1584 *
.154
. 12 .
i'ibrar n x>f
Pvmteian Hriibcrsittt.
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3af>rgang XII, 1913/4
35cr3cid^niä bcä 3n&alt8.
Seit«-
Der fran^öftfdje porträtftidj in Dlüncben. Don Dr. Ztlar Qauttmann .... I
Der Brüffeler ZHaler ©ngelbarb be pee als Porträtift am fjofe fferjog IDilbelms V.
unb IHarimilians 1. Don t Dr. £ u b tu i« J^otlmanu. ZtTitgeteilt »on ^ermann
Haffe . 6
Cotentyilfe. Don Ulbert Dierling.fö
Das Burgbaufer „Stattbucdjel" oon 1504, ein Spiegelbilb bttrgerlieben (ebens an
ber IDenbe bes Blittelalters. Don ,fri$ ^aefer.. 16
<£ine Unioerfitäts^eftrebe aus bem 3aljre 1839. Dlitgetetlt non ZHay Xottmanner. 26
ZTTidtael IDening unb Karl (Suftao Kmling, ^toei KTündjener Kupferftedjer bes
Barocf. Don Dr. Xicfyarb paulus.37
Die €rbauer ber Dierecffdjan^en. Don Dr. ^riebjridj ©blenfdjlager. mit 2 Cafeln 45
Die Silberbüfte bes bl. Benno in ber grauenfird^e ju Klüncben. Don Dr. mid?aei
£?artig.'..58
lieber ben (Brafen IPaltfyer oon Cljling. Don Dr. Camillo € rot t er.61
0rtsnatnen unb Sefiebelung bes Bercfytesgabener i'anbes. Don Dr. Julius inicbci 73
§ur Dereinsebronif. 95
Kufruf für ein (Babriel oott SeibbDenfmal. 96
Bayerns Knteil am ßerbftfelbjug 1813. Don ©berft a. D. ZTtebicus. 97
Stubien 3 um (Eurnierbudje f^erjog IDilbelms IV. non Bayern. Don Dr. (Georg
teibinger. 108
Beiträge jur älteren (Befdjidjte oon Heuburg a. D. Don Dr. ©eorg Sdjröttcr.
I. Submontorium (Heuburg a. D.), Atilia unb Galeodunum. II. Heuburg. HIteburg
unb Kaiferburg im ZHittelalter.128
^ur Dereinsebronif .152
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r
*
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Hltbamnscbe Dbonatsscbrift.
Die illtbaYertfdje Itlonatsidjrift erfdjeint jäljrlidj in 6 i}eften, welche an öle (IMtö lieber
bcs Ibietoriecben IDerclnes von ©berbapern gratis abgegeben werben.
preis für 2ttcfrtmtt3lte6er: 7 IHf. für öen 3 a fy r 9 an 9-
Der budjfyäuMerifcfce Vertrieb ift rom ^iftorifdjen Dereitt 6er 3. 3. Centner’fd?en ltueb*
fyanMuiuj (CErnft Sial)I jun.) in IlTündpen übertragen mor5en. 8eftellun$en übernimmt 6iefe, fotrie
ieöc anöere 23ucf?f?an61un$.
XIL Jahrgang 1913.
3nfyalt be* nnb 2.
Sfit«
Der frau3öfifd>e porträtjticb in ZlTiindjen. Don Dr. ZHar ßauttmann .... \
Der Brüffeler DTaler (Engelhard de Pee als porträtiji am f^ofe fjerjog lt>il=
fyelins V. und DTarimiliaitS I. Don f I)r. £u6u>ig ^ottmann. lllitgeteilt
non Qetmann Daffc. 0
Cotenljilfe. Don Ulbert Dierling.13
Das öurgtjaufer „Stattbuecbel" r»on 1504, ein Spiegelbild bürgerlichen t'ebens
an der ZDende des Mittelalters. Don ,fri§ tja cf er . ..16
€itte Unicerfttäts^ejlrede aus dem 3abre 1839- Don ITtay Hottmanncr ... 26
Micfjael ZDening und Karl (Suftao Kmling, jtnei Münchener Kupferftedjcr des
Öarocf. Don Dr. Ktdjarb Paulus.37
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3)cc fcaajö(ifrfic Pocfcäfflidi in iliindien.
9ladj einem am 80. 3anuar 1913 im §ifiotifdjen herein oon Oberbagern gehaltenen SSortrag.
Von Waj föauttmann.
3 fn ber ®efd)i<hte ber ©raptjif fpielt Wün=
<hen oor bem 19. 3af)rhunbert eine befcheibene
Volle. Vach früheren einjetftehenben ßeiftungen
bitbet fid) \)iet erft um bie Sßenbe beS 17.
jum 18. Satjrtjunbert eine ©tedjerichule oon
jiemtid) lofem 3 u f ammcn b Q lt* 33Bcit entfernt,
ben ßentralen ber beutfefjen ©rapfjit, 9lugS==
bürg unb STtürnberg, ernfttjafte flonfurrenj ju
machen, ift fie faum imftanbe, bie lotaten 33e=
bilrfniffe ju beden: Sie Sßrobuftion oon ©eU
ligen* unb 9lnbad)tSbilbern fann, roährenb
Wündjen für ßitchenbau unb SUrdjenauSftat*
tung im 18. 3 abrb u nbert einen Wittelpunft
bilbet, nic^t auffommen gegen SlugSburg,
beffen Srjeugniffe ben Warft fiberfdjroetnmen.
Sie 3fntereffengebiete ber bürgerlichen Greife,
roie ©emälbereprobuftionen, Vuchitluftrationen,
©täbteanfidjten, ßefjrbücher, Wrcf)itefturiDerfe,
Drnamentoortagen, £jat bie Wündjner Stecher*
fdjule im engem ©inn (abgefeben oon bem
einen Wonumental*2Ber!, SBeningS Historico-
Topographioa Descriptio) toenig gepflegt; erft
ber mit il)r hoch nicht bireft gleid)jufef}enbe
©tedjerfreiS, beti bie beiben ßuoiHidS fid)
heranjogen, h at feit ber Witte beS Sahrljun*
bertS auf biefem ©ebiet bann aüerbingS fefjr
VeachtenSroerteS geleiftet. SBenigftenS für bie
erfte Hälfte beS 3abtf)unbertS ift aber auch
für ben Äupferftich, mie für bie tneiften übrigen
ftunftjroeige, in Wündjen ber gof ber mich*
tigfte Slttftraggeber. ®r oerlangt in erfter
ßinie fßorträtftid)e. Sin Vertreter biefer ftunft,
ben er nach ÜJlündjen jietjt, toirb ber Vegrün*
ber ber Wündjner ©ted^erfrfjule. Unb mäh®
renb anbete ^öfifdje Veröffentlichungen, roie
3 . V. bie Siefelfdjen Slnfidjten ber furfürft*
liehen ©cfjlöffer unb ©arten, £>offefte 2 c. aud)
h. m. 1. u. 2.
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im 18. Sfahrh- sum Seit noch in SlugSburg
geftochen roerben, bleiben bie Aufträge auf
5ßorträt§ faft au 8 f<htief}tid) in Wünchen. ©0
toirb ber b ö fif<h e ^orträtftich baS ©pejial*
gebiet ber Wünchner ©<hule. §ier oererbt fid)
eine burchgehenbe Srabition bis jum VuSgang
beS 18. QabrtjunbertS.
Ser Sßorträtftich roat im beutfehen ©üben
fdjon lange, beoor ihn baS ^öfifchc Vepräfen*
tationSbebürfniS aufgriff, heintifdj- 8 llbre<ht
Sürer gilt als fein Vegrünber unb bie 6 Statt,
bie er gefchaffen hat, bilben für Seutfchlcmb
gleichseitig ben §öhepunft biefer ffunft. SltS
bann im ßauf beS 16. SahrhunbertS bie
fünftterifdje Rührung ber germanifchen ßänber
an bie Vieberlanbe übergegangen roat unb bie
in Italien gefaulten olämifchen Sßanberfünft*
ter in Seutfchlanb bie roichtigften Aufträge
erhalten, ju ber $eit, roo in Wündjen gtieb*
rieh ©uftriS unb 5ßieter ßanbib tätig finb,
arbeiten in SlugSburg Vertreter beS butch
$enbrid ©olfciuS (1558—1616) begrünbe*
ten niebertänbifchen IßorträtftichS: SominicuS
©uftoS aus Slntroerpen, feit 1584 in 9Iug§=
bürg anfäffig, gab baS grofce VilbniSroerf
«Fuggerorum et Fuggerarum Effigies» heraus
unb feine ©tiefföhne ßucaS unb SBolfgang
S?ilian entfalten roeiterhin bort eine fruchtbare
Sätigfeit. Vadjbem ber nieberlänbifdje Sßor=
trätftich burch ben ©inftuf) oon JiubenS unb
oan Spd feine häufle VoHenbung erfahren
hatte, ging noch in ber 1. $älfte beS 17. Satjr*
hunbertS bie Rührung in biefer ßunft an
granfreich über, ©ie fanb in Saris, am
föniglichen $of, eine 5J5flegeftätte unb erlebt
hier in engem Slnfchtufj an bie niebertänbifche
Srabition unter Weiftern toie ©erarb ©bc=
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0
^auttmcnn.
lincf aus Slntmerpen (1640—1707) unb No?
bert Nanteuil (1623—1678) fofort toicber eine
neue Slüte.
SllS in biefer geit am Ntündjner £of, mo
mit ber Surfürftin Slbelaibe neues Geben ein?
gezogen mar, baS SebürfniS ermatte, neben
ben auSlänbifchen Sßorträtmalern aud) einen
Stecher 31 m Verfügung 3 U ^aben, tonnte fein
gmeifel hefteten, roohin man fid) roenben
müffe. Statt aber einen gran 3 ofen 3 U be?
rufen, ergriff man, nach unferm SBiffen gum
erftenmal, ben SluSmeg, ber in ben folgen?
ben gabr^etjnten mit großem Krfolg nod) öfter
eingefcfylagen mürbe: ber Surfürft fcfjidte ein
GanbeSfinb aum Slbfchlufc feiner SluSbilbung
nad) üßariS. ßS mar Sari ©uftao Slmling
( 1 651 — 1702», ein Nürnberger, ber in feiner
Saterftabt unb in 3Itünd)en bei SBening feine
Sorbtlbung erhalten f)attc. äftan muh fict)
ben ©iefftanb beS geiftigen Gebens in ©eutfd)-
lanb nad) bem langen Srieg, baS ©arnieber?
liegen aller Sunfi, bie leibige Seoor^ugung ber
SluSlänber oor Singen Ijalten, um ben Stola
unb bie $reube 3 U oerftchen, mit ber goadjim
o. Sanbrart in feiner 1675 erfcf)ienenen „©eut?
fdjen Slfabemie" ben jungen Sünftler oor?
ftellt: „®eS Kart ©uftaoS SlmbtingS angemanb?
ter gleife unb l)of)er ©eift oerfpradje gleich in
ber erften SSIüte feiner gugenb einen 00 H?
fommenen Zünftler / bannent)ero 3t)ro Kl)urfl.
©urchteudjt in Sapren / auf bero Soften / iljne
3 U Tarife etliche galjre gehalten / ba er bei)
bem berühmten Supferftecher SßoUi fid) fo
perfectioniert / bah er 3 U feiner fonberbaren
Kl)r in Ijodjermetbter gljro Khurfl. ©urdjl.
©ienfte beruffen unb aufgenommen morben /
unb mit feiner Sunft?®rfal)renl)eitunfer®eutfd)?
lanb treflid) 3 ieret. gn biefem meinem Sud)
3 euget oon feiner Söi^enfc^aft ber Supfer?©itul /
unb 3 ugleid) maS für ein rarer Sünftler biefer
Slmbling fepe / fo bah man nicht met)r nöhtig
habe bie SoHfommenheit biefer Sunft aujjer
©eutfdjlanb 3 U fud)en / fonbern eS gibet fein
oernünftiger ©rabftidjel / nod) bep fo jungen
gahren / gemifee Serficherung / bah fein Nuljm /
uermittetft feines gleiheS / baS oorgeftredte giel
rühmlich erreichen merbe."
Ks oerfdjlägt nicht oiel, bah mir nicht
miffen, bei melcbem oon ben beiben Supfer?
l ) Statalog feiner Arbeiten bei üfteger gul., \
ftecfjern be Sßoillp, ben Srübern gfrangoiS (1622
-1693) ober NicolaS (1626—1690), Sltn?
ling in ber Gehre mar. gebenfallS b°l te er
in SßariS eine tüchtige ©edhnif unb pflegt nach
feiner Nüdfefjr inNtünchen als £>offupferfted)er
(feit 1671) ben Sorträtftich mit ficherem Sön?
nen. 1 ) Sein Stichel b<*t oiele Sftitglieber beS
gürftenhaufeS, 3 um ©eil in mehrfachen Stuf?
nahmen, feftgehalten: gerbinanb 9Jtaria(9Ibb. 1 )
unb Slbelaibe (Slbb. 2 ), Sltas Kmanuel (Slbb. 3),
gofeph Siemens oon Söln, ©eraog SRajimilian
Philipp. Sßnna gofeph gerbinanb, Sfftaria SInna
Khriftina, Sftaria Slntonia; bann bebeutenbe Kr?
fcheinungen beS $ofeS, mie ben SJUnifter Kor?
binian 0 . Sßrielmeper, ben Saldier Safpar 0 .
Scbmib, ben Sapellmeifter Sertl u. a.; ferner geift?
lidje SBürbenträger, Slbelige, auch Bürger, mie
feinen Sdjmiegcroater, ben ©olbfthmieb D^ner.
®ie Slätter fehen fich in ber tünftlerifchen
Sehnnblung alle fehr ähnlich unb e§ ift, ob?
mohl mir batierte Stüde auS allen Sßerioben
feiner ©ätigteit befifeen, feine eigentliche Knt?
midlung 3 U fonftatieren. Sie halten fich nach
Sluffaffung, Slrrangement unb ©echnif eng an
bie franaöftfdjen Sorbilber. ®aS tüchtige $or?
trat beS tf. NateS Krnft s 45eidt)ofen oon 1673
(Slbb. 4) mag als tppifcheS Seifpiel näher be?
trachtet raerben. ©er £>err ift nicht etroa bei feiner
Scfchäftigung, in 3iuhe ober Slrbeit, bargeftcllt,
eS ift fein tatfäd)lid)er SJioment beS Gebens her?
ausgegriffen: loSgelöft oon allem gufälligen,
hinausgehoben über jebe StugenbtidS?Situation,
mirb gemiffermafcen ber Segriff ber ^ierfönlid^-
feit geftaltet. Seine Slnbeutung beS ^intergrunbS,
feinerlei Seimerf; oom Sörper mirb nur baS
Notmenbigfte gegeben unb alle Slufmerffamfeit
auf ben ©auptträger beS SluSbrudS, baS ©eficht,
ton 3 entriert ©er ftrenge Sodel unb bie ein?
fach profilierte NtebaiHonumrahmung geben
bem Silb teftonifchen ®alt. ©ie Umrahmung
bilbet für baS Sluge bie Kinftellebene, oon
ber aus eS in baS 23ilb einbringt, fie oerleiht
bem gnnenfelb bie ftarfe räumliche Söirfung.
gur ©iefeniüufion tragen auch ftreng
gegeneinanber abgefc^ten Gichtftufen bei: ber
unbeftimmt bunflc ßintergrunb, bie leicht auf?
gehellte gone beS £)aareS unb beS SörperS,
bie heHbeleudjtete s 4^ ar ^ e ®cfid)t^ unb beS
SragenS. ©ie gro^e fläche beS SragenS ift
Fügern. ^ünftler?2ejifon.
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2)er franflöfifche $orträtfiid) in üflündjen.
3
ein befonbercg ftunftmittel: ?lnge 3 ogen oon
biejem tjellftcn gledf fällt ber 23ltcf ^uerft auf
bag gänalid) unintereffante Slleibunggftücf unb
gelangt erft auf biefem Ummeg, 3 urücfgel)alten,
gekannt, 3 U bem äBefentlidjen. Sag ift aber
aud) bie einzige fdjnellere Biegung, bie ber
Äiinftler bem ©efdjauer jumutet. Sonft liegt
über biefem reinen Sjifte^bilb eine ^urütfs
fjaltenbe ©ornef)ml)eit, eine fdpoere 9tut)e. Seuts
lieber nod) mirb biefe Sluffaffung bei einem
itjr befonberg entgegentommenben Stoff: bem
lebten Porträt beg Surfürften g-erbinanb SDla^
ria, Slbb. I, in biefer Raffung alg Srinnerungg?
bilb nad) feinem Sobe gebadjt. Ser unburdp
öringlidje, bei aller 9Jtiibigfeit nod) trofcige
Srnft biefeg Slopfeg ift mertmürbig einbrudg*
ooll geftaltet. Sajj biefe Sfrinft nidjt geeignet
mar, meiblid)e Steife mieber 3 ugeben, bemeift
bag Porträt ber Surfürftin 9lbelaibe oon 1675
nad) Selamonce (2lbb. 2 ). gn feiner Sroden*
l)eit mag eg ber ©orfteHung, bie mir ung nad)
ben Berichten ber Seitgenoffen oon biefer alg
feiten fd)bn gerühmten grau machen, menig
entfpredjen. Slud) bag ©orträt beg jungen Stur*
fürften 3Jtaj Smanuel oon 1682 ( 8 lbb. 3), in
tijpifd) fran 3 öfifd)em Slrrangetnent, 3 eigt menig
griffe.
91Heg in allem tann man fagen, bajj bie
Slmlingfdjen ©orträtg mol)t neben frai^öfi*
fd)en Surd)fd)nittgarbeiten ber geit befielen
fönnen. SBäfjrenb biefe oft nur eine f)ol)le,
unperfönlidje ©ornehmljeit geben, erfreuen fie,
aud) burcf) ihre breitere Aufmachung unb
meniger tnappe güt)rung gleid) alg beutfdje
Arbeiten erfennbar, häufig burd) einen marmen
©efü^lgton.
Sie ^unft Amlingg fe^t in äJtündjen fein
Sdjüler gran 3 gof. Spätt (f 1735) fort. Sie
9iad)rid)ten, bie mir über biefen fyalboer*
geffenen Stecher, ben Sohn eineg 9 Jtünd)ner
s JJtün 3 fdilofferg, 1 ) befifcen, oerbanfen mir
grofjenteilg g. 81. Oefele, ber fid) im Xobeg*
jahr beg ^ünftlerg einige Ulotijen über il)n
machte. 2 ) Surd) ihn miffeti mir oon bem erften
©arifer Aufenthalt Spättg. 9tad) bem Sobe
feineg ßehrerg ging er offenbar auf eigene
gauft bortf)in, mo er am meiften lernen fonnte,
unb 3 ioar gleid) 3 U bem Altmeifter feiner
ffunft, ©erarb Sbelincf. Sin ©orträt Sbelincfg,
bag Spätt mit ber gal)reg 3 al)l 1704 ftad), 3 ) be=
ftätigt bie Angabe Defeleg. 8 llg Sbelind 1707
ftarb, blieb Spätt mof)i nod) eine 3 eitlang in
©arig: ein 1709 batierter Apollo, 4 ) ein Slatt
nact) Le Giere fils unb oielleic^t aud) bie
Ornamentfolge nad) Bacqueville 5 ) raerben
bamalg bort entftanben fein. 1710 ift er,
mie bie Unterfd)rift einer großen tjeiligen
gatnilie nad) Anbrea bei Sarto bemeift, rnieber
in 9Jtüud)en unb fanb trop ber fd)led)ten
feiten Arbeit. 3 m gleichen 3 ^re nod) ftad)
er bag Porträt beg £aiferlid)en Abminiftratorg
oon Sapern, gürften ffltagimilian ffarl 0 .
2ömenfteim9Bertt)eim nad) 81. SBolff (Abb. 5)
unb 3 ur gleichen geit entftanb mol)l bag beg
gorftmeifterg oon ©elnljaufen, 5J3t)iIipp ©ene^
bift, nad) Unberfteiner. ©eibe 3 eigen nod) bie
Auffaffung beg 17. 3^l)r^unbertg. Sie finb
unauggeglic^en unb ^art in ber Sedjnif unb
menig ftofflid).
ÜJtan oerftetjt auf biefe ßeiftungen hin, bafj
9Jla£ Smanuel, alg er 1715 nach ©apern
3 uriicfge£et)rt oon allen Seiten ßünftler heran*
30 g, fid) bereitfinben lieft, Spätt 3 um Abfchluft
feiner Augbilbung ein 3 ioeitegmal nad) ©arig
gehn 3 U laffen. lieber biefen Aufenthalt liegen
ard)ioalifd)e Jladjrichten oor. 6 ) Sr mährte 22 s JJto?
nate, oon Anfang 1717 big Snbe 1718, unb
eg l)at ficb fogar ber Originalfontraft erhalten,
burd) ben ber baperifdje ©efanbte in ©arig
Spätt in bie Se^re gibt. Sag Sdjriftftüdf, 7 ) bag
eii^ige biefer 9trt, bag auf ung gefotnmen ift,
lautet: Je soussign^ Jean Audran Graveur
ordinaire du Roy demeurant en son hötel
et manufaeture royalle des Gobi ins h Paris
reconnoist nfestre engagd comme je m’en-
gage per ces presentes envers Son Excel-
0 $. S:rautmann in ber Sllt6aoerifd)en 2ftonai8fd)rift IV. 1903/4 @.34.
8 ) Öof* unb StaatSbibliotbef, Oefeleana 5. Tom. V. üJtr. 228/229.
•) oergl. ben Slötatog feiner Arbeiten bei Magier, ^teueS, atlgem. Slünftter=2eji(on.
4 ) 2öte bag folgenbe Statt in ber äftüncf)ner ©rap^ifefjen Sammlung. 5)ort unb in ber Ü)taitlinger=
Sammlung finb auef) bie übrigen Iper befproefjenen Stiche ju finben.
*) ©erliner Drnamentftichfammlung 9lr. 922.
e ) oergl. ^auttmann, 2)er furbager. $ofbaumeifter 3ofept) Öffner, Strafeburg 1913, S. 69, 104.
T ) ){Jarig, Archives Nationales T 153 39 .
1 *
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4
9Raj §auttmann.
lence Monsieur le comte de Monasterolle
Envoye de Son Altesse Electoralle de Ba-
viere de travailler a perfectionner le S r Pran-
gois Joseph Spett sujet et graveur de Son
Altesse Electoralle dans l’art de graver sur
cuivre en taille douce pendant le cours
d’une annde ä commancer du preinier jours
de mars prochain, comme aussi de loger,
nourir, et blanchir le s r Spett pendant le
dit an moyennant le prix de somme de
douze eens livres qui me sera payd de quar¬
tier en quartier, le preinier davance, sui-
vant les ordres de Son Excellence Monsieur
le comte de Monasterolle. Fait double a
Paris ce premier mars mil sept eens dix sept.
de Monasterol. — Audran,
SlUju fleißig mar ©pätt in $ariS nicht, —
tote er auch nachher in 2Jtün<hen als ©of*
fupferftecher (feit 1722) roenig probuttio ift:
Parisiis vixit non usque quaque ad Prisci
Catonis normam fagt Defele, unb bei feiner
tübreife barf bie ©offaffe 300 ßior. ©djulben
jaulen „toeldje er teils mittelft Sarreicfjung
eines ®laS ÜBein an einige fllinftler, bie itjn
ober er fie ju $eiten befudjet unb ehrenhalber
nicht auSjufcfjlagen getoefen, notioenbig machen
müffen, teils auch au 5Beaaf)lung beS Srucfer*
lohnS feiner oerfertigten Tupfer unb beS hierau
benötigt geroeften fßapierS oon guten greunben
entlehnt. . *)
©pätt mag auf fpeaielle 3lnorbnung beS
flurfürften a« 3ean 2lubran in bie 2ef)re ge®
fommen fein: ber Sfi'mftler hotte 1714 baS
Sßorträt SRag ©manuelS nach ®it»en geftochen.
SaS SBlatt (2lbb. 6) gibt einen Begriff oon
ber SBanblttng, bie fich in granfreich um bie
Sfahrhunbertroenbe roie in ben übrigen Hunft*
aroeigen auch im üßorträt ooHaogen hot. Sie
ißerfönlidjfeit toirb nicht mehr ifoliert fonbern
in ihrem ültilieu bargefteHt, auch burch ihre
Sätigfeit charafterifiert. SaS ültotio ift, roeit
entfernt oon allem ©enremäfngen, noch fehr
hoch gegriffen: Stop ©tnanuel alsgelbherr oor
feinem $elt, linfS ein SluSblicf auf bie fieg*
reiche ©chlacht, oon oben fchroeben ©eniett
herunter mit ^rana unb ©iegeSpalme. Sie
Slufmerffamfeit gilt nicht mehr aEein ber
©auptfigur: 2lucf) baS SBeiroerf ift betont unb
mit aufcerorbentlicher Selifateffe behanbelt, ber
') Utündjen, StrciSardjio M. F. 673/106.
Zünftler brilliert in ber aorten HlobeHierung
beS gleiftheS, in ber SBiebergabe beS ftofflichen
©horafterS ber SWüftung, ber Vertiefe, beS 3elt=
oorhangS. Sie ßichtführung ^eigt eine aHge=
meine Slufhettung.
Siefe neue Sluffaffung unb Sechnif läfct
unter ben ©pättfehen SßorträtS biefenigen
erfennen, bie nach ber Sehre bei Slubran ent*
ftanben finb. 2lm 2lnfang ber 9teifje fteht
roohl baS Bilb beS gelbniarfchaHS 3g. gel.
3of. ©rafen o. Sörring (2lbb. 7), baS bie neue,
mit SßunftmobeHierung, feinen ©trichlagen unb
SluSfparungen arbeitenbe Sechnif nod) nicht
getiügenb beherrfdjt, — flach in ber ÜRobeU
lierung, hört in ber Sichtführung unb ben
Uebergängen, fc^toer in feinem SßathoS. ©inen
großen fjortfdjritt in ber Sechnif aeigt baS
Porträt beS Sfurfürften Sari Sllbert nach
Bioien (9lbb. 8). SaS Stoffliche ber Sßerücfe,
bie Oberfläche ber ©aut ift hier weich unb
flüffig burchgebilbet, überall aeigt fi<h ein ©tre*
ben nach Seidjtigfeit unb 2lufloderung. Sie
Sid)tfontrafte unb bie ftarfe Aufhellung AubranS
roagt ©pätt aüerbingS nicht. Am ©nbe biefer
©ntroidlung fteht baS Borträt beS ff. ©eh-
BatS gr. 3of. greiherrn o Itnertl (Abb. 9),
ioohl baS SBefte, maS ©pätt gefchaffen hot.
Ulan muh eS neben ein Blatt oon Amling
legen, um fich über bie grofje SBanblung flar
au toerben: Statt ber ftrengen architeftonifchen
Umrahmung ein fura angebeuteter ©intergrunb,
oor bem bie jfigur roohlig unb unbeengt fteht;
ftatt ber als au fimpel unb unintereffant emp*
funbenen Sfonaentration auf eine ©teile toirb
abfictjtlich burch baS Beitoerf, bie Ißerüde,
bie ©pitjen, bie ©tidereiett beS DtodfS, abge*
lenft. ©ine 2)to mentauf nähme, im Borbei*
gehen gemacht, baS SJtotiu beS AufftüfcenS
auf bie Aftenmappe gana alltäglich unb ge*
toif) nicht repräfentatio. An ©teile beS feier*
lidjen ©rnftS, beS 5ßatl)oS, trat bie Legertd
an ©teile ber Buhe Beroeglichfeit unb ©legana-
Aus bem ÄlaffiaiSntuS beS 17. 3oh r h u nbettS
ift baS Bofofo gauorben.
ÜJlit betn Sobe ©pätt# (.735) oerfchtoinbet
bie gute Oualität auS bem Btündjner Bor*
trätftich- Soft feber ber BUinchner Stecher
oerfucht fid) auch einmal im Porträt. BJie fie
auSfatten, aeigt baS Blatt: Äarl Albert als
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2)1 aj Qauttmann, Set fratizöfifdjc sporträtftid) in 2Rftn$en.
5
®rof)tneifter bei ®eorgt=3titterorbeni (1729)
oon 3. EJtörl nad) S. 2lfam (9lbb. 10). 9lad)
bem plefet betrachteten ißorträt an ©pätt
toirb man ben ®langel an aflgemeimfünfts
lerifchen Dualitäten, roie bie Slltertümlid)*
feit ber recht grob gezeichneten Umrahmung,
bie §ärte in ber Söiebergabe bei Stofflichen,
ber ©tidereien, ber ®lanzlid)ter auf bem
UJtantet, befonberi empfinben. Sine ftärfere
Begabung unter ben 3Jtünd)ner ©ledern
ber nächften ©eneration, gr. X. 3Sungroierth,
ber auch Porträts fticfjt, fcheibet für unfere
^Betrachtungen aui, roeil er ftcf) an SJorbilber
ber fpäteren oenejianifchen Schule anfdjliefct.
2Sie lang ber Sinflufc ber franjöfifchen SBor*
bilber anhält, zeigt ber lefcte in 3Jtünd)en tätige
ißorträtftedjer, 3!ofeph 9lnton ßimmertnann aui
2lugiburg (1705—1796), ber ei 1773 toagte,
eine aui 161 SBlatt beftehenbe Series Imaginum
Augustae Domus Boicae herauizugeben. ©ie
9M)rzahl baoon oerbient nicht ber 93ergeffen*
heit entriffen z« werben. 9ln bem immerhin
charafteriftifchen Porträt bei Äurfürften Sari
Sheobor (Slbb. 11) roirb man in ber Xechnif,
bet ißunltmobeEierung, ber SBiebergabe bei
Stofflichen unb fchliefelid) auch in ber 9luf=
faffung, in bie fid) aEerbingi fchon oiel oon
ber 23tirgerlid)feit ber 2. $älfte bei 3!ahr*
hunberti eingefc^Iidtjen hat, «inen Etachflang
ber oon Slmling unb ©pätt oermittelten fran=
Zöfifchen Srabition fpüren.
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<0ec iknflTrtcc ftlafft $ngellianl ifc J)ee als f)octcäti|t am fjofe fierjog Hjillielms V.
und Hapnutiaiis I.
Son f Dr. ßubtoig gottmann. SRitgeteilt oon ©ermann 91affe.
gm amtlichen 9tad)laffe be£ oerftorbenen
©errn ©eljeimratg oon S£fc£)ubi fanb firf) bie
t)ier im golgenben unoeränbert miebergegebene,
brudreife Slrbeit über Gngel()arb be $ee non
ber ©anb be£ oor rcenigen Satiren oerftor*
benen ffunftljiftoriferg ©errn Dr. ßubmig gott=
mann.
SieS SDtanuffript mürbe mir non ©errn
Sonferoator Dr. ©raeff oor furjem augge*
f)änbigt, mit bem 9lnheimfteUen, bie Strbeit 3 U
oeröffentlicfjen.
ift für mid) eine fdjmer^lidie, etjrenooHe
Spflidjt ber Spietät unb meinet ftetS bantbaren
©ebenfen3, bie Arbeit nunmehr ungetilgt mit
ben oom Serfaffer nod) felbft fjierju beftimmten
Slbbilbungen 3 U oeröffentlidjen.
gn einem 3lnf)ang füge id) u. a. nur eine
furße gufammenfteHung meiterer ard)ioalifd)er
Selege bei, beren Kenntnis id) ber entgegenform
menben ßiebenStoürbigfeit ©errn Dr. ©tödleinS
oerbanfe. Siefe ard)ioalifd)en -Jtotiaen ©töd*
leinS, bie id) perfönlid) nadjgeprüft unb aus*
gezogen f)abe, enthalten nod) einige bemerfenS*
merte Ergebungen 3 U ben oon gottmann am
geführten 2 lrd)ioalien. gottmannS Sest lautet:
,Son Gngelljarb beSpee, Der eS feinen
ßeiftungen nad) mof)l oerbient, berSergeffem
fjeit entriffen 3 U roerben, f)at fid) taum fein
Sporne in unfere geit fjerübergerettet. Sie bei
ßiporoSfp, äftanber, Kramm fefjr fpärlid), au£=
fü^rlidjer bei Söur^bad) unb Nagler über if)n
gegebenen Sftadjridjten ftüfeen fid) in ber ©aupt*
fadje auf SBeftenrieberS Beiträge. Sei 9tagler
finben mir als mefentlid)fte Säten: „Engel*
f)arb be s Pee erfcfjeint 1600 als ©ofmaler in
s Jltünd)en, bie l)ier einfjeimifdje gunft ^mingt
ben SluSlänber 1601 baS äRünc^ner 9Jteifter*
rccf)t 311 erroerben. 1600 malt er baS Porträt
beS Gfjurfürften mit ber Gfjurfürftin um 12 fl.,
1601 baS ber ©ergogin 3Jtagbalena unb am
Derer ©lieber beS bapr. ©ofeS; eines feiner
lebten ÜBerfe ift baS SilbniS beS GarbinalS
oon ßott)ringen (1604), 1605 ftirbt er. SBenn
er berfelbe Engell;art oon Speer ift, ber 1581
für ©er 3 og SBilljelm mehrere Bilbniffe malt,
nad) Söeftenrieber bafür 434 fl. befommt unb
nad) biefern unb ßiporoSfg in ßanbSl)ut ge*
toefen ift, fo mu| er bei feiner Ueberfieblung
nad) Stündjen fdjon in reifen gahren gemefen
fein." ©0 9tagler. Sei Söuqbad) finbet fid)
nod) alg feine Signatur: E. P. F.
gn ber ÜRündjner ©efd)id)te/ Sanb I, ift
als oon feiner ©anb ftarnmenb eine Stiniatur
2BilI)elmS V. unb bie Beteiligung an ber 2luS*
fü£)rung beS SlltarblattS ber 9Kariä ©immel*
fa£)rt in ber 9JtartinSfird)e oon ßanbsl)itf
a. b. g. ermähnt. 1 )
Sie Slngaben s JlaglerS „finben ihre teil*
toeife Betätigung unb eine Klärung burd) baS
im t. b. Sftationalmufeum aufberoaljrte SBap*
pem unb gunftbud) ber SDtaler unb Silbljauer
in aJtitndjen, bie ©of 3 af)lamtSrec§muiÖ e n unb
baS ©teuerbud)". Ser Eintrag im gunftbud)
über bem SBappen be£ Sünftler^ lautet: „Anno
*) (Srautmann). ße^tere 9toc^ricf)t beruht auf einer irrtümlichen 95erfchmcldung ber tarnen (SngeU
hart be gJee unb 3of)ann be gJatj (geb. 1609 in Lieblingen, ©chtoaben, 1644 Lleifter in Ltündjen, 1660 oers
ftorben). 2)iefer befam erft 1658, nachbem er im 2öettftreit mit ©anbrart gefiegt hatte, bie Ausführung ge?
nannter Himmelfahrt übertragen, bie bann HieronijmuS Lteinterlein &u önbe führte, ©eine ©ignatur ift in
ber Legei: Johan de Pay Fee.
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(Sngettjmrb bc $ee als Sporträtift am ©ofe ©erzog Wilhelms V. unb WajimilianS I
7
1601 3ft Engelhart oon Pee Ulia^Ier oon priSl
auS Srabant aUjie 3Jleifter worben onnb alba
gelernet (Starb 1605)*. 1 ) SaS Sßappen ift
fel)r eigentümlich: 3 fleine weiße ©cßilbe im
blauen gelb, bies gefrönt non einem Sobtem
fopf auf grau, an ©teile ber ©elmzier eine ©anb*
ut)r (grau u. golb). darunter nochmals in
fleiner Schrift: „Engelhart * pee gebürbtig
oon Prißl".
gn ben ©ofzahlamtSrechnungen finben fich
fchon 1578 *) faft alljährlich SluSzaßlungen an
ben Slaler „Engelharb be Pee" — fo mirb
er in biefen ftetS bezeichnet — meift mit bern
3ufat3 für „EontrefetS" (als Porträtmaler
fcheint er auSfc^lie^lidt) faefdE)äftigt zu fein)
recht ftattlicße ©itmmen, leiber nur feiten
mit Angabe über bic gemalten 5ßerfönlict)Eeitcn.
1582 mirb er als „maler zu ßanbSf)uet" ge*
uannt, 1585 reift er nach Sfteuburg jebenfallS
jchon oon äftündjen aus (baS ©teuerbuch 1585
unb 1587 führt ihn als in ber äußeren Schwa*
bingergaffen toohnenb, als z um ©ofgefinb
Zählenb, fteuerfrei auf), 1598 malt er ©erzog
SJiagimtlian (fleineS gormat), im felbengahre
bie ©erzöge SBilhelm, äRajimilian unb 311=
brecht oon Sägern, bie er auf einer Stotnreife
jebenfallS als ©efdEjenEe mitnimmt, 1599 malt
er mieberholt baS 33ilb ©erzog $Dta£imilianS,
baS bem ©rafen Ernft oon SRanSfelb gefchidt
mirb, l600befommt er für „contrefete oon bem
gnebigften ©errn unb grau ©emahlin" (bei
Slagler „beS Ehurfürften unb ber Ehurfürftin")
12 fl. (alle im fleinen gormat), 1601 für baS
beS ©erzogS in „ganzer ßenng" 28 fl., 1604
für jenes beS ^arbinalS oon ßothringen 30 fl.,
1605 ©errn oon Sobin (?) 29 fl. 30 x. Son
1606 ab er fcheint er in ben ©ofzahlamtSrech*
nutigen nicht mehr. 3luS ben angeführten
Utotizen geht zweifellos heroor, baß ber ßanbS*
huter Slaler „Engelhart oan Peer" unb unfer
„Engelhart be Pee" ein unb biefelbe Perfön*
lichfeit ift, unb baß ein zweiter jüngerer Engel»
hart be Pee, ber 1601 baS SDleifterrec^t er*
marb, roie mehrfach angegeben mirb, nicht
egiftierte.
Sier Porträts finb eS nun, bie auf ©runb
ber archioalifchen Notizen, im ^ufammenhalt
mit ben ©emälbefatalogen ber f. b. SRefibenz
aus ben fahren 1767, 1770 unb 1810 unb
bem beS f. b. SftationalmufeumS oon 1908,
mit Sicherheit Engelhart be Pee zugewiefen
roerben fönnen. Stilfritifch fönnen bann nodh
eine äRehrzahl oon Porträts auS ber SRefibenz
unb bem SRationafmufeum angereiht merben.
Sie beiben fleinen, 1600 auf ©olz gemalten,
Porträts beS ©erzogS SRagimilian oon Sägern
unb feiner ©emahlin Elifabeth 5 ), unter bem
Flamen Engelhart be PeeS rcgiftriert, befinben
ficß noch h^te in bem 9taume mie bamalS,
ZU jener $eit „Eabinet ber SBohnräume Sh^o
9tegierenben Ehurfürftlichen Surcßtaucht", jeßt
5. Ehurfürftenzimmer genannt, lieber bie gben*
tität biefer Porträts, bie überbieS mit fcßwar*
Zer ©dhrift oben bie Sczeicßnung „WagimilianuS
ßerßog in ober onb niber Sägern", bzm. „Elifa*
beth ©erßog ÜRa^imilian in Sägern gemaßlm'
tragen, mit ben 1600 oon unferm Sünftler
gemalten fleinen Silbniffen befteht nach bem
©efagten, ben 3luSmaßen, bem ßebenSalter
ber SargefteHten, äJla^imilian z ä hl te ber^eit
27, Elifabeth 26 gaßre, fein 3weifel (Slbb. 12
u. 13).
Sie Silber finb als PenbantS gemalt, gürft
unb gürftin in 3 /4 Söenbung einanberzugefehrt,
bie inneren 3lrme in ParaDelftellung mit ber
©anb auf bem Segenfnauf, bezro. frei hinter*
hängenb, lofe bie grauen ©anbfchuße um*
fcßließenb, bie äußeren in Eontrapoft in bie
©üfte geftüßt, bezm. in bie ßeibeSmitte geßal*
ten. Seibe finb gleichmäßig in Schwarz mit
©olbbrofatärmeln unb ebenfolcherSerbrämung,
benfelben meißen ©pißenfraufen unb 9Jtan*
fcßetten gefleibet unb auf bunfelgrauen ©intern
grunb gefteHt. 3n ben etmaS breit angelegten
Silbniffen, bie eine leucßtenb marme garbe
beS gnfarnatS unb beS Stofflichen, nament*
l ) ©in (Eintrag an anberet ©teile befagt: „Sttnno 1611 ben 20. Wag ©in ich ©althafar Sßfrcuner Waler
oon Wilnchen atlhie Waifter toorben unb bei ©errn (Sngethart pee ©eligen gelehrt" („©tarb . ." über bem
Wappen auf einem ©prudjbanb).
8 ) 1578 roerben oon ihm Arbeiten im Xurm beS Irrgartens ermähnt.
*) ©. 3 - Ä-5 „contrefet oon gnebigftem ©errn unb grau ©emahlin" (Nagler: „Sljutfütft unb
(Ehurfürftin") 12 fl.; ©emälbetatalog oon 1770: 97r. 382 „WajimilianuS ber erfte (EC)urfürft unb ©erjog in
©aiern, Sttein in halber ©tetlung unb Delfarben gemalet" (unb) 9tr. 383 „ölifabetha Sßrtnzeffin oon ßothringen,
Wajimilian beS ©tften, (Ehurfürften in ©aiern ©emahlin" (beibe): H. 7Va" 5* 1 / 4 " (ht).
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8
t Dr. Subrotg gottmann.
litß beS ©olbbrofatS unb Scßroarj, beroaßrt
ßaben, liegt, toie bei be Pee in ber SRegel, ber
©auptafjent auf bet ^Bearbeitung bes ftopfeS.
9llS ©ßarafteriftifa unfereS ÄünftlerS taffen
fiel) aus biefen Porträts fefttegen: bie SBorliebe
für eine ausgeprägte Ooalform beS Unter»
fopfeS, für Heine 3tugenfterne mit ^Betonung
beS OberlibS, für gefeßroeifte gorm ber ginger
unb Slufbiegen beS SEaumenS, mit im übrigen
im 3eitftit gelegener faprijiöfer ©altung ber»
fetben, eine glänjenbe SBeßanblung beS Stoff*
ließen in garte, mit minutiöfer 3ei<ßnung beS
©egenftänblicßen, ber ßleibung, bejro. ber
Spißen 2C., roorin fief) ber in ben IRieberlanben
©efcßulte oerrät.
©in meitereS ©ngelßart be Pee jugeßörigeö
SBilb, ebenfalls in ber !. fRefibenj, ift baS beS
1584 geborenen fünften SoßneS ©erjog 2BÜ*
ßelmS beS V., SllbrecßtS VI. (9tbb. 14), ber
fpäter burdß ©eirat ben Eitel beSßeucßtenbergers
erhielt. S)er. Slünftler matte eS nad) ben oben
gegebenen SRoti^en 1601. Eer ©erjog aäßlte
bamatS 17 3at)re, unb als Süngting biefer
SllterSftufe, noch mit etroaS meinen, unbe»
ftimmten, aber fpmpatßifcßen 3ügen, reeßt träf»
tigern Körperbau, tritt uns aueß ber auf bie*
fern Porträt, in notier gigur lebensgroß in
SEreioiertelanficßt bargefteHte, in feßroarjen
SttlaS gefteibete gürft oor Slugen. 2)aS linfe
Sein ift etroaS oor baS rechte gefetjt, bie SRecßte
in bie©üfte geftüßt; bie ßinfe rußt, bie grauen
©anbfcßuße leießt umfeßließenb, auf bem mit
bräunlicß orangfarbener ©eefe belegtem Eifdß»
eßen neben bem feßmar^en, ßoßen ©ut. ®ie
ftraff aufgerafften betoratioen Sorßänge, mit
ber Xifcßbctfe gleicßfarbig, aber etroaS ßetter
geßatten, folgen ben SRicßtungSlinien ber beiben
Sinne unb oerftärfen in ißrer Umraßmung
beS Oberleibs unb beS pßpfiognomifd) feßr gut
beßanbetten StopfeS bie piaftit bet EarfteHung.
2>ie garbengebung ift teueßtenb roarm. 8lucß
ßier gilt bas oorßer bei ber garte unb Se=
ßanbtung bes (Stoffließen ©efagte. 2)aS Pot*
trät ift noeß plaftifcßer als bie befproeßenen
unb ift baS befte StanneSporträt unter ben
jur grage fteßenben. ©ngelßart be Pee ßatte
ben ©erjog feßon oorßer jroeimal gemalt:
einmal 1587 als 8 jäßrigen Snaben, benn baS
oon 1588 -1590 oon ©offefretär Pronner am
bapr. ©ofe gefüßrte ©innaßme* unb SluSgabe*
bmß über SDtalutenfilien') entßält bie SBerab*
folgung oon garte ju ©erjog SllbretßtS „pla*
ben Haib", unb 1598 als 15 jäßrigen, baS er,
roie erroäßnt, 1599 mit naeß SRom nimmt; beibe
Porträts finb nidßt meßr feftfteübar.
SaS oierte SBilbniS ©ngelßart be PeeS, für
beffen ütutßentijität uns artßioalifcße SRacß»
ritßten bürgen, ift baS 1604 oon ißm gemalte
Porträt beS HarbinalS ©erjogS Sari oon ßotß*
ringen, 2. SoßnS SarlS III. oon ßotßringen,
ber naeß bem Eobe beS SarbinalS ßubtoig
oon ©uife feßon als 12 jäßriger Snabe 1578
Sifcßof oon 3Reß, 1589 Sarbittal rourbe unb
balb barauf aueß baS Sistum Straßburg über*
fam, roobureß er über immenfe ©innaßmen
oerfügte. ®r ftarb jung am 24. ÜRoo. 1607
(3lbb. 15).
EaS SBilb, nun im bapr. SRationalmufeum
(SRr. 731, Saal LXVIII, ß 210,5X118,5),
ftammt jebenfallS aus ber f. SRcfibenj unb
geßörte ber SReiße bortiger Silbniffe ber lotß*
ringiftßen ©errfeßerfamilie aus ber 3«it 9Bil*
ßelmS V. unb SRajimilianS I. an, in roelcßer
baS bapr. ©erjogSßauS bureß bie eßelicße Ser*
binbung biefer gürften mit SRenata, bjto. ©lifa*
betß oon ßotßringen mit ßotßringen eng oer*
fnüpft roar. Son beren Porträts roirb fpäter
noiß bie SRebe fein. Eer bamalS 38jäßrige
Sircßenfürft ift in roter SarbinalStracßt, mit
Spißen befeßtem roeißen ©ßorrod, in ooller gi»
gur, etroaS naeß reeßts geroenbet, auf bunfel*
grauem ©intergrunb bargefteüt; bie SRecßte mit
SBucß ftüßt er auf einen mit rotem golbborbier*
tem Eucß befeßten Eifcß, bie ßinfe, an ber Seite
frei ßerabßängenb, uinfcßließt graue ©anbfcßuße.
ßeiber ift baS SBilb befcßäbigt unb ßat im
©lanj ber garte ftarf eingebüßt, befonberS
baS ©rbbeerrot, baS in ber StarbinalStradßt,
mit breiten ßeUen ßießtern belebt, ber Eifcß*
beefe unb ber Eraperie ber SBorßänge — ßier
unb im Ueberrourf ber ©eroanbung am tiefften
unb fatteften — in oerfeßiebener Eönmtg
oariiert roirb. gn ©eftaltung unb gärbung
beS SopfeS, mit braunem ©aupt* unb SBart*
ßaar, unb ber ©änbe ift bie früß aufgejeßrte
ßebenSfraft beS oon ©ießt gepeinigten gürften
treffenb cßarafterifiert.
Unter ben jum 5Eeil präeßtigen Porträts
') Dbetfiager. flretSarcßio aftfindben, öfabem. b. Jtünfte 3a8c. 279/4.
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®ngelf)arb be Sßee als ^orträtift am ©ofe ©erjag SöitljetmS V. unb 9Jlajimttian8 I.
9
in bet f. Nefibena auS bet lothringifchen
regierenben gamilie ($au8 eifafj) unb bet
Nebenlinie bet ©uife, bie unter bem ft^roadjen
Slarl III. (1545 [59]- 1608) eigentlich bie
herrfdhenbe roar unb namentlich eine 9tei^e
non Sürchenfürften [teilte, — in 3 ©enerationen
ffarbinäle, batuntet ben fog. großen ffarbinal:
ftarl (f 1574), ©ohn beS ElaubiuS oon ©uife,
roelcher jur geit ber NeligionSroirren am frans
3 öfi[chen £>ofe eine fo bebeutenbe Nolle fpielte —
befinbet [ich ein roeitereS Silb beS SarbinalS
Sarloon ßothringen (ß. 6' 4*/4*x3,7) (2lbb. 16).
Ser Sarbinal ift einige 3af)re jünger als auf
bem Silbe beS NationalmufeumS; bie Sejeicf)*
nung beS SilbeS mit bem fallen SobeSjahr
1587 ift rote bei faft allen Silbern nadhträg*
liih fpätet aufgefefct. SaS fßorträt, in bet
Aufmachung fonft ganj bem genannten ähn=
lieh, ift aber roeit forgfältiger auSgefüljrt unb
befonberS feinet unb faprijibfer in bet Ses
hanblung beS ©eroanbeS unb beS ©efältS.
Sie garbenaufammenftellung ift ebenfalls bie
gleiche, baS nüancierte Srbbeerrot bet 5?ar*
binatstrad)t unb ber Sorhänge, baS etroaS
leichengrau geftimmte Sßeij) beS ßhorrorf§,
SetailS bet Zeichnung unb äJtobellierung
fptechen unbebingt für bie §anb ©ngelhart be
SßeeS; baS Silb ift im Kolorit befonberS leuch*
tenb unb gegenüber bem oorhet befptochencn
prächtig erhalten.
SaS fehr gute Sßorträt ber ©entahlin
StaEimilianS I., Slifabeth oon ßothringen, in
ßebenSgröfje, ganjer gigur (6' 6 s /4* X 3,7), in
grauroeijjem Samaftfteib mit fchroarjgrünen
Slattornamenten, hellgrauen Slermeln mit rei»
ehern golbenen @<hmud unb Agraffen, ©pijjen*
fraufe, auf grauem ©runb mit farminroten
Sorhängen, einige 3af»re fpäter als baS oben
befprochene gemalt, fcfjeint fchliefcltch ebenfalls
ßngelhart be Sßee anjugehören.
Sin Sßorträt berfelben gürftin, im fchroar*
jen Äleib mit Seifrod, bemfelben reichen
©chmud, bie rechte §anb auf ben mit farmin*
rotem Such bebedten Sifch gelegt, bie ßittfe
frei hetunterhängenb (bapr. Nationalmufeum
Nr. 599 SreppenhauS ß. 139,5X 110 (Abb. 17),
jebenfaHS aus ber Nefibenj) ungefähr im felben
Alter roie im oorher genannten, aber mäfjig
erhalten, gehört, .roenn es nicht eigenhänbig,
fi<her in ben SreiS oon unfertn Äünftler, oiel*
leicht ftammt eS oon beffen Schüler: Sßfreunet?
». 9». 1 u. 2.
Sin roeitereS treffliches Sorträt oon An*
toinette oon ßothringen (geb. 1567, geft. 1610)
(Abb. 18), bie, unglüdlich oermählt an ben blöb*
finnigen ^erjog SBilhelm oon 3ueli<h unb
ßleoe, nach beffen Sobe 1609 roieber nad)
ßothringen jurüdfehrt, ift bem Silbniffe ber
fiurfürftin Slifabeth im ©taatSfleibe fehr oer*
roanbt (ß. 6, 7®/*' X 3'7*). Sie gürftin mit
bem feingefchnittenen Kopf, hellblonbem $aar
unb auffaHenb blaffet ©efichtSfarbe, ift befon*
berS jart gehalten. Sie ©eftalt in fchroarjer
Kleibung mit Schulterblättern aus roeifjen
perlen, gleicher föalSfette unb Kleiberfdhliefcen
mit Siamanten, fehrjierlid) gearbeiteter ©pifeen*
fraufe, bie bie Umriffe beS KopfeS befonberS
flar hetoorfjebt, in ber ßinfen ben foftbaren
golbenen Spiegel haltenb, ift in ber ernften
Auffaffung beS 3eitftil8 in gemeffener Nut)e
auf ben bunfelgrauen $intergrunb geftellt.
SaS blaffe SBeijj beS SeintS unb ber matte
©lanj beS SJJerlenfchroudS, baS leuchtenbe
Karmin, bet Sorhang finb baS einzig farbig
belebenbe in bem Silbe.
3m ©emälbefatalog ber Aefibena oom 3ahre
1670 figuriert unter bem Namen engclhart
be SßeeS als Autor auch ein oor allem fultur*
hiftorifch intereffanteS ©emälbe ber he r i°9 s
liehen gamilie in Sägern, baS bamalS in ber
geheimen NatSfanjlei aufgehängt roar. Ser
Sintrag in biefem Katalog bient jur näheren
©rflärung beS SilbeS unb fei beShalb im
Sßortlaut angeführt: „SngelharbuS be Sßee
Nr. 1165—: Sin gamilie ©tüd oon • ben
burdjleuchtigften £>au&e Saiern, welches bie
befdjneibung ßheifü oorbilbet, in berSfjat aber
auf bie gebürt StaEimiliani beS erften §erjogS
in Saiern folgenbermafcen abgejielet ift: 3n
ber ÜJtitte fifcet SrneftuS ©erjog oon Saiern
unb Shuefürft 3 U SöHen (geb. 1554, Sifchof
oon Söln 1583, geft. 1612) in geftalt eines
$ol)en SßriefterS bep einem Sifch- Nächft
babep ftehet Nenata ißrinaeffin oon ßothringen,
SBilhelmi beS fünften ©erjogS in Saiern ©e*
mal)lin (geb. 1544, oermählt 1568 geft. 1602),
roelche ihren auf ben Sifch ftehenben Sßrinacn
NlaEiniilian ben erften (geb. 17. IV. 1573
geft. 1651) mit bepben §aenben haltet. Neben
ben §of)en Sßriefter befinbet fid) SMlhelmuS
ber fünfte als Satter biefeS üßrinaen (geb.
1548, geft. 1626) unb hinter biefen ber groS
Satter SllbertuS ber fünfte, $erjog in Saiern
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10
f Dr. ßubrotg äottmann.
(geb. 1528, geft. 1579), gegenüber gana nahe
an ber ©erjogin Ktenata, fielet bie Sßrtnjeffin
SKaEtmtliana, 9llberti be§ günften Sochter
(geb. 1552, geft. 1614), unb jur Seite berfelben
ber $ring gerbinanbug ih r trüber (geb. 1550
geft. 1608). Sn ben SJorgrunb aber tnict
Slnna Sra^erjogin non oeftereidj, Sllberti be 8
fünften ©erjogS in S9aiern gemaljlin (geb. 1528
geft. 1590) auf ber Srbe, ade Figuren regenb
in ßeben 8 gröfje gebilbet. 2. 6 ' 9' X 6 '
Smifdjen bem ^erjog Srnft unb 9lnna ift nod)
ein geflügelter Knabe mit Dpferfdjate nnb
2 Sauten eingefügt. (9lbb. 19.)
Sa§ 5Bilb, an ben Stänbern etroa 8 befdjäbigt
unb begfjalb beim Kiantälieren ber £öl)e nart)
um ca. 6 , ber Söreite nach um ca. 4 cm gc*
fürjt, befinbet fid) nun im Sdjlcifefjeimer Sepot
(im alten Katalog ber alten 5ßinafotl)ef unter
bem Klatnen Suftrig regiftriert). Sie Sbentität
biefeg 58ilbe8 mit bem betriebenen erfdjeint
ben 9lu8maf)en unb ber 23efd)reibnng nad)
fictjer. Sie namentlich aud) in ber hinter*
grunbslanbfdjaft fet>r anfprechenbe Kompofition
erinnert an italienifcfje ÜBorbilber au 8 ber*
artigem Stoffgebiet.
Klimmt man ba 8 Satjc 1578, in bem Sttgel*
hart be 5)3ee ben arc^ioalifdjen Ktachrichten au*
folge jum erftcnmal offijieH am £>of auftritt,
al 8 Sntftehunggjahr be£ SBilbeg an, fo ftimmt
aud) ungefähr ba§ ßebengalter ber bargefteHtcn
fßerfonen, nur ©erjog ©ruft ift alg £olje*
priefter jebenfadg mit 9lbfid)t älter, mit leicht
angtgrautem £aar, aufgefafst. Sag 5öilb ift
jebenfadg ein grüljmerf öe 8 Künftlerg, mit
bem er fid) oiclleid^t am £>ofe einfüljrte. Sn
Seidjnung unb ÜDtobedierung geigt fid) Unau 8 *
geglicheneg; fcfjr ®ute 8 , mie 3 . 58. bie gigur
bc 8 nadten jungen grinsen SDtayimilian, fteljt
neben meniger ©utem (©ematibbeljanblung,
£>änbe be£ tjjeraog Srnft 2 c.). 9lud) für bie
garbe gilt bie£; bie garben, mie fie jefet 3 U
feljen finb — bag gigürlidje ift in bet ©aupt*
fache auf bie garben: fchtoara, nüancierteg
©ritn, golbgelb unb meij) geftedt —: bie 2 lrd)U
teftur grau, bie ßuft trüb bläulich, mitten
ftumpf unb fdjroer. Sin gut Seil biefeg Sin*
brudg roirb aber auf ben befdjäbigten $u*
ftanb be 8 58ilbe8 3 U fefcen fein, im ©rau be£
Sempelg unb ber Säule tritt fogar bie braun*
rote Untermalung sutage. Stiliftifdj gel)t e£
fidjertid) oor adern mit ber 9lrt Sngelhart
be üßeeg jufammen, unb in ber Gfjarafteriftif
ber offenbar ol)ne Konoeniena bargeftedten
5ßerfönlid)feiten geigt fidj fdjon ber tüchtige
ißorträtift, mie mir iljn au 8 feinen reiferen
58itbern fennett lernten.
Sn ben ©emälbefatalogen ber Stefibeng aug
ben Sorten 1767 unb 1770 finb aud) 4 Kopien
oon , 3 . 91. 5Bruder (aug Srubering, Hofmaler
Kurf, gerbinanb SJlariaS 0 .58., f 1694) nach
Sngelljart be üßee" aufgeführt, nämlich:
2llbrecf)t V., Öet 3 og in 58ai)ern — 9lnna, Sr 3 *
het 3 ogin in Defterreid), beffen ©eniahlin, 5BMU
l)elm ber V., ^eqog in 58ai)ern, unb fein Srb*
prina (ca. 7 -12 3ah re alt), KRapmilian, 9le*
natg, beffen ©emaljlin (ade 6 ‘ 10" X 4' 2'/«")•
Sie erften 3 Porträts finb groeifelloS ibentifd)
mit ben aur Qcir nod) in ber SRefibeng (®ang
oor bem £>erfule£fnal) befinblidjen, bie 9lu8*
mafje ftimmen genau, mie auch bie näfjere 5Be«
fdjreibung im Katalog oon 1810 (Ijiet ohne
Eingabe beg 9lutor8) bei Sllbrecht 3 . 58. „§anb
auf 58üfte oon Stein gelegt". 9118 Kopien oon
58rudner (?) djarafterifieren fie fid) oor allem
burd) bie '^utat oon Ijjintergrunblanbfdjaften,
toie e 8 58rudner liebt, bei 9llbred)t V. unb
9Bilf)elm V.
Sie Silber erfd)einen aber gegenüber ben
Originalen Sngelljart be 5J5ee8 oergröffert unb
Ijaben überbieS einen fchtoeren, trüben, bräun*
liehen Son erhalten.
Sa 8 4.58ilb nun, ba 8 ber 3lenata (9lbb. 20 ),
ift feine Kopie, fottbern ein Original oon ben*
felben 2 lu§mnf)en mie bie übrigen: Slenata ift
in fdjroaraer Kleibung, 3 /i ßlnficfjt, ooder gigur,
bie red)te ©atib mit ©ebetbuch auf ben mit
rotem Such bebedten Sifd) ftühenb; in ber frei
herunterljängenben ßinfen, nach ber Sitte ber
Seit, ba£ foftbare Safchentuch- Sie ferneren
roten 5ßorhänge geben mieber bie Umrahmung
ber ©eftalt, ade 8 bie befannte 9lufmadjung
Sngelhart be 5ßee8. Snt baxjer. Klationalmufeum
unb in Siiffetborf (9lfabemie) befinben fid)
Kopien, erftere feljr in bie ßänge geaogen. S u
Ktenata als 5|}enbant ©eraog Sßilhelm V. (beibe
ß. 9t. 451 u. 452 ß. 2,52X1,125, ftarf nadjge*
bunfelt unb befcf(äbigt). 3Jiöglicf)erroeife ha*^ c It
eS fic^ bei biefett ftarf oerborbenen Silbern nicht
um reine Kopien, fonbern um 5lBieberholungen
oon einem 5Dteifter 2 . 9tangS. Sie Stiche
aber al 8 Knieftüde in 3- 81- SimmermannS
Stichen be 8 bager. ©errfcherhaufe 8 finb genau
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öngclgarb be Sßcc als spovträtift am $ofe £>erjog ÜBilgeltnS V. unb SJlajimilians I.
11
nacg Den Silbern im Utationalmufeum, nur
unten unb oben gefügt, gemalt, „nad) Gg.
©cgntara". 1 ) SDlit beffen 9Irt gelten aber bie
Silber ficgcr nidjt aufamtnen. CSt). ©cgntara
mar ju ber $eit jebenfall# fcgon, toie aucg
jegt, ber Sammelname für eine beftiinmte
allgemeine ßeiftung au# ber geit. (®&b. 21
unb 22).
(5# märe nun noeg eine# fünftlerifdjen
Söerfe# Gngelgart be Se fg Grmägnung ju tun,
für ba§ aber feine Urfjeberfcfjaft nic^t megr
al# Sermutung fein faitn. Sa# bagr. National*
mufeuin beroagrt ein Stiniaturenbud) ber ger*
joglid)en ffamilie, alle, mit 8lu8nagme be#
1. Sßorträt# oon $erjog Sßilgetm IV. (1550
toagrfd- oon $ß. ©d)öpfer b. Sielt.), 1578 ge*
malt, al# fßenbant ju SBilgeltn IV. feine ©e*
maglin Sacobäa oon Saben, — 9llbred)t V.
30jägrig unb feine (Sattin 9lnna o. Defterreid)
48 Sfafjre — SBilgelin V. 30jät)rig unb fftenata
o. ßotgringen 34jägrig — gerbinanb Gotne#
28 3af)re unb Grnft in SifcgofStracgt 24 3af)re
alt — ÜJlaria, Socgter Sllbrecgt V. unb ®e*
maglin Grageraog ftarl# oon Defterreid,
24 3al;re unb Staria ÜWaEimiliana, ©(gtoefter
ÜBilgeltnS V., 24 3agre alt. — 911# legte Sar*
fteüung 3 üinbet ÜBilgelm# V.: ÜJtaEimilian 5,
Ggriftiane 7, ÜDlaria 9lnna 3 3iagre alt.
Siefe SDliniaturen finb nicfjt oon gleicher
§anb unb jum ^eil jiemlid) fdtoädjlid-
9llbred)t V. unb ÜBilgeltn V. entfpreegen am
meiften ber 9Irt be 5ßeeS, bie Sgpen ftimmen
jiemlid) gut mit benen auf ber „Sefcgneibung*
überein, aucg bie garbe. 1578 tritt Gngelgart
be Sec jum erftenmal offijieH bei £>of auf,
bie SDlöglicgfeit loenigften# feiner Stitarbeit an
bein Sudjc ift jebenfad# gegeben.
Gngelgart be fßee arbeitete faft 30 3og*e
am £>ofe üBUgelm# V. unb Stajimilian# I.
unb loagrfcgeinliig nur al# Sßorträtmaler. Sie
Silbniffe, bie 3 ur Setracgtung ftanben, fönnen
nur eine Slinbeftaagl feiner ÜBerfe oorftetlen;
oiele roerben nod) in baijerifcfjcrn Sefig, aber
fitgerlid) aud) anbermärt# aufjufinben fein,
too^u bie in ber furjen 9lbganblung gegebenen
Säten 8lngalt#punftc bieten foUen. @# mirb
bann aud) möglid) fein, be# Itünftler# llr*
fprung unb ©ctjulung aufjuflären, in toelcfjcr
') ©a« fflilbnis Öerjog äßilgetmS V. ift
buntett; ber Stieg gibt aber ein beutlicgeS Silb.
fRicgtung bie angeftellten 9te<g«cg en biSger
leiber erfolglos mären."
§ier fcgliefft ba# SJtanuffript gottmann#.
3n ben ®ofaaglamt#recgnungen (SreiS*
ardjio) fittben fieg einige roeitere be !pee (Snget*
gart oon (oann) fße, be Sßee, aucg nur Sßee
ober nur Gngelgarbten 2Jlaler) ertoägnenbe
Gintragungen, bie im 9lu#aug furj gier noeg
mitgeteilt feien:
1582 Gngelgarten oon 5ße ÜIRalern ju ßanbS*
gut . . . pro merlei ftonterfet# 211 fl.
1584 .. . SIrbeit für 260 fl.
1585 . .. pro merlei lionterfet# fl. 220.
beSgl. ... pro gärung nacg üleuburg fom*
menb toieber gierger fl. 15.
1586 . . . pro merlei Slrbeit fl. 160.
1588 ... pro Slrbeit am §of fl. 210.
1589 be# Gngelgarbten Staler# unb Stonter*
fetter# ©egmager bejallt raegen eine#
oeregrten unb oon 9tom gerauSgefcgicften
Säfel# fl. 30.
1590 Sftaletn attgier . . pro merlei Stonterfet
. . fl. 104,30.
1592 . . . umb ein grog Äfonterfet fl. 12.
„ . . umb Slrbeit fl. 13.
1595 .. . pro Slrbeit fl. 16.
1596 . . für Ülrbeit jum ©ofe fl. 16.
1598 . . ebenfo fl. 12.
1599 . . . mooor bafj er tc. unfern . . !p. ©er*
jog Slapimilian in Sägern tc. ... ab*
fonterfet fo anno 98 gefegeegen tgunt 6 fl.
beSgl.für 3 fürftl. Äonterfet# 84 fl.
be#gl. ... pro ftonterfettung . . . §erjog SJiU
gelm, SlaEimilian u. 2llbrecgt oonSagertt,
toelcge ign mit nadg Som genommen, fo
aueg anno 98 gefegedjen unb $err V (:)
Seer, meltget mit ign naeg 3lom ge*
nomtnen fl. 24.
1605 .... um bie fonterfet S. 3gnatii unb
granciScu# ... fl. 14.
beSgl.um bem Sobitt ju fonterfetten unb
einen anberen au#aubeffern ... fl. 29,30.
3m Sammerbueg (©tabtaregio) finben
fieg noeg:
1601 23. II. erlegt G. be Sßee . . 3 fl. 6 (für
Sürgerrecgt)
oetbovben, „faft niegts megt fennttieg", unb natgge«
2 *
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12
f Dr. Subroig 3ottmann.
beSgl. 24. VIII. 9Jleifterred)t unb gunfftgetlt..
5 fl. 5.
161830.VI... ßeonbarbSßeifjÜJlalerunbSurger
in SlugSbuvg oon 100 fl. Kapital .. auf
Slbfterben feinet Saafe 2lnna oon ißee
oon 2 fl. 6 pfennig.
1(519 24. I. erlegt £t)riftof SBeif) o. ftauf*
beuren oon 360 fl. auf Slbfterben feinet
leibl. ©djtoefter 3tnna o. $ßee SBittib
aü^ie als i^t Unioetfalerbe oon febem
fl. 6 $fg. 10 fl.
* *
♦
©et 3tame oan Sßcc finbct fid) übrigens
(Snbe beS 17. unb Slnfang beS 18.SiabrbunbertS
in £>olIanb. 3m SRigfSmufeum ju Sltnfterbam
befinben fiel) laut flatalog unter ben 3Rinia=
tuten:
ein SelbftsSßorträt Hermann SBolterS, £>d)t'u
ler Otoeloff ÄoetS unb ©^eobor oan SßeeS,
1682 1766 in ßrooHe unb ©aarlern,
ferner eine SDliniatur ber Henriette oan Sßee,
(Semablin SBolterS, oon gleicher ®anb;
fcbliefelidb ein Selbftporträt ber Sftalerin
Henriette (oan SPee)*3BolterS (1692—1741)
unb baS ißorträt iffteS genannten (Satten.
3lad) ©r. 31. 31. ißelber (freunbl. fdjriftl.
Stitteilung) befinbet fid) nod) ein (Seinälbe
(Sngel^arb be Sßee’S in Samberg. SS ift baS
bort griebrit^ ©itftriS jugcfdjriebene Silb beS
bl. SucaS, ber bie SDtabonna malt. ©aS Silb
ift nad) gelber „S. S. iß. 1601" figniert.
£)ffenbar*6elbftporträt beS oan ißee.
(Sgl. Slannlicb (S^urftirftl. ©emälbegalerie
Slüncben. 3lr. 254. Sd)leif)beim Katalog 1775
3lr. 825. Saijr. SRonatSbefte IV.)
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Original ftom
PRINCETON UNIVERSITY
®oten(ii(fe.
S8un 9llbert SBierling.
Sie feelifdjc ©emeinfdjaft bcr JBerftorbenen
mit ben auf bet Srbe #urücfgebliebenen unb
beten 9tad)fommen fdjeint uns fdjmetuerftänb:*
lid). SBenn mit aber bie ©elegenljeit matjr*
nehmen, tief in bie Seele beS 2)olfeS t)ineiu* |
jufdjauen, finben mir, bafj baS IBemufjtfein
jener feelifdjen ©emeinfdjaft im SBoIfe oiel
größer ift als man benlt.
Semeife befommen. So l)at fd)on im Saljrc
1905 §err Stedjelc uon 5Burgf)aufen in un*
feret Sltcmatsfdjrift (V, S. 98) ein einfdjlä*
gigeS, uon einet s 4Jfrfinbnerin beS SiofepljfpitalS
in Surgljaufen l)errüf)renbeS IBotiobilb oer*
öffentlidjt, baS fie auS bem ^nuentar for a g s
gebrodenen Sirdje St. 3of)ann ermorben
ijaben fotl SaS bem 18. 3at)tfjunbert an*
Sonft fönnte man nidjt auf ben ®e*
banfen fommen, baf) bie lleberlebenben bie
Soten gerabeju um iljren Seiftanb bitten.
Unb metjr nod), auS mcfjtfadjen geidjen offen*
hart fid) bet SJoIfSglaube, baj) bie Soten
iljren tebenben 33ermanbten unb greunben
fteunblid) gefinnt bleiben, ja ifjnen fogar l)itf*
reid) beifteljen, roenn fie in befonbere 9tot ge*
taten finb. 2Bir fjaben tjiefür uon Seiten
bet SJolfSfunft ganj fdjlic^te, aber fpredjenbe
geljötenbe löilb ftellt folgcnbe Sjene bat:
Sin 9lciterSmann, bem bie §einbe auf
bem Dladen finb, flüchtet ju einem Sein*
IjauS im griebtjof unb bittet bie armen
Seelen um 33eiftanb. Unb fiefje, als bie
feinblidjen 3teiter anfprengen, um „ifjrn ben
SReft ju geben", eilt ifjnen eine „unbefannte
Duarbia* uon fieben bis ad)t Soten ent*
gegen, bie ben Leitern ©rabfc^eite unb
Slnodjen brofjenb entgegenfjalten.
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■ ,PRINCETON UNIVERSITY
14
SUbert Gierling.
3tun fanb fich eine gang ähnliche Sar*
ftcüung auf bem heute mitgeteilten Silbe oom
3af)re 1721, baS in ber SlUerfeelenfapeHe beS
Sird)f)ofeg gu St. Steter in Straubing aufge*
fangen mar unb ficf) jefct im Sefitje beS Sor*
ftanbeS beS bärtigen E)iftorifcf)en SereineS be*
finbet. Ser bargeftellte Sorgang ift gang
berfelbe roie jener auf bem Silbe oon Surg=
häufen. Sie Serfucf)ung I)erauggubringen, ob
bie Sarftellung an einen beftimmten SorfaH
in ber Sonaugegenb, etma auS ber Qe\t beS
fpanifchen SrbfoIgefriegeS, anbinbe, lag nahe,
^erftört unb bebrof)t mürben ja batnalS längs
ber Sonau genug Sdjlöffer. Slber meldjeS
Schlojj unb meld)e Siirdje ift bargeftellt?
9Begen beS SorljanbenfeinS eines SdjloffeS
unb einer Sirdje auf gmei gegenüberliegenben
©ügeln fönnten nach SöeningS Xopograp^ie
ja oielleid)t Sündjing, Sonauftauf ober Srenm
berg ftimmen. Slber bie Zeichnung pafct meber
bei ber Sirene 1 ) nod) bei bem Schlöffe. Unb
gar baS lefetere fieht mehr einem Sßtjantafie*
ftiid beS SKalerS als einem fonfreten Sdjlojj
im Sonautale äfjnlicf).
9tun mürbe mir oon glaubmürbigfier Seite
eine mertooHe ßofalfage mitgeteilt. Sluf bem
SBege oon Seggenborf nach ©engerSberg lag
einftmals bie nun längft gerftörte Surg ginbl*
ftein, bie bem gleichnamigen SRittergefchledjte
gehörte. 2 ) (Sin ginblfteiner foH nun bereinft
oon feinen geinben fo arg bebroht gemefen
fein, baf$ er fich in feiner s Jtot in einen grieb=
f)of flüchtete unb oor bem SeinhauS bie Ser*
ftorbenen um ihre §ilfe anrief. Sie Soten
hätten fich auch aus ben ©räbern erhoben unb
bie geinbe gefchrecft unb oertrieben. ßoSge*
löft oon ber örtlichen Unterlage hat fich alfo
bie Sage bod) erhalten. Siefe ift fomit feljr
alt unb fdjeint ohne 3tüdfi<ht auf eine be=
ftimmte Dertlichfeit ba unb bort in Satjern
beftanben gu höben mie ungefähr bie Sage
oon ben brei eblen Jungfrauen. Sei ber Um
mahrfcheinlichfeit, Drt unb Jeit ber auf um
ferem Silbe bargefteHten Sgene gu ergrünben,
merben mir uns mit ber 3^atfacf)e ber JUm
ftrierung ber angeführten allgemeinen Sage
begnügen müffen.
Jntereffante 3IuffdE)lüffe über bie meite Ser*
breitung ber Sage hat Sßrof. Dr. £>alm in bem
äJlünch. Jahrb. für bilbenbe fünfte (IV 143) in
einem 2luffafce über „altbaperifche Sotenbar*
fteüungen" aus Slnlafj ber (Srmerbung eines
reigenben ©olgreliefS aus ber ©egenb ebem
falls aus Surghaufen gegeben. SiefeS fteHt
bie Sage oon ben brei ßebenben unb ben
brei Soten bar. 8 ) Siefe ift uralt, älter noch
als bie Sotentänge. Ser Serfaffer hält ba-
für, bajj bie Sarfteüungen, bei benen bie
Soten bireft ben bebrängten ßebenben halfen,
im lefeten ©runbe mit ben brei Soten unb
brei ßebenben gufammenhängen unb ben SolfS*
glauben oon ber ©emeinfehaft ber Soten unb
ber ßebenben tounberfchön iHuftrieren. Unb
gemijj nid)t mit Unrecht: Jn ber Sage oon
ben brei Soten finb fie bie Sßarner unb
aJlahner gegenüber ihren teuern Sltachfommen,
in ber anbern Sarftellung mie auf unferem
Silbe leiften fie ben bittenben ßebenben felbft
©ilfe in geinbeSnot. SarfteHungen ber lefcU
ermähnten Sgene finb nach Dr. £>alm aus
Slltbaijern noch oorhanben: ein Relief im
SHofter Sdjetjern unb gmei 3teliefS im «ßaifer
griebridh=9Jtufeum in Serlin.
Schon bei bem Stelief im Jtationalmufeum
geigt fich, wie bie beiben Sagen ineinanber
übergehen. Sie bilbliche SarfteHung beS
9ieliefS geht unoerfennbar auf bie Sage oon
ben brei Soten unb ben brei Königen hinaus,
neu angefügt ift nur ber am SeinhauS fnieenbe
3teiterSmann. Unb nach ber münblich über¬
lieferten Sage foH bieS ein ©raf Sörring
fein, ber in geinbeSnot in ben griebhof fid)
geflüchtet habe. (Sbcn biefer 91eiterSmann er?
fcheint aber roieber bei ber Sarftellung ber
Sage mit ben hilfreichen £oten fomohl auf
bem Straubinger als auf bem Surghaufener
Silbe. Sin ältittelglieb gmifchen ben beiben
Sagen bilbet bie Sarftellung auf einem oon
Dr. £>alm mitgeteilten Sotiobilbe aus ber
©otteSaderfirche in SBeilheim, baS mir auch
x ) Slucf) bie s Iftitf)aelSfircf)e bei Straubing, auf ioeld)e eine fur^e S^otia in ben ftäbtifdjen Sitten ba8
©ilb beliebt, fielet ganj anbcrS au8.
*) (Srueber unb 3)tüUer, 2)er ©ager. Söalb. SiegenSburg 1851. 102.
8 ) Äünftle Starl, 2)ie Üegenbe ber brei ßebenben unb ber brei $oten unb ber Xotentang. greiburg
i. ©. 1908.
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SotenQilfe.
