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Full text of "Allgemeines Repertorium der homöopathischen Journalistik 1.1834"

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REPERTORIUM 


homöopathischen Journalistik. 


Herausgegeben 


E ! Ä - ’ V*? - % ? , 

> von 


einem Verein homöopathischer Aerzte 

































Allgemeines 



REPERTORIUM 


homöopathischen Joumalistik 


Herausgegeben 


einem Verein homöopathischer Aerzte . 


Horn Ö q p a l! , is ob e ' 
Universitäts-Poliklinik 

Berlin NW. 6, Luisens tr. IB 


Leipzig, 1834. 

Bei Christian Ernst Kollmann 

















Es mehrt sich die homöopathische Literatur so sehr, 
dass es sehr wenige Homöopathiker und sonstige 
Freundeunsrer Kunst giebt, die Zeit genug hatten 
alles zu lesen und das Gute zu studirenj und 
noch weniger, die hinreichendes Geld hätten, alles 
zu kaufen. Dennoch ist die gesegnete Fruchtbarkeit 
der homöopathischen Literatoren und die sehr hohen 
Ladenpreise der Schriften als das grösste Hinder¬ 
niss des Allgemeinwerdens der Homöopathie zu 
betrachten. 










IV 


Wer wissen will, was im Felde der Homöopa¬ 
thie jährlich Neues und Nützliches entdeckt wurde, 
muss sieben Zeitschriften halten, und für diese allein 
jährlich 30 — 40 fl. C. M. in den Buchladen senden. 
Eine achte Zeitschrift wird nächstens in Carlsruhe, eine 
neunte in Paris und eine zehnte in Nordamerika erschei¬ 
nen. Zehn Zeitschriften für Homöopathie , die mit 
einer, höchstens zweien, hinlänglich versehen wäre. 

Dr. Attomyr projectirte ein Repertorium der ge* 
saimnten homöopathischen Journalistik , in dem alle 
homöopathischen Zeitschriften im Auszuge wieder¬ 
gegeben würden. Die Auszüge sollten je nach dem 
Gehalte der Originalaufsätze gedrängter oder aus¬ 
führlicher sein. Das Praktische wird ausführlicher 
behandelt werden, als das Theoretische. Sehr im 
teressante und wichtige Aufsätze werden zum Theil, 
oder wenn sie kurz sind, auch ganz wörtlich gege¬ 
ben werden. Die Krankengeschichten werden scharf 
gezeichnet, in möglichster Kürze abgefasst werden. 
Nicht belehrende Krankengeschichten werden ganz 
wegbleiben. Bei Recensionen und Kritiken, die fast 


ohne Ausnahme sehr mangelhaft sind, wird man 
nicht lange verweilen, doch sollen gehässige, lob¬ 
hudelnde etc . Kritiker gerügt werden. Die Halb - 
homöopathie wird überall niedergehalten und in 
ihrer Blösse dargestellt werden, darum wird auch 
kein Arzt als Mitarbeiter dieses Repcrtoirs ange¬ 
nommen , der der Halbhomöppathie öffentlich das 
Wort geredet. 

Der Verleger des Repert. wird 14—15 gross 
Octav-Bogen, mit lateinischen Lettern (38 Zeilen 
auf einer Seite) auf weissem Druckpapier gedruckt, 
um den Preiss eines Preuss. Thalers liefern. 

'J ’.iljü'l'JV O • l) iJCI ioii’SXCl . :.j rv r: ;• 

Die in einzelnen Archiv- und Annalen - Heften^ 
und auch anderswo Verstreuten Armeiprüfungen, die 
keinen Auszug erlauben , werden in einzelnen Hef¬ 
ten, entweder halbjährig oder auch in kurzem Zwi¬ 
schenräumen, als Beilagen zum Repertor. erscheinen. 
Zwanzig Bogen, die einen Band machen, und hin¬ 
sichtlich des Papiers, Druckes, Formats etc. dem 
Repertor . ähnlich sein werden, wird der Verleger 




um einen Tlialcr liefern Damit ihm das, möglich 
werde, wird einer von den Mitarbeitern die Rc- 
äaction und systematische Anordnung der sehr zer¬ 
streuten Symptome einzelner Arzneien ,y. gegen r .ein 
sehr massiges Honorar übernehmen. 


Es sind wenigstens schon 6 Jahre, dass man 
die Redactoren homöopathischer Zeitschriften, ..die 
ähnliche Arzneiprüfungen ihren Heften beifügen, 
öffentlich und privatim bat, diese Zerstücklung der 


Arzneimittellehre zu unterlassen, und die Arzneien 
der reinen Arzneimittellehre Häimemann's in einzel¬ 
nen Bänden beizuschliessen, damit man nicht ge¬ 
zwungen sei, wegen einer Arznei in 6 — 8 verschie¬ 
denen Zeitungsheften nachzuschlagen. Weil die Re¬ 
dactoren diesem billigen Wunsche aller Homöopa¬ 
th lk er bisher, aus leicht begreiflichen Gründen, nicht 
nachkommen, so wollen die'ss die Herausgeber des 
Repertoriums thun. 



VII 


mögen sie sich und ihre Rcdactoreh anklagen. Die 
Homöopathie soll künftighin durchaus nichts mehr 
zu leiden haben durch die Buchmacherei der Autoren 
oder den Wucher des Buchhandels. Sollten die 
Verleger des Archivs und der Annalen diese Zusam¬ 
menstellung der zerstreuten Arzneiprüfungen selbst 
unternehmen wollen, so haben wir nichts dagegen, 
nur bitten wir uns erstens zwanzig Bogen um einen 
Thaler, und zweitens eine baldige Anzeige ihres Un¬ 
ternehmens aus. Sechs Wochen nach dem Erschei¬ 
nen dieses Heftes wird, wenn die genannten Verle¬ 
ger keine Anzeige machen, der Druck der Arznei¬ 
mittellehre anfangen — und sollte es auch auf Ko¬ 
sten der Herausgeber geschehen, falls sich Hr. Koll- 
mann aus collcgialen Rücksichten den Verlag zu 
übernehmen weigern sollte. 

Es werden vom Repertorium 3-—5 Hefte jähr¬ 
lich erscheinen; die Eigenthümer desselben erfahren 
demnach jährlich um 3 — 5 Thaler alles Neue und 
Nützliche, was in den homöopathischen Zeitschriften 
vorfcömnit. 







Annalen d(*r homöopathischen K/fnil\ Herauegege- 
ben von t). 1 $ a r 11 auum) J). Trinke IV> Bänd. 
I, Stück* 


Scarlatlna miliaris , im Jalirq 1831—32 in Dr es den. (Anonym..) S. 1—23» 

Die Epidemie fing im November 1831 in der Fried¬ 
richstadt an. Die ersteren Fälle waren schnell tödtlich. 
In den drauf folgenden Monaten Januar , Februar und März 
breitete sich die Krankheit über alle Theile Dresdens aus 
und zeigte sich überall bösartig. 

Unter den vielen, vom Verf. beobachteten Fällen, ‘war 
auch nicht ein einziges achtes, glattes Scharlachfieber, über¬ 
all war das Exanthem mit Friesei untermischt, daher die 
Beziehung: Scarlatina miliaris . 

Vorboten: Schwere und Benommenheit des Kopfs; Frö¬ 
steln unter Gesichtsblässe, oft mit Hitze wechselnd; allge¬ 
meine Hitze mit Steigerung des Kopfleidens; es trat 
Schwindel, stechender und herausdrückender Stirnkopf¬ 
schmerz ein, Fliessschnupfen, katarrhalische Augenentzün¬ 
dung, Halsschmerz beim Schlucken, Durst, belegte Zunge, 
Ekel, Erbrechen von Speisen, Galle, Schleim etc . 

Diesen, fast immer nur kurzdauernden, Vorläufern 
folgte, unter beträchtlich zunehmender allgemeiner, bren¬ 
nender Hitze und Turgeszenz der Haut, der Ausbruch des 
Exanthems . 

Der Ausschlag erschien entweder als Scharlachröthe, 

1 





auf der sich später unzählige Knötchen zu mohnsamengros* 
sen Frieselblaschen ausbiideten, — oder aber das Exanthem 
stellte sich sogleich als Scarlatina miliaris dar. 

In diesen Frieselbläschen, von weisslicher Farbe und 
Spitze auf röthiicher Basis stehend, befand sich eine serös - 
iympfatische, hlare Flüssigkeit, die nach 36 — 48— 64 Stun¬ 
den gelblich, trübe, fast puriform ward. In manchen Fäl¬ 
len waren die Bläschen so zusammengedrängt, dass sie die 
Grösse einer Linse erreichten und sich mit Borken bedeck¬ 
ten, besonders am Halse, im Gesicht, am Unterleibe und 
in den Gelenkbiegungen der Arme und Knie. In andern 
Fällen verschwand die Flüssigkeit und die leeren, zusamt- 
mengeschrumpften Hülsen wurden durch kleienartige Ab¬ 
schuppung entfernt. 

Der Ausschlag erschien zuerst auf den Wangen und im 
ganzen Gesicht, an der Haargrenze, am Halse, auf der 
Brust, dem Kücken, später auf dem Unterleibe, d<?n Ar¬ 
men, Händen und zuletzt an den untern Extremitäten . 

Gegen Ende der Epidemie bildete eich in vielen Fällen 
der Ausschlag nur unvollkommen aus, was aber an der Bös¬ 
artigkeit der Krankheit nichts änderte. 

Während des Ausbruchs des Exanthems nahmen alle Zu¬ 
fälle des synochalen Fiebers zu; die Unruhe ward durch das 
Brennen und Prickeln der Haut vermehrt; hie und da Keissen 
und Ziehen in den Waden und Fusssohlen; viel Schlaf oder gar 
keiner, mit Umherwerfen, Aufschrecken, Phantasiren und 
Gliederzucken. Der Puls frequent und reimitent -, oft aber 
weich. Wo der Ausschlag unvollständig erschien, waren sehr 
copiöse Schweisse. Gewöhnlich Abend- und Mitternacht¬ 
verschlimmerungen, zuweilen auch eine dritte gegen Morgen. 

Die Abschuppung begann in derselben Ordnung, wie 
der Ausschlag erschien, und dauerte vom 4* bis zum 
12-—14- Tage. In den meisten Fällen traten dann die Func¬ 
tionen in ihr natürliches Verhältniss zurück. Nur die star¬ 
ken Schweisse dauerten in der Keconvalescenz noch lange 
an. In einigen Fällen geschah die Abschuppung in 2 Perio¬ 
den; die erste begann mit dem 4 . Tage und dauerte bis 
zum 9 .; die zweite begann mit dem 14. und dauerte bei- 



3 

nah bis zur g. Woche. Eine Erscheinung, die auch Jos , 
Frank beobachtete. 

So verliefen die gutartigen Fälle. 

Locale Entzündungen edler Organe hat der Verf. keine 
beobachtet, die mit dem Scharlachfriesel in -wesentlichem 
Zusammenhänge gewesen wären. Wohl aber gingen mehr* 
mals, nach des Verfassers Beobachtung 5 Mal, Entzündun¬ 
gen der Brustorgane dem Ausbruche der Krankheit voraus. 
Die Mandelbräune schien dieser Epidemie nicht wesentlich, 
denn sie fehlte eben so oft, als sie vorhanden war. Das 
plötzliche Verschwinden derselben war indess von schlim¬ 
mer Vorbedeutung. Auch die gastrischen, biliösen etc. 
Comjjlicatiouen waren nicht wesentlich und kamen sel¬ 
ten vor. 

Dem Wesen des Scharlachfriesels eigenthümlich waren 
die verschiedenen Angriffe desselben auf das Gehirn, von 
welchen der Verf. folgende Formen beobachtete: 

a) Zwei Mal den [s. g.J Status neuroparalyticus , bei 
einem 3 und einem 6 jährigen Knaben. Der Zustand endete 
schnell, bei einem in 48, bei dem andern in 52 Stunden 
unter Convulsionen mit dem Tode. 

b) Zustände, die einem [s. g.] Status nervosus versatilis 
glichen, kamen nicht selten vor, eben so 

c) dem Status nervosus stupidus ähnelnde Zustände, die 
sich bald vor bald nach dem Ausbruche des Exanthems ent¬ 
wickelten. 

d) Besondere Erscheinungen, die bei manchem Kranken 
bemerkbar wurden, waren: Nasenbluten; catarrhalische Zu¬ 
stände; meist unterdrückte Stuhlausleerung, manchmal durch 
9 ja U Tage; Diarrhöe beobachtete der Verf. nie, wohl 
aber häufigen vergeblichen Stuhldrang. Lästiger, steter Harn¬ 
drang mit wenig Urinabsonderung; Urin roch scharf, amo- 
niacalisch; bis zum 6 “— 7 * Tage sehr copiöse* Hautausdün¬ 
stung , Anfangs geruchlos, später multrichen Geruchs; Brust¬ 
beklemmung mit stetem Umherwerfen; Schlaflosigkeit, bei 
Erwachsenen am peinlichsten. 

1 * 


4 


Nachkr anhheiten: 

Ausfallen der Kopfhaare, besonders bei einem 
serophulösen Mädchen, das erst 6 — 8 Wochen nach überstan¬ 
dener Krankheit begann und mehre Monate dauerte. 

Eiternde Ko p faus s chläge mit schmerzhaften An¬ 
schwellungen der Nacken-Unterkiefer — und Halsdrüsen. 

Flechtenartige und Bliithenausschläge hie und 
da im Gesicht, am Kumpfe und den Gliedmassen. 

Blutschware. 

Ungemeine Entwicklung s er ophulö s er Zustande. 

Haut Wassersucht war vom Verf. nur in 2 Fällen 
beobachtet worden, deren eine durch Erkältung herbeige- 
fiihrt schien, die andre aber bei der sorgsamsten Pflege 
entstand. 

Merkwürdig war die mehrmals vorkommende Erschei¬ 
nung, dass das Scharlachtriesel ein und dasselbe Individuum 
mehrmals befiel. Ein 4 jahriger Knabe bekam die Krankheit 
in einem Zeiträume von 9 Monaten 5 Mal. In einer andern 
Familie wurden 3 Kinder 2 Mal von der Krankheit befallen. 
Das jüngste dieser Kinder, eine 5jährige Blondine, bekam, 
nachdem es das 2 * Mal das Scharlachfriesel überstanden, die 
Masern, nach diesen den Keuchhusten und während der 
Dauer des letzteren zum 3 . Mal das Scharlachfriesel, wäh¬ 
rend dessen Verlauf der Keuchhusten schwieg, aber nach dem 
Verschwinden des Fiebers wiederum sehr stark hervortrat. 

Das älteste Individuum, welches am Scharlachfriesel 
erkrankte, war 54 Jahr alt, das jüngste ein ijjähriges, scro- 
phulöses Mädchen mit einer [s. g.] crusta serpigiuosa. Die¬ 
ses Kind ward zuerst von den Masern und dann erst vom 
Scharlachfriesel befallen, nach dessen Desquamation Patien¬ 
tin wassersüchtig, aber durch einige Gaben Digitalis davon 
befreit ward. Während des Verlaufs der beiden acuten 
Hautkrankheiten verschwand der Kopf und Gesiclitsaus- 
schlag gänzlich und kam erst einige Wochen später zum 
Vorschein. 

Von 92 Kranken, die der Verf. vomDecember 1831 bis 
September 1832 behandelte, starben 5 Individuen. Bei allen 



diesen Individuen erfolgte der Tod durch Neiiroparalysis . 
[Steht im Widerspruche mit des Verfassers früherer Aeusse- 
rung. Hier sagt er, dass alle 5 Kranke an der Neuropara - 
lysis starben, und weiter oben, dass er den Status\ ncuropa- 
ralyticus nur 2 Mal beobachtete. Die Allöopathiker, die 
ohnehin geneigt sind, alle unsere Heilungen für Lügen oder 
wenigstens Selbsttäuschungen zu halten, werden durch solche 
Widersprüche nur noch dreister, Caveant Heclactorcs, ne ars 
publica dctrimentum capiatl\ 

In mehren Fällen begann zur Zeit der Desquamation 
eine neuo Aufregung des Gefässsystems, welche, sich selbst 
überlassen, in eine Febris lenta überzugehen drohte, freilich 
nur bei im hohen Grade scrophulosen Individuen. [Der 
Verf. sucht diese Erscheinung zu erklären, indem er sagt; 
,,Wahrscheinlich wird dieses Fieber durch den noch nicht gänz¬ 
lich aus dem Körper ausgeschiedenen Scharlachstoff erzeugt/ 1 
Auf eine ähnliche, sehr allöopaLhische Weise, sucht der Verf. 
auch die Entstehung der Wassersüchten zu erklären. Von Schar¬ 
lach stoffen sollte doch wohl kein Homöopath mehr spre¬ 
chen, da die Scharlach-und sonstige Krankheitsstoffe selbst 
bei den vernünftigeren Allöopatlien schon ausser Curs sind.] 
Diagnose. Diese ergibt sich aus der vorausgeschick¬ 
ten Schilderung der Krankheit von selbst. 

Prognose. Die Scarlatiua und seine ,,Spielart* 1 , die 
Scqrlatina miliaris , ßind wegen ihrer feindseligen Tendenz 
nach dem Gehirn und dem Herzen, immer gefahrvoll, da 
diese gefährliche schnell tödtende Wendung, vor der kein 
Alter, kein Geschlecht und keine Constitution schützte, oft 
plötzlich und selbst da eintrat, wo die Krankheit ganz gut¬ 
artig zu verlaufen schien. Daher der Arzt im Pvognostici- 
ren Vorsicht gebrauchen muss. Die entzündlichen Compli- 
cationen sind leicht zu beseitigen. Weit gefährlicher sind 
das Auftreten des Status nervosus versatilis und Stupidus , 
noch gefährlicher die neuropavalyticus . [Der aber vom ver¬ 
satilis wohl erst dann zu unterscheiden sein dürfte, wenn 
die Erkenntniss desselben schon zu spät kommt, nämlich 
beim Eintritt der schnell tödtenden allgemeinen Couvulstonen .] 
Unter den Nachkranklieiten war am meisten die Brustwas- 



scrsucht. zu fürchten. Nur wenn ihr Beginn zeitig genug 
erkannt ward, konnte das Leben gerettet werden. 

Therapie des Scharlachfriesels. Das Aconit hob ge¬ 
wöhnlich die Synocha mit allen ihren Erscheinungen sehr 
bald; nur musste dieses Mittel in wiederholter Gabe gereicht 
werden. Bei sehr stürmischer syuochalcu Gefässaufregung 
musste der Sturmhut auch alle 2* 6onst von 4 — 6 Stunden 
gereicht werden. [Die Grösse der Gabe und die Verdünnung 
wird nicht angegeben.] 

Wenn bei minder heftiger Gefässaufregung der Ausbruch 
des Ausschlags zögerte, eich aber Brustbeklemmungen mit 
ängstlichem Umherwerfen zeigte, so half Ipecacuanha sehr 
schnell, zuweilen auch Chamillc . 

Gegen die Zufälle des Status nervosus versatilis wurde 
Bryonia in ein oder 2 Gaben gereicht. Der Status nervosus 
Stupidus machte die Anwendung des Opium in kleinen Ga¬ 
ben und kurzen Zwischenräumen nothwendig, um die dem 
Gehirn Gefahr drohende Krankheit zu besiegen und so zu 
umändern, dass nun ein anderes Mittel, meistens Aconit , 
passte. Bei hoher Entwicklung des Status nervosus stupidus, 
mit grosser Neigung zum Schlafen ohne einschlafen zu kön- 
nen, Kucken durch den ganzen Körper, trüben, glanzlosen, 
wie mit Sand bestreuten, von den Lidern nicht ganz ge¬ 
schlossenen Augen, bleicher und mit klebrichtem kaltem 
Schweisse bedeckter Stirne und Gesicht, Schwerhörigkeit 
und Ohrenbrausen, trocknet und nach hinten zu schmutzig 
weiss auch schwärzlich belegter Zunge, grösserem Durst, 
schnellerem, schwankendem und jagendem Pulse, — hier 
wendet, nach des Verf. Versicherung, einzig und allein die 
Amica in einer öder mehren Gaben (I. glitt.) den bevorste¬ 
henden Schlagfluss ab. 

Klonische, dem Ausbruche des Exanthems vorangehende, 
Krämpfe mit nervösen Zufällen gepaart, wird IIyoscyamus 9 
tonische hingegen IpecacuanJta beseitigen. 

Nach den neueren Erfahrungen dürften bei hartnäckiger 
Mandelentzündung, welche durch die gegen das Fieber ge- 
reichten Gaben Aconit nicht beseitigt wird, entweder Ba¬ 
ryt. cai b ., wenn die Bräune mehr trocknet Art ist, oder 



wenn eine copiöse Schleim- und SpeicheJexcretion dabei 
slatl fände, Acidum Nitri anzuwenden sein. 

Nimmt die Krankheit plötzlich eine Wendung, die für 
die Lunge Gefahr droht, tritt ein nicht zu stillender krampf¬ 
hafter Husten ein, oder, nach plötzlichem Verschwinden 
der Mandelbräune, Krampf im Schlunde und im Kehlkopfe, 
ungemeine Angst, Ohnmächtigkeitsgefülil, Uebelkeit in der 
Magengrube, sehr schnelle Respiration, bei jagendem, klei¬ 
nem, schwankendem Pulse, so können nur oft wiederholte 
Gaben Phosphor die bevorstehende Lungenlähmung ab wen¬ 
den, wie Herr Dr. IVolf in mehren Fallen beobachtete. 

Bei schnellem Sinken der Kräfte und Collapsus dürfte 
sich sowohl der Ar seid c , wie auch die Kohle hilfreich er¬ 
weisen. Sehr oft verlangt der häufige Harndrang irgendein 
Mittel, als Ipecac . JQryon . CoccuL Canthar. C hum UL etc. 

IIeilu 11 g der Nachkrankheiten. 

1 ) Ausfallen der Kopfhaare ward beseitigt durch Schwc - 
fei, Calcar . carb. Graphit u. a. m. 

2 ) Nässender Kopfgrind wurde schnell durch wieder¬ 
holte Gaben von Uhus tox . oder Ilepar sulj\ eale . — Der 
trockne Kopfgrind hingegen durch Calcar . carb, und Sulfur 
geheilt. 

3 ) und 4 ) Dio Flechten und Bliithenauscliläge weichen 
dem Sulfur , Calc. carb ., Graphit und Sepie. 

5 ) Drüsenanschwellungen am Halse, Nacken u. s. vv. 
wurden durch China , Rcllad. , Calc. carb . und Silicea zu¬ 
weilen entfernt, gingen aber öfter in Eitergeschwulst über, 
zu deren Zeitigung sich Hepar sulf. calc . am wirksamsten 
zeigte. 

f>) Die beginnende Brustwassersucht wurde in einem 
Falle mit Arscnic geheilt. Nach des Verf. Meinung dürfte 
von wiederholten Gaben dieses Mittels auch in dem schon 
ausgebildeten Hydrothorax viel zu erw r arten sein. Der 
Hclleborus niger , Digitalis und, nach Grosses Erfahrung, 
auch Ritus sind sehr wirksam gegen Wasseransammlungen 
in Folge acuter Exantheme . 

Die Ansleckbarkeit war nicht sehr stark, oft erkrankte 


8 


in einer zahlreichen Familie nur ein Individuum, in andern 
aber auch mehre, hje und da erst eins, dann nach 2 —3 
Wochen ein Zweites, nach 6 Wochen ein Drittes und sofort. 
Die Ansteckbarkeit schien am stärksten vom 7— ot. Tage zu 
sein, also zur Zeit der ersten und zweiten Abschuppungspe¬ 
riode. Das Contagium schien nur dann zu haften, wenn 
der Ansteckung körperliche oder geistige Kränkungen voran¬ 
gingen, [Von Fräservativmitteln spricht der Verfasser nichts.] 


Bemerkungen über die PJ/iederholung der homöopathischen jirzneigaben, 
nach eigenen Erfahrungen, Von Hm, 'Wund- und Geburtsarzt 
Tietsse. S. 23 —29, 

i.. Es giebt acute sowohl als chronische Krankheiten* 
die selbst dem passendsten homöopathischen Verfahren [das 
aber sehr schwer zu erweisen wäre] in so weit trotzen, 
dass die Arzneien in einer einzigen, nicht wiederholten 
Gabe gereicht, nur eine sehr langsame, unvollkommne % 
oder gar keine Heilung der Krankheit herbeiführen, 

2- Der Grund davon liegt nicht immer in der fehler¬ 
haften Wahl, oder im Mangel oder in der Unkenntniss der 
passenden Arznei; [nicht immer, aber wohl 95 unter 100 
Malen] nicht in der Unkräftigkeit der Heilpotenz, oder ih¬ 
rer kleinen Arzneigabe; nicht in der nicht imiv er s eilen 
Gültigkeit der h omöopathischen Heilprinzipien, 
für alle vorkommenden Krankheitsfälle; [dies 
scheint der Verfasser unterstrichen zu haben, damit es den 
Halbhomöopathen besser in die Augen springt] sondern ist 
in der Unkenntnis« eines, für solche Fcälle passenden, Ver¬ 
fahrens zu. suchen, und ist eine Folge der noch nicht voll¬ 
endeten Ausbildung der Homöopathie. 

3. Die Ursache, Warum zuweilen acute Krankheiten 
nicht schnell auf die erste Gabe de 9 passendsten Mittels 
Weichen, ist, bei höherer Ausbildung der Krankheit, ihrer 
höchst acuten Form zuzuschveiben. Alle Actionen gehen 
im eigrilfenen Theile rascher von Statten. Die lieaction 
erfolgt auf das gegebene Mittel, bevor dasselbe seine volle 
Wirkung äussern könnte [ist physiologisch unrichtig. Auf 



9 


Action 10 9 Kann Reaction nicht mehr und nicht weni¬ 
ger als 10 erfolgen]. Bei chronischen Krankheiten ver¬ 
ursacht den genannten Uebelstand theils die lange Dauer 
der Krankheit, theils die vorausgegangenen allöopathischen 
Kuren, theils endlich materielle Veränderungen edlerer 
Organe. 

4- Um acute und chronische Uebel schnell zu heilen, 
muss die passendste Arzneigabe ein oder mehre Male wie¬ 
derholt werden. In chronischen Uebeln wird dies häufiger 
nöthig sein als in acuten. 

5 . Soll diese Wiederholung nützen, so muss die Arznei 
passend gewählt sein. Sonst wird geschadet. 

6 . Das sicherste Kennzeichen für die getroffene Wahl 
des Mittels ist das leiseste Auftreten von Besserung nach 
der 2.» 3* Gabe. [Das ist leicht gesagt.] 

7- In acuten Fällen wird die Arznei wiederholt, wenn 
auf dieselbe schnelle Besserung eintritt, dann aber still steht, 
und der Rest des Uebels noch immer den Symptomen des¬ 
selben Mittels entspricht. [Die Wirkungsdauer kann da 
nichts entscheiden. Wenn die Besserung auf eine Arznei 
aufhört, hat diese ausgewirkt.] 

8 . Sehr empfindlichen chronischen Kranken und in 

Krankheiten, die sich mehr einem Uebei nähern, muss An¬ 
fangs eine einzige Gabe gereicht werden, welche dann läm 
gere Zeit ungestört gelassen werden muss. Erst dann, wenn 
eine bald still stehende, oder gar keine Besserung, oder 
aber eine blosse Aufregung ohne folgende Besserung erfolgt, 
reicht man dasselbe Mittel von 4 zu 4, oder von 8 zu 8 
Tagen so lange, bis sich Besserung zeigt. , 

9 , Bei chronischen, lange Zeit allöopathisch behandelten 
und unempfindlichen Kranken ist die Wiederholung der 
Arzneien vorzüglich nothwendig. 

10 - Chronischen Kranken mit herabgestimmtem Empfin¬ 
dungsvermögen reiche man die Arznei zwar immer in der 
höchsten Potenzirung, jedoch zu mehren Streukügelchen, 
ja zu ~ J— 1 ganzen Tropfen alle 4 — S Tage, bis eine 
merkliche Einwirkung der Arznei unverkennbar ist. 

11. Sehr sensiblen chronischen Kranken hingegen muss 





immer, sobald eine Wiederholung milbig wird, nur 1 Kü¬ 
gelchen der höchsten Potenz gereicht, oder aber die Arznei 
blos durch Riechen beigebracht werden. 

12« Bewirkt die Arznei in einer mehr cicuteu Krank¬ 
heitsform zwar baldige Besserung, ist diese jedoch von kei¬ 
ner Dauer, sondern macht eben so rasch wieder der Krank¬ 
heit in ihrer völligen früheren Grösse Platz , so ist das ein 
Zeichen, dass hier keine Wiederholung der Arznei nützt, 
da sind Antip sori ca nöthig. Eine Gesichtsrose, durch Bry- 
onia mehrmals beseitigt, kehrte immer wieder und ward 
erst durch Graphit dauerhaft geheilt. Eine 14 Tage alte 
Blennorrhoe mit JLxcoriationen an der Eichel wich der wie¬ 
derholten Gabe von Cannabis , Mer cur etc. nicht für die 
Dauer. Acidum nitri beseitigte sie dauerhaft. 

[Was man auch immer über die Wiederholung der Arz¬ 
neien sagen mag, ich werde sie nie für die Vervollkomm¬ 
nung der homöopathischen Therapie halten. Je reicher 
unsre Arzneimittellehre wird, desto seltner wird man zu 
Wiederholungen seine Zuflucht zu nehmen brauchen. Ich 
habe von den Wiederholungen auch sehr viel erwartet, wie¬ 
derholte auch durch mehr als ein Jahr, habe aber nicht 
mehr geleistet als eher. Wo die Arznei ganz passt, da hilft 
sie in der kleinsten Gabe und braucht nicht erst wiederholt 
zu werden.] 


Fractische Bemerkungen von Ilrn. Wund- und Geburtsarzt Tictzc. 

S, 29 — 32. 

Krankheiten mit sehr wenigen Symptomen machen dem 
Arzt oft sehr viel zu schaffen , weil die Wahl der Mittel in 
solchen Fällen schwierig ist, indem die Paar vorhandenen 
Symptome fast bei allen Arzneien Vorkommen. 

Hieher kann man ohnstreitig das Verstopfen der 
Nase bei kleinen Säuglingen rechnen. Das Uebel 
tritt oft plötzlich bei sonst ganz gesunden Kindern und 
Müttern ein. Die Kinder athmen dabei durch den Mund 
und wenn dieser im Schlafe geschlossen wird , so erwacht 
der Säugling mit einem Schrei und Zusammenfahren, ah 



11 


wollte er ersticken. Nebstilera hindert cs den Säugling 
auch beim Saugen, da er, wegen eintretendem Bedürfniss 
desAlhmens, immer die Warze loslassen muss und endlich 
diese auch nicht mehr fasst. 

Savibuc . 7 lig, zu 4 Kügelchen der 3 . Potenz soll in 24— 36 
Stunden, nach des Verf. Erfahrung, das Uebel immer dauer¬ 
haft gehoben haben. — Wo Verstopfung zugegen ist, da 
scheint nux, vom . Anfangs gegeben, am Vorteilhaftesten 
zu wirken. 

Auch der gewöhnliche Schnupfen bei Erwachsenen so 
wohl als bei Kindern gehört hieher. Im ersten Zeiträume, 
wo derselbe noch mehr entzündlich, mit noch trockner 
Nase und weniger oder gar keiner Schleimabsonderung auf- 
tritt, leistet das Meiste die JSfux. vom . Tritt aber reichliche 
Schleimabsonderung mit all den übrigen Symptomen (na¬ 
mentlich auch Wundheit der NasenÖlfnungen) ein, so hilft 
PulsatilL i2 • zu 3 — 4 Strk. in wenigen Stunden. Oft gab 
f sie der Verf. Abends ein, und bis früh war der Schnupfen 
vorüber, ohne dass das Mittel nächtliche Verschlimmerung 
gemacht hätte« 


Bemerkungen für homöopathische Aerzte , welche sich dem hnpfgeschöfte 
widmen, (Anonym.) S. 32 — 34. 

Nenn Tage nach der Impfung trat bei einem 8 wöchent¬ 
liehen-Knaben starkes Fieber und am rechten Arme eine 
starke Entzündung ein, die sich über die ganze Extremität 
und sogar über die ganze rechte Brusthälfte erstreckte. — 
Das durch 2 Gaben Belladonn. beseitigte Uebel kam 
nach ein Paar Tagen wieder und ward nur durch Beilad. 
und (24 St. darauf) Sulfur. dauerhaft gehoben. — Die 
Mutter litt am Fluor albus und erhielt den . 5 . Tag nach der 
Impfung des Kindes Galcar. carb. Der Verf. meint, die 
Entzündung des Arms könne durch die der Mutter gereichte 
Kalkerde‘erzeugt worden sein. [Die der Mutter gereichte 
Kalkerde hätte wohl ausser Wirksamkeit gesetzt wer¬ 
den müssen, wenn man von der .dem Kinde gereichte 





Beileid, sichere Hilfe erwarten wollte. Besser wäre es viel¬ 
leicht gewesen, die Beileid . nicht dem Kinde, sondern der 
Mutter einzugeben.] 


1 u n g s g c's c h i c h t o n. 



Acute Krankheiten. 

S. 34 — 44- 

Fieber ( Hydrocephalus acutus?'); von Ihn. Wund - und 
Geburtsarzt T i e t z e. 

Ein Knabe von Jahr, schwächlich mit feiner Haut, 
starkem Kopf und noch weit geöffneten Fontanellen 
seit 7 Tagen krank, ist jetzt sehr hinfällig, höchst misslau¬ 
nig, weinerlich, will immer liegen ohne schlafen zu kön¬ 
nen. Trockne, heisse Haut. Der Puls unzählig, härtlich. 
Kein Stuhl. Bald Gänsehaut, bald Gesichtsröthe. Zunge 
weiss, trocken. Grosser Durst. Isst nichts. Oefteres, trock- 
nes Hüsteln mit Aufschreien. Dabei, wie vor Seinerzeit, 
oft plötzlich Weinen. Der Kranke liegt mit dem Kopf gern 
lief und nach hinten gebogen. 

Aconit . vui und nach 6 Stunden Nux . vom. •— nützten 
nicht viel. Belladomi . half schnell, so dass nach 4 Ta¬ 
gen ausser dem trägen Stuhl, verdriesslicher Laune und et¬ 
was heiss anzufühlendem Kopfe, das auch bald Tinct . 
Sulfuris ~ hob, nichts Krankhaftes zurück blieb. — In 8 
Tagen ward das Kind gesund und blieb es auch. 

Ohrenentzündung; von Hm, Wuiul* und Geburtsarzt Tietze, 

Ein Pferdeknecht von 25 Jahren, blond, robust, gut 
gefärbt, erkrankte nach einer Erkältung. Synocha im hohen 





13 


Grade mit heftig reissenden und stechenden Schmerzen 
im rechten Gehörgange, die sich auch über die rechte Kopf¬ 
hälfte verbreiteten, so dass er laut jammerte. Diö Gegend 
unter dem Ohre geschwollen # doch locker und elastisch 
und bei Berührung etwas schmerzhaft* Viel Ohrschmalz, 
dünn und mit Blutstreifen. 

Aconit ~^f x f 2 und 7 Stunden darauf Bryonia hoben 

binnen 24 Stunden die Synocha ganz und auch das Olirlei- 
den ward bedeutend erleichtert, das sich aber über Nacht 
wieder etwas verschlimmerte und die Anwendung der 
Belladonn. nöthig machte. Die abermals verminderten 

Ohrenleiden verschlimmerten sich nach 4S Stunden wieder; 
das äussere Ohr ward, was früher der Fall nicht war, rotli, 
heiss, geschwollen und der Gehörgang trocken, j ?ulsatilie 
heilte das Uebel in Paar Tagen dauerhaft. 

Croup; von Hm. Wund- nnd Geburtsarzt Tietze. 

Ein Knabe von | Jahren, blond, lebhaft, stark. In 
Folge von Erkältung trat Schnupfen und bald Heiserkeit, 
darauf unruhiger Schlaf ein. Tags darauf glühende Fieber¬ 
hitze, rothes Gesicht, grosser Durst, Stuhlverstopfung, häu¬ 
figer Husten, den der Kranke zu unterdrücken sucht, der 
Husten heisser, rauh, tief, bellend, mit dem ächten eigen- 
thümlichen Kroupton. Etwas rasselnder, pfeifender Athem. 
Auffahren im Schlafe. Beim Liegen bohrt er sehr mit dem 
Kopfe nach hinten in das Bettkissen. 

Aconit v\u und etwa 8 Stunden darauf Spongia ~£ stell¬ 
ten das Kind in 3 Tagen ganz her. 


Lin Knabe von 5 Jahren, stark, erkrankte nach einer 
Erkältung bei sehr rauhem N. O. Winde. Heftiges Fieber, 
glühend heiss am ganzen Körper, Kopfschmerz, Phantasi¬ 
en, sehr heftiger, heiserer, hohler, bellender Husten, hef¬ 
tiger Schmerz im Kehlkopfe beim Husten, die schmerzhafte 
Steile gab der Kranke genau an, rauhe, heisere Stimme, rö¬ 
chelnder, pfeifender Athem, sehr üble Laune. 

8 Stunden nach Beginn der Krankheit Aconit und 


14 


8 Stunden darauf Spongia Q £ hoben das UebeJ in 48 Stun¬ 
den vollkommen. 

Peritonitis pnerperalis ; von Hrn. Wuiul- und Geburtsarzt Tietze. 

Frau von 25 Jahren, hellbraune Haar, blaue Augen, mitt¬ 
lerer Grösse, wohlgenährt, wurde von einem gesunden Kna¬ 
ben entbunden. Den 2- Tag nach der Entbindung traten 
Spuren einer Peritonitis ein, die den 5 . Tag (nach der Ent¬ 
bindung) sehr heftig auftraten. Das Fieber, eine Synocha 
mit grosser Aufgetriebenlieit des Bauchs in seinem ganzen 
Umfange, vorzüglich aber in der linken Seite, bei der lei¬ 
sesten Berührung höchst schmerzhaft. Der Leib weich, 
elastisch, wie von Winden aufgetrieben. Stuhl- und Harn¬ 
absonderung vermindert. Oft wiederkehrende, windende, 
schneidende Schmerzen im ganzen Unterleibe, wobei die 
Kranke das Gesicht schmerzhaft verzieht, ja zuweilen laut 
aufschreit. Die Lochien fliessen noch sparsam, blutig und 
übelriechend. Milch ist in den Brüsten noch vorhanden. # 
Den linken Schenkel darf die Kranke nicht bewegen, 6 ie 
empfindet sonst die heftigsten Schmerzen in demselben, bis 
hoch in den Unterleib herauf. 

Aconit ££^22 Abends gereicht, minderte das Fieber be¬ 
deutend und auch um ein merkbares die Unterleibsschmer¬ 
zen. Den andern Morgen wieder Aconit £§££ und Nach¬ 
mittags 2 Uhr JBryon. alb . “• Auf die Jßryonia trat bald 

Schlaf und sehr grosse Erleichterung aller Symptome ein. 
Doch wollte diese Besserung durch 2 Tage nicht zunehmen, 
vielmehr ward die Milchsecretion sehr vermindert, der Stuhl 
immer noch träge, und im Munde und auf der Zunge ent¬ 
stand eine Menge .sehr schmerzender Aphteiu Die Kranke 
erhielt daher nochmals Jßryonia 2 Tage darauf wie¬ 

der 3 Körnchen von demselben Mittel, eben so den 3 . Tag, j 
und die Kranke genas vollkommen. f 

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15 


55 w c i t c v 4. 1) schult i. 

Chronische Krankheiten* 

S* 44 * 113» 

Gemiithsleiden ; von Hm, Wund- und Geburtsarzt Tietze. 

Eine 26jährige, starke, brünette Frau, wurde vor 5 
Wochen von ihrem dritten Kinde leicht entbunden und 
stillte es selbst. 2 Wochen nach der Niederkunft stellte sich 
folgendes Uebel ein: die Frau sitzt meist still, traurig, in 
sich gekehrt, spricht nichts, antwortet nur nothgedrungen. 
Sie sieht dabei mürrisch und verdriesslich aus. — Zuwei¬ 
len fängt sie an zu weinen und meint voller Besorgniss und 
Unruhe: Sie hege gotteslästerliche Gedanken, die sie nicht 
loswerden könne* und lästere in ihrem Herzen fortwährend 
eine höhere Regierung. Dies macht sie auf einige Zeit um 
» ihr Seelenheil bekümmert, bis sie sich wieder hinsetzt und 
mit Sprechen und Weinen aufhört. Sie ist dabei blass, 
} ängstlich und unruhig;. Arbeitsscheu und gegen alles gleich¬ 
gültig. Vor ihrer Krankheit soll sie sich geärgert haben. 

17/l2* 31. Belladon. X gutt. f. Einige geringe Bes¬ 
serung. — 2l/i2* Veratrum Keine Besserung. —• 

25/l2« Tiuct. Sulfuris Merkliche Besserung. — 2i/i* 

39 . Coccul -iw 2 . Wenig Besserung. — 30/l. Lycopod 

h ooopo^ Nach ^tägiger Besserung ein Rückfall. — li/3» 

1 , dann 20., 23*» 26* und 30 . März. Acicl, nitri *°x 2 geringe Bes- 
A serung. — Den 13 ., ±Q. und \ 9 . April. Tr. Sulfur, ~x. Diese 

t- Arznei stellte die Kranke bis zum 17. Mai vollkommen her, 

te _ 

e- Carl TV — x, 19 Jahre alt, blond, stark, cholerisch 

ig, phlegmatischen Temperaments, leidet seit längerer Zeit an 
folgendem Uebel: Früh beim Erwachen ist er schlaff, träge, 
unbehilflich, geht wie im Traume umher und weiss sich 
vor Schläfrigkeit nicht zu lassen, legt sich oft wieder nie¬ 
der und ist aus diesem Schlafe sehr schwer zu erwecken, 
wobei es ihm fortwährend die Extremitäten krampfhaft 
zuckt und zieht. Während dieser Anfälle leidet sein Geist, 





16 


er kann sich nichts erklären, nichts einsehen, spricht man 
mit ihm, so glaubt er immer jnau habe ihn zum besten 
und 6ieht einen mit dummer, nichtssagender, lächelnder 
Miene an. Ausserdem ängstlich, schüchtern. Augenlid- 
ränder geröthet, das Auge gläsern. Oft sitzt er lange 
unbeweglich und starrt gedankenlos vor ßich hin. Die¬ 
ser Anfall dauert 8 und mehre Tage und setzt 6 odet 14 
Tage aus. 

Opium und lielladon. wirkten nichts.— '23/i 2* Sulfur . 
7 ^-— 1 Gran und 3ijt 3-2- Calcar. carh. ~~~ heilten (len 
Kranken, 

Apoplexie; von Hrn. Wund* und Geburtsarzt Tietz« 

Friederike , 18 Jahr alt. Brünett, blauäugig, fiel ohn- 
längst, nach einem gehabten Schreck, in eine langan¬ 
dauernde Ohnmaght und war seit der Zeit weit erregbarer 
als ehedem. Jm Juni 1832 ward dem Mädchen früh beim 
Aufstehen übel und schwindlich. Trotz dem kleidete e 9 
sich an, fiel aber, als sie zur Thüre kam, bewusstlos nie¬ 
der. Die Kranke lag mit glühend rothem, heissem Gesichte, 
die Augen geschlossen, die Augapfel in steter Rotation be¬ 
griffen, äusserst erweiterte Pupillen, kurzer, geräuschloser 
Athem, von Zeit zu Zeit holte sie mehre Stunden keinen 
Atliem, Puls voll, hart, frequent, an der rechten Fusssohle 
gekitzelt, gab sie kein Zeichen von Empfindung, wohl aber, 
wenn man die linke Sohle kitzelte. 

Ein Aderlass von 4 —5 Unzen am Arme besserte nichts. Eine 
Stunde darauf erhielt sie Cocculus in einigen Tropfen 

Wasser. Von einer Stunde nach genommener Arznei fing 
eich die Kranke an zu regen. So schritt die Besserung vor¬ 
wärts durch drei Tage. Darauf wieder Cocculus Vier 

Tage nach der 2» Gabe war die Kranke vollkommen her¬ 
gestellt. 

Gcsiclitsreissen; von Hrn, Wund- und Geburtsarzt Tietzo. 

[Das Uebel ward an einem 30 jährigen Manne, binnen 
£6 Monaten, nach mehrmaliger Unterbrechung der Behänd- 




17 


icn 

ad* 


lung, durch Sulfur , Uhus , Sepie, Graphit, Siliceci geheilt. 
Die Krankengeschichte ist nicht belehrend.] 

Gesichtsgcschwulst; von Ilrn. D. Langliammer in Leipzig. 

Zusammenpressen des Kopfes, heftiges, scharfes Zie¬ 
hen, Reissen, Zucken und Stechen in den obern und un¬ 
tern Vorderzähnen, besonders aber irn rechten Augenzahne, 
wo ßich ein Zahngescliwür ausgebildet hat; das geschwollene 
Gesicht ganz entstellt und verzogen; blaue Ränder und eine 
Art Blatterrose um die Augen. Starke harte Geschwulst 
der Backen, der Nase, der Unterlippe, des Kinnes, vor¬ 
züglich aber der Oberlippe, die von den Zähnen wie ein 
Schweinsrüssel weit absteht, mit sehr heftigem Brennschmerze. 
Schneeweisse, schwammige Zunge. Fetter, seifenartiger, 
fauler Geschmack. Faulig stinkender Athem. Die Lippen¬ 
geschwulst hindert am Reden und Oeffnen des Mundes. 
Die obgenannten Schmerzen sind so arg, besonders Nachts, 
dass er sich vor Verzweiflung auf der Diele walzt und mit 
den Nägeln in selbige kratzt. Arge Uebelkeit, ohne Erbre¬ 
chen , mit dem Gefühle als wenn er ohnmächtig werden 
und rücklings sinken sollte. Im Magen Leerheitsgefühl und 
auf einer kleinen Stelle arger Druck, wie von einer kleinen 
Kugel. Fieberfrost so stark, dass man ihn nicht hinlänglich 
zudecken konnte. Der Puls schnell, klein, krampfhaft. 
Rother Harn. Ungeheure Müdigkeit im ganzen Körper, vor¬ 
züglich aber, in den Füssen. 

Zwei Gaben Uhus ~jr hoben in wenigen Tagen das 
ganze Leiden [das die Herren Redactoren wohl mit mehr 
Recht in die Abtheilung acuter Krankheiten hätten aufneh¬ 
men können]. 

Chronische Unterleihsbeschwerden und Kopfschmerzen; von Ilrn. 

M. Pract. Rückert. 

[Das Uebel könnte wohl füglicher Hysterie genannt wer¬ 
den. Die 30jährige Jungfrau litt vorzüglich an hysterischen 
Kopf- und Verdauungsübeln und ward binnen 13 Monaten 
durch Nux vomSulfur ., Catcar . carbLycopod , Silicea, 
Phosphor , Aconit , ßeUadon . und wieder JShix vom . ge- 

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18 


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heilt. — Ich bin ganz der Meinung des Verfassers, dass 
dieses Uebel kein unbedeutendes war. Audi weiss ich, 
dass ähnliche Leiden die Allöopathik nur zu verschlimmern 
versteht, so wie, dass diese Art Patienten, fjir mich wenig 
stens, die quälendsten sind. Seit es mir gelungen ist, ein 
Paar ähnliche Uebel zu heben, habe ich die hysterischen 
Weiber der ganzen Umgegend an den Hals bekommen. 
Und wenn so an einem Posttage ein halb Dutzend hyste¬ 
rischer Rapporte Zusammentreffen, da möchte man wohl 
selbst hysterisch werden. Jeden Posttag klagen sie was 
anderes. Aber ehe ein halbes oder ganzes Jahr um ist, sind 
die Kranken gesund, und wenn man mich fragt, was hat 
geholfen, so weiss ich keine Antwort darauf; aber solche 
Krankengeschichten lasse ich nicht drucken. —- So ist’s 
auch in der vorliegenden Krankengeschichte. Calcarea , Sul¬ 
fur und Nux haben allerdings das Meiste getlian. Auch 
mir leisteten diese Mittel viel. Bei hysterischen Unterleibs¬ 
krämpfen, besonders des Magens, scheint Staunum specifisch 
zu sein.] 



Chronisches Unterleibsleiden mit Regelwidrigkeit des Geschlechtstriebes; 
von Hin. Wund- und Geburtsarzt Tietze. 

Eine 30jährige Frau, sanguinisch-cholerischen Tempe¬ 
raments, Mutter von 4 Kindern, leidet seit einem Jahre an: 
Kopfschmerz in den Schläfen, als ob Nägel eingeschlagen 
würden, der sich nach der Stirne als Druckschmerz zieht, 
dabei ist der Kopf so empfindlich, dass ihr die Haube lästig 
wird. Mindert sich der Kopfschmerz, so kommt Uebelkeil, 
Würgen und Zusammenziehen im Schlunde und Halse. 
Drehendigkeit im Kopfe. Vergesslich. Räderfahren vor den 
Augen. Zunge trocken, rissig, weiss. Früh zuweilen 
Reissen in den Wangenknochen. Oeftere, eiternde Halsent¬ 
zündungen. Nächtliches Schleimauslaufen aus dem Munde. 
Wenig Appetit, bei gutem Geschmack. Zuweilen Heishun- 
gcr. Nach dem Essen Vollheit, Kälteempfmdung. Weich¬ 
lichkeit-Schluchzen. Stuhl träge. Menses alle 3 Wochen, 
sehr copiös, $ Tage dauernd. Vor und nach der Regel 5 
Tage lang der obenbeschriebene Kopfschmerz. Vor und 



jy 


nach der Kegel sehr geile Traume* die sie sehr entkräften. 
Zwischen den Schultern, am KreuLze, und in den Knochen 
der Extremitäten Jucken, Reissen und Brennen, in der 
Ruhe am schlimmsten. Grosse Schwäche der Glieder und 
l arge Tagesschläfrigkeit. Des Morgens sehr unwohl und 

i matt:. Am Tage muss sie sich oft legen, wegen Mattigkeit. 

Die ganze Nacht ununterbrochner, fester Schlaf. Die geilen 
Träume erscheinen alle 3 —-5 Tage. Nach den Träumen 
I ein Schneiden und Brennen in den Brüsten, um die Warzen 

> am stärksten und zum ohnmächtig werden. Weissfluss wie 

1 Milch, der nach den Träumen vermehrt, heissend und 

t wundmachend wird. Jucken und Schneiden im Unter- 

2 leibe und dei Vagina, worauf viel Schleim abgeht. Oft 

s Gähnen und Kälte, besonders der Füsse. Nie Schweiss. 

!- Aengstlichkeit. Beim Nachdenken und im Gehen Herz- 

tx klopfen. Zittern der Glieder, wenn ihr die Ohnmachtan- 

5 - Wandlung kommt. 

h } Silicea den 8 . Juni 1829 genommen, hob die Kno- 

chensclimerzcn, stellte den Appetit ganz her und die geilen 
Träume kamen seltner. Den Rest der Träume tilgte Petro - 
s; leum fpy, das die Kranke den 19 . August nahm. 

[Die Wirkung der Arzneien ist nicht gehörig auseinander 
2 - gesetzt. Auf welehe der beiden Arzneien der Kopfschmerz 

1 : verschwand, die Regel sich ordnete, etc., wird nicht ange- 

;n führt. Was die Herren Redactoren vom Einsender zu erfahren 

Lt, hätten trachten sollen, bevor sie die Geschichte der Oeffent- 

ig lichkeit übergaben, da auf diese Art der Zweck der Mit- 

it, theilung, wenigstens zum Tlieil, verloren ging.] 

je. 

el l Krampf wehen. Von De nj selbe 11. 

en Eine 40jährige Frau, stark, vollsaftig, heiter, blond, 

nt- wurde bereits 9 Mal entbunden, wovon 7 Geburten durch 

Je. Kunstliilfe befördert werden mussten. Audi litt die Kranke 

111 - viel an Krampfwehen, bei einiger Verengerung der obern 

ch- Beckenapertur , einem Hängebauche und starker Inclination 

en, des Beckens. Auch ausserhalb der Schwangerschaften litt 

15 sie an Unterleibskrämpfen. Auf Anrathen des Verfassers, 

md nahm die Kranke, einen Monat vor der Entbindung, Bel - 

o * 




20 


ladoiu ?% j r ~, 3 Tage darauf Coccnliis und 7 Tage 

später Bryonia wodurch dip wehenartigen Schmerlen 

in der linken Seite des Fundus uteri ganz verschwanden. 
Die Gehurt ging trotz der kräftigen Wehen ohne Zange 
nicht von Statten , ward aber durch Hilfe der letzteren für 
Mutter und Kind glücklich beendigt. Vor Anlegung der 
Zangenblätter erhielt die Kranke C off ca II. Die Nachwehen, 
die sonst so stark waren, blieben diesmal auch weg. Das 
Wochenbette verlief norm au 

Ungesunde Zeugung . Von Demselben. 

Eine 32jährige Frau, brünett, choler. Temperaments, 
stark, ungefähr \2 Jahre verlieirathet, wurde während die¬ 
ser Zeit von 6 lebenden Kindern entbunden, die aber alle, 
die ersten Tage nach der Geburt, starben. Darauf folgte 
ein Abortus im 3 . Schwangerschaftsmonate. China , Nux 
halfen nichts, Lycopodium ~yi~ beseitigte die in Folge des 
Abortus entstandenen Beschwerden. Die Frau ward aber¬ 
mals schwanger, und erhielt, zur Verhütung eines Abortus: 
Tr. Sulf ur. den 15/7- 31- — Silicea ßfg. — Gra¬ 

phit ' C , lßJlO* Hier ward die Behandlung unterbro¬ 
chen, indem sich die Kranke den Fuss sehr beschädigte 
und mehre Wochen mit Arnica behandelt werden musste. 
Allein trotz dieses Unfalles, ward die Schwangerschaft nicht 
gestört. Den iß. Januar 1832 erhielt sie Phosphor und 

den 3ifi Tr. Sulfur. — r ~ . Den 22. Febr. wurde die Frau 
von einem gesunden Kinde glücklich entbunden. Das Kind 
ist schon £ Jahr alt und wohl, 

Amenorrhoe. Von Demselben. 

Marie , i 9 Jahre alt, blond, stark, wohl genährt. Die 
Menses kamen das erste Mal stark und schmerzlos, blieben 
aber dann ganz aus. Anfangs entstanden davon keine Be¬ 
schwerden, wohl aber später: Mattigkeit der Beine, beim 
Fahren Uebelkeit und Hartleibigkeit. — Am 22.» 25. und 
28. März 1832, jedesmal Morgens Tr. Sulfur. Den 7 . 

April trat die Menstruation ein, hielt 5 — ß Tage an, und 
kam monatlich regelmässig, ohne alle Arznei. 








21 


Gebiirmuttorblnljluss. Von D emselbcn, 

Frau B. , einige 20 Jahre alt. Mutter von 2 Kindern, 
zart gebaut, brünett, hatte schon längere Zeit die Menses 
unordentlich, -wogegen sie einen Kräutertliee trank, der ihr 
einen heftigen Blutfluss zuzog. — Den 17/3» 3L ungefähr 8 Tage 
nach gehabter Kegel, stellte sich plötzlich ein neuer Blutab¬ 
gang ein, der bis zum 18« Abends so stark war, dass die 
Frau mehre Pfunde Blut verlor, blass, eingefallen, kraftlos 
ward , kaum über die Stube gehen konnte. Der Puls bald 
härtlich und gereizt, bald kraftlos, klein. Heftig brennende 
Kreutzschmerzen, Uebelkeit, Schwindel, Ohnmachtsgefühl. 
Im Liegen und im Gehen gingen sehr grosse Stücke dunk¬ 
len, geronnenen Blutes, ohne Schmerz, ab. Kein Appetit 
Kein Schlaf. Oft Frostschauder. — Den 18/3 Crocns 2222° 
und 2 Tage darauf Bryonia Das erste Mittel milderte 

alle Symptome, nur der träge Stuhl blieb 36 Stunden aus, 
den aber das letzte Mittel herstellte upd den Rest des Uebels 
in wenig Tagen ganz beseitigte. 

Weissfluss. Von Demselben, 

Frau TV-, 30 Jahre alt, blond, sanguinisch, klein, Müt¬ 
ter von 6 Kindern. ln einem Wochenbette, vor einem 
! Jahre, bekam sie ein entzündliches Unterleibsleiden, seit 

• welcher Zeit sie immer unwohl blieb. Wenig Appetit. Ekel. 

t Oeftere Uebelkeiten. Bei Fehltritten Schmerz im Unterleibe, 

l wie Verrenkungsschmerz und wie von einer sich bewegen- 

1 den Geschwulst. Sehr copiöser, gelber Scheidenfluss, mit 

J röthlichen Streifen. Beim Gehen Druck aufs Brustbein. 

Hartleibig. 

Den 27/5. 31» Lycopod. —~ und den 17//. Tr. Sulfur . 
£££££. Auf diese beiden Mittel besserte sich alles bedeu¬ 
te tend, besonders der Scheidenfluss und die Unterleibsschmer- 

n zen. Den 5 / 9 . Silicca Ende December war die 

e * Kranke ganz genesen, 
m 

ld Verletzung der Lungen durch einen Rippenbruch. Von Demselben. 
7* Ein 68jähriger Mann, stark, gross, lebhaft, fiel mit 

einer Last und brach sich die gewahre» linke Kippe. Das 


22 


Bruchende verletzte die Lunge und plötzlichen Island ein 
Emphysem , das sich über Kopf, Hals, Brust, Rücken, 
Schulter und Arme verbreitete. Dabei Stechen in der lin¬ 
ken Brust und unter der -linken Achselgrube. Am linken 
Schulterblatte ein grosser, mit Blut unterlaufener Fleck, sehr 
schmerzhafu Er kann nicht liegen, muss int Bette immer 
sitzen. 

Auf 3 Gaben Aruica ly und eine ^-abe 1 Aconit, und ein 
chirurgischer Verband stellten den Kranken in 2 Wochen 
wieder soweit her, dass er ohne Fieber, ohne Schmerz 
oder Beulen, ausser Bette in freier Luft leichtere Geschäfte 
verrichten konnte. Der Bruch heilte gut. 

Chronisches Brustleulen f Von Demselben. 

Christian , 56 Jahre alt, brünett, gross, stark. Seit 
melirön Jährbn kurzathmig, am Schlimmsten früh, mit 
gleichzeitigem Reissen im Nacken und Druck der Augen¬ 
ist die Brust besser, so tritt Schneiden und Winden im 
Unterleibe, auch Druck auf die Blase mit wenig Urinabgang. 
Steter Husten, auch am schlimmsten früh, meist trocken 
iU5t starker Athembeklemmung. Ausserdein noch Drehen dig- 
keit. Schwarz vor den Äugen. Nach dem Essen alles schlim¬ 
mer. Zuweilen früh Uebelkeit und Erbrechen. Zu Durch¬ 
fällen geneigt. Reissen im Kreutz, Rücken und den Füssen. 
Sehr W6’nig Schlaf. Am Tage oft Frost und Klopfen in 
der Herzgrube. Arbeiten kann er nicht, weil bei jeder Be¬ 
wegung Odemklemme und Husten bis zum Ersticken ver¬ 
mehrtwird: Den i. 4 / 3 . Carb* ligru den 4/5* 831 Sepie 

OOP J . 

x . neicle Mittel bewirkten, nach einer starken Verschlim¬ 
merung, eine bedeutende Besserung. Den 29/6 -■ JSfux vom . 

den ßf?* Kali carhon . Das letzte Mittel bewirkte 

eine so schnelle Besserung im Gesammtleiden des Kranken* 
dass er Ende August alle seine Zimmermannsarbeiten ver¬ 
richten konnte. 

Vlithysischcr Zustand. Vom Hm. Med. Pract. Rück er t. 

Ein 30jä l hriger Fleischer bekam nach einer Erkältung 
einen Husten mit Auswurf, der ihn schon seit beinah einem 



Jahre quälte. Der Auswurf ist capiös, dickschleimig, Athem- 
b eklem mung. Ganz abgemagert, kraftlos, schwitzt des 
Nachts zuweilen. Zuweilen Heishunger, sonst gute Esslust. 
Stuhl normal* Er geht noch herum, schleppt sich aber nur 
so dahin. Das Gesicht blass gelblich. Die Stimme kraftlos. 

Ein unverdünnter Tropfen des Spirit, sulfur und Lyco~ 
pod, vill stellten den Kranken her. [Es ist nicht angegeben, 
in welcher Zeit und wie bald Lycopod. nach dem Schwefel 
gereicht wurde, was doch nichts weniger als gleichgültig ist.] 

fhthjsis. Vom Hrn. Wund - und Geburtsarzt Tietze. 

Ein Mann von 55 Jahren, gross, starken Körperbaues, 
brünett, cholerischen Temperaments. An starke Handarbeit 
und an die Schnapsflasche sehr gewöhnt. Schon seit länge¬ 
rer Zeit krank. Status praesens: Grosse Abmagerung und 
Kraftlosigkeit. Er sitzt, weil er nicht liegen kann. Reissen- 
der Kopfschmerz früh, der bis Mittag wieder aufhört. Oft 
Hunger, aber das Essen schmeckt doch nicht, er muss gleich 
aufhören bei Druck in der Magengrube und Athembeklem- 
mung. Stuhl täglich, mehr durchfällig, mit vielem Schleime. 
Die Kurzäthmigkeit hat sich seit 3 Wochen sehr vermehrt, 
so dass er oft ersticken zu müssen glaubt, mit Spann- und 
Zerschlagenheitsschmerz der Brust. Sehr heftiger Husten 
mit gelbem, dickem Auswurfe. Jeder Geruch droht ihm 
Erstickung. Atliem schnell und kurz. Beständiger Frost, 
selbst in den Pelz gehüllt, friert ihn durch den ganzen 
Körper. Die ganze Nacht kein Schlaf. Herzklopfen mit 
Aengstlichkeit; Erschrecken und Zusammenfahren im Schlafe. 

Den iBfS- 31» Phosphor — Den lofiO • Petroleum 

— Den i()/l. 32 Sepie ~L. — Den 5 / 3 » Sulfur — 
Den 9 . und ±2. April wi§d^r Phosphor ~. Phosphor zeigte 
sich hier am wirksamsten. 

Geschwülste in der Brustdrüse , mit mehren anderen Beschwerden ver¬ 
bunden. Vom lim. Med. Pract. Rückert. 

[Die Kranke, ein ßOjäliriges Mädchen , 1 wurde von 
1826—831» bei mehrmaliger Unterbrechung der Cur, bebau 
dclt. Die Geschwulst der Brustdrüse wurde durchs Messer ent 







fernt. Es wurden mehr als zwanzig Arzneien gereicht, die mei¬ 
sten davon mehre Male, Conium wirkte am vorteilhaftesten.] 


GliederSchmer z, nach üb erstandener allöofatliisch behandelter Lungenent¬ 
zündung» Vom Hin. Wund- und Geburtsarzt Tietze. 

In den Schultergelenken und nach dem Nacken zu fühlt 
eie einen heftigen Verrenkungsschmerz, besonders wenn sie 
etwas heben oder festhalten will. Am Tage und bei Be¬ 
wegung keine Schmerzen, aber Nachts ist der Schmerz 
wüthend und raubt der 40jährigen Kranken alle nächtliche 
Buhe und Schlaf. Vorzüglich ist der Schmerz heftig, wenn 
sie die Arme unter dem Bette liegen hat. Der Urin trübe, 
ziegelroter Bodensatz. Gesicht bleich, gelb, sehr abgezehrt. 
Sie ist sehr kraftlos, kann nicht über die Stube gehen. 

Den iOf^Rhusx- Keine Besserung.— Den 17 / 4 . 831 Sepie 
VB gutt* dimid . Bis zum 16/> war die Kranke ganz hergestellt. 


Chronische Gicht . Von Ebendemselben, 

Franz , 38 Jahre alt, blond, sanguinisch, längere Zeit f 
beim Militair gedient, wo er mehrmals verwundet ward. — 
Unter oft sich erneuernden Gichtanfällen bildeten sich nach 
und nach Gichtknoten am linken Vorderarme und an der 
Handwurzel. Vorzüglich des Nachts, in der Buhe, fühlt 
Patient im rechten Schenkel, im Schienbeinknochen und 
Fuss, auch oft im Knie, einen zuckenden, drückenden 
Schmerz. Weniger Schmerz bei Bewegung. Der Fuss um 
die Knöchel geschwollen und wie etwas steif bei Bewegung. 
Der Schlaf kurz und leise; oft fährt er im Bette wie er¬ 
schrocken auf. Beim starken Gehen Zittern in den Beinen. 
Zum Schnupfen geneigt. Die Augen blöde. 

Den 2l/l0. 1828 Zincum X, einen kleinen Theil eines 
Tropfens. — Den 13/l2. Sepie X. — Den .3/2. 1829 Phos* 
jihor X. — Den 9 / 3 . Silicca X, einen kleinen Theil eines 
iropfens. — Den 20/4. Calcarea V I, einen kleinen Theil 
eines Tropfens. — Den Ufo. Natrum — Den 23/7- Pe- 
tr oleum —. — Der Kranke genas. Die Gichtknoten, die sich vor¬ 
züglich unter der Wirkung des Phosphorits beträchtlich ver¬ 
minderten, verschwanden ganz. Die Gichtanfälle blieben weg. 





25 


Nesselausschlag, Von Demselben. 

Ein Mädchen von 20 Jahren, blond, sanguinisch. —- 
Die Kranke liegt in einer grossen Hitze, mit blutrothem 
Gesichte, zitternd, kaum im Stande sich aufzurichten, über 
und über mit Nesselausschlag gleichsam übersät. Die kleinste 
Entblössung zog ihr sogleich Frost zu. Der Puls hart, fre¬ 
quent. Brustbeklemmung. Kurzer, erschwerter, stöhnender 
Atliem. Sprache erschwert, Stimme heiser. Im Halse, als 
wenn eine Kugel darin steckte, welche das Sprechen und 
Athmen hindere. Viel Durst. Arger Kopfschmerz. Stuhl* 
Verstopfung. Trockne, brennend heisse Haut. Grosse Angst 
und innerliche Unruhe. 

Aconit ~~ Vormittag, und Abenbs ß Uhr Nnx vom . 

In ±S Stunden war das ganze Uebel gehoben. Die Kranke 
sass hinter ihrem Weberstuhle und arbeitete. 

Fragmente zur Therapie chronischer Hautaus schlüge. Vom Hm. Meil. 

Pxact. Rücker t. 

