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Full text of "altbayerische_monatsschrift_12yr1913"

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1584 * 

.154 

. 12 . 



i'ibrar n x>f 



Pvmteian Hriibcrsittt. 



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3af>rgang XII, 1913/4 


35cr3cid^niä bcä 3n&alt8. 

Seit«- 

Der fran^öftfdje porträtftidj in Dlüncben. Don Dr. Ztlar Qauttmann .... I 
Der Brüffeler ZHaler ©ngelbarb be pee als Porträtift am fjofe fferjog IDilbelms V. 
unb IHarimilians 1. Don t Dr. £ u b tu i« J^otlmanu. ZtTitgeteilt »on ^ermann 

Haffe . 6 

Cotentyilfe. Don Ulbert Dierling.fö 

Das Burgbaufer „Stattbucdjel" oon 1504, ein Spiegelbilb bttrgerlieben (ebens an 

ber IDenbe bes Blittelalters. Don ,fri$ ^aefer.. 16 

<£ine Unioerfitäts^eftrebe aus bem 3aljre 1839. Dlitgetetlt non ZHay Xottmanner. 26 
ZTTidtael IDening unb Karl (Suftao Kmling, ^toei KTündjener Kupferftedjer bes 

Barocf. Don Dr. Xicfyarb paulus.37 

Die €rbauer ber Dierecffdjan^en. Don Dr. ^riebjridj ©blenfdjlager. mit 2 Cafeln 45 
Die Silberbüfte bes bl. Benno in ber grauenfird^e ju Klüncben. Don Dr. mid?aei 


£?artig.'..58 

lieber ben (Brafen IPaltfyer oon Cljling. Don Dr. Camillo € rot t er.61 

0rtsnatnen unb Sefiebelung bes Bercfytesgabener i'anbes. Don Dr. Julius inicbci 73 

§ur Dereinsebronif. 95 

Kufruf für ein (Babriel oott SeibbDenfmal. 96 

Bayerns Knteil am ßerbftfelbjug 1813. Don ©berft a. D. ZTtebicus. 97 

Stubien 3 um (Eurnierbudje f^erjog IDilbelms IV. non Bayern. Don Dr. (Georg 

teibinger. 108 


Beiträge jur älteren (Befdjidjte oon Heuburg a. D. Don Dr. ©eorg Sdjröttcr. 
I. Submontorium (Heuburg a. D.), Atilia unb Galeodunum. II. Heuburg. HIteburg 


unb Kaiferburg im ZHittelalter.128 

^ur Dereinsebronif .152 


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Hltbamnscbe Dbonatsscbrift. 

Die illtbaYertfdje Itlonatsidjrift erfdjeint jäljrlidj in 6 i}eften, welche an öle (IMtö lieber 
bcs Ibietoriecben IDerclnes von ©berbapern gratis abgegeben werben. 

preis für 2ttcfrtmtt3lte6er: 7 IHf. für öen 3 a fy r 9 an 9- 

Der budjfyäuMerifcfce Vertrieb ift rom ^iftorifdjen Dereitt 6er 3. 3. Centner’fd?en ltueb* 
fyanMuiuj (CErnft Sial)I jun.) in IlTündpen übertragen mor5en. 8eftellun$en übernimmt 6iefe, fotrie 
ieöc anöere 23ucf?f?an61un$. 

XIL Jahrgang 1913. 

3nfyalt be* nnb 2. 

Sfit« 


Der frau3öfifd>e porträtjticb in ZlTiindjen. Don Dr. ZHar ßauttmann .... \ 

Der Brüffeler DTaler (Engelhard de Pee als porträtiji am f^ofe fjerjog lt>il= 
fyelins V. und DTarimiliaitS I. Don f I)r. £u6u>ig ^ottmann. lllitgeteilt 

non Qetmann Daffc. 0 

Cotenljilfe. Don Ulbert Dierling.13 

Das öurgtjaufer „Stattbuecbel" r»on 1504, ein Spiegelbild bürgerlichen t'ebens 

an der ZDende des Mittelalters. Don ,fri§ tja cf er . ..16 

€itte Unicerfttäts^ejlrede aus dem 3abre 1839- Don ITtay Hottmanncr ... 26 

Micfjael ZDening und Karl (Suftao Kmling, jtnei Münchener Kupferftedjcr des 

Öarocf. Don Dr. Ktdjarb Paulus.37 


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3)cc fcaajö(ifrfic Pocfcäfflidi in iliindien. 

9ladj einem am 80. 3anuar 1913 im §ifiotifdjen herein oon Oberbagern gehaltenen SSortrag. 

Von Waj föauttmann. 


3 fn ber ®efd)i<hte ber ©raptjif fpielt Wün= 
<hen oor bem 19. 3af)rhunbert eine befcheibene 
Volle. Vach früheren einjetftehenben ßeiftungen 
bitbet fid) \)iet erft um bie Sßenbe beS 17. 
jum 18. Satjrtjunbert eine ©tedjerichule oon 
jiemtid) lofem 3 u f ammcn b Q lt* 33Bcit entfernt, 
ben ßentralen ber beutfefjen ©rapfjit, 9lugS== 
bürg unb STtürnberg, ernfttjafte flonfurrenj ju 
machen, ift fie faum imftanbe, bie lotaten 33e= 
bilrfniffe ju beden: Sie Sßrobuftion oon ©eU 
ligen* unb 9lnbad)tSbilbern fann, roährenb 
Wündjen für ßitchenbau unb SUrdjenauSftat* 
tung im 18. 3 abrb u nbert einen Wittelpunft 
bilbet, nic^t auffommen gegen SlugSburg, 
beffen Srjeugniffe ben Warft fiberfdjroetnmen. 
Sie 3fntereffengebiete ber bürgerlichen Greife, 
roie ©emälbereprobuftionen, Vuchitluftrationen, 
©täbteanfidjten, ßefjrbücher, Wrcf)itefturiDerfe, 
Drnamentoortagen, £jat bie Wündjner Stecher* 
fdjule im engem ©inn (abgefeben oon bem 
einen Wonumental*2Ber!, SBeningS Historico- 
Topographioa Descriptio) toenig gepflegt; erft 
ber mit il)r hoch nicht bireft gleid)jufef}enbe 
©tedjerfreiS, beti bie beiben ßuoiHidS fid) 
heranjogen, h at feit ber Witte beS Sahrljun* 
bertS auf biefem ©ebiet bann aüerbingS fefjr 
VeachtenSroerteS geleiftet. SBenigftenS für bie 
erfte Hälfte beS 3abtf)unbertS ift aber auch 
für ben Äupferftich, mie für bie tneiften übrigen 
ftunftjroeige, in Wündjen ber gof ber mich* 
tigfte Slttftraggeber. ®r oerlangt in erfter 
ßinie fßorträtftid)e. Sin Vertreter biefer ftunft, 
ben er nach ÜJlündjen jietjt, toirb ber Vegrün* 
ber ber Wündjner ©ted^erfrfjule. Unb mäh® 
renb anbete ^öfifdje Veröffentlichungen, roie 
3 . V. bie Siefelfdjen Slnfidjten ber furfürft* 
liehen ©cfjlöffer unb ©arten, £>offefte 2 c. aud) 
h. m. 1. u. 2. 


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im 18. Sfahrh- sum Seit noch in SlugSburg 
geftochen roerben, bleiben bie Aufträge auf 
5ßorträt§ faft au 8 f<htief}tid) in Wünchen. ©0 
toirb ber b ö fif<h e ^orträtftich baS ©pejial* 
gebiet ber Wünchner ©<hule. §ier oererbt fid) 
eine burchgehenbe Srabition bis jum VuSgang 
beS 18. QabrtjunbertS. 

Ser Sßorträtftich roat im beutfehen ©üben 
fdjon lange, beoor ihn baS ^öfifchc Vepräfen* 
tationSbebürfniS aufgriff, heintifdj- 8 llbre<ht 
Sürer gilt als fein Vegrünber unb bie 6 Statt, 
bie er gefchaffen hat, bilben für Seutfchlcmb 
gleichseitig ben §öhepunft biefer ffunft. SltS 
bann im ßauf beS 16. SahrhunbertS bie 
fünftterifdje Rührung ber germanifchen ßänber 
an bie Vieberlanbe übergegangen roat unb bie 
in Italien gefaulten olämifchen Sßanberfünft* 
ter in Seutfchlanb bie roichtigften Aufträge 
erhalten, ju ber $eit, roo in Wündjen gtieb* 
rieh ©uftriS unb 5ßieter ßanbib tätig finb, 
arbeiten in SlugSburg Vertreter beS butch 
$enbrid ©olfciuS (1558—1616) begrünbe* 
ten niebertänbifchen IßorträtftichS: SominicuS 
©uftoS aus Slntroerpen, feit 1584 in 9Iug§= 
bürg anfäffig, gab baS grofce VilbniSroerf 
«Fuggerorum et Fuggerarum Effigies» heraus 
unb feine ©tiefföhne ßucaS unb SBolfgang 
S?ilian entfalten roeiterhin bort eine fruchtbare 
Sätigfeit. Vadjbem ber nieberlänbifdje Sßor= 
trätftich burch ben ©inftuf) oon JiubenS unb 
oan Spd feine häufle VoHenbung erfahren 
hatte, ging noch in ber 1. $älfte beS 17. Satjr* 
hunbertS bie Rührung in biefer ßunft an 
granfreich über, ©ie fanb in Saris, am 
föniglichen $of, eine 5J5flegeftätte unb erlebt 
hier in engem Slnfchtufj an bie niebertänbifche 
Srabition unter Weiftern toie ©erarb ©bc= 

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^auttmcnn. 


lincf aus Slntmerpen (1640—1707) unb No? 
bert Nanteuil (1623—1678) fofort toicber eine 
neue Slüte. 

SllS in biefer geit am Ntündjner £of, mo 
mit ber Surfürftin Slbelaibe neues Geben ein? 
gezogen mar, baS SebürfniS ermatte, neben 
ben auSlänbifchen Sßorträtmalern aud) einen 
Stecher 31 m Verfügung 3 U ^aben, tonnte fein 
gmeifel hefteten, roohin man fid) roenben 
müffe. Statt aber einen gran 3 ofen 3 U be? 
rufen, ergriff man, nach unferm SBiffen gum 
erftenmal, ben SluSmeg, ber in ben folgen? 
ben gabr^etjnten mit großem Krfolg nod) öfter 
eingefcfylagen mürbe: ber Surfürft fcfjidte ein 
GanbeSfinb aum Slbfchlufc feiner SluSbilbung 
nad) üßariS. ßS mar Sari ©uftao Slmling 
( 1 651 — 1702», ein Nürnberger, ber in feiner 
Saterftabt unb in 3Itünd)en bei SBening feine 
Sorbtlbung erhalten f)attc. äftan muh fict) 
ben ©iefftanb beS geiftigen Gebens in ©eutfd)- 
lanb nad) bem langen Srieg, baS ©arnieber? 
liegen aller Sunfi, bie leibige Seoor^ugung ber 
SluSlänber oor Singen Ijalten, um ben Stola 
unb bie $reube 3 U oerftchen, mit ber goadjim 
o. Sanbrart in feiner 1675 erfcf)ienenen „©eut? 
fdjen Slfabemie" ben jungen Sünftler oor? 
ftellt: „®eS Kart ©uftaoS SlmbtingS angemanb? 
ter gleife unb l)of)er ©eift oerfpradje gleich in 
ber erften SSIüte feiner gugenb einen 00 H? 
fommenen Zünftler / bannent)ero 3t)ro Kl)urfl. 
©urchteudjt in Sapren / auf bero Soften / iljne 
3 U Tarife etliche galjre gehalten / ba er bei) 
bem berühmten Supferftecher SßoUi fid) fo 
perfectioniert / bah er 3 U feiner fonberbaren 
Kl)r in Ijodjermetbter gljro Khurfl. ©urdjl. 
©ienfte beruffen unb aufgenommen morben / 
unb mit feiner Sunft?®rfal)renl)eitunfer®eutfd)? 
lanb treflid) 3 ieret. gn biefem meinem Sud) 
3 euget oon feiner Söi^enfc^aft ber Supfer?©itul / 
unb 3 ugleid) maS für ein rarer Sünftler biefer 
Slmbling fepe / fo bah man nicht met)r nöhtig 
habe bie SoHfommenheit biefer Sunft aujjer 
©eutfdjlanb 3 U fud)en / fonbern eS gibet fein 
oernünftiger ©rabftidjel / nod) bep fo jungen 
gahren / gemifee Serficherung / bah fein Nuljm / 
uermittetft feines gleiheS / baS oorgeftredte giel 
rühmlich erreichen merbe." 

Ks oerfdjlägt nicht oiel, bah mir nicht 
miffen, bei melcbem oon ben beiben Supfer? 

l ) Statalog feiner Arbeiten bei üfteger gul., \ 


ftecfjern be Sßoillp, ben Srübern gfrangoiS (1622 
-1693) ober NicolaS (1626—1690), Sltn? 
ling in ber Gehre mar. gebenfallS b°l te er 
in SßariS eine tüchtige ©edhnif unb pflegt nach 
feiner Nüdfefjr inNtünchen als £>offupferfted)er 
(feit 1671) ben Sorträtftich mit ficherem Sön? 
nen. 1 ) Sein Stichel b<*t oiele Sftitglieber beS 
gürftenhaufeS, 3 um ©eil in mehrfachen Stuf? 
nahmen, feftgehalten: gerbinanb 9Jtaria(9Ibb. 1 ) 
unb Slbelaibe (Slbb. 2 ), Sltas Kmanuel (Slbb. 3), 
gofeph Siemens oon Söln, ©eraog SRajimilian 
Philipp. Sßnna gofeph gerbinanb, Sfftaria SInna 
Khriftina, Sftaria Slntonia; bann bebeutenbe Kr? 
fcheinungen beS $ofeS, mie ben SJUnifter Kor? 
binian 0 . Sßrielmeper, ben Saldier Safpar 0 . 
Scbmib, ben Sapellmeifter Sertl u. a.; ferner geift? 
lidje SBürbenträger, Slbelige, auch Bürger, mie 
feinen Sdjmiegcroater, ben ©olbfthmieb D^ner. 
®ie Slätter fehen fich in ber tünftlerifchen 
Sehnnblung alle fehr ähnlich unb e§ ift, ob? 
mohl mir batierte Stüde auS allen Sßerioben 
feiner ©ätigteit befifeen, feine eigentliche Knt? 
midlung 3 U fonftatieren. Sie halten fich nach 
Sluffaffung, Slrrangement unb ©echnif eng an 
bie franaöftfdjen Sorbilber. ®aS tüchtige $or? 
trat beS tf. NateS Krnft s 45eidt)ofen oon 1673 
(Slbb. 4) mag als tppifcheS Seifpiel näher be? 
trachtet raerben. ©er £>err ift nicht etroa bei feiner 
Scfchäftigung, in 3iuhe ober Slrbeit, bargeftcllt, 
eS ift fein tatfäd)lid)er SJioment beS Gebens her? 
ausgegriffen: loSgelöft oon allem gufälligen, 
hinausgehoben über jebe StugenbtidS?Situation, 
mirb gemiffermafcen ber Segriff ber ^ierfönlid^- 
feit geftaltet. Seine Slnbeutung beS ^intergrunbS, 
feinerlei Seimerf; oom Sörper mirb nur baS 
Notmenbigfte gegeben unb alle Slufmerffamfeit 
auf ben ©auptträger beS SluSbrudS, baS ©eficht, 
ton 3 entriert ©er ftrenge Sodel unb bie ein? 
fach profilierte NtebaiHonumrahmung geben 
bem Silb teftonifchen ®alt. ©ie Umrahmung 
bilbet für baS Sluge bie Kinftellebene, oon 
ber aus eS in baS 23ilb einbringt, fie oerleiht 
bem gnnenfelb bie ftarfe räumliche Söirfung. 
gur ©iefeniüufion tragen auch ftreng 

gegeneinanber abgefc^ten Gichtftufen bei: ber 
unbeftimmt bunflc ßintergrunb, bie leicht auf? 
gehellte gone beS £)aareS unb beS SörperS, 
bie heHbeleudjtete s 4^ ar ^ e ®cfid)t^ unb beS 
SragenS. ©ie gro^e fläche beS SragenS ift 

Fügern. ^ünftler?2ejifon. 


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2)er franflöfifche $orträtfiid) in üflündjen. 


3 


ein befonbercg ftunftmittel: ?lnge 3 ogen oon 
biejem tjellftcn gledf fällt ber 23ltcf ^uerft auf 
bag gänalid) unintereffante Slleibunggftücf unb 
gelangt erft auf biefem Ummeg, 3 urücfgel)alten, 
gekannt, 3 U bem äBefentlidjen. Sag ift aber 
aud) bie einzige fdjnellere Biegung, bie ber 
Äiinftler bem ©efdjauer jumutet. Sonft liegt 
über biefem reinen Sjifte^bilb eine ^urütfs 
fjaltenbe ©ornef)ml)eit, eine fdpoere 9tut)e. Seuts 
lieber nod) mirb biefe Sluffaffung bei einem 
itjr befonberg entgegentommenben Stoff: bem 
lebten Porträt beg Surfürften g-erbinanb SDla^ 
ria, Slbb. I, in biefer Raffung alg Srinnerungg? 
bilb nad) feinem Sobe gebadjt. Ser unburdp 
öringlidje, bei aller 9Jtiibigfeit nod) trofcige 
Srnft biefeg Slopfeg ift mertmürbig einbrudg* 
ooll geftaltet. Sajj biefe Sfrinft nidjt geeignet 
mar, meiblid)e Steife mieber 3 ugeben, bemeift 
bag Porträt ber Surfürftin 9lbelaibe oon 1675 
nad) Selamonce (2lbb. 2 ). gn feiner Sroden* 
l)eit mag eg ber ©orfteHung, bie mir ung nad) 
ben Berichten ber Seitgenoffen oon biefer alg 
feiten fd)bn gerühmten grau machen, menig 
entfpredjen. Slud) bag ©orträt beg jungen Stur* 
fürften 3Jtaj Smanuel oon 1682 ( 8 lbb. 3), in 
tijpifd) fran 3 öfifd)em Slrrangetnent, 3 eigt menig 
griffe. 

91Heg in allem tann man fagen, bajj bie 
Slmlingfdjen ©orträtg mol)t neben frai^öfi* 
fd)en Surd)fd)nittgarbeiten ber geit befielen 
fönnen. SBäfjrenb biefe oft nur eine f)ol)le, 
unperfönlidje ©ornehmljeit geben, erfreuen fie, 
aud) burcf) ihre breitere Aufmachung unb 
meniger tnappe güt)rung gleid) alg beutfdje 
Arbeiten erfennbar, häufig burd) einen marmen 
©efü^lgton. 

Sie ^unft Amlingg fe^t in äJtündjen fein 
Sdjüler gran 3 gof. Spätt (f 1735) fort. Sie 
9iad)rid)ten, bie mir über biefen fyalboer* 
geffenen Stecher, ben Sohn eineg 9 Jtünd)ner 
s JJtün 3 fdilofferg, 1 ) befifcen, oerbanfen mir 
grofjenteilg g. 81. Oefele, ber fid) im Xobeg* 
jahr beg ^ünftlerg einige Ulotijen über il)n 


machte. 2 ) Surd) ihn miffeti mir oon bem erften 
©arifer Aufenthalt Spättg. 9tad) bem Sobe 
feineg ßehrerg ging er offenbar auf eigene 
gauft bortf)in, mo er am meiften lernen fonnte, 
unb 3 ioar gleid) 3 U bem Altmeifter feiner 
ffunft, ©erarb Sbelincf. Sin ©orträt Sbelincfg, 
bag Spätt mit ber gal)reg 3 al)l 1704 ftad), 3 ) be= 
ftätigt bie Angabe Defeleg. 8 llg Sbelind 1707 
ftarb, blieb Spätt mof)i nod) eine 3 eitlang in 
©arig: ein 1709 batierter Apollo, 4 ) ein Slatt 
nact) Le Giere fils unb oielleic^t aud) bie 
Ornamentfolge nad) Bacqueville 5 ) raerben 
bamalg bort entftanben fein. 1710 ift er, 
mie bie Unterfd)rift einer großen tjeiligen 
gatnilie nad) Anbrea bei Sarto bemeift, rnieber 
in 9Jtüud)en unb fanb trop ber fd)led)ten 
feiten Arbeit. 3 m gleichen 3 ^re nod) ftad) 
er bag Porträt beg £aiferlid)en Abminiftratorg 
oon Sapern, gürften ffltagimilian ffarl 0 . 
2ömenfteim9Bertt)eim nad) 81. SBolff (Abb. 5) 
unb 3 ur gleichen geit entftanb mol)l bag beg 
gorftmeifterg oon ©elnljaufen, 5J3t)iIipp ©ene^ 
bift, nad) Unberfteiner. ©eibe 3 eigen nod) bie 
Auffaffung beg 17. 3^l)r^unbertg. Sie finb 
unauggeglic^en unb ^art in ber Sedjnif unb 
menig ftofflid). 

ÜJtan oerftetjt auf biefe ßeiftungen hin, bafj 
9Jla£ Smanuel, alg er 1715 nach ©apern 
3 uriicfge£et)rt oon allen Seiten ßünftler heran* 
30 g, fid) bereitfinben lieft, Spätt 3 um Abfchluft 
feiner Augbilbung ein 3 ioeitegmal nad) ©arig 
gehn 3 U laffen. lieber biefen Aufenthalt liegen 
ard)ioalifd)e Jladjrichten oor. 6 ) Sr mährte 22 s JJto? 
nate, oon Anfang 1717 big Snbe 1718, unb 
eg l)at ficb fogar ber Originalfontraft erhalten, 
burd) ben ber baperifdje ©efanbte in ©arig 
Spätt in bie Se^re gibt. Sag Sdjriftftüdf, 7 ) bag 
eii^ige biefer 9trt, bag auf ung gefotnmen ift, 
lautet: Je soussign^ Jean Audran Graveur 
ordinaire du Roy demeurant en son hötel 
et manufaeture royalle des Gobi ins h Paris 
reconnoist nfestre engagd comme je m’en- 
gage per ces presentes envers Son Excel- 


0 $. S:rautmann in ber Sllt6aoerifd)en 2ftonai8fd)rift IV. 1903/4 @.34. 

8 ) Öof* unb StaatSbibliotbef, Oefeleana 5. Tom. V. üJtr. 228/229. 

•) oergl. ben Slötatog feiner Arbeiten bei Magier, ^teueS, atlgem. Slünftter=2eji(on. 

4 ) 2öte bag folgenbe Statt in ber äftüncf)ner ©rap^ifefjen Sammlung. 5)ort unb in ber Ü)taitlinger= 
Sammlung finb auef) bie übrigen Iper befproefjenen Stiche ju finben. 

*) ©erliner Drnamentftichfammlung 9lr. 922. 

e ) oergl. ^auttmann, 2)er furbager. $ofbaumeifter 3ofept) Öffner, Strafeburg 1913, S. 69, 104. 

T ) ){Jarig, Archives Nationales T 153 39 . 

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4 


9Raj §auttmann. 


lence Monsieur le comte de Monasterolle 
Envoye de Son Altesse Electoralle de Ba- 
viere de travailler a perfectionner le S r Pran- 
gois Joseph Spett sujet et graveur de Son 
Altesse Electoralle dans l’art de graver sur 
cuivre en taille douce pendant le cours 
d’une annde ä commancer du preinier jours 
de mars prochain, comme aussi de loger, 
nourir, et blanchir le s r Spett pendant le 
dit an moyennant le prix de somme de 
douze eens livres qui me sera payd de quar¬ 
tier en quartier, le preinier davance, sui- 
vant les ordres de Son Excellence Monsieur 
le comte de Monasterolle. Fait double a 
Paris ce premier mars mil sept eens dix sept. 

de Monasterol. — Audran, 
SlUju fleißig mar ©pätt in $ariS nicht, — 
tote er auch nachher in 2Jtün<hen als ©of* 
fupferftecher (feit 1722) roenig probuttio ift: 
Parisiis vixit non usque quaque ad Prisci 
Catonis normam fagt Defele, unb bei feiner 
tübreife barf bie ©offaffe 300 ßior. ©djulben 
jaulen „toeldje er teils mittelft Sarreicfjung 
eines ®laS ÜBein an einige fllinftler, bie itjn 
ober er fie ju $eiten befudjet unb ehrenhalber 
nicht auSjufcfjlagen getoefen, notioenbig machen 
müffen, teils auch au 5Beaaf)lung beS Srucfer* 
lohnS feiner oerfertigten Tupfer unb beS hierau 
benötigt geroeften fßapierS oon guten greunben 
entlehnt. . *) 

©pätt mag auf fpeaielle 3lnorbnung beS 
flurfürften a« 3ean 2lubran in bie 2ef)re ge® 
fommen fein: ber Sfi'mftler hotte 1714 baS 
Sßorträt SRag ©manuelS nach ®it»en geftochen. 
SaS SBlatt (2lbb. 6) gibt einen Begriff oon 
ber SBanblttng, bie fich in granfreich um bie 
Sfahrhunbertroenbe roie in ben übrigen Hunft* 
aroeigen auch im üßorträt ooHaogen hot. Sie 
ißerfönlidjfeit toirb nicht mehr ifoliert fonbern 
in ihrem ültilieu bargefteHt, auch burch ihre 
Sätigfeit charafterifiert. SaS ültotio ift, roeit 
entfernt oon allem ©enremäfngen, noch fehr 
hoch gegriffen: Stop ©tnanuel alsgelbherr oor 
feinem $elt, linfS ein SluSblicf auf bie fieg* 
reiche ©chlacht, oon oben fchroeben ©eniett 
herunter mit ^rana unb ©iegeSpalme. Sie 
Slufmerffamfeit gilt nicht mehr aEein ber 
©auptfigur: 2lucf) baS SBeiroerf ift betont unb 
mit aufcerorbentlicher Selifateffe behanbelt, ber 


') Utündjen, StrciSardjio M. F. 673/106. 


Zünftler brilliert in ber aorten HlobeHierung 
beS gleiftheS, in ber SBiebergabe beS ftofflichen 
©horafterS ber SWüftung, ber Vertiefe, beS 3elt= 
oorhangS. Sie ßichtführung ^eigt eine aHge= 
meine Slufhettung. 

Siefe neue Sluffaffung unb Sechnif läfct 
unter ben ©pättfehen SßorträtS biefenigen 
erfennen, bie nach ber Sehre bei Slubran ent* 
ftanben finb. 2lm 2lnfang ber 9teifje fteht 
roohl baS Bilb beS gelbniarfchaHS 3g. gel. 
3of. ©rafen o. Sörring (2lbb. 7), baS bie neue, 
mit SßunftmobeHierung, feinen ©trichlagen unb 
SluSfparungen arbeitenbe Sechnif nod) nicht 
getiügenb beherrfdjt, — flach in ber ÜRobeU 
lierung, hört in ber Sichtführung unb ben 
Uebergängen, fc^toer in feinem SßathoS. ©inen 
großen fjortfdjritt in ber Sechnif aeigt baS 
Porträt beS Sfurfürften Sari Sllbert nach 
Bioien (9lbb. 8). SaS Stoffliche ber Sßerücfe, 
bie Oberfläche ber ©aut ift hier weich unb 
flüffig burchgebilbet, überall aeigt fi<h ein ©tre* 
ben nach Seidjtigfeit unb 2lufloderung. Sie 
Sid)tfontrafte unb bie ftarfe Aufhellung AubranS 
roagt ©pätt aüerbingS nicht. Am ©nbe biefer 
©ntroidlung fteht baS Borträt beS ff. ©eh- 
BatS gr. 3of. greiherrn o Itnertl (Abb. 9), 
ioohl baS SBefte, maS ©pätt gefchaffen hot. 
Ulan muh eS neben ein Blatt oon Amling 
legen, um fich über bie grofje SBanblung flar 
au toerben: Statt ber ftrengen architeftonifchen 
Umrahmung ein fura angebeuteter ©intergrunb, 
oor bem bie jfigur roohlig unb unbeengt fteht; 
ftatt ber als au fimpel unb unintereffant emp* 
funbenen Sfonaentration auf eine ©teile toirb 
abfictjtlich burch baS Beitoerf, bie Ißerüde, 
bie ©pitjen, bie ©tidereiett beS DtodfS, abge* 
lenft. ©ine 2)to mentauf nähme, im Borbei* 
gehen gemacht, baS SJtotiu beS AufftüfcenS 
auf bie Aftenmappe gana alltäglich unb ge* 
toif) nicht repräfentatio. An ©teile beS feier* 
lidjen ©rnftS, beS 5ßatl)oS, trat bie Legertd 
an ©teile ber Buhe Beroeglichfeit unb ©legana- 
Aus bem ÄlaffiaiSntuS beS 17. 3oh r h u nbettS 
ift baS Bofofo gauorben. 

ÜJlit betn Sobe ©pätt# (.735) oerfchtoinbet 
bie gute Oualität auS bem Btündjner Bor* 
trätftich- Soft feber ber BUinchner Stecher 
oerfucht fid) auch einmal im Porträt. BJie fie 
auSfatten, aeigt baS Blatt: Äarl Albert als 


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2)1 aj Qauttmann, Set fratizöfifdjc sporträtftid) in 2Rftn$en. 


5 


®rof)tneifter bei ®eorgt=3titterorbeni (1729) 
oon 3. EJtörl nad) S. 2lfam (9lbb. 10). 9lad) 
bem plefet betrachteten ißorträt an ©pätt 
toirb man ben ®langel an aflgemeimfünfts 
lerifchen Dualitäten, roie bie Slltertümlid)* 
feit ber recht grob gezeichneten Umrahmung, 
bie §ärte in ber Söiebergabe bei Stofflichen, 
ber ©tidereien, ber ®lanzlid)ter auf bem 
UJtantet, befonberi empfinben. Sine ftärfere 
Begabung unter ben 3Jtünd)ner ©ledern 
ber nächften ©eneration, gr. X. 3Sungroierth, 
ber auch Porträts fticfjt, fcheibet für unfere 
^Betrachtungen aui, roeil er ftcf) an SJorbilber 
ber fpäteren oenejianifchen Schule anfdjliefct. 
2Sie lang ber Sinflufc ber franjöfifchen SBor* 
bilber anhält, zeigt ber lefcte in 3Jtünd)en tätige 


ißorträtftedjer, 3!ofeph 9lnton ßimmertnann aui 
2lugiburg (1705—1796), ber ei 1773 toagte, 
eine aui 161 SBlatt beftehenbe Series Imaginum 
Augustae Domus Boicae herauizugeben. ©ie 
9M)rzahl baoon oerbient nicht ber 93ergeffen* 
heit entriffen z« werben. 9ln bem immerhin 
charafteriftifchen Porträt bei Äurfürften Sari 
Sheobor (Slbb. 11) roirb man in ber Xechnif, 
bet ißunltmobeEierung, ber SBiebergabe bei 
Stofflichen unb fchliefelid) auch in ber 9luf= 
faffung, in bie fid) aEerbingi fchon oiel oon 
ber 23tirgerlid)feit ber 2. $älfte bei 3!ahr* 
hunberti eingefc^Iidtjen hat, «inen Etachflang 
ber oon Slmling unb ©pätt oermittelten fran= 
Zöfifchen Srabition fpüren. 


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<0ec iknflTrtcc ftlafft $ngellianl ifc J)ee als f)octcäti|t am fjofe fierjog Hjillielms V. 

und Hapnutiaiis I. 

Son f Dr. ßubtoig gottmann. SRitgeteilt oon ©ermann 91affe. 


gm amtlichen 9tad)laffe be£ oerftorbenen 
©errn ©eljeimratg oon S£fc£)ubi fanb firf) bie 
t)ier im golgenben unoeränbert miebergegebene, 
brudreife Slrbeit über Gngel()arb be $ee non 
ber ©anb be£ oor rcenigen Satiren oerftor* 
benen ffunftljiftoriferg ©errn Dr. ßubmig gott= 
mann. 

SieS SDtanuffript mürbe mir non ©errn 
Sonferoator Dr. ©raeff oor furjem augge* 
f)änbigt, mit bem 9lnheimfteUen, bie Strbeit 3 U 
oeröffentlicfjen. 

ift für mid) eine fdjmer^lidie, etjrenooHe 
Spflidjt ber Spietät unb meinet ftetS bantbaren 
©ebenfen3, bie Arbeit nunmehr ungetilgt mit 
ben oom Serfaffer nod) felbft fjierju beftimmten 
Slbbilbungen 3 U oeröffentlidjen. 

gn einem 3lnf)ang füge id) u. a. nur eine 
furße gufammenfteHung meiterer ard)ioalifd)er 
Selege bei, beren Kenntnis id) ber entgegenform 
menben ßiebenStoürbigfeit ©errn Dr. ©tödleinS 
oerbanfe. Siefe ard)ioalifd)en -Jtotiaen ©töd* 
leinS, bie id) perfönlid) nadjgeprüft unb aus* 
gezogen f)abe, enthalten nod) einige bemerfenS* 
merte Ergebungen 3 U ben oon gottmann am 
geführten 2 lrd)ioalien. gottmannS Sest lautet: 

,Son Gngelljarb beSpee, Der eS feinen 
ßeiftungen nad) mof)l oerbient, berSergeffem 
fjeit entriffen 3 U roerben, f)at fid) taum fein 
Sporne in unfere geit fjerübergerettet. Sie bei 
ßiporoSfp, äftanber, Kramm fefjr fpärlid), au£= 
fü^rlidjer bei Söur^bad) unb Nagler über if)n 
gegebenen Sftadjridjten ftüfeen fid) in ber ©aupt* 


fadje auf SBeftenrieberS Beiträge. Sei 9tagler 
finben mir als mefentlid)fte Säten: „Engel* 
f)arb be s Pee erfcfjeint 1600 als ©ofmaler in 
s Jltünd)en, bie l)ier einfjeimifdje gunft ^mingt 
ben SluSlänber 1601 baS äRünc^ner 9Jteifter* 
rccf)t 311 erroerben. 1600 malt er baS Porträt 
beS Gfjurfürften mit ber Gfjurfürftin um 12 fl., 
1601 baS ber ©ergogin 3Jtagbalena unb am 
Derer ©lieber beS bapr. ©ofeS; eines feiner 
lebten ÜBerfe ift baS SilbniS beS GarbinalS 
oon ßott)ringen (1604), 1605 ftirbt er. SBenn 
er berfelbe Engell;art oon Speer ift, ber 1581 
für ©er 3 og SBilljelm mehrere Bilbniffe malt, 
nad) Söeftenrieber bafür 434 fl. befommt unb 
nad) biefern unb ßiporoSfg in ßanbSl)ut ge* 
toefen ift, fo mu| er bei feiner Ueberfieblung 
nad) Stündjen fdjon in reifen gahren gemefen 
fein." ©0 9tagler. Sei Söuqbad) finbet fid) 
nod) alg feine Signatur: E. P. F. 

gn ber ÜRündjner ©efd)id)te/ Sanb I, ift 
als oon feiner ©anb ftarnmenb eine Stiniatur 
2BilI)elmS V. unb bie Beteiligung an ber 2luS* 
fü£)rung beS SlltarblattS ber 9Kariä ©immel* 
fa£)rt in ber 9JtartinSfird)e oon ßanbsl)itf 
a. b. g. ermähnt. 1 ) 

Sie Slngaben s JlaglerS „finben ihre teil* 
toeife Betätigung unb eine Klärung burd) baS 
im t. b. Sftationalmufeum aufberoaljrte SBap* 
pem unb gunftbud) ber SDtaler unb Silbljauer 
in aJtitndjen, bie ©of 3 af)lamtSrec§muiÖ e n unb 
baS ©teuerbud)". Ser Eintrag im gunftbud) 
über bem SBappen be£ Sünftler^ lautet: „Anno 


*) (Srautmann). ße^tere 9toc^ricf)t beruht auf einer irrtümlichen 95erfchmcldung ber tarnen (SngeU 
hart be gJee unb 3of)ann be gJatj (geb. 1609 in Lieblingen, ©chtoaben, 1644 Lleifter in Ltündjen, 1660 oers 
ftorben). 2)iefer befam erft 1658, nachbem er im 2öettftreit mit ©anbrart gefiegt hatte, bie Ausführung ge? 
nannter Himmelfahrt übertragen, bie bann HieronijmuS Lteinterlein &u önbe führte, ©eine ©ignatur ift in 
ber Legei: Johan de Pay Fee. 


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(Sngettjmrb bc $ee als Sporträtift am ©ofe ©erzog Wilhelms V. unb WajimilianS I 


7 


1601 3ft Engelhart oon Pee Ulia^Ier oon priSl 
auS Srabant aUjie 3Jleifter worben onnb alba 
gelernet (Starb 1605)*. 1 ) SaS Sßappen ift 
fel)r eigentümlich: 3 fleine weiße ©cßilbe im 
blauen gelb, bies gefrönt non einem Sobtem 
fopf auf grau, an ©teile ber ©elmzier eine ©anb* 
ut)r (grau u. golb). darunter nochmals in 
fleiner Schrift: „Engelhart * pee gebürbtig 
oon Prißl". 

gn ben ©ofzahlamtSrechnungen finben fich 
fchon 1578 *) faft alljährlich SluSzaßlungen an 
ben Slaler „Engelharb be Pee" — fo mirb 
er in biefen ftetS bezeichnet — meift mit bern 
3ufat3 für „EontrefetS" (als Porträtmaler 
fcheint er auSfc^lie^lidt) faefdE)äftigt zu fein) 
recht ftattlicße ©itmmen, leiber nur feiten 
mit Angabe über bic gemalten 5ßerfönlict)Eeitcn. 
1582 mirb er als „maler zu ßanbSf)uet" ge* 
uannt, 1585 reift er nach Sfteuburg jebenfallS 
jchon oon äftündjen aus (baS ©teuerbuch 1585 
unb 1587 führt ihn als in ber äußeren Schwa* 
bingergaffen toohnenb, als z um ©ofgefinb 
Zählenb, fteuerfrei auf), 1598 malt er ©erzog 
SJiagimtlian (fleineS gormat), im felbengahre 
bie ©erzöge SBilhelm, äRajimilian unb 311= 
brecht oon Sägern, bie er auf einer Stotnreife 
jebenfallS als ©efdEjenEe mitnimmt, 1599 malt 
er mieberholt baS 33ilb ©erzog $Dta£imilianS, 
baS bem ©rafen Ernft oon SRanSfelb gefchidt 
mirb, l600befommt er für „contrefete oon bem 
gnebigften ©errn unb grau ©emahlin" (bei 
Slagler „beS Ehurfürften unb ber Ehurfürftin") 
12 fl. (alle im fleinen gormat), 1601 für baS 
beS ©erzogS in „ganzer ßenng" 28 fl., 1604 
für jenes beS ^arbinalS oon ßothringen 30 fl., 

1605 ©errn oon Sobin (?) 29 fl. 30 x. Son 

1606 ab er fcheint er in ben ©ofzahlamtSrech* 
nutigen nicht mehr. 3luS ben angeführten 
Utotizen geht zweifellos heroor, baß ber ßanbS* 
huter Slaler „Engelhart oan Peer" unb unfer 
„Engelhart be Pee" ein unb biefelbe Perfön* 
lichfeit ift, unb baß ein zweiter jüngerer Engel» 
hart be Pee, ber 1601 baS SDleifterrec^t er* 


marb, roie mehrfach angegeben mirb, nicht 
egiftierte. 

Sier Porträts finb eS nun, bie auf ©runb 
ber archioalifchen Notizen, im ^ufammenhalt 
mit ben ©emälbefatalogen ber f. b. SRefibenz 
aus ben fahren 1767, 1770 unb 1810 unb 
bem beS f. b. SftationalmufeumS oon 1908, 
mit Sicherheit Engelhart be Pee zugewiefen 
roerben fönnen. Stilfritifch fönnen bann nodh 
eine äRehrzahl oon Porträts auS ber SRefibenz 
unb bem SRationafmufeum angereiht merben. 

Sie beiben fleinen, 1600 auf ©olz gemalten, 
Porträts beS ©erzogS SRagimilian oon Sägern 
unb feiner ©emahlin Elifabeth 5 ), unter bem 
Flamen Engelhart be PeeS rcgiftriert, befinben 
ficß noch h^te in bem 9taume mie bamalS, 
ZU jener $eit „Eabinet ber SBohnräume Sh^o 
9tegierenben Ehurfürftlichen Surcßtaucht", jeßt 
5. Ehurfürftenzimmer genannt, lieber bie gben* 
tität biefer Porträts, bie überbieS mit fcßwar* 
Zer ©dhrift oben bie Sczeicßnung „WagimilianuS 
ßerßog in ober onb niber Sägern", bzm. „Elifa* 
beth ©erßog ÜRa^imilian in Sägern gemaßlm' 
tragen, mit ben 1600 oon unferm Sünftler 
gemalten fleinen Silbniffen befteht nach bem 
©efagten, ben 3luSmaßen, bem ßebenSalter 
ber SargefteHten, äJla^imilian z ä hl te ber^eit 
27, Elifabeth 26 gaßre, fein 3weifel (Slbb. 12 
u. 13). 

Sie Silber finb als PenbantS gemalt, gürft 
unb gürftin in 3 /4 Söenbung einanberzugefehrt, 
bie inneren 3lrme in ParaDelftellung mit ber 
©anb auf bem Segenfnauf, bezro. frei hinter* 
hängenb, lofe bie grauen ©anbfchuße um* 
fcßließenb, bie äußeren in Eontrapoft in bie 
©üfte geftüßt, bezm. in bie ßeibeSmitte geßal* 
ten. Seibe finb gleichmäßig in Schwarz mit 
©olbbrofatärmeln unb ebenfolcherSerbrämung, 
benfelben meißen ©pißenfraufen unb 9Jtan* 
fcßetten gefleibet unb auf bunfelgrauen ©intern 
grunb gefteHt. 3n ben etmaS breit angelegten 
Silbniffen, bie eine leucßtenb marme garbe 
beS gnfarnatS unb beS Stofflichen, nament* 


l ) ©in (Eintrag an anberet ©teile befagt: „Sttnno 1611 ben 20. Wag ©in ich ©althafar Sßfrcuner Waler 
oon Wilnchen atlhie Waifter toorben unb bei ©errn (Sngethart pee ©eligen gelehrt" („©tarb . ." über bem 
Wappen auf einem ©prudjbanb). 

8 ) 1578 roerben oon ihm Arbeiten im Xurm beS Irrgartens ermähnt. 

*) ©. 3 - Ä-5 „contrefet oon gnebigftem ©errn unb grau ©emahlin" (Nagler: „Sljutfütft unb 

(Ehurfürftin") 12 fl.; ©emälbetatalog oon 1770: 97r. 382 „WajimilianuS ber erfte (EC)urfürft unb ©erjog in 

©aiern, Sttein in halber ©tetlung unb Delfarben gemalet" (unb) 9tr. 383 „ölifabetha Sßrtnzeffin oon ßothringen, 

Wajimilian beS ©tften, (Ehurfürften in ©aiern ©emahlin" (beibe): H. 7Va" 5* 1 / 4 " (ht). 


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8 


t Dr. Subrotg gottmann. 


litß beS ©olbbrofatS unb Scßroarj, beroaßrt 
ßaben, liegt, toie bei be Pee in ber SRegel, ber 
©auptafjent auf bet ^Bearbeitung bes ftopfeS. 

9llS ©ßarafteriftifa unfereS ÄünftlerS taffen 
fiel) aus biefen Porträts fefttegen: bie SBorliebe 
für eine ausgeprägte Ooalform beS Unter» 
fopfeS, für Heine 3tugenfterne mit ^Betonung 
beS OberlibS, für gefeßroeifte gorm ber ginger 
unb Slufbiegen beS SEaumenS, mit im übrigen 
im 3eitftit gelegener faprijiöfer ©altung ber» 
fetben, eine glänjenbe SBeßanblung beS Stoff* 
ließen in garte, mit minutiöfer 3ei<ßnung beS 
©egenftänblicßen, ber ßleibung, bejro. ber 
Spißen 2C., roorin fief) ber in ben IRieberlanben 
©efcßulte oerrät. 

©in meitereS ©ngelßart be Pee jugeßörigeö 
SBilb, ebenfalls in ber !. fRefibenj, ift baS beS 
1584 geborenen fünften SoßneS ©erjog 2BÜ* 
ßelmS beS V., SllbrecßtS VI. (9tbb. 14), ber 
fpäter burdß ©eirat ben Eitel beSßeucßtenbergers 
erhielt. S)er. Slünftler matte eS nad) ben oben 
gegebenen SRoti^en 1601. Eer ©erjog aäßlte 
bamatS 17 3at)re, unb als Süngting biefer 
SllterSftufe, noch mit etroaS meinen, unbe» 
ftimmten, aber fpmpatßifcßen 3ügen, reeßt träf» 
tigern Körperbau, tritt uns aueß ber auf bie* 
fern Porträt, in notier gigur lebensgroß in 
SEreioiertelanficßt bargefteHte, in feßroarjen 
SttlaS gefteibete gürft oor Slugen. 2)aS linfe 
Sein ift etroaS oor baS rechte gefetjt, bie SRecßte 
in bie©üfte geftüßt; bie ßinfe rußt, bie grauen 
©anbfcßuße leießt umfeßließenb, auf bem mit 
bräunlicß orangfarbener ©eefe belegtem Eifdß» 
eßen neben bem feßmar^en, ßoßen ©ut. ®ie 
ftraff aufgerafften betoratioen Sorßänge, mit 
ber Xifcßbctfe gleicßfarbig, aber etroaS ßetter 
geßatten, folgen ben SRicßtungSlinien ber beiben 
Sinne unb oerftärfen in ißrer Umraßmung 
beS Oberleibs unb beS pßpfiognomifd) feßr gut 
beßanbetten StopfeS bie piaftit bet EarfteHung. 
2>ie garbengebung ift teueßtenb roarm. 8lucß 
ßier gilt bas oorßer bei ber garte unb Se= 
ßanbtung bes (Stoffließen ©efagte. 2)aS Pot* 
trät ift noeß plaftifcßer als bie befproeßenen 
unb ift baS befte StanneSporträt unter ben 
jur grage fteßenben. ©ngelßart be Pee ßatte 
ben ©erjog feßon oorßer jroeimal gemalt: 
einmal 1587 als 8 jäßrigen Snaben, benn baS 
oon 1588 -1590 oon ©offefretär Pronner am 


bapr. ©ofe gefüßrte ©innaßme* unb SluSgabe* 
bmß über SDtalutenfilien') entßält bie SBerab* 
folgung oon garte ju ©erjog SllbretßtS „pla* 
ben Haib", unb 1598 als 15 jäßrigen, baS er, 
roie erroäßnt, 1599 mit naeß SRom nimmt; beibe 
Porträts finb nidßt meßr feftfteübar. 

SaS oierte SBilbniS ©ngelßart be PeeS, für 
beffen ütutßentijität uns artßioalifcße SRacß» 
ritßten bürgen, ift baS 1604 oon ißm gemalte 
Porträt beS HarbinalS ©erjogS Sari oon ßotß* 
ringen, 2. SoßnS SarlS III. oon ßotßringen, 
ber naeß bem Eobe beS SarbinalS ßubtoig 
oon ©uife feßon als 12 jäßriger Snabe 1578 
Sifcßof oon 3Reß, 1589 Sarbittal rourbe unb 
balb barauf aueß baS Sistum Straßburg über* 
fam, roobureß er über immenfe ©innaßmen 
oerfügte. ®r ftarb jung am 24. ÜRoo. 1607 
(3lbb. 15). 

EaS SBilb, nun im bapr. SRationalmufeum 
(SRr. 731, Saal LXVIII, ß 210,5X118,5), 
ftammt jebenfallS aus ber f. SRcfibenj unb 
geßörte ber SReiße bortiger Silbniffe ber lotß* 
ringiftßen ©errfeßerfamilie aus ber 3«it 9Bil* 
ßelmS V. unb SRajimilianS I. an, in roelcßer 
baS bapr. ©erjogSßauS bureß bie eßelicße Ser* 
binbung biefer gürften mit SRenata, bjto. ©lifa* 
betß oon ßotßringen mit ßotßringen eng oer* 
fnüpft roar. Son beren Porträts roirb fpäter 
noiß bie SRebe fein. Eer bamalS 38jäßrige 
Sircßenfürft ift in roter SarbinalStracßt, mit 
Spißen befeßtem roeißen ©ßorrod, in ooller gi» 
gur, etroaS naeß reeßts geroenbet, auf bunfel* 
grauem ©intergrunb bargefteüt; bie SRecßte mit 
SBucß ftüßt er auf einen mit rotem golbborbier* 
tem Eucß befeßten Eifcß, bie ßinfe, an ber Seite 
frei ßerabßängenb, uinfcßließt graue ©anbfcßuße. 
ßeiber ift baS SBilb befcßäbigt unb ßat im 
©lanj ber garte ftarf eingebüßt, befonberS 
baS ©rbbeerrot, baS in ber StarbinalStradßt, 
mit breiten ßeUen ßießtern belebt, ber Eifcß* 
beefe unb ber Eraperie ber SBorßänge — ßier 
unb im Ueberrourf ber ©eroanbung am tiefften 
unb fatteften — in oerfeßiebener Eönmtg 
oariiert roirb. gn ©eftaltung unb gärbung 
beS SopfeS, mit braunem ©aupt* unb SBart* 
ßaar, unb ber ©änbe ift bie früß aufgejeßrte 
ßebenSfraft beS oon ©ießt gepeinigten gürften 
treffenb cßarafterifiert. 

Unter ben jum 5Eeil präeßtigen Porträts 


') Dbetfiager. flretSarcßio aftfindben, öfabem. b. Jtünfte 3a8c. 279/4. 


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®ngelf)arb be Sßee als ^orträtift am ©ofe ©erjag SöitljetmS V. unb 9Jlajimttian8 I. 


9 


in bet f. Nefibena auS bet lothringifchen 
regierenben gamilie ($au8 eifafj) unb bet 
Nebenlinie bet ©uife, bie unter bem ft^roadjen 
Slarl III. (1545 [59]- 1608) eigentlich bie 
herrfdhenbe roar unb namentlich eine 9tei^e 
non Sürchenfürften [teilte, — in 3 ©enerationen 
ffarbinäle, batuntet ben fog. großen ffarbinal: 
ftarl (f 1574), ©ohn beS ElaubiuS oon ©uife, 
roelcher jur geit ber NeligionSroirren am frans 
3 öfi[chen £>ofe eine fo bebeutenbe Nolle fpielte — 
befinbet [ich ein roeitereS Silb beS SarbinalS 
Sarloon ßothringen (ß. 6' 4*/4*x3,7) (2lbb. 16). 
Ser Sarbinal ift einige 3af)re jünger als auf 
bem Silbe beS NationalmufeumS; bie Sejeicf)* 
nung beS SilbeS mit bem fallen SobeSjahr 
1587 ift rote bei faft allen Silbern nadhträg* 
liih fpätet aufgefefct. SaS fßorträt, in bet 
Aufmachung fonft ganj bem genannten ähn= 
lieh, ift aber roeit forgfältiger auSgefüljrt unb 
befonberS feinet unb faprijibfer in bet Ses 
hanblung beS ©eroanbeS unb beS ©efältS. 
Sie garbenaufammenftellung ift ebenfalls bie 
gleiche, baS nüancierte Srbbeerrot bet 5?ar* 
binatstrad)t unb ber Sorhänge, baS etroaS 
leichengrau geftimmte Sßeij) beS ßhorrorf§, 
SetailS bet Zeichnung unb äJtobellierung 
fptechen unbebingt für bie §anb ©ngelhart be 
SßeeS; baS Silb ift im Kolorit befonberS leuch* 
tenb unb gegenüber bem oorhet befptochencn 
prächtig erhalten. 

SaS fehr gute Sßorträt ber ©entahlin 
StaEimilianS I., Slifabeth oon ßothringen, in 
ßebenSgröfje, ganjer gigur (6' 6 s /4* X 3,7), in 
grauroeijjem Samaftfteib mit fchroarjgrünen 
Slattornamenten, hellgrauen Slermeln mit rei» 
ehern golbenen @<hmud unb Agraffen, ©pijjen* 
fraufe, auf grauem ©runb mit farminroten 
Sorhängen, einige 3af»re fpäter als baS oben 
befprochene gemalt, fcfjeint fchliefcltch ebenfalls 
ßngelhart be Sßee anjugehören. 

Sin Sßorträt berfelben gürftin, im fchroar* 
jen Äleib mit Seifrod, bemfelben reichen 
©chmud, bie rechte §anb auf ben mit farmin* 
rotem Such bebedten Sifch gelegt, bie ßittfe 
frei hetunterhängenb (bapr. Nationalmufeum 
Nr. 599 SreppenhauS ß. 139,5X 110 (Abb. 17), 
jebenfaHS aus ber Nefibenj) ungefähr im felben 
Alter roie im oorher genannten, aber mäfjig 
erhalten, gehört, .roenn es nicht eigenhänbig, 
fi<her in ben SreiS oon unfertn Äünftler, oiel* 
leicht ftammt eS oon beffen Schüler: Sßfreunet? 

». 9». 1 u. 2. 


Sin roeitereS treffliches Sorträt oon An* 
toinette oon ßothringen (geb. 1567, geft. 1610) 
(Abb. 18), bie, unglüdlich oermählt an ben blöb* 
finnigen ^erjog SBilhelm oon 3ueli<h unb 
ßleoe, nach beffen Sobe 1609 roieber nad) 
ßothringen jurüdfehrt, ift bem Silbniffe ber 
fiurfürftin Slifabeth im ©taatSfleibe fehr oer* 
roanbt (ß. 6, 7®/*' X 3'7*). Sie gürftin mit 
bem feingefchnittenen Kopf, hellblonbem $aar 
unb auffaHenb blaffet ©efichtSfarbe, ift befon* 
berS jart gehalten. Sie ©eftalt in fchroarjer 
Kleibung mit Schulterblättern aus roeifjen 
perlen, gleicher föalSfette unb Kleiberfdhliefcen 
mit Siamanten, fehrjierlid) gearbeiteter ©pifeen* 
fraufe, bie bie Umriffe beS KopfeS befonberS 
flar hetoorfjebt, in ber ßinfen ben foftbaren 
golbenen Spiegel haltenb, ift in ber ernften 
Auffaffung beS 3eitftil8 in gemeffener Nut)e 
auf ben bunfelgrauen $intergrunb geftellt. 
SaS blaffe SBeijj beS SeintS unb ber matte 
©lanj beS SJJerlenfchroudS, baS leuchtenbe 
Karmin, bet Sorhang finb baS einzig farbig 
belebenbe in bem Silbe. 

3m ©emälbefatalog ber Aefibena oom 3ahre 
1670 figuriert unter bem Namen engclhart 
be SßeeS als Autor auch ein oor allem fultur* 
hiftorifch intereffanteS ©emälbe ber he r i°9 s 
liehen gamilie in Sägern, baS bamalS in ber 
geheimen NatSfanjlei aufgehängt roar. Ser 
Sintrag in biefem Katalog bient jur näheren 
©rflärung beS SilbeS unb fei beShalb im 
Sßortlaut angeführt: „SngelharbuS be Sßee 
Nr. 1165—: Sin gamilie ©tüd oon • ben 
burdjleuchtigften £>au&e Saiern, welches bie 
befdjneibung ßheifü oorbilbet, in berSfjat aber 
auf bie gebürt StaEimiliani beS erften §erjogS 
in Saiern folgenbermafcen abgejielet ift: 3n 
ber ÜJtitte fifcet SrneftuS ©erjog oon Saiern 
unb Shuefürft 3 U SöHen (geb. 1554, Sifchof 
oon Söln 1583, geft. 1612) in geftalt eines 
$ol)en SßriefterS bep einem Sifch- Nächft 
babep ftehet Nenata ißrinaeffin oon ßothringen, 
SBilhelmi beS fünften ©erjogS in Saiern ©e* 
mal)lin (geb. 1544, oermählt 1568 geft. 1602), 
roelche ihren auf ben Sifch ftehenben Sßrinacn 
NlaEiniilian ben erften (geb. 17. IV. 1573 
geft. 1651) mit bepben §aenben haltet. Neben 
ben §of)en Sßriefter befinbet fid) SMlhelmuS 
ber fünfte als Satter biefeS üßrinaen (geb. 
1548, geft. 1626) unb hinter biefen ber groS 
Satter SllbertuS ber fünfte, $erjog in Saiern 

2 


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Original fro-m 

PRINCETON UNIVERS1TY 



10 


f Dr. ßubrotg äottmann. 


(geb. 1528, geft. 1579), gegenüber gana nahe 
an ber ©erjogin Ktenata, fielet bie Sßrtnjeffin 
SKaEtmtliana, 9llberti be§ günften Sochter 
(geb. 1552, geft. 1614), unb jur Seite berfelben 
ber $ring gerbinanbug ih r trüber (geb. 1550 
geft. 1608). Sn ben SJorgrunb aber tnict 
Slnna Sra^erjogin non oeftereidj, Sllberti be 8 
fünften ©erjogS in S9aiern gemaljlin (geb. 1528 
geft. 1590) auf ber Srbe, ade Figuren regenb 
in ßeben 8 gröfje gebilbet. 2. 6 ' 9' X 6 ' 
Smifdjen bem ^erjog Srnft unb 9lnna ift nod) 
ein geflügelter Knabe mit Dpferfdjate nnb 
2 Sauten eingefügt. (9lbb. 19.) 

Sa§ 5Bilb, an ben Stänbern etroa 8 befdjäbigt 
unb begfjalb beim Kiantälieren ber £öl)e nart) 
um ca. 6 , ber Söreite nach um ca. 4 cm gc* 
fürjt, befinbet fid) nun im Sdjlcifefjeimer Sepot 
(im alten Katalog ber alten 5ßinafotl)ef unter 
bem Klatnen Suftrig regiftriert). Sie Sbentität 
biefeg 58ilbe8 mit bem betriebenen erfdjeint 
ben 9lu8maf)en unb ber 23efd)reibnng nad) 
fictjer. Sie namentlich aud) in ber hinter* 
grunbslanbfdjaft fet>r anfprechenbe Kompofition 
erinnert an italienifcfje ÜBorbilber au 8 ber* 
artigem Stoffgebiet. 

Klimmt man ba 8 Satjc 1578, in bem Sttgel* 
hart be 5)3ee ben arc^ioalifdjen Ktachrichten au* 
folge jum erftcnmal offijieH am £>of auftritt, 
al 8 Sntftehunggjahr be£ SBilbeg an, fo ftimmt 
aud) ungefähr ba§ ßebengalter ber bargefteHtcn 
fßerfonen, nur ©erjog ©ruft ift alg £olje* 
priefter jebenfadg mit 9lbfid)t älter, mit leicht 
angtgrautem £aar, aufgefafst. Sag 5öilb ift 
jebenfadg ein grüljmerf öe 8 Künftlerg, mit 
bem er fid) oiclleid^t am £>ofe einfüljrte. Sn 
Seidjnung unb ÜDtobedierung geigt fid) Unau 8 * 
geglicheneg; fcfjr ®ute 8 , mie 3 . 58. bie gigur 
bc 8 nadten jungen grinsen SDtayimilian, fteljt 
neben meniger ©utem (©ematibbeljanblung, 
£>änbe be£ tjjeraog Srnft 2 c.). 9lud) für bie 
garbe gilt bie£; bie garben, mie fie jefet 3 U 
feljen finb — bag gigürlidje ift in bet ©aupt* 
fache auf bie garben: fchtoara, nüancierteg 
©ritn, golbgelb unb meij) geftedt —: bie 2 lrd)U 
teftur grau, bie ßuft trüb bläulich, mitten 
ftumpf unb fdjroer. Sin gut Seil biefeg Sin* 
brudg roirb aber auf ben befdjäbigten $u* 
ftanb be 8 58ilbe8 3 U fefcen fein, im ©rau be£ 
Sempelg unb ber Säule tritt fogar bie braun* 
rote Untermalung sutage. Stiliftifdj gel)t e£ 
fidjertid) oor adern mit ber 9lrt Sngelhart 


be üßeeg jufammen, unb in ber Gfjarafteriftif 
ber offenbar ol)ne Konoeniena bargeftedten 
5ßerfönlid)feiten geigt fidj fdjon ber tüchtige 
ißorträtift, mie mir iljn au 8 feinen reiferen 
58itbern fennett lernten. 

Sn ben ©emälbefatalogen ber Stefibeng aug 
ben Sorten 1767 unb 1770 finb aud) 4 Kopien 
oon , 3 . 91. 5Bruder (aug Srubering, Hofmaler 
Kurf, gerbinanb SJlariaS 0 .58., f 1694) nach 
Sngelljart be üßee" aufgeführt, nämlich: 
2llbrecf)t V., Öet 3 og in 58ai)ern — 9lnna, Sr 3 * 
het 3 ogin in Defterreid), beffen ©eniahlin, 5BMU 
l)elm ber V., ^eqog in 58ai)ern, unb fein Srb* 
prina (ca. 7 -12 3ah re alt), KRapmilian, 9le* 
natg, beffen ©emaljlin (ade 6 ‘ 10" X 4' 2'/«")• 
Sie erften 3 Porträts finb groeifelloS ibentifd) 
mit ben aur Qcir nod) in ber SRefibeng (®ang 
oor bem £>erfule£fnal) befinblidjen, bie 9lu8* 
mafje ftimmen genau, mie auch bie näfjere 5Be« 
fdjreibung im Katalog oon 1810 (Ijiet ohne 
Eingabe beg 9lutor8) bei Sllbrecht 3 . 58. „§anb 
auf 58üfte oon Stein gelegt". 9118 Kopien oon 
58rudner (?) djarafterifieren fie fid) oor allem 
burd) bie '^utat oon Ijjintergrunblanbfdjaften, 
toie e 8 58rudner liebt, bei 9llbred)t V. unb 
9Bilf)elm V. 

Sie Silber erfd)einen aber gegenüber ben 
Originalen Sngelljart be 5J5ee8 oergröffert unb 
Ijaben überbieS einen fchtoeren, trüben, bräun* 
liehen Son erhalten. 

Sa 8 4.58ilb nun, ba 8 ber 3lenata (9lbb. 20 ), 
ift feine Kopie, fottbern ein Original oon ben* 
felben 2 lu§mnf)en mie bie übrigen: Slenata ift 
in fdjroaraer Kleibung, 3 /i ßlnficfjt, ooder gigur, 
bie red)te ©atib mit ©ebetbuch auf ben mit 
rotem Such bebedten Sifd) ftühenb; in ber frei 
herunterljängenben ßinfen, nach ber Sitte ber 
Seit, ba£ foftbare Safchentuch- Sie ferneren 
roten 5ßorhänge geben mieber bie Umrahmung 
ber ©eftalt, ade 8 bie befannte 9lufmadjung 
Sngelhart be 5ßee8. Snt baxjer. Klationalmufeum 
unb in Siiffetborf (9lfabemie) befinben fid) 
Kopien, erftere feljr in bie ßänge geaogen. S u 
Ktenata als 5|}enbant ©eraog Sßilhelm V. (beibe 
ß. 9t. 451 u. 452 ß. 2,52X1,125, ftarf nadjge* 
bunfelt unb befcf(äbigt). 3Jiöglicf)erroeife ha*^ c It 
eS fic^ bei biefett ftarf oerborbenen Silbern nicht 
um reine Kopien, fonbern um 5lBieberholungen 
oon einem 5Dteifter 2 . 9tangS. Sie Stiche 
aber al 8 Knieftüde in 3- 81- SimmermannS 
Stichen be 8 bager. ©errfcherhaufe 8 finb genau 


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Original fro-ns 

PRINCETON UNIVERS1TY 



öngclgarb be Sßcc als spovträtift am $ofe £>erjog ÜBilgeltnS V. unb SJlajimilians I. 


11 


nacg Den Silbern im Utationalmufeum, nur 
unten unb oben gefügt, gemalt, „nad) Gg. 
©cgntara". 1 ) SDlit beffen 9Irt gelten aber bie 
Silber ficgcr nidjt aufamtnen. CSt). ©cgntara 
mar ju ber $eit jebenfall# fcgon, toie aucg 
jegt, ber Sammelname für eine beftiinmte 
allgemeine ßeiftung au# ber geit. (®&b. 21 
unb 22). 

(5# märe nun noeg eine# fünftlerifdjen 
Söerfe# Gngelgart be Se fg Grmägnung ju tun, 
für ba§ aber feine Urfjeberfcfjaft nic^t megr 
al# Sermutung fein faitn. Sa# bagr. National* 
mufeuin beroagrt ein Stiniaturenbud) ber ger* 
joglid)en ffamilie, alle, mit 8lu8nagme be# 
1. Sßorträt# oon $erjog Sßilgetm IV. (1550 
toagrfd- oon $ß. ©d)öpfer b. Sielt.), 1578 ge* 
malt, al# fßenbant ju SBilgeltn IV. feine ©e* 
maglin Sacobäa oon Saben, — 9llbred)t V. 
30jägrig unb feine (Sattin 9lnna o. Defterreid) 
48 Sfafjre — SBilgelin V. 30jät)rig unb fftenata 
o. ßotgringen 34jägrig — gerbinanb Gotne# 
28 3af)re unb Grnft in SifcgofStracgt 24 3af)re 
alt — ÜJlaria, Socgter Sllbrecgt V. unb ®e* 
maglin Grageraog ftarl# oon Defterreid, 
24 3al;re unb Staria ÜWaEimiliana, ©(gtoefter 
ÜBilgeltnS V., 24 3agre alt. — 911# legte Sar* 
fteüung 3 üinbet ÜBilgelm# V.: ÜJtaEimilian 5, 
Ggriftiane 7, ÜDlaria 9lnna 3 3iagre alt. 

Siefe SDliniaturen finb nicfjt oon gleicher 
§anb unb jum ^eil jiemlid) fdtoädjlid- 
9llbred)t V. unb ÜBilgeltn V. entfpreegen am 
meiften ber 9Irt be 5ßeeS, bie Sgpen ftimmen 
jiemlid) gut mit benen auf ber „Sefcgneibung* 
überein, aucg bie garbe. 1578 tritt Gngelgart 
be Sec jum erftenmal offijieH bei £>of auf, 
bie SDlöglicgfeit loenigften# feiner Stitarbeit an 
bein Sudjc ift jebenfad# gegeben. 

Gngelgart be fßee arbeitete faft 30 3og*e 
am £>ofe üBUgelm# V. unb Stajimilian# I. 
unb loagrfcgeinliig nur al# Sßorträtmaler. Sie 
Silbniffe, bie 3 ur Setracgtung ftanben, fönnen 
nur eine Slinbeftaagl feiner ÜBerfe oorftetlen; 
oiele roerben nod) in baijerifcfjcrn Sefig, aber 
fitgerlid) aud) anbermärt# aufjufinben fein, 
too^u bie in ber furjen 9lbganblung gegebenen 
Säten 8lngalt#punftc bieten foUen. @# mirb 
bann aud) möglid) fein, be# Itünftler# llr* 
fprung unb ©ctjulung aufjuflären, in toelcfjcr 


') ©a« fflilbnis Öerjog äßilgetmS V. ift 
buntett; ber Stieg gibt aber ein beutlicgeS Silb. 


fRicgtung bie angeftellten 9te<g«cg en biSger 
leiber erfolglos mären." 

§ier fcgliefft ba# SJtanuffript gottmann#. 

3n ben ®ofaaglamt#recgnungen (SreiS* 
ardjio) fittben fieg einige roeitere be !pee (Snget* 
gart oon (oann) fße, be Sßee, aucg nur Sßee 
ober nur Gngelgarbten 2Jlaler) ertoägnenbe 
Gintragungen, bie im 9lu#aug furj gier noeg 
mitgeteilt feien: 

1582 Gngelgarten oon 5ße ÜIRalern ju ßanbS* 
gut . . . pro merlei ftonterfet# 211 fl. 

1584 .. . SIrbeit für 260 fl. 

1585 . .. pro merlei lionterfet# fl. 220. 
beSgl. ... pro gärung nacg üleuburg fom* 

menb toieber gierger fl. 15. 

1586 . . . pro merlei Slrbeit fl. 160. 

1588 ... pro Slrbeit am §of fl. 210. 

1589 be# Gngelgarbten Staler# unb Stonter* 
fetter# ©egmager bejallt raegen eine# 
oeregrten unb oon 9tom gerauSgefcgicften 
Säfel# fl. 30. 

1590 Sftaletn attgier . . pro merlei Stonterfet 
. . fl. 104,30. 

1592 . . . umb ein grog Äfonterfet fl. 12. 

„ . . umb Slrbeit fl. 13. 

1595 .. . pro Slrbeit fl. 16. 

1596 . . für Ülrbeit jum ©ofe fl. 16. 

1598 . . ebenfo fl. 12. 

1599 . . . mooor bafj er tc. unfern . . !p. ©er* 
jog Slapimilian in Sägern tc. ... ab* 
fonterfet fo anno 98 gefegeegen tgunt 6 fl. 

beSgl.für 3 fürftl. Äonterfet# 84 fl. 

be#gl. ... pro ftonterfettung . . . §erjog SJiU 
gelm, SlaEimilian u. 2llbrecgt oonSagertt, 
toelcge ign mit nadg Som genommen, fo 
aueg anno 98 gefegedjen unb $err V (:) 
Seer, meltget mit ign naeg 3lom ge* 
nomtnen fl. 24. 

1605 .... um bie fonterfet S. 3gnatii unb 
granciScu# ... fl. 14. 

beSgl.um bem Sobitt ju fonterfetten unb 

einen anberen au#aubeffern ... fl. 29,30. 

3m Sammerbueg (©tabtaregio) finben 
fieg noeg: 

1601 23. II. erlegt G. be Sßee . . 3 fl. 6 (für 
Sürgerrecgt) 

oetbovben, „faft niegts megt fennttieg", unb natgge« 

2 * 


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Original fro-m 

PRINCETON UNIVERS1TY 







12 


f Dr. Subroig 3ottmann. 


beSgl. 24. VIII. 9Jleifterred)t unb gunfftgetlt.. 
5 fl. 5. 

161830.VI... ßeonbarbSßeifjÜJlalerunbSurger 
in SlugSbuvg oon 100 fl. Kapital .. auf 
Slbfterben feinet Saafe 2lnna oon ißee 
oon 2 fl. 6 pfennig. 

1(519 24. I. erlegt £t)riftof SBeif) o. ftauf* 
beuren oon 360 fl. auf Slbfterben feinet 
leibl. ©djtoefter 3tnna o. $ßee SBittib 
aü^ie als i^t Unioetfalerbe oon febem 
fl. 6 $fg. 10 fl. 

* * 

♦ 

©et 3tame oan Sßcc finbct fid) übrigens 
(Snbe beS 17. unb Slnfang beS 18.SiabrbunbertS 
in £>olIanb. 3m SRigfSmufeum ju Sltnfterbam 
befinben fiel) laut flatalog unter ben 3Rinia= 
tuten: 


ein SelbftsSßorträt Hermann SBolterS, £>d)t'u 
ler Otoeloff ÄoetS unb ©^eobor oan SßeeS, 
1682 1766 in ßrooHe unb ©aarlern, 

ferner eine SDliniatur ber Henriette oan Sßee, 
(Semablin SBolterS, oon gleicher ®anb; 
fcbliefelidb ein Selbftporträt ber Sftalerin 
Henriette (oan SPee)*3BolterS (1692—1741) 
unb baS ißorträt iffteS genannten (Satten. 

3lad) ©r. 31. 31. ißelber (freunbl. fdjriftl. 
Stitteilung) befinbet fid) nod) ein (Seinälbe 
(Sngel^arb be Sßee’S in Samberg. SS ift baS 
bort griebrit^ ©itftriS jugcfdjriebene Silb beS 
bl. SucaS, ber bie SDtabonna malt. ©aS Silb 
ift nad) gelber „S. S. iß. 1601" figniert. 
£)ffenbar*6elbftporträt beS oan ißee. 

(Sgl. Slannlicb (S^urftirftl. ©emälbegalerie 
Slüncben. 3lr. 254. Sd)leif)beim Katalog 1775 
3lr. 825. Saijr. SRonatSbefte IV.) 


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Original ftom 

PRINCETON UNIVERSITY 



®oten(ii(fe. 

S8un 9llbert SBierling. 


Sie feelifdjc ©emeinfdjaft bcr JBerftorbenen 
mit ben auf bet Srbe #urücfgebliebenen unb 
beten 9tad)fommen fdjeint uns fdjmetuerftänb:* 
lid). SBenn mit aber bie ©elegenljeit matjr* 
nehmen, tief in bie Seele beS 2)olfeS t)ineiu* | 
jufdjauen, finben mir, bafj baS IBemufjtfein 
jener feelifdjen ©emeinfdjaft im SBoIfe oiel 
größer ift als man benlt. 


Semeife befommen. So l)at fd)on im Saljrc 
1905 §err Stedjelc uon 5Burgf)aufen in un* 
feret Sltcmatsfdjrift (V, S. 98) ein einfdjlä* 
gigeS, uon einet s 4Jfrfinbnerin beS SiofepljfpitalS 
in Surgljaufen l)errüf)renbeS IBotiobilb oer* 
öffentlidjt, baS fie auS bem ^nuentar for a g s 
gebrodenen Sirdje St. 3of)ann ermorben 
ijaben fotl SaS bem 18. 3at)tfjunbert an* 



Sonft fönnte man nidjt auf ben ®e* 
banfen fommen, baf) bie lleberlebenben bie 
Soten gerabeju um iljren Seiftanb bitten. 
Unb metjr nod), auS mcfjtfadjen geidjen offen* 
hart fid) bet SJoIfSglaube, baj) bie Soten 
iljren tebenben 33ermanbten unb greunben 
fteunblid) gefinnt bleiben, ja ifjnen fogar l)itf* 
reid) beifteljen, roenn fie in befonbere 9tot ge* 
taten finb. 2Bir fjaben tjiefür uon Seiten 
bet SJolfSfunft ganj fdjlic^te, aber fpredjenbe 


geljötenbe löilb ftellt folgcnbe Sjene bat: 

Sin 9lciterSmann, bem bie §einbe auf 
bem Dladen finb, flüchtet ju einem Sein* 
IjauS im griebtjof unb bittet bie armen 
Seelen um 33eiftanb. Unb fiefje, als bie 
feinblidjen 3teiter anfprengen, um „ifjrn ben 
SReft ju geben", eilt ifjnen eine „unbefannte 
Duarbia* uon fieben bis ad)t Soten ent* 
gegen, bie ben Leitern ©rabfc^eite unb 
Slnodjen brofjenb entgegenfjalten. 


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Original from 

■ ,PRINCETON UNIVERSITY 




14 


SUbert Gierling. 


3tun fanb fich eine gang ähnliche Sar* 
ftcüung auf bem heute mitgeteilten Silbe oom 
3af)re 1721, baS in ber SlUerfeelenfapeHe beS 
Sird)f)ofeg gu St. Steter in Straubing aufge* 
fangen mar unb ficf) jefct im Sefitje beS Sor* 
ftanbeS beS bärtigen E)iftorifcf)en SereineS be* 
finbet. Ser bargeftellte Sorgang ift gang 
berfelbe roie jener auf bem Silbe oon Surg= 
häufen. Sie Serfucf)ung I)erauggubringen, ob 
bie Sarftellung an einen beftimmten SorfaH 
in ber Sonaugegenb, etma auS ber Qe\t beS 
fpanifchen SrbfoIgefriegeS, anbinbe, lag nahe, 
^erftört unb bebrof)t mürben ja batnalS längs 
ber Sonau genug Sdjlöffer. Slber meldjeS 
Schlojj unb meld)e Siirdje ift bargeftellt? 
9Begen beS SorljanbenfeinS eines SdjloffeS 
unb einer Sirdje auf gmei gegenüberliegenben 
©ügeln fönnten nach SöeningS Xopograp^ie 
ja oielleid)t Sündjing, Sonauftauf ober Srenm 
berg ftimmen. Slber bie Zeichnung pafct meber 
bei ber Sirene 1 ) nod) bei bem Schlöffe. Unb 
gar baS lefetere fieht mehr einem Sßtjantafie* 
ftiid beS SKalerS als einem fonfreten Sdjlojj 
im Sonautale äfjnlicf). 

9tun mürbe mir oon glaubmürbigfier Seite 
eine mertooHe ßofalfage mitgeteilt. Sluf bem 
SBege oon Seggenborf nach ©engerSberg lag 
einftmals bie nun längft gerftörte Surg ginbl* 
ftein, bie bem gleichnamigen SRittergefchledjte 
gehörte. 2 ) (Sin ginblfteiner foH nun bereinft 
oon feinen geinben fo arg bebroht gemefen 
fein, baf$ er fich in feiner s Jtot in einen grieb= 
f)of flüchtete unb oor bem SeinhauS bie Ser* 
ftorbenen um ihre §ilfe anrief. Sie Soten 
hätten fich auch aus ben ©räbern erhoben unb 
bie geinbe gefchrecft unb oertrieben. ßoSge* 
löft oon ber örtlichen Unterlage hat fich alfo 
bie Sage bod) erhalten. Siefe ift fomit feljr 
alt unb fdjeint ohne 3tüdfi<ht auf eine be= 
ftimmte Dertlichfeit ba unb bort in Satjern 
beftanben gu höben mie ungefähr bie Sage 
oon ben brei eblen Jungfrauen. Sei ber Um 
mahrfcheinlichfeit, Drt unb Jeit ber auf um 
ferem Silbe bargefteHten Sgene gu ergrünben, 
merben mir uns mit ber 3^atfacf)e ber JUm 


ftrierung ber angeführten allgemeinen Sage 
begnügen müffen. 

Jntereffante 3IuffdE)lüffe über bie meite Ser* 
breitung ber Sage hat Sßrof. Dr. £>alm in bem 
äJlünch. Jahrb. für bilbenbe fünfte (IV 143) in 
einem 2luffafce über „altbaperifche Sotenbar* 
fteüungen" aus Slnlafj ber (Srmerbung eines 
reigenben ©olgreliefS aus ber ©egenb ebem 
falls aus Surghaufen gegeben. SiefeS fteHt 
bie Sage oon ben brei ßebenben unb ben 
brei Soten bar. 8 ) Siefe ift uralt, älter noch 
als bie Sotentänge. Ser Serfaffer hält ba- 
für, bajj bie Sarfteüungen, bei benen bie 
Soten bireft ben bebrängten ßebenben halfen, 
im lefeten ©runbe mit ben brei Soten unb 
brei ßebenben gufammenhängen unb ben SolfS* 
glauben oon ber ©emeinfehaft ber Soten unb 
ber ßebenben tounberfchön iHuftrieren. Unb 
gemijj nid)t mit Unrecht: Jn ber Sage oon 
ben brei Soten finb fie bie Sßarner unb 
aJlahner gegenüber ihren teuern Sltachfommen, 
in ber anbern Sarftellung mie auf unferem 
Silbe leiften fie ben bittenben ßebenben felbft 
©ilfe in geinbeSnot. SarfteHungen ber lefcU 
ermähnten Sgene finb nach Dr. £>alm aus 
Slltbaijern noch oorhanben: ein Relief im 
SHofter Sdjetjern unb gmei 3teliefS im «ßaifer 
griebridh=9Jtufeum in Serlin. 

Schon bei bem Stelief im Jtationalmufeum 
geigt fich, wie bie beiben Sagen ineinanber 
übergehen. Sie bilbliche SarfteHung beS 
9ieliefS geht unoerfennbar auf bie Sage oon 
ben brei Soten unb ben brei Königen hinaus, 
neu angefügt ift nur ber am SeinhauS fnieenbe 
3teiterSmann. Unb nach ber münblich über¬ 
lieferten Sage foH bieS ein ©raf Sörring 
fein, ber in geinbeSnot in ben griebhof fid) 
geflüchtet habe. (Sbcn biefer 91eiterSmann er? 
fcheint aber roieber bei ber Sarftellung ber 
Sage mit ben hilfreichen £oten fomohl auf 
bem Straubinger als auf bem Surghaufener 
Silbe. Sin ältittelglieb gmifchen ben beiben 
Sagen bilbet bie Sarftellung auf einem oon 
Dr. £>alm mitgeteilten Sotiobilbe aus ber 
©otteSaderfirche in SBeilheim, baS mir auch 


x ) Slucf) bie s Iftitf)aelSfircf)e bei Straubing, auf ioeld)e eine fur^e S^otia in ben ftäbtifdjen Sitten ba8 
©ilb beliebt, fielet ganj anbcrS au8. 

*) (Srueber unb 3)tüUer, 2)er ©ager. Söalb. SiegenSburg 1851. 102. 

8 ) Äünftle Starl, 2)ie Üegenbe ber brei ßebenben unb ber brei $oten unb ber Xotentang. greiburg 
i. ©. 1908. 


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SotenQilfe. 


15 


nod) unb jtüQt um fo lieber bringen motten, 
al§ baburdj unfer SBunfcf) nad) ber Samni» 
lung unferet Sotiübilber aus SriegSjeiten 
Srftillung finbet. 91nf biefem Silbe treten 
nur brei Sote unb brei SfrriegSmänner auf, 
aber im ©intergrunbe fönnen bebrängte ßanb* 
leute ifjre gludjt uor ben Kriegern bemerf* 


fteUigen, meil biefen bie Xoten brofienb ent» 
gegentreten. Sie 3nfd)rift aber lautet: 

„2Ser bett für alle a Gfjrgl: €>eHm 
Set mirt o ©ott u. u. I. grau nit oerlaff. m. 
Siejj ift gefcfign bei Debtfjal in b. ©dianj, 
15. Sluguft 1703. @eb. Sdjroibidjer Sätf 
u. ßanbm. <Sd)fit 5 o. äBeil^eimb." 



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iOfls ßncgfiftiifrc „$fßff6iic((ie[“ non 1504, rin S|iirnrff)ifif Bür^rrfirficn ürönns 

an (Oi' JUenife des Ifliffrfaffers. 

3 ?on grit) iparfcr, Surgfjaufen. 


9ll§ im oerfloffenen galjre bie Seftänbe 
be§ ftäbtifchen 9lrd)ioS 311 Surghaufen neu* 
georbnet unb aufgeftellt mürben, fanb fid) 
unter ben 9lr<hioaIien ein ) 8 üd)lein in Duart= 
format mit fdpoeinSlebetnem ©iitbnnb, einem 
Seinfnopf auf bem 9tiiden unb mit einer 
Schnur, bie, um ben Jtnopf gemicfelt, ba§ 
leicht gebunbene S3ucf) jufammentjielt. Oft 
mag e§ ^cruorgcJjoIt unb aufgefd)tagen mor* 
ben fein, benn jerfnüttert ift fein Umfdjtag 
unb oergilbt finb feine Sölätter. 

2Sa§ mochte eS fein? 

TaS Titelblatt fagt meniger als nicf)tS; 
eS fönnte oerroirren, roottte man if)tn irgenb 
einen SBert jufpree^en. SßaS bort an @d)nör= 
fein unb SBörtern ju Iefen ift, ift nur baS 
Sßrobuft oon @cf)reibüerfud)en, ettoa um bie 
S3raud)barfeit ber gebet 311 erproben. 3Benn 
eS trofebem auSbrürflid) als „Stattbuechel" 
be 3 eid)net roitb, fo rechtfertigt biefe Senen* 
nung baS 2Bort, baS auf ben oberen Sdjnitt 
beS 25ud)e§ gefdjrieben ift; eS ift bieS eine 
©eroohnheit, bie unter ben alten Stabtfammers 
rec^nungen unb 9tatSprotofoIlcn im 9lrd)io 
häufig begegnet. 23aS aber ben gnl)alt beS 
S 8 ud)e§ betrifft, fo jerfätlt er in brei 9lb* 
fd)nitte: 

1. in baS 33 er 3 ciihni§ ber 9)titglieber beS 
9tate§, ber Sedjsefjner unb ber Sfdjatu 
Ieute feit 1504, 

2. in ein SterljörSprotüfolI oon 1508 an, 

3. in ein Sinnatjmetagebud) aus ©ebüljren 
unb Strafen oon 1511 an. 

3 d) habe oerfucht, in bem lebten gahr* 


‘) ®engter, '.Regensburger ©taMredjtguetten 
0 ©über, ®efd)icf)te ber ©tabt »urgtjaufen. 


gang ber Surgbaufcr ©efd). Sl. baS 33urg= 
haufer Stabtredjt 3 U erläutern. TatnalS fd)on, 
1307, begegnete ber 9iat ber „grnelfe", ein 
SöürgerauSfdjuh, 3 ufammengefeht ati§ 9Jtän= 
nern, „bie gefd)moren haben, bah f' c baS 
Seftc tun mögen, fei eS gegen 9tei<h ober 
gegen arm". 1 ) 2 Ber fid) barum erlaubte, 
gegen fie einen SBormurf 3 U erheben, mürbe 
mit einem 4$funbe (Selbes geftraft. Tafj einem 
unter ben „gtoelfen" ein Vorrang oor ben 
übrigen eingeräumt morben märe, ift nicht 
erfidhtlich- @rft 1401 toirb ber „ältere 
9tebner im 9tate" auSbrücflich genannt, er 
follte nach bem SluSfterben ber Stifter oon 
1)1. Streu 3 baS SBergebungSredht für baS bot* 
tige 23encfi3itnn haben. SBenn 1418 „91 n* 
mälte unb 9täte" oon ®urghaufen 3 eichnen, 
fo ift eö mol)l möglich, bah bie „9lnroält" 
eine gemiffc githrerroüe cinuahmen, für maljr= 
fd)einlicf)cr aber halte id), baf) ber Söegriff 
nur eine Tautologie 31 t „9täte" ift, richtiger, 
bah 111 ber Toppelbenennung bie Tätigfeit 
als ©erichts* unb SBermaltungSförperfchaft 
311 m 9luSbrud gebracht ift. 

üöefonberS cinfdhneibenbe, baS allgemeine 
2öof)I betreffenbe 93eratungen unb Üterhanb* 
lungen merben mit ber „©emein", b. h- ber 
©efamtbürgerocrfammlung gepflogen. Sie be= 
gegnet uns im „Stattbuechel" beS öfteren. 
$uber 2 ) ermähnt „9tat unb ©emein" 3 um 
erften ÜJtale 1419. 9luS ber gahl ber 9täte 
erhebt fid) im Saufe beS 15. gahrhunbertS 
eine ifSerfönlichfeit, bie bie gahreSred)nung ber 
Einnahmen unb 9luSgaben ftellte unb bie Stoffe 

S. 105. 

1802. 


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2)a8 öurgßaufet „©tattbuedjel" oon 1604. 


17 


oerroaltete, gu einet beoorgugten Stellung, eS 
ift bet Kämmerer. So geben „Kämmerer 
itnb Släte" bet Stabt IBurgßaufen 1478 eine 
Säderorbnung, 1480 eine ^unftorbnung für 
bie SEBebet, 1481 eine fotd^e für bie Scßuß* 
macker ßerauS. 

ÜJtit bem 3lugenblicfe jebocß, ba roir an 
ber Spiße beS IRateS ben 33ürgertneifter 
feßen, tritt bie Sßerfönlicßfeit beS Kämmerers 
roieber in ben föintergrunb. @S ift auf einer 
ScßenfungSurfunbe oom Saßre 1483, ba ein 
3Jtartin 3i e 0l me 'fto» bergeit Söürgermeiftcr 
unb SBerroefer beS StabtgericßteS, gum erften 
3Rale fein Siegel aufbrücft. — 

SaS ift in großen 3i’ l 0 en bie SBorgeftßidjte 
ber ftäbtifcßen SSerfaffung bis gu betn Saßre, 
in toelcßent ba§ Stabtbuecßel einfeßt: 1504. 

Sroden unb roertloS möchte für ben flücß* 
tigen Befer bie einfadE»e 9lufgäßlung ber Flamen 
erfcßeinen, toie fie in bem 33iicßlein oom Saßre 
1504—1548 aufgefüßrt merben unb bocß bietet 
ein äkrgleid) biefer fortlaufenben ßiften tnandje 
fcßäßenSroerte Ausbeute für bie IBerfaffungS* 
gefcßicßte. 

DaS 3af)E 1504 bringt rneiter nidjtS als 
bie Dlatnen ber 12 ©lieber beS 9iatS, an ber 
©piße als 93ürgermeifter $anS 3 a d) en &erger. 

Sn bem folgenben S a ßre 1505 merben neben 
IftatSmitgliebern bereits bie „Secßgeßner" ge* 
nannt, eine Korporation, bie unferm heutigen 
©emeinbefoHegium entfpred)en mürbe, menn 
roir ben „SHat" mit ben SDtagiftratSräten oer* | 
gleichen rooHten. 

9Benn mir uns bie 9tamen in ben erften 
10 Satiren nacß ber £>äufigfeit ißreS 9luf* 
tretenS betradjten, fo ergibt fidß bie Sßaßr* 
neßmung, baß eingetne (Stieber, SdjarnfellS) 
bie gange ßinburd) im 9tate faßen, anbere 
ein ober groei Saßre unter ben Secßgeßnern 
oerfcßroinbett, um bann toicber in ben 9tat 
gurüdgufeßten (BanbSberger, Kaufmann, 9lmel* 
geringer, Sungroirt, ©ambS, ffticßtl, ßienß, 
Sßartßer, SBeHnftain). Sei mancßett ift eS um* 
gefeßrt, fie fißen bie meifte 3 e *l unter ben 
Secßgeßnern unb oiellcicßt nur ein* ober groei* 
mal im State (ÜDtörninger, ÜHörner, ßgnbmeier, 
©rünbed, 3 u Pffler, Sßogfberger, Streubl). 
SBieber anbere fämen überhaupt aus ben Secß* 
geßnern nie in ben Stat, obrooßl fie bort bis 
gu 10 S<*ß«n faßen (©ammerSfelber, Stain* 
ßaufer, Sßalßaufer, Selßaimer). Um in ben 

M. SB. 2 u. 1. 


Stat geroätjlt merben gu fönncn, mußte einer 
nidßt unbebingt oorßet -Mitglieb ber Secß* 
geßner geroefen fein, bocß mar eS feit 1505 
ßäufig faftifcß ber galt, baß er auS biefem 
Kollegium genommen rourbe. SarauS unb 
auS bem Umftanbe, baß regelmäßig 2—4 eßc* 
malige StatSmitglieber nacß ißrem SluSfcßeiben 
auS bcin I. Kollegium unter ben Secßgeßnern 
auftaudjen, fann rooßt gefdjloffen merben, baß 
beibe Korporationen im guten ©inoerneßmen 
mitfammen ßauften. 9Hit bem Saß« 1528 
ßeißt baS Kollegium ber Secßgeßner offigiell 
ber „äußere Stat". Samit oerringert ficß 
aucß bie Stärfe biefeS Kollegiums oon 16 auf 
12 ©lieber, gür bie töürgermeifter läßt ficß 
in ber 3 e *t °°u 1504—1548 bie SJcobacßtung 
auffteüen, baß ber Sürgermeifter fein 9lmt 
urfprünglicß ein, fpäter groei unb fcßließlicß 
brei bis oier Saß« inne ßatte, eine ©rfcßei* 
nung, ber aber halb bie Steaftion folgte info* 
ferne, als 1528 ©nnocß Sßögfßl bereits einen 
Kollegen als 2. löürgermeifter befommt. Siefe 
Soppelbefeßung läßt ficß bis gum Scßluß beS 
SudjeS 1548 oerfolgen; babei ift gu bemerfen, 
baß bie beiben SBlirgermeifter ßäufig (ob mit 
ober gegen ißren SBiHen) im näcßften Saßre 
ißre Slollen oertaufcßten, eoentueU einer oon 
ißnen auSfcßieb. 

Ser unanfecßtbare Satbeftanb, ben baS 
•Stattbuecßel aufroeift, fteßt nun im üöiber* 
fprucß mit einer ütotig, bie @uber in feiner 
! ©efcßicßte oon Surgßaufen auf S. 173 bringt. 

„9lm 5. Slpril 1529," fdfjreibt er, «erßielt 
bie Stabt Sßurgßaufen eine neue SRatSroaßl* 
orbnung äßnlicß ber Stabt SDtündßen, „„ba* 
mit ßinfüran mit tneßrerer unb befferer Drb* 
nung"" geroäßlt voerbe." ®S roirb bann beS 
SRäßeren bet giemlid) fotnpligierte SöaßlmobuS 
ergäßlt, mit ^ilfe beffen fcßließlicß 12 beS 
inneren States unb 12 oon ber ©emein gur 
Regierung ber Stabt beftimmt rourben. „3 U * 
leßt roäßlten bie 12 oon ber ©emein auS ben 
12 SRatSßerren oier SBürgermeifter, oon benen 
jeber baS 2lmt ein SBierteljaßr gu oerfeßen 
ßatte." ©erabe bie löürgermeifterroaßl unb 
bie roecßfelroeife 33erroaltung beS SlmteS roirb 
bureß baS „Stattbuedßel" in feiner äBeife ge* 
ftüßt. 

BUS Quelle für feine SBeßauptung gitiert 
tpuber baS 9teicßarcßto*Kopialbu<ß S. 222. 

Sdjon ber Umftanb, baß bie beiben 

3 


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Original frorn 

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18 


griö ®atfer. 


oilegienbiidfeer beg ©tabtardfeiog aug bem 
18. Saferfeunbert biefec einfcfeneibenben Steuer 
rung nicf)t gebenfen, nutzte auffallen. Sie 
©infidfetnafeme in bag non ©über gitterte 
Steicfegarcfeiüsßopialbud) liefe aber ben 3 toeifcU 
haften äßert beg bort eingefeefteten ©djrift* 
ftüdeg erfennen; mären bod) fdjon einem 
früheren ßefer Siebenten getommen. ©g 
ftefet nämlidfe mit Slciftift barunter: „GoU 
[ationiert, meid aber fein ©efret tnefer baran, 
fo fragt fid), ob folcfeeg Sßrobuft ein ido^ 
feafftigeg Original feijc." Samit ift mofel 
bag Stätfet gelöft unb bie ©teile bei ©über 
3 U torrigieren be^to. 51 t tilgen. 

©inaelne ber Stamen in unferem ©tabt* 
buedfel tragen nod) befonbere Seimorte, bie 
auf oerfd)iebene ©ferenäniter innerhalb ber 
Kollegien felbft feintoeifen, fo finben mir im 
State beg fünften Saferg einen ©pitlpf leg er, 
einen ©iedjmeifter 3 U Slu, einen Sannb 
Sacob Sedfeprobft, benen bei ben ©ed)* 
3 efenern ber Unbter ©pitlpflegcr unb ber 
Unbter Sedjprobft entfpreefeen. 1588 rnirb ein 
Statgmitglieb augbrüdlicfe a(g Vermalter 
ber ©tiften" be 3 eid)net, maferfcfeeinlicfe mar 
ifern nur bie gemeine ©tabt^Stift jur Ser* 
antmortung übertragen, bie am Sonntag oor 
SJlid)eIi fällig mar, raäl)renb bie „©eiling* 
@eift=©tift", fällig am ©onntag nad) SJficfeeti, 
unb bie ,,©t. 3 acobg ©ottgfeaug^Stift", 3 afelbar* 
am ©onntag nad) ©alli, inot)l oon ben Spital* 
Pflegern unb ben Secfepröbften oermaltet mürbe. 
Slud) für bie am ©onntag nad) Sionifi fällige 
„Unfer gnebigen Herren Stift" bie an anberer 
©teile „©eqog 3 orid)en unb Sfeumbergftift" 
feeifet, forgte ein eigener Pfleger. Sie Setailg 
biefer Stiftung e^äfelt ung ©über auf S. 122 . 

„Söeiter machte ©er 3 og ©corg 311 feinem 
©eelenf)eite unb „aug anbädfetiger Semegnufe" 
aud) SUmofenftiftungen in 18 feiner ©täbte, 
unter benen Surgfeaufen mar. Qu bem ßrnede 
oermaefete er ber ©tabt fo uiele ©üter, bafe fie 
an grüd)ten, ©ilten, Qinfcn, Stcidjniffen unb 
Stufeungen 48 fl. rfeeinifefe jäferlid) eintrugen. 
Son biefer Summe ftiftete fid) ber ©eqog 
einen Safertag in bie Spfarrfirdje, ber am 
8 . ©onntag in ber Saften abenbg mit ber 

SSigil beginnen mufete.Smeiteng be* 

ftimmte ber ©tifter, bafe oon obgemelbter 
Summe 13 fl. jäferlid) 31 t ©penbbrot, fealbteil 
©emmcl unb anberteil Stöggl, uermenbet mer* 


ben, unb biefeg ben Slrmen raäferenb beg 
©eelenamteg auggeteilt toerben foHe. lieber 
3lrme, ber ©penbbrot nafein, mufete 2 Sater 
unfer, 2 9loe SJtaria unb ben ©lauben an* 
bäcfetig beten. ©atte ein 9(rmer ein $inb bei 
fid), fo mufete ber Weitere beten, mag bag 
Stinb felbft nod) niefet beten tonnte. Sei 9lug* 
teilung ber Spenbe mürbe bie ffirdje gefcfeloffen 
unb nur eine Süre offen gelaffen; an biefer 
empfing jeber 9lrme, ber bie ©penbe begehrte, 
ein „üßfennbert" ©emmel unb ein „Sßfennbert 
Stögfel". SBag übrig blieb, mürbe in brei 
Seile geteilt, beren einer bem ©pital, ber anbere 
ben ©onberfiedfeen unb ber britte ben ©aug* 
armen 3 ugute tommen folite. Sritteng oer* 
orbnete ber ©tifter, bafs ber Stat ber ©tabt 
alljäfjrlid) einer frommen unb armen Sung* 
frau, bie gottegfiirdjtigen, eferbaren SBefeng 
unb tugenbfeafter Sitten fei, 311 einer ehrbaren 
©eirat oerfeelfe. ©in SJtonat nad) ber Beirat 
längfteng mufeten ber jungen ©feefrau aug ber 
Stiftung 18 ft. ©eiratgut im Seifein ifereg 
SJtanneg oerabreiefet merben. . . . Sierteng bc* 
ftimmte ber ©tifter, bafe oon ben 48 fl. ber 
Stat jäferlid) um 11 fl. mofel gemirfteg ftarteg 
ßoben*Sudj bcftcüc unb baraug 16 Sllmofen* 
rödte mad)en taffe unb jebem armen Sebiirf* 
tigen, ber barum bitte, einen foldjen Stod gebe, 
oor adern aber foldjen, bie fid) aug S!ranffeeit 
ober anberen llrfacfecn ifere Stöde nid)t felber 
31 t arbeiten oermögen. Sind) ben Empfängern 
ber Sllmofenrödc mufete ber SJat bie Urfadje 
ber ©tiftung erflären unb fie 3111 * Sanfbarfeit 
ermafenen. ©0 oft „ein jebeg 9lrtn SNenfd)" 
einen Sllmofenrod anlegt, mufete eg nad) beg 
©tifterg SJteinung ein Sater unfer unb 2Xoe 
Sltaria beten. . ." 

©eute ift bie ©tiftung ibreg origineden 
G()aratterg entfleibet unb bie aug bem Stif* 
tunggfapital anfadenben Stenten in ber ©öfee 
oon ca. 500 SJtf. merben auf bie Slrmenfaffa 
übernommen. Söie eingangg fefeon errnäfent, 
trat mit ber SJafel eineg Sürgermeifterg ber 
Gamtnerer in ben ©intergrunb. Sig 311 m 
Safere 1533 mirb er begfealb immer nur aug 
bem äufeeren Stat ober ben ©ed) 3 efenern ges 
nommen. ©rft mit bem Safere 1534 begegnen 
mir auefe im inneren Stat einem ©ammerer, 
ber im ©egenfafe 3 U feinem unteren ©ollegen 
im äufeeren Stat „Dber^Gantmerer" genannt 
mirb. 


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PRINCETON UNtVERSITY 


Ji 




$a8 ®uvgfjoufcr ,©tattbucd)cl* uon 1504. 


19 


1538 mirb bem ©cr 3 og«©eorgg«@tiftungg= 
Pfleger aurfj bie Bermaltung beg „SBifcgeltg" 
übertragen. ©djmeHer nerftel)t barunter eine 
8 h t £el)engabgabe in (Selb non ©runbftüdfcn. 
Sag 8 hnt eineg „$fäcf)tmeifterg" begegnet 
ung 1533, ba ©tainfjaufer unb fein 8 libam 
begfclbcn malten, beibe gehörten aber feinem 
Kollegium an; roenn and) nid)t bem Flamen 
nacf), in ber SEat fitiben mir biefe gunftion 
beg „Sßfädjteng" ober „Sidjeng" fdjon im 
©tabtredjt 1307, menn eg Ijeifjt, baft beg 
©djergen ffnedjt bag rechte 3Jtafc an feinem 
©iirtel tragen unb oor bem ©aug beg 2Birteg 
„angiefjen* follte, um bag ©d)enfmafc 31 t prüfen. 
Born gal)re 1537 an merben and) „Brueber« 
me ift et" ermähnt. ©ie Ratten bie Bertoal« 
tung beg „Brueberljaufeg" 311 beforgen, beffen 
©rünbung§ 3 eit icf) bigfyer nid)t augfinbig 
madjen fonnte. gebenfallg fennt cg ©über 
nor obigem Saturn nicf)t. Bmeimal merben 
augbrüdflid) 3Jlänner 3 ur Bermaltung beg 
„funtäglid)en Sllmuefeng' ermähnt, ja im 
Qatjre 1538 merben 2 Bürger beftimmt, meldje 
bie „©djlüffel 3 U ber SßitEen* führen füllten. 

Sin äufterft intereffanteg Kapitel in unferm 
@tabtbued)el ift bag ber Bfd)auleute. ©djon 
bag ©tabtredjt non 1307 fennt eine Begfen«, 
gleifd)l)acfer« unb 2SoHefd)tager« ober Sud)« 
tnadjerbfcfjau. — Sie $eit, meld)e fid) im 
©tabtbued)el oor unferm geiftigen 8 lugc auf« 
tut, f)at bie ©etoerbepol^ei in ben genannten 
©emerben neroollfommnet unb auf meitere 
auggebcfjnt. 9tad) mie nor l)at aber ber 9tat 
ber Stafjrunggmittelpolisei fein erf)öf)te§ 
gntereffe ßugemanbt unb eg mufj 3 ugeftanben 
merben, bafj bie einfd)lägigen Berufgarten ber 
©tabtfanuner mandje fcfjöne Sinnaljme in ber 
gorm empfinblid)er ©trafen gebracht l)aben. 

8 lm beften fommen nod) bie üteöger meg. 
ßaffen mir ung er^ä^len, mie ein 9)iegcr 
S3ürger mürbe. 

8 Inno 1512: „2öenn ein 3Jtefegcr Bürger 
mirb, ber nit eineg 3)teöger§ Sod)ter ober ain 
SBittib ngmbt, ber ift in gemeiner ©tabt 
Sammcr für fein 2)teifterred)t fdjulbig XII (S 
Pfennig, bem ©anbmerd) aud) foniel, 100 er 
aber eineg SDtcögerg Sodjter ober BJittibin 
npmbt, ber ift nur Ijalbe Stcifterfdjaft fdjulbig." 

©cf)on 1483 miiffen bie SÖte&ger 311 einer 
Innung nereinigt gemefen fein, bcnn in biefem 
3 >al)te madjt ©einrief) gleifd)l)ader, Bürger 31 t 


Burgfjaitfen,- ber cf)rfamen Bruberfdjaft unb 
<3ed) unferer lieben grau ber ÜDtefcger 311 Burg« 
Raufen eine Sdjenfung unb 1492 erfahren mir, 
baf) ber Sfaplan ber 9 Jtebger 3 ecf)e ein Ijalbcg 
©aug in ber $)teffer 3 ei(e inne l)atte. 

9lber bie Bunft fdjeint halb barauf in bie 
Brüdje gegangen 3 U fein, meit anno 1509 „ein 
©anbmerf ber SJtetjger oor bem 9tat erfcfjien 
unb 9tat unb ©etnain bittet, ifjnen 311 ner« 
gönnen, itjre Stegen mie nor in bie Sfirdje 3 U 
tun unb bie Cuatember (?) 5Jtefj unb gatjrtag 
31 t galten mie nor be|cf)ef)en." 

„Sllfo l)aben il)nen meine ©erren" berichtet 
ber ©tabtfdjreiber „auf iljr Begeljren 3 U geben, 
bie Stegen tnieberum mie nor in bie ^ird)e 
311 tun; nermögen fie einen Saplan, bafc 
moüe man iljnen aud^ nicf)t mehren, unb mag 
31 t bem ©ottegbienft gehört. Socf) füllen fie 
feine Sluglänber in ifjre Bunft aufne^men. 
©ie foHen aud) nid)tg, mag einer unter ifynen 
oerbridjt, ftrafen, fonbern einen 9tat 311 ftra« 
fen norgefetjt fein, aud) fold)e JBerbrec^ung 
einem 9tat an 3 eigen. Sie füllen aud) ben 
©Orienten, fo 31 t ber gleifdjbfdjau jefet ober 
fürber^in georbnet merben, gel)orfam fein in 
ber ©afcung beg gleifc^eg. äöo fie aber fol« 
d)eg niefjt täten unb bag gleifc^ anberg alg eg 
gefetjt mär, geben mürben, barum foll ein 
jeber fonberlidf) geftraft merben. Unb mo fie 
foldjeg atleg tiid)t bertna^en, mie nor ftef)t, 
galten mürben, fo mode man i^nen algbann 
folc^eg B^Ö^en non ©tunb an mieberum auf« 
l)eben unb fortan emiglidj nimmer nergönnen 
ober geftatten. Sarauf bie SDietjger 9tat unb 
©emein Sanf gefagt mit ßrerbietung fid) in 
alle ©ad)en 31 t galten, baran ein 9tat unb 
©emein ©efaHen l)abe." 

Siefe 9leuaufrid^tung ber 9 )teöger 3 edt)e ge« 
rainnt an SSebeutung für bie SBerfaffunggge« 
fd)id)te ber ©tabt, infofern alg ber Sefdjlufc 
nidjt burd) ben 3 lt 5 Ö Ifer«« ober ©ed) 3 ef)ner« 9 tat 
gefaxt mirb, fonbern non beiben Kollegien in 
Bereinigung mit ber „@ emein", beren er« 
fdjienenc ©lieber alle namentlid) genannt unb 
aufge 3 äl)lt merben, eg maren aufoer bem 9tat 
nod) gegen 50 Bürger. Sie ©a^« ober Bfd)au« 
leute tnurben für bie oberen (am ©pital) unb 
unteren gleifd)bänfe (auf ber Brücfe) non 
9tatg tnegen ernannt unb in ber 9tegeHn ber 
ffieife befetjt, bafj non ben 8 9Jtitgliebcrn 2 
aug bem 9tat, 2 aug ben ©ed) 3 cl)nern unb 4 

8 * 


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Original fro-m 

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20 


grife ©acfet. 


aus bem Iganbroerf umreit. Rtit bern 3 af)te 
1529 oerjeicfaen toir einen roefentlüfan gort* 
fd^ritt infofern, als „jur lebenbigen fßfcfau" 
rocitere Rtefaer beftimmt ttmrben. 

Slucf) oon ben Rädern roiffen mir, bafj 
bereits im Stabtrect)t oon 1307 ifae üBare einer 
amtlichen Kontrolle unterftedt mar, bie man* 
derlei ©trafen im ©efolge t)aben fonnte. 
Später erhielten fie eine Räderorbnung, 
bie aber nidjt oodfommen getoefen ju fein 
fcfjeirtt, toeil 1478 Kämmerer utib 9läte ber 
Stabt auf ber Räder Slntrag eine neue Drb* 
nung Verausgaben; aber felbft biefe tourbe 
roof)l nicfjt redtjt geroiffenfaft eingefalten, benn 
„an Rtontag post trium regum 1510" fat ein 
Rat fiel) oeranlajjt gefetjen, mit einem £)anb* 
merf ber fßegf)fen ju oerfefaffen, bafj fie nun 
fortan ifae Semmel unb Roggenbrot fader* 
roert (b. V- nad) bem äßert eines föederf) 
baden fodten. 2Ber aber folifaS niefa täte, 
mürbe nitfa ungeftraft bleiben. Sen Rfdfau* 
leuten ftanb eS nun ju, burd) „Sluffaben" unb 
3lbroiegen beS RroteS bie Sdfalbigen feftju* 
fteden. 1511 übten biefeS toenig beneibenS* 
roerte filmt 3 Rütger aus, oon benen einer 
bem Rat, einer ben Sedfaefaern unb ber britte 
bem ©anbroerf angefarte. Sicher beftanb biefeS 
3 nftitut fefan länger, benn im 3 afae oorber 
ftefjt ber filnipertalerbed oor bem Rat unb ift 
angellagt, bafj er ben Herren, bie ju ber Rrot* 
bfefau beorbert finb, als fie baS Rrot auf* 
faben moHten, SBiberftanb entgegengefefa. SaS 
ift il)m aber übel belommen, benn et mürbe 
in ben .gaglauturm gefperrt unb mufjte, als 
er auf fein Ritten roieber auSgelaffen, 1 Rfutib 
Sßfennig in bie Stabtfammer jaljlen. (Sin 3afa 
fpäter (1511) lefen mir: „film SamStag post 
Augustini ift ben Reden baS Rrot burd) bie 
Rfcfauleut aufgefabt unb gemogen morbeu unb 
Strafen erfunben roorben, tut 5 fßfunb 13 f)3fg." 

Unb 1512 trifft juerft bie ÜDUlpergerin baS 
Sdjidfal, baj) fie beS RrotS falber 2 Sßfunb 
jaf)len mu| nnb nod) im felben 3 afa gar ade 
Räder (14) jufammen: 

„film Rlittmod) post Ulrici finb bie Reden 
ifaeS geringen RrotS fialber geftraft roorben, 
in bie (!) Surm unb um ©elb." Rerfdjiebcn 
mar bie §öfa ber Strafgelber bei ben ein* 
jelnen, aber baf) in biefem 3 afae bie Rtil* 


pergerin fd)on einmal oorbeftraft gemefen, mar 
für fie geroijj nid)t ftraftnilbernb, fie erhielt 
baS §öd)ftmaf) ju einem fßfunb, bie ©efatnt* 
fumme aber betrug 8 fßfunb 18 fßfg. RiS 
jum 3 af)re 1526 mar unter ben Rfcfaulcuten 
minbeftenS 1, jutefa fogar nodt) ein 2. Räder, 
filber ber Rat fc^eint mit ber fitmtSfüfaung 
biefer RerufSbfifauteute niefjt redtjt jufricben 
gemefen ju fein, benn 1527 lefen mir: „3u 
ber Rrotbfcfau mirb allein oom Rat gefefa 
unb (eS be)barf jum Sluffaben feines RädcrS; 
aber fie mögen jroei oon bem ©anbroerf oor* 
nel)men, bie (fie) bie Räder roarnen unb ifa 
Rrot befifauen, batnit fie bie SBeden gut unb 
reefjt baden, aud) felroetn 1 ) unb jeidjnen, bamit, 
mann bie oont Rat fommen, fie feinen (über* 
rafdjt) finben. Senn roeld)er ungerecht er* 
funben mirb, nad) ©ftalt feines RerpredfanS 
geftraft toirb." Ron biefem 3fa te an finb bie 
Räder unter ben Rfcfauleuten oerfefaounben 
unb baS filmt mirb nur mefa oon einem aus bem 
Rat unb jroeien aus ben Secfaefaern oermaltet. 

UBentt auf bem meiten ©rbenrunb ber 
„Raget* genannt mirb, begleitet bie Ror* 
ftellung oon ifjm ju gleicfar geit baS Rilb 
oon oielen Rierfäffern unb unfaimlicfati Rtafj* 
frügett. So fdjlimm ift§ nun jroar nidjt, bod) 
ift eS roafa, bafj ifai baS Rier ein trautet 
©efede gemorben, in beffen ©efedfefjaft er fid) 
faimifcf) fü^lt, ob er ein geft begefa, ober ob 
er gebrtidt oon Sorgen unb Rerbruf) fiel) in 
fid) felbft oerfefaiefa. 

Ser £>auStrun£ mie beS ikutgebs geroöljn* 
lidjeS ©etränf mar aud) in Rurgfaufen baS 
ganje Rtittelalter fanburdf) faft nur ber äöein, 
ber „Oftermein", ber 3nn* unb Saljacfauf* 
roärtS auS bem „Ofterrcicfa" fam. Sod) bc* 
gegnet uns im 3al)re 1332 trol) adebem baS 
erfte Rraul)auS, als ber fDtautner oon Sfafatt* 
berg baS RräufauS im Spitalfaf jum $1. 
©eift*Spital ftiftete. Sann ^öten mir nicfaS 
mel)t oon biefem ©etränfe bis 311 m 3afae 1488, 
in bem unfere filltoorbern and) gleidt) mit bem 
erften Rierpfeitnig beglüdt mürben. Ron 
ber erften Rierbfdjau erjäfjlt uns erft unfer 
Stabtbuei^el im 3oV rc 1532. Sa fefan mir, 
baV ätoei oom Rate unb jrnei oon ben Rräuern 
ju biefem mistigen filmte berufen mürben, 
gugleid) lefen mir: 


‘) = fäuent (?), ogl. „Selber" = „fauere SDlifa" im ®ia(eft. 


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S)a§ ©urgfjaufcr „©tattfcuedjel* oon 1504. 


21 


„3ft ben Sräuern auferlaben, fein Siet I 
unbcfdhaut auf^utun, au^jugeben ober unter 
bem SReif gu oerfaufen unb ba {3 fie guteg Sier 1 
laut beg ffirftl. SKanbatg machen. Sie bie 
Stauer mögen auch bie leeren gäffer au f 5 
fd)lagen unb bie leeren bfcfjauen." 

gür biefen Sefuch mufttc ber Sräuer 4 $ßfg. 
Sfcfjaugelb 3 al)len. 

Seit biefer Qeit erfdjeinen bie Sierbfd)auer 
3 af)r für 3 fat)r in ber obigen 3 u fat™nen? 
fetjung. Sag 3af)r 1537 fdheint befonbcren 
Slnlajj geboten 51 t f)aben, ben Sfdjauleuten 
ihre Sßflidjten ein^ufdjärfen, beim mir lefen: 

„ßg ift ihnen geraffen, ba{j fie (bie Srciuer) 
laut ber Drbnung bräuen unb aHeg ©ebrciu 
befdjauen laffen. SBer aber eineg ober mel)r 
unbefdjaut auggab, foH 31 t unablöglicf)er Straf 
oerfallen fein: 2 ©djilling Pfennig, ©aneben 
aufglaben, fie follten jebeg (Sier) nach feiner 
©üte fefeen. SBag nid)t 3 $ßfg. raert, um 2 s 4$fö- 
fefcen (u.) noch leid)ter, ober mo eing fogar 
„le 3 " (ift), ben Soben augfdhlagen." 

Seit 1546 fel)lt unter ben Sfdjauleuten 
nie bie Sßerfon beg Saberg. ®aj 3 Saber 2inb? 
ner ein befonberer Sierfenner mar, mag raol)l 
faum ber einzige ©runb für feine SBahl 3 U 
biefem Sertrauengpoften gemcfen fein. ßr mar 
eben bie erfte Slutorität auf bem ©ebiete beg 
Sanitätgmefcng unb hatte in biefer feiner ßigen?' 
fdjaft 3 U prüfen, ob bie „SJteb^in" nicht gar 
3 U ftarf gemorben. 

Unter bag Kapitel ber 9tal)runggmittel? 
poli 3 ei gehört aud) bie ^äringbfdjau 00 m 
3>al)re 1541, menn barunter mirflid) Seefifdje 
gemeint finb. Sd)mctler gibt barüber feinen 
Sluffc^Iufe unb aud) fonft finbet fid) in ben 
Slrchioalien ber Stabt Surghaufen fein 9ln= 
haltgpunft. 

®ie 9 kl)runggmittelpoli 3 ei mar im Mittels 
alter unb big in bie 9len^eit herein nur ein 
3 meig ber @emerbepoti 3 ei im allgemeinen. 
97eben ben genannten Sfdjauleuten finben mir 
barutn in unferetn Stabtbuedjt aud) nod) foldje 
für bag ©anbmerf ber Saber, ber Seberer unb 
ber SBeber. 

Sdjon in meinen ßrläuterungen 3 um Surg? 
Raufer Stabtrecht habe ich barauf pingemiefen, 
baf) bag SBeber? unb ®ud)mad)ergeraerbe 
3 U Surghaufen in großer Sliite ftanb, fo bafj 
eg feine SBaren felbft nad) SBelfchlanb lieferte, 
©er SRat ber Stabt hatte barutn ein lebljafteg 


Sntereffe baran, bah bie Ijeimifdje SBare alle? 
Seit mit frember SBare fonfurrieren fonnte. 
Slug biefem ©runbe fe^te er auch je 4 Sfchau? 
leute für bie stuei ©emerbe; mätjrenb aber bei 
ben Seineraebern bag ©anbmerE felbft bie Se? 
rec^tigung hatte, Sertreter aug feiner Witte 3 U 
raäfjlen, gab für bie ©uchmadjer ber 91at biefeg 
91ed)t nicht aug ber £anb. $a alg 1542 bie 
©craoljnfjeit fid) einbürgern motlte, bah einer 
aug bem äußeren 9lat in bie Sfchaufommiffion 
eintrat, ba proteftierte ber innere 3tat energifd) 
bagegen unb oerlangte, bah eg fünftig mie oor 
alterg gehalten merbe. Unb einmal (1528) 
mußten fid) bie Sfdjauleute, roeil fie ihrer 
Serpflid)tung nicht gemiffenhaft genug nacf)? 
gegangen maren, fogar eine Strafe gefallen 
laffen. — ©ag Weifterredjt mürbe unter cüjn* 
liehen Sebingungen ermorben, mie bei ben 
früheren ©emerben, ber neue Sobermeifter 
3 af)lte 12 Schilling 3 ur Stabtfammer unb 12 
311 m ^anbmerf, ein SBebermeifter 4 SRE)einifcf)e 
©ulben hierein unb borthin, menn er nid)t 
eineg SJteifterg Sohn mar ober eineg folcfjen 
©odjter ober SBittibin heiratete; bann fam er 
mit ber ©älfte burd). ®ie ^iefigen SBeber 
trieben aber aud) ^mporthanbel, mie aug 
einer Sitrgfdjaftgerflcirung beg „Stattbuedjelg" 
erfichtlidh; bamalg I)anbelte eg fid) um einen 
größeren Sßoften „©olfch" (nach Schmeller: 
fölnifdje Scinmatib), bie fie offenbar nid)t 
felbft tjcrftetlten. 

Seim Seberer?§anbmerf Ratten bie 
Sd^nfter einen bebeutenben ßinflufc. 3 lüar 
fefete aucf) ber 3lat bie Sfc^auleute feft, aber 
er entnal)m immer je 2 bem Seberer? unb 2 
bem Sdf)uftcrgemerbe. ©afc aber bie gemein? 
fatnen Sfc^auleute auch über bie Sd)ufter 
famen, erhellt baraug, bah ^er biefeg ®e? 
merbeg einmal cmpfinblid) geftraftmurbe, „meil 
er ben Sfdiauteuten in ben ßib gerebet ^atte". 

©er mittelalterliche Siirger ftellte an bie 
Stabtoertretung mit 9iücffid)t auf gefunbe unb 
preigmerte ©enuhmittel, auf Sicherheit für feine 
s 4?erfon unb fein ßigentmn Slnforberungcn, mie 
mir heute an bie Sßol^ci. ©te Serroenbung 
oon ©ol 3 3 Utn §augbau in auggebehntem 
s Dtahe, bie offenen geuerftätten, bie pritnitioen 
Seleuditunggförper erhöhten bie geiierggefat)r 
gan 3 bebeutenb. Oft mürbe Surghaufcn (mie 
rnohl jebe Stabt im Wittelalter) oon gröberen 
ober fleineren Stabtbränben heimgefucht, fo 


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22 


grtfc ©oder. 


baf) eS nicht nötig mar, bah ber ©rohoatcr 
bem Enfel uon ben Sdjrecfen einer geuerS* 
brunft erjäfjtte, man erlebte fie oft genug. 
VcfonberS aber mirb ber grofje Stabtbranb 
uon 1504 in ber Erinnerung ber ßeitgenoffen 
geblieben fein, fiel ifjrn bod£) faft bie ganje 
Stabt mit 9luSna()tne beS SdjloffeS jum Opfer. 

SBie primitio baS ^euerlöfdjiuefen ber 
bamaligen $eit roar, erljeHt barauS, baf) bie 
Vef)örbe glaubte, fefjon reblicf) jur Sid)erl)eit 
ber Söotjnftätten beigetragen ju haben, menn 
fie uon jebem, ber baS SBürgerrectjt ertuerben 
moQte, bie ßieferung eines lebernen ^euer* 
eimerS uerlangte. 3a, fie muchte biefe Sichers 
heitSgemäl)r 31 t ihrer oorbringlidjften SiatS* 
Pflicht. 2)enn als 1511 Vifdjtaler Schuefter 
Viirger mürbe, braudjte er, ba er brei leberne 
Eimer lieferte, überhaupt feine toeitere Vürger* 
redjtSgebüfjr meljr 311 besaiten. 

Unbarmher 3 ig ging ber Siat barum auch 
gegen jebe Unuorfidjtigfeit uor; für einen 
Siaminbranb mußte beifpielStueife 1511 ber 
JgmuSbefijjcr mit bem 3mrtn unb noch ^ a 3 u 
mit 2 Sßfunb Pfennigen Vufje tun. 

Unb als ein 3ahr barauf bie ®ailf)auferin 
unb $errn Treibers Äöchin eine geuerSbrunft 
in ber Viefferseile oerurfadjt hatten, ba tourben 
fie oorerft ins ©efängniS gemorfen, auf Vtirg* 
fchaft mehrerer Bürger 3 iuar tuieber freige* 
laffen, mußten aber hoch unb teuer oerfpredjen, 

1 . baff fie an bem dichter, bem Vürger* 
meifter unb gemeiner Stabt feine Sttadje übten, 

2 . bah fie fi<h jebem gegenüber, ber inner* 
halb eines SJtonatS 3 U ihnen fäme unb Schaben* 
erfofc forbere für ben Vranbfchabett, gütlich 
unb rechtlich uerantiuorten, 

B. baf} fie fid) ber ihnen uon Stidjter, SJlat 
unb Vürgermeifter aufertegten Strafe ltniuei* 
gerlich fügen tuollten. 

Slnch eine „geuerbfdjau" fannte man; 
benn als 1512 ber Vürger Spängler fid) gegen 
bie, toeldje ben Stauchfang befchauten, grob 
unb ungehorfatn 3 eigte, mürbe ihm uon SiatS 
megen baS Vürgerrecht aufgefünbigt. — Von 
bem Vemtihen unferer Vltuorberen, baS Stabt* 
bilb 31 t uerfd)önern, gibt fidjer auch ein SiatS* 
befcheib bcS 3al)«S 1518 3eugniS, bemsufolge 
einem Bürger eine auSftcinbige ©ilt gefd^enft 
mürbe, roeil er an feiner Vel)aufung gebaut 
hatte. 