15
nod) unb jtüQt um fo lieber bringen motten,
al§ baburdj unfer SBunfcf) nad) ber Samni»
lung unferet Sotiübilber aus SriegSjeiten
Srftillung finbet. 91nf biefem Silbe treten
nur brei Sote unb brei SfrriegSmänner auf,
aber im ©intergrunbe fönnen bebrängte ßanb*
leute ifjre gludjt uor ben Kriegern bemerf*
fteUigen, meil biefen bie Xoten brofienb ent»
gegentreten. Sie 3nfd)rift aber lautet:
„2Ser bett für alle a Gfjrgl: €>eHm
Set mirt o ©ott u. u. I. grau nit oerlaff. m.
Siejj ift gefcfign bei Debtfjal in b. ©dianj,
15. Sluguft 1703. @eb. Sdjroibidjer Sätf
u. ßanbm. <Sd)fit 5 o. äBeil^eimb."
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iOfls ßncgfiftiifrc „$fßff6iic((ie[“ non 1504, rin S|iirnrff)ifif Bür^rrfirficn ürönns
an (Oi' JUenife des Ifliffrfaffers.
3 ?on grit) iparfcr, Surgfjaufen.
9ll§ im oerfloffenen galjre bie Seftänbe
be§ ftäbtifchen 9lrd)ioS 311 Surghaufen neu*
georbnet unb aufgeftellt mürben, fanb fid)
unter ben 9lr<hioaIien ein ) 8 üd)lein in Duart=
format mit fdpoeinSlebetnem ©iitbnnb, einem
Seinfnopf auf bem 9tiiden unb mit einer
Schnur, bie, um ben Jtnopf gemicfelt, ba§
leicht gebunbene S3ucf) jufammentjielt. Oft
mag e§ ^cruorgcJjoIt unb aufgefd)tagen mor*
ben fein, benn jerfnüttert ift fein Umfdjtag
unb oergilbt finb feine Sölätter.
2Sa§ mochte eS fein?
TaS Titelblatt fagt meniger als nicf)tS;
eS fönnte oerroirren, roottte man if)tn irgenb
einen SBert jufpree^en. SßaS bort an @d)nör=
fein unb SBörtern ju Iefen ift, ift nur baS
Sßrobuft oon @cf)reibüerfud)en, ettoa um bie
S3raud)barfeit ber gebet 311 erproben. 3Benn
eS trofebem auSbrürflid) als „Stattbuechel"
be 3 eid)net roitb, fo rechtfertigt biefe Senen*
nung baS 2Bort, baS auf ben oberen Sdjnitt
beS 25ud)e§ gefdjrieben ift; eS ift bieS eine
©eroohnheit, bie unter ben alten Stabtfammers
rec^nungen unb 9tatSprotofoIlcn im 9lrd)io
häufig begegnet. 23aS aber ben gnl)alt beS
S 8 ud)e§ betrifft, fo jerfätlt er in brei 9lb*
fd)nitte:
1. in baS 33 er 3 ciihni§ ber 9)titglieber beS
9tate§, ber Sedjsefjner unb ber Sfdjatu
Ieute feit 1504,
2. in ein SterljörSprotüfolI oon 1508 an,
3. in ein Sinnatjmetagebud) aus ©ebüljren
unb Strafen oon 1511 an.
3 d) habe oerfucht, in bem lebten gahr*
‘) ®engter, '.Regensburger ©taMredjtguetten
0 ©über, ®efd)icf)te ber ©tabt »urgtjaufen.
gang ber Surgbaufcr ©efd). Sl. baS 33urg=
haufer Stabtredjt 3 U erläutern. TatnalS fd)on,
1307, begegnete ber 9iat ber „grnelfe", ein
SöürgerauSfdjuh, 3 ufammengefeht ati§ 9Jtän=
nern, „bie gefd)moren haben, bah f' c baS
Seftc tun mögen, fei eS gegen 9tei<h ober
gegen arm". 1 ) 2 Ber fid) barum erlaubte,
gegen fie einen SBormurf 3 U erheben, mürbe
mit einem 4$funbe (Selbes geftraft. Tafj einem
unter ben „gtoelfen" ein Vorrang oor ben
übrigen eingeräumt morben märe, ift nicht
erfidhtlich- @rft 1401 toirb ber „ältere
9tebner im 9tate" auSbrücflich genannt, er
follte nach bem SluSfterben ber Stifter oon
1)1. Streu 3 baS SBergebungSredht für baS bot*
tige 23encfi3itnn haben. SBenn 1418 „91 n*
mälte unb 9täte" oon ®urghaufen 3 eichnen,
fo ift eö mol)l möglich, bah bie „9lnroält"
eine gemiffc githrerroüe cinuahmen, für maljr=
fd)einlicf)cr aber halte id), baf) ber Söegriff
nur eine Tautologie 31 t „9täte" ift, richtiger,
bah 111 ber Toppelbenennung bie Tätigfeit
als ©erichts* unb SBermaltungSförperfchaft
311 m 9luSbrud gebracht ift.
üöefonberS cinfdhneibenbe, baS allgemeine
2öof)I betreffenbe 93eratungen unb Üterhanb*
lungen merben mit ber „©emein", b. h- ber
©efamtbürgerocrfammlung gepflogen. Sie be=
gegnet uns im „Stattbuechel" beS öfteren.
$uber 2 ) ermähnt „9tat unb ©emein" 3 um
erften ÜJtale 1419. 9luS ber gahl ber 9täte
erhebt fid) im Saufe beS 15. gahrhunbertS
eine ifSerfönlichfeit, bie bie gahreSred)nung ber
Einnahmen unb 9luSgaben ftellte unb bie Stoffe
S. 105.
1802.
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Original ffom
PRINCETON UNIVERS1TY
2)a8 öurgßaufet „©tattbuedjel" oon 1604.
17
oerroaltete, gu einet beoorgugten Stellung, eS
ift bet Kämmerer. So geben „Kämmerer
itnb Släte" bet Stabt IBurgßaufen 1478 eine
Säderorbnung, 1480 eine ^unftorbnung für
bie SEBebet, 1481 eine fotd^e für bie Scßuß*
macker ßerauS.
ÜJtit bem 3lugenblicfe jebocß, ba roir an
ber Spiße beS IRateS ben 33ürgertneifter
feßen, tritt bie Sßerfönlicßfeit beS Kämmerers
roieber in ben föintergrunb. @S ift auf einer
ScßenfungSurfunbe oom Saßre 1483, ba ein
3Jtartin 3i e 0l me 'fto» bergeit Söürgermeiftcr
unb SBerroefer beS StabtgericßteS, gum erften
3Rale fein Siegel aufbrücft. —
SaS ift in großen 3i’ l 0 en bie SBorgeftßidjte
ber ftäbtifcßen SSerfaffung bis gu betn Saßre,
in toelcßent ba§ Stabtbuecßel einfeßt: 1504.
Sroden unb roertloS möchte für ben flücß*
tigen Befer bie einfadE»e 9lufgäßlung ber Flamen
erfcßeinen, toie fie in bem 33iicßlein oom Saßre
1504—1548 aufgefüßrt merben unb bocß bietet
ein äkrgleid) biefer fortlaufenben ßiften tnandje
fcßäßenSroerte Ausbeute für bie IBerfaffungS*
gefcßicßte.
DaS 3af)E 1504 bringt rneiter nidjtS als
bie Dlatnen ber 12 ©lieber beS 9iatS, an ber
©piße als 93ürgermeifter $anS 3 a d) en &erger.
Sn bem folgenben S a ßre 1505 merben neben
IftatSmitgliebern bereits bie „Secßgeßner" ge*
nannt, eine Korporation, bie unferm heutigen
©emeinbefoHegium entfpred)en mürbe, menn
roir ben „SHat" mit ben SDtagiftratSräten oer* |
gleichen rooHten.
9Benn mir uns bie 9tamen in ben erften
10 Satiren nacß ber £>äufigfeit ißreS 9luf*
tretenS betradjten, fo ergibt fidß bie Sßaßr*
neßmung, baß eingetne (Stieber, SdjarnfellS)
bie gange ßinburd) im 9tate faßen, anbere
ein ober groei Saßre unter ben Secßgeßnern
oerfcßroinbett, um bann toicber in ben 9tat
gurüdgufeßten (BanbSberger, Kaufmann, 9lmel*
geringer, Sungroirt, ©ambS, ffticßtl, ßienß,
Sßartßer, SBeHnftain). Sei mancßett ift eS um*
gefeßrt, fie fißen bie meifte 3 e *l unter ben
Secßgeßnern unb oiellcicßt nur ein* ober groei*
mal im State (ÜDtörninger, ÜHörner, ßgnbmeier,
©rünbed, 3 u Pffler, Sßogfberger, Streubl).
SBieber anbere fämen überhaupt aus ben Secß*
geßnern nie in ben Stat, obrooßl fie bort bis
gu 10 S<*ß«n faßen (©ammerSfelber, Stain*
ßaufer, Sßalßaufer, Selßaimer). Um in ben
M. SB. 2 u. 1.
Stat geroätjlt merben gu fönncn, mußte einer
nidßt unbebingt oorßet -Mitglieb ber Secß*
geßner geroefen fein, bocß mar eS feit 1505
ßäufig faftifcß ber galt, baß er auS biefem
Kollegium genommen rourbe. SarauS unb
auS bem Umftanbe, baß regelmäßig 2—4 eßc*
malige StatSmitglieber nacß ißrem SluSfcßeiben
auS bcin I. Kollegium unter ben Secßgeßnern
auftaudjen, fann rooßt gefdjloffen merben, baß
beibe Korporationen im guten ©inoerneßmen
mitfammen ßauften. 9Hit bem Saß« 1528
ßeißt baS Kollegium ber Secßgeßner offigiell
ber „äußere Stat". Samit oerringert ficß
aucß bie Stärfe biefeS Kollegiums oon 16 auf
12 ©lieber, gür bie töürgermeifter läßt ficß
in ber 3 e *t °°u 1504—1548 bie SJcobacßtung
auffteüen, baß ber Sürgermeifter fein 9lmt
urfprünglicß ein, fpäter groei unb fcßließlicß
brei bis oier Saß« inne ßatte, eine ©rfcßei*
nung, ber aber halb bie Steaftion folgte info*
ferne, als 1528 ©nnocß Sßögfßl bereits einen
Kollegen als 2. löürgermeifter befommt. Siefe
Soppelbefeßung läßt ficß bis gum Scßluß beS
SudjeS 1548 oerfolgen; babei ift gu bemerfen,
baß bie beiben SBlirgermeifter ßäufig (ob mit
ober gegen ißren SBiHen) im näcßften Saßre
ißre Slollen oertaufcßten, eoentueU einer oon
ißnen auSfcßieb.
Ser unanfecßtbare Satbeftanb, ben baS
•Stattbuecßel aufroeift, fteßt nun im üöiber*
fprucß mit einer ütotig, bie @uber in feiner
! ©efcßicßte oon Surgßaufen auf S. 173 bringt.
„9lm 5. Slpril 1529," fdfjreibt er, «erßielt
bie Stabt Sßurgßaufen eine neue SRatSroaßl*
orbnung äßnlicß ber Stabt SDtündßen, „„ba*
mit ßinfüran mit tneßrerer unb befferer Drb*
nung"" geroäßlt voerbe." ®S roirb bann beS
SRäßeren bet giemlid) fotnpligierte SöaßlmobuS
ergäßlt, mit ^ilfe beffen fcßließlicß 12 beS
inneren States unb 12 oon ber ©emein gur
Regierung ber Stabt beftimmt rourben. „3 U *
leßt roäßlten bie 12 oon ber ©emein auS ben
12 SRatSßerren oier SBürgermeifter, oon benen
jeber baS 2lmt ein SBierteljaßr gu oerfeßen
ßatte." ©erabe bie löürgermeifterroaßl unb
bie roecßfelroeife 33erroaltung beS SlmteS roirb
bureß baS „Stattbuedßel" in feiner äBeife ge*
ftüßt.
BUS Quelle für feine SBeßauptung gitiert
tpuber baS 9teicßarcßto*Kopialbu<ß S. 222.
Sdjon ber Umftanb, baß bie beiben
3
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Original frorn
PRINCETON UNIVERS1TY
18
griö ®atfer.
oilegienbiidfeer beg ©tabtardfeiog aug bem
18. Saferfeunbert biefec einfcfeneibenben Steuer
rung nicf)t gebenfen, nutzte auffallen. Sie
©infidfetnafeme in bag non ©über gitterte
Steicfegarcfeiüsßopialbud) liefe aber ben 3 toeifcU
haften äßert beg bort eingefeefteten ©djrift*
ftüdeg erfennen; mären bod) fdjon einem
früheren ßefer Siebenten getommen. ©g
ftefet nämlidfe mit Slciftift barunter: „GoU
[ationiert, meid aber fein ©efret tnefer baran,
fo fragt fid), ob folcfeeg Sßrobuft ein ido^
feafftigeg Original feijc." Samit ift mofel
bag Stätfet gelöft unb bie ©teile bei ©über
3 U torrigieren be^to. 51 t tilgen.
©inaelne ber Stamen in unferem ©tabt*
buedfel tragen nod) befonbere Seimorte, bie
auf oerfd)iebene ©ferenäniter innerhalb ber
Kollegien felbft feintoeifen, fo finben mir im
State beg fünften Saferg einen ©pitlpf leg er,
einen ©iedjmeifter 3 U Slu, einen Sannb
Sacob Sedfeprobft, benen bei ben ©ed)*
3 efenern ber Unbter ©pitlpflegcr unb ber
Unbter Sedjprobft entfpreefeen. 1588 rnirb ein
Statgmitglieb augbrüdlicfe a(g Vermalter
ber ©tiften" be 3 eid)net, maferfcfeeinlicfe mar
ifern nur bie gemeine ©tabt^Stift jur Ser*
antmortung übertragen, bie am Sonntag oor
SJlid)eIi fällig mar, raäl)renb bie „©eiling*
@eift=©tift", fällig am ©onntag nad) SJficfeeti,
unb bie ,,©t. 3 acobg ©ottgfeaug^Stift", 3 afelbar*
am ©onntag nad) ©alli, inot)l oon ben Spital*
Pflegern unb ben Secfepröbften oermaltet mürbe.
Slud) für bie am ©onntag nad) Sionifi fällige
„Unfer gnebigen Herren Stift" bie an anberer
©teile „©eqog 3 orid)en unb Sfeumbergftift"
feeifet, forgte ein eigener Pfleger. Sie Setailg
biefer Stiftung e^äfelt ung ©über auf S. 122 .
„Söeiter machte ©er 3 og ©corg 311 feinem
©eelenf)eite unb „aug anbädfetiger Semegnufe"
aud) SUmofenftiftungen in 18 feiner ©täbte,
unter benen Surgfeaufen mar. Qu bem ßrnede
oermaefete er ber ©tabt fo uiele ©üter, bafe fie
an grüd)ten, ©ilten, Qinfcn, Stcidjniffen unb
Stufeungen 48 fl. rfeeinifefe jäferlid) eintrugen.
Son biefer Summe ftiftete fid) ber ©eqog
einen Safertag in bie Spfarrfirdje, ber am
8 . ©onntag in ber Saften abenbg mit ber
SSigil beginnen mufete.Smeiteng be*
ftimmte ber ©tifter, bafe oon obgemelbter
Summe 13 fl. jäferlid) 31 t ©penbbrot, fealbteil
©emmcl unb anberteil Stöggl, uermenbet mer*
ben, unb biefeg ben Slrmen raäferenb beg
©eelenamteg auggeteilt toerben foHe. lieber
3lrme, ber ©penbbrot nafein, mufete 2 Sater
unfer, 2 9loe SJtaria unb ben ©lauben an*
bäcfetig beten. ©atte ein 9(rmer ein $inb bei
fid), fo mufete ber Weitere beten, mag bag
Stinb felbft nod) niefet beten tonnte. Sei 9lug*
teilung ber Spenbe mürbe bie ffirdje gefcfeloffen
unb nur eine Süre offen gelaffen; an biefer
empfing jeber 9lrme, ber bie ©penbe begehrte,
ein „üßfennbert" ©emmel unb ein „Sßfennbert
Stögfel". SBag übrig blieb, mürbe in brei
Seile geteilt, beren einer bem ©pital, ber anbere
ben ©onberfiedfeen unb ber britte ben ©aug*
armen 3 ugute tommen folite. Sritteng oer*
orbnete ber ©tifter, bafs ber Stat ber ©tabt
alljäfjrlid) einer frommen unb armen Sung*
frau, bie gottegfiirdjtigen, eferbaren SBefeng
unb tugenbfeafter Sitten fei, 311 einer ehrbaren
©eirat oerfeelfe. ©in SJtonat nad) ber Beirat
längfteng mufeten ber jungen ©feefrau aug ber
Stiftung 18 ft. ©eiratgut im Seifein ifereg
SJtanneg oerabreiefet merben. . . . Sierteng bc*
ftimmte ber ©tifter, bafe oon ben 48 fl. ber
Stat jäferlid) um 11 fl. mofel gemirfteg ftarteg
ßoben*Sudj bcftcüc unb baraug 16 Sllmofen*
rödte mad)en taffe unb jebem armen Sebiirf*
tigen, ber barum bitte, einen foldjen Stod gebe,
oor adern aber foldjen, bie fid) aug S!ranffeeit
ober anberen llrfacfecn ifere Stöde nid)t felber
31 t arbeiten oermögen. Sind) ben Empfängern
ber Sllmofenrödc mufete ber SJat bie Urfadje
ber ©tiftung erflären unb fie 3111 * Sanfbarfeit
ermafenen. ©0 oft „ein jebeg 9lrtn SNenfd)"
einen Sllmofenrod anlegt, mufete eg nad) beg
©tifterg SJteinung ein Sater unfer unb 2Xoe
Sltaria beten. . ."
©eute ift bie ©tiftung ibreg origineden
G()aratterg entfleibet unb bie aug bem Stif*
tunggfapital anfadenben Stenten in ber ©öfee
oon ca. 500 SJtf. merben auf bie Slrmenfaffa
übernommen. Söie eingangg fefeon errnäfent,
trat mit ber SJafel eineg Sürgermeifterg ber
Gamtnerer in ben ©intergrunb. Sig 311 m
Safere 1533 mirb er begfealb immer nur aug
bem äufeeren Stat ober ben ©ed) 3 efenern ges
nommen. ©rft mit bem Safere 1534 begegnen
mir auefe im inneren Stat einem ©ammerer,
ber im ©egenfafe 3 U feinem unteren ©ollegen
im äufeeren Stat „Dber^Gantmerer" genannt
mirb.
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Original from
PRINCETON UNtVERSITY
Ji
$a8 ®uvgfjoufcr ,©tattbucd)cl* uon 1504.
19
1538 mirb bem ©cr 3 og«©eorgg«@tiftungg=
Pfleger aurfj bie Bermaltung beg „SBifcgeltg"
übertragen. ©djmeHer nerftel)t barunter eine
8 h t £el)engabgabe in (Selb non ©runbftüdfcn.
Sag 8 hnt eineg „$fäcf)tmeifterg" begegnet
ung 1533, ba ©tainfjaufer unb fein 8 libam
begfclbcn malten, beibe gehörten aber feinem
Kollegium an; roenn and) nid)t bem Flamen
nacf), in ber SEat fitiben mir biefe gunftion
beg „Sßfädjteng" ober „Sidjeng" fdjon im
©tabtredjt 1307, menn eg Ijeifjt, baft beg
©djergen ffnedjt bag rechte 3Jtafc an feinem
©iirtel tragen unb oor bem ©aug beg 2Birteg
„angiefjen* follte, um bag ©d)enfmafc 31 t prüfen.
Born gal)re 1537 an merben and) „Brueber«
me ift et" ermähnt. ©ie Ratten bie Bertoal«
tung beg „Brueberljaufeg" 311 beforgen, beffen
©rünbung§ 3 eit icf) bigfyer nid)t augfinbig
madjen fonnte. gebenfallg fennt cg ©über
nor obigem Saturn nicf)t. Bmeimal merben
augbrüdflid) 3Jlänner 3 ur Bermaltung beg
„funtäglid)en Sllmuefeng' ermähnt, ja im
Qatjre 1538 merben 2 Bürger beftimmt, meldje
bie „©djlüffel 3 U ber SßitEen* führen füllten.
Sin äufterft intereffanteg Kapitel in unferm
@tabtbued)el ift bag ber Bfd)auleute. ©djon
bag ©tabtredjt non 1307 fennt eine Begfen«,
gleifd)l)acfer« unb 2SoHefd)tager« ober Sud)«
tnadjerbfcfjau. — Sie $eit, meld)e fid) im
©tabtbued)el oor unferm geiftigen 8 lugc auf«
tut, f)at bie ©etoerbepol^ei in ben genannten
©emerben neroollfommnet unb auf meitere
auggebcfjnt. 9tad) mie nor l)at aber ber 9tat
ber Stafjrunggmittelpolisei fein erf)öf)te§
gntereffe ßugemanbt unb eg mufj 3 ugeftanben
merben, bafj bie einfd)lägigen Berufgarten ber
©tabtfanuner mandje fcfjöne Sinnaljme in ber
gorm empfinblid)er ©trafen gebracht l)aben.
8 lm beften fommen nod) bie üteöger meg.
ßaffen mir ung er^ä^len, mie ein 9)iegcr
S3ürger mürbe.
8 Inno 1512: „2öenn ein 3Jtefegcr Bürger
mirb, ber nit eineg 3)teöger§ Sod)ter ober ain
SBittib ngmbt, ber ift in gemeiner ©tabt
Sammcr für fein 2)teifterred)t fdjulbig XII (S
Pfennig, bem ©anbmerd) aud) foniel, 100 er
aber eineg SDtcögerg Sodjter ober BJittibin
npmbt, ber ift nur Ijalbe Stcifterfdjaft fdjulbig."
©cf)on 1483 miiffen bie SÖte&ger 311 einer
Innung nereinigt gemefen fein, bcnn in biefem
3 >al)te madjt ©einrief) gleifd)l)ader, Bürger 31 t
Burgfjaitfen,- ber cf)rfamen Bruberfdjaft unb
<3ed) unferer lieben grau ber ÜDtefcger 311 Burg«
Raufen eine Sdjenfung unb 1492 erfahren mir,
baf) ber Sfaplan ber 9 Jtebger 3 ecf)e ein Ijalbcg
©aug in ber $)teffer 3 ei(e inne l)atte.
9lber bie Bunft fdjeint halb barauf in bie
Brüdje gegangen 3 U fein, meit anno 1509 „ein
©anbmerf ber SJtetjger oor bem 9tat erfcfjien
unb 9tat unb ©etnain bittet, ifjnen 311 ner«
gönnen, itjre Stegen mie nor in bie Sfirdje 3 U
tun unb bie Cuatember (?) 5Jtefj unb gatjrtag
31 t galten mie nor be|cf)ef)en."
„Sllfo l)aben il)nen meine ©erren" berichtet
ber ©tabtfdjreiber „auf iljr Begeljren 3 U geben,
bie Stegen tnieberum mie nor in bie ^ird)e
311 tun; nermögen fie einen Saplan, bafc
moüe man iljnen aud^ nicf)t mehren, unb mag
31 t bem ©ottegbienft gehört. Socf) füllen fie
feine Sluglänber in ifjre Bunft aufne^men.
©ie foHen aud) nid)tg, mag einer unter ifynen
oerbridjt, ftrafen, fonbern einen 9tat 311 ftra«
fen norgefetjt fein, aud) fold)e JBerbrec^ung
einem 9tat an 3 eigen. Sie füllen aud) ben
©Orienten, fo 31 t ber gleifdjbfdjau jefet ober
fürber^in georbnet merben, gel)orfam fein in
ber ©afcung beg gleifc^eg. äöo fie aber fol«
d)eg niefjt täten unb bag gleifc^ anberg alg eg
gefetjt mär, geben mürben, barum foll ein
jeber fonberlidf) geftraft merben. Unb mo fie
foldjeg atleg tiid)t bertna^en, mie nor ftef)t,
galten mürben, fo mode man i^nen algbann
folc^eg B^Ö^en non ©tunb an mieberum auf«
l)eben unb fortan emiglidj nimmer nergönnen
ober geftatten. Sarauf bie SDietjger 9tat unb
©emein Sanf gefagt mit ßrerbietung fid) in
alle ©ad)en 31 t galten, baran ein 9tat unb
©emein ©efaHen l)abe."
Siefe 9leuaufrid^tung ber 9 )teöger 3 edt)e ge«
rainnt an SSebeutung für bie SBerfaffunggge«
fd)id)te ber ©tabt, infofern alg ber Sefdjlufc
nidjt burd) ben 3 lt 5 Ö Ifer«« ober ©ed) 3 ef)ner« 9 tat
gefaxt mirb, fonbern non beiben Kollegien in
Bereinigung mit ber „@ emein", beren er«
fdjienenc ©lieber alle namentlid) genannt unb
aufge 3 äl)lt merben, eg maren aufoer bem 9tat
nod) gegen 50 Bürger. Sie ©a^« ober Bfd)au«
leute tnurben für bie oberen (am ©pital) unb
unteren gleifd)bänfe (auf ber Brücfe) non
9tatg tnegen ernannt unb in ber 9tegeHn ber
ffieife befetjt, bafj non ben 8 9Jtitgliebcrn 2
aug bem 9tat, 2 aug ben ©ed) 3 cl)nern unb 4
8 *
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Original fro-m
PRINCETON UNIVERS1TY
20
grife ©acfet.
aus bem Iganbroerf umreit. Rtit bern 3 af)te
1529 oerjeicfaen toir einen roefentlüfan gort*
fd^ritt infofern, als „jur lebenbigen fßfcfau"
rocitere Rtefaer beftimmt ttmrben.
Slucf) oon ben Rädern roiffen mir, bafj
bereits im Stabtrect)t oon 1307 ifae üBare einer
amtlichen Kontrolle unterftedt mar, bie man*
derlei ©trafen im ©efolge t)aben fonnte.
Später erhielten fie eine Räderorbnung,
bie aber nidjt oodfommen getoefen ju fein
fcfjeirtt, toeil 1478 Kämmerer utib 9läte ber
Stabt auf ber Räder Slntrag eine neue Drb*
nung Verausgaben; aber felbft biefe tourbe
roof)l nicfjt redtjt geroiffenfaft eingefalten, benn
„an Rtontag post trium regum 1510" fat ein
Rat fiel) oeranlajjt gefetjen, mit einem £)anb*
merf ber fßegf)fen ju oerfefaffen, bafj fie nun
fortan ifae Semmel unb Roggenbrot fader*
roert (b. V- nad) bem äßert eines föederf)
baden fodten. 2Ber aber folifaS niefa täte,
mürbe nitfa ungeftraft bleiben. Sen Rfdfau*
leuten ftanb eS nun ju, burd) „Sluffaben" unb
3lbroiegen beS RroteS bie Sdfalbigen feftju*
fteden. 1511 übten biefeS toenig beneibenS*
roerte filmt 3 Rütger aus, oon benen einer
bem Rat, einer ben Sedfaefaern unb ber britte
bem ©anbroerf angefarte. Sicher beftanb biefeS
3 nftitut fefan länger, benn im 3 afae oorber
ftefjt ber filnipertalerbed oor bem Rat unb ift
angellagt, bafj er ben Herren, bie ju ber Rrot*
bfefau beorbert finb, als fie baS Rrot auf*
faben moHten, SBiberftanb entgegengefefa. SaS
ift il)m aber übel belommen, benn et mürbe
in ben .gaglauturm gefperrt unb mufjte, als
er auf fein Ritten roieber auSgelaffen, 1 Rfutib
Sßfennig in bie Stabtfammer jaljlen. (Sin 3afa
fpäter (1511) lefen mir: „film SamStag post
Augustini ift ben Reden baS Rrot burd) bie
Rfcfauleut aufgefabt unb gemogen morbeu unb
Strafen erfunben roorben, tut 5 fßfunb 13 f)3fg."
Unb 1512 trifft juerft bie ÜDUlpergerin baS
Sdjidfal, baj) fie beS RrotS falber 2 Sßfunb
jaf)len mu| nnb nod) im felben 3 afa gar ade
Räder (14) jufammen:
„film Rlittmod) post Ulrici finb bie Reden
ifaeS geringen RrotS fialber geftraft roorben,
in bie (!) Surm unb um ©elb." Rerfdjiebcn
mar bie §öfa ber Strafgelber bei ben ein*
jelnen, aber baf) in biefem 3 afae bie Rtil*
pergerin fd)on einmal oorbeftraft gemefen, mar
für fie geroijj nid)t ftraftnilbernb, fie erhielt
baS §öd)ftmaf) ju einem fßfunb, bie ©efatnt*
fumme aber betrug 8 fßfunb 18 fßfg. RiS
jum 3 af)re 1526 mar unter ben Rfcfaulcuten
minbeftenS 1, jutefa fogar nodt) ein 2. Räder,
filber ber Rat fc^eint mit ber fitmtSfüfaung
biefer RerufSbfifauteute niefjt redtjt jufricben
gemefen ju fein, benn 1527 lefen mir: „3u
ber Rrotbfcfau mirb allein oom Rat gefefa
unb (eS be)barf jum Sluffaben feines RädcrS;
aber fie mögen jroei oon bem ©anbroerf oor*
nel)men, bie (fie) bie Räder roarnen unb ifa
Rrot befifauen, batnit fie bie SBeden gut unb
reefjt baden, aud) felroetn 1 ) unb jeidjnen, bamit,
mann bie oont Rat fommen, fie feinen (über*
rafdjt) finben. Senn roeld)er ungerecht er*
funben mirb, nad) ©ftalt feines RerpredfanS
geftraft toirb." Ron biefem 3fa te an finb bie
Räder unter ben Rfcfauleuten oerfefaounben
unb baS filmt mirb nur mefa oon einem aus bem
Rat unb jroeien aus ben Secfaefaern oermaltet.
UBentt auf bem meiten ©rbenrunb ber
„Raget* genannt mirb, begleitet bie Ror*
ftellung oon ifjm ju gleicfar geit baS Rilb
oon oielen Rierfäffern unb unfaimlicfati Rtafj*
frügett. So fdjlimm ift§ nun jroar nidjt, bod)
ift eS roafa, bafj ifai baS Rier ein trautet
©efede gemorben, in beffen ©efedfefjaft er fid)
faimifcf) fü^lt, ob er ein geft begefa, ober ob
er gebrtidt oon Sorgen unb Rerbruf) fiel) in
fid) felbft oerfefaiefa.
Ser £>auStrun£ mie beS ikutgebs geroöljn*
lidjeS ©etränf mar aud) in Rurgfaufen baS
ganje Rtittelalter fanburdf) faft nur ber äöein,
ber „Oftermein", ber 3nn* unb Saljacfauf*
roärtS auS bem „Ofterrcicfa" fam. Sod) bc*
gegnet uns im 3al)re 1332 trol) adebem baS
erfte Rraul)auS, als ber fDtautner oon Sfafatt*
berg baS RräufauS im Spitalfaf jum $1.
©eift*Spital ftiftete. Sann ^öten mir nicfaS
mel)t oon biefem ©etränfe bis 311 m 3afae 1488,
in bem unfere filltoorbern and) gleidt) mit bem
erften Rierpfeitnig beglüdt mürben. Ron
ber erften Rierbfdjau erjäfjlt uns erft unfer
Stabtbuei^el im 3oV rc 1532. Sa fefan mir,
baV ätoei oom Rate unb jrnei oon ben Rräuern
ju biefem mistigen filmte berufen mürben,
gugleid) lefen mir:
‘) = fäuent (?), ogl. „Selber" = „fauere SDlifa" im ®ia(eft.
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PRINCETON UNIVERS1TY
S)a§ ©urgfjaufcr „©tattfcuedjel* oon 1504.
21
„3ft ben Sräuern auferlaben, fein Siet I
unbcfdhaut auf^utun, au^jugeben ober unter
bem SReif gu oerfaufen unb ba {3 fie guteg Sier 1
laut beg ffirftl. SKanbatg machen. Sie bie
Stauer mögen auch bie leeren gäffer au f 5
fd)lagen unb bie leeren bfcfjauen."
gür biefen Sefuch mufttc ber Sräuer 4 $ßfg.
Sfcfjaugelb 3 al)len.
Seit biefer Qeit erfdjeinen bie Sierbfd)auer
3 af)r für 3 fat)r in ber obigen 3 u fat™nen?
fetjung. Sag 3af)r 1537 fdheint befonbcren
Slnlajj geboten 51 t f)aben, ben Sfdjauleuten
ihre Sßflidjten ein^ufdjärfen, beim mir lefen:
„ßg ift ihnen geraffen, ba{j fie (bie Srciuer)
laut ber Drbnung bräuen unb aHeg ©ebrciu
befdjauen laffen. SBer aber eineg ober mel)r
unbefdjaut auggab, foH 31 t unablöglicf)er Straf
oerfallen fein: 2 ©djilling Pfennig, ©aneben
aufglaben, fie follten jebeg (Sier) nach feiner
©üte fefeen. SBag nid)t 3 $ßfg. raert, um 2 s 4$fö-
fefcen (u.) noch leid)ter, ober mo eing fogar
„le 3 " (ift), ben Soben augfdhlagen."
Seit 1546 fel)lt unter ben Sfdjauleuten
nie bie Sßerfon beg Saberg. ®aj 3 Saber 2inb?
ner ein befonberer Sierfenner mar, mag raol)l
faum ber einzige ©runb für feine SBahl 3 U
biefem Sertrauengpoften gemcfen fein. ßr mar
eben bie erfte Slutorität auf bem ©ebiete beg
Sanitätgmefcng unb hatte in biefer feiner ßigen?'
fdjaft 3 U prüfen, ob bie „SJteb^in" nicht gar
3 U ftarf gemorben.
Unter bag Kapitel ber 9tal)runggmittel?
poli 3 ei gehört aud) bie ^äringbfdjau 00 m
3>al)re 1541, menn barunter mirflid) Seefifdje
gemeint finb. Sd)mctler gibt barüber feinen
Sluffc^Iufe unb aud) fonft finbet fid) in ben
Slrchioalien ber Stabt Surghaufen fein 9ln=
haltgpunft.
®ie 9 kl)runggmittelpoli 3 ei mar im Mittels
alter unb big in bie 9len^eit herein nur ein
3 meig ber @emerbepoti 3 ei im allgemeinen.
97eben ben genannten Sfdjauleuten finben mir
barutn in unferetn Stabtbuedjt aud) nod) foldje
für bag ©anbmerf ber Saber, ber Seberer unb
ber SBeber.
Sdjon in meinen ßrläuterungen 3 um Surg?
Raufer Stabtrecht habe ich barauf pingemiefen,
baf) bag SBeber? unb ®ud)mad)ergeraerbe
3 U Surghaufen in großer Sliite ftanb, fo bafj
eg feine SBaren felbft nad) SBelfchlanb lieferte,
©er SRat ber Stabt hatte barutn ein lebljafteg
Sntereffe baran, bah bie Ijeimifdje SBare alle?
Seit mit frember SBare fonfurrieren fonnte.
Slug biefem ©runbe fe^te er auch je 4 Sfchau?
leute für bie stuei ©emerbe; mätjrenb aber bei
ben Seineraebern bag ©anbmerE felbft bie Se?
rec^tigung hatte, Sertreter aug feiner Witte 3 U
raäfjlen, gab für bie ©uchmadjer ber 91at biefeg
91ed)t nicht aug ber £anb. $a alg 1542 bie
©craoljnfjeit fid) einbürgern motlte, bah einer
aug bem äußeren 9lat in bie Sfchaufommiffion
eintrat, ba proteftierte ber innere 3tat energifd)
bagegen unb oerlangte, bah eg fünftig mie oor
alterg gehalten merbe. Unb einmal (1528)
mußten fid) bie Sfdjauleute, roeil fie ihrer
Serpflid)tung nicht gemiffenhaft genug nacf)?
gegangen maren, fogar eine Strafe gefallen
laffen. — ©ag Weifterredjt mürbe unter cüjn*
liehen Sebingungen ermorben, mie bei ben
früheren ©emerben, ber neue Sobermeifter
3 af)lte 12 Schilling 3 ur Stabtfammer unb 12
311 m ^anbmerf, ein SBebermeifter 4 SRE)einifcf)e
©ulben hierein unb borthin, menn er nid)t
eineg SJteifterg Sohn mar ober eineg folcfjen
©odjter ober SBittibin heiratete; bann fam er
mit ber ©älfte burd). ®ie ^iefigen SBeber
trieben aber aud) ^mporthanbel, mie aug
einer Sitrgfdjaftgerflcirung beg „Stattbuedjelg"
erfichtlidh; bamalg I)anbelte eg fid) um einen
größeren Sßoften „©olfch" (nach Schmeller:
fölnifdje Scinmatib), bie fie offenbar nid)t
felbft tjcrftetlten.
Seim Seberer?§anbmerf Ratten bie
Sd^nfter einen bebeutenben ßinflufc. 3 lüar
fefete aucf) ber 3lat bie Sfc^auleute feft, aber
er entnal)m immer je 2 bem Seberer? unb 2
bem Sdf)uftcrgemerbe. ©afc aber bie gemein?
fatnen Sfc^auleute auch über bie Sd)ufter
famen, erhellt baraug, bah ^er biefeg ®e?
merbeg einmal cmpfinblid) geftraftmurbe, „meil
er ben Sfdiauteuten in ben ßib gerebet ^atte".
©er mittelalterliche Siirger ftellte an bie
Stabtoertretung mit 9iücffid)t auf gefunbe unb
preigmerte ©enuhmittel, auf Sicherheit für feine
s 4?erfon unb fein ßigentmn Slnforberungcn, mie
mir heute an bie Sßol^ci. ©te Serroenbung
oon ©ol 3 3 Utn §augbau in auggebehntem
s Dtahe, bie offenen geuerftätten, bie pritnitioen
Seleuditunggförper erhöhten bie geiierggefat)r
gan 3 bebeutenb. Oft mürbe Surghaufcn (mie
rnohl jebe Stabt im Wittelalter) oon gröberen
ober fleineren Stabtbränben heimgefucht, fo
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PRINCETON UNIVERS1TY
22
grtfc ©oder.
baf) eS nicht nötig mar, bah ber ©rohoatcr
bem Enfel uon ben Sdjrecfen einer geuerS*
brunft erjäfjtte, man erlebte fie oft genug.
VcfonberS aber mirb ber grofje Stabtbranb
uon 1504 in ber Erinnerung ber ßeitgenoffen
geblieben fein, fiel ifjrn bod£) faft bie ganje
Stabt mit 9luSna()tne beS SdjloffeS jum Opfer.
SBie primitio baS ^euerlöfdjiuefen ber
bamaligen $eit roar, erljeHt barauS, baf) bie
Vef)örbe glaubte, fefjon reblicf) jur Sid)erl)eit
ber Söotjnftätten beigetragen ju haben, menn
fie uon jebem, ber baS SBürgerrectjt ertuerben
moQte, bie ßieferung eines lebernen ^euer*
eimerS uerlangte. 3a, fie muchte biefe Sichers
heitSgemäl)r 31 t ihrer oorbringlidjften SiatS*
Pflicht. 2)enn als 1511 Vifdjtaler Schuefter
Viirger mürbe, braudjte er, ba er brei leberne
Eimer lieferte, überhaupt feine toeitere Vürger*
redjtSgebüfjr meljr 311 besaiten.
Unbarmher 3 ig ging ber Siat barum auch
gegen jebe Unuorfidjtigfeit uor; für einen
Siaminbranb mußte beifpielStueife 1511 ber
JgmuSbefijjcr mit bem 3mrtn unb noch ^ a 3 u
mit 2 Sßfunb Pfennigen Vufje tun.
Unb als ein 3ahr barauf bie ®ailf)auferin
unb $errn Treibers Äöchin eine geuerSbrunft
in ber Viefferseile oerurfadjt hatten, ba tourben
fie oorerft ins ©efängniS gemorfen, auf Vtirg*
fchaft mehrerer Bürger 3 iuar tuieber freige*
laffen, mußten aber hoch unb teuer oerfpredjen,
1 . baff fie an bem dichter, bem Vürger*
meifter unb gemeiner Stabt feine Sttadje übten,
2 . bah fie fi<h jebem gegenüber, ber inner*
halb eines SJtonatS 3 U ihnen fäme unb Schaben*
erfofc forbere für ben Vranbfchabett, gütlich
unb rechtlich uerantiuorten,
B. baf} fie fid) ber ihnen uon Stidjter, SJlat
unb Vürgermeifter aufertegten Strafe ltniuei*
gerlich fügen tuollten.
Slnch eine „geuerbfdjau" fannte man;
benn als 1512 ber Vürger Spängler fid) gegen
bie, toeldje ben Stauchfang befchauten, grob
unb ungehorfatn 3 eigte, mürbe ihm uon SiatS
megen baS Vürgerrecht aufgefünbigt. — Von
bem Vemtihen unferer Vltuorberen, baS Stabt*
bilb 31 t uerfd)önern, gibt fidjer auch ein SiatS*
befcheib bcS 3al)«S 1518 3eugniS, bemsufolge
einem Bürger eine auSftcinbige ©ilt gefd^enft
mürbe, roeil er an feiner Vel)aufung gebaut
hatte.
Söieberfjolt haben mir jejjt fchon uon ben
Rechten unb Pflichten cinselner SBürgerftaffen
gefprochen, ohne uns gefragt 31 t haben, roie
benn einer eigentlich Vürger mürbe. Viir*
gerSfinber gehörten uon ©eburtSroegen 31 er
Stabt, Vollbürger mürben fie mit bem 2lttS*
tritt auS ber Vormunbfchaft, mollten aber
freinbe, befonberS junge ganbrcerfSmeifter fief)
hier anfäffig inanen, fo muhten fie geroiffe
©arantien bieten. Schon im Stapitel ber Vfdjau*
leute haben mir gehört, bah berjenige, ber
nicht eines SJieifterS Sojjn mar ober eines
foldhcn Tochter, be 3 to. SBittibin heiratete, eine
hoppelte Summe sumSJleifterrecht 3 at)len muhte.
2)ie Erfüllung biefer Verpflichtung, beren Erlös
ja hoch 31 « Hälfte in bie Stabtfaffe floh,
brachte aber nod) feine 2lnmartfchaft auf baS
Vürgerrecht mit. Um Vürger ruerben 3 U
fönnen, muhte einer ben SiachmeiS erbringen,
bah « ehelicher ©eburt unb niemanbS eigen
fei. Siefer SiachmeiS muhte burd) Qeugen
erhärtet ruerben. 2 Bar nun ber ©efuchfteller
uon roeit her, fo tnar bie Erbringung biefer
beugen mit nicht geringen Soften uerbunben.
©0311 fatn noch bie Stiftung beS geuereimerS
unb bie Vargebüt)r für baS „Vurgfredjt", bie
aber nicht für jeben gleich tjoef) mar; fo fefjen
mir, bah ein ^ueterer 1 Sßfunb ober 8 ß, ein
föanbfchuhiaacher 5 ß, ein Vufleger 4 ß, ein
Vaber gleich 2 Vfunb ober 16 ß gibt. $)ah
eS im Vclieben beS SiateS ftanb, auch troh
aller ©arantie einen ©efuchfteller ab 3 umeifcn,
braucht mol)l famn eigens betont 31 t merben.
Sie toefentlichen Siechte beS VürgerS
roaren nun uornehmlid) 1 . Sih unb Stimme
in ber ©emein unb 2. baS V r i°itegium ber
ejflufiu*innerftäbtifd)cn ©erichtSbarfeit. 3ta
3aljre 1387 fd)oit hatte §er 3 og griebrich bem
State unferer Stabt auf Sßibertuf baS Sßrioi*
legium eingeräumt, feine Vürger felbft 3 U
befferen unb ju ftrafen unter ber Vebinguttg,
bah bie Strafgelber an ber Stabt uerbaut
mürben. 3a meldjent Umfange ber Siat biefe
©erichtSbarfeit auSübte, be 3 tu. ob fpäter
beffen Vefugniffe auf bie niebere ©eridjtsbar*
feit befchränft mürben, läfH fidt) 31 er $eit nod)
nicht enbgültig fcftftellen. Siücffd)tüffe fönnen
mir auS bem Sßriuilegium uon 1581 sieben,
burch toeldjeS ber Siat bie Verleihung bcS
Stabtrichteramts erhielt. SBir lefen bort: „bie
niebere ©eridjtSbarfeit über Vürger unb an*
bere Einroohner mit VuSnahtne ber Offiziere,
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$)a8 SSurghaufer „©tattbuedjel" oon 1504.
23
ber fjeräoglidjen Siener mib beg 9lbetg foH
ber ©tabt toiberruflich oerb leiben". Sem?
gemäh t^atte fte biefelbe fdhon oorher..
2lm beutlichften fprid)t jeboch bag Ber*
hörgprotofoH unfereg „Stattbuechelg" felbft.
Sßährenb bie gormel „9ttd)tcr unb Stat ber
©tabt Burghaufen", mie fie in einer llrfunbe
oon 1368 oorfommt, bem 9tid)ter nodj eine
ben Stat überragenbe Stolle gubiüigt, flingt
eg fdjon toefentlich anberg, rnenn bag ^irotofoll
non 1510 melbet: „21m greitag in ben Bier*
tagen ber gaften ift ©ebaft. Srlbecf mit einem
®efcf)äft, oon ben Bormünbern (beg $eraogg
SBilhelmg beg ©tanbhaftcn) auggegangen, bag
©tabtrichteramtbasierbetr. ooreinem ehr?
famen Stat erfd)ienen, mofclbft er einem Stat einen
CSib gefdjmoren, bie 2lrtifel, fo ifjm oerlefen
toorben finb, in feinem Stidjteramt treulich unb
ohne Befchroerung au galten, auch gemeiner
©tabt, fooielanihm ift, bei iljren greifjeiten jn
Reifen fjanbljaben, fdjühen unb fdjirmen".
©onft hören roir in unferem ganzen „©tabt?
buechl" nie mehr oom ©tabtrichter. Stile oor*
fommenben gälle, mag eg fid) um Ueberfdjrei?
tung ber rnarftpoli^eilidjen Borfchriften, um
©djulbforberungen, Beteibigung, S>augfriebeng?
brud), groben Unfug, Störperoerlefeung ober
Bergeljen roiber bie Religion tjanbeln, alle
merben oor bem gorum beg Statcg ober beS
Stateg unb bet ©emein oerbcfdjieben.
Dbmofjl nun, toie ber ©tabtfc^reiber ein*
mal im JßrotofoH bemerft, „meine Herren
nicht gerne nach bem ftrengften urteilen unb
ber Bürger gern oerfdjonen", erfuhr ba§ be?
gangene Unrecht itberatt feine ©üljne, fei eg
nun im fog. „^einblturm" ober „Saglau?
türm", beffen gnnenmänbe mo^l jeber Singer j
flagte auf furae ober längere Seit ju fetten
befam, big ifjn feine greunbe burch ihre Bürg?
fdjaft oor bem State freibaten, fei eg burd)
Bermarnung, 2lnbrof)ung beg ©tabtoerboteg
ober mirflidje ©tabtaugroeifung, ©elbftrafen
ober Snt^ug beg Bürgerrechtg.
Sine bebeutenbe Stolle in ber Stedjtfpre?
djung ber mittelalterlichen 9tatggerid)te fpielen
bie fog. „Spet" ober gürbitter. ©engler
berichtet in feinem Stegengburger Stabtredjt,
bah bort fein Bürger allein oor bem Stat
erfcheinen, fonbern feine ©ad)e immer unter
bem Beiftanbe unb in Begleitung oon min*
befteng ^toei anberen Bürgern, in ber Stegei
aug feiner ©ippe ober Bermanbtfcfjaft oer?
treten foHte. Sie gleiche ober hoch eine äfjm
lid)e ®epftogenheit finben mir auch in unferem
©tabtbuedjel. Stur, bah ber SIngeftagte ent?
fprechenb feinem Bergehen unb feinem 2tn?
hange 10 unb noch weh* Bürger mitbrad)te.
3>a anno 1513 erfcfjien llmblröfd) gar mit
hunbert unb etlichen Bürgern oor bem Stat.
@g tat moht auch not, benn er h a tt e feinen
Siener oor ber SDtautftatt gefchlagen; Ber?
munbung im Sßeichbilb*) ber ©tabt galt aber
fchon nach bem SJtebebadjer Sßrioileg alg hop¬
pelt erfdjroerenb. Sie Bebeutung biefer gür?
bitter für ben 2tngeflagten erhellt aber nodj
baraug, bah unter ben Sroljungen, mit benen
ber Stat feine Bürger mieber auf ben rechten
SBeg 3 U bringen hoffte, auch bie beg ©ntjugeg
ber gürbitter genannt toirb.
Sa ein gut ©tüd ber Bertjanblungen oor
bem Stat fid) um ©djulbforberungen breljte,
muhte er auch Berpfänbunggrecht aug?
üben. ?llg baljer 1512 ein Bürger feinen
Berpflidjtungen nidjt nachaufommen brohte,
fteHte ber Stat in 2lugfid)t, bah ih m 9 Cs
fchmorene Slmtmann sugefdjafft merbe,
aug ber Beljaufung ©pan unb SBafen 2 ) ge?
antmortet unb für ben ©antmeifter ohne
meitere StedEjtfertigiing gelegt merben unb
ferner bamit oerfahren, mie ber ©tabt unb
ber ©ant Stecht ift.
SJtandjtnal gaben Slugfdjreitungen bem State
©etegenEjcit, alte Borfdjriften neuerbingg ein?
aufchärfen mie anno 1511, alg au* Befferung
ber 9Jtarftoer[)ältniffe ber Stat bie gorberung
aufftcHte: 1. Jollen bie guhrleute fortan %\v\*
fchen beiben Brunnen (am ©tabtplatj) (an^)
fahren unb eg foüte fein Söirt noch ih^ ©djein?
bot ober BeooHmächtigter, meit, mie bigljer oft
gefdjeljcn, oorlaufen, auch foHten fie nidjt ab*
fpannen, fonbern einen jeben felbft in bie
Verberge einaieljcn laffen. gürg 2. foHten
fie in feinen Stauf auf bem Sltarfte meljr
bareinreben, eg fei benn, bah barum ge?
beten merben. 3. ©ollten fie ben ©äften nidjt
anaeigen, in meldjem Sßreife Söein, ©etreibe
0 o- ©cloto, S)er llrfprung b. beutfe^en Stabtoerfaffung 1892 6.92.
a ) iRadö @ä) mell er II. 669: „(Sin ©pan aus ber £üre ober aus einem halfen eines oerfcfculbeten
Kaufes genauen, gilt als ©gmbol beS bem ©laubiger barauf auftefjenben 9lec^teS — fomie in Söeaug auf
liegenbe ©rünbe ein Söafen barauS/'
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PRINCETON UNIVERS1TY
24
Srifo ©oder.
ober attbercS ftetje, fonbern fie an ben ge*
fdjtoorenen Untetfäufel toeifen.
gu ben bebeutenbften $anbelSgtoeigen in
23urgl)aufen gehörte ber Saig h anbei. 3h n
gu förbern unb auf biefe SBeife in bem 2Sof)t*
ftanb ber ^Bürger baS ©efamtanfeljen ber
Stabt gu fjeben, toar beS ÜRateS Seftreben.
Um beSljalb allen unlautern Hßettberoerb hintan*
guhalten, oerfitnbete ber 9lat unb bie ©emein
einfach eines frönen SageS, eS mar ©rtag
oor Söart^olomä, bofj feiner baS guber Saig
unter 44 $ geben bürfe (bei einer Strafe
uon 1 % 4 = 240 4). „3HöcE)te aber einer
feine guber fiöljer als um 44 4 geben, baS
fotl ihm hierin unbenommen fein." SluS bem
gleichen ©runb oerurteilte er aud) energifd)
baS ©ebaren beS 23ürgerS ©ilg üßölchinger,
ber bie ®elegenE»eit mat)rnal)m, als beS (SifeS
l)alber bie grad)tf<hiffe nieijt toeiter gehen
tonnten, ben üßreiS beS SalgeS gu briiefen. —
Sa eS fid) aber beim Salgl)anbel um einen
©rofjbetrieb Ijanbclte, bei bem nidjt feiten be*
beutenbe Summen auf bem Spiele ftanben,
oerlangte ber 34at 1514, baf) jeber, ber Saig*
fjanbel treiben moEte, Sefi^er eines eigenen
IjjaufeS fei. Dtur fo glaubte er, unb mit 9ted)t,
bie gntereffett ber Stabt nnb ber ÜJlitbürger
fdjüfjen gu fönnen.
Streng faf) ber 3tat auf §anbtoerfS<
brauch unb §attb to erfSf itte.
©in „£>ueter" hatte „Stugroerft)" gear*
beitet toiber §anbtoerfSgemohnheit. Savübcr
oom £>anbtoerf gut 9ted)enfd)aft gegogen, tjatte
er 23efferung oerfprod)en, jebodj nicht gef)al*
ten. 9tun toanbte fict( baS £>anbroerf an ben
Etat unb obmoljl ber 9lngeflogtc als ©runb
für fein ^Beginnen angibt, er unb feine grau
feien arm unb franf unb gerabe ber Sfranf*
heit toegen molle fein ©efeEe mit ihnen effen,
entfdjeibet ber SHat boef) git gunften beS alten
tQerfommenS unb labet bie IBerpflichtung auf
(offenbar toegen ber ©efdjäftSuntauglidjfeit
beS alten ÜDteifterS), bofj ber Sohn in l / 2 3al)re
Reimte. SaS toar ein rabifaler 33ef<hluh,
leiber ift unS nid)t überliefert, toie eS bem
jungen 3örg bei ber ÜBrautmcrbung erging.
llnfdjöne ©efdjäftSpraftifen fdjeinen fid^
bei einigen Sdjmicben IjerauSgebilbet gu
haben, meShalb 1514 ber 9iat anfSlntrag beS
IganbmerfS feftfetjtc, baf} Ijiefür fein Sd)tnieb
ober beffen Siener in üßriuatfjäufer ltnb
Stallungen gefeit, um bort bie SPferbe gtt be*
fdjlagen ober fie in feine Sdjmicbe gu gieren,
fonbern baf) jeber bei feiner Sdjmiebe toarten
foHe, bis man ihm ein üßferb gufüljre, bann
möge er eS mit gutem gleij? befdjlagen.
2BaS mir bisher oernommen, hat unS mof)l l
fdjon ein iBilb bürgerlichen SebenS in unferer
Stabt gejeicfjnet, aber eS erfd)ien unS fogu*
fagen nur unter bem ®efid)tSminfel beS $anb*
toerfertumS, beS ©etoerbetoefenS.
9tun noch ein paar ÜBorte über baS reli*
giöSfittlidje, über baS gattiilienleben
jener Qcit. SS ift felbftoerftänblicf), ba{j bie
ßinbrücfe, bie toit bem „Stattbuechel" ent*
nehmen, nie unb nimmer ein allgemein gu*
treffenbeS ßtjarafterbitb geben fönnen.
9lucf) eine Sittengefchichte unferer3eit müf)te
einfeitig auSfaUen, toenn man fie nur auf
©runb ber 9lnttS* unb SchmurgerichtSoer*
hanblungen fdjreiben toürbe.
9lber foldje 9lufgeicf)nungen finb eS h' n *
roieberunt gerabe, meldje gum ÜBerftänbniS
einer $cit ututmgänglid) notmenbig finb, benn
fie faffen, toie ÜBlihlichtaufnaljmen, bie übten*
fdjen in Situationen, bie ber (S^ronift nie be*
fdjreibt, toeil fie ihm gctoöhnlid) beS 9luf*
geidjnenS nicht toert finb.
2 Sar ein ßinb gur üßktife getoorben, fo über*
nahm bie ÜBormunbfchaft bie ©rgiefjung beS*
felbett; eS geigt aber bie 9lrt unb SBeife ber ÜBor*
munbfchaftbefteEung großes fogialeS SSerftänb*
ttiS, tourbett hoch bett Stittbern brei ÜBouttünber
ober ©erhaben befteüt, einer oott IBaterS, einer
oon SDtutterS unb ein britter oon StatSroegen.
Söentt cS 9tot tat, niifdjte fich aber ber
9tat and) gu ßebgeiten beS ÜBaterS in bie ga*
milienangelegenheiten. Sa toar bei*
fpielStoeife einer (S. 40) atigeflagt, bah er beS
abeubS „toeinig fei, alfo bah et Söeib, ßinber
unb Sirn übereinattberfchlag unb gutn §auS
auSjage, labe bann ben Dfett ooEer Scheiter
unb getter an, fefec in ben Stuben auf jeben
Xifd) ein Sicht, trag nochmals ÜBein auf, fih
als ein ooEer babei unb h<ib fonft mehr Un*
gefüg getrieben, bah SButhlet mehrmals
an baS $attS angefchlagen haben" — ben lieh
ber 9tat oor fich fottttnen, las ihm orbentlicf)
bie Seoiten unb brohtc, im ÜBieberholungS*
fafie ihm baS ^Bürgerrecht gu entgiehen unb
ihn gu ftrafen, bah er moEte, er hätte Surg*
häufen nie gefehen. SllS er aber halb barauf
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2)a8 ©urgtjaufer „Stöttbuecfjt' oon 1504.
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raieber oor bcm Stat ftanb, roeit er feine SDtit*
bürger „$ieb unb Scftalf" gefteiften, ba tonnten
fieft bie Stabtoäter, obrooftl iftm fein SJtangel
an gamitienfinn unb an Siücftternfteit neuere
bingS oorgetoorfen mürbe, boeft nieftt aum
Süeufterften entfcftlieften. 6 ie fteeften iftn 3 toar
in ben Xurm, aber im übrigen oerfeftärften
fie nur iftre 35roftung, baft iftm bie Stabt
3 U emigen Seiten oerfagt fein foHe.
Sin gelungenes Urteil fällte ber tfiat anno
1516 als SJtartin genngfft unb feine Sftefrau
iftrer ßmietradjt falber oor einem eftrfatnen
Stat erfeftienen. Srft lieft fie ber Stat auS*
reben, maS fie auf bem ©er^en ftatten, bann
naftm er iftnen neuerbingS baS ©elöbniS ab
unb feftaffte fie toieber aufammen, „bergeftalt,
baft fie el)rbaf)rltct) unb frumblicft, tote frotnben
Seeleuten gebürt beieinanber ftäuSlicft moftnen
feilten unb eins betn anbern tun, iftm ein
(SBoftl*) ©efaHen fei". 2)aS läftt fid) ja nod)
ftören, aber fo manefte Sftegattin mürbe rooftl
fteutautage nieftt meftr ruftig auftören, toenn
ber Stat meiterfuftr: „Unb mann genngfft oon
Seit au 8 e ü feine grau aiemlidft firaf, fo foH
fie nieftt toie oorbem auS bem ©auS laufen,
fonbern fid) gebulben". greilicft meinte ber Stat,
aueft genngfft foHe in ^ufunft grober Straf
unb SDroftung gegen feine grau fid) enthalten.
Sinige gälte füftrt unS baS Stabtbuecftl
noeft auf, in benen ber Stat gegen gotteS*
l öfter tiefte Sieben feiner Sürger ftrafenb
einfeftreiten muftte. SefonberS ein gall ift
aber eftarafteriftifeft. SBir bürfett nieftt oer*
geffen, baft unfer Stabtbuecftl oon einer Qt\t
beriefttet, in ber eS in ben beutfeften ßanben
gärte unb brobelte. Sofe SDliftftänbe, bie in
ber Kird)e eingeriffen roaren, ftatten bie Kritif
fterauSgeforbert, ftatten aber aueft urteilSlofen
ßeuten, benen eS toettiger um bie Sefferung
ber fefttimmen S u fiünbe als oieltneftr untS
Krafeftlen mar, 9tnlaft unb ©elegenfteit ge*
boten, iftren SJtunb raeiter aufaututt, als fieft
auträglicft ertoieS; 31 t benen geftörte moftl ber
©immelroirt. ©egen iftn ftatten bie beiben
Sßfarrgefeilen (fteutautage Kooperatoren ge*
nannt) beim State Klage gefteüt, baft er tote*
berftolt Sleufterungen gebraueftt ftabe, mie:
Unfer ftl. ©ater unb bie ganae ^riefterfd)aft
fei lieberlid) unb raaS fie auf ber Kanael pre*
bigen, fei alles erlogen, benu maS fie prebigen,
ftalten fie felbft nkftt, brum gebe er nicfttS
«. sm. 1 u. 2 . _
auf bie Sftriftenteftren, glaube, eS fei aueft
nicfttS, baoon au ftalten, mit Sftrfurcftt 31 t
reben, er feft . . . auf ben ©tauben, bergleicften
ben Pfarrer unb feine ©efeHen aUftier. Seim
Spielen rufe er ben Teufel an u. f. f. SllS
barauf bie SßfarrgefeHen, bie bamatS im Spfarr*
ftof moftnten, naeft iftm gefcftidEt, ftabe er ge*
fagt, er ftabe nicfttS im ^farrftof au feftaffen,
fie fönnten iftn auf bem SJtarfte treffen. —
©or bem Stat nun mürbe ber ©immelmirt
fleintaut unb lieft feinen Slnmalt erflären, er
fei „meinig" getoefen (fteutc mürbe man fagen,
er ftabe fid) mitbernbe Umftänbc angetrunfen)
unb toiffe nieftt meftr, maS er gefagt ftabe.
25aS lieft aber ber Stat nur ftalb gelten unb
bebeutete iftm, menn man naeft ©eftalt ber
Sacfttage mit iftm oerftanbeln moüte, fo foHte
man iftn neftmen, in bie Scftergenftuben legen,
ein gut Urfeftb oon iftm neftmen unb iftm
nacftmalS Stabt unb ßanb oerbieten. Sie*
meilen er aber einen Stat um ©otteSroiHen
gebeten, aueft angefid)tS beffen, baft iftm fol*
d)eS, mie er anaeigt, im Srunfe miberfaftren
unb meine Herren nieftt gerne bem ftrengften
oerfaftreti, fonbern bie ©ürger gern oerfeftonen,
ftat man iftn nur in ben §einblturm inS ßoeft
oerfeftafft. Siacftbem er bort meftrere Sage
gelegen, mürbe er auf Sitten feiner greunbe
toieber fterauSgelaffen, muftte aber naeft Sala*
bürg „in bie ©nab" aieften, bafetbft beid)ten
unb bie Sacfte oon fieft ablaben, aueft barüber
Seftätigung bringen. Unb roofern folcfteS ge*
fefteften, mode ber Stat toeiter mit iftm oer*
ftanbeln. — — Sticftt Uebertretungen ber ©e*
fefte eftarafterifieren eine Seit, fonbern bie 9Jrt
unb SBeife, mie biefe geaftnbet unb oon ber
©efamtfteit beurteilt merben. Unb oon biefem
Stanbpunfte auS geroinnen mir aud) für baS
leftte Kapitel unferer Setrad)tung ben Sinbrud,
baft Stat unb ©emeinbe beftrebt maren, gamilie,
Steligion unb Autorität 311 feftüften, alleaeit
aber bem Sürger ein milber Sticftter au fein.
Scftlieften mir nun baS „Surgftaufer Statt*
buecftel" unb aieften baS gaait, fo ftaben mir
toobl anbere ßebenSgemoftnfteiten, anbere ße*
benSformen gefeften; auS allen Scfen ftat unS
aber ein ©eficftt entgegengegudt, baS mar uns
fo befannt, fo oertraut mie baS Silb im Spie*
gel: eS ift ber 9)tenfcft, ber in feiner ©röfte
unb in feiner Scftmäcfte fieft gleicft geblieben
ift, obmoftl feitbem 400 gaftre bnftingegangen.
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drine lmoec(ifäfs=dPe|lceile aus dem Jafice 1839.
23on 3JIa£ Stottmanner.
2luS bem $ftad)Iaffe beS SjbenebiftinerS
Dr. !£I)abbäu3 ©iber, ber, 1774 3 U ©d)roben?
Raufen geboren, 1826 als Sßrofeffor ber SDtatlje?
matif unb Sßhpfif an bie SJtündjener Unioer?
fität berufen mürbe unb 1854 ftarb, fitib 3 al)l*
reiche SJianuffripte in baS 9Ird)io beS KlofterS
3lnbed)S gefommen. Unter biefen befinbet fid)
aud) ber Sntrourf jener Siebe, roeldje ©iber,
als er 311 m 3 n)eitenmale Sieftor SttagnififuS
mar, am 26. 3unt 1839, alfo am ©tiftungS?
tage ber 2ubmig?9RaEimiIianS?UniuerfUät ge*
halten t)at. $iefe in mancher £)infid)t intern
effante Siebe ift jebod) niemals gebrudt er?
fdjienen unb 3 toar auS ®ritnben, roorüber ber
äierfaffer in einem anbern, ebenfalls noch nid^t
oeroffentlichten Slnbechfer SJtanuffripte, betitelt
„SRein ßernen unb 2cl)ren", folgenbc 9tuS?
funft gibt:
„9lnbereUnannef)mlichfeiten oerurfadjte mir
bte Siebe, melcfje id) am ©tiftungStage(26.3uni)
al§ Sieftor galten muhte, burd) mal)rl)aft un?
glaubliche 3Serbref)ungen. Unter unS mären
3 mei ißrofefforen, bie auS s 45reufjen 3 U unS ge?
rufen toaren.*) 3>n ber Siebe forberte id) 3 iir
2 iebe unb 2 lnf)änglid)Feit an unfer an ge?
ftammteS Königshaus auf. 933er hätte glatt?
ben follen, bah man in bem Seimort „an?
geftammteS" einen Slnftojj finben fotlte? 3dh
felbft mürbe eS jefet l 2 ) nod) nicht glauben, rnenn
nid)t ber ©err ÜJtinifter 9lbel 3 ) mid) über biefe
Jtebe eine oolle ©tunbe abgetakelt hätte, ©inen
anberenSerftoh machte id) burd) eine Äußerung,
bie einen unferer Kollegen ef)renuoII berührte.
Sin Sßrofeffor ber orientalifdjen ©pradjen unb
ber Sjegefe (Stabler) 4 ) mar nämlich burch
Qintriguen eines Kollegen 5 6 ) beS 2el)ramteS ent?
hoben unb nadh 3lugSburg rniber feinen 2Bunf<h
unb üBillen 3 iun Sotnfapitular ernannt roor?
ben. Sr mar nod) unter unS unb bei meiner
Siebe, maS ich aber nicht tourte, gegenmärtig.
Sei ber Sr 3 ählung ber an ber Slnftalt in
biefem 3 »af)re eingetretenen Seränberungen
mufete id) natürlid) auf ©tabler 3 U fprechen
fommen. 3 d) fühlte mid£) berufen, ihm ein
her 3 tid)eS 2 ebemol)l 31 t fagen unb ihm in fei?
nern neuen üBirfungSfreife oiel ©ebenen 31 t
miinfdjcn. SS mar bieS feine leere gorntel.
9Bir alle achteten ©tabler teils feiner Kennt?
ttiffe, aber noch met)r feines h unianen > Itbe?
ralen Sh ara ftcrS toegen. Slber £>err SDIinifter
9lbel fattb eS beleibigenb, bafj man ben Serluft
eines SJtanneS bebauerte, ben er unb feine
©leidjgefinntcn für ungeeignet 3 unt Katl)cbcr
erad)tet, ober mol)l aud), meil fie einen an?
l ) öubraig 91 mb 18, geboren ben 19. 9Iuguft 1803 au 9lrn8berg, 1837 a. o. sprofeffor ber 9tecf)te in Sonn,
1839 0 . sp^ofeffor in s DUlnd)en, 1855 in Söien, f am 1. flttära 1878, unb (George jßfjiUtpS, geboren ben
6. Sanuar 1804 au Königsberg i. $r , 1834 ^rofeffor ber fftedjte in SJhindjen, 1847 feiner Stelle enthoben, 1850
^Profeffor in 3nnSbrucf, 1851 in 2öien, f Öen 6. September 1872 ju öligen bei Salaburg.
*) Siber fdjricb biefe 3 c ücn 1847, alfo 8 fpäter nieber.
8 ) Karl uon 91 bet, geboren ben 17. September 1788 au 2öefclar, feit 1810 in bagerifdjen 2)ienften,
1837 ptooiforifdjer, 1838 befinitiocr flJtinifter beS Innern, 1847 enttaffen, f am 3. September 1859 auf feinem
©ute StainSrieb in ber Oberpfala.
4 ) 3übann (So. Stabler, geboren ben 24. $)cactnber 1804 au ^arfftetten, fatljolifdjer 3:b^ologe, 1829
Dr. theol., 1831 Sprioatboaent, 1833 a. 0 ., 1837 0 . Sprofeffor in 9ftünd)en, 1839 $)omfapitular, 1858 ©ombefan
in 9lugSburg, f bafelbft am 30. 2)eaember 1808. (Sr mar auch 1832—37 SubtegenS beS ©eorgianumS gemefen.
6 ) 9US folcfjer galt bantalS ber Xfyeologe 2)öllinger.
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(Sine UniüerfUät8?geftrebe au$ bem galjre 1839.
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beren, ber 3 U ißrer gartet gehörte, 1 ) an ©tab?
lerS ©teile auSerfeßen hatten. 3cß frage jeben,
ber biefe $eilen lieft, ob in biefen beiben
Slußerungen ein ©rnnb 31 t einem Sabel liegen
fönne, ber fo meit ging, baß auf meine 33er?
fidjerung, icf) fei bereit, meine Siebe bruefen
3 U laffen, mir geantmortet mürbe, man habe
bie SJefugniS fie fonfiSaieren 31 t laffen I - '
©egen bie Darlegung ©iberS fomie gegen
ben erfteren SSormurf beS SJtinifterS ift jebod)
311 bemerfen, baß ber SluSbrudE „angeftammteS
SönigSßauS" in ber Siebe überhaupt nid)t
oorfommt. Sagegen ift an einer ©teile er?
mahnt, baß bie baperifdjen ©tubierenben ©e?
faßr liefen, ißre „angeftammtc Siationalität"
teilmeife eit^ubüfjen, folange fie — uor ber
©rünbung ber Unioerfität ^ngolftabt — ge?
nötigt maren, außcrbaijerifcße ^ochfdßulen auf?
3 ufud)en; unb an einer anberen ©teile merben
bie Sßrofefforen ber Unioerfität als SBoßltäter
ißreS „angeftammten, heißgeliebten SBaterlan?
beS" be 3 cid)net, eine SluSbrucfSmeife, bie frci=
lidj bei ben Sßrofefforen SlrnbtS unb SßßitlipS
nicht 3 utraf, ba fie ebenfo mie ber Sftinifter
Slbel felbft feine geborenen 33atjern maren. 2 )
Sin biefen Umftanb hatte ©iber ficßerlich nidjt
gebaut unb bei einem fo biHigbenfenben unb
friebliebenben SJlanne fonnte jebe Slbficfjt, frembe
©efühle 3 U oerleßen, als auSgefcßloffen gelten.
Sroßbem fonnte eS nicht auffaüenb er?
feßeinen, baß ©iber bie ©pmpatßien beS SJlt?
nifterS Slbel unb ber beiben berufenen 3 um
oorhinein nicht befaß. Senn auch SlrnbtS unb
SßßitlipS, beibe ßeroorragenbe 3>uriften, gehörten
als Satßolifen — SßßillipS mar noch ba 3 U
ein eifriger Sonoertit — ber ftreng firdE)licf)cn
Siicßtung an unb maren mit bem ©rjftem
Slbel oielleicht mehr einoerftanben als mancher
geborene SSaijer. Sagegen ßulbigte ©iber freie?
ren 8 lnfid)ten unb Slnfchauungen; ja er galt fo?
gar, unb 3 mar nicht mit Unrecht, als Slnßänger
einer inbioibuellen Slufßebung beS EölibateS,
mie fie einft ber 1838 uerftorbene geiftliche
SiegierungSrat Siemen^ SllopS 23aabcr oertreten
hatte. 3 ) Sonnte fomit eine Stellungnahme
gegen ©iber als oerbienftlid) gelten, fo fchien
fie anbrerfeitS auch ISrfolg 3 U oerfpred)en. 3Bar
eS hoch befannt, baß er bei Sönig ßubmig I.
feit einiger $eit nicht mehr in befonberer ©unft
ftanb. Senn unter ©iberS erftem Steftorate
(1834/35) unb unter beffen JBorfiß hotten ©enat
unb SJermaltungSauSfchuß ber Unioerfität äftiin?
djen gegen baS fönigliche Sßrojeft, am bama?
ligen Slorbetibe ber ©tabt ein neues Unioer?
fitätSgebäubc 31 t errichten, SBorftellungen er?
hoben, bie ben ,3°™ beS SönigS erregten.
®nige 3aßre nachher aber hotte ber Umftanb
ben Sönig unangenehm berührt, baß ©iber
fo menig als bie übrigen bamalS noch leben?
ben Ssbenebiftiner oon ©eßegern ßuft 3 eigte,
in baS 1838 mieberßergeftellte Slofter ©eßegern
3 urücf 3 ufehren.
©ei eS nun, baß bie in ©iberS Son 3 ept>
nicht entßaltenenSBorte „angeftammteS SönigS?
hauS" an ber Stelle, mo ber Sftebner bie ©tu?
bierenben 31 t unerfchütterlicher Sreue gegen
Sönig unb 33aterlanb aufforberte, roirflich —
oielleicht improoifiert — gefallen finb ober
nicht: merfmiirbigermeife nahm bie ßöcßfte
©teile, man meiß nicht, ob aus freiem Sin?
trieb ober auf eine eingelaufene Sefdjmerbe
hin, SSeranlaffung, ben roieberholt gebrauchten
SluSbrud „angeftammt* 311 rügen. Sod) hotte
ber gegen ©iber gerichtete Singriff feinen mei?
teren greifbaren ßrfotg, nur baß ber gut
bagerifeße Patriot in bem fdßon oorßer ge?
faßten (Sntfcßtuffe beftärft mürbe, nie meßr bie
SBürbe eines SleftorS an 3 unehmen; unb als
er noch 3 toeimal, 3 uleßt 1847, ßiefür in SluS?
fießt genommen mürbe, leßnte er biefe ©ßre
jebeSnial 3 Um oorauS ab. Übrigens blieb er
nach mie oor mit ber Slufgabe betraut, fönig?
lid)en Sßri^en unb Üßrin 3 effintien naturmiffen?
fcßaftlicßen Unterricht 31 t erteilen. Slbcr bie
Spannung, bie 3 mifcßen ißm unb feinen ©eg-
nern beftanb, bauerte fort unb oerfdßärfte fid)
fogar, bis 1847, mie er felbft in feinen Sluf?
3 eicßnungen fagt, „bie eiferne Sette gefprengt'
unb baS SJtinifterium Slbel geftür 3 t mürbe.
$eber unbefangene ßefer ber im folgenben
*) granzXaoer 9leitl)magr, geboren ben 16. flftärz 1809 au gilfofcn, 1836 Dr. theol., 1837 a. 0 . $ro?
feffor für biblifcfje gäcfjer, 1839 für neuteftamentlidje (Sjegefe, 1841 0 . glrofeßor, f am 26. ganuar 1872 zu 2ftüntf)en.
*) 3ftinißer unb Generale, bic nicht in betn ßanbe geboren maren, bem fie bienten, fennt bie ®e?
fd)ict)te ziemlich oiele.
•) Ueber ftlemenS 9llog8 33aaber ogt. ben Evtifel „(Sin pricfterlicßeS SJeretjelic^ungSgefucb au§ bem
Anfang beS neunzehnten gahrtjunbertS^, ^lltbaijerifche HJionatSfcfjrift 1911, ^>eft 3/4.
4*
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äftaj föottmanner.
mitgeteilten Siberfchen 9tcbe mirb nic^t umhin
fönnen, fi d) öariiber gu tounbern, bafj felbft
ein SJtinifterium Slbel barem Anftojj nehmen
fonnte. ®ing hoch ber Stebner in feiner £)b*
jeftioität unb in bem loyalen ©efüljle feiner
Seaniteneigenfctjaft forneit, bafc er fid) bei Sr*
rtmfjnung jener einfdjneibenben Beftitnmungen,
bie 1838 fjinfidjtlid) bet p^ilofopfjifdjen Bien*
niumt 1 ) getroffen mürben, gan^ auf ben am U
liehen ©tanbpunft fteEte unb mit feiner eigenen
gegenfäfelicfjen Anfchauung gehorfamft 3 urüd*
hielt.
gitr manche ßefer mag et and) intereffant
fein, aut ©ibert Siebe bie Siamen berjenigen
311 erfahren, meld)e bie 1838 oon ben Sßün*
ebener gafultäten gefteEten Streitfragen lüften
ober 3 U löfen oerfudjten. Unter ben Berner*
bern finben fid) aud) folcf)e, bie fiel) fpäterbin
in Sapern, ja über Bapern l)inaut einen Sias
men gemacht haben.
Seim Srucf mürbe 3 mar nid)t bie alte
Orthographie, mol)l aber bie unb jene früfjer
übliche Söenbung beibehalten. dagegen mürben
ein paar unrichtige Saufnamen forrigiert.
2Bir [affen nun bie Siebe felbft folgen.
©ohe Berfammlung!
I.
2 )reU)unbertfiebenunbfecf) 3 ig gahre finb oer*
floffen, feit ber Ijochhe^ige Sapernl)er 3 og ßub*
mig 2 ) in eigener Sßerfon umgeben oon ben an*
gefeljenften SJlännern feinet ©ofet unb bet
Baterlanbet am 26. guni 1472 bie ©allen
unfercr Unioerfität feierlich eröffnet unb ba*
burch eine Silbungtfchule für .nEe fünftigen
Vertreter ber ^eiligften Angelegenheiten bet
Baterlanbet für emige geiten gegrünbet hat
Unfer unb ber (ommenben gahrhunberte
Sanf mirb ihm folgen, folange baperifdjer
©inn in baperifcher Sruft fd)lagcn mirb; jebet
gahr mirb ben ©eburttag unferer Anftalt alt
einen großen Sag in ber ®efd)id)te unferet
Baterlanbet feiern unb i()n ben blutigen rühm*
oollen Sagen auf ben ©efilben bet Krieget
mit Siecht an bie ©eite fefcen.