[Der Verfasser, ±2 Jahre mit der Homöopathik vertraut, 
geht von der Ansicht aus , dass nicht nur aus glänzenden 
Heilerfolgen, sondern auch aus misslungenen viel zu lernen 
sei, und theilt desshalb einige Geschichten chronischer Aus¬ 
schlagskrankheiten mit, die allen angewandten Mitteln trotz- ! 
ten, ungeachtet nach einzelnen antipsorischen Arzneien 
momentane Besserung einzutreten schien. Daraus zieht der 
Verf. den. Schluss:] Bei chronischen, sehr hartnäckigen Aus¬ 
schlagskrankheiten ist Wiederholung der passenden Arzneien 
nothwendig. Aber nicht etwa nach Art der Allöopathie. — 
Hat man das möglichst passende Mittel gereicht, so wartet 
man nach der ersten Gabe ruhig ab. Zeigt sich bis zum 
Tage keine auffallende Aenderung, so reicht man dieselbe 
Arznei noch ein Mal. Tritt sichtbare Verschlimmerung ein, 
so beachtet man diese ganz genau, um zu beurtheilen, ob 
es Wirkung des Mittels, oder von selbst entstandene Aufre¬ 
gung sei. Dazu dient eine genaue Anamnese , welche lehrt, 
ob im gegebenen Falle öfter dergleichen Verschlimmerungen 
eintraten und nach welchen Gelegenheitsursachen, ferner 






genaue Kenntniss des gereichten Mittels und Vergleichung 
der Symptome wahrend dev Verschlimmerung mit dem ersten 
Krankheitsbilde —• und mit den Symptomen des Mittels. 
[Das ist selbst für den geübtesten Homöopathiker schwer 
und nur in wenigen Fällen möglich.] Ist die Verschlimme¬ 
rung Folge der Arznei, so lässt man sie Anfangs ruhig fort¬ 
wirken, bis wieder Besserung eintritt, in welchem Falle 
man dann das Mittel nicht stören darf, so lange, als die 
‘Besserung fortdauert. Tritt aber nach 6. 8, 10 Tagen noch 
keine Besserung ein, so darf man nicht länger unthätig Zu¬ 
sehen, sondern muss entweder, wenn das erste Mittel noch 
indicirt ist, was die genaueste Vergleichung der Symptome 
ausweist, noch eine Gabe desselben reichen, oder ini ent¬ 
gegengesetzten Falle ein passenderes auswählen, auch wohl 
ein Antidot reichen. [Diesen llath des Verf. werden wohl 
sehr Wenige befolgen. Erstens wird Niemand 8 oder 10 
Tage lang die Verschlimmerung fortdauern lassen. Auch 
wird die Verschlimmerung von einem passenden Mittel, 
also die homöopathische, nur äusserst selten so lange an- 
halten, und nur durch zu grobe Gaben herbeigeführt werden. 
In diesem Falle rathe ich wohl nicht 8 —10 Tage zu war¬ 
ten. Eben so wenig, wenn die Verschlimmerung keine 
homöopathische, sondern durch unpassende Arzneien und 
wohl gar durch grosse Gaben derselben verursacht wurde. 
Es sind also dreierlei Verschlimmerungen nach einer ge¬ 
reichten Arznei möglich. Die durch grosse oder auch rich¬ 
tige Gaben passenden Arzneien — die durch unpassend ge¬ 
wählte Arzneien — und die von der Arznei unabhängigen, 
der Krankheit eigenen Verschlimmerungen. Bei welcher 
dieser Verschlimmerungen soll, was der Verf. rathet, das¬ 
selbe Mittel noch ein Mal gereicht werden ? Nach neueren 
Erfahrungen soll dies bei einer homöopathischen Verschlim¬ 
merung mit Erfolg geschehen. Ich habe darüber keine Er¬ 
fahrungen, wenn ich nicht die mit der Bryonici gemachten 
hieher rechnen soll. Bei der 2- und 3 . Art von Verschlim¬ 
merung wird die Wiederholung auf jeden Fall unnütz sein. 
Solche Verschlimmerungen sind daher, wenn sie länger an¬ 
dauern, immer eine missliche Sache, die, wenigstens mich, 




27 


*g in grosse Verlegenheit 6etzt. Zum Glück kommen sie mir 
:l1 selten vor j was ich vielleicht meinen sehr kleinen Gaben zu 
a * verdanken habe.] Tritt aber nach der ersten Gabe zwar 
ür Besserung ein, dauert sie aber kaum 4 — 8 Tage, so ist 
e * dies ein Beweis, dass das Mittel, wenn es nicht ein palliatives 
1 * ist, wie öfters der Mer cur wirkt [das kann ich dem Mercur 
nicht nachsagen] und wie Hering auch vom Acid. nitri 
lc [ich aber bei Gichtkranken mehrmals vom C aus ticuni] beob- 
achtete, in näherer Beziehung zur Krankheit steht, aber 
h nicht kräftig genug einwirkt. [Das ist eine sehr unbefrie- 
digende Erklärung dieser, so häufig, bei Behandlung clir'o- 
ie niseher Krankheiten, vorkommenden Erscheinung. Wieder- 
holungen von Arzneien, durch Unkräftigkeit derselben 
^ motivzrt , werde ich nie unternehmen. Wir sind unsre Decil- 
^ Zio 7 ztheile schon so gewohnt, wie derAllöopath seine Unzen. 
LO Wo eine Unze nicht stark genug ist, da wird eine 2* aus- 
& reichen. Das lasse ich allenfalls zu. Aber wo 1 JD'ecillion- 
^ theil nicht hilft, weil es zu schwach ist, da v^erdCn 9 DeciU 
l] v Hon tlieile helfen, das habe ich nie begreifen können. Aber 
n ‘ ich hätte es, ohne es zu begreifen, geglaubt, wenn mir’§ 
l1 ' die Erfahrung gezeigt hatte. Aber ich habe von solchen 
ie Wiederholungen nie was besonderes gesehen. Nur das 
1( 1 Mittel getroffen und die' Krankheit bessert sich sb rasch, 
e * dass man an Wiederholungen zu denken keine Zeit hat.] 
;e* Dann ist es nöthig, die Gaben zu wiederholen, aber nicht 
h* in steigenden, sondern eher in kleineren Gaben. [Das auch 
$e* noch. Wo IQ Streukügelchen nicht hinreichen, da schicke 
in» man noch 5 nach, und dann gehts. Die 5 werden wirken, wo 
iei die 10 zu schwach waren und desswegen nicht wirkten.] 
as- Man glaube aber ja nicht, dass dadurch, dass die Wie- 

en derholung der Gaben in vielen Fällen nützlich seyn kann, 
m* der frühere Lehrsatz Ilahuemamis: dass man nicht eher 
Er- ein anderes Mittel, oder dasselbe in wiederholter Gabe 
te« reiche, so lange das erste noch günstig einwirkt, und wäre 
im* es durch 50, 60, oder auch mehre Tage — aufgehoben sei. 
jiiK Der Satz ist auf Erfahrung begründet und kann durch keine 
an* neue Erfahrung umgestossen werden. Bloss da ist Wieder- 
ick holung der Gabe eilaubt, wenn die Heilwirkung der ersteren 



28 


naclilässt und die Indicationen zu demselben Mittel noch 
fortbestellen. — Aber wie lange soll man fortfahren zu 
•wiederholen? Im Allgemeinen wohl so lange, als man 
günstigen Erfolg davon sieht, aber doch wollte ich nicht 
rathen, mehr als 4 — 6 Dosen zu reichen, um den kranken 
Körper durch zu ofte Anregung in den ergriffenen Theilen 
zu beleidigen. Besser ist es da, ein anderes, zunächst 
passendes, Mittel anzuwenden und nach diesem vielleicht 
nochmals das erste zu wiederholen. [Dieses „vielleicht 
nochmals das erste“ scheint zu beweisen, dass der Verf. 
nicht aus Erfahrung spricht. Daher denn das Gesagte nui 
als unmassgeblicher Vorschlag anzüsehen ist.] — Wie aber 
denn, wenn kein Mittel eine Heactioii hervorbringt? Ein¬ 
mal erinnere ich an die Anwendung des potenzirten Kratz* 
Stoffes, nach Grosses Vorschlag, wenn nicht eine besondere 
Reizlosigkeit im Organismus vorherrscht. [Diese Reizlosig¬ 
keit ist’s ja eben nun, die die Iieactioji auf gereichte Arz¬ 
neien hindert.] Ist jedoch letzteres der Fall, so wird, wie 
Ich mich schon überzeugt habe , die Anwendung der j Ehe- J . 
tricität , nach Aegidi's Vorschlag, von grossem Nulzen sein, 
um mehr Thätigkeit in das träge Hautorgan zu bringen. 

Feigwarzenkrankheit, Von Hrn. ü. Langhammer. 

Bei einem Schneidergesellen, an der Vorhaut un,d in der Fur¬ 
che hinter der Eichel sieben trockne, beinah einen, Zoll grosse, 
stengelartige, bei Reibung etwas schmerzende Auswüchse.— 
Thuja innerlich und äusserlich half nichts. Acid . uitri [die 
Gabe wird nicht angegeben] heilte den Kranken. 


Beitrüge zur physiologischen Tharmacodynamik . S. 113 — 136. 

1 . Hundsdillgleiss Aethusa cynapium ). Vom Hrn, 
N*—g. 210 Symptome. 

2 . Tongobohne {Baryosma Tougo. Diptcrix odorata, 
Coumarouma odorata ). Vom Hrn. N — g, 185 Symptome, 

3 . Kochsalzsaure Bitterer de. Vom Hin. D, 
Sclireter. 54 Symptome. 








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Dr. Hartlaub und Dr. Trinks. IV. Band. II. Stück. 


K a l k e rd e . 


11 Beiträge zur angewandten Pharmacoclyncmiih. ([Anonym,]) S. 137 —141. 
r f, 

Sowie die Relladoiu mehrfachen acuten Uebeln des 
UI kindlichen Alters entspricht, so ist die Kalkerde ein Mittel 
zur Heilung chronischer Leiden des genannten Alters. 

Die Wirkungssphäre dieser beiden Mittel ist nämlich 
:L ' insofern verschieden, als die Belladomia mehr den Kinder- 
: rC krankheiten des arteriellen und nervösen Systems (Hirnaffek- 
^ tionen entzündlicher Art, Entzündungen des Auges, der 
n Lider, catarrbalische, scrophulöse Augenübel; etc .) ent- 
spricht; während die Kalkerde die Kinderübel in den krank- 
haft ergriffenen Organen der Vegetation zu heilen vermag. 

So ist die Kalkerde unschätzbar in vielen Uebeln des 
Knochensystems. 

1. Bei retardirter Knochenbildung, wodurch die Fon - 
w tanellen offen, die Röhrenknochen weich bleiben, sich 

unter der Last des Körpers krümmen, die Wirbelsäule unter 
der Last des Kopfes nach irgend einer Seite weicht etc ., 
ist die Kalkerde ein vortreffliches Mittel und im Stande jenen 
1C Uebeln abzuhelfen. 

2. Auch beim Zweiwuchs, jener Auftreibung der Röh¬ 
renknochen , leistete dem Verf. die Kalkerde mehr denn 
jedes andre Mittel. 

[rn. 3. Eben so bei retardirtem Durchbruche aller Zähne 
überhaupt oder bei zögernder Aufeinanderfolge der einzel¬ 
ne, nen Zähne. 

nie, 4* Bei Fehlern der organischen Mischung und Form. 
D, Der Verf. beobachtete einige Kinder, bei denen das scro¬ 
phulöse Element die Reproduction so alienirt hatte, dass sie 
eher Greisen glichen; die Muskulatur war schlapp und welk, 
die Haut ohne Turgor, faltig, Gehässigkeit, grosser, harter 



30 


Bauch, unregelmässige Stuhle. Einige Gaben Kalkerde ga- j 
ben der Repro duction eine günstige Wendung und die Kinder j 
blühten wieder auf. 

5 . In langwierigen, scrophulösen, trapiden Augen- 
und Augenliderentzündungen mit grosser Lichtscheue, Tlirii- < 
nen, Schleim- und Eiterabsonderung und Drücken im In« 
’neren der Augen, wo JBelladon ., TIep . Sulf. calc. und Jihm 
nur kurze Besserung erzeugten, half die Kalkerde für immer, 
jfXartindnn empfiehlt in dieser Art Kinderübel das Causticum, 
worüber der Verf. aber keine Erfahrung hat. 


( Äh gedruckt ans : Pr ac tische IW i ttJieilung en der c or re- 
sjj ond i r en den Gesellsch af t homöopathischer Merzte» 
1828. S. 1 — 13.) S. 141 — 150. 

Bei der Wahl der homöopathischen Mittel sind vorzüg¬ 
lich die verschiedenen Verhältnisse, unter welchen die Arz¬ 
neien vorzugsweise ihre Wirkung äussern, als da sind: diel 
Tageszeit, Buhe und Bewegung, Lage des Kör 
pers, das Essen und Trinken, die frische und 
die Stubenluft, Wärme und Kälte zu berücksichtigen. 

Als Erläuterung dessen mögen folgende Fälle dienen. 

I . Verhellt7iiss der Tageszeit. 

Die meisten Arzneien äussern ihre Wirkung am heftig 
sten Abends und Nachts, so wie denn auch die meisten 
Krankheiten um die genannte Zeit exacerbiren. In die Clasn 
dieser Arzneien gehören vorzugsweise: Bellad ., Bryon 
Ghamom ., China , JJulcam ., Ferrum, Lcdum , Mer cur, Mczc- 
reum, Pulsatill ., Sulfur und Calcar., Sulf. 

Zv— z, ein junger Mann von 26 Jahren, bekam schon drei 
Winter nach einander einen heftigen nächtlichen Krampf hu¬ 
sten, der immer wenigstens 4 Wochen anhielt. Jeden Abend 
schlief er ruhig ein, wurde aber alle Zeit um Mitternacht 
von diesem trocknen Krampfhusten befallen, der ihn immer 
eine volle Stunde quälte, wobei er im Bette sitzend den 
Kopf mit den Händen halten musste. Dann kam wieder 
Schlaf und früh war er nur noch etwas ermattet. — Im 




31 


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December 1825 hatte der Kranke schon 12 solcher Nachtan- 
falle überstanden. Der Verfasser gab ihm einen Tropfen 
Belladoru III. Und dieselbe Nacht schon blieb der Anfall 
wetr . Am 4. Tage nach der genommenen Belladon. zeigte 
sich ein kleines Recidiv (wie dies auch D. Caspari von der 
Bellad. bemerkte). 

Viele rheumatische und catarrhalische Hals¬ 
en Lz ün dun gen, die von Abend bis Mitternacht besonders 
stark exacerbiren, hat der Verf. mit BuUatille geheilt. Das 
Bild dieser Krankheit war im Allgemeinen folgendes: Abend¬ 
schauer abwechselnd mit Iiitzanlliigen. Im Halse Kratzen, 
oder Wundsein, oder auch Brennen. Dem Kranken scheint 
der Schlund geschwollen. Beim leeren Schlingen Stich¬ 
oder Druckschmerz. Man sieht nur geringe Geschwulst 
und zerstreute Ilöthe der Schleimhaut. Das Schlingen der 
Speisen und Getränke ist leichter, als es der Kranke beim 
leeren Schlingen vermuthet hatte. Meist ist dabei auch ein 
äusserer zuckend reissender Halsschmerz und oft ein ste¬ 
chender Ohrschmerz vorhanden. Gegen Abend werden alle 
Symptome ärger und es stellt sich trockne Hitze mit Durst 
ein. Die Nacht unruhig, erst nach Mitternacht kommt 
Schlaf. Schreckhafte Träume. Früh Schweiss mit Erleich¬ 
terung des Halsübels. — Die 2. bis 4- Verdünnung der 
Pulsatille lieb dieses Uebel jederzeit binnen 12 — 24 Stun¬ 
den auf. 

Die heftigen, von Verkühlung entstandenen nächtli¬ 
chen Durchfalle mit Zwang nach dem Stuhle, heilte T § 5 , 
oder tc 5 ö <5 der Flores Sulfuris . Eine alte Frau, die seit 
mehren Nächten an einem heftigen Durchfalle litt und das 
letzte Mal 19 Stühle mit daraulfolgendem sehr heftigem 
Stuhlzwange hatte, genas über Nacht auf y %ö der Schwe¬ 
felblume. 

Die vorzüglichsten Arzneien, die früh gleich beim Er¬ 
wachen im Bette, oder gleich beim Aufstehen ihre heftig¬ 
sten Wirkungen äussern, sind Nux vom ., Spigelici und 
Veratrum . 

Mit Nux heilte der Verf. mehre früh entstehende Kopf¬ 
schmerzen, Uebclkeiten und Erbrechen, Schwindel, Magens 



32 


krampf, Krampf- und Bluthusten u. 6 . w. Der Vevf. gal) 
meistens die 9 . bis 12* Verdünnung. 

Die Spigelia fand der Verf. bei Wurmbeschwerden der 
Kinder und Erwachsenen heilsam, wenn die Symptome beson¬ 
ders heftig in den Vormittagsstunden auftraten. Der Verf. gab 
die G* Verdünnung bei Erwachsenen und die 9 . bei Kin¬ 
dern. — Die näher anzugebenden Symptome waren fast 
immer folgende: erweiterte Pupillen, Gesichtsblässe, Beissen 
in der Nase, früh nüchtern Uebelkeit mit dem Gefühle, 
als wenn etwas aus dem Magen in den Hals stiege, was 
nach jedem Essen verging, Bauchkneipen, mit Kälte und 
durchfälligen Stühlen, den ganzen Tag Heishungcr mit 
viel Durst. 

IV. F, ein junger, sonst immer gesund gewesener Mann 
von 32 Jahren. Des Morgens gegen 4 — 5 Uhr erwacht er 
immer mit heftigen Zerschlagenheitsschmerzen in beiden Ar¬ 
men. Bei grosser Heftigkeit erstreckt sich der Schmerz vom 
Schulterblatte bis in die Handwurzel, wobei er die Arme 
kaum rühren kann. Dieser Schmerz dauert, so lange det 
Kranke im Bette liegen bleibt, immer gleich stark fort, auch 
kann Patient das Zudecken mit der Decke nicht vertragen. 
Sobald er aufsteht lindert sich der Schmerz und hört beim 
Herumgehen ganz auf. Den Tag über bleibt eine zitterige 
Schwäche in den Armen. Der linke Arm ist immer mehr 
angegriffen. Bei schlechter Witterung, sowie im Herbst und 
Frühjahr, sind die Schmerzen immer heftiger. Sonst ist er 
wohl. Nux vom . half nichts. Ein Tropfen der G« Verd. 
des Veratr, alb . besserte den Zustand bedeutend, hob ihn 
jedoch nicht gänzlich auf. 10 Tage darauf wirkte ein Tro¬ 
pfen der 3 . Verdünnung desselben Mittels Vortrefflich, so 
dass 8 Tage nach der 2 . Gabe keine Spur des Uebels mehr 
zu fühlen war. 


3V- 


II, Einfluss der Ruhe und Rewe g u n g . 

Bei vielen Arzneien werden die Schmerzen durch Be¬ 
wegung verschlimmert, wie bei Arnica , Belladonna , Bryo * 
nia, Nux voiuica u. s. w. Aber es gibt auch einige we* 


& 


33 


ab nige Arzneien , deren Symptome in der Ruhe exacerbiren, 
wie Diücamara , Rhus , 

[er Rin Kutscher bekam im Winter 1825, nach einer starken 

n- Verkühlung bei schwitzendem Körper, heftige rheumatische 
ab Schmerzen in beiden Armen und im Rücken. Die steclien- 
n. den und drückenden Schmerzen waren Nachts und in der 
ist Ruhe am schlimmsten, Hessen aber bei Bewegung der Arme 
en sehr nach. Fieber gering, doch stärkerer Durst als gewöhn¬ 
te, lieh. Der Kranke erhielt einen Tropfen der unverdünnten 

as Tinctura Dulcamara und genass binnen 24 Stunden, 
id Ein schwächlicher junger Mensch klagte über starke 

iit Brustschmerzen, mit dem Bemerken, dass er sie nur in der 
Ruhe fühle. Das Examen zeigte, dass der Kranke wegen eines 
[M scrophulösen Augenübels Uhus Toxicodendron eingenommen 
er hatte. Der Verf. hielt den Brustschmerz für Wirkung von Rhus 
h- und gab deshalb eine kleine Dosis der antidotarischen Bry- 
m onia, wodurch das Uebel schon den andern Tag gehoben war. 

™ III. Einfluss des Essens und Trinkens . 

ch Bryonia , Capsic , Chamom. f China, Ferrum , Nux, Pulsat 

;n, Rhus haben die eigenthümliche Beschaffenheit, ihre Symptome 
im nach dem Genüsse vonSpeisen und Getränken zu entwickeln, 
ige Ein starker 4 Qjähriger Mann litt schon über 2 Jahre an 

;hr einem heftigen Husten. Die ganze Nacht hatte er Ruhe, aber 

nd gleich nach genossenem Frühstück bekam er einen Anfall 

eI von trocknem Krampfhusten, der ihn absatzweise J — * 

rd. Stunde plagte. Dasselbe geschah auch nach dem Mittagses- 

ibn * en ; Abends, nach dem Nachtmahl, war jedoch der Anfall 

r0 , am stärksten, wo er sich auch manchmal erbrach. Sonst 

so war der Kranke wohl, bis auf einige Hartleibigkeit. — Ein 

ein Tropfen der 4 . Verdünnung der Bryonia stellte den Kranken 

binnen 8 Tagen her. 

Die Stickhusten der Kinder, welche besonders 
Abends und Nachts, so wie auch nach jedem Essen und 
Trinken am heftigsten sind, wobei die Kinder nach Luft 
]3e- schnappen und nicht zu Athem kommen können, auch sehr 
ryO' 9^ das Genossene erbrechen, heilte der Verf, immer mit der 
we . 9. oder 12. Verdünnung der Tr. Bryonia. 

3 





Durchfälle (meist von Verkühlung entstanden), mit 
Kneipen und Schneiden im Leibe nach jedem Genuss von 
Speise oder Trank und bald darauf erfolgender Stuhlentlee¬ 
rung, (in welcher oft die unverdauten Speisen sichtbar sind) 
heilte der Verf. mit einem Tropfen Bryonia (der 5. Verdün¬ 
nung). Zuweilen war eine Zwischengabe China nothwen- 
dig, besonders wenn Patient Diätfehler beging. [Sonst ist die 
Bryonia bei Stuhlverhaltungen wirksamer als bei Durchfällen.] 

IV. Einfluss der Wärme und Kälte , der frischen 
und Stubenl uft. 

Wo die Gichtschmerzen so beschaffen waren , dass sie 
sich in der Bettwärme verschlimmerten und bis um Mitter¬ 
nacht am heftigsten waren, heilte der Verf. mit Ledumpal - 
lustre . Der Verf. vergleicht diese Art Gicht mit den Zufäl¬ 
len der Syphilis secundaria und rathet, auf den Umstand, ob 
Wärme verschlimmernd wirkt, genau Acht zu haben, bevor 
man Ledum oder Mercur giebt. 

Rheumatische Schmerzen, die in freier Luft ge¬ 
linder, hingegen in der Stubenluft oder Bettwärme sich ver¬ 
schlimmern, heilt Pulsatil{e. Eben so ist der Schnupfen 
beschaffen, den das genannte Mittel hebt. Auch bei den 
durch Pulsatille heilbaren Katarrhen bemerkte der Verf., 
dass die Kranken mehr husten'mussten, wenn sie etwas 
Warmes, z. B. Suppe, zu sich nahmen, von einem kühleren 
Getränk hingegen Linderung fühlten. 

Einige Arzneien passen gerade dann, wenn der Patient 
Wärmeverminderung oder selbst Kälte einzelner Theile fühlt, 
wie Pulsat ., Veratrum , China , Mezereum etc. 

Bei Bleichsuchten, Menstruationskoliken, Unterleibs¬ 
krämpfen etc. kommt häufig Frösteln und selbst Kälte, be¬ 
sonders der Extremitäten , vor, daher da die Pulsatille häu¬ 
fig hilfreich ist. 

Eine junge Dame litt seit 3 Monaten an folgendem Zu¬ 
stande: Früh Uebelkeit mit Brecherlichkeit und Zusammen¬ 
schnüren im Halse. Kopf immer eingenommen, manchmal 
hat sie auf dem Scheitel eine Empfindung wie von einem 
Stück darauf gelegten Eis. Sehr oft allgemeiner Frost. 


35 


Füsse, Hände und Nase immer eiskalt. Regeln seit längerer 
11 Zeit immer unregelmässig, meistens alle 3 Wochen. Den 
e ' Tag früh, an dem die Regel erscheinen soll, heftiger Anfall 
0 von Durchfall, Uebelkeit und Frost. Brennen im Mastdarme 
-während der 4 — 6 wässerigen Entleerungen. Sehr gereizt, 
empfindlich, weinerlich. Ein Tropfen der 9 . Verdünnung 
> e des Veratrum alb. % der 3 Wochen darauf wiederholt wurde, 
•] hob diesen Krankheitszustand gänzlich und die Regeln ka¬ 
men gleich nach der ersten Gabe zur normalen Zeit. 

[In den Annalen haben wir schon viel zu lesen bekom¬ 
men, was des Druckes unwerth war und nur zur Füllung 
ie der Columnen diente. Diesmal aber machten sich es die Re- 
it* clactoren der Annalen , so wie manche andere anderer Zeit- 
il- Schriften, noch bequemer und druckten alte Aufsätze frisch 
il : ab, damit die Leser die Ehre haben, selbe zwei Mal zu le- 

3 b sen und zwei Mai zu bezahlen; die folgenden Krankenge- 
01 schichten sind untereinander, ohne Ordnung abgedruckt, da¬ 
mit die Hälfte des letzten Heftes ein Register füllen kann. 
:e- r So wird für den Buchhändler und den Autor auf Rechnung 
3 r- und zum Schaden der Homöopathik gewuchert. Diese un- 
311 selige Buchmacherei ist das grösste Hinderniss der Verbrei- 
cn tung der Homöopathik.] 

*£. 

r as 

en ~ 

211t 

iit, Heilungsgeschichten. *) 


bs- 

^ PVechselfieber ; von Dr. Ilerrmann Hartlaub. 

äu* ^ .. Student der Rechte, blond, stark, von 22 Jahren, 

trank alle Tage an 12—14 Rannen baierischesBier. Den 9 . 
Zu- 7 

eil- *0 ha die einzelnen Stücke dieser Annalen jetzt in schwächerer Bo- 
1 genzahl und dafür öfter als ehedem erscheinen, auch dem Schlüsse 

des Jahrganges ein Inhaltsverzeichnis angehängt werden soll, so 
halten es die Redact. für überflüssig, ferner die Ileilungsgeschich- 
06t. ten in der früher beobachteten Ordnung aufzuführen. 

3 * 







36 


Octbr. 1832 Abends gegen S Uhr plötzlich ein heftiger Drang 
Stuhl und Urin zu lassen, er hatte auch in kurzer Zeit 6—8 
Mal hintereinander flüssigen Stuhl, doch den Urin konnte 
er trotz alles Dranges und Pressens nicht lassen; denn er 
wurde vom heftigsten und schmerzhaftesten Drucke auf die 
Geschlechtstheile und den Mastdarm gepeinigt, jedoch ver¬ 
geblich, bis ohngefälir 12 Uhr des Nachts, wo Urin und 
Stuhl plötzlich in grosser Menge abgingen, und das Uebel 
sich dadurch hob. Die Geschlechtstheile waren bei dem 
Anfalle ganz im gewöhnlichen natürlichen Zustande, das 
Glied nicht steif, und die Vorhaut über die Eichel vorgezo- 
gen, wie bei ihm im gesunden Zustande. 

Den nächsten Tag, als den 10. Octbr., befand er sich 
ganz wohl bis Abends Uhr, wo der nämliche Drang mit 
weit grösserer Heftigkeit und ohne allen Stuhl zurückkehrte, 
so dass derVerf. nach Mitternacht eiligst hinzugerufen wurde 
Der Kranke sprang auf , stellte sich zusammengepresst und 
bäumend auf Hände und Füsse, hatte den Kopf bald im 
oberen, bald im untern Tlieile des Bettes, wurde dabei ganz 
blass; öfters sprang er aus demBette und durchrannte in ver- 
schiedenen Bewegungen das Zimmer, vorzüglich nach vorn 
zusammengepresst, und immer wieder mit dem Ausdrücke 
des heftigsten Schmerzes sich aufrichtend. Der Puls etwas 
häufiger, voll und aussetzend. 

1 Uhr Nachts Nux vom . Ohne Erfolg. Schon | Stunde 

darauf ChamomiL Ohne Erfolg. J Stunde darauf Hyoscyanu 

Einige Besserung. J Stunde später wieder Hyoscyanu j$, 
20 Minuten spater Riechen an Hyoscyanu Ohne Erfolg. 
^Stunde später Belladonn, Ohne Erfolg. Die Schmer¬ 
zen nehmen zu. Nach ^ Stunde Canthavid. ~r. Ohne Er¬ 
folg. Etwa eine Stunde spater Arsenic . wodurch in 

einer Stunde die Schmerzen nachliessen und Stuhl und reich¬ 
licher Harn entleert wurde. 

Abends 6 Uhr den n. Octbr. kehrte jenes Pressen zu¬ 
rück, jedoch dauerte es nur einige Minuten, und hörte dann 
nach reichlicher Ausleerung von Stuhl und Urin auf. Später 
diesen Abend, £8 Uhr, hatte der Kranke einige Minuten 
Frost, dann trockene Hitze und zuletzt Schweiss. Jedoch 





in einer Stunde war das ganze Fieber beendigt und er be¬ 
fand sich dann eben so wie am Tage. 

Den 13 . Octbr, Mittags wiederum eine Gabe Arsen. 30°°* 
Abends kehrte darauf weder Ausleerungsdrang, noch Fieber 
zurück. Den 17. Octbr. war er völlig gesund. 

Der Herr Verf., den wir zum ersten Male in unsrer 
Mitte begrüssen, meint, diese Krankengeschichte sei in 
mancher Hinsicht lehrreich. l) Der Fall spricht für die 
Wiederholung der Gaben, doch will der Verf., dass man 
nach jeder Gabe so lange warte, als Besserung sichtbar ist 
und nicht, wie Viele wollen, ohne Unterschied alle 4 oder 
8 Tage das Mittel gebe, worin ihm lief. ganz beistimmt. 
0 ) Der Verf. halt diese Krankheit für ein Wechselfieber, das 
ist freilich eine etw'as gewagte Behauptung. lief, meint, 
der Kranke sei durch sehr, verfälschtes Bier krank gewor¬ 
den, wozu etwa vorausgegangene Tripper u. d. g. prac- 
disponirt haben konnten. Dass bei steigender Krankheit 
sich Fieber mit Abendexacerbationen hinzugesellte, ist 
ganz natürlich. Der Verf. bemerkt gelegentlich, dass 
man Arzneien auch im Fieberanfalle reichen könne. 3 ) Wir 
sehen, dass man in sehr acuten Leiden auch alle -| 
Stunden ein anderes Mittel reichen kann und nicht erst 
Stunden oder Tage lang auf dessen Wirkung zu warten 
braucht. 

Unmittelbare Aufeinanderfolge von Scharlach und Vocke?i; 
von Ebendemselben. 

Ein 17jähriges Dienstmädchen bekommt während einer 
Scharlachepidemie das Scharlach, wogegen Aconit §§, Pul - 
satilla und Tags darauf Belladonna -j-, die letztere mit 
Nutzen, angewandt wurden. Den 4. Tag zeigt sich ein 
Pockenausschlag und das Scharlach schwindet. Mercur. so - 
luh. 4 half nichts, die Kranke genas binnen 4 Wochen, nur 
dass sich noch die Schälung des Scharlachs längere Zeit fort¬ 
setzte. Einen ähnlichen Fall beobachtete der Verf. auch an 
einem Goldschmied jungen, wo auch auf das Scharlach Pocken 
folgten und ohne Gefahr verliefen. — Der Verf. vertheidigt 
die Behauptung Hahuernanit s, dass nie 2 Krankheiten zu- 


*T ' 


38 


gleich (die chronisch-miasmatischen ausgenommen) in einem 
Körper Vorkommen können. Ferner meint er, alle Menschen 
werden psorisch geboren und Psora sei der,»Streit im Men¬ 
schen gegen Gott und Natur, hervorgegangen aus der Ab¬ 
weichung von Gott und Natur.“ 

Schnell entstandenes Halsübel; von Ebendemselben. 

Fr., Student von 21 Jahren. — Drückender und ste^ 
ehender Schmerz im Halse (im Hachen), als wenn die inne¬ 
ren Theile angeschwollen wären, vorzüglich beim Schlucken; 
weder Appetit, noch Durst; Geschmack beinahe faulig und 
sauer; die Zunge ganz dick weiss, gleichsam zottig-weiss 
belegt; viel Schleim im Munde; hässlicher Mundgfestank, 
wie bei Syphilitischen, welche die Schmierkur brauchen; 
Stuhl regelmässig; leichter, kurzer Husten mit stechendem 
Schmerze im Hinterhaupte; des Nachts kein Schlaf, leichtes 
Fieber mit abendlichen Aufregungen. 

Nach einer kurzen Verschlimmerung genas der Kranke 
in 12 Stunden auf Mer cur. solub . 4 . 

Langwierige Augenschwache ; von Ebendemselben. 

Kr., eine unverheiratete weibliche Person von 52 Jah¬ 
rein — Oefters wie ein Flor vor den Augen mit Stichen 
in diesen, bisweilen Doppeltsehen und farbiges Sehen; 
das Gesicht überhaupt ist sehr stumpf, so dass sie beim 
Nähen sehr gehindert wird. Im Dunkeln grosse, aber 
langsame Erweiterung der Pupillen. Ihr Appetit und Ver¬ 
dauungszustand sind gut; doch hat sie bisweilen Magen¬ 
krampf. 

Den 25. Septbr. jßelladon . 30°°. Einige Besserung. Den 
2 - Octbr. eine 2- Gabe Jßclladon., wodurch die Sehkraft ganz 
hergestellt wurde. 

Wir sehen hieraus, so wie aus vielen anderen Beispie¬ 
len deutlich, dass der bisherige Begriff von sogenannten 
Antipsoricis keineswegs richtig ist; diese Trennung ist noch 
ganz falsch; jedes Mittel ist ein Antips oricum , wel¬ 
ches mit seinen gewissen und wahren an Gesunden erreg¬ 
ten Zeichen irgend einen langwierigen oder psorischen 


) 



Krankheitszustand in grösster Aehnlichkeit zu decken im 
Stande ist. Wenigstens sollte man bei Herausgabe von Bü¬ 
chern nie mehr sogenannte Antips orica von den übrigen 
Mitteln trennen, es ist sehr unbequem und wird später diese 
Bücher unbrauchbar machen. 

JSJachtsschweisSt der nach dem Stillen eingetreten; von Ebendem selben» 

ü., eine Frau von etwa 30 Jahren, braun gehaart, un¬ 
tersetzten, nicht sehr starken Baues, bedenklichen Gemü- 
thes, hörte den 12. Juli 1832 auf, ihr drittes, etwa 5 Mo¬ 
nate altes Kind zu stillen, weil sie einige Beschwerden, als 
Kopf- und Brustschmerz, davon zu spüren meinte. Sie be¬ 
kam nun heftigen Nachtsschweiss alle Tage, worüber sie 
früh aufwachte, wo sie meistens wie im Bade lag. 

Den 14. Decbr. des nämlichen Jahres China 12 00 . Seit 
diesem Tage ist ihrSchweiss nicht einmal wiedergekommen. 

Castrische Beschwerden mit acutem Hautausschlag ; von Hin. 

Militairarzt Seidel. 

J. G. Seeliger , aus Polenz bei Stolpen, 30 Jahr alt. — 
Heftiger Kopfschmerz, als wenn das Gehirn und die Augen 
aus dem Kopfe gedrückt würden, vorzüglich in der Stirn; 
schmerzhaft geröthete Augen; schmerzhaftes, erschwertes 
Schlingen; angeschwollene, mit Schleim belegte Tonsillen; 
Trockenheit im Munde; starker, gelber Zungenbeleg; Uebel- 
keit; mehrmaliges galliges Erbrechen; Widerwillen gegen 
Speise und Trank. Kein Stuhlgang in den letzten 24 Stun¬ 
den, die Haut des ganzen Körpers dunkelroth, trocken und 
heiss, dabei aber innerliches Frösteln; Zittern am ganzen 
Körper; Aengstlichkeit; kleiner, geschwinder Puls; kann 
nicht aufdauern. 

1 Tropfen Belladon . 30 und 3 Tage später 1 Tropfen 
Nnx vom . 24» stellten den Kranken in 7 Tagen her. 

Rheumatische Brustentzündung ; von Ebendemselben. 

Der Gemeine F. FV. Keller , aus Hillersdorf bei Freiberg, 
24 Jahr alt, kleiner, ziemlich robuster Körperconstitution, 
klagt seit einigen Tagen über beschwerliches Athmen und 




trockenen Husten. Seit gestern, den 3 . September 1826* ist 
dieses aber sehr vermehrt, dabei Stechen in den oberflaclir 
liehen Theilen der rechten Brusthälfte, spärlicher Auswurf 
mit Blutstreifen vermischt, ängstliche Unruhe, zitterndes 
Gefühl, als ob er alle Gefässe im Körper pulsiren fühlte. 
Viel Hitze, wenig Schlaf, öfters Umherwerfen des Nachts; 
reissender Kopfschmerz, vorzüglich in den Schläfen und 
der Stirn; viel Durst; fast gar kein Appetit; weisse, trockene 
Zunge; 90 volle Pulsschläge und 32 B.espirationszüge in der 
Minute; kein Stuhlgang in den letzten 24 Stunden. 

Ein Tropfen der Arnica 6 , stellte den Kranken in 48 
Stunden her. 


Ealf* und partielle Zungenentzündung 1 von Ihn, Dr. Gaspary. 

Frl. v. Z . M ., eine sonst gesunde gross gewachsene 
Dame in den dreissiger Jahren, unverheirathet. Seit 3 Ta¬ 
gen Kopfschmerz, ein dumpfer Druck über der Stirn, im 
Scheitelbein, und in der Schläfe der linken Seite. Druck- 
schmerz m der Stirn über beiden Augenbrauen. Fliess- 
schnupfen. Rauhe, heisere, catarrhalische Sprache mit Na¬ 
senverstopfung. Schmerz in einem hohlen Backzahn. Die 
Zunge auf ihrer linken Seite stark geröthet, entzündet, stark 
angeschwollen, in ihrer ganzen Länge schmerzhaft und 
mit zähem Schleime überzogen. Die rechte halbe Zunge ist 
dünner und sieht natürlicher aus, — schmerzt auch nicht. 
In der Mitte der geschwollenen linken Zungenhälfte ist an 
der Seite, dem hohlen Zahne gegenüber, eine schmerzhafte 
Blase, wie verbrannt; um die Blase herum ist eine starke 
peripherische, bläulich rothe Geschwulst. Diese schmerzt, 
besonders wenn sie an den Zahn antrifft, beim Schlucken 
und am meisten beim Sprechen. Der Hals und der hintere 
Theil des Gaumens sind sehr geröthet, verschleimt, entzün¬ 
det, und Patientin hat das Gefühl, als wenn die innern 
Theile des Halses wund, der Epidermis beraubt waren. —- 
Sprechen macht Schmerzen , noch mehr das Schlucken von 
Speisen oder Getränken, immer hat sie das GeEihl, als 
wenn sie über einen harten Knautel wegschlucken müsste, 
und die verschluckten Gegenstände über die rauhen Theile 




41 


5t flicht hinüber wollten. Nach dem Schlucken entsteht ein 
i* trocknes Brennen im Halse und erstreckt sich bis in die 
d Mitte des Brustbeins. Viel Durst, aber kalte Getränke ver- 
:s mehren die Halsschmerzen, warme schleimige lindern etwas 
auf kurze Zeit. Appetit fehlt gänzlich. Stuhlgang ist regel- 
*5 massig; die Menstruation war vor 14 Tagen; Mattigkeit, 
d Ziehen und Fieberbewegungen in allen Gliedern; Abends 
•e Schauder und das Ziehen weit stärker. Alle Symptome, 
ir besonders die Beschwerden in der Zunge beim Sprechen, 
sind Abends am heftigsten. 

.8 Pulsatille und 5 Tage später Belladonn. (die Gabe undPo- 

tenz wird nicht angegeben) stellten die Kranke in 6 Tagen her. 

Cholera ; von Hrn. Dr. S c li r e t e r. 

ie Herr /. M. % 46 Jahr. Den 23* Juli 1831 stellte sich 

a* plötzlich Durchfall ein, wozu sich bald auch häufiges Er- 
n brechen gesellte; bis 6 Uhr Abends hatte er im Ganzen 15 
k* Mal abgeführt, und nur jedes Mal weisslichtes Wasser. 
,s-' Abends gegen 7 Uhr lag er erschöpft im Bette, Puls sehr 
a- schnell und klein, der Leib aufgetrieben, die Herzgrube 
ie sehr empfindlich, dass ihn die Bettdecke sogar zu sehr 
rk drückt; die Extremitäten kühl; Öfterer stellen sich jetzt, seit 
ld das Erbrechen und Laxiren nachgelassen hatte, Waden¬ 
ist krämpfe und Krämpfe in den Fingern ein; übrigens ist er 
:it, so matt, dass er nicht auf seinen Füssen stehen kann, 
an Ipecacuanha ~ und 2 Stunden später Veratvum R stell¬ 

te ten den Kranken in 24 Stunden her. 
ke - 

zt, Frau L. G ., 43 Jahr alt. — Seit mehren Tagen ein 

en schmerzloses Laxiren, es geht beinahe nur Schleim ab und 
3r( j dieser 6chies6t plötzlich aus dem After heraus; heute hatte 
in* sich das Laxiren stark vermehrt, zugleich auch Reiz zum 
jrfl Erbrechen und einige Mal Erbrechen von Schleim eilige* 
— stellt; die Herzgrube war empfindlich und vertrug kaum 
r 0 n den leichtesten Druck, in Händen und Füssen, die kühl 
als anzufühlen waren, hatte sie Krämpfe, der Puls schwach, 
; te, der Durst gross. 

:i\e Vcvatrum Tags darauf Arsenic . ~ Z um Riechen, In 





42 


5 Tagen ward sie gesund. — Während der Cholera-Epidemit 
blieb bei allen Kranken eine kurze Zeit Schwäche nach der 
Heilung zurück. 

Nervöses Brustfieber; von Ebendemselben. 

A . F., 18 Jahr alt, litt als Kind am Kopfgrind und mit 
2J Jahr an der Krätze. 

Heftige Hitze mit Schweiss und vielem Durst. Beim 
Tiefathmen Schmerz unter dem Brustblatte, Kopfschmerzen 
am Hinterhaupte und Nacken, bei Bewegung sich verschlim¬ 
mernd, die Augen empfindlich gegen das Licht. Ohrenbrau* 
sen, Nase verstopft, Zunge trocken und roth, viel Durst, 
der Athem kurz, die Hypochondrien empfindlich, heute et¬ 
was Abweichen, Urin trüb mit Bodensatz, gestern ging 
etwas von der Reinigung ab , heute früh hörte sie auf. 

Aconit X und Tags darauf Pulsatilla —. ln der Nacht 
wieder Aconit ,den nächsten Vormittag BeLladon. ~. Einige 
Tage darauf Kali Die Kranke genas in paar Tagen 
darauf. 

Leberleident von Ebendemselben. 

Herr T. W. St., 42 Jahr alt. — Kopf diiselig, weich¬ 
lich im Magen, hatte Reiz zum Ausspucken oder auch wie 
zürn Erbrechen, der Geschmack war fade und letschig; 
mitunter stellten sich fliegende Stiche in der rechten Brust- 
Seite ein, welche weder durch Athmen, noch durch Be¬ 
wegen oder Drücken vermehrt wurden. Vor 3 . Tagen und 
heute hat er etwas Stuhl. — Urin normal. Schlaf unruhig. 
Gemüth sehr verdriesslich, reizbar.— Er bekam Fulsat. X°. 
Ohne Erfolg. Nux vom. X°. Einige Erleichterung; erfühlt 
fliegende Stiche in der Lebergegend, und hatte in der Frühe 
Herzklopfen. Bryoiu X°. Den 3 . Tag darauf war er vol¬ 
lends hergestellt. 

Fussgeschwulst; von Ebendemselben. 

J . G ., 36 Jahr alt, leidet seit vielen Wochen an gich- 
tischen Schmerzen 9 und kann nicht auftreten, sondern ist 
im Bette zu liegen genöthigt und hat keinen Appetit zum 




43 


u Essen , daher er Puls. X° bekam. — Der Zustand besserte 
ei sich bedeutend, und 20 Tage später klagte er über eine 
Geschwulst am linken Fussknöchel; die Schmerzen entste¬ 
hen beim Auftreten , im Liegen empfindet er keine, auch 
leidet er an einem Durchfall. — Phosphor X° beseitigte das 
iil ganze Leiden, 

Hysterische Beschwerden; von Ebendemselben. 

jr Frau Th. v. R. hatte als kleines Kind die Krätze. Seit 
n- mehreren Jahren leidet sie an Herzklopfen und Ueblichkeit 
u* mit Reiz zum Erbrechen, dabei ist ihr schwer auf der Brust, 
st, und sie fühlt ein Würgen und Zusammenziehen im Halse, 
sfr vorzüglich und meistens Vormittags, dabei ein Druck in 
ng der Herzgrube, häufige und heftige Kopfschmerzen mit Be¬ 
täubung und einem Gefühle, als stiesse es ihr das Auge her- 
:lr aus. Alle Winter fühlt sie ein Jücken an den Händen, dem 
g Bauche. Temperament melancholisch, empfindlich, und 
er. oft heftig, zum Zorne geneigt. Eine Gabe JSucc vomica X° 
beseitigte das ganze Leiden, 


LJ/echselfieher; von Ebendemselben. 


i 
n t 

ist- 

Be 

d 

X°. 

ub 

vöi' 


Fräulein E. G. 32 Jahr alt. Nach der letzten Monats* 
reinigung bekam sie einen Fieberanfall, Abends uni 10 Uhr, 
und begann mit Kälte, welche ohne Schüttelfrost bis 12 
Uhr Nachts andauerte, dabei klagte sie über Durst, bei der 
nachher eintretenden Hitze hatte sie noch mehr Durst und 
Kopfweh, welches sie immer aufweckte, worauf sie um 5 
Uhr früh ohne Schweiss einschlief. Den Tag darauf dauer¬ 
ten die Kopfschmerzen den ganzen Tag, besonders Vormit¬ 
tags, sie hatte keinen Stuhl, und litt an Obstruction. 
Riechen an Carbo veg. X° heilte sie binnen 2 Tagen. 

Leihschmerz ; von Ebendemselben. 


I. M. 9 4 ^hr alt, klagte alle Morgen über Leib weh und 
knirschte bei der Nacht mit den Zähnen — sie bekam da- 
ich gegen Ignat . X°. Drei Tage darauf hatte das Zähneknir- 
i j$i sehen aufgehört, sie verkühlte sich und hustete. Aconit . X° 
zUl i heilte sie vollständig. 


44 


jfflggcliselfieber; von Ebendemselben. 

K. M. f 32 Jahr alt, litt seit 2 Wochen am Fieber, wel¬ 
ches seit 5 Tagen täglich um 2 Ulir kam, mit Kälte begann, 
welche | Stunde andauerte; dann kam Hitze, welche gleich¬ 
falls §■ Stunde währte, mit vielem Durst, worauf starker 
Schweiss ausbrach, und 1 Stunde dauerte. China X° ohne 
Erfolg. Iguatfa X° hob die Krankheit binnen 2 Tagen. 

Pollutionen; von Ebendemselben, 

K. St. 9 15 Jahr alt, betrieb ein Jahr lang das Onaniren 
sehr stark, und litt in Folge dessen an häufigen .Pollutionen, 
jPulsatilla X° heilte ihn vollständig davon; er bekommt jetzt 
nur selten Pollutionen, die ihn aber gar nicht schwächen, 

Gliederschmerz ; von Ebendemselben. 

Herr F. Seit., 39 Jahr alt, hatte vor mehreren Jahren 
Gliederreissen, welches sich seit ü Tagen wieder einstellte; 
es reisst in dem linken Schenkel wie oben aus der Hüfte 
herab, er fühlt die Flechsen wie zusammengezogen. Stuhl' 
und Appetit*sind gut; es scheint im Gehen ihm besser zu 
sein. Die Schmerzen zogen sich ins Kreuz; die Unruhe 
war noch immer sehr gross, er muss bald sitzen, bald lie¬ 
gen, bald gehen. Arsen. X° milderte etwas die Kreuz- 
schmerzen, welche noch beim Sitzen und Aufstehen mei¬ 
stens waren, er hatte Frostigkeit; Puls. X° und nach 2 Ta¬ 
gen Nux vom. X° , worauf er vollends genas. 

Secundare Syphilis; von Ebendemselben. 

Herr A. G., 55 Jahre alt, hatte als Kind starken Kopf¬ 
grind und drei Mal syphilitische Geschwüre an der Ei¬ 
chel und sieben Tripper. Er leidet seit 20 Jahren an rheu¬ 
matischen Schmerzen des linken Armes, und hat seit der 
Zeit keine Kraft darin. Der Kopf ist schwächer und schwind* 
lieh; legt er sich nieder, so kann er nur mit Mühe die Au¬ 
gen öffnen, im Munde befinden sich Geschwürchen, die 
durch alle scharfen Getränke oder Gewürze sich vermehren» 
der Stuhl ist hart, alle 3 Tage. 

Beilad: ~ und Borax ~ beseitigten das Uebel schnell. 


45 


el UnterleibsleiiUn; von Ebendemselben. 

n Herr B. B. y 34 Jahr alt, hatte in seinem 17ten Jahre ei- 
:l nen Tripper, und in seinem 23. Jahre syphilitische Eichel- 
:e geschwüre, welche äusserlich behandelt wurden , und B u- 
honen veranlassten. Schwerverdaulichkeit mit zeitweisem 
Erbrechen, 6 — 7 Stunden nach dem Essen, wobei blos 
Galle und Schleim, nie aber Speisen entleert wurden. Un¬ 
behaglichkeit und Ekel, gewöhnlich 6 — 7 Stunden nach 
“ dem Essen, er ist sehr aufgebläht und verträgt den Druck 
* der Hosen nicht. — Obst, Mehlspeisen und Wein kann er 
1 nicht geniessen, er ist schlapp und matt und zu nichts auf- 
1 gelegt, der Schlaf ist gut. 

Nitri acid. X° linderte etwas die Krankheit, welche end¬ 
lich vollends durch Riechen an Phosph. X° beseitigt wurde, 
ei 

e Zahnschmerz; von Hrn. Med. Pr. N g. 

M . L ., herrschaftlicher Beamter in H —. Die Art des 
^ Zahnschmerzes ist zuckend, greifend, stechend, nur nicht 
Zl reissend, er hat sich in einem Backenzahn der linken obern 
k lleihe festgesetzt, wo er nun Tag und Nacht fortwüthet, 
w doch, meinte er, wäre er Abends und Nachts noch am 
u stärksten, dabei scheint ihm der Zahn wie zu lang. 

Ein Tropfen der 24sten Verdünnung der Nux vomica 
^ ohne Erfolg. Ein Tropfen der j.9ten Verdünnung von Cha- 
inillen - Essenz ohne Erfolg. 

Nun stellte der Verf. nochmals ein Examen an, und. 
fand, dass ausser den angegebenen Symptomen von Stechen 
4 und Zucken noch Stumpfheitsgefühl, und, wie wenn der 
fr Zahn herausgehoben würde, vorhanden sei. Tropfen der 
Leu 30sten Verdünnung von der Essentia Mezerei half in { 
& Stunde, 
nl 

Au Seitenstich ; von Ebendemselben. 

(fr Eine Bürgersfrau in H '. 34 Jahr alt. — Trockener Hu¬ 
ren sten, der sie Tag und Nacht nicht ruhen lässt, heftiges 
drückendes Kopfweh, Stechen in der rechten Brustseite, 
I# das sie auf dieser Seite nicht liegen lässt, mit Brustbeklem- 


46 


mung, dass sie sich nicht Athem zu schöpfen getraut il 
Abends fühlt sie Frost ohne Durst, und Nachts heftige Hi- A 
tze, die auch am Tage fortdauert, gänzlich verlorne Ess- s 
lust, und Ekel gegen alle Genüsse, mit Bitterkeit im Mun- s 
de, Stuhlverhaltung, lag über und über im Schweisse. Die g 
Kranke sehr matt, und vermochte kaum zu sprechen; das d 
Gesicht roth, die Gemüthsstimmung sehr niedergeschlagen, t: 


und die Krankheit dauerte bereits an sieben Tage. i 

Aconit ~ und Bryoiu ~ stellten die Kranke in 3 Ta- ^ 
gen her. ^ 

Gastrisch - rheumatischer Zustand ; von Ebendemselben, j 

T. JD ., eine Bauersfrau in W., 52 Jahr alt. — Reissen ^ 


im Kopfe und in den Füssen, besonders Nachts. Drücken 
im Magen, Schlaflosigkeit und Frostigkeit, mit verminder¬ 
tem Appetit zum Essen; sonst wusste der Bote nichts an¬ 
zugeben. Sie erhielt China , worauf sich alle Beschwerden 1 
verloren. ^ ] 

Nach 3 Wochen bekam sie Abends plötzlich einen An* J 
fall von Ohnmacht, Als sie sich nach und nach erholte, 
wusste sie nichts von dem, was mit ihr vorgefallen war; 
sie klagte Herzklopfen, Appetitmangel, Durstlosigkeit, Frostig¬ 
keit, Brennen beim Herzen, das sich erst hinunter und dann 
hinauf erstreckt, Reissen in der rechten Gesichtsseite, in 
Zähnen, Kreuz und linken Fusse, Bitterkeit im Munde, 
Aufstossen mit Kothgeruch und Brennen, welches Aufstos^en 
öfters im Halsgrübchen stecken bleibt und würgt, auch hef¬ 
tige Schmerzen im Bauche, dass sie sich zusammenkrüm¬ 
men musste, und hatte sie seit zwei Tagen keinen Stuhl, 
sie ist bettlägerig und sehr erschöpft, doch ruhig, Nachts 
ist sie ganz schlaflos, jedoch ohne Hitze. 

Bryon ♦ X 00000 hob alle Zufälle bis auf das Herzklopfen, 
das durch Pulsatilla ^ beseitigt wurde. 

Gastrischer Zustand ; von Ebendemselben. 

2f. <S., Tochter eines Bürgers in H., cholerischen Tem¬ 
peraments, 30 Jahr alt, ledigen Standes. Sie klagte über 
Schwindel beim Gehen, dabei war ihr, als wenn alles mit 


47 


w, ihr hemmginge, und dieses blos früh nach Erwachen. 
Hi Abends und in freier Luft war ihr besser. Nachts schlief 
?„ s i e g U t wie sonst, Kopfweh hatte sie nicht, öfters Auf- 
uc stossen ohne Geschmack, Mangel an Esslust, ohne Ekel 
Di gegen irgend einen Genuss; seit 2 Tagen erbrach sie 2 Mal 
di die genossenen Speisen, dann Galle, dem ungeachtet ass sie 
;e , täglich zur gewöhnten Zeit, jedoch ohne Appetit; sie hatte 
immer eine leise Mahnung zum Brechen. Hitze und Durst 
Ti waren nicht zugegen; Stuhl war normal; die Zunge etwas 
weiss belegt. 

Nachdem Ipec. 9 Tart. einet., Chcimom ., Vomicn, CoccuL, 
Pulsatil und Belladon . mit verschiedenem Erfolge gegeben 
isei wurde, half Nux vom . 

. "Beschwerden nach Aerger entstanden ; von Ebendemselben. 

der* 

an A. S. 9 Bürger in H., 54 Jahre alt. Nach einem gehab¬ 
te; ten Verdruss entstand drückender Kopfschmerz mit Hitze 
in der Stirne, die auch äusserlich heiss war, gelbe Gesichts- 
jto färbe, und gelbes Augenweiss, Mattigkeit im ganzen Kür¬ 
zte, per, gänzlicher Appetitmangel, Durst, weiss belegte Zunge, 
m Stechen in der linken Brustseite, besonders beim Tiefath- 
men, und Athemverkürzung, im Munde ist ihm beständig 
[ anil bitter, und alles was er geniesst, ebenso; Durchfall des 
jj Tags 6 — 7 Mal, und rother Urin, der Schlaf sehr unruhig 
n( j {| mit häufigen schreckhaften Träumen. Im Liegen ist ihm 
ssei überhaupt schlimmer als ausser dem Bette , der Puls voll 
] ie ( und geschwind. Er ist voller Muth und glaubt sich nicht 
riim s0 ^ ran ^ als e8 scheint. Chamom. ein Tropfen der 12. Ver- 
tu y dünnung, der Durchfall verschwunden. Acon. ein Tropfen 
ac ] l{ i der 24. Verdünnung. Ein Tropfen Bryon. VIII und ein 
Tropfen von Rhus VIII stellten ihn ganz her, 

Ohrschmerz ; von Ebendemselben. 

J.B., ein Hammerschmidt, 54 Jahr alt, im rechten 
Ohre, wie Zwang, der ihm fast die Besinnung raubte, er 
rp eII1 konnnte weder essen noch arbeiten , und wenn nicht bal- 
Übe Hilfe eintrete, so müsste er, meinte er, verzweifeln. 

Nux vom. ~~ hob die Schmerzen in f Stunde. 2uaalige 




48 


Hecidive, durch Erkältung und Aergerniss veranlasst, besei¬ 
tigte Chamillc % Pulsat, und Aconit . 

Gastrischer Zustand; von Ebendemselben. 

Eine Frau von 53 Jahren, grosser Statur, und mehr 
sanfter als zorniger Gemüthsart, litt seit 3 Tagen an drücken¬ 
dem Kopfschmerz der Stirn, Ekel und Brecherlichkeit, bit- 
term Geschmack im Munde und gänzlichem Appetitmangel, 

Ein Tropfen der Tinctur Ipecac . ? half über Nacht. f 

Erbrechen ; von Ebendemselben. 

Zwei Knaben des hiesigen Bürgers A. L ., der eine 3 
und der andere 2 Jahre alt. Eine Stunde nach dem Kaffee- 
frühstück wurden sie unlaunig, klagten über Drücken im 
Magen, und fingen endlich an zu brechen, was nun seit! 
einer Stunde immer anhält. Stuhl haben beide schon diesen 
Morgen gehabt. 

Ipecac» jedem Kinde gegeben, stellte beide in § 

Stunde her. 

Gemiithskrankheit; von Hrn. Dr, L.. in L. 

Der Bäckergesell J . aus L., alt 24 Jahr. Er besuchte 
täglich in aller Stille seine verstorbene Schwester auf dem 
Friedhofe, rief sie da laut mit Namen und unterhielt sich 
so mit ihr, als wenn sie lebend um ihn wäre. Kam er 
dann wieder nach Hause, so sprach er jedesmal noch lange 
mit sich selbst so fort und geberdete sich dabei so, dass die 
Angehörigen über ihn erschraken. 

Als er aber das eine Mal die Verstorbene auf dem Kirch¬ 
hofe wieder allein besucht hatte und von da gegen Abend 
zu Hause anlangte, brach auf einmal die völlige Wuth aus. 

Als der Verf. hin kam, fand er den Kranken völlig be¬ 
wusst- und pulslos auf dem Sopha liegend, mit stieren 
Blicken und anfänglich ganz leise, dann immer stärker, 
öfters den Namen Christel rufend, und vor Verzweiflung 
mit der geballten rechten Faust sich mit aller Gewalt auf 
die Brust, den Leib an die Wand schlagend, und nahte 
sich ihm Jemand, so schlugt er auch auf diesen unbarmherzig 




49 


:sei los, wobei er Schaum vor (lern Munde hatte, beständig nach 
der Kehle griff, das Halstuch sich herabriss, als wenn er 
ersticken wolle, laut jammerte und stöhnte, auch fortwäh¬ 
rend, mit den Armen und Füssen um sich schlug und stiess 
lek und so fort. 

keil Beilad.. hob das Uebel in paar Stunden. [Ob auch 

bi! das vorangegangene Gemiithsleiden?] 

lgd 

Hektischer Zustand , in Folge von Masern ; von Hin. Dr. Hartlaub. 

Sophie H., ein zierlich gebautes Mädchen von 5 Jahren. 
Häufiger kurzer Husten, bei Tag und Nacht mit weiss- 
ne schaumigem Auswurfe. Oefters des Tages, zu unbestimm¬ 
te! ten Zeiten, Fieberhitze mit etvv'as Schweiss, leichter Böthung 
n jj der sonst blassen Wangen und Durst. Bei jeder Bewegung 
L se Frösteln und kalte Hände. Trüber Urin. Nicht der ge- 
[ ese - ringste Appetit. Grosse Abmagerung, Schwäche und Theil- 
nahmlosigkeit; das Kind liegt meist ruhig da, ohne auf et- 
j n was zu achten, verlangt nicht aufzustehen, und kann sich 
auch nicht aufrecht halten.' 

Am 27. Mai Sp. Sulph. X°. Einige Besserung. 7 . Juni 
Sepia X°. Einige Besserung. Eine abermalige Gabe Sp. 
udt Sulph. X° am 14 . Juni, und eine Dosis Lyeop. X° am 25 • 
: du Juni gereicht, stellte die völlige Gesundheit her. 

t sic 

Cachectischer Zustand ; von Ebendemselben. 

am ■: 

| ar; Rosalie K. , 9 Jahre alt. Trockner Husten; Brust- 
1SS ^ schmerz war nicht vorhanden. Tiefathmen war möglich. 

Beständige, nur zuweilen etwas nachlassende, trockene 
jrjfli fast brennende Hitze, mit kleinem beschleunigten Pulse. 
Abi Wenig Durst. Sparsamer, trüber Urin. Die Haut schlaff, 
tli au troc ^ en unc l an d en Gliedern , besonders an den Vorderar- 
^g|) men und Schienbeinen, pergamentartig dürre, das Haar 
gl ® eri auffallend dürre und spröde; es bilden sich viele Läuse da- 
stärfe rin# Auffallende Abmagerung. Eingefallenes Gesicht. Trü- 
re iflui ^ er geistloser Blick, grosse Schwäche; das Kind kann sich 
a l tf nicht den Beinen halten. Das sonst äusserst freundliche 
1 nab unc ^ lebhafte Kind liegt stets auf einer Stelle, ohne die ge- 
nhtf* rin g ste Theilnahme an etwas zu äussern und ohne zu spre- 

4 


50 


eben ; es antwortet selbst gefragt ungern und kurz. Gar 
kein Appetit. Stuhl alle 3 , 4 Tage und -wenig. Schlaf des 
Nachts ziemlich gut. Auf Gefragen klagt das Kind jederzeit 
Schmerz in der Stirne und im Bauche. Spät Abends bis 
gegen Mitternacht Aengstlichkeit, wobei es angstvoll nach 
der Mutter ruft, zuweilen auch irre spricht. 

BelLad . und Nux Vom . Hessen diesen Zustand ungeän* 
dert. Calc. carb . X° mit gutem Erfolge. 

Zwölf Tage später Hess der Verf. ein hanfsamengrosses 
Streukügelchen, mit Sp. Sulph. X befeuchtet, einmal rie¬ 
chen; und vön diesem Tage an ging die Besserung rascher 
vorwärts, so dass nach 14 Tagen alle Beschwerden ver¬ 
schwunden, und die Kräfte Und die frühere Lebhaftigkeit 
völlig zurückgekehrt waren. 

Brustschmerz; von Ebendemselben. 


C ,, ein Mädchen von 22 Jahren; seit 4 Tagen Stiche 
in der Brust an den linken falschen Rippen. Sie hatte die¬ 
selben schon früher zu Zeiten gehabt, bei jedem nur etwas 
tiefem Athemzuge, so auch beim Niesen und Lachen und 
bei jeder Bewegung des Körpers; dabei häufiges Gähnen; 
das Liegen auf der linken Seite war unmöglich; auch musste 
die Kranke im Bette mit dem obern Körper hoch Hegen. 
Urin etwas dunkel. Kein Fieber, kein Husten. 

Aconit , BelLad ., Sepia und Ammon . wendete der Verf. 
vier Wochen hindurch vergeblich an. Es gesellte sich viel¬ 
mehr noch hinzu: arger Druckschmerz im ganzen linken 
Lungenflügel nebst Engigkeit quer über die Brust und 
Schmerz zwischen den Schulterblättern; die Kranke konnte 
jetzt auf keiner Seite Hegen. 

2 Mal Riechen an Lycopod. £ hob das ganze Uebel 
spurlos. 


Chronische gastrische Beschwerden; von Ebendemselben. 

Frau H ., 28 Jahr alt, regelmässig aber sehr stark men- [ 
struirt, litt seit fast 4 Monaten an: 

Appetitmangel, und wenn sie etwas geniesst, ist sie ; 
gleich voll und aufgetrieben. Den ganzen Tag leeres Auf* 






51 


Gc stossen. Täglich ein paar Mal Wasseraufsteigen <ms dem 
f de Magen, besonders nach dem Genuss von Scliwarzbrod mit 
irzt; Butter. Beim Gehen ein hörbares Kulkern in der linken 
is bi Bauchseite. Oefters, zu unbestimmten Zeiten, liegt es ihr 
nac in allen Gliedern, wie Schwere und Müdigkeit, ohne Schmerz, 
aber mit den ganzen Körper durchziehendem Kältegefühle, 
geäi wobei sie. gewöhnlich dann noch Ziehen im Kopfe und Stei¬ 
figkeit im Nacken hat. Die innere Kälte ist am heftigsten 
ross: bei der Begeh Sie ist in dieser Zeit schwach und kraftlos 
1 ri: geworden; fast immer kalter Schweis« am Körper, 
isclit Den 26 . Juni 1830 Calcar carb . X °. Besserung. Den 

l vf 25• Aug. Lycopod. X°. Fortschreitende Besserung. Endlich 
igke bekam sie Sepia ~ und genas, 

Glieder schmerz ; von Ebendemselben, 

Stiel B ., ein Mann von 40 Jahren. Nach überstandener 
e di Grippe behielt er einen reissenden Schmerz im rechten Beine, 
eW welcher auch Nachts sich zuweilen fühlbar machte. Er er- 
in ui hielt an diesem Tage Bryon. X. Keine Besserung darauf, 
ata vielmehr stieg das Uebel. Am 15. April waren da: 
muss Arge reissend zerrende Schmerzen von der Mitte des 
liege Rückens bis zwischen die Schultern hinauf; der Kranke 
nannte sie entsetzlich und sagte, es sei als würde er mit 
:r V« Zangen gepackt und die Muskeln in einzelne Stücken zer- 
vl rissen. Dieser Schmerz ging zugleich an der rechten Hälfte 
Hai des Rückens herab bis ins rechte Bein, welches innerlich 
s t m und äusserlicli eiskalt war, so dass die Kälte selbst durch 
]r 0n i das Beinkleid zu fühlen war. Im Rücken ward an einer 
Stelle, unter dem einen Schulterblatte, heftiges Brennen em- 
e Ui pfunden. Dabei grosse, an keiner Stelle lassende Unruhe; 
Herumgehen milderte den Schmerz ein wenig; Liegen, be¬ 
sonders im Federbette, vermehrte ihn. Der Kranke fror da- 
> e n. bei meistens und konnte sich nie recht erwärmen, 
vk Beilad ., Arsenic und Uhus Hessen diesen Zustand mehre 

Tage hindurch ungeändert, nur minderte sich nach Rhus 
die Kälte etwas. 

’reßi Dagegen hob ihn Bryon . 22^22, am 22. April gegeben, 

4 * 



bald; schon am ersten Tage trat bedeutender Nachlass eia, 
und am 3 . war alle** Schmerz beseitigt. 

Es i 6 t hier auffallend, dass dasselbe Mittel, womit der ; 
Verf. ohne Erfolg den Anfang gemacht hatte, zuletzt so auf¬ 
fallend schnell half, und man könnte dadurch fast zu der j 
Vermuthung geführt werden , dass Bryon ., gleich anfänglich j 
noch einmal gegeben, weitere Ausbildung des Uebels ver¬ 
hütet haben möchte. 

Verhaltung skopj schmerz ; von Ebendemselben. 

JF., ein junger kräftiger Mann, bekam im Juli d. J. nach , 
Verkeilung erst Reissen in den Beinen, dann starken Fliess¬ 
schnupfen, welcher bald in Verstopfung cler Nase überging, jj. 
und endlich einen heftigen drückenden Stirnsclimerz und j ; 
zugleich Kopfbetäubung, beständige Mattigkeit, Appetitman- f 
gel und bittern Mundgeschmack. - ' 

Riechen an ein Gläschen mit einigen mit Dulcamar. V. 
befeuchteten Streukügelchen, besserte schon in der ersten \ 
Stunde und beseitigte das ganze Uebel binnen 2 Tagen. I 

Ohrbrausen ; von Ebendemselben. 

<9., ein Musicus, bekam ohne bewusste Veranlassung 
ein Brausen vor dem linken Ohre mit einer grossen Ein* j 
pfindlichkeit gegen starkes Geräusch; beide Zustände verur¬ 
sachten einen dritten, eine Art Schwerhörigkeit oder ein U 11 - | 
vermögen, die Töne richtig und deutlich zu vernehmen. 

Sp . Sulph . 0° und 6 Tage später Beileid . X° gereicht, * 
blieben ohne alle Wirkung. FetroL VI 000000 aber, 10 Tage 
nach Beilad . gereicht, heilte in einigen Tagen das Uebel 
vollkommen. 

Leib schmerz; von Ebendemselben. 

K ., ein Stabsofficier von 45 Jahren, litt vor Kurzem an j 
Durchfall ohne Schmerz und ohne sonstige weitere Be- | 
schwerden. 

Mer cur hatte der Verf. fruchtlos, Sp . Sulph . X° mit Er- 
folg gegeben; der Durchfall war seit 12 Stunden ausgeblie¬ 
ben, als plötzlich ein äuseerst heftiger Schmerz eintrat, der 



53 


eh, die rechte Seite und untere Hälfte des Bauches und Rückens 
und gleichfalls die rechte Hälfte des Gesässes einnahm, und 
( ] ei den der Kranke im Uebermass seines Leidens nicht anders 
au f. als krampfhaft bezeichnen konnte; er hatte sich davor 
^ nicht, auf den Beinen halten können, sich gelegt, wendete 
sich aber auch jm Bette unaufhörlich hin und her, doch ohne 
ver , Erleichterung. Fieber war nicht zugegen. 

Bellaäon . X 00ü0 tilgte diesen Schmerz; die grösste Hef¬ 
tigkeit desselben war schon viel eher gebrochen. 

Inveterirte Syphilis rftit muthmasslicher frischer Ansteckung ; 
lau * ' , , , , 

. von Ebendemselben. 

ies$ 

r j nc Ein Mann von 3 f> Jahren war vor 14 Jahren durch Sy- 

un philis angesteckt. Am 1. Febr. d. J. entdeckte er am fren. 
m praep., dicht neben der Stelle, wo vor 14 Jahren der Chan- 
ker gesessen, ein linsengrosses, flaches, mit gelblichem Ei- 
. ] ter überzogenes Geschwürchen , welches zuweilen gelind 
rgtc , ziehend schmerzte. 

Mercur . viv. trit. X gr. am 3 ., 6« und 10. Febr, Mer - 

cur . £ Gran, am 15. und 25. Febr.; am 2*> 7- und 9 . März 

einen ganzen Gran des Mercur . Alles ohne Erfolg. Am 14» 

;su; März Aciä. nitr. X cooo °. Am 20. März war das Geschwür 

p grösser geworden und der Verf. gab jetzt Calc . Sulphurat . 2 

- Gr. ß> Verschlimmerung» Der Verf. gab nun Thuya X° und 

jji wiederholte nach 8 Tagen, in Ermangelung einer Besserung, 

diese Dosis. Aber auch ohne Erfolg. Drum griff der Verf. 

c j c j abermals zum Mercur. in niedrigerer Potenzirung, und gab ei- 

rp a? nen Tropfen der 6 - Verdünnung am 15., 19 ., 23« und 30. 

