, indem
fie nur neben einander herſchwimmen; es dauert gemöhnlich einen
ganzen Monat lang. Gibt man ihnen Pflanzen ind Warfer, 3.8.
Flobfraut, fo ſieht man, daß fie die Ever nicht in Klumpen
wie die Fröſche und nicht in Schnüren wie die Kröten legen,
fondern einzeln an ein Blatt, weldyed fie fodann mit den Hinter»
fügen zufammenfchlagen; es bleibt in. diefer Lage megen des
Schleims, womit dad Ey eingehült ift. Auf diefe Weife legt
das Weibchen ale 2—3 Minuten ein Ey. Wenn 'man am Ufer
der. Teiche folche zufammengefchlagene Blätter bemerkt, fo kann
man ficher ſeyn, daß man in jedem ein Ey findet. . Die Ever
find anfangs rund, gelblich, ‚ganz loder von Schleim angeben,
j
Ein am 23. April gelegtes Ey vom großen Waſſermolch (Triton
eristatus, platycaudus) wird am 26. Yänglih und mondförmig
gebogen, fehon die Geftalt des entftiehenden Embryos; am 28.
erfennt-man fchon den dien Kopf, den Bauch und den Schwanz;
hinter dem erften Eleine Höder, die Anfänge der Kiemen und
Borderfüße. Ueberhaupt gebt bier die Entwickelung, welche die
Natur bey andern zu verhüllen fucht, vor unfern Augen, vor und
man fiebt deutlich, wie die zum Leben nöthigeren Organe zuerft
entfteben und die andern nadhfolgen. Man bemerkt das Schlagen
des Herzens, den Magen, den Darm, anfangd gerad, dann ge-
wunden; nun die 2eber, die Qungen, immer voll Luft, fo durdy>
fihtig, ald wenn 2 Luftblafen im Leibe wären; am 30. erkennt
man den Rüdgratb; am 2. May mwird der Schwanz ruderförmig
und die Augen zeigen ſich al8 2 fhmwärzliche Düpfel. Das Herz
fhlägt, der Embryo bewegt fich und befommt Farben. Um diefe
Zeit pflegt er gern zu fterben. Am 3. wechfelt er oft feine Lage
und befommt oben 2 Längsbänder mit fhwärzlihen Düpfeln, an
jeder Seite des Kopfes A Fäden, wovon dad vordere Paar die Häfchen
find, wie beym Embryo des grünen Froſchs, womit er fih an die
Wafferlinfen hängt; die andern die Kiemen. " Am 4. entfteben
auf der Bruft auch fhmwärzlihe FSleden und in den einfahen
Kiemenfäden bemerkt man den Lauf ded weißen Blutes in einem
Gefäß, das fih am Ende umbiegt. Man muß dad Ey in ein
Uhrglas legen, auf fhmwarzen Grund und e8 durch eine Gladlinfe
betrachten. Längd der Seiten entfteben grüne Fleden; am 5. vers
längert fich die Schwanzfloffe biß gegen die Edhultern und 2 län—
gere Kiemen fpalten fih in 2 Blätthen; am 6. zerreißt dad
Thierhen die Hülle durch feine Bewegungen, ſchlüpft heraus,
fhwimmt fehr ungefchidt herum und hängt ſich mit den Fleberigen
Spigen feiner 2 ziemlich am Halfe ſtehenden Häkchen an Blätter,
woran es fiundenlang bleibt, als wenn es fchliefe; dann wacht e8
auf, ſchwimmt wieder durch Rudern mit dem Schwanz umber,
bängt ſich anderswo an und bleibt Tag Yang in Rube.
Der Mund ift Faum angedeutet und die VBorderfüße find nur
Heine Warzen. Die ganze Länge beträgt 3 Linien; am 48. alfo
nah 12 Tagen ', Zoll, Die Vorderfüße find nun länger und
in 2 Zehen gefpalten; die Augen groß, haben ein ſchwarzes Seh—
455
loch von einer ſilberweißen Negenbogenhaut umgeben; der Rüden
ift grünz die Kiemenfäden haben am hintern Rand Blättchen mie
ein Kamm und enthalten rothe8 Blut; dad Maul ift eine weite
Duerfpalte und der Kopf ift hinten febr breit; die 2 Häkchen find
verkürzt und faft verſchwunden; der vorber dunkle Leib ift ganz
durchfichtig, fo daß man das Herz nebft feinem Ohr Fann ſchla—
gen fehen. Nun hält fih das Thierchen an der Oberfläche des
Waffers, verbirgt fih bey Erfchütterungen unter den Blättern,
fhwimmt ſehr fehnell, lauert auf Fleine Waffer » infecten, ver-
folgt jie langfam, fchießt dann mie ein Pfeil darauf und vers
ſchlingt fie. Vor diefer Zeit mar der Darm noch faft wie eine
gallertartige Maffe, jetzt ift er ausgebildet, aber noch ziemlich
grad, mährend er fpäter 5—4 große Windungen befommt; die
Leber ift gebildet, fowie die Kiemenbögen; die Wirbel und der
Unterkiefer find ſchon Fnorpelig.
Am 28. mißt dad Thierchen °/,; Zoll; die Vorderfüße find
fehr lang und in 4 Zehen geipalten; längs den’ Seiten 2 Reihen
Warzen; es laͤßt Luftblafen aus dem Munde fahren,
Am 12. Jung find die Hinterfüße faft ganz gebildet, jedoch
viel Fürzer als die vordern, baben nur 4 Zehen, indem die
Außere noch fehlt; die Lungen find halb fo lang als die Bauch—⸗
höhle; die längeren Kiemen haben 20 Blättchen; 10 Tage vorher
nur 45 oder 445 die Rüden: und Schmansflofe ift ausgebildet
und vol dunkler Sleden. Hinter dem Zungenbein liegen 4 Kies
menbdgen mit eben fo viel Spalten zwiſchen denfelben; der hin»
tere ift feiner ganzen Länge nad) angewachfen.
Am 18. Zuly fangen die Kiemen an, fih zu verfürzenz die
Blättchen fhrumpfen ein und nah 5 Tagen find auch die Stiele
nur noch Heine Warzenz die Haute hinter dem Kopfe verdedt die
enger gewordenen Kiemenfpalten und verwächst allmählich mit
der Bruft, während fich die Löcher verengern; auch die Floffen
werden kleiner. Schen am Ende ded Juny find beide Kiefer
verknöchert und die Zähne hart, befonder® im Unterkiefer; auch
der Schädel, die Wirbel und die Glieder find verfnöchert.
Am 27. July find die Kiemen verſchwunden, die Löcher gefchlofs
fen; das Thier athmet Luft und fucht aus dem Waffer zu kommen.
Die Nafengänge find nun von Knochen umfchloffen und öffnen
454
fih, binten im Mund; vorber waren fie bloß von Fleifch ums
geben, wie bey der Sirene, woraus der Verfaſſer fchliegen will,
daß diefed Tbier wie die andern Kiemenmoldhe Fein volfommened
Thier ift, was jedoch keineswegs folgt; denn es gibt ja viele
Thiere, welche auf einer niederen Stuffe der Entwidelung fteben
bleiben. Der vordere Kiemenbogen verfnöchert, die 3 bintern
werden weich, Eleiner und verſchwinden gänzlich.
Die Mole häuten fich des Sommers faft ale Aa—5 Tage
gegen ein Dutzendmal bis zum September und fireifen die Haut
vom Kopf gegen den Schwanz ab, was 1-2 Tage dauert; fie
verfchlingen gemöhnlich die Haut. Dann verbergen fie fich in
Erd- und Baumlöcher, unter Moo8, Laub ꝛc. und halten Winter>
fhlaf. Wenn fie ald größere Kaulquappen nichts zu freffen bes
fommen, fo bleiben die Kiemen viel länger; ja man behauptet,
daß fie diefelben den ganzen Winter über behielten, wenn fie von
demfelben überrafcht werden. Sie find fehr gefräßig, verfchlingen
aber nur lebendige Thiere, Würmer und Inſecten; daber bes
trachten fie fie eine Zeit Iang, bis fie fich bewegen, und dann
ſchießen fie plöglich darauf; dennoch können fie Monate lang faften.
Sie haben eine ſehr große Reproductiondfraft und erfeßen
in einigen Monaten die abgefchnittenen Vorder- und Hinter:
beine, den Schwanz, jedoch ohne Wirbel, felbft therlmeife die
Augen. Spallanzani und Bonnet haben befonder& viele
Verſuche darüber angeftelt. Gie können im Eife einfrieren ohne
Schaden. Somohl die Waſſer- ald die. Erdmolche ‚fondern aus
den Hautdrüfen einen milchigen Saft aus, welcher fcharf ift und
bismweilen. fhlimme Zufälle verurfaht. Sch Fenne felbft einen
Fall, wo eine ganze Familie heftige Darmentzündung befam,
welche aud einem DBrunnentrog getrunken, worinn Erdmolche
waren. Ein Kind flarb fogar daran.
7.6. Die Waffermolde oder Röbrlinge (Triton)
baben einen zufammengedrüdten Schwanz, wenig Hautdrüfen
und Feine Halddrüfen. Sie leben mwenigftend den ganzen Som=
mer im Waffer, worinn fie laichen und Feine lebendigen Jungen
zur Welt bringen.
Ueber. die Waffermolche ‚gibt es fehr viele Beobachtungen und
Befchreibungen von Geßner, Jacobaud, Wurffbain, Dus
455
Fab, Laurenti, Spalfanzani, Bonnet, Schneider, Bedy»
ftein, Zatreille, Ratbfe, Carus, Funf, Siebold, Graven>
borft. Dennoch berrfcht über die Beſtimmung der Gatrungen noch
viel Verwirrung. Bechftein, welcher am meiften Beobachtungen
darüber angeftellt, läßt nur folgende 3 Gattungen gelten:
1. Der fleine (Triton taeniatus)
wird Faum 3 Zoll lang; der Schwanz ift lang und zugeſpitzt;
ein gelber Streifen am Leibe mit- rundlichen ſchwarzen Flecken;
der Kopf mit dunfeln Bändern; die Rüdenhaut des Männchen
geferbt und höher auf der Mitte des Schwanzes. |
Sie finden fih vorzüglih in flehendem Waſſer in großer
Menge und kommen an den erften warmen Frühlingstagen aus
ihren Verſtecken unter Moos, Laub und Erdrigen hervor, geben
ins Wurfer um fih zu paaren. Nach 14 Tagen verkriechen ſich
die Weibchen wieder an fühle und dumpfige Orte, in Gärten,
Wälder, Miftftätten, Keller, unter Holzhaufen u: f.f. und kom⸗
men ded Nachts hervor, um ihre Nahrung zu fuchen, welche in
Snfecten befteht und felbft in Menſchenkoth, von dem fie ganze
Klumpen verfhlingenz vieleicht wegen der Mudenlarven, die ſich
oft darinn firden. Im Waffer verfchluden fie außer den Infecten
auch Frofchlaich, den fie aber wieder unverdaut von fich geben;
das gefchieht auch mit ihren abgezogenen Välgen, was audfieht,
ald wenn fih auch der Darm häutete. Beym Anrühren geben
fie einen quäkenden hellen Laut vor fih. Ihre Haut enthält mes
nig ätzenden Saft, und daher werden fie ohne Schaden von Hüb>
nern und Eulen, befonderd aber in Menge von Störchen gefreffen.
Sie find. die erften, welche im Frühjahr erfcheinen und fich
ſehr lebhaft im Waſſer berumtummeln und allerley fonderbare
Bewegungen machen. Sie legen die braun geringelten Eyer ein=
zeln oder zu zweyen und vieren an Gra8 oder andere Waffer-
pflanzen, woran fie wegen ded umbüllenden Schleimes hängen
bleiben. Schon nah 14 Tagen fchlüpft die braune Larve aus
mit ihren 3 Kiemen, ſchwimmt burtig herum, hängt fich mit
ihren Halshäkchen an feſte Körper, befommt fehr zarte Beine,
wird bi8 Ende Auguft 1'/; Zoll lang,’ verliert fodann die
Kiemen und gebt aud dem Waſſer. Dft finder man kaum bald
Zoll lange fhon weit von allem Waſſer entfernt, fo daß man
456
vermuthet hat, fie brachten lebendige Junge hervor, mad aber
keineswegs der Fall if. Manche Weibchen verirren ſich in Keller
und kommen nicht mebr ind Warfer zurüd.
Da man fie fo häufig in Gärten findet, fo bat man ihnen auch
den Namen Gartenmolch gegeben. Der Kopf ift-frofchartig und
dreyedig, der Schwanz beträgt die Hälfte des Leibes; unter der
„bintern Ferfe liegen 2 Ballen, wovon der äußerfte hervorſteht,
als wenn er eine fechfte Zebe wäre; beym Männchen find die
Hinterzeben gefäumt, faft wie die der Waſſerhühner; der Rüden
ift gelblich grün oder braun, mit 3—4 Reiben fhwarzer Fleden,
an den Seiten ded Kopfed 6 dunkelbraune Streifen; der Hals
gelblich weiß, mit bräunlichen Sleden. Der Unterleib gelb.
Der Rüdenfamm bat an jeder Kerbe einen dunkeln Sleden, der
Schwanzkamm bläulih, zur Paarungszeit ſchön roth gefäumt.
Dad Weibchen ift etwas größer und dider, ohne Rückenkamm;
der Schwanz rundlich, mit einer ſchmalen Kante, die Hinterzeben
obne Lappen, aber dur eine ſchwache Schwimmhaut verbunden.
Nach der Paarung verliert das Männchen durch die Häautungen
den Rüdenfamın, der Schwanz aber bleibt breit: Es ſcheint
immer im Waffer zu bleiben, wenigſtens findet man auf dem
Sande nur Weibchen, befonderd viele nad) einem Regen, Uebri—
gend mechfeln die Farben, beſonders des Oberleibes, fehr ab.
Man bat in den Eyerſtöcken gegen 140 Eper gezählt. Bechſtein
in 2a Cepedes Ueberfegung IL 267. T. 21. Fig. 1—4 8a:
treille, Salamandres 55. T. 6. fig. 7. Ruſconi Amours
p: 28. T. 1. fig. 1. 2. T. 3. fig. 1—3. Er bat auch die Na:
men Tr. exiguus, parisinus, carnifex, palmatus, wurffbainii,
punctatus befommen.
2) Der mittlere (Triton igneus)
wird «gegen 4 Zoll lang, der Schwanz mittelmäßig, breit
und ftumpf, der Unterleib feuerfasben, an den‘ Seiten ein hell:
blauer, fhmwarzgedüpfelter Streifen; der Rüdenfamm des Männ—
hend niedrig und ungekerbt.
Finder: fich ſeltener als der vorige in Walvteichen und in
Süͤmpfen aus Quellmaffer und in Brunnen. Dad Männden
wird faum 3 Zoll Yang, iſt ziemlich die und breit, oben fein»
mwarzig, der Kopf Erotenartig. und in der Ohrgegend aufgetrieben,
457
der Schwanz fehr breit; der Rüdenfamm Faum eine Linie hoch,
gelblich und ſchwarz gedüpfelt, der Dberleib fehiefergrau, die Ze»
ben ohne Lappen, Das Weibchen ift um 1 Zoll größer, dider
und plumper, mit einer Suche auf dem Nüden, oben eifengrau
mit unregelmäßigen Sleden, Der hellblaue Seitenftreif undeut>
lich. Die Färbung wechſelt übrigens ebenfald fehr ab. Gie
ſchwimmen ſehr behend und zierlich, und laffen, wenn man fie
vefthält, einen fchnalzenden Ton hören, indem fie die Zunge zu:
rüdziehen und vorwärtöfchnellen. Sie verfolgen einander fehr
beftig, und wenn man fie, aus dem Warfer nimmt, fo thun fie
ganz außer fih, und Jaufen fhnel bin und ber, um wieder dar>
ein zu kommen. Bechftein I. 260. T. 20. F.1—. Mer:
rem in Berl. Schr, IX. 194. T. 6. Heißt aud Tr. salaman-
droides; dad Weibchen Tr. alpestris, gyrinoides: Proteus
tritonius. ift die Larve.
3) Der große (Tr. cristatus)
wird 6.300 Yang, und davon nimmt der Schwanz über ein
Drittheil ein; der Leib vol Warzen; der Rüden dunkel oliven-
grün mit ſchwarzen Flecken; die Seiten weißgedüpfelt, der Unter—
leib hochgelb mit ſchwarzen Fleden, an der Seite ded Schwanzes
ein. bläulihmweißer Streifen; dad Männchen Peiner mit einem
Hautkamın vom Kopf bi8 zum. Schwanz, flarf ausgezadt und
auf dem Kreuz unterbrochen; das Weibchen hat nur einen Kamm
auf und unter den Schwanz.
So fehen fie zur Paarungdzeit aus im April und May; än-
dern Übrigens fehr die Farbe, und erhielten deßhalb verfchiedene
Benennungen; fie fhwimmen in den Zeichen fehr hurtig umher,
wobey der Rückenkamm ſehr zierlich ausſieht; fleigen oft fenf>
recht und ſchlängelnd in die Höhe, kommen faſt alle zwo Minuten
an die Oberfläche, und laſſen einige Luftblaſen fahren ; freſſen
keine Waſſerlinſen, überhaupt keine Pflanzen, ſondern kleine
Waſſerſchnecken, Würmer, Inſecten, Froſchlaich und Fiſchbrut;
hält man die Larven in Gläſern, ſo freffen fie einander ſelbſt die
Schwänze und Kiemen.ab, worauf fie flerben, Sie geben bey der
Berührung einen Enurrenden Ton von fih, und aud den Warzen
einen äbenden Schaum, der, an wunde Theile und dad Auge ge>
bracht, fhmerzt. Wird im Sommer der Weiher abgelaffen, fo
.
458
riechen fie and Ufer und fuchen ein andered Waffer, wobey man
ihnen in Feldern und Wäldern begegnet; daffelbe thum fie im
Dctober, indem fie nicht, wie die Fröfhe, im Schlamm, fondern
an den Ufern in Erdlöchern, hohlen Bäumen, Laub und Moos,
Winterfehlaf halten. In boblen Bäumen neben den Zeichen fin
det man gewöhnlich mehrere beyfammen. Sie fehen dann ziem»
lich ſchwarz aus, unten braun, Sie halten fi paarmeife zu>
fainmen, fpielen mit einander, und ſchlagen fidy an die Schwänze
wie die Kifche.
Die Larven oder Kaulquappen findet man den ganzen Som:
mer hindurch, oft bid zum Spätjahr, munter umberfhwimmen,
mit 4 fehr langen und dünnen Beinen, und jederfeitd am Halſe
3 aufgerichteten, Tanzetförmigen Kiemenblätthen. Die Vorder:
beine erfcheinen zuerſt. Sie find es vorzüglich, von denen man
die Entwidelung genauer kennt, befonderd durch die Beobachtun⸗
gen von Rusconi, mie ſchon in der Einleitung bemerkt wurde.
Die Eyer hängen einzeln an Gras oder an zufammengefchlagenen
Blättern. Im Spätjahr haben die Jungen gleich nad) ihrer Ver—
mwandelung, d. b. wann die Kiemen eingefchrumpft und die Löcher
gefhloffen find, von der Mitte ded Kopfd bis zum Schwanzende
einen fhön gelben, ſchwarz und braun gefäumten Streifen, und
Männchen und Weibchen find nicht von einander zu unterſchei—
den; im nächften Frühjahr verfchmwindet diefer Streifen auf dem
Rüden des Männchend, und die Rüdenfloffe wird gezadtz gegen
den Herbft zeigen fih an der Wurzel der Floffe gelbe Fleden,
welche allmählich verfließen, und den früher verſchwundenen gel»
ben Streifen wieder bilden; am Ende des Herbfted fehrumpft die
Floſſe faft ganz ein. Im folgenden Frühjahr, alfo nah 2 Jab:
ren, verfchwindet der gelbe Rücenftreifen mieder, fo wie der ge>
zackte Kamm, der nad) der Paarung wieder niedriger wird, aber
nicht mehr ganz verſchwindet; gegen dad Spätjabr zeigen ſich
wieder Spuren des gelben Streifend, verfehminden aber im fol»
genden Frübjabr, alfo nah 3 Jahren, fir immer, Sept erfl ſind
fie ausgewachſen und fangen an, ſich zu paaren. Beym Weib-
chen wird der gelbe Streifen breiter und matter. Die andern
Farben wechſeln ſehr. Man ſieht bisweilen einen, der oben blaßs
grün und faſt fleckenlos iſt, in einer Stunde braun werden und
*
459
‚große bläufiche Flecken befommen, welche bald wieder verſchwin⸗
den, fo daß das Thier oben faft ſchwarz ericheint. Daraus hat
man ein Halbdugend neue Gattungen gemadt.
Hinter dem Zungenbein liegen 4 Kiemenbögen, melde nad)
Hinten immer Pleiner werden und 4 Spalten zmifchen fich layfen,
die fih nah Außen öffnen. Wirbel 40; das Beden hängt am
46ten; Rippen 11, ſehr Furz.
Sie häuten fih im Frühjahr ale 2—8 Tage; nad der Paa⸗
rung feltener. Zuerft lößt fih die Kopfhaut an der Spitze der
Schnauze, und dann ziehen fie ſich bald rechts, bald links zu»
ſammen, fohütteln fih baufig, und fahren mit dem Kopf aud dem
Waſſer, damit Luft unter die Haut kommt, wodurd ſich die alte
von der jungen almählih am ganzen Leibe losmacht. Durch
mancherley Krümmungen und Eingreifen in die Kopfhaut mit
den Vorderfüßen ziehen fie die Haut langfam ab. Sind einmal
die Vorderfüße frey, fo drehen und fchütteln fie den Leib, dag
die vorber fhon runzelige Haut fi über die Schwanjfpige bins
audfchiebt; dann padt das Thier diefe hohle Schwanzfrige mit
dem Maul, und zieht die ganze Haut aus wie ein Hemd. "Das
gefchieht oft in einer Viertelftunde, dauert aber zuweilen 2—12
Stunden. Dann ftelt fih das Tyier ruhig an die Oberfläche,
um fich wieder zu erholen. Manchmal gebt auch die Haut in
Fetzen ab; auch wird fie von andern angepadt und abgezogen.
Nicht felten verfchluden fie die Haut, geben fie aber wieder uns
verdaut von fih. Sie hängt ihnen oft einen halben Tag lang
mehrere Zoll meit aus dem Hintern bervorz; und dann 'verfuchen
fie diefelbe mit Maul und Pfoten herauszuziehen. Man bat def»
balb geglaubt, fie häuteten auch ihren Darm,
Ihre Reproduction ift außerordentlih. Schwanz und Füße
abgefchnitten, wuchfen in einem Sommer 6 Mal wieder nad,
fo daß 687 neue Knochen gebildet wurden. Blumenbad ſchnitt
einem faft dad ganze Auge aud, und ließ die Linſe ſammt dem
Glaskörper auslaufen: dennoch erfepte fi binnen 10 Monaten
wieder dad ganze Auge mit Hornhaut, NRegenbogenhaut, Linfe
und Glaskörper, blieb aber Bleiner, (Göttingen gel. Anz. 1785,
Nr. 47.) Sie fterben, wenn man fie mit Salz beftreut. Der
weißliche Saft dringt aus allen Theilen, es entſtehen Zudungen,
Okens allg. Naturg. VI. 30
460
und nad 3 Minuten find fie todt. Man bat Fein Beyſpiel, daß
ihr Milcyfaft giftig wäre.
Die meiften Verſuche über die Fortpflanzung dieſes Molchs
bat Spallanzani angeftelt (Experiences pour servir,a Thi-
stoire de la generation 1785. p. 53 et 141. pl. 3.); über feine
Lebensart Bechftein in Lacepedes Naturgefchichte der Amphi⸗
bien II. 1800. ©. 250; über feine Anatomie Rufconi (De-
ferizione anatomica delle Salamandre acquatiche 1717. 4. 1.
Tab.); über feine Eitwidelung (Amours des Salamandres
aquatiques 1821. 4. pl. 2-5. Schneider hist. amph. T.
p- 30. Dufay Mem. Ac. Par. 1729, 135. 187. Latreille
Salamandres de France. 1800. 8. 33 et‘ 43. pl. 3,4. S. mar-
'morata et cristata.).
Diefer Molch wurde aud) genannt Triton palustris, lacu-
stris, niger, platycaudus; da3 Weibchen Tr. utinensis, ges-
neri, pruinatus, wurffbainii, Lacerta aquatica.
4) Vor mehr ald 100 Jahren hat man in dem Kalkfchiefer
bey Deningen unten am Bodenfee ein mehr ald 3 Schuh langes
Gerippe entdeckt, welches Scheuchzer für einen in der Suͤnd⸗
fluth zu Grund gegangenen Menſchen angefeben bat (Homo di-
luvii testis 1726. 4. tab.). Bon Zeit zu Zeit fand man in dem
Steinbruche noch andere Eremplare, und felbft jeßt werden noch
dergleichen entblößt, fo daß. wohl ein halb Dutzend befannt feyn
mag. Sie find aber in alle Welt zerftreut worden; nach Eng⸗
land, Holland; eined findet fih zu Zürih. Man bat den Irr⸗
thum bald erkannt, ift aber in einen andern gefallen, indem man
diefed Thier für einen Wels angefehen hat. Dr. Karg zu Cons
ftanz hat diefen Steinbruch 1802 umftändlich befchrieben in den
Denkfchriften der Naturforfher Schwabens I. 1805. 8. ©. 1-74,
und eine Abbildung, nebft einer vom Weld, T. 1, gegeben. Es
finden fiy in diefem Bruche noch eine große Menge BVerfteines
sungen‘ faft aus allen Thierclaffen, Säugthiere; Fledermäufe,
Nagthiere, Hirſche; Bögel, Schildkröten, Fröfche, Schlangen,
viele Fiſche, Inſecten, Muſchel⸗ und Schnedenfchalen, und end»
ih viele’ Pflanzen. Es war erft Euvier vorbehalten, das
zweifelhafte Ihier für einen riefenhaften Waſſermolch zu erfennem
Hr
464
Er hat ihn in feinen Ossemens fossiles V. 2. p. 431. tab. 24,
25, 26 befchrieben und abgebildet.
8.6. Die Erdmolde (Salamandra)
unterfcheiden fich durch den runden Schwanz und zwey Drüs
fenwülfte auf dem Naden, mie bey den Kröten; vorn 4, binten
5 Zehen, viele Feine Zähnden in den Kiefern, und 2 Längdreihen
auf dem Pflugfehaarbein..
Sie find nur während fie Riemen baben im Waffer; dann
Friechen fie heraus und leben im Trodenen, bis fie ihre Jungen
von fid) geben wollen: denn fie legen feine Ever.
Ariftoteled fagt von ihnen nur: daß die Natur gewiſſer
Thiere dem Feuer Widerftand zu leiften fähig fev, zeigt auch der
Salamander, der, wie man fagt, wenn er durch dad Feuer gebt,
daſſelbe auslöfht (Buch V. Cap. 17 oder 19.).
Die Alten übertrieben dieſe Eigenfhaften fer. Plinius
fagt: der Salamander, ein Thier von Eidechfengeftalt und fterns
artig gezeichnet, läßt fih nur bey flarfem Regen ſehen, und
kommt bey trodenem Wetter nie zum Vorſchein. Er ift fo alt,
dag er wie ein Eid durch bloße Berührung Feuer auslöſcht.
Der Schleim, ‚der ihm wie Mil aus dem Munde läuft, frißt,
er mag eine Stelle treffen, melche e8 jey, die Haare am ganzen
menfchlichen Körper meg, und die benepte Stelle verliert die
Sarbe und wird zum Maale (Buch X. Cap. 86.).
Unter allen Gifttbieren find die Salamander die beöhafteften;
denn andere verlegen nur einzelne Menfchen und tödten nicht
mehrere zugleich. Nicht zu gedenfen, daß andere Biftthiere, wenn
fie einen Menfchen verwundet haben, durch da8 Bemußtfenn da»
von umfoınmen, und von der Erde nicht mieder angenommen
werden; will ich nur fagen, daß der Salamander ganze Völker
tödten kann, wenn fie nicht auf ihrer Huth find. Wenn er auf
einen Baum Friecht, vergiftet er alle Früchte, und wer davon ges
nießt, flirbt vor Froft, nicht anders, ald ob er Aconitum genome
men bätte. Ja, wenn bey einem Holze, dad er nur mit dem
Zuße berührt hat, Brod gebaden wird, fo ift es vergifter; und
fällt er in einen Brunnen, fo ift ed das Waſſer nicht minder,
Wenn man mit feinem Speichel einen Theil ded Körpers. be>
feuchtet, und wenn «8 auch nur bie Fußfohle ift, fo gebt das
30 ®
462
Haar am ganzen’Leibe davon aus." Doch wird dieſes fo giftige
Thier von einigen andern Thieren gefreffen, wie z. B. von den
Schweinen, da dann jene natürliche Antipathie die Oberhand be=
hält. Aus dem, was man von einem Cantharidentranfe und von
einer gefpeißten Eidechfe erzählt, ift wahrfcheinlich, daß fein Gift
vorzüglich durch ſolche Thiere gedämpft wird, welchen. er zur
Nahrung dient. Die übrigen Gegenmittel find bereit8 angeführt,
und "einige werden am gehörigen Drt noch vorkommen. Wäre
dad gegründet, was die Magier vorgeben, da fie nehmlich gemiffe
Theile ded Galamanderd ald Mittel wider Feuerdbrünfte vor—
fehlagen, weil er dad einzige Thier iſt, welches das euer auds
loſcht; fo würde Rom längft den Verſuch gemacht haben. Sers
tius fagt: wenn man einem Salamander die Eingeweide aus—
nimmt, Füße und Kopf abfihneidet und ihn in Honig aufdes
wahrt, fo diene er, als Speife genoffen, zu einem ftimulierenden
Mittel, Täugnet aber, daß. er dad Feuer Löfche (Buch XXIX.
Cap. 23.).
4) Der gemeine ($. terrestris)
wird fpannelang und 4), Zol die, ift glänzend ſchwarz mit
großen. gelben Fleden in zwo Reiben, welche auf der Unterfeite
nepförmig mit einander werfließen.
Sie finden fih in ganz Europa an feuchten dunfeln Orten,
meiftend in Wäldern unter Wurzeln, Steinen und in Erdlöchern,
wo fie auch Winterfchlaf halten. Sie Friechen fehr langſam und
fhwerfällig umber, und freffen Infecten, Schneden und Regen—
mwürmer, welche ihnen oft viel zu fchaffen machen, Sie freffen
jedoch nie, wenn fie jemanden gewahr werden. Sperrt man
mehrere zuſammen, fo freffen fie einander felbft auf. Wenn man
fie reizt, fo fperren fie dad Maul auf, machen ängfllihe Bewe⸗
gungen, werden ſehr böfe, und treiben aus den Drüfenmülften
binter dem Kopfe und aud den Warzen auf dem ganzen Leibe
fo vielen Saft aus, daß fie über und über wie mit einem weißen
Schaum überzogen find. Diefer Saft ift fo feharf und flinfend,
daß die Hunde fie deßhalb nicht anrühren. Sest man fie auf
Kohlen, fo löſchen diefe anfangs durch den Saft aus, und daber
fommt die Fabel, daß fie im Feuer eben könnten. (Mauper-
tuis M&m. Acad. 1727. p. 27.) Ihr Biß fehader nicht; auch
468
Fönnen fie, in Stüde zerſchnitten, von Hühnern und Hunden
ohne Schaden gefreffen werden. Ja man kann ihnen den’ Saft
in Wunden bringen, obne üble Folgen, Eidechſen, denen man
den Saft zu verfchluden gibt, fterben gleich an’ Krämpfen. Mir
ift 3. 8. befannt, daß Kinder, melde aus einem Brunnentrog
getrunken, worinn diefe Salamander wären, nad) wenigen Stun⸗
den geftorben find; ein anderes, welches Milh tranf, kam das
von, Der Saft bringt daher wahrfheinlich PRU MIRRORS
bervor, und ift mithin eigentlich Fein Gift. }
Man bat in einem gegen 100 Junge gefunden. Stu mens
bach befam bey einem, den er 5 Monate lang eingefperrt hatte,
34 Junge. (Spec. Physiol. comp. p. 34.) Ehe fie die Jungen
von fi geben, fuchen ſie ftehendes Waffer auf, und laufen dar»
inn auf dem Boden umher; denn fie können nicht ſchwimmen.
Diefed gefchiebt im Frühjahr; übrigens findet man in ihnen fhon
Junge im September und Jänner. Die kaum ausgerchloffenen
Sungen baben fchon jederfeits über dem Kopfe 3 gefiederte Kies
menblättchen, und die 4 Füße, wovon aber die vordern zuerſt
bervorfproffen,. Der Schwanz ift nun zufammengedrüdt,' und
wird erft bey der Verwandlung rund. Die 4 Kiemenbögen vers
halten fi wie bey den Waffermolchen; ausmendig ſieht man
nur einen. einfachen Spalt, mit einem Hautdedel- faft mie bey
den Fiſchen; innwendig aber gehen 4 Spalten in den Schhindi
Ungefähr im Juny find fie 1", Zol lang, fangen nun an Luft
zu fehöpfen, indem die Kiemen allmählich einfhrumpfen, befons
der8 wenn man fie in Gläſer mit Brunnenwaffer febt, welches
weniger Sauerftoff enthält. Ende Juny find dann diefe Kiemen
gänzlich “verfhwunden, während fie bey denjenigen, melde im
feifchen Waffer bleiben, noh im Auguft und September. ihre
volfommene Größe haben, und die Jungen daher auch nicht an
die Luft fommen, fondern fi) gern auf dem Boden aufhalten,
wo das Warfer fließt. Ungefähr im October find fie 21; 300
lang, die Kiemen verſchwunden und die Spalten gefchloffen,, ‚die
2 Nadendrüfen groß und die 2 Drüfenreiben längd dem NRüd»
grath deutlich; die gelben Flecken haben fich ſchon vorher. gezeigt:
Sie kriechen fodann heraus und verfteden fi, in der Erde. : So
Lange fie im Warfer find, ſchwimmen fie hurtig und luftig umber,
664
und freffen bejondern gern die Flohkrebſe. Bey den eingefperrten
bleiben die: verfhrumpften Kiemen und die ao bit um Seübr
abs unverändert, vielleicht noch länger,
Die Zabl der, Wirbel ift 42, Rippen 42 vom. — Bir
bei an, febr kurz z dad Beden hängt am vierzehnten und fünfs
zehnten Wirbel, der Schwanz bat mithin. 27... Wurffbain,
Salamandrologia 1683. p. 65. tab.2. fig.2. Röſels Fröſche,
Titelblatt. Razoumowsky, Hist, nat. du Jorat J. p. 384.
Schneider, Hist. Amph. 1799. J. pag..545 Skelett in
Meverd Thieren I. T. 545 Anatomie Perrault (Mem. Ac.
Ill. 1699. tab. 75, 76.),-Rathke de Salamandrarum corpo-
ribus ’adiposis 1818, und Danziger Schriften I 1824 ı«
Earusd Erläuterungdtafein. Funk, Salamandra terrestris
1827. Fol. tab. 1—3. C. de Bienen, Observationes de
Salamandris 1828. 4. ‘Grave nhorst, Deliciae 1829. p. 93.
tab, 13—16.
Es gibt noch eine Eleinere ſchwarze Art (Salamandra atra),
von der man aber noch nicht recht weiß, ob ed nicht eine zufällige
Abart ift. Sie finder fich vorzüglich in den Gebirgenz im nörd⸗
lichen Deutfehland aber auch häufig im ebenen Land, und zwar
in Gärten und Feldern in der Nähe von Waſſergräben. Laus
renti Sa 42. T. 4. F. 2. Schneider, Hist; Amph. I.
pP 6. Sturms Fauna AIl. si —
2. Zunft. Froſcharten.
Leib ſchuppenlos, mit a Füßen, ohne Schwauz.
Hieber gehören die eigentlichen Fröfche und die Kröten mit
einem kurzen, breiten, faft vieredfigen Leib, melcher ganz glatt
und fchlüpferig iſt; der Kopf niedergedrückt, vorn rund mit weis
tem Maul und einer nad Hinten 'gefchlagenen, ausgefchnittenen
Bungez vorn 4, hinten 5 Zehen. Sie werden nicht groß, meiſt
nur 2-4 Zoll lang, felten 6, und gewöhnlich halb fo breit,
leben an feuchten Orten, manche faft beftändig im Waffer, aber
nie in gefalzenem, und freffen größtentheils nur lebendige Thiere,
Würmer, Inſecten und Schneden, gegen welche fie: die Zunge
468
derausfchlagen. Sie haben mäßige, ſchoͤne Augen mit Liedern
und einer Nickhaut; es ift vorzüglich das. untere. Lied, welches
ſich über dad Auge berziebt. Der Schädel ift unter ben Augen
durchbrochen. Die Stele der Ohren erfennt man meifterd durch
die dünnere Haut. Die Naslöcher können ſich durch einen, Ring?
muskel Öffnen und ſchließen. Sie ſchlucken die Luft, und Fünnen
daber die fadfürmigen ‚Lungen auch bey geöffnetem Leibe, anfül⸗
fen, aber nicht bey gedffnetem Maul, Sie, haben: gar Feine Spur
von Rippen, und die Wirbel find wenig beweglich, die hintern
ganz mit einander verwachfen. Ihre Eyergänge find en Sn
lang, und hin und ber gemunden. —VX
Sie paaren ſich im Frühjahr im Waſſer, und legen ile
mige, am einander hängende Eyer, wie bie Fiſche, welche durch
Einfaugung von Waffer allmählich anfhmwellen, daß ſie fo groß
wie eine Erbfe werden. Daraus kommen Kaulquappen oder Mol»
Ienföpfe (Gyrini), wie bey den Molchen, mit freyen Kiemen und
einem langen, zufammengedrüdten Schwanz; die hintern Füße
fproffen zuerft hervor. E8 find auch 4 Kiemenbögen vorhanden
und Spalten an den Seiten des Halfed. Am Maul ‚haben fie
einen bornigen Schnabel, der ſich fpäter mit der Haut abſtreift.
Die Därme find fehr lang und gewunden, wie bey vflanzenfref
ſenden Thieren; daber ſie auch Waſſerpflanzen freſſen. Zu Hauſe
kann man ſie mit Brod füttern. Nach der Verwandelung wird
der Darm kurz, und Bann jet bloß thierifche Nahrung verdauen.
Sp fhwimmen fie einige Monate munter umher, endlich
fhrumpfen Schwanz und Kiemen ein, ‚die Spalten fchließen ſich,
die Thierchen Friechen aud dem Wafler und laufen heerdenmeife
umber noch mit: kurzen Schwänzen. Da man fie ‚am; meiften
bey Negenmetter fieht, und fie manchmal, fogar den Menfchen
auf die Hüte fallen, wahrfcheinlich weil fie, auf Bäume gekrochen,
durh den Wind beruntergemorfen und eine Strecke fortgetrieben
werden; fo glaubt: das Volk, fie entfländen in der Auf und *
len vom Himmel.
Sm Spätjahr graben ſie ſich in den Schlamm und Halten
Winterfhlaf. Daber kommt es wohl, daß man bisweilen Fröͤſche
und, Kröten in Sandfleinen ‚angetroffen, melche davon hüpften,
fobald fie an die Luft kamen. Dad ift allerdings ſehr wunderbar,
466
laͤßt fi aber wohl begreifen, wenn man annimmt, daß biefe
Thiere mährend ihrer Srflarrung mit fo viel Schlamm bededt
worden, daß fein Waffer und Feine Wärme mehr zu ihnen drang.
- Sie dünften dann auch nicht mehr aus und fchlafen Jahre lang
fort; wie lang ift gleichgültig. Während der Zeit erhärtet der
fandige Schlamm zu Stein.
Man bat Fröfye und Kröten eingegraben, um zu ſehen, ob
fie wirklich Teben Fönnten. Sie find aber fämmtlich geflorben,
worüber man ſich nicht wundern Fann, da ja die Verbältniffe
ganz verfhieden find. Die Thiere waren nicht im Winterfchlaf,
und Jagen nicht fo tief, daß fie Feine Wärme mehr empfanden;
fie mußten daher erftiden und verfaulen. f
"Die einen find ſchlank, zierlih und reinlich, Rohe ‚lange
Hinterbeine zum. Hupfen, mit Schwimmbäuten, eine. Zähne
in den Kiefern und eine Querreihe im — fo bie eigents
lichen Froͤſche;
andere find plump, garflig und unrein, haben meift eine
mit Drüfenwarzen bedeckte Haut, und befonderd 2. fogenannte
Dhrdrüfen auf dem Naden, kurze Hinterfüße, bloß tauglich zum
Krabbein, und gar feine Zähne: die Kröten..
A. Eigentlihe Fröſche:
Leid glatt, mit langen Hinterbeinen zum Hüpfen.
Sie laihen in Klumpen und umfaflen ſich in den Achfeln.
Die. Seöfche find muntere, hurtige, fchön gefärbte Thiere,
welche mehrere Schub weit hüpfen Fünnen. Sie halten ſich größ-
tentheild im Waffer auf, und quafen befonders in fehönen Fruͤh⸗
lingsnächten zu Taufenden um die Wette mit einander, daß man
den Lärm flundenweit hört und man bey einem Narrenhaufe zu
feyn glaubt, wenn man fih in ber Nähe eines Teiches befindet.
Es find bloß die Männchen, melde diefen Lärm machen. Un
der Stelle der Kiemenfpalten bleibt bey den meiften eine zartere
Haut, weldye durch die Luft als eine große Blafe, die fogenannte
Schalblafe, herausgetrieben wird: dadurch feheint fich der Schall
wie durch einen Refonanzboden zu verfiärfen. Um die Weibchen
anzuloden, pflegen fie nur zu murkſen; diefe grunzen nur dar⸗
unter, und blähen dabep den Hals auf,
*
*
467
Zur Laichzeit entfteht bey den Männdhen an der Daumens
ftele der Vorderfüße eine große, fhmarze und rauhe Warze. Sie
‚geben den Laich Flumpenmeife von fich. 1
Die Zungen fhwimmen burtig umber, befommen zuerft die
Hinterfüße, und nachher die vorderen. Allmählich fehrumpfen die
Kiemenzmweige ein, die Löcher fchließen fichz; fie fommen an die DObers>
fläche, um Luft zu athmen, verwandeln fi nah 2—3 Monaten, und
geben mit ihren halbeingefchrumpften Schwänzen, die Feine Wirs
bel haben, ind Trodene. Sie häuten fich faft alle 8 Tage, ſind
aber erft nach 3—4 Jahren ausgewachſen und fähig zu Taichen.
Außer dem Waſſer fipen fie gemöhbnlich, mie Hunde, auf den
Hinterbeinen, und fehen mit einer Art von Anftand umber; find
aber fehr furchtſam, und büpfen beym geringften Geräufch ins
Waller u
Ihr Leben ift ſehr zäh, und fie bewegen fich audgewaidet
und felbft ohne Kopf noch ftundenlang; daher fie auch zu galva—
nifhen Berfuchen fo tauglih find. Im füdlihen Deutfchland -
werden die Frofchfeulen ald ein Lederbiffen gegeffen, mährend
man im nördlichen einen Efel davor hat; man fängt fie mit den
Händen, ded Nachts bey Fadelfhein mit Nepen und Rechen,
auch mit Angeln, woran man Würmer oder nur ein rothes Läpp:
chen ſteckt. Man fchneider fie fogleih im Kreuz entzwey, giebt
dad Fell oder die Hofen über die Schenfel.ab, faßt fie hundert—
mweife an eine Weide, und bringt fie zu Taufenden auf den
Marft. Sie find gefotten und gebraten das zartefte und vers
daulichfte Eifen, dad man befonders den Kranken empfiehlt. Gie
find eigentlich nügliche Thiere, indem fie viel Regenwürmer und
Engerlinge wegfreffen. |
Die Fröſche theilen fi in zwey Sippfchaften:
mit Ballen an den Zehenfpigen, wie bey den Laubfröfchen,
und ohne diefelben, wie bey den gemeinen Fröfchen.
1. Sippfhaft. Baumfröfce,
die Spiben der Zehen in einen Ballen verdidt.
Sie halten fi gewöhnlich auf Bäumen auf.
1. ©. Die Laubfröſche (Hyla)
baben ein weites Maul, einen weichen Ballen an den Spi—⸗
Ken der Zehen, womit fie an andern Körpern veftfleben können,
“
ws
468
und nur eine Schallblafe an der Keble, die Schwimmhaut meiſt
unbedeutend.
4) Der gemeine (H. arborea)
ift nur 4%/5 Zoll lang, oben ſchön grün, unten weißlich mit
einem gelb und fhwarzen Seitenftreifen ; Schaimmhart ſehr
klein.
Nach der Laichzeit werden ſie bräunlich, dann graulich und
braungefleckt, nachher graulichweiß, endüch bläulichgrün und dann
erſt wieder glänzend grün, welches Alles von verſchiedenen Häus
tungen, die ſich von 14 Tagen zu 14 Tagen folgen, herrühret.
Die abgelegte Haut iſt ſo dünn wie Schleim und wird von ihnen
verzehrt. Sie halten fi den ganzen Sommer hindurch auf bes
laubten Bäumen und Sträudern auf, und hängen gewöhnlich an
der Unterfeite der Blätter. Während der Zeit laſſen fie oft ihr
Geſchrey hören, befonderd, wenn Regenmetter einfallen wil. Man
fperst daher Männchen, welche man an ihrer ſchwarzen Keble
erfennt, in ein Zuderglad (denn die Weibchen fehreyen nicht), gibt
ihnen einen Wafen auf den Boden und ftellt eine Schindeltreppe
hinein; fie Fündigen dann durch. ihr Schreyen jedeömal Regen:
wetter an. Wenn man ihnen Mucken und andere nfecten
gibt, fo kann man fie 8 Jahre und länger erhalten, - Im Frübs
jahr geben ſie immer nad) der Laichzeit des Grasfroſches in ſtill⸗
ſtehendes Waſſer, um zu laichen, wobei fie ihr Geſchrey tapfer
hören laſſen, viel ſtärker als der größte Waſſerfroſch, beſonders
des Abends und manchmal ganze Nächte hindurch. Sind viele
in einem Teiche beyſammen, ſo hört man ſie wohl 2 Stunden
weit, beſonders an ſolchen Orten, wo der Wind hinweht. So
bald einer anfängt, ſtimmen die übrigen alle mit ein. Er iſt der
erſte Froſch, den man im Frühling quaken hört: denn obſchon
ſich der Grasfroſch früher paart, ſo iſt doch ſein Grunzen ſo ſtill,
daß man ed kaum 15 Schritte weit hört. Fällt das Quaken des
Laubfroſches vor Georgi (23: April), ſo prophezeyt man ein
ſchlechtes Jahr und Mißwachs. Dabey bläht ſich die Kehle zu
einer nußgroßen Kugel auf; die Daumenwarze ſchwillt aber nicht
auf und wird nicht ſchwarz. — mahnt an das ber
Aelſter.
Ende April oder Anfangs Day-tommen die Männchen zuerſt
*
469
aus dem Schlamm hervor; die Weibchen einige Tage fpäter.
Dad Paaren dauert nur 2—3 Tage; der Laich hat die Geftalt
von unförmlichen Klumpen und bleibt auf dem Boden liegen; dann
zerfireuen ſich alle auf Büſche und Bäume, bleiben dafelbft bis
froſtige Witterung eintritt, wo fie in ihren Schlamm zurüdfehren,
um Winterfchlaf zu. halten.
Die Eper find nicht größer als ein Wickenkorn und heller
als die andern, In Evern vom 27. April bemerkt man ſchon
am erſten Mah den Keim mit Kopf und Schwanz, welche aus
dem Dotter hervorwachſen. Am 4 May bewegen fie fih fon
in dem fchleimigen Eymweiß umher; am 8. friechen ‚fie ſchon aus,
ſchwimmen umber und freffen gelegentlich von dem zurücgelaffes
nen Schleim; am 40. zeigt fi die Schwanzfloffe, die Augen
und hinter dem Munde 2 Wärzchen, womit fie fih an Grad oder
an dad Glas hängen; am 12, zeigt fich hinter jeder Kopffeite ein
einfacher Kiemenfaden, der fich bald wieder verliert; der Leib
wird gefhädt; am 45. zeigt fih der Mund nebft den Nafenlds
ern und fie fangen an, ziemlich zu freffen; am 48. befommen
die ſchwarzen Augen eine hochgelbe Einfaffung; am 20. ift ed ein
Feiner Querfpalt, und es gebt bereitd Unrathb ab. Der ganze
Leib ift von einer zarten, mit Waſſer angefüllten Haut umgeben,
welche ſich am 29. verliert. Sie find nun ?/, Zoll lang und nagen
an Warfferlinfen. Erft am 29. Juny fproffen die Hinterfüße ber>
vor. Am 16. Zuly find fie ziemlich ausgewachſen und 15 Linien
lang, die 5 Zehen find gefpalten; am 25. zeigen ſich die Ballen
und die Spuren der VBorderfüße, melde am 50. bervorbrechen
und zwar derirechte zuerfiz der Rüden ift grünlich, der Bauch
gelblich; fie kommen häufig an die Oberfläche, um Luft zu ſchö⸗—
pfen. Am 4. Auguft ift der Schwanz um die Hälfte Fleiner; am
2. ganz eingefchrumpft. Sie Friechen nun auß dem Waffer. Die
Zuft dringt in die Schallblafe durch 2 Deffnungen zmifchen der
Zunge und den Aeſten ded Unterfiefers.
Sie quaken nicht eher ald bis fie ind vierte Jahr geben, zu
welcher Zeit fie zu laihen anfangen. Nach ihrer Beute, z. B.
einer Beinen Warferjungfer, Tauern fie wie eine Katze auf eine
Maus, fpringen dann oft einen. Schuh weit in die Höhe und ers
haſchen fie mit der Zunge. Gie find nicht fo feheu oder gefcheidt
rh
470
sie die andern Fröfhe, und laffen einen ziemlich nahe kommen,
ehe fie fi davon machen. Röſels Fröſche 37... 9—12.
2) Der färbende (H. tinctoria)
ift nur 1'% Zoll lang, rothbraun, mit 2 gelblihen Längs⸗
und 2 Querftreifen; binten faft gar Feine Schwimmhaut.
Findet fih im beißen America, befonders in den Wäldern
von Surinam, Guinea und Cayenne. Man behauptet, die Ame»
ricaner riffen jungen Papagepen grüne Federn auß, rieben oder
tapirierten die Haut, morauf dann rothe und gelbe Federn wüch—
fen, welche diefen Vögeln ein fonderbares und ſchönes —
geben. Daudin, Rainettes 1803. p. 25. tab. 8.
3) Der zweyfarbige (H. bicolor)
ift einer der fhönften, und auch 4 Zoll lang, audgeftredt
über 41 Schub, oben ſchön himmelblau, unten gelblichweiß, durch
einen weißen Rand gefhieden, kaum eine Schwimmbaut. Er
fommt aud Surinam. Man behauptet, ein kleines Eremplar,
welches Bloc befaß, fen vom König von Preußen für 4,500
Thaler gekauft worden. Boddaert de Rana bicolora 1772,
f. 1,2. Daudin tab, 5, 6. Spix tab. 13.
2.8. Die Singfröfge (Auletris)
haben 2 Schallblafen, wie die gemeinen Fröſche, und flache
Zebenballen.
4) Der gemeine (H. tibiateix).)
wird gegen A Zoll lang, oben gelblichweiß mit rothen Dir:
pfeln, binten eine halbe Schwimmhaut.
Er findet fi) in America, und fol nad) Bienen di
bey heißem Wetter, melodifch quafen, auch feine eigenen Jungen -
freffen. Seba l. T. 71. F. 1-3.
2) In America gibt e8 einen fehr großen, welchen man
—Gansfuß nennt (H. maxima, palmata),
mweil er an den Vorder: und Hinterfüßen eine große
Schwimmhaut bat. Er wird, ohne die Hinterbeine, 5 Zoll lang,
iſt hellroth und röthlich marmoriert, nebft einem weißen Sleden
an den Border» und Hinterfüßen, unten weißlich. Er findet fich
in Birginien und Carolina. Sebal. T. 72, 8.3. Daudin
tab. 14. Ya 2
474
3) Der Knackfroſch (H. crepitans)
wird 29. Zoll lang, ift oben ſchmutzig weißgrau, unten roth⸗
braun; auf den Beinen aſchgraue Querſtreifen.
Findet ſich in Braſilien auf Bäumen, von denen er weit
berunterſpringt. Er hängt daſelbſt an ſteifen Blättern nicht bloß
mit dein breiten Zehenbein, fondern mit feinem beftändig Flebes
rigen Leibe. Der Prinz Mar v. Wied wurde im März durch
ihr fonderbared Geſchrey überraſcht, welches fie aus Pfügen in
Wäldern bören ließen. Es Flingt wie ein lautes Knaden, als
wenn ein harter Körper, etwa ein ſtarkes Stück Holz, zerbrochen
würde, und läßt fich gewöhnlich aus vielen Kehlen zugleich hören.
Beyträge I. 525, Abbildung, Spix ©. 34. %.8 5.53 (H.
pardalis.)
4) Vielleicht gehört der fonderbare Zeuhtfrofd (H.
'micans)
bieber, den Rolander in Surinam beobachtet bat.
Es war eine belle Novembernacht, in welcher mir nicht zum
erftenmal der Schlaf genommen murde durch ein höchſt unanges
nehmes, fhmetternded Geflapper, welches fonft nur an regneris
fhen Abenden in den Dörfern zu ertönen pflegt. Sch habe daB
Thier vergeblicdy gefuht. Die Weißen und die Schwarzen fchreis
ben dad Schmettern bald Eidechfen, bald großen Schlangen zu,
bald Nachtvögeln, Gryllen und auch Fröfhen. Nach dem beus
tigen Regen fchrieen fie befonder8 laut, und zwar in der Scheuer
neben der Zudermühle. Ich ging daher hinein, um fie zu ſehen.
Sie liegen fih gar nicht flören, fondern klapperten unter den
Dadiparren fo fürdhterlih, daß ich glaubte, ed würden mir die
Ohren berften. Da kein Neger fo Fed war, auf einer Leiter bins
aufzufteigen, weil fie Schlangen vermumeten, fo that ich es felbft.
Nun mwechfelte dad Geſchrey plößlich den Drt bald da, bald dort=
bin, und ich hörte im Dunkeln wiederholte Sprünge, Endlich
bemerkte ich dicht am Dache Fröfche, welche, ald ich mich ftill
verhielt, mit vollen. Baden Flapperten, und von einem Querbalken
auf den andern büpften. Ich zählte 18 in einer Reihe, weldye
mit einander fihrieen, fo daß ich mir endlich, wegen des unausſteh⸗
lihen Lärmd, die Ohren mit Baummolle verflopfen mußte,
Wollte ich fie haſchen, fo fprangen fie plöplich fort, Endlich
472
trieb ich fie mit einem Stod in einen Winkel, wo fie nicht mebr
fliehen fonnten, und dann bededten fie plöplih ihren ganzen
Körper mit einem: weißen, Fleberigen Schleim, daß fie nicht bloß
mit den Füßen, fondern ınit dem ganzen Bauch an den Balken
biengen, Ich warf fie fodann mit einem Hafen auf die Bühne,
und befahl den Negern, fie zu fangen. Sie hielten aber den
weißen Schleim für Gift, und griffen nicht zu. Sch rief ihnen
daber zu, diefelben mit Körben und Schüffeln zu bededen, was
auch gefhah. Der Schleim war geruchlos und nicht Abend.
Als es Abend wurde, bemerfte ich während ded Klappernd
gelblihe Jrrlichter in der Scheuer, und das fahb ich fpäter
nod) oft.
Sie figen nehmlich auf den Balken ——— daß nur der
Kopf hervorguckt, und dann glänzt, während des Schreyens, die
aufgeblaſene Kehle gelb, daß es wegen ihrer Bewegung ausſieht
als wenn fie Feuer ſpieen. Sobald einer anfängt, ſtimmen die
andern ein, und bören in beflimmten Zmwifchenzeiten wieder auf.
Macht man dann ihr Gefchmetter nad, fo fallen fie plöslich mit
ihren mwiderlichen Tönen ein, Sie finden fi) auch zu Paramas
ribo, mo fie oft in die Theatermufif einftimmen, und diefelbe fo
überfehreven, dag man nichts mehr davon hört. Sie find fo
groß wie der Waſſerfroſch, oben braun, unten gelb, mit zerftreus
ten erbabenen Düpfeln, woraus der Milchfaft fommt. Born 4
Zeben, binten 5 mit halber Schwimmhaut; Zebenfpigen rund
und flah. Der VBerfaffer hält diefen Frofh für eine Kröte
(Bufo typhonius, margaritifer), was er aber wohl nicht fern
‚Bann, wegen der runden und breiten Zebenfpigen, womit er fich
veſthält. Auch am Vorgebirg der guten Hoffnung fol e8 bey
der Nacht phosphorescierende Kröten geben; in der. That eine
merkwürdige Erfcheinung. J. Boie, Iſis 1827. ©. 726.
2. Sippfhaft. Die Erdfröſche
haben fpigige Zehen obne Ballen, und halten fich daher auf
der Erde oder im Waffer auf,
3. G. Die Slattfröfhe (Rana)
find "glatt und länglich mit rundlihem, glattem Kopf ohne
Spisen und Panzer; die Hinterfüße febe —* mit einer großen
Schwimmhaut.
473
1) Der Wafferfrofh (R. esculenta) |
wird gegen 5 Zoll lang, mit den Hinterfüßen 7, gradgrün,
mit einigen ſchwarzen Fleden und 3 gelben Längäftreifen auf dem
> Rüdgratb und den Seiten, unten weiß und ſchwarz gefleeft:
Sie bewohnen zu Taufenden die Teihe von ganz Europa bis
2appland hinauf, und machen des Abends gewöhnlich einen fürdhs
terlihen Lärm. Ihr Ton heißt Quaken, weil fie einigemal bins
ter einander Quoak, Quoak ſchreyen, worauf fodann ein ſchnelles
Gäckgäckgäck folge. Sie heißen daher in Sachſen Quarkgäker
(Schlammgäker) und Marrgäfer, weil fie gewöhnlich um Mars
custag (25. April) zu ſchreyen anfangen, Sie lieben ſehr die
Sonne, ſetzen ſich daher ans Ufer, hürfen aber beym geringſten
Geräuſch mit einem Klafter langen Bogenſprung, wobey fie eine
Menge helles Waſſer hinten von ſich ſpritzen, in den Teich, tau—
chen unter, kommen gleich wieder herauf und verſtecken ſich im
Rohr; daher man fie auch Rohrfroſch (Calamites) nennt. Sie
verlaffen wieder dad Waller, fobald fie fich ficher glauben, ent»
fernen fich aber nie weit davon.
Es ift einer der größten Fröfche in Europa, wächdt 10 Jahr lang,
und foll über 416 Jahr alt werden. Die grüne Farbe ift unmittelbar
nach der Laichzeit am ſchönſten; außer derfelben zeigt fie fich
bald blaffer, bald dunkler; bey einigen auch gar hellbraun; daher
die Sage, daß fie fih in Kröten vermandelten. Die Augen find
mit Gold eingefaßt, ein Glanz, der häufig bey den Fifchen, aber
nicht mehr bey den Vögeln und Gäugthieren vorfommt. Die
Schmwimmhaut der Hinterfüße ift größer als bey andern Fröfchen.
Beym Schreyen treten bey den Männchen hinter den Mundwin—
keln zwo Blafen heraus, fo groß wie eine Haſelnuß; fie befteben
aus der äußern Haut und aud einer innern Blafe, welche die
audgefadte Schleimhaut des Mundes if. Zur Paarungszeit
fhwillt die ſchwarze Daumenmwarze der Vorderpfoten an, und
wird rauh. Das Weibchen ift größer, hat an der Unterfläche des
Leibe viele hellgraue Fleden, grunzt nur, und bläht dabey die
Kehle etwas auf.,
Sie verlaffen ihr Winterquatier nicht leicht vor Ende April,
die jüngern, von 4, 2— 3 Sahren, aber einen Monat früher,
Wird um diefe Zeit ein Teich abgelaffen, fo findet man noch die
47a
alten im Schlamm ganz braun und kothig. Gie find fehr ges
fräßig, und verfhluden Inſecten, Schneden, junge Mole und
Würmer, welche ihnen noch lang zum Maul beraushängen; ja.
fie fhnappen fogar nach jungen Sperlingen und Mäufen, wenn
man ihnen »diefelben vorwirft. Todtes rühren fie nicht an,
ausgenommen, wenn man ed vor ihren Augen hin und her
bewegt.
Sie paaren fih erft im Juny, und nachher, nehmlidy im
July und den folgenden Monaten, wo fie-mehr Nahrung befome
men, find ihre Keulen am beften. Diejenigen, welche vorher auf
den Mark kommen, find vom Bradhfrofh. Man fängt fie mit
Netzen und Angel; Biele madhen ſich ein befondered Vergnügen
daraus, diefelben mit dem Frofchfhnäpper zu ſchießen, d. h. mit
einem Beinen eifernen Pfeil auf einem eifernen Bogen, von dem
er jedoch nicht abfpringt. Die Keulen werden im Kreuz mit einer
Scheere abgefchnitten.
Wenn fih die Laichzeit nähert, fo laſſen die Männchen ihren
‚monotonen Gefang bey Tag und bey Nacht bören. Sie fchweis
gen alle, fo bald fie einen fremden Schall vernehmen. Swan»
merdamm bat in beiden Eyerflöden 1100 Eyer gezählt. Dad
Laichen dauert 4—6 Wochen. Der Laih fällt Flumpenmweis zu
Boden und ſchwimmt nicht oben auf wie der vom Brachfroſch und
von den Kröten; daher denn auch diefer gewöhnlich in die Apo>
thefen gebracht wird zu dem fogenannten Frofchlaichpflafter. Die
Eyer find Bleiner ald bey den andern Fröſchen, gelblich ſchwarz
und von Schleim umgeben. Nah einigen Tagen werden fie fo
groß ald eine Erbfe, und ed zeigt ſich ſchon darinn dad gebogene
Zunge, welches nach dem fechöten Tage die- eymweißartige Hülle
durchbricht, umherſchwimmt und wieder darein zurückkehrt, um fid)
davon zu ernähren, Es hat fhon die Kiemen und ift am viers
zehnten Tag über 9. Zoll Yang. Am zmwanzigften Tage fangen
die Kiemenbüfchel an zu verfehwinden; dad Maul ift fehr eng und
darunter hängen 2 Fortfäge wie Fühlfäden; die Augen find deut:
lih und die Därme fangen an, fi zu winden. Nach 36 Tagen
ift es 15 Linien lang, die Kiefer haben feine Zähnen, die Lippen
find hornig und auch mit, Zähnchen verfehen, der Darm ift
fehr lang. Sie freffen ſehr gierig die Wurzeln von den Waſſer—⸗
475
linfen ab und auch Brod, wenn man ihnen gibt. Die Hinterfüße
feimen bervor, die vordern fleden noch unter der Haut, find
aber auch fchon zu fehen. Nady 2 Monaten berftet die Haut auf
dem Kopf und diefer tritt mit feinem ganz anders geftalteten, |
ſehr weit gewordenen Maul zum Schlitz beraus; das vordere
Paar Pfoten zieht fi unter dem Balg bervor, fchiebt denfelben
zurüd; die Hinterfüße ziehen fich heraus und der Schwanz ſchrumpft
zufehends ein. Sft 28 ein Männchen, fo ragen die 2 Schallblaſen
hervor. Die abgelegte Haut bleibt ganz unverſehrt und ſieht aus
wie ein Hemd. Sie häuten ſich faſt alle 8 Tage, und übers
wintern im Schlamm,
Sie haben viele Feinde an den Hechten, Aalen, Störchen,
Reihern und felbft an den Sltiffen. Smwammerdamm und
Röfel haben ihre Entwidlungsgefhichte fehr umftändlich behan—
deit und vortrefflicy abgebildet, jener Bibel d, Natur. ©. 312,
T. 46—49, diefer Fröfhe ©. 53. T. 135—16,
2) Der Grad: oder Brachfroſch (R. temporaria)
bat ziemlich diefelbe Größe, ift aber gelblichbraun, mit
ſchwärzlichen Zleden und einem ſchwarzen Längsſtreifen durch
dad Ohr,
Beym Männchen ift die Unterfeite des Leibes graulichweiß,
beym Weibchen ſchön gelb und rötblihbraun marmoriert. Auf
dem Rüden find beide zur Paarungdzeit ſchmutzig grau faft wie
eine Kröte; nachher aber wird die Färbung 'frifcher und mehr
gefledt, indem fie faft alle Tage die Haut wie einen zarten Schleim
ablegen. Das Männchen befommt zur Laichzeit auch die ſchwarze
und rauhe Daumenwarze.
Findet fih in ganz Europa entfernt vom Waffer in Gärten
und Getraidefeldern, wo man fie zur Aerntezeit einzeln umbers
büpfen fieht. Er ift der erfte, welcher aus dem Winterfchlaf er⸗
macht, und man findet ihn fchon im März oder April, fobald
das Eid aufgeht, gepaart in Sümpfen und Zeichen, befonderd in
der Nähe des Uferd, wo es viele Wafferlinfen gibt. Das Laichen
dauert bey demfelben Froſch manchmal 4 Tage, Der Laich fält
in einem Klumpen zu Boden, ſchwillt aber bald auf und erhebt,
ſich fhon nad) 8 Stunden an die Oberfläche. Nah 14 Tagen
zeigt ſich das Junge deutlich es bewegt den Schwanz nach fünf
Dfend allg. Naturg. VI. 31
*
476
Wochen und kriecht nach ſechs Wochen aus, ſchwimmt umher,
kommt aber von Zeit zu Zeit zum verlaſſenen Schleim zurück, um
ſich, wie es ſcheint, damit zu ernähren.
Sie ſind dunkelbraun und haben einen dicken Kopf. Nach
einigen Tagen zeigen ſich die Kiemen und die Floſſe am Schwanz.
Die Länge beträgt kaum einen halben Zoll. Es find jederſeits
nur 2 Kiemenzmweige vorhanden, die wie ein Hirſchgeweih aus⸗
feben, immer auf und nieder bewegt werden und fi) fehon nach
einigen Tagen wieder verlieren. Sie fangen nun an die Waffers
Hinfen zu benagen. Nah 8 Wochen fangen fie an fheu zu mwers
den, und begeben fich fogleich auf den Boden, wenn ihnen etwas
Sremdes nahe kommt; Füße find noch Feine vorhanden; die hin
tern zeigen fich erft nach der zehnten Woche, die vordern nad
der zwölften, liegen aber noch unter der Haut verborgen; nach
413 Wochen ftreden fie zuerft den linken Vorderfuß hinter dem
Kopf fhon ziemlich gebildet aud der Haut hervor, und ziehen
ihn wieder zurüd, Der Leib ift dann 2 Zol lang, mit dem
Schwanz zwey; 8 Tage fpäter treten beide Füße hervor; der
Schwanz wird kleiner und die Floffe verfchmwindet, und zwar fo,
daß er binnen einem Tag um die Hälfte Fürzer wird und
am andern ganz eingefhrumpft iſt. Sie geben fodann aus
dem Waffer und freffen Feine Pflanzen mehr, fondern nur
Mucken und andere Infecten. Man findet fie daher zu Ende
Juny oder Anfangd July des Abendd zu Zaufenden auf dem
Zande umberfriechen, daß man faum einen Fuß auf die Straße
ſetzen kann, ohne fie zu zertreten. Sie werden daben häufig von
Staaren und Naben meggefchnappt. Gewöhnlich Friehen auch
junge Krdten, welche zu bderfelben Zeit ſich verwandeln, unter
ihnen umher. Diefe Gattung ift ed daher vorzüglich, melde
von Zeit zu Zeit die Sage vom Frofchregen veranlaßt, Sie
friechen nehmlich plöplih in Feldern und Wäldern nad einem
Regen hervor, und verfteden fidy wieder, fobald die Sonne ſcheint.
Andere glaubten deghalb auch, fie entfländen plötzlich aus dem
Staube und den Regentropfen.
Im Herbft, warn ed anfängt Falt zu werden, begeben fie
fih wieder nach den Sümpfen, und vergraben fih im Schlamm.
Im Frühjahr verbreiten fie fich wieder auf dem Lande, und find
477
etwas über 1 Zoll Yang und balb fo breit; nah 2 Jahren mefs
fen fie faft 2 Zoll, und Männchen und Weibchen laffen ſich in
der Färbung noch nicht von einander unterfcheiden, Sp mülfen
fie noch 2 Jahre warten, ehe fie ganz ausgewachfen find und
laihen können. Nun erft Fann man die Befchlechter unterfcheis
den; beide oben graulichbraun mit dunklern Flecken; die VWeänns
en aber unten weiß, die Weibchen gelblih und rotbbraun bes
fprengt, Ihre Länge ift über 2 Zoll; es gibt aber viel größere,
fo daß man fihließt, fie müßten wohl 12 Jahr alt werden.
Solche, die über 3 Zoll lang find, hält man für achtjährig. Es
gibt auch hellbraune, faft ohne alle Fleden.
Sie halten fi) außer der Paarungdzeit immer in Gradgärs
ten und Kornfeldern auf, und erwarten mehr ihre Beute, ald
daß fie diefelbe auffuchten. Kommt ihnen ein Inſect vor die
Augen, fo bleiben fie ganz unbeweglich auf dem Hintern fißen,
bis fie e8 nahe genug glauben, fahren dann oft */, Schub meit
wie ein Blig darauf zu, fehlagen die Eleberige Zunge heraus,
und verfehluden ed ganz, ohne es zu Fauen. Sie verfchlingen
auch Spinnen und Bienen, fpeven aber Welpen mieder aus,
Ihre Keulen werden auch gegeffen, und zwar kommen fie ſchon
im März auf den Markt, während die Warferfröfche noch: Wins
terfchlaf halten. Es ift fonderbar, daß man nur mit diefem
Froſch Krebfe fangen kann; andere Gattungen werden von ihnen
nicht angerührt. Dean zieht ihm die Haut ab und legt ihn ins
Waffer. Sie quafen fehr felten und nicht laut, der Ton gleicht
mehr einem Grunzen. Röſel, Fröfhe ©. 1. T. 1—8.
3) Einer der fonderbarften Fröfche ift der fogenannte Ba»
ftardfrofch oder Jakie (R. paradoxa)
| in Surinam und Guiana, welcher mehrere Jahre lang Raul»
quappe zu bleiben fcheint, und unter diefer Geſtalt faft fpannes
lang, Feulenförmig und 1'/, Zoll did wird; nach der Verwand-
Yung aber faum fo groß erſcheint, als unfer Wafferfrofh; daher
man glaubte, der Frofch verwandelte fih in eine Kaulquappe
oder in einen Fifh, indem man nicht begreifen Fonnte, wie ein
fo dicker und fleiihiger Schwanz einfhrumpfen follte. Diefe
Kaulquappe hat nur die Hinterfüße frey; die Vorderfüße fleden
unter der lockern Haut. Die Färbung ift ſchmutzig blaßgrün;
5,»
—
478
das Maul Plein und rund, wie bey andern Kaulquappen; 3 Kie-
men mit einem fchiefen Spalt. Der vollkommene Froſch ift nur
2°/s Zoll lang, grünlich und braun gefledt mit braunen Striden
auf den Schenkeln; binten eine Schwimmhaut. Er bat Zähne
wie der gemeine Frofh, dad Paukenfell ift aber nicht unterfchies
den, und es findet fi nur eine Schallblafe unter der Kehle mit
2 Spalten neben der Zunge, mie beym Laubfrofh. Man findet
diefen Froſch faft in allen Samınlungen. Merian, Surinam
©. 71. Taf. 71. Sebal. Taf, 78. Daudin, Rainettes
tab. 22, 23.
4) In Quellen von Nordamerica findet fih der Ochfen-
froſch (R. mugiens),
fo genannt, weil fein Gefchrey in einiger Entfernung dem
Gebrül eines Ochſen gleicht, der einige Hundert Schritt entfernt
ift. Sie find nicht zahlreich, und halten fich gern in den Bruns
nenquellen auf, die man in VBirginien faft an allen , Hügeln
findet. Diefe Quellen bilden Fleine Teiche, an deren Ufern man
gewöhnlich ein Paar diefer Fröſche antrifftz nähert man ſich, fo
fliehen fle mit einem bis 2 Säben an den Urfprung der Quelle,
um fich zu verſtecken. Die Einwohner glauben, fie hielten die
Quellen rein, und tödten fie daher nicht, außer wenn fie ihnen
die jungen Enten und Gänfe wegfchnappen, was nicht felten ge—
ſchieht. Es ift der größte und didfte befannte Froſch, deſſen Leib
8 Zoll lang, 3'/2 breit ift, mit den Hinterfüßen 1° Schub lang,
oben braun mit Grün gemifcht, und voll großer, dunfelbrauner
Fleden, unten gelblichweiß; die Regenbogenhaut röthlic und
gelb eingefaßtz dad Paukenfell deutlih. Catesby Taf. 72.
Daudin T. 28.
: 4. G. Die Hornfröfdhe (Stombus, Cöratophiyk)
haben einen ungebeuern Kopf. mit weitem Maul, ein unficht>
bares Paufenfel, nur eine halbe Schwimmhaut und auf dem
obern Augenlied ein Horn.
4) Der gemeine (Rana cornuta, dorsata)
ift über 3 Zoll lang und faft ebenfa dit, gleicht ziemlich
einer Kröte, bat aber hübfche Farben, dunkelgrau, mit grünen
Bändern um die Hinterbeine. Das Männchen mit gelben und
sotben, dad Weibchen mit 3 grünen Längsbändern auf dem
479
Rüden.. Er findet fih in ganz Brafilien, befonder8 in den
Sümpfen der Urmälder, und büpft überall umber, befonders nach
Gewitterregen; ſchreyt des Abends laut, Frächzend und eintönig,
frißt Schneden, Mäufe, Fröfhe, Vögel und feloft junge Hühner,
Prinz Mar von Wied, Bentrage I. 5765 Abbildungen
‚Männchen und Weibchen. Wagler Icones tab. 22. Deßglei:
chen Tilefius Berl. Megazin 1809. S. 93. Taf. 3. Sebal.
Taf. 72. \ ’
5. &© Im füdlihen America gibt ed einen fogenannten
Panzerfrofch (Hemiphractus scutatus)
mit einem Kopf, faft balb fo groß als der Leib, und mie
mit einem barten Panzer bededt, binten und an den Seiten auss>
gefchmeift; außer den gemöhnlihen Zähnen vorn 2 längere in
jedem Kiefer. Der Froſch felbft ift Fleiner als unfer Wafferfrofch.
Spir ©. 4. T. 4. $. 2. Wagler Iſis 1828. ©. 736.
B. Kröten.
Leib Eurz und plump, meift mit Warzen bededt; "Beine Zähne, kurze
Hinterbeine, bloß tauglidy zum Erabbeln, mit Schwimmhautz
feine Schallblafe. .
Sie halten ſich außer der Laichzeit immer auf dem Lande auf, an
dumpfen, feuchten Orten unter Steinen und
Sträuchern.
Wie fih die Fröſche durch ihre ſchlanke, ſchmucke Geftalt,
die glatte und beſtimmt gefärbte Haut, und endlich durch ihre
burtigen Sprünge dem Auge empfehlen, fo erregen die Kröten
durch ihren plumpen, aufgedunfenen, mißfarbigen und meift war:
zigen Körper, mie nicht minder durch ihr lichtſcheues und ver»
fiedtes Wefen, den unbeholfenen Gang und das tölpifche Hüpfen
jedem Zufchauer Efel und Abfheu. Das Einzige, mas man an
ihnen ſchön findet, find die Flaren Augen, deren Schlod fi im
Lichte ſpaltförmig zufammenzieht.
Sie theilen fih in runde und platte
3. Sippfchaft. Die runden
find did und faft Fugelrund, mit Schleimmarzen. bededt,
wovon fich befonderd 2 Wülfte auf dein Naden auszeichnen, Ihr
- 2aich ift meiftend ſchnurförmig.
480
Sice theilen ſich nach ihrem Aufenthalt in Waſſer- und Land⸗
kröten.
6. G. Die Unken oder Waſſerkröten Gombina)
find ziemlich ſchlank und glatt, haben nur ſchwach angedeu—
tete Nadenmälfte; dad Paufenfell verborgen, Schwimmhaut ganz.
Sie balten fi faſt befändig im Waffer auf, laichen in ein»
zelnen Klumpen oder einer einzigen Schnur, und umfaffen ſich
in den Weichen.
41) Die Feuerslinfe (B. ignea)
wird nicht viel über 1 Zol lang und halb fo breit, voll
Feiner Warzen; oben ſchmutzig olivengrün, unten glatt, hochgelb -
mit blauen, zadigen Sleden marmoriert; dad Sehloch dreyedig
und goldgelb eingefaßt.
Diefe kleinen Kröten fchließen fih nicht bloß durch ihre
länglihe Geftalt, die ziemlich langen Beine, womit fie ordentlich
büpfen fönnen, an die Fröſche anz fondern auch durch ihren faft
beſtändigen Aufenthalt im Waffer und ihr Geſchrey, welches fie
Tag und Nacht hören laffen. Man brauht ded Sommers nur
längs einem Gtraßengraben mit Waffer herzugeben, fo wird
man vor und hinter fih ihr unaufhörliches Puh Puch oder Unk
Unk bören, meldyed fi in der Ferne wie ein trauriges Gelaͤute
von Gloden ausnimmt. Da wo man geht find fie ſtill, fangen
aber fogleicdy wieder an, wenn man kaum 20 Schritte vorwärts
gekommen ift, und dann hören die vordern auf. Sie ſtrecken bes
ftändig den Kopf zum Waffer heraus, tauchen aber unter, fobald
fie einen erbliden. Sie lieben die Sonne, und find, wider die
Natur der eigentlichen Kröten, des Tages munter.
Sie haben ihren Namen von der feurigen Farbe ded Baus,
ches; die größten bleiben noch immer hinter dem Laubfrofch zus
rück. Die Laichzeit fühlt in den Juny, und dann ift ed aud,
wann fie unaufbörlich ihre monotone Stimme bören laffen; je»
doch unterbrechen fie diefelbe zu Zeiten durch ſchnelle Töne, welche
fih wie ein Gelächter ausnehmen. Nach der Zaichzeit, melde .
nur einige Tage dauert, gehen fie ded Abends und Morgens
aufs Land, hüpfen aber fogleich wieder nach dem Graben, wenn
fie etwas ‚merken, Tritt man ihnen in den Weg, fo duden fie
fih ganz platt auf die Erde, um ſich zu verbergen; beunruhigt
481
man fie aber durch Berührung, fo verändert ſich ihre Form auf
eine fo fonderbare Weiſe, daß ed dad Anfehen geminnt, als bätte
fi) die Creatur, welche man den Augenblick vor ſich gehabt, in
eine andere verwandelt. Sie fihlägt nehmlich den Kopf nebft
allen Füßen fo über den zu einer Mulde audgehöhlten Rüden,
daß man mebr die bochgelbe Unterfläche, als den olivenfarbigen
. Grund der obern zu feben befommt, und fie mitbin ihre Farbe
plöglidy verändert zu haben fcheint. In diefer Stellung bleibt
fie wohl 10 Minuten lang unbemweglich liegen, bis fie wieder
fiher zu fepn glaubt. Läßt man fie noch nicht in Rube, fo treis
ben fie aus dem diden Dbertheil der Hinterfchenkel einen Schaum
beraus, der wie Seifengäfcht ausſieht, aber nicht flinft; er erregt
jedoh in den Augen und der Nafe ein ſchwaches Juden, wie
beym Schnupfen, Sie freffen nichtd als Inſecten.