2öenn biefe bie politifchen Siechte unb bie
politifche ®jiften 3 unferet Baterlanbet erran*
gen ober erhielten, fo ift ber ©eburtttag un*
ferer Unioerfität ber Sag, an meinem bie
nationale Silbung Sapernt in Bapern felbft
möglich mürbe, melche man oor biefem Sage
nur aut meiter gerne unb nicht feiten mit
Berluft einet Seilet ber angeftammten 3ta=
tionalität h cr ^^Icn muffte.
Solange baher miffenfd)aftlid)e Bilbung,
folange Silbung 3 ur Sleligiofität, 3 ur ©ered)*
tigfeittpflege, 3 ur ©eilfunbe in Sapern einen
ÜBert haben rnerben, fo lange mirb ßubmigt
unferet ©tiftert grojje Sat in fegentooHem
Anbcnfen blühen.
Söie fich biefet gnftitut unter ben oerfd)ie=
benartigften Einflüffen oon auften unb ben
ebenfo oerfchiebenartigen Stichtungen oon innen
nad) unb nach in ben oerfdjiebenen gormen
bargeftellt hat, gehört ber Bearbeitung bet
fünftigen ©iftoriograpl)en betfelben, too 3 U bet
hod)oerbienten SJieberer 3 ) Annales Acade-
rniae Ingolstadiensis fdjätjbare Borarbeiten
liefern.
Sie großen äufjeren ©chidfale betfelben, in*
fomeit fie fich auf ßofalitäten be^iefjen unb
batfelbe in ber neueren geit getroffen haben,
nämlid) bie Berfchung betfelben 1800 nad)
ßatiböl)ut, 1826 nach 3)iünd)en finb ohnehin nod)
311 frifd) in bem @ebäd)tniffe ber geitgenoffen,
alt baf 3 fie h ie ^ einer Ermahnung bebürften.
Safj bie Unioerfität enblich nach breimaliger
äöanberung burch ben SBiEen unferet aller*
gnäbigften Königt einen bauernben, ber SBürbe
betfelben angemeffenen ©ifc mit bem nächften
gahre be 3 iel)en merbe, ift burch aflerl)öd)fte
Steffripte feftgefefct unb bat grofje, feiner BoE*
enbung entgegengehenbe ©ebäube, bat ihm
beftimmt unb mit großem Aufmanbe h* r ge s
ftefit morben ift, ftel)t oor jebermannt Augen. 4 )
®al)er bleibt mir in biefer ©inficht nichtt
*) S. hierüber 9lbt. II ber s Jlebe Seite 29 f. unb befonbert Sßrantl, ©cfc^idjte bet ßubtoig*2Jtasi*
tnilianS 'Unioerfität, I. S. 722 ff.
*) ßubtoig ber 9teicf)e, ©erjog oon $8apern*ßanbef)ut 1450—79.
8 ) 3ol). Step, lieber er, geboren ben 2. 3uni 1734 au Stöcflbcrg in ber Oberpfalg, bis 1800 $pro*
feffor in 3ngolftabt, f am 13. 1808 bafelbft als Stabtpfarrer bei St. 2Jlotife. s Jlad) ifjm oerfa&te Siber
1835 eine „®efcpid)te ber Unioerfität Sngolftabt oon 1472—1550." (Sjemplare ^ieroon in ber UniocrfitätS*
bibliotfjef 2Jtünd)en unb im ßlrdOio oon WnbedjS.
4 ) 'JJtit bem üBau beö UnioerfitätSgebäubeS mar 1835 begonnen toorben. 1840 fanb ber Umjug ber
Unioerfität aut ber alten Slfabemie in bie neuen Släume ftatt.
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@ine UnioerfitätSsgeftrebe au« bcm Saljre 1839.
29
übrig als bie ®efd)td)te unferer Unioerfität
innerhalb beS 3eitraumeS biefeS 3ahreS ^ter
^ufammcn^ufteHcn unb oorautragen, um ben
gegenmärtigen ©tanb unferer Unioerfität oor
Slugen 3 U legen.
Sie Säten ba^u verfallen a) in bie ber
inneren Einrichtung unb b) beS SperfonaleS.
II.
3>n Jpinficht auf bie innere Einrichtung hat
fid) nur eine bebeutenbe Seränberung in ber
phitofophifchcn gafultät unb ihren ©tubien
ergeben.
Son jeher (Saljrhunberte hindurch) mar
man gemohnt, bie pt)ilofopI)ifchen ©tubien in
3 toei 3>ahreSfurfen ju ooHenben, toeldje ihren
Flamen oon ben als ©auptgegenftänbe ange*
nommenen ßogif unb Sphhftf trugen. Siefe
Einrichtung hat fid) auch bei uns bis je^t an
ben 2 i)äeen, biefen unferem Saterlanbe eigene
tütnlichen, oft oerfannten, nur mand)mal ge=
hörig gemirrbigten, aufgehobenen unb toieber,
roenn auch nicht in ihrer urfprünglichen Se?
beutung, l^ergcfteHten 3>nftituten erhalten.
Sin unferen llnioerfitäten mar früher biefeS
Sienniutn, ich meijj nidjt burcf) ©efefe ober
burd) ©emohnheit, auf ein unb ein halb 3 al)r
baburdh mobifigiert, bah erlaubt mürbe, im
oierten ©emefter auch fchon Sorträge über
©egenftänbe beS fünftigen gachftubiumS 3 U
befudjen, fpäter aber auf ein einziges 3 aljr
befd)ränft unb baS p^ilofopfjifche ©tubium ber
ÜBiHfiir ber ©tubierenben im eigentlichften
©inne preisgegeben.
Salb fah man ein, bah eine folche SBiH*
für bem jugenblidjcn, ftd) felbft iiberlaffenen
©inne nicht autn Seften gereichen fönne, unb
beSmegen mürbe oon unferer allerhöchften
^Regierung atn 23. Stouember 1832 angeorbnet,
baf$ jeber, ber 31 t einem gadhftubium über*
gehen mollte, fich ber Prüfung aus 5 (fpäter
aus 6 ) ©egenfiänben untermerfen unb aus
benfelben bie $Rote ber Sefähigung erhalten
haben muhte, ehe er baau Erlaubnis unb Se*
fugniS erhalten fonnte.
Sabei oerfannte bie aHerhödjfte Regierung
nicht, bah e ine SoUcnbung biefer 6 ©egen*
ftänbe in Einem 3ahre bei ber über 300 ftei*
genben Slnga^I ber 3 U SPrüfetiben nur ein menig
befriebigenbeS Stefultat geben merbe, unb er*
laubte beSmegen btefe ^Prüfungen erft in gtoci
fahren 3 U ooHenben. Slllein bei ber Eile,
mit meldjer man feine ©tubien im fRücfen 3 U
haben trachtet, geigte fich auf eine unliebfame
üöeife, bah äuherft menige oon biefer Erlaubnis
©ebrauch machten. Sie meiften fugten in
10 äRonaten ihre Slufgabe 31 t löfen unb hörten
felbft aus lauter föaft unb SRihfennung ber
ihnen in biefem Slugenblicfe als SafiS ihres
fünftigen ©tubiumS gefegten Slufgabe fchon
im ameiten ©emefter ihres SlufentljaltS an ber
Unioerfität nod) ©egenftänbe, melche als oor*
bereitenbe für ihr gadjftubiurn betrachtet toer*
ben formten.
Siefe Sernachläffigung unb Umgehung beS
allerhöchften SBillenS unb bie Überaeugung,
bah aller ©runb einer miffenfchaftlichen Sil?
bung oon bem pfjilofophifchen ©tubium auS*
gehen tnüffe, führte am 10 . 9Rai oorigen QahreS
bie aHerhöchfte Serorbnung rooburch
! bie greigebung ber pljilofophifchen ©tubien
aufgehoben unb bie Sauer berfelben auSfchlieh-
lieh ohne ein Sorgreifen inS gachfiubium auf
2 3 ahre angeorbnet tourbe, melche mit bem
Slnfange beS gegenmärtigen ©tubienjahreS in
SSoHaug gefelgt tourbe. 1 )
Zugleich mürben mit biefer Slnorbnung
auch, mie befannt, einige biSaiplinäre Sefchrän*
fungen oerbunben, meil, mie fid) baS allere
höchfte fReffript auSbrüdt, bie ben ©tubierert*
ben ot)ne Unterfchieb (bisher) eingeräumte
Stellung fich oorgüglich in ber Seaiel)ung als
mangelhaft ermiefen h°t, bah fie ben Über*
gang oon ber ftrengen 3 ucht ber ©gmnafien
3 ur Freiheit beS UnioerfitätSlebenS nicht oer*
mittein unb bei bemfelben ben Serloditngen
311 m Unfleihe unb aur Unfittlichfeit fein rnirf*
fameS ©egengeroicht entgegenfteüen formte. 2 )
3 ur leichteren unb fidherern Siufredjterbal*
tung biefer neuen Serorbnung mürben bie
Kanbibaten ber SPhtlofophie einer fpeaietleren
Sluffidjt eines für amei 3ahre au mählenben
unb oon Seiner Kgl. SRajeftät au beftätigenben
EphoruS unterftetlt, bie ^Reihenfolge ber au
1 ) 2)iefe ©eftimmung fceftanb bi@ 1847.
2 ) 2)cöhalö durften oon 1838 an bie ©tubierenben mährenb be8 philofopf)ifd)en ©ienniumS in feine
©tubentenoerbinbung eintreten, roaren alfo feine ooHroertigen cives academioi. 2)iefe©efd)ränfung Ijörte 1847 auf-
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PRINCETON UNIVERS1TY
30
SJlaj fftottmanner.
I)örcnben ©egenftänbe feftgefefct uub bamit
©emeftralprüfungen uerbunben, oon beren Srs
folg bie Erlaubnis z um SSorrücfen in einen
höheren $urS ober zum gad)ftubium abhängig
gemacht mirb . l ) $um erften EphoruS mürbe
uon ber gafultät getoätjlt unb oon ©einer
Stgl. Üftajeftät adergnäbigft beftätigt unfer oer=
e^rter $err Sfollega oon ©örrcS. 2 )
Sine äioeite aHerl)öd)fte 35erorbnung t>om
13. Februar l. 3- betrifft eine Srmeiterung
ber früheren ä$erorbnung über bie unfelige
SueHmut. Siefe SJerorbnung tourbe auf allere
t)öd)ften öefet)[ in ©egenmart beS Xitel $>errn
■DlinifterialfommiffärS unb ber £>. ©ena*
toren ber Unioerfität am 7. 9Jtärz b. 3- fetcr»
tid) publiziert. Sie aflerl)öd)fte Regierung fat)
fid) nämlid) teils burd) bie 23crmerflid)feit ber
©ad)e felbft, teils burd) mehrere fomol)l im
Saterlanbe als im 9luSlanbe ocranlaftte Un«
glüdsfätle aufgeforbert, burd) neue, gefdjärfte
23efcl)le biefem Unbinge falfd) oerftanbenen
Ehrgefühles, biefem Überrefte einer oerfchoD
lenen barbarifdjen Qeit aufs fräftigfte ent*
gegenzumirfen, menigftenS bie gefährlichen
3Baffen auf alle SBeife zu oerpönen unb bas
burd) naniculofem Unglüdte ber Einzelnen unb
ber gamilien oorzubeugen.
9lm 19. gebruar gegenmärtigen 3^b^ e ^
mürben burd) ein allerhöchfteS Sieffript bie
früher unbeftiinmt gebliebenen ükrhältniffe ber
£>. £>. Efjrenprofefforen z u ber Unioerfität
näher beftimmt unb feftgefefct.
Slu^er biefen allgemeinen SBerorbnungen
mürbe benjenigen 3nbioibuen, meld)e bie
Saberfcbule in 2anbSt)ut ober Bamberg 3 ) mit
9luSzeichnung befud)t haben, erlaubt, an einer
oaterlänbifcfjen Unioerfität ben ©rab eines
Magister Chirurgiae zu erhalten unb baS 3tes
gulatiu für biefe Promotion am 15. 3uU
oorigen 3ah re ^ genehmigt.
III.
Sie s 45erfonaloerhältniffe utiferer Unioer*
fität maren in biefem 3ahre menig ocrfdjies
ben oon benen ber oorauSgegangetien.
3 eber meiner £>. Q. Vorgänger hatte ben
bitteren Berluft eines ober mehrerer unferer
s Dtitarbeiter za beflagen. 9teun,)ehn berfelben
finb unS feit ber Berfefoung ber Unioerfität
l)ie[)er oorauSgegangen inS 2anb ber Emigfeit.
Stdht oon ihnen ftarben in ber fd)önften ffraft
beS männlichen 9llterS ohne nod) baS 50.
2ebenSjal)r erreicht zu haben, 7 ftarben ^w'u
feben 50 unb 70 unb nur 4 erftredten bie
Sauer ihres ßebenS einige 3ah r ^ über 70,
feiner erreid)te baS 80. [SebenSjahr]. Srei
biefer teuren BorauSgegangcnen gehörten ber
theologifchen, 4 ber juribifdjen, 3 ber mebizi*
nifd)en, 1 ber ftaatSmirtfd)aftlid)en, 8 ber
philofophifdjen ^afultät teils als orbentlidje
ober aufterorbcntlidje, teils als El)renpro*
fefforen an.
9Iud) in biefem 3al)^e hat unfere Unioer*
fität leiber ein teures Dpfer gebracht, inbein
unS unoermutet ber oerbienftoolle DbermebD
Zinalrat Dr. griebrid) 3afeph Äarl oon 2oe 4 )
am 29. 3uli 1838 entriffen mürbe.
Jtacfjbem er feine ©pmnafialftubien in Eich=
ftätt oollenbet hatte, bezog er unfere Unioer*
fität in 2anbSl)ut, mo er fid) mit allem Eifer
bem ©tubium ber 9lrzneifunbe mibmete. 91 m
18. ©eptember 1809 erhielt er bie mcbizinifd)e
Softormiirbe unb trat nun feine mcbizinifd)c
s 4?ra^iS unter ber ßeitung bcS bei unS adbe*
fannten, nod) in frifchem 9tnbenfen fortlebens
ben Si. 2eibarztcS unb ©eheimen States oon
©arfc 5 6 ) an, fd)rieb 1811 eine 9lbl)anblung über
bie Teilung ber lieber als Einleitung in eine
allgemeine Ssßtjretologie unb zeichnete fich burd)
feine Sfenntniffe unb feinen Eifer uerbunben
mit einem angenehmen 9lufteren unb menfd)ens
frcunblichen betragen fo aus, baf) er fd)on
l ) 9luct) biefe (Sinrid)tungen bauerten nur bis 1847.
*) ©ötreS, feit 1827 Sßrofeffor ber $cf<hicf)te in s JJHxmf)en, f 1848, hatte an feiner Stellung als
(SphornS roenig greube unb roar froh# biefer Sßürbe 1840 entlebigt au werben. 9luf ®örrcS folgten (bis 1847)
noch fünf (Sphären.
3 ) ©ic Öaberfchulen in 2anb8f)ut unb ©amberg tourben 1836 gegrünbet unb 1843 mieber aufgehoben.
Wbfoloenten biefer Schulen fonnten ben Xitel eines Magister Chirurgiae feit 1838 nach aweijäl)rigem ©efucf)e
einer Unioerfität erhalten.
4 ) ßoe toar am 22. 3uli 1786 au (Sichftätt als ber Sol)n eines fürftbifchöflichen £>ofrateS geboren
unb mürbe 1806 in 2anb£l)ut als flftebiainet immatrifuliert.
6 ) ©ernharb 3ofeph aon £>arh# geboren ben 19. Xeaember 1760, nach ber ©tatrifel ber Unioerfität
3ngolftabt, bie er 1780 beaog, aus Äöln ftamtnenb, Dr. mod. unb philos., äJtitglieb mehrerer 9lfabemien urb
gelehrten ©efeUfchaften, f am 29. Slooember 1829 au SJUtndhen. (SS mar 2o6S erfter Sdjmiegcroater.
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Ginc Unioerfität8*geftrebe aus bem 3a()re 1839.
31
am 1 . 3 uni 1816 unter bie 3^1 ber fönig?
liefen Jpofäqte aufgenommen unb am 9. Slo?
oember beSfelben $af)re§ 3Utn ^raeiten fönig*
licken ßeibarate ernannt mürbe.
2)aS folgenbe 3aljr 1817 bebrof)te unfer
Vaterlanb mit einem fcfyrecflicfjen Verlufte.
Sine lebensgefährliche ff ranfljeit machte Vagem
gittern uor bem Verlufte beS Eünftigen £l)ron?
folgert, unfereS bermaligen aüergnäbigften
ffönigS. 9lber 2o£ als ^roeiter ßeibar^t bot
alle feine ffenntniffe unb alle ffunft auf, um
ein bem Vaterlanbe fo teures ßeben 311 retten,
unb ber £>immel frönte feine Slnftrengungen
unb bie ©ebete beS beforgten VolfeS mit bem
fchönften Erfolge, mit ber gängltcijen SBieber-
herftellung beS erlauchten ffranfen.
9llS 9lnerfennung ber nichtigen Verbienfte
ßoeS fanb fich ber aller^öc^ftfclige ffönig 3Jta£i?
mitian bemogen, betnfelben am 3. gebruar 1817
baS s Jtitterfreu 3 beS 3ioiloerbienftorbenS *> er
bagerifdjen ffrone aüergnäbigft 3 U oerleihcn,
meines ihm baS Stecht eines VerbienftabelS er?
roarb, in beffen 3Jlatrifel er im Segetnber 1819
eingetragen mürbe.
3n bemfelben SSa^re 1817 mürbe auf allere
höchften Vefehl ©einer Utajeftät beS ffönigS
ein Dbermeb^inalfoflegium errichtet, melcheS
unter ber 2)ireftion beS ©eheimen States oon
©arh 3 ufammengefeht mürbe, unb oon ßoö
erhielt in bemfelben neben ben hochgeadjtetften
SJtännern oon ^äberl, 1 ) oon Jöinter 8 ), ffodj 3 )
unb oon ©roffi 4 ) ©ifc unb ©timme.
9tiS hierauf am 5. 9lpril 1824 eine mebi-
3 tnifch=praftifche ßeljranftalt gleichfam als
Stebenbuhterin unb Vorläuferin ber halb
nachfommen foHenben Unioerfität auf aller?
höchften Vefehl in München errichtet mürbe,
mar auch oon ßoe unter benjenigen, roelche
als Sßrofefforen an biefer ©chule auftraten.
Sr übernahm bie Vorträge über phgfifdje ® rs
3 iehung ber ffinber fomie über ffinberfranf?
heiten unb pftjchifdje ©eilfunbe mit pfgdjifcher
fflinif.
3 »n bemfelben 3 ahre mürbe er gugleich 311 m
orbentlichen SJtitgliebe ber ff. 9lfabemie ber
äöiffenfdjaften in ber mathematifd^phpfifa*
Irfchen fflaffe gemählt unb bei ber neuen Dr?
ganifation berfelben am 11. SJtai 1827 oon
©einer ffgl. SOtajeftät unferm allergnäbigften
ffönig beftätigt.
SS lag in ber Statur ber ©ache, bafc nad)
ber Verfemung ber Unioerfität auch oon ßoe
mie alle Q. §. Birgte, melche an ber meb^i?
nifchen ©chule gelehrt h^ten, als Sßrofeffor
an biefelbe überging. Sr übernahm auch hi ec
bie Vorträge über pfgchtfdje unb ffinberfranf?
heiten.
9lm 12 . 3^nuar 1828 mürbe ihm ein
neuer VemeiS ber aHerfjöchften ©nabe unb beS
ungeteilten Vertrauens auf feine ffenntniffe,
Uneigennütjigfeir, Humanität unb SJtenfchen?
liebe, als il)m bie für baS SBohl ber leibenben
yjtenfchh e it fo mistige S)ireftion beS allge?
meinen ffranfenhaufeS übertragen mürbe, bie
er mit aller möglichen Sorgfalt für bie ffranfen
unb aller 9lnftrengung für bie Verbefferung
ber inneren Einrichtung beSfelben bis 311 fei?
nem £obe fortführte.
Unermübet in feiner meitläufigen Vra^iS,
31 t metcher aud) bie Veförgung beS föniglidjen
ffabettenforpS unb beS abeligen Xöchterinfti?
tuteS gehörte, lebte oon ßoe nur feinen ®e?
fchäften unb feiner gamilie als treuer ©atte,
als liebenber Vater, als forgfamer Pfleger unb
greunb ber ffranfen, bis ihn im grühling
beS oorigen 3ahreS ein ©aHcnfieber befiel,
oon bem er 3 ioar toieber fdjeinbar genaS, aber
fidj nie mehr ooHfommen erholen tonnte.
Stoch mar er am 19. 3 uli in unferer SJtitte
unb bei ber Promotion eines S)oftorS ber
9 Jtebi 3 in als VoöfeS gegenmärtig. 9lber eS
mar bieS aud) feine lefete öffentliche ^mnblung
an unferer Unioerfität, eS mar baS tefete SJtal,
bah ioir ihn in biefem ©ebäube fahen.
©djon nach einigen £agen h ör ten ioir 311
unferem ßcibmefen, bafj fein ©efunbheitS 3 U?
*) ©imon oon ©äberl, geboren ben 25. Dftober 1772 au HJtünd)en, Obermebijinalrat, f am
1. QPtpril 1831 au 3ftünd)en.
Ä ) 9llotj8 oon SBinter, geboren ben 26. Slpril 1769 au §ügel$f)eiui bet Sftaftabt, 1798—1812 ißrofeffor
ber Chirurgie in gugolfiabt bca- Öanb8l)ut, Dbermebiainalrat in flJtündjen, f am 27. gunuar 1856.
8 j Slnbreaö Slocb, geboren 1775 au greifing, f 1835 au SJlüncfjen, Dbermebiainalrat, Dbermunbarat
am allgemeinen ftranfenljaufe, Ißrofeffor ber Chirurgie an ber lanbäratlidjen, 1823 an ber cfjirurgifcfjen ©d)utc
au ajliincfjen.
4 ) (5rnft oon ©roffi, geboren ben 21. 3uti 1782 au Ißaffau, 1817—24 fülitglieb be8 Dbermebiainal?
foöegiumS, feit 1826 ffrofeffor an ber Unioerfität 3JHinä)cn, f am 31. 2)eaentber 1829.
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PRINCETON UNIVERS1TY
32
ättaj fftottmanner.
ftanb eine bebenflidje VBenbung 3 U nehmen
feßeine. SBir rechneten noeß auf bie äußerlich
fräftige Statur beS Oranten unb inte bitter
mürben mir baßer überrafeßt, als uns am
29. bie traurige ©emißßeit mürbe, oon
ßod fei an biefem Sage, naeßbem er 7 Sage
oorßer feinen 52. ©eburtStag gefeiert batte,
uns entriffen.
Stm ©arge beS Verbliebenen meinten eine
jammernbe ©attin unb 6 noch unoerforgte
Kinber, oon melcbem ibm 3 toei ©ößne J ) ui eU
feiebt bie lebte Vaterfreube babureb gemacht
haben, baß er bei ihrer Sßromotion gur mebW
3 inifcßen Softormürbe (am 28. SJtai), alfo
8 Sßocßcn oor feinem Sobe präfibierte unb fie
baber 3 U ihrer fünftigen ßebenSbaßn einfüßren
tonnte.
Stube fei unb ^ em freunblicßen
SJtanne jenfeitS im ßanbe bet ©eligenl ©0
herb für unS biefer Verluft mar, fo banfen
mir boct) ber emigen Vorfeßung, baß rnenig*
ftenS bie übrigen SJtitglieber unferer Unioer*
fität größtenteils ununterbrochener ©efunbßeit
ficb ju erfreuen unb mit ununterbrochener
Sätigfeit 3 U mirten baS ©lücf bitten.
$mat nicht bureß ben Sob, aber bnrd) eine
unoennutete eßrenootte Verfeßung erlitt aud)
bie tßeologifdje gafuttät einen bebeutenben
Verluft, inbem ihr bureß bie aöergnäbigfte
Grnennung beS©errn s $rofefforS Dr. ©tabler 2 )
311 m Somfapitular in SlugSburg ein junger
gelehrter SJtann entgogen mürbe, ben jeher,
ber ihn näher fennt, megen feiner ©elebrfatn*
feit, feines echt baperifeßen Gb^tafterS, feiner
Sefcßeibenßeit unb feines regen GiferS für alles
©ute unb ©eilige lieb geminnen mußte. 5Röge
er in feiner neuen praftifcß=tbeologifd)en ©pbäre
mit eben bem frönen Grfolge mirten, tote er
in feiner miffenfchaftlichen feit 10 fahren ge-
mirtt b^t, unb nie beS QnftituteS oergeffen,
baS ihn fo ungern aus feiner ÜDtitte feßeiben
fießt.
3n bem übrigen SßerfonalftatuS unferer
Unioerfität l)öt fid) menig oeränbert. 3 n ber
juribifeßen gafultät mürbe bie Sli^aßl ber
üßrofefforen um ^mei oermebrt, inbem am
9. äJtärg ©err Dr. ßubroig SXrnbtS, 8 ) melier
mehrere 3 aßre an ber f. preußifeßen llnioer*
fität Sonn als Sßrioatbo 3 ent unb SJJrofeffor
ejtraorbinariuS gelehrt hatte, als orbentlidjer
Vrofeffor beS ftioilrecßteS burd) bie ©nabe
©einer Stöniglidjen 93tajeftät an unfere Uni*
oerfität berufen unb unfer bisheriger $rioaU
bo 3 ent ©err Dr. Start griebrieß Sollmann 4 )
3Utn Sßrofcffor egtraorbinariuS ber StecßtS*
miffenfeßaften ernannt mürbe.
©leicße ©nabe roiberfußr in ber pl)ilofo*
phifeßen gafultät am 8 . 3 Jtär 3 bisherigen
$ßrioatbo 3 enten ©errn Dr. fionftantin ©öfter. 5 )
3 n ber mebi 3 inifd)en gafultät mürben bureß
oon ßoeS Sob oerfd)iebene Seränberungen
ßerbeigefübrt, inbem bie Sireftion beS allge*
meinen ^ranfenßaufeS nebft ber cßirurgifcßen
Stlinif bem ©errn Sßrofeffor Dr. SBilßelm 6 )
übertragen mürbe. Saburd) baß bem ©errn
ßeibaqte ©einer Stöniglidjen ©oßeit beS S!ron*
prin 3 en oon Sägern, Dr. grang l'aoer ©ietl 7 )
bie Abteilung ber mebiginifeßen ftlinif in ber-
felben Slnftalt anoertraut mürbe, gemann aud)
bie meb^inifeße gatultät einen erfolgreichen,
feßon früßer geßofften, nun realifierten Qu*
gang, inbem biefer allgemein oereßrte ©err
StoUega aueß bie Vorträge über meb^inifeße
Sliinif unb patßologifcße 9lnatomie übernom*
men ßat.
Surd) oon ßoeS Sob mar aueß eine Stelle
im t. Dbermeb^inalauSfcßuffe crlebigt unb mir
alle freuten unS, als ba 3 U mein ßoeßoerehrter
*) ©erntjarb unb ßubioig. Grftcrer, geboren 1816 31 t flttüneßen, ftarb als SBeairf^ar^t 3 U ©kilfjeim
am 22. 3anuar 1860, teuerer, geboren 1817 30 ttRiincßen, als OöerftabSargt a. 5). am 2. Oftober 1890 311 SRüncßen.
l ) S. Seite 26 f. V
3 ) S. Seite 26 f.
4 ) Star! griebridb S) oll mann, geboren ben 20. Oftober 1811 3 U 9ln3badj, $Prioatbo 3 ent ber 9iecf)te
in ÜJhindjen feit 1835, a. 0 . gkofeffor 1839, 0 . ^rofeffor 1844, f am 9. 3anuar 1867.
6 ) Äarl ^Ibolf Äonftantin oon §öfler, geboren ben 27. ÜRärs 1811 311 flftentmingen, 1839 a. 0 ., 1841
0 . Sßrofeffor ber ©efe^iepte in 2Mncf)en, 1847 penfioniert unb einige 3Ronate nad)l)er 311 m 3lrcbioar in ©amberg
ernannt, 1851 naef) $rag berufen, f am 29. ®e 3 ember 1897.
8 ) ^PbüiPP 2öill)elm, geboren ben 25. 9looember 1798 31 t ©Misburg, 1822 Sßrioatbosent in 2 öür 3 s
bürg, 1824 Sprofeffor an ber mebi3inifdj s praftifd)en ©d^ule in 3Riind)en, 1826 an ber Unioerfität, f am 20. 5 )e 3 ember
1840 3 U 3Ründ)en.
0 ©eboren ben 27. 5luguft 1803 3 U ©öepftäbt a. b. 2)onau, f am 19. s Dtär 3 1888 gu 3JUinc^en.
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Original fram
PRINCETON UNtVERSITY
(Sine UnioerfitätS-geftrebe au« bem ga^re 1839.
33
§err Borgänger im SImte, £err SDtebiginalrat
Sßrofeffor Dr. SBeifjbrob 1 ) alg allerbödbfte 3ln*
erfennung feiner oielfeitigen unb auggebrei*
teten Berbienfte am 25. September 1838 be*
rufen mürbe.
9lufeerbem erhielt aud) ©err SJlebigxnatrat
SBebler*) am 19. 3uli 1838 bie allergnäbigfte
©rlaubnig, an unferer llnioerfität Borlefungen
über ©eilquellenlebre geben gu bitrfen, ein 6 r*
eignig, bag ber llnioerfität nur erfreulich fein
tonnte.
©egenroärtig beftebt baber bag gange 2 el)r*
perfonal unferer llnioerfität aus 44 orbent*
licken, 10 aufjerorbentlidjen, 7 Sf)tenprofefforcn
unb 6 Sßrioatbogcnten, im ganzen aug 67 leb*
renbcn Snbioibuen, ÜO n melden 6 ber tbeolo*
gifdjen, 8 ber juribifd£)en, 9 ber ftaatgmirts
fdjaftlidben, 16 ber mebijinifd)en unb 28 ber
pt)iIofop[)ifd)en gnfultät angeboren.
Sie$abl ber Stubierenbcn mar im oorigen
BJinterfemefter 1465, unter metdjen 1329 Qu*
länber unb 136 9luglänber toaren, im gegen*
märtigen Sommerfemefter bie Slngaljl ber 3n*
(änber 1278, ber 9lu3länber 146, im ganzen
alfo 1424, alfo um 41 meniger alg im SBinter*
fcmefter.
Qu Softoren murren feit bem oorigjäb-
rigen Stiftunggtage big beute aug allen gaful*
täten 60 junge äJtänner promooiert, morunter
fid) 4 Quriften, 52 Biebiginer unb 4 Sf>b^° s
fopben befanben. Sie Qafyl ber Sßromooierten
ift baber b^uer um 8 geringer alg im oorigen
Sabre.
Sieg finb bie mehr ober meniger «richtigen
©rgebniffc an unferer llnioerfität feit ber oorig*
jäbrigen Stiftunggfeier. Buljig unb befonnen,
mie eg beutfdjer 9lrt unb SBcfcng ift, ging
unfere Slnftalt il;ren geregelten ©ang. BSeber
bodjfabrenbem Sinne noch nieberer Sorglofig*
teit bingegcben ftrebte fie regen Siferg, bie
it)r oorliegenbe Aufgabe in allen Begebungen
gu löfen unb alg mobttätige Bilbnerin für alle
3 meige beg religiöfen unb politifdjen ßebeng
unfereg Baterlanbeg gu mirfen, feftbaltenb an
treuem ©b^f^nfinne unb feftbaltenb an treuer
Bürgerpflicht.
3 m Flamen beg Baterlanbeg bringe icf) an
biefem feierlichen .Sage ben roärmften Sant
allen ben bocbgefeierten Btännern [bar], meldbe
mit unoerbroffenem ©ifer unb mit 2Xnftren=
gung aller ihrer Kräfte nicbtg fudjten unb
nicbtg beabficbtigten alg Begrünbung, ©nt*
toidlung unb ©rmeiterung gebiegener Sennt*
niffe in ihren $ubörern unb baburcb BSobttäter
gu raerben für alle fiinftigen ©enerationen
ihres angeftammten, brijjgeliebten Baterlanbeg.
9lud) Sbnen, meine afabemifcben greunbe!
bante ich für bag reblicfje Streben unb bag
tätige gortfdjreiten auf ber Bahn ber SBiffen*
fdjaften, morüber3b ncn bie allgemeine Stimme
3 b«r Lehrer rühmliches Qeugnig gibt, fornie
für bag oielfacbe offenfunbige ©eroortreten beg
guten politifdjen unb religiöfen ©eifteg, ber
in 3brem 3nnern gum Beften beg Baterlanbeg
für fünftige lebt unb webt. 2öenn auch
einige ihre Beftimmung niifjfennenb oon bem
rül)mlid)en Beifpiele abmeidjen, fo oerfcbminbet
il)re fleine 3^1 unter bem Raufen ber ©uten.
Btöge feiner oon 3 b ne n, meine greunbe!
je oon ber Baf)n feineg miffenfcbaftlicben Stre*
beng unb noch meniger oon ber Bahn echter
religiöfer Sugenbbaftigfeit unb ber unerfdjüt*
terlicben Xreue für Slönig unb Baterlanb ab*
meicben! Religion unb Sugenb, ffönig unb
Baterlanb feien bie Batlabien 3bteg gangen
lebenglangen SBirfeng! Sarutn bitte unb be*
f(hmöre ich Sie in biefer feierlidjen Stunbe.
Bergeffen Sie, meine greunbe! biefe l)ev%*
liebe Bitte eineg Blanneg nicht, ber eg reblid)
meint mit 3bnen unb ber Sbnen biefe Bitte
bringenb ang £)erg legt in ber Stunbe, in
toelcber er bag lebte Bial in feinem Seben
bei einem Solchen feierlichen 9lfte gu 3buen gu
fprechen ©elegenbeit b 0 *- Stcbmen Sie bie-
felbe auf alg bie leigte Bitte eineg fdjeibenben
oäterlichengreunbeg an feine geliebten greunbe!
‘) 3ob<*nn SBaptift Söeifcbrob, geboten ben 14. Sloocmbcr 1778 311 ©urghaufen, feit 1826 Sßrofeffor
ber (Geburtshilfe unb ber gerichtlichen s Utebi 3 in in >iftüncf)en, f am 14. 3anuar 1865. 9tcftor ber llnioerfität
toar er 1837-38 unb 1846-47.
*) 3oh Qr, n (So. Söchler, geboren ben 28. ©esember 1774 311 SDlichaelSbuch (nicht Sftichaelßbach, roie
fonft angegeben roirb) bei 3)eggcnborf als ber Soljn eines Chirurgen, be 3 og 1796 bie Unioerfität 3 » 0 olftabt,
promooierte bort 1801 als s Dtebijiner, toar 3 uerft praft. ^Ir 3 t in Straubing, bann SßhDÜfuö in ßanbau, 1804
gjlebiainalrat in Ulm, 1808 in SlugSburg, 1838—40 Oooorarprofeffor in Mönchen, fpäter in Söflrdburg, + am
S. g^bruar 1853 3 U Straubing. (Sr oerfaftte oicle mebidinifche Schriften.
«. 351 . 1 u. 2 . 5
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34
s Jtottmanner.
IV.
(Siucn rühmlichen ScroeiS für ben Sifer
unfercr ©tubierenöen unb für bie miffenfdjaft?
licken gortfchrittc bcrfelben liefern aud) h euer
mteber bie Seantroortungen ber non ben ga?
fultäten uorgelegten Preisfragen, beren Stutiö?
macf)ung ben letjten Seil meines heutigen
SortrageS auSmadjen mufe.
Sie Preisfrage ber tljeologifdjen gaful?
tat forberte eine ,©cflärung beS SIbfchnittcS
Joh. C. VI. v. 51—64, Jtadjiueifung ber e£e?
getifdjen Srabition l)inficf)tticf) biefer ©teile
unb Seurteilung ber neueften Srftärungen
üon SBirth, 1 ), St^olucf, 2 ) ßfiefe 3 ) unb DIS?
Raufen." 4 )
3ur Seantmortung biefer fjrage finb 4 Sir*
beiten eingeliefert tuorben. $ur greube ber
gafuttät finb biefe ®eantmortungen mit uor?
3 üglichetn gleite ausgearbeitet unb burd) großen
©djarffinn d)arafterifiert. gmei bawrn ^eidjnen
fid) jebod), jebe in ihrer Slrt, gan^ befonberS
auS. Sie eine mit bem ällotto: „Non haberi,
sed esse“, bie anbere mit bem s J)Iotto: „Noli
discere scripturas ab haereticis“. äöaS bie
erfte an grimblidjer 3luSfüf)rIid)feit uorauS
hat, rnirb mm ber anberen burcf) gorm unb
Slnlage, burch ©elungenheit ber Sarfteüung
erfe^t. Ser Serfaffer ber erften ift 3ofeph
Slmberger, 5 ) PreSbpter unb Sanbibat ber
Sljeologie auS Pfa£)I in Sftieberbagern, ber
üerfaffer ber ^meiten Saniel Haneberg, 6 ) $an?
bibat ber Sljeologie unb SllumnuS mm Sanne
in ©djraaben.
3 nbem bie gafuttät in gerechter SBürbigung
beS innern SBerteS ben Slbhanblutigen ber ge?
nannten Serfaffer ben Preis juerfennt, f)ätt
fie cS für if)re Pflicht, bie Perfaffer ber beiben
anbern Slbhanblungcn 311 ermuntern, bem
©tubium ber Sljeologie ben bisher bemiefenen
gleifj fortroät)renb 3 U 3 itmenben; benn ihre Sir?
beiten, bie 3 mar mm geringerer theologifdjer
©cmanbtheit ßeugen unb üo^üglid) in Pejug
auf ben SladjmeiS ber Srabition ben preiSge?
frönten Slbhanblungen merflid) nachftehen,
berechtigen betinod) 3 ur (Srrcartung, bafj aud)
fie mit ber $eit auf bem ©ebiete ber
logie etmaS StuSge 3 eidjneteS leiften merben.
Sie eine Slbhanblung führt baS SJtotto:
„Tu rationare, ego miror, tu disputa, ogo
credam; altitudinem video, ad profunduni
non pervenio“. Sie anbere führt baS s JWotto:
„Laudetur Jesus Christus!“
Ser Perfaffer ber erften ift SInton Sari
©d)mib 7 ), SllumnuS auS SlllmannShofen in
l ) Sftidjael 2öirtl), fatf)olifd)er Theologe, geboren ben 1. Dftobcr 1798 3 U Sauingen, Sg 3 ealptofcffor
in DtUingen, f bafelbft am US. 3uli 1831. Gr fdjrieb u. a. „Dag Guangcliunt 3ol)annie erläutert 4 ', 2 Deile,
Ulm 1828.
а ) griebrid) Sluguft ©otttreu Dljolucf, proteftantifd)er Dfjeologe, geboren ben 30. OJlära 1799 311
©rcSlau, ^rofeffor in ©erlin, bann in £>aHe, mo er am 10. 3uni 1877 ftarb. ©cfannt ift fein Kommentar
3 um 3ol)anne8eoangelium, 1. ®ufl. 1827, 7. 9lufl. 1857.
8 ) ©ottfrieb Gfjriftian griebrid) Süde, proteftantifct)ev Dfjcologe, geboren ben 24. Sluguft 1791 311
(Igeln bei s JJiagbeburg, Sprofeffor in ©onn unb feit 1827 3 U ©öttingen, *j* am 14. gebruar 1855, fdjrieb u. a.
einen „Kommentar über bie Schriften bc 8 Guangeliften 3oljanne8 /4 , 1820—25, 3 ©änbe.
4 ) Jeimann OlSljanfen, proteftanüfdjer Dljcologe, geboren ben 21 . 31uguft 179G 311 Dlbe&loe ($ol?
ftein), ^rofeffor in Königsberg, feit 1834 in (Erlangen, mo er am 4. September 1839 ftarb. ©ein „©iblifdjer
Kommentar über fämtlid)e 6 d)riftcn be£ Seiten DeftainentS", 4 ©änbe, erfdjieti 1830—40. Der 2. ©anb ent?
Ijält u. a. ba£ Goangelium bc 8 3otjanne8.
3 ofepf) Slmberger, geboren ben 19. s Utär 3 1810 3 U $fal)l bei Unteroiedjtacf), 1838 in 91egen8?
bürg gum ^riefter gemcibt unb barnad) Stubierenber ber iljeologie in IHüncben, Dr. theol. 1840, a. 0 .
feffor in ÜJUindjen 1842—45, SubregenS be 8 ©eorgianumö 1841—45, 5iegen8 be$ KletifalfeminarS 311 Ülegcnö?
bürg 1845—55, f al 8 Domfapitular 31 t v Jiegen 8 burg am 19. Oftober 1889.
б ) Daniel ©onifa 3 uon Jpanebcrg, geboren ben 17. 3uui 1316 3 ur „Dannc 4/ , Pfarrei Sen 3 fricb
bei Kempten, be 3 og 1835 bie Unioerfität 5Jtünd)en, mar 1838—39 91lumnu8 be 8 ©eorgianuinS unb mürbe 1839
Dr. theol. unb Spricfter, 1840 a. 0 ., 1844 0 . iprofeffor ber Dfjeologic. 1850 in ben ©enebiftinerorben eingetreten
marb er 1854 3 um Slbt oon 6 t. ©onifa 3 in flJiündjen ermäljlt, 1872 aber 3 Utn ©ifd)of non 6 petjcr ernannt.
511S foldjcr ftarb er am 31. s Ulai 1876. Gin ©erjeidjnig feiner 3 ahlreicben 6 d)riften bei Slug, ßinbner: Die 6 d)rift?
fteller beö ©enebiltinerorbenS im Ijeutigen Slönigrcich ©apern uom 3afjre 1750 biö 3 ur ©egenmart, 9tegen8?
bürg 1880, II. 6 . 264-269.
7 ) ?lnton Karl 6 cbmib, geboren ben 15. 3anuar 1815 311 ^lllmannöljofen als ber 8 ol)n eine« 6 d)ul?
lefjrerS, 1837 ins ©corgianum aufgenommen, 1839 3 um s >Priefter gemeiljt, fpäter 3 nfpeftor am 6 d)u(let)rerfcminar
in greifing, f am 10. 3uni 1900.
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©ine UnioerfitätSsgeftrebe aus bem 3öh r * 1839.
35
Schwaben. Ser äierfciffer ber aweiten ift
9)}attl)iaS üfterfle, *) 2llumnuS aus Pcöernau in
Schwaben.
3n öiefem 3a^re ftellt bie tf)coIoßifct)e gas
fultät folgenbe preiSaufgabe auf: „üBarum
f)at fid) gegen bie alte SKeinung ber fatl)os
Itidjen Ideologen über ben äßinifter öeS Safran
mentet ber @£)e eine neue SKeinung geltenb 311 !
machen gefudjt unb fo oiele 3Int)änger erhaU
ten? 3BcId)e non biefen Meinungen oerbient
ben Sorjug? 9luS melden ©rünben?"
Sie gafultät ber guriften l)atte als Sterna
ihrer PreiSaufgabe beftimmt: ,,£)iftorifd) bogs
matifdje SarfteHung ber ßeljre 00 m 9JMnetbe
nach ben Duellen beS römifdjen, fanonifd)en
unb beutfdjen StedjteS".
3ur Beantwortung biefer grage finb nur
2 Slbljanblungen eingegangen, uon welchen
berjenigen, welche baS ÜJfotto führt: „Habemus
in lege domino praecipiente: Non periura-
bis in nomine meo nec pollues notnen Dei
tui neque assumes nomen domini Dei tui
in vanum etc / 1 non ber gafultät ber Preis
^uerfannt wirb. Ser 91ame beS ^rei^trä-
gerS ift Blas Sl)eobor 9Jtat)er, Kanbibat ber
9ted)te aus 2 Jtünd)en. 2 )
giir baS fünftige 3<ih r f)at bie Suriften*
fafultät als ©egenftanb ber Preisbewerbung
aufgefiellt: „^iftorifdjsbogmatifcheSarfteUung
beS 9Recf)tStitelS ber SlppeDation nad) baijerb
fd)em 9ted)te".
Sie mebi 3 inifd)e gafultät Ijatte als ©egens
ftanb ihrer Preisfrage eine auf SSerfudje an
Sieren gegrünbete Unterfudjung über Kupfers
oergiftungen burcf) fleine Sofen unb bie Urs
fad)e ihrer ©efäl)rlid)feit oorgelegt.
Sind) ^ur Beantwortung biefer Slufgabe
gingen 3 toei Slbhanbtungen ein unb bie föniglidje
gafultät t) a i berjenigen, weldjc baS 3Jlotto
trägt: „Studia adulescentiam alunt, senec-
tutem oblectant“, megen richtiger 3luffaffung
ber Stufgabe nebft ben Beweifeti uon grofjer
Belefenfjeit unb eigentümlicher d)emifd)er unb
tojifologifdjer Perfudje ben preis 3 iterfennen
311 tnüffen geglaubt.
Ser 9tame bcS Preisträgers ift 3 gna 3
SDtair, 3 ) cand. med. auS SiHingen.
giir baS nädjfte 3aljr ift bie uon ber tnebis
3 inifdjen gafultät uorgclegte Aufgabe: „Experi¬
ment is in mammalibus denuo institutis ex-
ploretur et comprobetur, utrum cornea ex
uno oeulo resecta in alterum oculum trans-
plantata accrescere possit et revera accre-
scat. u
3 n ber pl)i(üfopf)ifd)en gafultät tuar im
uergangenen g^h^e eine grage über einen
pl)t)ftfalifd)en ©egenftanb an ber 9teil)e unb
bie fd)iuierige Slufgabe: „Pergleidjenbe Sars
ftellung ber Phänomene beS ßidjteS unb ber
SBärme mit befonberer Beriidfidjtigung ber
neueften Berfudje uon 9JteHoni 4 ) unb CSrftä-
rung berfelben* oorgelegt.
Siefc befefjäftigte auch 4 Q. §. Konfurs
reuten unb allen Pieren fann man baS geugs
niS geben, bafj fie mit rühmlichem gleite unb
Ilmficht gearbeitet haben, weswegen bie gafuls
tät allen eine öffentliche rühmliche Erwähnung
3 uerfannt 1)at. Sen Preis felbft aber glaubt
bie gafultät ber ausführlichen unb umfaffens
ben, mit Shtftuanb ungewöhnlicher Slnftrcngung
gearbeiteten Slbljanblung mit bem ÜJtotto:
„9IHe SBefen leben
Pom ßidjte, jebeS glüdliche ©efdjöpf —
Sie Pflan 3 e felbft lehrt freubig fid) 3 um ßidjte 1 '
*) 'Utcrfle, geboren ben 24. gebruar 1816 3 u Söebernau bei 9Jlinbel()cim, an ber llnioerfität
^flöncben immatrifuliert 1836, 1840 ^riefter, bifchöflicf) geiplicber s Jtat, päpftlicber ^auöprälat, ßp^calpros
feffor 1844 311 Diflingen, 1874 in ^affau, f am 10. 91ooember 1881 311 Sööri&fjofen bei bem i^m befreunbeten
Pfarrer Sebaftian itneipp.
s ) ÜJlaj Xbeobor 3Jlaper, geboren ben 10. September 1817 31 t 9JUind)cn, 1835 an ber bortigen Unis
Dcrfität inffribiert, 1841 Dr. iuris, 1844 gkioatbo 3 ent, 1847 oon ber llnioerfität entfernt unb 3 um SVreiSs unb
Stabtgerid)töaffeffor in s 3In@badj ernannt, sulefet CbcrlanbeSgericbtSrat in Augsburg, 1871—84 9JlitgIieb beS
beutfe^en 91eic^§tagS, 1875-81 baperifd)er öanbtaggabgeorbneter, f am 22. SIpril 1886 31 t ®ug 8 burg. — S)aS
3Jlotto, mit bem er feine ^Bearbeitung ber ^reiSaufgabe oerfat/, fte(;t 3 um Xeil ßeoit. 19, 12, 3 utn S:eil © 50 b. 20,7.
8 ) 3 gna 3 3Jlair, 1837 in äTCündjen atS cand. mod. inffribiert, 1840 Dr. med., fpäter 83e3irf8ar3t in
3ngoIftabt, f bafelbft am 2. 3uni 1894. — 2)ie 2Borte .,Studia adulescentiam alunt etc .*' 4 finb auS Cic. pro
Arch. 7, 16.
4 ) ailacebonio 3Jteltoni, geboren ben 11. 2tpril 1798 3 U $arma, 1824—31 bafelbft 5profeffor ber
feit 1839 ^ireftor ber Sfonferoatoriumö ber fünfte unb ©etoerbe in Neapel, biö 1848 Seiter beS
Dbferoatoriumö auf bem Slefuo, f am 11. Sluguft 1854 3 U s 4?ortici, befannt burch fcine Unterfucbungm Tiber
bie ftraljlenbe SBärmc. Such mieö er 3 ucrft bie SBärme im 3Jtonblid)t nad).
5*
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36
ÜJlas SRottmanncr, ffiinc UnioerfitätSsgeftrebc aus bem Satire 1839.
gucrfcnnen 31 t müffen. Siefer am näd)ften
unb an Slarfyeit ber Sarftetlung felbft über
i^r ftef)t eine gmeite SIbljanblung, meldje ba§
9Jtotto füfjrt:
„gft ba§ (irb’fdje) üid)t ber ©onne Schatten
nur unb Schein,
Sann bie SBärnie nur be§ ©djatten§ Schatten
fein!"
Saljer Ijat bie gafultät biefer Slbfjanbtung
ba§ Slf^effit ^uerfennen 31 t müffen geglaubt.
Ser Betfaffer ber erften ift $ 3 . Sodann
Baptift ©tautner, 1 ) Sanbibat ber 9iedjte au£
©djäferei im $ftegierung§be 3 irf Dberpfal 3 unb
9 iegen£burg, ber 3 ?erfaffer ber ^meiten
gafob ©ain 3 , 2 ) s 4 kiefter unb Sanbibat ber
Spljgfif unb s Dtatf)ematif au§ Sftcuftabt a./Sonau
in SRieberbapern. Sie Berfaffcr ber beiben
übrigen finb Sari Sßrantl,’) Sanbibat ber
üßfjilofoptjie au§ äftündjen, unb Subtoig 9 )ter 3 , 4 )
Sanbibat ber $ßl)ilofopl)ie au£ Benebiftbeuern.
gür ba§ nädjfte galjr legt bie gafultät
folgenbe Aufgabe auS ber iJlaturgefc^ic^te uor:
„gnmiefcrn finb fid) bei ben SBefen ber irbifdjen
9latur ber Bilbung§trieb, bie Biegungen be£
gnftinfteS unb ba£ freimiüige Bemegen oer*
manbt unb tuorin unterfdjeiben fidj biefelben?
2Bie läfet fid) beibeS, bie Bermanbtfdjaft mie
bie Berfdjicbenfjeit, an bem innern ©runb, an
ben Sleufeerungen unb an bem Snb 3 roed jener
brei Elemente be£ fidjtbaren 2 öefen§ nad)=
toeifen?"
Samit, meine afabemifdjen gteuttbe alter
gafultäten! ift gljnen nun mieber ein fd)öne§
gelb 3 ur emfigen Bearbeitung oorgelegt, 100 =
burdj ©ie rütjmlidje Beroeife gljre3 gteifoeS
unb gljrer Senntniffe ab 3 ulegen (Gelegenheit
Ijabcn. ©djone, rühmliche Beifpiele liegen gfjnen
uor Slugen unb id) bin im uortjinein nad) bem
©eifte, ber ©ie, meine Q. afabemifdjen
greunbe! belebt, über 3 eugt, baf$ mir an biefem
Sage beS fünftigen gal)re£ un§ freuen merben,
fo fdjöne grüßte be§ gleifeeg unb beg toiffem
fd)aftlid)en ©trebenä uon biefer ©teile au£
oerfünben 3 U l)ören.
*) 3ol)«nn Söaptift ©tautner, geboren ben 9. Mai 1818 3 U ©cf)äferei, be^og bie Uniocrfität SJtünd) en
1886, promooierte 1840 al 8 Dr. philos. unb ftarb als Minifterialrat a. ©. am 80. 3uli 1894 3 u München.
a ) 3ofob ftainfl, geboren am 21. 9luguft 1809 311 Weuftabt a. 2)., 1832 311 m priefter geroeiht, 1837
in München imtnatrifuliert, ßgjealprofeffor in Arnberg, f al® ftommorant in München am 13. 5tRära 1862.
*) Äarl oon Prantl, geboren ben 28. 3ouuar 1820 3 U ßanbsberg, be 3 og bie Unioerfität München
1837, mürbe 1841 Dr. philos., 1843 prioatbojent, 1847 a. 0 ., 1859 0 . profeffor ber Philologie, fpäter ber Philo*
fopljie. ©r ftarb am 14. September 1888 3 U Dberftborf im 8 llgäu.
4 ) ßubroig 3JI er 3 , geboren ben 31. Mär 3 1817 3 U SBenebiftbeuern, 1836 in üftündjen immatrifuliert,
1842 Dr. philos., 1843 Prioatbo 3 ent, 1847 feiner ©teile enttjoben, Mitinhaber be« graunhoferfd)en Snftilutcfc,
©riinber be 0 erften baperifd)en ©efeUenhaufe«, f am 18. Mär 3 1858.
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fflirfiart Meiling uuiC End (Buftan Emling, juiei ilunriinipc Jiupfecfferftpr des Eacodi.’)
SJon Nicharb s -ßaulug.
3m 17 . 3 &f)rt)unbert ift bic baijerifdje Stunft*
abroicflung prägnant gc^cic^net. 3n ber erften
©älfte tritt burd) ben BO jährigen Strieg bie
(Sntmicflung beg reinen italienifchen Stunftein*
fluffe^ im batjerifdjen Barocf an ©teEe ber
früheren nieberlänbifcf) * italienifchen Spätrer
naiffance. Ser fpauifcfje Srbfolgefrieg 311
Slnfang beg folgenben 3^f)rt)unbert§ uermittelt
an ©teile beg italienifchen Sinfluffeg bag fram
3öfifd)e Siofofo, bag für bie größte Hälfte
bicfeg 3^t)r£)nnbert§ bominiert.
Söä^renb in ber ^weiten föälfte beg 17 .
3 af)rE)unbert£ in Bagern in ber 9 lrcf)iteftur
nnb Nialerei faft augfchlieftlid) 3taliener alg
Stünftler 3U Sßorte fonunen, fo jeidjnen fid)
im Stupferftid) na^e^n nur Seutfd)e mit be=
fonberem ©efdjid aug. freilich bitbete and)
hier eine au^länbifdje S^iefjung ben uormics
genb tünftterifdjen Stern; jebod) biefe fünfte
lerifdje ßrjiefjung bient ^ur Bereicherung ber
Sedjnif, währenb bag beutfdje Sßefen unuer*
änbert in ben Borbergrunb tritt. Senn eine
M 2Haterial über biefe leiben Zünftler: Slmlittg: ©anbrart, £eutfd)e Slfabcntie II. 364. SBenittg,
Historico-Topographica Descriptio I. 1701. ( J. 2)oppelntQijr, ©. 256. güfjli, ftüttftlerlejifon. ©. 23. ganger,
©eraeidjttiS tmn 9Mirnberger Porträten, 6.3. ßipowSfg, ©atjr. tfünftlerlesifon I. 6 . f. II. 211., ©taper, ®efd)id)tc
bet 2ßaitbteppid)fabnfett. ©erlag ®. £>irtfj, TOiincf)en=ßeipai 0 . 1892 ©. 52. 106 (Slum. 196), 109 (Slttm. 243).
giorillo, <Befcf)icf)tc ber aeidptenben fünfte. ©b. II 6 . 515. Sinnt, a. Slagler, SleueS SlttgenteineS flünftlerle£ilon,
©tündjen 1835. ©erlag glcifdjmann, ©b. I. ©. 98. ©agier, ©lonogrammiften. ©b. II. ©r. 2678. TOct^erö
SlttgenteineS Äünftlerle£lfon. ©b. I. S. 636 mit einem äljnlidjett ausführlichen, fritifdjen ©eraeidjnis ber ©tidje.
Söeftenrieber, ©efdjreibung ber fcaupt* unb ©efibenafiabt ©tünchen, 1783. Verlag ©trobl, ©. 336. Zünftlers
lejifon ©ecfersXIjietne. ©b. 1. ©. 409 unb fonftige atigeaeigte ßiteratur. gerner Slrchmalien im tfreiSarchio
©tünchen: H. R. fase. 281. ©r. 48—49. ftonoerfationSlejifon ber bilbenben ßunft. ©b. I. ©. 358. Söening:
©agier, SlflgemeitteS Slünftlerlejtfott. ©. 21. ©. 284. TOit ©erjeichniS non 13 Slrbeiten. ©atjerifchcS ftünjtlers
lejifon ßipowSftj. ©. II. ©. 165. Paulus, 3 lIccaII i. ©. 249, 250 (Sinnt. 179). Söeftenricber, ©efcfjrcibung
ber Haupts unb ©efibenaftabt ©tünchen. ©. 389., SluftionSfatalog, ftunftfauimlung glfifter, ©tünchen. 1888.,
©taittingers©ammlung TOüncfjen 2 c.; ferner Slrdjioalien, ftreiSarchio ©tünchen: H. R. fase. 287. ©r. 362. V.
A. fase. 38. ©r. 363 2 c.
*) Söening mar in ©ürnberg 1645 (nicht roie bei Nagler 2 c. i641) geboren, als ©ohn eines Slum*
berget ©djmeinemehgerS (f. ^aulitS, ßuccatti. ©.249. Sinnt. 178). S)er ©tiefbruber ©tidjaelS, ©althafar Sßening,
fam ebenfalls nach ©tünchen, mutbc 1685 fatl;olifd) unb im gleichen 3ab re Söunbarat im 3°fcp4fpitat. £io
ftarfc Bewegung in Nürnberg unb Sluggburg
hält and) ben einheimifdjen Sinftufe aufredjt,
unb 3t'igen fid) in biefem Slbfchnittc bie ?tug§^
burger Briiber 93 tatf)ia§ unb Hte(d)ior Stiifetl,
fomie ber Jlürnbergcr 9 Jtid)aet äöening in
2Jti'tnd)en a \8 bie lebenbigen Bermittler biefer
9iid)tung. Sa§, mag fie geben, ift atlerbingg
nicht erfte Stunft unb wenn ein ÜJtann mie
8lmling in einigen feiner Blätter Slnfprud)
barauf machen fann, fo lag bag in feiner
fvan^öfifc^en (Sr3iel)ung. Slm friil)eften 3eigte
fich granfreid) nach BerfaE ber nieber?
länbifchen ©techerfunft alg bie unbebingte
gührerin, big nad) wenigen 3at3rgef)itten ber
ßinfluh auch auf ben anberen Stunft3weigen
unabmenbbar wirb.
Starl ©uftao 3 lmling war wie 3 )tichael
SBening ein Nürnberger, unb in biefer alten
Xrabition er3ogen worben. Sie Sßaraüele
3mifd)en biefen beiben Stünftlern weift auffal=
lenbe 2lehnlid)f:iten auf. 6 Satire nach 2öening
(geb. 1645 2 )) gleid)faüg oon proteftantifchen
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38
91 icf)arb SJ3auIuS.
Eltern im Satire 1651 in Nürnberg geboren,
fam er ebenfalls fefjr jung nadj SDtündjen,
um mie SBening 31 m fatf)o!ifct)en ^Religion
übertreten. Söening mar jebod) fefjon ein
21 jäljriger äRann, als er 1666 fidj in SRündjcn
niebcrliefj. Slmling bagegen fagt in einem
fpciteren Schreiben oom 3af)re 1684 ( 9 5. SDtcira),
bafc ^bei) ben Herren 3 >efuitern midj in fdjueHen
befunben (unb oon erjagten fdjueHen tjinmecfl)
auf bero Soften umb bie Stupferftedjer Äunft
31 t le^rnen 3 ue benen oornembften äReiftern
nadjer 2üttid) unb $ariS gefdjicfljt) unb bar?
naef) in meiner blüenbten Sugenbt, ba id) erft
ben rechten Eüffer unb gelegcnbeit 311 ber
oöüigen perfection 31 t gelangen beij 3 >ljr.
Eönigl. 2Rap. in $ranfljreicf) gehabt f)atte,
mieber t)icf)cro gft. beruffen laffen" 2 c . 1 Einen
fiinftlerifdjen Einfluß fonnte er alfo oielteid)t
nur mäljrenb feiner @cf)ul 3 cit empfangen fjaben,
unb mufjte fidj biefer jebod) nur auf baS rein
^mnbmerfSmäfiige befdjränft f)aben. 3n eini^
gen SÜtnftlerleEifaS finbet 3- ®* äöenig als
ßeljrer Ermahnung. 2 ) SaS ift unrichtig, benn
Söenig lebte batnalS nidjt meljr, mar überhaupt
ein unbebeutenber Stupf erftedjer, ber feine
Sliite 3 eit in ben 3fat)ren ca. 1625—1640 [)atte.
Slmling f)attc bagegen, mie bereite ermähnt,
eine richtige ÜRündjener ßeljqeit nidjt burd)?
3 umad)en gefjabt. Er mag burd) SRidjael
üöening nadj Sftüitdjen 31 t fommen ucranlafjt
rnorben fein unb in beffen SlrbeitSftätte Sin?
regungen empfangen tjaben. Surdj bie 3$er?
binbung SBeniugS mit bem ©ofe, bie biefer
befonberS mit bem ^aljre 1666 3 ) unterhielt,
mar motjl fcfyon fo friitje bie Slufmerffamfeit
beS Sturfürften gerbinanb SDJariaS 4 ) auf biefen
jungen, fjodjbegabten tfiinftlcr getenft rnorben.
Unb fo mürbe benn Slmling als ein lTjäljriger
auf beS Sturfürften Soften in baS Sluslanb
gefcfjicft, in einer $eit, in meldjer SBening l)art
um eine befinitioc SlnfteHung ringen mufjte. 5 )
Se 3 eidjnenber SBeife fam Slmling 3 uerft nadj
ßiittidj, mofjl ber alten Srabition folgenb, um
unter bem Einfluffe jener glän 3 enben &\t beS
StupferftidjS, bie Slembranbt unb fein Schüler
Slbrian oan Dftabe, ferner Seriem, üßotter,
SBaterloo 2 c. ueranlaftten, fidj auS 3 ubilben.
3ebodj mürbe Slmling bort nicht gan 3 befrie=
bigt; er 30 g nadj SßariS, mo ebenfalls eine
grojje, glän 3 enbe Epocfje, inbem SRänner mie
Stöbert 3tanteuil (1606—1669), ber auf ben
fdjönen Xon fjinarbeitenbe 9lnton SRaffon (1636
bis 1700), Sreoet, bie gefdjidten pljantafiebe?
gabten Slubran, bie tedjnifcf) eminenten Sriiber
s 4?oiHtj unb oor allen Singen ber in allen
gmeigen beS $tupferftid)S hochbegabte Sünftler
Ebelinf (1649—1707) bie fefjon lange oor?
bereitete SJemegung auf nie oorljergefeljene
$ö()cn [juben. ES mürbe für Slmling biefe
Sßarifer Sdjule für bie gan^e fernere $eit auS?
fdjlaggebenb. äöeldjen s IReifter Slmling in
s 4$aviS auffucfjte, bariibcr e^iftiert feine ardji?
oalifdje Stadjridjt. 3>n ber 1675 in granffurt
bei 3Ratl)äuS SRerian oom TOaler Saabrart
IjerauSgegebenen „Seutfdjen Slfabemie" fdjreibt
biefer Sünftler über Slmling: „SeS Earl ©uftao
Slmbling angemanbter Sleife unb fjocfjer geift
uerfprad) gleidj in ber erften löliite feiner
jugent einen uollfommcncu Sünftler, bennetjero
il)ro d). St. in Öaijcrn auf bero foften ifjme
311 5}$ari§ etliche ^atjr gehalten, ba er bei; bem
berühmten Supferftedjer ^3oüi fidj fo perfcc-
tioniert, ba§ er 31 t feiner fonberbatjren Eljr in
Ijodjermelbtcr S. Elj. St. bienfte beruffen unb
aufgenommen rnorben, unb mit feiner Sunft?
erfal)ren()cit unfer Seutfcfjlanb trefflich 3 ieret."
Sanbrart, ber Sltnling bamafe nä^cr burd)
feine SOtitarbeit fannte unb itjn fogar por?
©(firaefter Gloria ÜJtargarettja oerbtieb jeboct) in Nürnberg unb nertjeiratete fttf) ebenfaflg an einen ^rinbevmejger
namens ^3au( Söölft 4 ', f. ftreiSarc^io 2Jtünct)en. V. A. fase. 39. $Rr. 303
*) SlreiSardjit) ÜJtündjen. H. R. fase. 281. 91r. 49.
*) 3ulc^t nod) in ©eder=£fjieme, 33b. I. 6, 409, mo eS jebod) gana fölfdjlidb ,3. ÜJf. 2öenig # Reifet,
ßinen folgen Jlünftler gub eS nic^t.
8 ) Gr tjatte ft^on in biefem 3abre pcrfönlic^ ber Äurfürftin ©enriettc 31belaibe einen Äupferftic^
„Petrum de Alcantara u überreicht.
4 ) GS hat fid) bisher nahezu burch ade ßejifa hmburd) ber geljler eingefdjlidhen, bafj SOlajimilian II.
Gmanuef Wmling nach gefchidt ha^e. 2)iefer gehler fei mit biefer 91icf)tigftellung forrigiert mie auch
aöeS golgenbe, bas fich aus ben $lrcf)iualien an htefiger Stelle belegen Icifct- 9toch Bei JBedersShü'me lefen
mir, bafe bisher „Cuedenforfd)ungen faum angefteHt" mürben. GS ift merfmürbig, bafj ein fo ooraüglicher
Stünftler früher nod) feine richtige SBürbigung finben fonnte.
5 ) SBentng bat bereits 1669 oergebenS um Slnftedung unb Aufnahme.
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fDlichael SBening itnb ßarl (Suftao SImling, araei Münchener ftupferftecher beS Sarod.
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trätiertc ( 8 lbb. 23) muß unS f)ier als richtige
Duelle bienen. Sr fpridjt aUerbitigS nidjt aus,
toeld)er oon ben Brübern ^rangoiS ober 9tico?
laS SßoiQi) als ßehrmeifter in Betracht fommt.
Bon beiben Zünftlern ift grangoiS nicht nur
ber ältere, fonbern aud) als ber gefd)i<ftere
ber 2el)rer beS jüngeren JiicolaS SßoiHt), toel?
d)er bie 9trt, mit einfachen Mitteln treffenb 3 U
3 eid)nen unb ted)nifd) mit 3 mei ftd) nahezu red)t?
roinfltg treuaenben Strid)lagen 3 U arbeiten oon
feinem Sruber grangoiS übernahm. 3m Ser?
gleich ber Arbeiten 2lmlingS mit jenen ber
Briiber ift bie fompofitioneHe ©eftaltung mit
BicolaS SßoiHt) 1 ) über^eugenb, bod) bie ted)?
nifd)e Surdjfüljrung, bie Slnmenbung beS man?
nigfaltigen, oft trefflich abgemogenen 2tcf)tfpie[S
gel)t abfolut auf ben älteren Spoillt) gurücf. ES
ift E)ier eben 31 t bebenfen, baß grangoiS oiele
Schüler ^atte, bie gan 3 nad) feiner SJeife
ftad)en. Qu felbftänbigem Schaffen tonnte
ältnling in $)3ariS nod) nid)t fommen, bod)
baß er mit gangem Sifer arbeitete unb ficf)
mit allen Stitteln auS 3 ubilben fucf)te, baS
miffen mir bereite oon ihm felbft. Ser Stuf
3 ur ©eimat guriiet mar ihm bafjer mof)l oiel
3 U frühe gefommen, als er gerabe im redeten
„Süffer" mar, unb ©elegenl)eit hatte, fid) beim
Äönig oon granfreid) oollfommen auS 3 ubitben.
grangoiS be Spoillp, ber felbft 1649—57 in
Stom gemefen, mag in ihm ben ©ebanfen einer
Stubienreife nad) Born gemedt haben. 9Jtef) s
rere 3 at)re fpäter fommt er barauf 3 urüd, mit
bem Bebauern, baß nie etroaS barauS gemorben
fei. Sie ©eimreife erfolgte etmaS langfam.
gür feinen Aufenthalt in Sonn 1670 fal) fid)
bie ©offaffe gegmungen, 40 fl. 17 fr. 31 t be?
gahlen. 2 ) SJtit bem 31. Dftober 1671 erfolgte
baS Sefret ber befinitioen Slnfteüung AtnlingS
al§ ©offupferfted)er mit 200 fl. 3 af)reSgel)alt
unb mit ber ^ulaffung S um «Rammerbiener?
tifd) 3 U l)of, nadjbetn i£)m fdjon am 28. Dft.
1671 „ein Sleib für 51 ©ulben 15 Sr. 00 m
Rurfürften bemiHigt 4 ' toorben mar. Sein ©ei?
matgenoffe äöening £)atte feit bem 3 ^re 1666 a )
mandjeS an bie DeffentlidjFeit gebradjt. AIS
er 1667 eine ©eburtStagSgratulation geftodjen
hatte, mar ißm eine SangeliftenfteOe oerfprodjen
morben. Stad) bem ilebertritt 3 ur fatfjolifchen
Jteligion 1669 bat SBening um Aufnahme.
SaS Sefret ber Srnennung als ©offupfer?
fted)er erfolgte noch im gleid)en Qafyxt, alfo
2 Safere früher als AmlingS Srnennung.
SBeningS 2eben läuft nun giemlicf) gleichmäßig
bal)in. Sr mirb mel)r 3 unr 2anbfd)after als
311 m BilbniSftedjer, menn fid) auch fo manches
BilbniS, mie jenes beS ArgteS SJtaphei nad)
Bruders ©etnälbe ftarf ber Sedjnif unb Rom?
pofition AmlingS nähert. 4 ) Ab 1 . SJtai 1680
erhält SBening anftatt beS oerftorbenen Sälen?
tin gaberS bie Sürl)üterftellc auf ber Sitter?
ftube (Sefret 15. SJtai 1680). Qu ben 3al)tcn
1685—92 lieferte er 30 Blatt Sd)lad)ten?
fupfer, barunter bie Belagerung oon Dfen
(1685), bie „d)urbagerifd)e attaque ber bclä?
gerung Dfen" (1687), bie Eroberung BelgrabS
(1688), ferner Sdjlachten in Ungarn, üßiemont,
Sarmagnola, im Steid) 2 c. Sie I)iftorifct)en
Sitemoiren h a ^ e bex Dberft 3oh ami S ran 3
Seani 3 U liefern, 5 ) beffen Mitarbeit baS ©an 3 e
jebod) ftarf bis 1691 oer 3 ögerte, ba er in
Stalien meilte unb bann frül^eitig oerftarb.
9llS SBentng bie 9 tefiben 3 in Sfupfer ftach unb
baS Blatt bem Sturfürften mibmete, erhielt er
1697 eine golbene ßettc mit ©nabenpfenntg.
SaS ©aitptmerf SBeningS mar jeboch f^ ne
I „Historico-topographicadescriptioBavariae a ,
1 ) gü&li febveibt (1763) 9Ufolau8 ipoiüt) bem Emling ntö ßebrer 31 t. übernahm biefe s )totia non
©oppelmagr p. 256. (S. 51on biefen beiben ging benn auch berSBeg über SBeftenrieber (1752), ßiporaöfq (1810),
ju Nagler (1^5), Äonoerfation 8 le£ifon für bilbenbe Slunft (1845) unb üJlanfreb s 0tat)r (1892) 2 c.
*) S)a 8 3 «br 1670 gilt alfo al 8 3 al)r ber 9lücffef)r nact) München.
8 ) DicfeS unb folgenbe S)aten im 21ft Strei 8 ard)in. H. R 287. 9lr. 362.
4 ) ^JlaUIingersSammlung, Statt 9tr. 572, geft. 1676. 5H. gol.
) 2öof)t helfet eS 1692 betreff« jener Scfelachtenfupfcr: „mie 3 U folgern ©nbe erineltem Söening alle
2 )elineatione 8 non bero Obriften 3 ot)ann granj 2 )eani cingehänbigt morben 4 '. 2 )iefe „5)elineatione8 /4 finben
jeboch an einer früheren «Stelle (3. 3uli 1688) beö 9tfteö bie richtige ©rflätung: e 8 fei bie „Selagetung ber
geftung Dfen, s Jlutn be 8 Schlofe unb alle (Eampemcnt oon anfang bi« enb 1686 auf 28 Slupferplatten, metche
3 um erften £eil ber hiftorifchen Memoiren ^err Dberft Diani befdjrieben, geftoefeen / 4 äßir höhen e 8 alfo hier
mit einem Sejt, nicht mie an manchen Stellen angenommen, mit mirflichen 3ei£houngen 3 U tun. ÜJteine«
Söiffen« fam e 8 nie 311 biefer „gerichtlichen ©chlachtenpublifation", benn e 8 fehlte am gemeinfchaftlichen
3ufammenarbeiten. SBening fchreibt: „bafe e 8 nit an mir, fonbern nur an bero obrift hl S)iani" liege, „melchcr
ba£ teutfehß in baS melfche überfefcen follen gu meinen oielfeltigen Schaben mangiert"
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40
Aidjarb SßauluS.
öag grofje Sefchretbuttggraerf Saijerng . l ) 91m
3. Stooember 1696 tjattc er 3 U Seginn biefeg
3Berfeg 250 fl. unb 3 ur Bewältigung biefer
großen Aufgabe 2 Sßfcrbe, eine Äutfdje mit
Slutfchcr 31 m Verfügung erhalten. Siefeg SBerf
nahm ihn nun faft gan^ in Slnfprud). 3 m
gafjre 1700 tjatte er bag Rentamt SJtünd)en
fertig, 1702 bag Stentamt Burghaufen, barauf
folgten big an fein ßebengenbe bie Stentämter
ßanbg^ut unb Straubing. 1701 erfdjien ber
erfte, 1726 erft ber letzte Banb. 9lm 18. 9lpril
1718 mar jebod) ÜBening im 73. ßebengjatjr
oer[d)ieben. 2 ) Sin Btlbnig t)at fid) oon itjm
nid)t erhalten. Defele fdjreibt über ihn: „marc
fupfrig oon ©efidjt, fol gern auf bem Mari
cretico (sic!) gefahren fein/'
9lmlingg ßeben ^eigt jebod) manchen mar*
% fanten gug. 91m 25. Scpt. 1673 heiratete er
SJtaria Stegina, eine Sodjter beg ^jumelierS
gran^igfug Ognerg. 3 ) 91m 23. guli 1689
faufte er fid) in ber „Senblitigcr ©affen" ein
©aug. 4 ) Defele berichtet nun: „er hatte ein
a(teg 2 öeib, fo er nit ^um liebften hotte unb
in fjoffnung ihrer balb log 311 rnerben gel)eu*
rathet: ob er finber gehabt ober nit, höbe nit
erfragen." 5 ) gn feinem Seftamente fefet jebod)
Slmling feine grau jur Unioerfalerbiu ein,
„in (Srmiberung ihrer ßiebe unb Slufopferung"
unb megen „29 gaf)r lang mit feiner S() e::
fraucn gepflogenen ehelichen Betjmohnung";
Sinber hoben fie feine gehabt. Stachbem er
fich nach feiner ©eirat in SJiünchen böuglich
niebergelaffen hotte, mürbe ihm aud) bag ©elb
für ben 3 U ©of gehabten Sifch mit 90 fl. 56 fr.
(15. Sept. 1673) angemiefen, im nächften gahre
(9. Sluguft 1674) anftatt beg ©aug 3 infeg eine
gulage oon 78 ft. unb am 20. ganuar 1677
eine foldje oon 32 fl., alfo eine ©efamtfumme
oon 400 fl. gemährt. 9llg im gahrc 1684
unter Sltag Smanuel bie grofcc Umgeftaltung
unter ben ©ofbeamten mar, mürbe aud) 91m?
ling oon biefer betroffen unb jeglichen ©e=
halteg beraubt. 9öol)l mieg nun 9lmling nach,
man höbe ihn feiner geit bod) nur beghalb
oon granfreid) nach SRündjen berufen: „ol)W=
3 ioeiflich in ber gft. intention, bah berofefben
©offfupferftccher ich, folang ©ott ber SWmäd ) 5
tige mir bag ßeben unb gefid)t gft. oerleihcn
rnürbt, beftenbtig oerbleiben folle: gnmaffen
Spe mir bann auch, Q lg ich eben beffentmegen
3 ue nod) mehrer perfectionierung nacher St 0 m
31 t raifjen gefüunet gemeft, bie untertl)änigfte
begehrte ßicen 3 nit erthailt, fonbern umb
beftomehr be 3 eigung erft ermellter intention
mich olltjier 3 U oerbleiben obliegiert mit beter*
minierung ber 400 fl. 9Sal)rtgclb oerurfacht
haben, baft id) mich barauf in ben ehelichen
ftanbt begeben unb mithin in biefer churf.