April, wodurch sich neue Geschwüre bildeten, während 

das alte nicht besser wurde. Sepia war endlich das Hülfs- 

mittel für diesen verzweifelten Fall; der Verf. gab davon 

Xoooooo am £ 2 . Mai, und schon am 15. war Besserung sicht- 

, bar: die zuerst entstandene Stelle am Frenul. war heil, nur 
*1112 7 . 

g noch erst mit einem dünnen Häutchen überzogen, und die 

übrigen hatten ein blässeres Ansehen. Am 21- und 30- Mai 

£ •—also von 7 zu 9 Tagen, wiederholte der Verf. diese Gabe 

yj. Sepia , unter immer mehr fortschreitender Besserung, und 

® j in der ersten Woche des Juni war alles geheilt. 

I 




Zahn* und Gesichtsschmerz; vqh Ebendemselben. 

(?,, eine Frau von 27 Jahren, übrigens gesund, litt seit 
drei Mohaten fast täglich zu unbestimmten Stunden, auch 
Nachts, an -stechenden und reisaenden Schmerzen auf der 
linken Seite, bald in den Zähnen, bald im Ohre, bald in 
den Gesichtsparthien, viel seltener erschien der Schmerz auf 
der rechten Seite. 

Eine Gabe jßelladonn. befreite sie von diesem Uebel 
binnen einer Woche.. 


n 

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Da: 

Au| 


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1 


fVecliselßeheri von Ebendemselben. *1 

G *» ein Mann von 24 Jahren, ward von dem Wechsel* > 
lieber ergriffen und hatte bereits vier Anfälle erlitten; diese ; 
kamen im Tertiantypus und traten immer Nachts 12 Uhr ein j ^ 
mit einem, wie elektrischen Ruck durch den ganzen Kör¬ 
per, worauf sich alsbald eine massige Hitze mit Durst ein¬ 
stellte, die ein paar Stunden anhielt; mit ihr verbunden 
waren: Kopfschmerz, Schmerz und Steifigkeit in der linken I 
Lendengegend. Nach dem letzten Anfalle hatte er geschwitzt, » 
nach den früheren nicht. In der Apyrexie: Mattigkeit, Ap- J 
petitmangel, Kopfschmerz. I 

Nach Natr . mur. X ü0 ° erschien kein Anfall weiter, nur | ' 
hinterblieben etwas Schwindel, Kopfschmerz, Magendruck 
p.nd Mattigkeit, was Nux . vom . bald beseitigte* 


Brustfieber; von Ebendemselben. 

JLousie XL, ein Kind von 12 Wochen, litt seit 5 Tagen | 
an: fast beständiger Fieberhitze, Köcheln und Pfeifen auf j 
-der Brust, schurrigem Husten. Das Kind konnte keine ( 
Luft kriegen, mochte die Mutterbrust nicht, war in diesen | 
paar Tagen ganz verfallen, war grämlich und schlief nicht. 
— Bryön. X 0000 am 1. Juni 1832* Genas in einer Woche. 


Backengeschwulst ; von Ebendemselben. 

Z., ein Mädchen von 24 Jahren, litt seit 3 Jahren pe¬ 
riodisch, seit o Monaten aber unausgesetzt an einer bedeu¬ 
tend sicht- und fühlbaren Anschwellung in den weiche» 








55 


Theilen des linken Oberkiefers, dicht neben der Nase in die 
Höhe sich erstreckend und mit ihrer Basis an den 3- obern 
ej( Backzahn aufstossend; zur Iklonatsperiode rölhete sie sich. 
c(| Das linke untere Augenlied stets dick und geröthet, und das 

I Auge dadurch kleiner als das andere. 

Lycopod. X 00 °. Nach 9 Tagen ging die Geschwulst in- 
l( . wendig auf und entleerte Eiter. Hierdurch hatte am lo- 
Tage die Geschwulst etwa um die Hälfte abgenommen. Der 
,, Verf. gab nun abermals Lycopod. X°, worauf noch 10 Tage 
lang alltäglich Eiter und Blut sich aus der Oeffnung ent¬ 
leerte und die Geschwulst noch kleiner wurde; J4 Tage 
später Calc. carb. X 00 , was dieselbe Wirkung hatte, so dass 
e! nach abermals 14 Tagen nur noch eine geringe Kleinigkeit 

von der Geschwulst zu sehen und zu fühlen war; und die- 

65 ! «. . ■ * . 

ser Rest ■wurde durch eine Gabe Sp» Sulph. X 00 m einigen 
^ Wochen vollends beseitigt. 

111 Kopf - und Qe sichtsschmerz; von Ebendemselben, 

//., ein Mann von 68 Jahren. Es hatte sich seit eini¬ 
gen Wochen Kopf- und Gesichtsschmerz eingestellt; der- 
U selbe fing mit einem Kältegefühl rechts neben der Nase an, 
^ verbreitete sich allmählich in die rechte Gesichtsseite als ein 
solcher Schmerz und ging, als Stiche, in die rechte Kopf- 

II seite, zugleich mit einem unbeschreiblichen argen Schmerze 
U ' im rechten Ohre und Brennen im rechten Auge, welches 

geröthet ist; er machte mehre Anfälle den Tag über, beson¬ 
ders heftige aber Abends und gegen Mitternacht. Der Kranke 
war sehr matt, und bekam zuweilen Schwindel, so dass er 
% meist das Bett hüten musste. 

Lycopocl, X 000 . Einige Erleichterung. Beilad* ~ 7 Tage 
Lelt nach Lycop. genommen half nicht viel. Baryt . carb . Vl üöooo °, 
7 Tage nach Beilad. genommen, entfernte alle Zufälle bin- 
nen 10 —12 Tagen gänzlich. Sonderbar ist, dass dieser 
^ Mann nach seiner Herstellung nicht mehr so gut wie ehe¬ 
dem in die Ferne, dagegen in der Nähe besser sehen, und 
selbst kleine Schrift ohne Brille lesen kann , was er nicht 
11 f vorher im Stande war zu thun. 
ede ; 
ich! 



56 


Chronischer Husten; von Ebendemselben 

G, , ein wohlgebautes noch nicht menstruirtes iSjähri- 
ges Mädchen, welches als Kind Kopfgrind, und von klein 
auf habituelle Nachtschweisse gehabt hatte, litt seit 9 Mo- 
naten an einem Husten, meist kurz anstossend, den Tag 
über oft kommend, Nachts aber fast gar nicht schlafen las¬ 
send, ohne Auswurf, mit Druck und Strammen im Brust¬ 
beine. Eng auf der Brust, selbst im Sitzen, mehr im Ge¬ 
hen, wo sie oft stehen bleiben musste und keine Luftkrie¬ 
gen konnte. Beim Schlingen Schmerz und Verengungsgefühl 
im Halse, so dass nichts gut durch will. Bei jeder Arbeit 
gleich sehr matt. 

Sp, Sulph. X° zwei Gaben im Zwischenraum von 7 Ta¬ 
gen. Zehn Tage nach der zweiten Schwefelgabe eine dritte, 
und 7 Tage nach dieser eine vierte stellten die Kranke her. 


12 ) < 

an' 


hat 
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Lungenentzündung ; von Ebendemselben. 

F ., ein Mann von 61 Jahren. Am 25. Mai 1832 ward * 
derselbe von einem Froste befallen , worauf bald Stiche in 
der linken Brustseite folgten, zugleich mit anhaltender 
Hitze, vielem Husten mit blutigem Auswurfe und kurzem 1 
mühsamen Athcm. 1 

Zwei Gaben Acon . und eine Gabe Amica Hessen den Zu- | 
stand ungeändert. Belladonn . —? half. 


Freiwilliges Hinken J von Ebendemselben. 

Eduards ., ein starkes und kräftiges Kind von 12 Monaten, 
von psorischen Ackern gezeugt. Neigung zu Schurrhusten, eine 
haselnussgrosse schmerzlose Drüsengeschwulst an der rechten j 
Halsseite. Seit 6 Wochen hatte das Kind zu gehen angefan- i 
gen, wobei es jedoch noch nie gehörig mit dem rechten 
Fusse aufgetreten war, vielmehr trat es, indem es das Bein 
im Knie gebogen hielt, im Gehen nur mit den Zehen auf, 
wodurch ein sehr merkliches Hinken entstand. Schmerz 
oder Deformität war nirgends zu entdecken, im Schlafe 
Kopfschweiss. 

Am 18. Febr. d. J. erhielt das Kind Calc . carb> X° und 


1 





57 


am 4. März abermals Calc. carb. X°. Das Kind liinkte nicht 
mehr. Einige Wochen später entstand ein eiternder Grind 
hij am Knie, welcher einer Gabe Sjj. Sulph. X° wich. 

lei: 

, T Chronisches Erbrechen ; von Ebendemselben. 

Vlo 

r a Friedrich J ., 19 Jahr alt, hatte nie einen Ausschlag ge 

l aj habt, litt seit 1829 periodisch, immer zu mehren Wochen, 
an Erbrechen, welches bald nach dem Essen und Trinken 
Q das Genossene wieder ausleerte ; dasselbe machte ihn so matt, 
r j. dass er zitterte. Dem Erbrechen ging jedesmal Wasserkulk 
•jjj voran. Nach dem Erbrechen folgte „bitteres Aufstossen und 
^ Schmerz im Magen wie Nadelstechen, ein paar Stunden 
lang. Diese Uebel hatten jetzt wieder mit kurzen Unterbre¬ 
it chungen über drei Monate gedauert, und eben so lange fan- 
ti, den starke Nachschweisse Statt. Appetit fehlte. Zunge 
ie ziemlich rein. Stuhl in Ordnung. 

Am 29- Juni 1832 Bryon. X. glitt, j. Ward gesund. 

.jl Entzündliche Ajjection der Lunge und der Leber; von Hin Wund- 

und Geburtsarzt T i e t z e. 

! i 

1( J. : B — s ., Frau in G. , 61 Jahr alt, brünett, hager. Der 

5 d Verf. fand die Kranke im Bett liegend, mit glühend heissen 
rothen Wangen, etwas gelber Gesichtsfarbe, das Weisse des. 
j Auges gelb, Augen glänzend, Haut heiss und völlig trocken. 
Drehndigkeit im Stehen und Gehen im Kopf, drückende 
Schmerzen in der Stirn, Rauschen vor den Ohren. Die Zunge 
trocken, schmutzig braun belegt. Die Speisen und Getränke 
haben gar keinen Geschmack. Kein Appetit zum Essen. Ar« 
eil g er Uurst. Weichlichkeitsgefühl mit Druck im Unterleibe* 
kj, Hartleibigkeit und träge Darmausleerung. Trocknes Hüsteln. 
^ Stechen in der rechten Brustseite, bei Bewegung und bei 
^ Husten, in der Gegend unter der Brustdrüse. Die Leberge- 
gend geschwollen und bei Berührung schmerzhaft Sie kann 
ai auf der kranken Seite nicht liegen , es beklemmt ihr diess 
^ die Brust und der Husten und das Stechen kommt dann är- 
jj ger. Müdigkeitsschmerz in den Beinen, vorzüglich ausser¬ 
ordentlich heftig um die Kniee. Reissender Kreuzschmerz. 
ö j Wenig Schlaf mit beständiger Unruhe und Umherwerfen». 



58 


Meist arge Hitze von steten kleinen Frostscliauern unterbro¬ 
chen. Die sonst lebhafte sehr sanguinische Frau ist sehr 
kläglich und kleinmiithig und glaubt sterben zu müssen. 

6. April Aconit . VIII 0000 , Einige Linderung. Den 7r 
A pril Bryohia alb. X 000 . Alles ward gut bis auf Stuhlver- 
haitung und Druck in der Lebergegend, was T . Sulph.'Y 
in wenigen Tagen hob. 

Pneumonie ; von Ebendemselben. 

jE. G. Jßbersbach , ± Jahr alt, brünett, ein lebhaftes 

freundliches Mädchen, bekam ein sehr heftiges Fieber mit 
quälendem Husten. Der Verf. fand die kleine Kranke im 
Bett liegen, höchst misslaunig und weinerlich gestimmt. 
Seit 36 Stunden hatte sie nichts genossen und verlangte nur 
immer kalt zu trinken. Das Gesicht war eingefallen, die 
Augen lägen tief in ihren Höhlen, das Gesicht war heiss 
und ganz blass, die Zunge weiss belegt. Die Haut brannte 
von Hitze, war ganz trocken, man durfte die kleine Kranke 
nicht anrühren, so schrie sie sogleich; dabei war sie höchst 
hinfällig, liess sich nicht aufheben, konnte selbst nicht siz- 
zen , und nahm an keinem Spiel oder was ihr sonst lieb 
war Antheil. Der Puls w’ar höchst frequent und nicht zu 
wählen. Der Stuhl war normal erfolgt. Schlaf war gar nicht 
vorhanden. Fortwährend quälte das Kind ein heftiger Hu¬ 
sten ohtie besonderen verdächtigen Ton, wobei das Kind je 
desmal heftig weinte und deutlich Schmerz zu erkennen 
gab, den ihr der Husten verursachte; auch fing sie ausser¬ 
dem, wenn sie ruhig lag, an, heftig und plötzlich zu schreien, 
und bog sich dabei mit dem Kopf rückwärts, die Füsse aus¬ 
gestreckt, Eben so ßchric sie laut auf, wenn sie heim Gäh¬ 
nen tiefathmete. Bei Untersuchung der Unterrippengegend, auf 
der linken Seite und unter den falschen Rippen dieser Seite, 
rührte sich das Kind, als ob es da Schmerz empfinde. Der 
Athem war kurz , schnell, etwas röchelnd. 

Den 16. Novbr, Aconit . VIII 00 und des Morgens den 17-* 
nach 8 Stunden, Bellaclon . X 000 beseitigten das Uebel bin¬ 
nen 36 Stunden, bis auf einen geringen Husten, den Nux 
-vom. Y hob. 





50 


• r 

f 


>w 

Rheumatisch - entzündliche Jffection der Leber; vOn Ebendemselben. 

Gotthelf Herberg , Ol, F ., 14 Jahr alt, blond, starb von 
11 Körperbau, sehr leicht erregbaren Gemüths. Die Zunge trök- 
? ö e !;ke’n und schmutzig braun belegt, bittern Geschmack im 
Munde. Das Gesicht rothund glühend heiss; heftig stechende 
Schmerzen im Unterleibe, in der Gegend der Blase, mehr 
nach aufwärts. Die Lebergegend ist bei Berührung höchst 
schmerzhaft. Heftig schneidende Schmerzen in den Extre- 
^ mitäten, vorzüglich in den Kriieen, am schlimmsten bei Be-- 
wegung und oft so heftig, dass der Kranke laut aufschreit. 

11 Fast beständig das Gefühl von arger innerer Hitze durch 
kleine Frostschauer unterbrochen. Die Haut trocken und heiss. 

Aconitum VIII 0000 und Tags darauf Bryonia X 0000 stellten 
den Kranken in 6 Tagen her. 

21 : 

n ‘ Lymphgefäss - und Drüsenentzündung an den Schenkeln mit chronischem 
Husten und Flechtenausschlag; von Ebendemselben. 

T. T—pls, 9 Frau, 58 Jahr alt, brünett, sanguinisch -chole- 
511 rischen Temperaments, starken robusten Körperbaues-, Mutter 
* ! mehrerer Kinder, und seit 16 Tagen von einem lebenden Kna¬ 
ben leicht und glücklich entbunden, wurde vor 8 Tagen krank. 
1C Im Scheitel spannender, aüseinanderpressender Kopfschmerz, 
^ am ärgsten des Nachts, doch geht es Nachmittags etwas bes- 
^ ser. Letscher Geschmack im Munde bei nur wenig weiss- 
belegter Zunge. Schneidender Schmerz in den Schenkeln, 
vorzüglich Vormittags, in der Ruhe und bei Bewegung, Die 
10 Drüsen und Lymphgefässe an den Oberschenkeln sind ange- 
aii schwollen, hart und schmerzhaft. Die Schenkel heiss an- 
® zufühlen. Im massigen Grade noch vorhandene Wochen- 
»* bettreinigung. Stuhl etwas hart und träge. Vormittags be- 
e,! ständig Frost mit nachfolgender Hitze und Schweiss. 

^ Seit mehren Jahren Husten mit keuchendem Athem, der 

Husten kommt 60 tief, gleichsam aus dem Unterleibe herauf, 
f ist im Frühjahr und Herbst, und gewöhnlich in den Mor- 
genstunden am heftigsten, dabei hustet sie wenig dicken 
A* gelblich weissen Schleim ab. Es entstand ungefähr vor 
7 — 8 Jahren ein ilechtenartiger Hautausschlag, 



Die Frau erhielt den 24- August 1830 Nnx vom . X 000 j 
und den 28- Veratr. album X° führten eine bedeutende Bes« von 
serung herbei. Aber der Husten war sich gleich geblieben, 
der Schleimauswurf sehr copiös und die Flechten im Wachs* 
thum begriffen. Den 21- Sept. Sepia X° und Kali X° den 
10- Novbr. stellten die Kranke ganz her. 


Beiträge zur -physiologischen Pharmakodynamik. 'S. 217 — 247. 

Salz saures Ammonium {Ammonium mnriaticmn ), 
Von N — g und Dr, Hartlaub. 248 Symptome. 


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i n: 

Zooiasis. Zeitschrift für homöopathische Thierheilkunde, i J- 
(Auch unter dem Titel:) Heilungen der Thiere nach dem \ h 
Gesetze der Natur. Von Johann Joseph Wilhelm / J 
Lux, der Philosophie Doctor, Magister A. A. L. L. habi- ] 
litatus , des Collegii Mariani Senior, praktischem Thier- i 
arzte , Mitgliede des Vereins der homöopathischen Aerzte 
u. s. w. zu Leipzig. Zunächst geschrieben für die Stadt* 
thierärzte und die Landpfarrherrn. Erster Band. Erstes 
Heft. Mit 2 Steindrucktafeln. Leipzig, 1833- Bei Chri¬ 
stian Ernst Kollmann. 


,,Die Wissenschaft rufet dem Versuche zu, und wenn 
er antwortet, wohl gut! wo nicht, gehet sie hinweg.“ 

Ali. 


Sr. Wohlgeboren dem Herrn 

Dr. Samuel Hahnemann, 

Herzogi. Köthensclien Hofrathe, Leibarzte u. s. W. * dem 
tiefen Naturforscher, dem grossen Arzte, dem edlen Wold- 
thäter der Menschen und Thiere durch die Begründung der 








( C! 

k 


Homöopathik u. e. w. 
von dem Verfasser. 


in Köthen , 


ehrfurchtsvoll geweiht 


)Ö 

4 '• -- 

Wohlgeborner Herr, 

Hochzuverehrender Herr Hofrath! 

Wenn John Bull den Vollmond angafft und es ihm 
nicht ahnet, dass dieser seinen Glanz in voller Pracht und 
seinen wohlthuenden Einfluss auf uns Erdenwaller einer 
/,!i hohem Sonne verdankt: so will ich entgegenkommen dem 
Unkundigen, dass es die Erdpole vernehmen, in das Ohr 
donnern, dass auch Sie , Herr Hofrath, die Heilkunst der 
Thiere erhellet, und dass alles, was einst durch mich und 
Andere wohlthätig'für diese geschieht, Ihr Werk ist. Jahr¬ 
tausende klagte die Natur laut über Nichtverständnisse, We¬ 
nige hörten sie, selten achtete man ihre Winke! Sie haben 
ld die kolossisclie Scheidewand zwischen Mensch und Thier 
Iß in therapeutischer Hinsicht niedergestürzt: so vyie nur Eine 
eli Anatomie, Eine Physiologie, so gibt es jetzt auch nur Eine 
ifli Pathologie, Eine Materia medica , und nur Eine Heilkunst 
lie u. s. w. für alle lebende Wesen. Die Praxis gewährt nicht 
ul zu berechnenden Gewinn für den Privatmann, so wie für 
;a: die Staatswirthscliaft; das arme kranke Thier selbst wird 
rsti durch die Heilung nicht mehr gemartert. Mit unbedeuten- 
bi. den Kosten entflieht schnell, schmerzlos und gründlich sein 
Siechthum. Sie sind die neue wohltliätige Sonne , welche 
der kranken Thierwelt aufgeht, und im Namen dieser lege 
ich unter den Thierärzten zuerst neben Aeskulaps Tem¬ 
pel pel zu dem Ihrigen den ersten Grundstein. 


Lux . 


tli 


Prolog . S. 1 — 12. 

Zu Lesern dieses ersten Heftes erwartet der Verf. Män¬ 
ner, die von der neuen homöopathischen Heilkunst schon 
de etwas gelesen oder gehört, mithin von dem Eigenthümli- 
Yoi chen der neuen Heilkunst schon etwas wissen. Fü r diese 
gi also ein Paar Worte zuvor über des Verf. ärztliches Verfah- 





62 


ren, ehe wir dessen homöopathische Heilungen bei Thieren 
vorlegen. 

Die Gegenstände der thierärztlichen Praxis sind sein- 
mannigfaltig und sehr unbestimmt. In Hinsicht ihrer Or- \ 
ganisation (feinen Baues, Reizbarkeit, Gelehrigkeit u. s. w.) I 
hat der Verf. die gewöhnlichen Hof-, Haus - und Stuben. I 
thiere hiesiger Gegend, wie folgt, geordnet, nämlich wieder 
nur zum Behufe seines Heilungsgeschäftes. 

Die wiederkäuenden Thiere , als das Rind, das Schaf, ! 
das Reh, die Ziege, nehmen die unterste Stelle auf seiner 
Stufenleiter ein; dann folgt der Esel, über ihm steht das 
Pferd: diesen Thieren gab der Verf. bisher (auch nach der 
Intensität der Arznei) von {0 bis 5 Trofen herab. Hier will 
der Verf. den Affen einschalten. Weniger Medicin fordern 
die fleischfressenden Thiere, wie das Schwein, der Hund, 
die Katze. Der Hund macht eine eigene Klassification vom 
Molossus bis zum Bologneser. In derselben Ordnung stehen 
die Vögel von dem Pfau bis zu dem Zaunkönige. Die Po¬ 
tenz der Arznei, oder das Gläschen, wird von der Heftig¬ 
keit der Krankheit indicirt. 

Einem kleinen Vogel gibt man die Medicin mit 
1 bis 2 Tropfen Wasser in einem kleinen Theelöffel und 
flösset sie ihm in den Schnabel. Den Papagei lässt man 
dazu so halten, dass er auf dem Rücken liegt. Trinken 
dergleichen Patienten noch, oder trägt man Bedenken, durch 
das Fangen, Halten und Eingeben sie in acuten Krankhei¬ 
ten zu stark zu erhitzen, so gibt man in ihr gereinigtes 
Trinkgeschirr nur den dritten oder vierten Tlieil Wasser 
und tropft die Medicin darein, wovon sie einen, auch wohl 
zwei Tage saufen. Hühnern und dergleichen grossen 
Vögeln wird die Medicin ohne Umstände wie oben einge¬ 
geben. Muss die Arznei verschickt werden, so gibt man 
eie mit ein Paar Gran Milchzucker, der mit nur wenig 
Wasser in das Trinkgeschirr gethan, oder nach der Grösse 
des Vogels trocken eingegeben wird. Wirksamer ist die 
Medicin jedes Mal in Pulverform trocken gegeben, als mit 
Wasser; besonders sind die Streukügelchen bei der Heilung 
der kleinen Vogel eine grosse Erleichterung. Den Katzen 


.nt man ; 
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weil lasst man das PülveTchen (mit 4 — 5 Gran Milchzucker) mit 
ji__2 Esslöffel voll 'Milch vorsetzen: nur sehr zahme lassen 
«' s i c h es trocken eingeben und das Maul ein Paar Minuten 
3r( zuhalten. Die Hunde bekommen es gleich trocken in die 
3.1? Schnauze: nur sehr bösen oder-widerspenstigen wird es mit 

.ult ^ _ 2 Esslöffel voll Milch oder mit eben so viel Wasser, 

fiel -wenn ihnen die Milch anekelt, vorgesetzt, oder auf einen 
Bissen Fleisch gestreut, wenn sie gar nicht saufen. Den 
Sek Schweinen hält oder setzt man die Medicin mit ein we- 
>eis nig (einer Obertasse voll) Milch in einem glatten Geschirr 
it i vor, oder ist keine Zeit zu verlieren, so wird der Rüssel 
hi aufgebrochen (mittelst eines Stückes runden Holzes) und die 
ff: Arznei trocken eingegeben. Den Schafen und Ziegen 
nfe wird sie allemal trocken eingegeben. Für die Schweine, 
[m Schafe und Ziegen nimmt man statt des Milchzuckers Einen 
vo Kaffeelöffel voll Waizenmehl. Den Rindern, welche über- 
;h e riicks bei den Hörnern angefasst und so der Kopf und das 
: P; Maul in die Höhe gezogen werden, lässt man das Pulver 
efc (die Medicin mit Einem Esslöffel voll Mehl so verarbeitet, 
dass kein Knötchen bleibt) trocken einschütten. 

Pferden, die sich nicht gerne eingeben lassen, und 
ul noch fressen, wird die Medicin trocken oder nass auf ein 
ms wenig Futter gestreut und eingemengt. Flüssig für alle 
nk Thiere gibt man jedes Mal die flüchtigen Essenzen, z. B. 
luif die Kampliorsolution. Nach dem Eingeben der Medicin 
werden alle Patienten Eine Stunde lang vom Fressen und 
1 jgti Saufen abgehalten. 

Die Diät betreffend, so ist eine Aenderung der Nah- 
^ rungsmittel bei keiner Thierart, ausser bei dem Stubenhunde, 
ogj; anzuordnen nöthig. In acuten Krankheiten fressen sie sel- 
.jjjj ten und in chronischen schadet nicht das gewohnte Futter. 
ni; Die Thiere fressen, trinken und wiren bloss naturgemäss, 
veß ihr Futter enthält bloss reinen Nährstoff. Unter Diät ver* 
^ steht man die Enthaltung von gewürzhaften und geistigen 
t f Dingen, drum findet diese Vorschrift bloss bei dem Stuben- 
l gß hunde statt, der von dem Tische seines leckem Herrn ge- 
speist wird. Dass andere Medicin nicht dabei gegeben, der 
Kuh nicht eine Brotschnitte mit Kümmel, dem Pferde nicht 




64 


Drusenpulver während der homöopathischen Kur gereicht 
Werden darf, versteht sich. Den Hunden werden alle Spei¬ 
sen mit Gewürzen untersagt; Brot, Milch, rohes und extra 
gekochtes Fleisch ist ihre Patientenkost, aber nicht Wurst, 
Kaffee (bei Schoosshunden) u. s. w. Schweine der Brannt¬ 
weinbrenner und aus andern grossen Haufen lässt man in 
acuten Krankheiten ein Paar Stunden, höchstens bis zum 
Abende, abstecken, ihnen Mehltrank reichen und sie dann 
wieder zu den Uebrigen thun, damit sie sich nicht fremd 
werden. Ob die erhitzende Eigenschaft des Hafers (l Pfund 
Spelzen enthält 5 Quentchen harzige Materie) der homöopa¬ 
thischen Dosis in den "Weg tritt, hat der Verf. noch nicht 
erfahren, und zweifelt, dass ihr das aromatische Gebirgslieu 
Abbruch thun wird, wo besonders in chronischen Krank¬ 
heiten darauf Rücksicht zu nehmen wäre. Den Kanarien¬ 
vögeln lässt der Verf. bloss bei der Lungenentzündung und 
in der Auszehrung (wenn letztere von dem Hanfe herrührt) 
den Hanfsamen entziehen. Folglich sind bei Rindern, Scha¬ 
fen, Ziegen, Pferden, Schweinen, Jagd- und Kettenhunden, 
Katzen, Vögeln u. s. w. gar keine Diätvorschriften erforderlich. 

Die Essenzen (Extracte der rohen Droguen aus dem 
Thier- und Pflanzenreiche) bezeichnet der Verf. oben auf 
dem Korke mit einer Nulle; die Kraftentwickelungen (Po¬ 
tenzen) ebenfalls oben auf dem Stöpsel von 1 bis 30 u. s. W. 

_ un 3 so heissen bei den nachstehenden Heilungen § Hyosc, 

5 Tropfen der Essenz des Hyoscyamus , Y a ff Nux. vom . 2 
Tropfen der zwölften Potenz der Nux vomica , f Juri 
X Gran der zweiten Potenz des Goldes. 

So viel vorläufig als Winke für die Anfänger in der ho¬ 
möopathischen Thierheilkunst. — Zum Schlüsse des Pro¬ 
logs sagt der Verfasser: 

Winke der Homööpathiker über mein ärztliches Verfah¬ 
ren, so wie unternommene Heilungen bei Thieren zum 

Eehufe meiner Z o oi a s i s feiner homöopathischen.Zeitschrift 
für gebildete Thierärzte) wären mir unfrankirt sehr Will¬ 
kommen, und ich werde sie auch recht anständig honoriren. 

Leipzig, im Mai 1833- 

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Lux. 







65 


Homöopathische Heilungen, s. 12—36- 


Bei Bindern. 

1 ) Rittergut in Hähnichen. Ein Mastochs und eine 
Mastkuh fressen und saufen nicht gut. Den 21- Febr. 1824 
bekam jeder Patient 2 ~ Nnx vom . mit 8 Loth Wasser. Wur¬ 
den gesund. 

2 ) Bauer Götze in Kleinwiederitzsch. Eine Kuh 
lahmt manches Mal auf einem Hinterbein, schleppt es nach, 
wenn sie aus dem Stalle geht, nach einiger'Bewegung ist 
es besser (Rheumatismus;; - sie frisst auch langsam. Den 1. 
Mai 1824 bekam sie V Nux vom. mit 8 Loth ^Vasser. Nach 
8 . Tagen hiess es, sie frisst gut, lahmt aber noch. Den 8 . 
Mai erhielt sie T ö ° Napell. mit -8 Loth Wasser. Nun kam 
die Nachricht in 8 Tagen, dass sie nicht mehr lahmt. 

3 ) Bei demselben Bauer. Eine Kuh steht nicht ruhig 
bei dem Melken (ist Entzündung; des Euters anzunehmen) 
Den 8. Mai 1824 3s° Solut . Gamph . Den ±5. stand sie noch 
etwas unruhig und bekam noch Ein Mal Solut. Camph . 
In 8 Tagen hiess es, sie steht : ganz still. 

4 ) Bauer Schmorte in Eutritzsch. Kuh 5 bis 6 Jahr 
alt, hustet, hat auch im vorigen Sommer gehustet; frisst 
gut, melkt gut, ist nicht abgefallen. Den 29- Mai 1824 

Coilii. Ward besser. 

5 ) Bauer Schmidt in Krottendorf. Eine 10 jährige. Kuh 
frisst nicht, ist übrigens munter und freundlich, die Augen 
sind klar, kein Husten, das Athmen normal, kein Seiten¬ 
ziehen, der Ranzen aber und Leib sind eingefallen, sie 
liegt viel, frisst seit 14 Tagen wenig, und manchen Tag 
gar nicMs. Den, 9. Aug. 1824 — * 5 Nux vorn.; sie soff nun 
Tränke, fräss aber noch nicht. Den 12. ej. detto; darauf 
fing sie an gilt :zu fressen. Den 17 . ej. bekam sie Durchfall 
und frass wieder schlecht; *■§ Rhei, stillten den Durchfall. 
Den 3Q. ist sie noch mager, giebt wenig Milch, frisst auch 
trocknes Futter und Kleientränke lieber als grünes Futter. 
2 § Carvi brachten Milch und völlige Genesung. 


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66 


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6) In Plagwitz einer Färse, die auf Weihnachten 2 
Jahr alt wird, oft gerindert, immer besprungen worden, 
und niemals geblieben ist (empfangen hat), den 13 . Septbr. 
1824 gegen das Rindern, da sie eben wieder besprungen 
worden, 4 g Sol. Camph. mit 3 Unzen Wasser gegeben. Bis 
zum 26. Octbr. (wo Nachricht einging) nicht wieder gerin¬ 
dert. Derselben Färse, die nun zur Hälfte tragend ist, ge¬ 
gen das Verkalben den ff. Jänner 1825 — 2 '% Sol. Camph. 
Einer andern Kuh desselben Besitzers, die noch 13 Wochen | 
trägt, und einer dritten, welche noch 17 Wochen trägt, ge¬ 
gen Abort den ±. März einer jeden 2 g Sol. Camph. mit 5 
Unzen Wasser. So viel der Verfasser erfahren, haben alle 
diese Kühe ausgetragen, obgleich dieses und andere Jahre 
sehr viele im ganzen Dorfe verkaibten. Des Verf. Kampfer¬ 
auflösung bestand aus 3 Quent Kampfer in 4 Quent Wein¬ 
geist (zu 90 Grad und nach dem Gewichte). 

Vielen tragenden Kühen in Kötschau und Plagwitz hatte 
der Verf. damals Sabina von ^-bis herab gegen den Abort 
gegeben; die mit - Q - abortirten in 2 Tagen, und die mit § 
in 5 bis 6 Wochen; die Dosis war also zu stark. 

7 ) Fleischer Kunze in Grosspössna. Ein I4alb von | Jah¬ 
ren röchelt oder schnarcht beim Atliemholen, als wenn sich 
ein Blättchen vor die Luftröhrenöffnung gelegt hätte, sonst 
soll es gesund sein. Der Verf. nahm Beengung durch Ge¬ 
schwulst aii, und gab den 15 . Febr. 1825 — § Pip. hisp 
wovon es gut ward. 

8 ) Bei demselben Fleischer. Eine Kuh hat das erste 
Mal gekalbt; ihr Euter ist entzündet, strotzend und hat hin 
und her Risse oder Schrunden; das Kalb laxirt. Den 29» 
April 1828 — 2 ~, Camph. mit 8 Loth Wasser der Kuh, dem 
Kalbe nichts; beide wurden besser, 

9 ) Bei Demselben. Eine Kuh laxirt. Den 29. Jul. 1828 

— § Rhei; den 5 . August nicht besser, auch sind die Flan¬ 
ken dick: g Napell.; den 9 . ej. nicht besser: Chamom 

den 23. e j- nicht besser: 4 Ö ° Camph , auf 2 Mal in 2 Tagen; 
jetzt war sie gesund. 

10 ) Der Dorfrichter in Quesitz. Eine Kuh 5 Mal ge¬ 
kalbt; nach dem letzten Kalben, den 13 . August 1828t frisst 


Rno 

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67 


en und säuft sie nicht, zittert auch in den Flanken (fiebert); 

* sonst soll sie munter sein, sich gereinigt haben, viel stehen, 

$ unc ] keinen Schmerz äussern. Wahrscheinlich durch schwe- 
■"P res Kalben echauffirt; den 16 . August — £ NapelL: ward 
' ^ gesund. 

> c ® ^ Heinecke in Hartmannsdorf hat Kühe gekauft in 

• ? Hohenmölsen, sie stehen unruhig bei dem Melken; eine hat 

Knoten im Euter. Den 18. Januar 1829 jeder %° Camph . 
,ck Standen nach einigen Tagen ganz ruhig. 

j2) Einer Kuh in Nerchau ^sagt Frau Metzner) sind 9 
m Striche eingegangen. Den 25. Juni 1829 gegeben %° Camph. 
u: und an den eingegangenen Strichen fleissig melken lassen, 
k; Ward besser. 

pk 13 ) Eine Kuh in Nerchau, welche oft aufbläht oder 

^ dick wird, den 25- Juni 1829 gegeben ^ China; ward besser. 

14) Der Dorfrichter in Schladitz. Eine Färse rindert 
iai! beständig und wird nicht tragend. Den 8 - Nov. 1829 — a ö° 
^ 0: Camph. Sie trug aus. 

ßlt 15) Eine Kuh in Nerchau hatte mit einem Hinterbeine 

in den Strick geschlagen, 3 Stunden krumm gelegen, und 
sich braun gewürgt; sie steht jetzt unruhig beim Melken, 
äIf und melkt fast gar nicht. Den 16. Decbr. Camph . und 

sor den Tag darauf Opii . Sie ward gesund. 

iG 16) Der Schäfer in Störmthal hat eine Kuh, welche 

4 schon lange buglahm ist. Den 23- März 1830 % NapelL, in 
Pulverform trocken. Bis zum 13 . April war es viel besser 
erst geworden, sie steht besser auf und stöhnt dabei nicht mehr. 

Heute - 3 Q NapelL Den ß. Mai sagte der Schäfer, dass die 
ui Besserung seit dem vorigen Mahle (den 13 . April) nicht ge- 
dtf stiegen sei. Heute, den 6 . Mai, ~ Petrol. Den 26« Mai 
nicht besser als am 13 . April. Wieder ^ NapelL (wie bei 
18! Götze in Nr. 2.)» worauf die Lähmung ganz verschwand. 
Flat 17 ) Gastwirth Buch in der Laute. Eine Kuh hat mit 

J 0 Ä- 6 Monaten verkalbet; sie presst auf die Nachgeburt (hat sich 
iger; noch nicht gereinigt), sie säuft viel und frisst nichts. Den 

19. Febr. 1831 t? NapelL Den 21- frisst sie wieder, presst 

ilf . aber noch bisweilen, und bekam daher Caunah ., worauf 
frisi', sie ganz hergestellt war. 


5 * 


68 


Anmerkung. Der Verf. hat alle Heilungen wörtlich aus meinen Jour¬ 
nalen copirt, ohne sie zu verbessern. Auch hat er im Anfänge 
seiner homöopathischen Praxis manche Patienten nicht Jkurirt, aus 
Unkunde, denn meistens liegt die Schuld an dem Künstler, selten 
an der Kunst; auch war die Aufgabe nicht leicht von dem Men¬ 
schen auf die verschiedenen Thierarten überzutragen , bei gebroch- 
ner Balm ist das Nachfolgen leicht, auch werden sich die Heilun¬ 
gen immer mehr regeln. Viele Patienten, die der Verf. wohl lier- 
gestellt hätte, wurden aus Ungeduld geschlachtet oder getödtet, 
und von Vielen bekam er keine Nachricht über, den Erfolg. Vielt 
zu kuriren, ohne es zu sehen, hat in manchen Fällen für Ungeübte 
auch Schwierigkeiten , weil der Bote selten, wenn es nicht der 
Eigenthümer ist, ein treues Bild des kranken Zustandes geben 
kann. —• 

In Nr. 5. konnte der Verf, statt Rheüm ein leeres Pulver ge¬ 
ben , denn den Durchfall machte die Nux vomica. In Nr. 6. 
müsste die Sabina gar nicht in Essenz gegeben werden, sondern 
in der .15. bis 30. Potenz, und auch nur Theilclien eines Tropfens. 
Bei alten rheumatischen Lähmungen der Rinder wird der Napellus 
wohl immer in der Essenz gebraucht werden müssen, denn seine 
dritte Potenz hat in Nr. 76 nichts gethan; höhere Potenzen wird 
der Verf. nächstens versuchen. 

Von der Maul- und'-Klauenseuche, der Löserdürre, dem Milz¬ 
brände uüd der Lungenfäule der Rinder im nächsten Hefte. 


r B^e i Z iegen. 

1) Gastwirth PVinkler. Eine Ziege frass nicht und war 
dicksie litt an Unverdaulichkeit durch Ueberfressen. Den 
19. April 1.817 ein Bau .de Cälognc- Glas voll Aqua calcarea 
eingegossen; den andern Tag war sie-besser \_Aqua calca¬ 
rea ist wohl die ojjlcinelle Aqua Calcis~\. 

2) Gestorben. 

3) Gastvvirth TViukler . Eine Ziege harnt Blut. Den 
8. August 1819 Nitrum 1 Quent in l Nösel Wasser aufge¬ 
löst, und davon täglich 2 Mal ein Bau de Gologne -Glas voll 
eingegeben. War den andern Tag schon gut. 

4) Mäkler Tschamer . Eine Ziege frisst nicht und mh 
stet nicht. Den 20« April 1820 pulv. Hb. Absynth . 1 Quent mit 
Wasser aus einem Bau de Colognc - Glas eingegeben. Ward 
gesund. 









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5 ) Bei Demselben. Eine Ziege frass wenig, Herzschlag 
stark; die Jungen waren ihr einige Tage vorher weggenom- 
nien worden, und sie halte desshalb aus Sehnsucht viel ge- 
schrien und herumgesprungen. Schwache aus Echaulfement. 
Den i$.: Mai 1820 ein halb Quent Nitrum , und den andern 
Tag 1 Quent pulv. Hb . Absynth. Ward gesund. 

6 ) Gestorben. 

7 ) Gastwirth Winkler . Eine Ziege stark aufgebläht. 

Den 22- Jan. 1820 calcarea und den andern Tag Ab - 

syutli. wie oben. Sie frass, mistete, und blähete nicht 
mehr auf. 

8 ) Proclamator PVeigel. Ein Ziegenbock J Jahr alt, gut 
eingefahren, frisst nicht, taumelt, lehnet sich an die Wand; 
keine Spur von Entzündung. Den 23- Oct. 1821 Absynthium. 
Ward gesund. 

Anmerkung. Diese Krankheitsfälle den Uebergang zur Ilomöopatliik 
machen. 

9 ) Gärtner Prüm. Eine Ziege gab saure Milch. Die 
Gefässe zur Milch waren stets rein. DerVerf. hielt homöo¬ 
pathisch indicirt Tartarus depur ., weil dieser in den Topf 
geworfen die Milch gerinnen macht, und gab den 27. Mai 
1822 zu l halb Quent 3 Doses. Schon nach der ersten Do¬ 
sis war die Milch gut. Den 19 Juni gab sie wieder saure 
Milch (es mochte vom Futter herrühren) und sie erhielt wie 
der 2 Doses Tart clep . zu 1 Skrupel (in 2 Tagen), worauf 
die Milch wieder gut war. 

10) Gestorben. 

11 ) Ungeheilt geblieben wegen zu grossen Gaben. 

12) Gestorben. 

13 ) Gärtner Prüm . Eine 8 jährige Ziege hat keinen rech¬ 
ten Appetit seit mehrern Tagen. Den 28, April 1827 Nux 
vom . §. Den 30. frass sie gut. 

14 ) Gärtner Jonas . Die Ziegenmilch hackt sich, d. h. 
gerinnt. Den 3 . Mai 1827 Tartar, depur. ein halb Quent; half. 

45 ) Bei Demselben. Ziege hat Knoten im Euter. Sol. 
Camph. x % mit Wasser auf 2 Mai; probat. 

1 ( 3 ) Thoreinnehmer Biber ach. Die junge Ziege frass 
schon wenig vor dem Zickeln, hat nachher keine Milch, 





70 


und frisst nicht. Den 14* Mai 1827 Nux vom. §. Frisst als- 1 
dann recht gut, hat aber wenig Milch; die 2 Zickel sind 
sehr mager; auf x § Carvi ward das Euter grösser. 

17) Zimmermeister Glinz. Der Bock frisst nicht, liegt 
viel, fiebert, stöhnt manchmal, die Ohren sind wärmer. 
Den 19 . Dec. 1827 Opii half. 

18) Gärtner Jonas. Zwei junge Ziegen (4 Tage alt) ha¬ 
ben geschwollene Halsdrüsen (Kropf). Der Ziege den 10 . Mai 

1828 Spong . den 16 . fast verschwunden, % desgleichen; 

den 22. ganz weg. DemBock den 10 ej. Spong. den 16 . 
wenig kleiner, § detto; den 22. viel kleiner; % detto; Ende 
Mai ganz weg. 

19) Wenig gebessert. 

20) Ohne Erfolg. 

21) Thoreinnehmer Biberach. Eine Ziege, welche vor 
zwei Tagen gezickelt hat, frisst nicht, athmet schnell und 
schreit. Den 8 . April 1829 Napell . T |; ward besser. 

22) Gärtner Jonas. Eine 3 — 4 Tage alte Ziege konnte 
nicht saugen, was sie aber die ersten Tage that. Die Magd 
soll sie bei dem Halse gefasst, und auf die Seite geschleu¬ 
dert haben. Den 14 . Mai 1829 Arfiica §; den 14 . Abends 
und den 15 . sog sie noch wenig; den 16 . China §; ward 
besser. 

23) In Nerchau. Eine Ziege steigt an der Wand in die 
Höhe, thut wie verrückt, — soll behext sein. Den 25. Juni 

1829 Blieb. alb. bannte die Zauberei. 

24) Eine Ziege in Schkeuditz (Jonas Schwester) giebt 
keine Milch und steht unruhig beim Melken. Den 30 . Juni 
1829 Sol. Camph. *§; ward besser. 

25) In Schkeuditz. Ziege hat Lungenverschlag, verfan¬ 
gen (Lungenentzündung). Den ±±. Iuli 1829 Napell. 
ganz gesund. 

26) Gärtner Jonas . Die Ziege hat Hitze und Schmer¬ 
zen, schreit, frisst nicht. Sie hat Erdbeerenblätter ( Folici 
Fragariae ) als Futter bekommen, Den 25- August 1829 Nux 
vom. T |. Frass schon denselben Tag wieder, 

27) Ungeheilt geblieben. 

28) Bei Demselben. Eine 2 Tage alte Ziege hat einen 


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4 neu geschwollenen Hals. Den 13 . Mai 1830 Bell ad • *§; 
m ward gut. 

29; Gärtner Hanisch . Die Ziege frisst nicht. Den 11. 
lief Juni 1830 Nux vom . T §. Bei Besichtigung am 13 < 7 . das 
tncr Euter entzündet, Sol. Camph. *§. Den 15. < 7 . war das Eu¬ 
ter ohne Hitze und schlaff (lappigt), die Ziege frass, soff 
h aber wenig, und melkte nicht. Den 16 , ej. Nux vom . §, 
Mi ’ ward besser. 

m 30) Gärtner Jonas. Die alte Ziege geht seit den 13 . Dec. 

ilf — 20 Wochen — trächtig; heute presst sie stark auf die 
; n 4 Geburt, die Wurf ist geschwollen, der Muttermund noch 
zu. Den 3 . Mai 1830 des Morgens Napell. T f ; Abends nicht 

besser, § Biere. Solub. hob das Uebel bis zum 5 ej- Man 

hatte ihr den 2- Mai eine Portion Bacc. Juniperi gegeben, 
vo und dadurch das Pressen verursacht. Die Ziegen tragen 5 
u n Monat, das sind 21 Wochen und einige Tage. 

31) Eine Ziege (in der Ulrichsgasse) ist aufstützig d. h. 
nn t frisst nicht, die Augen sind trübe, man sieht es ihr an, dass 
] aoj sie krank ist. Sonst ist nichts zu bemerken. Den 26* Au- 

jIct gust 1830 Nux vom . §; besserte sich. 

enl 32) Eine Ziege (einer Wittwe in Krottendorf) hatte 3 

p* Junge geworfen, und diese konnten nicht saugen. Das Eu¬ 
ter strotzte, war roth und glänzte. Sol. Camph. , es war 

nicht besser. Den andern Tag Napell. T § ; das Euter strotzte 
j, mehr als gestern. Die Frau lamentirte, die Ziege blökte, die 
Jungen sprangen herum und schrien; der Frau Buttersalben 
und Essigbähungen hatten nicht geholfen. Nun besah der 
fc j lK Verf. die Striche genau, fand, dass sie keine Öeffnung hat¬ 
ten, und stach mit einer Pfrieme die Oeffnungen auf und die 
gr j Jt Milch spritzte entgegen. 

* 33) Senator Hartz. Ein halbjähriges Reh frisst seit ge- 

1 stern Mittag nicht, und knirscht mit den Zähnen. Sonst 
j nr ist es munter. Gestern Mittag hat es Welschkohl gefressen, 
V den 20. Octbr. 1824 Nux vom . § mit 100 Tropfen Weingeist 
' und einem Esslöffel voll Wasser. Es frass denselben Tag 
,JVi wieder. 


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72 


Bei Pferden. 

1 ) Rittergut Falkenhain. Fünf Pferde versagen das Fut¬ 
ter, nehmen nur zuweilen etwas Heu, Gras gar nicht; 
die Nase ist ganz trocken, früher war sie etwas feucht: 
der Athem durch die Nase scheint etwas wärmer; sie hu¬ 
sten nur wenig. Ein Pferd, das jetzt in der Besserung ist, 
liess, als es kränker war, viel Urin, und zwar durch die 
Stunde wohl 3 Mal; es hustet stärker als die übrigen. 
Einem Pferde soll jetzt gelbes und etwas schleimiges Was¬ 
ser aus der Nase gehen. Ein Pferd hat Fieberfrost. Binnen 
6 Tagen sind diese 5 Pferde krank geworden, eines nach 
dem andern. Eines war schon früher gefallen (gestorben) : 
dieses ward traurig, hing den Kopf, frass äusserst wenig 
Gras auf der Weide, dann auch dieses nicht, und nur zu¬ 
weilen ein Maul voll Heu, welches es oft lange im Maule 
behielt, ehe es käute; es legte sich gar nicht; einmal war 
es wie umgefallen, worauf es stark schwitzte: der Athem 
aus der Nase war heiss und eine gelbe klebrige Feuchtig¬ 
keit ging durch dieselbe; es hustete vom Anfänge bis zum 
Ende der Krankheit; am Bauche, nach dem Schlauche zu, 
bekam es eine Geschwulst, die nicht schmerzte; der Harn 
sah fast rothgelb; es mistete wenig und fast nur durch 
Klystiere, Es fiel bei einem entfernten Kurschmiede, und 
soll eine verhärtete Leber, die Lungen mit Eiterblasen über¬ 
säet und einen Lungenflügel angewachsen gehabt haben. 
So weit aus Briefen. Dem Verf. scheint dieses Pferd an der 
Brustwassersucht gefallen zu sein. Die Krankheit obiger 5 
Pferde hielt der Verf., ehe er die Symptome des Gefallenen 
wusste, für ein entzündliches Katarrhalfieber (Druse) und 
gab den ±ß. Juni 1823 jedem Pferde durch 3 Tage täglich 

Opii, welche Dosis mit § Nösel Wasser eingegeben wur¬ 
de. Den 2L, mithin nach 3 bis 4 Tagen, fingen sie an 
Futter zu fressen. Den 22- sandte ich wieder auf 4 Tage 
für jedes Pferd täglich s ~ Opii . Spätem Nachrichten zu 
Folge sollen sie gesund geworden seyn. 

2) Lohnkutscher Silioer* Ein altes Pfe^d frisst schlecht, 
der Puls langsam: Heu soll es sonst noch gefressen haben, 


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den Hafer aber schon lange nicht. Den 26* Dec. 1823 er¬ 
hielt. es i Nux vom. mit f Nösel Wasser. Den folgenden 
Fu; Tag fing es an zu knaupeln, sagte der Besitzer, und mit 
icht jedem Tage frass es besser. 

ick 3 ) Polnischer Messjude im goldnen Hinge. Ein Pferd 

i ba ging gespannt, sein Puls lebhaft (Verschlag). Den 13» Jan.- 
y i$' 1824 mit Wasser gegeben 2 ^h Napell.; ward besser. 

ii . 4 ) Herr Stahl , Lohnkutscher. Das Pferd war auf der 

igei Heise durchgegangen und hatte sich stark echauffirt. Ist 
Wi traurig, frisst schlecht, der Puls ist langsam und matt. Den 
m 29. März 1824 eingegeben /?$* Opii. Frass am nächsten Ta- 
nad ge wieder gut. 

jerf 5 ) Bei demselben. Das Pferd schlägt mit den Flanken, 

eni schnaubet, hangt den Kopf., die Augen sind matt, der Puls 

* 2 i kaum fühlbar, kauet ohne Appetit (es knaupelt ein Bischen). 
; au Den n. Juli 1824. — Opii. Ward gesund. 

w 6 ) Gastwirth Ulrich . Der braune Engländer kam von 

hei der Heise so steif, dass er über die Schwelle und in den 
hti| Stall geschoben werden musste. Unterweges war er an 
m Bäume und in Gräben gelaufen. Im Stalle frass er sogleich 
> z2 die Streu und den Mist. Der Puls ging langsam. Für kol- 
Hm lerig oder verschlagen konnte man das Pferd nicht anneh- 
y men, auch erfuhr der Verf. unter der Pfand, dass es heiss- 
g hungrig und auf dieser Heise über die Futterzeit getrieben 
y worden sei. Den 09 . Juli 1824 Napell. 2 5 4 . Den 2 • Aug. fuhr 
?ö der Verf. mit ihm spazieren. 

7 ) Ein jüdischer Kaufmann aus Breslau, im goldnen 
g er Hinge. Er war täglich 13 Meilen gefahren. Ein Pferd frass 
j ell den andern Tag keinen Hafer, nur etwas Heu, der Puls 
j ufl ging langsam, und die Schienbeinflechsen waren etwas ge- 
•gjj, schwollen; Patient war sehr matt, auch sollte er kurz vor 
^ dieser Heise von einer falschen Lungenentzündung durch 

• t den Hossarzt Krell in Bresslau geheilet worden sein. Den 
rjv 22» Sept. 1824 3 ö 2 Opii. Den 23« des Morgens frass es et- 

J was Hafer, der Puls ging etwas schneller, und Patient war 
im Ganzen besser. Er bekam einen leeren Trank von Bier 
y mid Wasser, frass Mittags und Abends gut, so dass sein Herr 
^ den folgenden Tag mit ihm nach Weimar reisete. 






74 


8 ) Herr Kleeberg aus Querfurt, Das Pferd liegt auf den 
Füssen , schnaubet stark durch die Nase, der Puls ist wenig 
schneller, aber zitternd,, die Ohren kalt, die Flanken zit¬ 
tern, es schwitzt unter der Decke. Dieses Pferd war im 
5. Jahre, hatte zu Hause wenig Bewegung, und ging die¬ 
sen Tag von Querfurth nach Leipzig (u Stunden), hatte 
unterweges im Freien gestanden, und einen halben Eimer 
Wasser gesoffen. Denn 24. Sept. 1824 Opii*g- 9 Abends blos 
Heu , und den andern Tag war es gesund. 

9) Kaufmann Cubasch . Pferd 5 Jahr, steht in der Dru¬ 
se. Die Ganaschendrüsen geschwollen, die Nasenhaut ent¬ 
zündet, und ein erstickender Husten (wenn man die Luft¬ 
röhre zusammendrückt). Dieses Pferd war erst vor einigen 
Wochen vom Lande gekommen., wo es meistens Gras ge¬ 
fressen hatte; die Aenderung des Futters soll die Druse zu 
Wege gebracht haben. Den 8. Octbr. 1824 bekam es § Dul 
canicira; bis zum iß. war es etwas munterer, heute Did- 
canu; den 24- starken Ausfluss, sonst wie oben: ^ China . 
Den 26« hat es starken Ausfluss, der um die Nasenlöcher fest 
klebt, Patient ist viel munterer; den 30 . war die Geschwulst 
der Submaxillardrüsen fast verschwunden , der Nasenfluss so 
stark, dass ihn der Kutscher (der viele Pferde unter den 
Händen gehabt haben will) noch nicht so stark gesehen hat, 
den 31 . Hyos. §, den 5 . Novbr. Opii; den 9 . Nov. 
China ; den 13 . Novbr. keine Knoten (geschwollene Gana- 
schen - Drüsen) es bekam Fulsat, *§. Den 21 . Novbr. kein Hu¬ 
sten , keine Knoten, kein Nasenfluss, die Scheidewand der 
Nase noch entzündet, es bekam § China und die Kur war 
endlich geschlossen. 

10 ) Kriegsrath von Qnandt, Ein Pferd ist traurig, hängt 
den Kopf, frisst nicht, stallet nicht, der Puls matt und 
kaum zu fühlen. Es ist eine dicke Fleischmasse , die in 
Dresden nur spatzieren geht, und durch die Reise hierher 
etwas angestrengt worden ist. Den 23. Octbr. 1824 Abends 
bekam es Ä £ Opii mit Bier und Wasser. Durch die Nacht 
hatte es 2 Mal gemistet, frass sein Morgenfutter, und ward 
und blieb ganz gesund. Da der Kutscher aber das Pferd 
ein Paar Tage nicht stallen gesehen hatte, so gab der Verf. 


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4t den 24. Nachmittags § Hyos., und Abends war die Streu 
d nass, hatte mithin gestaltet. 

z: ± 1 ) Ein Bauer aus Dahlitz. Sein Wallach stallet oft 

t ohne auszuhängen, niemals viel, und dem Scheine nach 
di ohne Schmerzen. Seine Schenkel sind auch etwas gespannt 
11 t und schmerzhaft, denn er zieht die Füsse in die Höhe, 
io wenn man sie angreift; auch geschwelten die Schenkel 
b: und Füsse beim Stehen. Den 14. Dec. 1824 — Napell. 

(gegen Mictio involuntaria und Verschlag. Hahn Fragmen- 
Dr. te.) Soll besser geworden sein. 

eil 12) Ein hiiftlahmes Pferd aus Lengefeld, Es lahmte 

rft auf dem rechten Hinterschenkel, und da die Lähmung 
;en bei der Bewegung nicht abnahm, so war es nicht lUieuma- 
getismus, sondern durch eine äussere Gewalttätigkeit ent- 
21 standen. Den 44 . Octbr, 1824 bekam es Arnica , und 
Di, ward spätem Nachrichten zu Folge gesund. 
hi 13 ) Lohnkutscher Ehrlich . Sein Einspänner hustet, 

im wenn er stark zieht , auch zieht er in der Ruhe die FJan- 
fe ken zu tief. Den 30. Sept. 1826 JDulcam , §. In einigen 
Tagen waren beide Symptome verschwunden. 

14) Thomasmühle 1827«; Ein Wagenpferd wirft sich 
k nieder, schmeisst mit den Füssen (überschlägt sich nicht), 
ä es mistet, die Winde gehen, man hat es aber nicht stallen 
v gesehen. Es waren ihm schon 1 Lotli Kaliee gekocht 
lau eingegeben und Kamillenklystire applicirt worden. Die 
tg Schmerzen waren gestiegen, es scharrte mit den Vorderfiis- 
\l sen, indem man es im Stehen erhalten und den Unterleib 
A mit Strohwischen frottirt hatte. Der Harnzwang und die 
Angst waren durch die Kamille, Symptom 198» vermehrt 
jäj worden. Nach 2 Stunden ward der Verf. gerufen und gab 
ü : § Ilyos. (den 16 . Febr.) worauf es in einer halben Stunde 
[j g stallte und ruhig wurde. Den 19 . Mai bekam dasselbe Pferd 
er | denselben Anfall, und erhielt wieder § Hyos ., wodurch es 
[jeu ruhig ward. 

15) Kaufmann Cubasch. Dem Pferde war während der 
^ Nacht der Schlauch geschwollen, und es konnte nicht stak 
0 len, obgleich es sich dazu anslelite. Den 43 . März 4827 er- 
hielt es 3g Sol. Camph. Den andern Tag stallte es und die 



76 


Schl au cli ge s oh w ulst war meistens vergangen. Es frass den 
Hafer nicht gut und erhielt £ Nux vom . Den 16 . stallte es 
recht gut, die*Schlauchgeschwulst war ganz weg, aber das ; 
Pferd halte kein rechtes Lehen, es haarte sich noch nicht, ; 
und sein Haar hatte keinen rechten Glanz; Heu frass es 
schnell, den Hafer aber langsam. Bei Untersuchung des 
Futters fand man den Hafer widerlich riechen; das Pferd 
bekam jetzt Qerstenschrot , und bedurfte keiner Medicin 
weiter. 

16 ) Kaufmann Schäfer. Sein alter Gaul frisst schlecht, 
sonst nichts zu bemerken. Den l. Novbr. 1827 bekam er 

Nux vom. und frass dann gut. * 

17) Ein Pferd in Zschocher, 8 Jahr alt, von einem Kei- 
sediener gebraucht, ist dünnleibig, abgetrieben, steif. Den 
3 . April 1 1828 Napell. § gegeben erholte sich bald. 

18) Fleischer Rothe. Sein Schimmel schwitzt stark in 
den Flanken, die Schenkel sind etwas gespannt. Den 96. 
April 1828 Napell. |; ward besser. 

19) Thomasmühle den 16. Sept. 1828. Ein Wagenpferd 
wälzt sich (Kolik). Des Morgens ^ Carh . veg. ward an¬ 
fangs ruhig, dann wieder ärger , es soll aber gestallt und 
gemistet haben. Mittags 2 § Napell. Abends nicht besser, 
^ Hyos.; ward stark angegriffen, dann aber ruhig. Den 17 . 
Morgens liegt es , bekommt manchmal Hucke, Puls kaum 
zu fühlen, Kopf und Augen aber munter, der Mist mit 
Schleim überzogen, Winde waren in der Nacht abgegan¬ 
gen, dass er aber gestallet hatte, -war nicht zu bemerken. 
Gegen Krampf 1 £ 'Nux vom . Ward gesund, 

20 ) Dasselbe Pferd hat den 17 . Januar 1829 Kolik, 2 ? 
Nux vom. nach 4 Stunden nicht besser , Patient hat auch 
nicht gestallet, § Hyos.; in kurzer Zeit gesund. 

21.) Dasselbe Pferd. Den 18. Mai 1829 » steht unruhig» 
will sich walzen, zittert, der Puls klein und. fieberhaft, es 
frisst nicht, schwitzt etc. T § Ilyos .; in einer halben Stunde 
stallte, und in einer Stunde frass es. 

22) Dasselbe Pferd, den 9- Juni 1829- Zittert am gam 
zen Körper, der Puls schnell und fieberhaft, hat Leibsclnner- 
zen, denn es setzt die Füsse zusammen, frisst nicht. Zu 


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Mittag hat es nassen Kleogefressen ; T?ilLscit %% nach eini- 
3( gen Stunden frass es. Da nasser Klee aufbläht, so -war 
* wohl -hier 1 Colocjnt 7 i...angszeigt. .\u\ ■ 

ck 03) Der Müller Uhli* in Knauthain. Sein Reitpferd, 

( £ Jahr alt, zieht den Unheil HinterschenkeL ah den Leib an, 
4 sobald es stille steht; . dieses krampfhafte Ansichziehen hat 
k man schon lange bemerkt, indem es im Stalle gewöhnlich 
ic auf 3 Füssen stand. Bei der Bewegung sah man nichts; 

Den 13 . Juni 1829 — i Opii. Ward gesund/ 
ck 24) Thomasmühle. Das Sattelkutschenpferd , Wallach, 

i: 7 Jahr alt, hängt oft aus, und*kann nicht.gut-stallen. , Den 
29. Juni 1829 Byos. , Um halb 7 Uhr des Mprgens bekarpt 
tei er die Medicin , und gegen : .Uhr stallte er Ordentlich; er 
)c hat aber keinen Appetit: will oft saufen , der Kopf ist viel 
warmer, der Puls stark.,, doch nicht viel schneller- Nach 
l i Tische §:Kap eil. Das Pferd ist feurig., : m.uss schwer zie*- 

U hen, die Witterung war heiss; nach Tischei fuhr man nach 
. Stötteri tz , wo ihm etwas -Blut aus der! N^se - kam: von der 
er Congestion, oder vom Naf)elL& Den 30*/vde$ Morgens frisst 
at und säuft es etwas, mistet und stallet n'arhnü 5 hängt aber 
ißt noch oft aus, Nux vom * Den ±. Juli befanjd er sich wie 
iei gestern , hat. auch noch nicht sein Temperament. Den 2* 
i; Juli ist er unruhiger, er scharrt und trippelt, und legt sich, 
m liegt aber rüliig; • wenn ’ er steht * so hängt,er oft aus , der 
® Schlauch schien dicker zu seyn, er hängt .den Kopf, das 
7 ai rechte Auge thränt, der Puls geht langsam*; Patient hat aber 
[j e ! gemistet und gestallet, auch etwas gefreSstn, Ileute erhielt 
er *§ Opii . Den 3 . Juli des Morgens hatte er besser gefres¬ 
sen, sich aber nach dem Fütter gelegt, liegt garnz r ruhig, die 
IU£ Winde gehen ab, er stallet und. mistetj sein, Schlauch ist 
aber noch geschwollen , . die. Nasenlöcher, entzünden sich, 
^ bekommt auch Nasenfluss. *§ .Camiab. Abends hat er alle 
Futter gut gefressen , gar nicht gelegen, die Na^enhaut i$t 
wieder blass, Patient ist munterer und spitzt die Ohren,., 
Den 4 . Juli des Morgens ist er munter, sieht -sich um, frisst; 
gjj gut. Den 5* Juli Fressen, Saufen, Misten und Stallen sind 
jjjj normal, Patient ist aber möch nicht so, lebhaft wie zuvor, 
} hängt auch noch oft aus, ohne zu stallen (Ruthensteifigkeit) 





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78 

schlägt auch manchmal mit einem Hinterbeine nach dem 
Unterbauche (Hinfcerleibe), wo er Schmerzen zu haben I 
scheint Pip. hisp., und bis zum 1 2. huj. war er ganz 
gesund. 

25) Mälter* duäünauthaim Das Pferd von Nr. 23* frisst 
heute Mittags (den 14 . Juli 1829) weder Hafer noch, Brot, 
doch etwas Heu; sein Puls schlägt langsam und matt, die 
Flanken fiebern, es steht traurig kill der Krippe: ^tJSfüx voin, 1 
machten es wieder gesund, 

26) Ein Reisender in der Laute. Sein Pferd hat Ko¬ 
lik; es krümmt sich, will sich legen, es stallet und frisst 
aber. Den 2 L Juli» 1829 —- -§ Hyos.; ward ruhig. 

27) Lofeitküfcsclier Ehrlich, Ein Pferd ist unleidlich um 
den Kopf, wirft ihn auch von selbst oft in die Höhe ohne 
äusserlich etwas an den Ohren etc. zu entdecken. Den 3* 
mi 1830 Najieii. x §. Ward ruhig. War wohl Ohren zwäng? 

28) Derselbe. Ein Pferd hat schon lange den Durch, 
fall, nicht täglich, aber öfters durch die Woche. Den 9 . März 
1831 NäpßUt ^§; ward besser. 

29) Gastwirth Buch . Der Einspänner fing auf einer 
Spazierfahrt an zu zittern, verdrehte Kopf und Hals, blieb 
nach und nach stehen, doch erholte er sich bald wieder. 
Herr Buch hat dieses Pferd ein Jahr, und es hat noch nie 
diesen Anfall gehabt. Der Puls geht matt und langsam, der 
Mist ist mit Schleim überzogen. Den 10. März 1831 7 ? & ux 
vom . mit Mehl auf die Zunge; den 21* war der Puls noch 
matt, und es erhielt § Opii; der Anfall ist nicht wieder ge 
kommen. 

30) Lohnkutscher Börner. Ein Pferd frisst nicht , schar- 
ret, wenn es'stehet, liegt aber meistens; sein Puls schlägt 
voll, aber langsam. Den 12* März 4832 iVüa; vom. Nach 
einer halben Stunde stallte es, legte sich und frass nicht 
den ganzen Tag. Den 13 . nidit besser, hat nach Mitter¬ 
nacht gescharrt, der Puls heute matt und langsam, es hu¬ 
stet manchmal; drückt man die Luftröhre, so will es ersfik- 
ken; es stemmt den Kopf an die Krippe: T | China. Um 5 
Uhr Abends frass es Heu* und um 8 Uhr sein Futter; es 
hat seit Mittag gestanden, sieht oft in die Seite, scharrt 


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aber nicht. Der plötzlich gesunkene Puls, die Abgeschla- 
genheit (da Liegen sonst gar nicht seine Sache ist), der Wi¬ 
derwille gegen das Futter (da er sonst ein Hauptfresser ist, 
und jetzt den Kopf wegwendet, wenn ihm Futter vorge- 
halten wird), das Anstemmen des Kopfes an die Krippe, 
die AfteCtion der Luftröhre, die scheinbaren Leibesschmer¬ 
zen, . die Abends kalten Füsse und Hufe (besonders der 
rechte Vorder- und linke Hinterfuss), das Scharren mit den 
Vorderfüssen regelmässig um 2 Uhr des Morgens , seit meh¬ 
reren Tagen so , dass das ganze Steinpflaster seines Standes 
aufgehauen war, der trübe Harn, der schleimige Kothab¬ 
satz, worauf noch reiner Schleim nachfolgte , das ausge¬ 
streckte matte Liegen, wobei es den Kopf nicht aufheben 
konnte u. s. w. veranlassen den Verf. diese Krankheit ein 
Schleimfieber zu nennen, welches in das Nervenfieber über¬ 
gehen wolle; den 14 . Arsen. alb. -Al, Den 15 . kein Husten, 
kein Ersticken bei dem Zusammendrücken der Luftröhre, 
das Pferd steht, frisst sein Morgenfutter; kein Leibesschmerz, 
der Mist halb hart und halb weich, der Puls normal, und 
hat auch in der-Nacht nicht gescharrt, denn die Streu liegt 
unverändert; nach einigen Tagen ganz gesund. 

31) Färber Hauptvogel. Sein Pferd, das er in der Man¬ 
del braucht, hat vorm Jahre viel neues Heu beim Abladen 
gefressen, worauf es Krampf und Schmerzen beim Harnen 
bekommen. Heut nach einem Jahre hat es zwar diesen 
Schmerz nicht täglich (da ein anderer Rossarzt schon lange 
darüber kurirt hatte), er kommt aber doch oft. Patient ist 
13 Jahre. Den 97 . Juli 1832 t -} Napell. Den 30 . hatte es 
den Anfall wieder und bekam T | Hyos. Nach 5 Wochen, 
den 4 . Sept. bekam es etwas Krampf, auch wurde unter¬ 
dessen berichtet, dass es manche Tage rasch und manche 
wieder langsam fresse, auch nicht so bei Leibe und Kräften 
sei, als es dem Futter nach sein könne; T f Nux vom ., 
worauf es besser frisst, dick und stark wird, und den Bla¬ 
senkrampf nicht wieder bekommen hat. 