Söieberfjolt haben mir jejjt fchon uon ben 


Rechten unb Pflichten cinselner SBürgerftaffen 
gefprochen, ohne uns gefragt 31 t haben, roie 
benn einer eigentlich Vürger mürbe. Viir* 
gerSfinber gehörten uon ©eburtSroegen 31 er 
Stabt, Vollbürger mürben fie mit bem 2lttS* 
tritt auS ber Vormunbfchaft, mollten aber 
freinbe, befonberS junge ganbrcerfSmeifter fief) 
hier anfäffig inanen, fo muhten fie geroiffe 
©arantien bieten. Schon im Stapitel ber Vfdjau* 
leute haben mir gehört, bah berjenige, ber 
nicht eines SJieifterS Sojjn mar ober eines 
foldhcn Tochter, be 3 to. SBittibin heiratete, eine 
hoppelte Summe sumSJleifterrecht 3 at)len muhte. 
2)ie Erfüllung biefer Verpflichtung, beren Erlös 
ja hoch 31 « Hälfte in bie Stabtfaffe floh, 
brachte aber nod) feine 2lnmartfchaft auf baS 
Vürgerrecht mit. Um Vürger ruerben 3 U 
fönnen, muhte einer ben SiachmeiS erbringen, 
bah « ehelicher ©eburt unb niemanbS eigen 
fei. Siefer SiachmeiS muhte burd) Qeugen 
erhärtet ruerben. 2 Bar nun ber ©efuchfteller 
uon roeit her, fo tnar bie Erbringung biefer 
beugen mit nicht geringen Soften uerbunben. 
©0311 fatn noch bie Stiftung beS geuereimerS 
unb bie Vargebüt)r für baS „Vurgfredjt", bie 
aber nicht für jeben gleich tjoef) mar; fo fefjen 
mir, bah ein ^ueterer 1 Sßfunb ober 8 ß, ein 
föanbfchuhiaacher 5 ß, ein Vufleger 4 ß, ein 
Vaber gleich 2 Vfunb ober 16 ß gibt. $)ah 
eS im Vclieben beS SiateS ftanb, auch troh 
aller ©arantie einen ©efuchfteller ab 3 umeifcn, 
braucht mol)l famn eigens betont 31 t merben. 

Sie toefentlichen Siechte beS VürgerS 
roaren nun uornehmlid) 1 . Sih unb Stimme 
in ber ©emein unb 2. baS V r i°itegium ber 
ejflufiu*innerftäbtifd)cn ©erichtSbarfeit. 3ta 
3aljre 1387 fd)oit hatte §er 3 og griebrich bem 
State unferer Stabt auf Sßibertuf baS Sßrioi* 
legium eingeräumt, feine Vürger felbft 3 U 
befferen unb ju ftrafen unter ber Vebinguttg, 
bah bie Strafgelber an ber Stabt uerbaut 
mürben. 3a meldjent Umfange ber Siat biefe 
©erichtSbarfeit auSübte, be 3 tu. ob fpäter 
beffen Vefugniffe auf bie niebere ©eridjtsbar* 
feit befchränft mürben, läfH fidt) 31 er $eit nod) 
nicht enbgültig fcftftellen. Siücffd)tüffe fönnen 
mir auS bem Sßriuilegium uon 1581 sieben, 
burch toeldjeS ber Siat bie Verleihung bcS 
Stabtrichteramts erhielt. SBir lefen bort: „bie 
niebere ©eridjtSbarfeit über Vürger unb an* 
bere Einroohner mit VuSnahtne ber Offiziere, 


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$)a8 SSurghaufer „©tattbuedjel" oon 1504. 


23 


ber fjeräoglidjen Siener mib beg 9lbetg foH 
ber ©tabt toiberruflich oerb leiben". Sem? 
gemäh t^atte fte biefelbe fdhon oorher.. 

2lm beutlichften fprid)t jeboch bag Ber* 
hörgprotofoH unfereg „Stattbuechelg" felbft. 
Sßährenb bie gormel „9ttd)tcr unb Stat ber 
©tabt Burghaufen", mie fie in einer llrfunbe 
oon 1368 oorfommt, bem 9tid)ter nodj eine 
ben Stat überragenbe Stolle gubiüigt, flingt 
eg fdjon toefentlich anberg, rnenn bag ^irotofoll 
non 1510 melbet: „21m greitag in ben Bier* 
tagen ber gaften ift ©ebaft. Srlbecf mit einem 
®efcf)äft, oon ben Bormünbern (beg $eraogg 
SBilhelmg beg ©tanbhaftcn) auggegangen, bag 
©tabtrichteramtbasierbetr. ooreinem ehr? 
famen Stat erfd)ienen, mofclbft er einem Stat einen 
CSib gefdjmoren, bie 2lrtifel, fo ifjm oerlefen 
toorben finb, in feinem Stidjteramt treulich unb 
ohne Befchroerung au galten, auch gemeiner 
©tabt, fooielanihm ift, bei iljren greifjeiten jn 
Reifen fjanbljaben, fdjühen unb fdjirmen". 

©onft hören roir in unferem ganzen „©tabt? 
buechl" nie mehr oom ©tabtrichter. Stile oor* 
fommenben gälle, mag eg fid) um Ueberfdjrei? 
tung ber rnarftpoli^eilidjen Borfchriften, um 
©djulbforberungen, Beteibigung, S>augfriebeng? 
brud), groben Unfug, Störperoerlefeung ober 
Bergeljen roiber bie Religion tjanbeln, alle 
merben oor bem gorum beg Statcg ober beS 
Stateg unb bet ©emein oerbcfdjieben. 

Dbmofjl nun, toie ber ©tabtfc^reiber ein* 
mal im JßrotofoH bemerft, „meine Herren 
nicht gerne nach bem ftrengften urteilen unb 
ber Bürger gern oerfdjonen", erfuhr ba§ be? 
gangene Unrecht itberatt feine ©üljne, fei eg 
nun im fog. „^einblturm" ober „Saglau? 
türm", beffen gnnenmänbe mo^l jeber Singer j 
flagte auf furae ober längere Seit ju fetten 
befam, big ifjn feine greunbe burch ihre Bürg? 
fdjaft oor bem State freibaten, fei eg burd) 
Bermarnung, 2lnbrof)ung beg ©tabtoerboteg 
ober mirflidje ©tabtaugroeifung, ©elbftrafen 
ober Snt^ug beg Bürgerrechtg. 

Sine bebeutenbe Stolle in ber Stedjtfpre? 
djung ber mittelalterlichen 9tatggerid)te fpielen 
bie fog. „Spet" ober gürbitter. ©engler 
berichtet in feinem Stegengburger Stabtredjt, 
bah bort fein Bürger allein oor bem Stat 


erfcheinen, fonbern feine ©ad)e immer unter 
bem Beiftanbe unb in Begleitung oon min* 
befteng ^toei anberen Bürgern, in ber Stegei 
aug feiner ©ippe ober Bermanbtfcfjaft oer? 
treten foHte. Sie gleiche ober hoch eine äfjm 
lid)e ®epftogenheit finben mir auch in unferem 
©tabtbuedjel. Stur, bah ber SIngeftagte ent? 
fprechenb feinem Bergehen unb feinem 2tn? 
hange 10 unb noch weh* Bürger mitbrad)te. 
3>a anno 1513 erfcfjien llmblröfd) gar mit 
hunbert unb etlichen Bürgern oor bem Stat. 
@g tat moht auch not, benn er h a tt e feinen 
Siener oor ber SDtautftatt gefchlagen; Ber? 
munbung im Sßeichbilb*) ber ©tabt galt aber 
fchon nach bem SJtebebadjer Sßrioileg alg hop¬ 
pelt erfdjroerenb. Sie Bebeutung biefer gür? 
bitter für ben 2tngeflagten erhellt aber nodj 
baraug, bah unter ben Sroljungen, mit benen 
ber Stat feine Bürger mieber auf ben rechten 
SBeg 3 U bringen hoffte, auch bie beg ©ntjugeg 
ber gürbitter genannt toirb. 

Sa ein gut ©tüd ber Bertjanblungen oor 
bem Stat fid) um ©djulbforberungen breljte, 
muhte er auch Berpfänbunggrecht aug? 
üben. ?llg baljer 1512 ein Bürger feinen 
Berpflidjtungen nidjt nachaufommen brohte, 
fteHte ber Stat in 2lugfid)t, bah ih m 9 Cs 
fchmorene Slmtmann sugefdjafft merbe, 
aug ber Beljaufung ©pan unb SBafen 2 ) ge? 
antmortet unb für ben ©antmeifter ohne 
meitere StedEjtfertigiing gelegt merben unb 
ferner bamit oerfahren, mie ber ©tabt unb 
ber ©ant Stecht ift. 

SJtandjtnal gaben Slugfdjreitungen bem State 
©etegenEjcit, alte Borfdjriften neuerbingg ein? 
aufchärfen mie anno 1511, alg au* Befferung 
ber 9Jtarftoer[)ältniffe ber Stat bie gorberung 
aufftcHte: 1. Jollen bie guhrleute fortan %\v\* 
fchen beiben Brunnen (am ©tabtplatj) (an^) 
fahren unb eg foüte fein Söirt noch ih^ ©djein? 
bot ober BeooHmächtigter, meit, mie bigljer oft 
gefdjeljcn, oorlaufen, auch foHten fie nidjt ab* 
fpannen, fonbern einen jeben felbft in bie 
Verberge einaieljcn laffen. gürg 2. foHten 
fie in feinen Stauf auf bem Sltarfte meljr 
bareinreben, eg fei benn, bah barum ge? 
beten merben. 3. ©ollten fie ben ©äften nidjt 
anaeigen, in meldjem Sßreife Söein, ©etreibe 


0 o- ©cloto, S)er llrfprung b. beutfe^en Stabtoerfaffung 1892 6.92. 

a ) iRadö @ä) mell er II. 669: „(Sin ©pan aus ber £üre ober aus einem halfen eines oerfcfculbeten 
Kaufes genauen, gilt als ©gmbol beS bem ©laubiger barauf auftefjenben 9lec^teS — fomie in Söeaug auf 
liegenbe ©rünbe ein Söafen barauS/' 


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24 


Srifo ©oder. 


ober attbercS ftetje, fonbern fie an ben ge* 
fdjtoorenen Untetfäufel toeifen. 

gu ben bebeutenbften $anbelSgtoeigen in 
23urgl)aufen gehörte ber Saig h anbei. 3h n 
gu förbern unb auf biefe SBeife in bem 2Sof)t* 
ftanb ber ^Bürger baS ©efamtanfeljen ber 
Stabt gu fjeben, toar beS ÜRateS Seftreben. 
Um beSljalb allen unlautern Hßettberoerb hintan* 
guhalten, oerfitnbete ber 9lat unb bie ©emein 
einfach eines frönen SageS, eS mar ©rtag 
oor Söart^olomä, bofj feiner baS guber Saig 
unter 44 $ geben bürfe (bei einer Strafe 
uon 1 % 4 = 240 4). „3HöcE)te aber einer 
feine guber fiöljer als um 44 4 geben, baS 
fotl ihm hierin unbenommen fein." SluS bem 
gleichen ©runb oerurteilte er aud) energifd) 
baS ©ebaren beS 23ürgerS ©ilg üßölchinger, 
ber bie ®elegenE»eit mat)rnal)m, als beS (SifeS 
l)alber bie grad)tf<hiffe nieijt toeiter gehen 
tonnten, ben üßreiS beS SalgeS gu briiefen. — 
Sa eS fid) aber beim Salgl)anbel um einen 
©rofjbetrieb Ijanbclte, bei bem nidjt feiten be* 
beutenbe Summen auf bem Spiele ftanben, 
oerlangte ber 34at 1514, baf) jeber, ber Saig* 
fjanbel treiben moEte, Sefi^er eines eigenen 
IjjaufeS fei. Dtur fo glaubte er, unb mit 9ted)t, 
bie gntereffett ber Stabt nnb ber ÜJlitbürger 
fdjüfjen gu fönnen. 

Streng faf) ber 3tat auf §anbtoerfS< 
brauch unb §attb to erfSf itte. 

©in „£>ueter" hatte „Stugroerft)" gear* 
beitet toiber §anbtoerfSgemohnheit. Savübcr 
oom £>anbtoerf gut 9ted)enfd)aft gegogen, tjatte 
er 23efferung oerfprod)en, jebodj nicht gef)al* 
ten. 9tun toanbte fict( baS £>anbroerf an ben 
Etat unb obmoljl ber 9lngeflogtc als ©runb 
für fein ^Beginnen angibt, er unb feine grau 
feien arm unb franf unb gerabe ber Sfranf* 
heit toegen molle fein ©efeEe mit ihnen effen, 
entfdjeibet ber SHat boef) git gunften beS alten 
tQerfommenS unb labet bie IBerpflichtung auf 
(offenbar toegen ber ©efdjäftSuntauglidjfeit 
beS alten ÜDteifterS), bofj ber Sohn in l / 2 3al)re 
Reimte. SaS toar ein rabifaler 33ef<hluh, 
leiber ift unS nid)t überliefert, toie eS bem 
jungen 3örg bei ber ÜBrautmcrbung erging. 

llnfdjöne ©efdjäftSpraftifen fdjeinen fid^ 
bei einigen Sdjmicben IjerauSgebilbet gu 
haben, meShalb 1514 ber 9iat anfSlntrag beS 
IganbmerfS feftfetjtc, baf} Ijiefür fein Sd)tnieb 
ober beffen Siener in üßriuatfjäufer ltnb 


Stallungen gefeit, um bort bie SPferbe gtt be* 
fdjlagen ober fie in feine Sdjmicbe gu gieren, 
fonbern baf) jeber bei feiner Sdjmiebe toarten 
foHe, bis man ihm ein üßferb gufüljre, bann 
möge er eS mit gutem gleij? befdjlagen. 

2BaS mir bisher oernommen, hat unS mof)l l 
fdjon ein iBilb bürgerlichen SebenS in unferer 
Stabt gejeicfjnet, aber eS erfd)ien unS fogu* 
fagen nur unter bem ®efid)tSminfel beS $anb* 
toerfertumS, beS ©etoerbetoefenS. 

9tun noch ein paar ÜBorte über baS reli* 
giöSfittlidje, über baS gattiilienleben 
jener Qcit. SS ift felbftoerftänblicf), ba{j bie 
ßinbrücfe, bie toit bem „Stattbuechel" ent* 
nehmen, nie unb nimmer ein allgemein gu* 
treffenbeS ßtjarafterbitb geben fönnen. 

9lucf) eine Sittengefchichte unferer3eit müf)te 
einfeitig auSfaUen, toenn man fie nur auf 
©runb ber 9lnttS* unb SchmurgerichtSoer* 
hanblungen fdjreiben toürbe. 

9lber foldje 9lufgeicf)nungen finb eS h' n * 
roieberunt gerabe, meldje gum ÜBerftänbniS 
einer $cit ututmgänglid) notmenbig finb, benn 
fie faffen, toie ÜBlihlichtaufnaljmen, bie übten* 
fdjen in Situationen, bie ber (S^ronift nie be* 
fdjreibt, toeil fie ihm gctoöhnlid) beS 9luf* 
geidjnenS nicht toert finb. 

2 Sar ein ßinb gur üßktife getoorben, fo über* 
nahm bie ÜBormunbfchaft bie ©rgiefjung beS* 
felbett; eS geigt aber bie 9lrt unb SBeife ber ÜBor* 
munbfchaftbefteEung großes fogialeS SSerftänb* 
ttiS, tourbett hoch bett Stittbern brei ÜBouttünber 
ober ©erhaben befteüt, einer oott IBaterS, einer 
oon SDtutterS unb ein britter oon StatSroegen. 

Söentt cS 9tot tat, niifdjte fich aber ber 
9tat and) gu ßebgeiten beS ÜBaterS in bie ga* 
milienangelegenheiten. Sa toar bei* 
fpielStoeife einer (S. 40) atigeflagt, bah er beS 
abeubS „toeinig fei, alfo bah et Söeib, ßinber 
unb Sirn übereinattberfchlag unb gutn §auS 
auSjage, labe bann ben Dfett ooEer Scheiter 
unb getter an, fefec in ben Stuben auf jeben 
Xifd) ein Sicht, trag nochmals ÜBein auf, fih 
als ein ooEer babei unb h<ib fonft mehr Un* 
gefüg getrieben, bah SButhlet mehrmals 
an baS $attS angefchlagen haben" — ben lieh 
ber 9tat oor fich fottttnen, las ihm orbentlicf) 
bie Seoiten unb brohtc, im ÜBieberholungS* 
fafie ihm baS ^Bürgerrecht gu entgiehen unb 
ihn gu ftrafen, bah er moEte, er hätte Surg* 
häufen nie gefehen. SllS er aber halb barauf 


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2)a8 ©urgtjaufer „Stöttbuecfjt' oon 1504. 


25 


raieber oor bcm Stat ftanb, roeit er feine SDtit* 
bürger „$ieb unb Scftalf" gefteiften, ba tonnten 
fieft bie Stabtoäter, obrooftl iftm fein SJtangel 
an gamitienfinn unb an Siücftternfteit neuere 
bingS oorgetoorfen mürbe, boeft nieftt aum 
Süeufterften entfcftlieften. 6 ie fteeften iftn 3 toar 
in ben Xurm, aber im übrigen oerfeftärften 
fie nur iftre 35roftung, baft iftm bie Stabt 
3 U emigen Seiten oerfagt fein foHe. 

Sin gelungenes Urteil fällte ber tfiat anno 
1516 als SJtartin genngfft unb feine Sftefrau 
iftrer ßmietradjt falber oor einem eftrfatnen 
Stat erfeftienen. Srft lieft fie ber Stat auS* 
reben, maS fie auf bem ©er^en ftatten, bann 
naftm er iftnen neuerbingS baS ©elöbniS ab 
unb feftaffte fie toieber aufammen, „bergeftalt, 
baft fie el)rbaf)rltct) unb frumblicft, tote frotnben 
Seeleuten gebürt beieinanber ftäuSlicft moftnen 
feilten unb eins betn anbern tun, iftm ein 
(SBoftl*) ©efaHen fei". 2)aS läftt fid) ja nod) 
ftören, aber fo manefte Sftegattin mürbe rooftl 
fteutautage nieftt meftr ruftig auftören, toenn 
ber Stat meiterfuftr: „Unb mann genngfft oon 
Seit au 8 e ü feine grau aiemlidft firaf, fo foH 
fie nieftt toie oorbem auS bem ©auS laufen, 
fonbern fid) gebulben". greilicft meinte ber Stat, 
aueft genngfft foHe in ^ufunft grober Straf 
unb SDroftung gegen feine grau fid) enthalten. 

Sinige gälte füftrt unS baS Stabtbuecftl 
noeft auf, in benen ber Stat gegen gotteS* 
l öfter tiefte Sieben feiner Sürger ftrafenb 
einfeftreiten muftte. SefonberS ein gall ift 
aber eftarafteriftifeft. SBir bürfett nieftt oer* 
geffen, baft unfer Stabtbuecftl oon einer Qt\t 
beriefttet, in ber eS in ben beutfeften ßanben 
gärte unb brobelte. Sofe SDliftftänbe, bie in 
ber Kird)e eingeriffen roaren, ftatten bie Kritif 
fterauSgeforbert, ftatten aber aueft urteilSlofen 
ßeuten, benen eS toettiger um bie Sefferung 
ber fefttimmen S u fiünbe als oieltneftr untS 
Krafeftlen mar, 9tnlaft unb ©elegenfteit ge* 
boten, iftren SJtunb raeiter aufaututt, als fieft 
auträglicft ertoieS; 31 t benen geftörte moftl ber 
©immelroirt. ©egen iftn ftatten bie beiben 
Sßfarrgefeilen (fteutautage Kooperatoren ge* 
nannt) beim State Klage gefteüt, baft er tote* 
berftolt Sleufterungen gebraueftt ftabe, mie: 
Unfer ftl. ©ater unb bie ganae ^riefterfd)aft 
fei lieberlid) unb raaS fie auf ber Kanael pre* 
bigen, fei alles erlogen, benu maS fie prebigen, 
ftalten fie felbft nkftt, brum gebe er nicfttS 
«. sm. 1 u. 2 . _ 


auf bie Sftriftenteftren, glaube, eS fei aueft 
nicfttS, baoon au ftalten, mit Sftrfurcftt 31 t 
reben, er feft . . . auf ben ©tauben, bergleicften 
ben Pfarrer unb feine ©efeHen aUftier. Seim 
Spielen rufe er ben Teufel an u. f. f. SllS 
barauf bie SßfarrgefeHen, bie bamatS im Spfarr* 
ftof moftnten, naeft iftm gefcftidEt, ftabe er ge* 
fagt, er ftabe nicfttS im ^farrftof au feftaffen, 
fie fönnten iftn auf bem SJtarfte treffen. — 
©or bem Stat nun mürbe ber ©immelmirt 
fleintaut unb lieft feinen Slnmalt erflären, er 
fei „meinig" getoefen (fteutc mürbe man fagen, 
er ftabe fid) mitbernbe Umftänbc angetrunfen) 
unb toiffe nieftt meftr, maS er gefagt ftabe. 
25aS lieft aber ber Stat nur ftalb gelten unb 
bebeutete iftm, menn man naeft ©eftalt ber 
Sacfttage mit iftm oerftanbeln moüte, fo foHte 
man iftn neftmen, in bie Scftergenftuben legen, 
ein gut Urfeftb oon iftm neftmen unb iftm 
nacftmalS Stabt unb ßanb oerbieten. Sie* 
meilen er aber einen Stat um ©otteSroiHen 
gebeten, aueft angefid)tS beffen, baft iftm fol* 
d)eS, mie er anaeigt, im Srunfe miberfaftren 
unb meine Herren nieftt gerne bem ftrengften 
oerfaftreti, fonbern bie ©ürger gern oerfeftonen, 
ftat man iftn nur in ben §einblturm inS ßoeft 
oerfeftafft. Siacftbem er bort meftrere Sage 
gelegen, mürbe er auf Sitten feiner greunbe 
toieber fterauSgelaffen, muftte aber naeft Sala* 
bürg „in bie ©nab" aieften, bafetbft beid)ten 
unb bie Sacfte oon fieft ablaben, aueft barüber 
Seftätigung bringen. Unb roofern folcfteS ge* 
fefteften, mode ber Stat toeiter mit iftm oer* 
ftanbeln. — — Sticftt Uebertretungen ber ©e* 
fefte eftarafterifieren eine Seit, fonbern bie 9Jrt 
unb SBeife, mie biefe geaftnbet unb oon ber 
©efamtfteit beurteilt merben. Unb oon biefem 
Stanbpunfte auS geroinnen mir aud) für baS 
leftte Kapitel unferer Setrad)tung ben Sinbrud, 
baft Stat unb ©emeinbe beftrebt maren, gamilie, 
Steligion unb Autorität 311 feftüften, alleaeit 
aber bem Sürger ein milber Sticftter au fein. 

Scftlieften mir nun baS „Surgftaufer Statt* 
buecftel" unb aieften baS gaait, fo ftaben mir 
toobl anbere ßebenSgemoftnfteiten, anbere ße* 
benSformen gefeften; auS allen Scfen ftat unS 
aber ein ©eficftt entgegengegudt, baS mar uns 
fo befannt, fo oertraut mie baS Silb im Spie* 
gel: eS ift ber 9)tenfcft, ber in feiner ©röfte 
unb in feiner Scftmäcfte fieft gleicft geblieben 
ift, obmoftl feitbem 400 gaftre bnftingegangen. 
_ 4 


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drine lmoec(ifäfs=dPe|lceile aus dem Jafice 1839. 

23on 3JIa£ Stottmanner. 


2luS bem $ftad)Iaffe beS SjbenebiftinerS 
Dr. !£I)abbäu3 ©iber, ber, 1774 3 U ©d)roben? 
Raufen geboren, 1826 als Sßrofeffor ber SDtatlje? 
matif unb Sßhpfif an bie SJtündjener Unioer? 
fität berufen mürbe unb 1854 ftarb, fitib 3 al)l* 
reiche SJianuffripte in baS 9Ird)io beS KlofterS 
3lnbed)S gefommen. Unter biefen befinbet fid) 
aud) ber Sntrourf jener Siebe, roeldje ©iber, 
als er 311 m 3 n)eitenmale Sieftor SttagnififuS 
mar, am 26. 3unt 1839, alfo am ©tiftungS? 
tage ber 2ubmig?9RaEimiIianS?UniuerfUät ge* 
halten t)at. $iefe in mancher £)infid)t intern 
effante Siebe ift jebod) niemals gebrudt er? 
fdjienen unb 3 toar auS ®ritnben, roorüber ber 
äierfaffer in einem anbern, ebenfalls noch nid^t 
oeroffentlichten Slnbechfer SJtanuffripte, betitelt 
„SRein ßernen unb 2cl)ren", folgenbc 9tuS? 
funft gibt: 

„9lnbereUnannef)mlichfeiten oerurfadjte mir 
bte Siebe, melcfje id) am ©tiftungStage(26.3uni) 
al§ Sieftor galten muhte, burd) mal)rl)aft un? 
glaubliche 3Serbref)ungen. Unter unS mären 
3 mei ißrofefforen, bie auS s 45reufjen 3 U unS ge? 
rufen toaren.*) 3>n ber Siebe forberte id) 3 iir 
2 iebe unb 2 lnf)änglid)Feit an unfer an ge? 
ftammteS Königshaus auf. 933er hätte glatt? 
ben follen, bah man in bem Seimort „an? 


geftammteS" einen Slnftojj finben fotlte? 3dh 
felbft mürbe eS jefet l 2 ) nod) nicht glauben, rnenn 
nid)t ber ©err ÜJtinifter 9lbel 3 ) mid) über biefe 
Jtebe eine oolle ©tunbe abgetakelt hätte, ©inen 
anberenSerftoh machte id) burd) eine Äußerung, 
bie einen unferer Kollegen ef)renuoII berührte. 
Sin Sßrofeffor ber orientalifdjen ©pradjen unb 
ber Sjegefe (Stabler) 4 ) mar nämlich burch 
Qintriguen eines Kollegen 5 6 ) beS 2el)ramteS ent? 
hoben unb nadh 3lugSburg rniber feinen 2Bunf<h 
unb üBillen 3 iun Sotnfapitular ernannt roor? 
ben. Sr mar nod) unter unS unb bei meiner 
Siebe, maS ich aber nicht tourte, gegenmärtig. 
Sei ber Sr 3 ählung ber an ber Slnftalt in 
biefem 3 »af)re eingetretenen Seränberungen 
mufete id) natürlid) auf ©tabler 3 U fprechen 
fommen. 3 d) fühlte mid£) berufen, ihm ein 
her 3 tid)eS 2 ebemol)l 31 t fagen unb ihm in fei? 
nern neuen üBirfungSfreife oiel ©ebenen 31 t 
miinfdjcn. SS mar bieS feine leere gorntel. 
9Bir alle achteten ©tabler teils feiner Kennt? 
ttiffe, aber noch met)r feines h unianen > Itbe? 
ralen Sh ara ftcrS toegen. Slber £>err SDIinifter 
9lbel fattb eS beleibigenb, bafj man ben Serluft 
eines SJtanneS bebauerte, ben er unb feine 
©leidjgefinntcn für ungeeignet 3 unt Katl)cbcr 
erad)tet, ober mol)l aud), meil fie einen an? 


l ) öubraig 91 mb 18, geboren ben 19. 9Iuguft 1803 au 9lrn8berg, 1837 a. o. sprofeffor ber 9tecf)te in Sonn, 
1839 0 . sp^ofeffor in s DUlnd)en, 1855 in Söien, f am 1. flttära 1878, unb (George jßfjiUtpS, geboren ben 

6. Sanuar 1804 au Königsberg i. $r , 1834 ^rofeffor ber fftedjte in SJhindjen, 1847 feiner Stelle enthoben, 1850 

^Profeffor in 3nnSbrucf, 1851 in 2öien, f Öen 6. September 1872 ju öligen bei Salaburg. 

*) Siber fdjricb biefe 3 c ücn 1847, alfo 8 fpäter nieber. 

8 ) Karl uon 91 bet, geboren ben 17. September 1788 au 2öefclar, feit 1810 in bagerifdjen 2)ienften, 

1837 ptooiforifdjer, 1838 befinitiocr flJtinifter beS Innern, 1847 enttaffen, f am 3. September 1859 auf feinem 
©ute StainSrieb in ber Oberpfala. 

4 ) 3übann (So. Stabler, geboren ben 24. $)cactnber 1804 au ^arfftetten, fatljolifdjer 3:b^ologe, 1829 

Dr. theol., 1831 Sprioatboaent, 1833 a. 0 ., 1837 0 . Sprofeffor in 9ftünd)en, 1839 $)omfapitular, 1858 ©ombefan 
in 9lugSburg, f bafelbft am 30. 2)eaember 1808. (Sr mar auch 1832—37 SubtegenS beS ©eorgianumS gemefen. 

6 ) 9US folcfjer galt bantalS ber Xfyeologe 2)öllinger. 


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(Sine UniüerfUät8?geftrebe au$ bem galjre 1839. 


27 


beren, ber 3 U ißrer gartet gehörte, 1 ) an ©tab? 
lerS ©teile auSerfeßen hatten. 3cß frage jeben, 
ber biefe $eilen lieft, ob in biefen beiben 
Slußerungen ein ©rnnb 31 t einem Sabel liegen 
fönne, ber fo meit ging, baß auf meine 33er? 
fidjerung, icf) fei bereit, meine Siebe bruefen 
3 U laffen, mir geantmortet mürbe, man habe 
bie SJefugniS fie fonfiSaieren 31 t laffen I - ' 

©egen bie Darlegung ©iberS fomie gegen 
ben erfteren SSormurf beS SJtinifterS ift jebod) 
311 bemerfen, baß ber SluSbrudE „angeftammteS 
SönigSßauS" in ber Siebe überhaupt nid)t 
oorfommt. Sagegen ift an einer ©teile er? 
mahnt, baß bie baperifdjen ©tubierenben ©e? 
faßr liefen, ißre „angeftammtc Siationalität" 
teilmeife eit^ubüfjen, folange fie — uor ber 
©rünbung ber Unioerfität ^ngolftabt — ge? 
nötigt maren, außcrbaijerifcße ^ochfdßulen auf? 
3 ufud)en; unb an einer anberen ©teile merben 
bie Sßrofefforen ber Unioerfität als SBoßltäter 
ißreS „angeftammten, heißgeliebten SBaterlan? 
beS" be 3 cid)net, eine SluSbrucfSmeife, bie frci= 
lidj bei ben Sßrofefforen SlrnbtS unb SßßitlipS 
nicht 3 utraf, ba fie ebenfo mie ber Sftinifter 
Slbel felbft feine geborenen 33atjern maren. 2 ) 
Sin biefen Umftanb hatte ©iber ficßerlich nidjt 
gebaut unb bei einem fo biHigbenfenben unb 
friebliebenben SJlanne fonnte jebe Slbficfjt, frembe 
©efühle 3 U oerleßen, als auSgefcßloffen gelten. 

Sroßbem fonnte eS nicht auffaüenb er? 
feßeinen, baß ©iber bie ©pmpatßien beS SJlt? 
nifterS Slbel unb ber beiben berufenen 3 um 
oorhinein nicht befaß. Senn auch SlrnbtS unb 
SßßitlipS, beibe ßeroorragenbe 3>uriften, gehörten 
als Satßolifen — SßßillipS mar noch ba 3 U 
ein eifriger Sonoertit — ber ftreng firdE)licf)cn 
Siicßtung an unb maren mit bem ©rjftem 
Slbel oielleicht mehr einoerftanben als mancher 
geborene SSaijer. Sagegen ßulbigte ©iber freie? 
ren 8 lnfid)ten unb Slnfchauungen; ja er galt fo? 
gar, unb 3 mar nicht mit Unrecht, als Slnßänger 
einer inbioibuellen Slufßebung beS EölibateS, 
mie fie einft ber 1838 uerftorbene geiftliche 
SiegierungSrat Siemen^ SllopS 23aabcr oertreten 
hatte. 3 ) Sonnte fomit eine Stellungnahme 


gegen ©iber als oerbienftlid) gelten, fo fchien 
fie anbrerfeitS auch ISrfolg 3 U oerfpred)en. 3Bar 
eS hoch befannt, baß er bei Sönig ßubmig I. 
feit einiger $eit nicht mehr in befonberer ©unft 
ftanb. Senn unter ©iberS erftem Steftorate 
(1834/35) unb unter beffen JBorfiß hotten ©enat 
unb SJermaltungSauSfchuß ber Unioerfität äftiin? 
djen gegen baS fönigliche Sßrojeft, am bama? 
ligen Slorbetibe ber ©tabt ein neues Unioer? 
fitätSgebäubc 31 t errichten, SBorftellungen er? 
hoben, bie ben ,3°™ beS SönigS erregten. 
®nige 3aßre nachher aber hotte ber Umftanb 
ben Sönig unangenehm berührt, baß ©iber 
fo menig als bie übrigen bamalS noch leben? 
ben Ssbenebiftiner oon ©eßegern ßuft 3 eigte, 
in baS 1838 mieberßergeftellte Slofter ©eßegern 
3 urücf 3 ufehren. 

©ei eS nun, baß bie in ©iberS Son 3 ept> 
nicht entßaltenenSBorte „angeftammteS SönigS? 
hauS" an ber Stelle, mo ber Sftebner bie ©tu? 
bierenben 31 t unerfchütterlicher Sreue gegen 
Sönig unb 33aterlanb aufforberte, roirflich — 
oielleicht improoifiert — gefallen finb ober 
nicht: merfmiirbigermeife nahm bie ßöcßfte 
©teile, man meiß nicht, ob aus freiem Sin? 
trieb ober auf eine eingelaufene Sefdjmerbe 
hin, SSeranlaffung, ben roieberholt gebrauchten 
SluSbrud „angeftammt* 311 rügen. Sod) hotte 
ber gegen ©iber gerichtete Singriff feinen mei? 
teren greifbaren ßrfotg, nur baß ber gut 
bagerifeße Patriot in bem fdßon oorßer ge? 
faßten (Sntfcßtuffe beftärft mürbe, nie meßr bie 
SBürbe eines SleftorS an 3 unehmen; unb als 
er noch 3 toeimal, 3 uleßt 1847, ßiefür in SluS? 
fießt genommen mürbe, leßnte er biefe ©ßre 
jebeSnial 3 Um oorauS ab. Übrigens blieb er 
nach mie oor mit ber Slufgabe betraut, fönig? 
lid)en Sßri^en unb Üßrin 3 effintien naturmiffen? 
fcßaftlicßen Unterricht 31 t erteilen. Slbcr bie 
Spannung, bie 3 mifcßen ißm unb feinen ©eg- 
nern beftanb, bauerte fort unb oerfdßärfte fid) 
fogar, bis 1847, mie er felbft in feinen Sluf? 
3 eicßnungen fagt, „bie eiferne Sette gefprengt' 
unb baS SJtinifterium Slbel geftür 3 t mürbe. 

$eber unbefangene ßefer ber im folgenben 


*) granzXaoer 9leitl)magr, geboren ben 16. flftärz 1809 au gilfofcn, 1836 Dr. theol., 1837 a. 0 . $ro? 
feffor für biblifcfje gäcfjer, 1839 für neuteftamentlidje (Sjegefe, 1841 0 . glrofeßor, f am 26. ganuar 1872 zu 2ftüntf)en. 

*) 3ftinißer unb Generale, bic nicht in betn ßanbe geboren maren, bem fie bienten, fennt bie ®e? 
fd)ict)te ziemlich oiele. 

•) Ueber ftlemenS 9llog8 33aaber ogt. ben Evtifel „(Sin pricfterlicßeS SJeretjelic^ungSgefucb au§ bem 
Anfang beS neunzehnten gahrtjunbertS^, ^lltbaijerifche HJionatSfcfjrift 1911, ^>eft 3/4. 

4* 


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28 


äftaj föottmanner. 


mitgeteilten Siberfchen 9tcbe mirb nic^t umhin 
fönnen, fi d) öariiber gu tounbern, bafj felbft 
ein SJtinifterium Slbel barem Anftojj nehmen 
fonnte. ®ing hoch ber Stebner in feiner £)b* 
jeftioität unb in bem loyalen ©efüljle feiner 
Seaniteneigenfctjaft forneit, bafc er fid) bei Sr* 
rtmfjnung jener einfdjneibenben Beftitnmungen, 
bie 1838 fjinfidjtlid) bet p^ilofopfjifdjen Bien* 
niumt 1 ) getroffen mürben, gan^ auf ben am U 
liehen ©tanbpunft fteEte unb mit feiner eigenen 
gegenfäfelicfjen Anfchauung gehorfamft 3 urüd* 
hielt. 

gitr manche ßefer mag et and) intereffant 
fein, aut ©ibert Siebe bie Siamen berjenigen 
311 erfahren, meld)e bie 1838 oon ben Sßün* 
ebener gafultäten gefteEten Streitfragen lüften 
ober 3 U löfen oerfudjten. Unter ben Berner* 
bern finben fid) aud) folcf)e, bie fiel) fpäterbin 
in Sapern, ja über Bapern l)inaut einen Sias 
men gemacht haben. 

Seim Srucf mürbe 3 mar nid)t bie alte 
Orthographie, mol)l aber bie unb jene früfjer 
übliche Söenbung beibehalten. dagegen mürben 
ein paar unrichtige Saufnamen forrigiert. 

2Bir [affen nun bie Siebe felbft folgen. 

©ohe Berfammlung! 

I. 

2 )reU)unbertfiebenunbfecf) 3 ig gahre finb oer* 
floffen, feit ber Ijochhe^ige Sapernl)er 3 og ßub* 
mig 2 ) in eigener Sßerfon umgeben oon ben an* 
gefeljenften SJlännern feinet ©ofet unb bet 
Baterlanbet am 26. guni 1472 bie ©allen 
unfercr Unioerfität feierlich eröffnet unb ba* 
burch eine Silbungtfchule für .nEe fünftigen 
Vertreter ber ^eiligften Angelegenheiten bet 
Baterlanbet für emige geiten gegrünbet hat 

Unfer unb ber (ommenben gahrhunberte 
Sanf mirb ihm folgen, folange baperifdjer 
©inn in baperifcher Sruft fd)lagcn mirb; jebet 
gahr mirb ben ©eburttag unferer Anftalt alt 
einen großen Sag in ber ®efd)id)te unferet 
Baterlanbet feiern unb i()n ben blutigen rühm* 


oollen Sagen auf ben ©efilben bet Krieget 
mit Siecht an bie ©eite fefcen. 

2öenn biefe bie politifchen Siechte unb bie 
politifche ®jiften 3 unferet Baterlanbet erran* 
gen ober erhielten, fo ift ber ©eburtttag un* 
ferer Unioerfität ber Sag, an meinem bie 
nationale Silbung Sapernt in Bapern felbft 
möglich mürbe, melche man oor biefem Sage 
nur aut meiter gerne unb nicht feiten mit 
Berluft einet Seilet ber angeftammten 3ta= 
tionalität h cr ^^Icn muffte. 

Solange baher miffenfd)aftlid)e Bilbung, 
folange Silbung 3 ur Sleligiofität, 3 ur ©ered)* 
tigfeittpflege, 3 ur ©eilfunbe in Sapern einen 
ÜBert haben rnerben, fo lange mirb ßubmigt 
unferet ©tiftert grojje Sat in fegentooHem 
Anbcnfen blühen. 

Söie fich biefet gnftitut unter ben oerfd)ie= 
benartigften Einflüffen oon auften unb ben 
ebenfo oerfchiebenartigen Stichtungen oon innen 
nad) unb nach in ben oerfdjiebenen gormen 
bargeftellt hat, gehört ber Bearbeitung bet 
fünftigen ©iftoriograpl)en betfelben, too 3 U bet 
hod)oerbienten SJieberer 3 ) Annales Acade- 
rniae Ingolstadiensis fdjätjbare Borarbeiten 
liefern. 

Sie großen äufjeren ©chidfale betfelben, in* 
fomeit fie fich auf ßofalitäten be^iefjen unb 
batfelbe in ber neueren geit getroffen haben, 
nämlid) bie Berfchung betfelben 1800 nad) 
ßatiböl)ut, 1826 nach 3)iünd)en finb ohnehin nod) 
311 frifd) in bem @ebäd)tniffe ber geitgenoffen, 
alt baf 3 fie h ie ^ einer Ermahnung bebürften. 
Safj bie Unioerfität enblich nach breimaliger 
äöanberung burch ben SBiEen unferet aller* 
gnäbigften Königt einen bauernben, ber SBürbe 
betfelben angemeffenen ©ifc mit bem nächften 
gahre be 3 iel)en merbe, ift burch aflerl)öd)fte 
Steffripte feftgefefct unb bat grofje, feiner BoE* 
enbung entgegengehenbe ©ebäube, bat ihm 
beftimmt unb mit großem Aufmanbe h* r ge s 
ftefit morben ift, ftel)t oor jebermannt Augen. 4 ) 

®al)er bleibt mir in biefer ©inficht nichtt 


*) S. hierüber 9lbt. II ber s Jlebe Seite 29 f. unb befonbert Sßrantl, ©cfc^idjte bet ßubtoig*2Jtasi* 
tnilianS 'Unioerfität, I. S. 722 ff. 

*) ßubtoig ber 9teicf)e, ©erjog oon $8apern*ßanbef)ut 1450—79. 

8 ) 3ol). Step, lieber er, geboren ben 2. 3uni 1734 au Stöcflbcrg in ber Oberpfalg, bis 1800 $pro* 
feffor in 3ngolftabt, f am 13. 1808 bafelbft als Stabtpfarrer bei St. 2Jlotife. s Jlad) ifjm oerfa&te Siber 

1835 eine „®efcpid)te ber Unioerfität Sngolftabt oon 1472—1550." (Sjemplare ^ieroon in ber UniocrfitätS* 
bibliotfjef 2Jtünd)en unb im ßlrdOio oon WnbedjS. 

4 ) 'JJtit bem üBau beö UnioerfitätSgebäubeS mar 1835 begonnen toorben. 1840 fanb ber Umjug ber 
Unioerfität aut ber alten Slfabemie in bie neuen Släume ftatt. 


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@ine UnioerfitätSsgeftrebe au« bcm Saljre 1839. 


29 


übrig als bie ®efd)td)te unferer Unioerfität 
innerhalb beS 3eitraumeS biefeS 3ahreS ^ter 
^ufammcn^ufteHcn unb oorautragen, um ben 
gegenmärtigen ©tanb unferer Unioerfität oor 
Slugen 3 U legen. 

Sie Säten ba^u verfallen a) in bie ber 
inneren Einrichtung unb b) beS SperfonaleS. 

II. 

3>n Jpinficht auf bie innere Einrichtung hat 
fid) nur eine bebeutenbe Seränberung in ber 
phitofophifchcn gafultät unb ihren ©tubien 
ergeben. 

Son jeher (Saljrhunberte hindurch) mar 
man gemohnt, bie pt)ilofopI)ifchen ©tubien in 
3 toei 3>ahreSfurfen ju ooHenben, toeldje ihren 
Flamen oon ben als ©auptgegenftänbe ange* 
nommenen ßogif unb Sphhftf trugen. Siefe 
Einrichtung hat fid) auch bei uns bis je^t an 
ben 2 i)äeen, biefen unferem Saterlanbe eigene 
tütnlichen, oft oerfannten, nur mand)mal ge= 
hörig gemirrbigten, aufgehobenen unb toieber, 
roenn auch nicht in ihrer urfprünglichen Se? 
beutung, l^ergcfteHten 3>nftituten erhalten. 

Sin unferen llnioerfitäten mar früher biefeS 
Sienniutn, ich meijj nidjt burcf) ©efefe ober 
burd) ©emohnheit, auf ein unb ein halb 3 al)r 
baburdh mobifigiert, bah erlaubt mürbe, im 
oierten ©emefter auch fchon Sorträge über 
©egenftänbe beS fünftigen gachftubiumS 3 U 
befudjen, fpäter aber auf ein einziges 3 aljr 
befd)ränft unb baS p^ilofopfjifche ©tubium ber 
ÜBiHfiir ber ©tubierenben im eigentlichften 
©inne preisgegeben. 

Salb fah man ein, bah eine folche SBiH* 
für bem jugenblidjcn, ftd) felbft iiberlaffenen 
©inne nicht autn Seften gereichen fönne, unb 
beSmegen mürbe oon unferer allerhöchften 
^Regierung atn 23. Stouember 1832 angeorbnet, 
baf$ jeber, ber 31 t einem gadhftubium über* 
gehen mollte, fich ber Prüfung aus 5 (fpäter 
aus 6 ) ©egenfiänben untermerfen unb aus 
benfelben bie $Rote ber Sefähigung erhalten 
haben muhte, ehe er baau Erlaubnis unb Se* 
fugniS erhalten fonnte. 

Sabei oerfannte bie aHerhödjfte Regierung 
nicht, bah e ine SoUcnbung biefer 6 ©egen* 


ftänbe in Einem 3ahre bei ber über 300 ftei* 
genben Slnga^I ber 3 U SPrüfetiben nur ein menig 
befriebigenbeS Stefultat geben merbe, unb er* 
laubte beSmegen btefe ^Prüfungen erft in gtoci 
fahren 3 U ooHenben. Slllein bei ber Eile, 
mit meldjer man feine ©tubien im fRücfen 3 U 
haben trachtet, geigte fich auf eine unliebfame 
üöeife, bah äuherft menige oon biefer Erlaubnis 
©ebrauch machten. Sie meiften fugten in 
10 äRonaten ihre Slufgabe 31 t löfen unb hörten 
felbft aus lauter föaft unb SRihfennung ber 
ihnen in biefem Slugenblicfe als SafiS ihres 
fünftigen ©tubiumS gefegten Slufgabe fchon 
im ameiten ©emefter ihres SlufentljaltS an ber 
Unioerfität nod) ©egenftänbe, melche als oor* 
bereitenbe für ihr gadjftubiurn betrachtet toer* 
ben formten. 

Siefe Sernachläffigung unb Umgehung beS 
allerhöchften SBillenS unb bie Überaeugung, 
bah aller ©runb einer miffenfchaftlichen Sil? 
bung oon bem pfjilofophifchen ©tubium auS* 
gehen tnüffe, führte am 10 . 9Rai oorigen QahreS 
bie aHerhöchfte Serorbnung rooburch 

! bie greigebung ber pljilofophifchen ©tubien 
aufgehoben unb bie Sauer berfelben auSfchlieh- 
lieh ohne ein Sorgreifen inS gachfiubium auf 
2 3 ahre angeorbnet tourbe, melche mit bem 
Slnfange beS gegenmärtigen ©tubienjahreS in 
SSoHaug gefelgt tourbe. 1 ) 

Zugleich mürben mit biefer Slnorbnung 
auch, mie befannt, einige biSaiplinäre Sefchrän* 
fungen oerbunben, meil, mie fid) baS allere 
höchfte fReffript auSbrüdt, bie ben ©tubierert* 
ben ot)ne Unterfchieb (bisher) eingeräumte 
Stellung fich oorgüglich in ber Seaiel)ung als 
mangelhaft ermiefen h°t, bah fie ben Über* 
gang oon ber ftrengen 3 ucht ber ©gmnafien 
3 ur Freiheit beS UnioerfitätSlebenS nicht oer* 
mittein unb bei bemfelben ben Serloditngen 
311 m Unfleihe unb aur Unfittlichfeit fein rnirf* 
fameS ©egengeroicht entgegenfteüen formte. 2 ) 

3 ur leichteren unb fidherern Siufredjterbal* 
tung biefer neuen Serorbnung mürben bie 
Kanbibaten ber SPhtlofophie einer fpeaietleren 
Sluffidjt eines für amei 3ahre au mählenben 
unb oon Seiner Kgl. SRajeftät au beftätigenben 
EphoruS unterftetlt, bie ^Reihenfolge ber au 


1 ) 2)iefe ©eftimmung fceftanb bi@ 1847. 

2 ) 2)cöhalö durften oon 1838 an bie ©tubierenben mährenb be8 philofopf)ifd)en ©ienniumS in feine 
©tubentenoerbinbung eintreten, roaren alfo feine ooHroertigen cives academioi. 2)iefe©efd)ränfung Ijörte 1847 auf- 


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30 


SJlaj fftottmanner. 


I)örcnben ©egenftänbe feftgefefct uub bamit 
©emeftralprüfungen uerbunben, oon beren Srs 
folg bie Erlaubnis z um SSorrücfen in einen 
höheren $urS ober zum gad)ftubium abhängig 
gemacht mirb . l ) $um erften EphoruS mürbe 
uon ber gafultät getoätjlt unb oon ©einer 
Stgl. Üftajeftät adergnäbigft beftätigt unfer oer= 
e^rter $err Sfollega oon ©örrcS. 2 ) 

Sine äioeite aHerl)öd)fte 35erorbnung t>om 
13. Februar l. 3- betrifft eine Srmeiterung 
ber früheren ä$erorbnung über bie unfelige 
SueHmut. Siefe SJerorbnung tourbe auf allere 
t)öd)ften öefet)[ in ©egenmart beS Xitel $>errn 
■DlinifterialfommiffärS unb ber £>. ©ena* 
toren ber Unioerfität am 7. 9Jtärz b. 3- fetcr» 
tid) publiziert. Sie aflerl)öd)fte Regierung fat) 
fid) nämlid) teils burd) bie 23crmerflid)feit ber 
©ad)e felbft, teils burd) mehrere fomol)l im 
Saterlanbe als im 9luSlanbe ocranlaftte Un« 
glüdsfätle aufgeforbert, burd) neue, gefdjärfte 
23efcl)le biefem Unbinge falfd) oerftanbenen 
Ehrgefühles, biefem Überrefte einer oerfchoD 
lenen barbarifdjen Qeit aufs fräftigfte ent* 
gegenzumirfen, menigftenS bie gefährlichen 
3Baffen auf alle SBeife zu oerpönen unb bas 
burd) naniculofem Unglüdte ber Einzelnen unb 
ber gamilien oorzubeugen. 

9lm 19. gebruar gegenmärtigen 3^b^ e ^ 
mürben burd) ein allerhöchfteS Sieffript bie 
früher unbeftiinmt gebliebenen ükrhältniffe ber 
£>. £>. Efjrenprofefforen z u ber Unioerfität 
näher beftimmt unb feftgefefct. 

Slu^er biefen allgemeinen SBerorbnungen 
mürbe benjenigen 3nbioibuen, meld)e bie 
Saberfcbule in 2anbSt)ut ober Bamberg 3 ) mit 
9luSzeichnung befud)t haben, erlaubt, an einer 
oaterlänbifcfjen Unioerfität ben ©rab eines 
Magister Chirurgiae zu erhalten unb baS 3tes 
gulatiu für biefe Promotion am 15. 3uU 
oorigen 3ah re ^ genehmigt. 


III. 

Sie s 45erfonaloerhältniffe utiferer Unioer* 
fität maren in biefem 3ahre menig ocrfdjies 
ben oon benen ber oorauSgegangetien. 

3 eber meiner £>. Q. Vorgänger hatte ben 
bitteren Berluft eines ober mehrerer unferer 
s Dtitarbeiter za beflagen. 9teun,)ehn berfelben 
finb unS feit ber Berfefoung ber Unioerfität 
l)ie[)er oorauSgegangen inS 2anb ber Emigfeit. 
Stdht oon ihnen ftarben in ber fd)önften ffraft 
beS männlichen 9llterS ohne nod) baS 50. 
2ebenSjal)r erreicht zu haben, 7 ftarben ^w'u 
feben 50 unb 70 unb nur 4 erftredten bie 
Sauer ihres ßebenS einige 3ah r ^ über 70, 
feiner erreid)te baS 80. [SebenSjahr]. Srei 
biefer teuren BorauSgegangcnen gehörten ber 
theologifchen, 4 ber juribifdjen, 3 ber mebizi* 
nifd)en, 1 ber ftaatSmirtfd)aftlid)en, 8 ber 
philofophifdjen ^afultät teils als orbentlidje 
ober aufterorbcntlidje, teils als El)renpro* 
fefforen an. 

9Iud) in biefem 3al)^e hat unfere Unioer* 
fität leiber ein teures Dpfer gebracht, inbein 
unS unoermutet ber oerbienftoolle DbermebD 
Zinalrat Dr. griebrid) 3afeph Äarl oon 2oe 4 ) 
am 29. 3uli 1838 entriffen mürbe. 

Jtacfjbem er feine ©pmnafialftubien in Eich= 
ftätt oollenbet hatte, bezog er unfere Unioer* 
fität in 2anbSl)ut, mo er fid) mit allem Eifer 
bem ©tubium ber 9lrzneifunbe mibmete. 91 m 
18. ©eptember 1809 erhielt er bie mcbizinifd)e 
Softormiirbe unb trat nun feine mcbizinifd)c 
s 4?ra^iS unter ber ßeitung bcS bei unS adbe* 
fannten, nod) in frifchem 9tnbenfen fortlebens 
ben Si. 2eibarztcS unb ©eheimen States oon 
©arfc 5 6 ) an, fd)rieb 1811 eine 9lbl)anblung über 
bie Teilung ber lieber als Einleitung in eine 
allgemeine Ssßtjretologie unb zeichnete fich burd) 
feine Sfenntniffe unb feinen Eifer uerbunben 
mit einem angenehmen 9lufteren unb menfd)ens 
frcunblichen betragen fo aus, baf) er fd)on 


l ) 9luct) biefe (Sinrid)tungen bauerten nur bis 1847. 

*) ©ötreS, feit 1827 Sßrofeffor ber $cf<hicf)te in s JJHxmf)en, f 1848, hatte an feiner Stellung als 
(SphornS roenig greube unb roar froh# biefer Sßürbe 1840 entlebigt au werben. 9luf ®örrcS folgten (bis 1847) 
noch fünf (Sphären. 

3 ) ©ic Öaberfchulen in 2anb8f)ut unb ©amberg tourben 1836 gegrünbet unb 1843 mieber aufgehoben. 
Wbfoloenten biefer Schulen fonnten ben Xitel eines Magister Chirurgiae feit 1838 nach aweijäl)rigem ©efucf)e 
einer Unioerfität erhalten. 

4 ) ßoe toar am 22. 3uli 1786 au (Sichftätt als ber Sol)n eines fürftbifchöflichen £>ofrateS geboren 

unb mürbe 1806 in 2anb£l)ut als flftebiainet immatrifuliert. 

6 ) ©ernharb 3ofeph aon £>arh# geboren ben 19. Xeaember 1760, nach ber ©tatrifel ber Unioerfität 
3ngolftabt, bie er 1780 beaog, aus Äöln ftamtnenb, Dr. mod. unb philos., äJtitglieb mehrerer 9lfabemien urb 
gelehrten ©efeUfchaften, f am 29. Slooember 1829 au SJUtndhen. (SS mar 2o6S erfter Sdjmiegcroater. 


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Ginc Unioerfität8*geftrebe aus bem 3a()re 1839. 


31 


am 1 . 3 uni 1816 unter bie 3^1 ber fönig? 
liefen Jpofäqte aufgenommen unb am 9. Slo? 
oember beSfelben $af)re§ 3Utn ^raeiten fönig* 
licken ßeibarate ernannt mürbe. 

2)aS folgenbe 3aljr 1817 bebrof)te unfer 
Vaterlanb mit einem fcfyrecflicfjen Verlufte. 
Sine lebensgefährliche ff ranfljeit machte Vagem 
gittern uor bem Verlufte beS Eünftigen £l)ron? 
folgert, unfereS bermaligen aüergnäbigften 
ffönigS. 9lber 2o£ als ^roeiter ßeibar^t bot 
alle feine ffenntniffe unb alle ffunft auf, um 
ein bem Vaterlanbe fo teures ßeben 311 retten, 
unb ber £>immel frönte feine Slnftrengungen 
unb bie ©ebete beS beforgten VolfeS mit bem 
fchönften Erfolge, mit ber gängltcijen SBieber- 
herftellung beS erlauchten ffranfen. 

9llS 9lnerfennung ber nichtigen Verbienfte 
ßoeS fanb fich ber aller^öc^ftfclige ffönig 3Jta£i? 
mitian bemogen, betnfelben am 3. gebruar 1817 
baS s Jtitterfreu 3 beS 3ioiloerbienftorbenS *> er 
bagerifdjen ffrone aüergnäbigft 3 U oerleihcn, 
meines ihm baS Stecht eines VerbienftabelS er? 
roarb, in beffen 3Jlatrifel er im Segetnber 1819 
eingetragen mürbe. 

3n bemfelben SSa^re 1817 mürbe auf allere 
höchften Vefehl ©einer Utajeftät beS ffönigS 
ein Dbermeb^inalfoflegium errichtet, melcheS 
unter ber 2)ireftion beS ©eheimen States oon 
©arh 3 ufammengefeht mürbe, unb oon ßoö 
erhielt in bemfelben neben ben hochgeadjtetften 
SJtännern oon ^äberl, 1 ) oon Jöinter 8 ), ffodj 3 ) 
unb oon ©roffi 4 ) ©ifc unb ©timme. 

9tiS hierauf am 5. 9lpril 1824 eine mebi- 
3 tnifch=praftifche ßeljranftalt gleichfam als 
Stebenbuhterin unb Vorläuferin ber halb 
nachfommen foHenben Unioerfität auf aller? 
höchften Vefehl in München errichtet mürbe, 
mar auch oon ßoe unter benjenigen, roelche 
als Sßrofefforen an biefer ©chule auftraten. 
Sr übernahm bie Vorträge über phgfifdje ® rs 
3 iehung ber ffinber fomie über ffinberfranf? 
heiten unb pftjchifdje ©eilfunbe mit pfgdjifcher 
fflinif. 


3 »n bemfelben 3 ahre mürbe er gugleich 311 m 
orbentlichen SJtitgliebe ber ff. 9lfabemie ber 
äöiffenfdjaften in ber mathematifd^phpfifa* 
Irfchen fflaffe gemählt unb bei ber neuen Dr? 
ganifation berfelben am 11. SJtai 1827 oon 
©einer ffgl. SOtajeftät unferm allergnäbigften 
ffönig beftätigt. 

SS lag in ber Statur ber ©ache, bafc nad) 
ber Verfemung ber Unioerfität auch oon ßoe 
mie alle Q. §. Birgte, melche an ber meb^i? 
nifchen ©chule gelehrt h^ten, als Sßrofeffor 
an biefelbe überging. Sr übernahm auch hi ec 
bie Vorträge über pfgchtfdje unb ffinberfranf? 
heiten. 

9lm 12 . 3^nuar 1828 mürbe ihm ein 
neuer VemeiS ber aHerfjöchften ©nabe unb beS 
ungeteilten Vertrauens auf feine ffenntniffe, 
Uneigennütjigfeir, Humanität unb SJtenfchen? 
liebe, als il)m bie für baS SBohl ber leibenben 
yjtenfchh e it fo mistige S)ireftion beS allge? 
meinen ffranfenhaufeS übertragen mürbe, bie 
er mit aller möglichen Sorgfalt für bie ffranfen 
unb aller 9lnftrengung für bie Verbefferung 
ber inneren Einrichtung beSfelben bis 311 fei? 
nem £obe fortführte. 

Unermübet in feiner meitläufigen Vra^iS, 
31 t metcher aud) bie Veförgung beS föniglidjen 
ffabettenforpS unb beS abeligen Xöchterinfti? 
tuteS gehörte, lebte oon ßoe nur feinen ®e? 
fchäften unb feiner gamilie als treuer ©atte, 
als liebenber Vater, als forgfamer Pfleger unb 
greunb ber ffranfen, bis ihn im grühling 
beS oorigen 3ahreS ein ©aHcnfieber befiel, 
oon bem er 3 ioar toieber fdjeinbar genaS, aber 
fidj nie mehr ooHfommen erholen tonnte. 

Stoch mar er am 19. 3 uli in unferer SJtitte 
unb bei ber Promotion eines S)oftorS ber 
9 Jtebi 3 in als VoöfeS gegenmärtig. 9lber eS 
mar bieS aud) feine lefete öffentliche ^mnblung 
an unferer Unioerfität, eS mar baS tefete SJtal, 
bah ioir ihn in biefem ©ebäube fahen. 
©djon nach einigen £agen h ör ten ioir 311 
unferem ßcibmefen, bafj fein ©efunbheitS 3 U? 


*) ©imon oon ©äberl, geboren ben 25. Dftober 1772 au HJtünd)en, Obermebijinalrat, f am 
1. QPtpril 1831 au 3ftünd)en. 

Ä ) 9llotj8 oon SBinter, geboren ben 26. Slpril 1769 au §ügel$f)eiui bet Sftaftabt, 1798—1812 ißrofeffor 
ber Chirurgie in gugolfiabt bca- Öanb8l)ut, Dbermebiainalrat in flJtündjen, f am 27. gunuar 1856. 

8 j Slnbreaö Slocb, geboren 1775 au greifing, f 1835 au SJlüncfjen, Dbermebiainalrat, Dbermunbarat 
am allgemeinen ftranfenljaufe, Ißrofeffor ber Chirurgie an ber lanbäratlidjen, 1823 an ber cfjirurgifcfjen ©d)utc 
au ajliincfjen. 

4 ) (5rnft oon ©roffi, geboren ben 21. 3uti 1782 au Ißaffau, 1817—24 fülitglieb be8 Dbermebiainal? 
foöegiumS, feit 1826 ffrofeffor an ber Unioerfität 3JHinä)cn, f am 31. 2)eaentber 1829. 


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Original fro-m 

PRINCETON UNIVERS1TY 



32 


ättaj fftottmanner. 


ftanb eine bebenflidje VBenbung 3 U nehmen 
feßeine. SBir rechneten noeß auf bie äußerlich 
fräftige Statur beS Oranten unb inte bitter 
mürben mir baßer überrafeßt, als uns am 
29. bie traurige ©emißßeit mürbe, oon 
ßod fei an biefem Sage, naeßbem er 7 Sage 
oorßer feinen 52. ©eburtStag gefeiert batte, 
uns entriffen. 

Stm ©arge beS Verbliebenen meinten eine 
jammernbe ©attin unb 6 noch unoerforgte 
Kinber, oon melcbem ibm 3 toei ©ößne J ) ui eU 
feiebt bie lebte Vaterfreube babureb gemacht 
haben, baß er bei ihrer Sßromotion gur mebW 
3 inifcßen Softormürbe (am 28. SJtai), alfo 
8 Sßocßcn oor feinem Sobe präfibierte unb fie 
baber 3 U ihrer fünftigen ßebenSbaßn einfüßren 
tonnte. 

Stube fei unb ^ em freunblicßen 

SJtanne jenfeitS im ßanbe bet ©eligenl ©0 
herb für unS biefer Verluft mar, fo banfen 
mir boct) ber emigen Vorfeßung, baß rnenig* 
ftenS bie übrigen SJtitglieber unferer Unioer* 
fität größtenteils ununterbrochener ©efunbßeit 
ficb ju erfreuen unb mit ununterbrochener 
Sätigfeit 3 U mirten baS ©lücf bitten. 

$mat nicht bureß ben Sob, aber bnrd) eine 
unoennutete eßrenootte Verfeßung erlitt aud) 
bie tßeologifdje gafuttät einen bebeutenben 
Verluft, inbem ihr bureß bie aöergnäbigfte 
Grnennung beS©errn s $rofefforS Dr. ©tabler 2 ) 
311 m Somfapitular in SlugSburg ein junger 
gelehrter SJtann entgogen mürbe, ben jeher, 
ber ihn näher fennt, megen feiner ©elebrfatn* 
feit, feines echt baperifeßen Gb^tafterS, feiner 
Sefcßeibenßeit unb feines regen GiferS für alles 
©ute unb ©eilige lieb geminnen mußte. 5Röge 
er in feiner neuen praftifcß=tbeologifd)en ©pbäre 
mit eben bem frönen Grfolge mirten, tote er 
in feiner miffenfchaftlichen feit 10 fahren ge- 


mirtt b^t, unb nie beS QnftituteS oergeffen, 
baS ihn fo ungern aus feiner ÜDtitte feßeiben 
fießt. 

3n bem übrigen SßerfonalftatuS unferer 
Unioerfität l)öt fid) menig oeränbert. 3 n ber 
juribifeßen gafultät mürbe bie Sli^aßl ber 
üßrofefforen um ^mei oermebrt, inbem am 
9. äJtärg ©err Dr. ßubroig SXrnbtS, 8 ) melier 
mehrere 3 aßre an ber f. preußifeßen llnioer* 
fität Sonn als Sßrioatbo 3 ent unb SJJrofeffor 
ejtraorbinariuS gelehrt hatte, als orbentlidjer 
Vrofeffor beS ftioilrecßteS burd) bie ©nabe 
©einer Stöniglidjen 93tajeftät an unfere Uni* 
oerfität berufen unb unfer bisheriger $rioaU 
bo 3 ent ©err Dr. Start griebrieß Sollmann 4 ) 
3Utn Sßrofcffor egtraorbinariuS ber StecßtS* 
miffenfeßaften ernannt mürbe. 

©leicße ©nabe roiberfußr in ber pl)ilofo* 
phifeßen gafultät am 8 . 3 Jtär 3 bisherigen 
$ßrioatbo 3 enten ©errn Dr. fionftantin ©öfter. 5 ) 

3 n ber mebi 3 inifd)en gafultät mürben bureß 
oon ßoeS Sob oerfd)iebene Seränberungen 
ßerbeigefübrt, inbem bie Sireftion beS allge* 
meinen ^ranfenßaufeS nebft ber cßirurgifcßen 
Stlinif bem ©errn Sßrofeffor Dr. SBilßelm 6 ) 
übertragen mürbe. Saburd) baß bem ©errn 
ßeibaqte ©einer Stöniglidjen ©oßeit beS S!ron* 
prin 3 en oon Sägern, Dr. grang l'aoer ©ietl 7 ) 
bie Abteilung ber mebiginifeßen ftlinif in ber- 
felben Slnftalt anoertraut mürbe, gemann aud) 
bie meb^inifeße gatultät einen erfolgreichen, 
feßon früßer geßofften, nun realifierten Qu* 
gang, inbem biefer allgemein oereßrte ©err 
StoUega aueß bie Vorträge über meb^inifeße 
Sliinif unb patßologifcße 9lnatomie übernom* 
men ßat. 

Surd) oon ßoeS Sob mar aueß eine Stelle 
im t. Dbermeb^inalauSfcßuffe crlebigt unb mir 
alle freuten unS, als ba 3 U mein ßoeßoerehrter 


*) ©erntjarb unb ßubioig. Grftcrer, geboren 1816 31 t flttüneßen, ftarb als SBeairf^ar^t 3 U ©kilfjeim 
am 22. 3anuar 1860, teuerer, geboren 1817 30 ttRiincßen, als OöerftabSargt a. 5). am 2. Oftober 1890 311 SRüncßen. 

l ) S. Seite 26 f. V 

3 ) S. Seite 26 f. 

4 ) Star! griebridb S) oll mann, geboren ben 20. Oftober 1811 3 U 9ln3badj, $Prioatbo 3 ent ber 9iecf)te 
in ÜJhindjen feit 1835, a. 0 . gkofeffor 1839, 0 . ^rofeffor 1844, f am 9. 3anuar 1867. 

6 ) Äarl ^Ibolf Äonftantin oon §öfler, geboren ben 27. ÜRärs 1811 311 flftentmingen, 1839 a. 0 ., 1841 
0 . Sßrofeffor ber ©efe^iepte in 2Mncf)en, 1847 penfioniert unb einige 3Ronate nad)l)er 311 m 3lrcbioar in ©amberg 
ernannt, 1851 naef) $rag berufen, f am 29. ®e 3 ember 1897. 

8 ) ^PbüiPP 2öill)elm, geboren ben 25. 9looember 1798 31 t ©Misburg, 1822 Sßrioatbosent in 2 öür 3 s 
bürg, 1824 Sprofeffor an ber mebi3inifdj s praftifd)en ©d^ule in 3Riind)en, 1826 an ber Unioerfität, f am 20. 5 )e 3 ember 
1840 3 U 3Ründ)en. 

0 ©eboren ben 27. 5luguft 1803 3 U ©öepftäbt a. b. 2)onau, f am 19. s Dtär 3 1888 gu 3JUinc^en. 


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Original fram 

PRINCETON UNtVERSITY 



(Sine UnioerfitätS-geftrebe au« bem ga^re 1839. 


33 


§err Borgänger im SImte, £err SDtebiginalrat 
Sßrofeffor Dr. SBeifjbrob 1 ) alg allerbödbfte 3ln* 
erfennung feiner oielfeitigen unb auggebrei* 
teten Berbienfte am 25. September 1838 be* 
rufen mürbe. 

9lufeerbem erhielt aud) ©err SJlebigxnatrat 
SBebler*) am 19. 3uli 1838 bie allergnäbigfte 
©rlaubnig, an unferer llnioerfität Borlefungen 
über ©eilquellenlebre geben gu bitrfen, ein 6 r* 
eignig, bag ber llnioerfität nur erfreulich fein 
tonnte. 

©egenroärtig beftebt baber bag gange 2 el)r* 
perfonal unferer llnioerfität aus 44 orbent* 
licken, 10 aufjerorbentlidjen, 7 Sf)tenprofefforcn 
unb 6 Sßrioatbogcnten, im ganzen aug 67 leb* 
renbcn Snbioibuen, ÜO n melden 6 ber tbeolo* 
gifdjen, 8 ber juribifd£)en, 9 ber ftaatgmirts 
fdjaftlidben, 16 ber mebijinifd)en unb 28 ber 
pt)iIofop[)ifd)en gnfultät angeboren. 

Sie$abl ber Stubierenbcn mar im oorigen 
BJinterfemefter 1465, unter metdjen 1329 Qu* 
länber unb 136 9luglänber toaren, im gegen* 
märtigen Sommerfemefter bie Slngaljl ber 3n* 
(änber 1278, ber 9lu3länber 146, im ganzen 
alfo 1424, alfo um 41 meniger alg im SBinter* 
fcmefter. 

Qu Softoren murren feit bem oorigjäb- 
rigen Stiftunggtage big beute aug allen gaful* 
täten 60 junge äJtänner promooiert, morunter 
fid) 4 Quriften, 52 Biebiginer unb 4 Sf>b^° s 
fopben befanben. Sie Qafyl ber Sßromooierten 
ift baber b^uer um 8 geringer alg im oorigen 
Sabre. 

Sieg finb bie mehr ober meniger «richtigen 
©rgebniffc an unferer llnioerfität feit ber oorig* 
jäbrigen Stiftunggfeier. Buljig unb befonnen, 
mie eg beutfdjer 9lrt unb SBcfcng ift, ging 
unfere Slnftalt il;ren geregelten ©ang. BSeber 
bodjfabrenbem Sinne noch nieberer Sorglofig* 
teit bingegcben ftrebte fie regen Siferg, bie 
it)r oorliegenbe Aufgabe in allen Begebungen 
gu löfen unb alg mobttätige Bilbnerin für alle 
3 meige beg religiöfen unb politifdjen ßebeng 


unfereg Baterlanbeg gu mirfen, feftbaltenb an 
treuem ©b^f^nfinne unb feftbaltenb an treuer 
Bürgerpflicht. 

3 m Flamen beg Baterlanbeg bringe icf) an 
biefem feierlichen .Sage ben roärmften Sant 
allen ben bocbgefeierten Btännern [bar], meldbe 
mit unoerbroffenem ©ifer unb mit 2Xnftren= 
gung aller ihrer Kräfte nicbtg fudjten unb 
nicbtg beabficbtigten alg Begrünbung, ©nt* 
toidlung unb ©rmeiterung gebiegener Sennt* 
niffe in ihren $ubörern unb baburcb BSobttäter 
gu raerben für alle fiinftigen ©enerationen 
ihres angeftammten, brijjgeliebten Baterlanbeg. 

9lud) Sbnen, meine afabemifcben greunbe! 
bante ich für bag reblicfje Streben unb bag 
tätige gortfdjreiten auf ber Bahn ber SBiffen* 
fdjaften, morüber3b ncn bie allgemeine Stimme 
3 b«r Lehrer rühmliches Qeugnig gibt, fornie 
für bag oielfacbe offenfunbige ©eroortreten beg 
guten politifdjen unb religiöfen ©eifteg, ber 
in 3brem 3nnern gum Beften beg Baterlanbeg 
für fünftige lebt unb webt. 2öenn auch 
einige ihre Beftimmung niifjfennenb oon bem 
rül)mlid)en Beifpiele abmeidjen, fo oerfcbminbet 
il)re fleine 3^1 unter bem Raufen ber ©uten. 

Btöge feiner oon 3 b ne n, meine greunbe! 
je oon ber Baf)n feineg miffenfcbaftlicben Stre* 
beng unb noch meniger oon ber Bahn echter 
religiöfer Sugenbbaftigfeit unb ber unerfdjüt* 
terlicben Xreue für Slönig unb Baterlanb ab* 
meicben! Religion unb Sugenb, ffönig unb 
Baterlanb feien bie Batlabien 3bteg gangen 
lebenglangen SBirfeng! Sarutn bitte unb be* 
f(hmöre ich Sie in biefer feierlidjen Stunbe. 

Bergeffen Sie, meine greunbe! biefe l)ev%* 
liebe Bitte eineg Blanneg nicht, ber eg reblid) 
meint mit 3bnen unb ber Sbnen biefe Bitte 
bringenb ang £)erg legt in ber Stunbe, in 
toelcber er bag lebte Bial in feinem Seben 
bei einem Solchen feierlichen 9lfte gu 3buen gu 
fprechen ©elegenbeit b 0 *- Stcbmen Sie bie- 
felbe auf alg bie leigte Bitte eineg fdjeibenben 
oäterlichengreunbeg an feine geliebten greunbe! 


‘) 3ob<*nn SBaptift Söeifcbrob, geboten ben 14. Sloocmbcr 1778 311 ©urghaufen, feit 1826 Sßrofeffor 
ber (Geburtshilfe unb ber gerichtlichen s Utebi 3 in in >iftüncf)en, f am 14. 3anuar 1865. 9tcftor ber llnioerfität 
toar er 1837-38 unb 1846-47. 

*) 3oh Qr, n (So. Söchler, geboren ben 28. ©esember 1774 311 SDlichaelSbuch (nicht Sftichaelßbach, roie 
fonft angegeben roirb) bei 3)eggcnborf als ber Soljn eines Chirurgen, be 3 og 1796 bie Unioerfität 3 » 0 olftabt, 
promooierte bort 1801 als s Dtebijiner, toar 3 uerft praft. ^Ir 3 t in Straubing, bann SßhDÜfuö in ßanbau, 1804 
gjlebiainalrat in Ulm, 1808 in SlugSburg, 1838—40 Oooorarprofeffor in Mönchen, fpäter in Söflrdburg, + am 
S. g^bruar 1853 3 U Straubing. (Sr oerfaftte oicle mebidinifche Schriften. 

«. 351 . 1 u. 2 . 5 


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PRINCETON UNIVERS1TY 



34 


s Jtottmanner. 


IV. 

(Siucn rühmlichen ScroeiS für ben Sifer 
unfercr ©tubierenöen unb für bie miffenfdjaft? 
licken gortfchrittc bcrfelben liefern aud) h euer 
mteber bie Seantroortungen ber non ben ga? 
fultäten uorgelegten Preisfragen, beren Stutiö? 
macf)ung ben letjten Seil meines heutigen 
SortrageS auSmadjen mufe. 

Sie Preisfrage ber tljeologifdjen gaful? 
tat forberte eine ,©cflärung beS SIbfchnittcS 
Joh. C. VI. v. 51—64, Jtadjiueifung ber e£e? 
getifdjen Srabition l)inficf)tticf) biefer ©teile 
unb Seurteilung ber neueften Srftärungen 
üon SBirth, 1 ), St^olucf, 2 ) ßfiefe 3 ) unb DIS? 
Raufen." 4 ) 

3ur Seantmortung biefer fjrage finb 4 Sir* 
beiten eingeliefert tuorben. $ur greube ber 
gafuttät finb biefe ®eantmortungen mit uor? 
3 üglichetn gleite ausgearbeitet unb burd) großen 
©djarffinn d)arafterifiert. gmei bawrn ^eidjnen 
fid) jebod), jebe in ihrer Slrt, gan^ befonberS 
auS. Sie eine mit bem ällotto: „Non haberi, 
sed esse“, bie anbere mit bem s J)Iotto: „Noli 
discere scripturas ab haereticis“. äöaS bie 
erfte an grimblidjer 3luSfüf)rIid)feit uorauS 
hat, rnirb mm ber anberen burcf) gorm unb 
Slnlage, burch ©elungenheit ber Sarfteüung 


erfe^t. Ser Serfaffer ber erften ift 3ofeph 
Slmberger, 5 ) PreSbpter unb Sanbibat ber 
Sljeologie auS Pfa£)I in Sftieberbagern, ber 
üerfaffer ber ^meiten Saniel Haneberg, 6 ) $an? 
bibat ber Sljeologie unb SllumnuS mm Sanne 
in ©djraaben. 

3 nbem bie gafuttät in gerechter SBürbigung 
beS innern SBerteS ben Slbhanblutigen ber ge? 
nannten Serfaffer ben Preis juerfennt, f)ätt 
fie cS für if)re Pflicht, bie Perfaffer ber beiben 
anbern Slbhanblungcn 311 ermuntern, bem 
©tubium ber Sljeologie ben bisher bemiefenen 
gleifj fortroät)renb 3 U 3 itmenben; benn ihre Sir? 
beiten, bie 3 mar mm geringerer theologifdjer 
©cmanbtheit ßeugen unb üo^üglid) in Pejug 
auf ben SladjmeiS ber Srabition ben preiSge? 
frönten Slbhanblungen merflid) nachftehen, 
berechtigen betinod) 3 ur (Srrcartung, bafj aud) 
fie mit ber $eit auf bem ©ebiete ber 
logie etmaS StuSge 3 eidjneteS leiften merben. 

Sie eine Slbhanblung führt baS SJtotto: 
„Tu rationare, ego miror, tu disputa, ogo 
credam; altitudinem video, ad profunduni 
non pervenio“. Sie anbere führt baS s JWotto: 
„Laudetur Jesus Christus!“ 

Ser Perfaffer ber erften ift SInton Sari 
©d)mib 7 ), SllumnuS auS SlllmannShofen in 


l ) Sftidjael 2öirtl), fatf)olifd)er Theologe, geboren ben 1. Dftobcr 1798 3 U Sauingen, Sg 3 ealptofcffor 
in DtUingen, f bafelbft am US. 3uli 1831. Gr fdjrieb u. a. „Dag Guangcliunt 3ol)annie erläutert 4 ', 2 Deile, 
Ulm 1828. 

а ) griebrid) Sluguft ©otttreu Dljolucf, proteftantifd)er Dfjeologe, geboren ben 30. OJlära 1799 311 

©rcSlau, ^rofeffor in ©erlin, bann in £>aHe, mo er am 10. 3uni 1877 ftarb. ©cfannt ift fein Kommentar 

3 um 3ol)anne8eoangelium, 1. ®ufl. 1827, 7. 9lufl. 1857. 

8 ) ©ottfrieb Gfjriftian griebrid) Süde, proteftantifct)ev Dfjcologe, geboren ben 24. Sluguft 1791 311 
(Igeln bei s JJiagbeburg, Sprofeffor in ©onn unb feit 1827 3 U ©öttingen, *j* am 14. gebruar 1855, fdjrieb u. a. 
einen „Kommentar über bie Schriften bc 8 Guangeliften 3oljanne8 /4 , 1820—25, 3 ©änbe. 

4 ) Jeimann OlSljanfen, proteftanüfdjer Dljcologe, geboren ben 21 . 31uguft 179G 311 Dlbe&loe ($ol? 
ftein), ^rofeffor in Königsberg, feit 1834 in (Erlangen, mo er am 4. September 1839 ftarb. ©ein „©iblifdjer 
Kommentar über fämtlid)e 6 d)riftcn be£ Seiten DeftainentS", 4 ©änbe, erfdjieti 1830—40. Der 2. ©anb ent? 
Ijält u. a. ba£ Goangelium bc 8 3otjanne8. 

3 ofepf) Slmberger, geboren ben 19. s Utär 3 1810 3 U $fal)l bei Unteroiedjtacf), 1838 in 91egen8? 
bürg gum ^riefter gemcibt unb barnad) Stubierenber ber iljeologie in IHüncben, Dr. theol. 1840, a. 0 . 
feffor in ÜJUindjen 1842—45, SubregenS be 8 ©eorgianumö 1841—45, 5iegen8 be$ KletifalfeminarS 311 Ülegcnö? 

bürg 1845—55, f al 8 Domfapitular 31 t v Jiegen 8 burg am 19. Oftober 1889. 

б ) Daniel ©onifa 3 uon Jpanebcrg, geboren ben 17. 3uui 1316 3 ur „Dannc 4/ , Pfarrei Sen 3 fricb 
bei Kempten, be 3 og 1835 bie Unioerfität 5Jtünd)en, mar 1838—39 91lumnu8 be 8 ©eorgianuinS unb mürbe 1839 
Dr. theol. unb Spricfter, 1840 a. 0 ., 1844 0 . iprofeffor ber Dfjeologic. 1850 in ben ©enebiftinerorben eingetreten 
marb er 1854 3 um Slbt oon 6 t. ©onifa 3 in flJiündjen ermäljlt, 1872 aber 3 Utn ©ifd)of non 6 petjcr ernannt. 
511S foldjcr ftarb er am 31. s Ulai 1876. Gin ©erjeidjnig feiner 3 ahlreicben 6 d)riften bei Slug, ßinbner: Die 6 d)rift? 
fteller beö ©enebiltinerorbenS im Ijeutigen Slönigrcich ©apern uom 3afjre 1750 biö 3 ur ©egenmart, 9tegen8? 
bürg 1880, II. 6 . 264-269. 

7 ) ?lnton Karl 6 cbmib, geboren ben 15. 3anuar 1815 311 ^lllmannöljofen als ber 8 ol)n eine« 6 d)ul? 
lefjrerS, 1837 ins ©corgianum aufgenommen, 1839 3 um s >Priefter gemeiljt, fpäter 3 nfpeftor am 6 d)u(let)rerfcminar 
in greifing, f am 10. 3uni 1900. 


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PRINCETON UNIVERS1TY 




©ine UnioerfitätSsgeftrebe aus bem 3öh r * 1839. 


35 


Schwaben. Ser äierfciffer ber aweiten ift 
9)}attl)iaS üfterfle, *) 2llumnuS aus Pcöernau in 
Schwaben. 

3n öiefem 3a^re ftellt bie tf)coIoßifct)e gas 
fultät folgenbe preiSaufgabe auf: „üBarum 
f)at fid) gegen bie alte SKeinung ber fatl)os 
Itidjen Ideologen über ben äßinifter öeS Safran 
mentet ber @£)e eine neue SKeinung geltenb 311 ! 

machen gefudjt unb fo oiele 3Int)änger erhaU 
ten? 3BcId)e non biefen Meinungen oerbient 
ben Sorjug? 9luS melden ©rünben?" 

Sie gafultät ber guriften l)atte als Sterna 
ihrer PreiSaufgabe beftimmt: ,,£)iftorifd) bogs 
matifdje SarfteHung ber ßeljre 00 m 9JMnetbe 
nach ben Duellen beS römifdjen, fanonifd)en 
unb beutfdjen StedjteS". 

3ur Beantwortung biefer grage finb nur 
2 Slbljanblungen eingegangen, uon welchen 
berjenigen, welche baS ÜJfotto führt: „Habemus 
in lege domino praecipiente: Non periura- 
bis in nomine meo nec pollues notnen Dei 
tui neque assumes nomen domini Dei tui 
in vanum etc / 1 non ber gafultät ber Preis 
^uerfannt wirb. Ser 91ame beS ^rei^trä- 
gerS ift Blas Sl)eobor 9Jtat)er, Kanbibat ber 
9ted)te aus 2 Jtünd)en. 2 ) 

giir baS fünftige 3<ih r f)at bie Suriften* 
fafultät als ©egenftanb ber Preisbewerbung 
aufgefiellt: „^iftorifdjsbogmatifcheSarfteUung 
beS 9Recf)tStitelS ber SlppeDation nad) baijerb 
fd)em 9ted)te". 

Sie mebi 3 inifd)e gafultät Ijatte als ©egens 
ftanb ihrer Preisfrage eine auf SSerfudje an 
Sieren gegrünbete Unterfudjung über Kupfers 
oergiftungen burcf) fleine Sofen unb bie Urs 
fad)e ihrer ©efäl)rlid)feit oorgelegt. 

Sind) ^ur Beantwortung biefer Slufgabe 


gingen 3 toei Slbhanbtungen ein unb bie föniglidje 
gafultät t) a i berjenigen, weldjc baS 3Jlotto 
trägt: „Studia adulescentiam alunt, senec- 
tutem oblectant“, megen richtiger 3luffaffung 
ber Stufgabe nebft ben Beweifeti uon grofjer 
Belefenfjeit unb eigentümlicher d)emifd)er unb 
tojifologifdjer Perfudje ben preis 3 iterfennen 
311 tnüffen geglaubt. 

Ser 9tame bcS Preisträgers ift 3 gna 3 
SDtair, 3 ) cand. med. auS SiHingen. 

giir baS nädjfte 3aljr ift bie uon ber tnebis 
3 inifdjen gafultät uorgclegte Aufgabe: „Experi¬ 
ment is in mammalibus denuo institutis ex- 
ploretur et comprobetur, utrum cornea ex 
uno oeulo resecta in alterum oculum trans- 
plantata accrescere possit et revera accre- 
scat. u 

3 n ber pl)i(üfopf)ifd)en gafultät tuar im 
uergangenen g^h^e eine grage über einen 
pl)t)ftfalifd)en ©egenftanb an ber 9teil)e unb 
bie fd)iuierige Slufgabe: „Pergleidjenbe Sars 
ftellung ber Phänomene beS ßidjteS unb ber 
SBärme mit befonberer Beriidfidjtigung ber 
neueften Berfudje uon 9JteHoni 4 ) unb CSrftä- 
rung berfelben* oorgelegt. 

Siefc befefjäftigte auch 4 Q. §. Konfurs 
reuten unb allen Pieren fann man baS geugs 
niS geben, bafj fie mit rühmlichem gleite unb 
Ilmficht gearbeitet haben, weswegen bie gafuls 
tät allen eine öffentliche rühmliche Erwähnung 
3 uerfannt 1)at. Sen Preis felbft aber glaubt 
bie gafultät ber ausführlichen unb umfaffens 
ben, mit Shtftuanb ungewöhnlicher Slnftrcngung 
gearbeiteten Slbljanblung mit bem ÜJtotto: 

„9IHe SBefen leben 

Pom ßidjte, jebeS glüdliche ©efdjöpf — 

Sie Pflan 3 e felbft lehrt freubig fid) 3 um ßidjte 1 ' 


*) 'Utcrfle, geboren ben 24. gebruar 1816 3 u Söebernau bei 9Jlinbel()cim, an ber llnioerfität 

^flöncben immatrifuliert 1836, 1840 ^riefter, bifchöflicf) geiplicber s Jtat, päpftlicber ^auöprälat, ßp^calpros 
feffor 1844 311 Diflingen, 1874 in ^affau, f am 10. 91ooember 1881 311 Sööri&fjofen bei bem i^m befreunbeten 
Pfarrer Sebaftian itneipp. 

s ) ÜJlaj Xbeobor 3Jlaper, geboren ben 10. September 1817 31 t 9JUind)cn, 1835 an ber bortigen Unis 
Dcrfität inffribiert, 1841 Dr. iuris, 1844 gkioatbo 3 ent, 1847 oon ber llnioerfität entfernt unb 3 um SVreiSs unb 
Stabtgerid)töaffeffor in s 3In@badj ernannt, sulefet CbcrlanbeSgericbtSrat in Augsburg, 1871—84 9JlitgIieb beS 
beutfe^en 91eic^§tagS, 1875-81 baperifd)er öanbtaggabgeorbneter, f am 22. SIpril 1886 31 t ®ug 8 burg. — S)aS 
3Jlotto, mit bem er feine ^Bearbeitung ber ^reiSaufgabe oerfat/, fte(;t 3 um Xeil ßeoit. 19, 12, 3 utn S:eil © 50 b. 20,7. 

8 ) 3 gna 3 3Jlair, 1837 in äTCündjen atS cand. mod. inffribiert, 1840 Dr. med., fpäter 83e3irf8ar3t in 
3ngoIftabt, f bafelbft am 2. 3uni 1894. — 2)ie 2Borte .,Studia adulescentiam alunt etc .*' 4 finb auS Cic. pro 
Arch. 7, 16. 

4 ) ailacebonio 3Jteltoni, geboren ben 11. 2tpril 1798 3 U $arma, 1824—31 bafelbft 5profeffor ber 
feit 1839 ^ireftor ber Sfonferoatoriumö ber fünfte unb ©etoerbe in Neapel, biö 1848 Seiter beS 
Dbferoatoriumö auf bem Slefuo, f am 11. Sluguft 1854 3 U s 4?ortici, befannt burch fcine Unterfucbungm Tiber 
bie ftraljlenbe SBärmc. Such mieö er 3 ucrft bie SBärme im 3Jtonblid)t nad). 

5* 


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36 


ÜJlas SRottmanncr, ffiinc UnioerfitätSsgeftrebc aus bem Satire 1839. 


gucrfcnnen 31 t müffen. Siefer am näd)ften 
unb an Slarfyeit ber Sarftetlung felbft über 
i^r ftef)t eine gmeite SIbljanblung, meldje ba§ 
9Jtotto füfjrt: 

„gft ba§ (irb’fdje) üid)t ber ©onne Schatten 
nur unb Schein, 

Sann bie SBärnie nur be§ ©djatten§ Schatten 
fein!" 

Saljer Ijat bie gafultät biefer Slbfjanbtung 
ba§ Slf^effit ^uerfennen 31 t müffen geglaubt. 

Ser Betfaffer ber erften ift $ 3 . Sodann 
Baptift ©tautner, 1 ) Sanbibat ber 9iedjte au£ 
©djäferei im $ftegierung§be 3 irf Dberpfal 3 unb 
9 iegen£burg, ber 3 ?erfaffer ber ^meiten 
gafob ©ain 3 , 2 ) s 4 kiefter unb Sanbibat ber 
Spljgfif unb s Dtatf)ematif au§ Sftcuftabt a./Sonau 
in SRieberbapern. Sie Berfaffcr ber beiben 
übrigen finb Sari Sßrantl,’) Sanbibat ber 
üßfjilofoptjie au§ äftündjen, unb Subtoig 9 )ter 3 , 4 ) 
Sanbibat ber $ßl)ilofopl)ie au£ Benebiftbeuern. 

gür ba§ nädjfte galjr legt bie gafultät 
folgenbe Aufgabe auS ber iJlaturgefc^ic^te uor: 


„gnmiefcrn finb fid) bei ben SBefen ber irbifdjen 
9latur ber Bilbung§trieb, bie Biegungen be£ 
gnftinfteS unb ba£ freimiüige Bemegen oer* 
manbt unb tuorin unterfdjeiben fidj biefelben? 
2Bie läfet fid) beibeS, bie Bermanbtfdjaft mie 
bie Berfdjicbenfjeit, an bem innern ©runb, an 
ben Sleufeerungen unb an bem Snb 3 roed jener 
brei Elemente be£ fidjtbaren 2 öefen§ nad)= 
toeifen?" 

Samit, meine afabemifdjen gteuttbe alter 
gafultäten! ift gljnen nun mieber ein fd)öne§ 
gelb 3 ur emfigen Bearbeitung oorgelegt, 100 = 
burdj ©ie rütjmlidje Beroeife gljre3 gteifoeS 
unb gljrer Senntniffe ab 3 ulegen (Gelegenheit 
Ijabcn. ©djone, rühmliche Beifpiele liegen gfjnen 
uor Slugen unb id) bin im uortjinein nad) bem 
©eifte, ber ©ie, meine Q. afabemifdjen 
greunbe! belebt, über 3 eugt, baf$ mir an biefem 
Sage beS fünftigen gal)re£ un§ freuen merben, 
fo fdjöne grüßte be§ gleifeeg unb beg toiffem 
fd)aftlid)en ©trebenä uon biefer ©teile au£ 
oerfünben 3 U l)ören. 


*) 3ol)«nn Söaptift ©tautner, geboren ben 9. Mai 1818 3 U ©cf)äferei, be^og bie Uniocrfität SJtünd) en 
1886, promooierte 1840 al 8 Dr. philos. unb ftarb als Minifterialrat a. ©. am 80. 3uli 1894 3 u München. 

a ) 3ofob ftainfl, geboren am 21. 9luguft 1809 311 Weuftabt a. 2)., 1832 311 m priefter geroeiht, 1837 
in München imtnatrifuliert, ßgjealprofeffor in Arnberg, f al® ftommorant in München am 13. 5tRära 1862. 

*) Äarl oon Prantl, geboren ben 28. 3ouuar 1820 3 U ßanbsberg, be 3 og bie Unioerfität München 
1837, mürbe 1841 Dr. philos., 1843 prioatbojent, 1847 a. 0 ., 1859 0 . profeffor ber Philologie, fpäter ber Philo* 
fopljie. ©r ftarb am 14. September 1888 3 U Dberftborf im 8 llgäu. 

4 ) ßubroig 3JI er 3 , geboren ben 31. Mär 3 1817 3 U SBenebiftbeuern, 1836 in üftündjen immatrifuliert, 
1842 Dr. philos., 1843 Prioatbo 3 ent, 1847 feiner ©teile enttjoben, Mitinhaber be« graunhoferfd)en Snftilutcfc, 
©riinber be 0 erften baperifd)en ©efeUenhaufe«, f am 18. Mär 3 1858. 


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fflirfiart Meiling uuiC End (Buftan Emling, juiei ilunriinipc Jiupfecfferftpr des Eacodi.’) 

SJon Nicharb s -ßaulug. 

3m 17 . 3 &f)rt)unbert ift bic baijerifdje Stunft* 
abroicflung prägnant gc^cic^net. 3n ber erften 
©älfte tritt burd) ben BO jährigen Strieg bie 
(Sntmicflung beg reinen italienifchen Stunftein* 
fluffe^ im batjerifdjen Barocf an ©teEe ber 
früheren nieberlänbifcf) * italienifchen Spätrer 
naiffance. Ser fpauifcfje Srbfolgefrieg 311 
Slnfang beg folgenben 3^f)rt)unbert§ uermittelt 
an ©teile beg italienifchen Sinfluffeg bag fram 
3öfifd)e Siofofo, bag für bie größte Hälfte 
bicfeg 3^t)r£)nnbert§ bominiert. 

Söä^renb in ber ^weiten föälfte beg 17 . 

3 af)rE)unbert£ in Bagern in ber 9 lrcf)iteftur 
nnb Nialerei faft augfchlieftlid) 3taliener alg 
Stünftler 3U Sßorte fonunen, fo jeidjnen fid) 
im Stupferftid) na^e^n nur Seutfd)e mit be= 
fonberem ©efdjid aug. freilich bitbete and) 
hier eine au^länbifdje S^iefjung ben uormics 
genb tünftterifdjen Stern; jebod) biefe fünfte 
lerifdje ßrjiefjung bient ^ur Bereicherung ber 
Sedjnif, währenb bag beutfdje Sßefen unuer* 
änbert in ben Borbergrunb tritt. Senn eine 


M 2Haterial über biefe leiben Zünftler: Slmlittg: ©anbrart, £eutfd)e Slfabcntie II. 364. SBenittg, 
Historico-Topographica Descriptio I. 1701. ( J. 2)oppelntQijr, ©. 256. güfjli, ftüttftlerlejifon. ©. 23. ganger, 
©eraeidjttiS tmn 9Mirnberger Porträten, 6.3. ßipowSfg, ©atjr. tfünftlerlesifon I. 6 . f. II. 211., ©taper, ®efd)id)tc 
bet 2ßaitbteppid)fabnfett. ©erlag ®. £>irtfj, TOiincf)en=ßeipai 0 . 1892 ©. 52. 106 (Slum. 196), 109 (Slttm. 243). 
giorillo, <Befcf)icf)tc ber aeidptenben fünfte. ©b. II 6 . 515. Sinnt, a. Slagler, SleueS SlttgenteineS flünftlerle£ilon, 
©tündjen 1835. ©erlag glcifdjmann, ©b. I. ©. 98. ©agier, ©lonogrammiften. ©b. II. ©r. 2678. TOct^erö 
SlttgenteineS Äünftlerle£lfon. ©b. I. S. 636 mit einem äljnlidjett ausführlichen, fritifdjen ©eraeidjnis ber ©tidje. 
Söeftenrieber, ©efdjreibung ber fcaupt* unb ©efibenafiabt ©tünchen, 1783. Verlag ©trobl, ©. 336. Zünftlers 
lejifon ©ecfersXIjietne. ©b. 1. ©. 409 unb fonftige atigeaeigte ßiteratur. gerner Slrchmalien im tfreiSarchio 
©tünchen: H. R. fase. 281. ©r. 48—49. ftonoerfationSlejifon ber bilbenben ßunft. ©b. I. ©. 358. Söening: 
©agier, SlflgemeitteS Slünftlerlejtfott. ©. 21. ©. 284. TOit ©erjeichniS non 13 Slrbeiten. ©atjerifchcS ftünjtlers 
lejifon ßipowSftj. ©. II. ©. 165. Paulus, 3 lIccaII i. ©. 249, 250 (Sinnt. 179). Söeftenricber, ©efcfjrcibung 
ber Haupts unb ©efibenaftabt ©tünchen. ©. 389., SluftionSfatalog, ftunftfauimlung glfifter, ©tünchen. 1888., 
©taittingers©ammlung TOüncfjen 2 c.; ferner Slrdjioalien, ftreiSarchio ©tünchen: H. R. fase. 287. ©r. 362. V. 
A. fase. 38. ©r. 363 2 c. 

*) Söening mar in ©ürnberg 1645 (nicht roie bei Nagler 2 c. i641) geboren, als ©ohn eines Slum* 
berget ©djmeinemehgerS (f. ^aulitS, ßuccatti. ©.249. Sinnt. 178). S)er ©tiefbruber ©tidjaelS, ©althafar Sßening, 
fam ebenfalls nach ©tünchen, mutbc 1685 fatl;olifd) unb im gleichen 3ab re Söunbarat im 3°fcp4fpitat. £io 


ftarfc Bewegung in Nürnberg unb Sluggburg 
hält and) ben einheimifdjen Sinftufe aufredjt, 
unb 3t'igen fid) in biefem Slbfchnittc bie ?tug§^ 
burger Briiber 93 tatf)ia§ unb Hte(d)ior Stiifetl, 
fomie ber Jlürnbergcr 9 Jtid)aet äöening in 
2Jti'tnd)en a \8 bie lebenbigen Bermittler biefer 
9iid)tung. Sa§, mag fie geben, ift atlerbingg 
nicht erfte Stunft unb wenn ein ÜJtann mie 
8lmling in einigen feiner Blätter Slnfprud) 
barauf machen fann, fo lag bag in feiner 
fvan^öfifc^en (Sr3iel)ung. Slm friil)eften 3eigte 
fich granfreid) nach BerfaE ber nieber? 

länbifchen ©techerfunft alg bie unbebingte 
gührerin, big nad) wenigen 3at3rgef)itten ber 
ßinfluh auch auf ben anberen Stunft3weigen 
unabmenbbar wirb. 

Starl ©uftao 3 lmling war wie 3 )tichael 
SBening ein Nürnberger, unb in biefer alten 
Xrabition er3ogen worben. Sie Sßaraüele 
3mifd)en biefen beiben Stünftlern weift auffal= 
lenbe 2lehnlid)f:iten auf. 6 Satire nach 2öening 
(geb. 1645 2 )) gleid)faüg oon proteftantifchen 


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38 


91 icf)arb SJ3auIuS. 


Eltern im Satire 1651 in Nürnberg geboren, 
fam er ebenfalls fefjr jung nadj SDtündjen, 
um mie SBening 31 m fatf)o!ifct)en ^Religion 
übertreten. Söening mar jebod) fefjon ein 
21 jäljriger äRann, als er 1666 fidj in SRündjcn 
niebcrliefj. Slmling bagegen fagt in einem 
fpciteren Schreiben oom 3af)re 1684 ( 9 5. SDtcira), 
bafc ^bei) ben Herren 3 >efuitern midj in fdjueHen 
befunben (unb oon erjagten fdjueHen tjinmecfl) 
auf bero Soften umb bie Stupferftedjer Äunft 
31 t le^rnen 3 ue benen oornembften äReiftern 
nadjer 2üttid) unb $ariS gefdjicfljt) unb bar? 
naef) in meiner blüenbten Sugenbt, ba id) erft 
ben rechten Eüffer unb gelegcnbeit 311 ber 
oöüigen perfection 31 t gelangen beij 3 >ljr. 
Eönigl. 2Rap. in $ranfljreicf) gehabt f)atte, 
mieber t)icf)cro gft. beruffen laffen" 2 c . 1 Einen 
fiinftlerifdjen Einfluß fonnte er alfo oielteid)t 
nur mäljrenb feiner @cf)ul 3 cit empfangen fjaben, 
unb mufjte fidj biefer jebod) nur auf baS rein 
^mnbmerfSmäfiige befdjränft f)aben. 3n eini^ 
gen SÜtnftlerleEifaS finbet 3- ®* äöenig als 
ßeljrer Ermahnung. 2 ) SaS ift unrichtig, benn 
Söenig lebte batnalS nidjt meljr, mar überhaupt 
ein unbebeutenber Stupf erftedjer, ber feine 
Sliite 3 eit in ben 3fat)ren ca. 1625—1640 [)atte. 
Slmling f)attc bagegen, mie bereite ermähnt, 
eine richtige ÜRündjener ßeljqeit nidjt burd)? 
3 umad)en gefjabt. Er mag burd) SRidjael 
üöening nadj Sftüitdjen 31 t fommen ucranlafjt 
rnorben fein unb in beffen SlrbeitSftätte Sin? 
regungen empfangen tjaben. Surdj bie 3$er? 
binbung SBeniugS mit bem ©ofe, bie biefer 
befonberS mit bem ^aljre 1666 3 ) unterhielt, 
mar motjl fcfyon fo friitje bie Slufmerffamfeit 
beS Sturfürften gerbinanb SDJariaS 4 ) auf biefen 
jungen, fjodjbegabten tfiinftlcr getenft rnorben. 
Unb fo mürbe benn Slmling als ein lTjäljriger 
auf beS Sturfürften Soften in baS Sluslanb 


gefcfjicft, in einer $eit, in meldjer SBening l)art 
um eine befinitioc SlnfteHung ringen mufjte. 5 ) 
Se 3 eidjnenber SBeife fam Slmling 3 uerft nadj 
ßiittidj, mofjl ber alten Srabition folgenb, um 
unter bem Einfluffe jener glän 3 enben &\t beS 
StupferftidjS, bie Slembranbt unb fein Schüler 
Slbrian oan Dftabe, ferner Seriem, üßotter, 
SBaterloo 2 c. ueranlaftten, fidj auS 3 ubilben. 
3ebodj mürbe Slmling bort nicht gan 3 befrie= 
bigt; er 30 g nadj SßariS, mo ebenfalls eine 
grojje, glän 3 enbe Epocfje, inbem SRänner mie 
Stöbert 3tanteuil (1606—1669), ber auf ben 
fdjönen Xon fjinarbeitenbe 9lnton SRaffon (1636 
bis 1700), Sreoet, bie gefdjidten pljantafiebe? 
gabten Slubran, bie tedjnifcf) eminenten Sriiber 
s 4?oiHtj unb oor allen Singen ber in allen 
gmeigen beS $tupferftid)S hochbegabte Sünftler 
Ebelinf (1649—1707) bie fefjon lange oor? 
bereitete SJemegung auf nie oorljergefeljene 
$ö()cn [juben. ES mürbe für Slmling biefe 
Sßarifer Sdjule für bie gan^e fernere $eit auS? 
fdjlaggebenb. äöeldjen s IReifter Slmling in 
s 4$aviS auffucfjte, bariibcr e^iftiert feine ardji? 
oalifdje Stadjridjt. 3>n ber 1675 in granffurt 
bei 3Ratl)äuS SRerian oom TOaler Saabrart 
IjerauSgegebenen „Seutfdjen Slfabemie" fdjreibt 
biefer Sünftler über Slmling: „SeS Earl ©uftao 
Slmbling angemanbter Sleife unb fjocfjer geift 
uerfprad) gleidj in ber erften löliite feiner 
jugent einen uollfommcncu Sünftler, bennetjero 
il)ro d). St. in Öaijcrn auf bero foften ifjme 
311 5}$ari§ etliche ^atjr gehalten, ba er bei; bem 
berühmten Supferftedjer ^3oüi fidj fo perfcc- 
tioniert, ba§ er 31 t feiner fonberbatjren Eljr in 
Ijodjermelbtcr S. Elj. St. bienfte beruffen unb 
aufgenommen rnorben, unb mit feiner Sunft? 
erfal)ren()cit unfer Seutfcfjlanb trefflich 3 ieret." 
Sanbrart, ber Sltnling bamafe nä^cr burd) 
feine SOtitarbeit fannte unb itjn fogar por? 


©(firaefter Gloria ÜJtargarettja oerbtieb jeboct) in Nürnberg unb nertjeiratete fttf) ebenfaflg an einen ^rinbevmejger 
namens ^3au( Söölft 4 ', f. ftreiSarc^io 2Jtünct)en. V. A. fase. 39. $Rr. 303 

*) SlreiSardjit) ÜJtündjen. H. R. fase. 281. 91r. 49. 

*) 3ulc^t nod) in ©eder=£fjieme, 33b. I. 6, 409, mo eS jebod) gana fölfdjlidb ,3. ÜJf. 2öenig # Reifet, 
ßinen folgen Jlünftler gub eS nic^t. 

8 ) Gr tjatte ft^on in biefem 3abre pcrfönlic^ ber Äurfürftin ©enriettc 31belaibe einen Äupferftic^ 
„Petrum de Alcantara u überreicht. 

4 ) GS hat fid) bisher nahezu burch ade ßejifa hmburd) ber geljler eingefdjlidhen, bafj SOlajimilian II. 

Gmanuef Wmling nach gefchidt ha^e. 2)iefer gehler fei mit biefer 91icf)tigftellung forrigiert mie auch 

aöeS golgenbe, bas fich aus ben $lrcf)iualien an htefiger Stelle belegen Icifct- 9toch Bei JBedersShü'me lefen 

mir, bafe bisher „Cuedenforfd)ungen faum angefteHt" mürben. GS ift merfmürbig, bafj ein fo ooraüglicher 

Stünftler früher nod) feine richtige SBürbigung finben fonnte. 

5 ) SBentng bat bereits 1669 oergebenS um Slnftedung unb Aufnahme. 


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fDlichael SBening itnb ßarl (Suftao SImling, araei Münchener ftupferftecher beS Sarod. 


39 


trätiertc ( 8 lbb. 23) muß unS f)ier als richtige 
Duelle bienen. Sr fpridjt aUerbitigS nidjt aus, 
toeld)er oon ben Brübern ^rangoiS ober 9tico? 
laS SßoiQi) als ßehrmeifter in Betracht fommt. 
Bon beiben Zünftlern ift grangoiS nicht nur 
ber ältere, fonbern aud) als ber gefd)i<ftere 
ber 2el)rer beS jüngeren JiicolaS SßoiHt), toel? 
d)er bie 9trt, mit einfachen Mitteln treffenb 3 U 
3 eid)nen unb ted)nifd) mit 3 mei ftd) nahezu red)t? 
roinfltg treuaenben Strid)lagen 3 U arbeiten oon 
feinem Sruber grangoiS übernahm. 3m Ser? 
gleich ber Arbeiten 2lmlingS mit jenen ber 
Briiber ift bie fompofitioneHe ©eftaltung mit 
BicolaS SßoiHt) 1 ) über^eugenb, bod) bie ted)? 
nifd)e Surdjfüljrung, bie Slnmenbung beS man? 
nigfaltigen, oft trefflich abgemogenen 2tcf)tfpie[S 
gel)t abfolut auf ben älteren Spoillt) gurücf. ES 
ift E)ier eben 31 t bebenfen, baß grangoiS oiele 
Schüler ^atte, bie gan 3 nad) feiner SJeife 
ftad)en. Qu felbftänbigem Schaffen tonnte 
ältnling in $)3ariS nod) nid)t fommen, bod) 
baß er mit gangem Sifer arbeitete unb ficf) 
mit allen Stitteln auS 3 ubilben fucf)te, baS 
miffen mir bereite oon ihm felbft. Ser Stuf 
3 ur ©eimat guriiet mar ihm bafjer mof)l oiel 
3 U frühe gefommen, als er gerabe im redeten 
„Süffer" mar, unb ©elegenl)eit hatte, fid) beim 
Äönig oon granfreid) oollfommen auS 3 ubitben. 
grangoiS be Spoillp, ber felbft 1649—57 in 
Stom gemefen, mag in ihm ben ©ebanfen einer 
Stubienreife nad) Born gemedt haben. 9Jtef) s 
rere 3 at)re fpäter fommt er barauf 3 urüd, mit 
bem Bebauern, baß nie etroaS barauS gemorben 
fei. Sie ©eimreife erfolgte etmaS langfam. 
gür feinen Aufenthalt in Sonn 1670 fal) fid) 
bie ©offaffe gegmungen, 40 fl. 17 fr. 31 t be? 
gahlen. 2 ) SJtit bem 31. Dftober 1671 erfolgte 
baS Sefret ber befinitioen Slnfteüung AtnlingS 


al§ ©offupferfted)er mit 200 fl. 3 af)reSgel)alt 
unb mit ber ^ulaffung S um «Rammerbiener? 
tifd) 3 U l)of, nadjbetn i£)m fdjon am 28. Dft. 
1671 „ein Sleib für 51 ©ulben 15 Sr. 00 m 
Rurfürften bemiHigt 4 ' toorben mar. Sein ©ei? 
matgenoffe äöening £)atte feit bem 3 ^re 1666 a ) 
mandjeS an bie DeffentlidjFeit gebradjt. AIS 
er 1667 eine ©eburtStagSgratulation geftodjen 
hatte, mar ißm eine SangeliftenfteOe oerfprodjen 
morben. Stad) bem ilebertritt 3 ur fatfjolifchen 
Jteligion 1669 bat SBening um Aufnahme. 
SaS Sefret ber Srnennung als ©offupfer? 
fted)er erfolgte noch im gleid)en Qafyxt, alfo 
2 Safere früher als AmlingS Srnennung. 
SBeningS 2eben läuft nun giemlicf) gleichmäßig 
bal)in. Sr mirb mel)r 3 unr 2anbfd)after als 
311 m BilbniSftedjer, menn fid) auch fo manches 
BilbniS, mie jenes beS ArgteS SJtaphei nad) 
Bruders ©etnälbe ftarf ber Sedjnif unb Rom? 
pofition AmlingS nähert. 4 ) Ab 1 . SJtai 1680 
erhält SBening anftatt beS oerftorbenen Sälen? 
tin gaberS bie Sürl)üterftellc auf ber Sitter? 
ftube (Sefret 15. SJtai 1680). Qu ben 3al)tcn 
1685—92 lieferte er 30 Blatt Sd)lad)ten? 
fupfer, barunter bie Belagerung oon Dfen 
(1685), bie „d)urbagerifd)e attaque ber bclä? 
gerung Dfen" (1687), bie Eroberung BelgrabS 
(1688), ferner Sdjlachten in Ungarn, üßiemont, 
Sarmagnola, im Steid) 2 c. Sie I)iftorifct)en 
Sitemoiren h a ^ e bex Dberft 3oh ami S ran 3 
Seani 3 U liefern, 5 ) beffen Mitarbeit baS ©an 3 e 
jebod) ftarf bis 1691 oer 3 ögerte, ba er in 
Stalien meilte unb bann frül^eitig oerftarb. 
9llS SBentng bie 9 tefiben 3 in Sfupfer ftach unb 
baS Blatt bem Sturfürften mibmete, erhielt er 
1697 eine golbene ßettc mit ©nabenpfenntg. 
SaS ©aitptmerf SBeningS mar jeboch f^ ne 
I „Historico-topographicadescriptioBavariae a , 


1 ) gü&li febveibt (1763) 9Ufolau8 ipoiüt) bem Emling ntö ßebrer 31 t. übernahm biefe s )totia non 
©oppelmagr p. 256. (S. 51on biefen beiben ging benn auch berSBeg über SBeftenrieber (1752), ßiporaöfq (1810), 
ju Nagler (1^5), Äonoerfation 8 le£ifon für bilbenbe Slunft (1845) unb üJlanfreb s 0tat)r (1892) 2 c. 

*) S)a 8 3 «br 1670 gilt alfo al 8 3 al)r ber 9lücffef)r nact) München. 

8 ) DicfeS unb folgenbe S)aten im 21ft Strei 8 ard)in. H. R 287. 9lr. 362. 

4 ) ^JlaUIingersSammlung, Statt 9tr. 572, geft. 1676. 5H. gol. 

) 2öof)t helfet eS 1692 betreff« jener Scfelachtenfupfcr: „mie 3 U folgern ©nbe erineltem Söening alle 
2 )elineatione 8 non bero Obriften 3 ot)ann granj 2 )eani cingehänbigt morben 4 '. 2 )iefe „5)elineatione8 /4 finben 
jeboch an einer früheren «Stelle (3. 3uli 1688) beö 9tfteö bie richtige ©rflätung: e 8 fei bie „Selagetung ber 
geftung Dfen, s Jlutn be 8 Schlofe unb alle (Eampemcnt oon anfang bi« enb 1686 auf 28 Slupferplatten, metche 
3 um erften £eil ber hiftorifchen Memoiren ^err Dberft Diani befdjrieben, geftoefeen / 4 äßir höhen e 8 alfo hier 
mit einem Sejt, nicht mie an manchen Stellen angenommen, mit mirflichen 3ei£houngen 3 U tun. ÜJteine« 
Söiffen« fam e 8 nie 311 biefer „gerichtlichen ©chlachtenpublifation", benn e 8 fehlte am gemeinfchaftlichen 
3ufammenarbeiten. SBening fchreibt: „bafe e 8 nit an mir, fonbern nur an bero obrift hl S)iani" liege, „melchcr 
ba£ teutfehß in baS melfche überfefcen follen gu meinen oielfeltigen Schaben mangiert" 


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40 


Aidjarb SßauluS. 


öag grofje Sefchretbuttggraerf Saijerng . l ) 91m 
3. Stooember 1696 tjattc er 3 U Seginn biefeg 
3Berfeg 250 fl. unb 3 ur Bewältigung biefer 
großen Aufgabe 2 Sßfcrbe, eine Äutfdje mit 
Slutfchcr 31 m Verfügung erhalten. Siefeg SBerf 
nahm ihn nun faft gan^ in Slnfprud). 3 m 
gafjre 1700 tjatte er bag Rentamt SJtünd)en 
fertig, 1702 bag Stentamt Burghaufen, barauf 
folgten big an fein ßebengenbe bie Stentämter 
ßanbg^ut unb Straubing. 1701 erfdjien ber 
erfte, 1726 erft ber letzte Banb. 9lm 18. 9lpril 
1718 mar jebod) ÜBening im 73. ßebengjatjr 
oer[d)ieben. 2 ) Sin Btlbnig t)at fid) oon itjm 
nid)t erhalten. Defele fdjreibt über ihn: „marc 
fupfrig oon ©efidjt, fol gern auf bem Mari 
cretico (sic!) gefahren fein/' 

9lmlingg ßeben ^eigt jebod) manchen mar* 
% fanten gug. 91m 25. Scpt. 1673 heiratete er 
SJtaria Stegina, eine Sodjter beg ^jumelierS 
gran^igfug Ognerg. 3 ) 91m 23. guli 1689 
faufte er fid) in ber „Senblitigcr ©affen" ein 
©aug. 4 ) Defele berichtet nun: „er hatte ein 
a(teg 2 öeib, fo er nit ^um liebften hotte unb 
in fjoffnung ihrer balb log 311 rnerben gel)eu* 
rathet: ob er finber gehabt ober nit, höbe nit 
erfragen." 5 ) gn feinem Seftamente fefet jebod) 
Slmling feine grau jur Unioerfalerbiu ein, 
„in (Srmiberung ihrer ßiebe unb Slufopferung" 
unb megen „29 gaf)r lang mit feiner S() e:: 
fraucn gepflogenen ehelichen Betjmohnung"; 


Sinber hoben fie feine gehabt. Stachbem er 
fich nach feiner ©eirat in SJiünchen böuglich 
niebergelaffen hotte, mürbe ihm aud) bag ©elb 
für ben 3 U ©of gehabten Sifch mit 90 fl. 56 fr. 
(15. Sept. 1673) angemiefen, im nächften gahre 
(9. Sluguft 1674) anftatt beg ©aug 3 infeg eine 
gulage oon 78 ft. unb am 20. ganuar 1677 
eine foldje oon 32 fl., alfo eine ©efamtfumme 
oon 400 fl. gemährt. 9llg im gahrc 1684 
unter Sltag Smanuel bie grofcc Umgeftaltung 
unter ben ©ofbeamten mar, mürbe aud) 91m? 
ling oon biefer betroffen unb jeglichen ©e= 
halteg beraubt. 9öol)l mieg nun 9lmling nach, 
man höbe ihn feiner geit bod) nur beghalb 
oon granfreid) nach SRündjen berufen: „ol)W= 
3 ioeiflich in ber gft. intention, bah berofefben 
©offfupferftccher ich, folang ©ott ber SWmäd ) 5 
tige mir bag ßeben unb gefid)t gft. oerleihcn 
rnürbt, beftenbtig oerbleiben folle: gnmaffen 
Spe mir bann auch, Q lg ich eben beffentmegen 
3 ue nod) mehrer perfectionierung nacher St 0 m 
31 t raifjen gefüunet gemeft, bie untertl)änigfte 
begehrte ßicen 3 nit erthailt, fonbern umb 
beftomehr be 3 eigung erft ermellter intention 
mich olltjier 3 U oerbleiben obliegiert mit beter* 
minierung ber 400 fl. 9Sal)rtgclb oerurfacht 
haben, baft id) mich barauf in ben ehelichen 
ftanbt begeben unb mithin in biefer churf. 
Stefibeu 3 Statt h ell ft^ c h en anfeffig gemad)t 
habe."91ud) fprach ber Zünftler bamalg 


M Den Scjt 311 ben SBUbern biefer heute für govfefter unentbehrlichen Sßublifation oerfafjte ber 3 efuitcn= 
pater ©djönmetter. Ser hiftorifct)e SÖert fteht jebod) höher als ber fünftterifd)e. Aur roenige SBlätter nehmen 
ben Anlauf 311 höherer, fünftlerifdjer 2öiebergabe. Sie Sßublilation bcfchränft fiel) auf eine möglichft genaue 
Söiebergabe für bie $t\t befonberer heruorragenber bauten, toobei natürlich baS lanbfdjaftlidje Atoment gan 3 
erheblich in ben Jgintcrgrunb treten muhte. 

8 ) Gr hinterlieb eine Tochter Apollonia mit tarnen, fomic einen ©ofjn Sotjann 83altl)afar, ber jebod) 
bereits 1720 ftarb unb feine grau Alaria ©ertraubt ootlfommen mittellos hmterliefj. V. A. fase. 9. Ar. 244 
$ieiSard)iu Atümhcn. Arbeiten beS SUipfetfterfjerS 3°h- 33altl)afar Söening befinben fich in ber Alaillingers 
©ammlung Ar. 806 bis 809 infl. Ser tfupfcrfted)er 83altl)afar SBening hatte eine Socfjter beS Hofmalers ©eorg 
Segler, beS *2Bolff*s©d)üleiS unb gJorträtiften Emlings. 

J^ochseitSbuch V. 1704 -1715. graucnlirche ©.43: 

5 Dft. 1705. ©aliljar SBening Slupferftecher löbtig. — gnnff. Ataria ©ertraubtin eheliche bochter 
©corgen Segler §ofmal!erS unb 3oannae feiner Ghcnriirthin beebe feel. Ghoral. Goop. ©treitl. SefteS: Aiid)acl 
A3agner bei)tn Gl)ur grinsen Gammer portier unb 3ah mm Regler §of=Ataaler.* 

Michael A3enings Arbeitsgebiet umfahte neben ntilitärifcheu Arbeiten aud) foldje geoinetrifchcn 
GharafterS; am 19. Seß. 1707 lieferte er 3 . 93. 24 bagerifd)c ßanbfarten, ferner auch Gpitapl)ien, 3 . 83. 1705 
für ben ©arg beS oerftorbenen Sprühen Alois gohann 2 c 

8 ) f. a. Paulus, Quccalli. 2 t 35. Anm. 120. Abfafc 2. AähcriS im Alt 5treiSard)io a. a. £>., ferner 
bie 3nfd)tift beS ©tidjeS D^nerS oon Antling ber AtaiUinger ©ammlung. Ar. 752. (f. Abb). ©. ^ocpaeitS* 
buch Hü 1672—1685 ©. 22r grauenfirche: ^^err GaroluS (SuftaouS oont Ambling fl)upferfted)er — Ataria Aegina 
Dsnertn, Virgo. SefteS: iQerr ÜßarimunbS Stlerich, 3h^° ^ochfürftl. St. $ei* 3 og Alaj;imilian Gammerbiener, 
^>err grana Oyner, gubilier/ 

4 ) ÜireiSarchio Alünd)en. Alt Amling. H. K. fase. 281. Ar. 48. 

6 ) §ofs unb Staatsbibliothek ^anbfchriftenabteilung Defelcana 5, VI. 

ö ) ÄreiSarchio Atünchen. H. R. fase. 281. Ar. 49. 