Stefibeu 3 Statt h ell ft^ c h en anfeffig gemad)t
habe."91ud) fprach ber Zünftler bamalg
M Den Scjt 311 ben SBUbern biefer heute für govfefter unentbehrlichen Sßublifation oerfafjte ber 3 efuitcn=
pater ©djönmetter. Ser hiftorifct)e SÖert fteht jebod) höher als ber fünftterifd)e. Aur roenige SBlätter nehmen
ben Anlauf 311 höherer, fünftlerifdjer 2öiebergabe. Sie Sßublilation bcfchränft fiel) auf eine möglichft genaue
Söiebergabe für bie $t\t befonberer heruorragenber bauten, toobei natürlich baS lanbfdjaftlidje Atoment gan 3
erheblich in ben Jgintcrgrunb treten muhte.
8 ) Gr hinterlieb eine Tochter Apollonia mit tarnen, fomic einen ©ofjn Sotjann 83altl)afar, ber jebod)
bereits 1720 ftarb unb feine grau Alaria ©ertraubt ootlfommen mittellos hmterliefj. V. A. fase. 9. Ar. 244
$ieiSard)iu Atümhcn. Arbeiten beS SUipfetfterfjerS 3°h- 33altl)afar Söening befinben fich in ber Alaillingers
©ammlung Ar. 806 bis 809 infl. Ser tfupfcrfted)er 83altl)afar SBening hatte eine Socfjter beS Hofmalers ©eorg
Segler, beS *2Bolff*s©d)üleiS unb gJorträtiften Emlings.
J^ochseitSbuch V. 1704 -1715. graucnlirche ©.43:
5 Dft. 1705. ©aliljar SBening Slupferftecher löbtig. — gnnff. Ataria ©ertraubtin eheliche bochter
©corgen Segler §ofmal!erS unb 3oannae feiner Ghcnriirthin beebe feel. Ghoral. Goop. ©treitl. SefteS: Aiid)acl
A3agner bei)tn Gl)ur grinsen Gammer portier unb 3ah mm Regler §of=Ataaler.*
Michael A3enings Arbeitsgebiet umfahte neben ntilitärifcheu Arbeiten aud) foldje geoinetrifchcn
GharafterS; am 19. Seß. 1707 lieferte er 3 . 93. 24 bagerifd)c ßanbfarten, ferner auch Gpitapl)ien, 3 . 83. 1705
für ben ©arg beS oerftorbenen Sprühen Alois gohann 2 c
8 ) f. a. Paulus, Quccalli. 2 t 35. Anm. 120. Abfafc 2. AähcriS im Alt 5treiSard)io a. a. £>., ferner
bie 3nfd)tift beS ©tidjeS D^nerS oon Antling ber AtaiUinger ©ammlung. Ar. 752. (f. Abb). ©. ^ocpaeitS*
buch Hü 1672—1685 ©. 22r grauenfirche: ^^err GaroluS (SuftaouS oont Ambling fl)upferfted)er — Ataria Aegina
Dsnertn, Virgo. SefteS: iQerr ÜßarimunbS Stlerich, 3h^° ^ochfürftl. St. $ei* 3 og Alaj;imilian Gammerbiener,
^>err grana Oyner, gubilier/
4 ) ÜireiSarchio Alünd)en. Alt Amling. H. K. fase. 281. Ar. 48.
6 ) §ofs unb Staatsbibliothek ^anbfchriftenabteilung Defelcana 5, VI.
ö ) ÄreiSarchio Atünchen. H. R. fase. 281. Ar. 49.
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SJtichael Söcning unb $arl ©uftao Slmling, gtoei SJlünchener Äupferftcd^er be8 ©arod
41
flar aus, öah er fich faum in fein „Sktter*
lanb megett angenommener catl)olifd)er 9teli*
gion" begeben fann (25. SJtärg 1684). EtmaS
einfichtSooder fcfjien bic übergeorbnete S3ehörbe
gemefen gu fein, benn fie frfjrieb unterm
22. Slpril 1684: „baS oon ber in ©ott rfjuen*
ben Sh- St. t). g. nit allein baS 2et)rergelb
hergefd)offen, fonbern 3>me nod) bargue nad)*
gefe^en roorben, baS Er nad) ergriffener
Kunft foldje uncoften, mie es anfonften in
bergteidjen fäfjlen gefctjieE)!, nit ^abe abbienen
berffen. Unb ob groar oor biefem ber geroefie
^offupferftecfjer Staphael ©atler, meld)er un*
gmeiflich bem ©upplicanten an ber tyunft
nichts nachgegeben mirbet l)aben, and) ein
geraih jährliches SBart^gelb gugemeffen gelebt",
fo modte man Slmling 150 fl., aber feinet
megS 400 fl. ßugeteitt miffen. 3»n einem meU
teren ©efudje bat nun ber Zünftler, nad)bem
er bereite 16 3at)re im Sienfte fei, um bie
„Eammerbienerftede". 91m 24. SJtärg 1685
entfd)Iof$ fid) Kurftirft laj Emanuet: „Sah
ihm oon bato an baS Wenige miber oödig
oerreid)t toerbe, lüajj er oorhero in einem unb
anberem gehabt, unb mode ^>t)re Eh- St. fid)
hernegft meiter refoloieren, mo Er für einen
Eammerbiener anjuftöden*. Slb 23. Sloo. 1693
erhielt Slmling 400 fl. „ad dies vit.ae u unb
ab 30. Slug. 1697 ben „camerbienerfdjlifel"
überreicht. Stm 22. Oft. 1699 mürbe er burd)
Kaifer ßeopolb in ben rittermähigen Slbelftanb
erhoben. 1 )
SlmlingS fünftlerifdjeS SBerf überragt jebod)
baS SBeningS. ©d)on fehr frühe ^ielt man
ettoaS 9lufjergemöhnlicf)eS oon ihm. ©anbrart
fdjreibt in feinem Söerfe ber „teutfdjen 9lfa=
bemie": „3>n biefem meinem bud) geiget oon
feiner SBiffenfchaft ber Kupfertitl unb zugleich
maS für ein rarer Künftler bifer Slmbling
fepe, fo bah man nicht mehr nöthig fyabt, bie
SSodfommenheit bifer funft aufier Seutfdhtanb
gu fuchen, fonbern ES gibt fein oernünftiger
grabftichl noch bet) fo jungen fahren (Slmling
mar bamalS 1675 24 3>at)re alt) gemiffe
33erfid)erung, baS fein rühm oermittelft feines
SteifgeS baS oorgeftedte QM rühmlich erreichen
toerbe." ©anbrarts aSertnutung traf nur in
befchränftem SJiafce ein. Senn baS grofje Sir*
beitSgebiet rneift mancherlei SRittelgut auf, toie
bie gaf)lreid)en Sitelfupfer gu SBerfen mie
©eibernannS, KriegSarchiteftur (1673)*), ober
bie gasreichen SDtabonnen unb ^eiligenbar*
ftedungen, g. S. ©. Xaoer (1677), hl- 33enno
(1696) 2 c. Eine gang oortreffliche ßeiftung
bagegen bebeutet bie heute noch f 3 0C h)gefcf)äfete
golge oon 12 (begm. 13) Slättern auS ber
©efchidjte DttoS oon 9ßittelSbad) nach EanbibS
Entmürfen, bie Slmling 1695—1701 3 ) flach-
SaS 13. Statt, baS Slmling hingufügte, fchil*
bert Kaifer ßubmigS Slufbruch gur ffahrt nach
9tom. Siefen fteden fich bie Slätter ber
12 äJtonate ebenbürtig gegenüber, nach San*
bibS ©emälben. Qn biefen Slättern (1701
bis 1702) geigt fich SlmlingS grofje Sechnif,
bie gemanbte Strt ber Sicht- unb ©chattenoer*
teilung. s Dtan mag gur Sinnahme fommen,
bah bie bereits ermähnten Sitelfupfer, bie leiber
SlmlingS Stuhm burch ih ncn anhoftenbe
rein ©anbmerfSmäfjige ftarf beeinträchtigen,
eineSeiftung feiner SBerfftatt feien, Seftedungen,
bie feine ©ehilfen erlebigen muhten. Sie ©egen*
fäfce finb gu groh- Klar tritt unS bieS bei
ben trefflidjen Porträts heroor, bei melden
unS Slmling rein perfbnlich gegenüber tritt. 4 )
l ) SicEje: §eper 0 . Dtofenfclb: Slußjüge auS bem SlbelSarchio ju Söien, im ®erm. Sftufeum in Stürns
berg; auf einigen ©lüttem fcfjreibt fich Slmling bereite 1684 „ab Slmling", mie 3 . ©. ©latt 635 ber Sftaillinger*
fammlung ^Sllarianifthe ßieberoerfammlung" in ber©t, ^etcröfirche nach 3 ol)- 8 lnbr. Söolffe 3 e iä ) niln 0 geftochen.
s ) $)ie 3 u gehören auch bie 3 fpäteren ardhiteftonifchen ftompofitionen nach ©erger 0 . 3ahre 1697 3 um
„(Srftee jubeljahr ober §unbert 3öb)rigcr Söeltgang" ber SDlidhaelSfirche. gerner finb hier hiu 8 » 3 U 3 ählen bie
3 ahlreicf)en Arbeiten nach ®umpp : 16^3 ®h re opforte, nach Söolff mie SCHegotie auf bie SJlarianifchc ßieberoers
fammlung 1684. SRar ©manuelS Sleiterftatue 1686/ bann 3bealfiguren: Otto ber ®rofje mit Sriebriä) 9theno*
barba 1698, bie „Stflegorie* auf bie fiegreichen Xürfenfchlachten Sllaj ©manuelS 1700, bie „5 Sapcfcereifupfer
im churfürftl. groben £>ofgarten* oon 1699—1701 2 c.
*) Siehe barüber toie auch über bie Sftonate: SJtanfreb SJiaper, (Sefchichte ber Söanbteppichfabrifcn
S. 52, fotoie bie Sinm. 196. S- 106 unb 243. ©. 109. ©on ben Sftonaten erfchienen nur bie ©lütter 9Jlai, 3uli
Stuguft, September, Dftober. ©tonat 3ali ift 1702 unoollenbet geblieben, ba Slmling barüber ftarb.
4 ) 3» ber 3 uteilung oon fpegiellen Slufgaben mürbe 00 m ^>ofc aus ber Söert ber ftünftlerperfönlich*
feit Slmling al 8 ©ilbniöftecher richtig erfannt. So hatte SL noch fürs oor ihrem Xohe im 3ah^< 1676 bie
fturfürftin Henriette Slbclaibe fcftgehalten unb ihr „(Eontrafe praefentirt*, nicht ohne 3 ugleiä) um 400 fl.
91. 3H 5 u. 6. 8
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42
s JHd)arb ©aulue.
Sie noch oorhanbenen 3 e id)nungcn in ber
SUbertina in 2 Bien [affen nicht nur ben ge?
fd)icften SSirtuofen erfennen, man f)at baS ©e?
füt)I eines fyeruorragenben, aud) baS ©eiftige
feines üftobetlS oerarbcitenben Zünftlers. gn
2öien befinben ftch bie fehr fein in Xufdje
burdjgearbeiteten Silbniffe eines HarbinalS oon
©arrach, ber fefjr ficEjer gezeid)nete Sr^bifdjof
oon Sßrag, bie effeftoolle, fe£)r d)arafteriftifd)e
$ßf)gfiognomie SmanuelS, ferner beffen erfte
®emal)lin 3Jiaria Slntonia, bie Xochter ßeopolbS.
Oefele erzählt oon einem £>errn non ©uf?
nagel, 1 ) beffen grau eine gcb. (Smpadjcrin
mar. Siefe tycitte eine Schmefter, bie fromme
£>ortulanea, beren Sßorträt Slmting gleichfalls
in Tupfer flach- 3w ©aufe biefeS £>errn oon
Hufnagel befanben fict) Zeichnungen SlmlingS
oom gahre 1688, melche bie §ortutanea unb
bie anberen ©mpad)ifd)en Sünber, fomie ben
SBater barftellten. Sie roaren „in fchtoarz
beliniert fehr mol gemacht oom gahre 1688,
fo er Slmbling bem ©errn oon Smpach oer?
ehrt, aber ein gratification oon 20 fl. be?
tommen", gn ber Albertina befinbet fid) nun
bie Z e ttf) nun 9 einer ®ürgerSfrau in fchmarzer
Xufche, mobei ber ©d)tnud, mie ©aisfette,
ftreua, gingerring, fogar baS £>aarbanb in
©olbfarbe l)et*öorgef)oben finb. äSermutlidj ift
eS bie ermähnte (Smpacherin. lUud) in 23raun?
fchmeig egiftiert ootn gahre 1698 eine Zeich¬
nung. 2 )
SBie in ber ^orträt^eidjnung, bie felbft
feiner Qtii fd)on bödjgefdjätjt mar, fo lei?
ftete Slmling oor allein im s 4$0rträtftid) ganz
oor^üglicheS. Nagler tut biefem Zünftler Un?
red)t, menn er allgemein urteilt: ,,bod) oer?
miflt man in feinen SBerfen bie gute 2$el)anb?
lung beS ßeHbunfelS unb öfter eine ridjtigc
Zeichnung". 8 ) ©eine SJilbniffe finb äufjerft
lebenbig gehalten, auch toenn fie tecfjnifch einen
getoiffen ftanon ber 2lbftufung beS ßichteS
geben. Sie Prägnanz beS ©efichteS, ber leben?
bige, feffetnbe, oft auf baS gnnenleben ein?
gehenbe 9luSbrucf gilt ihm als baS 3Befent?
liehe, gn ben früheren SJlättern hält 9lmling
bei ber auch fpäter fid) nur toenig oariierenben
Sompofition beS 33ilbeS an ben franzöfifchen
SSorbilbern feft. SaS gra^iöfe SilbniS ber
Surfürftin Henriette 9lbelaibe (Xaf. 1 9lbb. 2 )
ift furz oor ihrem Xobe nod) 1676 entftanben
unb trägt, obmohl bereits fed)§ gahre bahin?
gegangen finb, noch ganz bie SDterfmale ber
$ßoiHi)fd)en Schule. Ser einbnufSooüe, auch
melancholifche Sopf gerbinanb 3)tariaS (baS
33latt entftanb nad) bem Xobe 1679), mit einem
ßorbeerfranz umrahmt, toirft ftilftreng, über?
Zeugenb (f. Xafel l 2lbb. 1); mäl)renb baS,
menn auch 0 Ut getroffene, fo hoch burdh ben
allegorifd)en Nahmen z u ftraff gufatnmen?
gehaltene gugenbbilbniS 9Jtas SmanuelS be?
reitS bie ©rennen beS fünftlerifctjen z um ge?
tiinftelten SluSbrucf iiberfchreitet. Unter ben
SßortraitS ber bürgerlichen unb Slbeligcn
finbet fid) manche ausgezeichnete 9lrbeit. Ser
Sßorträtftich feines ©chmiegeroaterS Diener
oom gahre 1679 (9lbb. 25) ift fcineStoegS
gefd)mcid)elt. Sie Stompofition, befonberS bie
gaffung beS SilbeS, offenbart baS gleiche SHaum?
gefühl. 9ltnling fd)meift nicht lange in 9lHego?
riett, fonbern ber $opf ift ihm bie £aupt?
fad)e. gn ber fompofitionellen 9lnorbnung
übereinftimmenb zeigt fid) baS bilbniS beS
©rafen berlio be bruS o. g. 1680 (9lbb. 26),
unb ber äufcerft lebenbig feftgeholtenc flopf
^eicfhooenS oon SDtoSmang oom gahre 1681
(9lbb. 27). 4 ) SBährenb in biefen Stichen nod)
©ehalt au bitten, toaö bem Zünftler mit 20. 3anuar 1677 bemifligt mürbe. gerbinanb ittaria ftarb, erhielt
Slmling 1679 ben ©efef)l, baS ©ilbniS ber f &h- 2)- ins Hupfer ftedjen, „gum frontispioio des Übels bero*
felben ßeichtfermon"' unb amar # mit ßorbeertrana unb f(einer Schrift au machen*, ©ei biefer ©elegenheit fefjen
mir auch in fein ©efchäft, menn er oerrät, bafj er 2050 Sjcmplare in ber Stabt k 30 Hr. abgefeöt h a öe- Siehe
91 bb. 1. 2. 3.
! ) ^ofsStaatfebiblioihef, §anbfcf)riftcn, Dcfcleana. 5. VI.
f ) ©ecfersXhiPme. ®b. 1. S. 409. nach Mitteilung beS Dr. S. glechfig in „Müderfche Stamms
buch"- ©leiftiftacichnung.
8 ) Nagler, Hünftlcrlejiton. ©b. I. S. 98. 4. Sbfafe.
4 ) 3)iefe0 ©tatt ift beaüglicf) feiner Xechnif für Emling äufcerft intereffant. Sie 9lbbilbung 4 (Safel 2)
aeigt ben erften 3«ftcmb ber glatte. Sie Slompofition heö geftimmt, aeigt al^ ftärfften SpeHigfeitSfompley bie
ftarf leuchtcnben ©äffdjen ber 9lmt8trad)t. Siefe ©orbringlichfeit empfanb aud) 9lmling unb er änberte auf
ber alten glatte baö ©ilbniö um, inbem an Stelle ber früheren ©äffchen nun eine §alöfraufe tritt! Surd) ben
bunflen ©ela, öie ©eugruppierung beS unteren §aarranbeS fomie ber gefältelten Hraufe oerftanb cS 9lmltng
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'Michael Söenig unb ftarl (Buftao Slmling, amei SJtünchener ftupfcrftecher be8 93aro<t
43
uerfd)iebene ^eüigfeitsfompleEe Sßerte befitjen,
fo bilben hier Stopf unb §alSfraufe bie allein
nige ßichtbominante. gn bctn ©tid) beS Sana?
IerS ©cfjmibt oom 3»al)re 1684 (SIbb. 28) finb
geroi^ manche biefer ted)nifd)en Momente be?
obacfjtet. Slmling 3 eigt jeboch hier einen in
©ebanfen oerlorenen Stopf, beffen ölide auf
feinen befonberen Punft gerichtet finb. ®S
mar mot)l SlmlingS 3lbfid)t, einen nadjbenf?
liefert burcfjgeiftigten Sopf 3 U aeigen. gn ber
3 U ftarfen Betonung biefeS ©harafteriftifumS
mürbe baS ©efidjt 3 U auSbrudfSloS. ©aS ßid)t
bominiert über ben Scfjattierungen, ol)ne biefen
(enteren ben aeidjnenben, linearen ©harafter
3 U laffen. ©aS ^öfifdje etrnaS formentioneHe
SJioment tritt im 23ilbniS beS ©hriftoph non
SJteper (SIbb. 29), 1694, etrnaS in ben ©intern
gtunb, eine gemiffe ©d)eu, bie nicht geftattet,
jeben, aud) ben lebten ©dreier non ber gei=
ftigen roie phtjfifcfjcn perfönlichfeit 311 3 iet)en.
©ie Perfönlichfeit ift nic£)t reftloS gegeben,
obmot)l firf) manche ®efd)idlid)fcit reicfjlict)
barum bemüht. SBir fomrnen hier mit Slm?
liugS befonbercr ®igentümlid)feit in Serü^
rung, bie oft aud) guten Arbeiten anhaftet:
®ie ®ed)nif tritt megen il)rer aßaugrofcen
Stünftlidjfeit in ben SSorbergrunb. ©ie be?
munberSmerte Slegana mirb burd) bie ted)*
nifcfje geinfjeit 3 ur geledten glauheit. Unb
bod) ein Porträt, mie 3 . jener oon bem
fcf)mar 3 en tonlofen ©intergrunb fid) abhebenbe
Sopf beS guriften Sari oon SBelfer (1697) ,
(SIbb. 30), eines SUirnbergcrS, entbehrt nicht
ber treffenben ©harafteriftif. ©aS marme
fiinftlerifd)e ©efühl breingt baS ©efünftelte
aurücf, unb baS nüchterne ©tement mirb burd)
bie größere Slnteilnal)me übermunben. gn einer
Qeit, in ber bie 23ilbniSmalerei nur menige
ßorbeeren 311 oeraeidjnen t)atte, mupte ein
fold)eS gcmanbteS können frappieren. 3n ber
ftofflid)en ©djilberung, in ber gefcfjicften $er?
teilung uon ßid)t unb ©chatten, in jener,
roenn aud) etrnaS ftereotppen, fich roieberho?
lenben 2lrt ber Sompofition ftanb Slmling 3 U
feiner unerreicht ba. ©ie nid)t fet)r gabt*
reichen Silbniffe äBeningS, mie bie SüfellS
haben mehr eine reprobuaiereube, unb baher
faft nur fachliche Sebeutung, fie ftanben auf
bem Stioeau ber Photographie. Slmling ba*
gegen fdjreibt unter jeben ©tid^ ftolg: „ad
vivum“, um feinen Arbeiten ben gebührenben
©elbftflänbigfeitSroert, ben Slang einer fünft?
lerifd)en Strbeit 3 U geben. Unb als foldjer
Stünftler befaft Slmling für feine Qtit nicht
nur feine befonbere SJebeutung, in ber hifto?
rifd)en 23etrad)tung mirb Slmling ftetS einen
holjen piatj meit oor SBening behaupten.
ginangieH geftaltete fid) benn auch 8 lm*
lingS ßeben beffer als baS SBeningS, melch
letzterer aiemlich arm ftarb. SllS Slmling fein
©nbe fomrnen fah, ergab er fich ruhig unb er?
geben in fein unabmeiSbareS ©djicffal. A )
Slnv 29.; Stooember 1702 berief er amei
©erichtSbeamte an fein Kranfenlager, ben
Äammer-fefretär grang S3aar unb ben Such«
halter ©ebaftian Käufer, um mit ihnen unb
in ihrer Slnmefenheit feine lefcten „®i§po*
fitionen* 2 ) 311 treffen. ©0 heiftt eS unter
anberem barin:
„ 2 . ift mein mill, bafc mein tobter ßeid)?
namb auf ©t. PeterS fregthoff al^ier mit
einer halben Proaeffion fode begraben roerben,
3. ift mein miß, baS bet; jebern ©ottS?
bienft benen armen ßeuten 3 ed)en ©ulben 311 ?
famben 30 ©ulben auSget()ailt merbe" 2 c. —
@r gebenft feiner lieben grau, bie ihm 29
gal)re hinburch bie ©reue gehalten, unb er?
nennt fie „in ßrmieberung ihrer ßieb unb
Stuf Opferung 31 m Unioerfalerbin*. @r fprid}t
oon feinem „menigen SJermögen, meldheS ich
feineSmegS auf bepljilff ober auethuung meiner
Sefreunbten: fonbern burch meine f hunft unb
meithe raifen hörtiglid) ermorben - '. SBeiterS
oerfügt er: „SJiaria 3 >ofepl)a Djncrin, bie ich
äu&erft gefdjidt, biefe Wenberutig burdauführen 5)a8 33ilbniS ift bunfler gcroorben, mag jebod) nur au ©unften
be« peirtttef) burchgeführten Äopfeg gefdieljt. 9luf bem unteren ©ocfcl änbert Slmling au<$ bie Snfdjrift um:
„Nil praeter uitam, dices animamque deesse.
Sculptoris nequit hoc munus ab arte dari.
Si tarnen Heroj possit Stylus addere uitam:
Principis in causa ponere Sponte volet.
l ) 2)ie folgcnben Angaben finb fämtlid) aus bctn Slft Slmling, ftreißarchio ÜJUinchen. H. R. fase.
2S1. 9lr. 48.
*) 2)a8 Xeftament mürbe am 8 Februar 1703 publiziert.
6 *
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44 SJticharb $aulu8, 3JHd)ael Söening unb S?arl ©uftao flmling, atoei SJlünchener flupferftecher beS ©arocf.
bermahlen aufergiehe unb guetmillig" (in ®r*
manglung eigener Sinbcr) „in meiner Unbber*
Haltung ^abe au einem angebenfen 100 fl."
unb oergifjt au d) nicf)t feiner Schtoägerin
Waria SBarbara. ©o oerpflichtete Sämling
feine ©attin, auch feinen gtoei ©chmeftern
„Waria Stofina o. Sämling unb Waria Sabina
o. Sämling gu ihrer Unterhaltung mod)entlid)
1 ©ulben gu oerraichen, and) bercntmegen ein
Capital per ain taufenb ©ulben auSguridhten
unb bet) meinem in ber ©entlinger ©affen
ftet)enben ©aus, allrao ich bermaDen mohne,
genugfamb git oerfichern". £aS ©auS hatte
er burch Kaufbrief de dato 23. 3uli 1689
„aigenthomblich" an fid) gebracht. Unb nun
gum Schluß fommt er auf eine Siebhaberei
gu fprechen, bic er gang für fid), ohne mei=
tereS Aufhebens gu machen, getrieben hatte:
„unb fuche id) beebe t)- SSirtuofen als ©ertn
SänbreaS SBolffen unb h^n ©umpen, bah
©tje nach .meinem ©intritt meine SDtaKerepen
unb fhunftfupferftich gu burdjfehen unb gu
fähigen belieben med)ten". ®S märe intern
effant gemefen, raenn fid) einige Malereien beS
SKmftterS erhalten hätten. ©umpp 1 ) unb
SänbreaS SBolf*) maren greunbe Sämlings,
er hatte genugfam nach ihren SBerfett ge*
ftodjen unb mefentlid) gur Sßerbrcitung ihres
StufeS beigetragen, ©ie fehlten jebod) beibe
aud) biefen Weiftet hoch unb roerben feiner
Sitte gerne gefolgt fein. Säm 1. ®egember
1702 bat Sämling, baf? man fein Xeftamcnt
übernehme. SaS SßrotofoH befagte: „baS ®r
bei) feinen bermahltBen SeibSgueftanbt, mit
melchem il)nie ©ott ber allmed)tigc l)aimbge=
fucht, intentioniert fege, ein leftmillige biSpo*
fition gu uerfaffen unb gmar ad acta gu über*
geben". Unb ba er „böttligrigen gueftanbtS
halber felbften beim Sllmbt nit pbergeben fann",
fo fam ber ©err StabScommiffariuS ©ofrat.
unb ©cheimfclretär SälogS ©rueber gu ihm
unb fd)rieb l)ött)ft eigenhänbig in feine 9Jften:
@S fei „oon Sämbling gmar in bött ligent,
hoch bet) annoch ©ott gu banfh gimblid) guetten
SeibScröfften, als gang ooHfommen oerftanbS."
„®r übergab ein in hanbem gehaltenes SibeH
in einem ooluero eingemacht mit feinem ge*
roohnlichen S]Söttfd)aft oerfchloffen unb nach 5
folgenber Waffen überfdirieben: Testnraentum
ad acta: SEBan eS bem göttl. SEBillen nach gu
bem gahl fhommen folte, baSjenig alles ge*
threulid) unb folcher geftalten gu ooügiehen
als ber tenor beffen teftamentS mit fich brin*
get". ®S fam jebod) noch manche fd)mere
©tunbe. ©elbft baS gah r 1703 begann, 3 )
als er „9lm tyyl. neuen iahrStag nachts oon
biefem 3eitlid) hoffentlich gum etoigen Seben
abgeforbert" mürbe. Uiebft feinen Singehörigen
trauerten um ihn fein greunb 23aron oon
WiHau, ©unipp unb SlnbreaS äöolff. Unb
als ein lebcnbigeS Slnbenfen an biefen heroor*
ragenben Zünftler brachte fogar noch baS 3al)r
1896 mol)l baS befte Porträt biefeS ÄünftlerS,
eine Winiatur, bie allerbingS in ber ©elbingfchen
Sluftion oom 14. ©egember 1896 mieber
in unbefannte ©änbe überging. 4 ) 2)iefe WU
niatur gibt unS ben jungen Wännerfopf Sims
lingS mit h^^abmallenben natürlichen Soden
mieber. ©ie ftellt ben mof)l 30jährigen bar,
oon ber ©anb beS SBolfffchülcrS ©. ®cgler, 5 )
ber in SBilnöS bei Staufen geboren, fd)on 1685
in Segernfee oerftarb. SiefeS getufchte SBilbniS
erhält unS ben nur 51 3al)re alt gemorbenen,
auf ber ©öf)e feines Schaffens aus bem Seben
gefd)iebenen Rünftler lebenbiger, als eS bie
oerftaubten Slrd)ioalien oermögen.
‘) (SS ift bieS gobann ©aptift ©umpp, ber ©ohn beS Sfjriftopl) ©. au$ ber £groler Stüpftlerfamilie.
@r mar 3i°i6 unb ärlegSbaumeifter, fertigte als fotcher bie (Ehrenpforte für flJlaj Smanucl 2C.; f. Sftagler,
Slllgemeineö StünfilerleElfon. ©b. 5. ©. 452.
*) gohann Hnbreaö ©3olff, au« einer ftünftlerfamilic ftammenb, toar ein fehr probuftioer Italer unb
gegen fein ßebenßenbc ein nicht ungefchitfter örchiteft. Näheres bei Magier, ©kftenrieber, ßipomfcft) 2C. (Sine
im Sommer erfcheinenbe Arbeit roirb reichlich über biefen fähigen unb oon feiner 3 c *t befonberS gefdjäöten
Zünftler 9luffchlufe erteilen.
■; $er öuftionöfatalog ber Sammlung ^fifter, München, 1888 hat bisher alleinig 3. 178 au 9tr. 5269
bae £obc8jahr «mlingS mit 1703 richtig angegeben. 2)aS einfehlägige Sotenbuch oon 0t. $eter emittiert leiber
nicht mehr.
4 ) taftion ^elbing, 14. 2)eaember 1896. Katalog. ?lr. 214. Porträt beS flünftlerß ©uftao ömling
(1651 1701 ©. Regler. 3.). ©chöner junger SRännerfopf mit herabhängenben natürlichen ßoefen. Xufd)e auf
Pergament. Dual. SJtetallrähmcben, ^»öhe 8,5, Breite 7 cm. Mbbilbung 24.
6 ) lieber ®. Segler, f. Nagler, ©b. 13. ©. 309. ©. Regler ift nicht au oermechfeln mit 3ohann Regler,
ber, gleichfalls ein ©cfjüler SöolffS, biefen (f 9. Wpril 1716) überlebte.
Schriftleitung: Sberbibliothcfar Dr. ©eorg ßeibinger, München, ßubrcigftraöe 23.
(^ofbuefobrueferei Kajltiet & Callroey.
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Original fro-m
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Äöfcl 1.
Ebbilbung 1.
5t. ®. Emling: 5turfürft gerbtnanb üftaria.
Ebbilbung 2.
St. ©. Einling: 5turfürftin Ebefaibe.
Ebbilbung 3.
St. (8. Emling: 5turfürft 3Jlas dmanuel.
Ebbilbung 4.
51. <8. Emling: 2)er ff. Eat Srnft $eicff)ofen.
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Original frörri
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aafcl 2.
SIbbilbung 5.
g- 3 - 6pätt: 3JlajimiIian Slarl gürft uon
ßäroenftein*2öertfjcim.
Slbbitbung 7.
gr. 3 . ©pätt: Sßnatius gel. 3of.
©raf o. £örring.
öbbilbung 6.
3- Slubran: fturfürfi ©tnanuel.
Slbbilbung 8.
gr. 3 . ©pätt: fturfürft ftarl Sllbcrt.
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Original frnm
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als ©rofemciftcr bc8 ©eorgUStitterorben?.
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Ünfrl 4.
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SIbbilbung 12. Stbbilbung 13.
©eraog SDlajimilian non Sägern. ger^ogin ©lifabetf) non Sägern, ©emaljlin SJJaximiltanS non Sägern.
aJhinrfjen, äqI. SBefibena. attünefjen, ftgl. Stefibena.
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8afel 5
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Slbbilbung 14.
^erjog SUbredjt VI., bcr „ßeucfjtenberger.*
aßüncfjett, JRefibcnji.
Go igle
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®afel 6.
Slbbilbung 15.
ftarbtnol §eraog ftatl oon Öot^ringcn.
ajlünrfjcn, ©ayer. Wationalmufeum.
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®afel 7
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«bbilbung 16.
tfarbinal Sltarl oon ßotfjringen.
anündjcrt, Jtgl. SReftbena.
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aofci «-
Slbbitbung 17.
Stifabetfj uon ßotfjringcn, ©cmafjlin 3Jla£imilian8 I.
äRündjen, ©agcr. Nationalmufeuin.
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fcafel 9.
Abbilbung 18.
Antoinette non ßotfjringen, §er$ogin oon 3ülidj unb ßleoe.
SRüncfjen, ftßl. SReftbcna.
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&ßfel 10.
Slbbilburtß 19.
(Bemälbc bcr f)cr3ootic^cn Sfamilic oon ©agern.
,2)atbrinQun0 im £empel. #
©cfjleiftfjelm, Ä. ©emälbegalerie ($cpot).
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(
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«afrl 11.
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Slbbtlbung 20.
Renata, ©erjogin oon ©agern, (Bemafjlin 2öttf)elm8 V.
SHüntfcen, Agl. Weftbena.
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fcaftl 12
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Slbbilburtg 21. öeraog SöiUjelm V. oon ©agcrn. öbbtlbung 22. ©erjogin Renata oon ©agern.
©tief) oon 3. Ä. 3immcrmamt. ©tief) uon 3. Ä. 3immermantv
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*Co uhi* ' v Q>ift%yu* i.r; AyvUno-
Sajp&'&rJSt £b*t.. t>ÄwWÄ»
. '/■, »Am-* • 4..J6*/' i’utrfu»**r * Hws* /Tl7#
«Ibbilbutig 23.
Olbbilbung 24.
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‘Vücberfcbau.
fliriftige# unb Äiittrtlertrrifc* lUtimhen
in Selbftbiographien. ©erau^gcgcben
uon 9 B. 3ilS. ©iit 3n>ötf Silbntffen unb
einem Slnfeattg „©tüncfeencr Verleger
unb treffe". (440 0 .) ©tünchen 1913 ,
©las SMcrerS Verlag. Sn 2 einmanb ge*
bunben JC 6.—.
GS mar fichcrlid) ein aufeerorbentlid) glüd*
lieber ©ebatife, bie ^auptfäd)Iid)ftcn Vertreter
ber geiftigen unb fünftlerifdjen Slultur ©tün*
d)en» 31t oeranlaffen, in furzen eigenen 2 ebenS*
befdjreibungett ihren SSerbegang 31t fdjiibcrn.
Sie Slufforberung 31m ©erfteüung biefer Sluto*
biograpl)ien, bie ber Herausgeber fetner^eit er*
liefe, fdjeint in ben betreffenben Greifen feljr
grofeett Slnflang gefunben 31t haben. Unb fo
finb benn in betn jeyt oorliegenben Vattbe
gegen 330 2 cbcnSbefd)rcibungen enthalten, bie
3Utn gröfeten leite uon atlert)öd)ftern $\rttereffe
finb. 'Sie nüchternen falten Slngaben, bie man
im „Siürfchner" ober in beut Hanbbucfe „Söer
ift’S?" finbet, t)aben f)ier lebetiSooUen Sd)il*
berungen SjJlafc gcmad)t. ©ibtS eS bod) an
mnb für fid) faum ein intereffantereS 2 iteratur*
er3eugniS als bie Selbftbiographie, befonberS
roenn ©teifter ber geber fie liefern. Unb ge*
rabe in biefem Vud)e finben fid) eine ©eilje
uon cnt3iidenben Slabincttsftüifen, bie nad) gti*
tjalt unb gönn ihrcSgleidjen fudjen. VJir
unterlaffen eS, Flamen 31t nennen. Ser 2 e*
fer, ben baS Vud) ooin Slnfang bis 3iun Gnbe
ungemöt)ntid) feffelt, mirb fclbft erfennen, mel*
che mir meinen. Sille ©rabe ber Selbfteim
fdjäljitng begegnen uns, mafeloS übertriebene
Ginbilbung, Gitelfeit in abftofeenber unb lie*
benSmürbiger gor in, nüdjterne, flare Selbfter*
fenntniS, Vcfdjeibenheit unb — Unterfdjätjung.
SaS ©an3e ift gemiffermafeen ein 2 ehrbmh,
auf mic oiele oerfchiebene Sirten man 311111 Gr«
folge fommeti fann. 9 lHc menfdjlichcn Sone
.toerben barin angcfdjlagcu.
Sin biefer 0 teHe fei baS SKerf aber noch
-
befonberS gerühmt als ein rcertooHeS Quellen*
roerf 3ur Stulturgefchichte, nid)t blofe ©tün*
djettS, fonbern VagernS unb SeutfdjlanbS
überhaupt. Sie ragenbe Stellung, bie ©Hin»
d)en im ©eifteS* unb Äunftleben SeutfchlanbS
einnimmt, fommt uns fo recht 311m Veroufet*
fein beim Surchlefen biefeS VttchcS. 2 BaS
flutet oon eigenartigen ßräften nicht alles
herein in biefe Stabt unb toie oiele Ströme
emfenbet fie nicht mit fräftigetn $ulsfchlag
aUitberallhin? SBie marin berührt eS, in betn
oorliegenben SBerfe oon ben
immer unb immer mieber 31t hören, tote
ihnen ©tünchen mahrhaft 3ur ßtociten Heimat
mirb unb mic gut fie cS getroffen haben an
ber Sfar! Unb mit melier ^>eimatliebe
hängen bie, fo im Schatten ber grauentiirme
geboren finb, an ber Stätte, too ihre SBiege
ftanbl 11 m baS Verbietet, baS fich ber Heraus*
geber ertoorben hat, red)t 3U mürbigen, mufe
man fid) ben ©ebanfen oorlegen, toie fd)ön
eS märe, metin mir auS früherer $eit fdjon
foldje Vüdjer Ratten. 2 BaS mären baS für
gefdjähte Söerfe, bie immer unb immer mieber
befragt unb nachgefdjlagett mürben I S 3 ir
glauben nicht fehhiugehen, menn mir behaupten,
bafe faum ein attbcrcS in lebtet $eit in ©tim*
d)cn erfd)ieneneS Sud) fo oiel gelefen toeröen
mirb, als baS „©eiftige unb fünftlerifd)e ©tün*
djen". VJenn man einige bebeutenbe ©amen
barin noch fchmeqlich oermifet, fo liegt eS an
bem VMberftatibe ihrer Srägcr, bie noch 3 Us
rüdfeheuten oor ber Preisgabe ihrer Selbft*
biograp()ie. Vielleicht gelingt eS aber bem
rührigen Herausgeber, ber mit anerfennenS*
toertem Safte feiner Slufgabe gerecht 311 toerben
flickte, bie Sögernben bis 31m tiächften Stuf*
läge 31t über3eugen, bafe fie als ©titarbeiter
nicht fehlen unb bie 2 ebenSbcfchreibutig auS
eigener geber ber ©tit* unb ©achmelt nidjt
oorenthalten biirfen.
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9ltt unfere ßefert
Cer Aiftorifcße Serein von OSerftayern Cietef gegen einen $af)res6eitrag non 7 darf
für Die Mündjener, 8 Marf für die auswärtigen Mitglieder feinen Mitgliedern folgende
8 orteile:
floftenlofen $c 3 ug der Oereins 3 eitfg}riften — AltOaycrif&e Monatsfgirift,
£>6erf>ayerifg)es tfrdji»;
freien Sefud) der oerfrffiedenen Sammlungen des Cer eins;
Senüßung der Sißliotliefsöeftände;
Seilnaljme an den regelmäßigen Monats- und ftßendoerfammlungen.
Cie Sißliotfief und die Sammlungen des JSifforifdjen Oereins definden ficö gntei-
♦rürfenftraße 12 (alte S($mere-9i«iter-8aferne), II. Storf, Eingang Woraffiffrä&e.
JtUe ginfendungen für die Ceröffentlidiungen des Aiftorifdien Oereins (Cttertaye-
rifffies Arffiio und tfltßayerifffic Monatsfffirift): Mannffripte, ^ejenfionseremplare,
Jiaffiriffiten etc. find 3 u adreffteren an Dr. CeiMngev, £>6er6i61iotf)efar der f. Äof-
and StaatsfrBliotfjef, Tttiiud?««, Sudroigffra&e 23.
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Hltba^eriscbe /Ifconatsscbrift.
Die 2Xltba\'crifd?e ZITonatsfdjrift erfebeint jäbrlid) in 6 ßeften, welche an Me flMtglieber
bes Ibistoriscben Vereines von ©berba^ern gratis abgegeben werben.
preis für nidnmitgliefccr: 7 2TIf. für 5en 3 a fy r $ an $-
Der bucfrbmiMcrifcfrc Dertricb ift t>om IMflorifcben Dcrein 5er 3 . 3 . Centtier’fcfcen
fyanMuttg (Crrtft Stafyl juu.) in 217iiucben Überträgen tr>or5en. öeftellunaen übernimmt öiefe, fotoie
jeöc anöere Bucfyfyan&luna.
XII. Satjrgnng 1913/1914.
3«b«lt bei 5. MWÖ 4. ft c f t c *.
Die Erbauer ber Dierecffcbanjen. Don Dr. Jfrictoicb ©blenfdjlaaer lliit 2 «Tafeln ’45
Die Silberbiiftc bes bl. Benno in ber grauen Firdje jii illiindjen. Don L)r. lllidjacl
l) a r t i $.58
lieber ben (ßrafen IPaltber ron Cbling. Don Dr. Camillo Iroiter .(>l
0rtsnanten nttb Beftebelung bes Berdüesgabener tianbes. Don Dr. Julius ZUieitel 73
/?jur DereinsdnoniF. 95
21ufruf für ein (Gabriel ron SeibbDenFmal.96
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3)ie icßatiec cfec Diecetftftfianjen.
©ott Dr. gr r i e b r i d) Df)leitfd)Iager.
(£J)e id) auf ben eigentlichen Stoff ein*
gehe, muß id) einige fur^e ©emerfungen üor*
au£fd)iden, bie §unt ©erftänbni3 ber Stellung
nötig finb, bie id) in ber $ragc einnehme,
unb ber ©erecfetigung, ja id) barf fagen ©er*
pflidjtung, über bie Schanden $u fpredjcn.
E3 finb nahezu 50 3 a h re / f e *t ich ntid)
mit ber Xätigfeit ber Dtönter in ©atjent be*
fchäftige, unb feitbem l) a t bie Teilnahme am
Stubium unferer ©orjeit gemaltig jugenom*
men. E3 gab bantalS nur 10 gefd)id)tlid)e ©er*
eine im Sanb, bie faft nur über bie ©eiträge ber
nicht gerabe jaf)lreidjen -Dtitglieber oerfügten;
ba3 Telephon mar nod) nid)t erfunben, unb
ebenfomenig oerfürgten ba3 3meirab unb bie
jefet fo §ahlreid)en Kleinbahnen bie manchmal
ziemlich grofeett Entfernungen jmifdjen bem ge*
)d)id)t3freunblidjen g-orfdjer unb bem Unter*
fud)ung3gegenftanb.
9iod) fehlten bie bequem tragbaren ßid)t*
bilbgeräte, mit benen fid) jefet fd)nell unb fidjer
bie gefunbenen ©egenftänbe, ©aurefte, $nfd)rif*
ten, Klcinfunbe unb bcrgl. aufnehmen laffen.
©or allem aber mangelten bie jum ©er*
ftänbni£ unb jur 3citbeftimmung fo notmenbi*
gen ©ergleid)£gegenftänbe, bie burd) neuere,
mit größeren ©elbmitteln auägeführte 9lu3*
grabungen unb Unterfud)ungen in au3reid)cn*
bemDJiafee jutage gefontmen finb; ba^germani*
fche SDiufeum in Nürnberg mar erft feit menigen
fahren (1853) gegrünbet, bae römifd)*germa*
nifd)c DRufeum in 9Jt x aiit$ nod) in ber Ent*
midlung begriffen; bie gorfd)ung mar bal)t'r
mit jiemlichcr 9Ml)fal unb oerhältntömäfeig
höheren Koften oerbunben.
©erabe bie 3d)mierigfeit ber Ermerbuitg
fnüpfte aber jmifdjen ben SBcrbenben ein fefteä
©anb unb mit 9ld)tung fchaute jeher auf ben
«. 3R3 -L
glüdlid)en DKitftreiter, bem eine Untcrfud)ung
mit Erfolg gelungen mar; neiblo£, nid)t fampf*
lo3 überliefs man bem ficgreid)cn ©egner ben
©lafe, unb ber mit großem ($ifer aber fadjlid)
geführte Kampf biente meift ba§u, bie ©ertreter
ocrfd)iebener Meinungen eittanber näher §u
bringen, bie um ber 3Bat)rl)eit millen, nicht
äufeerlid)er Ehren halber, fich mit ber fd)mieri*
gen Aufgabe ber ©or* unb 5rüf)gefd)id)te f> e *
fd)äftigten. ©tit SBehmut gebenfe id) ber ©iän*
ner, mit benen id) burd) biefe Stubien in ©e*
rül)rung fam, unb bereit 9ld)tung id) burd)
bie 9lrt ber 3lrbeit in fold)ent ©iafee ermarb,
bafe fie §um Jeil mid) mit ihrer Jyreunbfd)aft
beglüdten; id) nenne nur bie kanten ber §in*
gefchiebencn: Eourabt), Eol)aufen, $al)lem,
Effenmeiit, Lettner, Sperjog, ßinbenfdjntit,
©iommfen, ^ßaulu3, Sarmep, ©ird)om, 3 au 9 e:s
meifter. Sd)on in meinem 15. 3>ahre war ich
burd) meinen trefflichen 2el)rer ©rof. ^afob
©eder in bie Kunft, tömifd)e 3nfd)riften b n
lefen, eingeführt morben unb bie ©ähe ber
Saalburg, ber Diömerftabt S)ebbernl)eim unb
be£ Wainjer ©tufeumS h a *te fviih bic Dluf*
merffantfeit auf bie Jätigfeit ber Dtömer in
©ermanien gelenft unb ^ur ©etrad)tung ihrer
Öinterlaffenfd)aft augeregt; bie Kenntnis ber
oorröntifd)en fteit war nod) meitig geförbert,
man begnügte fiel) nod) mit ber uralten, neuer*
biitgä mieber §11 Ehren gefommenen Einteilung
in Stein*, ©xonje* unb Eifen^eit, unb alle$,
ma$ eine gröfeere Kunftfertigfeit, eine höf) erc
Kultur oorau3fefeen liefe, mürbe, ba oon einer
Jätigfeit ber ©riechen in unferem ßanbe nicht
bie Diebe fein tonnte, ben Diöntern äugefehrie*
ben; benn Diönter unb ©ried)ert maren jaft bie
einzigen ©ölter, bereit ßeben unb Jreiben ben
©ebilbeten uttfereä ©olfes einigerntafeen be*
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46
Dr. griebrieß Oßlenfcßlager.
farmt mar; bcrt Oorröntifcßen SBötlern, gelten
unb ©ermatten mußte erft atlmäßticß ber ^?taß
an ber Sonne errungen merben.
So gatten bertrt aud) bie alten Straßen,
®efeftigungen, ©räßcr unb bergt. al§ 3 eu n CTt
römifcßer Xätigfeit, unb mit bem Säße: „So
treffließe Stauern, Straßen, Sdjanjen fönneu
nur bie Siömer ßergeftellt ßaben", ßielt man
jeben weiteren 33 emei£ für überftüffig, unb
nantenttid) für bie Sdjanjen erinnere id) ntid)
nid)t, and) nur ben 3?erfud) eiltet 23emeife3
römifdjer ^erfunft getefen §u ßaben.
G3 fügte fid), baß id) im £erbft 1865 als
iStffiftent nad) Gid)ftätt fant unb gteid) am
erften Stbcnb, einem Xienätag, erfuhr, baß
[eine Stunbe attmülabmärtS bei bem Xorfe
$fün§ ein römifd)e3 Säger unb in einem Stabet
bort eingemauert eine römifeße Qnfdjrift fid)
befinbe.
Xrei Xage fpäter, am erften freien Sacß*
mittag, ftanb id) auf ber £öße bei $fütt§,
mo bie Stömerftraße gmifdjen bem Xonauüber*
gang bei Gining unb SBeißenburg bie 2 (ttmül
freuet, unb fanb außer ber ermähnten $n*
fd)rift rtod) §toei anbere, bi3 baßirt nid)t be=
fannte ^nfdjriften; jmei baoon gaben 31uffcßluß
über bie Sefaßung be3 Sägers ber Cohors I Breu-
corum, eine britte mürbe bem Ä’aifer Garacatla
gemibmet, aU man im Qaßre 213, bei feinem 3”9
gegen bie s 2 ltamannen, feine 8 tnfunft im Säger
erwartete.
Scf) üeröffeuttid)te biefeit gunb unb mürbe
infotgebeffen oerantaßt, bie fämttidjeu römifcß*
baperifdjett 3 nfcßriften neu ju bearbeiten.
Xod) fatn e3 nid)t ju bereu SSeröffentlkßung,
meit jur fetbigen 3 e it, mo id) mit ber Samm*
tung ber im Sanb jerftreuten gnfdjriften itaße=
§u fertig mar, ber 3. SSanb be£ Corpus Inscrip-
tionum Latinarum erfeßien, in metd)em bie
römifcß4at)erifd)eu 3 >nfd)riften enthalten maren,
fo baß id) §u biefeit nur eine befd)eibene
s 2 leßrenlefe liefern fonnte.
SBäßrenb ber Arbeit an ben ^nfeßriften,
bie id) faft atte fetbft befud)te unb in Rapier
abbrüdtc, ßattc id) erfannt, baß fie 511 menig
Sußatt ßätten, um allein genügeubeit Stoff
§u einer ©efd)id)te ber römifeßen tyit 93ai)crn3
§u tiefem, baß oielmeßr atte römifeßen Sftefte
unb 3 'unbe baju ßerangc^ogcn merben müßten,
eine Aufgabe, bie icß fofort in Angriff naßm.
SRacßbem id) bie größeren ^Befestigungen mit
un^meifetßaft römifd)en gunben, mie ^Sfüng,
Söfd)ing, ^föring u. a. fennen gelernt ßatte,
fließ id) aud) auf Heinere Grbmerfe berart, bie
Oon früßereu Jorfcßern at£ römifeße Scßangen
angefeßen morben maren unb nad) bem SSor*
gang bc3 mcifterßafteu Stid)aner, be£ ange*
feßenen SRaifer, bc$ feuntniöreießen 2 Bei£ßaupt,
be£ unermübtidjen s }>opp, mußte aud) id) biefe
©egenftänbe in ba£ 33ereicß meiner gorfd)ungen
gießen, miemoßt mir fd)ou batb ber Stängel
eineä überaeugenben 33 emeifeS für bie römifd)e
igerfuitft füßtbar mürbe. 1 )
$cß fud)te baßer itad) }otd)en 93emeifen,
bie aber nießt fo teießt $u befd)affen maren,
meit Unterfud)ungen an unb in biefeit Sd)an*
§en nid)t ftattgefunben ßatten unb genaue 21 uf*
naßmen nid)t in großer Slnjaßt üortagen.
3®a£ icß jugunften ber römifd)cn Anlage
ermittelte, foü am Sd)luffe oorgebrad)t merben.
s 2luf ©runb meiner Grfaßruug ßabe id)
bann aud) in ben früßer (1902—1909) bon
mir geleiteten ard)äologifd)en Ausflügen eben-
fo mie meinen Scßütern fomoßt bie großen
Xeifenßofer Scßanjen als aud) bie benad)barten
Heineren Grbmerfe bei Sauf^ont, föreu^bulad),
Oberbiberg ufm. at£ römifd)e Sdjanjen be*
jeidjnet.
93alb fottte id) erfahren, baß id) mit biefer
s 2 tnfd)auung ittid) in einem biden Irrtum
befanb, beim im arcßäotogifdjen Sur» be£
baßerifd)en ©eneratfonferoatorium^ 001 t 1910
mürben bie Xeifenßofer Sdjanaen, angeb*
tid) „nad) neueren gcftfteltungcn", ,,at» Gin*
friebigungen f p ä t f e 11 i f cß e r © u t S ß ö f e
gebeutet, bie mit ben Sftömeru ebenfo menig
511 tun ßabett, mie bie jaßttofen, attent*
ßatben beobad)teten Sieredfdjau^eu/' (9tug^b.
») „(SS ftnb in Sßürttcmbcrg no<ß etroa 60 fogenannt« gelbfcßanjen ober Sftatfdjlager erßalten, meift
in ßoßer Sage, größtenteils in SÖälbern, roo fie am beften erhalten blieben, befonberS aaßlreid) in ber 9täße
ber (Srenamauer, oon reeßtediger ©eftalt mit abgerunbeten (Seien, ber gorm nach 0 ana ben römifeßen ßagern
entfprecßenb, aber mauerlos, tßre (Seitenlange beträgt meift amifeßen 70 unb 100 m. 3Jtandße berfelben ftnb
früßer als StafteHe angefproeßen morben. 5)er römifeße Urfprung berfelben ift raaßrfcßeinließ, aber ©erocife
bafür ftnb bis jefct nießt befannt/ 3JtiIIer Dr. 51., ®ie römifeßen tfaftetle in SBürttemberg, in ben Mitteilungen
beS ©ereinS ©außütte au Stuttgart 1892 S. 41.
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£>te (Erbauer ber SSierecffdjanaen.
47
«bcnbjeitung 1910 9k. 110, 22. Slpril.)
gnt 9lu3fcpreiben be$ 9lrd)äol. Surfet 1911
(9lug£b. 9lbenbgtg. 1911 9k. 111, 8. Märg)
erfdjeinen al3 Befudjegegeuftänbc „bie felti*
fd)en (Srbfcpangen bei Steinbad) unb
Spolgpaufett", fpäter mürben biefe ©rbmerfe
burdpucg „alä Siitfricbiguugen feltifcper ©ut£*
pöfe erflärt", unb mer fie jept itod) für röntifd)
pält, barf fid) nid)t munbern, menn er al£ rüd*
ftänbig unb untüiffcnfrf)aftlid) angefet)en mirb.
SEßie bie ermähnten „neueren geftftellun*
gen" auäfapeit, mar nid)t mitgeteilt, if)re SRicp*
tigfeit gu prüfen mar baper niept möglid).
2Ba£ gegen röntifdje Sperfunft oorgebrad)t
mürbe, foll gunäd)ft nadjeinauber oorgebraept
ruerben, bei* Berfud) ber SSiberlegung mirb
barauf folgen.
3nt römifcp*germ. ftorrefpbl. IV 1911
3. 20 erfdjieit bann folgenbe Mitteilung, untere
geid)itet s 4>. SReinede, Dftober 1910.
Spätfeltifd)e Bieredfcpange.
„Tiefe fficlpeimer Sdjattgc gehört gu einem
in Sübbeutfcplanb, in^befonberc an ber oberen
Tottau gang geläufigen Tppuö Pierediger ßrb*
merfe, ben bie alten Topographen mie Terrain*
jorfd)er alö SRönterfd)angen gu begeid)nen pflege
ten. ©ä ift p i e r n t d) t b e r D r t, b e n 9t a d)*
mei3 gu füpren, baß biefe Sd)augen mit
ben SR ö m e r n n i d) t b a ß gering ft e g u
tun haben, bafe fie überhaupt nicht ntili*
tärifrf)e Anlagen, am allermenigftcn aber
fold)e r ö m i f d) e r Befeftigungäfunft Oorftel*
len. Soldjer ©rbmerfe laffen fid) aus 9krb*
haben, grauten, Dberpfalg, SBürttemberg, bem
baperifdjen Scpmabeu, mie 9lltbat)eru (unb gmar
innerhalb mie außerhalb beS SimeS) mopl mehr
als anbertpalbpunbert nadjmeifen; fofern gunbe
aus ihnen betannt fiub, beuten biefe immer
nur auf oorrömifdjc ß e i t, inSbefottbere
bie Spät*£a*Teneftufe. gür fie alle gilt
ftetS nur mieber bas, maS ft. 3d)umad)cr Por
mehr als 10 fahren (1896 Oft.) bei ber Unter*
fud)ung eines analogen SrbmerfeS in ber 9iäpe
oou Dfterburfen fonftatiert pat, nämlich,
baf 3 hier eine Einlage ber Spät*£a*Tenefultur
oorliegt unb gmar bie Ummallung eiltet jpät*
feltifd)en ©utS*(©ingel*)pofeS. Ter Befuttb in
ber ftelpeimerfdjange bie im 5(uSmaß ipreS
SpipgrabenS (bis 3,20 Meter tief unb 7—8
Meter breit) an eiugelne nod) Oorgiiglid) er*
haltene ©rbmerfe biefer Slrt in ber 9Jäpe oou
München erinnert, fd)ließt fiep bem nur gang
an. Unb baS nämlid)e trifft für eine SReipe
aitberer Sd)angen in Bapern gu, aus benen
gunbe gefammett mürben."
Tantit mar ber Stab über bie miffen*
fd)aftlid)e Befähigung aller ber Männer ge*
brod)en, bie fid) je mit biefett Sdjangen be*
fd)äftigt unb fie für röntifd) gehalten patten.
3 n biefem Bericht über bie Sdjangeu feplt
jeber Beleg für bie eingelnen aufgeftellten Be*
hauptungen unb bamit bie 9Jiöglid)!eit ber
3 uftimmung ober Ablehnung; nur fo oiel fattn
unb muß mau eutgegenhalten, bafs ein Sd)luß
oou ber 6 i tt heit auf eine Biel heit ober gar
bie ©ef amt peil alter Scpangen, mie eS pier
opne jebe ©infepränfung als unanfechtbar be*
trachtet mirb, miffenfd)aftlid) unguläffig unb
unannehmbar ift; er lägt pöcpftenS auf mög*
lid)e ©leicppeit fd)ließeit unb felbft biefe
müßte burep meprere gleiche ober äpnlid)e
gunbe geftüpt merben.
SBettben mir uttS baper gu ber Stelle, in
meld)er uns ber BemeiS oerfprod)en ift, nämlicp
in ben Teutfcpen ©auett XI. (1910) 3. 181.
Spier füprte Dr. SReinede folgenbe ©rünbe
gegen ben röntifd)eu Urfprung biefer Scpan*
gen auf:
1. ,,©S läßt fiep ard)äologifd) niept ermeifen,
baß biefe ©rbmerfe mit bem römifd)en Dffu*
pationS* ober BefeftigungSfpftent ber frühen,
mittleren ober fpäten ftaiferge.it etmaS gu tun
paben," (aber ebenfo menig, baß fie mit
feltifd)er Sperfunft ju tun paben). ,,©S
erfd)ienen uns in ber Tat feit langem
bie ftrategifepen Kombinationen über ein
gufammettmirfen ber 11 Keinen Säger füb*
lid) Ooit Teifenpofen, oorgttgsmeife int SBolf*
ratSpaufcncr Begir!, (Teutfcpe ©aue VIII. 169),
unb ber beiben fog. SegionSlager bei Teifen*
pofen etroa^ gefünftelt. (Teutfcpe ©ane VIII.
171)."
2 . „Sd)angen biefer 9lrt fiixben fid) in
^raufen, Baben unb ber Dbcrpfalg nod)
meit außerhalb ber äußeren, obetgermaitifcp*
rätifd)eu Sinte^linie."
Beifpiele für biefe Behauptung finb nid)t
angeführt, e£ finb aber in grauten bi3 jept 6,
in Baben @erid)tftetten, ba^ nur etma 12
Kilometer oou 9Riltenberg, 8 SÜtometcr Oon
ber röntifd)cu ©renge liegt, in ber Dbcrpfalg 3
unb 3 in 9Jfittelfranfen, baoott 2 bei Sellen*
7 *
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PRINCETON UNIVERS1TY
48
Dr. grlebridp Oplenfd)läget.
felb, alte niept über 1—2 Sagegmärfcpe don
ber römifepen ©renglinie entfernt. 2 )
3. „Sie Anlage biefer ©rbtoerfe (fpi£
auggegogene, nidjt abgerunbete ©den; mir
ein £or) ift grunbdcrfd)ieben don ber 31n*
läge ber älter* be§m. mittelrömifdjen ©rbfaftelle,
don §olg* unb Steinbauten gar niept gu
reben."
©pipauggegogene ©den finb feiten, abge*
runbete ©den paben ober patten alle Sepangen
augerpalb beg limes Raeticus.
SSenn fiep in bein betoalbeten redeten igoep*
ufer ber 9?ab, ettoa gioifd)en $enf unb Soll*
ftein, noep eine folcpe ©epange finben liege,
fönnte man bei bem annäpernb gleidjen 3lb*
ftanb ber ©epangen bei ©djampaupten, S33al*
tenpofen unb Spaag an ein planntägigeg mili*
tärifdjeg Sorgepen benfen.
©djiefttnnflig, alfo mit einem fpipeit
Söinfel finb auep ungtoeifelpaft röntifepe
Säger, gunt 33eifpiel bei gaimingen, fer*
ner bei 33opfingen, Dberborf unb bei JRiftif*
fen (geftfd)rift ber 3lltertumgfainmlung in
Stuttgart 1912. £af. I unb £af. IV.), nament*
lid) bag Dberborfer Saftell ift in ©eftalt, niept
in ©röge gleid) ber Saufgorner ©d)ange.
Dr. SReinede fäprt fort:
4. „guir bie fepr groge $apl berartiger
Sepangen unb bag öftere ^Rebeneinanber mep*
rerer SBerfe biefer ©attung gebriept eg bei ber
31nnapme faifergeitlicpen Urfprmtgg ober irgenb
toeldjer militärifdjen 33ebeutung an beliebigen*
ber ©rflärung". (SBeil bem Serfaffer nieptg
33 rauepbareg eingefallen ift, fo ift bamit aber
nid)t betoiefen, bag feine braud)bare ©rflä*
rung fid) finben lägt.) „©benfo tuenig finb
bei ben in ber 92äpe don fid)eren ober dermute*
ten 9tömerftragen gelegenen ©epangen birefte
33 e j i e p u n g e n gu ben ©tragen gu erfennen,
gang im ©egenfap gu ben Simegfaftellen unb
ben fpätrömifd)en ®aftellen. ©ine feprgroge
3lngapl ber bepanbeltcn ßrbtoerfe liegt meit*
ab don folcpen ©tragen/' ©enannt mirb
feine einzige alg 33eifpiel. 2)ie Simegfaftelle
patten anberc Aufgaben alg 33efa£unggftellen.
5. „Sie gefieperten, gufälligett ober burd)
nuffenfepaftfidje Unterfud)ung ergrabenen gunbe
aug fold)en ©epangen toeifen n i e auf bie römi*
fepe Saifergeit pin, fonbern dielmepr auf dor*
römifd)e Qzxttn, iitgbefonbere auf bie Spät*
Sateneftufe (120—15 d. ßpr.); fo in 33aben,
granfen, ©dpoaben, Ober* unb lieber*
bapern."
33eifpiele gur Stüge biefer 33epaup*
tung feplen gänglicp. ©in römifd)er 9Mng*
funb dom gapre 270 in ber ©epange don
Dlgigpofeit ift fepon feit 1797 befannt. ©egen
bie römifd)e Sgerhmft ber ©d)angen mirb ferner
dorgebradjt: „Sie ©djange don ©eruptftetten
bei Dfterburfen (31belgpeint, 33aben) mit iprem
Stein* unb igolgpaug gallifcper 31 rt lägt
aud) über bie 33ebeutung biefer Einlagen feinen
3 tt>eifel mepr auffontmen."
31ug einem 33eifpicl fann man niept, mie
fdjon oben crtoäpnt, mit ©icfjerpeit auf eine
3 $ielpeit ober, toic pier gefepiept, auf bie ®e*
f a m t p e i t fd)üegen; e i n 53eifpiel lägt nur auf
bie 9Röglid)feit, nid)t einmal bie 28aprfd)einlid)*
feit, feiuenfallg bie ©emigpeit für alle anberen
fd)liegen; überbieg finb aber in ber ©djange don
©erieptftetten gtuei ©egenftänbe gefunben mor*
ben, bie man opne 3roang felbft m $ ©cP Ui:
inadjerg 3 eu 9 n ^ tömifcp begeiepnen fönnte,
närnlid) ein s ^idel (dolabra), Saf. III, n. 11,
unb eine eiferne ^feilfpige, Xaf. III,
gigur 54, gang fo, loie fie auep im Säger
don Jgofpeim gefunben tourben. 31ud) Scpu*
maeper äugert über biefe ©tüde ©. 78: „Sie
gorm (beg ^gide(g) fontmt bereitg in ber Sa
iene*3eit dor, menn aud) feiten; — bie gorm
pat fid) opne toefentlicpe Slbänberungen aud)
in ber r ö m i f d) e n fteit erpalten"; unb bann:
„ s $feilfpipen fomnten in ber Sa Sene*3eit
niept gerabe päufig dor." Sag feplen
jeglichen röntifd)en ift Ü U° auc t)
ber Sd)ange don ©erieptftetten nid)t mit folcper
©id)erpeit naepgemiefen, bag man fiep barauf
ftügen unb berufen fönnte.
*) in ber Dberpfalj brei
NO XLIV. 4 b. Sßaltenpofen, ©utenpofen.
NO XLIV. 8 b. gaag (©emau),
NO XXXVIII. 1 b. ©epampaupten;
in SJtittelfranfen brei
NW XLVIII. 30 b. ®rogleHenfeIb (aroei ©epangen),
NW XLV. 12 b. Xpalmäfftng.
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2)ie (Erbauer ber Stterecffcpanaen.
49
ferner lefeit mir in J)eutfd)e ©aue XIII.
1912, S. 72:
„Jie 33ierecffd)aitgen finb alg ©infrie*
b i g u it g e n fpätfeltifcpcr © u t g p ö f e
angufprecpen. Jie oft ein oerfd)obetteg SSierecf
bilbenbeit Untfaffunggmauern großer rö mi*
f d) e r ©utgpöfe (villae rusticae), mie mir
fie aug bent Simeggebiet in einer 3^eif)e präd)=
tiger 33eifpiele feitnen (oon benen nicf)t
etneg genannt ift, 0pl.), paben mit unfern
33ieredfcpangeit mieberpolt überrnfcpenbe ^Iel;n=
Ikpfeit (aug biefer überrafd)enben! 3lepit*
ticpfeit, rnelcpe bie 33ietecffcpangen mit ben Um*
faffungg mauern römifd)er ©utgpöfe paben,
!ann bocp nur auf römifdje Jperfunft ber
überrafdjenb äpnlid)en 3$ieredfd)angcn ge*
fd)toffen merben. 0pl.). „9Kan barf rnopt biefe
(meldje? 0pl.) röntifdjen Mutagen alg unmittel*
bare Söeiterfüprung biefer (meldjeg?) fpätfelti*
fcpen Jppug, bei ber ber §olg*©rbbau burcp
Steinmauern erfeßt mürbe, begeicpnen." (SBag
erft gu bemeifen märe. 0pl.)
„33ei biefem offenbaren (jeßt ift’g fd)on
fieser! 0pl.) 3 u fammenl)ange märe eg oer*
munberlicp, memt nid)t einige biefer fpätfelti*
fd)en ©utgpöfe (oben maren fie römifcp, 0pl.)
ltod) in ber tömifepen Kaifergeit bcmirtfdjaftet
morben mären. Sk ber £at leprt ein gunb
aug äBürttemberg (Bunbber. aug Sdpoaben
XIX., 1911 S. 13 ff.), baß bieg ber %all ift;
aug beut baperifdjen Sdpoaben fommt oiel*
leiept bie Scpange oon Olgtgpofeit (Stlertif*
fen), in ber ein faifergeittießer s Diüngfd)aß ge*
borgen mar, in 33etrad)t."
„33eftätigt biefer neue mürttembergifdje
Junb fomit nur mieber, baß bie frühere 3ln*
firf)t Oon römifd)*militärifd)en Anlagen unpalt*
bar ift (miefo? 33cmeig! 01)1.), fo ermeitert er
gugleid) unfere Kenutitig oon ber geitlicpen 33e*
itiißung biefer Sdjangen (miefo? ein Kiüng*
funb! 0£;I.). Sa in einzelnen B<iU en pßbeit
mir eine Kontinuität ber 3 1 e b e l u u g
ltod) big auf ben heutigen Jag bei jenen Sdjait* |
gen, in beiten l)eute nod) ein ©iugelpof liegt."
„Jaß biefe Sdjangen oon ben Körnern gu
militärifcpen fitotdtn angelegt mürben, bafür
feplt eg nod) immer an jegtid)em Kadpoetg"
(gerabe fo aud) für bie ©utgpöfe! 01)1.), „Oiel*
inepr fpreepen aud) I)eute nod) alle ©ingelpeiten
(melcpe ift nid)t mitgeteilt! 01)1.) beutlid) ba*
gegen, unb je inepr mir burd) bie Sorfdjung
mit bem Spaten oon früp*, mittet unb fpät*
römifd)en Segioitglagcru, 3luyiliarfaftellen unb
foitftigen 33cfeftigungen crfapreit, befto ntepr
entfernen fiep biefe fpätfcltifcpen 3$ierecffcpan*
gen oon ben militärifd)en Einlagen ber Körner."
Jiefer millfitrliepe, an inneren Sßiberfprü*
d)eit leibenbe unb außerbent jeber Eingabe ber
nötigen 33eifpiele entbeprenbe Scpcinbemeig
biirfte in feiner 3eitfd)rift, bie alg miffcnfdjaft*
lid) gelten mill, oßne bie nötigen ©rläutcruitgen
3lufuapme finben.
Kun fann unb muß man aber an jeben,
ber miffenfd)aft(id) gu arbeiten oorgibt, bie 3(tt*
forberuitg ftellen, baß er feine 33ermutungcit
unb ©rgebniffe gemiffenpaft prüft, el)c er fie
oeröffentlid)t ober alg miffenfd)aftlid)e SBapr*
peit auberen leprt, unb aud) eilt 33eamter beg
K. ©eneralfonferOatoriumg ift oou biefer 33er*
pflid)tuug nid)t entbunben, gumal ba er mit
Staatgmitteln arbeitet uitb fid) hoppelt t)üten
follte, baß biefe itid)t ltußlog oermenbet merbeu.
®ie 33cftimmtl)eit, mit meldjer beit 3?ierecf*
fd)angen bie römifd)e §crfunft abgefprod)cn unb
nid)t einmal bie KWglkpfeit römifd)er ©nt*
ftefjung erörtert unb gugelaffeu mirb, bie mit
bem 3lugbrurf ber größten Sicperpeit unb Kicp*
tigfeit Oorgctragenen (uitbemiefencn) ©rüubc
für biefe 33cpauptungeu ntüffen unb folten mopl
aud) bei bem Sefer ben ©irtbruef perOorrufcn,
alg pabe ipr Scpöpfer fid) mit ben genannten
Sd)angen itid)t bloß mit bereit Sage, fonbern
mit iprer 05röße, ©eftalt, 33efd)affcttpcit unb
ben bariit gemad)teit gunben oöltig oertraut ge*
ntaept, epe er mit foldjer Küpupeit au bie 0ef*
fentlicpfeit trat unb in ben oou ipm geleiteten
ardpäologifepen fiurfeit feine „Bestellungen"
gunt befielt gab, opne aud) nur angubeuteu,
baß biefe „geftftellungen" nod) fepr meitig feft
unb über bag Stabiunt ber 9Köglid)feü faum
pinauggefontmen feien.
33 etrad)tert mir gunäd)ft mag uitg über ben
Sagerbau ber Körner überliefert ift:
Castra antiquitus Romani ceteraeque
gentes passim per corpora cohortium velut
mapalia (§ütten) constituere soliti erant cum
so los urbium muros nosset antiquitas.Pyrrhus
Epirotarum rex primus totum exercitum
sub eodem vallo continere instituit. Romani
deinde victo eo in campis Arusinis, circa
urbem Beneventum castris eius potiti et ordi-
natione (@iitrid)tuug) notata paulatim ad
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PRINCETON UNIVERS1TY
50
Dr. gricbritf) O^IenfKläger.
hanc usque metationem, quae nunc effecta
est, pervenerunt. Frontinus strategem. IV,
i, 13.
53ei Jrontin mirb es IV 1 , n. 18 (um b. 3-
280), n. 19 (im 3- 216), n. 21 (im 3- 03) als
eine Strafe Doit Solbaten, bie gefangen ober
üor bem fjcittbe gemieden marett, be^eidjnet,
extra vallum tendere, außerhalb ber Um*
mallung $u lagern, bi» fic burd) Sapferfcit
fid) mieber miirbig gezeigt Ratten.
gS mar alfo bei beit Römern üblid) gemor*
ben, ein Vager §u fd)lagen; baß bieS aber auf
bem Marfd)e gefd)al), feljcn mir aus oerfdjie*
beiten Mitteilungen ber HriegSgefd)id)te 5 . 33.
im .§anniba(ifd)en krieg, VibiuS XXII. 46 ff.,
aus ber Sd)ilbcrung ber 9}ieberlagc beS 3^aruS
£ac. s 2(nn. I. 62. gaff. Sio. LVI. c. 21 .
Sie Hebung, täglid) Vager 51 t bauen, aud)
menn beffen 33enüßung nur für einen Sag
ober für eine 9iad)t öorauSjufehen mar, 3 )
mirb gan^ ameifelloS burd) 3$egetius befunbet,
de re militari 1. III c. VIII: „ s >(uf brei 2lrten
liifjt fid) ein Vager berftellen: grftlid) für bie
Sauer einer Wad)t auf bem Marfdje, mo
mit meniger ?lrbcitsaufmanb, ausgehobene 9 ia*
fenftiide gefd)id)tet einen SBall bilbett, auf mel*
d)ent Sd)attäpfäl)(e ober fpanifdje Leiter glcid)*
mäßig verteilt angebracht merbett. — 3 ft bit
grbc §u loder, fo baß fid) ber Olafen nicht
in geftalt eiltet 33adfteincS auSfd)neibcit läßt,
bann mirb in gite eilt graben gezogen, 5 3*uß
breit (1,60 Meter), brei guß tief (1 Meter),
innerhalb beffen fid) ein 3Ball ergebt, fo baß
bie Mannfd)aft furd)tlos 1111 b fid)cr fid) ber
SHul)e bingeben faitn. - Staub lagcr aber
merbeit im Sommer mtb 3Biitter, meint ber
3'cinb ttaf)e ift, mit größerer Sorgfalt unb
Olnftrengung befefligt."
Sie für eintägige 33eitüßiiug angegebenen
geringen Maße für 2Batl unb graben fiitbett
fid) gan$ äl)ttlid) bei einer gientlidjcn 9lnjal)l
uitferer Sd)angeit.
Siefe Sd)attäen mären alfo itid)t als 33e*
feftigungen erbaut, fonbent junächft als 3id)e*
ruitg, als ein fginbcrniö gegen einen näd)t* |
lid)en Ueberfall, ber 0011 beit $al)lreiri)en 36ad)eit
bemerft merbeit mußte, fobalb ein g-einb ben
kämm bicfeS, menn aud) nur menig erhöhten
2 Öalle^ überfd)reiten mollte; 001 t einer 3*er*
teibigung i nt Vager gegen fcinblidje Eingriffe
gcfd)iel)t in biefer SSorfdjrift feine grmähituitg.
33ei broljeitber gefal)r ober längerem Olufeitt-
halt fontttc allerbingS burd) grl)öl)uitg beS
3BalleS unb baitiit ltotmeitbiger llertiefung beS
grabend unb anbere Hilfsmittel baS Vager
iit eine 33 efeftigung umgemattbelt merbeit, mo*
für aus ber kriegSgefd)icf)te mancherlei 93e*
mcife oorliegeit, bie burd) nod) oorl)anbene
Schanjen, 5 . 33. bie Sd)anje 001 t freujbulad)
unb bie Haftelle ber beibeit Seifenl)ofer Sd)an*
§ert itod) greifbar uns bor Olugeit ftefyen.
Sie meit ftärfer gebauten inneren Heineren
Sdjaitgeit ber Scifenl)ofer Vager ntodjten bei
ben Männern, bie fid) an bie litcrarifd)e Ueber*
lieferung über rümifd)c Vager bei *ßolt)biuS unb
Hßgiit hielten, einige ^meifel an röntifdjer
Herfuitft ermecten; fie bertrugeit fiel) ja gar
nid)t mit bem Vagerbegriff, ben man bon ber
Sd)tile ntitbrad)te unb biefe Heineren ftärferen
Einlagen maren bod) notmenbig, menn baS im
größeren Vager untergebrad)tc Heer 511 m
Stampfe abjog unb bie mcrtbollen 33orräte an
3öaffen, gahr^eugen, gefdpißen, VebenSmitteln,
Sdjriftcn unb bergt., fomie bie ctma krauten
unb kampfunfähigen unter bem Sd)uße einer
Hcinen, aber megett ber Stärfe ber 33efefti*
guitg auSreid)enbcn Mannfd)aft §urüdlaffen
fonnte unb mußte. 4 )
SBir Imbett aber für bie römifd)e Hcrfunft
fold)er ftärferen Abteilungen in größeren Va*
gern nid)t nur bie aus ben Uebcrrefteit
gefd)(offene 3 $ahrfd)cinlid)fcit, fonbent in
Caesars bellum civile III. 66 eine überlieferte
Xatfadje: s ^ompeius h a lte ben inneren Säall
gelaffen unb eine 33cfcftigung 001 t größerem
Umfang bamit oerbuttbeit. Pompeius relicto
interiore vallo maiorem adjecerat munitio-
nem. Ita minora castra, inclusa maioribus,
castelli atque arcis locum obtinebant. —
unb cap. 07. Sed tarnen nostri virtute
vicerunt: excisoque ericio ( 3 gd, 3 *erl)au fpa*
nifd)er Steiler) primo in maiora castra, post
etiam in castellum, quod erat inclusum
maioribus castris irruperunt.
8 ) Sin röntifcheß $ecr burfte oljne befeftigtes Hager meber eine ©d)tad)t liefern, noch eine 9tact)t
oerbringen. Sonn. 3abtb. 111/112 ©. 16 oben. glecfeifcnS 3al)rb. 1881 ©. 132.