Der Laich wird inein Dugend Klumpen gelegt, alfo auch wie bey
den Fröfchen; er bleibt auf dem Boden liegen, und hat dad Befon>
dere, daß die Ener größer find, ald bey allen andern Kröten und
Fröſchen. Nah 4 Tagen bemerkt man ſchon den. Keim, welcher
am achten Tage auskriecht; der Schwanz ift zufammengedrüdt,
und bat eine Floffe wie bey den Kaulquappen der Fröfhe, Nach
3 Wochen fangen fie an, die feinen Warferfäden zu freffen, welche
auf dem Boden liegen. Hinter dem Kleinen Mund ift auch eine
Warze, mit der fie fih anhängen. Sie fünnen daraus einen
ſchleimigen Faden fpinnen, wie die Raupen. Dad thun auch die
andern Kaulquappen von Fröfchen und Kröten. Ihre Süße be>
kommen fie erft Ende September, und zwar die hintern zuerſt;
bald nachher die vordern. Die Färbung ift oben braungrau mit
fhwarzen Sleden, unten bläulihgrau: Sie nähern fi nun dem
Ufer, der Schwanz mird kleiner, endlich Friechen fie and Land,
entfernen ſich aber nicht weit vom Waffer; allmählich tritt unten
an den Füßen da8 Gelbe hervor. Des Winters vergraben fie
fih in den Schlamm, mie die andern. Nah 2 Jahren find fie
reif zum Laichen. Röfeld Fröfhe ©. 97. T. 22, 23,
2) Die Knoblaudfröte (Bufo fuscus)
wird nicht fo groß ald der Wafferfrofch, aber dicker, hat eine
ziemlich glatte Haut, Fein unterſchiedenes Paukenfell, ganze
Schwimmhäute nebft einer Afterklaue; Sehloch ſenkrecht und
482
goldgelb eingefaßtz Farbung dunkelbraun, mit einem bellern
Rückenſtreifen und mehreren zadigen und verfloffenen Seiten>
fireifen, wie Ströme zwiſchen Infeln, nebft rothen Dupfen auf
den: Schultern und Weichen.
Iſt eigentlich eine Wafferfröte, mie die Feuerfröte, weil fie
ſich faft beftändig in Sümpfen aufhält und in den Schlamm ver:
geäbt, nicht in trodene Erdlöcher, mie die gemeine Landkröte.
Sie bleibt auch nad) der Laichzeit im Waffer, und wird daher nur
felten ine Trodenen angetroffen, wie fie denn überhaupt nicht
bäufig if. Sie hüpft, wie die vorige, beffer als die andern
Kröten, frißt Infecten und nadte Schneden, und ſtinkt ſehr ftarf
nach Knoblauch, befonder8 wenn man die Nafe über dad Glas
bält, worinn fie fid) befindet. Der Dunft davon treibt dad Waf:
fer aud den Augen, wie Zwiebeln oder Meerrettig.
Bey der Berührung: Fehrt fie. den hintern Theil ihres Reis
bed in bie * daß man Glauben follte, der Geruch käme
daber.
Sie laihen im März und Xpril 8 Tage lang, ſtecken nur
den Kopf aus dem Waffer, und fahren fogleih auf den Grund,
wenn fie etwas merken. Das Männchen: ift unten gelblichmweiß,
und bekommt Feine ſchwarze Daumenwarze; dad Weibchen iſt
unten braun und grau befprengt. Dad Männdyen läßt einen
unangenehmen Laut hören, dern bald dem Geſchrey ded Grad»
frofches, bald dein Quaken des Laubfrofched gleicht; treibt aber
nirgend3 eine Blafe hervor. ı Dad Weibchen grungt wie Schmeine.
Faßt man fie mit einer Zange am Fuß, fo fchreyen fie erbärm⸗
lich, wie eine junge Katze, und laſſen den mwidrigen Knoblauch»
geruch ftarf empfinden, Der Laich iſt eine dide, 2 Schuh lange,
fhleimige Schnur voll Eyer, und hängt in der Nähe des Uferd
an Grad oder Schilf. Am 12. April gelegte, ſchwarze Eyer
fohliefen fon am 47. aus, ſchwimmen ſogleich gefellig umber,
und zwar mitteld eines Wirbeld in der Gegend des Kopfes;
am 19. zeigt der Schwanz feine Floffe, und fie halten fih nun
an Waffergemächfe, von denen ſie ihre Nahrung zu fischen: fcheis
nen; am 241, zeigen fich-die gefranzgten Kiemen, melche aber bald
wieder verfchwinden. Das Maul ift länglich und viel ‚größer
als bey andern. Am: 30, fangen ſie an, fich adzufondern. Sie
485
freffen Wafferlinfen. Am 24. Day fiebt ınan deutlich den linken
Kiemenfpalt, nachdem die Kiemen fhon Ende Aprild verſchwun⸗
den waren, und fie fangen an Salat und Kobl zu freffen. Die
Därme find gewunden wie ein Seil, und e8 hängt ihnen beftän-
dig Unratb heraus, Sie werden nun fehr fchüchtern, fahren auf
den Grund, fobald fie in der Nähe etwas erbliden. Am 20. Juny
fproffen beide Hinterfüße bervor. Sie nagen nun an den Öalat-
blättern fo ftarf, daß man fie auf 6—7 Schritt weit hört, und
zwar mit Fleinen Zähnen, welche fie bey der Häutung verlieren.
Am 10. July find die Zehen gebildet, und man bemerkt die
Spuren der Borderfüße unter der Haut; fie fommen aber erft
am 20. durch ein Loch in der Haut bervor, zuerft der Linke,
nah 6 Stunden der rechte, gleih in Zehen gefpalten. Diefe
Kaulquappen find nun größer ald bey allen andern Fröfchen, und
feben wie. Kleine Fiſche aus, werden auch. bisweilen von armen
Leuten für Kaulköpfe angefeben und gegeffen. Am 20. July ers
folgt die Häutung, indem durch Deffrung ded Mauls die Haut
zerreißt, woben die Vorderfüße behilflich, find. Wenn fie auch
einen Monat faften müſſen, fo verwandeln fie fih dennodh. Am
24. July Frieden fie aus dem Waffer, und am 28, ift der
Schwanz ‚ganz verfhmwunden, Sie freffen nun Muden, andere
Inſecten und Fleine Regenwürmer, Röſels Sröfhe ©. 69.
Taf. 17—19.
7. ©. Die Landfröten (Bufo)
find did und faft Fugelrund, haben ein ſtumpfes, meited
Maul und flarfe Nackenwülſte.
"Sie balten fi meiftend auf dem Lande an feuchten Orten
auf, laſſen felten ein Knurren bören, können kaum büpfen
und ſchwimmen, laidyen in Schnüren, und umfaffen fih unter
den Achfeln.
4) Die gemeine (B. cinereus)
wird faft fauftgroß, ift röthlichgrau, vol brauner Warzen,
unten blaß, mit rother Regenbogenhaut; die Schwimmhaut if
nur balb.
Es ift die gemeinfte Kröte in ganz Europa, und findet. fic)
überall einzeln an feuchten, dunfeln Orten, in Gärten, befonders
gern unter Salbey und Schierling, unter Steinen, in. Mauer:
x
484
löchern und Kellern. Sie fommen nur de Abends hervor, und
freſſen Würmer, Schneden und Snfecten.
Wann fie des Frühjahrs aus ihren Winterlöchern , die ſich
niht im Schlamm, fondern im trodenen Boden, entfernt vom
Waſſer, finden, bervorfriechen, fo find fie ſchmutzig braun; baben
fie ihre Haut, welche fie in Form eines Schleimed ablegen,
einigemal geändert, fo wird bald die eine heller, bald die andere
dunkler, olivengrün, ſchwärzlich, grau, gelblihbraun und rötblich;
die Warzen find größtentheild roth, befonder8 an den Weibchen,
welche daher auch hübſcher ausſehen; die Jangen Haldwülfte find
. meiftend rothbraun. Die Linterfeite ift weißgrau, bie Augen
ſchön feuerrotb und glänzend; der Stern bald rund, bald in
‚einen wagrechten Spalt zufammengezogen. Bey den Weibchen
ift die untere Fläche dunfel gefledt; die Vorderfüße der Männs
chen find flärfer, und befommen zur Laichzeit an dem Daumen
und dem zunächft daran ftehenden Finger ſchwarze Flecken, fchmwel-
len jede nidyt an, wie bey den Fröſchen.
Da fie fich vorzüglich auf dem Lande aufhalten, fo begegnet
man ihnen häufiger ald andern in den Feldern und Gärten,
wo fie ſich untertagd in magrecht audgegrabenen Löchern und
unter Pflanzenbüſchen, befonder8 Salben Und Schierling, verbor>
gen halten, und nur des Abends hervorfrabbeln, um die Nacht
hindurch ihrer Nahrung nachzugehen, melde bloß aus Inſecten
beftebt. Im Frühling und Herbft findet man fie auch häufig in
Ställen und Kellern in Sefelfchaft von Waffermolhen. Man
behauptet daher, daß fie den Kühen die Mildy audfögen, wor⸗
auf ihnen die Euter anſchwöllen, mad aber ein bloßer Abers
glaube ift.
Verfolgt man fie, fo fprigen fie, wie die Sröfche, den Harn
aus, und treiben aus den Haldmülften eine meiße ſcharfe Feuch—⸗
tigfeit, die man für giftig hält; ja man behauptet fogar, daß
ihr bloßer Hauch vergifte, woran aber nichts iſt. Bon den Stör⸗
chen werden fie ohne Schaden verfchludt. Daß fie zerplagen,
wenn eine Spinne über ihnen hängt, ift natürlich ein Mährchen,
fo wie, daß fie fih mit dem Grasfroſche paarten. Man trifft
fie zwar manchmal auf diefe Weife beyfammen, allein fie ver:
laffen einander bald mieder, fobald fie den Irrthum bemerken.
*
485
Sie paaren fi nicht einmal mit andern Gattungen von Kröten,
und man” findet nie Baftarde. Die Laicyzeit füllt ſchon in den
März oder April, und beginnt biömeilen fchon auf dem Lande: dann
eilt aber dad Weibchen dem Waffer zu. Sie dauert 8 Tage lang, und
dabey grunzen fowohl die Weibchen als die Männchen im einem
beulenden Tone, daß es in der Ferne lautet, ald wenn mehrere
Hunde zufammen beulten. Es zeigen ſich weder am Halfe nod)
hinter dem Kopfe Blafen. Der Laich beftebt aus 2 Schnüren,
fo did wie ein Strebbalm, morinn die Eyer durch Schleim zu»
fammengebalten werden. Sie werden oft 4 Schub lang und find
in 2—3 Stunden gelegt, und zwar meiftend bey Nacht. Am
41. April gelegte, fchwarze Eyer werden am 43. heller; am 18,
erfennt man den- Keim, welcher am 20. audfrieht; er hat einen
zufammengedrücten Schwanz und Spuren von 2 Kiemen, jeder»
feitö mit 5—6 Neften, melde aber fhon am andern Tage ver-
fhmwinden. Sie nähren fih von dem an Pflanzen hängenden
Schleim. Am 28. fangen fie an Pflanzen zu freffen, befonders
Sartenfalat, den fie den Wafferlinfen vorziehen. Am 16, May
zeigen fich die hintern Füge, und an der Iinfen Seite des Halfed
bemerft man einen Kiemenfpalt. Am 12. Juny find fie über
4 300 lang, die Augen gelb, die Hinterfüße in Zehen gefpalten
und bemeslih; am 18. zeigen ſich die Vorderfüße, zuerft der
linke, am andern Tag der rechte, und am dritten fängt der
Schwanz an zu fehminden, und ift am 20. ganz eingezogen. Sie
find nun Pleiner als alle andern jungen Fröfhe und Kröten,
geben aus dem Wafler und fchnappen begierig nah Muden.
Man fieht fie nad einem warmen Regen mit den jungen Grad»
fröfhen zu Taufenden auf dem Lande umberlaufen, was ebenfalls
zu der Sage vom Krötenregen Beranlafjung gab. Gie pflanzen
fi erft in einem Alter von 4 Jahren fort, und man glaubt, daß
fie 15 Jahr alt werden. Man Fennt aber einen Fall, daß eine
36 Jahre lebte. In Steinen bat man oft Kröten gefunden,
welche an der Luft davon Feochen. Sie wurden ohne Zmeifel
während des Winterfchlufd von Sand bededt, der ſich nachher zu
Stein verhärtete., Röſels Fröfhe ©. 85. T. 20, 21:
Man bat bis jetzt die fogenannte Regen: oder Brombeer—
fröte (Rana rubeta)
486
für eine eigene Gattung gehalten. Sie iſt aber nichts ans
dered ald eine junge gemeine Kröte. Man findet fie häufig in
Spätfommern, befonderd nah Regen, in der Abenddämmerung,
nicht viel über 1 Zoll lang, beffer hüpfend als die alte, ſchmu—
big grau mit braunrothen Warzen, unten ziemlich fleifchfarben,
binten mit ziegelrotben Warzen. Wird fie geängftigt, fo gibt fie
einen wafferhellen Harn von ſich. Mit einer Kreuzfpinne einge:
fperet, fcheint fie dieſelbe zu fürchten, und fprißt bey ihrer Ans
näherung gleichfal8 den Harn aus. Beym Schlingen drüden
fie die Augäpfel febr tief in den Mund, wodurch fie die ge—
ſchnappten Inſecten Leichter binunter dringen. Das thun übei-
gend auch die alten, Menke in der Jfid 1827. ©. 172,
Sin England heißt diefe Kröte Natter-Jack, und wird eben:
falls für eine befondere Gattung gehalten. Man findet fie auch
erft im Auguft in der Nähe von Siunpfen und in Gärten, Ein
gefperrt frißt fie die erflen 14 Tage nicht, bleibt aber munter
und fihnappt dann gierig nah Muden und andern Infecten, je
doch nur wenn fie lebendig find, fich bewegen und entfliehen wol—
len. Die Art wie fie diefelben erbafcht, ift fehr fonderbar. Sobald
eines in den Käfig geworfen wird, rennt fie ein Stüd gegen daffelbe,
macht Halt, legt fih dann auf den Bauch mit ausgeftredten
Hinterbeinen, und fieht ganz gierig darnach; fo bleibt fie, bis
fih das Inſect regt, und dann fchießt fie die Zunge darauf, und
zieht e8 fo fchnelk ein, daß dad Auge nicht folgen kann. Iſt
aber das Inſect fehr hurtig, fo folgt fie ihm eine Zeit lang im
Käfig umber, und bält bin und wieder an, um ed zu beguden.
Nicht immer Fann fie jedod die "gehörige Entfernung abmeffen,
und fommt daher oft 2—Zmal bey ihrem Schnappen zu Furz.
Dad VBerfhluden gebt ſehr fehnell, außer wenn der Biſſen zu
groß iſt; dann ſteckt die Hälfte ded Infectd oft 10 Minuten
lang im Schlund, während die andere Hälfte zum Maul heraus
bängt. Sie zieht Feine Muden und Immen vor, fängt mand)-
‚mal aud Keller und Bandaſſeln, Pleinere Käfer und. frißt bes
fonderd Käfer und eine Menge Pleiner rother Maden in faulen
Pilzen. Zufällig verfhludte Ameifen bricht fie wieder aus, wahr:
fheinlich wegen der Säure. Kleine Bienen und Schlupfweſpen
487
verfchludt fie, ungeachtet ded Stachels, ohne Schaden. Jenyns
in ver Iſis 1835. ©. 1016.
2) Die Robrfröte oder der Röhrling (B. calamites)
beißt fo, weil fie fih fpät im Frühjahr zur Laichzeit im
Röbricht der Weiber fehr ſtark mit ihrem befondern Geſchrey
bören läßt. Sie hat viele Aehnlichfeit mit der gemeinen Kröte,
ift aber Pleiner, gedrungener und bat auch Fürzere Füße, ohne
ale Schwimmhaut. Sie ift übrigens olivengrau mit vielen
braunrotben Warzen und Pleinen Nadermwülften; unten hellgrau,
an den Seiten bräunlih olivengrün, von einem bellen, zadigen
Strom durchzogen, faft wie bey der Knoblauchkröte. Auf dem
Rückgrath läuft ein fchmaler, ſchwefelgelber Strich; die Augen
find nicht roth, fondern grünlichgrau.
Wegen ded gelben Rüdenftrih8 bat fie in Thüringen den
Namen Kreuzfröte erhalten. Man foll fie dafelbft um Jo—
bannis fleißig auffuchen, in Del thun, und damit die Slieder bey
Sicht und Lähmung fohmieren. Sie beißt auch die ftinfende
Landkröte, ald Gegenftüd zur flinfenden Wafferfröte, mweıl
fie beunruhigt einen unerträglichen Geſtank von fig gibt, faft
mie Schießpulver. Die kurzen Hinterbeine erlauben ihr nicht zu
büpfen; fie läuft mit gehobenem Körper auf ihren vier Beinen,
faft wie eine Maus, ruht aber ale —5 Schuh weit aud. Uns
tertagd, fo wie den ganzen Winter, ift fie in Löchern an Hügeln,
vorzüglich aber in alten Mauern und Felfenriten verborgen, mandı>
mal 10—20 beyfammen. Diefer Aufenthalt ift zumeilen über
3 Schub hoch in einer fenfredhten Mauer, fo daß man fid) wundern
muß, mie fie hinauf Fommen. Ihre Zeben find aber an der
Spige fo hart wie Horn, und dienen zum Klettern; an der un»
tern Fläche der Vorderfüße liegen zween beinharte, fleifchrothe
Ballen, die zwey Knochen enthalten; der Bauch endlich wird von
den dafelbft befindlihen Warzen immer feucht erhalten, fo daß fie
anflebt. Man fieht fie daher, beſonders des Morgens, wann fie
von ihrer nächtlichen Jagd zurückkommt', ganz bedädhtlih an
der Mauer binauffriechen, faft wie ein Laubfrofch.
Die Männchen befommen zur Saichzeit am Daumen ‚einen
ſchwarzen, rauben aber Fleinern Flecken ald der Gradfrofh, mit
dem fie zu gleicher Zeit laichen, aber erft im Juny. Dann findet
488
man fie nah) Sonnenuntergang in ziemlicher Menge in feichten,
gradreihen Wäffern; die Männchen ſchreyen dabey ſehr ftark,
faft wie der Laubfroſch; auch zeigt ſich eine Aufbläbung an der
Kehle, aber Eleiner und meiter hinten; diefe Schallblafe öffnet
fi hinten in dem Maul, nahe beym Schlund,
Der Laich befteht aus 2 dünnen Schnüren, mworinn fich die
Keime ſchon nach 4 Tagen zeigen, am fünften fi) ſchon bewegen,
bald ausfchliefen, umberfhwimmen, fih and Grad hängen und
dafelbft ihre Nabrung fuhen. Am 5. Juny gelegte befommen
erft Ende Auguft die Hinterbeine; Ende September ift der Schwanz
faft ganz eingefehrumpft, und fie fuchen nun auf Trodene zu
fommen, indem fie am Grad in die Höhe friehen, und Tage
lang daran hängen bleiben, wie der Gradfrofh. Nach einem
halben Tag ift der Schwanz verfhwunden, Sie find oben ſchön
plivenfarben, mit gelbem Rüdenftreifen, unten graulichweiß.
Bey der Verfolgung fpript fie den Harn nicht aus, mie die
andern Kröten und Fröſche, wohl aber die Feuchtigkeit in den
Hautwarzen. Gie wird ganz mit einem weißen Schaum bededt,
welcher unerträglich ftinft, faft wie Schießpulver oder wie geries
bened Raufchgelb, oder auch wie eine Tabadpfeife. Faßt man
fie derb an, fo fprigen fie diefen Saft 4 Schuh weit von ſich,
und der Boden, morauf er fallt, flinft Monate lang. Sn den
Achfeln und Weichen liegt unter der Haut eine gelbe Drüfe,
welche den andern Kröten fehlt: wahrfcheinlich ift bier die Quelle
des Geſtanks. Vom Storch wird fie, fo wie die Feuerfröte und
die andere Wafferfröte, nicht verfchludt. In Sachfen nennt man
fie HaussUnfe, weil fie fich oft in die -Häufer begibt, und ſich
darinn vergräbt. Röſel 107. T. 24.
3) Die Höhlenfröte (B. obstetricans)
wird nicht über 1'/, Zol groß, ift grau und voll Warzen,
fchwarze Düpfel auf dem Rüden, weiße an den Seiten. Dad
Paukenfell ſichtbar, und das Sehloch dreyeckig, die Schwimm⸗
haut ſehr klein.
Dieſe ſonderbare Kröte findet ſich nur in den füdlichen Ge—
genden von Deutſchland und Frankreich, lebt faſt immer in trode:
nen Erdlöchern, meift in Hohlmegen und Hügeln, und ſcheint
fogar im Trodenen zu Yaichen. Dr. Demours bat diefe Son:
489
derbarfeit zuerft beobachtet, und in den Mem. ac. 1741. p. 29.
befchrieben.. Er traf im botanifhen Garten zu Parid zwey in
der Paarung an. Als die durch einen Faden verbundenen Eyer
bervorfamen, fo ergriff dad Männchen das erfie Ey mit den
zwey mittleren Zehen ded rechten Hinterfußed, firedte ihn aus
und z0g die Eyerſchnur heraus; dann griff ed mit dem linken
Fuß meiter oben, und fo abwechfelnd, bis die ganze Schnur bers
aud war.
Später beobadhtete Al. Brongniart daffelbe. Die Ener,
ungefähr 60 an der Zahl, find fo groß mie ein Hanfkorn,
von einer zäbern Haut umgeben, als bey den andern, und durch
mehrere dünne aber ſtarke Fäden zu einer Schnur mit einander
verbunden, melde das Männchen, nicht dad Weibchen, um die
Hinterfchenkel widelt, und diefelben oben auf dem Hinterleibe
überall umberträgt, und zur Zeit, mann die Jungen ausfchliefen
wollen, ind Waffer thut. Sobald die Iegtern Füße haben, gehen
fie. aufs Land. Bull. phil. Nro, 36. pag. 91. tab. 6. fig. 4.
Daudin, Rainettes p. 87. tab. 32. fig. 1.
Dr. Agaffiz fand im April diefed Thier 1 Schub tief in
feuchten Mergel, ald er die Wurzeln von Huflattidy ausriß, und
fpäter andere 2 Schub tief, ohne daß ein Gang dahin zu bemer⸗
fen gewefen wäre. Die Eyer biengen aber an den Weibchen,
Nah 3 Wochen Frochen die Zungen aus, und ſchwammen hurtig
umber, ald er Waffer darauf goß; die andern giengen bald zu
Grunde. Wagler, Icones tab. 22. fig. 3—4.
4) Die Riefenfröte (B. gigas, agua, marinus)
wird mehr ald noch einmal fo groß ald die gemeine, ja man
fpricht fogar von welchen, die mit den Hinterbeinen einen Schuh
lang und verhältnigmäßig di wären; Färbung fahlgrau, der
Rüden und die Seiten mit verfloffenen, dunfelgrauen Fleden;
im Naden Wülfte, und die übrigen Warzen fehr groß. Schwimm⸗
Daut Plein.
Diefe ungeheure Kröte findet ſich in ganz Brafilien, befon=
derd in den Wüften, mo fie ded Abends oder nach einem Regen
in folder Menge aus ihren Schlupfwinkeln bervorfommen, daß
die Erde von ihnen faft bedeckt erfcheint. Obſchon fie fehr plump
find, fo können fie doch ziemlich hüpfen. Gereizt geben fie eine
490
wäfferige Feuchtigkeit von fi, melde die Einwohner fehr fuͤrch—
ten. Sie foll eine tiefe und ftarfe Stimme haben, und den Laich
in Sümpfe und Lachen legen. Sonft weiß man nichtd von die=
fen ungebeuern Thier. Prinz Mar v. Wied, Benträge I.
551. Abbildungen, Männchen und Weibchen. Daudin Rainet-
tes tab. 38. Sebal. Taf. 73. Fig. 1. Walbaum, Berl.
Schr. V. 230. \
8.6. Sn Buinea hört man in der Nähe der Sümpfe häufig
eine Kröte melodifch fingen. Es ift die fogenannte Buckelkröte
(Systoma, Breviceps gibbosus), |
nur 2 Zoll lang aber ſehr gemölbt und glatt, mit einem fehr
Heinen Kopf und Maul, einer ſchwachen Schwimmbaut, ohne
fihtbares Paufenfel, und, mie. es ſcheint, auch ohne Naden:
drüfen, fo daß man fie für einen Frofch halten follte, wenn
ihr die Zähne nicht mangelten. Sie ift gelblichweiß, oben bräuns
lich mit einem gelben NRücdenftreifen, an den Seiten braun mit
röthlichen Dupfen, die Hinterfüße fehr kurz. Seball. T. 37.
F. 3. Daudin, Grenouilles 80. tab. 29. fig. 2.
4. Sippfchaft. Die flahen Kröten
find fehr niedergedrüdt und breit, ohne Nadenmwülfte und
fihtbare Ohren, und haben allerley Abweihungen an den Zehen,
Sie erinnern in der Geftalt und ihrem Knochenfuften an
die Schildfröten.
9. © Die Sattelfröte (Brachycephalus ephippium)
ift Elein, bat vorn und hinten nur 3 Zehen, und der Rüden
ift vorn mit einem knöchernen Panzer bededt, welcher binten
gerad abgeftust, vorn an dad Hinterhaupt articultert iſt; er bes
fteht aus Knochenblättern, welche vergrößerte Stachelfortſätze der
6 vordern Wirbel find, und zum Theil mit den Querfortfägen
verwachfen, wodurch eine große Aehnlichkeit mit den Schildfröten
entfteht. Die Haut darüber ift fhmwarz, und bildet eine, Art
Sattel auf dem übrigend hochgelben Leibe. Sie findet fich in
Brafilien. Spix Amphibia p. 24. tab. 20. fig.2, Cocteau,
Annales des sciences nat. 1835. II. 318. (Iſis 1836.)
10. G. Die Nagelfröten (Xenopus, Dactylethra)
unterfepeiden ſich von allen andern dadurd, daß die 3 innern
—
494
Sehen der Hinterfüße mit einem bornigen Nagel, wie mit einem
Fingerbut, bededt find. | |
1) Die glatte (X. laevis, Pipa bufonia)
finder fi am Vorgebirg der guten Hoffnung, ift fo groß, daß
man fie für eine männliche Pipa gehalten bat, 3 Zoll lang, mit
breitem, plattem Kopf. Gelblichweiß, ohne unterfchiedened Pau⸗
fenfell; fie haben Schwimmbhäute, aber Feine Zähne und Feine
Nadendrüfen. Ob man die hornigen Kappen auf den Zehen wirk⸗
lich für Nägel, oder für Hautverhärtung anfehen fol, weiß man
noch nicht; auch ift ihre Lebensart völlig unbefannt. Daudin,
Rainettes tab. 30. fig. 1. Wagler, Sfi8 1827. 726.
11. ©. Die Wabenfröte (Pipa, Asterodactylus, Rana
dorsigera)
bat einen faft fünfedigen Leib mit fpiger Schnauze, vorn 4,
hinten 5 Zeben; jene in 4 Spiten getheilt, diefe mit einer ganzen
Schwimmbaut; die Fleinen Augen am Rande des Oberfieferd; es
fehlt ibr fonderbarer Weife die Zunge, dagegen bat fie einen
weiten, Pnöchernen Keblfopf.
Sie findet fihb in Surinam, Cavenne und PBrafilien in
Sümpfen, wird fp lang und breit als eine Hand, ift braun, voll
Eleiner Körner, nebft 3 Reihen größere: auf dem Rüden,
Diele Krdte, welche fih in allen Sammlungen befindet,
bat megen ihrer fonderbaren Fortpflanzungdart die Aufinerffams
keit der Naturforfcher feit mehr ald Hundert Jahren auf fich ges
zogen. Das Fräulein Merian bat fie zuerft in feinem Werk
über Surinam 1719. 3. 59. abgebildet, aber weiter nichtd davon
gefagt, ald daß dad Weibchen die Jungen auf dem Rüden
trage, welche fich dafelbft entwidelten, fi au8 der Haut los⸗
machten und davon kröchen. Diefe Kröten würden von den
Schwarzen gegeffen, und für eine fehr gute Speife gehalten.
Nachber bat fie Fermin umftändlicher befchrieben in einem bes
fondern Büchlein: Developpement du mystere de la genera-
tion du fameux crapaud de Surinam, nomme Pipa. 1765.
Man bat anfangs wirklich geglaubt, daß die Jungen dem
Weibchen aus dem Rüden wüchfen; jebt weiß man aber, daß es
im Waſſer laicht wie andere Kröten; dad Männchen flreicht
Dfend allg. Naturg. VI 52
492
ihm den Laich ‚auf. den Rüden; die Haut: erhebt fih um die
Eyer, wodurch Zellen wie Waben entfteben, worinn fich die Jun⸗
gen entwiceln und erſt herausgeben, nachdem fie den Schwanz
verloren haben, Es gibt Weibchen, die 8 Zoll lang und 4 breit
find; die Männchen Heiner. In Surinam beißt fie Pipa, in
Guyana Tedo. Seba J. T. 77. Schneider, hist. amph.
I. 122, tab. 1, 2, dad Sfelet. Daudin, Grenouilles 85.
tab. 31—82.
3. Zunft. Shildfirdtem
Leib gefchuppt, Maul zahnlos.
Dieſe wenigen Kennzeichen reichen vollkommen hin, die Schild⸗
kröten von allen andern Thieren zu unterſcheiden; ſie haben aber
eine beſondere Abweichung in ihrer Geſtalt, wodurch ſie mehr in
die Augen fallen, nehmlich die ſogenannte Schale, welche ſtreng
genommen kein beſonderes Organ iſt, ſondern nur eine unge⸗
wöhnlihe Seiten⸗-Ausdehnung der Rippen und des Bruſtbeins
und eine Vergrößerung der Schuppen, weldhe oben und unten
auf denfelben, mie die Tafeln eines Schachbretts, an einander
fliegen. Da der Hals, der Kopf und der Schwanz die gemöhns
liche Größe nebft den Eleinen Schuppen behalten, fo fiebt es aus,
ald wenn fie in einem befondern Rüdene und Bruſtſchild fledten,
während diefe Theile nichts anderes ald die erweiterte Bruft ſelbſt
find, in welche fi) wirklich der ganze übrige Leib ſammt den
Füßen zurückziehen kann. Der Nüdenfhild befteht aud 8 Paar
fehr breiten Rippen, der Bauchfchild aus 9 ebenfalls fehr breiten
Bruftbeinftücten, welche paarmweife neben einander liegen. Beide
Stüde find an den Seiten bald veft und der ganzen Laͤnge nach
mit einander verbunden, wie bey den Landfchildfröten, oder nur
in der Mitte, wie bey den Suͤßwaſſerſchildkröten; bald bloß durch
Knorpel und Haut, wie bey den Meerfchildfröten: beide meiftend
mit Horntafeln, felten bloß mit Haut bededt. Auf dem Rüdens
fhild liegen die Tafeln in 5 Reiben, in der Mitte gewöhnlich 5,
an den Seiten 45 an jedem Rande gewöhnlich noch ein Dutzend
Bleinere.
Auch ihr Kopf ift mit tafelförmigen Schuppen bedeckt, und
493
die Kiefer mit einer harten Hornfubftang, welche die Stelle der
Zähne vertritt, mie bey den Vögeln. Die Zunge ift fleifchig,
Purz, nicht ausgefchnitten. Die Naslächer flehen vorn an der
Schnauze, find Mein und rund; die Augen zur Geite, auch vers
bältnigmäßig Hein, und werden vorzüglich durch das untere Lied
gefchloffen. Die Ohren meift unter Schuppen verborgen.
Die Zahl der Füße ift immer 4, und die der Zehen 5.
Diefe find bey den einen in einen Stummel verwachfen, fo daß
nur die Spiben nebft den Klauen frey hervorragen; bey andern
find fie getrennt, aber durch eine Schwimmhaut zu Floffen vers
bunden; bey noch andern find fie zu einem breiten Ruder ver>
mwachfen. Es fehlt häufig eine und die andere Klaue.
Ihre Lungen find fehr groß, und fie fchluden die Luft, weil
fih die Bruftpöhle nicht bewegen, kann. Der Magen ift eben»
fal8 groß. Die Därme mäßig, ohne Blinddarm. Auch die
Harnblafe ift ungewöhnlich groß, und endigt in zmeen lange
Sipfel.
Die Paarung gefchieht wie bey den Säugthieren, dauert oft
Wochen lang; fie legen viele große Eyer mit Falfhaltiger Schale
in den Sand, fiharren fie zu, Fümmern fih aber nicht weiter
darum. Die‘ Männchen erfennt man an dem mehr ausgehöhlten
Bruftihild.
Ihr Aufenthalt iſt theifs auf dem Trodenen, theild in Suͤm⸗
pfen, tbeild in Flügen, theild im Meer, und zwar größtentheils
in wärmern 2ändern; nur wenige kommen noch im. füdlichen
Europa vor, auch noch im üftlichen Deutfchland und in Polen,
aber Feine mehr jenfeit3 der Oſt⸗ und Nordfee. Die meiften und
größten find in der beißen Zone. >.
Shre Größe ift außerordentlich verfchieden. Es gibt, die
nicht größer ald eine Kauft werden und kaum 4 Pfund wägen;
andere aber werden I—2 Klafter lang und fo ſchwer mie ein
Ochſe.
Auch ihre Nahrung iſt ſehr manchfaltig. Die Landſchild⸗
kroͤten freſſen weiche Kräuter und Früchte; die Suͤßwaſſerſchildkroͤten
Würmer, Schneden, Inſecten und Fiſche; die Meerfchildfröten
meiftend Zange,
52 ?
494
Sie follen fehr fpät reif werden und ein hohes Alter erreis
chen. So wie ihre Bewegungen fehr träg und langſam find, fo
iſt ihr Leben ſehr zäh, und fie fünnen außerordentliche Berlegungen
. ertragen, ja Monate lang ohne Hirn und felbft Kopf noch Lebens⸗
zeichen von ſich geben.
Die Schildkröten find unter allen Amphibien die nüplichften
und die einzigen, welche in allen Ländern gegeffen werden. In
beißen Gegenden ziehen ganze Völkerſchaften an die Küfte, um
fie. zur Zegzeit zu fangen, ‚und ihre Eyer zu Hundert Taufenden
zu. fammeln. Von den auöfriehenden Jungen werden viele Taus
fend von den Meerpögeln gefreffen,: fo daß von 100 faum 10
davon kommen. Dad audführlihfie Werf über den Bau und
die Lebensart der Schildkröten ift die Naturgeſchichte derſelben
von Schneider. 1783. 8.
Cintheilung.
Man bat bisher diefe Thiere in Lande, Süßmaffer: und
Meerfhildkröten eingetheilt; die mittleren Yaffen ſich aber
füglih in Sumpf und Flußfhildfröten fondern, wofür
nicht nur die Lebensart, fondern auch der Bau fpricht,
1. Die Landſchildkröten zeichnen fi ‚dur einen
flarf gemwölbten Rüden und an den Seiten veft mit einander
verwachfene Schilder aud, durch Furze Klumpfüße und verwach⸗
fene Zeben.
Die Sußmwafferfhildfröten durch einen weniger ges
wölbten Rüden, nur an einer Furzen Stelle verwachfene Schils
der, und durch längere Füße mit getrennten Floſſenzehen.
2. Die Sumpffhildfröten haben einen harten Schild
und Klauen meift an allen Zehen.
- 3. Die Flußſchildkröten haben einen mit weicher Haut
bedeckten Schild und mehrere nagellofe Zehen.
4. Die Meerfhildfröten haben einen fehr flachen *—
und lange Ruderfüße mit höchſtens zwo Klauen.
1. Sippfähaft. Die Landſchildkröten
find ftarf gewölbt, haben harte, veft an den Seiten mit eins
ander vermwachfenen Schilder, Klumpfüße mit 'verwachfenen Zehen
und vollzähligen Klauen.
495
Sie Ieben im Trodenen, und geben megen ihrer kurzen und
plumpen Beine fehr langſam und tappifch umber, leben von wei—
hen Kräutern und Früchten, legen wenig Eyer, und graben ſich
des Winters tief in die Erde. Gie finden fi ch in allen Welt
tbeilen, mit Ausnahme von Auftralien.
Der Rückenſchild bat nie mehr und weniger ald 13 Gh
tafeln in 3 Reihen, wovon die mittlere 5 Tafeln bat, die feit>
lihen 4. Auf dem Bruftfchild liegen 12 Tafeln, alle wie ein
Schachbrett an einander gefloßen. Jeder Rand bat in der Regel
12 Fleinere Tafeln. Der Kopf ift Elein, Furz und getäfelt, Kiefer
ganz bornig, dad Paufenfel fihtbar. Die einzelnen Leibeötbeile
laffen fi ganz in der Schale verbergen, und der Hals biegt fich
von oben nad unten, nicht nach den Seiten. Die Zahl der Näs
gel ift faft allgemein fünf, vorn und hinten; oft fehlt jedoch der
Daumennagel. Die Eyer find rundlid, haben eine barte, uns
biegfame Kalkfchale, und werden in Erdlücher gelegt.
Sn Europa gibt es nur 2 Gattungen, welche man in der
Gefangenfchaft leicht ınit Feld» und Gartenfalat, auch mit Kobl
füttern kann. Sie fchlafen in mäßig Falten Zimmern ein halbes
Jahr lang, vom Dctober bi8 in den April.
1.© Die gewöhnlichen Landfchildfröten (Te-
studo)
haben einen Bruſtſchild ohne alle beweglichen Theile, vorn 5,
binten nur 4 Klauen.
4) Die gemeine (T. graeca, terrestris)
ift oval, fehr gemölbt, Spanne Yang und A Pfund ſchwer;
fhmwarz mit gelben Tafelrändern; die Tafeln find in der Mitte
erbaben und fürnig, am Rande geftreift.
Iſt die gemeinfte Schildfröte in Europa, vorzüglich in Grie—
chenland, Stalien und auf den Inſeln des Mittelmeerd, meiftens
in Wäldern, wo fie von Kräutern und Früchten lebt, aber auch
Schneden, Würmer und Inſecten frißtz; daher man fie in Gärten
hält, um das Ungeziefer zu vermindern. Sie lieben fehr die
Wärme, fonnen fi gern und vergraben fi daher bald tief
in die Erde. Da ihre Schale fehr gewölbt ift, fo Fünnen fie
fih nur mit Schwierigkeit ummenden. Gie legen um die
Mitte ded Sommerd in eine Grube nur ein Dugend weiße Eyer
496
von der Größe einer Hafelnuß, und fcharren fie zu. Die Jungen
fchliefen Ende Septemberd aus,
Sie laſſen fi leicht zahmen, und Jahre lang mit Salat,
Kleye und Mehl Iebendig erhalten. Sie follen erft im achten Jahr
audgewachfen ſeyn und 60 Jahr alt werden.
Sie werden überall in Menge auf die Märkte gebracht und
gegeſſen; die Suppe davon wird befonders gefchäpt.
In Kleinafien, befonders in Aleppo, richtet man Hunde ab,
welche fie auffpüren, davor ſtehen bleiben und bellen, bis man
berbey kommt.
Wegen der Häufigkeit: diefer Schildfrdte wurden ſchon feit
Jahrhunderten Beobachtungen über fie angeftelt, und fie ift es
ohne Zweifel, von welcher fhon Ariftoteled und Plinius
reden. Sie kann beynahe ein Fahr lang faften. Der abgefchnits
tene Kopf beißt noch eine halbe Stunde lang, und der Xeib bes
wegt ſich noc) gegen 44 Tage, indem dad Herz ſchlägt und das
Blut fließt. Nimmt man ihe dad Hirn, welches freylich nicht
größer als eine Bohne ift, heraus, fo läuft fie noch 6 Monate
umber. Knorr, Deliciae I. p. 103. t. 52. f. 1. Schöpf,
Schildkröten 43. T. 8. Meyers Thiere LT. 28
2) Die breitrandige (T. marginata)
fieht ziemlich fo aus, wird aber gegen 1 Schub lang, und
das hintere Stück des Bruftbeind ift ein wenig beweglich ; die
Mitte der Tafeln ift gelb,
Sie findet fih im nördlichen Africa, vorzüglich in Aegypten,
jedoh auch in Griechenland, und wurde init der vorigen für
einerley gebalten, daber auch alles von ihr gilt, was von jener
gefagt if. Ruysch, Theatrum Il, t. 261. f. 6. Scheuch-
zer, Physica sacra I. t. 261. Schöpf ©. 52. T. 11.
3) Die geometrifhe (T. geometrica)
ift die Fleinfte von allen Schildfröten, faft Fugelrund und nur
fauftgroß, ſchwarz, die fehr gemolbten Tafeln regelmäßig gelb ge>
ftreift; der Bruftfehild ganz unbemweglich, wie bey der gemeinen,
Sie ift fehr ſchön gezeichnet; auf den ſchwarzen Tafeln ein ſechs⸗
ediger gelber Mittelfleden mit flernfürmigen Strahlen,
Sie findet fih in allen Sammlungen, felbft häufig in alten
Apoiheien, und kommt vom VBorgebirg der guten Hoffnung.
497
Ganz ähnliche Fommen aus Oftindien und Sübdamerica. Bon
ihrer Lebensart weiß man nichtd, ald daß fie ein Dutzend Eyer
legen. Pifo, Indien 105. Fig. 1. Seba I. Taf. 80. Fig. 8.
Knorr, Del. I. t. 52. £. 3. Gottwald, T. K. 5. 15—16.
Schöpf S. 119. T. 10.
4) Aus Südamerica und den Antillen fommt die getäfelte
(T. tabulata, tessellata, denticulata),
melche über einen Schub lang mird, mit länglid ovalem,
bräunlihem Schild; der Leib ſchwärzlich mit gelben Sleden.
Sie heißt dafelbft Schabuti, wurde mit der vorigen verwech⸗
felt, und für einen Einwohner von Africa gehalten. Sie findet
fih in den dichteften Wäldern, fehreitet langſam auf ihren dicken
Stelzenfüßen einher und zieht ihre Glieder ein, fobald ſich etwas
Fremdartiged zeigt, frißt vorzüglich abgefallene, reife Baums
früchte, wobey ihr die fägenartigen Kieferränder fehr dienlich find.
In der beißen Jahrszeit fcharst fie einen Haufen trodener Blät⸗
ter zufammen, und legt ein Dupend Eyer hinein, Sie hat viele
Feinde, und die Unze fol, nad Verfiherung der Indianer, dies
felbe auf die Spipe ftelen und mit den langen Klauen dad
Sleifh nah und nah aus dem Panzer ziehen; deßhalb findet
man auch wirklich eine Menge audgeleerte Gehäufe zerflreut in
den Wäldern, welche die Botocuden in ihre Reifefäde fteden, um
darinn ihre Farben zu reiben. Sie find. zu gewiffen Zeiten fehr
fett, und werden daher von den Portugiefen, Negern und Yndias
nern gegeffen, auch defhalb in Pferhen von Pfahlwerken gehalten,
um fie bey Gelegenheit benugen zu fünnen. Dan füttert fie mit
Blättern und manderley Früchten, befonder8 Bananen. Obſchon
man fle ohne ale Mühe auflefen kann, fo werden fie doch auch
in den, für anderes Wild aufgeftellten, Schlagfallen gefangen. Da
fie dabey nicht zerfchmettert, fondern bloß veftgebalten werben,
fo ſollen diefe armen Thiere, nach der Verficherung der Indianer,
bisweilen Jahre lang unbemerkt in diefem Zuftande lebendig
bleiben. Prinz Marv. Wied J. 52. Fig. Sebal. T. 80.
5.2. Schöpf ©. 56. %12. 5.2. Spir T. 14, 15. Wag
ler T. 6. 3. 10.
5) Am Borgebirg der guten Hoffnung, auf Madagascar,
gibt es eine fauftgroße, welche überall nur 4 Klauen hatz die
498,
"Schale ift längli und von einer Rinne umgeben; die Tafeln
braun, mit blaßgrünem Rand; der Brufifhild blaßgelb, der
Scheitel dunfelroth, Kiefer und Füße grünlich, Hals dunkelgrün.
Sie heißt die rothe (T. areolata). Schöpf 104. T. 24.
6) Die größte von allen Landfchildfröten ift die indifche
(T. indica, elephantina), |
oval und fehr gewölbt, vorn ſchmäler und aufgemworfenz
3—4 Schub lang, 1°; hoch, braun.
Kommt nicht felten aus Dftindien, rohe von den dor»
tigen Snfeln, und felbft von der Injel Morig und Bourbon. Es
gibt, wie es fcheint, mehrere Abarten, welche auch auf den Inſeln
der Südfee vorfommen. Ein fehr großed Cremplar kam vor
wenigen Sabren lebendig nah Hamburg, und befindet ſich gegen»
wärtig in der großen Sammlung von Röding. Bon ihrer Lebends
art weiß man nichtd; die Anatomie aber von Perrault findet
ſich in den Abhandlungen der Parifer Academie IH. 172. T. 59,
60. Schöpf 101. T. 22,
2.©. Die Büchſenſchildkröten (Pyxis)
find ſtark gewölbt; das vordere Stud des Bruftfchilds ift
beweglich und kann die Schale fhließen, fo daß Kopf und Bor»
derfüße ganz verborgen find,
4) Die gemeine (P. arachnoides)
ift nur 6 Zoll lang, der Rüdenfhild vorn ausgefchnitten, die
Tafeln gelblih, mit 8—10 dreyedigen, ſchwarzen Fleden, und
findet fi) in Indien. Bell in Linn. Trans. XV. 395. t. 16.
Dumeril et Bibron II. 156. t. 14. £. 1.
3. G. Die Klappenfhildfröten (Cinyxis)
find läänglich, haben hinten nur 4 Klauen, einen unbeweg—⸗
lihen Bruftfhild, dagegen, fonderbarer Weife, hinten am Rüden»
fhild ein bemegliched Stud, womit fie Schwanz und Hinterfüße
verbergen. können. Diefen Dedel bilden die Wirbel und Rippen.
4) Die gemeine (C. erosa)
ift fpannelang, oval, caftanienbraun und vorn gezähnelt.
Kommt aud Weftindin. Shaw, Zool. IH. S. 59. Taf, 13,
Bell,in Linn. Trans, XV. 298, |
499
2. Sippfhaft. Die Sumpfſchildkröten
baben noch eine ziemlich gewölbte Schale, deren Schilder
aber nur in der Mitte der Seiten veft verwachlen find; die Zehen
getrennt, mit Schwimmbäuten, vorn fünf, hinten vier frumme
Klauen.
Sie leben vorzüglih in ſtehendem Warfer, Fönnen ſchwim⸗
men und auch ziemlich gut auf dem Lande fortfommen. Sie
freffen Würmer, Schneden, Molche und Fröfche, auch Kräuter.
Sie find fehr zahlreich in allen Welttbeilen, größentheild in der
beißen Zone, geben aber mehr nördlich als andere, und legen
viele rundliche Eyer mit einer Kalffehale in Gruben am Ufer.
4. ©. Die Dofenfhildfröten (Cistudo)
find gemölbt, und haben vorn oder hinten ein bewegliched
Stüd des Bruftfchildes, welches wie ein Dedel fließt.
a. Der Dedel vorn (Cistudo).
4) Die gemeine (C. clausa, carolina, carinata)
wird nicht viel über fauftgroß, und kann die Schale vorn
dicht fchließen ; braun mit gelben Sleden und Streifen; Schwimms
baut febr Hein.
Findet fih in ganz Nordamerica in fumpfigen BL
balt fi aber meift im Trodenen, felbft auf Hügeln auf, frißt
Pferdemift, Käfer, Mäufe und Schlangen, welche fie zwifchen den
Klappen der Schale zerquetfht. Ihr Fleiſch wird nicht befonders
geachtet, deſto mehr aber die Eyer. Sie werden in Kellern ges
balten, damit fie die Schneden und Mäufe vertilgen. Man bat
Benfpiele, daß fie 46 Jahr alt wurden. Man behauptet, dag
ihre Schale ein Gewicht von A—5 Centnern trage, ja daß fie
damit fortlaufen, was bey einem fo Kleinen Thier nicht glaublich
it. Seeligmann T. 100. Schöpf ©. 36. %. 7. Blod,
Berl. Schr. VII. 131. T. 1. ®
b. Vordere und bintere Hälfte ded Bruſtſchildes deckelartig
(Cinosternon).
2) Die pennfylvanifche (C. pennsylvanicum)
wird über fauftgroß, ift oral, glatt und gewölbt, der Rüden:
ſchild rörhlichbraun, der Bruftfchild hinten ausgefchnitten.
Findet fih haufig in Sümpfen von Nordbamerica, und riecht
500 *
ftarf nach Bifam. Seeligmann VII. T. 77. Schöpf S. 125.
T. 24. Daudin I. 182. T. 74.
5. G. Die gemöhnlihen Sumpfſchildkröten (Emys)
haben feinen dedelartigen Bruftfchild.
Alerander v. Humboldt erzählt dad Eyerlegen von eines
/. Eentner ſchweren Sumpffchildfröte, welche Arrau beißt am
Drenoco, an defjen Ufer und Infeln die Schildfröten Legion find.
Eine folhe Infel ift wegen des Schildfrötenfangs befonderd be»
sühmt, und heißt deßhalb Boca de la Tortuga. Mehrere Huns
dert Indianer halten fich dafelbft jährlih im April auf, um die
Eyer zu ſammeln, deren Del fogleih an ebenfall8 angefommene
Kaufleute verhandelt wird. Die Schildfröten fommen vom Jäns
ner bi8 März zu Taufenden an, und fteden den Kopf immer
aus dem Waffer, um fich umzufeden. Damit fie nicht verfcheucht
werden, müffen die Schiffe in der Mitte ded Stromes fahren.
Die Thiere kommen fodann ded Nachts an dad fandige Ufer,
graben mit den langen Nägeln der Hinterbeine eine 3 Schub
weite und 2 tiefe Grube fo dicht bepfammen, daß dad ganze
Ufer weit und breit durchwühlt wird. Der Drang zum Eperlegen
ift fo heftig, daß '/s der Eyer zertreten, und der Sand durch die vielen
Dotter ganz veft wird. Die Eyer werden zugefcharrt, und dabey
haben fie mandınal die ganze Nacht zu thun, fo daß man fie
häufig ded Morgens leicht fangen kann. Um die Stellen, wo
Eher liegen, zu entdeden, fiedt man Stangen in die Erde; fos
bald fie ohne Widerftand eindringen, ift man von der Gegenwart
einer Grube überzeugt. Die Indianer wohnen in ordentlichen
Lagern unter Hütten von Palmblättern. Der Strand wird ors
dentlich in Felder eingetbeilt, welche jeder Volksſtamm ausdzus
beuten bat. Ein Ader von 100 Schub Länge und 30 Breite liefert
ungefähr fo viel Eyer, daß man 100 Krüge Del oder für 1000 $r.
daraus gewinnen Fann. Die Erde wird von den Indianern mit
den Händen aufgefcharrtz die Eyer werden in Körben ind Lager
getragen, in Waffertröge geworfen und zerbrocdhen. So der
Sonne audgefept ſchwimmt der Dotter, oder dad Del, oben auf,
wird abgefhöpft, und, damit ed fich länger hält, gekocht. Es
wird mie Dlivendl gefhägt, und als Speifes wie ald Brennöl
gebraucht. Im Ganzen gewinnt man jährlid 5000 Krüge Del,
501
und dazu fhäst man 33 Millionen Ever, mwozu Über 300,000
Schildfröten gehörten, wenn jede 100 Eyer legte. Es merden
- aber eine Menge Eyer zerbrochen, frifch gegeffen und viele Schild>-
fröten von dem Jaguar zerriffen, fo daß ihre Zahl faft ind Uns
endliche geben muß, Ungeachtet diefed Eyerfammelns fiebt man
doch dad Ufer des Drenoco von Schildfröten wimmeln, welche
übrigens außer dem Jaguar von Crocodillen, Reibern und Geyern
aufs Fürchterlichfte verfolgt werden. Nach 3 Wochen Fehren die
Indianer heim, und nehmen noch eine Menge Eyer zum Effen
mit. Die Delbändler follen 70—80 Procent gewinnen, Die Eyer
find größer ald TaubensEyer, rundlich, mit einer Kalffchale übers
zogen, und fo veſt, daß die Kinder damit Ball ſpielen. Die
Scale ift oral und ziemlich gemölbt, dunkelgrau, unten gelb, fo
mie die Füße; der Kopf flah mit 2 Anhängfeln unter dem Kinn.
Humboldt voyage. Chap. 19.
1) Die gemeine (Emys europaea, — flava, orbi-
cularis)
bat eine ziemlich flahe Schale, etwa Schub lang, ſchwarz,
vol Fleiner, gelber Dupfen, ftrahlig geflelt; das vordere Stüd
des Bruftfchildes ift etmad beweglich.
Diefe Schildfröte findet fih im größten Theil von Europa,
befonderd an der Küſte des Mittelmeerd, im öſtlichen Deutfch:
land bis Schlefien und die Mark Brandenburg, in Ungarn, Pos
len und im füdlihen Rußland in fiehenden Waffern, worinn fie
gut ſchwimmt, Würmer, Inſecten und Beine Fifche frißt, auch
auf Land geht, und fih in Behältern mit Kleyen und Mehl
füttern läßt. In Dänemark, Schweden, Lievland und England
findet fie fih nicht mehr. Sie fommt fhon bey Ariftoteles
unter dem Namen Emys vor, bey Pliniud unter dem Namen
Waffermaus (Mus aquatilis). Legt ihre Eyer ebenfalls in Föcyer
am Ufer, und bededt diefelben mit Erde. Die Jungen mwachfen
fehr langfam, und man behauptet, daß fie über 80 Jahr alt würs
den. Man hält fie in Gärten, um das Ungeziefer wegzufangen.
Man muß ihnen einen Heinen Teich machen, und ein Brett ans
Ufer legen, damit fie beraus können. In Fifchteiche aber darf
man fie nicht laſſen, weil fie felbft große Fiſche anfallen, ihnen
den Bauch aufreißen, wodurd fie fi verbluten, und fodann auf:
502
gefreffen werden. Sie fommen auf den Markt und werden ges
geffen. |
Marcgraf (Berl, Academie 1770. ©. 1.) batte ein Paar
Schildfröten in feinem Garten; fie paarten fih im Frühjahr,
und die Ener wurden nach einiger Zeit in feuchte Erde gelegt:
Die Zungen fhloffen im Juny aus, und die Schale war gleich
bart, weiß und durdyfichtig, nad) einigen Tagen roth und endlich
ſchwarz. Eine wurde mit zerfchnittenen Regenwürmern gefüttert.
Nach 3 Fahren war fie nicht viel größer ald ein Zoll, und mog
nur 1 Loth und 20 Gran. Während des Winterd fraß fie wenig,
und blieb meiftend auf dem Boden ded Wafferfübeld mit einge:
zogenem Kopf und unbeweglich; an heitern Tagen gieng fie ums
ber. Beym Eintritt ded Frühlings fieng fie wieder en zu freffen,
Fonnte fehon ganze Regenwürmer verfchlingen und Eleine Fifche
tödten, indem fie ihnen den Bauch aufbiß, diefelben unters Wafs
fer z0g und bis auf die Gräthen abnagte Im Junhy fraß fie
fehr gierig, beſonders bey beiterem Wetter, und wog im Auguft
faft 8 Drachmen. Sie war nun fo zahın geworden, daß fie auf
einen Ruf fam und die Fifche aus der Hand wegnahm, Im
September fieng fie an weniger zu freffen, im November faft gar
nicht8 mehr, und im December wog fie nicht mehr viel über
7 Dramen; im vierten Jahr eine Unze, im fünften 1'/; Ungen,
worauf fie farb. Die Alten fütterte er anfangd mit Brod und
Fleifh. Bald aber merkte er, daß fie die Fifche aller übrigen
Koft vorzogen. Sie thaten einige Biſſe in den Unterleib, bis der
geſchwaͤchte Fiſch auf den Rüden fiel und liegen blieb; dann zogen
fie ihn in dad Waffer und fraßen ibn bis auf die Gräthen ab.
Dft Fam die Schwimmblafe hervor, und daB ſey ein ſicheres Zeis
hen, daß die Schildfröten fich in einem See oder Teich aufhalten;
auch ſollen fie fih durch ein eigenes Pfeifen verrathen. Da in
Derfien und faft im ganzen Orient die Schildfröten nicht ges
geffen,, fondern verabfcheut werden, fo vermehren fie fi außers
ordentlih, und werden fehr alt und groß, über eine Elle lang,
und fo flarf, daß fie 3 Menfchen forttragen Fönnen. Indeſſen
weiß man nicht gewiß, ob ed diefelbe Gattung ift.
Bon diefer Schildfräte hat Bojanus eine fo genaue und
umftändliche Anatomie geliefert, wie man fie faum von dem
”
503
Menfchen beffer bat. Anatome testudinis 1819. Fol. tab.
Gedner ©. 113. 8.5. Marfili IV. T. 35, 34. Mevers
Thiere 1. T. 29.8. 1,2. Knorr I. T. 52.945. Gott
wald T. K. 3.12. Schöpf S. 4. T. 1,26. Wagler, Sy
ſtem %. 5. F. 8—28, Schneider 179. Bechſteins Lac. I.
443. 3.3, 4 '
Die folgenden haben einen ganz unbeweglichen. Bruftfchild,
2) Darunter findet fih eine in den Bächen von Dalmatien,
welche man früher nur aus der Gegend ded cafpifchen Meeres
Fannte, und daher die cafpifche (E. caspica) nannte,
Sie wird faft fpannelang, ift olivengrän, mit ſchmutzig gels
ben Striemen, der Bruftfchild fchwarz mit gelblichen Fleden.
Gmelins Reife durd Rußland II. ©. 59. T. 10, 11. Wag-
ler, Icones tab. 24. Michahelles, Iſis 1829. ©. 1295.
3) Eine der gemeinften im nördlichen America, die aber auch
im füdlichen vorkommt, ift die fogenannte Salzmafferfchilds
kröte oder Terrapin (E. concentrica, centrata),
mie fie bey New: York beißt, weil fie fih gern in Salzfüms
pfen in der Nähe ded Meeres aufhält. Sie wird gegen 1 Schub
groß, braun oder grünlichgrau, mit ſchwarzen concentrifhen Li⸗
nien. Das Fleifch wird für fehr ſchmackhaft gehalten, befonders
nad) dem Winterfchlaf, und kommt daher fehr häufig auf die
Märkte, befonderd nach Philadelphia. P. Browne Jamaica
466. Schöpf ©. 71. T. 15.
4) Ebenfo gemein findet fih in den Sümpfen und Flüffen
von Birginien die Budftabenfhildfröte (E. scripta, ser-
rata),
welche aber nur */; Schub groß wird, oben dunkelbraun ift,
mit vielen gelben Strien, wie Buchltaben verbunden; unten
gelb, mit einem ſchwarzen Dupfen auf den Tafeln; der NRüdens
fhild hinten ſtark gezähnt; der Leib ift ſchwarz, ebenfalls mit
gelben Strihen. Sie wird ebenfalld gegeffen, ift aber troden
und nicht fo fhmadhaft wie die vorige. Schöpf ©. 19. T. 13.
54. Daudin I. 148. 8%. 21.9.1, 2
5) Noch bäufiger findet fih in den Bächen, aber nicht in
Sümpfen, von ganz Nordamerica die gedüpfelte (E. punc-
tata, guttata),
504
nicht viel über fauflgroß, glatt, ſchwarz und gelb gebüpfelt.
Sebal. ©. 1350. T. 80. 8.7. Gottwald F. 15. Schöpf
©. 28. T. 5. Bechſteins Lacepede I. 310. T. 18.8.1.
6) Ebenfo häufig iſt dafelbft die gemalte (E. cinerea;
picta), =
halt fih aber nur in ftilen und tiefen Waſſern auf, und
geht nicht ind Trockene; '/, Schub groß, glatt und dunkelgrau,
mit einem gelben und ſchwarz gefaumten Band um jede Tafel,
niedlich gezeichnet, der Bruftfchild gelb, Ste fonnt fich gern in
©Srfelfchaft auf Steinen und Stämmen im Waffer, ift aber fehr
fheu und taucht unter, fobald fie etwas merkt; kann flundenlang
auf dein Boden aushalten, flirbt aber bald im Trodenen, mo fie
faum vorwärts fommt, während fie ſchnell ſchwimmt, und den
jungen Enten, die fie an den Füßen unter& Waffer zieht, fehr
gefährlich ift. Sie wird gegeffen. Sebal. Taf. 80. Fig. 5.
Brown Ilust. 1776. 4. t. 46,48. f.1, 2. Schöpf Taf. 3,
Sig. 5.
Andere haben einen langen Schwanz mit einem Schuppen»
kamm, einen Purzen, ſchmalen, Freuzfürmigen Ruͤckenſchild, einen
großen Kopf mit frummen Kiefern und 2 Bartfafern am Kinn.
Ibre Glieder find für die Schale zu groß, und können fi) daher
nicht darinn verbergen, Chelydra.
7) Die fhlangenförmige (Ch. serpentina) .
wird 1 Schuh lang, 15—20 Pfund ſchwer, ift ziemlich
vieredig, flah, mit 3 Rüdenfielen und hinten 3 Spigen, oben
grau, unten gelb. Der lange Hald und Schwanz geben ihr das
Anfeben einer Schlange. Sie findet fih in den Seen von Norde
america, frißt Zifhe und Waffervögel, felbft junge Enten, nad)
denen fie zifchend den Hals hervorſchießt und fie wegſchnappt.
Gie ift ſehr frei, beißt in einen vorgebaltenen Stock, und läßt
fih daran in die Höhe ziehen. Sie wühlt fih in.den Schlamm
ein, daß nur der Rüden bervorfteht; in Zimmern verftedt fie
fih in den verborgenften Winkeln, Schöpf 36. Daudin IL
©, 98. T. 20. F. 2.
‚6. G. Die RüffelfhildEröten (Chelys)
baben einen platten, meichen Kopf und Hals, der fih nur
505
feitwärt8 biegen, und ſich nicht ganz in der Fleinen Schale ver»
bergen Fann.
4) Die 'gefranzte (Ch. fimbriata, matamata)
wird 1%, Schuh lang, der Rüdenfhild ift länglich, mit drey
Kielen und dunkelbraun; die Naslöcher in einen verlängerten
Rüffel, 10 Bartfäden am Kinn, und lange Hautfranzen am
Hals. en?
Sie lebt in Cayenne in Seen und Flüffen, und nährt fi
von Pflangen am Ufer, auf dem fie während der Nacht umbers
geht. Man Fann file mit Grad und Brod ernähren. Da ihr
wegen ihres ſchmackhaften Fleiſches ſebr nachgeftelt wird, fo fol
fie fich fehr vermindert haben. Bruguiere, J. hist. nat. 1792,
253. tab. 13. Schöpf S. 113. T. 21. Spir T. 11. Wag
ler Syſtem T. 3. F. 1—24.
3. Sippſchaft. Die Flußſchildkröten
unterfcheiden fi von dem Sumpffchildfröten durch einen
“platten, mit einer weichen Haut überzogenen Rüdenfhild, fünf
deutlich getrennte Zehen und große Schwimmhäute, wovon nur
5 Klauen haben, durch eine Art Lippen, auf den fcharfen Kiefern,
und einen Heinen Rüjfel.
Sie leben beftändig im füßen Waller, worinn fie ungeachtet
der Furzen Füße mit Leichtigkeit fehmwimmenz; freffen nichtd ans
dered ald Thiere, und zwar vorzüglich Fifche, Fröfche und Vögel,
auf welche fie aus einem Hinterhalt blitzſchnell bervorfchießen.
Sie finden fih nur in wärmern Ländern, werden fehr groß
und ſchwer, find fehr räuberifch, und beißen daber an die Angel
mit Fifhen. Sie fchießen den Hals pfeilichnel vorwärts, und
beißen fo veft ein, dag fie immer ein Stud losreißen; daher find
fie ſehr gefürchtet, und man haut ihnen fogleich den Kopf ab.
Sie legen gegen 1 Schod rundliche, häutige Ever.
7. G. Die Hautfcildfrdten (Aspidonectes)
baben einen weichen, breiten Rüdenfhild mit Fnorpeligem
und biegfamen Rand, und einen fo ſchmalen Bruftfchild, daß die
Dinterbeine nicht darunter verborgen werden können.
4) Die biffige (A. ferox)
wird gemöhnlih 2 Schub lang und gegen 30 Pfund ſchwer,
506
und bat eine Reihe Spigen am vordern Rande des braunen und
marmorierten Rüdenfchildes,
Diefes ift die größte Flußfchildfröte, wird gegen 70 Pfund
fhmer, und findet fih in Seen und Flüffen in Georgien, Florida
und Carolina, befonder8 am Niagara. Gie ift fehr flarf und
wild; wird fie angegriffen, fo ftellt fie fi) auf die Hinterbeine,
fpringt wüthend gegen ihren Feind, und fucht ihn zu beißen, wo
fie fann; eine fraß in der Gefangenfchaft 3 Monate lang nichts.
Ende April fucht fie fandige Stellen am Ufer, um ihre Eyer zu
legen, woraus die Jungen im. July fonımen. Ihr Fleiſch wird
ſehr gefhäst, und felbft dem der Meerfchildfröten vorgezogen.
Pennant, Phil. Trans. 1771. p. 266. tab. 10. Schöpf 102.
3. 19. Lesueur, Mem. Mus. XV. 258. tab. 6. Dumeril
et Bibron II. p. 477. tab. 22, fig. 1.
2) Die Agvptifche (A. aegyptiacus, triunguis)
wird 2 Schuh groß, ift dunfelbraun, der Leib weiß gedüpfelt.
Sie lebt im Nil und in den andern Flüffen von Africa. Geof-
froy Egypte tab. 1. Mem. Mus. XIV. tab. 1, 2.
In Oſtindien gibt es noch einige, die bieber gehören.
808. Die Knorpelfhildfröten (Trionyx, Cryptopus)
haben edenfalld einen Rüdenfchild mit beweglichem aber kno—
chenhartem Rand; der Bruftfehild kann vorn und hinten die
Schale ſchließen und die Füße verbergen.
4) Die förnige (Cr. granosus, coromandelicus),
wird nur 6 Zoll lang, der Rückenſchild ziemlich gewölbt,
fornig wie Chagrin, hellbraun und gelb gefledt. Findet ſich in
ſtehendem Waſſer von Oftindien und wird gegeffen. Schöpf
T. 30. Daudin I. ©, 81. 2. 19. F. 2. Geoffroy, Ann,
Mus. XIV. p. 16. t. 5. £1. Bechſtein J. 256. T. 9. F. 2%
MWagler, Spflen T. 2. F. 2—35.
4. Sippſchaft. Die Meerfihildfröten
werden fehr groß, haben einen flahen Schild, lange Süße
. mit 5 ruderurtig verwachfenen, flachen Zehen.
Sie leben audfhlieglih in den Meeren der beißen Sun) und
gehen nur and Land, um Eyer zu legen. Sie freffen vorzüglich
Meerpflanzgen, jedoch auch Krebfe und Schneden, befonderd Dins
tenſchnecken. Sie befommen oft Schilder, welche über ein Klafter
507
lang werden, und manche follen 10, ja 16 Eentner mägen. Die
Wilden bedecken mit den Schildern ibre Hütten, machen daraus
Badmwannen für ihre Kinder, und bedienen fich bderfelben fogar
als Nachen. Ihr Fleiſch wird fehr geſchäht, befonders die gals
Iertartige Rnorpelfubftanz. Das flüffige Fett wird zum Schmels
zen und Brennen gebraucht. Die nur mit einer dünnen Kalk
ſchale bedeckten häutigen Eyer find befonderd ſchmackhaft.
9. ©. Die LFederfhildfröten (Sphargis)
haben einen ganz mit Xeder bededten Rüden: und Bauch»
ſchild ohne Tafeln, und nur hin und wieder Feine, abfällige
Schuppen; Feine Klauen.
Diefe Schildkröten, welche einerfeit® durch ihren faft fchups
penloſen Leib an die Molche erinnern, anderfeit8 durch ihre Größe
“und die Pleinen nagelförmigen Schuppen an die Erocodille, haben
übrigens einen Panzer, mie die andern Schildfröten, nebinlich
Knochentafeln auf den Rippen und dem Bruftbein, und es fehlen
nur die bornigen Platten, oder vielmehr fie find nur verfümmert,
ind ſtoßen daher nicht an einanders auch fallen fie mit dem
Alter ab, fo wie die Schuppen auf den Beinen und die Tafeln
"auf dem Kopfe. Die fogenannten Zähne find nur Schwielen.
4) Die gemeine (Sph. coriacea, mercurialis), Luth,
wird uͤber 6 Schub lang; der Rückenſchild über 4 Schub lang
und 3 breit, ift ziemlich berzförmig, die Spitze nach hinten, und hat 7
gezähnelte Längskiele; die Färbung ift hellbraun, vol gelblicher
Dupfen. Ben Jungen ftehen auf den Kielen rundliche Hornböcker
hinter einander, 30 auf den 3 mittlern, 24 auf den äußern; 5
ähnliche Kiele mit Höckern laufen auf dem Bruſtſchild. Der
Kopf mit Tafeln, die Floffen mit Schuppen bededt, wie bey den
andern Schildfröten. Sie fol fürchterlich ſchreyen.
Man trifft fie im atlantifhen, und bisweilen auch
Mittehneer an, befonderd an der nördlichen Küfte von Africa,
wo fie ihre Eyer in den Sand Iegen. Sind übrigens ſehr
ſelten.
Mondelet ſah eine, —E— an den Kuͤſten von Languedoe
gefangen wurde, und fagt, fie ſey 5 Ellen lang, 2 breit gewefen,
und 'habe eine Menge Brenndl geliefert (B. 16. ©. 4. Fig.).
"Gesuer, Aquatilia 1134. Fig.
Ofen allg. Naturg. VI. 33
-.508
De fa Font fab eine am Ausfluß der Loire gefangene,
7 Schuh lang, 3/, breit, 4 dich; der Schild war wie Rindsleder,
die vordern Floffen viel länger, als die, hintern; er gibt ihr in
jedem Kiefer 2 große Zähne, welche aber nichts als Ausſchnitte
der, Kieferränder, find (Hist., de. l’Acad., 1729. p. 8.).
Im adriatifchen Meer, wurden 2 gefangen, MR Ad
Linnaeum Patav. 1761.
Sn July 1765 wurde ‚an der Küfte von Bretagne eine ges
‚fangen, die noch ‚außer dem Waffer 48 Stunden: lebte, und 10
.. Sentner wog (Fougeroux, Hist. acad. 1765. p. 42.).
Borlafe befhrieb eine 1756 an Cornwallis gefangene,
„welche 8 Centner wog (S. 285. T. 27.).
Sm Suny 1777 fleng man eine bey Gette, welche Amou⸗
reux beſchrieben (Journ. „de Phys. 1778. p. 65.). Sie hatte
ziemlich die Geſtalt einer Lauthe oder umgekehrten Mandoline;
der. Rüden abgerundet, endigte in einen, ſpizigen Schwanz; vorn
ziemlich abgeflust, unten. platt; ‚der Schild ein ſchwarzes Les
der ‚mit ‚fieben Längsrippen, wie bie Dede oder Bleiche ‚eines
Nachens der Wagens, 5%: Schub lang, der ganze Leib. 72, die
Dice faft 2. Die Zifcher fhägten fie auf 15—16 Centner, Die
Borderfüße 3 Schub 3 Zol lang, 13 Zoll breit; Klafterung
9 Schub, alfo breiter als lang; Hinterfloffen 40 Zoll lang, mit
. einer ſchwarzen rungeligen Haut bedeckt, ohne. Schuppen ‚und: Näs
gel; . Klafterung 5 Schub. Die Unterfeite fah aus wie die einer
Kröte, war, weich und biegfam, und ließ feinen deutlichen Bauch»
(bild. unterfcheiden,. hatte jedoch 6 Enorpelige Längäftreifen, «unter
denen.man Spuren von dem knöchernen Bruſtſchild wahrnahm.
ee Das ausgemachfene Exemplar in der Parifer Sammlung mißt
2 Meter oder ein Klafter; der Kopf ungefähr 9 Zoll, die Bor:
derfüß⸗ 2!/s Schub, die bintern 4/2, der Rückenſchild 42, Breite
3 Schuh und 3 Zoll, Bruſtſchild 3 Schuh 3 300 lang, , Breite
faſt 3 Schub.
Von der Lebensart dieſes ———— Thiers man
ſo viel wie nichts, wenigſtens hat es niemand in ſeiner eigent⸗
lichen Heimath beobachtet. Prinz Mar v. Wied hat in Bras
ſilien nur erfahren, dag fie gegen 18—20 Dugend, Ever auf eim
mal legten, und das viermal des Jabes von 44 zu 14 Socen
EN
509
(5. 26). Man meynt, ihr Rüdenfhild 'pabe den Alten als
Leyer gedient, melche auch deßhalb Chelys et Testudo genannt
wurde, Es ift freylich nichtd als eine bloße VBermuthung. Ganz
kleine, kaum fpannelang, ſieht man in verfchiedenen Sammlungen,
und dieſe find auch meiftend abgebildet, wie von Pennant in
‘Phil. Trans. 61. 1771. pag. 271. tab. 10. Schöpf ©. 123.
29.0 Wagler, Syſtem T. 1. 8.1255 ältere außer den ges
nannten, bey Pennmant,brit. Z. IH. pag. 7. tab. 1; Dau-
din 1162. #. 18. .£..1.: Temminck et Schlegel, Fauna
japonica »pag. 6. tab. 1. Dumeril et Bibron II. 560.
‚tab. 24. fig. 2.
10. ©. Die gem — — —⏑—⏑— (Che-
lonia)
baben einen Ge Schild mit hornigen Tafeln, an: jedem
Nuderfuß eine Klaue am Daumen, und meiſt auch eine am
Zeigfinger.
Sie (bewohnen * die heißen Meere, und entfernen fich oft
mehrere Hundert Seemeilen weit von der Küfte, wo man fie nicht
ſelten ſchlafend antrifft. Sie find den Seefahrern eine ſehr ers
wünfchte Speife, und werden daber faft in allen Reifen erwähnt.
In ihrem Magen findet man faft nichtd ald Meerpflangen, bids
weilen jedoch auch Dintenfchneden.
4) Die fhieferige (Ch. imbricata)
hat einen 192 Schub langen und faft eben fo breiten Schild,
und unterfcheidet fi von allen durch Tafeln, die wie Ziegel über
“einander ‚greifen, und binten eine Spitze haben; fie find fahl und
braun marmoriert oder geflammtz an jeden Fuß 2 Nägel.
Dieß iſt die ächte Earette der Franzoſen, welche das fo ges
ſchätzte Schildkrott zu Kämmen und andern Zierathen liefert.
Man findet ſie in der ganzen heißen Zone, in Indien wie an
America, in der Suͤdſee und an den Antillen, und fie iſt ein aus⸗
gedehnter Gegenftand des Handeld: aber eben deßbhalb fängt fie
auch an, ſich überall fehr zu vermindern. Ihre Legzeit ift in den
wärmern Gegenden des nördlichen Americas der May, Juny und
July. Die Ever, welche fi) gewöhnlich in grobem Sande finden,
find ſchmackhafter als die andern; das Fleiſch aber fol Durch⸗
fall, Erbrechen, Beulen und Geſchwüre bervorbringen, dagegen
53 5
510
vor andern Krankheiten bewahren. Fleiſch von Niefenfhildfröten
bepgemengt, fol den Durchfall heben. Sie vertheidigt ſich übris
gend beym Fang und beißt heftig um fih. Das Schildfrott,
welches fie liefern, beträgt 3—8 Pfund. Um die Tafeln abzu⸗
dößen, balt man. den Rüdenfchild nur über eine Kohlpfanne; fie
richten fih dann auf und laffen ſich leicht wegnehmen. . Da fie
roh ungleich di und fpröd find, fo taucht man fie in heißes
Waffer und preßt fie zwifchen Metallplatten; dann ſchabt man
fie, mit feinen Rafpeln ab. Um große Tafeln zu befommen, legt
man mebrere fo auf einander, daß die dünnen Ränder der einen
die dien der andern deden, taucht fie in fiedend Waffer und
preßt fie zwifhen Metallplatten; fie Heben dann fo veft an ein»
ander, daß man die Trennung nicht ſieht. Man zadt fie auch
aus und preßt, durch befondere Mafchinen, die an einander ges
fhobenen Ränder zufammen. Auch die Abfchabfel werden benupt.
Um die Tafeln nehmlich dicker zu machen, preßt man fie teller>
förmig, füllt die Vertiefung mit den Spänen aus, und preßt fie
wieder in heißem Waffer, wodurch beide Maſſen fi innig mit
einander verbinden. Dumeril et Bibron II. 525. 1.25. 1. 2.
Seba J. T. 80.8.9. Catesby 1.:T. 39. Knorr deliciae
ll. tab. 50. Schöpf Taf. 18. Gravenhorst, Delic. 6.
tab. 1.
2) Die europäifche (Ch. cephalo, caouana), Caguana,
befommt einen 3 Schub langen und faft berzförmigen,
ebenſo breiten Ruͤckenſchild, mit 3 Längsfielen und gezähneltem
Hinterrand; im Alter verfhwinden die Kiele;z an jedem Fuß 2
Klauen, die Färbung braun, in der Jugend dunkel geftriemt,
Diefe Gattung iſt diejenige, welche eigentlih dad Mittelmeer,
und zwar ſehr häufig, bewohnt ; fie kommt jedoch auch im atlanti»
fhen Meer und felbft an America vor. Sie iſt unterrallen Die
kühnſte, ſehr gefräßig, und greift ſelbſt junge Erocodille an, auf
welche fie in Höhlen lauert. Beym Bang webrt fie fich aus
allen Kräften, beißt mit ihren hakenförmigen Kiefern heftig, und
iäßt nicht wieder los, was fie ergriffen bat. Sie nährt ſich
jedoch vorzüglih von Schneden, Quallen und Tangen. An
: Sardinien fol man bisweilen 4 Eentner fchmere fangen, Das
Fleiſch iſt aber ranzig, und riecht mehr nad Bifam als bey ans
/
511
bern; wird daher menig gefhäpt. Man gibt e8 gewöhnlich den’
Negerfclaven auf den Schiffen zu effen. Die Ever find beffer.)
Daß viele Del, melches fie geben, wird zum Brennen, zum Ein»
fhmieren ded Lederd und zum Calfatern der Schiffe benupt.
Das Schildfrott ift ohne Werth. Gesner 114. Dutertre,
Antilles II. 228. Labat, Voyage amer. I. 182, 311. Ca-
tesby I. tab. 40. Logg erhead Turtle; Gottwald
Taf. A. Schöpf T. ı6. Wagler, Syſtem 133. T. 1. Ft
bis 23. Icones tab. 38. Eetti, Sardinien IH ©. ı2.
Gravenhorst, Del. p. 7. tab. 1.
3) Die Riefenfhildfröte (Ch. mydas, viridis), Tortne-
franche;
ift die größte dieſes Gefchlechtd, wird 6-7 Schuh — ** und
8 Centner ſchwer, der Rückenſchild —5 Schub Yang und faſt
ebenſo breit, laͤnglich, etwas herzförmig, glatt, fahl mit vielen
braunen Fleden, friih aud dem Meer ind Grüne fhimmernd.