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SJtichael Söcning unb $arl ©uftao Slmling, gtoei SJlünchener Äupferftcd^er be8 ©arod 


41 


flar aus, öah er fich faum in fein „Sktter* 
lanb megett angenommener catl)olifd)er 9teli* 
gion" begeben fann (25. SJtärg 1684). EtmaS 
einfichtSooder fcfjien bic übergeorbnete S3ehörbe 
gemefen gu fein, benn fie frfjrieb unterm 
22. Slpril 1684: „baS oon ber in ©ott rfjuen* 
ben Sh- St. t). g. nit allein baS 2et)rergelb 
hergefd)offen, fonbern 3>me nod) bargue nad)* 
gefe^en roorben, baS Er nad) ergriffener 
Kunft foldje uncoften, mie es anfonften in 
bergteidjen fäfjlen gefctjieE)!, nit ^abe abbienen 
berffen. Unb ob groar oor biefem ber geroefie 
^offupferftecfjer Staphael ©atler, meld)er un* 
gmeiflich bem ©upplicanten an ber tyunft 
nichts nachgegeben mirbet l)aben, and) ein 
geraih jährliches SBart^gelb gugemeffen gelebt", 
fo modte man Slmling 150 fl., aber feinet 
megS 400 fl. ßugeteitt miffen. 3»n einem meU 
teren ©efudje bat nun ber Zünftler, nad)bem 
er bereite 16 3at)re im Sienfte fei, um bie 
„Eammerbienerftede". 91m 24. SJtärg 1685 
entfd)Iof$ fid) Kurftirft laj Emanuet: „Sah 
ihm oon bato an baS Wenige miber oödig 
oerreid)t toerbe, lüajj er oorhero in einem unb 
anberem gehabt, unb mode ^>t)re Eh- St. fid) 
hernegft meiter refoloieren, mo Er für einen 
Eammerbiener anjuftöden*. Slb 23. Sloo. 1693 
erhielt Slmling 400 fl. „ad dies vit.ae u unb 
ab 30. Slug. 1697 ben „camerbienerfdjlifel" 
überreicht. Stm 22. Oft. 1699 mürbe er burd) 
Kaifer ßeopolb in ben rittermähigen Slbelftanb 
erhoben. 1 ) 

SlmlingS fünftlerifdjeS SBerf überragt jebod) 
baS SBeningS. ©d)on fehr frühe ^ielt man 
ettoaS 9lufjergemöhnlicf)eS oon ihm. ©anbrart 
fdjreibt in feinem Söerfe ber „teutfdjen 9lfa= 
bemie": „3>n biefem meinem bud) geiget oon 


feiner SBiffenfchaft ber Kupfertitl unb zugleich 
maS für ein rarer Künftler bifer Slmbling 
fepe, fo bah man nicht mehr nöthig fyabt, bie 
SSodfommenheit bifer funft aufier Seutfdhtanb 
gu fuchen, fonbern ES gibt fein oernünftiger 
grabftichl noch bet) fo jungen fahren (Slmling 
mar bamalS 1675 24 3>at)re alt) gemiffe 
33erfid)erung, baS fein rühm oermittelft feines 
SteifgeS baS oorgeftedte QM rühmlich erreichen 
toerbe." ©anbrarts aSertnutung traf nur in 
befchränftem SJiafce ein. Senn baS grofje Sir* 
beitSgebiet rneift mancherlei SRittelgut auf, toie 
bie gaf)lreid)en Sitelfupfer gu SBerfen mie 
©eibernannS, KriegSarchiteftur (1673)*), ober 
bie gasreichen SDtabonnen unb ^eiligenbar* 
ftedungen, g. S. ©. Xaoer (1677), hl- 33enno 
(1696) 2 c. Eine gang oortreffliche ßeiftung 
bagegen bebeutet bie heute noch f 3 0C h)gefcf)äfete 
golge oon 12 (begm. 13) Slättern auS ber 
©efchidjte DttoS oon 9ßittelSbad) nach EanbibS 
Entmürfen, bie Slmling 1695—1701 3 ) flach- 
SaS 13. Statt, baS Slmling hingufügte, fchil* 
bert Kaifer ßubmigS Slufbruch gur ffahrt nach 
9tom. Siefen fteden fich bie Slätter ber 
12 äJtonate ebenbürtig gegenüber, nach San* 
bibS ©emälben. Qn biefen Slättern (1701 
bis 1702) geigt fich SlmlingS grofje Sechnif, 
bie gemanbte Strt ber Sicht- unb ©chattenoer* 
teilung. s Dtan mag gur Sinnahme fommen, 
bah bie bereits ermähnten Sitelfupfer, bie leiber 
SlmlingS Stuhm burch ih ncn anhoftenbe 
rein ©anbmerfSmäfjige ftarf beeinträchtigen, 
eineSeiftung feiner SBerfftatt feien, Seftedungen, 
bie feine ©ehilfen erlebigen muhten. Sie ©egen* 
fäfce finb gu groh- Klar tritt unS bieS bei 
ben trefflidjen Porträts heroor, bei melden 
unS Slmling rein perfbnlich gegenüber tritt. 4 ) 


l ) SicEje: §eper 0 . Dtofenfclb: Slußjüge auS bem SlbelSarchio ju Söien, im ®erm. Sftufeum in Stürns 
berg; auf einigen ©lüttem fcfjreibt fich Slmling bereite 1684 „ab Slmling", mie 3 . ©. ©latt 635 ber Sftaillinger* 
fammlung ^Sllarianifthe ßieberoerfammlung" in ber©t, ^etcröfirche nach 3 ol)- 8 lnbr. Söolffe 3 e iä ) niln 0 geftochen. 

s ) $)ie 3 u gehören auch bie 3 fpäteren ardhiteftonifchen ftompofitionen nach ©erger 0 . 3ahre 1697 3 um 
„(Srftee jubeljahr ober §unbert 3öb)rigcr Söeltgang" ber SDlidhaelSfirche. gerner finb hier hiu 8 » 3 U 3 ählen bie 
3 ahlreicf)en Arbeiten nach ®umpp : 16^3 ®h re opforte, nach Söolff mie SCHegotie auf bie SJlarianifchc ßieberoers 
fammlung 1684. SRar ©manuelS Sleiterftatue 1686/ bann 3bealfiguren: Otto ber ®rofje mit Sriebriä) 9theno* 
barba 1698, bie „Stflegorie* auf bie fiegreichen Xürfenfchlachten Sllaj ©manuelS 1700, bie „5 Sapcfcereifupfer 
im churfürftl. groben £>ofgarten* oon 1699—1701 2 c. 

*) Siehe barüber toie auch über bie Sftonate: SJtanfreb SJiaper, (Sefchichte ber Söanbteppichfabrifcn 
S. 52, fotoie bie Sinm. 196. S- 106 unb 243. ©. 109. ©on ben Sftonaten erfchienen nur bie ©lütter 9Jlai, 3uli 
Stuguft, September, Dftober. ©tonat 3ali ift 1702 unoollenbet geblieben, ba Slmling barüber ftarb. 

4 ) 3» ber 3 uteilung oon fpegiellen Slufgaben mürbe 00 m ^>ofc aus ber Söert ber ftünftlerperfönlich* 
feit Slmling al 8 ©ilbniöftecher richtig erfannt. So hatte SL noch fürs oor ihrem Xohe im 3ah^< 1676 bie 
fturfürftin Henriette Slbclaibe fcftgehalten unb ihr „(Eontrafe praefentirt*, nicht ohne 3 ugleiä) um 400 fl. 

91. 3H 5 u. 6. 8 


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42 


s JHd)arb ©aulue. 


Sie noch oorhanbenen 3 e id)nungcn in ber 
SUbertina in 2 Bien [affen nicht nur ben ge? 
fd)icften SSirtuofen erfennen, man f)at baS ©e? 
füt)I eines fyeruorragenben, aud) baS ©eiftige 
feines üftobetlS oerarbcitenben Zünftlers. gn 
2öien befinben ftch bie fehr fein in Xufdje 
burdjgearbeiteten Silbniffe eines HarbinalS oon 
©arrach, ber fefjr ficEjer gezeid)nete Sr^bifdjof 
oon Sßrag, bie effeftoolle, fe£)r d)arafteriftifd)e 
$ßf)gfiognomie SmanuelS, ferner beffen erfte 
®emal)lin 3Jiaria Slntonia, bie Xochter ßeopolbS. 
Oefele erzählt oon einem £>errn non ©uf? 
nagel, 1 ) beffen grau eine gcb. (Smpadjcrin 
mar. Siefe tycitte eine Schmefter, bie fromme 
£>ortulanea, beren Sßorträt Slmting gleichfalls 
in Tupfer flach- 3w ©aufe biefeS £>errn oon 
Hufnagel befanben fict) Zeichnungen SlmlingS 
oom gahre 1688, melche bie §ortutanea unb 
bie anberen ©mpad)ifd)en Sünber, fomie ben 
SBater barftellten. Sie roaren „in fchtoarz 
beliniert fehr mol gemacht oom gahre 1688, 
fo er Slmbling bem ©errn oon Smpach oer? 
ehrt, aber ein gratification oon 20 fl. be? 
tommen", gn ber Albertina befinbet fid) nun 
bie Z e ttf) nun 9 einer ®ürgerSfrau in fchmarzer 
Xufche, mobei ber ©d)tnud, mie ©aisfette, 
ftreua, gingerring, fogar baS £>aarbanb in 
©olbfarbe l)et*öorgef)oben finb. äSermutlidj ift 
eS bie ermähnte (Smpacherin. lUud) in 23raun? 
fchmeig egiftiert ootn gahre 1698 eine Zeich¬ 
nung. 2 ) 

SBie in ber ^orträt^eidjnung, bie felbft 
feiner Qtii fd)on bödjgefdjätjt mar, fo lei? 
ftete Slmling oor allein im s 4$0rträtftid) ganz 
oor^üglicheS. Nagler tut biefem Zünftler Un? 
red)t, menn er allgemein urteilt: ,,bod) oer? 
miflt man in feinen SBerfen bie gute 2$el)anb? 
lung beS ßeHbunfelS unb öfter eine ridjtigc 


Zeichnung". 8 ) ©eine SJilbniffe finb äufjerft 
lebenbig gehalten, auch toenn fie tecfjnifch einen 
getoiffen ftanon ber 2lbftufung beS ßichteS 
geben. Sie Prägnanz beS ©efichteS, ber leben? 
bige, feffetnbe, oft auf baS gnnenleben ein? 
gehenbe 9luSbrucf gilt ihm als baS 3Befent? 
liehe, gn ben früheren SJlättern hält 9lmling 
bei ber auch fpäter fid) nur toenig oariierenben 
Sompofition beS 33ilbeS an ben franzöfifchen 
SSorbilbern feft. SaS gra^iöfe SilbniS ber 
Surfürftin Henriette 9lbelaibe (Xaf. 1 9lbb. 2 ) 
ift furz oor ihrem Xobe nod) 1676 entftanben 
unb trägt, obmohl bereits fed)§ gahre bahin? 
gegangen finb, noch ganz bie SDterfmale ber 
$ßoiHi)fd)en Schule. Ser einbnufSooüe, auch 
melancholifche Sopf gerbinanb 3)tariaS (baS 
33latt entftanb nad) bem Xobe 1679), mit einem 
ßorbeerfranz umrahmt, toirft ftilftreng, über? 
Zeugenb (f. Xafel l 2lbb. 1); mäl)renb baS, 
menn auch 0 Ut getroffene, fo hoch burdh ben 
allegorifd)en Nahmen z u ftraff gufatnmen? 
gehaltene gugenbbilbniS 9Jtas SmanuelS be? 
reitS bie ©rennen beS fünftlerifctjen z um ge? 
tiinftelten SluSbrucf iiberfchreitet. Unter ben 
SßortraitS ber bürgerlichen unb Slbeligcn 
finbet fid) manche ausgezeichnete 9lrbeit. Ser 
Sßorträtftich feines ©chmiegeroaterS Diener 
oom gahre 1679 (9lbb. 25) ift fcineStoegS 
gefd)mcid)elt. Sie Stompofition, befonberS bie 
gaffung beS SilbeS, offenbart baS gleiche SHaum? 
gefühl. 9ltnling fd)meift nicht lange in 9lHego? 
riett, fonbern ber $opf ift ihm bie £aupt? 
fad)e. gn ber fompofitionellen 9lnorbnung 
übereinftimmenb zeigt fid) baS bilbniS beS 
©rafen berlio be bruS o. g. 1680 (9lbb. 26), 
unb ber äufcerft lebenbig feftgeholtenc flopf 
^eicfhooenS oon SDtoSmang oom gahre 1681 
(9lbb. 27). 4 ) SBährenb in biefen Stichen nod) 


©ehalt au bitten, toaö bem Zünftler mit 20. 3anuar 1677 bemifligt mürbe. gerbinanb ittaria ftarb, erhielt 
Slmling 1679 ben ©efef)l, baS ©ilbniS ber f &h- 2)- ins Hupfer ftedjen, „gum frontispioio des Übels bero* 
felben ßeichtfermon"' unb amar # mit ßorbeertrana unb f(einer Schrift au machen*, ©ei biefer ©elegenheit fefjen 
mir auch in fein ©efchäft, menn er oerrät, bafj er 2050 Sjcmplare in ber Stabt k 30 Hr. abgefeöt h a öe- Siehe 
91 bb. 1. 2. 3. 

! ) ^ofsStaatfebiblioihef, §anbfcf)riftcn, Dcfcleana. 5. VI. 

f ) ©ecfersXhiPme. ®b. 1. S. 409. nach Mitteilung beS Dr. S. glechfig in „Müderfche Stamms 
buch"- ©leiftiftacichnung. 

8 ) Nagler, Hünftlcrlejiton. ©b. I. S. 98. 4. Sbfafe. 

4 ) 3)iefe0 ©tatt ift beaüglicf) feiner Xechnif für Emling äufcerft intereffant. Sie 9lbbilbung 4 (Safel 2) 
aeigt ben erften 3«ftcmb ber glatte. Sie Slompofition heö geftimmt, aeigt al^ ftärfften SpeHigfeitSfompley bie 
ftarf leuchtcnben ©äffdjen ber 9lmt8trad)t. Siefe ©orbringlichfeit empfanb aud) 9lmling unb er änberte auf 
ber alten glatte baö ©ilbniö um, inbem an Stelle ber früheren ©äffchen nun eine §alöfraufe tritt! Surd) ben 
bunflen ©ela, öie ©eugruppierung beS unteren §aarranbeS fomie ber gefältelten Hraufe oerftanb cS 9lmltng 


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'Michael Söenig unb ftarl (Buftao Slmling, amei SJtünchener ftupfcrftecher be8 93aro<t 


43 


uerfd)iebene ^eüigfeitsfompleEe Sßerte befitjen, 
fo bilben hier Stopf unb §alSfraufe bie allein 
nige ßichtbominante. gn bctn ©tid) beS Sana? 
IerS ©cfjmibt oom 3»al)re 1684 (SIbb. 28) finb 
geroi^ manche biefer ted)nifd)en Momente be? 
obacfjtet. Slmling 3 eigt jeboch hier einen in 
©ebanfen oerlorenen Stopf, beffen ölide auf 
feinen befonberen Punft gerichtet finb. ®S 
mar mot)l SlmlingS 3lbfid)t, einen nadjbenf? 
liefert burcfjgeiftigten Sopf 3 U aeigen. gn ber 
3 U ftarfen Betonung biefeS ©harafteriftifumS 
mürbe baS ©efidjt 3 U auSbrudfSloS. ©aS ßid)t 
bominiert über ben Scfjattierungen, ol)ne biefen 
(enteren ben aeidjnenben, linearen ©harafter 
3 U laffen. ©aS ^öfifdje etrnaS formentioneHe 
SJioment tritt im 23ilbniS beS ©hriftoph non 
SJteper (SIbb. 29), 1694, etrnaS in ben ©intern 
gtunb, eine gemiffe ©d)eu, bie nicht geftattet, 
jeben, aud) ben lebten ©dreier non ber gei= 
ftigen roie phtjfifcfjcn perfönlichfeit 311 3 iet)en. 
©ie Perfönlichfeit ift nic£)t reftloS gegeben, 
obmot)l firf) manche ®efd)idlid)fcit reicfjlict) 
barum bemüht. SBir fomrnen hier mit Slm? 
liugS befonbercr ®igentümlid)feit in Serü^ 
rung, bie oft aud) guten Arbeiten anhaftet: 
®ie ®ed)nif tritt megen il)rer aßaugrofcen 
Stünftlidjfeit in ben SSorbergrunb. ©ie be? 
munberSmerte Slegana mirb burd) bie ted)* 
nifcfje geinfjeit 3 ur geledten glauheit. Unb 
bod) ein Porträt, mie 3 . jener oon bem 
fcf)mar 3 en tonlofen ©intergrunb fid) abhebenbe 
Sopf beS guriften Sari oon SBelfer (1697) , 

(SIbb. 30), eines SUirnbergcrS, entbehrt nicht 
ber treffenben ©harafteriftif. ©aS marme 
fiinftlerifd)e ©efühl breingt baS ©efünftelte 
aurücf, unb baS nüchterne ©tement mirb burd) 
bie größere Slnteilnal)me übermunben. gn einer 
Qeit, in ber bie 23ilbniSmalerei nur menige 
ßorbeeren 311 oeraeidjnen t)atte, mupte ein 
fold)eS gcmanbteS können frappieren. 3n ber 
ftofflid)en ©djilberung, in ber gefcfjicften $er? 
teilung uon ßid)t unb ©chatten, in jener, 


roenn aud) etrnaS ftereotppen, fich roieberho? 
lenben 2lrt ber Sompofition ftanb Slmling 3 U 
feiner unerreicht ba. ©ie nid)t fet)r gabt* 
reichen Silbniffe äBeningS, mie bie SüfellS 
haben mehr eine reprobuaiereube, unb baher 
faft nur fachliche Sebeutung, fie ftanben auf 
bem Stioeau ber Photographie. Slmling ba* 
gegen fdjreibt unter jeben ©tid^ ftolg: „ad 
vivum“, um feinen Arbeiten ben gebührenben 
©elbftflänbigfeitSroert, ben Slang einer fünft? 
lerifd)en Strbeit 3 U geben. Unb als foldjer 
Stünftler befaft Slmling für feine Qtit nicht 
nur feine befonbere SJebeutung, in ber hifto? 
rifd)en 23etrad)tung mirb Slmling ftetS einen 
holjen piatj meit oor SBening behaupten. 

ginangieH geftaltete fid) benn auch 8 lm* 
lingS ßeben beffer als baS SBeningS, melch 
letzterer aiemlich arm ftarb. SllS Slmling fein 
©nbe fomrnen fah, ergab er fich ruhig unb er? 
geben in fein unabmeiSbareS ©djicffal. A ) 

Slnv 29.; Stooember 1702 berief er amei 
©erichtSbeamte an fein Kranfenlager, ben 
Äammer-fefretär grang S3aar unb ben Such« 
halter ©ebaftian Käufer, um mit ihnen unb 
in ihrer Slnmefenheit feine lefcten „®i§po* 
fitionen* 2 ) 311 treffen. ©0 heiftt eS unter 
anberem barin: 

„ 2 . ift mein mill, bafc mein tobter ßeid)? 
namb auf ©t. PeterS fregthoff al^ier mit 
einer halben Proaeffion fode begraben roerben, 

3. ift mein miß, baS bet; jebern ©ottS? 
bienft benen armen ßeuten 3 ed)en ©ulben 311 ? 
famben 30 ©ulben auSget()ailt merbe" 2 c. — 
@r gebenft feiner lieben grau, bie ihm 29 
gal)re hinburch bie ©reue gehalten, unb er? 
nennt fie „in ßrmieberung ihrer ßieb unb 
Stuf Opferung 31 m Unioerfalerbin*. @r fprid}t 
oon feinem „menigen SJermögen, meldheS ich 
feineSmegS auf bepljilff ober auethuung meiner 
Sefreunbten: fonbern burch meine f hunft unb 
meithe raifen hörtiglid) ermorben - '. SBeiterS 
oerfügt er: „SJiaria 3 >ofepl)a Djncrin, bie ich 


äu&erft gefdjidt, biefe Wenberutig burdauführen 5)a8 33ilbniS ift bunfler gcroorben, mag jebod) nur au ©unften 
be« peirtttef) burchgeführten Äopfeg gefdieljt. 9luf bem unteren ©ocfcl änbert Slmling au<$ bie Snfdjrift um: 

„Nil praeter uitam, dices animamque deesse. 

Sculptoris nequit hoc munus ab arte dari. 

Si tarnen Heroj possit Stylus addere uitam: 

Principis in causa ponere Sponte volet. 

l ) 2)ie folgcnben Angaben finb fämtlid) aus bctn Slft Slmling, ftreißarchio ÜJUinchen. H. R. fase. 
2S1. 9lr. 48. 


*) 2)a8 Xeftament mürbe am 8 Februar 1703 publiziert. 


6 * 


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44 SJticharb $aulu8, 3JHd)ael Söening unb S?arl ©uftao flmling, atoei SJlünchener flupferftecher beS ©arocf. 


bermahlen aufergiehe unb guetmillig" (in ®r* 
manglung eigener Sinbcr) „in meiner Unbber* 
Haltung ^abe au einem angebenfen 100 fl." 
unb oergifjt au d) nicf)t feiner Schtoägerin 
Waria SBarbara. ©o oerpflichtete Sämling 
feine ©attin, auch feinen gtoei ©chmeftern 
„Waria Stofina o. Sämling unb Waria Sabina 
o. Sämling gu ihrer Unterhaltung mod)entlid) 
1 ©ulben gu oerraichen, and) bercntmegen ein 
Capital per ain taufenb ©ulben auSguridhten 
unb bet) meinem in ber ©entlinger ©affen 
ftet)enben ©aus, allrao ich bermaDen mohne, 
genugfamb git oerfichern". £aS ©auS hatte 
er burch Kaufbrief de dato 23. 3uli 1689 
„aigenthomblich" an fid) gebracht. Unb nun 
gum Schluß fommt er auf eine Siebhaberei 
gu fprechen, bic er gang für fid), ohne mei= 
tereS Aufhebens gu machen, getrieben hatte: 
„unb fuche id) beebe t)- SSirtuofen als ©ertn 
SänbreaS SBolffen unb h^n ©umpen, bah 
©tje nach .meinem ©intritt meine SDtaKerepen 
unb fhunftfupferftich gu burdjfehen unb gu 
fähigen belieben med)ten". ®S märe intern 
effant gemefen, raenn fid) einige Malereien beS 
SKmftterS erhalten hätten. ©umpp 1 ) unb 
SänbreaS SBolf*) maren greunbe Sämlings, 
er hatte genugfam nach ihren SBerfett ge* 
ftodjen unb mefentlid) gur Sßerbrcitung ihres 
StufeS beigetragen, ©ie fehlten jebod) beibe 
aud) biefen Weiftet hoch unb roerben feiner 
Sitte gerne gefolgt fein. Säm 1. ®egember 
1702 bat Sämling, baf? man fein Xeftamcnt 
übernehme. SaS SßrotofoH befagte: „baS ®r 
bei) feinen bermahltBen SeibSgueftanbt, mit 
melchem il)nie ©ott ber allmed)tigc l)aimbge= 
fucht, intentioniert fege, ein leftmillige biSpo* 
fition gu uerfaffen unb gmar ad acta gu über* 
geben". Unb ba er „böttligrigen gueftanbtS 


halber felbften beim Sllmbt nit pbergeben fann", 
fo fam ber ©err StabScommiffariuS ©ofrat. 
unb ©cheimfclretär SälogS ©rueber gu ihm 
unb fd)rieb l)ött)ft eigenhänbig in feine 9Jften: 
@S fei „oon Sämbling gmar in bött ligent, 
hoch bet) annoch ©ott gu banfh gimblid) guetten 
SeibScröfften, als gang ooHfommen oerftanbS." 
„®r übergab ein in hanbem gehaltenes SibeH 
in einem ooluero eingemacht mit feinem ge* 
roohnlichen S]Söttfd)aft oerfchloffen unb nach 5 
folgenber Waffen überfdirieben: Testnraentum 
ad acta: SEBan eS bem göttl. SEBillen nach gu 
bem gahl fhommen folte, baSjenig alles ge* 
threulid) unb folcher geftalten gu ooügiehen 
als ber tenor beffen teftamentS mit fich brin* 
get". ®S fam jebod) noch manche fd)mere 
©tunbe. ©elbft baS gah r 1703 begann, 3 ) 
als er „9lm tyyl. neuen iahrStag nachts oon 
biefem 3eitlid) hoffentlich gum etoigen Seben 
abgeforbert" mürbe. Uiebft feinen Singehörigen 
trauerten um ihn fein greunb 23aron oon 
WiHau, ©unipp unb SlnbreaS äöolff. Unb 
als ein lebcnbigeS Slnbenfen an biefen heroor* 
ragenben Zünftler brachte fogar noch baS 3al)r 
1896 mol)l baS befte Porträt biefeS ÄünftlerS, 
eine Winiatur, bie allerbingS in ber ©elbingfchen 
Sluftion oom 14. ©egember 1896 mieber 
in unbefannte ©änbe überging. 4 ) 2)iefe WU 
niatur gibt unS ben jungen Wännerfopf Sims 
lingS mit h^^abmallenben natürlichen Soden 
mieber. ©ie ftellt ben mof)l 30jährigen bar, 
oon ber ©anb beS SBolfffchülcrS ©. ®cgler, 5 ) 
ber in SBilnöS bei Staufen geboren, fd)on 1685 
in Segernfee oerftarb. SiefeS getufchte SBilbniS 
erhält unS ben nur 51 3al)re alt gemorbenen, 
auf ber ©öf)e feines Schaffens aus bem Seben 
gefd)iebenen Rünftler lebenbiger, als eS bie 
oerftaubten Slrd)ioalien oermögen. 


‘) (SS ift bieS gobann ©aptift ©umpp, ber ©ohn beS Sfjriftopl) ©. au$ ber £groler Stüpftlerfamilie. 
@r mar 3i°i6 unb ärlegSbaumeifter, fertigte als fotcher bie (Ehrenpforte für flJlaj Smanucl 2C.; f. Sftagler, 
Slllgemeineö StünfilerleElfon. ©b. 5. ©. 452. 

*) gohann Hnbreaö ©3olff, au« einer ftünftlerfamilic ftammenb, toar ein fehr probuftioer Italer unb 
gegen fein ßebenßenbc ein nicht ungefchitfter örchiteft. Näheres bei Magier, ©kftenrieber, ßipomfcft) 2C. (Sine 
im Sommer erfcheinenbe Arbeit roirb reichlich über biefen fähigen unb oon feiner 3 c *t befonberS gefdjäöten 
Zünftler 9luffchlufe erteilen. 

■; $er öuftionöfatalog ber Sammlung ^fifter, München, 1888 hat bisher alleinig 3. 178 au 9tr. 5269 
bae £obc8jahr «mlingS mit 1703 richtig angegeben. 2)aS einfehlägige Sotenbuch oon 0t. $eter emittiert leiber 
nicht mehr. 

4 ) taftion ^elbing, 14. 2)eaember 1896. Katalog. ?lr. 214. Porträt beS flünftlerß ©uftao ömling 
(1651 1701 ©. Regler. 3.). ©chöner junger SRännerfopf mit herabhängenben natürlichen ßoefen. Xufd)e auf 

Pergament. Dual. SJtetallrähmcben, ^»öhe 8,5, Breite 7 cm. Mbbilbung 24. 

6 ) lieber ®. Segler, f. Nagler, ©b. 13. ©. 309. ©. Regler ift nicht au oermechfeln mit 3ohann Regler, 
ber, gleichfalls ein ©cfjüler SöolffS, biefen (f 9. Wpril 1716) überlebte. 

Schriftleitung: Sberbibliothcfar Dr. ©eorg ßeibinger, München, ßubrcigftraöe 23. 

(^ofbuefobrueferei Kajltiet & Callroey. 


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Äöfcl 1. 



Ebbilbung 1. 

5t. ®. Emling: 5turfürft gerbtnanb üftaria. 


Ebbilbung 2. 

St. ©. Einling: 5turfürftin Ebefaibe. 



Ebbilbung 3. 

St. (8. Emling: 5turfürft 3Jlas dmanuel. 



Ebbilbung 4. 

51. <8. Emling: 2)er ff. Eat Srnft $eicff)ofen. 


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Original frörri 

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aafcl 2. 




SIbbilbung 5. 

g- 3 - 6pätt: 3JlajimiIian Slarl gürft uon 
ßäroenftein*2öertfjcim. 


Slbbitbung 7. 

gr. 3 . ©pätt: Sßnatius gel. 3of. 
©raf o. £örring. 


öbbilbung 6. 

3- Slubran: fturfürfi ©tnanuel. 


Slbbilbung 8. 

gr. 3 . ©pätt: fturfürft ftarl Sllbcrt. 


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als ©rofemciftcr bc8 ©eorgUStitterorben?. 





















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Ünfrl 4. 



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SIbbilbung 12. Stbbilbung 13. 

©eraog SDlajimilian non Sägern. ger^ogin ©lifabetf) non Sägern, ©emaljlin SJJaximiltanS non Sägern. 

aJhinrfjen, äqI. SBefibena. attünefjen, ftgl. Stefibena. 






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8afel 5 


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Slbbilbung 14. 

^erjog SUbredjt VI., bcr „ßeucfjtenberger.* 

aßüncfjett, JRefibcnji. 


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®afel 6. 



Slbbilbung 15. 

ftarbtnol §eraog ftatl oon Öot^ringcn. 

ajlünrfjcn, ©ayer. Wationalmufeum. 


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®afel 7 


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«bbilbung 16. 

tfarbinal Sltarl oon ßotfjringen. 

anündjcrt, Jtgl. SReftbena. 


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aofci «- 



Slbbitbung 17. 

Stifabetfj uon ßotfjringcn, ©cmafjlin 3Jla£imilian8 I. 

äRündjen, ©agcr. Nationalmufeuin. 


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fcafel 9. 



Abbilbung 18. 

Antoinette non ßotfjringen, §er$ogin oon 3ülidj unb ßleoe. 

SRüncfjen, ftßl. SReftbcna. 


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&ßfel 10. 



Slbbilburtß 19. 

(Bemälbc bcr f)cr3ootic^cn Sfamilic oon ©agern. 

,2)atbrinQun0 im £empel. # 

©cfjleiftfjelm, Ä. ©emälbegalerie ($cpot). 


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( 


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«afrl 11. 


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Slbbtlbung 20. 

Renata, ©erjogin oon ©agern, (Bemafjlin 2öttf)elm8 V. 

SHüntfcen, Agl. Weftbena. 


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fcaftl 12 




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Go», gle 


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Slbbilburtg 21. öeraog SöiUjelm V. oon ©agcrn. öbbtlbung 22. ©erjogin Renata oon ©agern. 

©tief) oon 3. Ä. 3immcrmamt. ©tief) uon 3. Ä. 3immermantv 




















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*Co uhi* ' v Q>ift%yu* i.r; AyvUno- 

Sajp&'&rJSt £b*t.. t>ÄwWÄ» 

. '/■, »Am-* • 4..J6*/' i’utrfu»**r * Hws* /Tl7# 


«Ibbilbutig 23. 


Olbbilbung 24. 


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‘Vücberfcbau. 


fliriftige# unb Äiittrtlertrrifc* lUtimhen 

in Selbftbiographien. ©erau^gcgcben 
uon 9 B. 3ilS. ©iit 3n>ötf Silbntffen unb 
einem Slnfeattg „©tüncfeencr Verleger 
unb treffe". (440 0 .) ©tünchen 1913 , 
©las SMcrerS Verlag. Sn 2 einmanb ge* 
bunben JC 6.—. 

GS mar fichcrlid) ein aufeerorbentlid) glüd* 
lieber ©ebatife, bie ^auptfäd)Iid)ftcn Vertreter 
ber geiftigen unb fünftlerifdjen Slultur ©tün* 
d)en» 31t oeranlaffen, in furzen eigenen 2 ebenS* 
befdjreibungett ihren SSerbegang 31t fdjiibcrn. 
Sie Slufforberung 31m ©erfteüung biefer Sluto* 
biograpl)ien, bie ber Herausgeber fetner^eit er* 
liefe, fdjeint in ben betreffenben Greifen feljr 
grofeett Slnflang gefunben 31t haben. Unb fo 
finb benn in betn jeyt oorliegenben Vattbe 
gegen 330 2 cbcnSbefd)rcibungen enthalten, bie 
3Utn gröfeten leite uon atlert)öd)ftern $\rttereffe 
finb. 'Sie nüchternen falten Slngaben, bie man 
im „Siürfchner" ober in beut Hanbbucfe „Söer 
ift’S?" finbet, t)aben f)ier lebetiSooUen Sd)il* 
berungen SjJlafc gcmad)t. ©ibtS eS bod) an 
mnb für fid) faum ein intereffantereS 2 iteratur* 
er3eugniS als bie Selbftbiographie, befonberS 
roenn ©teifter ber geber fie liefern. Unb ge* 
rabe in biefem Vud)e finben fid) eine ©eilje 
uon cnt3iidenben Slabincttsftüifen, bie nad) gti* 
tjalt unb gönn ihrcSgleidjen fudjen. VJir 
unterlaffen eS, Flamen 31t nennen. Ser 2 e* 
fer, ben baS Vud) ooin Slnfang bis 3iun Gnbe 
ungemöt)ntid) feffelt, mirb fclbft erfennen, mel* 
che mir meinen. Sille ©rabe ber Selbfteim 
fdjäljitng begegnen uns, mafeloS übertriebene 
Ginbilbung, Gitelfeit in abftofeenber unb lie* 
benSmürbiger gor in, nüdjterne, flare Selbfter* 
fenntniS, Vcfdjeibenheit unb — Unterfdjätjung. 
SaS ©an3e ift gemiffermafeen ein 2 ehrbmh, 
auf mic oiele oerfchiebene Sirten man 311111 Gr« 
folge fommeti fann. 9 lHc menfdjlichcn Sone 
.toerben barin angcfdjlagcu. 

Sin biefer 0 teHe fei baS SKerf aber noch 


- 


befonberS gerühmt als ein rcertooHeS Quellen* 
roerf 3ur Stulturgefchichte, nid)t blofe ©tün* 
djettS, fonbern VagernS unb SeutfdjlanbS 
überhaupt. Sie ragenbe Stellung, bie ©Hin» 
d)en im ©eifteS* unb Äunftleben SeutfchlanbS 
einnimmt, fommt uns fo recht 311m Veroufet* 
fein beim Surchlefen biefeS VttchcS. 2 BaS 
flutet oon eigenartigen ßräften nicht alles 
herein in biefe Stabt unb toie oiele Ströme 
emfenbet fie nicht mit fräftigetn $ulsfchlag 
aUitberallhin? SBie marin berührt eS, in betn 
oorliegenben SBerfe oon ben 
immer unb immer mieber 31t hören, tote 
ihnen ©tünchen mahrhaft 3ur ßtociten Heimat 
mirb unb mic gut fie cS getroffen haben an 
ber Sfar! Unb mit melier ^>eimatliebe 
hängen bie, fo im Schatten ber grauentiirme 
geboren finb, an ber Stätte, too ihre SBiege 
ftanbl 11 m baS Verbietet, baS fich ber Heraus* 
geber ertoorben hat, red)t 3U mürbigen, mufe 
man fid) ben ©ebanfen oorlegen, toie fd)ön 
eS märe, metin mir auS früherer $eit fdjon 
foldje Vüdjer Ratten. 2 BaS mären baS für 
gefdjähte Söerfe, bie immer unb immer mieber 
befragt unb nachgefdjlagett mürben I S 3 ir 
glauben nicht fehhiugehen, menn mir behaupten, 
bafe faum ein attbcrcS in lebtet $eit in ©tim* 
d)cn erfd)ieneneS Sud) fo oiel gelefen toeröen 
mirb, als baS „©eiftige unb fünftlerifd)e ©tün* 
djen". VJenn man einige bebeutenbe ©amen 
barin noch fchmeqlich oermifet, fo liegt eS an 
bem VMberftatibe ihrer Srägcr, bie noch 3 Us 
rüdfeheuten oor ber Preisgabe ihrer Selbft* 
biograp()ie. Vielleicht gelingt eS aber bem 
rührigen Herausgeber, ber mit anerfennenS* 
toertem Safte feiner Slufgabe gerecht 311 toerben 
flickte, bie Sögernben bis 31m tiächften Stuf* 
läge 31t über3eugen, bafe fie als ©titarbeiter 
nicht fehlen unb bie 2 ebenSbcfchreibutig auS 
eigener geber ber ©tit* unb ©achmelt nidjt 
oorenthalten biirfen. 


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9ltt unfere ßefert 

Cer Aiftorifcße Serein von OSerftayern Cietef gegen einen $af)res6eitrag non 7 darf 
für Die Mündjener, 8 Marf für die auswärtigen Mitglieder feinen Mitgliedern folgende 
8 orteile: 

floftenlofen $c 3 ug der Oereins 3 eitfg}riften — AltOaycrif&e Monatsfgirift, 
£>6erf>ayerifg)es tfrdji»; 

freien Sefud) der oerfrffiedenen Sammlungen des Cer eins; 

Senüßung der Sißliotliefsöeftände; 

Seilnaljme an den regelmäßigen Monats- und ftßendoerfammlungen. 

Cie Sißliotfief und die Sammlungen des JSifforifdjen Oereins definden ficö gntei- 
♦rürfenftraße 12 (alte S($mere-9i«iter-8aferne), II. Storf, Eingang Woraffiffrä&e. 

JtUe ginfendungen für die Ceröffentlidiungen des Aiftorifdien Oereins (Cttertaye- 
rifffies Arffiio und tfltßayerifffic Monatsfffirift): Mannffripte, ^ejenfionseremplare, 
Jiaffiriffiten etc. find 3 u adreffteren an Dr. CeiMngev, £>6er6i61iotf)efar der f. Äof- 
and StaatsfrBliotfjef, Tttiiud?««, Sudroigffra&e 23. 


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Hltba^eriscbe /Ifconatsscbrift. 

Die 2Xltba\'crifd?e ZITonatsfdjrift erfebeint jäbrlid) in 6 ßeften, welche an Me flMtglieber 
bes Ibistoriscben Vereines von ©berba^ern gratis abgegeben werben. 

preis für nidnmitgliefccr: 7 2TIf. für 5en 3 a fy r $ an $- 

Der bucfrbmiMcrifcfrc Dertricb ift t>om IMflorifcben Dcrein 5er 3 . 3 . Centtier’fcfcen 
fyanMuttg (Crrtft Stafyl juu.) in 217iiucben Überträgen tr>or5en. öeftellunaen übernimmt öiefe, fotoie 
jeöc anöere Bucfyfyan&luna. 


XII. Satjrgnng 1913/1914. 

3«b«lt bei 5. MWÖ 4. ft c f t c *. 


Die Erbauer ber Dierecffcbanjen. Don Dr. Jfrictoicb ©blenfdjlaaer lliit 2 «Tafeln ’45 
Die Silberbiiftc bes bl. Benno in ber grauen Firdje jii illiindjen. Don L)r. lllidjacl 

l) a r t i $.58 

lieber ben (ßrafen IPaltber ron Cbling. Don Dr. Camillo Iroiter .(>l 

0rtsnanten nttb Beftebelung bes Berdüesgabener tianbes. Don Dr. Julius ZUieitel 73 

/?jur DereinsdnoniF. 95 

21ufruf für ein (Gabriel ron SeibbDenFmal.96 


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PRINCETON UN1VERSITY 


















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PRINCETON UNIVERS1TY 



3)ie icßatiec cfec Diecetftftfianjen. 

©ott Dr. gr r i e b r i d) Df)leitfd)Iager. 


(£J)e id) auf ben eigentlichen Stoff ein* 
gehe, muß id) einige fur^e ©emerfungen üor* 
au£fd)iden, bie §unt ©erftänbni3 ber Stellung 
nötig finb, bie id) in ber $ragc einnehme, 
unb ber ©erecfetigung, ja id) barf fagen ©er* 
pflidjtung, über bie Schanden $u fpredjcn. 

E3 finb nahezu 50 3 a h re / f e *t ich ntid) 
mit ber Xätigfeit ber Dtönter in ©atjent be* 
fchäftige, unb feitbem l) a t bie Teilnahme am 
Stubium unferer ©orjeit gemaltig jugenom* 
men. E3 gab bantalS nur 10 gefd)id)tlid)e ©er* 
eine im Sanb, bie faft nur über bie ©eiträge ber 
nicht gerabe jaf)lreidjen -Dtitglieber oerfügten; 
ba3 Telephon mar nod) nid)t erfunben, unb 
ebenfomenig oerfürgten ba3 3meirab unb bie 
jefet fo §ahlreid)en Kleinbahnen bie manchmal 
ziemlich grofeett Entfernungen jmifdjen bem ge* 
)d)id)t3freunblidjen g-orfdjer unb bem Unter* 
fud)ung3gegenftanb. 

9iod) fehlten bie bequem tragbaren ßid)t* 
bilbgeräte, mit benen fid) jefet fd)nell unb fidjer 
bie gefunbenen ©egenftänbe, ©aurefte, $nfd)rif* 
ten, Klcinfunbe unb bcrgl. aufnehmen laffen. 

©or allem aber mangelten bie jum ©er* 
ftänbni£ unb jur 3citbeftimmung fo notmenbi* 
gen ©ergleid)£gegenftänbe, bie burd) neuere, 
mit größeren ©elbmitteln auägeführte 9lu3* 
grabungen unb Unterfud)ungen in au3reid)cn* 
bemDJiafee jutage gefontmen finb; ba^germani* 
fche SDiufeum in Nürnberg mar erft feit menigen 
fahren (1853) gegrünbet, bae römifd)*germa* 
nifd)c DRufeum in 9Jt x aiit$ nod) in ber Ent* 
midlung begriffen; bie gorfd)ung mar bal)t'r 
mit jiemlichcr 9Ml)fal unb oerhältntömäfeig 
höheren Koften oerbunben. 

©erabe bie 3d)mierigfeit ber Ermerbuitg 
fnüpfte aber jmifdjen ben SBcrbenben ein fefteä 
©anb unb mit 9ld)tung fchaute jeher auf ben 

«. 3R3 -L 


glüdlid)en DKitftreiter, bem eine Untcrfud)ung 
mit Erfolg gelungen mar; neiblo£, nid)t fampf* 
lo3 überliefs man bem ficgreid)cn ©egner ben 
©lafe, unb ber mit großem ($ifer aber fadjlid) 
geführte Kampf biente meift ba§u, bie ©ertreter 
ocrfd)iebener Meinungen eittanber näher §u 
bringen, bie um ber 3Bat)rl)eit millen, nicht 
äufeerlid)er Ehren halber, fich mit ber fd)mieri* 
gen Aufgabe ber ©or* unb 5rüf)gefd)id)te f> e * 
fd)äftigten. ©tit SBehmut gebenfe id) ber ©iän* 
ner, mit benen id) burd) biefe Stubien in ©e* 
rül)rung fam, unb bereit 9ld)tung id) burd) 
bie 9lrt ber 3lrbeit in fold)ent ©iafee ermarb, 
bafe fie §um Jeil mid) mit ihrer Jyreunbfd)aft 
beglüdten; id) nenne nur bie kanten ber §in* 
gefchiebencn: Eourabt), Eol)aufen, $al)lem, 
Effenmeiit, Lettner, Sperjog, ßinbenfdjntit, 
©iommfen, ^ßaulu3, Sarmep, ©ird)om, 3 au 9 e:s 
meifter. Sd)on in meinem 15. 3>ahre war ich 
burd) meinen trefflichen 2el)rer ©rof. ^afob 
©eder in bie Kunft, tömifd)e 3nfd)riften b n 
lefen, eingeführt morben unb bie ©ähe ber 
Saalburg, ber Diömerftabt S)ebbernl)eim unb 
be£ Wainjer ©tufeumS h a *te fviih bic Dluf* 
merffantfeit auf bie Jätigfeit ber Dtömer in 
©ermanien gelenft unb ^ur ©etrad)tung ihrer 
Öinterlaffenfd)aft augeregt; bie Kenntnis ber 
oorröntifd)en fteit war nod) meitig geförbert, 
man begnügte fiel) nod) mit ber uralten, neuer* 
biitgä mieber §11 Ehren gefommenen Einteilung 
in Stein*, ©xonje* unb Eifen^eit, unb alle$, 
ma$ eine gröfeere Kunftfertigfeit, eine höf) erc 
Kultur oorau3fefeen liefe, mürbe, ba oon einer 
Jätigfeit ber ©riechen in unferem ßanbe nicht 
bie Diebe fein tonnte, ben Diöntern äugefehrie* 
ben; benn Diönter unb ©ried)ert maren jaft bie 
einzigen ©ölter, bereit ßeben unb Jreiben ben 
©ebilbeten uttfereä ©olfes einigerntafeen be* 

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46 


Dr. griebrieß Oßlenfcßlager. 


farmt mar; bcrt Oorröntifcßen SBötlern, gelten 
unb ©ermatten mußte erft atlmäßticß ber ^?taß 
an ber Sonne errungen merben. 

So gatten bertrt aud) bie alten Straßen, 
®efeftigungen, ©räßcr unb bergt. al§ 3 eu n CTt 
römifcßer Xätigfeit, unb mit bem Säße: „So 
treffließe Stauern, Straßen, Sdjanjen fönneu 
nur bie Siömer ßergeftellt ßaben", ßielt man 
jeben weiteren 33 emei£ für überftüffig, unb 
nantenttid) für bie Sdjanjen erinnere id) ntid) 
nid)t, and) nur ben 3?erfud) eiltet 23emeife3 
römifdjer ^erfunft getefen §u ßaben. 

G3 fügte fid), baß id) im £erbft 1865 als 
iStffiftent nad) Gid)ftätt fant unb gteid) am 
erften Stbcnb, einem Xienätag, erfuhr, baß 
[eine Stunbe attmülabmärtS bei bem Xorfe 
$fün§ ein römifd)e3 Säger unb in einem Stabet 
bort eingemauert eine römifeße Qnfdjrift fid) 
befinbe. 

Xrei Xage fpäter, am erften freien Sacß* 
mittag, ftanb id) auf ber £öße bei $fütt§, 
mo bie Stömerftraße gmifdjen bem Xonauüber* 
gang bei Gining unb SBeißenburg bie 2 (ttmül 
freuet, unb fanb außer ber ermähnten $n* 
fd)rift rtod) §toei anbere, bi3 baßirt nid)t be= 
fannte ^nfdjriften; jmei baoon gaben 31uffcßluß 
über bie Sefaßung be3 Sägers ber Cohors I Breu- 
corum, eine britte mürbe bem Ä’aifer Garacatla 
gemibmet, aU man im Qaßre 213, bei feinem 3”9 
gegen bie s 2 ltamannen, feine 8 tnfunft im Säger 
erwartete. 

Scf) üeröffeuttid)te biefeit gunb unb mürbe 
infotgebeffen oerantaßt, bie fämttidjeu römifcß* 
baperifdjett 3 nfcßriften neu ju bearbeiten. 

Xod) fatn e3 nid)t ju bereu SSeröffentlkßung, 
meit jur fetbigen 3 e it, mo id) mit ber Samm* 
tung ber im Sanb jerftreuten gnfdjriften itaße= 
§u fertig mar, ber 3. SSanb be£ Corpus Inscrip- 
tionum Latinarum erfeßien, in metd)em bie 
römifcß4at)erifd)eu 3 >nfd)riften enthalten maren, 
fo baß id) §u biefeit nur eine befd)eibene 
s 2 leßrenlefe liefern fonnte. 

SBäßrenb ber Arbeit an ben ^nfeßriften, 
bie id) faft atte fetbft befud)te unb in Rapier 


abbrüdtc, ßattc id) erfannt, baß fie 511 menig 
Sußatt ßätten, um allein genügeubeit Stoff 
§u einer ©efd)id)te ber römifeßen tyit 93ai)crn3 
§u tiefem, baß oielmeßr atte römifeßen Sftefte 
unb 3 'unbe baju ßerangc^ogcn merben müßten, 
eine Aufgabe, bie icß fofort in Angriff naßm. 

SRacßbem id) bie größeren ^Befestigungen mit 
un^meifetßaft römifd)en gunben, mie ^Sfüng, 
Söfd)ing, ^föring u. a. fennen gelernt ßatte, 
fließ id) aud) auf Heinere Grbmerfe berart, bie 
Oon früßereu Jorfcßern at£ römifeße Scßangen 
angefeßen morben maren unb nad) bem SSor* 
gang bc3 mcifterßafteu Stid)aner, be£ ange* 
feßenen SRaifer, bc$ feuntniöreießen 2 Bei£ßaupt, 
be£ unermübtidjen s }>opp, mußte aud) id) biefe 
©egenftänbe in ba£ 33ereicß meiner gorfd)ungen 
gießen, miemoßt mir fd)ou batb ber Stängel 
eineä überaeugenben 33 emeifeS für bie römifd)e 
igerfuitft füßtbar mürbe. 1 ) 

$cß fud)te baßer itad) }otd)en 93emeifen, 
bie aber nießt fo teießt $u befd)affen maren, 
meit Unterfud)ungen an unb in biefeit Sd)an* 
§en nid)t ftattgefunben ßatten unb genaue 21 uf* 
naßmen nid)t in großer Slnjaßt üortagen. 

3®a£ icß jugunften ber römifd)cn Anlage 
ermittelte, foü am Sd)luffe oorgebrad)t merben. 

s 2luf ©runb meiner Grfaßruug ßabe id) 
bann aud) in ben früßer (1902—1909) bon 
mir geleiteten ard)äologifd)en Ausflügen eben- 
fo mie meinen Scßütern fomoßt bie großen 
Xeifenßofer Scßanjen als aud) bie benad)barten 
Heineren Grbmerfe bei Sauf^ont, föreu^bulad), 
Oberbiberg ufm. at£ römifd)e Sdjanjen be* 
jeidjnet. 

93alb fottte id) erfahren, baß id) mit biefer 
s 2 tnfd)auung ittid) in einem biden Irrtum 
befanb, beim im arcßäotogifdjen Sur» be£ 
baßerifd)en ©eneratfonferoatorium^ 001 t 1910 
mürben bie Xeifenßofer Sdjanaen, angeb* 
tid) „nad) neueren gcftfteltungcn", ,,at» Gin* 
friebigungen f p ä t f e 11 i f cß e r © u t S ß ö f e 
gebeutet, bie mit ben Sftömeru ebenfo menig 
511 tun ßabett, mie bie jaßttofen, attent* 
ßatben beobad)teten Sieredfdjau^eu/' (9tug^b. 


») „(SS ftnb in Sßürttcmbcrg no<ß etroa 60 fogenannt« gelbfcßanjen ober Sftatfdjlager erßalten, meift 
in ßoßer Sage, größtenteils in SÖälbern, roo fie am beften erhalten blieben, befonberS aaßlreid) in ber 9täße 
ber (Srenamauer, oon reeßtediger ©eftalt mit abgerunbeten (Seien, ber gorm nach 0 ana ben römifeßen ßagern 
entfprecßenb, aber mauerlos, tßre (Seitenlange beträgt meift amifeßen 70 unb 100 m. 3Jtandße berfelben ftnb 
früßer als StafteHe angefproeßen morben. 5)er römifeße Urfprung berfelben ift raaßrfcßeinließ, aber ©erocife 
bafür ftnb bis jefct nießt befannt/ 3JtiIIer Dr. 51., ®ie römifeßen tfaftetle in SBürttemberg, in ben Mitteilungen 
beS ©ereinS ©außütte au Stuttgart 1892 S. 41. 


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£>te (Erbauer ber SSierecffdjanaen. 


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«bcnbjeitung 1910 9k. 110, 22. Slpril.) 
gnt 9lu3fcpreiben be$ 9lrd)äol. Surfet 1911 
(9lug£b. 9lbenbgtg. 1911 9k. 111, 8. Märg) 
erfdjeinen al3 Befudjegegeuftänbc „bie felti* 
fd)en (Srbfcpangen bei Steinbad) unb 
Spolgpaufett", fpäter mürben biefe ©rbmerfe 
burdpucg „alä Siitfricbiguugen feltifcper ©ut£* 
pöfe erflärt", unb mer fie jept itod) für röntifd) 
pält, barf fid) nid)t munbern, menn er al£ rüd* 
ftänbig unb untüiffcnfrf)aftlid) angefet)en mirb. 

SEßie bie ermähnten „neueren geftftellun* 
gen" auäfapeit, mar nid)t mitgeteilt, if)re SRicp* 
tigfeit gu prüfen mar baper niept möglid). 
2Ba£ gegen röntifdje Sperfunft oorgebrad)t 
mürbe, foll gunäd)ft nadjeinauber oorgebraept 
ruerben, bei* Berfud) ber SSiberlegung mirb 
barauf folgen. 

3nt römifcp*germ. ftorrefpbl. IV 1911 
3. 20 erfdjieit bann folgenbe Mitteilung, untere 
geid)itet s 4>. SReinede, Dftober 1910. 

Spätfeltifd)e Bieredfcpange. 

„Tiefe fficlpeimer Sdjattgc gehört gu einem 
in Sübbeutfcplanb, in^befonberc an ber oberen 
Tottau gang geläufigen Tppuö Pierediger ßrb* 
merfe, ben bie alten Topographen mie Terrain* 
jorfd)er alö SRönterfd)angen gu begeid)nen pflege 
ten. ©ä ift p i e r n t d) t b e r D r t, b e n 9t a d)* 
mei3 gu füpren, baß biefe Sd)augen mit 
ben SR ö m e r n n i d) t b a ß gering ft e g u 
tun haben, bafe fie überhaupt nicht ntili* 
tärifrf)e Anlagen, am allermenigftcn aber 
fold)e r ö m i f d) e r Befeftigungäfunft Oorftel* 
len. Soldjer ©rbmerfe laffen fid) aus 9krb* 
haben, grauten, Dberpfalg, SBürttemberg, bem 
baperifdjen Scpmabeu, mie 9lltbat)eru (unb gmar 
innerhalb mie außerhalb beS SimeS) mopl mehr 
als anbertpalbpunbert nadjmeifen; fofern gunbe 
aus ihnen betannt fiub, beuten biefe immer 
nur auf oorrömifdjc ß e i t, inSbefottbere 
bie Spät*£a*Teneftufe. gür fie alle gilt 
ftetS nur mieber bas, maS ft. 3d)umad)cr Por 
mehr als 10 fahren (1896 Oft.) bei ber Unter* 
fud)ung eines analogen SrbmerfeS in ber 9iäpe 
oou Dfterburfen fonftatiert pat, nämlich, 
baf 3 hier eine Einlage ber Spät*£a*Tenefultur 
oorliegt unb gmar bie Ummallung eiltet jpät* 
feltifd)en ©utS*(©ingel*)pofeS. Ter Befuttb in 
ber ftelpeimerfdjange bie im 5(uSmaß ipreS 
SpipgrabenS (bis 3,20 Meter tief unb 7—8 
Meter breit) an eiugelne nod) Oorgiiglid) er* 
haltene ©rbmerfe biefer Slrt in ber 9Jäpe oou 


München erinnert, fd)ließt fiep bem nur gang 
an. Unb baS nämlid)e trifft für eine SReipe 
aitberer Sd)angen in Bapern gu, aus benen 
gunbe gefammett mürben." 

Tantit mar ber Stab über bie miffen* 
fd)aftlid)e Befähigung aller ber Männer ge* 
brod)en, bie fid) je mit biefett Sdjangen be* 
fd)äftigt unb fie für röntifd) gehalten patten. 

3 n biefem Bericht über bie Sdjangeu feplt 
jeber Beleg für bie eingelnen aufgeftellten Be* 
hauptungen unb bamit bie 9Jiöglid)!eit ber 
3 uftimmung ober Ablehnung; nur fo oiel fattn 
unb muß mau eutgegenhalten, bafs ein Sd)luß 
oou ber 6 i tt heit auf eine Biel heit ober gar 
bie ©ef amt peil alter Scpangen, mie eS pier 
opne jebe ©infepränfung als unanfechtbar be* 
trachtet mirb, miffenfd)aftlid) unguläffig unb 
unannehmbar ift; er lägt pöcpftenS auf mög* 
lid)e ©leicppeit fd)ließeit unb felbft biefe 
müßte burep meprere gleiche ober äpnlid)e 
gunbe geftüpt merben. 

SBettben mir uttS baper gu ber Stelle, in 
meld)er uns ber BemeiS oerfprod)en ift, nämlicp 
in ben Teutfcpen ©auett XI. (1910) 3. 181. 

Spier füprte Dr. SReinede folgenbe ©rünbe 
gegen ben röntifd)eu Urfprung biefer Scpan* 
gen auf: 

1. ,,©S läßt fiep ard)äologifd) niept ermeifen, 
baß biefe ©rbmerfe mit bem römifd)en Dffu* 
pationS* ober BefeftigungSfpftent ber frühen, 
mittleren ober fpäten ftaiferge.it etmaS gu tun 
paben," (aber ebenfo menig, baß fie mit 
feltifd)er Sperfunft ju tun paben). ,,©S 
erfd)ienen uns in ber Tat feit langem 
bie ftrategifepen Kombinationen über ein 
gufammettmirfen ber 11 Keinen Säger füb* 
lid) Ooit Teifenpofen, oorgttgsmeife int SBolf* 
ratSpaufcncr Begir!, (Teutfcpe ©aue VIII. 169), 
unb ber beiben fog. SegionSlager bei Teifen* 
pofen etroa^ gefünftelt. (Teutfcpe ©ane VIII. 
171)." 

2 . „Sd)angen biefer 9lrt fiixben fid) in 
^raufen, Baben unb ber Dbcrpfalg nod) 
meit außerhalb ber äußeren, obetgermaitifcp* 
rätifd)eu Sinte^linie." 

Beifpiele für biefe Behauptung finb nid)t 
angeführt, e£ finb aber in grauten bi3 jept 6, 
in Baben @erid)tftetten, ba^ nur etma 12 
Kilometer oou 9Riltenberg, 8 SÜtometcr Oon 
ber röntifd)cu ©renge liegt, in ber Dbcrpfalg 3 
unb 3 in 9Jfittelfranfen, baoott 2 bei Sellen* 

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Dr. grlebridp Oplenfd)läget. 


felb, alte niept über 1—2 Sagegmärfcpe don 
ber römifepen ©renglinie entfernt. 2 ) 

3. „Sie Anlage biefer ©rbtoerfe (fpi£ 
auggegogene, nidjt abgerunbete ©den; mir 
ein £or) ift grunbdcrfd)ieben don ber 31n* 
läge ber älter* be§m. mittelrömifdjen ©rbfaftelle, 
don §olg* unb Steinbauten gar niept gu 
reben." 

©pipauggegogene ©den finb feiten, abge* 
runbete ©den paben ober patten alle Sepangen 
augerpalb beg limes Raeticus. 

SSenn fiep in bein betoalbeten redeten igoep* 
ufer ber 9?ab, ettoa gioifd)en $enf unb Soll* 
ftein, noep eine folcpe ©epange finben liege, 
fönnte man bei bem annäpernb gleidjen 3lb* 
ftanb ber ©epangen bei ©djampaupten, S33al* 
tenpofen unb Spaag an ein planntägigeg mili* 
tärifdjeg Sorgepen benfen. 

©djiefttnnflig, alfo mit einem fpipeit 
Söinfel finb auep ungtoeifelpaft röntifepe 
Säger, gunt 33eifpiel bei gaimingen, fer* 
ner bei 33opfingen, Dberborf unb bei JRiftif* 
fen (geftfd)rift ber 3lltertumgfainmlung in 
Stuttgart 1912. £af. I unb £af. IV.), nament* 
lid) bag Dberborfer Saftell ift in ©eftalt, niept 
in ©röge gleid) ber Saufgorner ©d)ange. 

Dr. SReinede fäprt fort: 

4. „guir bie fepr groge $apl berartiger 
Sepangen unb bag öftere ^Rebeneinanber mep* 
rerer SBerfe biefer ©attung gebriept eg bei ber 
31nnapme faifergeitlicpen Urfprmtgg ober irgenb 
toeldjer militärifdjen 33ebeutung an beliebigen* 
ber ©rflärung". (SBeil bem Serfaffer nieptg 
33 rauepbareg eingefallen ift, fo ift bamit aber 
nid)t betoiefen, bag feine braud)bare ©rflä* 
rung fid) finben lägt.) „©benfo tuenig finb 
bei ben in ber 92äpe don fid)eren ober dermute* 
ten 9tömerftragen gelegenen ©epangen birefte 
33 e j i e p u n g e n gu ben ©tragen gu erfennen, 
gang im ©egenfap gu ben Simegfaftellen unb 
ben fpätrömifd)en ®aftellen. ©ine feprgroge 
3lngapl ber bepanbeltcn ßrbtoerfe liegt meit* 
ab don folcpen ©tragen/' ©enannt mirb 
feine einzige alg 33eifpiel. 2)ie Simegfaftelle 


patten anberc Aufgaben alg 33efa£unggftellen. 

5. „Sie gefieperten, gufälligett ober burd) 
nuffenfepaftfidje Unterfud)ung ergrabenen gunbe 
aug fold)en ©epangen toeifen n i e auf bie römi* 
fepe Saifergeit pin, fonbern dielmepr auf dor* 
römifd)e Qzxttn, iitgbefonbere auf bie Spät* 
Sateneftufe (120—15 d. ßpr.); fo in 33aben, 
granfen, ©dpoaben, Ober* unb lieber* 
bapern." 

33eifpiele gur Stüge biefer 33epaup* 
tung feplen gänglicp. ©in römifd)er 9Mng* 
funb dom gapre 270 in ber ©epange don 
Dlgigpofeit ift fepon feit 1797 befannt. ©egen 
bie römifd)e Sgerhmft ber ©d)angen mirb ferner 
dorgebradjt: „Sie ©djange don ©eruptftetten 
bei Dfterburfen (31belgpeint, 33aben) mit iprem 
Stein* unb igolgpaug gallifcper 31 rt lägt 
aud) über bie 33ebeutung biefer Einlagen feinen 
3 tt>eifel mepr auffontmen." 

31ug einem 33eifpicl fann man niept, mie 
fdjon oben crtoäpnt, mit ©icfjerpeit auf eine 
3 $ielpeit ober, toic pier gefepiept, auf bie ®e* 
f a m t p e i t fd)üegen; e i n 53eifpiel lägt nur auf 
bie 9Röglid)feit, nid)t einmal bie 28aprfd)einlid)* 
feit, feiuenfallg bie ©emigpeit für alle anberen 
fd)liegen; überbieg finb aber in ber ©djange don 
©erieptftetten gtuei ©egenftänbe gefunben mor* 
ben, bie man opne 3roang felbft m $ ©cP Ui: 
inadjerg 3 eu 9 n ^ tömifcp begeiepnen fönnte, 
närnlid) ein s ^idel (dolabra), Saf. III, n. 11, 
unb eine eiferne ^feilfpige, Xaf. III, 
gigur 54, gang fo, loie fie auep im Säger 
don Jgofpeim gefunben tourben. 31ud) Scpu* 
maeper äugert über biefe ©tüde ©. 78: „Sie 
gorm (beg ^gide(g) fontmt bereitg in ber Sa 
iene*3eit dor, menn aud) feiten; — bie gorm 
pat fid) opne toefentlicpe Slbänberungen aud) 
in ber r ö m i f d) e n fteit erpalten"; unb bann: 
„ s $feilfpipen fomnten in ber Sa Sene*3eit 
niept gerabe päufig dor." Sag feplen 
jeglichen röntifd)en ift Ü U° auc t) 

ber Sd)ange don ©erieptftetten nid)t mit folcper 
©id)erpeit naepgemiefen, bag man fiep barauf 
ftügen unb berufen fönnte. 


*) in ber Dberpfalj brei 

NO XLIV. 4 b. Sßaltenpofen, ©utenpofen. 

NO XLIV. 8 b. gaag (©emau), 

NO XXXVIII. 1 b. ©epampaupten; 
in SJtittelfranfen brei 

NW XLVIII. 30 b. ®rogleHenfeIb (aroei ©epangen), 
NW XLV. 12 b. Xpalmäfftng. 


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2)ie (Erbauer ber Stterecffcpanaen. 


49 


ferner lefeit mir in J)eutfd)e ©aue XIII. 
1912, S. 72: 

„Jie 33ierecffd)aitgen finb alg ©infrie* 
b i g u it g e n fpätfeltifcpcr © u t g p ö f e 
angufprecpen. Jie oft ein oerfd)obetteg SSierecf 
bilbenbeit Untfaffunggmauern großer rö mi* 
f d) e r ©utgpöfe (villae rusticae), mie mir 
fie aug bent Simeggebiet in einer 3^eif)e präd)= 
tiger 33eifpiele feitnen (oon benen nicf)t 
etneg genannt ift, 0pl.), paben mit unfern 
33ieredfcpangeit mieberpolt überrnfcpenbe ^Iel;n= 
Ikpfeit (aug biefer überrafd)enben! 3lepit* 
ticpfeit, rnelcpe bie 33ietecffcpangen mit ben Um* 
faffungg mauern römifd)er ©utgpöfe paben, 
!ann bocp nur auf römifdje Jperfunft ber 
überrafdjenb äpnlid)en 3$ieredfd)angcn ge* 
fd)toffen merben. 0pl.). „9Kan barf rnopt biefe 
(meldje? 0pl.) röntifdjen Mutagen alg unmittel* 
bare Söeiterfüprung biefer (meldjeg?) fpätfelti* 
fcpen Jppug, bei ber ber §olg*©rbbau burcp 
Steinmauern erfeßt mürbe, begeicpnen." (SBag 
erft gu bemeifen märe. 0pl.) 

„33ei biefem offenbaren (jeßt ift’g fd)on 
fieser! 0pl.) 3 u fammenl)ange märe eg oer* 
munberlicp, memt nid)t einige biefer fpätfelti* 
fd)en ©utgpöfe (oben maren fie römifcp, 0pl.) 
ltod) in ber tömifepen Kaifergeit bcmirtfdjaftet 
morben mären. Sk ber £at leprt ein gunb 
aug äBürttemberg (Bunbber. aug Sdpoaben 
XIX., 1911 S. 13 ff.), baß bieg ber %all ift; 
aug beut baperifdjen Sdpoaben fommt oiel* 
leiept bie Scpange oon Olgtgpofeit (Stlertif* 
fen), in ber ein faifergeittießer s Diüngfd)aß ge* 
borgen mar, in 33etrad)t." 

„33eftätigt biefer neue mürttembergifdje 
Junb fomit nur mieber, baß bie frühere 3ln* 
firf)t Oon römifd)*militärifd)en Anlagen unpalt* 
bar ift (miefo? 33cmeig! 01)1.), fo ermeitert er 
gugleid) unfere Kenutitig oon ber geitlicpen 33e* 
itiißung biefer Sdjangen (miefo? ein Kiüng* 
funb! 0£;I.). Sa in einzelnen B<iU en pßbeit 
mir eine Kontinuität ber 3 1 e b e l u u g 
ltod) big auf ben heutigen Jag bei jenen Sdjait* | 
gen, in beiten l)eute nod) ein ©iugelpof liegt." 

„Jaß biefe Sdjangen oon ben Körnern gu 
militärifcpen fitotdtn angelegt mürben, bafür 
feplt eg nod) immer an jegtid)em Kadpoetg" 
(gerabe fo aud) für bie ©utgpöfe! 01)1.), „Oiel* 
inepr fpreepen aud) I)eute nod) alle ©ingelpeiten 
(melcpe ift nid)t mitgeteilt! 01)1.) beutlid) ba* 
gegen, unb je inepr mir burd) bie Sorfdjung 


mit bem Spaten oon früp*, mittet unb fpät* 
römifd)en Segioitglagcru, 3luyiliarfaftellen unb 
foitftigen 33cfeftigungen crfapreit, befto ntepr 
entfernen fiep biefe fpätfcltifcpen 3$ierecffcpan* 
gen oon ben militärifd)en Einlagen ber Körner." 

Jiefer millfitrliepe, an inneren Sßiberfprü* 
d)eit leibenbe unb außerbent jeber Eingabe ber 
nötigen 33eifpiele entbeprenbe Scpcinbemeig 
biirfte in feiner 3eitfd)rift, bie alg miffcnfdjaft* 
lid) gelten mill, oßne bie nötigen ©rläutcruitgen 
3lufuapme finben. 

Kun fann unb muß man aber an jeben, 
ber miffenfd)aft(id) gu arbeiten oorgibt, bie 3(tt* 
forberuitg ftellen, baß er feine 33ermutungcit 
unb ©rgebniffe gemiffenpaft prüft, el)c er fie 
oeröffentlid)t ober alg miffenfd)aftlid)e SBapr* 
peit auberen leprt, unb aud) eilt 33eamter beg 
K. ©eneralfonferOatoriumg ift oou biefer 33er* 
pflid)tuug nid)t entbunben, gumal ba er mit 
Staatgmitteln arbeitet uitb fid) hoppelt t)üten 
follte, baß biefe itid)t ltußlog oermenbet merbeu. 

®ie 33cftimmtl)eit, mit meldjer beit 3?ierecf* 
fd)angen bie römifd)e §crfunft abgefprod)cn unb 
nid)t einmal bie KWglkpfeit römifd)er ©nt* 
ftefjung erörtert unb gugelaffeu mirb, bie mit 
bem 3lugbrurf ber größten Sicperpeit unb Kicp* 
tigfeit Oorgctragenen (uitbemiefencn) ©rüubc 
für biefe 33cpauptungeu ntüffen unb folten mopl 
aud) bei bem Sefer ben ©irtbruef perOorrufcn, 
alg pabe ipr Scpöpfer fid) mit ben genannten 
Sd)angen itid)t bloß mit bereit Sage, fonbern 
mit iprer 05röße, ©eftalt, 33efd)affcttpcit unb 
ben bariit gemad)teit gunben oöltig oertraut ge* 
ntaept, epe er mit foldjer Küpupeit au bie 0ef* 
fentlicpfeit trat unb in ben oou ipm geleiteten 
ardpäologifepen fiurfeit feine „Bestellungen" 
gunt befielt gab, opne aud) nur angubeuteu, 
baß biefe „geftftellungen" nod) fepr meitig feft 
unb über bag Stabiunt ber 9Köglid)feü faum 
pinauggefontmen feien. 

33 etrad)tert mir gunäd)ft mag uitg über ben 
Sagerbau ber Körner überliefert ift: 

Castra antiquitus Romani ceteraeque 
gentes passim per corpora cohortium velut 
mapalia (§ütten) constituere soliti erant cum 
so los urbium muros nosset antiquitas.Pyrrhus 
Epirotarum rex primus totum exercitum 
sub eodem vallo continere instituit. Romani 
deinde victo eo in campis Arusinis, circa 
urbem Beneventum castris eius potiti et ordi- 
natione (@iitrid)tuug) notata paulatim ad 


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50 


Dr. gricbritf) O^IenfKläger. 


hanc usque metationem, quae nunc effecta 
est, pervenerunt. Frontinus strategem. IV, 
i, 13. 

53ei Jrontin mirb es IV 1 , n. 18 (um b. 3- 
280), n. 19 (im 3- 216), n. 21 (im 3- 03) als 
eine Strafe Doit Solbaten, bie gefangen ober 
üor bem fjcittbe gemieden marett, be^eidjnet, 
extra vallum tendere, außerhalb ber Um* 
mallung $u lagern, bi» fic burd) Sapferfcit 
fid) mieber miirbig gezeigt Ratten. 

gS mar alfo bei beit Römern üblid) gemor* 
ben, ein Vager §u fd)lagen; baß bieS aber auf 
bem Marfd)e gefd)al), feljcn mir aus oerfdjie* 
beiten Mitteilungen ber HriegSgefd)id)te 5 . 33. 
im .§anniba(ifd)en krieg, VibiuS XXII. 46 ff., 
aus ber Sd)ilbcrung ber 9}ieberlagc beS 3^aruS 
£ac. s 2(nn. I. 62. gaff. Sio. LVI. c. 21 . 

Sie Hebung, täglid) Vager 51 t bauen, aud) 
menn beffen 33enüßung nur für einen Sag 
ober für eine 9iad)t öorauSjufehen mar, 3 ) 
mirb gan^ ameifelloS burd) 3$egetius befunbet, 
de re militari 1. III c. VIII: „ s >(uf brei 2lrten 
liifjt fid) ein Vager berftellen: grftlid) für bie 
Sauer einer Wad)t auf bem Marfdje, mo 
mit meniger ?lrbcitsaufmanb, ausgehobene 9 ia* 
fenftiide gefd)id)tet einen SBall bilbett, auf mel* 
d)ent Sd)attäpfäl)(e ober fpanifdje Leiter glcid)* 
mäßig verteilt angebracht merbett. — 3 ft bit 
grbc §u loder, fo baß fid) ber Olafen nicht 
in geftalt eiltet 33adfteincS auSfd)neibcit läßt, 
bann mirb in gite eilt graben gezogen, 5 3*uß 
breit (1,60 Meter), brei guß tief (1 Meter), 
innerhalb beffen fid) ein 3Ball ergebt, fo baß 
bie Mannfd)aft furd)tlos 1111 b fid)cr fid) ber 
SHul)e bingeben faitn. - Staub lagcr aber 
merbeit im Sommer mtb 3Biitter, meint ber 
3'cinb ttaf)e ift, mit größerer Sorgfalt unb 
Olnftrengung befefligt." 

Sie für eintägige 33eitüßiiug angegebenen 
geringen Maße für 2Batl unb graben fiitbett 
fid) gan$ äl)ttlid) bei einer gientlidjcn 9lnjal)l 
uitferer Sd)angeit. 

Siefe Sd)attäen mären alfo itid)t als 33e* 
feftigungen erbaut, fonbent junächft als 3id)e* 
ruitg, als ein fginbcrniö gegen einen näd)t* | 
lid)en Ueberfall, ber 0011 beit $al)lreiri)en 36ad)eit 
bemerft merbeit mußte, fobalb ein g-einb ben 


kämm bicfeS, menn aud) nur menig erhöhten 
2 Öalle^ überfd)reiten mollte; 001 t einer 3*er* 
teibigung i nt Vager gegen fcinblidje Eingriffe 
gcfd)iel)t in biefer SSorfdjrift feine grmähituitg. 
33ei broljeitber gefal)r ober längerem Olufeitt- 
halt fontttc allerbingS burd) grl)öl)uitg beS 
3BalleS unb baitiit ltotmeitbiger llertiefung beS 
grabend unb anbere Hilfsmittel baS Vager 
iit eine 33 efeftigung umgemattbelt merbeit, mo* 
für aus ber kriegSgefd)icf)te mancherlei 93e* 
mcife oorliegeit, bie burd) nod) oorl)anbene 
Schanjen, 5 . 33. bie Sd)anje 001 t freujbulad) 
unb bie Haftelle ber beibeit Seifenl)ofer Sd)an* 
§ert itod) greifbar uns bor Olugeit ftefyen. 

Sie meit ftärfer gebauten inneren Heineren 
Sdjaitgeit ber Scifenl)ofer Vager ntodjten bei 
ben Männern, bie fid) an bie litcrarifd)e Ueber* 
lieferung über rümifd)c Vager bei *ßolt)biuS unb 
Hßgiit hielten, einige ^meifel an röntifdjer 
Herfuitft ermecten; fie bertrugeit fiel) ja gar 
nid)t mit bem Vagerbegriff, ben man bon ber 
Sd)tile ntitbrad)te unb biefe Heineren ftärferen 
Einlagen maren bod) notmenbig, menn baS im 
größeren Vager untergebrad)tc Heer 511 m 
Stampfe abjog unb bie mcrtbollen 33orräte an 
3öaffen, gahr^eugen, gefdpißen, VebenSmitteln, 
Sdjriftcn unb bergt., fomie bie ctma krauten 
unb kampfunfähigen unter bem Sd)uße einer 
Hcinen, aber megett ber Stärfe ber 33efefti* 
guitg auSreid)enbcn Mannfd)aft §urüdlaffen 
fonnte unb mußte. 4 ) 

SBir Imbett aber für bie römifd)e Hcrfunft 
fold)er ftärferen Abteilungen in größeren Va* 
gern nid)t nur bie aus ben Uebcrrefteit 
gefd)(offene 3 $ahrfd)cinlid)fcit, fonbent in 
Caesars bellum civile III. 66 eine überlieferte 
Xatfadje: s ^ompeius h a lte ben inneren Säall 
gelaffen unb eine 33cfcftigung 001 t größerem 
Umfang bamit oerbuttbeit. Pompeius relicto 
interiore vallo maiorem adjecerat munitio- 
nem. Ita minora castra, inclusa maioribus, 
castelli atque arcis locum obtinebant. — 
unb cap. 07. Sed tarnen nostri virtute 
vicerunt: excisoque ericio ( 3 gd, 3 *erl)au fpa* 
nifd)er Steiler) primo in maiora castra, post 
etiam in castellum, quod erat inclusum 
maioribus castris irruperunt. 


8 ) Sin röntifcheß $ecr burfte oljne befeftigtes Hager meber eine ©d)tad)t liefern, noch eine 9tact)t 
oerbringen. Sonn. 3abtb. 111/112 ©. 16 oben. glecfeifcnS 3al)rb. 1881 ©. 132. 

4 ) Sie Hegion rüdte mit etma 5000 Wann ins gelb, benn ein ftarfeS Sepot blieb gur ©ema^ung 
beß ©tanblagerS guriief. Novaosium. Sonn. 3 a h r - 111/L12 ©.17. 


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2)te Erbauer bcr SJterecffchanaen. 


51 


SaS Sorhanbenfein bei* Heineren inneren 
Sdjanjcn fann benutad) feinen SemeiSgrunb 
gegen bie römifdje Igerfunft ber großen Seifen* 
fjofer Sdjangcn abgeben. 

GS liegen aber aud) SemeiSmittel oor, bie 
unS bie römifdje üperfunft gur ©emißheit 
madjen, nämlid) bie SluSntaße. 

Gine große Slngaßl biefer Sdjangen finb 
im -Blaßftab unferer Sataßerblätter 1:5000 
aufgenommen unb obmolß jebe Oon einem 
anbern -Topographen oermeffen, geigt fid), baß 
bie beiben Seifenhofer Sdjangen, fomeit iljre 
Ummallungen erhalten fitib, gleidjc Ausmaße 
haben, benn bie auf Pauspapier übertragenen 
Umriffe betfeit fid). (35ergl. Taf. I ftig. I lt. II.) 

©teidjeu Umfang geigt bie 9Be£)rmauer beS | 
römifdjen SRegenSburg, nämlid) 520 Bieter = 
690—700 Schritt Sänge unb 450,3Reter = 600 
Sdjritt Breite. (Taf. II gig. III.) 

Sie ©leidjfjeit ber ©röße oom Setfenfjofer 
Dftlager mit SRegenSburg, baS fidjer römifd) 
iß, fann nid)t beftritten loerben; and) bk SBall* 
unb ©rabenmaße ftimmen mit ben überliefere 
ten ©roßen römifdjer Säger überein, fo baß 
fdjon auS biefen menigen Angaben mit SBahr* 
fcfjeinlidjfcit auf bie römifdje ^erfunft ber 
'Seifenhofer Sdjangen gefd)loffcn merben fönnte. 

Blun geigt aud) baS Siegionslager Oon Ar- 
gentoratum gu Straßburg biefetbe Sänge ber 
ÜRorblangfeite, mäfjrenb bie Sreite unb bicSüb* 
feite auS beni mir üorliegenben plane beS 
Dberften SRorlot nid)t fidjer erfetjen merben 
fonnte; gleiche Seitcnlänge geigt baS faft 
quabratifdje Säger Oon Sonn (Castra Bon- 
nensia). — Sie unter TiberiuS erbauten 
Castra praetoria geigen nad) ©fell*gclS, $Rom, 
auf ber Saugfeite ein 9luSmaß Don runb 450 
SDleter. GS laffen fid) außer ben ebengenannten 
römifd)en Sägern nod) manche finben, bie mit 
Seifenhofen unb SRegenSburg gleid)e SluSmaßc 
haben, ober menn größer ober Heiner, einen 
äfjnlidjen ©runbriß aufroeifen. Sod) bürfte baS 
bereits ermähnte auSreidjen, um bie SBatjr* 
fdjeinlidjfeit römifdjer §erfunft für bie Seifen* 
hofer Sdjangen gu bemcifen. 

SBenbcn mir unS gunächft gegen bie Se* 
hauptung, biefe Grbmerfc feien Ginfriebigungeit 
feltifcßer © u t S t) ö f e, fo merben mir halb biefe 
Vermutung als unhaltbar falten laffen, benn 
foldje Ginfriebigungen höben oormiegenb gmei 
3mede: entmeber fic follett baS Giubringen 


fdjäblidjer Tiere ober 9Jlenfdjen unmöglich 
machen ober bas 5lusbredjen ber 91ußtiere oer* 
hinbern. 

Sie fd)tuad)en Söfcßungen unb geringen 
§öljeu ber SBällc, bie geringen Tiefen ber 
©räben an ben meiften biefer Grbmerfe erfüll¬ 
ten feinen non beiben 3meden. 

Sie 91ußtiere, ftülje, $iegen unb Sdjafe, 
tonnten oon innen heraus, Raubtiere oon 
außen hinein oljne Schmierigfeit, man müßte 
benn gal)lreid)e SBadjen unb §unbe gunt Sd)uße 
aufftcllen. 9tur [teile SBanb nad) innen gibt 
Sdjuß gegen baS Serlaufen ber Tiere, nur 
[teile SBanb nad) außen Sdjuß gegen fcf)äb^ 
lid)e Tiere unb fcf)äblid)e s BZenfdjen. 9Jlan 
fonnte ja auf ben SBällcn Pallifaben anbringen, 
bann mar bem Sdjaben abgeholfen, aber bann 
mar bie gange große Arbeit ber ^erftellung beS 
SBalles überflüffig, (ba fdjon bie Palifaben 
allein biefen $med erfüllen fonnten), bie ja 
einen öauptcinmanb gegen bie Vermutung beS 
©utSljofeS bilbet. Senn aud) bei ben Hein* 
[ten biefer Sdjangen, bie SBallljölje nur gu 1,5 
•Bieter angenommen, erforbert ber SBall eine 
Grbntaffe oon etrna 1500 Subifmeter, bie gatjl* 
reid)e unb gefdjulte Arbeiter oorauSfeßt unb 
oon ben Seutcn eines Säuern nur fel)r fd)mer 
bemältigt merben fonnte. Gs finben fid) bei 
allen Sölfern bie freiliegenben ©utSljöfe ent* 
meber ummauert ober mit einem [tarfen Slod* 
gauit umgeben, beffen §er[tel(ung in unferem 
matbreid)en Sanbe feine übergroße Schmierig* 
feit bot unb bem ©ute felbft bie nötige Sid)er* 
heit oerlieh- 

SBollte man nad) 9leinccfeS Sorgang bie 
beiben Seifenhofer 3d)angen als Ginfricbigun* 
gen oon ©utShöfen betrachten, fo bürften bie 
mit fel)r [tarfen Profilen (bis 9 Bieter) äußerer 
SSallböfdjung oerfel)cnen Snneitfdjangen, bie 
einen gemattigen ftrbeitSaufmanb nötig mad)* 
ten, fid) fdjmcr ber Seßimmung eines ©utS* 
l)ofeS unterorbnen unb ein auSreid)euber ©runb 
für einen foldjen Slufmanb fid) nur fel)r fdjmer 
finben taffen. Sie ebenmäßige fefte Sauart 
mit gleidjartigen Söfd)ungen fonnte nur Oon 
giemlid) gat)lreid)en, militärifd) gefd)u(ten ^lr* 
beitern l) c ^ 9 c[tellt merben, bie einem Säuern 
nicht gu ©ebot [tauben, im ©egenfaß gu ben 
Sauernfcßen unb Jliehburgeu mit ihrer un* 
regelmäßigen Sauart, mie g. S. bie Schange 
bei Sud) (bei Jürßenfelbbrud), ebeitfo bürfte 


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52 


Dr. griebtttf) Dblenfdhlager. 


bie annäfjernb gleiche ©röfte oielcr Schattjen, 
bie ben oerfdjiebcnftcn Sanbegteilen angeboren, 
ficf) feiten fo gleichartig bei ©utghöfen finben. 

©egen bie Bermenbuttg biefer SBälle alg 
©infriebigung Don ©utghöfen fprid)t ficf) über* 
bie^ bie Oolfgtümlicf)e Ueberlicferung eutfd)ie^ 
ben aug. Seine biefer ©djan^en trägt einen 
kanten, ber fie and) nur anbeutunggmeife alg 
©utg^of bejeid)net, bagegen führt eine groBe 
3 af)I, mof)I bie Hälfte, beit tarnen Biber, 
Biberg ober Biburg. 

tiefer 92ante erfnl)r früher mand)erlei 2)eu* 
tung, id) I)abe aber im 3 a h rc 1885 5 ) nach* 
gemiefen, baB er „bcfcftigteg üager" bebeutct 
unb 3 . 5 *eBI hat barauf aufnierffam gemacht, 
bafj er in ber ^orrn bibaurgei fid) fd)on mit 
biefer Bebcututtg in ben Skeireins III. 42 §um 
3ohanncgcoangelium finbet, bie etma im 5. 
3 al)rl)unbert nicbergefdjriebeu mürben, alfo in 
einer 3 eit, mo bie matte flamme beg erfterben* 
ben meftrömifchen 9 tcid)eg nod) nid)t ganj erlo* 
fd)en mar. 2 tlg Qrtfdjaftgnamen finben mir 
biefeg 333ort bereitg im 8 . 3ahi*hnnbcrt tu 
Urfuubcu oermenbet unb fehlen faunt mit ber 
Annahme, bafs er fd)on 100 unb mehr Qahre 
Oorher fo Oermenbet mar, 6 ) unb baB jur 3 c ü 
ber ©ntftel)ung biefeg 9?anteng biefe ©rbmerfe 
alg 35efeftigungen, nid)t alg ©utg^öfe 
aitgefcheit mürben. 9hm finben fid) einige 
uugmeifelhaft röntifd)e Sd)angen mit betufelbeu 
tarnen Biber, Biburg belegt; id) nenne nur 
bie Biburg bei ^föring, bie Stelle beg 2)onam 
grenglagerg Boiodurum bei ^ 5 affau, bag Saftell 
9heberbieber, bag röm. Vager in ber Bei^Berf 
bei 9cedarburfeu (SBagiter, tfunbflcllen in Ba* 
ben II. 3. 384). 

ferner mürben bei Crten biefeg 9?amcng 
mehrfach römifd)e Jurtbe gemad)t, j. B. 
5 U Söiburg bei Sutbing (Obcrbat)er. 9trdjü> I 
3. 17), in ber glur 93ibcr bei §öreghain a. b. 
9IIg NO. I. 35, 51 t 55iber bei Dffenbach in 
§effen (Steiner, Tmg 9ftaingebiet 3. 127.) 

S)er 9?ame Biberg ftefjt alfo offertfunbig 
nid)t feiten mit römifdjen Steftcn in Berbin* 
bung unb führte in einer 9tnäaf)I oon fallen 


jur Sntbecfung früher nicht befannter ober 
00 m ©rbboben oerfd)munbenet Sd)anjen, j. 33 . 
ben Sdjaitjen int 3BaIbe Biberg bei ©rub an 
ber SRangfall SO. XI. 7. unb namentlid) jur 
9Iuffinbung ber ©teile Oon Boiodurum in ber 
3 nnftabt Oon Baffau. 

5Iud) bie Behauptung Dr. fReirtedfeg, in 
einzelnen fallen habe eine Sontinuität ber 
Siebelung big auf ben hantigen Xag ftatt=^ 
gefunbett, bei jenen Sdjanaen, in benett heute 
nod) ein @injeII)of liegt, entbehrt ber betätigen* 
ben 33eifpiele. 

Sftir felbft ift big heute fein 33auerngut 
befamtt, mclchcg in einer fold)en Sdjanje liegt, 
mie aug nad)fo!genbetn 3Seräeid)nig erfid)tlid) 
ift, beffen ©injelhciten ben Satafterblättern 
1:5000 ber baperifdjen Sanbegüermeffung ent* 
nomnten [mürben: 

NO. XXXV. 1 Biber bei 932enborf, Käufer 
au^en an ber Dftfeite üor bent 3!BaII. 

— XXV. 37 Biberg, ©ebäube a n f bent frühe* 
reit SBall. 

— XVII. 34 Biberg, ©ebänbe au Bett am 
SBalt. 

— III. 24 Bibittgcr, Käufer a u B e n am 3ßaU 
(burgus). 

— IX. 47 Biberg, Käufer au Bett am Söall. 
SW. VIII. 1 Oberbiberg, §äufer unb Sir che 

auf bent früheren 3Batl. 

— XI. 4 9iieb, Käufer auf unb auBen an 
b c nt ^erftörten Oftmalle. 

SO. IX. 3G Biburg, Raufer a u B e r 1) a l b ber 
Schande. 

— I. 34 Biburg, ©em. 9?eufird)en, §äufer 
a u f bent abgetragenen SBall. 

Sie 9(nnal)nte ber feltifd)en ©utgfjöfe 
fönnen mir bemnadj alg unannehmbar unb 
nid)t §medentfpred)cnb beifeite legen; bleiben 
nod) bie feltifd)ert ©rbfdjangen. §ier feh* 
len aber bie Borbilber Oon nachgemiefen felti* 
fd)en Sd)an$ett gleicher ©eftalt unb Einlage. 
3Iud) bag gerntanifd)e Mittelalter bietet feine 
33ieredfd)atti$en, jbenn alg Vager bknte. bie ruttbe 
SSagenburg big in bie 3 e it ber geuermaffeu 
hinein, erft mit bereu Bermenbung erfd)einen 


6 ) ©ifcungSber. b. f. bager. Slfabentie b. Söiffenfd). 1885 ©. 378—391 mit 77 ©elegcn, bie feitbem nun 
um 47 oermehrt mürben unb burd) 54 Ocrtlidjfeiten mit ähnlichen ober oerroanbten Sftamen unterftüfct merben. 
°) 3 - 3 - 778 Sßiburg Oberbiberg SW bei Sloaroh fol. 59. 

784—810 Sßipure, gUpurch, ©iburg, Pfarrei ©rud. Sfteidjelbed, Hist. Fries. I, 2, n. 147, 1104. 
1030 SpipurcöiHa Unterbiberg, Pfarrei Verlach- Mon. Boic. VI. 22. 

1060 Sßipurc, Siberg, Pfarrei ®erotb8bach. 9Heichelbed, Hist. Friesing. I, 2 , n. 1237. 


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$)ie (Srbauer ber SBicrecfftpanaen. 


53 


aucp Dieredige S3atteriefcpanjen in gientlid^er 
Stnjapl, mie unS bie ©d)lacpt* unb Belage* 
ruitgSbilber beS Theatrum Europaeum belep* 
reu, bod) fonnte id) bort feine ©cpanje finbett, 
bie örtlid) mit unfern S3ieredfcpanjen jufam* 
mengefallen märe. 

SlllerbingS pat $arl ber ©roßc nad) römi* 
fd)em SJorbilb in Slorbmeften urtb Storboftcn 
2)entfd)lanbS quabratifd)e unb rpomboibifcpe 
93erfcpanjungen angelegt, bie nod) lange im 
SSolfSmuitb „SRömerfcpanjen" Rieften, j. $3. 
1 ©tunbe Don ^otSbam auf bem Sßege nad) 
©panbau, unb bie &arlSfd)anje, auf bem ^lape 
Dor bem jepigen Slmt ju SBolmirftabt, Sg. 
SRagbeburg. Sßeuder, b. beutfdje ffiriegSmefen 
b. Urzeit II (1860) ©. 403; aber aud) biefe 
fallen örtlid) nirgertbS mit unferen ©fangen 
jufammen unb liegen außerpatö beS römifdjen 
©ebieteS. 

3rür bie Stnnapme, „biefe ©cpanjeti feien 
feltifcpen UtfprungS, entftanben in ben Dielen 
©tamnteSfepben", fcptt uns jebe literarifcpe 
Ueberlieferung cbenfo, ttrie ber burd) ©ntbedung 
unb Stufgrabung erbrad)te 92acpmeiS, baß bie 
gelten überhaupt folcfje ©fangen ju bauen 
pflegten. 

$ie meiften biefer ©epanjen finb jubem 
nic^t jur SBerteibigung mäprenb eines Ärie* 
geS pergeftellt, bafiir ift if)re ganje Einlage ju 
fdjmad), fonbent jur ©idjerung ber 9iupe für 
eine 92ad)t, mäprenb unb nad) einem s JJiarfd)e, 
moju fie bei aufmerffamem SBacpbienft aud) 
Dollftänbig auSreid)en; als fefte $riegSfd)an* 
jen fommeit fie nid)t in 33etracpt. 

öetradjten mir nun bie einzelnen ©rünbe, 
bie gegen bie röntifepe Slbfunft ins Selb ge* 
fül)rt merben: 

• 1. ©in ard)äologifd)er 9iacpmeiS für bie 
röntifd)e §erftellung mar bis im Dorigen 3>öp*e 
nid)t Dorl)anbeu, liegt aber jept burd) ben gunb 
in ber Dprenbadjer ©d)attje meitigftenS für 
biefeS SBerf unbeftreitbar Dor unb l)ält in über* 
legener SBeife bem Junb Don ©erid)tftetten 
bie äöage. 

2. „©epanjen biefer Slrt finbett fid) (nad) 
3ieinede) nod) meit außerpalb ber äußeren 
SimeSlinie"; bie mir befannten ©djanjen ber* 
art liegen pödjftenS 2 furje Jagmärfdje Don 
ber römifd)eit ©renje; meit abliegenbe pat aucp 
Dr. ftleinede niept genannt ober felbft niept 
gefannt; bann bürfte aber ber Sap niept fo un* 

«. 2Jt 3 u. 4. 


jtoeifelpaft pingeftellt merben. 33ead)tenSmert 
ift, baß auf rein feltifcpem ©ebiet folcpe ©d)an* 
jen niept bemerft morbett finb unb aud) in 
93apern mit ben mettigen, oben ermähnten SIuS* 
ttapmen nur auf römifepem ©ebiet fid) fan* 
ben. 

3. Jür bie Sepauptung, „bie Slnlage biefer 
©rbmerfe fei g r u n b Derfd)ieben Don ber Sin* 
läge ber römifd)en ©rbfaftelle", feplt mieber jeber 
33eleg. $ie 33eftimmung biefer SRarfcp* 
lager aber mußte mol)l ju 93erfepiebenpeiten 
Don ben S t a n b lagern füpren, bie aud) bem 
$med ber Serteibigung bienen, nid)t blofe bie 
©ieperung für eine 9?acpt bieten follten. 

4. „2für baS öftere Iftebeueinanber mehrerer 
fold)er ©epanjen gebrid)t eS an befriebigettber 
©rflätung"; id) merbe eine fold)e fpäter bringen. 

Slucp bie attgeblicp feplenbe SBejicputtg ju 
ben Straßen mirb bann jur ©prad)e fommen. 
SReinede pielt aucp für biefe fünfte bie 21n* 
gäbe Don 33eifpielen für überflüffig. 

5. 2)er ©ap: „3)ie gunbe auS biefen ©epan* 
jen meifen nie auf bie röntifepe Staiferjeit", 
ift unrid)tig, benn, abgefepen Don bem bereits 
ermähnten römifd)en SJtürtjfunb in ber ©cpanje 
Don OlgiSpofen fanb id) nod) fiepere Konter* 
funbe aus manepen ©djanjen ermäpnt. 

Slber, felbft menn mir nur Dorrömifd)e Ülefte 
in allen biefen ©epattjen anträfen, märe bieS 
fein untrüglicper SöemeiS gegen bie ©ntftepung 
burep bie 9iömer; maS fonnte benn anbereS 
als Dorröntifd)eS ermartet merben, menn ©rbe 
aus einem 33oben auSgepoben mürbe, ben Dor* 
per feines 9iömer ^ u 6 betreten patte, mie eS 
bei ©rfunbung beS üanbeS ber galt mar. Ober 
mill man amtepmen, baß bie 9iömer Dor ber 
Slrbeit ben 33oben mit römifd)en 33rud)ftüden 
beftreut pätten, bamit 1900 ^aP re fpäter bie 
2lrd)äologen an ber röntifd)en §erftellung ber 
Sd)anjen nid)t mepr jmeifeln fönnten. 

SZad) bem Slbmarfcp ber ©olbaten blieb im 
Säger faum etmaS S^ennenSmerteS jurüd, ba 
aud) bie römifd)en ©olbaten, ebeitfo mie bie 
unferen beim Räumen einer Saferne Söaffen 
unb ©epäd mitnepmen mußten, ©tma gu* 
rüdgelaffeneS aber fonnte in ben ^aptpunber* 
ten, bie feitbem Detfloffen, felbft bis auf bie 
lepten 9tefte entfernt fein. Jongefäße mur* 
ben im 93ebarfSfalte Don ben benad)barten San* 
beSbemopnem entnommen unb biefe patten an* 
fangS nur Dorrömifd)e, unb außerdem ift in 

8 


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54 


Dr. grtebrid) Df)tenfcf)lager. 


ben 33ericf)ten mefyrfad) bie furge 93enüßung3* 
geit biefer Spangen betont, bie ebenfalls niete 
SRüdftänbe nid)t ermarten lägt. 7 ) 

97u:t finb aber bod) eine 2lngat)t ungtoeifet* 
fyaft römifd)er gunbe aus fotzen ©drangen be* 
fannt geworben, nämtid): 

NW. XLIV. 34. SRuffentjofen, ©i gilt ata* 
funbe ORL n. 4. 

— XLI. 20. Jittentjeiin, ntan fanb tjier 
©igitt ata unb römifdje düngen. 
galjreSber. b. tjift. Skr. f. Wittetfran* 
ten VII. ©. 53. 

— XXVIII. 34. Stmerbingen, im Leuten* 
hau£, ©efäfce auSgefbrodjener gönn für 
r ö m i f d) e ^robingiattedjnif. Dr. SB. 
Sdjntib, Spanbfdjr. 

— XXIII. 40. §aun3t)eim, im t)interen 
S3ranb, tt){rifd) r ö m i f d) e ©djerben. 
Dr. SB. ©djntib, igaitbfdfjr. 

— II. 41. DtgiSfyofett, römifdje düngen 
um 270. 

— LXXVII. 76. „Skeredfdjange 60:70 
Bieter (80:90x) bei Dtjrenbad) öftt. bon 
Sketbrunn auf bem 554 Weter fjohen 
9laufd)enberg in Unterfranfen (an ber 
t)effifd)en ©reitgc), unterfud)t bon £>od, 
galt f. römifd) (TR. Wittenberg 1860;, 
neuerbiitgS für mittetaltertid), mad)t un* 
röntifdjen ©inbrud, ergab aber reid)tid)e 
römifdje Serantif au£ einer S3ranbfcf)icf)t, 
aber aud) auS SB a 11 materiat. Sket* 
teid)t ift f)ier eine britte äußere Sinie 
gu ermarten. ©ie ift ©nbe be£ 1. Stn* 
fang be£ 2. gal)rt)unbert3, bagegen feine 
borgefd)id)tt. ober mittetaltert. gunbe." 
91öm.*gernt. 5lorr.=93t. V. (1912 n. 6 
©. 96. 

NO. XLIV. 4. ßutenfjofen, Wünge ooit 
W. SturetiuS, Skrfynbl. b. Skr. 
f. Dberbf. XIII. (1858) • ©. 392. 

— XXXVIII. 16. ©einting, röm. Wün* 
gen, §anbfd)r. 

— XXXIV. 4. grnbab, gotbene § a b r i a n S* 
ntünge, Nageliana, 11, §anbfd)r. 

— XXVIII. 6. Skrgfyaufen, 2. röm. Sil* 
berntüngen, ©d)uegraf, Slttertümer 
bon SlbenSberg, ©. 68, §anbfd)r. 


SO. IX. 36. Skburg, röm. Wünge, Spuber, 
Sinfü^rung beS ßfjriftentuntS in ©üboft* 
beutfdjtanb, III. ©. 41. 

— III. 19. 33reitmoo§, Sdjerben mit r ö nt i* 
f 6) e m SRanbprofit, Dr. gacob£, brieftid). 
SW. I. 11. ©teinbad), röm. Wünge, Terra 
sigillata. 

S. I. 4. ßggerätjeim, §eigrö^ren, 
Siegel, Wüngen; *ßfätg. Wuf. 28 
(1911) ©. 27. 

Sdjtie&tid) finben fid) in ber ©ammlung 
beS SkreinS bon Dberbaßern nod) einige 
©efäfjtrümmer, fjart gebrannt, graugetb, unb 
bon Dr. SReinedeS §anb begegnet „auS ber 
SRönterfcfyange bei Sliterfteinering", fomie einige 
graufd)toarge Stüde, nid)t Sa Jene, bie Dr. 
SReinede in Skburg bei ©rbing NW. VII. 14. 
auftaS unb ber ©ammtung be3 genannten Skr* 
eiitS übermittelte. 

Ueber bie ©ittfiebler ©djange liegt eine Un* 
terfud)ung bor, roetdje ©. Skrfu in beit gunb* 
berid)ten auS ©d)tuaben XIX. (1911) fctjitbert 
unb in metdjen er unter ben gunben S. 26 
Scherben „römifd) er Jedjnif" ermähnt unb 
troßbem bie Spange, mie unter bem S3anne 
bon Dr. SReinedeS Wad)tmort, in bie fteit um 
100 bor ©f)r. berfeßen möd)te (©d)toäbifd)e 
©fjronif 1911 n. 462), obmotyt er beren fetti* 
}d)e Jperfunft angtocifelt mit ben SBorten: „Db 
bie Seute, bie biefe ©d)ange erbauten, ifjrent 
Stamme nad) betten maren, erfcfyeint bei ber 
bon gattifd)er geftungSfunft fo bötlig abmei* 
djenbett Strt ber Skfeftigung faft fragtid). J)a£ 
gelten be£ fonft fo beliebten Murus Gallicus 
au£ Ipotg unb ©teilt ift bei bem Ueberfluß bon 
in näd)fter SRätje anftefyenbem Sanbftein gum 
ntinbeften auffällig", mätjrenb © ö fr t e r im 
9Mm.*germ. jÜorr.*S3t. 1912 ©. 94 fid) be* 
ftimmt für bie römifd)e Seit au£fprid)t: 

„gntereffant für bie Dffubation ift bie 
Sluffiitbung reid£)tid)er r ö nt i f d) e r grober 
Jopftoarert in ber ßittfiebter*Skeredfd)ange, gu* 
fammen mit fpätefter Sa*Jenemare; biefe fo* 
mit ber Dflupation^geit ange^örenben 
©d)angen fdjeinett ein förmlic^eg ftrategi* 
f d) e 3 © t) ft e m gu bitbeit." 

©egen bie angebtid) fet)tenbe Segietjung ber 


7 ) ift befannt, ba& bei Unterfud)ung römifd)er Slntagen ©puren älterer ©efiebelung aus ber ßa 
£&ne*g>alIftatts©ronaes bis 3 urücf gur jüngeren ©teingeit an berfelben ©teüe unb infolge fpäterer SHtrcbroütjlung 
uielfacb mit ben römifdjen heften oermifc^t häufig angetroffen roerben." 

Bitterling 2)a8 frührömifche ßager bei ©ofheim ©. 17. 


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$>ie (Erbauer bet äHerecffc&anaen. 


55 


©epangen gu römifepen ©tragen, bie im 4. ©ap 
behauptet mirb, fpriept bie Sage nacpgenaitnter 
©epangett, bie fiep an ober in ber 9ßäpe Oon 
römifcpeit ©tragen befinben: 

NW. XXXVII. 2. Tettenpeim. 

— XXXVII. 6. 33öf)mfelb. 

— XXXIII. 24. Säingen. 

— XXIII. 40. im Slfang bei Dbermeblingen. 

— XXIII. 8. b. sßecppofen. 

— II. 41. b. DlgiSpofen. 

NO. XXXVIII. 16. b. ©etnling. 

— XXXVI. 9. Bud)hof b. ©ining. 

— XXXVI. 20. b. §agelftabt. 

— XXXIV. 12. b. Unterfcpambacp. 

— XXXIII. 38. b. Sope im Biberfelb. 

— XXXI. 33. b. Slffa. 

— XXVI. 6. b. NatpertSpaufen. 

— II. 12. 93iberg b. gorftinbing. 

SW. I. 11. ©teinbad) unb Jgolgpaufen. 

— I. 17. jQopengelt. 

— IV. 30. Türfpeim. 

— IV. 6. Bucpenborf. 

— VIII. 1. Oberbiberg. 

S. I. 4. DggerSpeim, <ßfalg. 
gep glaube baS ©efagte genügt, um gu gei* 
gen, baß auep nidpt einer ber gegen baS 
Nöntertum ber ©chaugen gemachten ©iitmänbe 
einer oerftänbigen Ueberlegung ober bent Be* 
funb guoerläffiger Unterfudjungen ftanb pält, 
baS I;at aber Sperrn Dr. Neinede nid)t abge* 
Ratten, feine Sel)re bei ben ardjäol. Surfen 
niept als SRöglicpfeit ober SSaprfcpeinlupfeit 
ben lernbegierigen Teilnehmern Oorgutragen, 
fonbern in einer gornt, bie feinen Steifet liefe, 
bafe man eS mit bem Ergebnis forgfältiger 
unb gemiffenpafter Unterfud)ungen gu tun habe. 

T)aß biefe Nteinung irrig ift, glaube ich 
nadjgemiefcn gu haben. 

■DNit einiger Berechtigung mürbe oon am 
berer Seite gegen bie römifd)e Anlage biefer 
ßrbmerfc ber ©inmanb erhoben, baß fte nur 
je ein Tor Ratten, 8 ) mäpreitb bie aner* 
fannt römifdjen ©renglager burdjmeg mit 
4 Toren oerfepen feien; bei näherem 3 U * 
fehen aber fonnte man bie Urfache biefeS 
UnterfdpiebS ermitteln, Sn ben größeren Säger 
maren bie oier (manchmal fogar fed)S) Tore 
gmedmäßig oom militärifdjen ©eficptSpunft aus, 
meil fie einen fchnelleren SluSfall ber gefamten 


Befapung unb im gälte einer Nieberlage fcpnel* 
leS 3 ur ädjiehen inS Säger ermöglichten, oom 
mirtfd)aftlicpen©tanbpunft auS fonnte Slb* unb 
3ufuhr ber Nahrungsmittel unb beS JjjolgeS, 
bie Reinigung beS SagerS unb ber gefamte 
Berfehr mit ber Umgebung bequemer üoll* 
gogen merben, meitn mehrere Tore oorpanben 
maren unb ber Berfehr fid) nid)t auf einen 
SBeg gufammenbrängen mußte. 

Bei ben SKarfcplagerit bagegen mar bie 
Uebcrmacpung e i tt e S ToreS leister unb 
fidjerer als bie Befd)üpung mehrerer Tore, 
bie immer eine Sd)mäd)ung ber SBallinie unb 
Slbmepr mit fid) bringen; ein Tor genügte 
für ©in* unb SüiSmarfd) ber Heilten Truppe 
unb bei bem furgen Aufenthalt unb bem ge* 
ringen Umfang beS SagerS fonnte eine befon* 
bere ©rleid)terung beS BerfeprS mit ber Um* 
gebung außer Betrad)t bleiben. 

Taß biefe ©fangen auS 3 ^ e ^ m äßi 9 feitS* 
griinben nur ein Tor befipen, fann bemnad) 
feinen ©inmanb gegen bereit römifd)e §erfunft 
bilben. 

Sille gmeifel finb aber gehoben burd) bie 
gunbe ber ©change oott Dpreitbad) (Bielbrunn) 
NW. LXXVII. 76, bie aud) nur ein Tor be* 
fipt unb n u r r ö nt i f cf) e gunbe aud) im SBall* 
material aufmieS. 

gd) bin gpnen nod) meine ©rfläruitg }d)ul* 
big, mie bie Bieredfd)angeit als SBerfe ber 
r ö nt i f d) e it Solbaten entftanben fein föitnen. 

Niit ber Eroberung unb Befepung eines 
SanbeS ift bie Tätigfeit beS JpeereS noch lange 
itid)t beenbet. Soll ber Befip bauernb merben, 
fo muß halb itad) ber Befipnapnte bie neue 
Eroberung eingerid)tet loerbeit, b. !)• e » finb 
bie ©rengeit feftguftellen, baS Sanb gu er* 
funben unb einguteilen, Unruhen gu bämp* 
fen, eS finb Sluorbnuitgeit gu treffen über 
bie NecptS* unb ©efepeSpflege, baS Un* 
tertanenoerpältniS, bie Steuererhebung, beit 
Berfehr ufm., furg, eS finb eine SKenge 
Oon Befehlen gu erlaffen unb bereit Boll* 
ftredung burd)gufepeit, rnaS anfangs nur 
mit Unterftüpuitg ftattlicher Ntilitärabteilungen 
gefd)ehen fann, bie ben SBorten ber Beamten 
burd) il)re Slitmefenpeit Nacpbrud oerfd)affen 
unb aud) im Notfall bereu Sebeit }d)iipen; 
gleiches mar aud) nötig, menn rüdftänbige 


*) S)ie örbfdjanae anüfepen ©ubeftätten unb ©teinaeü NO XVI. 16 hatte nach amei mir oorliegenben 
oerfepiebenen Aufnahmen brei £ore. 

8 * 


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56 


Dr. griebtidj D^Ienfc^Iaget. 


©teucrn nicpt bejaht merben mollten unb 
ebenfo jur Uebermacpung be3 Straßenbaues, 
©ir braudjen im lebten galle nicpt an 
©traßenfperren gu benfcn, bie nur bei gluß* 
Übergängen unb engen Turdjläffen mit Shtpen 
angelegt merben tonnten, (an anbercn Stellen 
merben fie umgangen), foitbent an bie Sdjan* 
gen, melcpc einzelne Abteilungen don römifcpen 
©olbatcn dorfdjriftSmäßig gum Stacptlager an* 
legten, mäprcnb fie bie SanbeSbemopncr gunt 
Straßenbau nötigten unb übermachten. ©ar 
eine ©traßcnftrede dollenbet, fo gogen bie ©ol* 
baten ab, baS Säger aber blieb ftepen unb 
tonnte ben Truppenabteilungen, bie fpäter auf 
berfclbcn Stredc ntarfd)icrten, opne abermals 
geS müpfameS ©cpangeit ein bequemes S?acpt* 
lager bieten (mie g. 33. Caes. b. c. III. c. 66 ). 

Tie SanbeSerfuitbung führte begreiflicher^ 
roeife tleiue Truppenteile auch in bie entlegen* 
ftcit Teile beS SanbeS, ntandptial über bie 
©rengen, meitab don ben ipcerftraßcn, unb 
gcrabe bei bicfer Aufgabe tonnte eS dorfommen, 
baß mehrere Abteilungen an einem dorper be* 
ftimmten $lap gufammentrafen, um ihre (Sr* 
faprungeu auSgutaufdjen uitb neue 33efeple gu 
polen, g. 33. bei 33öl)ntfelb NW. XXXVI. 6 , benn 
eS mar, mie mir oon anbereu ©elegcnpeiten 
miffen, bei ben Moment 33orfd)rift, baß jebe 
felbftänbigc Abteilung aud) felbftänbig Säger 
fd)lug, bamit fein SpinberniS in ihrer Tätigfeit 
eintrat unb fie oon ciuanber unabhängig ober 
aud), meint nötig, gemeinfd)aftlid) panbeln 
tonnten. 

„Pabulari, lignari, frumentari, aquari, co- 
piari (fid) reichlich derforgen) verba castrensia 
sunt,“ Gellius 1. XVII. c. 2 (b. ©temeef) ©. 145 
oben), mit biefen ©orten fiitb bie 3 $ermen* 
buitgeit ber Solbaten für bie ipeereSbebürf* 
niffe bejeichnet, unb aud) biefe tonnten tleiue 
Truppenteile fomeit oom ©tanblager megfüp* 
ren, baß eine Siüdfepr an bemfelben Tage 
nid)t mehr möglid) ober ratfam fd)iett, unb 
bal)er Säger gefd)lagen mürbe. SS gab aber 
aud) 33 ermeubuugeit ber ©olbaten gu frieblid)ett 
(nid)t friegerifd)en) unb bod) militärifctjen 
3meden. So mürbe eS bem 3$aruS gum 3$or* 
murf gemacht, baß er feine :peereSmacpt nid)t, mie 
eS in geinbeSlanb fid) gehörte, beifammenpiclt, 
fonbern fie f d) a r e tt m e i f e auf Anfud)en 
pilfSbebiirftigen Seinen überliefe, halb gur 33e* 
madjung eines ^lapcS, halb um Stäuber auf* 


gugreifen, halb um ©arengüge gu begleiten. 
Cass. Dio LVI. 18 (®efd)id)tSfcpreiber b. beut* 
fepen SSorgeit I. ©. 326.) 

33ei biefer diclfeitigen 3$ermenbuug ber ©ol* 
baten, bie aud) in unferem Sartbc nicht aus* 
bleiben tonnte, ift eS nicht auffallettb, bafe fo 
diele Srbfd)angen im Sanbe fid) befinben, bei 
bereu großem Teil man fid) jefet dergebenS 
bemühen mirb, ben befonberen Anlaß gu er* 
griiubeu, meld)ent bie ©d)ange ihren Urfpruttg 
derbanft, feincnfalB aber barf man fomeit 
gehen, bafe man bie Tätigfeit ber Störner bei 
ihrer Jperftellung gäitglid) don ber Jpaitb meift. 

Tantit ift bie Sftöglidjfeit militärifd)er 
(nid)t friegerifd)er) iperftcllung uitb 3 $ermcn* 
bung biefer Srbmerfe bargetait unb bamit ber 
lefete (Siitmanb gegen bie römifd)e Sperfunft ber 
Schanden befeitigt. 

Sille übrigen (Sinmänbe mürben burd) ben 
tatfäd)lid)en 33efunb miberlegt unb bie römi* 
fd)e fpcrftc 11 ung unb SBenüpung burd) 
bie Unterfud)uug ber ©epange bei Qb* c nbad) 
uitgmeifelpaft bemiefen, burd) 5 ll ubc iw nid)t 
mettigen anberen ©d)angeit bie röntifd)c 33 e* 
n ü p u it g minbeftenö mahrfd)cinlid) geutad)t. 

Tropbent aber ift eS nod) nid)t geftattet, 
biefe 33auten alle als römifd) 511 begeidjnen, 
miemohl biefe 33egeid)uung bei 33erücffid)tigung 
aller Ueberlieferungen unb gunbe ber ©aprpeit 
erheblich näher fiept aB bie 33egeid)itung „fei* 
t i f d) e © r b f ri) a it 5 c n", bie in ber dom S. 
©cncralfonferdatorium deranftalteten ©tubien* 
fahrt nad) ©übbapern (itad) beit mir dorliegen* 
ben 33erid)ten, SJiünd)en. Steuefte Stacpr. 1913 
Sh*. 412 unb 33aper. Kurier 1913 Sh*. 412) ge* 
braud)t mürbe ohne Anbeutung, baß eS fid) 
nur um eine Vermutung panble. Tie „Sin* 
friebigungen te11ifd)cr ©u1S 1)öfe" 
finb, mie eS fd)cint, jept döllig ober auf einige 
3eit in Uitgnabe gefallen, obmopt fie nod) 1911 
„nad) neueren geftftel luitgen" ol)ite jeben 
Stüdpalt fo genannt mürben. ©aS folleu aber 
bie 33efucper derjenigen Surfe tun, benen biefe 
©utSpöfe als ein mtgmcifelpafteS Ergebnis 
neuerer geftftellungen dorgefüprt mürben, toäp* 
renb jept mit bem gleid)en SJad)brud biefe 
©erfe als teltifd)e Stbfcpangen erflärt merben, 
opne einen 33erfud), ben Unterfd)ieb gmifepen 
biefen beibeit gegriffen unb ihrer 33ermenbuitg 
feftguftellen; unb bod) finb biefe SmBbefudjer 
felbft mieber aB Seprer ber Ard)äologie ge* 


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Dr. grtebrid) O^Icnfijtögcr, S)tc (Erbauer bet Sieredfdjartgen. 


57 


badjt, bie baS in ben ffiurfen geteerte unb 
gelernte in weiten Greifen verbreiten follen jum 
97u£eit ber vaterliiubifdjen ©efd)icfjtc. 

Vermutungen finb ja in allen SBiffenfdjaf* 
ten guläffig, ja notmenbig, mo frühere ©r* 
gebuiffe nod) nid)t gur Verfügung ftetjen ober 
fo lange fie itodj nid)t gur Kenntnis beS B or:S 
fcßerS getommen finb, aber fie müffen als 
foldje auSbrüdlid) begeidjuet merben; aud) barf 
ber Vermutung nur fo lange SRaunt gegeben 
merben, bis eine fiebere Uebertieferung ober 
baS ©rgebuiS neuer gunbe bie Vermutung 
beftätigt ober miberlegt, beun ber befd)cibenfte 
Bunb befi^t gumeilen rncßr 2Bert als ber 
füljnftc ©infall unb fdjicne er aud) nod) fo 
geiftreid) unb befted)enb. Be bebeutenber bie 
9Kad)t unb bie Mittel finb, mit benen einem 
Borfcßer gu arbeiten geftattet ift, um fo mcljr 
l)at er bafür gu forgen, baf3 uid)t feine Ver* 
mutungen als ertoiefene unb errungene 2Saf)r* 
f)eit aufgefaßt merben tonnen, am menigften 
aber barf er felbft fie als „Bestellungen" be^ 
gcidjneit. B n alle* Vefdjeibenljeit l)atte id) mir 
erlaubt, ben §ernt ©eneralfonferVator l)ierauf 


aufmertfam gu machen — Vergebens! —, unb 
fo ift ftatt erfolgreid)er 9DZit* unb ßufammen- 
arbeit ein gcitraubenbeS unerquidlid)eS Sonber* 
arbeiten entftanben, baS bem einen £eil teine 
©l)re bringen fann, mir aber burdj bie notge* 
brungene Veridjtigung ber angeblid)cn „Beft* 
ftellungen" bie ä Ll befferen nötigen 9lr- 
beiten raubt. 

3d) fd)ließe mit ber Vitte, biefe ©Zitteilun* 
gen als einen Verfud) angufefjen, burd) loeld)eit 
mir ber 3Saf)rI)eit unb bem SBefen biefer ge* 
fd)id)tlid)cn 9iefte näl)er fomrnen tonnen, unb 
gebe bie Verfid)eruug, baß nur ber ©ebanfe 
mid) babei leitete, baß aud) fd)einbar unbe* 
bcutenbe Sad)en, fo lauge fie nod) gmeifelßaft 
fd)einen, Von allen möglid)en Seiten angc* 
faßt merben müffen, bis fie enbgültig unb 
gmeifelloS entfd)ieben finb, ober bis mir an eine 
©renge fomrnen, mo ber Vorßanbene Stoff eine 
meitere ©rfenntniS nid)t mel)r ermöglid)t, aber 
aud) bieS muß feftgeftellt merben, bamit bie 
Uuterfud)uug nid)t verfumpft unb viel foft* 
bare Arbeit, unnüp vergeubet mirb. 


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PRINCETON UNIVERS1TY 



3)ie $il6ec6iiffe des fit. dJeaiio in ifec draiieafricifie ja ilüadiea. 

SSon Dr. 3Jlid)ael bärtig. 

1576 Ijatte ^erjog SUbredtjt V. oom SBifdjofe feterlid) in bie Stabt äRündjen einbringen unb 
Sodann IX. non ÜJteifeen bie ^Reliquien be§ in feiner 3iefibenj auffteHen Iaffen. Sein Soljn 

bortigen ^eiligen SifdjofS Senno erroorben, 2öitfjclm V. fdjentte 1580 biefen geiftlicfjen 









2)ie 6ilberbüfte beS Ijl. Benno in bet grauenfir<f|e ju SDtündjen. 


@tf)afe bet grauenfirche, attroo ficf) fcf)nett eine 
SßaHfahrtSftätte be§ fettigen bilbete, rt>e[<f)e 
oon 5Zat) unb gern feljr jahlreid) befugt trnirbe. 


©eib unb ffleinobien mürben bem neuen ©elfer 
gefpenbet. ßefctere hatten halb in bet bisherigen 
©ofriftei nidjt mehr Sßlafe unb in ben fahren 


Go gle 


Original from 

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60 


Dr. attidjael ©artig, 5)ie 6ilÜerbüfte beS fy\. ©enno in ber grauentirdje au ÜJtündjen. 


1605 — 1613 baute man für fie eine eigene 
Sennofafriftei. Unter ben oielen Koftbarfeiten 
finben fic^ im gnoentare oon 1613 oier filberne 
Sruftbilber beS ©eiligen. Sftur mehr gwei, 
aber bie gwei größeren unb fdjöneren finb 
bi§ heute erhalten geblieben. 2öät)renb oon 
biefen baS Heinere, ein ©efcfjent aus Sßolen, 
fünftlerifch mehr eine SurchfchnittSleiftung 
genannt werben bürfte, ift baS größere als 
eine gang ^eroorragenbc ®oIbfd)tniebearbeit gu 
begegnen. 9tad) einer 9totig non 31. äJtager 1 ) 
ift fie 1601 entftanben unb nadj bem Urteile 
oon ÜJi. granfenburger 2 ) nacf) einer 3cid)nung 
$eter SanbibS in einer 2Jtiind)ener SBerfftätte 
gefertigt worben. Sen urfprünglidjen gmecf 
unb Sßlafc begegnet ber Eintrag in baS gn* 
oentar oon 1604. 3 ) Unter ben oon 1602 bis 
am 6. 3Jtai 1604 bem 1)1. Senno oeretjrten 
Dpfergabett ift bort am Slnfange gu lefen: 

„Srftlidjen tumba Sancti Bennonis oon 
gannfc Sbono, mit Silberner onnb oergollten 
~ gierung bef^laitt, barinnen integrum corpus 
Sancti Bennonis onnb oben auff ber Sarcf) 
Sancti Bennonis Sruftbilbt oon gannfc Silber, 
mit oergollter gierung onnb infula. gn ber 
rechten ©annbt, feinen ganntj filbernem mit 
goUt giert SifcfjoffSftab. gn ber 2incf£)en @in 
oergoUtS Sued) barauff ein Silberner gifcf). 
3ln ainer Silbernen Kljötten onnb gwen gannfc 
Silbernen oergollten fdjliffeln onnbt auff jeber 
feptten ein SDtapen H^rueg oon gannfe Silber 
onnb oergollt mitt ganzen Silbern Sßlumb* 
toerdl) gegiert. # 

SaSfelbe gnoentar fii£)rt noch 21 Kleinobien 


auf, mit welchen man bantalS baS Sruftbilb 
gefdjmüdt ^atte, hoch bis auf ein toftbareS 
Sßeftorale unb einen Sßontifitalring finb bie* 
felben heute alle oerfcfjwunben. Sie erwähnte 
Sumba mit ber Stifte bilbeten ben ©aupt* 
fdhmudt beS 1604 errichteten SennoaltareS auf 
ber linfen Seite ber grauentirdje. 3llS 1800 
baS batjrifdje Kurfiirftentum KriegSgelber be* 
nötigte, mürben 3lltar unb S3ilb nebft galjl* 
reichen anberen Köftlicfjteiten ber grauentirdje 
gegen KontributionSfaffenfcfjeine abgeforbert. 
SaS Kotlegiatftift wollte menigftenS baS Senno* 
bilb retten unb manbte fic±) hilfeflefjenb an bie 
ßanbfdjaftSoerorbneten. ßefetere miefen bie Sitt* 
fteHer am 16. Segember 1800 an bie Stabt* 
oermaltung unb biefe löfte am 31. Segember 
1800 um 1523 ft. 12 tr. biefe feiten fdjöne 
Slrbeit einf)eimifd)er Kunft aus unb fteHte fie 
ber grauentirdje gurüd. Um ber Stifte, bie 
jefct ihren Unterbau, bie Sumba, oerloren 
hatte unb fo wie abgefdjnitten erfcfjien, 
einen erträglichen Unterfafc gu geben, fertigte 
hiegu laut ©otbfdjmiebegeichen gohann Sapt. 
s Jtouffeau (1761— 1807) SBolfenbilbungen auS 
Silberblech, tuie bieS Slbbilbung 2 geigt. gur 
©erftellung ber Slufnahme oon 3lbbilbuttg 1 
mürbe, mohl um ben erften ßinbrudt mieber 
gu gewinnen, biefer Unterfafc entfernt. SiS 
oor wenigen gahren würbe „ber 1)1. Senno" 
alljährlich in ber Srnteprogeffion ber grauen* 
tirche mitgetragen, ©eute fteht er ftiHe in 
einem Schautaften ber Schafcfammer, als ein 
gewichtiger geuge für SDiündjener Kunftpflege 
in ben Sagen beS großen Kuvfürften Wag I. 