4 ) Sie Hegion rüdte mit etma 5000 Wann ins gelb, benn ein ftarfeS Sepot blieb gur ©ema^ung
beß ©tanblagerS guriief. Novaosium. Sonn. 3 a h r - 111/L12 ©.17.
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2)te Erbauer bcr SJterecffchanaen.
51
SaS Sorhanbenfein bei* Heineren inneren
Sdjanjcn fann benutad) feinen SemeiSgrunb
gegen bie römifdje Igerfunft ber großen Seifen*
fjofer Sdjangcn abgeben.
GS liegen aber aud) SemeiSmittel oor, bie
unS bie römifdje üperfunft gur ©emißheit
madjen, nämlid) bie SluSntaße.
Gine große Slngaßl biefer Sdjangen finb
im -Blaßftab unferer Sataßerblätter 1:5000
aufgenommen unb obmolß jebe Oon einem
anbern -Topographen oermeffen, geigt fid), baß
bie beiben Seifenhofer Sdjangen, fomeit iljre
Ummallungen erhalten fitib, gleidjc Ausmaße
haben, benn bie auf Pauspapier übertragenen
Umriffe betfeit fid). (35ergl. Taf. I ftig. I lt. II.)
©teidjeu Umfang geigt bie 9Be£)rmauer beS |
römifdjen SRegenSburg, nämlid) 520 Bieter =
690—700 Schritt Sänge unb 450,3Reter = 600
Sdjritt Breite. (Taf. II gig. III.)
Sie ©leidjfjeit ber ©röße oom Setfenfjofer
Dftlager mit SRegenSburg, baS fidjer römifd)
iß, fann nid)t beftritten loerben; and) bk SBall*
unb ©rabenmaße ftimmen mit ben überliefere
ten ©roßen römifdjer Säger überein, fo baß
fdjon auS biefen menigen Angaben mit SBahr*
fcfjeinlidjfcit auf bie römifdje ^erfunft ber
'Seifenhofer Sdjangen gefd)loffcn merben fönnte.
Blun geigt aud) baS Siegionslager Oon Ar-
gentoratum gu Straßburg biefetbe Sänge ber
ÜRorblangfeite, mäfjrenb bie Sreite unb bicSüb*
feite auS beni mir üorliegenben plane beS
Dberften SRorlot nid)t fidjer erfetjen merben
fonnte; gleiche Seitcnlänge geigt baS faft
quabratifdje Säger Oon Sonn (Castra Bon-
nensia). — Sie unter TiberiuS erbauten
Castra praetoria geigen nad) ©fell*gclS, $Rom,
auf ber Saugfeite ein 9luSmaß Don runb 450
SDleter. GS laffen fid) außer ben ebengenannten
römifd)en Sägern nod) manche finben, bie mit
Seifenhofen unb SRegenSburg gleid)e SluSmaßc
haben, ober menn größer ober Heiner, einen
äfjnlidjen ©runbriß aufroeifen. Sod) bürfte baS
bereits ermähnte auSreidjen, um bie SBatjr*
fdjeinlidjfeit römifdjer §erfunft für bie Seifen*
hofer Sdjangen gu bemcifen.
SBenbcn mir unS gunächft gegen bie Se*
hauptung, biefe Grbmerfc feien Ginfriebigungeit
feltifcßer © u t S t) ö f e, fo merben mir halb biefe
Vermutung als unhaltbar falten laffen, benn
foldje Ginfriebigungen höben oormiegenb gmei
3mede: entmeber fic follett baS Giubringen
fdjäblidjer Tiere ober 9Jlenfdjen unmöglich
machen ober bas 5lusbredjen ber 91ußtiere oer*
hinbern.
Sie fd)tuad)en Söfcßungen unb geringen
§öljeu ber SBällc, bie geringen Tiefen ber
©räben an ben meiften biefer Grbmerfe erfüll¬
ten feinen non beiben 3meden.
Sie 91ußtiere, ftülje, $iegen unb Sdjafe,
tonnten oon innen heraus, Raubtiere oon
außen hinein oljne Schmierigfeit, man müßte
benn gal)lreid)e SBadjen unb §unbe gunt Sd)uße
aufftcllen. 9tur [teile SBanb nad) innen gibt
Sdjuß gegen baS Serlaufen ber Tiere, nur
[teile SBanb nad) außen Sdjuß gegen fcf)äb^
lid)e Tiere unb fcf)äblid)e s BZenfdjen. 9Jlan
fonnte ja auf ben SBällcn Pallifaben anbringen,
bann mar bem Sdjaben abgeholfen, aber bann
mar bie gange große Arbeit ber ^erftellung beS
SBalles überflüffig, (ba fdjon bie Palifaben
allein biefen $med erfüllen fonnten), bie ja
einen öauptcinmanb gegen bie Vermutung beS
©utSljofeS bilbet. Senn aud) bei ben Hein*
[ten biefer Sdjangen, bie SBallljölje nur gu 1,5
•Bieter angenommen, erforbert ber SBall eine
Grbntaffe oon etrna 1500 Subifmeter, bie gatjl*
reid)e unb gefdjulte Arbeiter oorauSfeßt unb
oon ben Seutcn eines Säuern nur fel)r fd)mer
bemältigt merben fonnte. Gs finben fid) bei
allen Sölfern bie freiliegenben ©utSljöfe ent*
meber ummauert ober mit einem [tarfen Slod*
gauit umgeben, beffen §er[tel(ung in unferem
matbreid)en Sanbe feine übergroße Schmierig*
feit bot unb bem ©ute felbft bie nötige Sid)er*
heit oerlieh-
SBollte man nad) 9leinccfeS Sorgang bie
beiben Seifenhofer 3d)angen als Ginfricbigun*
gen oon ©utShöfen betrachten, fo bürften bie
mit fel)r [tarfen Profilen (bis 9 Bieter) äußerer
SSallböfdjung oerfel)cnen Snneitfdjangen, bie
einen gemattigen ftrbeitSaufmanb nötig mad)*
ten, fid) fdjmcr ber Seßimmung eines ©utS*
l)ofeS unterorbnen unb ein auSreid)euber ©runb
für einen foldjen Slufmanb fid) nur fel)r fdjmer
finben taffen. Sie ebenmäßige fefte Sauart
mit gleidjartigen Söfd)ungen fonnte nur Oon
giemlid) gat)lreid)en, militärifd) gefd)u(ten ^lr*
beitern l) c ^ 9 c[tellt merben, bie einem Säuern
nicht gu ©ebot [tauben, im ©egenfaß gu ben
Sauernfcßen unb Jliehburgeu mit ihrer un*
regelmäßigen Sauart, mie g. S. bie Schange
bei Sud) (bei Jürßenfelbbrud), ebeitfo bürfte
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52
Dr. griebtttf) Dblenfdhlager.
bie annäfjernb gleiche ©röfte oielcr Schattjen,
bie ben oerfdjiebcnftcn Sanbegteilen angeboren,
ficf) feiten fo gleichartig bei ©utghöfen finben.
©egen bie Bermenbuttg biefer SBälle alg
©infriebigung Don ©utghöfen fprid)t ficf) über*
bie^ bie Oolfgtümlicf)e Ueberlicferung eutfd)ie^
ben aug. Seine biefer ©djan^en trägt einen
kanten, ber fie and) nur anbeutunggmeife alg
©utg^of bejeid)net, bagegen führt eine groBe
3 af)I, mof)I bie Hälfte, beit tarnen Biber,
Biberg ober Biburg.
tiefer 92ante erfnl)r früher mand)erlei 2)eu*
tung, id) I)abe aber im 3 a h rc 1885 5 ) nach*
gemiefen, baB er „bcfcftigteg üager" bebeutct
unb 3 . 5 *eBI hat barauf aufnierffam gemacht,
bafj er in ber ^orrn bibaurgei fid) fd)on mit
biefer Bebcututtg in ben Skeireins III. 42 §um
3ohanncgcoangelium finbet, bie etma im 5.
3 al)rl)unbert nicbergefdjriebeu mürben, alfo in
einer 3 eit, mo bie matte flamme beg erfterben*
ben meftrömifchen 9 tcid)eg nod) nid)t ganj erlo*
fd)en mar. 2 tlg Qrtfdjaftgnamen finben mir
biefeg 333ort bereitg im 8 . 3ahi*hnnbcrt tu
Urfuubcu oermenbet unb fehlen faunt mit ber
Annahme, bafs er fd)on 100 unb mehr Qahre
Oorher fo Oermenbet mar, 6 ) unb baB jur 3 c ü
ber ©ntftel)ung biefeg 9?anteng biefe ©rbmerfe
alg 35efeftigungen, nid)t alg ©utg^öfe
aitgefcheit mürben. 9hm finben fid) einige
uugmeifelhaft röntifd)e Sd)angen mit betufelbeu
tarnen Biber, Biburg belegt; id) nenne nur
bie Biburg bei ^föring, bie Stelle beg 2)onam
grenglagerg Boiodurum bei ^ 5 affau, bag Saftell
9heberbieber, bag röm. Vager in ber Bei^Berf
bei 9cedarburfeu (SBagiter, tfunbflcllen in Ba*
ben II. 3. 384).
ferner mürben bei Crten biefeg 9?amcng
mehrfach römifd)e Jurtbe gemad)t, j. B.
5 U Söiburg bei Sutbing (Obcrbat)er. 9trdjü> I
3. 17), in ber glur 93ibcr bei §öreghain a. b.
9IIg NO. I. 35, 51 t 55iber bei Dffenbach in
§effen (Steiner, Tmg 9ftaingebiet 3. 127.)
S)er 9?ame Biberg ftefjt alfo offertfunbig
nid)t feiten mit römifdjen Steftcn in Berbin*
bung unb führte in einer 9tnäaf)I oon fallen
jur Sntbecfung früher nicht befannter ober
00 m ©rbboben oerfd)munbenet Sd)anjen, j. 33 .
ben Sdjaitjen int 3BaIbe Biberg bei ©rub an
ber SRangfall SO. XI. 7. unb namentlid) jur
9Iuffinbung ber ©teile Oon Boiodurum in ber
3 nnftabt Oon Baffau.
5Iud) bie Behauptung Dr. fReirtedfeg, in
einzelnen fallen habe eine Sontinuität ber
Siebelung big auf ben hantigen Xag ftatt=^
gefunbett, bei jenen Sdjanaen, in benett heute
nod) ein @injeII)of liegt, entbehrt ber betätigen*
ben 33eifpiele.
Sftir felbft ift big heute fein 33auerngut
befamtt, mclchcg in einer fold)en Sdjanje liegt,
mie aug nad)fo!genbetn 3Seräeid)nig erfid)tlid)
ift, beffen ©injelhciten ben Satafterblättern
1:5000 ber baperifdjen Sanbegüermeffung ent*
nomnten [mürben:
NO. XXXV. 1 Biber bei 932enborf, Käufer
au^en an ber Dftfeite üor bent 3!BaII.
— XXV. 37 Biberg, ©ebäube a n f bent frühe*
reit SBall.
— XVII. 34 Biberg, ©ebänbe au Bett am
SBalt.
— III. 24 Bibittgcr, Käufer a u B e n am 3ßaU
(burgus).
— IX. 47 Biberg, Käufer au Bett am Söall.
SW. VIII. 1 Oberbiberg, §äufer unb Sir che
auf bent früheren 3Batl.
— XI. 4 9iieb, Käufer auf unb auBen an
b c nt ^erftörten Oftmalle.
SO. IX. 3G Biburg, Raufer a u B e r 1) a l b ber
Schande.
— I. 34 Biburg, ©em. 9?eufird)en, §äufer
a u f bent abgetragenen SBall.
Sie 9(nnal)nte ber feltifd)en ©utgfjöfe
fönnen mir bemnadj alg unannehmbar unb
nid)t §medentfpred)cnb beifeite legen; bleiben
nod) bie feltifd)ert ©rbfdjangen. §ier feh*
len aber bie Borbilber Oon nachgemiefen felti*
fd)en Sd)an$ett gleicher ©eftalt unb Einlage.
3Iud) bag gerntanifd)e Mittelalter bietet feine
33ieredfd)atti$en, jbenn alg Vager bknte. bie ruttbe
SSagenburg big in bie 3 e it ber geuermaffeu
hinein, erft mit bereu Bermenbung erfd)einen
6 ) ©ifcungSber. b. f. bager. Slfabentie b. Söiffenfd). 1885 ©. 378—391 mit 77 ©elegcn, bie feitbem nun
um 47 oermehrt mürben unb burd) 54 Ocrtlidjfeiten mit ähnlichen ober oerroanbten Sftamen unterftüfct merben.
°) 3 - 3 - 778 Sßiburg Oberbiberg SW bei Sloaroh fol. 59.
784—810 Sßipure, gUpurch, ©iburg, Pfarrei ©rud. Sfteidjelbed, Hist. Fries. I, 2, n. 147, 1104.
1030 SpipurcöiHa Unterbiberg, Pfarrei Verlach- Mon. Boic. VI. 22.
1060 Sßipurc, Siberg, Pfarrei ®erotb8bach. 9Heichelbed, Hist. Friesing. I, 2 , n. 1237.
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$)ie (Srbauer ber SBicrecfftpanaen.
53
aucp Dieredige S3atteriefcpanjen in gientlid^er
Stnjapl, mie unS bie ©d)lacpt* unb Belage*
ruitgSbilber beS Theatrum Europaeum belep*
reu, bod) fonnte id) bort feine ©cpanje finbett,
bie örtlid) mit unfern S3ieredfcpanjen jufam*
mengefallen märe.
SlllerbingS pat $arl ber ©roßc nad) römi*
fd)em SJorbilb in Slorbmeften urtb Storboftcn
2)entfd)lanbS quabratifd)e unb rpomboibifcpe
93erfcpanjungen angelegt, bie nod) lange im
SSolfSmuitb „SRömerfcpanjen" Rieften, j. $3.
1 ©tunbe Don ^otSbam auf bem Sßege nad)
©panbau, unb bie &arlSfd)anje, auf bem ^lape
Dor bem jepigen Slmt ju SBolmirftabt, Sg.
SRagbeburg. Sßeuder, b. beutfdje ffiriegSmefen
b. Urzeit II (1860) ©. 403; aber aud) biefe
fallen örtlid) nirgertbS mit unferen ©fangen
jufammen unb liegen außerpatö beS römifdjen
©ebieteS.
3rür bie Stnnapme, „biefe ©cpanjeti feien
feltifcpen UtfprungS, entftanben in ben Dielen
©tamnteSfepben", fcptt uns jebe literarifcpe
Ueberlieferung cbenfo, ttrie ber burd) ©ntbedung
unb Stufgrabung erbrad)te 92acpmeiS, baß bie
gelten überhaupt folcfje ©fangen ju bauen
pflegten.
$ie meiften biefer ©epanjen finb jubem
nic^t jur SBerteibigung mäprenb eines Ärie*
geS pergeftellt, bafiir ift if)re ganje Einlage ju
fdjmad), fonbent jur ©idjerung ber 9iupe für
eine 92ad)t, mäprenb unb nad) einem s JJiarfd)e,
moju fie bei aufmerffamem SBacpbienft aud)
Dollftänbig auSreid)en; als fefte $riegSfd)an*
jen fommeit fie nid)t in 33etracpt.
öetradjten mir nun bie einzelnen ©rünbe,
bie gegen bie röntifepe Slbfunft ins Selb ge*
fül)rt merben:
• 1. ©in ard)äologifd)er 9iacpmeiS für bie
röntifd)e §erftellung mar bis im Dorigen 3>öp*e
nid)t Dorl)anbeu, liegt aber jept burd) ben gunb
in ber Dprenbadjer ©d)attje meitigftenS für
biefeS SBerf unbeftreitbar Dor unb l)ält in über*
legener SBeife bem Junb Don ©erid)tftetten
bie äöage.
2. „©epanjen biefer Slrt finbett fid) (nad)
3ieinede) nod) meit außerpalb ber äußeren
SimeSlinie"; bie mir befannten ©djanjen ber*
art liegen pödjftenS 2 furje Jagmärfdje Don
ber römifd)eit ©renje; meit abliegenbe pat aucp
Dr. ftleinede niept genannt ober felbft niept
gefannt; bann bürfte aber ber Sap niept fo un*
«. 2Jt 3 u. 4.
jtoeifelpaft pingeftellt merben. 33ead)tenSmert
ift, baß auf rein feltifcpem ©ebiet folcpe ©d)an*
jen niept bemerft morbett finb unb aud) in
93apern mit ben mettigen, oben ermähnten SIuS*
ttapmen nur auf römifepem ©ebiet fid) fan*
ben.
3. Jür bie Sepauptung, „bie Slnlage biefer
©rbmerfe fei g r u n b Derfd)ieben Don ber Sin*
läge ber römifd)en ©rbfaftelle", feplt mieber jeber
33eleg. $ie 33eftimmung biefer SRarfcp*
lager aber mußte mol)l ju 93erfepiebenpeiten
Don ben S t a n b lagern füpren, bie aud) bem
$med ber Serteibigung bienen, nid)t blofe bie
©ieperung für eine 9?acpt bieten follten.
4. „2für baS öftere Iftebeueinanber mehrerer
fold)er ©epanjen gebrid)t eS an befriebigettber
©rflätung"; id) merbe eine fold)e fpäter bringen.
Slucp bie attgeblicp feplenbe SBejicputtg ju
ben Straßen mirb bann jur ©prad)e fommen.
SReinede pielt aucp für biefe fünfte bie 21n*
gäbe Don 33eifpielen für überflüffig.
5. 2)er ©ap: „3)ie gunbe auS biefen ©epan*
jen meifen nie auf bie röntifepe Staiferjeit",
ift unrid)tig, benn, abgefepen Don bem bereits
ermähnten römifd)en SJtürtjfunb in ber ©cpanje
Don OlgiSpofen fanb id) nod) fiepere Konter*
funbe aus manepen ©djanjen ermäpnt.
Slber, felbft menn mir nur Dorrömifd)e Ülefte
in allen biefen ©epattjen anträfen, märe bieS
fein untrüglicper SöemeiS gegen bie ©ntftepung
burep bie 9iömer; maS fonnte benn anbereS
als Dorröntifd)eS ermartet merben, menn ©rbe
aus einem 33oben auSgepoben mürbe, ben Dor*
per feines 9iömer ^ u 6 betreten patte, mie eS
bei ©rfunbung beS üanbeS ber galt mar. Ober
mill man amtepmen, baß bie 9iömer Dor ber
Slrbeit ben 33oben mit römifd)en 33rud)ftüden
beftreut pätten, bamit 1900 ^aP re fpäter bie
2lrd)äologen an ber röntifd)en §erftellung ber
Sd)anjen nid)t mepr jmeifeln fönnten.
SZad) bem Slbmarfcp ber ©olbaten blieb im
Säger faum etmaS S^ennenSmerteS jurüd, ba
aud) bie römifd)en ©olbaten, ebeitfo mie bie
unferen beim Räumen einer Saferne Söaffen
unb ©epäd mitnepmen mußten, ©tma gu*
rüdgelaffeneS aber fonnte in ben ^aptpunber*
ten, bie feitbem Detfloffen, felbft bis auf bie
lepten 9tefte entfernt fein. Jongefäße mur*
ben im 93ebarfSfalte Don ben benad)barten San*
beSbemopnem entnommen unb biefe patten an*
fangS nur Dorrömifd)e, unb außerdem ift in
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54
Dr. grtebrid) Df)tenfcf)lager.
ben 33ericf)ten mefyrfad) bie furge 93enüßung3*
geit biefer Spangen betont, bie ebenfalls niete
SRüdftänbe nid)t ermarten lägt. 7 )
97u:t finb aber bod) eine 2lngat)t ungtoeifet*
fyaft römifd)er gunbe aus fotzen ©drangen be*
fannt geworben, nämtid):
NW. XLIV. 34. SRuffentjofen, ©i gilt ata*
funbe ORL n. 4.
— XLI. 20. Jittentjeiin, ntan fanb tjier
©igitt ata unb römifdje düngen.
galjreSber. b. tjift. Skr. f. Wittetfran*
ten VII. ©. 53.
— XXVIII. 34. Stmerbingen, im Leuten*
hau£, ©efäfce auSgefbrodjener gönn für
r ö m i f d) e ^robingiattedjnif. Dr. SB.
Sdjntib, Spanbfdjr.
— XXIII. 40. §aun3t)eim, im t)interen
S3ranb, tt){rifd) r ö m i f d) e ©djerben.
Dr. SB. ©djntib, igaitbfdfjr.
— II. 41. DtgiSfyofett, römifdje düngen
um 270.
— LXXVII. 76. „Skeredfdjange 60:70
Bieter (80:90x) bei Dtjrenbad) öftt. bon
Sketbrunn auf bem 554 Weter fjohen
9laufd)enberg in Unterfranfen (an ber
t)effifd)en ©reitgc), unterfud)t bon £>od,
galt f. römifd) (TR. Wittenberg 1860;,
neuerbiitgS für mittetaltertid), mad)t un*
röntifdjen ©inbrud, ergab aber reid)tid)e
römifdje Serantif au£ einer S3ranbfcf)icf)t,
aber aud) auS SB a 11 materiat. Sket*
teid)t ift f)ier eine britte äußere Sinie
gu ermarten. ©ie ift ©nbe be£ 1. Stn*
fang be£ 2. gal)rt)unbert3, bagegen feine
borgefd)id)tt. ober mittetaltert. gunbe."
91öm.*gernt. 5lorr.=93t. V. (1912 n. 6
©. 96.
NO. XLIV. 4. ßutenfjofen, Wünge ooit
W. SturetiuS, Skrfynbl. b. Skr.
f. Dberbf. XIII. (1858) • ©. 392.
— XXXVIII. 16. ©einting, röm. Wün*
gen, §anbfd)r.
— XXXIV. 4. grnbab, gotbene § a b r i a n S*
ntünge, Nageliana, 11, §anbfd)r.
— XXVIII. 6. Skrgfyaufen, 2. röm. Sil*
berntüngen, ©d)uegraf, Slttertümer
bon SlbenSberg, ©. 68, §anbfd)r.
SO. IX. 36. Skburg, röm. Wünge, Spuber,
Sinfü^rung beS ßfjriftentuntS in ©üboft*
beutfdjtanb, III. ©. 41.
— III. 19. 33reitmoo§, Sdjerben mit r ö nt i*
f 6) e m SRanbprofit, Dr. gacob£, brieftid).
SW. I. 11. ©teinbad), röm. Wünge, Terra
sigillata.
S. I. 4. ßggerätjeim, §eigrö^ren,
Siegel, Wüngen; *ßfätg. Wuf. 28
(1911) ©. 27.
Sdjtie&tid) finben fid) in ber ©ammlung
beS SkreinS bon Dberbaßern nod) einige
©efäfjtrümmer, fjart gebrannt, graugetb, unb
bon Dr. SReinedeS §anb begegnet „auS ber
SRönterfcfyange bei Sliterfteinering", fomie einige
graufd)toarge Stüde, nid)t Sa Jene, bie Dr.
SReinede in Skburg bei ©rbing NW. VII. 14.
auftaS unb ber ©ammtung be3 genannten Skr*
eiitS übermittelte.
Ueber bie ©ittfiebler ©djange liegt eine Un*
terfud)ung bor, roetdje ©. Skrfu in beit gunb*
berid)ten auS ©d)tuaben XIX. (1911) fctjitbert
unb in metdjen er unter ben gunben S. 26
Scherben „römifd) er Jedjnif" ermähnt unb
troßbem bie Spange, mie unter bem S3anne
bon Dr. SReinedeS Wad)tmort, in bie fteit um
100 bor ©f)r. berfeßen möd)te (©d)toäbifd)e
©fjronif 1911 n. 462), obmotyt er beren fetti*
}d)e Jperfunft angtocifelt mit ben SBorten: „Db
bie Seute, bie biefe ©d)ange erbauten, ifjrent
Stamme nad) betten maren, erfcfyeint bei ber
bon gattifd)er geftungSfunft fo bötlig abmei*
djenbett Strt ber Skfeftigung faft fragtid). J)a£
gelten be£ fonft fo beliebten Murus Gallicus
au£ Ipotg unb ©teilt ift bei bem Ueberfluß bon
in näd)fter SRätje anftefyenbem Sanbftein gum
ntinbeften auffällig", mätjrenb © ö fr t e r im
9Mm.*germ. jÜorr.*S3t. 1912 ©. 94 fid) be*
ftimmt für bie römifd)e Seit au£fprid)t:
„gntereffant für bie Dffubation ift bie
Sluffiitbung reid£)tid)er r ö nt i f d) e r grober
Jopftoarert in ber ßittfiebter*Skeredfd)ange, gu*
fammen mit fpätefter Sa*Jenemare; biefe fo*
mit ber Dflupation^geit ange^örenben
©d)angen fdjeinett ein förmlic^eg ftrategi*
f d) e 3 © t) ft e m gu bitbeit."
©egen bie angebtid) fet)tenbe Segietjung ber
7 ) ift befannt, ba& bei Unterfud)ung römifd)er Slntagen ©puren älterer ©efiebelung aus ber ßa
£&ne*g>alIftatts©ronaes bis 3 urücf gur jüngeren ©teingeit an berfelben ©teüe unb infolge fpäterer SHtrcbroütjlung
uielfacb mit ben römifdjen heften oermifc^t häufig angetroffen roerben."
Bitterling 2)a8 frührömifche ßager bei ©ofheim ©. 17.
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$>ie (Erbauer bet äHerecffc&anaen.
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©epangen gu römifepen ©tragen, bie im 4. ©ap
behauptet mirb, fpriept bie Sage nacpgenaitnter
©epangett, bie fiep an ober in ber 9ßäpe Oon
römifcpeit ©tragen befinben:
NW. XXXVII. 2. Tettenpeim.
— XXXVII. 6. 33öf)mfelb.
— XXXIII. 24. Säingen.
— XXIII. 40. im Slfang bei Dbermeblingen.
— XXIII. 8. b. sßecppofen.
— II. 41. b. DlgiSpofen.
NO. XXXVIII. 16. b. ©etnling.
— XXXVI. 9. Bud)hof b. ©ining.
— XXXVI. 20. b. §agelftabt.
— XXXIV. 12. b. Unterfcpambacp.
— XXXIII. 38. b. Sope im Biberfelb.
— XXXI. 33. b. Slffa.
— XXVI. 6. b. NatpertSpaufen.
— II. 12. 93iberg b. gorftinbing.
SW. I. 11. ©teinbad) unb Jgolgpaufen.
— I. 17. jQopengelt.
— IV. 30. Türfpeim.
— IV. 6. Bucpenborf.
— VIII. 1. Oberbiberg.
S. I. 4. DggerSpeim, <ßfalg.
gep glaube baS ©efagte genügt, um gu gei*
gen, baß auep nidpt einer ber gegen baS
Nöntertum ber ©chaugen gemachten ©iitmänbe
einer oerftänbigen Ueberlegung ober bent Be*
funb guoerläffiger Unterfudjungen ftanb pält,
baS I;at aber Sperrn Dr. Neinede nid)t abge*
Ratten, feine Sel)re bei ben ardjäol. Surfen
niept als SRöglicpfeit ober SSaprfcpeinlupfeit
ben lernbegierigen Teilnehmern Oorgutragen,
fonbern in einer gornt, bie feinen Steifet liefe,
bafe man eS mit bem Ergebnis forgfältiger
unb gemiffenpafter Unterfud)ungen gu tun habe.
T)aß biefe Nteinung irrig ift, glaube ich
nadjgemiefcn gu haben.
■DNit einiger Berechtigung mürbe oon am
berer Seite gegen bie römifd)e Anlage biefer
ßrbmerfc ber ©inmanb erhoben, baß fte nur
je ein Tor Ratten, 8 ) mäpreitb bie aner*
fannt römifdjen ©renglager burdjmeg mit
4 Toren oerfepen feien; bei näherem 3 U *
fehen aber fonnte man bie Urfache biefeS
UnterfdpiebS ermitteln, Sn ben größeren Säger
maren bie oier (manchmal fogar fed)S) Tore
gmedmäßig oom militärifdjen ©eficptSpunft aus,
meil fie einen fchnelleren SluSfall ber gefamten
Befapung unb im gälte einer Nieberlage fcpnel*
leS 3 ur ädjiehen inS Säger ermöglichten, oom
mirtfd)aftlicpen©tanbpunft auS fonnte Slb* unb
3ufuhr ber Nahrungsmittel unb beS JjjolgeS,
bie Reinigung beS SagerS unb ber gefamte
Berfehr mit ber Umgebung bequemer üoll*
gogen merben, meitn mehrere Tore oorpanben
maren unb ber Berfehr fid) nid)t auf einen
SBeg gufammenbrängen mußte.
Bei ben SKarfcplagerit bagegen mar bie
Uebcrmacpung e i tt e S ToreS leister unb
fidjerer als bie Befd)üpung mehrerer Tore,
bie immer eine Sd)mäd)ung ber SBallinie unb
Slbmepr mit fid) bringen; ein Tor genügte
für ©in* unb SüiSmarfd) ber Heilten Truppe
unb bei bem furgen Aufenthalt unb bem ge*
ringen Umfang beS SagerS fonnte eine befon*
bere ©rleid)terung beS BerfeprS mit ber Um*
gebung außer Betrad)t bleiben.
Taß biefe ©fangen auS 3 ^ e ^ m äßi 9 feitS*
griinben nur ein Tor befipen, fann bemnad)
feinen ©inmanb gegen bereit römifd)e §erfunft
bilben.
Sille gmeifel finb aber gehoben burd) bie
gunbe ber ©change oott Dpreitbad) (Bielbrunn)
NW. LXXVII. 76, bie aud) nur ein Tor be*
fipt unb n u r r ö nt i f cf) e gunbe aud) im SBall*
material aufmieS.
gd) bin gpnen nod) meine ©rfläruitg }d)ul*
big, mie bie Bieredfd)angeit als SBerfe ber
r ö nt i f d) e it Solbaten entftanben fein föitnen.
Niit ber Eroberung unb Befepung eines
SanbeS ift bie Tätigfeit beS JpeereS noch lange
itid)t beenbet. Soll ber Befip bauernb merben,
fo muß halb itad) ber Befipnapnte bie neue
Eroberung eingerid)tet loerbeit, b. !)• e » finb
bie ©rengeit feftguftellen, baS Sanb gu er*
funben unb einguteilen, Unruhen gu bämp*
fen, eS finb Sluorbnuitgeit gu treffen über
bie NecptS* unb ©efepeSpflege, baS Un*
tertanenoerpältniS, bie Steuererhebung, beit
Berfehr ufm., furg, eS finb eine SKenge
Oon Befehlen gu erlaffen unb bereit Boll*
ftredung burd)gufepeit, rnaS anfangs nur
mit Unterftüpuitg ftattlicher Ntilitärabteilungen
gefd)ehen fann, bie ben SBorten ber Beamten
burd) il)re Slitmefenpeit Nacpbrud oerfd)affen
unb aud) im Notfall bereu Sebeit }d)iipen;
gleiches mar aud) nötig, menn rüdftänbige
*) S)ie örbfdjanae anüfepen ©ubeftätten unb ©teinaeü NO XVI. 16 hatte nach amei mir oorliegenben
oerfepiebenen Aufnahmen brei £ore.
8 *
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56
Dr. griebtidj D^Ienfc^Iaget.
©teucrn nicpt bejaht merben mollten unb
ebenfo jur Uebermacpung be3 Straßenbaues,
©ir braudjen im lebten galle nicpt an
©traßenfperren gu benfcn, bie nur bei gluß*
Übergängen unb engen Turdjläffen mit Shtpen
angelegt merben tonnten, (an anbercn Stellen
merben fie umgangen), foitbent an bie Sdjan*
gen, melcpc einzelne Abteilungen don römifcpen
©olbatcn dorfdjriftSmäßig gum Stacptlager an*
legten, mäprcnb fie bie SanbeSbemopncr gunt
Straßenbau nötigten unb übermachten. ©ar
eine ©traßcnftrede dollenbet, fo gogen bie ©ol*
baten ab, baS Säger aber blieb ftepen unb
tonnte ben Truppenabteilungen, bie fpäter auf
berfclbcn Stredc ntarfd)icrten, opne abermals
geS müpfameS ©cpangeit ein bequemes S?acpt*
lager bieten (mie g. 33. Caes. b. c. III. c. 66 ).
Tie SanbeSerfuitbung führte begreiflicher^
roeife tleiue Truppenteile auch in bie entlegen*
ftcit Teile beS SanbeS, ntandptial über bie
©rengen, meitab don ben ipcerftraßcn, unb
gcrabe bei bicfer Aufgabe tonnte eS dorfommen,
baß mehrere Abteilungen an einem dorper be*
ftimmten $lap gufammentrafen, um ihre (Sr*
faprungeu auSgutaufdjen uitb neue 33efeple gu
polen, g. 33. bei 33öl)ntfelb NW. XXXVI. 6 , benn
eS mar, mie mir oon anbereu ©elegcnpeiten
miffen, bei ben Moment 33orfd)rift, baß jebe
felbftänbigc Abteilung aud) felbftänbig Säger
fd)lug, bamit fein SpinberniS in ihrer Tätigfeit
eintrat unb fie oon ciuanber unabhängig ober
aud), meint nötig, gemeinfd)aftlid) panbeln
tonnten.
„Pabulari, lignari, frumentari, aquari, co-
piari (fid) reichlich derforgen) verba castrensia
sunt,“ Gellius 1. XVII. c. 2 (b. ©temeef) ©. 145
oben), mit biefen ©orten fiitb bie 3 $ermen*
buitgeit ber Solbaten für bie ipeereSbebürf*
niffe bejeichnet, unb aud) biefe tonnten tleiue
Truppenteile fomeit oom ©tanblager megfüp*
ren, baß eine Siüdfepr an bemfelben Tage
nid)t mehr möglid) ober ratfam fd)iett, unb
bal)er Säger gefd)lagen mürbe. SS gab aber
aud) 33 ermeubuugeit ber ©olbaten gu frieblid)ett
(nid)t friegerifd)en) unb bod) militärifctjen
3meden. So mürbe eS bem 3$aruS gum 3$or*
murf gemacht, baß er feine :peereSmacpt nid)t, mie
eS in geinbeSlanb fid) gehörte, beifammenpiclt,
fonbern fie f d) a r e tt m e i f e auf Anfud)en
pilfSbebiirftigen Seinen überliefe, halb gur 33e*
madjung eines ^lapcS, halb um Stäuber auf*
gugreifen, halb um ©arengüge gu begleiten.
Cass. Dio LVI. 18 (®efd)id)tSfcpreiber b. beut*
fepen SSorgeit I. ©. 326.)
33ei biefer diclfeitigen 3$ermenbuug ber ©ol*
baten, bie aud) in unferem Sartbc nicht aus*
bleiben tonnte, ift eS nicht auffallettb, bafe fo
diele Srbfd)angen im Sanbe fid) befinben, bei
bereu großem Teil man fid) jefet dergebenS
bemühen mirb, ben befonberen Anlaß gu er*
griiubeu, meld)ent bie ©d)ange ihren Urfpruttg
derbanft, feincnfalB aber barf man fomeit
gehen, bafe man bie Tätigfeit ber Störner bei
ihrer Jperftellung gäitglid) don ber Jpaitb meift.
Tantit ift bie Sftöglidjfeit militärifd)er
(nid)t friegerifd)er) iperftcllung uitb 3 $ermcn*
bung biefer Srbmerfe bargetait unb bamit ber
lefete (Siitmanb gegen bie römifd)e Sperfunft ber
Schanden befeitigt.
Sille übrigen (Sinmänbe mürben burd) ben
tatfäd)lid)en 33efunb miberlegt unb bie römi*
fd)e fpcrftc 11 ung unb SBenüpung burd)
bie Unterfud)uug ber ©epange bei Qb* c nbad)
uitgmeifelpaft bemiefen, burd) 5 ll ubc iw nid)t
mettigen anberen ©d)angeit bie röntifd)c 33 e*
n ü p u it g minbeftenö mahrfd)cinlid) geutad)t.
Tropbent aber ift eS nod) nid)t geftattet,
biefe 33auten alle als römifd) 511 begeidjnen,
miemohl biefe 33egeid)uung bei 33erücffid)tigung
aller Ueberlieferungen unb gunbe ber ©aprpeit
erheblich näher fiept aB bie 33egeid)itung „fei*
t i f d) e © r b f ri) a it 5 c n", bie in ber dom S.
©cncralfonferdatorium deranftalteten ©tubien*
fahrt nad) ©übbapern (itad) beit mir dorliegen*
ben 33erid)ten, SJiünd)en. Steuefte Stacpr. 1913
Sh*. 412 unb 33aper. Kurier 1913 Sh*. 412) ge*
braud)t mürbe ohne Anbeutung, baß eS fid)
nur um eine Vermutung panble. Tie „Sin*
friebigungen te11ifd)cr ©u1S 1)öfe"
finb, mie eS fd)cint, jept döllig ober auf einige
3eit in Uitgnabe gefallen, obmopt fie nod) 1911
„nad) neueren geftftel luitgen" ol)ite jeben
Stüdpalt fo genannt mürben. ©aS folleu aber
bie 33efucper derjenigen Surfe tun, benen biefe
©utSpöfe als ein mtgmcifelpafteS Ergebnis
neuerer geftftellungen dorgefüprt mürben, toäp*
renb jept mit bem gleid)en SJad)brud biefe
©erfe als teltifd)e Stbfcpangen erflärt merben,
opne einen 33erfud), ben Unterfd)ieb gmifepen
biefen beibeit gegriffen unb ihrer 33ermenbuitg
feftguftellen; unb bod) finb biefe SmBbefudjer
felbft mieber aB Seprer ber Ard)äologie ge*
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Dr. grtebrid) O^Icnfijtögcr, S)tc (Erbauer bet Sieredfdjartgen.
57
badjt, bie baS in ben ffiurfen geteerte unb
gelernte in weiten Greifen verbreiten follen jum
97u£eit ber vaterliiubifdjen ©efd)icfjtc.
Vermutungen finb ja in allen SBiffenfdjaf*
ten guläffig, ja notmenbig, mo frühere ©r*
gebuiffe nod) nid)t gur Verfügung ftetjen ober
fo lange fie itodj nid)t gur Kenntnis beS B or:S
fcßerS getommen finb, aber fie müffen als
foldje auSbrüdlid) begeidjuet merben; aud) barf
ber Vermutung nur fo lange SRaunt gegeben
merben, bis eine fiebere Uebertieferung ober
baS ©rgebuiS neuer gunbe bie Vermutung
beftätigt ober miberlegt, beun ber befd)cibenfte
Bunb befi^t gumeilen rncßr 2Bert als ber
füljnftc ©infall unb fdjicne er aud) nod) fo
geiftreid) unb befted)enb. Be bebeutenber bie
9Kad)t unb bie Mittel finb, mit benen einem
Borfcßer gu arbeiten geftattet ift, um fo mcljr
l)at er bafür gu forgen, baf3 uid)t feine Ver*
mutungen als ertoiefene unb errungene 2Saf)r*
f)eit aufgefaßt merben tonnen, am menigften
aber barf er felbft fie als „Bestellungen" be^
gcidjneit. B n alle* Vefdjeibenljeit l)atte id) mir
erlaubt, ben §ernt ©eneralfonferVator l)ierauf
aufmertfam gu machen — Vergebens! —, unb
fo ift ftatt erfolgreid)er 9DZit* unb ßufammen-
arbeit ein gcitraubenbeS unerquidlid)eS Sonber*
arbeiten entftanben, baS bem einen £eil teine
©l)re bringen fann, mir aber burdj bie notge*
brungene Veridjtigung ber angeblid)cn „Beft*
ftellungen" bie ä Ll befferen nötigen 9lr-
beiten raubt.
3d) fd)ließe mit ber Vitte, biefe ©Zitteilun*
gen als einen Verfud) angufefjen, burd) loeld)eit
mir ber 3Saf)rI)eit unb bem SBefen biefer ge*
fd)id)tlid)cn 9iefte näl)er fomrnen tonnen, unb
gebe bie Verfid)eruug, baß nur ber ©ebanfe
mid) babei leitete, baß aud) fd)einbar unbe*
bcutenbe Sad)en, fo lauge fie nod) gmeifelßaft
fd)einen, Von allen möglid)en Seiten angc*
faßt merben müffen, bis fie enbgültig unb
gmeifelloS entfd)ieben finb, ober bis mir an eine
©renge fomrnen, mo ber Vorßanbene Stoff eine
meitere ©rfenntniS nid)t mel)r ermöglid)t, aber
aud) bieS muß feftgeftellt merben, bamit bie
Uuterfud)uug nid)t verfumpft unb viel foft*
bare Arbeit, unnüp vergeubet mirb.
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3)ie $il6ec6iiffe des fit. dJeaiio in ifec draiieafricifie ja ilüadiea.
SSon Dr. 3Jlid)ael bärtig.
1576 Ijatte ^erjog SUbredtjt V. oom SBifdjofe feterlid) in bie Stabt äRündjen einbringen unb
Sodann IX. non ÜJteifeen bie ^Reliquien be§ in feiner 3iefibenj auffteHen Iaffen. Sein Soljn
bortigen ^eiligen SifdjofS Senno erroorben, 2öitfjclm V. fdjentte 1580 biefen geiftlicfjen
2)ie 6ilberbüfte beS Ijl. Benno in bet grauenfir<f|e ju SDtündjen.
@tf)afe bet grauenfirche, attroo ficf) fcf)nett eine
SßaHfahrtSftätte be§ fettigen bilbete, rt>e[<f)e
oon 5Zat) unb gern feljr jahlreid) befugt trnirbe.
©eib unb ffleinobien mürben bem neuen ©elfer
gefpenbet. ßefctere hatten halb in bet bisherigen
©ofriftei nidjt mehr Sßlafe unb in ben fahren
Go gle
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60
Dr. attidjael ©artig, 5)ie 6ilÜerbüfte beS fy\. ©enno in ber grauentirdje au ÜJtündjen.
1605 — 1613 baute man für fie eine eigene
Sennofafriftei. Unter ben oielen Koftbarfeiten
finben fic^ im gnoentare oon 1613 oier filberne
Sruftbilber beS ©eiligen. Sftur mehr gwei,
aber bie gwei größeren unb fdjöneren finb
bi§ heute erhalten geblieben. 2öät)renb oon
biefen baS Heinere, ein ©efcfjent aus Sßolen,
fünftlerifch mehr eine SurchfchnittSleiftung
genannt werben bürfte, ift baS größere als
eine gang ^eroorragenbc ®oIbfd)tniebearbeit gu
begegnen. 9tad) einer 9totig non 31. äJtager 1 )
ift fie 1601 entftanben unb nadj bem Urteile
oon ÜJi. granfenburger 2 ) nacf) einer 3cid)nung
$eter SanbibS in einer 2Jtiind)ener SBerfftätte
gefertigt worben. Sen urfprünglidjen gmecf
unb Sßlafc begegnet ber Eintrag in baS gn*
oentar oon 1604. 3 ) Unter ben oon 1602 bis
am 6. 3Jtai 1604 bem 1)1. Senno oeretjrten
Dpfergabett ift bort am Slnfange gu lefen:
„Srftlidjen tumba Sancti Bennonis oon
gannfc Sbono, mit Silberner onnb oergollten
~ gierung bef^laitt, barinnen integrum corpus
Sancti Bennonis onnb oben auff ber Sarcf)
Sancti Bennonis Sruftbilbt oon gannfc Silber,
mit oergollter gierung onnb infula. gn ber
rechten ©annbt, feinen ganntj filbernem mit
goUt giert SifcfjoffSftab. gn ber 2incf£)en @in
oergoUtS Sued) barauff ein Silberner gifcf).
3ln ainer Silbernen Kljötten onnb gwen gannfc
Silbernen oergollten fdjliffeln onnbt auff jeber
feptten ein SDtapen H^rueg oon gannfe Silber
onnb oergollt mitt ganzen Silbern Sßlumb*
toerdl) gegiert. #
SaSfelbe gnoentar fii£)rt noch 21 Kleinobien
auf, mit welchen man bantalS baS Sruftbilb
gefdjmüdt ^atte, hoch bis auf ein toftbareS
Sßeftorale unb einen Sßontifitalring finb bie*
felben heute alle oerfcfjwunben. Sie erwähnte
Sumba mit ber Stifte bilbeten ben ©aupt*
fdhmudt beS 1604 errichteten SennoaltareS auf
ber linfen Seite ber grauentirdje. 3llS 1800
baS batjrifdje Kurfiirftentum KriegSgelber be*
nötigte, mürben 3lltar unb S3ilb nebft galjl*
reichen anberen Köftlicfjteiten ber grauentirdje
gegen KontributionSfaffenfcfjeine abgeforbert.
SaS Kotlegiatftift wollte menigftenS baS Senno*
bilb retten unb manbte fic±) hilfeflefjenb an bie
ßanbfdjaftSoerorbneten. ßefetere miefen bie Sitt*
fteHer am 16. Segember 1800 an bie Stabt*
oermaltung unb biefe löfte am 31. Segember
1800 um 1523 ft. 12 tr. biefe feiten fdjöne
Slrbeit einf)eimifd)er Kunft aus unb fteHte fie
ber grauentirdje gurüd. Um ber Stifte, bie
jefct ihren Unterbau, bie Sumba, oerloren
hatte unb fo wie abgefdjnitten erfcfjien,
einen erträglichen Unterfafc gu geben, fertigte
hiegu laut ©otbfdjmiebegeichen gohann Sapt.
s Jtouffeau (1761— 1807) SBolfenbilbungen auS
Silberblech, tuie bieS Slbbilbung 2 geigt. gur
©erftellung ber Slufnahme oon 3lbbilbuttg 1
mürbe, mohl um ben erften ßinbrudt mieber
gu gewinnen, biefer Unterfafc entfernt. SiS
oor wenigen gahren würbe „ber 1)1. Senno"
alljährlich in ber Srnteprogeffion ber grauen*
tirche mitgetragen, ©eute fteht er ftiHe in
einem Schautaften ber Schafcfammer, als ein
gewichtiger geuge für SDiündjener Kunftpflege
in ben Sagen beS großen Kuvfürften Wag I.
>) 81. SJlatjer, Sie £omfircf)e ju Unfcr ßieüen grau in ÜJUindjen. 2ttüncf)en 1868. 6. 121.
*) ÜR. granfenburger, Xic aitmüncfjner ©olbfdjmiebe unb ihre Slunft. 9Jlünd)en 1912.
*) ©artig, Sie fünf gnoentare beS SBcnnofcfjafccS in ber grauenfiretje gu SRündjen. gabrbueb beS
Vereins für cfjriftl. flunft. 1912. 6. 131.
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Ie6er den (ßiafea JUalfliec oon Cfiting.
SSon Dr. Samtllo Srotter.
(Sßobalungigljeim), fianggaffen, 3Btmpafftng
äöalb, 4 ) ^ngoltgberg (Pfarre Sßöring, 33. 81.
©bergberg), 5 ) ©rafing bei £>£ing, 2J. 81. ©berg*
berg 6 ) unb ßörige mit iljren ©ütern in Slfcfyau,
Sßfarre ©teinljering, 23. St. ©bergberg (Stgcaroa)
unb 3Bürmetgf)am. 7 ) Staume öftlid)
Sßafferburgg big Stling retfjen fid) bie meiften
biefer Orte aneinanber. SBimpafing, Sßollergs
Ijam, ßanggaffen einerfeitg; 3ßitrmetgl)am,
©türget^am, Hemaben, ©riegmaier anberer*
feitg liegen beifammen. 2Balb ift nörblid),
Qafenljam fübtid) von 2Bafferburg.
Sin Slofter ©arg fdjenft ©raf 2Batt£)er
©ut in greifjeim unb Sßerdjeim 8 ) b. f). greifjam
bei ©afentjam, am linfen 3nnufer fcfjief gegen«
über non Sittel unb Simburg, unb 23ergl)am
3 km füblid) oon $afenl)am.
Urfunblid) geugt ©raf 3BaIt£)er aufter im
©bergberger ßartular
a) unter fflifdjof ©Hentjart oon greifing
(1053—1078) gemeinfam mit ©raf Otto
(o. ©djetjern, geft. oor 1075?) unb ©raf
©rnft (oon Ottenburg, geft. oor 1097?),
bem ©tammoater ber £irfd)betger, bei
einer ©utgfdjcnfung in ©ielftetten 8 km
öftlid) oon Stubelafjaufen, 9 )
l ) &rcf)io für Defterreid). ©efcfjid&töqucUcn 93anb VII. 6. 286.
*) 9lbf)anblungen ber biftorifdjen Älaffe ber bagerifdjen Slfabemie ber SBiffenfdjaften 93b. XV. 3. 9ib=
teilung.
8 ) (Sartular (EberSberg III $Rr. 17.
4 ) a. a. 0. III 9tr. 18.
*) a. a. 0. III 9tr. 19.
6 ) a. a. 0. III 91r. 20.
7 ) a. a. 0. III Wr. 22.
8 ) M. B. I. 16 9tr. 70: 2)rei baqerifcfje £rabition8büd)er au8 bem 12. 3öfjtljunbert @. 50 (IjerauSs
gegeben oon $efc, (trauert unb 3Jtairf)ofen, 9ftünd)en 1880); bie 93. X. 93. fefcen mit falfdjer Datierung grtf)aim=
graf)am 8 km oon ®arS innabtoärtS unb $erd)eim=93ergf)am, ®. 9ftitterfird)en, 93. 91. (Eggenfelben. S)er 93eftfc
be8 Orafen 9BaItf)er beutet bod) oiel efjer auf obige 0rt$beftimmung, als auf biefe.
9 ) Q. V. 1614. (Duellen unb (Erörterungen gitr bagerifdjen unb beutfdjen ®efd)id)te, neue golge 93b. V.)
a. a».3«. 4. 9
Sum 19.3uni fteljt im Sftefrotog oon Slofter?
neuburg 1 ) „Waltherius comes de Chling,
cuius fuit fundus iste“. ©oroeit bag
Sartular beg Slofterg ©bergberg eg aitliefj,
oerfolgte ©raf griebrid) §eftor £unbt 2 ) feinen
©efdjtedjtgaufammenljang. Sie ©tammtafel
äiefjt §unbt bort folgenbermafcen aug:
ir III SRr. 17
, III 9Ir. 17
(Engilbert
frater, Cartular
III 9tr. 17
(de Hovechiri-
chen Cartular
I 9tr. 114:
1075; 115, 124:
1123).
A. Slbftammung oäterlidjerfeitg.
Sllg ßeitfaben bient ung 3ßaltljerg 2tame
unb 33efi&.
Sin ßlofter ©bergberg gebieten aug feinem
liegenben ©ute foldje in ©türaelljam, 8 ) Se*
maben, ©riegmaier, £afenl)am, Sßollergfjam
«rnolf
comes,
Cartular
III 17
§emti
mater, Cartula
Söaltljer pater,
Söaltfjer
illustris comes
III 17,
geft. 19. 6. oor
1115 (um 1100
unter 9Xbt 3ftub=
pert oon (Eberßs
berg:
1085—1115)
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62
Dr. Santillo ©rotter.
b) jroifcfjen 1078/1098 mit 9lrnolb oon
Scheuern 1 ),
c) gnnfdjen 1091 unb 1098
1 . bet ber Schenfung bet nobilis matrona
Peitha,*) bet Stammutter ber Härtner
Drtenburger, gemeinfam mit ©taf
Slrnolb oon Sieben, 9lrnolb oon
Sdjegern unb beffen Sotjn Stonrab,
unb gmar als ©taf oon ÜBifling,
©emeinbe 3Börtf), 23. 91. ©rbing mit
feinen 4 milites 8 ) oon ©fdjlbad),
©ietrid) de Erlinchouen (§örlfofen),
3ßilhelm oon Steifen, 33. 91. ©rbing
unb SBolftrigel de Cella (gell, ®e=
meinbe grauen sSteufjarting, 33. 91.
©berSberg),
2 . in einer £egernfeer Urfunbe 4 ) bbto.
göf)ring mit ©raf 23ernharb unb
9lrnotb oon Sdjetjern at§ ©raf oon
SBifling ($)rud in M. B. falfdj),
8 . toegen 5J3ermunt§ oon Stofjing bei
©rbing, 5 )
©raf 3ßaltt)er8 33ruber ©ngelbert nennt
fid) oon $offird)en (D. U. .§offird)en, 33. 91.
©rbing), in beffen Sßfarre ba§ fpäter gu
ermäbnenbe Slilchelfjoin 2 km nro. baoon
liegt.
©raf 3ßaltf)er§ 33ater“ trägt ben gleichen
Saufnamen, roie fein Soljn, ben toir um
3Bafferburg (mit ffling als 33urgfife) unb im
©rbinger 33ejirf, mit 253ifling al§ Sifj, be*
gütert finben.
>) Q. V. 1487 t.
*) Q V. 1664.
*) ©ie SBcjeichnung „milites“ berührt in (einer Sffieife bie ©igenfchaft beS „nobilis vir" de Eskilpaoh,
SBorname nicht angegeben; nach ©unbt a. a. D. S. 126 ©fd)l6ach, SB. 81. ©rbing, nach Q. V. 708 ©fchlbacf), 89. H.
spfaffenhofen; für 1098/1137 jeugt Q. V. 1515 b. ein SBcjil be ©Sfilirtpath bei einer Qörigenoergabung in
folgenbet Reihenfolge: UbalfchaH be SUttenhufen (9IItenhaufen, Sßfatte gtetftng), Ubalricf) be Sßerga (Serg,
SPfarre 8lu, iB. 81. SBafferburg, ober §einblingerbcrg, Sßfatte §ain8bach, SB. 81. RlaQerSborf), 8lribo be Qetens
hufen ($ettcnhaufen, Sßfarre 3lmmünfter), SEBejtl be ©Sfilinpadh, Slbalpredjt be Seiuan (Sogen, Sßfarre Ries
ben, iB. 81. SBafferburg), Ruttant be §einftctten (©ammftätt, ©emeinbe Sogen), b) ©ietridj oon Ob. Unt.
§dr(fofen (Sßfarre SSBörtf), SB. 81. ©rbing) ©berSberger ©artular III Rr. 6 Seite 161 a. a. O. o) SBilhetm oon
Reifen (Sßfarre ©itting, SB. 81. ©rbing) ©berSberger ©artular III Seite 171 a. a. O. feine Schiuefter SBtllipird),
SBittoe RicherS oon ©egrenpacf): nobilis genannt; er felbft Q. V. 1484 ex 1078/1091: nobilis testis.
‘) M. B. VI 44.
6 ) Q. V. 1501 a.
•) M. B. 1 216 = ©rei bagerifche Srab. SB. II 47 S. 6P/61.
’) Q. V. 1467.
') Saljb. U. 83. I. 201 Rr. 26-32.
e ) M. G. D. D. III S. 693/4 Rr. 3.
*°) Saljb. U. SB. I. ©ob. Sietmari Rr. 1, 2, 4-26, 31—36.
“) ©arunter ben in Qefitinftubun b. h- ben Slfenoalb am 3 nrt f. ©arS m. Sroftberg, ber am 7. 7.
1027 (M. G. D. D. IV Rr. 106) in ber ©raffchaft griebrid)8 liegt, b. h. jenes grtebrid)8, über ben SBerfaffer in
ben SR. 3- ©■ g. 1910 S. 611 ff. f<f)ric6, womit nun bie Sage oon beffen ©raffchaft feftgefteüt fein mürbe.
©in nobilis vir Waltherus fdienlt um
1068 6 ) mit Suftimmung feinet Srben Stierer
unb 9Jtaf)tfrieb 4 hörige fand ihrem ©ute
gum 6t. 33alentin§altar in Sßettin^eim (jßiet8=
harn, ö. bei Dbertauflirdjen) gum 33orteiI ber
Sauflirdjner ißaroc^ianen. SBegen ber nament*
liehen 9lnfitf)tung feiner ©rben 3tid)er unb
9Jlal|tfrieb begießt fid) biefe Schenfung roa^r*
fcheinlich roeber auf unferen ©rafen 2Baltl)er,
noch auf beffen 33ater; Setsteren fönnte man
oieIIeicf(t in bem erften gleichnamigen nobilis
testis 1039/1046 erblicfen,’) als bet Hlerifer
ßango, 33ruber8fof)n be§ greifinger 2)om-
propfte§ 3ßegelin, bem Somfapitet greifingS
fein ©ut in Siibing (©emeinbe graunberg,
58. 91. ©rbing) gibt unb oom 2)ompropft 9lngo,
2ßegelinS 9tad)foIger — beffen Sogt Siegeharb
beftätigte bie§ bann — eine §ufe öftlieh ber
3far unb eine gu Dtubelghaufen (33.91. 3Jtain«
bürg) (fiefje oben 6. 61) erhielt.
9ln heroorragettber Stelle tritt un§ toieber
ein 3Balther entgegen, al4 S3ogt ber Saigburger
©rgbifchöfe ^artroich (991—1023), 8 ) ©unttjer
(1024—1025), 9 ) unb Dietmar (1025 bis
1041). ,0 )
33ei ©rgbifchof ©unlhet htmbelte e§ fich 1025
barum, bah Genferin Hunigunbe burch einen
jßrefarienoertrag ber ergbifchöfliihen flirche
Saigburg ihre §öfe ßtting unb Surghaufen
nebft 4 gorften 11 ) überlieh, wogegen fie ebenfo
bie Cöfe 9lu, ©ar8, 9lfchau (S. 91. ÜJlühlborf),
Stabei (91. ®. ©aag) unb 9lmpfing empfing.
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UeBet ben ©rafen Sönltijcr oon E£)Iing.
63
3 Bir beroegen uns baljer in ber gleichen ©egenb,
roo roir ®raf 2Baltf)er antrafen.
Siefer SSogt 3ßaltl)er ift an einem
23. 3Jtai SDtitte beS 11. SafirljunbertS
mit $ob abgegangen. *) ©r blirfte jenem
nobilis vir Walther gteidigufefjen fein, ber
991/1023 gegen feinen, 127 3od) */* ©»6e,
eine eingängige 5Dtüf)le famt 3 3od) SBiefen
umfaffenben 33efifc in 5tird)fagen (fro. Cb er»
tauffirdjen) ©aigburger ®ut (mit 127 3od)
l SDtliljle) in fßobulundjooe eintaufcfjte.*) 3n
ber gleiten ®egenb begegnen mir bei ©utS*
täufdjen 3Jlef>reren namens 3ßaltfjer als ßeugen
unb groar 977/981 roegen Sftingelsborf 6 km
nö. o. SBifliitg, Sßfarre SBalpertSfirtfjen, S. 81.
©rbing, unb Snnerbittübad) 6 km fö. o. 3Bal*
pertsfirc^en, unb 3fen 3 ) 972/6 roegen SJerg*
fjam (©emeinbe Xfjatfjeim, Sßfarre Sftibing,
2 */* km ro. oon ©teinfirdjen, 33. 81. ©rbing; 4 )
roegen gafelbad) unb 9teufafjrn, SSilStjeim
unb 33auftaring, fßfarre ©teinfirdjen, 33it8f)eim,
Sfeling, Ob.* u. Unt.=6traubing (beibe fßfarre
©teinfirdjen, 33. 81. ©rbing) unb griebI=3Jtitter*
Dber*9timbad) (Pfarre Dbertauffirdjen). 6 )
3Bir roerben bafjer bie SSorfaljren 3Baltl)erg
oäterlidjerfeitS in biefem 3Saltf)erftamme er*
blicfen, ber im 33ogt beS ©aigburger föodjftifteS
uns oieHeid)t ben ©rojjoater ober Urgrofcoater
unfreS ©rafen geigt.
©ine 33erbinbung unfereS 3BaIt^ergefcf)Iec£)»
teS mit bem 1065/76 ®) in Kärnten um 8)tiK*
ftabt unb Sfraut begüterten 3Baltf>er (geft. 26.4.),
©ol)n ber 91aala (geft. 18. 12.), 33ruber eines
SRubolf (geft. 16.11.) ©ognatuS einer Sßegala 7 )
tjerjufteHen, erfdjeint bergeit unmöglich-
Sntereffant ift, bafi ba§ ftlofter 6t. 2am*
pred)t in ©teiermarf gum 10. Sännet mit
einer Jpanbfcfjrift beS 12. 3aI)r£)unbertS eines
Waltherus comes gcbenft, 8 ) ber fid) I)ier
nicEjt unterbringen läfjt.
B. Slbftammung mütterlid)erfeit8.
3BeiI Slrnolt preses Hallensis groeimal im
©berSberger ©artular (1075—1080) geugt, 9 )
folgert £unbt oljne 3Jtüf)e, baj? ber avunculus
beS ©rafen 333altl)er unb ber §aHgraf 3Irnolt,
ber nad) iljm feine ©ötjne gehabt gu fjaben
fdjeint, 10 ) roefenSgleict) fein mu|. 8lnfd)liefsenb
baran finbet et ben näctjften §allgrafen ©ngel*
bert in bem ©oljne beS ©rafen ©ebl)arb unb
ber ©räfin fftidjgarb, roeldje bie 3Jtüf)le in
fidettljeim (Sßfarre 8lUenerbing) an ©berSberg
fdfienfen, 11 ) fteHt biefen §aQgrafen als ©rünber
beS SflofterS Sittel am $nn feft, bemerft, bafe
bie 8lnbect)fer bei Stling begütert roaren, fcbjliefjt
barauS auf einen etroaigen ©rbgang nad)
©raf 3ßaltf)er8 Slbteben ober auf eine Üödjter*
auSftattung, o^ne biefen ©ebanfett rociter gu
oerfolgen. 3Berfen roir einen 33lid auf bie
gleidjgeitigen 8lnbed)fer an ber ©anb folgenber
©tammtafel.
(©tammtafel f. ©eite 64.)
$>em ©rafen Slrnolb übertrug nad) Sloen*
tinS Slnnalen (l)ier 3lrnulfuS be Samafia) Äaifer
*) M. G. Nec. II 37 ©t. (Rubbert in ©aljburg jum 23. SDiai Vualteri advocatus in einet §anbfcf)rift
beB 11 . 3 af)r£)unberts.
») ©aljb. U. ®. I 197 SRr. 15 roo iß. mit ißolling tintiger SßuUing fro. greifing gleicbgefefet roirb
roelcbe» aber 1024/1031 Q. V. 1409 ab fd)on Sßullingcn Reifet. Das nä£)er liegenbe »ottam, ©emeinbe &oljen=
ttjann, Sßfarre @<f)önau, ®. 0. 0ibling erfdjeint 937/957 in Q. V. 3lr. 1111 als ißoIIind)einun. Db ne e f net ©efen 8 *
gteidibeit biefeS CrteS mit bem ®oUer 8 t)am be 8 ©rafen Söaltber ba 8 ®ort ju reben, tonnte man aud> an
Sßoljfjmn, eine (Sinöbe, alfo eines ,§ofe 8 * benten, ber 4 km nö. oon §offird)en in ber spfarre Slutnrcfjen,
Sefanat Dorfen liegt, in toetd) leitetet ©egenb ifiobalung als 3 *u 0 eoname auftritt. Q. IV. 896, 864, 875, V.
1050:926/937; 1178:957/992; 1254:977/994; 1328:994/1005; ober an ®olbing 3'/> km nro. oon Dbertauffirtben.
•) Q. V. 1271, 1269.
*) Q. V. 1233.
•) Q. V. 1050, 1068 Qafelbad) roo^I e^er baS in bet «Pfarre »odtiorn, ®. 0. Srbing, als Safelba^
®. 0 . greifing, 'Jieufafjrn roofji in bet ißfarre SöalpertSfirdjcn, ®. 0 . Srbing als üicnfaljni, ®. 0 . greifing, ba
©raf SBattilo, ber 3fengaugra), in ®etradjt tommt, in beffen ©raffdjaft 927 Etjajpadb = ©tob* unb Slleinfat) 6 ait)
o. o. n. Dorfen. ®. 0. Srbing, liegt; ©aljb. Urt. ®, I 95 SRr. 32.
•) M. Dueatus Carinthiae III, 360, 363, 364 = Aota Tirolensia I, 80, 81, 208.
’) M. G. Nec. II 459, 464.
8 ) M. G. Neo. II 311.
•) a. a. D. @. 163/4 I 3ir. 122, 123.
■«) a. a. 0 . ©. 128.
“) a. a. D. 128, 162 UI SRr. 8 .
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64
Dr. (Samillo Xrotter.
Stammtafel au S. 63.
Slrnolt,
griebrief)
ftonrab.
geft. 8.2. M. G. Nec.
Stocbo,
©eiftlidjer au
I 11, begraben am
geft. 24 1.(1075)
3afobe8perge
geblidj in Sittel am
Nec. I. 10 ©raf
= 3a8&* r 0
3ntt, tatfäc^lic^ in
(1055 1073)
geft. 16. 5.
a3enebiftbeuern.
Stuniaa,
©ifela,
geft.22.2. M.G.Nec.
1. 12 (Sodjter Ottos
oon ©cfjmeinfurt,
©eraogSoon Sd)roa*
ben, geft. 22. 2.1102.
gorfefjungen jur
beutfdjen ©efcf)id)te
XII 115, XIV 382)
geft. 7. 3. 1120
©ebfyatb, ©ertolb, Otto, Sietrid),
geft. 3. 10. geft. 27. 6. 1151, ©raf, ge* ©raf, geft.
M. G.Nec. ©raf oon Slnbecf)8, tötet 3. 11. 1.6.
I. 27 Sieffen, klaffen- bei ?)rim
comes de bürg. gisf)eim
Diezzen 1* ®°P e /
M. B. 0 c fl- 6- 9 ..
XXII 21 Sodjter be8 3Jiart=
grafen $oppo non
3f trißn /
2. Slunigunbe,
£od)ter ©raf (Sc1=
bertS II. oon Sleu*
burg*Spfitten
^einricß IV. Enbe 9Jlai 1077 gemeinfam mit
Dtto oon Eurasburg bie Berroaltung eines
SteileS oon Dberbagern unb Stirol. 1 )
$n feiner ©raffdjaft lag 1073 Slofter Sttott
am 3 >nn. 2 )
ES blieb uns befanntlicß ein Berfucß ber
SJlöncße beS JUofterS 9lttel am 3nn erhalten,
bie ©riinbungSgefcßicßte ißreS ÄlofterS oom
©allgrafen Engelbert ergäßlen 3 U laffen, mobei
biefer baS fflofter als oon ben „principes de
Diezzen“ gegrünbet unb rcidjlicß auSgeftattet,
jebocß oon fcßledjten äftenfcßen, itiSbefonberS
oon einem getoiffen Friderico cognomento
Rocho beraubt unb gerftört, fomie oon Engel*
bert roieber ßergeftetlt, begeicßnet. 3 ) £>ßne
biefem SDtacßmerE befonberen SBert betgumeffcn,
läfct eS bocß bie SBiebergabe alter Ueberliefe*
rungen beutlicß erfennen. Sarnacß ftanben
bie Sieffener ©rafen fomoßl, roie ber ©allgraf
Engelbert bem SHofter 9lttel als ©rünber
be 3 ro. Sßieberßerfteller 3 ur Seite, Begießungen,
roelcße nur auf Bermanbtfcßaft berußen fonnten.
Sudjt man nacß einer folgen, fo fpringt bie
SiamenSgleicßßeit beS ©allgrafen Slrnolt mit
bem Sieffener ©rafen 3 lrnolt einerfeitS unb
bie beS BaterS oom ©allgrafen Engelbert mit
bem Soßne ©ebßarb biefeS Sieffener ©rafen
Slrnolt anbererfeitS fogufagen in bie Slugen.
9luS biefer ©leicßung entmidelt ficß folgenber
©efcßlecßtSgufammcnßang
Slrnolt = ©allgraf
©ebfjarb 4 ),
©raf oon Steffen
©aUgraf Engelbert fteUt baß
oon feinem ©rofeoßeim ©rafen
griebricb angeblich oerroüftcte
ftlofter Sittel roieber l)er.
Stad) Anonymus St. Blasia-
nus bei ©erbert Hist. Silv.
Nigr. I 404 avunculus ber
©ebioig, (Battin ©raf Slbal*
bertö I. oon SBogen
Sietrid) ©raf oon SBafferburg,
ber feinen 6 km n. oon Sieffen
gelegenen ©of Stieben biefem
SHoftcr unter Slffiftena ber Sin*
bed)fer fd)enft.
M. B. VIII. 163 Str. 2
Sloentin bejeidjnet fd)on ben ©rafen Slntolb
oon $>ieffen al§ ©rünber oon Sittel, 5 ) bod)
betnerfte nod) ber neuefte ©djriftfteller 6 ) be*
jüglid) biefe§ ÄlofterS, baf; ein ßnfammenljang
jtoifdjen bem erften ^allgrafen Slrnolb unb
©ebljdrb, bem 6tamnioater ber fpäteren, nid)t
nadjjutoeifen ift, menn aud) bie ©efd)id)te
Sittels bafi'tr fprid)t. Cefele 7 ) fteUt jebe 2Befen§*
$cmma grtebttd)
üöaltfjet Otod)o,
~5sr 9ef i 0 2 7 t ’•
SBalttjcr, 1075
geft. oor
1115
*) Vindeliciam superiorem et Norici Hartem continuam per quam Athesiß Isarus Oenus amnes
decurrunt.
*) M. B. I. 353. Ob ©raf (Engelbert M. B. I. 217 im 3af»rc 1068 beSljalb ermähnt n>irb, roeil
ftlofter Slu nö. oon SBafferburg ober 0bertauffird)en in feiner ©raffdjaft lag, bleibt baljingefteUt.
*) M. B. I. ©eite 266/7.
4 ) Ser für 9tcid)enl)afl in ©ctrad)t fommenbe ©raf ©cbljarb ift ber oon ©urgljaufen; ©raf Äonrab
be ©aKa unb feiner ©attin Slbala — ©raf Stonrab II. oon Speilftein unb feine ©attin Slbala oon Stleeberg.
5 ) SloentinS Sßcrfe V. 39.
®) Dr. 8^ud SJtartin. Sie 5tird)oogtei im ©rjftift ©algburg, SJtitteilungen ber ©efellfcßaft f. 6algburg.
SanbeSf. 46. 3al)rgang. ©aljburg 1906. 6. 401 Slnm. 3.
7 ) ©efc^idjte ber ©rafen oon Slnbcd)8 ©. 13.
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lieber ben ©rafen SöaUher oon Geling.
65
gleichet! beg ©rafen Slrnolb oon Sieffen unb
beg ©aUgrafen Slrnolb in Slbrebe.
©eine fefjr beadjtengroerten ©infpritche
ftüfeen fiel) barauf, bah in ben Metrologien oon
a) ©eeon 1 ) gum 11. Jänner ein Arnoldus
comes (mit £>anbfd)rift beg 12 . gahr^
hunbertg),
b) Sieffen 2 ) 3 Utn 8 . gebruar Arnoldus
comes obiit — barüber sepultus Atile
(festerer Marne auf Mafur, richtig natürlich
in Senebiftbeuern) — ftefjt, legerer ©raf
Slrnolb II. oon Sieffen fofjin nid^t ber
®raf Slrnolb beg ©eeoner Mefrologiumg
fein fönnte; ber ©eeoner ®raf Slrnolb
fei ber ©allgraf. Slug ben Mefrologiumg*
angaben oon ©eeon folgt bag aber nicf)t
fo ohne meitereg. Mlit feiner Slnbeutung
einer ®efd)led)tg 3 ugehörigfeit lefen mir
einfach: Arnoldus comes im galjregs
gebädjtnig biefeg Slribonenflofterg. Sabei
märe aber ju erinnern, bah ber 2 am*
baefjer Slrnolb, SJlarfgraf oon Raran*
tanien, einen 33ruber Slribo befafj, raeldjer
Marne auf eine ®efrf)Ied)tgoerbinbung
mit ben Slribonen unb bamit auf eine
möglidje Slufnatjme in beren Rlofterge*
bäd)tnigfreig l)inmeift. Mtarfgraf Slrnolb
foH allerbingg an einem 3. SJtära ge*
ftorben fein; aber mir fennen meber ben
Sobegtag feineg gleichnamigen Saterg,
ber alg ®atte einer Slribonin in 33etrad)t
tarne, noch ben feineg im Stampfe ge?
faUenen ©ohneg Slrnolb, ber eine £>aced)a
3 ur grau hatte.
ilbereinftimmenb mit Sieffen enthält bag
Mefrologium oon ©eeon aum 22 . gebruar ( 8 . Rai.
Mtart.) „Gisila comitissa“, nach ^ er fpäteren
Überfdjrift aug bem 13. gal)rhunbert beg Siefs
fener Mefrologiumg „uxor comitis Arnoldi“,
mogegen bie fcheinbare Übereinftimtnung 311 m
24. gänner (9. Rai. gebr. Sieffen) mit fpäterer
Überfchrift „patruus Bertoldi Fundatoris
nostri“ 3 ) mit 23. gänner (10. Rai. gebr.
Seeon) 4 ) „Friedericus comes“ mieber geigt,
mie oorfichtig man f)icbei folgern muh; benn
ber ©eeoner Friedericus comes ift nadjge*
miefenertnahen ein Slribonengraf griebrich- 5 )
©d)on Defele 6 ) machte auf bie Unftimmigteiten
beg Sieffener unb ©eeoner Mefrologiumg begügs
lieh biefeg griebridjg aufmerffam. gum 22 . 2 J?ai
(11. Rai. gun.) fteljt 7 ) „anno 1075 Friedricus
comes de Andex hic jacet“ unb unter ben
SBohltätern oon ©eeon fdjlieht [ich hinter ben
Slribonen gleich Fridericus comes de Andex
geft. 1075 an. 8 )
Sie SScrfdjiebenheit ber ®ebäd)tnigtage im
Sicffener unb ©eeoner Mefrologium bemeiftba*
her meber für, noch gegen eine 2 !erfd)iebenheit
beg ©rafen Slrnolb oon Sieffen unb ©ad*
grafen Slrnolb etmag.
Sei biefer ©elegenljeit möchte ich meinen
gmeifel augfpredjen, ob ber Ranonifer ßuitolb
aug bem älteften Sotenbuch oon Sieffen auch
mirflid) alleg fehlerfrei in bag h eute ältere
Mefrologium übertragen hat? Ser Marne oon
Dttog II. ®attin „guftitia" fdjlägt bem bape*
rifchen Solfggefüf)! gerabe 3 it ing ©eficht. gn
ber Sorlage bürfte jebenfatlg „gubita" ge*
ftanben haben, mag auch einer babenbergifchen
©erfunft angemeffener märe. Sin biefem Um*
ftanbe änbert nichts, bah fi<h ^ er ^ame „gu*
ftitia' burch gahrljunberte roeiterfchleppte unb
im gahre 1779 y ) bei bem ®rabftein in ber
iPfarrftrrfje 311 Sfjanning noch ein ameiter
Marne „Slbethaib" neben „guftitia* auftaucht.
Sah ®raf Slrnolbg ®attin ©ifela eine Socfjter
Dttog oon ©chmeinfurt gemefen fein foH,
beftreitet Defele 10 ) unb man rnirb ihm augeben
müffen, bah aug ber Machfolge ®raf Dttog II.
oon Sieffen in ben ßeljenbefifc oon Segern-
feern ®ütern, raomit früher Dtto de Orient ali
Francia belehnt mar, auf eine foldje ^erfunft
gemih nicht gefchloffen merben fann. Sluch
ber Saufch amifchen Sertolb II. oon Slnbechg
1 ) 9lun M. G. Nec. 11 ©. 217 ff.
2 ) 9lun M. G. Nec. I. ©. 11.
8 ) M. G. Nec. I. 10.
4 ) M. G. Nec. II 218.
ft ) MJFÖEGF 1910 6. 612/8.
6 ) ©efcf)ic&tc ber ©rafen oon Slnbedjg 6. 14.
7 j M. G. Nec. II 219 = M. B. II 160.
8 ) M. B. II 162.
9 ) $)eutinger: 2)ie äUeften SJtatrifcln beg ©igtumS greifing 1854. II 555.
10 ) a. a. 0. ©. 13.
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Dr. (Eamillo £rotter.
unb Bifchof ©rlung oon SBürjburg wegen
„©owenheim in pago Weringowi“ (©anheim
bei ©chweinfurt) 1106/13 *) bilbet feinen
bntd)fd)Iagenben Beweis für biefe Slbfunft. *)
©benfowenig ftüfct bie ©teile M. G. S. S. IX
221 = M. B. VII 16 bie Annahme, bafe bie
im Benebiftbeuerner Sefjenträger^BerjeicfjniS
auf „Arnoldus defensor“ folgenbe „Irmin-
kardis comitissa“ unfereS SlrnolbS oielfet(f)t
erfte ©emahlin fein fönnte. Senn biefeSBer*
jeichniS entbehrt einer fixeren .geitbeftimmung.
Sen Slnfang macht „Unargus hujus loci de-
structor“, s ) ber jur Seit ber BlagtjareneinfäHe
unter bem Slofteroorftanb Bicholf (967—987)
fid) ber Sfloftereinfünfte bemächtigte; bann
folgt „Hengildeo hujus loci defensor“ (oon
ifjm ift weiter nichts befonnt), unb baran
fchliefjt „Arnoldus hujus loci defensor. Irmin-
kardis comitissa“. Biel fpäter fommt Bifdjof
8 lbraham oon greifing (957—993), Adalbero
comes (oon ©berSberg, geft. 27. 3. t045), feine
©ottin Bichlint, bie äßelfin (geft. 12.6.1045),
©erjog SBelf oon Bayern (geft. 6. 4. 1062)
unb enbltd) ^erjogin 3ubit oon Bayern (geft.
29. 6. n. 980).