Ihr vorzüglicher Aufenthalt find die märmern Küften des
atlantifhen Meers, an Africa und America, wo fie hauptſächlich
von Tangen leben; biöweilen verirren fie fih bis ins Mittels
meer und bi8 nach England. Sie find gewöhnlich in fo großer
Menge bepfammen, daß man glauben ſollte, fie wären zur Nab>
rung der Seefahrer erfchaffen. An manden Orten merden fie
von diefen wie Viehheerden zufammengetrieben, und wegen ihres ,
vortrefflihen Fleicches gefangen. Diefe find es auch, melde
bäufig nah Europa, befonder8 nah England und Hamburg
fommen, wo fie die Zierde der Gaftmäler bilden. Da fie von
Pflanzen leben, welche fie überall finden, fo betragen fie fich fehr
friedlihy unter einander; find übrigend ſehr fcheu, und tauchen
bey der geringften Gefahr unter. Sie ſollen 2—3mal legen, von
44 zu 14 Tagen, vom May bi! zum Augufl. Zu diefer Zeit
fammeln fi ganze Völferfchaften an den’ Küften und Inſeln,
halten fih 6—8 Wochen auf, und führen ganze Schifföladungen‘
nah Haufe ft der Vorratb groß, fo wird er eingefalgen, und
als Speife für dad gemeine Volk und die Sclaven benußt, befone
derd in Nordamerica. Um einen tauglichen Plab zum Eyerlegen
zu finden, ſchwimmen fie oft über 100 Stunden weit, 3. B. von
den Gallopagos-Inſeln über den Yequator, bid an die Weſtküſte
512
von Südamericaz; noch weiter von der Infel Ascenſion; diejenis
gen, welche, auf. den Schildfröten:Infeln an Euba legen, fommen
ebenfalls. weit ber. |
Man fängt fie, auf verfchiedene Art, am bequemften aber
während; der Legzeit, wo man fie im Menge auf dem fandigen
- Strand: antrifft.
Bey diefer Gelegenheit wendet man fie meiſtens während: der
Naht mit: Hrbeln auf den Rüden, und läßt fie bid zum Mor:
gen zappeln; dann holt man ſie aufs Schiff. Im offenen Meer
werden fie harpuniert, und mit dem Seil ind: Schiff gezogen.
In der Südſee ſpringen geſchickte Schwimmer ind Waſſer, wenn
ſie dergleichen im Schlafe treiben ſehen, und halten ſie hinten am
Schild, bis die Gefährten im Nachen herbey kommen. An China,
Indien und. Moſambique richtet man den Fiſch, welchen man
Schiffshalter (Kchineis) nennt, zum Fang ab. Dieſe ſchon von
Columbus angeführte, fonderbare und faſt unglaubliche Thatſache
hat man lange bezweifelt; ſie wurde aber in der neuern Zeit
durch Commerſon und Salt beflätigt: Man beveſtigt an ſei⸗—
nen Schwanz einen Ring mit. einer dünnen Schnur, fährt nad)
fchlafenden Schildkroͤten aus, und mirft im ihrer Nachbarſchaft
den. Fiſch ind, Waſſer. Sobald er die, Schildkröte wahrnimmt,
fo ſchwimmt er darauf los, bängt ſich mit ſeinem Kopffhild an,
und ſo wird ſie ſchlafend ganz langſam nach dem Schiffe gezogen.
‚Man, bedient ſich vorzüglich dieſes Kunſtgriffes, weil fies vom
Plaͤtſchern der Ruder aufwachen und eutkommen. Ihren Aufent⸗
halt erkennt man an abgebiſſenen Stücken von Tangen, welche
auf dem Meer umher ſchwimmen.
Die Eper find rund, ſo groß wie ein Epielbal, und ents.
wickeln ſich binnen 6 Wochen, morauf die Zungen ſogleich aus
dem Sand bervorfominen und nad dem Meer eilens Die, jüns
gern thut man im Teiche am Meer, und läßt fie groß werden,
um fie zu. jeders zeit zu baben. ‚Sie ſollen erftonach 20 Jahren
ausgewachſen ſeyn, woraus man auf ein ſehr bohen Alter
ſchließt.
In den wüͤſten Küfenländern Brafi liens, — Prinz
Mar v. Wied, bereidt, hat, find. die, Judianer die graufamften
Beinde der Meerfchildfröten; fies ziehen ſchaarenweiſe dahin, um,
515
fie wegen des Deld, dad aus ihrem Fleiſch gekocht wird, zu: töd⸗
ten, und um ihre Eyer:in großen Körben nad Haufe zu: tragen.
Ueberall Liegen ihre von den Geyern des letzten Fleiſches beraub⸗
ten Skelette umber. Die Spuren ihres Weges entdedt man im
Sande, nebmlich Furchen von ihren A Füßen, und dagmifchen
eine breite Schleife vom Bruſtſchild. Man braucht denfelben nur
30—40 Schritt gegen dad erhöhte Sandufer zu folgen, fo trifft
man das fchmere Thier zur Hälfte in einem flachen Keffel, den
ed durch Umdreben des Leibes gebildet bat, liegen. Es läßt: fich
befhauen und von allen Seiten 'betaften, ohne ein anderes Zei-
chen des Mißbehagens zu geben, ald ein Schnauben, wie die
brütenden Gänfe, wenn man ſich ihnen nähert. Es gräbt fodann
mit den Hinterrudern ein 1% Schuh tiefes Loch, indem ı es den
Sand wie mit Schaufeln ganz langſam und tactmäßig auswirft.
Darauf legt es fchnell hinter einander die weißlichen, Tederartigen,
. sumdlichen, gegen 2 Zoll dicken Eyer; an 100 Stüd in 10 Mir
nuten. Dann ſcharrt es das Loch zu, drückt den Sand weft, und
fehrt langſam ind Waffer zurück. In der Regel iſt der Rüden»
fchild nicht über 40 Zoll lang, und oft mit Schalthieren, beſon⸗
ders Meereicheln, bedeckt. Beyträge J. 17. Dutertre, An-
tilles II. 227. Seba IL. Taf. 79. Fig. 5,6. Schöpf T: 17.
5.2. Schneider 309. T; 2.: Daudin I. p. 10. t..1: £.1.
Brandt und Rabeburg, med, Zool. 188. T. 22. Exriave ne⸗
horst, Delic. p. 5. tab. 1.
H. Ordnung. «Schlangen...
Unterkiefer vorn getrennt und jederfeitd dreygliederig.
Leib walzig, mit Schuppen bededt, ohue Füße; Zähne, ‚meift
oben in vier Reiben; Zunge gabelförmig, in einer Scheide; die
Schuppen find meift ringsum angewachfen,
Obſchon man gewöbnlich alle eidechfenartigen Thiere
Füße Schlangen nennt, fo, kommt doch nicht allen dieſe Benens,
nung mit Recht zu. Die Blindſchleiche ſieht zwar aus, wie eine
Schlange, flimmt aber, mit Ausnahme. des Fußmangels, mit
unferer. gemeinen. Cidechfe volllommen überein, und darf, daher
514
nicht zu den Schlangen gerechnet werden. Ihre Schuppen find
nicht ringsum angewachfen, fondern decken ſich ziegelartig, wie
bey dem Eidechſen; die Zunge läuft nicht in’2 Fäden aus, fons
dern iſt nur etwas gefpalten, und kann fich in Feine Scheide zus
rückziehen; ihr Unterfiefer bat nur 2 Glieder oder 2 Gelenfe;
der eigentliche Kiefer ift nehmlich durch das bewegliche Pauken»
oder Quadratbein unmitielbar dem Kopf eingelenkt; während
diefer ben den Schlangen an das ebenfalld beweglihe Warzens
bein Nößt, welches wieder mit dem Kopf ein Gelenk bildet. Ben
den Schlangen finden fih im Unterkiefer 3 Gelenfflüde, wie
Hand, Borders und Dberarın, und daber kommt feine außerors
Dentliche Erweiterung, melde der Schlange erlaubt, viel dickere
Thiere zu verfchlingen, als fie felbft ifl. Dad vermag die Blinds
ſchleiche eben ſo wenig als eine Eidechfe oder ein anderes Thier.
Endlid bat fie Schulterknochen, obſchon die eigentlichen Füße
fehlen. Zu den ächten Schlangen gebören daher eigentlich nur
die fogenannten Großmäuler. Der Mangel der Füße fann nicht
entfcheiden, weil e8 einige Schlangen gibt, die wirklich Spuren
von Hinterfüßen oder fogenannte Sporen haben,
Die Schlangen haben nie eine Spur von vordern Glied
maßen, felbft fein Schulterblatt und fein Schlüffelbein, wäh:
send diefe Theile, mit Außerft wenigen Ausnahmen, fih aud bey
den fußlofen Eidechfen finden. Dagegen haben fie immer: einen
ziemlich langen Schwanz, welcher bey manchen fußlofen Eidech⸗
fen fehlt.
Dben find fie immer mit breiten Schuppen bededt, melde
meiftend eine audgebogene Raute vorftellen, wie eine Loh⸗ oder
Zeuerzange, bald glatt, bald mit einem Längdfiel, und meiftend
auch mit dem «Hinterrand angewachſen. Sogenannte Schilder,
Tafeln oder Nägel fommen nicht vor, mit Audnabme ded Kopfes
und der’ Unterfeite des Leibes, wo ſich dort nicht felten eine be⸗
flimmte Zahl von Tafeln, meift nur in 4 Reiben, findet, bier
eine Reihe von Querfchienen, meift mit Rängäfielen, ald wenn
fie aus verwachſenen Schuppen een mären. Es gibt Feine
—* Schlangen. | he
"Eben fo wenig gibt es zahnloſe. Alle haben-hakenfoͤrmige,
* hinten gerichtete, Zähne im Ober⸗ und Unterkiefer, und
515
auch 2 ſolche Reiben auf den Gaumenbeinen, mit einer einzigen
Ausnahme, wo dıe letztern fehlen, was aber noch micht ben mebre:
ren. Eremplaren unterfucht ift. Bey den Achten Giftichlangen ift
der eigentliche Oberkiefer febr kurz, und daber find feine Zähne
auf einen Haufen -zufammengedrängt. In diefen Fale fteben fie
ziemlich vor den Gaumenzäbnen, und man pflegt zu fagen, es
wäre nur eine Zabnreibe im Dberfiefer, mwäbrend die giftigen
Schlangen zwo dergleichen bätten,
Unter diefen Giftzähnen ift der vordere älter und viel län>
ger. Fällt er aus, fo verlängert fich der zunächft folgende. Der
Giftzabn ift bobl, wie man zu fagen pflegt, und bat gegen daß
Ende einen feinen Spalt, aus welchen das Gift rinnt, dad nichtd
anderes als der Speichel diefer Tbiere ift, welcher, mie bey an—
dern Thieren, aus der Obrfpeicheldrüfe kommt. Diefe bat jedody
einen etwad andern Bau. Die Höhle ded Giftzabnd ift nicht
die eigentliche Zahnhöhle, in welche, wie bey andern Thieren,
nur Gefäße und Nerven dringen; fondern nur eine durch Fals
tung entflandene Rinne, welche manchmal ihrer ganzen Länge
nach offen ifl. Der Giftzahn ift daher gebaut wie die Falten»
zaͤhne mancher Säugtbiere, 3. B. ded Bibers.
Bis vor Kurzem Fannte man nur diefe Art von Giftzäßnen,
welche dadurch beweglich find, daß der kurze Dberkiefer felbft
durch ein Selen? mit dem dahinter liegenden Knochen verbunden
if, Nun bat man aber auch Schlangen entdedt mit gemöhns
lichen, uneingelenftem Oberkiefer und 4 Zahnreiben, nebmlich
die zwo Gaumenreihen mitgerechnet, deren vorderer Zahn den»
noch eine Giftrinne bat; ja ed gibt fogar Schlangen mit einem
längern, gefurchten, und daher vermuthlichen Giftzahn, welcher
bald in der Mitte der andern Zähne, bald hinter denfelben ftebt,
fo daß die Zahl der Zahnreihen feinen Unterfchied mehr gibt.
Sn Europa, wo e8 nur drey Giftfchlangen gibt, ift der Kopf
berfelben mit Pleinen Schuppen, wie der Rüden, bededt, und alle
ungiftigen Schlangen haben neun größere Tafeln auf dem Kopfe.
Für uns iſt daher diefer Bau ein fichere® Unterfcheidungss
zeichen der giftigen Schlangen von den ungiftigen. In beißen
Ländern aber fällt alles weg. Dafelbft gibt ed Schlangen mit
Kopftafeln, welche eben ſolche Siftzähne haben, wie die unferigen,
516
fo daß man auf die Unterfcheidung diefer Schkingen na äußern
Kennzeichen Jeider ganz Verzicht Teiften' muß. Uebrigens haben
die Giftichlangen im Allgemeinen - einen‘ niedergedrüdten. und
breitern Kopf ald der Leib, ziemlich berzförmig ausfebend, vorn
abgeftugt und meiftend mit Pleinen Schuppen bededtz; einen
furzgen Schwanz, nie Über , des Leibes; endlich größtentheils
Schuppen mit einem Kiel.
In Europa ift. der Big den Thieren, namentlich. den Schafen,
tödtlih, felten dem Menſchen, wenn es nicht etwa ſebr heiß und
man felbft fehr erhitzt iſt. Man muß daher den Muth nicht vers
lieren; die Wunde fogleich audfaugen, mwofern der Mund unvera.
legt ift, dad Fleiſch ausfchneiden, oder im. Notbfall ausbeißen
oder audbrennen, felbft mit Schwamm, wenn man nichts anderes
bat. Dann muß man fuchen, ‚irgend einen Abenden Körper dars
auf zu thun, Scheidwaſſer, Lauge, oder wenigſtens Branntwein.
Das Uebrige überläßt man dem Arzt. Fontana hat die mei—
ſten und genaueſten Verſuche über das Viperngift angeſtellt. Es
ſchadet nur, wenn es in das Blut kommt, durchaus nicht im
Magen. Auch kann man. das Fleiſch von. vergifteten Thieren
eſſen. Das rathſamſte iſt, jeder Schlange auszuweichen, welche
man nicht ganz genau kennt, und das gilt in Deutfchland, von
allen, mit Aus nabme der Blindſchleiche und der Ringelnatter,
welche wohl jederman unterſcheiden kann. Wer uͤbrigens Stiefel
trägt, bat nichts von Giftſchlangen zu fürchten: ſie können ſich
nicht über dieſelben erbeben. Geübte Schlangenfaͤnger treten ibnen
auf den Hals und heben ſie am Schwanz in die Höhe: fie find
nit im Stande ſich fo, zu kruͤmmen, daß fie in die Hand beißen
könnten. Uebrigens ift die Zahl der Giftfehlangen verbältnißmäßig
Hein, und fie verbalten. fi zu ‚den unfehädlichen nur wie 1 3u 6.
Davon find. bey weitem die meiften nur in beißen Ländern,
Die Zunge ift walzig, und in zwey ſpitzige Fäden getheilt;
fie wird befländig. durch. einen. Audfchnitt im Oberkiefer vorge⸗
ſtoßen und wieder in eine häutige Scheide zurückgezogen, was
ſich nur ws bey den fogenannten Warnern unten den Aontan
findet. X
Sie ſcheint wenig Geſchmack zu haben, und mehr als Se
517
fühlorgan zu dienen; daß fie aber flechen Fünnte, iſt eine Fabel:
ihre Zinfen find ganz weich und biegfam.
Die Naslöcher Öffnen fi vorn an der Schnauze, nicht
in. der Nähe der Augen, wie bey: den Fifchen; find aud nie
doppelt.
Die Ohren find immer mit Schuppen bededt, und ein
nadted Trommelfell ift nie vorhanden, wie bey manchen fchlangenz
förmigen und fußlofen Eidechfen.
Die Augen ſtehen immer offen, wie bey den Fifchen, haben
Feine Lieder, fondern die Haut läuft gerad darüber und wird an
der Stelle nur dider und durchſichtig, fo daß, fih der Augapfel
ganz frey darunter bewegen kann.
Ihr Knochenſhſtem iſt ſehr einfach, beſteht aus Wirbeln⸗
meiſt an 200, binten mit einem kugelförmigen Gelenkkopf, und
daran eine Menge Rippen, die vorn ſich nicht vereinigen, und
auch durch kein Bruſtbein verbunden find. Ale Theile der Vor:
derfuͤße feblen, mie gefagt, gänzlich; bey manden find jedoch
einige Knöchel vorhanden, als Spuren von Hinterfüßen. Die
Hirnſchale ift ziemlich walzenförmig und: ganz gefchloffen, - ganz.
abgefondert von Ober- und Unterkiefer, melde nur los daran
gelenkt find,
Dad Muskelſyſtem ift ſehr audgebildet, und bat eine une
gewdhnliche Kraft. Sie bewegen fich wegen des eigenthümlichen
Baues der Wirbel nur von einer Seite zur andern, nicht nad)
oben und unten, können fih daher nicht aufrichten, oder gar auf
den Schwanz ſtellen, wie ein’ Pfeil fortfchießen, wie man in
manden Büchern Liedt. Ihre Fortbewegung geſchieht durch Sei:
tenbiegungen, welche ſehr fchnell ausgeglichen werden, indem die
Bauchfihuppen auf der Erde Widerftand thun. An einer Wand,
auch wenn ſie raubn ift, können fie nicht hinauffriechen, wohl aber
zwiſchen zwey erhabenen Rändern oder Leiften, 3. 8. mie an
einem -Fenfter, indem fie den Leib mehrmals bin und her biegen,
fih mit den Seiten’ an die Leiften andrücden, fodann den Vorders
leib ſtrecken, denſelben wieder an zwo verfchiedenen Stellen aus—⸗
biegen und den Hinterleib nachziehen. Ihr Klettern geſchieht
daher nicht durch Vorwärtsſchieben, ſondern durch die Reibung
der ſeitlichen Ausbiegungen, mithin durch eine Menge abwechſeln⸗
518
der Berührungspuncte, woraus man von felbft begreift, daß es
nicht fo fehnell gefheben kann, wie die Mäbrchen erzählen, Vö—
gel können fie nicht durch Verfolgung, fondern dur Lauern und
ſchnelle Stredung erbafhen, wenn fie ihnen nabe genug ze
men find.
Ihre Eingeweide find wie bey den andern Lurchen; wegen
der Laͤnge des Leibes bilder fich jedoch nur eine Runge darmförmig
aud, während die andere ganz Furz bleibt. Sie ift ganz hohl,
wie ein Sad, und hat nur beym Anfang einige weite Zellen.
Die Luftröhre hat Knotpelringe, aber feinen Kehldeckel, welcher
überhaupt nur bey den Säugthieren vorfommt, wahrſcheinlich
weil fie die Luft einpumpen, während die Schlangen fie fchluden.
Da fie auf einmal viel Luft eintreiben, Falted Blut haben, und
mithin nicht viel Sauerftoff verbrauchen, fo Fünnen fie dad Ath⸗
men lang entbehren und lang unter Waller aushalten. Selbft
unter der Ruftpumpe Ieben fie 24 Stunden. Der Darm ift ge:
rad, und ohne eigene Ermweiterung des Magens. Sie freifen viel
auf einmal, können aber ‚aud) Monate lang faften, und nehmen
in der Gefangenſchaft felten etwas anderes zu fih, als etwas
Milch.
Sie haben Feine Harnblaſe; ſondern die Nierengänge oͤffnen
fi in die fogenannte. Cloake oder dad hintere Ende des Darmp,
wo fih auch die 2 Eyergänge öffnen.
Die Eingeweide find von vielem Fett umgeben, welches die
Wärme hält, und ald Nahrungsvorrath dient während ded Wins
terfchlaf8, den fie in Erdlöchern, boblen Baumen, Mauern und
unter Moos halten, menigftens in Bit Falten und gemäßigten
Zone.
Sie Jegen 1—3 Dugend Ener mit pergamentartiger Schale,
ohne Kalkerde, unter Laub, in boble Baume und Erdlöcher.
Bey den giftigen entwideln fidh aber die Jungen ſchon vor dem
Regen, und kommen daber lebendig zur Welt. Es geht fehon
lang. unter dem Volke die Sage, daß die Mütter von Bipern
ihre Jungen nach dem Wurfe verfchlängen. Das iſt zwar nicht
der Fall, aber dennoch iſt etwas an der Sage. Zur Zeit der
Gefahr kriechen nehmlich die Jungen der Vipern und Klapper⸗
619
fhlangen der Mutter in den Rachen, und diefe eilt davon, um
fie in Sicherheit zu bringen.
Sie bäuten ſich jährlih mehrmald, und fireifen die Haut
ganz ab, vom Kopf bis zum Schwanz, fo daß die innere Seite
nah außen fommt. Ihre Reproductionsfraft ift gering, indeffen
fol fi der verlorene Schwanz wieder erfepen.
Wie alt fie werden, weiß man nicht.
Shre Größe ift fehr verfchieden. Es gibt nur fpannens
lange, aber aud andere, die 20 Schub lang werden, wie die
Niefenfchlange, wie man fie in Sammlungen, und feit einigen
Jahren bev Thierführern lebendig fieht. In ihrem PBaterlande
foflen fie 30, ja 50 Schub lang und 4'/s di werden, einem
Tannenftamm gleichen, und auf der Erde breite Furchen ziehen.
NRegulud mußte in der Nähe von Carthago gegen eine, die
100 Schub lang gewefen feyn fol und viele Soldaten gefreffen
batte, mit Schleudermafchinen zu Felde ziehen, meil Pfeile nicht
durch die Haut drangen. Die gemöhnlihe Größe ift von 3 bis
6 Schub.
Die meiften wohnen in Wäldern, in Steinhaufen, alten
Mauern, in heißen Ländern auch auf Bäumen; fie fdhleichen fidy
auch, wegen der Wärme, in die Ställe. Sehr wenige leben im
Meer, und zwar nur in beißen Ländern. Meerſchlangen in Falten
Zonen gehören ind Reich der Mährchen und Späſſe.
Sie verfhlingen Würmer, Infecten, Mäufe, Eidechfen
und Vögel; auch Fommen fie in die Milhlammern, um Mil
zu faufen; daß fie aber dem Vieh die Milch. ausfögen, ift ein
Aberglauben, Die Riefenfhlangen freffen Hühner, Hafen und
felbft Schafe und Ziegen, ſogar mit den Hörnern, maß ihnen
aber meiftend fchlecht befommt, indem die Hörner durd Darm
und Haut flehen. Große und ſtarke Thiere, wie die Antilopen
und felbft die Tiger, follen fie ummwideln und ihnen die Rippen
zerbrechen. In der beißen Zone liegen fie an den Zlüffen, wo⸗
bin die Antilopen, Panther und Tiger fommen, um ihren Durft
zu löfhen, aber nah langem Kampfe oft von: ihnen erdroffelt
werden. Sie verfchluden alled ganz, und ſchieben es langſam durch
die nach hinten gerichteten Zähne in den Schlund, wozu fie manch»
mal mehrere Tage brauchen, fo daß der Vordertheil des Thiers
520
fchon halb verdaut ift,, während der hintere fault und unerträglich
ſtinkt. In dieſem Zuflande find fie ganz träg, ſtumpf und uns
behilftich, Liegen Tage lang unbeweglich, und laſſen ſich mit aller
Bequemlichkeit‘ todtfchlagen. Manche riechen auch nad) —
welcher Geruch von Afterdrüſen herrührt.
Wittern ſie Gefahr, ſo pflegen die tleincn lieben; die.
größern aber und die giftigen ſetzen ſich zur Wehr, blähen fich
auf, erheben den Kopf, ſchießen die Zunge und zifchen oder
pfeifen, wodurch fie fid) verrathen, auch durch Raſcheln im Gras, oder.
durch Bewegung. der Zweige; die ‚Klapperfchlangen rütteln »den
in die Höhe gehobenen Schwanz, wodurd ein Geräuſch entftebt,
wie von den NRätfchen oder Klappern der Nachtwächter und Kine
der. Gibt man auf aled dad Acht, fo kann man ibmen auch in
beißen Ländern ziemlich ficher entgehen. Am vorſichtigſten muß
man in der Nähe der Sumpfe und ſchattigen Flüſſe ſeyn. Doch
pflegen fie ſich auch gern auf offenen Waldpläten und a Steinen
‘su fonnen, befonderd in unfern (Gegenden.
Pr
Die Schlangen gewöhnen fi bald an den 3 und
im Schlangenbad am Mittelrhein fommen- fie felbft in die Bäder,
wo man ſie duldet und nach Belieben fängt. Selbſt die giftig»
ſten laſſen ſich zähmen und zum Tanz und zu allerley Gaufeleyen
abrichten, namentlich in Indien und’ Aegypten, ©
Die Schlangen ' fpielen in der Mythologie und Spm-
bolik der Alten eine große Role. "Sie find das Symbol
"der Gefchwindigkeit, der Zeit, der Schlauheit und der Arzt>
lichen Kunft, wahrſcheinlich weil fie ein langes Xeben 'andeus
ten. Nach der deucalionifchen Sluth wurde der im Schlamm
zurückgebliebene, aungeheure Drake von Apollo erlegt, nehmlich
"won der Sonne, welche den Schlamm austrocknete. Wegen ihrer
Gefchwindigkeit war fie das Symbol der: Zeit und: der Ewigkeit,
wurde deßhalb dem’ Saturn beygelegt und. in der Geftalt eines
Kreifed abgebildet, befonder8 in’Aegupten. Sie wurden zu Argos
verehrt, und. die Athenienſer bielten ceine im Tempel gefehene
Schlange: für den Beſchützer ihrer Burg. Cadmus wurde von
der Dichtung in eine Schlange verwandelt, um die Dauer feined
Ruhmes anzudeuten, Die Aegyptier „bezeichneten die Eccliptif
"mit einer Schlange, fo wie den Thierfreis, und dad bat man fo»
«521
gar bey den alten Mericanern. gefunden, Die Judier verehrten
fie als dad Symbol. der Weisheit, und. .befanntlich haben die
Juden ‚eine Zeit dang eine Schlange göttlich verehrt. Auf der
andern Seite war fie auch, ohne Zweifel wegen ihres Lauren,
das Symbol, der Falſchheit und der Verführung, wie es in der
Bibel vorkommt. Die Schlange lauert unter Roſen *) iſt ein
altes Sprichwort. Die Haare der Meduſe und der Eumeniden
haben die Geſtalt von wüthenden Schlangen, als des
———— Neides und der re
ER |
Es wurde fchon früher bemerkt, daß es wohl am natürlich»
sten wäre, wenn man die Schlangen in giftige und ungif—
"tige fiheiden könnte. Das gienge auch wohl an, wenn es nur
Giftſchlangen mit einem kurzen, !beweglichen DOberfiefer gäbe, wie
die Vipern und Klapperfchlangen, obſchon auch bier die Kopf:
fhuppen bald groß, bald Hein find. Da man aber in der neuern
Zeit nicht wenig Schlangen entdedt bat mit Kopfichildern und
Gebiß fo mie bey der gemeinen" Ringelnatter, und dennoch bald
vorn, bald binten, ‚bald inıder Mitte ein langer, gefurchter, je>
doch unbemweglicher Zahn war, der wenigſtens ‚bey mehreren als
wirklicher Giftzabn ermiefen ift: fo muß man, ehe weitere Unters
fudungen angeftelt und fihere Kennzeichen. aufgefunden werden,
fih nacy andern umfehen; und dazır bieten fih am beften, menigs
ſtens am deutlichften, die Schuppen am Unterleibe. und auf dem
Kopfe an.
1) Es gibt nehmlich Schlangen, deren Bauhfhuppen nicht
viel größer als auf dem Rüden find, ziemlich wie bey den Blind»
ſchleichen, und diefe nenne id) Schuppenſchlangen.
Bey andern ſcheinen mehrere Schuppen am Bauche der
Quere nach mit einander verwachſen, und fie bilden Schilder oder
vielmehr Schienen.
_.) Qui legitis of et humi nascentia fraga,
Frigidus, o pueri, fugite hinc, latet anguis in herba.
." Virgll Eck URıw./92,
522
2) Bey den einen find diefe Schienen unter dem Schwarze
in 2 Täfelhen getheile — Täfelfhlangen.
3) Bey andern find fie auch bier gan — Schienen»
fhlangen.
Die erftlen und letzten finden fi fi) nur in der beißen zone,
die mittlern dagegen auf der ganzen Erde.
Dann gibt ed auf dem Kopfe Tafeln und Schuppen) und
zwar manchmal bey fehr ähnlichen, fo daß diefe Kennzeichen von
‘ feinem allgemeinen Wertbe, aber dennoch zu kleineren Abtheiluns
gen brauchbar find. Die Zahl der Kopftafeln ift gewöhnlich 9,
und zwar binter den Nadlöchern ein Paar, dann mieder eines,
zwifchen den Augen 3 einzelne Tafeln, binter denfelben wieder
in Paar. Um die Augen meiftens noch einige Pleinere.
Außer den allgemeinen Werken findet man vortreffliche Ber:
ſuche zus Elaffification von Boie und Schlegel in der Iſis
1827. 281, 5085 von J. Müller in Tiedemanns Zeitfchrift
für Phyſiologie IV. 1834. 190.
1. Zunft: Schuppenfblangen.
Alle Leibesſchuppen Klein.
Hieber gehören die meiften Wafferfhlangen und die Riefens
ſchlangen, welche letztere zwar Tafeln unter dem Bauche haben,
die aber nach der Quere nicht größer als nad der Fänge, mithin
feine Schienen ſind.
Sie zerfallen daher in 2 Abtbeilungen; in ſolche mit gleich»
förmigen Schuppen am ganzen Leib, und in folhe mit tafelfoͤr⸗
migen Schuppen am Unterleibe. _ Die erſtern ſind fämmtlich
giftig, die jmepten dagegen ungiftig.
Jede Abtheilung zerfält wieder in 2 Sippfchaften;
die giftigen in Waſſer⸗ und Landſchlangen;
die ungiftigen haben Tafeln oder Schuppen auf dem Ropfe.
Es kommen keine davon in Europa vor.
A. Die giftigen Schuppenſchlangen,
baben auf dem ganzen Leibe nur Feine Schuppen, und fins
den ſich meiſtens in Indien,
525
1. Sippfchaft: Die Wafferfhlangen
baben einen fenfrecht zufammengedrüdten Schwanz, wie die
Fiſche, ⸗
ſchwimmen beſtändig im Meer umher, kommen aber oft
in der Nähe der Küſten, und ſelbſt in den Mündungen der
Flüſſe vor, wo fie den Badenden fehr gefährlich werden. Da
fie wahrſcheinlich Junge zur Welt bringen, fo haben fie nicht
nöthig auf den Strand zu Friehen, um Ever zu legen. Sie
fcheinen von Eleinen Fifchen zu leben, meil fie fih häufig an der
Dberfläche fehen Yaffen, wo e8 Feine Würmer, Mufcheln und
Schneden gibt, mit Ausnahme der Fleinen, ſchwimmenden und
gallertartigen Kraden, für die fie aber Feine Giftzähne brauchten,
Gie ſehen faft aus wie Blindſchleichen, und werden felten einige
Schub lang: irdeffen hat man doch hin und wieder 12 Schub
lange angetroffen. Sie find in der Mitte des Leibes dicfer, und
meiftend von Farbenringen umgeben. :
Ihre Giftzähne find übrigens nicht beweglich mie bey den
Dttern, fondern fleden ve in den gewöhnlich geftalteten Kiefern,
und zwar einzeln vor den andern, Fürzern Zähnen; fie find mits
bin Schlangen mit einem veften Giftzahn.
Sie waren fchon den Alten befanntz Aelian fpricht von
großen Sumpffcehlangen mit breiten Schmänzen iin Indien,
Ueber die Wafferfhlangen findet fich ein gründlicher. Auffag
von Dr. Fitziinger in der Iſis 1827. 731.
1. & Die Körnerfhlangen (Chersydrus)
baben auf dem Kopf und dem ganzen Leibe nur Fleine
Schuppen, wie Körner.
1) Die gemeine (Ch. granulatus, fasciatus)
wird über 2 Schub lang, bat aber nur einen 2'/. Zoll langen
Schwanz, iſt rußfarben und von weißen Bändern umgeben.
Findet fi im Meer und in den Flußmündungen von Java,
Soromandel, China, NReu:Buinea, Neu: Holland, und ift fehr ge—
fährlich. Ste fcheint diejenige zu ſeyn, von der die Reifen:
den erzählen, daß fie oft neben den Schiffen hervortauche.
Sonft weiß man nichts von ihnen. Spam, Gen. Zool, II.
Taf. 130, Cr a
Okens allg, Naturg. VI. 54
524
2. G. Die Plätthenfhlangen (Pelamys)
haben überall gleiche, ziemlich fechdedige Schuppen, aber
-Zafeln auf einem dien Kopf.
4) Die gemeine (P. bicolor, Anguis platurus) j
ift nur gegen 2 Schub lang, oben ſchwarz, mit einem gelben
Streifen an der Seite, der Schwanz gefleckt.
Finder fih nicht felten in Sammlungen, und fommt von
Dtabeiti, wo fie von den Fifchern fehr gefürchtet, aber dennoch
gegeffen wird. Seba IE Taf. 77. Sig. 1. Vosmaer, Mon.
1774. fig. 1. Ruffell, indifhe Schlangen ©, 47. T. 41, 2a
cepede V. 155. T. 15. 5. 2. Dauwdin, Reptiles V. t. 60.
VII. t. 89. |
3. ©. Die Zeilenfhlangen (Hydrophis, Enhydris,
Leioselasma, Disteira)
baben unter dem Leibe eine Reihe. etwas größerer Schuppen,
und einen Fleinen Kopf mit Tafeln.
4) Die gemeine (H. fasceiatus, Anguis laticaudus)
wird mehrere Schuh lang, ift glänzend ſchwarz mit gelbs
lihen Gürteln,
Kommt aud Indien, und, wie man fagt, aus Surinam,
nicht felten in unfere Sammlungen. Vosmaer, Mon. 1774.
fig. 2. Ruffell ©. 49. Taf. 44. Tatta-pam. Lacepede V.
149. T. 15. 5 1. Shaw IN. T. 124.
2. Sippfhaft. Die f[huppigen Landfhlangen
haben gleihförmige Schuppen und einen runden Schwanz.
4. G. Die Warzenfhlangen (Acrochordus)
baden Fleine Schuppen, wie Warzen, auf dem Leib und
dem Kopf.
4) Die gemeine (A. javanicus)
wird über 8 Schuh fang und armsdick, der Schwanz 1 Schuh, -
die Färbung fhwarz, unten mweißlih und ſchwarz ‚gefleat; die
warzigen Schuppen mit 3 Kielen.
Dieſe ungewöhnlich große und ſeltene Schuppenſchlange lebt
in den Pfefferpflanzungen auf Java, wo ſie gegeſſen wird. Man
ſtreitet ſich noch darüber, ob ſie Giftzähne habe oder nicht. Da
fie aber lebendige Junge hervorbringt, fo könnte man fie für giſ—
tig halten. Sie fol von Früchten leben, was ebenfalld fehr fon-
525
derbar wäre. Hornftedt in neuen Stodholmer Abbandl. 1787,
294. Shaw II. T. 128..
5.9. Die Trottelfhlangen (Rhinopirus, Herpeton)
baben Kielſchuppen, Kopftafeln, febr Pleine Täfelden auf
dem Bauche und Schuppen um den langen Schwanz.
41) Die gemeine (H. tentaculatus)
wird 2 Schub lang (und davon beträgt der Schwanz 6 Zoll),
und bat vor jedem Nasloch 2 befchuppte Trotteln, A Linien lang,
faft wie die Fühlfäden der Schneden, fie find aber nicht zurückzieb—
bar; die Färbung iſt ſchmutzig braun, unten mit 5 hellern Längs—
flreifen. Bauchtäfelchen 120, Schuppenringe um den Schwanz 99,
Bon diefer fonderbaren Schlange hat man nur ein einziged
Eremplar zu Paris, welches aus der bolländifchen Sammlung
dabin Fam, und ‚mithin wahrſcheinlich aus Dftindien ſtammt.
Auf dem Leibe Jaufen 37 Längsreiben von Schuppen. Lace-
pede in Ann. Mus. II. pag. 280. tab. 50. Daudin Rep-
tiles VII, 246. tab. 86. R
B. Die ungiftigen Schuppenfhlangen
baben Tafeln am Bauche und Schwanz, der Ieptere Furz
und rundlich.
3. Sippfhaft. Die fporenlofen Shuppenfhlangen
: mit Bauchtafeln
ſehen ziemlich aus wie die Rieſenſchlangen, bleiben aber viel
kleiner und haben weder Backenlöcher noch Sporen.
6. G. Die Schnurſchlangen (Erix)
ſind klein, und ſehen aus wie Blindſchleichen, haben ſehr
kleine Bauchtafeln, einen kurzen ſtumpfen Schwanz und kleinen
Kopf nebft einigen Tafeln auf der Schnauze und einem Kreis
von feinen Schuppen um die Augen; Feine Sporen und Baden
löcher.
Es ſind furchtſame Thiere, welche ſich ſogleich im Graſe oder
im Sand verbergen, und wegen ihres kleinen Mauls und der
feinen Zähne ſich nur von Würmern und Inſecten ernähren kön⸗
nen. Sie finden ſich im Orient, und haben große Aehnlichkeit
mit den Wicklern (Tortrix).
4) Die türkiſche (E. turcica, Anguis jaculus)
ift über 2 Schuh Yang und der Schwanz nur 2 Roll, gegen
54 9
526
fingerödif, oben gelblihgrau marmoriert, unten weißlih mit
(hmwärzlichen Fleden; unter dem Bauche 186, unter dem Schwanze
25 ſechseckige Tafeln.
Findet fih in Aegypten und auf den griechifchen Sufeln, und ö
wird dafelbft ohne Grund für giftig gehalten. Haffelquift,
Reife 368. - Olivier, Voyage tab. 16. fig.2. Seba I.
T. 86. F. 4. Daudin VI. p. 267. tab. 61. fig. 34. tab. 85,
fig. 2. Geoffroy, Egypte Vol. 24. p. 54, tab. 6. fig. 1, 2.
E. de la Thebaide. |
7. G. Die Mondfchlangen (Scytale, Pseudoboa)
feben ziemlich aus wie die vorigen, haben aber Tafeln auf
dem ganzen Kopf, und einen etwas längern und mehr zugefpihten
Schwanz mit breitern Tafeln; Feine Sporen;
1) Die gemeine (Boa coronata)
wird 3 Schub lang, moron der Schwanz faft !/; einnimmt,
und auf feiner Oberfeite eine Reihe größerer, ſechseckiger Schup>
pen bat. Die Färbung weiß, mit einigen braunen Fleden auf
Kopf, Hald und Rüden. Bauchtafeln 200, Schwanztafeln 95.
Finder fih in Brafilien in fandigen Gegenden, ift felten und
beißt dafeldft Mondfchlange. Schneider, Amph. I. 286.
Seba I. T. 11.51. Pr M. v Wied J. 241. Abb.
8. G. Die Lappenſchlangen (Homalopsis, Cerberus)
haben Kielſchuppen auf dem Rüden, Tafeln am Bauch, und
getheilte unter dem Schwanz; neun Plättchen auf dem Kopfe,
wie die Ringelnatter, aber anderd geftaltet und vertbeilt; ſchmale,
lappenförmige Schuppen am Unterkiefer, mie bey den Rieſen⸗
ſchlangen; Feine Giftzähne.
4) Die gemeine (Coluber monilis, horridus, buccatus)
wird gegen 5 Schuh lang, wovon der Schwanz 8 Zoll bes
trägt, ift grau. mit Fleinen mweißlichen Querbinden, die dunkler
gefaumt find, auf dem Kopfe ein heller led, wie ein Kleeblatt,
um ‚den Hal ein halbed Band von 3 weißen Fleden. Bauch»
fhienen 166, Schwanzpaare 87.
Die fehr fchön gezeichnete Schlange, mit. einem oiterartigen,
gefährlih ausfehenden Kopfe, kommt aus Japan, und fol ſich
auch in America finden. Ihre Bauchfchienen find nicht groß,
und mahnen an die der Rieſenſchlangen; auch finden fich ähnliche
527
fhmale Schuppen um den Unterkiefer, Bon ihrer Lebensart ıft
übrigens nichts befannt, man bat aber in ihrem Magen Xifche
gefunden, moraus man ſchließen muß, daß fie ind Waffer geben.
Seball. T. 12. F.1. Merrems Behträge I. ©. 45. T. 10.
Linne Mus. Ad. Fr. tab. 19. fig. 3. F. Boie, Iſis 1827.
S. 560,
4. Sippfhaft. Die Riefenfhlangen
merden ungemein groß, haben ziemlich breite, aber fech8>
edige Tafeln ımter dem Leibe, Sporen oder Stummeln von Hin»
terfüßen, und en Backenlöcher zmifchen den Augen und den
Naslöchern.
Sie finden ſich in den heißen Ländern der alten und neuen
Welt, und find ohne Zweifel die Drachen der Alten, welchen die
Dichter Flügel angefest baben, um ihre Gchnelligfeit zu bezeich>
ren. Die unmiffende und unpoetifche Nachwelt bat diefe Flügel
für wirklich gehalten. und diefelben abgebildet.
Der Kopf ift ziemlich did, bald mit Tafeln, bald mit Schups
pen bedeckt, vorn plößlich zuaeipist, mie bey den Windhunden;
die Vorderzähne meiftend etwas Yänger, aber nicht giftig. Der
Schwanz ziemlich Furz, der Leib etwas zufammengedrüdt, daber
fie gut Schwimmen fünnen. Man bat fie haufig in Flüffen ans
getroffen, aber nie im Meer. Sn den Bauch: und Schwanz⸗
fchienen zeigen fie Aebnlichkeit mit den Klapperfchlangen; jedoch
find dieſe Schienen nicht lang und vieredig, fondern kurz und
ſechſseckig, mitbin bloß Tafeln; auch fehlen ohnehin die Giſtzähne
und die Klapper.
Sie find unter den Schlangen, maß der Löwe und der Eles
phant unter den Säaugtbieren, der Strauß unter den Vögeln,
da8 Erocodill unter den Eidechfen, der Han unter den Fifchen.
Mas ihnen an Gift abgebt, Daß erfegen fie durch Größe und
Stärke. Sie kommen gewöhnlich gegen 20 Schub Yang leben—
dig zu und aus Indien, wo fie aber 30 und noch mehr Schub
fang werden follen. Ohne Zweifel mar e8 auch eine WRiefens
fhlange!, welche bey Carthago die römifrhen Goldaten fraß, und
gegen die Regulud mit fehwerem Gefhüs ausrücken mußte.
Wenn man bedenkt, dag fie Hirſche und Antilopen zu verfchlins
gen mm Stande find, fo kann man es wohl glaublih finden,
528
daß fie Nahen umflürzen, wenn fie an den Bord derfelben ſtei⸗—
gen, Gie halten fih gewöhnlich in mwafferreichen Gegenden auf,
und Jiegen Zufammengerolt in einem Kreid, aud dem fie den
Kopf in die Höhe freden, pfeilfhnel auf ihren Raub fchießen, #
wenn er nahe genug ift, denfelben ummwideln, todt drüden und
dann den Kopf voran langfam verfhlingen. Gewöhnlich freffen
fie bloß andere Schlangen, . Eidechfen, Kröten, Fröſche, Heu:
fhreden u. dergl. Ihre Häute findet man häufig in den Samm⸗
Jungen. Schneider, Hist. Amph. IH. 217, und in Münchner
Denkſchr. VII. 1819. 89.
9. G. Die Schlinger oder Riefenfhlangen der neuen
Welt (Constrictor, Boa)
baben unter dem Bauch und Shah einfache Tafeln, und
feine Zähne im Zmilchenkiefer.
Die großen finden ſich nur in America, und. find ‚prächtig
gefärbt und gezeichnet.
41) Die gemeine (Boa constrictor)
wird mehrere Klafter lang, bat kauter Kleine Schuppen auf
dem Kopfe und Feine Badenlöher; auf dem Rüden eine Reihe
große, fihwärzliche, fehsedige Flecken abwechfelnd mit, blaffen,
ovalen, hinten und vorn audgefchnitten,
Diefed ift die gemeinfte unter den americaniſchen Riefens
fohlangen, beißt in Brafilien Jiboya und Boigoacu,. und fol
20—30 Schuh lang werden. Sie bält .fih in trodenen, müften
Gegenden, in Gebüfchen und Wäldern auf, in Erdhöhlen, Zelfens _
Hüften, unter Baummurzeln, oft 4—5 beyſammen. Sie klettert
auf Bäume, und fol, wenn fie Hunger bat, den berunterbängens
den Kopf immer bin und. ber fhwingen, um den Raub zu er>
fpäben und darauf zu ſchießen; fie gebt nicht ind Waſſer. Gie
feißt Mäufe, Ratten, Aguti, Paca und Capybaren, felbft Rebe;
auch fol fie andere Schlangen und Fröſche nicht verfhmähen,
an Menfchen ſich aber nicht wagen. Die Jäger fchießen. fie ohne
Furcht mit groben Schroten, wodurch fie fogleich getödtet werden.
Eine hatte einen Hund in den Schenkel gebiffen, umſchlungen
und fo gedrüdt, daß er aud dem Halfe geblutet; ein Schuß be>
freyte ihn vom Tode. Die Brafilianer fangen fie auch) mit
Schlingen im Eingang ihres Lochs; fie ziehen ihr die Haut ab,
529
und. gerben diefelbe zu Stirfeln und Satteldeden; auch benugen
fie das Fett. Pr. Mar v. Wied L 211. Linne Mus. Ad.
Fried. I. 497. tab. 17. fig. 3. Sebal. T. 36.%.5. Dau-
din V. 150/ Boa imperator 174. Boa Devin tab. 62. Mer—
rems DBeyträge H. Taf. 1. Clusius, Exotica V. cap. 18.
tab. 5. Scheuchzer, Physica sacra. t. 746. f. 1. Lace⸗
pede V. 2%. 1. F. 4. Blumenbach, Abb. T. 37. 8. 2.
Shaw T. 92. Schneider in Münchner Denkſchr. VIL 1819.
46:8: %
2) Der Wafferfhlinger (Boa Beptaln; murina, aqua-
tica, gigas), Anacondo,
bat auch Feine Backenlöcher, aber Tafeln auf der Schnauze
und Schuppen auf dem Kopfe, iſt braun, bat 2 Reihen ſchwarze
Flecken auf dem Rüden und Augenfleden an den Seiten.
Dieſes ift auch eine der größten Niefenfchlangen im beißen
America, und beißt in Brafilien Sucuriu, hält fi vorzüglich in
‚ Sümpfen an großen Seen und Flüffen auf, mo fie, befonder® in
den Urmäldern, nod 20-30 Schub lang wird, nah den Ein-
mwohnern fogar 40: In den Sammlungen find von ihr die größ—
ten Haute, In Surinam und Cayenne beißt fie Anacondo und
Comodee, in Peru Gyacu-mama. Sie hält ſich meiftens im
Waſſer auf, und kann fehr lang darunter aushalten; fie Yäßt fich
vom Strom treiben, fängt Kifche oder legt fih auf einem Felsſtück
auf die Lauer, um Meerſchweinchen, Aguti, Paca und Capybaren
zu erhaſchen, felbft Rebe, melde zur Tränke fommen, Ihre
Hauptnabrung fol jedoh in Fifchen beftehen. Sie fommt aud
häufig and Ufer, um fih auf Baumſtämmen, Felsſtücken und
dem erhitzten Sande zu fonnen und den Raub zu verzehren, "Sie
it fchüchtern und flieht vor dem Menſchen; wird gewöhnlich mit
Schrot geichoffen, von den Botocuden mit dem Pfeil, auch wohl
mit einem Schlag auf den Kopf getödtet. Man gerbt die Haut
zu Pferddeden, Stiefeln und Mantelſäcken; auch das Fett wird
benugt, und das Fleifh von den Botocuden gegeffen. Sie fol
zu Seiten ein tiefe8 Brummen bören laſſen, befohder8 in den
beißen Monaten, vom November bis Jänner; Winterfchlaf zu
balten, wie man behauptet bat, bat fie in fo warmen Ländern
nicht nöthig; bey großer Hitze aber vertrodnet fie, fo zu fagen,
550
in dem Schlamme der Lachen, nah U. v. Humboldt (Observ.
21. 258.). Pr M. v. Wied IL 226. Abb. Seba IL Taf, 23.
ig. 1. Scheuchzer, Phys. s. t. 606. fig. A. 2acepede
V; 1. 230 5.06%
3) Die geringelte Riefenfhlange (Boa cenchria, an-
nulifer). Aboma,
bat auch Schuppen auf dem Kopfe und Tafeln auf der Schnauze,
aber Bacenlöcher, ift glänzend braun, mit einer Neihe fhwarzen
Ringen auf dem Rüden, an den Seiten afıhgrau, mit fhwarzen,
oben gelbgefäumten $leden, Bauch perlmweiß; auf dem Kopf 5
dunkelbraune Streifen.
Finder fih ebenfalld im heißen America, wird 12 Schub lang,
und bat die Lebensart der erfien Gattung, geht nicht ind Waffer,
klettert auf Bäume, frißt auch die dafelbft vorfommenden Nag-
tbiere, und beißt in Brafilien ebenfalls Jiboya. Zähne nur in
jeder Gaumenreibe 205 im Oberkiefer jederfeitd 20, im Unter»
Fiefer 16. Auf ihrem Rüden halten fich braunrothe Zeden auf,
fo groß wie die Hunddgeden. Pr. M. v. Wied J. 219, Abb.
Stedman bat, im feiner Reife nach Surinam I. 225.
T. 14., die Jagd auf ein ungeheured Thier diefer Art fehr eb»
baft befihrieben. Er hatte dad Fieber, und lag in feiner Häng—
matte, ald ibm die Wache berichtete, fie fähe im Gebüſche des
Uferd etwas Schwarzed fih bewegen, und es icheine ein Menfch
zu ſeyn. Sie warfen fogleich Anker und ruderten in einem Kahn
nad dem Orte. Ein Sclave erkannte ſogleich, daß es eine Riefens
fhlange mar; daher befahl Stednan umzukehren. Der
Sclave aber wollte durchaus darauf losgehen, und das mwedte
Stedmans Stolz, daß er, ungeachtet feined Uebelbefindens,
mitgieng und feine Slinte lud, während ein Soldat noch 3 ans
dere nachtrug. Kaum maren fie durh Schlamm und Gebüſch
50 Schritt vorwärts gedrungen, fo ſchrie der Sclave, daß er fie
febe. Das ungeheure Thier lag nur 46 Schuh entfernt unter
dem Laubwerk, zifhelte mit der Zunge und funfelte mit den
Augen. Stediman legte die Ziinte auf einen Aſt, traf aber
mit der Kugel nicht den Kopf, fondern den Leib. Das Tpier
ſchlug fürterliih um fih, daß dad Gebüſch mie weggemäht
wurde, fledte den Schwanz ind Waffer, und ſchlug damit fo viel
551
Schlamm auf feine Verfolger, daß fie an nichtd anderes dachten,
ald Reifaus zu nehmen und in den Kahn zu fpringen, Als fie
wieder zu fic) gefommen waren, tbat der Sclave aufd Neue den
Antrag, den Angriff anzufangen; fie würde nad einigen Minuten
wieder ruhig ſeyn und nicht and Verfolgen denken. Sie hatte
den Play etwas gemechfelt, und lag wieder unter Laub und alten
Rinden verfledt. Stedman verwundete fie wieder nur leicht,
und bekam einen folden Regen von Schlamm, wie beym größten
. Sturm. Sie liefen wieder in den Kahn, und hatten alle weitere
Luft verloren. Der Sclave ließ aber nicht nach. Nun ſchoſſen
ale drey auf einmal, und trafen fie in den Kopf. Der Neger
war außer fih vor Freude, bolte ein Seil und warf der fich
noch immer drebenden Schlange eine Schlinge um den Hals.
Sie zogen fie fodann mit vieler Mühe and Waſſer, banden fie
an den Kahn und fuhren nah der Barke. Sie Iebte noch, und
ſchwamm wie ein Aal, Sie maß 22 Schub und war fo did,
daß fie gerade die Wefte eines zwölfjährigen Negers ausfüllte.
Sie fuhren dann an einen bequemen Drt am Ufer, zogen dad
Seil über einen Baumaft, und hißten fie in die Höhe. Dann
Hletterte der Schave an ihr hinauf, fihnitt ihr die Haut am Halfe
auf, während fie fih noh hin und her wand, und zog fie ab.
Sie bekamen außerdem 4 Sallonen (32 Pfund) Fett, fo bel wie
Del, welches bey Vermundungen vortreffliche Dienfte thut. Die
Neger behaupteten, es ſey noch ein junges Thier und nicht halb
ausgewachſen; ed flerbe nicht eher alß nad) Untergang der Sonne.
Sie zerfchnitten fie fodann, um fi) davon ein Mahl zu bereiten;
das Fleiſch ſchmecke vortrefflih und fey fehr gefund. Sie werde
40 Schuh lang und befomme 4 Schuh im Umfang. Der Rüden
iſt grünlichſchwarz mit mweigen und fihwarz geſäumten Fleden;
die Seiten ſchön bräunlichgelb mit denfelben Flecken, der Bauch
ſchmutzig weiß. Sie frißt, was fie befommen fann: Meine Vögel,
Schweine, Hirfhe und fogenannte Tiger, denen fie die Knochen
zerbricht, fie dann mit Geifer überzieht und almählich ver:
folingt, fo daß fie nicht mehr im Stande ift, weiter zu Eriechen,
Seba I. %. 56, $. 4. Daudin V. 132. t. 59. f. 1,9. t. 62,
f. 2. Aboma;-p. 202. t. 63. f. 3. Porte-anneav, Merrem
in Wetterauer Annalen II. ©. 51. T. 2.
552
4) Die hundsköpfige (B. canina)
bat einen fehr breiten Kopf, auch Tafeln auf der Schnauze
und Badenlöcher, die aber weiter hinten unter den Augen fleben,
und ſehr lange Vorderzähne, befonderd im Unterkiefer; wird 40
bis 12 Schuh lang, ift ſchön gradgrün mit weißen Querfleden.
Bauchtafeln 203, Schwanztafeln 71.
Diefe prächtige Schlange, welche andern an Größe nicht viel
nachgibt, beißt in Brafilien Bojobi, und fchleicht fich oft in die
‚ Wohnungen, befonderd die Hütten der Neger, um ihre Nahrung
zu fuchen, ohne aber den Menfihen zu fchaden. Reigt man fie
jedoch, fo beißt fie heftig, und verfegt mit ihren langen Zähnen
ſehr ſchmerzhafte und ſchwer zu heilende Wunden, mas übrigens
vorzüglich dem beißen Clima zuzufchreiben iſt. Sie fol fih auch
um Baumäfte fhlingen, und von den Wilden angebetet werden,
Seball. Taf. 96. Fig. 2. Linne, Mus. Ad. Fr. I. tab. 3.
Racepede V. 42. Taf. 2. Fig. 1. Shaw Taf, 95. Spix et
Wagler, Serp. Bras. tab. 16. |
10. G. Die Drachen, oder Kiefenfhlangen der alten -
Melt (Draco, Boa, Python)
baben ebenfalls Sporen oder verfümmerte Hinterfüße, Tafeln
auf dem Kopfe, Bacenlöcher hinter den Lippen und Fleine Baudy>
tafeln, aber getrennte Täfelhen unter dem Schwanze, wie unfere
Pattern, außerdem Zähne im Zwifchenkiefer, wo fie allen anderen
ächten Schlangen fehlen,
Sie werden größer ald alle anderen und greifen felbft Lömen,
Tiger und Elephanten anz fonft Taffen fie fich leicht zähmen, und
diejenigen, melche nah Europa kommen, laffen ſich von jedem
anfaffen, ohne bö8 zu werden. Sie Liegen auf einem blechernen
Kaften mit warmem Waffer, und werden mit wollenen Tüchern
zugedect; man füttert fie mit Caninden, die fie aber nur alle
8 oder 14 Tage verfhlingen. Man hat fchon Benfpiele, daß fie
in Deutfchland Eyer gelegt haben *).
*) Vos quoque, qui\cunctis innoxia numina terris
Serpitis, aurato nitidi fulgore dracones,
Pestilferos ardens facit Africa; ducitis altum
Aera cum pinnis, arınentaque tota secuti
Rumpitis ingentes amplexi verbere tauros; -
.
.
533
4) Die größte und gemeinfte, welche haufig zu und fommt,
ift die Reißſchlange im javanica, .schneideri, amethy-
stina),
welche auf den Java Ular-sawa (Warffer-Schlange) beißt.
Sie wird über 20 Schuh lang, ift bläulichafchgrau mit klei—
nen weißen und dunkelbraunen Fleden bandartig gefhädt.
Sie bemohnt die Reißfelder, wird aber in hochgelegenen Wäls
dern größer, und erreicht bisweilen die Länge von 30 Schub.
- Der Kopf iſt bläulichgrau, der Rüffel gelblih; von jedem
Auge Yaufen dunfelblaue Streifen, welche fih am Halfe verbinden;
ein ähnlicher ‚Liegt über dem Kopf, theilt fich hinten und umſchließt
einen gelben, berzförmigen Flecken. Die dunfelblauen Bänder auf
dem Rüden glänzen wie Amethyſt und find gelb geſäumt, fo daß
ziemlid) vieredige, nehartig verbundene Sieden entſtehen; die Seis
ten find mit weißen länglichen Flecken geziert; der Schwanz. ift
faſt ganz gelb, bat aber auch feine blauen Nepfleden. Sie bat
300, Zafeln am Bauch und 400 Doppeltafeln unter dem Schmanze,
eine Menge, wie man fie noch bey Feiner andern gefunden bat.
Sie nährt ſich größtentheild von Mäufen und Vögeln; die
größere auf den Bergen aber ftellt auch größeren Thieren nach,
Diefe oder eine ähnliche Schlange wird in Deutfchland herum:
gerührt- und für Geld. gezeigt... Man hat felbft ſchon 20 Schuh
lange bey uns gefeben. Sie ift fehr träg und zahm, frißt von Zeit
zu Zeit ein Huhn oder ein Canindyen, und häutet fich ale 4—5
Wochen. Sie hat auch fhon gegen 20 häutige Eyer gelegt, von
der Größe der Hühnereyer, die fi aber natürlich nicht entwidel:
ten. Um fie zu zeigen, müffen fie gewöhnlich zwey Männer auf
die Schultern legen. Diefed iſt wahrſcheinlich die Schlange, von
der man vor einigen Jahren in Öffentlichen Blättern erzählte, daß
fie auf einem englifhen Schiff einen Ziegenbod verfhlungen babe,
deffen Hörner ihr aber aus dem Yeibe drangen, worauf fie ftarb,
Wurmb, batavifche Verb. 1787. Lichtenberg Magaz. IE.
S. 4. Schneider I. 254. Sebal. T. 62. 5.2. U. T. 79,
80. F. 1. Linn. Trans. XIV. p. 582. (Sfi3 1827, 515.)
m —u
Nec tutus spatio ‚est elephas; datis omnia leto;
Nec vobis sp est ad noxia ſata veneno.
Lucani Pharsalia. 9, 727.
654
Nah John Daoy findet ſich die Niefenfchlange auch auf
Eeylon, und heißt dafelbft Pimbera. Er bat eine von 17 Schub
Länge gefeben;z fie hatte 4 Monate Yang nichtd gefreffen. Man
fol welche finden, die 25—30 Schub lang find und mannddid,
Die Farbe wechfelt ein wenig bey den verfchiedenen Stüden: fie
ift ein Gemifh von braun und gelb; Rüden und Seiten find
fharf und fhon mit unregelmäßigen, dunkelbraunen, ſchwarzge—
fäumten Sleden bezeichnet. Gie überwältigt Hirfche und ver-
fhluct fie ganz. Reife 1821. Fig. (Iſis 1825. 621.)
2) Man unterscheidet jet davon die Amethyſtſchlange,
welhe Schneider abgebildet hat in den Münchner Denkſchr.
VI. 1819. 117. T. 7. Seba I. &. 54. F. 3. Kommt nicht
von Java, fondern von den eigentlihen Moluden.
3) Ebenfo die zwepftreifige (P. bivittatus), nah Kuhls
Benträgen 1820. 94. Seba II. T. 19. F. 1. T. 27. F. 1.
4) Die Tigerfhhlange (B. tigris, castanea, albicans)
ift auch eine, von denen, welche haufig Iebendig nach Europa
kommen und gezeigt werden. Sie heißt in Bengalen Pedda-Poda,
wird nicht fo groß wie die vorige, jedoch 10 Schuh Yang, und
dient dafelbft den Gauklern zum Spiel. Gie ift fehr glänzend
gefärbt, und ſchön gezeichnet mit braunen. Flecken; der Kopf
rötblich, hinter jedem Auge ein brauner Streifen, auf dem Halfe
ein großer brauner Sleden, vorn gefpalten; der Rüden aſchgrau,
mit 30 audgezacten und ſchwarz gefäumten braunen Flecken in
einer Reihe; an den Seiten baben die Eleinern Sleden einen
meigen Mittelpunct; die Tafeln auf der Stirn bilden einen
Stern.
Sie winden fish fo ftark um den Arm, daß er einfchläft, vers
fchlingen Hühner u. dergf. ganz, nachdem fie fie ummidelt und
erftickt haben. 252 Bauchtafeln; 62 Paar Schmanztafeln. Ihr
Name bedeutet Felfenfhlange.. Sebal. T. 37. 5.1. Ruf
fel1ı 2. 22. Daudin V. 241. tab. 64.
Man ift noch nicht ganz im Reinen über die Iebendig nach
Deutfchland Pommenden Niefenfhlangen. Nur foviel ıft gewiß,
daß fie ale aus Dflindien fommen und getheilte Tafeln, faft
wie Schuppen, unter dem Schwanz, haben. Ueber die zmo
Schlangen, welche Hr. Lehmann im Sommer 1828 umher:
555
führte, blieb Prof. Baer zu Königsberg zweifelhaft. Die größere,
wovon Hr. Hill 2 Jahre früher eine noch größere ausftelkte,
maß 12 Schub; die Eleinere nur 8 Schub und wich in ber
Zeichnung ab. Die größere hatte in Moskau Eyer gelegt, wor»
inn G. Fiſcher eine junge Schlange fand, einige Zoll Yang.
Er fepte ein andered Ey der Brutwärme aus und fand nach
44 Tagen darinn eine fpannenlange Schlange. Hr. Lehmann
batte die Schlange feit 3 Jahren im VBefis. Die 2 Schlangen,
welche in einem Käfig beyfammen waren, mußten ſich mithin ges
paart haben. Es ſcheint demnach, daß die Heinern die Männs
hen und anders gefärbt find. Iſis 1828. ©. 923.
Darauf bat Dr. Wiegmann zu Berlin diefe Schlangen
genauer unterfucht. Schon früher hatte er in Braunſchweig vier
Stüd gefehen, wovon zwey der großen, zwey der Kleinen Art gli
den; nachher bey Herrn Cops 5 Stud zu Berlin, wovon drey
der größern, zwey der kleinern Art glihen. Jene ift die zwey—
ftreifige (P. bivittatus), in Kuhls Benträgen ©. 94, gut
abgebildet bey Seba I. 2. 19. 5. 1 und 8. 27. 8.1. Sie
bat einen unregelmäßigen Längsſtreif von fohmarzbraunen Sleden
auf der an die Bauchtafeln floßenden Schuppenreibe.
Dagegen ift die Feinere Art die Tigerfihlange (P. tigris),
abgebildet bey Ruffell T. 22, und bey Seba J. T. 37.514
Der Kopf ift graulich fleifchfarben; ein olivenbrauner Streif geht
vom Nasloch durch dad Auge hinter den Mundwinkel; unter
den Auge ein folcyer dreyediger Flecken; Scheitel und Stirn
bel olivenbraun; auf dem Naden und Hinterhbaupt ein großer,
brauner, ediger Fleden, vorn gabelförmig, wie ein >. Rüden
belbraun, - auf der Mitte gelblich angeflogen, mit einer Reihe
großer, unregelmäßiger, olivenbrauner Flecken mit dunfelm Rand,
welche bin und wieder hochgelbe Augen enthalten; en den Seiten
eine folche Reihe kleiner Flecken; Hinterfeite weißlich, die Bauch»
tafeln vorn gelb. P, ordinatus ift davon nicht verfchieden.
Ganz verfihieden ift die Färbung der zweyſtreifigen
Schlange, Schnauze grau, unter dem Auge ein ſchwarz einges
faßter weißer Streifen, bis über den Mundwinkel; ein: beller,
etwas rötblichgrauer Streifen von den vordern Gtirmtafeln über
jedem Auge zum Naden, wo er ſich in de meißlichen Binden
556 -
des Rüͤckens fortfegt; er ift von einem ſchwarzbraunen Streifen
gefäumt. Zwiſchen den hellen Streifen ein olivenbraunes Feld,
mit einem gelblihen Streifen in feiner Mitte bi zur Schnauze.
Rüden olivenbraun, mit ametyfiblauem Glanz; darauf laufen A
meißliche oder gelblichhellgraue, ſchwarzbraun ‚geftumte Längs⸗
bänder, durch viele Querſtreifen netzartig verbunden; die Seiten
gelblihgrau, unten gelblichweiß. Bauchtafeln vorn gelblich;
fhwarzbraune Fleden bilden auf der Schuppenreihe an den Bauch»
tafeln einen Längdftreifen. Schnauze und Scheitel mit Schildern
bedeckt, Hinterhaupt mit Schuppen. Bauchtafeln ungefähr 240,
Schwanzpaare 68—72. Länge 9 -Schub 8 Zoll, wovon der
Schwanz ı Schuh 2 Zoll. Herr Cops fagte: 2 Stud daron
feyen Weibchen; von der Tigerfchlange fey das Fleinere ein
Männchen, das größere ein Weibchen, folglih gehörten dieſe
Schlangen zu 2 verfchiedenen Gattungen. Iſis 1829. 616.
5) Aus dem beißen Africa, namentlich vom Senegal, fommt
eine, der zwepftreifigen Sana ganz ähnliche, vor,
welche man
die hieroglypbifche nennt (P. hieroglyphicus). Sie
unterfcheidet fih durch 2 ſehr große Tafeln zwifchen den Augen,
und durch eine dunkle Binde hinter denfelben, die, anftatt fich
nah den Mundwinfeln .binabzuziehen, gerad fortläuft und in
Geſtalt einer Keule endigt; auf den Seiten ein wellenfürmiger,
fhmwärzlicher Längsſtreifen. Schneider, Hist. amph. II, 266.
Sr. Boie, Iſis 1827. 516.
Diefes fcheint die Schlange zu ſeyn, welche in der Sierra
Leone Tennee heißt, und von mwelher Matthews Folgendes
berichtet: Ste wird 15—20 Schuh lang und 3 Schub im Um»
fang. Die Farbe des Rückens dunkelgrau, des Bauches lichter
und gefleckt. Sie fängt nicht allein Ziegen, Schafe und
Schweine, ſondern greift ſogar Leoparden und Tiger an. Die
Eingeborenen verſichern, daß in den ſumpfigen Gegenden des
Unterlandes ſich ſo große finden, welche einen Büffel verſchlingen.
Dem Menſchen ſollen fie nicht gefährlich ſeyn, außer wenn fie
ihn fchlafend antreffen. Zuerft ergreifen fie ihre Beute mit dem
Maule und den zurüdgebogenen Zähnen: dann minden fie ihren
Schwanz 2—Smal darum, und durch ſchnelles Zufainntenziehen
537
zerbrechen fie ihr alle Knochen, indem fie diefe Operation 2—Smalan
verfchiedenen Stellen des Leibes wiederholen. Nachher machen fie
einen Umgang von menigftend einer halben (engliſchen) Meile,
um zu fehben, ob Feiner ihrer Feinde in der Nähe fey. Unter
diefen ift die Ameife der ärgfte. Wenn die Schlange ihre Beute
verfchlungen bat, liegt fie ganz unthätig und unbemeglih: in
diefer Lane. greifen die Ameifen (Termiten) fie an, indem fie
durch alle Deffnungen des Körperd dringen, und verzehren in
furzer Zeit das mwehrlofe Thier. Hat fie gebdrige Sicherheit ges
funden, fo richtet fie ihre Beute zu, indem fie den ganzen
Körper mit fohmierigem Speichel überzieht und ausſtreckt.
Darauf erfaßt fie den Kopf und verfohlingt nah und nad den
ganzen Körper, ohne ihn zu käuen. Dann liegt fie mie leb>
los mwährend der Berdauung, welche, nach Befchafferiheit der
Größe der Beute, 5 oder A Tage dauert. In diefer Zeit Tann
man fie leicht tödten. Gewöhnlich befucht fie die fumpfigen
Gegenden, wo man fie mit hoch über das 10 Fuß hohe Gras»
erhbobenem Kopfe umberfchauen fieht. Die Eingeborenen fuchen
ihr Sleifh als einen Lederbiffen. Voyage to the river Sierra
Leone 1788. 43. |
5. Zunft. Taͤfelſchlangen.
Breite Schienen unter dem Bauch, getrennte unter dem Schwanz,
feine Sporen oder äußere Spuren yon Hinterfüßen.
Hieher gehören alle europäifchen Schlangen nebft vielen aus—
ländifchen, giftige und ungiftige. Sie erreichen Feine bedeutende
Größe, und ernähren fich daher nur mit Fleinen Thieren, meift
aus den niedern Claffen, mie Würmer und Inſecten. Halten
fih größtentheild im Trodenen auf, in Wäldern, Steinhaufen,
Mauern, Ställen, mande auch in heißen Ländern gewöhnlich
auf Bäumen.
Diefe Zunft ift außerordertlich zahlreih an Gattungen,
und daber fehr ſchwer zu ordnen. Die einen haben bloß Schup>
pen auf den Kopfe mie auf dem Rüden, die andern Tafeln oder
Schilder; noch andere beides zugleich. Obſchon die Kopfbedeckung
558
nicht von großer Wichtigkeit ift, fo müffen wir hier die Einthei—
lung doc darauf gründen, weil fie am meiften in die Augen -
fallt, und weil der verfchiedene Zahnbau bey Vielen noch nicht
befannt ift, auch bey den giftigen fehr mwechfelt, obfchen fie ſich
übrigens ſehr ähnlich find. Endlich ſcheint auch die verfchiedene
Länge der Zähne nicht von befonderer Wichtigkeit zu ſeyn. "Ueber
das Leben und Weben der einheimifchen Schlangen, den Fang
und die Zähmung, ihre Kämpfe mit andern Thieren und ihre
Vergiftung bat Harald Lenz fehr viele Beobachtungen angeftellt,
und in feinem Werk: Schlangenfunde 41832, befchrieben.
Diefe Schlangen zerfallen nad dem oben gefagten in foldye
mit Kopfihuppen und mit Kopftafeln.
A, Schuppenföpfe
Diefe Schlangen haben bemeglihe Giftzähne, die einen
Barfenlöcher, die andern nicht.
1. Sippſchaft. Schuppenföpfe ohne Backenlöcher.
Sie haben einen ziemlid) furzen Schwanz, und meift Kiel
fhuppen auf dem Rüden,
1.8. Die Dttern (Pelias)
haben Kielfehuppen auf dem Nüden, und zahlloſe Fleine
Schuppen, mwie Körner, auf dem Kopfe, nebft 3 Plättchen zwi:
fhen den Augen,
1) Die gemeine oder Kreuzgotter (Coluber berus,
chersea)
wird felten über 2 Schub lang und 1 Zoll did, hat zwifchen
den Augen 3 Täfelhen, ift grau, und bat auf dem Rüden ein
ſchwarzes Zickzackband aus großen, vieredigen, ovalen und runs
den Fleden, durch fchiefe Linien mit einander verbunden; in den
Winkeln des Bandes Kleinere, ſchwarze Fledenz auf. dem Kopf
ein krummer Schragen, worauf ſich der Name Kreuz-Diter grüns
det. Bauchfchienen 150, Schwanzpaare 30.
Zähne unten jederfeitd 10—12, in jedem Gaumenbein 10,
im Oberkiefer ein langer Giftzahn nebft 2—4 kleinern dahinter.
145 Rüdenmwirbel mit NRippenpaaren, welche nicht: ganz herum,
fondern nur bis zum Anfang ‚der Bauchſchienen gehen; 25
Schwanzwirbel. Die Färbung wechſelt uͤbrigens ſehr. Die Männs
539
chen mehr hell und rofifarben, die Weibchen (Kupferſchlangen)
braungrau oder blaugrau u.f.w.
Die Dttern finden fih in ganz Europa, am bhäufigften in
den hoben Waldgebirgen, auf den Alpen, dem Schwarzwald,
Thüringer Wald u.fem.; zwar im Ganzen bey und nicht häufig,
jedoch vergeht felten ein Jahr, wo nicht da und dort ein Holz:
macher oder ein Kind, welches Heidelbeeren, Preifelbeeren, islän⸗
difched Moos, Reifig u. dergl. fucht, gebiffen würde. Die anzus
mwendenden Mittel find fehon angegeben. Da die Wunde kaum
über eine balbe Linie tief wird, fo läßt fie ſich leicht audfaugen
oder ausfchneiden. Geht dad nicht, fo unterbindet man den Theil
fo veft als möglih, ſchlägt Feuer und legt den brennenden
Schwamm darauf, oder eine Kohle, wenn man eine hat. Auf
jeden Fall muß man fohnel um Hilfe rufen, damit ein anderer
die Mittel anmende, Lauge oder Scheidwaffer hole und einen
Arzt auffuche. An beißen Tagen wirft das Gift fhon nad) eini⸗
gen Minuten, maht Schwindel, und man fällt um; fonft aber
fann man meiftend noch eine gute Strede gehen, und es erfolgt
felten der Tod. Auch fterben größere Thiere, wie Hunde, Rins
ber, Pferde u. dergl. felten, obfchon fie anſchwellen und eine Zeit
lang Fränfeln. Kleine Vögel fterben in wenig Minuten, Mäufe
aber faft augenblidlich. Anderen Amphibien, wie Eidechfen, Mol⸗
hen und Fröſchen, ift der Biß weniger gefährlih; den Ditern
felbft fchadet er gar nichts,
Sie fonnen fih febr gern an offenen Stellen auf Steinen
und Holzflämmen, und freffen Würmer, Inſecten, Eidechfen,
Mäufe und. Heine Vögel; Fröfche fcheinen fie nicht zu freffen,
fondern fogar zu fihonen. Wenn auch eingefperrte beftig nad)
einer Maus oder Ratte beißen, fo ziehen fie den Kopf augen»
blicklich zurück, wenn fie, felbft fhnappend, einen darunter befinds
lichen Froſch berühren. Eben fo vorfichtig find fie gegen einans
der; auch in der größten Wuth, mo fie ganz blind um fich zu
fohnappen fcheinen, wiffen fie doch fehr vorfichtig ihre Cameraden
zu fchonen. Ich babe beides felbft geſehen; indeffen haben Ans
dere beobachtet, daß fie Fröfche gebiffen haben, jedoch ohne Scha>
den. Sie verfolgen übrigens ihren Raub nicht, fondern warten
geduldig, bis er in ihre Nähe fommt, zifcheln mit der Zunge,
Den? allg. Naturg. VI. 35
540
ſchießen fchnell, bloß mit dem Kopfe, darauf, geben einen Biß
und laſſen ihn laufen, folgen ibm aber immer mit den Augen.
Bleibt er liegen, fo kriechen fie langfam nah und verfülingen
ihn ganz, den Kopf voran, was fehr langfam zugeht, fo wie die
Berdauung. Sie Löfen jedoch felbft die Knochen auf, die Haare
aber werden ausgeworfen. Da die Mäufe ihre Lieblingsnahrung
find, fo vertilgen fie viele Taufend Feldmäufe, und Fönnten in
diefer Hinficht für nüpliche Thiere gehalten werden, wenn ihr
Gift nicht auch andere Thiere und felbft den Menſchen träfe.
Sie Fünnen aber auch Monate Yang faften, und in der Gefans
genfchaft freffen fie gar nichts. Sie find übrigens furhtfam,
fliehen und beißen nicht ungereigt, auch Fünnen fie nicht verlegen,
wenn man Ötiefel anhat.
Des Winterd fammeln fie fi) gern in Steinhaufen, zerfals
Ienen Schlöffern, Stadtmauern, hohlen Bäumen, Friechen auch
mebrere Schub tief in Maus- und Mullwurfslöcher, um Winters
ſchlaf zu halten, aud dem fie aber leicht erwachen. Man findet
oft dafelbft mehrere beyfammen. Sie häuten fih im Frühjahr,
und zwar fünfmal, von Ende April bid Mitte September; haben
412—20 bäutige Eyer, aus denen fi aber ſchon vor dem Legen
die Jungen entwideln, und im Juny oder. Auguft, etwa 5 Zoll
lang und fhon mit Giftzähnen verfehen, zur Welt kommen.
Bey Gefahr follen fie der Mutter in dad Maul Friechen, und
diefe fi) mit ihnen davon machen. Bis zur Reife ſollen fie
35 Jahr brauchen, und 7, bis fie audgewachfen find. Ihr Leben
ift ſehr zäh, und fie. halten 4 Stunden unter Warfer aus, fogar 2
in Branntwein. Der abgebauene Kopf beißt noch und vergiftet.
—
Mit Kirſchlorbeerwaſſer, alfo mit Blaufäure, kann man fie augen⸗
blidlich tödten, ebenfo mit Tabadfaft nah einigen Minuten,
"Bor Zeiten bat man fie, fo wie andere Dttern, häufig in
der Medicin angewendet, und daher in den Apotheken in Fäſſern
mit Kleyen gebalten, vorzüglich um fehr nahrpafte Fleiſchbrühe
für Audzehrende zu kochen. Dad Fett wird zum Einfehmieren
bey verfchiedenen Krankheiten gebraucht.
Mit einiger Vorfiht kann man fie leicht fangen. Man tritt
ihnen mit Stiefeln auf den Hald, oder drüdt fie dafelbft mit
einem Stod auf die Erde, hebt fie am Schwanz in die Höhe,
541
und laͤßt ſie in eine Schachtel kriechen. Wer geübt iſt, kann ſie
auch ohne weiters am Schwanz faſſen und aufheben. Das Aus⸗
führlichſte über alle dieſe Dinge findet man in der Schlangen⸗
kunde von Lenz S. 135. Taf. A.; Verſuche über das Gift bey
Fontana Bechſtein in Lacepedes Amphibien IM. 173.
T.1. 8.1 Wagner, Erfahrungen über den Big der Dtter
4824. Brandt und Ratzeburg, med. Thiere 1828. ©. 171.
Taf. 20. Lin? in Mevers Magazin I. 128. Linne, fchmed.
Abb. XI. 1749. ©. 255. Tafı 6. Fig. 1, 2. Laurenti ©. 97.
T. 92. 8.1. Scheuchzer, Phys. s. t. 1628. Fig. Sebal.
T. 33. 5.5. Shaw II. Taf. 101. Daudin VI. pas. 89.
tab. 72. fig.1. Sturm IV. Wydler, Serpents de la
Suisse 1826. Bonaparte, Fauna italica fasc. XI.
Es gibt biömweilen ganz ſchwarze, melde man für eine
eigene Gattung angefehen (Coluber prester); fie find indeffen
fehr felten. Laurenti © 9 T. 4. F. 4. Sturm W.
2. G. Die Bipern (Vipera)
haben Kielfhuppen auf dem Nüden und Förnerartige auf
dem breiten Kopf.
1) Die gemeine (V. redii, aspis, berus)
gleicht unferer Dtter faſt ganz, wird aber etwad größer, gegen
3 Schub lang, und bat gar Feine Täfelchen auf dem Kopf, fon
dern lauter kleine Schuppen; fie ift braun und bat 4 Reiben
ſchwarze Flecken, welche fich bisweilen nach der Quere, felten im
Zickzack, mit einander verbinden; es ‚gibt auch ſchwarze unter
ihnen. Bauchfchilder 146, Schwanzpaare AO,
Diefe Siftfhlange findet fih mehr im füdlichen Europa, von
der füdl, Schweiz an durch Frankreich und Stalien, wo fie be>
fonderd zu Benedig in den fogenannten Theriac, der gegen alle
Uebel gut ſeyn follte, gebraudt wurde, Selbſt jebt noch werden
viele Zaufende gefangen, und fogar von Benetianern nad) Franfs
reich gefchafft. Ihr Gift ift auch heftiger ald bey der Kreuzotter.