>) 81. SJlatjer, Sie £omfircf)e ju Unfcr ßieüen grau in ÜJUindjen. 2ttüncf)en 1868. 6. 121. 

*) ÜR. granfenburger, Xic aitmüncfjner ©olbfdjmiebe unb ihre Slunft. 9Jlünd)en 1912. 

*) ©artig, Sie fünf gnoentare beS SBcnnofcfjafccS in ber grauenfiretje gu SRündjen. gabrbueb beS 
Vereins für cfjriftl. flunft. 1912. 6. 131. 


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Ie6er den (ßiafea JUalfliec oon Cfiting. 

SSon Dr. Samtllo Srotter. 

(Sßobalungigljeim), fianggaffen, 3Btmpafftng 
äöalb, 4 ) ^ngoltgberg (Pfarre Sßöring, 33. 81. 
©bergberg), 5 ) ©rafing bei £>£ing, 2J. 81. ©berg* 
berg 6 ) unb ßörige mit iljren ©ütern in Slfcfyau, 
Sßfarre ©teinljering, 23. St. ©bergberg (Stgcaroa) 
unb 3Bürmetgf)am. 7 ) Staume öftlid) 

Sßafferburgg big Stling retfjen fid) bie meiften 
biefer Orte aneinanber. SBimpafing, Sßollergs 
Ijam, ßanggaffen einerfeitg; 3ßitrmetgl)am, 
©türget^am, Hemaben, ©riegmaier anberer* 
feitg liegen beifammen. 2Balb ift nörblid), 
Qafenljam fübtid) von 2Bafferburg. 

Sin Slofter ©arg fdjenft ©raf 2Batt£)er 
©ut in greifjeim unb Sßerdjeim 8 ) b. f). greifjam 
bei ©afentjam, am linfen 3nnufer fcfjief gegen« 
über non Sittel unb Simburg, unb 23ergl)am 
3 km füblid) oon $afenl)am. 

Urfunblid) geugt ©raf 3BaIt£)er aufter im 
©bergberger ßartular 

a) unter fflifdjof ©Hentjart oon greifing 
(1053—1078) gemeinfam mit ©raf Otto 
(o. ©djetjern, geft. oor 1075?) unb ©raf 
©rnft (oon Ottenburg, geft. oor 1097?), 
bem ©tammoater ber £irfd)betger, bei 
einer ©utgfdjcnfung in ©ielftetten 8 km 
öftlid) oon Stubelafjaufen, 9 ) 


l ) &rcf)io für Defterreid). ©efcfjid&töqucUcn 93anb VII. 6. 286. 

*) 9lbf)anblungen ber biftorifdjen Älaffe ber bagerifdjen Slfabemie ber SBiffenfdjaften 93b. XV. 3. 9ib= 

teilung. 

8 ) (Sartular (EberSberg III $Rr. 17. 

4 ) a. a. 0. III 9tr. 18. 

*) a. a. 0. III 9tr. 19. 

6 ) a. a. 0. III 91r. 20. 

7 ) a. a. 0. III Wr. 22. 

8 ) M. B. I. 16 9tr. 70: 2)rei baqerifcfje £rabition8büd)er au8 bem 12. 3öfjtljunbert @. 50 (IjerauSs 
gegeben oon $efc, (trauert unb 3Jtairf)ofen, 9ftünd)en 1880); bie 93. X. 93. fefcen mit falfdjer Datierung grtf)aim= 
graf)am 8 km oon ®arS innabtoärtS unb $erd)eim=93ergf)am, ®. 9ftitterfird)en, 93. 91. (Eggenfelben. S)er 93eftfc 
be8 Orafen 9BaItf)er beutet bod) oiel efjer auf obige 0rt$beftimmung, als auf biefe. 

9 ) Q. V. 1614. (Duellen unb (Erörterungen gitr bagerifdjen unb beutfdjen ®efd)id)te, neue golge 93b. V.) 

a. a».3«. 4. 9 


Sum 19.3uni fteljt im Sftefrotog oon Slofter? 
neuburg 1 ) „Waltherius comes de Chling, 
cuius fuit fundus iste“. ©oroeit bag 
Sartular beg Slofterg ©bergberg eg aitliefj, 
oerfolgte ©raf griebrid) §eftor £unbt 2 ) feinen 
©efdjtedjtgaufammenljang. Sie ©tammtafel 
äiefjt §unbt bort folgenbermafcen aug: 


ir III SRr. 17 
, III 9Ir. 17 

(Engilbert 
frater, Cartular 
III 9tr. 17 
(de Hovechiri- 
chen Cartular 
I 9tr. 114: 
1075; 115, 124: 

1123). 


A. Slbftammung oäterlidjerfeitg. 

Sllg ßeitfaben bient ung 3ßaltljerg 2tame 
unb 33efi&. 

Sin ßlofter ©bergberg gebieten aug feinem 
liegenben ©ute foldje in ©türaelljam, 8 ) Se* 
maben, ©riegmaier, £afenl)am, Sßollergfjam 


«rnolf 
comes, 
Cartular 
III 17 


§emti 
mater, Cartula 
Söaltljer pater, 


Söaltfjer 
illustris comes 
III 17, 

geft. 19. 6. oor 
1115 (um 1100 
unter 9Xbt 3ftub= 
pert oon (Eberßs 
berg: 

1085—1115) 


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Original fra-m 

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62 


Dr. Santillo ©rotter. 


b) jroifcfjen 1078/1098 mit 9lrnolb oon 

Scheuern 1 ), 

c) gnnfdjen 1091 unb 1098 

1 . bet ber Schenfung bet nobilis matrona 
Peitha,*) bet Stammutter ber Härtner 
Drtenburger, gemeinfam mit ©taf 
Slrnolb oon Sieben, 9lrnolb oon 
Sdjegern unb beffen Sotjn Stonrab, 
unb gmar als ©taf oon ÜBifling, 

©emeinbe 3Börtf), 23. 91. ©rbing mit 
feinen 4 milites 8 ) oon ©fdjlbad), 

©ietrid) de Erlinchouen (§örlfofen), 

3ßilhelm oon Steifen, 33. 91. ©rbing 
unb SBolftrigel de Cella (gell, ®e= 
meinbe grauen sSteufjarting, 33. 91. 

©berSberg), 

2 . in einer £egernfeer Urfunbe 4 ) bbto. 
göf)ring mit ©raf 23ernharb unb 
9lrnotb oon Sdjetjern at§ ©raf oon 
SBifling ($)rud in M. B. falfdj), 

8 . toegen 5J3ermunt§ oon Stofjing bei 
©rbing, 5 ) 

©raf 3ßaltt)er8 33ruber ©ngelbert nennt 
fid) oon $offird)en (D. U. .§offird)en, 33. 91. 

©rbing), in beffen Sßfarre ba§ fpäter gu 
ermäbnenbe Slilchelfjoin 2 km nro. baoon 
liegt. 

©raf 3ßaltf)er§ 33ater“ trägt ben gleichen 
Saufnamen, roie fein Soljn, ben toir um 
3Bafferburg (mit ffling als 33urgfife) unb im 
©rbinger 33ejirf, mit 253ifling al§ Sifj, be* 
gütert finben. 

>) Q. V. 1487 t. 

*) Q V. 1664. 

*) ©ie SBcjeichnung „milites“ berührt in (einer Sffieife bie ©igenfchaft beS „nobilis vir" de Eskilpaoh, 
SBorname nicht angegeben; nach ©unbt a. a. D. S. 126 ©fd)l6ach, SB. 81. ©rbing, nach Q. V. 708 ©fchlbacf), 89. H. 
spfaffenhofen; für 1098/1137 jeugt Q. V. 1515 b. ein SBcjil be ©Sfilirtpath bei einer Qörigenoergabung in 
folgenbet Reihenfolge: UbalfchaH be SUttenhufen (9IItenhaufen, Sßfatte gtetftng), Ubalricf) be Sßerga (Serg, 
SPfarre 8lu, iB. 81. SBafferburg, ober §einblingerbcrg, Sßfatte §ain8bach, SB. 81. RlaQerSborf), 8lribo be Qetens 
hufen ($ettcnhaufen, Sßfarre 3lmmünfter), SEBejtl be ©Sfilinpadh, Slbalpredjt be Seiuan (Sogen, Sßfarre Ries 
ben, iB. 81. SBafferburg), Ruttant be §einftctten (©ammftätt, ©emeinbe Sogen), b) ©ietridj oon Ob. Unt. 
§dr(fofen (Sßfarre SSBörtf), SB. 81. ©rbing) ©berSberger ©artular III Rr. 6 Seite 161 a. a. O. o) SBilhetm oon 
Reifen (Sßfarre ©itting, SB. 81. ©rbing) ©berSberger ©artular III Seite 171 a. a. O. feine Schiuefter SBtllipird), 
SBittoe RicherS oon ©egrenpacf): nobilis genannt; er felbft Q. V. 1484 ex 1078/1091: nobilis testis. 

‘) M. B. VI 44. 

6 ) Q. V. 1501 a. 

•) M. B. 1 216 = ©rei bagerifche Srab. SB. II 47 S. 6P/61. 

’) Q. V. 1467. 

') Saljb. U. 83. I. 201 Rr. 26-32. 
e ) M. G. D. D. III S. 693/4 Rr. 3. 

*°) Saljb. U. SB. I. ©ob. Sietmari Rr. 1, 2, 4-26, 31—36. 

“) ©arunter ben in Qefitinftubun b. h- ben Slfenoalb am 3 nrt f. ©arS m. Sroftberg, ber am 7. 7. 
1027 (M. G. D. D. IV Rr. 106) in ber ©raffchaft griebrid)8 liegt, b. h. jenes grtebrid)8, über ben SBerfaffer in 
ben SR. 3- ©■ g. 1910 S. 611 ff. f<f)ric6, womit nun bie Sage oon beffen ©raffchaft feftgefteüt fein mürbe. 


©in nobilis vir Waltherus fdienlt um 
1068 6 ) mit Suftimmung feinet Srben Stierer 
unb 9Jtaf)tfrieb 4 hörige fand ihrem ©ute 
gum 6t. 33alentin§altar in Sßettin^eim (jßiet8= 
harn, ö. bei Dbertauflirdjen) gum 33orteiI ber 
Sauflirdjner ißaroc^ianen. SBegen ber nament* 
liehen 9lnfitf)tung feiner ©rben 3tid)er unb 
9Jlal|tfrieb begießt fid) biefe Schenfung roa^r* 
fcheinlich roeber auf unferen ©rafen 2Baltl)er, 
noch auf beffen 33ater; Setsteren fönnte man 
oieIIeicf(t in bem erften gleichnamigen nobilis 
testis 1039/1046 erblicfen,’) als bet Hlerifer 
ßango, 33ruber8fof)n be§ greifinger 2)om- 
propfte§ 3ßegelin, bem Somfapitet greifingS 
fein ©ut in Siibing (©emeinbe graunberg, 
58. 91. ©rbing) gibt unb oom 2)ompropft 9lngo, 
2ßegelinS 9tad)foIger — beffen Sogt Siegeharb 
beftätigte bie§ bann — eine §ufe öftlieh ber 
3far unb eine gu Dtubelghaufen (33.91. 3Jtain« 
bürg) (fiefje oben 6. 61) erhielt. 

9ln heroorragettber Stelle tritt un§ toieber 
ein 3Balther entgegen, al4 S3ogt ber Saigburger 
©rgbifchöfe ^artroich (991—1023), 8 ) ©unttjer 
(1024—1025), 9 ) unb Dietmar (1025 bis 
1041). ,0 ) 

33ei ©rgbifchof ©unlhet htmbelte e§ fich 1025 
barum, bah Genferin Hunigunbe burch einen 
jßrefarienoertrag ber ergbifchöfliihen flirche 
Saigburg ihre §öfe ßtting unb Surghaufen 
nebft 4 gorften 11 ) überlieh, wogegen fie ebenfo 
bie Cöfe 9lu, ©ar8, 9lfchau (S. 91. ÜJlühlborf), 
Stabei (91. ®. ©aag) unb 9lmpfing empfing. 


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UeBet ben ©rafen Sönltijcr oon E£)Iing. 


63 


3 Bir beroegen uns baljer in ber gleichen ©egenb, 
roo roir ®raf 2Baltf)er antrafen. 

Siefer SSogt 3ßaltl)er ift an einem 
23. 3Jtai SDtitte beS 11. SafirljunbertS 
mit $ob abgegangen. *) ©r blirfte jenem 
nobilis vir Walther gteidigufefjen fein, ber 
991/1023 gegen feinen, 127 3od) */* ©»6e, 
eine eingängige 5Dtüf)le famt 3 3od) SBiefen 
umfaffenben 33efifc in 5tird)fagen (fro. Cb er» 
tauffirdjen) ©aigburger ®ut (mit 127 3od) 
l SDtliljle) in fßobulundjooe eintaufcfjte.*) 3n 
ber gleiten ®egenb begegnen mir bei ©utS* 
täufdjen 3Jlef>reren namens 3ßaltfjer als ßeugen 
unb groar 977/981 roegen Sftingelsborf 6 km 
nö. o. SBifliitg, Sßfarre SBalpertSfirtfjen, S. 81. 
©rbing, unb Snnerbittübad) 6 km fö. o. 3Bal* 
pertsfirc^en, unb 3fen 3 ) 972/6 roegen SJerg* 
fjam (©emeinbe Xfjatfjeim, Sßfarre Sftibing, 
2 */* km ro. oon ©teinfirdjen, 33. 81. ©rbing; 4 ) 
roegen gafelbad) unb 9teufafjrn, SSilStjeim 
unb 33auftaring, fßfarre ©teinfirdjen, 33it8f)eim, 
Sfeling, Ob.* u. Unt.=6traubing (beibe fßfarre 
©teinfirdjen, 33. 81. ©rbing) unb griebI=3Jtitter* 
Dber*9timbad) (Pfarre Dbertauffirdjen). 6 ) 

3Bir roerben bafjer bie SSorfaljren 3Baltl)erg 
oäterlidjerfeitS in biefem 3Saltf)erftamme er* 
blicfen, ber im 33ogt beS ©aigburger föodjftifteS 
uns oieHeid)t ben ©rojjoater ober Urgrofcoater 
unfreS ©rafen geigt. 

©ine 33erbinbung unfereS 3BaIt^ergefcf)Iec£)» 
teS mit bem 1065/76 ®) in Kärnten um 8)tiK* 
ftabt unb Sfraut begüterten 3Baltf>er (geft. 26.4.), 


©ol)n ber 91aala (geft. 18. 12.), 33ruber eines 
SRubolf (geft. 16.11.) ©ognatuS einer Sßegala 7 ) 
tjerjufteHen, erfdjeint bergeit unmöglich- 

Sntereffant ift, bafi ba§ ftlofter 6t. 2am* 
pred)t in ©teiermarf gum 10. Sännet mit 
einer Jpanbfcfjrift beS 12. 3aI)r£)unbertS eines 
Waltherus comes gcbenft, 8 ) ber fid) I)ier 
nicEjt unterbringen läfjt. 

B. Slbftammung mütterlid)erfeit8. 

3BeiI Slrnolt preses Hallensis groeimal im 
©berSberger ©artular (1075—1080) geugt, 9 ) 
folgert £unbt oljne 3Jtüf)e, baj? ber avunculus 
beS ©rafen 333altl)er unb ber §aHgraf 3Irnolt, 
ber nad) iljm feine ©ötjne gehabt gu fjaben 
fdjeint, 10 ) roefenSgleict) fein mu|. 8lnfd)liefsenb 
baran finbet et ben näctjften §allgrafen ©ngel* 
bert in bem ©oljne beS ©rafen ©ebl)arb unb 
ber ©räfin fftidjgarb, roeldje bie 3Jtüf)le in 
fidettljeim (Sßfarre 8lUenerbing) an ©berSberg 
fdfienfen, 11 ) fteHt biefen §aQgrafen als ©rünber 
beS SflofterS Sittel am $nn feft, bemerft, bafe 
bie 8lnbect)fer bei Stling begütert roaren, fcbjliefjt 
barauS auf einen etroaigen ©rbgang nad) 
©raf 3ßaltf)er8 Slbteben ober auf eine Üödjter* 
auSftattung, o^ne biefen ©ebanfett rociter gu 
oerfolgen. 3Berfen roir einen 33lid auf bie 
gleidjgeitigen 8lnbed)fer an ber ©anb folgenber 
©tammtafel. 

(©tammtafel f. ©eite 64.) 

$>em ©rafen Slrnolb übertrug nad) Sloen* 
tinS Slnnalen (l)ier 3lrnulfuS be Samafia) Äaifer 


*) M. G. Nec. II 37 ©t. (Rubbert in ©aljburg jum 23. SDiai Vualteri advocatus in einet §anbfcf)rift 
beB 11 . 3 af)r£)unberts. 

») ©aljb. U. ®. I 197 SRr. 15 roo iß. mit ißolling tintiger SßuUing fro. greifing gleicbgefefet roirb 
roelcbe» aber 1024/1031 Q. V. 1409 ab fd)on Sßullingcn Reifet. Das nä£)er liegenbe »ottam, ©emeinbe &oljen= 
ttjann, Sßfarre @<f)önau, ®. 0. 0ibling erfdjeint 937/957 in Q. V. 3lr. 1111 als ißoIIind)einun. Db ne e f net ©efen 8 * 
gteidibeit biefeS CrteS mit bem ®oUer 8 t)am be 8 ©rafen Söaltber ba 8 ®ort ju reben, tonnte man aud> an 
Sßoljfjmn, eine (Sinöbe, alfo eines ,§ofe 8 * benten, ber 4 km nö. oon §offird)en in ber spfarre Slutnrcfjen, 
Sefanat Dorfen liegt, in toetd) leitetet ©egenb ifiobalung als 3 *u 0 eoname auftritt. Q. IV. 896, 864, 875, V. 
1050:926/937; 1178:957/992; 1254:977/994; 1328:994/1005; ober an ®olbing 3'/> km nro. oon Dbertauffirtben. 

•) Q. V. 1271, 1269. 

*) Q. V. 1233. 

•) Q. V. 1050, 1068 Qafelbad) roo^I e^er baS in bet «Pfarre »odtiorn, ®. 0. Srbing, als Safelba^ 
®. 0 . greifing, 'Jieufafjrn roofji in bet ißfarre SöalpertSfirdjcn, ®. 0 . Srbing als üicnfaljni, ®. 0 . greifing, ba 
©raf SBattilo, ber 3fengaugra), in ®etradjt tommt, in beffen ©raffdjaft 927 Etjajpadb = ©tob* unb Slleinfat) 6 ait) 
o. o. n. Dorfen. ®. 0. Srbing, liegt; ©aljb. Urt. ®, I 95 SRr. 32. 

•) M. Dueatus Carinthiae III, 360, 363, 364 = Aota Tirolensia I, 80, 81, 208. 

’) M. G. Nec. II 459, 464. 

8 ) M. G. Neo. II 311. 

•) a. a. D. @. 163/4 I 3ir. 122, 123. 

■«) a. a. 0 . ©. 128. 

“) a. a. D. 128, 162 UI SRr. 8 . 


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64 


Dr. (Samillo Xrotter. 


Stammtafel au S. 63. 


Slrnolt, 

griebrief) 

ftonrab. 

geft. 8.2. M. G. Nec. 

Stocbo, 

©eiftlidjer au 

I 11, begraben am 

geft. 24 1.(1075) 

3afobe8perge 

geblidj in Sittel am 

Nec. I. 10 ©raf 

= 3a8&* r 0 

3ntt, tatfäc^lic^ in 

(1055 1073) 

geft. 16. 5. 

a3enebiftbeuern. 

Stuniaa, 


©ifela, 

geft.22.2. M.G.Nec. 
1. 12 (Sodjter Ottos 
oon ©cfjmeinfurt, 
©eraogSoon Sd)roa* 
ben, geft. 22. 2.1102. 

gorfefjungen jur 
beutfdjen ©efcf)id)te 
XII 115, XIV 382) 

geft. 7. 3. 1120 



©ebfyatb, ©ertolb, Otto, Sietrid), 

geft. 3. 10. geft. 27. 6. 1151, ©raf, ge* ©raf, geft. 
M. G.Nec. ©raf oon Slnbecf)8, tötet 3. 11. 1.6. 

I. 27 Sieffen, klaffen- bei ?)rim 
comes de bürg. gisf)eim 

Diezzen 1* ®°P e / 

M. B. 0 c fl- 6- 9 .. 

XXII 21 Sodjter be8 3Jiart= 
grafen $oppo non 

3f trißn / 

2. Slunigunbe, 

£od)ter ©raf (Sc1= 
bertS II. oon Sleu* 
burg*Spfitten 

^einricß IV. Enbe 9Jlai 1077 gemeinfam mit 
Dtto oon Eurasburg bie Berroaltung eines 
SteileS oon Dberbagern unb Stirol. 1 ) 

$n feiner ©raffdjaft lag 1073 Slofter Sttott 
am 3 >nn. 2 ) 

ES blieb uns befanntlicß ein Berfucß ber 
SJlöncße beS JUofterS 9lttel am 3nn erhalten, 
bie ©riinbungSgefcßicßte ißreS ÄlofterS oom 
©allgrafen Engelbert ergäßlen 3 U laffen, mobei 
biefer baS fflofter als oon ben „principes de 
Diezzen“ gegrünbet unb rcidjlicß auSgeftattet, 
jebocß oon fcßledjten äftenfcßen, itiSbefonberS 
oon einem getoiffen Friderico cognomento 
Rocho beraubt unb gerftört, fomie oon Engel* 


bert roieber ßergeftetlt, begeicßnet. 3 ) £>ßne 
biefem SDtacßmerE befonberen SBert betgumeffcn, 
läfct eS bocß bie SBiebergabe alter Ueberliefe* 
rungen beutlicß erfennen. Sarnacß ftanben 
bie Sieffener ©rafen fomoßl, roie ber ©allgraf 
Engelbert bem SHofter 9lttel als ©rünber 
be 3 ro. Sßieberßerfteller 3 ur Seite, Begießungen, 
roelcße nur auf Bermanbtfcßaft berußen fonnten. 
Sudjt man nacß einer folgen, fo fpringt bie 
SiamenSgleicßßeit beS ©allgrafen Slrnolt mit 
bem Sieffener ©rafen 3 lrnolt einerfeitS unb 
bie beS BaterS oom ©allgrafen Engelbert mit 
bem Soßne ©ebßarb biefeS Sieffener ©rafen 
Slrnolt anbererfeitS fogufagen in bie Slugen. 
9luS biefer ©leicßung entmidelt ficß folgenber 
©efcßlecßtSgufammcnßang 

Slrnolt = ©allgraf 

©ebfjarb 4 ), 

©raf oon Steffen 

©aUgraf Engelbert fteUt baß 
oon feinem ©rofeoßeim ©rafen 
griebricb angeblich oerroüftcte 
ftlofter Sittel roieber l)er. 

Stad) Anonymus St. Blasia- 
nus bei ©erbert Hist. Silv. 

Nigr. I 404 avunculus ber 
©ebioig, (Battin ©raf Slbal* 
bertö I. oon SBogen 

Sietrid) ©raf oon SBafferburg, 
ber feinen 6 km n. oon Sieffen 
gelegenen ©of Stieben biefem 
SHoftcr unter Slffiftena ber Sin* 
bed)fer fd)enft. 

M. B. VIII. 163 Str. 2 

Sloentin bejeidjnet fd)on ben ©rafen Slntolb 
oon $>ieffen al§ ©rünber oon Sittel, 5 ) bod) 
betnerfte nod) ber neuefte ©djriftfteller 6 ) be* 
jüglid) biefe§ ÄlofterS, baf; ein ßnfammenljang 
jtoifdjen bem erften ^allgrafen Slrnolb unb 
©ebljdrb, bem 6tamnioater ber fpäteren, nid)t 
nadjjutoeifen ift, menn aud) bie ©efd)id)te 
Sittels bafi'tr fprid)t. Cefele 7 ) fteUt jebe 2Befen§* 


$cmma grtebttd) 
üöaltfjet Otod)o, 

~5sr 9ef i 0 2 7 t ’• 

SBalttjcr, 1075 

geft. oor 
1115 


*) Vindeliciam superiorem et Norici Hartem continuam per quam Athesiß Isarus Oenus amnes 

decurrunt. 

*) M. B. I. 353. Ob ©raf (Engelbert M. B. I. 217 im 3af»rc 1068 beSljalb ermähnt n>irb, roeil 
ftlofter Slu nö. oon SBafferburg ober 0bertauffird)en in feiner ©raffdjaft lag, bleibt baljingefteUt. 

*) M. B. I. ©eite 266/7. 

4 ) Ser für 9tcid)enl)afl in ©ctrad)t fommenbe ©raf ©cbljarb ift ber oon ©urgljaufen; ©raf Äonrab 
be ©aKa unb feiner ©attin Slbala — ©raf Stonrab II. oon Speilftein unb feine ©attin Slbala oon Stleeberg. 

5 ) SloentinS Sßcrfe V. 39. 

®) Dr. 8^ud SJtartin. Sie 5tird)oogtei im ©rjftift ©algburg, SJtitteilungen ber ©efellfcßaft f. 6algburg. 
SanbeSf. 46. 3al)rgang. ©aljburg 1906. 6. 401 Slnm. 3. 

7 ) ©efc^idjte ber ©rafen oon Slnbcd)8 ©. 13. 


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lieber ben ©rafen SöaUher oon Geling. 


65 


gleichet! beg ©rafen Slrnolb oon Sieffen unb 
beg ©aUgrafen Slrnolb in Slbrebe. 

©eine fefjr beadjtengroerten ©infpritche 
ftüfeen fiel) barauf, bah in ben Metrologien oon 

a) ©eeon 1 ) gum 11. Jänner ein Arnoldus 
comes (mit £>anbfd)rift beg 12 . gahr^ 
hunbertg), 

b) Sieffen 2 ) 3 Utn 8 . gebruar Arnoldus 
comes obiit — barüber sepultus Atile 
(festerer Marne auf Mafur, richtig natürlich 
in Senebiftbeuern) — ftefjt, legerer ©raf 
Slrnolb II. oon Sieffen fofjin nid^t ber 
®raf Slrnolb beg ©eeoner Mefrologiumg 
fein fönnte; ber ©eeoner ®raf Slrnolb 
fei ber ©allgraf. Slug ben Mefrologiumg* 
angaben oon ©eeon folgt bag aber nicf)t 
fo ohne meitereg. Mlit feiner Slnbeutung 
einer ®efd)led)tg 3 ugehörigfeit lefen mir 
einfach: Arnoldus comes im galjregs 
gebädjtnig biefeg Slribonenflofterg. Sabei 
märe aber ju erinnern, bah ber 2 am* 
baefjer Slrnolb, SJlarfgraf oon Raran* 
tanien, einen 33ruber Slribo befafj, raeldjer 
Marne auf eine ®efrf)Ied)tgoerbinbung 
mit ben Slribonen unb bamit auf eine 
möglidje Slufnatjme in beren Rlofterge* 
bäd)tnigfreig l)inmeift. Mtarfgraf Slrnolb 
foH allerbingg an einem 3. SJtära ge* 
ftorben fein; aber mir fennen meber ben 
Sobegtag feineg gleichnamigen Saterg, 
ber alg ®atte einer Slribonin in 33etrad)t 
tarne, noch ben feineg im Stampfe ge? 
faUenen ©ohneg Slrnolb, ber eine £>aced)a 
3 ur grau hatte. 

ilbereinftimmenb mit Sieffen enthält bag 
Mefrologium oon ©eeon aum 22 . gebruar ( 8 . Rai. 
Mtart.) „Gisila comitissa“, nach ^ er fpäteren 
Überfdjrift aug bem 13. gal)rhunbert beg Siefs 
fener Mefrologiumg „uxor comitis Arnoldi“, 
mogegen bie fcheinbare Übereinftimtnung 311 m 
24. gänner (9. Rai. gebr. Sieffen) mit fpäterer 
Überfchrift „patruus Bertoldi Fundatoris 


nostri“ 3 ) mit 23. gänner (10. Rai. gebr. 
Seeon) 4 ) „Friedericus comes“ mieber geigt, 
mie oorfichtig man f)icbei folgern muh; benn 
ber ©eeoner Friedericus comes ift nadjge* 
miefenertnahen ein Slribonengraf griebrich- 5 ) 
©d)on Defele 6 ) machte auf bie Unftimmigteiten 
beg Sieffener unb ©eeoner Mefrologiumg begügs 
lieh biefeg griebridjg aufmerffam. gum 22 . 2 J?ai 
(11. Rai. gun.) fteljt 7 ) „anno 1075 Friedricus 
comes de Andex hic jacet“ unb unter ben 
SBohltätern oon ©eeon fdjlieht [ich hinter ben 
Slribonen gleich Fridericus comes de Andex 
geft. 1075 an. 8 ) 

Sie SScrfdjiebenheit ber ®ebäd)tnigtage im 
Sicffener unb ©eeoner Mefrologium bemeiftba* 
her meber für, noch gegen eine 2 !erfd)iebenheit 
beg ©rafen Slrnolb oon Sieffen unb ©ad* 
grafen Slrnolb etmag. 

Sei biefer ©elegenljeit möchte ich meinen 
gmeifel augfpredjen, ob ber Ranonifer ßuitolb 
aug bem älteften Sotenbuch oon Sieffen auch 
mirflid) alleg fehlerfrei in bag h eute ältere 
Mefrologium übertragen hat? Ser Marne oon 
Dttog II. ®attin „guftitia" fdjlägt bem bape* 
rifchen Solfggefüf)! gerabe 3 it ing ©eficht. gn 
ber Sorlage bürfte jebenfatlg „gubita" ge* 
ftanben haben, mag auch einer babenbergifchen 
©erfunft angemeffener märe. Sin biefem Um* 
ftanbe änbert nichts, bah fi<h ^ er ^ame „gu* 
ftitia' burch gahrljunberte roeiterfchleppte unb 
im gahre 1779 y ) bei bem ®rabftein in ber 
iPfarrftrrfje 311 Sfjanning noch ein ameiter 
Marne „Slbethaib" neben „guftitia* auftaucht. 
Sah ®raf Slrnolbg ®attin ©ifela eine Socfjter 
Dttog oon ©chmeinfurt gemefen fein foH, 
beftreitet Defele 10 ) unb man rnirb ihm augeben 
müffen, bah aug ber Machfolge ®raf Dttog II. 
oon Sieffen in ben ßeljenbefifc oon Segern- 
feern ®ütern, raomit früher Dtto de Orient ali 
Francia belehnt mar, auf eine foldje ^erfunft 
gemih nicht gefchloffen merben fann. Sluch 
ber Saufch amifchen Sertolb II. oon Slnbechg 


1 ) 9lun M. G. Nec. 11 ©. 217 ff. 

2 ) 9lun M. G. Nec. I. ©. 11. 

8 ) M. G. Nec. I. 10. 

4 ) M. G. Nec. II 218. 

ft ) MJFÖEGF 1910 6. 612/8. 

6 ) ©efcf)ic&tc ber ©rafen oon Slnbedjg 6. 14. 

7 j M. G. Nec. II 219 = M. B. II 160. 

8 ) M. B. II 162. 

9 ) $)eutinger: 2)ie äUeften SJtatrifcln beg ©igtumS greifing 1854. II 555. 

10 ) a. a. 0. ©. 13. 


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Dr. (Eamillo £rotter. 


unb Bifchof ©rlung oon SBürjburg wegen 
„©owenheim in pago Weringowi“ (©anheim 
bei ©chweinfurt) 1106/13 *) bilbet feinen 
bntd)fd)Iagenben Beweis für biefe Slbfunft. *) 

©benfowenig ftüfct bie ©teile M. G. S. S. IX 
221 = M. B. VII 16 bie Annahme, bafe bie 
im Benebiftbeuerner Sefjenträger^BerjeicfjniS 
auf „Arnoldus defensor“ folgenbe „Irmin- 
kardis comitissa“ unfereS SlrnolbS oielfet(f)t 
erfte ©emahlin fein fönnte. Senn biefeSBer* 
jeichniS entbehrt einer fixeren .geitbeftimmung. 
Sen Slnfang macht „Unargus hujus loci de- 
structor“, s ) ber jur Seit ber BlagtjareneinfäHe 
unter bem Slofteroorftanb Bicholf (967—987) 
fid) ber Sfloftereinfünfte bemächtigte; bann 
folgt „Hengildeo hujus loci defensor“ (oon 
ifjm ift weiter nichts befonnt), unb baran 
fchliefjt „Arnoldus hujus loci defensor. Irmin- 
kardis comitissa“. Biel fpäter fommt Bifdjof 
8 lbraham oon greifing (957—993), Adalbero 
comes (oon ©berSberg, geft. 27. 3. t045), feine 
©ottin Bichlint, bie äßelfin (geft. 12.6.1045), 
©erjog SBelf oon Bayern (geft. 6. 4. 1062) 
unb enbltd) ^erjogin 3ubit oon Bayern (geft. 
29. 6. n. 980). 

Ser f)ier oerjeic^nete defensor Arnold ent* 
fprid)t oiel eher bem „Arnoldus, nobilissimus 
beliator imperatoris atque fidissimus defensor 
sancti Benedicti“, ber in ber unS erhaltenen 
erften SrabitionSnotij auS 8lbt ©otahelmS $eit 
(1032—1062) ein ®ut in SaerjinS (SerfenS 
bei 3nnSbrudE??) an Benebiftbeuern fdjenft. 4 ) 
Sie jeugenben ©rafen ©ngelbio, SUbero, ißoppo, 
Otto, SofjanneS, Sßilgrim, Sietricf) Iaffen fict) 
nicht fo leicht beftiminen; oiefleidht finben fich 
2 lbalpero, Slrnolf, Sßoppo in ben gleichnamigen 
©rafen beim UrteilSfpruch über bie SIbtei 
BtooSburg bto. Sittenfofen (Pfarre 9ieid)en* 
firchen bei ©rbing) 8. 8. 1027. 5 ) 


Sen bei ber ©üteroergabung ber Jfaiferin 
ftunigunbe bto. BegenSburg 1025 6 ) hiui et 
©rafen griebrid) unb beffen ©ohn Bertolt, 
Borfahren ber Bnbechfer, auftretenben ©rafen 
ülrnolb, hält SuliuS ©trnabt in feiner 8ltlaS* 
abhanblung über baS ^nnoiertel unb Btonbfee* 
lanb 7 ) für ben Cambadjer ©rafen Slrnolb II., 
als beffen Bater Slrnolb unb beffen ©roh* 
unb Urgrofwater nach ©trnabt 8 ) Bleginharb 
gelten, ©ine ©leichfefcung biefeS ©rafen Brnolb 
mit unferem §atlgrafen aus bem lebten Srittel 
beS 11. Jahrhunderts, wie es Defele 9 ) tut, 
oerbietet bie Jett i^treS BorfommenS. 

©idjeren Boben fühlt man ba nirgends 
unter ben güj)en; auch bie Notae Buranae ,0 ) 
mit ihren „duos comites Arnolfum cum patre 
suo Meginhardo qui dum vivebant, hic 
(b. h- auf Benebiftbeurer ©runb unb Boben) 
domini fuerunt“ wollen fef)r oorfichtig auS* 
gelegt fein. Bergleicht man bie in Betracht 
fommenben Bleginharte, fo oerteilen fie fich 
auf einen Jeitraum oon hundert fahren; wir 
finben 

1. Bleginharb, in beffen ®raffd)aft 987 ®öt* 
ting, w. oon Slibling, lag. 11 ) 

2 . Bieginharb oon ©ilching (B. 81. ©tarn* 
berg), ber 1011 wegen SrinS (®b. Bot* 
tad), f. oon Segernfee) mit legerem 
Sflofter in ©treit lag, 12 ) weldjeS ®ut 
oon einem nobilis vir ©rnft unb beffen 
©attin Slbelhaib ftammte; bei feinem 
endgültigen Berjidjt ju BegenSburg 
jeugen Adalbero de Chuopach preses, 
Eberhardus comes de Eparesperc 
preses. ©ilching felbft fommt 804 unb 
870 als BuSfteEungSort Jreifinger Ur* 
futiben oor, ohne bah man aber hieraus 
2lnf)altSpunfte für ®efd)lechtS}ufammen* 
hänge fände. 13 ) 


*) M. B. XXXVII 3lt. 7 ©. 35. 

*) gorfdjungen. jur bcutfdjen ®cfdjid)te XIV 388. 

•) M. B. VII 16. 

‘) M. B. VII 38/9. 

5 ) Q. V. 1422. 

*) M. G. D. D. III ©. 693/4 31t. 2. 

’) Hrcf)io für öfterrci«f»ifc^e ®efd)icf)te 99. ffianb. 2. ©älfte, ©. 588. 

8 ) 9lrd)it> für iSfterrcid)ifd)e ®efdhi(f)te 99. ©anb, 2. §älfte, ©. 590 ff. 

») a. a. D. ©. 590. 

«•) M. G. S. S. XVII 320. 

») ©aläb. U. ©. I. 265 9tr. 2. 

■•) M. B. VI 9/10. 

*•) Q. IV 9tr. 199,904. 


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UeBet ben ®rafen SBaltljer Don ©Ijling. 


67 


3. ©raf fUteginljarb oon SteidjerSbeuern, fann man leibet nid)t feftlegen. iftamen unb 

ber roegen ßangenpfungen 58. 2t. Jtofen* 58efifcoerl)ältniffe reifen fte unter bie aller* 

fjetm 1042/46 als ©raf einffreitet unb näd)ften ©ippengenoffen. SBo ber 2lnInüpfungS* 

für Segernfee geugt. 1 ) punft an bie 2Bolfrat8f)aufer ©rafen lag? 

4. ©raf -Uteginljarb oon ©iteffing, ber hinter ©iel)e roegen fReidljerSbeuern übrigens bie unten 

unferem ©rafen 2lrnott oon Sieffen fotgenbe fEegernfeer ©utSoerteilung. 

oor 1073 beim Ef)eoertrag beS Stamm* ÜJleljt als obiger 2Baljrfdjeinlicf)feitSberoei8 

oaterS ber Kärntner Drtenburger geugt;*) für bie ©Ieicfjfieit beS ©rafen ©ebf/arb oon 

aus biefer geugenfteHung läfjt fief) oer« Sieffen unb §aügraf Engelberts SSater läfjt 

muten, baf) ©raf SDtegintjarb oon ©it* fitf) nidljt erbringen. Ser feljr auffällige Um« 

d)ing nidljt ÜBater beS ©rafen 2lrnott ftanb, baff ©raf ©ebljarb aufjer im EberSberger 

■oon Sieffen geroefen fein fonnte. 2tt§ Eartutar nur nodj in einer groifdjen 1099/1101 

SBater unfereS ©rafen fommt nur ©raf auSgefteHten Urfunbe erfdjeint, Sieffen fief) in 

Eltegtnfjarb oon SfteidjerSbeuern in $e* §änben feines IBruberS Sertolb befinbet, läfjt 

tradfjt. Saf) aber ©raf SJteginfjarb oon fief) rooljl niefjt anberS erftären, als burefj ein 

©itdjing gu bem Sieffener ©rafen* früf)jettigeS Slbleben beS ©rafen ©ebljarb einer* 

gefdjlecfjt gehört, geigt bie geugenfolge feitS unb burdtj eine ©üterteitung anbererfeitS, 

gebauten EfjeoertrageS: als groeiter ©raf bei roetef) festerer Söertolb bie Sieffener ©utS* 

2lrnolb oon Sieffen, ©raf SDteginljarb tnaffe unb ©ebfjarbS SRacfjfommen bie ©üter 

oon ©ilcfiing, ©raf Otto oon Efjanning am 3>nn erhielten. 

(ö. SßolfratSljaufen), alles ©lieber beS s ^attgraf Engelberts unb feiner fbtutter 

felben ©efcfjledfjteS, bann ©raf Dtto oon JtidtjgarbS Jtame roeifen gebieterifdfj auf einen 

©efjetjern ufro., roäljrenb in einer Über* SBorfafjren natnenS Engelbert Ijin. 

gabSutfunbe ber SBitroe biefeS Orten* Sefanntlicf) entgog $ergog 2lrnulf ben 

burger ©tammoaterS oon 1091/8 ©raf batjerifefjen Sflöftern eine üJtenge ßiegenfefjaften, 

2trnolb oon Sieffen an erfter ©teile unb um bamit feine SDtitfämpfer auSguftatten unb 

bann 2lrnolb oon ©efjetjern mit feinem bie SBeljrfraft beS ßanbeS gu ftärfen. 2lm 

©oljne Jfonrab geugt; *) faft fcfjeint eS, beften untersten uns bie Segernfeer SRöncfje 

als ob biefe ©tammutter 23erÜ)a eben* über biefe ©utSoerlufte; fie führten 2lufgei<fj* 

falls als eine ©cfjroefter unfereS ©rafen nungen hierüber unb erhielten ber fttacljroelt 

Slrnolb angufpreefjen roäre. auf biefe SBeife ein fleineS ©runbbudj mit 

2tuS biefen lebten groei Urlunbenftellen ©utsbeftanb* unb Eigentumsblatt, roooon lei* 

ergibt fid) für ben ©rafen 2trnolb oon Sieffen ber eine 2tngaljt geitlicfjer SJorber* unb 3toi* 

eine 28irfung§bauer oon 1070—1098; groifdjen fe^englieber oerloren gingen. SBir befifeen 

1075/1080 taud)t ber föaügraf 2lrnolb im Ijieoon noef) 2 £>anbfdtjriften beS 11. Qaljr* 

EberSberger Eartular auf, gerabe gur felben (junbertS: 

3eit, roo ©raf 2lrnoIb oon Sieffen für bie 1. eine um 1025/1030 oerfertigte: Hec 

gleiche ©egenb oon Saifer Seinrief) IV. als cartula descriptionis manifestat loca de 

fein Vertreter aufgeftetlt roirb, eine 9tad)rid]t Tegrinse ablata, cum nominibus eorum 

2loentinS, in ben ä)erl)ältniffen fo begrünbet, qui eadem habent in beneficium, 4 ) 

baff fie nidjt frei erfunben, fonbern in uns 2. eine um 1060 gefdjriebene: notitia lati- 

oerloren gegangenen Duellen fufjen muf). fundiorum per Arnoldum Baj. ducem 

Ueberbliden roir biefe SJelegfteEen, fobürfte Tegernsee subtractorum. 5 ) 

fief) ©raf SDteginljarb oon SteicfjerSbeuern als &ierau§ geben roir fotgenben 2lu8gug: 

SSater biefeS Saügrafen am beften fd)iden. Sie 
5Berroanbtfcf)aftSnäIjeber®ild)inger2fteginfjarbe 

■) M. B. VI 27. 

*) Q. V. 1469. 

•) Q. V. 1664 a. 

') Söeröffentiicfjt in (Süntijcr: ®cfd)irf)tc ber (itterariftfjen önftaltcn in Samern I. Sanb 1810, S. 142. 

e ) SBeröffenttidit in M. B. VI 162/163. 


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68 


Dr. ©antillo Xrotter. 


1. Otto de Orientali Francia = 
Otto oon ©chroeinfurt, ©eraog 
oon ©cfjroaben, geft. 28. 9. 1057 
(93ater ber ©ifela, ©attin ©aHs 
graf 9lrnoIbS), 

2. 1060 Otto de Diezun 

Phgncina ßangenpfunaen nö. 

oon Sftofenfjeim 

SBerefteti gürftätt io. oon 

9ftofen(jeimi) 

91gafinga 91ifing f. oon SHofcm 

heim 

9H8finhart s Jteifd)enhart ro. oon 

93rannenburg 


1. 1025/80 filiu8 Friderici (gcft. 
1035?) Otto I. (o. SöolfratSs 
Raufen um 1035), 

2. um 1060 Otto de Diezun = 
©raf Otto II. 


EanbelS^itn 

©anShcim fio. 
91mmerfelb 

©tutheim 

©taubheim ö. 91ain 
a. b. Xonau 

9lmeroelb 

9lmmerfelbnro.91eus 
bürg a. b. Xonau 

©olopach 

©oUnbach fro. 9teus 
bürg a. b. Xonau 

popunljufa 

Pobenljaufcn nro. 
©ohenroart 

©äfilpadj 

©fdjelbad) nö. 
Pfaffenhofen 

Purchufa 

33urgtjaufen to. 
©einblfing 

Xalaljufa 

Xhalhaufen nro. oon 
greifing 

©eiboloinga 

©ainblfing n. oon 
greifing 

Ouua 

9Iu — ÜJliindhen 

9Jtunid)a 

SJUinchen 

©olaollunga 

©olaolling 

OHittga 

gelbolling 

©pereSpouma 

©fjbaumerb.üftittcns 
firchen, Pfarre 
©ötting 

©ifinhufa 

©idenhaufen, Pfarre 
9ftaffenl)aufen, 

58. 91. greifing*) 

9$elbchiricha 

gelbfirchen 

Ouroifta 

91ft ö. b. gelbfirchen 

Peraga 

Percha n. bei gelb* 
firchen 

©tuoinfinga 

©rünfinf ro. bei 
Oberpfaffenhofen, 
93. 91. ©tarnberg 


1. Adalpero filius Oudalrici = ©raf 
91balbero III. oon ©bergberg, gcft. 
27. 3. 1045, 

2. um 1060 öngelpredjt preses 


©achfinham 

©achfenfammnö.Xöla 

Piurra 

göggenbeuern, Pfarre 
2)ietram8aeII 

9timiftinrein 

9tim8lrein n. oSnXöla 

9l8funtinga 

9lfcholbing n. o. Xöla 

9tihhcri»hnfa 

9teicherShctufen 
f. Xhanning 

Xanninga 

Xh^nning 

Peraga 

Percha ö. ©tarnberg 

©hempljins 

ftempfenhaufen fö. 

ljufa 

oon ©tarnberg 

Poutoh 

Oebens, ÄreuapuÜach 
nö. o. ©chäftlarn 

9lragartin 

9lrget f. oon©auerlacf) 

©arb 

©art am 91nger? 

93. 91. ÜJHeSbach, bei 
Xegernfee 

93eüoh 

gellach, Pfarre Öfters 
roarngau nö. ©ola* 
firchen 

Ollinga 

gelbolling 

Xulidjinga 

Xilchtng (©ohens unb 
©onbers)n.o.93aHeg 

©oljinchircha 

$1. ©öhenfirchen n. 
oon Xilcfjing 

©egilinga 

©ögling nro. oon 
91ibling 

öolahufa 

©olahcmfen n. oon 
9libling 

©connooua 

©chönau n. o. ©ögling 

Peraloh 

Perlach fö. o. München 

Äiefinga 

©iefings3ttünchen 

©erinhuS 

Ob.s u. Unt.=©errns 
häufen fro. oon 
9Bolfrat8haufen 

38maninga 

38maning 

9tiuoara 

Neufahrn ö. o. SJIüns 


d)cn, Pfarre ©<hroas 
ben, ober 
Neufahrn, Pfarre 
©ching bei greis 
fing 3 ) 


SRitten im 2Inbecf)fer ©ebiet begegnet un£ 
ein (Sngelpredjt praeses, in 9iedE)t§na(ä)foIge 
nad) ben ©bergberger ©rafen begütert; eben* 


beSroegen roahrfdjeinlid) berfelbe, ber 1068 
bet Silofter 2lit tnegen Qbertauf!irct)en ermähnt 
roirö. 4 ) 


1 ) 1083 fchenft flaifer ©einrich IV. bem Sflofter 9tott (©unbts®eroolb, Metropolis Salisburgensis III 186). 

*) O. V- 926/937 9tr. 1074 ©irfereShufun; tror 1122 no. 1699 ©iffanfjufan, ©tdfingerhauS, Pfarre 
©olahaufen, ®b. 93rannenburg, 93. 91. Sftofenhcim. 

8 ) 1083 fchenft Sfaifer ©einrtd) IV. bem ftlofter 9tott bie ftirche mit 3 e bent in Neufahrn, Pfarre 
©chroaben. M. B. I. 353. 

4 ) M. B. I 217 Riebet märe beS auffattenben UmftanbeS nicht au oergeffen, bafe 987 bei ber ®ut8s 
fchenfung in ©ötting ro. 9libling in ber ©raffcfyaft 3Jteginharb8 ein ©raf ©ngelbcrt als ©rfter ^eugt; ©alab. 
Urf. 93. I 252 9tr. 2. 


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Original fro-m 

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UeBet ben (Stafen ffiolt^er t>on Sfjtirtg. 


69 


Verfölgen mit biefe UtamenSfpur, fo ftet»t 
ucfunblicf) folgenbeS feft: ®raf ©igharb, bet 
Sruber be§ ErjbifchofeS griebtich oon 6 alj= 
bürg 1 ) (958—991) befafi oon feinet ©attin 
SßiHa 3 ©öhne: Engelbert, fftortpercht unb 
Sßiligrim.*) 25afj ©raf ©igharb oon einem 
bet 3, um 931 erfdjeinenben Stüber ©igharb, 
Utorbprecht, Engelprecht 3 ) unb jroar oon erft* 
genannten abftammen bürfte, ift fidjer; ut= 
funblid)et 9lbfunft8nad)toei8 befielt hierüber 
aber feiner; bie 2 Sefen 8 gIeid)heit biefeS ©ig« 
t)arb§ mit betn ®rafen ©igiharb oon 927 4 ) 
beruht ebenfalls nur auf einer grofjen SBafjr* 
fd)einlid)feit 8 anna^me, be§gleid)en bie feiner 
©attin SMHa mit ber gleichnamigen Enfelin 
beS Srjbifi^ofeS Slbalbert. 5 ) 

Engelbert, ber ©oljn beS ®rafen ©igiharb, 
ftarb oor 1025, ba feine SBitroe Slbala um 
biefe 3eit mit ber ®anb if)reS ©ohneS ©igiharb 
3 U ihre? ®atten ©eelenheil eine Sergabung 
macht. SiS fyutiet : 


®raf ©igharb, griebridj, 

SBitta ©rabifdjof oon ©ata* 

Burg 968-991 

Engelbert, 9lortpercf)t pilgtim, 
geft. oor 1026, 

_Ebola 

©tgljarb 

2lm 9. SIpril 1048 tauchen auf einmal bie 
SBitroen jmeier Sijjo auf. 6 ) 


@ij 30 tot 9. 4. 1048 ©ijjo tot 9. 4. 1048 
Sßilihilba 3uöita 

©igharb, griebrid) ©iegehatb, SngiU 
Bert, SDlarftoart, 
äJleginljart. 

3 toifdjm 1025 unb 1041 treffen mir biefe 
beibett ©iggo als ©rafen urfunblid) neben« 
einanber genannt. 7 ) 9lud) ber UrteilSfpruch 
über bie 9lbtei SütooSburg bbto. SCittenfofen 
8 . 8 . 1027 8 ) bürfte fich in bet ßeugenreihe 
auf unfere bcibcn ©430 beziehen laffen. Seibe 
©rafen fdjenfen als Sizzo comes et Sigihardus 
ein ©ut an ber 911S bei SBien an ©t. Sßeter in 
©aljburg. 9 ) 9tad)bem in 2 ßät)ring Sßatriarch 
©igifjarb oon Slquileja an 2 )tid)aelbeuern einen 
$of fchenft, 10 ) fo fteht bie 3 ugeh ör * 9 frit biefer 
©rafen ©ijjo 31 t obigen Settern auch infolge 
gleicher Següterung feft. 

$a bie Germani fratres nobilis Fridaricus 
diaconus w ) (geft. 1023) et Sigihardus comes 
oor 1023 an einem 2. üluguft 3 U SRegenSburg 
einen ©utStaufch betreffenb ©üter im ©al 3 « 
burggau, eingingen, (bie ÜJtartenfirche in ©aftein 
betreffenb) unb boS ©afteinertal im Sefife ber 
Seilfteiner ©rafen fich »orfinbet,**) fetjte man 
biefen ©rafen ©igiharb bem ©atten ber ißili« 
hilba gleich- 13 ) 

25er anbere ©raf ©{330 fdjenfte mit feiner 
©attin 3ubith“ ffirche in Saumburg an 
bet 9 II 3 ihren gefamten Sefifc bafelbft ju St 3 * 
bifchof ©arttoid)§ 3 e i* en (991—1023).>*) 
Einer ber beiben ©rafen ©i 330 fiel am 


■) ©alab. Urt. ®. 1 169. 

*) © 0136 . Urt SB. I 169, 179. 

*) SalaB. Urt. ®. I 124. 

*) ©alaB- Urt ®. 1 87/88, 118/119. 

*) ©Olab. Urt. ®. I 187, 168/9, 178/9. ®etoidjtige ®ebenten ergeben fid) aus bem ®ergteidj bet 
Utfunbenftellen gegen biefe ®Ieid)fehung. 976 taufcf)t eine nobilis femina Willa burd) ihren ®ogt unb ®ater8= 
bruber Sitmar (187), 963,976 taufd)t nobilis domina Willa burd) ihren ©begatten ®raf ©igifjarb; toorauf fid) 
biefe ocrfdlicbene ®eoogtung aurfidfiihten faffen foOte, bei ooüftänbigem ©dpoeigen über 'Harm unb Äinber 
in I 187, ift febtoer oerftänblicb- 

«) Stumpf 9ieicf)8fanalet 91t. 2383 = M. B. XXIX 101. 

’) M. G. D. D. UI. ©. 694 9tr. 3 (1026); Salab. Urt ®. I ©. 227 9lr. 35. 

8 ) Q. V. 9lr. 1422. @t enthält unter ben beugen bie 9tamen „©igifjart* groifdicn Otto unb Hrnolt; 
unb bur<b eine SItijaf)! anberer getrennt „Sizzo cum filiis“ vor Timo Sigamunt Chadalhoch‘‘, toobei auf 
M. G. D. D. III 694 au oerroeifen märe, 100 hinter ©iaao ®raf Timo aeugt. 

•) Oberöfterr. Urt ®. II 244 nach Salab. Urt ®. I 277 9tr.60 fd&entt 1041/1060 ®raf Sigihart 2 hubas 
nobilis viri (mons videlioet ex uno latere habens vineam, ex alio coopertum virgultis). 

,0 ) »lätter für SanbeSfunbe 9lieberöfterreich 1880 ©.37; päpftlidie »ulte oon 7/6 1137. 

11 ) ©alab. Urt ®. I 816 9lr. 88; na cf) Topographie 9ticberöfterreid)8 II/l ©. 27 befaf) SDlidjaelbeuern 
noch oon ber ®rünbung her ®efi6 in SBähting unb Elfetgrunb. 

**) ©trnabt a. a. O. @. 122. 

“) M. G. S. S. I 89. 

>‘) M. B. III 3. 

H. ®1. 3. u. 4. 10 


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70 


Dr. damillo Srotter. 


5. 1044 *) in bet Schlacht bei SJlenfö, 

unb jroar bet ©atte ber Sßiliijilb, roaS aus 
folgenbet ßrroägung heroorgeht. 

©S gibt vir nobilis Adalbero in ©egen* 
toart feinet Schnieftet Siuta fein ©ut fielen* 
bofen (23. 81. Jtegenftauf) an Stift Dbermünfter; 
nach feinem 2 lblebcn oerjicbten Sigeharb, feine. 
©attin ÜEuta unb il)re ffinbet auf alle Sin® 
fpriicfje an biefeS ©ut; 2 ) biefer SBerjidbt ge® 
fdjab untct einet nicht genannten flbtiffin 
unb beren Sogt Dtacbar, toelcb letzterer nur 
noch einmal in biefer ßigenfebaft (ebenfalls 
ohne nähere S 3 e 3 eicbnung bet Sbtiffin) roegen 
einer IfönigShube in ßiubniji auftritt. 3 ) 2)iefer 
SSogt Dtacfjar fann fein anberer als ber 
ßhietngauer ©raf fein, ber nach ©ottfricb 
(geft. 8 . 2. 1049/1055) um 1050 SJtarfgraf 
in ber Sfarantanermarf tourbe, bemnacb bürfte 
ßiubniji ßeibnife in Steiecmarf fein. 4 ) 

S)aS Stefrologium oonDbermünfter 5 ) enthält 
311 m 27. 33lät3 „ Adalbero comes de Pulen- 
hove“; 311 m gleichen Saturn aber enthält baS 
ßberSbergcr Dtefrologium „Adalbero comes 
filius Oudalrici“, baS Senebiftbeuerncr unb ßin® 
fiebelnet Stefrologium“) beit gleichen ©rafen 
Slbalpero b. lj- ben lebten ßberSberger ©rafcit 
Slbalbero, ber am 27. 3 J}är 3 1045 mit Xob 
abging. Sähet ift obiger SBetiirfjt in baS 3fat)r 
1045 nach bem 27. 2 Rär 3 3 U febeti. Suta ift 
Slbfüqung fiir Sfubita, unb beren ©atte Sigc® 
harb jener ©raf Si 30 , roelcber oor 9. Slpril 
1048 oerftarb; fie ift eine ßberSberger ßrb® 
toebter, morauS ficb baS Stätfcl oon felbft löft, 
roiefo ihr Sohn ßngclbert 9le<btSnad}folger 
ber lebten ßberSberger ©rafen in bem oon 
Xegernfee ftammenben SSefifc fein fonnte (fiehe 
©runbbucbSbeilage). SluS ihrer ßf)e niit ©raf 


Sigiharb entfproffen aitfjer ben oier Söhnen 
noch brei Töchter, für beren $ßfrünbenbe 3 ug 
©raf Sigihart an Qbermünfter fein ©ut in 
®ocbborf (Pfarre ßuf)e, SS. 81. 97abburg) über® 
lieb- 7 ) 

Surtb feine ßberSberger föeirat trat ©raf 
Sigiharb in Ziehungen 3 U ben SSifdjöfen oon 
greifing, oon benen man ja SSifdjof ßgilbert 
(1006—1039) bemfelben ©efdjlecbte für ocr« 
rnanbt erachtet; mir begegnen unferetn ©rafen 
Sigiharb foroohl als 23ogt ber 33ifrf)öfe 
ßgilbert 8 ) unb Dtitfer 9 ) oon greifing, eines 
StegenSburgerS, für bie 3«it oon 1039 —1047 10 ) 
als auch als SSogt beS JHofterS Sßeiljenftefan, 
beffen ©rünber SSifc^of ßgilbert mohl bm 
Slnftofj gab, für bie 3 eit oon 1040 (oor® 
lebte 2 . Srab. unter 9lbt Slrnolb, geft. 28. 2 . 
1041; als SSogt) unb 1041 (l. jrab. unter 
2lbt ©ietfrieb geft. 27. 4. 1047). u ) 9tad)bcm 
bie äufterfte 3 e ‘l 0 ren i c für bie ^reifinger 
SSogtei in bem SobeSjafjr beS 23ifd)ofeS ©ber® 
harb oon SlugSburg (geft. oor 26. 5.1047) liegt, 
fo fäüt ber lob unfereS ©rafen Sigiharb 
= 61330 nidjt mehr oor ben 9. 4. 1048, 
fonbern noch oor ben 26. 5. 1047. Saburd) 
geroinnt aber bie Sinnahme, bah biefer ©raf 
ber im 2fal)re 1045 ( 3 ulebt 15. 7.) urfunblid) 
oorfommenbe SJtarfgraf Sigifrieb ber 9leu® 
marf 1 *) gemefen ift, oiel an SSSahrfcbeinlicf)« 
feit, könnte man ficb auf ben ©intrag 311 m 
26. September in ben notae necrologicae beS 
SUofterS Uticbermünfter in 9tegenSburg ftiifecn, 
ber „Sigihard comes“ in einer £>anbfcbrift 
beS 11. 3ahrhunbertS enthält, fo liehe fidj ber 
26. September 1046 als STobeStag im Kampfe 
gegen bie Ungarn mahrfcbeinlicb 13 ) feftlegen; 
feineSfaHS erfebeint aber bie Sinnahme gerecht® 


M. G. Nec. III 91 ff. ©t. Sltubbcrt ©aljburg. 

*) Q. I 160/1 91r. 10. (Duellen unb drörterungen ufto. I. 33anb.) 

*) Q. I 165 SRr. 18. 

*) 3u Dergleichen ©teietirärfifcfier lltfunbenbud) 18b. I 174, too 1136 Scibnij in ber ©raffdjaft DtadfiarS, 
be8 Obigen 9tad)fommen, liegt. 

‘) M. G. Noc. III 347, 

») M.G.Nec. III 77, I 44, I 362. 

7 ) Q. I 168. 

®) M. B. IX 1156, roo Sifd)of dgilbert fein digentum in föafalpadf) (®erg.Sirt $afelbadj) an Jllofter 
SBeitjenftefan gibt. 

») Q. V. 1442, 1443, 1445, 1446, 1447, 1448, 1449, 1450 M. B. VIII 381 9tr. 33. 

*•) ©ietje iöemerfung Q. V. ©. 300 toegen ber 3eitgrenje. 

*') M. B. IX 362/363. 

“) gorfdjungen jur beutfdfjen ®efdf)id)te IV 1864 ©. 361, drgänjungSbanb V. SDl. 3- ö- ®- 5- ©• 371 ff. 
M. B. XXIXa ©. 80/81 unb XI 152. 

**) Annal. Altab., eine DueUenfchrift jur ®cfd)idjtc beS 11. Jaljrljunbert«, herausgegeben non ©iefe® 


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Original frorn 

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liebet ben ©rafen äBaUfjcr oon Cfjling. 


71 


fertigt, als ob er erft im 3at)re 1050 in Ser* 
teibigung ber Dteumar! gefallen märe; bem 
miberfpridjt bie für 9. Stprit 1048 feftgefteHte 
Satfadje feines SotfeinS. 

©ein ©ofjn Engelbert tritt mit iljm gleid)* 
jeitig uor 1047’) auf unb jtoar als Sogt 
beS SifdjofeS Bberfiarb oon 8tugSburg (geft. 
Stai 1047) für jene SlugSburget Sefifcungen, 
bie gmift^en ©trogn unb SilS lagen, mal)r* 
fcf)einticf> in ber früheren EberSberger ®raf* 
fcfjaft. ES ift ber gleiche ©raf Engelbert, ber 
an erfter ©teile jeugt, als er nobilis vir 
Sigihart — fein anberer als fein Sruber, 
ber 1050 als ©raf ©ijjo im ©au Satnprid) 
(Eljam) erfdjeint 2 ) (oergleidje übrigens bie 
föodjborfer ©utSfdjenfung feines SaterS) — 
30 Storgen in ©r. SM. Stöd)lf)am Spfarre §of* 
fircf)en (oergleid)e ©raf SßaltljerS Sruber 
Engelbert oon ipoffircf)en) gegen */* $ufe in 
grauenoilS 1047—1053 oertaufd|t. s ) 

SBUte rnadjte bereits 4 ) auf M. B. III 11 
Sir. 24 aufmerffatn, too Jzo serviens comitis 
Sigehardi 5 ) fratris Marchwart an Stlofter 
Saumburg fc^enft; toiUfürlid) mit ca. 1120 
beftimmt, oielleidjt, toeil ben beugen tf)re 
2 Bof)nfifee beigefügt erfdjeinen. Sie Sornamen 
fommen aber fpäter, unb inSbefonberS um 
1120 mit biefen Ortsnamen nid)t oor, tool)I 
aber lefotere roieberfjott mit anberen 3n()aber* 
namen. 

üßenn nun SBitte ebenba gegen Egger 
(9lribonen ©. 106) ben Sortourf ergebt, bafj 
er an obigen Stardjroart ben Starquart oon 
Starquartftein anfnüpft, fo tut et ifjrn jeben* 
falls Unredjt; man roitb biefen Starquart* 
fteiner fdjon nad) Sage feiner Sefifcungen 
fdjtoerlicf) irgenbmo anberS als eben bei 
gegenftänblidjer ©ippe unterbringen fönnen. 
Sie erfte erhaltene Sergabung an bie ffircf)e 
Saumburg an ber ?llj erfolgte burd) obigen 
Starquarts Eltern ©raf ©ijjjo unb 3ubit mit 


®ut ebenba (M. B. III 3); bie jroeite erhaltene 
Sergabung ift bie ber ©räfin 2lbelf)aib jum 
©eelenljeil iljreS oerftorbenen ©atten 2Jtar» 
quart mit ©ut in ©örpolbing fö. Saumburg 
M. B. III 4). 

Sie britte ift bie bet ©räfin 3rmingart 
jutn ©eelenljeil ifjreS ©atten ©rafen Engel* 
bertS mit ©ut in SabenSfjam nö. oon Sßaffet* 
bürg (fielje ©raf Söaltljer M. B. III4), unb bie 
gange Erjäfjlung oon ber ©rünbung beS 
StlofterS Saumburg (M. B. II 173) nimmt 
ifjren SiuSgang eben oom ©rafen Starquart 
oon Starquartftein. SBie ba nod) ein .gnjeifel 
an ber gugetjörigfeit Starquarts j)u biefer 
©ijjofippe hefteten fann, läfjt fic§ fd)toer oer* 
ftetjen; ber ©tammbaum toirb burdj biefe 
Sergabungen nur nod) belegt. 

Ein SllterSoergleid) füfjrt unS SXbeltjaib jur 
geh il)rer Serel)elicf)ung mit ©raf Starquart 
als junges Stählen oor, baS fid) als äßitroe 
nod) jmeimal oereljeIid)te: mit ©raf tlbalri<§ 
oon Sßaffau (geft. 1099) unb ©raf Serengar I. 
oon ©uljbad) (geft. 3. 12. 1125), unb am 
24. 2. 1110 ftarb. 

SllS ©raf Starquart fie heiratete, lebte et 
bereits mit einer ooHfreien äöittoe jufammen, 
bie felbft mieber ertoadjfene ©öljne befaf); et 
bürfte batnalS in ben 50ern geftanben fein; 
fe%t man 1090 als fein SobeSjaf)r an, fo 
fommt man mit feinem ©eburtsjaljr in bie 
30er 3aljre beS 11. 3al)rljunbertS, toaS auf 
obigen mit tninbeftenS 6 ©efdjroiftern gefegneten 
©ol)n ©ijjoS ganj gut jutreffen fann. 

9tid)garb, bie Stutter beS $allgrafen Engel* 
bert, roirb man als Sod)ter beS oorgenannten 
©rafen Engelbert unb Enfelin beS ©rafen 
©igeEjart anneljmen bürfen, mobei eine 3rm= 
gart if)te Stutter fein fönnte. 

Sie ©üteroergabung an EberSberg in SHett* 
l>am (®b. Slltenerbing 6 ) nimmt ©räfin SRicfj* 
gart felbftänbig oor, eS tjanbelte fid^ alfo 


bredjt, Berlin 1844 ©. 78; Herrn. Aug. M. G. S. 8 . V. 126 multis advenarum, qui pro eo (b. b- für jtünig Sßeter 
gegen SlnbrenS), pugnaverant, occisis. 

') Q. V. 1447. 

*) M. B. XXIX, 101 = Stumpf 3teitf)StanaIer 2383. 

») Q. V. 1462. 

4 ) ©rgänjunggbanb V M. J. Oe. G. F. @. 376 Slnmerfung unten. 

6 ) SBieHeicbt ift ber quidatn comes Sieghartus in M. B. III 19 9tr. 6, ber an Jtloftcr ©autnburp 5 ll fd) 
im ©aljburgifcbtn gibt, aud) bieberjuäiebcn. M. B. VI 29 1046/8 roo ber §örige be8 ©rafen Sigitjart«, bes 
Stbroarjen, Stauten« §arttoi<b feine 2 SDtägbe an Ülofter Segcrnfee ocrain4pf[icf)tet — 3- Uotatman, ©igifjart, 
©ernljart (®ebrüber oon S53aafird)en), SKeginbatm, Sugilbio, äBiHibalm, Otbaltn — gebürt aud) b'*ber. 

”) (iaitular oon SberSberg a. a. D. 15 Sb. 3 8lbt. ©. 162 3tr. 8. 

10 * 


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72 


Dr. (Sotnilto Otter, UeBet ben (Stofen SSalttjer oon Ealing. 


um il)r ©igengut; ebenfo ftefjt ftc ber ©üter* 
auSftattung non SHofter Sittel am Snn gegen* 
über. 1 ) S)iefe ©üter liegen meift in ber Stäfje 
oon Sittel. 8 ) 2)er £eljenf)of ber SBafferlmrger 
©rafen nafjm oon ben gleichen Orten feinen 
SluSgang. ©räfin SRid^gart jaulte barnadt) 
unter bie ©rbtöctjter be§ ßanbeS. Überhaupt 
fällt e§ auf, toie oft mir gerabe im Süboften 
2 )eutfd)lanb§ auf ©rbtödjter gleidjen 9tamen3 
flogen; e§ mufj alfo eine reit^e Stammutter 
oorfjanben getoefen fein, toeldje il)r Slnbenfen 
auf biefe Sßeife immer road) erhielt. SSIeiben 
mir bei ber ©egenb um Sßafferburg, fo richtet 
fitf» untoiUfürlid) ber 33lic! auf 9tif)ni, bie 
©attin be§ ©rjbifdjofeä SlbalbertS unb an* 
genommene Sdjroefter ÜJlarfgrafen ßuitpoltS 
oon SSapern, roeldje überall bort SSegüterung 
aufroeift, roo mir festere 9tid)garb finben; e§ 
fdjeint un§ in SRiEjni oielleicfjt nur eine Stofe* 
form für Stidigarb entgegenjutreten. Stad) 
unferer Slbteitung unb nad) Sage be§ SBefifeeS 
gebt ber ©rbgang über bie ©berSberger auf 
unfete Slidjgarb; aud) bie SOtutter ber ®ber§* 
berget ©rbtod)ter Sfcuta trug ben Stamen Stidj* 
garb. Sie, bie Scfjroefter SJtarquartS, be§ 
©ppenfteinerS, läfet ihre SSorfabren mit 33e* 
ftimmtbeit nid)t erfennen. SBo oergabt nun 
unfere Stidjgarb ©igengut? in Stlettenljam, 
ebenbort 100 um 924 £>tad)ar, s ) ber Sdjroieger* 
fobn ©rabifdjof SlbalbertS unb ber Slibni unb 
SSater jmeier Stiljni 4 ) SSefiß an Salzburg 
gibt. jQier bürfte bie Slnfnüpfung an bie 
©ppenfteiner ju fiteren fein. 

Stur au8 biefer ©berSberger SSetroanbtfdjaft 
läfjt fiel) oielleicbt erflären, roarum ber S?aü* 
graf Engelbert als ein avunculus-entfernter 
Dfjeim ber ©ebtoig, ©attin ©raf SlbalbertSl. oon 
SSogen begegnet roirb*) (fiebe Stammbaum). 

‘) Sttbb. batjr. Hf. 3. ftlaffe 14. 83b. 2. «tbljlg. 

*) M. B. I 266/7. 

>) Salab. Utf. 83. I 9lr. 78 @. 139. 

4 ) ©alab. Urf. 83. I 9lt. 79, ©. 140/1, 

5 ) Herbert, Historia Nigrae Silvae I 404. 

6 ) Chronicon Ebersbergonse M. G. S. S. XX 


®raf Ubalrtd) oon (Sbergberg, geft. 11. 3. 1029. 
9ticf)garb, ©cf)ioefier SKarquartg oon (Sppenftein, 
geft. 23. 4. 

®raf aibalbcro III., SöiQi&irg, £uta,3tid)gari> 

geft. 27. 3. 1045 geft. 25. 11. (1065) 
föicfilint, SBeaelin, 

6d)n>efterS8etf8IV., ® ta f j n gftti«,, ®taf 

geft. 12. 6. 1045 geft. 12. 5. 1045 Sigfjart 

fflaalca = ©aaigo —__ 

= ©abamut ®raf 

®raf $oppo oon Engelbert 

Söeimar, 

1012 ©r af in 3ftrien 

Ubalrid), 9tid)garb, 

geft. 6. 3. 1070, ®raf 

1037 3Jtarfgraf in ®ebljarb 

3ftrien, 1058 WaxU 

graf in Ärain, »„„.«Li 

1062 ©ofie, £od)ter ftönig ©elag oon ^ ' 

__ ©aUgraf. 

SöiUibirg, 3ticf)garb, spoppo, 

Äonrab ®raf SJtarfgraf in Sftrien 
oon ©tfeljarb 1095, 

©djegern, oon 9itd)garb 

®raf oon ©djegern £ocf)ter beg ®rafen 
2>ad)au Engelbert oon 

(©djegern) ©ponljeim 

©ebroig, 
geftorben 1162, 

®raf öbatbert I. 
oon ©ogen 

Ser ganse ßbergberger Slbftammungg* 
nadjtoeig betoeift toieber einmal, mie oorfidjtig 
man an bie 2lu£legung djronifaler 9?acf)rid)ten 
^erantreten mu^; nullam ex filiis prolem 
videns praeter unam uirginem Hadamodem 
vocabulo neptem suam de filia Willibirga, 6 ) 
^ei^t e§ oon Ubalricf) oon ©bergberg, bem 
Urgrofeoater unferer 9tid)garb; ^ier rooDen 
filii mortmörttid) gebeutet fein. 

©. 90 atr. 68. 


13. 


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(Dctsaamen unif Jkfieifefung ifcs Jkiditesgftifenec üaiufes. 

Son Dr. Julius SRiebel (ßRemmingen). 


Sin meßnoödjiget Slufentßalt in bem fdjönen 
SercßteSgabener 2anb ßatte mid) fdßon cor 
einigen 3af>rcn angeregt, bie bort ßeimiftßen 
DrtSnamen im allgemeinen ju überfcßauen 
unb mir eine SReinung ju bilben über bie 
SefiebetungSoorgänge in jenem fo eigenartigen 
Srbenroinfel, roie fie ficß aus ben Flamen er* 
geben. 9tIS nun oor furgcm S. o. £ftiealer§ 
8 lbßanblung über „Sie Orts*, Sßaffer* unb 
Sergnamen beS SercßtcSgabener ßanbeS" er* 
fd^ien, *) bie eine 2lnficßt oerficßt, meldje ber 
meinigen oöllig entgegengefeßt ift, gab mir ba§ 
ben Slnftoß, meine Slnfcßauung nod) genauer 
ju überprüfen. SaS SrgebttiS möchte id) im 
folgenben barlegen, roobei eS mir felbftoer* 
ftänblicß burdjauS ferne liegt, bem oon mir 
fo ßocßgefcßäßten ®efd)id)t§forfd)er irgenbmie 
naßetreten a u rootlen; müffen ißm ja bocß 
rein fprac^lidje Singe, auf bie eS ßier in 
erfter ßinie anfommt, begreiflidjerroeife minber 
geläufig fein. 

SRieater gibt oßne meitereS §u, baß im 
ganjen eigentlichen SerdßteSgabener ßanb b. ß. 
füblicß ber ßinie, bie oom SBeißbacß jum 2llm* 
bacß aießenb jefet bie baijerifcße ©renge bitbet, 
nocß {einerlei Ueberrefte aus oorgermanifcßer 
Seit nacßgetoiefen roerben lonnten unb baß 
baßer o. 5fodß=6ternfelb unb neueftenS nod) 
bie Runftbenfmale beS StönigreicßS Sägern 
amteßmen, eine Sinroanberung bortßin fei erft 
mit bem Sinrücfen ber Sajutoaren erfolgt. 
SRur Steub ßat 1860 auS ber Sörperbefdjaffen* 
ßeit ber Serooßner in Serbinbung mit einigen 
für romanifd) angefeßenen Ortsnamen auf 
eine romanifcße Seimifcßung fdjließen ju füllen 
geglaubt. SR. pflicßtet ißm bei unb fudßt feine 


ülnfdjauung auf ®runb ber Ortsnamen ein* 
geßenb gu begrünben. 

2Benn er babei aunädjft oorauSfdßicft, auf 
ben SRanget an oorbeutfcßen gunben fei fein 
©emicßt ju legen, ba biefe eine Sadje beS 
QufaHS feien unb bie meiften beim Umpflügen 
beS SobenS gemacht roerben, ein folcßeS aber 
bort auf einen gan-j fleinen SRaurn befdjränft 
fei, fo ift bem aunädjft entgegenaußalten, baß 
bort unb gerabe an ben Stätten, bie moßl 
unbeftrittenermaßen für eine ÜRieberlaffung ber 
Soweit auSfctjlie^lidE) in SBetradßt fommen, bis 
ßeute burcß Straffen*, Saßn* unb oor aßem 
föäuferbauten ber augänglicße Soben meßr unb 
tiefer aufgegraben mürbe als oielleidßt auf 
grofjen ©ebieten beS roeiteften alpinen Sor* 
lanbcS. Saß troßbem niemals aucß nur 
ber geringfte ffulturüberreft ber f 5 r Uf) 3 cit jum 
Sorfcßein fam, muß m. 6. oon oorneßerein 
bebenfließ madjen. 

Sraußen, fojufagen oor ben Soren beS 
ßanbeS, iftS anberS. SaS lehren fcßon bie 
großartigen ©räberfunbe oon SReicßenßaß auS 
ber Sronje* unb SRömerjeit, baS aeigen bie 
reidjcn Ueberrefte beS Salaburger UmlanbeS, 
fotoie bie urfunblicßen Ueberlieferungen nebft 
einer großen $aßl oon Ortsnamen. SaS alte 
Iuvavum mar ein bebeutenber Jfulturmittel* 
punft. Sßoßl finb nacß bem Slbaug ber SRömer 
nodj romanifcße SolfSteile aurütfgeblieben; 
fie fonnten baßer aucß ben bajuroarifcßen SReu* 
fiebtern bie SRarnen ber roicßtigften Orte oer* 
mittetn, benen man, felbft roenn man feine 
ältere SRamenform müßte, ben fremben Ur* 
fprung offne meitereS anmerfen müßte; als 
ba finb ÜRorag, ©atnp, ©röbig, Slnif, Slbnet, 


') 3o ber geftgabe für ®. SDteijer oon ftnonau ©. 93—163. 3ürid) 1913. 


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74 


Dr. 3ultu8 Giebel. 


SBigaun, 5D7ar3oH, 9tif u. a. ®ic alte ©aupt* 
ftabt rourbe jerftört unb fcf)lief, roie fcheint, 
lange $eit einen SornröSchenfchlaf, bis fie 
burrf) [Rupert ©nbe be£ 7. Safjrlj. barauS er* 
roeeft nmrbe. Snjroifdjen roar fogar ber aCte 
[Rame ber Stabt au£ bem 33olfSmunb ge* 
fchrounben, gleich bem be£ gluffeS, baran fie 
lag; rote biefer nad) ben roeitbefannten Salj* 
lagern an ihm jut Saljad) umgetauft roorben 
roar, fo benannte [Rupert castrum unb oppi- 
dum baran Saljburg (monasterium in 
Castro superiore . . Hrodbertus episcopus 
editicavit . . et Salzburc appellavit Saljb. 
Urfbb. I, 13). S)afe bie [Romanenrefte ihre 
greifeeit oerloren Ratten, beroeift, bafe fie im 
lndiculus Arnonis unb in ben Breves No- 
titiae alle als tributales erfdjeinen. Slttein roenn 
fie auch ebenba als per diversa loca rooijnenb 
bezeichnet finb, grofe roar ihre 3al)l roof)t 
auch in ben Orten mit oorbeutfefeen [Rainen 
nicht; bettn ein anberer Itmftanb ft^eint barauf 
hinjuroeifen, bafe itjnen geroiffe SSejirfe ange* 
roiefen roaren, in benen fie fjaufenroeife 
if>re Sßohnfifee anlegen fonnten. So führt bie 
genannte Ouetle in Campus (= ©amp) 30 Ro¬ 
mani tributales cum mansis an. luxta 
fluenta Drunafinb e£ beren 80: baSift $raun* 
toalchen, oon bem fid) roof)l erft fpäter 9lu£* 
bauten nad) ßifel*, Ober*, Stofe. unb [Roit* 
toalchen unb an ben 3öald)enberg abtöften. 
©ine anbere ©ruppe fafe am SBaHerfee; biefer 
baute fftupert eine Stirdje unb feitbem fjeifft 
ber Ort Seefirdjen. Oer grüfete $aufe roar 
oermuttid) in Walahowis oereinigt. So nattn* 
ten nämlich bie IBajuroaren ba£ Oorf b. i. 
ben wis (= wihs = vicus) ber Söaldjen, 
ba£ aud) in tateinifdjer gorm als vicus Ro- 
maniscus erfdjeint unb beffen 3Beiterentioide* 
lung ju Walahwis-Walawis—Walwis—3Bal£ 
roir roie feiten fonft oerfolgen fönnen. 3n 
[B3alS mahnte rootjl bie 2Rehrjaf)t ber 116 
Romani tributarii, bie (nad) Saljb. Ufb. S. 14 
unb 23) au£ ber ©egenb oon SDtarjg bem 
Salzburger Stlofter oon §erjog Ot)eobo ge* 
fdjentt tourben. 

So oiele ber Orte mit romanifdjen [Ramen 
unb ÜBeroofjnern batnalS aud) braufeen oor* 
fommen, innerhalb ber ©renjen erfefeeint — 
roenn roir oon bett SUpennamen Gauzo unb 
Ladusa einftroeilen abfefeen — gar nichts ber* 
gleichen. 3>a roeber in ben ermähnten 33er* 


geid^niffen ber [Bergabungen au£ feerjoglid) 
baperifdfeetn ©ut (o. 3. 788) noch in ben 
fpäteren Codices unb SErabitionSbüchern, roie 
fie im 1. Sb. beS Saljb. Urfb. abgebrudt 
finb, fomrnt aud) nur ein Dertlein oor auS 
bem erften Safertaufenb, baS im 33etglanb 
33erd)te£gaben£ gefudjt roerben miifete. 

Unb roenn ein romanifefeer 9tame etroa 
an einem roeitfein fidjtbaren fßunft feaftete, 
roa£ roär’S? könnte er nidgt braufeen im 
glad)Ianb entftanben fein, roo ein pfjantafie* 
reicher Stopf bem 33erg oielleid)t ob ber ©igen* 
art feinet gorm glaubte irgenb eine fagen* 
hafte Sigcnfdfeaft ober [Benennung beilegen ju 
füllen? Stilein roir feaben auS bem erften 
nad)cferiftlid)en Safertaufenb oerfeferoinbenb roe* 
nig Ijodjalpine 33ergnamen überhaupt. „[Rir* 
genbS finben fid) [Rachridjten oon ben feigeren 
Sergjiige'n, bie fid) über bie ßinie be£ einigen 
Sdjneeg ergeben, felbft bie StulminationS* 
punfte breiter ©ebirgStnaffen, ÜRontblanc, Ort* 
ler, ©todner, ginfteraarl)orn, 3 u 9 fP<fe e finb 
ben 9lutoren jenes 3eitalter£ unbefannt," fagt 
mit ooUem [Recht [Ramfauer in ber 3tfehr- b. 
O. unb Ö. 9llp.*93. 1902 S. 79. 3a, S<^(öffer, 
[ßäffe, 9llpen, bie featten fi^on für bie ÜDlenfcfeen 
oon bamalS SBert, ein fafeler 3 e ^f°Pf ober 
3 aden roar ifenen gleidjgültig; benn e£ gab 
ja bort nid)t£ für fie ju feolen. 9llte harten 
beroeifen ba£ gleidje: bie fßafeübergänge finb 
meift geroiffenfeaft eingetragen, [Bergnamen 
fefelen faft ganj (man ogl. j. 8. bie 9ta<^bil* 
bungen in ber Qtfcfer. b. O. u. Oe. 9133. 1901 
S. 21 ff.). Setbft Starten be£ 16. 3nferfeun* 
bertS roeifen 5Bergnamcn nod) red)t fpärlid) 
auf unb bie jeid)nerifd)e ©arfteltung ift fo, 
bafe man erfennt, roie fdjematifd) atle§ ift unb 
roie gleichgültig bem 3cid)ner ©injelfeeiten finb. 

©rft bie nad) ben Streitigen, in ber 
bie [BeoölferungSmetjrung eine roeitere 9lu§* 
befetiung be£ nutjbaren 33oben einerfeitS unb 
bie [Bestreitung be£ 3 ® 9 bfport§ anbrerfeitS ein 
tieferes ©inbringen in juoor nidjt ober faft 
niefet betretene ©ebiete aud) beS ©ocfjgebirgS 
brachte, beroirfte fykt eine 33eränberung: man 
bejog höher gelegene SBeibepläfee, fudjte alpine 
3 agbgri'tnbe auf unb getoann fo auch 3ntereffe 
für ©ebiete, benen man früher feine ÜBeach* 
tung gefdjenft. Unb fo ift eS bis heute, ©öch* 
ftenS bei föirten unb 3ögent barf man einige 
StenntniS ber höheren IBergroelt fuchen, baS 


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Ortsnamen unb Befiebelung be8 BerdfjteSgabener ßanbcS. 


75 


übrige SSolf weif) unb fennt nichts baoon — 
trofc SltpiniSmuS. SllS 1484 ein ©rengftreit 
im ßedjtal entfliehen werben foH, berietet 
ber Sßfleger non Shrenberg, ber mit SRachfor* 
fdjungen beauftragt mürbe 1 ): „SHMerool id) t)if 
nachgefragt ^ab, ffjan id) ber perg namen ber* 
mafen nit erfaren".*) Unb ber in foldjen 
fragen gewifj erfahrene alpine SBahnbrecher 
$erm. o. SBartf) fagt noch 1874 gerabe im 
$inblid aufbaS SBerdjteSgabener ßanb: 3 ) „grage 
baS einheimifdje SSolf 1 SEBaS bu oon itjm er* 
fäjjrft, i ft nichts, nicht SRamen nod) ÜBeg 
weif) man bir gu nennen." Sigene Erfahrung 
hat mir baS allenthalben beftätigt. 

Sllfo im ©ebirg bürfen mir je früher befto 
weniger Flamen als oorhanben oorauSfefcen. 
Oarum hoben felbft bie SBerge, bie betn Saig* 
bitrger täglich oor Slugen ftanben, rein beutfcfje 
SRamen. OaS gibt SR. in ber $auptfad)e felbft 
gu; freilich meint er, fie feien in uorbeutfdjer 
$eit auch fd)on benannt gewefen, aber bie 
atten SRamen feien oerflungen. StBenn baS ber 
gaU wäre, bann müfete hoch fid)er ber eine 
ober anbere gleichwie bei ben SlSobnortSnatnen 
infolge beS gurüdbleibenS giemlich äahtreictjcr 
SJBaldjen ficf) in bie beutfdje geit h ec ltberge* 
rettet haben. Sßrüfen wir barutn gunädjft bie 
SRamen ber heroorragenben ©ipfel. 

Oaf) SBahmann beutfd) ift, ift unbe* 
ftritten; ob er nach einet Sßerfon benannt ober 
ob er, maS mir faft mehr gufagt, als SBerg* 
perfönlichfeit „ber fchurfe SIRann" — baljer 
auch bie grau unb bie Stinber — gefaxt ift, 
erfcheint gleichgültig; benn bie ©ingelbeftanb* 
teile (ogl. SÜBagenftein u. a.) finb beibemal bie 
gleichen. Oett föodjfalter erflärt SR- beutfd), 
begleichen ben llnterSberg, ben ich f<h on 
oor fahren als „SIRittagSberg" gebeutet, als 
ich geitbeftimmenbe SBergnamen gu fammeln 
begann; hoch ift er eher oon 2Bal§ ober ÜRag* 
glan auS benannt, benn nur oon ba auS liegt 
er ftreng im „äRittag". SBleibt noch ber fcf)on 
oielbefprochene ©öll. SR. meint, feine alten 
gormen machten ihn nicht oerftänblicher. 3Rit 
Stecht oerwirft er bie bisherigen SrflärungS* 
oerfuche, ben colle alto, baS „®l)öt)l" unb ben 
SjSringingerfchen „®aul", bei benen allen bie 


ßautgefefce mißachtet finb. Slber auch toaS SR. 
mir nachträglich mitteilt, fann nicht ftimmen. 
Sr fchreibt: „SEßie ßäcche oon larix, fotnmt 
Geliehen — fo bie gorm beS 12. 3h- — oon 
calix, unb gmar unmittelbar, nicht burd) baS 
ßehntoort Speich- Sie Snbfilbe en ift in roman. 
Ortsnamen ber ®egenb an Stelle beS in Oirol 
herrfchenben s getreten unb anlautenbeS c auch 
in ©erftreit (aus crista), ©ötfdjenfopf (aus 
coccino), ©ugl (auS cucullus) unb ©Jüngerer 
(aus col lunges) in g übergegangen. Oer 
©öU ift alfo romanifcheS ©egenftüd gu ben 
oielett Staufenbergen." 

Oaf) biefe betben Sinnahmen, bie ben oon 
ber SRegel abweichenben Sin* unb SluSlaut be* 
grünben füllen, nicht gutreffen, wirb fich auS 
bem fpäter gotgenben ergeben. Oer ©öU hat 
feinen SRamen oom Salgachtal aus ber Suchtet 
©egenb erhalten. SBon hier fällt er am meiften 
auf, hier beherrfcht er bie ßanbfchaft, hierhin 
redt er feine prallen, übet bem „SBilben greib* 
hof" aufragenben Steitmänbe, oon hier auS ift 
man ihm über bie Sltpweiben am oberen 
2 Beijjenba<h am erften unb leichteften nahe* 
gefommen; fein anberer SBerg ringsum tonnte 
bem mächtigen ben SRang ftreitig machen; 
weifen fie ja alle nur fjöchftenS 1600 m auf 
gegen feine 2500. Oie SRamenSentwidelung 
ergibt fich aus ben 3 atten gönnen Geliehen— 
Geling (bei Slpian um 1560) — Gölch (1628), 
woraus bann burd) Slbfall beS fcfjliehenben 
©aumenlautS (wie bei bevelli — S8efel)l u. a.) 
Göl — mit langem SBofal — würbe. SRun 
gibt eS ein ml)b. SigenfchaftSwort gaehelich, 
baS eine SÖSeiterbilbung oon gach, jäh ift. SDlan 
begeichnete alfo baS SBergreoier furgweg als 
„am gaelichen“ unb SlpianS Geling ift weiter 
nichts als ein SBerfitd) ber SEßiebergabe beS 
munbartlichen Gelichn. Sollte eingewenbet 
werben, bah bie SEBegtaffung oon „SBerg" un* 
gewöhnlich fei, fo fei nur g. SB. auf ben 
„Spifcing" = fpifeigen [SBerg] unb ben SDtiefing 
= moofigen oerwiefen, fowie auf bie beiben — 
faft buchftabengetreu fogar übereinftimmenben 
— ®leid)en bei SRömf)i(b (1182 Glichin, 867 
montes similes) unb bei ©ubenSberg i. 
(13. 3h- Glichen) unb bie 3 ©leiden bei 


’) ö- ©anbei, ®rtoerbung be8 oorartberg. ®erid)t8 £annberg (1886) I, 55 f. 

•) Unb babei banbelt e8 fiä) nid)t um Serge, bie weitab liegen oon menfd)li(l)en äßobnorten, fonbern 
um bie ba8 ßedjtat oon Sieutle aufwärts unmittelbar nörblid) etnrabmenben 1 
') 31 u8 ben Slötbl. Salfalpen @. XVI. 


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76 


Dr. guHuS afttebel. 


ÜRii^Iberg i. Xf). (850 Gilicha). 33ei berartig 
auffallenben $öfeen ergäbt ficfe „Serg" non 
felbft. 

Sinn roollen toir erft inS innere beS ßnnbeS 
cintreten unb ben Efearafter ber Samen auerft 
im allgemeinen iiberblicfen. „9Bal(feen"*Drte 
festen ganj — bie ®öfe 2Balcfe unb 2Balc£»= 
feütte füfert 9t. mit Sieefet auf ben fo häufigen 
®efcfelecfetSnamen aurüd. 9lber ber ©runb 
für baS geilen ift nacfe ifem, „bafe bie 23al* 
cfeen bort in folget 9)tenge roofenten, bafe man 
nic^t einzelne Orte unterfdjeibenb naefe ifenen 
benennen tonnte." 3nbeg abgefefeen baoon, bafe 
bamit als SorauSfefeung gegeben ift, roaS bod) 
erft etroa am ©efelufe als Folgerung fielen 
fönnte: bie Sägern, bie bod) ju irgenb einer 
Seit fiefe auefe barinnen niebergelaffen feaben, 
Ratten ficfeerlicfe ebenfogut mie braufeen roenig* 
ftenS bie eine ober anbere ©tuppe ber oor* 
gefunbetten toälfdjen ©iebler als SBalcfeen be* 
jeidjnet; benn biefen Stauten gaben ja immer 
bie Seutfcfeen. 3ng*Drte finb ebenfalls 
niefet oorfeanben. Sin SeroeiS, bafe bei ber 
erften ßanbnafeme bie Sägern noefe nic^t ein* 
gebrungen finb. SS fefelen aber aud) bie 
jüngeren DrtSnamengattungen ooHftänbig, bie 
auf ®eim, §ofen, Raufen, Sorf ufm., bie etroa 
im 7.—10. Safetfe. entftanben finb. $aS läfet 
boefe nur ben ©efelufe ju, bafe eben in ber $eit 
auefe feine 2Bofenorte brinnen roaren, bie fotefee 
Samen oerbienten. SBarurn? 

SaS ganje ©ebict aeigt eine faft einjig* 
artige Slbgefcfeloffenfeeit unb feat nur 4 3u* 
gänge. 2Bet bie fennt, bebarf teiner grofeen 
Sfeantafie, um fid) oorjuftcllen, roie fie etroa 
umS Safer 500 noefe mögen auSgefefeen feaben. 
Son ©übroeft aus bem ©aalacfetal feer ftellt 
fiefe bem, ber bem äßeifebadj aufroärtS folgen 
toiH, halb bie roilbe ©eifenbergftamm ent* 
gegen, oon Storbroeft bitbet bie oon unburefe* 
bringlidjer SBatbroitbniS eingerafemte ©eferoara* 
bacfefefeluefet mit bem ©taubfall gteiefe 31t 9ln* 
fang unb oon Storben bie Snge beim guefefen* 
ftein unb bei ^atltfeurn ein fefetoer ju über* 
roinbenbeS fjinberniS. Sor einem Serfucfe, 
auS ber ©aljburger ®egenb einaubringen, 
feferedt ber Sllmbadfetobel am §angenben ©tein 


aurüd: ben ©efereden bringt bis feeute noefe 
ber 9tame ®raefeentocfe aum SluSbrud. 

SlHein gerabe burefe lefeteren fefeeinen mir 
bie erften ©iebler oorgebrungen au fein. 9lm 
äufeerften SluStäufer beS ©ürrenbergrüdenS 
aroifdfeen ©alaacfe unb Sllmbaefe, ba roo biefer 
fiefe plöfelicfe ofttoärtS roenbet, fafeenim 11. Safer* 
feunbert au ©rafengaben l ) ©adgrafen, bie als 
Herren beS grofeen, in Urfunben furaroeg silva 
benannten UrroalbeS aroifefjen UnterSberg unb 
©teinernem ÜDteer erfefeeinen. ©ie finb eS fidfeer* 
liefe geroefen, bie — roofet au Sagbaroeden — 
an bem §ange beS ßodfteinS etroa für einen 
Sienftmann Perchther einen neuen „®aben" 
(ein einftödigeS IßauS) erbauten, baS oon jenen 
nad) bem Sorbilb ifereS eigenen SBofen* 
fifeeS Perthersgadem benamft rourbe unb um 
ben halb noefe einige roeitere befefeeibene Jütten 
entftanben fein mögen. 1106 ftiftete beS $alt* 
grafen Sngclbert ©emafelin Srmengarb eine 
SJtartinSfapelle baau unb oerfetjte einige Stöncfee 
feinein in bie vasta solitudo, roie eS in ber 
faft gteidfe3eitigen ©rünbungSgefcfeid)te ber flö* 
fterlicfjen Stieberlaffung feeifet, que paulo ante 
fuerat saltus ferarum et cubile draconum. 
Söarutn biefe Sfearafterifierung ber silva Per- 
thersgadem — natürlicfe abgefefeen oon ben 
pfeantaftifefeen Sracfeen — niefet autreffen foH, 
toeife iefe niefet. ©elbft toenn bie Sraöfetung, 
bafe bie Stöncfee roegen ber unroirtliefeen Ser* 
feältniffe ifere Jtlaufe halb toieber oerliefeen, 
fagenfeaft auSgefcfemüdt fein foHte, ber Stern 
ift fiefeer toafer. Srfaferett roit boefe tatfäefelicfe 
oon einem aroeiten Serfucfe mit regulierten 
Sfeorfeerren, roorauf ein bem äJtönefeSfeeiligen 
SetruS unb bem Stauffeeiligen SofeanneS ge* 
roeifetcS Jtircfelein erbaut rourbe. SiefeS be* 
gabte ber £>aHgraf Serengar mit ber ganaen 
silva. Qeigt fefeon bie STauffircije, bafe jefet 
bereits ein SeoölferungSauroacfeS ftattgefunben, 
fo beftätigt bieS roeiter noefe bie ©cfeenfungS* 
urfuttbe. Die bereits oon tieferem Einbringen 
aeugt unb bie früfeeften Senennungen beS 
ganjen SeairfS bietet.*) 

Seoor iefe aber biefe erörtere, möcfete iefe 
mir für baS bisfeer ©efagte noefe einen geroiefe* 
tigen Reifer feolen in einem anerfannten gor* 


*) £lefe8 ©rafengaben uerfdjtoinbet fpäter nnb ber Srtame erfeält fid) nur noefe ln ber ©abenau 
(1280 Kattenowe), jefjt in ©artenau oerroanbelt. 

') Mud) ber Scfeufebrief $einridj$ VI. (M. Boic. 29a S. 481) fpridjt noefe oon bem forestum (e§ mar 
ftfeon in Stultur genommen, barum niefet mefer silva!) quod circa cellam undique tenditur. 


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Ortsnamen unb 83efiebelung beS 83erd)te8gabener SanbeS. 


77 


fdjer: Sbuarb Stifter. Siefer unterfudjt in 
einem Sluffafe „$\\x ®efc^icf)te beS SßalbeS in 
ben Dftalpen" 1 ) bie 8 luSbel)nung ber 2öalb* 
gebiete in früherer $eit unb fommt 3 U bem 
Ergebnis, bafe bie rötntfd)e Befieblung fid) auf 
bie offenen Salbedfen befdjränft f)at unb Ber* 
ätoeigungen in Seitentäler fo gut mie unbe* 
rüfjrt geblieben finb. „3m Sa^burgifdjen ift 
nur bie ©egenb um Salzburg unb aufmärtS 
3 um Spafc ßueg befiebelt gemefen. 3 ut übrigen 
ift nirgenbS eine Spur meber in gunben nod) 
in Ortsnamen". „SBenn mir uns bem ®e* 
birge näfjern, fo empfängt uns fofort baS 
Sunfel beS UrtoalbeS. Bon bem ©ebiet um 
Bifd)ofSl)ofen fjeiftt eS um 700: Samals ge* 
fdjat) eS, bafj groei Stänner bie Sal^ad) auf* 
rnärtS in bie üßiifte (heremum) aogen, um ßu 
jagen. Ser ganje ßanbftrid) mu| ooHfotnmen 
menfdjenleer unb mit BJalb bebeeft gemefen 
fein. Saljer finb bie (Srgbifcfjöfe oon Salzburg 
bie einzigen Eigentümer aller burd) bie 9to* 
bung entftefyenben Drtfdjaften unb Ei^elgüter. 
9tid)tS ift fo cfjarafteriftifd) für bie ungeheure 
9luSbef)nung unb relatioe Sßertlofigfeit ber 
großen gorftgebiete als bie oberflächlichen unb 
uagen ©ren^beftiminungen in ben Sdjenfungen 
biefer Seit, meld)e fpäter 31 : fo oielen s $ro* 
3 effen Slntaf* gegeben Ijaben. 2 ) So 3 toifd)en 
BerdjteSgaben unb Sa^burg, meldjer Streit 
oorn 12. 3a^r^. bis 31 m Sluflöfung beS 9teid)S 
nicht 311 Enbe gefommen ift, ja als gan 3 fleine 
Unflarfjeit im Steinernen Steer Ijeute nod) 
fortlebt, mie [ich jebertnann burd) Bergleidjung 
ber öfterreidjifdjen mit ber bagerifdjen ©eneral* 
ftabSfarte über 3 eugen fann. Sie oielen gan 3 
untlaren, hier einen Bad) unb in 20 Steilen 
Entfernung einen Berggipfel angebenben ©ren 3 * 
beftimmungen merben überhaupt erft oerftänb* 
lid), menn man fid) beS ©ebraudjeS erinnert, 
bafc in ©ebirgSgegenben bie 8 tuSbef)nung beS 
©ebietS immer fomeit 31 t rechnen ift, als bie 
Kugel rollt unb baS SBaffer rinnt. 9tod) im 


3 af)re 1111 bilbet ber gan 3 e heutige ©au 
oon BerdjteSgaben einen 3 ufammen* 
Ijängenben SBalb." Unb meiter S. 208: 
„SaS eine ftel)t feft, bafj um baS 3af)r 1000 
ber größte Seil beS füböftlidjen BapernS . . . 
mit einer auSgebefjnten, faft 3 ufammenl)ängen* 
ben Bialbbede über 3 ogen mar." 

9tun 31 t ber ermähnten ©ren 3 befd)reibitng 
(oon 1134), bie id) befpredjen mill, fomeit id) 
oon 9t. abmeidje. 3 ) Sie Betätigung burd) 
Kaifer griebrid) I. oon 1156 4 ) unb bie burd) 
Heinrich VI. oon 1194 5 ) meifen nur fleine 
Unterfdjiebe auf. Sie 9 torbgren 3 e fjat fpäter 
eine Einengung erfahren; fie oerlief urfprüng* 
lid) in einer ßinie üBalS—Slnif 3 ur Sal 3 ad). 
Sann biefe aufmärtS ad superius Scrainpach 
b. f). 3 iun Oberlauf biefeS BadjeS, ber an 
ber $oinrmüf)le bie Sal 3 ad) erreicht. Seine 
jehtge 3onn Sdjran*, tna. Sd)roa n bad) er* 
laubt eine Verleitung oon Sd)ranb = Spalt 
niefjt, fonbern nur bie oon m£)b. schrege ber 
(®ren 3 *) Schrägen, $aun, toaS eben gerabe 
auf bie ®ren 3 matfe oermeift. Sie Vütje n. 
baoon heifet jefet nod) Sd)regbad)*Völ)e. Sie 
Duelle liegt oben an ber ©eifeftaüfjölje: baS 
ift mol)l gemeint mit usque Farmignekke. 
SaS ift eine Vuuptftütje für 9t.S 9tomanen* 
tum, obmol)l ber 9tame ebenfo gut oon Kud)l 
auS gegeben fein fann unb fomit für baS 
„3nnere" gar nidjtS bemiefe. „Sicher ein 
9lmeifened oon lat. formica; alfo mit Son 
auf ber 3 meiten Silbe 31 t fprecfjen," fagt 9t. 
Sem ftel)en gunädjft bie formen oon 1156 
unb 1194 Varmen- entgegen, fomie bie 9ln* 
gäbe ber Karte oon 1628 SBarenegf (unb 
Kod) o. SternfelbS gatjrencd). Sefet unbe* 
fannt. Stf)b. farm baS garnfraut (baoon 
Sammelname varmach nod) munbartlid) ge* 
braucht 6 ); am lärmigen eck ift oöHig regel* 
mäßige abjeft. Slbleitung mie 3 . B. an der 
albigen alp 7 ); farmignekke gibt fogar 3 iemlicf) 
genau bie 9luSfprad)e mieber, ^ufammen* 


’) 3m „8Iu8lanb* 83b. 45. (1882) <5. 186 ff. 

*) 3öie mit ber Kenntnis nad) unb nad) bie Süden ausgefüllt merben, get)t gut fjeruor aus meinem 
Suffafc über b. §od)ftift=9lug8b. 8Bilbbann in Dberfdjmaben unb bie Sc^enfungSurfunbe oon 1059 in 6d)röber8 
«rcö. f. <Befc$. b. ©ocf)ft. 8lugSb. 83b. IV. 1912. 85 ff. 

*) ©. Quellen u. 6 rört. 3 . 83atjer. (Sefcb- I, 240. 

4 ) Mon. Boic. 29 a, 822. 

8 ) Sbbt. @. 482. 

6 ) ©in garmad? bei 6 aalfclben; ferner garmau über ber Äaltbrunn= 8 Upe ö. 00 m <pod)lran 3 . 

7 ) = ©Ibigenalp. 

«. an. s u. 4 . 11 


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78 


Dr. 3ultu8 3Jlicbcl. 


fließen mit varrain > varmen ift gan 3 ncttiir- 
lief), ebenfo toie gahrened eine richtige nto= 
berne SBeiterbilbung ift. 

Sann: ascendit usque Swalwen. Siefeg 
„Schtoalben" ift nod) auf ber Sparte oon 
1628 unb auf ©eutterg Satte ^ei^t ber jefcige 
SBei^enbad) noch ©djtoalpach. Sllfo ift ber 
©der Sattel gemeint — oermutlid) urfprüng* 
lief) ©djtoalbened —, oon bem ber festere 
herunterfommt. Ser £of ©chtoalber liegt 
am SBeg hinauf. 

SBeitcr: usque Geliehen (©oll, f. oben) 
ad ortum rivi Cönispach (1156 Chuniges-, 
Cuninges-). Ser 9taine ift fidjerlich ootn 
Sönigefee ben Bach unb Berg l)inaufgeman^ 
bert. Saft f)ier ber Jtatne Cuno ^ugrunbe 
liegt unb einer ber ©rafen Shtno fo^ufagen 
ber Saufpate ift, ift nicht 3 U be 3 toeifeln. Ser 
erfte Seil flang umgelautet Künis unb ber 
Sönig Ijeifit „Sini"; fobalb bie natnengebenbe 
Sßerfon oergeffen mar, ergab fid) bie oolfg* 
ett)tnologifd)e Umbeutung oon felbft. Ser 
Sönigßbad) entfpringt am Sorrener 3od), 
bag nid)t genannt rcirb, alfo nod) feinen 
Flamen l)at! Sag ©ol)e Brett fel)lt ebenfalls. 
ÜBir bürfen aber ben ©auptfamm nicht oer* 
laffen, felbft mo ber SBortlaut 31 t toiber* 
fprechen fdjeint. Sarum f)ei^t eg 1156 gan 3 
richtig pertransiens per vertices montium 
usque Ouzinesperch (fonft Ouzins-) et 
Pocchesrukke. Dertlid)feiten, bie nad) $er* 
fonen benannt finb (hier Ouzini), oerlieren 
gern ihren Flamen; gemeint fann nur fein 
bag jefcige Seufclggemäuer, bag 3 um ©d)neib* 
ftein l)in 3 iel)t, unb bort liegt and) ber 33 odg* 
rüden: am 3tud, Siudfar unb Bodgfeljle 
bid)t unter bem Sdjtieibftein laffen barüber 
feinen ^roeifel. Vun per guttur ad lacum 
iuxta Phafinsperch. ßg folgt ber lange gleicf)- 
mäßige gelggrat big gum ©djlümm^iefl, ber 
offenbar nirgenbg einen tarnen Ijatte; bartttn 
hilft fich bie 23efd)reibung bamit, ba& fie 
fjinabfteigt 3 Utn guttur b. f). 3 ur ßnge, 311 m 
„©d)lunb" 3 ioifd)en ber Dftroanb unb betn 
^agftein (barüber ö. ©djlung*, and) ©djlumm*, 
b. i. ©d)lunbfd)artl, *toanb unb Riefet). Ser 
See l)ei^t ©djlungfee; aber ber Phafinsperch 
ift oerfdjtounbeti. „Seg Pfaffen Berg" müfete 
aber Phafinperch lauten, mettn eg nicf)t 31 t 


phafo eine Soppelform gab tote 3 U skaffo 
ein skaffin, mag bisher nirgenbg erroiefen ift. 
9)föglid)ertoeife ftedt ein Palfinsberg bahinter, 
mag id) auf ben Sahlergberg alg mäd)tigen 
©dpfeilcr be 3 ögc, ober ein Faginsberg, too* 
mit ber obige gagftein gemeint fein fönnte. 
Sie Saiferurfunben ^aben ben tarnen beibe 
nicht unb begnügen fid) mit einem aüge= 
meinen per medias valles et raontes, oer* 
legen alfo bie ©ren 3 e toieber auf bie ©i3t)e; 
barum laffen fie aud) bag „per longain val- 
lem“ ( 2 ang*, jefet fianbtal) aug unb führen 
nicht toie bie Beftimmung oon 1134 hinunter, 
fonbern ad verticem montis Viskunkel 
b. t). 3 U ber §ö^e über gifdjunfel. 

©ier finb mir roieber bei einer ©aupt* 
ftüfee oon 9U 9 Romanenl)i)potf)efe angelangt 
(„fiscuncula Berfleinerung toie portiuncula 
oon fiscus; fotnit toie fisculus = villula, 
alfo fleine §ütte". Sag SBort ift nicht 
ermeigbar, tooher bag gemininum, mirb nid)t 
gefagt). 1 ) 2 Bag unb 100 ift benn eigentlich 
ftifd)unfel? 9lm Dftenbe beg Dberfeeg liegt 
bie $if<hunfel4llphütte, bann fotnmt bie 
9ltp unb 3 ul)interft erft in bem gel§ 3 irfu 8 
unter ©eilftatt?, 9ioP unb 33rufttoanb heifet’S 
„$ifcf)unfel\ ©ine Betrachtung ber fdjalen^ 
äl)nlid)en, fumpfigen Vertiefung ergibt, bafc 
hier ber 9teft etneg oberften ©eelein§ ift. 
Unb barauf mu^ ber 9tame hinbeuten, ©ein 
3 tociter 33eftanbteil ift freilich ein ciufcerft f tU 
teneS 3Bort: kunkel ift nad) 9Jtelber£ Vofas 
bular ein Sümpel unb 3 toei anbere alte 9BorP 
fammlungen erflären eö al§ gurges unb 
lacus; alfo fisc-kunkel (toie fisc-ker ober -ger 
> fischer ber $ifd)ger bei ©chatj, Slltbair. 
©ramm. 84) ^ber gifchtümpeP, b. i. ein oer* 
fumpfettber 3Beiher, ber aber noch gifd)e birgt. 

Sßar fd)on ba§ öftlidje ©ebict gegen ben 
©öhenfamm, ber jefet bie 2 anbe^gren 3 e bilbet, 
fichtlich terra incognita, fo tnu^ e§ ba§ 
Steinerne 9Meer erft recht fein. Sie dltefte 
gaffung lä^t oon ba ab oöllig au§ unb 
bie Saiferurfunbett begnügen fich mit einem 
inde per media montium cacumina sicut 
aquae decurrunt ad ortum rivi Diezpach 
ad Sale. 9lnt Siegbach toar man toieber 
in 3 ugänglicf)cg ©ebiet gefommen, natürlich 
nicht an feiner Quelle, bie am ©rofcett £)unbg* 


l ) 2)ie fötealerfcfjen örflärungen toetben möglicfjft furj meift in klammern angeführt. 


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Ortsnamen unb SBefiebelung beS SBerchteSgabener ßanbe*. 


79 


tob ift, fonbern im Saalachtal unter Sal? 
felben an ber Btünbung. Sah unter fotanen 
Umftänben baS Steinerne 9Jiecr einen 9tamen 
foH aufmeifen fönnen, ber über baS 12. 3af)r? 
hunbert gurüdtgetjt, ift nicht mohl benfbar. 

„9tamen mie Sßlanitfd), garmigened, 
gifdjunfel, Sorrener 3od), Scf)ärfchen?9llm, 
Sallet?9llm, Sofal mirb aud) ber hörtnädigfte 
Slntiromanift uidjt als beutfrf) beanfprudjen" 
fagt 9t. S. 96. Unb auf biefe „oöHig gefidjer? 
ten* baut er bann bie Berechtigung, auch &ei 
anberen romanifchen Urfprung 31 t oermuten. 
SBenn alfo ben obigen bie Unterlage entzogen 
ift, fo muh baS übrige ©ebäube roanfen, ja 
fallen. Sarurn möchte ich 3 unäcf)ft jene unter? 
fuchen unb ben ganzen 9teft bann in Slbcfolge 
behanbeln. 

Sf}lanitfch ( 0 . planitia ©bene) ift aller? 
bingS romanifcher £>erfunft, allein abgefehen 
baoon, bah eS gleich oorne am Eingang in 
unfer ®ebiet liegt, ift eS 311 m toeithin (auch in 
Sirol unb in ber 9tattriS) oerbreiteten ©attungS? 
mort gemorben, baS allgemein ,$Dtähber" be? 
beutet. Sah eS auch ^ er f° gemeint ift, ^eigt 
ber Umftanb, bah mir eS bort unter bem 
Stienbergfopf gar nicht mit einer ©bene 311 
tun h^ben, fonbern mit ftarf geneigtem — jefct 
bemalbetem — £>ang. Db ber £>of Sßlanitfcher 
in ®ern erft 00 m ©efdjlechtSnamen ftammtober 
unmittelbar ooti einer glur, ift nicht gati 3 
ficher; nach ben 2 oon 9t. gegebenen Beur? 
futibungen ift letzteres toahrfcheinlidjer. 9to? 
tnanifche ßehnmÖrter roie Ralfen, Sobel, 
SDtutte (im Sechtal baS, maS im BerdjteSgab. 
9tiebel b. h- Bergfamm?9luSläufer) höben fid) 
natitrlid) erhölten unb finb amt) in bie Machbar? 
gebiete eingebrungen. 

Sorten er 3od) ift, mie oben ge 3 eigt, im 
13. 3ohrf)unbert noch gar nicht üblid) ge? 
mefen. Ser 9tamc ift hergenommen oom SBeiler 
Sorren unb ber liegt braunen im Sa^adj? 
tal. (Sr flingt freilich romanifd). Db aber 311 
torrent? 3d) finbe bis herein 31 t Bt. SeutterS 
«Karte beS Archiduc. Austr. Saren. Bienn 
man baS 3ocf) oon D. erreicht, ftel)t bireft 
oor einem ber Qännerfopf. könnte biefer 
feltfame Barne barum nicht eine Berftümmc? 
lung oon Sar?j[ener Stopf fein? 

Sd)ärfd)en?9lltn („lat circen, ital. cer- 


cine .KreiS"). Sie Sd)ärtenfpit 3 unb ?9lltn höben 
9t. nicht bebenflid) gemadjt gegen bie Slngabe 
oon 1628. Bon ber £>interfee?Stlaufe ftieg man 
s. hinan am 9totpalfen oorbei unb betrat oon 
ber Scharte 3 toifd)en biefem unb bem ©iSfopf 
bie 9llpe, bie jetjt 3aQ^bütte ift. Sie Kenntnis 
ber Blunbart erflärt bie „romanifche" $orm 
ohne meitereS: im roeiten UmfreiS Sat 3 burgS 
unb gerabe um BerdjteSgaben fagt ber Bauer 
nicht ©arten, SBirten, Starten, fonbern ©afchtn, 
äöiafdjtn (mit fd)mad)em t), Stafchtn, alfo 
Sdjärten > Schäasch l n. Unb biefe Sprecf)- 
roeife fud)t baS Sd)ärfd)en oon 1628 toieber? 
3 ugeben. 

Sali et? 91 Im (salectum Bäeibidjt). Sie 
Satmeibe ift mhb. salhe unb bah bie Sammel? 
©nbung icht gerne 3 U et, at (eigentl. at) 
mirb — ogl. Sidicht > Sidet, ©ichet u. a. — 
ift befannt. 9llfo auch ein SBeibicht (mit Son 
auf a, baher H), aber ein beutfdjeS. Serartige 
Sammelnamen (S.?9t.) finb um Berd)te£gaöen 
ziemlich oerbreitet, menn aud) nicht fo mie im 
9llemannifchen, unb merben uns nodj mehr 
befchäftigen. ©inftmeilen fei nur auf baS 
„®röbiger 6 id)et" unb auf baS nö. oon Bieh s 
häufen oermiefen. 

Sof al. Sie formen Tuval, Toffal, Toual 
Tubal, bie ade um 1200 auftaudjen bei 9ln^ 
legung beS BergmerfS, finb ut^meifelhaft nidjtS 
als alte Sdjreibungen beS unS geläufigen 
„Sobel* = Sdjludjt. SaS Bergroerf lag in 
einem ber 9tüden, bie ben 9torbauSläufer beS 
SürrenbergS bilben, alfo am Sobel. 1 ) Sicfer 
ift bie 91lmfd)lud}t; bah man fpäter oielfach 
ben Subal auf ben Berg übertrug, ift erflärlid). 
9lber bah Siefenmalb, -graben ufrn. bamit 
3 ufammenhängen, ift lautlich unmöglich. Ser 
9tame taucht 311 m letztenmal auf in ber 9luS? 
fchreibung einer £>ol 3 oerfteigerung als „Sofel? 
brunnen* (f. Biibmann a. a. D.). ©ine Toblmul 
am 3nn ermähnt 9lpian (Oberb. 9lrd). 1880 
S. 298), fonft fcheint baS Bßort im Often 
auSgcftorben 3 U fein. 

Sie Scharit)fehl fei nodj gleich h* er ön? 
gefchloffen, meil ihrem Barnen oon 9t. ber 
9llterSpreiS 3 uerfannt mirb. ©S ift ihm = 
Scarantia b. i. Scf)arnit 5 , alfo eine iQijrifche 
BJortbilbung mit ber Bebeutung „gelS? unb 
Sd)uttboben". Db freilich BBalbe, auf ben 9t. 


b 1250 wirb auä) eine Schwaige am 3:uoal ermähnt S. SBibmann, (Sefch- 0 . Salzburg I, 2«7. 

U* 


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BO 


Dr. 3ultu8 äftiebel. 


ftcß beruft, roeil biefer in Scarantia einen 
illgrifcßen — übrigens non ben 9tomanen 
übernommenen — Stamm oermutet, bamit 
einoerftanben märe, fdjeint feßr jmeifetßaft; 
benn ©cßariß unb Scßarniß 1 ) ift audj jeßt 
nießt gleicß, abgefeßen baoon, baß 9t. felbft 
angibt, eS ßeiße in ben Urbarien beS 15. 3ß- 
ftänbig Schadratzkel. Somit barf man biefe 
$orm nießt beifeite fd)ieben, am menigften mit 
©rünben, raie bie auf ©. 160. 2)aS d, ßeißt 
eS, fei nur eupßonifcße ©infeßiebung, mie fie 
ber bagerifeßen 9Jtunbart eigen fei, fo baß ßier 
bie moberne DtamenSform ber urfprünglidjen 
auSnaßmSmeife näßer fteße als bie beS 15. 3ß- 
3ft baS an fid) feßon auffaHenb, fo beruht bie 
Srßärtung ber ©igenßeit bureß Seifpiele auS 
2Balbe oöllig auf 9JtißoerftänbniS. SBenn in 
äBilraming, Söder, Solares, Sänal in ber 
9luSfpracße oor bem r ein d erfdjeint, fo ift 
baS ein tautpßgfiologifd) gan^ natürlid)er 
nießt bloß im Sairifcßen 3 U beobadjtenber — 
Vorgang. ©a$ d ift ein UebergangSlaut, ber 
oon bem 1 ober n ßinüberfüßrt 31 t bem r 
unb bureß ptößlid)e Deffnung beS bitrdj baS 
1 unb 11 an ben $äßnen gebilbeten Serfd)luffeS 
entftel)t: alfo Wil-d-raraing, Sol-d-r, Vol-d-rs, 
Kan-d-1 (ogt. feßtoäb. menn-b-r = menn il)r 
ober grieeß. av5p6$ für dvsp 6q). 3 n Scßarniß 
geßt aber bem r ein Sofal oorauS! 3 n SBirf? 
ließfeit bürfte bie Sacße, mie ber Qufammenßalt 
mit ber allein maßgebenben munbartlicßen 
9luSfpracße ergibt, gerabe umgefeßrt liegen: 
Ser «gaßnlaut ßat als urfpriinglid) oorßanben 
3 U gelten; er ift, meil uöüig ermcid)t, mit ber 
$eit bem mit gleidjcm Organ gebilbeten Qitter? 
laut gemießen, äßnlicß mie bei ber Suttern, 
©attern — bercßteSg. bu d ron, ga d rn. So 
fommen mir alfo auf eine 3 U 9litSgang beS 
ÜtittelalterS nod) übließe Silbung Schadrat 
ober Schadret, bie gan 3 baS SluSfeßen eines 
ber feßon fur 3 geftreiften unb fpäter (bei 
Siegeret) noeß näßer 3 U erörternben ©.=91. ßat. 
2 Ber ben gefcßloffenen 3 clS 3 irfitS an ber 
Scßarißfeßl betritt, ba* mirb oor allem unter 
bem (Sinbrud ber milb 3 erriffencn, feßartigen 
©öllmänbe fteßen (man benfe 3 . 23. an ben 
„9taucßfang"), bie im Sogen fid) 00 m Seßl? 


ftein bis 3 um Sürredfopf ßerum 3 ießen. Siefe 
©rfeßeinung ßat alfo bie Senennung am roaßr? 
fcßeinlicßften ßeroorgerufen. Unb mie man nun 
3 . 23. auf ber 9teiter 2tlm ein ©ebiet mit 
oielen glatten baS „flatteret" benamfte, fo ßier 
ein folcßeS mit oielen ©cßarten „Seßarteret" 
(oorauS 3 ufcßen mßb. scharteriht). SaS r mirb 
aber in folcßen fällen (befonberS oor t unb 
ßier erft reeßt noeß megen beS 3 toeiten r) im 
23airifcßen unßörbar: ©ä’tn 2 ) = ©erten (aßb. 
gardia), SBa’tl = Söärtel u. a. Sonacß ift 
bie (Sntmidetung folgenbe: Scharterihtskel, 
Schatrihts-, Scharatskel. 3<b geßt eigentlid) 
fogar nod) meiter, benn ber (Sinßeitnifcße fpraeß 
feßon oor 100 3 ußten unb fprießt ßeute noeß 
oielfacß mit neuerlicßer Tilgung beS r oor 
bem t: Schaatskej (f. Socß?Sternf. $ürft. 
Sercßt. 132). 

9tun prüfen mir bie übrige Utamengebung. 