Ser f)ier oerjeic^nete defensor Arnold ent*
fprid)t oiel eher bem „Arnoldus, nobilissimus
beliator imperatoris atque fidissimus defensor
sancti Benedicti“, ber in ber unS erhaltenen
erften SrabitionSnotij auS 8lbt ©otahelmS $eit
(1032—1062) ein ®ut in SaerjinS (SerfenS
bei 3nnSbrudE??) an Benebiftbeuern fdjenft. 4 )
Sie jeugenben ©rafen ©ngelbio, SUbero, ißoppo,
Otto, SofjanneS, Sßilgrim, Sietricf) Iaffen fict)
nicht fo leicht beftiminen; oiefleidht finben fich
2 lbalpero, Slrnolf, Sßoppo in ben gleichnamigen
©rafen beim UrteilSfpruch über bie SIbtei
BtooSburg bto. Sittenfofen (Pfarre 9ieid)en*
firchen bei ©rbing) 8. 8. 1027. 5 )
Sen bei ber ©üteroergabung ber Jfaiferin
ftunigunbe bto. BegenSburg 1025 6 ) hiui et
©rafen griebrid) unb beffen ©ohn Bertolt,
Borfahren ber Bnbechfer, auftretenben ©rafen
ülrnolb, hält SuliuS ©trnabt in feiner 8ltlaS*
abhanblung über baS ^nnoiertel unb Btonbfee*
lanb 7 ) für ben Cambadjer ©rafen Slrnolb II.,
als beffen Bater Slrnolb unb beffen ©roh*
unb Urgrofwater nach ©trnabt 8 ) Bleginharb
gelten, ©ine ©leichfefcung biefeS ©rafen Brnolb
mit unferem §atlgrafen aus bem lebten Srittel
beS 11. Jahrhunderts, wie es Defele 9 ) tut,
oerbietet bie Jett i^treS BorfommenS.
©idjeren Boben fühlt man ba nirgends
unter ben güj)en; auch bie Notae Buranae ,0 )
mit ihren „duos comites Arnolfum cum patre
suo Meginhardo qui dum vivebant, hic
(b. h- auf Benebiftbeurer ©runb unb Boben)
domini fuerunt“ wollen fef)r oorfichtig auS*
gelegt fein. Bergleicht man bie in Betracht
fommenben Bleginharte, fo oerteilen fie fich
auf einen Jeitraum oon hundert fahren; wir
finben
1. Bleginharb, in beffen ®raffd)aft 987 ®öt*
ting, w. oon Slibling, lag. 11 )
2 . Bieginharb oon ©ilching (B. 81. ©tarn*
berg), ber 1011 wegen SrinS (®b. Bot*
tad), f. oon Segernfee) mit legerem
Sflofter in ©treit lag, 12 ) weldjeS ®ut
oon einem nobilis vir ©rnft unb beffen
©attin Slbelhaib ftammte; bei feinem
endgültigen Berjidjt ju BegenSburg
jeugen Adalbero de Chuopach preses,
Eberhardus comes de Eparesperc
preses. ©ilching felbft fommt 804 unb
870 als BuSfteEungSort Jreifinger Ur*
futiben oor, ohne bah man aber hieraus
2lnf)altSpunfte für ®efd)lechtS}ufammen*
hänge fände. 13 )
*) M. B. XXXVII 3lt. 7 ©. 35.
*) gorfdjungen. jur bcutfdjen ®cfdjid)te XIV 388.
•) M. B. VII 16.
‘) M. B. VII 38/9.
5 ) Q. V. 1422.
*) M. G. D. D. III ©. 693/4 31t. 2.
’) Hrcf)io für öfterrci«f»ifc^e ®efd)icf)te 99. ffianb. 2. ©älfte, ©. 588.
8 ) 9lrd)it> für iSfterrcid)ifd)e ®efdhi(f)te 99. ©anb, 2. §älfte, ©. 590 ff.
») a. a. D. ©. 590.
«•) M. G. S. S. XVII 320.
») ©aläb. U. ©. I. 265 9tr. 2.
■•) M. B. VI 9/10.
*•) Q. IV 9tr. 199,904.
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UeBet ben ®rafen SBaltljer Don ©Ijling.
67
3. ©raf fUteginljarb oon SteidjerSbeuern, fann man leibet nid)t feftlegen. iftamen unb
ber roegen ßangenpfungen 58. 2t. Jtofen* 58efifcoerl)ältniffe reifen fte unter bie aller*
fjetm 1042/46 als ©raf einffreitet unb näd)ften ©ippengenoffen. SBo ber 2lnInüpfungS*
für Segernfee geugt. 1 ) punft an bie 2Bolfrat8f)aufer ©rafen lag?
4. ©raf -Uteginljarb oon ©iteffing, ber hinter ©iel)e roegen fReidljerSbeuern übrigens bie unten
unferem ©rafen 2lrnott oon Sieffen fotgenbe fEegernfeer ©utSoerteilung.
oor 1073 beim Ef)eoertrag beS Stamm* ÜJleljt als obiger 2Baljrfdjeinlicf)feitSberoei8
oaterS ber Kärntner Drtenburger geugt;*) für bie ©Ieicfjfieit beS ©rafen ©ebf/arb oon
aus biefer geugenfteHung läfjt fief) oer« Sieffen unb §aügraf Engelberts SSater läfjt
muten, baf) ©raf SDtegintjarb oon ©it* fitf) nidljt erbringen. Ser feljr auffällige Um«
d)ing nidljt ÜBater beS ©rafen 2lrnott ftanb, baff ©raf ©ebljarb aufjer im EberSberger
■oon Sieffen geroefen fein fonnte. 2tt§ Eartutar nur nodj in einer groifdjen 1099/1101
SBater unfereS ©rafen fommt nur ©raf auSgefteHten Urfunbe erfdjeint, Sieffen fief) in
Eltegtnfjarb oon SfteidjerSbeuern in $e* §änben feines IBruberS Sertolb befinbet, läfjt
tradfjt. Saf) aber ©raf SJteginfjarb oon fief) rooljl niefjt anberS erftären, als burefj ein
©itdjing gu bem Sieffener ©rafen* früf)jettigeS Slbleben beS ©rafen ©ebljarb einer*
gefdjlecfjt gehört, geigt bie geugenfolge feitS unb burdtj eine ©üterteitung anbererfeitS,
gebauten EfjeoertrageS: als groeiter ©raf bei roetef) festerer Söertolb bie Sieffener ©utS*
2lrnolb oon Sieffen, ©raf SDteginljarb tnaffe unb ©ebfjarbS SRacfjfommen bie ©üter
oon ©ilcfiing, ©raf Otto oon Efjanning am 3>nn erhielten.
(ö. SßolfratSljaufen), alles ©lieber beS s ^attgraf Engelberts unb feiner fbtutter
felben ©efcfjledfjteS, bann ©raf Dtto oon JtidtjgarbS Jtame roeifen gebieterifdfj auf einen
©efjetjern ufro., roäljrenb in einer Über* SBorfafjren natnenS Engelbert Ijin.
gabSutfunbe ber SBitroe biefeS Orten* Sefanntlicf) entgog $ergog 2lrnulf ben
burger ©tammoaterS oon 1091/8 ©raf batjerifefjen Sflöftern eine üJtenge ßiegenfefjaften,
2trnolb oon Sieffen an erfter ©teile unb um bamit feine SDtitfämpfer auSguftatten unb
bann 2lrnolb oon ©efjetjern mit feinem bie SBeljrfraft beS ßanbeS gu ftärfen. 2lm
©oljne Jfonrab geugt; *) faft fcfjeint eS, beften untersten uns bie Segernfeer SRöncfje
als ob biefe ©tammutter 23erÜ)a eben* über biefe ©utSoerlufte; fie führten 2lufgei<fj*
falls als eine ©cfjroefter unfereS ©rafen nungen hierüber unb erhielten ber fttacljroelt
Slrnolb angufpreefjen roäre. auf biefe SBeife ein fleineS ©runbbudj mit
2tuS biefen lebten groei Urlunbenftellen ©utsbeftanb* unb Eigentumsblatt, roooon lei*
ergibt fid) für ben ©rafen 2trnolb oon Sieffen ber eine 2tngaljt geitlicfjer SJorber* unb 3toi*
eine 28irfung§bauer oon 1070—1098; groifdjen fe^englieber oerloren gingen. SBir befifeen
1075/1080 taud)t ber föaügraf 2lrnolb im Ijieoon noef) 2 £>anbfdtjriften beS 11. Qaljr*
EberSberger Eartular auf, gerabe gur felben (junbertS:
3eit, roo ©raf 2lrnoIb oon Sieffen für bie 1. eine um 1025/1030 oerfertigte: Hec
gleiche ©egenb oon Saifer Seinrief) IV. als cartula descriptionis manifestat loca de
fein Vertreter aufgeftetlt roirb, eine 9tad)rid]t Tegrinse ablata, cum nominibus eorum
2loentinS, in ben ä)erl)ältniffen fo begrünbet, qui eadem habent in beneficium, 4 )
baff fie nidjt frei erfunben, fonbern in uns 2. eine um 1060 gefdjriebene: notitia lati-
oerloren gegangenen Duellen fufjen muf). fundiorum per Arnoldum Baj. ducem
Ueberbliden roir biefe SJelegfteEen, fobürfte Tegernsee subtractorum. 5 )
fief) ©raf SDteginljarb oon SteicfjerSbeuern als &ierau§ geben roir fotgenben 2lu8gug:
SSater biefeS Saügrafen am beften fd)iden. Sie
5Berroanbtfcf)aftSnäIjeber®ild)inger2fteginfjarbe
■) M. B. VI 27.
*) Q. V. 1469.
•) Q. V. 1664 a.
') Söeröffentiicfjt in (Süntijcr: ®cfd)irf)tc ber (itterariftfjen önftaltcn in Samern I. Sanb 1810, S. 142.
e ) SBeröffenttidit in M. B. VI 162/163.
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PRINCETON UNIVERSITY
68
Dr. ©antillo Xrotter.
1. Otto de Orientali Francia =
Otto oon ©chroeinfurt, ©eraog
oon ©cfjroaben, geft. 28. 9. 1057
(93ater ber ©ifela, ©attin ©aHs
graf 9lrnoIbS),
2. 1060 Otto de Diezun
Phgncina ßangenpfunaen nö.
oon Sftofenfjeim
SBerefteti gürftätt io. oon
9ftofen(jeimi)
91gafinga 91ifing f. oon SHofcm
heim
9H8finhart s Jteifd)enhart ro. oon
93rannenburg
1. 1025/80 filiu8 Friderici (gcft.
1035?) Otto I. (o. SöolfratSs
Raufen um 1035),
2. um 1060 Otto de Diezun =
©raf Otto II.
EanbelS^itn
©anShcim fio.
91mmerfelb
©tutheim
©taubheim ö. 91ain
a. b. Xonau
9lmeroelb
9lmmerfelbnro.91eus
bürg a. b. Xonau
©olopach
©oUnbach fro. 9teus
bürg a. b. Xonau
popunljufa
Pobenljaufcn nro.
©ohenroart
©äfilpadj
©fdjelbad) nö.
Pfaffenhofen
Purchufa
33urgtjaufen to.
©einblfing
Xalaljufa
Xhalhaufen nro. oon
greifing
©eiboloinga
©ainblfing n. oon
greifing
Ouua
9Iu — ÜJliindhen
9Jtunid)a
SJUinchen
©olaollunga
©olaolling
OHittga
gelbolling
©pereSpouma
©fjbaumerb.üftittcns
firchen, Pfarre
©ötting
©ifinhufa
©idenhaufen, Pfarre
9ftaffenl)aufen,
58. 91. greifing*)
9$elbchiricha
gelbfirchen
Ouroifta
91ft ö. b. gelbfirchen
Peraga
Percha n. bei gelb*
firchen
©tuoinfinga
©rünfinf ro. bei
Oberpfaffenhofen,
93. 91. ©tarnberg
1. Adalpero filius Oudalrici = ©raf
91balbero III. oon ©bergberg, gcft.
27. 3. 1045,
2. um 1060 öngelpredjt preses
©achfinham
©achfenfammnö.Xöla
Piurra
göggenbeuern, Pfarre
2)ietram8aeII
9timiftinrein
9tim8lrein n. oSnXöla
9l8funtinga
9lfcholbing n. o. Xöla
9tihhcri»hnfa
9teicherShctufen
f. Xhanning
Xanninga
Xh^nning
Peraga
Percha ö. ©tarnberg
©hempljins
ftempfenhaufen fö.
ljufa
oon ©tarnberg
Poutoh
Oebens, ÄreuapuÜach
nö. o. ©chäftlarn
9lragartin
9lrget f. oon©auerlacf)
©arb
©art am 91nger?
93. 91. ÜJHeSbach, bei
Xegernfee
93eüoh
gellach, Pfarre Öfters
roarngau nö. ©ola*
firchen
Ollinga
gelbolling
Xulidjinga
Xilchtng (©ohens unb
©onbers)n.o.93aHeg
©oljinchircha
$1. ©öhenfirchen n.
oon Xilcfjing
©egilinga
©ögling nro. oon
91ibling
öolahufa
©olahcmfen n. oon
9libling
©connooua
©chönau n. o. ©ögling
Peraloh
Perlach fö. o. München
Äiefinga
©iefings3ttünchen
©erinhuS
Ob.s u. Unt.=©errns
häufen fro. oon
9Bolfrat8haufen
38maninga
38maning
9tiuoara
Neufahrn ö. o. SJIüns
d)cn, Pfarre ©<hroas
ben, ober
Neufahrn, Pfarre
©ching bei greis
fing 3 )
SRitten im 2Inbecf)fer ©ebiet begegnet un£
ein (Sngelpredjt praeses, in 9iedE)t§na(ä)foIge
nad) ben ©bergberger ©rafen begütert; eben*
beSroegen roahrfdjeinlid) berfelbe, ber 1068
bet Silofter 2lit tnegen Qbertauf!irct)en ermähnt
roirö. 4 )
1 ) 1083 fchenft flaifer ©einrich IV. bem Sflofter 9tott (©unbts®eroolb, Metropolis Salisburgensis III 186).
*) O. V- 926/937 9tr. 1074 ©irfereShufun; tror 1122 no. 1699 ©iffanfjufan, ©tdfingerhauS, Pfarre
©olahaufen, ®b. 93rannenburg, 93. 91. Sftofenhcim.
8 ) 1083 fchenft Sfaifer ©einrtd) IV. bem ftlofter 9tott bie ftirche mit 3 e bent in Neufahrn, Pfarre
©chroaben. M. B. I. 353.
4 ) M. B. I 217 Riebet märe beS auffattenben UmftanbeS nicht au oergeffen, bafe 987 bei ber ®ut8s
fchenfung in ©ötting ro. 9libling in ber ©raffcfyaft 3Jteginharb8 ein ©raf ©ngelbcrt als ©rfter ^eugt; ©alab.
Urf. 93. I 252 9tr. 2.
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UeBet ben (Stafen ffiolt^er t>on Sfjtirtg.
69
Verfölgen mit biefe UtamenSfpur, fo ftet»t
ucfunblicf) folgenbeS feft: ®raf ©igharb, bet
Sruber be§ ErjbifchofeS griebtich oon 6 alj=
bürg 1 ) (958—991) befafi oon feinet ©attin
SßiHa 3 ©öhne: Engelbert, fftortpercht unb
Sßiligrim.*) 25afj ©raf ©igharb oon einem
bet 3, um 931 erfdjeinenben Stüber ©igharb,
Utorbprecht, Engelprecht 3 ) unb jroar oon erft*
genannten abftammen bürfte, ift fidjer; ut=
funblid)et 9lbfunft8nad)toei8 befielt hierüber
aber feiner; bie 2 Sefen 8 gIeid)heit biefeS ©ig«
t)arb§ mit betn ®rafen ©igiharb oon 927 4 )
beruht ebenfalls nur auf einer grofjen SBafjr*
fd)einlid)feit 8 anna^me, be§gleid)en bie feiner
©attin SMHa mit ber gleichnamigen Enfelin
beS Srjbifi^ofeS Slbalbert. 5 )
Engelbert, ber ©oljn beS ®rafen ©igiharb,
ftarb oor 1025, ba feine SBitroe Slbala um
biefe 3eit mit ber ®anb if)reS ©ohneS ©igiharb
3 U ihre? ®atten ©eelenheil eine Sergabung
macht. SiS fyutiet :
®raf ©igharb, griebridj,
SBitta ©rabifdjof oon ©ata*
Burg 968-991
Engelbert, 9lortpercf)t pilgtim,
geft. oor 1026,
_Ebola
©tgljarb
2lm 9. SIpril 1048 tauchen auf einmal bie
SBitroen jmeier Sijjo auf. 6 )
@ij 30 tot 9. 4. 1048 ©ijjo tot 9. 4. 1048
Sßilihilba 3uöita
©igharb, griebrid) ©iegehatb, SngiU
Bert, SDlarftoart,
äJleginljart.
3 toifdjm 1025 unb 1041 treffen mir biefe
beibett ©iggo als ©rafen urfunblid) neben«
einanber genannt. 7 ) 9lud) ber UrteilSfpruch
über bie 9lbtei SütooSburg bbto. SCittenfofen
8 . 8 . 1027 8 ) bürfte fich in bet ßeugenreihe
auf unfere bcibcn ©430 beziehen laffen. Seibe
©rafen fdjenfen als Sizzo comes et Sigihardus
ein ©ut an ber 911S bei SBien an ©t. Sßeter in
©aljburg. 9 ) 9tad)bem in 2 ßät)ring Sßatriarch
©igifjarb oon Slquileja an 2 )tid)aelbeuern einen
$of fchenft, 10 ) fo fteht bie 3 ugeh ör * 9 frit biefer
©rafen ©ijjo 31 t obigen Settern auch infolge
gleicher Següterung feft.
$a bie Germani fratres nobilis Fridaricus
diaconus w ) (geft. 1023) et Sigihardus comes
oor 1023 an einem 2. üluguft 3 U SRegenSburg
einen ©utStaufch betreffenb ©üter im ©al 3 «
burggau, eingingen, (bie ÜJtartenfirche in ©aftein
betreffenb) unb boS ©afteinertal im Sefife ber
Seilfteiner ©rafen fich »orfinbet,**) fetjte man
biefen ©rafen ©igiharb bem ©atten ber ißili«
hilba gleich- 13 )
25er anbere ©raf ©{330 fdjenfte mit feiner
©attin 3ubith“ ffirche in Saumburg an
bet 9 II 3 ihren gefamten Sefifc bafelbft ju St 3 *
bifchof ©arttoid)§ 3 e i* en (991—1023).>*)
Einer ber beiben ©rafen ©i 330 fiel am
■) ©alab. Urt. ®. 1 169.
*) © 0136 . Urt SB. I 169, 179.
*) SalaB. Urt. ®. I 124.
*) ©alaB- Urt ®. 1 87/88, 118/119.
*) ©Olab. Urt. ®. I 187, 168/9, 178/9. ®etoidjtige ®ebenten ergeben fid) aus bem ®ergteidj bet
Utfunbenftellen gegen biefe ®Ieid)fehung. 976 taufcf)t eine nobilis femina Willa burd) ihren ®ogt unb ®ater8=
bruber Sitmar (187), 963,976 taufd)t nobilis domina Willa burd) ihren ©begatten ®raf ©igifjarb; toorauf fid)
biefe ocrfdlicbene ®eoogtung aurfidfiihten faffen foOte, bei ooüftänbigem ©dpoeigen über 'Harm unb Äinber
in I 187, ift febtoer oerftänblicb-
«) Stumpf 9ieicf)8fanalet 91t. 2383 = M. B. XXIX 101.
’) M. G. D. D. UI. ©. 694 9tr. 3 (1026); Salab. Urt ®. I ©. 227 9lr. 35.
8 ) Q. V. 9lr. 1422. @t enthält unter ben beugen bie 9tamen „©igifjart* groifdicn Otto unb Hrnolt;
unb bur<b eine SItijaf)! anberer getrennt „Sizzo cum filiis“ vor Timo Sigamunt Chadalhoch‘‘, toobei auf
M. G. D. D. III 694 au oerroeifen märe, 100 hinter ©iaao ®raf Timo aeugt.
•) Oberöfterr. Urt ®. II 244 nach Salab. Urt ®. I 277 9tr.60 fd&entt 1041/1060 ®raf Sigihart 2 hubas
nobilis viri (mons videlioet ex uno latere habens vineam, ex alio coopertum virgultis).
,0 ) »lätter für SanbeSfunbe 9lieberöfterreich 1880 ©.37; päpftlidie »ulte oon 7/6 1137.
11 ) ©alab. Urt ®. I 816 9lr. 88; na cf) Topographie 9ticberöfterreid)8 II/l ©. 27 befaf) SDlidjaelbeuern
noch oon ber ®rünbung her ®efi6 in SBähting unb Elfetgrunb.
**) ©trnabt a. a. O. @. 122.
“) M. G. S. S. I 89.
>‘) M. B. III 3.
H. ®1. 3. u. 4. 10
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70
Dr. damillo Srotter.
5. 1044 *) in bet Schlacht bei SJlenfö,
unb jroar bet ©atte ber Sßiliijilb, roaS aus
folgenbet ßrroägung heroorgeht.
©S gibt vir nobilis Adalbero in ©egen*
toart feinet Schnieftet Siuta fein ©ut fielen*
bofen (23. 81. Jtegenftauf) an Stift Dbermünfter;
nach feinem 2 lblebcn oerjicbten Sigeharb, feine.
©attin ÜEuta unb il)re ffinbet auf alle Sin®
fpriicfje an biefeS ©ut; 2 ) biefer SBerjidbt ge®
fdjab untct einet nicht genannten flbtiffin
unb beren Sogt Dtacbar, toelcb letzterer nur
noch einmal in biefer ßigenfebaft (ebenfalls
ohne nähere S 3 e 3 eicbnung bet Sbtiffin) roegen
einer IfönigShube in ßiubniji auftritt. 3 ) 2)iefer
SSogt Dtacfjar fann fein anberer als ber
ßhietngauer ©raf fein, ber nach ©ottfricb
(geft. 8 . 2. 1049/1055) um 1050 SJtarfgraf
in ber Sfarantanermarf tourbe, bemnacb bürfte
ßiubniji ßeibnife in Steiecmarf fein. 4 )
S)aS Stefrologium oonDbermünfter 5 ) enthält
311 m 27. 33lät3 „ Adalbero comes de Pulen-
hove“; 311 m gleichen Saturn aber enthält baS
ßberSbergcr Dtefrologium „Adalbero comes
filius Oudalrici“, baS Senebiftbeuerncr unb ßin®
fiebelnet Stefrologium“) beit gleichen ©rafen
Slbalpero b. lj- ben lebten ßberSberger ©rafcit
Slbalbero, ber am 27. 3 J}är 3 1045 mit Xob
abging. Sähet ift obiger SBetiirfjt in baS 3fat)r
1045 nach bem 27. 2 Rär 3 3 U febeti. Suta ift
Slbfüqung fiir Sfubita, unb beren ©atte Sigc®
harb jener ©raf Si 30 , roelcber oor 9. Slpril
1048 oerftarb; fie ift eine ßberSberger ßrb®
toebter, morauS ficb baS Stätfcl oon felbft löft,
roiefo ihr Sohn ßngclbert 9le<btSnad}folger
ber lebten ßberSberger ©rafen in bem oon
Xegernfee ftammenben SSefifc fein fonnte (fiehe
©runbbucbSbeilage). SluS ihrer ßf)e niit ©raf
Sigiharb entfproffen aitfjer ben oier Söhnen
noch brei Töchter, für beren $ßfrünbenbe 3 ug
©raf Sigihart an Qbermünfter fein ©ut in
®ocbborf (Pfarre ßuf)e, SS. 81. 97abburg) über®
lieb- 7 )
Surtb feine ßberSberger föeirat trat ©raf
Sigiharb in Ziehungen 3 U ben SSifdjöfen oon
greifing, oon benen man ja SSifdjof ßgilbert
(1006—1039) bemfelben ©efdjlecbte für ocr«
rnanbt erachtet; mir begegnen unferetn ©rafen
Sigiharb foroohl als 23ogt ber 33ifrf)öfe
ßgilbert 8 ) unb Dtitfer 9 ) oon greifing, eines
StegenSburgerS, für bie 3«it oon 1039 —1047 10 )
als auch als SSogt beS JHofterS Sßeiljenftefan,
beffen ©rünber SSifc^of ßgilbert mohl bm
Slnftofj gab, für bie 3 eit oon 1040 (oor®
lebte 2 . Srab. unter 9lbt Slrnolb, geft. 28. 2 .
1041; als SSogt) unb 1041 (l. jrab. unter
2lbt ©ietfrieb geft. 27. 4. 1047). u ) 9tad)bcm
bie äufterfte 3 e ‘l 0 ren i c für bie ^reifinger
SSogtei in bem SobeSjafjr beS 23ifd)ofeS ©ber®
harb oon SlugSburg (geft. oor 26. 5.1047) liegt,
fo fäüt ber lob unfereS ©rafen Sigiharb
= 61330 nidjt mehr oor ben 9. 4. 1048,
fonbern noch oor ben 26. 5. 1047. Saburd)
geroinnt aber bie Sinnahme, bah biefer ©raf
ber im 2fal)re 1045 ( 3 ulebt 15. 7.) urfunblid)
oorfommenbe SJtarfgraf Sigifrieb ber 9leu®
marf 1 *) gemefen ift, oiel an SSSahrfcbeinlicf)«
feit, könnte man ficb auf ben ©intrag 311 m
26. September in ben notae necrologicae beS
SUofterS Uticbermünfter in 9tegenSburg ftiifecn,
ber „Sigihard comes“ in einer £>anbfcbrift
beS 11. 3ahrhunbertS enthält, fo liehe fidj ber
26. September 1046 als STobeStag im Kampfe
gegen bie Ungarn mahrfcbeinlicb 13 ) feftlegen;
feineSfaHS erfebeint aber bie Sinnahme gerecht®
M. G. Nec. III 91 ff. ©t. Sltubbcrt ©aljburg.
*) Q. I 160/1 91r. 10. (Duellen unb drörterungen ufto. I. 33anb.)
*) Q. I 165 SRr. 18.
*) 3u Dergleichen ©teietirärfifcfier lltfunbenbud) 18b. I 174, too 1136 Scibnij in ber ©raffdjaft DtadfiarS,
be8 Obigen 9tad)fommen, liegt.
‘) M. G. Noc. III 347,
») M.G.Nec. III 77, I 44, I 362.
7 ) Q. I 168.
®) M. B. IX 1156, roo Sifd)of dgilbert fein digentum in föafalpadf) (®erg.Sirt $afelbadj) an Jllofter
SBeitjenftefan gibt.
») Q. V. 1442, 1443, 1445, 1446, 1447, 1448, 1449, 1450 M. B. VIII 381 9tr. 33.
*•) ©ietje iöemerfung Q. V. ©. 300 toegen ber 3eitgrenje.
*') M. B. IX 362/363.
“) gorfdjungen jur beutfdfjen ®efdf)id)te IV 1864 ©. 361, drgänjungSbanb V. SDl. 3- ö- ®- 5- ©• 371 ff.
M. B. XXIXa ©. 80/81 unb XI 152.
**) Annal. Altab., eine DueUenfchrift jur ®cfd)idjtc beS 11. Jaljrljunbert«, herausgegeben non ©iefe®
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liebet ben ©rafen äBaUfjcr oon Cfjling.
71
fertigt, als ob er erft im 3at)re 1050 in Ser*
teibigung ber Dteumar! gefallen märe; bem
miberfpridjt bie für 9. Stprit 1048 feftgefteHte
Satfadje feines SotfeinS.
©ein ©ofjn Engelbert tritt mit iljm gleid)*
jeitig uor 1047’) auf unb jtoar als Sogt
beS SifdjofeS Bberfiarb oon 8tugSburg (geft.
Stai 1047) für jene SlugSburget Sefifcungen,
bie gmift^en ©trogn unb SilS lagen, mal)r*
fcf)einticf> in ber früheren EberSberger ®raf*
fcfjaft. ES ift ber gleiche ©raf Engelbert, ber
an erfter ©teile jeugt, als er nobilis vir
Sigihart — fein anberer als fein Sruber,
ber 1050 als ©raf ©ijjo im ©au Satnprid)
(Eljam) erfdjeint 2 ) (oergleidje übrigens bie
föodjborfer ©utSfdjenfung feines SaterS) —
30 Storgen in ©r. SM. Stöd)lf)am Spfarre §of*
fircf)en (oergleid)e ©raf SßaltljerS Sruber
Engelbert oon ipoffircf)en) gegen */* $ufe in
grauenoilS 1047—1053 oertaufd|t. s )
SBUte rnadjte bereits 4 ) auf M. B. III 11
Sir. 24 aufmerffatn, too Jzo serviens comitis
Sigehardi 5 ) fratris Marchwart an Stlofter
Saumburg fc^enft; toiUfürlid) mit ca. 1120
beftimmt, oielleidjt, toeil ben beugen tf)re
2 Bof)nfifee beigefügt erfdjeinen. Sie Sornamen
fommen aber fpäter, unb inSbefonberS um
1120 mit biefen Ortsnamen nid)t oor, tool)I
aber lefotere roieberfjott mit anberen 3n()aber*
namen.
üßenn nun SBitte ebenba gegen Egger
(9lribonen ©. 106) ben Sortourf ergebt, bafj
er an obigen Stardjroart ben Starquart oon
Starquartftein anfnüpft, fo tut et ifjrn jeben*
falls Unredjt; man roitb biefen Starquart*
fteiner fdjon nad) Sage feiner Sefifcungen
fdjtoerlicf) irgenbmo anberS als eben bei
gegenftänblidjer ©ippe unterbringen fönnen.
Sie erfte erhaltene Sergabung an bie ffircf)e
Saumburg an ber ?llj erfolgte burd) obigen
Starquarts Eltern ©raf ©ijjjo unb 3ubit mit
®ut ebenba (M. B. III 3); bie jroeite erhaltene
Sergabung ift bie ber ©räfin 2lbelf)aib jum
©eelenljeil iljreS oerftorbenen ©atten 2Jtar»
quart mit ©ut in ©örpolbing fö. Saumburg
M. B. III 4).
Sie britte ift bie bet ©räfin 3rmingart
jutn ©eelenljeil ifjreS ©atten ©rafen Engel*
bertS mit ©ut in SabenSfjam nö. oon Sßaffet*
bürg (fielje ©raf Söaltljer M. B. III4), unb bie
gange Erjäfjlung oon ber ©rünbung beS
StlofterS Saumburg (M. B. II 173) nimmt
ifjren SiuSgang eben oom ©rafen Starquart
oon Starquartftein. SBie ba nod) ein .gnjeifel
an ber gugetjörigfeit Starquarts j)u biefer
©ijjofippe hefteten fann, läfjt fic§ fd)toer oer*
ftetjen; ber ©tammbaum toirb burdj biefe
Sergabungen nur nod) belegt.
Ein SllterSoergleid) füfjrt unS SXbeltjaib jur
geh il)rer Serel)elicf)ung mit ©raf Starquart
als junges Stählen oor, baS fid) als äßitroe
nod) jmeimal oereljeIid)te: mit ©raf tlbalri<§
oon Sßaffau (geft. 1099) unb ©raf Serengar I.
oon ©uljbad) (geft. 3. 12. 1125), unb am
24. 2. 1110 ftarb.
SllS ©raf Starquart fie heiratete, lebte et
bereits mit einer ooHfreien äöittoe jufammen,
bie felbft mieber ertoadjfene ©öljne befaf); et
bürfte batnalS in ben 50ern geftanben fein;
fe%t man 1090 als fein SobeSjaf)r an, fo
fommt man mit feinem ©eburtsjaljr in bie
30er 3aljre beS 11. 3al)rljunbertS, toaS auf
obigen mit tninbeftenS 6 ©efdjroiftern gefegneten
©ol)n ©ijjoS ganj gut jutreffen fann.
9tid)garb, bie Stutter beS $allgrafen Engel*
bert, roirb man als Sod)ter beS oorgenannten
©rafen Engelbert unb Enfelin beS ©rafen
©igeEjart anneljmen bürfen, mobei eine 3rm=
gart if)te Stutter fein fönnte.
Sie ©üteroergabung an EberSberg in SHett*
l>am (®b. Slltenerbing 6 ) nimmt ©räfin SRicfj*
gart felbftänbig oor, eS tjanbelte fid^ alfo
bredjt, Berlin 1844 ©. 78; Herrn. Aug. M. G. S. 8 . V. 126 multis advenarum, qui pro eo (b. b- für jtünig Sßeter
gegen SlnbrenS), pugnaverant, occisis.
') Q. V. 1447.
*) M. B. XXIX, 101 = Stumpf 3teitf)StanaIer 2383.
») Q. V. 1462.
4 ) ©rgänjunggbanb V M. J. Oe. G. F. @. 376 Slnmerfung unten.
6 ) SBieHeicbt ift ber quidatn comes Sieghartus in M. B. III 19 9tr. 6, ber an Jtloftcr ©autnburp 5 ll fd)
im ©aljburgifcbtn gibt, aud) bieberjuäiebcn. M. B. VI 29 1046/8 roo ber §örige be8 ©rafen Sigitjart«, bes
Stbroarjen, Stauten« §arttoi<b feine 2 SDtägbe an Ülofter Segcrnfee ocrain4pf[icf)tet — 3- Uotatman, ©igifjart,
©ernljart (®ebrüber oon S53aafird)en), SKeginbatm, Sugilbio, äBiHibalm, Otbaltn — gebürt aud) b'*ber.
”) (iaitular oon SberSberg a. a. D. 15 Sb. 3 8lbt. ©. 162 3tr. 8.
10 *
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PRINCETON UNIVERS1TY
72
Dr. (Sotnilto Otter, UeBet ben (Stofen SSalttjer oon Ealing.
um il)r ©igengut; ebenfo ftefjt ftc ber ©üter*
auSftattung non SHofter Sittel am Snn gegen*
über. 1 ) S)iefe ©üter liegen meift in ber Stäfje
oon Sittel. 8 ) 2)er £eljenf)of ber SBafferlmrger
©rafen nafjm oon ben gleichen Orten feinen
SluSgang. ©räfin SRid^gart jaulte barnadt)
unter bie ©rbtöctjter be§ ßanbeS. Überhaupt
fällt e§ auf, toie oft mir gerabe im Süboften
2 )eutfd)lanb§ auf ©rbtödjter gleidjen 9tamen3
flogen; e§ mufj alfo eine reit^e Stammutter
oorfjanben getoefen fein, toeldje il)r Slnbenfen
auf biefe Sßeife immer road) erhielt. SSIeiben
mir bei ber ©egenb um Sßafferburg, fo richtet
fitf» untoiUfürlid) ber 33lic! auf 9tif)ni, bie
©attin be§ ©rjbifdjofeä SlbalbertS unb an*
genommene Sdjroefter ÜJlarfgrafen ßuitpoltS
oon SSapern, roeldje überall bort SSegüterung
aufroeift, roo mir festere 9tid)garb finben; e§
fdjeint un§ in SRiEjni oielleicfjt nur eine Stofe*
form für Stidigarb entgegenjutreten. Stad)
unferer Slbteitung unb nad) Sage be§ SBefifeeS
gebt ber ©rbgang über bie ©berSberger auf
unfete Slidjgarb; aud) bie SOtutter ber ®ber§*
berget ©rbtod)ter Sfcuta trug ben Stamen Stidj*
garb. Sie, bie Scfjroefter SJtarquartS, be§
©ppenfteinerS, läfet ihre SSorfabren mit 33e*
ftimmtbeit nid)t erfennen. SBo oergabt nun
unfere Stidjgarb ©igengut? in Stlettenljam,
ebenbort 100 um 924 £>tad)ar, s ) ber Sdjroieger*
fobn ©rabifdjof SlbalbertS unb ber Slibni unb
SSater jmeier Stiljni 4 ) SSefiß an Salzburg
gibt. jQier bürfte bie Slnfnüpfung an bie
©ppenfteiner ju fiteren fein.
Stur au8 biefer ©berSberger SSetroanbtfdjaft
läfjt fiel) oielleicbt erflären, roarum ber S?aü*
graf Engelbert als ein avunculus-entfernter
Dfjeim ber ©ebtoig, ©attin ©raf SlbalbertSl. oon
SSogen begegnet roirb*) (fiebe Stammbaum).
‘) Sttbb. batjr. Hf. 3. ftlaffe 14. 83b. 2. «tbljlg.
*) M. B. I 266/7.
>) Salab. Utf. 83. I 9lr. 78 @. 139.
4 ) ©alab. Urf. 83. I 9lt. 79, ©. 140/1,
5 ) Herbert, Historia Nigrae Silvae I 404.
6 ) Chronicon Ebersbergonse M. G. S. S. XX
®raf Ubalrtd) oon (Sbergberg, geft. 11. 3. 1029.
9ticf)garb, ©cf)ioefier SKarquartg oon (Sppenftein,
geft. 23. 4.
®raf aibalbcro III., SöiQi&irg, £uta,3tid)gari>
geft. 27. 3. 1045 geft. 25. 11. (1065)
föicfilint, SBeaelin,
6d)n>efterS8etf8IV., ® ta f j n gftti«,, ®taf
geft. 12. 6. 1045 geft. 12. 5. 1045 Sigfjart
fflaalca = ©aaigo —__
= ©abamut ®raf
®raf $oppo oon Engelbert
Söeimar,
1012 ©r af in 3ftrien
Ubalrid), 9tid)garb,
geft. 6. 3. 1070, ®raf
1037 3Jtarfgraf in ®ebljarb
3ftrien, 1058 WaxU
graf in Ärain, »„„.«Li
1062 ©ofie, £od)ter ftönig ©elag oon ^ '
__ ©aUgraf.
SöiUibirg, 3ticf)garb, spoppo,
Äonrab ®raf SJtarfgraf in Sftrien
oon ©tfeljarb 1095,
©djegern, oon 9itd)garb
®raf oon ©djegern £ocf)ter beg ®rafen
2>ad)au Engelbert oon
(©djegern) ©ponljeim
©ebroig,
geftorben 1162,
®raf öbatbert I.
oon ©ogen
Ser ganse ßbergberger Slbftammungg*
nadjtoeig betoeift toieber einmal, mie oorfidjtig
man an bie 2lu£legung djronifaler 9?acf)rid)ten
^erantreten mu^; nullam ex filiis prolem
videns praeter unam uirginem Hadamodem
vocabulo neptem suam de filia Willibirga, 6 )
^ei^t e§ oon Ubalricf) oon ©bergberg, bem
Urgrofeoater unferer 9tid)garb; ^ier rooDen
filii mortmörttid) gebeutet fein.
©. 90 atr. 68.
13.
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(Dctsaamen unif Jkfieifefung ifcs Jkiditesgftifenec üaiufes.
Son Dr. Julius SRiebel (ßRemmingen).
Sin meßnoödjiget Slufentßalt in bem fdjönen
SercßteSgabener 2anb ßatte mid) fdßon cor
einigen 3af>rcn angeregt, bie bort ßeimiftßen
DrtSnamen im allgemeinen ju überfcßauen
unb mir eine SReinung ju bilben über bie
SefiebetungSoorgänge in jenem fo eigenartigen
Srbenroinfel, roie fie ficß aus ben Flamen er*
geben. 9tIS nun oor furgcm S. o. £ftiealer§
8 lbßanblung über „Sie Orts*, Sßaffer* unb
Sergnamen beS SercßtcSgabener ßanbeS" er*
fd^ien, *) bie eine 2lnficßt oerficßt, meldje ber
meinigen oöllig entgegengefeßt ift, gab mir ba§
ben Slnftoß, meine Slnfcßauung nod) genauer
ju überprüfen. SaS SrgebttiS möchte id) im
folgenben barlegen, roobei eS mir felbftoer*
ftänblicß burdjauS ferne liegt, bem oon mir
fo ßocßgefcßäßten ®efd)id)t§forfd)er irgenbmie
naßetreten a u rootlen; müffen ißm ja bocß
rein fprac^lidje Singe, auf bie eS ßier in
erfter ßinie anfommt, begreiflidjerroeife minber
geläufig fein.
SRieater gibt oßne meitereS §u, baß im
ganjen eigentlichen SerdßteSgabener ßanb b. ß.
füblicß ber ßinie, bie oom SBeißbacß jum 2llm*
bacß aießenb jefet bie baijerifcße ©renge bitbet,
nocß {einerlei Ueberrefte aus oorgermanifcßer
Seit nacßgetoiefen roerben lonnten unb baß
baßer o. 5fodß=6ternfelb unb neueftenS nod)
bie Runftbenfmale beS StönigreicßS Sägern
amteßmen, eine Sinroanberung bortßin fei erft
mit bem Sinrücfen ber Sajutoaren erfolgt.
SRur Steub ßat 1860 auS ber Sörperbefdjaffen*
ßeit ber Serooßner in Serbinbung mit einigen
für romanifd) angefeßenen Ortsnamen auf
eine romanifcße Seimifcßung fdjließen ju füllen
geglaubt. SR. pflicßtet ißm bei unb fudßt feine
ülnfdjauung auf ®runb ber Ortsnamen ein*
geßenb gu begrünben.
2Benn er babei aunädjft oorauSfdßicft, auf
ben SRanget an oorbeutfcßen gunben fei fein
©emicßt ju legen, ba biefe eine Sadje beS
QufaHS feien unb bie meiften beim Umpflügen
beS SobenS gemacht roerben, ein folcßeS aber
bort auf einen gan-j fleinen SRaurn befdjränft
fei, fo ift bem aunädjft entgegenaußalten, baß
bort unb gerabe an ben Stätten, bie moßl
unbeftrittenermaßen für eine ÜRieberlaffung ber
Soweit auSfctjlie^lidE) in SBetradßt fommen, bis
ßeute burcß Straffen*, Saßn* unb oor aßem
föäuferbauten ber augänglicße Soben meßr unb
tiefer aufgegraben mürbe als oielleidßt auf
grofjen ©ebieten beS roeiteften alpinen Sor*
lanbcS. Saß troßbem niemals aucß nur
ber geringfte ffulturüberreft ber f 5 r Uf) 3 cit jum
Sorfcßein fam, muß m. 6. oon oorneßerein
bebenfließ madjen.
Sraußen, fojufagen oor ben Soren beS
ßanbeS, iftS anberS. SaS lehren fcßon bie
großartigen ©räberfunbe oon SReicßenßaß auS
ber Sronje* unb SRömerjeit, baS aeigen bie
reidjcn Ueberrefte beS Salaburger UmlanbeS,
fotoie bie urfunblicßen Ueberlieferungen nebft
einer großen $aßl oon Ortsnamen. SaS alte
Iuvavum mar ein bebeutenber Jfulturmittel*
punft. Sßoßl finb nacß bem Slbaug ber SRömer
nodj romanifcße SolfSteile aurütfgeblieben;
fie fonnten baßer aucß ben bajuroarifcßen SReu*
fiebtern bie SRarnen ber roicßtigften Orte oer*
mittetn, benen man, felbft roenn man feine
ältere SRamenform müßte, ben fremben Ur*
fprung offne meitereS anmerfen müßte; als
ba finb ÜRorag, ©atnp, ©röbig, Slnif, Slbnet,
') 3o ber geftgabe für ®. SDteijer oon ftnonau ©. 93—163. 3ürid) 1913.
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74
Dr. 3ultu8 Giebel.
SBigaun, 5D7ar3oH, 9tif u. a. ®ic alte ©aupt*
ftabt rourbe jerftört unb fcf)lief, roie fcheint,
lange $eit einen SornröSchenfchlaf, bis fie
burrf) [Rupert ©nbe be£ 7. Safjrlj. barauS er*
roeeft nmrbe. Snjroifdjen roar fogar ber aCte
[Rame ber Stabt au£ bem 33olfSmunb ge*
fchrounben, gleich bem be£ gluffeS, baran fie
lag; rote biefer nad) ben roeitbefannten Salj*
lagern an ihm jut Saljad) umgetauft roorben
roar, fo benannte [Rupert castrum unb oppi-
dum baran Saljburg (monasterium in
Castro superiore . . Hrodbertus episcopus
editicavit . . et Salzburc appellavit Saljb.
Urfbb. I, 13). S)afe bie [Romanenrefte ihre
greifeeit oerloren Ratten, beroeift, bafe fie im
lndiculus Arnonis unb in ben Breves No-
titiae alle als tributales erfdjeinen. Slttein roenn
fie auch ebenba als per diversa loca rooijnenb
bezeichnet finb, grofe roar ihre 3al)l roof)t
auch in ben Orten mit oorbeutfefeen [Rainen
nicht; bettn ein anberer Itmftanb ft^eint barauf
hinjuroeifen, bafe itjnen geroiffe SSejirfe ange*
roiefen roaren, in benen fie fjaufenroeife
if>re Sßohnfifee anlegen fonnten. So führt bie
genannte Ouetle in Campus (= ©amp) 30 Ro¬
mani tributales cum mansis an. luxta
fluenta Drunafinb e£ beren 80: baSift $raun*
toalchen, oon bem fid) roof)l erft fpäter 9lu£*
bauten nad) ßifel*, Ober*, Stofe. unb [Roit*
toalchen unb an ben 3öald)enberg abtöften.
©ine anbere ©ruppe fafe am SBaHerfee; biefer
baute fftupert eine Stirdje unb feitbem fjeifft
ber Ort Seefirdjen. Oer grüfete $aufe roar
oermuttid) in Walahowis oereinigt. So nattn*
ten nämlich bie IBajuroaren ba£ Oorf b. i.
ben wis (= wihs = vicus) ber Söaldjen,
ba£ aud) in tateinifdjer gorm als vicus Ro-
maniscus erfdjeint unb beffen 3Beiterentioide*
lung ju Walahwis-Walawis—Walwis—3Bal£
roir roie feiten fonft oerfolgen fönnen. 3n
[B3alS mahnte rootjl bie 2Rehrjaf)t ber 116
Romani tributarii, bie (nad) Saljb. Ufb. S. 14
unb 23) au£ ber ©egenb oon SDtarjg bem
Salzburger Stlofter oon §erjog Ot)eobo ge*
fdjentt tourben.
So oiele ber Orte mit romanifdjen [Ramen
unb ÜBeroofjnern batnalS aud) braufeen oor*
fommen, innerhalb ber ©renjen erfefeeint —
roenn roir oon bett SUpennamen Gauzo unb
Ladusa einftroeilen abfefeen — gar nichts ber*
gleichen. 3>a roeber in ben ermähnten 33er*
geid^niffen ber [Bergabungen au£ feerjoglid)
baperifdfeetn ©ut (o. 3. 788) noch in ben
fpäteren Codices unb SErabitionSbüchern, roie
fie im 1. Sb. beS Saljb. Urfb. abgebrudt
finb, fomrnt aud) nur ein Dertlein oor auS
bem erften Safertaufenb, baS im 33etglanb
33erd)te£gaben£ gefudjt roerben miifete.
Unb roenn ein romanifefeer 9tame etroa
an einem roeitfein fidjtbaren fßunft feaftete,
roa£ roär’S? könnte er nidgt braufeen im
glad)Ianb entftanben fein, roo ein pfjantafie*
reicher Stopf bem 33erg oielleid)t ob ber ©igen*
art feinet gorm glaubte irgenb eine fagen*
hafte Sigcnfdfeaft ober [Benennung beilegen ju
füllen? Stilein roir feaben auS bem erften
nad)cferiftlid)en Safertaufenb oerfeferoinbenb roe*
nig Ijodjalpine 33ergnamen überhaupt. „[Rir*
genbS finben fid) [Rachridjten oon ben feigeren
Sergjiige'n, bie fid) über bie ßinie be£ einigen
Sdjneeg ergeben, felbft bie StulminationS*
punfte breiter ©ebirgStnaffen, ÜRontblanc, Ort*
ler, ©todner, ginfteraarl)orn, 3 u 9 fP<fe e finb
ben 9lutoren jenes 3eitalter£ unbefannt," fagt
mit ooUem [Recht [Ramfauer in ber 3tfehr- b.
O. unb Ö. 9llp.*93. 1902 S. 79. 3a, S<^(öffer,
[ßäffe, 9llpen, bie featten fi^on für bie ÜDlenfcfeen
oon bamalS SBert, ein fafeler 3 e ^f°Pf ober
3 aden roar ifenen gleidjgültig; benn e£ gab
ja bort nid)t£ für fie ju feolen. 9llte harten
beroeifen ba£ gleidje: bie fßafeübergänge finb
meift geroiffenfeaft eingetragen, [Bergnamen
fefelen faft ganj (man ogl. j. 8. bie 9ta<^bil*
bungen in ber Qtfcfer. b. O. u. Oe. 9133. 1901
S. 21 ff.). Setbft Starten be£ 16. 3nferfeun*
bertS roeifen 5Bergnamcn nod) red)t fpärlid)
auf unb bie jeid)nerifd)e ©arfteltung ift fo,
bafe man erfennt, roie fdjematifd) atle§ ift unb
roie gleichgültig bem 3cid)ner ©injelfeeiten finb.
©rft bie nad) ben Streitigen, in ber
bie [BeoölferungSmetjrung eine roeitere 9lu§*
befetiung be£ nutjbaren 33oben einerfeitS unb
bie [Bestreitung be£ 3 ® 9 bfport§ anbrerfeitS ein
tieferes ©inbringen in juoor nidjt ober faft
niefet betretene ©ebiete aud) beS ©ocfjgebirgS
brachte, beroirfte fykt eine 33eränberung: man
bejog höher gelegene SBeibepläfee, fudjte alpine
3 agbgri'tnbe auf unb getoann fo auch 3ntereffe
für ©ebiete, benen man früher feine ÜBeach*
tung gefdjenft. Unb fo ift eS bis heute, ©öch*
ftenS bei föirten unb 3ögent barf man einige
StenntniS ber höheren IBergroelt fuchen, baS
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PR1NCET0N UNIVERS1TY
Ortsnamen unb Befiebelung be8 BerdfjteSgabener ßanbcS.
75
übrige SSolf weif) unb fennt nichts baoon —
trofc SltpiniSmuS. SllS 1484 ein ©rengftreit
im ßedjtal entfliehen werben foH, berietet
ber Sßfleger non Shrenberg, ber mit SRachfor*
fdjungen beauftragt mürbe 1 ): „SHMerool id) t)if
nachgefragt ^ab, ffjan id) ber perg namen ber*
mafen nit erfaren".*) Unb ber in foldjen
fragen gewifj erfahrene alpine SBahnbrecher
$erm. o. SBartf) fagt noch 1874 gerabe im
$inblid aufbaS SBerdjteSgabener ßanb: 3 ) „grage
baS einheimifdje SSolf 1 SEBaS bu oon itjm er*
fäjjrft, i ft nichts, nicht SRamen nod) ÜBeg
weif) man bir gu nennen." Sigene Erfahrung
hat mir baS allenthalben beftätigt.
Sllfo im ©ebirg bürfen mir je früher befto
weniger Flamen als oorhanben oorauSfefcen.
Oarum hoben felbft bie SBerge, bie betn Saig*
bitrger täglich oor Slugen ftanben, rein beutfcfje
SRamen. OaS gibt SR. in ber $auptfad)e felbft
gu; freilich meint er, fie feien in uorbeutfdjer
$eit auch fd)on benannt gewefen, aber bie
atten SRamen feien oerflungen. StBenn baS ber
gaU wäre, bann müfete hoch fid)er ber eine
ober anbere gleichwie bei ben SlSobnortSnatnen
infolge beS gurüdbleibenS giemlich äahtreictjcr
SJBaldjen ficf) in bie beutfdje geit h ec ltberge*
rettet haben. Sßrüfen wir barutn gunädjft bie
SRamen ber heroorragenben ©ipfel.
Oaf) SBahmann beutfd) ift, ift unbe*
ftritten; ob er nach einet Sßerfon benannt ober
ob er, maS mir faft mehr gufagt, als SBerg*
perfönlichfeit „ber fchurfe SIRann" — baljer
auch bie grau unb bie Stinber — gefaxt ift,
erfcheint gleichgültig; benn bie ©ingelbeftanb*
teile (ogl. SÜBagenftein u. a.) finb beibemal bie
gleichen. Oett föodjfalter erflärt SR- beutfd),
begleichen ben llnterSberg, ben ich f<h on
oor fahren als „SIRittagSberg" gebeutet, als
ich geitbeftimmenbe SBergnamen gu fammeln
begann; hoch ift er eher oon 2Bal§ ober ÜRag*
glan auS benannt, benn nur oon ba auS liegt
er ftreng im „äRittag". SBleibt noch ber fcf)on
oielbefprochene ©öll. SR. meint, feine alten
gormen machten ihn nicht oerftänblicher. 3Rit
Stecht oerwirft er bie bisherigen SrflärungS*
oerfuche, ben colle alto, baS „®l)öt)l" unb ben
SjSringingerfchen „®aul", bei benen allen bie
ßautgefefce mißachtet finb. Slber auch toaS SR.
mir nachträglich mitteilt, fann nicht ftimmen.
Sr fchreibt: „SEßie ßäcche oon larix, fotnmt
Geliehen — fo bie gorm beS 12. 3h- — oon
calix, unb gmar unmittelbar, nicht burd) baS
ßehntoort Speich- Sie Snbfilbe en ift in roman.
Ortsnamen ber ®egenb an Stelle beS in Oirol
herrfchenben s getreten unb anlautenbeS c auch
in ©erftreit (aus crista), ©ötfdjenfopf (aus
coccino), ©ugl (auS cucullus) unb ©Jüngerer
(aus col lunges) in g übergegangen. Oer
©öU ift alfo romanifcheS ©egenftüd gu ben
oielett Staufenbergen."
Oaf) biefe betben Sinnahmen, bie ben oon
ber SRegel abweichenben Sin* unb SluSlaut be*
grünben füllen, nicht gutreffen, wirb fich auS
bem fpäter gotgenben ergeben. Oer ©öU hat
feinen SRamen oom Salgachtal aus ber Suchtet
©egenb erhalten. SBon hier fällt er am meiften
auf, hier beherrfcht er bie ßanbfchaft, hierhin
redt er feine prallen, übet bem „SBilben greib*
hof" aufragenben Steitmänbe, oon hier auS ift
man ihm über bie Sltpweiben am oberen
2 Beijjenba<h am erften unb leichteften nahe*
gefommen; fein anberer SBerg ringsum tonnte
bem mächtigen ben SRang ftreitig machen;
weifen fie ja alle nur fjöchftenS 1600 m auf
gegen feine 2500. Oie SRamenSentwidelung
ergibt fich aus ben 3 atten gönnen Geliehen—
Geling (bei Slpian um 1560) — Gölch (1628),
woraus bann burd) Slbfall beS fcfjliehenben
©aumenlautS (wie bei bevelli — S8efel)l u. a.)
Göl — mit langem SBofal — würbe. SRun
gibt eS ein ml)b. SigenfchaftSwort gaehelich,
baS eine SÖSeiterbilbung oon gach, jäh ift. SDlan
begeichnete alfo baS SBergreoier furgweg als
„am gaelichen“ unb SlpianS Geling ift weiter
nichts als ein SBerfitd) ber SEßiebergabe beS
munbartlichen Gelichn. Sollte eingewenbet
werben, bah bie SEBegtaffung oon „SBerg" un*
gewöhnlich fei, fo fei nur g. SB. auf ben
„Spifcing" = fpifeigen [SBerg] unb ben SDtiefing
= moofigen oerwiefen, fowie auf bie beiben —
faft buchftabengetreu fogar übereinftimmenben
— ®leid)en bei SRömf)i(b (1182 Glichin, 867
montes similes) unb bei ©ubenSberg i.
(13. 3h- Glichen) unb bie 3 ©leiden bei
’) ö- ©anbei, ®rtoerbung be8 oorartberg. ®erid)t8 £annberg (1886) I, 55 f.
•) Unb babei banbelt e8 fiä) nid)t um Serge, bie weitab liegen oon menfd)li(l)en äßobnorten, fonbern
um bie ba8 ßedjtat oon Sieutle aufwärts unmittelbar nörblid) etnrabmenben 1
') 31 u8 ben Slötbl. Salfalpen @. XVI.
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PRINCETON UNIVERS1TY
76
Dr. guHuS afttebel.
ÜRii^Iberg i. Xf). (850 Gilicha). 33ei berartig
auffallenben $öfeen ergäbt ficfe „Serg" non
felbft.
Sinn roollen toir erft inS innere beS ßnnbeS
cintreten unb ben Efearafter ber Samen auerft
im allgemeinen iiberblicfen. „9Bal(feen"*Drte
festen ganj — bie ®öfe 2Balcfe unb 2Balc£»=
feütte füfert 9t. mit Sieefet auf ben fo häufigen
®efcfelecfetSnamen aurüd. 9lber ber ©runb
für baS geilen ift nacfe ifem, „bafe bie 23al*
cfeen bort in folget 9)tenge roofenten, bafe man
nic^t einzelne Orte unterfdjeibenb naefe ifenen
benennen tonnte." 3nbeg abgefefeen baoon, bafe
bamit als SorauSfefeung gegeben ift, roaS bod)
erft etroa am ©efelufe als Folgerung fielen
fönnte: bie Sägern, bie bod) ju irgenb einer
Seit fiefe auefe barinnen niebergelaffen feaben,
Ratten ficfeerlicfe ebenfogut mie braufeen roenig*
ftenS bie eine ober anbere ©tuppe ber oor*
gefunbetten toälfdjen ©iebler als SBalcfeen be*
jeidjnet; benn biefen Stauten gaben ja immer
bie Seutfcfeen. 3ng*Drte finb ebenfalls
niefet oorfeanben. Sin SeroeiS, bafe bei ber
erften ßanbnafeme bie Sägern noefe nic^t ein*
gebrungen finb. SS fefelen aber aud) bie
jüngeren DrtSnamengattungen ooHftänbig, bie
auf ®eim, §ofen, Raufen, Sorf ufm., bie etroa
im 7.—10. Safetfe. entftanben finb. $aS läfet
boefe nur ben ©efelufe ju, bafe eben in ber $eit
auefe feine 2Bofenorte brinnen roaren, bie fotefee
Samen oerbienten. SBarurn?
SaS ganje ©ebict aeigt eine faft einjig*
artige Slbgefcfeloffenfeeit unb feat nur 4 3u*
gänge. 2Bet bie fennt, bebarf teiner grofeen
Sfeantafie, um fid) oorjuftcllen, roie fie etroa
umS Safer 500 noefe mögen auSgefefeen feaben.
Son ©übroeft aus bem ©aalacfetal feer ftellt
fiefe bem, ber bem äßeifebadj aufroärtS folgen
toiH, halb bie roilbe ©eifenbergftamm ent*
gegen, oon Storbroeft bitbet bie oon unburefe*
bringlidjer SBatbroitbniS eingerafemte ©eferoara*
bacfefefeluefet mit bem ©taubfall gteiefe 31t 9ln*
fang unb oon Storben bie Snge beim guefefen*
ftein unb bei ^atltfeurn ein fefetoer ju über*
roinbenbeS fjinberniS. Sor einem Serfucfe,
auS ber ©aljburger ®egenb einaubringen,
feferedt ber Sllmbadfetobel am §angenben ©tein
aurüd: ben ©efereden bringt bis feeute noefe
ber 9tame ®raefeentocfe aum SluSbrud.
SlHein gerabe burefe lefeteren fefeeinen mir
bie erften ©iebler oorgebrungen au fein. 9lm
äufeerften SluStäufer beS ©ürrenbergrüdenS
aroifdfeen ©alaacfe unb Sllmbaefe, ba roo biefer
fiefe plöfelicfe ofttoärtS roenbet, fafeenim 11. Safer*
feunbert au ©rafengaben l ) ©adgrafen, bie als
Herren beS grofeen, in Urfunben furaroeg silva
benannten UrroalbeS aroifefjen UnterSberg unb
©teinernem ÜDteer erfefeeinen. ©ie finb eS fidfeer*
liefe geroefen, bie — roofet au Sagbaroeden —
an bem §ange beS ßodfteinS etroa für einen
Sienftmann Perchther einen neuen „®aben"
(ein einftödigeS IßauS) erbauten, baS oon jenen
nad) bem Sorbilb ifereS eigenen SBofen*
fifeeS Perthersgadem benamft rourbe unb um
ben halb noefe einige roeitere befefeeibene Jütten
entftanben fein mögen. 1106 ftiftete beS $alt*
grafen Sngclbert ©emafelin Srmengarb eine
SJtartinSfapelle baau unb oerfetjte einige Stöncfee
feinein in bie vasta solitudo, roie eS in ber
faft gteidfe3eitigen ©rünbungSgefcfeid)te ber flö*
fterlicfjen Stieberlaffung feeifet, que paulo ante
fuerat saltus ferarum et cubile draconum.
Söarutn biefe Sfearafterifierung ber silva Per-
thersgadem — natürlicfe abgefefeen oon ben
pfeantaftifefeen Sracfeen — niefet autreffen foH,
toeife iefe niefet. ©elbft toenn bie Sraöfetung,
bafe bie Stöncfee roegen ber unroirtliefeen Ser*
feältniffe ifere Jtlaufe halb toieber oerliefeen,
fagenfeaft auSgefcfemüdt fein foHte, ber Stern
ift fiefeer toafer. Srfaferett roit boefe tatfäefelicfe
oon einem aroeiten Serfucfe mit regulierten
Sfeorfeerren, roorauf ein bem äJtönefeSfeeiligen
SetruS unb bem Stauffeeiligen SofeanneS ge*
roeifetcS Jtircfelein erbaut rourbe. SiefeS be*
gabte ber £>aHgraf Serengar mit ber ganaen
silva. Qeigt fefeon bie STauffircije, bafe jefet
bereits ein SeoölferungSauroacfeS ftattgefunben,
fo beftätigt bieS roeiter noefe bie ©cfeenfungS*
urfuttbe. Die bereits oon tieferem Einbringen
aeugt unb bie früfeeften Senennungen beS
ganjen SeairfS bietet.*)
Seoor iefe aber biefe erörtere, möcfete iefe
mir für baS bisfeer ©efagte noefe einen geroiefe*
tigen Reifer feolen in einem anerfannten gor*
*) £lefe8 ©rafengaben uerfdjtoinbet fpäter nnb ber Srtame erfeält fid) nur noefe ln ber ©abenau
(1280 Kattenowe), jefjt in ©artenau oerroanbelt.
') Mud) ber Scfeufebrief $einridj$ VI. (M. Boic. 29a S. 481) fpridjt noefe oon bem forestum (e§ mar
ftfeon in Stultur genommen, barum niefet mefer silva!) quod circa cellam undique tenditur.
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Ortsnamen unb 83efiebelung beS 83erd)te8gabener SanbeS.
77
fdjer: Sbuarb Stifter. Siefer unterfudjt in
einem Sluffafe „$\\x ®efc^icf)te beS SßalbeS in
ben Dftalpen" 1 ) bie 8 luSbel)nung ber 2öalb*
gebiete in früherer $eit unb fommt 3 U bem
Ergebnis, bafe bie rötntfd)e Befieblung fid) auf
bie offenen Salbedfen befdjränft f)at unb Ber*
ätoeigungen in Seitentäler fo gut mie unbe*
rüfjrt geblieben finb. „3m Sa^burgifdjen ift
nur bie ©egenb um Salzburg unb aufmärtS
3 um Spafc ßueg befiebelt gemefen. 3 ut übrigen
ift nirgenbS eine Spur meber in gunben nod)
in Ortsnamen". „SBenn mir uns bem ®e*
birge näfjern, fo empfängt uns fofort baS
Sunfel beS UrtoalbeS. Bon bem ©ebiet um
Bifd)ofSl)ofen fjeiftt eS um 700: Samals ge*
fdjat) eS, bafj groei Stänner bie Sal^ad) auf*
rnärtS in bie üßiifte (heremum) aogen, um ßu
jagen. Ser ganje ßanbftrid) mu| ooHfotnmen
menfdjenleer unb mit BJalb bebeeft gemefen
fein. Saljer finb bie (Srgbifcfjöfe oon Salzburg
bie einzigen Eigentümer aller burd) bie 9to*
bung entftefyenben Drtfdjaften unb Ei^elgüter.
9tid)tS ift fo cfjarafteriftifd) für bie ungeheure
9luSbef)nung unb relatioe Sßertlofigfeit ber
großen gorftgebiete als bie oberflächlichen unb
uagen ©ren^beftiminungen in ben Sdjenfungen
biefer Seit, meld)e fpäter 31 : fo oielen s $ro*
3 effen Slntaf* gegeben Ijaben. 2 ) So 3 toifd)en
BerdjteSgaben unb Sa^burg, meldjer Streit
oorn 12. 3a^r^. bis 31 m Sluflöfung beS 9teid)S
nicht 311 Enbe gefommen ift, ja als gan 3 fleine
Unflarfjeit im Steinernen Steer Ijeute nod)
fortlebt, mie [ich jebertnann burd) Bergleidjung
ber öfterreidjifdjen mit ber bagerifdjen ©eneral*
ftabSfarte über 3 eugen fann. Sie oielen gan 3
untlaren, hier einen Bad) unb in 20 Steilen
Entfernung einen Berggipfel angebenben ©ren 3 *
beftimmungen merben überhaupt erft oerftänb*
lid), menn man fid) beS ©ebraudjeS erinnert,
bafc in ©ebirgSgegenben bie 8 tuSbef)nung beS
©ebietS immer fomeit 31 t rechnen ift, als bie
Kugel rollt unb baS SBaffer rinnt. 9tod) im
3 af)re 1111 bilbet ber gan 3 e heutige ©au
oon BerdjteSgaben einen 3 ufammen*
Ijängenben SBalb." Unb meiter S. 208:
„SaS eine ftel)t feft, bafj um baS 3af)r 1000
ber größte Seil beS füböftlidjen BapernS . . .
mit einer auSgebefjnten, faft 3 ufammenl)ängen*
ben Bialbbede über 3 ogen mar."
9tun 31 t ber ermähnten ©ren 3 befd)reibitng
(oon 1134), bie id) befpredjen mill, fomeit id)
oon 9t. abmeidje. 3 ) Sie Betätigung burd)
Kaifer griebrid) I. oon 1156 4 ) unb bie burd)
Heinrich VI. oon 1194 5 ) meifen nur fleine
Unterfdjiebe auf. Sie 9 torbgren 3 e fjat fpäter
eine Einengung erfahren; fie oerlief urfprüng*
lid) in einer ßinie üBalS—Slnif 3 ur Sal 3 ad).
Sann biefe aufmärtS ad superius Scrainpach
b. f). 3 iun Oberlauf biefeS BadjeS, ber an
ber $oinrmüf)le bie Sal 3 ad) erreicht. Seine
jehtge 3onn Sdjran*, tna. Sd)roa n bad) er*
laubt eine Verleitung oon Sd)ranb = Spalt
niefjt, fonbern nur bie oon m£)b. schrege ber
(®ren 3 *) Schrägen, $aun, toaS eben gerabe
auf bie ®ren 3 matfe oermeift. Sie Vütje n.
baoon heifet jefet nod) Sd)regbad)*Völ)e. Sie
Duelle liegt oben an ber ©eifeftaüfjölje: baS
ift mol)l gemeint mit usque Farmignekke.
SaS ift eine Vuuptftütje für 9t.S 9tomanen*
tum, obmol)l ber 9tame ebenfo gut oon Kud)l
auS gegeben fein fann unb fomit für baS
„3nnere" gar nidjtS bemiefe. „Sicher ein
9lmeifened oon lat. formica; alfo mit Son
auf ber 3 meiten Silbe 31 t fprecfjen," fagt 9t.
Sem ftel)en gunädjft bie formen oon 1156
unb 1194 Varmen- entgegen, fomie bie 9ln*
gäbe ber Karte oon 1628 SBarenegf (unb
Kod) o. SternfelbS gatjrencd). Sefet unbe*
fannt. Stf)b. farm baS garnfraut (baoon
Sammelname varmach nod) munbartlid) ge*
braucht 6 ); am lärmigen eck ift oöHig regel*
mäßige abjeft. Slbleitung mie 3 . B. an der
albigen alp 7 ); farmignekke gibt fogar 3 iemlicf)
genau bie 9luSfprad)e mieber, ^ufammen*
’) 3m „8Iu8lanb* 83b. 45. (1882) <5. 186 ff.
*) 3öie mit ber Kenntnis nad) unb nad) bie Süden ausgefüllt merben, get)t gut fjeruor aus meinem
Suffafc über b. §od)ftift=9lug8b. 8Bilbbann in Dberfdjmaben unb bie Sc^enfungSurfunbe oon 1059 in 6d)röber8
«rcö. f. <Befc$. b. ©ocf)ft. 8lugSb. 83b. IV. 1912. 85 ff.
*) ©. Quellen u. 6 rört. 3 . 83atjer. (Sefcb- I, 240.
4 ) Mon. Boic. 29 a, 822.
8 ) Sbbt. @. 482.
6 ) ©in garmad? bei 6 aalfclben; ferner garmau über ber Äaltbrunn= 8 Upe ö. 00 m <pod)lran 3 .
7 ) = ©Ibigenalp.
«. an. s u. 4 . 11
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78
Dr. 3ultu8 3Jlicbcl.
fließen mit varrain > varmen ift gan 3 ncttiir-
lief), ebenfo toie gahrened eine richtige nto=
berne SBeiterbilbung ift.
Sann: ascendit usque Swalwen. Siefeg
„Schtoalben" ift nod) auf ber Sparte oon
1628 unb auf ©eutterg Satte ^ei^t ber jefcige
SBei^enbad) noch ©djtoalpach. Sllfo ift ber
©der Sattel gemeint — oermutlid) urfprüng*
lief) ©djtoalbened —, oon bem ber festere
herunterfommt. Ser £of ©chtoalber liegt
am SBeg hinauf.
SBeitcr: usque Geliehen (©oll, f. oben)
ad ortum rivi Cönispach (1156 Chuniges-,
Cuninges-). Ser 9taine ift fidjerlich ootn
Sönigefee ben Bach unb Berg l)inaufgeman^
bert. Saft f)ier ber Jtatne Cuno ^ugrunbe
liegt unb einer ber ©rafen Shtno fo^ufagen
ber Saufpate ift, ift nicht 3 U be 3 toeifeln. Ser
erfte Seil flang umgelautet Künis unb ber
Sönig Ijeifit „Sini"; fobalb bie natnengebenbe
Sßerfon oergeffen mar, ergab fid) bie oolfg*
ett)tnologifd)e Umbeutung oon felbft. Ser
Sönigßbad) entfpringt am Sorrener 3od),
bag nid)t genannt rcirb, alfo nod) feinen
Flamen l)at! Sag ©ol)e Brett fel)lt ebenfalls.
ÜBir bürfen aber ben ©auptfamm nicht oer*
laffen, felbft mo ber SBortlaut 31 t toiber*
fprechen fdjeint. Sarum f)ei^t eg 1156 gan 3
richtig pertransiens per vertices montium
usque Ouzinesperch (fonft Ouzins-) et
Pocchesrukke. Dertlid)feiten, bie nad) $er*
fonen benannt finb (hier Ouzini), oerlieren
gern ihren Flamen; gemeint fann nur fein
bag jefcige Seufclggemäuer, bag 3 um ©d)neib*
ftein l)in 3 iel)t, unb bort liegt and) ber 33 odg*
rüden: am 3tud, Siudfar unb Bodgfeljle
bid)t unter bem Sdjtieibftein laffen barüber
feinen ^roeifel. Vun per guttur ad lacum
iuxta Phafinsperch. ßg folgt ber lange gleicf)-
mäßige gelggrat big gum ©djlümm^iefl, ber
offenbar nirgenbg einen tarnen Ijatte; bartttn
hilft fich bie 23efd)reibung bamit, ba& fie
fjinabfteigt 3 Utn guttur b. f). 3 ur ßnge, 311 m
„©d)lunb" 3 ioifd)en ber Dftroanb unb betn
^agftein (barüber ö. ©djlung*, and) ©djlumm*,
b. i. ©d)lunbfd)artl, *toanb unb Riefet). Ser
See l)ei^t ©djlungfee; aber ber Phafinsperch
ift oerfdjtounbeti. „Seg Pfaffen Berg" müfete
aber Phafinperch lauten, mettn eg nicf)t 31 t
phafo eine Soppelform gab tote 3 U skaffo
ein skaffin, mag bisher nirgenbg erroiefen ift.
9)föglid)ertoeife ftedt ein Palfinsberg bahinter,
mag id) auf ben Sahlergberg alg mäd)tigen
©dpfeilcr be 3 ögc, ober ein Faginsberg, too*
mit ber obige gagftein gemeint fein fönnte.
Sie Saiferurfunben ^aben ben tarnen beibe
nicht unb begnügen fid) mit einem aüge=
meinen per medias valles et raontes, oer*
legen alfo bie ©ren 3 e toieber auf bie ©i3t)e;
barum laffen fie aud) bag „per longain val-
lem“ ( 2 ang*, jefet fianbtal) aug unb führen
nicht toie bie Beftimmung oon 1134 hinunter,
fonbern ad verticem montis Viskunkel
b. t). 3 U ber §ö^e über gifdjunfel.
©ier finb mir roieber bei einer ©aupt*
ftüfee oon 9U 9 Romanenl)i)potf)efe angelangt
(„fiscuncula Berfleinerung toie portiuncula
oon fiscus; fotnit toie fisculus = villula,
alfo fleine §ütte". Sag SBort ift nicht
ermeigbar, tooher bag gemininum, mirb nid)t
gefagt). 1 ) 2 Bag unb 100 ift benn eigentlich
ftifd)unfel? 9lm Dftenbe beg Dberfeeg liegt
bie $if<hunfel4llphütte, bann fotnmt bie
9ltp unb 3 ul)interft erft in bem gel§ 3 irfu 8
unter ©eilftatt?, 9ioP unb 33rufttoanb heifet’S
„$ifcf)unfel\ ©ine Betrachtung ber fdjalen^
äl)nlid)en, fumpfigen Vertiefung ergibt, bafc
hier ber 9teft etneg oberften ©eelein§ ift.
Unb barauf mu^ ber 9tame hinbeuten, ©ein
3 tociter 33eftanbteil ift freilich ein ciufcerft f tU
teneS 3Bort: kunkel ift nad) 9Jtelber£ Vofas
bular ein Sümpel unb 3 toei anbere alte 9BorP
fammlungen erflären eö al§ gurges unb
lacus; alfo fisc-kunkel (toie fisc-ker ober -ger
> fischer ber $ifd)ger bei ©chatj, Slltbair.
©ramm. 84) ^ber gifchtümpeP, b. i. ein oer*
fumpfettber 3Beiher, ber aber noch gifd)e birgt.
Sßar fd)on ba§ öftlidje ©ebict gegen ben
©öhenfamm, ber jefet bie 2 anbe^gren 3 e bilbet,
fichtlich terra incognita, fo tnu^ e§ ba§
Steinerne 9Meer erft recht fein. Sie dltefte
gaffung lä^t oon ba ab oöllig au§ unb
bie Saiferurfunbett begnügen fich mit einem
inde per media montium cacumina sicut
aquae decurrunt ad ortum rivi Diezpach
ad Sale. 9lnt Siegbach toar man toieber
in 3 ugänglicf)cg ©ebiet gefommen, natürlich
nicht an feiner Quelle, bie am ©rofcett £)unbg*
l ) 2)ie fötealerfcfjen örflärungen toetben möglicfjft furj meift in klammern angeführt.
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Original fro-m
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Ortsnamen unb SBefiebelung beS SBerchteSgabener ßanbe*.
79
tob ift, fonbern im Saalachtal unter Sal?
felben an ber Btünbung. Sah unter fotanen
Umftänben baS Steinerne 9Jiecr einen 9tamen
foH aufmeifen fönnen, ber über baS 12. 3af)r?
hunbert gurüdtgetjt, ift nicht mohl benfbar.
„9tamen mie Sßlanitfd), garmigened,
gifdjunfel, Sorrener 3od), Scf)ärfchen?9llm,
Sallet?9llm, Sofal mirb aud) ber hörtnädigfte
Slntiromanift uidjt als beutfrf) beanfprudjen"
fagt 9t. S. 96. Unb auf biefe „oöHig gefidjer?
ten* baut er bann bie Berechtigung, auch &ei
anberen romanifchen Urfprung 31 t oermuten.
SBenn alfo ben obigen bie Unterlage entzogen
ift, fo muh baS übrige ©ebäube roanfen, ja
fallen. Sarurn möchte ich 3 unäcf)ft jene unter?
fuchen unb ben ganzen 9teft bann in Slbcfolge
behanbeln.
Sf}lanitfch ( 0 . planitia ©bene) ift aller?
bingS romanifcher £>erfunft, allein abgefehen
baoon, bah eS gleich oorne am Eingang in
unfer ®ebiet liegt, ift eS 311 m toeithin (auch in
Sirol unb in ber 9tattriS) oerbreiteten ©attungS?
mort gemorben, baS allgemein ,$Dtähber" be?
beutet. Sah eS auch ^ er f° gemeint ift, ^eigt
ber Umftanb, bah mir eS bort unter bem
Stienbergfopf gar nicht mit einer ©bene 311
tun h^ben, fonbern mit ftarf geneigtem — jefct
bemalbetem — £>ang. Db ber £>of Sßlanitfcher
in ®ern erft 00 m ©efdjlechtSnamen ftammtober
unmittelbar ooti einer glur, ift nicht gati 3
ficher; nach ben 2 oon 9t. gegebenen Beur?
futibungen ift letzteres toahrfcheinlidjer. 9to?
tnanifche ßehnmÖrter roie Ralfen, Sobel,
SDtutte (im Sechtal baS, maS im BerdjteSgab.
9tiebel b. h- Bergfamm?9luSläufer) höben fid)
natitrlid) erhölten unb finb amt) in bie Machbar?
gebiete eingebrungen.