32) Medicinalratb Blau. Ein Kutschenpferd ist durch¬ 
fällig, durch die Reise sehr echauffirt, atlimet schnell, sein 



80 


1 


Puls ist beschleunigt. Den 9 . August 1832 Näpell. 4 § hoben 
bis den andern Tag alle abnormen Symptome. 

33 ) Kaufmann Bauer, Ein Kutschenpferd geht auf dem 
rechten Hinterfusse lahm, hat Schmerz im Köthengelenke, 
alle 4 Schienbeine und Köthen sind angelaufenf. Drei Mo¬ 
nate bereits hat ein anderer Rossarzt darüber. kurirt. Den 
25. August 1832 i Arni ca . Den 28. ist die Geschwulst gross- 
tentheiis W£g» und Patient am lahmen Fusse beim Drück 
wenig' empfindlich. Noch einmal T f Ar nie a , worauf man | 
in einigen Tagen keine Lähmung mehr wahrnahm. 

34 ) Derselbe Besitzer. Das andere Kutschenpferd, 14 
Jahr alt, hat etwas strappazirte Schenkel, schleppt die Fiisse 
über die Stallschwelie, macht kleine-Schritte, wenn es aus 
dem Stalle kommt, bis es einige Zeit gegangen ist, stolpert 
auch oft. Den 31. August 1832 bekam es T f Arnica. Den 
8 -. Sept. desgleichen. Den 14 . fand man bei einer Special- 
Besichtigung, dass es die Schenkel kräftiger hob, sowohl 
aus dem Stalle, heraus, als im Freien; die Hufeisen, welche 
den 16 . Januar 1833 11 Wochen, aüflagen, waren an der 
Zehe weniger abgelaufen,, als sonst in 5 Wochen, sägte der 
Kutscher. Die Besserung war sehr auffallend. , 

35 ) Bauer Müller in Sellerhausen. Ein Pferd soll auf 

dem linken Vorderbeine ein Ueberbein haben; und desshälb 
lahmen. Als der Verf. es den 14 . Sept. 1832 besah, so war 
das ganze Schienbein dick und das Knie stark geschwollen; 
das vermeinte Ueberbein schien eine Verhärtung in der 
Scheide der Beugeflechse zu sein, die man der allgemeinen An¬ 
schwellung wegen nicht gut wahrnehmen konnte; schmerz¬ 
haft war das ganze Schienbein. Es war schon lange mi| 
Salben von einem Rossarzte .behandelt worden. Der Verf. 
gab Bellad . und liess die Salben mit Seife rein abwa- 

sclien. Den 22. war die Geschwulst weg,, im weichen 
Boden lahmte es gar nicht, nur auf dem Pflaster ging es 
zaghaft. Es erhielt Arnica. Den 4. Octbr. war der ganze 
Schenkel dünn, das Knötchen in der Flechsenscheide aber 
noch fühlbar; im Acker geht das Pferd gut, auf, hartem Bo¬ 
den noch zaghaft. Heute bekam es Acicl . phos * D en 
15. geht es besser auf der Chaussee, der Knoten ist aber 


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iots noch bemerkbar. „Der Verf. verstärkte tlen Phosph. noch 
mit °x°> und so ward es bis Mitte Novbr. ganz gesund. 
k 36 ) Ungewisser Erfolg. 

ent 37 ) Hr. Promnitz , Rittergutsbesitzer. Ein Kutschen- 
,I pferd hat auf beiden Hinterfüssen faulen Strahl, so zwar, 
•'Di dass Strahl und Sohle ganz weich und saftig und den Wän- 
;ris den gleich aufgetrieben waren. Den 29* Septbr. 1832 Spirit . 
)m Sulph . T f. In 2 Tagen hatte sich die Sohle ganz zusammen 
nü gezogen, und einige Tage später war auch der Strahl fest. 

38 ) Kaufmann Bauer . Seine Stute ist alle Winter 
3,! rossig (Samenkoller, Nymphomanie) und man hat sie jedes 
i'iiii Mal allöopatliisch durch Aderlässe u. s. w. behandelt. Der 
sau Verf. bekam sie den 17. Januar 1833 in die Kur. Sie war 
lpei schüchtern, hatte starken Andrang des Blutes nach dem 
D; Kopfe und Ausfluss aus der Wurf. T § Plat. foL; den 26. 
3 ci: war sie nicht viel besser und erhielt ~ Canth. (5 Streukii- 
m gelchen mit der 30. Potenz), worauf sie in einigen Tagen 
älc; ganz ruhig war. 

1 

~ : . 

Bei Schweinen . 

I aü 

( K 0 pfs e u c h e, Tobsucht , Gehirnentzündung} P,hr eniti s ,) 
f Diese Krankheit äussert sich im Allgemeinen durch fol- 

illei gende Symptome. Das Schwein drehet und taumelt meistens 
a: links herum, wobei es grunzt; dann wird es krumm zu- 
nii sammengezogen und bekommt Zuckungen; fängt an zu gei- 
fern und zu knetschen ; bohrt mit dem Rüssel in die Erde und 
ß t legt sich, wo es ruhig liegt, bis der Tanz von neuem beginnt. 
Vet 1) Zwei Schweine in Deutsch, im Frühlinge geworfen, 

t b\P schmeissen mit Kopf und Füssen, geifern; Hals äusserlich 
ich geschwollen; taumeln und bleiben liegen, fressen nicht. 
n g Den 7 . August 1825 jedem |‘ Belladt mit Wasser auf 2 Mal 
galt (den 7 . halb und den 8 . halb). Bis zum 17 . ganz gesund. 
; all 2) Gärtner Haitisch . Ein Schwein im zweiten Jahre 

U 8. gellt immer herum und kann nicht 1 fressen, geht hinten ge- 
D: spannt, hat Krämpfe, geifert, der Kopf ist heiss. Den 6 . 
: at Septbr. 1825 Bellacl . f. Den 8 . fast gesund, nur frisst und 

6 




sauft es noch nicht mit Begierde, und bekam den 9 . ^ 
desgleichen, worauf es in einigen Tagen ganz wohl war. 

3 ) Dem Erbrichter TVeinholdt im Jahre 1825 gegen die 
Kopfseuche der Schweine gegeben \ Bellad. mit Milchzucker 
8 Doses. Im Jahre 1832 verbrauchte er das letzte Pulver, ] 
und hat es eben so wirksam gefunden wie die früher ge- ! 
gebenen, 

4 ) Becker in Lindenau. Ein Scliweinchen, ^ Jahr alt, ; 
liegt und frisst nicht; wenn der epileptische Anfall kommt, 
knirscht es mit den Zähnen, schmeisst den Kopf auf und 
nieder, kauet und geifert. Den 99. Marz 1826 Bellad. 
gesund. 

5) Branntweinbrenner Landmanu. Ein fettes Schwein 
dreht im Kreise, bekommt Geifer vor dem Rüssel und speiet, 
Den 5 . Jpni 4828 Bellad. Gleich gesund. 

6 ) Gärtner Hanisch. Ein fettes Schwein frisst nicht, 
ist unruhig und stösst mit dem Kopfe an die Wand, drängt 
den Kopf in die Kinsen. Den 15* Dec. 1828 Napell. - ± |; 
gesund. 

7 ) Ein Schweinchen in Stötteritz, 11 Wochen alt, frisst 
nicht, wühlet den Kopf in die Erde, athmet schnell. Den 
31. März 1829 Bellad . gesund. 

8 ) Gärtner Hanisch . Ein junges Schweinchen hat die 

Kopfseuche. Den 5 . Januar 1830 Bellad. ^.1 ; gesund. 

9) Gross in Zscliocher. Ein Mutterscliweinchen von 
7 Wochen dreht sich im Kreise, die Augen sind matt und starr. 
Die Kopfborsten stehen in die Höhe. Den 27* April 1830 
Bellad. ; gesund. Den 12- Juni hat es den Anfall wieder 
gehabt und bekam Be'lldd. T |; worauf es wieder ruhig war. 

10) Schindler in Stötteritz. Das Schweinchen, j Jahr 
alt, geht im Kreise, und hält den Rüssel in die Höhe. 
Den 31 . Dec. 1830 Bellad. .$§■■; gesund. 

11) Ein Schweinchen in Stötteritz, 4 Monate alt, 
geht im Ringel, kann nicht fressen, der Hals ist dick und 
auf einer Seite roth. Den 26« März 1832 Bellad. v 
(2 Streukügelchen mit der 13. Potenz) halfen nicht. Heu 
30. desgleichen f; gesund. 


12 ) 

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83 


[j ( . ( Verfangen, Entzündung sfi eher.) 

w £2) Branntweinbrenner B'ölim . Ein Schwein, das 4 

i| Wochen auf der Mast steht, frisst seit ein paar Tagen nicht, 
ich legt sich nicht, athmet schnell, ängstlich und kurz. Den 
ilvi 19 . Septbr. 1824 Abends Napell. ; hat in der Nacht ge- 
rs legen, und athmet den 20. nicht so schnell. Des Morgens 
£ Qpii, Nachmittags krunkset es stark und ist kränker; 
n denn Napell. und das Opium hätte viel schwächer gegeben 
um werden sollen. Den 21« Napell. ward in einigen Ta¬ 

rn gen gesund.. 

13) Becker in Lindenau. Ein Schweinchen, J Jahr all, 
kann nicht aufstehen, athmet stark, hat viel Hitze. Den 
veil 2• April 1826 Napell . T f-; gesund. 

pe\e 14 ) Friedrich in Schönefeld. Schwein, 18 Wochen alt, 

athmet schnell, schlägebäucht, kann nicht fressen (weil die 
iic: Nase verstopft ist, sagt die Frau). Den 26* Mai 1826 Napell. 
räi gesund. 

15 ) Gärtner Jonas. Ein grosses fettes Schwein röchelt 
und schniebet schon seit mehreren Tagen, frisst aber, die 
fri Ohren sind auch nicht heiss. Es ist vor 8 Tagen im Hofe 
ß viel herumgesprungen und hat verfangen. Den 7 Septbr. 

1827 Napell. ~ Abends; den 8. Morgens desgleichen f; gesund, 
uti 16) Branntweinbrenner Landrnann. Ein fettes Schwein 

war ihm krepirt. Aeusserlich war der I^adaver aufgelaufen, 

1 die Augen, der Hals, der Bauch und die Schenkel waren 
gU rolh. Innerlich war Alles mürbe, braun und blau; das 
m Blut schwarz, die Milz wie Pflaumenmuss, die Lungen 
v j e brandig; der Magen war noch voll Futter. In der Krank- 
heit hatte es gehustet, schnell: geathmet mit aufgesperrtem 
1 j, ’ Rüssel, es ging gespannt und ward vor dem Tode äusser- 
jg lieh roth. Es war eine Heerde Schweine stark herumgejagt, 
und dann in das Wasser getrieben worden, wovon 6 Stück 
, verfingen; die zwei magersten von diesen bekamen ent- 
^ t: zündlichen Husten und zehrten sich ab; die 4 besseren oder 
j fetteren bekamen Entzündung, die bei den Schweinen in 
j den Brand übergeht. 

Ein zweites gefährlich krankes will nicht fressen und 
ist äusserlich schon rolh, wie das oben krepirte. Den 29- 

6 * 


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84 


April 1828 gegeben Napell. T f mit Milch zu saufen. Den 
30. Morgens scheint die llöthe blässer und bekommt des¬ 
gleichen. Den 1 . Mai ist es auffallend besser, es springt 
mit den 9 andern im Hofe herum und "wühlt (ein gutes 
Symptom), es hustet nicht und frisst gut. 

17) Den andern 2 Schweinen mit Entzündungsfieber 
und Husten gab der Verf. den 99. April Napell. ff beiden 
zusammen; den 30* ff desgleichen. Den ±. Mai sind sie 
viel besser, husten nicht und bekommen mit dem obigen 
von Nr. 16 zusammen Napell. ff , den 4 . Mai ff desglei¬ 
chen, und kamen zu den 9 mageren in Nr. 18, welche schon 
erwähnt worden. 

18) Zwei Schweine husten und nehmen nicht zu, ob- 
sclion sie gut fressen; die Schenkel sind steif, von Erhitzung 
entstanden. Den 30 . April bekamen sie Napell. beide 
zusammen; den £; Mai desgleichen; den 4 . desgleichen 

; den 5* Mai wurden vorstehende 3 Schweine (von Nr. 
17) zu diesen beiden gestallt, und alle 5 Stück bekamen 
Napell . 2 f; den 6- desgleichen 2 f; den 8. desgleichen 2 |; 
den IQ. desgleichen 2 §; den 12. desgleichen 2 § und den 14 . 
desgleichen 2 §; gesund alle 5 Stück. 

19) Bei demselben. Ein Schwein scliniebet, und wenn 
es aufsteht, hustet es und frisst nicht. Den 26- August 1828 
Napell j-J. Den 27. Morgens viel kränker, steht nicht auf, j 
frisst nicht; es bekam desgleichen T §; Abends war es viel j 
besser, ging herum, soff etwas Meliitrank, schniebt oder | 
athmet aber noch schnell und hustet, wenn es sich bewegt, 
bekam den 28. desgleichen T f; den 29- nicht besser als : 
gestern; T 2 Nux. vom.; gesund. 

20) Böttcher in Stötteritz. Zwei Schweine 18 bis 19 
Wochen alt, können hinten nicht aufstehn, sperren den i 
Rüssel auf , und schnauben und schreien. Den 14 . März 
1830 Napell . fk jedem; den 15. stehen sie und fressen, 
athmen aber noch schnell; desgleichen T f; gesund. 

21) Müller in Hähnchen. Zwei Schweine, 5 Monate 1 
alt, haben verfangen, schleppen die Hinterfüsse und fressen 
wenig-. Den 24. April 1824 Napell. T | einem jeden. Den 
12. Mai ist das eine viel besser und geht in dem Hofe 




85 


^ herum; das andere schleppt sich; zuweilen fressen sie gut; 
* Beilad. für jedes. Den 29- Mai ist das eine ganz gut, 
nr ‘: das andere schleppt sich; letzteres erhielt § Napell. 2 Gaben. 
^ Den 28. Juni schleppt sich das kranke noch auf den Knien 
der Vorderfüsse, hinten steht es, es athmet beschwert, 
le: kächzet, hat wenig Appetit, schleppt sich nicht gern heraus 
31( k in den Hof, und trägt man es heraus, so schleppt es sich 
d* bald wieder in den Stall zurück; für heute § Opii und für 
% morgen § Beilad. Das andere ist ganz gesund und nimmt 
$ zu. Den 8. Juli ist es viel besser, kächzet nicht, athmet 
^ natürlich, hat bessern Appetit, auch stellt es sich auf Ein 
Vorderbein; für heute § Dulcam. und für den 12- d. M. 
• } i Beilad. Den 26. August hiess es: „Ein Bein knickt noch, 
m und es bekam § Biere, sol ward nun gut. 

,e ' [ 22) Nietzschner in Stötteritz. Zwei halbjährige Schweine 

cfc husten, eines athmet auch schnell. Den 6. Juli 1S30 jedem 
fl Napell . T § ; gesund. 

mf 23) Ein halbjähriges Schwein in Stötteritz liegt, athmet 

i schnell und läppert nur (frisst nicht gut). Den 10. Juli 
nl 1830 Napell . ; gesund. 

24) Frau Tietze in Stötteritz. Zwei Schweinchen sind 
fW hinten steif, athmen auch etwas schneller. Den 29» Juli 
1® 1830 jedem T | Napell.; gesund. 

ai 25) Frau Burbrand in Stötteritz^ Zwei halbjährige 

i Schweine husten, eines athmet auch stark. Den Q. August 
öä j830 jedem T | Napell.; gesund. 

vei 26) Frau Leun in Stötteritz. Zwei Schweine husten 

r: und athmen stark. Den 6. August 1830 jedem Napell.; 
gesund. 

151 27) Ein Mastschwein in Stötteritz ist schon dick und 

d; fett, frisst nicht, athmet manches Mal schnell und krunkset. 
Ift Den 9 . Octbr. 1830 Napell. ; ward gut. 

,sjf 28) Frau Burbrand in Stötteritz. Ein halbjähriges 

Schwein hustet und laxirt. Den 7 . Juni 1832 Napell, ; gesund, 
otf 29) Gärtner Jonas. Ein fettes Schwein lag, athmete 

e# schnell, ächzete, Rüssel und Ohren waren heiss, und es 

% frass nicht. Der Hals war nicht geschwollen, es konnte 
Hi saufen, und es ergab sich, dass es von zu vieler dicker 


86 


Kleienfütterung obstruirt war. Der Verf. liess es des Mor- 
gens allein einstallen, den Tag über fasten und gab ilim 
T | Napell. Abends konnte es schon wieder zu den andern 


Schweinen getban werden. 


( Verschiedene Formen.') 


30 ) Thomasmühle. Ein Schwein liegt ohne sich zu 
bewegen, hat geschwollene Beine, Durchfall, frisst und 
säuft nicht, die Ohren sind heiss, die Augen aber nicht 
entzündet. Den 20- Decbr. 1824 Sol. Camph. mit Was¬ 
ser eingegeben. Den andern Tag ist die Geschwulst weg, 
der Stuhl normal, es säuft, ist aber noch sehr matt, und 
bekam desgleichen £§. Den 22- China § und den 23- Napell. 

ganz gesund. 

31) Gestorben. 

32) Gärtner Jonas . Ein halbjähriges Schwein taumelt 
hinten, frisst wenig, kann nicht schlingen, der Hals ausser- 
lich unten geschwollen , die Ohren heiss. Den 9 . August 
1825 Beilad. mit Wasser. Den lt. viel besser, es steht 
gut auf und geht, es frisst und säuft, aber doch nicht wie 
im gesundeh Zustande; der Hals ist unten an den Seiten 
der Kehle noch dick; die Ohren des Morgens kalt, Nach¬ 
mittags warm. Den 15. ist es ganz munter, die Halsknoten 
noch etwas dick, und da es zwar gut saufen, aber nicht 
gut kauen kann, so erhielt es Y Bip. hisp . ; gesund. 

33 ) Bei demselben. Ein \ Jahr altes Ferkel hat Durch¬ 
fall. Den 26- März 1827 Rhei §; gesund. 

34) Landmann , Branntweinbrenner. Ein Schwein 
krunkset, frisst wenig und mistet hart. Den 3 . Dec. 1828 
Opii g; gesund. 

35 ) Gärtner Eichler. Das Schwein ist obstruirt, es 
presst sehr, und der Koth ist hart. Den li. August 1830 
Opii §; gesund. 

36) Meissner in Stötteritz. Sein Schwein athmet stark 
und frisst nicht. Den 12. August 1830 Napell . T |. Ben 
13. nicht besser, Y | Bryon . Den 19 . ist es ganz wohl, nur 



fressen so begierig wie sonst und rein aus will es noch 
nicht; und bekam Nux vom ; -gesund. 







37) Eine Frau bei demselben. Ihr Schwein dien laxirt 
und speiet. Den 15. August 1830 Elleb . alb . gesund. 

38) und 39) Der Erfolg wird nicht angegeben. 

Anmerkung . Des Verf. homöopathische Heilungen der Hunde, Katzen 
und Vögel kommen im II. Hefte. 


Homöopathische Heilungen cles Ober - Thierarztes Sch in a g er in Lahr 
im Grossherzogthum, Baden. S. 46 — 71. 

1) Herr Schmagcr heilte Verdunkelungen der Hornhaut 
bei Pferden, die schon Jahre lang dauerten, schnell mit Can¬ 
nabis in l bis 2 Gaben (3 Fälle damit in Zeit von 14 Ta¬ 
gen). Alles war schon früher, jedoch erfolglos, angewendet 
worden. 

2) An mehreren Hunden und Schweinen chronische 
Brechzufälle, schnell mit Veratrum . In schwierigen Fällen 
wurde auch Cuprum mit dem ausgezeichnetesten Erfolge 
gegeben. 

3) Eine Kuh mit einer heftigen Gebärmutterentzündung 
und starkem Fieber, die schon mehrere Tage dauerte, mit 
Verstopfung und heftig brennender Hitze, was alles von 
einer barbarischen Loslös,ung der Nachgeburt herrührte, heilte 7 
der Verf. fast ganz allein mit wiederholten Gaben Aconit . 
Nur einmal gab er etwas Oel mit Wasser verdünnt ein. 
Eine zweite und dritte Kuh heilte er eben so. 

4) Feigwarzen heilte in 3 Fällen bei Pferden sehr schnell 
Thuja occiclentalis , innerlich und äusserlicli angewendet. 

5) Rheumatische Lähmung mit Entzündungsfieber und 
Verstopfung bei einem Hunde heilten äusserst schnell 2 Ga¬ 
ben Aconit und hernach Arnica . 

6) Zur Heilung von Wunden der Pferde, z. B. Cupier- 
Wunden, Wunden vom Drucke des Geschirres etc . bediente 
sich der Verf. mit bestem Erfolge der Arnica , innerlich und 
äusserlicli, in G Fällen. 

7) Einem Pferde mit Schlafkoller ähnlichen Zufällen gab 
der Verf. zuerst Opium . Diess nützte jedoch nichts; aber 
hernach Arnica, und dieses Mittel hob das Uebel in wenigen 
Tagen vortreillich. 




88 



8) Eia Versuch nht Opium an einem Pferde, wobei 
aber die Potenz des Opium nicht angegeben wird. Es 
wurde das Thier dergestalt angegriffen, dass es {\ Tag 
weder Fresslust noch Durst zeigte. Es lag fast immer, je¬ 
doch ruhig, bekümmerte sich wenig um seine Umgebungen, 
und lag in einem ganz schlummernden Zustande da. 

9) Eine am Entzündungsfieber kranke Kuh heilte der 
Verf. mit nichts Anderem, als mit wiederholten Gaben 
Aconit , das auf ganz bewundernswürdige Weise wirkte. 

10) Ein Pferd mit ödematöser Anschwellung des Bau¬ 
ches und der Brust, wie auch der Hinterfüsse (äussern 
Haut- und Bauchwassersucht), mit starker Auftreibung des 
Unterleibes (innern Bauchwassersucht) heilte der Verf. ganz 
allein mit wechselsweise angewendeten Gaben China und 
Arsenic . Zuvor schon w^ar Verschiedenes fruchtlos gegeben 
worden. 

11) Anschwellung des harten Gaumens bei den Pferden, 
besonders bei noch jungen in der Gegend der Schneide¬ 
zähne, wo die Alten die Operation des Gaumen- oder Ra¬ 
chenstechens ausübten, heilte der Verf. 2 Fälle, sehr schnell 
mit Mercurius vivus. 

12) Bei einem Pferde mit heftiger Kolik von Enzündung 
herrührend, wo Allöopathiker bereits ihre ganze Kunst ver¬ 
geblich versucht hatten, das Thier dem Verscheiden nahe, 
Nase und Ohren kalt, die Füsse ebenfalls kalt, gerade aus¬ 
gestreckt u. s. w., waren, reichte der Verf. Kamille und 
in zehn Minuten war das Pferd so weit gebracht, dass es 
von selbst aufstand und an die Krippe ging, obschon es 
nicht frass. Dieses Thier bekam an demselben Tage noch 
mehrere derartige Anfälle, jedoch in weit geringerem Grade, 
und jedesmal, wenn ein neuer Anfall sich zeigte, liess der 
Verf. wieder eine Gabe Kamille aufs neue reichen, und 
jedesmal verschwanden alle Kolikzufälle so schnell, gleich* 
sam wie weggeblasen. 

13) Zahn wackeln bei Rindern heilte der Verf. mit Mere. 
viv. sicher und schnell. 

14 ) Darmentzündung mit Verstopfung bei dem Rindvieh 
4 Fälle. Bekanntlich ist diese Krankheit sehr schwer zu 


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M heilen, und bietet oft allen Mitteln Trotz. Letzthin ward 
Ei der Verf. zu einem solchen Falle gerufen, wo bei einer 
Ta* grossträchtigen Kuh bereits vier Tage lang alle allöopathi- 
, je- sehen Mittel erfolglos angewandt worden waren. Der Verf. 
jen’ liess nun 24 Stunden lang aller zwei Stunden Eine Gabe 
Aconit reichen, gab ein Klystier von lauwarmem Wasser etc . 
(ta Schon nach dem ersten Aconit -Pulver wiederkäuete die Kuh 
hi wieder, gegen Abend griff sie nach dem Futter, und bis 
!, den andern Tag mistete sie gewöhnlich, nur mit ausser- 
b ordentlichem Gestanke. Die Kuh war gerettet. Dies ist der 
;en schönste und merkwürdigste Fall, den der Verf. aufgezeich- 
dei net hat. 

m 15) Eine Kuh mit Blutmelken (Rothmelken, rother 
m Milch etc .) heilte der Verf. mit Aconit in wiederholter Gabe, 
bei Binnen 24 Stunden war die Krankheit gehoben, und das 
Thier munter und gesund, wie vor jener.*) 

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Grundzüge der naturgemässen Heilkunst. 


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E i ii l e i t u n g. 

Die naturgemässe Heilkunst fordert erstens, dass der 
Arzt alle Wirkungen der Arznei auf den thierischen Körper, 
bevor er sie anwendet, genau kennt. 

Um die Wirkungen der Arzneien kennen zu lernen, 
wurden und werden sie l) jede für sich allein geprüft; 2 ) 
in der kräftigsten und reinsten Form als Essenz u. s. w. an¬ 
gewendet, 3 ) in verschiedenen Gaben und an verschiedenen 


*) Vorstehende Heilungen hat Herr Schmager schon am 20. December, 
mithin nach den ersten 4 Wochen seiner homöopathischen Praxis, 
an Herrn iwr gesendet. Alle homöopathischen Aerzte, die ähn¬ 
liche Beiträge zuzuschicken gedenken, bittet derselbe, die Dosis und 
Potenz der Arznei genau anzugeben. Herr Sclimager hätte 50 Arz¬ 
neien in der Essenz, und eben so viele in der 14. und 29. Potenz 
von dem Verf. mitgenommen. 





90 




Subjecten. 4) Nur bei gesunden Individuen. 5) Müssen 
die Versuchspersonen oder Thiere während der Wirkung 
der Arzenei sich aller reizenden Speisen und Getränke (Ge¬ 
würze, Liköre etc.) auch anderer Arzneien innerlich und 
äusserlich enthalten. 

Durch diese Prüfungen ergab sich a) dass jede Arznei 
eine gewisse Zeit lang (Tage, Wochen, Monate) wirke, 
b) Dass auch nicht zwei Arzneien ganz völlig dieselben 
Zufälle hervorbringen, c ) und endlich resultirte hieraus die 
so mächtig reformirende Lehre, dass jede Arznei nur solche 
Leiden heile, die sie selbst hervorbringt. 

Die neue Heilkunst fordert daher zweitens, dass dei 
Arzt nur Eine Arznei und gerade die anwende, welche in 
grosser Gabe genau dieselben Symptome hervorbringt, die 
die zu behandelnde Krankheit hat, und dass er ihre Wir¬ 
kung abwarte, ehe er eine zweite passende reicht. 

J/Vas sagen liierüb er unsere Arzneimittellehren) 

Bei Ratzeburg*) heiss tes : Das Jßquisetum arvense (Tlieii 
2. Seite 411.) macht bei Kühen und Schafen, wenn sie es 
fressen, Bauchfluss, Blutharnen etc . und es wird bei Baueb¬ 
und Blutflüssen angewendet. Hyoscyamus niger (S. HQ. und 
120 ) macht rasend und wird bei der Tobsucht empfohlen, 
Desgleichen lesen wir von der Belladonna (S. 125« ff-)» dass 
sie Tobsucht macht, und soll bei Tobsucht, Koller, Toll¬ 
heit, mit Vorsicht gebraucht, heilsam werden. Der Hanf 
macht bei den Vögeln die Auszehrung, und ist fast das ein¬ 
zige Mittel, die Auszehrung bei Vögeln (wenn sie nicht durch 
Hanf entstanden ist) zu heilen, sagt Orphal (S. 50 u. 51**) 

Heisst das nicht, was eine Krankheit, in grosser Gabe 
gebraucht, hervorbringt, heilt dieselbe Krankheit, in einer 
kleinern Gabe angewendet? Der Landmann kurirt naturge- 
mäss, der seiner Kuli bei dem Blutmelken einen Absud von 


*) Ratzelsurg, Christ. Handbuch der Zoopharmakologie für. Thier* 
iirzte etc. 2 Tlile. gr. 8. Beil bei Nauck 1801. 

**) Orphal , JA 7 - Ch • Anweisung verschiedene Arten Vögel zum Ni¬ 
sten in der Stube zu gewöhnen ctc . S. Eisenach bei Wittekind ISO/. 


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Fichtenknospen eingiebt, weil diese (bei Hutungen in den 
Schwarzwäldern) das Blutmelken hervorbringen. 

Vergleich ungen . 

Das Thier durchweht ein Geist, der in dem Nervensy¬ 
steme (Hirn, Rückenmark und Nerven) wohnt, der die ganze 
Maschine belebt, ihre sämmtlichen Werkzeuge (Organe) in 
Thätigkeit setzt, alle inneren und äusseren unangenehmen Ein¬ 
wirkungen zu entfernen , alle Verletzungen wieder in den 
normalen (natürlichen, gesunden, zu einer Verrichtung pas¬ 
senden oder zweckmässigen) Zustand zu setzen strebt u. s. w. 
Diesen animalischen Geist heisst man in Beziehung auf die 
Krankheiten die Heilkraft der Natur. 

Daher sind alle Symptome (Krankheitszeichen, Zufälle) 
Aeusserungen des Nervensystems, die Sprache des Gefühls. Alle 
Stockungen, Verschleimungen und dergleichen sind wie die 
Durchfälle, Infarctus , Eiterungen u. s. w. Producte der 
Krankheit, 

Die Krankheiten werden durch die Reaction der Natur¬ 
heilkraft geheilt, da die belebende und erhaltende Kraft das 
Gegentheil der unangenehmen Einwirkungen hervorzubrin¬ 
gen strebt. So setzt sie z. B. der Kälte Wärme und der 
Hitze Kälte entgegen. 

Erwägen wir ihre langsame Hülfe bei unbedeutenden 
Leiden (Catarrh), ihr fruchtloses Bemühen bei grösseni Krank¬ 
heiten (Rheumatismen) und ihr so oft schädliches Streben 
z. B. bei Entzündungen innerer Organe u. s. w., so ist wohl 
die Heilkraft des Organismus von geringer Bedeutung, und 
das Schwinden der Krankheiten rührt bloss von dem Aus¬ 
wirken der feindlichen (arzneilichen und natürlichen) Stoffe 
her. Jetzt wissen wir, dass die Arzneien Tage, Wochen, 
Monate lang (nach ihrer Intensität) wirken, und dasselbe 
können wir ohne Zweifel von andern Kranklieitsstoifen an- 
nehmen. Krankheiten, welche nach dem Auswirken der 
Ursache nicht aufhören, sind Producte dieser Stoffe oder 
Ursachen, und bleiben lebenslang oder tödten vor derZeit. 

Will der Arzt helfen, so muss er die Naturheilkraft bloss 
unterstützen. Wenn seine Arzneien in grossen Gaben die- 



92 


selben Symptome liervorrufen, als die schädliche Potenz in 
gegenwärtiger Krankheit entwickelt hat, so ist der Arzt mit 
der Natur im Bunde, er spornt die Lebenskraft an, und er¬ 
höht sie zur Beseitigung des Uebels, er giebt der Naturheil¬ 
kraft keine entgegengesetzte Richtung; er handelt nach dem 
Grundsätze Similia similibus ; und diese Kunst heisst entwe- 
Homöop athik, d. h. eine Wissenschaft, welche solche 
Arzneien an wendet, die ein hö chstähnli ches Leiden 
(fast gleich mit der gegenwärtigen Krankheit) hervorbringen 
können, oder Isopathik, wenn sie den Krankheitsstoff 
selbst zum Heilmittel anwendet, z. B. bei den Impfungen. 

Die alte Schule hat der Lebensthätigkeit (Naturheilkraft) 
wohl abgelauscht, dass sie, um den normalen Zustand her¬ 
vorzubringen, bei Krankheiten das Gegentheil anwenden 
müsse, und die Schule glaubt daher klug zu verfahren, 
wenn sie mit Mitteln zu Hülfe eilt, welche eine entgenge* 
setzte Empfindung hervorbringen; so wendet ßie z. B. gegen 
Hitze Kälte, und gegen Kälte Hitze an. Die alte Schule 
berücksichtigt aber nicht, dass ihre Heilmittel nicht unmit¬ 
telbar auf die Krankheit, sondern mittelbar durch die Le¬ 
bensthätigkeit (das Nervensystem) auf sie wirken, dass sie 
das Nervensystem affiziren, die Naturheilkraft als eine ein¬ 
wirkende Potenz (Kraft) zur Gegenwirkung zwingen. Die 
Susserlich und innerlich angewandte Kälte sucht die Natur¬ 
heilkraft (um das Gleichgewicht herzustellen) durch eine 
vermehrte Wärme zu überwinden oder zu beseitigen; wenn 
nun die alte Schule, z. B. bei einer Kopfentzündung, inner¬ 
lich und äusserlich kalte Mittel anwendet, so opponirt sich 
'die Naturheilkraft gegen diese zur Hülfe angewandte Kälte 
durch vermehrte Wärmeentwickelung (als die nothwendige 
lleaction), und diese opponirte Wärme macht mit der Ent¬ 
zündung des Kopfs, als erste Krankheit, das Uebel tödtlich, 
wenigstens wird die Entzündung dadurch aufs Höchste ge^ 
steigert. 

Wie v er fahr t der homöopathische Arzt? 

Die Symptome sind das Bild der Krankheit, dieAeusse- 
rungen des innern Leidens sind die Krankheit selbst. Hat 


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man alle Symptome beseitigt, so ist aucli die durch äussere 
oder innere Ursachen erzeugte Krankheit gehoben. Der ho* 
möopatliische Arzt sucht nicht Ein hervorstechendes Symp* 
tom allein zu beseitigen, denn da wäre er ein symptoma¬ 
tischer Arzt, sondern er bemüht sich, alle Leiden des 
ganzen Körpers zugleich zu entfernen. Alle Arzneien 
sind Specifica, oder gegen gewisse Krankheiten sichere Heil¬ 
mittel. Je ähnlicher eine Arznei der Krankheitsursache ist, 
desto specifischer oder heilender ist siegegen die Krankheit; 
diese Aehnlichkeit aber lasst sich daraus abnehmen, ob der 
Inbegriff der Symptome der Arznei dem Inbegriffe der Symp¬ 
tome der Krankheit gleich kommt. 

Die Potenz der indicirten Arznei steht mit dem Grade 
der Krankheit im umgekehrten Verhältnisse. [Der Verf. 
rathet bei hoch entwickelten Krankheiten und sehr reiz¬ 
baren Individuen niedere Verdünnungen zu geben und 
umgekehrt — ein Satz, der wohl eine unzählige Keihe von 
Versuchen zu seiner Constatirung braucht, und den für jetzt 
wohl wenige Homöopathiker unterschreiben würden.] 

Bereitung der Arzneien . 

[Ueber die Arzneibereitung sagt der Verf. das Bekannte, 
wie wir es im Organon der A. M. L. und dem 2ten Bande 
der chronischen Krankheiten lesen. Nur rathet der Verf. 
jedes Gläschen 30 Mal statt 2 Mal zu schütteln, was viel« 
leicht in der Thierheilkunst erforderlich sein könnte.] 

Ueber die Gaben der homö op athis chen Arzneien 
bei den Iiausthieren . 

Der Verf. hat mit ungefähr 50 Arzneien bisher die Hei¬ 
lungen bei den Iiausthieren vollzogen, und sich meistens 
auf die 15. Potenz beschränkt. 

[Ueber die Verschiedenheit der Gaben und des Einge¬ 
bens, je nach der Verschiedenheit der Thier-Bacen, ist im 

3 

Prolog gehandelt worden.] 


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94 


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Anleitung zum Studium niid zur Ausübung der 
II o ruö dp a th i k fü r b er eit s prakti z i r ende T li ier- 
cirzte. S, 67-—^76* 

Erster Cur su s. 

Dem praktischen Thierarzte fehlt es in der Hegel an 
Zeit und an Geld, und er kann sich daher mit einem weit¬ 
läufigen Studium nicht befassen; auch -will er bald Heilungen 
nach dem neuen Systeme versuchen. Desswegen Verschaffe 

er sich zuerst Rückerts kurze Uebersicht der Wirkungen ho¬ 
möopathischer Arzneien etc. Leipzig , 2 Bände \ 1831 bei 

Schumann, und lasse dieses'Buch, in 2 Bänden, mit Schreib¬ 
papier durchschossen, in Quart binden. Nun studiere er je¬ 
den Abend Eine Beschreibung, d. h. er durchlese jede Ab¬ 
handlung 2 his 3 Mal bedächtig und notire, wohin die Ten* 
denz des Heilmittels geht, welches System des Körpers (das 
arterielle oder venöse, das Nerven - oder lymphathisclie) — 
welches innere Organ, oder welchen äussern Theil es an¬ 
spricht. welche -wesentliche oder Hauptsymptome es hervor¬ 
bringt, wie länge es wirkt, zu welcher 1 ageszeit es am 
passendsten gegeben wird, u. s/w. Während dieses Studiums 
suche er folgende 50 Arzeneien', die der Verf. als Thierarzt 
bis jetzt am meisten angewendet hat, echt zu bekommen/) 
die Potenz nämlich von der Kraftentwickelung, mache 
sich dann die i 5 . Potenz daraus, und wende diese letzte 
an. Die für ihn nöthigen Arzneien sind folgende: 
Acid. nitr ., Acidi phosph ., Aconitum (Essenz und Potenz); 
Anthrax , Arnica (Essenz und Potenz); Arsenicum , Au* 
rum fol ., Belladonna , Bryoiiia, Calcaria carb ., Can¬ 
nabis (Essenz und Potenz), Capsicum , Chamomilla , Cm 
chona , Cocculus, Colocynthis , Conium macul. , Cupruin 
metall ,, Datura , Digitalis, Dulcamara (Essenz und Potenz), 
Ferrum metall ., Ilyoscyamus (Essenz und Potenz)/ Igna* 


*) Bei dem Verf. kostet ein Stand - Etuis mit diesen 50 Arzneien m 
flüssiger Form (in Gläschen über 100 Tropfen) nur 5 Puhh. P ieU8S ' 
Cour. Anthrax und Ozaena giebt der Verf. von der 29. Potenz. 


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tia , Kali carhMeloe vesic. , Mercurins suhl im . und viv ns. , 
j. Mezereum , iVr/x Opium (Essenz und Potenz), Ozaena , 

hi t Petroleum , Platina fol, , Piilsatilla, Rheiim (Essenz und Po¬ 
tenz), li/zzer toxicod . , Sabina-* k Silicea, Spongia , Sulphur , 
Veratrnm und Zlncinn metall. 

Hat er sich mit- einem .kleinen eisernen und mit einem 
eli grossen (ganz neuen) Serpentin - Mörser , zum Stossen und 
w Reiher! des Milchzuckersy mit'einem Ess- und Kaffee - Löffel* 
in; beide von Horn, mit einem hörnernen Spatel mit etwas hir- 
oU sekorngrossen Streukügelchen , 1 mit Wenigstens 70gradigen 
nt Weingeiste (( Nössel oder Schoppen), mit Milchzucker, klei- 
\{\ nen Gläschen, die nach dem Gewichte { Quent Weingeist 
btil fassen, etc . versehen, und die 14 . (bei einigen die 49 .) Po- 
erj tenz seiner Arzneien um einen Grad höher potenzirt, so mag 
ei er seine homöopathischen Heilungen beginnen, 

T: Einem milzbrandigen Rinde gebe er 10 Körnchen oder 

( Streukügelchen, mit der ’ 3Ö- Potenz Anthrax geschwängert, 
e) einem Schafe 4 bis 5 Körnchen. 

Einem rotzigen Pferde gebe er ~ Ozaena (Einen Tro¬ 
ern pfen von der 30 . Potenz Rotzeiter.) 

es» Bei allen andern Entzündungskrankheiten gebe er grossen 
üitt Thieren T y Napcllus , kleinen Tliieren weniger. Ist'nach 
ere einigen Stunden der Puls normal, so lasse er die Medizin 
fortwirken, und gebe nichts weiter; Ruhe und Fassung ist 
nad hier dem Arzte durchaus nothwendig, damit er die geäng- 
leö stigte Naturheilkraft nicht noch mehr bestürmt. Geht aber 
der Puls nach einigen Stunden nicht ruhig, sind die Schmer- 
teil : zen noch heftig, so gebe er bei der Gehirnentzündung Bel¬ 
ladonna (ein paar Tropfen), bei der Halsentzündung Bella - 
£1 donua , Mercurius vivus , Piper hispan . , Spongia etc., (je 
( nachdem das eine oder das andere am besten passt); bei der 
^ ri Brust- und Lungenentzündung Bryonia, bei der Barment- 
0 ziindung. Toxicodeiidron,. Nieren- und Harnblasenentzündung 
j, Canthariden , u. s. w. 

Mehrere Winke werden schon die vorliegenden Heilun- 
gen geben, man vergesse nur nicht nach Alter, Constitution, 
Temperament und Sensibilität die Gaben zu bestimmen, oder 
1 zu individualisiren. r fi. 





96 


Zweiter Cursus • 

Nun studiere unser thierärztlicher Herr College das eben 
genannte Rücker ts che Compendium vom Anfänge bis zum 
Ende, und bemerke sich, ferner, für welche Thierkrankheit 
die Arznei, von welcher er so eben die Beschreibung gelesen, 
wohl passen dürfte. Ferner, den kurzen Abriss der homöo¬ 
pathischen Heilmethode von D. Hartlaub , das homöopathi¬ 
sche Dispensatorium von JDr. Caspari , das Repertorium £üt ' 
homöopathische Heilungen von Haas , und das Register zu den 
ersten 10 Bänden des Archivs von Seidel . Diese Schriftchen 
kosten nicht viel, und die beiden ersten machen ihn mit 
dem System und mit der homöopathischen Pharmacie und 
Receptirkunst vertrauter, so wde die beiden letzten ihm 
Winke geben, diese und jene Thierkranklieit zu heilen. 

itsh?) ‘ • ' VI -i‘-J ll :. . ■ • ' ; ■:'' ’. 

Dritter Cursus. 

Hat der gegenwärtig praktische Thierarzt Muse, Zeit 
und Lust, ein tüchtiger Homöopathiker zu werden, so muss 
er das System, nach Hofr. Hahnernann's Organon der Heil¬ 
kunst, und aus dem ersten Theile der chronischen Krank* 
heiten von demselben u. s. w. studieren; ferner von den Ab¬ 
handlungen über die Arzneien, die Quellen und ausführlichen 
Beschreibungen in den Arzneimittellehren nachlesen, man¬ 
ches wesentliche Symptom in seinem Compendium nachho* 
len, und besonders bei Einleitungen und Vorreden dazu mit 
Bedacht lesen. Es wird die Zeit kommen, wo auch das 
gründliche homöopathische Studium für den Thierarzt com- 
pendiöser gemacht werden, wo namentlich die bis jetzt schon 
16 Bände starke Materia medica zusammenschmelzen wird, 
da die meisten subjectiven Gefühle und Nüancen des Schmer¬ 
zes dem Thierarzte nicht wahrnehmbar sind. 

Nachträglich einige geheilte Krankheiten . 

1) Des Verf. Butterfrau ( Schmidt in Rüben) hatte eine 
lahme Kuh; sie lahmte seit dem Herbste, schonte im Stalle 
das Bein; di^Leute sahen äusserlich nichts daran; auch soll 
sie manchmal gut gewesen sein, d. h, nicht gelahmt haben. 


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97 


Der Verf. hielt das Uebel für Rheumatism und versuchte 
liier den Aconit . in hoher Potenz, Den 27* April a. c. |g 
ek NapelL; den 4« Mai war das Uebel wie oben, und der 
zr Verf. reichte 4f äetto; den H. Mai keine Besserung, und 
tfck sie erhielt x ~ äetto; den 18. ej. sagte die Frau, es scheine, 
lese als wenn sie fassen wollte. Heute gab der Verf. äetto , 
»nie und den 25- kam die Nachricht, dass sie, ohne Schmerz zu 
pai äussern, aufstehe, und im Hofe herumspringe. Bei dem 
w. rheumatischen Hüftweh grosser Thiere wird der Verf. wohl 
ui immer nach Hm. Hofr. TIahucmanns früherem Rathe*) den 
tckiüV äpellus in der, Essenz geben. 

ii 2 ) Pachter der hiesigen Thomasmühle. Eine Kuh konnte 
an hinten nicht gut aufstehen, athmete schnell, schlägebäuchte, 
ik hustete, frass wenig, war 'abgezehrt und gab keine Milch; 
l. die Augen waren aber munter und die Ohren und Hörner 
warm. Sie hatte viel Aelinlichkeit mit einer lungenfaulen 
Kuh, nur dass die Patienten der letztem Krankheit fast 
l immer stehen, und ein mattes Auge haben. Der Pachter 
nnf hatte diese Kuh erst vor einigen Wochen 3 Stunden weit 
He: herbekommen und von seinen Leuten war Niemand bei 
rar, dem Transporte gewesen, er behauptete desshalb, man habe 
ti: ihm eine lungen - und leberfaule, oder doch bei dem letz- 
[C k ten Kalben sehr beschädigte Kuh verkauft. Der Verf. gab 
nii! ihr den 12. und 13. Juni a . c. täglich z 5 ° NapelL; und den 
ci 14- und 15. täglich äetto; den iß. war die Lungenent- 
lB ziindung, die durch schnelles Treiben in der Hitze und 
[j kalten Trunk entstanden war, und schon zu lange ange- 
c&: halten hatte, gehoben; die Kuh sprang auf, wenn die 
5 C }v : Tränke kam, hustete selten, athmete nur wenig schneller, 
^ und wollte stossen. Alles gute Symptome. 

\0 3) 7). Das Handpferd lahmte auf beiden Hinter¬ 

füssen, auf dem rechten mehr als auf dem linken, bei der 
Bewegung ward es etwas besser; hat Gallen in der Beu- 
n> gung der Sprunggelenke (Ochsenspat; und über den Köthen 
, e ; (Flussgallen). Seine Pferde sind schon alt. Den 4 . Juni 

Su - 

h» *) s - dessen Schrift: „Die Kennzeichen der Güte und Verfälschung 
a, der Arzneimittel. Dresden 1787. S, 97." 


7 







98 


a. c* % Napell.; den 7 , detto T \ ; den ii, Arnlca §; lahmt 


bcri 

Der 

mit 


Pfe 

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gar nicht mehr. Gegen die Gallen den 17. gegeben ^ Ly- 
copodium; den weiteren Erfolg in letzterer Beziehung 
nächstens. 

4 ) Desselben Sattelpferd frass nicht, hob ein Bein nach 
dem andern im Stalle (hatte wahrscheinlich krampfhaftes 
Ziehen), der Puls war nicht geschwinder, aber etwas matt; 
es war auf einer Landparthie etwas angestrengt worden. 
Den 17. Juni a . c . § Napell ., den 18. war der Puls besser, 
Patient frass Heu, und bekam § Didcarn.; den 19* frass es 
sein Futter, aber langsam, und stand mit den Füssen ruhig, 
wurde schon wieder angespannt; den 21 . frass es noch 
nicht so rasch, wie sonst* erhielt ^ Nux vom und istj 
gesund. 

5 ) Ein Kutschenpferd des Besitzers der Thomasmühle 
lahmte auf dem linken Vorderfusse; sein Knie, Schienbein 
und Köthe waren geschwollen, die Köthe hatte Hitze un| 
Schmerz. Den 25. Mai a. c. § Arnica; den 27- trat es aut 
und die Geschwulst und Schmerz waren geringer; es bekam, lt 


heute 1*5 detto; den 3K keine Lähmung und kein Schmerz, 
war heute angespannt gewesen; das Knie war noch etwas 
stärker als das andere. Patient erhielt detto und ist her* 


gestellt. 

(>) Der Pachter der Thomasmühle kaufte eine 8 jährige 
Husarenstute, welche der blöden Augen wegen ausrangiri 
worden war. Die wässerige Feuchtigkeit (zwischen der; 
Kristalllinse und der Hornhaut) war trübe; auf dem rechten; 
Auge war Patientin ganz blind, auf dem linken hatte sie j 
noch etwas Schein. Den 14. Juni a. c . gab der Verf. ihr j 
§ Cannab . Den 18 . sah man in dem linken Auge die Kri¬ 
stalllinse, und mit dem rechten blinzte Patientin, wenn j 
man mit dem Finger nahe kam. Sie bekam § desgleichen. 
Ist schon sehr gebessert. 

7 ) Das Sattelpferd des Kaufmann Bauer hatte über dem ; 
After, neben dem Schweife, eine aufgebrochene Beule, ihre j 
Umgebung war hart, und die herausfliessende Feuchtigkeit . 
so scharf, dass sie die Haut wund machte. Der Ansatz zu 
einer schonen Mastdarmfistel. Es bekam den 22- Junl a ‘ c ' 







99 


s ? Pulsat . (des Verf. Speciftcum gegen die Fisteln) J3en 
24. war die Beule schon trocken, es lief keine Feuchtigkeit 
herab. Den 95. war die Behärtung fast verschwunden. 
Den Tag darauf machte der Eigenthümer schon eine Reise 
mit dem Pferde. 

8) Hr- Hofr. Tlahnemann soll die Mondlindheit eines 
Pferdes mit Natrum muriat . geheilet haben, nachdem er 
zuvor den Schwefel vergeblich angewandt hatte. 

9) Hr. Regiments - Thierarzt Trautwetter in Grimma 
will mehrere dumme Pferde mit | Bellad . brauchbar herge¬ 
stellt haben. 

10) Herr Thierarzt Naumann in Pulsnitz berichtete dem 
Verf. vor mehreren Jahren, dass er Niclitthierärzte den Lauter¬ 
stall (Unvermögen den Harn zu halten) der Pferde und Rin¬ 
der mit Küchenschelle (Pulsatilla ), eine heftige Kolik eines 
Pferdes mit einer starken Abkochung von Sennesblättern, 
die Euterentzündung der Kühe mit Terpentinöl (äusserlich), 
und den rasenden Koller durch reinen Kornbranntwein hei¬ 
len gesehen habe. 


Fragmentarische Bemerkungen über Veterinärkunde ; von Dr. G. W. 

Gross. S. 76 —82.*) 

Ein Pudel bekam die sogenannte Seuche , welche in 
einer Art Lähmung des Rückenmarkes zu bestehen scheint. 
Denn die davon befallenen Thiere gehen mit dem Hinter- 
tlieile wankend, als wäre ihnen das Riickgrath zerbrochen, 
fallen auch hinten ganz zusammen, verlieren die Fresslust, 
magern ab, u. s. w. Titict. Seminum Cocculi IV. heilte den 
Hund in wenigen Tagen vollständig. Ein anderes Mal be¬ 
wirkte der Verf. dasselbe mit Tr. Rhois toxicodeudri x* 

Die Wurmkrankheit der Pferde weicht so gut einer 
kleinen Gabe der Tr. Seminum Cinae y als die der Menschen, 
wie der Verf. beobachtet hat. 


*) Aus dem Archive für die homöop, Heilkunst abgedruckt. Siehe 
IX. 3. 


7 








100 


\ t 


In der Voraussetzung, dass die Fusslähmung der Pferde 
in den meisten Fällen von dem heftigen An strengen und Ueber- 
miiden herrührt, wird man dieses Uebel gewöhnlich durch ; 
kleine Gaben der Tr. Arnicae montattae , die man zu¬ 
gleich auch äüsserlich (ein Paar Tropfen Tr. Arnicae 
montanae auf 1 Unze Flüssigkeit) anwenden kann, schnell 
beseitigen. 

Rossigc Stuten werden durch eine kleine Gabe j 
Platiuci bald wieder ruhig und sanft. 

Bekanntlich ist die Räude bei Hunden und Ratzen 
ein sehr böses und gemeinhin für unheilbar erachtetes 
Uebel. Dennoch ist es dem Verf. gelungen, auf homöopa¬ 
thischem Wege mehrere räudige Katzen völlig zu heilen, 
ohne dass sie — was sonst, wenn man ja den Ausschlag 
(freilich durch äussere Salbereien) vertreibt, als unausbleilr 
lieh angegeben wird — die Stimme darnach verloren hätten. 
Bei der einen, die der Verf. behandelte, war das Uebel 
schon so weit vorgeschritten, dass sie bereits im Gehen mit 
den Füssen schleuderte, als wollte sie etwas abschütteln, 
ein Symptom, welches nach des Verf. Beobachtungen den 
höchsten Grad des Uebels andeutet. Dennoch ward das 
Thier vollkommen hergestellt, und hat seitdem schon drei¬ 
mal wieder Junge geworfen und gesäugt. Bei diesem hatte 
Staphisagria , Sulphur , Lycopodium geholfen. In den mei¬ 
sten, nicht allzuschlimmen Fällen bewirkt Mezeremn die 
Heilung allein. 

Auch bei einer Schafheerdc , in w'elcher die Räude 
sich angegeben hatte, machte der Verf. neuerlich homöopa¬ 
thische Heilversuche, und das Resultat derselben berechtiget 
ihn zu der Behauptung, dass hier ebenfalls Mezereum ganz 
an seinem Platze ist. 

Fine andere Schafheerde, in welcher die Pocken ziem¬ 
lich bösartig grassirten, hat der Verf. durch den wechselnden 
Gebrauch von Rhus toxicodendron und Arsenicum album in 

kleinsten Gaben erhalten; die noch nicht angesteckten Thiere 

wurden geschützt, insoferne sie nun die Pocken gutartig 
bestanden, und bei den bereits mit den Pocken behafteten 
verlief die Krankheit ebenfalls so mild, dass kein einziges 










101 


3 /e> mehr starb, während früher im Durchschnitte vom Hundert 
W 20 bis 30 Stück ein Opfer dieser Seuche wurden, 
di® Selbst die Drehkrankheit, der Schafe, welche allge 
n i mein für unheilbar angegeben wird, scheint dem homööpa- 
rnii thischen Heilverfahren nicht ganz unzugänglich zu sein, 
ck Der Verf. gab einem Dreher Tr. Belladonnae X, worauf der¬ 
selbe zwar die Krankheit ein Paar Tage sehr heftig, dann 
G: aber etliche Wochen gar nicht mehr hatte. Nach dieser 
Zeit dünkte dem Verf. der Umstand, dass das Thier sich 
k von der Heerde zu separiren anfing, sei eine Andeutung 
hte neu erwachender Krankheit, und er liess demselben dess- 
iof halb dieselbe Gabe Belladonna nochmals reichen. Darauf 
m brach aber die völlige Drehkrankheit wieder ärger aus, als 
5CÜ je vorher, hielt auch mehrere Wochen lang ununterbrochen 
blei an. Tr. Hyoscyami nigri IV machte das Uehel fast noch ärger, 
ätti ohne zu helfen. Erst nach Tr. Stramonii III blieb, nach- 
Ut dem wieder erst einige Verschlimmerung erfolgt war, das 
tu Uebel ganz weg, während sich aus den Nasengängen eine 
itk grosse Menge zähen Schleimes absonderte, 
ü Die Druse der Pferde weicht häufig kleinen Gaben 

!■: 3 er Tr. Stip. Dulcamarae sehr bald und dauerhafter, als 
dri den beliebten Kropfpulvern. Selbst der Kotz müsste sich 
bi! homöopathisch (ich denke, durch Arsenicum X) noch heilen 
ml lassen , nicht minder der Milzbrand. 

ui Idat man nur ein entsprechendes homöopathisches Mittel 

gewählt, so kann man bei Kuren der Thiere noch sicherer 
[U auf einen günstigen Erfolg rechnen, als bei Behandlung der 
Menschen. Denn jene schweifen nicht so aus, wie diese, 
hu; begehen keine Diätsünden, sind leidenschaftsloser, mit einem 
.1 Worte: vom Arzte abhängiger. 

Fortsetzung folgt. 

ii • : _ 

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Beitrage zur 1s op athih.*} S. 82 — 93. 

0 ° r ^ 

pjiü Schon der Arzt Paul Flemming sagt um das fahr 1636* 

Siche des Verf. Schriftclien : Die Isopathih der Contagionen, oder: 
Alle ansteckenden Krankheiten tragen in ihrem eigenen Ansteckungs- 
ttoffc das Mittel zu ihrer Heilung. Leipzig, 1833, 8. Bei Kollmann. 





102 


,,Ein kluger Arzt der nimmt da seine Hülfe her, von was 
55 der Schade kömmt. Lös’t Salzsucht auf durch Salz, löscht 
,,Feuer aus mit Flammen.“*) 

JBuschendorf (Dictionär für Pferdeliebhaber etc . Th. 1. 
S. 671) referirt: ,,Den Brand, eine Verletzung durch Feuer, 
es sei nun in einer lodernden Flamme, oder in einem er¬ 
hitzten oder glühenden Körper, heilet sogar das Feuer selbst, j 
wenn man es in einige Nähe an die beschädigte Stelle bringt.“ j 
Skorpionstiche soll ein gestampfter oder zerquetschter! 
und darauf gelegter Skorpion schnell heilen. 

Es ist eine längst bekannte Sache, dass der Scharbock 
der vom Trinken des Meerwassers entsteht, auch durch 
dasselbe geheilt wird. Auf Bissstellen von tollen Hunden 
legt man mit Erfolg verbrannte Haare desselben Hundes. 

Hr. D. Gross hat mit Anthraxin (Milzbrandgift) einen 
Knaben mit einer schwarzen Brandblase, gewiss durch 
Milzbrand angesteckt, schnell geheilet. Er selbst wird wohl 
das Nähere an einem andern Orte angeben. 

Das Variolin (Pockeneiter) hat Hr. D. JV* bei mehreren 
Blatterkranken, bei denen Näpellüs , Mercurius und Arscni- 
cum nichts fruchteten, mit gutem Erfolge angewandt. Auch 
war das laufende Stadium sogleich abgebrochen. 

Hx*. D. Z . zeigte mir an, er habe das Fsorin (Kratz- 
Stoff) schon oft psorischen Patienten mit gutem Erfolge 
gegeben. Eine Buchdruckersfrau habe Jucken am ganzen 
Körper und frieseiartigen Ausschlag auf den Armen gehabt, 
der nach dem Kratzen brannte. Als Kind litt sie an dem 
Kopfgrinde. Den iß. Januar 1833 gab er ~ vom trocknen 
Fsorin; den 6- April hatte sie heftiges Jucken auf den Ar¬ 
men, am Körper nicht mehr, und bekam vom feuchten 
Fsorin; den iß. d. M. gab er ihr desgleichen weil sie 
noch manchmal heftiges Jucken auf den Armen mit Friesel- 
blüthen hatte; im Mai war sie ganz gesund; auch hatte sich 
ein oft wiederholtes Schlucksen verloren. 

Einer Köchin, mit gänsehautartigen Blüthchen um den 


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*) D. Paul Elemmings teutsclie Poemata. 
Laurenz Jauchen Buclihdl. 8, S. 83 fl. 


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Hals und auf den Armen, mit Brennen nach dem Kratzen, 
«ab derselbe den 16- Januar 183.3 Fsorin und es half. 

Ein Lehrbursche hatte erfrorne Hände. Er erhielt den 
24. Novbr. 1832 Nitr. acid. Es kamen den 29- <J- M. Was¬ 
serbläschen, welche aufplatzten. Den 16* Decbr. war die Ge¬ 
schwulst weg; es juckten noch die Fingerspitzen. Den 16 . Jan. 
1833 wurden die Finger der rechten Hand wieder dick, und 
nun empfing er £ Fsorin, worauf es vollends gut ward. 

Die Bäckersfrau S. hat ein säugendes Kind von 21 Wo¬ 
chen; sie hat wenig Milch; ist normal menstruirt, was sie 
bei jedem säugenden Kinde ist; das Kind ist., mager und 
schreit; die Mutter hat in der Haut Brennen und Fressen, 
und bekam den 31. Januar 1833 Fsorin Den 14- Febr. 

war es viel besser; sie hatte aber acht Tage lang ihr t Blens es 
gehabt, was sonst nie der Fall war. Später kein Hautjucken. 

Ein neunjähriges Mädchen auf dem Lande hat den 
Kopfgrind. Der ganze Vorderkopf bis an die Stirne ist nass- 
grindig und lausig, hinter den Ohren brechen Beulen auf 
und nässen. Den 8- Juni 1833 gab derselbe % feuchten Fso¬ 
rin. Den 14. knj. war der Kopf fast trocken und die Schuppen 
gehen ab. Den 22. huj. ist der Kopf ganz trocken, die Beulen 
sind verschwunden, die Schuppen gehen durchs Bürsten häufig 
ab; das Mädchen ist viel munterer (sonst hing es den Kopf), 
und sein Appetit ist stärker. Fernere Nachricht ist demVerf. 
versprochen. 

Mlle. G. litt als Kind an einem bösen Kopfe; und jetzt 
leidet sie an chronischem Kopfweh » das oft drei bis vier 
Tage wahret, aber hernach wieder acht Tage aussetzt. Mei¬ 
stens ist der Schmerz in der Stirne. Am 20* Dec» 1832 gab 
ihr obiger Arzt Fsorin , und das Leiden soll sich verlo- 
ren haben. 

Der achtjährige Sohn eines Bürgers hatte Hitze, Durst, 
keine Esslust und Zittern. Am 26- Febr. 1833 reichte ihm 
derselbe Arzt T ’ 5 Nux vom. Am 2. Marz war er wenig bes¬ 
ser, und bekam rothe, spitzige Blüthchen, wie Spitzpocken; 
da erhielt er Variolin xf, und Tages darauf war der Knabe 
— gesund. 

Die schnelle Heilung der nachbeschricbenen angehenden 









104 


Ein 


Phtisis schreibt genannter Arzt vorzüglich dem Psorin zu. 
Amalie JD** , ein reiches uncl gebildetes Landmädchen von ta» 
19 Jahren, hatte von Jugend auf ein blasses Gesicht; Hände liebste' 
und Füsse meistens kalt, war vom 15 . Jahre an menstruier, | Ö 
Nach ihrer Aussage stellte die Menstruation aller drei Wochen, (iraarlc 
oft acht Tage lang, sich ein, nach dem Rothen ging weisser |Haut 
Schleim ab. Durch plötzliches Abkühlen nach vielem Tan- Sein l 
zen ward sie kurzathmig und besonders benahm ihr das 
Treppensteigen den Athem; sie hatte grosse Schwäche in 
den Knieen, so dass sie auf der Treppe ruhen musste; sie 
war matt, hatte Brustbeklemmung, Husten, Reissen bald da 
bald dort; war stets hartleibig u. s. w. Am H. Dec. 1832 
JShix vom. und am 20. d. M. Platina; das Polichrest hatte 
die Müdigkeit etwas vermindert; die Platina aber nichts ge- 
tlian. Nun gab er am 12- Jan. 1833 Psorin A. .und legte sich 


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auf das Laviren, gab abwechselnd, aller 8 Tage, je nach- 
dem der Husten oder das Stechen vorherrschte, Napellus s | nlr 
Opium, jDulcamara, Cannabis , Bryonia und Pulsatilla* Am 
24- Februar hatte sie weder Husten noch Brustbeklemmung; 
guten Appetit und Schlaf, und am 2* März war sie ganz 
wohl, [Wie man diese Heilung dem Psorin zuschreiben 
kann, ist-schon einzusehen.] 

Eine Leucörrhoee wurde durch Leucorrhin gebessert, ob 
auch geheilt, wird^ im nächsten Hefte berichtet werden. 

Anfrage im Allg. Anz. d. Deutschen* ,,Man hat neuer¬ 
lich angenommen, dass der Ausschlag am Kuheuter, genannt 
Ituhpockcn , von der Mauke am Pferdefusse (hinten am 
Fessel) herkomme) und aus der Materie, die aus einem sol¬ 
chen Beine eines Pferdes floss, hat man Kinder mit glücklb 
ehern Erfolge geimpft. Was sagen dazu unsere Aerzte aus 
dem Schatze ihrer Erfahrungen ?“ So wäre der Maukeneiter 
mit der Lymphe der Kuhpocken und der Menschen- und 
Schafblattern identisch. Durch die Nachtbesuche bei den 
Pferdeknechten tragen wohl die Mägde den Maukeneiter mit 
sich fort, und impfen ihn den Kühen sehr leicht ein durch 
das Reiben an den Strichen bei dem Melken? Ueber durch 
Mauke - Contagium erzeugte Pocken bei Menschen vergleiche 
Z). Klcinerts Allg. Repertorium etc * Supplement-Heft 1832» 

I, Abtheilung, S. 200 * 






105 


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Ein rotziges und wurmiges Fohlen war durch 4 Gaben 
Ozaenin ~ bedeutend gebessert, ob auch geheilt, wird im 
nächsten Hefte berichtet werden. 

Ein Pferd des Kaufmann B. hatte viele Mottenflecke 
(haarlose Stellen) am Kopfe mit feinen Schorfen, die ganze 
Haut juckt ihn, er reibt sich. 2 Gaben Fsorin die erste 
ein humidum , die 2- ein Fs. siccum stellten das Pferd her. 

Ein Pferd des Hausmann Ehrlich haart sich schlecht, 
das Haar struppig und glanzlos. Auf der Haut ist Staub wie 
Asche, das Pferd reibt sich. Den 12. Juni d. J. ~ Fsorin 
humid . Den 26* war es ganz rein und glatt. 

Gegen den Harnblasehstein wandte ein hom. Arzt einst, 
(wie dies auch H. JJ. Hartmann bezeugen kann) den nur 
einmal verriebenen Blasenstein mit gutem Erfolg an. In der 
neuern Zeit hat man auch den in die preuss. Fharmaco-poea 
aufgenommenen Harnstoff bei Wassersucht und Harn¬ 
ruhr mit Nutzen angewandt. Wir stehen daher auf dem 
Wege Jahrtausende zurückzutreten und in den ungeschmück- 
ten Schriften der Griechen und Araber passende Materialien 
zum neuen Gebäude zu suchen, zu sichten und zu probiren. 
Man hüte sich jedoch, einen andern Probirstein zu nehmen 
als die Erfahrung: immerhin mag unsre Arzneikunst ein 
blosses ungelehrtes Verzeichniss von specifischen Heilmitteln 
sein; der Verstand, als bedächtiger Grosspapa, mag über da9 
Wie hintendrein seine Glossen machen. 


Miscellen . S. 93 —119. 

Um den Thierärzten im Auslande den Ankauf der Arz¬ 
neien zu erleichtern, hat sie der Verf. zu fünfzig abge- 
theilt, wer daher die Arzneien nicht von einem andern Orte 
echt zu beziehen weiss, kann sie vom Verf. erhalten, und 
er darf nur bemerken, welches fünfzig (A. B. C t Z>.) und 
ob er die Essenz oder eine Potenz (und welche) haben will. 
Fünfzig Potenzen mit Etuis kosten 5 Thlr. und 50 Essenzen 
10 Tliir. p. C. 








1. Fünfzig Litt. A. 

CantharicleS i Chamomilla , Chclidonium , frisches Kraul, 
China, Cicuta, Cinct, Cocculus, Colocynthis , Conium, Cro• 
cus » Digitalis, Dulcamara, eratrum , JLuphrasia , Guaja * 
cum, Hyoscydmus, Ignatia , Ipecacuajiha , Ledum, Hellebo ■ 
n/J, Mezercum, Napellus, Nux vomica , Oleander, Capsi¬ 
cum, Opium, Pulsatilla, Rheum , Rorella, Iiuta , Sabina f 
Sarnbucus, Spiritus Sulpliuratus , Spongia, Squilla, Staphv 
sagria, Stramonium, Toxicodendron, Trifolium, Valeriana. 

2. Fünfzig Litt. B. 

Alumina , Ambra, Amonium carbonicum , Argentum fo- 
liatum , Argentum nitricum , Auripigmentum, Aurum foliatuvh 
A . fulminans und potabile, Baryta acetica, Baryta car - 
bonica , Bismuthum , Calcaria acetica % Calcaria carbonica , 
Carbo auimalis , Carbo v eget abilis , Causticum, Cuprum acc- 
ticum, Ferrum aceticum, Ferrum carbonicum, Ferrum metal- 
licum , Ferrum muriaticum , Graphites, Jodium, Hali carbo¬ 
nicum, Lycopodium , Magnesia carbonica, Magnesia muria- 
tica, Mauganum aceticum, Mercurius aceticus, Mercurius 
Cinnabaris , Mercurius praecipitatus albus , Mercurius prae■ 
cipitatus ruber , Mercurius solubilis , Mercurius sublimatus 
corrosivus, Mercurius sublimatus dulcis, Mercurius vivus, 
JSfatrwn carbonicum, Natruni muriaticum, Phosphorus luci - 
dus, Blatina, Plumbum aceticum, Sepia, Silicea, Staunum 
foliatum, Sulphur depurätinn , Sulphuris hepar , Tartarus 
emcticus , Vitriolum caeruleum, Zincum metallicum. 