Stlmbacß (naeß 9t. Alba ober Albina 
= äBeißbaöß). ®a ber 9tame biefeS ^ufluffeS 
ber ©al 3 ad) oßne roeitereS auf baS S)orf 
(9tieber?)9llm übertragen mürbe, gelten bie über? 
lieferten gormenfürbeibeS: Albina, Albin(788), 
Alba, Alben (12. u. 13. 3ß-)- Seßl« 

laut oon ach am Scßluß fieß feßr ßäufig oer? 
flüeßtigt (ogl. Salza, Sala), ßaben mir ßierin 
eine einfaeße Sllpenad) b. ß. eine oon ben Stlpen 
fommenbe 9lcß 3 U feßen. 2)er 9tame ift, mie ber 
ber meiften 3U*ff e / im Unterlauf entftanben 
fd)on 31 t einer fttit, ba man ben Oberlauf 
meiter noeß nießt fannte. Stlfo felbft menn er 
nießt beutfeß märe, mürbe er für ein 9tomanen* 
tum im SercßteSgabifd)en oßne SemeiSfraft fein. 
311S man etmaS meiter einbrang, rüdte ber 
9tame aufmärtS unb ßaftete an bem bie große 
Stamm bilbenben, mafferreießen Seitenbacß; 
nur oerein^elt marb er gegen SercßteSgaben 
ßin angemenbet. 3 ) Sie SönigSfeer 9lcße aber 
ßeißt 1409 „baS SBaffer ootn SönigSfee", bei 
9tpian ©eebaeß unb fogar noeß bei o. Socß? 
©ternfclb (®efcß. b. gürftt. Scrdßt. 1815) 
II. ©. 145 „baS ©emäffer beS SönigSfeeS", 
ein S^cßcu^ baß bafiir ein fefter glußname 
bis in bie 9 teu 3 eit nießt iiblicß mar. 

91 Ipgarten (?£al, ? 91 inne unb =Scßncib) 
bei 8lpian angeglid)en 3U Allgart 1110ns, im 


l ) 2)ie übrigen ©djarnifc benannten Orte Taffen fid) nidjt beurteilen oljne genaue Kenntnis ber ört? 
lidjen ®erf)ältniffe. 

a ) 9JHt d begeidine id) baö E)of)e (umgclautete) a, mie in id) tät = täte. 
s ) 9 Xpian menbet itjn auf bie S3ifd)ofgmiefer ^ld) an. 


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Ortsnamen unb ©eftebelung beS SBercfjteSgabener ßanbeS. 


81 


korben beS ßattengebirgS. Bei bem 3Bort 
9llpe möchte i<h n od) auf bie ben eingangs 
gefcfjitberten Berhältniffen miberfprechenbe Stn* 
nähme SR.’S. hinmeifen, ber eS (©. 94) für 
„unabraeiSbar" erftärt, # bah fd)on in ben 
gafjrhunberten ber römifdhen £>errf<haft, ja 
in geiten, in benen bie feltifdje Beoölferung 
biefeS ©ebieteS noch nicht romanifiert mar 
(etraa 4U0 o. bis 100 n. ©hr.), auf biefen Bergen 
eine auSgebehnte Sllmmirtfchaft betrieben mürbe, 
baS ßanb alfo ftarf beoölfert mar; benn manche 
Benennungen uon ©öl)en fonnten nur non 
benachbarten Stirnen auS erfolgen, bie fogar 
heute nicht mefjr im Betrieb finb (9 Bezeichnen 
bie Harten als oerfallen)." demgegenüber 
fteHe ich ben ©ah £. o. Barth§ (Störbl. Haltalp. 
@. 142): „Sin aunehmenbeS Sluflaffen oon 
Stirnen muh erfolgen infolge ber abnehmenben 
gruchtbarfeit burch baS oormärtSfchreitenbe 
Umfichgreifen ber Harrenbilbung im dachfteins 
talf" (beS Steinernen ÜDteereS, mo bie SDiehrs 
3 al)l biefer oerfattenen Stirnen ift). Heine 
einzige ftrfjere Xatfad^e finbet fid), bie 9t.’S 
Slnficht ftühen fönntc. — gumeilen erfdjeint 
bie „Stlpe" in uerfleiuerter gorm mie im Sllpl= 
horn, Stlpettopf unb stal ober — mit Schreibung 
beS oofalifdjen l — Siblboben, =ed, =£)ööe. 

St m eiS n öden topf. Stn feinen unteren 
planten finbmirftich auSnehmenboieleSItneifens 
häufen. die Hopfe finb „nodenförmig ge^ 
fchmungen" (99i. geller, 40. gahr.^Ber. b. ©ett. 
draunftein 1909 ©. 20.). 

Sin ttjaup teilst Im fchon 1286 Ant- 
haupt 1 ) (jefet fälfehlich ßanbhaupt) b. i. Hopf 
eines gelbftüdS. Sin primitioer Slnbau ift in 
1200 m ©ölje mohl bentbar. den einft häu¬ 
figen ©ebrauch beS 333orteS f. ©chmeia. gb. II, 
1498. 

Stnaenbach („tonnte rom. Anza fein"), 
©o t)ci^t ber ©ernbad) im Unterlauf; baau 
Slnaengraben; bie Brüde unb ©affe ift infolge 
ber üolfStiunlichen SluSfpradje (Anzu) jefct 3 ur 
Stnaerbrüde unb ?®affe gemacht rnorben. 2 ) 
SBenn romanifd) (ftatt SißSt.), fo mühte er 
oergeblich einen gmiHingSbruber im ßanbe 
fuchen. 9Bo eS fonft nur gana flar oerftänb* 
liehe Bachnamen gibt mie Stlfinger*, SiS?, 


©amSs, ©rabem, ©erm, ©ratfehem (^Staube), 
©rün*, HeffeU, HlauS*, 3Jtühl*, SBaffcrfalU, 
äöeiherbach — einaelne anbere fpäter — ba 
ift oon oorneherein raenig 3ßahrf<heinlid)feit 
für baS Borfommen oon romanifchen. 

Streben („Sage oon ber 3lrd)e Utoalj'). 
SBäre oielleicht nicht gana abjulehnen, menn 
eS nur einmal oorfätne. ©o aber gibt eS 
ein Streben, ©amSardjen unb Strchentöpfe am 
©ölt fomie Streben, Strchenfopf unb *manb 
am HönigSfee. Sin teuerem ift toohl eine fo 
genannte SBaffermehr aum ©olatriften gemeint 
(Schmetter, B. 393b. II, 4Ö8), bei erfteren 
mödjte ich lieber an bie im baper. ©ochlanb 
Streben genannte Slttichpftanae benfen. 

Strtenrcit („mie Artobriga oon fett, artos 
= Bär"). die Stäbe eines ©ofeS Bärn (ich 
fitibe nur 2*/* km n. baS Bärenlehen) fönnte 
eine foldje Stbleitung hoch h öc ^ft eng bann 
oielleicht ftüfeen, menn bie Bapern noch teltifch 
oerftanben hätten. SS ift eine Stobung bei ben 
arten b. i. ben (burch bie Stobung angelegten) 
geigen unb mahrfcheinlich gleichaeitig entftanben 
mit bem angrenaenben ©ofreit. 

Barm ft ein ift trofc ber ameimaligen 
Beurfunbung als Pabenstain nicht oerberbt. 
daS mf)b. Slb). bar fal)l bilbet ©enit. barwes, 
alfo am barwen stein ergibt in munbartlicher 
StuSfprache — unb bie hat ber ©d)reiber ge* 
hört — a. baewen st. (ogl. roartn = bair. 
waem u. o. a.) unb bann baemstao. 

Branb ftedt aud) im Bränblberg n. ber 
gitler ©trahe. 

Brett ift nid)tS meiter als baS fonft ge* 
läufige 933ort unb meift auf ©lätte unb SßraHs 
heit, maS ja bei bem £>of)eu Brett befonberS 
gut autrifft, unb ootn Brett ft ein h^fet 
im Jraunft. ghber. ©. 18 „mit einem ©ipfel, 
ber fo eben ift, mie ein Brett. 8 ) 

Bruft in Bruftmanb unb sfenbel, tooau 
nod) Bruftberg (n. beS ®r. SßatfenhornS), ge* 
hört nicht au brüsch, fonbern meil bie §öhe 
über ber burd) ben ßangtalgraben aerriffenen 
Sßanb „auf ber Bruft" I)eif3t, au mf)ö. die 
brust ber (Srbs)Brud). 

Sl)tiftlieger. daS liger fann ßager oon 
dicren mie auch eine BegräbniSftätte bebeuten; 


*) ftoctjsSiernfelb, ©alflb. u. 33erd)t. II, 81. 

*) 33er)cf)iebene munbartlidjc gormen oerbanfe id) bem §crrn 2el)ter ©cfjramm in Jöcrcbteßgaben 
unb möchte i^m aud) tjier nod) ben beften Danf aue|prcd)en. 

8 y ©rettmanb f. u. bei Untcr8bergs9tierental. 


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82 


Dr. 3uliu8 Sftiebel. 


(S^rift märe bann bcr 3»n^aber. 2)afe nidjtg 
anbereg alg einc Slrt ßiegerftatt gemeint ift f 
gef)t aug ber bod) fd)on über 200 3^re alten 
Karte oon ßotter fjeroor, mo eg „ßager" (jeifct. 

2) ofeen („mit. dossum = dorsum"). 333ol)[ 
5ß9t. (©. ©teub, 2). oberbtfcf). gam.sSl. ©. 118). 
Ueber folcfje Flamen ohne jegliche urfunblidhe 
ober munbartliche Slnhattgpunfte, ol)tie Kennte 
nig, ob eg etma „beim 2)." ober „bei ber 2).* 
Ijeifct, 3 u urteilen, ift eine gefährliche ©ache; 
baoon läftt man beffer bie ©anb. 

(Sidjelau fdjeint jefet auggeftorben, finbct 
fid) aber in ber eben ermähnten mie in ber 
©eutterfchen Karte beg archiduc. Austr. alg 
Aichlaw im ©ebiet beg @ittergbad)g. 

(Snbgtal („nach bem präljiftor. SSaffers 
namen Snng?*) ift bod) nidjtg alg bag Xal 
am (Snbe, an ber ©renac. 

(Sn gab ein, „ber merfmürbigfte Stame". 

9t. ameifelt ©teubg unb ©ruberg ronchettina 
(Keine Stobung) an unb fefct ben Flamen bem 
(Sngabin gleich; biefeg aber nad) feiner 
Slnficht nach bem 3>nn benannt ift, fei toahr* 
fcheinlid), bafc bie 9tamfauer Siche oorfeltifd) 
3nn, bann feltifd) 9temg unb fchlicfclich erft 
bajumarifd) Sich gefjeifjen habe. Siel auf eins 
mal. Unb hoch fo einfach unb \° alltäglich 1 
2 )er 9tame begreift bag gan^e ©ebiet um 
3dfanf, mo bie Siche aug ber fchmalen (Eins 
fchnürung bei bem jetzigen Strafjentunnel 
hinaugtritt in bie breiteren Sluen n. ber ©d)önau. 
SBenn ber Serdjteggabener biefe ©offieblungen 
aufammenfaffen mollte, fo tonnte unb fatin er 
ihre ßage gar nidjt beffer beaeichncn alg mit 
bem heute noch allgemein üblichen Slugbrud: 
an ber (Sngetei b. h- an ^ er (Slu^s)gnge. 
2 )ag SBort ift aud) fchmeiaerifd): (Sngeti 
(3biot. I, 831) unb erscheint fogar fd)on in 
äJJünchner ©loffen beg 10./11. 3h- ctl£ engodi, 
mag mit faux miebergcgeben ift. 

(Sul in bem Statuen „in ber (Sul" ift 
oon 9t. mit grageaeid)en oerfel)en. 2)ie Slugs 
fpradje fenne ich nicht; aber ber 2)ipl)tl)ong 
ift fidjer falfch gehört, betm (Sul ift unmögs 
lieh- 9tun liegt jcboch bid)t baneben fö. ootn 
©unbgtob ebenfalls an ber ßanbeggrenae beim 
„©chönfleden" ein ,,£>immelreid)" unb fo 
merbett mir in bem rauhen ©ebiet fm. vom 
§irfch lü0 ht nicht mit Unrecht alg ©egenftüd 
„in ber £)öll" fud)cn bitrfen. 

') s Jlict)ter, (Srfdjliefeung ber Dftalpen I, 27ö 


gager (oon „fagus, Suche?"). 2Bo bie 
(Snbung er h^f° m men foHte, ift offen ges 
taffen. Sag meibliche ©efchlecht mie bag 
buntle a laffen baljinter einen glurnamen 
vad-gere „bie ©ehre am gaun" (mhb. vade) 
uermuten. SßefUid) oon SteichenhaH ift ein 
§of gager, ben aud) Slpian (a. a. £). 115) 
ermähnt unb ber einmal alg Soger beurfunbet 
ift, mag ftimmt; benn mhb. ä = baper. o 
(ma. goga). 

gahrt bebeutet im Serd)teggabifd)en ben 
Ort, mo etrnag abfährt ober abfahren fann; 
baher ßehnfahrt (2öeg oon ßatoinen), $ol^, 
Saums, Steiftenbe gahrt (an ber Steiter Sllm), 
©chmeldjs, ©raffels, Sßrechlo ©chlegelfahrt 
im ßattengebirge, lefctereg oon ber ©djlegels 
alpe herunter), ©omit ift mohl auch Sehrts 
grübe am gagftein bie ©rube unter einem 
ßaminengang. 

garren leiten an ber ©ofcenalm mie bie 
augehörige g.sSJanb a u §arnfraut (f. oben 
garmigened). 

geberbett („mie gebaja ober au feodum"). 
2)ie Sorftedungggabe beg Solfeg ift Cinblict). 
Offenbar h^n ber fumpfigen SJtulöe bie 
meifjflodigen Slüten beg SMefenmoHgrafeg 
bort am 9toftmalbranb biefen Stamen ges 
geben, ber übrigeng fogar oben am (Sderfirft 
mieberfel)rt, mo ficher fein „ßehen" mar. Slm 
Siet)fogel ift fogar bie Settftatt baau. (Sin 
geberbett bei Sßfrontcn f. Kübler, £)9t. beg 
gdergeb. ©. 49. 

gelb, ©ogar biefem flaren SBort (fäd)I. 
©efchlechtg) toirb au Sieibe gerüeft; eg foH 
— auf ben £>öhen — „geig" fein (männl.l), 
rnobei bie in ber baierifchen SJtunbart öfter 
beobad)tete 9Uöglid)feit beige$ogen mirb „oon 
Stuglauttonfonanten ben aroeiten füllen a u 
laffcn* mie in SBalb > SBall ufm. (Sine foldje 
Slngleichung für auglautcnbeg s nad)auraeifen 
bürfte überaug fchmer fein, gelb mufj aber 
hoch nicht ein angebauteg Slderlanb fein; eg 
bebeutet aud) allgemein jebc ((Ertrag liefernbe) 
gläche, ja fogar ein freigelegeneg ©tüd ßanb 
überhaupt (ogl. ßed)fetb u. ä.). Sag ©chöns 
felb an ber befannten, barnad) benannten 
©pifce (oon ben ^inagauern „$infen" ges 
heilen, baljer ^inlgrube bei ihnen für ©dj.) 
faf) oor nicht langer $eit noch Kühe meiben.*) 
„©d)ön" ift nati'irlid) gemeint im Sergleid) au 


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Ortsnamen unb ©efiebetung beS ©ercfjtcSgabener ßanbcS. 


83 


ben oben fömenfelbern; bem Säuern ift 
„fdjön", mag etmag trägt; bähet bie Schönau. 
Sgl. ben Sd)önbid)l am ©unbgtob. 2Bie be* 
[Reiben bie Slnforberungen \)od) oben finb, 
ermeift auch bag „Saumgärtl" s. oom gun* 
tenfee. gell* alg Seftimmunggmort ift häufig 
auf felwe (SBeibe) 3 urücf 3 uführen. 

genb, bag au^er bei Splanitfch auch s. ber 
Stamgau (unb im genbtberg unb =graben) er* 
fcfjeint, ift faum etmag anbereg alg ml)b. 
venn(e) Sumpf mit einem nach Schlufcn 
fid) oon felbft ergebenben Zahnlaut (ogl. ®rnt 
<arn, jemanb < ieman u. a.). Stufeerbem 
märe S.^St. auf et: vennet = Sumpf gebiet 
benfbar. 

gernfchen („aug frana ©rbbrucfj"). Sa* 
oon fenne ich roeber eine ältere gorm nod) 
bie oolfgtümlicf)e ßautgebung, tann alfo fein 
Urteil roagen; eg ift oermutlid) ein fdjmad) 
gebeugter $ß.*St., bereu bort oiele finb. £)b 
bag ebenbort liegenbe gerngeben ber oft. 
®en.s 0 t.*$. bamit* 3 ufamment)ängt (gerng* 
ebene?), fann i d) nicht erfahren. ©g gibt einen 
gam.sStam. gerngebner. 

glammelf cftneib („oon flammulae im 
Sinne oon Sergfeuern, bie fdjon in ber ro* 
man. Sßeriobe bort ent^ünbct mürben"). gür 
fold^e groecfe märe biefer ©rat ber ungefdjicfs 
tefte Drt, rneil er faft oon allen Seiten über* 
höht roirb. SBenn nicht bie ©änge faft big 
hinauf, menn auch fpärlid), mit ©rag bemach* 
fen mären, fönnte man an flatnmeln ober 
flammern = „geflammelt" augfefjen benten; 
fo aber pafd roo^l glatnmel ( 31 t mt)b. vlüm, 
ogl. ma. kam > küme) im Sinne oon äßoEU 
grag beffer. 

ginfterau („anmutige Stu, 3 U venust?"). 
Sille anberen Sluen bort hoben beutfdje Se* 
ftimmunggraörter: Slfd)*, Ober*, Unter*,©ohen:*, 
Sc^effs, Sd)önau ufto., marum biefe nid)t? 
3 ft fie bod) ringg oon Söalb umfdjloffen 
unb roenn gar etroa burd) ben Sränblberg* 
3BaIb nod) einer Der häufigen ginfteren 
Steige führte, erflärt fid) ber Stame ber Slu 
oon felbft. 

grauenreut, einft (1555) Stobung am 
grauenberg, bem Stonnenflofter gehörig ( 0 . 
«od^Sternfelb, gftrft. S. II, 122 unb 127), 
einer ber menigen 9teut=Drte im ßanbl. 

griebengberg, ehebem Schellenberger 
©of, 1742 oom gürftprobft unter biefem fünft* 


lidjen Stamen 3 um Rittergut gemacht (^od)= 0 t. 
a. a. £). III, 76). 

guntenfee (Steub: fundo, 0 . ®rienberger 
unb ©ruber: fontana, 9t: ad fontem). Sluch 
hier mieber: ©rün*, Obers, Jlönigg*, Sinters, 
gerdjen*, Sd)mat 3 enfee — aUeg beutfd) unb 
abgerechnet oben auf bem Steinernen SJteer 
ein romanifdjer? Ser crfte Seil birgt einen 
gifcfjnamen: mf)b. furn (eine gorelienart). 2 Bie 
bei vernt<vern (oorjährig, ogl.-ob. genb) 
ift ein fdjliefcenbeg t angetreten unb bag er* 
gab furntn — unb bann guntenfee (mie 
Surm>tuen); baher aud) gern gun’nfee ge* 
fprocfjen. 

©eorgenberg mit ©eorgenfapelle. Sort 
erbaute gürftprobft ®raf oon ©hriftalnigg etma 
1760 ein Sd)lö^d)eu gürftenftein (Sod^St. 
a. a. O. III, 78). 

©erftenfelb ( 0 . rom. cresta Spifee eineg 
©ügelg), beggl. ©erftreit. Seibe, fomenig mie 
bag allgäuifdie ©erftruben romanifd), liegen 
nicht fo, bafc ein foldjer Staute berechtigt toäre. 
Sßarutn foH auf bem ©erftenfelb, bag nur 
17 — 1800 m (jod) liegt unb neben bem ein 
©rünanger fid) finbet, nidjt oorübergefjenb 
einmal ein Streifen ©erfte gebaut morben 
fein? ©erftreit ift bie Stobung, an ber foldje 
toädjft. 

©ötfdjen („oon coccino rot"). Sticht ber 
©ötfchenfopf hot ber ©emarfung an feinem 
gufce ben Stauten gegeben, fonbern umgefehrt 
biefe, bie ®ötfd)en, ihm. Samit fällt coccino 
oon oorneherein, roeil eg an bem (beutfdjen!) 
^opf feinen ©alt mehr hot. Seurteilt man 
bag ÜBort an fich, fo fommt 3 uerft SchmeHerg 
Semerfung (Sair. 3Bb. I, 966) in Setradjt: 
»gm Sal 3 burgifd)en heilen fcharfe Sorfprünge 
oon Sergen ©ötfdjen." SBoher er bag lj°t/ 
ift nid)t 3 U erfehen; eg fdjetnt, ba^ er eg nur 
oon ben 3 ioei ©ötfchenföpfen erfdjloffen hot. 
Slüerbingg oerßeicfjnet and) bag Sdjme^. 3b. 
(II, 559 unb 563) ber ©ätfd) ober ©utfd) 
alg ©attunggrcort für eine Slntjöbe. 3 ^h möchte 
lieber bie ©etfche alg SIbleitung oon bem 
geitroort getfdtjen, gautfchen = fchtoanfen be* 
trachten unb alg Se 3 eidjnung eineg moorigen 
Untergrunbg auffaffen, mag beibemat ftimmen 
mürbe, ©g ift 3 U oermunbern, bah noch 
niemanb in biefem leicht erreichbaren unb 
jebcnfaKg fdjon frühe erreichten Slipgebiet 
bie Sllpe Gauzo ober Gauso beS Indic. 


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84 


Dr. 3 u t i u 8 901 i e b e t. 


Arn. 1 ) gefudjt §at unb baff man bis zu 
bctn im 8 . 3 >h- ficfjet nod) unbefannten 
©ohenatmgebiet griff, Sprachlich ift bagegen 
fooiet unb foroenig einjumenben roie gegen 
Unteres; benn bie ©nbung o ift fidjer 
latinifiert. 3ft Gauzo, roaS mich feljr mahr* 
fdjeinlid) biinft, roirflich bie ©etfdjen, fo 
märe als beutfd)e $ orm ( ze demo) Gauzin 
= beim Gauzo (SßSl.) anjufe^en, roorauS im 
2aufe beS 9. 3>h- Gaozin, Gözin unb burd) 
Umlaut unb Vergröberung Gölschin mürbe. s ) 
2)aS ©efdjledjt ertlärt ber felbftoerftänblidje 
SBeifah 3t t m. 

©lunf ererfopf („cd lung'). @t ift 
roeber ein ©itgel noch lang unb bie ©nbung 
erer bleibt ebenfalls unerflärt. £>ie gigur 
fann, menn man oon ber Saugaffe herauf* 
fommt, red)t rool)l mit einem ©[unterer, b. I). 
einer biden Quafte oerglidjen merben. 3 ft 
Hod)=SternfelbS gortn ©lunfert 3 ) bie ridjtige, 
fo tjei^t eS mol)t urfprünglid) ©lungeret* 
b. i. baS ©elunger, baS ©efröfe, unb niemanb, 
ber bie fettfatne Harrenfelbformation gefehen, 
roirb leugnen, baff ein berartiger SBergleid) 
oielenortS fehr gut zutrifft. 

©rttnbübelhorn. Sie jutreffenbe Sin* 
gäbe ©. o. SBartlfS ift m. (5. fo ju oerfteben: 
Sie 31 u im Sldjgrunb bei ber SHaft^ütte ^ei^t 
„als Schauplafc ber .Qerftörung, rno ben SBoben 
bie Scherben eines zerfaHenben ©ebirgeS be* 
bedett", ©runbiibelau unb bamit bie Körner 
bariiber ©runbitbelhörner. Seren Stod zu* 
fammen mit bem Hnittetfjorn t>eipen bie Stam* 
fauer roegcn ber üotjigen, fniippeläl)ntid)en 
gorm furjroeg „ben Hnittcl". 

©fdjier („ 31 t ben oielen Slbteitungen oon 
oasa, roafjrfdjeinlid) casiera, Sennhütte*). ®S 
hei^t aber nidjt bie, fonbern baS ©. „3lm 
©fd)irr" — bair. gschior gefprodfcn — h^ftt 
bie Stätte, 100 baS oerfchiebene SlrbeitSgerät 
aufbemahrt mürbe; 4 ) barnach bann bie SBerge 
barüber; fo baS ©od)gcfd)irr im SBlüljnbad)* 
tat. 

©fielt („oon costa Stippe, Gsd costicella"). 
©ier roiberfpridjt abermals zunächft baS ©e* 


fchlecht. SaS alltägliche SÜBort „baS ©ftell" 
bezeichnet ähnlid) bem oorigen jebe 3lrt oon 
SluffteHpIatj, 3 . SB. an ber SEBilbalm; barüber 
bann ift ©fteH*SBknb unb *Süebel. 

©ugl ift ein fo allgemein oerbreitetcS 2ef)n* 
mort, bah barauS fein Schluff auf oöltifdje 
ßugehörigteit gezogen merben barf. (SBgl. 
©uglhopf, ©uglmänner ufto.) 

©adjel („barin berfelbc Stamm roie im 
®l)ad)tet an ber Sonau; tnöglichermeife auS 
FettifcEjer Sffiurzel"). SaS erftere ift richtig, baS 
Ztoette nicht. S i e ©äd)el (mit a, baher aud) 
©äd)el gefchricbeti) 5 ) hciftt bie Siiffel zumgladjS* 
hecheln. getSmänbe, bie „geriffelt" auSfehen, 
merben mit biefem Sffiertzeug oergIid)en; baher 
bie Rachel im GsiSbacf)tal mit ben ©.*SIBänben 
unb *Höpfen barüber (tonnten gar nicht beffer 
gctennzeidjnet merben!), fobann „in ber ©a* 
djel" am Hudler ©öU. SBgl. ben ©adjelbad) 
sö. oon Sdjlierfee, ben ©cdjelrain bei Steutte 
(auch Stiffelfopf im ©agengebirge unb Süffel* 
toanb unb Stifflertopf zc.). ©hachlet ift S.*St. 
baoon unb bezieht fi<h auf bie Sonaufelfen, 
mie fie fidh bei Stiebermaffer zeigen. 

©agenfelS am ©ehag b. h- an ber gür* 
ftcntumSgrenze mar eine gefte, bie 1382 ©er* 
30 g griebrid) oon Stieberbagern am Sllmbad) 
erbaute (Slßibmann, ©efd). 0 . Salzb. II, 124). 

©anatten ift m. (S. ©ofname: beim 
©ann*3lbam. 

©anet). ©h ift ber Stöeibeplah (oiele foldje 
f. bei SßoUinger, DSt. um Singolfing S. 30); 
©an hier mohl == ©af)n, ber aud) im Jahnen* 
lamm am guntenfee ftedt, mie in ber ©anau, 
mooon ©anauerlaub. $u 2 aub f. u. 

©eiratftein hat geroifj intime SBeziehungen 
ZU ber ganz nahen llnterlahner 3llpe. 

©interfee. 3luf SlpianS Harte Reifet er 
nod) $ord)enfee oon ben gorchen b. i. goreüen. 

©irfdjbad) helfet auf SlpianS unb ßotterS 
Harte ein öftlidjer ^uflufj beS HönigSfeeS; ge* 
meint ift bamit roat)rfd)einlich ber fog. 3lb* 
märtsgrabcn, an beffen Urfprung ber ©irfcf)* 
lauf ift. 

©unb („roat)rfd)einlich illgrifdfc SJBurzel, 


*) Sa(j6. Urtb. I, 5 (9lnm. 6) u. 20, roo aber aucf) opnc SBerfud) eine» ©eroeifeS cinfad) „(Soßenalm* 
angegeben ift. 

2 ) SBgl. baS Sßebeneinanber oon ©9t. roie Siej u. ©ictfcp int ©airifdicn. 

! ) jjitrft. »erctjt. S. 132. 

4 ) 9Iuf ber Starte oon 1628 am jcgigcn Scbneiber. 
s ) @0 aucf) auf Starte 1628. 


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Ortsnamen unb ffiefiebelung be§ SöerdjteSgabener ßanbeS. 


85 


bie in Humiste = $mft ftecft"). 3 U ^ en ™tt 
biefem Seftimmungäwort gebilbeten Jtamen, 
bie 9t. S. 148 anfüljtt, fommen noch ©unb§* 
reit an ber barnach benannten üßühle bet* 
SifchofSwiefen, ©unbSrüden, *fef)t unb *fdE)ä= 
bei. 3 n bem erften non btefen ift ©unb wohl 
5ß9t., melleicfjt audj in ber ©unbalpe, über bie 
1422 ein Streit entftanb, ber non einem fal^ 
burgifdtjen Otiater 2 oreii 3 ©unb geflüchtet 
mirb. 1 ) 3 n einzelnen fallen mag bie 9lel)n* 
Iichfeit ber äußeren gorm 3 U ber Benennung 
Stnlafc gegeben höben (fo in ^rucfen), in ben 
meiften aber t)at ©unb eine wegwerfeitbe 33c= 
beutung unb beaeidjnet etwas Schlechtes unb 
äJtinberwertigeS; baher bie E)äufige SSerwen* 
bung in unferem Kalfgebirge. §ür ben ©unbS* 
tob finbet ftch 1734 bie Schreibung ©unbS* 
thet, was bie äJtöglichfeit ber Seutung „an ber 
©unbsflätte" guliehe. 2 ) 

Kälberftein („nicht 3 U Kalb ober gelb, 
eher 31 t roman.*gröb. tsehalveises = 9JtooS* 
beeren, hoch auch oorroman. Ursprung nicht 
auSgefchloffen*). ®erabe ber Kelberperg an 
ben prallen Sßänben m. bes KönigSfeeS weift 
ben richtigen 2 öeg: zem kalwin berc = am 
fahlen 33erg (gefpr. kälwsberg, barum rote fo 
oft ßtnfchiebung oon unorganifchem r). SSgl. 
Kahlwanb nö. beS 8 lfchauer UöetherS, too ber 
mittlere £eil (kalwin wand) wegen beS fol* 
genben w auSfiel. 

Sammerlinghorn („oon einem came- 
rarius?"). 8 ln feinem gufc liegt eine Sllpe 
Stammerl unb nicht n)eit oon biefer eine 
Kematen; jene hatte alfo einft einen unge* 
hegten, biefe (bie h öl & ere ) c tnen fyifiaxtn 
UnterfunftSraum. 9toch oor 100 fahren hiefc 
ber Serg Kammerlhorn. Sluch an ber ®ot;en* 
alrn ift ein Kammerl unb barüber eine Karns 
merlmanb. 

Kaunerroanb (nadj ®ruber 3 U cuna 
ÜDtulbe, Sach, Serg [?!]). 2Bohl 3 U mhb. 
kouwe (bergmättn.) ©ütte, vielleicht an Stelle 
ber Kauner ©ol 3 ftube. 

Keffel („ob feit, ketil fraglich"). Ueberall, 
too baS ÜEBort erfcheint, ift ein wirtlicher 
Keffel; auch am Keffelbach n. beS Batten* 
gebirgS. 

Kirche („3U feit, kirk gelS")- £rotj ®ruber 
ift bie Slehnlidjfeit mit einer Kirche hoch oor* 

l ) ^od^sStcrnfclb, gürft. S3erd)t. II, 55. 

*) öbbt. HI, 73. 

h. an. 3 u. 4. 

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banben; e§ fonunt eben nur auf ben Stanb» 
punft an. SSgl. noch bie Kirche (hoher Shttfel 
im ©dtermalb), Sßilbalmfirche am Sübranb 
be§ Steinernen SWeerS, ben Kircbftein („turnt» 
artiger Qacten") unb ben Kircbenbicbl an 
ber ©obenalm. S3artb§ Urteil führt 91. felbft 
an. SBirb hoch auch ba§ SBilbe ÜJtännle bei 
®inöb§bacb oft mit einer Kirche oerglidben. 
Saft man ba unb bort Kirf t>ört, alfo ohne 
SSerfcbiebung, fpricbt efjer gegen Uebernabme 
au§ frember Sprache; bagegen ogl. SDtimfa 
u. ä. Sin fircf)licfje SSejiebung erinnert aufjer 
bem fßrebigtftubl, bei bem bie „Stabtberg» 
fangel", auch SßarabeiS (im §agengebirg) 
unb greitbof (am ©öd unb Stfjönfelbfpifee). 

KlauSberg eher oon ber Klaufe b. b- ber 
f. bauon anfteigenben ©nge alg oom fßSt. 
Klaus. SeutterS unb 2otter§ Karten oer» 
jeidbnen bort ein ElauSegg. KlauSbicbl an 
ber ScEjartfefebl ebenfo. 

Knoten („erinnert an tirol. Caneits < 
cannetes o. Stobr"). ©erabe bie gorm zum 
Chnotzen (15. 3b-) jeigt, bafj eS lebiglid) 
$ 3 t. ift. S. Steub a. a. D. 103. 

Klapf („ettoa collis apium") ift mbb. klapl 
Stift, Spalt; gemeint ift ber be§ ©ernbacb§. 
Solcher Spalt auch to. beS KlapflebenS. 

Kragen in ®unbgfragen („erinnert an cgmr. 
craig gel§"). ®er ift fein gdsberg. 2 öenn 
er mit bem Öol)cufrät)cn (einft Kreie, Kraige) 
gleich fo ftimmt ber fftame 3 U krai = 
Schrei, 9tuf, toaS auf Slu§lugplähe übertragen 
mürbe unb mit ber 2 age oorjüglith ftimmen 
mürbe. 

Kranabit, ^ofname oon ber glnr: mbb. 
kranewit SBachboIber (lebt noch Krana» 
mett im SJerchteSgabifchen). 

2 aafelb („ju loh SBalb"). S<h glaube 
nicht, bah bie faft bumuStofen 2 aafelber über 
ber ©obenalm je bemalbet roaren unb nehme 
baber lieber al§ urfprüttgliche gornt mbb. daz 
laegfelt (oon laege fcbief geneigt) an, roa§ 
bair. 2 afelb ergab. gibt nicht leicht eine 
£>öbe, beren pultbacbäbnlicbe Steigung eine 
folche SSejeichnung mit größerem Siechte trüge. 
Sluch sw. oom ^ochgfchirr ift ein 2 aafelb 
(beibeS mit a gefpr.). 

2abufen»9llm („la tosa, Sachname, ro* 
man. 2 ebnmort au§ beutfchem „tofen" gegen 


12 

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86 


Dr. 3ul*uS Wiebel. 


©ruber, ber an lutosa = ffotalm benft). Sie 
alpis Ladusa roirb gufammen mit ber Gauzo- 
Sllm fdjon im Ind. Am. genannt. 3unäd)ft 
bilbet ihre ßage eine Streitfrage. SaS Sat^b. 
Urtb. oerlegt fie an ben ßaroSbacf), mie 
oor fcf)on oerfd)iebentIict) gefcf)et)en (u. a. auch 
oon ffoch-Sternfelb). Unb unterftüfet rotrb 
baS baburch, bah fd)on 2lpian unb nach ihm 
fpätere ffarten biefen Vach ßabofenbad) nennen, 
©in frü^ere^ Zeugnis baftir ift aber nicht 3 U 
geminnen. StUein bie gorm ßaroS läfet fi<h 
fdt)led^terbing§ bamit nic£)t oereinigen, baS t)at 
fdjon ©ruber mit Stecht auSgefprochen. ßaroS 
erfdjeint bort fd)on 1604 als in ber ßaroS. 1 ) 
Sarnach benennen fid) ßaroSgraben, 4e^en, 
sroacht, sroalb. ^Betrachten mir bie anbern 
Dertlidjfeiten ringsum — bie beiben Vöfdhen 
unb bie Stöften — fo mirb faum ein ßtoeifel 
barüber fein fönnen, bah biefe alle auf baS 
®leid)e hinroeifen: m^b. die rozze ober röze — 
mit „parafitifdjem" t Vöften mie brauet (für 
braunen), nieftn (f. niefen), Sanftn (f. Sen* 
fen), 9Jtar£t (für dftarfuS) u. a. — ift eine 
ßacf)e, in ber glachS geroäffert mürbe. Ser 
erfie Steil ift bann ml)b. la = Sumpf ober — 
menn tjelleS a oorliegt — mieber laege ge* 
neigt, fd)räg. Unmöglidj märe eS nicht, bah 
bie Sllpe etma bort in ber Vähe mar unb fo 
bie tarnen oermed)felt ober ber eine 00 m 
anbern oerbrängt mürbe. Slber für roaljrs 
fc^einlidE) erachte ich eS nicht; benn gerabe bie 
Urfunbe oon 1258 fcheint mir bagegen 3 U 
fpredjen. n biefer oertragen fidj 2 Srüber 
©utrat mit VercfjteSgaben baf)in, bah alle ber 
StobeSftrafe Verfallenen oon ihrer ©ebiet^ 
grenße bis 3 um 33ac£) ßabufen (a rivo Ladusen 
ad districtum nostrum) gegen baS 23erd)teS* 
gabifdje ^in ihrem ©eridjt 31 m Einrichtung 
überlaffen roerben. 2 ) ©3 ift recht unmat)rfd)ein^ 
lieh, bk Sßtobftei, bie ihre 9ted)te ftets 
ftreng mährte, bis fomeit füblich tt)ren ©ren 3 * 
nadjbarn entgegenfam. @S mirb fidj um einen 
ber bei Schedenberg einntünbenben Sllmbad^ 
3 uflüffe gehanbelt haben. Sa 3 U fommt, baj3 
auf ber E° ma nnfchen unb anberen ffarten 
etma bei ©utratberg ein ßafered eingetragen 
ift, baS ich heute nirgenbS mehr finbe. SiefeS 


fann — mit oiel befferem Siecht als ßanbau — 
fpradhlid) unbeanftanbet aus ßabufered ent* 
ftanben fein unb fomit ben alten Slipnamen 
enthalten. Sie Sllpe felbft märe bann auf 
bem heutigen 2öieSberg, beffen 3lame ohnehin 
auf eine Sllpe roeift, 3 U fuchen unb an fie 
fchlöffe fich ihre 3undingSf<hroefter Gauzo = 
©ötfdhen an. Veibe finb fomeit ins glachlanb 
oorgefdhoben, bah ih re Venüfeung im 8 . ^ahrl). 
nichts SluffadenbeS hat, unb menn auch La¬ 
dusa, roaS ich felbft glauben möchte, ein ro* 
manifcheS Sßort ift, 3 ) für bie ffenntniS ber 
berchteSgabifchen Vefiebelung ift eS bebeutungS* 
loS. 

ßahne ift nicht burdhmeg ßaroine, fonbern 
(mie hier als Laono) auch = ßehne, fchiefer 
Eang; fo an ber ©belmeifclahne in ber 
Leiter Sllm, an ber bie einigen ©belroeih 
toachfen unb nach ber ber gelsfopf barüber 
benannt ift. So rnohl auch im Stanglahner- 
fopf (= Stao n ); bagegen S d) neeIah ner* 
malb = ßaroine. 

ßattengebirge („monte lato = Vreiten* 
berg"). Ser ?tame ßattenberg haftet 3 unä<hft 
an ber roalbigen Eöhe am Speitbach s. oon ©roh* 
gtnain unb ift oon ba auS erft auf ben gan 3 en 
Vergftod übertragen, ©in ßattenberg ift ein 
Verg, an bem eS Sunghol* gibt 3 U ßatten. 
So 3 . V. heifct eine folche Eöl)e in ßidjtenftein 
bi da latta, roeil bie Striefener oon bort ihren 
Vebarf an Stangenhol 3 beden. (Sie öfterr. 
©en.^St.sff. hat freilich barauS einen SßilatuS? 
berg gemacht.) üBie häufig folcfje ßattenberge 
unb sl)öl 8 er finb, 3 eigt baS SdE)mäb. 2Bb. 4, 
1016. Ser ßattenbach fommt für ben 9lamS* 
auer 00 m ßattengebirge t)ev unb barum 
nennt er ihn fo. 2 Bie menig übrigens felbft 
3 U SlpianS 3 e i^ en unS heute gan 3 geläufigen 
©in 3 elteile beS ßattengebirgS befannt maren, 
lehrt beffen Vemerfung a. a. £). S. 113: per 
quorum (beS ßattengebirgS) summa cacumina 
limites fere praefecturae (Reichenhallensis) * 
ducuntur, quamvis de terminis his inter 
Bavariae ducem et Berchtesgadensem prae- 
positum hoc tempore dubia inciderunt. 

ßaub im ßaubfeetein unb Eanauerlaub, 
foroie oerfleinert im äöahmannlaubl (gefpr. 


>) ^oc^sSternfelb, 8ürft. Seräjt. III, 7. 

*) S)erf. Salgb. u. SBerdjt. 23b. II, 51. 

*) 2)ie Ableitungen lutosa, lata unb la tosa fjaben alle feljr menig 2Bal)rf(^einli(t)Ieit für fid). 


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Drtßnamen unb ©eftebelung beS ©erdfjteSgabener ßanbe«. 


87 


mit d). 9L’S Sinnahme, barin ftedfe lowin = 
torrens, ift nicht blofc lautlich nicht toohl tu* 
treffenb, fonbern oor allem beShalb, roeil bort 
meit unb breit fein ©iejjbach ift. SaS SBafc* 
mannlaubl ift eine Heine, non ©emfen belebte 
Sllmtoiefe am SH. SBafemann mitten im gelS* 
gebiet, alfo offenbar eine (Stelle mit etroaS 
naffem Untergrunb; ähnlich oben am 33ären* 
fünf. Sarum fommt toobl am erften baS 
oon Schmeder 33. 2öb. I, 1402 gebotene lab- 
(ach), laba, läbl mit ber 33ebeutung Sumpfe 
lache, 3Sief)tränfe in 33etra<f)t. ßaubbichl in 
Obergern unb ßaubberg ro. o. Schedenberg 
roahrfcheinlid)er 3 U loup baS ßaub. 

2 eimbid)elhörner („richtiger ßainb." — 
marum?). 3tn ÜBeften ift eine lehmige 3Sor* 
höhe ßeimbichel, moran ber ©of ßeimbichler. 

ßehningerfopf tyifyt auf ben beften tfar* 
ten bie oon 9t. ßehling=^. genannte Srhebung. 
Stlfo toohl ber Stopf an ber lenin (ßehne), 
megen ber fchrägen Steigung ber Storbfeite (in 
> ing. bair. feht häufig); möglichertoeife auch 
ßäne. 

ß er che cf mit ßerchenbeftanb an ber 3 iU= 
ftrafee. 

ßeperer („lejarius, ber am lej = See 
SBohnenbe")- Lej ift engabinifdje gorm, für 
beren berechtigte Uebertragung in unfer ©es 
biet fein 33eroeiS $u erbringen ift. Sag ift 
ein oerbreiteter beutfcher ©efchlechtSname, meift 
toohl ber 33auer an ber leie (geig). 

ßo cf ft ein ftimmt nach ber ma. gorm 
Louchstäe nie 3 U lach ©ren^e, fonbern fann 
nur 3 U mhb. loch SBalb gehören (ogl. blöz > 
bloujj, bröt > 33rout ufm.). 

ßüfabet ift mangels genauerer StnhaltS* 
punfte faum ficher 3 U beurteilen, ©ruberS 
Sinnahme einer 33erftümmelung auS lu salet 
= baS Söeibicht aber oödig ab^ulehnen. Sin 
©aus ßufabet gab eS in Schedenberg, baS 
jefeige ©afthauS UnterSberg; eS oerbanft alfo 
feinen 9tamen oermutlid) einem ©auS 3 eidjen 
ober einem 3 u faü. $on l>a bürfte eS erft 
hinaufgeioanbert fein 3 U bent ßehen am Sllm* 
berg, baS man nennt „beim ßufabeter*. SaS 
läfct auch ber jefct nicht mehr oerftanbene 
Spruch noch erfennett: Sie 3 tooa ßufabeter 
fan atooa 33rüaba. 

SJtargarten ( 0 . rät. maia Stein). 1555 
3 iel)t bie ©ren^e — Sitarf — barüber, alfo 
SJtarfgarten. 


SJtorbau (gleichfadS 3 U mara). Sßoher baS 
d in ber SJtitte fotnmen fod, ift nicht gefagt. 
3m 15./16. gahrhunbert ftetS Mardaw, fonach 
3 U mhb. marte ber SJtarber (ogl. vater > 
33ota u. ä. mit fur^ern a). 

Sltühlfturähörner („bie fchtoierigeSeu* 
tung ift ©ruber geglücft: molias tortas oon 
molia = toeiche äöiefe unb torta, ober beffer 
storta= frumm"). Unter einer frummen SBiefe 
fann ich mir nichts oorfteden. 3Ber bie ge* 
toaltigen gelSmauern oon ber ©irfchbichler 
Strafe auS betrachtet, toirb ohne oiel üßhan* 
tafie baS 33ilb begreifen: Ser SJtühlfturj ober 
bie Sltiihlftür^e beifet ber Ueberftur 3 beS SöafferS 
am äJtühlrab. Unb in ber Sat: gleich einem 
ungeheuren oerfteinerten SBafferfad muten bie 
fchroffen Sßänbe ben 33ef<hauer an. grüher 
fagte man fur 3 „an ber SDtühlftü^e*; Slpian 
nennt bie ©örner „ßnöbel", b. i. fno^ige 
Slnoppern, „SJlülfnöbl^; 1628 erfcheinett fie 3 U= 
erft als 3 Jtidftur 3 hörner. 

Ofen im Sinne eines burchlöchertengelfenS 
fommt bort öfter oor; auf bem UnterSberg 
finb oerfchiebene „Oefen", ein Ofen loch an 
ber Saugaffe, Stothofen am ßattengebirg 
unb f. über bem Oberfee, bie Sa^achöfen. 
£>Ö Öfe f. oben ©anefc. Sie Ölmühle am 
©ernbach, jefet Sfcermühle, roie baS Sfeer- 
fchlöfel. 

Ralfen ift aderbingS ein grembling, lebt 
aber heute noch im SJtunb beS SerchteSgabenerS 
als ©attungSbegriff unb fann barum für 3to* 
manentum gar nichts beroeifen. Sen 3 toei 33eL 
fpielen fei noch h^ugefügt Sßalfner (an ber 
Saalach), bei Slpian 115 Palfen villa, ©och- 
palfen am 33erchteSgabener ©odhthron, bie 
fieben Sßalfen w. Jteichenhad, ber geuer* 
unb ÜBafferpalfen an ber ©ofcenalm, ber 
©l odenpalfen nö. 00 m Sotenmann. Sen 
Sßflaumenpalfen (fo lautet ber Utame) 
fnüpft 9t. an plan = eben an, toobei auS* 
nahmStoeife bie fonft nicht beachtete ßautoer* 
fchiebung eingetreten fein müfcte. Slufeerbem 
finbet barnit baS m unb en feine genügenbe 
Srflärung. 2öaS gerabe bort gemeint ift, fann 
ich freilich nicht angeben; benn Pflaume be* 
beutet — abgefehen oon pflümen = pflaum* 
febern — oerfchiebene $flan 3 enarten, fo eine 
Streu 3 blume ober eine Schlehenart. S.^t. in 
ßueg palfach am ßueg. 

Sßerlfteig (oon petra = gelS). Enthält 

12 ^ 


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88 


Dr. 3tiUuS hiebet. 


einen rate 33ertl (33erlSga’n), etraa ben 

eines ©ennerS, ber bort über bie 9ßanb gu 
feiner 2llm aufgufteigen pflegte (SluSfaU beS t 
oor l raie in 33e’l, Si’l = Settel, Sittel u. a.). 
2lucfe Sßeterl feeifet Jße’rl (unb Sßerci). 

Sßlafeen (non platea = $Iafe?). SBenn fo, 
bann ift eS eben unfer beutfd)eS Sßlafe, baS 
nacfe Singe erft im 13. ^aferfeunbert entlefent 
raurbe. 3>d) fann ben £)rt jebocfe nicfet finben 
unb fenne nur eine Sßlefeebene (an ber Xalfen- 
alm), ein SßlefeenfeäuSl unb einen £>of 
Sßlefeer (in ber Siamfau), bie alle gu bletze 
= Sulturlanb, oielfacfe SBeibelanb gehören 
(fogar gimbrifcfe pletze = SBeibe). 

Sßreifeen (in pratis) unb Sßung („gu pons, 
raegen gefelenS einer Srüde im ©inne oon 
Sßrügelraeg"). Seibemale raieber ofene oerfcfeos 
bettet p. SrfiereS (15. Saferfeunbert Preyßen- 
lehen) ift fo gut $ß3l. raie lefetereS. Sin Qolfr 
fnedjt Sreifen begleitete ©. o. Sartfe (f. Störbl. 
Saltalp. 6); eS ift oieHeid)t ber gleiche, ber 
in ber Srfdjliefeung ber Dftalpen I, 266 als 
„$ung, genannt greife* erraäfent ift. Sßungfeöfe 
gibt eS graci: in ber Unteren ©cfeönau unb 
Sngabei. SJtöglidjerraeife ift bocfe an einen 
rairflicfeen Sßreufeen gu beiden, raeil nur raenige 
Sftinuten baoon ein $of ©cferaaben liegt. 

SiageretsStIm („Ableitung auf aret oon 
runcare = reuten"). 3!m Saierifdjen finb bie 
fcfeon meferfacfe erraäfentcn &.*S7. auf et 
(auS icht raie in S)idkfet—S)icfet, 2)aget, Sicfeet, 
©flüglet, ©oiecfeet, ogl. oben ©feacfelet, ©lun* 
feret) ftarf verbreitet, raenn aucfe nicfet fo raie 
im Dberfdjroäbifcfecn. 2luS „an ber Stngcret* 
2llm" fonnte burcfe ^iniibergie^en (Slggluti* 
natiort) beS 9lrtifelS ber Sftame unfcferaer ent* 
ftefeen. ®ie gleiche Silbung mit ach (Singerad)) 
bringt ©djmeHer Sb. 2Bb. I, 106. 

31 a m f a u („ oorbeutf d) gleidj bent glufenamen 
StemS"; bie raeiteren ©cfelüffe raegen ber Sldje 
finb fdjon erraäfent). ©eit baS alte unb ma. 
rams = ©efeutt, ©eröH feftgefteüt ift, finb aucfe 
bie oerfefeiebenen StamSauen unb StamSacfeen 
geflärt. 1295 Ramsaw. 

3teit im ©imtc oon 3tobung ift nicfet gar 
häufig. Slufeer ben fdjon befprodjenen ©unbS- 
unb Slrtenreit foraie bem eigentlich aufeerfealb 
gelegenen ©örfefeen Stcit, baS ber 9teiter Stirn 
ben 3tamen gegeben, noefe in £)ber=, Untere 
©afeireit unb oerfleinert „im Sieitl* an ber 
8luSmünbung beS SteitlgrabenS. 3toint als 


(nafalierteS) riut ergibt ftcf) fcfeon auS bem 
im 10. 3aferfeunbert beurfunbeten Stoitfeam = 
Riutheim (©algb. Utb. I, 78). Serraecfeflung 
mit 3tain (ma. rao n ) ift auSgefcfeloffen. 

Stefcfe (3t. nimmt Siefcfeen = rasega @äge= 
müfele). ©0 feeifet m. 2Ö. ber £>of, unb ber 
Serg babei Stefcfeberg. Socfe raäre aucfe Stefcfeen 
nichts als ber feferoaefe gebeugte $97., raogu 
f. ©teub a. a. £)., ©. 128. 

Stofefelb Ugum ©tamm ros = SBaffer") 
fann für jeben eingelnen natürlich nidjt 
unterfudjt raerben; bod) fönnen auf ber 
3tofefelb?9llm in 1430 m Jpöfee fefer gut 
Stoffe geraeibet raerben, fo gut bieS auf ber 
Steiter 2llnx gefdjal), auf bie man fie burcfe 
ben Stofegraben feinauftrieb. £ier ift fogar 
noefe eine 33efcfeätftatt. SRicfet minber un^ 
raaferfcfeeinlicfe ift ber 3 u i amme ^^ an 9 ^*8 
StofentalfeörnblS mit einem ©tamm, ber 
Söaffer bebeutet, raeil eS bort oben über ber 
SBilbalm feinen tropfen gibt. Unb felbft raenn 
Stofitten rotnanifd) raäre, eS raürbe als 
aufeerfealb liegenb unfere Slnficfet niefet umftofeen 
fönnen; trofe ©ruberS (a. a. £). ©. 366) be= 
raeiSlofer 33efeauptung, bem Sacfe fomtne ber 
3tamc urfprünglicfe gu, glaube iefe einftraeilen 
baS ©egenteil: Stofitten = Stofefeütten ift bei* 
üöeiler, ber immer ein SinftellrairtSfeauS raar, 
unb erft barnad] Stofittenbacfe, *tal, ^alp — 
ftets oon unten nacfe oben. 

Stötfe ift beutfd), aber burdjauS ni(fet leiefet 
gu beurteilen. Sei Stötferaanb raäre für fiefe 
bie 3wö e ^brigfeit gu rot flar (zer rötin wand 
erflärte auefe ben Umlaut); beSgleicfeen bie ber 
Stotfelciten (mit bem St-Sopf barüber), oon 
ber 0 . Sartfe fagt, fie geige „ein flamtnenbcS 
©elbrot 4 ', üöenn in Stotfpiel (St. 160) baS 
©runbraort = g e ^ er fpi e I fein foll, fo ift rot 
unoerftänblüfe; bie oft. ®en. =©t.^S. bringt 
bafür StotfeefSpiel uub baS raäre StotedS^büfel. 
SUlein ob baS ©ubftantio bie Stöte (etraa 
raie gruoni = ©rün im Fichtelgebirge) als Se? 
geid)nung für eine rote ©teile oerraanbt rairb, 
namentlid) bort oben, too foldje fiefe faum 
finben unb rao man oon ber SJtuIbe als „in 
ber Stötfe* fpridjt, bünft miefe gunädjft graeif eU 
feaft, trofe ber oerfefeiebenen „Stetl)en" im ©tubai 
unb beS SarrenfelbS „bie Stötfe" in ben 2o* 
ferer ©teinbergen. Sarutn fei noefe eine attbere 
SJtöglidjfeit in Srraägung gegogen, für bie iefe 
aud) gleich bie Stamen Stottmannbacfe (nacfe 


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Ortsnamen unb ©eftebetung beS ©erc^teSgabener ßanbeS. 


89 


31. ein präbiftorifcber SBaffername, etroa muona 
= meif* unb rogia = ff anal) unb 9tötE)eI6adE) 
(nad) 31. 3 U 2lbj. rot ober oom gifd) 9tötel) 
oornebmen muft. 

25er erftere erfdjeint 1104 als rivus qui 
die. Ruttmagiae, 1212 Riudtmagis, 1258 
Riutmagen 1 ), nach fpäteren Angaben nennt 
ihn ftocf)= 6 t. Steitmeperbacf), 9teut* unb 9tott* 
mapergraben. 2 ) Unb in ber ©ren 3 befdbreibung 
oon 1449 fjeifct er Bach 9totenmann. 2)arauS 
fcfjeint ^eroor 5 uge^en, baft ber erfte Xeil riuti 
= 9teut enthält unb bafc in bem fonft im 
Baierifcben barauS entmidEelten 2)ipf)tl)ong io 
baS o fo überraog, bafc eS gulefet 3 urocilen 
menigftenS faft allein gefprodjen mürbe. 2)arauf 
laffen aud) anbere 2 luf 3 eid)nungen fdjliefcen; 
benn baS ©al^b. Urtb. bietet für Riute noch 
öfter Rote unb Röte. 2)aS ©runbmort aber 
ift offenbar oerftümmelt ober — maS bei S?od)= 
©ternf. öfter oorfommt — oerlefen für magir 
= ÜJtaper. 2ßir bürfen fonad) mot)I an bem Bad) 
eine giemtid) alte 9tobung fueben, bie oon 
einem 9Jtaier bemirtf (haftet mürbe (alfo eine 
curia maierina mie 1249 ©a^b. Urfb. 1, 845). 
SllS bieS aufbörte, änberte fid^ bie Benennung 
in baS allgemeine Stotmann. Unb 31 m $eit 
beS erften SIngriffS auf bie ©oben f. beS 
StönigSfeeS mag aud) bort gleid) oorne über 
bem ©ang beS DberfeeS gerobet morben fein, 
meSl)alb man bie einftmeilen noch ein 3 ige 9teut* 
ftetle ohne nähere Eingabe tur 3 roeg bie9tötb 
benennen tonnte. ®an 3 äbnlid) merben bie 
Berbältniffe bei bem ßattengebirge liegen. 2)enn 
in ber ermähnten ®ren 3 befd)reibung ©a^burg* 
BercbteSgaben beS Jahres 1449 läuft bie 
9Jtarf oom 9totofen hinüber auf baS 9ioteI, 8 ) 
alfo ^bie Eieine 9iobung", unb oon ihr fjeifct 
ber bort entfpringenbe Bad) 1386 Rotel- unb 
bei Slpian Röttlbach, mie ^eute nod). 2)ie 
gleiche gorm für Sieut liegt oermutlid) oor 
in ber 9t 0 leben an ber Ültünbung beS 
2Bimbad)S. 

9tubentnaiS (oon rovina = ©rbrutfd)). 
25aS rnobl fid)er romanifd)e 9tuben ift in ®e* 
bieten, in beren 9täbe einft 9tomanen mobnten, 
allgemein übernommenes ©attungSmort, baS 
als 9tubi, 9titfi bcfonberS im Sllemannifdjen 
fjetmifdj ift. 


9tuppen („oon rupes = Reifen?"). ®er 
5ß9t. 9tupp l)at Ijier bie übliche BeugungS* 
enbung mie 9tef<hen, Sßreifcen u. a. 

©allet*ßad ift mie oben @aHet*Sltm 
beutfeber ©. 59 t. für Söeibengebüfd); oon ber 
alten gorm salicht rüf)rt aud) bie umgelautete 
9 tebenform ©eilet ber; ßad fann t\itx nicht 
mobl lach — ®ren 33 eid)en fein, fonbern oiel= 
mehr ßade = Sadje (mie in ber Blauen ßade 
beS Steinernen 9JteereS). 2)ie ßadje ift ein 
Heiner 2 iimpel neben bem ©interfee. 

©<habau* 2 llm. 2 )ie ©erleitung oon bem 
gan 3 unbefannten scabar ©cbadjtelbalm ift 
aud) lautlich nicht entfpredjenb. 2 )a bie ßtlpe 
auf einem langgeftredten Budel ber 9tötb* 
SDtulbe liegt, fomit einen guten SluSblid ge* 
rnäbrt, benfe icb lieber an mbb. schouwe 
(Drt, oon bem man auSfd)auen fann. $xm 
©tammoofal ogl. mbb. loup, boum = baier. 
ßab, Barn u. a,)- 

© cb apb ad) („berfelbe Stamm mie in Skap- 
lanza == ©d)eften 3 ?"). ©S ift angeglidben auS 
©djatbacb oon mbb. schat = ©djatten, meil 
er oon ber ©d)attenfeite b. b- b^r oon ber 
{üblichen ©inral)mung beS 8 ld)entalS fommt. 
äöenig b^ter bem ©interfee ift rnieber eine 
©c£)attenfeite unb am Steinernen ÜJieer ein 
Sonnen* unb ©djattenberg. 2)er Schadenbach, 
fagt Slpian a. a. D. ©. 114, manat ex monte 
Sontaghorn. Sonn* unb ©ebattberg beim 
2 )orf dienten unb ©Battenberg f. oon ©in* 
fing bei ©aalfelben. 

©Bar. ©S märe faft oerrounberlid), menn 
fid) feine 9tatnen mit bem mbb. Slbj. schar 
fteil, fdjroff fänben. ©diared unb ©(^erned 
«scharin-) gehören ba 3 U; oom lederen 
fommt auS ben ©teilmänben beS SBartfteinS 
ber ©djarnbad) herunter, mie oon ber®d)ar* 
leiten am ßoferer ©irfd)bid)t ber ©ebar* 
leitenbad). 

@d)effau („oielleicbt ein präbiftorifdjeS 
3Bort"). 3ßenn 9t. meint, eS müffe in bem 
häufigen 9tamen eine in Sluen nicht feltene 
9taturerfcbeinung fteden, fo ftimmt ba 3 U ooll* 
ftänbig mbb. schepfe, schelfe, bie äBaffer* 
fcböpfftelle. Bei ber unfrigen fpricbt amh bie 
^ortn Sclieffavwe o. 1296 bafiir. ÜBeitere 
finb beim 3Beüer Xaubenfee unb braufjen am 


*) ^oc^sSternfetb, ©atab. u. fflerdjt. II, 32. 39. 49. 

») gürft. ©erebt. ©. 83 unb 112. 

d ) (SHeinmaietn), Unparteiifcbc Slbljanblung (1770) ©. 316. 


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90 


Dr. Julius Sffliebcl. 


ßammerbad). (Sine gefte ©djefrife rourbe 
nod)ßod)»©t. gürft. SBercfjt. 118 im 13.gahr* 
hunbert gegen Serd)te§gaben erbaut. 

Schedenberg. $u beffen Slbleitung oorn 
schelch gibt ber ©Wellenberg bei 23taunau 
eine gute ©tüfce, ba er bei Slpian (a. a. £5. 298) 
nod) Schalchenperg Reifet. 

©d)oft, eig. 2 Bafferf<huf 5 , =faH. ®aju auch 
auf bem Untermberg „in ber ©cfjofe", roo bam 
®efd)lecht erfennbar ift, unb ©chofjbad), 
ferner Schozris, an bem 1436 ein fo benanntem 
fielen „am ®efd)röf" ermähnt roirb (Sod)=©t. 
gürft. 33erd)t. 118), roo eine ©aljgrube er» 
richtet rourbe. 

©c^ott = ©cfjutt, ©chotter in ©djottmal. 
©aran leljnt fid) gut bie in ber @rfd)l. b. 
Dfialp. I, 302 im §agengebirg ermähnte 
©djottroiefe. 

©djroöb (Seifigbünbel?). gm 15. gafjr* 
hunbert ©diroeb, 1604 an ber ©t^roebe. 2Bir 
haben em barin mit einer ©ubftantiobilbung 
jju fc^roeben ju tun, bie einen fdjroebenben, 
nachgiebigen ©umpfbobett bezeichnet. Unb bam 
ift tatfädjlid) ber roeifjerartig erroeiterte £auf 
ber Siehe bort. Stroam Sehnlichem meint bam 
©djroimmenbe SJtoom f.ber£attenberg=8llm. 

©eil in ©eitergraben u. a. ®a bie Slum* 
fpradje säol lautet, fann an mf)b. siule 
ißfriernengram nicht gebaut roerben, fonbern 
nur an ein 2ßort, bam ntf)b. ei hatte; alfo 
entroeber bam ©eil, roobei etroa an bam Slbfeilen 
oon £eu ju benlen roäre, ober bam oon SBalbe 
beigebrachte (mir nid)t roeiter befannte) ßeljn* 
roort die saile = ber Sattel. 

©iegeret („roman. Slbleitung auf aretum; 
©tammfilbesigunflar").Samml)b.sige(2Baffers 
anfammlung) leE»nt S. ab, roeil natürlich ein 
beutfdier Stamm unb eine romanifd)e Snbung 
nicht benfbar finb. Slber roarum muff benn 
bie Snbung romanifd) fein? Unb bam ift hoch 
eine fo einfache ©.=S.*2)ilbung, baf} begleichen 
jeberjeit noch gemacht roerben fann: roo’m 
fidert, fjeifet’m ©ideret, roo’m plattig ift, Sß lat= 
ter(e)t (plattigem ®ebiet am fSiihlfturzhorn, 
3tf<hr. b. ©.*£)e. 81. 23. 1880, ©. 439), roo 
fteinig, ba ©fteinert (fo im Simgraben unb 
am £>aHturm=©ft.), roo SDlenfd) ober Siet) 
liegen b. 5- ruhen, nächtigen fann, ift ein 
£ iegeret (fo in ber 2llm an ber ©djarifjfehl; 


l ) 6rfd)l. b. Oftalp. I, 275. 


ogl. m£)b. geliger ßagerung bem feerem unb 
bam häufige ©lieget in ben £ed)talern). gilt 
bie ©djroebe fönnte j. 23. ebenfogut „bam 
©fdjroebet" ober „©fchroeberet* gebilbet fein. 
®aj) bam oon Schreibern unb 8lumroärtigen 
oielfach nicht oerftanben rourbe, ift einleudjtenb 
unb fo fommen gönnen jum Sorfdjein roie 
in bem Urbar oon 1497 für bam lefetere Big* 
hart ober auf ber Sorte oon g. Seil @ig* 
harbtmfopf. 

©ill im ©illberg möchte ich am Itebften 
ju sidel (gefpr. ©i’l) Sieberlaffung fteHen; 
bie ©illföpfe f. ber Sönigmberg*Sllm unb 
nö. bem S3erchtemgab. Jpochthronm bagegen ju 
mhb. sil gugfeil: alfo ©ramföpfe, oon benen 
man bam §eu an ©eilen herabläjft. 

©tabelhorn, Same einem ber ÜSühlfturj* 
hörner, oon S. nicht erflärt, roohl roeil felbft* 
oerftänblid). Unb hoch mufj man fich fragen: 
roenn biefe einen angeblich fo alten Samen 
tragen, roarum nicht auch jenem ? 3<h ermähne 
bam ©tabelhorn nur, roeil man bort fo beutlich 
roie feiten fiejjt, roie bie Samen oon unten 
nach oben oorbrängen: Unten ein ©tabel, 
barüber fliefjt ein Srunnen: ber Stabeibrunnen; 
oon ba aufroärtm jieht eine Schlucht: ber 
©tabelgraben; barüber ragt eine gelmtoanb: 
bie ©tabelmauer; unb ganz oben ber 23erg: 
©tabelhorn. 

©teinernem Steer. Sine frühe Senntnim 
bem heule fo genannten unb felbft heute noch 
nicht bim in bie Einzelheiten befannten ®e* 
birgmftodem ooraumjufefcen, märe ein großer 
grrtum. 2Bie unb ob ber Sßinzgauer in älterer 
3eit bam ju ihm in meift prallen, unnahbar 
fcheinenben SBänben abfadenbe Salfplateau 
benannt hat, roiffen roir nidjt. Seine ©pur 
einer Slnroefenljeit oon 5Senfd)en oor Slumgang 
bem Stittelalterm roarb bort oben noch je ge* 
funben. ©am friiljefte Slnzeid)en gibt bie gahr* 
jahl 1440, bie in ben girft einer oerfaHetten 
Sllphütte eingefdjnitten roar. 1 ) Sllm bie fßinz* 
gauer eine Uebergangmrnöglichfeit (zuerft über 
bie gnnere Sliphütte am gägethaum burch bie 
SJudjauer ©charte) entbedt hatten, mag ber 
für fie am nächften liegenbe Same, „ber 
Säuern" b. h- ber ©ebirgmübergang fd)lanf* 
toeg, ber ihnen längft f<hon, fo alt er an fich 
ift, geläufigem ©prachgut geroorben roar, ge* 


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Ortsnamen unb Seftebelung beS ®erd)te8gabener SanbeS. 


91 


nügt haben. Um if)n aber oon ben anberen, 
fübroärtS fübrenben, ju unterfcfjeibert, mirb 
man ihn halb näher haben beftimmen müffen. 
3Jlan tat bieS nach bem t)erDorfted)enbften 
Sfterfmal bet faxten Debe, an bem man oor* 
bei mußte, bem guntenfee, unb fprad) oom 
guntenfeetauern. Salb roobl begann man 
auch Sleinoieb auf biefem 2 Beg binaufjutreiben, 
für baS eS bocf) einiges, roenn auch fpärlicbeS 
®ra 8 gab. Später erft oerfudjte man 311 ber 
juoor als unerfteiglich geltenben, gut als 
niebriger erfennbaren Scharte an ber „Säuern* 
roanb" ju gelangen (180 m tiefer eingefcfjnitten) 
unb nannte biefe erft §o<h*, bann SBeifi*, 
Saalfelber unb in neuefter $eit 9tamfeiter 
Scharte. Son ihr aus mar ber 2öeg 3 um 
großen $ocb=<3ee ebenfalls non fetbft gegeben. 
Ser SerdjteSgabener betrat biefe §ö£)en am 
bequemften junächft burd) baS S<hrainbacf)tal 
unb roeiter öftlidj oon gifd)unfel auS, mie 
mir gcfeben, an ber Sftöt^. Son beiben Qm 
gängen auS mar eine jiemlid) roeit reicbenbe 
Sefibnabme beS mageren SBeibebobenS möglich- 
Sie nörblid)en Seile beS geftuften ipöben* 
rüdenS gehören baber oon je SerdjteSgabenern, 
bie (üblicheren (ßinjgauern. SaS äufjerfte ©nbe 
beS SorbringenS ber erfteren gegen SW. be* 
jeichnet bie „Verlorene SBeibe* f. oom 
©r. ^»unbstob. Siefer Same ging bann all* 
mählich auf baS ganje Sarrenfelb über, foroeit 
eS eben „oertorene 2 Seibe" mar, unb erft im 
18. 3b- fam ber faft etroaS poetifd) anmutenbe 
Same „Steinernes SJteer" auf, ben noch feine 
alte starte fennt. Sie ältere öfterreidjifdje 
©eneralftabsfarte bat ibn noch als Sonber* 
bejeichnung an ber Stelle ber Serlorenen 
SBeibe. 2öie langfam bie Benennung ber ein* 
gelnen Seile oorfdjritt — ber Sauer bat nur 
für ben nufcbaren Soben Sinn, bie ©ipfel 
finb ibm bis beute gleichgültig — jeigen ältere 
Satten. So bat bie oon 1628, bie fonft jabt* 
reiche ^Benennungen enthält, nur Säuern, 
©ulbenpergl, ©fcfjitr, ©ejaibsfopf — trob beS 
oielen freien StaumeS —, übrigens fefjr be* 
jeicbnenb: lauter Flamen, bie oon einer Stubung 
berfommen, Uebergang, Sergtoerf, Sllmgerät* 
bütte, 3agb. Sluf ßotterS unb SeutterS Sorten 
bebedt faft baS ganje ©elänbe ein einziger 
Stame: Senpobten, ber Sennboben im — 

') Srfdjl. b. Oftalp. I. 30X. 

*) Sbbt. 269. 


binterften Slübnbachtal. ©emeffen mar nodb 
1800 erft bie Siamfeit er Scharte (®rfd)t. b. 
£). a. a. D.). ©ine ©renjfeftfebung oon 1734, 
roiebergegeben bei So<h*@ternfelb (gürft. 
Sercht. II, 73), bringt bie ©renjpunfte, roenn 
anberS biefer fie nicht etroa felbft oerroirrt bat, 
in folcber Unorbnung, bah man baS eine 
roenigftenS barauS entnehmen fann, bafj über 
bie gegenfeitige ßage ber einzelnen, roobt oon 
Jägern ober Jpirten ben Sertragfchliefcern an* 
gegebenen, Oertlidtjfeiten noch 9 r °fe e Unflarbeit 
berrfchte. ©inen ungeroöbnli<hen Sßeg ber Ser* 
breitung bat bann (im abgelaufenen Sabr* 
bunbert erftl) ber Sauernname gemacht: er ift, 
roaS bei feiner ©infübrung oon Süben oer* 
ftänblicb erfd)eint, herab geftiegen. 3lo<h 1870 
(3tf<hr. b. Stfch- 9l.*S. S. 467) fagt $. SJall* 
mann: „3m Stunbe beS SolfeS habe ich ben 
Siamen ©rünfeetauern nie gehört, toäbrenb 
gunteufeetauern allgemein üblich ift-" Unb 
gar ©obentaucrn „roirb juerft oon Schau* 
bach unb in neuerer $eit oon g. Seil ge* 
braucht* (ebbt. 468). £ier bat DaS 2Bort 
begreiflicherroeife feinen urfprünglichen Sinn 
eingebüfet unb roirb ihn oielleicht noch roeiter 
einbüfjen; benn fcbon gibt eS bort Unter* 
Säuern (eig. unterhalb b. S.) unb einen 
Seeauer Säuern über ber Seeau, ja fogar 
ro. beS SBimbachtalS einen Sibfartauern. 
So ift Säuern im S 8 erd)teSgabifd)en ein oon S. 
jugeroanberter grembling, ju beffen Segriffs* 
oeränberung unb Ausbreitung bie Suriften* 
roeit beigetragen bat. 

Auch ben nächften Stadjbarn beS Steinernen 
SJleereS ift eS gleich biefem ergangen: baS 
©agengebirge roar bis inS 18. 3 b- £>b ne 
jufammenfaffenben Samen, ba man ihm einen 
nach bem ©agenbauern am Sßafc ßueg gab, 1 ) 
unb ber Stod jroifchen Slübnbacb* unb SJliibl* 
bach*Sientener Sal bat eigentlich beute noch 
feinen. Sie im Sorben fprachen oom „@roi* 
gen Schnee" ober ber „Uebergoffenen 
Alpe", bie im Süben faben nur ben Steil* 
abbrud); barum toat eS ihnen furjroeg bie 
2 Betterroanb;ber roenig oolfstünitich f lingenbe 
„£o<hfönig" entftanb erft ©nbe ber 30er 3ab« 
beS oorigen gabrbunbertS,*) offenbar als Sinb 
ber turiftifchen ©rfd)liebung. 

Strub. 31. glaubt barin baS SBurjelroort 


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92 


Dr. 3uliu8 Stiebet. 


31 t ©eftrüppe finben 31 t fönnen; mit Unrecht, 
benn baS Reifet struppe. ©ier aber haben mir 
eS, mie bic Dertlid^feiten bemeifen, an benen 
eS oorfommt, mit einem gan 3 anbern SBort 
311 tun, baS ich bisher noch nirgenbS oer* 
3 eid)net finben fonnte. ES bebeutet Söaffer* 
fall, Stromfchnelle unb ift im SerchteSgabener 
©ebiet nebft Umgebung ^iemtidE) oerbreitet. 9lm 
un 3 meibeutigften fomtnt baS 2Bort 3 ur ®eU 
tung am ©ollinger 2 Saff erfaß, ber früher 
6 cf)roar 3 bad)ftrub hiefe- Slm Eingang inS 
2Bimbad)tal an ben S?aSfaben nennt man’S 
„an ber Strub". Ser SBafferfaH beS Königs* 
bad)3 am Wtalerminfel ift eine Strub, unb 
barüber ber Strubtopf. Ser ®urd)brudj ber 
33ifd)ofSroiefer Siehe tur 3 oor ihrer ÜJtünbung — 
Strub; beSgleichen mo ber S(iit)nbad) bie enge 
gunbStehte burdjbrauft; tur 3 beoor ber üöi U 
benbad) oberhalb St. Wfartin 3 ur Saalad) 
tommt, finb gätle mit Strubberg barüber; ber 
S^afe Strub m. oon Sofer ift bie Enge beS 
£afelbad)§ unb etrnaS meiter oberhalb ift am 
SBeifebad) abermals ein (SBeiler) Strub. SBenn 
man an ber Samrner über bie Scheffau hinter 
tommt, get)t man bem 2öienerfaH am Salab* 
fchlufi entgegen, fjinter bem ber oorbere unb 
ber hintere Strubberg aufragen. 

Stu^lroanb. Safe ber ©ebante an einen 
Stuhl, mie W. meint, bei ^Berggipfeln nicht 
ungewöhnlich märe, ift nicht ab 3 uleugnen, be* 
fonberS menn eine Slrt Stufung ba§ unter* 
ftüfet, mie etma am ©ochtfjron; hoch erinnere 
id) mich nicht an begleichen. Sarurn möchte 
id) noch einen anberen SBeg oerfurf)en. Sabei 
märe oon bem 33äd)lein auS 3 ugef)en, baS oon 
einer Scf)äferbütte 3 um guntenfee Jjerabfliefet, 
Stul)Igraben genannt. Ein Duerljolg für 
SBafferftauung nennt ber Slltbaier Stuebl, 
toobei baS d mie in Wue’l, Sfnö’l u. ä. oöllig 
unterbrüdt mirb. 353enn einft — ber Warne 
erfdjeint fdjon 1734 — ein foldjeS Staul)ol 3 
bort mar, fo ift ber 23ad)name ohne meitereS 
gerechtfertigt; ber 33erg barüber ift ber Stuhl* 
grabentogl, bie lange ÜBanb bie Stul)l* 
manb unb bie £>ö£)e baS Stuhljoch. Uebri* 
genS märe baS gleiche SBort im Sinne beS 
mf)b. stuedel = Säule bentbar; alfo eine 
fäulenäfynlid) geriefelte SBanb. 

Sul 3 e. Eine foldje Sa^lad^e oe^eidjnet 
SW. SeutterS Starte auch nod) ö. über bem 
mittleren StönigSfee. Unb meiter mirb eine 


gegen 23erdjteSgaben erbaute gefte Sul 3 en* 
ecf im 13. 3h- ermähnt (ffocf)*St., gürft. 
23erd)t. I, 118). 

Sunt, mf)b. sunc, ift 9lblautbilbung 3 U 
finfen mie binben — 33unb, unb bebeutet eine 
Sobenfenfung, toaS für ben äJärenfunt 
(tnännl.I) aud) genau sutrifft. 

halfen („roman., nach Schneller 3 U tabu- 
laceum bie Scheibe"). 9ftad)t fchon Sd)neller 
felbft mit Wed)t 3 U feinem Talsdn ein grage* 
3 eidjcn, fo müffen mir tjier, mo mir eS mit 
einem gan 3 anberS betonten äöort 3 U tun 
haben, beren ßroei beifetjen. Eine S3efic±)tigung 
ber 3 im unb am berchteSgabifdhen Sanbl ge* 
legenen Sllpen biefeS WamenS bürfte uns 
raeniger oerfchlungenc üßfabe 3 ur Ertlärung 
meifen. Sie eine liegt auf bem Sattengebirg 
an ber Einfenfung beS Wöthelbad)§, bie anbere 
(Salfen gefchrieben) n. unterhalb ber ©ötU 
ftodmänbe, in einer SJtulbe 150 m unter ber 
Eder Sllm. Sie britte ift im oberften Schüt* 
tactjgraben s. beS Soferer 33orberl)ornS. StUe 
liegen fie in einem Sat, in il)nen mirtfehaften 
Sennen, alfo Salfennen. Sie ftarte Betonung 
ber erften Silbe E)at bie 3 toeite minber oer« 
ftänblich gemad)t. Ser ©egenfatj 31 m lehteren 
Sennalm ift ficherlicf) ber na^e @ochtafer, bei 
ber am ©öH ergibt fich als foldjer bie Eder 
2llm. 9luf ber ©ochftächc beS SattengebirgS 
liegen oerfcfjiebene, benen fich am SRöthel* 
bad^einfehnitt als Salfennalm mie oon felbft 
gegenüberftellte. SBenn etma 3 meifel entftetjen 
füllten, meil auf einem foldjcn Serg ein Sal 
oortommt, fo liefen fich biefe burch ©inmeiS 
auf baS SBrunntal oben am UnterSberg unb 
baS Wabental auf ber Weiter 9llm leicht be? 
feitigen. 3a, menn baS Wöt^el, toaS bie 
älteren Schreibungen mit tt faft oermuten 
(affen, nicht eine SBerfleinerung oon Wötf) 
märe — eS ift aüerbingS noch ein ®fd)toenbl 
in ber Wälje — fonbern eine gufammenfehung: 
Wöt—tal, fo l)ätten mir bic S^eidjnung Sal 
in bem Saddamen felbft. 

3Beil mir gerabe auf bem Sattengebirg 
finb, ift eS oielleid)t angebracht, ben fdjon 
fur 3 geftreiften ©ren 3 oerlauf oon 1449, fo* 
meit einfd)lägig, 311 erörtern, ba auch menn 
auch nur unbeftimmt, barauf eingel)t. ,Sie 
©ernärft" finb über ein 3 oh^hwnbert fpäter 
(1556) abermals beftimmt, aüerbingS nahe 3 U 
mortgetreu mie baS erftemal. ES fefct an beim 


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Ortsnamen unb ©eftebelung beS 93erd)te8gabener ßanbeS. 


93 


Sßeifebach (jetjt nod) bat)er. ßanbeSgren^e 5. 
SteichenhatI), gel)t fjtnauf ben Slfingerbach (jefet 
©peifbach,, bilbet mit bem 9luguftinerba<h bcn 
Üöeifcbad); benannt nach bem Sauernhof Stfin* 
ger), „als bie Skfferfaig fagt' 3 um (Hinteren) 
9totofen, bann (m. über Sreifeffel) auf baS 
9totl (Stettl), auf ben t)ot)en Scfjranfpaum 
unb auf bie F a 9 er (Saget) unb 3 U bem 
Xobtenmann. Sie F a 9 er betätigt bis ju 
einem gemiffen ®rab unfere obige Seutung/ 
benn ber Raun an ^ er ©cfjre mar eben mol)l 
bie ©ren^e. Ser fonftige Serlauf ift aber 
()öd)ft eigentümlich- 3m Xobtenmann, gleich 
91., etmaS anbereS als ben befannten Serg 3 U 
fefjen, [)at megen ber großen (Seltenheit eines 
berartigen StamenS, ber t)ier bann in fleinem 
ilmfreiS gleich ^roeimal oorfämc, roenig für 
fid), 3 umal ber ®ren 33 ug faft riicflaufenb mürbe, 
rnenn er auf ben £>ag beim gudj^ftein 3U* 
ginge, anbererfeitS ift ein Einbringen nach S. 
etraa bis 311 m Xotemnann unb bem $of am 
Stein („Steiner") roiebet menig mahrfcf)einlich. 

So bleibt bie Sache 3 unächft recht unflar. 

San 3 bobcn. Sa 3 U berichtet bie gtfchr. 
b. SDe9lS. 1910 S. 143, baf) bie Surfchen 
oon Unten unb 9teit 3 um Sllmtang bort hinauf* 
3 iehen. 

laubenfee. ES ift ja nicht unmöglich, 
bafs eS bort r>ielleic£)t oiele milbe Sauben gab; 
aber oielleicht bietet 9lpianS Sarte einen anbern 
3 inger 3 eig. Sarauf fteht Saübnfee. Ein Um* 
laut märe aber im erfteren 3 a ^ e nicht mög* 
lieh (ahb.* Tüponose), mohl aber bei (am) 
toubin se oon mf)b. toup tot, beS ßebenS ent* 
behrenb, alfo etma „meltabgefd)ieben". $u 
bem SBedhfel 3 mifd)cn urfprünglid)em unb um« 
gelautetem Sofa! märe bann 31 t Dergleichen 
ml)b. löugenen = bair. läugna unb laugna. 
Stehnlidh abgelegen ift ber Xaubenfee unmeit 
ber Xraun am Fnft beS StaufchbergS. SaS 
Xaubenneft in Ettenberg gehört oielleicht eher 
311 m ©auptmort Xaube. 

Soffen {„= Sofana") ift Soff, 1 ) 
ben 3 . S. Steub, Dbb. 3am.s9t. S. 58 bucht. 
Stuch bie übrigen oon 9 t. auf S. 123 oer* 
fchiebentlich als romanifd) angefprochenen, raie 
Still, Stan 3 er, finb nichts als $ofnamen 
oon $ß s Jt., toährenb Sdjnih, Schnall F’lnr* 
namen finb. ßetjtereS fann ich nicht finben; 

l ) Soff ift berdjteSgab. ftüraung oon ßfjriftopt). 

a. w. 3 u. 4 

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liegt eS an einem Söaffer, bann ift eS raahr* 
fcheinlich = gluhfchneUe. 

Srett. $0311 ift bemertenSmert, maS 
SodpSt. gürft. Sercht. III, 133 angibt: Sa* 
fer hei&t baS 9Bohn* unb Südiengebäube ber 
2llm, Schirm bie Stallung, (baS) Srett bie 
Safer unb Schirm umgebenbe Einfriedigung, 
Sefannt finb bie Xrett* 8 llmhütten auf bem 
®erl)arbftein. 

Srifchübel. Stuf ber Seite gegen bie 
Sa^ach mar einft noch eine foldhe „Quer* 
ftufe". Sie fommt oor in ber Seftätigung 
ber Freiheiten beS SloftcrS St. Sßeter burd) 
Sr^bifchof Sonrab i. 3- 1135, morin eS heifet: 
silvarn a (luv. Schwerzinbach (bei ®oHing) 
usque ad eum locum, qui vocatur Drischuuil, 
unb rcieberholt 1191 inter Schwarzinbach 
et lapidem Drischuuil (f. Unparth- Slbhblg. 
S. 254 f.). 

UnterSberg. Ser 9tame ift oben fdEjon 
befprochen. Er ift beutfeh unb oon braunen 
gegeben. S)a er aber auch innerhalb, roo er 
er feinen Sinn hat, oon jeher üblid) mar — 
gibt eS hoch fogar in §inter*®ern einen bar* 
nach benannten £>of — fo fann er erft oer* 
hältniSmäfjig fpät brinnen angetoenbet morben 
fein, als er fchon meiterhin gang unb gab mar. 
9ludh baS fpricht alfo raieber für fpätere Se* 
fiebelung im „SBalblanb". Üöenn irgenbmo 
auf ben §öl)en romanifche 9tamen mären, fo 
fönnte man fie in erfter ßinie auf bem UnterS* 
berg ermarten, ber hoch uon 9torben, rao bie 
Sorhöhen überbieS nur 15—1800 m fich er* 
heben, leicht 3 ugänglicf) ift- 2 tber fooicl ich 
auch fudhe, ich m feinen entbeefen. 9Jtan 
prüfe nach: 2 lbfalterfopf unb *roanb (b. i. 9Ipfel* 
baitm), 9Ichen*, 9lfd)auer, Sann*, ©amSalm*, 
®rub*, ^irfchauger, Sienberg*, SJtclf*, Dd)fen* 
unb Stauhenfopf, ®eier*, 9tauh* unb Sonn* 
tagSecf, Sllmbacf)*, ßeiter*, 9lacht*, Stagel* 
(nage’l bair. = Stagerl), Saufenbe, Schofj* unb 
Sßeifjmanb, Sären* unb SDtauSloch, Sürrfelb, 
©amSgericht, Feuerbichel, ©unbSrücfen, 3«ger* 
tnahb unb *fpife, SlingermaiS, Snogel ( 31 t 
Snodf = Serg) unb Suppenfnogel, Sühftein, 
9 Jtittagfcharte, 9ftitterberg, 9Jtucfenbrünbl, 9la* 
benftein, bie 9tehlacf, Steifenmais, Schaffer* 
höhle (= Schafhirt), Sdjönfogl, Stierlod). Sie 
haben alle oöHig beutfdfjeS ©epräge unb finb 


W 

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94 


Dr. 3utiu8 SRtebel, Ortsnamen unb ©efiebelung beS 33erd)tc8gabener ßatibeS. 


aud) 3 umcift ohne meitereg oerftänblid). 9lur 
bei graeten ^at fidE) 9t. oon ©ruber oerführen 
Iaffen, romanifdjen Urfprung angune^men: 
©urrroanb (o. gorna SSafferrinne ober gur- 
ges Sd) lucht) unb 9lierental (= val nero). 
ßautlid) ronnte baoon in. 6 . f)öd)fteng gorna 
ftimmen. Oben Reifet eine Dertlid)feit .bei 
ob. in ber ©urr(n); bie m. abfaHenbe üöanb 
baoon ©urrroanb unb barunter tuieber „unter 
ber ©urr". Sag ftimmt $u nichtg anberem 
alg 311 mfyb. bie gurre = Stute, alteg Sßferb.*) 
2 Beld)er 9lrt freilich bie Bejahung ift, läjjt 
ftd) taum fagen; ob 9le§nlicf)feit einer gelg^ 
form ober ob einft eine ©urre bort oerenbet 
ift? Sag SRierental ift eine trid)terförmige 
SÖiefe, bie ringg oon SBalb umgeben ift. So== 
nad) ift ber erfte Seil ml)b. nidere bie 9tie^ 
berung, ©infenfung. Sag d in Nidrental ift 
erraeid)t unb auggcfallcn raie bei Sdjaritj. Bon 
bort Ijerab fommt ber 9tierenbad). Sie m. 
gelegene Borhöhe fteigt in glatter SBanb auf 
unb ^ei^t baljer Brettmanb unb ber ©ipfel 
Brettmanb* ober 9tierentalfopf. 

9Sentbach Reifet auf SlpianS unb ßotterg 
Sarte ber aug ber Scharrtet)! hcrauSfomtnenbe 
unb an ber Schtoeb münbenbe guftuf) ber 
Söniggfeer Siche. Ser 9tame ift m. 2B. jetd 
oerfd)rounben, nur bag 9Bembad)leljen erin* 
nert noch baran. Ser Bad) läuft 00 m Slaug* 
bidjl oben big 31 m Schmeb in tiefer Schlucht 
3 ioifd)en teilraeife red)t Ijoljen SBänben unb ift 
barnad) too^l aud) benannt. 

3B i m b a d). Sin bag ml)b. wiinne = 
28eibe ift babei nicht 311 benfen, fonbern bod) 
an winnen im Sinn oon toben, mitten mit 
9tüdficf)t auf ben Slammburchbrud). Sagcgcn 
ift bei btr 23inbfd)arte fidjerlich ber 3 >ü<h* 
minb, ber ben ßuftauSgleicf) 3 toifd)en ben 3 toei 
400-500 m tieferen Sälern l)erbeifüf)rt, Sin* 
Icif) 31 t ber Benennung geroorben. 

Samit finb mir am Sdjluffe unb tonnen 
bag ©efamtergebnig nod) tur 3 gufammenfaffen. 
Um bag Bilb ber Namengebung im Berd)teg* 
gabencr ßanb nod) beffer 31 t oeroollftänbigen, 


mürben oben nod) meitere crreidjbare Benen¬ 
nungen bezogen, bie 9t. beifeite gelaffen; 
aud) fie oermögen bag, mag bemiefen merben 
foUte, nur 3 U fiebern. Sag gan 3 e ©ebiet meift 
feine eitrige Spur aug oorbeutfdjer Qtit auf; 
fein Ort ober Name eineg foldjen, beffen Hr* 
fprung innerhalb ber ©ren 3 marfen gcfud)t 
merben mi’ifcte, erfd)eint oor bem 12 . $ahr* 
hunbert; bie gan^e ßanbfdjaft ift nad) allen 
Ueberlieferungen big ba£)in auggefprod)ener Ur* 
toalb; bie bebeutenbftcn unb älteften ermeig- 
liehen SBoljnfieblungen fyahen unbeftreitbar 
beut)d)c Namen; felbft Ortsbenennungen, bie 
eine fritt)beutfd)e Befifcnahme annehmen licken, 
fehlen gütlich; allefamt atmen beutfdjen (Seift 
unb tragen ed)t bcutfcfjeS ©epräge, erflären 
fid) mithilfe beutfd)er3Bortftämme oiel lcid)ter, 
natürlicher, lautlich unb grammatifd) richtiger 
— unb ba follcn 9tomanen, ja gar fd)on 
Selten unb 3Ui)rier anfäffig gemefen fein? 
Unb in ben ad ben Urfunben über 9tecf)tS* 
gefdjäfte beg Slofteroorftanbeg mit anberen 
ober anberer mit ihm foll nie eine Silbe oon 
romanifd)cn Sßerfonen, Orts* ober Sßerfoncm 
namen ermähnt toorben fein? freilich, glatt 
3 U tage liegt bie Bebeutung ber Drtgnamen 
nicht immer, auch anbermärtg nicf)t; fonft be* 
bürften fie ja faum ber Seutung. SlUein mag 
man nicht gteid) enträtfeln fann, barf man 
bcghalb hoch aud) nid)t ohne meitereg alg 
oorbeutfd) anfehen, felbft menn man mit einem 
befannten gorfcher (9tub. Sapff) nicht gan 3 
einoerftanben fein follte, ber in einem Sluffat) 
über 9Bürttcmbergifd)e Drtgnamen (Sdjmaben* 
fpiegel V, 1912, S. 305) fagt: „£>eute ftel)t 
man auf bem Stanbpunft: mag beutfd) erflärt 
merben fann, muf$ beutfeh erflärt merben. 
Bon bem Neft oon Flamen bürfen foldje alg 
oermutlid) oorbeutfd) in Slnfprud) ge¬ 
nommen merben, bie — abgefehen oon ben 
9tamen unferer größeren glüffe — einen Ort 
be 3 eichnen, an bem Borgefchichteforfchcr mit 
bem Spaten Nefte feltifd)er ober fonft oor* 
bcutfd)er Sultur 3 ittagc geförbert höben." 


l ) 2cbt in söcrdttcSgaben nod) in bem (Schimpfnamen Jöifegurrn für ein böfeS Slöeib. 


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3«t Sßetein8d)rontf. 


95 


3uc UfceinsdironiR. 

I. Zugänge tur vor- mtb früßgcfdjidjtUdien Sammlung bro iUereiti*. 


1. 2)urd) gütige Vermittlung unfereS VlitgliebS 
§errn ÜJtajor a- S). ÜJt. o o n © ä ß1 er ging ber Vereint 
fammlung bureß ©eßenfung au ein aus einem rö* 
mifeßen ©ebäube auf ber 3nfcl Brioni grau de 
im Vbriatifcßen Vtcere ftammenber Voßrer non ©ifen 
mit JQanbgriff non ©orn, 13 cm br., non uerßältniSs 
mäßig guter ©rßaltung, ein unter ben befannten 
tötnifeßen £gpen non §anbmerfSaeug feiten oor* 
fommenbeS ©eräte, äßnticß einem in gacobi, 2)aS 
föömerfafiell ©aalburg, ©. 209 gig. 18 abgebilbeten 
SSerfaeug. 

2 . Unfer gefcßäßteS ©ßrenmitgtieb, §err Obers 
ftubienrat a. 2). Dr. griebrieß Oßlenfcßlager, 
machte bem Verein ein im §ößenrainer gila, 
V$l. SBoIfratSßaufen, 1903 beim ^orffledjm etma 
1,25 m tief gefunbeneS Vronaemeffer non 19,6 cm 
Gänge mit 2,2 cm breiter tflinge unb bureßbroeßenem 
Vronaegriff aum ©efeßenf. 3)aS feßöne gunbftücf ift er? 
mäßut in ben Vorgefcßicßtlicßen S)enfmalen beS Königs 
reicßS Vagem I. ©. 105 unb gehört ber nocß in ber 
älteften ©aUftattaeit auf oberbagerifeßem Voben bes 
finblicßen bronjeaeitlicßen Veuölferung an. 

3. Von bem nätnlicßen ©efeßenfgeber famen in 
bie ©ammlung amei aus bem befannten Meißens | 
gräberfelb non ^ßeiting, V51. ©cßongau, aus bem 
feßon mehrere gunbe in ber ©ammlung fidj befinben, 
ftammenbe ©tüde, ein Gangfaj non 66 cm Gänge 
mit ©riffangel unb eine ©patßa non 78 cm Gänge 


mit ©riffanget oßne ftnauf unb ^parierftange. ©. 
Vorgefcß. 3)enfmale I, 121. 

4. £>err DberlanbeSgericßtSrat a. S>. g in ft er* 
mal ber, jeßt in V^ien, unfer nerbienter früherer 
langjähriger Vlanbatar in Vtüßlborf, madjtc eine 
im 3aßre 1904 gelcgentlid) ©efcenS eines ©renagrabenS 
auf Vl ; 9fr- 1370* ber ©teuergemeinbe Empfing in 
ber 9täße non Vtoo 8, ©emeinbe 3angberg, gefunbene 
Vronaenabel aum ©efeßenfe. 2)a8 bunfelbraun patU 
nierte, nießt meßr gana erhaltene ©türf hat noch 
19 cm Gänge unb ift ermähnt in ben Vorgefcßicßts 
liehen 2)enfntalcn I. ©. 19. 

©cßon früher, glaublich im gaßre 1900, mürbe 
norböftlicß nom gunbplaß ber norigen Vabel eine 
anbere Vronaenabel in ber Väße non ©agmooS 
heim Sotfftecßen gefunbeu, bie in baS ftäbtifche 
Vlufeum non Vtüßlborf gelangte. 9lu8 biefen 
beiben gunben, bie ber jüngeren Vronaeaeit an® 
gehören, geht ßeroor, baß bie in ber jüngeren ©tein* 
acit noch oerfumpfte nörbliche Uferumgebung ber 
3fcn in ber fpäteren Vronaeaeit fd)on befiebelt mar. 

2 >en ncrehrtichen ©djenfern fei auch auf biefem 
V?cge ber ^eralic^e $)anf beS Vereins für bie rege 
Vetätigung bei görberung ber VereinSfammlung auSs 
gefproeßen, inSbefonbere auch für bie Sicherung ber 
©rßaltung norgefcfjidjtlic^er gunbe burch beren lieber» 
laffung unb Ueberführung aus Vnaatbeftß, in bem fie 
mehr ober minber gefäßrbet finb, an bie SlreiSfammlung. 


11 . Hortrdgr. 


£en erften Vortrag für 1913 hielt §r. Dr.jur.9tubolf 
Oefchcg am 10. Januar „über einige gleidjaeitige 
©timmen aur bagerifeßen VerfaffungSurfunbe*. $as 
mit foflte ein ©inbtid gemährt fein in bie Vns 
fdjauungen jenes £cil8 ber Venölferung, melcßcr als 
Präger ber aeitgemäßen öffentlichen Vteinung gelten 
fonnte. Vtaßgebenb bei ber MuSmaßl mar ißm ein 
befonberer ©rab ber Sßiffenfdjaftlicßfcit, bie perföns 
ließe ©tellung unb bie goxm beS §eruortretenö. 
SluSgegangen mürbe nom Srlaß ber Verfaffung; bie 
©renae bifbete bie Eröffnung beS erften GanbtageS. 
©ein Vtateriat hatte ber Vortragenbe gefunben in 
glugfcßriften, in oerfeßiebenen 3eitfcßriftcn unb in 
ben ißm augänglicß gemorbenen Vericßten bagerifdjer 
©efanbtcr an fremben JQöfen. 

Referiert mar über ben Vortrag in ber MugSs 
burger V°fi3eitung 9tr. 28 nom 18. ganuar (Borgens 
blatt), im ÜJtüncßener Xagblatt 9tr. 16 nom 16. ganuar, 
im Vagerifcßen Kurier 9tr. 16 nom 16. ganuar, in 
ben Vtüncßner Veueften ytaeßrießten Vr. 25 nom 
15. 3anuar (ZOlorgcnblatt, ©eneralanaeiger). 

9lnt 30* Sattttar beßanbelte §r. Dr. §auts 
mann „ben franaöfifeßen Vorträtfticß in Vtüncßen* 
unter Voraeigung non Gicßtbilbern. gntereffc boten 
bie bargefteflten V* r fönli(ßfeiten, aber auch bie bars 
fteüenben Zünftler, ißr Xgp, ißre 2)arfteHung unb 
ißre 2)arftelIungSmittel. 5)en ©toff bot bie Vtüncßner 


©rapßif, roelcße oor bem 17. 3ah^ßunbert feine bes 
fonbere Vebeutung hatte, unter 3Jlaj ©manuel infolge 
beS franaöfifeßen ©influffeS ißr VcfteS im V or ^üt 
leiftete, aber bei raeitem nicht bie ©öße mie bie 
Slrcßiteftur erreichte unb in ber ameiten Hälfte beS 
18. 3ahrßunbertS mieber aurüdging. 

Referate bradjten bie SlugSburger Voftaeitung 
^Ur. 55 Vorabenbblatt nom 4. gebruar, baS Vliincßencr 
Xagblatt 9lr. 35 nom 4. gebruar unb ber Vagerijcßc 
Kurier 9tr. 36 nom 5. gebruar. 

Mm 27. Jebruar gab ^r. V^inatboaent Dr. 
ÜR. Vucßner in einem Vortrag über: „Vagem unb 
bie beutfeße ftönigSmaßl ootn Veginne bcS X. bis 
aum ©nbe beS XIII. SaßrßunbertS" eine 3ufammens 
faffung feiner bieSbeaüglicßcn ©tubien, meteße aum 
3ubiläum feines GeßrerS ©igmunb non Viealer aur 
Veröffentlichung famen. Vacß orientierenben Ves 
merfungen über ben ©tanb ber bisherigen gorfeßungen 
erläuterte er ben Hergang bei ber mittelalterlichen 
ftönigSraaßt in feinen amei Mftcn, ben Sßaßlnerßanbs 
lungen unb ber feierlichen tfur, melcßer erft im 
XIII. 3ahrßunbert bureß bie beiben Vraunfcßmciger 
„ffieiStümcr 4 ' reicßSgefeölicß feftgelegt mürbe unb 
feßloß mit bem §inrcei$ auf ben „Slaiferbricf* ftönig 
GubmigS II. bei ber ©rünbung beS neuen 2)eutfcßen 
91 ei cß eS 1871. 

Vericßtc hatten gebracht bie MugSburger Voff s 


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96 


Aufruf. 


aeitung oom 7. 9ttära 9tr. 109 (©orabenbblatt) unb 
ba« ©tünd&ener Sagblatt oom 9. unb 10. 3ftära 
Dir. 68 unb 89. 

©on fpannenbetn 3ntcrcffe mären bte öuSfüfjs 
rungcn be8 §rn. £>ofrate8 Dr. s Ut. § ö f ler oon Söla 
am 3. iXpril über bte ®efd)icf)te be8 ©abe§ ©eil* 
brunn unter ©oraetgung oon 2icf)tbilbern oon ber 
Sluffinbung ber bärtigen 3obqucüe 1159 burct) ©cncs 
bifttnermönd)e außgeljenb unb fortgefüfjrt bis in bie 
jüngfte ©egenmart. 

©ielje bie ©cricfjte in ber SlugSburger ^oftaeitung 
oom 8. ©prtl, im ©Hindjener Sagblatt ©r. 98 oom 
8 . 9lprtl, in ber ©aqerifdjen ©taatSaeitung ©r. 85 
oom 11. ©pril, im ©agcrifdjen Kurier ©r. 101 oom 
11 . Slpril. 

3 n ber lebten ©tonatSoerfammlung oor ber 
UrlaubSaeit am 2. piat legte ©r. Oberftubienrat 
Dr. Ofjlenfdjlagcr, ber, roie er fagte, „feit naljeau 
50 3af) rcn ben oon ben Römern in ©agern aurüd= 
gelaffenen ©puren nadE)gel)e 4 \ eingeljenb bar, baß bte 
fogenannten ©tereeffefjanaen einaig nur römifdjen 
UrfprungS (ein fönntrn. 


©iefjc ÖlugSburger Sßoftaeitung 9tr. 206 oom 6. ©tai 
(©torgenblatt), ©tündjener Sagblatt ©r. 127 oom 
6 . ©tat, ©apertfeßer Kurier ©r. 127 oom 7. ©tai, 
©taatßacitung ©r. J06 oom 7. ©tat. 

Ueber ben ©uSflug, roeldjer a» ®f)ren beS 75. 
©tiftungStageS be§ ©eretnS unter großer ©cteiligung 
am 29. 3i»ni nad) ben beiben 3nfeln be8 (SfjiemfeeS 
unternommen toorben mar unb melier im ©efud) 
ber Sltrdje unb teilroeife beS ftlofterS auf ber grauen- 
infei feinen ©öfjepunft erreichte, erfcfjienen aa^lrcicfjc 
©eridjte: in ber ©ugSburger Sßoftaeitung ©r. 367 
oom 6. 3«li (©orabenbblatt), in ber ©agertfd&en 
©taatSaeitung ©r. 134 oom 4. 3«li# i»n ©tündtjener 
Sagblatt ©r. 185 oom 9. 3uli, in ben ©tüncßener 
©eueften ©adjridjten ©r. 336 oom 9. 3«li (©torgen* 
blatt), im ©ofenßeimer ©naeiger ©r. 151 oom 3. 3uli, 
im Söenbelftcin ©r. 151 oom 3. 3ult, in ber Obers 
baperifdßen ßanbcSacitung (Sraunftein) ©r. 149 oom 
1 . 3uli unb im Sraunfteiner Sßodjenblatt ©r. 79 oom 
3. 3uli. 


Hufruf. 

Sie 3 al)tretcf)en Bereiter unb ®önner $ctßrie£ von geiblx becxbfid)tigen bem teuren 
Sal)ingefd)iebenen in bem oon i|m fo £)ei^ geliebten unb [jeifc erftrittenen Sfartal bei SJtündjen 
ein feinen fünftlerifdjen unb tncnfdjlidjen Ueber ( ieugungcn entfpredjenbeS, fd)lid)te§, aber mürbige§ 
pen&ntaC 31 t fefeen. 

Sie Äoften für ein befd)eibene£, in gorm einer 2lrd)iteftur au 33 ufül)renbe£ ßrinnerung£* 
geirfjcn bürften fid) nad) Stnfdjauung beS 3lrd)iteftcn öerrn ^rofeffor $ran 3 3tanf, aititgliebcS 
ber Sftonumentalbaufommiffion, auf ca. 30000 JC belaufen. 

Srofebem biefer Betrag erfd)cinen fönnte, mirb er ftrf) bodj aufbringen (affen, unb 
ber SenfmalauSfdjufj gibt fidj ber Hoffnung £)in, bafj e3 bei ber aöfeitigen Bereitung, raeld)e 
ber grope Stünftlcr unb marm^er 3 ige 9Jatur= unb ©eimatfreunb ®abric( non ©eibl genoffen unb 
bei ben unfdjäfcbarcn Bcrbienften, bie er fid) um feine Baterftabt unb fein Baterlanb ertnorben 
^at, gelingen mirb, bie erforberlidjen SJiittcI ftüffig 311 madjen. 

3 n ber oorberften 3tci()e ber Beretjrer ©abriel oon ©eiblS, meldje bem großen Soten 
31 t unau§Iöfd)lid)em Sanfe oerpflidjtet finb, ftel)t ber ©iftorifdje Bereit! oon unb für Dbetbaijern. 
B3ie fdjon fürgtief) anlä^(id) ber non betn Berein für fein ßbrentnitgticb ©abriel oon ©eibl 
oeranftaUeten* ©ebäd)tni§feier 3 a()lreidjc Btitglieber burd) il)r (Srfctjcincn i()ren ©gmpat^ien 2lug^ 
bruef gegeben I)aben, fo toerben mol)( aud) oiele bereit fein, baS 3 u ^ an ^ e fommen beS geplanten 
Senfmal§ 31 t förbern. 9Bit forbern halber unferc SRitglicber 3 U Beiträgen auf, bie mir ein 3 Us 
fenöen bitten unter ber 2lbreffe be§ Berein^, 3 lüe i^ ,r ^ c f en ^ r - 12 / 11 . 


©ctjriftleitung: M. Cberbtbliotljefar Dr. (öcorg üetbinger, ©tündjen, ßubmigftraßc 23. 

K. t70tbud?l>racferei Haftttfr & CntltreY. 


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Original fro-m 

PRINCETON UNIVERS1TY 




Dom Uürfiectiftfi. 


htrn äur ©efcbicbte beS bairifcben ©auernaufftanbeS 
1705/06, berauSgegeben oon ©igmunb ©iealer 
unb ftarl 0 . SBallmenid). II. Seil: Elften au8 
bcn 3ab*en 1706—1719. =* 9lbbanblungen bcr 
S^gl. ©ager. 9lfabemie bcr ©iffenfdjaften, pbilof.* 
pbtlol. u. tjift. ftlaffe, ©anb XXVI, 9lbbanb* 
lung 6. ©tünchen 1914, ®. grana. (286 ©.) 
(2)cr I. Xeil etfcbien 1912.) 

Pa* patjerlanto. griuftrierte SBoc^cnfcfjrift für 
©agernS ßanb unb ©olf. (©ierteljabr8prei8 
JL 2 50.) 9lu8 bcm reifen 3nbalt ber im erften 
©ierteljabr 1914 erfdjienenen ©ummern oeraeicb* 
nen mir folgenbe auf 9lltbagern bcjüglicftc 9luf= 
fäfce: 

91. 5)rci*I, 5)a8 ©tarter! bei Oberfjof. — ( 3 . 
gerebl, (Sine fürftli(f)e ©oebaeit au ©tünchen im 
3aftre 1613. — ( 3 . ©oerner, ©iloefter unb ©eujabr 
im ©olfsleben. — 91. Xreger, ftarl oon Zeiget al8 
Igrifcber Xidjter. — 91. ©tager, $)ie 9llte ftirebe in 
©armifcb- — 3- ©tarfftaller, ©urgftäüe im ©ageri* 
feben 9öalb. — ( 3 . ©ett, ©om „ftlöpfeln* in ber 
3ioiefeler ©egenb. — Xf). Xontbart, ©djlofc ©ieber* 
ftein bei ©tünchen. — ©. greifjerr Steinl in oon 
©tclbcgg, S)ie bagerifeben ©tinifter aus ber gamilie 
©ertling. — ©. ©ett, ©prächtige ßigenljeiten aus 
ber 3miefcler ©egenb. — 91. ©tattner, S)ie ©atur- 
fcfjufcgebiete be8 ©agerifdjen 2öalbe8. — g. ©cf) u ft er, 
©rf)lo & 3*I&ad)- — (3 e 0 r g i, ©om ©tündjener ©d)äff* 
lertang. — 3- ©. ©artmann, 9IUe ßebrbtiefe. — 

©. ©uc^^eit, ©on alter ©urfcbenberrlicbfeit. — 
©an» ©teinberger, 2>er (Sbiemfee im ©iS. — 

91. ©aufenftein, 2)a8 9luffommen ber geuermaffen 
in ©agern bis aum 3a^re 1450. — Srnft ©achten* 
b auf er, 9l(tmünd)ener ©aebtbilber. — ©. ©taber, 
©flanaenroelt unb ©olfsfitte im Circf)Iicf)cn geftfreiS 
bc8 3abreS. — g. ©olleber, 2)er ©laube ©eraog 
ßubmigs bc8 ©eichen oon ©agern*2anbSl)Ut an bie 
ftunft ber Unocrrounbbarfcit. — 91. ©tittenoiefer, 
£a8 ehemalige grauenflofter 9Iltenbobenau am 3nn. 

— 3- ©einbl, ©ungerbrunnen unb ©ungerfteine in 
©agern. — 3- ©tager, 9ltte8 unb ©eue8 (S)ie ftirebe 
oon ©angenfjam). — ft. ©tüller, X)a8 ©ortnann* 
Xenfmal bei Söalbfircben im ©agerifeben 2öalb. — 
ft. 0 . ßanbmaun, ©agern in granfreict) 1813 unb 
1814. — ©t. ©erbert, ©tmaS oon portalen unb 
©runnen ©egen8burg8. — Xb- Söibmann, ©itten 
unb ©ebrciudje in ber Dberpfala. — g. ©aefer, 
Xagebucbblätter beS ©t. 3oanne8 ©iftoris, Capel- | 
lanus apud Leprosos in ber 9lu bei ©urgfjaufen 
(1643—1649). — g. ©eg, 3 um 50. XobeStagc ©taji« 
miliang II. oon ©agern. — ©t. De feie, ftlara 
©aarin. — oon ©ofebinger, 2öar ber bl- ©üntber 
mit feinen ©egleitern ber erftc ©efiebler ber ©egenb 
um ©inrfjnacb unb 3miefel? 

^ibliotljrh be8 fgl. preufjifd)en biftorifeben 3nftitut8 
in ©om. ©anb 10: Unbefannte politifebe ©treit* 
febriften aus ber 3 eit ßubroigS be8 ©agern 
(1327—1354). 91nalgfen unb Xeite, bearb. oon 


©iebarb Scbola. 2. Xeil: Xejte. ©om 1914, 
ßoefeber & ftomp. (X, 611 ©.). JL 21.—. 

91. Cf£id)el*badjer, ©ilber au8 granfenS ©ergangen* 
beit, für ben heimatlichen @efdjid)t8unterricbt 
unb für ba8 ©au8 gcfamtnelt. ©tünchen 1914, 
Dlbenbourg. (XII, 197 ©., 10 Xejtabb.) ©clj. 
JL 2.70, geb. JL 3.-. 

©agerifebe firftr für ©olfsfunbe. ©erauSgegeben 
00 m ©ager. ©erein für ©olfsfunft unb ©olfgs 
funbe. ©cbviftleitung: Dr. griebricb oon ber 
ßegen unb Dr. 9lboIf ©pamer. 3ab*0ang l 
(1914), ©eft 1. ©tünchen, (Sari 91ug. ©egfrieb 
& ftomp. (3äbrlicb 4 ©efte, ^rei8 5 JL, für 
©ereinSmitglieber 2 JL) 

Dr. 9lbolf fioliut, ftonig ©tayimilian II. oon ©agern 
unb ber ^bilafopb g. 9B. 3- oon ©ebefling. 
ßeipaig 1914, SBalter ©tarfgraf. (215 ©., 1 ©ors 
trat.) JL 3. 

ftarf Xfjeobor iirigel, S)ie ©ifcbofgftabt ©amberg. 
3n: ©übbeutfebe ©tonatsbefte 1914, ©.467—477; 
592-604. 

Monumenta Germaniae historica. Necrologia Ger- 
maniae. Tom. V: Necrologia diocesis Pata- 
viensis, pars II: Austria inferior. Edidit Adal- 
bertus Franciscus Fuchs. Berlin 1913, Weid¬ 
mann. (X, 750 ©.) JL 33.-. 

©tajor Dr. 9lbalbert llrifcbF Xie oor- unb früh* 
gefcbicbtlicben ©efeftigungen am ©auben ftulm 
bei ©euftabt a. ftulm (Dberpfala). 91u8 bem 
roiffenfcbaftlicben s Jlacblab be8 ©erfafferS bcrau8= 
gegeben oon ^rofeffor Dr. ©ugo Dbermaier. 
©tünchen 1913, $ulfc & ftomp. (34 ©., 29 gi. 
guren im $e?t, 8 tafeln, 5 ^lanbeilagen.) 

©igmunb J&iriUr, ©efebiebte ©aiern8. ©anb VIII. 
©on 1651-1726. ©otba 1914, g. 91. $ertbe8. 
(XXVI, 698 ©.) JL 15.—. 

grana §d|aeljlr, ©treifaüge bureb Dberbagern. ©ab* 
furt a. ©t. 1914, ©elbftoerlag. (93 ©.) JL 1.—. 

©. §pirkurr, Sine gefcbicbtlicbc ©tubie, befonberS 
über bie (örunblaften be8 ©auernftanbeg mit 
©eifpielen au8 ber Pfarrei ftirebberg, ©.»91. ©il8* 
biburg. ©affau 1914, ©taj Söalbbauer. (28 ©.) 
JL 0.85. 

(SraiebungS* unb llnterricbtSanftalten im 3ulm« s 
fpital au Söüraburg oon 1580—1803. Grftmals 
attenmäfjig bargefteUt oon Dr. ©emigiuö Stöhle. 
©erauSgegeben mit Unterftübung bcr ©ruppe 
©agern ber ©efeüfcbaft für beutfefje (SraiebungS* 
unb ©cbulgefcbicbte. ©tünchen 1914, (S. ©. ©ecf. 
(V, 319 ©., 2 tafeln.) JL 8.50. 

Dr. Dtto §t0lf, 2)ie gefdjicbtlicbe (Sntioicfelung ber 
bagerifcb=tirolifcbcn2anbc8grenae. ©onberabbruef 
au8: ©erbanblungen be8 XVIII. beutfcljen ®eo* 
grapbentageS au3un8brucf 1912 (©erlin, Dietrich 
©eitner), ©. 114—127. 

ftarl ^rautmann» ftulturbilber aus 9llt:©tüncben, 
1. ©eibc. ©tünchen 1914, 3 . ßinbauer. (208 ©., 
16 $afeln.> JL 4.—. 


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PRINCETON UNIVERSITY 








Sin untere ßefert 

* j 

©er Äiftorifcfie Perein von OGerdayern fiietet gegen einen ?afiree0eitraa von 7 Marf 
für Hie Slündjener, 6 SJlarf für die auetvärfigen Mitglieder feinen Mitgliedern folgende 
Sorleile: 

fioffenlofen öejug der fiercine 3 eitfg)riffen — AltGayerifgje Monatefgrift, 
€>GerGayerifd)ee Arrfjiv; 

freien Sefurf) der vermiedenen Sammlungen de» fiereine; 

Senüßung öer SiGfiotfiefelirftänGe; 

Seilnafjme an den regelmäßigen Monate* und AGendverfammlungen. 

©ie tfißliotfjef und die Sammlungen dee Aifforifgen fiereine befinden fi(f) §n»ei* 
drfirfenftraße 12 (alte Sgroere-Sieifer-ftaferne), n. Storf, Eingang Woraffiftraße. 

Alle £infendungen für die fieröffenttidjungen dee Äiftorifdjen Sereine (Oöerftaye- 
rifgee Argiv und Altöayerifge Monatefgrift): Manuffripte, 9te3enfioneerempfare t 
fiadjridjten etc. find 3 U adreffieren an Dr. (eiMngev, ©OerfHIHiofffefar der f. Äof- 
nnd Sfaate6i6lioffjef, Tlliincbcw, Sudivigftraße 23 . 




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Original frörri 

PRINCETON UNIVERSITY 






i£> »-,’ M 













_ . Ä ,_ rn ^mit 

x»otv Obe rbapcrn%&> 













Hltbavenscbe dbonatsscbrift. 

Die 2Iltbaveriidae ZnoHjt»|djrin ert'djem: jährlich m 6 fjeften, welebe an öle flDltglieöer 
Des Ibiötonscben Vereines von ©berbapern gratts abgegeben werben. 

pivts für ntdnmItaliener : 7 21t?. für den 3 a t? c 3 JR $- 

Der JlutdUuitiMcrifdv Pertrieb t»'t dow IVtortfiie»: Deren: der J. J. Ceuttier’fijen Budf« 
batidluna (fruf: Stahl jir:.) m 21ur:f»er. Überträgen tuorden. DefteUuruert übernimmt dtefe, foure 
jede andere öudblundliu:a 


XII. pntirgang 191-1 1914. 


Inhalt dc$ 5. u tt (». Weites. 

5*m* 

Bayerns blutet! am fierbirelOnia hl'). IBr. (Obe;:': a D. IHcM-us . '. 9’ 

SUiMen 311 m ©urttierlnidv Ivriaa IVübelms I\'. ran Bayern. Tjr I>r. faoij 


CciiitiJisT . .. . . . I9S 

Beiträge jur älteren <J5e»*d>icbto rau iTeuluira a. D. Don r>r. ovora rduittei. 

I. Subtn.)r.t.)rr.a:'. duabura a 1b), At\i.i i;*:> (ij'.s am. II. lieubura Jl.t.'bui. 


utiJ 'Kat'eibuia in 2!t:tte!jh..‘v 

~ur Dereiusi’ron:? 


i:s 

r>: 


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PRINCETON UNIVERS1TY 





Jknecns änteu am üecbltfelajug 1813. 


Son Dberft a 

9 luf bem Starolinenplaß in SJtündjen fleßt 
ein in (Srj gegoffetieg Senfmal mit ber Sluf* 
fcßrift: „Sen breißigtaufenb Sägern, bie im 
ruffifcßen gelbjug geblieben finb". Staßeju bie 
ganje bayerifcße SIrmee log auf ben ©cßnee* 
felbern Stußlanbg begraben. Stur ein fleineg 
©äuflein unter Sßrebe hatte mit Reffen unb 
SBeftfaten ben Stüdjug ber großen SIrmee big 
an ben Stiemen gebedt. ©ie maren bie einzigen, 
fagt ein Slugen^euge, bie ißre SBaffen ni<ßt 
meggeroorfen, alg Die große SIrmee fdjon oöHig 
aufgelöft mar", Seutfcßen Sruppen unb nicßt 
juleßt ben Sayern hatte Stapoleon fo manchen 
Sieg 3 U banfen, unb bie gelb/jüge 1805, 1806/07, 
1809 unb 1812 bitben eine bet rußmreicßften 
®pocßen bayerifcßer Jtriegg* unb ©eereggefeßidjte. 
Sßolitifcße ©rünbe Ratten feinerjeit Sägern un* 
abroeiglicß ju bem Sünbnig mit Stapoleon 
gejroungen; aber bie SIrmee tjatte ißre SBaffen* 
eßre aucß unter fremben gal)neu beroaßrt unb 
baneben reicfje Strieggerfaßrung gefammelt. 
Surcß ben Sertrag non Stieb erhielten baßer 
bie Serbiinbeten nid^t nur 36000 minbefteng 
ebenbürtige, jebenfaUg ebenfo begeifterte ©ol* 
baten mit einer großen 3 aßt frieggerprobter 
Offiziere, fonbern aud) eine SIrmee, bie mit 
blanfem SBappenfcßilb unb lorbeergefcßtnüdten 
gähnen übertrat. 

„Slucß fie ftarben für beg Saterlanbeg 
Sefreiung", lauten bie feinfinnigen SBorte, 
bie flönig Subroig auf bie anbere ©eite beg 
Dbeligfen fcßrieb; mit ooHem Stecht, benn bie 
geroaltige Stataftropße in Siußlanb mar nidjt 
nur ber Slnlaß, fonbern aud) bie Sorbebingung 
ber Sefreiunggfriege. Sor allem batte biefeS 
geroaltige Srarna, baS man alg ein ©otteg* 
geriet anfaß, erft ba§ beutfcße Soll aufge* 
rüttelt; ben beßaglidj im ©enuffe fcbroelgenben 
ffipifuräer roie bie fcßroärmerifcßen gbealiften, 

«. J». 5 u. S. 

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. 2 ). SJtebicug. 

bie ficß an ben SBerfen ©oetßeg unb ©cßiüerg 
beraufcßten, bie einer nationalen Stegung 
fremben Jfogmopolitifer, fotoie all bie griebeng* 
freunbe unb Spießbürger, bie felbft bamalS 
nocß eine frieblicße Slugeinanberfeßung für 
roünfcßengroert unb möglich hielten. Sic an* 
fcßeinenb oerjroeifelte Sage Stapoteong, ber 
allein ohne SIrmee au§ Stußlanb geflüchtet roar, 
hatte erft ben oielen 3 a gßaften ben SJtut ge* 
geben. „Ser Stimbug ber Unbefiegbarfeit 
Stapoleong unb bie feinet Sßerfon anbaftenbe 
SJtacßtfülIe mußten erft jerftört toerben, eße 
man eg roagte, ficß gegen ißn ju roenben". 
(Käufer, bie Sefreiunggfriege, Sorroort.) Ser 
Sann, ben biefe großartige ©eftalt felbft auf 
ßoße ©eifter übte, mußte erft gebrochen »erben. 
Sie Segeifterung, ja bie Sympathien, bie 
immer nocß ber gmperator genoß, mußten 
erft fcßroinben unb fie fcßroanben erft oollenbg, 
alg biefeg glänjenbe SReteor in bem gräßlichen 
SOtenfdjenopfer oon 500000 SJtann feine bunflen 
©chlagfcßatten roarf. 