Sorten er 3od) ift, mie oben ge 3 eigt, im
13. 3ohrf)unbert noch gar nicht üblid) ge?
mefen. Ser 9tamc ift hergenommen oom SBeiler
Sorren unb ber liegt braunen im Sa^adj?
tal. (Sr flingt freilich romanifd). Db aber 311
torrent? 3d) finbe bis herein 31 t Bt. SeutterS
«Karte beS Archiduc. Austr. Saren. Bienn
man baS 3ocf) oon D. erreicht, ftel)t bireft
oor einem ber Qännerfopf. könnte biefer
feltfame Barne barum nicht eine Berftümmc?
lung oon Sar?j[ener Stopf fein?
Sd)ärfd)en?9lltn („lat circen, ital. cer-
cine .KreiS"). Sie Sd)ärtenfpit 3 unb ?9lltn höben
9t. nicht bebenflid) gemadjt gegen bie Slngabe
oon 1628. Bon ber £>interfee?Stlaufe ftieg man
s. hinan am 9totpalfen oorbei unb betrat oon
ber Scharte 3 toifd)en biefem unb bem ©iSfopf
bie 9llpe, bie jetjt 3aQ^bütte ift. Sie Kenntnis
ber Blunbart erflärt bie „romanifche" $orm
ohne meitereS: im roeiten UmfreiS Sat 3 burgS
unb gerabe um BerdjteSgaben fagt ber Bauer
nicht ©arten, SBirten, Starten, fonbern ©afchtn,
äöiafdjtn (mit fd)mad)em t), Stafchtn, alfo
Sdjärten > Schäasch l n. Unb biefe Sprecf)-
roeife fud)t baS Sd)ärfd)en oon 1628 toieber?
3 ugeben.
Sali et? 91 Im (salectum Bäeibidjt). Sie
Satmeibe ift mhb. salhe unb bah bie Sammel?
©nbung icht gerne 3 U et, at (eigentl. at)
mirb — ogl. Sidicht > Sidet, ©ichet u. a. —
ift befannt. 9llfo auch ein SBeibicht (mit Son
auf a, baher H), aber ein beutfdjeS. Serartige
Sammelnamen (S.?9t.) finb um Berd)te£gaöen
ziemlich oerbreitet, menn aud) nicht fo mie im
9llemannifchen, unb merben uns nodj mehr
befchäftigen. ©inftmeilen fei nur auf baS
„®röbiger 6 id)et" unb auf baS nö. oon Bieh s
häufen oermiefen.
Sof al. Sie formen Tuval, Toffal, Toual
Tubal, bie ade um 1200 auftaudjen bei 9ln^
legung beS BergmerfS, finb ut^meifelhaft nidjtS
als alte Sdjreibungen beS unS geläufigen
„Sobel* = Sdjludjt. SaS Bergroerf lag in
einem ber 9tüden, bie ben 9torbauSläufer beS
SürrenbergS bilben, alfo am Sobel. 1 ) Sicfer
ift bie 91lmfd)lud}t; bah man fpäter oielfach
ben Subal auf ben Berg übertrug, ift erflärlid).
9lber bah Siefenmalb, -graben ufrn. bamit
3 ufammenhängen, ift lautlich unmöglich. Ser
9tame taucht 311 m letztenmal auf in ber 9luS?
fchreibung einer £>ol 3 oerfteigerung als „Sofel?
brunnen* (f. Biibmann a. a. D.). ©ine Toblmul
am 3nn ermähnt 9lpian (Oberb. 9lrd). 1880
S. 298), fonft fcheint baS Bßort im Often
auSgcftorben 3 U fein.
Sie Scharit)fehl fei nodj gleich h* er ön?
gefchloffen, meil ihrem Barnen oon 9t. ber
9llterSpreiS 3 uerfannt mirb. ©S ift ihm =
Scarantia b. i. Scf)arnit 5 , alfo eine iQijrifche
BJortbilbung mit ber Bebeutung „gelS? unb
Sd)uttboben". Db freilich BBalbe, auf ben 9t.
b 1250 wirb auä) eine Schwaige am 3:uoal ermähnt S. SBibmann, (Sefch- 0 . Salzburg I, 2«7.
U*
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PRINCETON UNIVERS1TY
BO
Dr. 3ultu8 äftiebel.
ftcß beruft, roeil biefer in Scarantia einen
illgrifcßen — übrigens non ben 9tomanen
übernommenen — Stamm oermutet, bamit
einoerftanben märe, fdjeint feßr jmeifetßaft;
benn ©cßariß unb Scßarniß 1 ) ift audj jeßt
nießt gleicß, abgefeßen baoon, baß 9t. felbft
angibt, eS ßeiße in ben Urbarien beS 15. 3ß-
ftänbig Schadratzkel. Somit barf man biefe
$orm nießt beifeite fd)ieben, am menigften mit
©rünben, raie bie auf ©. 160. 2)aS d, ßeißt
eS, fei nur eupßonifcße ©infeßiebung, mie fie
ber bagerifeßen 9Jtunbart eigen fei, fo baß ßier
bie moberne DtamenSform ber urfprünglidjen
auSnaßmSmeife näßer fteße als bie beS 15. 3ß-
3ft baS an fid) feßon auffaHenb, fo beruht bie
Srßärtung ber ©igenßeit bureß Seifpiele auS
2Balbe oöllig auf 9JtißoerftänbniS. SBenn in
äBilraming, Söder, Solares, Sänal in ber
9luSfpracße oor bem r ein d erfdjeint, fo ift
baS ein tautpßgfiologifd) gan^ natürlid)er
nießt bloß im Sairifcßen 3 U beobadjtenber —
Vorgang. ©a$ d ift ein UebergangSlaut, ber
oon bem 1 ober n ßinüberfüßrt 31 t bem r
unb bureß ptößlid)e Deffnung beS bitrdj baS
1 unb 11 an ben $äßnen gebilbeten Serfd)luffeS
entftel)t: alfo Wil-d-raraing, Sol-d-r, Vol-d-rs,
Kan-d-1 (ogt. feßtoäb. menn-b-r = menn il)r
ober grieeß. av5p6$ für dvsp 6q). 3 n Scßarniß
geßt aber bem r ein Sofal oorauS! 3 n SBirf?
ließfeit bürfte bie Sacße, mie ber Qufammenßalt
mit ber allein maßgebenben munbartlicßen
9luSfpracße ergibt, gerabe umgefeßrt liegen:
Ser «gaßnlaut ßat als urfpriinglid) oorßanben
3 U gelten; er ift, meil uöüig ermcid)t, mit ber
$eit bem mit gleidjcm Organ gebilbeten Qitter?
laut gemießen, äßnlicß mie bei ber Suttern,
©attern — bercßteSg. bu d ron, ga d rn. So
fommen mir alfo auf eine 3 U 9litSgang beS
ÜtittelalterS nod) übließe Silbung Schadrat
ober Schadret, bie gan 3 baS SluSfeßen eines
ber feßon fur 3 geftreiften unb fpäter (bei
Siegeret) noeß näßer 3 U erörternben ©.=91. ßat.
2 Ber ben gefcßloffenen 3 clS 3 irfitS an ber
Scßarißfeßl betritt, ba* mirb oor allem unter
bem (Sinbrud ber milb 3 erriffencn, feßartigen
©öllmänbe fteßen (man benfe 3 . 23. an ben
„9taucßfang"), bie im Sogen fid) 00 m Seßl?
ftein bis 3 um Sürredfopf ßerum 3 ießen. Siefe
©rfeßeinung ßat alfo bie Senennung am roaßr?
fcßeinlicßften ßeroorgerufen. Unb mie man nun
3 . 23. auf ber 9teiter 2tlm ein ©ebiet mit
oielen glatten baS „flatteret" benamfte, fo ßier
ein folcßeS mit oielen ©cßarten „Seßarteret"
(oorauS 3 ufcßen mßb. scharteriht). SaS r mirb
aber in folcßen fällen (befonberS oor t unb
ßier erft reeßt noeß megen beS 3 toeiten r) im
23airifcßen unßörbar: ©ä’tn 2 ) = ©erten (aßb.
gardia), SBa’tl = Söärtel u. a. Sonacß ift
bie (Sntmidetung folgenbe: Scharterihtskel,
Schatrihts-, Scharatskel. 3<b geßt eigentlid)
fogar nod) meiter, benn ber (Sinßeitnifcße fpraeß
feßon oor 100 3 ußten unb fprießt ßeute noeß
oielfacß mit neuerlicßer Tilgung beS r oor
bem t: Schaatskej (f. Socß?Sternf. $ürft.
Sercßt. 132).
9tun prüfen mir bie übrige Utamengebung.
Stlmbacß (naeß 9t. Alba ober Albina
= äBeißbaöß). ®a ber 9tame biefeS ^ufluffeS
ber ©al 3 ad) oßne roeitereS auf baS S)orf
(9tieber?)9llm übertragen mürbe, gelten bie über?
lieferten gormenfürbeibeS: Albina, Albin(788),
Alba, Alben (12. u. 13. 3ß-)- Seßl«
laut oon ach am Scßluß fieß feßr ßäufig oer?
flüeßtigt (ogl. Salza, Sala), ßaben mir ßierin
eine einfaeße Sllpenad) b. ß. eine oon ben Stlpen
fommenbe 9lcß 3 U feßen. 2)er 9tame ift, mie ber
ber meiften 3U*ff e / im Unterlauf entftanben
fd)on 31 t einer fttit, ba man ben Oberlauf
meiter noeß nießt fannte. Stlfo felbft menn er
nießt beutfeß märe, mürbe er für ein 9tomanen*
tum im SercßteSgabifd)en oßne SemeiSfraft fein.
311S man etmaS meiter einbrang, rüdte ber
9tame aufmärtS unb ßaftete an bem bie große
Stamm bilbenben, mafferreießen Seitenbacß;
nur oerein^elt marb er gegen SercßteSgaben
ßin angemenbet. 3 ) Sie SönigSfeer 9lcße aber
ßeißt 1409 „baS SBaffer ootn SönigSfee", bei
9tpian ©eebaeß unb fogar noeß bei o. Socß?
©ternfclb (®efcß. b. gürftt. Scrdßt. 1815)
II. ©. 145 „baS ©emäffer beS SönigSfeeS",
ein S^cßcu^ baß bafiir ein fefter glußname
bis in bie 9 teu 3 eit nießt iiblicß mar.
91 Ipgarten (?£al, ? 91 inne unb =Scßncib)
bei 8lpian angeglid)en 3U Allgart 1110ns, im
l ) 2)ie übrigen ©djarnifc benannten Orte Taffen fid) nidjt beurteilen oljne genaue Kenntnis ber ört?
lidjen ®erf)ältniffe.
a ) 9JHt d begeidine id) baö E)of)e (umgclautete) a, mie in id) tät = täte.
s ) 9 Xpian menbet itjn auf bie S3ifd)ofgmiefer ^ld) an.
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Ortsnamen unb ©eftebelung beS SBercfjteSgabener ßanbeS.
81
korben beS ßattengebirgS. Bei bem 3Bort
9llpe möchte i<h n od) auf bie ben eingangs
gefcfjitberten Berhältniffen miberfprechenbe Stn*
nähme SR.’S. hinmeifen, ber eS (©. 94) für
„unabraeiSbar" erftärt, # bah fd)on in ben
gafjrhunberten ber römifdhen £>errf<haft, ja
in geiten, in benen bie feltifdje Beoölferung
biefeS ©ebieteS noch nicht romanifiert mar
(etraa 4U0 o. bis 100 n. ©hr.), auf biefen Bergen
eine auSgebehnte Sllmmirtfchaft betrieben mürbe,
baS ßanb alfo ftarf beoölfert mar; benn manche
Benennungen uon ©öl)en fonnten nur non
benachbarten Stirnen auS erfolgen, bie fogar
heute nicht mefjr im Betrieb finb (9 Bezeichnen
bie Harten als oerfallen)." demgegenüber
fteHe ich ben ©ah £. o. Barth§ (Störbl. Haltalp.
@. 142): „Sin aunehmenbeS Sluflaffen oon
Stirnen muh erfolgen infolge ber abnehmenben
gruchtbarfeit burch baS oormärtSfchreitenbe
Umfichgreifen ber Harrenbilbung im dachfteins
talf" (beS Steinernen ÜDteereS, mo bie SDiehrs
3 al)l biefer oerfattenen Stirnen ift). Heine
einzige ftrfjere Xatfad^e finbet fid), bie 9t.’S
Slnficht ftühen fönntc. — gumeilen erfdjeint
bie „Stlpe" in uerfleiuerter gorm mie im Sllpl=
horn, Stlpettopf unb stal ober — mit Schreibung
beS oofalifdjen l — Siblboben, =ed, =£)ööe.
St m eiS n öden topf. Stn feinen unteren
planten finbmirftich auSnehmenboieleSItneifens
häufen. die Hopfe finb „nodenförmig ge^
fchmungen" (99i. geller, 40. gahr.^Ber. b. ©ett.
draunftein 1909 ©. 20.).
Sin ttjaup teilst Im fchon 1286 Ant-
haupt 1 ) (jefet fälfehlich ßanbhaupt) b. i. Hopf
eines gelbftüdS. Sin primitioer Slnbau ift in
1200 m ©ölje mohl bentbar. den einft häu¬
figen ©ebrauch beS 333orteS f. ©chmeia. gb. II,
1498.
Stnaenbach („tonnte rom. Anza fein"),
©o t)ci^t ber ©ernbad) im Unterlauf; baau
Slnaengraben; bie Brüde unb ©affe ift infolge
ber üolfStiunlichen SluSfpradje (Anzu) jefct 3 ur
Stnaerbrüde unb ?®affe gemacht rnorben. 2 )
SBenn romanifd) (ftatt SißSt.), fo mühte er
oergeblich einen gmiHingSbruber im ßanbe
fuchen. 9Bo eS fonft nur gana flar oerftänb*
liehe Bachnamen gibt mie Stlfinger*, SiS?,
©amSs, ©rabem, ©erm, ©ratfehem (^Staube),
©rün*, HeffeU, HlauS*, 3Jtühl*, SBaffcrfalU,
äöeiherbach — einaelne anbere fpäter — ba
ift oon oorneherein raenig 3ßahrf<heinlid)feit
für baS Borfommen oon romanifchen.
Streben („Sage oon ber 3lrd)e Utoalj').
SBäre oielleicht nicht gana abjulehnen, menn
eS nur einmal oorfätne. ©o aber gibt eS
ein Streben, ©amSardjen unb Strchentöpfe am
©ölt fomie Streben, Strchenfopf unb *manb
am HönigSfee. Sin teuerem ift toohl eine fo
genannte SBaffermehr aum ©olatriften gemeint
(Schmetter, B. 393b. II, 4Ö8), bei erfteren
mödjte ich lieber an bie im baper. ©ochlanb
Streben genannte Slttichpftanae benfen.
Strtenrcit („mie Artobriga oon fett, artos
= Bär"). die Stäbe eines ©ofeS Bärn (ich
fitibe nur 2*/* km n. baS Bärenlehen) fönnte
eine foldje Stbleitung hoch h öc ^ft eng bann
oielleicht ftüfeen, menn bie Bapern noch teltifch
oerftanben hätten. SS ift eine Stobung bei ben
arten b. i. ben (burch bie Stobung angelegten)
geigen unb mahrfcheinlich gleichaeitig entftanben
mit bem angrenaenben ©ofreit.
Barm ft ein ift trofc ber ameimaligen
Beurfunbung als Pabenstain nicht oerberbt.
daS mf)b. Slb). bar fal)l bilbet ©enit. barwes,
alfo am barwen stein ergibt in munbartlicher
StuSfprache — unb bie hat ber ©d)reiber ge*
hört — a. baewen st. (ogl. roartn = bair.
waem u. o. a.) unb bann baemstao.
Branb ftedt aud) im Bränblberg n. ber
gitler ©trahe.
Brett ift nid)tS meiter als baS fonft ge*
läufige 933ort unb meift auf ©lätte unb SßraHs
heit, maS ja bei bem £>of)eu Brett befonberS
gut autrifft, unb ootn Brett ft ein h^fet
im Jraunft. ghber. ©. 18 „mit einem ©ipfel,
ber fo eben ift, mie ein Brett. 8 )
Bruft in Bruftmanb unb sfenbel, tooau
nod) Bruftberg (n. beS ®r. SßatfenhornS), ge*
hört nicht au brüsch, fonbern meil bie §öhe
über ber burd) ben ßangtalgraben aerriffenen
Sßanb „auf ber Bruft" I)eif3t, au mf)ö. die
brust ber (Srbs)Brud).
Sl)tiftlieger. daS liger fann ßager oon
dicren mie auch eine BegräbniSftätte bebeuten;
*) ftoctjsSiernfelb, ©alflb. u. 33erd)t. II, 81.
*) 33er)cf)iebene munbartlidjc gormen oerbanfe id) bem §crrn 2el)ter ©cfjramm in Jöcrcbteßgaben
unb möchte i^m aud) tjier nod) ben beften Danf aue|prcd)en.
8 y ©rettmanb f. u. bei Untcr8bergs9tierental.
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PRINCETON UNIVERS1TY
82
Dr. 3uliu8 Sftiebel.
(S^rift märe bann bcr 3»n^aber. 2)afe nidjtg
anbereg alg einc Slrt ßiegerftatt gemeint ift f
gef)t aug ber bod) fd)on über 200 3^re alten
Karte oon ßotter fjeroor, mo eg „ßager" (jeifct.
2) ofeen („mit. dossum = dorsum"). 333ol)[
5ß9t. (©. ©teub, 2). oberbtfcf). gam.sSl. ©. 118).
Ueber folcfje Flamen ohne jegliche urfunblidhe
ober munbartliche Slnhattgpunfte, ol)tie Kennte
nig, ob eg etma „beim 2)." ober „bei ber 2).*
Ijeifct, 3 u urteilen, ift eine gefährliche ©ache;
baoon läftt man beffer bie ©anb.
(Sidjelau fdjeint jefet auggeftorben, finbct
fid) aber in ber eben ermähnten mie in ber
©eutterfchen Karte beg archiduc. Austr. alg
Aichlaw im ©ebiet beg @ittergbad)g.
(Snbgtal („nach bem präljiftor. SSaffers
namen Snng?*) ift bod) nidjtg alg bag Xal
am (Snbe, an ber ©renac.
(Sn gab ein, „ber merfmürbigfte Stame".
9t. ameifelt ©teubg unb ©ruberg ronchettina
(Keine Stobung) an unb fefct ben Flamen bem
(Sngabin gleich; biefeg aber nad) feiner
Slnficht nach bem 3>nn benannt ift, fei toahr*
fcheinlid), bafc bie 9tamfauer Siche oorfeltifd)
3nn, bann feltifd) 9temg unb fchlicfclich erft
bajumarifd) Sich gefjeifjen habe. Siel auf eins
mal. Unb hoch fo einfach unb \° alltäglich 1
2 )er 9tame begreift bag gan^e ©ebiet um
3dfanf, mo bie Siche aug ber fchmalen (Eins
fchnürung bei bem jetzigen Strafjentunnel
hinaugtritt in bie breiteren Sluen n. ber ©d)önau.
SBenn ber Serdjteggabener biefe ©offieblungen
aufammenfaffen mollte, fo tonnte unb fatin er
ihre ßage gar nidjt beffer beaeichncn alg mit
bem heute noch allgemein üblichen Slugbrud:
an ber (Sngetei b. h- an ^ er (Slu^s)gnge.
2 )ag SBort ift aud) fchmeiaerifd): (Sngeti
(3biot. I, 831) unb erscheint fogar fd)on in
äJJünchner ©loffen beg 10./11. 3h- ctl£ engodi,
mag mit faux miebergcgeben ift.
(Sul in bem Statuen „in ber (Sul" ift
oon 9t. mit grageaeid)en oerfel)en. 2)ie Slugs
fpradje fenne ich nicht; aber ber 2)ipl)tl)ong
ift fidjer falfch gehört, betm (Sul ift unmögs
lieh- 9tun liegt jcboch bid)t baneben fö. ootn
©unbgtob ebenfalls an ber ßanbeggrenae beim
„©chönfleden" ein ,,£>immelreid)" unb fo
merbett mir in bem rauhen ©ebiet fm. vom
§irfch lü0 ht nicht mit Unrecht alg ©egenftüd
„in ber £)öll" fud)cn bitrfen.
') s Jlict)ter, (Srfdjliefeung ber Dftalpen I, 27ö
gager (oon „fagus, Suche?"). 2Bo bie
(Snbung er h^f° m men foHte, ift offen ges
taffen. Sag meibliche ©efchlecht mie bag
buntle a laffen baljinter einen glurnamen
vad-gere „bie ©ehre am gaun" (mhb. vade)
uermuten. SßefUid) oon SteichenhaH ift ein
§of gager, ben aud) Slpian (a. a. £). 115)
ermähnt unb ber einmal alg Soger beurfunbet
ift, mag ftimmt; benn mhb. ä = baper. o
(ma. goga).
gahrt bebeutet im Serd)teggabifd)en ben
Ort, mo etrnag abfährt ober abfahren fann;
baher ßehnfahrt (2öeg oon ßatoinen), $ol^,
Saums, Steiftenbe gahrt (an ber Steiter Sllm),
©chmeldjs, ©raffels, Sßrechlo ©chlegelfahrt
im ßattengebirge, lefctereg oon ber ©djlegels
alpe herunter), ©omit ift mohl auch Sehrts
grübe am gagftein bie ©rube unter einem
ßaminengang.
garren leiten an ber ©ofcenalm mie bie
augehörige g.sSJanb a u §arnfraut (f. oben
garmigened).
geberbett („mie gebaja ober au feodum").
2)ie Sorftedungggabe beg Solfeg ift Cinblict).
Offenbar h^n ber fumpfigen SJtulöe bie
meifjflodigen Slüten beg SMefenmoHgrafeg
bort am 9toftmalbranb biefen Stamen ges
geben, ber übrigeng fogar oben am (Sderfirft
mieberfel)rt, mo ficher fein „ßehen" mar. Slm
Siet)fogel ift fogar bie Settftatt baau. (Sin
geberbett bei Sßfrontcn f. Kübler, £)9t. beg
gdergeb. ©. 49.
gelb, ©ogar biefem flaren SBort (fäd)I.
©efchlechtg) toirb au Sieibe gerüeft; eg foH
— auf ben £>öhen — „geig" fein (männl.l),
rnobei bie in ber baierifchen SJtunbart öfter
beobad)tete 9Uöglid)feit beige$ogen mirb „oon
Stuglauttonfonanten ben aroeiten füllen a u
laffcn* mie in SBalb > SBall ufm. (Sine foldje
Slngleichung für auglautcnbeg s nad)auraeifen
bürfte überaug fchmer fein, gelb mufj aber
hoch nicht ein angebauteg Slderlanb fein; eg
bebeutet aud) allgemein jebc ((Ertrag liefernbe)
gläche, ja fogar ein freigelegeneg ©tüd ßanb
überhaupt (ogl. ßed)fetb u. ä.). Sag ©chöns
felb an ber befannten, barnad) benannten
©pifce (oon ben ^inagauern „$infen" ges
heilen, baljer ^inlgrube bei ihnen für ©dj.)
faf) oor nicht langer $eit noch Kühe meiben.*)
„©d)ön" ift nati'irlid) gemeint im Sergleid) au
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Ortsnamen unb ©efiebetung beS ©ercfjtcSgabener ßanbcS.
83
ben oben fömenfelbern; bem Säuern ift
„fdjön", mag etmag trägt; bähet bie Schönau.
Sgl. ben Sd)önbid)l am ©unbgtob. 2Bie be*
[Reiben bie Slnforberungen \)od) oben finb,
ermeift auch bag „Saumgärtl" s. oom gun*
tenfee. gell* alg Seftimmunggmort ift häufig
auf felwe (SBeibe) 3 urücf 3 uführen.
genb, bag au^er bei Splanitfch auch s. ber
Stamgau (unb im genbtberg unb =graben) er*
fcfjeint, ift faum etmag anbereg alg ml)b.
venn(e) Sumpf mit einem nach Schlufcn
fid) oon felbft ergebenben Zahnlaut (ogl. ®rnt
<arn, jemanb < ieman u. a.). Stufeerbem
märe S.^St. auf et: vennet = Sumpf gebiet
benfbar.
gernfchen („aug frana ©rbbrucfj"). Sa*
oon fenne ich roeber eine ältere gorm nod)
bie oolfgtümlicf)e ßautgebung, tann alfo fein
Urteil roagen; eg ift oermutlid) ein fdjmad)
gebeugter $ß.*St., bereu bort oiele finb. £)b
bag ebenbort liegenbe gerngeben ber oft.
®en.s 0 t.*$. bamit* 3 ufamment)ängt (gerng*
ebene?), fann i d) nicht erfahren. ©g gibt einen
gam.sStam. gerngebner.
glammelf cftneib („oon flammulae im
Sinne oon Sergfeuern, bie fdjon in ber ro*
man. Sßeriobe bort ent^ünbct mürben"). gür
fold^e groecfe märe biefer ©rat ber ungefdjicfs
tefte Drt, rneil er faft oon allen Seiten über*
höht roirb. SBenn nicht bie ©änge faft big
hinauf, menn auch fpärlid), mit ©rag bemach*
fen mären, fönnte man an flatnmeln ober
flammern = „geflammelt" augfefjen benten;
fo aber pafd roo^l glatnmel ( 31 t mt)b. vlüm,
ogl. ma. kam > küme) im Sinne oon äßoEU
grag beffer.
ginfterau („anmutige Stu, 3 U venust?").
Sille anberen Sluen bort hoben beutfdje Se*
ftimmunggraörter: Slfd)*, Ober*, Unter*,©ohen:*,
Sc^effs, Sd)önau ufto., marum biefe nid)t?
3 ft fie bod) ringg oon Söalb umfdjloffen
unb roenn gar etroa burd) ben Sränblberg*
3BaIb nod) einer Der häufigen ginfteren
Steige führte, erflärt fid) ber Stame ber Slu
oon felbft.
grauenreut, einft (1555) Stobung am
grauenberg, bem Stonnenflofter gehörig ( 0 .
«od^Sternfelb, gftrft. S. II, 122 unb 127),
einer ber menigen 9teut=Drte im ßanbl.
griebengberg, ehebem Schellenberger
©of, 1742 oom gürftprobft unter biefem fünft*
lidjen Stamen 3 um Rittergut gemacht (^od)= 0 t.
a. a. £). III, 76).
guntenfee (Steub: fundo, 0 . ®rienberger
unb ©ruber: fontana, 9t: ad fontem). Sluch
hier mieber: ©rün*, Obers, Jlönigg*, Sinters,
gerdjen*, Sd)mat 3 enfee — aUeg beutfd) unb
abgerechnet oben auf bem Steinernen SJteer
ein romanifdjer? Ser crfte Seil birgt einen
gifcfjnamen: mf)b. furn (eine gorelienart). 2 Bie
bei vernt<vern (oorjährig, ogl.-ob. genb)
ift ein fdjliefcenbeg t angetreten unb bag er*
gab furntn — unb bann guntenfee (mie
Surm>tuen); baher aud) gern gun’nfee ge*
fprocfjen.
©eorgenberg mit ©eorgenfapelle. Sort
erbaute gürftprobft ®raf oon ©hriftalnigg etma
1760 ein Sd)lö^d)eu gürftenftein (Sod^St.
a. a. O. III, 78).
©erftenfelb ( 0 . rom. cresta Spifee eineg
©ügelg), beggl. ©erftreit. Seibe, fomenig mie
bag allgäuifdie ©erftruben romanifd), liegen
nicht fo, bafc ein foldjer Staute berechtigt toäre.
Sßarutn foH auf bem ©erftenfelb, bag nur
17 — 1800 m (jod) liegt unb neben bem ein
©rünanger fid) finbet, nidjt oorübergefjenb
einmal ein Streifen ©erfte gebaut morben
fein? ©erftreit ift bie Stobung, an ber foldje
toädjft.
©ötfdjen („oon coccino rot"). Sticht ber
©ötfchenfopf hot ber ©emarfung an feinem
gufce ben Stauten gegeben, fonbern umgefehrt
biefe, bie ®ötfd)en, ihm. Samit fällt coccino
oon oorneherein, roeil eg an bem (beutfdjen!)
^opf feinen ©alt mehr hot. Seurteilt man
bag ÜBort an fich, fo fommt 3 uerft SchmeHerg
Semerfung (Sair. 3Bb. I, 966) in Setradjt:
»gm Sal 3 burgifd)en heilen fcharfe Sorfprünge
oon Sergen ©ötfdjen." SBoher er bag lj°t/
ift nid)t 3 U erfehen; eg fdjetnt, ba^ er eg nur
oon ben 3 ioei ©ötfchenföpfen erfdjloffen hot.
Slüerbingg oerßeicfjnet and) bag Sdjme^. 3b.
(II, 559 unb 563) ber ©ätfd) ober ©utfd)
alg ©attunggrcort für eine Slntjöbe. 3 ^h möchte
lieber bie ©etfche alg SIbleitung oon bem
geitroort getfdtjen, gautfchen = fchtoanfen be*
trachten unb alg Se 3 eidjnung eineg moorigen
Untergrunbg auffaffen, mag beibemat ftimmen
mürbe, ©g ift 3 U oermunbern, bah noch
niemanb in biefem leicht erreichbaren unb
jebcnfaKg fdjon frühe erreichten Slipgebiet
bie Sllpe Gauzo ober Gauso beS Indic.
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84
Dr. 3 u t i u 8 901 i e b e t.
Arn. 1 ) gefudjt §at unb baff man bis zu
bctn im 8 . 3 >h- ficfjet nod) unbefannten
©ohenatmgebiet griff, Sprachlich ift bagegen
fooiet unb foroenig einjumenben roie gegen
Unteres; benn bie ©nbung o ift fidjer
latinifiert. 3ft Gauzo, roaS mich feljr mahr*
fdjeinlid) biinft, roirflich bie ©etfdjen, fo
märe als beutfd)e $ orm ( ze demo) Gauzin
= beim Gauzo (SßSl.) anjufe^en, roorauS im
2aufe beS 9. 3>h- Gaozin, Gözin unb burd)
Umlaut unb Vergröberung Gölschin mürbe. s )
2)aS ©efdjledjt ertlärt ber felbftoerftänblidje
SBeifah 3t t m.
©lunf ererfopf („cd lung'). @t ift
roeber ein ©itgel noch lang unb bie ©nbung
erer bleibt ebenfalls unerflärt. £>ie gigur
fann, menn man oon ber Saugaffe herauf*
fommt, red)t rool)l mit einem ©[unterer, b. I).
einer biden Quafte oerglidjen merben. 3 ft
Hod)=SternfelbS gortn ©lunfert 3 ) bie ridjtige,
fo tjei^t eS mol)t urfprünglid) ©lungeret*
b. i. baS ©elunger, baS ©efröfe, unb niemanb,
ber bie fettfatne Harrenfelbformation gefehen,
roirb leugnen, baff ein berartiger SBergleid)
oielenortS fehr gut zutrifft.
©rttnbübelhorn. Sie jutreffenbe Sin*
gäbe ©. o. SBartlfS ift m. (5. fo ju oerfteben:
Sie 31 u im Sldjgrunb bei ber SHaft^ütte ^ei^t
„als Schauplafc ber .Qerftörung, rno ben SBoben
bie Scherben eines zerfaHenben ©ebirgeS be*
bedett", ©runbiibelau unb bamit bie Körner
bariiber ©runbitbelhörner. Seren Stod zu*
fammen mit bem Hnittetfjorn t>eipen bie Stam*
fauer roegcn ber üotjigen, fniippeläl)ntid)en
gorm furjroeg „ben Hnittcl".
©fdjier („ 31 t ben oielen Slbteitungen oon
oasa, roafjrfdjeinlid) casiera, Sennhütte*). ®S
hei^t aber nidjt bie, fonbern baS ©. „3lm
©fd)irr" — bair. gschior gefprodfcn — h^ftt
bie Stätte, 100 baS oerfchiebene SlrbeitSgerät
aufbemahrt mürbe; 4 ) barnach bann bie SBerge
barüber; fo baS ©od)gcfd)irr im SBlüljnbad)*
tat.
©fielt („oon costa Stippe, Gsd costicella").
©ier roiberfpridjt abermals zunächft baS ©e*
fchlecht. SaS alltägliche SÜBort „baS ©ftell"
bezeichnet ähnlid) bem oorigen jebe 3lrt oon
SluffteHpIatj, 3 . SB. an ber SEBilbalm; barüber
bann ift ©fteH*SBknb unb *Süebel.
©ugl ift ein fo allgemein oerbreitetcS 2ef)n*
mort, bah barauS fein Schluff auf oöltifdje
ßugehörigteit gezogen merben barf. (SBgl.
©uglhopf, ©uglmänner ufto.)
©adjel („barin berfelbc Stamm roie im
®l)ad)tet an ber Sonau; tnöglichermeife auS
FettifcEjer Sffiurzel"). SaS erftere ift richtig, baS
Ztoette nicht. S i e ©äd)el (mit a, baher aud)
©äd)el gefchricbeti) 5 ) hciftt bie Siiffel zumgladjS*
hecheln. getSmänbe, bie „geriffelt" auSfehen,
merben mit biefem Sffiertzeug oergIid)en; baher
bie Rachel im GsiSbacf)tal mit ben ©.*SIBänben
unb *Höpfen barüber (tonnten gar nicht beffer
gctennzeidjnet merben!), fobann „in ber ©a*
djel" am Hudler ©öU. SBgl. ben ©adjelbad)
sö. oon Sdjlierfee, ben ©cdjelrain bei Steutte
(auch Stiffelfopf im ©agengebirge unb Süffel*
toanb unb Stifflertopf zc.). ©hachlet ift S.*St.
baoon unb bezieht fi<h auf bie Sonaufelfen,
mie fie fidh bei Stiebermaffer zeigen.
©agenfelS am ©ehag b. h- an ber gür*
ftcntumSgrenze mar eine gefte, bie 1382 ©er*
30 g griebrid) oon Stieberbagern am Sllmbad)
erbaute (Slßibmann, ©efd). 0 . Salzb. II, 124).
©anatten ift m. (S. ©ofname: beim
©ann*3lbam.
©anet). ©h ift ber Stöeibeplah (oiele foldje
f. bei SßoUinger, DSt. um Singolfing S. 30);
©an hier mohl == ©af)n, ber aud) im Jahnen*
lamm am guntenfee ftedt, mie in ber ©anau,
mooon ©anauerlaub. $u 2 aub f. u.
©eiratftein hat geroifj intime SBeziehungen
ZU ber ganz nahen llnterlahner 3llpe.
©interfee. 3luf SlpianS Harte Reifet er
nod) $ord)enfee oon ben gorchen b. i. goreüen.
©irfdjbad) helfet auf SlpianS unb ßotterS
Harte ein öftlidjer ^uflufj beS HönigSfeeS; ge*
meint ift bamit roat)rfd)einlich ber fog. 3lb*
märtsgrabcn, an beffen Urfprung ber ©irfcf)*
lauf ift.
©unb („roat)rfd)einlich illgrifdfc SJBurzel,
*) Sa(j6. Urtb. I, 5 (9lnm. 6) u. 20, roo aber aucf) opnc SBerfud) eine» ©eroeifeS cinfad) „(Soßenalm*
angegeben ift.
2 ) SBgl. baS Sßebeneinanber oon ©9t. roie Siej u. ©ictfcp int ©airifdicn.
! ) jjitrft. »erctjt. S. 132.
4 ) 9Iuf ber Starte oon 1628 am jcgigcn Scbneiber.
s ) @0 aucf) auf Starte 1628.
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Ortsnamen unb ffiefiebelung be§ SöerdjteSgabener ßanbeS.
85
bie in Humiste = $mft ftecft"). 3 U ^ en ™tt
biefem Seftimmungäwort gebilbeten Jtamen,
bie 9t. S. 148 anfüljtt, fommen noch ©unb§*
reit an ber barnach benannten üßühle bet*
SifchofSwiefen, ©unbSrüden, *fef)t unb *fdE)ä=
bei. 3 n bem erften non btefen ift ©unb wohl
5ß9t., melleicfjt audj in ber ©unbalpe, über bie
1422 ein Streit entftanb, ber non einem fal^
burgifdtjen Otiater 2 oreii 3 ©unb geflüchtet
mirb. 1 ) 3 n einzelnen fallen mag bie 9lel)n*
Iichfeit ber äußeren gorm 3 U ber Benennung
Stnlafc gegeben höben (fo in ^rucfen), in ben
meiften aber t)at ©unb eine wegwerfeitbe 33c=
beutung unb beaeidjnet etwas Schlechtes unb
äJtinberwertigeS; baher bie E)äufige SSerwen*
bung in unferem Kalfgebirge. §ür ben ©unbS*
tob finbet ftch 1734 bie Schreibung ©unbS*
thet, was bie äJtöglichfeit ber Seutung „an ber
©unbsflätte" guliehe. 2 )
Kälberftein („nicht 3 U Kalb ober gelb,
eher 31 t roman.*gröb. tsehalveises = 9JtooS*
beeren, hoch auch oorroman. Ursprung nicht
auSgefchloffen*). ®erabe ber Kelberperg an
ben prallen Sßänben m. bes KönigSfeeS weift
ben richtigen 2 öeg: zem kalwin berc = am
fahlen 33erg (gefpr. kälwsberg, barum rote fo
oft ßtnfchiebung oon unorganifchem r). SSgl.
Kahlwanb nö. beS 8 lfchauer UöetherS, too ber
mittlere £eil (kalwin wand) wegen beS fol*
genben w auSfiel.
Sammerlinghorn („oon einem came-
rarius?"). 8 ln feinem gufc liegt eine Sllpe
Stammerl unb nicht n)eit oon biefer eine
Kematen; jene hatte alfo einft einen unge*
hegten, biefe (bie h öl & ere ) c tnen fyifiaxtn
UnterfunftSraum. 9toch oor 100 fahren hiefc
ber Serg Kammerlhorn. Sluch an ber ®ot;en*
alrn ift ein Kammerl unb barüber eine Karns
merlmanb.
Kaunerroanb (nadj ®ruber 3 U cuna
ÜDtulbe, Sach, Serg [?!]). 2Bohl 3 U mhb.
kouwe (bergmättn.) ©ütte, vielleicht an Stelle
ber Kauner ©ol 3 ftube.
Keffel („ob feit, ketil fraglich"). Ueberall,
too baS ÜEBort erfcheint, ift ein wirtlicher
Keffel; auch am Keffelbach n. beS Batten*
gebirgS.
Kirche („3U feit, kirk gelS")- £rotj ®ruber
ift bie Slehnlidjfeit mit einer Kirche hoch oor*
l ) ^od^sStcrnfclb, gürft. S3erd)t. II, 55.
*) öbbt. HI, 73.
h. an. 3 u. 4.
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banben; e§ fonunt eben nur auf ben Stanb»
punft an. SSgl. noch bie Kirche (hoher Shttfel
im ©dtermalb), Sßilbalmfirche am Sübranb
be§ Steinernen SWeerS, ben Kircbftein („turnt»
artiger Qacten") unb ben Kircbenbicbl an
ber ©obenalm. S3artb§ Urteil führt 91. felbft
an. SBirb hoch auch ba§ SBilbe ÜJtännle bei
®inöb§bacb oft mit einer Kirche oerglidben.
Saft man ba unb bort Kirf t>ört, alfo ohne
SSerfcbiebung, fpricbt efjer gegen Uebernabme
au§ frember Sprache; bagegen ogl. SDtimfa
u. ä. Sin fircf)licfje SSejiebung erinnert aufjer
bem fßrebigtftubl, bei bem bie „Stabtberg»
fangel", auch SßarabeiS (im §agengebirg)
unb greitbof (am ©öd unb Stfjönfelbfpifee).
KlauSberg eher oon ber Klaufe b. b- ber
f. bauon anfteigenben ©nge alg oom fßSt.
Klaus. SeutterS unb 2otter§ Karten oer»
jeidbnen bort ein ElauSegg. KlauSbicbl an
ber ScEjartfefebl ebenfo.
Knoten („erinnert an tirol. Caneits <
cannetes o. Stobr"). ©erabe bie gorm zum
Chnotzen (15. 3b-) jeigt, bafj eS lebiglid)
$ 3 t. ift. S. Steub a. a. D. 103.
Klapf („ettoa collis apium") ift mbb. klapl
Stift, Spalt; gemeint ift ber be§ ©ernbacb§.
Solcher Spalt auch to. beS KlapflebenS.
Kragen in ®unbgfragen („erinnert an cgmr.
craig gel§"). ®er ift fein gdsberg. 2 öenn
er mit bem Öol)cufrät)cn (einft Kreie, Kraige)
gleich fo ftimmt ber fftame 3 U krai =
Schrei, 9tuf, toaS auf Slu§lugplähe übertragen
mürbe unb mit ber 2 age oorjüglith ftimmen
mürbe.
Kranabit, ^ofname oon ber glnr: mbb.
kranewit SBachboIber (lebt noch Krana»
mett im SJerchteSgabifchen).
2 aafelb („ju loh SBalb"). S<h glaube
nicht, bah bie faft bumuStofen 2 aafelber über
ber ©obenalm je bemalbet roaren unb nehme
baber lieber al§ urfprüttgliche gornt mbb. daz
laegfelt (oon laege fcbief geneigt) an, roa§
bair. 2 afelb ergab. gibt nicht leicht eine
£>öbe, beren pultbacbäbnlicbe Steigung eine
folche SSejeichnung mit größerem Siechte trüge.
Sluch sw. oom ^ochgfchirr ift ein 2 aafelb
(beibeS mit a gefpr.).
2abufen»9llm („la tosa, Sachname, ro*
man. 2 ebnmort au§ beutfchem „tofen" gegen
12
Original from
PRINCETON UNIVERS1TY
86
Dr. 3ul*uS Wiebel.
©ruber, ber an lutosa = ffotalm benft). Sie
alpis Ladusa roirb gufammen mit ber Gauzo-
Sllm fdjon im Ind. Am. genannt. 3unäd)ft
bilbet ihre ßage eine Streitfrage. SaS Sat^b.
Urtb. oerlegt fie an ben ßaroSbacf), mie
oor fcf)on oerfd)iebentIict) gefcf)et)en (u. a. auch
oon ffoch-Sternfelb). Unb unterftüfet rotrb
baS baburch, bah fd)on 2lpian unb nach ihm
fpätere ffarten biefen Vach ßabofenbad) nennen,
©in frü^ere^ Zeugnis baftir ift aber nicht 3 U
geminnen. StUein bie gorm ßaroS läfet fi<h
fdt)led^terbing§ bamit nic£)t oereinigen, baS t)at
fdjon ©ruber mit Stecht auSgefprochen. ßaroS
erfdjeint bort fd)on 1604 als in ber ßaroS. 1 )
Sarnach benennen fid) ßaroSgraben, 4e^en,
sroacht, sroalb. ^Betrachten mir bie anbern
Dertlidjfeiten ringsum — bie beiben Vöfdhen
unb bie Stöften — fo mirb faum ein ßtoeifel
barüber fein fönnen, bah biefe alle auf baS
®leid)e hinroeifen: m^b. die rozze ober röze —
mit „parafitifdjem" t Vöften mie brauet (für
braunen), nieftn (f. niefen), Sanftn (f. Sen*
fen), 9Jtar£t (für dftarfuS) u. a. — ift eine
ßacf)e, in ber glachS geroäffert mürbe. Ser
erfie Steil ift bann ml)b. la = Sumpf ober —
menn tjelleS a oorliegt — mieber laege ge*
neigt, fd)räg. Unmöglidj märe eS nicht, bah
bie Sllpe etma bort in ber Vähe mar unb fo
bie tarnen oermed)felt ober ber eine 00 m
anbern oerbrängt mürbe. Slber für roaljrs
fc^einlidE) erachte ich eS nicht; benn gerabe bie
Urfunbe oon 1258 fcheint mir bagegen 3 U
fpredjen. n biefer oertragen fidj 2 Srüber
©utrat mit VercfjteSgaben baf)in, bah alle ber
StobeSftrafe Verfallenen oon ihrer ©ebiet^
grenße bis 3 um 33ac£) ßabufen (a rivo Ladusen
ad districtum nostrum) gegen baS 23erd)teS*
gabifdje ^in ihrem ©eridjt 31 m Einrichtung
überlaffen roerben. 2 ) ©3 ift recht unmat)rfd)ein^
lieh, bk Sßtobftei, bie ihre 9ted)te ftets
ftreng mährte, bis fomeit füblich tt)ren ©ren 3 *
nadjbarn entgegenfam. @S mirb fidj um einen
ber bei Schedenberg einntünbenben Sllmbad^
3 uflüffe gehanbelt haben. Sa 3 U fommt, baj3
auf ber E° ma nnfchen unb anberen ffarten
etma bei ©utratberg ein ßafered eingetragen
ift, baS ich heute nirgenbS mehr finbe. SiefeS
fann — mit oiel befferem Siecht als ßanbau —
fpradhlid) unbeanftanbet aus ßabufered ent*
ftanben fein unb fomit ben alten Slipnamen
enthalten. Sie Sllpe felbft märe bann auf
bem heutigen 2öieSberg, beffen 3lame ohnehin
auf eine Sllpe roeift, 3 U fuchen unb an fie
fchlöffe fich ihre 3undingSf<hroefter Gauzo =
©ötfdhen an. Veibe finb fomeit ins glachlanb
oorgefdhoben, bah ih re Venüfeung im 8 . ^ahrl).
nichts SluffadenbeS hat, unb menn auch La¬
dusa, roaS ich felbft glauben möchte, ein ro*
manifcheS Sßort ift, 3 ) für bie ffenntniS ber
berchteSgabifchen Vefiebelung ift eS bebeutungS*
loS.
ßahne ift nicht burdhmeg ßaroine, fonbern
(mie hier als Laono) auch = ßehne, fchiefer
Eang; fo an ber ©belmeifclahne in ber
Leiter Sllm, an ber bie einigen ©belroeih
toachfen unb nach ber ber gelsfopf barüber
benannt ift. So rnohl auch im Stanglahner-
fopf (= Stao n ); bagegen S d) neeIah ner*
malb = ßaroine.
ßattengebirge („monte lato = Vreiten*
berg"). Ser ?tame ßattenberg haftet 3 unä<hft
an ber roalbigen Eöhe am Speitbach s. oon ©roh*
gtnain unb ift oon ba auS erft auf ben gan 3 en
Vergftod übertragen, ©in ßattenberg ift ein
Verg, an bem eS Sunghol* gibt 3 U ßatten.
So 3 . V. heifct eine folche Eöl)e in ßidjtenftein
bi da latta, roeil bie Striefener oon bort ihren
Vebarf an Stangenhol 3 beden. (Sie öfterr.
©en.^St.sff. hat freilich barauS einen SßilatuS?
berg gemacht.) üBie häufig folcfje ßattenberge
unb sl)öl 8 er finb, 3 eigt baS SdE)mäb. 2Bb. 4,
1016. Ser ßattenbach fommt für ben 9lamS*
auer 00 m ßattengebirge t)ev unb barum
nennt er ihn fo. 2 Bie menig übrigens felbft
3 U SlpianS 3 e i^ en unS heute gan 3 geläufigen
©in 3 elteile beS ßattengebirgS befannt maren,
lehrt beffen Vemerfung a. a. £). S. 113: per
quorum (beS ßattengebirgS) summa cacumina
limites fere praefecturae (Reichenhallensis) *
ducuntur, quamvis de terminis his inter
Bavariae ducem et Berchtesgadensem prae-
positum hoc tempore dubia inciderunt.
ßaub im ßaubfeetein unb Eanauerlaub,
foroie oerfleinert im äöahmannlaubl (gefpr.
>) ^oc^sSternfelb, 8ürft. Seräjt. III, 7.
*) S)erf. Salgb. u. SBerdjt. 23b. II, 51.
*) 2)ie Ableitungen lutosa, lata unb la tosa fjaben alle feljr menig 2Bal)rf(^einli(t)Ieit für fid).
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Drtßnamen unb ©eftebelung beS ©erdfjteSgabener ßanbe«.
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mit d). 9L’S Sinnahme, barin ftedfe lowin =
torrens, ift nicht blofc lautlich nicht toohl tu*
treffenb, fonbern oor allem beShalb, roeil bort
meit unb breit fein ©iejjbach ift. SaS SBafc*
mannlaubl ift eine Heine, non ©emfen belebte
Sllmtoiefe am SH. SBafemann mitten im gelS*
gebiet, alfo offenbar eine (Stelle mit etroaS
naffem Untergrunb; ähnlich oben am 33ären*
fünf. Sarum fommt toobl am erften baS
oon Schmeder 33. 2öb. I, 1402 gebotene lab-
(ach), laba, läbl mit ber 33ebeutung Sumpfe
lache, 3Sief)tränfe in 33etra<f)t. ßaubbichl in
Obergern unb ßaubberg ro. o. Schedenberg
roahrfcheinlid)er 3 U loup baS ßaub.
2 eimbid)elhörner („richtiger ßainb." —
marum?). 3tn ÜBeften ift eine lehmige 3Sor*
höhe ßeimbichel, moran ber ©of ßeimbichler.
ßehningerfopf tyifyt auf ben beften tfar*
ten bie oon 9t. ßehling=^. genannte Srhebung.
Stlfo toohl ber Stopf an ber lenin (ßehne),
megen ber fchrägen Steigung ber Storbfeite (in
> ing. bair. feht häufig); möglichertoeife auch
ßäne.
ß er che cf mit ßerchenbeftanb an ber 3 iU=
ftrafee.
ßeperer („lejarius, ber am lej = See
SBohnenbe")- Lej ift engabinifdje gorm, für
beren berechtigte Uebertragung in unfer ©es
biet fein 33eroeiS $u erbringen ift. Sag ift
ein oerbreiteter beutfcher ©efchlechtSname, meift
toohl ber 33auer an ber leie (geig).
ßo cf ft ein ftimmt nach ber ma. gorm
Louchstäe nie 3 U lach ©ren^e, fonbern fann
nur 3 U mhb. loch SBalb gehören (ogl. blöz >
bloujj, bröt > 33rout ufm.).
ßüfabet ift mangels genauerer StnhaltS*
punfte faum ficher 3 U beurteilen, ©ruberS
Sinnahme einer 33erftümmelung auS lu salet
= baS Söeibicht aber oödig ab^ulehnen. Sin
©aus ßufabet gab eS in Schedenberg, baS
jefeige ©afthauS UnterSberg; eS oerbanft alfo
feinen 9tamen oermutlid) einem ©auS 3 eidjen
ober einem 3 u faü. $on l>a bürfte eS erft
hinaufgeioanbert fein 3 U bent ßehen am Sllm*
berg, baS man nennt „beim ßufabeter*. SaS
läfct auch ber jefct nicht mehr oerftanbene
Spruch noch erfennett: Sie 3 tooa ßufabeter
fan atooa 33rüaba.
SJtargarten ( 0 . rät. maia Stein). 1555
3 iel)t bie ©ren^e — Sitarf — barüber, alfo
SJtarfgarten.
SJtorbau (gleichfadS 3 U mara). Sßoher baS
d in ber SJtitte fotnmen fod, ift nicht gefagt.
3m 15./16. gahrhunbert ftetS Mardaw, fonach
3 U mhb. marte ber SJtarber (ogl. vater >
33ota u. ä. mit fur^ern a).
Sltühlfturähörner („bie fchtoierigeSeu*
tung ift ©ruber geglücft: molias tortas oon
molia = toeiche äöiefe unb torta, ober beffer
storta= frumm"). Unter einer frummen SBiefe
fann ich mir nichts oorfteden. 3Ber bie ge*
toaltigen gelSmauern oon ber ©irfchbichler
Strafe auS betrachtet, toirb ohne oiel üßhan*
tafie baS 33ilb begreifen: Ser SJtühlfturj ober
bie Sltiihlftür^e beifet ber Ueberftur 3 beS SöafferS
am äJtühlrab. Unb in ber Sat: gleich einem
ungeheuren oerfteinerten SBafferfad muten bie
fchroffen Sßänbe ben 33ef<hauer an. grüher
fagte man fur 3 „an ber SDtühlftü^e*; Slpian
nennt bie ©örner „ßnöbel", b. i. fno^ige
Slnoppern, „SJlülfnöbl^; 1628 erfcheinett fie 3 U=
erft als 3 Jtidftur 3 hörner.
Ofen im Sinne eines burchlöchertengelfenS
fommt bort öfter oor; auf bem UnterSberg
finb oerfchiebene „Oefen", ein Ofen loch an
ber Saugaffe, Stothofen am ßattengebirg
unb f. über bem Oberfee, bie Sa^achöfen.
£>Ö Öfe f. oben ©anefc. Sie Ölmühle am
©ernbach, jefet Sfcermühle, roie baS Sfeer-
fchlöfel.
Ralfen ift aderbingS ein grembling, lebt
aber heute noch im SJtunb beS SerchteSgabenerS
als ©attungSbegriff unb fann barum für 3to*
manentum gar nichts beroeifen. Sen 3 toei 33eL
fpielen fei noch h^ugefügt Sßalfner (an ber
Saalach), bei Slpian 115 Palfen villa, ©och-
palfen am 33erchteSgabener ©odhthron, bie
fieben Sßalfen w. Jteichenhad, ber geuer*
unb ÜBafferpalfen an ber ©ofcenalm, ber
©l odenpalfen nö. 00 m Sotenmann. Sen
Sßflaumenpalfen (fo lautet ber Utame)
fnüpft 9t. an plan = eben an, toobei auS*
nahmStoeife bie fonft nicht beachtete ßautoer*
fchiebung eingetreten fein müfcte. Slufeerbem
finbet barnit baS m unb en feine genügenbe
Srflärung. 2öaS gerabe bort gemeint ift, fann
ich freilich nicht angeben; benn Pflaume be*
beutet — abgefehen oon pflümen = pflaum*
febern — oerfchiebene $flan 3 enarten, fo eine
Streu 3 blume ober eine Schlehenart. S.^t. in
ßueg palfach am ßueg.
Sßerlfteig (oon petra = gelS). Enthält
12 ^
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PRINCETON UNIVERS1TY
88
Dr. 3tiUuS hiebet.
einen rate 33ertl (33erlSga’n), etraa ben
eines ©ennerS, ber bort über bie 9ßanb gu
feiner 2llm aufgufteigen pflegte (SluSfaU beS t
oor l raie in 33e’l, Si’l = Settel, Sittel u. a.).
2lucfe Sßeterl feeifet Jße’rl (unb Sßerci).
Sßlafeen (non platea = $Iafe?). SBenn fo,
bann ift eS eben unfer beutfd)eS Sßlafe, baS
nacfe Singe erft im 13. ^aferfeunbert entlefent
raurbe. 3>d) fann ben £)rt jebocfe nicfet finben
unb fenne nur eine Sßlefeebene (an ber Xalfen-
alm), ein SßlefeenfeäuSl unb einen £>of
Sßlefeer (in ber Siamfau), bie alle gu bletze
= Sulturlanb, oielfacfe SBeibelanb gehören
(fogar gimbrifcfe pletze = SBeibe).
Sßreifeen (in pratis) unb Sßung („gu pons,
raegen gefelenS einer Srüde im ©inne oon
Sßrügelraeg"). Seibemale raieber ofene oerfcfeos
bettet p. SrfiereS (15. Saferfeunbert Preyßen-
lehen) ift fo gut $ß3l. raie lefetereS. Sin Qolfr
fnedjt Sreifen begleitete ©. o. Sartfe (f. Störbl.
Saltalp. 6); eS ift oieHeid)t ber gleiche, ber
in ber Srfdjliefeung ber Dftalpen I, 266 als
„$ung, genannt greife* erraäfent ift. Sßungfeöfe
gibt eS graci: in ber Unteren ©cfeönau unb
Sngabei. SJtöglidjerraeife ift bocfe an einen
rairflicfeen Sßreufeen gu beiden, raeil nur raenige
Sftinuten baoon ein $of ©cferaaben liegt.
SiageretsStIm („Ableitung auf aret oon
runcare = reuten"). 3!m Saierifdjen finb bie
fcfeon meferfacfe erraäfentcn &.*S7. auf et
(auS icht raie in S)idkfet—S)icfet, 2)aget, Sicfeet,
©flüglet, ©oiecfeet, ogl. oben ©feacfelet, ©lun*
feret) ftarf verbreitet, raenn aucfe nicfet fo raie
im Dberfdjroäbifcfecn. 2luS „an ber Stngcret*
2llm" fonnte burcfe ^iniibergie^en (Slggluti*
natiort) beS 9lrtifelS ber Sftame unfcferaer ent*
ftefeen. ®ie gleiche Silbung mit ach (Singerad))
bringt ©djmeHer Sb. 2Bb. I, 106.
31 a m f a u („ oorbeutf d) gleidj bent glufenamen
StemS"; bie raeiteren ©cfelüffe raegen ber Sldje
finb fdjon erraäfent). ©eit baS alte unb ma.
rams = ©efeutt, ©eröH feftgefteüt ift, finb aucfe
bie oerfefeiebenen StamSauen unb StamSacfeen
geflärt. 1295 Ramsaw.
3teit im ©imtc oon 3tobung ift nicfet gar
häufig. Slufeer ben fdjon befprodjenen ©unbS-
unb Slrtenreit foraie bem eigentlich aufeerfealb
gelegenen ©örfefeen Stcit, baS ber 9teiter Stirn
ben 3tamen gegeben, noefe in £)ber=, Untere
©afeireit unb oerfleinert „im Sieitl* an ber
8luSmünbung beS SteitlgrabenS. 3toint als
(nafalierteS) riut ergibt ftcf) fcfeon auS bem
im 10. 3aferfeunbert beurfunbeten Stoitfeam =
Riutheim (©algb. Utb. I, 78). Serraecfeflung
mit 3tain (ma. rao n ) ift auSgefcfeloffen.
Stefcfe (3t. nimmt Siefcfeen = rasega @äge=
müfele). ©0 feeifet m. 2Ö. ber £>of, unb ber
Serg babei Stefcfeberg. Socfe raäre aucfe Stefcfeen
nichts als ber feferoaefe gebeugte $97., raogu
f. ©teub a. a. £)., ©. 128.
Stofefelb Ugum ©tamm ros = SBaffer")
fann für jeben eingelnen natürlich nidjt
unterfudjt raerben; bod) fönnen auf ber
3tofefelb?9llm in 1430 m Jpöfee fefer gut
Stoffe geraeibet raerben, fo gut bieS auf ber
Steiter 2llnx gefdjal), auf bie man fie burcfe
ben Stofegraben feinauftrieb. £ier ift fogar
noefe eine 33efcfeätftatt. SRicfet minber un^
raaferfcfeeinlicfe ift ber 3 u i amme ^^ an 9 ^*8
StofentalfeörnblS mit einem ©tamm, ber
Söaffer bebeutet, raeil eS bort oben über ber
SBilbalm feinen tropfen gibt. Unb felbft raenn
Stofitten rotnanifd) raäre, eS raürbe als
aufeerfealb liegenb unfere Slnficfet niefet umftofeen
fönnen; trofe ©ruberS (a. a. £). ©. 366) be=
raeiSlofer 33efeauptung, bem Sacfe fomtne ber
3tamc urfprünglicfe gu, glaube iefe einftraeilen
baS ©egenteil: Stofitten = Stofefeütten ift bei*
üöeiler, ber immer ein SinftellrairtSfeauS raar,
unb erft barnad] Stofittenbacfe, *tal, ^alp —
ftets oon unten nacfe oben.
Stötfe ift beutfd), aber burdjauS ni(fet leiefet
gu beurteilen. Sei Stötferaanb raäre für fiefe
bie 3wö e ^brigfeit gu rot flar (zer rötin wand
erflärte auefe ben Umlaut); beSgleicfeen bie ber
Stotfelciten (mit bem St-Sopf barüber), oon
ber 0 . Sartfe fagt, fie geige „ein flamtnenbcS
©elbrot 4 ', üöenn in Stotfpiel (St. 160) baS
©runbraort = g e ^ er fpi e I fein foll, fo ift rot
unoerftänblüfe; bie oft. ®en. =©t.^S. bringt
bafür StotfeefSpiel uub baS raäre StotedS^büfel.
SUlein ob baS ©ubftantio bie Stöte (etraa
raie gruoni = ©rün im Fichtelgebirge) als Se?
geid)nung für eine rote ©teile oerraanbt rairb,
namentlid) bort oben, too foldje fiefe faum
finben unb rao man oon ber SJtuIbe als „in
ber Stötfe* fpridjt, bünft miefe gunädjft graeif eU
feaft, trofe ber oerfefeiebenen „Stetl)en" im ©tubai
unb beS SarrenfelbS „bie Stötfe" in ben 2o*
ferer ©teinbergen. Sarutn fei noefe eine attbere
SJtöglidjfeit in Srraägung gegogen, für bie iefe
aud) gleich bie Stamen Stottmannbacfe (nacfe
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Ortsnamen unb ©eftebetung beS ©erc^teSgabener ßanbeS.
89
31. ein präbiftorifcber SBaffername, etroa muona
= meif* unb rogia = ff anal) unb 9tötE)eI6adE)
(nad) 31. 3 U 2lbj. rot ober oom gifd) 9tötel)
oornebmen muft.
25er erftere erfdjeint 1104 als rivus qui
die. Ruttmagiae, 1212 Riudtmagis, 1258
Riutmagen 1 ), nach fpäteren Angaben nennt
ihn ftocf)= 6 t. Steitmeperbacf), 9teut* unb 9tott*
mapergraben. 2 ) Unb in ber ©ren 3 befdbreibung
oon 1449 fjeifct er Bach 9totenmann. 2)arauS
fcfjeint ^eroor 5 uge^en, baft ber erfte Xeil riuti
= 9teut enthält unb bafc in bem fonft im
Baierifcben barauS entmidEelten 2)ipf)tl)ong io
baS o fo überraog, bafc eS gulefet 3 urocilen
menigftenS faft allein gefprodjen mürbe. 2)arauf
laffen aud) anbere 2 luf 3 eid)nungen fdjliefcen;
benn baS ©al^b. Urtb. bietet für Riute noch
öfter Rote unb Röte. 2)aS ©runbmort aber
ift offenbar oerftümmelt ober — maS bei S?od)=
©ternf. öfter oorfommt — oerlefen für magir
= ÜJtaper. 2ßir bürfen fonad) mot)I an bem Bad)
eine giemtid) alte 9tobung fueben, bie oon
einem 9Jtaier bemirtf (haftet mürbe (alfo eine
curia maierina mie 1249 ©a^b. Urfb. 1, 845).
SllS bieS aufbörte, änberte fid^ bie Benennung
in baS allgemeine Stotmann. Unb 31 m $eit
beS erften SIngriffS auf bie ©oben f. beS
StönigSfeeS mag aud) bort gleid) oorne über
bem ©ang beS DberfeeS gerobet morben fein,
meSl)alb man bie einftmeilen noch ein 3 ige 9teut*
ftetle ohne nähere Eingabe tur 3 roeg bie9tötb
benennen tonnte. ®an 3 äbnlid) merben bie
Berbältniffe bei bem ßattengebirge liegen. 2)enn
in ber ermähnten ®ren 3 befd)reibung ©a^burg*
BercbteSgaben beS Jahres 1449 läuft bie
9Jtarf oom 9totofen hinüber auf baS 9ioteI, 8 )
alfo ^bie Eieine 9iobung", unb oon ihr fjeifct
ber bort entfpringenbe Bad) 1386 Rotel- unb
bei Slpian Röttlbach, mie ^eute nod). 2)ie
gleiche gorm für Sieut liegt oermutlid) oor
in ber 9t 0 leben an ber Ültünbung beS
2Bimbad)S.
9tubentnaiS (oon rovina = ©rbrutfd)).
25aS rnobl fid)er romanifd)e 9tuben ift in ®e*
bieten, in beren 9täbe einft 9tomanen mobnten,
allgemein übernommenes ©attungSmort, baS
als 9tubi, 9titfi bcfonberS im Sllemannifdjen
fjetmifdj ift.
9tuppen („oon rupes = Reifen?"). ®er
5ß9t. 9tupp l)at Ijier bie übliche BeugungS*
enbung mie 9tef<hen, Sßreifcen u. a.
©allet*ßad ift mie oben @aHet*Sltm
beutfeber ©. 59 t. für Söeibengebüfd); oon ber
alten gorm salicht rüf)rt aud) bie umgelautete
9 tebenform ©eilet ber; ßad fann t\itx nicht
mobl lach — ®ren 33 eid)en fein, fonbern oiel=
mehr ßade = Sadje (mie in ber Blauen ßade
beS Steinernen 9JteereS). 2)ie ßadje ift ein
Heiner 2 iimpel neben bem ©interfee.
©<habau* 2 llm. 2 )ie ©erleitung oon bem
gan 3 unbefannten scabar ©cbadjtelbalm ift
aud) lautlich nicht entfpredjenb. 2 )a bie ßtlpe
auf einem langgeftredten Budel ber 9tötb*
SDtulbe liegt, fomit einen guten SluSblid ge*
rnäbrt, benfe icb lieber an mbb. schouwe
(Drt, oon bem man auSfd)auen fann. $xm
©tammoofal ogl. mbb. loup, boum = baier.
ßab, Barn u. a,)-
© cb apb ad) („berfelbe Stamm mie in Skap-
lanza == ©d)eften 3 ?"). ©S ift angeglidben auS
©djatbacb oon mbb. schat = ©djatten, meil
er oon ber ©d)attenfeite b. b- b^r oon ber
{üblichen ©inral)mung beS 8 ld)entalS fommt.
äöenig b^ter bem ©interfee ift rnieber eine
©c£)attenfeite unb am Steinernen ÜJieer ein
Sonnen* unb ©djattenberg. 2)er Schadenbach,
fagt Slpian a. a. D. ©. 114, manat ex monte
Sontaghorn. Sonn* unb ©ebattberg beim
2 )orf dienten unb ©Battenberg f. oon ©in*
fing bei ©aalfelben.
©Bar. ©S märe faft oerrounberlid), menn
fid) feine 9tatnen mit bem mbb. Slbj. schar
fteil, fdjroff fänben. ©diared unb ©(^erned
«scharin-) gehören ba 3 U; oom lederen
fommt auS ben ©teilmänben beS SBartfteinS
ber ©djarnbad) herunter, mie oon ber®d)ar*
leiten am ßoferer ©irfd)bid)t ber ©ebar*
leitenbad).
@d)effau („oielleicbt ein präbiftorifdjeS
3Bort"). 3ßenn 9t. meint, eS müffe in bem
häufigen 9tamen eine in Sluen nicht feltene
9taturerfcbeinung fteden, fo ftimmt ba 3 U ooll*
ftänbig mbb. schepfe, schelfe, bie äBaffer*
fcböpfftelle. Bei ber unfrigen fpricbt amh bie
^ortn Sclieffavwe o. 1296 bafiir. ÜBeitere
finb beim 3Beüer Xaubenfee unb braufjen am
*) ^oc^sSternfetb, ©atab. u. fflerdjt. II, 32. 39. 49.
») gürft. ©erebt. ©. 83 unb 112.
d ) (SHeinmaietn), Unparteiifcbc Slbljanblung (1770) ©. 316.
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PRINCETON UNIVERS1TY
90
Dr. Julius Sffliebcl.
ßammerbad). (Sine gefte ©djefrife rourbe
nod)ßod)»©t. gürft. SBercfjt. 118 im 13.gahr*
hunbert gegen Serd)te§gaben erbaut.
Schedenberg. $u beffen Slbleitung oorn
schelch gibt ber ©Wellenberg bei 23taunau
eine gute ©tüfce, ba er bei Slpian (a. a. £5. 298)
nod) Schalchenperg Reifet.
©d)oft, eig. 2 Bafferf<huf 5 , =faH. ®aju auch
auf bem Untermberg „in ber ©cfjofe", roo bam
®efd)lecht erfennbar ift, unb ©chofjbad),
ferner Schozris, an bem 1436 ein fo benanntem
fielen „am ®efd)röf" ermähnt roirb (Sod)=©t.
gürft. 33erd)t. 118), roo eine ©aljgrube er»
richtet rourbe.
©c^ott = ©cfjutt, ©chotter in ©djottmal.
©aran leljnt fid) gut bie in ber @rfd)l. b.
Dfialp. I, 302 im §agengebirg ermähnte
©djottroiefe.
©djroöb (Seifigbünbel?). gm 15. gafjr*
hunbert ©diroeb, 1604 an ber ©t^roebe. 2Bir
haben em barin mit einer ©ubftantiobilbung
jju fc^roeben ju tun, bie einen fdjroebenben,
nachgiebigen ©umpfbobett bezeichnet. Unb bam
ift tatfädjlid) ber roeifjerartig erroeiterte £auf
ber Siehe bort. Stroam Sehnlichem meint bam
©djroimmenbe SJtoom f.ber£attenberg=8llm.
©eil in ©eitergraben u. a. ®a bie Slum*
fpradje säol lautet, fann an mf)b. siule
ißfriernengram nicht gebaut roerben, fonbern
nur an ein 2ßort, bam ntf)b. ei hatte; alfo
entroeber bam ©eil, roobei etroa an bam Slbfeilen
oon £eu ju benlen roäre, ober bam oon SBalbe
beigebrachte (mir nid)t roeiter befannte) ßeljn*
roort die saile = ber Sattel.
©iegeret („roman. Slbleitung auf aretum;
©tammfilbesigunflar").Samml)b.sige(2Baffers
anfammlung) leE»nt S. ab, roeil natürlich ein
beutfdier Stamm unb eine romanifd)e Snbung
nicht benfbar finb. Slber roarum muff benn
bie Snbung romanifd) fein? Unb bam ift hoch
eine fo einfache ©.=S.*2)ilbung, baf} begleichen
jeberjeit noch gemacht roerben fann: roo’m
fidert, fjeifet’m ©ideret, roo’m plattig ift, Sß lat=
ter(e)t (plattigem ®ebiet am fSiihlfturzhorn,
3tf<hr. b. ©.*£)e. 81. 23. 1880, ©. 439), roo
fteinig, ba ©fteinert (fo im Simgraben unb
am £>aHturm=©ft.), roo SDlenfd) ober Siet)
liegen b. 5- ruhen, nächtigen fann, ift ein
£ iegeret (fo in ber 2llm an ber ©djarifjfehl;
l ) 6rfd)l. b. Oftalp. I, 275.
ogl. m£)b. geliger ßagerung bem feerem unb
bam häufige ©lieget in ben £ed)talern). gilt
bie ©djroebe fönnte j. 23. ebenfogut „bam
©fdjroebet" ober „©fchroeberet* gebilbet fein.
®aj) bam oon Schreibern unb 8lumroärtigen
oielfach nicht oerftanben rourbe, ift einleudjtenb
unb fo fommen gönnen jum Sorfdjein roie
in bem Urbar oon 1497 für bam lefetere Big*
hart ober auf ber Sorte oon g. Seil @ig*
harbtmfopf.
©ill im ©illberg möchte ich am Itebften
ju sidel (gefpr. ©i’l) Sieberlaffung fteHen;
bie ©illföpfe f. ber Sönigmberg*Sllm unb
nö. bem S3erchtemgab. Jpochthronm bagegen ju
mhb. sil gugfeil: alfo ©ramföpfe, oon benen
man bam §eu an ©eilen herabläjft.
©tabelhorn, Same einem ber ÜSühlfturj*
hörner, oon S. nicht erflärt, roohl roeil felbft*
oerftänblid). Unb hoch mufj man fich fragen:
roenn biefe einen angeblich fo alten Samen
tragen, roarum nicht auch jenem ? 3<h ermähne
bam ©tabelhorn nur, roeil man bort fo beutlich
roie feiten fiejjt, roie bie Samen oon unten
nach oben oorbrängen: Unten ein ©tabel,
barüber fliefjt ein Srunnen: ber Stabeibrunnen;
oon ba aufroärtm jieht eine Schlucht: ber
©tabelgraben; barüber ragt eine gelmtoanb:
bie ©tabelmauer; unb ganz oben ber 23erg:
©tabelhorn.
©teinernem Steer. Sine frühe Senntnim
bem heule fo genannten unb felbft heute noch
nicht bim in bie Einzelheiten befannten ®e*
birgmftodem ooraumjufefcen, märe ein großer
grrtum. 2Bie unb ob ber Sßinzgauer in älterer
3eit bam ju ihm in meift prallen, unnahbar
fcheinenben SBänben abfadenbe Salfplateau
benannt hat, roiffen roir nidjt. Seine ©pur
einer Slnroefenljeit oon 5Senfd)en oor Slumgang
bem Stittelalterm roarb bort oben noch je ge*
funben. ©am friiljefte Slnzeid)en gibt bie gahr*
jahl 1440, bie in ben girft einer oerfaHetten
Sllphütte eingefdjnitten roar. 1 ) Sllm bie fßinz*
gauer eine Uebergangmrnöglichfeit (zuerft über
bie gnnere Sliphütte am gägethaum burch bie
SJudjauer ©charte) entbedt hatten, mag ber
für fie am nächften liegenbe Same, „ber
Säuern" b. h- ber ©ebirgmübergang fd)lanf*
toeg, ber ihnen längft f<hon, fo alt er an fich
ift, geläufigem ©prachgut geroorben roar, ge*
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Ortsnamen unb Seftebelung beS ®erd)te8gabener SanbeS.
91
nügt haben. Um if)n aber oon ben anberen,
fübroärtS fübrenben, ju unterfcfjeibert, mirb
man ihn halb näher haben beftimmen müffen.
3Jlan tat bieS nach bem t)erDorfted)enbften
Sfterfmal bet faxten Debe, an bem man oor*
bei mußte, bem guntenfee, unb fprad) oom
guntenfeetauern. Salb roobl begann man
auch Sleinoieb auf biefem 2 Beg binaufjutreiben,
für baS eS bocf) einiges, roenn auch fpärlicbeS
®ra 8 gab. Später erft oerfudjte man 311 ber
juoor als unerfteiglich geltenben, gut als
niebriger erfennbaren Scharte an ber „Säuern*
roanb" ju gelangen (180 m tiefer eingefcfjnitten)
unb nannte biefe erft §o<h*, bann SBeifi*,
Saalfelber unb in neuefter $eit 9tamfeiter
Scharte. Son ihr aus mar ber 2öeg 3 um
großen $ocb=<3ee ebenfalls non fetbft gegeben.
Ser SerdjteSgabener betrat biefe §ö£)en am
bequemften junächft burd) baS S<hrainbacf)tal
unb roeiter öftlidj oon gifd)unfel auS, mie
mir gcfeben, an ber Sftöt^. Son beiben Qm
gängen auS mar eine jiemlid) roeit reicbenbe
Sefibnabme beS mageren SBeibebobenS möglich-
Sie nörblid)en Seile beS geftuften ipöben*
rüdenS gehören baber oon je SerdjteSgabenern,
bie (üblicheren (ßinjgauern. SaS äufjerfte ©nbe
beS SorbringenS ber erfteren gegen SW. be*
jeichnet bie „Verlorene SBeibe* f. oom
©r. ^»unbstob. Siefer Same ging bann all*
mählich auf baS ganje Sarrenfelb über, foroeit
eS eben „oertorene 2 Seibe" mar, unb erft im
18. 3b- fam ber faft etroaS poetifd) anmutenbe
Same „Steinernes SJteer" auf, ben noch feine
alte starte fennt. Sie ältere öfterreidjifdje
©eneralftabsfarte bat ibn noch als Sonber*
bejeichnung an ber Stelle ber Serlorenen
SBeibe. 2öie langfam bie Benennung ber ein*
gelnen Seile oorfdjritt — ber Sauer bat nur
für ben nufcbaren Soben Sinn, bie ©ipfel
finb ibm bis beute gleichgültig — jeigen ältere
Satten. So bat bie oon 1628, bie fonft jabt*
reiche ^Benennungen enthält, nur Säuern,
©ulbenpergl, ©fcfjitr, ©ejaibsfopf — trob beS
oielen freien StaumeS —, übrigens fefjr be*
jeicbnenb: lauter Flamen, bie oon einer Stubung
berfommen, Uebergang, Sergtoerf, Sllmgerät*
bütte, 3agb. Sluf ßotterS unb SeutterS Sorten
bebedt faft baS ganje ©elänbe ein einziger
Stame: Senpobten, ber Sennboben im —
') Srfdjl. b. Oftalp. I. 30X.
*) Sbbt. 269.
binterften Slübnbachtal. ©emeffen mar nodb
1800 erft bie Siamfeit er Scharte (®rfd)t. b.
£). a. a. D.). ©ine ©renjfeftfebung oon 1734,
roiebergegeben bei So<h*@ternfelb (gürft.
Sercht. II, 73), bringt bie ©renjpunfte, roenn
anberS biefer fie nicht etroa felbft oerroirrt bat,
in folcber Unorbnung, bah man baS eine
roenigftenS barauS entnehmen fann, bafj über
bie gegenfeitige ßage ber einzelnen, roobt oon
Jägern ober Jpirten ben Sertragfchliefcern an*
gegebenen, Oertlidtjfeiten noch 9 r °fe e Unflarbeit
berrfchte. ©inen ungeroöbnli<hen Sßeg ber Ser*
breitung bat bann (im abgelaufenen Sabr*
bunbert erftl) ber Sauernname gemacht: er ift,
roaS bei feiner ©infübrung oon Süben oer*
ftänblicb erfd)eint, herab geftiegen. 3lo<h 1870
(3tf<hr. b. Stfch- 9l.*S. S. 467) fagt $. SJall*
mann: „3m Stunbe beS SolfeS habe ich ben
Siamen ©rünfeetauern nie gehört, toäbrenb
gunteufeetauern allgemein üblich ift-" Unb
gar ©obentaucrn „roirb juerft oon Schau*
bach unb in neuerer $eit oon g. Seil ge*
braucht* (ebbt. 468). £ier bat DaS 2Bort
begreiflicherroeife feinen urfprünglichen Sinn
eingebüfet unb roirb ihn oielleicht noch roeiter
einbüfjen; benn fcbon gibt eS bort Unter*
Säuern (eig. unterhalb b. S.) unb einen
Seeauer Säuern über ber Seeau, ja fogar
ro. beS SBimbachtalS einen Sibfartauern.