Sie ift ed, mit deren Gift Kedi und Fontana viele Verfuche
angeftellt haben. Redi, Osservazioni 1664. Fontana über
Schlangengift 1767. ‚Aldrovand, Serpentes 115. Lau⸗
renti ©. 100. Nro. 218, 219. Charas, Vipere 1669 et
1672. Mem. Ac. TIL, p. 209. tab. 1-4, Razoumowsky,
35 ©
b42
Jorat 1. 1789. 284. Aspic. Wydler p. 17. Bonaparte,
fasc. X. Fig.
Man hält fie für diejenige, melche den Alten am meiften
befannt war, und mit der die fogenannten Marfer oder Pfpllen
ihre Gaufeleyen anftelten. Sie wurden befanntlich als Schlans
genbefchwörer betrachtet, welche den Biß heilen Fünnten, wobey
fie fi) jedoch au des Ausſaugens bedienten *). Es ift merfs
würdig, daß Fein neuerer Reifender in Aegypten, weder Geoffroy
noch Rüppell, diefe Schlange dafelbft gefunden hat. Die ägyp⸗
tifche Afpis ift die Haje, ©. 565.
2) Die Sand»Dtter (V. ammodytes)
fieht faft ganz fo aus, bleibt aber etwas Fleiner, und hat an
der Schnauzenfpibe einen aufrechten, mit Schuppen bededten
Steifchzipfel. Bauchſchienen 142, Schwanzpaare 32, |
Diefed ift eine der gefährlichften Schlangen, deren Big in
wenigen Stunden tödtet.
*) Quin et marrubia venit de gente sacerdos
Fronde super galeam et felici comtus oliva,
Archippi regis missu, fortissimus Umbro:
Vipereo generi et graviter spirantibus hydris,
Spargere qui somnos cantuque manuque solebat,
Mulcebatque iras, et morsus arte levabat.
Sed non Dardaniae medicari cuspidis ictum
Evaluit; neque eum juvere in vulnera cantus
Somniferi, et Marsis quaesitae in montibus herbae.
Te nemus Angitiae, vitrea te Fucinus unda,
Te liquidi flevere lacus.
Virg. Aen. 7, 750.
Neque hercule scientiam praecipuam habent hi, qui Psylli
nominantur, sed audaciam usu ipso confirmatam: nam venenum
serpentis non gustu, sed in vulnere nocet. Ergo quisyuis exemp-
lum Psylli sec#tus id vulnus exsuxerit, et ipse tutus erit, et
tutum hominem praestabit. Sed ante debebit attendere, ne quod
in gingivis palatave, aliave parte oris uleus habeat.
Celsus V. 27. sect. &
Aspida somniferam tumida cervice levavit. —
Gens unica terras
Incolit, a saevo serpentum innoxia morsu,
Marmaridae Psylli; par lingua potentibus herbis
Ipse cruor tutus, nullumque admittere virus
Vel cantu cessante, potest; natura locorum
Jussit, ut immunes misti serpentibus essent.
Lucanus, 9, 89,
Colla Aspidum intumescere nullo ictus remedio,
Plin. VHL 2%
543
Sie findet fich vorzüglich im füdlichen Rußland, in Ungarn,
Dalmatien bis Fiume und Ferrara, und war ſchon den Alten
befannt. Sie verbirgt fich gern im Sande, und ift von demfelben
ſchwer zu unterfheiden. Die Färbung und Zeihnung ift übrigens
ſehr verfchieden; der Zidzadftreifen bald ganz, bald unterbrochen,
bald fo verwifht, daß die Haut grau oder ſchwärzlich ausſieht.
Gesner, Serp. pag. 23. Linne, Amoenitates I. pag. 506.
tab. 17. fig. 2. Sturm II. Hft. 2. Bonaparte, F. ital.
fasc. VII. Fig.
Am bäufigften Fommen fie auf den Gebirgen von Ervatien
(Japidia) und der Morlachey (Liburnia) vor, befonderd auf den
Bergen Bergudi, nur eine Stunde von Fiume, wo fie in Felfen>
sigen Winterfhlaf halten. Sie frißt Waldmäufe, kleine Vögel,
welche fie durch die fehnelle Bewegung ihrer Zunge anlodt;
wahrſcheinlich fehen fie diefelbe für einen Wurm oder eine Raupe
an; und fo könnte man auch auf diefe Weife die Zauberfraft
der Schlangen erklären. Sie Flettert auf Sträucher und Bäume,
um junge Vögel aud den Neftern zu holen; biömweilen nimmt fie
aud mit Eidechſen fürlieb. Sie flreicht meiftend des Abends
und des Nachtd umher und wird dann nicht felten ein Raub
der Eulen; auch wird fie um den Anfang ded Schwanzed von
ſehr Heinen Milben geplagt. Hoft in Jacquini Collec-
taneis IV. 1790. 350. tab. 24, 25. Sie findet fih, nah Fri»
valdßky, vorzüglih im Bannat, bey dem Bad Mehadia, und
‚bringt lebendige Junge. Serp. Hung. 1823. 33.
3) Die Horn=-Dtter (V. cerastes)
ift 2 Schuh lang, Schwanz 3 Zoll, abgeſetzt; gelblichgrau,
mit dunklern Sleden in Querbändern, zeichnet fich aber vorzüg«
lich durch einen hornförmigen Fortfab über jedem Auge aus,
Bauchichienen 143, Schwanzpaare 33.
Sie findet fih vorzüglih in den fandigen Wüften Aras
biend und im nördlihen Africa, kommt häufig unter den äghp⸗
tifhen Abbildungen auf Mauern, Obelisken, unter Bildfäulen
und felbft auf Mumien vor; die Bedeutung derfelben kennt man
aber nicht. Herodot fpricht von gehörnten Schlangen, welche
unfhäadlich feyen und nach ihrem Tode zu Theben in Tempeln
begraben wurden. II, 74. Sie dienten vorzüglich den Pſyllen zu
544
ihren Gaufeleyen, um zu. beweifen, daß fie ſichere Mittel gegen
dad Gift hätten.
| Die Hörner fehen wie Hahnenfporen aus, find 2 Linien
lang und beweglich; nach den Alten follen fie 4 und gar 8 haben;
dad waren aber wahrfcheinlich Verfälfchungen, wie man auch in
fpätern Zeiten andern Schlangen dergleihen Hörner aufgefept
bat, um fie für die berühmten Ceraſten theuer zu. verkaufen.
Sie follen fehr geſchwind feyn und ſich nicht. gradaus, fondern in
Krümmungen bewegen, und dabey ein eines Geräufch, dad. von
ihren barten Schuppen herrühre, bören laſſen. Sie fenen au
ſehr ſchlau, legten fih in Löcher und Fabrgleife im den Wegen,
umdie Reifenden unverſehens anzufallen.. Nach S ham (Reifen 1738.
Tbl. I. Cap. 5.) können fie ungewöhnlih lang bungerm Er ſah
zwo zu Benedig, wohin fie aus Cairo gekommen waren, welche
5 Jahre lang ohne Nahrung zugebracht hatten, fih häuteten und
noch ſo munter waren, ald wenn fie fo eben mären gefangen
worden. Nah Belon bringen fie lebendige Sunge zur Welt
«(Ob£f; 122.), was mit den andern Giftichlangen uͤbereinſtimmte;
nah Geßner aber hat zu Venedig ein 3 Schub langes und. arms⸗
dickes Weibchen 5 Eyer gelegt (S.31.). Da es indeffen an einem wars '
men Drt nicht weit vom Feuer gebaiten wurde, fo könnte diefed
eine Ausnahme ſeyn. Lacepede II. 230. T 3.8. 2. Daffek
quift:365. Nro. 61. Bruce, Neife ©. 200. Taf. 40. Geof-
froy, Egypte 24. p. 83. t. 6. fig. 3. Aldrovand 175. Fig.
Pr. Alpin, Ber. Aeg. IV. Fig. Findet fih auch am Cap.
Lichtenfteind R. IL 153.
4). Die Götzen-Otter (V. idolum, elegans, brasilien-
sis, ıtrinoculus), Daboie,
wird 4—6 Schuh lang, bat Kielfhuppen, und ift Khön & gez
färbt und gezeichnet, glänzend gelblichweiß, mit 3 Reihen ovalen,
afchgrauen Fleden, ſchwarz und grau eingefaßt, an den Geiten
ſchwarze und weiße Striche, auf dem Kopfe mehrere: gelbliche
Streifen. Bauchſchienen 164, mit 2 braunen Düpfeln, Schwanz»
Paare 56. 1
Diefe merfwürdige Schlange findet fih in Oſtindien und
‚Africa im Königreih Whydah, wo fie, ungeachtet ihres heftigen
Giftes, göttlich verehrt wird, Ihre Giftzähne find Länger ald
545
bey der Brillenfchlange, und zwar find gewöhnlich jederfeitd 2
lange. Sie fol alle giftigen Schlangen tödten, ſowie auch
ſchädliche Inſecten und Würmer, und das fcheint der Grund zu
ſeyn, warum fie nicht. getödtet werden darf. Nach der Erzählung
des Des Marchais fol diefe Schonung und Verehrung aber
einen andern Grund haben: Als nehmlich einmal da8 Heer von
Whydah in Schlahtordnung fand, fo kam von der Seite des
Feindes eine diefer großen Schlangen berüber, und that ganz
zahm und fanft, daß fie jeder flreihelte. Der Feldpriefter nahm
fie auf den Arm, und zeigte fie dem Heere der Neger, worauf
dieſe niederfielen, die neue Gottheit anbeteten, mit doppeltem
Muth auf den Feind flürzten und ihn fchlugen. Dan jihrieb
diefes Glück der Wunderkraft der Schlange zu, baute ihr einen
Tempel, und gründete einen Schab für ipren Unterhalt, Diefer
neue Fetifh wurde bald über die 3 andern gefeht, wovon einer
dem Fiſchfang, der andere. der Gejundheit, der dritte dem guten
Rath vorftand; die Schlange nun. dem. Krieg, Ackerbau und
Handels. Bald war. der erfie Tempel nicht mehr groß genug, die
Wallfahrer zu faſſen; man baute ihr daher immer neue, mit
großen Höfen und geräumigen Gemädern, und verordnete Prie-
fer, ihe zu dienen. Jahrlich werden einige der fchönften Jung:
frauen.-ausgefucht, und. ihr. gebeiligt. Die Neger glauben noch
heutzutage, daß fie diefelbe Schlange anbeten, welche ihre Vor⸗
fahren aus der Schlacht mit nach Haufe. braten.
Um die Mädchen zu holen, ftreifen die Priefterinnen der Stadt
Whydah mit großen Keulen im Lande umber, und würden-jeden
niederfchlagen, der. ihren. heiligen Nerrichtungen Einhalt thun
wollte. Sie nehmen die ſchönſten Mädchen mit, und diefe halten
ed für eine große Ehre, mit dem Fetifch vermählt zu werden.
Sie fingen zuerft Hymnen, dann lernen fie tanzen; dann werden:
fie am ganzen Körper tatuirt, und man fchneidet ihnen Figuren
von Blumen und Thieren, befonderd von Schlangen, in die
Haut, daß fie wie ſchwarzer und geblümter Atlad ausſieht.
Sind fie auf diefe Art zur Vermählung mit dem Gotte würdig
zubereitet; fo führt man eine in ein dunkles unterirdifches Gewölb,
‚während. die andern Priefterinnen ihre Geſchick mit Singen und
Zangen bey raufchender Muſik preifen, Kommt die junge Negerinn
446
aus der heiligen Höhle zurüd, fo erhält fie den Titel Schlangen»
frau, und fann nun beurathen, wen fie will. Das hält jeder
Neger für ein großes Glück, und erweist ihr ale Ehrfurcht und
Unterwürfigkeit. Plaudert fie aus, was in der Höhle mit ihr
vorgegangen, fo wird fie von den Prieftern aufgehoben und ge»
tödtet; jederman glaubt fodann, daß ſich die Schlange an ihr
gerächt und fie habe verbrennen Yaffen.
Da ihr Fein Menſch etwas zu Leid thun darf, fo wird fie
fo zahm, daß fie mit fich fpielen läßt. Die Negerfönige haben -
ihre Ausfuhr bey Todesftrafe verboten, und daber Fam febr felten
eine nach Europa. Nun bat man fie aber au in Dftindien
entdeckt. Lilenburg, Befchreibung ded Dresdener Cabinets 1755.
Bonnaterre, Ophiol. tab. 42. fig.1. Lacepede IV. ©, ı7.
Taf. 2. Big. 2. ©. 245. Taf. 38. Big. 1. III. 271. Taf. 8.
F. 2. Ruſſell J. ©. 10. T. 7. Shaw, Nat. Mise. t. 291.
Gen. Zool. II. p- 418. t. 108. Daudin VI. 124. t. 73.
3.&. Die Buff-Öttern (Echidna)
haben einen dien, aufgebunfenen Leib, Kielfeyuppen auf
Rüden und Kopf, welche um die Nafe wie Blümchen geftelt
find, Beine Tafeln über den Augen; Schwanz fehr kurz.
41) Die graue (Col. atropos)
wird nur 1'/, Schub lang, aber fehr di, weißlichgrau mit
4 Reihen braunen und weißgefäumten Sleden. Bauchfchienen 131,
Schwanzpaare 23. Kommt nicht felten vom Vorgebirg der guten
Hoffnung, und nicht aus America. Linne, Mus. Ad. tab. 13.
fig. 1. Bonnaterre, Ophiol. t. 8. f. 4. Lacepede II.
2835. Taf. 10. Fig. 2. Heißt Bine 4. Smith in Jfis
1832. 68%.
2) Die bunte (C, severus, arietans, brachyurus, he-
braicus)
wird 3 Schub lang, 2 Zoll did, ift bräunlichroth, mit 3 gel
ben Strichen auf dem Kopf und 13 foldyen. Gabeln auf dem
Rüden, Zidzadftreifen auf dem Schwanz, die Seiten ſchwarz ges
fledt, unten blaßgelb., Bauchſchienen 170, Schwanzpaare 42.
Sie findet fih am Senegal und am Borgebirg der guten
Hoffnung, und ift außerordentlich gefährlich. Paterfons Reife
4162. Burchells Reife, Vipera inflata, Seba I. Taf. 30,
547
Fig. 1. Lacepede II. 252. %.5. 5. 1. Gie heißt auch Col.
bitis, ebendaf. IV. 1651. Taf. 23. Fig. 2.5 C. clotho,ESeba I.
Taf. 95. Fig. 1.5 C. lachesis ibid. tab. 94. fig. 2. Heißt
Puff: Adder, Lihtenfleins Reife I. 55. 4. Smith in Iſis
1832. 684.
2. Sippfhaft. Schuppenföpfe mit Badenlöcdern.
4. G. Die Lanzenfhlangen (Trigonocephalus, Bo-
throps, Craspedocephalus)
baben Kielfhuppen, einen fehr großen, fehmwieligen Kopf
mit lauter Fleinen Schuppen und mit Badenlöchern.
1) Die gelbe (Trig. lanceolatus), Vipere jaune, Fer
de lance,
wird über ein Klafter lang, ift gelblich oder graulich mit
braun gefhädt. Bauchſchienen 228, Schmanzpaare 61,
Diefe Schlange ift eine fürdhterliche Plage in den moraftigen
Zuderfeldern der Antillen, befonderd auf Martinique, wo jähr>
lich eine Menge Sclaven durch ihren Biß zu Grunde geben.
Uebrigend freffen fie vorzüglich die von den Europäern eingeführs
ten Ratten, jedoch auch Vögel und Eidechfen, und finden fi auch
in Wäldern und auf Bergen. Der Gebiffene flirbt gewöhnlich
nah wenigen Stunden, und wenn auch einer davon fommt, fo
bat er noch Sabre lang an Schwindel, Lähmung und Geſchwü—
ven zu leiden... Sie bringen lebendige Junge hervor, und zwar
gegen ein halb Hundert, woraud man auf ihre große Vermehrung
fließen Fann, ungeachtet ale Mittel angewendet werden, fie zu
vertilgen. In der neuern Zeit hat man den Schlangenadler aus Africa
dahin verpflanzt. Werm er auch über ein fo großes Thier nicht
meifter wird, fo Fann er doch viele Jungen wegfreffen. Roche-
fort, Antilles 1658. c.13. p.128. Bonnaterre, Ophiologie
tab. 38. fig. 1. 2acepebe IH. 273. T. 9. 5.1. Daudin
VI. tab. 60. fig. 19. Moreau de Jonnes, Monogr. du Tri-
gonocephale 3816.
2) Die Stelle der vorigen vertritt in Brafilien und Surinam
die graubraune (Coluber atrox, ambiguus), Schararacca,
welche dafelbft ebenfo gemein ift, 5—6 Schuh lang, graus
braun, mit abwechſelnden, dunklern und heller eingefaßten dreys
edigen Querfleden. Bauchſchienen 197, Schwanzpaare 64,
548
Sie iſt die gemeinfte Giftfehlange in Braſilien und überall
verbreitet, halt’ fi in trodenen Gebüfchen und auch in feuchten
Ur: Wäldern auf, iſt träg, langſam und lauert gewöhnlich zuſam⸗
mengerollt auf ihren Raub. Sie hat jederfeitd 2 lange Gift: z
zähne, welche gegen 1 Zoll meffen, und eine Hormfpige am Ende
des Schwanzes 2'/; Linien lang,
Der Prinz M. v. Wied verfolgte einft einen - Tangefihaffenen
Tapir mit einem indifhen Jäger, als dieſer plötzlich um Hilfe
rief. Er mar zufällig einer folhen 5 Schuh langen Schlange
ganz nahe gefommen, und Fonnte nicht gefhwind genug aus dem
Dickicht entfliehen: glüdlichermweife erblicte der Prinz fogleich das
drohend fich erbebende Thier, welches den Rachen weit geöffnet,
feine Giftzähne entblößt hatte, und auf den faum 2 Schritt ent
fernten Jäger losſpringen wollte, aber in demfelben Augenblid
vom Prinzen erfhofen wurde, Der Indier mar von dem
Schreden ſo gelähmt, daß er fich erft wieder nad) einiger Zeit
erholen Fonnte, und dieſes erflärt binlänglih die fogenannte
Bezauberung bey Heinern Thieren. Die in den Nachen gebrachte
Schlange erregte unter den verfammelten Indiern allgemeinen
Abſcheu. Starke Stiefel und meite Hofen find am beften geeig>
net,. die Säger in heißen Ländern vor den Giftfchlangen zu
ſchützen. Beyträgel. 470. Abb. H.7,8. Spix et Wagler t.19,
20, 21, 22. fig. 2. Linne, Mus. Ad. Fr. I. p. 33. tab. 22,
fig. 2. Spix T. 29. F. 2, 3. T. 22. F. 1. Seba J. T. 45
F. 4, 5.
Es gibt auch in Oſtindien.
5. G. Die Rautenſchlangen (Lachesis)
haben ebenfalls breite Köpfe mit Heinen Schuppen und
Backenlöchern, getbeilte Schienen unter dem Schwanze,- ‚aber
deffen Spitze ift mit Reiben von Heinen Schuppen umgeben und
endigt in einen Heinen Stachel.
41) Die gemeine (L. rhonkeatn, Crotalus mutus, Cophias
crotalinus)
ift gewöhnlich 6 Schub lang, fol aber 9-12 Schuh erreichen,
söthlichgelb, mit einer Reihe großer, ſchwarzbrauner Augenfleden
auf dem Rüden, und darinn zwey kleine helle Sleden. Bauch⸗
549
ſchienen 226, 36 Schwanzpaase, und dahinter 5 Schuppen»
reiben.
Diefe fchön gefärbte, aber ſehr gefährliche Schlange findet
fi in den Wäldern von ganz Brafilien, Guhana, Cayenne und
Surinam, wo fie Boschmeester heißt, und fol biömeilen
fehenfelsdid werden. Sie ift:träg, liegt meiſtens zufammengerollt,
fleigt nicht auf Bäume und gleicht überhaupt Jin Geftalt und
2ebensart den Klapperfchlangen; ſoll des Nachts auf die Feuer
zufriechen, und daher machen bie Brafilianer in den Wäldern in
der Regel Fein Feuer. Sie hat jederfeitd zwey faſt zolllange Gift
zähne und noch 4—5 kleinere dahinter. Gebiffene fterben in
6— 12 Stunden; das Blut fol zu Mund, Naſe und Ohren
berpordringenz einige behaupten auch, fie könne mit dem Schwanz⸗
ſtachel verwunden, woran aber nichts iſt. Sie häutet ſich im
März; das Fleiſch wird von den Indiern und Negern gegeſſen.
Der ſogenannte Boschmeester wird in Surinam 5—8 Schub
Yang und lebt in hoben Waldungen, wo er Inſecten und Baums
früchte freffen fol, bisweilen aber aud) Menfchen tödtet, welehe
dafelbft bey den Sägmühlen angeftelt find. Ein Jäger börte
dafelbft feinem Hund beulen und Tief herbey, um ihn zu retten.
Ehe er aber die Schlange gefehen, fprang fie an ihn hinauf, big
ihn in den Arm und machte fi davon. Er Fonnte ihr noch
nachlaufen, fie fchießen, den Bauch aufichneiden, die Bunde mit
ihrer Galle als Gegengift einreiben und die Schlange mitnehmen.
Halbwegs wandelte ihn aber eine ſolche Ohnmacht und Kälte an,
daß ihm alle Glieder eritarrten und er Fraftlod zu Boden ſank.
Der Hund lief ſchnell nah Haufe und machte Lärm. Man folgte
ibm und fand nad) einer, halben Stunde den Jäger auf der Erde,
noch bey voller Befinnung. Nah, Haufe gebracht, waren alle
Mittel vergebend. Dean kann jedoch die Gebiffenen retten, wenn
man fie in der erften Stunde in die Behandlung bekommt. Man
gibt ihnen eine oder zwey Flaſchen Mil) mit, 4— 6 Löffeln
Baumdl, und läßt fie Zuckerrohr oder bittere Pomeranzen eſſen,
fcarificiert die Wunde, legt eingeweichte Tabadsblätter auf, und
die Wurzel von der Diftel Cardo santo (Argemone mexicana)
und BenzoesTinstur nebft Kampher. Innerlich gibt man Waſſer
mit Salpeter oder Weinfteinrahm ; den andern Tag Brech⸗ und
550
Lariermittel; die Wunde bält man einige Tage offen. Pr. M.
v. Wied I. 449. Abb. 9. 5. Spir 3.23, Seba I. T. 76.
5.1. Marcgrave 241. Surucucu.
B. Tafelföpfe.
Die Zahl der Kopftafeln ift neun, wie fie fi) bey unferer
Ringelnatter findet. Es ſtehen bier giftige und ungiftige, und
unter jenen folche, melche fich durch irgend eine Abweihung am
Kopf, Hals oder Schwanz von der gewöhnlichen Schlangenbil»
dung audzeichnen.
3. Sippfchaft. Regelmäßige Tafelköpfe.
Die Kopftafeln wie bep der Ringelnatter, ohne befondere Ab»
weichungen in der Körpergeftalt.
6. G. Die Edfchlangen (Cophias, Trigonocephalus)'
baben Kielfhuppen, einen breiten dreyeckigen Kopf mit neun
Tafeln, Badenlöhern und beweglichen Giftzähnen.
1) Die braune (Coluber lebetinus, Cophias hypnale)
wird 2 Schub Yang, braun, mit 4 Reiben Fleden, wovon
die 2 mittlern gelblich, die äußern dunkelbraun find; Unterfeite
weißlih mit ſchwarzen Düpfeln, Bauchſchienen 452, Schwanz⸗
paare 43,
Sie findet ſich im Morgenland und auf der Inſel Cypern,
wo ſie Aspis heißt; neugriechiſch Kufi (taub). Sie iſt ſehr ge⸗
fährlich, bringt einen unbezwinglichen Schlaf hervor, auf welchen
unfeblbar der Tod folgt. Forſkal ©, 13, Linne, Mus. Ad.
Fr. II. pag. 43.
7. ©. Die Achatſchlangen (Sepedon)
baben Kielfchuppen, Kopftafeln, Giftzähne, aber Feine Backen⸗
Jöcher und Feine verlängerten Haldrippen, unterfcheiden ſich mits
bin von den Vipern nur durch die Kopftafeln.
1) Die gemeine (Col. haemachates)
wird gegen 4 Schub lang, ift brennend roth mit weißen Flecken
gemifcht, wodurch ein achatartiges Ausfehen entfieht; Bauch gelb.
Bauchfihienen 132, Schwanzpaare 22. Kommt vom Vorgebirg
der guten Hoffnung, nicht aus Japan und Perſien, wie man ſonſt
meynte, iſt aber weiter nicht bekannt. Seba II. T. 58, 81,3,
Bonnaterre, Oph. tab. 37. fig. 2. 2acepede IH. 267.
IT
öl.
8. G. Die Nattern (Coluber)
baben 9 Kopftafeln, ohne Giftzähne, Badenlöher, Halb»
rippen und Sporen,
Die Zahl der Sattungen geht bey diefem Gefchlecht in die
Hunderte, und man hat daher allerley Merkmale aufgefucht, um
fie in mehrere Gefchlechter zu trennen; fie geben aber fo ins
Kleinlihe, daß wir fie bier nicht berücfichtigen können. Iſis
1827,
Die mehr in die Augen fallenden —— ſind die Ge—
ſtalt der Schuppen und die Zeichnung. Jene ſind bald glatt,
bald gefielt; die Zeichnung bildet bald Linien, Streifen, Gürtel,
Duerbänder, Wolfen, Düpfel und dergleichen; oft ift auch die
Färbung ganz gleihförmig. Zufammenftelungen der Art bat
Seesen verfuht in Meyers zool. Arh. IL. ©, 62, und
Sudomw, Nat. ©, II. 257,
Da e8 für und nur wenig wichtige gibt, fo brauchen wir
darauf Feine befondere Rücficht zu nehmen.
Zu diefem Geſchlecht gehören alle unfchädlichen europäifchen
Schlangen; fie leben fämmtlich auf der Erde, nähren fich vorzüglich
von Würmern und Infecten, freffen jedoch auch Fröfche, Eidechfen,
Mäufe, Vögel und Fiſche. Sie legen häutige Ever in die Erde,
Mit, hoble Bäume, Mauerlöcher u. dergl., und halten Winters
fchlaf unter der Erde. In beißen Ländern gibt es auch viele,
welche auf Bäume Blettern.
Man Fann fie in Erd» und Baumfchlangen abtheilen.
a. Die Erdſchlangen find did, und haben einen mäßis»
gen Schwanz.
Dabin gehören alle europäifchen Gattungen. Sie haben weder
ſchöne Zeichnungen noch Farben, die Grundfarbe fält meiftens
ind Graue, und darauf find gewöhnlich braune Fleden, bald ges
trennt, bald verfloffen.
41) Die gemeine oder Ringelnatter (C. natrix),
wird 2—4 Schuh lang, hat Kielfhuppen, und ift bläulichs
grau; der Bauch dunkelgrau mit weißen und ſchwarzen Fleden
an den Seiten, und einen weißen oder gelben halben Halskragen.
Bauhfhienen 170, Schwanzpaare 60.
Diefem fanften, unfchuldigen Thiere begegnet man auf allen
\
552- %
Stegen und Wegen, befonders in der Nähe des Wafferd, worinn
ed gern ſchwimmt; fonft hält es ſich in Mauern, Zäunen, in
Mift und felbft in Ställen auf, in welche es auch im Auguſt
feine fhmusig weißen Ener legt, gemdhnlich einige Dugend an
einander Flebend, etwas größer ald Tauben=Eyer. Sie wer:
den manchmal für Hahnen-Eyer ausgegeben. Die Zungen Fries |
hen nah 3 Wochen aus; fie wachſen langfam, find erſt nad)
einigen Jahren 2 Schuh lang, und fähig Eyer zu legen. Gie
lieben die Milch, und fehleichen fi deßhalb in Keller und Küs
‚chen. Sie gehen auch gern der Wärme nad, und finden fi
bisweilen auf den Dörfern in den Betten. Zur Paarungszeit, im
Frühjahr, geben fie einen Knoblauchgeruch von ſich, und werden
von den Hunden leicht aufgefpürt. }
Sie werden leicht zahm, und Yaffen fich beſonders gern mit
Sröfchen füttern, deren fie gegen ein Dugend zu verfehlingen im
Stande find. Gesner, Serp. p.63. Seba ll. T.4. F. 1, 3.
Meyers Thiere Taf. 87—90, Bechſteins Lacep. IU. 298, 1
T. 11. 5.2. Daudin VII p. 34, tab. 2. Sturm, Bo⸗
naparte X.
|
2) Die, gelblidhe (C. flavescens, scopolii)
iſt eine der größten in Deutfchland, und ‚wird 5—5 Schuh
Yang, oben graulichgelb, unten weißgelb, an den Seiten des
Hinterkopfs ein gelber Flecken. Bauchſchienen 227, Schwanz
paare 80. ’
Sie findet fih auf den Gebirgen von — Tyrol und
der Schweiz, beſonders häufig aber beym Schlangenbad in altem
Gemäuer, wo fie von den Knaben gefangen und an die Bade
gäfte verfauft wird. In der Gefangenſchaft thut ſie anfangs
ziemlich wild, wird aber bald zahm, ohne jedoch etwas, zu freſſen.
Sie geht nicht gern ins Waffer, Hettert aber leicht, duch Ama
fhlingen, auf dünne Bäume und von Zweig zu Zweig, auch an
Senftern binauf, was aber dadurch gefchieht, daß fie-die him und
ber’ gefchwungenen Seiten ded Leibed an die vorfpringenden Rän⸗
der ded Rahmens andrüdt. Das Schlangenbad am Mittelrhein
bat davon feinen Namen. Gie wird dafelbft ordentlich gepflegt,
um die Badgäfte damit zu befuftigen. Scopoli, Annus hist. ;
r 4
565,
11. 39. Raus Entdedungen I. 260, Frivaldßky, ungarifche
Schlangen ©. 40. Lenz S. 50% Bonaparte lV, Fig.
3) In. Stalien, befonders in der Nähe um Rom, findet fidy
die Aesculapſchlange (C. aesculapüi).
Sie bat große Aehnlichkeit mit der gelblihen Natter im
Schlangenbad, it 3—4 Schub lang, glänzend hellbraun, ins
Grünlihe, unten ſchwefelgelb, auf den Baden 2 ſchwarze, ſenk⸗
rechte Striche, auf den Schläfen 2 ſolche dreyeckige Flecken, an
der Seite der Bauchſchienen weiße Flecken; Schuppen gekielt.
Bauchſchienen 227, Schwanzpaare 80.
Sie thut anſangs ſehr wild und beißt um ſich, wird aber
bald zabhm. Sie verräth ſich durch einen ſtarken Biſamgeruch.
In Ober-Italien und Dalmatien trifft man fie häufig auf Ges
birgen und Wiefen, wo fie in’ furzer Zeit ganze Gegenden durcha
fireift, auch auf Bäume fleigt und ind Waffer geht, um Vögel,
Eidechſen, Fröſche und Fifche zu fangen. Sie fol fi den. Mens
ſchen um die Füße wickeln, und die Einwohner glauben, daß von
ibr die Sandotter verfihlungen werde.
Es ift die berühmte Schlange von Epidaurus, melde die
Aegyptier ald dad Symbol einer wohlthätigen Gottheit betrachte»
ten; man fiebt fie auch deßhalb um den Stab ded Aesculaps ges
mwidelt. Ben einer Peft zu Rom wurde fie, unter den Eonfuln
Fabius und Brutus, auf die Infel der Tiber geholt und daſelbſt
verehrt; ihr Bild fiebt man noch in den Gärten von St. Barthos
lomäus auf einem Nahen von Marmor. Mean bat auch mit
Unrecht eine americanifhe Schlange Aesculapſchlange genannt,
Es ift wahrfcheinlih, daß fie von der im Schlangenbad nicht
verfchieden it, Aldrovand, Serp. 270. Fig. Host in
Jacquin Collect. IV. p. 356. tab. 26, 27. Bechfleind Lacep.
II. 318. T. 13. 8.1. Sturm Hft. Metaxa, Serpenti
di Roma 1823. p. 37. (Ifis 1827. 496.)
4) Die glatte oder Fledennatter (C. laevis, austria-
eus, thuringicus)
findet fih in ganz Europa, ift aber feltener als die erſte,
und kaum länger als 2 Schub; glänzend vöthlichgrau, mit zwey
Reiben dunfelbrauner, abmwechfelnder FSleden auf den Rüden,
Bauh meift weiß und gefleckt; hinten auf dem Kopf ein braunes
654
Herz und ein folder Streifen dusch jedes Auge. Bauchſchienen
164—184, Schwanzpaare 46—58. |
Sie hält fich meiftend auf bewachfenen Bergen auf, befon»
derd im Thüringer Wald, in Deftreich, Bayern und der Schweiz,
und beißt fehr heftig um fih, was die Ringelnatter nicht thut,
Sie benimmt ſich dabey wie die Kreugotter, für die man fie hin
und wieder anfiebt. Am Schwanz aufgehoben, Fann fie fi
krümmen und in die Hand beißen, was jedoch nichts fchadet.
Sie geht nicht ind Waffer, und frißt meiftend Eidechfen, um
melche fie fich wickelt wie die Niefenfchlange, was andere Nattern
nicht thun. Uebrigens verfchlingt fie auch Mäufe und andere
Thiere, Sie legt im Auguft ein Dutzend bäutige Eyer, aus
welchen die Jungen bald kriechen. Laurenti ©. 84. T. 5.
5 1. Bechfteind Lacep. IH. 182. T. 1. F.2. ©. 409, T. 12.
% 1. Sturm 9. 2. Lenz; ©, 500. Bonaparte, F. ital,
fasc. XV. Fig.
Es gibt in Europa noch einige bieber gehörige Schlangen,
die aber felten und nicht wichtig find.
Sn beißen Ländern gibt e8 eine Unzahl. Wir brauchen nur
diejenigen zu bemerken, welche man häufiger in den Eabinetten
findet.
5) Die Schleppen-Natter (C. stolatus)
wird kaum 2 Schuh lang, ſchwärzlich, mit 2 gelblichen-
Streifen auf dem Rüden und mit folhen braunen Querbändern,
außerdem meiß gefprenfelt. Bauchſchienen 146, Schwanzpaare
77. Findet fi in Aſien, und wurde mit Unrecht für giftig ges
balten. Linne, Mus. Ad. Fr. t. 22. f.l. Seba II. T. 9.
5 1,2. Ruſſell J. T. 10, 11. Bechfteind Lacep, II. 254.
T. 5. 5. 2. Chayque.
6) Die Schleyernatter (C. vittatus)
mwird 3 Schub lang, ift braun, mit einem weißen Seitens
freifen und einem foldyen ausgezadten Band unter dem Schwanze,
auf jeder Seite des Kopfes ein ſchwarzer, weißgefäumter Sleden,
Bauchfchienen 150, Schwanzpaare 70.
Sie lebt auf Java, und zifcht lauter ald andere; man bat fie
daher Spötter oder Moqueur, auch Terragonafchlange genannt,
655
Seball. T. 45. 5.5. Linne, Mus. Ad. Fr. t. 18. f. 2.
Bechſteins Lacep. IV. 88. T. 10. F. 2.
7) Die Kettennatter (C. getulus)
wird 4—5 Schub lang, ift dunkelblau, mit etlihen 30 Quers
flrihen von gelben Dupfen, welche fih an den Seiten in eine
Zidzadlinie verbinden; darunter weiße Fleden. Bauchfchienen
215, Schmwanzpaare 40. Sie finder fih häufig in Nordamerica
in Büfchen, wo fie auf Vögel, Eidechfen und Spigmäufe lauert,
auch bisweilen junge Caninchen verſchlingt. Man bat auch fehon
eine Schlange in ihr gefunden. Catesby, Carolina I. T. 52,
Bechfteins Lacep. IV. 86. T. 10. 5. 1. Daudin VI, 314.
tab. 72. fig. 1.
8) Die Laufſchlange (C. cursor)
wird 2—3 Schub lang, ift f[hmwärzlihbraun, mit zwey Längs-
reiben weißer Dupfen, unten weiß. Bauchfchienen 193, Schwanz:
paare 104.
Sie findet fih auf den Antillen, und entflieht außerordent-
lich fohnell, fobald fie Gefahr merkt; daber bat fie den Namen
Coureresse. ‚Rochefort, Antilles cap. 13. 127. Bed»
fteins 2acep. IV. 55. T. 6. $. 2. Moreau de Jonnes,
Bulletin phil. 1818. p. 111. Journ. phys. 1818. (Iſis 1819. 259.)
9) Die weißftrablige (C. cobella)
fommt bäuflg aus Surinam, und wird nicht viel über 2
Schub lang, ift bräunlihafhgrau, mit fehr vielen, fchmalen,
weißlichen Querftreifen; die Bauchfchienen abmechfelnd halb weiß
und balb braun; auf dem Hinterhaupt 2 weiße Düpfel. Bauch—
ſchienen 150, Scmwanzpaare 54. Seba I. Taf. 11. Fig. 1.
1. 3. 2.8.6. Merrems Beytr. J. ©, 16. T. 4. U. ©. 39,
T.8. Becfleins Lacep. IV. 66. T. 7. $. 2.
10) Die geringelte (C..annulatus)
kommt ebenfalls: häufig aus Cayenne, wird gegen 3 Schub
‚Jang, rötblibbraun, mit einer Neibe, zum Theil verfloffener,
dunfierer Sieden auf dem Rüden. Bauchfchienen 190, Schwanz
paare 96. Linne, Mus. Ad. Fr. t. 8. f. 2. Seba II. T. 9
5. 3. Merremd Beytr. J. T. 11.
44) Die Rüffelfhylange (EC. heterodon, constrictor)
bat Kielfhuppen und einen dreyedigen Kopf mit abgeftuptem
Okens allg. Naturg, VI. 36
556
Rüſſel; Rüden aſchgrau mit fchwarzen Flecken, gelblichen gegen
den Rand, Bauch weiß und fchwarz gefledt; Länge 2—3 Schuh.
Bauhfhienen 125, Schwanzpaare 40.
Wird in Nordamerica, namentlid um Philadelphia, Schweine:
nafe (Hog-nose), megen der rüffelfürmigen Schnauze, genannt
und für giftig gehalten, fol auch lebendige Junge zur Welt brin>
gen; der binterfte Zahn ift auch wirklich viel länger ald die an»
dern; indeffen fihlingt fie fih den Menfchen um die Beine, ohne
ihnen zu ſchaden. Catesby Taf. 56. Bechſteins Lacep, V.
55. %. 4.8.1. Daudin VII. 153. tab. 60. fig. 28. 5
Diefed fen die fogenannte ſchwarze Schlange (Black-
Snake), melche die größte Länge unter allen in Nordamerica er—
reicht, und zur Paarungdzeit wie ein Pfeil aud einem Bufh auf
die Menfchen zufährt, ihnen auch fo fchnel nachſchießt, daß fie
faum entkommen können. Erreicht fie einen, fo widelt fie fich
um die Füße, und macht daß er umfällt. Das befte bierbey ift,
daß ihr Biß nicht "gefährlich iſt und nicht mehr fchadet, als
wenn man fih mit einem Meſſer gefchnitten hätte. Sie ift die
gefehmwindefte unter allen Schlangen, und man muß gute Küße
baben, wenn man ibr entkommen will. Die Furcht madt oft,
daß. man ‚fie für eine Klapperfchlange halt und daher diefer eine
Geſchwindigkeit zufchreibt, welche fle nicht hat. Kalm in ſchwed.
Abh. XIV. 1752. 325.
b. Die Baumſchlangen (Dryophis)
“find ſchlank und dünn, wie eine Geifel, haben einen Schwanz
foft fo Yang als der übrige Leib, und Flettern gewöhnlich auf
Bäume in beißen Ländern. Deitfhen- Schlangen.
12) Die Edelfiein-Natter (Col. ahaetulla), Boiga,
ift eine Baumfchlange im füdlihen America, fehr fchlanf und
geiſelförmig, über 3 Schub lang und nur einige Linien did, der
Schwanz halb fo lang als der Leib, eine Reihe größerer Schup:
pen auf dem Rüden; ganz glänzend dunkelblau ind Smaragd:
geüne fchillernd, unten filberweiß. mit einer goldenen Kette auf
dem Rüden und den Seiten. Baucfchienen 170, Schman;-
paare 128,
Dieß ift eine der prächtigften und zierlihften Sclans
gen, welche auf den Bäumen fich wie eine Schnur von Edel»
557
fteinen in allen Farben bewegt, und von Pleinen Vögeln lebt,
welche fie durch einen pfeifenden Ton anloden fol, auch von
Amphibien. Die Kinder pflegen mit ihr zu fpielen. Seba I.
T. 63. 5. 3. Linne, Mus. Ad. Fr. I. tab. 22. fig. 3. Ca
tesbp I. Taf. 47. Bechſteins Lacep. II. 425. T. 27. $. 2.
Daudin VI. pag. 63. tab. 84. Prinz Mar v Wied ll.
265. Abb. 9. 14. C. liocercus,
15) Die grünblaue (C. cyaneus, viridi-caeruleus)
bat viel Aehnlichfeit mit der Boiga (C. ahaetulla), 2 Schub
lang, oben ſchön dunkelblau, unten blaßgrün, Schuppen glatt.
Bauchſchienen 158, Schwanzpaare 109. Kommt aud Surinam.
Seba U. T. 43. F. 2 Bonnaterre T. 16. F. 25. Bed
fteind Lacep. IV. 94. T. 11. F. 1.
44) Die Spottnatter (C. nasutus)
ift ebenfalls geifelfürmig, wird über 4 Schub lang und bat
einen Jangen, aufgeflülpten Rüſſel; graßgrün mit zwey weißen
Zängdftreifen an den Seiten und zwey ähnlichen auf dem Baudhe ;
die Schuppen glatt. Bauchſchienen 178, Schwanzpaare 166.
Sie findet fih in Oftindien, und hält fich faft beftändig auf
Bäumen auf, wo fie wahrfcheinlich von Inſecten lebt. Sie fol
auf die Borübergehenden ſchießen und fie in die Augen beißen.
NRuffell Taf. 12. Bechſteins Lacep. IV. A7. Daudin VII.
p- 9. tab. 81. fig. 1.
Eine ähnliche finder fih in Nordamerica (C. mycterizans).
Catesby U. T. 47. Seball. T. 23.5. 2%
45) Die zweykielige (O. bicarinatus)
ift neben der Corallenfchlange eine der gemeinften in Brafi«
lien, wo fie 4—7 Schuh lang und 2—3 Zoll die wird; gelblidh-
grün, unten grünlichgelb, Schwanz unten hodhgelb, in jeder Seite
des Rückens eine Reihe Kıelfchuppen, Schwanz faft balb fo Yang
ald der Leib. Bauchfchienen 157, Schwanztafeln 118.
Sie ift fehr ſchlank, fhnell und gewandt, fieigt auf Bäume und
Sträucher, auf deren Aeften und Laub man fie oft ruhen fieht;
fie liebt auch Sandboden und fumpfige Gegenden in der Näbe
des Meerd. Im Grafe ift fie fehmer zu erbafhen, leichter im
Sande und in Pfaden, wo fie ſich gern fonnt. hr fehlanfer
Hals ift oft von großen Kröten weit ausgedehnt. Die grüne
56 ®
558
Farbe wird im Weingeift graulichbraun, die gelbe blau. Pr. M.
v. Wied I. 284. Abb. 9. 8. Marcgrave 241. Boitiapo,
16) Die geſchäckte (C. petalarius, pethola)
fommt in vielen Veränderungen aus Surinam, fteht ziemlich
aud mie die Ringelnatter, ift bleygrau mit ziegelrotben Quer:
ſtreifen, unten gelblichweiß mit braunen Streifen. Bauchfchienen
209, Schmanzpaare 90. Sebal. T. 54. F. 4. T. 82.8. 2%
4. Sippfchaft. Abweichende Tafelfüpfe.
Sie weichen von den andern ab in der Geftalt ded Kopfes,
des Halfed oder ded Schwanzeß.
9. G. Die Eorallen-Dttern (Elaps), Cobra coral,
baben einen runden Leib mit glatten Schuppen, einen uns
gewöhnlich Fleinen Kopf, deſſen Kiefer ſich wenig ermeitern kön—
nen, ſehr ſchwache Giftzähne und einen kurzen Schwanz, faft wie
bey den Rollſchlangen (Tortrix).
Die geringe Ermeiterung des Unterfieferd kommt von der
Berfürzung des Warzenbeind. Man mar lange zweifelhaft über
ihre Giftzähne. Fr Boie bat aber wirklich ben der erften Gats
tung zween in den kurzen Dberfiefern gefunden, im Gaumen
je 8—9 febe kleine dicht hinter einander, im Unterfiefer
jederfeitö 9, von denen der vierte abgerückt ftebt. Iſis 1827.
©. 555.
41) Die gebünderte (Coluber lemniscatus)
fiebt faft wie eine Blindfchleihe aus, wird aber 3 Schuh
lang, ift weiß, mit etlichen 40 ſchwarzen Gürteln, je drey näher
beyfammen, zwey un den Kopf und zwey um den Schwanz.
Bauchfchilder 200, Schwanzpaare etliche 30.
Sie findet ſich baufig in Guyana und Surinam, umd gehört
mit zu den zierlichften Schlangen, ſey frifch, nad) der Frau Mes
rian (Surinam T. ...), ſchön ſchwarz, hochgelb und gelb ge»
fledt, merde aber wegen ihred Giftes fehr gefürchtet. Seba J.
T. 10. H. 3.27, 76. 5. 2,3. Linne, Mus. Ad. Fr. I. p. 34.
tab. 14. fig. 1. Bonnaterre, Ophiologie t, 24. f. 46. Sfis
1827. ©. 555.
2) Die zinnoberrotbe (Elaps corallinus)
ift eine fehr ſchöne, 2 Schub lange Schlange, zinnoberroth, mit
ſchwarzen, grünlichmeiß gefäumten Gürteln, und findet ſich im ſüd—
559
lichen Brafilien ın großen Waldungen und Gebüfhen, auch felöft
in der Nähe der Wohnungen auf trodenem Boden, befonderd im
Sande, und unter abgefallenen Blättern, wo fie megen ihres
Heinen Mauls mahrfcheinfih nur von Ameifen und Termi—
ten lebt.
Obſchon fie an jeder Seite des Dberfieferd nur einen einzie
gen Zahn bat, der wahrf&peinlih ein Giftzahn ift, fo kann man
fie do ohne Gefahr fangen und bey fich tragen, was der Pr.
M. v. Wied felbft getban bat, in der Ueberzeugung, daß fie
nicht giftig fey. Auch hat man, felbfi mit dem Vergrößerungs—
glas, in dem Zahn keine Deffnung gefunden, Der Jäger, welcher
jenen mit Pflanzen dicht überzogenen Waldboden betritt, ftaunt
überrafcht und erfreut, wenn er auf dem grünen Teppich die
brennendrotben Ringe diefer Zierde der Schlangen glänzen flebt:
bloß Ungemwißheit über das Gift halt ihn anfänglich ab, ſogleich
die Hand nach dein fchönen Gegenftande auszuſtrecken; wir lernten
jedoch bald, daß feine Gefahr dabey war, wenn wie diefe Thiere
‚aufboben und lebendig in den Tafchen umher trugen, Getödtet
um den dunfeln Hals der Neger oder Indianer gewunden, gleicht
fie den bunten Haldjchnüren, welche die Bewohner der Südſee—
Inſeln zu Cooks Zeiten aus Bogeljedern verfertigten, In Bratınts
wein verbleichen fie ganzlihd. Pr. M. v. Wied I 405. Abb.
9.6. Leopold. Verhandl. X. 108. T. 4.; wahrſcheinlich auch
in Scheuchzers Physica sacra t. 648. f. 2. t. 737. f. 1.
3) Die Schoofßnatter (Coluber domicella, lacteus,
hygeae)
ift eine der niedlichften und zabınften Schlangen, kaum 2
Schub lang, und ſehr ſchlank und bebend, ſchneeweiß, mit ſchwar—
zen Gürteln, welche fih auf dem Bauche vereinigen. Bauch—
ſchienen 118, Schwanzpaare 60.
Findet ſich in Indien und am Vorgebirg der guten Hoffe
nung, ift ſcheu, läßt fih aber manchmal gern aufnehmen und
wärmen, und daher follen fie, nah Seba, die indifchen Frauen:
zimmer, befonderd zur Regenzeit, oft an ihrem Halfe tragen; in
der warınen Jahreszeit dient fie ihnen zur Abkühlung. Seba U,
T. 35. 5. 2. T. 54. 5.2, Bonnaterre, Ophiologie tab. 9.
Bechſteins Lacep. III. 340. T. 15. F. 2
560
10. ©. Die Hutfchlangen (Aspis, Naja)
gleichen in der Befchuppung der Ringelnatter, haben aber
lange und bemegliche Haldrippen und einen unbeweglichen Gift:
zahn vor andern Zähnen, mie bey den Waſſerſchlangen; die
Schuppen find glatt und gemölbt, ohne Kiel. HB
1) Die gemeine (Col. naja, Naja tripudians)
wird 4-6 Schub lang, ift grau oder bräunlichgelb, unten
weiß, mit einer röthlihbraunen Brille auf dem Halfe. Bauch»
fhienen 187, Schwanzpaare 58.
Dieß ift eine der fchönften und merfwürbdigften, aber eine
der gefährlichften Schlangen Oſtindiens. Gie zeichnet ſich durch
lebhafte Farben auf den alatten und glänzenden Schuppen aus,
durch ungeheuere Giftzähne, vorzüglich aber lange Haldrippen,
welche die Schlange, wenn fie. gereizt wird, vorwärts zieht, wo—
durch der Hals hinter dem nun fehr klein feheinenden und vors °
wärtd gerichteten Kopfe fehr breit wird und mie ein Hut ausſieht;
daher fie bey den Portugiefen Cobra de Capello heißt. Wegen
diefed fonderbaren Audfehend wird fie von indifchen Gauflern zum
Tanz abgerichtet, und dem Volke für Geld gezeigt. . Man bat
früher gemeynt, die Verdidung ded Halfes komme von einer
Aufblähbung her. ‚Home bat aber die eigentlihe Einrichtung
entdeckt. Phil. Trans. 1804, 346. tab. 7, 8.
Nah Dan. Johnſon (Field-Sports in India, 1822,) hals
ten fi diefe Schlangen in Löchern von Eidehfen, Mäufen und
Ratten auf. Um fie zu fangen, feben die Einwohner, ob der
Eingang glatt oder raud ift; im letztern ale wohnen Thiere
mit Füßen darinn, im erflern eine Schlange. Dann graben fie
‚vorfichtig ein, ergreifen den Schwanz mit der linken Hand, faffen
- mit der ‚rechten Davor, und ziehen dad Thier ſchnell durch. die
rechte Hand, bis diefe fich hinter dem Kopfe befindet, fo daß
ed nicht mehr beißen kann. Sie geben übrigend nie allein auf
die Jagd. Eine Perfon trägt immer eine Kohlpfanne mit, und
erhält beftändig einen eifernen Nagel im Glühen, um denfelben
in eine etwa empfangene Wunde zu floßen. Menſchen, melde
ohne Stiefel im Grafe und in Binfen geben, werden oft von
ihnen getddtet.
‚ Rad) Kämpfer zähmt ein Brahman diefe Schlangen auf
=» 4
561
folgende Art. Er hält einige Dubend einzeln in irdenen Töpfen.
Ben milderer Sonnenhitze läßt er eine heraus, reizt fie mit
einem Stod, wobey fie den Vordertheil des Leibes aufrichtet,
den Hals ausdehnt, den Kopf vorftredt,, die Giftzähne zeigt und
zu beißen fucht. Dann bält er plöplich den Topf vor, damit
fie die Nafe daran ftößt und fich zurückzieht. Will fie entfliehen,
fo wendet er den Kopf mit dem Sted um, und beginnt den
Kampf von Neuem. Er wird felten länger ald eine Viertelftunde
fortgefegt, damit die Schlange nicht ermüdet und abläßt. Zuletzt
wagt fie nicht mehr zu beißen: dann hält er ihr bloß die Hand
vor, bemegt fie bin und ber, und fo lernt die Schlange, welche der
Hand drobend folgt, fich ebenfall8 hin und ber, auf und ab bes
- wegen. Sie wird fodann an einen Gaufler verkauft, der damit
im Lande umberziebt, und fie auf bejagte Art mit vorgehbaltener
Fauft und unter Gefang tanzen läßt. Vorher läßt er fie aber
in ein Stück Tuch beißen, damit fie dad Gift entleert; auch
‘werden ihr bisweilen die Zähne ausgebrochen. Man hält die
Schlangenwurzel (Ophiorrhiza mungos) für ein ®egengift, und
daher trägt fie der Gaufler gewöhnlich in der Hand. Man fol
darauf durch den Ichneumon, welcher daſelbſt Mungos heißt, ges
fommen feyn. Er fey der Todtfeind der Brillenfchlange, fpringe
derfelben auf den Kopf und beiße fie todt; werde er vergiftet,
fo fuche er die Wurzel auf und freffe diefelbe. Die Schlange
fol einen Stein im Kopfe haben, den man Schlangenftein nennt,
und von dem man glaubt, daß er dad Gift aud den Wunden
zöge. E⸗ ift eine Drachme fehmer, glänzend ſchwarz, lebt auf
den frifhen Wunden, und foll nicht3 andered ald» gebranntes
Hirfhhorn ſeyn, auch gar nichts nützen. Ruſſell bat viele Ver—
fuche über die Vergiftung angeftelt, und auch gebiffene Menfchen
gefehen. Sie wurden manchmal wieder bergeftelt, litten aber
immer noch lang an den Folgen.
Die Furcht vor diefen Schlangen ift in Indien, befonberd
an der Küfte von Malabar, fo groß, daß man Nahrungsmittel
an ihren Aufenthalt trägt, um fie von den Wohnungen entfernt
zu halten. Man verziert mit ihren Abbildungen die Pagoben,
bringt ihnen Opfer und ermweißt ihnen göttliche Verehrung. Sie
fehleichet ſich bisweilen felbft in die Häufer, und dann bitrer fie
‚562
der Hausherr höflihft binauszugebenz beliebt es ibr nicht, fo
fucht er fie durch angebotene Milch hinauszuloden. Iſt auch
dieſes vergeblich, fo wird ein Bramine gerufen, der ihr mit vieler
Beredfamfeit vorftelt, wie groß die Hochachtung der Mulabaren
gegen fie fey, und daß fie in Betracht folder Gründe fih möchte
bewegen laffen, die Familie zu verfchonen. Zu Cananor wurde
der Gebeimfchreiber des Fürften von einer gebiffen, die 8 Schuh
lang und armsdick war. Seine Begleiter trugen ihn ſammt der
Schlange in einem verfhloffenen Gefäß in die Stadt, Der
Fürft ließ fonleih die Braminen fommen, melde der Schlange
vorftellten, wie wichtig das Leben diefed Dienerd dem Gtaate
ſey; fie drobten ihr fogar, fie mit ibm auf den Sceiterhaufen
zu verbrennen. Er flarb. Da dachte der Fürft, er müßte durch
eine Sünde, den Zorn der Götter gereizt haben; daher ließ er
die Schlange wieder aus dem Pallaft tragen, in Freiheit fegen
und fich über dad Vorgefallene unterthänigft entfchuldigen. Die
Chriften und Mobamedaner fümmern fih wenig um den Abers>
glauben der Malabaren, und fchlagen diefe Schlangen todt, mo
fie fie finden. Bechfteind Lacep. IH. 229. Taf. 4. Fig. 1.
Kaempfer, Amoenitates II. 565. Fig. Scheuchzer,.
Phys. sacra tab. 749. fig.9. Sebal. T. 44.8.1. Linne,
Mus. Ad. Fr. t. 21. f. 1. Ruffell %. 5,6. Daudin VI.
p- 62. tab, 71.
Sobn Davy fagt, die Noya fen eine der gemeinfien Gift:
fchlangen auf Eenlon, mo ed unter. 18 Gattungen nur 4 gibt,
alle mit getbeilten Platten unter dem Schwanz, mie bey der
Ringelnatter.
Unter den ungiftigen ift die große Niefenfchlange und 14
Nattern. Die Hutfchlange kommt dafelbft gemöhnlih 2—4 Schuh
lang vor; die größte, welche er gefeben, faſt 6 Schub; es gibt
bellere und dunflere. Die Eingeborenen verehren fie eber al fie
fie fürchten; fie tödten fie nicht, felbft wenn fie ins Haus foınmt,
fondern fleden fie in eine Taſche, und werfen fie ins Waſſer. Es
‚gibt bier auch Schlangenzauberer,; mie in Dflindien. Er reizt
diefelbe durch Schläge und fchnelle drohende Bewegungen der
Hand, und beruhigt fie wieder durch feine Stimme, durch Yang
fame Kreisbemegungen der Hand und fanfte Schläge. Wird das
563
Thier böfe, ſo vermeidet er geſchickt deſſen Angriffe, und fpielt
nur mit ihm, wann e8 beruhigt ift, mo er dann dad Maul des
Thiers an feine Stirn bringt, und damit über dad ganze Geſicht
fährt. Dad Volk glaubt, der Mann befige mirflich einen Zaus
ber, vermöge deffen er dad Thier ohne Gefahr behandeln könne.
Der Aufgeflärte lacht darüber, und betrachtet den Mann als
einen Betrüger, welcher der Schlange die Giftzähne ausgeriſſen
babe: diefer irrt fich aber, und dad Volk bat Recht. Ich babe
folche gezeigte Schlangen gefeben, und die Zäbne unverfehrt ge>
funden. Diefe Menſchen befisen wirklich einen Zauber, zwar
feinen übernatürlichen, aber den des Vertrauens und des Mutbhs.
Sie kennen die Sitten und Neigungen dieſer Schlange, wiſſen
wie ungern fie ihre tödtlihe Waffe braucht, und daß fie mur
nach vielen. vorbergebenden Drobungen beißt. Wer dad Ber:
trauen und die Hurtigfeit diefer Menſchen bat, Fann ihr Spiel
auch nahabmen: und ich babe ed mehr ald einmal gethan. Sie
können ibr Spiel mit jeder Hutfchlange treiben, fev fie frifh ge
fangen, oder lange eingefperrt geweſen: aber fie wagen ed mit
feiner andern. Eine gebiffene Henne farb nah 8 Stunden, ein
Hahn nah 43, ein anderer nad 34 Secunden ; ein Hahn und
einige Hunde famen davon. ae 1821. 8.83. T.1. F. 4. ( Iſis
4825. 621.)
Nah A. Smith ift die fogenannte Ringhals-Slang, am
Borgebirg der auten Hoffnung, eine befondere Gattung von Bril-
lenſchlangen; ebenfo die Nacht-Slang. Diefe fann aber den
Hald nicht ausdehnen. fie 1832. 684.
2) Die aguptifche (Col. haje)
wird gegen 2 Schuh lang, >at alatte, gemölbte Schuppen
auf dem Rüden und 7 Feine Plättchen um die Augen, ift grün—
lih mit kurzen braunen Streifen, und Fann auch den Hald etwas
ausdehnen. Bauchfcehienen 204, Schmanzpaare 98,
Sie finder fi in Aegypten, wo fie Nefcher beißt, auch am
Dorgebirg der guten Hoffnung. Sie ift ſebr gefährlid. Wird
fie gereizt, fo breitet fie auch den Hals aus und ſchießt auf den
Feind los. Die fogenannten Zauberer fangen fie ebenfalls, reißen
ihr die Zähne aus, und machen mit ihr alleriey Gaufeleyen, um
dadurh Geld zu gewinnen. Sie find namentlih im Stande,
x
564
fie fteif zu machen, daß fie diefelbe wie einen Stod in der Luft
bin und ber fchwingen können, troß den Zauberern zu Pharaons
Zeiten, welhe Moſes zu Schanden machen mollten, der aber
die Kunft ebenfalls verftand. Geoffroy St. Hilaire bat nehm»
li bemerkt, daß fie diefelben mit dem Daumen binter dem
Kopfe drüdten, wodurd fie den Starrframpf befommen und fleif
werden. N
Sn den Dörfern um Cairo haben fi) vor 100 Fahren, nad
Sham (Reife 1738. Cap. 5.), mehr ald 40,000 Menfchen von nichts
anderem ald Schlangen und Eidechfen erhalten. Diefe fonderbare
Lebensweiſe verfchaffte ihnen die Ehre, unmittelbar unter dem ge=
fliften Teppich von fehmarzer Seide, der jährlich .zu Cairo für
die Caaba zu Mecca verfertigt wird, berzugehen, wann er in
Proceffion vom Schloffe durdy die Stadt getragen wird. Diefe
Proceffion wird immer von einer großen Menge begleitet, welche
fingen und tanzen, und die munderlichfien Gebärden und
Renfungen maden. mh
Die’alten Aegpptier baben fie für den Beſchützer ihrer Felder
angefeben, und an beiden Seiten einer Erdfugel häufig abgebildet,
Sie hieß bey ihnen Aspis und wurde gebraudht, um fi
felbft zu tödten, wie es die Elenpatra gethan bat, oder um
auch Berbrecher damit binzurichten. Daß es diefe Schlange ge>
wefen, bemeißt eine Stelle von Lucanus (Pharsal. IX. 701.),
morinn er von ihrem angefchwollenen Halfe fpriht. Galen fagt
(De Theriaca I. cap. 8.): wenn man in Alerandrien einen
Verbrecher fehnell und menſchlich hinrichten wollte, fo legte man
ibm eine Aspis auf die Bruft; die Cleopatra babe fih, um
fi einen fanften Tod zu bereiten, einen Einfchnitt in den Arm
gemacht, und Bift von der Aspis in die Wunde gethan, welches
fie in einem Gefäß beftändig bey fih getragen. Sueton fagt
dagegen (Octavianus XVIL): Dctavian habe, um die Eleos>
patra im Triumphe führen zu Fönnen, Pfollen fommen laffen,
um ihr dad Gift auszufaugen, weil er glaubte, fie wäre am
Biffe der Aspis geftorben. Haffelquifts Reife 366. Forſkal
©, 14. !
Der Grund, warum die Alten die Haje oder ihre Aſpis als
dad Symbol der Welt beſchühenden Gottheit und ald den ireuen
4
565
Hüter ihrer Felder verehrten, liegt, nah. Geoffroy St. His
Yaire, in der fonderbaren Gewobnbeit diefer Schlange, daß fie,
fobald man ſich ihr nähert, den Kopf aufrichtet, um für ihre
eigene Sicherheit zu: wachen. Sie ift in Aegupten ziemlich vers
breitet, und bält fich bisweilen in den Gräben, meiftens jedoch
in den Feldern, auf, wo ihr die Bauern oft begegnen. Obſchon
fie die ſchnelle Wirkſamkeit ihres Giftes kennen, fo laffen fie fich
doch nicht in ihren Gefchäften flören, weil fie miffen, daß fie nicht
angreift, wenn man fich etwas von ihr entfernt hält. Sie bleibt
subig mit dem aufgerichteten Kopfe liegen, folgt ihnen aber ims
mer mit den Bliden. Sie ift unter allen Lurchen derjenige, von
welchem die Gaufler zu Cairo am meiften Nugen zu zieben wifs
fen. Sie reißen ihnen die Giftzähne aus, und ehren fie eine
Menge fonderbare Bewegungen maden, um dad Volk in Erftau>
nen zu ſetzen; in Europa würden die Gebildeten darüber noch
mehr erftaunen. Sie fünnen, wie fie fi ausdrüden, die Haje
in einen Stock verwandeln und fie zwingen, ſich todt zu fielen.
Um diefed zu bewirken, fpeyen fie ihr ind Daul, fchließen ihr
daffelbe, legen fie auf die Erde, und, um ihr gleichſam den lebe
ten Befeb! zu geben, legen fie ibr die Hand auf den Kopf *):
„die Schlange wird fogleich fteif und unbemweglich, und fallt in eine
Art Schlaffuht, woraus fie diefelbe nach Belieben erwecken, ins
den fie fie an Schwanz fallen und ihn zwiſchen den Händen
ſtark rollen. Die ganze Wirkung kommt bier augenfcheinlid von
dem Drucd auf den Kopf. Geoffroy wollte daher haben, der
Gaukler folte nichtd anderes thun, als ibr die Hand auf den
Kopf Iegen. Das betrachtete er aber ald einen fürchterlichen
») So haben es fchon die alten Pſyller nah Plinius gemadt:
Crates Pergamenus in Hellesponto circa Parium, genus homi-
num fuisse tradit, quos Ophiogenes vocat, serpentium ictus con-
tactu levare solitos et manu imposita venena extrahere corpori.
Varro etiamnum esse paucos ibi, quorum salivae contra ictus ser-
pentium medeantur. Similis et in Africa gens Psyllorum fuit, ut
Agatharchides sceribit, a Psyllo reye dieta. Horum corpori Ingeni-
tum fuit virus exitiale serpentibus, et cujus odore sopirent eas. —
Et tamen omnibus hominibus contra serpentes inest venenum:
feruntque ictas suliva, ut ferventis aquae contactum fugere. Quod
si in fauces penetraverit, etiam mori: idque maxime humani jejuni
oris.. Lib. VO. cap. 2.
566
Frevel, und ihat ed nicht, ungeachtet aller Anbietungen. Geof
froy drüdte ibr dann felbft etwas ſtark auf den Kopf, und fo>
gleich zeigten fih alle Erfheinungen, melde der Gaufler nur
durch feine myſteriöſen Geften bervorzubringen glaubte. Als er i
diefes fab, lief er aus Schreden davon, meil er diefed Wunder
für eine fhauderhafte Entheiligung bielt.
Die neuern Pſyllen rühmen ſich wirflich, von ihren Vorfahren
dad Geheimniß, den Schlangen zu befehlen, allein zu befipen:
daber veranlaffen fie dad Bolf den Verſuch felbft zu machen, der
aber immer mißlingt, weil e8 nur die auffallenden Nebendinge
nachahmt, ind Maul fpept u. dergl. Da nun die Schlange nicht
einfchläft, fo halt e8 die Gaufler, natürlicher Weife, für große
WBundermänner. Egypte, Vol. 24. 88. tab. 7. fig. 2-5. Sa-
vigny, ibid. p. 139. Suppl. tab, 3. fig. 1—3.
11. ©. Die Ruderfhlange (Platurus)
bat Schienen und Kopftafeln wie die Ringelnatter, weicht
aber ab durch einen Ruderſchwanz und Giftzähne, die unbewegüch
ſeyn follen, wie bey den andern Meerfchlangen. |
4) Die gemeine (Col. platycaudatus, Hydrus colubrinus)
wird über 2 Schuh lang, afıhgrau, mit breiten braunen
Gürteln, . Bauchſchienen 200, Schwanzpaare 45.
&ie findet fib in Oftindien und an den Inſeln der Südfee,
ohne Zweifel im Meer, mad man aber noch nicht recht weiß.
Sie weicht von den andern Wafferfchlangen. vorzüglic duch die
Bauchfihienen und die Kopfplatten ab. Linne, Mus. Ad.
Fr. I. tab. 16. fig. 1. Thunberg, Diss. I. 1787. pag. 11.
Sham II. Taf. 123. Bonnaterre, Oph. tab. 20. fig. 36.
Bechfteind Lacep, III. 368. %. 20. $. 1. Daudin VII. 226,
tab. 85. fig. 1.
6. Zunft. Schienenfhblangen.
Bauch- und Schwanzfchienen breit und ungetheilk.
Die bieher gehörigen Schlangen find ſämmtlich giftig, leben.
bloß in beißen Ländern, und unterfcheiden fih von den Rieſen—
ſchlangen äußerlich durch die viel breitern Schienen am Bauche,
welche lange Vierecke vorfielen und fih über die ganze Breite
567
des Bauches ausdehnen, während fie bey jenen nur Furze, meift
fech8edige Tafeln find. Ueber den Unterfchied der Biftfchlangen
f. Gray in Phil. Trans. 79. p.2l.
Die einen haben meift nur Schuppen auf dein Kopfez die
andern 9 Tafeln, wie bey der Ningelnatter.
A. Schuppenföpfe.
1. Sippſchaft. Schuppenföpfe ohne Klapper.
1. G. Die Raub-Dttern (Echis, Scytale)
baben Kielfhuppen auf Kopf und Rüden, einen Furzen
Schwanz und bewegliche Giftzähne, Feine Badenlöcher. Hieher
einige Fleine Schlangen aus Dftindien und Aegypten.
4) Die ägyptiſche (E. pyramidum, arenicela)
ift oben aſchgrau mit ſchwärzlichen vieredigen Flecken, unten
meißlich und fehmarz gedüpfelt. Bauchfchienen 477, Schmwanz-
fhienen 29. Die Schuppen bilden auf dem Rüden 26 Reiben.
Sie finder fich nicht felten auf fandigem Boden in der Nähe
der Pyramiden, wo fie Geoffroh und Savignyh zuerſt entdedt
baben. Auch kommt fie bisweilen in den Wohnungen zu Cairo
vor, wo fie febr gefürchtet wird, Sie hat viel Achnlichfeit mit
den Bipern, läßt fich aber leicht Durch die ungetbeilten Schwanz⸗
fehienen unterſcheiden; der breite und binten flarf angefchmwollene
Kropf ift faft ganz mit Meinen ovalen Kielfhuppen bededt, welche
denen bed NRüdend gleichen; nur um die Kiefer und am Ende
der Schnauze haben fie einige Täfelchen; der Schwanz ift Furz,
ſehr dünn und endigt in eine feine Spige. Die Giftzähne gleis
hen denen der Diter. Die gewöhnliche Größe ift 1'/,', wovon
der Schwanz über 2 Zoll beträgt; die Die 4'/,‘, der Schwanz
nur 3 Linien. Eine der größten hatte 178 Bauch- und 34 Schwanz»
fehienen; eine mittlere 182 und 32, eine ähnliche 169 und 38,
eine ganz Peine nur von der Länge eines Schuhes 183 und 34.
Der Rüden ift braun, mit Fleinen unregelmäßigen ‚meißlichen
Querbändern, 36 — 40, unten weißlich mit 5 — 6 fhmarzen
Düpfeln auf jeder Schiene.
Vorzüglich beym Big diefer Schlange nimmt man in Aegyp⸗
ten feine Zuflucht zu einer Corporation, welche ein audgearteter
Reſt der alten Pollen iſt. Sie haben fih vom Vater auf den
Sohn fortgeerbt und erfcheinen unter dreyerley Formen.
568
Sie fiqurieren 1) bey den religidfen Proceffionen, beſonders
bey der Einweihung des reichen Teppich®, welcher jährlich nad)
Mecca gefhidt wird und den man mit Pomp durch die Hrupt>
gaffen von Cairo trägt. Sie fpielen dabey eine Hauptrolle und
zwar eine der fonderbarften. Sie erfcheinen faft nadend, ahmen
die Gebärden der Verrüdten nad und tragen große Zmwiefäde,
um viele Schlangen darein fteden zu können, mit denen fie ihren
Hals, ihre Arme und ale Theile des Leibes ummiceln. Um die
Theilnahme ‚der Zufhauer aufs höchſte zu erregen, laſſen fie ſich
von denfelben ftehen und Bruft und Bauch zerfleifchen; dabey
behandeln fie fie mit einer Art von Wuth, und thun ald wenn
fie fie ganz roh freffen wollten.
An den gewöhnlichen Zagen machen die ärmern von diefen
Pollen die Gaukler auf den Marftplägen. Sie treiben damit
ale möglichen Streiche, um Erftaunen und Schrecken zu erregen.
Dazu mählen fie am liebften die Haje.
Endlich bilden fie eine eigene Corporation, melde beftimmt
fey, die Schlangen zu rufen und die Wohnungen zu Brfreyen.
Sie haben die fire Idee, daß Fein Aegyptier, welcher nicht von
Pſyllen abftammt, im Stande wäre, die Schlangen zu bezaubern,
Manchmal halten fi wirklich Schlangen unten in den Häu—
fern an feuchten und dunfeln Stellen auf. Wird es zu feudht
und zu Falt, fo fhleichen fie fih in die obern Zimmer, wo man
biömeilen ganze Nefter unter den Fußdecken oder Matragen
antrifft. Die reihen Leute wenden fih an die Pſyllen, um ihrer
los zu werden. Die Mufelmänner fümmern fih aber meiftend
nicht eber darum, als bis fie jemand Furcht eingejagt baben,
tbeil8 aus natürliher Gleihgültigkeit, theils, weil die Pſyllen
felten find, unverfhämte Belohnungen verlangen, und überdieß
oft betrügen, indem fie entweder Schlangen beimlich mitbringen,
oder durch ihre Helfer einfhmuggeln.
Um dahinter zu Fommen, befahl daher einmal der franzöfis
fche Anführer (wohl Bonaparte), e8 folte ein folcher Pſolle eine
Schlange locken, welche fih unten im Pallaft aufhalte. Geof—
frov batte ihn zu beauffichtigen. Man zog ihn vorher ganz
aus, und unterfuchte feine Kleider. Dann ließ man ihn ſuchen.
Oft rief er aus: Wenn aber Feine Schlange va ift? und war
‚569
fehr unrubig. Man gab ihm etwas Geld, und fagte ihm, er foll
nur locken. Dann machte er ſich daran, und fuchte vorzüglich an
feuchten Orten. Dafelbft ziſchte er bald flarf, wie die Männchen,
bald dumpf, wie die Weibchen. Endlich antwortete nad 2 Stuns
den wirklich eine Schlange, und fam zum Borfchein. Darüber
fließ der vorber froftlofe und änaftliche Pfolle ein lautes Freuden:
geſchrey aus, richtete fich ftolz auf, und ſuchte in den Blicken der
Umftebenden zu leſen, cb fie nun glaubten, daß er von feinen
Abnen eine Kraft geerbt habe, welche andere Menfchen nicht be>
ſäßen. Egypte Vol. 24, 77. t. 8. f. 1. Scythale des Pyrami-
des. Savigny ibid. tab. 4. fig. I—4.
2. G. Die Stiefelfhlangen (Cenchris, Tisiphone)
baben Kielfhuppen, einen dreyedigen, abgefepten Kopf mit
Zafeln und Backenlöchern; Schwanzipige bornig, einige Schwanz⸗
fhienen find bisweilen getbeilt.
1) Die gemeine (C. marmorata, Col. ——— Mocke-
son, Copperhead,
wird nur 41% Schub lang, ift röthlihhraun, mit 46 dunkeln
Querbändern und einer Reibe bräunliher Sleden auf den Seiten;
unten gelblich mit ſchwarzen Dupfen. Bauchſchienen 158, Schwanz»
fohienen 35 und 10 getbeilte.
Sie findet fih in Nordamerica, ift gefährlich, * langſam.
Der Name Mockeson bedeutet Halbſtiefel, weil die Schlange
deren Farbe bat. Beauvais, Acad. of Philadelphia IV. 380.
Daudin V. 358. tab. 60. fig. 25. tab. 70. fig. 3, 4. Sah,
Iſis 1822. 1333. Fr. Boie, ebd. 1827. 562.
2. Sippfhaft. Klapverfhlangen: mit Badenlödern
und einer Schwanzklapper.
Die Klapper beftebt aud den Schuppenringen am Ende des
Schwanzer, woron der legte bey jeder Häutung hängen bleibt.
Man findet gemöhnlid ein Dutzend dergleichen Ringelz e8 gibt
aber auch 20 und mehr, wornach man dad Alter ungefähr bes
flimmen wil. Da fie bohl find und zum Theil in einander
ftefen, fo reiben fie fih beym Schwingen des Schmanzed an- eins
ander, und fchallen wie leere Nußfchalen, wenn man fie rüttelt.
Die Badenlöcher, welche fih auch bey manden Riefenfchlan:
gen finden, hat zuerft Patrik Ruſſell entdedt, Dome aber
570
genauer anatomiert. Es liegt eines jederfeitd zwifchen den Nass
Iöchern und den Augen in Schädelgruben, bilden aber blinde
Säde, und ſtehen weder mit den Augen noch mit der Nafe in
Verbindung. Phil. trans. 1804. 70. tab. 3. fig. 1-3.
3. & Die Klapperfhlangen (Crotalus), Serpent a
sonnette,
baben Schuppen auf dem Kopf und eine Klapper am
Schman;.
Sie finden fi bloß in America, werden wegen ihres Giftes
ſehr gefürdhter, verratben ſich aber durch ihr Klappern, welches
dem Geräufhe des Scheerenfchleifend gleicht. Bey Regenwetter
bört man ed jedoch faft gar nicht, und daher muß man bey fei> -
nen IBanderungen vorfichtiger um ſich ſehen. Die Wilden reifen
zu Diefer Zeit nicht gern in den Wäldern, auch nehmen fie
einen Umweg, wenn ein Baumſtamm im Wege liegt. Die ſo—
genannte Zauberfraft diefer Schlangen ift nichts anderes als die
Angſt, welche die Thiere fo Lähmt, daß fie nicht mehr entfliehen
können. Es find träge, langfame Schlangen, denen ınan leicht aus—⸗
meichen Fannz ‚auch beißen fie nicht, wenn man fie nicht reizt.
Die Erzählungen, daß fie ganz burtig auf Bäume Plettern und
ſelbſt Eichhörnchen einholen könnten, entbebren aller Wahrfchein>
lichkeit. Sie freffen übrigens Peine Vögel, Säugthiere, aber
auch Regenwürmer, welche man in ihrem Magen gefunden bat.
Nah Einigen bringen. fie lebendige Junge zur Welt, nad) Ans
dern legen fie Eper in geringer Zabl.
Des Winters fanmeln fie fih in Erdlöchern und halten
Winterfehlaf, der aber nicht tief ift. Die Neger und Indianer
ſuchen fie fodann auf, um fie zu verzehren; das Fett läßt man
an der Sonne zergeben, und legt e8 gelegentlih auf Wunden.
Im Frühjahr bäuten fie fih, und fegen einen neuen Ring an
die Klapper; fo 5—Amal ded Sommers, verlieren aber auch
wieder; daber läßt ſich ihr Alter nicht darnach beſtimmen. Iſis
1832. 1039,
Man behauptet, fie würden von großen Schlangen gefreſſen
und auch von den Schweinen, denen ſie, wegen ihrer Borſten,
nicht leicht beykommen können.
571
4) Die nordamericanifcdhe (Cr. durissus, atricauda-
tus), banderd Rattle-Snake,
wird über 4. Klafter lang, bat 2 Reihen Eleiner Plättchen
auf der Schnauze; ift braun, mit mehr ald 20 unregelmäßigen
ſchwarzen Binden; der Schwanz ganz ſchwarz, der Bauch gelblich»
meiß mit ſchwarzen Düpfeln. Bauchfhienen 177, Schmanz>
fchienen 24.
Sie findet fih in dem wärmern Nordamerica bid zum 45.°
Nordbr., vorzüglich in Virginien, Florida, Carolina, Pennfpls
vanien und Canada, von den Küften des Meered an bis zum
Rockngebirge, wo man jedoch eben fo wenig bey Reifen u. dergl.
an fie denkt, ald bey und an die Kreuz-Dtter oder an einen tollen
Hund, obſchon bin und wieder Fäle vorfommen, welche tödtlich
ablaufen. Mit einiger Borfiht Fann man fie Leicht mit einer
Gerte todtfchlagen, indem fih die Rückenwirbel verrenken.