Siefe SBanblung beg Solfgfiitneg mußte 
aber nicßt etroa nur in Sayern ficß ooHäießen, 
fonbern überall auch in Sßreußen finben roir 
um biefe $eit bie Serfchiebenßeit ber ©e* 
finnungen, eine Sermifcßung oon fogmo* 
politifcßen gbealiften unb griebengfreunbeti, 
überall neben begeiftertenSlnßängern Stapoleong 
auch feurige Patrioten roie im Storben fo im 
©üben. (Stag §albe. „greißeit'.) Sag gänj* 
ließe Serfagen einer Steiße oon SRännern, 
benen er fein Sertrauen feßenfte, aber aueß 
bie unpatriotifeße ©altung eineg Seileg feitteg 
Solfeg hatte auf Sönig griebrieß SBilßelm III. 
einen gerabeju nieberfeßmetternben (Sinbrucf 
gemacht, fagt Dberft grieberief). 

SBennaber biefe fittlicß oerebelnbeSSanblung 
fieß in allen beutfeßen ©auen ooUjießen mußte, 

14 


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PR1NCET0N UNIVERSITY 



98 


9Keb icuS. 


bis bag gange Solf mit feinem Schiller aug* 
rief: „Stichtgroürbig ift bie Station, bie 
nid)t iE»r Sllleg freubig fefet an ihre 
(St)re", fo mufete fich gerabe in Sägern erft 
bie (Srfenntnig burchringen, bafe ber Stann, 
ber Sägern grofe gemacht, eg tebiglich atg 
Slerfgeug feiner e^rgeijigen Sßläne augnüfcte. 
3mar maren bie Sympathien für Stapoleon 
im bagerifcfjen Sotfe fcfjon feit 1809 ftetig 
im Scfjroinben, aber bag Sott hing treu an 
feinem oielgcliebten König, ber oorcrft noch 
ebenfo treu gu Stapoleon ftanb. Sind) ^ier mar 
eg gerabe ber ruffifcfje getbgug, ber bag ©e* 
fühl ber Sanfbarfeit erfterben unb bafiit $afe 
unb Stadjegebanfen entfielen tiefe. Stad) oier 
für Sägern ruhmreichen gelbgügen mit un* 
jäfetigen Opfern an ®ut unb Stut mar nahe* 
gu bie gange bagerifcfee Slrmee in Stufelanb 
geblieben. ÜJtit biefen 30000 Stann, bie auf 
bem Sd)Iad)tfelb gefallen ober im Spital an 
mangelhafter pflege, auf bem SJtarfdj an (Sr* 
fdjöpfung, junger ober Sötte etenb gugrunbe 
gingen, featte Sägern feine Sanfegfdjutb 
bi§ gum lefetcn fetter begatjlt. gefct erft 
füllten fid) König unb Sott frei unb berechtigt, 
fid) oon Stapoleon abguroenben, unb fdjon 
barum allein fdjrieb König ßubroig mit Stecht: 
„3lud) fie ftarben für beg Saterlanbeg 
Sefreiung.' Such in Sägern trieb baher 
bet Frühling 1813 fcfeon Slüten, au§ benen 
bag ©efitfel ber 3ufammengef)örigfeit mit ben 
anberen Srübern h«raugmu<h§. Slud) in Sägern 
ging biefe Semegung oom Sotfe aug, alter* 
bingg burch ben bcutfchfühlenben Kronpringen 
genährt. Schon am 6. SJtärg fah fich Stinifter 
Dtontgetae oerantafet, bem Krieggminifterium 
mitguteiten, bafe bie Stimmung beg Sotfeg 
unb ber Slrtnee ben grangofen in ©rabe 

ungünftig fei. ?lber bie bagerifdje Stegierung, 
bie biefe Semegung feinegmegg unterfhäfete, 
gögertc noch im Semufetfein ber gefährlichen 
ßagc, unb bamit fomme id^ gu bem groeiten 
ißunft: Sie Kataftrophe in Stufelanb mar nidjt 
nur bet Slnlafe, fonbern auch bie Sorbebingung 
ber (Erhebung, namentlich bie militärifcije. 

(Srft atg oon ber grofeen Strmee aug Stufe* 
tanb nur mehr krümmer guri'tdfehrten, mar 
eine (Erhebung möglich, &ie nid)t fofort mit 
eiferner ©ematt nicbergefd)tagen mürbe. gefet 
erft tonnte man an eine (Erhebung benfen, 
aber immer nod) uid)t fie in bie Snt um* 


fefeen. Senn mögen mir ung auch heute an 
biefer (Erhebung begeiftern, bie atg gunfe in 
Sauroggen entgünbet mie ein geuer langfam 
aber ftetig meiter um fich griff, big fie mit 
elementarer ©ematt oag gange Soll erfafete, — 
„mit Segeifterung, mit tobegmutiger, opfer* 
mittiger Eingabe allein mar ein Stapoleon 
nicht aug bem gelb gu fcfe tagen" (grieberid)). 
Sag hatte ber grüjjjahrgfelbgug 1813, nament* 
tiefe bie ©flacht bei ®rofe*®örfchen gelehrt, 
bagu beburfte eg einer fdE»arfen SBaffe in einer 
ftarfen geübten £anb, b. t). tüchtige Sruppen 
unter h ert,orra genben gührern ober aber 
roenigfteng eine gang bebeutenbe Übermacht. 

Stenn baher ber ruffifdje getbgug erft 
bie militärifdhe ©runbtage für bie (Sr* 
hebung fchuf, fo beburfte man aufeerbem 
erft einer mititärifchen Stüftung, einer 
Strmee, bie noch gu fdjaffen mar. (Eg ift be* 
fannt, mie lange König griebricf) Stilhelm III. 
gögerte, big er bem Srängen feineg Sotfeg 
nachgab; benn ber fchroer geprüfte SJtann 
roollte nicht noch einmal bie (Spifteng feineg 
Staateg unb ben Xhron aufg Spiel fefcen, 
bag bamalg fteine S^eufeen aber tonnte lange 
niefet bie nötigen Kräfte aufbringen, eg be* 
burfte eineg ^elferg gunächft in Stufelanb, bag 
nur fehr gögernb oorging. (Erft nach langen 
Unterhaltungen unb nadjbem ber Sefifeftanb 
Sjlreufeeng roenigfteng einigermafeett gefiebert 
mar, cntfcf)Iofe fich t> er König gu bem ruffifchen 
Sünbnigoertrag. Sarüber ging freilich oiet 
foftbare $eit oertoren, aber mag Stapoleon 
babei geroann, bag geroannen auch bie Ser* 
bünbeten, nämlid) eine frieggbereite unb ge* 
nügenb ftarfe Strmee. (Eg Hingt ja patriotifdj 
fehr fchön, rnenn man lieft, man hätte fofort 
ben Krieg an bem Stljein beginnen fönnen, 
gang Seutfdjtanb mürbe fich **>ie ein SJtann 
erhoben haben. Slber roer tonnte bieg bamalg 
im ooraug miffen? Sig man aber an ben 
StEjein fam, mar auch Stapoleon gut Stelle, 
unb ihm mar eg gleich, ob er bie erften Schlachten 
am Sthein ober an ber SSeichfel fd)lug, roenn 
fie nur geroonnen mürben. Stag man barüber 
benfen, mie man miH, ber gtühiahrgfelbgug 
hatte ungroeifelhaft beroiefen, bafe nicht einmal 
bie oereinigten fßreufeen unb Stuffen Stapoleon 
getoachfen toaren. „gebet (Sinfichtige mufete 
nun einfet)en, bafe eg mit ben alleinigen Kräften 
fßreufeeng unb Stufetanbg nicht möglich mar. 


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Goc igle 


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PRINCETON UNIVERS1TY 



ScujernS Slntcil am §erbftfelbgug 1813. 


98 


ber frangöfifdjen Uebermacht ®err gu roerben." 
2Jtan muf)te fid) nad) neuen SunbeSgenoffen 
umfefjen, nämlich nad) Defterreich nnb Schweben. 
„Ser gange Sölfergritnm unb Söller* 
gornbeSoereinigtenGsuropaSroarnot* 
roenbig, um einen $Dtann rote SRapoleon 
über ben Sl^ein gurücf gujagen, nicf)t 
einmal bie 24000 Schweben roaren gu 
entbehren." (grieberich.) 

Unb roie ftanb eS nun in Sägern? 
2Bar beffen König nidft in einer ungleich 
fchroierigeren Sage als ber Sättig oon Preufjen? 
SSar er nicfjt ebenfo roie biefer berechtigt, für 
ben Sefifcftanb feines (Staates gu fürsten unb 
erft ©arantien h' e fi tr gu forbern, ehe er gu 
bem SünbniS übertrat? Surfte er, oon ben 
neuerroorbenen Sßrooingen abgefeljen, auch nut 
bie (Srhaltung feiner ©ouoeränität erroarten, 
roenn bie in Spreuhen f)ccrfcf)enben unitari* 
ftifdjen Seftrebungen burchbtangen? 3Ber bie 
©efcf)icf)tc fennt, roirb barauf mit „Stein' 
antworten müffen. Slber trofebem fucf)te Sägern 
fdjon frühgeitig gühlung mit ben ©rofjmächten 
gu gewinnen. Sie erften Serljanblungen mit 
Spreujjen getfdjlugen ficf) nur an ber fdjroffen 
gorberung, fofort mit ber ülrmee übergutreten, 
was Sägern batnalS in feiner militärifchen 
ßage nod) nicht fonnte. (Srft bie oermittelnbe 
Sätigfeit OefterreichS, baS auch bi« nötigen 
3ufid)erungen gab, brachten bann bie Unter* 
hanblungen weiter, unb fchon atn 12. 3)t at 
war ber König trofc beS Sieges, ben 
Jtapoleon bei ®roh*®örfchcn erfocht, 
für eine Slfliang mit Defterreich entfchieben. 
Ser SJaffenftiüftanb, oon bem man nicht 
roufjte, ob er gum grieben führte, unterbrach 
bann biefe Serhanbtungen. (SS bauerte nun 
aUerbingS auch nach b £ m Uebertritt DefterreichS 
noch längere $eit, bis baS SünbttiS roirflich 
gu ©tanbe tarn, unb erft am 2. Oftober er* 
flärte ficf) ber König enbgültig bereit, ficf) ben 
Serbünbeten angufchliefcen. Sie politifcfjen 
©rünbe, bie hier noch mitfpielten, mögen hier 
übergangen roerben. 21 ber man h°t fpäter 
ben Sägern namentlich gum Sorrourf gemacht, 
bah b« Vertrag oon Stieb erft am 8. Dftober, 
alfo erft nach ben ©iegen oon ©rohbeeren, 
ber Kagbach unb Senncroig, alfo gu einer 
geit gefchloffen rourbe, als ber gelbgug fchon 
entfchieben unb nichts mehr gu oerlieren, 
fonbern nur gu gewinnen war. Siefe felbft 


oon bebeutcnben Jjiftorifern oertretene 2ln* 
fchauung ift nach militärifchen Duellen nicht 
haltbar. Senn mit ben berechtigt gefeierten 
Siegen unb ihren für bie Segeifterung fo 
roertooEen golgen roar ber gelbgug n o <h 
feineSroegS entfchieben. Unb tatfächlich 
hing ber SluSgang ber Kämpfe bei ßcipgig 
am Slbenb beS 1. ©djlachttageS unb bamit 
ber SluSgang beS gangen getbgugeS an einem 
£aar. (Sine fchöne ßegenbe läfjt bie brei 
EJtonardjen am 9lbenb beS 18. Dftober jum 
Sanfgebet niebecfnieen, eine ßegenbe gtoar, 
aber oon tiefer Segrünbung. Senn fie burften 
roirflich ihrent Schöpfer banfen, bah ber b« 5 
fpielSlofe £>elbenmut ber Sruppeti mit einem 
Sieg belohnt rourbe, tro^bem ihre giihrung 
bem ©enie StapolconS auch ntcfjt annähernb 
geroachfen roar. 

(SS roar nötig, hi«auf etroaS näher ein* 
gugefjen, weil gerabe hi« ber ©d)lüffel für 
bie Seurteilung liegt, bie ben Sägern auch 
in ihrem fpäteren Serl)alten guteil warb. 
Senn eS roirb in oielen Sßerfen als gänglich 
ungerechtfertigt begeichnet, bah Sägern trotj* 
bem feine ©ouoeränität unb feinen ooEen 
Sefifeftanb rettete. Db bieS nun ein ©lüd 
ober Unglüd für bie fpätere beutfdje (Snt* 
roidlung roar, baS gu entfcheiben, muh man 
bem perfönlichen (Smpfinben jebeS (Singeinen 
überlaffen. Slber mögen roir auf betn einen 
ober anbercn Stanbpunft ftehen, jebenfaflS 
bürfen roir bie bamaligen Serhältniffe nicht 
mit unferett heutigen reidjöbeutfdjcn Slugen 
unb noch oiel roeniger burch eine unitariftifch 
gefchliffene SriEe anfehen. SamalS fämpfte 
auf ber einen ©eite Napoleon um bie 2Selt* 
herrfchaft. ghm gegenüber ftanben ipreuhen, 
Defterreich, Dtuhlanb, Schweben, (Stiglanb, 
©panien unb fpäter auch Sägern, SBürttem* 
berg, Saben ufro., bie aEe bie 9tot ber $«1 
unb ber SSunfch gufammengeführt hotte, ficf) 
oor bem unerträglichen godje gu befreien, 
gebet eingelne Staat aber fämpfte baneben 
mit gleichem Stecht für bie eigene (Ssifteng 
unb feinen Sefihftanb. Sah bie bamalige ^eit 
für ben beutfehen SteichSgebanfen noch nicht 
reif roar, haben fpäter bie UBiener Kongreffe 
gelehrt. äftögen roir baS beflagen, fo bürfen 
roir hoch bie ©chulb nicht auSfchliehlich auf 
bie eine ©eite roerfen. 

Sßenn roir auf bie militärifchen Ser* 

14 * 


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100 


/ 


SDlcbicuS. 


bättniffe übergeben, fo groang bie politifche 
2age in Sägern gu einem ä^nlicEjen Doppel* 
jpiel roie in Sßreufjen, um Napoleon über ben 
$roed ber Stiftungen gu tauften, bie natur* 
gemäf) längere Qeit erforberten. Sägern Ijatte 
nid)! roie Sßreufjen 5 Sabre Seit fitf) gu rtiften, 
fein £>eer roar in Sufdanb gu ©runbe ge* 
gangen unb bie Sefte beS bagerifdjen fiorpS 
roaren nocf) in frangöfifchen Dienften ger* 
fplittert. 2öa8 SBrebe an ber SBeidtjfel roieber 
gefammelt fjatte, roar nur eine fdjrouche Di* 
»ifion gu 5000 SJtann, bie gum größten Deit 
au§ ben nadjgefanbten Gruppen beftanb. 
Dabei muffte biefe „Dioifion Sedbberg" 
fofort eine Srigabe atS Sefafcung nad) $f)orn 
fcbiden, ber Seft aber ben frangöfifchen Süd* 
gug bis an bie ©tbe begleiten, ©rft am 
17. Sprit teerten biefe Struppen, bie Srigabe 
Rotier fogar erft am 16. guni in bie $eimat 
gurüd. gerner ftanb buS 13. Infanterie* 
Segiment, baS oollftänbig getrennt oon ben 
übrigen oonDangig auSgegogen unb roieber 
babin gurüdgefebrt roar, bort nod) als Se* 
fafcung unb b<üte bis ©nbe beS gabreS eine 
für bie Sägern ruhmreiche Selagerung auS* 
gubalten. Drob atlebem muhte Sägern, baS 
gu §aufe nur mehr über fdjroad)e ©tämrne 
oerfügte, fofort roieber, auf ein jiemlid) barfdjeS 
Seetangen SapoteonS, ein DbferoationSforpS, 
bie Dioifion Sagtooidj an ber norb* 
öftlidjen ©renge auffteücn, bie nun halb gu 
ber frangöfifchen Slrniee ftiefj unb ben neuen 
gelbgug bis gut ®d)lad)t bei Denneroib mit* 
machte. (SS roar bie lebte Gruppe, bie auf 
frangöfifdjet ©eite focht, benn nun roar bie 
Segierung ernftlich entfdjloffen, feine roeitere 
föeereSfolge gu Ieiften, fonbern bie neue Slrmee 
nur für bie Serteibigung beS eigenen ßanbeS 
aufguftelten. Slber man tjatte trob (Sinftetlung 
oon 15000 Sefruten nad) Slbgug ber 6500ÜJtann 
ftarfen Dioifion Saglooich nur runb 12000 
SRann mit 1980 Sßferben. Stan mufite neue 
firäfte gu getoinnen, fie aber einer Serroenbung 
für bie groede SapoIeonS gu entgietjen fuctjen, 
unb f)i £ gu bot fid) ein oorgtiglicheS Stittel in 
ber ÜJtobitifierung ber Sationalgarbe 
II. klaffe, roeit biefe gefebtich nur gutn 
Dienft innerhalb ber ©rengen oerpftichtet roar. 
Diefe auS bem Sürgermilitär unb ben 2anb* 
fafjnen ^eroorgegangene Sationalgarbe roar 
nämlich feit 1809 in brei fitaffen geteilt, beten 


erfte bie Seferoe ber getbarmee bitbete, bie 
groeite Iebiglidj gur Serteibigung beS eigenen 
SanbeS unb bie britte, eine Strt Sürgermitig, 
nur für 2lufred)terf)altung ber Drbnung in 
firiegSgeiten beftimmt roar. ©8 ift nic^t über* 
ftüffig, tjeute barauf f)inguroeifen, baf) roir ba* 
matS auch fd)on in Sägern bie erften Slnfänge 
ber fpäteren Dreiteilung in Seferoe, 2anb* 
toebr unb ßanbfturm finben. Die Sationat* 
garbe II. filaffe, bie nun in jebem fireife atS 
eine mobile 2egion gu 4 Sataittonen aufge* 
fteHt rourbe, roar aber eine 2anbroel)r im 
toabren ©inne beS SßorteS. Salb aber batten 
fid), bem Seifpiel eines SataiüonS in 2inbau 
folgenb, aud) eine grofee gabt anberer Sataittone 
gum Dienft im gelb bereit erflärt, ebenfo roie 
baS Sational*©beoaui;leger*Segiment. Seben 
ben getbtruppen gog alfo batb barauf auch 
bagerifcbe ßanbroebr atS „Sationalfelbbatail* 
tone" ins gelb, unb eS ift jebenfallS fo intereffant 
roie Sieten neu, baf) auch eine bagerifdje 
ßanbroebr an ben SefreiungSfriegen teitnabm 
unb ficb nidt)t minber tapfer fcbtug roie bie 
mit Secbt gefeierte preuffifcbe. gerner bitbeten 
fid) auch in Sägern fpäter freimütige fiorpS 
Säger, §ufaren ufro. fiönig Stag ^atte nämlich 
in einem erbebenben Stufruf bie gange SotfS* 
fraft aufgeboten, unb ioenn er bamit nicht bie 
gleich umfaffenbe SBirfung roie in Sßreufeen 
ergiette, fo tag bieS gum Deit in ben roefentlicb 
anberen Serbältniffen, gum Deit in bem Ser* 
batten ber Segierung, namentlich ** er oon 
Stinifter StontgetaS befürchteten SolfSerbebung. 
Dagegen finben roir auch in Sägern bie gleichen 
rübrenben güge oon DpferroiHigfeit unb frei* 
toiHigen ©aben, ©orgen für bie Serrounbeten 
u. bgl., toorin auch bi £r bie arme SBitroe mit 
ben Seichen wetteiferte. 

Um nun bie fo geraffene Strmee für ben 
firieg gu ergieben, rourbe fie gunärfjft in einem 
UebungSlager groifchen Sgmpbenburg 
unbber ©eorgenfchroaigegufammengegogen 
unb hier im eingetnen roie in größeren Ser* 
bänben auSgebilbet. Salb aber fottte fid) burd) 
ben Uebertritt OeftcrreichS gu ben Serbünbeten 
eine ©elegenbeit finben, fie ins gelb gu fcbiden. 
Denn bamit roar Sägern anfcfjeinenb an ber 
Oftgrenge bebrobt unb bie 2age SapoteonS 
oerlangte eS, einen ©infall DefterreicbS in 
Sägern gu oerbinbern. @o tonnten fich benn 
bie Sägern unter einem günftigen Sorroanb 


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SBagernS Anteil am ©erbftfelbjug 1813. 


101 


einer Serroenbung im Storben enljie^en; in 
SBirflichfeit ober befd)ränften fi<h bie geinb* 
feligfeiten nur auf einige unbebeutenbe Schar* 
müfeel unb bie Unterbrüdung oon SJolfSauf* 
ftänben in Sirol. 3m übrigen liefe man Defter* 
reich fcfeon oon Slnfang nicfjt im ßroeifel barüber, 
bafe man fi<h möglid^ft halb mit ifem ju oer* 
binben fuche, roaS bann auch roie ermähnt 
am 8. jDftober eintrat. Sin biefem Sage hatte 
SBrebe mit bem dürften ffteufe jenen benf* 
roürbigen Vertrag abgefcfjlofjen, burdj ben bie 
baperifche Slrmee auf bie Seite ber SBerbünbeten 
trat unb fich baS ßanb jur Sluffteüung oon 
36000 SKann oerpflichtete. $unächft ftanben 
feieoon etroa 25000 9Jtann unter SBrebe marfd)» 
bereit, bie mit bem ifjm gleichfalls unterteilten 
öfterreirfjifc^cn KorpS eine Heine Slrmee oon 
runb 50000 SJtann bilbeten. SaS S3erbienft/ 
Sägern politifch unb militärifd) fo roeit ge» 
bracht ju haben, barf in erfter ßinie ©enerat 
SBrebe beanfpruchen. ®r mar bie treibenbe 
Kraft bei ben politifchen Untertjanblungen, 
benn er hatte im ruffifchen gelbpg ben Un= 
banf ber granjofen jur ®enüge erfahren. @r 
ioar aber auch bie Seele ber HeereSorganifation 
unb SruppenauSbilbung, in ber ficf) ber Kriegs» 
minifter Srioa feiner ©inficht roiHig unter* 
orbnete. 

Ungebulbig roartete nun SBrebe auf bie 
faiferliche Seftätigung beS SSertrageS, unb „auf 
bie Slachricht oon 33lü<herS ©lbe*Uebergang 
bei SBartenburg ftieg feine Ungebulb aufs 
höchfte in ber Sefürajtung ju fpät au fommen 
unb nichts mehr ju tun ju finben". (Sage* 
buch eiueS bagerifchen ©eneralftabSoffijierS.) 
Siefe SBorte genügen allein bie fpäter 
SBrebe gemachten SJorroürfe roegen 
Saumfeligfeit ju toiberlegen, hoch Iaffen 
mir junächft bie Satfachen fprecfeen. Schon 
oorfeer mürben bie roeitoerteilten Sruppen 
jufammengejogen, unb oor bem ©intreffen 
ber Seftätigung gegen bie 3far in SWarfch 
gefegt. 3n ©ilmärfchen unter ben benfbar 
feöchften SDlarfchleiftuitgen rücEten bann Sägern 
unb Defterreidjer oon SanbBhut über 3ngol* 
ftabt, Sonauroörth unb SinfelSbüljl h eran » 
SBrebe befanb fich alfo fchon bamalS auf bem 
nächften SBege nach SBüraburg unb Hanau 
unb fam bamit einer fpäteren SBeifung beS 
Oberbefehlshabers gürft Schmalenberg juoor, 
ber anfangs ein näheres ^eranjiehen an bie 


Hauptarmee über Samberg geroünfcht hatte, 
bann aber felbft SBüraburg als nächfteS 
SJlarfchjiel bejeichnete. SJlan hat fpäter auch 
SBrebe oorgetoorfen, burch unnötig coeiteS 
SluSbiegen nach SBürttemberg ben Slnmarfd) 
oerjögert unb biefeS Sanb beläftigt au haben. 
ÜRan mufe fich aber oergegenroärtigen, bafe 
bie mititärifchen SRücffichten eS erforberten, 
baS oorerft noch a um Sthein&unb gehörige 
SBürttemberg au einer beftimmten Stellung* 
nähme au amingen, benn SBrebe tonnte un* 
möglich feinbliche Sruppen in feiner glanfe 
ftehen taffen, ©rft in SlnSbach erfuhr bann 
SBrebe ben SluSgang ber Schlacht bei ßeipaig 
unb in einem roeiteren Schreiben Schroaraen* 
bergS, bafe Slapoleon fich auf bem fchleunigen 
fftücfaug gegen ©rfurt befinbe. Slufeerbem mürbe 
bie Slufgabe beS ©eneralS mörtlich bafein 
beftimmt: 

„3nbem ich barauf rechne, bafe ©. @. 
am 24. in SBüraburg eintreffen, erfucfee 
ich ®iefelben fofort ftarte StreiftorpS 
aur Unterbrechung ber Kommunifation 
aroifdjen granffurt unb ©rfurt abau* 
fenben." Seibe Slufgaben hatte SBrebe, fo» 
roeit bieS nach ben SRarfcfeleiftungen feiner 
Sruppen möglich u>ar, erfüllt, benn er fanbte 
nun eine rechte Kolonne nach SBüraburg unb 
liefe bie ltnfe nach SJlergentheim mit bem Sluf* 
trag oorgefeen, gegen ben unteren SJtain auf* 
auflären. 

3mei Sßunfte finb babei a» beachten, näm* 
lieh, bafe Slapoleon am 24. noch in ©rfurt 
toar unb bie Spifee feiner Slrmee erft am 27. 
gulba erreichte, (gulba liegt noch 3 Sage* 
märfche oon Hanau entfernt.) ©S hatte alfo 
noch feine ©ile unb aufeerbem mar bie SB eg* 
nähme oon SBüraburg SBrebe auSbrtid* 
lieh befohlen. SBüraburg aber mar eine 
geftung, bie einen bamalS roichtigen SRain* 
Übergang bedte. ©S beburfte baher gar feiner 
politifchen ©rünbe, um ben Sefife oon SBüra* 
bürg münfchenSroert au machen. Senn eS mar 
nach bet Sinnahme ber Heeresleitung niefjt 
auSgefchloffen, bafe ein Seil ber granaofen 
ben SBeg über SBüraburg nähme. UebrigenS 
hatte SBrebe nach feinem Sriefe an Scferoaracn* 
berg gar nicht bie Slbfidjt, fich lange in SBüra* 
bürg aufauhalten, er roollte oielmehr nur beffen 
Sinnahme uerfudjen, um fich bann unter 
3urü cf taffen eines Keinen SlodabeforpS auf 


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102 


3Rebicu8. 


bic Strafte nach Wain 3 S u f e Ö en unb ficft aud) 
menn möglich beg bortigen SJriicfenfopf^ 3 U 
bemächtigen. Satfächlich 30 g bann auch SBrebe, 
nadjbem er burcft eine Sefcftieftung bie Stabt 
gemonnen hatte, nad) 2 Sagen roieber ab, unb 
lieft bie gefte Warienberg in ben ©änben ber 
gran^ofen, bcnn fie hatte nach neueren Nad)* 
ricftten jebe Sebeutung oerloren. Nach biefen 
bei Sörebe fcfton oorfter eingetroffenen Wel= 
bungen mar Napoleon im eiligen tftüdt^ug 
über gitlba begriffen, unb SBrebe befchloft fo* 
fort feine Gruppen eiligft bei Slfcftaffenburg 
3 U fammeln. Slbermalg unter ben t)örf)ften 
Warfchleiftungen rücfte nun bie Slrmee über 
Wütenberg unb ben Speffart, 311 m Seit mittelft 
SBaffcrfaftrt auf bem Wain nach 9lfd)affenburg, 
mo SBrebe bie erfte Sfunbe erhielt, baft feit 26. 
oormittagg eine Scftar oon Flüchtlingen bie 
Stabt ©anau bur^iefte. Noch in ber Nad)t 
tourbe bag 1 . EheoauglegersStegiment mit bem 
Auftrag alarmiert, bie Strafte bei £anau für 
ben 3 titcf 3 ug beg Fetnbeg 3 U oerlegen, bie übrigen 
Gruppen folgten fo rafcft alg möglich nach, 
unb bag foHte nun 3 U bem ^ufammenftoft 
führen, ben man als bie „Schlacht bei 
Jpanau" be 3 eidjnet. 

SBor allem ift bie (Einleitung unb aüge* 
meine Slnlage biefer Schlacht für bag Crieg§= 
gerichtliche Urteil toicfttig, bie toie faum eine 
anbere überall bem tarnen nach befannt, aber 
in ihrem Verlauf unbefannt ift. Fh rc folgen 
richtig 3 U oerfteften, muft man bafter 3 unäcftft 
bie Soraugfei^ungen beleuchten, bag mag man 
militärifch bie allgemeine Sage nennt. Sehen 
mir fie 3 unäd)ft 00 m Stanbpunft SBrebeg an. 
Ser s <Hbmarfdj SBrebeg oon 3 Bür 3 burg mar 
namentlich burcft bie Unbenüftbarfeit ber Warn* 
brücfe aufgehalten, megftalb bie Sruppen 3 um 
Seil auf Schiffen über ben Waiu feften, 31101 
Seil ben meiten 3Beg über Dchfenfurt machen 
muftten (nebenbei ein Seroeig für bic 3Bid)tig* 
feit biefeg Sßunfteg). Slbcr bie oon Wergent* 
heim fommenbe Sioifion Samotte hatte bie 
Staoalleriebrigabe SSieregg in einem Sauerritt 
nodj am 27. abenbg nad) 2lfd)affenburg ge«» 
fanbt, rnäftrenb bag iftr folgenbe ©rog noch 
in ber Nacht bie Stabt erreichte. Sag, raie 
ermähnt, oon SBrebe oorauggefanbte Sheoau£s 
legerregiment traf am 28. früh in Sjanau ein 
unb hatte halb bie Stabt oon ben bort ein' 
genifteten Findlingen gefäubert. Sg trafen 


aber fortmäjjrenb neue ftolonnen, u. a. auch 
ftärfere SaoaHerie mit ber Sagage Napoleong 
ein, bie oon ben Sfteoauylegerg allein ebenfornenig 
auf 3 ul)atten mar, roie eine fpäter anfommenbe 
ftärfere Kolonne oon ettoa 4—5000 Wann 
mit feftma^er Kaoaüerie unb einigen ©efdjüften. 
Schon am Nachmittag mar bag 2 . Regiment 
ber SaoaHeriebrigabe unb am Slbenb auch bk 
Sioifion Samotte eingetroffen unb mürbe nun 
überrafdjenb am anbern Worgen oon einer 
neuen ftolonne angegriffen, bie fie jebod) halb 
in ben SBalb 3 urüdtrieb unb oöHig 3 erfprengte 
ober gefangennahm. So unbebeutenb biefe Sor* 
gänge auch erfefteinen, fo maren fie hoch feineg* 
megg für bag Urteil belanglog, bag üörebe 
über bie ßage gemann. Stile biefe oerein 3 elt 
ober in Waffen auftretenben 3 iemlich minber* 
mertigen Sruppen tieften fieft nämlich alg Slb* 
bröcfelungen beg groften ©eereg anfefjen, bie 
fich auf eigene Fauft burchsufdhlagen oerfucfjten. 
SBrebe fannte biefe Silber aug bem ruffifd)en 
Fclb 3 ug 3 ur ©enüge unb er burfte nach ben 
übertriebenen Siegegnacftrichten oon fieip 3 ig 
bie fran 3 öfif<he Slrmee in einer ähnlichen ?luf* 
löfung mie bamalg annehmen. ÜSo aber biefe 
©auptarmee unb namentlich Napoleon mar, 
melden SBeg er genommen, barüber fehlten 
jegliche pofitioen Nachrichten; eg trafen im 
©egenteil nur negatioe ein. 

Sie burch ben Speffart oorgeftenben Defter* 
reicher hatten nämlich auf 3Brebeg SBeifung 
hin eine Srfunbunggabteilung nörblich gegen 
©elnhaufen oorgetrieben, bie bei ©öchft auf 
bie föauptftrafte unb bort auf fran^öfifche 
ffaoaderie ftieft. Nach leid)ten ©efechten bei 
©elnftaufen maren bie Defterreidjer, ohne jebe 
meitere Nachricht 3 U bringen, gegen £>anau 
3 uriicfgemichen, aber in ber Sat auf bie Spifce 
ber fran 3 öfif<hen 9lrmee geftoften, bie auf ber 
Strafte oon Ful&a gegen Qamn marfeftierte. 
Sluch bie h en *mfchmärmenben Sofafen fomie 
bie oerfeftiebenen Streifforpg brauten feinerlei 
Welbung über ben Serbteib Napoleong. Nur 
eine einige aber 3 iemlich unbeftimmte Shmb* 
fcftafternachricht hatte fdjon oor einigen Sagen 
bie Stnfunft beg Staiferg in F u ^ a gemelbet. 
Selbft menn bieg richtig mar, fonnte Napoleon 
immer noch nach SBeftlar auggebogen fein, unb 
bag hatte SBrebe auch in ber Sat geglaubt. 
Sr mar fchon bei feiner Slntunft in $anau 
am 29. Oftober baoon feft über 3 eugt unb alle 


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Seigern« SHnteit am ©ctbftfelbjug 1813. 


103 


bie gefdhilbetten Vorgänge Ratten ifjn barin 
beftärft, nicht julefct aud) öic Mitteilungen 
beg granffurter Minifterg Sllbtnt, ber ihm 
alle oon ben Sinroohnern alfo in greunbeg* 
lanb gefammelten SRad)rid)ten überbradjte. 
Sag ifi ber eine beadjtengroerte Sßunft, näm* 
lieh ber, bah SBrebe nur eine Sieben* 
tolonne oor fich ju haben glaubte, 
unb ber anbere bie oon feinem ©eneralftabg* 
hauptmann ®egbed überbrad)te Mitteilung 
©chroarjenbergg, „bah man bem geinb 
beftänbig auf bem Staden bleiben 
roerbe". Sluch nach einer Stofatenmelbung 
Ratten fich hö<hfteng 20 000 Mann nach ©anau 
geflüchtet unb ihnen fonnte SBrebe umfo eher 
entgegentreten, alg er ja bie eigene föaupt* 
annee in energifdjer Verfolgung begriffen 
muhte. gn SBirflic^Ceit aber mar man bei ber 
Oberleitung ebenfotoenig roie bei SBrebe über 
bie Sage unterridhtet, benn man hatte bie 
güljtung mit Siapoleon oöEig oerloren, unb 
baS lag an ber mangelhaften Slufftärung ber 
SaoaEerie, bie bamatg überall, auch in ben 
feeren Sapoleong ju finben ift. SBir btirfen 
auch h»« bie Singe nicht mit unferen heutigen 
Segriffen beurteilen, benn batnalg ftanb eg 
troh aller Slufflärung butch bie franjöfifche 
Steoolution mit ber militärifchen Slufflärung 
nodh fd)te<ht, unb baju tarnen nod) bie über* 
triebenen ©iege§nad)rtd)ten oon ßeipjig. Sßenn 
nämlidh noch bis in bie jüngfte geit g ai ,j 
falfche Slnfdjauungen über bie Sragroeite biefeS 
geroaltigen unb mit Stedjt patriotijd) gefeierten 
Kampfes beftunben, fo mar bieg umfomehr 
batnalg ber gaE. Stapoleon mar aber in 
Seipjig lebiglich bem aüfeitS umfaffenben Sin* 
griff auggeroidjen, unb mag er gerettet, bag 
mar eine im ftern immer nod) feft gefügte 
Slrmee oon minbefteng 80000 Mann. Mit 
ihr jog nun ber gelbherr heran, ber fid) an 
ber Serefina ben SBeg mitten burch jroei 
feinblidje $eere gebahnt hatte, ©eneral SBrebe 
roufete bieg am beften ju roürbigen unb mar 
am roenigftcn geneigt, einen Sapoleon ju 
unterfcf)äfcen. Somit merben aber alle bie 
immer roieberfetjrenben Slugführungen „oon 
bem großen prahlet* hinfällig, ber mit 
Napoleon leicht fertig ju merben glaubte. 
$ätte SBrebe fich Stapoleon gegenüber ge* 
raufet, er hätte fich, «nenn überhaupt, jeben* 
falls nicht fo oorgelegt, roie er eg getan 


hat, unb bamit tommen mit nun jur eigent* 
liehen Schlacht. 

Sie Schlacht bei föanau, bie fich in ber 
©auptfache am 30. Oftober abfpielte, mar ein 
Vegegnungggefecht, in bem beibe Seile unoer* 
mutet aufeinanber ftieften. SBrebe hatte ju 
biefer Segegnung all bag an Kräften recht* 
jeitig bereit gefteEt, mag er für nötig hielt. 
®r hatte fogar eine Sioifion nach granffurt 
gefchoben, allerbingg auf bie falfche Stachricht 
hin, bah bort 6000 Mann eingetroffen feien, 
er hatte auherbetn auch bie nun anmarfchieren* 
ben SBürttemberger nur big 9lfcf)affenburg 
nadhgejogen. Siefe Setachierungen im ooraug 
nach aEen Stichtungen roaren eine ©eroohnljett 
ber batnaligen 3eit, im übrigen mar SBrebe 
nach feiner Sluffaffung berechtigt, biefe Sruppen 
für entbehrlich JU halten. Sem gleichen ®e* 
bantengang entfpradj auch feine SluffteEung, 
nämlich bie SBaljl beg Sßlafceg unb bie Ser* 
teitung ber Sruppen. SBrebeg Sruppen ftunben 
hier in einer SereitfchaftgfteEung oerfammelt, 
um ben aug bem SBalb fommenben geinb 3 U 
überfaEen. Sa man noch nic^t muhte, tooher 
er tarn, ftanben einzelne Seile auch füblich 
ber Sfingig, roaren alfo burch ben glufc oon 
ben übrigen getrennt. $af) bag feine Ser* 
teibigunggfteEung mar, ift ohne roeitereg flar, 
unb eg heifjt bie militärifdhe Segabung SBrebeg 
fehr gering einfdljäfcen, roenn man ihm ju* 
mutet, bieg nicht geroufjt ju haben. SBrebe 
hatte oielmehr auggefprodhen 9lngriffgabfid)ten 
unb fteEte baher auch feine Sruppen abficht* 
lieh ÜOt bet Jtin-jig auf, inbent er aEe ihm 
gemachten SorfteEungen, hinter ben glufj 3 U 
gehen, mit ben SBorten jurüdroieg, eine fotdEje 
SluffteEung fäf)e aug, „alg ob eg ung mit bem 
Schlagen nicht ernft märe unb mir bag ßod) 
offen taffen rooEten*. Sah er auch nicht mehr 
Srüden IjerfteEen lieh, mar eine unbegreifliche 
Sorglofigfeit, bie übtigeng auch Sapoleon bei 
ßeipjig an ben Sag legte. Ser oorliegenbe 
SBalb mar aEerbingg ein Schleier für ben 
©egner, aber jum Schuh gegen Ueberrafd)ungen 
mar eine Srigabe nach Stüdingen oorgefdjoben, 
um ben ©egner jur (Sntroidlung ju äroingen. 
gn biefer SereitfchaftgfteEung martete nun 
SBrebe am 30. morgeng ben Slnntarfdj beg 
©egnerg ab, über beffen Stärfe er immer 
noch im unflaren mar, ja feine Säufdjung 
hielt noch big aum Mittag an. Slber eineg 


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104 


9Rebicu8. 


ftanb für ihn fcft unb baS briicCte er mit beit 
SBorten aus: „Schlagen unb ben geinb 
um jeben SßreiS aufju^olten fuchen 
müffen mir, roirfinb ju neue greunbe, 
um nicht unferen guten SBillen mit 
blutigem ©rnft au betätigen." gürroabr 
mit blutigen Opfern füllten tjier bie Sägern 
bie neue greunbfdjaft befiegeln, neben benen 
übrigens bie Oefterreidjer nicht minber fjelben« 
baft fodjten. So uerlodenb eS auch toäre, bie 
erfiebenben Silber biefer Schlacht au fd)ilbern, 
fo müffen mir hoch E»ier barauf oeraidjten, 
aber um fo fdjärfer bie für bie Seurteilung 
mistigen Momente beroorbeben. 

Sen bagerifdjen Sorpoften bei Nüdingen, 
nur auf etroa 2 Kilometer gegenüber, ftanben bie 
franaöfifdjen bei ßangenfelbolb, roo Napoleon 
felbft unmittelbar hinter ben Sorpoften ein» 
getroffen mar unb bort mit feinem Stabe 
nächtigte. Sei ber Abenbtafel tat er bie be» 
merfenSroerte Aeufjerung: „Sie Sägern ballen 
mir nicht Stanb". Am frühen Ntorgen rüdte 
nun bie franaöfifdje Sorbut an unb halb mar 
bie Srigabe Serop in einen Sfampf oerroidelt, 
in bem bie granaofen nur febr aögernb oor» 
gingen. Soft als um 8 Ubr oormittagS 
ftärfere franaöfifdje Sfrmaüerie erfdjien, ging 
baber ©eneral Serog nach feiner Söeifung, 
fidj in fein ernftlidjeS ©efedjt einaulaffen, 
langfam burdb ben Sambogroalb aurüd, beffen 
SBeftranb bie Sägern etroa um 11 Ubr er» 
reichten. Serfcbiebene flaoaHerieangriffe mürben 
unterroegS tapfer abgeroiefen. Sie nacfjbrängen» 
ben granaofen ftie^en aber an bem roeftlicben 
SBalbranb oöllig überrafdjt auf einen neuen 
geinb, nämlich bie anbere Srigabe ber Sioifion 
Samotte unb ein öfterreicbifdjeS Infanterie» 
regiment unb oermocbten oorerft nicht aus 
bem SBalb ooraubrechen. So ftanb baS ®e» 
fecht etroa um SKittag in bem ©elänbe nörb* 
lieh ber Sfinaig. Sie füblich ber Sfinatg erft 
eingetroffene Sioifion SederS batte eben eine 
Srigabe über bie ßambogbrüde gegen ben 
Neubof oorgefchidt, als nun ein Sefebl SBrebeS 
eintraf, ber beffen Auffaffung am treffenbften 
fennaeichnet: „S)ie Srigabe oerroebrt ftanbbaft 
bem ©egner jebeS roeitere Sorbringen, um 
bieburch bem Sommanbierenben bie SJtöglich» 
feit 31 t geben, baS gegenüber ftebenbe ßorpS, 
baS nach oerfchiebenen Nachrichten nur ein 
Seil ber grofjcn Armee fein foK, burcf) 


SJtanöoerieren au umgeben unb mit Sad unb 
$ßad gefangen au nehmen." Atfo felbft um 
biefe 3eit hoffte SBrebe immer noch biefeS 
f<hroa<he HorpS feftaubalten unb oon Norben 
bet umaingeln au fönnen unb baS äufjerft 
aögernbe Sorgeben bet granaofen batte ihn 
in biefer Annahme beftärft. §eute roiffen roir 
freilich, bah bie Armee Napoleons in einer 
langen Ntarfd)folonne auf einer Sttafje heran» 
fatn unb ftch habet erft aHmäblich entroufeln 
fonnte. 3n ber $auptfache aber hielt SBrebe 
baS ©efedjt um Ntittag fchon für beenbet 
unb oertröftete feine ungebulbig roartenben 
©beoauilegerS bamit, bah fie anbern SagS 
nachfegen btirften. Salb aber trafen anbere 
Nachrichten ein unb eben fprengte ein Abjutant 
heran, ber fchon oor einiger Seit beutlict» auS 
bem SBalb heraus baS „Vive l’empereur“ 
gehört batte, mit bem bie ©arbe ihren Sfaifer 
begrübe. Seiber roar er butch ben Serluft 
feines SßferbeS aufgebalten, aber er fam trofc» 
bem immer noch nicht au fpät. Senn trofc 
aller Säufchungen hätte SBrebe fi<h immer 
noch in ooHer Nube aurtidaieben fönnen unb 
aurüdaieben bürfen. Senn er muhte nun, 
bah et Napoleon mit überlegenen Kräften 
fi<h gegenüber batte unb in folgen, fogar in 
roeniger fritifchen Sagen roar felbft ein SUicber 
mehrmals bem Saifer auSgeroichen. SBrebe 
aber fchidte fidj in bie nun einmal gegebenen 
Serbältniffe mit bem echten Solbatenroort: 
„iSefjt ift nichts mehr au anbern, roir müffen 
als braue Solbaten unfer 3Jtögli<hfteS tun." 
Srofc attebem roar aber roie gefagt, bie Sage 
für SBrebe, ber auch noch über bebeutenbe 
Neferuen oerfügte, feineSroegS oeraroeifelt, unb 
fie rourbe auch auf ber franaöfifdjen Seite 
bis babin feineSroegS auuerfidjtlich angefeljen. 
Selbft Napoleon aögerte immer noch, feint 
©arbe einaufefcen. Aber nun roar ber Sfaifer, 
ber unterbeffen bei ber ^bntSbütte eintraf, 
felbft aur ©rfunbung oorgeritten unb batte 
mit feinem fdjarfen Auge fofort bie Schroädje 
beS feinblichen glügelS int Norben erfannt, 
ber nur aus Äaoaüerie unb Artillerie beftanb. 
Sabin lieh et nun feine SfaoaUeriemaffen mit 
ber Artillerie aus bem SBalbe uorbrechen, bie 
Infanterie aber follte biefen Angriff in ber 
gront unterfttihen. @8 roar einer jener ge» 
nialen Schachaüge, mit benen ber ftaifer 
fo oft ben Sieg in lebtet Stunbe an feine 


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©ayernS 0nteil am fjerbftfelbjug 1813. 


105 


$aE)nen fcffclte, unb eg foHte ihm aud) bieg* 
mal gelingen. 

3 tnar mehrte bie bayerifche Infanterie 
noch längere geit in ber gront alle Singriffe 
a 6 . Slber roährenbbeffen mar fdjon im Bor* 
ben bie Sntfdjeibung gefallen. 2 )ort mar e§ 
ber franjöfifdien StrtiUerie fchliejjtid) gelungen, 
fünf S3atterien in Stellung 311 bringen, unb 
in bem nun beginnenben ©efchüfclampf tnufj* 
ten bie bayerifchen Batterien halb roegen 
Ulunitiongmangel fchroeigen, ba bie Stunitiong* 
referoe nid)t jur Stelle mar. Qroar hatte 
SBrebe oerfudjt, bie franjöftfdjen ©efchüfce 
burd) Saoaüerie nehmen ju laffen, aber nun 
griffen bie franjöfifchen Saoatleriemaffcn ein 
unb begann ein gemaltiger Beiterfarnpf, in 
bem bie gleich ^clbenmütigen Bayern unb 
Defterreicfjer fcfjlte^licf) unterlagen. SBäfjrenb 
fie nun bie eigene Slrtiüerie bedenb jutiid* 
gingen, faufte eine franjöfifdje Süraffierbrigabe 
gegen bie nafjefteljenbe ^nfanteriebioifion ßa* 
motte f)eran unb, gleichseitig in ber 3 ront 
oon ber Infanterie angegriffen, mufjte aud) 
biefe S)ioifion trofj tjelbenmütiger ©egenroefjr 
fchliefjlid) meinen. Somit mar bie ©ntfdjei* 
bung gefallen, roenn eg aud) auf bem rechten 
glügel bis baljin nod) beffer ftunb. Sort 
mar nämlich bie anbere Sioifion ooDenbg 
über bie Sinjig gegangen unb burd) ben SBalb 
bi§ in bie 9täjje Bapoleong oorgebrungen, 
alg fie ein oernidjtenber glanlenftojj traf. 
Seim gurüdgeljen oon SaoaHerie unb gleich* 
Zeitig aud) oon einet längg ber Sinzig oor* 
geljenben Sioifion angegriffen, mufjte fie hinter 
ben glujj jurüdroeidjen. Somit roar bie 
Sdjladjt in ber ©auptfadje ju ®nbe, roenn 
aud) nod) lange um ben Befifc ber ßatnboy* 
brüde gelämpft rourbe, roeldje bie Bayern 
ebenfo roie bie Sinzigbrüde feftljielten. 

lieber bie Säten ber Bayern in biefer 
Schlacht fdjreibt ein Slugenjeuge (Sarftellungen 
be§ S. Srieggard)iög): 

„Segeiftert für bie Sache beg Baterlanbeg 
roaren ade, allein eg finb nicht lauter Sern* 
truppen geroefen." Sßag man erroarten burfte 


unb nod) mehr, rourbe 00 Q geleiftet. Seine 
gähne, lein ©efdjüfc ging oerloren, Säten 
t)o^er Slufopferung unb ßiebe für bie güljrer 
roerfen ihre ^eräerroärmenben Strahlen auf 
bag tefete blutige Bingen an ber f)od)gel)enben 
Sinzig. Sie Serluftjafjlen ber Infanterie be* 
roeifen, roie tobegmutig fict) unfere Offiziere 
einfetjten, um rafd) jene Beflemmung ju oer* 
fdjeudjen, bie fich faft jebeS jungen Solbaten 
beim ©intritt in bie erfte Sd)tad)t bemächtigt. 
(Sine beinahe hoppelt h°l) e 8 *ff et oon ® ets 
lüften unb ber oerfdjroinbenbe Bruchteil an 
©efangenen bei ben oberen Sienftgraben 
ftellen bem Dffijierforpg ber Infanterie ein 
rutpnooHeg 3 eu 0 n i § aug. irithen Ber* 

bienfte ber jungen SaoaHerie rourben fchon 
gelegentlich ifjrer opfetfreubigen Slttaden l)er* 
oorgcljoben. So ftanb biefe fdjmude Gruppe 
roürbig neben ber Infanterie. Bur bie Sir* 
tiHerie hatte etroag oerfagt, hauptfädjlid) beg* 
halb, toeil bie ÜRunitiongftaffetn nur ßanbeg* 
oorfpamt h a ttcn unb bie Bauern fofort nach 
Slbfdjneiben ber Stränge mit ben fßferben 
burcfjgingen. 3n bem Beftreben lein ©efdEjüfe 
ju oerlieren rourbe bähet etroag ju früh ab* 
gefahren, roierooljl man noch Sartätfchen hotte 1 ). 
3Bof)l hotte man fchroere Berlufte erlitten. 
Bon ben roirllich ing ©efecht getommenen 
9600 Slann, barunter etroa 300 Offiziere, 
roaren gefallen 14, oerrounbet 64, oermifet 
unb gefangen 8 Offiziere. ferner gefallen 
223, oerrounbet 978, oermijjt unb gefangen 
1293 SJtann. Sonach Offiziere über V& tot 
unb oerrounbet, Stannfd)aften 1 /e tot unb 
oerrounbet. Slber ber ©eift ber Gruppen 
roar ungebrochen; jebermann roar ftolj, fi<h 
mit ben Serntruppen Bapoleong gemeffen 
Zu hoben. SBenn aber opferwillige Eingabe 
in mißlichen ßagen nicht minber ehrenooU 
roie im Siege ift, bann bitrfen roir auch bie 
Schladjt bei föanau trofc ihreg ungünftigen 
Sluggangeg alg einen ©h^entag ber baye* 
rifchen Slrmec bezeichnen. 

Betrachten roir nun bag Srgebnig ber 
Schlacht, fo hotte SBrebe bag £>eer Bapoleong 


l ) DarfteHungen aus ber bat)erifcf)cn ftriegS* unb §eetc8gefcf)t<f)te, IjcrauSgegebcn ootn ftgl. bager. 
ßrieg8arcf)io. Sjeft 22. SagernS Anteil am ©erbftfelbjug 1813. 33on Oeorg CSilarbone, Oberleutnant im 
tgl. b. 1. 3nfanterie*9tegiment. Die bagerifdje Jtationalgarbe II. JH. in ben SefteiungSfriegen oon greiberrn 
0 . (Suttenberg, Seutnant im fgt. b. 2. j)elb*9lrtitleries9lcgiment. Sluberbent bienten als Duellen »Die 85e* 
freiungSftiege 1813—1815' oon Dberft grieberief), fotoie: »Die ©<f)la<f)t bei §anau" oon Dberftlcutnant 
Slüller, ferner »©aijern unb bie beutf^e gtbebung' oon HR. Döberl. 

8.Ü1.6». 6. 15 


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106 


2ft e b t c u £. 


nicht nur einen ooHen Sag aufgehalten, fon? 
bern ihm auch bebeutenbe Berlufte beigebracf)t, 
habet aber namentlich bie Sruppen in ihrem 
inneren (Sefiige bebeutenb erfdjüttert. Sie 
Stimmung im fran^öfifd^cn Heere mar baher 
auch, b\e ©arbe allein ausgenommen, feines? 
röegS fiegeSmutig unb bie Slbbrötfetung fcfjritt 
meiter oor fich- SJtit nur etma 60000 SRann 
fampffähtger Sruppen erreichte Napoleon 
fchliefetidj ben Sthein, aber ber 2 öeg bahin 
mar nun für ihn frei, bentt burd) baS $cft= 
halten ber Stabt Hanau oermochte man ben 
Siüdaug 3 tuar 31 t ftören, aber nicht mehr 31 t 
hinbern. 

Unmittelbar nach ber Scf)lad)t fchrieb SBrebe 
an Schmalenberg: „SlbenbS 8 Uhr habe ich 
in Betracht, bafe bie gan^e feitibliche Slrmee 
im 9lnmarfch ift unb fonft oon unferer Slrmee 
noch nid)t oerfolgt mirb, für nötig be? 
funben, Hanau bcfefet haltenb, bie Slrmee auf' 
bem linfen Sin 3 igufer auf 3 uftellen. 3 a biefer 
Stellung roerbe id) nad) Umftänben operieren, 
fann mich aber megen äftangelS an äJhmition 
in nichts ernftlicheS einlaffen." SBrebe tat alfo 
baS, roaS er oernünftigerroeife tun mufete. @t 
hatte 3 toar noch gefd)loffene unb oöllig intafte 
Steferoen in ben Defterreidjern unb ben SBürt? 
tembergern, foroic ber in granffurt ftehenben 
Sioifion, aber eS hatte feinen 3med mehr, 
auch biefe Sruppen noch 3 U opfern. Sic 
Stabt Hanau mürbe roährenb ber Stacht troh 
aller Singriffe feftgehalten unb unmutig fehrte 
Napoleon mieber um, ber mit feinem ©efolge 
bort Ouartier nehmen modte. Balb barauf 
aber lieh er bie Stabt in Branb fchiefeen, 
morauf SBrebe, „ber SJtorbbrenner oon Sirol", 
feine Sruppen 3 ur Sd)onung ber Stabt 3 urüd? 
30 g. SBährenbbeffen hatte baS fran 3 öfif<he ©roS 
fchon in ber Stadjt ben Sttidfjug begonnen unb 
am SJtorgen fortgefeht. ©rft um 3 Uhr nach¬ 
mittags griff SBrebe bie nun in bie Stabt 
gcbrungene fran^öftfc^e Stachhnt an unb ftitrmte 
felbft au ber Spitje 3 meier Bataillone in bie 
Stabt, mo 3 tuei Stegimenter gefangen mürben. 
SBieber 3 U Bferbe geftiegen, mürbe SBrebe 
bann beim Borreiten an ber Sin 3 igbrüde an? 
gefdjoffen unb ferner uermunbet. Sie gran? 
3 ofen erreichten nun, 3 U 111 Seil auf Umroegen, 
^ranffurt unb hatten mit ben bort ftehenben 
Satjern nod) am 31. Dftobcr ein fleineS ©e? 
fed)t, bie fich jebod) auf SBrebeS Befehl hinter 


bie SJtainbrüde 3 urüd 3 ogen. Riefet fam enbticf) 
auch bie ©pifee ber ©auptarmee heran, näm? 
lid) bie Defterreicher, unb in bem ®efed£)t bei 
©ochheim am 9. Stooember mürben bann bie 
gran 3 ofen ooüenbS in ben Brüdenfopf oon 
9 Kain 3 gemorfen. 

äftit SluSnaljme ber oon ben gra^ofen 
befehlen geftungen mar nun gan 3 Seutfchlanb 
bis 3 um 9 tfjeine 00 m geinbe frei. Slber in 
ben Siegesjubel mieten fich bittere ©efühle, 
barübcr, bah baS ©rgebniS beS Krieges nicht 
ben bebeutenben Opfern entfprad). Napoleon 
fonnte mit immerhin minbeftenS 50000 fampf? 
fähigen Sruppen über ben Sihein 3 iehen, bie 
bann ben Sern feines neuen SBiberftanbeS im 
3al)re 1814 bilbeten. Ser allgemeine unb 
ooüberedjtigte Unmut barüber, bah ber SBelt? 
eroberer ebenfo menig mie nach 1812 oöllig 
niebergemorfeti mar, entlub fich aber nachträglich 
neben Bormürfen gegen Schmar 3 enberg, na? 
mentlid) auf SBrebe; benn ihm fcfjrieb man 
ben unbefriebigenben SluSgang ber Schlacht 
bei Hanau unb bamit beS gan 3 en 3 elb 3 ugeS 
3 U. galfche, ungerechte, ja gehähige Urteile 
flingen noch h eu te in bebeutenben ©efchichtSs 
merfen nad). 3a fogar potitifdje Beroeggrünbe 
fchob man bem Berl)alten beiber SJtänner in 
einer ©pifobe unter, bie fich rnititärifd), ohne 
etmaS 3 U befchönigen, fo einfach erflären läht. 
SBrebe, um baS 3 unäd)ft 3 U betonen, mar oor 
allem fein gelbl)err im ftreng militärifchen 
Sinn beS SBorteS, aber er teilte biefen SJtangel 
mit allen anberen Heerführern ber 3 eit, non 
benen Dberft grieberid) ben dürften Sd)mar 3 ett? 
berg als immer noch geeigneten Oberbefehls? 
habet be 3 eichnet. Ser einzige bamalS auftre? 
tenbe gelbherr mar Stapoleon, bem SBrebe 
ebenfomcnig mie alle anberen auch nur an* 
nähernb gleidj famen. SaS ift ber eine ©runb 
beS SJtifjlingenS, mährenb ein noch fchmerer 
miegenber in ben Berhältniffen 3 U fuchen ift. 
Bor allen Singen mar, mie Blücher in feiner 
fd)licf)tcn Solbatenart fcfjrieb, „ein Berfeljen 
oorgefommen", nämlid) bie oon Schmalenberg 
oerfprochene unb ermartete Unterftühung 
üörebeS burd) bie Hauptarmee beShalb auSge? 
blieben, meil man BlücherS Sruppen nach 
SBefelar gefanbt hatte. Stoch mährenb ber 
Schlacht lieh SBrebe ben Hauptmann H^pbed 
nad) biefer Hilfe fortmährenb am rechten glügel 
auSfpäl)en. Statt beffen traf erft nach ber 


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8agetn8 Wnteil am ©erbflfelbjug 1813. 


107 


@d)lad)t ein Vrief ©djroa^enbergS ein, bet 
nun bie Sage ootlenbS ffärt. Denn hiernach 
rechnete ber gürft, roie er fdjrieb, „auf bie 
gfinftigften Srfolge SBrebeS um fo mehr, als 
Sie hiebei oon bet 9lrmee beS ©eneralS ©liieret 
unb einer bebeutenben Sloantgarbe unter Selb* 
marfd)alleutnant Vubna bie Eräftigfte Unter* 
ftüfcung unb Degagierung finben roerben." 
©«^luarjenberg glaubte alfo überhaupt nicht 
an einen oereinjelten gufammenftofc SBrebeS 
mit Napoleon, er hoffte oielmehr, bafe bie Der* 
fdjiebenen £>eercSteile fich jum genieinfamen 
Vorgehen noch oereinigen fönnten. ÜBiber alles 
Srroarten unb and) gegen feine eigene Slbfidjt 
hatte fid) SBrebe aber allein bem franjöfifd)en 
§eere oorgelegt unb fonnte mit feinen 50000, 
auch toenn fie alle oereinigt roaren, einen 9ta* 
poleon mit einem §eere oon 80000 ©olbaten 
unmöglich aufhalten. DaS führt uns nun auch 
noch auf einen anberen immer roieberfehrenben 
Vorrourf, nämlich ben, SBrebe hätte fid) 9ta* 
poleon in ben Sngpäffen beS oberen Sinjig* 
taleS, namentlich bem ^iftorifch berühmt ge* 
roorbenen „üßafc oon SBirtheim" oorlegen 
follen; baS aber hätte er burd) fein fpäteS Sin* 
treffen oerfäumt. Jtun genügt aber fdjon ein 
©lief auf Die Satte, um fagen ju fönnen, bah 
oon (Sngpäffen im oberen Sinjigtal überhaupt 
feine SRebe ift. 9lucf) fällt eS bem militärifchen 
Urteil felbft heute noch fcfjroer $u fagen, ob 
unb toie man fid) eigentlich hätte oorlegen follen. 
Die toaljren ©rütibe finb in ben bamaligen 


Verhältniffen ber Sriegfüljrung unb in bem 
©eift ber geit ju fuchen. Um einen ÜRapoleon 
roirflidh ab^ufchneiben unb 311 umsingeln, märe 
eine roeit auSgreifenbe Ülufflärung burch bie 
Saoallerie unb eine sielberoufcte einheitliche 
ßeitung ber getrennten Armeen nötig getoefen. 
Daran hotte eS aber Damals gefehlt unb eS 
muhte Daran fehlen, toeil man eine einheitliche 
Veroegung oon flJlaffenheeren im heutigen 
©inne noch nicl)t fannte unb fie fchon megen 
ber Verpflegung unmöglich toar. 

Damit fallen alle bie SBrebe gemachten Vor* 
mürfe in fich sufammen, er hotte oielmehr in 
einer äuherft fchioierigen Sage fich unb 
feine Druppen opfermiHig eingefefct, unb baS 
mar allein fchon eine Dat, bie bei ber 9lad)« 
toelt Slnerfennung unb nicht Sränfung oerbient. 
Damit fomrnen mir roieber auf bie früheren 
Vetradjtungen 3 urücf, auch hier tag bie ©chulb 
nicht bei SBrebe unb ben Vagem allein, fie 
lag oielmehr in ber oielföpfigen ßeitung ber 
oerbünbeten §eere. Schon bei ßeip 3 ig hotte 
man bie günftige ©elegenljeit, fllapoleon ben 
2Beg 3 U fperren, oerfäumt, unb mir roerben 
fol<he Verfäumniffe unb gehler auch im ?5el!>» 
3 uge 1814 finben. 

Die Vai)ern aber, bie ihre greunbfcljafts* 
probe fo ruhmreich beftanben, 3 ogen nun an 
2Beihnad)ten mit ben Defterreichern als erfte 
Druppen über ben Vhein unb nach granfreich 
hinein, roo fie neue ßorbeeren um ihre Jahnen 
roinben Durften. 


16 * 


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Studien juni fucniecfiudie tkrjog SöilTudms IV. non iaijein. 

Son Dr. ®eorg ßeibinger. 


911^ Vergog Sllbredjt IV. oon Sägern, 
bem bie ®efd)irf)te ben Setnamen „ber äöeife" 
gegeben fiat, am 18. Märg 1508 ftarb, hinter* 
liefe er neben brei Södhtern, Sibtjlla, Sabina 
unb Sufanna, bret Söhne: äßilhetm, ßubmig 
unb Ernft. Ser ättefte biefer Söhne, SBtlfeeltn, 
mar beim Sobe beS SaterS noch nic^t gang 
14 l /s $afere alt, ßubmig ftanb im 13., 
Ernft im 8. ßebenSjafere. 9luf ®runb beS 
oon ihrem Sater ©ergog Sflbrecfet erlaufenen 
SßrimogeniturgefefeeS (1506), burd) roeldjeS 
gegenüber ben früheren Teilungen bie Staats* 
einfeeit Samerns begrünbet mürbe, folgte bem 
Sater ber junge ©ergog 2öiü)elm als ber 
Erftgeborene in ber ^Regierung beS ßanbeS, 
fo lange er minberjährig mar, unter ber 
SRegentfcfeaft feines DfeeimS SBolfgang unb 
tmn fed)S Vertretern ber ßanbfcfjaft. Mit 
gurütfgelegtem 18. ßebenSjafere mürbe SBil* 
feelm IV. 1511 oolljährig unb regierte fefer 
felbftänbig. Slls auch fein Sruber ßubmig 
grofejäferig gemorben mar, beftritt biefer, bafe 
baS Srimogepiturgefefc auf feine Sßerfon an* 
gemenbet raerbett bürfe, ba er oor beffen Er* 
laffe geboren raorben fei, unb bafecr forberte 
er oon feinem Sruber 3öiU)elm gulaffung 
gur Mitregierung ober bie Verausgabe beS 
britten Teiles oon Sägern als felbftänbigeS 
Vergogtum. 9tad) oielerlei Streitigfeiten einigten 
fich bie beiben Srüber 1516 gu gemcinfanter 
^Regierung, bie fie bis gutn Stöbe ßubmigS (1545) 
„in ber ©auptfacfee in ungetrübter Eintrad)t" 
(Siegler, ®efcfeicfete SaiernS IV, 27) führten. 
Sarauf regierte Vergog SÖilfjelm toieber allein, 
mie er übrigens auch in ber $eit ber gemein* 
famen ^Regierung ber eigentliche ^>crrfcf)er mar. 
9lm 7. Märg 1550 ftarb er im 57. Bebens* 
jahre. Ser fanftmütige britte Sruber Ernft 
lebte in geiftlicfjen 9ßürben bal)in. 


Sie ©ergoge SEBilfeelm unb ßubmig maren 
fräftigere üRaturen als ber ftiHe, gelehrten 
Neigungen ergebene Ernft. $mar hatte auch 
ßubmig bem geiftlichen Stanbe fid) roibtnen 
Jollen, bodj fanb er fein ©efallen baratt. 
2öilhelm unb ßubmig maren lebensfrohe 
Männer, unb in ihrer Sugettb beteiligten fid) 
beibe mit Eifer unb ßeibenfchaft an aller ber 
Shtrgmeü, mit ber man fich bamatS in fürft* 
liehen unb ritterlichen Greifen bie Qz'xt oer* 
trieb. Ein fd)öneS fulturgef eheliches Senf mal 
aus jenen Sagen beS fcheibenben StittertumS 
ift baS Surnierbud) V er S°9 2BiI^elm§, beffen 
9lbbilbungen ich fürglich als Veft IV ber oon 
mir herausgegebenen „Miniaturen auS Vanb» 
fd)riften ber Stgl. ©of* unb StaatSbibliothef 
München" erfcheinen liefe. Sei ber oon mir 
für biefen 3toed oorgenommenen Unterfudjung 
ber Vanbfchrift ergaben fich mir mancherlei 
Semerfungen unb fragen, bie oieüeicht auch 
meitere Greife intereffieren merben unb bafeer 
im SRahmen unferer SereinSgeitfd)rift gemürbigt 
gu merben oerbienen möchten. 

SaS Surnierbuch bilbet ben Cod. germ. 2800 
(früher Cod. bav. 2800) ber f. V°f 5 unb 
StaatSbibliothef München. Saneben trägt eS 
bie 3imelien*5Rummer 107 (früher A. 1. h, 
bann V. a. 1). SaS gormat beS SanbeS ift 
©rofe*£hierquart. Er enthält 35 Pergament* 
blätter, oon benen baS lefete gang leer ift. 
Sor biefem lefeten Slatte finb 10 Pergament* 
blätter auSgefchnitten toorben; mahrfcheinlich 
maren fie leer gemefen. Ein gur leigten ßage 
gehöriges Statt ift an bie Snnenfeite beS 9tiidf* 
bedelS angeflebt. SaS Stattformat beträgt 
27 V« cm Sreite unb fnapp 24 cm auS* 
genommen bie oier Slätter 31—34, bie grnar 
unten bie gleiche Sreite haben, jeboch faft bie 
hoppelte V^h e / nämlich 46 1 /» cm. Ser obere 


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Original fro-m 

PRINCETON UNIVERS1TY 



Stubicn jum Sutnictbutfjc Öerjog SBilfjetmS IV. oon Sägern. 


109 


Seil ift baljer bei biefen oier SÖIättern einge¬ 
bogen unb umgefchlagen, roag befonberg an 
ben Sruchfteßen ben Silbern feljr gefchabet hat. 
Set ©rljaltunggguftanb ber Stalereien läfjt 
überhaupt gu roünfchen übrig, ba bag Such 
fchon oon oielenföänben burcfjgeblättert toorben 
gu fein fc^eint. SU§ ©inbanb ift ein ißappbanb 
oenoenbet, ber mit fchroatgbraunem, gepreßten 
Seber überzogen ift. Ser Süden ift gefcf)tnad= 
log auggebeffert. Sen mittleren Seil ber üßrefs* 
ungen nimmt eine grauengeftalt in altbeutfcEjer 
Sracht ein, bie einen Solch gegen bie Stuft 
giidt; fie foß moljl eine ßufretia (ober Sibo ?) 
oorfteßen. lieber bem Sogen, unter roeldjem 
fie fteljt, ift ein ©chilbchen mit ber gafjtjaljl 
1540 angebracht, linfg baoon ber baperifd)* 
pfätgifche Söappenfctjilb, redt)t§ ber babifctje, 
alfo bie UBappen $ergog Sßilhetmg IV. oon 
Sägern unb feiner ©emalßin gafobäa. 

lieber ben gnfjalt beg Sucres flärt un§ 
auf ©eite 2 folgenbe gnfdjtift auf: 

„föierinenn fegen befdiriben onnb aigennt» 
lief) oertgaichnet afle geftäch, Sennen onnb 
ritterfpil, @0 ber burd)leücf)tig furft, mein 
genebiger fjerr hörfcog SBithelm in feinem leben 
00 m anfanng bis gurn enbte befifclid), Sitter* 
lieh onnb Säßig oerprad)t onnb getljan hat, 
auch mit roem onnb roie onnb an toelidjem 
tag, auch in roag form, geftalt onnb liberegen 
mit Soffen, bedien onnb gefdjmudten aßennt* 
halben, roie bann bie gefeiten roorben fein, 
bifi ift afleg h* e nach mit Sarben lauter aug* 
geftrid)en onnb gemalbt 

SBer ber Stann roar, ber l)ier oon Öerjog 
SBilEjelm al§ feinem „gnäbigen $errn* fpridjt, 
erfehen roir aug einem roeiteren ©intrag, ber 
auf bem lebten, bem Südbedel innen ange* 
liebten Sßergamentblatt folgenbertnafjen lautet: 

«1544 

Se§ burdjleit^ttgen ^oc^gebornen fürften 
onb fjeren Ijcrenn roilhetm pfalcggraff peg rein 
fjercjog in oberenn onb ngberenn pairn meinet 
genebigen fürften onb fjernn roapennmaifter 
00 m anfang bis riberfpilS pig gum enbt pin 
td) hanng fdjend^ feiner fürftlidjen genaben 
roapennmaifter geroeft. 

Sag roalt got 
. $ . 6 


$ang ©chendt) (niefjt @d)renf, roie bei Siegler, 
®efchi<hte Saierng, Sanb IV, ©. 416 gu lefen 
ift) ift tooljl ber Sorgänger beg $arnifd)= 
meifterg gofef SHeeberger geroefen, ber in 
SBilfjelmg IV. unb 9llbred)tg V. Sienften 
oorfommt (3eitf<hrift für f)iftorifc$e SBaffen* 
funbe, Sanb V, ©. 25), unb hat roaljrfc^ein* 
lieh roie biefer ledere ,bife Sienftfteß oiß 
lange gahr tuljemblid) gehorfambift bebient, 
aud) bie fcfjenften Sitterfpüß auggerifjt' (a. a. 
0., @. 27). Sad) feiner eigenen Sngabe ift 
®ang ©djendt) £>ergog SBilhelmg IV. SJappen* 
meifter geroefen, fo lange ber ©ergog bem 
eblen Sitterfpiel fjulbigte. 2Bir roiffen nid)tg 
roeiter oon ihm. Seiber ift über bie ältere 
©efd)id)te ber äBaffenfammer beg roittelg* 
badjifchen ©errfdjerfjaufeg nicht fef)r oiet be* 
fannt (a. a. 0., @.214 unb 303). gn bem 
gnoentar beg Stündjener geughaufeg 00 m 
galjre 1627 (ogl. a. a. 0., @. 174 ff.) fcheinen 
nod) einige ©tüde oon §etgog SBitljetmg IV. 
Süftungen aufgeführt gu fein. 

Sn ben oortjin mitgeteilten Snfdjriften 
unfereg Surnierbudjeg ift leibet nicht genau 
unb augbrüdlid) angegeben, roie roeit eigentlich 
föang ©djendh an ber §erfteßung beg Suchet 
beteiligt ift, roo feine Sätigfeit aufhörte unb 
bie beg Stalerg beginnt. 2Bir roerben unten 
über bie grage nod) gu fpred)en haben unb 
befdjäftigen ung gunädjft mit bem Staler. 

Siefer hat auf bem erften Silb unfereg 
Surnierbucheg feinen Samen nebft ber Saht* 
gahl, gu ber bag Such *°ohl gemalt roorben 
ift, folgenbermafjen eingegeichnet: 

1541 

0gbentarffer 

„gaft fcheint eg, bafj ber Same beg Stalerg 
oon gremben auf bag erfte Statt getrieben 
fei“, lieft man in Sagler’g Stünftlerlejifon XIV, 
413. Soch ift biefe Sermutung oößig haltlog. 

2Ber roar biefer §. Ogbentarffer ? groeifel» 
log einer aug ber gamilie Oftenborfer, roie 
ber Same fonft gefd)rieben roirb. 

Stan hat mehrere Staler beg 16. 3ahr= 
hunbertg gu unterfcheiben, bie ben Samen 
0ftenborfer geführt haben. 

Ser berühmtefte unb bebeutenbfte oon ihnen 
ift Stichael Oftenborfer 1 ), ber oon 1519 big 


■) Sgl. über tfm befoitberä ftunft* uitb 8itcratur»Statt au« Saierit, Seitage a«r ®o«, 1820, Sr. 19. 
Sartfd), Le peintre graveur, Vol. IX, 3.154; ütagter, 3Ieue8 aügeineineS Jlün|tler»8ejifon, Sanb X, ©. 413 -4l5 ; 


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Original frorn 

PRINCETON UNIVERS1TY 



110 


Dr. ®eotg ßeibinger. 


1559 ju SlegenSburg als ©ifiorien* unb 
Porträtmaler gelebt feat unb oon bem eine 
Slnjafel ^oljfefenitte geraffen roorben finb.' 
Sieben ifem erfc^eint ju SlegenSburg 1552 ein 
SJlaler Ulricfe Dftenborfer. SJticfeael featte brei 
©öfene, bie bei ifem baS SJtalen gelernt Ratten; 
oieüeicfet mar Ulricfe einer baoon (©efeuegraf 
a. a. £>., ©. 30). ©in ©ofen SJticfeaelS, unb 
jroar ber ältefte, roirb auefe oermutet in bem 
SJlünefeener Hofmaler §anS Dftenborfer (©efeue* 
graf a. a. D., ©. 16 unb 46 ff.), tooriiber 
roeiter unten ju rebett fein roirb. 8u StegenS* 
bürg lebte ferner oon ben breifeiger bi8 in bie 
SJtitte ber fünfjiget Safere beS XVI. Safere 
feunbertS ein SJlaler unb Pitrger ßeonfearb 
(ßienfearb) Dftenborfer (©efeuegraf a. a. D., 
©. 48), über toelcfeen ©. 2B. Steumann im 
SJtorgenblatt jur Pagerifefeen geitung 1862, 
Sir. 216—218 einige SJtitteilungen gemaefet feat. 
9Bie SJticfeael Dftenborfer ift biefer ßeonfearb 
arm unb oerfcfeulbet geftorben. 

SJtit bem StegenSburger SJlaler SJticfeael 
Dftenborfer rourbe feäufig oerroecfefelt SJlartin 
Dftenborfer, ber in ber erften^älfte beS 16. Safer* 
feunbertS Hofmaler ju SJlüncfeen geroefen fein 
foU (Slagler, Äünftterlesifon X, 411 f.; Slagler, 
Sie SJtonogrammiften IV, 637). SßaS man 
bisfeer über SJlartin Dftenborfer gefdjrieben 
feat, erfefeeint mir feöcfjft jroeifelfeaft. 1546 
finbet fiefe ein SJlaler ßonftantin Dftenborfer 
ju SJlüncfeen erroäfent (Slagler, StünftlerleEifon, 
X, 415) unb 1537—1561 ein ©laSmaler 
©ebaftian Dftenborfer, ebenfalls ju SJlüncfeen 
(Slagler a. a. D., ©. 416). Sie oorfein ge= 
nannten Ulricfe unb ßeonfearb Dftenborfer 
roaren Slagler unbelannt. Db ber SJlaler IpannS 
Dfterborfer ju Sngolftabt, ben iefe für 1595 
unb 1598 im ©ammelblatt beS feiftorifefeen 
PereinS in unb für Sngolftabt, §eft I (1876), 


©. 44. erroäfent finbe, oieUeicfet, roie idfe oer* 
muten tnöcfete, riefetiger Dftenborfer feiefe unb 
auefe ju biefer ©ippe gefeörte, oermag iefe niefet 
ju entfdfeeiben. 

Pei ber gorfefeung über bie Perfon beS 
„!q. DSbentarffer", beffen Slamen uttfeteS 
SurnierbucfeeS erfteS Pilb trägt, ftofeen mir 
in ben gebrudten Duellen auf folgenbe Sin* 
fealtSpunfte: 

2luS bem Safere 1505 befifeen mir ein für 
bie SJlünefeener Puefebrudgefcfeicfete fefer interef® 
fanteS ßrjeugniS. 

Set Srud: „§ienad) oolget gar agn 
rounberparliefe roar gefefeiefete, bie ber aßmäefetig 
got mit aineni niecfetigen lanbtfeerren in frand* 
reicfe geroirefeet feat ..." (4 Plätter in Stiehl* 
folio) trägt auf ber fiebenten unb lefeten ©eite 
bie ©cfelufefeferift: 

„©ebrudt burefe §annS Dftnborffer feof* 
maler onnb SJtatfeeuS ^agffinger golbtfefemib 
in ber fürftliefeen feauptftat (beS lanbS P.) 
SJlüncfeen Slnno quinto." 

Sie beiben Stünftler betrieben alfo bamalS 
gemeinfefeaftlicfe eine Puefebrudpreffe, bie oierte 
ber SJlünefeener Pucfebrudgefdfeiefete. SBeitere 
bejeiefenete Srude biefer SSerfftätte finb niefet 
befannt getoorben. 

1508 erfefeeint „tnaifter ©anS feofmaler', 
jufammen mit „maifier SJtatfeeuS gaiffinger 
golbfefemib oon SJtunicfeen* fiefe oorübergefeenb 
in ßlltötting auffealtenb. granfenburger, ber 
in feinem fefeönen Söerfe „Sie 2llt=SJtünefener 
©olbfefemiebe unb ifere Stunft" (1912), ©. 283 
biefe Slotij beibraefete, meinte baju, bafj ofene 
Qroeifel biefer SJleifter föanS, Hofmaler, mit 
$attS Dftenborfer, bem Hofmaler SllbreefetS IV., 
ibentifefe fei. S<fe möefete jeboefe gegenüber biefer 
Pefeauptung barauf aufmerffatn maefeen, bafj 
bie Slunftgefefeiefete — man oergleiefee j. P. 


©cfjuegraf, ßebenSgefd)icf)tlicf)e 9ßad)rid)ten über ben ÜJtater unb ©ürger 3tticf)ael Dftenborfer in SftegenSburg, in: 
©erljanblungen beS (jifiorifd)en Vereins oon Dberpfala unb 9tegen8burg, ©anb XIV (1850), ©. 1—76; gtaffauant, 
Le peintre-graveur, tome III, ©. 310—315; ©. 2Ö. SJtemnann in: SJtorgenblatt aur ©atjertfeften 3^itung 1862, 
Str. 216 (23. Sluguft); Nagler, 2)ie SJtonogrammiften, ©anb IV, ©. 637—643; Slnbrefcn, ©anbbud) für Stupferftidjs 
famtnler, ©anb II, ©. 249 f.; (Sottfrieb Stinfel in: 3eitfcf)rift für bilbenbe Slunft, ©anb XVI (1881), ©. 333—335; 
Söilf). ©cfjmibt in: SlUgemeine 2)cutfcf)e ©iograptjie, ©anb XXIV, ©. 507 f.; £ürerß fdjriftlicfcer Stadjlafe, f)evau8* 
gegeben oon St. ßange unb g. Sufjfe, © 381; SUfreb ^agelftange, ©in ©djriftdjen über 3 c ^ en fP rac 6 c oon 1532 
mit ©olafdjnitten oon ÜHic^ael Dftenborfer, in: ©tubien aug Stunft unb (Sefc^ic^te griebrief) ©djneiber gcroibmet 
(1906), ©.237—248; ©atnpbeH ©obgfon, Ostendorfer and tho Beautiful Virgin of Regeusburg, in: ÜJtonatS* 
fjefte für Stunftmiffenfc^aft 1908, ^albbanb I, ©. 411—516; Starl ©c^alf in: f ür Ijiftorifc^e Sßaffens 

funbe, 3ö§rgang V (1909—11), ©. 159; ©ampbell 2)obgfon, Gatalogue of earl^ german and tiernish woodeuts 
preserved in the British Museum, Volume II, ©. 239—252; ©ertfjolb Stiehl, ©agerng ©onautal, ©. 294, 
325 ff., 331; Start ©i^ottenlo^er in: 3enttolbtatt für ©ibtiottjefSmefen, 3a^rgang XXIX (1912), ©. 407—424. 


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Original fro-ni 

PRINCETON UNIVERS1TY 



Stubien jum £urnterburf)e §cr$og SßinjelmS IV. non Sägern. 


111 


Sie Äunftbenfmale beB JtönigreicßeB Sägern, 
Sanb I, Seit III (1905), S. 2322 unb 2325 — 
bisher angenommen ßat, baß bie SBerfe, roelcße 
jener föteifter ©anB, ©of malet, ber 1508 mit 
fötattßäuB 3 ai lff* ,l 0 er in Slltötting meitte, bort 
gemacht ßaben fann, oon ©anB Dltnenborfer 
ftatnmen. 81ttetbing§ muß id) anberfeitB batauf 
ßinroeifen, baß beB leßteren fßerfönlidjfeit nocß 
feßr im Sunfet fteßt, unb baß ber gorfcßung 
nod) genug ju tun übrig ift, um über ißn 
unb feine SBcrte ßicßt ju oerbreiten. Sötöglicßcr* 
toeife ftammen SBerfe, bie ißm jugefcßrieben 
merben, oon ber ©anb ©anB DftenborferB. 
SieKekßt ift et gar ibenttfcß mit leßterem! 
Scß Eann biefeB fßroblem ßier nur anbeuten; 
feine roeitere Setfolgung liegt außerßalb beB 
SaßmenB biefeB SluffaßeB. 

1529 roof)nt ©anB Dftenborfer (fronten« 
burgcr nennt ißn ©ofmaler SllbrecßtB IV.) 
laut SteuerbudßB ber Stabt fötüncßen in ber 
oorberen Scßroabingergaffe unb jaßlt eine 
Steuer oon 2 s 18 4 (Sranfenburger, Sie 
3llt*fötüncßencr ©olbfcßmiebe unb ißre Stunft, 
S. 284). 2öir roerben unten feßen, baß bieB 
nid)t bloß 1529 ber gaH getoefen ift. 

Sum 3af»rc 1534 füßrt SScftenrieber in 
feinem Saierifcßsßiftorifcßen Jtalenber 1788, 
S. 10 einen Hofmaler Soßann Dftenborfer an. 
Unter ber gleichen Saßraaßl erfcßeint (nacß 
güßli’B ßünftlerlestfon, Seil II [1809], S. 1001) 
©anB Dftenborfer alB Sunftfüßrer im Stabt* 
bu<ß ber Stabt fötüncßen. „®r lebte no<$ 1579 
unb trug ben Starrten eineB bortigen ©ofmalerB." 
Siefe beiben Angaben ftammen offenbar auB 
ben fogleid) ju erroäßnenben, oon Sßeftenrieber 
oeröffentlicßten ÖtecßnungBauBjügen unb ber 
oorgenannten fltotij SSeftenrieberB. 3n güßli’B 
ftünftlerlepifon rourbe für toaßrfcßeinlicß er* 
acßtet, baß er ber Soßn beB ©ofmalerB fötartin 
Dftenborfer roar, eine Seßauptung, bie burcß 
nicßtB begrünbet ift. 

Sin ©anS Dftenborfer, fötalermeifter ju 
fötüncßen bejio. Hofmaler ©erjog ÜllbrecßtB V., 
erfcßeint aud) in folgenben Stellen ber 2lu8* 
jüge auB ben alten ©ofaaßlamtSrecßnungeu, 
roelcße SlnbreaB gelij oon Defele in feinen 
Advorsaria historiae havaricae (Defeleana 5 
ber fgl. ©of* unb StaatBbibliotßef fötüncßen, 
©anbfcßrift), Sanb V, S. 45 ficß angelegt, 
unb in jenen, roeldjc ÜSeftenrieber in feinem 
„Saierifcß*ßiftorifd)en SMenber für 1788', 


S. 183—202, foroie in feinen „Set)trägen jur 
oaterlänbifcßen ©iftorie", Sanb III (1790), 
S. 71 — 119 oeröffentlicfjt ßat: 

1551. „Stern barnacß fegnb annodß unter 
bern gnäbigen ©errn (fttlbrecßt V.) oaft gelehrte 
unb funftreicße ßeutße: aud) beB SencfßenB 
rool roertß getoefen, roie barnacß folgt unb icß 
roiffen trag": folgen bie Stainen, barunter aucf): 
,,©anB Dftenborffer, Hofmaler beB gnäbigen 
©errn" (Segträge III, 71). 

„©annB Dftenborffer ©ofmaßler 41 f. 5 s. 
19 d." (ßeonljarb SellerB, StammermeifterB, 
3ted)nung de a 1551, Defeleana 5; V, 45). 

1561. „Sem Dftenborffer ©ofmaßler oon 
60 eingefaßten gemaßlten Sücßern anjuftreicßen 
unb einjufaffen 26 fl." „Stern bern Often* 
borffer ©ofmaßler um fürbeit 16 ft." (Stonrab 
3eHerB, .QaßlmeifterB, $ammer*9tecßnung de a. 
1561, Defeleana 5, V, 45). 

1562. „©anB fötielicß malte nad) Staren* 
berg, ingleicßen fötaler Dftenborffer" (SMenber, 
S. 168). ©ier bürfte eB ficß um Stalereien, 
toatjrfcEjeinlidt) SBanbmalereien, in bern ßerjog» 
ließen Scßloffe ju Starnberg, oielleicßt aud) 
auf Sdjiffen beB SJirmfeeB (ogl. unten beim 
Soßte 1585) geßanbelt ßaben. 

1568. „Stern bem SJtater Dftenborffer umb 
Arbeit 233 fl." (ftalenber, S. 191 unb Seg* 
träge III, 80). Sie „Slrbeit' rourbe roaßr* 
fcßeinlicß gelegentlicß ber ©ocßjeit ^erjog 
SBilßelmB V. mit Senata oon ßotßringen 
geliefert. 

1572 erfeßeint ^mnB Dftenborfer neben 
ben anbern Stafermeiftern §anB ültielicß, 
§attS Scßöpfer, ®eorg Warner unb Sturm 
(ftalenber, S. 193). 

„Stern fötaler Dftenborffer malte eine 
Sliegen naiß ©off" (Segträge III, 82). Sie 
SBiege roar tooßl für bie fßrinjeffin ßßriftine 
beftimmt, oon beren ©eburt einige 3 e ü en 
barnaeß berießtet roirb. 

1573. „Stern bem fötalermeifter ©anB 
Dftenborfer auf bie ©ocßjeit oereßrt 10 fl." 
(Salenber, S. 194). 

1576. „Stern bem ©anB Dftenborfer für 
fUialerci jutn Dtinglrennen —" (Äalenber, 
S. 196). 

„ferner bem ©anB Dftenborfer fötaler* 
meifter oon roegen baß er eine ©utfeßen in 
bem fötarftaH malte —" (Stalcnber, S. 197). 

1579. „Sen fötalermeiftern ©anß Dften* 


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Original fro-ns 

PR1NCETON UNIVERS1TY 



112 


Dr. ®cotß ßetbinger. 


botfer, ßßriftopß ©cßroara unb ®anfen Dßon* 
auer oon roegen itttalerepen jum Durnier —" 
(ftalenber, ©. 200 ). 

„Dem §ang Dftenborfer ättalermeifter oon 
megen baß er 12 Stoumeterpanier gemalt 46 fl. 
7. 1.' (Salenber, ©. 202). 

1585. „3tem £>annßen Dftenborffer £of* 
maller pr. 85 Haine gäßnlein ju matten auf 
ber allten ©räfin ju ©cßroaraenburg fanget 
2 fl. 30 fr." (Söegträge III, 95). 

w 3ftem §annfen Oftenborffer p. 21 rot* 
bamaftene Drumettenpanner mit bem baierifcßen 
SBappen ju mallen 136 fl. 30. ÜRocß ißm p. 3 
©cßijf auf bem ©tarnberg ju mallen 18 fl.* 
(Beiträge III, 96; ogl. ©imonSfelb im 3aßr* 
bu<ß für üllündjener ©efcßicßte, 3a^rgang IV, 
©. 200). 1588 malt §an 8 Donauet an ben 

©Riffen ju ©tarnberg (Septräge III, 100 ), 
fo baß man rooßt anneßmen barf, Dftenborfer 
fei ingtoifdjen geftorben. 

•EBenn in ßiporogfpg Saperifcßem Jfünftler* 
lejifon, Xeil I (1810), ©. 223 unfer D 8 ben* 
tarffer ju einem ©einrid) D. gemalt tourbe, 
fo bürfte bieg auf einem reinen Irrtum be* 
rußen. 

©djon ©dßuegraf (Serßanblungen ufro. 
XIV, 16 unb 46) äußerte, baß er ben §of* 
malet Sllbrecßtg V. ®an 8 Dftenborfer gerne 
für ben älteften ©oßn beg Utegengburger 
9Jtaler8 ÜJticf)aeI Dftenborfer galten möchte. 
Diefe nur al 8 Vermutung geäußerte Slnficßt 
fdjeint fpäter ©igßart in feiner „©efcßicßte 
ber bilbenben fünfte im Sönigretcße Sägern" 
(1863), ©. 646 oeranlaßt 3 U ßaben ju ber 
Eingabe, baß unfer §ann§ Dftenborfer, „ber 
mit bem Sßaffenmeifter ©cßenf aroifcßen 
1541—45 alle Durniere malte, in benen ©erjog 
SBilßelm IV. oon HRündßen fämpfte", au 8 
9 tegen§burg ftammte, mag in Sudjerg ,,®e« 
fcßicßte ber tedjnifdjen fünfte", Sanb I (1875), 
@. 242 nacßgefcßrieben mürbe. 

S. 9)1. greißerr oon Slretin ßat in bem 
oon ißm ßerauggegebenett Sßracßtmerfe „9llter= 
tßümer unb Äunft*Dcnfmale beg baperifcßett 
föerrfd)er*$nufeg' (1853—71) au 8 unfercm 
Dftenborferfcßen Durnierbud) auf einer farbigen 
STafel ben „$eraog SBilßeltn IV. im Stornier« 
©cßmud" abgebilbet (in meiner Seröffent« 
licßung Dafel 57). 2Bag Slretin über ben iDtaler 
bemerlte (in englifdjer llcberfeßung audj bei 
Srablep, A dictionary of miniaturists, Vol. III, 


©. 22 ), aeigt, roie roenig man im allgemeinen 
troß ber oorgenannten Duettcnerroäßnungen 
über $ang Dftenborfer unterricßtet toar. 
„lieber bie ßebeng=Umftänbe beg 9Jlaler§ $an 8 
Dftenborfer", fagte Slretin, „roiffen mir nur an* 
jugeben, baß oermutet mirb, er fei ein ©oßn 
beg SDtalerg SRicßael Dftenborfer oon 9legen§» 
bürg geroefen, unb baß er im 3aßre 1532 
im fDli'mdßener 3 un ft& u d) at 8 .ftunftfüßrer 
oorfömmt; im 3aßre 1551 mirb er al 8 §of* 
malet ^erjog Sllbrecßtg V. erroäßnt; at 8 
folcßer mar er oiele 3!aßre tätig, ©ein Dobe 8 * 
faßt ift unbefannt.' 

Slber eg ift bocß moßl auggefcßloffen, baß 
ber Hofmaler @an§ Dftenborfer ju ältüncßen, 
ber jufammen mit bem ©olbfcßmieb 3Jtattßäu§ 
Qapffinger 1505 einen Drud ßerftetlt, unb bet 
Hofmaler §an 8 Dftenborfer 31 t SDlündjen, ber 
nocß 1585 matt, ein unb biefelbe ißerfon ge* 
loefen finb. SBäre bem fo, fo müßte ber 9Jlann 
ja ein 9llter oon 100 faßten unb meßr er* 
reidßt ßaben. 

2Bir fönnten auf ©runb ber bigßer ange* 
füßrten gebrudten Duetten notroenbigerroeife 
anneßmen, baß eg 3 U üJtüncßen minbefteng 
3 toei oerfcßiebene Hofmaler mit bem Flamen 
§an§ Dftenborfer gegeben ßat. Daß mir in 
einem ber beiben ben 3JtaIer $. DSbcntarffer 
3 U erbliden ßaben, oon bem unfer Stornier* 
bucß gemalt roorben ift, bürfte rooßl feinem 
ßroeifel begegnen. 

Die ©cßeibung in aroei Sßerfonen ßat benn 
audß auerft Sttagler oorgenommen, ber einen 
älteren £an 8 Dftenborfer unb einen jüngeren 
unterfcßieb. Son bem älteren naßm er an, 
baß er nicßt lange nacß 1541 geftorben ift 
(Hünftlerlerifon X, 517), ben Dob beg jüngeren 
feßte er um 1587 an (a. a. D.), an einer 
anbern ©teile (üttonogrammiften III, 517) 
ficßerlid) unricßtig 1574. 

grnft ßembergerg „Seiträgen aur ©e* 
fcßicßte ber ßffliniaturmalerei" (Serlin 1907) 
ift im jfünftlersfttegifter alg einiger Vertreter 
beg fttameng Dftenborfer ©. 95 aufgefüßrt: 
„Dftenborfer, ßang. f 1559 fRegengburg; 
tätig: ättüncßen, fftegengburg". 3 n biefer fttotta 
finb gleicß meßrere Dftenborfer aufammenge* 
morfen: 9Jticßael Dftenborfer, ber au tttegeng* 
bürg tätig toar unb 1559 bort ftarb, unb bie 
föang Dftenborfer, bie in ttJtüncßcn gemalt 
ßaben. 


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©tubien jum Suvnierbudje §crjog SBiüjcImS IV. unn Sägern. 


113 


Sfn feinem 1910 erfdjienencn ißrachtroerf 
„Sie 23ilbniS*2Jiiniatur in Seutfdjlanb non 
1550 bis 1850" fam ßetnberger bann baju, 
jmei £>anS Dftenborfer ju unterfdjeibcn, fo 
bah mir bort (©. 3) lefen: „Einer ber älteften 
äUündjener üttiniaturfünftler ift föanS Dften* 
borfer. Dftenborfer mürbe in ber jroeiten 
£>älfte beS fünfjeijnten 3d)tf)unbcrt§ geboren. 
Um 1506 mürbe er 311 m batjerifdjen §of= 
miniaturtnaler ernannt. Dftenborfer malte 
uon 1514 bis 1544 baS berühmte Surnierbutf) 
äöilheltnS IV., baS ficf) heute in ber Slgl. §of* 
unb ©taatSbibliothef in 9)tün<f)en befinbet. 

©ein ©of)n föanS Dftenborfer b. 2S- war, 
mie auS Urfunben heeoorgefjt, fdjon 1531 
33leifter ber 3 un ft- Dftenborfer b. 3. mürbe 
um 1550 Hofmaler beS §er 3 ogS 2llbred)t V. 
©leid) feinem Sater malte aud) er in Ültiniatur. 
Sater unb ©ohn oerfertigten aud) Sßorträt* 
miniaturen*. 

?lel)nlid) fiat ßemberger noch einmal fid) 
geäußert, inbetn er in bcin feinen „Steifter* 
miniaturen aus fünf 3 ia^rl)unberten" (Stutt* 
gart 1911) beigegebenen Sfimftler*ßeEifon ber 
■Miniaturmalerei 3 toei £ans Dftenborfer unter* 
ftfjieb: 1. $?anS ben Weiteren, geboren in ber 
3 toeiten Hälfte beS 15. 3al)rl)unbertS, geftorben 
nach 1544, in München unb StegenSburg tätig; 
2 . $anS ben jüngeren, um 1550 in München 
Hofmaler Ipergog SllbredjtS V. Sei ber erfteren 
Slngabe oon ber in SlegenSburg auSgeübten 
Sätigfeit fpuft offenbar immer noch Michael 
Dftenborfer herein. Sie Unrichtigfeiten, bie 
aufjerbem in ben Slngaben ber „SilbniS* 
Miniatur" fteden, roerben mir in unferer 
meiteren Unterfudjung erfenncn. 

ES fdjeint 3 unäd)ft unmöglich, feftgufteHen, 
mie lange ber Weitere gelebt hat ober mann 
er feine Sätigfeit bcenbet l)at unb mann bie 
Sätigfeit beS jüngeren beginnt. Merfroitrbiger* 
meife roirb nirgcnbS in unferen Duellen bie 
unterfdjeibenbe Se 3 eid)nung „ber Weitere" ober 
„ber jüngere" gebraucht, mie eS bod) fonft 
in ähnlichen fallen 3 U gefcf)ef)en pflegt. 

Unb fo bliebe unS auf ©runb ber bisher 
angeführten Duellen nichts übrig, als eljrlidj 
auS 3 ufpted)en, baf) mir aud) nicht cntfdjeibcn 
tonnen, ob ber ältere ober ber jüngere £>anS 
Dftenborfer unfer Surnierbud) gemalt hat. 
SSerfe oon beiben, auS benen ficf) ftiliftifcfje 
Sergleidjungen unb geftftcUungen fcf)öpfen 
a. 3 ». 5 u. 6. 


liefen, finb nicfjt oorhanben, fo bah wir auch 
auf biefem Siege nicht 3 U einem Ergebnis 
gelangen fönnen. Unfer ©efüf)l möchte ja 
mof)l fich für ben Weiteren entfcheiben, hoch 
fehlen uns 3 ur Segrünbung feftftehenbe 2ln* 
haltSpuntte. 

2BaS §anä Dftenborfer ber Steltere als 
3)ialer geleiftet hat bariiber haben mir nur 
geringe Shtnbe. lieber eine leiber 3 ugrunbe 
gegangene grcSfomaterei oon ihm berichtete 
9tagler in feinen Monogratnmiften III, 517. 
Dftenborfer habe in ber 5fkei)fitigfd)en SfapeHe 
ber Münchener grauenfirche — biefe Kapelle 
ift bie lettte beS nörblichen ©citenfchiffeS gegen 
ben ©har 3 U — bie giguren beS ©rafen 
oon Sflrepfing (roeldjeS ©proffen biefeS ®e* 
fchlechteS?) unb feinet gatnilie mit ihren 
©chuhheiligen, morunter ©t. Eh r tfl°Ph (als 
Patron beS ©rafen?) ade überragte, gemalt. 
3 n ber ülltarnifcfje fei bie ^eilige gamilie 
mit ben Sonatoren (auch oon Dftenborfer?) 
gemalt geroefen, „alles in brillanten färben". 
Siefe ©etnälbe feien um 1620 bei ber £>er* 
ftedung eines neuen SlltarS übertüncht roorben 
unb bann in ÜBergeffenheit geraten. Sei ber 
Seftauration ber Slirdje im 3 af)re 1861 — 
hier berichtet Sagtet als .ßeitöenoffe — habe 
man unter ber Stalffrufte ©puren oon Malereien 
bemertt, unb nach ber nur oberflächlichen 
Entfernung ber Stalflagen habe eS fid) gezeigt, 
bah kaS SBerf burch bie Seftauration hätte 
gerettet roerben fönnen. SBarum man baS 
aber nid)t getan hat, bafür gibt Sagler einen 
fonberbaren, burchauS nicht einleuchtenben unb 
nid;t ftichhaltigen ©runb an: Sie gamitie 
üßregfing fei auSgeftorben geroefen. ©0 fei 
benn eines ber ^»auptroerfe ber alten Münchener 
©chule neuerbingS unb ohne rocitere Anfrage 
(Sagler meint bamit mol)l: bei funftgefdjicht« 
liehen Autoritäten) übertündjt roorben. Süchtig 
erfd)eint, bah Angler beridjtet, Dftenborfer 
habe fein Monogramm mit ber 3al)reS3af)l 
1512 ober 1517 beigefügt. Einige Stunftfreunbc 
Münchens hätten baS Monogramm auf ©ans 
oon Dlinborf, ben Hofmaler beS £>er 3 ogS 
©ignumb, beuten mollen, ber aber — menbet 
Sagler bagegen ein — 1512 nicht mehr am 
ßcben geroefen fei. 

Uebcr jene Sluffinbung oon SBanbmalereien 
in ber §rauenfitcf)e (über bie frühere 2luS* 
malung ber Jtirdje ogl. auch Siflhart, Sie 

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114 


Dr. @eotß Seibinger. 


grauenfirche 311 München (1853), S. 92 f.) 
haben ir)ir nod) einen Sericht eines geit* 
genoffen in Slnton MaperS Sud): ®ie S)om* 
firchc 3 U U. 2. grau in München (1868), 
6 . 274. S)ort roirb 3 ioar her Same Often* 
borferS nicht genannt, aber im ©inblid auf 
SaglerS Soti 3 oon betn Monogramm erfdjeint 
MaperS Serid)t bod) fo roid)tig für bie 
gorfdjung über Oftenborfer, baß mir if)n f)ier 
befonberS wegen ber genaueren, oon Sagler 
abmeidjenben Sefcßreibung ber Silber roieber* 
holen. Sei ber ©elegenljeit ber SeftaurationS* 
Slrbeiten in ben SeitenfapeHen ber Stirdje (1860) 
*fanb man \)\z unb ba alte Söanbgemälbe, 
oon benen befonberS bie in ber 6 t. 9lnna* 
ober -ißrepfinger*Stapelle 3 Utn Sorfdjein ge* 
fomtnenen f)ier nähere Sefdjreibung oerbienen. 
(SS fteHten felbe forool)! ©eiligengeftalten als 
auch 3 toet ©ruppen oon Sotanten oor unb 
mürben oon Kennern als fefjr fdjön gepriefen. 
2infS fat) man oben 6 t. 6 ebaftian, Sarbara, 
Katharina unb ©eorgiuS unter gotifdjen 
Salbad)inen, barunter fnienbe bitter mit 
ihren 2Bappenfd)ilben. Unter ben äBappcn 
befanb ficf) aud) baS ber 6 caliger, roeldje alfo 
nach ihrer (Sinroanberung in Sapern mit ber 
gamilie Sßregfing in Sermanbtfdjaftsbanbe 
getreten fein mußten. Unterhalb mar baS 
©auptbilb bie ©immelfatjrt Mariä mit ben 
um baS leere ©rab fteljenben erftauntcn 
9tpofteln. gur ©eite flogen &aS genfter 31 t 
fat) man roieber Suyelfiguren, ooran ber 
felige ©raf (Sffarb oon Schepern mit bem 
Scheprer Streu 3 unb ber 1)1. Käufer gol)anneS. 
S)cn 9lbfchluß ber gatten 9ßanb nach unten 
hin bilbeten roieber ÜBappen unb fnienbe 
Sittergeftalten. 2)iefe Silber maren noch 
gut erfennbar unb l)ätten rooßl bttrch 
oerftänbige Seftauration gerettet roer* 
ben fönnen. Sagegen maren bie fleinen an 
baS genfter ficf) rcißenben giguren an ber 
rechten 6 eite ber Stapelte größtenteils er* 
lofdjcn. ©ut ermatten aber mar nod) bie 
©ruppe ber gamilie (gefuS, Maria unb 
9lnna), 3 U beren güßen 6 t. SftifolauS unb 
Sarbara ftanben. 2eiber ftellte fid) fpäter bie 
Meftauration biefer Silber als 3 U foftfpietig 
gegenüber ben Mitteln beS Sombau*SereineS 
heraus, ein 9Bol)ltäter fanb fidß nid)t, um 
felbe auf feine Stoffen ßerftellen 311 laffen, 
unb fo mußten fie cnblid) unter ber garbe. 


roeldje bie Stapelte St. 9lnnaS ben anbcrn 
gleich machte, oerfd)minben." 

©aben bie greSfen mirflid) baS Mono* 
gramm ©. 0 . getragen, bann follte man 
eigentlich heute roieber bie Xiindje entfernen 
Iaffen unb ben alten -Malereien roieber 
3 U einer fröhlichen 91 uferfteßung oer* 
I)elfen. 9lber baS mirb rooßl nur ein frommer 
äöunfd) bleiben. Schöner mären felbft uns 
reftaurierte greSfen immer nod) als bie jetjige 
gefdjtnadlofe Xünd)e. 

(Sine anbere 9lrbeit ©ans OftenborferS 
finben mir ermähnt in bem oben genannten 
$racf)troerf beS greißerrn ß. M. oon 9lretin 
„9lttertümer unb Shmft*Senftnale beS baper. 
©errfcher*©aufeS" ( 6 . 31) unb barauS bei 
Srablep, A dictionary of miniaturists, Sol. 111, 
6 . 22 , nämlich „oier feßön gemalte, mit Silb= 
niffen oerfeßene Stammtafeln, meld)e baS 
Monogramm ©. 0. mit ber gaßreS 3 aßl 1540 
tragen - '. 9US 9lufberoahrungSort ift bort baS 
St. Stupferftid)fabinett angegeben, alfo bie fetjige 
St. ®rapl)ifd)e Sammlung; bod) tonnten in 
biefer jene Stammtafeln meßt aufgefunben 
merben. 

0 b ©anS Oftenborfer Xafelbilber gemalt 
[)at, miffen mir nid)t. Sielleicßt flammt bag 
eine ober anbere Silb, toelcßeS jeßt ber „Sdjule 
beS gan Sßollad" (als Stabtmaler 3 U München 
nachweisbar oon 1484 bis 3 U feinem Sobe 1519) 
3 ugefd)rieben mirb, oon 0ftenborferS ©anb. 

©anS OftenborferS beS 9lelteren 2Birffam* 
feit als Sud)bruder märe einer eigenen Unter* 
fueßung roert. 2eiber fel)lt eS nod) an einer 
miffenfd)aftlid)en Surcßforfdjung ber älteften 
Münchener Sud)brudgefd)id)te, bei roeldjer bie 
beiben Stünftler Oftenborfer unb gapffinger 
als bie Sefißer ber oierten Münchener Sud)* 
brudpreffe befonbereS gntereffe oerbienen. 
Xroßbem eS nicf)t meine 9Iufgabe fein fann, 
hier Oftenborfer als Suchbruder 3 U mitrbigen, 
nmd)te ich nicht untertaffen, einige Semerfungen 
l)ier nicber 3 ulegen, bie fidE) mir bei meinen 
gorfchungen über bie 2ebenSfd)idfate beS 
MalcrS beS £urnierbud)cS aufgebrängt haben. 
9luSfül)rlicher ßanbte ich darüber in einem 
bemnächft an anberer Stelle erfcheineuben 
9luffaß. 

Man hat bis oor fm^er geit, hauptfächlich 
auf ben Sorgang beS feincr^eitigen Münchener 
0berl)ofbibliot[)efärS gol)ann Eh r ^i°P^ 


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©tubien äunt Sutnierbudje öerjog 28iIf)etinS IV. oon /Bayern. 


115 


fjertn oon Wretin hin, eine Slnja^I oon Truden 
bet 3 e it 1504 big 1514 bet SSerfftatt Dften* 
borferg unb Qagffingerg 3 ugefchrieben. Wad) 
biefen Qutoeifungen hätte man annehmen 
fönnen, baf) beibe Wtänner in jenen 3 af)ren 
gemeinfam ein blütjenbeg 93u<hbrudergefd)äft 
betrieben hoben. 9lber man £)at überfein, 
baf) bie Tgpen, bie in allen biefen Truden 
ootfotnmen, auch in ben Srjeugniffen beg 
Wilindjener 5Bud)bruderg £>ang ©djobfer ocr* 
toenbet morben finb. Unb eine Weihe oon 
©rünben fpred)en bafür, baf) bie ermähnten, 
Dftenborfer unb gapffittger 3 ugefd)ticbenen 
Trude nid^t oon biefen, fonbern oon föang 
©djobfer Ijergeftellt morben finb. Wur bet oben 
betriebene, mit Dftenborferg unb ßatjffingerg 
Warnen bejeicfjnete Trud oon 1505 ift ein 
ficEjereg Tenfmal il)ter Trudertätigfeit, bie 
feine umfangreiche gemefen ju fein fd^cint. 

lieber §ang Dftenborferg ©enoffen unb 
Wtitbefiher ber Trudetei, ben ®olbfcf)mieb 
ÜJtatttjciug .gapffinger, ber alg Wlonogrammift 
3Ji Q. eine h^njorragenbe Stellung in ber 
©efdjicfjte beg Supferftidjg einnimmt, oertoeife 
id) auf bie Wotyen, bie bei granfenburger, 
Tie 9llt*Wlünchner ©olbfdjmiebe, ©. 288 ff., 
gefammelt finb. 

2Bag £>ang Dftenborferg beg Steileren 
Tätigfeit alg $ol 3 fd)neiber anlangt, fo oer* 
jeichne id) fjier alg ihm jugefchriebeneg 9Berf: 

ßeidienbegcingnig beg ^erjogg SUbred^t VI., 
oon Dftenborfer 1508 für ben £>ol 3 f<hnitt ge» 
jeidjnet. „Tiefer grieg erfc^ien 1509 in ber 
Truderci beg Wtatfjeug gapffinget unb unferg 
Dftenborffer, fommt aber äufjetft fetten oor." 
©o Otagter, Wtonograinmiften III, 517. 

3 dj mißtraue biefer 9Ingabe, big id) biefen 
^oljfdjnitt toirflidj felje. 23ig bat)in glaube 
id), bafe bie Wad)rid)t barüber irrtümlich ift. 
Unter ben Trudtoerfen, bie, mie id) oben er* 
mäl)nte, ber 5ßreffe oon Dftenborfer unb Qagf* 
finget jugefd)rieben merben, befinbet fict) aud) 
eine Schrift, betitelt: „C>ercjog Sllbredjlj in 
Saint 2C. §od)loblid)et gebedjtnuf) Segenngf* 
nufj au WUincheit. Wnno 2 c. im nciinbten 
jare". 2Sd) oermute, bah biefer Trud ber 
Sefdjreibung beg 2 eid)enbegängniffeg, bet aber 
feinen §o 4 fd)nitt anher einem batjerifcf)=pfät* 
jifcfjen 2 öappenfd)i(be auf betn Titelblatt ent* 
l)ält, bie Seranlaffuttg jxtr 6 ntftel)ung jener 
Slngabe geliefert hot- 


SBeber in ber Sf. ©raphifc^eit ©ammlung 
3 U Wtünchett, nod) in ben Ä. ffupferftidjfabU 
netten ju Serlin unb Tregben finbet fidh irgenb 
ein ©oläfchnitt ©ang Dftenborferg. 

Taf) £»ang Dftenborfer ber Weitere auch 
auf bem ©ebiete beg SUtpferftichg gearbeitet 
hat, ift fürjlich oon ^ranfenburger, Tie 2llt* 
Wlündjner ©olbfdjmiebe, (©. 285, behauptet 
morben. Tort ift gefagt, bie urfunblich nad)* 
gemiefenen 33ejiel)ungen beg Wlattl)äug $agf* 
finger mit ©attg Dftenborfer blirften barauf 
fd)liehen taffen, bah Sopffinget mirflidh ber 
5?upferftich ä Wleifter 3R. $. mar, roelcher bie 
oon einer fo groben Wleifterfdjaft jeugenben 
©tidje gefertigt hat, bie bann oon bem Wlalet 
Dftenborfer oeroiclfältigt mürben. Tie let)tcre 
^Behauptung fdjeint mir junädjft ber tatfäd)* 
lidjen ©runblage ju entbehren. SBenigfteng 
bie bei granfenburger angeführten urfunb* 
liehen Wadjroeife über 3 « 9 ffi« 0 ev§ Se 3 iehungen 
3 U Dftenborfer bemeifen nicfjtg für jene Ses 
hauptung. Tie Wltöttinger W 0 U 3 oon 1508 
habe id) oben afg ungeflärt be 3 eichnet, bie 
Waglerfchen Wot^en über §ol 3 fd)nittc unb 
Trude 311 m Teil alg unrichtig, 3U111 Teil alg 
fragmürbig. Unanfechtbar unb ficher ift nur 
bie ©chluhfehrift beg Trudeg oon 1505. Wber 
auch au-3 biefer, bie granfenburger nicht er* 
mähnt, läht fidj nod) lange nicht ber ©dhtufj 
3 ief)en, bah Dftenborfer bie ilupferftiche 3agf* 
fingerg oeroielfältigt f)ot. Tag mirb Qai)\* 
finger roohl felbft ge'tan hoben. 

$ang Dftenborfer bet jüngere mirb in 
ben obigen Wuf 3 eid)nungen in eine Weihe ge* 
fteüt mit toirflich bebeutenben SJiünchener 
Wlalertt, mie bem phantafieoollen unb färben* 
frohen £mng 3JHelich unb betn treff(id)en üßor* 
trätiften ©ang ©d)öpfer, aber bie ©egen* 
ftänbe, bie er malte ober oietmel)t bemalte, 
3 eigen bod), bah er niet)r Teforationgmaler 
(im beften ©inne) alg Tafelmaler gemefen 
fein muh, bah f c ‘ n c Sunft mehr Sunftge* 
tuerbe gemefen ift, mobei mir mol)l annehmen 
btirfen, bah können ein anfet)tilid)eg 
toar unb bttrehaug nicht auf niebriger ©tufe 
ftanb. Tenn ber $tunftgefd)mad jener 3 c *l £ri 
am bagcrifchen §ofe mar hoch ein fo hoch* 
entmidelter, bah Dftenborfer nicht Hofmaler 
getoorben toäre, menn er nidjt fünftlerifche 
Stiftungen auf 3 uroeifen gehabt hätte. Tie 
Wachrichten, roeld)e Wagler (Stiinftlcrlegifon X, 

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116 


Dr. ®eorg ßetbinger. 


413) über ©ans Dftenborfer ben jüngeren 
gab, finb aber immerhin mit großer Sorficht 
aufjune^men. 

3 >d) bin auf alle biefe, mie man fieht, 3 U 
einem großen Steile noch ungeflärten gragen 
beShalb eingegangen, meit bisher bei allen 
SdhriftfteHern, raelche einen älteren unb einen 
jüngeren ©anS Dftenborfer unterfcfjieben haben, 
jener ©anS ber Sleltere als ber 9JtaIcr unfereS 
2atrnierbudheS gegolten hat. 

Sie Sache fcfjeint fid) aber nod) gan 3 an* 
berS 3 U oerhalten. (SS f)at rooljl brei ÜDialer 
©anS Dftenborfer nadjeinanber 3 U SJtiindjen 
gegeben. gd) oerbanfe ben ©inmeiS tjierauf unb 
bie tjierfür fprcd)enbcn DuelIenauS 3 üge bem 
überaus freunbtidjen (Sntgegenfommen beS 
©errn Dr. ©ans 23ud)[)eit, ShtftoS am Stgl. 
Jlationalmufeum 31 t äJtitnchen, meldjer für bie 
ältere StunftgefdE)ict)tc 9Jtünd)enS eine Unmenge 
ard)ioalifd)er 2 luS 3 üge gefammelt fjat, oon 
benen bringenb 311 münfd)en märe, bafj fie 
in irgcnb einer gönn ber Deffcntlid)feit 311 - 
gätiglid) gemacht mürben. ©crr Dr. S3udE)t)eit 
lief) ficf) bie 9JtiU)e nicht ocrbrießen, eigens für 
bie 3tocde ber Veröffentlichung beS Surnier* 
bud)eS bie ard)ioalifd)en Duellen nochmals 
nad) 3 uprüfen unb hat mir bie fätntlidjen eins 
fdjlägigen Zotigen mit ber größten 2iebenS= 
roürbigfeit 31 m Verfügung gcftellt, fo baf 3 id) 
if)m auch l)ier meinen tjer^licfjften Sant aus* 
fpred)en möchte. 

gn ben älteren Htündjener Steuerbüchern 
erfcfjeint 1486, 1490 unb 1496 nur ein SBeber 
©annS Dfternborffer. gener Hofmaler ©anS 
Dftenborfer, ber mit 2Jtattt)äuS ftapffinger 
1505 brudtc, ift in ben Steuerbüchern nicht 
nadjmeiSbar. Vicllcid)t gehörte er 31 t ben 


©ofbebienfteten, bie feine Steuern 3 U 3 ahlen 
brauchten, aufjer menn fie neben ihrer höfifchen 
SJefdjäftigung aud) in ber Stabt arbeiteten, 
ober ber 9tat ber Stabt hatte ihm bie Steuern 
erlaffen, mie benn aud) ber Suchbruder ©anS 
Scfjobfer (ogl. 9 tie 3 ler, ©efchichte VaiernS, 
Sanb III, S. 763) feitenS beS DiateS 31 m gör* 
berung feiner Sfunft fed)S gahre fteuerfrei erflärt 
mürbe. Sodj fcheint mir bieS in be 3 ug auf Dftem 
borfer bei ber anfcheincnb geringen SBirffamfeit 
ber Dftenborfer*gai)ffingerfchen Sßreffe meniger 
mahrfcheinlid). gn ben erhaltenen Steuerbüdjern 
ber gahre 1462, 1486, 1487 ober 1488 (Srud)- 
ftüd), 1490, 1496, 1500, 1508, 1509, 1522 
bis 1526 unb aud) in ben 3Jtünd)ener SJiatS* 
protofoüen oon 1462—1522 tritt fein üftaler 
©anS Dftenborfer auf. 1524 unb 1525 3 al)lt ber 
befannte ©ofmaler ^aSpar SHofigl 4 s 18 4 
Steuer. 3m galjrc 1526 finbet fich bann ein 
(Sintrag, ber fchr beadjtenSmcrt ift: gn bem 
Steuerbuch er fcheint, in ber Vorberen Sd)ma* 
btngcrgaffen mohnl)aft, „©annS Dftenborffer" 
mit einer Steuer oon 2 s 18 ^ unb babei ftel)t 
bie Semerfung ^iuravit“. SaS h^fet, biefer 
©anS Dftenborfer Ieiftete bamatS feinen Vür* 
gercib. gn ben folgenben gal)ren erfeijeint er 
in ben Steuerbüchern ftetS in ber gleichen 
Sehaufung als Vtaler. 2aut (Sintrag in bem 
gunftbud) ber 3Jiitnd)ener SDtaler im St. s Jta* 
tionalmufeum 30 äJtündjen mürbe er 1534 in 
bie 3 un f* aufgenommen. 

(SS ift burdjauS untoal)rfd)einlid), baft 
biefer 2D7aler ©anS Dftenöorfer, ber erft 1526 
auffchmört, bie gleiche Sßetfon ift, mie ber 
©ofmater oon 1505. 

2 öir finben in ben Steuerbüchern folgcnbe 
Einträge: 


1526. $an»8 Dftenborffer . . . 


. . 2 s 18 4 iuravit. 

1527. $ann§ Dftenborffer . . . 


. . 2 „ 18 „ fcürfenfteuer. 

1528. $nnn§ Dftenborffer maler . 


■ . 2 „ 18 „ 

1529. ©annS Dftenborffer maler . 


. . 2 „ 18 „ 

1532. ©annS Dftenborfer maler . 


. . 2 „ 18 „ 

1540. ©annS Dftnborffer maler . 


. • 4 „ 7 „ 

1542. £>ann§ Oftenborffet . . . 


. .4,, 7 „ 

1543. ©annS Dftenborfer . . . 

1 

Ölb. 1 „ 14 „ 

1544. ©annS Dftenborffer maler . 


4 „ 7 „ 

1545. ©annS Dftenborffer maler . 

2 

. 5 . 6 „ 

1546. ©annS Dftenborffer . . . 

1 

. 2 „ 20 , 

1547. ©annS Dftenborffer . . . 

1 

„ 2 „ 20 „ 

1548. ©annS Dftenborffer . . . 

1 

„ 2 „ 20 „ 

1549. ©annS Dftenborffer . . . 

1 

„ 2 „ 20 „ 


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©tubicn aunt 3tornterfmd)e ©crjog äBUtjctmS iv. non Sägern. 


117 


1556. JpannS Dftnborffer malet 

1557. föannS Dftnborffer malet 

1558. £>annS Dftnborffer malet 

llnb fo laufen bte (Einträge meiter bis 

1570. Sie Steuer für baS 3af)t 1570 mar 
auf Slnbreae angefe^t; biefe zahlte ber SJtaler 
nod). 2)ei ber Steuer für 1571, bte auf 3)tar* 
tini feftgefefjt mar, tjeifjt bann ber (Sintrag tm 
Steuerbuch: „£ann§ Dftenborfer malerS @r* 
ben*. Demnach fällt fein SobeStag ^roifcljen 
Slnbreae ( 10 . Slooember) 1570 unb SJtartini 
(11. Slooember) 1571. 

• Stach bem Sobe §anS DftenborferS II. über* 
nahm offenbar fein Sol)it)£mn§ Dftenborfer III. 
bie Söerfftatt; bcnti 1573 mirb baS „patri- 
moniuni“ gejault, unb oott ba erfdjeint in 
ber gleichen öehaufung mieber ein „£>annS 
Dftenborfer tnallcr" mit einem Steuerfafc oon 
5 s 29 gmifthen 1585 unb 1586 oer* 
fchminbet auch er; bie Sßcrfftatt übernahm 
SlnbreaS ^»eneberger. 

SS ergibt fich alfo ungefähr folgenber 
zeitlicher Slnfah: 

$anS Dftenborfer I. ber Slelterc 1475? bis 
15??, 

.fjanS Dftenborfer II. ber SJtittlere (1500?) 
1526—1570/1, 

§an 8 Dftenborfer III. ber Süingere (15??) 
1571—1586. 

Darnach finb bie oben jufammengefteDten 
Eingaben über bie ßrjeugniffe £>anS Dften* 
borferS ju oerteilen. 

Stach allen biefen Umftänben rnüffen mir 
anneljmen, bah €>anS Dftenborfer ber SJtitt* 
lere, ber, nad) ber §öhe feiner Steuer ju 
fdjliehen, im Sahre 1545 auf bem ©ipfel 
feines äöirfenS ftanb, ber SJtaler unfereS Sur* 
nierbucheS mar. (SS erhebt fich bie grage, 
rnie hoch n>ir feinen Slnteil bei ber Gsntfteljung 
unb feine Sätigfeit bei ber Slnfertigung beS 
SudjeS einjufchähen hoben. 