3. Fünfzig Litt . C. 

Agaricus musearius, Agnus , Anacardium, Antimonium 
crudum, Bovista, Castoreum, Chrysanthum, Coccinella, Cof 
fea, Colchicum, Copaiva, Cyclamen, Acthusa, Jßuphorbiurn , 
Lvonymus, Clematis , Gratiola, Jacca, Laurocerasus , Ä- 
rz/r/z verum, Moschus , Muriaticum acidum, Nitri acidum, 
Nitrum depuratum, Oleum animale , Paeonia, Paris quadri - 
folia, Petroleum , Petroselinum , Phellaudrium , Phosphori 
acidum , lianunculiis bulbosus , Sabadilla > Sassaparilla, Sc * 








| nögti , Senna> Sulphurleimt aciditm , Tahociim , Tartari aci - 
I dum , Taraxacum , Terebinthina , TAca caesarea , Tinctura 
^ raut » I acris sine Kali, Verlas cum , Tr. Gr o ton Tigodora - 
’ ta , Zincuni aceticum, Zinci flores , Ziticuln muriaticum , Ä 

7 ua ] a ' I cum sulphuricum. 

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4 . Fünfzig Litt. D. 

Anisum stcllatum , Anisuni vulgare , Aranea Diadema , 
Arnicäf die Bliithen, Arinn mäcülatum, Borax, Boviston 
])lumpeum -, Caladium , Camphora, Carduus benedictus , CW- 
carilla , Chelidouiuni majiis , die Wurzel, Colchicum , Corallia 
rubra , Crotonis Oleum, Dictamnus albus , Elleborus foeti- 
dus , Eugenia Jambos , Euphorbia esula , Eragaria vesca , 
Frangiää, Hydrorcyanicum acidum , Jalappa , Jatropha Cur - 
, Indigo , Kali hydriodicum , Lachesis , Lafnium , Lapis 
magueticus , Millefolimti , Millepedes , Morphium , Natrum 
sulphuricum, Niccolnm oxydulatum , .ZVzYrz dulcis Spiritus, 
Nux nioschata, Ratanhia, Rosa centifolia , Sambuci cortex 
interna, Secale comutum , Sclenium y Solanum nigrum, Ste- 
rcocaulön , Corallina y Stroritiana , Succinutn, Tanacetum , 
Taxus baccata , Tongo , Finca minor , £/üß £/hn, Contagia 
von stehenden Formen, als: Anthrax , Coryza hominum , 
Leucbvrhba •, Ozaena ecpiormn y Phthisicum, Scabies humida 
et sicca hominum , und Scabies equorum, Syphilis , Vaccine , 
Variola hominum y etc. sind beim Verf. zu haben, 

[Man hat über lsopathik eher öffentlich gesprochen, als 
der Gedanke gehörig gereift war. Man scheint Eroducte 
der Krankheiten mit dem Samen derselben zu verwechseln. 
Lz/o: kündigt ein ,, Phthisicum “ an. Wo ist dehn das Samen¬ 
organ der Phthisis? — Die lsopathik wird sich immer in 
einem sehr engen Kreise bewegen. Es ist nur zu befürch¬ 
ten , dass sie zum Zerrbikle wird.] 


Eine durch Eie c tri ci tut geheilte Kuh • 

Diese war an den Hinterfüssen gelähmt, und fruchtlos 
allöopathisch behandalt worden, der Arzt rietli dem Besitzer, 





108 


die Kuli schlachten zu lassen. An demselben Tage aber 
zieht um die Mittagszeit ein heftiges und starkes Gewit¬ 
ter über genanntes Dorf, -wobei der Blitz in einen Baum 
schlägt , welcher neben dem Kuhstalle stand, worin j 
sich die kranke Kuh mit befand. Alles ist bestürzt und 
glaubt, der Blitz habe die Gebäude gezündet. Die Mägde 
eilen in den Kuhstall, um das Vieh loszumachen und her- 
auszutreiben. Hier sahen sie denn alle Kühe schüchtern, 
unruhig und furchtsam vor der Krippe stehen. Man hatte : 
in dem Augenblicke nicht an die kranke Kuh und ihren vo¬ 
rigen Zustand gedacht, und nur als man sich von der Un- \ 
Schädlichkeit des Blitzes überzeugt hatte, dachte man an 
jene Kuh, und fand sie zur grossen Verwunderung, trotz 
des gesündesten Stückes, unter der Heerde auf dem Hofe 
herumlaufen. Von nun an bemerkte man auch nicht die 
mindeste Spur eines Krankseins an dem Thiere mehr. 

Arsenik - Symptome bei einem damit vergifteten Pferde, 

Unter schrecklichen Zufällen schossen ganze Güsse grü¬ 
nen Wassers aus der Nase heraus; die Augen ragten vor dem 
Kopfe hervor und waren heftig entzündet, die Sehelöcher 
waren rund und widernatürlich erweitert; die Nasenlöcher 
weit aufgesperrt,, wegen des schnellen, kurzen, mühsamen 
und ängstlichen Odemliolens in beständiger Bewegung, das 
Zahnfleisch, der Gaumen, die Zunge angelaufen, trocken 
und blutroth; der Puls äusserst klein und zitternd; die Un¬ 
ruhe unbeschreiblich; der Bauch überaus gespannt; der ganze 
Körper mit kaltem Schweisse bedeckt. 

Hätten wir viele ähnliche (und noch behutsamere) Ver¬ 
suche an diesen nützlichen Hausthieren mit melirern ein- 

i 

fachen Arzneien angestellt, so hätte man auch für sie eine 
reine Materia medica , und könnte auch sie rationell, (homöo¬ 
pathisch) schnell, dauerhaft und mit Gewissheit heilen, statt 
der bisherigen krüppeligen Quacksalberei mit einer Menge 
unpassender Vielgemische. 









e aber! 

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cre\yit. 
Baum 
Worin 1 
t und 
Idägde 
1 her- 
itern, 
hatte 
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l an 



Ilomöopathik, 
Himmlischer Strahl, 

Dein Preis erschalle 
Froh beim Pokal! 

Wesen zu retten 
Vorn frühen Grab, 

Sandte ein Gott dich 
Himmel herab. 

Dummheit und Dünkel 
Mordeten hier 
Blindlings und klügelnd 
Menschen und Thier. 


Einfach und ewig. 
Wie die Natur, 

Folgt deine Lehre 
Dieser auch nur. 


P r e is s - Li s t e 

einiger Werkzeuge von Horn, die der Verf., seinen Herren 
Collegen dienen zu können, um den Fabrikpreis wieder 
ablässt. 

Auch bemerkt der Verf., dass sie die Arzneien selbst 
bestimmen können, welche sie in ein Etuis haben wollen. 

Ein Esslöffel, Pferden einzugeben, 7 Groschen. Ein 
Kaffeelöffel, für Hunde etc ., 3 Groschen. Ein Doppellöffel 
mit einer grossen und einer kleinen Vertiefung, um Mehl 
oder Milchzucker zu einer Portion abzumessen, 6 Groschen. 
Ein Löffelchen in Form einer Impfnadel mit einer Kinne, 
um Streukügelchen heraus zu nehmen, 2 Groschen. Ein 
Spatel 3 Groschen. 

Zum Schlüsse sind 9 Steindrucktafeln dem Werke bei* 
gefügt worden; die eine stellt eine Saftpresse dar, deren 
sich der Verf. bei Bereitung seiner Arzneien bedient. — Die 









! 




110 


% Tafel stellt das Colchicum autummale dar. Dev Verf. be« 
merkte sehr richtig, dass die Zeitlose den ersten Frühling 
Blatter ohne Blütlie, im Herbste die Blüthe ohne Blätter, 
und den 2 • Frühling die Samenkapsel mit Blättern trägt, 
und widerlegt dadurch HoffmanrCs unrichtige Bemerkung; 
Flore folia longe praece deute. 

[Lux ist ein braver redlicher Mann. Als solchen bat 
ihn Referent kennen gelernt. Auch ist er enthusiastisch für 
unsre Sache eingenommen. Aber eben darum wundert es 
mich, dass ein acht Bogen starkes Heft seiner Zeitschrift 
um einen Thaler verkauft wird. Da werden denn wohl 
viele unbemittelte Aerzte und Laien mit seiner Zooiasis erst 
in diesem Repertorium bekannt werden und dieses einem 
seiner Vorgesetzten Zwecke entsprechen. 

Die Krankengeschichten sind sehr gut von Lux ver¬ 
fasst worden. Kurz, scharf bezeichnend, aber eben darum 
auch keines Auszugs fähig und stehen in diesem Repertorium 
fast wörtlich da. — Die 2 Steindrucktafeln sind um so eher 
überflüssig, als sich die Presse und die Pflanze leicht be¬ 
schreiben lassen und auch nebstbei beschrieben sind. Das 
Buch hätte überdiess ohne die Tafeln wohlfeiler verkauft 
werden können. Druck und Papier des Buches muss 
schlecht geheissen werden.] 


— v. 




Jahrbücher der homöopathischen Heil - und Lehranstalt 
zu Leipzig • Herausgegeben von den Inspectoren derselben. 
Erstes Heft. Leipzig, 1833- ('Reclam und Schumann.') 


Vorrede. 


Die Entstehungsweise dieser Anstalt (aus den Privatbei¬ 
trägen der Freunde der Homöopathie und auf Veranlassung 
des homöopathischen Vereins) und die Zwecke derselben 
scheinen den jedesmaligen Inspectoren derselben die Pflicht 
aufzulegen, der gesammten Arztwelt, dem Publicum und 











111 


rf. bc. 
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lätler, 

trägt, 

ning: 


dem Staate von den Leistungen der Anstalt Rechenschaft zu 
geben. Dazu sind diese Jahrbücher bestimmt, welche in 
vierteljährigen oder wenigstens viermonatlichen Heften er¬ 
scheinen werden. Bei Behandlung der Kranken hielten sich 
die Tnspectoren genau an die Vorschriften IIahnemann's , da 
es ihnen, bei der Neuheit des Unternehmens, nicht rathsam 
6chien, zu experimentiren, z. B. über Grösse und Häufigkeit 
der Gaben etc . 

Die derzeitigen Inspectoren der hom. Heilanstalt, 
Müller y Hartmanu , Haubolcl . 

Errichtung der homöopathischen Heil- und Lehranstalt zu Leipzig. 

Am 10. Aug. 1829? hei Gelegenheit der Feier des 50jährigen 
Doctorjubiläums desHrn. Hfr. Dr. Samuel Ilahnemann, verban¬ 
den sich 22 inKöthen anwesende Freunde der Homöopathie zu 
einem auf Förderung des homöopathischen Heilverfahrens 
gerichteten Verein und beschlossen, aus dem Reste der zu 
dieser Feier von den zahlreichen Freunden dieses Heilver¬ 
fahrens gesammelten Geldbeiträge einen Fond zu bilden, 
aus dem, nach weiteren Beiträgen und nach Hinzuschlagung 
der Capitalzinsen, die Kosten eines zur Verbreitung und 
Förderung der Homöopathie dienlichen Unternehmens be¬ 
stritten werden sollten. 

Der Fond wurde unter die Verwaltung des Hofraths 
und Leibarztes D. Mühlenbein in Braunschweig und des 
D. Rummel in Merseburg gestellt und wuchs durch fort¬ 
währende reichliche Beiträge bis zum 10. Aug. 1832 auf 
etwa 3500 Thlr. an. 

Auf den Vorschlag des damaligen Directors des Vereins, 
D. Schweikert aus Grimma, beschloss an diesem Tage der 
in Leipzig versammelte Convent des Vereins, zur Errichtung 
der beabsichtigten Heil- und Lehranstalt, und zwar in Leip¬ 
zig, zu schreiten und das Capital des Fonds selbst hierzu 
zu verwenden. Die Errichtung und Verwaltung dieser An¬ 
stalt wurde (laut Protokoll dieser Conventssitzung) dem noch 
an demselben Tage zu wählenden Directorium des Vereins 
(bestehend aus einem Director und 13 Mitgliedern), oder 
nach Befinden einem von diesen gemeinschaftlich zu währ 




iS h 


i 






112 


lenden Ausschuss übertragen und dasselbe dazu ausdrücklich 
autorisirt. 

Die Vorarbeiten zur Ausführung des Beschlusses fielen 
zunächst den in Leipzig -wohnenden Mitgliedern des Di- 
rectorii anheim. 

Es wurden von diesen sogleich nach dem 10* Aug. die 
zu einer solchen Anstalt tauglichen Locale aufgesucht, und 
es ergab sich, dass das Haus No. 1 auf der Glockenstrasse 


ans 
Hr t 
bei 
hoi 


Di 


voi 


sich zum Zwecke des Vereins qualificire und dass es unter 
vorteilhaften Bedingungen gekauft werden könne. Dieses 
Haus liegt in einem der gesundesten Theile der Stadt, dem 
sogenannten Petersviertel. Es steht von drei Seiten frei, 
gegen Morgen ist es an das Nachbarhaus angebaut, gegen 
Mittag bildet es die Strassenfronte, gegen Abend stösst es 
an einen grossen Nachbargarten und gegen Mitternacht wird 
es von dem zu dem Grundstück gehörenden Gärtchen be- 
gränzt. Die vorbeigehende Glockenstrasse hat eine ziemli¬ 
che Breite, dem Hause schief über ist ein grosser freiet 
Platz, und ringsum an dem nahen äusseren Tliore sind un¬ 
längst eine Menge freundliche Gärtchen angelegt worden, 
die diese Gegend theils angenehmer, theils auch gesunder 
machen. 

Nach dem Eingang der Genehmigung der hohen Lan¬ 
desregierung zur Errichtung einer Heil- und Lehranstalt 
schritt der Director zum Ankauf des obengenannten Hauses, 
am 21. Sept., unter Zuziehung des Bechtsgelehrten, 

Horn , Ehrenmitglieds des liomöop. Vereins. Das Haus 
wurde für 3525 Thlr. Conv. Geld erkauft. Für unsern 
kleinen Fond war es vortheilhaft, dass der Abkäufer 2000 
Thlr. der Kaufsumme gegen übliche Zinsen (4 pro Cent) auf 
dem Hause stehen liess, während der Rest a. 1525 Thlr. 
terminlich bis Neujahr 1833 abgezahlt wurde. 

Zu Vermeidung der Weitläuftigkeiten, welche bei den 
Ortsbehörden entstanden sein würden, wenn ein aus vielen 
und meist auswärtigen Gliedern bestehender Verein von Per¬ 
sonen Hauseigenthümer wäre, wurde hernach ein einziges 
hier wohnhaftes Mitglied des Vereins, Herr Buchhändler 
Schumann , gegen Revers Eigenthiimer des Hauses. 









113 


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Die nöthigen Einkäufe zur Innern Einrichtung der Heil¬ 
anstalt wurden in den 3 letzten Monaten des Jahres durch 
Hrn. D. Haubold , Mitglied des Directorii, veranstaltet, wo¬ 
fei er, den Umständen angemessen, durch die Frauen der 
homöopathischen Aerzte unterstützt wurde. 

Es wurde, nachdem Herr D. Sclnoeikert die Stelle eines 
Directors der Heilanstalt abgelehnt hatte, eine Inspection 
von jetzt nur 3 Personen bestellt, zu der die Doctoren Mo¬ 
ritz Müller , Hartmann und Haubold berufen wurden. Der 
erstere sollte als Director, der zweite als Hülfsarzt, mit freier 
Wohnung, Liebt undHeitzung in der Heilanstalt, wurde der 
eben so in der Homöopathie als in der Spitalverwaltung er¬ 
fahrene Chirurgiae JPracticus (gewesener Sachs. Militairarzt) 
Herr Eduard Seidel aus Leuba bei Ostritz in der Oberlausitz 
hierhergerufen, der der guten Sache seine dortige nicht un¬ 
bedeutende Praxis zum Opfer brachte, um in Leipzig eine 
für die Wissenschaft und Menschheit wohlthätige Laufbahn 
zu betreten. Es war ein Vortheil des Stiftungsfonds, dass 
dieser rechtliche Mann einwilligte, auch die ursprünglich 
einem besonderen Oekonomen bestimmte Oekonomie desHau- 
ses und die Verpflegung der Kranken zu übernehmen. 

Die in der Anstalt zu verabreichenden Arzneien werden 
stets im voraus aus der homöop. Apotheke des Herrn Apo¬ 
thekers Otto in Rötha, von dessen Mitteln die Inspection 
überzeugt ist, dass sie zuverlässig sind, bezogen und jede 
Gabe für jeden Kranken gewissenhaft in den Ordinationsblät- 
tem der Kranken angemerkt. Herr Otto hat hierauf der 
Anstalt eine vollständige homöop. Apotheke geschenkt. Zur 
Führung der Kranken- und Behandlungsgeschichte jedes ein¬ 
zelnen aufzunehmenden Kranken wurden Ordinationsblätter 
gedruckt. Für die aufzunehmenden Kranken liess man Ein- 
trittsbillets drucken, auf denen ihr Nationale, Tag der Auf¬ 
nahme und des Abgangs u. s. w. und die von ihnen initge- 
brachten und ihnen beim Abgang zurückzugebenden Effec¬ 
ten verzeichnet werden sollten. 

Den 22. Januar 1833 "wies D. Schweikert aus Grimma, 
in Auftrag des Directorii und in Gegenwart vieler Freunde 
der Homöopathie und mehrer dazu eingeladener Personen 


11 

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114 




von Distinctiön, die bei der Anstalt Angestellten in ihre 
Functionen ein und eröffnete dadurch die Anstalt. Uekr 
diese Feierlichkeit ist schon in den homöp. Zeitschriften Be¬ 
richt abgestattet worden. 

Den 24* Jan. wurde die erste Kranke im Institute aus¬ 
genommen, welcher bald mehre folgten. Den j. Feb. wurde 
der Anfang gemacht, bedürftige Kranke chronischer Natur zu 
bestimmten Stunden im Conferenzzimmer der Anstalt zu be- 
rathen. Die Geschichte jedes Kranken wird auf ein Folio 
des für dieses jPoliclinicum bestimmten Buchs verzeichnet; 
er erhält bei seinem ersten Besuche eine gedruckte Diätan¬ 
weisung, und bei jedem seiner Besuche das für ihn passende 
homöop. Mittel. 

Die Kosten der Einrichtung der Heilanstalt, nach Abzug 
des Kaufpreises für das Haus, belaufen sich, laut der bei 
dem Schatzmeister des Vereins gesammelten Rechnungen und 
Quittungen auf 866 thlr. 2 gr. 5 pf- P- C. einschliesslich der 
bis Ende März noch fortgesetzten Vervollständigung des In¬ 
ventars an Federbetten u. s. w.; hierunter sind nicht mitge¬ 
rechnet die vielen Geschenke an eisernen und hölzernen Bett¬ 
stellen, Büchern und andern brauchbaren Gegenständen, wor¬ 
in sich vorzüglich Herr D. Haubold ausgezeichnet hat, nicht 
mitgerechnet, was der Leipziger Localverein zur Verschöne¬ 
rung des Hauses und Gartens angewendet hat, nicht mitge¬ 
rechnet 53 thlr., die der Vereinsdirector für ausserordentli¬ 
che Ausgaben, die sonst dem Fonds zur Last gefallen sein 
würden, baar gegeben hat. 

Die jährlichen Unterhaltungskosten der Heilanstalt Bon¬ 
nen noch nicht berechnet werden, da sie vorzüglich nach 
der Zahl der aufgenommenen Kranken und nach der ihnen 
verordneten Diätklasse veränderlich sind. 

Die festgesetzten Ausgaben sind Zinsen für den auf dem 
Hause hypotliezirten Theil des Kaufpreises 80 thlr. C. G* 
und Salar für Unterarzt (und Oekonom) 175 thlr. P. C. Die 
geringen städtischen Abgaben des Hauses sind noch nicht ge¬ 
nau fixirt. Die veränderlichen Unterhaltungskosten betru¬ 
gen vom 23- Jan. bis zum letzten März 228 thlr. 14 g r - 8P^* 
einschliesslich der an geschafften Vorräthe von Holz, Torf 


noch 








115 


Licht, OehJ, Seife etc, Die Rechnungsbücher und Quittun¬ 
gen enthalten jeden einzelnen Beleg darüber. Hierunter ist 
der Lohn des Wärters und der Wärterin wöchentlich 16 und 
12 gr. begriffen. Die Verpflegungskosten unter dieser Sum¬ 
me betragen ±i± thlr. 18 gr. 8 pf. 

Die Heilanstalt geniesst weder von der Landesregierung 
noch von der Commun Leipzig einige Unterstützung., 

Die Inspection der Heilanstalt berathet sich wenigstens 
wöchentlich einmal zu einer bestimmten Stunde über alle 
administrative, ökonomische, medicinische und andere die 
Anstalt betreffende Angelegenheiten. Alle Mitglieder des 
Leipziger Localvereins für Homöopathie, wie alle besuchende 
liomüop. Aerzte dürfen diesen Berathungen beiwohnen und 
dabei wirksam werden. Ihre Bücher, die Aufzeichnungen 
der Krankheitsfälle u. s. w. sind zu Jedermanns Einsicht. 
Eingedenk des Zwecks der Anstalt, sind die verordnenden 
Aerzte nie von der Befolgung der strengsten homöopathischen 
Principien bei dem Ordiniren abgewichen. 

Die im ersten Viertel dieses Jahres in der Heilanstalt 
gemachten praktischen Erfahrungen und Beobachtungen hat 
der durch rastlose, aufopfernde Thätigkeit in diesen Mo¬ 
naten um die Anstalt hochverdiente D. Hartmann geordnet 
und theilt sie in diesem Hefte den Freunden der Homöo¬ 
pathie mit. 

Moritz Müller . 


‘Beilage A . 

Ein Schreiben des derzeitigen Directors, D. Moritz Mül¬ 
ler , an die hohen Ministerien des Innern und des Cultus für 
das Königreich Sachsen, worin diese mit dem ganzen Plane 
der Anstalt, mit ihrer Entstehungsart, Einrichtung und Zwek- 
ken bekannt gemacht und um einige Unterstützung des zu 
errichtenden Instituts gebeten wird. Abschriften dieses Schrei¬ 
bens wurden dem Königlichen Regierungscommissär für Leip¬ 
zig, Herrn geh. Hfr. von Langem übergeben und dieser 
warme Freund alles Guten und Nützlichen in einem beson¬ 
deren Schreiben gebeten, sich eintretenden Falls für diese 
Angelegenheit wirksam zu verwenden. 

8 * 







116 


Auf dieses den 21. August eingereichte Schreiben erfolgte 
schon den 12. September von der sächsischen Landes-Di- 
rection eine erfreuliche Antwort, die hier (Beilage B.) 
'wörtlich abgedruckt zu werden verdient. 


Beilage B, 

In Gemassheit einer Verordnung des hohen Ministerii 
des Innern vom 10. dieses Monats hat die Königliche Landes- 
Direction dem Herrn Doctor Mediciuae Moritz [Müller zu 
Leipzig auf sein, im Namen des homöopathischen Vereins, 
angebrachtes Gesuch andurch zu bescheiden, dass homöopa¬ 
thische Aerzte nicht behindert werden sollen, aus dazu von 
ihnen zusammengebrachten Mitteln eine Anstalt zur unent- 
geldlichen Verpflegung und Behandlung von Kranken nach 
homöopathischen Grundsätzen, so wie zur Ertheilung eines 
klinischen Unterrichts zu errichten, dass eie aber weder eine 
öffentliche Unterstützung, noch eine Öffentliche Anerkennung 
eines solchen Instituts zu erwarten haben. 

Dresden, am 14. September 1832« 

Königl. Sächs. Landes-Direction 
v . Wietersheim ♦ 


Haus 
des I 


IG ! 
4 
4 
14 

9 


Beilage C. 


D. Hering S. 


Gleichzeitig mit den beiden Schreiben an die hohen Mi-! 
nisterien hatte der Vereinsdirector ein Schreiben an dein 
Stadtrath zu Leipzig gerichtet, ganz desselben Inhalts, wie 
das den hohen Ministerien (Beilage A.) unterbreitete. 

Obwohl dem Bittsteller nie eine ofhcielle Antwort von j 
Seiten des Magistrats zugekommen ist, so erfuhr er doch 
auf indirectem Wege, dass der Stadtrath eines seiner Mit 
glieder für diese Angelegenheit delegirt habe, welchem dem¬ 
nach der Director des Vereint alle die Heilanstalt betreffenden 
Angelegenheiten communicirte. 


Beilag e D« 


Vorläufiger Plan für die homöopathische Heil - und Lehranstalt inLeipity 

Dieser ist den Lesern tlieils aus dem schon Vorherge* 
gangenen bekannt, theils wird die innere Einrichtung des 


1; 

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117 


1 er foIgtg 
1 des -Di- 
Ia ge B.) 


Hauses, die mit in diesem Plane berührt wird, zu Ende 
des Heftes noch umständlicher beschrieben werden. 


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G 


lnventarium der homöopathischen 

Stück eiserne Bettstellen, ? 1 

hölzerne desgl. £ 1 

- desgl. für Kinder. | 1 

Tische. | 1 

Waschtische. | 1 

- Ausziehtisch. > 7 

- Schreibepult. 5 1 

- Wäschschrank. > 1 

Gernüsse-Vorrathsehr. | 1 

- Bücherschrank, j 1 

Arzneischrank. g 3 

- Rohr Stühle. c 1 

Ordination s tafeln. < 1 

Stufen tritt. | 1 

ordinaire Stühle. 5 1 

- Spiegel. ? 2 

Nachtstühle. ? 1 

Sprossenleiter. > 2 

Schiebekarren. £ 12 

Wasserfass. J 12 

- hölzerner Trichter. ? 18 

Wasserständer. | 6 

Wasserkannen. $ 6 

Waschwannen. | 2 

Aufwaschfässer. £ 12 

- Waschfass. > 12 

Gelten. £ 12 

Sägespähnfässchen. ? 2 

■ - Schöpf gelte. 5 5 

- Kehrigtschaufeln. £ 1 

Wiegebreter. ^ 3 

Suppenbreter. | 1 

- Messerputzbret. | 1 

* Ilackestock. J 1 

Borstwische. i 2 

Bor9tbesen. 5 1 

- Bürste. £ 4 

- Wäschklammevn, £ 1 

Quirle. * l 


Heilanstalt zu Leipzig , 

Stück Bratenleiter. 
Nudelholz. 
Stiefelknecht. 

* Salzfässchen. 

- Mehlfässchen. 
Fussabstreicher; 

- Tragekorb. 

- Hebekorb. 

Marktkorb. 

- Semmelkorb. 

- Stuben - Holzkörbe, 

- Holzkorb. 

- Kehrigtkorb. 

- Flechtenkorb, 

- Laugenkorb. 
Waschleinen, 
Karrenband. 

• Tragebänder. ' 

Messer. 

- Gabeln. 

Esslöffel von Blech. 

- Esslöffel v.Composition 

- Theelöffel desgl. 

- Kinderlöffel desgl. 

- Suppenteller v. Blech. 
Trinkbecher desgl. 
Spucknäpfe desgl. 

- kupferne Kessel. 
Blechofen. 

Bratröhre, 

- Töpfe von Blech. 

- Laugentopf desgl. 

- Hackemesser. 

- Wiegemesser. 
Vorlegelöffel. 

- Seifennapf. 
Durchschlage, 
Kannenmaas, 

- Nösel, 

















118 


iA K 


w- 

1 

Stück Feuerzeug mit Stahl. ? 


2 

Stück Waschbecken v.Steing, 


1 

- 

Trichter. J 


1 

Nachtgeschirr desgl. 


5 

- 

Lampen. < 


1 

- Seifennäpfchen desgl. 


1 

- 

Reibeisen. 1 

i- 

6 

Stück Teller v.Steingut 


1 

- 

Zange. 

i'j 

- Suppenteller desgl. 


3 

- 

Ofenschippen. < 

- Zuckerschalen desgl. kt 


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- 

Löffelbleche. J 


3 

- Uringläser. R’< 


2 

- 

Schaumlöffel. \ 


2 

Nachtlampengläser. ^ 


1 

- 

Fleischgabel. I 


1 

- Glaslampe. ‘ ^ 

MLi 

1 

- 

Kohlbecken. J 


3 

Nachtstulilnäpfe. 


o 

- 

Dreifüsse, \ 

> 

36 

Betttücher. " 


1 

- 

Tiegel. ! 

> 

18 

Ueberzüge, grosse. 


1 

- 

Tkeekessel. ! 


3 

dergl. für Kinder. j 

uv 

1 

- 

Leuchter von Blech. i 


18 

Kopfkissenüberzüge. j 


2 

- 

desgl. von Messing. 


3 

desgl. für Kinder, 


2 

- 

Lichtputzen. j 


3 

Mannshemden. 


1 

- 

Klystierspritze. j 


3 

Frauenhemden. 


1 

- 

Beil. 


6 

- Unterlagen. 

1 1 . 

1 

- 

Spitzhacke. 


9 

Nachtmützen. 


1 

- 

Schippe. 

| 

6 

Schnupftücher. 


1 

- 

Hammer. 

< 

7 

- Halstücher. 


1 

- 

Nagelzange. 


12 

Wischtücher. 


1 

- 

Nagelbolir. 

\ 

36 

Handtücher. 


1 

- 

Küchennies-ser. 

1 

24 

- dergl. für die Küche. 


1 

- 

Waage. 


20 

- grüne Rouleaux. 


1 


Einsatzgewicht, ein 

1 

3 

- weisse Vorhänge mit 




Pfund schwer. 

i 


Franzen. 

.jfc | 

1 

- 

Laterne. 


2 

grüne Vorhänge. 


4 

- 

Ventilatoren. 

£ 

2 

- Vorhänge v. Gingham. 

v ; 

1 

- 

Lackirtes Theebret. 

| 

2 

Schlafröcke. 


1 

- 

Töpferner Wasserkrug. 


3 

Paar Pantoffeln 


5 

- 

dergl. kleinere. 

j 

12 

Stück Deckbetten, grosse. 


3 

. 

Fettnäpfe. 

i 

16 

Kopfkissen, grosse. 


12 

- 

Nachtgeschirre. 

I 

1 

Deckbette für Kinder, f 


5 

- 

Waschbecken. 


1 

Kopfkissen, desgl. 


12 

- 

Teller. 

i 

1 

Unterbette. 


6 

- 

Näpfe 


14 

Matratzen, grosse. 


1 

- 

Henkeltopf. 

i 

2 

- Matratzen für Kinder, j 



Mehrere Töpfe, Schüsseln 

i 

14 

Matratzenkissen grosse, 



und Casserole. 

1 

2 

dergl. für Kinder. 

|KTf;. 

6 

Stück Gläser. 

1 

11 

- Strohsäcke. 

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6 

Paar Tassen. 

i 

12 

Strohkissen. 


3 

- 

desgl. bessere. 

24 

- wollene Bettdecken« 


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B eil a ge F, 

Ein Gutachten, das der Stadtphysicus von Leipzig, Herr 
Hofrath Clarus , dem Leipziger Stadtsmagistrat über das zur 
Krankenanstalt bestimmte Haus gab. Nachdem Clarus das 
Räumliche des Hauses und seines Gartens, so wie die Be¬ 
grenzung desselben beschrieben, führt er folgende Bedenk¬ 
lichkeiten, gegen die Bestimmung des Hauses zu einer Kran¬ 
kenanstalt, an: 

1) Die sogenannte Sandgrube, in der das Haus liegt, 
habe keinen natürlichen Ablauf für das von den benachbar¬ 
ten Plätzen da zusainmenfliessende Wasser und für die 
Unreinigkeiten, die von den da sehr zahlreichen Armen 
erzeugt werden. Dadurch werde ein sehr übler Geruch in 
diesem Stadttheile erzeugt. 

2) Sei die Lage der ganzen Vorstadt, selbst wenn die 
üble Ausdünstung durch die Kunst gehoben würde, schon 
an und für sich sehr ungesund, tlieils weil da das Gewässer 
vom 4* Theile der Stadt Leipzig zusammenfliesst, theiis 
weil da die ärmste und unreinlichste Klasse der Bewohner 
in kleinen Wohnungen zusammengedrängt wohnt. Dass 
von diesem Stadttheile aus alle Epidemieen ausgingen und 
da überhaupt Hautkrankheiten, Skropheln etc . zu herrschen 
pflegten. 

3) Das Wasser in diesem Stadttheil sei das schlechteste 
in ganz Leipzig, und, nach der Behauptung der Leipziger 
Aerzte, die Ursache der in dieser Gegend häufigen Drüsen¬ 
krankheiten , Wurmkrankheiten etc . 

4) Endlich sei als ein wesentlicher Uebelstand der Ein¬ 
richtung des Gebäudes der Mangel der Abtritte zu betrach¬ 
ten, da letztere nicht innerhalb des Gebäudes, sondern im 
Garten angebracht werden sollten, wodurch die Kranken 
genötliigt wären, von den obern und obersten Stockwerken 
herabzusteigen, und durch die von der Zugluft durchstreifte 
Hausflur, unter freiem Himmel, bis in die Mitte des Gar¬ 
tens zu gehen. Durch Nachttöpfe könne der Abtritt nicht 
leicht ersetzt werden, weil das viel unnütze Arbeit machen 
und dazu Gelegenheit geben würde, dass beim Austragen 












120 


die Stiegen und Gange verunreinigt und dadurch Gestank 
im ganzen Hause verbreitet würde. •— Es sei endlich das 
Waschhaus desshalb nicht gut angebracht, weil es inner¬ 
halb des Krankenhauses ist. 


B eil a ge 


G. 


Herr D. M. Müller widerlegt die durch den Stadtphy- 
sikus Claras erhobenen Bedenklichkeiten gegen die Taug¬ 
lichkeit des Hauses zum Krankenhause. 

Ad 1 ) Der der Sandgrube fehlende natürliche Ablauf 
für das Wasser etc . sei durch den neuen Schleusscnbau mit 
Bassin, Pumpwerk etc . künstlich bewerkstelligt und der 
natürliche Mangel ersetzt worden. Seit jenem Bau sei dort 
kein stehendes Gewässer und kein übler Geruch. 

Ad 9) Die neue Anstalt in einem Stadttheile anzulegen, 
durch den J der unreinen Gewässer fliesst, müsse dock 
weniger bedenklich sein, als wenn sie da angelegt würde, 
wo sich die unreinen Gewässer der übrigen \ der Stadt 
vereinigen, ohne dass den dort zusammenkommenden 3 
Flüssen die nothige Regulirung und dadurch mehr Fall ver¬ 
schafft worden wäre — wo jetzt das Jacobs- und Militair- 
spital sich befinden. Wenn unter den Bewohnern der Jo¬ 
hannis-Vorstadt Skropheln etc. häufiger sind, so dürfte das 
mehr der Armuth, schlechten Kost, Unreinigkeit etc. als 
der ungesunden Lage des Stadttheils zuzuschreiben sein. 
Es habe nie etwas von dort geherrscht habenden Epidemieen 
verlautet und der Kriegstyphus habe Anno 1813 und 14 dort 
weniger Verwüstungen angeiichtet, als in anderen Stadt* 
theilen. 

Ad 3 ) Die neue Anstalt wird sich des schlechten J ) 
Wassers nicht bedienen, sondern sich das gute vom Ross¬ 
platze holen lassen. 

Ad 4) Her Mangel der Abtritte im Hause scheine mein 
ein Vorzug als Fehler der Anstalt. In Hamburg u. a. a- 0. 
lege man die Krankenhäuser so an. Kranke, die nicht aus 


dem 

Stuhl 

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1 ) Dass die Medicinalbehörde dieses Wasser vor einigen Jahren fü r 
sehr gesund erklärt hatte, wusste damals Müller noch nicht. 













GestanJi 

Mich 

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dem Hause können und dürfen, werden mit reinen Nacht- 
Stühlen bedient werden. Der Weg zum Abtritt betrage nur 
einige Schritte und nicht die Hälfte des Gartens, wie Herr 
Clarus angab. Dass die Sandgrube nicht immer zu den 
ungesunden Stadttheilen gerechnet wurde, zeigt der Um¬ 
stand, dass gleich daneben früher französische Militairspitäler 
standen, und itzt, seit 1 Jahre, das Choleraspital steht. 

Beilage H, 

Uebersicht der diätetischen Verpflegung der Kranken in der homöopathi * 
sehen Heilanstalt zu Leipzig . 

J. Classe bestellend Früh, Mittags und Abends in Suppe aus 1/2 Kanne 
Wasser mit 3/4 Lotli Butter, 1/4 Loth Salz und 2 Lotli Semmel. 

Auf den ganzen Tag S Lotli ([oder Früh 3 pf.[) Semmel. 

II. Classe bestehend Früh und Abends in Suppe wie bei .der ersten 

Classe. Mittags in Suppe aus 1/2 Kanne Fleischbrühe mit 2Lotli 
Reis, oder 2 Loth Gräupchen, oder 3 Loth Waizetigries, oder 2 
Loth Fadennudeln, oder Hafergrütze mit 11/2 Semmel, oder 2 Loth 
Semmel, oder 5 Loth Weissbrod. 

Auf den ganzen Tag S Loth Semmel, welche auch nach Be¬ 
finden in Brod verändert, oder eine besondere Zulage von Semmel 
oder Brod, so wie gebacknes Obst gereicht werden kann« 

III. Classe bestehend Früh und Abends in Suppe aus 1/2 Kanne Wasser 
mit 3/4 Loth Butter, 1/4 Loth Salz und 5 Loth Weissbrod. Mit¬ 
tags 1/4 Pfund Rind- oder Schöpsfleisch und 1/2 Kanne Gemüse 
aus Fleischbrühe, 1/4 Loth Salz und 4 Loth Reis, oder 4 Loth 
Graupen, oder 4 Loth Nudeln, oder 4 Loth Waizengries, oder 
Heidegrütze, oder Hirse, oder Kartoffeln, Möhren, Welschkraut etc . 

Auf den ganzen Tag 1 Pfund Weissbrod. 

IV. Classe bestehend Früh und Abends in Suppe wie bei der '3. Classe. 
Mittags 1/2 Pfund Fleisch und 1 Kanne Gemüse aus Fleischbrühe, 
1/2 Loth Salz und 8 Loth Reis, oder 8 Loth Nudeln, oder 8 Lotli 
Graupen, oder Heidegrütze, oder Hirse, oder Erbsen, oder 1 Pfund 
([roh ungeschält und 1/36 Ms. Einbrennen!ehl) Möhren, Kartoffeln, 
Kohlrabi, Weisskraut, Welschkraut, Braunkohl, grüne Bohnen, 
Spinat etc. 

Auf den ganzen Tag 11/2 Pfund Weissbrod und auf die ganze 
Woche 1/4 Kanne Butter. 

Anmerkung . Auf 1/2 Kanne Fleischbrühe zur Mittagssuppe der 2. und 
dem Gemüse der 3. und 4. Classe wird 1/4 Pfund Fleisch gerechnet. 
Eine Portion Fleisch zu 1/4 Pfund muss gekocht ohne Knochen 
4 — 41/2 Loth wiegen. 

Anf eine Portion gebacknes Obst werden 5 Lotli in Wasser 
















122 


Beilage I. 

Einem Hochedeln und Hochweisen Ralli hiesiger Stadt 
erlaube ich mir in Betreff der homöopathischen Heil- und 
Lehranstalt Nachstehendes vorzutragen. 

Die innere Einrichtung des dazu bestimmten Hauses 
ist vollendet und dasselbe mit dem nöthigen Inventar 
versehen. 

Der die Kosten des Instituts tragende Verein hat be¬ 
schlossen, der Heilanstalt nur einen Arzt als Director vor« 
zusetzen, der sich selbst einen Hülfsarzt zu wählen bat. 
Die Inspection der Anstalt soll aus diesen beiden und noch 
einem dritten Arzte bestehen. Der Verein hat vorläufig zum 
Director der Anstalt mich bestimmt, die D. D. Jlaubold 
und Hartmanu zu Mitgliedern der Inspection, den Chir, 
fjract . Seidel aus der Lausitz, der bereits hier angelangt ist, 
zum Unterarzt, zugleich mit der Oekonomie beauftragt 
Eine Krankenwärterin und Köchin sind im Hause, ein 
Krankenwärter ist engagirt. 

Da bereits Individuen sich zur Aufnahme in die Heil¬ 
anstalt gemeldet haben und ausländische Aerzte, lediglich um 
den clinischen Unterricht zu hören, sich bereits hier aufhal- 
ten*) so hat der Verein beschlossen, künftigen 22- Jan. früh 
11 . Uhr durch seinen Deputirten, den Physicus Dr. Schwei - 
kert in Grimma die Functionarien an der Heilanstalt in ihre 
Functionen einweisen zu lassen und bittet durch mich E. Hoch¬ 
edeln und Hoch weisen Stadtrath, durch einen von Ihm 
dazu bestimmten, auf fernerhin an der Inspection der An¬ 
stalt theilnehmenden Deputirten diesen Act einleiten, auch 
von da an der neuen Anstalt arme Kranke zuweisen lassen 
zu wollen und überhaupt derselben diejenigen Vergünstigungen 
zuzusichern, welche sonst milden Stiftungen zukonnnen 
und um deren Gewährung ich bereits in vorigem Jahre ge- 
liorsamst gebeten habe. Leipzig, den IQ. Januar 1833- 

D. Moritz Müller . 


*) Herr D. Rapou aus Lion und Herr Hofrath D. Ixramcr aus Ba¬ 
den, Leibarzt der Grossherzogin Stephania von Baden, 







123 


Beilage K . 


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hat. 
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: ist, 
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den Herrn Dr. Med. Moritz Müller Wohl geboren. 

Auf die von Ew. Wohlgeboren uns gemachte Anzeige 
über die von Seiten des homöopathischen Vereins für den 
morgenden Tag beabsichtigte Eröffnung der nach diesem 
Systeme zu errichtenden Heil- und Lehranstalt und die des- 
falls an uns hinzugefügte gefällige Einladung, deren Werth 
wir gehörig zu würdigen wissen, ermangeln wir nicht, Sie 
darauf aufmerksam zu machen, dass die von dem Herrn 
Hof- und Medicinalrath Dr. Clarns in seiner Qualität als 
Stacltphysicus erhobenen Bedenklichkeiten gegen die örtliche 
Lage dieser Heilanstalt von demselben noch als unerledigt 
betrachtet und wir dadurch ausser Stand gesetz werden, un¬ 
sere Zustimmung zu der angezeigten Eröffnung zu ertheilen. 

Leipzig, den 21* Januar 1833* 

Der Rath der Stadt Leipzig, 
Friedrich Müller . 


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Beilage L. 

Jln Herrn D. Moritz Müller med, pract , IWohlgeboren allliier. 

Ungeachtet der von dem R.athe dieser Stadt unter dem 
21 . dieses Monats an Ew. Wohlgeboren erlassenen Verfü¬ 
gung, nach welcher Ihnen die Obrigkeitliche Einwilligung 
zur Einrichtung der homöopathischen Heilanstalt, in dem 
Hause No. ±. der Glockenstrasse, unter Beziehung auf die 
noch unerledigten Physikatsbedenken nicht ertheilt wurde, 
ist Tags darauf die Eröffnung jenes Instituts erfolgt. 

Ew. Wohlgeboren werden daher hiermit veranlasst, we¬ 
gen dieser eigenmächtigen Eröffnung sich binnen acht Tagen 
vom Empfange dieses an die Schriften bei dem Jlatlie zu 
erklären, welcher übrigens kaum zu erwähnen hat, dass 
die gesetzliche Physikats -Inspection im vollen Umfange Vor¬ 
behalten bleibt. 

Leipzig, den 26. Januar 1833- 

Der Rath der Stadt Leipzig, 
Müller . 










124 


Beilage JVl . 

Ein Hochedler Hochweiser Rath der Stadt hat mich durch 
eine mir am 31. Januar d. J. insinuirte Verfügung vom oß, 
d. Mon. veranlasst, mich schriftlich über die am 22- Januar 
ohne dessen Bewilligung stattgehabte Eröffnung der homöo¬ 
pathischen Heil- und Lehranstalt zu erklären. 

Da aus dieser und einer mir am 21. Januar zugegan¬ 
genen Verfügung Eines Hochedeln Hochweisen Stadtraths 
ersichtlich ist, dass gedachte Bewilligung lediglich noch da¬ 
rum noch nicht hat ausgesprochen werden können, weil 
die Medicinal-Behörde die von mir zwar schon am 21- No¬ 
vember v. J. widerlegten und seitdem von mir für erledigt 
gehaltenen Bedenklichkeiten, wegen angeblich ungesunder 
Lage des zum Local der Anstalt gewählten Hauses immer 
noch für unerledigt hält, also dieses mit Koni gl. Genehmi¬ 
gung eröffnete und seitdem durch Aufnahme und glückliche 
Behandlung von Kranken und dabei gegebene Belehrungen 
für hiesige und fremde Aerzte und Studirende factisch be¬ 
stehende Heil- und Lehrinstitut an sich selbst nicht mehr 
in Frage gestellt wird, sondern nur noch die minder erheb¬ 
liche Streitfrage obwaltet, ob es hinfort in diesem oder in 
einem andern Locale fortzusetzen sei, letzere Streitfrage aber 
nur auf dem Wege der Wissenschaft und Erfahrung zu ent- 
scheiden ist, so bitte ieh E. H. H. Ratli ergebenst um ab¬ 
schriftliche Mittheilung der seit dem 21- November v. J. in 
dieser Angelegenheit’ergangenenPhysikatsgutacliten, Schriften 
und Acten, um die gegen das Local vorgebrachten Gründe 
einsehen und wie ich nicht zweifeln kann, gründlich Wi¬ 
derlegen zu können, wodurch ich dann auch in Stand ge¬ 
setzt sein werde, mein angeblich eigenmächtiges Verfahren 
in dieser für die leidende Menschheit so wolilthätigen An¬ 
gelegenheit begehrter Maassen vollkommen zu rechtfertigen. 

Mir jedweden Rechtsbehelf in dieser Angelegenheit vor- 
behaltend, erkenne ich mit Dank in der, in Ihrer Verfügung 
vom 26* Januar diesem mit Königl. Genehmigung eröftneten 
Privatinstitute, welches ich so gern bald als ein Städtisches 
anerkannt gesehen hätte, verliehenen Physikatsinspection den 


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ersten Schritt zu der ferneren von E. E. H. Rath "wiederholt 
erbetenen und dei* Stadt dadurch nicht schwerfallenden Be¬ 
günstigungen und Unterstützungen, welche jede milde Stif¬ 
tung billiger Weise zu erwarten hat. 

Leipzig, den 12. Februar 1833* 

D. Moritz Müller . 


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weil 
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ecligt 
nder 
imer 
imi* 
iche 
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be« : 
ehr 
ieb* 


Beilage N. 

An Herrn D . Moritz Müller med. -pract. J/JAohlgeboren allhier. 

Dem von Ew. Wohlgeboren unterm 12. dieses Monats 
an uns gebrachten und auf Mittheilung des Physikatsgutach- 
tens, auch der sonst im Betreff der Errichtung einer homöo¬ 
pathischen Klinik und, insonderheit über die Lage und Be¬ 
schaffenheit des dazu erwählten Hauses ergangenen Schriften 
gerichteten Wunsche können wir nicht Gnüge leisten. Wir 
erwarten aber nunmehr die Einreichung der Ihnen unterm 
31. vorigen Monats abgeforderten Verantwortungsschrift über 
die ohne unsere Zustimmung und deshalb eigenmächtig ge¬ 
schehene Eröffnung der Heilanstalt in dem in Bede stehen¬ 
den Locale binnen 3 Tagen von Behändigung dieses an, in¬ 
dem nach Ablaufe dieser Frist das Geeignete verfügt werden 
wird. Leipzig, den 14. Febr. 1833- 

Der Bath der Stadt Leipzig. 

Müller . 



B eil a ge O . 

An JE* JAJAohllöbl. Magistrat zu Leipzig, 

Die als angeblich eigenmächtig von mir unternommene 
Eröffnung der homöopathischen Heilanstalt erlaube ich mir 
gegen E. Wohllöbl. Magistrat mit Nachstehendem zu recht- 
fertigen. 

Es steht einzelnen Aerzten oder einem Vereine mehre¬ 
rer Aerzte frei, ihre bezahlenden Kranken, noch mehr Kran¬ 
ke, die sie unentgeldlich behandeln wollen, in ihre Woh¬ 
nung aufzunehmen, oder ihnen Wohnungen, Krankenstuben 
zu micthen und sie daselbst zu behandeln und während der 
Behandlung unter passende Aufsicht und Pflege zu stellen, 
und sie bedürfen dazu keiner besondern Erlaubniss der Lan- 











126 


desregierang erhalten zu haben. Daher habe ich auch weder 
im August v. J. noch am 1 9 , Jan. d. J. um die Erlaubnis 
E. W. Stadtraths, um solche Vereins ans talt eröffnen zu dür¬ 
fen, nachgesucht, sondern das erstemal nur um Unterstüz- 
zung, das andremal um Absendung eines Rathsdeputirten 
zur Eröffnung derselben, um dadurch der Anstalt die erlial. 
tene öffentliche Garantie zu sichern, gebeten. Dennoch konnte 
ich den Ausdruck des Schreibens E. W. Magistrats vom 21. 
Jan., dass Wohlderselbe die Eröffnung nicht bewillige, nur 
dahin deuten, dass E. W. Magistrat die Abwendung eines De¬ 
putaten zur Eröffnung nicht bewillige, also die Eröffnung nu- 
ter seinen Auspicien nicht geschehen solle , keineswegs aber, 
mir mein gutes, begründetes liecht, zur Eröffnung der Ver¬ 
einsanstalt ohne diese Auspicien zu schreiten, entziehen 
wolle. 

Dass E. W. Magistrat mir die in dieser Angelegenheit 
ergangene Physikatsgutachten nicht mittheilt, ist um so mehr 
zu bedauern, da der nur nach wissenschaftlichen Prinzipien 
entscheidbare Streit über die gesunde oder ungesunde Lage 
des Hauses doch nicht eher entschieden werden kann, als 
bis es mir möglich gemacht worden ist, die Gründe der Ge¬ 
genpartei einzusehen und demnach zu beantworten. 

Leipzig, den 19 . Febr. 1833* 

D. Moritz, Müller. 


Eingegangene Beiträge zur Unterstützung der homöopathischen 
Heilanstalt 

Da bis jetzt kein öffentliches Blatt, die Schweikertschc 
und die allgemeine homöopathische Zeitung ausgenommen, 
die von dem, was sie dann und wann erfahren konnten, 
Rechenschaft geben, regelmässig Nachricht über die von 
Zeit zu Zeit eingegangenen milden Beiträge zu dem homöo¬ 
pathischen Stiftungsfond gegeben hat und aus Mangel an 
hinreichender Kenntniss darüber auch nicht hat geben kön¬ 
nen, so halten wir es für das zweckmässigste in dieser neuen 
Zeitschrift, die ja in der nächftenBeziehung dazu steht, von 
Vierteljahr zu Vierteljahr die eingegangenen Gelder zu be- 








127 


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rechnen, womit wir hier den Anfang vom 17. August vor. 
Hs Ende März a. c . machen. 


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Ge- 


Im September 1832 gingen ein: 
vom Ern. Buclihäncller Schumann allhier vom Ertrag der 
Müllersclien homöopathischen Streitschriften 
Im October 1832 gingen ein: 
rom Hrn. Prof. Rotsch in Dresden jährlicher Beitrag 
durch Hrn. D. Rummel in Merseburg eingesammelt 
vom Ilrn. Medicinalrath Geisseler in Danzig durch D. Hartmann 
vom Ilrn. Architect Esche in Leipzig .... 

Im November 1832 gingen ein: 

U / ahle von Dem. J/J7ilhelmine Hesse 


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24 

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durch den Med. pract, 

jährlicher Beitrag ........ 

von Hrn. Conrad Kämmerer s Schmiedemeister 
Im December 1832 gingen ein: 
von Hrn. M. Edelmann , Lehrer an der Bürgerschule zu Leip 
zig, durch D. IMiiller ....... 

vom Obergerichtsanwalt Herrn Lang in Rinteln durch D. 
IVIiiller ........ 

f von Hrn. Buchhändler Schumann jährlicher Beitrag 
Im Januar 1833 gingen ein : 
vom Hrn. Medicinalrath Stiller in Berlin in einem Wechsel, 
nach Abzug 

durch Hrn. D. Schmeikert in Grimma: vom Ilrn. Legations¬ 
rath Henicke in Gotha ..... 
von Frau Baronin von Houthausen in Gnadenstein 
vom Hrn. D, Bormann in Grimma 
durch den Med. pract. Wahle von Hrn. Zimmermeister Bauer , 
von J. D. M. und L. B. 

Im Februar 1833 gingen ein: 
durch D. Hartmann: 

1) vom D. Roch in Chemnitz jährlicher Beitrag (1 Louisd.) 

2) freiwillige Beiträge bei Eröffnung der Heilanstalt . 

3) von Hpi. Carl August Seijfert aus Dahme durch D. Gross. 
durch D. Haubold: 

1) von der Familie Knöfel und Otto .... 

2 ) von Hrn. Baron v. Brunnow jährlicher Beitrag zum Fond 

3) duich die Stadtpost zur homöopathischen Stiftung von 

M. F. . ö 

•••• 

vom Firn. Schösser Hennike in Rötha durch Apotheker Otto 
durch D. Hartmann : 

1) von J. R t N • B, in Bresslau, mit dem Versprechen, jähr- 


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128 


Transp. 

lieh 3 Thlr. zu zahlen, so lange keine ähnliche Anstalt 
in der Nähe grössere Ansprüche darauf zu machen hat 

2) von Frau'Regierungsrathin VJ/achsmuthy durch D. Rummel 
von Hrn. Fuchs , Inspector des physikal. Cabinets in Leipzig 
von Hrn. J/Veisse , gewesenen Polizeidiener, 
von Hrn, D. Rapou aus Lyon 

durch Hrn. Reolam , laut Anweisung von D. Stapf , an wel- 
dien letzteren eingegangen waren: 

1) vom Ilm. Kfm. Julius Rindig aus Schleitz ,. • 

2) vom Forstjunker Hrn. Wikede aus Ratzeburg . 

3) vom Kreissteuereinnehmer und Ritter des rothen Adler¬ 

ordens Hrn. Weich old in Naumburg (?) 
durch Firn. D. Moritz Müller: 

1) von ihm selbst, an ausserordentlichen Ausgaben für die 

Heilanstalt .. 

2) vom D. Peschier 

3) aus Arnstadt. 

4) aus Arnstadt (in Species). 

5) aus Arnstadt durch Hrn, Kfm. Rrumliolz . 

6) vom Hrn. N. N. bei Eröffnung der Fleilanstalt 

7) vom Firn. Hofrath und Leibmedicus D. Kramer aus Ba¬ 

den (5 Louisd.). 

8) vom Hrn. Kaufmann Herz in Bremen (2 Louisd.) . 

9) aus Waldenburg von unbekannter Hand . . • 

10) vom Goldschmidt Hrn. Heyne für Behandlung seines 
Burschen im Spital (1 Luc.) ..... 

11) vom Hrn. Inspector Dellhriick in Stötteritz • • 

12) vom Firn. Capoll in Ulm ...... 

13) von Firn. B. in F,eipzig. 

mit Zusicherung jährlichen Beitrags von 

14) vom Firn. M. Weisner . 

durch Hrn. L. Hauhold von Frau Odrich , Holzmacher . 

Im Mürz 1833 gingen ein : 

durch Hrn. Buchhändler Schumann : vom Weinhändler Hrn. 

Lange in Leipzig.. 

durch L. Hartmann: aus einem kleinen Tlieile des armen 
Voigtlandes von einigen Freunden der Homöopathie, na¬ 
mentlich: a) 3 Thlr. von Firn, .votz Dalimann und Z?) 1 
Thlr. 8 Gr. vom Hrn. Stadtschreiber Jahn — durch Hrn. 

L. Bethmann in Burgk bei Schleitz. 

durch Hrn. Ilofr. D. Hahnemann iii Göthen : 1 Doppellouisd’or 
für die homöopathische Fleilanstalt von D. Bredenoll aus 

Erwitte in Westphalen . *. 

durch Hrn. Hofrath D. Hennicke in Gotha an Buchhändler 
Schumann .... . 

Latus 


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50 

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10 


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3 

25 

6 

20 

10 

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10 - 


Trajisp. 

vom Bticlibindermeister Strauch für die Behandlung des Buch 
bindergesellen Köhler in der homöopathischen Heilanstalt 
vom 11. Februar bis 4. März , . « . , 

hircli D. Haubold: 

1) vom Kammerherrn v ♦ Lotzbeck in Karlsruhe ♦ * 

2) vom geheimen Hofrath D. Kramer aus Karlsruhe für 
den Cursus im homöopathischen Clinicum Qi Louisd.) 

3) von D. Hirschfeld aus Bremen für desgl. . 
durch D. Müller: 

1) vom Hrn. Oberforstmeister v • Leipziger in Schneeberg 

durch D. Hauhold . . . • • • 

2) von Hrn. Buchholz in Dresden . . ♦ % ; 

3) vom Kaufmann H. in Dresden , . . » • 

4) für Behandlung eines Schncidergesellen im Spital , 

51 von einem Ungenannten in Dommitzsch . . » 

6) vom D. Spohr in Gandersheim jährlicher Beitrag (lLouisd.) 

7) vom Hrn, Superintendenten Zerbst in Gandersheim jähr¬ 

licher Beitrag Ql Duc.) ♦ * . , * , 

8) von einer Ungenannten • ••*.. 

9) durch Hrn. Chirurg Tietze in Ebersbach eingesendete 
Beiträge von Hrii. Richter und zwei Hrn, Fischer . 

1 vop beidjen letzteren ein jährl. Beitrag von 3 Thlr, zugeskhert. 
dürch D, Hartmann : 

1) vom Hrn. D. Thorer in Görlitz i f 

2) vom Ilm. D. Rummel in Merseburg. 

3) voiji Hin, M. von Zobel in Roda int Altenburgischen 

durch M. Fischer . . . . . t 

durih D, Malier vom Hrn.Hofr, Mühlenbein inBfaurischvveig: 

1) von Frau Ministerin Gräfin von Grote Excellenz zu 

Braunschweig . . , . , , , 

2) von Fratr Professor Sillem zu Braunschweig . , 

3) vom® Hm Justizrath v . Reich zu Celle (1 Louisd ) . 

4) vom Hrn, Justizrath von Härling zu Celle (1 Duc.) 

5) von Frau Oberamtmannin Wohnhaft zu Lucklum 

Ql Louisd.) ..* 

6) Mad, Ahrendt in Braunschweig . . ; , , 

7) Comtesse Friederike von der Schulenburg zu Altenhausen 

in Magdeburg , . „ # % 

8) für ein Bildniss Halinemann's . * . 

9) vom D r Hauptmann in Zasmuk bei Prag 10 fl. Öestr. 

Banksck, (C. G.) . .. 

10) durch den Hrn. Einnehmer Scholze in Leuba bei Ostritz 

gesammelt # . % , ... . <’ 

11) vom Hrn, Geh. Hofrath Gütiz in Dresden 


( 1219 ) 14 


10 


IG 


20 


12 


IG 






















130 


Transp. 

durch D. Hartmann: 

1) vom Regimentsarzt Hm. D. Schmidt aus Königsberg an 

D. Gross 

2) von Frau Regierungsrätliin Hanevaldt in Merseburg an 

D. Hummel . . ♦ , * * ♦ * ♦ 

von D. Ehrhardt in Eilenburg eingesandt; 

3) vom Hm. Graf von Mergersen auf Zscheplin . 

4) vom Hrn Kaufmann Weiss in Eilenburg 

5) vom Ilrn Gutsbesitzer Eichtenberger in Mokrehna . 
durch D Haubold von Hin D. Kretschmar in Belzig: 

1) vom Hrn. Oberst von Below in Potsdam (I Louisd.) 

2) vom Hrn Bischof D. Eylert in Potsdam . 

3) vom Hrn, Geheimenrath Baumann in Potsdam 

4) vom Hrn. Reidliardt in Magdeburg . 

5) vom Hrn. Heinrich Weigel in Magdeburg 

6) vom Hrn. Auerbach in jyiagdeburg . . .. .* 

7) vom Hrn. Oekonomic - Commissair Karl zu Belzig , 

8) vom Hrn Justizdirector Döhl zu Belzig . , , 

9) vom Hrn. Justizrath Richter . . 

10) vom Hrn. Superintendent und Ritter NI, Erlen zu Belzig 

11) vom Hrn. Justiz-Commissair RI emmin g zu Belzig 

12) vom.JIrn. Senator Rohrbär zi^ Belzig . f 

13) vom Hrn. Kreisskrtr, Schulze zu Belzig . 4 . 

14) vom Hrn, Conducteur Lege zu r Belzig 

15) von Frau Bürgerm. Seme, zu Belzig ... * 

16) jährlicher Beitrag de^ Hm. -D. Kretzschmax . 
durch Hrn, E). Schweikort in Grimma; 

1) vorp .Hrn. Professor Korb in Grimma jährlicher Beitrag 

2) vom Hrn. Bromnitz in Gnadenfeld in Schlesien 

3) vom Hrn Major v. Schwemmler in Hirschberg in Schlesien 

4) Aus M-l-a in der Oberlausitz von einigen Freunden der 

Homöopathie. 

5) vom Hrn. Kaufmann Sabarth in Lauban 

6) vom Hrn. Forstmeister Perschke in Hermsdorf unterm 

Kynast in Schlesien. 

7) vom Hrn. Revierförster Ullrich daselbst . # 

8) vom Hrn. Oberförster Gottwald daselbst . . 

9) vom Hrn. Conducteur Bormann daselbst . 

10) vom Hrn. Cantor Brieger daselbst . f ■ ,; 

11) vom Hrn, Mühlenbesitzer Diesner daselbst 

12) vom Hrn, Schenkwirth Müller in Papstdorf . 

13) vom Hrn. Ortsrichter Konrad in Warmbrunn 

14) von einem Ungenannten in Warmbrunn ^ 

15) vom Hin, Kaufmann Leder in - 


Tlilr. 

1210 


10 


1 - 

5*- 

3- 

15 

3 


Latus jl305 


46 















rhlr. 

'219 


10 


131 


Tramp. 

16) vom Hrn. Bademeister TT 7 eisse in Warmbrunn 

17) vom Ihn. Bademeister Luchs in Warmbrunn . 

18) vom Hrn. Kaufmann Enge in Warmbrunn 

19) vom Hrn Juwelier Bergmann in Warmbrunn . » 

20) vom Hrn. Glasmaler Finsch in Warmbrunn . . 

21) vom Hrn Actuar Tschentner in Ilermsdorf * 

22) vom Hrn. Kaufmann Viel in Erfurt , . , 

23) von Frau Gräfin v. Magnis (Mutter) in Eckersdorf in 

der Grafschaft Glaz (1 Louisd.) . 

24) vom Hrn. Baron v Stillfried in Ilirscliberg in Schlesien 

gesammelt ^3 Louisd.). 


[Zu dieser Summe fehlen 63 Tlilr. 


Summa 

Die richtige Summe ist: 


17 


1273 

1336 


16 


16 


Ausserdem erhielt die Heilanstalt mehre Geschenke an 
Hausgeräthe, z. B. 4 eiserne Bettstellen: 2 vom Hrn. D. 
Ilaubold , l vom Herrn D. Müller , 1 von dem Stud. Med. 
Herrn JDorner , vom ersteren auch' noch manche andere Klei¬ 
nigkeiten. Herr Zimmermeister Bauer und Herr Stadtrath 
Barth beschenkten sie mit 4 hölzernen Bettstellen. Herrn 
M. Lux verdankt die Anstalt 4 grosse Folio - Bücher, zum 
Einträgen- der Krankengeschichten und dem Herrn Hofrath 
D. Ilahnemarm eine Bibliothek von 540 Büchern, zur freien 
Disposition. 


Bericht über die seit der Eröffnung bis mit Ende März in der Heilan¬ 
stalt auf genommenen und. behandelten Kranken . 

In der Anstalt wurden seit ihrer Eröffnung 34 Kranke 
aufgenommen, verpflegt und behandelt, von denen bis Ende 
März 90 geheilt entlassen wurden, einer starb und 13 in 
der Anstalt verblieben ^ die höchste Zahl der gleichzeitig An¬ 
wesenden war 17 . In der Poliklinik meldeten sich bis zum 
31. März 208 und baten um homöopathische Behandlung für 
ihre, grösstentheils langwierigen Beschwerden, von denen 
allerdings, im Verhältniss zu jenen, auch weit weniger ent¬ 
lassen werden konnten, worunter doch aber einige sehr in¬ 
teressante Fälle aufzuweisen sind. — Wie es allen diesen 

9 * 

















132 


! 


ambulatorischen Anstalten geht, so geht es auch der unsri- 
gen; einige. Kranke bleiben weg, ehe sie vollkommen her- 
gestellt sind # schon wenn sie 6ich einigermassen erleichtert 
fühlen; andere verlieren die Lust schon in den ersten 8 —14 
Tagen, finden aber nicht für nöthig, dies der Anstalt anzu¬ 
zeigen — und so ist es denn nicht gut möglich, eine genaue 
Controlle über die vollständige Heilung und den jedesmali¬ 
gen Abgang eines solchen Chronisch-Kranken zu führen; 
doch werden zum Schlüsse dieses Heftes noch einige von 
den wichtigen Krankengeschichten aus der Poliklinik mitge■ 
tlieilt, von deren vollkommenen Wiederherstellung sich die 
Qrdinarii jedesmal überzeugt haben. 

Obgleich die behandelnden Aerzte fest beschlossen hat- 
ten, keine neuen Kranken in poliklinische Behandlung zu 
nehmen, wegen der schon übermässigen Anzahl, so ist die* 


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ser Entschluss doch kaum ausführbar, einmal wegen des 
fortwährenden Zudrangs neuer Subjecte, und zweitens we¬ 
gen der sich oft darbietenden interessanten Krankheitsfor¬ 
men , die einen um so glänzenderen Heilerfolg darbieten, 
und endlich drittens glaubten sie gerade durch Aufnahme 
neuer Kranken der Anstalt insofern zu nützen, als 6 ie da¬ 
durch das Institut bekannter machten, und eine Menge Lei¬ 
dender in ihr Interesse verflochten, deren Stimme hei etwai¬ 
gem Aufhören der Anstalt, aus unzureichenden Mitteln, 
bei den Behörden des Staats und der Stadt gehört werden 
dürften. 

Unter den in poliklinischer Behandlung stehenden Kran¬ 
ken fand sich auch einer mit simulirter Krankheit, der sic 
aber so einzustudieren verstanden hatte , dass es dem exa- 
minirenden Arzte hei der Kürze der Zeit augenblicklich 
nicht in den Sinn kommen konnte, die Krankheit für das 
zu nehmen, was sie wirklich war — für Verstellung — 
sondern ihm das dagegen indicirte Mittel aus der von dem 
Herrn Apotheker Otto aus KÖtha der Heilanstalt zum Ge¬ 
schenk gemachten Apotheke reichen liess, nebst einem ge¬ 
druckten Verzeichnisse der erlaubten und unerlaubten Ge¬ 
nüsse. Wer hätte auch wohl geahnet, dass dieser Mann 
sich zu einer ihm ganz unnützen Unwahrheit würde 


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brauchen lassen, die nur von der Gegenpartei zur Verschär¬ 
fung der gegen uns schon angebrachten Klage wegen des 
Selbstdispensirens benutzt wurde, ohne dabei zu berück¬ 
sichtigen, dass ein Gesetz statt findet, nach welchem dem 
Arzte die Erlaubniss gegeben ist, armen Kranken die Arz 
neien unentgeldlich selbst dispensiren zu dürfen. 

Schüsslich wird hier noch bemerkt, dass da, wo Stuhl- 
ausleerungen nicht immer durch die passende Arznei erzielt, 
selbige aber doch höchst erwünscht kommen mussten, La¬ 
vements aus blossem Wasser oder aus Wasser mit 1 Esslöffel 
voll Leinöl verordnet wurden. 

Was die Wiederholung der Arzneigaben in Krankheiten 
anlangt, so ist es unbestreitbar wahr, dass 6ie statt finden 
müsse und zwar erstens da, wo die erste Gabe eine Besse¬ 
rung bewirkte, die Symptome aber eigentlich noch immer 
dieselben blieben; zweitens da, wo die Krankheit ihrer 
Heftigkeit sowohl, als ihres natürlichen Verlaufs wegen, 
durch eine Gabe der passenden Arznei, Erfahrungssätzen 
zufolge, nicht gehoben werden kann, z. B. in Entzündun¬ 
gen, Croup, Wurmfiebern, Wechselfiebern u. s. w. Drit¬ 
tens ist die Wiederholung der Gaben dringend notlnvendig 
in solchen Fällen, wo wir das specifische Mittel gegen die 
Krankheit kennen, und endlich viertens in den chronischen 
Krankheiten, denen die Arzneikrankheit gleichsam erst ein¬ 
geimpft werden muss, bevor an einen Nachlass der krank¬ 
haften Erscheinungen gedacht werden kann. 

Augenscheinlichen Nutzen sah man in der Anstalt in 
diesem ersten Vierteljahre von der Wiederholung der Arz¬ 
neien vorzüglich in drei Fällen, nein lieh bei zwei Subjec- 
ten mit nervösen Fiebern und bei einem mit Lähmung des 
Armes. 










134 




7 ab eil ar i s che Uebersicht d e r v o m 24. Jan u a r bis 31 .März 
1833 a u fg enom menen Kranken , nach den Kr ank h e i ts* 
n amen alphabetisch geordnet. 


Krankheitsnamen. 

der 

Fälle. 