Starke Stiefel fihern gegen den Big. Die Gefchichte, daß ein
in einem Stiefel ftedden gebliebener Zahn 3 Männer, welche fich
in einer Reihe von Jahren daran gerist hätten und geftorben
wären, fiheint ein oft aufgetifchtes Mährchen zu ſeyn; wenigſtens
fol fie bald in diefer, bald in jener Gegend ſich ereignet haben.
Diefe Schlange wird biömeilen lebendig in einem doppelten
Drabtfäfig in Europa umbergeführt. So bald der Käfig aufge:
deeft wird, erhebt fie den Schwanz, zittert damit, wodurch die
Klapper anfängt zu rafheln. Sept man ein junges Caninchen
binein, fo befinnt fi die Schlange eine Zeit Yang, und beißt
dann fehnel zu. Nach wenigen Minuten ift dad Thierchen todt.
Beder in der Iſis 1828. 1132,
“Die Haut, die Muskeln, dad Zwerchfell und felbft da8 Herz
finden fich entzündet, und das Blut ſchwarz. Wibmer in der
Iſis 1829. 564. Fröfche, Tauben, Hunde, felbft Rirder und
Pferde fterben ebenfalls in Furzer Zeit.
Kalm bat in den fohmedifchen Abhandlungen ausführliche
Nachrichten darüber gegeben. .
Er bereite vor ungefähr 80 Jahren einen großen Theil von
Nordamerika und bat ſowohl eigene Beobadhtungen darüber an»
geftelt, ald auch glaubwürdige Nachrichten eingezogen. Sie ift
DfenE allg. Naturg. VI. 37
572
unter allen Giftſchlangen die gefährlichfte: denn man hat Beifpiele,
dag Menfhen und Vieh ſogleich todt niedergefallen find, wenn
fie einen Stich in eine große Ader befommen hatten. Das ges
ſchieht jedoch felten, und die meiften leben noch mehrere Minuten,
einige Stunden, mandmal ein Paar Tage, und fommen aud
wohl, wenn zeitlich dienlihe Mittel angewendet werden, davon.
Am meiften find die wilden Americaner, welche den größten Theil
ded Jahres in den Wäldern auf der Jagd berumlaufen, diefer
Gefahr audgefestz; daher hat fie auch die Noth gelehrt, allerley
Kräuter und andere Mittel dagegen zu verfuchen, und die @uro>
päer haben fie von ihnen audgeforfht. Sie find gewöhnlich 3 bid
4° lang und gegen 2“ did; ed fol aber 6° lange geben und faft
fo did ald ein Arm. Eine getddtere von Mittelgröße hatte 173
Bauchs und 26 Schwanzfchienen, jederfeitd nicht bloß einen, fons
dern 2 lange Giftzähne, fo fein mie eine Nadel, und daneben
noch mehrere Kleine; außerdem auf jeder Seite des Gaumens
5 —6 andere. Die nördlichfte Stelle, wo man fie in Neu-Eng»
land gefeben bat, ift der Flug Merimad zwifchen 43 und 44
Breite, in Canada ein Berg am See Champlain, der Roche
fendue heißt, mitten zwifchen dem 44ſten und 45ſten Grad. Bor
Zeiten waren diefe Schlangen überall häufig; jest aber find fie
da, wo die Europäer dad Lund angebaut haben, faft ganz audges
rottet und finden fih nur gegen die blauen Berge. Viele alte
Reute haben nie eine gefeben; Kalm felbft find nur drey vorges
kommen. Doch bat er oft welche in Büfchen Flappern gehört.
Das thun fie jedes Mal, fobald fie etwas Lebendiges ſehen, indem
fie Kopf und Schwanz aufrichten. Der Ton Plingt faft wie das
Schnurren der Spinnräder. Im Herbfte Friechen fie tief in bie
Erde und liegen haufenweiſe fhlummernd beyfammen. Man fagt,
fie arbeiteten foviel Erdreich heraus, daß die Wände nadhfielen,
und man bat ihm folche Löcher gezeigt, welche faft wie eingefallene
Keller ausfaben. Im Frühjahr kommen fie heraus, um fi zu
fonnen, Friechen aber des Nachts wieder hinunter, bis feine Fröfte
mehr einfallen, worauf fie fich zerftreuen. Die Europäer vertilgen
fie zur Zeit, wo fie noch beyſammen in der Sonne zu liegen
pflegen. Ein Schwede von der dortigen Colonie tödtete 16 mit
einem einzigen Schrotſchuß; ein anderer [hlug an einem Morgen
573
auf einem Bergrüden 70 Stüd todt, wurde aber am Ende wegen
ihres Geſtankes faft ohnmüchtig, daß er davon gehen mußte,
Ihr gemöhnlicher Aufenthalt find ded Sommers bemaldete
Berge; bey großer Hibe geben fie auch in die Wälder der Ebenen.
Sie lieben befonderd die Kalffteingebirge, und find daher in Menge
am Wafferfall des Niagara, wo täglich von den Durchreifenden
2 oder 3 erfchlagen werden. Die gemwöhnlichften Stellen, wo fie
des Sommers liegen, find umgefallene Stämme, über die man
daher nicht fchreiten darf, fondern fpringen oder berumgehen muß;
ferner liegen fie gern an der füdlichen Spise eined Bergrückens
bey einer Quelle, wo fie megen ihrer Langſamkeit auf Fröfche oder
faufende Thiere lauern. Man glaubt, fie ſeyen fo viel Jahre alt,
als fie Klapper: Ringe haben. Bor Zeiten habe man SKlappern
gefunden von 44 Ringen. Bon den jebt Iebenden Leuten hat
Ralm einen einzigen gefprochen, der in feiner Jugend eine Klap⸗
per mit 50 Ringen befommen habe; einige wenige fagten, fie
hätten welche mit 20 gefeben, Gegenwärtig haben die größten
Schlangen nur 4—12 Ringe, die Jungen gewöhnlih nur
einen.
Einige fagen, fie klapperten aus Furcht, andere aus Zorn: gewiß
ift e8, daß fie Flappern, wenn man nach ihnen wirft; läßt man
fich nicht feben, fo bören fie bald auf und riechen fort, Diejeni-
gen, welche nicht furchtfam find, Flappern erft, wann fie beißen
fönnen. Die Wilden fagen, fie Fappern nicht, wann fie Böͤſes
im Sinn haben, Wer fie todt fchlägt, nimmt gewöhnlich die
Klapper mit ald Merkwürdigfeit oder als Siegeszeichen. Man
glaubt, daß immer ein Paar beyſammen iſt. Obſchon fie felten
fliehen, fondern fi zur Wehr ftellen ; fo hat man doch wegen ihrer
Langſamkeit nicht zu fürchten, daß fie einen mit einem Sprung
überfallen oder gar ereilen. Kommt man plößlich auf fie zu, fo
zeigt fie einige Furcht, legt fih in einen Kreis, klappert und fieht
den Feind fo lang flarr an, bis er zum bequemen Biß nahe ges
nug fommt. Bleibt man ftehen, fo verfriecht fie fich in’d Ges
büſch; folgt man ihr, fo wiederholt fich diefelbe Scene, Sie vers
folgt niemals ihren Feind, Ein und der andere hat wohl erzählt,
daß er derfelben Faum hätte entrinnen Fünnen: allein dann bat
er die ſchwarze Schlange (Blak snake, Coluber heterodon) das
57 ®
574
für angefehen, Diefe folgt wirklich den Menſchen nach und beißt
diefelben, jedoch ohne Schaden.
Die Klapperfihlange Fann ziemlich gut über Seen und Flüſſe
ſchwimmen, und kommt dafelbft faft fehneller fort als zu Lande.
Sie fieht dabey wie aufgeblafen aus und ſchwimmt auch völlig
wie eine Blaſe auf dem Waffer, Es ift dann nicht rätblich, fie
anzugreifen, weil fie fi plöglich in’d Fahrzeug werfen Fann, mo»
von man Beifpiele bat.
Sie gibt einen folden Geſtank von fih, daß felbft Menſchen
fie riechen und Pferde und Rindvieh fheu davon laufen. Diele
Perfonen find fhon auf fie getreten oder haben fie im Laube fortz
getragen, ohne daß fie gebifien hatte. Auch Eriecht fie biömeilen
Schlafenden über den Leib; dann hat fie aber ſich an einem Eich—
hörnchen oder an einem andern Thiere gefättigt: denn, wenn fie
bungerig ift, darf man ihe nicht nahe kommen. Auch beißt fie
nicht, fo lange fie ausgeftrecdt Liegt. Sie kann auf ihrem Kreid
nicht weiter ald ihre halbe Leibeslänge vorſchießen, weil fie fich
auf den Hintertheil ftüht, Hält man einen Stod vor, fo weiß
fie denfelben fehr wohl zu unterfcheiden; fie beißt nicht hinein,
fondern zielt na dem Fuße.
Die Bebifjenen fühlen von Anfang nicht mehr, ald menn fie
fih an einem Dorn geritzt hätten; aber gleich darauf werden fie
ängflli), matt, bekommen ſchweres Athmen, unbefchreibliche
Schmerzen umd Herz, unerfättlihen Durft, dem fchneller Tod
folgt. Die Wunden gleichen zwey Nadelftihen; der Theil fhmwillt
an, zuletzt aud die Zunge, daß fie den ganzen Mund ausfüllt
und ſchwarz wird, der Leib fhädig, und man fagt, er befomme
die Barbe der Schlange. Wenn indeffen Feine Hilfe fommt, fo
verliert der Kranke faft alle Empfindung und flirbt. Kommt auch
einer davon, fo verliert er feine lebhafte Farbe, wird gelblich und
behält ein fprenklichted und unangenehmes Geſicht auf feine ganze
Lebenszeit; auch bekommt er jährlich um diefelbe Zeit Schmerzen
und Gefchmulft, welche mit einem Abfud von Ofterluceywurzeln
gehoben wird. - Den Hunden begegnet daffelbe, und einer, welcher
zwey mal gebiffen und geheilt worden war, murde im folgenden
Sahr um diefelbe Zeit wüthend. Man erzählt, wenn mehrere
575
Perfonen hinter einander geben oder reiten, fo beige die Schlange
nur den letzten Menfchen oder das lebte Pferd.
Kühe und Pferde fterben gewöhnlich auf der Stelle, biömweilen
auch die Hunde, jedody felten. Man bat ein Benfpiel, daß einer
fünfmal gebiffen und gebeilt worden war, obſchon er fehr Franf
und gefhwollen gemefen, Auch bat man Benfpiele, daß die Zähne
durch dicht anliegende Stiefel gegangen find: ficherer ift ed, wenn
man meite und gefaltete Bootmanndhofen darüber trägt. Sol
ein Zahn fol einmal fteden geblieben feun und nachher beym
Schmieren einen Dann fo verwundet haben, daß er ftarb. Ein
Anderer habe nah 4 Tagen einen folhen Stiefel angezogen, ſey
ebenfalld gerigt worden und kaum lebendig davon gekommen.
Kalm bat mit einem ausgefchnittenen Zahn, den er nad
Schweden mitgebragt, eine Kate ohne Schaden verwundet. Die
Wilden reinigen die Zähne und brauchen fie als Lanzetten zum
Aderlaffen.
Ihre Nahrung befteht aus Pleinen Vögeln, Fröſchen, Eich»
hörnchen und Eleinen Hafen, Ja man bat felbft Minfe (Mustela
vison) faft von der Größe eined Marder in ihrem Magen ge>
funden; größere Thiere, wie Eichhörnchen und Hafen verfchlingt
fie nur halb und bleibt Liegen, bis das erſte verzehrt ift, worauf
die andere Hälfte nachgezogen wird.
Man fihreibt diefer Schlange die fonderbare Eigenfchaft zu,
als Fönne fie Vögel und andere Pleine Thiere bezaubern. Sitze
auch eined ganz oben auf einem Baume, fo ſey ed nicht mehr im
Stande, fortzufliegen oder zu fpringen, fobald fie ihre Augen
flare darauf richtet; es fängt an, einen fehr Fläglichen Ton von
fi) zu geben, woran man erkenne, daß es bezaubert werde. EB
büpfe fodann miederholt den Baum auf und ab, fomme aber
immer tiefer herunter und fpringe zulegt der Schlange von felbft
in den Rachen. Werde die Schlange geftört und gezwungen, die
Augen abzuwenden, fo eilten die Thierchen fo fihnell davon, als
wenn fie müßten, daß fie ihrem Tode entflöben. Wielleicht find
fie fhon vorher gebiffen und taumeln daher nur eine Zeit lang
herum; vieleicht haben fie auch ihr Neft im der Nähe und fuchen
e8 zu vertheidigen, wie es die Fleinen Vögel auch bey und gegen
ihre Feinde thun; im America find fie ohnedieß viel weniger ſcheu;
576
vielleicht werden fie auch durch die feurig glänzenden Augen der
Schlange außer Faffung gebracht; vieleicht endlich werden fie. von
ihrem Geftanfe dumm im Kopfe. Mean behauptet, wenn die
Schlange und ein Menſch einander lange anfehen, fo verliere der
letzte ebenfalld die Befinnung, gebe bin und laſſe fich beißen.
Jemand erzählte, er habe eine gierig nach einem Vogel fehende
Schlange zufällig geftörtz fie habe fodann die Augen mit fo viel
Birterfeit und Feuer auf ihn gewendet, daß er wie Afpenlaub
gezittert und fich eiligft gerettet babe. Hieraus fieht man, daß
die Angft den Menſchen lähmt, und das gefhieht auch wahre
foheinlih den Thieren, Hunde freffen ohne Schaden folche vers
giftete Thiere,
Sobald die Schlange ein Schwein fiebt, entfällt ihr aller
Muth, und fie begibt fich fogleich auf die Flucht. Die Schweine
find auch ſehr begierig nad ihnen und mittern fie von meiten,
fuchen fie auf, und fobald fie eine zu fehen befommen‘, firäuben
fie ihre Borften, nähern fi) immer mehr und mehr, fahren endlich
zu und bauen mit den Zähnen auf fie los. Haben fie die Schlange
im Rachen, fo fehütteln fie diefelbe ſtark und freffen fie ohne
Schaden auf; doch laſſen fie den Kopf liegen, Um andere
Schlangen follen fie fi) wenig befümmern, Wenn jemand eine
wüfte Gegend ausreutet, fo verfieht er ſich ſogleich mit Schwei—
nen, treibt fie hinein und ift dann fidyer, in Furzer Zeit von dies
ſem Ungeziefer befreyt zu werden. Zumeilen wird dad Schwein
wohl von einer Schlange geviffen, aber meiftend fchadet es ihm
nicht 8.
Man kann fie wegen ihrer Unbehilflichfeit Leichter tödten
als andere Schlangen, und zwar mit einem Schlag von einer
Pleinen Gerte auf den Rüden; bleibt fie auch übrigend unverlebt,
fo ift fie doch nad) einer Stunde maudtodt, während unfere euro»
päifhen Schlangen auch entzwey gehauen noch einen halben Tag
lang Bewegung zeigen.
Einige effen ihe Sleiih und Fett aus Geſchmack, Andere in
der Meynung, eine Krankheit damit zu heilen. Sie müffe aber
plöglic getödtet und nicht zornig gemacht werden, weil fie fich
fonft in der Wuth felbft beiße und vergifte: ihr Fleiſch wäre dann
auch gefährlich, was Übrigens ſehr unmahrfcheinli if. Das Fett
577
läßt man an der Sonne zu einem Dele ſchmelzen und verwahrt
es in Zlafchen gegen den Schlangenbiß, Duetfchungen und ders
gleihen. Aus der Haut macht man Degenfcheiden, die Wilden
Gürtel, woran fie die Klapper laffen.
Diefe glauben untrüglihe Mittel gegen dad Gift zu haben,
außer in 2 Fällen, nehmlich bey tiefen Verwundungen von Adern
und bey Schwangern, mo fie gar fein Mittel anwenden. Das
Hauptmittel ift die Schlangens oder Senegawurzel (Polygala
Senega), auch die von der DOfterlucey und von einigen andern
Pflanzen, befonderd gefauter Tabak auf die Wunde, ſowie Koch
falz. Endlih wird auch die Wunde audgefogen. Schwediſche
Abbandl. XIV. 1752. 316. XV. 54. 189.
Bekanntlich gibt man in Schweden gegen den Dtternbiß den
Saft von Aefchenblättern zu trinken.
Am Obio herrſcht der allgemeine Glaube, daß es Feine Klap>
perfchlangen gebe, wo viele Aefchen wachfen, und daher fteden fich
die Jäger alle Tafıhen und Stiefel vol Blätter. Um diefed zu
unterfuchen, berührte Mordruff eine, welche er am Waffer antraf,
mit der Spige eined Aefchenzweigd, und fogleich legte fie fich
nieder, rollte fih auf den Rüden, wand fi bin und ber und
verrietb die größte Angft: Faum that er ihn weg, fo richtete fie
fi) wieder auf und fieng an zu klappern. Darauf bot er ihr
einen Ahornzmweig an: fie fuhr fogleich darauf los, rollte fih und
ſchoß ihre ganze Länge weit wie ein Pfeil fort. Nachdem fie dad
einige Male mwiederbolt hatte, gab er ihr wieder die Aefche: aus
genblidlih z30g fie den Kopf zurüd, ftredte fih und rollte fi
auf den Rüden mie zuvor, Dann fieng er an, fie ein wenig zu
peitfchen. Statt in Zorn zu gerathen, wurde fie immer ängfts
licher: endlich fledte fie den Kopf in den Sand, fo tief, als fie
nur fonnte, und ſchien fich einbohren zu wollen, um zu entfoms
men. Iſis 1835. 94.
Zyfon in den Philosophical Transactions Nro, 144.
Barton, Über deren Zauberfraft 1796. Linnaei, Amoen. I.
257, 500. II. 130. Phil. Trans. Nro. 396, 399, 439, 456.
Hamburger Mag. III., IV. Abbildungen bey Catesby T. 41.
Seba 1II. Taf. 9. Fig. 1. Lacepede V. 111. T. 10, 5. 2%
Daudin V. 804. tab. 6.
678
2) Die füdamericanifche (Cr. horridus), Boicininga,
Boiquira, Cascavela,
wird ebenfalls ı Klafter Yang, hat auf der Schnauze 3 Reiben
Plaͤttchen, bräunlichgrau, auf dem Rüden 18 dunkle und gelblich
gefäumte Rauten, und auf dem Halfe 2 ſchwarze Striche. Bauch
gelblichweiß, Schwanzfpige ſchwarz. Bauchfchienen 168, Schwanz»
fhienen 22, Klapperringe 1—13.
Finden fi im heißen America, namentlich in Paraguay, Bra>
filien, Guyana und Merico, nit in den feuchten Küftenwäls
dern, fondern in den höhern und trodenen Wüften, mo fie mei:
ſtens träg und zufammengerollt liegen und nur beißen, wenn
ihnen etwas nabe fommt. Weidendes Vieh geht auf diefe Art
viel verloren; es fol fhon in 10—12 Minuten fterben. Bleibt
man einige Schritte von ihre entfernt, fo bat man nichts zu
fürdten. Der Giftzahn ift gegen t/. Zol lang, und dringt auch
durch ftarfe Stiefel; daneben liegen noch mehrere Fleinere in ders
felben Scheide; in jedem Gaumenbein 6—8, wie Heine Nadeln;
eben folche im Unterkiefer. Dad Fleifh wird jelbft nicht von
den Wilden gegeffen; die Klapper aber fey ein wirkſames Mittel
gegen allerley Krankheiten, und wird daher oft theuer bezahlt.
Pr. M.v. Wied I ©. 435. Abb. 9.11. Spir 7.24. Marc
grave ©. 240. Nieremberg, Hist. nat. 268. Vosmaer
1768. Fig. Lacepede V. 81. 3.9. 5. 1. Daudin V. 311.
tab. 69. Cr. horridus. Spir ©. 60. T. 24.
4.8. Die Shwirrfhlangen (Caudisona)
unterfheiden fih von den vorigen durch Tafeln auf dem
Kopfe, wodurd fie eine fonderbare Ausnahme machen,
4) Die kleine (Crotalus miliarius)
ift Plein und Faum 2 Schub lang, röthlichgrau mit einer
Reihe ſchwarzer und weißgefäumter Sleden, an den Seiten zwey
Pleinere Reiben, unten weiß mit ſchwarzen Dupfen. Bauchfchienen
432, Schwanzpaare 32.
Sie findet fih in Nordamerica, befonderd in Louiſiana, Ca—
rolina und Florida, und ift wegen der Kleinheit, der dunklern Färs
bung und des ſchwächeren Geräufches der Klapper, welches nur wie
dad Schwirren einer Heufchrede tönt, gefährlicher als die andern;
auch fol das Gift ſchneller wirken. - Sie ift häufiger ald die
579
geoße, und nährt fich vorzüglich von Heufchreden, andern In—
fecten und Würmern, Catesby %. 42. Mauduyt, Journ.
Phys. 1774. p. 284. Bartramd Reife 1751. 8. D. 15. Lace—
pede V. 106. T. 9 F. 2. Merrem, Wetterauer Annalen IL.
15. %. 3. Say, Iſis 1822. 1334.
B. Tafelköpfe ohne Badenlöcdher und Klap:
pern.
3. Sippſchaft. Tafelköpfe mit einem beweglichen
Giftzahn, wie die vorigen.
5. G. Die Kammſchlangen (Orophias, Ophryas,
Acanthophis),
haben glatte Schuppen auf dem Rücken, Tafeln auf dem
Kopfe und eine kammförmig aufgerichtete über den Augen, einen
krummen Stachel am Schwanze, bisweilen mit einigen getheilten
Schienen.
1) Die gemeine (O. cerastinus)
wird über 1 Schuh lang, wovon der Schwanz 3 Zoll beträgt,
und der feine Schwanzftachel 19, Linie; die Färbung ift bläus
lihgrau, mit meißlihen Querbändern, unten gelblich, auf dem
Kopf einige ſchwarze Dupfen und Streifen, auf dem Hinterhaupt
. ein weißer Strich. Bauchſchienen 112, Schwanzfchienen 385
getbeilte 13.
Finder fih in Neubolland. Merremd Beyträge IL 20.
2.3. (Daudin V. 289. tab. 67.) Sıhaw 362. Boa palpe-
brosa.
2) Ebendafelbft findet ſich noch eine etwas verſchiedene, ſchwärz⸗
lihe Gattung (O0. brownii), die gefährlichfte Schlange um
Port Sadfon. Leach, Zool. Misc. I. 1814. pag. 12. tab 3.
fig. 1—4. Boa ambigua. Schneider in Münchner Acad. VI.
4819. 133.
Heißt in Neu-Suüd-Wallis ſchwarze Schlange (Black-Snake),
und wird über 3° lang; fie ift lebhaft gefärbt, oben fammetartig
fhwarzblau, an den Seiten dunkel roſenroth mit Schwarz ge=
mifcht, unten blaßgelb, am Hinterrand jeder Schiene ein brauner
Ring. Bauchſchienen 190, Schwanzfchienen 5, getheilte 48, Fein
horniger Stachel an der Spitze; auf dem Kopfe-15 Tafeln; die
Schuppen länglid und ziegelartig, an den Seiten 2 Reihen grös
580
Bere, faft beckig. Sie ift gemein im Unterholz um die Botanys
Bay, hurtig und ſetzt fih zur Wehr. Im Port Jadfon fterben
oft an ihrem Stih Menſchen in einer Viertelftunde. Leſſon in
Duperreys Reife, I. 3, 6. A. tortor. (Iſis 1833. 98.)
6. G. Die Gürtelfhlange (Langaha madagascari-
ensis) '
weicht von allen Schlangen dadurch ab, daß die Mitte des
Schwanzes von Schienen ringd umgeben tft, das Ende deffelben
dagegen von Pleinen Schuppen; am Bauche find übrigens ges
mwöhnliche Schienen, und auf dem Kopfe 7 Tafeln; die Giftzähne
find einzeln und beweglich, wie bey der Dtter. Der Schwanz
fehr lang, |
Sie findet fih in Bengalen, ift gegen 3 Schub lang, fehr
fchlanf, faft wie Baumfchlangen, nur 7 Linien dic, und hat eine
biegfame, 9 Linien lange Schnauze; Färbung röthlich, auf jeder
Schuppe ein grauer Kreiß mit einem gelben Dupfen. Bauchs
fhienen 90, Schwanzfchienen 52, darauf ganze Schienenringe 425
dann folgt noch ein langes Stück von Schuppenringen.
Diefe fonderbare Schlange hat man nur zu 3 Eremplaren
auf Madagadcar, wo fie fehr gefürchtet wird, vor etwa 50 Jah⸗
ren entdeckt, und ſeitdem nicht mehr gefunden. Auch befigt Feine
Sammlung ein Eremplar davon. Bruguiere, Journ. de
Phys. 1784. Lacepede, Ueberf. V. 185. T. 20. F. 1. La-
treille, Reptiles IV. p. 179. fig. 1.
4, Sippfhaft. Zafellöpfe mit einem unbeweglichen
Biftzahn.
Diefe Schlangen haben oben A Zahnreiben, wie die Nattern,
aber der vorderfte Zahn im Oberkiefer ift Yänger als die andern,
und bat eine Giftröhre, obfhon er unbeweglich ift.
7. G. Die Shmalfcdlange (Trimeresurus leptoce-
phalus)
bat Kielihuppen auf dem NRüdgrath, glatte an ben Seiten,
am Schwanze zuerft getheilte Schienen, dann ganze, dann wies
der getbeilte.
Findet fi in Neubolland, wird Pafterlang, ift ſchlank und
‚ dunkel gefärbt, Bauchfchienen 187, Schwanzpaare 42, 9 Schie⸗
582
nen und wieder 2 Paare. Lacepede, Ann. Mus. IV. 1804.
p- 209. tab, 56. fig. 1.
8. ©. Die Felfenfhlangen (Pseudoboa, Bungarus)
find groß und haben glatte Schuppen, Schienen auf dem
Bauche und dem Furzen Schwanz, eine Reihe Täfelchen auf dem
Rückgrath, 9 Tafeln auf dem Kopfe, wie die Nattern.
1) Die geringelte (P. fasciata, annularis)
wird Hlafterlang, Schwanz nur 5 Zoll, bat 5 Zoll im Um—
fang und ift von breiten, gelben und blauen Bändern umgeben;
Kopf blau, mit einem gelben Strich auf der Seite und gelben
Fladen an der Kehle. Bauchfchienen 233, Schwanzfchienen 36.
Findet fih in Bengalen, und wird für fehr giftig gebalten;
der Big fol unbeilbar ſeyn. Scheuchzer, Phys. sacra.
tab. 655. fig. S. Sebal. Taf. 58. Edward II. T. 290.
Ruſſell %. 3. Daudin V. 265, tab. 65.
2) Die blaue (P. caerulea)
wird nur gegen 3 Schuh lang, Schwanz 4 Zoll, ift oben
dunfelblan, mit vielen Ringen von weißen Dupfen umd einer fol
chen Reihe auf dem Rüden, unten gelblichweiß. Bauchſchienen
209, Schwanzfchienen 47.
Diefe Schlange ift feltener in Oftindien, und nicht fo giftig
wie die vorige; gebiffene Hühner leben noch eine balbe, Hunde
noch eine Stunde. Ruffell T. 4. Daudin V. 270. tab. 65.
fig. 1, 2.
IH. Ordnung. Eidechfen over Echfen.
Schuppen, Zähne, Unterkiefer vorn verwachlen, hinten mit zwey Ge:
lenken, meiſt Füße mit ungleichen Zehen und Nägeln.
Die gewöhnlichen Eidechfen find von den Schlangen leicht
zu unterfcheiden durch ihre A Füße; es gibt aber, die nur Fuß—
ſtummeln, felbft ohne Zehen, haben; bey einigen findet fih nur
ein Sußpaar, bey andern nur Schulterfnohen; ja felbft diefe
feblen biömweilen, und dennoh muß man folche Thiere hieher
rechnen, weil fie nur eine kurze, Faum ‚gefpaltene Zunge baben,
vorn vermachfene Kiefer und ein an dad Hinterhaupt gewachfened
582
Warzenbein, fo daß nur dad Quadrat: oder Paufenbein los bleibt
und das doppelte Gelen? bildet. Daher können fie ihren Rachen
nicht erweitern, wie die Schlangen.
Die Zunge ift zwar bey den meiften flah, nur wenig oder
gar nicht ausgefchnitten, und ohne Scheide: aber dennoch gibt es
einige, welche eine völlige Schlangenzunge haben, mwalzig, in einer
Scheide und mit zween langen Zinken.
Ebenſo haben die meiften Eidechfen Augenlieder, aber den-
noch gibt ed aud) welche ohne diefelden, wie bey den Schlangen,
Endlich finden fih vollftändige Zahnreihen in den Kiefern
und zwey im Gaumen, ohne Giftzähne: aber auch bier gibt es
einige Ausnahmenz bin und wieder fehlen nehmlich die Gaumen:
zähne, und in America gibt es eine Warn: Eidechfe mit ges |
furchten Zähnen, welche verdächtig find, befonders da die Einges
borenen ſich vor diefem Thiere fürchten, Selbſt die Schuppen
wurden bey der fogenannten Blindfchlange in Zweifel gezogen;
indeffen find doh Spuren vorhanden. Die Schuppen find meift
gewöhnliche Schuppen, nehmlich rautenförmig, und hinten nicht
angewachfen, wie ben den Schlangen.
Streng genommen bleibt daher fein Kennzeichen für die Ei>
dechfen übrig, als die Fleinen Augen, der befchuppte Leib, die
Zähne und dad angewachfene Warzenbein.,
Sie haben ſämmtlich Rippen, meiftend an einem Bruſtbein.
Sie find beweglich und fünnen die Luft einpumpen.
Die Größe wird nicht beträchtlich; gewöhnlich nur fpanne>
oder fchuhlang, felten 2—A Schuh und etwas darüber. Der
Schwanz beträgt meiftens die Hälfte,
Sie leben in allen Elimaten, dody mehr in den heißen, auf
der Erde und auf Bäumen, geben böchft felten ind Waſſer, fref-
fen Thiere und Früchte, verfteden fih in Erdlöcher, halten darinn
Winterfchlaf, und legen dahin wenige rundliche Eyer mit einer
ſchwachen Kalkſchale. Es gibt Außerft wenige, bey denen bie
Sungen fih ſchon vor dem Legen entwideln.
Sn beißen Ländern werden einige gegeffen; fonft haben fie
feinen Nuben und auch weiter feinen Schaden.
Sie zerfallen in 3 Zünfte.
1) Die einen haben noch die Geftalt der Schlangen, find
585
lang und walzenförmig, haben Fleine Schuppen, meift ringel»
artig geftellt, und entweder gar feine, oder nur fehr kümmerliche
Füße, die ihnen zum Fortſchreiten nichts helfen. Sie rutſchen
daher fihlängelnd auf dem Bauche fort, wie unfere Blinde
fhleihen, Ringel: oder Kriech-Eidechſen.
Andere haben 4 vollfommene Füße, überall mit 5 dünnen,
ungleichen Zehen, welche ſämmtlich mit Nägeln verfehen und
meiftend in mebr ald drey Gelenke getheilt find.
2) Davon find die einen zufammengedrüdt und überall
mit kleinen Schuppen bededt.
Sie finden fih nur in beißen Ländern, Klettern Be Beume
und biegen ihren Leib wie die Kaben, d. h. fie machen einen
‚ Kapenbudel,. Schuppen» oder Kletter-Eidechfen,
3) Andere find niedergedrüdt, nur auf dem Rüden mit
Schuppen bededt, auf dem Bauche aber, oder wenigftend um den
Schwanz, mit Tafeln in Querfchienen oder Wirteln. Sie
leben auf der Erde, krümmen fih nicht von nben nad unten,
fondern feitwärtd, wie die Schlangen. Hieher gehören auch die
unferigen, — Schienen» oder Lauf-Eidechſen.
Da die erften fi in die Erde bohren, die andern auf Bäu—
men wohnen, die legten auf der Erde, Sand und Heide; fo
Fönnte man fie auh Grund», Baum: und Heid:E chfen
nennen,
7. Zunft. Ringel: oder Kriech-Eidechſen.
Schleiden.
Leib rund und ſchlank, mit kleinen Schuppen, und bisweilen küm⸗
merliche Füße.
Die runden oder ſchlangenförmigen Eidechſen, wors
unter unfere Blindfchleiche gehört, und welche man daher
Schleichen ſchlechtbin nennen kann, find überhaupt Seltenbeiten
in der Natur, finden fich aber in allen Elimaten, und find höchſt
barmlofe, meiftens Feine und ſchwache Thiere, melche mit Wür-
mern und Inſecten fürlieb nefmen, auch wegen ihres kleinen
Mauls nichts größeres verfchlingen können. Die Zunge ift kurz
584
und kaum merflih ausgeſchnitten. Ihre Zähne find fehr Klein,
in den Kiefern und meift auh im Gaumen. Auf dem Kopfe
finden fi gewöhnlich große Tafeln, Wegen des langen dün⸗
nen Leibes ift meiftend eine Zunge verfümmert, mie bey den
Schlangen.
Bey den einen ift der Schwanz ganz ftumpf und fo Furz,
daß man fie ſchwanzlos nennen könnte;
bey den andern beträgt er ungefähr , des Xeibed und
endigt ſpitzig.
A. Die Rurzfhwänze
haben entweder vieredige Schuppen, welche wie Täfelchen an
einander flogen, und Ringel oder Gürtel um den Leib bilden;
oder ihre Schuppen haben die gemöhnliche Geftalt und decken
fih ziegelartig. Beide fommen nur in wärmern Ländern vor.
1. Sippfhaft. Die Ringelſchleichen
find hinten fo dick wie vorn, haben fehr Heine Augen, einen
niedergedrücdten Kopf mit Meinem Maul, eine Eurze ausgefchnits
tene Zunge, Fein fichtbares Paufenfel, entweder gar Feine, oder
mwenigftend Feine Hinterfüße, und finden fih nur in heißen
Ländern.
1. G. Die Runzelfhleihen oder fogenannte Blind»
fhlangen (Caecilia)
haben einen geringelten, faft nadten Leib, mwenigftend nur
fehr Feine Schuppen zwifchen den Hautrunzeln; der Schwanz ift
faum ein und die andere Linie lang.
Ihre Haut ift fehleimig und weich, die Augen fo Flein, daß
man fie früher überfeben hat; die Schädelfnodhen fihließen alle
dicht an einander; Zähne in Kiefern und Gaumen, Die Rippen
gehen nicht ganz herum. Auch unter der Haut Feine Spur von
Süßen.
Wegen des nadten und faſt fhmwanzlofen Leibes bat man
diefe Thiere in die Zunft der’ Fröfche ftellen wollen; allein ihre
Aebhnlichkeit mit den Ampbisbänen ift fo groß, daß man fie fehon
deshalb dabey laſſen müßte. Zum Ueberfluß hat aber Profeffor
Mayer zu Bonn nun die Fleinen Schuppen in der Haut, befons
ders binten am Leibe, entdeckt und felbft abgelößt. (Leopold.
Verhandl. XI. 1825. 837.) Zwar hat Joh. Müller bey fehr
685
fungen an jeder Geite des Halfed ein Kiemenloch entdedt (Iſis
1831. 709.), was wieder an die Salamander mahnt. Da aber
alle Thiere anfangs Kiemenldcyer haben, fo Fünnen dieſe nicht
mehr in der Elaffification entſcheiden.
1) Die gemeine (C. tentaculata)
wird 1% Schub lang und fingerddid, ſchwarz, unten weiß
marmoriert; bat 135 Ringel, bey jedem Nasloch ein Kleiner
Faden. Findet fih in Surinam und Brafilien, wo fie Ibijara
beißt. Pifo &. 282. Linne, Amoenitates I. 484. tab. 17.
fig. 2. Lacepede V. 180. T. 19. 5. 1. Daudin VII, 427.
tab. 92.
2) Die geringelte (C. annulata)
ift fhmärzlih, mit 80 weißen Ringeln, lebt in Brafilien
mehrere Fuß tief in fchlammigem Boden. Mikan, Delectus
1... Spir &. 26.59. 1, 2
3) Die Fleberige (C. glutinosa)
ift faſt fingersdid und über 1 Schuh lang, braun, mit einer
mweißlichen Seitenlinie; Runzeln 350.
Sie fommt von Ceylon und ift friſch mit Fleberigem Schleim
überzogen, wie die Lampreten. Seba II. T. 25. 5.2. Linne,
Mus. Ad. I, tab. 4. fig. 1. Lacepede V. 183. T. 19. F. 2
4) Die wurmartige (C. lumbricoidea)
wird 2 Schub lang, nicht dider als ein Federkiel, iſt faft
ganz glatt, ſchwärzlichbraun, in der Haut eine Menge weißlicher
Dupfen, wie Schüppchen. Sie hat 324 Runzeln. Nah Einigen
bat fie febr Fleine, glänzende Augen, mie ein brauned Düpfel,
nad Andern gar Feine.
Sie gräbt fih in Surinam an feuchten und fehattigen Orten
Löcher in die Erde, wie der Regenwurm, Daudin VIII. 420.
tab. 92. ig. 2. Linne, Mus. Ad. I. tab. 5, fig. 2.
2. ©. Die Gürtelfhleihen (Amphisbaena)
find ziemlich groß und ganz von Schuppengürteln bededt,
haben Zafeln auf dem Kopfe, und meiftend eine Querreihe
Schleimdeüfen hinten am Rumpfe, Feine Zähne im Gaumen.
Der Schwanz beträgt bey einem 2 Schuh Yangen Leibe faum
einen Zoll. Haben hinten verborgene Fußflummeln. Mayer,
2eopold. Verb. XII 854. T. 67. F. 9.
n
586
Sind hinten und vorn gleich did, und können rüdmwärtd wie
vorwärts Friechen, daher man glaubte, fie hätten 2 Köpfe, befons
derd da die Augen jehr Elein find. Die Portugiefen nennen fie
Cobras de duas Cabegas (Schlangen mit zwey Köpfen), die
Brafilier Ibijara. Sie ſehen fehr fehlecht und bemegen fich das
ber erft ganz langſam fort, wann man fie berührt. Legen Eyer.
1) Die weiße (A. alba)
wird gegen 2 Schub Yang und fingersdid, weiß mit 123
Ringen um den Rumpf und 16 um den Schwanz, 8 Schleim»
drüfen.
Sie Ieben in Südamerica, meiftend von Ameifen, in deren
Haufen man fie oft findet. Scheuchzer, Phys. sacra II.
tab. 653. fig. 1. Seba I. T. 24, 8.41. Daudin VL, 401.
tab 91. fig- 1. Lacepede I. 178. T. 18. $. 2.
2) Die braune (A. fuliginosa)
ebenfo, auch dunkelbraun, mit einigen weißen Fleden; 200
Gürtel am Rumpf, 30 am Schwanz, 8 Schleimdrüfen. Sie fin»
det fich ebendafelbft in Ameifenhaufen, fol aber auch andere In—
feeten und Regenwürmer freffen, und iſt daher nüslich, befonders
in einem Lande, wo die Ameifen zur allgeineinen Plage werden.
Man bält fie mit Unrecht für giftig. Die Berührung aber fol
Blafen auf: der Haut maden. Weiter weiß man nichts davon.
Scheuchzer, Phys. sacra tab. 749. fig. 10. Sebal. T. 88.
5. 3. Lacepede V. 4169. T. 18. 5.1. Daudin VI. 406.
tab. 91. fig. 2.
Sehr gute Abbildungen von 2 andern Gattungen bat der
Pr. M. v. Wied gegeben, 9. 9. Benträge I. 498.
Auf Martinique fol es eine geben, welche gar Feine Augen
babe (A. caeca).
Bon diefen Thieren bat man auch eine Gattung in Spanien
entdecft, wo fie Alicango (A. cinerea) heißt. Sie ift 1 Schuh
Yang und Federfiel did. -Vandelli in Mem. acad. de Lis-
boa 1780. Spir T. 25. 5. 1. Blanus.
3. ©. Ganz ähnlihe Thiere wie die, Gürtelfhleichen bes
fommen endlich kurze VBorderfüße mit-4 Zehen und Klauen, und
beißen dann Streiflinge (Propus, Bipes, Bimanus, Chi-
rotes);
587
längs jeder Seite läuft eine Furche, welche die Schuppens
gürtel unterbricht, und neh am Rumpfe fiehen zwey Reiben
Schleimmarzen.
1) Der gemeine (Pr. ar Pk Ch. canaliculatus)
wurde ein einziged Mal aus Merico nah Paris gefhidt,
und man weiß daher gar nicht von feinem Vorkommen und
feiner Lebensart, außer daß er von Snfecten Leben fol. Er
ift fpannelang, 2 Finger did, fleifchfarben, von 220 Ringeln um:
geben, wovon etwa 50 auf den zolllangen Schwanz kommen. Die
Zunge ift kurz, und endigt in 2 bornige Spigen; die Augen ſehr
Fein; die Füße A Linien lang, mit A getrennten Zeben und lans
gen, Frummen Nägeln, nebfi einer Spur von einer Außern Zeh;
eine Zunge ift ganz verfümmert, wie bey den Schlangen, Las
cepede II. 521. Taf. 27. Fig. 2. Le Cannele.e Shaw, Nat.
Misc. tab. 212. Lacerta lumbricoides; Daudin IV. 372,
t. 58. f. 4. Cuvier, Regne animal IL p. 67.
2. Sippfchaft. Die Kurzſchwänze mit Ziegel:
fhuppen
baben Tafeln auf dem Kopfe, fehr Feine Augen, Fein ſicht⸗
bares Paufenfell, Feine Spur von Vorderfüßen, felbft fein Schul:
terblatt, aber verborgene Stummeln von Hintesfüßen. Mayer,
Leopold. Verb. XII. 822.
Sie ſehen daher aus wie unfere Blindſchleiche, von der fie
fi) aber durch den kurzen Schwanz auszeichnen, der kaum eine
oder die andere Linie lang iſt.
4. G. Die Rüſſelſchleichen (Typhlops)
ſehen aus wie Regenwürmer, baben eine lange, zugeſpitzte
Schnauze, und darunter ein ſehr kleines Maul mit wenig Zaͤh—
nen, Faum fihtbare Augen und eine ziemlich lange Gabelzunge,
faft wie die Schlangen. Haben hinten verborgene Fußftummeln,
Medel, vergl. Anat. II. 475.
Finden fi in der neuen und alten Welt.
1) Die gemeine (Anguis lumbricalis)
ift nun fpannelang und fo dief wie ein Regenwurm, ſchmutzig
weiß, bat vorn auf der Schnauze eine einzige Tafel, und der
Schwanz ift kaum 1%, Linie Jang. Findet fih auf Samaica,
wabrfcheinlih in Erdlöhern, und bemegt ſich fehr langſam.
Okens allg. Naturg, VL 38
588
May hält fie mit Unrecht für giftig. Der Leib fol über 200
Schuppenringel haben, der Schwanz nur 7. Seba I. Taf. 86.
Fig. 2. P. Bromne ©. 460. Taf. 44. Fig. 1. Amph. subar-
gentea; Racepede V. 157. 8. 16. 5. 2.
5. G. Die Widelfchleichen (Tortrix, Ilysia)
baben einen fiumpfen Kopf, glatte Schuppen mit einer Reihe
ſechseckiger Täfelchen unter dem Leibe; die Zunge ift gefpalten,
Sie finden fih nur im beißen America, Rollfehlangen.
4) Die gemeine (Anguis scytale)
wird gegen 2 Schub lang, wovon der Schwanz kaum 1 Zoll
beträgt; fie ift von fihmarzen und meißen Ningeln umgeben.
Bauchtäfelchen 240, unter dem Schwanz 13.
Sie findet fidy in Cayenne und Surinam, wo fie ohne Grund
gefürchtet wird. Sie foll von Würmern und Inſecten, vorzüglich
von Ameifen Yeben, wie die Gürtelfchleihen, Dad ift alle,
was man von ihr weiß, obichon fie häufig in Sammlungen vor»
fommt. Sie bat, nah Mayer, hinten Sußftummeln in ein
kleines Loch zurüdgezogen. Leopold. Verh. XI. 829. Taf. 67.
F. 5—7. Seba IL. 2. 20. %. 3. Wagler, Icon. t. 5.
B. Langſchwänze.
Der Schwanz beträgt */z, bisweilen faft die Hälfte des Leis
bed, welcher bey den meiften mit Ziegelfhuppen bededt ifl, der
Kopf mit Tafeln, die Augen mit Liedern. Die Zunge ift Furz
und etwas audgefchnitten.
Es haben alle, mit einer einzigen Ausnahme, eine Schulter
und ein Beden. Den einen fehlen aber die Füße oder menig>
ſtens die Zehen, während andere diefelben haben.
5. Sippſchaft. Die fußlofen Langfhmwäanze
find ringsum mit Ziegelfhuppen bedeckt, haben einen Tangen
Schwanz, meift Schultern und Beden, hinten bisweilen Fußftums
meln.
6. © Die Blindfhleichen (Anguis)
find ringsum mit glatten Schuppen bedeckt, ohne Seiten»
furche, ohne alle äußere Spur von Füßen und Paufenfell.
4) Die gemeine (A. fragilis), Orvet,
wird 1 Schuh Yang und Hleinfingersdic, oben IRRE
mit 5 dunfelbraunen Streifen, unten dunfler; der Schwanz bes
589
trägt die Hälfte. Bauchfchuppen 135, und ebenfoviel unter dem
Schwanze.
Sie findet ſich in ganz Europa auf allen Stegen und We⸗
gen an ſonnigen, trockenen Orten, und uͤberwintert in Erdlöchern,
beſonders gern unter Wurzeln und Hecken, welche mit Laub und
Geniſt bedeckt find. Die Färbung ändert mandhfaltig ab, und
die Streifen verfhmwinden mit dem Alter. Die beiden Unters
tieferhälften find vorn verwachſen, wie bey den Achten Eidechſen.
Die Augen ſind klein aber ſehr deutlich, die Zunge kurz und aus⸗
gerandet; die Zähne klein und krumm, und fehlen im Gau⸗
men; ſie haben 128 Wirbel, welche ſich beym geringſten Schlag
mit einer Gerte trennen.
Es ſind ganz unſchuldige Thierchen, ſie werden daher
init Unrecht gefürchtet. Sie beißen nicht, wie ſehr man fie
aud) reizen mag. Ihr Maul ift fo Klein, daß fie nur Wür:
mer und Inſecten freffen können. In der Gefangenfchaft
bungern fie Monate lang, Man behauptet, fie verzebrten
aud Feine Fröfhe, Kröten und Mäufe; mie fie ed aber anfan»
gen, ift ſchwer zu begreifen. Sie häuten fih im Zuly und feben
dann fehr glänzend aus; fie legen Feine Eyer, fondern bringen
ein Dußend Junge zur Welt. Sie werden häuffg von den Störs
hen gefreffen. 2acepede V. 149. Daudin VI. 327. tab. 87.
fig. 2. Sturms Fauna II.
2) Die gefprenfelte (Acontias meleagris)
fiebt ebenfo aus, bat aber einen etwas Fürzern und flumpfern
Schwanz, und weder Schulter noch Beckenknochen; fie wird
faum 4 Schub lang, ift grünlih, und bat auf dem Rüden 8
Reihen brauner Flecken. Bauchſchuppen 465, Schwanzſchup⸗
pen 32.
Findet fih am Vorgebirg ‚der guten Hoffnung. Seba T. 21.
5. 1. Lacepede V. 130. T. 11. F. 2. Peintade.
3) In Neuboland findet fi eine von der Dice einer
Rabenfeder, gelblihmeiß, mit fihtbaren Najenlöchern, aber ohne
Augen (A. caecus). Boie, Sfid 1827. ©. 511.
7. ©. Die Glasſchleichen (Ophisaurus)
baben ein ſichtbares Ohrfell und eine Seitenfurche, Schulter
58 *
590
und Beden, aber ohne alle Spur von Füßen. Zunge wie bey
der Blindfchleiche.
1) Die gemeine (A. ——
wird über 2 Schuh lang, wovon der Schwanz den größten—
Theil einnimmt, gelblichgrün mit ſchwarzen Flecken, unten gelb.
Bauchſchuppen 27, Schwanzſchuppen 225.
Sie findet ſich ſehr häufig in Nordamerica, beſonders in
den Wäldern von Carolina und Virginien, zeigt ſich ſehr bald
im Frühjahre und iſt ſo zerbrechlich, daß man ſie deßhalb Glas—
ſchlange genannt hat. Say behauptet, daß der Schwanz nicht
bloß durch den ſchwächſten Schlag abbreche, ſondern ſie könnten
ed willkürlich thun. Catesby IL. T. 59. Lacepede V. 147.
T. 44. F. 2. Daudin VII. 346. tab. 88. San, Iſis 1822.
1354.
8. ©. Die Stummelſchleiche (Pseudopus)
ift ebenfo geftaltet, bat auch ein ſichtbares Ohrfel, Schul:
ter» und Beckenknochen und eine Seitenfurche, in welcher aber
binten ſich ein Fußſtummel zeigt mit einer einzigen Zebe. Heu:
finger, Zeitfh. für org. Phyf. II. a81. T. 1-3. Mayer,
Analecten 1835. 40. T. 2. F. 8.
4) Die gemeine (Lacerta apoda, Sheltopusik)
wird fo lang und did ald unfere Natter, 5 Schub und mehr,
bat glatte Schuppen auf dem Rumpf, Kielfhuppen auf dem
Schwanz, welcher mehr als die Hälfte beträgt; die Färbung ift
grünlichgelb.
Dieſes merkwürdige Thier entdedte zuerfi Pallad an der
MWolga, in den fandigen Steppen Naryn und Kuman, und an den
Flüſſen Teref und Sarpa in fchattigen Thälern, wo hohes Brad
und Geſträuch iſt, worunter es ſich verſteckt und auf gemeine Ei»
dechſen Jagd macht. Später hat man es aber auch im öſtlichen
Europa gefunden, und zwar von Ungarn an bis Dalmatien und
Siume Es iſt ein ganz harmlofed Thier, welches fogleich ent»
flieht, wenn es jemanden bemerft, bat auch ganz Fleine Zähne,
und Fönnte daher Faum verwunden, Pallas, Reifeaudzug IH. “
Anh. ©. 13. Novi comm. petrop. XIX. 1774. 435. tab. 9, 10.
Lacepede I. 525. Taf. 27. Fig. 3. Charles Bonaparte,
Fauna italica. Fasc. 13, Fig.
5
4. Sippfhaft. Die Langfhmwänze mit Füßen
haben 1 oder 2 Paar Füße.
9. G. Die Schenfelfhleihen (Scelotes, Bipes)
baben einen dünnen Leib, mit Ziegelfchuppen, ————
und Hinterfüßen ohne vordere.
1) Die auſtraliſche (Pygopus lepidopus)
wird 1'/, Schub lang, wovon der Schwanz ?/, beträgt, bat
Kielfchuppen auf dem Rüden, Kleine Plätthen am Bauche, eine
Reihe Drüfen am Ende ded Rumpfed und ungetrennte Zehen.
Sie finden fih in den Sümpfen von Neuholland; weiter
weiß man nicht davon. Die Füße haben ein Schenkel, Schien-
und Wadenbein, und 4 Mittelfußfnochen, aber Feine Zehenglie>
ber, alles von Haut eingewidelt und in 2 Schuppen geens
digt, jedoch fo kurz, daß dad Thier nicht darauf treten Tann.
Lacepede, Ann. Mus. IV. p. 193. tab, 55. fig. 1.
2) Die capiſche (Anguis bipes)
ift 1 Schub lang, wovon der Schwanz '/; beträgt, braun
gedüpfelt, bat ein freyed Paufenfel und 2-ungleiche Zehen ohne
Nägel; Baudhfchuppen 100, Schwanzfchuppen 60,
Kommt vom Vorgebirg der guten Hoffnung, Seba IL
T. 86. 5. 3. Linne, Mus. Ad. I. p. 21. t. 28. f. 3.
3) Die brafilianifche (Pygopus striatus, caryococca)
wird größer, bat ganz glatte Schuppen und ungetheilte,
fpigige Füße, iſt grünlih, mit 4 dunkeln Längsſtrichen; Ohrfell
unfihtbar. Spir T. 28. 5. 1,2.
10.&. Die Wurmſchleichen (Chalecides)
find ſehr fchlanf, mit Wirtelfhuppen- und a ERBEN, Sie
finden fih nur in heißen Ländern.
1) Die indifche (Lacerta seps)
wird gegen ı Schub lang, wovon der Schwanz über die
Hälfte beträgt, bat. eine Seitenfurde und ein ſichtbares Ohrfell,
vorn und hinten 5 kurze Zehen. Färbung bläulichgrau, auf dem
Rüden grau.
Kommt aud Oftindien. Linne, Amoen. I. 29.
2) In Breafilien findet fich eine. (Heterodactylus imbri-
catus), |
welche vorn 4, hinten 5 Zehen hat mit. Nägeln, aber: ein
592
verdecktes Paukenfell, über 1 Schub lang, grünlichhraun, an den
Geiten fahl und ſchwarz geftreift, unten gedüpfelt; an jedem
Hinterfchenfel 12 Warzen. Spir 2. 27.8.1. '
11. ©, Die Aalfhleihen (Seps, Chamaesaura) &
find ganz von glatten und glänzenden Ziegelfchuppen umge—
ben, daß fie ausfehen, ald wenn fie mit Del überzogen wären;
haben Tafeln auf dem Kopfe und 4 Furze, faft unbrauchbare
Fuͤße. Sie find fehr lang und ſchlank, mie Blindfchleichen,
haben einen fangen und fpisigen Schwanz, nebft fehr Fleinen
und meit entfernten Füßen. Sie fünnen ıhren Leib wickeln mie
Schlangen; auch Friechen fie ohne Hilfe der Füße, melde kaum
den Boden erreichen.
1) Darunter aibt es eine am Vorgebirg der guten Hoffnung,
die Schlangen-Eidechfe (Monodactylus, Lacerta anguina),
welche über 19, Schub lang wird, von Kielfhuppen ziemlich
mirtelartig umgeben ift, und fpigige, ungetheilte Zehen bat; die _
Färbung gelblihgrau, mit bräunlichen Seiten.
Bey dieſem fehfangenartigen Thier beträgt der Schwanz
zweymal fo viel ald der ganze Leib; er mißt nehmlich 10 300,
der Kopf 1 Zoll und der Rumpf 4. Auf dem Kopfe find 12 Tas
feln, Augenlieder; die Zunge breit, kurz und ohne Audfchnitt,
das Ohrfell fichtbar, die wirtelartigen Schuppen decken fich wie
Siegel, und bilden wegen der Kiele Längdfurchen auf dem Leibe;
die Füße reichen nicht auf den Boden, liegen am Leibe an, endis
gen nur in eine Zehe und find mit Eleinen Schuppen bededt.
Nah Sparrmann finden fie fih haufig im Innern der
Cap⸗Colonie bey Sitfifamma auf Angern, deren Grad von den
Einwohnern angezündet wird, wenn fie diefelben urbar machen
wollen. Dann fliehen diefe fogenannten Schlangen in fandige
Gegenden, wo fie gewöhnlich zu Grunde gehen. Deffen Reife
Mm. 241. Schal. T. 68. 8.78 Vosmaer, Descr. de
deux Lezard 1774. t. 1. TER Eros =>
Mus. II. 356. tab. 59. fig. 2,
2) Faft um das ganze Mittelmeer, befonders PER 4
Italien und in Sardinien‘, findet fih die europäifche, melde
3 Zehen an ihren kurzen Füßen Bat, und —5 — ————— Ce·
cella heißt (L. chalcides).
“
—
595
Gie wird 4 Schub Yang, und davon beträgt der Schwanz
die Hälfte, ift glänzend erzfarben, mit 4 braunen Streifen, und
daber bat fie Ihon von Ariftoreles den Namen Erz:Eidechfe
(Chaleis. Lib. VII. Cap. 24.) erhalten. Der Kopf ift mit
9 Platten bededt, wie bey der Blindfehleiche. Der Schwanz en>
digt in eine hornige Spitze; die Füße find kaum 2 Linien lang,
erreichen den Boden nicht, und die kurzen Zehen find ohne Nä—
gel; dennoch bewegen fich diefe Thiere ſehr ſchnell.
Sie Iebt auf feuchten Wiefen und in Wäldern, frißt Sne
fecten und Schneden, und, verftedt fi fhon im October in Erd>
löcher, um Winterfchlaf zu halten. Die Alten hielten fie für
giftig, und befonderd dem Vieh gefährlidy auf der Weide, wenn
e8 zufällig diefelben verſchluckt. In Sardinien fol das Vieh
in diefem Kal die Blähfucht befommen und flerben, wenn man
ihm nicht einen Trank von Del, Eſſig und Schwefel eingibt, Es
verhält fih aber mahrfheinlich bier, wie bey uns, wo dad Volk
auch glaubt, daß die Blähſucht von’verfhludten Spinnen komme,
da doch gieria verfchlungener Kiee die Urfache davon ift.
Dioſcorides nennt fie wahrſcheinlich deßhalb Seps (faus
Jen, verderben), welchen Namen man auch andern fuͤr giftig ge>
baltenen Thieren gab, nehmlich Schlangen und Scolopendern.
Sie wurde aud) für einen giftigen Salamander gehalten, wozu
vielleicht der Umſtand Beranlaffung gab, daß fie lebendige Junge
zur Welt bringt. Columna bat bey der Zerlegung 45 derglei⸗
chen gefunden (Ecphrasis« cap. 16. pag. 85. tab. 36). Nach
Imperati lebt die Cecella um Rom auf fumpfigen Wiefen,
und kommt nur mit Aufgang der Sonne aus ihren Löchern; fie
fen 2 Palmen lang, fahlgelb ind Schwaͤrzliche, ſehr hurtig, und
die Füße ſtänden weit aus einander (Hist. nat. p. 899. f. 917.).
Nah. Nicander wird die Lacerta, aerea in Libyen, Syrien
und auf Eypern 416 Zoll lang, febe aud wie die Blindfchleihe
und fey gefärbt wie Erz; (Theriac. vers. 871). Bey Ariftos
teles heißt fie au) Zygnis et Pingalus. Aldrovand ©. 638.
- Cetti Sardegna. Ueberf. IH. S. 29, Fig. Lacepede IL 175.
Le Seps.. Daudin IV. 333. tab. 57. Bonaparte, F, it.
fase, 14. Fig. Schneider, Hist. amph. U. p. 207. |
594 Kr
3) Im füdlichen Frankreich, gibt e8 eine ähnliche, aber nur
fpannelange Gattung, die vielftreifige (Seps striata),
mit 8—-9 braunen Streifen. Gie hält fich an fandigen Ufern
auf, und iſt nicht giftig, weder durch ihren Biß, noch innerlich
genommen, morüber Sauvage Beobachtungen angeftelt . bat.
Eine, welche von einem Huhn ganz verfchludt wurde, Froch mies
der lebendig aus dem Maftdarm hervor, mie die Regenwürmer
bey den Enten. Das Huhn verfhludte fie von neuem, und fie
fam zum zweptenmal zum VBorfcheing zum drittenmal wurde fie
zerbiffen und verfihlungen. Er meynt, man Fünnte vielleicht dies
fe8 Thier bey manchen Krankheiten durh die Därme fchlüpfen
laffen; es würde beſſer wirken ald Quedfilber. Memoire sur
la nature des animanx venimeux, Rouen. 1754, Ray, Sy-
nopsis p. 272. Lacepede IL 132.
A) Eine andere, welche aus Oſtindien fommt, hat überall
5 Zehen mit Klauen (Anguis quadrupes, Lacerta serpens).
„ Sie mißt faum 6" und davon beträgt der Schmanz die Hälfte s,
die Färbung ıft afchgrau oder bräunlich, unten filberglängend, um
die Augen eine braune Einfaffung, Ohrfell fihtbar. Die Füße
find nicht viel dicder ald ein Zwirndfaden, nur 2‘ Yang, und fihen
boch oben gegen den Rüden; Daumen und Ohrfinger Fürzer,
Die Schuppen bilden auf dem Rüden 14—20 feine Längsſtriche.
Die Saumenzähne fehlen, die Zunge ift ſchwach ausgerandet und
der Kopf mit 5 Tafeln bedeckt. Dieſes Thierchen kommt aus der
Gegend von auf Java. Bloch Berl. Beſchäftigungen
II. ©. 28. T. 2 Bechſtein in Lacepede I. 185. T. 16. F. 1
5) Am Vorgebirg der guten Hoſſnung findet man eine ganz
ähnliche, welche aber rothbraun und mit ſchwärzlichen Flecken
geſprenkelt iſt, unten grau. Vos maer Descr. d’un Lezard.
1774. 4. $ig.-Worm-Hagedis. |
6) In Neubolland gibt e8 auch eine mit 4 Zehen: (Tetra-
dactylus decresiensis).
Auf dieſe Weiſe kommen faft alle Zahlen der Zeben vor,
ziemlich fo, wie bey den Wurmfchleichen (Chaleides). —
12. G. Die Glanzſchleich en (Scincus)
ſind kürzer und dicker und können ſich nicht ſhlingen, haben
auch vollkommenere, jedoch kurze gefranzte Füße mit 5 ungleichen
595
Zehen und Nägeln; dad Ohrfell fihtbar, von vorflehenden
Schuppen umgeben.
1) Die befanntefte davon ift die gemeine oder der foges
nannte Stinf (Sc. officinalis),
welcher ebemald fehr häufig aus Aegypten über Venedig nach
Europa fam und gegenwärtig noch in die ganze Türken verführt
wird. Man bat ibm nehmlich befonderd ſtärkende Kräfte zuge:
fohrieben, und ihn auch gegen Hautkrankheiten, namentlich den
Ausfag empfohlen. Man findet ihn noch hin und wieder getrod>
net in alten Apothbefen.
Er ift fpannelang und über daumenddid, der Schwanz. fürs
zer ald der Leib; firobgelb, mit 8 dunfleren Gürteln über dem
Rüden; der Kopf bräunlid mit dunfeln Kreuzftreifen, die
Schnauze Furz, aber fpisig, und der Kopf hat Aehnlichkeit mit
einem Schmweindfopf; er bat einige Platten.
Sie finden fih fehr haufig, nicht bloß in Aegypten, fondern
auch in Nubien, Abyffinien und Arabien, wo fie Adda beißen, in
fandigen Gegenden, merden überall häufig gefangen und in
Aegbpten nach Cairo und Alerandrien geliefert, von wo aus fie
weiter verfandt werden. Man bebauptet, fie lebten von aroma=
tifhen Pflanzen und liebten befonderd den Wermuth, mas aber
ſehr unmwahrfcheinlich if. Indeſſen hat man auf die vermutbete
Nahrung ihre reizenden und flärfenden Kräfte gegründet. Lebri-
gend ift es merkwürdig, daß man von der Lebendart diefes
Thiered, welches jährlich, zu Hunderttaufenden gefangen wird,
foviel wie nicht3 weiß, nicht einmal, maß e8 frißt, oder ob e8
lebendige Zunge bervorbringt, wie mehrere feiner Verwandten.
Bruce erzählt in feiner Reife (V: ©. 159. T. 40), ihre Zahl
gebe in den feuchten Gegenden von Syrien, melde an Arabien
ftoßen, ind Unendliche; in dem Hofe ded großen Sonnentempels
zu Baalbef babe er einmal viele Taufende beyfammen geſehen;
der Boden, die Mauern und alle Steine diefer Ruinen waren
. davon bedeckt; die einen fihliefen, die andern liefen im Sonnens
ſchein herum. |
Sie haben Heine Zähne in Kiefer und Gaumen, fuchen ges
- fangen zu entfommen, aber nit zu beißen. Der Schmanz
bricht leicht ab, waͤchſt aber wieder nach. Obſchon fie plump
596
ausfehen, fo laufen fie doch ziemlich ſchnell und zwar mit den
Füßen, wobey jedoch der Bauch ſich faſt auf der. Erde fchleppt;
fie verbergen fich fehr ſchnell im Sande Uebtigens liegen fie
faft den ganzen Tag an der Sonne; überraſcht man fie, fo fuchen
fie fih unter Wurzeln von Fichten oder Wermuth zu verbergen.
Was Plinius (Lib. 8. cap. 25.) Scincus nennt, fcheint die
MWüften:Eidechfe zu feyn, mwelder die Alten die oben genannten |
Kräfte zufchrieben, namentlih, daß fie die Wunden von vergif-
teten Pfeilen heilen fol. Gesöner 1056. Imperati Hist. nat.
p- 897. Fig. Lac. libyca, Haffelquifts Reife 359, Gronov,
Mus.H. %. 76. Seba 1. 4 105. f. 3. 2acepede D. 101, T. 7.
Fig. 2. Geoffroy Egypte I. 24, p. 130. 1.2. f. 8.
2) In der ganzen Levante gibt ed häufig eine viel größere
goldgelbe Gattung, an Länge 1 Schuh 5 Zoll, wovon der Schwanz
zwei Drittel beträgt; oben glänzend grünlichgelb, unten blaß,
mit einem weißen Geitenflreifen, Schwanz gelb und ſchwarz ge
fhädt. (Se. eyprius, Schneider. Aldrovand I. cap. 12.
p- 666. Seba I. T. 10. .4. 5. Daudin IV. 291. Geoffroy
Egypte 24. p. 43. t. 3. f. 3. Anolis gigantesque.
3) Sm füdlihen Europa, namentlih auf den Infeln des
Mittelmeerd und auch in Aegypten kommt felbft in den Häufern
ein gefhädter häufig vor (Dc. ocellatus, variegatus),
— fpannelang, wovon der Schwanz nur die Hälfte; grünlich
grau, mit Meinen ſchwarzen Dupfen, worinn ein weißer Strich;
die Gaumenzähne fehlen, fo wie die Zähnelung vor dem Ohrfell.
In Sardinien heißt er Tiligugu et Tilingoni. Eetti,Sard. IIL 21.
Forfkalp. 13, Sehlie Daudin IV. p. 308. t. 56. Geoffroy,
Egypte t. 5. £.1. Savigny Suppl. 2. J. 7.
Es gibt noch viele andere in allen Welttheilen, welche aber „
für und nicht wichtig find, außer dem fogenannten Landhecht
(Brochet de terra) auf den Antillen, welcher die Geftalt, die
Haut und die Schnauze der Flußhechte hat; aber: flatt der
Sloffen 4 fo ſchwache Füße, daß er wie Schlangen fortfriechen
muß, Die größten find 45 Zol lang. Ihre Fleinen Schuppen:
find außerordentlic; glänzend und filbergrau. Während: der Nacht
machen fie ein fürchterliched Geſchrey unter den Felſen und in
den Höhlen, wo ſie »fleden, Der Ton üft viel färker und viel
* 507
unangenehmer als bey den Fröſchen und Kröten, und verändert
fih nach der Verfchiedenbeit ihres Aufenthalts. ie zeigen fich
erft beym Eintritt der Nacht, und wenn man ihnen unter Tags
begegnet, fo verfept einen ihre fehlangenartige Bewegung in
Schrecken. Rochefort, Antilles 133. Fig.
8, Zunft. Schuppen-Eidechſen.
Kopf und Leib zufammengedrüdt, von lauter Eleinen Schuppen bedect,
Schwanz fehr lang; vier Füße mit ungleihen Zehen. Zunge kurz
und Did. i
Diefe Eidechfen leben in der alten und neuen Welt, aber nur
in beißen Zändern, daher nicht in Europa; halten fich größten»
theild auf Bäumen auf, und fürnten auch Kletter= "und Baums
Eidehfen genannt werden. Der Kopf ift bald mit. Schup⸗
pen, bald mit Tafeln bedeeft, das Ohrfell meiſtens fihtbar, bie
Augen mit Liedern, bie Füße verhältnißmäßig groß, die Zehen
lang und ſehr ungleih, mit Klauen, womit fie fehr leicht die
Zmweige umfaffen können. Die Fletternde Bewegung bringt es mit
fi, daß fie eine gebogene Stellung annehmen, wie die Katzen.
Sie leben von Gewürm, Inſecten und andern kleinen Thieren,
aber auch großentheils von Beeren, Blüthen und Kräutern; mes
nigftend bat man dergleichen oft in ihrem Magen gefunden, Die
einen haben außer den Kieferzähnen auch zwo Reihen am aus
men, mie die Schlangen; den andern fehlen diefelben. Bei jenen
find die Kieferzähne an den innern Rand der Kiefer angelegt,
und an ihrer innern Seite nur mit dem Zahnfleiſch bededtz
bey den andern fieden fie oben im Rande der Kiefer und find
veft damit verwachſen. Alle alfo, welche Gaumenzähne haben,
baben Seitenzähne in den Kiefern, welchen fie fehlen, baben
Randzähne. Kaup, Iſis 1827. ©, 610.
Euvier hat ſie nach den Gaumenzähnen, Kaup, Wagler‘
und Wiegmann nah der Anbeftung der Kieferzähbne in zwey
Abtheilungen gebracht, und dabey hat fich die merfwürdige Erſchei⸗—
nung beraudgeftelt, dag die mit Saumenzähnen oder mit Seitens
zähnen ale in der neuen Welt wohnen, die andern dagegen in
”
[4
598
der alten. Obſchon indeffen diefer Bau von Wichtigkeit ift, fo
finden fich doch oft Zmeifel und felbft Ausnahmen, und auf jeden
Fall fallen diefe Theile nicht in die Augen; daber habe ich es für
unfern Zweck für vortheilhafter gehalten, ein außered Kennzeichen
zur Abtbeilung zu fuchen, ohne entfcheiden zu wollen, ob es dad
richtige if. Auf die Kopfbededung läßt fich Fein Unterſchied
gründen, weil fie aus zahlloſen Eleinen Schuppen befteht, mie
auf dem Rüden, und nur bey etwa drey Geſchlechtern aus
Blättchen, die ſich allenfalld zählen laſſen, jedoch immer mehrere
Dupend betragen. Einen beffern Unterfchied gäbe der Kropf, der
fi ziemlich bey der Hälfte der Gefchlechter findet und zwar von
jeder der oben genannten Abtheilungen. Er beftebt aud einer herab»
hängenden Kehlhaut, welche ſich aufblafen oder durch die Zungen>
hörner ausfpannen läßt, was theild aud Aerger gefchieht, theils
um ſich beim Sprunge leichter zu machen. Bey manchen bildet
ſie nur eine Wamme und laͤßt ſich nicht aufblaſen. Da indeſſen
dieſer Kropf bey ſehr verſchieden geſtalteten Thieren vorkommt; ſo
iſt es beſſer, die Eintheilung nad) der manchfaltigen Geſtalt des
Kopfes zu machen.
Es gibt kurze und lange, runde, pyramidale, ziemlich flache
und kegelförmige Köpfe.
A. Kurzköpfe: Der Kopf nicht länger als dick.
1. Sippſchaft. Rundköpfe: Der Kopf kurz und ziemlich
gewölbt.
1. G. Die Flatter-Eidechſen (Dracunculus, Draco)
ſind mit kleinen Schuppen bedeckt, haben einen gewölbten
Kopf mit einem Kropfe, einen langen, etwas zuſammengedrückten
Schwanz, Feine Schenkeldrüſen; hinter den Vorderfüßen ſtehen 6
durch die Haut verbundene Rippen wie Fecherſtäbe hervor; Rand⸗
zähne, Feine Gaumenzähne.
Es ſind kleine, nicht viel uͤber ſpannelange Thierchen mit
einem ſehr langen Schwanz, in Oſtindien, welche auf Bäumen
leben und ſich mittels ihrer Fittige von Zweig zu Zweig ſchwingen,
wie die fliegenden Eichhörnchen; fliegen wie die Fledermäuſe
können ſie nicht. Sie haben Eckzähne und dreylappige Backen⸗
zähne, und freſſen Inſecten, Fliegen und Ameiſen. Dan behaup⸗
tet, es gebe auch in Africa, jedoch iſt nichts Sicheres darüber
—
599
befannt, auch nicht von Arabien, Mit den fabelbaften Draden,
nebmlich Riefenfchlangen mit angedichteten Flügeln bat diefed
unfchuldige Thierchen nichtd zu thun.
Herodot erzählt (Lib. II. 75. et II. 107): Man fagte mir,
bey der Stadt Butud in Arabien fey ein Drt, wo ed fliegende
Schlangen gebe. Jh gieng deghalb hin und ſah wirklich dafelbft
eine unglaublihe Menge Knochen und Gräten in zabllofen größern
und Fleinern Haufen. Diefer Ort ift von Bergen umgeben und öffnet
fih in die weite Ebene an Aegypten. Man fagt, diefe aeflügel-
ten Schlangen flögen im Srühling aus Arabien nah Aegypten,
begegneten aber bevm Audgang. der Berafchlünde den Ibis, von
welchen fie umgebracht würden, und deßhalb ſtänden diefe Vögel
bey den Aeguptiern in fo hoher Ehre. Die Geftalt diefer Schlangen
ift übrigens die. der Wafferfchlangen; die Flügel haben feine
Federn, fondern find wie die der Fledermäuſe. — Arabien bringt
Weihrauch, Myrrha, Caſſia, Zimmet hervor. Die Weihraud>
bäume werden von geflügelten . Schlangen gehütet mit Fleinem
Leibe und gefchädter Farbe, diefelben, welche‘ heerdenmeife nad
Aegypten fommen. Man kann fie nur durch den Rauch von
Storar von den Bäumen vertreiben,
Diefe Stellen fcheinen mehr auf die Flatter-Eidechfe- als auf
eine Schlange zu paffen.
1) Die gemeine (Dr. volans, viridis)
ift gegen 1 Schub lang, bat einen grünen Leib mit braun:
lihen Fittigen, welche vorn ganz frei, hinten etwas mit den
Schenkeln verwachſen find und am Rande 4 dunfelbraune Schmiten
baben. Ihr Aufenthalt ift vorzüglich Java, wo fie häufig in den
Wäldern von Baum zu Baum mit einem ſchwachen Geräufdhe
fpringen, bisweilen 20—30 Schub weit. Sie legen wenige Eyer
in Baumlöder. Es find ganz unfchuldige Thierchen, melche die
Eingebornen ohne Scheu behandeln. Bélon observations lib.
II. cap. 70. Bontius Ind. or. 59. fig. Camelli in Phil.
Trans. 25. 1706. n. 307. Seba I. T. 86. Fig. 4. Lacepede
I. 194. 3. 17. $ig. 1. Daudin IM. 301. T. 41. Blumen
bachs Abbildungen T. 98. Tiedemann, Natur» Gefchichte des
Drachen, 1811: 4. T. 1. 2,
600
2. G. Die Bram-Eidechfen (Ophryoessa) -
find auf Kopf und Leib mit Fleinen Schuppen bededt, haben
einen Heinen Rüdenfamm und einen zufammengedrüdten Schwanz,
nur drey Zähne im Gaumen, geferbte Seitenzähne, feinen Kropf
und Feine Schenfeldrüfen.
1) Die gemeine (L. superciliosa, Uraniscodon)
wird 4 Schub Yang, ift fabl, mit einem audgezadten braunen
Geitenftreifen und einem häutigen Kiel über jedem Auge.
Finden fi im heißen America und follen fehr ſchreyen, um
fih zufammen zu halten. Seba J. T. 109. F. 4. Spix t. 10.
2) Die bunte (Agama picta, Pneustes, Hypsibatus)
ift 4 Zoll Yang, wovon der Schwanz_faft ?/; beträgt, gelblich
roſenroth, mit dunklern und hellern Querftreifen auf dem Rüden,
auf dem Naden ein ſammetſchwarzes Querfeld.
Dieſe ſchön gezeichnete Eidechſe findet ſich häufig in den
Urwäldern von Braſilien, wo fie Chamäleon beißt, weil fie ihre
Farben etwas ändern Fann. Sie lebt beftändig auf den Bäumen,
melche fie geſchickt befleigt und an den Aeften fehr ſchnell in die
Höhe Läuft; fie hält fid) hoch auf den Beinen mit aufgerichtetem
Kopf und meitgedffneten Augen. Kann fie nicht entfliehen, fo
“reißt fie den Rachen weit auf, biädt die Kehle auf, gibt einen
ziſchenden Ton von fi) und fpringt nad dem Feinde in bie
Höbe. Die Eingeborenen bringen ale Abend, wenn fie von der
Arbeit nah Haufe kommen, ein Paar diefer Thiere mit, um den’
neugierigen Fremdlingen eine Freude zu machen. Pr. Mar rv.
Wied I. 125, Abb.H. II. Spir, T. 12. $. 2. Lophyrus
echrocollaris.
3.6, Die Kamm>Eidedhfen (Hypsilophus, Iguana)
find mit kleinen Schuppen ziemlich ringförmig bededt und
haben einen Rüdenfamm von breiten Schuppen, einen Halskamm,
Tafeln auf dem Kopfe, Schenkeldrüfen, breite geferbte Seitenzähne
in den Kiefern und viele fpipige im Gaumen. Die Zehen find
fehr ungleih und haben ftarfe gebogene Klauen. An den Vorder:
füßen hat die erfte oder Daumenzehe nur ein Gelenk, die, zwente
2, die dritte 3, die vierte A), die fünfte 25 hinten 4, 2, 3, 4, 3.
4) Die gemeine (Ig. tuberculata)
wird A—5 Schub Yang und armödid, oben gelblid grün
601
und grün marmoriert, der Schwanz braun geringelt und länger
als der Rumpf; unter dem Ohrfell eine runde Tafel und Körner
an den Seiten des Halfes. |
Sie ift eine der gemeinften und zugleich größten Eidechfen
im füdlichen America‘, wo fie jedoch nicht füdlicher als Bahia
zu geben ſcheint. Sie bält fi größtentheild auf Bäumen
auf und nährt fih von Inſecten, aber auch Früchten, Samen
und Blättern, mad etwas Ungewöhnliches iſt. Sie find fanft:
mütbig und dumm, fo daß man fie Feihe fangen Fann, Die
Männchen vertheidigen aber die Weibchen aus allen Kräften,
beißen beftig um ſich und laffen nicht mehr los, außer wenn man
ihnen einen derben Schlag auf die Nafe gibt. Sie halten fi
gern in der Nähe ded Waffers, in das fie auch bisweilen geben,
aber fchleht fhmwimmen. Auf den Bäumen freffen fie die Blumen
und Blätter, befonderd von den Anonen, fchwingen fi mit un:
glaubliher Geſchwindigkeit auf die oberften Zweige, ſchlingen fich
um einen Aft und vwerfteden den Kopf, befonderd wenn fie gefref:
fen haben und ausruhen wollen. Dft fteigen fie herunter, um
Würmer und Infecten zu fangen. Nach der Regenzeit legen fie
einige Dußend pergamentartige Ever, welche wie die Hühnereyer
in Gebrauch kommen. Sie befteben faft ganz aus Dotter und
Jaffen fi nicht hart Fochen, werden jedoch etwas teigig nnd da—
ber zur Bindung der Brüben gebraucht, welche man an dad meiße
und ſchmackhafte Fleiſch diefer Thiere, fo wie an geſchmortes Ge:
flügel tbut. Man behauptet, daß diejenigen, welche diefed Fleiſch
gewöhnlich effen, nicht fett werden. Obſchon ihr Fleifch ungefund
ift, fo wird e8 doch für ein zartes Eſſen gehalten, und ſie werden
daher häufig mit Hunden gejagt, auch mit Schlingen gefangen,
indem man ſich ihnen pfeifend nähert. Das ſcheinen fie gern zu
bören, ftreden den Kopf berror und laffen fich mit einer Gerte
ſtreicheln, bis die Schlinge daran um den Hals geworfen iſt.
Dann faßt man fie beym Schwanz und tritt ihnen auf den Leib,
Sobald fie den Betrug merken, wehren fie fi) gewaltig, fperren
den Rachen auf, dehnen den Haldfamm aus, aber vergeblich; die
Schnauze und Pfote werden gebunden, damit fie nicht beißen
und davon Yaufen können. Zu Paramaribo werden fie theuer
bezahlt,
602
In der Gefangenfchaft find fie anfangs wild und tüdifd,
werden aber bald zahm, bleiben in Gärten und Häufern, und
laufen vorzüglich ded Nachts umher, um Inſecten zu fangen.