Stad) Stiegler, ©efdjithtc SJaiernS, ®anb IV, 
S. 416, fbnnte eS fd)einen, als ob £>anS 
Schendh nur „ben Verlauf oon allen biefen 
Stornieren, Schtnud ber Sßferbe, Stacht unb 
SBappen ber Kämpfer forgfältig betreiben' 
muhte, alfo nur ben Segt beS SurnierbudjeS 
lieferte, roäfjrenb „l)ienach fpäter (1541 — 1544) 
burcf) ben SJtaler Dftenborfer iBilber auf $er* 
gament" gemalt tourben. ©S fdjeint mir 
fchlechterbingS auSgefchloffen, bah ber SJtaler 


r , „ ” l mer 1 s 22 -f für feine ffiiiib 

ff ^ » J 

1 gib. 4 „ 2 „ mer 3 s 14 ^ für fein ffinber 

nur nad) te£tlid)en Angaben feine Silber ge* 
fdjaffen Ijätte, 3 umal ber Sejt, rnie er in 
unferm Surnierbudje gegeben ift, burdjauSnidjt 
bie obengenannten Steilheiten befdjreibt. 
Ser Sftaler fonnte alfo nid)t nad) bem fpär^ 
lidjen Segte arbeiten, fonbern l)ätte entmeber 
nad) mitnblidjen Angaben ©djendf)§ (oon einer 
fdjriftlidjen „Sefdjreibung" obigen 3nl)alt§ ift 
nidjtS befannt) feine Silber gemalt ober, tua§ 
id) für mal)rfd)einlid)er ftaltc, nad) Silbern, 
bie ©djendl) fclbft mit unbeholfener ©anb 
entmorfen l)aben mag. 

SBieioeit ©er^og üöilljelm felbft Anregung 
ober Seranlaffung 3 itr ©erfteHung beS Sur- 
nierbudjeg burd) ©djendl) ober 31 m 9lu§* 
füfjrung einzelner ®?:emplare gegeben t)at, ent* 
3 iel)t fid) oöllig unferer $cnntni£. 63 ift ba* 
f)er nid)t fiefter, ob er felbft e3 mar, ber 
iuie Stierer a. a. D. meinte, burd) ©cftendl) 
feine Surniere befdjreiben unb ftienad) burd) 
Dftenborfer malen lieft. Son einem Auftrag 
be3 £er 3 og 3 an ©djendl) ober Dftenborfer 
ift un3 nid)t3 befannt, raenn aud) ein foldjer 
Auftrag nict)t au?gcfd)loffen ift. §anS ©djendl) 
fann feine 9 luf 3 eid)nungen feftr motjl oftne 
Auftrag für fid) gemacht haben. 2lnbererfeit3 
liegt e§ nahe, baft ©eqog SBil^elm feine ritter* 
lid)en Säten äftnlic^ raie ^aifer 33taj;imilian 
(man beide an „grepbal", „Sfteuerbanf" / 
„2Beiftfunig", ^Sriumpl)* unb „(Sfjrenpforte") 
in ©d)rift unb SUb oeremigt feften moUte. 

Ueber bie 5 ra Ö e ^ wann unfer Dftenborfer^ 
fcfteS Surnierbuc^ entftanben ift, gibt e§ ent^ 
fpredjenb ben bi^fterigen ungeflärten s JJiei* 
nungen über ben Stiinftler mehrere Slnfidjten. 

Magier 3 . S. in feinem Slünftlerlegifon, X, 
412, meinte, baft e§ fefton 311 ber be§ erften 
abgebilbeten 3^cifampfe§, alfo 1510 begonnen 
morben fei. Sann fei ba§ SBerf ftufenmeife 
oorroärt^gefeftritten, unb 1540 feien bie Slätter 
3 ufammengebunben morben; benn biefe 3 al)re§* 
3 al)l ftefte auf bem Driginaleinbanbe. fötnz 
3 aftr 3 al)l ift für biefen ©d)luft nid)t bemei^ 
fräftig, mie id) unten 3 eigen roerbe.) Sa ba§ 
erfte Slatt aber bie 3 af)re§ 3 af)I 1541 trage, 
fdjeine ber Zünftler biefe 3 uleftt auf ba£ Söerf 
gefeftt 3 U ftaben. ba bie ©d)[uftnoti 3 mit 
bem Hainen be§ ©an§ ©djendl) erft 1543 


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118 


Dr. ®eorg ßeibiuger. 


(mol)l nur Srudfehler für 1544) baticrt fei, 
fdjetne eS faft, bah ber Stame beS SJlalerS 
oon frember Hanb auf baS erfte Statt auf* 
gefc£)rteben morben fei. 3 <h habe letjtere Se* 
Häuptling fdjon oben S. 109 ßurücfgeiuiefen. 3n 
feinen SJlonogrammiften 1 II, 517 äußerte Stagler 
fpäter, Dftenborfer habe an betn Xurnierbuch 
1510 bi§ 1545 gearbeitet. 

Sknn unfere Hanbfchrift gemalt morben 
ift, fdjeint mir burd) bie 3ah*5al)l ^ 1541" 
auf Safcl 1 l;inlänglid) beftimmt. Slfle gegen* 
teitigen Sel)auptungen, bie id) l)ier nicht im 
ein 3 elnen anführen miß (auch Siie 3 lerS Sin* 
gäbe 1541—1544 gehört baßu), entbehren beS 
tatftidjlidjen UntergrunbeS. Ser gan^e Sanb 
mit feinen fämtlidjen Silbern, bie garben, 
bie Sinte beS SejteS, afleS macht einen jeit? 
lieb einbeitlicijen ßinbrud, fo baf* man faum 
einen 3 lüe ^ e ^ barüber 31 t haben braudjt, bah 
biefeS Sud) in einem $ugc unb nicht einem 
Zeiträume tjergefteUt morben ift. 6 chend()£ 
9 toti 3 auf ber 3nnenfeite beS StiidbedelS ift 
fpäter l)in 3 ugefügt morben. 

3 n ber befannten Qimmerifdjen ßf)ronif 
fommt bie Siebe and) auf Surnierbücher, unb 
eS mirb bort ein im Sefifcc ,^)er 3 og 2Bill)elmS 
oon Sägern befitiblicheS Xurnierbudj ermähnt, 
oon melchem ber Herausgeber ber ßhronif, 
Saracf (im 91. Sanbe ber Sibliothef beS 
ßitcrarifchen SereinS in Stuttgart, S. 17), 
meinte, baf 3 eS mit unferem Surnierbud) 
ibentifd) fei. Sie Steße in ber (£f)ronif tautet: 
„So ift aber 31 t miffen, baS in ben alten Sur* 
nieren ein jeber Surnieroogt ein befonberen 
^erfeoanten unb ßrnl)olben geljapt, mit einem 
befonberen Stegifter, barin ain jeber feine 
dürften, ©rafen unb Herrn hat oer 3 ai<hnet... 
Sil uermainen, fie fetjen gar oertoren; aber 
ich hab glaublichen getjert, eS foße H^og 
2Bilt)elm oon Saprn berfelbigen Stegifter ainS 
haben 31 t Hanben gepradjt unb baS in großer 
Sichtung unb gefjaim gehalten/ Saracfs SJtei* 
nung mürbe oon Silier in feiner ©efdjichtc 
SaiernS, Sanb IV, S. 417, als irrtümlich 
be 3 eichnet, ba fie ttnfer Surnierbud) mit bem 
befannten gebrudten SUU;ncrfd)en Surnictbuch 
oermechfele. SJt eines ©rachtenS hat meber 
Saracf nod) Steter Stecht. Stad) bem SBort* 
laut ber Qimmerifchen ßhronif bürfte beren 
Serfaffer h an ^ ) f c f)i : iftlid 3 c Stcgifter gemeint 
haben, in benen bie turnierfät)igcn ©efchlechter 


unb$ßerfönlid)feiten oer 3 cid)rtet maren. Solche 
Ser 3 eid)tüffe muhte man mot)l an aßen Hofen 
unb Steßen, oon benen Surniere oeranftattet 
mürben, haben unb auf bem ßaufenben erhalten. 
Heqog 3Bill)elm befafj ein oielteicht befonberS 
gut geführtes folcheS Stegifter unb hielt eS 
beStoegen geheim. Sin unfer Surnicrbuch bürfte 
an ber ermähnten Stefle nid)t 31 t benfen fein. 

lieber bie Schicffale unfereS SurnierbucheS, 
nachbem eS 1541 00 m ÜJtaler hergefteflt mar, 
fönnen mir auS ber oben S. 109 abgebrudten 
3nfd)rift auf bem jetjt als 3nnenfeite beS 
StüdbedelS angeflebten Slatte 3 unächft nur 
entnehmen, bah baS Sud) 1544 im Sefitje 
beS SöappenmeifterS HanS Sdjetidl) mar. 

Vielleicht barf man aus ber Sereinigung 
beS babifd)en mit bem bai)erifd)en Söappcn 
auf ber s 4$reffung beS ßinbanbeS ben Sd)luh 
3 iel)en, bah baS Sud) bann an biejenige Ser? 
fon gelangt ift, melche bamalS jene beiben 
SSappen führte, bie He^ogin 3 afobäa oon 
Sapcrn, bie ©emal)lin 2öill)elmS lV r ., eine 
geborene ^ßrin^efftn oon Saben. Sah bie 
3 at)r 3 al)l 1540berSedelpreffungin2öiberfpruch 
ftel)t mit ben 3 al)r 3 al)len 1541 unb 1544 im 
Sud)e felbft, hat nid)tS meiter auf fich, ba eS 
fid) bei ber s 4 $rcffung um einen nicht eigens für 
biefeS Sud) hergefteßten, fonbern mol)l fchon 
früher unb öfter, aud) fpäter benühten Stern* 
pel hanbelt. 3<h finbe ben gleichen Stempel 
aud) auf bem ßinbanbe beS Cod. germ. 1950, 
einem ß^emplare beS fogenannten bagerifchen 
Hoffleiberbud)eS, melcheS Slbbilbungen oon 
Hoftrachten aitS ber $eit oon 1508 bis 1564 
enthält. 3afobäa ift erft 1580 geftorben, unb 
fo märe eS nicht unmöglid), bah auch biefeS 
Such in ihrem Sefitje gemefen märe. Sielleicht 
fitib bie Siid)er ber He^ogin überhaupt mit 
jenem Stempel beprejjt morben. 9Wöglid)er* 
meife biente baS Silb ber ßufretia in ber 
s 45rcffung ber He^ogin als Sijmbol, mie eS 
fid) betin einigermahen in Serbinbung fefccn 
läht mit bem S5al)lfprud)e 3afobäaS: „SJtcin 
Her 3 ift gait 3 bein eigen". 

SebenfaßS fönnen mir uns recht gut oor* 
ftellen, bah ber He^ogin bei irgenb einer 
©elegenl)eit einmal baS Surnierbud) gemibtnet 
morben fei, meld)eS bie ritterlichen Sußenb* 
taten il)reS ©emat)lS im Silbe feftl)ielt. 

3m 3a()te 1582, als ein heute nod) oor* 
hanbeneS Hanbfchriftenocr 3 eid)niS ber her 3 og* 


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©tubien jum Surnicrburfje i&craog SBilljelmS IV. oon ©atjern. 


119 


lid)cn ©ofbi 6 liothef angelegt imirbe (jefet mit 
„Cbm. Cat. 61" beseitiget), befaub fiel) bie 
©anbfehrift in ber ©ofbibliotfjef. 3 n bem S5er^ 
3 etd)niffe mirb fie aufgeführt al 8 „Q. 2 Bilt)alm 
©erfcog in Satjrn 2llle geftäd), Surnier, 9ten* 
nen mib 9titterfpiil, fo 3>r gürftl. ®n. oers 
bracht £. Samal 8 trug fie bie Signatur 
„St. 4. N. 2 ". 

9tid)t all 3 u lange fällte ba 8 2 $ud) in ber 
SDtüntijencr 23ibliotf)eE bleiben. 2Ü8 1632 bie 
Schweben fiegreief) in Sägern cinbrangen, 
mußten (ogl. meine Stotzen im . 3 entralblatt 
für Sibliothef 8 toefen, Jahrgang XXIX, 1912, 

S. 343) auf be 8 Shtrfürften SJta^imilian 1. 
Sefeljt bie toidjtigften Sd)ä£e ber Sibliothef 
in Raffer gepadt unb auf bie gefte Surg* 
fjaufen geflüchtet merben. Sa 8 Surnierbud) 
befanb fid) nicht babei. Unb ba bie Sieger 
trofc btä vom ftönig ©uftao 2lbolf ber Stabt 
9Jtünd)en um eine auherorbentlid) t)oty Summe 
getoährten Schuhbriefe 8 gegen Sranb, 2)torb 
unb Spiünberung e 8 fid) nicht oerfagen fonn* 
ten, be 8 Sturfürften Sammlungen 3 U pliin? 
bern unb Stüde an fid) 311 nehmen, bie ihnen 
gefielen, ocrfdpoanb mit anberen §anbfd)riften 
auch ba 8 Surnicrbud) au 8 ber furfürftlichen 
Sibliothef. 

©8 manberte nach Söeimar unb fürs barauf 
nad) ®otl)a. Söie ba 8 suging, hat un 8 9t. 
ß^malb in einem Sortrag über bie ®cfd)id)te 
ber ©othaer Sibliothef (gebrudt im ßentrals 
blatt für Sibliotl)ef 8 mefen, 3ah r 8 an Ö XVIII, 
1901, S. 439 ff.) er 3 äl)lt. 

3 m ©eere ©uftao 2 lbolf 8 bienten feit ber 
Sreitenfelber Schlacht brei Söl)ne 3ol)ann8 
0011 ÜHJeimar: 2 öilf)etm, al 8 ©eneralleutnant | 
ber gansen 2lrmee; Sernfjarb, al 8 ©eneral j 
ber fd)mebifd)en Infanterie; Srnft, al 8 Dberft 
eine 8 felbftgemorbenen 9tegiment8. 2118 ©uftao 
2lbo(f in Sägern einbrang, seichnete fief) Srnft 


am 2ed) burch fül)nen 9teitennut au 8 ; aber 
infolge ber ©rfranfung, bie er fich beim 
©urdjfchmimmen be 8 gluffe 8 sugesogen hatte, 
muhte er in 2 lug 8 burg ßurüdblciben, mäh s 
renb feine Sritber SBithelm unb Serttharb 
am 17. 9Jtai 1632 mit bem Sdpoebenfönig 
in SRünchen eii^ogen. £>ier hat ©ersog 2 BiU 
heim oon Sßeimar offenbar gegen ben fd)ioes 
bifdjen Schutjbrief gehanbclt. 3n einem 
Schreiben be 8 Shtrfürften ilta^imilian oon 
Sägern an ben ©rafen SjSappenheim 00 m 
6 . Dftober 1632 Ijeiht e 8 : „Sa aber ©eqog 
2 Bil()elm oon SBehnar berjenig fege, meiner 
in Sägern unb in ber £>auptftabt Stünchen 
mit plünbern, prennen, pranbtfd)ahungen 
alfo übel häufen Iaffen unb nicht gefreut ja 
fogar i£)re 9 tefiben 3 funftfammer 3 U äftitnehen 
unb anber 8 , beffen fid) ber Sönig oonSd)toe- 
ben felbft enthalten, beraubt unb geplünbert 
habe, fo foU er in bem 2 öeimarifd)en fo oiel 
möglid) in 2lfdje legen". 49 Sänbc au 8 
9 )tünd)cn Iaffen fid) hatte nod) al 8 au 8 jener 
Kriegsbeute ftammenb in ber ©othaer Siblio= 
thef feftftellen. 3Jtit unferetn Surnierbud) maren 
e 8 früher 50. üBitbelm oon SBeimar hatte 
fie 3 unächft nach SBeimar bringen Iaffen, oon 
too fie (oon bem üDtünjwerf Straba 8 abge* 
fehen) unter £>cr 3 og Srnft bem frommen in 
beffen burch bie Scilung oon 1640 ihm JU* 
gefallene nette 9 tefiben 3 ©otha überführt wur* 
ben unb bie bort neugegrünbete be r 3 oglid)e 
Sibliothef au 8 ftattcn halfen. 1 ) 

3m 3abr 1816 erfuchte S?ronprin 3 ßubroig 
oon Sägern ben 6 er 3 og 2luguft oon Sad)fen* 
©otha, 31 t geftatten, bah oon bem Surnier* 
bud) eine 9tad)bilbung für bie 9)tünchener $of* 
bibliothef angefertigt toerbe. Sie golge biefeS 
©efuche 8 mar, bah ^ cr ©^^og ba 8 Surnier^ 
buch felbft bem ßronpri^en al 8 ©efchetif 
überfenben lieh- ©od)erfreut barüber 2 ) fchenftc 


*) 3>n ber 3eit, in roelcfjer baS Oftcnborferiche Xurtiierbud) in ber beraoglidjen ©ibtiothef 3U ®otl)a 
aufberoahrt mürbe, fanb e8 in folgcnben Söerfen (überall nur titr3e) (Ermahnung: Ern. Sal. Cyprianus, Cata- 
logus codicum manuscriptorum bibliothecae Gothanae (1714), @. 107 (unter ber ©ignatur: Cod. membr. 
min. LX). — 3ob<nw (Seorg Äe^Ster, gortfefeung neuefter Reifen burd) ©cutfchlanb, Böhmen, Ungarn :c. 
(1741), ©. 1131; Ausgabe von ©ottfrieb ©chüfee (1776), Söanb II, ©. 1352. — 30I). ®eorg «ug. ©afletti, 
(S)efrf)id)te unb SBefdjteibung beS $cr3ogtutuö ©otha. £cit 11 (1779), ©. 260f. — §. §. gübli, Slügcmeineg 
Stünftlerlejifon, 2eil II (1809), ©. 1001. — gelii* Sofept) 2ipom§fi), 33aierifd)e8 Slünftlerlejiton, S3anb I (1810), 
©.223, roo ber 9Jla(er, mie oben ©. 112 ermähnt ift, mit unrichtigem Vornamen ©cinrich Dßbcntarfer genannt mürbe. 

*) 3a ber 9lutographen[ammtung ber 9Jtünd)ener ^ofs unb ©taatöbibliothef liegt folgenber eigens 

hänbiger ©rief be§ Äronprin 3 ert an §ofrat ©chlid)tegroU, ben ©orftanb ber £>ofbibliothef: 

5tn ^errn ^>ofrath ©chlicfjtegroll 
ber ftönigl. ittfabemie ber 2öiffenfcf)nften ©eneralfefrctär 

3 u s Diünd)en. 


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Original frorn 

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120 


Dr. ®corg ßcibingcr. 


ßubmig baS Sud) feinem Skater König 9)la£ 
für bie ©ofbibliotßef. ,,©o feßrte burcß einen 
äcßtfürftlicßen SßiettEampf f)oßer ©efinnungen, 
rühmlicher als alle glät^enben Xurtiiere itnb 
Stitterfpiele ber Soroorbern, biefeS feltene 
^atnilienftüd ber 2BittelSbacßer mieber bal)in 
jurücf, oon mo eS eine mitbe 3eit oor f a f* 
3 meißunbert Sauren entführt hatte." 

Kaum mar bie ©anbfcßrift in bcn Sefiß 
ber SJtiincßener Sibliotßef gelangt, fo faßte 
©cßlidjtegrott ben Sßlan, fie mit ©ilfe ber 
ßitßograpßie 3 U oeroielfältigen. Xßeobalb unb 
KlemenS ©enefelber, Srüber beS SrfinberS 
ber ßitßograpßie, SltoiS ©enefelber, machten 
groben für ben geplanten 3 mecf, bie gut ge* 
langen. Unb fo erfdjien beim bie Seröffent* 
licßung unter bem Xitel: 

„Xurnier Sud) ©er 3 ogS fflBil^elm beS 
Vierten oon Sägern oon 1510 bis 1545. 9tacß 
einem gleicfj^eitigcn SRanuffript ber föniglicßen 
Sibliotßef ju SJtiincßen, treu in ©teinbnuf 
nacßgebilbet oon Xßeobalb unb (Siemens ©ene* 
felber, mitJSrflärungen begleitet oon griebericß 
©cßlidßtegroll. ffliündjen 1817. Ä 

Ss mar eine ©langleiftung ber nod) jungen 
Kunft beS ©teinbrudS. „Sie Umriffe ber ®e* 
mälbe unb bie ©djrift mürben oennöge 
treuefter Surdj^eidjnung auf ben Stein ge* 
brad)t, bie Sergolbungen oermittelft Kartons 
burcß bie Sßreffe auf baS Sßapier getragen, 
bann ber 9lbbrucf ber ©teingeicßnung barauf 
gefegt unb ferner bie übrige SUuminierung 
in ooßer Uebereinftimmung mit bem Original 
burd) ben Sßinfel bemirft." Sie SBiebergabe 
ber Silber fann aud) heute nod) als eine 
feßr gute be 3 eidßnet merben. König s JJta£ I. 
naßm bie Sßibmung beS SBerfeS an unb fub* 
ffribierte auf sman^ig Exemplare, mobureß 
bie foftfpielige ©erfteHung auf eine fiefjere 
finanzielle ©runblage gefteUt mürbe. Sie ©er* 
ftellung beS SBerfeS 30 g fid) burd) mehrere 
3 aßre t)in, ©cßlidßtegroll ftarb barüber (am 
4. Se 3 ember 1822), unb bie gortfetjung beS 


XesteS beforgte barnad) ber f. mirfl. 9tat unb 
I. Slbjunft beS SJtüncßencr 9teicßSard)ioS Kief* 
ßaber. *) 

$eut 3 utage fteßt baS Sud) als eine ber 
feßönften Snfunabeln ber ßitßograpßie ßod) 
im $reiS, unb nur feiten gelangt ein G^em* 
plar baoon auf ben 9Rarft. 

3 m 3 aßre 1880 ließ ber 9Jtaler unb fgl. 
autor. ©emälbereftaurator 3 rnn 3 9teid)arbt 
311 Diüncßen eine angebliche 3affimile*9luSs 
gäbe beS Xurnierbud)eS erfeßeinen, bie als 
9 tad) 3 eid)nung in litßograpßifcßer Seroielfäl* 
tigung fid) anfeßeinenb mel)r an bie ©djlicßte* 
groUfcße SluSgabe als an baS Original hielt 
unb beSmegen menig 2Bert ßatte, 3111110 ! fie, 
abgefehen oon einem oberflächlichen Ser 3 eid)niS 
ber Xurnierenben, feinen Xegt über bie ©anb* 
f.cßrift ober beren SarfteUungen gab. 

Sie SteuauSgabe, bie ich jefet oeranftaltete, 
gibt in meichen fleinraftrigen Slutotgpien bie 
Silber in Originalgröße mieber. Eine farbige 
SluSgabe ließ fid) teiber nicht crmöglid)en, ba 
bie Koften für ein s 4 $rioatunterneßmen aE^u* 
hoch gemefen mären unb bie Sntereffelofigfeit 
anberer ©teilen für folche Singe in Sai)ern 
leiber 31 m 3 eit fo groß ift, baß man oon 
oornherein barauf oeqicßtet, ©efueße bortßin 
ju rid)ten. 

Xurnierbiicher finb ßeroorragenbe Duellen 
ber Kulturgefd)id)te, unb man ift baßer be* 
ftrebt gemefen bie bebeutfamften baoon, be* 
fonberS folcße, bie 3 ugteid) Exmftgefcßicßtlidje 
Senfmäler finb, in oerfd)iebenartiger SBieber* 
gäbe 3 U oeroielfältigen. 

3n einer S|3rad)tauSgabe oor 3 üglicßer ©elio* 
graoüren erfeßien ber berüßmte „gregbat", 
baS Xurnierbud) Kaifer SUtagimilianS I., baS 
im Original in SBMen liegt. SaS Sßracßtmerf 
mürbe 1880—1882 burd) Quirin oon ßeitner 
ßerauSgegeben. „gregbal" ift moßt baS raidß* 
tigfte Quellenmcrf auf biefem ©ebiete. Sieben 
unferem Xurnierbucße feien noeß genannt 
©anS SurgfmairS Xurnierbud) im Sefiße ©r. 


SBürflburg, 6. ©ept. 1816. 
®leid) nad) (Smpfang 31)^8 angenehmen SBricfeS 00 m 24. Sluguft habe i(h bem ©erflog oon ®otßa 
unb ©errn 3afobS gcfcfjrieben unb geftern ©. 9JI. unferm Könige, bah ich ihm für bie Söibliothef ©erflog 
Söilljelm IV. Surnierbuch fchenle. (SS mirb alfo gut feijn, bah ©ie anfragen, mann ©ie eö ©öcßftbemfelben 
fleigen fönnen. Slleinen S)anf, ©err ©ofrath, für alles toaS ©ie bei;getragen haben, bah biefe fchöne ®abe mir 
mürbe, toomit ich oerbteibe 3h^ 3huen mohlgcneigter 

ßubraig 51ronprinfl. 

l ) Unrichtig fagte ©ighart in feiner ^öefchidjte ber bilbenben fünfte im Stönigreic^e ©agern* (1868), 
©. 646, bah unfer £urnierbuch „oon ©trijner ebiert* toorben fei. 


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Original fro-m 

PRINCETON UNIVERS1TY 



Stubien jum Xurnierbucfie ©erjog 2Sitf)ctm8 IV. von Sägern. 


121 


Si. Hoheit beS gürften oon ^o^enjollern (re* 
probuziert oon 3. oon Hafner *2Utenecf, granf* 
furt 1853), bet fädf)fifd)en Sturfürften Sur* 
nierbüdjer (bie beften SarfteEungen batin 
herausgegeben 1910 oon ©rid) ^aenel), baS 
Surnierbud) $an§ SurgfmaitS beS Süngeren 
oon 1529 im Seftfce ber Sgl. ®raphifd)en 
©amtnlung z u SDlünctjen (reprobuziert oon 
Heinrich SßaEtnann, ßeipzig 1910, 16 Stätter 
in Ipanbfolorit mit erläuternbein Segte). 

Glicht roeniger als einunbbreijjigmal er* 
blicfen mir in unferem Surnierbud) H cr 3°9 
9BiIf)elm im ritterlichen Sampffpiet. Körper* 
liehe Xürfjtigfeit, Kraft nnb ©eroanbtheit miif* 
fen it>n ausgezeichnet hoben, roenn er fo oiel 
greube an jenen Übungen hatte. Som 3al)re 
1510 bis 1524 fprengt er in bie ©d)tanfen, 
oon feinem 17. bis gu feinem 31. ßebenS* 
jahre, unb baS lebte fftennen reitet er, als er 
fdjon oerfjeiratet mar unb bie ©orge für bie 
fünftige gamilie ihn rooljl oeranlaffen muhte, 
auf Erhaltung feiner ©efunbljeit unb feines 
ßebenS bebactjt z« fein. ©S ift, toie man auS 
ber SabeEe ©. 126/7 fiefjt, nidjt richtig, roenn 
Sftiezler ®efc±)tcf)te SaiernS, Sanb IV, ©. 416, 
angibt, bie furniere äBilljelmS erftrecften fiel) 
über bie Safjre 1510 bis 1518, unb ebenfo 
ift ber Xitel ber ©cfjlichtegtoEfchen 3luSgabe 
leicht irreführenb, roenn eS bort heifct: »Sur* 
nierbud) ufro. oon 1510 bis 1545." 

Sei oier^chn ber Surniere roirb uns ber 
©chauptafj nicht genannt, both bürfen roir 
oielleicht annehmen, bah in biefen gäEen 
roohl immer ÜJtünchen ber Ort beS Kampf* 
fpieleS roar, toie roir eS bei fed)§ Sur* 
nieten angegeben finben. 3<h möchte h^ 
nicht unterlaffen, auf ben befannten, oft ab* 
gebilbeten Kupferftid) "beS ERatthäuS 3ai)f= 
finget (beS Srucfgenoffen beS älteren §anS 
Dftenborfer) hinjntoeifen, ber ein Surnier 
auf einem Sßlab 9lltmün<henS barfteEt. 3nner* 
halb beS Herzogtums Sägern ift in unferem 
Surnierbuche bann nur noch ßonbShut bie 
Kampfftätte, roo oier 3tennen fich abfpielten. 
3roeimat turnierte ber H« r 3°9 in bern be* 
nachbarten SlugSburg, je einmal zu Hei^l* 
berg unb zu ©tuttgart, unb bie brei lebten 
Soppelbilber zeigen ihn uns am Kaiferhofe 
ZU SSien. 

3u aflermeift fanben bie Surniere in ber 
gaSnacht ftatt unb erfcheinen bainit als Seile 

H. 'Di. 6 «. 6. 


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ber farneoaliftifdjen ßöfifeßen SBeranftaltungen. 
Sreimal fallen fie in ben 3i<muar; einmal 
ift eg unbeftimmt, ob Januar ober bie erften 
gebruartage in Setradjt fommen; nießt me* 
niger alg 16 mal merben fie im gebruar ab* 
gehalten, je einmal im SDtärg unb 9Jlai, je 
breimal im Sfuli unb Sluguft, einmal im 
Dftober. 

Seg §ergogg ©egner finb teitg fürftlid^en 
©eblüteg, teilg flammen fie aug bem ßoßen 
unb bem nieberen 9lbel, teilg aug ber ritter- 
mäßigen £of* unb ßanbegbeamtenfcßaft. 33on 
SBittelgbacßern finb gegen ißn geritten fein 
jüngerer SBruber ßubioig unb ber Sßfalggraf, 
fpäter Kurfiirft griebrid) II. SBon ben frän* 
fifc^en §oßengoHern ßaben gegen ißn gerannt 
SDtarfgraf Kafimir oon $ranbenburg*9lngbacß, 
fein ©eßtoager, unb 3J?arfgraf ©corg ber 
fromme oon 39ranbenburg*2lngbacß. Siefen 
beiben ftanb er ingbefonbere auf bem großen 
SBiener Surniere gegenüber, ioo er unb ber 
£ergog 2Itbrecßt oon 3Jiedlenburg „£>aupt* 
leute" unter 31 Surnierern gegen ebenfo* 
oiele ber ©egenfeite roaren. ©ein beoor* 
gugtefter ©egner feßeint fein £>augßofmeifter 
©regor oon Sgloffftein aug biefetn ßeute noeß 
blüßenben 9lbel^gefd)led)te geroefen gu fein: 
fed)§mal ift er gegen ben ©ergog geritten. 
Viermal erfefjeint SBitßelm gegenüber ber 
©raf SBolfgang oon äJtontfort, je breimal 
ber ©raf Sfjriftof oon Drtenburg unb beS 
§ergog^ „Sürljiiter" ©ilbebranb ffitfcßer, je 
groeitnal §err ßeon^arb oon 2ied)tenftein unb 
ber greißerr Sernßarbin ©tauffer gu ©rnoelg. 
Silur einmal treten al§ beg §ergog§ ©egner 
auf: Qang oon SPrepfing, ^oßann beUa ©cala, 
3Bolf oon ©djetlenberg, ÜBiHtbalb Sßirdßinger, 
(äBilßeltn?) S?raiß # $Qa\\g oon Kammer, 3obft 
oon 23erlid)ingen, Saltßafar oon Sannßaufen 
unb 3örg Srucßfeß oon äBalbburg. 

®g fann nießt meine Slbfidßt fein, ba§ 
Surnierbucß föergog 3Bi(ßelm§ IV. oon Saijern 
ßier auf feine 35ebeutung alg Senfmal für 
bie ©efcßidßte beg 2öaffetuoefen3 gu unter* 
fließen. Sag ift eine Slufgabe, bie einem 
griinblicßen Kenner ber ßiftorifeßen SIBaffen- 
funbe oorbeßalten bleiben muß; fie bürfte 
gtoeifellog feßr loßnenb fein. 9Jlöge bie neue 
SBeröffentlicßung bagu anregen. 2Ber fi<^ big 
gur ßöfung biefer ©pegialaufgabe über bie 
auf unferen Söilbern oorfommenben Singel* 

17 


Original fro-m 

PRINCETON UNfVERSITY 



122 


Dr. (Beorg ßetbinger. 


heilen unterrichten miH, nehme Duirin oon 
ßeitnerS Sinleitung jum „gregbal* ober Süßen* 
belin Soef)eimS auSge 3 eid)neteS „§anbbuch ber 
Sßaffenfunbe" (1890) oor, morin @.517—571 
bie Durniermaffen eingehenb behanbelt finb, 
unb 3 tehe ba 3 it noch SoeheimS Sluffafe „Die 
DarfteHung eines 3tciterS im alten beutfcEjeu 
©efted)" in ber 3 e üfd)rift für fpftorifche 
SJafferfunbe, Sanb I, S. 169 f., heran, in 
melchent auf ©runb beS erften SilbeS unfereS 
XurnicrbucheS bie gefamte SluSrüftung fad)* 
männifcf) befprochen ift. 3 n manchem Situ* 
feum mag fich noch biefeS ober jenes SJaffen* 
ftitcf aus ben in unferem Suche abgebilbcten 
furnieren finben unb oiclleid)t auf ©runb 
ber Silber ibentif^iert merben fönnen. 

Die Seröffentlidjung unfereS DurnierbudjeS 
mag gerabe bort gntcrcffe enoecfen, mo man 
in neueftec $eit mieber gan^e Durnicre in 
möglichfter Stiled)theit abgel)alten hat (fo 311 
Srüffel im Sommer 1905, 31 t Sriigge im 
Sommer 1907 unb suDournat im guli 1913), 
furniere, über beren Durchführung fich Knl* 
tur()iftorifer unb fogar fritifdje 3üaffenl)iftorifer 
fef)r .befriebigt geäußert h^bcn. 

Stuf ben Silbern fel)en bie Durnierbar* 
ftellungen gefährlicher aus, als fie in SBirF* 
lid)fcit maren; benn bie Silber oerhehlen 
inSbefonbere bie mid)tige ©ilfeleiftung, meld)e 
bie fogenannten „©rieSmärtel" ben Kämpfen* 
ben boten. DaS roarcn eigene, befonberS ge* 
fd)ulte ßeute, beren Stufgabe eS mar, bie 
Sßferbc auf 3 ut)alten unb ben aus bem Sattel ge* 
hobenen Gleitern bel)enbe bei 3 iifpringcn, um bie 
2öud)t beS galleS 31 t milbern (Soeheim, £)anb* 
bud) S. 519). Sei jenen Sfampffpielen unb 
Schcinfämpfen mollten bie ®egner fid) nid)t 
gefährben, fonbern fie beabficf)tigten nur, ihre 
®efchidtid)fcit im Steilen unb in ber Rührung 
ber SBaffe 31 t 3 eigen. Daf* eS aber babei mand)* 
mal auch 31 t ernfthaften Seriehungen farn unb 
baS Spiel nicht ohne llnglüdSfälle ablief, 
fehen mir auf bem Silbe ber Dafet 36: bei 
bem bort bargeftellten Stennen 3 U ßanbshut 
brach Ößtjog SBithelm ben Strm. 

„Arfcificiose picta“ qualifi 3 ierte 1714 bie 
Silber EgprianuS in feinem ©anbfdjriften* 
fatalog ber ®otf)aer Sibliotf)ef. 

Sighart 3 ählte — unb baS mit oollem 
3ted)te — in feiner ®efd)id)te ber bitbenben 
Kiinfte im Königreich Sägern (1862), S. 646, 


unfern £anS Dftenborfer 311 ben 3Ctuminiften 
3 meiten StangeS. @r reifte ihn ber Schule 
unb Stiftung nach ben ÜWatern ber foge* 
nannten bagerifd)en gürftenbiieher an, melch 
lefetere in einer Strahl oerfdhiebenmertiger 
Sjemplare auf uns getommen finb. Diefe 
gürftenbücher finb aber hoch meift meit funft* 
lofer gemalt als unfer Durnierbuch unb oon 
gntereffe hauptfächlich nur megen ber barin 
überlieferten brachten. Sighart urteilte, bah 
bie pradhtooKen Stüftungen unb Koftüme beS 
DurnicrbucheS treu ge 3 eicf)net unb brillant ge* 
malt feien, eine etraaS enthufiaftifdje 3luS* 
brucESmeife, bie einiger Dämpfung bebarf. 

ÜJtit Stecht hat £>anS oon ber ©abelent) (3ur 
©efd)id)te ber oberbeutfehen Miniaturmalerei 
im XVI. 3öl)ri)unbert, S. 67) oon unferem 
Durnierbuch gefagt, bah bie barin enthaltenen 
Miniaturmalereien mehr einen fufturgefchicht- 
liehen als einen hohen fünftlerifchen 2 Bert be* 
anfpinchen. „Sie finb aber djarafteriftifd) für 
baS gntereffe, baS man 311 ber 3 e *t ken 
Stitterfpielen entgegenbrachte, als baS Stifter* 
tum fclbft feine eigentlid)e Sebeutung oer* 
lorett hatte." 

Der Maler hatte gute fo!oriftifd)e gäljig* 
feiten, mäf)renb eS mit ben 3 eichnerifd)en bei 
ihm meniger gut ftanb, maS fich inSbefonbere 
auf ben Silbern, auf benen mehrere giguren 
bar 3 uftellen maren, geltenb machte. StUeS 
in allem genommen fonnte er nur ein 
mittelmähigeS SrjeugniS tiefem, baS für 
uns aber in feinen ®egenftänben oon hal)cm 
Stei 3 ift. 

Die Kgl. &of* unb StaatSbibliothef befiljt 
noch rin 3 meiteS Sjemplar beS Durnierbud)cS 
als Cod. germ. 1929 (früher Cod. bav. 1929). 
SBähreub bie Dftenborferfchen Silber auf^er* 
gament gemalt finb, befiehl biefeS 3 roeite 
®Eemplar aus $Papierblättern. 3 m gormat 
ift eS etmaS gröber, nämlich 23 cm tjod) unb 
30 cm breit. (£S ift in einen Sßappbanb ge* 
bunben, ber bem Slnfange beS 18. gahrhitn* 
berts entflammen biirfte unb einen fchlechten 
braunen ßeberriiden trägt mit ber 2 luffd)rift 
in ®olbpreffung: „©eqog SBUhelmS Stitter* 
Spil". Stuf ber gnnenfeite beS SorberbedelS 
fcheint einft ein Ex-libris angeflebt geroefen 3 U 
fein, melcheS jebod) auSgelöft mürbe unb nicht 
mef)r barin ift. Diefe ©anbfehrift ift, mieKief* 
haber in feinem ber Schlichtegroüfchen Ser* 


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PRINCETON UNIVERS1TY 



(Stubien aum £urnierbud)e Öerjon äBiHjelmg IV. uon Sägern. 


123 


öffentlidjung be3 Cgm. 2800 beigegebenen Ser* 
SeichniS berßiteratur beS SurniermefenS ©. 56 
angab, erft nach bem (Scheinen beS ©chlidjte* 
groUfdjen SßerfeS in ben Sefifc ber 3Jlünd)ener 
Sibtiothef gelangt; moher, ift jefct nidjt mehr 
feft^uftellen. Sie Slätter mären einft, maf;r* 
fcf)einlid) beoor ber jefeige Sinbanb bafür ge* 
fertigt mürbe, in befähigtem Quftanb, rour* 
ben bann für ba3 Sinben sum Seil auf gäl^e 
gelegt unb mit Sßapierftreifen oerflebt unb 
auSgebeffert. 

Ser Sanb umfaßt nur 24 Slätter. Stuf 
Statt 11 ftefet bie Sitelinfdjrift mie auf Statt 2v 
beS SßergamentesemplarS, bocf) in abmeidjen* 
ber Orthographie, ©ie ift oon fpäterer ©anb 
mit Sinte nachgefahren morben, nachbem bie 
budhbinberifd)e SluSbefferung gefchehen mar. 
©ie lautet budjftäblid) (ogl. oben ©. 109): 

„hierin feien befdjriben, onnb aigenttiefeen 
oersaidjnet alle geftäcf), rennen, onb ritterfpil, 
©o ber Surdjleüchtig gitrft, mein genebiger 
©err ©erfcog SBilhälm in feinem leben oom 
anfanng, bi§ sum enbt beftfeltcfe ritterlich, onb 
oöllig oerpracht, onb getl;an h a C auch mit 
mem, onb mie, onb an meinem tag, and) in 
roaS form geftatt, onb tibereien, mit roffen, 
beden, onb gefdjmudten allenthalben, mie 
ban bie gefechen morben fein, bifj ift alles 
htenad) mit narben ßautter aufgeftridjen onnb 
gemalt." 

©3 erhebt fid; bie grage: 3n metdhem 
Serljältniffe fteht ber Cod. germ. 1929 su 
bem Dftenborferfchen Suche? ®et)t er ihm 
Seitlich ooran? 3ft er feine unmittelbare Sor* 
tage? 3ft er eine Kopie baoon? 

Sei ber Sergleidjung beiber ©anbfehriften 
ergeben fid) fotgenbe Satfadhen: 3n Cod. germ. 
1929 fehlen 18 ber Silber be3 Cod. germ. 
2800. Siefe Silber finb mahrfdjeinlid) oer* 
toren gegangen, ehe ba3 Sudh feinen jefeigen 
©inbanb erhielt, ©inseine jener Silber finb 
in biefem ©gemplare möglidjermeife überhaupt 
nicht enthalten gemefen. 

3>n ben testlidjen Seifcferiften bietet Cod. 
germ. 1929, oon bebeutung3lofen orthogra* 
phifchen Slbmeidhungen abgefehen, merfroür* 
bigermeife oiele Zeitangaben mehr al3 ba3 
Sßergamentegemptar. 

Siefe 3 e ^angaben, roeldje ba3 Sßapier* 
egemplar oor bem $ßergamente£emplar oorauS 
hat, tonnten auf ben erften Slid ben Sin* 


fefeein ermeden, al3 fei in bem Sßapiere^emplar 
ber Sej:t, ba ausführlidtjer, aud; forgfältiger 
bet)anbett. Sei näherer Prüfung biefer Untere 
fdjiebe ergab ftefe, oon ben unmidjtigen abge* 
fehen, ein merfroiirbigeS SerhältniS, nämlid) 
bie Satfadje, bah Cod. germ. 1929 bei nid;t 
meniger als 7 Surnieren eine unrichtige 3al)r* 
Saht angibt, mährenb bie Reihenfolge ber Sur* 
niere hoch bie gleiche ift mie in Cod. germ. 
2800. (Sine grobe Unrichtigfeit ift eS auch, 
menn auf einer Safel in Cgm. 1929 SBiHibalb 
oon SjSirching al3 Sfleger oon „ßanbSperg* 
ftatt oon „GrantSperg" (Stransberg) beseid)- 
net mirb. Siefe Unsuoerläffigteit macht e3 
unmahrfcheinlich, bah Cod. germ. 1929 etma 
al3 Sorlage für ben Cod. germ. 2800 ge* 
bient l)abz\\ fann, mie id; ot;ne nähere Unter* 
fud;ung be3 Cod. germ. 1929 noch in meinem 
Katalog ber 3Bittel3bacher*SluSfteIIung ber 
Kgl. ©of* unb Staatsbibliothek (1911), S. 6, 
Rr. 37, angenommen hatte. 

Unb hoch gemährt Cgm. 1929 eine Sin* 
Satjl oon SIngaben, in benen er jene be3 Cgm. 
2800 su oerbeffern ober su ermeitern geeignet 
ift. Reben richtigeren ßeSarten auf brei Safeln 
nenne ich £ü er inSbefonbere ben Ramen „Sern? 
harbt" ftatt „ßiennf;arten" bei bem ©errn oon 
©tauff. ©inen ßienharb o. ©tauff gab e3 bamalS 
niefet, e3 muh Sernbarbin h^ifeen (ogl. ©unb, 
Saprifch ©tammenbud)/ Seil II, ©. 308), unb 
©ersog SBilhelmS ©cgner mar bamalS ber* 
felbe, ber auf einer anbern Xafel erfdjeint. 
Son befonberem SBcrte finb bie genauen 3 e ^ s 
beseichmtngen bei brei Safein, Seseid)nungen, 
bie unferem Sßergamentegemplar gans fehlen 
unb erft bie Datierung jener Surniere er* 
möglichen. ©d)on in ©djlidjtegrotlS Se^t finb 
biefe 3 e itbeseidhnungen oermenbet, ohne bafe 
jeboch bie Quelle bort genannt ift. 63 s^igt 
fid;, bah nur baS erfte jener Surnierc im 
3at;re 1518 ftattfanb, maS auS ben 
rifdjen Stngaben (©ochseit Rtarfgraf KafimirS 
oon Sranbenburg) fdjon gefolgert merben 
fonnte, bah aber bie beiben anbern erft 1520 
unb 1524 abgel)altcn mürben, mobei baS letj* 
tere auSbrüdlid) als ©ersog SöilhelmS tefeteS 
Dtennen beseid;net mirb. Ser ©ersog hat alfo 
aud) als oerheirateter Rtann (er führte 3a* 
fobäa oon Saben 1522 h^un) nod; bem Ritter* 
fpiel gehulbigt. 

Siefe menn aud) oerhältniSmähig geringen 

17 * 


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Original fro-m 

PRINCETON UNIVERS1TY 



124 


ür. ®eorg ßeibinger. 


SBor^üge beS Cgm. 1929 uor bem Cgm. 2800 
erhöhen bcn Sinbrudf, bafe unmöglich erftcre 
©anbfdhrift bie Vorlage ber Ic^teren gebilbct 
haben fann, ba hoch moljl bie genaueren $eit* 
angaben bet ben sulefct genannten brei Sur* 
nieren übernommen morben mären. Sin um* 
gefehrteS SSerEjältni^, ba£ nämlich Cgm. 1929 
oon Cgm. 2800 trgenbmie abftammt, ift erft 
recht nidjt benfbar. Meine Meinung geht ba* 
hin, bafc Cgm. 1929 als Vorlage ein Sgems 
plar hatte, meldjeS bie als äJor^üge gerühmten 
Wertangaben als fpätere 3ufäfce beS SerfafferS 
©ans ©chencfh enthielt, zugleich aber, üon 
anberer ©eite irrtümlich hinzugefügt, bie un¬ 
richtigen ^ahrzaljlen. 

3u einem ähnlichen Ergebnis fommen 
mir, menn mir bie Unterfchiebe betrachten, 
melcfje auch bie Silber beiber ©anbfchriften 
aufmeifen. 3 n bem Sßapiereremplar ift alles 
plump unb unbeholfen gezeichnet unb gemalt. 
3SnSbefonbere ift ber ©cf)mucf ber ©toffe 
überall nur angebeutet, in ben Dftenborfer* 
fcf)en Silbern aber reich unb phantaftifdj, audj 
in einbrucfSooüer garbenmirfung auSgefiihrt. 
SBentt man beibe Sücher nebeneinanberlegt, 
erfennt man beutlidj, bafj trofc mancher 
©chmerfäHigfeiten in bcn Dftenborferfdjen 
Silbern eine, menn auch befdjeibene, fünft« 
ferifche Seiftung erblidt merben barf. Son 
ben bilettantifdjen 3 c id)nungen beS Cgm. 1929 
unterfcheibet fid) in Cgm. 2800 augenfällig 
bie ©anb beS MalerS, ber mit geübter ®e* 
ftaltungSfraft bie Sinzelfjeiten redjt ret^ooU 
unb bis zu einem geraiffen ®rabe gefchmacfs 
ooll 3 U bilben mufcte. 

SJenn mir in Cgm. 1929 bie 9lbmeid)ungen 
in befonberen fünften oon ben Silbern Dften* 
borferS betrachten, bie idj gier nidjt einzeln 
aufführen roill, fo erfennen mir, bafj auch 
biefc 2 lbmeid)ungen auf gegenfeitige Unab* 
hängigfeit beiber ©anbfdjriften beuten. 2 Bie 
Cgm. 2800 im Werte gleichmäßige ©d)rift= 
Züge unb Winte aufmeift unb bemnadj z u 
einer 3 eit entftanben ift (ogl. oben ©. 118), 
ebenfo oerhält eS fidj bei Cgm. 1929, ber 
auch in einem 3 ll öe angefertigt morben ift. 
SaS Driginalercmplar Sdjendf)3 ift feinet 
oon beiben, menn man auch non ben beiben 
©anbfchriften annchmen mufc, bah ihre ©er* 
ftellung nicht oljne feine pcrfönlidhen Angaben 
erfolgen fonnte. 


2 IHe bie fragen, bie ftdj nach nuferer 
bisherigen Darlegung an baS Wurnierbuch 
fnüpfen, merben noch fchmieriger gemacht 
burch ben Umftanb, bah eS ein britteS, bisher 
nur menig befannteS Sremplar unfcreS Wur* 
nierbudheS gibt. 

SS befinbet fiel) in ber Sibliothef ©einer 
königlichen Roheit beS gürften SMIhelm oon 
©ohenzollern zu ©igmaringen, raclcher infolge 
ber gütigen Sefürmortung beS SireftorS beS 
giirftlichen MufeumS für SBiffenfchaft unb 
kunft, beS ©errn ®eh- ©ofratS Sßrof. ©. 
©roebbelS, bie h°f) e ®nabe Ijntte, bie Übers 
fenbung ber mertooden ©anbfdjrift an bie 
Münchener Sibliothef zu genehmigen, fo bafj 
ich in bie äufeerft angeneljtne 2 age oerfeßt 
mar, bie bret Sremplare mtteinanber oer* 
gleichen zu fönnen. ©einer königlichen Roheit 
fei hierfür ber eljrerbietigfte Want auSgefpro* 
djen. ©errn ®eh- ©ofrat ©roebbelS banfe 
ich beftenS für feine freunblid)e ilnterftühung 
in biefer ©ache. 

3n ber ßiteratur mar baS ©igmaringer 
Wurnierbuch nur befannt gemorbett burch eine 
Srmähnung in 3. ©. oon ©cfner4lltenedES 
„Wradjten beS chriftlidjen Mittelalters", mel* 
d)t r in ber 3. 2lbteilung biefeS SBerfeS (1840 
bis 1854) auf Wafel 89 unb 90 ^tuei feßr 
feine Jtachbilbungen barauS lieferte. Samals 
befanb fidj baS ©igmaringer Such noch in 
greiherrlidj oon ©ornfteinfehem Sefifc, aus 
bem eS fpäter in bie gürftlicf)e Sibliothef 
überging. ©efner braute bann eine furze 
Sftotiz über biefeS Srentplar in ber Sinlei* 
tung z u feiner oben genannten üftachbilbung 
oon ©ans SurgfmairS Wurnierbuch (1853). 
Sie zweite oermehrte unb oerbefferte 2Iuflage 
oon ©efnerS „Wracken" gab in Sattb VIII 
biefelben 2Ibbilbungen als Wafel 559 unb 560 
mit bem gleichen Werte toieber. Unb nach 
©efnerS „Wrackten" bilbete 1911 (©.862/3) 
bie 3eitfd)rift „SaS Saijcrlanb" bie beiben 
Wurnierer ab unter Stbbrud beS ©efnerfdjett 
Wertes unb ohne kenntniS oon bem feigen 
2tufbemahrungSort beS SudjeS, bcn ich erft 
nach mandjerlei Umfrage burch liebenSmürs 
bige Mitteilung beS ©errn Sbuarb greiherrtt 
oon ©ornfteins®rüningen zu konftanz erfuhr. 

Sie ©igmaringer ©artbfdjrift befteht auS 
33 Sßergamentblättern. Sie Slätter finb leiber 
alle ftarf befchnitten, fo bah fomohl oon ben 


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©tubien 3 um Surnierluidje ^eraog ÄßittjelmS IV. uon lagern. 


125 


SJtalereien rote uon ber Schrift einjelne Xeile 
roeggefaden finb. SS finb an ben äußeren 
Stänbern immer je 2—3 cm abgefd)nitten, 
fo bab bie jebige ©röbe ber erften 29 Slätter 
(roeldje biefelben 56 Silber roic unfere Xafeln 1 
bi§ 56 enthalten) 25 cm Sreite 311 18'/2 cm 
©öbe beträgt, roä^renb baS urfprünglid)e Ber* 
bältniS roie bei bem SJündjener Pergament* 
ejemplar rootjl 27 1 /*: 24 geroefeu fein bürfte. 
2)ie lebten oier Blätter beS Sigmaringer 
StildeS (fie geigen bte 6 Silber unferer tafeln 57 
bis 62) finb 32 1 /« cm fjodj unb 24 1 /* cm 
breit; and) fie roaren einft roie bie unfrigen 
3 um Umfdjfagen eingerichtet, finb aber jebt 
öufge 3 ogett, roie überhaupt bie fämtlichen 
Slätter jebt ein 3 eln in ftarfe Papierblätter in 
©robfolio eingefpannt finb, rooburd) fleine. 
Stanbteile oerbedt roerben. SaS gart-je Sud) 
ift in einen mobernen, fplenbib gehaltenen 
ßebereinbanb gebunben. (Sgl. SehnerS Ser= 
jeichniS ber Sigmaringer ©anbfdjriften, Sr.62.) 

Sergleidjen roir eS mit ben beiben 9)lün* 
ebener (S^emplaren, fo ergeben fidj unS fo U 
genbe Bemerfungen. Sluf ber Sorberfeitc beS 
SlatteS 1 trägt eS roie bie beiben SRünchener 
©anbfdjriften buebftäblid) ben folgenben S£itel, 
ber uon ben beiben anbern nur ortbograpl)ifd)e 
Slbroeichungen ^eigt: 

„©ierinen Seien befchriben unb aigentlid) 
uerbaidjnet alle geftäcb rennen unb ritterfpil 
So ber burcbleud)tig gurft mein genäbiger 
berr b er fe °9 SBilhalm in feinem leben 00 m 
anfang bis 3 um enbt beglich ritterlid) unb 
uällig uerprad)t unb gethan h a t auch mit 
roetn unb roie, unb an roeld)etn tag, auch in 
roaS form, geftalt unb libereijen mit roffn, 
bedett unb gefebtnudten allenthalben roie ban 
bi gefehen roorben fein, bib ift alles bienacb 
mit uarben lautter auSgeftridjen unb ge* 
rnalbt 2 c." 

2BaS bie Sterte 31 t ben Silbern anlangt, 
fo läftt bie Sergleidjung erfennen, bab bie 
beiben Pergamentej:emplare nur fehr geringe 
Slbrueicbungen uoneinanber bieten. Son ein 
paar bureb eine fnabenbafte ©anb in bem 
Sigmaringer (Somplar fpäter gemachten (Sr* 
gän 3 ungen fönnen roir abfehen. gm übrigen 
3 eigt ficb, bab bie Sigmaringer £ej:te einige 
gehler ber SJtimcbener uermiebeit haben, roo* 
bureb fi* jebcnfallS unabhängiger als [efetere 
erfebeinen. 


(Sine roidjtige unb merfroürbige £atfacbe 
läbt ficb bei ber Schrift beS XegteS feftfteden. 
gn bem Sigmaringer Somplar erfebeinen 
3 tuei uerfd)iebene ©änbe (uon ber uorljin er? 
roähnten fnaberthaften abgefehen). 2 )ie erfte 
jener ©änbe b at bie £e£te uom Slnfange ber 
©anbfdjrift an bis 31 t Stafel 50 einfrf)liefelicb 
gefdjrieben, bie 3 tueite bie SCejrte 31 t Xafel 51 
bis 56. S)iefe 3 tueite ©anb ift aber 3 tueifelloS 
bie gleiche, uon roeld)er bie Siegte 
unfereS Oftenborferfreu SgemplarS 
herrithten. Söäbrenb bie erfte ©anb immer 
„bcr 3 og" fd)reibt, erfetjeint hier auch bie in 
unferer ©anbfebrift gebraudjte gönn „b 0 r <l 0 9 "- 
Sei ber Sergleicbung ber Silber beiber 
PergamenteEemplare ^eigt ficb in allen roefent* 
lidjen fünften eine fo grobe fachliche Heber* 
einftimmung, baf 3 eS nidjt nötig erfdjetnt, bie 
Fleinen Slbroeicbungen fyex an 3 uführen. 

©efner* 2 lltenerf h^t in feinen „brachten", 
2lbt. 111, S. 96, barauf bingeroiefen, bab „bie 
d)arafteriftifd)e geid)nung, baS richtige Ser* 
ftänbniS ber galtcnroürfe unb bie ©enauigfeit 
in ben (Sin^elheiten foroie bie eigentümliche 
Stanier unb freie Sehanblung" uermuten laffen, 
bab baS Such aus ber ©anb beS Sllbrecbt 9llt= 
borfer heruorgegangen fei. S)iefe Sermutung 
ift bureb nichts 31 t beroeifen. gn folcben gälten 
Samen 31 t nennen ift oerfehlt. SJtan Fönnte 
mit gleichem ober uiedeiebt befferem Stecht ben 
Stüncbener ©ofmaler ffafpar SHofigl ober ben 
©anS SBertinger, gen. Scbroabmaler, ober anbere 
anführen. ?lu<b bie „©enauigfeit in ben Sittel* 
beiten" ift mit einem grage 3 eicben 311 uer* 
fehen. gm übrigen bat ©efner richtig gefehen, 
mit SluSnahme noch eines mistigen PunfteS. 

äöie bie Xejte nidjt fämtlicbe uon einer 
unb berfetben ©anb gefebrieben finb, fonbern, 
roie uorhin erroähnt, am Schluß eine anbere 
©anbfebrift erfefjeint als in ben erften teilen, fo 
finb aud) bie lebten fed)S Silber beS Sigmaringer 
SanbeS unftreitig nicht uon bem Jtimftler ge 3 ei<h= 
net unb gemalt, ber bie erften 56 uerfertigt hat, 
Söie aber bie ©anbfd)rift ber lebten |£e£te bie 
gleiche ift roie in bem Stimcbener Pergaments 
batib, fo geigen bie lebten fe<bS Sigmaringer 
Silber in garbe unb geidjnung fo grobe 
2lhnlid)feit mit ben entfpred)enben tafeln beS 
Oftenborferfdjen SucbeS, baf) man annehmen 
mub, fie feien uon unferem ©ans Qftenborfer 
gemalt. Sur ein roenig ftumpfer unb fdjroerer 


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126 


Dr. ©eorg ßeibinger. 


als im 2 Jtünd)encr Sjcmplar, aber bod) oon 
feiner ©anb. 

^er SItaler ber 56 erften Sigmaringer 
Silber aber ftanb als Zünftler über ©anS 
Dftenborfer. Gr fonnte meit beffer 3 eid)* 
nen als letzterer. 9)lit einer überrafdjenben 
glottfyeit mirft er fidjer feine feden Stridje 
f)in, rno Dftenborfer fdjmerfältige ßinien ge* 
3 ogen l)at. Sic fidjtbaren Körperteile ber 
Wenfdjen unb Siere, befonberS bic ©nnbe 
ber Surnierer unb bie ^ßferbefü^e, finb treffe 
lid) ge 3 eid)net, bie Haltung ber Kämpfenben 
unb bie Semegung ber Sßferbc tommt natür* 
lieber 31 m ©eltung, ber Soben ift mit ©räfern, 
Kräutern unb ©efträud) meit freier beljanbelt, 
furj, mo ber Künftler bie $cid)enfeber in ber 
©anb f^atte, gibt er itnS groben eines auSgc* 
jeidjneten Könnens. 9Jtan glaubt fogar oon 
Statt 31 t Statt ein gortfdjreiten ber geid)* 
nerifdjen gäfjigfeitcn 31 t bemerfen (bie Hinteren 
Seidjnungen beS Sud)eS merben immer flotter) 
unb 3 U empfinben, mie ber Künftler feinem 
Sonourfe gegenüber immer märmer mirb. 
©eringer ift feine $äf)igfeit aiS 3Jtaler, ob* 
mol)l er eigenartige foloriftifdje 3 tei 3 e fjeroors 
bringt. Ueberfjaupt gebridjt eS it)m an ber 
fleißigen Sorgfalt, bie allem Stnfdjein nad) 
Dftenborfer bei ber ©erftetlung ber Silber 
aufgemenbet t)at. Sie G*in 3 elt)eiten finb nad)* 
läffig betjanbelt, bie Seoifen fd)led)t ober gar 
nid)t leferlid), manchmal fehlen fie gan 3 - Ser 
9Jtaler ber Sigmaringer Silber l)at fid) 311 
ifjrcr ©erftetlung nid)t bie niete 3 *it genommen, 
mie Dftenborfer. 

3Jtir fdjeint, bafi baS Sigmaringer G^em* 
plar bem Iflitndjener Sßergamentbanb 3 eitlid) 


oorangetjt. Sarauf beuten bie befferen 2eS* 
arten beS Sektes, beutet ber Umftanb, bafj 
auf Safel 28 bei ©anS oon Kammer bie Se* 
merfung „gtiab bir gott" mit einem Kreu 3 in 
anberer Sinte tjingugefetjt roorben ift (mat)r* 
fdjeinlid) als er ftarb; id) fonnte baS SobeS* 
jat)r leiber nid)t auSfinbig mad)en), mäfyrenb 
in unferein Ggemplar baS Kreu 3 fetjlt unb 
ber fromme Spruch in ber gleichen Sinte mie 
ber übrige Segt gefdjrieben ift. 9Jtir fdjeint 
meiter, bafj aud) baS Sigmaringer Sud), menn 
aud) ber Slamc in ber jetzigen Grtjattung uns 
barin nid)t entgegentritt, betn ÜBappenmeifter 
©anS Sdjendl) gehört l)at, ber eS oon einem 
äJtündjener Künftler madjen lief). Siefer mirb 
fid) mot)t nod) einmal feftftellen taffen, menn 
jene nod) oielcr gorfd)ung bebürftige $eit in 
StündjenS Kunftgef<$id)te beffer aufgetjeltt fein 
mirb. Son Dftenborfer finb fpäter bie lebten 
fed)S Silber l^in^ugefügt morben unb ebenfo 
(oon i£)tn felbft ober einem anbern, mie ber 
Se?:t beS 9Jtünd)ener ^ßergamentejemplarS) 
ber ben letzten Safeln nod) fetjlenbe Sejt. 

Sei beiben @£emptaren müffen mir ans 
nehmen, bafe Sdjendt) bie Gin 3 ell)eiten angab. 

SaS SertjältniS beS Sigmaringer Sperga* 
mentejemplarS 311 bem SUtündjener Rapier* 
egemplar ift im großen unb galten baS gleiche 
mie jenes beS Stimdjener SßergamentesemplarS 
3 U letjtcrcm, fo bafc f)iefiir atleS gilt, maS 
oben 311 biefetn Spunfte gefügt morben ift. 

Srob feiner fd)led)teren ©rtjaltung mürbe 
aud) baS Sigmaringer Sud) eine Sftadjbilbung 
oerbienen, ba eS unS mit einem Künftler oon 
oortrefflid)cn Gigenfdjaften befannt mad)t. 


Ucberfidjt über $cit, Ott mtb Seilneljmer ber Sumierc in ©e^og 2BiU)elmS IY. Sunuerbud). 


Xafel 

3al)t 

9Ute 9leuc 

DagcSbeacidjtiung 

Ort 

(Scgner 

1/2 

1510 

OTontag nad) ©ebaftion 

21. 3anuar 

nid)t genannt 

Stjriftof ®raf oon Oltenburg 

3/4 

[15101 

^fin^tag (Donnerstag) oor 
^fingfteu 

16. SJlai 

Augsburg 

ipfalagraf griebridb 

5/6 

[1510] 

^ftnatag oor iDlargaretben 

li. 1 ) 3uii 

3Dünd)en 

(Sraf SBolf oon Utontfort, ^anS oon 
$rei)ftng, ßeonljarb oon 2icd)tenftein 

7/8 

1511 

feljlt 

— 


ßcon^arb oon ßiecfjtenftcin 

9/10 

1511 

üPfinätag nad) ^Dlatia 2id)t^ 
mefj 

6. 5 ß bruar 

nidjt genannt 

®regor oon ©gloffftetn 

11/12 

' 115HJ 

| 1 

(Srd)tag (lienStag) oor 
j^errcnfaSnadjt (Ksto- 
j mihi) 

! '25- . 

1 

^cibclbcrg 

Gregor oon (Sgloffftein 

1 


l ) SBei ©djliddegroU intümlid) 10. 3uni. 


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Original fro-m 

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Stubien 311m Xurnierbudje ©eraog Sötttjelmß IV. oon ©agern. 


127 


Safel 

3ot)r 

SUte 

£ageßbeact<f)nung 

Üfteue 

Drt 

©egner 

13/14 

[15111 

Slfdjermittrood) 

5. 

©tära 

Stuttgart 

spfatjgraf grubrtcl) 

15/16 

[1511) 

(Srdjtag oor ßorenaen 

5. 

Sluguft 

©tüncfjen 

©raf Gfjriftof oon Drtenburg 

17/18 

[1511] 

©tontag oor (Sailen 

13. 

Dftober 

nid)t genannt 

©ra{ Söolf oon ©tontfort 

19/20 

1512 

©Httrood) nadj $aulß(©es 
fet)rung) 

28. 

3anuar 

0 

3o^ann beHa Scata, ©err au ©erona 
unb ©icenaa 

21/22 

[1512] 

$)ienßtag, Sdjolaftila 

10. 

gebruar 

0 

SÖolf oon Sdjettenberg 

23/24 

[1512] 

©tontag nad) ©alentin 

16. 

*» 

0 

SBiHibalb ^irdjinger 

25/26 

[1512] 

Sonntag ber ©errenfaßs 
nadjt 

22. 

» 

0 

©raf 29olf oon ©tontfort 

27/28 

[1512] 

SBei&er Sonntag (Invo- 
cavit) 

29. 

• 

0 

©raf 2öolf oon ©tontfort, ©tlbcbranb 
ftitfd)er, ©ernfjarbin oon Stauff, 
Slraife, ©anß oon Slfjamer 

29/30 

[1512] 

©rcfjtag nad) ©targaretf)en 

20. 

3uli 

2anbߧut 

©regor oon ©gloffftein 

31/32 

[1512] 

©tontag nad) Wariä ©im* 
mclfaljTt 

Montag, spauli ©efefjrung 
9lbcnb 

15. 

Sluguft 

0 

©regor oon ©gloffftein 

33/34 

[1513] 

24. 

3annar 

0 

©raf (Eljriftof oon Drtenburg 

35/36 

[1513] 

^Pfinatag nad) ©tariä ßidjt* 
tne& 

^finatag oor ©errenfaß* 
nacf)t 

Sonntag ber ©errenfaß* 
nadjt 

Söei&er Sonntag 

3. 

gebruar 

0 

©tlbcbranb Äitfdjer 

37/38 

1514 

23. 

0 

©tündjen 

©regor oon Sgloffftein 

39/40 

1515 

18. 

0 

nidjt genannt 

©ilbcbranb ftitfcfjer 

41/42 

1515 

25. 

0 

0 

©ernl)arbin oon Stauff 

43/44 

1516 

Montag in ber gaßnadjt 
(nacf)) St. ©laftuß 

4. 

0 

0 

3obft oon fflerlidjingen 

45/46 

1516 

gaßnadjt 

5. 

0 

0 

©regor oon (Sgloffftein 

47/48 

1518 

Spfinjtag nad) Sdjotaftifa 

11. 

0 

0 

©altfjafar oon £ann§aufen 

49/50 

1518 

gaßnad)t 

16. 

0 

0 

3örg £rud)fefj oon Söalbburg 

51/52 

1518 

Sßfinatag nad) ©artljolos 
maei 

26. 

Sluguft 

Slugßburg 

©larfgraf tfafitnir oon ©ranbenbuTg 

53/54 

1520 

©eilmontag 

20. 

gebruar 

©tiindjen 

©eraog ßubroig oon ©agern 

55/56 

1524 

9ted)le gaßnadjt 

9. 

0 

0 

©eraog ßubtoig oon ©agern 

57/62 

1515 

3acobi 

25. 

3uU 

©Hen 

©tarfgraf ftafimir unb ©eorg oon 

1 ©ranbcnburg 


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Original frorn 

PRINCETON UNIVERS1TY 













«Beiträge juc ätfeien ©rfdiirfitc non JleuGucg a. D. 

Son SreiSardjioar Dr. @g. ©djrötter, JJteuburg a. S. 

I. 

Submontorium (Steuburg a. SX), Atilia unb Galeodunum. 


Sie 9U3mer, meldje nocf) oor Gljrifti ®e~ 
burt crobcrnb bie SUpen überfdritten, be^ 
3 toangen in ben 3>af)ren 15—7 o. Gljr. ®eb. 
unter SrufuS unb XibcriuS bie nörbltdj ber 
Sllpen unb füblicf) ber Sonau mofjnenben 
äJöIferfc^nften unb richteten bie s 4kooin391f)aeticn 
ein. Qur Sicherung ber Groberung legten fie 
31 t aHererft Augusta Vindelicorum an. 3n 
ber folgenben frieblidjen Surdjbringung beS 
fianbeS burd) bie 9tömer bilbete bie Sonau 
bie erfte unb natürlidjfte SerteibigungSlinie im 
SRorben. Saifer 9luguftuS rühmte fidj, „feinem 
Steidje am $fter, mie bamalS nodj bie Sonau 
überhaupt genannt mürbe, unb fpäter am 
Gupfjrat 9 taturgren 3 en gefegt 31 t Ijaben: Duos 
imperio nostro limites tanquam a natura 
fixos et datos, Istrum et Euphratein, statui, 
nad) 3>ulian3 Zeugnis." Gr riet bal;er aud) 
feinen 9tadjfolgcrn, „nunmehr bie DteidjSgren* 
3 en nidjt meiter auSjubetjnenV) 

Sen römifdjen ©trategen fonnte ber 3 ioU 
fdjen Sonau, ßedj unb SonaumooS liegenbe 
§öfjen 3 ug mit feinen meitauSfdjauenben ^3unf= 
ten, fpe 3 ie(I am redjten Ufer ber Sonau, in 
feiner Sebeutung für befeftigte ®ren 3 anlagcn 
nidjt entgegen. 2 ) GS erftanb bie SefeftigungSs 
be 3 m. 33 erteibigung 3 anlage Submontorium ober 
Summontorium; redjtS oon tfjr,bonauabmärt§, 
auf bem alten fettifdjen Stingmatt Vallatum, 
j. 9Jtand)ing; linC^ oon iljr, bonauaufmärtS, 
SruiSfjeitn, in ber 3 uriidgelegenen Gde 3 mifd)en 
bem redjten Sonau* unb bem linfen ßedj* 


Ufer. Sie genaue $eit ifjrer Gntfteljung läfet 
fidj moljl nidjt meljr ermitteln, bodj ift fie 
fdjon halb nadj ber Groberung be£ ßunbeS 
erfolgt. 9l(Ie brei Sßuntte erfdjeinen in ber 
am Anfang be£ 5. 3>al)rljunbert3 (411—413 
n. Gfjr. ®eb.) oerfafjten „Notitia dignitatum 
omnium tarn civilium quam militarium in 
partibus orientis et occidentis“, einer 9ht 
Staatsfjanbbudj beS römifdjen 9ieidje£. 3 ) $rü* 
£)er tommt Submontorium oor in bem „Iti- 
nerarium Antonini Augusti“, einem Ser 3 eid)* 
niffe oon 372 Siömerftrafeen mit 9lngabc ber 
bebeutenberen SDtittelftationen unb iE)rer Gnt* 
fernungen ooneinanber in millia passuum. 
©eine Slbfaffung ift am 9lnfang beS 3. 3»afjr* 
IjunbertS erfolgt unb ift aller Sßafjrfdjeinlidj* 
feit nadj oon S?aifer 9lntoninu£ Garacalla 
(211—217) oeranlafjt morben. Sodj nidjt 
biefe off^ielle Grbfarte ift auf uns gefommen, 
fonbern nurbaS Gj^erpt eines prioaten^opiften, 
ber „oon ber römifdjeti ©trafcenorganifation 
feine SIfjnung tjatte". 4 ) 

Submontorium (castrum ober munimen- 
tum), erft nur eine SRömerftation unb all* 
mätjlidj 31 t einer befeftigten 9lnfieblung ge* 
morben, fjat feinen Flamen nidjt oon ber ßage 
auf einer mäßigen Slnljölje (submons); benn 
biefe ßufatnmenfefeung gibt eS im ßateinifdjen 
nidjt. Sie toeiteren Scutungen, baft bie ßage 
am guße einer Slnljöfye (sub inonte) ober auf 
einem feljr Ijofjen Serge (summiis mons) ber 
Station unb ©ieblung ben Flamen gegeben 


*) Sftcuburger ftorieftaneen=©latt. 1855. XXI, 60—61. 

*) 2)eSgl. 1839. V, 17. 

8 ) £e£tauSgaben oon g. ©oeefing, üöonn 1839 —53, unb O. Seccf, ©erlin 1876. 

4 ) Üteuburger ftoUeftaneen * ©latt 1855. XXI, 76. - 3)eutfdjc ®aue XI, 220. — g. granjib, ©agern 
3 ur DlÖmerjcit. 9lcgcn§burg 1905. @. 105. 


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Söeittöge gut öfteren ©efdjicfite non 9lcuburg a. S). 


129 


habe, müffen, roetl ber SBirflicbfeit roiber* 
fpredjenb, abgetoiefen toetben. @g mufc aud) 
bie meljr geiftreiefje alg fad)lid)e ßrflärung 
oon Kurat grant abgetoiefen roerben, bafc in 
Submontorium bet 9tame beg ^lüftcfeeng 
Sdjmutter ftede. „®ie römifdjen Drtgnamen", 
fo fagt granf, 1 ) „bei benen oorrömifdje glufc* 
namen oertoenbet, teilg ncrbaH^ornt mürben, 
finb ja häufig: 3n Guntia bie @ün 3 , in Ad 
lunam bie ßone bei Urfpring (SBürttemberg), 
in Abusina bie Slbeng (ßinittg—Kelfecitn), in 
Regina ber Siegen (DIegengburg), in Brigobane 
bie 93reg (©Ufingen, öaben), in Celeuso bie 
Selg (Sßfoering-3SngoIftabt); fanben bie 2Bet* 
fdjen t)ier ben oorrömifeben glufenatnen smu- 
dura ober mie, fo fonnten fie i£)n fcfjroer aug* 
fpredjen unb fie madjten baraug etroag, mag 
i£)rem Dfete toofelflingenbcr mar: Summon- 
torio unb 3 toar „in ripa prima partis supe- 
rioris“, am erften Ufer bc 8 oberen SCeileg." 
®er SBater biefer Srflärung fuc^t barum Sub¬ 
montorium in ber ®de ämifd)en bem redjten 
®onan* unb bem linfen ßed)*Ufer, mag auf 
®ruigf)eim 9 ar nidjt 3 utrifft, toeil eg nid)t 
„in ripa prima“ gelegen ift, fonbern uon ber 
®onau 3 tuei SBegftunben entfernt ift. 2 lud) 
ift ber ©ebraud) oon pars superior unb pars 
inferior jur SJe^eidjnung oon gluftpartien bei 
ben SRömern nidjt beglaubigt, er beutet efjer 
auf bie Seßeidjnung ber ©immelgridjtung 
f)in. 2 ) 

ßbenfo feltfatn mutet bie 2 lnnafeme oon 
Dr. SJtiebel an, „ber 9tame Submontorio 
fönne mit 2 lnlefenung an sub monte aug 
Summudurum, 33urg an ber Summa (felti* 
fcfeer glufcname gleich ^ er Somme in granf* 
reid)) entftanben fein, moraug Sdjmutter ge* 
roorben märe". 3 ) 2 lHein abgefefeen oon ber 
oon ben Stömern oorgenommenen, feöcfeft 3 toei* 
felfjaften 33itbung aug bem Keltifcfeen, gleidE)^ 
oiel ob man smudura ober Somme alg Stamm 


annimmt, mären mir gc 3 mungen, eine 9tüd* 
bilbung, alfo eine 0 ioeite fprad)lidE)e ©emalt* 
tat, an bem SBorte oo^unefemen, um aug 
Submontorium micber Sdjmutter roerben 3 U 
laffen. 

2 luf bie beiben ßrflärungen finb bie eigenen 
üöarnunggtoorte oon granf angumenben: 
„©tilidjo, glaub’ ben Räuber nietet." 

Submontorium ift oielmefer entftanben aug 
superius montorium, b. i. obereg ©ebirge, im 
©egenfafce 311 inferius montorium, b. i. untereg 
©ebirge. Unter letzterem finb bie 2tlpen 3 U 
oerftetjen, bie oon 9tom aug betrachtet unter* 
halb gelegen maren. Sag in ber neueingeridj* 
teten Sßrooin 3 9il)aetien oberhalb gelegene 
Söalbgebirge ift bag superius montorium. 
Ser 97ame mürbe bann lofalifiert unb bamit 
bie im superius montorium gelegene Körner* 
fiebtung „in ripa prima“ bezeichnet — Sub¬ 
montorium. Inferius unb superius mon¬ 
torium forrefponbieren mit pars inferior unb 
superior provinciae Rhaetiae ober Rhaetia 
prima unb secunda. 

„ 2 luf Uteuburgg $elfengipfel empfing un* 
ftreitig beffen fjöcfefter Sßunft, ba mo nod) 
jefet ber atg römifdj geltenbe ©e^enturm im 
oormaligen 9 )tün 3 gebäube mit feinen 7 Sdjul) 
biden üuabratmauern emporragt unb bie 
Umgegenb überfdjaut, bie erfte römifdje s Jlie* 
berlaffung, bie bann nebft ber gangeit gelfe-n* 
fuppe fofort aud) mit einer Ringmauer unb 
bem nod) jefet auf ber @üb* unb Oftfeite fid)t= 
baren gelfengraben unb einem 2 lrm ber ba* 
malg oiel t)öfeer ftrömenben Sonau mag um* 
geben rnorben fein; benn noch in ncuefter $eit 
fanb man in bem genannten Stabtgraben bei 
2 lnlegung oon ©ebäuben Kupferminen mit 
großen «Köpfen unb lateinifdjcn Umfcfjriften, 
bie leiber bie Unfunbe mieber in ben ©djlamrn 
gemorfen feat." 4 ) 2 Jtit biefem ^Berichte beg 
©pmnafiatprofefforg g.3* Splafcer (1839) ftimmt 


’) ©eutfefee (Saue X, 230. — 5Iuf bie 5orm Smudura, bei 9fterian Schmudert, im 10. 3n^b i mbert 
Smuttura (Mon. Germ. VI, 422) weift febon Dr. SöudC in „93orbeutfd)e Stufe* unb Crtgnamen in (Schwaben 4 ' 
fein. 3 c Rf ( ^ r ift beS §ift. 93eteinS für «Scfetuaben unb 9leuburg. MugSburg 1880. VII, 27. 

2 ) Rhaetiae occideutale latus terminatur monte Adula et linea, quae est inter capita Rheni 
atque Danubii, latus vero septentrionale ea Danubii terminatur parte, quae a lontibus est usque ad Aeni 
fluvii divergium. Claudius Ptolemaeus, Geographie lib. II, cap. 12. 

8 ) 3)eutfcfee ®aue XIII, 148. 

4 ) fReuburger $ofleftaneen*S3Iätter 1839. V, 18. — 2)ie Xrabition, bafe bie 2)onau aur Dtömeraeit 
noefe feöfeer geftrömt fei, um ben (Braben 3 U füllen, ift abfolut unhaltbar; benn fie mürbe bie gan^e öfttirfje 
Umgebung oon 9tcuburg jum ©ee macfeen, in raclcfeem cS auefe ben Römern niefet eingefallen märe, eine Strafee 
(naefe SJtancfeiug) 3 U bauen, liefet jeber ©efeftigungSgraben mufe mit Söaffer auSgefüüt gemefen fein. 

H. SR. 5u. ö. 18 


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130 


Dr. ®g. ©djrötter. 


überein, ma§ Dr. oon Siaifer im gafjre 1832 
melbet: „3»n bem „Sranbl" unb in ben ©är^ 
ten 311 Uteuburg, roo audj Ueberrefte non efjes 
maligen Söällen mafjrgenommen merben, finb 
Fragmente oon Bafen, barunter eine oben 
quabriCCierte patera, unb oiele römifdje 2Kün= 
3en au£gegraben morben." 1 ) 

3 >n Submontorium ftanben nadj ber ,,No- 
titia dignitatum“ al§ Bejahung „equites 
Stablesiani juniores“ unter einem „praefec- 
tus legionis tertiae Ilalicae partis superioris 
deputatae ripae primae Submontorio.“ 2 ) 

Diefe ©teile barf nun nidjt mit g. 2 öin* 
felmann überfetjt merben: „Gin ^Jräfeft ber 
3 . italifdjen ßegion am oberen Deite (ber 
Donau) für bie erfte Uferftrede 31t Submon¬ 
torio (Dtuisfjeim)"; bie Ucberfefeung mufj finn? 
gemäfj alfo lauten: (Sin Sßräfeft ber 3 . italU 
fdjen ßegion 3U Submontorium im oberen 
Deile (ber $ßrooin3 Bljaetien) am erften b. Ij. 
redeten Ufer ber Donau. Die Börner betradj= 
teten bie Grbe al£ glärfje unb Born als iljreu 
Blittelpunft. Bon biefem Btittelpunfte aus 
mar baS entfernter gelegene Bljaetien bie 
pars superior unb baS erfte Ufer baS rechte 
Sonant Ufer im ©egenfafee 311 ber pars in¬ 
ferior ber $prooin3 Bljaetien, bem Born näljet 
gelegenen Deil ber Sßrooins Bljaetien, unb im 
©egenfatje 3U ber ripa secunda ober altera, 
bem 3ioeiten ober Unten Donauufer. 3 ) ?ludj 
BegenSburg mar nad) berfelben Notilia digni¬ 
tatum in ber pars superior (Rhaetiae) ge? 
legen, unb ein anberer Sßräfeft ber 3 . italifdjen 
ßegion ftanb an ber ©ptfce ber media pars 
(provinciae Rhaetiae) beS mittleren BljaetienS 
,,a Vimania Cassiliacum usque Cambiduno“, 
b. fj. 311 Kempten oon 38 ntj bis Cassiliacum. 

Die Deutung ber pars superior als oberem 
Bljaetien mirb audj burdj folgenbe Darlegungen 
g. SlöinfelmannS beftätigt: „ 3 n ber Notitia 
crfdjeint Baetien in 2 Deile, Raetia prima 
unb secunda geteilt, mit je einem praeses; 
ber dux l)atte beibe $ßrouin3en unter fid). 


Badj ben raenigen oorljanbenen gnfdjriften 
3U fdjliefjen, bie immer nur einen praeses 
provinciae Raetiae nennen (bie jüngfte ftamtnt 
aus bem galjre 297 ), fann bie Deilung nidjt 
oor Beginn beS 4 . gafjrljunbertS gefdjefjen 
fein. SBie bie Deilitng auSgefüljrt mürbe, ob 
bie Sproüin3 in eine öftlidje unb meftlidje, 
ober in eine füblidje unb nörblidje §älfte 3er* 
fiel, miffen mir nid)t beftimmt, bie Meinungen 
barübcr finb oerfdjiebcn. Ueberlicfert ift nur, 
bab SlugSburg unb Quintanis in Raetia se¬ 
cunda lagen. Ueber bie Jßauptftäbte ber bei* 
ben Raetien ift nidjtS überliefert; man barf 
aber annefjmen, bafc bie ©auptftabt oon Raetia 
prima Gfjitr, jene oon Raetia secunda 9 Iug§- 
bürg gemefett fei." 4 ) Unter Berüdfidjtigung 
beS Sßräfeften ber 3 . italifdjen ßegion in ber 
media pars provinciae (Rhaetiae) fann nur 
bie Teilung ber Sßrooin3 in eine füblidje unb 
nörblidje §cilfte angenommen merben. 

$0311 nod) eine Bemerfung fpradjlidjcr 
Batur: SBarum fjätten bie Börner für „bie 
oberfte Uferftrede" nidjt ripa superior gefagt? 
Söarutn foHen fie baS pleonaftifdje ripa prima 
partis superioris gebraucht tjaben? 9 ftan oer^ 
gegenmärtige fid) ba3U, baft bie Notitia digni¬ 
tatum eine 2lrt ©taatSfjanbbudj mar, mo nidjt 
überflitffige äöorte gemadjt 3U merben pfle¬ 
gen. Dagegen läfjt fidj bie geograpljifdje ßage 
oon Submontorium nidjt für3er unb nidjt 
ridfjtigcr bc3eid)nen als „am redjten Ufer beS 
oberen DeileS" ber üßrooin3 Btjätien. 

3 n ber Beftimmung beS ©tanborteS beS 
Sßräfeften ber 3 . italifdjen ßegion 311 Sub¬ 
montorium am redjten Donauufer ift bie ßage 
ber Bömerftation un3roeifelljaft feftgeftelll, fo 
baj3 Submontorium itnmöglidj in ©ofjenmart, 
©djrobenljaufen, Slidjac^ ober anbcrSmo auf 
einer ßinie 3roifd)en ÜDtandjing unb 2lug§burg f 
alfo oor bem Donau= 9 )toofe unb meit oon 
ber Donau, etroa in Drui§l)eim, gefudjt rner^ 
ben fann. Die 9 tömer ^aben nidjt eine milu 
tärifdj unroid^tige ©teile im Binnenlanbe, 5 ) 


1 ) Dr. oon SHaifer, S)er D&erbortaufreiS beS ÄönißreidjS ©atjern unter ben Römern. III. Abteilung. 
9lug§burg 1832. 6. 52. — g. gransife, Sägern ßur ^lömeraeit. s Jtegen8burg 1905. ©. 286 fyat bie Xat* 
fadjen übernommen. 

2 ) ®eutfcf)e Öaue XIII, 142-3. 

•) Süiirbe g. 3BinfelmannS Ueberfefeung oon ripa prima als erfte Uferftrctfe richtig fein, fo müfete 
folgerichtig e£ auch eine ripa secunda ufm. geben. SBo märe biefe raofjl au fucf)en unb a« finben? 

*) S)eutfd)e ®aue XIII, 138-9. 

•) S)eSgl. IX, 257. 


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©eiträge aur älteren (Bcfcf)ic^te oon 9leuburg a. 5). 


131 


fonbern gleich bet ber erften Eroberung ber 
Sftorbalpenlänber bie ©onaulinie befefet; fie 
^abett nicht baS ®ebiet IinfS oom 2ed) bis 
3 ur ©onau befefct ttnb baS ®ebiet red)tS oom 
2 ed) bi§ 9Jland)ing unbefept gelaffen. 

Submöntorium mar nach betn Itinerarium 
Antonini Augusti non Abusina XXXIV 
millia passuum, non Vallatum (j. 9Kandt)ing) 
XVI millia passuum entfernt; bie Entfer? 
nung non Augusta Vindelicorum ift auf XX 
millia passuum angegeben. 1 ) 2 öäl)renb bie 
beiben erfteren Entfernungsangaben annähernb 
ftimmen, beftefjt bei ber letzteren eine fo äugen? 
fällige $ifferen 3 , ba {3 man ge 3 toungen ift, fie 
näher 3 U unterfingen. 

Unter Kaifer ElaubiuS (41—54) ift an 
ber üftorbgrertae SR^ätienS anfdheinenb ein mili? 
tärifcf)eS ülorgefjen geplant rnorben, eS tnurbe 
bie non SlugSburg nad) korben führenbe 
Strafe Via Claudia gebaut; ihre güfjrung 
ad fluvium Danuvium ift auf ben SReilen? 
fteinen auSbrüdlicf) betont. 2 ) ©iefer ober fo? 
gar einer nod) ettoaS fritieren Qüt bürfen 
mir bie ©onauftrape StegenSburg, Eining, 
9Jtand)ing, Submontorium mit bern Slnfd)luf 3 
an bie Via Claudia bei ©ruiSheitn auteilen. 
Kaifer ©omitian (81—96) fcfjien ber ©onau? 
fchup nicht mehr fjinreicfyenb 3 U fein. Son 
gaimingen bei 2auingen bis Eining „fließt 
bie ©onau mit SluSnaljme ber fuqen ©tredEe 
©tepperg—JJleuburg am SRorbranbe eines brei? 
ten ©aleS". ®ie bisherigen 9tömerfafteIIe auf 
bem redeten ©onauufer unmittelbar nor unb 
nad) Einmünbung beS 2ecf)S lagen aber 31 t 
meit notn gluj 3 entfernt, „fo bap non ihnen 
aus tneber ein Ueberfchreiten 31 t nerhinbern, 
noch ein ®inblid in bie 2 ?erf)ättniffe jenfeitS 
beS gluffeS 31 t geminnen mar". Kaifer ®o? 
mitian neriegte batjer bie römifdhe 9 lorbgren 3 e 
über bie ©onau, „rno nun non ben KafteHen 
aus baS SJorlanb unter ftänbiger Sluffidjt 3 U 
halten unb einem feinblichen Einfall über 
ben glup leichter 3 U begegnen mar''. 8 ) — 
©ei eS nod) unter ©omitian, {ebenfalls 


aber unter Kaifer Xrajan (98—117) ift ber 
©trapeti 3 ug Sining, Sßföring, Köfching, 9taf? 
fenfelS, Slttenfelb be 3 m. Sgftetterhof, ©tepperg 
hergefteHt rnorben, ber nach & em Uebergang 
über bie ©onau in ben ©trapen 3 ttg Eining, 
9Jtand)ing, Submontorium, ©ruiSheim ein? 
münbete unb fo an bie Via Claudia nad) 
SlugSburg angefchloffen mar. 3 n) if c ^ erl SBol? 
ferSt)ofen unb SftaffenfelS ift ein römifcher 
SDteilenftein gefunben rnorben, ber ber Stegie? 
rungS 3 eit 9JtarcuS StureliuS ober ©eptimiuS 
©eneruS, alfo ber Qüt 161—211, angehbrt; 
auf ihm ift bie Entfernung oon SlugSburg 
mit XLV millia passuum, b. i. ungefähr 
67 km, gan 3 richtig angegeben. 4 ) SDtan hat 
alfo bie mähren EntfernungSmape gefarmt, 
in bem Itinerarium finb fie jebod) falfd) an? 
gegeben. 9hm ift baS Itinerarium fcpon charaf? 
terifiert als Esjerpt eines priuaten Kopiften, 
ber „oon ber römifdjen ©trapenorganifation 
feine Slhnung h°Ue"; ber Kopift „oerfolgte 
aud) nicht etma ben praftifchen ^ecf, ben 
Sleifenben bie SBege 3 U geigen, er hat aus ber 
amtlichen Karte ©trapenftredfen ohne grope 
StuSraapl herauSgefd)rieben, aneinanber geftop? 
pelt, gmifcpenftationen miüfürlid) gemählt, 
Knotenftationen auSgelaffen. ©0 entftanben 
biefe finnlofen 3 itf 3 a cf 3 üge". »Stile offiziellen, 
oerläffigen ©trapenoeqeichniffe unb ?Karten 
ber 9iömer finb 3 erftört rnorben unb im 
Itinerarium Antonini unb in ber Sßeutinger? 
©afel haben mir nur oerftänbniSlofc ©tücf? 
arbeiten. 2 Ran mup fie fel)r oorfid)tig be= 
nüpen". 5 ) 

Ein Seifpiel: „Stad) bem Itinerarium lag 
bie geftung Guntia (®ün 3 burg) XXII millia 
passuum (ungefähr 32 km) oon SlugSburg 
entfernt, ©a aber ber tatfäd)lidje Slbftanb 
51 km auSmadjt, fo mup bie Sinnahme aus? 
helfen, bap hi er an allen Orten bis 23re? 
gen 3 bie SJo^aljl X ausgefallen ift. ©ie ba? 
bei fidh ergebenbe ®iftan 3 oon ca. 47 km 
entfernt fid) nidtjt 31 t meit oon ber mirflichen 
2änge beS ©traper^ugeS". 6 ) 


l ) Neuburger ^oUeftaneen s ©Iätter 1848. XIV, 82. - 1865. XXI, 97. - S)euifcl)e ®aue VIII, 9. 
*) S5eutfcf)e ©aue XIII, 133. 

B ) Ä. a. O. IX, 243—4. 

4 ) Neuburger 5Ioaeftaneen=©lätter 1843. IX, 112—3. 

6 ) 2)eutfcf)e ©aue XI, 220. 

# ) g. Sraridib, ©atjern gut Stömerseit. — 9tegen£burg 1905. ®. 228. 

18 * 


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132 


Dr. ©g. Sdjrötter. 


Sie Entfernung 9teuburgS a. S. oon 9lugS* 
bürg beträgt mcnigftenS 45 km. J ) Sie 3ln«= 
nal)me, „bafo ^ter tüte an allen Orten bis 
Sregen 3 bie üßoqafjl X ausgefallen ift", im 
ßufammenfjalt mit ber richtigen Slngabe auf 
bem 2BolferSf)ofens9taffenfelfer 3JieiIenftein 
3 toingt mit Sftaturnotroenbigfeit 3 ur Korceftur 
be^tt). 2lbbition oon X millia passuum bei 
ber Entf ernung Submontorium - 2lugSburg. 
XXX millia passuum = 45 km finb bie 
richtige Entfernung über SruiSfjeim. 

9tocf) ein Argument: Verlegen mir Sub¬ 
montorium nad) SruiSfjeim, bann ift bie 
©ad)e feineSmegS einfacher, fottbern hoppelt 
fdjmierig, meit bie Entfernung Vallatum- 
Submontorium mit XVI millia passuum nid)t 
met)r ftitnmt unb bie Entfernung SruiSfyeim* 
SlugSbutg mit XX millia passuum nod) me* 
niger ftimtnt. 

Sa^u fontmt norf), bafc bie Stömerftrafce 
SDtancfying^euburgsSruiSfjeim ober beffer bie 
Seilftrede Obcrmü()le bei 2Beidjering bis Ober* 
peidjittg am ßed) oon Oberleutnant SB. ©ing, 
man mujj fagen, ©djritt für ©djritt feftge- 
ftciit ift. 8 ) 

$ftad)bem Submontorium unoerrüdbar feft* 
ftefjt, menben mir bie 23lide nad) bem 
tafiefafteH „Ripa prima“, toeldjeS feine gc= 
fdjidjtlidje E^iften^ einem Komma unb einem 
Silbe uerbanft. gn bem cap. XXXIV ber 
Notitia dignitatum fommt bie fdjon 3 itierte 
unb interpretierte ©teile oor: „Praefectus 
legionis tertiae Italicae partis superioris 
deputatae ripae primae Submontorio“. Sa* 
burdj, bafe ein ©djlaufopf jmifd)en ripae primae 
unb Submontorio ein Komma einfügte, tjatte 
er 3 toei Diömcrfaftclle tjeruorgeaaubert. ©einen 
gauberftreid) begrünbete er mit bem KaftclL 
bilbe, meldjeS in berfclben Notitia dignitatum 
mit Ripa prima be^eic^net ift. 3 ) So ift ber 
Irrtum entftanben unb grrtümer Ijaben be* 
fanntlid) ein fefjr 3 äl)eS, bod) nicfjt baS emige 
Beben; aud} biefer Irrtum mu| enblicf) oer- 
fdjminben. 


SBie oerf)ält fic^ bie SBirflidjfeit? 9lm 
SInfang beS 2. ga()rf)unbertS ift ber ©tragen» 
3 ug Eining, Köfdjing, 5ftaffenfelS, ©tepperg 
gebaut morben, ber nad) bem Sonauübergang 
fid) mit bem redjtSfeitigen Sonauftrafcenaug 
oereinigte, nacfjbem oon ben Kaifern Somitian 
unb Srajan bie 9 teid)Sgren 3 e meit über bie 
Sonau oorgefdjoben morben mar. 2llS ©djufcs 
unb SerteibigungSmaH ift ber Limes errichtet 
morben, er fteHt „eine fefte ©ren 3 meljr bar, 
bie nur an ben oon Stürmen befefeten Surd)- 
gängen einen mof)I übermalten 23erfel)r mit 
bem SluSlanbe geftattete. Eine birefte Ser^ 
teibigung ber auSgebeljnten (BimeS?) ©trede 
mar natürlich niefjt möglid), aber jebeS Slawen 
eines geinbeS fonnte oon Surrn 3 U Surtn 
burd) Signale gemelbet, jebem Bingriff bitrd) 
rafd)eS Einfdjrciten ber aus ben KafteHen 
fjerbeieilenben Gruppen entgegengetreten mer* 
ben. 3lud) bie telegrap^ifdje SBerbinbung mit 
bem ^interlanbe mar organifiert. 2 ln ber 
Strafe 3 iuifd)en ben KafteHen Sßfüna unb 
£>arlad) l)at man eine faft tüdenlofe s Jteif)e 
oon ©teinbauten gefunben, bie auf jeher Er* 
fjöljung beS ©elänbeS angebracht ©ignalfta* 
tionen gemefen fein müffen, bie ein rafc^eS 
SBeitergcben ber Sftad)rid)ten geftatteten. Slud) 
an ben ©tragen oon Sßfün 3 nad) Köfdjing 
fornof)! mie riidmärtS über SftaffenfelS ßum 
Sonauübergang bei ©tepperg ift bie gorL 
fefcung biefer ©tgnallinien fcftgefteKt mor* 
ben''. 4 ) Ein KafteH 3 Utn Sd)itfee beS Sonau* 
Überganges ift alfo gar nicht notmenbig ge* 
mefen unb fjat ein foIdjeS aud) nidE)t beftanben. 
SaS Kaftetlbilb in ber Notitia, melcfjeS mit 
Ripa prima beaeichnet ift, ift ein gan 3 miH* 
fürlidjeS, eS ift gan 3 unpaffenb unb oerftänb= 
niSloS eingefügt. 5 ) Sie Unterfudjungen, toelche 
in ber ÜDtitte beS 19. ga^rlpinbcrtS oon ©tjim 
nafialprofeffor g. 3 . 5 ßlat 3 er an Ort unb ©teile 
üorgenommen morben finb, fjaben ergeben, 
ba^ t)ier fein KafteU, überhaupt feine eigent* 
lid^e S3efeftigung beftanben ^at; ^ödjftenS 
fann oon einem Sommerlager, castra aestiva 


*) 81. a. O., 286. 

') Sleuburger ÄoUeftaneensSIätter 1897. LX1, 87—111. — SJgl. cutd) g. granaife, SBagern gut Römers 
Seit. S. 85. 

3 ) S)eutfd)e ©aue XIII, 141 wo oon g. SBinfelmann bie gänalicfje ©ebeutungglofigfeit ber ÄafteHs 
bilber ber Notitia mit fdjlagenben SBeifpielen bargetan ift. 

*) a. a. D. IX, 250-1. 

6 ) 81. a. £). XIII, 141. 


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©eitröge aur öfteren (Sefcfjicfitc non Weuburg a. 2). 


133 


stativa, gefprodjen roerben, mcldjeg bezogen 
roorben ift, roenn gefährliche 3?itumftänbe eg 
erforbert fjaben „gür ein ^Sinterlager (castra 
hiberna) fönnen mir eg barum nicht galten, 
raeil roit* bnrin nid)t» non ©ebäuben, ja niefjt 
einmal oon einem Oratorium, mie bie Sftömer 
ooqüglicf) in ihren ^Sinterlagern 3U errichten 
pflegten, entbeeft l)aben." *) 

©em ©efagten fei nod) angefügt, baft nie« 
malg unb nirgenbg, in feiner römifdjen ober 
au^errömifcfjen Duelle, ein SfafteH Ripa prima, 
abgefe^en oon ber Stelle in ber Notitia, alg 
Stanbort eineg rötnifdjen ©ruppenteilg ge* 
nannt ift. 2 ) 

So liegt nun ein boppelteg (Srgebnig oor, 
ba§ StömerfafteH Submontorium-Steuburg unb 
bag ßeitioeilig bezogene Sommerlager am 
Stätteberg. 

©amit ift aber bie Steife ber Stömernieber* 
Iaffungen am rechten ©onauufer jmifc^en Steu* 
bürg unb bem Stätteberg nod) nirfjt erfdjöpft. 
2Benn mir ben 21. Jahrgang ber Steuburger 
SfolIeftaneen* 33 [ätter jur @anb nehmen, finben 
mir auf S. 46—98 eine grünblicfje Slbfjanb* 
Iung beg ©pmnafialprofefforg %. piafeer: 
,,©ag rechte £>od)ufer ber ©onau mit feinen 
Slltertiimern oom Unterhaufer äftiifjlljart an 
längg ber römifdjen Sübbonauftrafte big 
Steubitrg a. ©.". ©a^u moOe ber 17 . 3 at)r* 
gang mit ber beigebunbenen Slarte: „Stedjteg 
©odjufer ber ©onau" 31m 33 eranfd)au[icf)ung 
beige^ogen rnerben. 

Deftlid) oom Stätteberg ber ©onau ent* 
lang 3iel)t fid) bie SBalbung Steigfe l)in, „eine 
fd)öne toalbige ©odjebenc", 3 ) in meldjer bie 
alg ffaiferburg befannte Burgruine gelegen 
ift. SBeftlict) oon ifjr liegt eine ©oppelfdjan^e, 
bie im September 1849 burd) Sluggrabungen 
btofjgelcgt mürbe unb nur römifdjen Urfprungg 
fein fann. (Sine anbere berartige, etmag flei* 


! nere Sdja^e liegt öftlid) oon ber Surgruine 
Slltenburg, ift gleichfaüg römifdjen Urfprungg 
unb mar mie bie ©oppelfdjanje bei ber ffaifer* 
bürg eine ffeine Sefeftigung 3Utn Sdjufce einer 
SInfiebelung, 31m Uebermadjung ber nörblid) 
gelegenen ©onau unb ber füblid) gelegenen 
Stömcrftrafje. Seibe bürften am (Snbe beg 
3 . 3 aljrf)unbertg nad) Preiggabe beg limes 4 ) 
unb Slbbrud) ber ©onaubrüefe bei Stepperg 
erbaut unb oon Submontorium aug mit S 3 e* 
fatjiuig belegt toorben fein. 

(Snblicf) fjaben mir nod) einen oierten 23 e* 
feftigunggreft aug ber $eit ber Stömcrherr* 
fdjaft in nuferer ©egenb 3U ermähnen; eg 
finb bie burgi, roeldje alg „ 53 eobacf)tungg* 
poften 31m Ueberfd)au über feinblicfjeg ober 
gcfätjrbeteg ©elänbe, alg Signalpoften 3um 
gern3eid)enbienft, alg Sperren befonberg bei 
©efileen unb alg ©eefungen für ftänbige Po* 
ften ober Patrouillen" 5 ) bienten. Solche fpät* 
römifdje burgi finb in Steuburgg a. ©. Um* 
gebung 3toei nadpoeiebar, ber eine im SJiühl* 
hartgfurt, ben g. 3». planer im 3al)re 1851 
alg römifdjeg ^öH^nug erflärte 6 ), ber anbere 
im ®urgl)ol3 3mifd)en ber alten unb neuen 
©onaumörtljersStrafce in ber Steigung 3um 
Streut^er SSeiher. 7 ) 

2Bir feljren 311 ben beiben Schaden bei 
ber fpätcrcnStaiferburg unb ber fpäteren Steuens 
bürg (Slltcnneuburg, Sllteburg) 3uriicf. ©ie 
23 efeftigung beg erhöhten ©onauuferg 3ioifd)en 
Stätteberg unb Steuburg a. ©. ift eine aug* 
I giebige gemefen, neben bem eigentlichen JtafteU 
Submontorium 3toei fefte Schalken, 3ioei burgi 
ober 33 eobad)tunggtürme unb ein im StotfaHe 
beziehbarem Sommerlager auf einem räumlich 
gar nicht mcit auggebeljnten ©errain. 2B0311 
ber grofje Slufmanb? 2 Bcil eg galt, auch 9 tö* 
merfieblungen 3U fchüfcen, melche in ©eftalt 
oon Sktcranennieberlaffungcn fich i)itv be* 
fanben. ©er baperifdjc ©efchichtfchreiber Sloen« 


l ) Neuburger ftoUeftaneen*©lätter 1850. XVI, 112-126, — 1851. XVII, 96-139. — 1855. 
XXI, 96-7. 

*) ©gl. aud) SB. Sing, lieber bie ®errfd)aft ber föötner in ©aetien unb ©inbeliaien unter befonberer 
©erücffirfpigung ber ftolonifierungSarbeiten unb ©efeftigungSanlagen berfelben. ©euburger 5toUeftaneem©Iätter 
1896. LX, 103—122. 

•) Neuburger tfol!eftaneens©Iätter 1855. XXI, 47. 

4 ) 2)eutfd)e ®aue IX, 251. 

6 ) 2)e8gl. XIII, 244. 

6 ) Neuburger ftolleftaneen^lätter 1851. XVII, 185. 

7 ) 2)eutfcf)e (Saue XIII, 73. 248. — ©euburger ÄoUe(tanecm©lätler 1897. LXI, 91. 


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134 


Dr. ©g. 6djr ötter. 


tin nennt bercn ßmei, Galeodunum unb 
Atilia . l ) 

Seteranenfolonien finb ettuaS, ba§ au$ 
bem Sorßanbenfein uon Saftellen mit größerer 
Scfaßung fid) uon fclbft ergibt. Der für ben 
eigentlichen SriegSbicnft 31t alt ober untaug* 
lief) geworbene ©olbat fel)rt nicf)t meßt gerne 
in eine if)m fremb getnorbene entfernte ©eimat 
3Urü(f; er bleibt in bem ßanbe, in meldjem 
er gebient hat, meld)e£ feine 3tueite ©eimat 
gemorben ift. (Er läßt fid) in ber ©egenb, 
in ber er hennifd) getnorben ift, mit ßanb 
entlohnen, er fiebelt fid) unter bem ©d)ut3e 
oon SBefeftigitngen an, um ba für ben ßcbeng* 
reft feinen Sohl 311 bauen. Die Veteranen 
fd)ließeit fid) in Heineren ober größeren Solo* 
nien, fog. ßagerbörfern, jufammen unb ocr^ 
ftärfen in gefährlichen feiten als eine Strt 
ßanbmeßr bie Serteibigcr im Saftel! unb im 
gelbe. 2 ) Seteranenfolonien fchmiegen fid) 
naturgemäß enge an militärifd)e Scfeftigungen 
an, Galeodunum unb Atilia mürben bal)er 
öftlicß neben ber Doppelfcßan3e in ber 9 iei*le= 
SBalbung unb meftlich neben ber ©d)an3e im 
Surgtualbe angelegt. 8lud) fic erhielten ge* 
ftungScßarafter. 

gm gaßre 1846 mürben bei bem burgus 
im SJUihlßartSfurt „außer unermartet uiclcn 
römifeßen Supfermüti3en aud) Srucßftiufe oon 
Denffteinen" gefunben. Sur eine gnfeßrift 
fonnte mieber 3ufammengefeßt raerben, bie 
alfo lautet: SACrum CEReri Aulus Titus 
M. 3 ) VETERanus. „£)ier gab£ aud) einen 
Setcrancn, beni ohne gmeifel gelber unb 
äBiefen unb 3U beren SefteHung Sieh unb 
©flauen uerliehen mären", 4 ) unb ber au£ 
Danfbarfcit für reichen (Erntefegen Ceres, ber 
Slutter (Erbe, biefen Sotiuftein mibmete. 

Sluentin gibt oon einem anbereu Denfftein 
SenntniS: Publius Aelius Titus Saturninus 
Atiliensis coloniae veteranorum civis vete- 


ranus vixit annos LXXV. D. ß. bie Sinters 
bliebenen bc$ Publius Aelius Titus Satur¬ 
ninus haben bem fünfunbfieb3igjährigen Sete* 
rauen, einem 2 lngeßörigen ber Seteranenfolonie 
Atilia, ein ©rabbenfmal gefetjt. „(E£ fein, 
fo fährt Sluentin in feiner Sagerifcßen Gßronif 
fort, nod) uil mer bergleicßen alt ftain mit 
römifd)cr feßrift 311 s Jteuburg, man fan aber 
ber fchrift nit mol lefen. Die ftain fein ein 
teil 3erprod)en, ein teil uerpaut unb bie fchrift 
einmertg fert." 6 ) 

Die 6j:iften3 oon römifeßen Seteranen* 
folotiien auf bem Jpocßgeftabe uon IJieuburg 
bonauaufmärtS ift alfo ßinrekßenb be3eugt. 
Galeodunum unb xAtilia behalten folangc il)r 
gefcßicßtlicßeg Dafein, aU fic nicht raie ba§ 
Saftell Ripa prima uon ber Sritif unb bem 
Datfacßenbcfunb getilgt merben. £>. Sode, 
ber Saiferburg unb Sllteburg bie rotnifiße 
$rouenien3 bireft aberfennt, räumt immerhin 
bie TOöglicßfeit ein, „baß bie rc^enbe ßage 
früher 31: römifeßen ßanbßäufern benüßt mar. 
§ieburcß mürbe fid) baS Sluffinben uonSömer* 
fteinen unb OTiinjen erflären". 6 ) Siel mehr, 
al£ hier eingeräumt ift, foCt aud) gar nießt 
behauptet merben. 

2 öa 3 bie tarnen Atilia unb Galeodunum 
anbelangt, fo ift ba3U folgenbeS 311 bemerfen: 
Sie Colonia Atiliensis ober Atilia oerbanft 
ihre Denomination mohl einem ©riinber ober 
heruorragenben ©icbler Atilius. Galeodunum 
ift bie Sieberlaffung uon gaUifcßen Seteranen, 
bie fic 31m (Erinnerung an ihre ©cimat ©aUicr* 
ßügel nannten. —dunuin ift feltifcß unb be* 
beutet ©ügel, (Erhebung. üftan meiß 3toar 
nid)t genau, aus tuelchen (Elementen bie in 
Submontorium fteßenben equites Stablesiani 
juniores fid) jufammenfeftten; fie feßeinen 
„au£ bem Sern ber Seiterei mehrerer ßänber, 
befonberö ®aöien 3 unb amß gtalicnä, erlefen 
gemefen 311 fein". 7 ) 3 )tan fann aber aueß noeß 


») Quentin, SBagrifd) (Shronit. Grfte ©fiaae. I. 1, 102 (9lfabemie^lu8gabe). 

*) Neuburger ftoIIertanecnsEläticr 1830. II, 37-9. - $ic gcfefcficßen ©eitimmuugcn über bic 2kr* 
forgung ber Veteranen f. in Neuburger StolIeftaneensSölättern 2843. IX, 121—3. — 3 . 3 ran 3i&/ Sägern d ur 
Slömergeit. 6. 40. 

8 ) M(iles) ober M(agister). 

*) Neuburger 5toUeftaneen=83lätter 1851. XVII, 133. 

b l Uloentin, ©atjerifcf) (Sßronif. IV, 2, 087—9 (Wfabemie= 2 Ui 80 abe). 

«) „lieber 9iömerbauten* in ben Neuburger ftoUcftaneen*S31ättern 1870. XL, 20. 

7 ) Neuburger ftolIeftaneen-SBlätter 1843. IX, 132. — Equites Stablesiani (uieüeic^t Stabaliani aus 
Kattien) juniores ebenba 1830. II, 35. 


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©eiträge aur älteren ®cfd)id)te non 9leuburg a. 5). 


135 


an ein anbereg SJtoment benfen: gum Slnbenfen 
an bie Sefiegung ber Sllpenoölfer mürbe bem 
S¥aifcr Slugitftug 51 t Sfjren um bag 3 >at)r 6 
0 . ßljr. ®eb. ein Senfmal errichtet, bag Tro- 
phaeurn Alpium, gemöfjnlid) Sltpenfiegcgbenfs 
mal genannt. Sie oon Sßtiniug bem Steiferen *) 
überlieferte Sluffcfjrift 3 äf)It unter ben unters, 
morfenen Sölferfdjaften in bem ©ebietc gmU 
fdjen ßcd), Sonau unb 3nn aud) bie Gallitae 
auf. 2 öie b:r 9tamen fefjon fagt, maren fie 
©allier ober Setten. gfjre Söoljnfilje fitib oiets 
leicht in ber ©egenb beg heutigen SReuburg a. S. 
gemefen. Sei ber oon ben Stömern geübten 
©djonung mag eine ®aßiters©ieblung audE) 
alg Seteranenfieblung Galeodunum meiter 
benannt morben fein. ÜJtan mag unter ben 
beiben Seutungen fiel) bie richtiger fcfjeiitenbe 
augmäfjlen. 

Scibe fünfte, Atilia unb Galeodunum, 
liegen l)art an ber Sonau, 31 t ber fie [teil ab* 
faßen, erfreuen fiel) alfo eineg großen natür* 
licken ©d)ufceg. 

2 Bie fdjon ermähnt, ift aug ben oorfjan* 
benen Steften ber gunbamente ber römifdje 
Urfprung oon Atilia unb Galeodunum nid)t 
gan 3 fidjer geftellt. äBätjrenb ©ijmnafialpros 
feffor g\ 3 . Sptafcer, ber bie gunbamente untere 
fucfjt f)at, fanb, baj) fie aße Sfterfmale aufs 
meifen, metdje röntifd)en Sauten eigen fittb, 2 ) 
f)at im gatjre 1907 ein ©adjoerftänbiger, ber 
3lrdf)äologe Dr. gr. ©pratcr oon ffllündjen, 
ber bie Sitteburg in ifjrem jetzigen Quftanbe 
befidjtigt l)at, fid) bal)in auggefprodjen, baß 
oon einer römifdjen Slnlage fid) mebet auf 
bem Surgl)ügcl nod) unter ben gunbobjeften 
etmag ertoeifen laffe. 3 ) „Son ber Saiferburg 
(Galeodunum) ift fo menig oortjanbeu, bafj 


fid) oljne Slbräumung beg Serraing irgenb 
@rl)eblid)eg nid)t beftimmen lä^t." 4 ) Segreiflicf), 
benn 2 öot)nl)äufer finb iljrer galten Stntage 
nad) feine geftunggbanten, bie für gatjrtau* 
fenbe itnoermi|d)bare ©puren l)intertaffen. Sllg 
Seteranenfolonien, bie unter bem ©djutje oon 
©dfjanaen unb burgi ftanben, fügen fid) jebodj 
Atilia unb Galeodunum amanglog in bag 
römifdje Scfeftigunggs unb Sefiebtunggfpftem 
auf bem Steuburgcr Sonaufjodjufer ein. 

Sille Slömcrpläfce, Submontorium, Atilia 
unb Galeodunum nebft ber Soppelfdjanae im 
Sleigle unb ber ©d)an 3 c im Sutgfjola finb 
mätjrenb ber Sölfcrroanberung in Srümmer 
gefunfen. Cb cg fd)on bei bem Slnfturm ber 
©unnen gefdjefjen ift, ober bag Serftörunggs 
merf burd) bie Sitemannen unb Springer 
ober burdj ben ©ueoenbunb ber äJtarfomannen 
unb Cuaben ooßbrad)t morben ift, mu| unents 
fdjicben bleiben. 5 ) Submontorium ift jebenfaßg 
gan 3 bemoliert morben, toeil and) fein römis 
fdjer Sftarne oerfdjmunben ift. „©djauerlid) 
ift bag ©emälbe, bag ung (Sugippiug im ßeben 
beg t)t. ©eoerin mad)t. Slber nod) fdjauers 
lieber mürbe bie Sunbc lauten, roenn bie ©teinc 
unferer, um biefe $eit abgebrannten unb 3 er* 
trümmerten Stömerftäbte unb Surgen unb bie 
nod) unoertilgten ©trafcenfragmente — 3 U 
ung reben fönnten." 6 ) Sie Semofjner finb ges 
ftoEjen ober fie mürben erfdjlagen unb in bie 
©ftaoerei meggefüfjrt. „Sei ber Unfid)erf)eit 
beg Sefitjtumg mag eg nun aud} fein Slörncr 
metjr gemagt Ejaben, fid) mieber auf ben Stuinen 
nieberautaffen unb anaubauen. Unb fo blieben 
benn biefelben bad)tog unb im ©d)utte liegen, 
preiggegeben ber SBitterung unb bem nagens 
ben Safjnc ber Sät" 7 ) 


*) Historia oaturalis. Lditio Bipontina III, 34 (zitiert in üteuburger 5loHeftaneens©lättcrn 183(3. 
II, 10). — Slbgebnidt in Dr. non Staifcr, ber Dber=£)onausftreig beS StönigreidjS ©agern unter ben Römern. 
I. Slbt. SlitgSburg 1830. 6. 12. 

*) Neuburger $ol!eftancen=©lätler 1856. XXI, 62. — $cnn römifdje ©auart geigen nur iljrc ©runbs 
lagen in ber £iefe itjreö SrbbobenS. Sbenba 1855. XXI, 75. 

8 ) ©benba 1907, 1908. LXX, LXXI, 123. 

4 ) Gbenba 1876. XL, 26. 

6 j Sloentin berichtet barüber: (T ©eifo ber ©aubtmann ber Raunen, Siebern, Slitglern geman, uerprent 
unb serprad) bie ftet, bantalS Aureatum, Alcimonis, Caesarea (iefeo Slaffcnfcl«, 3ogelftat unb 5lcfd)ing), rudet 
bafelbS über bie Xfjonau, gerann baS fumergeleger bei ^o^enraait unb bie lanbraer bei ©eilenpad), Sumontorium 
unb Vallatum römifd) genant. ®ie fleden unb ftetlein Lycostoma (i^o ßedjßgmünb), Collatinum, Atilia 
(Slltcnburg bei Slennburf an ber S^onauj fanb man lär, raar iebernxan baoon gcfloljen." Sloentin, ©agerifdft 
(El;ronif V, 1, 13. 

°) Neuburger Äoaeftaneen*©lätter 1837. III, 68. — 1855. XXI, 74-5. 

7 ) (Sbenba 1843. IX, 99. 


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136 


Dr. ®g ©djrdtter. 


II. 

Steuburg, Sllteburg unb Staiferburg im 3 JIitte [alter. 


Surd) bic Stnraanberung unb ©eftfjaft* 
madjung ber SBajumaren am Slnfang beS 
6. 3 Sal)r§unbertS, burd) bie Konfoltbierung 
il)reS ©tammcS unb §erjogtum8 fam eS, baft 
bic eroberten unb gerbrodjenen Stömerfifee 
roieber befefet unb 3. X. neu aufgebaut mürben. 
Sie oon ben S 3 orbefit|ern fultiuierten 2 än* 
bereien mürben, rnenn aud) arg oermilbert, 
neuerbingS unter ben Sßflug genommen. Sie 
(Sinmofjrter, bic fid) ®runb unb Sobcrt 3U* 
eigneten, erbauten fid) aud) Raufer oon Stein 
unb Rotten fid) baS Material oon ben römU 
fdjen Stuirten, beren Stefte ältutter Statur mit 
Stafen unb SBilbniS mitleibig oer^üRte unb 
beren Slnbettfen erlofdjen mar.*) „@S finb aud) 
bamalS (nad) ber (Eroberung burd) bie SBaju* 
maren) miber aufpaut unb nad) ben f)aubtoöI= 
fern, berglcidjen l)aubtleuten ftet, gef d)loS, mär ft, 
börfer unb fleden gnant morben, nämlid) Steu* 
bürg an ber Sljonau, ©aelingftat (ift iefco Steu* 
ftat), 9 lnglftat, ^aunftat, ßngelborf unb Ober* 
borf." 8 ) 2öenn mir aud) feine anbere Stad)rid)t 
Ijaben als biefe mef)r ober minber fubjeftioe Stad)* 
ricf)t SloentinS, fo müffen unb bürfen mir 
un§ babei begnügen; benn fie ift aus ben 
befteljenben tatfäd)lid)en JBerljältniffen abge* 
leitet. 

911 S eine ber erften ift Atilia mieber auf* 
gebaut morben, Niuuinburg, Niwenburg, bur- 
gum novum. Senn 2 anb unb gtufj beburften 
beS ©djutaeS einer iiberragenben, meitauS* 
fdjauenben SSefte. SJtan braucht bei bem Sta* 
men Steuburg nid)t an einen ©egenfat) 3U 
einer bereits beftefjenben älteren 23 urg 3U 
benfen, fonbern eS ift bamit bie auf römifdjen 


Siuinen neu aufgebaute Burg gemeint. 3 ) Atilia- 
Steuburg ift für baS nalje gelegene 3erftörte 
unb gleichfalls neu befiebelte Submontorium, 
meIdjer Stame ber Bergeffenfjeit anl)eimge* 
fallen mar, namengebenb gemorben, mie eS 
il)m aud) feinen ©djutj oerlielj. Sarnad) barf 
eS als Satfadje gelten, baf) l)ier bie frühere 
römifefje Beoütferung gän3lich oerfdjtounben 
unb eine anbere gcrmanifdje an il)re ©teile 
getreten ift, bie beS alten StamenS unfunbig 
mar, raäfjrenb anbere Stömerfieblungen in 
Bapern unb ©djmaben, mie gleid) baS ober* 
Ijalb gelegene Galeodunum, bie römifdjeSeno* 
mination bemal)rt l)aben. Sie Bölferman* 
berung hat eben nicht alle gäben ber Ber* 
gangenfjeit abgeriffen; eS ift nur ba gefdjefjen, 
mo bie römifdje Beoölferung bünn mar unb 
leidjt getilgt merben fonnte. 

gn ben galjren 739 unb 741 erfdjeint bie 
311c Steuenburg gehörige Sieblung 3Utn erften* 
mal unb 3toar als ©ip eines Bifd)ofS. ,, 3 d) 
finb aud) nod)", fo berichtet 91 oentin, „in ben 
alten fdjriften, fo nod) in unfern libreien oor* 
l)anben fein, unb nämlid) im ftiftbrief 3U 
©a(3purg, fo mir mein gnäbigfter fjerr ber 
carbinal bafelbft 3aigt hat, baS ain biStumb 
311 Steuburg gemefen fei, mie ban alba ein 
bifd)of(id) begrebnuS im clofter nod) oor augn 
ift". 4 ) Sloentin fagt bamit, bafj er felbft in 
Steuburg gemefen ift unb bic bifdjöflidje Be* 
gräbniSftätte im Benebiftinerinnenflofter ba* 
felbft gefeljen l)at Saburcf) geminnt aud) feine 
frühere ÜRitteilung oon ben „alt ftein mit rö* 
mifd)er fdjrift 3U Steuburg" erhöhte Bebeu* 
tung unb ©laubmürbigfeit. (Ss ift hier nid)t ber 


*) Steuburgcr ftotleftaneensSlätter 1843. IX, 99. 

*) Sloentin, ©aijerifcb Sljronif V, 1,16 (SlfabemiesSluSgabe). 