Geheilt, j 

Gestor¬ 

ben. 

In der An¬ 

stalt ver¬ 
blieben 

«s 
o s 

M 3 

Augenentzündung ...... 

1 

1 

— 

— 


Brustbeschwerden, entzündliche . 

1 

— 

— 

1 


Brustentzündung 

2 

1 

— 

1 


Brustschmerz . . 

1 

— 

— 

1 


Entzündliches Fieber mit Kopfaffection 

1 

1 

— 

— 


Fieberhafter Zustand mit Hals - und Unterleibs- 





v r. 

beschwerden .. 

1 

1 

-V 

— 


Flechten, Schwerhörigkeit, Menstruationsbe- 






schwerden 

1 

— 

— 

1 


Fussgeschwüre . . , , , 

1 

1 


— 


Gastrisch - catarrhalisclies Fieber . 

1 

1 

— 

— 


Gehirnentzündung 

1 

1 

— 

•- 


Geistesstörung ...... 

1 

1 

— 

— 


Gicht. 

1 

1 

— 

— 


Gonorrhöe mit Paräphymosis . . . 

1 

1 

— ' 

— 


Halsentzündung mit Fieber , . , 

1 

1 

— 

— 


Hodengeschwulst , . 

1 

— 

-— 

1 


Knochenschmerz mit Knochenauftreibung . 

1 

— 

— 

1 


Lähmung des rechten Armes .... 

1 

1 

— 

— 


Magenkrampf mit Menstruationsbeschwerden 

1 

— 

— 

1 


Nervenfieber 

3 

o 

— 

1 


Nierenentzündung. 

1 

.— 

— 

1 


Pocken ........ 

4 

2 

1 

1 


Rheumatisches Fieber . . . . , 

1 

1 

_ 

— 


E.heumatismus. 

1 

1 

_ 

_ 


Schleimschwindsucht ..... 

1 

_ 

_ 

1 


Schwindel mit Abmagerung und unterdrückter 






Menstruation ...... 

1 

1 

___ 

_ 


Varicellen 

1 

1 


_ . 


Wechselfieber .. 

2 


— 

2 


Summa 

|34 

20 

1 

| 13 

134 


[Die 2 aufgenommenen Wechselfieber müssen in der Anstalt ver¬ 
blieben seyn, wie dies die ausserdem unrichtige Summe der Verblie¬ 
benen (13) und der Umstand beweiset, dass unter den angeführten Ge¬ 
heilten kein Wechselfieber vorkommt ] 




























135 


Fieberhafter Zustand mit Hals - und Unterleibsbeschwerden. 
Johanna Wilhelmine Göthe , 21 Jahr alt, aus Grimma 
gebürtig, hier in Diensten, wurde den 24. Januar, als die 
erste Kranke, in der Heilanstalt aufgenommen. Ziemlich 
kräftig und von sanfter Gemüthsart. Schon als Kind über¬ 
stand sie die natürlichen Pocken und Scharlach glücklich, 
befand sich bis vor 3 Jahren dann sehr wohl, wo sie fast 
6 Wochen an einer heftigen Lungenentzündung und deren 
Folgen danieder lag. Die Menstruation trat, obschon etwas 
schwach, immer regelmässig ein, und nach Beendigung 
derselben in voriger Woche bekam Patientin plötzlich, nach 
Erkältung, einen heftigen Schnupfen mit Kopfschmerz in 
den Abendstunden und Zerschlagenheit in den Gliedern, 
wozu sich stechende Unterleibsschmerzen mit Halsschmerzen 
abwechselnd, und vermehrte Kopfschmerzen beigesellten, 
und sie nun das Bette zu hüten zwangen. Diese Beschwer¬ 
den wechselten bis zur Aufnahme in die Anstalt, wo sich 
folgendes Krankheitsbild darbot: 

Pochen im Hinterkopfe — herauspressend in der Stirn 
und den Augen. Periodisch wiederkehrendes Schneiden im 
ganzen Unterleibe, welches dann und wann bis in den 
Rücken zieht und oft so heftig wird, dass Angstschweiss 
ausbricht und Beengung des Athems erzeugt, zuletzt aber 
Brennen in der Magengegend zurücklässt. Der Unterleib 
ist bei Berührung schmerzhaft empfindlich. Abwechselnd 
bitterer Geschmack im Munde. Stechende Schmerzen im 
Halse beim Schlingen, um so lebhafter, je mehr die Unter 
leibsschmerzen nachlassen. Viel Durst. Appetitmangel, doch 
isst Pat., wenn ihr etwas gereicht wird. Stuhlgang, sonst re¬ 
gelmässig, heute aber noch nicht. Puls etwas voll, aber 
nicht frequent. Allgemeine Zerschlagenheit der Glieder. 

Pat. hatte in den 2 letzten Tagen von dem sie priva¬ 
tim behandelnden Arzte Aconitum und Pulsatilla erhalten. 
Heute Abend, besonders da die Schmerzen im Unterleibe 
sich wieder verstärkten, bekam sie eine Gabe Nux vomica x« 
Den zweiten Tag Ignatia fy. Den dritten Tag Rhus 
Den vierten Tag Aconitum yffi. KmJ.Uulcamara vEti. IJen 
achten Rhus jp. Am zehnten Tage Pulsatilla vTTl 










136 


Von nun an besserte es sich von Tage zu Tage mehr mit ! 
der Kranken, so dass sie bis zum 22« Tage, wo sie die An¬ 
stalt vollkommen geheilt entliess, nachdem sie erst noch die 
4 Tage dauernde Menstruation abgewartet hatte, keines Arz¬ 
neimittels mehr bedurfte , sondern nur zur Kräftigung ihres ! 
ganzen Organismus, oder die dritte Klasse der vorgeschrie¬ 
benen Diät erhielt. [Da hat die Kunst wohl uidhts. gewirkt.] 

Entzündliches Fieber mit KopfaJJection, 

Gottfried Hartung, 17 Jahr alt, aus Grossgehren bei 
Weissenfels, Laufbursche, kam den 2S. Januar 1833 in die 
homöopathische Heilanstalt. Er war von kräftiger Constitu¬ 
tion, stets gesund bis vor einem Jahre, wo er mehre Wo¬ 
chen an einer Zungenentzündung litt. 

Den 24- des Mittags stellte sich heftiger Frost ein, dem 
grosse Mattigkeit und stechender Kopfschmerz, vorzüglich 
in der Stirn, folgten. Die Nacht war sehr unruhig, der 
Schlaf durch vieles Hin- und Herwerfen und einen allge¬ 
meinen Schweiss gestört. 

In der Anstalt aufgenommen, ergab das Examen folgen¬ 
des Krankheitsbild: 

Eingenommenheit des Kopfes und Schwindel bein) 
Bücken. Die Augen haben ein trübes, mattes Ansehen und 
ßind geröthet. Am Kinne einige grindige Bliithchen. Beim 
Bewegen und Tiefathmen Stechen in der linken Seite de3 
Unterleibs. Seit 3 Tagen Stuhlverstopfung. Appetitlosigkeit. 
Zunge etwas trocken und weiss belegt.. Mattigkeit der Füsse 
und ziehender Schmerz in den Waden. Der Puls frequent 
und brennend heiss. Grosse Neigung zu Schlaf, der mehr 
eine Art Betäubung ist. Niedergeschlagenheit des Gemiiths. 
Gleich nach dem Examen war ihm eine Gabe Aconit . ge¬ 
reicht worden, und einige Stunden später Hess man ihn an 
Nux vomica X. riechen. Pat. konnte den fünften Tag voll¬ 
kommen geheilt entlassen werden. 


Johann Ludwig Heyne, 20 Jahr alt, Handlungslehrling 
, war, die natürlichen Pocken und ein 9 Wo- 






137 


i bei 
i die 
titu- 
Wo- 

dem 

lieh 

der 

Ige- 


seinen Kinclerjaliren befallen wurde, stets gesund, bis auf 
den gestrigen Nachmittag, wo ihn, ohne besondere Veran¬ 
lassung, ein grosser Durst, starke Hitze im Kopfe mit Schwin¬ 
del und Frost über den ganzen Körper überfiel, was ihn zu 
seinen Geschäften untauglich machte, und ihn nöthigle den 

Jan. Hülfe zu suchen. 

Bei seiner Ankunft klagte er noch über fortdauernde 
Hitze im Kopfe, Frost über den ganzen Körper, Schwindel 
und allgemeine Zerschlagenheit, nach dem Mittagsessen Uebel- 
keit. An den Lippen ein blasiger Ausschlag. Drücken in 
der Herzgrube, reissende Schmerzen in den Beinen, ver¬ 
mehrte Hautwärme und Gesichtsröthe. Der Puls frequent 
und voll. Seit 3 Tagen keine Stuhlausleerung. 

Gegen diese Beschwerden war vor der Hand kein ande¬ 
res Mittel indicirt, als Aconit ., das er in der 24. Verd. so¬ 
gleich erhielt. Abend Nux v and ca x. Am zweiten Tag 
früh und Abends Aconit. Vui. Dritter Tag: Am ganzen Kör¬ 
per bemerkte man mohnsamengrosse Erhabenheiten mit ro- 
tliem Umkreis, die übrige Haut aber war glatt geröthet, be¬ 
sonders an den untern Extremitäten, und Pat. klagte sehr 
über Brennen in der Haut. Am vierten Tag Aconit . Am 
sechsten Tag Mercurins solub. zu einem kleinen Theile ei¬ 
nes Grans von der vierten Potenz. Siebenter Tag: Das Ex¬ 
anthem bildet sich immer mehr aus, die einzelnen Pusteln 
lullen sich mit Lymphe und viele lassen durch den nabel- 
förmigen Eindruck in der Mitte und den rolhen Hof die 
Bildung wahrer Pocken nun deutlicher erkennen. 

Vom. achten bis zum zwanzigsten Tage, wo Patient die 
Anstalt geheilt verliess, giebt es blos zu bemerken, dass das 
Exanthem einen ganz regelmässigen Verlauf hatte und durch 
keine anderweite Beschwerde gestört wurde, weshalb auch 
nicht nöthig war, dem Kranken noch Arznei zu reichen. 


Halsentzündung mit Fieber . 

Xaver Nessclbach , 21 Jahr alt, Papiermachergeselle 

aus Lauf im Herzogthum Baden , hat, nach seiner eigenen 
Versicherung, als Kind an Scabies gelitten, ist aber ausser- 








dem, die Kuhpocken abgerechnet, stet6 gesund gewesen. 
Am 26. Jan. bekam er nach einer sich zugezogenen Erkäl¬ 
tung Frost mit heftigem Schwindel und Kopfschmerz , wo¬ 
rauf Abends Flitze und den folgenden Tag Halsschmerz folg¬ 
ten. Diese Beschwerden verschlimmerten sich mit jedem 
Tage so, dass er den 31. d. die Aufnahme in unsere An¬ 
stalt verlangte, die ihm gern gewährt wurde. Seine jetzi¬ 
gen Beschwerden waren: 

Schwindel, vorzüglich im warmen Zimmer, wornach 
er doch verlangt. Pochender, pressender Kopfschmerz, vor¬ 
züglich in der Stirn mit Augenschmerz und erweiterten Pu¬ 
pillen. Latschiger Geschmack, — Appetitmarigel. Heftig 
stechende Halsschmerzen beim Schlingen mit Geschwulst 
und dunkler Flöthe der Tonsillen, vorzüglich der linken 
und des Zäpfchens, wobei sehr starke Schleimabsonderung 
im Munde statt findet. Vermehrter Durst. Die Tage vor¬ 
her täglich eine dünne, seit gestern aber keine Stuhlauslee¬ 
rung. Zerschlagenheit der Glieder. In den Abendstunden 
bedeutende Hitze und des Nachts heftiger Schweiss, am 
Tage aber öfters Frösteln. Seit 9 Tagen erscheinen im Ge¬ 
sichte und an einzelnen Theilen des Körpers einzelne Stipp- 
chen, die an Grösse zugenommen hatten. Der Kranke er¬ 
hielt Pulsatille fv und Abends Aconit . 

Das oben bezeichnete Exanthem trocknete unter der 
Gestalt der Varicellen ab. Patient erhielt, da die Besserung 
nie still stand, keine weitere Arznei, und konnte den sech¬ 
sten Tag vollkommen geheilt entlassen werden. 

Diess war ein Fall, von dem der Herr Hofrath und 
Leibmedicus, D. Kramer aus Baden, ein Veteran in der 
Allöopathie, der sich gerade zu der Zeit in Leipzig, die Ho¬ 
möopathie näher kennen zu lernen, aufhielt, meinte: dieser 
würde nach der Anwendung von Blutegeln, die hier nach 
allöopathischen Grundsätzen durchaus erforderlich gewe¬ 
sen wären, nicht so schnell zur Besserung sich angelas* 
sen haben, als diess beim homöopathischen Heilverfahren 
geschah. 


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Schwindel und Abmagerung bei unterdrückter Menstruation. 

Eleonore Kötzin , 35 Jahr alt, Dienstmädchen aus Grim¬ 
ma, kam den 2. Febr. in unsere Anstalt. 

In ihrem 15. Lebensjahre trat die Menstruation zum 
ersten Mal ohne alle Beschwerden ein, floss ziemlich 8 Ta¬ 
ge gehörig stark und repetirte regelmässig. Vor 3 Monaten 
blieben ohne besondere Veranlassung ihre Regeln aus und es 
stellten sich allmählig folgende Beschwerden ein: 

Schwindel, der zum Sitzen nöthigt. Ohrensausen seit 
einigen Tagen, vorzüglich wenn sie aus dem Freien ins 
Zimmer zurückkehrt. Appetit zeitiger eher vermehrt, nur 
seit einigen Tagen etwas vermindert. Schwere im Unter¬ 
leibe und ein Gefühl, als läge ein Klumpen daselbst. Des 
Nachts Poltern ini Unterleibe mit Auftreibung desselben; 
nach Abgang von Blähungen wird letztere gemindert. In 
der Lebergegend und unter den kurzen Rippen rechter Seits 
empfindlicher Schmerz beim Eingreifen, besonders im Lie¬ 
gen. Stuhlgang regelmässig, doch zuweilen etwas hart. 
Milder schleimiger Weissfluss, seit einigen Tagen. Am Ta¬ 
ge wenig, des Nachts gegen viermal Urinabgang, von blass¬ 
gelber Farbe. Periodisch erscheinender, stechender Kreuz¬ 
schmerz. Bei vermehrtem Sprechen oder andern Anstren¬ 
gungen Drücken und Beengung in der Brust; die verschie¬ 
denen Körperlagen haben keinen Einfluss auf die Respira¬ 
tion , doch liegt sie im Bett von jeher etwas hoch. Der 
Schlaf nur erst gegen Morgen ruhig, bis dahin ward er durch 
unruhige Träume gestört, wobei sie oft zusammenschrickt, 
und in gelinden Schweiss verfällt. Gegen Abend hat sie 
ein Gefühl von Frost den ganzen Rücken herunter, worauf 
Hitze und später Schweiss folgen. Bedeutender Kräfteman- 
mangel, so dass sie nicht immer, und dann nur mit Mühe 
über die Stube gehen kann. Der Puls gereizt und klein. 
Das Gemüth sanft, lebend, schüchtern. Auf 6 Gaben Ful~ 
satille alle 4 Tage gereicht, und eine Gabe Ferrum me- 
tallicum je genass die Kranke in 4p Tagen. 




140 


Bi’ us t entzünd un g . 

Christiane Sophia Theinhardtiu , 19 Jahre, Dienstmäd¬ 
chen aus Lossnig bei Leipzig. Im 16 . Jahre bekam sie. zum 
ersten Male Menstruation, die alle 14 Tage wiederkehrte, 
Jedesmal sehr stark war und stets mit Erustschmerz und 
Aengstlichkeit ein trat. Ihre Körperconstitution ist robust. 

Am 1 . Februar früh bekam sie plötzlich einen starben 
Frost, mit Schwindel, Kopf- und Kreuzschmerzen, worauf 
später Stechen in der rechten Brusthälfte folgte, deren Ent¬ 
stehen sie einer wahrscheinlich sich zugezogenen Erkältung 
zuschrieb. Abends vermehrten sich die Zufälle, und hielten 
ununterbrochen bis zur Aufnahme in die Anstalt (den 4 -Fe¬ 
bruar) an, wo folgendes Krankheitsbild aufgezeichnet wurde: 

Schwindel beim Aufrichten. Heftig stechender Schmerz 
im ganzen Kopfe, vorzüglich beim Husten. Brennen in den 
Augen, die immer in Tliränen schwimmen. Schwarzwer 
den vor den Augen, selbst im Liegen. Sehr beschleunigte 
kurze Respiration. Kurzer, meist trockner Husten, durch 
den nur erst nach mehrmaliger vergeblicher Anstrengung et¬ 
was Schleim ausgeworfen wird; Auf den Seiten kann Fat., 
wegen vermehrten Bruststechen nicht liegen; die Rücken¬ 
lage ist die erträglichste. Appetit fehlt ganz — dagegen hat 
sie einen unauslöschlichen Durst. Seit 2 Tagen ist kein 
olfener Leib erfolgt. Ziehender Schmerz aus dem Kreuze in 
die Beine herab, der am Gehen hindert. Hitzegefühl des 
ganzen Körpers, bei trockner, brennender Haut und sehr 
rotliem Gesichte. Sehr frequenter voller Puls. Fauliger Ge 
sclimack im Munde. Wundheitsgefühl am Gaumen. Trockne 
aufgesprungene Lippen. Schlaflosigkeit; fallen ja die Augen 
vor Müdigkeit zu, so schweben ihr ängstliche Bilder vor. 
Grosses Zerschlagenheitsgefühl im ganzen Körper. Den h 
und 2 . Tag 3 Gaben Aconit . -via und den 3 . Chamom. 1 $ 
ohne Erfolg. Den 4- und 5 Tag jedesmal Pulsatilla \%ji mit 
bedeutender Erleichterung des Uebels. 

Gegen den noch nicht gewichenen Husten und das 
Spannen der Brust bekam sie den fünfzehnten Tag Mittags 
eine Gabe Bryonici , die aber .eben so wenig gegen den 


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ilest der Krankheit ausrichtete, als eine 2 Tage später ge« 
reichte Gabe Avnica. Den 19 . Tag würde 'pulsatilla und 
Kux vomica ohne Erfolg gegeben. Den ein und zwanzig¬ 
sten Tag Sulphur. 

Vom* 23. Tage an besserte sich ihr Zustand auffallend, 
sie konnte wieder aufdauern und den 27. Tag die Anstalt 
verlassen, wo sie nur noch heim Gähnen, Husten und Nies- 
sen eine dumpf stechende Empfindung unter dem rechten 
Schulterblatte empfand, die sie aber nicht sonderlich incom- 
modirte. Sie begab sich aus der Anstalt zu ihren Ellern, 
um da 6 ick noch einige Tage zu warten und zu pflegen. 

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Ludwig Daschy 27 Jahr alt, Schneidergeselle, wurde 
den 7 . Febr. a. c. in die Anstalt aufgenömnlen; als Kind 
geimpft, von scabiösen Ausschlägen heinigesucht, die jedes- 
taaL schnell durch äussere Mittel verschmiert Würden. Sy¬ 
philitisch ist er einigemal gewesen. 

Brausen im Kopfe. Wie Flor vor den Augen. Trok- 
kenheit der Lippen mit vielem Durste, weissei: Zungenbe¬ 
leg, besonders in der Mitte, mit Neigung zum Trocken¬ 
werden daselbst. Tröckenheitsgefühl und drückender 
Schmerz heim Schlingen im Halse. Appetitlosigkeit. Lat¬ 
schiger Geschmack. Stuhlverstopfung seit 4’ Tagen. Kurzer 
Husten, der jetzt trocken, früher aber mit vielem dicken 
Auswurfe begleitet war. Tiefathmen -erregt Husten, und 
verschafft stechenden Kreuzschmerz. Kreuzschmerz, der nach 
der Brust zuzieht und Beengung des Athmens erregt, in der 
Wärme und ruhigen Lage aber etwas erleichtert wird. Beim 
Lüften des Bettes überläuft ihn gleich Frostschauder, übri¬ 
gens mehr Hitze des Körpers und Nachts Scliweiss. Ueber 
den ganzen Körper Mohnsaamengrosse rothe Stippen, vor¬ 
züglich häufig im Gesicht. Puls massig frequent und hart- 
lieh. Grosse Mattigkeit. 

1. Tag Aconit, yni 2 Gaben. 3 . Tag ' Mer cur. sohib . 4 . 
4 . Tag ein unarzneiliches Klyetir. 6. Tag Mer cur. solub . 
Die Blattern fangen an zusammen zu fliessen. 7. Tag ein 
Lavement. Den 10 . Tag Arsenic. 13 . Tag Silicect xN 


I 








142 


Den 16 . Tag früh 2 Uhr unter leichte» Zuckungen gestor¬ 
ben. — Die Blatternepidemie herrschte in Leipzig seit 
einem Jahre, sehr bösartig und raffte viele Kranke weg, die 
an latenter Psora litten, was bei dem Verstorbenen der Fall 
War. Nicht nur Geimpfte, sondern auch solche, die die 
natürlichen Blattern gehabt hatten, wurden von dieser bös¬ 
artigen Epidemie ergriffen. T. 

jirt von Gehinientzüjulung, 

Christiane Rudolph , Dienstmädchen, 19 Jahr alt, aus 
Leipzig, kräftiger Constitution. 

Nachdem sie seit mehren Tagen zu mancher übermäs¬ 
sigen Körperanstrengung gezwungen wurde, und eine Men¬ 
ge Gemüthsaffecte, während der Krankheit und dem Tode 
des am Scharlach leidenden Kindes ihrer Herrschaft, auf 
sie eingewirkt hatten, kam sie den 8. Febr. in die Anstalt 
und führte über folgende Beschwerden Klage: 

Herauspressender Schmerz in der Stirne, mit heftigem 
Schwindel, durch Bewegen der Augen und Einfallen der 
Lichtstrahlen in dieselben verstärkt. Heftig brennend schnei¬ 
dender Schmerz im ganzen Leibe, der eingezogen und bei 
Berührung schmerzhaft empfindlich ist, manchmal bis ins 
Kreuz ziehend. ‘Periodisches Zusämmenziehen in der Brust 
mit Athembeklemmung und als solle es ihr das Herz ab* 
drücken. Periodisches Herzklopfen. In der Herzgrube fest- 
sitzender, brennender Schmerz. , Stuhlgang regelmässig. 
Kein Appetit. Bitterer Geschmack. Steter Eckel und Lieb¬ 
lichkeit. Weissbelegte Zunge. Fröst mit Hitze wechselnd 
und wenig Schweiss hernach. Grosse Mattigkeit; der Ober¬ 
körper wie zerschlagen. Puls zusammengezogen, nicht fre¬ 
quent. Gemüth leicht zum Aerger geneigt, auch in den 
letzten Tagen mehrmals Aerger gehabt/ 

Erhielt Aconit, yiu und Abends, wo der Zustand noch 
unverändert war, die Schmerzen sogar zugenommen hatten, 
Nux vomica x ohne Erfolg. Zweiter Tag: Patientin bekam 
grössere Beängstigungen, bedeutende Hitze, sehr schnellen 
Puls, grosse Unruhe, Phantasien und wollte aus dem Bette. 
Es wurde ihr deshalb eine Gabe Belladonna x" verordnet. 


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143 


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Momentane Erleichterung. Dritter Tag: Abends wegen 
>2 jg gei * f jhier vorherrschender Ueberreiztheit des Nervensystems wur- 
r e g } j'Jde der Kranken eine Gabe. Coffea -j 1 und wegen schon drei- 
der Fall I %ig €r j rStuhlvßrStopfung ejn Lavement gegeben. Den vier- 
die die ten Tag' JPulsat. vui. ohne Erfolg. Fünfter Tag: Unter be- 
ser bös. r eut ^ n d er Verschlimmerung hatte sich Abends noch ein sehr 
heftiges, bei Berührung endfindlich schmerzendes Leibweh 
liinzugesellt. Bemerkenswerth ist, dass die Menstruation 
durch einen heftigen Aerger 14 Tage zu früh hervorgerufen 
wurde, stärker als gewöhnlich floss, und der richtige Ter¬ 
min des Eintritts eigentlich erst jetzt wäre. Diess mochte 
wahrscheinlich auch die Veranlassung zu den heftigen Leilr- 
und Kreuz sch merz en seyn, weshalb eine Gabe 'Chamomilla 
if den g. Tag verordnet wurde. Am 10. Tage trat die 
Menstruation unter allgemeiner Erleichterung ein. Zwölfter 
Tag: Die Menses fliesseu sehr stark. Dreizehnter Tag: Nux 
vomica.^r. Djpses Mittel wirkte gut, dass die Krankenden 
vollkommen geheilt, aus der Anstalt entlassen 


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15 . Tag, 
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Ottilie Iloffmajin 9 22 Jahre, Dienstmädchen aus Leip¬ 
zig» l^am den 8. Febr. in die Anstalt. Behauptet die natür¬ 
lichen Blattern gehabt zu haben, wovon jedoch keine Spur 
sichtbar ist. Von einer sehr gracilen nervenschwachen Con¬ 
stitution. Die Menstruation trat im 18 -'Lebensjahre ein, 
ersch,i$U! stets regelmässig. Schwindelä beim Aufrichten, 
heisser^der Kopfschmerz, vorzüglich in oder Stirn. Uebel- 
heit. Grosser Durst. Appetitlosigkeit, Reissender Schmerz 
in den Oberschenkeln von oben herab, beim Bewegen, Ste¬ 
hen und Gehen. Kurze, schnelle Respiration.. Bisweilen 
kurze, trockne; Hustenst.össe. 'Schlaflose Nächte, in welchen 
sie, aus Unruhe, den Kopf oft hin- und herwirft. Heisse, 
ziemlich trockne Haut.. .Inneres Hitzegefühl, Aengstlichkeit. 
Frequenter 1 , voller, härtlicher Exils. 

Patientin erhielt sogleicheine Gabe Aconit. vm> und da in 
üen Abendstunden eher eine Erhöhung als Verminderung 
der Beschwerden statt fand, wurde dieselbe Gabe wieder- 









144 


holt. 2* Tag: ein mehrmaliges, heftiges Erbrachen. Gegen 
Abend zeigten sich einzelne kleine rollie Stippeliaii an ver. 
schiedenen Stellen des Körpers und die Kranke fühlte sich 
etwas erleichtert. 3 . Tag: Phantasiren, viele kleine rothe 
Flecken und Stippen am ganzen Körper, besonders im Ge¬ 
sicht sichtbar. 4- Tag: Die einzelnen rothen Flecken auf 
der Haut waren zusammengeflossen und bildeten eine gleich¬ 
massige Scharia ehr ötlie, besonders im Gesichte und aii den 
Obern Extremitäten. Abends haben sich mehre von den vor¬ 
handenen Stippen zu Blässchen unigewandelt, deren mehre 
aiifch an der Zunge zum Vorschein kommen. Den 5» Tag: 
Arsenicwn album >Den 7 . Tag: Aconit . und ein Lave* 
tnentr. 3 . Tag: Die Entwickelung des Exaiitherhs hat einen 
normalen Verlauf: Mercur. solub> 4- 9« Tag: DasExan¬ 

them geht mit raschen Schritten in die Eitörungsperiode 
über. 10. und 14. Tag ein Suppurationsfieber. Den 12. 
Tdg war die Abtrocknung im Gesichte besonders deut. 
lieh bemerkbar, * So besserte es sich von Tag zu Tage 
mehr, so dass sie den 47 . Tag ganz ausser dem Bette zu- 
bringen konnte und die Pockengrinder in grosser Menge ab¬ 
fielen. 90. Tag: Seit gestern Nachmittag klagt Pat. über 
licisSen im reohten Beine, über Frost, Kopfschmerz, Zer¬ 
schlagenheit in den Gliedern; zum Abend stellte sich Hitze 
mit grossem Durste ein bei einem matten, aber freepienten 
Pulse; Sie. erhielt deshalb gestern Abend noch -eihe' Gabe 
Aconit^ vvoraüif-isie die Nacht wenig schlief und gegen Mor* 
gen sich etwas'1 Sühweiss bei fortdauernden''Beschwerden 
einstellte. Der rechte Unterschenkel war etwas geschwollen 
und rötli. Gegenl diese neuen wahrscheinlich durch eine 
leichte Erkältung : b r ei ihrem schwächlichen Körperbaue ent¬ 
standenen Zufälle wurde Pat. heute eine Gabe Pulsatilldf 
verordnet , die den 21* Tag einen Nachlass aller Beschwer¬ 
den und den nächstfolgenden' einen noch grösseren dersel¬ 
ben erzeugt hatte. So blieb es aber auch bis zum 24- Tage 
und nur eine Gabe Sulphür. ^ brachte es erst dahin, dass 
sie den 30 . Tag, frei von allen Leiden, die Anstalt, völlig 
hergestellt, verlassen konnte. 


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Art Rheumatismus acutus , von Anderen Fehris arthritica benannt, 

Marie Rosine Lüftin , 35 Jahr alt, Dienstmädchen ans 
Eytlira bei Leipzig, kam den 12. Febr. in die Anstalt: Als 
Kind überstand sie die natürlichen Blattern glücklich. In 
ihrem iß. Lebensjahre trat die Menstruation ein. Vor ohn- 
gefähr 8 Jahren überstand sie eine Art Bheumatismus der 
Srust mit Geschwulst der ganzen Ober- und Unterschenkel: 
Heftig stechende, ziehende Schmerzen in den ganzen Ex¬ 
tremitäten, mehr jedoch in den obern und ganz vorzüglich 
in den Achselgelenken und Händen. Die Extremitäten, wie 
gelähmt, sind zu jeder Bewegung geschickt, ohne jedoch ihrer 
eigenthümlichen Function, dem Zugreifen und Festhalten, 
vorstehen zu können. Bei Berührung sind die ganzen Glied¬ 
massen schmerzhaft, an einigen Stellen mehr, an anderen 
Weniger. Auch findet man sie bald mehr, bald weniger 
geschwollen, um die Knöchel herum am stärksten, wo auch 
der eindrückende Finger eine Grube zurücklässt. Die Beine 
hängen ihr wie schwere Klumpen am Körper; die Füsse 
sind etwas geröthet. Bei Bewegung der Glieder vermehren 
sich die Schmerzen, vorzüglich in den Gelenken. Wärme 
scheint die Schmerzen zu vermehren. Vermehrte Hautwär- 
me und sauerriechender Schweiss, bei frequentem, vollen 
Pulse. Kein Schlaf wegen anhaltender Schmerzen. Wenig 
Appetit, aber viel Durst. Seit 3 Tagen Stuhlverstopfung. 

Pat. erhielt gegen Abend Aconit viir. Keine sichtliche 
Besserung, gegen Mittag Bryonia Schnelle und bedeu* 

tende Besserung, Ein neues Symptom, Heiserkeit und 
Trockenheit im Halse hat sich den schon vorhandenen Be* 
schwerden beigesellt. Bryonia wurde repetirt. Erst nach 
der dritten Gabe Bryonia , die man am 5. Tage in der 18. 
Potenz anwendete, wurde der Schlaf besser und die Glie¬ 
derschmerzen remittirten wenigstens in der Nacht; in den 
Schultern Hessen sie sehr wenig nach, dagegen bedeutend 
vermindert in den Füssen und Armen; erstere waren nur 
sehr wenig noch geschwollen und um vieles bewegli¬ 
cher; eben so der, rechte Arm. Sie hatte offenen Leib ge* 
habt. — 7 . Tag: Trotz der fortschreitenden Verminderung 

10 










146 


der Schmerzen ist der Puls noch immer sehr accelerirt und 
voll. Abends Aconit . 8 . Tag: Guter Schlaf, sie hat leicht 

geschwitzt; Stuhlausleerung regelmässig. Der linke Arm und 
rechte Fuss sind leicht beweglich, im rechten Arme und 
linken Fusse hingegen ist die Bewegung schwerer und 
schmerzhafter; der meiste Schmerz ist jedoch immer noch 
in den Schultergelenken. Da den 9 . Tag keine wesentliche 
Veränderung sich gezeigt hatte, so bekam Pat. eine noch¬ 
malige Gabe Bryonia , die bis zum ü. ebenfalls keine Besse¬ 
rung bewirkte, weshalb der Kranken an diesem Tage eine 
Gabe Pulsatilla gereicht wurde, die auch nur einen Wech¬ 
sel in den Beschwerden, keineswegs aber dauernde Hülfe 
brachte. — 13. Tag: Sulphur 19 . Tag: ein Lavement; 

am 21* Tage Sulphur . Am 28« Tage erhielt Patientin we¬ 
gen der wieder eingetretenen stechenden Schmerzen in bei¬ 
den Oherarmen , vorzüglich beim Bewegen, die auch den 
Schlaf hinderten, Bryonia alba x* und 4 Tage später wieder 
einmal Sulphur , worauf sich der Zustand immer mehr bes¬ 
serte und den 6 - Tag nach genommenem Schwefel die um 
2 Wochen verzögerte Menstruation eintrat. 

Die Verschlimmerung der Schmerzen in der Nacht be¬ 
wog die Ordinarios , der Kranken am 41* Tage eine Gabe 
Chamomilla und 2 Tage hernach Arsenicum alhum zu rei¬ 
chen, worauf sie den 46- Tag geheilt entlassen werden konnte, 

[Wäre wohl auch ohne alle Mittel.in 46 Tagen genesen.] 


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Carl Ludwig Köhler , 22 Jahr alt, Buchbindergeselle, 

kam den 13 . Febr. in die Anstalt. Bedeutende Iiöthe des 
ganzen Augapfels und der inneren Fläche der Lieder mit Auf¬ 
lockerung der Tunica conjunctiva , die unterhalb der cornen 
an beiden Augen eine wulstige Falte bildet. Geschwulst 
der Lieder. Starkes scharfes Thränen der Augen, dass Patient 
öfters abwischen muss, um Erosionen zu verhüten. Brennen 
in den Augen. Beim Schliessen der Augen starkes Drücken 
in denselben. Abends sind die Augen weniger empfindlich. 
Erweiterte reizlose Pupillen. Lichtscheu, die jedoch nicht 
mehr 90 stark ist als früher. Sieht in der Ferne die Gegen- 


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stände besser als in der Nähe, wo das deutliche Sehen durch 
Thränen der Augen verhindert wird. Sliclie bald durchs 
ganze rechte Auge, bald blos in der Mitte desselben; beim 
Druck aufs Auge Schmerz, Zu Anfang der Entzündung 
fand Eiterung mit Statt, die aber jetzt ganz gehoben ist. 
An den Fingern, die Daumen ausgenommen, eine kleien¬ 
artige Flechte, die vor und während ihres Erscheinens hef¬ 
tiges Jiicken, jetzt aber nur ein Spannen verursacht. Völlige 
Taubheit. Appetit etwas geringer, übrigens alle Funktionen 
normal. 

Da der Kranke den Tag vor seiner Aufnahme eine Gabe 
Euphrasia erhalten hatte, die, nach des Kranken eigener 
Meinung, sehr günstig einwirkte, so bekam er heute nichts, 
sondern erst den 2 - Tag Belladonna X. Den ß. Tag Pulsa- 
tilla X, die den 8 . Tag noch einmal repetirt wurde. Den 
lit Tag Hepar Sulphuris 4- Den 16 . Tag Belladonna X. 
49 . Tag Tinctur. Sulp hur. X. Am 27. Tage wiederum eine 
Gabe Belladonna. Den 34. Tag Calcarea carh. x» die fort 
und fort so vortheilhaft wirkte, dass der Kranke, zwar 
noch nicht vollkommen, doch so weit hergestellt aus der 
Anstalt entlassen -werden konnte, dass er seinen Geschäften 
ohne irgend eine Anstrengung wieder vorstehen konnte. 
Am Tage seines Abganges erhielt er nochmals eine Gabe 
Calcar. carh., die seitdem, da er an die Poliklinik verwie¬ 
sen wurde, mehrmals mit dem besten Erfolge wiederholt 
worden ist. Auf seine Taubhörigkeit hat diese Behandlung 
nicht den geringsten Einfluss gehabt. 

[Es ist immer ein Uebelstand, wenn man solche Halb- 
reconvalescenten aufzuweisen hat, aber das ist in allöopä- 
thischen Spitälern noch weit häufiger der Fall.] 

Lähmung des rechten Armes. 

Wilhelm Friedrich Ixeihel , 25 Jahr alt, Barbiergeselle 
aus Münchberg im Baireuthischen, kam den 44« Febr. ge¬ 
nannter Krankheit wegen in die Anstalt. — Fast völlige 
Lähmung des rechten Armes, letzterer ist im Schulter- und 
Ellenbogengelenk unbeweglich. Das Handgelenk und die 
Finger am rechten Arme können zwar etwas bewegt wer- 

10 * 







148 



den, doch nur unvollkommen und mit dem Gefühle von 
Schwäche. Wird der Arm nicht unterstützt, so hängt er 
ganz schlaff herab, schwillt an und erzeugt das Gefühl einer 
Schwere und Last. Bei Berührung oder Druck des Armes 
hat der Kranke die Empfindung, als wäre der Arm 
mit Leder überzogen. Seit 2 Tagen, besonders in den 
Abendstunden, stellt sich ein spannender Schmerz im lei¬ 
denden Theiie ein, der aus dem Vorderarme in den Ober¬ 
arm zieht und jenem seit mehren Jahren schon vorhande¬ 
nen ähnelt. Früh, § Stunde nach dem Aufstelien, scheint 
etwas mehr Bewegung und Kraft im Arme da zu sein. Die 
Haut des Armes ist warm und meist feucht anzufühlen. 
Der Schlaf ist gestört und blos vor Mitternacht gut. Alle 
übrigen Functionen, etwas geringeren Appetit ausgenom¬ 
men, sind im Normalzustände. Der Kranke erhielt sogleich 
Rhus tox. xT und 8 Tage darauf wieder. Am 9 . Tage be¬ 
richtete der Kranke, dass er wenig geschlafen und an einem 
heftig pressenden Kopfschmerz gelitten habe, der auch noch 
fortdauere. Da er, ausser etwas Stechen beim Aufheben 
des rechten Armes, nichts weiter zu klagen hatte, so wollte 
er dieser geringen Beschwerde wegen nicht länger in der 
Anstalt bleiben, die er heute verliess. 


Gastrisch - catarrhalisches Fieber • 

Johann David JVerner , 21 Jahr alt, Schuhmachergeselle 
aus Köhre bei Leipzig, der als Kind Pocken, Masern und 
Krätze gehabt, auch an angeschwollenen Halsdrüsen und 
vor 3 Jahren Q Wochen lang am kalten Fieber gelitten hatte, 
kam den iß. Febr. mit folgenden Beschwerden in die Anstalt: 

Abwechselnd Frost mit Hitze; das Gesicht heiss und 
der übrige Körper kalt. Uebelkeit; zu Anfang der Krank¬ 
heit mehrmaliges Erbrechen einer grünlichen Masse. Heftig 
drückender Kopfschmerz, vorzüglich in der Stirne, in der 
rechten Schläfegegend hingegen Stechen bis ins Ohr. Weiche 
geröthete Geschwulst am rechten Backen, der rechten Hais¬ 
und Brustseite; beim Druck des Fingers verliert sich die 
Böthe nicht. Stechender Schmerz im Halse beim Schlucken; 
die innere Mund - und Kachenhöhle ist geiothet. Scharfer, 









149 


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teer, meist trockner Husten, mit Stechen im Halse und 
unter dem Brustbeine. Auch klagt Patient über Brennen in 
der Brust, das durch etwas Auswurf jedesmal sich vermin¬ 
dert. Stockschnupfen* Lockerer, gelblich weisser Zungen- 
beleg. Bitterlicher Geschmack. Ueb eiriechen der Athem. 
Appetitlosigkeit. Viel Durst. Sechs Tage lang Stuhlver¬ 
stopfung, heute eine harte, aber ungenügende Stulilauslee- 
rung. Drückender Leibschmerz unterhalb des Nabels, durch 
äussern Druck vermehrt. Frequenter voller Puls. 

Erhielt gleich bei seiner Aufnahme (gegen Abend) eine 
Gabe Aconit . Den 2- Tag Abends Nux vom. 5. Tag Bry- 
onia . Den 7. Pulsatilla 9- Tag: Die Beschwerden neh¬ 
men an Heftigkeit ab, der Kranke befindet sich den ganzen 
Tag ausser dem Bett und so wohl, dass er den folgenden 
Tag die Anstalt verlässt. 


Art Febris nervosa stupida. 

Henriette Louise Dietzin , 15 Jahr alt, aus Leipzig, kam 
eben f f ^ en 21- Februar in die Anstalt. 

, 0 ]j te J Sie hatte eine schwächliche Constitution, auch waren 


der 


ihre Kegeln noch nicht erschienen. Heftig pressender Kopf¬ 
schmerz, vorzüglich in der Stirn und über den Augen, als 
ob alles herausgedrückt werden sollte. Schwindel beim 
Aufrichten, der im Liegen nicht bemerkt wird. Trockene 
Lippen. Im hintern Theile des Halses und im Genicke 
stechender Schmerz: beim Schlingen hingegen drückender 
Schmerz im Halse. Bitterer Geschmack im Munde. —- Gel¬ 
ber Zungenbeleg. Appetitlosigkeit. Grosser Durst. Poltern 
im Unterleibe, drückender Schmerz in demselben, der durch 
Berührung vermehrt wird. Seit 6 Tagen kein Stuhlgang, 
wohl aber bisweilen Drängen dazu. Ziehen im Kreuze 
und in den Beinen, mit Schwere in denselben. Beklem¬ 
mung der Brust und schnelle Respiration. Heisse, trockene 
Haut. Schneller, kleiner, härtlicher Pulsschlag. Schlaflosig¬ 
keit; beim Schliessen der Augen aber sogleich Phantasieen. 
Allgemeine Zerschlagenheit und Mattigkeit. Aengstliches, 
Weinerliches Gemiith. 

Die Kranke erhielt den ersten Abend Nux vom, xS 3* Tag 


•x. 








150 


Lavement. Bryonia. Den nächsten Tag Acidum Phosphori - 
cum x 1 . 7- Tag Acidum Phosphoricum wurde repetirt, mit 

gutem Erfolge. Den 21* Tag Nux vom . obgleich sie den 
ganzen Tag fast ausser dem Bett zubrachte, so verliess sie 
doch die Lassheit und Trägheit im ganzen Körper und die 
Schwere in den Beinen nicht. Deshalb bekam sie Sulphur . 
der binnen 3 — 4 Tagen eine sehr günstige Aenderung her- 
vorbraclite, nur die früheren Zahnschmerzen wieder er¬ 
weckte, die in den hohlen Zähnen stechender Natur und 
von durchfälligen Stühlen begleitet, so angreifend waren, 
dass wir uns genöthigt sahen, diese Schwefel Wirkung durch 
ein Gegenmittel — hier Pulsatilla ~ zu massigen. Den 
andern Morgen war alles verschwunden und den folgenden 
Tag (37. Tag 6eit ihrer Aufnahme) konnte sie vollkommen 
geheilt die Anstalt verlassen. 


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Art Geistesstörung . 

Johann Christ . Fremd 9 34 Jahr alt, Zinngiessergeselle 
aus Geyer, zur Zeit aber in Leipzig und hier verheirathet, 
überstand als Kind die natürlichen Pocken, litt im 15. Jahre 
lange Zeit an Scabies, musste später als Soldat dienen und 
wurde wegen Brustbeschwerden und Hämorrhoidalzufällen 
verabschiedet. Stechender Schmerz in den Schläfen. Gefühl 
von Eiskälte auf dem Scheitel. Brummen vor dem rechten 
Ohre mit Schwerhörigkeit. Taubheit auf dem linken Ohre 
bei einem eiterartigen Ausflusse (ßchon von Kindheit an). 
Stechender Schmerz in der Mitte der Brust beim Tiefathmen 
und Husten, der kurz und trocken ist. Hitze im Unterleibe. 
Erscheinungen vor den Augen, über die er eich nicht näher 
ausdrücken kann. Stierer Blick. Viel Durst. Zittern der 
Glieder. Puls schnell, voll und hart. Irrereden : glaubt nicht 
krank zu sein, will an sein Geschäft' gehen; spricht von 
vieler Arbeit, die er fertigen müsse, wesshalb er nicht in 
der Anstalt bleiben könne; beklagt sich über Männer, die 
ihm viel zu Leide gethan hätten. — Den 22. Febr. erhielt 
der Kranke Belladonna und genas bis zum (]. Tage der Be¬ 
handlung von seiner körperlichen und Geisteskrankheit, 
bis auf einen Durchfall, ganz, wogegen Jpccticuunh # 


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'sphori. schnell half. Schon den 7- Tag verlicss der Kranke die 
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Art Febris nervosa stupida . 


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Franz Alexander Tietze , 17 Jahr, aus Leipzig. 

Den 25. Febr/ wurde er in die Anstalt aufgenommen: 
Schwere im Köpfe, vorzüglich beim Liegen und Aufrichten. 
Pressender Schmerz in der Stirne zu den Augen heraus, mit 
drückenden Schmerzen in den Augen selbst. Drehend und 
schwindlicli beim Aufrichten, kann nicht allein sitzen und 
stehen. Verstopfung der Nase und grosse Trockenheit in 
derselben. Bitterlicher Geschmack bei gelblich belegter 
Zunge, die zur Trockenheit geneigt ist. Trockenheitsgelühl 
im Munde und trockene Lippen, das zum Trinken reizt. 
Appetitlosigkeit. Grosser Durst. Im Nacken Schmerz beim 
Aufrichten, Bewegen und bei Berührung. Kurzes Hüsteln 
mit wenig schleimigem Auswurfe. Pressender Schmerz im 
Leibe, durch Berührung verschlimmert. Zwei durchfällige 
Darmausleerungen. Beim Bewegen Schmerz in allen Glie¬ 
dern, vorzüglich in den Gelenken. Schlaf fehlt; schläft er 
aber ja ein, so wird er durch schreckhafte Träume und 
Phantasieen geängstet. Puls frequent. Haut heiss und ziem¬ 
lich trocken. — Der Kranke erhielt denselben Abend eine 
Gabe Aconit» 2. Tag Ipecacuauha jj» i n den Abendstunden 
wieder Aconitum 3* Tag mit Blut vermischte Darm¬ 

ausleerung; gegen Mittag eine nochmalige Gabe Aconitum, 
und da gar keine Veränderung eingetreten war, Abends 
Acidum Phosphor, x- 4- Tag: Auf der Brust, an den Hän¬ 
den, Füssen und Unterschenkeln zeugten sich heute kleine, 
Hirsekorn grosse, rothe Stippchen. Gesicht, Hände und 
Füsse sind geschwollen, doch hinterlässt ein Fingerdruck 
keine Grube in diesen Theilen. 5. Tag: die rothen Flecken 
an den Extremitäten weniger sichtbar; die Ermattung und 
Hinfälligkeit so gross, dass Patient sich kaum bewegen kann. 
Erhielt heute eine Gabe Uhus toxic . jp. Einige Besserung. 
7 . Tag Acidum Phosphor . 10. Tag, da zum Abend die 

Zunge und Lippen wieder anfingen trockenen zu werden, 
so wurde ihm nochmals eine Gabe Acidum Phosphor, ge-' 









152 


reicht. 13. Tag: Nachthusten mit heftigem Stirnschmerz 
und einem heftigen, anhaltenden Schüttelfrost. Chamo • 
milla srm. Dieses Mittel besserte den Zustand des Kranken sehr 
schnell, so dass er den 27. Tag geheilt entlassen werden konnte. 

Fussgeschw iir. 

Friedrich Stackmann , 19£ Jahr alt, Buchbindergeselle. 
Als er den 26. Febr. in der Anstalt aufgenommen wurde, 
erzählte er, er habe sich vor 14 Tagen auf der Reise an 
das linke Schienbein gestossen, wo er schon in der Jugend 
nach einem Falle längere Zeit ein Geschwür gehabt hätte, 
und seitdem wäre an dieser Stelle die Haut zarter geblieben, 
als am andern. Durch den vor 14 Tagen erhaltenen Stoss 
nun wurde die Haut etwas abgeschoben, die Stelle entzün¬ 
dete sich, und bildete, bei fortgesetzter Reise, ein flaches 
Geschwür von der Grösse 1 eines Zweigroschenstückes. Nach 
und nach bekam es aufgeworfene Ränder und sonderte in 
Menge ein gutartiges Eiter ab. Rings um das Geschwür 
waren kleine Blütlichen, die Jücken verursachten und zum 
Kratzen reizten. Im linken Fussgelenke War ein ähnliches, 
aber kleineres Geschwür. Alle übrigen Functionen waren 
normal. Sulphur ., nach 8 Tagen zum 2- Male und mehre 
Tage später zum 3 . Male gereicht, stellten den Kranken in 
19 Tagen vollkommen her. 

Rheumatisches Fieber . 


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Friedrich Lamperti , 14 Jahr alt, Laufbursche aus Leip- 1 
zig, kam den 4« März in die Anstalt. Von schwächlicher 
Constitution. Stechender Schmerz im obern Theile der rech- ! 
ten Brusthälfte, beim Tiefathmen vermehrt. Trockener Hu¬ 
sten. Ziehende Schmerzen in den Armen, Rücken und 
Schultern, durch Bewegung vermehrt. Appetit leidlich. — 
Durst vermehrt. Stuhlgang regelmässig. Pochender Schmerz 
im Hinterkopfe und mitunter Stechen darin. Schwindel beim 
Aufrichten. Viel Schweiss. Der Puls etwas frequent. Fat. 
erhielt den ersten Tag Abends Acoiut. und den zweiten Tag 
früh eine Gabe Bryonia X. Bald besser, bald schlimmer. Am 
7. Tage Diarrhöe mit Leibschneiden. Arsenicum alhum. 14 








153 


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Tage von der Aufnahme an gerechnet, war er soweit her- 
gestellt, dass er seinen Geschäften wieder obliegen konnte. 

Va ric eilen. 

Maria Francisca Stock , 2 4 Jahr alt, Dienstmädchen. 

Am 6. März in der Anstalt aufgenommen, ergab sich folgen¬ 
des Krankheitsbild: — Drücken im Vorderkopfe. Einiger 
Schmerz im Halse beim Schlingen. Appetitmangel. Uebler 
latschiger Geschmack. Drücken in der Herzgrube,, beim Tief- 
athmen vermehrt. Drücken im linken Hypochondrium. 
Stuhlgang hart, nicht alle Tage. Frösteln am Oberkörper. 
Vormitternachtschlaf gut; Nachmitternacht sehr unruhig. 
Die Menstruation trat am 1. März nach Verlauf von kaum 
3 Wochen ein, verschwand aber bald wieder. Puls etwas 
schnell und voll. An einzelnen Stellen des Körpers kleine, 
spitze Blüthchen mit rothem Hof. Patientin erhielt Abends 
eine Gabe Pulsatilla . Den nächsten Tag Aconit . Am 7* 
Tage Nnx vomica Am 10. Tage waren alle Beschwer¬ 
den verschwunden und die leicht krank Gewesene konnte 
vollkommen genesen die Anstalt verlassen. 


Arthritis vaga. 

Johann Gottlieh Juhr , 59 Jahr alt, aus Leipzig, Hand¬ 
arbeiter, dem Trünke ergeben. Gegenwärtiger Zustand, am 
10 . Marz, ist folgender: Empfindlicher Schmerz in der Stirn. 
Stechend reissender Schmerz in den Beinen, wie mit Steck¬ 
nadeln, vorzüglich in den Unterschenkeln; beim Gehen zu¬ 
weil en etwas Geschwulst um die Knöchel herum. Der 
Schmerz in den Beinen wird in der Ruhe und bei verän¬ 
derlicher Witterung schlimmer. Die Schienbeine schmerzen 
wie unterköthig. Der Schlaf ist wegen Schmerzen in den 
Beinen sehr gestört. Klage über Frösteln des ganzen Kör¬ 
pers bei eiskalten Füssen und brennend lieisser Haut des 
Oberkörpers mit Blutandrang nach dem Kopfe und dunkler 
Gesichtsröthe. Zunge weiss belegt. Stuhlgang und Appetit 
gut. Puls klein, etwas frequent. Wegen der grossen Ange¬ 
griffenheit bei seiner Ankunft erhielt Patient sogleich eine 
Gabe Aconit ., und in Betracht seiner grossen Trunksucht 







Abends eine Gabe Nux vom . V. gtt. ß. Den 3 . Tag aber¬ 
mals eine Gabe Nux vomica . Am 8 . Tage wurde eine drit¬ 
te, aber etwas schwächere Gabe dieses Mittels verordnet, 
und der Kranke den 1 £. Tag, von diesem acuten Leiden 
geheilt, aus der Anstalt entlassen. 

Gonorrhöe mit Parcvphymose, 

Johann Samuel Gradehan , 21 Jahr alt, wurde den 15. 
März in der Anstalt aufgenommen. Den 3 . h . hatte er den 
Coitus ausgeübt und bemerkte den 11 . einen gelbschleimi¬ 
gen Ausfluss aus der Harnröhre mit heftigem Brennen beim 
Wasserlassen. Die Eichel und Vorhaut waren bedeutend ge¬ 
schwollen, letztere so sehr, dass sie, hinter die Eichel zu¬ 
rückgezogen , eine ödematöse Geschwulst bildete, und aller 
Versuche ungeachtet nicht vorgezogen werden konnte. Bei 
Berührung empfindet der Kranke einen drückenden Schmerz 
im ganzen Penis. Seit der Geschwulst hat sich der Ausfluss 
verringert. Es wurde ihm eine Gabe Cannabis x verordnet. 
Besserung. 3 . Tag: Mercurius solub. I. gr. ß. Besserung. 6 » 
Tag: Wiederholung des Mercur. solub. Wegen der häufigen 
sehr schmerzhaften, nächtlichen Erection und des dadurch 
erregten Brennens in der Harnröhr Öffnung Cantharides 
die ihrer vorteilhaften Wirkung wegen am 12- Tage noch 
Ginmal gereicht wurden, worauf bis zum Iß. Tage alle 
Schmerzen und Geschwulst verschwunden waren, und nur 
noch ein sehr geringer Ausfluss Statt fand. Dieser geringenBe- 
schwerde wegen fanden wir nicht für nöthig, ihn in 
der Anstalt zu verpflegen, sondern entliessen ihn heute, 
nachdem wir ihn noch eine Gabe Cantharides gereicht 
hatten, mit dem Bemerken, uns wöchentlich ein paar Mal 
in der Poliklinik noch zu besuchen, was aber nicht ge* 
schehen ist. 


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Tabellarische Uebersicht der in den Monaten Februar und März 1833 
in der homöopathischen Heilanstalt zu Leipzig poliklinisch 
behandelten Krankheiten , in alphabetischer Ordnung . 


Krankheitsbenennung. 

Zahl der | 

Fälle. 

Geheilt, | 

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Augenentzündung . , 



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2 

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3 

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— 

4 

Augenleiden .... 



10 

— 

3 

1 

2 

— 

4 

Ausschlag «... 



11 

3 

— 

3 

2 

— 

3 

Bleikolik .... 



1 

— 

— 

1 

— 

— 

—. 

Brechdurchfall 



1 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

Brustbeschwerden, acute 



1 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

- chronische 



17 

1 

4 

3 

4 

— 

5 

Bubo . 



o 

— 

— 

1 

1 

— 

— 

Chanker ..... 



1 






1 

Coxalgie. 



1 

— 

— 

1 

— 

— 

— 

Croup ..... 



3 

3 

— 

— 

— 

— 

— 

Diarrhöe .... 



2 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

Entzündungslieber 



4 

2 

1 

1 

— 

— 

— 

Flechten ..... 



7 

— 

— 

3 

1 

— 

3 

Fussgeschwiire 



6 

1 

1 

— 

— 

— 

4 

Fussgeschwulst • 



2 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

Fusskrümmung 



1 

—. 

— 

1 

— 

— 

— 

Gehörleiden .... 



5 

— 

1 

— 

4 

— 

— 

Gesichtsrose .... 



3 

2 

— 

1 

— 

— 

— 

Gicht ..... 



18 

1 

2 

5 

2 

— 

8 

Halsbeschwerden, chronische 



2 

— 

— 

1 

— 

— 

1 

Harnbeschwerden . 



2 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

Hautjücken .... 



1 

— 

— 

_ 

1 

— 

— 

Herzleiden .... 



2 

— 

1 

— 

— 

— 

1 

Katarrhalfieber , 



1 

— 

1 

— 

— 

— 

— 

Keuchhusten .... 



1 

1 






Kindbettfieber 



1 

1 

— 

— 

_ 

_ 

_ 

Kniegeschwulst . . • 



5 

— 

1 

2 

— 

_ 

2 

Knochenauftreibung , 



1 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

Knochenfrass .... 



1 1 

— 

— 

— 


— 

1 


Latus 

1123 

22 

118 

28 

17 

1- 

(38 


[Es ist im Addircn gefehlt worden. Es verbleiben nicht 37, son¬ 
dern 38. Auch muss bei „Hautjücken“ in der Rubrik „gebessert“ statt 
2, 1 geschrieben werden.] 


































156 


Krankheitsbenennung, 

Zahl der 

Fälle 

I Geheilt, 1 

Nicht wieder 

gekommen. 

I Gestorben. 1 

JZ 

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123 

22 

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17 

— 

38 

Kopfgrind 




1 

— 

1 

— 

— 

— 

— 

Kopfschmerz, chronischer 




2 

1 

1 

— 

— 

— 

— 

Krämpfe .... 




7 

1 

1 

2 

1 

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Krampfhusten 




1 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

Lähmung 




2 

— 

— 

— 

1 

— 

1 

Lungenkatarrh 




4 

1 

1 

1 

— 

— 

1 

Lungenschwindsucht 

• 



4 

— 

— 

1 

1 

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2 

Magenkrampf 

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1 

2 

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— 

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Menstruationsbeschwerden 

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1 

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1 

— 

2 

Mecurialsiechthum 




1 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

Mutterblutfluss 




1 

— 

— 

1 

— 

— 

— 

Nasenpolyp 




1 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

Necrose . . 




2 

— 

1 

— 

— 

— 

1 

Nervenschwäche • 




1 

— 

— 

1 

— 

— 

— 

Pocken .... 




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2 

— 

— 

— 

— 

— 

Rhachitis • 




2 

— 

2 

— 

— 

— 

— 

Rheumatismus 




5 

1 

1 

3 

— 

— 

— 

Scrophelbeschwerden 




4 

2 

— 

— 

— 

— 

2 

Schnupfen, chronischer 




1 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

Schwangerschaftsbeschwerden 



1 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

Schwindel, chronischer 




1 

— 

— 

1 

— 

— 

— 

Speckgeschwulst 




1 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

Taubstummheit 

9 



1 

— 

— 

— 

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Tripper . . . * 

♦ 



3 

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Unterleibsentzündung f 

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Unterleibsgeschwür . 




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1 

Unterleibsleiden , . 




13 

1 

2 

5 

1 

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4 

Veitstanz . . . 




1 

— 

— 

— 

— 

— 

1 

Verstauchung 




2 

— 

— 

1 

— 

— 

1 

Wasserkopf, acuter 




1 

— 

— 

— 

— 

1 

— 

Wassersucht . 

♦ 



2 

— 

— 

1 

1 

— 


Wechselfieber « 

♦ 

♦ 


1 

1 

— 

— 

— 

— 

— 

Weissfluss 




1 

— 

1 

— 

— 

— 

— 



Summa 

20S 

3G 

29 

53 

27 

3 

59 

[DieTotalsumme ist ganz 

um 

ichtig 








und muss also gestellt sein: 



20S 

37 

31 

52 

25 

3 

60] 
































157 


Au gen ent Zündung» 

Henriette Wolfram, 8 Jahr alt, hatte vor einem Jahre 
das Wechselfieber, worauf sich bald nachher böse Augen 
einfanden. Der gegenwärtige Zustand bestand in: Licht¬ 
scheu im höchsten Grade, beständiges Thränen, Entzündung 
' der Sclerotica , Brennen in den Augen, starke Absonderung 
der Nasen-Feuchtigkeit und früh öfters Schweiss. Auf eine 
Gabe Bellad . besserte sich der Zustand binnen 8 Tagen be¬ 
deutend und eine später gereichte Gabe Sulphnr . vollendete 
die Heilung. 

Carl Zwesper , J Jahr alt; Seit 8 Tagen sind die Lie¬ 
der des rechten Auges geschwollen und zugeklebt, den 
Tag darauf auch die des linken, die Augen selbst entzündet, 
schleimiger und mit Blut vermischter Ausfluss aus den 
Augen, Fliessschnupfen am Tage, in der Nacht aber Stock¬ 
schnupfen; übrigens alle Functionen normal. ILuphrasia . 
Binnen 6 Tagen geheilt entlassen. 

Ausschlag, 

Minna Dammann , 13 Jahr, litt seit ^ Jahren an Krätz- 
ausschlag, der jetzt nach dem Gebrauch einer Schwefelsalbe 
ziemlich verschwunden war und nur an den Händen und 
zwischen den Fingern kommen einzelne neue Blüthchen 
hervor, in der Wärme heftiges Jucken; 2 Gaben Psoricum , 
in stägigen Zwischenräumen, nach 4 Wochen als geheilt 
entlassen. 


Heinrich Gtchritz , 5 Jahr alt, bekommt jährlich einige¬ 
mal einen Ausschlag an einzelnen Stellen des Körpers von 
grossen Laschen, die mit kleinen Bläschen anfangen , wel¬ 
che gelbes Eiter enthalten, welches vertrocknet und Schor¬ 
fe bildet, die, mit einem rothen Hof umgeben, zum Kraz- 
zen nöthigendes Jucken verursachen. Ausserdem seit 14 Ta¬ 
gen trockener Husten, der öfters zum Brechen reizt. — 7 

Tage nach der ersten Gabe Sulphur . traten starke Verschlim¬ 
merungen ein, die nur unvollkommen durch Aconit . und 
















158 


Ipecacuanha bekämpft, erst auf eine 2- Gabe Snlphur . sammt 
dem Ausschlage binnen einem Monate verschwanden. 


Auguste Scheihner , 10 Jahr alt, klagte seit einiger Zeit 
über Jucken an den Fingern und Händen, die mit kleinen 
rothen Stippen besetzt sind, welche zum Reiben und Kratzen 
nöthigen. Dabei seit gestern Frieren, Kopfschmerz und kein 
Appetit — Spirit. vini Sulphur , nach 9 Tagen (unverdünnt) 
wiederholt, hob den Ausschlag nach einiger Verschlimmerung 
nach 3 Wochen. 


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Joh. Christiane Ferl , 49 Jahr alt. Jetziges Krankheits¬ 
bild: In der Mitte des Kopfs reissende, drückende Schmer¬ 
zen, die am Tage und nach Bewegungen schlimmer sind 
und nach Schlafen besser werden. Bei vielem Sprechen 
kommt Schwindel und Mattigkeit dazu. Zu unbestimmten 
Zeiten stellt sich wiederholtes Speise-Erbrechen, dann einer 
wässerigen Feuchtigkeit und endlich von Galle ein; hierzu 
gesellen sich Leibschmerzen , denen häufige, durchfällige, 
schwärzliche Stühle folgen. Dabei grosse Schwäche und 
kalter Schweiss über den ganzen Körper; ausserdem kalte 
trockene Haut. Die Zunge ist rein. Der Appetit fehlt wäh¬ 
rend der Anfälle; fahle Gesichtsfarbe, dunkle Ränder um die 
Augen. Eine Gabe Arsen, hatte das Leiden in einigen Ta¬ 
gen dauernd zum Schweigen gebracht. 

Brustbeschwerden , acute . 


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Johann Gottfried König , ein starker, robuster, geistige 
Getränke liebender, 48jähriger Mann, klagte nach einem 
vorhergegangenen Aerger über Stechen mitten in der Brust 
beim Athemholen, periodisch drückenden Schmerz im Ko¬ 
pfe, krampfhaftes Zusammenziehen in der Brust, Zittern 
der Glieder, Appetitmangel, vollen Puls, abwechseln¬ 
den Frost und Hitze, allgemeine Zerschlagenheit des Kör- 
ders und Uebelkeit. Nach einer Gabe Nux vom . waren 
nach 3 Tagen sämmtliche Beschwerden gehoben und Pat. 
klagte nur noch über Reissen in den Füssen und Mattigkeit, 


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159 


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[Stägige Stuhlverhaltung und Juchen in den Extremitäten, 
fNach, einer zweiten Gabe Nux vom . erfolgte Stuhlgang und 
Tage später klagte Pat. nur noch über Zucken im Kopfe, 
anruhigen Schlaf und Unwohlsein in der wärmen Stube. 
Nach einer Gabe Rhns waren auch diese Beschwerden ver¬ 
schwunden. 

Brustbeschwerden , chronische . 

Schuhmacher Thiele , 39 Jahr alt, von langer, hagerer 
Körperconstitution. Seit J Jahren leidet Pat. an Husten, 
der längere Zeit trocken fortdauert, bis sich später etwas 
gelber Auswurf einfindet, oder so lange anhält, bis Erbre¬ 
chen erfolgt; dabei zuweilen stechender Schmerz im untern 
Theile der linken Brustseite und Herunterpressen des vor¬ 
handenen Scrotalbruches, muss manchmal beim Treppenstei¬ 
gen stehen bleiben, um wieder sprechen zu können. — Nach 
einer Gabe Nux vom. war nach 4 Tagen der Husten be¬ 
deutend gemässigt und ohne Brechen. Am zehnten Tage: 
Husten nur noch in den Mittagsstunden mit vermehrtem 
Aus wurf und das Athmen war freier. Pat. erhielt nun eine 
Gabe Pulsat die bei fortschreitender Besserung nach 9 Ta¬ 
gen repetirt wurde, worauf er in der fünften Woche der 
Behandlung gesund entlassen werden konnte, nachdem er 
früher längere Zeit vom Armenarzt erfolglos behandelt wor¬ 
den war. 


Seit einem Tage ha- 


Croup. 

Carl Jahn , 7 Jahr alt, vollsäftig. 
ben sich Husten an fälle mit bellendem , heiserem Ton, ro- 
them Gesicht, grosser Brustbeengung und Hitze des Körpers 
eingestellt, die gestern Abend so heftig wurden, dass sie 
das Kind zu ersticken drohten. Aconit . nach 5 Stunden 

wiederholt, stellte den Knaben in 2 Tagen her. 


Pauline Zechendorf ‘ gegen 8 Jahr alt, ein kräftiges, inun¬ 
teres Mädchen, war seit 2 Stunden, nachdem sie sich vor¬ 
her ganz wohl gefühlt hatte, plötzlich von einer rauhen, 
heiseren Sprache, ängstlichem, keuchenden, pfeifendem, 






schnellen, sehr erschwertem Athem , Schmerz in der Gegend 
des Kehlkopfs, hohlem, bellendem, in kurzen Absätzen 
wiederkehrenden Husten befallen worden, mit aufgetriebe¬ 
nem, sehr rothem mit Schweiss bedecktem Gesichte, ängst¬ 
lichem Herumwerfen und sehr frequentem Pulse. — 2 Ga¬ 
ben Aconit . und eine Gabe Sfiongia wurden ohne besonde¬ 
ren Erfolg gereicht. Dagegen durch Hepar . Sulph . I Nach¬ 
mittag, Abends und Nachts gereicht, die Kranke soweit 
hergestellt, dass den Rest des Hustens eine Gabe Chamille 
in einigen Tagen vollkommen hob. 

Adolph Sack , ein kräftiger, untersetzter 4 jähriger Knabe, 
hatte sich den Abend gesund niedergelegt und erwachte 
mit einem bellenden, heisern Husten, der immer heftiger 
wurde und eine Stunde später ganz den eigenthümlichen 
Croupton zu erkennen gab. Die Respiration sehr beschleunigt 
und kurz; das Kind griff öfters hastig nach dem Halse; bedeu¬ 
tendes Rasseln bei jedem Athemzuge. Das Gesicht sehr ge- 
röthet, sehr schneller Puls; ein beständiges Hemmwerfen 
mit dem Kopfe und die sichtbare Anstrengung beim Schluc¬ 
ken. Eine Gabe Aconit . um 11 Uhr Abends und eine zweite 
früh 2 Uhr, bis zum folgenden Vormittag alle bedenklichen 
Symptome beseitigt, war die Respiration ganz frei, der Hu¬ 
sten aber noch bellend. Nach einer Gabe Hep. Sulph . die¬ 
sen Vormittag, welche Abends repetirt wurde, verlor der 
Husten den bellenden Ton, dauerte aber als ein katarrhali¬ 
scher mit lockerem Auswurf noch fort und erst als am drit¬ 
ten Tage darauf eine Gabe Chamomilla gereicht worden 
war, verlor sich mit diesem auch der Rest der Krankheit. 

Diarrhöe . 

Schuhmacher jßrennig 9 31 Jahr alt, seit 8 Tagen leidet 
er an Durchfall, der weiss und schaumig aussieht und täg¬ 
lich 8 —12 Mal mit Schneiden im After erfolgt. Dabei 
Knurren und Poltern im Leibe, stechende Schmerzen quer 
über die Brust- und Magengegend, wenig Appetit, viel 
Durst und beim Einathmen Stechen unter dem rechten Schul¬ 
terblatte. Genas nach einer Gabe China in wenig Tagen. 