Ihr Augenftern Fann ſich nebmlich verengen und erweitern, wie
bey den Katzen. Beym Laufen fireden fie die Zunge heraus.
Man gewöhnt fie endlich, unter Tags im Bette zu fehlafen. Sie
fönnen übrigen Monate lang‘ hungern. |
Auf den Antillen trieb man fonft Handel damit, verführte fie
lebendig und auch eingefalgen nach Carolina und andern Gegen»
den; mo fie felten find, kommen fie auf die beften Tafeln, Dan
-findet in ihren Eingemeiden, wie bey dem Erocodill und den Sumpf:
Eidechfen, bisweilen Bezoare von der Geftalt eines halben Eyes,
beftebend aus glatten Tagen, die mieder aus Fieinen Nadeln zu>
fanımengefegt find, faft wie an den ehemals für fo kräftig gehal⸗
tenen orientalifchen Bezoaren. Der Eidechfenftein (Sauritis )
des Plinius, 37. 57, Fam vielleicht von einer Eidechfe aus Oſtin⸗
dien. In Braſilien heißen ſie Senembi, bei den Europäern
Leguan und Guano. Clusius, Exotica 116. Marcgrave
236. $ig. Senembi. Dutertre Antilles 308. Roch efort 128
Fig. Labat, Antilles I. 314. Sloane I. 333. Catesby II
t. 64 Sebal. 5 £1.t. 97. f. 3. t. 98. f 1. Lacepedel.
480. T. 27. ig. Daudin IM. 265. T. 40. Spir T. 5—9.
Es gibt noch andere, wenig verſchiedene, denen aber die Tafel
unter dem Ohrfell fehlt. ve
2) Daher gehört die glatte (lg. delicatissima)
in Brafilien und auf den Antillen; wie die vorige, aber e8
fehlen ihr auch die Warzen an dem Hald, und die Kopftafeln
find fehr gemölbt. Lebensart und Nutzen wie ben voriger.
Mus. besler. t. 13. f. 3. Bell im Zool. Journ. I. Suppl. T.
42. Amblyrhynchus cristatus.
2. Sippfhaft: Eckköpfe.
Kopf kurz und pyramidenförmig.
4. &. Die Gabelföpfe (Lophyrus, Goniocephalus)
baben einen Schuppenfamm auf dem Rüden, einen zufams
mengedrüdten Schwanz, ftarke Randzähne und pyramidenförmige
Badenzähne, Feine im Gaumen, einen edigen Kopf mit audges
ſchweifter Stirn, fihtbared Ohrfell und feine Schenfeldrüfen, ©
603
4) Der gemeine (lguana chamaeleontina, L. furcatus,
Agama gigantea)
der Leib gegen Schuh lang, der Schwanz länger; gelb»
lih braun und braun marmoriert, der Schwanz mit bläulichen
Gürteln; über den Augenbrauen eine Schwiele und ein fehr
bober Schuppenfamm auf dem Naden. Kommt aud Amboina.
Seba I. T. 100. Fig. 2 Kuhl, Beytr. 106. Kaup, ir
1825. 590.'
Andere, die Schwielenföpfe (Lyrocephalus)
‚haben hohe Schwielen über den Augen, Heine Schuppen auf dem
Leibe, mit runden Täfelchen untermiſcht, einen fhwahen Kamm
auf Rücken und Schwanz, einen Kropf, aber Fein fihtbares Ohr⸗
fel, Randzähne, Feine Gaumenzähne. 5
4) Der gemeine (Iguana clamosa, Lacerta ———
Lyr. margaritaceus)
wird über 1 Schub lang, wovon der Shan, über die Hälfte
beträgt, Färbung blaßgelb mit bläulihem Schiller, an den Seiten
weiße Perlen, die Schnauze kolbig verdidt. Diefed Thier mit
dem fonderbar geflalteten Kopfe findet fih in Sftindien, ohne
Zweifel auf Bäumen und lebt von Körnern. Wenn fie zerftreut
find, fo follen fie einen Schrey von fih geben, den die andern
wie ein Echo miederholen und fih fodann ſammeln. Sebal.
T. 109. Fig. 3. Lacepedel. 471. T. 25. Fig. 2.
5. G. Die Fecht-Eidechſen (Calotes)
ſind mit ſpitzigen Ziegelſchuppen bedeckt, welche auf dem
Rücken eine Art Kamm bilden; der Schwanz iſt ſehr lang, der
Kropf und die Schenkeldrüſen fehlen; Randzähne, mit 3 grö—
ßern im Zwiſchenkiefer, keine Gaumenzähne; Schuppen auf dem
Kopf.
1) Die gemeine (Lacerta calotes, Agama ophiomachus)
"bat einen 4 Zoll langen Leib mit einem 14 Zoll langen
Schwanz, ift ſchön himmelblau, mit weißen Querftreifen auf den
Seiten, Kielfhuppen auf dem Leibe und 2 Stachelreiben binter
den Ohren.
Finder fih in Oftindien und beißt dafelbft bey den Hollän—
dern Kämpfbähnden (Kemp-Haantjes), weil e8 die Kammſchup⸗
pen oft aufrichtet, ald wenn es ſich etwas darauf einbildete; auch
Okens allg. Naturg. VI. 59
604
Fann es den Hald ar? ‚aufblafen, obſchon «8 feinen eigentlichen
Kropf bat. Der Kopf ift oben platt, hinten breit, mit glatten
Schuppen, großen Augen und Ohrfellen; der Kamm geht vom
Nacken bis auf's Kreuz und befteht. aus fpihigen, 6 Linien langen
Schuppen; alle andern Schuppen baben einen Kiel. Gie laufen
auf den Dächern herum, wo fie fich mit ihren langen Zehen und
frummen Klauen febr gut halten können; fie freffen Kleine In⸗
fecten, befonder8 Spinnen, und felbft Mäufe, follen fi fogar
gegen die Schlangen wehren und dann den Hals fehr aufblähen.
Seba J. T. 89. F. 2. T. 93. F. 2. T. 95. $. 3. Daudin I.
361. T. 43.
6. G. Die Zipfel-Eidechſe (Chamaeleopsis)
bat einen kurzen dreyeckigen Kopf mit kleinen Plättchen be:
deckt, deſſen flache Stirn fi über das Hinterbaupt hinaus in
einen Fortſatz oder Zipfel verlängert, Seitens und Gaumenzähne,
Zumge did, Rüdenfamm, Feine Schenfeldrüfen.
Die gemeine (Ch. hernandesii)
ift 15 300 Yang, wovon der Schwanz etwas über die Hälfte
Heträgt, gelblich grau, bin und wieder mit braunen Ötreifen, ber
Schwanz braun geringelt,. die Schuppen glatt, auf den Schultern"
und den Hüften eine Längdreibe von ———— und drey der⸗
gleichen um den Rumpf.
Dieſes ſonderbare Geſchöpf wurde ſchon von Hernandez
unter dem Namen des mexicaniſchen Chamäleons beſchrieben und
abgebildet, Hist. n. Hisp. 1651. 721 fig., mit dem es auch wirk⸗
ich in der Geftalt, befonderd des Kopfes und in der Stellung
viel Aerhnlichkeit hat. Die Runge bat auch fingerfdrmige An»
bängfel, aber die Rippen geben nicht ganz herum, und die Augen»
Yieder find nicht rund, fondern in einer Querfpalte geöffnet, dad
Ohrfell fihtbar. Wiegmann Iſis 1828. ©. 373. 1831. ©, 296.
Herpetologia mexicanal. p. 37. tab. 6. Gravenhorst Nova
acta leopoldina X VI. 1833. 948. tab. 65. fig. 1-5.
B. Langköpfe: Der Kopf länger als did.
3. Sippſchaft. Plattföpfe: die Stirn und Schnauze
ziemlich flach.
7. ©, Bey den Mops-Eidechſen (Dactylod, Anoly)
ift Kopf und Leib mit Heinen Körner-Schuppen bededt und
605
dad vorletzte ZebAglied in eine unten quergeftreifte Scheibe aus⸗
gebreitet, womit fie fih, fo wie mit den Frummen Klauen veft-
balten können. Sie mahnen dadurd an die Sedo.
Sie haben Schenfeldrüfen, breite und geferbte Seitenzähne
in den Kiefern, nebft Gaumenzähnen, meiftend einen aufblasbaren
Kropf und ganze Rippen, wie dad Chamäleon, können aud die
Farbe mechfeln.
Nah Building if der Kropf fein aufblasbarer Sad, fon»
dern nur ein Kebllappen, deffen Seiten zufammengemwachfen find,
mie die Bartlappen des Habnes. Sie nehmen beym Auffuchen der
Nahrung die Farbe der Gegenftände an, werden grün auf einem
Baum, dunkelbraun auf einem Felfen, und da fie nicht durch Töne
loden Fönnen, fo ftreden fie den Haldlappen fteif auß, und bewegen
dabey Kopf und Hals heftig auf und ab. Bey den Blättereidechfen,
welche ded Nachts auf den Raub audgehen, fehlt der Kropf
Iſis 1850. 1551.
Sie finden fich bloß in America, find überall fehr häufig, und‘
ed gibt viele Arten, grüne, graue, fehmarze, gelbe, gefledte und
geftreifte, mit blauen, gelben und rothen Quer- und Laͤngsbaͤn⸗
dern; die größten meſſen nicht über 8 Zoll und find nur h did.
Die Augen ftehen boch oben, und dad Ohrfell iſt groß; wenn der
Kropf aufgeblafen ift, fo hängt er biß-auf den Boden. Sie find
fehr lebhaft, burtig und fo zutraulih, daß fie auf den Tifchen
unter den Menfchen berumlaufen, ſich ſehr zierlih balten, alles
genau anfehen, alles unterfuchen, und gleichſam Acht geben, was
gefprochen wird; fie verfchluden Mucken, Spinnen und andere
Infecten. Obſchon fie niemanden etwas zu Leide thun, fo leben
fie doch unter einander in beftändigem Krieg. Sobald ein Anoly
den andern bemerkt, gebt er burtig auf ibn los, und dieler ers
martet ibn wie ein tapferer Held. Bor dem Kampfe machen fie
alerley Drobungen, wie die Hähne, indem fie den Kopf fchnell
und Frampfbaft auf und ab bewegen, den Kropf ungeheuer auf>
blähen und funfelnde Blicke werfen; dann geben fie wüthend auf
einander lo8, und jeder fucht den andern zu überrumpeln. Sind
fie gleich ftark, fo bört der Kampf, der gemöhnlich auf den Bäus
men flatt hat, nicht fo bald auf; die andern Anoly machen die
Zuſchauer und mifhen fi nicht ein, als wenn fie Vergnügen
39 *
606
am Streit hätten: dad find vielleicht Weibche® um melde der
Zanf ftatt finder. Sie verbeißen fich oft dermaßen, daß fie fich
mit den verfchränkten Kiefern lang bin und ber zerren, und dann
geben fie mit: blutigem Maul aus einander, fangen aber bald
wieder von neuem an. Sft einer fchwächer, fo macht er ſich auf
die Flucht; er wird aber verfolgt, und wenn er erreicht wird, aufs
gefreſſen. Manchmal fommt er jedoh mit dem abgebiffenen
Schwanze davon. Er wächſt nicht mehr nad), und man fieht viele,
denen er fehlt. Dann find fie furchtſam, traurig, und halten ſich
faft immer verborgen.
Während der Paarung fpringen: fie von Zweig zu Zmeig.
Dad Weibchen madt mit den Vorderfüßen unter einem Baum
oder einer Mauer ein 2° tiefed Loch, legt darein ein längliches,
ſchmutzig meißes, 5°’ Tanged Ey und dedt es zu. Sie laffen oft
ein fharfes Gefchrey hören und übernachten bald auf Bäumen,
bald in den Häufern, bald auf den Feldern, im Gebüfh, im
Zuderrobe und auf Baummollbäumen. Sie merden häufig von
den Katzen gefreifen. Nicolson, Hist. nat. de St. Domingue.
1776. 348. t. 8. £. 1. |
1) Die antillif che (Lac. bullaris, cepedii), Roquet,
ift nur 6 Zoll lang, wovon der runde Schwanz über Die
Hälfte wegnimmt, gruͤnlich, mit einer kurzen, braun gedüpfelten
Schnauze.
Sie bat viel Aebnlichfeit mit unferer grauen Eidechfe in.
Geftalt und Lebensart, und ift febr gemein in den Gärten, daber
fie auch Garten-Eidechſe heißt. Sie bat ſehr lange Vorderbeine,
läuft daher febr fchnell, aufrecht, mit bochgetragenem Kopf, daß
fie mehr zu fliegen als zu geben ſcheint; auch trägt fie den
Schwarz faft beftändig aufwärts gekrümmt; fie Flettert fehr gut
und. vertilgt eine Menge Ungeziefer, weil fie durch alle Risen
und Winkel Friecht; fie fol auch die Eyer der Eidechfen und
Schildkröten verzebren. Wenn ſie von ihren Sprüngen müd uud
erbhitzt iſt, fo ſtreckt ſie die breite und ausgeſchnittene Zunge her—
aus und lällt wie ein kleiner Hund; daber hat fie den Namen
befommen. Sie ift ſehr zahm und liebt die Gefelfhaft der
Menfchen. Sie fol jegt auf Martinique ausſchließlich den Namen
Anoly tragen. Sloane I. T. 273. Sig. 4, Dutertre Il.
: s
607
313. Rochefort, Antilles 130. ig. Latepede IL. 152.
T, 10. Fig. 2.
2) Die Kropf-Eidechſe (L. strumosa, lineata)
unterfcheidet fi pon der vorigen nur durch 2 Reiben ſchwar—⸗
zer Längäftriche an den Seiten und ift etwas größer.
Finder fih in Merico. - Seba II. T. 20. 5. 4. Daudin
IV. 66. 77. T. 48. ig. 1.
5) Die caroliniſche (L. carolinensis)
findet fich häufig in Carolina, ift nicht viel länger als 4300,
goldgrün, mit fhmarzen Baͤndern an den Schläfen; ihr platter
Kopf gibt ihr ein fonderbared Audfehen. Zeigt fih Sommers
und Winters, fhnappt Muden weg in Gegenwart ded Menfchen,
bläht im Zorn den Kropf auf, melcher dann rotb audfieht, und
läßt einen ſchwachen dumpfen Ton hören; fie andert beliebig die -
Farbe wie dad Chamäleon. Während des Sommers iſt fie gläns
zend grün, gegen den Winter aber wird fie braun. Man nennt
fie auch Rothkehle. Catesby I. T. 66. ;
4) Der grüne (L. viridis)
wird 11 Schub lang, mworon der Schwanz *, beträgt;
fhön grün, mit 7 dunfleren Querbinden auf dem Rüden und
weißen Dupfen auf den Seiten.
Findet fih bäufig in Brafilien, Flettert und fpringt gefchict
auf den Bäumen. Zreibt man ibn in die Inge, fo fpringt er
nah den Menfchen und beißt fich veft, jedech ohne Schaden.
Pr. M. v. Wied Beytr. I. 115. Abb. H. VI.
Es gibt au Anoly mit einem Kamm auf dem Schwanz,
welcher durch die verlängerten Stachelfortfäge gebalten wird, wie
bev den Bafllidfen. Daher gehört
5) Der gefledte (L. bimaculata),
in Nordamerica und den Antillen, 8 Zoll lang, grünlich
blau, am Kopf und an den Seiten braun gedüpfelt, nebft 2 grö—
Beren Fleden auf den Schultern. Der Schwanz ift 1'/s mal fo
lang al& der Rumpf. Sie finden fi) in Pennſylvanien und auf
der Inſel St. Euftah in den Wäldern, und verfteden fich in
Baum: und Erdlöcher, wo man fie mandhmal pfeifen hört. Man
ann fie leicht in Schlingen aus Stroh fangen, indem man fie
ihnen nähert und pfeift; fie fpringen dann von felbft hinein.
*
608
Seba J. T. 87. Fig. 4. 5. Sparrmann, neue ſchwed. Verh.
V. 1784. S. 173. T. 4. F. 1. Bechſte in J. 474. T. 26. F. 1.
8. ©. Die Marmor-Eidechfen (Polychrus)
find mit Meinen Schuppen bededt ohne Kamm, haben kleine
Tafeln auf dem Kopf, Seiten» und viele Gaumenzähne, ein
Ohrfell, einen aufbladbaren. Haldfamm,. Schenfeldrüfen, fehr
Yangen und dünnen Schwanz. Die Rippen bilden ganze Zirkel
wie bevin Chamäleon und Anoly.
1) Die gemeine (L. marmorata). ı
wird gegen 4t/2° lang, movon der Schwanz über die Hälfte
beträgt, die Färbung röthlih grau, mit braunen und blauen
Duerbändern marmoriert; vom une geben 3 fchwarze Streis
fen ab.
Sie kommt häufig aus Brafilien, aan Cayenne und
Surinam, wo fie Chamäleon beißt und Temapara, und wahr>
fcheinlich auf Bäumen lebt, wegen ihrer Verwandtfchaft mit den
Anoly und Agamen. Seba J. T. 88. F. 4. II. T. 76. F. 4.
Lacepede II. 128. T. 10. F. Pr— — Wied I. 120.
Abb. Heft 13.
9, ©. Eined der fonderbarften —— iſt die Kragen⸗
Eidechſe (Chlamydosaurus),
welche A. Cunningham in Neuholland entdeckt und John
Gray in Kings Reiſe beſchrieben hat. Sie zeichnet ſich nehm⸗
lich durch eine ungeheure Halskrauſe aus, welche jederſeits hinter
dem Ohr anfängt und ſich, in 4 Falten geſchlagen, weit nach
oben erhebt, mie ein ſtehender Faltenkragen.
Die Länge ded Thiered beträgt 17/2 Schub, und davon nimmt
der Schwanz ?/; ein. Der Kopf und Leib ift mit kleinen Kiels
fhuppen bededt, welche auf dein Schwanze 6 Längsgräthen bilden.
Der Kopf niedergedrüdt, das Ohrfell ſichtbar; die Seitenzähne
breit, die vordern fpisig, oben 8, unten 4, die Zunge kurz und
ſchwach audgefchnitten, der Rumpf zufammengedrüdt, Füße ziem⸗
lih Yang mit frummen Klauen. Die Färbung gelblih braun
und ſchwarz geſchaͤckt. Die ungeheure Kraufe entfpringt jederfeits
hinten auf dem Kopf, gerade über ven Ohren, hängt an der ganzen
Seite des Halfes veſt bis zur Bruſt, ftebt fteif 2 Zol lang nad
hinten in die Höhe und iſt in 4 große Zalten geichlagen, fo daß
609
der obere Rand nicht weniger ald 10 Zoll im Umfang bat. Ihr
vorderer rundlicher Rand wird durch einen mondförmigen Knor:
pel gehalten, welcher-über dem Ohr beginnt; ihre Mitte von dem
ungewöhnlichen Horn des Zungenbeing, alfo wie der Kropf mans
cher Eidechfen; fie ift ebenfalls mit Schuppen bededt. Sie faß
auf einem Zweige in der Nähe ded Port Nelfon.. Kings Nar-
rative ofthe Coasts of Australia II. 1827. 424. t. A.
4. Sippfhaft: Kegelföpfe,
Stirn ziemlich gewölbt; Schnauze ſpitzig.
10. ©. Die Degen-Eidechfe (Physignathus concincinus),
In Cochinchena gibt es eine große Eidechfe mit einem ſtark
verdidten Hinterkopf und einem degenförmig zufammengedrüdten
Schwanz; ein Schuppenfamm auf Rüden und Schwanz, Schen>
feldrüfen, Feine Gaumenzähne und fein Kropf. Sie ift blau mit
einigen Stacheln an den Seiten des Kopfs und Iebt von Früchten,
befonder8 Kernen. Cuv. Regne animal. II. p. 61. t. 6. fig. 1.
11. © Die Kron-Eidechſen (Basiliscus)
zeichnen fi durch einen Hautfamm auf dem Hinterhaupt
aus, den man für eine Krone anfeben kann; haben Seiten= und
Gaumenzäbne, 4 — 5 Edzähne, Täfelhen auf dem Kopf, Feine
Schenkeldrüſen; flatt ded Kropfed nur eine quergefaltete Haut,
1) Die gemeine (Lacerta basiliscus)
bat einen Hautfamm auf Rüden und Schwanz, ber von den
verlängerten Stachelfortfäßen getragen wird, ift 3 Schuh Lang,
movon der Schwanz die Hälfte beträgt, bläulich, mit 2 weißen
Strihen binter den Augen und Kiefern.
Der Rüdenfamm ift gegen 1 Zoll bob, befhuppt, und ent—
hält 14 Strahlen; der Schwanzfamm etwas höher mit 23 Strabs
len, und der auf dem Kopf ebenfolang, aber dreyedig zugeſpitzt
und mit Schuppen bededt. Er enthält einen Knorpel, melcher
dem Stachelfortſatze oder Hinterhauptskamm mancher Tbiere ent⸗
ſpricht.
Sie ſoll im heißen America leben, vorzüglich auf Bäumen,
nähre fih von Körnern, und fpringe ‚hurtig von Zmeig zu Zweig,
wie der Leguan, fol jedoch auch in’8 Waffer geben. Es ift ſonder—
bar, daß noch Fein Naturforfher diefed große und merkwürdige
Thier in feinem Leben und Weben beobachtet hat. Seba J.
"610
T. 100, x 1. Bonnaterre, Erpet. X. t. 3. £ 1. Daudin I.
310. t. 42.
Da bier einmal der Name Bafilisf gebraucht wird, fo muß
doch ein Wort darüber gefagt werden. Er fommt befanntlich in
der heiligen Schrift vor, und diefe Stellen haben zu den aben>
theuerlichften Fabeln Veranlaffung gegeben: „Ich werde, fpricht
der Herr, Bafilisfen ſchicken, die nicht bezaubert werden können,
und fie werden euch beißen... .. Du mirft den Löwen und den
Bafiliöfen unter die Füße treten. Jeremias XVIII. 17. Pf. 9.
13, „Sie haben Schlangen-Eyer ausbrüten laſſen und Gewän⸗
der von Spinnweben gemacht. Wer von dieſen Eyern ißt, wird
fterben, und, wenn man fie audbrüten laßt, fo wird ein Baſilisk
ausfchliefen. Jeſaias 59. 5.’
Diefen Stellen zufolge hat man unter dem Baſilisk (welches
Heiner König bedeutet) ſich ein fürchterliches Thier ausgedacht,
das bald wie eine Schlange, bald mie ein Drache ausfehen follte.
Man gab ih eine Krone auf den Kopf, Flügel, funfelnde Aus
gen, deren Blick ſchon tödtlich ſey. Da man ſolch ein Thier in
der Natur nicht finden Fonnte, fo ſtutzten Markefchrever junge
Rochen nad der eingebildeten Geftalt zu, festen ihnen Glasaugen
in die Naßiöcher und ließen fie vor dem Volke für Geld fehen.
Da diefed Thier in der heiligen Schrift vorfommt, fo mußte
es nothwendig in der alten Welt Jesen, und man bat es daber in
Arabien und Aegypten gefucht, Dem Profper Alpin erzählten
mehrere Perfonen, fie hätten um die Quellen des Nil viele Ba—
ſilisken gefeben, fo lang als eine Hand und fingerädid, Sie
hätten 2 große Schuppen, melde ihnen ald Flügel dienten, und
auf dem Kopfe flände ein Kamm mie eine Krone. Diefe Ausfage
fönnte man höchſtens auf die fliegende Eidechfe deuten, welche
man in’der neuern Zeit ungefchicfter Weife Drache genannt hat.
Andere glauben, es fey eine Schlange; Bruce aber (Reife an
die Quellen des Nils V. 234) behauptet, es gebe in jener Ge:
gend gar Feine Schlangen und dad Wort Baſiliscus im griechi⸗
fhen Texte der Bibel heiße im bebräifchen Tſepha, meldyes
Schlange bedeute, und zwar müſſe e8 eine ungiftige gemefen fenn,
weil fie nad) der Schrift nicht Junge bervorbringe, fondern Eyer
Yege: Auf jeden Fall ift es fehr wahrſcheinlich, daß der Baſilisk
611
nicht mit den Eidechfen zu ſchaffen bat, am allerwenigften. mit
derjenigen, welche man gegenmwärtig fo nennt. Linne glaubte
nehmlich, er Iebe in Dflindien; in. der neuern Zeit behauptet
man aber mit vieler Zuverfiht, daß er aus Guyana in Siids
America komme. Worauf fich diefe Behauptung gründet, weiß
ich übrigens nicht: wenigften® fpricht Fein Reifender davon, und
da8 einzige Eremplar, welched in Europa erifliert und fich gegen-
märtig in Paris befindet, flammt aus der ehemaligen Sammlung
in Holland. - Wenn man irgend eine Eidechfe Baſilisk nennen
mil, fo müßte e8 die Bürzel-Eidehfe von Amboina feyn
(Histiurus).
12. &. Die Bürzel-Eidechſen (Histiurus, Lophura)
find mit Pleinen Schuppen bedeckt und haben einen beſchupp⸗
ten Hautfamm nur auf dem Bürzel oder der Schwanzwurzel mit
Strahlen von Stachelfortfägen, flatt eined Kropfs nur eine fchlaffe
Haut, Schenfeldrüfen ameifelbaft, breite Randzähne, aber Feine
im Gaumen.
1) Die geditine (Lacerta, Basiliscus amboinensis), Porte-
erete,
wird 5—4 Schub lang, wovon der Schwanz weit über die
Hälfte beträgt, braun ift, unten grau, der Kopf grünlid, mit
einigen weißen Ötrichen.
Dieſes Thier Iebt in Oſtindien, vorzüglih auf Ambeina
und Java, in der Nähe der Flüſſe. Wird es erfchredt, fo
flürzt ed fih in dad Waller und verdirgt fih unter Steinen,
wo man es mit einem Neb, felbft mit der Hand fangen Fann,
weil es dumm, furchtfam und gar nicht bösartig iſt. Sein Fleiſch
ift weiß und fo gut wie Hübnerfleifh; es ſchmeckt wie Reh;
die Eyer find länglich und weiß und werden in den Sand gelegt.
Das Weibchen ift Feiner und bat einen niedrigern Kamm. Die
Bürzel-Eidechfe frißt Körner und Beeren von Pflanzen am Waſſer,
Würmer, wie Scolopendern und Heine Steinchen. Sie bat vorn im
Oberkiefer 8, im Unterkiefer 6 fpibige Zähne, an den Seiten breite.
Auf dem Rüden ift ein Schuppen: Kamm, 4—5 Linien hoch; auf
dem vordern Drittel des Schwanzes ein viel höherer mit 17
Strahlen. Valentyn India. 1726. III. 281. fig. Schlosser,
de Lacerta amboinensi.: Amstelod. 1768. 4. fig, Hornftedt,
612
neue Schwed. Abh. VI. 1785. p. 130. t. 5. fig... 2. Lacepede
I. 506. Daudin Il. 322. Wagler Icones t. 8. Ein ähn
licher bei Eſd theut zool. Atlas II. 1829, Fol. 2. T. 7. H.
pustulosus.
9, Zunft. Schienen-Eidechſen—
Leib niedergedrückt, Bauch und Schwanz von viereckigen Schuppen
gürtelartig umgeben; die Zunge dünn und geſpalten.
Dieſe Eidechſen unterſcheiden ſich von den vorigen hauptſäch—
lich durch den niedergedrückten Kopf und Leib, welcher bisweilen
ganz unförmlich breit wird, wie bey einer Kröte. Ihre Schuppen
find nicht Flein wie Körner, fondern breit und ungleichfürmig;
oben laͤnglich und mit Kielen oder Stacheln verfehen, unten und
. um den Schwanz, vieredig und gürtelartig gereibt, mit menigen
Ausnahmen. Sie Fünnen nicht klettern, fondern bleiben auf: der
Erde, mo fie burtig berum laufen, meiftend von Inſecten leben,
die größern auch von hoͤhern Thieren und mande von Fiſchen.
Es kommen hier Gattungen vor, welche mannslang werden, und
ſowohl dadurch, als durch ihren ſägenartigen Schwanz an die
Crocodille erinnern.
Ich theile ſie ebenfalls nach der Geſtalt des Kopfes ein.
A. Kurzköpfe: der Kopf kaum länger als did.
1. Sippfhaft. . Die Glattſchwänze
haben feine Spipen an den Schwanzfohuppen, meldhe nicht
immer Wirtel bilden.
1.©. Die Kiel:Eidehfen (Tropidurus, Hoplurus,,
Ecphymotes)
fehen aus wie die Agamen, haben Tafeln auf dem Köpfe,
einen langen Schwanz mit ziemlich wirtelartigen Kielfehuppen,
Seiten: und Heine Gaumenzähne, meift Zähnen anı Rande der
Dhren und felten Schenfeldrüfen, Fein Keblfad.
4) Die gefledte (Tr. torquatus)
wird über fhuhlang, wovon der Schwanz. faft 2/, beträgt.
Färbung graulih, meift mit hellern Sleden, 3 dunfle Streifen
über den Augen und ein fehmarzed halbes Halsband,
‘
615
Findet fih in Braſilien, und gebört dafelbft zu den gemein»
ften Eidechfen. Sie leben bIoß in trodenen, fandigen Gegenden
in dürrem Laube, unter Gefträuchen, Steinhaufen, und fonnen
fi gern im Sande, entfliehen aber pfeilfchnell, wenn man fich
ihnen näbert. Sie fihen mit hochausgeſtrecktem Hals umd Kopf,
indem fie bäufig nicken, Jaufen an den fleilften Wänden fchnell
bin und ber und fangen Infecten und Würmer; verlaffene Hütz
ten find oft ganz von ihnen bewohnt. Pr. M. v. Wied L
137. Abb. H. VI. Marcgrave ©. 238. Taraguira.. Spir
T. 15. 5. 1. Agama tuberculata.
Hieher fcheinen die Fleinen Eidechfen zu gebören, melche die
Sranzofen auf den Antillen Mudenfänger (Gobe-mouches)
nach ihrem ‚gewöhnlichen Gefchäfte nennen. Sie find die kleinſten
Amphibien auf diefen Snfeln, und haben das Ausſehen der Stel
lionen, Einige fcheinen mit dem feinften Goldſtoffe bededt zu
ſeyn, andere mit Silberftoff, andere find goldig grün oder von noch
anderen prächtigen Farben. Sie find fo zutraulich, daß fie Fed’ in die
Zimmer kommen, wo fie nichts Schlimmed thun, fondern fie im
Gegentheil von Muden und dergl. Ungeziefer reinigen, und dad
thun fie mit ſolcher Gefchieflichkeit und Schnelligkeit, daß die Lift der
Jäger nichtd dagegen ift Sie duden fih wie eine Schildwache
auf dem Tifch oder auf einem andern Geräth, welches höher ald
der Boden ift, und wo fie hoffen Fönnen, daß fih eine Mude
niederlaffen werde. Bemerken fie ihren Raub, fo folgen fie ihm
überall mit den Augen, und dreben den Kopf fo oft als die
Mude den Drt ändert. Sie erheben fih fo hoch fie Fünnen,
ftellen fih auf die Vorderbeine, lechzen nach ihrem Wild, fperren
das Maul auf, ald wenn fie e8 ſchon im Rachen hätten, Dabey
laffen fie ch durch Fein Geräuſch ftören. Finden fie ed endlich
tbunlih, fo fehnellen fie fo gerad darauf los, daß fie es felten
fehlen. Es ift ein unfchuldiges Vergnügen, die Aufmerkfamfeit
anzufehen, womit diefe Fleinen Beftien ihren Lebensunterhalt
ſuchen.
Sie ſind ſo zahm, daß ſie auf den Tiſch ſteigen, wenn
man ißt. Bemerken ſie eine Mucke, ſo nehmen ſie ſie vom Teller,
von den Kleidern und ſelbſt von den Händen weg. Sie ſind dabey
ſo artig und nett, daß fie keinen Ekel erregen, auch wenn fie
614
über die Speifen gelaufen find. Während der Nacht nehmen fie
Theil an der Muſik, welche die Anoly machen. Sie legen Ever
mie Erbfen, bededen fie mit etwas Erde, und überlaffen der
Sonne das Ausbrüten. Wenn man fir zufällig tödtet, fo vers»
lieren fie augenblidlich ihren Glanz; dad Gold und das Lafur
wird matt, blaß und mißfärbig.
Sie ändern nad Belieben ihre Farben nach den Gegenflän-
den, wie dad Chamäleon. Die um die jungen Palmen find ganz
grün; die auf-den Pomeranzen-Bäumen fchon gelb; ja man bat
bemerkt, daß diejenigen, welche fi in Zimmern mit Betten von
Schiller-Taffet aufbielten, Junge hervorbrachten mit den verfchies
denften Farben, Man Fönnte vieleicht diefe Wirkung ihrer Fleinen
Einbildungsfraft zufchreibenz; darüber Yaffen wir aber Andere
fpeculieren. Hist. nat. des Antilles 1658. 132. Fig.
2. © Die Schiller-Eidechfen (Trapelus)
haben Zähne wie die Agamen, aber Fleine Schuppen ohne
Stacheln und feine Schenfeldrüfen, der Schwanz rund mit Zie>
gelfhuppen, daB Obrfell deutlich; Randzähne, keine Gaumen⸗
zähne.
1) Die ägnptifche (Fr. aegyptius, Agama mutabilis)
ift nur 6 Zoll lang, wovon der Schwanz faſt die Hälfte be-
trägt; die Füße verhältnißmäßig lang und dünn, der Kopf dreys
eckig; mwechfelt außerordentlich fhnell die Farbe, gewöhnlich ſchön
dunkelblau, mit violettem Schimmer und ſchwarzgeringeltem
Schwanze, auf dem Rücken 4—5 Querbänder von ſchwachen
röthlichen Flecken; plötzlich wird ſie fleiſchfarben, Kopf und Füße
grünlich, und nichts bleibt von der vorigen Färbung als die röth—
Yichen Fleden auf dem Rüden. Wenn man diefed Thier früber
gefannt hätte ald das Chamäleon, fo würde man noch viel mebr
Aufheben von feinem Farbenmechfel gemacht baben. Geof-
froy St. Hil., Egypte 24. p. 27. tab. 5. fig. 3, 4. Dau-
din III, tab, 45. fig. 1. Mus. Senkenberg. I. p. 27. tab. 3.
fig. 3.
3. & Die Raßeltöpfigen Eidehfen oder Strup-
per (Agama)
baben einen dien, von Stacheln ſtruppigen Kopf, Feine
Körnerfhuppen auf dem Leibe, Ziegelfehuppen auf dem Schmanze,
615
ohne Wirtel; Randzähne, feine Gaumenzähne, biömweilen Schen=
keldrüſen.
1) Der gemeine (Lacerta agama, Agama colonorum)
wird eimen Schub lang, ift bräunlih, und bat auf dem
Nacken eine Reihe Furzer Stacheln, Feine Schenkeidrüfen.
Finder fih in Africa, namentlic in Guinea und Abpffinien,
figt ruhig auf Felfen, nidt mit dem Kopf, frißt Käfer und lauft
bey Gefahr mit aufgerichtetem Schwanz davon. Rüppell,
Wirbeltbiere III. 1835. 14. T. 4. Sebal. T. 97. F. 3.
2) Die Kröten-Eidechſe (L., Phrynosoma orbiculare)
beißt in Merico Tapayaxin, und hat einen befonderd breiten
und aufgedunfenen Leib mit einem kurzen Schwanz und einem
ſtacheligen Rüden; der Rumpf ift nicht viel über 4 Zoll lang
und faft ebenfo breit, der Schwanz 2 301; oben graulicd mit uns»
beflimmten braunen oder gelblichen Fleden fchön marmoriert,
unten ſchwarz gedüpfelt.
Diefed Thier ſieht fcheußlih aus, faft wie eine Kröte mit
Schwanz und Stadeln, ift aber zahm, läßt ſich angreifen und
um und um follern, ohne zu beißen. Die Nafe und die Augen
ſollen fo zärtlich ſeyn, daß fie.beym geringften Drude bluten, ja
die Tropfen folen biöweilen 2—3 Schritte weit fprigen. Sie
finden fih auf Ffältern gebirgigen Gegenden, bewegen fich fehr
langfam, felbft wenn man fie beunruhigt und tritt. Der Kopf ift
ſehr hart und flruppig, von Stacheln umgeben. Getrodnet und
gepulvert werden fie mit Waſſer und Wein gegen anfterfende
Krankheiten eingegeben. Hernandez, Nova Hispania 1. IX.
cap. 16. pag. 327. Fig. Wagler, Icones tab. 23. fig. 1, 2.
Gravenhorst, N. acta leop. XVI. 911. t. 68. Wiegmann,
Iſis 1828. 365. Herpet. mex. 52. t. 8. 1. Racepede IL.
122. T. 9. F. 2.
2. Sippſchaft. Die Stachelſchwänze
haben Spitzen an den Schwanzſchuppen, Feine Gaumenzäbne.
4. G. Die Dornfhmwänze (Uromastix)
gleichen den Dorn: Eidechfen, haben aber feinen fo dicken
Kopf, überall kleine und glatte Schuppen, mit Ausnahme des
langen Schwanzes, der oben ſtachelige Halbwirtel hat; Schenkel—
drüſen; Randzähne, Feine im Gaumen.
‘616
i \
1) Der ägpptifche (Stellio spinipes)
wird 2—3 Schuh lang, wovon der Schwanz die Hälfte eins
nimmt, und ift durchgängig ſchön gradgrün; die Schuppen am
Bauche fliehen in Querreiben, die viel größern am Schwanz in
24 Wirteln; auf den Schenfeln find Heine Stacheln. |
Site finden fih häufig in Dberägppten und in der Wüſte,
wo fie in Erdlöchern leben. Sie werden durch die Marftfchrener
nach Cairo gebracht und zu ihren Gaudeleven gebraucht. Geof-
froy, Egypte 24. p.22. t. 2. f.2. Daudin IV. 31. Race
pede I. 83; %,6. $.1. Quetz-Paleo. Nah Forffal (©. 9.)
fheinen die Araber dieſes Ihier Harbai zu nennen. - Ein ähn⸗
liher bey Rüppell, Atlas T. 1. U. ornatus.
5. & Die Dorn-Eidechſen (Urocentron, Stellio)
baben Fleine Schuppeh auf Kopf und Leib, untermifht mit‘
nagelförmigen, einen ziemlich langen Wirtelfhwanz mit mäßigen
Staheln, einen dien Kopf mit Stacheln um das Obrfell, Feine
Schenkeldrüſen; Randzähne mit Edzähnen, Feine im Gaumen.
1) Die gemeine (Lacerta stellio, Agama cordylea)
wird 1 Schub lang, wovon der Schwanz Uber die Hälfte
beträgt; fie bat einen, dien, Frötenartigen Kopf, und ift x
gelb mir fchwärzlichen Schatten.
Dieß iſt eine gemeine Eidechfe im ganzen Orient, nament>
li in Syrien, Natolien und auf den Inſeln des Mittelmeers,
befonderd im griechiſchen Archipelagus, nah Cetti felbft auf
Sardinien, wo fie Tarantola heißt (Naturgefh. IH. ©. 21.),
am bäufigften aber in Aegypten, und zwar in den Ritzen der
Poramiden und der alten Gräber und anderer Ruinen, wo man
ihren Unratb überall umber liegen fiebt. Die neuern Griechen
nennen fie Coscerdylos, die Araber Hardun. Belon fagt, es
finden fich bey der Stadt Gazaro, welches die erfte in Aegypten
ift, wenn man von Syrien aus dahin reist, ſchwarze Eidechfen
mit Namen Stellio, faft fo groß mie ein Wiefel, mit dickem
Kopf und aufgetriebenem Bauche; Judäa in Syrien wäre aud)
reichlich damit verfehen. — Auf dem Wege von Tor nad Cairo
fanden wir viele Stellionen, deren Eperemente Färber fammeln
und nab Cairo zum Verkaufe tragen; fie biegen bey den Gries
‚Gen Crocodilea. Sie haben aud und zum Kauf angeboten.
617
Observations lib. II. cap. 68 et cap. 79. Man bat nebmlich
dieſen Unrath, welcher auch Stercus lacertae heißt, allgemein”
als Schminke gebraucht,
Stercore fucatus Crocodili. Horat.
und in den Apotheken aufbewahrt, Gegenwärtig haben ihn aber
auch die Mufelmänner verlaffen und auf das Thier felbft einen
Haß geworfen, weil es häufig den Kopf büdt, um, wie fie fagen,
ihre Stellung beym Gebeth nachzumachen und zu verfpotten; deß—
balb tödten fie ed, mo es ihnen vorfommt. Haffelquift 351.
Tournefort, Voyage I. pag. 119. tab. 10. Sebal.
"3.106. 51,2 Lacepede Il. 97. %. 7.5.1. Geoffroy
St. Hil. Egypte 24. pag. 25. tab. 2. fig. 3. Rüppell Atlas
Taf. 2.
6. G. Die GürteleEidehfen (Zonurus, Cordylus)
find ziemlich di und Furz, und haben um Rumpf und
Schwanz Gürtel von großen, vieredfigen, meift fpipigen Stacheln;
Kopftafeln, Obrfel fihtbar, Drüfen an den Schenfeln; Seiten>
zähne, feine Gaumenzähne und feinen Kropf. Gray, Iſis
1834. 793. k
41) Die gemeine (Lacerta cordylus)
wird ungefähr fo lang wie unfere Eidehfe, 9—10 Zoll, ift
aber viel dicker, und der Schwanz fiebt ganz firuppig aus von
den Stadeln an den Schuppen; Färbung Bläulich mit ‚braunen-
Flecken und Streifen.
Diefed Thierchen kommt nicht felten vom Vorgebirg der gu—
ten Hoffnung, wo es ſich auf der Erde, an feuchten und fihatti-
gen Orten aufbält und von Infecten lebt. Der Kopf und der
Rumpf find niedergedrüdt; die Bauchfihuppen find größere, vier
edige Täfelden; die auf dem Rüden Eleiner mit einem Kiel,
welcher fih an den Schwanzſchuppen in einen Stachel verlängert,
Diefer ift faft fo lang ald der Rumpf und obngefähr von 90
Wirteln umgeben. Sebal T. 84. F. 3. Lacepede II. 56,
Tıı2. u2t
Man bat diefem Thiere mit Unrecht den Namen Cordylus
gegeben, weil die Alten darunter die Molchlarven mit Kiemen
verftanden haben. Namentlih Ariftoteles und fpäter auch
Belon,
618
B. Langköpfe: der Kopf länger ald did.
3. Sippſchaft. Die Tafelföpfe
baben Tafeln oder Schilder auf dem Kopf.
7. G. Die Shild-Eidechfen (Lacerta)
find ſchlanke Thierchen, mit einem harten Tafelſchild auf
dein Kopfe und einem ziemlich langen Schwanz, die Schuppen
auf dem Rüden glatt, die auf dem Bauche vieredig in Quer:
reiben, die um den Schwanz in Wirteln, unter dem Halfe ein
Band von großen Schuppen; Seitens und Gaumenzähne, Ohrfell,
Schenkeldrüſen. |
Wolf bat in Sturmd Fauna die Gattungen aus einander
gefept: Edwards und Duges in der Iſis 1833. ©; 190, 200,
Die meiften halten fih in Europa auf, in Feldern, Heiden
nud Wäldern, wo fie fih gern fonnen und von Infecten leben;
fie legen häutige Ever, größer als eine Erbfe, in die Erde; doc
‚gibt es auch, bey welchen die Jungen vor dem Legen ausfriechen.
Es find überbaupt fehr artige, meift hübſch gefärbte Thierchen,
melche burtig die Flucht nehmen, indeffen in der Noth biömerlen
beißen, aber ohne Schaden.
4) Die gemeine oder graue (L. agilis)
wird nur fpannelang, wovon der Schwanz etwas über die
Hälfte beträgt, Der Rüden glänzend Eupferbraun mit einem
dunkleren Mittelftreifen, die Seiten grün, mit einem unterbroches
nen braunen Seitenband, ale mit weißen Düpfeln; unten gelb»
Yihweiß mit dunfeln Flecken; Schenkeldrüfen je 10—12;5 die
Weibchen mehr grau. Diefen niedlichen und faft zahmen Thier⸗
en begegnet man faft auf allen Stegen und Wegen, beſonders
an Zäunen, Mauern und Steinhaufen, wo fie ſich fonnen und
bey der Annäherung entfliehen, um irgendwo ſich in einer Ritze
zu verfteden. Der Schwanz, welcher etma von 30 Schuppen:
. wirteln umgeben ift, bricht leicht ab, und wächſt wieder etwas
nach, aber ohne die Wirbel zu erſetzen; bey manden Berleguns
gen fpaltet er fih au, fo daß zwey Schwänze da zu feyn ſchei—
nen. Sie freffen Regenwürmer, Muden, Groyllen, Heufhreden
und Käfer, indem fie plöplih darauf fehießen; übrigens vers
fhluden fie auch größere Thiere, wie Junge von Molchen und
von ihrem eigenen Geſchlecht. Sie halten fi gern vor den
619
Bienenftöcden auf und fehnappen eine Menge Bienen .meg. Im
Frühjahr. legen fie ein Halbdugend runde Eyer, faft ſo groß wie
eine Hafelnuß, in die Erde, unter Steine und felbft in Ameifens
baufen; die Zungen fchliefen erft gegen den September aus. Sie
balten BWinterfchlaf tief in der Erde, in Baumlöchern, "alten
Mauern, und bäuten fich vor: und nachher. Sie fünnen mehvere
Monate hbungern, werden ſehr zutraulich,, laſſen mit fich fpielen
und lecken oft den Kindern den Speichel vom Munde. Stopft
man ihnen Schnupftabad in den Mund, fo befommen fie Krämpfe
und fterben. Edmwardd in Seeligmannd Bögeln T. 3,.37;
Fig. 2. Seba U. Taf. 79. Fig: 5. Röfels ee Titelblatt.
Sturm ll. %.5, 6.
2) Die grüne (L. viridis) -
wird faft mehr ald nod) einmal fo groß, und der Schwanz
verhältnißmäßig viel länger, ift prächtig fmaragdgrün mit ſchwar—
zen Düpfeln, und bat Schenfeldrüfen je 15—17. Findet fich
in ganz Deutfchland, jedoch viel feltener, häufiger in wärmern
Gegenden. Ihren Aufenthalt und die ganze Lebensart bat ‘fie
mit der vorigen gemein, ift aber nicht fo feheu und überhaupt
mutbiger, Fampft felbft gegen Schlangen und fpringt den Huns
den an die Nafe, fcheint auch Vögel zu freffen, wenn fie ihrer
babhaft werden kann. Dennoch wird fie Teichter zahm als die
gemeine; fie fäuft oft und flellt gern dem Heufchredien nad.
Gesner ©. 35. Meyer Thiere T. 56.A. Lacepede I. 21.
T. 2. 5. 4. Daudin III. 144. tab. 34, 35. fig. 1. Sturms
Fauna.
Diefed find die zwo gewöhnlichen Eidechfen, welche bey und
vorfommen; e8 gibt aber noch einige Fleinere, 3. 2.
3) Die gelbe (L. crocea, montana, vivipara),
welche Faum 6 Zoll lang wird, oben braun, mit gelben Düs
pfeln, unten fafrangelb; biömweilen iſt fie oben und auch felbfi
unten ganz ſchwarz. Man trifft fie nicht ganz felten in Berg—
wäldern an. Sie weicht von allen dadurch ab, daß ſich die Jun:
gen vor dem Legen entwideln. Jacquin, Nov. act. helv. I.
33. tab. 1. Sturms Fauna.
4) Eine andere beißt Mauer⸗Eidechſe (L. muralis),
von derfelben Größe, braun, unten gelblich, mit einem weiß:
Okens allg. Naturg. VI. 40
*
620
gefäumten, : dunfeln Laͤngsſtreifen. Kommt mehr in wärmern
Gegenden vor, und ift im füdlichen Franfreid die gemeinfte,
wird auch dafelbft für einerley mit unferer gemeinen oder grauen
gehalten. Lacepede I. 3. T. 1. 81,2. Daudin IH. 211.
T. 38. 5 1. Sturmd Fauna. Den beiden letztern fehlen die
Baumenzähne.
5) Südlicher, befonderd in Frankreich, findet fich die fchöne
Perl:Eidehfe (L. ocellata),
in Größe, Geftalt und Färbung ziemlich wie die‘ grüne,
boch oben ſchwarz mit vielen bellgrünen Dupfen, meift in Ringel
gefteht, Sie hält fi gemöhnlich an der Südfeite der Berge
auf, und kommt auch in der Schweiz vor. Sie hat Gaumens
zähne wie die 2 erften. Daudin Ill. 125. tab. 33. Bona-
parte F. it. XIV.
8 © Die Naht: oder Warn-Eidechſen (Ameiva,
Cnemidophorus, Podinema)
baben glatte Schuppen und daher feinen Grath auf dem
Schwanz, viereckige in Querreihen am Bauch und Schwanz, zwey
Falten am Hals, Schenkeldrüſen und gekerbte Randzähne, aber
keine im Gaumen.
Dieſe meiſt großen Eidechſen, wovon manche mannslang und
ſchenkelsdick werden, finden ſich nur in der heißen Zone der neuen
Welt, halten ſich zwar auf dem Lande auf, manche gehen aber
auch ind Waſſer, um Fiſche zu holen; ſonſt freſſen ſie Mäufe und
Ratten, Vögel und ihre Eyer, andere Eidechſen, Inſecten, Würs
mer und Schnecen, im Notbhfall ſelbſt todte halbverfaulte Thiere;
fie zerflören befonderd viele Erocodil-Ever und felbft junge Eros:
codille; man behauptet, daß fie auch Früchte fräßen, übrigend
fönnen ‚fie in der Gefangenfhaft Jahr lang hungern. ©rößere
Thiere und den Menfchen greifen fie nicht an, fondern entfliehen.
Bor den Erocodillen follen fie eine große Furcht baben und laut
pfeifen, ‚wenn fie eines bemerken. Das balten die Einwohner für
eine Warnung ‚und glauben, daß dad. Thier die Abficht dabey
babe, fie vor den Anfälen der Erocodille zu. bewahren. Man
nennt fie daher in America Salva Quardia (Wächter oder Warn⸗
Eidechſe).
621
Sie legen ihre Eyer in den Sand, wo fie von den Wilden
aufgefucht und gegejfen werden, fo wie die Thiere felbft.
a. Die einen haben einen runden Schwanz und fehr breite
Tafein am Bauche. Cnemidophorus.
Diefe Thiere vertreten in America die Stelle unferer Eis
dechfen und haben ziemlicy diefelbe Lebensart. Ihre Zunge ift
aber meiter gefpalten und bat 2 lange dünne Zinken.
4) Die gemeine oder fleine (Lacerta ameiva) -
wird 1%, Schuh lang, ift oben grün, unten blau mit breis
ten, ſchwarzen und gelbgefledten Seitenftreifen nach der Quere.
Diefe ſchön gefärbte Eidechfe ift die gemeinfte im heißen
America, und heißt dafelbft fchiechtmeg Lagarta (Eidechfe). Sie
hält fih unter Gefträuchen im dürren Laube, in Felfenklüften und
Erdhöhlen, befonder8 gern auf trodenem und erbigtem Boden auf,
wo fie ſchnell umberläuft und alerley Heine Thiere frißt. Sie
ift fcheu, und entflieht fo lange fie kann; daher man fie nur mit
der Slinte befommen kann. Sn der Noth wehrt fie fih und beißt
fharf um.fihz fie wird nicht gegeffen und daher nicht verfolgt,
Pr M.v. Wied IL 170. Abb. 9. V. Sebal. %, 83.51,
2. T. 90. 8.7. Sloane I. T. 273..8.3. Seeligmannd
Vögel IV. T. 97, 98. Lacepede H. 42. T. 3. F.1,2. Sie“
heißt auch Lacerta literata, graphica, lateristriga.. Daudin
ill. p. 106, 112. Spix T. 23, 24. F. 1, 2. |
b. Die andern. haben ‚einen zufammengedrüdten Soman,
und die Tafeln am Bauche find länger als breit.
2) Die große (Podinema, Lacerta teguixin, Tejus mo-
nitor), Teyu-guazu, Temapara,
„wird über 3 Schub Yang, if ſchwaͤrzlich, mit —
Flecken und Querbändern, und gelben und ſchwarzen Bändern
um den Schwanz, der faſt zweymal fo lang als der Rumpf iſt.
Dieſe große Eidechſe findet ſich im größten Theil von Süd—
america in trockenen Gegenden, Büſchen und Waldungen, wohnt
in Erdhöhlen, welche fie ſich gewöhnlich unter Baumwurzeln
graͤbt, und wohin fie bey Gefahr flieht; man kommt ihr daber
ſelten näher als auf Schußweite. Sitzend trägt. fie den. Kopf
body, und ſchnellt beftändig die langgefpaltene Zunge: heraus; - fie
läuft pfeilfchnell gerad aus, und ſchleppt den langen Schwanz
40 ®
622
fhlangenförmig nah; Fann fie nicht mehr außmweichen, fo ſetzt
fie fih zornig zur Wehr, beißt fo fcharf, daß.die Zähne durch
die Stiefel dringen, fehlägt auch mit dem Schwanz fo heftig, daß
nur abgerichtete Hunde es magen, fie anzugreifen.
Ihre Nahrung beftebt in Früchten und Thieren, wie Würs
mer, Inſecten, Mäufe; fie holt auch Eyer und felbft Hühner auf
den Höfen. Im Magen fand man Heufhreden und Mäufe.
Die Einwohner behaupten, fie verftede fih während der Regen»
zeit 4 Monate lang in ihren Bau, lebe dafelbft von einem ges
fammelten Borrath von Früchten und komme im Auguft wieder
hervor; gebt ihre Vorrath aus, fo fol fie felbft ihren Schwanz
anfreffen. Dan findet wirklich fehr oft folche verkürzte Thiere.
Im Maͤrz find fie ſehr fett; man jagt fie daher mit einges
übten Hunden, fehießt fie mit Schrot oder treibt fie in die Höhle,
wo fie auögegraben werden. Dad Fleiſch ift weiß und ſchmack⸗
daft, ſchmeckt wie Hühnerfleifh; man hebt ed auch getrocknet
auf, weil man es für gut gegen den Schlangenbiß hält. Man
dat behauptet, fie giengen aud ind Waſſer, was jedoch niemand
gefeben hat; auch laſſen fie Feine Stimme hören, und ed ift eine
Fabel, daß fie vor feindlichen Thieren warnten; beißen daher mit
Unrecht bey den Altern Schriftftellern Salva Guardia. Pr. Mar
v. Wied. 455. Abb. H. XL. Seba J. Taf. 96. Fig. 1-3.
T. 99. 8.1. Marcgrave 236. Azara, Hist. nat. du Pa-
raguay II. pag. 397. Daudin II. 20. Tupinambis, Spir
Taf. 19.
"9, G. Die ErvcodillsEidechfen (Thorictis), Lezard-
Cayman,
haben gleiche Zähne, harte Kielfhuppen, einen zufammenge>
drückten Schwanz mit einem hohen Grath von ftarfen Schuppen,
wie die Crocodille. j
4) die große (Th. crocodilinus), Dragonne,
wird 4-6 Schub Yang und bat auch zeiflreute Schuppen»
file auf dem Ruͤcken; iſt roͤthlichgelb, mit Grün untermiſcht
ziemlich mie bey den Erocodillen, daher man fie auch für deren
Junges hält; aber die Füße find ohne Schwimmpäute, und haben
dagegen eine lange vorfehießbare Gabelzunge und ein fichtbares.
Ohrfell.
—
625
Sie finden fih im heißen America, befonders. in Guyana
und Cahenne, mo fie in fumpfigen Gegenden leben und in: Höb»
len wohnen, ſchießen die Zunge vor, wie die Schlangen, und
beißen beftig um fih; legen fih zwar oft Stunden lang ins
Waſſer, können aber nicht fhmimmen und Jieben Überhaupt die
Sonne. Der Kopf gleicht ziemlich einer vierfeitigen Pyramide;
dad Obrfell iſt groß, die Rückenſchuppen faft beinhart und meis
ftend mit einem Kiel verfehen; auf dem Rücken entfteben Kämme
von größern Kielen, welche fih auf dem Schwanz in zwey vers
einigen und zulegt in einen. Beym Laufen tragen fie den lans
gen Schwanz hoch, und ſchwingen denfelben wie eine Geißel.
Dad Fleiſch wird gegeffen und mit Hühnerfleifch verglichen. Man
fammelt auch die Eyer, wovon etwa ein Dupend gelegt werden.
2acepedel. ©. 245. %. 9. Daudin II. pag. 421. tab. 28.
Schneider, Specimen I. p. 40. Münchner Denkfgriften
1821. ©. 37. %. 8. Tejus crocodilinus Merrem.
2) Die Fleine (Crocodilurus lacertinus), Lezardet,
bleibt Pleiner, bar 2 Falten unter dem Hald und Feine
Gräthe auf dem Rüden von hoben Kielfehuppen, aber 2 Fleinere
auf dem Schwanze; Schenfeldrüfen jederfeitd 24; Färbung gelb»
lihbraun mit einigen braunen Flecken.
Findet fih ebenfalld im beißen America, wird aber nur
1 Schub lang, wovon der Schwanz faft ?/, wegnimmt; auf dem
Bauche laufen 8 Längdreihen von ziemlich breiten Tafeln, faft
wie bey der gemeinen Eidehfe. Daudin III. 85. Spix, La-
certae t. 21, 22. f. 1. Cr, amazonicus, ocellatus,
4. Sippfchaft. Die Shuppenföpfe
baben Feine Schuppen oder Körner auf dem Kopf; Seitens
zähne, Feine Gaumenzähne,
10. ©. Die Panzer-Eidehfen (Heloderma)
find oben mit beinharten böderförmigen großen Schuppen
in Querreiben, unten mit vierediigen bedeckt, der Kopf niederges
drückt mit gefurchten angelegten Zähnen, der Schwanz rund, die
Zunge lang und gefpalten, Ohrfell fihtbar; Feine Gaumenzähne
und Schenfeldrüfen.
624
4) Die gemeine (H. horridum)
ift 28 Zoll lang, wovon der Schwanz nicht die Hälfte ein»
nimmt.
Diefe durch ihre harte, panzerartige Beſchuppung von den
. andern ſehr abweichende Eidechfe Lebt in den heißen Gegenden
von Merico, und heißt dafeibft Scorpion, weil man fie für gif
tig halt, und, nad dem Bericht des reifenden Herrn Deppe,
eben fo fehr fürchtet, mie die Klapperſchlangen. Zu diefer Ber»
muthung geben auch allerdingd die langen, fpibigen, an der Vor—
derfeite gefurchten Zähne Grund; indeffen bat fie Herr Deppe
in den Händen ohne Schaden nah Haufe getragen. Sie gebt
langfam, ſchnellt manchmal die Zunge hervor, beißt aber nur,
wenn man fie reizt, und zwar obne ſchlimme Folgen, fobald man
die gehörigen Mittel anwendet. Wenn diefe Eidechfe giftig wäre,
fo wäre fie da8 einzige Benfpiel in diefer Ordnung. Hernman-
dez, Thesaurus II. cap. 2. p. 5. 315. Wiegmann, Iſis
1829. ©, 421, 624. Herpetologia mexicana p. 23. tab. 1.
11.6 Die Sumpf-Eidedfen (Hydrosaurus, Mo-
nitor)
haben überall, felbft auf dem Kopfe, nur anftoßende Schups
pen, welche jedoch unter dem Bauche in Querreihen fteben, und
auf dem Schwanze einen fügenartigen Grath bilden, Ohrfell uns
bedeckt. Seitenzähne, Feine Saumenzähne, Schenfeldrüfen.
Sie find die größten Eidechfen, welche meift über manndlang
werden, und dadurch, fo wie durch ihren zufammengedrüdten
Sägenfhmwanz, an die Erocodille erinnern. Auch geben fie gern
in's Waffer, obfhon fie nicht ſchwimmen Fünnen. Gie leben
von Fleiſch und finden fih nur in der alten Welt, in Africa,
Perſien, Indien und Neubolland. Tupinambis. —
1) Die Wüſten-Eidechſe (Monitor terrestris, arena-
rius, Varanus scincus)
ift die Pleinfte und wird nicht viel über 3 Schub Yang, von
den Vorderfüßen bis zu den bintern 9 Zoll; der Schwanz iſt
ziemlich rund und ohne Kiel, die Schuppen rund und nicht oval;
die Zähne fehr Fein, breit und fchneidend; die Färbung oben
hellbraun, mit einigen grünlich gelben vieredigen Flecken, welche
auf dem Schwanz zu Kingeln werden; die Klauen braun, zuſam⸗
625
mengedrückt, krumm und fiharf, aber weniger als beym vorigen
und kleiner.
Diieſes Thier finder fih nicht im Niltbal, fondern in der
Wiüfte zwifchen Aegupten und Syrien, wird aber häufig von den
Gauflern nach Cairo gebracht, um dafelbft ihre Poffen zu machen,
nachdem fie ihm die Zähne ausgebrochen babenz es heißt dafelbft
Waran el hard (Sande oder Wüften-Eidechfe); in der Gefangen»
fchaft frißt e8 nihtd; man muß ihm dad Fleifh ind Maul
fteden und e8 mit Gewalt zum Pant IeNGEEN Geoffroy
Esypte 24. 18. t. 3. fi 2.
Diefed Thier kommt fhon bey Herodot vor unter dem
Namen Landerocodil *). Nah Profper Alpin (Rer. aegypt.
p- 217. t. 11.) war e8 der ächte Scincus der Alten, dem man
die ftärfende Kraft zufchrieb, welche man in fpäterer Zeit einem
andern Tbier beygelegt bat, nehmlich demjenigen, welches gegen»
mwärtig Scincus offieinalis heißt; daraus kann man alfo fehon
ſchließen, daß es mit der vermeyntlichen Kraft nicht viel auf fi
babe, oder daß fie verfchiedenen Eidechfen zufomme.
2) Die bengalifhe (Lac. dracaena, bengalensis)
wird über A Schuh lang, und davon beträgt der Schwanz
die Hälfte; oben braun, mit ſchwarzen Düpfeln und einem fols
hen Streifen hinter dem Auge; in der Jugend auf dem Leibe
gelbe Augenfleden.
Diefe Sattung findet ſich ſehr haufig in Ofindien, naments
lih in Bengalen und bey Pondichery, und, wie man vermutbet,
auch auf Eerlon, wo fie Cobbera-Guion heißen fol. Wor-
mius, Mus. p. 313. Fig. Sebal. T. 85. 5.2, 3. T. 86. F. 4,
5. T. 98. F. 3. T. 101. & 1. T. 105. F. 2. I. T. 32. F. 3. Dau-
din III. p. 43. t. 29. Tup. cepedianus. p. 67. Tup. benga-
lensis. Dumeril et Bibr. III, 480.
3) Die javanifche (M. bivittatus)
bat gelbe Augenfleden in Querreiben auf dem Rüden, und
auf den Scläfen ein fchmwarzed Band. Auf allen Moluden.
Mus. besler. tab. 11. Seba U. Taf. 30. Fig. 2. Taf. 86.
* In Nomadum regione —— sunt Crocodili terrestres tricubitales,
lacertis simillimi. IV. 192.
626
Fig. 2. Kuhls Beytr. ©. 125. H. Boie, Iſis 1826. 205
aud Japan,
4) Die Nil-Eidechſe (Lacerta aloe, dracaena; Poly-
daedalus)
wird mannslang und faft fchenfelädid, der Schwanz beträgt
2/;, und hat nach feiner ganzen Pänge einen Sägenrand; die Zähne
find kegelförmig oder rundlich, die Schuppen oval, die Färbung
braun mit großen Augenfleden in Querreiben und folchen Rin-
geln um den Schwanz.
Findet fih in Aegypten, wo fie Waran el bahr (Fluß⸗
Eidechfe) heißt, ziemlich häufig an den fumpfigen Ufern des Nils und
nicht felten im Waffer felbft, wo fie manchmal in die Nebe ges
räth. Sie ift fehr fleifchgierig und greift, befonder8 in der Ges
fangenfchaft, alle Fleinen Thiere anz gereißt zifcht fie laut, beißt
und ſchlägt mit, dem Schwanz um fid. Sie verzehrt ohne Zmeis
fel die Eyer und die Jungen des Erocodil8, und daher findet
man fie wahrfcheinlid) in den alten Baumerfen eingehauen. Bey
einer von 3 Schuh und 3 Zol Länge beträgt die Entfernung der
Vorderfüße von den bintern 10°300. Der Schwanzkiel fängt
erft 5 Zoll hinter den Hinterbeinen an und ift 4 Zoll hoch. Die
Schuppen find nur t/; Linie lang, die am Bauche aber über 1
Linie, die auf dem Kopfe halten dad Mittel, die untern und die
um den Schwanz bilden Ringe; zwifchen den ungleichen Zeben
ift: Feine Spur von Shwimmbhaut, und die Außere Zebe ift nad)
außen gerichtet, mie ein Daumen; die Nägel find Frumm und
fharf. Im Ganzen ift die Färbung grünlich, befonderd unten;
oben aber erfcheint viel Schwarzes in Fleden von verfchiedener
Korm,. meiftens in Linten um einen. hellen Raum, in welchem
wieder einige ſchwarze Schuppen ftehen wie bey Zeichenmuftern;
die Bänder am Schwanze find ſchwach; der Kopf ift dunkel. Die
Färbung, von Ferne angefehen, zeigt fich grün und ſchwarz mars
moriert. Oben 30 Zähne, unten 2035 die vordern fehr Flein und
fpibig, die hinterm di, kurz und rund, die in has Mitte kegel⸗
fürmig. Geoffroy St. Hil. Esypte 24. 13. t. 1. Haffel-
quift 361. Sebal. T. 94. F. 1, 2. T. 100. F. 3.
Diefe, Eidechfe. findet fih in ganz Ban Sparrmann
fieng eine im Oſten der Capcolonie von 5 Schuh Länge, wovon
627
der Schwanz 3 betrug. Nachdem er fie am Halfe gefaßt, damit fie
nicht beißen könnte, aber gefunden hatte, daß ziemlich viel Stärfe
erforderlihb war, um fie veft zu balten, ließ er fich eine grobe
Nadel reichen, gab ihr mehrere Stiche ind Herz und durch die
Hirnfhale und wühlte im Hirn herum, aber dennoch hatte fie
noch Kräfte genug, megzulaufen. Man Femmte ibr fodann die
Bruft, band die Füße zufammen und bieng fie an einer Schleife
um den Hald auf. . Nah 48 Stunden hatte fi dad Thier los—
gemacht, wurde aber wieder gebafcht, ed war jedoch fehr ſchwach.
Er that es fodann in Branntwein, wo ed noch eine Viertelftunde
zappelte. Sie hält fi übrigens fowohl im Waffer ald auf dem
Sande auf, und wächst zu einer noch weit beträchtlicheren Größe,
Reife ©. 608. Laceria capensis. Lacepede I. 460. T. 24.
Fig. 2. Daudin Ill. pag. 36. Tupinambis elegans; p. 59.
tab. 31. T. stellatus.
Sie findet fih aud an der Weſtküſte von Africa am Congo,
mo fie befonder8 zu Malimbo die Kühenfhaben auf den Palm
dachern megfrißt, und daher von den Negern gefchont wird, obs
ſchon fie während der Nacht viel Geräuſch verurfacht, Man bat
auh andere Snfecten und ein Chamäleon in ihrem Magen ge⸗
funden. Die Neger fürchten ſie übrigens ſehr wegen ihres ſcharfen
Gebiſſes, wodurch gewöhnlich ein Stück Fleiſch weggeriſſen und
die Wunde wegen der Hitze und ihrer Unreinlichkeit oft krebsartig
wird. Daudin, Ann. mus. II. 240. t. 48. Rept. VIII. 307.
Tup. ornatus, Dumeril et Bibron Ill. 476.
2*
Verſteinerte Sumpf-Eidechſen.
Man findet an verſchiedenen Orten, meiſt im Kalkſchiefer,
große verſteinerte Eidechſen, welche früher für Crocodille gehalten
worden, von Cuvier aber für Sumpf-Eidechſen erkannt worden
find (Ossemens foss. V. 2. p. 302.).
ı) Schon vor mehr ald Hundert Jahren bat Spener im
Kupferfihiefer bey Kupfer-Subl in Thüringen dergleichen Knochen
entdedt und in den Misc. berol. I. 1710. p. 92. fig. 24, 25 be»
fhrieben. Man findet fie auch abgebildet von H. Lind in Actis
Erudit. 1718. p. 188. t, 2, und von Euvier in Oss. foss. V.
628
2. 302. tab. 9. fig. 1, 2. Das Thier war nur 3 Schub Yang,
und wird nun thüringer Monitor, von Hermann v. Meyer
Protorosaurus genannt in feinem Werf: Palaeologica zur Ges
fhihte der Erde 1832, wo man überhaupt dergleichen Verſtei—
nerungen gefammelt findet.
2) Eine andere Eidechfe der Art fand man im Peterdberg
bey Maadtriht an der Maad, melhe man deßhalb Maas-Ei—
dechfe (Mosaesaurus) genannt bat. Sie mar größer ald ein Ero>
codil, 24 Schuh lang, der Kopf allein A, der Schwanz 10.
Man gibt ihr 133 Wirbel; einige lebende haben 147, die Erocos
die nur 68. P. Campers Heine Schriften IL T.ı,2. A.
Camper in Ann. Mus. XIX. Faujas, Hist. de la Mon->
tagne de St. Pierre tab. 4—11. Cuvier, Oss, foss. V. 2%,
p. 310. t. 18-20.
3) Ein anderes Skelett bat man im litbographifchen Schie=
fer bey Monheim im füdlichen Franken gefunden. Es mißt 13
Schub, und wurde von Sömmerring befchrieben unter dem
Namen Riefen:Eidehfe in den Münchner Denkſchr. VI. 1816,
©. 37. T. 21. F. 1—10. Lacerta gigantea; Cuvier, Oss.
foss. V. 2. 338. tab. 21. Geosaurus.
4) In England bey Stonesfield fand fich ein anderes, wel⸗
chem man die ungeheure Länge von 50 Schuh gibt. Es lag im
Kalkſchiefer unter Roogenſtein und über dem ſogenannten Lias—
kalk, worinn ſich die Fiſch-Eidechſe findet. Buckland nennt es
Megalosaurus. Geolog. Trans. 1. Cuv. oss. foss. V. 2. p.
843. t. 21. fig. 9. 27.
5) Ein eben fo großed, im Sande des Tilgate-Walded in
Suffer gefunden, nennt Mantell Iguanodon. Die Zähne Fauen
fih ab, und es war daher mahrfcheinlich eine pflanzenfreffende
Eidechfe. Geology of Sussex 71. t. 10, Cuvier, Oss. foss.
V. 2. 350, tab. 21. fig. 23—33, k
Ein anderes Skelett am Miffuri in Nordamerica befam von
Harlan den Namen Saurocephalus, Journ. acad. Philad. III.
t. 3, und ein andered in Neu:Ferfey von Hays den Namen
Saurodon. Transact. amer. phil. Soc. III. 1830.
Prof. Jäger zu. Stuttgart hat wieder ein andered von
629
Waldenbuch Phytosaurus genannt. Foffile Reptilien Würtems
berg8 1828. 4. 22. Taf. 6.
Zweyte Hordes Großaugen.
Augen unverhältnigmäßig groß.
Der Leib biefer Thiere ift geſchwänzt; nicht mit eigentlichen
Schuppen, fondern Körnern, Nägeln und Schienen bededt;
Zähne nur in den Kiefern, Zunge ungefpalten; vier Füße
mit kurzen und gleich langen Zehen.
Man bat diefe Thiere, wegen ihres Schwanzes und der vier
Füße, zu den Eidechfen gerechnet: allein fie weichen durch die
oben angegebenen Kennzeichen und auch felbft durch ihre Lebensart,
befonderd ihre Trägheit und den meift langfamen Gang, bedeu>
tend von ihnen ab. Wegen der großen Augen find fie meis
ftend nächtlihe Thiere und halten fich daher unter Tags
verſteckt. |
Sie bewohnen nur mwärmere Länder und gehen nicht nörd—⸗
licher als das mittelländifche Meer; die kleinern leben größten:
theild von Mucken, die größern von höhern Thieren, melde fie
meiftend im Waſſer erbafchen. |
In diefer Abtheilung finden fih die auffallendften Abs.
weichungen, und mehrere, welche gänzlich audgeftorben find und
nur noc) verfteinert vorfommen,. Es gibt darunter, deren Länge
nur einige Zoll beträgt, bey andern 10, 20, ja 50 Schub, fo daß
bier die Fleinften und größten eidechfenartigen Thiere vereinigt
find; die einen haben ordentliche Finnen, wie die Delphine; ans
dere Schwimmhäute, wie die Fröſche; andere Fleberige Querbläts
ter unter den Zehen; andere fürmliche Kletterfüße, wie die
Spechte; und endlich haben andere einen außerordentlich langen
Finger, mie die Fledermäufe.
Sie theilen ſich darnach in 4 Zünfte,
1. Die Finnen: Amphibien mit floffenförmigen Füßen,
wie die fogenannte SifhEidechfe (Ichthyosaurus).
⸗
630
2. Die Blätter Amphibien mit blätterigen Zehen, mie
die Geckonen. j
3. Die Firtig- Amphibien, mit einem langen Flug⸗
finger, wie die Flugeidechſe.
4. Die Ruder-Amphibien, mit einer Schwimmhaut
zwiſchen den Zehen und eingekeilten Zähnen, wie die Cro—
codille.
Dieſe Zünfte ſind wieder von denjenigen, welche auffallend
beweiſen, daß fie andern Thierclaſſen parallel geben,
die Finnenlurche den Fiſchen;
die Fittiglurche den Vögeln;
die Ruderlurche den Säugthieren;
mithin die Blätterlurche der Ampbibienclaffe felbft..
10. Zunft. Fiſch-Amphibien.
Haben vier finnenartige Füße, nehmlich Zehen aus vielen kurzen Ge—
lenken mit einer gemeinſchaftlichen Haut überzogen.
Dieſes find ungeheure Thiere, 30—50 Schuh Lang, mit fauſt⸗
großen Augen und Fegelförmigen Zähnen, welche nur noch ver»
fleinert vorfommen, und erft in der neuern Zeit in England ents
det worden find; fpäter auch in Deutſchland, Franfreih und
Nordamerica. Sie Fünnen nicht anders a!8 im Meere gelebt
haben, Die bis jeht ausgegrabenen kann man in. zwey Sipp⸗
fhaften theilen: mit kurzem und langem Hals.
1. Sippſchaft. Die kurzhalſigen.
1. G. Die Fiſch-Eidechſe (Ichthyosaurus)
bat einen 324 Schuh langen Kopf, mit Augen fo groß als
zwey Fäufte; die Zähne in einer, Zurche, der Hald kurz, ıder
Schwanz mäßig. Die ganze Länge fhägt man auf 30 Schub.
Man bat fie zuerft in England entdeckt, dann auch in Deutſch—
land, namentlich Jäger bey Bol und Theodori bey Banz
am Mayn, nördlich von Bamberg. Es gibt Kiefer, die 8 Schuh
lang find. Daraud kann man die ungeheure Länge diefed Thiered
ermeffen. Home in Phil. Trans. 1819. t.15. De la Beche
et Conybeare in Geol. Trans. II. 1823. tab. 15. Cuvier, -
4
631
Oss. V. 2. 447. t.28. Jäger, de Ichthyosauro 1824. Fol.
Fof. Würtembergd ©. 7. T. 1, 2.
2. Sippſchaft. Die langbalfigen,
feben aus, ald wenn der Hald eine lange Schlange wäre auf
einem verhältnißmäßig Furgen Leib; die Zähne in Gruben wie
beym Crocodill.
1.6 Die Hald-Eidedhfe (Plesiosaurus)
ift auch ein ungeheured Thier mit kurzem Leib und Schwanz;
trägt aber einen Pleinen Kopf auf einem unverhältnißmäßig lan»
gen Schmanenhald.
Dan bat fie ebenfall8 zuerſt in England entdedt und ald etwas
Eigenthümliches erfannt, nachher au) in Franfreih. Man zählt 90
Wirbel, wovon nur 32 auf den Leib, 23 auf den Schwanz, 35
auf den Hald fommen, eine Zahl, wie fie Fein Vogel hat. Co-
nybeare, Geol. Trans. V. t. 13—22. Cuvier, Oss. foss.
V. 2. 475. tab. 31.
41. Zunft. Die Bläatter- Amphibien oder Gäker.
Rücziehbare Klauen meift mit breiten Blätterzehen.
Diefed find ziemlich kleine, plumpe und niedergedrückte,
molchartige Thiere mit warziger Haut, Furzen Füßen und Zehen,
die gleich lang, breit und unten mit Querblättern, oder wenig»
ſtens Furchen, verfeben find, oben mit fcharfen Krallen; fo daß
fie an Wänden und felbft an Bühnen umberlaufen können, ins
dem die Blätter anfleben und die Klauen eingreifen, wie bey
Kapen. Auch ſehen fie wegen ihrer großen Augen ſehr aut bey
Nacht, und fpazieren daher gewöhnlich zu diefer Zeit umber, um
Muden und andere Inſecten aufzutreiben. Sie halten fich gern
in den Häufern auf und verfleden ſich unter Tags, wie die
Mäufe, unter Bretter und Balfen, wohin fie auch ihre Eyer
legen. Die Zunge ift Furz und nicht ausgefchnitten, die Zähne
ſehr Flein und gedrängt, das Ohrfell fihtbar und etwas vertieft.
Ihr Schädel hat außerordentlich viel Aehnlichkeit mit dem der
x
652
Erocodille, fo daß man verfucht ſeyn möchte, fie deghalb zufam-
menzuftellen, Sie haben Weichendrüfen, Feine Gaumenzähne.
Es find diejenigen Großaugen, weldye am nördlichften gehen, und
felbft in Griechenland, Stalien, Spanien und im füdlihen Frankreich
vorkommen. Da fie plump und langfam find, und daher wie
Salamander audfehen, fo werden fie für giftig gebalten. Sie
ſchwitzen auf dem Leibe und zwiſchen den Zebenblättern einen
fharfen Saft aus, der an den Speifen, wenn fie über diefelben
in den Küchen laufen, hängen bleibt und diefelben ungefund mas
chen foll, auf jeden Fall unappetitlih. Man ſieht fie daher nicht
gern in ‚den Häufern, obfchon fie viele Muden und —
wegſchaffen.
Die Einrichtung der Zehenblätter hat Home genauer unter—
fucht. Er glaubt, daß fie durch Tuftleeren Raum veft haften, wie
der Schifföhalter. Phil. Trans. 18..
Die Gattungen bat Schneider aus einander gefebt in
Münchner Denkſchr. II. 1811. 31. T. 1.
Sie theilen fih in Kurz» und Langſchwänze; jene mit
diinnen oder breiten Zehen, diefe mit einem gefäumten Schwanz.
A. Rundfhmwänze: Leib niedergedrüdt, warzig, mit furs
zem rundem Schwanz ohne Saum.
Sie werden kaum fpannelang und fehen wie Salaman
der aus,
1. Sippfhaft. Die Breitzeber
baben breite, unten mit blätterigen Querfchuppen befepte
Sohlen.
1. G. Die Sterngäfer. (Stellio, Platydactylus)
baben ganze Querſchuppen unter den breiten Zeben.
4) Der gemeine (Stellio veterum, Lac. mauritanica),
Tarantola, Geckotte,
wird fat 5. Zoll Yang, 1 did, iſt dunkelgrau, vol böderiger
Warzen auf Leib und Kopf, bat nur Klauen am Mittels und
Ringfinger und Feine Schenkeldrüſen.