8 ) Sin bie bei Sloentin ermähnte SJtöglicbfeit, bafj bei Stiuuenburg ettoa an einen öigen-< (©ölfers ober 
güi)iers) Statncn au benfen fei, ift roof)t faum 51 t glauben. — Sll£ neuaufgebaute ©urg bejeic^net im 3a^re 1.339 
auch Heinrich oon ©cbmenningen „mein neioe bürg ob Verfingen gelegen". (Oefele, Soriptores rerum Boioarum 1I } 
167). ©eit ben Sagen OefcleS gebt biefe „©urg ob ©erfingen" in ber ©efcbicbtslitcratur um, fein gorfeber 
machte ben ©erfrnb, fie au ibentifijieren. 3« bem im f. Slllg. Steid) 8 arcbiu ©tünchen befinblicben Original ftebt 
aber „mein netoe bürg ob Steiftingen gelegen". ®iefe ©urg unb nicht Steuburg a. 2). ift in bem ÜeilungSbriefc 
ber ©öbne ßubtoigS be 8 ©agetn oom Sabre 1349 aufgefübrt: „(S 3 füllen auch all bi ftet roerb, boeebftet pureb 
onb ©tat, laugingen, gunbolfing, bi Steuburg bie ber ooit ©locnningen gebatoet fjat onb bagel bt oeft lant 
onb gut mit allem bem baa barcau gebort mie baa genant ift bei onS beliben afa fi ber oorgenannt onfeer 
oatter ber fegfer felig 3nne gcljabt onb gelafeen fyat." Steuburger ftopialbiidjer I, 72 im f. SlUg, SteicbSarcbio 
SJtüncben. 

4 ) Sloentin, ©agerifcb CE^ronif IV, 2, 689 (Slfabemie^Slu§gabe). 


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Original fram 

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©eiträge gur älteren ®ef<bt<bte oon Sfteuburg a. 5). 


137 


Drt, au unterfucfjen, mann unb unter melden 
Umftänben eg a ur ®tünbung unb Aufhebung 
beg 33igtumg$Reuburg gefommen ift. Sie einen ! ) 
fe^en feinen Seftanb in bie $eit oon unge* 
fahr 600—803 (804), bie anbern 8 ) laffen eg 
um 740 im Zufammenhang mit ben politifd)en 
23erf)ältniffen ^rotfcfjen Saijern unb granfen 
erftehen unb fd)reiben bie 6inrid)tung biefeg 
fünften baperifdjen Sigtumg bem f)I. Soni* 
fatiug a«, uur ein Slutor 8 ) rootlte feine SjU 
ftena überhaupt in 2lbrebe fteHen. D^ne ben 
barüber norfjanbenen Quellen einen Z lt)an 9 
anautun, läfct eg fid) für bie Qeit üon 739 
big 803 (804) nicht megbifputieren. Lim 740 
mar 2Biggo ober äßicterp Sifdjof oon SReu* 
bürg, um 760 üRanno, um 777 unb 784 
Dabalfyart, um 798 unb 800 ©intpert. 4 ) Surch 
bie 35uHe beg Sßapfteg ßeo III. oon 798 ift 
bem bamaligen Sifcfjofe 9trno oon ©alaburg 
auf Sitten ber bajoarifdjen Sifdjöfe unb mit 
©enetjmigung beg Saiferg Sari beg (Srofcen 
bie äRetropolitanroürbe unb (Seroalt über bie 
5 übrigen Sifdjöfe ber Sßrooina Saioarien oer* 
liehen morben. ©intpert ift barin bezeichnet 
alg episcopus ecclesie Nivuinburgensis. 5 ) 
Sg ift nun nahezu unbenfbar, baft ber Sifdjof 
auf ber gefte SReuenburg feine SRefibenz ge* 
habt ^abe, roo abgefe^en nielleid)t oon einer 
Surgfapetle feine Sirene beftanben I)at, unb 
nicht in bem Orte Uteuburg; für letztere Sin¬ 
nahme fprid)t aud) bag Segräbnig im Slofter, 
bag Stoentin burd) ben 8lugenfd)ein beftätigt. 
„Sa roo jefct bie ©of firche befte^t, roarb glaublich) 


bie erfte Sircfje in SReuburg erbaut unb bie 
SatEjebrale beg Sifcljofg; aur Qtxt beg ©er* 
aogg ©einridh beg ©eiligen mufe aber biefe, 
roafjrfc^einlid) nicht fehr grofc unb gut gebaute 
Sirdje fd)on roieber gana baufällig ober $u 
flein geroorben fein, roeit Sloentin 6 ) berichtet: 
„De integro in Baioaria extruxit (Hain- 
ricus D.) a fundamento Neoburgii supra 
Angilostadium Ongolftabt) templum*.* 7 ) 

3fm 3uf)re 1002 finbet bei bem Eljroniften 
Sljiettnar oon 9Rerfeburg bie civitas Srtoäh* 
nung, „quae nova dicta 0 , in bem Sendete 
oon ber Sinfjolung ber Seiche beg Saiferg 
Otto III. aug Italien burd) ben beutfdjen 
Sönig ©einrich II. 8 ) 

3m 3a^re 1007 fdjenfte Saifer ©einrich II. 9 ) 
bem Senebiftinerinnenflofter in SReuburg a. S. 
aur Sermeljrung beg ßebengunterfjalteg feiner 
Snfaffen Sagmerg^eim in ber (Sraffcf)aft (Sraig* 
bad) mit bem SBalbe, äRaeringen in ber (Sraf* 
fdjaft©irfc^berg unb Zetl in ber ®raffd)aft SReu* 
bürg mit allen ihren Sin* unb Zugehörigen. 

Snbtich finbet 97euburg bearo. bie Sfeueburg 
im 3>uh rc 1006 ßrroähnung: „Dum resideret 
dominus Henricus rex in caminata in ca- 
stello haereditatis suae, quod dicitur No¬ 
vum Burgum, in praesentia episcoporum 
Brunonis seil. Augustanae civitatis episcopi 
et Vitelini civitatis Argentinae etc. tf S. t. 
„äßährenb Sönig ©einrich in ber Semenate 
auf bem Saftet! feiner (§rbfcf)aft, roelcheg SReue 
Surg genannt roirb, ©oftag abhielt in (Segen* 
roart ufro.". 10 ) Son bem Ort ober ber civitas 


') Neuburger tfolIertaneen*©rätter 1840. VI, 30-1. 

*) g. ©berl, ©tubien aur ©efd&ic^tc ber 2 lefcten ögilulfinger. Programm beg (ägmnaftumg ©euburg. 
©. 17—19. — ütt. gaftlinger, 2)ie roirtfcbaftlicbe ©ebeutung ber bagerifc^en Älöfter. greiburg i. ©.1903. @.57. 

*) ©raun, Oeicbicbte ber ©ifcfjöfe oon Sluggburg. II, 16. 

4 ) g. @berl, @tubien. @. 18. 

5 ) Neuburger Äotteftaneens©lätter 1839. V, 34. — 3- 3* £§. SHeinmagrn, 9Iad&ric§tcn oom 3uftanbe 
ber ®egenben unb @tabt Scania. Salzburg 1784. 2)iplomatifcber Anhang, 6 . 51, 9tr. X. 

6 ) Sloentin, Anuales Boiorum III, 1, 27. 

7 ) Neuburger SloUeftaneensSlätter 1861. XXVII, 3. 

8 ) Mon. Germ., Scriptores III, 782. — ©udjner, ®efdncf)te oon ©agern. III, 130. 

•) Aem. Ussermann, Codex probationum ad episcopatum Bambergeusem. ©amberg 1801. 9tr. 4, 
0 . 6 , 7. — Neuburger S!oaeftaneen s ©iätter 1836. II, 26. - 1853. XIX, 12-13. — $ie geöffneten Hrcbioe für 
bie ®efcbiä)te beg Äönigreicb« ©agern. 1823 24. III, 421. — Slnbeutunggroeife fpridjt auch ®oentin (©agertf^ 
©brontf IV, 1, 280) baoon: Auburg an ber 2:b°nau bnt er aud) ein grauenf(öfter geftift, bag oor ein 

pigtumb ift geroefen/ 

10 ) 8 . ©irfcb, 3a^bücf)er beg ©eutfehen JReicbeg unter ^eintidb II. ©erlin 1864. II, 5—6. — 3n g. 
Sleugart, Episcopatus Constantiensis Allemannicus. San Blasii 1803. Pars I, tom I, pag. 436 Ijeifet eg: 

„Heinricus II. tuno cum aula Neoburgi ad Danubium commorabatur.“ — S)er §lugbrucf „in caminata“ 

mirb oon ©gmnafialprofeffor g. 3- ^laber (Neuburger $foüeftaneens©lätter 1861. XXVII, 6) mifeoerftänblicbers 
toeife überfefet mit ,@tabt, gefte 4 '; er bebeutet aber ftemenate, b. b- 3 i mmcr einem b^baren Äamin, 
auch ©erfammtunggs ober ©peifeflimmer (®. ©rinefmeter, Glossarium diplomaticum. I, 451). 

91. 3R. 5. u. 6 . 19 


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138 


Dr. (Sg. Sdjrötter. 


Uteuburg ift Ijier feine Siebe, uielmel)r uon ber 
23urg, bem castellum, „quod dicitur Novum 
Burgum“, auf meldjem $önig ©einrid) einen 
$oftag abhielt unb f)ier einen italienifcfjen 
3tecf)tSftreit fdhlid)tete (2. 2tpril 1006). ©aS 
fällte bod) fo fonnenflar fein, baft man meinen 
möchte, jeher gorfdjer mürbe bauon geblenbet 
raetben. Slber gleidjmoijl £)at ber 3 rrtum, 
bajj barunter bie 33urg in ber Stabt Sieuburg 
ju oerftefjen fei, uon ^ier feinen 2luSgang ge* 
nommen unb ^at fid) ein Qafjrfjunberte altes 
Sürgerrecf)t erroorben; er f)at alle 2luSfid)t 
für bie Seftimmung beS 2llterS ber S3urg in 
Sieuburg oerbarrifabiert. Stur Atilia, beffen 
SBieberaufbau be 3 tu. Steubau auf römifdjer 
©runblage auS Ijiftorifc^en ©rünben für baS 
8 . 3Sal)r^unbert an^unefjmen ift, ift eine Surg, 
ein castellum gemefen. Sleuburg a. ©., baS 
römifdje Submontorium, ift bie bauon ge* 
fdjüfete civitas, quae nova dicta, bie Stabt, 
metdje bie neue genannt mirb. 

©och nun gilt eS, bie 2luSbrüc!e „in comi- 
tatu Neuburg“ unb „castellum haereditatis 
suae“ 3 U ertlären. 3 n biefer £>infid)t ^at bie 
bisherige gorfdjung fd)on 23ebeutenbeS gelciftet 
unb 3 um guten Steil einmanbfreic Slefultate 
erhielt. ©S ift baS SBcrbienft beS ©pmnaftal* 
profefforS g. 3- S|}lafeer, haft mir l)ier im 
ßic±)te roanbcln. 2BaS noch fehlt, baS ift bie 
ftorrefponbena ber Stefultate. 2 ln einem ©runb* 
fehler franfen SplaherS ©ebuftionen: Sie ba* 
fieren auf ber irrigen ÜJorauSfefeung, bafj 3ieu* 
bürg felbft uon Slnfang fchon eine 23urg be* 
feffen haben müffe. 3nfolgebeffen fonnte eS 
ifjm beim 2lufgebot beS größten SdjarffinneS 
nid)t gelingen, bie richtige SBe^ie^ung h^u* 
fteHen unb bie rechte Klarheit 31 t fd)affen. 

©er ©omitat Steuburg bedt fid) mit einem 
©eile beS alten pagus cheldionis, bem ©heleS^ 
gau. 1 ) 3n einer Urfunbe beS ffönigS ßubtuig 
beS ffinbeS 00 m 3al)re 908 mirb er auch 
comitatus Arnolphi genannt; er mar 31 t beiben 
Seiten ber ©onau gelegen unb umfaßte auch 
baS ©onaumooS. 2 ) Siefer 2lrnulph ift fein 
anberer als beS tapferen ÜJtarfgrafen fiuitpolb 
Sohn, ber Sapern bis 937 in tofer 2tbf)ängig= 


feit oom Steidje innehatte, bis ffaifer Otto 
ber ©rofce bei ber Slbfetjung unb SScrtreibung 
uon ?Irnulpf)S Sohn ©berfjarb im 3ahre 938 
„bie alten farolingtfd)en SBafaHen unb ßän= 
bereien tuahrfdjeinlid) batnalS auS bem t)er^ 
3 oglid)en Sefitjtum als 9teid)Sgut" auSfonberte, 
tuoburd) „ein baprifcfjer ©omanialbefifc ber 
Ärone erft mieber erneuert mürbe/ 3 ) ©iefen 
3 ufammenl)ang hat fd)on ber ältere baperifdje 
®efcf)ic£)tfc^reiber 21. 23ud)ner, aUerbingS nod) 
nid)t uöHig flar, erfannt, menn er fdjreibt: 4 ) 
„©a nad) bem ©obe beS $er 3 ogS 33crtl)olb bie 
nad) Sägern gefotnmenen fremben (fächfifd)en) 
§er 3 oge in biefem ßanbe feine 2lHobialgüter 
befaßen, 2lmtSgüter aber für baS neue f)er 3 og* 
lirfje 2 lmt nicht uorljanben maren, fo mag 
ffönig Otto I. 3 um ftanbeSgemäfcen Unterhalt 
beS §er 3 ogS unb feines ©ofeS einige uon ben 
nad) ßberharbS 2 lbfe£ung an ihn iiberge? 
gangenen Staatsgütern angemiefen unb ber 
eigenen SJermaltung beS §er 3 ogS nebft ber 
3uriSbiftion über bie 3 U benfelben gehörigen 
ßeute überlaffen, unb aus bemfelben ©runbe 
aud) bie Seforgung unb ©rträgniffe eines 
©omitats ber ÜJtarfgraffdjaft Serona über* 
geben ^aben/ 3n biefe Unterhalts-, 2lmtS= ober 
3teid)Sgüter maren inbegriffen aHe$ugel)örungen 
beS comitatus Arnolphi, alfo auch ®raf* 
fdjaft Steuburg. 3 n ber ©raffchaft Stcuburg 
mar baS „castellum haereditatis suae“ b. i. 
Sönig Heinrichs II. gelegen unb bie „civitas, 
quae nova dicta“. Slönig ©einrid) fonnte 
uon einem ererbten Saftett reben, tueil ©er 3 og 
Sertholb (938—948) feiner ©emal)lin 2BiU 
trübe, ber ©od)ter beS föerßogS ©ifelbert uon 
ßothringen, baS 3teid)Sgut Oteuburg „in pro- 
prietatem“ als 2 Bitmengut gegeben hatte. 2 Son 
SBiltrubc ober 23ilitrub ging eS auf 3ubith, 
bie ©ocfjter beS ©er 3 ogS 2lrnulph unb ®e= 
mahlin beS ©er 3 ogS Heinrich I. (948—955) 
über unb fam fo auf bem üöege ber ©rbfdjaft 
an ihren Snfel, $er 3 og Heinrich IV. ober als 
beutfehen Äönig, Heinrich II. ben .^eiligen. 5 ) 
Unter bem „castellum haereditatis suae“ 
fann nur bie 9leue 33urg, auf melcher er im 
3 ahre 1006 einen $oftag abhielt, in feinem 


6 Neuburger Äoaeftaneen=©Iätter 1853. XIX, 12-13. — 1861. XXVII, 8-18. 

*) F. H. de Falckenstein, Codex diplomaticus antiquitatum Nordgaviensium. 1733. I, 17—20. 2lr. X. 
•) 6. sRiealer, ®cfd)icbte ©aiern«. ©ot§a 1878. I, 337. 

4 ) 21. ©udjner, ®efcf)icf)te uon ©agern. StcgenSburg 1823. III, 267. 
ft ) Neuburger ftoaertaneen*©lätier 1861. XXVII, 18—19. 


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©eiträge jur älteren ®efcf)id)te oon ©euburg a. 5). 


139 


^alle bie 1002 entminte „civitas, quae nova 
clicta“ nerftanöen merben. 

Ser Eharafter als tfteicfjSgut, auS meinem 
ftönig ©einrid) II. im 3 al;re 1007 bie oor* 
genannte ©chenfitng an baS Senebiftinerinnen* 
flofter SReuburg machte, oerblieb ber ©raffc^aft 
Sleuburg aud) unter ben fahren unb t)ot)en* 
ftaufifdjen Saifern. ©ic ftanb nid)t unter 
©rafen, gehörte aud) nicht 3um ©er3ogtum 
Sägern, fonbern mürbe uon faiferlidjen Sägten 
oermaltet. 1 ) Ein fäldjer faiferlidjer SSogt mar 
ber Sßfalagraf Otto in ber Qeit 1122 — 35 , 
„qui tune temporis advocaciam gerebat super 
Regni bonis“. 2 ) Seile batmn finb aud) als 
faiferlidje ßehen an nerfdjiebene ßeljenSleute 
vergeben roorben. 2 llS fotdje finb befannt 
©ibotfjo uon 3 >agSl)ofen, b. i. 3 ioShofen, unb 
©einrid) SietenferuS, b. i. non Sieting ober 
Sitting, roelcfje betbe baS füblich oon Seuburg 
gelegene SJtooSamt innehatten. 3 ) Unb biefeS 
StooSamt gab ffaifer ©einrief) VI. am 3 . Sluguft 
1197 feinem getreuen ©einrief) 9 Jtarfcf)alf oon 
Äadentin als fielen. „2Bir geben befannt, 
baf* mir in 2 lnbetracf)t ber treuen Sienfte, 
mcldje uns ©einrief) Starfchalf oon Sallentin 
ju unferer Erhöhung oft unb mittig geleiftet 
hat, befonberS mo er maefjtooU gegen bie 
Verräter auftrat, auS angeborner ©üte 31m 
Belohnung feiner 2In^änglief)feit unfer gan3eS 
8lmt, meldjeS ©ibotho oon $agShouen unb 
©einrief) oon Xitting oon unS innegehabt 
haben, nämlich baS 2 Jtoo£ unb alle ba3uge* 
hörigen ©üter um Jteuburg a. S., ade Sog* 
teien unb befonberS bie Sogtei über alle Se* 
fitjungen beS fei. Ulrich bei ©orben, fomie 
über ade Scfifcungen unb Sogteien, bie barin 
begriffen finb, if)tn unb feinen Erben als red)* 
teS ßel)en für alle gufunft uerleiljen." 4 ) 3 n 
roeld)er 9 ßeife bie bisherigen Inhaber beS 
ßehenS (ober eines Seiles baoon) entfd)äbigt 
mürben, ift nirgenbS überliefert. 


3u einem ßehen gehörte immer ein ßehen* 
fifc, eine Surg. 333 o bürfte roo^l mit bem 
meiften Steckte bie Surg ©einrid)S Sftarfdjalfen 
oon ffatfentin 3U fudjen fein? Offenbar ba, 
mo£)er ber 2ef)enträgcr ftammte unb inmitten 
beS ihm übertragenen ßehenbefitjeS. Seibe 
SKerfmale treffen f)ier gan3 auffällig 311= 
faminen. 

äöir fennen bie römifefje Seteranenfolonie 
Galeodunum. Ser auS ber ©egenb oon 
Galeodunum ©tammenbe ift ein ©aleobuner, 
Ealatincr, SMIentiner; ift er ein ritterlicher 
Sienftmann, ber 3U äftarfchalfS*, alfo ©of* 
bienften oerroenbet mirb, fo nennt er fid) oon 
Galeodunum, Calatinum, Kallentinum. ©er* 
oorgegangen ift baher baS ©efd)led)t ber 
Jiadentiner auS ber ©raffefjaft 9 teuburg; feine 
2lngef)örigen roerben milites unb ministeriales 
genannt, maren bemnad) unfreie ritterliche 
Sienftmannen. Sie gelehrte ©age läfet fie 
oon einem Körner Atilius ober Calatinus ober 
Atilius Calatinus abfianimen. SaS ift na* 
türlid) gabel, erfunben ad maiorem gloriam 
domus. Sie angeblich römifcfje Slbftammung 
erflärt fief) unge3toungen auS ber ^bentität 
oon Galeodunum unb Kallentinum. Sie oon 
Galeodunum fid) nennenben ffadentiner finb 
auS ber ortSanfäffigen freien ober unfreien 
Seoölferung h eroor 9 e 9 a ngen, h a & en Kriegs* 
bienfte geleiftet, als SJtarfdjalfen audj ©of* 
bienfte, finb beShalb als Sienftmannen unb 
©ofbeamte emporgefoinmen. 2 llS ^nljaber 
oon 9 teid)Slehen ftanben fie über ber SDtaffe 
ber ßehenleute, befanben fief) in gehobener 
©tedung; benit „ben haften 9 tang unter 
ben äftinifterialen hatten bie SeidjSbienft* 
mannen 4 '. 5 ) 

Sluf ber römifchen Seteranenfolonie Ga¬ 
leodunum, beren Flamen alfo nicht mie Sub- 
montorium unb AtiJia ber Sergeffenheit an* 
heimgefaden mar, haben bie Emporfömmlinge 


>) SeSgl. 1861. XXVII, 21. 

*) Moo. Boic. XV, 370. — St. ©- oon Sang, ©aiern« alte ®raffd)aften. 7. 

s ) Neuburger 51oUeftaneen=©lätter 1846. XII, 59. — 1862. XXVIII, 7-8. — 3 ßünig, Spioilegium 
saeculare im 9teid)Sarcf)iö. Tom I, sect. XXXV, pag. 814. 

4 ) St. 5llof)&, Unterfuctjungen übet ©etiutcb oon Salben, ftaufifd)en 9)larf(5an. nnb bie älteften ©appen* 
beitner. ©etlin 1902. ©. 47—51. — Neuburger Sodeftaneen-Slätter 1845. XI, 95. — £l)- £oed)c, 3abrbütf)er 
ber beutfeben ©efebiebte unter Saifer Heinrich VI. Öeipgig 1867. <5. 466. Unter ben 3 cu 0 cn bex Urfunbe er? 
febeinen unter anberen geiftli(f)en unb roeltlicben (Stoßen ®raf ©ertljolb oon ßecbßgemünb, Slrnolb oon ©orben 
(©oremberc) unb ©einticb oon Xitting, Söernbo oon ©utelbrunnen, föaitnunb oon ©orben (©orburc) unb 
©einricb oon ©obburg. 

§ ) fft. ©ebräber, 2)eutfcbe 9Ie(btSgefcbicbte. 3. Auflage. 437 . 


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140 


Dr. ®g. Schrott er. 


ihre Burg errietet. 1 ) Ser Sßlafc mar inmitten ©ebroig, beS äftarfgrafen non Boljburg Sod)s 

non 9teicf)Sgut gelegen unb nur ba, mo Steides* ter, fornrnt in bem Stammbaum ber Sipol* 

gut mar, fonnte eine Sfteidjg* ober Saiferburg binger SKarfgrafen nicht oor, menigftenS nicht 

erfteben. Db fie auf Soften oon Saifer unb in bem oon ÜJt. Soeberl 4 ) aufgefteüten Stamm* 

SReid) erbaut toorben ift, ober ob bie Saliern bäum; bod) fann fie nur, fomeit unfere Sennt* 

tiner fie fid) fclbft auf 9teid)3boben gebaut niS oon biefem ©efd)ted)te reicht, SipolbS II. 

haben, ift für bie Sache belanglos; fie mürbe (1096 — 1146) Sod)ter geroefen fein, beffen 

oon ihren Inhabern Kallentinum, Calatinum Batcr Sipolb I. „bie Seihe ber Sipolbinger 

genannt unb mar 3teid)Slel)en; fie mar ber Starfgrafen auf bem Sorbgau" eröffnet. 5 ) 

äftittelpunft beS faHentinifcfjen 9teid)Slebenbes 3Baltl)er, ber Sohn eines ritterlichen Sienft* 

fifceS. Bon biefem SDtittelpunfte aus oerroal* tnanneS oon Salatin, h at bte ^odjter beS 

teten bie SaHentiner bie 1197 ihnen über* Starfgrafen Sipolb II. oon Boljburg gefreit, 

tragenen SeidjSlehcn. Sie maren audh bie bie ©raffdjaft ©lijberg (©lisberg, j. ©leis* 

$üter, fojufagen bie Burggrafen, ber Steuern berg) an ber thüringifdjen Saale 6 ) ermorben 

bürg unb beS DrteS Seuburg. unb um 1100 baS Sdjottenflofter $u ©rfurt 

Sßann mürbe nun Kallentinum gebaut? begrünbet. Db biefer SaHentinerfproffe üöal* 

„Bon ber Saiferburg ift", mie £>. Bode fagt, ther (oon ©lisberg) ber Bater jenes rafd) ßum 

„fo menig oorhanben, bafefich ohne Slbräumung Sd)merte greifenben ©einrid) mit bem Bei* 

beS SerrainS irgenb SrbeblidjeS nicht beftini* namen „©aupt" gemefen ift, meiner oon Saifer 

men täfct." 2 * ) 2Bir müffen baher, mo alle Heinrich V. im Qlabre 1113 als Burggraf oon 

pofitioen Duellen oerfiegen, mit ber SBabr* Steifen eingefe^t morben mar, 7 ) fann bei bem 

fd)einlid)feit uns begnügen. Db eS raoht au Stängel oon näheren 9tad)rid)ten nicht be* 

meit oon ber SBahrheit abgeirrt fein mirb, menn b au Ptet werben. SS ift faum mit ©runb an* 

mir bie Srbauung gleich nad) 1197 anfefcen? junehmen. Denn Sallentin unb Sßappenheim 

Bon ben Salatinern oor 1197 ift folgen* finb ^mei oerfdjiebene ®efd}lecf)ter. 

beS 311 melben: 3n ber Sdhottenfird)e St. 3>a* ®ie Sinnahme ber Sbentität bat ihren SluS* 

fob 3 U Srfurt befinbet fid) ein ©rabftein: gang genommen oon ber Satfadje, baj 3 feit bem 

„Hic jacet Waltherus de Glizberg, filius 3al)re 1409 baS ©efdjlecfjt ber Sßappenheim bie 

Marscalci de Kallentin, fundator istius Burg Salben an ber 3Her (bei SlUuSrieb, B. 81. 

ecclesie et uxor eius Hedewig, filia mar- SDtemmingen) ermorben bat. 8 ) 9tun bat bie 

chionis de Foburc.“ 8 ) Sie Sabril fehlt. UnfenntniS baS oom 12.—14. 3!abrbunbert 

Speicher Baumeifter fdjlägt uns bie Brüde blühenbe ©efchlecht ber Salatiner megen ber 

oon SReuburgsCalatinum nach bem in ben großen StamenSähnlidjfeit oermengt mit bem 

mittelbeutfchen Sianben gelegenen Srfurt? ©efchlechte Sßappenbeim unb bamit ein ©e* 

l ) Sion bem oralten Stammen onb ©erfommen ber Herren oon (Ealatin ufa>. burcf) ©errn SKattljeum 
3 U $Bappenl)aim ufro. 9lnno 1495. (©ebrueft 9lug8burg 1554) cap. XXVIII: 

„9ta<f)bem fo rinbt ber ßech gefdjminbt / 

Dann man feinSgleicfjen funft faum finbt. 
gelt in bie Dfjonaro / laufft batyin/ 
gür ba8 fjerrlicf) 6cf)lo& (Ealatin. 

JBon bem bie flJtarfcfjälcff) roerben gnenbt / 

23nb SpiiniuS ba8 @cf)lo& mol fenbt. 

83on bem er fcfjreibt / onb mifjt bie toegt / 

2öie ferr eö oon bem 2Jtöre legt/ 

*) Neuburger S!olIeftaneens©lätter 1876. XL, 26. 

•) Gbenba 1862. XXXVIII, 10. 

«) Deutle 3eitfdbrift für ©efcf)icf)t8tüiffenf<jbaft 1894. XII, 276. 

6 ) 9Jt. Doeberl, Die 3ftarlgraffd)aft unb bie ÜJIarfgrafen auf bem bagerifefjen Jtorbgau. 3Jtüncben 1894. 
Sßrogr. ©. 26. 

*) Neuburger SfoHeftaneensSölätter 1862. XXVIII, 16. 

7 ) ©. üJleger oon Slnonau, 3<*hr&ücf)er beS Deutfchen Reiches unter ©einricb IV. unb ©einrief) V. 
ßeipdig 1907. VI, 158, 277. 

•) g. ß. Söaumann, ©efcbicf)te beS SlllgäuS. Kempten 1894. III, 498. 


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©eiträge gur älteren ©efc^idjte non Sfteuburg a. X. 


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fci)led)t Galatiner non $ßappent)eim gefefjaffen. 
®agu fam, bafi unter Saifer ©einrid) VI. ein 
3Jtarfd)alf ©einrief) non Gatatin unb ein SJtar? 
fcEjalf ©einrief) oon $appenl)eim bienten, ein 
Umftanb, ber bie 3 untdbatierung ©e? 
fd)led)te£ Galatin oonüßappenljeim in§ 12.3>al)r? 
^unbert begünftigte. Grft fpät tourbe erfannt, 
bafj t)ier groei oerfcfjiebene Sßerfönlicfjfeiten 311 
unterfdjeiben finb, toenn auef) Silofjjj 1 ) fte 
nod) einer gamilie guguroeifen fuefjt. Siur ein 
Galatiner ift SItarfcfjalf geroefen, ©einrid), 
raeldjen ^aifer ©einrief) VI. mit fo reidjen 
&et)en auSgeftattet f)at. SlUe übrigen Galatiner 
nad) biefem ©einrief) nennen ficf) einfad) oon 
Galatin ober milites de Calatin. 2)ie Gala? 
tiner ober ^aHentiner finb feit bem Ulnfatl be§ 
ftaufifdjen GrbeS an 23agern oerarmt. 2)ie 
lebten Galatiner, ©einrief) unb Stubolplj, roer? 
ben 1351 ermähnt. S)ie ©erren oon Sßappcn? 
beim fdjreiben fid) feit 1152 immer Marescalci 
de Pappenheim unb erft feit bem Seginne be§ 
15. 3 atjrf)unbertS aud) oon Salben (Galatin). *) 
S)a§ ®efd)leef)t ber Galatiner mar feit bem 
Gnbe be§ 12 . 3afyrl)unbert8 im 2luffef)toung 
begriffen. „ 2 Bir finben aud)", fo tjeifct e§ bei 
S)r. 2Jtattl)aeu3 non $appenl)eim, „bafe Grnft 
oon Gatatin unb feine ©emafjlin Gulalia oon 
Stetjffen, im Saljre 1171 geftorben, gu Stern 
bürg in ber alten Pfarrei aujjerljalb ber (Stabt 
begraben finb; e£ ftanb bafelbft eine 33urg, bie 
bie Sleue Surg genannt mürbe, mo gufällig 
jener Grnft oon Gatatin raoljnte". 3 ) Sarnad) 


ift alfo Grnft oon Galatin, raenigftenS nad) 
ber geittidjen Stufeinanberfolge, ber S3ater be§ 
oon Saifer ©einrid) VI. im 3af)re 1197 be? 
lernten ©einrid) oon Galatin, Inhaber ber 
Steuenburg, b. f). faifertiefjer ®ogt ber Steuen? 
bürg getoefen, mag in feiner Gigenfdjaft als 
ritterlicher Sienftmann gang in ber Drbnung 
ift, unb mar oerfdpoägert mit bem benad)bar? 
ten ®rafengefd)led)te oon Steifen. S)od) nid)t 
®rafen roaren bie Galatiner, fonbern SJüni? 
fterialen in aHerbingg fo angefeljener Stellung, 
baf* bie 5)ienftmannenföt)ne©rafentöd)ter freien 
fonnten. 

SBirb e§ bem ©efdjlecfjte ber SaHentiner 
gelingen, in ben Stanb ber freien ©erren 
fid) gu ergeben? Miles toirb 1217 ein ©ein? 
rief) oon Salntin 4 ) genannt unb noefjmate 
1244. 5 ) Gin Rudolfus de Kalentin erfdjeint 
1223 alg ministerialis Berlholdi de Lechs¬ 
gemünd, 6 ) 1280 unb 1288 tritt ein miles Ru- 
dolphus de Callentin 7 ) auf. SluS bem 3)ienft? 
* mannenoerfyältnig oermodjte fich alfo bag ®e? 
f<±)led)t nicf)t gu emangipieren, ein Xräger ber 
SJtarfdjalfenroürbe roirb gar nicht mef)r er? 
mä^nt. 

2 )enn halb ift bie Sataftroptje fjereinge? 
brocken über bag mit ftaufifdjen 9teich^fe£)en 
begabte 9JtinifteriaIengefd)led)t ber SaHentiner, 
ber 3 nl)aber ber SteidjSgüter Steuburg,Steueburg, 
Saiferburg, ©onaitmoog unb anberer Sefifcun? 
gen. 3Jlattf)äii§ o. Sßappenljeim 8 ) beridjtetbarüber 
folgenbermafjen: „Sladjbem aber Saifer gri? 


l ) 2. Älofj&, Unterfliegungen über ©einric^ oon halben, ftaufifefjen 9Jtarfef)alI, unb bie ätteften Rappen? 
Reimer, ©erlin 1902. 

f ) Xte jüngft erfchienene ©tubie oon (E. 2Ö. „©agerifefje ©tanbeS^erren. Xie ®rafen oon Rappens 
heim*. (Xer ©ammler. Unterhaltungsbeilage gur 3Jtünef)ens9lugSburger Slbcnbgeitung 1914. 9tr. 28) ift ein 
©ammelfurium oon Unrichtigfeiten, roie e§ in ber hiftorifefjen Öiteratur nur roentge geben bürfte. 

8 ) De origine et familia illustrium dominorum de Calatin, qui hodie sunt Domini a Bappenhaim 
8 . R. Imperii Marescalci haereditarii, autore nobili yiro Domino Matthaeo a Bappenhaim et Biberbach etc. 
Augustae 1554. Fol. cap. XXIX. (ES gibt baoon auch eine ebenfalls 1554 gu SlugSburg gebruefte beutfehe 
Ueberfefcung mit bem Xitel „©on bem oralten ©tammen unb ©erfommen ber ©erren oon (Ealatin gefcunb gu 
onnfer 3 c *t bie (Eblen gu ©appenhaim ufro. Xureh ©errn SJlattheum gu ©appenfjaim 2 c. Xoftor unb Xhumbherr 
gu öugSburg. 9lnno 1495. $ber geht au oilen €ertern burchaufc gebeffert Gorrigirt gemert onb in ba§ Xeutfdh 
tranhferirt erftlich im trudf auhgangen. - 

4 ) Reg. Boic. II, 86. 

6 ) 1. c. II, 354. 

°) 1. c. II, 136. 

7 ) 1. c. IV, 105. 359. 

8 ) Post mortem Friderici II. ipsi comites a Wittelspach revertentes oppugnaverunt ipsos Cala- 
tinos, turbaverunt et pepulerunt eos a suis possessionibus. Quo tempore Biberbach et Truischam in 
manus comitum de Wittelspach pervenerunt anno Domini 1240. Mortuo Friderico II. Romanorum Im- 
peratore vaccavit Romanum Imperium aliquamdiu, fuitque magna altercatio in Suovia. Rebus itaque 
sic stantibus ipsi domini de Calatin omnia feuda et bona in et circa Neuburg, quae ab ipso Hainrico VI. 
Romanorum Imperatore tanquam Vasalli tum babebant, aliaque multa bona et jura patronatus perdi- 


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142 


Dr. ®g. ©chrötter. 


berief) bcr anber aud) tob maS / famen bic 
Sßfalfcgrauen oon SöittelSpach roiberumb in 
bifc lanb / griffen bie oon Gadatin mit ©djtoert 
onb pranb an / uerjagtenS oon allen jren 
hab onb güttern. Qu meldjer Qcit Siberbad) 
onb £rui§d)aim in ben graalt onb obrigfait 
ber Sßfalfegrauen oon SBittelSpad) fomen ift 
Anno 1240. Snb al£ ^ernad) im aefjenben 
jarKaifer griberid) ber anber ftarb / ift ba£ 
Jteicf) öb ein meil geftanben / onb ain groffe 
oerenberung im 6 d)maben lanb fid) ßutragen / 
Snb roeil nun bie fachen adenthalb fo gar 
übel ftunben ./ ^aben bie Herren oon Galatin 
jre ßefjen onb gütter / ju onb omb SReroburg 
oerlorn/bieSpauoor nod) onber Kaifer@ainrid) 
bem fed)£ten au ßefjen innen t)etten. Item 
alle anbere 9ted)t / Patronatus jus onb Kir* 
cfjen ßehen / oerlaffen müffen. Son meldjen 
ßehen onb güttern feitib nod) Srieff onb orfunb 
au Sappenl)aim oer^anben. 3IIfo marben bie 
©errn oon Galatin oon adern bem jren oer* 
ftoffen / onb tjaben fid) bie ©rauen oon SSit*- 
tel^parf) in jre gütter eingetrungen / onb ge* 
fetjt. Slber bie $errn oon Galatin toarben erft 
hernach nod) metjr oon ben gürften aufc Sägern 
getrudt / bie oon ben Sßfalhgrauen oon 3Bit* 
telSpad) geborn / onb ^erFommen feinb. 23ie* 
mol bie oon Galatin in minberm ftanb tjet* 
nad) lebten / mod)ten3 bannod) oom Grb 
äRarfdjalcf ampt nit gar getrungen toerben / 
mie ©g ban ba£ nod) innen Ijaben / onb 
gefc unb bie Gblen oon Sappenhaim genennt 
toerben".*) 

Unflar unb oerroorren mie bie Qextm nad) 
bem £obe be§ KaiferS $riebrid) H. finb bie 
oon s JRatthäu§ oon ^appen^eim ^ier nieberge- 
legten $Rad)rid)ten; menn mir fie be§ SeimerfeS 
entfleiben, roerben mir ben richtigen Stern finben. 


G§ ^anbelt fid) um nid)t§ anbereS als 
um ba£ ftaufifdje Grbe,*) %u raeldjetn SReu* 
bürg a. 2)., in ber Serroaltung unb im ßehen* 
befih ber Kadentiner ftehenb, gehörte. Schon 
im 9XpriI 1263 £)atte Konrabin für ben gad 
feinet finbertofen $£obe§ ben Sagernheraog 
ßubmig ben ©trengen a u feinem Unioerfal* 
erben eingefefct; am 24. Dftober 1266 befjnte 
er biefe§ Sermäd)tniS auf beibe D^eime, ßub* 
mig unb $einrid) oon Sägern, aug. 8 ) $Rad) 
Konrabin§ Xoi >e (1268) mar ber Slugenblicf 
gefonttnen, bie aus bem Grbe 2lrnulph§ bem 
£>eraogtum Sägern entfrembete, -pim 9teicf)§* 
gut erflärte, 5 . unter Kadentinifcfjer Sers 
roaltung ftehenbe, 5 . in Kadentinifchem 
ßehenbefife befinblid^e unb nun als E)of)en^ 
ftaufifdjeS Grbe freigcmorbene ©raffdjaft $Reu* 
bürg a. S. mit bagerifdjem Sefcfjlage 51 t be* 
legen. 2luS Seichs* unb Steidjgletjenbefifc, oiel* 
leicht aud) aus eigenem Sefilje mürben bie 
Kadentiner oon ben SBittelSbadjern oerbrängt. 
Stuf biefe Serbrättgung bezieht fid) bie ©tede 
in bem herzoglichen Urbar oon 1270: „Sub- 
scripta de bonis Marsealci infeodati sunt 
ex nouo. Reut Nudungo Gransoni soluit III 
libras,TabernainWinchelhusenNeuonisoluit 
LX denarios. Tuntzelhusen huba herraanno 
soluit siliginis IV mod., porcum I valentem 
dimidiam libram. Prunnentel molendinum 
longo soluit I libram“. 4 ) £)afc bie Serbrdn* 
gung mit ©emalt gefdjah unb gefdjeljen muhte, 
ift begreiflich. Unb bah bie $Reid)S* ober 
Kaiferburg ber Kadentiner gebrochen merbett 
mu^te, ift nid)t minber begreiflich. 9luch bie 
9leue Surg muh bei biefetn Slnlah erobert 
unb a^flört, jebod^ fefyr halb barnach mieber 
aufgebaut rnorben fein, mie fpäter noch bar* 
autun fein mirb. 2 )aS ältefte SBittel§bad)fche 


derunt. De quibus bonis et feudis extant diplomata apud Bappenhaim. Et sio in toturn de suis possessio- 
nibus domini de Calatin detrusi; e contra illi comites de Wittelspach in statu eorum et divitiis et 
potentia permansorunt. Sed domini de Calatin quotidie diminuti, humiliati fuerunt, maxime per duces 
Bavariae, qui ortum babuerunt de comitibus a Wittelspach. Unde in minori statu quam antea vixerunt. 
Verum officium Romani imperii Marescalcorum retinuere Calatini usque in hunc diem.‘‘ Liber de origine 
et familia illustrium dominorum de Calatin etc. cap. XLII. 

l ) S3on bem uralten ©tammen onb ©ertommen ber ©erren oon ©alatin ufro. cap. 43, ©. 49. 

*) ©. XI). ©eiget unb ©. D. ftiealer (S)aS ©erjogtum Söagern jur 3 e *t ©einrtdjg beg ßömen unb 
Ottos I. äRünrfjen 1867. ©. 281—3) haben biefe ©erfunft nicf)t erfannt, fie faljen baS (Sebiet oon Steuburg als 
»Pfal3gräflicf)e ©otation"' an, als „pfalagräfltcf)e DleichSlehen, mit benen bie Söefifeer nid&t fo frei fcf)alten unb 
malten burften toie mit ihren öUoben." 

•) ©. föiealer, ©efdjichte ©aiernS. II, 129. — 3- 3- Böhmer, SöittelSbadjifche s Jtegeften. ©tuttgart 1854. 

©. 31. 

4 ) Mon. Boic. XXXVI», 164. 


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^Beiträge jur älteren ©efdfidjte non Sfteuburg a. $). 


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©at* ober Urbarbuch oon 1224 1 ) enthält bag 
Slmt $Reuburg noch nid)t, bag 2. ©albud) oon 
127 Ö 2 ) enthält eg; eg enthält SRitoenburdj 
felbft unb bag castram Niwenburch, eg ent* 
hält nicfjtg oon ber ffatlentinifdjen 3 teid)§* 
ober Sfaiferburg. Galeodunum war aud) alg 
Kallentinum in Srümmer gefunfen unb ift 
feitbem 3 tuine geblieben. 

Sltg Sßfalggraf Spfjilipp ßubtoig im 3af)re 
1597 ben alten baufälligen Surm an ber 
ehemaligen Slofter*, bamalg eoangclifdjen $ßfarr= 
firche nieberreifeen unb neuaufbauen liefe, fani 
man u. a. aud) auf ben ©ebanfen, ob feie^u 
nicht bie ©teilte ber benadjbarten Surftgätle, 
ber Sitten* unb Sfaiferburg oerroenbet werben 
fönnten. Eg mürben bemnad) Sau* unb 2 Ber!* 
oerftänbige abgeorbnet, um biefe Stuinen 3U 
befidjtigen unb ifer ©utadjten über bie mei* 
tere Serwenbbarfeit ber ©teine abgugcben. 
Siefeg lautet: „©ooiel bann bie Saifergburg 
anlangt, fonnten mir im Slugenfdjein nidjt 
befinben, bafe einige ©tein 3um ^auwerf ober 
URauermerf beg neuen £f)urmg 3U gebraudjen 
fein merbe. Sie ffaifergburg feat 3100 SRauern, 
eine gegen bie Sfeonau herab, bie anbere gegen 
bie @ul3 hinaug; fte finb aber alfo befdjaffen, 
bafe ber meifte Sfeeil ©tein, fo gegen bem 
SBetter ftefjen erfroren unb nur ein ©djiefer 
ift, nur einige fleine Duaberftiidlein möchte 
man brauchen fönnen; oon bem übrigen ©e* 
mäuer, ohngeachtet an einigen Orten in bie 
4 1 /* ©d)uh bid, mären über 3100 Schiffahrten 
braudjbarer ©tein nicht 31t gewinnen*. 3 ) ©0* 
roeit mar nach wenig mehr alg 3 3 >ahrhun* 
berten bie Sermitterung fchon gebiehen. Ob 
batnalg mirflich ©teine 3um Surmbau in $Reu* 
bürg oon ber ^aiferburg geholt worben finb, 
miffen mir nidjt; eg erfcheint 3roeifelhaft. 
Sie 3itierte ©teile beg ©utadjteng ift info* 
ferne oon befonberer Sebeutung, alg bie Sau* 
unb üöerfoerftänbigen Seremiag Sannbrer unb 
©igmunb Soctor 3um erftenmal bie Sejeich^ 
nung „Sfaiferburg" gebrauchen. Ser SRame 
Kallentinum fcfjeint gan3 oergeffen worben 
3U fein. 

„Sie Saifergburg ift oon einem ©raben 
umgeben, welcher wie eine tiefe Schlucht 00m 


gluffe h e ^uffteigt, gegen SRorben aber an 
Siefe oerliert. Sag ©emäuer ber Surg — 
Stuine — ift nicht mehr fo hoch wie jeneg 
ber Slltenburg unb fdE)eint blofe bie Slugfüllung 
— bag SRarf — oon ben früheren äRauern 3U 
fein, ber man bie Quabereinfangung genom* 
men hot. 2)ag Sefonbere an ben unförmlichen 
äRauermaffen ift, bafe bet einigen bie ©teine 
in biagonaler 9 tid)tung in ben SRörtet einge* 
legt finb. 

„Sie gröfete noch beftefeenbe 3 Rauer mifet 
ungefähr 29 gufe in ber £öhe unb oerbanft 
ihren gortbeftanb einem £>iigel, ber il)r gleich- 
fam 3ur ©tüfee bient. Siefer ©itgel, bid)t mit 
©ebüfchen unb Säumen bemachfen, fteht gegen 
ÜRittag unb nimmt, oon biefer ©eite betrachtet, 
bag Slnfehen eineg ungeheuren Tumulus an, 
welcher aug ber Siefe fid) erhebt. — 

„ 2 ßie bei ber Sitten Surg bemerft man 
auch bei ber Saifergburg gegen ÜRittag unb 
aufeerhalb beg Surggrabeng einen mit SiäUen 
umfangenen Sorplafe, in einer fleinen Ent* 
fernung füböftlid) baoon einen oon Erhöhungen 
eingefafeten ©umpf unb enblich auf einer 
nahen, meftlidh oon ber Surg unb gleichfalls 
an ber Sonau liegenben Slnhöhe brei ©eiten 
eineg oon Schaden gebilbeten Sieredeg; bie 
oierte, bie ©djlufefeite am fteilen Slbljange beg 
Sergeg, fehlt. ÜRan möchte oermuten, biefe 
oierte Seite wäre in ben Strom f)inabgeftür3t, 
wenn nicht auch bei anberen berartigen Ser* 
fchan3ungen nur brei ©eiten 3um Sorfchein 
fämen. 

„Siefe Serfd)an3ung mifet oon SRorgeti 
gegen Slbenb 80 , gegen SJtittag 40 gufe; ber 
herumlaufenbe ©raben hot noch gegenwärtig 
SRannegtiefe." 

„Son ber fübmeftlichen Ede biefeg Sier* 
edg, unterbrochen oon bem eben erwähnten 
©raben, 3iel)t fich ein etmag nieberer SBall 
38 @d)ritte lang in geraber SRidjtung fort 
unb unter einem rechten SBinfel an ben SRanb 
beg Sergeg, wo ebenfaUg bie ©djlufefeite 
fehlt." 4 ) 

91 icht ooüftänbig ift bie SReflamation unb 
SReunion für bag £)er3ogtum Sapern erfolgt 
ober Sönig SRubolpf) oon ©abgburg hot einen 


l ) *) öbenba XXXV», 3—128. 135—335 (Officium Stteuburg pag. 155—165). — 2Jt. ©oeberl, ©nt* 
n>icflungggefd)icf)te JßagernS. I, 244. 

8 ) Neuburger flolleftaneensSBlätter 1836. II, 44—45. 

4 ) 91. a. £>. 1864. XXX, 121—3. 


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144 


Dr. ®g. Sdjrötter. 


ÜEeil beg reunicrtett ©ebieteg roieber jurüd* 
geforbert, rote aud) bet ßauingen unb ©öd ) 5 
fläbt befannt ift, bajj fie oon Stubolpb I. unb 
8 llbred)t I. alg jum Steidj gehörig betrautet 
rourben.') Rönig Stubolpb oerlief) bent ©ein* 
rief) üBaltfjer oon Siamgroag (Stamegroag, 
Stambgroacb, Stamgbacb, Stamfdjroag) bie SWeue* 
bürg, roelcfje oon biefent am 12 . September 
1291 um 500 ® 91uggburger Pfennige nad) 
ber einen urfunblicfjen Ueberlieferung an©erjog 
ßubroig ben Strengen oon Sägern, s ) nad) ber 
anberen an beffen Sot)n, ben Sßfaljgrafen Siu* 
bolpb 3 ) oertauft tourbe. 2 )ie Siffonanj ber 
jroei urfunblidjen Ueberlieferungen oermag 
oorläufig nid)t flat gefteüt 3 U roerben.*) 

©rft mit biefent Raufe roar ber lebte Steft 
ber ©raffd)aft Steuburg befinitio an bag ©er* 
jogtum Sägern unb in bett SJefife beg ©aufeg 
Sßittelgbacb getommen. Sn bem „Stecbnungg* 
budje beg oberen Sicebomamteg ©erjog ßub* 
toigS beg Strengen 1291—1294" erfdjeint 
barum mit ooHem Sterte bag „castrum Nevn- 
burch“ ober bie Steue Surg, fegt Stlteburg. 5 ) 

2Bie ein Stacbbaü beg oorigen ^uftanbeS 
Hingt bie Serorbnung ber SBitroe beg ©erjogg 
Stephan I. ootn 11. Sanuar 1348 : „2)a itjr 
mit Sßabrbeit tunb getban roorben, bafj alle 
it)re beg 9teicf)g ßeut, roo bie gefeffen finb, bie in 
ihren ®erid)tgf)of ju Siteunburg gehören, auch 
baritt bag SRedjt nehmen unb tbun füllen, unb 
anberg ninbert, bann oor betn, ber beg ©ofeg 
Pfleger ift; ferner, baf) biefelben ßeut jätjr* 
lid) 6 Sßfunb Pfennige in ifjre Rammet $ing 
geben foHen". 6 ) „811g beg ßanbeg ©etooljn* 
beit unb ber ®raffd)aft 9ted)t fteljen*, 7 ) fomtnt 


in bem Stiftunggbriefe einer Sllmofenfpenbe 
bei St. üßeter in Steuburg ootn 3aljre 1374 
oor. Selbft im Sabre 1415 toirb Steuburg noch 
eine ©raffdjaft genannt: „Sdj Ulrid) Stiebet 
ber Seit Sogt ju Steuburg, betenn offennlid) 
mit bem brieff, bag für mid) Sn geridjt ft)ome 
Ulrid) praftott, ba id) an offner Schranne je 
geridjt faffe, onb öffnet ba mit feinem oor* 
fpredjen unb fprad) toie er einen E»off tauff* 
lief) faufft bat, ber roar gelegen ju Siningen, 
oon ©err ßubtoigen bem Sdjendben auf) ber 
8lro onb feg beffelben hoff gefeffen in nub 
onb Sn geroer, alg ßanbreebt fei), onb ber 
graffdjafft, barin bet ©genannt b°ff gelegen 
feg, nach fegng brieffg aufjroegfung ufro.'. 8 ) 

3lm 4. Suli 1257, alfo 11 3at)re oor bem 
8tnfaHe beg bobenftaufifdjeu ©rbeg, bat ßub* 
roig ber Strenge „apud Newburg“ eine Ur* 
funbe auggefteHt, ft ) im Sabre 1284 urfunbete 
er „in Steroburg". l0 ) ©g ift bemnacb unge* 
roifc, ob ©einrid) SJaltber oon Statngroag ba* 
malg bereits oon Rönig Stubolpb bie 9teu* 
bürget Sfanbfd)aft erbalten batte; 1291 oer* 
faufte er fie, roie fd)on erroäbnt an einen ber 
bagerifcben©erjoge.9)ted)ttlb,ßubroigbegStren* 
gen SBitroe unb beg beutfefjeu Rünigg 9tu* 
bolpb I. $od)ter, bie ihren ®atten 10 Sabre 
überlebt bat (f 1304), bat oier Urfunben „in 
Stturoenburg", „in Stronburcb' 1 , „in Stirnen* 
bureb", „ 3 e Steroenburcb" inbenSabren 1295, 
1297, 1301 unb 1303 auggeftellt: u ) ©erjog 
Stubolpb b* e H fid) 1296 „ju Stiroenburcb' 
auf, l2 ) bie ©erjoge Stubolpb unb ßubroig ur* 
funbeten im Sabre 1305 jufammen breimal 
„in Stiroenburcb", „in Steonburd)" unb „in 


1 ) ÜJtonograpfjien ber (Bemeinben (Scfjenbrunn, ©aunSfjeim u. S3äcf)ingen oon Dr. oon SRaifer im XV. 
unb XVI. 3af)re8bericf)t be8 Jjift- StreiSoereinS oon 8cf)toaben unb SReuburg. 1851. ©. 26—7. 

2 ) ftod) unb Sßitle, Stegeften ber iffalagrafen am SRljein. 3nn8brucf 1894. ©. 74. 

*) Reg. Boic. IV, 501. 

4 ) §einrtcf) SBalt^er, ©ol)n beS Ulrich oon 9!am8toag (©ö^mersSReblid) Reg. imp. VI. 1 # 258. 278) 
^atte fiel) um ftönig SRuboIpf) oerbient gemacht, inbem er iljnt im gelbauge gegen Slönig Ottofar oon SBötjmcn 
ba» ßeben rettete. 3lm 26. 9Rai 1290 unb 23. Sttuguft 1300 erfc^eint er als S3ogt au MugSburg unb auf bem 
ßanbe a« ^SdÖn^aDcn. (3citfd)rift beS ^ift. S3ereinS für ©cfjmaben unb SJteuburg 1876. III, 316. — 1885. XII, 86.) 

6 ) 3Jiitgeteilt oon grei^errn ©bmunb Oefele. ©. 21. aus bem XXVI. SBanbe beS Dberbagerifc^en 2lr- 
c^ioeS. 9ttündjen 1865. 6. 16. 25. 27. 

°) Reg. Boic. VIII, 123. — Neuburger Slotleftaneen-Sölätter 1862. XXVIII, 26. 

’) Neuburger SloHeftaneensSSlätter 1842. VIII, 5. — 1843. IX, 35—6. 

*) Urfunbe oom 29. 3anuar 1415 in Mon. Boic. XVI, 468. 

9 ) Mon. Boic. XVI, 273. 

10 ) S)e8gl. XVI, 287. 

11 ) Reg. Boic. IV, 580. — Mon. Boic. IX, 112. VIII, 200. X, 482. 

») ©benba IV, 618. 


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©eiträge jur älteren ©efdjtdjte non Sleuburg o. $• 


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SRewburcß*. *) 8112 ®erjog ßubroig am 15.3uni 
1311 bem Slofter Sergen Steuernacßlaß ge* 
währte, f)at er ben Aft „apud oppidum no- 
strum Niwenburg“ oorgenommen, *) mag et 
fieß nun im ftlofter Sergen fetbft ober auf 
ber Sfteuen Surg aufgehalten tjaben, roährenb 
er am 16. 3uni 1311 unb 16. Dftober 1323 
„je fRiroenburd)" unb „in Sienburcß* baS 
SeurfunbungSgefcßäft oollaog. s ) 

3ft in ber bisherigen ßalbtaufenbiäßrigen 
®ef(^id)te oon Aeuburg a. 2). feit ber Sefieb* 
Iung bureß bie Sajuroaren noch niemals eine 
Surg in Aeuburg begegnet, obroohl fie in ber 
oorhanbenen ßiteratur anfeheinenb feft begrün* 
bet fteht, fo muh ft* *&*n preisgegeben werben. 
„3u SReuburg", fo oerfünbet ©pmnafialpro* 
feffor g. 3. Sßtaher im 3aßre 1861 bie ihm 
unbejweifelte Sutfadje, „befaßen bermal brei 
jufammenßängenbe f. baperifeße Sefibenjfcßlöf* 
fer aus oerfeßiebenen 3 e tten, nämlich A. baS 
alte ©cßloß ober bie alte Surg, ein gegen bie 
2)onau hinab länglicßt oierecfigeS ©ebäube mit 
4 ©todroerfen über bem nörblichen Stabttore. 
2)iefe uralte Surg, beten ©ntfteßung in bie 
bunfle Sorgeit hinaufreicht unb faum gu er* 
forfchen fein roirb, feßeint ber Anfang ober 
Prodromus ber auf ben Suinen beS römifchen 
Submontoriums erbauten gelfenftabt getoefen 
ju fein unb biefer ben ÜRamen „IRiunburg* 
(SReuburg, b. i. bie neue Surg) oeranlaßt $u 
haben, im ©egenfaß ju einer älteren neuen 
Surg, bie im üßaoifdhen $auSoertrage oom 
3aßte 1329 Altenneuberg bie bureß, unb noch 
feßt bie alte Surg genannt roirb.' Alfo Sßro* 
feffor Spiaher in feiner grunbgeleßrten, oon 
einem immenfen gleiß unb einer ftaunenS* 
werten Setefenßeit geugenben Abßanblung „Ser* 
jeicßniS ber hiftorif<ß*merfwürbigen Sfarfonen, 
welche je einmal in ben f. baperifeßen SRefi* 
benjfcßlöffern ju SReuburg a. 2). gewohnt 
haben". 4 ) 2>aß biefe £rabition, bie bis jeßt 
unbefeßränfte ©eltung gehabt 4 hat unb oon 
feiner ©eite angefochten würbe, irrig ift, geht 
feßon aus ben bisherigen Ausführungen heroor 


unb ift noch weiter burd) fachgemäße Urfun* 
beninterpretation barjutun. 

3m 8. 3uhrhnnbert ift, wie bereits auS* 
einanbergefeßt, auf ber römifchen Seteranen* 
folonie Atilia eine neue Surg gebaut worben, 
bie für ben oöttig neu befiebelten SRömerort 
Submontorium namengebenb geworben ift. 
Urfunblid) erfd^eint aber oom 8. bis $um Se* 
ginn beS 11. goßrßunbertS roeber eine gefa 
noch ein oppidum iReuburg; urfunblid) fteht 
nur feft, baß ein IReuburg beftanben hat unb 
©iß eines SiStumS geroefen ift. (Srft 1002 
ftnbet bie „civitas, quae nova dicta“ unb 
1007 baS „castellum, quod dicitur Novum 
Burgum“ ©rwäßnung. Seibe, civitas unb 
castellum, waren feit ber SRUte beS 10. 3oßt* 
hunbertS SReicßSgut, welches feßon oor 1197 
jum Xeil in ber Serroaltung, feit 1197 jum 
Xeil im ßeßenbefiß beS ritterlichen 2)ienft* 
mannengefdßlecßteS ber ftaüentiner geftanben 
ift. 2)ie faHentinifcßen SReicßSleßenträger er* 
bauten nach 1197 bie AeicßS* ober Sfaiferburg, 
ben SRittelpunft ihrer eigentümlichen Sogtei* 
unb ßeßenbefißungen. Sei bet 3urüdforberung 
beS SeicßSguteS ober fiaufifefjen SrbeS ift bie 
Saiferburg oon bem baperifeßen $erjog ßub* 
wig bem Strengen gebrochen worben unb 
feitbem SRuine geblieben, beten fieß bie um* 
gebenbe SBalbnatur bemächtigt hat. 2)er Ort 
SReuburg unb bie Surg IReuburg bagegen waren 
feit 1291, feit ber ßöfung auS ber Sfanbfcßaft 
beS Heinrich Sßaltßer oon SamSroag, unbe* 
ftrittener Sefiß ber baperifeßen Jfarjoge. 3n 
bem Orte ober ÜRarfte, oppidum ober forum 
IReuburg 5 ) beftanb eine ßerjoglicße curia ober 
domus, ein $auS für bie Serroaltung beS 
neugewonnenen officium ober Amtes SReu* 
bürg. 2Rag biefeS nach bem 12. ©eptember 
1291 neu gebaut ober oergrößert worben 
fein, in jebem gälte ift baran etwas gearbeitet 
worben. 3n bem „SecßnungSbucße beS oberen 
SicebomamteS ^erjog ßubroigS beS Strengen 
1291—1294* erfeßeinen oerfeßiebene Ausgabe* 
poften für bie Arbeiter, welche „Steine für 


*) Sbenba V, 77. - Mon. Boio. XI, 538. XVI, 316. 

*) Sbcnba V, 198. 

•) Reg. Boio. V, 199. — Mon. Boio. XV, 106. 

4 ) Nienburger ffioHeftaneen*©lätter 1861. XXVII, 1. 

6 ) Reg. Boio. V, 198. — gret&err ffi. Defele, StecßnungSbudf) b«8 oberen SicebomatnteS ©erjog Snb* 
roig8 b»8 Strengen 1291—94. ©.41. 

20 

a. 3J l. 5 u. 6. 


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PRINCETON UNIVERS1TY 



146 


Dr. ©g. Sdjrötter. 


bie genfter" brachen, für „Qol^ utib Steine 
ad aedificia in Nevnburch", für bie 33eifüt) s 
rung non Riegeln „ad edificia in Nevnburch“ 
unb „ad domum in Nevnburch“. 1 ) 2öo bie* 
fe£ Jpauä geftanben Ijaben mag? Söermutlicf) 
an ber Oftfeite, mo Spfal 3 graf ^5l)tttpp Söit- 
heim im 17. Saljrhunbert ben Oftflügel ber 
3 tefiben 3 gebaut hat. ©enn e£ ftanb ba nad) 
ber 9lbbilbung $Reuburg£ non 1546 „ein 3 iem* 
lid^ großes ©ebäube", toeldjeS „mitunter aud) 
ben ^ei* 3 ogen unb ihrem ©efolge jum 2 luf= 
enthalt gebient haben möchte'.*) 3 >n bem 
gleichen ,,9ted)nung§bud)" ift aud) ba§ „ca- 
strum Nevnburch“ ermähnt, meld)e§ am 
12 . September 1291 für ba§ ©erjogtum SSapern 
fäuflict) erraorben roorben mar. 3ln bem Sauf* 
preife ift bamal§ abge^a^It roorben. 8 ) ©aft 
mit biefem castrum nicht bie curia ober 
domus, roeldje ber ©ergog in SReuburg baute, 
gemeint fein fann, ergibt fid) au£ ber 3Jer= 
fdjieben^eit ber 2 lu§brud§roeife; benn curia 
ober domus ift bamalS roie heute etroa£ gan 3 
anbereS al£ castrum. 

3>n bem „Urbarium ducatus Baiuwariae 
posterius“ oon 1270 4 ) finb ®tUen enthalten 
oon einer vaccaria „aput castrum Niwen¬ 
burch“, ift aber aud) ber Srüden^oll „apud 
Niwenburch“ oorgetragen. Unb nochmals 
ift an einer fpäteren Stelle 5 ) fadjlid) ftrenge 
gefdjieben 3 toifd)en ben ©infünften oon s Jtiroen= 
burdj unb bem castrum Niwenburch. 

©eljt barau§ mit l)inreid)enber ©eutlidj* 
feit tjeroor, bafi eine behagliche curia in bem 
forum SReuburg unb baft ein castrum Steu? 
bürg c^iftierte — e§ ift rool)l 3 U beachten, 
bah e£ castrum SReuburg, nidjt castrum in 
SReuburg, jebod) curia, domus, edificia in 
37euburg Reifet—, fo finben roir in bem erften 
©eilungSbriefe ber ^er^oge Stubolf unb 2 ub- 
roig 00 m 1 . Dftober 1810 ermähnt „SReom 


burd) bio ftat unb purdj". 6 ) Sßährenb nun 
in bemfelben ©eilunggoertrage „33urg unb 
Stabt £>oed)ftabt", „23urg unb ÜUtarft ©achau", 
„33urg unb Stabt 2anb£berg", „23urg unb 
Stabt Sohburg" ufro. aufgeführt finb, ift fein 
hinlänglicher ©runb bafür eupsufehen, ba£ 
bei SReuburg in umgefe^rter ^Reihenfolge „bio 
ftat onb purd)" genannt finb. Vielmehr ift 
bamit ganj beraubt au§gebrüdEt, ba|j Stabt 
unb 33urg nicht ein§ roaren, bah bie 33urg 
nidjt in ber Stabt gelegen roar, bah bie Stabt 
feine 23urg hotte. 

2lm 4. 9tuguft 1329 folgt ber ©auSoertrag 
oon !paoia, in roeldjem „Stftenneonburd) bi 
purd)" bem 2 anbe§teil be§ ÄaiferS 2 ubroig 
3 ugefprodjen roirb. 7 ) ©amit ift beutlidhft eine 
Surg beßeidjuet unb fein forum, feine civitas, 
feine Stabt, ©amit fann nidjt ber Ort SReu* 
bürg gemeint fein; benn e§ h e tfet 8 um Untere 
fdjiebe 00 m Orte ,,9lltenneunburd) bi purd)'. 
Sann alfo nur bie h eu te fo genannte 3Uten* 
bürg gemeint fein. SReuburg al§ forum ober 
SRarft finbet im $au£oertrage oon Spaoia 
überhaupt feine ©rroähnung. 

Sluch in bem Sprioilegium 00 m 14. 3uni 
1347 fpridjt Saifer 2ubroig ber ©aper nur 
oon ben „bürgern gemeinlidh auf bem Berg 
311 SRetonburg", benen er ben Söaffer 3 oII ba* 
felbft unb Steuernadjlah geroährt, bamit fie fie 
„an ihrer Stabtbau fönnen roenben unb bie 
bamit bauen unb be 3 ahlen nach 33ogt§ 
rath, roer bann SSogt ift, unb 3 ioaier ihrer 
23urger, roelche fie benannt unb ba 3 U ge* 
geben". 8 ) 

Sooiel fteht alfo nadj ben ©rroähnungen 
oon 1002 unb 1007, bem heqoglidjen Urbar 
oon 1270, bem ,, s Jted)nungäbud)" oonl291—94, 
ben £>au§oerträgen oon 1310 unb 13z9 unb 
bem iprioilegium oon 1347 feft, bah in ber 
Stabt Steuburg fid) feine 33urg befanb, baf* 


*) gretljerr @. Oefcle, StecbnungSbucb. ®. 12. 14. 16. 33. % 

5 ) Neuburger ftottcftanecns©lätter 1835. I, 43. 

B f W. a. O., 6. 16. 25. 27. 

4 ) Mon. Boic XXXVI ft , 159. — g. 2. ©aumann, 3 ur ®e(cfji(J)tc be8 ßec^ralnS unb ber ©tabt aJlündöen. 
SIrcf)ioaIifd)e äeitfdjrift. 31. g. X, 25. 

B j Mon. Boic. XXX R , 163. 

fl ) Duellen unb (Erörterungen aur bagerifd^en unb beutfdjen (Sefc^ic^te. ÜJlünc^en 1861. VI, 160. 
2 )amal8 beftanben in 91euburg bie 6t. $Peter8fircf)e unb bie St. 3JtartinßfapeÜe. Sbenba VI, 166. 

7 ) Duellen unb (Erörterungen. VI, 302. 

*) Neuburger ftoüeftaneen-Ölätter 1839 V, 14. — 2)ie pflege unb 93ogtei ju 31euburg unb SHain 
tjattc feit 31. 3 llJ i 1348 ©illjalm Sdjcntf oon bem Stein inne. St. s llllg. 3teicft§ard)io 9Jlünd)en, 31euburg ©es 
ricf)töurfunben fase. i. 3lud) in Neuburger Äopialbud) XIV, 34 a . 310 a . 


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PRINCETON UNIVERS1TY 



©eiträge aur älteren ©efcfctrf)te non Sfteuburg a. 25. 


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bie Surg (SReueburg, Slltenneuburg, j. 2llte* 
bürg) außerhalb ber ©tabt SReuburg gelegen 
mar. ßg beftcht in all biefen ßrmähnungen 
ein ©egenfatj anufdjen bem castellum, ber 
arx, bem castrum, ber Surg SReuburg unb 
ber civitas, bem forum, ber ©tabt, bem 
3Rarfte Steuburg. 

„Sie 2Uteburg ift ein auf ber Sßeftfeite 
etroag abgerunbeteg Oblongum, melcheg aug 
bem Serg gefchnitten ift. ©er ©raben, roels 
djer eg auf ber ©üb* unb Oftfeite oom Serge 
trennt, ift nicf)t gegraben unb auggemauert, 
fonbern aug bem gelfen gebrochen, ©eine ?lns 
läge, eine ßrfahrung aug ben Sreuzzügen, 
batiert aug bem 13. 3at)rl)unbert. 

„©er Slufgang fanb auf ber Storbfeite, 
mo bag ©fjor fteht, non Dften nad) SBeften 
ftatt, alfo mit bem ©d)ilbe gegen bie Surgs 
feite; bie 3tömeroorfieht mar fd)on unbefannt. 1 ) 
©er jefet fdhmale 2Beg mar breiter unb ift im 
Saufe ber Reit gegen bie ©onau abgeftürzt. 

„Sefonberg auffadenb ift, bafc fich feine 
©pur eineg ©fjurtneg oorfinbet. ßin folcher 
hätte eine aRauerbide non 6 guf* unb eine 
©runbfläd)e non minbefteng 18 guft im ©es 
oierte erforbert. ©tatt beffen fcfjirmt bie 2Beft= 
feite ber Sßaüagbau, zur 2Bol)nung beftimmt. 
ßr miftt 67 gufc im®eoierte, mar alfo thurms 
artig, ift unten 6 1 /» gufc bid unb aufcen mit 
meinem 3iura aufgeführt, melier fid^, mie 
ber Solentjofer ©c^iefer, in faufthofjen glatten 
bricht. ©iefe finb in gleichen Sägern gefd)id)tet 
Ofobomum), mag bem Sau ein frembartigeg, 
horizontalftreifigeg 2lnfehen gibt, ©ie Säger 
unb ©teine finb febodj niefjt gleich t)oc^: mit* 
unter nimmt ein ©teilt ben Staunt in grnei 
Sägern ein, mitunter fomnten in einem Säger 
itoei aufeinanberliegenbe ©teine oor (Sßfeubos 
3fobomum). 

„©ie ©teine finb nicht oon gleicher Sänge, 
©aburdj fommt eg häufig oor, bafc bie fenf- 
rechte guge beg oberen Sagerg auf bie fenfredjte 
beg unteren trifft(Sreitzfuge), mäfjrenb bei einem 
^Römers ober foliben Sau jebe fenfred)te guge 
auf eine horizontale guge beg unteren Sagerg 
(Sagerfuge) treffen muft (©toftfuge). Sei ber 
Sluffüfjrung mürbe bag ©eri'ifte in ben Sau 
aufcen eingentauert. ßg finb baher 4 ßtagen 


oierediger ©eriiftlödier oon aufcen noch erfidjt* 
Iid). ßg ift bag ein zuoerläffigeg Sennzeicben, 
bafj ber Sau nicht oor bem 13. ^ahrhunbert 
entftanb. ßin Salfen beg ©eriifteg liegt fos 
gar, auften abgefdinitten, noch int ©erüftlod). 
ßr trug aber feinen hölzernen SRauerumgang. 
ßin folcfjer märe oberhalb ber SJtauer ange* 
bracht morben. 

„Sie ©teine finb an ber Sorberfeite unb 
an ber {entrechten guge nur roh geebnet. 3En 
golge beffen ift ber Sau meber glatt noch bie 
gugett eng. ©er ^uraftein ift nicht metters 
beftänbig, baher mitunter auggemittert unb 
bag äufjere SRauermerE (Sparament) augges 
faden, fo bafc man bie innere Sruchftein? 
mauerung fel)en fattn. ©ie ift nur menig 
ährenförmig (opus spicatum) b. h- bie Säger 
nach neben unb oben mechfeln jebegmal in 
ber fdjiefen Sage ber Srudhfteine ab. ©er 
3Rörtel ift graugelb, erbig mit grobem unges 
ftofeenen glufefanb, teilmeife mit ganzen Siefeis 
ftüden gemifd)t ßr ift zi em ti(h h ar t bie 
©pitjen laffen fich jeboch rnegen ber ßrbbes 
ftanbteile abbred)en. ©ie burdjaug ungleich* 
artigen Sadfteine, meld)e fid) mitunter in ber 
Surg oorfinben, unterfdjeiben fich nicht non 
ben mobernen. 

„ßine Sefonberheit ber ganzen Surg ift 
ber gänzliche aRangel oon©tpl, ©chmud, Drnas 
menten unb oon Haufteinen. genfter unb 
©hdren hoben meber Stunbs noch ©pifcbogen, 
fonbern finb in einem fehr flachen ©egment 
mit fchräg (übereds) geftedtenSruchfteinen übers 
rnölbt. 

„Siefe 2lermlid)feit fantt raohl nicht aug 
ber aRittellofigfeit ber ßrbauer erflärt merbett. 
©entt bei bem aRangel gcf<hid)tlid)er Stotzen 
über eine abelige gamilie, raeldje hier fehhaft 
mar, bei bem Starnen Sittenneuburg unb bei 
ihrer ßrroähnung im Sertrag oon Sßaoia 
müffen mir annehmen, bafe fie eine ©pnaftens 
bürg mar. ©agegen geben bie 2Sal)l begSRas 
terialeg, bie Schmudlofigfeit unb Slbmefenheit 
jeher Hinneigung zum ©pitjbogen, melchen 
man mit Srud)fteineit noch leidjter mauern 
fonnte, brei fiebere Slnhaltgpunfte für bie QziU 
beftimmung, mann bie Surg bag gegenmärs 
tige SRauermerf erhielt, ©ie ntuh oor ber 2lns 


') ©ie beftanb barin, „bab ber Angreifer bie redjte, oom ©djilbe nicht gebcdCte ©eite ben SBcrteibigern 
beg ftafteflg aufc^rte". 33ode in Neuburger SioIIeftaneen=a3lättern 1876. XL, 22. 


20 * 


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148 


Dr. ®g. @df)r6tter. 


roenbung beS ©dhiehpuloerS, roelcfjem bie gura* 
platten roeit roeniger als Sadfteine gemachten 
finb, unb not ber (Einführung ber ©otif, alfo 
etroa in bet SJtitte ober ju (Snbe beS 13.gaf)r* 
IjunbertS erbaut roorben fein. 3b« Sßiebet* 
etbauung muh fo ftfjleunig betrieben roorben 
fein, bah roeber bie Sefchaffung oon $au* 
noch oon Sadfteinen möglich roar. 5Dtan nahm 
batjer baS Sruchfteinmauerroerf auS bem ®ra* 
ben unb als Sluhenfteine bie fcfjleunig gebro* 
cfjenen Sßlatten auS ber nahen nörblicf)en ®e* 
genb."') 

Siefe Steuerung $. Sodeg forooljl als 
biejenige eines anberen ©acfjoerftänbigen, beS 
8lrd)äologen Dr. griebridj ©pratter oon Stün* 
dben, ber am 30. guli 1907 bie Sllteburg be= 
fidjtigte, treffen fid) barin, bafj erfterer bie 
(Erbauung in bie Stitte ober baS (Enbe beS 
13. 3a^r^unbcrt3 oerlegt, unb bah lefcterer 
„nach einer febr griinblicfjen Qerftörung" ben 
SBiebetaufbau in bie »erfte Hälfte ber ®otif 
ca. 13. gatjrhunbert" anfefct. ©pratter be= 
grünbet feine 2lnfid)t folgenbermahen: „Seoor 
ich bie Surg felbft befictjtigte, lagen mir bie 
bei ber SuSgrabung geroonnenen gunbe oor. 
(Es fanben fid) barunter aus romanifdjer Seit 
mehrere föaufteine, auS gotifcher Seit ©d)lüffel 
unb ©poren. Sie ©gerben finb meift nicht 
genau batierbar, bod) befinben fid) unter ihnen 
einjelne ©tüde oon fet)r altertümlichem (Eljo* 
rafter, bie an bie Scherben oom fogenannten 
JRingroalltppuS erinnern, ©tüde mit fjorijon» 
talen üöellenlinien ufro. ®Iafierte ©ererben, 
Dfenfadjeln ufro., bie auf eine Sefieblung bis 
in baS 15. gahrhunbert fdjliehen taffen, fehlen 
oollftänbig, ebenfo fanb fief) feine Spur oon 
römifchen Ueberreften. (SS laffen fich an bem 
Stauerroerf mit Sicherheit jroei Sauperioben 
feftfteHen. Ser ältere Seil ift forgfältig aus 
gutbchauenen Duabern aufgebaut, roährenb 
bei bem jüngeren Sau oiel flüchtiger gearbeitet 
rourbe. Sei bem jroeiten Sau rourben teil* 
roeifc ©teir.e beS älteren SaueS mit oerroenbet. 
Ser jroeite Sau hat fich > n uielen gäHen nicht 
an bie ©runblinien beS älteren SaueS ange» 
fchtoffen. Serfelbe bürfte nach 3lrt ber genfter* 
übetroölbungen ufro. in gotifche geit 3 U oer* 


fefcen fein. Sen ®runbrif) ber beiben Surganlagen 
feftjuftellen, ift jur geit nod) nicht möglich. 
Suoor ift es nötig, ben (Erfolg ber roeiteren 
©rabungen abjuroarten unb eine geometrifche 
Slufnahme ber aufgebedten SJtauerrefte h«rju* 
ftellen. gaffen roir nochmals furj bie bei ben 
©rabungen geroonnenen Sefultate jufammen: 
Son einer römifchen Slnlage läjjt fich roeber 
auf bem Surghügel noch unter ben gunb* 
objeften etroaS erroeifen. Sie (Sntftehung ber 
Surg fällt in bie romanifdje Eßeriobe (11-—12. 
gahrhunbert). Stach einer fehr grünblichen ger= 
ftörung rourbe fie in ber erften ©älfte ber ©otif 
roieber aufgebaut (ca. 13. gahrhunbert). groi* 
fchen ber gerftörung unb bem jroeiten Sau 
liegt möglicherroeife ein größerer geitabftanb. 
Sluch ber jroeite Sau fcheint halb jerftört 
roorben ju fein, fo bah fich bie ßebenSbauet 
ber Surg auf etroa 300 gaf)re fcfjäfeen läht.**) 
Siefe jroei gutachtlichen, ooneinanber 
ganj unb gar unabhängigen, auf fpejiellen 
Seobachtungen beruhenben ©achoerftänbigen® 
äuherungen ftehen in einem überrafdjenben 
(Einflang mit ben hiftorifd)en (Sreigniffen. Sur 
roaS bie erfte (Erbauung anbelangt, fann ber 
£>iftorifer bem Sebhnifer nicht beipflichten. 
Sie Sllteburg muh 3 um minbeften in baS 10., 
höchft roahrfcheinlid) aber in baS 8. galjr* 
hunbert oerlegt roerben. Sei ber Süderobe* 
rung beS ftaufifchen (SrbeS unmittelbar nach 
1268 ift nicht blojj bie fallentinifdje 9teicf)8* 
lehenburg (Sfaiferburg), fonbertt auch 
castellum Neuburg jerftört roorben. Son 
®crjog ßubroig bem Strengen ift, offenbar 
ju Sroeden ber Serteibigung unb beS Schuftes 
in ber faifcrlofcn geit beS gnterregnumS, ber 
Sßieberaufbau fofort oorgenomtnen roorben; 
er ift fid)tlid) fehr befchleunigt roorben, roie 
$. Sode fid) auSbrüdt, unb e§ ift flüchtig 
gebaut roorben, roie g. ©pratter fi<h auSbriidt. 
Senn in bem herzoglichen Urbar oon 1270 er* 
fcheint baS „castrum Niwenburch“ als be* 
fteljenb ober beffer als roieberbeftet)enb. 

SaS h'ftonfche Sunfel, roelcheS über baS 
burgengefchmüdte §od)geftabe auf ber rechten 
©eite ber Sonau roie ein faft unburchbring* 
liehet Sebel fid) gelagert hotte, ift bamit jer* 


*) 33otfe, lieber Stömerbauten. SReuburger fflonettaneen*S8tätter 1876. XL, 26 —29. — Sine au8* 
fiihrliche SBefdjreibung bet Stltenburg fiubet fid) aud) in SReuburget RoHeftaneen*©(ättet 1844. X, 36—40. 

*) SReuburger fto0eftQneen='81ättet 1907 junb 1908. LXXI unb LXXIl, 122- 3. 


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Original ftom 

PRINCETON UNiVERSITY 



»clttäfle gut älteren ®efd>tdf)te t>on SReuBurg a. ®. 


149 


riffen; mir roanbeln fortan im gellen Sonnen* 
lichte bet ©rfenntniS. 

23iS gutn ©nbe beS 14. iQabrbunbertS, bis 
gum SeilungSoertrage oom 19. Stooember 1392, 
Ratten bie 5Bcr£>äItntffe eine Slenberung info= 
ferne erfahren, als nunmehr oon „SReronburg 
bürg onb ftat", aber nid)t mehr oon „Eliten* 
neuburg ber pur cf)" bie Siebe ift. 3fn ber 
groifchengeit lagen gtoei Sreigniffe oon meit* 
tragenber SBebeutung. 

,3«" ober „ge Sletonburg" urfunben 2ub* 
roig ber Sranbenburger 1354,*) föergog 9Rein* 
barb 1362,*) §ergog Stephan ber ftneifjel 
1367.®) 81m 5. 3Rärg 1368 beurfunbet ©ergog 
Stepban ber Sleltere, baf) fein Sobn föergog 
Stepban ber jüngere, genannt ber ftneifcel, 
mit ßuftimmung ber anberen Söhne griebrich 
unb Johann oon ©ilpolt oon bem Stein neben 
einer großen Steibe anberer fBefipungen bie 
„berftbaft Steronburg" um 23500 fl. gelöft habe 
unb bah er bem Sobne unter anberen Stticfcn 
auch bie^errfcbaftüReuburg oerpfänbe. 4 ) Schon 
bei feinen ßebgeiten bat alfo Stepban mit ber 
$afte (f 1375) feinem Sobne bie ©errfcfjaft 
ÜReuburg pfanbtoeife übergeben. Stepban ber 
ftneifjet, „ein lebensluftiger, prunfooH auf* 
tretenber gürft, ftetS reich gepupt in feiner 
Slleibung", 6 ) batte burcb bie §eirat mit Sbab* 
baea, ber Sod)ter beS ©ergogS SBarnabaS 3$iS= 
conti oon SRailanb (oermäblt 3. Dftober 1364) 
reiche ©elbmittet gur Verfügung, mit benen 
er auch bem SSater gegenüber nicht fargte. 
$urch bie ©inlöfung ber SReuburger unb be< 
nachbarter Sßfanbfchaftcn ift er fogufagen fcbon 
als Uronpring in nähere Begebungen gu SReu* 
bürg a. S. getreten, ©eben mir toobl fehl in 
ber SInnabme, bah ber pracbtliebenbe gürft 
mit feiner italienifcben ©emablin in biefer 


üßfanbfchaft, mit beten ÜBiebereinlöfung burch 
ben Batet faum mehr gu rechnen mar, feine 
©ofbaltung auffcblug, bah eS ihm in ber Sitten* 
bürg gu enge unb gu einfatn mar, bah er fi<h 
barum auf bem Cftabl)ange beS SReuburger 
Bügels eine feinen 91nfprücf)en gerechter roer* 
benbe Siefibeng erbaute? S3iS gum Sobe beS 
BaterS (19. 2Rai 1375) bat bie Sßfanbfcfjaft 
Beftanb gehabt, oon 1375—92 haben bie brei 
Brüber Stephan, griebricb unb Johann ge* 
meinfam regiert. Surd) ben SeilungSoertrag 
oom 19. Stooember 1392 erhielt Stephan bet 
Slneihel, roobl nicht ohne feinen Söunfcf), mit 
bem gngotftäbter ßanbeSteile auch „SReronburg 
bürg unb Statt". 6 ) 3fn ben fahren 1368—92 
alfo muh §ergog Stephan ber jüngere ben 
älteften Seil beS SchloffeS oon SReuburg haben 
erbauen Iaffen. 

Slufjerbem ift im gabre 1388 bie Sllten* 
bürg auS ber SReibe ber ßebenben, roenn man 
fo fagen barf, geftridtjcn toorben. 

Bon 1368—78 erfcheint Stifter ^anSgenger 
oon Sannftein 7 ) als pfleget gu ÜReuburg; ib«t 
bat föergog Stephan an einem unbefannten 
3eitpunfte, jeboch groifchen 1386 unb 1388, 
Steuburg, ßupmannftein unb bie Borftabt oon 
StegenSburg, Stabtambof, oerpfänbet. *) gn 
bem groben Stäbtefriege mar ber genger m *t 
ber Steicf)§ftabt StegenSburg oerbünbet, bie 
baperifchen £>ergoge ihre ©egner. ®S galt 
barum, bie Sßfanbfchaft Steuburg ihrem gn* 
habet abgunebmen. Born 18.—24. gebruar 
1388 mährte bie Belagerung ber Slltenneuburg 
burch ben §ergog Stephan unb feine §aupt« 
teute, ben ©ofmeifter SJJeter oon ©cf, SBilbelm 
oon SPudbberg unb gobann oon SBart. SiefeS 
baperifche BelagerungSbeer befanb fich eben 
auf bem guge gegen SlugSburg. 9 ) 8lm 6. Sage 


>) Reg. Boic. VIII, 297. 

*) a. a. O. IX, 62. 64 (5 Urfunben oom 8. 9. U. 22. 24. 3Rai 1362). 

3 ) 31 a. D. IX, 184 (2 Urfunben oom 2. 3. Dftober 1367). 

4 ) Duellen unb (Erörterungen VI, 494—6. — 31ucf) in Neuburger ftofleftaneemSölättern 1863. XXIX, 
12—13. - Reg. Boic. IX, 195. 

6 ) 6. föiealer, ®efd)icf)te ©aiernß. III, 107. 

6 ) Duellen unb (Erörterungen VI, 553. 

7 ) 10. 3ult 1368 in Reg. Boic. IX, 203. — 27. 31uguft 1370 in Neuburger flopialbudj XXXIII, 233 b .— 
26. 2Mrj 1378 in ßanbgericfjtSurfunben oon Neuburg, fase. 32 (51. 3lHg 9teicf)8ar<t)io Attündjen). 

8 ) 3^ 3^** 1380 erfcf)eint (Eberljarb SBgnbe al8 Ijeraoglicfjer ©ogt au 9leuburg (Mon. Boic. XVI, 450) 
unb am 18. $)eaember 1386 (Eberfjarb ber ÜJliftelbecf, ber an biefetn Jage eine ßefjenfaufSurfunbe fiegette (Reg. 
Boic. X, 196); er ift toieber ©ogt a« Neuburg am 29. 2ttära 1394 (Reg. Boic. XI, 9). 

9 ) 3* SBürbinger, S)er 1. unb 2. ©täbtefrieg in ©djroaben, granfen unb am K^etn. 33. 3a^re0Beridgt 
beö ^ift. HreiSoereinö oon @cf)ioabcn unb s Jleuburg. 1868. ©. 117. 


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150 


Dr. ®g. 6<f)rdtter. 


fdjon mufjte Sßotfljarb ober SBilfjarb 3 enger, 
ein Soljn ober 2$ermanbter ©ans 3 en 9 erg / 
bie 33urg übergeben. 1 ) 3>n ber 2Seltd)ronif, 
4. baperifdje gortfetjung, ift bie Slffaire fo U 
genbermafeen gefcijilbert: ,,@5 t)ielt aui$ ain 
ritter SRemburg inn, ber f)ie£ ber gulben 
3 enger, Ä ) ber oerpant fid) flu bem reid) unb 
ma£ roiber bie Herren oon SJJairn unb fad) 
nid)t toeber an trero nodE) an er, toann boc^ 
SReroburg nür ftn faegung (b. I). Sßfanbfdjaft) 
roa§ oon bem ebeln fürften ©ergog ©tepfyan. 
Ser 3 en 9 er pefcc^et bie ftat mit ben fötbnern 
oon $Regen§purg, bag moefjt got nit oertragen 
unb ber ebel fürft oon Ssßairn ©ergog ©tepfyan. 
Ser peleget bie ftat unb lag baroor pi§ an ben 
neunten tag, bo ergaben fiel) bie in ber ftat 
unb ber gulben 3 e nger müft aß fein prief 
übergeben, bie er bann f)et oon bem ebeln 
fürften ©ergog ©tepfjan. Sie purger in ber 
ftat bie oieng er unb pefdjäcget fi. Sa§ ge* 
fd)al) omb fanb Sßaul£ fer". 3 ) 

Sie ©tabt SReuburg blieb, abgefefjen oon 
einer Sranbfdjafcfumme, bie bie Sürgerfdjaft 
leiften mufete, oerfdjont unb E)at infolgebeffen 
feinen ©dEjaben gelitten. Sie 33urg 2llten* 
neuburg bagegen ift burd) bie Selagerung fo 
fjart mitgenommen rcorben, bafe fie gur SRuine 
gemorben ift; fie ift oon ben batjerifefjen £>er* 
gogen nicf)t mieber fyergefteflt toorben. £>ergog 
©tepfjan gog e§ oor, SUtenneuburg in Srüni* 
mern liegen gu taffen unb fidfj mit bem furg 
oor 1389 in ber ©tabt SReuburg erbauten 
Schlöffe gu begnügen. Saf) biefe£ ledere im 
3>al)re 1389 fd)on beftanb, gef)t au£ ber Urs 
funbe ootn 15. 2Rai 1389 fjeroor. Sin gtoei 
©teßen ber Neuburger Jtopialbüdjer (S. 2 lßg. 
9teid)§ard)io Stünden) ift ein 2lu3gug übers 
liefert. Ser erftere lautet: „Stern ain Srief, 
oon Ijannfen genger, roa£ pfantfdjaft brief er 


ober SReronburg larocgmanftain onb bie oorftat 
gu SRegenSpurg bi§ auf batum be£ brief§ f)iet 
Sag bie fußen tob onb frafttog fein. Saturn 
an ©ampegtag oor Kantate anno domini 1389". 4 ) 
Ser gtoeite lautet: £>an§ ber 3 en 9 er üergid^tet 
auf aße 9lnfprüd)e au 8 ben oon ifjm innege* 
fjabten üßfanbfhaften „bie oeft berrfdjaft onb 
geflogg SRemburg onb bp oorftat gue $Regen§* 
purg onb mag gu ben ©loffen onb fyerrfdjaften 
gehört, an famptgtag oor Kantate anno domini 
1389". 5 ) Sine britte Raffung befagt: „SBo fid) 
etroan Sßfanbfdjaftbrief ober bie oeft, Ijerrfdjaft 
onb ©efdjloft SReuburg, Sufemannftain onb bie 
Sorftabt gu 9iegen3burg, fo er oon ^ r 3 ^g 
©tepljan, griebrid) onb Sodann gebrüber, §er* 
gogen in 23apern ufm. inngeljabt, in fein ober 
feiner erben gemalt oerfaßen gälten ober fürs 
gebracht mürben, bafc biefelben tobt onb traft* 
Io§ fepn foßen". 6 ) 

Sarnit ift ba§ ©djlofc gu SReuburg gum 
erftenmal urfunblicf) begeugt: „Sie oeft Ijerr* 
fdjaft onb geflogg SRemburg". Sagu fommt, 
bafc ein fpäterer Sennin für ben "Stuin ber 
Slltenburg ebenfomenig nad)toei£bar ift, roie 
ein früherer; bafc für ben ©djloftbau in Sieu* 
bürg eine frühere 3 C ^ als 1368- 89 nid)t in 
Setradjt fommt unb bafc eine fpätere 3^1 nad) 
ben fixeren, urfunblidjen Ermahnungen am 
9lu§gang be£ 14. unb am beginne be§ 15. Satjr* 
hunbertS für au§gefd)Ioffen gelten barf. 

2Ba§ oon ©ergog Stephan bem Stneifcel 
gmifdfjen 1368 unb 1389 gu SReuburg gebaut 
morben ift, ift ba£ gegen bie Sonau ^inab 
errichtete, redjtedige — hoppelt fo lang al§ 
breit — au£ oier ©todmerfen befteljenbe ®e* 
bäube über bem norböftlicfjen ©tabttore, ber 
fog. SRabclö^rbau. 7 ) „Ser alte Surgmeg t)at 
mittelalterliche Stimmung unb ber mittelalter* 
IidE)e Son ^errfd^t bei ben roec^felnben Sin* 


l ) Anonymi Monachi Bavari Compilatio Chronologioa rerum Boicarum. Oefcte, Scriptores rerum 
Boicarum. II, 344. $gl. ßeibinger im bleuen 2(rd)to b. ©ef. f. ält. beutfd)e ®efd). XXIV, 716 u. 684. 

*) gulben er too^l roegen feines 9fieitötumS. ©. 9tiealer, ®efcf)icf)te 33aiernS. III, 140. 

*) S)eutfc^e ßtjronifen II, 358. 

*) Neuburger Äopialböcber XIV, 57 b . 

*) S)eSgl. XXXIII, 233 b . 

8 ) Neuburger ÄoUeftaneensSBlätter 1839. VIII, 7. — $an$ 3 cn 9 cr Infolge beS friegerifc^en 3 Us 
fammenftobeö mit ©erflog ©tepljan bem SIneifjel auch alle Eeljenoerbinbungen mit Söatjern gelöft. @r batte 
am 18- ©eflember 1386 ein bagerif^eS halbes ßeben flu ißorft ermorben iRog. Boic. X, 196); er oerfaufte eö 
am 3. September 1389 an 3afob ben Ißutreicf) flu föeidjgerfcbaufen, Pfleger flu Dteuburg, um 128 ft. (Reg. Boic. X 
248). ®r ift mit feinem Sofjne ©eorg am 1. 9Jlai 1389 als Bürger in SfiegenSburg eingenommen morben 
(Reg. Boic. X, 238). 

7 ) Neuburger ßoUeftaneeiuaglätter 1861. XXVII, 1. 


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{Beiträge jur älteren ®efd)id)te oon 9teuburg o. S>. 


151 


brüden auf biefem furjen SBege oot". 1 ) Ser 
erften ©rroäbnung beg ©cbtoffeg in SReuburg 
(1389) folgen halb mehrere. 

8 lm 29. Suni 1395 oerpfänbete ^erjog 
Stephan bem Sifdjof Johann oon SRegeng* 
bürg für 11410 ung. ©ulben, bie er feinem 
©o^ne ßubroig fdjulbig toar, bie „oefft onb 
geflojj SRapn onb SReronburg".*) sObrool)! H«* 
30 g Stephan 3 ur beftimmten Seit $fanb= 
fcbaft nid)t einlöfte, bat SBifrfjof Johann fie 
gleicbmobl lebig gefagt unb bem H er 3°8 ßub* 
toig „bie ©log" übergeben. 3 ) ßmei Sab« bar® 
nach, am 18. Januar 1397, bat H «309 ©te* 
pban feinem ©ohne ßubroig „bie pfleg onb 
©tat IReronburg onb IRain" um 10000 fl. 
oerpfänbet unb überbieg bie ibm noch fcbuls 
bigen 15000 fl. „auf onfer pfleg oefjt onb ©tat 
cju IRcronburg" big jur oöüigen Sablung Dets 
fcbrieben. 4 ) ©«hon am 18. gebruar 1400 haben 
bie SRüncbenet ®erjoge ©rnft unb SBilbelm, 
unbefannt roem, ihren halben Seil an „ber 
©tat onb oefjt ju SReronburg" mit SSorbebalt 
beg Sßieberlöfunggrecbteg „onferg tailg an bem 
©eflofc IReronburg oefjt onb ©tat* um 7500 fl. 
öerfefct. 5 ) Sn biefer Slngelegenbeit fällte 5ßfalj= 
graf IRupprecbt im Sab« 1400 31 t §eibelberg 
einen Spruch, bur<h roelcben bie ^»erjoge ©rnft 
unb SSilbelm „in ir oetterlicb Srib SRcroburg 
©lofj onb Statt" roieber eingefcfjt tourben.*) 
©nblicb fei nod) ermähnt, bah nach einem 
„Snoentarj ber ©alpucb SRecbenpucb onnb anb* 
rer SHegifter onb püt^er Sn bem Surn 31 t 
Sngolftat", toelcbeg aug bem 15. Sabrbunbcrt 
ftammt, fogar eine @<hlofjbnurecbnung oor= 
banben roat ober noch oorbanben ift: „Stern 
^Rechnung oon ber pero roegen ber SSeft 3 U 


SReronburg ber flacht bafelbg ber oeft 3 U buting 
onb etlicher puchfen roegen*. 7 ) SBer roobl bie 
glüctlicbe Hanb haben mag, bie fie in einem 
bagerifdjen ober oielleicbt auch aufjerbaperifcben 
SXrcEjioe finbet! Ser gunb roürbe jebe ßüde 
augfüHen unb alle noch beftebenben Siebenten 
ber übergroben $roeifler jerftrcuen; er roürbe 
bag ©ebäubc, bag auf bem mübfamen ÜBege 
ber gorfcbung errichtet roorben ift, tränen, 
roie einft Ißfa^graf Otto Heinrich bie @<höp* 
fung beg gergogg Stephan II. mit bem ftatt= 
liehen SRenaiffancegiebel gefrönt bat, roenn auch 
oielleitht ba unb bort ein Stein auggebroeben 
unb bur<h einen anbern erfefct roerben mübte. 

Sn bag ©chtob 3 U IReuburg, oon $er 3 og 
©tepban bem St netzet erbaut, fiebelte 1425 fein 
©obn, ber alternbe H er J °8 ßubroig ber ©e* 
bartete oon Sngolftabt fytt über. Um bie 
erften Soften einer neuen Hofhaltung tn ÜReu* 
bürg berbe^ufebaffen, oerpfänbete ber Hergog in 
ber bamalg üblichen SBeife ber ©elbaufbringung 
bie ©üter Sacbbagel, Surgbagel, ßanbgbaufen 
unb Dberbädjingen an bie Herren oon SBefter* 
nach um 4000 ©olbgulben. 8 ) Sn bem ©ebtoffe 
3 U IReuburg, ber lebten gufluchtflätte beg greifen 
gürften, roürbe H^jog ßubroig ber ©ebartete 
oon feinem ©ohne H^og ßubroig bem Höd erigen 
nach 18roöchentlicher Selagerung unb halben* 
baftem ÜBiberftanbe ber 35ürgerfcE>aft am 4. ©ep* 
tember 1443 gefangen genommen. 9 ) ©ine gort* 
febung 3 ur baperifchen ©bronif begSlnbrea« oon 
IRegengburg fdjilbert ben Vorgang alfo: „So 
macht ßubroieug ber pudlot mifambt beg 
marggraf Sllbredjt unb Surgraf 31 t SRüren* 
berg, beg froefter er bet, oelt roiber fein oatter 
3 U ÜRenmburg onb geroan bag ©eflof) unb 


') SB. SRiebl. SBaqernS ©onautal. Xaufenb 3“bre beutfeber ftunft. Üfündjtn unb Seipdig 1912. S. 235. 
*) Uri. be8 2anbgeri<btc8 SIteuburg, fase. 2 im 1. Slflg. 9leict)SarcE|io 'Dlüncbett. — Steuburgcr ftopial* 
bud) XLVIII, 343. 

•) SJteuburger ftopialbiicber XIV, 29». — XLVIII, 343. 

4 ) $e8gl. XXXIII, 239». — 3m gatjre 1346 no<b befennt SBittjelm Sebent oon Stein, „bafj il)m £)erjog 
Stephan, Sßfaljgraf bei 'Jlljein, bie Sßfleg unb bie SBogtei ju 9ieubttrg unb 91ain beooblen unb geladen tjab*. 
Steuburger Wo Heftaneetu Blätter 1842. VIII, 3. 

*) Sfteuburger Stopialbütber XXXIII, 240». — XLVIII, 140». 

6 ) gürftenfacben 91 r. 359 im 1. SlUg. 91eid)8ard)io 'Ultindjen. — „Sßttfet Slojje Dlutoenburg off ber 
£b»nan)e* fommt auch oor in bem ®egenbürgf<baft8briefe beb QerjogS Subroig be8 ®ebarieten gegen Stänig 
SRuppretbi roegen beS §eirat8gute8 ber ®emablin bc8 Burggrafen griebriä) 00 m 19. September 1401. (Mon. 
Zoll. VI.) ©benfo im 3“bre 1419 „ju SHeuburg im fd)lofj'. 3o£)- ftnebet, S)ie ßfjronif be8 ÄIofterB Waieijeim. 
®. 240. 

’) Sleuburger ftopialbud) XIV, 144». 

•) Siacb ft. §• oon Sang in üleuburger ftoHcftaneen=BIätter 1839. VIII, 11. 

®) S. SHiejler, ®efä)icbte SBaicrnS. Ul, 341. — 5. §üfler, SRitter SubroigB oon ®gb SJenfroürbigleitcn. 
fflatjreutb 1849. S. 121-3. 


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152 


Dr. ® 0 . @cf)rötter. 


bg [tat unb natn fein oater unb Ijet ben in 
Ijuet, ba§ er nicht} getoaltig roaS\ l ) „Unb als 
fg nun fjinfommen, ba funben fg ben alten 
$errn in bem Sd)loS unb tnufj gefangen fegn, 
unb alle feine SJiener."*) 

©iS jur ©egrünbung bet fog. 3ungen 
Sßfalj burcf) ben Kölner Spruch (1505) ift 
$erjog Stephans 9tefibenj in Jteuburg a. 2). 


leer geftanben. 6rft als üßfaljgraf Ott $ein* 
rid), ber fid) in bem für bie ©egriffe eines 
fftenaiffancefürften einfachen unb altertümlichen 
(Sebäube nicht heimifch fühlen mochte, majorenn 
geroorben mar unb feiner ©auluft ungehinbert 
bie 3ügel fcfjic^en laffen tonnte, oeränberte 
fich baS ©ilb auf bem Dteuburger 9tefiben3* 
hügel roie mit einem Schlage. 


*) Quellen unb (Srörtetungen, 3t. g. t, 711. 

*) Defete, Soriptores rerum Boicarum. I, 017. 


3 uc Deceinsdicoiufc. 

I. Knrtrügr 1013 / 14 . 


1. 15. SRooember 1913: Dr. jur. föubolf Oefcfjeg, 
5)ie toeftfälifdje ©erfaffung oom 15. 9to* 
oember 1807 unb bic bagerifcfce ftonftitution 
oom 1. 3Rat 1808. 

2. 13.J)egcmber 1913: 51. Oberft SBittjelm ©leb i* 
cu8, ©agetnS Anteil am ©er b ftfelb aug 1813 
(gebrucft in bem oorltegenben ©eft). 

3. 17. 3anuar 1914: St. StegierungSrat gifdjer, 
©eairfSamtmann in $öla, (Erinnerungen an ©ab? 
riel oon Seibl. 

4. 7. gebruar 1914: 51. ao. UnioerfitätSprofeffor 


Dr. griebridf) Söilfjelm, S)ie ©eimat SöaltljerS 
oon ber ©ogelioeibe unb 9teimar8 beS Sllien. 

5. 28. tfJlära 1914: St. Sßrofeffor Dr. flart Krauts 
mann, 3of°& SanbtnerS ©olamobelt oon 
SDlündjen (1570) unb feine baugef<$i<f)tlidje 
(Erfcblie&ung. 2flit einer SluSftellung oon 
nungen be8 ©errn Srcfjiteften ©uftao 6teinlein. 

6. 9. ÜJlai 1914: St. ao. UnioerfitälSprofeffor Dr. 
öuguft föofenlefjner, Sluliurgefdjictjtlid&e 
©Uber aus ber Qtit beS fturfürjten SJlajis 
milian III. 


II. Otiftungofeftauoflug. 


Sonntag 28. 3uni 1914: gafjrt nacf) i a c§. 
©eftcl)tigung ber Se^enSrotirbigfeiten, inSbefonbere 
ber ©pitalfirdje, Spfarrfircbe, Stabttore ufro. ©emem* 
fc^aftlic^er 2JMttagtifct) im ©aftijof aum ©auerntana. 
©eficfjtigung beS ,©rubet*, beS größten unb roicf)= 
tigften £rid)tergrubenfelbeS oon Sübbeutftfjlanb. gafjrt 
mit Sßoftauto nadj öltomünfter. 


Sütontag 29. 3uni 1914: ©eficfjtigung ber Älofter? 
fird&e unb ftlofterfcfjäfee oon «Itomünfter. gafjrt 
mit Sßoftauto nadj bem SßeterSberg. ©eficfjtigung 
ber romanifdjen tfirdje bafelbft. ©afjnfafjrt nach 
3nber8borf. ©emeinfcfjaftlicfjeS SJlittageffen im 
©arten ber 5tloftenoirtfcf)aft. ©eficfjtigung be8 SKofter® 
unb ber Älofterfircfje. Stücffafjrt nadj ättündjen. 


Sctjujtleiiung : Dr. ©eorg ßeibinger, Dberbibtiotfjefar ber l. ©of= u. Staatöbibliotfjef, UKündjen, ßubtoir"'r 00 

K. ^ofbud?brurfet*t Könnet & Callroey. 


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Dom üuAeclitöi. 


tfafTrrmarttt-Jarban, (5. unb Sdfraib, 2öolfgang 
Dtaria, Der ©amberget Domfchag. (XIX, 66 ©. 
mit 5156., 24 D9 Dtünchen 1914, 3 . ©rucfmann. 

JL 180.—. 

I)a* ^aijerlattb. 3^uftrtcite 22od)enfcf)riTt für 
©agern«2anb unb ©olf.i'S3ierteljal)rptei« ,4t. 2.50.) 
5lu« bem reifen 3nl)alt ber im 2. unb 3.©iertel* 
jaljr 1914 erfdjienenen Hummern oe^eidmen mir ! 
f^lgenbe auf 5Iltbagern bezügliche Sluffäfee oon 
roiffenfdjaftlidjer ©ebeutung : 

3 . 5$. ftull, Die Schaumünzen be« ^fal^grafcn 
Philipp, gürftbifchof« oon greifing unb Naumburg. 

— 3 ®* Äull, Die Dlünztätigfeit be« gürftbifchof« 
gohann III, "^falzgrafen bei Dhein. in Degen«burg. 

— 3 - Sdjnirle, ©on SJialler«borf nach §ainbling. 
SBanberbilber au« ©or|eit unb SJUtmelt. — £. öol* 
lanb, Der fduoarze Xritt in ber 5Jtünd)ener grauen* 
(irdje (5in Beitrag z ur ©agcnbtlbung. — 58. Dt. 

© d) mi b, (Beroänber au« ber 2Btttcl«bad)tfchen gürften- 
gruft gu ßauingen. — 0. lieber, Da« Seiten» über 
bte 5Übertitafeln. — (B. Dt ab er, ©rlanzemoelt unb 
©oltSfitte im fird)lid)cn geftfrei« be« 3ahre«. — £>. 
§ollanb, 5Iüerlei Sieue* au« alter 3 cit - — 3- Dt. 
SBaibel, TOmündjener Dicfjtftätten. — 3* Dürn* ! 
e g g e v, Da« ©erfehr«mefen in alten feiten an ben bageri* 
fdjen ©orbergen. — tf. Dt it Iler, ©on ber älteften 
©efeftigung Dtimcben«. — Dt. 5 an (in g er, 58eiljen= 
linben, ein heiliger £ag. —3 SB c i% ^ Die Oeibgarbe 
Herzog Dtarimilian« I. 1596. — (B. 3d)rötter, Die 
Grrichtung be« ©i«tum« (S^iemfee. — £. ©teffen. 
Die alten ©iiigerbäufcr in 2anb«fji:t. — 51. Dtitters 
roiefer, 3l ar Tlofferei im 15. 3d^r^unbert. — ©. 
Dörfler, ©t. Diid)acl bei SSaalljaupten. — 

lanb, 2anbfd)aft«tnaler 5luguft ©eibel. — Dt. 3iir.s 
hart, 2 ubroig bei ©aper unb griebrtd) ber ©chone 
im beutfd)en Drama. — Q Dtarggraff, Die GnU 
ftefjung unb Gntroicflung ber 5BürmfeC'Dampffd)iff* 
fahrt. — §. ©oHanb, ©ilbhauer 3 ohann £>albig. 

— Dt. o. Oefele, ©ebaitian 5Ibam ©eit ©päht« 
eigener 2eben«lauf. — 3- Schnitte, ©on Gtgolb«* 
bad) über Stirdjberg nad) Oberromng. Söanberbilber 
au« ©orzeit unb Dlitroelt. 

^atjerlanb-tfudicrei. Gber, §att«, ber grauten* 
roalb unb ba« ©ogtlanb. Stultur* unb Heimat* 
bilber. (VII, 178 ©., 61 5lbb., 1 Starte.) Dtündjen 
1914, ©aperlanb*©erlag. ,4t 2.50. , 

^eriier, 5Ilberf, Steuere unb neuefte ©falzliteratur. 

(15 ©.) Staifer«lautern 1913. Citerarifdjer herein 
ber ©falz. 

t> nt vage zur Stulturgefd)ictne be« Dtittelalter« unb 
berDenaiffance. §erau«gegeben oon2Balter <B oeg 
©aub 17: X l) e obalb, 2eünbarb, DieGinfüljrung 
ber Deformation in ber (Srafftfjaft Ortenburg 
Deil I. (III, 136 ©.) Leipzig 1914, 5). (B. Deubttcr 
yfältirdjt yililiotljeh. £>erau«gegebcn oon ipt)* 3 
©Roller. VII. 5)anb (2. Deil). Öcijmami, 

3 - Urfunblidje ®efd)id)te ber ©urgen unb 
53ergfcbloffer in ben ehemaligen (Bauen, (Braf* 
fd)aften unb yerrfdjaften ber baperifd)en ^rali. 

Jjin Beitrag 5 ur grünblic^en 5Jaterlanb«funbe. 

JBagreui^ . 


5 5ib. Urfunbltc^e (Befd)id)te ber Burgen ur.b 
iöergfc^löffer im üöeftridje unb im ebemaltger 
8 lie«gaue. 5lnaftatifd)erSieubrucf.)4.—6 .t©c6 lu&*> 
Cicferung. (©. 153—304 unb XXIV ©.) flftündjen 
1914. 3- Sdjoüer. JL 3.60. 

6 rauttgart Didjarb, Die ©übgermanen. Die 5Jojer, 
5 )inbeliaier, Dater, Dorifer, Dauri«fer ufro. mären 
nach all ihren lanbroirtfdjaftlidjen (Beraten unb 
Ginridjtungen (eine Stellen, fonbern Urgermanen 
bocbftroabrfdjeinlid) ba« ©tammooK aller (Ber^ 
manen. 2 ^albbänbe. <XV, VI, 811 ©., 334 5151)., 
9 Dai.) i)eibelberg 1914, (i SBinter. e 4l. 40. — . 

6 ruttliuber, Da« ©aubud) be« 53auftabelfnecbt« 
Stbornmeüer in 23afierburg 1674 — 1686. (39 ©.) 
5Bafferburg 1914. 

6 urger. grtp, üJteiftermcrfe ber 5piairif 53 aperu« 
I. S3anb: Der SJkifter ber ©fulpturen oon Bluter* 
bürg unb feine ©c^ule II. öaitb: @ra«mu«(Braffer 
unb feine ©djule. (4 2ieferungen 31 t je 4 Dafein.» 
OJtündjen 1914, Sliebn unb Diege. ©ubffr =^r 
A 24.—. 

drrlöuteruttgrtt unb (frgänsungen 311 3anffen« (Be- 
fcbicbte be« beutfdjen 51ol(e«. ^eraubgegebett 
oon Cubroig s 4?aftor. 53anb X. §eft 1 unb 2: 
®btj, 3ol). iöapt., Stabtpfarrer unb Diftri(t«= 
fdiulinfpeftor. Die religiöfe »öernegung in ber 
Cberofal 3 oon 1520 —1560. (XVI, 208 3.) greis 
bürg i. 5?- 1914, Berber. ,4L 6 —. 

frftfdjrift bc« 5Jtünd)ener 5Utertum«s3Jerein« 3 ur Srs 
innerung an ba« 50jäl)rige gubiläum. (186 © 
mit 5lbb.) ÜJiündjen 1914, C. ©djönbutl) Dadr. 
,4t. 20 .—. 

f’rankrnlAttb. S^wftrierte 3ftonat«fd)rift für (Be* 
fd?id)te, Stunft, Stunftl)anbroer(, Citeratur, s 3oi(8« 
funbe unb ^eimatfdjufc in granfen. ^ublifation«* 
Organ b. f)ift herein« 5llts59erttieim. Debafteur: 
5lrd)ioarDr. ^an« 2öalter. l.gahrgang 191415 
Dcttelbad), St. Drtltfdi. 51ierteljäbrltd) J 1.70; 
einaelne ^efte ,4t —.75. 

fretutb, dajeran, Die ÜJtünchensHugbburger Slbenb* 
3 eitung. Gin fur 3 er 5lbrifj ihrer mehr al« 300* 
jährigen (Befd)id)te 1609—1914. (90 ©., 53 5lbb., 

* 1 Daf.; 5)tünd)en 1914, g. üBrudmann. 

fürft, Dtai', 53eioegte Dagc in Draunftcin. (Bcfchi'Jht* 
lidje Grsählung au« ber 3 cit be« 2 anb«huter Grb* 
folgefriege«. (79 ©.) Draunftein 1914, 5J1 Gnbter«. 
,4t 0.60. 

flirti, gerbinanb, (Befd)id]te Dirol« oon 180 1 .)—1814. 
3Jht einem 5lu«blic( auf bie Crganifation be« 
Oanbc« unb ben großen 51erfaffung«fampf. (Xt, 
635 ©.) Jnnöbiud 1913, ®d)xoid, ,4t 10.— 

Qaftuann, griebrid) SJUinchen im ®ilbe. Dar* 
ftellungen be« Üftündjner ©tabtbilbe« uom 3 a h r « 
1493 bi« 3 ur (Begentoart. OUuftrierter Statalog 
ber oomStunftuerein S)tünd)en imgttli 1914 oer* 
anftalteten 9Tu8fteHung). (VIII, ()4 ©., 27 Daf.» 
Sftündjen 1914, Shmftoerein. ,4t 1.—. 

100 baiferifd?. Gin geftbuch, hc c ^ti«gegeben 

oon ber ©tabt 553 ür 3 burg. (VI, 468 3. m. 5lbb. urb 
1 Daf.) 59 üc 3 burg 1914, ©türg (Beb. Dt. 5 — 


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Original frörri 

PRINCETON UNIVERSITY 


2>orirr*brrtrttt über baß 30. 2?rrcinÖiaf)r 1913 beß 
Bereinß. für ®cjd)id)te ber Stobt 21ürnberp. 

(II, TG S.) Nürnberg 1914, 3- 2. Schräg 
Jt 1.-. 

Johrrebrrtriit beß I)iftorifd)en herein« für Straus 
binß unb llmßcbunß IG. 3 a ?) r 0ö n n 1913. (304 S. 
mit Öbbilbungcn.) Straubing, ©iftor. herein. 

,4 3.-. 

lutifrr, 29iÜi, Hemptenß mittelalterliche Stabtbc* 
feftigung. Sep.*21bbr. a. b. 9lIIgducr (Scichid)iß* 
freunb 1914, ©ejt 1. (43 S., 2 laf.i. Kempten ( 
1914, Höfel. 

&oifcr, 29illi, Crtßgefd)ich:lid)c gorfdjung unb Hleins 
flabtncilag. Sonberabbruef auß bem Dorfens 
blott f. b. Icutfd)en üPudjIjanbcI 1914, 3lr. 85 
unb 86. (5 S.) | 

ftarimgrr. ©anß, 9lltsBnpern unb Bayrifd^Schjr'G* 
ben (04 S. illuftr. Icjt, 100 ■$. Bbbilbungcn.) 
ÜHund)cn 1914, Einhpm=Berlag, Subffr.riprciß 
,4t 20.-. 

% K ftunftbrnhmalrr beß 51Önigrcict)e dauern. 
SDfündjen 1914, Clbenbourß. Banb 2: itteg.sBeg. 
Cbcipfalg unb-2tcgcnßburg. ©eft XX: Har. 
iingcr, ©ager unb fiill, Bcgirfßamt Stabt* 
amf)of. (VI, 319 S,, 205 9Ibb., 17 laf., 1 Harte.) 
(Scb. ,4t 11.—. Banb 3: 2ieg.«Bcg. llntcrfranfen 
unb 2Ifcf)affenbiirg. ©eft IX: gculner, Be* 
girfßamt 2ol)t. (V, 152 S., 112 21bb., 12 laf., 

1 .Harte.) (Scb. ,4t. 7.—. ©eft X: (Srüber, 
Stabt Bab Hifiingen unb Bcgirfßamt ftiffmgen j 
V, 245 S-, 193 21bb., 21 laf., 1 Harte.) (Seb. 

,4t 11. — . Banb 4: 2feg.*Bcg. tfiebeibapern. 
©efi II: E cf arbt ,Bcgirfßamt ßanbßhut. (V,25< : S., 

172 9!bb., 21 laf., 1 Harte. 1 ®cb. ,4t. 10.-. 

gang, ißaul, 91m Sagenborn beß Baycrnlanbeß. 

2. Bänbchcn: Schöne obemänfifche Sagen. 

(04 S. 3. Bänbchen: Schone obcrbaptrifd)e 
Sagen. (04 S.) 29ürgburg 1914, E- Habi$* T d). 

3e .4t —..35. 

^rtbingrr, (Scorg, SDliniaturcn auß ©anbfehnften 
ber Hgl. ©of« unb Staatßbiblioihd in Btündicn. 
©eft 5: laß Bcrifopenbud) Haifcr ©cinrichß II. 

<52 S., *>7 laf.) 2JIün<hen 1914, ifiicbn & liefet. 
Subffx.sjpr. t tt. 52.— . 

lirh. Bbolf 2Inton, H. Bejirfßamtmann in 2leun* 
bürg 0 . 29-, Beiträge gur (Sefdjidjte beß ober* 
pfälgiichcn Bauernanfflanbcß 1705. iftit einem 
SInhang: 3”* Entftehungßgefd)ichtc ber Schmicb 
non Hod)cl=2egenbc. (2 ©1., 100 ©.» Sclbft* 
ncvlag beß Beifafferß. ,4t. 1,20. 

$& 0 r*manQ 4 2Jlaj, 29olfgang Holberget unb bic 
iHetd)ßgraffd)ajt 91eufolbcrg. (7 S.) Sonber* 
brud a. b. ,2lltöttingcr Öiebiraucnfalcnbcr* 1915. 

2&0miingrr, (Scorg, X ic Epitaphien in bei St. (Scorgßs 
ürche, in bei Spitalfirche unb im ''tdbrifchen 
‘Uiufeum gu 2lörblingcn. (28 S.) 9]drblingen 
1914, (E. ©. Bccf. Jt. -.25. 


jtirujaiirfcblättrr. ©craußgcgcben non ber (ScfeEk 
fchaft für frdnfifd)c ©cyd)id)tc- 9: Ehe ber g. 
Hart Xheobor n, Xic 2tcid)ßinälber bei ÜRürne 
bcig biß gum Slnfang ber 91eugeit. VIII, 185 S.) 
29ürgburg 1914, ©. Stürfe. «#. 4 — . 
laß bapcrifchc (Obrrlonb in Hunft unb (Sefrf)ichtc. 
©anb 1: 3 QUncr » S ron 8 ^aul, München in 
Hunft unb ©efd)id)ie. (VIII, 380 S., 13 Xaf.) 
Dhincfjen 1914, 3- Cinbauer. ,4t. 4. — . 
pffttrn-Xrnbadj, Xheobor greif), o, unb fohtm- 
bathrr, ©anß, Xaß fönigl. bapcrifchc 1. Scbrocre 
91eitcriiHegiment w ^ring Harl non ©apern*. 
3. (Sd)Iufe*)93anb. Xaß Regiment in bem 3 C *^ 
raum non 1898—1913. VIII. is2 S., 23 Xaf.) 
9D7ünd)cn 1914, 9fl. Olbcnbourg. , 4t. 9 .—. 

5*adie. Lothar, Xie Ennmcflungßgcfd)id)tc beß bapc* 
rifchen 2anbtagß in ben erften bret 3QhT^chntcn 
nad) ber 93cnaifungßgcbung 1818—1848. 3t” 

3ufammcnhang mit ber allgemeinen politifdjen 
(Mcfchidne jener 3 c * t * <1(»6 S.i 2Biirgburg 1914, 
(Scbr. fUIemminger (Scb. ,4t. 2.—. 
£ammrlblatt beß ©iftorifd)cn 9?exeinß Eichftätt. 
28. gahrgang 1913. (III, 72 S., 1 Stamme 
bäum, 5 Inj.) Eid) ; iott 1914, ©lftor. herein. 
JL. 2.-. 

llrroffrntUdiungrn ber (Sefellfchaft für fränfifetje 
(Sefdjichtc. IV. :Heihe. ttftairifeln franfifeber 
Schulen, ©nnb 3: 29 ei ernenn, Harl, lie 

UUatrifcI beß (Sgmnafiumf ©of. 3 n 2Iegifter^ 
form bearbeitet. (LX, 4t‘4 S.» 29ürgburg 1914, 
©. Stürp. ,4t. 18.—. 

Ilrroffrntlidiungrn ber (Scfcllfchoft für fränfifchc 
(Scfcbichic. Ehto”^, 2Inton, laß SBürgburgcr 
2anb nor 100 3°h rcn - ^i nc ftatiftifcb=öfono* 
mifche Xarftellung in amtlichen ©crid)tcn unb 
labeüen. geftfchrift gnr 3aht$unbeTtfeicr ber 
Bereinigung 29ürgburgß mit bem Honigreich 
Bapcrn. (XLV T I, 440 ©., 1 Harte.) 29ürgburg 
1914, ©. Stürß. ,H. 10.—. 
llrttcr, gerbinanb, laß Icgernfeer Spiel com beut* 
fd)cn Haifirtum unb nom 21ntid)rifi. Heber* 
fegung mit Einleitung unb 2lnmcrfungen. (Son* 
berbrurf auß bem Blündicner ÜHufeum 11, 3.) 
{55 S ) Blünchen 1914, EleoTg %. 29. Eallroep. 
tPrrnrr, Qlnton, 21ugßburgcr (Solbfchmiebe. Ber* 
geid)niß ber 2Iugßbuiger ®olbfd)miebe, Silber* 
arbntcr, 3 ulI)e li cr c unb Stcinfdpietbfr non 1346 
biß 1803. (XV, 122 S.» SIugßbuTg 1913, 3 . 21. 
Sdjloffer. 

lUtldrlin, griebrid), 2iltcre Urtunben in beutfeher 
Sprache. 2Ibtetlung A, Cbcrbcutfd)lanb 21r. VI: 
‘Jlorbbapcrifchc Urfunbcn. <20 S.) 2Jlünd)en 
1914, (Seorg %. 29. Eallincp. 

2 licf)inalifchc 3ritrd|r»ft. ©craußgcgcben burch baß 
ft. Bayer. 2111g. 21eid)ßarchin in 2Jlünd)en. 9leue 
golge, Banb 20. (III, 327 S., 1 Harte.) Blün* 
d)tn 1914, Ih- 2lcfermann. 


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