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Entzünd ungsfi eh er, 

Carl FVilhelm Forkert , 10 Jahr alt; seit 8 Tagen fühlt 
er eine Mattigkeit in den Füssen und seit heute einen span¬ 
nenden Schmerz im Kopfe , vorzüglich in der Stirn, ste¬ 
chenden Schmerz im Leibe, Frost mit Hitze wechselnd und 
tonn nicht aufdauern. — Aconit ,, JBelladon . , wieder Aco¬ 
nit ., Chamomilla und JSTnx vom . stellten den Kleinen in 12 
Tagen her. 


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Schneider Ileyder , 53 Jahr alt, klagt seit zwei Tagen 
über Frost mit wechselnder Hitze, reissendem Kopfschmerz, 
abwechselnd Brennen im Unterleibe, Stuhlverstopfung, Kurz¬ 
atmigkeit, viel Durst, Appetitmangel, Trockenheit im 
Munde, viel Schweiss, wenig Schlaf mit schreckhaften 
Träumen und leichten Phantasieen. Dabei ist der Puls 
massig frequent und voll, die Zunge stark weiss belegt und der 
I Kranke kann nicht aufdauern. — Nux vom. und 2 Gaben 
ßvyonia stellten den Kranken in 12 Tagen her. 

Fussgeschwüre. 

Frau Spangin, 36 Jahr alt, hatte früher auf dem rech¬ 
ten Fussblatte eine Flechte, die von selbst vergangen war; 
nach einem erlittenen Stoss an dieser Stelle exeoriirte sich 
die Haut daselbst und im Umfange entzündete sich die Stel¬ 
le; dabei Stechen und Geschwulst im ganzen Fusse und es 
entstand ein Geschwür von der Grösse eines Zweigroschen¬ 
stücks. — Bryon. , nach drei Tagen repetirt, dann Rhus , 
ebenfalls nach drei Tagen wiederholt; ferner China und SuU 
phur. brachten das Geschwür nach 6 Wochen zur Heilung. 

Fussgesch wulst. 

JuLHaase, 15 Wochen alt, von einer kränklichen Mut» 
ter geboren, künstlich aufgezogen, die ersten Wochen ge¬ 
sund, doch sehr schwächlich, bekam seit einigen Tagen 
eine blasse* Geschwulst des rechten Unterschenkels und Fus* 
ses mit rothen glänzenden Flecken» Ausserdem Wundheit 
^wischen den Beinen; Schreien und Gähnen scheinen dem 

11 









162 


Kinde auf der Brust Schmerzen zu verursachen; an und hin- L u jj e 
ter den Ohren Grinder und Excoriationen; das Kind isst |erleid 
wenig und hat zeither theils Chamillen- theils Fenchelthee jfärbe, 
getrunken; aus dem linken Ohre läuft, vorzüglich früh, eine iAusbr 
dünne übelriechende Feuchtigkeit aus; beim tiefen Athem- \g r y 01 
holen Schreien ; zuweilen Unterdrückung der Harnabßonde- lß ran ] 
rung. Nux vom., nach 8 Tagen Sulphur ., dann 9 Gaben 
Spongia stellten das Kind in 22 Tagen her. 


Gesichtsrose . 

Oskar Keutel , 2| Jahr alt, litt seit einigen Tagen an 
einer rosenartigen Geschwulst, Härte und glänzenden HÖthe ; 
des linken Backens; dabei Schmerz bei Berührung dessel- ; 
ben, Fieber, Appetitlosigkeit, viel Durst, dünnen Stuhl- j 
gang, Abends und des Nachts Phantasieen. — Chamilk 
half nichts, wohl aber Belladonna. Am 8* Tage der Be¬ 
handlung waren alle obigen Beschwerden beseitigt, das Kind 
erhielt aber noch, da dieselben Zufälle schon mehrmals ein- 
getreten waren, eine Gabe Sulphur . j 


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Marie Schreider , 24 Jahr alt; seit gestern bedeutende 
Geschwulst, Röthe und Hitze der Nase und der obern Theile 
der Wangen, mit Kopfschmerz, Frost und Hitze wechselnd, 
Reissen in den Gliedern, kein Appetit. — Rhus wiederholt 
hob die Rose, doch entstanden jetzt Durchfall, Uebelkeit, Er¬ 
brechen, Brustbeklemmung, Husten, Stechen und Wund¬ 
heitsschmerz im Halse beim Athmen, Hitze im Kopfe, am 
übrigen Körper Frösteln. Eine Gabe JDulcam . und nach 5 
Tagen Lycop . stellten die Kranke her. 

Gicht. 

Gottfried Büttner , 46 Jahr, hatte 1807 die Krätze ia 
heftigem Grade. Vor 8 Wochen stellten sich nach einer Er¬ 
kältung reissendri, stechende Schmerzen in den Gliedern, 
vorzüglich in den Gelenken, bald in diesem, bald in jenem 
mehr, mit leichten Anschwellungen derselben ein. Diese 
Beschwerden waren bei seiner Aufnahme noch dieselben, 
und es blieb blos zu bemerken, dass die Schmerzen in der 


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nc | hin* I Ruhe geringer als bei Bewegung waren, auch durch Warme 
lU m I erleichtert wurden. Abmagerung, kachektische Gesichts- 
Lc lu \ färbe, Schwindel beim Aufsein; viel Schw r eiss, der beim 
^ eine Ausbruch feinstechendes Brickeln in der Haut verursacht.— 
em j Bryouia , Sulphur , PuUatilla und wieder Sulphur stellten den 
'sonde- j{ ran k en { n 28 Tagen her. 

Gaben j 

Harnbesch werden. 

Frau Kühn , 56 Jahr, schwächlicher Constitution , hat 16 
Kinder gestillt. Schon den ganzen Winter hindurch wurde 
sie aufs neue von angreifendem trockenen Husten geplagt, 
wozu sich seit 8 Tagen heftiges Drängen zum Uriniren mit 
wenig Harnabgang gesellte. Dabei brennender Schmerz hei 
und vor dem Abgänge des Urins in der Blasengegend, ab¬ 
wechselnd viel Durst; wegen Husten des Nachts wenig 
Schlaf bei meist sitzender Lage im Bette. — Arsen . half 
nichts. Cannabis erleichterte. Cantharid, und Nux stellten 
die Kranke in den 6 Wochen her, doch bekam sie noch eine 
Gabe Carb . lignu 

Keuchhusten . 

JE mma Meiner t 9 12 Wochen alt. Gestern wurde dag 
Kind zum ersten Male § Stunde lang in die freie Luft getra¬ 
gen, worauf nach einigen Stunden die Respiration beschleu¬ 
nigt, das Gesicht blass, Hände und Füsse kalt wurden, das 
Kind viel schlief, und einige Mal Erbrechen bekam. Die 
Nacht wurde meist schlaflos unter beschleunigtem, röcheln¬ 
den Athem hingebracht. Es nimmt die Brust. Der Stuhl¬ 
gang ist gehackt, grünlichgelb und dünn. — 2 Gaben Ipe- 

cacuanha hoben das Erbrechen , die übrigen Zufälle blieben 
unverändert, die durch Aconit ., Drosera und Belladonna 
gehoben wurden. 

Kitidb et tfieh er . 

Frau Steckich , 30 Jahr, schwächlicher Constitution, vor 
6 Tagen schwer entbunden, befand sich nach der Entbin- 
düng 2 Tage ziemlich wohl, stand dann auf, wurde in der 
Stube kalt und bekam darauf heftigen Frost und Schmerz in 

11 * 


1 3 






164 




der rechten Leistengegend und im Unterleibe, so wie Läh¬ 
mung und Steifigkeit in den Unterschenkeln, und die Lo¬ 
chien verschwanden. Bis heute stellte sich mehrmals be¬ 
deutende Hitze und Schweiss und gestern und diese Nacht 
ein starrkrampfähnlicher Zustand ein. Dabei brennende, ste¬ 
chende Schmerzen in der linken Weichengegend, die sich 
öfters über den'ganzen Unterleib verbreiten, welcher letztere 
bedeutend aufgetrieben, aber weich ist. — Abwechselnd 
krampfhaften Schmerz im Unterleibe, bis ins rechte Hypo- 
chondrium ziehend. Das rechte Bein steif, unbeweglich, 
vvie eingeschlafen, der Fuss und die Zehen krampfhaft her¬ 
untergezogen. Das linke Bein mehr beweglich, aber ste¬ 
chende Schmerzen in demselben. Kein Appetit. Viel Durst. 
Gestern Stuhlgang. Beengung der Brust. Beden greift sie 
an. Wenig Schlaf, Der Puls frequent und härtlich. — PuM 
satilla , Aconit ., Belladonna , Nux vom ., JBryonia und wie¬ 
der Nux voiti, stellten die Kranke in ±Q Tagen her. 


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Chronischer Kopfschmerz . 

Julius Leonhardt , 12 Jahr, schwächlicher, scrophulöser 
Constitution. Vor 18 Monaten bekam er auf Schreck den 
Veitstanz und wurde allöopathisch nach einem Monat davon 
befreit. Jetzt klagt er: 

Stechen in der Mitte der Stirn nach Anstrengungen des 
Geistes, welches aufhört, wenn sich der Knabe Bewegung 
macht und sonst auf keine Veranlassung erscheint. Wenn 
er schreibt, ein Ziehen im rechten Arme in der Gegend des 
Ellenbogengelenks. Wenn er viel gegangen ist, hat er einen 
spannenden Schmerz in beiden Knieen. Düssliclikeit nach 
vielem Lesen oder Sprechen, wobei er sich leicht verspricht. 

Gegen diese Beschwerden wurden dem Kranken eftf 
drei Gaben Sulphur in Zwischenräumen von ohngefähr 14 
Tagen und dann 2 Gaben Caust . in einem Zwischenraum 
von 4 Wochen verordnet, worauf der Knabe, unter allmäh- 
ligem Verschwinden seiner Beschwerden, nach ohngefähr 
lOwöchentlicher Behandlung, entlassen werden konnte. 


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Kr ä mp f e. 

J. Kartei , Zwillingsknabe, 16 Wochen alt, seit 3 Ta¬ 
gen sehr unruhig, beschleunigtes, röchelndes Athmen, kur¬ 
zer Husten, blasses Gesicht, heisse Haut, dünnen grünli¬ 
chen Stuhlgang: das Kind -wird gestillt, seit gestern geniesst 
es aber wenig; vor dem Husten Bewegungen mit den Ar¬ 
men und Füssen, vorzüglich im rechten; oft Verdrehen der 
Augen. — Aconit ., Chamomille , Nux vom ., FVczsser -Kly¬ 
stier stellten den Kranken in einigen Tagen her, während 
sein Zwillingsbruder an einem ähnlichen IJebel, nachdem 
Chamille , Nux , Ignatia angewendet wurden, sujfocato- 
risch starb. 

Krampfhusten. 

FL A. Müller , J Jahr alt, sehr scrophulös, hatte vom 
dritten Vierteljahre an stark angeschwollenc Leistendrüsen. 

Jetzt ist der Leib sehr dick und hart, mit durchschnei¬ 
denden Adern, der Appetit natürlich; die Darmausleerungen 
zuweilen regelmässig, zuweilen durchfällig; sehr kurzer, 
krächzender Athem bei offenem Munde. Heftiger pfeifen¬ 
der Husten, vorzüglich Nachts, wenn sie auf dem Kücken 
liegt, dabei bekommt sie keine Luft, das Gesicht wird blau, 
der Ton immer ängstlicher. Abends ist der Kopf heiss und 
schwitzt, besonders wenn sie schläft. Der Puls ist ungleich, 
sonst natürlich. Grosse Schwäche. — Cina, Mer cur. so - 
luh. und Sulphur stellten die Kranke in 4 Wochen her. 

Lungencatarrh, 

Joh. Hufnagel , 42 Jahr, ein Schneider, von kräftiger 
Körperconstitution, (ein seltener Fall) hatte vor 14 Jahren 
die Krätze. 

Seit 8 Wochen leidet er an Husten mit schleimigem 
Auswurf, wozu sich seit einigen Tagen Beklemmung auf 
der Brust, vorzüglich am Tage, gesellt hat. Abends beim 
Niederlegen und früh ist der Husten am schlimmsten. Schwer- 
heitsgefühl auf der Brust, zuweilen mit Stechen verbunden. 
Mattigkeit und Schwäche aller Glieder. Viel Durst. — Nux 
vom. und Sulphur stellten ihn binnen 3 Wochen her. 









JVLa g enkr am -pf. 

c. G. Faulwasser , 29 Jahr alt, uberstand im 10. Jahre 
die Krätze. Klagt jetzt über Drücken zuweilen auch Span¬ 
nen in der Herzgrube und Magengegend, das bald, nach Es¬ 
sen, besonders nach Brod, schlimmer, bald auch vermin¬ 
dertwird. Dabei öftere Uebelkeiten; harter Stuhlgang, auch 
wohl Stuhlverstopfung, zuckender Kopfschmerz bei und 
ausser dem Magendrücken. — Nux und Staphisagria stell¬ 
ten ihn in 20 Tagen her. 

M enstruationsb es chioer den. 

Frau Mickwausch aus Paunsdorf, 52 Jahr alt, hatte seit 
Weihnachten ihre Menstruation verloren, und seit ohngefähr 
14 Tagen im linken Beine einen klammartigen Schmerz mit 
Kriebeln bekommen, der seit 4 Tagen so heftig geworden 
war, dass ihr das Gehen unmöglich und durch jede Bewe¬ 
gung im Bette erregt und vermehrt wurde. Dabei vermin¬ 
derter Appetit, regelmässiger Stuhlgang , abwechselnd gestör¬ 
ter Schlaf. — Fulsat ., in 8 Tagen wiederholt, und Rhus 
stellten die Kranke in 6 Wochen her. 

Pocken . 

:August Stock , 24 Jahr alt, kräftiger Körperconstitution, 
bekam nach einem mehrtägigen leichten Unwohlsein gänz¬ 
liche Entkräftung, Hitze mit Frost wechselnd, heftigen 
Kopfschmerz, Brustbeklemmung, täglich mehre dünne Stühle, 
weissbelegte Zunge, fieberhaften Puls, viel Durst, Appetit-- 
losigkeit und Schwindel beim Aufrichten. 

Nach einer Gabe Aconit . waren den folgenden Tag die 
Beschwerden gemässigter und es hatten sich kleine spitze 
Bliithchen mit einem rothen Umkreis an einzelnen Stellen 
des ganzen Körpers gebildet, die schon eine gelbe Feuchtig; 
keit enthielten. 

Der Kranke erhielt demnach eine Gabe Fulsat ., worauf 
den folgenden Tag die obigen Beschwerden theils verschwun¬ 
den , theils noch mehr gemässigt waren, das Exanthem sich 
aber mehr entwickelte. Zwei Tage später zeigte sich das 







167 



Exanthem als Variolcic. — Mer cur . solub. stellte ihn den 
14. Tag her. Sein Bruder, ebenfalls blatterkrank, genas auf 
Mer cur. solub . in 8 Tagen. 

Rheumatismus . 

TbA. Krass , Schulimachergeselle, 32 Jahr alt, langer et¬ 
was schwächlicher Körperconstitution, überstand als Kind 
die Krätze. Seit einigen Tagen Genicksteifigkeit; Geräusch 
wie von Wasser vor den Ohren; beim Athemholen stechen¬ 
der Schmerz zwischen den Schultern, der beim Bewegen, 
rorzüglich des Nachts, zunimmt; früh ekelhafter, säuerlicher 
Geschmack, bei der geringsten Bewegung Schweiss, vorzüg 
lieh unter den Armen, bei Gefühl von'Kälte des Körpers; 
nach langer anhaltender Bewegung lässt der Rückenschmerz 
endlich nach; täglicher aber harter Stuhlgang. 

JBijojiia , den vierten Tag repetirt, stellte den Kranken 
in 8 Tagen her. 

Sorophelbesch tv erden» 

Bertha Ventner , 2l Jahr alt, seit 2 Monaten missmu- 
thig, scheut die Bewegung, magert an den Extremitäten 
ab, hat einen bedeutend starken, aufgetriebenen, harten 
Unterleib, bei vermindertem Appetite; unruhigen Schlaf mit 
Zusammenfahren, zuweilen Leibschneiden, Anschwellungen 
der Halsdrüsen. — Belladon ♦, Mer cur. solub. und Sulphur. 
stellten das Kind, bis auf den grossen Leib, ganz her, ge¬ 
gen welchen letzteren des Kindes Eltern, keine weitere Be¬ 
handlung für nöthig erachteten. 

Amalie Schlicker , 2 Jahr alt, ecrophulöser Constitution, 
will seit etwa 8 Wochen nicht mehr auftreten, bei Weli- 
thun in den Beinen, und manchmal mit Blut gemischten 
Stuhlgängen, der Leib etwas aufgetrieben. 

^Nach einer Gabe Calc. carb . war der Zustand binnen 4 
Wochen fast ganz beseitigt; um diese Zeit wurde sie vom 
Scharlachfieber befallen, welches seine ersten Stadien ohne 
auffallende Beschwerden durchlief, in der Abschuppungspe- 
riode aber Anschwellungen der Halsdrüsen, Augenschmerz 















168 


und Geschwulst der Liedei* erzeugte, drei Tage nach genom¬ 
mener Beilad . war schon Erleichterung und 8 Tage später 
völlige Beseitigung der neuen Beschwerden eingetreten, 
ohne dass von den alten wieder etwas bemerkbar geworden 
yräre. — 


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Schivangersch aft sb e s cli w er de n. 

Frau Massoni, 25 Jahr alt, im letzten Monat zum ersten 
Male schwanger, klagt seit längerer Zeit über Anfälle von 
Uebelkeit, Durst und schnell erfolgende durchfällige Stuhl¬ 
gänge. Manche Tage ist sie ganz frei von diesen Beschwer¬ 
den, während sie an andern wieder öfter und zu allen Ta¬ 
geszeiten davon geplagt wird. Ausserdem öfters Heisshun¬ 
ger ohne Appetit; grosse Mattigkeit mit Zittern,in den Glie¬ 
dern; Drücken in der Herzgrube und Greifen daselbst vor 
dem Stuhlgange; grosse Schwäche und Blässe des Gesichts 
bei den Anfällen. — Durch Ipecacuanha gebessert, durch 
Nux geheilt. 


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Unterleibsentzündung . 

Schuhmacher Tritzschel, 31 Jahr alt, in seinem 21» und 
22 . Lebensjahre wurde er von der Krätze befallen. Vor 3 
Tagen bekam er Frost, später Hitze und seitdem stechende 
Schmerzen im ganzen Unterleibe, vorzüglich aber in der 
linken Weichengegend, durch Husten und Aufwärtsziehen 
des Schenkels vermehrt, herabziehenden Schmerz in den 
Beinen mit Steifigkeit in denselben. Periodisch in das Kreuz 
ziehenden Schmerz aus dem Unterleibe. Uebelkeit. Bitte¬ 
res Aufstossen. Beim Heraufziehen der Beine Beklemmung 
in der Brust. Drückender Schmerz in der Stirn beim Be¬ 
wegen, Ziehen im ganzen Kopfe. Bei jedem Athemzuge 
Stechen in der linken untern Hälfte des Unterleibs. Der 
Unterleib mehr zusammengezogen als aufgetrieben und beim 
Angreifen desselben in der linken Hälfte schmerzhaft empfind¬ 
lich. Kein Appetit. Viel Durst. Weisse, schleimig belegte 
Zunge. B.other Urin. Sehr frequenter voller Puls. Einige 
Tage Stuhlverstopfung. 

Den ersten Tag 2 Gaben Aconit . Abends Nux vom . 


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ohne Erfolg. 2 Gaben jBryonia hoben in einigen Tagen das 
ganze Uebel. 

Unterleibslei de n. 

Gottlob Dietrich , aus Dösen, 33 Jahr alt, leidet seit 
einem halben Jahre an stechenden Schmerzen im rechten 
Hypochondrium beim Gehen und starken Bewegen, die sich 
abwechselnd bis in den rechten Oberschenkel erstrecken und 
dort mehr ein Spannen verursachen, wodurch alsdann 
in den Weichen kleine Knötchen, wie verhärtete Drüsen 
entstehen. Alles übrige normal. — JBryonia , Sulphur., China , 
Nux 9 Beilad ., Causticum stellten den Kranken in 9 Wo¬ 
chen her. 

y[7 ec]i s elf i eh er, 

Carl Ziegler, 17 Jaht alt, leidet seit 3 Wochen an Wech¬ 
selfieber und hat bereits 15 Anfälle überstanden. Die Anfälle 
kommen jetzt einen Tag um den andern und anteponiren 
jedesmal um 4 Stunden. Der Frost dauert gegen J- Stunden 
lang und tritt mit Kopfschmerzen ein; die Hitzperiode ist 
von sehr kurzer Dauer, dagegen tritt gleich Schweiss und 
Durst ein; Mattigkeit, auch am fieberfreien Tage; kurzer 
Athem im Fieber; Ekel vor allen Speisen, vorzüglich vor 
Butter, am Fiebertage; das Gesicht gedunsen; das Gemüth 
mürrisch, eigensinnig. — Nachdem 4 Gaben Ipecacnanha, 
Nux und Arsenic . nichts halfen, wich das Fieber 3 Gaben 
Pulsatilla. 

Beschreibung der inneren Einrichtung des Hauses zur homöopathischen 

Heilanstalt. 

Zur leichteren Versinnlichung der inneren Einrichtung 
der Anstalt sind dem ±. Hefte der Jahrbücher 3 Steinabdrük- 
ke beigefügt worden. 

Tabula I. 

Parterre . Darin befinden sich: l) Waschhaus mit einem 
Feucrheerd und einer eingemauerten, grossen, kupfernen 
Blase. 2) Schlafzimmer für den Occonom. 3) Allgemeine 


1 









Küche mit einem zweckmässigen Kochofen. 4) Anmelde- 
zimmer. 5) Wohnstube des Oeconom. 

L Etage. 1 ) Zimmer für die Apotheke und Bibliothek. 

2 ) grosser Saal für acute Kranke. 3 ) Kleine Kammer. 4 ) Con- 
ferenzzimmer der Aerzte. o> Krankensaal für Männer mit 6 
eisernen Betten, 6 kleinen Tischchen mit einem Kasten, 
G Tafeln über den Betten, worauf die Namen, Ordination 
etc. geschrieben wird. Der Saal wird durch einen soge¬ 
nannten Buschofen geheitzt. An der innern Thüre sind die 
Hospitalgesetze für Kranke und Krankenwärter angebracht* 

Tabula II. 

II. Etage. 1 ) Extrazimmer mit 2 Betten; das nach 
dem Garten gehende Fenster ist mit eisernen Stäben und 
die Thüre mit starken Riegeln versehen. Für Geisteskran¬ 
ke etc. 2) Vorrathskammer. 3 ) Desgleichen. 4) Extra- 
Krankenzimmer für Weiber mit 2 Betten. 5) Kleine Kam¬ 
mer. 6 ) Kammer für die Krankenwärterin. 7) Kranken¬ 
zimmer mit 2 Betten für begüterte Patienten. 8 ) Kranken¬ 
saal für Frauen mit 6 Betten und der übrigen, beim Kran¬ 
kensaale für Männer angeführten Einrichtung. 

III. Etage. 1 ) Extra-Krankenzimmer mit 2 Betten. 
2) Vorratskammer. 3 ) Desgleichen. 4) Schlafzimmer für 
den Unterarzt. 5 ) Kleine Küche sammt He erd. 6 ) Klei¬ 
derkammer für den Unterarzt. 7) Extra - Krankenzimmer 
zu 2 Betten. 8 ) Krankenzimmer für Kinder zu 2 Betten. 
9 ) Wohnstube des Unterarztes. 

Tabula III 

l) Zwei Abtritte sind an der Planke des Gartens ange¬ 
bracht, der eine für Kranke, der andere für'die übrigen 
Hausbewohner. 2) Daran angebaut ist eine Holzlage auf 
10—12 Klafter Holz. 3 ) Daran stösst die Leichenkammer: 
Ueber die 2 letztgenannten Piecen geht ein geräumiger Bo¬ 
den und unter demselben ist ein mässig tiefer, gewölbter 
Keller angebracht. 4 ) Der Hofraum ist durch ein kleines 
Spalier vom Garten getrennt. 5) Oer Garten hat einige 
Obstbäume und eine Menge nahe an der Planke angebrachte 


Veinstöc 

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Weinstöcke, nebstbei Kiesgänge und Kiesplätze und 3 kleine 
Blumenbeete« Im Hintergründe des Gartens, dem Hausthor 
gegenüber 3 hat der Leipziger Verein auf seine Kosten eine 
geräumige Laube anbringen lassen, um da im Sommer seit^e 
Convente zu halten. Die Laube steht ausserdem allen Pa¬ 
tienten offen. Endlich ist auf dieser Tafel die Gassenfronte 
des Hauses dargestellt. Das Haus hat auf einer Breite von 
iS Ellen 6 Fenster und besteht aus dem Erdgeschoss im 
Lichten 5 Ellen und 8 Zoll, dem ersten Stockwerk 4 Ellen 
18 Zoll, dem 2. Stockwerk, 4 Ellen 15 Zoll und dem 3 . 
Stockwerk 4 Ellen 14 Zoll hoch. 


[Unser wackrer Moritz Müller hat, wie immer, sieg¬ 
reich gegen den Stadtphysicus und den Stadtmagistr^t ge¬ 
kämpft und überhaupt durch seinen unermüdeten Eifer und 
manche Aufopferung hei Gelegenheit der Organisirung der 
homöopathischen Heilanstalt den Dank aller Freunde der 
Homöopathik verdient. — Was wir durch dieses erste Heft 
der Jahrbücher erfuhren, ist ziemlich erfreulich, wiewohl 
die Ordinarii in der Wahl der Mittel keine grosse Sicher¬ 
heit verriethen. Mancher Kranke hat das passende Mittel 
so spät bekommen, dass er bis dahin auch ohne dieses ge-, 
nesen sein würde. — Es dürfte sehr unrichtig gehandelt 
worden sein, indem man fast bei allen acuten Kranken 
mit Aconit . anfing. Das mahnt an die Allöopathen, die, 
wo sie nur einige Entzündung vermuthen, gleich mit dem 
fflutigel oder der Aderlässe da sind.— Manche Reconvalescen- 
teu sind offenbar zu schnell entlassen worden. Es ist unter 
diesen Umständen möglich, dass Reciclive Vorkommen und 
die Allöopathen alle homöopathisch Geheilte für blos pallia¬ 
tiv geheilt ausposaunen. Die Anstalt sollte sich daher lie¬ 
ber die Unkosten der Verpflegung auf ein paar Tage länge* 
gefallen lassen. — Die Namen der Syphilitischen zu nen¬ 
nen ist zu unzart und auch nicht erlaubt. — Bei den poli¬ 
klinisch Behandelten sollte auch die Potenz der gereichten 
Arznei angegeben sein , was diesmal unterblieb. — Es fiel 
Referenten auf, dass nach gereichtem Schwefel oft Ver- 










schlimmerüngen erfolgten. Vielleicht ist er zu sehr geschüt¬ 
telt worden. — Auch sollte gesorgt werden, dass die tabel¬ 
larischen Uebersichten, vorzüglich aber die Verzeichnisse 
der Beiträge für die Klinik, freier von Fehlern gedruckt, 
oder eigentlich sorgfältiger corrigirt würden. — Bei den 
acuten Krankheiten, die poliklinisch behandelt wurden, 
sollte angegeben sein, welche Aerzte, und in wessen Be¬ 
gleitung, die Kranken in ihrem Hause besuchten, weil sonst 
dem Verdachte Kaum gegeben wird, als würden in die 
Jahrbücher Krankengeschichten aus der Privatpraxis der 
Aerzte aufgenommen. — Druck und Papier sind gut und 
der Preis voniThlr. für beinah 13Bogen und 3 Stein ab drücke 
6 ehr massig im Vergleich mit dem Preise der Zooiasis, die 
kaum 8 Bogen und 2 Tafeln enthält und bei schlechterem 
Druck und Papier eben so viel kostet.] 

Dr. A. 


Allgemeine homöopathische Zeitung . Herausgegeben 

von den DD. der Medicin G. TV. Gross , F. Hartmann 
Und F. Rummel . No. ±. 3 . Bd. Leipzig, den 2- Sep¬ 

tember 1833« 


Anzeige für die Herrn Mitarbeiter der allgem. liomöop, Zeitung ♦ 

Die Kedactoren versprechen wöchentlich einen Bogen 
zu liefern, den der Verleger, nach Beendigung eines jeden 
Bandes, mit 10 Thlrn. honorirt. 


Das Reformationsfest der neuen Heillelue am 10, August 1833 
in Leipzig. 


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Schon am Vorabend des Stiftungsfestes fand die Statuten- 
mässige Versammlung des Directorii diesmal im Hotel de Prusse 
statt, in welcher die Ordnung der Vorträge und Mittheilungen 
bestimmt, und mehres, die Statuten und die vorgekommenen 
Differenzen Betreffendes, besprochen wurde. Die Verhand¬ 
lungen dauerten bis nach 10 Uhr. Am folgenden Tage nach 


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9 Uhr begann "der wirkliche Convent, an dem folgende 
Herrn Theilnehmer wären: 

Dr. Schiveikert , Stadtpliysicus aus Grimma. Dr. De- 
nicke, Stadtphysikus aus Wittenberg. Dr. Haubold aus Leip¬ 
zig. D. Franz aus Leipzig. M. Lux , Veterinairarzt aus Leip¬ 
zig. Justiz - Commissarius fVeichsel aus Magdeburg. Apothe¬ 
ker Otto aus Rötha. Buchhändler Schumann aus Leipzig. 
Buchhänler Reclam aus Leipzig. Dr. Drescher aus Leipzig. 
Dr. Gustav v . Zeyssoljf aus Strassburg. Chir. Pr. Seidel , As¬ 
sistenz-Arzt an der liomöop. Heilanstalt zu Leipzig. Dr. Mül¬ 
ler aus Leipzig. Baron v . Brunnaw , Privatgelehrter aus Dres¬ 
den. Oberpfarrer Bahn aus Dommitzsch. Dr. JE hrhardt aus 
Merseburg. Bataillonsarzt Apel aus Leipzig. Acad. JVahle 
aus Leipzig. Dr. Hartmann aus Leipzig. Dr. Ne eff , Stadt¬ 
physikus aus Frankfurt. 

Der diesjährige Director, Herr Dr. M . Müller aus Leip- 
zig, legte zuerst Rechenschaft ab von den i0 Monaten sei¬ 
ner Amtsführung als Director des Vereins; bemerkte, dass die 
Redaction der Gesetze vollendet, und bereits eine Anzahl 
Diplome zu Mitgliedern des Vereins ausgegeben waren. 
Die eingetretenen Differenzen mit Hahncmann und im Ver¬ 
ein hätten das Directorium Ende Mai bewogen, die Aus- 
tlieilung der Diplome bis nach dem 10. August zu sisLiren. 
Er erwähnte ferner, dass er bei einem regierenden Haupte 
um die Bestätigung des Vereins ungehalten, aber abschlägige 
Antwort erhalten hätte, und dass eine vorläufige Erkundi¬ 
gung, ob der Grossherzog von Baden wohl die Bestätigung 
dem Vereine geben werde, bis jetzt noch unbeantwortet 
geblieben wäre. Hierauf ging er zu der Heilanstalt über, 
wobei er den Verein auf die neue Versetzung eines Direc- 
tors der Heilanstalt durch das Directorium aufmerksam 
machte und erwähnte, dass ähnliche Anstalten in Preussen 
und Baiern beabsichtigt würden. Nachstdem ging nun der 
Br. Müller zu den Leistungen in der Homöopathie über und 
bemerkte, dass nur von dem Görlitzer Vereine Arzneiprü¬ 
fungen unternommen, und von dem Herrn Dr. Bätzejidorf 
in Bvemerlehe ein Plan zu einer eigentümlichen Arznei- 
prüfungsgesellschaft entworfen worden wäre, der später mit- 








getheilt werden wird. Sehr reiche Beiträge habe der homöopa¬ 
thische Stiftungsfond und dieDirectorialkasse erhalten, worü¬ 
ber der Dr. Franz seine Rechnungen vorlegte, aus welchen 
zu ersehen war, dass durch die jährlichen Beiträge und das 
zinsbare Capital ein Fixum von 384 Thlr. einkäme. 

Hierauf kam der Director zu den zwischen Hahnemann , 
dem Directorio und den Vereinsgliedern ausgebrochenen 
Streitigkeiten. Diesem Convente, meinte er, ist die schwie¬ 
rige Aufgabe geworden, einerseits dem Vereine die Freiheit 
der wissenschaftlichen Ueberzeugungen zu erhalten und an¬ 
derer Seits die freundschaftlichen Verbindungen desselben mit 
Hahnemann möglich zu machen und -wieder anzuknüpfen. 
Auf seinen Vorschlag, gleich nach beendigter Sitzung Dr. 
Schweikert nach Cöthen zu senden, um mit dem dor^ schon 
befindlichen Hofrath Dr. Mülilenbein die Versöhnung mit 
Hahnemann zn bewirken, wurden beide mit Dr. IfaliboU 
und dem Justiz - Commissarius Weichsel zu dieser Sendung 
bevollmächtigt und denselben ein Glückwünschungsschrei- 
ben an Hahnemann mitgegeben. Müller sprach hierauf über 
die homöopathische Heilanstalt. Auf die von ihm hierauf 
veranstaltete Umfrage wurde beschlossen, die Heilanstalt, 
deren Fonds genügend befunden worden, zu erhalten und 
sich um Unterstützung an die Kammern zu wenden. 

Hierauf wurden die Briefe etc. vorgelesen und gegen 1 
Uhr zu den Beamtenwahlen für nächstes Jahr geschritten. 

Zum Director wurde gewählt: Hofrath Dr. Mühlenbein 
in Braunschweig; zum Vereinsecretair : Baron v. Brunnow 
in Dresden; zu Fondsverwaltern : Dr. Franz, M. Lux , Buch¬ 
händler Schumann; zu Directorialsecretairen: Dr. HauboU 
und der Assistenzarzt der homöop. Heilanstalt, Chir. Pr. 
Seidel , welcher letztere auch die Stelle des Bibliothekars 
und Archivars erhielt. In der nächsten Nacht reisten die 
Bevollmächtigten des Vereins nach Cöthen ab. 


Dr. Bummel bringt in seinem Briefe an die Versamm¬ 
lung eine Adresse an Herrn Hofrath Dr. Flahnemann in Vor¬ 
schlag, verfasst von der ganzen Versammlung in Leipzig» 


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worin sie ihre hohe Achtung und das Bedauern ausspricht, 
nicht seinen zu spät bekannt gewordenen Wünschen, in 
Cöthen zu erscheinen, genügt zu haben, indem triftige 
Gründe dagegen stimmten. — Ein Schreiben des Herrn 
Hofrath Mühlenbein in Braünschweig enthielt unter andern 
Vorschlägen auch die: in öffentlichen Blättern alle Streitig¬ 
keiten aufzuheben, damit die Einigkeit nicht weiter unter 
uns gestört werden möge; und die Zusammenkunft am 10. 
Aug. nicht an einem und eben demselben Orte sein zu lassen, 
damit auch andere Gegenden sehen, dass es mehr als fünf 
oder sechs homöopathische Aerzte giebt. — Ueber den letz¬ 
terem Punkt ist bei der Versammlung in Leipzig gar nicht 
gesprochen worden, weil man in dieser Hinsicht erst die 
Rückkehr der nach Cöthen gesandten Deputation abwarten 
wollte, die uns den Wunsch Ilahnemanns , seine Freunde 
zum 10* Aug. 1834 wieder um sich versammelt zu sehen, 
mittheilte und zugleich auch die Alle erfreuende Nachricht 
überbrachte, dass der verehrte Greis jeden Groll vergessen 
habe und mit Allen wieder ausgesöhnt, auch jede Differenz 
ausgeglichen sei. — Ein Brief von Herrn Spielter in Leer 
enthält mehres Interessante, z. B. dass 7 Personen ver^* 
schiedenen Alters, die theils die natürlichen Blattern gehabt 
hatten, theils durch Kuhpocken geschützt, mit Variolicum 
30 eingeimpft worden waren, bei denen die Impfstellen 2 
Tage lang entzündet erschienen; ferner, dass das Riechen 
an hoclipotenzirten Sulphur die Scabies leicht beseitige, 
und selbst da, wo durch Einnehmen von Schwefel der 
Ausschlag sich sehr verschlimmert hatte. — Herr Med. Pr. 
Rückert spricht in seinem Schreiben zur Sühne. — Herr 
Dr. Kirschleger aus Münster bei Colmar (Oberrh. Departe¬ 
ment) berichtete brieflich, wie die Homöopathie ins Eisass 
gekommen und welche Fortschritte sie, besonders im Ober¬ 
rhein gemacht hat. —Herr Dr. Griesselich (s. Band 1. S. 119.) 
brachte den geehrten Herrn Verf. dahin, dass er nicht mehr 
über die Homöopathie lachte und spottete. Der Herr Verf. 
fährt fort: ,,Nur die kleinen Dosen wollten mir noch nicht 
in den Kopf — ich fing mit grossem an, d. h. mit einfa¬ 
chen Tinkturen — da erschienen gewaltige Verschlimme* 









176 


runden, So heilte 'ich einen Veitstanz bei einem Mädchen 
von 13 Jahren, das 4 Jahr vorher kratzig war, Stramo- 
nium 2 vermehrte die Symptome gewaltig in den ersten 12 
Stunden, dann aber trat Ruhe und Schlaf ein, und den 
andern Tag war der Zustand ausserordentlich gebessert; ich 
gab nun Tinctur . SuLphur. alle : 8 - Tage einen achtel Tro¬ 
pfen, und siehe da , es entstand ein neuer Kratz ansschlag, 
der 4 Wochen dauerte, dann abheilte, worauf das Mädchen 
vollkommen geheilt war. Dieser Fall war mein erster, 
den ich homöopathisch behandelte, er gab mir Muth fort¬ 
zufahren. — In Collmar kam ich zu meinem Freunde Dr. 
Jünger, sprach von meinen Versuchen — die Sache war 
ihm höchst willkommen, er studirte fleissig, fing aber 
gleich mit X. an zu behandeln, und auch er verrichtete die 
wunderbarsten Kuren. In Mühlhausen versammelten sich 
den 15. Decbr. 1832 mehre junge Aerzte, wo von nichts 
als Homöopathie gesprochen wurde. Dr. Bauer in Mühl¬ 
hausen war schon im Stillen seit mehren Monaten liomöop. 
Arzt, er ist ein Schüler vom Dr. Sigrist in Basel und 
Dr. IVerber in Freiburg. Einer unsrer Freunde, Curie , vor¬ 
her gewaltiger Broussäisist, neigte sich vollkommen zu uns, 
studirte fleissig, machte Versuche, die ihm auch grössten- 
theils glückten und nun heilt er nicht anders, als homöo¬ 
pathisch. Später war in Collmar wieder eine Versamm¬ 
lung von 8 homöop. Aerzten des Oberrheins. Der Spital¬ 
arzt Jourdan hatte sich in kurzer Zeit einstudirt, und schon 
die herrlichsten Früchte gesammelt, so dass er ganz enthu¬ 
siastisch für die Sache wurde. — Dr. Mühlenbeck in Gebwei¬ 
ler ergriff die Sache mit grossem Zweifel, fing aber doch an Ver¬ 
suche zu machen; er sah auch homöop. Verschlimmerungen, 
die ihn völlig überzeugten, und nun ist bei ihm Eifer und 
Freude an die Stelle des Zweifels getreten. — Mehre junge 
Doctoren des Oberrheins schliessen sich an uns an, so dass 
unsre vierteljährigen Versammlungen immer wieder neue 
Freunde aufzuzählen haben. Diese Versammlungen könnten 
bald als Provincial-Vereine gelten und wir wünschten sehr 
mit dem Central - Coinmite- in Correspondenz zu stehen, da¬ 
mit Auch wir Antlieil nehmen können an den Versuchen mit 


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Jrznaien an Gesunden. Die Namen der Homöopathen im 
Obereisass sind: die DD. Jäger in Collmar, Bauer und 
Curie in Mühlhausen, Mühlenbeck in Gabweiler, Jourdan 
in Collmar, Chretien in Thann, Hirz in Winsenheim, Kir- 
schleger in Münster. Mehre sind im Werden, andere woll- 
jien nicht den Schein haben, als verehrten sie jetzt, was 
sie früher verspotteten. Im Niederrhein, besonders in Strass- 
barg, stehen die Sachen nicht so gut; hier ist, wie Sie 
wissen, eine medizinische Schule und Professoren, die 
Inichts Fremdes auf ihrem Boden leiden. Dennoch habe ich 
in Strassburg mehre meiner Studienfreunde bewogen, die 
Homöopathie genauer zu prüfen, und einige von ihnen 
fangen schon an, am Krankenbette Versuche damit anzu¬ 
stellen, dies sind namentlich die DD. Schäfer , Hartung , 
Molk , Böckel — aber meist im Stillen; sie haben den Muth 
nicht, der alten Schlange auf den Kopf zu treten. Die 
Apotheker in Strassburg bekommen Zuckungen und Zittern 
schon bei dem Worte Homöopathie. Im .Oberrhein haben 
sich die Apotheker ganz gemüthlich in die Sache geschickt, 
sie haben uns heilig versprochen, die grösste Pünktlichkeit 
dabei zu beobachten. Unser hiesiger Apotheker besitzt ±20 
selbstbereitete Mittel. In Collmar sind auch 2 homöopa¬ 
thische Apotheker, ebenfalls in Mühlhausen, und die ho¬ 
möopathischen Aerzte sind vollkommen mit ihnen zufrieden. 
Uebrigens sind sie tolerant, wenn ein Arzt ein Pülverchen 
oder Kügelchen selbst giebt, klagen sie nicht; hier gilt kein 
Dispensirverbot, hier giebt’s keine Medizinalbehörde, kein 
Apothekermonopol, hier ist vollkommen Freiheit, aber auch 
keine Ordnung in solchen Sachen. 

Die vom Herrn Dr. Alexander Petcrson in Pensa ein¬ 
gesandten Abhandlungen sind im ersten und zweiten Hefte 
des dreizehnten Archivbandes abgedruckt. 

TL 


Beilage B. 

Schon im Jahre 1829 dachte der Verf. darüber nach, 
auf welche Art sich die Heilung der chronischen Krank¬ 
heiten beschleunigen liesse, und kam auf die Idee, selbes 

12 









178 


durch das blosse lliechen zu versuchen. In sehr vielen 
Fällen erreichte er auch vollkommen seinen Zweck. Hier 
2 durch blosses Riechen geheilte Krankheitsfälle. 

I. Fr, v. G ., 51 Jahr alt, sehr früh menstruirt, erlitt 
mehre Abortus, einen Leber -Abscess, der durch einen Kieuz- 
schnitt entleert wurde. Im 47* Jahre zum % Male verhei- 
rafhet, litt sie oft an Blutungen, die nur auf kurze Zeit 
gestillt werden konnten, und 2 Wochen später wiederkamen 
und nun ±§ Jahr fast ununterbrochen fortdauerten. Die Aerzte 
hatten sie bereits aufgegeben und meinten, sie könne noch 
höchstens 4 Wochen leben. In diesem Zustande Hess sie 
den Verf. holen. Er fand eine schwache, erdfahl aus¬ 
sehende Frau im Bette, der stinkendes fauliges Blut aus 
der Scheide floss, zuweilen mit schwarzen geronnenen 
Blutstücken. Ein handbreiter empfindlicher Schmerz rings 
herum ums Kreuz und Schoos, durch Druck auf die Gebär¬ 
mutter und rechte Ovariengegend stark vermehrt, eine 
schmerzhafte Härte in der Lebergegend waren ihre be¬ 
schwerlichen Symptome; auch plagten sie noch öftere 
Krämpfe im Unterleibe, nach welchen zuweilen Steinchen 
mit dem Urin abgingen, und ein globus hystericus , der sie 
beinahe zu ersticken drohte. Nux vom ., Cham ,, Sab in,) 
Croc ,, Sulphur ,, Calc ,, PhosphorLyc, 9 Natr . mur., Mur. 
magnes. und zuletzt Carl, anim . waren die Mittel, die der 
Verf. in der 10. [30.?] Potenz zum Riechen darreichte, und 
auf diese Art diese so schwierige Krankheit beseitigte. Die 
auffallendste Besserung empfand sie nach Carb, anim., seit 
welcher Zeit die Blutflüsse ganz aufhörten uud sie ein ge* 
sunderes Aussehn erhielt. Sie ist itzt, nach 2 Jahren, ganz, 
gesund. 

II. Eine Jüdin, 52 Jahr alt, liess den Verf. wegen ih¬ 
rer Leiden zu sich bitten. Er fand in der That ein be¬ 
dauernswürdiges Scelet einer Kranken. Sie litt an der Lun¬ 
gensucht und hustete täglich gegen ein halbes Quart weiss- 
lich zähen, sich in lange dicke Fäden ziehenden Schleim 
aus, der Husten plagte sie bei Tag, vorzüglich aber 
des Nachts, dass sie wenig schlafen konnte; alle Morgen 
schwitzte sie stark und war gegen diesen Zustand schon 


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179 

o Monate in ärztlicher Behandlung. Seit 3 Monaten eine 
vollkommene Contractur der Kniegelenke. Der Verf. gab 
ihr Acon ., Bell., Puls., Sep. mit wenig Erleichterung, dann 
gab er ihr den 7« März Kali und den 1 . April Acid. nitr . X; 
beide letzten Mittel blos zum Riechen. — Nun hörten auf 
einmal die Berichte über die Kranke auf. Nach 3 Monaten 
kam die Kranke, für die Behandlung zu danken, und er¬ 
zählte, wie es ihr von Tag zu Tag besser wurde, und 
dass sie seit einem Mona£ bereits herumgehe. Gegenwär¬ 
tig ist sie ziemlich beleibt, sieht recht gut und roth ge¬ 
färbt aus. 

III. O. L., ein Knabe von 9 Jahren, hatte seit 4 Jah* 
ren einen Hodensackbruch. Das Bruchband half nichts, im 
Gegentheil fand der Verf. bei der Untersuchung, dass durch 
das Bruchband und durch den verursachten Druck höchst 
wahrscheinlich sich eine Entzündung gebildet haben müsse, 
wo der Bruch mit dem Hoden verwuchs; denn wenn der 
Bruch zurück trat, zog er den Hoden in die Bauchhöhle zu¬ 
rück, kam der Bruch herab, so erschien unzertrennlich der 
Hode mit. — Der Verf. wendete anfangs Nux, Veratr ., 
Ammon, carb . an, die aber wenig Erfolg zeigten, dann gab 
er ihm Magncs. carb. X, darauf lösste sich in einigen Wo¬ 
chen die Verwachsung, der Hode blieb unten, der Bruch 
kam nicht mehr zum Vorschein. — Seit der Zeit sind 
Jahr verflossen, und es zeigt sich nichts mehr vom Bruche. 

IV. Die vom Herrn Hofratli Dr. Rau voriges Jahr der 
Versammlung mitgetheilte Beobachtung., dass durch den 
Bast von Samb. jiigr. eine Phthisis geheilt worden sei, ver- 
anlasste den Verf., denselben in 2 Fällen beginnender Phthisis 
anzuwenden, und zwar mit dem ausgezeichnetsten Nutzen. 
Denn die Kranken wurden beide in Kurzem hergestellt. 
Einer dritten Kranken, wo aber die Phthisis schon einen sehr 
hohen Grad erreicht hatte, und wo Acon,, Puls., Bellad., 
Ars., Kali, Nitr. acid., $ulph. gar nichts leisteten, bringt 
Sambuc. nigr . wenigstens auch die grösste Erleichterung. 
Sie muss aber jeden 2 . bis 3 . Tag f Tropfen der Essenz 
bekommen, denn binnen dieser Zeit hört die Wirkung jedes¬ 
mal auf. Wird die Kranke geheilt, so wird der Verf. den 

12 * 









180 


Fall mittheilen, denn dann gehörte Samb. nigr . zu den aus¬ 
gezeichnetsten Mitteln wider die Lungensucht. 

In Gallicien wendet das Volk den Bast auch gegen 
Rothlauf mit sehr günstigem Erfolge an. Bei dem gemei¬ 
nen Mann geht ausserdem auch die Sage, dass, wenn man 
den Bast aufwärts abschabt, er Erbrechen errege, abwärts 
hingegen Laxiren bewirke. 

V. Da die Hühneraugen von Druck und Quetschung 
entstehen [veranlasst werden], so müsste wohl Arnica das 
Hauptmittel dagegen sein. Der Verf. schnitt seine Hühner¬ 
augen nach Möglichkeit aus, strich sie mit Tinct. Andcae 
ein, und seit der Zeit beobachtete er kein Wachsen und 
Zunehmen derselben, wie sonst, auch haben sie ihm seither 
nicht die geringste Beschwerde mehr verursacht. 

VI. Krankheitsfälle kennen wir wohl viele, die durch 
Schreck entstanden sind, aber Heilungen durch Schreck 
sind um so seltner, so dass zwei Fälle dieser Art wohl an¬ 
geführt zu werden verdienen. 

In Komamo war voriges Jahr bei einem gewissen Herrn 
von B. eine lustige Gesellschaft beisammen. Ein Begeisterter 
geht in den Hof und wird von einem grossen Kettenhunde 
angefallen. Er schreit, man kömmt ihm zu Hülfe; doch 
in demselben Augenblicke verschwindet die Hitze des Kopfes, 
das früher ganz rothe Gesicht wird todtenblass und er auf 
der Stelle so nüchtern, als hätte er keinen Tropfen Wein 
getrunken. [Der folgende Fall spricht mehr für Homöopa¬ 
thie , als der eben erzählte.] 

Ein Böhm. Fuhrmann, welcher Papier geladen hatte, 
kam in Gefahr, mit seinem Wagen umzuwerfen, dabei er¬ 
schrak er heftig, und es stellte sich ein Wechselfieber bei 
ihm ein, welches er nicht vertreiben konnte, und behielt 
es bis zu seiner Zurückkunft in die Heimatk. Hier sagt 
ihm nun absichtlich einer seiner Bekannten: „Du, Dein 
Weib ist gestorben“ — er erschrickt neuerdings und das 
Wechselfieber bleibt von dieser Stunde aus. 

VII. Im Königreiche Gallicien giebt es einen Bauer, 
der beinahe jeden Beinbruch in 14 Tagen heilt. Er px&cerht 
die Wurzel von Symphytum oßiciuale in Branntwein und 


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macht damit Umschläge. [Wird auch in Oberungarn ge- 
I braucht.] Vielleicht ist Symphytum für die Knochen, was 
Anäca für die fleischigten Theile ist. 

VIII. Was w r ir vom Teplitzer Bad zu erwarten haben, 
wissen wir bereits durch die Mittheilungen des Herrn Dr. 
Gross. Nur käme es noch darauf an, zu untersuchen, ob 
das Baden dabei unumgänglich mothwendig sei, oder ob 
diese Heilpotenz innerlich genommen dieselben Wirkungen 
zu äussern vermöge. Um dies ausfindig zu machen, müsste 
man einige Tropfen frisch von der Quelle weg, also gleich 
mit Milchzucker verreiben. Denn so würde die Kraft ge¬ 
wiss gleich an den Milchzucker gebunden werden, und 
liesse sich dann weiter potenziren; so könnte man vielleicht 
viele kostspielige Badereisen ersparen, welche ohnehin nur 
die Wenigsten, durch ihre Verhältnisse beschränkt, unter 
nehmen können. 

--den 28* Juli 1833« Dr. Schreier. 

(Fortsetzung folgt,) 


Corrdsp otidenzna chri cht en und Miscelleiu 

Rechtspflege. 

Rechtliches Erkenn tniss. 

„Tn Polizeiuntersucliungssaclien gegen denKönigl. Obergrenzcontroleur 
Heinrich Lohrkachcr in Langensalza erkennen wir auf den eingelegten 
Recurs, unter Aufhebung des Resoluts des Magistrats vom 12. Jan. d. J., 
dass der etc. Lohrbacher von der gegen ihn im gedachten Resoluto 
erkannten Strafe von zehn Thalern und Confiszirung seines homöopa¬ 
thischen Medicamentenvorratkes völlig frei zu sprechen, auch die Un- 
tersuchungskosten und Resolutgebiihren nieder zu schlagen. 

iy Gr ii n d e. is 

„Der Königl. Obergrenzcontroleur Heinrich Lohrbacher in Langen¬ 
salza hat sich einem Verein, welcher sich daselbst zur Zeit des Aus¬ 
bruchs der Cholera gebildet und sein Vertrauen besonders auf die 
homöopathische Heilmethode gesetzt hatte, angeschlossen. Die Mit¬ 
glieder dieses Vereins haben eine sogenannte homöopathische Apotheke 
»us der Apotheke zu Dietendorf kommen lassen, und ist dieselbe in 
seinem Hause aufgestellt worden. Auf Verlangen des ArzlesDr. Schindler 












182 



211 Gotha, welcher von dem Verein für ein jährliches Honorar ausge* 
nommen worden, sind von dem etc. Lohrbacher Arzneien aus der ge¬ 
dachten Privatapotheke verabfolgt worden, weshalb der Magistrat in 
.Langensalza gegen ihn eine Strafe von zehn Thaler und die Confiscation 
der in seinem Gewahrsam befindlichen homöopathischen Apotheke aus¬ 
gesprochen hat.“ 

Da jedoch diese, aus der Apotheke zu Dietendorf entnommenen 
Arzneien, bio's als eine Hausapotheke des Vereins zu betrachten sind, 
der §. 693., Theil II., Tit. 20 des A. L. R. aber nur vorschreibt, dass 
Niemand Arznei etc. an Andere verkaufen oder überlassen soll, und 
nicht erwiesen worden ist, dass andere Personen, als die Mitglieder 
jenes Vereins, Arzneien aus der, auf gemeinschaftliche Kosten des Ver¬ 
eins zu ihrer Benutzung angeschafften homöopathischen Apotheke er¬ 
halten haben, so musste wie geschehen erkannt werden.“ 

Erfurt, den 13. April 1833. 

Koni gl. Prettss. Regierung. 

(LS.) Abtheilung des Innern. 

£gez.) Dittmar. v. Gerhardt. 


No. 2« (3 ter Band.) Leipzig, den 9 . September 1833. 


Das Reformation sfe st der neuen Ile i Hehr e am 10. A u - 
gust 1833 in Leipzig. 

(Fortsetzung.) 


Gross 
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deuten 
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Beilage C. 

Beobachtungen am Krankenbette. 

Als Beleg seiner in II. 17. d. Zeit, ausgesprochenen Be¬ 
hauptung, dass Psoricum sich nicht leicht ohne Nachtheil 
in mehren schnell wiederholten Gaben anwenden lasse , führt 
Herr Dr. Gross eine Krankengeschichte an, die ihm Dr. S. 
zur Mittheilung eingesendet hat. Der Kranke litt an flech¬ 
ten- und krätzähnlichen Ausschlagen und erhielt, 9 Tage 
nach der ersten Gabe Psoricum , eine zweite, immer nur 
zu riechen. Eine Stunde nach der 2- Gabe entstanden Stiche 
in der Brust, die sich nach und nach fast zu einer Lungen¬ 
entzündung ausbildeten und erst nach mehren Tagten nacli- 
■ liessen. Gross meint daher, das Psoricum sollte man m 
mindestens .^wöchentlichen Zwischenräumen wiederholen. 












183 


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dass 

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Gross will auch beim Ozaenin beobachtet haben, dass es 
in seltneren Gaben mehr wirkt. Er heilte damit (x\ 2 Ga¬ 
ben in 14 Tagen) einen Nasenpolyp und besserte sehr be¬ 
deutend krebsartige Geschwüre in den Weichtheilen des har¬ 
ten Gaumens und der Nase. Gross meint daher, Ozaenin 
werde ein Specißcum gegen Nasenpolypen und auch andere 
Krankheiten der Nasenschleimhaut sein. Marum verum hat 
ihm bei Nasenpolypen nichts geleistet. 


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Protocollauszug über eine am 10. August 1833 zu Cöthen gehaltene 
Conferenz homö opathischer Aerzte und preunde der Homöopathie. 

Gegenwärtig waren viele Aerzte, Apotheker und andere 
sachverständige Freunde der Homöopathie, z. B. die DD. der 
Med. Staatsrath Stegemann aus München, Medicinalrath 
Stieler aus Berlin; die Hofräthe Mühlenbein aus Braun¬ 
schweig und FP r eber, Leibarzt des Fürsten von Lieh ; Hoin 
aus Paris; Goullou , Stadt- und Amtsphysikus aus Weimar; 
Stadtphysikus Glasor aus Grünberg; Baumaun aus Lahr; 
JVeihe aus Herford in Westphalen; Hojfendahl , Leibarzt 
des Grafen Schwerin aus Mildenitz bei Waldeck in Meklen- 
burg Strelitz; Schubert aus Leipzig; TJ r islecenus aus Eisenach; 
Kurz aus Landeck in Schlesien; Löwy und Hofrichter aus 
Prag; Luther aus Baguhn und Lehmann aus Cöthen. Die 
Apotheker Buchberg aus Raab in Ungarn; Lappe aus Neu¬ 
dietendorf und Schwabe aus Dessau; so wie der Zahnarzt 
Gutmann und die Stud. der Mediz. Horner und Bergt aus 
Leipzig; ferner: der Regierungsrath von Bönninghausen aus 
Münster; Kammerpräsident von Braun aus Bernburg; die 
Geh. Finanzräthe von Albert , von Bär und von Baier aus 
Cöthen; Hofrath Nordmann aus Mühlhausen; Graf Lascasas 
und Herr Thaire aus Paris; Oberamtmann Rhost aus Pö 
sigk u. v. a. 

Der Jubelgreis, Herr Hofrath Hahnemann , eröftnete die 
Conferenz, nachdem er zuvörderst die Anwesenden mit 
kurzen aber herzlichen Worten gegrüsst hatte, mit einem 
in kräftiger Sprache abgefassten Vortrag, worin er dem 








Schöpfer aller Welten den innigsten Dank darbrachte für 
das ihm 2 u Theil gewordene Glück, der Welt durch Ent¬ 
deckung und Mittheilung einer neuen und bessern Heillehre 
genützt zu haben. Der ehrwürdige Redner machte nun 
auf die Vorzüge dieser Heilmethode aufmerksam und em¬ 
pfahl allen anwesenden Aerzten die Aufrechthaltung und 
Reinheit derselben, und forderte sie alsdann auf, die et¬ 
waigen Vorträge und Berichte gefälligst mitzutheilen. 

Herr Regierungsrath von Bönninghausen nahm hierauf 
das Wort und bemerkte, dass durch Herrn Dr. Weihe die 
Homöopathie in Westphalen begründet und verbreitet, und er 
selbst dadurch zum Studium derselben veranlasst worden sei. 

Herr Medicinalrath Dr. Stieler brachte nun die Fort¬ 
schritte der Homöopathie in Preussen und namentlich in 
Berlin zur Sprache, wobei er auch der Hindernisse gedachte, 
welche der Verbreitung und freien Ausübung, trotz der 
zahlreichen Freunde und Anhänger derselben, im Wege 
ständen. 

Ganz anders lauteten die Berichte aus Baden, die der 
Herr Dr. Baumann mittheilte. Er berichtete, dass er vor 
2 Jahren noch der einzige homöopathische Arzt daselbst ge¬ 
wesen wäre, seit dieser Zeit aber mehr als 40 Aerzte die 
neue Heilkunde studiert hätten, und sie praktisch ausübten. 
Seit dem 5. Jnli dieses Jahres wäre ein homöopathischer 
Verein ins Leben getreten, dessen Statuten sie der hohen 
Regierung zur Begutachtung vorgelegt hätten. Man hoffe 
das Recht zum Selbstdispensiren zu erlangen, da die gegen¬ 
wärtige Ständeversammlung sich für diese Angelegenheit 
vorzüglich interessire, und die hohe Landesregierung diese 
Heillehre begünstige. Die schnellen Fortschritte, die die 
Homöopathie in Baden gemacht, habe man besonders dem 
Herrn Baron von Botzbeck zu verdanken. Sr. Königl. Hoheit, 
der Großsherzog von Baden, beabsichtige die Errichtung von 
homöopathischen Lehrstühlen und klinischen Anstalten auf 
den beiden Hochschulen des Landes, Heidelberg und Freiburg. 

Herr Regierungsrath von Gersclorf theilte hierauf einen 
Bericht vom Dr. Hering aus America mit, der nach einem 
6 jährigen Aufenthalte in Surinam, sich nach Neu-York be¬ 


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185 


geben, wo er zwei homöopathische Aerzte gefunden hätte, 
Iweshalb ihm der Wunsch sehr nahe liege, dass ein anderer 
/Arzt seine Stelle am ersteren Orte ersetzen möge, dem es 
gelingen werde, daselbst ein nicht unansehnliches Fixum 
hu erlangen. Herr Regierungsrath vo/i Oersdorf schlug zu die¬ 
ser Stelle den um die Homöopathie sich sehr verdient gemacht 
habenden, zur Zeit in Düsseldorf sich aufhaltenden Jahr 
vor , dessen sonderbare Laufbahn und kummervollen Ver¬ 
hältnisse er kürzlich mittheilte. Herr Hofrath Dr. Ilahue - 
hnami, der sich für diesen thätigen Mann interessirte, brachte 
eine Idee in Vorschlag, die von allen Anwesenden einstim¬ 
mig gebilligt und angenommen wurde, und den Erfolg 
hatte, dass dem Herrn Jahr eine nicht unbedeutende Summe 
durch den Herrn Regierungsrath von Bönninghausen über¬ 
reicht werden konnte. — Noch erfuhren die Anwesenden 
aus dem Berichte des Herrn Dr. Hering , dass dem hochver¬ 
ehrten Herrn Hofrath Jlahnemann ein Ehrendiplom von der 
homöopathischen Gesellschaft zu Neu-York übersendet wor¬ 
den sei, und letzterer bestätigte, dasselbe wirklich erhalten 
zu haben. 

Herr Dr. Jlojfendahl theilte alsdann die Resultate in 
Bezug auf Homöopathie in Meklenburg mit, wo sie, zwar 
erst im Aufblühen begriffen, doch keine besondern Schwie¬ 
rigkeiten zu überstehen hätten, und ihm sogar, als Begrün¬ 
der der neuen Lehre in diesem Lande, das Selbstdispensi- 
ren erlaubt sei. Noch wurde bemerkt, dass auch in Mäh¬ 
ren gebildete Laien aus höheren und niederen Ständen , un¬ 
befangene und vorurtlieilsfreie Männer, der reformirten 
Heilkunst huldigten, und dass unter den Aerzten Dr. Dor- 
ner einer Erwähnung verdiente, der zur Zeit der Cholera 
mit der Homöopathie viel Gutes wirkte. Schlüsslich er¬ 
wähnte Herr Staatrath Dr. v . Stegemann , dass der Stadtpliy- 
sikus in Nordhausen einen mit homöop. Medicin versehe¬ 
nen Brief vom dasigen homöopathischen Arzte, Dr. JVenzel, 
aufgefangen habe, worauf letzterer vom Stadtphysikus ver¬ 
klagt worden sei. 











JWttheiluiigen des Herfn D* Schweikert über die Verhandlungen 
in Cöthen am 11. Aug, 1833* 

Die Deputirten fuhren die Nacht hindurch und kamen 
früh 6 Uhr in Cöthen an; gegen 7 Uhr begaben sie sich 
zum Hofrath Mühlenbein und mit ihm zu Hahnemann, dem 
der Dr. Schweikert die Addresse mit einer kurzen aber herz¬ 
lichen Anrede überreichte. 

Gerührt und freundlich nahm der würdige Mann die 
Deputirten und die überreichte Addresse auf. Nach einigen 
Erörterungen ward der verehrte Begründer der neuen Heil- 
lelire dahin vermocht, die Hand zum Frieden zu reichen. 
Er lud hierauf die Leipziger Deputirten ein, um 9 Uhr einer 
wissenschaftlichen Besprechung beizuwohnen. 

Nach Beendigung der wissenschaftlichen Discussion legte 
der Stifter der homöop. Schule den Anwesenden 4 Sätze 
vor, mit der Aufforderung, dass, wer dieselben als die 
Hauptpfeiler der Homöopathik anerkannt habe, sie unter¬ 
schreiben solle; was denn auch unbedenklich von allen An- 

Mitgliedern des Vereins ebenfalls zur Unterschrift vorgelegt 
werden. 

Hierauf lud der würdige Greis alle Anwesende zu einem 
Mittagsmahle ein, am Schlüsse des Mahles lud Scliweikert, 
von Hahnemann dazu veranlasst, die Anwesenden ein, auf 
den 10. August des kommenden Jahres, wieder hier sich 
um ihn zu versammeln. 


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ren. 

Kopf 

pelte 

und 



Einiges über Gehörhranhheiten. 


sert. 

Ohr 


Der Verf. hatte sich durch mehre Jahre mit den Gehör¬ 
krankheiten zu beschäftigen Gelegenheit gehabt. Seit 1828 
behandelt er alle Krankheiten homöopathisch , folglich auch 
die Gehörleiden und zwar mit so günstigem Erfolge, dass 
er 1828 von 16 Gehörkranken 6 heilte, 1829 von 48 — 14> 
1830 von 26 — 14? 1831 von 16 — 8 und 1832 von 21 4 

und 13 sind noch in Behandlung, die auf guter Besserung 


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ijind U nd als geheiit angesehen werden dürfen, noch ist 
aber dabei zu bemerken, dass T 9 ^ von den nicht Geheilten 
gleich in den ersten Wochen der Behandlung sich entzo¬ 
gen haben und der Verf. nur 4 Individuen als unheil¬ 
bar entlassen hat. 

Hier die Symptome der Krankheiten, welche geheilt 
(wurden, alphabetisch nach den Arzneien geordnet: 

Acid. pkosphoric. Schwerhörigkeit in der Entfernung 
|[von einigen Schritten). * 

Acid . nitr. Caries des Warzenfortsatzes. Angeschwol¬ 
lene Mandeln seit 3 — 4 Jahren und dadurch bedeutend ver¬ 
mindertes Gehör. (Nach Mercurial - Missbrauch, entstanden.) 

Arnica . Rauschen in beiden Ohren mit Taubheit des 
rechten Ohres und Stiche durch den Kopf vom rechten 
Ohre ins linke, bei Anlegung des Kopfes; (wie einen Schlag 
an das rechte Ohr). 


Schwerhörigkeit , durch Fall , Stoss , Schlag , Frömmeln , Schiessen und 
ahdere mechanische Einflüsse entstanden . 

Asa foetida. Ohrfluss mit Schwerhörigkeit, (in einem 
Falle wo früher Mercurial - Missbrauch statt fand). 

Aurum . Ohrausfluss, stinkenden Eiters aus beiden Oh¬ 
ren. Caries des Warzenfortsatzes. Girren (Knarren) im 
Kopf mit Gehörverminderung im rechten Ohr. Um das dop¬ 
pelte verlängerte Mandeln und dadurch vermindertes Gehör 
und- schwere Sprache. 

'Belladonna . Innere Ohrentzündung. 

Calcarea carb . Schwerhörigkeit, seit 26 Jahren, gebes¬ 
sert. Gehörverminderung mit Singen und Lauten in den 
Ohren oder, abwechselnd , wie Musik in den Ohren. 

Conium . Viel Ohrenschmalz von Aussehen wie gefaul¬ 
tes Papier mit eiterähnlichem Schleim vermischt; mit Ge¬ 
hörverminderung, die nach Entfernung des Ohrschmalzes 
aufhört, welches letzteres sich aber wieder anhäuft. Ohren¬ 
schmalz bekommt ein besseres Aussehen. 

Crocus. Sausen in den Ohren, dass sie weniger hört, 
am meisten beim Bücken , mit schmerzhafter Menstruation. 
Lycopodium . Ohrauslluss mit Schwerhörigkeit. Schwer- 







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hörigkeit mit nässendem, stinkenden Kopfausschlag. Schwer« 
hörigkeit. 

Mangan. acet. Verstopftheits - Gefühl in den Ohren 
mit Schwerhörigkeit . Knallen beim Schneutzen. Kitzel in 
den Ohren. Schwerhörigkeit , die durch Schnauben oder 
Schneutzen aufkört. Schwerhörigkeit mit der Witterung 
besser und schlimmer werdend. Sausen und Kauschen in 
den Ohren. Bei Catarrh und schlechtem Wetter verschlim¬ 
mert. Bei Schneutzen und Schlingen Knallen im Ohre und 
bei Gähnen Quatschen. 

Mer cur. solubilis. Gehör Verminderung, catarrhalischc , 
von Verhaltung. Rauschen im linken Ohre , mit Gehörver - 
minderung . Schwerhörigkeit die durch Schnauben und 

Schneutzen aufhört. Verstopftheitsgefühl des rechten Ohres. 
Läuten im rechten Ohre. Beim Verschlingen gelits auf und 
er hört gut. Vergrösserte Mandeln und dadurch Verschlies- 
sung der Tuba jßustachii mit Gehörverminderung. 

Nux vomica . Schwerhörigkeit nach Verkältung. 

JPulsatilla. Entzündlicher Ohrfluss, Ausfliessen eiterähn¬ 
licher Materie mit heftigem Stechen im Ohre. 

Silicea. Caries des Warzenfortsatzes. Beim Gähnen 
Knallen und besseres Gehör. Oefteres Vorschein und hu¬ 
scheln in den Ohren beim Schneutzen. Schwerhörigkeit 
seit 7 Jahren. Gehörverminderung, beim Vollmond vermehrt. 
Läuten im linken Ohre. Knallen im Ohre und dann besse¬ 
res Gehör. Kitzel in den Ohren, Schwerhörigkeit, die durch 
Schnauben oder Schneutzen manchmal aufhört, dass er gut 
hört. Es ist, als ob das Ohr mit Baumwolle verstopft sei. 