Dieſes garflige Thier findet fih umd ganze Mittelmeer, be»
fonder8 in Stalien und Griechenland, in Spanien und dem füds
lihen Frankreich in allen Häufern und Ruinen, gewöhnlich unter
’ dem Dache, weil es bie Waͤrme liebt und fi beym geringften
633
Geräufche verbirgt; mährend der Regenzeit und ded Winters
verfteden fie fih in Winkeln, erftarren aber nicht, fondern ent—
fliehen, wenn fie geflört werden, jedoch langfaım. Die Jungen
feben viel widerlicher aus ald die Alten, weil die flacheligen
Warzen an den Schwanzfchuppen viel größer find, Man hält
fie für giftig, aber, wie es fcheint, mit Unrecht.
Die Alten haben viel Abentbeuerliched und Nachtheiliges von
ihrem Stellio erzählt. Den Namen babe er von Fleinen ftern=
förmigen Fleden auf dem Rüden *), den neuern Namen Taran-
tola von der Stadt Tarent, weil er dafelbft fehr häufig ſey; nad)
andern heiße er Terrentola, weil er in Mauerlöchern an der Erde
wohne; die Griechen nannten ihn Ascalabotes, und Ariftophanes
verfpottet in feinen Werfen den Socrated, dem, ald er mit offes
nem Munde die Bewegung ded Mondes beobachtete, Unrath dies
fe8 Thier8 vom Dach in den Mund gefallen fey. Der Name
fomme daher, weil ed an den Wänden wie Kaben laufen könne.
Es fchlafe nach Ariftoteles in den Krippen, und Frieche den Efeln
in die Nafe, daß fie nicht freffen Fönnten. Sein Biß fen giftig.
Sie halten fih an Thüren, Fenftern, in Kammern und Gräbern
auf, kriechen an den Wänden und fallen oft auf den Tiſch her—
unter ind Eſſen; fie ftellten auch den Bienen nah, und man
müffe daher das Flugloch Flein machen.
— — Nam saepe favos ignotus adedit
Stellio. Virgil. Georg. IV.
Während der vier Falten Monate lägen fie verborgen und
fräßen nicht85 fie häuteten fih im Früh- und Spätjabr und fräßen
die Haut auf: dad thäten fie aus Neid gegen die Menfchen, weil
diefe Haut, ein guted Mittel gegen die fallende Sucht fey. Daber
ſey auch bey den. Juriften das Wort Stellionatus entftanden,
welches nad Ulpian angewendet werde, wenn jemand betrogen,
eine fremde Sache auf die Seite gebracht oder mit einer fehledh>
-
_—
) Nomen habet varlis stellatus corpore guttis.
Ovid.
654
tern verwechfelt habe *)." Das hätten befonder8 oft die römifchen
Dfficiere gegen ihre Soldaten verübt, vorzüglidy in Hinfiht der
Lebensmittel. Sie ſeyen große Feinde der Scorpione ,. welche
ſchon bey ihrem Anblick erftarrten und in Falten Schweiß gerie-
then; man thue fie daher in Del gegen den Scorpionſtich; fie
fräßen auch gierig die Spinnen auf. Ausgeweidet, in Wein ges
focht oder auch zu Afche verbrannt, waren fie gut gegen vielerley
Krankheiten. Es iſt wahrfeinlid der Semamith der Bibel,
welcher ſich auf feine Hände fügt und in den Häufern der Könige
wohnt. Sprüde 28. Gesner Hist. anim. lib. I. Quadr. ovi-
para p.90. Aldrovandus Quadr. dig. ovip. 654. fig. Seba
1. T, 108. Sig. 6. Lacepede Il. 164. Geckotte, Daudin IV.
14. Gecko fascicularis.
Inder neuern Zeit hat fi faft niemand mehr um diefed
Thierchen befümmert, und e8 war dem Prinzen von WMufignano,
Carl Bonaparte, vorbehalten, die erfte gründliche Nachricht und
gute Abbildung davon zu geben. „Hier fieht man ein rechtes
*
-
*)'Parva lacerta, atris stellatus corpore guttis
Stellio, qui latebras et cava husta colit,
Invidiae pravique doli fert: symbola pietus:
Heu nimium nuribus cognita zelotypis.
Nam turpi obtegitur facies lentigine, quisquis,
Sit quibus immersus stellio, vina bibat.
Hinc vindicta frequens decepta pellice vino,
Quam: formae amisso flore relinquit amans.
Alciati Emblema in fraudulentos.
Als die Metanira die Göttin Ceres gaftfreundlih aufnahm und
ihr opferte, wurde fie von ihrem Sohn Abas aus Neid getadelt und
verfpottet. Sie übergoß ihn daher mit dem Rückſtand eines Getränkes,
wodurch er in einen Stellio verwandelt wurde.
Combibit os maculas, et quae modo brachia gessit,
Crura gerit, cauda est mutatis addita membris ;
Inque brevem formam, ne sit vis magna nocendi,
Contrahitur, parvaque minor mensura lacerta est.
Ovid. met. V. 3
655
Benfpiel von der Undankbarkeit der Welt. Diefed unfchuldige
Thierchen bat Fein anderes Beftreben, ald die Orte, mo es lebt
und wo wir auch leben, von Spinnen, Muden und andern läflis
gen Inſecten zu reinigen; und für diefe Wohlthat befommt «8
feinen andern Lohn ald Verläumdung und Verfolgung. E8 bieße
wenig, e8 zu befchuldigen, daß es die Speifen durch die Berüh—
rung mit feinen Tatzen verderbe, wenn man nicht aud) fagte, daß
ed dad Blut augenblidlicy gerinnen made, wenn es jemanden
über die Bruft Friecht. Mit diefer furchtbaren Lehre warnen die
Mütter täglich ihre Kinder. Dad mißfärbige und gasflige Aus—
feben deffelben, feine heimlie und unerwartete Erfcheinung, Die
Reichtigfeit, womit e8 an der Bühne über unfern Köpfen läuft
und fi ganz dicht bey uns in den Wandripen verbirgt, find
vielleicht die erften Urfachen des allgemeinen Mißtrauens, melde
almählih in einen wirklichen Abfcheu übergegangen find. Biel»
leicht trägt auch die Abnliche Benennung mit der Tarantelfpinne
zu ber allgemeinen Berfluhung bey. Es felbft aber, gleihfam im
Bewußtſeyn feiner Unfhuld, ſcheut den Menfchen nicht, imd nur _
ben andringender Gefahr entweicht es hurtig an den glatten Wän—
den. Es fucht die Wärme und meidet die zu feuchten Orte.
Gewöoͤhnlich wohnt ed auswendig an den Häufern, in der Nähe
der Dächer auf Zinnen, hinter Gartengeländern, an balbverfalles
nen Mauern und dergl., wo es feine Sinfectenjagd anftellt. Wer
Muth bat, kann es da fangen, aber er wird es fchmwerlich ganz
befommen: denn es widelt den Schwanz und bricht ihn ab, als
wenn er von Glad wäre; ein geringer VBerluft! nach wenig Tagen
fproßt ein neuer hervor. Es übermwintert in Dauerrigen, erftarrt
aber nıht, kommt in den erſten Srühlingdtagen hervor, um fich
zu fonnen, verſteckt ſich aber beym geringften Geräufch oder beym
Anfchein eined Negend. Es hut ein ſchwaches Gefhren, dad mar
felten bört. Die Eyer find oval, ziemlich groß und bart.
„Es ift im ganzen füdlichen und mittleren Stalien ſehr gemein,
ums ganze Mittelmeer und auf feinen. Inſeln, namentlid in
Spanien, der Provinz, Griechenland, Syrien, Aegupten und in
der Barbarey. Es beißt Tarantola und nicht Terrentola, in
Spanien Carapata.‘‘ Fauna italica II. fig.
Okens allg. Naturg. VI. ; 44
856°
2) Der gedupfte (Gecko guttatus)
bat überall Klauen außer an den Daumen, Weichendrüfen,
iſt vol braunrother Höder und weißer Dupfen, und bat unter
dem Schwanze vieredige Dedfchuppen. Zacepede HM. 153. T.
44. Fig. 1. Schneider Specimen H. p. 12.
Dad ift eigentlich die Gattung, welche nach ihrem Gefchrey
den Namen Geecv und Toc-kaie erhalten bat. Sie findet ſich
in ganz Oftindien, vorzüglih in Siam, auf Java und Eeylon.
Der alte Bontius erzählt fehredlihe Dinge von diefem Thier.
Er ift der erfte, welcher ed unter dem Namen des inbdifchen
Salamanderd befchrieben und abgebildet hat (Hist. nat. Ind. or.
1658. Lib. V. cap. 5. p. 57). Er fagt ausdrüdlih, daß bie
Holländer e8 wegen feines Rauted Gecco nennen, „Sein Big iſt
fo giftig, daß man in wenig Stunden flirbt, wenn der Theil
nicht gleich obgebauen oder gebrannt wird. Dad habe ich feibft
bey einem Matrofen erfahren, der im Spital zu Batavia lag.
Er befam bloß dadurch, daß’ ihm dieſe Eidechfe wahrend ber
- Nacht Über die Bruft Lief, eine Blafe wie von fiedendem Waffer.
‚Bey der Deffnung floß gelbe, ftinfende Jauche aus, und darunter
war fchon mißfarbiged Fleifch, wovon aud 2 fingersdid in Brand
übergieng und abfiel zu unferer geoßen Verwunderung und Abfcheu,
Sie ift nicht viel größer ald die gemeine Eidechſe, etwa 1 Schuh
Yang, meergrün, mit mennigrothen Sleden, Krötenfopf mit
großen garflig vorftehenden Augen, Sie hat fo Icharfe Zähne,
daß fie Eindrüce in den Stahl macht; der Rachen ift roth, wie
ein glühender Dfen. Sie ift Iangfam, und mo fie einmal die
Füße veftgefeht bat, da Fan man fie kaum init Gewalt abreißen,
als wenn fie angeleimt wäre. Als ich eine todfe auf Papier
feßte, um fie malen zu laſſen, brachte ich die Füße nur dadurd)
108, daß ich das Papier abriß: fie bat nehmlich ſehr fcharfe
Klauen. Sie ruft wie der Guckguck, wiederholt Gecco und macht
vorber ein Geräufch mie die Spechte; lebt in hohlen Bäumen,
feuchten Orten und oft zum Schreden der Einwohner um bie
Schlafzimmer, fo daß die Mohren oft ihre Hütten ganz abbrechen,
damit diefe Thierchen meiter wandern müſſen. Darauf paßt,
wad Plinius vom Salamander fagt, Lib. 29. e. 4.
„Unter allen giftigen Thieren ift er der ſchlimmſte, weil er
-
637
nicht wie die andern nur einzeln umbringt, fondern ganze Bes
völferungen: denn er fchleiht auf Bäume und vergiftet alle
Aepfel, ja, wenn man Brod Focht, welches den Baum berührt
bat, fo wird man ebenfo vergiftet, ald von dem Waſſer, wenn
er in einen Brunnen fällt u. ſ. w. Die Javaner vergiften mit
ihrem Blut und Geifer ihre Pfeile. Die ruchlofen Giftmiſcher,
deren es bier beiderley Gefchlechtd viele gibt, hängen fie mit dem
Schmanz auf, und fangen den Fleberigen und gelben Geifer, den
fie aus Zorn immer ausfließen läßt, in ein irdened Gefchirr auf
und laffen ihn an der Sonne eintrodnen. Sie ernähren daher
beftändig folche Thiere. Auch der Harn zieht Blaſen. Die Ss
dier heilen den Big mit Curcuma- Wurzel. — Wie Bontiuß zu
diefer Erzählung kommt, ift unbegreiflih, um fo mehr, da er
ſelbſt Oberarzt in Oftindien war. Niemand der Neuern weiß
etwas davon.
Später bat ‚bie franzöſiſche Acabemie diefes Thier von den
Miffionären aus Siam erhalten, wo es deutlich die 2 Solben
Toc-Kaie hören laffe, wie der Gudgud, und zwar 6-12 Mal
bintereinander, je nach feinen Jahren, wie die Siamefen glauben,
Es läuft febr ſchnell an den Aeſten und glatteften Mauern, fep
giftig; menigftend ſey einer gebiffenen Katze der Kopf fo anges
fhwollen, daß fie ohne Hilfe geftorben ware. Dennoch iſt es
nicht gefährlih, und die Miffionäre haben nie gehört, daß e8 ei»
hen Menfchen gebiffen hätte, Seine Länge mißt 1 Schub, und
davon beträgt der Schwanz die Hälfte; der Umfang 2%, Zoll.
Die Haut körnig, roth und blau gefhädt mit mehreren Reihen
fegelförmiger bläulicher Spihen auf dem Rüden, unten perlgrau,
mit röthlihen Schmitzen. Perrault bat ed anatomiert. Me-
moires de l’Acad. IH. 1699. 281. T. 67. meh I. T. 108,
Zacepede ll. 153.
2. ©. Bey den Furchengäkern (Thecodactylus)
find die Querblätter der breiten Zehen durch eine Längs⸗
furdhe getrennt, an deren Ende die ſcharfe Klaue fipt, welche
übrigens dem Daumen fehlt; der Schwanz ift ringsum mit klei⸗
nen Schuppen bededt, und die Schenkeldrüſen fehlen.
u A
638
4) Der glatte (St. laevis, perfoliatus, rapicaudus)
ift 6 Zoll Yang, oben mit feinen Körnern befest, unten mit
Schuppen, Färbung grau und braun marmoriert.
Findet fih in Surinam und Weftindien, und heißt dafelbft:
Mabouia der Bananen und Erdfalamander. Sie balten fi auf
Baumzweigen und an fumpfigen Orten auf, wohin die Sonne
nicht dringt; wenn ihnen der Schwanz abbricht, mad leicht ges
fchiebt, fo mwächdt er wieder nach, fehmillt aber an der Wurzel
an mie eine Rübe. Houttupn in Bließinger Verbandl. IX.
322. %. 2.5.1. Daudin IV. 112, 126, 141. tab. 51.
3.© Die Scheibengäfer (Hemidactylus)
baben am Grunde ber Zehen eine ovale Scheibe mit zwey
ſchiefen Schuppenreihen, und davor ragen die zwey letzten Zehen⸗
glieder mit dem Nagel ganz dünn hinaus; die Schuppen unter
dem Schwanz ſind breite Schienen; Schenkeldrüſen.
Sie finden ſich größtentheils im heißen America, und tragen
daſelbſt den Namen Mabouia. Rochefort ſagt, es gebe Ma—⸗
bouien von verſchiedenen Farben. Diejenigen, welche ſich in faus
len Bäumen und fumpfigen Orten, wie auch in tiefen und engen
Thälern aufhalten, wohin die Sonne nicht dringt, find ſchwarz
und fo fcheußlich ald möglih, und deßhalb hätten fie auch den
Namen befommen, melchen die Wilden dem Teufel geben. Sie
find gewöhnlich nicht mehr ald daumenddid auf 6—7 Zoll Länge,
und fehben immer aus ald wenn die Haut eingefchmiert wäre,
Histoire nat. des Antilles 131.
4) Der röthliche (Gecko triedrus, verruculatus)
ift 7 Zoll lang, röthlichgrau und vol Heiner Warzen, findet
{ih am Mittelmeer, in der Provinz, tn Stalien und Sicilien.
Daudin IV. 155.
2) Der graue (G. armatus, incanescens, aculeatus)
ift vol ſpitziger Warzen, grau, mit braunen Wolfen und
dergleichen Ringen um den Schwanz.
Iſt fehr gemein im beißen America, befonder8 auf den Ans
tilen, von Trinidad bi8 Jamaica, wo er ein gewöhnliches Haus—
tbier ift, und vorzüglid Mabouia, auch Wond-Mabouia beißt
(Mabouia des murailles). Er treibt fi befonderd bey Nacht
umber und reinigt die Käufer von Spinnen, wird aber deſſen
‚659
ungeachtet verfolgt; ift ſchwach und träg, Fann. an fehr fhiefen
Ebenen und felbft an der Gtubenbühne umserlaufen, wenn fie
auch noch fo glatt it. Gie find weder giftig, noch haben fie
fonft Waffen. Moreau de Jonnes, Iſis 1819. 1918.
Sn Brafilien trifft man diefen Gedo in allen Gebäuden fehr
bäufig an. Er bewohnt dunkle Schlupfmwinfel unter den Dächern
. zwifchen den Balken, in Mauerlöcern, wo man ihn während des
ganzen Tages bemerken kann. An den fteilften, felbft überhän—
genden, recht glatt beworfenen und gemweißten Wänden läuft er
mit Sicherheit und Schnelligkeit auf und ab, fit öfters Yang
il, nit mit dem Kopf und fonnt fi an den Balken. In
Wäldern und Feldern kommt er nicht vor, und ift daber ein
wahres Haudtbier, welches fih vor den Menfchen gar nicht
fheut. Im Magen findet man Muden, Spinnen und andere
Inſecten. Pr. Mer v. Wied, Beytr. 1. 101. Abb. 9. 13.
Spir T. 18. $. 2, 3. | |
2. Sippſchaft. Die Dünnzeber
baben fehmale Zehen, mandınal mit verdidten Spipen.
4. G. Die Fechergäker (Ptyodactylus)
baben eine fecherfürmig geftreifte Scheibe am Ende der Zehen
und fünf Heine Klauen,
1) Der gemeine (Lac. gecko, G. hasselquistii, lobatus)
wird Faum 6 Zoll lang, wovon der Schwanz die Hälfte be>
trägt, ift mit Eleinen Schuppen bedeckt, nebft vielen Hödern auf
Rüden, Schwanz und Schenfeln, übrigens glatt, röthlichgrau
und braun gedüpfelt. Die Klauen ftehen in einem Ausſchnitt
der Scheiben, und find fo Flein, daß man fie faft nicht fiebt.
Diefes ift eine fehr gemeine Eidechfe ın den Häufern von
Aegypten, mo fie von den Einwohnern für giftig gebalten wird,
Nah Haſſelquiſt fol dad Gift in den Furchen der Zebene
fheiben audfchmwigen. Er fab im July zwey Weiber und ein
Mädchen, melde von ihr angefledten Käs gegeffen hatten, dem
Tode nahe; ein Geiftlicher, der fie fangen wollte, befam Fleine
Blafen mit Entzündung, welche brannten ald wenn er Neffeln
berührt hätte, Des Nachts laſſen fie-einen befondern Ton bören,
faft wie die Fröfhe. Wenn man &peifen effe, worüber fie ges
laufen, fo fol man den Ausfap befommen; fie heißt daher zu
640
Cairo Abu burd (Vater des Audfabed). Haffelquift, Reife
356. Geoffroy, Egypte 24, 37. tab. 5. fig. 5. Suppl.
tab. 1. fig. 2. Scot haͤlt ihn für den Semamith der Bibel,
Iſis 1832. 69.
5.&. Die Kolbengäfer (Sphaeriodactylus)
find ebenfall8 Pleine Eidechfen mit Kolben am Ende der 3
ben, nebft rückziehbaren Nägeln.
4) Der gemeine (Gecko ———
wird nur 2—3 Zoll lang, wovon der Schwanz die Hälfte
beträgt, und hat an den Zehen nur einfache Ballen. Färbung
braunrotb mit braunen Querbändern. Findet fi auf den Antil»
len, vorzüglih auf St. Domingo und St. Euflah in den Häu—
fern, wo er Waldfclave (Wood-slave) beißt. Er läuft an den
Wänden umher, und, wenn jemand fiehen bleibt, um ihn zu bes
trachten, fo fol er fih nähern und ihm ſchwarzen Speichel ind .
Geſicht ſpritzen, welcher Geſchwulſt hervorbringe. Man vertreibt
fie mit Weingeiſt und Kampher. Die Zunge iſt laäͤnglich rund,
mehr dünn als dick und etwas eingeſchnitten; der Leib iſt mit
Körnern bedeckt. Sparmann in ſchwed. Abh. V. 1784. S. 166.
T. 4. Lacepede U. 147. T. 12. F. 4,2. Nah Moreau de
Jonnéès ift dad Speyen eine Fabel.
6. G. Die Spibgäfer (Stenodactylus, Gymnodactylus,
Gonyodactylus)
baben ganz einfache Zehen obne Ballen und urn. nebft
einem runden Schwanz.
4) Der gedupfte (St. guttatus)
ift 41) Zoll lang, glatt, braun, mit ſchwärzlichen und bläus
lichen Flecken gefprenkelt, und findet fih in Aegopten. Genf:
frop 24. ©. 51. %. 5. F. 2. Agama punctata. Savigny,
Suppl. T. 1. 8. 3.
B. Plattfhmwänze: der Schwanz niedergedrüd!t.
Sie werden meift ſchuhlang, und haben einen dicken Leib mit
einem dünnen Schwanz.
3. Sippfhaft. Die Saumfhmwänze
baben einen niedergebrüdten, warzigen Leib mit Blätterzehen
und einem Schmanze, ber an den Seiten einen Hautfaum ‚hat.
644
7.©. Die Fiederſchwänze (Ptychozoon, Pteropleura)
feben aus wie die Erdfalamander, haben einen platten Kopf
und Leib, mit Körnern bedeckt, beide an den Seiten, fo wie die
Hinterfhenfel und der Schwanz, breit geſäumt; der Saum des
legtern fiederartig eingeichnitten; Spannhaut und 5 breite
Zehen unten. mit Querblättern, aber nur 4 Klauen.
1) Der gemeine (Platydactylus, Lacertahomalocephala)
ift 7 ZoN lang, wovon der Schwanz nur 3 beträgt, ſchmutzig
weiß, mit braunen Flecken auf dem Kopf und folchen zidzadfür
migen Querbärdern auf dem Rüden.
Diefe fonderbare Eidechfe findet fih in’ Indien, namentlich
auf Sara. Der Kopf ift platt und oval, an den Kiefern mit
Schildchen umgeben, fonft mit Körnchen bedeckt; das Ohrfell
fihtbar, und vorn und unten mit einem berabbängenden Haut—⸗
lappen eingefaßt; die Zähne Flein, fpisig und zahlreich, die Zunge
angewachfen und ſchwach audgefihnitten, die Augen groß, der
Stern fenfredht; der Rumpf flach mit 21 Schleimdrüfen in den
Weichen; die Klauen frumm und fpigig, am Daumen nur ein!
flacher Nagel; der Schwanz platt gedrüdt, ruderförmig, jeders
feitö mit einem Saum eingefaßt, der an den vordern Zwepdritteln
rundlige Fiederblättchen hat, mie. die Farrenfräuter. Auf dem
Naden und dem Kreuz in der Mitte des Rückens liegt ein aus—
gefchweifted brauned Querband, und der Länge nad laufen auf
ihm 4 Reiben von Wärzhen bis zum Ende ded Schwanzed. An
den Seiten des Leibes läuft ein breiter Saum, von der Achfel
bis zur Hüfte mit dünnen, eingewachfenen Blättchen bedeckt und
nicht ausgezackt; auch die Vorder- und Hinterbeine find aus- und
innmwendig gefäumt. Dieſes Thier hat Dr. Ereveld zu Bonn
in Weingeift befommen, obne zu wiffen woher. Er vermutbet,
daß es wegen feiner vielen Hautlappen und der Schwimmfüße
im Waffer lebe. Berliner Magazin IH. 1809. 266. T.8. Nah:
bee. bat Dr. Kubl daffelbe auf Java entdedt und beobachtet,
daß ed nicht im Waſſer lebt, fondern an den Wänden der Häufer
umberläuft. Iſis 41822. 475.
8. ©. Die Randfhmänze (Platyurus)
haben unter der Zehenfcheibe 2 Blätterreiben, an den Seiten
des Leibes und des Schwanzes einen ſchwachen Hautrand,
642
4) Der gemeine (Hemidactylus marginatus)
iſt 5 Zoll lang, mit kegelförmigen Warzen bedeckt, an der
Seite des Halſes ein brauner Streifen, um den Schwanz 56
Duerfhienen. Kommt aud Bengalen. Schneider in Münchner
Denkſchr. IIT. 1811. 62. T. 1. F. 3. Stellio platyurus,
9. G. Die Schleuderfhmänze (Uroplatus)
baben fecherartig gefurchte Scheiben an den Zehenfpigen mit
zurüdziehbbaren Klauen, einen Hautfaum an den Geiten des
Schwanzes.
a. Die einen haben noch einen Kamm oben auf dem
Schwanz und keinen Saum an den Seiten des Leibes, Cros-
surus.
1) Der gemeine (Lacerta caudiverbera)
iſt fhmarz, At). Zoll Yang und ziemlich di, und wurde nur
ein einziged Mal von Feuillee in Ehili in einer Quelle unmeit
der Stadt Eoncepcion gefangen. Die Haut ift ohne Schuppen
aber fürnig, wie die des Chamäleond, bläulichſchwarz, unten um
das Augenlied fchiefergraus; die Schnauze etwas fpigig, die Stirn
gemwölbt mit einem ſchwachen Hautfamın, der fih biß and Ende
des Schwanzes erftredt, und dafelbft etwas höher ift, faft mie
beym Waſſermolchz die Augen groß und gelb, die Zähne fehr
Hein und fpipig, die Zunge did und angebeftet; die Kehle Fann
fi) in einen Kropf aufblähen; die Zeben find durch eine Schwimms
baut verbunden und endigen in eine Scheibe, worauf ein Kiel
ftatt einer Klaue. Dad fonderbarfte ift der Schwanz, faft halb
fo lang als der Leib, breit nach der Quere wie ein Ruder, die
Ränder ausgezadt, wie eine Säge; außerdem oben darauf der
ſchon bemerfte Hautfamın. Journal des Observations 1714. 4.
319. tab. Bechfteins Lacep. I. 448. Daudin IV. 167.
2) Seba bildet ein andered Thier der Art ab, welches in
Arabien leben fol. Es ift 15 Zoll lang, wovon der Schwanz
etwas über die Hälfte beträgt, fehr dünn und beweglich ift, mit
audgezadten Seitenflügeln aber ohne Kamm oben darauf; ber
Reib dich, die Füße vorn mit Lappen und einer halben Schwimm:
baut, hinten mit einer ganzen, überall mit fcharfen Klauen; oben
dunfelgelb mit weißen Sternen, die in der Mitte einen rotben
Dupfen haben. Die Flügel am Schwanze find roth, Kopf und
633
Füße mit Heinen Schuppen bedeckt, der Rumpf aber weich
und ohne Schuppen, die Kiefer mit vielen Pleinen Zähnen, die
Zunge die, breit und angewachſen. In Arabien beige dieſes
Thier Samabras, in Aegypten Salamandra cordylus et caudi-
-verbera; es lebe im Waffer, gebe aber bey Donnermetter heraus,
wie die Thunnfifche. "Thesaurus Il. t. 102. f. 2. Bechſteins
Lacep. I. 447. T. 25. 5. 2. Daudin IV. p. 172.
b. Andere haben einen häutigen Saum am Schmwanze, an
den Geiten und Schenkeln, eine balbe Schwimmhaut; der Kopf
platt mit febs großen Augen, Zähne zahlreich und Flein, Zunge
platt und ausgeſchnitten. Rhacoessa.
3) Der plattföpfige. (Stellio fimbriatus), T£te-plate,
| 9 Zoll lang, wovon der Schwanz etwad über die Hälfte;
die Färbung gelb, wechſelt aber in Roth, Grün und Blau.
Diefes Thier wurde von Flacourt und Bruguiere auf
Madagascar entdedt, wo ed Famo cantrata heißt. Die Haut
ift mit förnigen Schuppen bedeckt; der Rand der Unterfiefer, der
Hals, die Seiten und die Füße haben einen Fleinen, hängenden,
audgezadten und befhuppten Saum; der am Schwanz viel breis
ter und nicht ausgezackt. Diefed Thier wird auf Madagascar
verabfcheut; .e8 fpringe an die Neger, hänge ſich ihnen mit der
gefranzten Haut fo weft an die Bruft, daß man ed nur mit
einem Scheermeffer wegbringen Fünne, Sobald man «8 fieht,
nehme man daher die Flucht. Bruguiere bat dad nie geſehen;
die Furcht komme daber, daß ed nicht fliehe, fondern mit offenem
Maul den Menſchen entgegen gebe, und fich durch Fein Geſchrey
abwendig machen laffez ed ift micht giftig, fucht zwar in die Zins
ger zu beißen, aber ohne Schaden. Es lebt auf Bäumen in Lö—
chern, aus denen ed nur ded Nachts und bey NRegenmetter ber:
vorkommt, burtia von Zweig zu Zweig fpringt, wobey ihn der
breite Schwanz ſebr dienlih ift. Fällt es auf den Boden, fo
fann ed nicht mehr fpringen, fondern Friecht mwieder zu einem
Stamm und Flettert hinauf; e8 lebt von Inſecten. Einige be—
baupten, e8 holte fih auch mehrere Monate lang im Waffer auf,
Flacourt, Madagascar Cap, 38. 155. Dapper, Africa 458,
Lacepede II. 168, T. 14. 5. 2.
644
4. Sippfhaft. Die Scheibenfhmänze
zeichnen fih durch einen Schwanz aus, der faft fo breit if
als lang.
10. G. Der Laubſchwanz (Phyliurus)
bat einen ganz kurzen, wie ein herzfoörmiges Blatt geſtal⸗ I
teten Schwanz.
41) Der gemeine (Lacerta platyura)
ift nur 4'% Zoll lang, wovon der Schwanz faſt die Hälfte
beträgt, aber faft fo breit als Yang iſt; oben grau mit Braun
marmoriert.
Diefed fonderbare Geſchöpf wurde in Neuholland entdedt.
Der Leib ift ziemlich breit und niedergedrüdt, oben und auch auf
dem Kopfe mit Körnern bededt, ſtechend an den Seiten des
Rumpfes und des ungewöhnlichen Schwanzes, melcher binten
fpipig, vorn breit ift, und ausſieht wie ein Kartenberz, das mit
feinem Einfchnitt an einem dünnen Stiel hängt, nehmlid an der
Schwanzwurzel, gleih einer Schaufel, Die Füße find ziemlich
Yang und dinn, for wie auch die Zeben, die ziemlich ungleich
lang, und vertheilt find wie beym Chamäleon; fie haben aber
frumme und rücziehbare Klauen. White, Journal pag. 246.
tab. 3. fig. 2. Shaw, Zool. tab. 65. en Annales
Mus. IV, 191.
11.8. Die Roll:Eidehfen (Chamaeleo)
haben einen zufammengedrüdten, gebogenen Leib mit körniger
Haut, einen Rollſchwanz und Kletterfüße.
Diefe Eidechfen mollen nirgends hin recht paffen wegen ihrer
großen Augen und der Eurzen Zehen; fie mögen jedoch bis auf
weitere8 bier ſtehen bleiben.
Sie gehören zu den merfmwürdigften der ganzen Claffe,
und haben daher auch zu viel Bewunderung und Fabeley
Veranlaffung gegeben. Der Kopf erhebt ſich hinten in eine Pp:
ramide; dad Ohrfell ift mit Körnern bedeckt, fowie die großen Aus
gen; die Zähne dreilappig, die Zunge einzig in der ganzen Claffe
hat nur Aehnlichfeit mit der ber Ameifenbären, ift nehmlich mwalz
zig, vorn ſtumpf, läßt fich faſt fo lang als ber Rumpf felbft iſt,
plöplich bervorfchiegen und wieder, in eine Scheide zurückziehen.
Sie fangen damit Fliegen, melde an ihrer Spige Pleben bleiben,
| 645
Die Füße find ziemlich hoch, die Zehen in zwey Bündel vertheilt,
von der das eine aus zwo, dad andere aud drey Zeben beftebt,
welche bi8 zu den Nageln verwachſen find. An den Vorderfüßen
liegt das Peine Bündel auswärts, an den bintern einmärts.
Shre Rippen bilden ganze Eirfel, achtzehn an der Zahl; die Luns
gen find ungeheuer groß und haben viele blinde Zipfel.
Was von jeher die Augen am meiften auf fie gezogen, ift
ihr plöglicher Farbenwechfel; indem fie bald grau, bald gelb, bald
roth, bald blau erfcheinen, je nady ihrem Gemüthözuftande. Man
bar dieſes bald der Anfpannung der Haut durch die Ausdehnung
ihrer Lungen zugefchrieben, bald dem Kintreten des Bluted in
die Haut ben einem gereizten Zuftande, bald einem eigenen Färbe=
ftoff, der feine Lage in der Haut wechfeln Fann. Früher glaubte
man, fie fönnten beliebig die Sarbe der Gegenftände annehmen,
worauf fie fich befinden, und fich dadurch ihren Feinden unbe—
merfbar mahen. Man nennt daher einen Menfchen, welcher
feine Mennungen beliebig nach feinem Vortheil ändert, ein Cha—
mäleon. Diefed jämmerliche Thierchen, welches überdieg nicht
freffen, fondern bloß von der Luft leben fol *), wurde zu einem
der berühmteften Symbole in der Moral und in der Nhetorif
gemacht, um die niedrige Sefälligfeit der Schmeichler und Höf—
linge, melche von der Hofluft leben, darzuftellen #8). Stein bloßer
Namen gab dem Tertullian Stoff zu einer ernfihaften Betrach—
tung über den falfhen Schein, und er ftellt e8 als ein Benfpiel
*) Id quoque, quod venüs animal nutritur et aura,
Protinus assimilat, tetigit quoscunque colores,
Ovid, Metam. XV.
Non timor, imo cibus, nimirum limpidus aer,
Ambo simul vario membra colore novant. =
J. Ursinus.
**) Semper hiat, semper tenuem, qua vescitur, auram
Et mutat faciem, varios sumitque colores,
Sic et adulator populari vescitur aura,
Et solum mores imitatur principis atros,
* Alci ati, Embl. in adulatores.
\
636
der Unverfchämtbeit der Betrüger und der Großſprecher auf
(De pallio).
Man weiß nicht, warum die Griechen einem fo gars
figen Thier einen fo bübfhen Namen, nehmlich: Fleiner
Löwe, gegeben haben: vermuthlih wegen des Rollſchwanzes,
des ernfthaften Ausſehens, des Yangfamen Herbepfihreitend und
des plötzlichen Schießens auf feine Beute. Einige haben bebaup>
tet, ed laffe feinen Geifer von den Zmeigen herunter auf die
Schlangen fallen, um fie zu tödten (Scaliger Exerc. 196. 4).
Sie blafen oft ihren ganzen Leib auf und- bleiben fo mehrere
Stunden; dann entleeren fie ihn mieder ganz allmählich, und
dabey werden fie fo fchlaff und mager, ald wenn fie bloß aus
Haut und Knochen beftänden; der Rüdgrath tritt fharf hervor,
wie bey einem auögemergelten Pferd.
Es gibt mebrere Gattungen, melde nur in den heißen Ges
genden der alten Welt vorfommen, namentlih in Africa und
Sndien, ſich beftändig auf den Bäumen aufhalten und oft Tage
lang gebogen auf einem Zweige figen, den fie mit ihren Kletters
zeben und zugleich mit dem Schwanz umfaßt halten, I. Gran,
Iſis 1834. 793.
41) Die gemeine (Ch. africanus) |
mird etwas über 4 Schub lang, wovon der Schwanz die
Hälfte beträgt; der Rumpf ift ziemlich dick und der Kopf dreyedig
zufammengedrüdt; die gewöhnliche Färbung hellgrau.
| Ihr eigentlicher Aufenthalt ift Aegypten, mo die Gartenzäune
um Cairo überall damit bededt find, befonderd längs dem Ufer
des Nils, fo daß man in Furzer Zeit eine Menge zu ſehen bes
fommt. Sie find darauf ficher vor den Vipern und Hornottern,
von denen fie ganz verfehlungen werden. Wollen fie freffen, fo
fhießen fie die wurmfdrmige, vorn verdidte und Fleberige Zunge,
wie ein Specht, einen halben Schub meit hervor, fo ſchnell mie
ein Pfeil, nah Muden, Raupen und Heufchreden. Die Natur
hätte ihnen umfonft Zunge, Magen und Därme gegeben, wenn
fie bloß von Luft lebten, wie man gefabelt bat (Belon, Obsery.
1555. lib. 2. cap. 39. Außer Aegypten finden fie fih aud in
der Levante, Syrien, Arabien und Sndien einerfeitd, und in der
647
Barbarey bid Spanien anberfeitd, aber nicht in Stalien und
Griechenland.
Sie find gar nicht fcheu, Jaffen fih in den Zimmern halten,
wo fie bald zahm werden und fich den Finger in den Mund fteden
lafjen, ohne zu beißen (Prosper Alpin, rer. aeg. I. cap. 5).
Sie bewegen fi oft den ganzen Tag nicht von der Stelle, fo daß
man fie gar nicht bemerft und glaubt, fie wären entwiſcht, bis
man zufälig irgendwo an fie flößt. Sie Fünnen übrigens faft
ein ganged Jahr Yang bungern; während des Winters verfteden
fie ſich, mie ed ſcheint, in Erdlöcher. Gie legen ein Dupend
bäutige Ener, laſſen feinen Ton bören; nur wenn man fie übers
fällt, zifchen fie wie die Schlangen.
Belzoni's Frau, melde vor 20 Fahren mit ihm bie Reife
nad dem Orient gemacht bat, brachte eine Menge Chamäleone
zufammen, Fonnte aber während. fünfmonatlicher Verſuche fie
nie über 2 Monate lebendig erhalten, Die Araber von Nieder:
Aegypten flürzen auf fie zu oder werfen fie mit Steinen und
fhlagen fie mit Stöden, mwodurd fie leiden und bald fterben.
Die Nubier dagegen find vorfichtiger, fie legen fich auf die Erde
und warten, bis diefe Thierchen von den Dattelbäumen berunters
kommen, dann halten fie fie am Schwanz und binden eine Schnur
daran, wodurd menigfiend der Leib unverlegt bleibt, Sie find
in der Gefangenfhaft einander felbft aufſätzig, und beißen ſich
in den Schwanz und die Beine. Es gibt 3 Arten, die fich durch
ihre Farben unterfcheiden, Die gemeinfte ift grün, aber fchön
und regelmäßig mit Schwarz und Gelb gezeichnet. Sie findet
fih fehr haufig und mechfelt ihre Farbe nicht, nur im Schlaf
wird das Grün beller, bey Webelbefinden gelblich. "Unter 40
Stüden, die ic in Nubien hatte, war nur ein ſehr Fleines von
der zweyten Art mit rothen Sleden, das ich ziemlich lang bebielt.
Es faß mir oft auf den Schultern und dem Kopf. War e8 Yang
im Zimmer eingefperrt und trug ich es hinaus, fo fchöpfte es
fogleih Luft, und fepte ih es nun auf Mayoran, fp wurde
feine Farbe plöglich glänzend; indeffen wechfelt fie auch im Zims
mer alle 10 Minuten. Bald ifi ed aanz grün, bald befommt
ed die fhönften FSarbenfpiele; im Zorn wird es ganz ſchwarz,
bläpt fi auf wie eine Blafe und wird aus dem artigften Thiers
648 e
chen eines der garftigften. Sie lieben fehr die frifche Luft. Seht
man fie and Fenfter, fo holen fie mit Wolluft Athem und die
Bärbung wird Lebhafter, Sie find fehr reisbar und der geringfte
Umftand fept fie in üble Laune; halt man fie auf ihrem Weg
auf, um fie anderöwohin zu lenken, fo wollen fie ſchlechterdings
die alte Richtung bepbebalten. Sperrt man gegen fie den Mund
auf, fo gerathen fie in Zorn, blähen fi, werden fhwarz und
laffen bisweilen ein ſchwaches Zifchen hören.
Zu Serufalem befam ich ein dritted, welches nicht grün,
fondern fchledht gefärbt war, fidy in 2 Monaten nicht änderte, aber
Flüger und artiger war als die andern. Zu Cairo kroch e8 auf
dem Geräthe herum, flieg herunter, verfteefte fich bisweilen, aber
immer fo, daß es mich ſehen Fonnte, Trat ich ind Zimmer, fo
drückte «8 ſich ſo an die Gegenftände, daß ich ed nicht wahrnahm,
eined Tags fuchte ich es vergeblih im ganzen Zimmer. Des
Abends bey Licht wollte ih ein Körbchen nehmen und bemerfte
daran einen Bogen, den ed vorher nicht hatte; ed war mein
Chamäleon. Es hatte nun ganz befondere Farben, braun mit
fhwarzen Fleden und ſchönen hochgelben Zeichnungen. So bald
ich e8 nahın, verſchwanden fie. EB Foflete nur 9 Kreuzer,
Später hatte ich zu Roſette mehr ald 50 Stück, alle grün,
gelb und ſchwarz, aber meiftend beym Fangen verlegt; fie ftarben
daher alle nah A-6 Wochen, Wann fie fohliefen, mwaren die
gedrückten Stellen ſchwarz, dad Uebrige bel.
Ihre Hauptnahrung befteht in Mucken; diefe fterben aber
nicht gleich, fondern zappeln noch im Leibe, Sie fünnen 3, 4.
Zage ohne zu trinfen aushalten; dann brauchen fie ‚aber auch
eine halbe Stunde dazu, und heben daben den Kopf in die Höhe,
wie die Vögel. Wenn fie hoch berunterfpringen wollen, fo blafen
fie fich fehr auf, und fie leiden daher nicht vom Fall, außer bis—
meilen an der Schnauze. Voyage en Egypte Hl. 1821. 8. 297.
Herr Spittal in England bat zwey aus dem füdlichen.
Spanien einige Monate lang lebendig erhalten. Der Leib maß
5 Zoll, ohne den Schwanz, und war Falt anzufühlen, Sie blie:
ben oft ftundenlang in derfelben Stellung, mit den Zehen und
den Schwanze fih an einem Zweige haltend. Durch eine etwa
entfernte Fliege aufmerkſam gemacht, fehritten fie langfam von
649
Zweig zu Zweig, einen Fuß nad) dem andern vorfegend und fich
mit den Schwanze haltend; beym Herabfteigen biengen fie bis—
weilen bloß am Schwanze, mie die Affen mit Rollſchwänzen.
Die Augen find in befländiger Bewegung, und zwar jedes nach
einer beliebigen Richtung, oft das eine nach oben oder hinten,
dad andere nach unten oder vorn, fo daß fie alles fehen, was
tings um fie vorgebt. Sie Ieben bloß von Inſecten, Die ich durch
Befchmieren der Zmeige mit Honig herbeylockte. Sahen fie
eines, fo befteten fie eine Zeit lang die Augen darauf, krochen
Yangfam vorwär!d, um es nicht zu vertreiben, bis auf einige
Bol, fhoßen dann plöplich die Zunge vor und zogen fie eben fo
ſchnell zurüd. Das Sinfect wurde fehr gterig gefaut und verfchludt.
Ihr Querdurchineffer wechfelt je nach Anfüllung der Lungen,
mandmal 41% Zoll, bs weilen kaum 2, wobey fie dann fo
mager ausſehen, daß man die Rippen zählen kann. Der Farben⸗
mwechfel fteht augenfcheinlich mit der Menge der Luft im Verhält—
niß. Unter Tagd, wenn fie ruhig faßen, oder langfam nad Futter
berumgiengen, mar die gewöhnliche Farbe ein Gemiſch von ver:
fhiedenem Grün in unregelmäßigen Flecken; bisweilen gelbe oder
dunfelrothe dazwifchen, fo daß man fie oft fehwer von den Blät—
tern unterfcheiden Fonnte. Nachts im Schlafe war die Farbe
gelblih. Sebte ih nun ein Licht 5—A Zul weit an. die Seite
des Thiers, fo erfchienen nach einigen Minuten hellbraune Bleden
an dieſer Seite, welche allmählich dunkelbraun wurden und nad)
der Entfernung des Licht wieder verfhwanden. Daffelbe fand
fatt, wenn ich Waſſer wie Regen auf fie fpripte, aber viel
ſchneller. Diefe Verſuche wurden mehrmals wiederholt, und ich
glaube, die Erfcheinung der Flecken komme von der Reizung durch
Licht, Wärme und Waffer, befonderd, da die Thiere dabey nicht
aufwachten. Einmal entwifdhte eined aus dem Gewächshaus
und fand ſich erft nad langem Suchen unter Grad mit fonders
baren Farben, ſchwarz und weiß gefleckt in großen unregelmäßi:
gen laden, Die Seiten waren fehr zufammengedrüct, und man
fann fagen, daß fie in diefem Zuftande immer mehr ſchwarz aus—
feben. Einmal machte idy das Thier fehr gornig, meil ich es aus
den Käfig nehmen wollte: anfangs zog es fih etwas zuruͤck,
wendete fi dann plöplih um und packte einen Finger, von dem
650
ed aber die Haut nur etwas aufhob. Es blieg fid) auf, wie ich
ed nie gefehen habe; das gewöhnliche Grün verwandelte ſich in
Selblihgrau und bekam endlich über und über rothe Düpfel wie
Nadelköpfe.
ALS die Fliegen abnahmen und fie feine Würmer freffen well»
ten, es auch Fälter wurde; fo wurden fie immer ſchwächer, verließen
die Zweige, Famen auf den Boden des Käfige, murden dann
gelb, faft purpurroth in großen Fladen, endlich beller bis fie
ftarben. 5
Bey völliger Gefundbeit tritt unter Tags ale 10—15 Minuten
ein ſchwacher Farbenmwechfel sin; nicht fo bey Nacht. Die Farben
richteten fich nie nad) der Farbe der Körper, worauf fie faßen.
Der Farbenwechſel hängt demnach von der Erfihlaffung oder Ans
fpannung der Haut durch die Zungen ab und von der verſchiede—
nen Menge ded Bluts.
$amefon fütterte eines, al8 die Muden auögegangen raren,
mit Keller-Affeln und Pleinen Negenwürmern aus den Lohbetten;
fie mußten ihm während des Winterd ind Maul geftedt werden,
was im Sommer nit nötbig war. Es lief und kletterte im
ganzen Gewächshaus herum, und fieng Muden und Spinnen.
Es ‚wechfelte häufig die Farbe: des Nachts und ded Morgens
war ed fchmußig rahmfarben; 2—3 Stunden nachher an. ber
Sonnenfeite glänzend bläulichgrün, an der andern matt lauch—
grün. Er hielt ed fodann in den Schatten und fab, daß die
zweyerley Grün einige Minuten lang blieben, worauf kupferrothe
Flecken Famen, vielleicht weil e8 ängftlich wurde. In der Sonne
wurde es oft ganz dunkel, faft rußfarben, aber mit einigen
großen bronzfarbenen Flecken. Wurde e8 weggenommen, fo befam
e8 wieder in 2-3 Minuten feine gewöhnliche grüne Farbe.
Sfi8 1832. 620.
| Houfton befam zwey aus Malaga von der Länge eined
Schuhs. Eines legte 2 längliche Eyer mit einer dünnen gelblichen
Schale, fo groß ald die ded Zaunfönigd. Die Haut ift mit
weichen Höckern bededit, wovon die einen weiß, die andern
glänzend gelb find; jene über den ganzen Leib verbreitet, diefe
jederfeitd in 2 Reihen von rautenförmigen Flecken, an Schwanz
und Füßen in Ringeln. Des Morgens waren fie graulich, mit
651
Ausnahme der gelben Fleden; gereizt wurden fie braun, fomohl
an den Höcern ald an der dazwifchen liegenden Haut, die gelben
Flecken grünlih. Die Haut faft durchſichtig und voll der feinften
nepfdrmigen Gefäße. Ein Stüd Haut neben den Augen wurde
nah dem Tod faft ganz ſchwarz von dem vielen Blut in den
Gefäßen. Der Farbenwechfel erklärt fih daber am beften durch
dad ‚Einfchießen des Blutd in bie durchfichtige Haut, wodurd
die gewöhnlichen Farben etwas verändert werden. Das darf
man um fo mebr fchließen, da auch die Bewegungen der Zunge
durch Anfülung der Gefäße hervorgebracht werden.
Sahen fie eine Fliege, fo ſchlichen fie langfam, ſchrittweiſe
dagegen, bielten fill, ſtreckten bisweilen den Schwanz auß und
flemmten ibn manchmal an etwas, öffneten langfam den Mund,
fhoßen dann plöglich die Zunge vor, und fiengen die Fliege mit
dem Fleberigen napfförmigen Ende derfelben. Ausgeſtreckt ift fie
ſo dick wie eine Schwanenfeder und 6—7 Zoll lang. Sie fühlt
ſich elaſtiſch an und ift voll Eleiner Gefäße, die von Blut ſtrotzen;
die Dauer des Ausſteckens und Zurückziehens war 5—6 Secunden
und in einer Stunde fiengen fie manchmal 6—8 Fliegen. Wenn
die Zunge an Pappendeckel ftieß, fo blieb fie eine Zeit lang Heben;
daher die Thiere nicht gern die Fliegen davon mwegflerigen, oder
die Zungenfpige etwas ſchief anzuſchlagen fuchten. Der Bau der
Zunge wird nun ausführlich befchrieben und abgebildet. Das
Zungenbein hat 2 Paar lange Hörner und einen Körper, der fich 1,
Zoll weit, wie ein Griffel, nah vorn verlängert, über welchen
die Zunge im Zuftand der Rube geftreift ift. Zieht man fie
beraus, fo ift fie ganz fchlaff und weich, und die Anafomie zeigt
große Blutgefäße, welche ſich in zahlloſe Zweige theilen, Daß
Hervorſchießen läßt ſich daͤher nicht anders als durch Einſchießen
des Blutes erklären. Iſt es kalt, ſo fangen ſie daher keine Flie—
gen; auch erfolgt eine Erſchdpfung, wenn fie 5—8 Mal vorge»
fhnellt worden, was nicht der Fall märe, wenn :8 durch Musfels
mwirfung geſchähe, oder durch Eintreibung der Luft, wie einige
gemennt haben, wozu übrigens Feine Vorrichtung vorhanden: ift.
Iſis 1832. 623. T. 12.
Die genaueften Beobachtungen über den Farbenwechſel bat
Ban der Hoeven angeftellt und denfelben vortrefflih malen
Okens allg. NRaturg, VI. 42
I
652
laffen. Er ift nicht unbeftimmt, fondern bleibt immer auf den⸗
felben Stellen, ed mögen Streifen oder Dupfen ſeyn. Auf den
Seiten find 2 breite bellere Längäftreifen, und dazwiſchen vom
Kopf bis zum Schwanz und vom Rüden bis zum Bauch dunfel-
runde Dupfen, welche vorzüglich den Wechfel unterworfen find.
Im rubigen Zuftande ded Morgens ift die Haut gelblich, die 2
Streifen röthlih, ohne Dupfen. Nimmt man e8 in die Hand,
fo treten die legtern grün und in großer Menge hervor. Später
am Tage ift die Haut noch gelblich, die Streifen aber weißlich,
die Dupfen dunkelgrün; außerdem treten längs dem Rüdgrath
dunkle Schatten hervor. Im Zuftande der Reizung wird die
Haut grünlih, der Bauch bläuli, die Streifen weißlich, Die
Dupfen und die Schatten fehwarz. Ein andermal ift ed faft ganz
röthlichbraun, die Streifen heller, die Dupfen und Schatten faft
verfhmunden. Mutationes in Chamaeleonte,
Darauf bat Milne Edwards diefe Erfiheinung aufd Neue
beobachtet und die Haut anatomiſch unterfucht. Er glaubt, darinn
einen eigenen Färbeftoff gefunden zu haben, welcher der Oberfläche
bald näher kommt, bald fich tiefer einſenkt. Iſis 1856. 496.
Diefes Thier ift häufig abgebildet und zerlegt worden.
Belon, Observations lib. M. cap. 60. Fig. Gesner © 3.
Fig. Prosper Alpin, Rer. aeg. t. 9. f. 2. t. 10.
Seba J. T. 82. 8.1, 2, 6. T. 83. F. A. 3.92. 5.5. Knorr,
deliciae t. 55. f. 2. Mevers Thiere T. 57. Haffelquiftd
Reife 348. Zacepede IL 54. T. 3. P. Ruſſel, Aleppo. 1798.
I. S. ı28. f. 3. Daudin W. 179.
Geoffroy St, Hil., Egypte 24. p. 41. t.4. Van der
Hoeven, Mutationes in Chamaeleonte 1831. t. 1— 5.
Grohmann, Camaleonte -siculo 1832. 4. Fig.
Zerlegt wurde es fehon von Perrault in Memoiırs
de Acad. IH. 1. 1699. 35. t. 5. 6. Spix, 'Cephalogenesis
t. 9. f. 8. Den in Sfid 1819. T. 20. 5. 9. Cuvier, Osse-
mens V. 2. 268. t. 16. f. 30—33. .
2) Auf den Moluden findet fi ein fehr fonderbares mit
gefpaltener Nafe. Iſt voll blauer Flecken mit weißen in’ 2 Reiben
auf der Seite (Ch. bifidus). Brongniart Bull. philomatique
Nro. 36. t. 6. £. 2. Daudin IV. 217. t. 54. |
655
12. Zunft. Bogelartige Amphibien.
haben einen vogelartigen Leib, mit einem langen Finger, woran wahr:
fcheinlich eine Flughaut geweſen.
Diefe Thiere finden fi nicht mehr unter den lebendigen,
fondern kommen bloß verfteinert im Kalffchiefer vor, und zwar
faft ausſchließlich im füdlichen Franfen, bey Sohlenhofen, zwiſchen
Eihftädt und Pappenheim. Später hat man auch in England
entdedt. Man kennt bis jegt nur ein einziges Geſchlecht, aber
mehrere Gattungen.
41. ©. Die Flugeidehfen (Pterodactylus, Ormitoce-
phalus)
haben einen Furgen Leib und Schwanz, einen febr langen
Hald und langen Kopf, alles mie ben den Vögeln; in
den Kiefern ftehen aber fpisige Zähne; die Vorderfüße find fehr
lang, haben 3 kurze Zehen, und eine, welche dem Obrfinger ent»
fpricht, faft fo lang als der ganze Leib; zmwifchen ibr und den
furzen Hinterbeinen war ohne Zweifel eine Flughaut ausgefpannt;
die Hinterfüße find Furz und haben 4 Zehen.
4) Die langföpfige (Pt. longirostris)
bat einen Leib nicht größer als bey einem Froſch; der
Hald viel länger als der Leib und der Kopf wohl halb fo lang.
Dieſe fonderbare Verfteinerung von Sohlenhofen wurde zuerft
1784 von Eollini abgebildet. Man bielt fie bald für einen
Fiſch, bald für einen Vogel, bald für eine Fledermaus, Cuvier
erfannte fie aber für ein eidechfenartiged Thier, melches fliegen
fonnte, und der Meynung find nun auch alle Naturforfcher, mit Aud>
nahme von Wagler, welcher glaubte, die Vorderfüße fenen Floſſen
gewefen, und ed mwäre daher im Meer herumgeſchwommen wie
die Enten. In jedem Kiefer flanden ungefähr 20 einfache Zähne;
die Augenhöhlen find ungemein groß und deuten auf eine nächt>
liche Lebensart; der Hals beftebt nur aus 7 Wirbeln, die aber
febr lang find, wie beym Cameel; NRüdenwirbel ungefähr 20, mit
eben fo viel dünnen Rippenpaaren; Kreuzmwirbel etwa 2, Schwanz»
wirbel 15, aber fehr Furz, fo daß der Schwanz Faum frey bers
vorragte. An den Zehen waren frumme Klauen, mit Ausnahme
42 %
654
ded Flugfingers. Das Thier beftete fih damit wahrfheinlih an
Bäume und Felfen, an denen ed die Inſecten ablad; ed mwäre
indeſſen aud) wegen des langen Halfes und Kopfes möglich, daß
ed fihmebend aus dem Waſſer Inſecten und Fifche holte. Collini,
Acta acad. palat. V. 1784. p. 58. t. 5. Cuvier, Annales
mus. XIII. 1809. p. 424. t. 31. Sömmerring in Mündner
Denkſchriften IIL 1812. ©. 89. T. 5—7. Ornithocephalus.
Ouvier, Ossemens fossiles V. 2. 358. t. 23. Oken ia Iſis
1819. ©. 1788. T. 20. 8. 1. Wagler, Spftem der Amphibien
‚1830. ©. 61. F. 1. 2. Goldfuß, Leopold. ern er
XV. 1. 1831..©. 51. T. 10.
Man bat indeffen noch andere Gattungen an andern Drten
entdeckt, namentlih Theodori und Pfarrer Geyer eine bey
Banz (Iſis 1831. 276). H. v. Meyer, Leopold. Verhandlungen
XV. 2, 4831. 198. 3. 60. F. 8—14., und Budland eine in
{ England bey Lyme Regid, Geolog. Trans. II. 2. p. 217. t. 27.
Sn der Sammlung zu Earlörube finden ſich einige ungeheuer
lange Knochenftüde ded Flugfingers, woraus man fchließen darf,
daß die Flugmweite über 6 Schub betragen hat. Sömmerring,
Münchner Denkfchriften VI. 1817. ©. 105. 3. VI.
13. Zunft. Säugtbierartige Lurde
Erocodilte,
Füße mit Schwimmhäuten, Zähne eingekeilt.
\
Die Erocodille find unter allen lebenden Amphibien die größs
ten, mwenigftend der Maſſe nach; unter den eidechfenartigen die
längften und didften. Sie werden in der Fänge nur von den
NRiefenfhlangen, welche aber verhältnißmäßig fehr. dünn find,
übertroffen; in dee Dice, oder vielmehr Breite, von den Schild»
fröten, welche dagegen faum ein Drittel fo lang werden. Ihr
Leib iſt allgemein ſchmutzig grünlichgelb, mit dunfeln Bändern
und $leden, niedergedrüdt, oden mit bornigen Nägeln gepanzert,
unten mit Tafeln. in Querreihen, der Schwanz zufammengedrüdt,
655
oben mit einer fäaenartigen Schneide; die A kurzen Füße baben
vorn 5, binten 4 Furze, gleich lange Zehen mit Schwimmbäuten
und nur 3 Klauen; die Zähne eingefeift, hohl und einfach, Feine
im Gaumen; die Zunge breit, nicht ausgefchnitten, und ganz
angewachfen. Die norftehbenden Augen haben 3 Augenlieder, das
Obrfell ift vertieft und mit 2 Klappen verfchloffen; unter dem
bintern Rande der Unterkiefer ein Drüfenloh, welches eine nach
Bifam riechende Schmiere abfondert, Sie haben Rippen faft
an allen Wirbeln, auch an denen des Halfes, und daher können
fie denfelbem nicht biegen; die Bauchrippen laufen bid zum Beden,
fiogen vorn zufammen, reichen aber hinten nicht bis an die
Wirbel.
Sie finden fih in den heißen Gegenden aller Welttbeile,
bloß in füßem Waſſer und leben von größern Thieren, welche fie
unter daffelbe ziehen und ertränfen. Sie fallen felbft über Vieh,
Schafe, Schweine und Dchfen der, fogar iiber die Menfchen. Deß>
balb Iauern fie befländig unter dem Waſſer, aus dem fie nur die
Naslöcher bervorfireden und dann herbey ſchwimmen, wenn fich
etwas dem Ufer nähert. Sie find daben ſehr flin? und paden
den Raub mit dem Rachen, oder fehlagen ihn mit dem Schwanze
nieder; auch auf dem Lande laufen fie ſchnell; da fie jedoch ſich
fhmwer ummenden, fo fann man ihnen leicht ausweichen. Sie
bäuten fih nicht. Auf dem Lande fängt man fie in Wolfdgrus
ben, im Waffer mit großen Angelhbafen, an die man Lämmer
oder Geflügel bindet. Ihre Eyer find fo groß mie die der Gänfe,
baben eine Kalffhale und werden zerftreut in den Sand gelegt,
gegen 100. Sie werden von verfchiedenen Thieren, von andern
Eidechfen, dem Schneumon, von Affen und felbft von den Negern
aufgefucht und verzehrt. Beym Audfchliefen find die ungen
faum 6 Zoll lang und werden häufig von Fifchen gefreffen. Sie
wachfen fehr langfam, und erreichen in 2 Jahren kaum die Länge
von 2 Schub; man glaubt daher, daß fie über 100 Jahr alt
werden. In Afien und Africa beißen fie Cayman, und bdiefer
Name ift durch die Neger auch nach America übergegangen. Mit
der Aufftelung der Gattungen baben ſich Schneider (Hist.
amph. II. 1801. pag. 1—170.) und Cuvier befchäftigt (Ann.
Mus. X. 1807. pag. 8.). Die Anatomie und Befchreibung der
656
Gattungen findet fih am ausführlichſten in der Naturgefchichte
der Amphibien von Tiedemann, Dppel und Liboſchitz
1817. Sol. T. 1—15. il.
Man findet an vielen Orten, felbft in Fältern Gegenden,
verfteinerte,
Es gibt dreyerley Arten, die man hauptfählich nad) ber
Geftalt ihrer Kiefer unterfcheidet. Man Fönnte fie faft nach
ihrem Aufenthalt: indifhe, americanifhe und africanis
ſche nennen.
a) Bey den africanifhen oder eigentlihen Erocodik
len ift die Schnauze länglidy und platt. Gie bewohnen vorzüg>
lich Africa, finden fi aber auch in Oſt- und Weflindien,
b) Bey den americanifhen oder Alligatoren if fie
ſtumpf und breit. Sie fommen bloß in America vor.
c) Bey den indifchen ift fie febr lang und ſchmal, wie ein
Schnabel. Sie finden fih bloß in Dflindien und beißen Ga—⸗
viale.
2a. Die africanifchen, langfhnauzigen oder eigent»
Jiden Erocodille
baben eine längliche niedergedrüdte Schnauze mit ungleich
langen Zähnen, wovon der vierte. des Unterkieferd in einen Aus—
fchnitt des oberen greift. Hieher gehört fonderbarer Weife eines
aus America.
1) Das gemeine oder Nil-Erocodiff (Cr. niloticus)
ift gewöhnlich 8— 12 Schub lang, 1 — 1", Schuh did, fol
aber jegt noch 30 Schub lang werden; es bat auf dem Genid
A Nägel neben einander, dahinter wieder 6 in 2 Neiben, in der
vordern 4, in der bintern 2; dann folgen nad) einem Abfab 6
Längsreihen auf dem Rüden, welche endlih auf dem Schwanz
in 2, dann in eine Reihe audlaufen.
Diefes ift das einzige Crocodill, welches den Alten genauer
befannt mar, und von dem fie eine Menge Nachrichten, wahre
und falfche, wie gewöhnlich, durcheinander und aufbewahrt haben.
Sie fannten es aus Aegnpten, wo es damald häufiger als jetzt
den Nil bewohnte; aber es fcheint auch in ganz Afrifa vorzu⸗
foınmen, namentlich im Senegal und felbft in Indien,
*
657
Herodot war der erfie, welcher über die Lebensart des
Erocodil8 und zwar auch die richtigften und volftändigften Be»
obachtungen mittheilte, mithin fehon 450 Jahre vor Ehrifti Ge—
burt. Er fagt:
Das Wefen der Erveodille ift folgended. Während der vier
firengeren Wintermonate nebmen fie feine Nahrung zu fiy. Es
bat vier Füße, bewohnt das Land und dad Waffer, legt und
brütet die Eyer aus auf dem erſteren, und bringt dafelbft die
meifte Zeit ded Tages, die Nacht aber im Fluffe zu: denn das
Waſſer ift des Nachts wärmer, als der heitere Himmel und der
Thau. Unter allen Thieren wird es aus dem Heinften das größte.
Die Ener find nehmlich nicht viel größer als die der Gänfe und
das Junge im Verhältniß; ausgewachſen aber wird e8 17 Ellen lang
und mehr. Es hat Schweindaugen, große und vorftebende Zähne;
die Zunge fehlt, das einzige Beyſpiel. Es bewegt auch nicht den
Unterkiefer, fondern den obern gegen den untern, auch dad einzige
Benfpiel. Die Klauen find flarf, die Haut befhuppt, und kann
auf dein Rüden nicht getrennt werden. Im Waſſer ift es blind,
in der Luft aber ſehr fcharffichtig. Da es im Waſſer Lebt, fo bat
ed dad Maul mit Blusegeln angefült. Es wird von allen Vö—
geln und andern Thieren geflohen; mit dem Vogel Trochilus
aber lebt ed in Frieden, weil er ibm nüplich ift. Geht es nehm»
lich aufs Land und liegt es dafelbft mit offenem Maul (gewöhn⸗
ih gegen den Wind), dann fehlüpft ihm der Trochilus hinein
und frißt die Blutegel: da ed fich über diefe Dienftleiftung freut,
fo verlegt ed ihn nicht. II. 68.
Manche Aegyptier halten die Erocodille für beilig, andere
dagegen verfolgen fie wie Feinde. Gene wohnen um Theben, um
den See Möris; fie ernähren ein Erocodill, welches fie fo zahm
machen, daß ed fich betaften läßt; fie büngen ibm Ringe von
gefhmolzenen Steinen und Gold in die Ohren, und zieren feine
Borderfüße mit goldenen Armbändern, füttern es mit Speifen
aus Mehl und mit Opferfleiſch, und verfchaffen ihm überhaupt
ein prächtiged Leben; nad dem Tode balfamieren fie e8 ein und
fepen ed in ein geweihtes Grab. Die um Elephantine dagegen
halten fie nicht bloß nicht für heilig, fondern effen ihr Fleifch.
In Aegypten heißen fie nicht Erocodill, fondern Champſa. Die
658
Sonier nennen fie Erocodill. wegen ihrer Aehnlichkeit mit den
Eidechſen, welche fih an ihren Gartenmauern aufhalten. 69.
Ihre Jagd gefchieht auf verfchiedene Weile. Der Jäger läßt
ein Schwein mit einer Angel im Rüden mitten im Fluß ins
Waſſer; er felbft hat am Ufer ein Ferkel, welches er fchlägt. Auf
fein Geſchrey kommt das Erocodill berbey, verfchlingt aber unters
wegs dad Schwein und wird an’d Yand gezogen. Nun verfchiniert
ibm der Jäger vor allem. die Augen mit Schlamm; das Uebrige
laßt fih dann leicht abthun, fonft nicht. 70.
Sin den unterirdifchen Gemächern ded Labyrinth oben am
See Mörid, nicht weit von der Erocodillen-Stadt, find die Bes
gräbniffe der Könige und der heiligen Erocodille. 148,
Der Indus ift der einzige Fluß nach dem Nil, welcher Cro—
codille ernäbrt, IV. 44. (Gebt wahrfheinlih auf den Gavial.)
C. Geßner bat ziemlich alles gefammelt, was die übrigen
alten Schriftfteller, Ariftoteled, Plinius, Aelian u f. w.
von ihm hinterlaffen haben.
Plinius meynt, es wachle fo lang als es lebe; es habe eine
Zunge, aber fie ſey unbeweglich und ganz angewachſen; es lebe
im Waſſer und auf dem Lande, hier mehr bey Tag, dort bey
Nacht.
Die Aegyptier malten zwey Crocodillaugen, um den Aufgang
der Sonne anzudeuten, weil nehmlich dieſe Thiere des Morgens
aus dem Waſſer hervortauchten; es febe ſchlecht im Waſſer, gut
aber außer demſelben; ſie ſeyen träg und könnten, wenn ſie je—
manden verfolgten, nur gerade aus gehen; ſie würfen die Haut
nicht ab; ihren Raub ergriffen ſie erſt, nachdem ſie ihn mit dem
Schwanze niedergeſchlagen hätten; ſie fräßen Menſchen, Kälber,
Eſel und Pferde; die Hunde füffen aus Angſt nur im Vorbey⸗
geben, daher dad Sprühmort: Er macht es, wie der Hund, der
aus dem Nil trinkt und flieht. An manden Orten werde e8 für
heilig gehalten und unter dem Namen Suchus von Prieftern mit
Brod, Fleifh und Wein ernährt, welche Dinge von Fremden
berbeygetragen würden, um es freffen zu ſehen; "auch Kuchen,
Braten und Gemüfe würden ihm angeboten. Ed trage 60 Tage,
lege jährlich 60 Eyer aufs Land, jeden Tag eines, und fo lange
brauchten fie auch, bis fie ausfchlöffen; es fey unter allen Thieren
659
dasjenige, bei welchem man den größten Unterfchied in der eis
beögröße wahrnehme, indem es aus einem fauftgroßen Ey ent»
fiebe und gegen 50 Schub lang werde. Es lege gerade die. Eyer
fo weit aufs Land, daß fie von dem audtretenden Nilmaffer nicht
erreicht werden, und daraus fhlößen die Bauern auf die Größe
der Nilüberfhwemmung. Die Jungen liefen fogleich dem Waffer
zu. Uebrigens fen ed furchtfam, boshaft und tüdifh, und fehr
geſchickt im Ueberfallen.
Auf dem Lande liege ed mit gäbnendem Rachen, und dann
flögen die Vögel Trochilus herbey, fchlüpften ibn ind Maul und
reinigten. daffelbe. Das thue dem Crocedill wohl, und es fchone
daber den Vogel, ja, wenn er beraus wolle, fo öffne es den
Rachen weiter, damit ed ihn nicht drüde. Diefer Vogel fen Hein,
wie eine Drojfel, halte fih in der Nähe des Waſſers auf, und
warne das Erecodill vor dem Jchneumon, indem er berbenflöge
und ed theild durch feine Stimme, theild durch Picken an der
Schnauze aufwede. Der Ichneumon kröche ihm nebmlich, mie
auch eine Waſſerſchlange, in den Rachen, fräße ihm die Eingemeide
aud und fomme wieder hinten beraud,
An manchen Drten merden fie in befonderd gegrabenen Teis
hen gezaͤhmt und gefüttert, wozu fie auf den Ruf herbeykämen;
man werfe ihnen die Köpfe der Thiere vor, welche man nicht
eſſen möge; indeſſen dürfe man doch nur mit Vorſicht am Ufer
gehen, Waſſer ſchöpfen und die Füße waſchen. An manchen Or—
ten würden ſie jedoch ſo zahm, daß ſie nicht bloß auf den Ruf
der ſie fütternden Prieſter herbeykämen, ſondern ſich auch anfaſſen
und ſich die Zähne mit einem Handtuch abwiſchen ließen; beſon—
ders legten fie zu Memphis ihre Wildheit während der 6 Fefts
tage ab, melche dem Apid gewidmet wären; man bätte fogar
Benfpiele, daß fie mit Menfchen in einem Bette gefchlafen
hätten. |
Die milden Erocodille feven jedoch ſehr gefährlih; fie
ſchwömmen unter dem Gebüfch herbey und fprängen auf die Leute,
welche Waller holen, ja fie machten während der Nacht die ab>
bängigen Uferwege, worauf man zu den Schiffen geht, fchlüpferig
mit Waſſer, das fie im Maul mitbrächten, damit die Menfchen
audglitfchten.
—
660
Das Erocodil fol beym Anblid eined Menfchen Thränen
vergießen und ihn dann -fogleich auffreffen: daher das Sprüd>
wort: es find Erocodill-Thränen, wenn jemand fi) fehr ängftlich
um eine Perfon beforgt zeigt, während er ihr zu fchaden fucht.
Das Crocodill fürchte übrigens die laute Stimme der Men»
fhen, und fliefe, wenn man es fteif anſehe. Die Tentpriten
bätten den Muth, es zu verfolgen, und ihm eine Schlinge umzu>
werfen, ja fie ſchwömmen ihm nad, festen fih ihm auf den
Rüden, und fhöben ihm, wenn es den Kopf zum Beißen auf:
bebe, ein Querbolz ind Maul, bieten daffelbe mit beyben Hän=
den wie einen Zaum und trieben ed an's Land; die Erocodille
fürdhteten fogar den Gerud der Tentyriten und wagten fich nicht
an ihre Inſel; diefe wüßıen fie auch fehr wohl durch die Augen
und den mweicheren Unterleib zu erflechen. Sie hätten eine Gewalt
über fie, wie die Pfpllen über die Schlangen. Als Scaurus zu>
erft 58 Jahre vor Ehrifti Geburt ein Nilpferd und fünf Crocodille
nah Rom fommen und in einen Teich fepen ließ, waren fie
von Tentpriten begleitet. Sie zogen fie zu Seiten mit Neben
beraus, um fie den Zuſchauern zu zeigen.
Zwifchen dem Meer und Cairo richteten die Erocodille felten
einen Schaden an; milder aber und gewaltibätiger würden fie
. oberhalb Cairo gegen dad Gebirge, weil fie bier wenige Fiſche
fanden, um ihren Hunger zu ftilen, und daher fih näber am
Ufer hielten; auch befämen diejenigen zehn Goltftüde, welche in
der Nähe von Cairo große Erocodille fingen, und daher wären
fie größtentheild vertilgt. Am leichteften würden die Weibchen
auf. den Inſeln getddtet. Darüber würden die Männden fo
mwüthend, daß fie den Schiffen nachſchwömmen und in diefelben
zu fpringen fuchten, aber dabey ebenfalld von den Schiffern todt>
geſchlagen würden.
In der neueren Zeit fängt man fie mit einem ellenlangen
und fingerödiden Hafen, den man mit einem langen Seil an
einen Baum bindet. Daran ift ein Schaf oder eine Ziege, welche
durch ihr Geſchrey dad Erocodill anlodt. Die Fifcher laſſen nad
Umftänden da8 Seil nad) und ziehen ed an, bis das Crocodill
matt ift und mit Spießen erftochen werden kann.
661
Die grimmigen Crocodille hatten indeffen doch auch ihren
Nugen. Ihr Fleifh wurde von Mankhen gegeffen. Die Ein»
mwohner von Apolonopolis benften fie zuerft auf, prügelten fie,
bis fie jämmerlich fchrieen, und dann zerfchnitten fie diefelben,
um fie zu effen. Ihr Blut war gut gegen Schlangenbiß, gegen
die Fleden auf den Augen; die Afche von der Haut bob den
Schmerz beym Brennen und Schneiden; das Fett, gut auf Wuns
den und gegen Fieber, Zahnweh, Schnafenftih u. f. w., murde
daher häufig zu Cairo verkauft; ein Zahn, an den Arm gebunden,
fol ganz befondere Kräfte verleihen.
Nach dem großen Profaiter Cicero bätten die Aegyptier nur
folhe Thiere verehrt, welche ihnen nüglich waren, wie der Ibis,
der die Schlangen vertilgte, der Ichneumon u. f. w. Das Ero-
codill hätte aber die Räuber aus Arabien und Libyen abgebalten,
meil fie es nicht wagten, über den Fluß zu feben. Nach Diodo—
sus Siculus aber wäre der König Minad, von feinen Hunden
verfolgt, in den Sumpf Mörid mit dem Pferde gefallen und
fteden geblieben. Dann babe ihn wie durh ein Wunder ein
Erocodil auf den Rüden genommen und and Land getragen.
Aus Dankbarkeit babe er die Erocodilftadt gebaut und den Inn—
wohnern befohlen, diefe Beftie göttlich zu verebren und ihr den
See zum ruhigen Aufenthalt zu überlaffen. Gesner Quadrup.
ovip. p. 10. fig.
In der neuern Zeit bat Geoffroy St. Hilaire, der felbft
in Aegypten geweſen, die meiften Auffchlüffe über dad Erocodill
gegeben, und befonderd die Ausfagen von Herodot beftätigt.
Es gibt jept vom Meere bis Theben, in einer Strede von 100
Stunden, Feine Erocodille mehr, und die, welche höher oben leben,
find das ganze Jahr in Thätigfeitz es märe aber mohl möglich,
daß fie zu Herodotd Zeiten im untern Nil während der vier
Wintermonate nichts gefreffen hatten, wie man dieſes auch von
den Erocodillen in Nordamerica verfihert, Die Eyer merden
bloß von der Sonne audgebrütet und zwar binnen einem Monat.
Es bat zwey Hauptfeinde, die Nileidechfe und den Schneumon,
welche febr leder nach feinen Eyern find; die erflere verfolgt
auch die Jungen im Waſſer. Seine Hauptthätigfeit ift während
der Nacht im Waffer, mo fie fi truppmweife beyfammen balten,
662
befonder8 an den Inſeln; unter Tags ruhen fie im Trodenen
aus und fchlafen, während eined Wache hält; die Jungen gewöhn⸗
lid) näher am Waffer.-
Aelian bat eined gefeben, welches 25, ein anderes, welches
26 Ellen (cubitus) hatte; dieſes macht gegen 36 Schub. Profper
Alpin, Haffelquift und Norden reden noch von 30 Schub
langen, alfo in der neuern Zeit. Die Augen find nur ſchwach ges
fpalten und merden bloß vom untern Augenlied bededt. Das
Sehloch ift ein fenfrechter Spalt. Die großen und nadten Zähne
find Fegelförmig und längs geftreift, oben 49, unten 45 jederfeitö;
die vorderen des Unterfieferd geben durch ein Loch des Zwiſchen⸗
kiefers, der vierte und längſte nur durch einen Ausfchnitt im
Dperkiefer. Die Bewegung des Oberkiefers gefchieht nicht in der
Mitte ded Schädeld, wie bey den Vögeln, fondern am Genid,
indem fich .eigentlich der ganze Schädel bewegt, weil der Unters
Fiefer faft biß hinter den Kopf reicht. Die Nägel find zwar ſtark,
aber Feine Krallen, und dienen daher nicht zum Klettern oder-
Zerreißen. Die Haut ift, fo wie die Schuppen, knochenhart und
laßt Feine Kugel dur, außer unter der Achfel und bey den
Dhren. So etwas findet manınur bey den Gürteltbieren, dem
Flöffelbeht und dem Knochenhecht. Im Freyen feben die Cro—
codille außerordentlich ſcharf. Sobald fie einen auch noch außer
Schußweite bemerken, geben fie langfam gegen den Fluß, und
dann fpringen fie mit einem Gab von 6—9 Schuh hinein. Sie
bören auch ſehr fcharf, und die Führer empfehlen einem daher
dad größte Stillfehweigen an, wenn man ihnen nahe kommen
will; dagegen find fie beym Geruch und Geſchmack fehr zu Furz
gekommen.
Was den Vogel Trochilus: betrifft, welcher dad Maul des
‚Crocodild von Blutegeln reinigen fol, fo bat. die Sache alle
Wahricheinlichfeit für fih, nur iſt ſie etwas mißverfianden wors
den, Herodot nennt dad Thier, welched man mit Blutegel über
fest, Bdella; es bedeutet aber nichtd anderes, als Blutfauger,
‚oder vielmehr nur Sauger, Im laufenden Nilmaffer gibt es
Feine wirklichen Blutegel, fondern nur im flehenden. Wahrfchein>
lich find es Inſecten, vieleicht Schnafen, welche fich, dein lippens
loſen Crocodill an das Zahnfleifch feben und von dem Fleinen
663
Vogel weggepickt werden. ’ Geoffroy fab bey Theben einen
Heinen Vogel unaufbörlih bin und ber flattern, alle Winfel aus—
fchnüffeln, felbft den Rachen des fehlafenden Crocodills; Haffels
quift fannte ihn fhon und nannte ihn den ägyptiſchen Regen»
pfeifer (Charädrius aegyptius), ohne jedoch von feinem Gefhäft
etwas zu wiſſen. Er fiebt faft ganz aus, mie unfer Pleiner Regen⸗
pfeifer mit dem Kragen (Charadrius hiaticula), wenn er nicht
gar derfelbe ifl. Sobald ein Erocodill aufd Land kommt, wird
ed nach Ausfage von Fifhern von ganzen Schwärmen von
Schnafen angefallen, welche in fein Maul dringen, und aus feis
nem gelben Rachen fo viel Blut faugen, daß er bald mit einer
Erufte bededt if. Dad bat Geoffron felbft bey einem todten
geſehen. Da es die Zunge nicht bewegen fann, fo ift ed nicht
im Stande, die Schnafen abzuwehren, und es duldet daher gern
den Dienft, den ihm der Regenpfeifer erweißt. Desdcourtild
erzählt in feiner Reife nah St. Domingo (II. ©. 26.) daffelbe
von dem dortigen Erocodil (Cr. acutus), welches vom ägypti—
fhen nur durch die fpipigere Schnauze unterfchieden iſt; er hält
aber den Bogel für emen Plattfehnabel (Todus), was nicht
wahrfcheinlich ift, da er auf Bäumen lebt.