Staphysagria. Vergrösserte Mandeln und schweres Ge¬ 
hör (nach Mercurial-Missbrauch). 

Sulphur Tinct. Singen in den Ohren, feines Pfeifen, 
ohne Schwerhörigkeit. Gehörverminderung bei einem 70jäh¬ 
rigen Greis. 

Aus Vorstehendem ist ersichtlich, dass Verstopfung der 
Eustachsröhre nebst dem Ohr-Fluss die gewöhnlichsten For¬ 
men von Gehörkrankheiten unsers Landes sind, daher stets 
nach der Ursache genau geforscht werden muss. 

Der Verf. meint, dass in keiner Krankheit die Wieder^ 


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holung der Gaben so notliwendig ist, wie bei Gehörleiden. 
| Er sah sogar in vielen Fallen erst Besserung nach der 2-> 
3. Gabe derselben Arznei entstehen (zuweilen und oft auch 
sghon von der ersten), die dann in 2 . 4> 8 bis 14 Tagen 
wiederholt und zum dritten und vierten Mal wiederholt wer¬ 
den musste, bis der Effect bleibend war. Von der Electri- 
cität hat der Verf. in keinem Grade der Anwendung viel 
Hülfe gesehen. 

Dr. Äliher in St. Gallen. 


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Kritik über die Homöopathik und ihre Beziehungen zudem 
Selbstdispensiren der Aerzte etc, von Bupertus dem 
Zweiten 1833* 

[Biese Schrift enthält vieles über diesen Gegenstand schon 
Gesagte, nebstdem aber fehlen ihr auch nicht neue, sehr 
interessante Bemerkungen, durch die der Verf. das Selbst- 
ausgeben der Arzneien dein Homöopathiker zu vindiciren 
sucht. Wir empfehlen diese Schrift den Apothekern, dem 
Hufeland und Consorten.] 

Danksagung . 

Herr Jahr stattet öffentlich seinen Dank ab dem Herrn 
Hofr. Hahnemann und allen übrigen Aerzten, die am 10. Au¬ 
gust d. J. mit so ausgezeichnetem Wohlwollen seiner dachten. 


Corres p 011 de nz nach richten und Mi s c eilen. 

In der Gegend von Geldern, in Rheinpreussen, wird für eine an¬ 
gesehene Familie daselbst unter annehmlichen Bedingungen ein schon 
erfahrner homöopathischer Arzt gesucht. Nähere Auskunft ertheilt mit 
Vergnügen der dazu beauftragte 

Br. Hauhold, 


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Die Heilung und Prophylaxis der asiat • Cholera• 

Eine Abschrift eines von Veith zu Wien auf Verlangen der königl, 
baierischen Regierung entworfenen Aufsatzes 1832. 











Karlsruhe, den 12. August. Die homöopathische Heilmethode ist 
nun auch in unsere Kammer gedrungen, so wie sie in der Darmstädti¬ 
schen Kammer verhandelt worden ist. Der Abgeordnete Herr hat nämlich 
in der heutigen Sitzung eine Motion begründet, mit dem Anträge, die 
Kammer möge der hohen Regierung den Wunsch zu ernennen geben, 
dass für den theoretischen und practischen Unterricht in der homöop. 
Heilmethode auf den beiden Hochschulen des Landes gesorgt werde, 
und dass zu dem dabei erforderlich werdenden Gutachten nur solche 
Aerzte gewählt werden möchten, welche in dem allöopathisclien und 
homöopathischen Heilverfahren gleich bewandert sind; ferner, dass 
den betreffenden Behörden aufgegeben werde, dafür zu sorgen, dass 
die Verordnung, wonach jedem zur ärztlichen Praxis Unbefugten die 
Ausübung der Homöopathik untersagt ist, und die Uebertreter bestraft 
werden, endlich, dass die homöop. Heilkunde nur von solchen Aerz- 
ten angewendet werden dürfe, welche darin noch besonders geprüft 
worden sind. Der Druck und die Berathung des Vortrags des Abge¬ 
ordneten Herr wurde mit einer an Stimmeneinhelligkeit grenzenden 
Mehrheit beschlossen. 


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No. 3. (3ter Band) Leipzig, den 16. September 1833 - 


Einiges äh er die Grosse homöop athisc her G ah en und 
ihre W i e de rli o lun g. 


Der Verf. dieses interessanten Aufsatzes bemüht sich ei¬ 
nige nähere Indicationen für PViederholung der Gaben, und 
für Steigerung oder Verminderung der G abeng rosse festzu¬ 
stellen. Er rathet dabei zu berücksichtigen: 

A. Das Individuum . Im Allgemeinen wird ein leicht 
erregbarer Organismus eine kleinere Dose fordern, und ein 
topider, träger reagirender eine grössere. Es bleiben uns 
aber ausserdem noch grosse allgemeine Classeneigentliihn- 
lichkeiten am Individuum zu betrachten übrig. Hierher 
dürfte vor Allem gehören der Unterschied, den 

1) das Geschlecht darbietet. Die Verschiedenheit der 
Organisation des männlichen und weiblichen Körpers macht 
es wahrscheinlich, ja fast nothwendig, dass gewisse Medi- 
camente dem männlichen, andere dem weiblichen Körper 
entsprechender — verwandter sind. So ist z. B. Puisatilla , 


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191 


iIe,lnie ^: Sabina , Cocculits dem weiblichen; Nux vom., Acld. phosphor. 
dciDam-^ d em männlichen Körper näher stehend. Daher dürfte z. B- 

. Vulsatill. bei einem TVeibe in der kleinsten Gabe und ohne 

5rlW;'. Wiederholung die beabsichtigte Wirkung äussern , hingegen 
in der;; | beim Manne von demselben Mittel theils eine grössere Gabe, 
geborgt i^.j1 1heils auch Wiederholungen desselben erforderlich machen, 
heiiiu- j o) Das Lebensalter . Die erste Lebenszeit der Kinder 

•^feraai 15t e * n ß auc bieben. Mit der durch das Zahngeschäft ver- 
ttso bundenen Congestion nach dem Kopfe beginnt das Hervor- 
ün befugtJ- ■ treten der Gehirnbildungsperiode. Gegen das achtzehnte 
ertreter kl Jahr hin folgt das besondere Auflebenderllespirationsorgane 

i sA ; f den ersten Perioden - Ciklus schliessend. Von hier an neli- 

aöjidöip: , 
tragt deti 
eit 


men die Geschlechter verschiedene Lichtungen, und es be- 
| ginnt beim Manne das höhere Gehirn - Brustleben, wahrend 
beim Weibe ein ausgebildeteres Sexual-Bauchleben praedo- 
minirU Medicamente nun, welche zum eben vorherr¬ 
schenden Systeme in besonderem Bezüge und näherer Ver¬ 
wandtschaft stehen, sind im Stande durch die kleinste Gabe 
das Befinden des ganzen Menschen zu alteriren, also in 
kleinster Gabe noch wirksam und anwendbar. Daher ma&* 

o 

es denn wohl auch kommen, dass z. B. Chamomilla und 
Ignatia [und lpecac.~\ zur Zeit des kindlichen Bauchlebens, 
Belladonna und Calcar . carb. [und Mer cur .] zur Zeit des 
Zahnens und der Gehirnausbildungsperiode so trefflich und 
in so kleiner Gabe wirken. In diesem Umstande mag es 
liegen, dass Bulsatilla zur Zeit* des vorherrschenden Ge¬ 
schlechtslebens, dass Aconit ., Bryonia , Drosera , Stamium , 
Carb. veget. etc. zur Zeit des thätigeren liespirationslebens 
so ausgezeichnete Dienste leisten. Darin mag es liegen, dass 
Nux im reifen Mannesalter, Baryta carb. [ Secale ] etc. zur 
Zeit des greisenden Lebens so viele Leiden beseitigen. 
Sollte wohl von solchen der Individualität des Organismus 
spezifisch verwandten Medicamenten nicht eine sehr kleine 
Gabe hinreichen, die erwünschte segensreiche Beaction 
des erkrankten Organismus hervorzurufen? Hierher gehört 
auch, dass das kindliche Alter reizbarer ist, folglich kleine¬ 
re und seltenere Gaben verträgt, als das abgestumpfte Grei- 
senalter. 


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192 

3) Die Constitution . Bestimmte Constitutionen schei¬ 
nen bestimmte Temperamente zu bedingen , und diesen 
wieder gewisse Medicamente als verwandte Potenzen zu 
entsprechen , und dann sind sicherlich die kleinsten Gaben 
an ihrer Stelle* So dürfte Cham., [?] Puls., Sep., Caps., 
Ign., [eher als alle diese gehörte hieher Stramon ., Calcar., 
Opium u. a.] der Constitution mit vorwaltend vegetativem 
Leben, der Wiege des phlegmatischen Temperaments; so 
Aconit., Bryonia, Belladonna der mit vorwaltend animaler 
Sphäre begabten Constitution als Boden des sanguinischen 
Temperaments; so Nux vom. \Staphysagria , Anacardium, 
Colocynth. etc.~\ Arnica etc. dem mit vorwaltend sensibilen 
Leben einhergehenden Organismus, der oft Quelle des cho¬ 
lerischen Temperaments sein mag, entsprechen und als ver¬ 
wandte heilende Potenz nahe stehend, nur in kleinerer 
Gabe zu jeder erwünschten Wirkung nöthig sein. 

B. Die Krankheit als solche und zwar in Bezug 
auf ihren Verlauf. Bei acuten Leiden ist zwar die 
kleinste Gabe, aber diese in mehren Wiederholungen; bei 
chronischen grössere Gaben und, je nach der Hartnäckigkeit 
des Uebels öfter oder seltner wiederholt, erforderlich. 

2) auf ihre Intensität, welche in keinem geraden Ver¬ 
hältnisse zur Gabengrösse und Wiederholung stehen dürfte, 
da eine intensivere Krankheit wohl eine Gabenwiederho¬ 
lung, aber auch eine Gabenverkleinerung zu verlangen 
scheint. 

3) auf ihre Genesis . Hier haben wir es zu thun 

ci) mit Krankheiten, die ihren Grund im Organismus 
selbst haben, z. B. organische Verbildungen, hereditäre Lei¬ 
den , Nervenverstimmungen. Sie gehören den chronischen 
Krankheiten an , und es trifft sie das bei jenen über Grös¬ 
se der Gabe und ihre Wiederholung Gesagte. 

ZO Krankheiten, die von Aussen in den Organismus 
hineingetragen werden: als fixe Contagien, als Psora, Sy¬ 
philis, Sycosis und Miasmen, welche als Endemien, oder 
als Epidemien auftreten. Bei beiden haben wir Rücksicht 
auf Prophylaxe und eigentliche Kur zu nehmen. Als Pro¬ 
phylaxe dürfte dem den schädlichen Einflüssen immer aufs 


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Neue ausgesetzten Organismus die Gaben Wiederholung na- 
thig sein. Bei der Kur wird das mehr oder weniger Kin¬ 
neigen zur acuten Form die höhere Verdünnung, so wie 
die Wiederholung derselben bestimmen. 

C. Das ergriffene Organ . Organe der sensitiven Sphä¬ 
re würden die kleinsten, Organe der animalen etwas grös¬ 
sere, und Organe des vegetativen Systems die grossen Reize 
oder Dosen erfordern, und während Wiederholung dersel¬ 
ben in Krankheit von Organen zur sensitiven Reihe gehörig 
selten nötliig sein dürften, mögen solche bei erkrankten 
Organen der vegetativen, besonders der tiefer stehenden, 
z. B. des Drüsensystems, zur Norm gehören. 

D. Das zu gebende Medicarnent . Welch unendlicher 
Unterschied ist zwischen Arsenicum und Lcontodon , zwi¬ 
schen Campher und Natrinn mur . in Bezug der Entwickelt- 
heit ihrer alterirenden Kräfte? 

Obschon in diesem Punkte noch eine grosse Differenz 
zwischen den Ansichten der homöopathischen Aerzte obwal¬ 
tet, so möchten doch folgende Momente entscheidend sein 
für Gabengrösse und Wiederholung, als 

Der Grad der Kntwickeltheit , der im JVLedicamente 
liegenden Kräfte . Hier unterscheiden sich auffallend: 

a) Medicamente mit bereits entwickelter Arzneikvajt — 
flüchtige Mittel — als Campher , Valeriana , Bloschus etc . 
Solche Medicamente sind, wie selbst Hahnemann z. B. bei 
Anwendung des Camphers räth, in grösseren Gaben, und 
weil ihre Wirkung eine flüchtige ist, in schnellerer Wie¬ 
derholung zu handhaben. 

b) arzneiliche Körper mit schlummernder unentwickelter 
Kraft , die sich erst durch fortgesetzte homöopathische Bear¬ 
beitung aus der bis zu Null verminderten Materie loswindet, 
als Natrum mur., Calcar . carb. etc. Solche Medicamente 
müssen natürlich-in hohen, als den einzig wirksamen, Be¬ 
arbeitungen gegeben, und ihre Wiederholung kann nur nach 
längeren Zwischenräumen von Nutzen sein. 

2) Der Grad der Jßnergie ihres Jßingreijens in das Be¬ 
finden des menschlichen Organismus . Die heroischen, auf 
den menschlichen Organismus zerstörend einwirkenden 

13 






Medicamente als z. B. die Metalloide u, a. m. können nicht 
in grösserer Gabe ohne Schaden genommen 'werden , wäh- ;| 
rend Verbascum , Leontodou in jeder beliebigen Gabe keine j 
heftige Wirkung, und in hohen Verdünnungen wahrschein- 
lieh gar keine Wirkung haben dürften. Letztere möchten 
dahe>; auch wohl in grösseren und öfter wiederholten Ga¬ 
ben verabreicht werden. 

Dr. Schröii , 
prakt. Arzt in Hof 

Nachträgliche Bemerkung zu der in Nr, 19 — 21 des 2, Bandes dieser 
Zeitung enthaltenen Kritik der Schuhcrtschen Sclirijt, 

Der Recens. der Schuberts che n Schrift hat sich von sei¬ 
nem halbhomöopathischen Eifer stark fortreissen lassen und 
räumte der Allöopathik neben der Homöopathik auf Kosten 
der letzteren mehr Feld ein, als jener gebührt. Gross 
nimmt die Homöopathie gegen jenen Recensenten in Schutz 
und vertheidigt die Zulänglichkeit der Homöopathie in 
,,Wechselfiebern und den meisten besonders acuten Krank¬ 
heiten.“ Bei dieser Gelegenheit widerlegt Gross auch Herrn 
J. Hamberger, der in No. 12. d. Z. der Allöopathie in Be¬ 
handlung ,,der Flechte und in solchen Krankheiten, wo 
gleichzeitig widersprechenden Indicationen Genüge geleistet j 
werden soll“ den Vorzug vor der Homöopathie gibt. 


Eine Kranken g es chic ht e v on Dr . Y. 

Rosalie M, .. in W., 21 Jahr alt. — Bei beständiger 
Eingenommenheit des Kopfes, dumpfen Hinterhaupts - und 
herauspressenden Stirnschmerze, Schwindel den ganzen 
Tag, besonders beim Bücken. — Der Appetit gering; im 
Magen ein immerwährender Druck, der nach dem Essen 
viel stärker. — Zwei Finger unter den rechten falschen 
Rippen ein wunder schwieriger Schmerz; es ist oft, als 
hämmerte es darin; sie verträgt hier nicht den geringsten 
Druck. (Anfangs [im Jänner] konnte sie mit dem rechten 
Fusse nicht auftreten, ohne dass der Schmerz ins Unerträg¬ 
liche vermehrt wurde.) Stuhlungen nur alle 2 — 3 Tage- 









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Husten den ganzen Tag, weckt auch häufig des Nachts aus 
dem Schlafe, sehr anstrengend, bei Bewegung schlimmer; 
der Auswurf gering schleimig* —- Es ist, als hätte sie eine 
Hand inwendig am Brustbeine gepackt. — In den Gliedern 
oft Heissen und Stechen, oft auch tropfendes Laufen bald 
hier, bald dort. — Schlaffheit der Muskeln, welke, trockene 
Haut, grosse Abmagerung (seit dem Jänner), — Nach dem 
Essen regelmässig Frösteln über den Rücken, Blutandrang 
nach dem Kopfe, Hitze in den Wangen und gelindes Bren¬ 
nen in den Fusssohlen (seit dem Jänner). Abends eiskalte 
Füsse.-— Den ganzen Tag ist sie abgeschlagen und sehr matt 
und möchte beständig schlafen; der Schlaf Nachts meist un¬ 
ruhig; sie fährt oft mit Zittern aus schreckhaften Träumen 
auf. — Schwitzt bei jeder leichten Bewegung; gegen Mor¬ 
gen im Bette bedeutender Schweiss, der sie abmattete. — 
Puls klein, härtlich, etwas beschleunigt, ungleich.— Sehr 
traurig und niedergeschlagen; spricht nicht gern und sieht 
es nicht gern wenn man sie anredet. 

Den 2. Novbr. Sulphur x. Den 9« Novbr. Sulph. X. rie¬ 
chen, ohne Erfolg. Den 23. Novbr. Silic. £ und den 2. 
Decbr. wieder an Silic • ^ rie.chen. Den 8. Decbr. (credat 
cpiis vult) war Schwindel, Husten, Leberschmerz, Frösteln 
und Hitze nach dem Essen — Alles rein hinweggezaubert. 
Gegenwärtig, den 18. Jänner 1833 > ist die vollkommen Ge¬ 
nesene wieder eine runde Claurensche Schöne. 

Aus Oesterreich . JO . Red . 


Kritik . 

Gedanken iiber die ,,Isopatliik der Contagionen ** etc • von J. J, PK. JJux 

Hek sucht zu beweisen, dass das oberste Gesetz: Si- 
milia Similibtis mit dem in der ganzen Natur herrschenden 
Gesetze der Polarität zusammentreffe, die Homöopathie da¬ 
her mit Recht naturgesetzliche Heilkunst heisse. — Die ho¬ 
möopathische Zubereitung (Potenzirung) der Arzneien wirke 
so uniändernd auf diese, dass Potenzen sich zu verhalten 
scheinen zu dem früher absolut identischen Stoffe, wie beide 

13* 






Electricitätcn in ihrem polarisclien Gegensätze zu einander. 
Sic seien ursprünglich zwar dasselbe, ein Homon, werden 
aber durch Potenzirung zum Homoion, d. h. sie seien da¬ 
durch relativ identisch geworden. Dadurch sei die Mög¬ 
lichkeit der Heilung mancher 'Arzneisiechthume durch das 
Potenzirte idem^ d. li. Similliminn , erklärlich. — Ganz so 
verhalte sichs mit den potenzirten Contagien etc., die, als 
Heilmittel gebraucht, auch nur nach dem Gesetze: Similia 
similibus , und nicht aequalia aequalibus wirken. 

Gegen das aequalia aequalibus sprechen am deutlichsten 
die Arzneisiechthume. Wie könnten, sagt derVerf., wenn 
der Grundsatz: aequalia aequalibus in der Natur begründet 
wäre, Kaffee- oder Arzneisiechthum überhaupt Vorkommen? 


No. 4» (3ter Band.) Leipzig, den 23. September 1833* 

Bemerkungen aus der-Praxis von D r. liumm el. 

Der Verf. führt einiges über die Aufeinanderfolge der 
Mittel , und ihre Abwechslung mit einander, aus seiner Er¬ 
fahrung an. 

Schon Hahnemann lehrt, dass Ly copodium , beson¬ 
ders nach Calcavca und Silicea passe; von Bönninghau¬ 
sen lehrt ein Gleiches von Calcarea nach Sulphur und 
Acid . uitriyvon Phosphor und Acid . nitri, nach Käli% 
ohne dass man diese Erfahrungen unter ein Gesetz zu 
subsummiren versteht. Gleiche Erfahrungen hat der Verf. 
von mehren Mitteln gemacht, z. B. passt nach Mercur 
besonders Belladonna , manchmal auch Dulcamara , China 
und Sulphur; nach Antimonium crudum Pulsatilla , nach 
Aconitum Belladonna und Bryonia . [Auch dieser Noth- 
behelf unsrer Therapie wird wenig fruchten. Arzneien, die 
auf gewisse Organe auf eine ähnliche Art einwirken, müs¬ 
sen bei Krankheiten dieser Organe natürlich concurriren und 
auf das erste Mittel, wenn es nicht hilft, ein zweites mög¬ 
lichst ähnliches , folgen] 





Spigelia scheint, der rheumatischen und gichtischen Au¬ 
genentzündung besonders zu entsprechen, Schmelzen m 
den Umgehungen des Auges und tief im Auge selbst -weisen 
auf diess Mittel hin, — 

Euphrasia leistet innerlich und äusserlich angewendet 
nicht nur Ausgezeichnetes in Hornhautflecken, sondern heilt 
auch Entzündungen der Hornhaut und die Blennorrhöen der 
Gonjunctiva bulbi et palpebrarum . 

Bei Durchfällen sind Mer cur, JJulcamara , China , Phos¬ 
phor und Secale cornutum Hauptmittel. Ersterer, der Mer- 
cur , passt besonders bei schleimigen, grünen, blutigen, mit 
Tenesmus verbundenen Stühlen. E)ulcamara heilt die mei¬ 
sten Sommerdurchfälle, die wässrigen, mit Kolik verbun¬ 
denen, und die nächtlichen in einer Gabe. China entspricht 
mehr der Lienterie. Phosphor hilft bei chronischen, schmerz¬ 
losen Durchfällen, die oft das Allgemeinbefinden nur lang¬ 
sam untergraben. Secale cornutum ist bei schleimig belegter 
Zunge, pappigem Geschmack und viel Kollern im Eeibe 
besonders heilsam, muss aber da manchmal wiederholt wer¬ 
den. Ungekochte, frisch gemolkene Milch ist oft ein un¬ 
schätzbares Mittel in Durchfällen der Kinder, wenn sie den 
passenden Mitteln nicht weichen. 

Die Angina catarrhalis heilt selten Belladonna , selten 
TJulcamara , am öftersten und schnellsten helfen aber beide 
Mittel, wenn man voraus eine Gabe Mercur gegeben hat. 
Manchmal ist es nötliig, diese auch noch einmal zu wie¬ 
derholen und so mit den Mitteln abzuwechseln. Belladonna 
verdient dann den Vorzug, wenn die Rötlie im Schlunde 
lebhaft, die Schleimabsonderung gering, der Schlund mehj 
trocken ist. Dulcamara passt besser beim Status pituitosus . 
Bei sehr entzündlicher Reizung bekommt es gut, eine oder 
zwei Gaben Aconitum vorauszugeben. Der Verf. weiss noch 
keine bestimmten Indicationen anzugeben, wo statt dieser 
Mittel Baryta , Argentum , Cocculus und Acid . phosphoric. 
anzuwenden sind. Die Disposition zur öfteren Wiederkehr 
der Anginen hat Sepia mehrmals getilgt. 

Auch bei Croup und Husten mit Croupton hat der 
Verf .Hepar sulphuris abwechselnd mit Spongia mit grossem 







198 


Nutzen gegeben; und es schien fast, als kürze dieser Wech¬ 
sel der Mittel den Verlauf der Krankheit mehr ab, als wenn 
man blos Spongia oder blos Hepar . sulphuris giebt. Auch 
Phosphor hat der Verf. einigemal, wo die Besserung zu 
zögern schien, zwar auch mit Nutzen, aber ohne sehr auf¬ 
fallende Beschleunigung oder Genesung gegeben. Es waren 
dies meistens Fälle, wo der Crouphusten der Wassereruption 
vorausging oder sie begleitete. 

Kinder, vorzüglich in der Zahnentwickelungsperiode, 
aber auch früher und später, werden oft plötzlich von 
Krämpfen befallen, die den epileptischen gleichen. Die 
Kinder fangen an mit den Mundwinkeln zu zucken, be¬ 
wegen immer schneller krampfhaft die Muskeln der Wangen, 
der Stirn und die Augenlieder, sehr oft auch die Augapfel, 
wenn diese nicht 6teif ollen dastehn. Es wird Schaum vor 
den Mund hervorgetrieben , und die Zunge und innere 
Wangenfläche oft durch Beissen verletzt; Trismus. Die 
Arme, seltner die Füsse, zucken ebenfalls. Der Anfall en¬ 
det gewöhnlich nach 5 Minuten bis einer halben Stunde, 
indem die Kinder, von Schweiss bedeckt, in einen so porösen 
Schlaf verfallen, aus dem sie entweder zu neuen Krämpfen 
erwachen, oder doch nach einer vollständigen Inlermission 
bald wieder von neuem davon befallen werden, frequenter 
Puls, Phantasiren und unwillkührlicher Harnabgang. Hier 
thut die Ignatia Wunder, muss aber bisweilen in Zwischen¬ 
räumen von ein Paar Stunden mehrmals wiederholt werden. 

In Schnupfen mit allgemeiner hysterischer Aufgeregtheit 
und dumpfem Stirnkopfweh verbunden, hilft Ignatia ebenfalls. 

Der Mercur . verdient wohl nicht das Anathein, das 
Hahnemann in dem Buche von den chronischen Krankhei¬ 
ten über ihn ausgesprochen hat; er ist ein sehr wirksames* 
fast unentbehrliches Mittel. Als Criterium seiner Anwend¬ 
barkeit betrachtet der Verf. besonders den Schweiss; er ist 
das, was Aconit für den entzündlichen Zustand ist, für den 
subinflammatorischen, sogenannten rheumatisch - catarrhali- 
schen Zustand, wenn die trockene Haut fehlt. Bei Zahn¬ 
weh, reissender, stechender Art, mit Speichelfluss, kann 
er nie entbehrt werden. Bei gichtischen und rheumatischen 







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Schmerzen, wobei die Kranken trotz alles Schwittens nicht 
erleichtert werden, ist er das Specificum. Durchfälle über* 
baupt, besonders aber grüne und blutige heilt er; für seine 
Anwendbarkeit spricht dabei besonders einiger Tenesmus. 
Er ist ein für Kinder besonders passendes Mittel. Seine von 
Hahnemann nach Aegidi angeführte Kraft, nach Missbrauch 
des Schwefels den Organismus wieder fiir die Einwirkung 
homöopathischer Schwefelgaben empfänglich zu machen, 
hat der Verf, oft bestätigt, auch dient er da als vorzügliches 
Zwischenmittel, wenn einige Gaben Schwefel eine Krank¬ 
heit zwar sehr gemildert .^haben, aber nun ihre weitere 
Wirkung versagen. In Seitenstich erfolgte einigemal Hei¬ 
lung, nachdem andere passende Mittel umsonst waren ange¬ 
wendet worden. 

Hyoscyamus ist sehr wirksam in trocknem Reizhusten, 
scheint öfter als die Belladonna in Nervenfiebern zu passen 
und hob einmal einen Unterleibsschmerz, der nach einer 
Entzündung dieses Organs zurückgeblieben war und andern 
passenden Mitteln nicht wich, sehr schnell. 

Acidum phosphoricum ist das grosse Antisthepicum der Ho¬ 
möopathen; es scheint besser in niederen Verdünnungen zu 
wirken, und kann ohne Nachtheil oft schon alle 3 — 4 Stunden 
wiederholt werden. Wenn Durchfälle, Maulfaulheit, grosse 
Schwäche, dumpfe Unbesinnlichkeit ein nervöses Fieber 
begleiten, $ann ist es ganz an seiner Stelle. [Ist folglich 
kein ,, Antisthenicum“ sondern ein Anti- asthenicum. 

Lycopodiurn passt besonders dann im Nervenllcber, wenn 
die Kranken mürrisch aus dem. Schlafe erwachen, mit 
Schimpfen und Schreien und Ungezogenheit sich gebärden 
und der Leib dabei verstopft ist. 

(Fortsetzung folgt.) 


JMeine Gedanken bei Durclilesung der lsopathik der Contagionen 
des Herrn JVL. Lux . 

Das Endresultat der Betrachtungen und Besprechungen 
dieses Gegenstandes lässt sich auf folgende Funkte reduciren: 
1) Acute ansteckende Krankheiten haben ihren naturgemäßen 













Lebenslauf, welchen sie durchlaufen müssen, sollen sie 
dem Organismus, worin sie vegetiren, nicht gefährlich wer¬ 
den oder durch Folgekrankheiten schaden. Ob wir ihren 
Lebenslauf beschleunigen, ihre Euthanasie schneller herbei¬ 
führen können, mag der Verf. nicht entscheiden. [Gross 
hat Recht, das können wir.] 2) Chronische ansteckende Krank-., 
heiten hingegen erfordern Mittel, welche dies kranke Indivi¬ 
duum tödten, diese kranke Vegetation vernichten können, in¬ 
dem sie dessen Lebenslauf durch Aufregung gewaltsam zum 
Ende führen. Sie wandeln gleichsam die chronische anstek- 
kende Krankheit in eine acute um und führen sie auf die hö¬ 
here Stufe dieser, wo sie in Selbslreproduction erstirbt. 3) Die 
potenzirten Krankheits - Ansteckungsstoffe sind die Stoffe 
nicht mehr, wie sie die Natur producirte, sondern veränderte 
Stoffe, und wo sie vielleicht ihrer Mutterkrankheit vernich¬ 
tend in den Weg treten, da heben sie diese nicht als ein 
Aetjuale, sondern als ein Simile oder Simillimum, Was übri¬ 
gens für die Theorie ganz gleichgültig ist. [Gross wider¬ 
spricht da dem Verf. wohl mit Unrecht.] 4) Uebrigens sind 
die Krankheits» Ansteckungsstoffe, potenzirt und innerlich 
genommen, sehr bedeutende Heilmittel, deren Ausprüfung 
das Wünschenswertheste ist, und welche, wie manche Na¬ 
turheilungen beweisen, gewiss geeignet seyn werden, viele 
Folgeübel theils der eignen Mutterkrankheit, theils anderer 
zu dieser Klasse gehörenden, so wie auch gewiss noch viele 
bis jetzt ganz unheilbare Krankheiten zu heilen. 

Dr. Kretzschmar zu Belzig, 


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C orr e s pon den znachri cht cn und Mi sc eilen. 

Dr . Luther an Dr, Hauhold in Leipzig . 

Nizza , den 1. Juni 1833. 

Ueberliaupt scheinen hier die homöopathischen Heilmittel mit weit 
grösserer Leichtigkeit auf den Organismus einzuwirken , * als in den 
nördlichen Gegenden, und es ist ganz vorzüglich die Nux, die den 
italienischen Naturen ausserordentlich woliltliuü. Die hiesigen Aerzte 
kannten die neue Lehre kaum den Namen nach, doch giebt es schon 


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wehre, die sich mit Eifer auf das Studium derselben legen. Leider 
werden sie bei ihrer völligen Uiikenntniss der deutschen Sprache nur 
Sehr unvollkommen teüssiren. Man findet bei ihnen nicht die hart¬ 
näckige Widerspenstigkeit, wie bei den deutschen Allöopathen • sie 
bekennen offen, dass- sie die neue Lehre gar nicht kennen und suchen 
sich darüber zu belehren. 


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Literatur, 

Sprenget, weil. Prof, Dr., über Homöopathie. Zwei Programme, 
geschrieben JS24 und 1832, aus dem Lateinischen übersetzt und eilige^- 
leitet von Dr. Ludwig Schräg ge, 

liahnemann , Hofrath Dr. Samuel , reine Arzneimittellehre. Zwei¬ 
ter Theii. Dritte vermehrte Auflage. 

Handhuch der Diätetik und Gesundheitserhaltungskunst nach allöo- 
pathischen und homöopathischen Grundsätzen etc. 


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No. 5. (3ter Band) Leipzig, den 30. September 1833. 

B e m e r k u n g e n zu dem ,,amtlichen Gutachten uh e r H 0 m ö o- 
■pathie“ von Link , in No, 19. der Berliner 
JVL e di c i ni s c h en Zeit 11 n g. 

Kein homöopathischer Arzt wird dieses Gutachten ohne 
Dankgefühl gegen den Verfasser gelesen haben, insofern es 
sich darin um Entscheidung über die Existenz und Duldung 
der Homöopathie im Staate überhaupt handelt. — Erken¬ 
nen w r ir es aber auch gebührend an , die Freiheit der Wis¬ 
senschaft in Schutz genommen zu sehen, so können wir 
uns doch von einer andern Seite, mit mehren einzelnen 
Aussprüchen des Herrn Berichterstatter nicht einigen. 

Line Ausnahme von den Gesetzen überhaupt verlangt der 
homöopathische Arzt nicht, wohl aber eine Emancipation aus 
einigen Beschränkungen der Medicinal-Verfassung. Das Ge¬ 
setz kann nicht den Standpunkt de r Kunst, sond ern die 
Kunst muss das Fundament d es Gesetzes bestimm en. So 
wenig nun bei Feststellung der Medicinal -Taxe^m die Ho¬ 
möopathie gedacht wurde, eben so wenig/dachte man bei 
Ertheilung der ganzen Medicinal-Verfassung an die Homöö* 


> . 


















202 



pathie, und erstere entsprach daher nur dem damaligen 
Standpunkte der Wissenschaft und Kunst. Die Homöopathie 
bildet nicht ein blosses theoretisches System, sie operirt 
nicht mit den von jeher bestandenen praktischen Werk¬ 
zeugen der alten Arzneischule, sondern die Homöopathie 
tritt als eine neue Medicin, neu in ihren Principien, neu 
in ihren Werkzeugen auf, sie verschmäht den Technicismus 
der alten Arzneischule, sie kennt die Heilwerkzeuge der 
letzteren theils in der Materie wenig, theils in der Form gar 


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herrschenden Medicin unabhängigss Phänomen, — und für 
ein solches können in technischer und polizeilicher Hinsicht 
die vor ihrer Zeit gegebenen Medicinal«Verordnungen/nicht 
durchgängig passen. Die neue medizinische Schule kann 
unbeschadet der Kunst mehren für sie nicht gegebenen Ver- 
Ordnungen nicht aptirt werden; sie hofft sich soviel Bedeu¬ 
tung für die ganze Menschheit zu verschaffen, um ein um¬ 
gekehrtes Verhältnis verlangen zu dürfen. — Ob es zweck¬ 
mässig sei , einen Professor der Homöopathie auf Universitä¬ 
ten anzustcllen? — Wird es nie homöopathische Examinato¬ 
ren geben, so könnte das Studium der Homöopathie dem 
Gange der Wissenschaft überlassen bleiben; statuirt man aber 
die Möglichkeit, dass es unter den Mitgliedern der Prüfun¬ 
gen homöopathische Aerzte gäbe, was doch wohl der Fall 
werden könnte, so wäre natürlich, dass diese auch in der 
Homöopathie prüfen würden, und wäre eine solche Prüfung 
zulässig, so müsste auch verlangt werden, dass für Gelegen¬ 
heit: gesorgt sei, in solchen Prüfungen bestehen zu können. 

Wie soll es möglich sein, dass die Mitglieder einer Prü¬ 
fung??- und Untersuchung6-Commission nach dem Stande der 
ppisseuschaft urtheilen und Recht sprechen können, wenn 
sie nicht Virtuosen in der fraglichen Branche der Wissen¬ 
schaft sind? 

Dem Kranken kann die Entscheidung, wie er behan¬ 
delt sein wolle, und das liecht, sich die Behandlungsart 


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beim Arzte zu bestellen, nicht'zugesfanden werden. 


widerspräche der Würde des Arztes und der Wissenschaft. — 
Dem Kranken muss es genug sein, dass der Arzt, dem er 


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203 


fejjein Vertrauen schenkt, verpflichtet ist, nach seinem Gewis¬ 
sen und seiner besten Ueberzeugung zu verfahren. Tritt der 
Fall einer Klage gegen den Arzt ein, so kann nicht danach 
entschieden werden, ob der Arzt allöopathisch oder homöo¬ 
pathisch curirt habe, sondern es handelt sich nur darum* 
hat der homöopathische Arzt auch nach dem Stande der Ho¬ 
möopathie als Wissenschaft und Kunst gehandelt oder nicht? 
Das letztere aber übersehen und entscheiden, kann im- 


icipieineo 

’echnboi 

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es, von 


lerHisi 


mer nur ein praktischer Homöopath. 


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Aus dem andern Theil des Berichtes, welcher über das 
~ m Dispensireu handelt, sieht man wohl, dass der Herr Refe¬ 
rent nicht Homöopath ist, und. T nicht dasjenige fühlt, was 
die homöopathischen Aerzte in diesem Bezüge, nicht aus 
ckulelf Eigensinn, nicht aus Iflojalitat oder schnöder Gewinnsucht, 
ibenenl’l SO ndern aus NothWendigkeit, von der Kunst selbst ausge?» 
vieljk? hend , empfinden müssen. 

m eine 9i jBereztwillig werden die Apotheker schon werden , wenn 
man sie gehörig bezahlt,“ — Soll dies ( als Grundsatz gel- 
.ten, auf den eine gewissenhafte Bereitung der liomöopathi- 
sehen Medicin gebaut werden kann, dann ist es um die 
Segnungen der Homöopathie geschehen; dann wehe dem ar¬ 
men kranken Volke, seine Erlösung von der Verdammniss, 
entweder in seinem Krankheitselende zu verschmachten, oder 
mit seinem letzten schwererrungenen Nothpfennig einem 
einzigen Stande von wenigen Individuen gegen die Bevöl¬ 
kerung von Millionen zu opfern, ist noch nicht zu Ende. 

fVas die Infection der homöop . IVLedicamente durch an¬ 
dere Arzneistoffe anbelangt, so geht der Herr Referent ganz 
von einem unrichtigen Gesichtspunkt aus. Rohe JDroguen 
werden durch Zusammenliegen und Zusammenpacken nicht 
so leicht verändert werden, eben weil sie noch roh sind, 
auch sind ausländische Droguen der allergeringste Theil der 
Medicamente für die Homöopathie. Die Infection ist beson¬ 
ders in dem täglichen und stündlichen Dispensiren der höchst 
verdünnten geistigen Tinkturen zu fürchten. Das ist aber 
in dem völlig durchdrungenen Hause eines Apothekers eben 
so wenig zu vermeiden, als es durchaus unzulässig ist, dass 
ein Apothekcrgehiilfe dispensirt. 


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204 



Aber die Apotheker sind ja auch nicht einmal befähigt, 
durchgängig homöopathische Medicamente herzustellen. Wo 
ist ein Pharmaceut, dem es zukommt und der es ver¬ 
steht, zu den Kranken zu gehen und Contagien aufzu¬ 
nehmen und zum arzneilichen Gebrauch zuzubereiten? 
Oder soll sie ihm etwa ein Arzt ins Haus bringen? 

Bei Klagen gegen einen homöopathischen Arzt möchten 
wohl vorgelegte Kecepte wenig entscheiden. Es ist gleich, 
ob er die gebrauchten einfachen Mittel mündlich oder schrift¬ 
lich angiebt, da es sich nur darum handeln kann, ob ein 
richtiges oder falsches Mittel gereicht worden sei. Um Feh¬ 
ler in der Receptirkunst, um Versehen in der Gabengrösse, 
kann bei der Homöopathie nicht gestritten werden, und 
geht der homöopathische Arzt mit verbrecherischen Attentaten 
um, so können durch Vorlegung der Recepte diese eben so 
wenig nachgewiesen oder bestritten werden, als man den 
Allöopathen zu hindern im Stande ist, dem Kranken irgend 
Etwas böslicher Weise versteckt beizubringen. 

Soll der homöopathische Arzt durch die Receptur unter 
Kontrolle, gestellt werden, so ist es billig, dass auch die 
Apotheker hinsichtlich ihrer homöopathischen Offizinen eben 
so controllirt werden, als man die allöopathischen Arznei- 
vorräthe von Zeit zu Zeit einer Revision unterwirft. Wie 
will aber die Medicinal-Polizei das anfangen, da die ho¬ 
möopathischen Medicamente weder durch sinnlich wahr¬ 
nehmbare Merkmale geprüft, noch durch chemische Rea- 
gentien in Bezug auf ihre Aechtheit untersucht werden 
können. 

Wäre es ausführbar, dass ein homöopathischer Arzt bei 
Anlegung einer Offizin, während der Anfertigung von einem 
Paar Hundert Medicamenten zugegen sein könnte, so wer* 
den in der Folge dennoch hinter dem Rücken des Arztes 
Falsa Vorkommen, die keine Untersuchung entdecken kann; 
wahrend der allöopathisclie Arzt und das Publikum durch 
viele Prüfungsmittel gesichert sind. Es ergiebt sich also 
hieraus, dass der Staat dem Publikum in Bezug auf homöo¬ 
pathische Medicin gegen die Apotheker nicht diejenige Ga¬ 
rantie zu leisten im Stande ist, welche das Letztere mh 


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'"Nftöuben dem Rechte, "wie rücksichtlich der allöopathischen 
xusits, Arzneien, forden darf. Darum werden die homöopathischen 
•d b JAerzte das Selbstdispensiren auch nicht als eine Bevorrecli- 
«tftafitigung, sondern als ein Werk der Nothwendigkeit betrachten, 
zuai, Ö ° Phothophilus. 

ringen [Ein sehr interessanter Aufsatz und deshalb hier, so 
Atzh* weit es ging, mit des geistreichen Verfassers eignen Worten 
Es ist ;V wiedergegeben.] 

:li oder*, 
kann, 
sei, h 
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Kritik. 


lenAßrj 
diese k 
als m. 
anken b 


Die Hautkrankheiten, oder systematische Darstellung der verschiedenen 
Ausschläge nach ihrer Form, nach den begleitenden Em-pßndungen und 
nach den Theilen, woran sie erscheinen, bearbeitet auf homöo¬ 
pathische Weise von Dr « E% F* Rückert in Camenz • 

Leipzig, 1833 bei L. Schumann. 


[Herr Dr. Trinks tadelt nicht ohne Grund die innere 
Einrichtung dieser Schrift und spricht ihr allen practischen 
ecepfr;Vyvcrtli Letzteres möchte doch nicht der Fall sein, da 

assrf c li eS e Schrift, im Geiste der übrigen systematischen Dar- 
faiü Stellungen bearbeitet, zwar dieser letzteren Mängel, aber 
ctol" auch ihren, wenn auch geringen Antheil in der Erleiclite» 
m rung des Studiums der Arzneimittellehre theilt.] 

, iifel l 
ijlici P! 

Ql’scb 
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er tei 
von 


ere ^ 


Gegenbemerkung des Herrn Dr. Griesselich. 

[Griesselichs Skizzen, das Gehaltvollste und Interessan¬ 
teste, was voriges Jahr im Gebiete der homöopathischen 
Literatur erschien, sind in dieser Zeitung einer sehr ungün¬ 
stigen und sehr bissigen Kritik tlieilhaftig geworden.] 

[In diesen Gegenbemerkungen schreibt Griesselich seinem 
Recensenten, dass es falsch sei, dass ihm „Jemand“ eine 
Brille aufgesetzt habe, um durch diese die Leipziger Aerzte 
zu betrachten; dass er in seinem Artikel ,,Leipzig“ nicht 
mehr sagt, w*eil gerade Messzeit war, wo die Aerzte mehr 
beschäftigt waren; dass er nur das in seinen Skizzen erzäh¬ 
len wollte, was er von den Acrzten ihm wichtiger Schei- 









nendes erfuhr, keineswegs aber die Verdienste Einzelner 
als Schriftsteller etc. hervorzuheben; dass es nicht edel sei, 
wenn auch Griesselich sich undankbar benommen hätte, 
es seine Nachfolger entgelten lassen zu wollen; dass er die 
Opposition als nothwendig anerkenne; dass Recensent den 
Schlusssatz des Artikels ,»Leipzig“ ganz missverstanden habe; 
dass Recensent an mehren Stellen des Satyrikers Mäntelchen 
für die Dame Wahrheit übersah und endlich, dass es ihm 
lieb gewesen wäre zu wissen, wer mit ihm als Recensent 
sprach.] Doch die Chiffre Y., sagt Griesselich, giebt mir 
den Wegweiser, denn Y ist der Nachbar von X und diess 
ist ja die unbekannte Grösse der Mathematiker. So lassen 
Sie, Unbekannte, aber doch Bekannte, wenn auch nicht 
Genannte, uns aufs neue Freundschaft schliessen, denn so 
gar f griessgramig sind Sie doch gegen mich nicht, und ich 
noch weniger gegen Sie, wenn Sie auch zuweilen, was 
die Interpretation meiner Schreiberei anbelangt, den Fleck 
neben das Loch gesetzt haben und hie und da nur mit 
„Wir“ statt mit Gründen sprechen. — Also Friede! sK 

Y erklärt darauf in einer Anmerkung, dass er einsieht, > 
dem Dr. Griesselich Unrecht getlian zu haben und bietet j 
iffm die Hand zur Bestätigung des Friedens. 


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Nö tliige Bemerkungen zu einer Becensioru 

£Herr Dr. Bethmann hat in den Annalen eine Entbin¬ 
dungsgeschichte mitgetheilt, die in No. 18 des vorigen Ban¬ 
des dieser Zeit, anonym kritisirt wurde. Der Kritiker („38“) 
stellt die ,,Glaub würdigkeit“ dieser Krankengeschichte zwei¬ 
felhaft, weil bei Bezeichnung der Kopfgeschwulst das Bei¬ 
wort „schlaff“ fehlte. Das ist nun freilich sehr unbillig 
und kränkend. Solche beleidigende und unverdient krän¬ 
kende Recensionen kommen überhaupt in dieser Zeitschrift 
oft vor. • Dadurch werden die Leser se,hr bald dalun 
kommen, dass sie gar keine Recension mehr lesen, oder ihr 
wenigstens keinen Glauben beimessen. 


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Karlsruhe, den 11. Mai 1833. 

Bekanntlich hat ejne grosse Anzahl von Grossherzogi. Hess. Unter- 
thanen des Bezirkes Hungen hei der Ständeversaimnlung zu Darmstadt 
eine Petition eingereicht, worin um Freigeben des sogenannten Selbst- 
dispensirens homöopathischer Aerzte gebeten wird. Vor wenigen Ta¬ 
gen hat der Abgeordnete Schacht (Trofessor in Mainz) einen sehr gün¬ 
stigen Bericht in der Kammer vorgetragen, der sich nicht allein der 
Bitte der Petenten in specie, sondern der Homöopathie im Allgemeinen 
sehr gewogen zeigt. 

Unter den Aerzten gewinnt die Homöopathie bei uns immer 
grössere Ausdehnung. In der Stadt Pforzheim bilden sämmtliche Aerzte 
einen Verein, uni die Wahrheit der Homöopathie praktisch zu prüfen; 
oben an steht Dr. Müller, Physikus des Siechenliauses; auch der Ober- 
amtsphysikus ist noch passives Mitglied: er will erst sehen; Dr. Müller 
erfreut sich bereits schöner Resultate. Leider haben sich aber auch 
einige Unbefugte der Homöopathie in die Arme geworfen und treiben 
mit Pulvern einen schnöden Handel. Diese Menschen berauben die 
Homöopathie der grössten Waffe gegen ihre Widersacher, denn der 
homöopathische Arzt soll mit dem Apotheker nie in Concurrenz ge- 
rathen. 

Von unserem Medicinal- Collegium hat sich immer noch Niemand 
zur Homöopathie herangelassen, und die Heidelberger Professoren sind 
fortwährend fast alle erbittert; Chelius ausgenommen, -welcher, nach 
der Versicherung des Herrn Geh. Hofrath Dr. Kramer, geneigt ist, die 
Sache zu studiren. — Dr. Kramers Zurückkunft hat eine kleine P».e- 
volution bewirkt, und unter dem Publikum hat seine Bekehrung grosses 
Aufsehen gemacht, was die Aerzte durch die verschiedensten Nachre¬ 
den zu lähmen sich eitel bestreben. 

Die in süddeutschen Blättern verbreitete Nachricht, die Homöo¬ 
pathie solle, in Folge unglücklicher Heilversuche zu Berlin, in ganz 
Preussen verboten werden, hat sich, laut Nachrichten aus Stielers 
Feder, als lügenhaft erwiesen. 

Dr. Griesselicli , 


Eine robuste stillende Frau setzte sich einer Erkältung aus. Die 
Milch blieb aus; heftiges Fieber trat ein. Nach, Ötägiger allöopathi- 
sclier Behandlung fand der Verf. die Kranke wahnsinnig, mit aufge¬ 
dunsenen! Gesichte, halb schlafend und dabei wimmernd, dann plötz¬ 
lich phantasirend, den Hals wund und roh, durst- und appetitlos; 
voller Puls; der Wahnsinn, bisweilen sehr wüthend, trat regelmässig 
nach Mittag bis Mittelnacht ein. Der Verf, liess alle Mittel entfernen. 


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gab für den nächsten Moi’gcn Beilad . und die Frau war gesund. Einige h 

Schwäche hob China. ^ 

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Diejenigen Herrn Aerzte, die Mitglieder des homöopathischen Ver- • „ 

eins sind, werden hierdurch freundlich aiifgefordert, ihre jährlichen 
Beiträge zum homöopathischen Stiftungsfond baldigst einzusenden. ^ 

Das Directorium des homöopathischen^Vereins . U 

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No. G* (3ter Band.) Leipzig, den 10. October 1833* ^ 

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Heilungs geschickten v on D r, Rummel . r 

(Fortsetzung,) 

Demoiselle Sch seit drei Jaliren krank, von Krank¬ 
heit braunen Teint, entdeckte vor einem Jahre die wahr- 2 

scheinlich schon länger vorhandene, fast kinderkopfgrosse ^ 

Geschwulst in der rechten Seite, (das rechte Ovarium?) £ 

die blos bei Berührung schmerzte. Ihre Menstruation fliesst c 

alle drei Wochen einen Tag lang, das Blut ist blass, stinkig; £ 

8 Tage vorher bekommt sie Schnierz im Halse beim Scliluk- l 


ken, wobei öfters die eine Seite des Schlundes sehr an- £ 

schwillt. Sie ist dabei sehr angegriffen, die ganze Brust * 

thut weh und es verbindet sich damit Husten mit Schleim- i 

auswurf, auch besonders des Morgens und Abends dumpfer j 

Kopfschmerz. Auch nach der Menstruation dauert dies i 

Uebelbefinden noch mehre Tage, so dass sie kaum 8 —10 j 

Tage von diesen quälenden Beschwerden frei ist, wo sie 
dann ein leidliches Wohlsein geniesst. — Pulsat ., Sulphur % 

Sepia x; und Conium mac. x 1 stellten die Kranke in einigen 
Monaten, bis auf einen kleinen unschrnerzhaften Rest der 
Geschwulst, -wieder her. [Das Alter der Patientin hätte an¬ 
gegeben werden sollen.] 

Frau vonA..., eine junge seit zwei Jahren verheirathete 
Dame von zartem, reizbaren Körperbau, litt bei dem Ein¬ 
tritt der Menses, die nicht sehr stark flössen, allemal an 







heftig schneidenden Leibschmerzen, als wenn Messer darin 
hin und her führen, dabei Kückens chm erz. Erbrechen von 
Galle, Schleim und Speisen; vorher ging Weissfluss mit 
häufigem Pressen zum Urin bei sehr weinerlicher Stimmung. 
Sie nahm dagegen den 18» Januar 1830 Phosphot. ir» bekam 
die nächste Menstruation mit nur geringen Leibschmerzen 
und das Erbrechen blieb ganz weg. Die nächste Menstrua¬ 
tion blieb ganz aus, und sie fühlte zu ihrer grossen Freude 
| ihren seit 2 Jahren vergeblich gehegten Wunsch erfüllt, und 
sich schwanger. Schon mehrmals will der Verf. beobachtet 
haben, dass nach Phosphor . Schwangerschaft eintrat, doch 
will er das mehr dem durch' die antipsorische Behandlung 
herb eigeführten gebessertem Allgemeinbefinden, als der un¬ 
mittelbaren Wirkung des Phosphors zugeschrieben wissen.— 

Kleo aus Merseburg, ein I7jähriger Tagelöhner, hatte 
auf dem dickaufgetriebenen Schienbein ein Geschwür 
von der Grösse eines Gulden, nachdem er schon Jahrelang 
Schmerzen von Zeit zu Zeit in dem Fusse gehabt hatte, 
| das durch seine Tiefe und sein Ansehen offenbar das Er¬ 
griffensein des Knochens anzeigte. Er war blos äusserlich 
behandelt worden, und klagte auch über keine andern Be¬ 
schwerden, selbst keinen bedeutenden Schmerz im Ge* 
schwür, wenn er den Fuss schonen konnte. Eine den 30. 
September 1830 gereichte Gabe Calcarea brachte bis zum 
1. November das Geschwür zum Heilen, und er hatte blos 
noch über ziehenden Schmerz im Beine zu klagen, woge¬ 
gen er slcid . nitr . erhielt. Da er am 17. Januar 1830 ganz 
wohl, aber der Knochen noch dick war, so nahm er Mc- 
zereum fp, -worauf das Uebel sich gänzlich verlor. 


[Aufgetriebenheit der Knochen am linken Arm bei einem 
siechen 16jährigen Korbmacher nach etwa einjähriger Be¬ 
handlung nach gereichten achtzehn Arzneien geheilt. — 
Nicht belehrend, wird daher überschlagen.] 

Flechte an den Handrücken und im ganzen Gesichte, 
sie juckte heftig, besonders Abends, dann quoll aus der 













210 


äufgerisscnen Haut gelbliche Lymphe hervor, die bald zu 
einer gelblichen dünnen Kruste* sich verdichte. Die Haut war 
pergamentartig hart, und der Grund und Umfang der Flechte 
geröthet, die Nachtruhe sehr gestört. Durch die vielen 
Arzneien der Körper sehr geschwächt, das Allgemeinbefin¬ 
den sehr schlecht. 2 Gaben Sepie den 24* Januar und f. 
April gereicht, und eine Gabe Petrol, vi hoben das Uebel. 

(Fortsetzung folgt.) 


Die Grippe zu Merseburg « 

Diese Grippeepidemie, die durch ihre Verbreitung alles 
iibertraf, was der Verf. bis jetzt von Epidemien erlebt hat, 
war keine catarrhalische Krankheit gewöhnlichen Schlages, 
sie war nicht hervorgerufen durch die Wi tterungsVerände¬ 
rungen, sondern ging ihren regelmässigen Gang von Osten 
nach Westen, nur diese oder jene Gegend mehr verscho¬ 
nend. Um Merseburg ergriff sie von Ende Marz durch den 
ganzen April hindurch mehr als ein Dritttlieil aller Men¬ 
schen. Die Robustesten unterlagen ihr eben so gut als 
Schwächlinge, besonders nachtheilig war die Einwirkung 
der Grippe auf Brustkranke und Hektische; ihre Krankheit 
nahm von der Zeit an einen rapideren und schlimmem 
Verlauf. 

Die gewöhnlichen Erscheinungen waren: grosse Nie¬ 
dergeschlagenheit und Mattigkeit , die oft urplötzlich den vor¬ 
her sich noch ganz gesund Fühlenden befielen, Eingenom¬ 
menheit des Kopfes , Schwindel , besonders beim Auf richten* 
oft blos beim Aufheben des Kopfes bemerkbar; Kopfschmer¬ 
zen von dem dumpfen bis zum pressenden reissenden Stirn- 
und Hinterhauptschmerz, Schnupfen, Nasenbluten, Hals¬ 
entzündung, Husten sowohl trockner als feuchter, auch 
wahren Croup simulirender, rheumatische Schmerzen der 
Ohren, Zähne, des Gesichts und der Glieder, auch Waden¬ 
krämpfe; pleuritsche Affectionen, starkes Herzklopfen, gros¬ 
se Appetitlosigkeit, bisweilen Erbrechen und Durchfall 
schleimiger und galligter Art; öfter Stuhlverstopfung, Fie¬ 
ber, Frösteln, selten starker Schüttelfrost, Hitze, trockene, 
öfter mit starkem Schweiss , Zerschlagenheit der Glieder, 


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geringe Urinabsonderung; bisweilen näherte sieh das Fieber 
dem nervösen, es traten Phantasieen hinzu; nach Aderlass 
ging die Krankheit oft in wahres Nervenfieber mit sehr bedenk¬ 
lichen Erscheinungen über. Sehr oft kamen Recidive vor. 

In den meisten Fällen half Mer cur . vivus sehr schnell, 
musste aber in einzelnen Fällen 2— 3mal wiederholt wer» 
den. Ausser diesen fanden Aconit ., Bryojiia, Uhus toxi - 
codcnäron und Causticiim am häufigsten ihre Anwendung. 

[Auch in Oberungarn hat sich die Grippe so gezeigt, 
wie sie hier Dr. Rummel schildert. Croup - ähnliche Symp¬ 
tome kamen sehr oft vor, wogegen mir 2mal Spongia , alle 
4 Stunden wiederholt, half. Pleuritische Affectionen wa¬ 
ren während der Epidemie selten, wohl aber gingen sie ihr 
sehr häufig vor. Das Wichtigste aber bei dieser Epidemie 
war, dass sie auf die Lunge sehr stark einwirkte. Ich 
habe im Juni und Juli 4 Lungensüchtige zu behandeln be¬ 
kommen, die dem Tode sehr nahe waren, und bei allen 
4 Kranken erhielt ich, auf die Frage: Wie lange sie schon 
husten? zur Antwort: Seit April, d. h. seit dem Erschei¬ 
nen der Grippe. Unter diesen 4 Lungensüchtigen war auch 
ein 23jähriger, weitbrüstiger, grobknochiger, sonst ganz wohl 
gewesener Schreiber, Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass 
so ein Körper in ein Paar Monaten durch die Grippe so weit 
herabkommen kann. — Zu Ende dieses kurzen Aufsatzes 
führt Rummel einen Fall von Rheumatismus acutissimns an 
der den genannten Mitteln, die die Grippe besiegten, durch¬ 
aus nicht weichen wollte, und erst bei Anwendung der 
Blutigel und des Calomeis sich besserte. Ich würde der Re¬ 
daction dieser Zeitschrift rathen, künftighin derlei Calomel- 
und Blutigel-Meisterstücke an das Hufeland’sche Journal zu 
addressiren, wenn nicht Rummel selbst ein Mitredacteur 
wäre. Und da dem so ist, so werden wir noch oft ähnli¬ 
che Beweise dafür erhalten, dass es hohe Zeit war, dass 
Hahnemanii gegen die Entstellung und höchst überflüssige 
Verhunzung seiner Lehre die Stimme erhob.] 


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14 * 









Die Grippe in Schlesien • 

Die Influenza brach im April und Mai aus. Zur ärztli¬ 
chen Pflege haben sich nur sehr kranke Bettlägrige, mei¬ 
stens mit entzündlichem Charakter, vorzüglich der Respi¬ 
rationsorgane, gemeldet, die schnell durch Aconit . Erleich¬ 
terung erhielten und, nach Maasgabe der Krankheitszufälle 
JBryonia 9 Kfuoc , bei Diarrhöe Pulsatilla , Ghainomilla forder¬ 
ten und sich schnell besserten. Wenige eigneten sich für 
jSfux anfänglich, aber mit schneller Besserung; mehrere noch 
für Pulsatilla und Chamomilla ohne den entzündlichen 
Charakter. Die Senega m passte bei einigen vorzüglich, 
wie mehrere Symptome im Archiv 106 bis 14S und von 238 
bis 360 ausweisen , und besserte sehr schnell. Bei 2 ältlichen 
Kranken war das Kitzeln und Brennen im Rachen und 
Kehlkopfe so anhaltend, dass sie keinen Augenblick Ruhe 
hatten, nicht liegen konnten und zu ersticken fürchteten. 
Einer fühlte nach der Senega sogleich Erleichterung und in 
24 Stunden fast gänzliches Verschwinden der meisten Zu¬ 
fälle, der andere nur geringe Besserung, auf die 2« Gabe 
Senega starke Verschlimmerung, und erst nach Camphetz 
Riechen dauernde Besserung. Einige Kinder Hessen sogar 
Gehirn - Affectionen. dabei wahrnehmen, die der Belladonna 
wichen. Für Sabaditta , so wie für Mercur. haben sieb 
keine Fälle gefunden , was aber wohl hin und wieder ge¬ 
schehen sein kann. Von allen heftig Erkrankten, 60 an 
der Zahl, verlor der Verf. keinen. 

Zu Ende des Aufsatzes läugnet der Verf. die Möglich¬ 
keit eines Allöopathisirens in der Homöopathie, und findet 
umgekehrt, dass das Homöopathisiren in der Allöopathie 
sehr häufig sei. Soviel ich in der 23 jährigen allöop. Pra¬ 
xis erfahren habe, sagt der Verf.: „heilt der Aderlass keine 
einzige Krankheit “ lindert bei manchen sehr schnell, was 
zum Missbrauch geführt hat, und ändert fast jede Krank¬ 
heit. Ueber die Nothwendigkeit desselben in der Homöo¬ 
pathie ist noch keine Regel vorhanden [und dabei wirds 
immer oder wenigstens so lange bleiben, so lange es ächte 
Homöopathiker giebt] und in der Allöop. ist sie auch 







213 



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Kritik . Das homöopathische System in seinem Zusammen¬ 
hänge mit der Geschichte der Medizin und dem jetzi¬ 
gen Zeitgeiste, in Folge praktischer Prüfung desselben, 
dargestellt von Dr. Hieronymus Frankel . Leipzig, bei 
K. F. Köhler. 1833- 8. S. VI und 122. 

[Eine sehr ermüdende Lectitre, ganz a la Ilegel , l\cint 9 
J. Wagner et Consorten , mit denen der Verf. sehr gut be¬ 
kannt zu sein scheint, wie dies aus seinen Vergleichungen 
Stahls mit Leibnitz, Browns mit Kant und Hahnemanns mit 
Fichte erhellt.] 

In der Recension dieser Schrift sagt Rummel: „Wir 
glauben nun als Resultat seiner Forschungen annehmen zu 
dürfen, dass die Erst - und Nachwirkungen nicht immer 
nacheinander , sondern mehr nebeneinander in einer oscilato~ 
rischen Reihe erfolgen , und dass desshalb die jetzt so be¬ 
währt gefundene Wiederholung der Gaben auch theoretisch 
ihre Erklärung findet , was bei der gewöhnlichen Jiomöop • 
Theorie nicht der Fall war.“ [Ich lege diesen Ausspruch, 
an dessen Richtigkeit ich zweifle, dem Urtheile der Leser 
vor, da er erstens von dem genialen Rummel kommt und 
zweitens einen Gegenstand unsrer Therapie betrifft, der von 
der grössten Wichtigkeit ist.] 

[Im obenangezeigten Buche ist übrigens von einer präk- 
tischen Prüfung der Homöopathie nirgends eine Spur. Das 
Ganze wäre demnach als ein Product der jetzt herrschenden, 
unverständlich vorgetragenen, schwindelnden Philosophie 
zu betrachten.] 


Corresp ondenznachrichtcn und Miscellen . 

Der praktische Homöopath, Georg Kozischek, schreibt dem Dr. 
Gr, Folgendes: * 









214 


„Tn einem 1/4 Stunde von mir entfernten Orte wurde ein rüsti- 
ges Bauerweib von 32 Jahren von der mit-tonischen Krämpfen ver¬ 
bundenen Cholera so stark ergriffen, dass alle herbeigesirömten Men¬ 
schen in verzweifelndes Entsetzen geriethen. Ausser den gewöhnli¬ 
chen Symptomen einer constatirten, und von tonischen Krämpfen be¬ 
gleiteten Cholera, war mir das Symptom merkwürdig, dass bei der 
wirklich ein getretenen enormen Kälte, welche sich bis zum Bjaiiwer- 
den steigerte, sie dennoch nur nach einem mit kaltem Wasser gefüll¬ 
ten Behälter oder Teiche geführt, und darin untergetaucht zu werden, 
mit solcher Gewalt und Vehemenz verlangte, dass mehrere Männer 
ihre ganze Kraft anwenden mussten, um sie in der von mir empfoh¬ 
lenen ruhigen Lage zu erhalten. Eine einzige Gabe Veratr. 12 000 , und 
alle Viertelstunden 2—4 Esslöffel kalten Brunnenwassers beseitigten in 
einigen Stunden Alles, was Gefahr, Bestürzung, Furcht und Entsez* 
zen unterhalten konnte, und was durch Bekanntmachungen und Prä- 
paratoria sehr niederschlagender Art förmlich aufgedrungen wurde, — 
Am folgenden Morgen ward mir aus einem eine Stunde weit entlege¬ 
nen Dorfe ein zweites Weib gemeldet, welches seit einigen Stunden 
von heftigem Erbrechen und Durchfall ergriffen, so krampfhaft ausge¬ 
streckt liege, dass jede Gelenkbiegung unmöglich, der ganze Körper 
übrigens völlig kalt und die Gesiclitszüge so abschreckend ent¬ 
stellt seien, dass sie selbst den Ihrigen undeutlich geworden. Eine 
Gabe Veratr, 12 000 , und mehrmals einige Esslöffel kalten Brunnenwas¬ 
sers verscheuchten das Bild des Entsetzens allmählig in dem Grade, dass 
sie sich den folgenden Tag wieder gauz wohl befand und ihre gewohn¬ 
ten Geschäfte verrichten konnte. 

Solanum nigrum bestätigte — im. Februar 1. J. — seine Heilkraft 
in der Kriebelkrankheit an vier« zugleich davon befallenen Personen 
einer Familie, nämlich an Valcr und an drei Söhnen von 17, 13, und 
7 Jahren, 

Fulsatilla 12° 00 bewährte sicli vergangenen Winter bei 50 Läm¬ 
mern gegen Durchfall, Arnica 6° 00 reichte — 2 — 3mal wiederholt — 
gegen vorgekomniene Lähme der Lämmer fast zur nämlichen Zeit, 
meist hin, — Ein eiternder Bliithcn-Ausschlag , der beide Lippen, die 
Nase und einen Theil des Gesichts einuahm, meist zusammenfloss, iHnd 
Grind-Lagen von verschiedener Grösse bildete, welche sich selbst 
überlassen, nicht heilen wollten, — wurde bei 40 Stücken Schafvieh 
verschiedenen Alters nach einer einzigen Gabe, theils von Acid, muriat. 
X 000 , Calc, carb, X° 00 , oder Sulph, X 000 , jedes Mittel einer Partie 
vorzugsweise gereicht, binnen wenigen Tagen gleichförmig beseitigt. 
— Secale cornutum beförderte den Abgang der mehrere Tage zurück - 
gebliebenen Nachgeburt bei 2 Kühen zu XoSooo» unt ^ bei 2 Mutterscha- 





Tn der seit 4 — 5 Wochen unter dem Rindvieh immer weiter um 
sich greifenden Maul - und Klauenseuche leistet mir Spiritus vini sul- 


V 







■phuratus 2. zu 3-4 Tropfen aller 3 Tag«, und bei cintretcnder Besse¬ 
rung, welche oft nach der ersten, und fast durchgängig nach der 2. 
Gabe erfolgt, dasselbe Mittel noch einige Male den 4, und 5. Tag wie¬ 
derholt, vortreffliche Dienste, — so wie die Silicon X zu drei Tropfen, 
wenn hier und da zwischen den Klauen oder oberhalb derselben ent¬ 
zündete Stellen in Eiterung übergehn. In diesem Augenblicke erhalte 
ich von einer 10 Meilen von hier entfernt wohnenden, gebildeten 
Dame, einer Verehrerin der Ilomüopathik, die Mittheilung einer Ver¬ 
letzung der untern 2, Rippe der linken Brustscite mittelst eines Taschen¬ 
messers, welches durchgedrungen war. Aus der Wunde drang Blut 
und Luft. Die Dame reichte dem Verwundeten Arnica ; 3 herbeige- 
lufene Landärzte erklärten ihn für rettungslos verloren, und gaben ihm 
— um sich in Gemässheit ihres Prognosticons consequent zu bleiben — 
Nichts; dessenungeachtet ging der Patient schon nach 8 bis 9 Tagen, 
durch den wohlthätigen Einfluss der Arnica , so wie durch die fortge¬ 
setzte Behandlung eines später hinzugezogenen jungen Homöopathen 
aus Prag, — als gerettet — wieder umher.“ 

Die Heilung der Klauenseuche durch Sp, vini sulphurat, ist sehr merk¬ 
würdig und erinnert mich an die Heilung des faulen Strahls durch 
dasselbe Mittel in der Zooiasis von Lux (I. Bd, 1. Heft. S. 36 u. fF.), 
Herr M. Lux gab xj p. d., also eine weit höhere Potenz, als Herr 
Kozischek, und ich glaube, dass die 30. Potenz in beiden Fällen noch 
zweckmässiger sein möchte. 

Gr . 


Literatur, 

Das Verbot des Selbstdispensirens der homöopathischen Aerzte als 
nothwendiges allgemeines Staats - Bedürfnis etc . von Dr. Robert Knauer, 
praktischem Arzte zu Gotha. 1833. 

Die Homöopathik heilt ohne Blutentzicliungen* Von Dr. Kämmerer 
homöopathischem Arzte in Ulm. Mit einer Vorrede von Dr Samnoi 
Hahnomann. 1833. 

Die phantastische und besonders die lebensgefährliche Seite der ho¬ 
möopathischen Theorie und Kurmethode , nach medicilfsch-moralischen 
Grundsätzen und vonnatur-, menschen- und staatsrechtlichen Gcsichls- 
punkten aus beleuchtet durch Theodor Friedrich Baltz. 1833 

























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