Das Erocodil fann fi übrigend feine Zähne felbft reinigen,
und zwar mit den Zeben der Hinterfüße.
Man finder Reiher in der Nachbarfchaft der Erocodille, welche
ftundenlang warten, bis diefe ind Waſſer fpringen und ihnen die
Fiſche zutreiben; auch Pelicane find in der Nachbarfchaft, benupen
aber die Erocodille nicht auf diefelbe Weile. Man zeigt jetzt noch
gezähmte Eracodille in Aegypten, und befanntlich werden fie felbft
in Europa berumgefährt. In den Gräbern um Theben findet man
einbalfamierte, an denen man fogar noch die Löcher für die Obrringe
bemerkt. Eines der größten maß 7 Schub; es gibt aber auch
foldye, die faum aus dem Ey gefrochen. Diefe befaß Paffalacs
qua, und fie befinden ſich gegenwärtig in Berlin (Catalogue
des Antiquites 1826. 8. p. 236.). Description de YEgypte. 24. |
p- 401—571. tab. 2. f. 1. Annales du mus. II. 1803. p. 37,
t. 6. IX. p. 373. X, 1807, 67. t. 3. Cuvier X, p. 8.
verfleinerte B. XIL ©. 73. T. 1, 2, 10, 11. Ossemens foss
664
V. 2. p. I3. t.1—10. Sebal.t. 103. 104 Lacepedell,
379. Tiedemann und Oppel 1817. ©. 7. 68. T. 8. ‚
Nah Rüppell bilden die Fifcher in Dongola, füdlich von
Argppten, eine eigene Kafte, welche außer dem Fiſchfang auch
Jagd auf die Erocodille macht, vorzüglich ded Winterd, wo die
Thiere in der Sonne fchlafen, oder im Frühling nach der Legzeit,
wo die Weibchen die eingefharrten Eyer bewachen. Der Fiſcher
gräbt hinter dem Winde ein Loch in den Sand und verftecdt fich
darınn, während dad Crocodill berbeyfommt um: zu fchlafen.
Er wirft ihm fodann eine Harpune in den Leib, woran ein Seil
und ein Holz ift, das obenauf fhwimmt. Es eilt ind Waffer, der
Jäger in feinen Kahn und folgt ihm mit einem Gehülfen. Sie ziehen
dad Thier herauf und verwunden e8 mit einem neuen Wurffpieß.
Iſt e8 matt, fo zieben fie ed, auch wenn ed 14 Schub lang if,
an den Strand, binden ihm die Schnauze zu, die Füße auf den
Rüden und flehen ibm durch den Naden das Ruͤckenmark ent»
zwey. Das Fleiſch und das Fett wird von den Berbern als ein
Lederbiffen gegeffen, obihon e8 nach Bifam riecht. Die zwo
Bifamdrüfen hinter dem Unterkiefer, und die zwo an der bintern
Deffnung werden zum Cinfchmieren der Haare gebraucht und
fiir 2 Speciesthaler verfauft. Reifen in Nubien 1829. ©. 49.
2) Man unterfcheidet davon noch ein andered am Senegal
unter dem Namen dad ſchwarze Erocodill (Cr. carinatus, bi-
scutatus), welches 2 Nägel auf dem Genid bat und 2 auf dem
Naden. Die Nägel der mittleren Reihen auf dem Rüden find
vieredig, die der äußern länglich und zerfireut. Die Färbung
ift dunkelgrün, vol fhwarzer Düpfel. Schneider Hist. Amph.
I. 164, Cuvier Ann. Mus. X. 55. t. 2. Tiedemam und
Dppel 77. %. 12.
Adanfon erzählt, fein Neger habe am Senegal ein 7 Schuh.
langes Ervcodill getödtet. Er habe «8 im Gebüſch ſchlafen ges
feben, fen achte hinzugefhlichen, und habe ihm mit einem Meffer
binter dem Kopf den Hals faft ganz durchfchnitteh. Das Thier
habe fich umgemwälzt und mit dem Schwanze dem Neger einen
Schlag aufs Bein gegeben, daß er umſtürzte. Er raffte fi) aber
fehnell auf, mmwidelte ihm die Schnauze mit feiner Schürze,
während ein Anderer den Schwanz hielt und Adanfon ihm auf
665
den Rüden trat; dann fhnitt ihm der Neger vollends den Hals
ab. Dad verfchaffte ihm viele Ehrenbezeugungen, und man af
ded Abends von feinem Wildpret, dad gar nicht ſchlecht ſchmeckte.
Hist. nat. du Senegal 1757. 4. p. 148.
Was die älteren Neifenden über die Erocodille im meftlichen
Africa berichten, iſt zufammengeftelt in Hist. gen. des Voyages
IV. 1747. 4. p. 348.
3) Das in diſche
bat auf jedem Baden eine Längdleifte und beißt daher
Zeiften»Erocodill (Cr. biporcatus). Auf dem Genid 2 ent>
fernte Nägel, auf dem Naden 6, zmey dicht beyfammen, zweh
Paar bintereinander und je einer zur Seite; 8 Längsreiben auf
dem Rüden, deren Nägel oval find; ale Schuppen haben ein
Loh, was Äbrigend auch bey den andern vorkommt, Die Fär:
bung ift graulich grün mit dunfelbraunen Flecken.
Es findet fih in Menge im eigentlichen Oſtindien, auf
Sava, Sumatra, Timor, Seychelles, Neuboland, Ceylon
und auh am Ganges neben dem Gavial und dem gemeinen
Erocodil. Der General Hardwide bat alle drey dafelbft
beobachtet. Iſis 1830. ©. 1160. Schneider Hist. Amph.
U. 159. Euvier in Wiedemann Archiv I. t. 2. fig. 1.
Ann. Mus. X. 48. 1.1.2. Sebal. T. 103. Fig. 1. T. 104,
Big. 12. Tiedemann und Oppel 72. T. 9,
Marsden ift geneigt, zu glauben, daß die Crocodille auch
eine Art Zauber ausüben, wie die Klapperfchlangen. Auf Su:
matra fab er felbft ein Erocodil im Fluß unter einem Baumaft
durchgeben, auf dem eine Menge Affen faßen. Diefe geriethen
in eine ſolche Angſt, daß ſie haufenweiſe gegen das Ende des
Aſtes ſtürzten, zitternd und zabnfletfchend immer näher kamen
und endlich herunterfielen. Viele Einwohner geben beym Baden
zu Grunde, und dennoch läßt ihnen der Aberglauben, nad) welchem
fie diefe Thiere für beilig balten, nicht zu, diefelben zu zerftören,
mad fie doc fo leicht Fönnten. Reife 1782. (1794. I. 279.)
Labillardiere ſah auf Java eines diefer Erocodille unter
. einen Haufen badender Kinder ftürgen, eine® derfelben erbafchen,
und mit ihm untertauchen. Sie follen ihre Beute 3—4 Tage in
den Schlamm vergraben und dann esft verzehren.
666
Auf Ceylon wurde im Jahr 1799 eined getödtet, welches
20 Schuh Yang und fo die wie ein Pferd war. Man fihicte es
dem Gouverneur, und dazu mußte man 2 Wägen hinter einander
hängen und 8 Ochfen daran fpannen, Dennoch fhleifte ein Theil
ded Schwanzes auf dem Boden. Dan fand im Magen den Kopf
und den Arm eined Negers. Sprengeld und Ehrmann
Bibliothek der Reifen XI. 322.
4) Sr den Schriften der franzöfifchen Academic bat Per:
rault eined aus Siam befchrieben und zerlegt (Ur. siamensis,
galeatus), welches man nun auch für eine eigene Gattung hält
wegen zwey dreyediger Leiften hinter einander auf dem Scheitel.
Mem. acad. II. 1699.,255. t. 64. Schneider Hist. Amph.
U. 157. Cuvier Ann. Mus. X. 5l. t. 1. Oppel 76. T. 11.
5) Das mittelamericanifhe oder IRB Ana ne
(Cr. acutus)
unterfcheidet fich durch eine am Grunde gewölbte und 5
dünn zulaufende Schnauze; die 6 Nägel auf dem Halſe ziemlich
wie bey dem gemeinen, aber auf dem Rücken laufen nur 4
Reihen.
Dieſes dem gemeinen fo ähnliche Crocodill findet ſich merks
würdiger Weile auf St. Domingo und den andern Antillen,
namentlih Cuba und Jamaica, auch im Gebiete ded Drenoco.
Beoffrov St. Hil. Ann. Mus. I. 1803. t. 37. Oppel 73, T.
13. 9. Bromne Samaica 461. Sloane — I. 332.
Schneider Hist. Amph. II. p. 23. 37. 44. 72.
Dampier bat diefen Cayman, wie er genannt wird, zus
erft vom Alligator (Crocodilus palpebrosus) unterfhieden, und
feine Lebensart auf der Caymans⸗Inſel und auf Cuba beobach⸗
tet. Es wird 12 — 16 Schub Yang, lebt vorzüglich von Fifchen,
fängt aber auch Waffervögel, und ift beſonders gierig nach Huns»
den, welche fich fehr vor ihm fürchten, nicht gerne aus den
Flüffen faufen und gewöhnlich einige Schritte davor ftehen blei—
ben und bellen. Wenn fie endlich zu trinken wagen, jo prallen
fie oft vor ihrem eigenen Schatten zurüd und bellen viel ärger
als zuvor. Dft mußte er daher für fie Waſſer fchöpfen und fie
fogar überd Waſſer tragen. Die Aligatoren in der Campeches
Bay fchleppen den Schwanz; dieſes Erocodill trägt ihn etwas
667
nach oben gerichtet. Sie paaren fih im Frühjahr, graben mit
dem Rüffel ein Loch ind Ufer, legen 28 Eyer hinein und bededen
fie mit Erde. Nach einem Monat fcharrt dag Weibchen die Erde
meg, die Jungen Priechen aus, folgen 3 Monat lang der Mutter,
und werden von ihr gegen die Männchen vertheidigt. Reiſe um
die Welt. IL 497.
Nah Labat greifen die Caymane auf St. Domingo feinen
Menfhen an, menn er ein Thier ben ſich hat; oft gefchieht es,
daß fie den Sägern beym Durchwaten ein Schmein oder eine
Rindshaut von den Schultern reißen und fie rubig fortgeben
laffen. Haben fie jedoch Hunger, fo geben fie auch auf den
Menfchen los, und ed bleibt ihm dann nicht8 übrig, als zu flie>
ben, moben er aber im Zidzad laufen muß, um fie zu ermüden:
denn fie holen die beften Pferde ein. Auch Fönnen fie im Schwim⸗
men nicht angreifen, fondern müffen fih auf die Beine ftellen
können, daber find fie nur in den Furthen und nidht im tiefen
Waſſer gefäbrlich. Es gibt Mulatten und Neger, melde Fed
genug find, fie anzugreifen, und fich ihrer mit feiner andern
Waffe zu bemeiftern, ald mit diem Leder oder einem boblen
Stud Holz, das fie ihm in den Rachen fleden, damit er ihn
nicht ſchließen kann; er finft dann unter und erftidt. Uebrigens
riecht man fie fehr bald, wenn man unter dem Winde ifl, wegen
des Bifamgeruchd. Das Zleifh und die Eyer riechen darnach;
jenes ift hart und zäh und wird nur in der größten Noth ges
geffen, diefe dagegen gewöhnlich ald Eyerkuchen ungeachtet ded
Geruchs. Auf den Pleinen Inſeln finden fich Feine. Er bat nur
einen gefehen von 10 Schub Länge mit brauner Haut. Sie
liegen wie Baumklötze ausgeftredt, und warten auf ihren Raub.
Kommt ein Pferd, ein Rind oder ein andered Thier durch den
Fluß, fo paden fie ed an der Kehle und ziehen e8 unter Waller;
ift e8 ein wenig in Fäulniß übergegangen, fo freffen fie es auf.
Die eingefangenen Pferde fiheinen das zu wiſſen; ebe fie ind
MWaffer geben, fchlagen fie mit dem Fuß binein und fehen fich
ängftliy um. Labat, Voyage aux iles de l’Ame£rique. II
1724. 4. p. 24.
Okens allg. Naturg. VI, 43
668
Aler. v. Humboldt erzählt vieles von der Lebendart dies
fed Crocodills. Im April fieht man am Apure, einem Seiten»
arm ded Orenoco, fogenannte Tiger oder Jaguare, Tapire, Peso
cari, Crocodille, Capybaren und ganze Wolfen von Vögeln. Die
Eroeodille Tiegen oft zu 8--10 unbemweglich auf dein Sande aus⸗
geſtreckt, die Kiefer unter einem, rechten Winfel aufgefperrt, uns
beweglich dicht an einander, ohne ein Zeichen von mwechfelfeitiger Zua
neigung, mwahrfcheinlih ein Männchen mit lauter Weibchen, mie
ed Decourtild auf St. Domingo bemerkt bat. Die Männchen
find felten, weit fie in der Laufzeit mit einander Fämpfen und
fi) tödten. Sie find fo häufig, daß man faft jeden Augenblid
5—6 zu ſehen befommt, obfchon um diefe Zeit noch viele im
Schlamm der Wüften begraben liegen. Sie maßen ein tobt ge>
fundened: es hatte 16 Schuh 8 Zoll; ein Männchen 22 Schuh
3 300. Es ift die Gattung mit fpisiger Schnauze (Crocodilus
acutus), fomwie dad im Drenoce- und Deagdalenenfluß. Der
äußere Rand der Füße ift gezähnelt wie beym Milerocodil. Die
Männchen find erſt im zehnten Jahr zu einer Länge von 8 Schuh
ausgewachfen; folglih muß das gemeffene wenigfiend 28 Jahr
alt gemwefen feyn. Bey St. Fernando vergeht kaum ein Jahr,
wo nicht 2—3 Menfhen, meift Weiber beym Warferholen, aufe
gefreffen werden, Ein ergriffened Mädchen von Uricucu hatte
den Muth und die Geiftesgegenwart, dem Erocodill die Augen
einzudrücen, wodurch es frey wurde, jedoch mit dem Berluft
feines Vorderarms. In Africa bedienen fich die Neger deffelben
Mittel. Mungo⸗Parks Neger rettete fich auf diefe Art zwey⸗
mal aus dein Rachen diefed Ungeheuerd (Last Mission to Af-
rica 1815. p. 81.). Das Crocodill vom Apure, welches Arueh
und Amana beißt, ift beym Angriff fehr gefhmwind und wild, wäh:
rend es fi langſam, wie ein Salamander fortfhleppt, wenn «8
nit von Zorn oder Hunger geplagt iſt. Beym Laufen macht
ed ein Geräufch durch dad Reiben feiner Hautplatten an einan>
der; es macht dabey einen Budel und geht gewöhnlich gerad
aus, kann fih jedoch wohl umdrehen und ſich felbjt in den
Schwanz beißen. Das Geradlaufen kommt eigentlich daher, daß
fie ſchießen wie unfere Eidechfen. Sie fhwimmen vortrefflich,
felbft gegen den fchnelften Strom. Beym abwärts Schwimmen
>
669
wird ihnen das Ummenden ſchwerer. Ihr Hund entgieng einem,
indem er fich plößlich gegen den Strom wendete. Die Croco⸗
dille finden reichlihe Nahrung an dem Capybara, welches am
Ufer in Heerden von 50—60 lebt, fo groß wie ein Schwein iſt und
ziemlich gut ſchwimmt. Auf dem Lande wird ed eine Beute ded
Tigerd, und ed wäre ſchwer zu begreifen, warum es nod nicht
vertilgt ft, wenn es fich nicht vermehrte wie die Meerſchweinchen.
Voyage H. 1819. 4. 212.
Wenn der Drenoco anfchwilt, fo gefchieht es bisweilen, daß
unvorfichtige Menfchen felbft in der Hauptftadt des fpanifchen
Guyanas, Angoftura 8° Nordbreite und 66° Oftlänge, eine Beute
der Erocodille werden. Während feines Aufenthalts dafelbft padte
ein febr wildes Erocodil einen Indianer am Bein, mwährend er
feinen Nachen in einer kaum 3 Schub tiefen Bucht and Land
fehieben wollte. Es zog ihn über dem Waffer fort. Auf fein
Hilfägefchrey kamen viele Zufchauer herbey; fie ſahen, mie diefer
Unglüdliche den unerbörten Muth hatte, nad einem Meffer in
der Hofentafche zu fuchen. Ald er ed nicht gefunden, padte er
dad Crocodill am Kopf und drüdte ihm die Finger in die Augen,
durch welches Mittel Munge: Parks Neger fi) gerettet hatte,
das Tier ließ aber nicht los, fondern fanf unter, und ala der
Indianer ertrunfen war, kam es mieder berauf und fchleppte ihn
auf eine Infel. Da es unter dem Waffer nicht freffen kann, fo
fommt es jedemal nach einigen Stunden wieder herauf, um
feine Beute am Ufer zu verzehren. Es geben auf diefe Weife
jährlich mehr Menfchen zu Grunde, ald man denft, befonderd in
Dörfern, welche oft überſchwemmt werden. Die Erocodille bieis
ben lang an demfelben Drt, und werden von Jahr zu Jahr
frecher, befonderd wenn fie einmal Menfchenfleifch gekoſtet haben.
Sie find fhwer zu vertilgen, meil die Kugel nicht durchdringt,
außer in der Achfel und dem Rachen. Die Indianer binden eine
Kette an einen Baum, woran ein Haken mit Fleiſch. Hat fich
dad Erocodill gefangen und abgezappelt, fo tödten ſie es mit
Spießen, Man wird noch lange diefer Ungeheuer nicht los wer⸗
den in einem Lande von zahllofen Flüffen, am öſtlichen Abhang
der Anden, aus welchen täglich neue Heerden durch den Meta
435 ®
670
und den Apure anfommen. Bor einigen $abren ſtürzte fi ein
Meger mit einem Meffer in den Fluß, um feinen Herrn zu
retten, der von einem Erocodill fortgezogen wurde, Er durch⸗
ftady ihm die Augen und zwang ed, den Menſchen 108 zu laffen.
Er war wenig verwundet, aber faft erſtickt, und ſtarb daber bald
am Ufer. Der Neger erbielt feine Frepbeit. Der Muth bey
Gefahren ift in einem Lande, wo fie fo häufig find, über alle
Maaßen groß. Jeder hört von Jugend auf davon erzählen, und
erfährt Mittel, die man dabey anwenden muß. Voyage II. 640.
In Venezuela warnte man fie durch einen Bad zu waten.
Sie giengen daber über gelegte Baumflämme und zogen die Pferde
am Zaume nah. Plöplih fanf dad eine unter, zappelie eine
Zeit lang und verfhwand. Die Führer fagten, es fey durch ein
Erocodill, die hier fehr gemein wären, fortgezsogen worden. Gonft
find fie im Fluß Neveri nicht fo wild wie im Drenoco, und es
verhält fich daber wie in Aegppten und Nubien, wie man aus
den Reifen von Burdbardt und Belzoni fiebt. IM. ©, 41.
Es gibt auh an der Weftlüfte yon America eine Menge
Crocodille, welche vielleicht hierher gehören. Sie beißen dafelbft
Lagarto (Eidechfe) und entvölfern, namentlid bey Guayaquil, die
Flüffe faft ganz von Fifchen. Sie gehen jedoch nur binein, wann
fie Hunger haben. Sie werden 18—20 Schuh lang. Am’ Ufer
liegen fie. wie halb verfaulte Baumſtaͤmme mit aufgefperstem
Rachen, martend bis fih eine Menge Muden darinn gefammelt
baben und fie diefelben verfchluden fünnen. So bald fie einen
Menfchen wahrnehmen, fpringen fie ind Waffer. Sie legen bins
nen 2 Tagen menigftend 100 Eyer in’ein Loch im Sand, deden
es zu und mwälzen ſich darüber, um. die Spuren davon zu verbers
gen. Dann entfernen fie fih einige Zuge, Fommen mit den
Männchen zurück, fharsen den Sand auf, und zerbrechen bie
Schalen. Die Mutter fest die Zungen auf den Rüden und trägt
fie ins Waffer. Unterwegs holt aber der Hühnergeyer (Gallinazo,
Vultur aura) einige weg, und aud dad Männchen frißt fo viel
es kann; endlich verzehrt auch die Mutter diejenigen, welche
berunterfallen oder nicht gleich fehwimmen Fünnen, fo daß zulept
nicht mehr als 5 oder 6 übrig bleiben, Die Gallinazos ſehen
aus wie ein Huhn, haben aber einen dickern Hald und größern
671
nadten Kopf, der ſchwarz ift mie das Gefleder. Sie find ganz
gemein in den Städten und die Dächer find von ihnen bedeckt.
Sie freifen, was fie befommen Fönnen, felbft Aas, dad fie 3—4
Stunden weit riechen. Sie legen e8 vorzüglich auf die Ever der
Erocodille an, und halten fih daher im Sommer, wie Schild:
wachen, auf den Bäumen verborgen, beobachten ganz geduldig
dad Meibchen im Legen und flürzen fich erft, mann ed weg ift,
auf dad Net, dad fie mit Schnabel und Krallen öffnen, und
fih um die Eyer reißen. Auch die Einwohner holen viele, um fie
zu verzehren. Obne diefen Krieg würde das ganze Land nicht Plah
genug für die Erocodille haben. Uebrigens find ihre gewöhnliche
Nahrung die Fiſche, welche ſie mit eben ſo viel Geſchicklichkeit
fangen als die Fiſcher. Sie verbinden ſich 8—10 und legen fi
an die Mündung eines Fluſſes, wo fein Fiſch heraus Fann, ohne
daß er ihre Beute wird. Während der Zeit treiben andere von
oben ber ihnen die Fiſche zu. (Diefe Erzählungen find fehr aben»
theuerlich und verlangen ftarfen Glauben.) Haben fie einen gefaßt,
fo fteden fie den Kopf aus dem Warfer, fehieben ihn allmählich
in den Rachen, Fauen und verfchluden ihn. Reichen die Fifche
nicht bin, ihren Hunger zu ſtillen, fo zerftreuen fie fich in Die
Ebenen, und greifen Kälber und Fohlen an; haben fie einmal
dieſes Fleiſch geſchmeckt, fo verlaffen fie die Flußjagd. Dazu
mwäblen fie die Nacht, fehleppen auch Kinder ind Waffer, um fie
zu ertränfen, als wenn fie fürchteten, ihr Geſchrey möchte Hilfe
berbeyrufen, Sie holen fchlafende Schiffer au8 dem Kahn heraus.
Die, melde einmal Menfchenfleifeh verfucht haben, find die ges
fährlichſten. Dan fängt fie gemöhnlich mit der Cafoneta, einer
Art Angel aus einem Stud Holz, an beyden Enden zugefpißt,
welche8 man in eine Leber fledt und mit einem Geil an einen
Pfahl bindet. Go bald ein Cayman es ſchwimmen flieht, fo
ſchnappt er darnach; ed durchfticht ihm aber beude Kiefer. Dann
wird er and Land gezogen und auf alle mögliche Art gereizt, obs
fhon er wüthend um fich fchlägt: aber man fürchtet ihn nicht,
weil er einen höchſtens ummerfen kann. Diefe Thiere haben
einen laͤngern Kopf als die Eidechfen; er endet in eine Spitze,
welche eine Schnauze bildet wie ein Schweindräffel. Im Warfer
ſtecken fie ihn immer heraus, um zu athmen. Ulloa, Voyage
672
au Perou Lib. IV. cap, 9. Hist. gen. des Voyages XX. 1773.
p- 385.
Auf dem Lande wird ed fehr von den Schnafen geplagt,
welche auf St. Domingo Maringouind heißen, und davon wird es
von dem Vogel Plattfhnabel (Todus) befreyt. Dedcourtils
Voyage 1809. II. p. 11—108. t. 2—b.
6) In Merico gibt e8 eines, welches man das De
Erocodill nennt (Cr. rhombifer), von 2 Reiften, welche von
den Augen gegen die Nafe zufammenlaufen, und mit den hintern
Augenrändern eine Raute bilden; die Schnauze ift fehr gemölbt,
die Nägel auf Genid und Naden find wie beym gemeinen Cro⸗
codill. Cuvier, Ann. Mus. X. 51. Tiedemann und
Dppel 75. T. 10. Wiegmann in der Iſis 1829. ©. 620.
be Die kurzſchnauzigen Erocodille oder die Allis
gatoren
baben eine breite flumpfe Schnauze, ungleiche Zähne, wovon
der vierte unten in eine Grube des Oberkieſers greift; die
Schwimmbaut ift nur bald. Es gibt mehrere Gattungen, bloß
in America.
7) Daß füdamericanifche oder dad BrillensErocos
dill (Cr. sclerops)
iſt in America daB gemeinfte, wird nur ein Dutzend Schub
lang und unterfcheidet ſich durch eine QDuerleifte zwifchen den
Augen; auf dem Naden liegen 4 Paar große Nägel. hinter eins
ander, dann folgen auf dem Rüden 6 Reiben. Marcgrave
p: 242. Jacare. Merian, Surinam t. 69. Seba L. T. 104.
5. 10. Linne, amoenitates I. p. 151. Schneider, Hist.
amph. II. p. 162. Cuvier, Ann. Mus. X, p. 31. tab. 1, 2.
Ossemens foss. V. 2. p. 64. t. 1,2. Tiedemann und Op:
pel ©. 60. %. 5. Spix, Lacertae tab. 2. Cr. punctulatus,
tab, 4. Cr. niger.
Die Brafilier nennen dieſes Thier Jacaré, die Neger aber
Cayman. Es wird 6--9 Schub lang, bat vorn 5 Zeben, hinten
4, aber nur an den 3 innern Zehen ſchwarze Klauen; die harten
und boden Schuppen find gelblichſchwarz, an den Seiten theild
ſchwarz, theild gelb. Der Schwanz gelb, mit zierlichen ſchwar—⸗
zen Strihen und folden Ringen umgeben, Die Neger effen das
673
Fleiſch und die faft walzigen Eyer mit harter, unebener Kalk:
fchale, etmad größer ald Hühnereyer. Man findet oft 18—30
Eyer in einem Neftz im Magen viele Krebfe. Es bat binter
dem Unterkiefer ebenfall8 Drüfenlöcher. Marcgrave 242.
Es ift gemein in allen Flüffen und Seen von Paraguay,
wo ed von Fifchen und Enten lebt, welche es ganz verfchludt.
Es geht füdlih bi8 32 Grad. Man fürchtet fie wenig, und
jederman badet und ſchwimmt über die Flüſſe; indeſſen ziehen fie
biömweilen Hunde unterd Waſſer. Den Menfchen fallen fie nur
in der Näbe ihrer Eyer an, zerreißen und freffen ihn aber nicht;
man kann ihnen aber auch leicht ausweichen, meil fie Faum halb
fo gefhmwind find aid der Menſch. Ihre Färbung ift ziemlich
fhwarz; man findet fie nur im oder am Warfer, und um zu
wandern warten fie Regenzeit und Ueberfchwenmungen ab. Wähs
rend der Naht und faft den ganzen Zag find fie unter Waffer,
und zeigen nur biöweilen die Augen; gegen Mittag aber foms
men fie and Ufer, um fih am Sande zu fonnen und zu ſchlafen;
fo bald fih ein Menfh oder ein Hund nähert, gehen fie ind
Waſſer zurüuͤck.
Die Eyer find, fo groß wie die der Gähfe, weiß und rauh;
ed wird etwa ein Sched in den Sand gelegt, mit dürrem Grad
bededt, der Sonne überlaffen. Sie werden eiferig von den
freyen Indianern aufgefücht und gegeffen, fo wie dad meiße,
fhmadbafte, aber etwas trocdene Fleifh. Zum: Fang haben fie
einen befondern Pfeil, den fie ihm in die Geite fchießen, wo e8
allein verlesbar if: Dad Eifen bleibt fleden und der Schaft
ſchwimmt oben auf, durch eine Schnur damit verbunden. Dann
fahren fie im Kahn berbey und erftehen ed mit Lanzen. Die
Spanier fohießen ed zum Vergnügen mit Kugeln, aber vergebens,
mweil diefe entweder gar nicht, oder nur an den Seiten eindringen
und fih dad Thier in beiden Fällen auf den Grund begibt. Sie
fieden auch ein Stüd Holz, an deffen Mitte ein Seil hängt, an
Rindslunge und werfen fie ind Waffe. Das Jacare verfchludt
8 gewöhnlich und wird and Land gezogen.
Bey einer Größe von 8 Schuh find fie ausgewachſen, obs
fhon es größere gibt; der Schwanz 3 Schuh lang, SZol breit und
biegfam wie ein Fiſchſchwanz; Vorderfüße 11% Zoll, hintere
674
43%/3 Zoll; tie Zehen find faft ganz getrennt; Rachen 13'/ Zoll.
Dorn im Unterkiefer fteben 2 zolllange, fpisige Zähne, welche
durch ein Loch im Zmifchenkiefer gehen; dann folgen jederfeitd
10 Eleinere, darauf ein großer Eckzahn, wieder 6 kleinere, noch
ein Edzahn und endlih nod 8 Fleinere, Im Oberkiefer verhält
es ſich ebenfo. Es ſcheint nicht füdliher ald 32 Grad zu geben.
Azara, Quadrupedes II. 1801. 380,
Nach dem Prinzen Mar von Wied gehört dad Jacare
nicht zu den großen Erocodilen, da e8 nicht mehr ald 9—10
Schub lang wird. Er befchreibt ein 6 Schub Janged, und fand
in jedem Kiefer 36 regelmäßig geftellte Zähne, mithin 72. Gie
leben im größten Theil von Südamerica, von Brafilien bis
Guyana, Surinam und Cayenne; in Brafilien felbft hat er Feine
andere Gattung gefunden. Es hält fi aber in den meiften
Flüſſen und Seen auf, vorzäglid in ſtehendem Waffer, nehmlich
in den Sümpfen und Altwaffern. So lang ed hungerig auf Beute
lauert, liegt e8 den ganzen Tag im Waffer verborgen und firedt
nur die Nafe und die Augen etwad hervor, Hat es feinen Raub
gefangen, fo wuͤrgt ed denfelben ganz hinab, indem e8 den Kopf
über dad Waſſer hebt, und ruht dann am Ufer in der Sonne aus.
Rudert man neben ihnen vorbey, fo fpringen fie von den Granits
blöden ind Waffer, ohne daß man fie vorher, wegen ihrer grauen
Farbe, von dem Stein unterfchieden bat. Stellt man fi auf
ein fteiled Ufer, fo Fann man in den Seitenbächen des Parayba
mit einem Blick mehrere zwifchen den großen Blättern der See>
ofen bervorguden fehben. Wenn man fie beunruhigt, fo tauchen
fie unter und kommen bald an einer andern Ötelle wieder
bevor.
Sie freffen ale lebendigen Wefen, die fir erbafchen können.
Er fand im Magen vorzüglid Schuppen und Gräthen von Fifchen,
Wafferodgeln, Sand und Fleine Steine; fehr felten hört man
fagen, daß fie einen Menfchen angepadt hätten, wohl aber vers
fhlucden fie oft Hunde. Ueberhaupt find fie fhüchtern und ver»
fhwinden, fo bald man ihnen auf 30—40 Schritt nahe fommt.
Su der Nähe ihrer Hütten hatte ſich eines feinen Aufenthalt ges
wählt, um die Abfälle aud der Küche, Därme und dergl., zu
bekommen. Er hat fie nie mit offenem Rachen fchlafen gefehen,
675
wie die am Drenoco, wohl aber fand er Würmer und Inſecten
in feinem Rachen herumfriechen, was vielleicht auch die Geſchichte
mit dem Trodhilus erklären könnte. Zur Paarungszeit im Auguft
und September bemerkt man ihre Gegenwart an dem unanger
nebinen Biſamgeruch, wenn man fie auch nicht ſieht. Ever hat
er feine gefunden,
Da dad Thier wenig Nugen gewährt, fo flellt man ihm
nicht nad. Zwar effen die Wilden und einige Neger dad Kleifch,
befonder8 von der Schwanzwurzel: allein fie erhalten felten einen
folden Braten, weil fie fchmer zu tödten find und man auch
Feine Anftalten bat, die untergefunfenen beraufzuholen. Am beften
fhießt man fie mit Schroten ind Genick und den Kopf; mit
Argeln werden fie bier nicht gefangen. Auf dem Lande find fie
ganz in der Hand ded Jägers; fie bleiben unbemweglich liegen,
und laſſen fich ohne Widerftand tödten, beißen auch nur, wenn
inan fie mit einem Stode nedt. Die gefangenen Jungen faſſen
dabey die Kehlen und den Bauch, zifhen wie eine Gand aus
dein Neft, fperren den Rachen weit auf, Fehren fih ſchnell um,
wenn man fie hinten anfaßt, beißen und fhlagen mit dem Schwanz
beftig um fih. Er bat fie bey trodenem Wetter über Land
wandern jeben.
Ihre Farbe wird in den Abbildungen meiftend unrichtig
angegeben: alle unteren Theile find gelblichweiß ind Grüne,
an der Kehle und den Seiten grau marmoriert; die oberen
Theile dunkel grünliygrau, mit 4 undeutlichen ſchwärzlichen
Duerbinden auf dem Rüden, 9—10 auf dem Schmanze. Bey:
träge I. 69. Abb. 9. 12.
8) Dad nordamericanifche oder Hechtcrocodill
(Cr. lucius)
bat einen Kopf wie eine Hechtſchnauze und nur 2 Paar große
Nägel auf dem Naden, etwas von einander; auf dem Rüden
6 Kielreihen, die Schwimmhäute find groß. Seba J. T. 103.
5.11. Catesby II. T. 63. Cuvier, Annales mus. X. p. 28,
t. 1. Tiedemann und Dppel ©. 58. T. 4.
Diefed ift dad gemeine Erocodil, welches in Nordamerica
eigentlich Alligator heißt, und in allen -wärmern Theilen der
vereinigten Staaten, namentlich in VBirginien, Carolina, Lois
676
fiana, bi8 zum Miffiifippi vorkommt, wie es ſcheint auch in
Merico.
Sie Ieben in Carolina nah Catesby im Waffer und auf
dem Land, und geben bid zum 33° Nordbreite, alfo eben fo meit
wie die Erocodille in Africa und wie dad Jacaré in Südamerica.
Sie halten fih nicht bloß in füßem Waffer, fondern auch nahe
am Meer in Bradwaffer und in Salzfümpfen auf, mo fie ſich
im Schilf verfteden und auf Vieh und andere Thiere lauern,
Auf Jamaica und dem Beftland erreichen fie die Länge von
mebr als 20 Schub. Gie find fehr boshaft und tüdifch, ver:
fchonen weder Menfchen noch Thiere; fie ziehen fie unter Waffer,
um fie defto leichter verzehren zu können, jedoch leben fie gewöhn⸗
lich von Fifhen. Auf dem Lande feben fie aud mie ein alter
ſchmutziger Klo; im Waſſer ſchwimmen fie oft auf der Seite,
moben ed ihnen Jeichter wird, Vögel und Meerfchildfröten zu
erwifchen.. Sie geben befonderd gierig nach Schweinen. Wenn
fie Hunger leiden, fo verfhluden fie Steine, Holz; und bergl.,
um ihren Magen zu füllen. Sie legen viele Eyer auf einmal
in den Sand und überlaffen fie der Sonne. Im füdlichen Caro»
line find fie ungemein zahleeih, groß und keck; im nördlichen
aber Pleiner, und liegen vom October bi zum März mie ers
ftorben in Uferböhlen, aus welchen fie im Frühjahr mit abſcheu⸗
lihem Gebrül hervorkommen. Die Indianer effen den bintern
Theil ded Leibed und den Schwanz Das Fleiſch ift weiß, bat
aber einen raucherigen Gefhmad, Carolina 3. 63. Junges
aus dem Ey.
Nah Bartram zeigen fih die Erocodille in Flerida des
Abends in großer Menge in den Flüffen, und fangen an zu beus
Yen, daß die Erde erdröhnt. Er bewaffnete fich mit einem Hebel
und flieg in einen Kahn, um einige zu erfchlagen, Zuerft wichen
fie zurück, aber einige größere folgten, griffen ihn von allen
Seiten an, und fuchten dad Boot umzumerfenz zwey ſchoſſen mit
Kopf und Vorderleib aud dem Waſſer, und goffen ganze Flutben
über ihn aus, heulten ſchrecklich und fhlugen ihre Kiefer betäubend
über feinen Obren zufammen. Er ſchlug mit feinem Hebel nach
Kräften um fi, trieb fie ein wenig zurüd, und fuchte ſodann
ans Ufer zu kommen, wohin er nod von einem alten 12 Schub
677
langen verfolgt wurde. Ein andermal ſah er den Johannesfluß
in feiner ganzen Breite und eine halbe englifhe Meile Yang
von Fifhen ganz bededt, und hinter ihnen ber eine ſolche Menge
Crocodille, daß man über fie hätte geben Fönnen, wie über eine
Brüde. Hunderttaufende von Fifchen wurden verfchlurgen, moben
die Kiefer der Erocodille fo Flapperten, daß man den Lärm weit
und breit hörte, Sie tauchten mitten in der Fifchmaffe unter,
erhoben fih mit ihrem Raube einige Schub über das Waſſer; es
flürzten ganze Ströme von Waffer und Blut aus ihrem Rachen,
und Wolfen von Dampf aus den Naslöchern. Des andern Mors
gend war alles fill und fie fchliefen am Ufer. Als er meiter
fuhr, ſchoß plöglih eined mit fürchterlichem Geheul aus dem
Schilf unter den Boot durch, und fließ auf der andern Seite
Waſſer und Dampf gegen ihn aus. Er ſchlug es mit feinem
Hebel fo tüchtig auf den Kopf, daß es untertauchte und umfehrte,
Später Fam ein andered hinter ibm ber, dem etwa 100 Junge
von 15 Zoll Länge in einem regelmäßigen Zug folgten. Auf
einmal fah er eine Menge Erdfegel am Ufer, von denen er ſchon
mußte, daß es Erocodillnefter wären. Obſchon er einen großen
Kampf fürchtete, indem mehrere Wächter am Ufer herumliefen;
fo wollte er doch landen, um die Nefter zu unterfuchen. Die meiften
waren fchon verlaffen und die Eyerfchalen lagen zerflreut umher.
Die Nefter find A Schub hoch, unten 4—5 did und befteben aus
Schlamm und Gras, unten eine Schicht Schlamm, darauf eine Schicht
Eyer, dann wieder eine 8 Zoll dide Schlammſchicht u.f.f., fo daß
100 bis 200 Ever, fo groß wie ein Ganseyh darinn liegen mögen.
Die Mutter fol die jungen führen wie eine Gluckhenne, indeffen
ift e8 befannt, daß die alten viele jungen freffen. Audgewachfen
werden fie 20 Schub lang, und fo did wie ein Pferd; der Rachen
Öffnet fih 3 Schuh weit; beym Brüllen fchwellen fie an, ziehen
viel Waſſer und Luft ein, und flogen e8 wieder mit Gewalt au.
Reifen 1792. ©. 116. Die Wolfen von Dampf aus der Nafe
machen diefe Erzählung fehr der Prableren verdächtig, und beneb⸗
men auch den Evyerhügeln alle Wahrfcheinlichfeit, befonderd da,
niemand anderd davon redet.
2acoudreniere fagt, daß fie fih in Louiſiana beym Eins
feitt der Kälte in Schlamm fteden und in Winterfchlaf verfallen,
678 ; Be
in welchem man fie, wenn «8 bedeutend Falt wird, in Stüde zer
fchneiden Fönnte, ohne daß fie aufwachten; was aber an warmen
Wintertagen von felbft gefchieht. Sie freffen nit unter dem
Waſſer, fondern erfäufen bloß ihren Raub und ziehen ihn dann
deraus, um ihn zu verfchlingen. Sie zieben das Negerfleifch dem
der Weißen vor, Sie fürchten den Hapflih und die Cauana-Schild⸗
kröte, und gehen daher nicht ind Brackwaſſer; im Schlafe find
die Kiefer verfchloffen. Ihr Brüllen gleicht dem der Ochſen,
wiederholt fich aber nicht. Journal de Physique XX. 1782. 333.
9) In Merico gibt ed noch eine eigene Öattung, dad mexi⸗
canifhe oder Brauen»Erocodill (Cr. palpebrosus)
mit verknöcherten obern Augenliedern, zwey Querreihen von 4
mäßigen Nägeln auf dem Genid, dahinter auf dem Halfe 4 Paar
größere dicht aneinander.
Diefes foheint dad Thier zu ſeyn, welches Dampier ſchon
vor mehr ald Hundert Jahren in der Campehe-Bay in Merico
beobachtet hat: mwenigftend fagt er von ihm, daß ein Zahn an
der Seite des Unterfieferd in ein Loch ded Oberkiefers paffe, und
daß es 2 harte Erhöhungen über den Augen babe. Er fah fie
in den Sümpfen und Flüffen zu Taufenden, und darunter waren
die größten 47 Schub lang; beym Gehen fchleppen fie ben
Schwanz auf der Erde nad); fie verlaffen zur Regenzeit die Flüffe,
und freffen das Fleiſch von den Gerippen der von den Jägern getödteten
Rinder, greifen abermwenigften bey Tage feinen Menfchen an, fondern
fliehen vor deinfelben. Er trank felbft auß einer Lache, worinn
eine Menge lag, die in einer Entfernung von kaum 20 Schuh
die Köpfe aufrichteten und ihn ſtarr anfahen. Jedoch wurde einer
feiner Gefährten, melcher des Nachts Wafler holte, von einem,
auf dad er trat, am Knie gepadt: er ſteckte ihm aber den Kolben
feiner Flinte in den Rachen und machte fi frey. Am andern
Tag fand man die Flinte 10 Schritte weiter und im Kolben
2 zolltiefe Löcher von den Zähnen. Reife um die Welt
4703. 8. II. 497. Schneider, Hist. amph. I. t.1.2, Es
feint fih auch in Cayenne zu finden, mo man es für das
Männchen ded Jacare hält. Cuvier, Ann. Mus. X. p. 55.
t. 2. Tiedemann und Oppel 64. T. 6 et 7 Cr. trigonatus.
Spix, t. 1. Cr. moschifer.
679
© Die dünnſchnauzigen Erocodille oder Gaviale
baben einen diden Schädel mit fehr dünnen, walzigen Kies
fern, und ganze Schwimmbäute; die Zähne find ziemlich gleich
lang, und der vierte des Unterkiefers fchlägt in einen Ausfchnitt
des Dberkiefers.
10) Das Gangeds oder Schnabelerocodill (Cr. gan-
geticus)
fol gegen 50 Schub lang werden, bat eine fehnabelförmige
Schnauze, auf dem Naden 2 oder 4 nagelfürmige Hornfchuppen
und vorn auf der Schnauze einen Höder um die Naslöcher. Auf
den Rüden fteben gegen 20 Längsreihen von Kielfchuppen, welche
nah Hinten zu 4, auf den Schwanz zu 2 Reihen zufammen»
laufen, -
Ihr Aufenthalt ift vorzüglich im Ganges und feinen Neben»
flüffen, wo fie meiftend von Fifchen leben und daher dem Men
fhen wenig gefährlich find, wie fhon Aelian fagt: ed gebe
nehmlich dafelbft 2 Arten Erocodille, wovon die einen wenig fchas
deten, die andern aber gierig und ſchonungslos Fleifh fräßen,
fo daß man ihnen die VBerurtheilten zum Zerreißen vormwerfe; und
diefe hätten auf der Schnauze einen Höder wie ein Horn (mors
unter er mwohl den Knorren auf den Naslöchern verfieht), Na-
tura animalium L. 12. cap. 41.
Tavernier ſah auf feinen Reifen am Ufer ded Ganges, im
Jänner 1666, drey Tage lang eine unglaublihe Menge Erocos
dille auf dem Sand liegen, daß er Luft befam, auf eines zu
ſchießen, um zu feben, ob ed wahr fey, daß ihnen ein Schuß
nichts thue. Er traf ed in die Baden, woraus Blut lief; es
blieb. aber nicht Liegen, fondern begab fih ins Waffer. Den ans
dern Tag traf er wieder eine Menge an; er fhoß 2 mit je 3
Kugeln, und traf fie fo gut, daß fie fih auf den Rüden legten,
den Rachen aufſperrten und farben, Indianiſche Reife 1681.
Fol. 32.
Der erfte, welcher diefes Thier abbildete, war Edwards.
Er bat ein ganz junged, nur fpannelanges, befchrieben und ab>
gebildet, und die Schnauze fehr treffend mit dem Schnabel der
Sägetaucher verglichen. Philos. Trans. ®d. 49, 1756. S. 639,
Taf. 19, Gronov, 1763. Zoophyl. II. p. 11. Nro. 40.,
6850
glaubte aber, es komme vom Senegal, -Merd, in den
beffifchen Benträgen zur Gelehrfamkeit und Kunft IL 4. 1785.
©. 73.
Darauf bat Lacepede eined von 12 Schuh Länge umfländs
Yicher befchrieben. Es gleicht im Ganzen und in der Färbung dem
Nilcrocodill, bat auch nur Nägel an den 3 innern Zehen eined
jeden Fußes. Außer der langen ſchnabelförmigen Schnauze aber
weicht ed noch durch die ziemlich gleichlangen und zahlreihern
Zähne ab. Dben 58, unten 50, im Ganzen alfo 108. Die Zahl
der Querreihen von höderigen Schuppen oder Nägeln auf dem
Rüden ift um den vierten Theil größer. Der Kopf mißt 2
Schub, der Schwanz 5, der Umfang bed Leibed 3'/.; der
Schnauze 6 Zoll. Lacepede Il. 427. T. 22. F. 2.
Bechftein beſchreibt ein anderes audgeftopfted Stück von
6", Schuh Länge, der Kopf 1 Schub 3 Zoll, der Schwanz _
2 Schuh 7 Zoll, die Breite der Schnauze nur 1/2 Zoll; Umfang
des Leibe 2 Schub 5 Zoll, der Schnauze 51%. Der Rachen
Öffnet ſich bis hinter die Ohren, oben jederfeitd 48, unten 15
fegelförmige Zähne; auf dem Naden ſtehen 4 nagelfürmige Horn:
fhuppen im Halbfreife, dahinter 3 Paar andere; auf den Schuls
tern, laufen 10 Reihen Kielihuppen.
Faujas de St. Fond bildete ein. Fleined und ein großes
ab (Montagne de St. Pierre tab. 46 — 48). Tiedes
mann und DOppel daß ganze T. 14, 155 dad Gfelett T. 2,
Naturgefhichte der Amphibien 1717. ©. 81. Euvier ben
Schädel und die Nadenfhuppen, Ossemens foss. V. 2. p. 59.
t. 9. f. 1, 2. Er fand jederfeitd oben 28 Zähne, unten 25,
im Ganzen 1065 bey 3 andern Schädeln 29 und 26, =
110. Die Länge des Schnabeld verhält ſich zu der des Leis
bed wie 1 zu 75 auf dem Nacken zuerft 2 Heine Nägel, dann
4 Querreiben, welche fih an die ded Ruͤckens anfchließen; die
erfte Reihe befteht aus 2 großen Nägeln, die zwey folgenden aus
2 geoßen und 2 Heinen, die vierte aus 2 großen; die Rüden:
bänder beſtehen alle aus A großen und 2 Kleinen Nägeln zur
Seite. Die Zahl diefer Rücenbänder nah der Quere iſt 18
Geoffroy St. Hilnire fehr umftändlich den Schädel, Mem,
XII. 1829. p. 97. tab. 5.
\ 681
Rad Paolino di-s. Bartolomeo beißt e8 in Malabar
Mudela. Seine Hauptnabrung beftebt zwar in Fifchen, aber es
greift auch Hunde, Kälber und felbft Menfchen an. Es gebört
zu dem heiligen Thieren der Indier, bezeichne die Macht des
Waſſers auf der Erde, und fey daher dem Wifchnu, dem Schöpfer
und Beherrſcher ded Waffers, geweiht. Am Kopfe finde man
gelben Bifam, womit fih die Hindu ihre heiligen Zeichen auf
die Stirn malen. Vor Zeiten mußten die eines Verbrechens ans
geflagten Menfchen in Gegenwart der Brahminen durch einen
Fluß mwaten; wurden fie von den Mudelen verfchont, fo bielt
man fie für unſchuldig. Viaggio alle Indie or. 1808. 8.
I. 160,
Verſteinerte Knochen von einem Schnabel-Crocodill bat man
gefunden bey Altdorf in Franken (Wald in Naturforfcher IX.
1776. 279, t. 4. Collini in Act. palat. V. 1784. t. 3), bey
Monheim (Sömmerring Münchner Denkſchr. V. 23), bey
Bol (Fäger Hof. Wuͤrt. S. 7. T. 4. 58.1).
Die Zahl
der Amphibien ſtebt hinter der aller andern Claſſen, mit Aus⸗
‚nahme der Säugtbiere, weit zurüd, Carl Bonaparte bered>
‚net die Gefammtzahl der Amphibien, die verfleinerten mit einges
ſchloſſen, auf 4,270. Er hat fi) aber verfioßen: denn zählt man
ihn nad), fo befommt man nur 945. Darunter find:
Mole 52,
Froͤſche 108,
Schildkröten 95,
Schuppenfhlangen 49,
Zäfelfehlangen etwa 246,
Schienenſchlangen 20,
Schleiden 111,
Schuppen-Eidechfen 65,
Schienen:Eidechfen 113,
Fiſch⸗Eidechſen 8,
Blätter-Eidechfen 53,
Slug-Eidechfen 8,
CErocodille 16.
632
Ueber die Verbreitung der Amphibien
gibt e8 noch wenig Zufammenftellungen.
Im Allgemeinen kann man fagen, daß der Norden und felbft-
ganz Europa, fo wie dad nördliche Afien fehr arın an Amphis
bien ift, und man ihre Heimatb nur in den heißen Ländern
fuchen kann. Europa bat nur einige Molche, Fröſche und Krö—
ten, kaum 1; Dugend Schildfröten, nicht viel über 2 Dutzend
Schlangen; von den Eidechfen nur einige Oattungen der Schild»
Eidechfen, ein und die andere Blätter-Eidechfe und ein Chamäleon.
Nimmt man dazu den merfwürdigen Olm in Krain, fo hat man
alles, mad dafelbft vorfommt. Verſteinert finden ſich jedoch
große Schildfröten, Sumpf-Eidechfen, die —— Fiſch⸗
Eidechſen und Crocodille.
Wiegmann bat auf eine merkwürdige Weiſe gezeigt, daß
die dickzungigen Eidechfen, mit Zähnen im Rande der Kiefer, in
der alten Welt wohnen, die ınit angelegten Zähnen in ber neuen;
die Schild» und Sumpf: Eidechfen ebenfalld in der alten, die
Arneiven dagegen in der neuen. Iſis 1829, 418.
Aus Brafilien bat Spir befchrieben:
Fröſche 53,
Schildkröten 18,
Schlangen 38,
Schleichen 11,
Eidechfen 29,
Blätter Eidechfen 4,
Erocodille 4.
Der Prinz Mar v. Wied aud demfelben Lande:
Froͤſche 14,
Schildkröten 7,
Schlangen 39,
Schleichen 7,
Eidechſen 11,
Blätter-Eidechfen 2,
Erocodille 1. ko
683
Nah I. Grad Fennt man aus Dftindien nur 40. Eidechfen,
die Erocodille mit innbegriffen; die meiften aber find eigenthüms
lih und kommen anderwärtd nicht vor. Iſis 1830, 1160.
Leſſon bat auf feiner Weltumfeegelung in der beißen Zone
neue Amphibien gefunden 25, darunter Eidechfen 16, Schlangen
3, Froͤſche 6; beobachtet hat er nicht viel mehr, ohne Zweifel,
weil er nur an die Küften gefommen if. Die Warferfchlange,
melde an Neu-Guinea häufig neben ihrem Schiffe herſchwamm,
war die Plättchenfchlange (Pelamys bicolor), nicht die Körner»
fhlange. Auf den Südfee-Infeln gibt e8 faft gar Feine giftigen
Thiere, dagegen Sumpf: Eidechfen, gie am Gäker und
viele Riefenfchildfröten.
Ende
Dfens allg. Naturg. VI. 44
684
— 5 wu *
Bey den Alten iſt über die Amphibien bey weite aid
foviel zu finden, wie über die Fiſche. Selbſt Ariſtoteles und
Plinius ſagen wenig darüber, und die Dichter haben nur ge⸗
legentliche Stellen. Gesner war der erſte, welcher ſie 1554
zuſammenſtellte und ausführlich behandelte. Ihm folgte Aldr o⸗
vand und Jonſton in derſelben Weiſe. Ray brachte mehr
Ordnung hinein 1693, welche Aber erſt Linne vollends her⸗
ſtellte 1740, 1748, beffer 1758 und zuletzt 1766. Zu gleicher
Zeit fuchte fie Kleimzu ordnen 1751, und bald naher Laus
venti 1768. Endlich ſchrieb Lacepede 1783 ein großes
Werk darüber, aber mit wenig Orbnung, welche erft Al. Brons
eniart 1799 hinein brachte, indem er fie in Schildfröten,
Eidechſen, Schlangen und Fröfche theilte,
4
Syftematifdhe Werfe:
Klein, Dispositio guadrupedum depilatorum. 1751. 4. pag. 96.
Idem, Tentamen Herpetologiae. 1755. 4. tab. 1.
Laurenti, Synopsis Reptilium. Viennae 1768. 8.
Fr. Meyer, Synopsis Reptilium. Gottingae 1795. 8.
AL Brongniart, Classification naturelle des Reptiles, im Balle-
tin philom. an 8. Nro. 35, 36.
Dppel, die Ordnungen ıc. der Reptilien. Münden 1811. 4.
Cuvier, Regne animal. 8. 1817. ed. II. 1829. Il. \
Merrem, Spft. der Amph. Marburg 1820. 8.
John Gray, Synopsis Reptilium. 1825. (Iſis 1829. 187.5 1833.
156.5 1834. 788.)
685
Kaup in Iſis 1825, 5895 1827. 610. e
Fitzinger, neue Glaffification der Reptilien. Wien 1826. 4.
ir Boie, Anordnung der Reptilien. Iſis 1826. 981.5 1827. 289.
Wagler, natürliches Syitem der Amphibien. Stuttgart 18%. 8.
J. Müller in Tiedemanns HBeitfchrift für Phyſiologie IV.
1831. 4. 190.
€. L. Bonaparte, Distribuzione metodica degli animali Roma
1832. 8. Gſis 1833. ©. 1183.)
Beihreibende Werke:
P. Belon du Mans, Öbservations des choses en Grece etc. Paris.
1553. 4. et 1555. Fig.
Le Comte de La Cepede, Histoire nat. des Quadrupedes ovi-
pares et des Serpens. Paris 1787. 4. 1. 651. pl. 41. II. 1788. 527. pl.
22. Abb. ſchlecht.
x Auch in 8. erſchienen 1788-1790; noch ſchlechter.
Von Bechſtein überſetzt, ſehr vermehrt und verbeſſert.
Weimar 1800. B. I-V. s. Tafeln ill.
J. G. Schneider, Hist. Amphibiorum. Jepae. Fasc. L H.
129.8.
Daudin, Hist. nat. des Reptiles ISVIII. 1801. 1802. 8. pl. enl.
Eindader, Verzeichniß der böymifchen Amphibien in böhm. Gef.
Schr. J. ©. 109.
Kuhl, Beyträge zur Soolegie. Stanffurt 1820. 4.
Prinz Mar v. Wied, Beyträge zur Naturgefch. von Braſilien.
Weimar. V. 1825. 8. |
Neumann, Naturgefch. der fchlefifchzlaufigiichen Amphibien. N.
Lauf. Mag. IX. 1831. 8, Fig.
44 ®
686 8
Dumeril et Bibron, Erpetologie — IAIII. 1834. 1836. 8.
pl. enl. (Cont. —
Wiegmann und Meyen, Sqchudteden, Eidechſen, Rn
und Föſche in Leop. Verh. XVIL. 1. 1835. 183. Fig.
Bılbarenarde,
Gesner, Quadrupeda ovipara in Hist. nat. Lib. II. 1554.
idem, de Serpent. nat. in Lib. V. 1587. Fol.
Belon, Portraicts d’Oiseaux, Animaux, Serpents etc. 1557. 4.
Gesners Scylangenbuc, durd Earro. 1589. Fol.
Aldrovand, de Quadrup. digit. oviparis. 1637. Fol., in Hist.,
animal. Lib. II. —
.. Ejusdem, Serpentum et Draconum Hist. 1640. Fol,
I onston, Hist. nat. Quadrupedum. 1653. Fol. De Serpentibus
1633. Fol. |
Ruysch, Theatrum animalium. 1718. Fol. II. Lib. IV. et VI.
H. Sloane, Madera, Jamaica I. II. 1707. Fol. tab. 274.
Catesby, Nat. Hist. of Carolina I. I. 1731. 1743. Fol. tab. 220.
col. Deutſch in Nürnberg 1750.
Seba, Thesaurus. Fol. T. I. II. 1734. tabb. Dazu Waglerd Er:
klärung in Iſi⸗ 1833. ©. 884. -
„Linnaeu s, Museum Adolphi Fr. regis. 1754. Fol. tab. 33.
Sturm, Deutfchlands Fauna. Amphibien. 9 . 1-VI. 1797. 12.
Geoffroy in Description de V’Egypte: T. 24. Atlas pl. 1—8.;
Savigny, Suppl. pl. 1-5.
s pix, Testudines et Ranae brasilienses. Monachii 1824. Fol.
tab. 2, col. —3—
Idem, Lacertae. 1825. tab. 98. ’
Idem et: J. Wagler, Serpentes. 1824. tab. 26.
687
Prinz Mar v. Wied, Abbild. ae —— Braſiliens.
Weimar 1824. Lief. 1-15. Fol. ill,
Rüppell und v. Heyden, Atlas. Fol; 1827. Taf. ill.
J. Wagler, Descriptiones et Icones Amphibiorum,. Stuttgardiae.
Fol. fasc. I—IN. 1828—1833, 'tabb; ‚36. 'col. ?
Gravenhorst, Reptilia musei zool, vratislaviensis, Fol, fäsc. I.
Lipsiae 1829. tab. 17..col! .(Chelonii et Batrachia.)
C..' Bonaparte, Fauna »italica. . Roma, »Fol. 1832—36,: Fasc.
I-XV. tab col. = ö
Schinz, Nakurg. und Abbildungen der Reptilien, Schaffhaufen
1833. Sol. 240. 102 Tfln. ill.
Molke.
Wurffbain, | — Norimbergae 1683. 4. tab. 5.
Dun Fay, Satamandre in Mem. ac. 1729. 135.
Latr eille, Salamandres de France. 1800. 8. pl. 6.
Barton, Siren lacertina.. Philadelphia 1808. 8
j ‚Idem, Menı. concerning an animal of the class of Reptiles. 1812.
8. (Eadem.)
Schreibers, Proteus anguinus. Wien 1818.
Leuckart, Protonopsis,. in Iſis 1821. 260.
Ssröfhe ;
O. Jacobaeus, de Ranis et Lacertis. Havniae. 1686. 8.
Röſel, Naturg. der Sröfche. Nürnberg 1758. Fol. Taf. ill.
G. Edwards, Rana paradoxa in Phil. Trans. 1760. 653.
Fermin, über die Pipa. Braunſchweig 1776. 8. 4 Tfin.
Camper, de Rana pipa in Comment. Gotting. IX. p. 129.
Daudin, Rainettes, Grenouilles et Crapauds. Paris 1803, 4.
38 PI,
688
Schilder sten. | J u
Gottwald, Bemerkungen über die Siierstn. 9
1780. 4. 11 Tafln.
Walbaum, Chelenographie 1782. 4.
—* nei der, Naturg. der Schildkröten. 1783. 8. Fig.
— Beyträge dazu. H. LI. 1787. 8. Fig.
»Schöpf, Hist. testudinum. Erlangae 1792. 4. 34 tab. col.
Schweigger, Claffification der — im Konigsberger
Ardyiv, 1812. III. 8,
Schlangen.
Ch. Own, Nat. History of Serpents. 1742. 4.
Sonnini, Serpens des pays chauds in Rozier obs. 1776,
E. ®. Gray, Unterfciede der giftigen und ungiftigen Schlangen
in Phil. Trans. 79. 1781. p. 21.
Lier, Slangen in Drenthe 1781. 4.
gr. Schmidt, böhmifhe Schlangen in Schr. der vöhm, Gef.
1788. ©. 81.
Wurmb, Niefenfhlange von Java in Bataviafch Genotfch. II.
©. 39°.
Boddaert, Unterfcheidung der Schlangen in N. Act. Ac. Nat-
Cur. VIE p. 12%.
| Weigel, Beſtimmung der Schlangenarten in Hall. gelehrt. Schr.
L6&, 1.
Merrem, — zur Naturg. der Amphibien. Eſſen bey
Baͤdeker. Heft 1-3. 1790-1821. 4. Tfln. col.
P. Russel, Indian serpents. Fol. 1796. tab. col.
J. Wolf, Kreuzotter. Nürnberg 1815. 4. Fig.
Schneider, Niefenfhlangen in Mündner Dentfchriften. VII.
1819. 117,
689
Metaxa, Serpenti di Roma. 1823. 4. Fig. (Iſis 1827, 491.)
Frivaldszky, Monographia Serpentum Hungariae, Pesthini
1823. 8. . ;
Wyder, Hist. natur. des Serpens de la Suisse. 1826.
Brandt und Ratzeburg, med. Zoologie. 1828. 4. Fig.
Lenz, Schlangenfunde. Gotäa 1832. 8. Fig.
Eidedfen .
Vosmaer, Deseripion des deux Lezards. 1744. 4 (Chaloi-
des, Seps.) *
G. Edwards, in Phil. Trans. 49. 639. Gavial. Fig.
Schneider, Gedo in Mündıner Denkfchr. IH. 1811. 60.
Tiedemann, Oppel und Libofhit, Naturgefhichte der Am:
phibien. Heidelberg bey Engelmann. Hft. 1. 1817. Sol. 15 fin. ill.
Crocodille.
Fr. Grohmann, Cameleonte siculo. Palermo 1832. 4. Fig.
Gravenhorft, verfchiedene Eidechfen in Leopold. Verhandl. XVI. .
2. 1833. 910. Phrynosoma, Chamaeleopsis etc. Fig.
Wiegmann, Herpetologia mexicana. Berolini 1834, Fol, fasc. 1,
10 tab, col,
Berfteinerungen:
Scheuchzer, Homo diluvli testis. Turici 1726. 4. Fig, (Triton.)
Faujas St. Fond, Montagne St, Pierre de Maestricht. Paris
1799. 4
©. Sömmerring in Münchner Denkichr. VI.
: Cuvirer, Ossemens fossiles V. 1824. 4, tab. 33.
"Jäger, de Ichthyosauro, Stuttgard. 1824, Fol.
Jäger, Foſſile Reptilien Würtembergs, 1828. 4,
690 * 5*
Gold fuß im Leop. Verhandlungen XV. 1. 1831. ln
‚etc. Fig. —— =
9. v. Meyers Palaeologica. Franffurt 1832, 8.
Anatomie:
Perrault in Mem, de l’Acad. III. 1699.
Tyſon, Anatomie der Klapperfchlange, in Phil. Tr. 1683. 25.
Ealdefi, Anatomie der Scildfröten. 1687. |
Swammerdamm, Bibel ber Natur. 1752. Froſch ©. 312.
T. 46—149. HR
Townson, Observationes de Amphibiis. Gottingae I. II. 1794
et 1795. 4. Fig.
Schreibers Proteus in Phil. Trans. 1801.
Lorenz, de pelvi Reptilium. Halae 1807. 8. Fig.
Humboldt, Observations zool. I. 1811. 4. pl. Crocodilus, Siren,
Proteus, Axolotl etc.
TZiedemann, Anatomie bes Draden. Nürnberg 1811. 4.
Rusconi, Circulazione delle Salamandre. Pavia 1817. a. Fig.
Idem, del Proteo anguino. 1819. 4. tab. col.
Bojanus, Anatome testudinis. Lipsiae ap. Fr. Fleischer 1819.
Fol. tab.
Kloetzke, Rana cornuta. Berolini 1816. 4. Fig.
' Breyer, Rana pipa. Berolini 1811. 4. tab. 2.
Hübner, Organa mot. Boae. Berolini 1815. 4. tab. 2.
Steffen, De ranis nonnullis. Berolini 1815. Rana latrans, -
Spix, Cephalogenesis. 1815. Fol. Fig.
G. Treviranus, Proteus anguinus. Gottingae 1818. 4. tab. 2.
Rathke, De Salamandrarum corporibus adiposis, Berolini 1818.
a. Fig.
691
‚Derfelb ‚in den Schriften der Danziger Gefellfchaft I.’ 1820. 4,
€. Mayer, über die Füße der Schlangen, in den Leopold. Verh.
XI. 2. 1825. 819. Fig.
Carus, Erläuterungstafeln IV. Sol, Sig;
C. de Siebold de Salamandris et Tritonibus, ' Berolini 1828.
4. Fig. j
Schlegel, über die Giftdrüfen, in Leop. Verhandlungen XIV. 1.
1828. 143. Fig.
5. Müller, in Tiedemanng Archiv der dig IV. 1831,
©. 190.
Windischmann, Structura auris Amphibiorum. 1831. 4. Fig,
C. Mayer, Analecten. 1835. 4,
Phyfiologie:
Redi, Observazioni intorno alle vipere, 1664. 4., et in ejusdem
Obs. de viperis. 1685. 2. 153.
Charas, Experiences sur la vipere. 1669. 8.5 Suite 1672.
Maupertuis, Salamandre, in Mem, Ac. 1727. 27.
SIoane, über die Zauberfraft der Klapperfchlangen in Phil.
Trans, 1734, p. 321.
Mead, de Vipera. 1737. 8.
Fontana, Ricerche fisiche sopra il veleno della ı vipera. 1767;
franzöfifch 1781; auch deutfch.
‚Demours, Bufo obstetricans, in Mem, Ac. 1778,
Spallanzani, Fisica animale. 1780. 8. p. 39. Generatio Tri-
tonis,
Schneider, Specimen Physiologiae Amphibiorum. Jenae ap,
Frommann TI. II. 1790 et 1797. 4.
Barton, Zauberfraft der Klapperfchlange, in American Phil,
Trans, IV. pag. 74. Ueberfegt von A. Bimmermann. Leipzig
1798. 8.
692
— auch darüber in — —
©. 87. Past
Hellmann, Zaitfinn der Schlangen. 1817. 8. Fig.
Steinheim, Entwicklung der Fröſche- Hamburg 1820. 8. T. 3.
J. Ovan Hasselt, de Metamerphosi Ranae, temporariae, Gro-
ningae 1820. 8. Fig.
Rusconi, Ameurs des Selma Milan 1821. A. pl. enl.
Fr. Wagner, Erfahrungen über den Biß der Otter. Leipzig
1824, 8. Fig.
Funk, de Salamandrae terrestris ‚evolutione, Berolini 1827,
Fol, Fig. iv
Van der Hoeven, Mutationes coloris in Chamaeleonte, 1831.
4, Fig. col,
on
*
Be =
Regifter
über die
Amphibien.
(Band VI. Seite 419 - 683.)
A.
Aalmolch 437.
Aalſchleiche 592.
Aboma 530,
Abranchus 448.
Abu burs 640.
Acanthophis 579.
Achatſchlange 550.
Acontias 589.
Acrochordus 524.
Agama 614.
Agua 489.
—— 556.
— —— —*
yrhynchus 602,
Fr 620,
Ammodytes 542,
Amphisbaena 585.
Amphiuma 437.
Anacondo 529.
Anguis 588,
Anguis bipes 591.
— jaculus 525.
— laticaudus 524.
— lumbricalis 587.
Oken's allg. Naturg.
IV.
Anguis meleagris 589,
platurus 524.
— quadrupes 594.
— scytale 588.
— ventralis 590.
Anoly 604,
Armmold) 432.
Ascalabotes 633.
Aspidonectes 505.
Aspis 560.
Asterodactylus 491.
Auletris 470,
Axolotl 445.
B.
Basiliscus 609.
Baumſchlange 556.
Bimanus 586.
Bipes 586, 591.
Black -Snake 579.
Blanus 586.
Blätter:Eidechfen 631.
Blindſchlange 584,
Blindichleihe 588.
Boa 532, 528.
45
694 '
Boicininga 578.
Boiga 556.
Boigoacu 528.
Boiquira 578.
Bombina 480.
Boschmeester 549.
Bothrops 547.
Brachfroſch 475.
Brachycephalus 490.
Bram-Eidechfe 600.
Breviceps 490.
Brillenotter-Hutfchlange 560.
Brochet de terre 596.
Büchſenſchildkröte 498.
Budelfröte 490.
Buff-Dtter 546.
Bufo 483, ‘
Bungarus 581.
Hürzel:Eidechfe 611.
C.
Caecilia 584.
Caguana 510.
Calotes 603.
Calamites 487.
Cannele 587.
Carapata 509.
Cascavela 578.
Caudisona 578.
Caudiverbera 642.
Cayman 666.
Cecella 592.
Cenchris 569.
Cerastes 543.
Ceratophrys 478.
Cerberus 526.
Chalcides 591.
Chamaeleo 644.
Chamaeleopsis 604.
Chamaesaura 592.
Champsa 657.
Chayque 554.
Chelydra 504.
Chelys 504.
Chersydrus 523.
Chirotes 586.
Chlamydosaurus 608. _
Cistudo 499,
Cicigna 592.
Cinyxis 498.
Cnemidophorus 621.
Cobbera 625.
Cobella 555.
Cobra 558, 560.
Coluber 551. —
Comodee 529. ur
Constrictor 528.
Cophias 550.
Copperhead 569.
Eorallen- Dtter 558.
Cordylus 451, 617.
Coscordylos 616.
Coureresse 555.
Craspedocephalus 547.
Crocodilea 616.
Crocodill⸗Eidechſe 622.
Crocodilurus 623.
Crocodilus 654.
— terrestris 625.
Crotalus 570. Pi
— mutus 548.
Cryptobranchus 448.
Cryptopus 506.
D.
Daboie 544.
Dactylethra 490.
Dactyloa 604.
Degen-Eidechſe 609.
Disteria 524.
Domicella 559.
Dorn: Eidechfe 616.
Dornſchwanz 615.
Dofenfchildfröte 499.
Dracaena 625.
Drake 532.
Draco 532, 598.
Dracunculus 598.
Dragonne 622.
Dryophis 556.
E.
Echidna 546.
Echis 567.
Echſen 581.
Eckſchlange 550.
Ecphymotes 612.
Eibedyfen 581,
Elaps 558.
Emys 500.
Enhydris 524.
Erdmold 461.
Erix 525.
#,
=>
Famo cantrata 643,
Fechergäfer 639.
Fecht-Eidechſe 603.
Felſenſchlange 581.
Fer de lance 547.
Fiederfchwanz 641.
Fifch- Amphibien 630.
Slatter-Eidechfe 598.
Flug -Eidechfen 653.
Slußfchildfröten 505.
Tröfche 464.
Furchengäker 6397.
Surchenmoldh 447.
©.
Gabelkopf 602.
Gäker 631.
Gavial 679.
Gecka 636.
Geckote 632.
Geosaurus 628.
Glanzfchleiche 594.
Glasfchleiche 589.
Slattfrofch 472.
Gobe-Mouches 613.
Gonyocephalus 602.
Gonyodactylus 640,
Götzen-Otter 544.
Grasfrofch 475.
Großaugen 629.
Guano 602.
Gürtel: Eidechje 617.
Gürtelfchlange 580.
Gürtelfchleichen 585.
Gymnodactylus 640.
Gyrinus 451.
N.
Haje 563.
Hals-Eidechfe 631.
Harba 616.
Hautſchildkröte 505.
Hellbender 448.
Heloderma 623.
Hemidactyius 638,
Hemiphractus 479.
Herpeton 525.
695
Heterodactylus 591.
Heterodon 555.
Hipsibatus 600.
Hipsilophus 600,
Histiurus 611.
Hog-nose 556,
Höblentröte 488,
Homalopsis 526.
Hoplurus 612.
Hornfeofch 478.
Horn:Dtter 543,
Hutfchlange 560.
Hydrophis 524.
Hydrosaurus 624.
Hyla 467,
Jt
Ibijara 586.
Ichthyosaurus 630,
Iguana 600.
Ignanodon 628.
Uysia 588.
Isodonta 437,
Jararoca 547.
Jiboya 528.
K.
Kamm Eidechſen 600,
Kammſchlange 579.
Kämpf-Eidechſe 603.
Kaulguappen 451, 465.
Kemphanjes 603.
Ketten: Ntatter 555.
Kiel: Eidechfe 612.
Klappenſchildkröte 498.
Klapperfchlange 570.
Klein: Augen 439.
Knorpelfchildfröte 506.
Kolbengäfer 640.
Kolbenmolcd, 445.
Körnerfchlangen 523.
Kragen :Eidechfe 608,
Kreuzfröte 487.
Kreuz: Dtter 538.
Kriech = Eidechfen 583.
Kron:Eidechfe 609.
Kropf-Eidechfe 607.
Kröten 431, 479.
Kröten: Eidechfe 615.
Kupferfchlange 539
45 ®
696
L.
Lacerta 618.
aerea 593.
anguina 592.
apoda 590.
lumbricoides 587.
lybica 596.
seps 591.
serpens 594.
Lachesis 548.
Landkröte 483.
Landfchildfröte 495.
Langaha 580.
Ranzenfchlange 547.
Lappenſchlange 526.
Raubfrofch 467.
Laubſchwanz 644.
Zauffchlange 555.
Lederſchildkröte 507.
Leguun 602.
Leioselasma 524.
Lepidopus 591.
Leüchtfroſch 471.
Lezard-Cayman 622.
Lezardet 622.
Lophura 611.
Lophyrus 602.
Lyrocephalus 603.
4744453
M.
Mabonya 638.
Marmor: Eidechje 608.
Matamata 505.
Meerfchildfröte 509.
Megalosaurus 628.
Menobranchus 447.
Menopoma 448.
Mockeson 569.
Mole 431.
Mollenköpfe 465.
Mondfchlange 526.
Monitor 621, 624.
Monodactylus 592.
Mops: Eidechfe 604,
Moqueur 554.
Mosaesaurus 628.
Mud-Devil 449.
Mydas 511. ,
R
Nacht-Slang 563.
Nageltröte 490.
Naht: Eidechfe 620.
Naja 560.
Natter 551.
Natter- Jack 486.
Necturus 447,
| Nil» Eidechfe 626.
Noya 562.
D.
| Ochſenfroſch 478.
Dlm 438.
| Ophisaurus 589.
| Ophryas 579.
| Ophryoessa 600.
| Ornithocephalus 653.
| Orophias 579.
| Orvet 588.
| Otter, 538.
— gelbe 547.
P.
Panzer-Eidechſe 623.
Panzerfroſch 479.
Peintade 589.
Pelamys 524.
Pelias 538.
| Pethola 558.
Phrynosoma 615.
Phyllurus 644.
Physignathus 609.
| Phytosaurus 629.
Pimbera 534.
Pingalus 593.
Pipa 491.
Platurus 566.
Platydactylus 632.
Platyurus 641.
Plättchenſchlange 524.
Plesiosaurus 631.
Pneustes 600.
Podinema 621.
Polychrus 608,
Polydaedalus 526.
Porte-Crete 611. ErAr
Propus 586.
Proteosaurus = Ichthyosaurus 630.
Raub: Dtter 567.
Proteus 438.
Protonodpsis 448.
Protorosaurus 628.
Pseudoboa 526, 581.
Pseudopus 590.
Pterodactylus 653,
Pteropleura 641.
Ptychodactylus 639.
Ptychozoon 641.
Pygopus 591,
Pythön 532.
Pyxis 498.
J
R.
Rana 472.
Randſchwanz 641.
Rattle-Snake 571.
Rautenſchlange 548.
Reißſchlange 533.
Rhacoessa 643,
Rhinopirus 525.
Kiefen- Eidechfe 628.
Niefenfröte 489. ’
Rieſenſchlangen 527. ;
Ringel-Eidechfen 583.
Ringelnatter 557.
Ringhals -Slang 563.
Rohrkröte 487.
Röhrling 454.
Roll-Eidechſe 644.
Roquet 606,
Ruderfchlange 566.
Runzelfchleiche 584.
Rüſſelſchildkröte 504.
Rüſſelſchlange 555.
Rüſſelſchleiche 587.
©.
Salamandra 461.
Salamandrops 448.
Salva quardia 620.
Samabras 643,
Sand-Dtter 542.
Sattelfröte 490.
Saurocephalus 628,
Saurodon 628.
Scelotes 591.
Schararacca 547.
Scheibengäker 638.
697
Schenkelſchleiche 591.
Schienen: Eidechfen 612.
I Schienenfchlangen 5466.
I Schild: Eidechfe 618.
| Schildfröten 492.
I Schiller - Eidecdhfe 614.
Schlangen 515.
Schlangen: Eidechfe 592.
Schleiden 583.
Schleiernatter 554.
Schleppennatter 554.
Scyleuderfchwanz 642.
Schlinger 528.
Schmalfchlange 580.
Schnurſchlange 525.
Schuppen» Eidechfen 597.
Schuppenſchlangen 522.
Schwielenkopf 603,
Schwirrfchlange 578.
Sceincus 594, 625.
Scytale 526.
Sehlie 596,
Semamith 640.
Senembi 602.
Sepedon 550.
Seps 592.
» ] Sheltopusik 590.
Singfrofc) 470.
Siren 432.
4
| Sphaeriodactylus 640.
Sphargis 507.
Spitzgäker 640.
Spottnatter 557.
Stellio 416, 632.
| Stenodactylus 640,
Stercus lacertae 617.
Sterngäfer 632.
Stiefelfchlange 569.
Stink 595.
Stombus 478.
Streifling 586.
Strupper 614, -
Stummelfcyleicdhe 590.
Sumpf:Eidechfe 624.
Sumpfſchildkröte 500.
Surucuca 550,
Systoma 490.
T.
Täfelſchlangen 537.
Tapayaxin 615.
Tarantola 616, 632.
698
Taraquira 616,
Tedo 492.
Teguixin 621.
Temapara 608, 621.
Tennee 536,
Zervragonafchlange 554.
Terrapin 503,
Terrentola 633;
Tete plate 643,
Testudo 495.
Tetradactylus 594,
Teyu 621.
Thecodactylus 637.
Thorictis 622.
Zigerfchlange 534.
Tiligugu 596.
Tilingone 596.
Tisiphone 569, -
Toc Kaie 636.
Tortrix 588.
Trapelus 614.
Trigonocephalus 547.
Trionyx 506.
Trimeresurus 580.
Triton 454,
Tropidurus 612.
Trottelſchlange 525.
Tupinambis 622, 624.
Tweeg 449.
Typhlops 587.
U.
Ular-Sawa 533.
Unfe 480.
Uraniscodon 600,
Urocentron 616.
Uromastix 615.
Uroplatus 642.
J
V. 3
Vipera 541.
Vipere jaune 547.
Bogel- Amphibien 653.
W.
Wabenkröte 491.
Waldſclave 640.
Waran 624.
Warzenſchlange 524.
Waſſerkröte 480.
Waſſermolch 454.
Waſſerſchlangen 523.
Wickelſchleichen 588.
Wurm -Eidechſe 620,
Wurmfchleihe 591.
&.
Xeropus 490.
3.
Zeilenſchlange 524.
Zipfel-Eidechſe 604.
Zonurus 617.
Zygnis 593.
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