So ift Säuern im S 8 erd)teSgabifd)en ein oon S.
jugeroanberter grembling, ju beffen Segriffs*
oeränberung unb Ausbreitung bie Suriften*
roeit beigetragen bat.
Auch ben nächften Stadjbarn beS Steinernen
SJleereS ift eS gleich biefem ergangen: baS
©agengebirge roar bis inS 18. 3 b- £>b ne
jufammenfaffenben Samen, ba man ihm einen
nach bem ©agenbauern am Sßafc ßueg gab, 1 )
unb ber Stod jroifchen Slübnbacb* unb SJliibl*
bach*Sientener Sal bat eigentlich beute noch
feinen. Sie im Sorben fprachen oom „@roi*
gen Schnee" ober ber „Uebergoffenen
Alpe", bie im Süben faben nur ben Steil*
abbrud); barum toat eS ihnen furjroeg bie
2 Betterroanb;ber roenig oolfstünitich f lingenbe
„£o<hfönig" entftanb erft ©nbe ber 30er 3ab«
beS oorigen gabrbunbertS,*) offenbar als Sinb
ber turiftifchen ©rfd)liebung.
Strub. 31. glaubt barin baS SBurjelroort
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PRINCETON UNIVERS1TY
92
Dr. 3uliu8 Stiebet.
31 t ©eftrüppe finben 31 t fönnen; mit Unrecht,
benn baS Reifet struppe. ©ier aber haben mir
eS, mie bic Dertlid^feiten bemeifen, an benen
eS oorfommt, mit einem gan 3 anbern SBort
311 tun, baS ich bisher noch nirgenbS oer*
3 eid)net finben fonnte. ES bebeutet Söaffer*
fall, Stromfchnelle unb ift im SerchteSgabener
©ebiet nebft Umgebung ^iemtidE) oerbreitet. 9lm
un 3 meibeutigften fomtnt baS 2Bort 3 ur ®eU
tung am ©ollinger 2 Saff erfaß, ber früher
6 cf)roar 3 bad)ftrub hiefe- Slm Eingang inS
2Bimbad)tal an ben S?aSfaben nennt man’S
„an ber Strub". Ser SBafferfaH beS Königs*
bad)3 am Wtalerminfel ift eine Strub, unb
barüber ber Strubtopf. Ser ®urd)brudj ber
33ifd)ofSroiefer Siehe tur 3 oor ihrer ÜJtünbung —
Strub; beSgleichen mo ber S(iit)nbad) bie enge
gunbStehte burdjbrauft; tur 3 beoor ber üöi U
benbad) oberhalb St. Wfartin 3 ur Saalad)
tommt, finb gätle mit Strubberg barüber; ber
S^afe Strub m. oon Sofer ift bie Enge beS
£afelbad)§ unb etrnaS meiter oberhalb ift am
SBeifebad) abermals ein (SBeiler) Strub. SBenn
man an ber Samrner über bie Scheffau hinter
tommt, get)t man bem 2öienerfaH am Salab*
fchlufi entgegen, fjinter bem ber oorbere unb
ber hintere Strubberg aufragen.
Stu^lroanb. Safe ber ©ebante an einen
Stuhl, mie W. meint, bei ^Berggipfeln nicht
ungewöhnlich märe, ift nicht ab 3 uleugnen, be*
fonberS menn eine Slrt Stufung ba§ unter*
ftüfet, mie etma am ©ochtfjron; hoch erinnere
id) mich nicht an begleichen. Sarurn möchte
id) noch einen anberen SBeg oerfurf)en. Sabei
märe oon bem 33äd)lein auS 3 ugef)en, baS oon
einer Scf)äferbütte 3 um guntenfee Jjerabfliefet,
Stul)Igraben genannt. Ein Duerljolg für
SBafferftauung nennt ber Slltbaier Stuebl,
toobei baS d mie in Wue’l, Sfnö’l u. ä. oöllig
unterbrüdt mirb. 353enn einft — ber Warne
erfdjeint fdjon 1734 — ein foldjeS Staul)ol 3
bort mar, fo ift ber 23ad)name ohne meitereS
gerechtfertigt; ber 33erg barüber ift ber Stuhl*
grabentogl, bie lange ÜBanb bie Stul)l*
manb unb bie £>ö£)e baS Stuhljoch. Uebri*
genS märe baS gleiche SBort im Sinne beS
mf)b. stuedel = Säule bentbar; alfo eine
fäulenäfynlid) geriefelte SBanb.
Sul 3 e. Eine foldje Sa^lad^e oe^eidjnet
SW. SeutterS Starte auch nod) ö. über bem
mittleren StönigSfee. Unb meiter mirb eine
gegen 23erdjteSgaben erbaute gefte Sul 3 en*
ecf im 13. 3h- ermähnt (ffocf)*St., gürft.
23erd)t. I, 118).
Sunt, mf)b. sunc, ift 9lblautbilbung 3 U
finfen mie binben — 33unb, unb bebeutet eine
Sobenfenfung, toaS für ben äJärenfunt
(tnännl.I) aud) genau sutrifft.
halfen („roman., nach Schneller 3 U tabu-
laceum bie Scheibe"). 9ftad)t fchon Sd)neller
felbft mit Wed)t 3 U feinem Talsdn ein grage*
3 eidjcn, fo müffen mir tjier, mo mir eS mit
einem gan 3 anberS betonten äöort 3 U tun
haben, beren ßroei beifetjen. Eine S3efic±)tigung
ber 3 im unb am berchteSgabifdhen Sanbl ge*
legenen Sllpen biefeS WamenS bürfte uns
raeniger oerfchlungenc üßfabe 3 ur Ertlärung
meifen. Sie eine liegt auf bem Sattengebirg
an ber Einfenfung beS Wöthelbad)§, bie anbere
(Salfen gefchrieben) n. unterhalb ber ©ötU
ftodmänbe, in einer SJtulbe 150 m unter ber
Eder Sllm. Sie britte ift im oberften Schüt*
tactjgraben s. beS Soferer 33orberl)ornS. StUe
liegen fie in einem Sat, in il)nen mirtfehaften
Sennen, alfo Salfennen. Sie ftarte Betonung
ber erften Silbe E)at bie 3 toeite minber oer«
ftänblich gemad)t. Ser ©egenfatj 31 m lehteren
Sennalm ift ficherlicf) ber na^e @ochtafer, bei
ber am ©öH ergibt fich als foldjer bie Eder
2llm. 9luf ber ©ochftächc beS SattengebirgS
liegen oerfcfjiebene, benen fich am SRöthel*
bad^einfehnitt als Salfennalm mie oon felbft
gegenüberftellte. SBenn etma 3 meifel entftetjen
füllten, meil auf einem foldjcn Serg ein Sal
oortommt, fo liefen fich biefe burch ©inmeiS
auf baS SBrunntal oben am UnterSberg unb
baS Wabental auf ber Weiter 9llm leicht be?
feitigen. 3a, menn baS Wöt^el, toaS bie
älteren Schreibungen mit tt faft oermuten
(affen, nicht eine SBerfleinerung oon Wötf)
märe — eS ift aüerbingS noch ein ®fd)toenbl
in ber Wälje — fonbern eine gufammenfehung:
Wöt—tal, fo l)ätten mir bic S^eidjnung Sal
in bem Saddamen felbft.
3Beil mir gerabe auf bem Sattengebirg
finb, ift eS oielleid)t angebracht, ben fdjon
fur 3 geftreiften ©ren 3 oerlauf oon 1449, fo*
meit einfd)lägig, 311 erörtern, ba auch menn
auch nur unbeftimmt, barauf eingel)t. ,Sie
©ernärft" finb über ein 3 oh^hwnbert fpäter
(1556) abermals beftimmt, aüerbingS nahe 3 U
mortgetreu mie baS erftemal. ES fefct an beim
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Ortsnamen unb ©eftebelung beS 93erd)te8gabener ßanbeS.
93
Sßeifebach (jetjt nod) bat)er. ßanbeSgren^e 5.
SteichenhatI), gel)t fjtnauf ben Slfingerbach (jefet
©peifbach,, bilbet mit bem 9luguftinerba<h bcn
Üöeifcbad); benannt nach bem Sauernhof Stfin*
ger), „als bie Skfferfaig fagt' 3 um (Hinteren)
9totofen, bann (m. über Sreifeffel) auf baS
9totl (Stettl), auf ben t)ot)en Scfjranfpaum
unb auf bie F a 9 er (Saget) unb 3 U bem
Xobtenmann. Sie F a 9 er betätigt bis ju
einem gemiffen ®rab unfere obige Seutung/
benn ber Raun an ^ er ©cfjre mar eben mol)l
bie ©ren^e. Ser fonftige Serlauf ift aber
()öd)ft eigentümlich- 3m Xobtenmann, gleich
91., etmaS anbereS als ben befannten Serg 3 U
fefjen, [)at megen ber großen (Seltenheit eines
berartigen StamenS, ber t)ier bann in fleinem
ilmfreiS gleich ^roeimal oorfämc, roenig für
fid), 3 umal ber ®ren 33 ug faft riicflaufenb mürbe,
rnenn er auf ben £>ag beim gudj^ftein 3U*
ginge, anbererfeitS ift ein Einbringen nach S.
etraa bis 311 m Xotemnann unb bem $of am
Stein („Steiner") roiebet menig mahrfcf)einlich.
So bleibt bie Sache 3 unächft recht unflar.
San 3 bobcn. Sa 3 U berichtet bie gtfchr.
b. SDe9lS. 1910 S. 143, baf) bie Surfchen
oon Unten unb 9teit 3 um Sllmtang bort hinauf*
3 iehen.
laubenfee. ES ift ja nicht unmöglich,
bafs eS bort r>ielleic£)t oiele milbe Sauben gab;
aber oielleicht bietet 9lpianS Sarte einen anbern
3 inger 3 eig. Sarauf fteht Saübnfee. Ein Um*
laut märe aber im erfteren 3 a ^ e nicht mög*
lieh (ahb.* Tüponose), mohl aber bei (am)
toubin se oon mf)b. toup tot, beS ßebenS ent*
behrenb, alfo etma „meltabgefd)ieben". $u
bem SBedhfel 3 mifd)cn urfprünglid)em unb um«
gelautetem Sofa! märe bann 31 t Dergleichen
ml)b. löugenen = bair. läugna unb laugna.
Stehnlidh abgelegen ift ber Xaubenfee unmeit
ber Xraun am Fnft beS StaufchbergS. SaS
Xaubenneft in Ettenberg gehört oielleicht eher
311 m ©auptmort Xaube.
Soffen {„= Sofana") ift Soff, 1 )
ben 3 . S. Steub, Dbb. 3am.s9t. S. 58 bucht.
Stuch bie übrigen oon 9 t. auf S. 123 oer*
fchiebentlich als romanifd) angefprochenen, raie
Still, Stan 3 er, finb nichts als $ofnamen
oon $ß s Jt., toährenb Sdjnih, Schnall F’lnr*
namen finb. ßetjtereS fann ich nicht finben;
l ) Soff ift berdjteSgab. ftüraung oon ßfjriftopt).
a. w. 3 u. 4
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liegt eS an einem Söaffer, bann ift eS raahr*
fcheinlich = gluhfchneUe.
Srett. $0311 ift bemertenSmert, maS
SodpSt. gürft. Sercht. III, 133 angibt: Sa*
fer hei&t baS 9Bohn* unb Südiengebäube ber
2llm, Schirm bie Stallung, (baS) Srett bie
Safer unb Schirm umgebenbe Einfriedigung,
Sefannt finb bie Xrett* 8 llmhütten auf bem
®erl)arbftein.
Srifchübel. Stuf ber Seite gegen bie
Sa^ach mar einft noch eine foldhe „Quer*
ftufe". Sie fommt oor in ber Seftätigung
ber Freiheiten beS SloftcrS St. Sßeter burd)
Sr^bifchof Sonrab i. 3- 1135, morin eS heifet:
silvarn a (luv. Schwerzinbach (bei ®oHing)
usque ad eum locum, qui vocatur Drischuuil,
unb rcieberholt 1191 inter Schwarzinbach
et lapidem Drischuuil (f. Unparth- Slbhblg.
S. 254 f.).
UnterSberg. Ser 9tame ift oben fdEjon
befprochen. Er ift beutfeh unb oon braunen
gegeben. S)a er aber auch innerhalb, roo er
er feinen Sinn hat, oon jeher üblid) mar —
gibt eS hoch fogar in §inter*®ern einen bar*
nach benannten £>of — fo fann er erft oer*
hältniSmäfjig fpät brinnen angetoenbet morben
fein, als er fchon meiterhin gang unb gab mar.
9ludh baS fpricht alfo raieber für fpätere Se*
fiebelung im „SBalblanb". Üöenn irgenbmo
auf ben §öl)en romanifche 9tamen mären, fo
fönnte man fie in erfter ßinie auf bem UnterS*
berg ermarten, ber hoch uon 9torben, rao bie
Sorhöhen überbieS nur 15—1800 m fich er*
heben, leicht 3 ugänglicf) ift- 2 tber fooicl ich
auch fudhe, ich m feinen entbeefen. 9Jtan
prüfe nach: 2 lbfalterfopf unb *roanb (b. i. 9Ipfel*
baitm), 9Ichen*, 9lfd)auer, Sann*, ©amSalm*,
®rub*, ^irfchauger, Sienberg*, SJtclf*, Dd)fen*
unb Stauhenfopf, ®eier*, 9tauh* unb Sonn*
tagSecf, Sllmbacf)*, ßeiter*, 9lacht*, Stagel*
(nage’l bair. = Stagerl), Saufenbe, Schofj* unb
Sßeifjmanb, Sären* unb SDtauSloch, Sürrfelb,
©amSgericht, Feuerbichel, ©unbSrücfen, 3«ger*
tnahb unb *fpife, SlingermaiS, Snogel ( 31 t
Snodf = Serg) unb Suppenfnogel, Sühftein,
9 Jtittagfcharte, 9ftitterberg, 9Jtucfenbrünbl, 9la*
benftein, bie 9tehlacf, Steifenmais, Schaffer*
höhle (= Schafhirt), Sdjönfogl, Stierlod). Sie
haben alle oöHig beutfdfjeS ©epräge unb finb
W
Original from
PRINCETON UNIVERSITY
94
Dr. 3utiu8 SRtebel, Ortsnamen unb ©efiebelung beS 33erd)tc8gabener ßatibeS.
aud) 3 umcift ohne meitereg oerftänblid). 9lur
bei graeten ^at fidE) 9t. oon ©ruber oerführen
Iaffen, romanifdjen Urfprung angune^men:
©urrroanb (o. gorna SSafferrinne ober gur-
ges Sd) lucht) unb 9lierental (= val nero).
ßautlid) ronnte baoon in. 6 . f)öd)fteng gorna
ftimmen. Oben Reifet eine Dertlid)feit .bei
ob. in ber ©urr(n); bie m. abfaHenbe üöanb
baoon ©urrroanb unb barunter tuieber „unter
ber ©urr". Sag ftimmt $u nichtg anberem
alg 311 mfyb. bie gurre = Stute, alteg Sßferb.*)
2 Beld)er 9lrt freilich bie Bejahung ift, läjjt
ftd) taum fagen; ob 9le§nlicf)feit einer gelg^
form ober ob einft eine ©urre bort oerenbet
ift? Sag SRierental ift eine trid)terförmige
SÖiefe, bie ringg oon SBalb umgeben ift. So==
nad) ift ber erfte Seil ml)b. nidere bie 9tie^
berung, ©infenfung. Sag d in Nidrental ift
erraeid)t unb auggcfallcn raie bei Sdjaritj. Bon
bort Ijerab fommt ber 9tierenbad). Sie m.
gelegene Borhöhe fteigt in glatter SBanb auf
unb ^ei^t baljer Brettmanb unb ber ©ipfel
Brettmanb* ober 9tierentalfopf.
9Sentbach Reifet auf SlpianS unb ßotterg
Sarte ber aug ber Scharrtet)! hcrauSfomtnenbe
unb an ber Schtoeb münbenbe guftuf) ber
Söniggfeer Siche. Ser 9tame ift m. 2B. jetd
oerfd)rounben, nur bag 9Bembad)leljen erin*
nert noch baran. Ser Bad) läuft 00 m Slaug*
bidjl oben big 31 m Schmeb in tiefer Schlucht
3 ioifd)en teilraeife red)t Ijoljen SBänben unb ift
barnad) too^l aud) benannt.
3B i m b a d). Sin bag ml)b. wiinne =
28eibe ift babei nicht 311 benfen, fonbern bod)
an winnen im Sinn oon toben, mitten mit
9tüdficf)t auf ben Slammburchbrud). Sagcgcn
ift bei btr 23inbfd)arte fidjerlich ber 3 >ü<h*
minb, ber ben ßuftauSgleicf) 3 toifd)en ben 3 toei
400-500 m tieferen Sälern l)erbeifüf)rt, Sin*
Icif) 31 t ber Benennung geroorben.
Samit finb mir am Sdjluffe unb tonnen
bag ©efamtergebnig nod) tur 3 gufammenfaffen.
Um bag Bilb ber Namengebung im Berd)teg*
gabencr ßanb nod) beffer 31 t oeroollftänbigen,
mürben oben nod) meitere crreidjbare Benen¬
nungen bezogen, bie 9t. beifeite gelaffen;
aud) fie oermögen bag, mag bemiefen merben
foUte, nur 3 U fiebern. Sag gan 3 e ©ebiet meift
feine eitrige Spur aug oorbeutfdjer Qtit auf;
fein Ort ober Name eineg foldjen, beffen Hr*
fprung innerhalb ber ©ren 3 marfen gcfud)t
merben mi’ifcte, erfd)eint oor bem 12 . $ahr*
hunbert; bie gan^e ßanbfdjaft ift nad) allen
Ueberlieferungen big ba£)in auggefprod)ener Ur*
toalb; bie bebeutenbftcn unb älteften ermeig-
liehen SBoljnfieblungen fyahen unbeftreitbar
beut)d)c Namen; felbft Ortsbenennungen, bie
eine fritt)beutfd)e Befifcnahme annehmen licken,
fehlen gütlich; allefamt atmen beutfdjen (Seift
unb tragen ed)t bcutfcfjeS ©epräge, erflären
fid) mithilfe beutfd)er3Bortftämme oiel lcid)ter,
natürlicher, lautlich unb grammatifd) richtiger
— unb ba follcn 9tomanen, ja gar fd)on
Selten unb 3Ui)rier anfäffig gemefen fein?
Unb in ben ad ben Urfunben über 9tecf)tS*
gefdjäfte beg Slofteroorftanbeg mit anberen
ober anberer mit ihm foll nie eine Silbe oon
romanifd)cn Sßerfonen, Orts* ober Sßerfoncm
namen ermähnt toorben fein? freilich, glatt
3 U tage liegt bie Bebeutung ber Drtgnamen
nicht immer, auch anbermärtg nicf)t; fonft be*
bürften fie ja faum ber Seutung. SlUein mag
man nicht gteid) enträtfeln fann, barf man
bcghalb hoch aud) nid)t ohne meitereg alg
oorbeutfd) anfehen, felbft menn man mit einem
befannten gorfcher (9tub. Sapff) nicht gan 3
einoerftanben fein follte, ber in einem Sluffat)
über 9Bürttcmbergifd)e Drtgnamen (Sdjmaben*
fpiegel V, 1912, S. 305) fagt: „£>eute ftel)t
man auf bem Stanbpunft: mag beutfd) erflärt
merben fann, muf$ beutfeh erflärt merben.
Bon bem Neft oon Flamen bürfen foldje alg
oermutlid) oorbeutfd) in Slnfprud) ge¬
nommen merben, bie — abgefehen oon ben
9tamen unferer größeren glüffe — einen Ort
be 3 eichnen, an bem Borgefchichteforfchcr mit
bem Spaten Nefte feltifd)er ober fonft oor*
bcutfd)er Sultur 3 ittagc geförbert höben."
l ) 2cbt in söcrdttcSgaben nod) in bem (Schimpfnamen Jöifegurrn für ein böfeS Slöeib.
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PRINCETON UNIVERS1TY
3«t Sßetein8d)rontf.
95
3uc UfceinsdironiR.
I. Zugänge tur vor- mtb früßgcfdjidjtUdien Sammlung bro iUereiti*.
1. 2)urd) gütige Vermittlung unfereS VlitgliebS
§errn ÜJtajor a- S). ÜJt. o o n © ä ß1 er ging ber Vereint
fammlung bureß ©eßenfung au ein aus einem rö*
mifeßen ©ebäube auf ber 3nfcl Brioni grau de
im Vbriatifcßen Vtcere ftammenber Voßrer non ©ifen
mit JQanbgriff non ©orn, 13 cm br., non uerßältniSs
mäßig guter ©rßaltung, ein unter ben befannten
tötnifeßen £gpen non §anbmerfSaeug feiten oor*
fommenbeS ©eräte, äßnticß einem in gacobi, 2)aS
föömerfafiell ©aalburg, ©. 209 gig. 18 abgebilbeten
SSerfaeug.
2 . Unfer gefcßäßteS ©ßrenmitgtieb, §err Obers
ftubienrat a. 2). Dr. griebrieß Oßlenfcßlager,
machte bem Verein ein im §ößenrainer gila,
V$l. SBoIfratSßaufen, 1903 beim ^orffledjm etma
1,25 m tief gefunbeneS Vronaemeffer non 19,6 cm
Gänge mit 2,2 cm breiter tflinge unb bureßbroeßenem
Vronaegriff aum ©efeßenf. 3)aS feßöne gunbftücf ift er?
mäßut in ben Vorgefcßicßtlicßen S)enfmalen beS Königs
reicßS Vagem I. ©. 105 unb gehört ber nocß in ber
älteften ©aUftattaeit auf oberbagerifeßem Voben bes
finblicßen bronjeaeitlicßen Veuölferung an.
3. Von bem nätnlicßen ©efeßenfgeber famen in
bie ©ammlung amei aus bem befannten Meißens |
gräberfelb non ^ßeiting, V51. ©cßongau, aus bem
feßon mehrere gunbe in ber ©ammlung fidj befinben,
ftammenbe ©tüde, ein Gangfaj non 66 cm Gänge
mit ©riffangel unb eine ©patßa non 78 cm Gänge
mit ©riffanget oßne ftnauf unb ^parierftange. ©.
Vorgefcß. 3)enfmale I, 121.
4. £>err DberlanbeSgericßtSrat a. S>. g in ft er*
mal ber, jeßt in V^ien, unfer nerbienter früherer
langjähriger Vlanbatar in Vtüßlborf, madjtc eine
im 3aßre 1904 gelcgentlid) ©efcenS eines ©renagrabenS
auf Vl ; 9fr- 1370* ber ©teuergemeinbe Empfing in
ber 9täße non Vtoo 8, ©emeinbe 3angberg, gefunbene
Vronaenabel aum ©efeßenfe. 2)a8 bunfelbraun patU
nierte, nießt meßr gana erhaltene ©türf hat noch
19 cm Gänge unb ift ermähnt in ben Vorgefcßicßts
liehen 2)enfntalcn I. ©. 19.
©cßon früher, glaublich im gaßre 1900, mürbe
norböftlicß nom gunbplaß ber norigen Vabel eine
anbere Vronaenabel in ber Väße non ©agmooS
heim Sotfftecßen gefunbeu, bie in baS ftäbtifche
Vlufeum non Vtüßlborf gelangte. 9lu8 biefen
beiben gunben, bie ber jüngeren Vronaeaeit an®
gehören, geht ßeroor, baß bie in ber jüngeren ©tein*
acit noch oerfumpfte nörbliche Uferumgebung ber
3fcn in ber fpäteren Vronaeaeit fd)on befiebelt mar.
2 >en ncrehrtichen ©djenfern fei auch auf biefem
V?cge ber ^eralic^e $)anf beS Vereins für bie rege
Vetätigung bei görberung ber VereinSfammlung auSs
gefproeßen, inSbefonbere auch für bie Sicherung ber
©rßaltung norgefcfjidjtlic^er gunbe burch beren lieber»
laffung unb Ueberführung aus Vnaatbeftß, in bem fie
mehr ober minber gefäßrbet finb, an bie SlreiSfammlung.
11 . Hortrdgr.
£en erften Vortrag für 1913 hielt §r. Dr.jur.9tubolf
Oefchcg am 10. Januar „über einige gleidjaeitige
©timmen aur bagerifeßen VerfaffungSurfunbe*. $as
mit foflte ein ©inbtid gemährt fein in bie Vns
fdjauungen jenes £cil8 ber Venölferung, melcßcr als
Präger ber aeitgemäßen öffentlichen Vteinung gelten
fonnte. Vtaßgebenb bei ber MuSmaßl mar ißm ein
befonberer ©rab ber Sßiffenfdjaftlicßfcit, bie perföns
ließe ©tellung unb bie goxm beS §eruortretenö.
SluSgegangen mürbe nom Srlaß ber Verfaffung; bie
©renae bifbete bie Eröffnung beS erften GanbtageS.
©ein Vtateriat hatte ber Vortragenbe gefunben in
glugfcßriften, in oerfeßiebenen 3eitfcßriftcn unb in
ben ißm augänglicß gemorbenen Vericßten bagerifdjer
©efanbtcr an fremben JQöfen.
Referiert mar über ben Vortrag in ber MugSs
burger V°fi3eitung 9tr. 28 nom 18. ganuar (Borgens
blatt), im ÜJtüncßener Xagblatt 9tr. 16 nom 16. ganuar,
im Vagerifcßen Kurier 9tr. 16 nom 16. ganuar, in
ben Vtüncßner Veueften ytaeßrießten Vr. 25 nom
15. 3anuar (ZOlorgcnblatt, ©eneralanaeiger).
9lnt 30* Sattttar beßanbelte §r. Dr. §auts
mann „ben franaöfifeßen Vorträtfticß in Vtüncßen*
unter Voraeigung non Gicßtbilbern. gntereffc boten
bie bargefteflten V* r fönli(ßfeiten, aber auch bie bars
fteüenben Zünftler, ißr Xgp, ißre 2)arfteHung unb
ißre 2)arftelIungSmittel. 5)en ©toff bot bie Vtüncßner
©rapßif, roelcße oor bem 17. 3ah^ßunbert feine bes
fonbere Vebeutung hatte, unter 3Jlaj ©manuel infolge
beS franaöfifeßen ©influffeS ißr VcfteS im V or ^üt
leiftete, aber bei raeitem nicht bie ©öße mie bie
Slrcßiteftur erreichte unb in ber ameiten Hälfte beS
18. 3ahrßunbertS mieber aurüdging.
Referate bradjten bie SlugSburger Voftaeitung
^Ur. 55 Vorabenbblatt nom 4. gebruar, baS Vliincßencr
Xagblatt 9lr. 35 nom 4. gebruar unb ber Vagerijcßc
Kurier 9tr. 36 nom 5. gebruar.
Mm 27. Jebruar gab ^r. V^inatboaent Dr.
ÜR. Vucßner in einem Vortrag über: „Vagem unb
bie beutfeße ftönigSmaßl ootn Veginne bcS X. bis
aum ©nbe beS XIII. SaßrßunbertS" eine 3ufammens
faffung feiner bieSbeaüglicßcn ©tubien, meteße aum
3ubiläum feines GeßrerS ©igmunb non Viealer aur
Veröffentlichung famen. Vacß orientierenben Ves
merfungen über ben ©tanb ber bisherigen gorfeßungen
erläuterte er ben Hergang bei ber mittelalterlichen
ftönigSraaßt in feinen amei Mftcn, ben Sßaßlnerßanbs
lungen unb ber feierlichen tfur, melcßer erft im
XIII. 3ahrßunbert bureß bie beiben Vraunfcßmciger
„ffieiStümcr 4 ' reicßSgefeölicß feftgelegt mürbe unb
feßloß mit bem §inrcei$ auf ben „Slaiferbricf* ftönig
GubmigS II. bei ber ©rünbung beS neuen 2)eutfcßen
91 ei cß eS 1871.
Vericßtc hatten gebracht bie MugSburger Voff s
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PRINCETON UNIVERS1TY
96
Aufruf.
aeitung oom 7. 9ttära 9tr. 109 (©orabenbblatt) unb
ba« ©tünd&ener Sagblatt oom 9. unb 10. 3ftära
Dir. 68 unb 89.
©on fpannenbetn 3ntcrcffe mären bte öuSfüfjs
rungcn be8 §rn. £>ofrate8 Dr. s Ut. § ö f ler oon Söla
am 3. iXpril über bte ®efd)icf)te be8 ©abe§ ©eil*
brunn unter ©oraetgung oon 2icf)tbilbern oon ber
Sluffinbung ber bärtigen 3obqucüe 1159 burct) ©cncs
bifttnermönd)e außgeljenb unb fortgefüfjrt bis in bie
jüngfte ©egenmart.
©ielje bie ©cricfjte in ber SlugSburger ^oftaeitung
oom 8. ©prtl, im ©Hindjener Sagblatt ©r. 98 oom
8 . 9lprtl, in ber ©aqerifdjen ©taatSaeitung ©r. 85
oom 11. ©pril, im ©agcrifdjen Kurier ©r. 101 oom
11 . Slpril.
3 n ber lebten ©tonatSoerfammlung oor ber
UrlaubSaeit am 2. piat legte ©r. Oberftubienrat
Dr. Ofjlenfdjlagcr, ber, roie er fagte, „feit naljeau
50 3af) rcn ben oon ben Römern in ©agern aurüd=
gelaffenen ©puren nadE)gel)e 4 \ eingeljenb bar, baß bte
fogenannten ©tereeffefjanaen einaig nur römifdjen
UrfprungS (ein fönntrn.
©iefjc ÖlugSburger Sßoftaeitung 9tr. 206 oom 6. ©tai
(©torgenblatt), ©tündjener Sagblatt ©r. 127 oom
6 . ©tat, ©apertfeßer Kurier ©r. 127 oom 7. ©tai,
©taatßacitung ©r. J06 oom 7. ©tat.
Ueber ben ©uSflug, roeldjer a» ®f)ren beS 75.
©tiftungStageS be§ ©eretnS unter großer ©cteiligung
am 29. 3i»ni nad) ben beiben 3nfeln be8 (SfjiemfeeS
unternommen toorben mar unb melier im ©efud)
ber Sltrdje unb teilroeife beS ftlofterS auf ber grauen-
infei feinen ©öfjepunft erreichte, erfcfjienen aa^lrcicfjc
©eridjte: in ber ©ugSburger Sßoftaeitung ©r. 367
oom 6. 3«li (©orabenbblatt), in ber ©agertfd&en
©taatSaeitung ©r. 134 oom 4. 3«li# i»n ©tündtjener
Sagblatt ©r. 185 oom 9. 3uli, in ben ©tüncßener
©eueften ©adjridjten ©r. 336 oom 9. 3«li (©torgen*
blatt), im ©ofenßeimer ©naeiger ©r. 151 oom 3. 3uli,
im Söenbelftcin ©r. 151 oom 3. 3ult, in ber Obers
baperifdßen ßanbcSacitung (Sraunftein) ©r. 149 oom
1 . 3uli unb im Sraunfteiner Sßodjenblatt ©r. 79 oom
3. 3uli.
Hufruf.
Sie 3 al)tretcf)en Bereiter unb ®önner $ctßrie£ von geiblx becxbfid)tigen bem teuren
Sal)ingefd)iebenen in bem oon i|m fo £)ei^ geliebten unb [jeifc erftrittenen Sfartal bei SJtündjen
ein feinen fünftlerifdjen unb tncnfdjlidjen Ueber ( ieugungcn entfpredjenbeS, fd)lid)te§, aber mürbige§
pen&ntaC 31 t fefeen.
Sie Äoften für ein befd)eibene£, in gorm einer 2lrd)iteftur au 33 ufül)renbe£ ßrinnerung£*
geirfjcn bürften fid) nad) Stnfdjauung beS 3lrd)iteftcn öerrn ^rofeffor $ran 3 3tanf, aititgliebcS
ber Sftonumentalbaufommiffion, auf ca. 30000 JC belaufen.
Srofebem biefer Betrag erfd)cinen fönnte, mirb er ftrf) bodj aufbringen (affen, unb
ber SenfmalauSfdjufj gibt fidj ber Hoffnung £)in, bafj e3 bei ber aöfeitigen Bereitung, raeld)e
ber grope Stünftlcr unb marm^er 3 ige 9Jatur= unb ©eimatfreunb ®abric( non ©eibl genoffen unb
bei ben unfdjäfcbarcn Bcrbienften, bie er fid) um feine Baterftabt unb fein Baterlanb ertnorben
^at, gelingen mirb, bie erforberlidjen SJiittcI ftüffig 311 madjen.
3 n ber oorberften 3tci()e ber Beretjrer ©abriel oon ©eiblS, meldje bem großen Soten
31 t unau§Iöfd)lid)em Sanfe oerpflidjtet finb, ftel)t ber ©iftorifdje Bereit! oon unb für Dbetbaijern.
B3ie fdjon fürgtief) anlä^(id) ber non betn Berein für fein ßbrentnitgticb ©abriel oon ©eibl
oeranftaUeten* ©ebäd)tni§feier 3 a()lreidjc Btitglieber burd) il)r (Srfctjcincn i()ren ©gmpat^ien 2lug^
bruef gegeben I)aben, fo toerben mol)( aud) oiele bereit fein, baS 3 u ^ an ^ e fommen beS geplanten
Senfmal§ 31 t förbern. 9Bit forbern halber unferc SRitglicber 3 U Beiträgen auf, bie mir ein 3 Us
fenöen bitten unter ber 2lbreffe be§ Berein^, 3 lüe i^ ,r ^ c f en ^ r - 12 / 11 .
©ctjriftleitung: M. Cberbtbliotljefar Dr. (öcorg üetbinger, ©tündjen, ßubmigftraßc 23.
K. t70tbud?l>racferei Haftttfr & CntltreY.
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PRINCETON UNIVERS1TY
Dom Uürfiectiftfi.
htrn äur ©efcbicbte beS bairifcben ©auernaufftanbeS
1705/06, berauSgegeben oon ©igmunb ©iealer
unb ftarl 0 . SBallmenid). II. Seil: Elften au8
bcn 3ab*en 1706—1719. =* 9lbbanblungen bcr
S^gl. ©ager. 9lfabemie bcr ©iffenfdjaften, pbilof.*
pbtlol. u. tjift. ftlaffe, ©anb XXVI, 9lbbanb*
lung 6. ©tünchen 1914, ®. grana. (286 ©.)
(2)cr I. Xeil etfcbien 1912.)
Pa* patjerlanto. griuftrierte SBoc^cnfcfjrift für
©agernS ßanb unb ©olf. (©ierteljabr8prei8
JL 2 50.) 9lu8 bcm reifen 3nbalt ber im erften
©ierteljabr 1914 erfdjienenen ©ummern oeraeicb*
nen mir folgenbe auf 9lltbagern bcjüglicftc 9luf=
fäfce:
91. 5)rci*I, 5)a8 ©tarter! bei Oberfjof. — ( 3 .
gerebl, (Sine fürftli(f)e ©oebaeit au ©tünchen im
3aftre 1613. — ( 3 . ©oerner, ©iloefter unb ©eujabr
im ©olfsleben. — 91. Xreger, ftarl oon Zeiget al8
Igrifcber Xidjter. — 91. ©tager, $)ie 9llte ftirebe in
©armifcb- — 3- ©tarfftaller, ©urgftäüe im ©ageri*
feben 9öalb. — ( 3 . ©ett, ©om „ftlöpfeln* in ber
3ioiefeler ©egenb. — Xf). Xontbart, ©djlofc ©ieber*
ftein bei ©tünchen. — ©. greifjerr Steinl in oon
©tclbcgg, S)ie bagerifeben ©tinifter aus ber gamilie
©ertling. — ©. ©ett, ©prächtige ßigenljeiten aus
ber 3miefcler ©egenb. — 91. ©tattner, S)ie ©atur-
fcfjufcgebiete be8 ©agerifdjen 2öalbe8. — g. ©cf) u ft er,
©rf)lo & 3*I&ad)- — (3 e 0 r g i, ©om ©tündjener ©d)äff*
lertang. — 3- ©. ©artmann, 9IUe ßebrbtiefe. —
©. ©uc^^eit, ©on alter ©urfcbenberrlicbfeit. —
©an» ©teinberger, 2>er (Sbiemfee im ©iS. —
91. ©aufenftein, 2)a8 9luffommen ber geuermaffen
in ©agern bis aum 3a^re 1450. — Srnft ©achten*
b auf er, 9l(tmünd)ener ©aebtbilber. — ©. ©taber,
©flanaenroelt unb ©olfsfitte im Circf)Iicf)cn geftfreiS
bc8 3abreS. — g. ©olleber, 2)er ©laube ©eraog
ßubmigs bc8 ©eichen oon ©agern*2anbSl)Ut an bie
ftunft ber Unocrrounbbarfcit. — 91. ©tittenoiefer,
£a8 ehemalige grauenflofter 9Iltenbobenau am 3nn.
— 3- ©einbl, ©ungerbrunnen unb ©ungerfteine in
©agern. — 3- ©tager, 9ltte8 unb ©eue8 (S)ie ftirebe
oon ©angenfjam). — ft. ©tüller, X)a8 ©ortnann*
Xenfmal bei Söalbfircben im ©agerifeben 2öalb. —
ft. 0 . ßanbmaun, ©agern in granfreict) 1813 unb
1814. — ©t. ©erbert, ©tmaS oon portalen unb
©runnen ©egen8burg8. — Xb- Söibmann, ©itten
unb ©ebrciudje in ber Dberpfala. — g. ©aefer,
Xagebucbblätter beS ©t. 3oanne8 ©iftoris, Capel- |
lanus apud Leprosos in ber 9lu bei ©urgfjaufen
(1643—1649). — g. ©eg, 3 um 50. XobeStagc ©taji«
miliang II. oon ©agern. — ©t. De feie, ftlara
©aarin. — oon ©ofebinger, 2öar ber bl- ©üntber
mit feinen ©egleitern ber erftc ©efiebler ber ©egenb
um ©inrfjnacb unb 3miefel?
^ibliotljrh be8 fgl. preufjifd)en biftorifeben 3nftitut8
in ©om. ©anb 10: Unbefannte politifebe ©treit*
febriften aus ber 3 eit ßubroigS be8 ©agern
(1327—1354). 91nalgfen unb Xeite, bearb. oon
©iebarb Scbola. 2. Xeil: Xejte. ©om 1914,
ßoefeber & ftomp. (X, 611 ©.). JL 21.—.
91. Cf£id)el*badjer, ©ilber au8 granfenS ©ergangen*
beit, für ben heimatlichen @efdjid)t8unterricbt
unb für ba8 ©au8 gcfamtnelt. ©tünchen 1914,
Dlbenbourg. (XII, 197 ©., 10 Xejtabb.) ©clj.
JL 2.70, geb. JL 3.-.
©agerifebe firftr für ©olfsfunbe. ©erauSgegeben
00 m ©ager. ©erein für ©olfsfunft unb ©olfgs
funbe. ©cbviftleitung: Dr. griebricb oon ber
ßegen unb Dr. 9lboIf ©pamer. 3ab*0ang l
(1914), ©eft 1. ©tünchen, (Sari 91ug. ©egfrieb
& ftomp. (3äbrlicb 4 ©efte, ^rei8 5 JL, für
©ereinSmitglieber 2 JL)
Dr. 9lbolf fioliut, ftonig ©tayimilian II. oon ©agern
unb ber ^bilafopb g. 9B. 3- oon ©ebefling.
ßeipaig 1914, SBalter ©tarfgraf. (215 ©., 1 ©ors
trat.) JL 3.
ftarf Xfjeobor iirigel, S)ie ©ifcbofgftabt ©amberg.
3n: ©übbeutfebe ©tonatsbefte 1914, ©.467—477;
592-604.
Monumenta Germaniae historica. Necrologia Ger-
maniae. Tom. V: Necrologia diocesis Pata-
viensis, pars II: Austria inferior. Edidit Adal-
bertus Franciscus Fuchs. Berlin 1913, Weid¬
mann. (X, 750 ©.) JL 33.-.
©tajor Dr. 9lbalbert llrifcbF Xie oor- unb früh*
gefcbicbtlicben ©efeftigungen am ©auben ftulm
bei ©euftabt a. ftulm (Dberpfala). 91u8 bem
roiffenfcbaftlicben s Jlacblab be8 ©erfafferS bcrau8=
gegeben oon ^rofeffor Dr. ©ugo Dbermaier.
©tünchen 1913, $ulfc & ftomp. (34 ©., 29 gi.
guren im $e?t, 8 tafeln, 5 ^lanbeilagen.)
©igmunb J&iriUr, ©efebiebte ©aiern8. ©anb VIII.
©on 1651-1726. ©otba 1914, g. 91. $ertbe8.
(XXVI, 698 ©.) JL 15.—.
grana §d|aeljlr, ©treifaüge bureb Dberbagern. ©ab*
furt a. ©t. 1914, ©elbftoerlag. (93 ©.) JL 1.—.
©. §pirkurr, Sine gefcbicbtlicbc ©tubie, befonberS
über bie (örunblaften be8 ©auernftanbeg mit
©eifpielen au8 ber Pfarrei ftirebberg, ©.»91. ©il8*
biburg. ©affau 1914, ©taj Söalbbauer. (28 ©.)
JL 0.85.
(SraiebungS* unb llnterricbtSanftalten im 3ulm« s
fpital au Söüraburg oon 1580—1803. Grftmals
attenmäfjig bargefteUt oon Dr. ©emigiuö Stöhle.
©erauSgegeben mit Unterftübung bcr ©ruppe
©agern ber ©efeüfcbaft für beutfefje (SraiebungS*
unb ©cbulgefcbicbte. ©tünchen 1914, (S. ©. ©ecf.
(V, 319 ©., 2 tafeln.) JL 8.50.
Dr. Dtto §t0lf, 2)ie gefdjicbtlicbe (Sntioicfelung ber
bagerifcb=tirolifcbcn2anbc8grenae. ©onberabbruef
au8: ©erbanblungen be8 XVIII. beutfcljen ®eo*
grapbentageS au3un8brucf 1912 (©erlin, Dietrich
©eitner), ©. 114—127.
ftarl ^rautmann» ftulturbilber aus 9llt:©tüncben,
1. ©eibc. ©tünchen 1914, 3 . ßinbauer. (208 ©.,
16 $afeln.> JL 4.—.
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PRINCETON UNIVERSITY
Sin untere ßefert
* j
©er Äiftorifcfie Perein von OGerdayern fiietet gegen einen ?afiree0eitraa von 7 Marf
für Hie Slündjener, 6 SJlarf für die auetvärfigen Mitglieder feinen Mitgliedern folgende
Sorleile:
fioffenlofen öejug der fiercine 3 eitfg)riffen — AltGayerifgje Monatefgrift,
€>GerGayerifd)ee Arrfjiv;
freien Sefurf) der vermiedenen Sammlungen de» fiereine;
Senüßung öer SiGfiotfiefelirftänGe;
Seilnafjme an den regelmäßigen Monate* und AGendverfammlungen.
©ie tfißliotfjef und die Sammlungen dee Aifforifgen fiereine befinden fi(f) §n»ei*
drfirfenftraße 12 (alte Sgroere-Sieifer-ftaferne), n. Storf, Eingang Woraffiftraße.
Alle £infendungen für die fieröffenttidjungen dee Äiftorifdjen Sereine (Oöerftaye-
rifgee Argiv und Altöayerifge Monatefgrift): Manuffripte, 9te3enfioneerempfare t
fiadjridjten etc. find 3 U adreffieren an Dr. (eiMngev, ©OerfHIHiofffefar der f. Äof-
nnd Sfaate6i6lioffjef, Tlliincbcw, Sudivigftraße 23 .
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Original frörri
PRINCETON UNIVERSITY
i£> »-,’ M
_ . Ä ,_ rn ^mit
x»otv Obe rbapcrn%&>
Hltbavenscbe dbonatsscbrift.
Die 2Iltbaveriidae ZnoHjt»|djrin ert'djem: jährlich m 6 fjeften, welebe an öle flDltglieöer
Des Ibiötonscben Vereines von ©berbapern gratts abgegeben werben.
pivts für ntdnmItaliener : 7 21t?. für den 3 a t? c 3 JR $-
Der JlutdUuitiMcrifdv Pertrieb t»'t dow IVtortfiie»: Deren: der J. J. Ceuttier’fijen Budf«
batidluna (fruf: Stahl jir:.) m 21ur:f»er. Überträgen tuorden. DefteUuruert übernimmt dtefe, foure
jede andere öudblundliu:a
XII. pntirgang 191-1 1914.
Inhalt dc$ 5. u tt (». Weites.
5*m*
Bayerns blutet! am fierbirelOnia hl'). IBr. (Obe;:': a D. IHcM-us . '. 9’
SUiMen 311 m ©urttierlnidv Ivriaa IVübelms I\'. ran Bayern. Tjr I>r. faoij
CciiitiJisT . .. . . . I9S
Beiträge jur älteren <J5e»*d>icbto rau iTeuluira a. D. Don r>r. ovora rduittei.
I. Subtn.)r.t.)rr.a:'. duabura a 1b), At\i.i i;*:> (ij'.s am. II. lieubura Jl.t.'bui.
utiJ 'Kat'eibuia in 2!t:tte!jh..‘v
~ur Dereiusi’ron:?
i:s
r>:
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PRINCETON UNIVERS1TY
Jknecns änteu am üecbltfelajug 1813.
Son Dberft a
9 luf bem Starolinenplaß in SJtündjen fleßt
ein in (Srj gegoffetieg Senfmal mit ber Sluf*
fcßrift: „Sen breißigtaufenb Sägern, bie im
ruffifcßen gelbjug geblieben finb". Staßeju bie
ganje bayerifcße SIrmee log auf ben ©cßnee*
felbern Stußlanbg begraben. Stur ein fleineg
©äuflein unter Sßrebe hatte mit Reffen unb
SBeftfaten ben Stüdjug ber großen SIrmee big
an ben Stiemen gebedt. ©ie maren bie einzigen,
fagt ein Slugen^euge, bie ißre SBaffen ni<ßt
meggeroorfen, alg Die große SIrmee fdjon oöHig
aufgelöft mar", Seutfcßen Sruppen unb nicßt
juleßt ben Sayern hatte Stapoleon fo manchen
Sieg 3 U banfen, unb bie gelb/jüge 1805, 1806/07,
1809 unb 1812 bitben eine bet rußmreicßften
®pocßen bayerifcßer Jtriegg* unb ©eereggefeßidjte.
Sßolitifcße ©rünbe Ratten feinerjeit Sägern un*
abroeiglicß ju bem Sünbnig mit Stapoleon
gejroungen; aber bie SIrmee tjatte ißre SBaffen*
eßre aucß unter fremben gal)neu beroaßrt unb
baneben reicfje Strieggerfaßrung gefammelt.
Surcß ben Sertrag non Stieb erhielten baßer
bie Serbiinbeten nid^t nur 36000 minbefteng
ebenbürtige, jebenfaUg ebenfo begeifterte ©ol*
baten mit einer großen 3 aßt frieggerprobter
Offiziere, fonbern aud) eine SIrmee, bie mit
blanfem SBappenfcßilb unb lorbeergefcßtnüdten
gähnen übertrat.
„Slucß fie ftarben für beg Saterlanbeg
Sefreiung", lauten bie feinfinnigen SBorte,
bie flönig Subroig auf bie anbere ©eite beg
Dbeligfen fcßrieb; mit ooHem Stecht, benn bie
geroaltige Stataftropße in Siußlanb mar nidjt
nur ber Slnlaß, fonbern aud) bie Sorbebingung
ber Sefreiunggfriege. Sor allem batte biefeS
geroaltige Srarna, baS man alg ein ©otteg*
geriet anfaß, erft ba§ beutfcße Soll aufge*
rüttelt; ben beßaglidj im ©enuffe fcbroelgenben
ffipifuräer roie bie fcßroärmerifcßen gbealiften,
«. J». 5 u. S.
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. 2 ). SJtebicug.
bie ficß an ben SBerfen ©oetßeg unb ©cßiüerg
beraufcßten, bie einer nationalen Stegung
fremben Jfogmopolitifer, fotoie all bie griebeng*
freunbe unb Spießbürger, bie felbft bamalS
nocß eine frieblicße Slugeinanberfeßung für
roünfcßengroert unb möglich hielten. Sic an*
fcßeinenb oerjroeifelte Sage Stapoteong, ber
allein ohne SIrmee au§ Stußlanb geflüchtet roar,
hatte erft ben oielen 3 a gßaften ben SJtut ge*
geben. „Ser Stimbug ber Unbefiegbarfeit
Stapoleong unb bie feinet Sßerfon anbaftenbe
SJtacßtfülIe mußten erft jerftört toerben, eße
man eg roagte, ficß gegen ißn ju roenben".
(Käufer, bie Sefreiunggfriege, Sorroort.) Ser
Sann, ben biefe großartige ©eftalt felbft auf
ßoße ©eifter übte, mußte erft gebrochen »erben.
Sie Segeifterung, ja bie Sympathien, bie
immer nocß ber gmperator genoß, mußten
erft fcßroinben unb fie fcßroanben erft oollenbg,
alg biefeg glänjenbe SReteor in bem gräßlichen
SOtenfdjenopfer oon 500000 SJtann feine bunflen
©chlagfcßatten roarf.
Siefe SBanblung beg Solfgfiitneg mußte
aber nicßt etroa nur in Sayern ficß ooHäießen,
fonbern überall auch in Sßreußen finben roir
um biefe $eit bie Serfchiebenßeit ber ©e*
finnungen, eine Sermifcßung oon fogmo*
politifcßen gbealiften unb griebengfreunbeti,
überall neben begeiftertenSlnßängern Stapoleong
auch feurige Patrioten roie im Storben fo im
©üben. (Stag §albe. „greißeit'.) Sag gänj*
ließe Serfagen einer Steiße oon SRännern,
benen er fein Sertrauen feßenfte, aber aueß
bie unpatriotifeße ©altung eineg Seileg feitteg
Solfeg hatte auf Sönig griebrieß SBilßelm III.
einen gerabeju nieberfeßmetternben (Sinbrucf
gemacht, fagt Dberft grieberief).
SBennaber biefe fittlicß oerebelnbeSSanblung
fieß in allen beutfeßen ©auen ooUjießen mußte,
14
Original from
PR1NCET0N UNIVERSITY
98
9Keb icuS.
bis bag gange Solf mit feinem Schiller aug*
rief: „Stichtgroürbig ift bie Station, bie
nid)t iE»r Sllleg freubig fefet an ihre
(St)re", fo mufete fich gerabe in Sägern erft
bie (Srfenntnig burchringen, bafe ber Stann,
ber Sägern grofe gemacht, eg tebiglich atg
Slerfgeug feiner e^rgeijigen Sßläne augnüfcte.
3mar maren bie Sympathien für Stapoleon
im bagerifcfjen Sotfe fcfjon feit 1809 ftetig
im Scfjroinben, aber bag Sott hing treu an
feinem oielgcliebten König, ber oorcrft noch
ebenfo treu gu Stapoleon ftanb. Sind) ^ier mar
eg gerabe ber ruffifcfje getbgug, ber bag ©e*
fühl ber Sanfbarfeit erfterben unb bafiit $afe
unb Stadjegebanfen entfielen tiefe. Stad) oier
für Sägern ruhmreichen gelbgügen mit un*
jäfetigen Opfern an ®ut unb Stut mar nahe*
gu bie gange bagerifcfee Slrmee in Stufelanb
geblieben. ÜJtit biefen 30000 Stann, bie auf
bem Sd)Iad)tfelb gefallen ober im Spital an
mangelhafter pflege, auf bem SJtarfdj an (Sr*
fdjöpfung, junger ober Sötte etenb gugrunbe
gingen, featte Sägern feine Sanfegfdjutb
bi§ gum lefetcn fetter begatjlt. gefct erft
füllten fid) König unb Sott frei unb berechtigt,
fid) oon Stapoleon abguroenben, unb fdjon
barum allein fdjrieb König ßubroig mit Stecht:
„3lud) fie ftarben für beg Saterlanbeg
Sefreiung.' Such in Sägern trieb baher
bet Frühling 1813 fcfeon Slüten, au§ benen
bag ©efitfel ber 3ufammengef)örigfeit mit ben
anberen Srübern h«raugmu<h§. Slud) in Sägern
ging biefe Semegung oom Sotfe aug, alter*
bingg burch ben bcutfchfühlenben Kronpringen
genährt. Schon am 6. SJtärg fah fich Stinifter
Dtontgetae oerantafet, bem Krieggminifterium
mitguteiten, bafe bie Stimmung beg Sotfeg
unb ber Slrtnee ben grangofen in ©rabe
ungünftig fei. ?lber bie bagerifdje Stegierung,
bie biefe Semegung feinegmegg unterfhäfete,
gögertc noch im Semufetfein ber gefährlichen
ßagc, unb bamit fomme id^ gu bem groeiten
ißunft: Sie Kataftrophe in Stufelanb mar nidjt
nur bet Slnlafe, fonbern auch bie Sorbebingung
ber (Erhebung, namentlich bie militärifcije.
(Srft atg oon ber grofeen Strmee aug Stufe*
tanb nur mehr krümmer guri'tdfehrten, mar
eine (Erhebung möglich, &ie nid)t fofort mit
eiferner ©ematt nicbergefd)tagen mürbe. gefet
erft tonnte man an eine (Erhebung benfen,
aber immer nod) uid)t fie in bie Snt um*
fefeen. Senn mögen mir ung auch heute an
biefer (Erhebung begeiftern, bie atg gunfe in
Sauroggen entgünbet mie ein geuer langfam
aber ftetig meiter um fich griff, big fie mit
elementarer ©ematt oag gange Soll erfafete, —
„mit Segeifterung, mit tobegmutiger, opfer*
mittiger Eingabe allein mar ein Stapoleon
nicht aug bem gelb gu fcfe tagen" (grieberid)).
Sag hatte ber grüjjjahrgfelbgug 1813, nament*
tiefe bie ©flacht bei ®rofe*®örfchen gelehrt,
bagu beburfte eg einer fdE»arfen SBaffe in einer
ftarfen geübten £anb, b. t). tüchtige Sruppen
unter h ert,orra genben gührern ober aber
roenigfteng eine gang bebeutenbe Übermacht.
Stenn baher ber ruffifdje getbgug erft
bie militärifdhe ©runbtage für bie (Sr*
hebung fchuf, fo beburfte man aufeerbem
erft einer mititärifchen Stüftung, einer
Strmee, bie noch gu fdjaffen mar. (Eg ift be*
fannt, mie lange König griebricf) Stilhelm III.
gögerte, big er bem Srängen feineg Sotfeg
nachgab; benn ber fchroer geprüfte SJtann
roollte nicht noch einmal bie (Spifteng feineg
Staateg unb ben Xhron aufg Spiel fefcen,
bag bamalg fteine S^eufeen aber tonnte lange
niefet bie nötigen Kräfte aufbringen, eg be*
burfte eineg ^elferg gunächft in Stufelanb, bag
nur fehr gögernb oorging. (Erft nach langen
Unterhaltungen unb nadjbem ber Sefifeftanb
Sjlreufeeng roenigfteng einigermafeett gefiebert
mar, cntfcf)Iofe fich t> er König gu bem ruffifchen
Sünbnigoertrag. Sarüber ging freilich oiet
foftbare $eit oertoren, aber mag Stapoleon
babei geroann, bag geroannen auch bie Ser*
bünbeten, nämlid) eine frieggbereite unb ge*
nügenb ftarfe Strmee. (Eg Hingt ja patriotifdj
fehr fchön, rnenn man lieft, man hätte fofort
ben Krieg an bem Stljein beginnen fönnen,
gang Seutfdjtanb mürbe fich **>ie ein SJtann
erhoben haben. Slber roer tonnte bieg bamalg
im ooraug miffen? Sig man aber an ben
StEjein fam, mar auch Stapoleon gut Stelle,
unb ihm mar eg gleich, ob er bie erften Schlachten
am Sthein ober an ber SSeichfel fd)lug, roenn
fie nur geroonnen mürben. Stag man barüber
benfen, mie man miH, ber gtühiahrgfelbgug
hatte ungroeifelhaft beroiefen, bafe nicht einmal
bie oereinigten fßreufeen unb Stuffen Stapoleon
getoachfen toaren. „gebet (Sinfichtige mufete
nun einfet)en, bafe eg mit ben alleinigen Kräften
fßreufeeng unb Stufetanbg nicht möglich mar.
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PRINCETON UNIVERS1TY
ScujernS Slntcil am §erbftfelbgug 1813.
98
ber frangöfifdjen Uebermacht ®err gu roerben."
2Jtan muf)te fid) nad) neuen SunbeSgenoffen
umfefjen, nämlich nad) Defterreich nnb Schweben.
„Ser gange Sölfergritnm unb Söller*
gornbeSoereinigtenGsuropaSroarnot*
roenbig, um einen $Dtann rote SRapoleon
über ben Sl^ein gurücf gujagen, nicf)t
einmal bie 24000 Schweben roaren gu
entbehren." (grieberich.)
Unb roie ftanb eS nun in Sägern?
2Bar beffen König nidft in einer ungleich
fchroierigeren Sage als ber Sättig oon Preufjen?
SSar er nicfjt ebenfo roie biefer berechtigt, für
ben Sefifcftanb feines (Staates gu fürsten unb
erft ©arantien h' e fi tr gu forbern, ehe er gu
bem SünbniS übertrat? Surfte er, oon ben
neuerroorbenen Sßrooingen abgefeljen, auch nut
bie (Srhaltung feiner ©ouoeränität erroarten,
roenn bie in Spreuhen f)ccrfcf)enben unitari*
ftifdjen Seftrebungen burchbtangen? 3Ber bie
©efcf)icf)tc fennt, roirb barauf mit „Stein'
antworten müffen. Slber trofebem fucf)te Sägern
fdjon frühgeitig gühlung mit ben ©rofjmächten
gu gewinnen. Sie erften Serljanblungen mit
Spreujjen getfdjlugen ficf) nur an ber fdjroffen
gorberung, fofort mit ber ülrmee übergutreten,
was Sägern batnalS in feiner militärifchen
ßage nod) nicht fonnte. (Srft bie oermittelnbe
Sätigfeit OefterreichS, baS auch bi« nötigen
3ufid)erungen gab, brachten bann bie Unter*
hanblungen weiter, unb fchon atn 12. 3)t at
war ber König trofc beS Sieges, ben
Jtapoleon bei ®roh*®örfchcn erfocht,
für eine Slfliang mit Defterreich entfchieben.
Ser SJaffenftiüftanb, oon bem man nicht
roufjte, ob er gum grieben führte, unterbrach
bann biefe Serhanbtungen. (SS bauerte nun
aUerbingS auch nach b £ m Uebertritt DefterreichS
noch längere $eit, bis baS SünbttiS roirflich
gu ©tanbe tarn, unb erft am 2. Oftober er*
flärte ficf) ber König enbgültig bereit, ficf) ben
Serbünbeten angufchliefcen. Sie politifcfjen
©rünbe, bie hier noch mitfpielten, mögen hier
übergangen roerben. 21 ber man h°t fpäter
ben Sägern namentlich gum Sorrourf gemacht,
bah b« Vertrag oon Stieb erft am 8. Dftober,
alfo erft nach ben ©iegen oon ©rohbeeren,
ber Kagbach unb Senncroig, alfo gu einer
geit gefchloffen rourbe, als ber gelbgug fchon
entfchieben unb nichts mehr gu oerlieren,
fonbern nur gu gewinnen war. Siefe felbft
oon bebeutcnben Jjiftorifern oertretene 2ln*
fchauung ift nach militärifchen Duellen nicht
haltbar. Senn mit ben berechtigt gefeierten
Siegen unb ihren für bie Segeifterung fo
roertooEen golgen roar ber gelbgug n o <h
feineSroegS entfchieben. Unb tatfächlich
hing ber SluSgang ber Kämpfe bei ßcipgig
am Slbenb beS 1. ©djlachttageS unb bamit
ber SluSgang beS gangen getbgugeS an einem
£aar. (Sine fchöne ßegenbe läfjt bie brei
EJtonardjen am 9lbenb beS 18. Dftober jum
Sanfgebet niebecfnieen, eine ßegenbe gtoar,
aber oon tiefer Segrünbung. Senn fie burften
roirflich ihrent Schöpfer banfen, bah ber b« 5
fpielSlofe £>elbenmut ber Sruppeti mit einem
Sieg belohnt rourbe, tro^bem ihre giihrung
bem ©enie StapolconS auch ntcfjt annähernb
geroachfen roar.
(SS roar nötig, hi«auf etroaS näher ein*
gugefjen, weil gerabe hi« ber ©d)lüffel für
bie Seurteilung liegt, bie ben Sägern auch
in ihrem fpäteren Serl)alten guteil warb.
Senn eS roirb in oielen Sßerfen als gänglich
ungerechtfertigt begeichnet, bah Sägern trotj*
bem feine ©ouoeränität unb feinen ooEen
Sefifeftanb rettete. Db bieS nun ein ©lüd
ober Unglüd für bie fpätere beutfdje (Snt*
roidlung roar, baS gu entfcheiben, muh man
bem perfönlichen (Smpfinben jebeS (Singeinen
überlaffen. Slber mögen roir auf betn einen
ober anbercn Stanbpunft ftehen, jebenfaflS
bürfen roir bie bamaligen Serhältniffe nicht
mit unferett heutigen reidjöbeutfdjcn Slugen
unb noch oiel roeniger burch eine unitariftifch
gefchliffene SriEe anfehen. SamalS fämpfte
auf ber einen ©eite Napoleon um bie 2Selt*
herrfchaft. ghm gegenüber ftanben ipreuhen,
Defterreich, Dtuhlanb, Schweben, (Stiglanb,
©panien unb fpäter auch Sägern, SBürttem*
berg, Saben ufro., bie aEe bie 9tot ber $«1
unb ber SSunfch gufammengeführt hotte, ficf)
oor bem unerträglichen godje gu befreien,
gebet eingelne Staat aber fämpfte baneben
mit gleichem Stecht für bie eigene (Ssifteng
unb feinen Sefihftanb. Sah bie bamalige ^eit
für ben beutfehen SteichSgebanfen noch nicht
reif roar, haben fpäter bie UBiener Kongreffe
gelehrt. äftögen roir baS beflagen, fo bürfen
roir hoch bie ©chulb nicht auSfchliehlich auf
bie eine ©eite roerfen.
Sßenn roir auf bie militärifchen Ser*
14 *
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PRINCETON UNIVERS1TY
100
/
SDlcbicuS.
bättniffe übergeben, fo groang bie politifche
2age in Sägern gu einem ä^nlicEjen Doppel*
jpiel roie in Sßreufjen, um Napoleon über ben
$roed ber Stiftungen gu tauften, bie natur*
gemäf) längere Qeit erforberten. Sägern Ijatte
nid)! roie Sßreufjen 5 Sabre Seit fitf) gu rtiften,
fein £>eer roar in Sufdanb gu ©runbe ge*
gangen unb bie Sefte beS bagerifdjen fiorpS
roaren nocf) in frangöfifchen Dienften ger*
fplittert. 2öa8 SBrebe an ber SBeidtjfel roieber
gefammelt fjatte, roar nur eine fdjrouche Di*
»ifion gu 5000 SJtann, bie gum größten Deit
au§ ben nadjgefanbten Gruppen beftanb.
Dabei muffte biefe „Dioifion Sedbberg"
fofort eine Srigabe atS Sefafcung nad) $f)orn
fcbiden, ber Seft aber ben frangöfifchen Süd*
gug bis an bie ©tbe begleiten, ©rft am
17. Sprit teerten biefe Struppen, bie Srigabe
Rotier fogar erft am 16. guni in bie $eimat
gurüd. gerner ftanb buS 13. Infanterie*
Segiment, baS oollftänbig getrennt oon ben
übrigen oonDangig auSgegogen unb roieber
babin gurüdgefebrt roar, bort nod) als Se*
fafcung unb b<üte bis ©nbe beS gabreS eine
für bie Sägern ruhmreiche Selagerung auS*
gubalten. Drob atlebem muhte Sägern, baS
gu §aufe nur mehr über fdjroad)e ©tämrne
oerfügte, fofort roieber, auf ein jiemlid) barfdjeS
Seetangen SapoteonS, ein DbferoationSforpS,
bie Dioifion Sagtooidj an ber norb*
öftlidjen ©renge auffteücn, bie nun halb gu
ber frangöfifchen Slrniee ftiefj unb ben neuen
gelbgug bis gut ®d)lad)t bei Denneroib mit*
machte. (SS roar bie lebte Gruppe, bie auf
frangöfifdjet ©eite focht, benn nun roar bie
Segierung ernftlich entfdjloffen, feine roeitere
föeereSfolge gu Ieiften, fonbern bie neue Slrmee
nur für bie Serteibigung beS eigenen ßanbeS
aufguftelten. Slber man tjatte trob (Sinftetlung
oon 15000 Sefruten nad) Slbgug ber 6500ÜJtann
ftarfen Dioifion Saglooich nur runb 12000
SRann mit 1980 Sßferben. Stan mufite neue
firäfte gu getoinnen, fie aber einer Serroenbung
für bie groede SapoIeonS gu entgietjen fuctjen,
unb f)i £ gu bot fid) ein oorgtiglicheS Stittel in
ber ÜJtobitifierung ber Sationalgarbe
II. klaffe, roeit biefe gefebtich nur gutn
Dienft innerhalb ber ©rengen oerpftichtet roar.
Diefe auS bem Sürgermilitär unb ben 2anb*
fafjnen ^eroorgegangene Sationalgarbe roar
nämlich feit 1809 in brei fitaffen geteilt, beten
erfte bie Seferoe ber getbarmee bitbete, bie
groeite Iebiglidj gur Serteibigung beS eigenen
SanbeS unb bie britte, eine Strt Sürgermitig,
nur für 2lufred)terf)altung ber Drbnung in
firiegSgeiten beftimmt roar. ©8 ift nic^t über*
ftüffig, tjeute barauf f)inguroeifen, baf) roir ba*
matS auch fd)on in Sägern bie erften Slnfänge
ber fpäteren Dreiteilung in Seferoe, 2anb*
toebr unb ßanbfturm finben. Die Sationat*
garbe II. filaffe, bie nun in jebem fireife atS
eine mobile 2egion gu 4 Sataittonen aufge*
fteHt rourbe, roar aber eine 2anbroel)r im
toabren ©inne beS SßorteS. Salb aber batten
fid), bem Seifpiel eines SataiüonS in 2inbau
folgenb, aud) eine grofee gabt anberer Sataittone
gum Dienft im gelb bereit erflärt, ebenfo roie
baS Sational*©beoaui;leger*Segiment. Seben
ben getbtruppen gog alfo batb barauf auch
bagerifcbe ßanbroebr atS „Sationalfelbbatail*
tone" ins gelb, unb eS ift jebenfallS fo intereffant
roie Sieten neu, baf) auch eine bagerifdje
ßanbroebr an ben SefreiungSfriegen teitnabm
unb ficb nidt)t minber tapfer fcbtug roie bie
mit Secbt gefeierte preuffifcbe. gerner bitbeten
fid) auch in Sägern fpäter freimütige fiorpS
Säger, §ufaren ufro. fiönig Stag ^atte nämlich
in einem erbebenben Stufruf bie gange SotfS*
fraft aufgeboten, unb ioenn er bamit nicht bie
gleich umfaffenbe SBirfung roie in Sßreufeen
ergiette, fo tag bieS gum Deit in ben roefentlicb
anberen Serbältniffen, gum Deit in bem Ser*
batten ber Segierung, namentlich ** er oon
Stinifter StontgetaS befürchteten SolfSerbebung.
Dagegen finben roir auch in Sägern bie gleichen
rübrenben güge oon DpferroiHigfeit unb frei*
toiHigen ©aben, ©orgen für bie Serrounbeten
u. bgl., toorin auch bi £r bie arme SBitroe mit
ben Seichen wetteiferte.
Um nun bie fo geraffene Strmee für ben
firieg gu ergieben, rourbe fie gunärfjft in einem
UebungSlager groifchen Sgmpbenburg
unbber ©eorgenfchroaigegufammengegogen
unb hier im eingetnen roie in größeren Ser*
bänben auSgebilbet. Salb aber fottte fid) burd)
ben Uebertritt OeftcrreichS gu ben Serbünbeten
eine ©elegenbeit finben, fie ins gelb gu fcbiden.
Denn bamit roar Sägern anfcfjeinenb an ber
Oftgrenge bebrobt unb bie 2age SapoteonS
oerlangte eS, einen ©infall DefterreicbS in
Sägern gu oerbinbern. @o tonnten fich benn
bie Sägern unter einem günftigen Sorroanb
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SBagernS Anteil am ©erbftfelbjug 1813.
101
einer Serroenbung im Storben enljie^en; in
SBirflichfeit ober befd)ränften fi<h bie geinb*
feligfeiten nur auf einige unbebeutenbe Schar*
müfeel unb bie Unterbrüdung oon SJolfSauf*
ftänben in Sirol. 3m übrigen liefe man Defter*
reich fcfeon oon Slnfang nicfjt im ßroeifel barüber,
bafe man fi<h möglid^ft halb mit ifem ju oer*
binben fuche, roaS bann auch roie ermähnt
am 8. jDftober eintrat. Sin biefem Sage hatte
SBrebe mit bem dürften ffteufe jenen benf*
roürbigen Vertrag abgefcfjlofjen, burdj ben bie
baperifche Slrmee auf bie Seite ber SBerbünbeten
trat unb fich baS ßanb jur Sluffteüung oon
36000 SKann oerpflichtete. $unächft ftanben
feieoon etroa 25000 9Jtann unter SBrebe marfd)»
bereit, bie mit bem ifjm gleichfalls unterteilten
öfterreirfjifc^cn KorpS eine Heine Slrmee oon
runb 50000 SJtann bilbeten. SaS S3erbienft/
Sägern politifch unb militärifd) fo roeit ge»
bracht ju haben, barf in erfter ßinie ©enerat
SBrebe beanfpruchen. ®r mar bie treibenbe
Kraft bei ben politifchen Untertjanblungen,
benn er hatte im ruffifchen gelbpg ben Un=
banf ber granjofen jur ®enüge erfahren. @r
ioar aber auch bie Seele ber HeereSorganifation
unb SruppenauSbilbung, in ber ficf) ber Kriegs»
minifter Srioa feiner ©inficht roiHig unter*
orbnete.
Ungebulbig roartete nun SBrebe auf bie
faiferliche Seftätigung beS SSertrageS, unb „auf
bie Slachricht oon 33lü<herS ©lbe*Uebergang
bei SBartenburg ftieg feine Ungebulb aufs
höchfte in ber Sefürajtung ju fpät au fommen
unb nichts mehr ju tun ju finben". (Sage*
buch eiueS bagerifchen ©eneralftabSoffijierS.)
Siefe SBorte genügen allein bie fpäter
SBrebe gemachten SJorroürfe roegen
Saumfeligfeit ju toiberlegen, hoch Iaffen
mir junächft bie Satfachen fprecfeen. Schon
oorfeer mürben bie roeitoerteilten Sruppen
jufammengejogen, unb oor bem ©intreffen
ber Seftätigung gegen bie 3far in SWarfch
gefegt. 3n ©ilmärfchen unter ben benfbar
feöchften SDlarfchleiftuitgen rücEten bann Sägern
unb Defterreidjer oon SanbBhut über 3ngol*
ftabt, Sonauroörth unb SinfelSbüljl h eran »
SBrebe befanb fich alfo fchon bamalS auf bem
nächften SBege nach SBüraburg unb Hanau
unb fam bamit einer fpäteren SBeifung beS
Oberbefehlshabers gürft Schmalenberg juoor,
ber anfangs ein näheres ^eranjiehen an bie
Hauptarmee über Samberg geroünfcht hatte,
bann aber felbft SBüraburg als nächfteS
SJlarfchjiel bejeichnete. SJlan hat fpäter auch
SBrebe oorgetoorfen, burch unnötig coeiteS
SluSbiegen nach SBürttemberg ben Slnmarfd)
oerjögert unb biefeS Sanb beläftigt au haben.
ÜRan mufe fich aber oergegenroärtigen, bafe
bie mititärifchen SRücffichten eS erforberten,
baS oorerft noch a um Sthein&unb gehörige
SBürttemberg au einer beftimmten Stellung*
nähme au amingen, benn SBrebe tonnte un*
möglich feinbliche Sruppen in feiner glanfe
ftehen taffen, ©rft in SlnSbach erfuhr bann
SBrebe ben SluSgang ber Schlacht bei ßeipaig
unb in einem roeiteren Schreiben Schroaraen*
bergS, bafe Slapoleon fich auf bem fchleunigen
fftücfaug gegen ©rfurt befinbe. Slufeerbem mürbe
bie Slufgabe beS ©eneralS mörtlich bafein
beftimmt:
„3nbem ich barauf rechne, bafe ©. @.
am 24. in SBüraburg eintreffen, erfucfee
ich ®iefelben fofort ftarte StreiftorpS
aur Unterbrechung ber Kommunifation
aroifdjen granffurt unb ©rfurt abau*
fenben." Seibe Slufgaben hatte SBrebe, fo»
roeit bieS nach ben SRarfcfeleiftungen feiner
Sruppen möglich u>ar, erfüllt, benn er fanbte
nun eine rechte Kolonne nach SBüraburg unb
liefe bie ltnfe nach SJlergentheim mit bem Sluf*
trag oorgefeen, gegen ben unteren SJtain auf*
auflären.
3mei Sßunfte finb babei a» beachten, näm*
lieh, bafe Slapoleon am 24. noch in ©rfurt
toar unb bie Spifee feiner Slrmee erft am 27.
gulba erreichte, (gulba liegt noch 3 Sage*
märfche oon Hanau entfernt.) ©S hatte alfo
noch feine ©ile unb aufeerbem mar bie SB eg*
nähme oon SBüraburg SBrebe auSbrtid*
lieh befohlen. SBüraburg aber mar eine
geftung, bie einen bamalS roichtigen SRain*
Übergang bedte. ©S beburfte baher gar feiner
politifchen ©rünbe, um ben Sefife oon SBüra*
bürg münfchenSroert au machen. Senn eS mar
nach bet Sinnahme ber Heeresleitung niefjt
auSgefchloffen, bafe ein Seil ber granaofen
ben SBeg über SBüraburg nähme. UebrigenS
hatte SBrebe nach feinem Sriefe an Scferoaracn*
berg gar nicht bie Slbfidjt, fich lange in SBüra*
bürg aufauhalten, er roollte oielmehr nur beffen
Sinnahme uerfudjen, um fich bann unter
3urü cf taffen eines Keinen SlodabeforpS auf
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102
3Rebicu8.
bic Strafte nach Wain 3 S u f e Ö en unb ficft aud)
menn möglich beg bortigen SJriicfenfopf^ 3 U
bemächtigen. Satfächlich 30 g bann auch SBrebe,
nadjbem er burcft eine Sefcftieftung bie Stabt
gemonnen hatte, nad) 2 Sagen roieber ab, unb
lieft bie gefte Warienberg in ben ©änben ber
gran^ofen, bcnn fie hatte nach neueren Nad)*
ricftten jebe Sebeutung oerloren. Nach biefen
bei Sörebe fcfton oorfter eingetroffenen Wel=
bungen mar Napoleon im eiligen tftüdt^ug
über gitlba begriffen, unb SBrebe befchloft fo*
fort feine Gruppen eiligft bei Slfcftaffenburg
3 U fammeln. Slbermalg unter ben t)örf)ften
Warfchleiftungen rücfte nun bie Slrmee über
Wütenberg unb ben Speffart, 311 m Seit mittelft
SBaffcrfaftrt auf bem Wain nach 9lfd)affenburg,
mo SBrebe bie erfte Sfunbe erhielt, baft feit 26.
oormittagg eine Scftar oon Flüchtlingen bie
Stabt ©anau bur^iefte. Noch in ber Nad)t
tourbe bag 1 . EheoauglegersStegiment mit bem
Auftrag alarmiert, bie Strafte bei £anau für
ben 3 titcf 3 ug beg Fetnbeg 3 U oerlegen, bie übrigen
Gruppen folgten fo rafcft alg möglich nach,
unb bag foHte nun 3 U bem ^ufammenftoft
führen, ben man als bie „Schlacht bei
Jpanau" be 3 eidjnet.
SBor allem ift bie (Einleitung unb aüge*
meine Slnlage biefer Schlacht für bag Crieg§=
gerichtliche Urteil toicfttig, bie toie faum eine
anbere überall bem tarnen nach befannt, aber
in ihrem Verlauf unbefannt ift. Fh rc folgen
richtig 3 U oerfteften, muft man bafter 3 unäcftft
bie Soraugfei^ungen beleuchten, bag mag man
militärifch bie allgemeine Sage nennt. Sehen
mir fie 3 unäd)ft 00 m Stanbpunft SBrebeg an.
Ser s <Hbmarfdj SBrebeg oon 3 Bür 3 burg mar
namentlich burcft bie Unbenüftbarfeit ber Warn*
brücfe aufgehalten, megftalb bie Sruppen 3 um
Seil auf Schiffen über ben Waiu feften, 31101
Seil ben meiten 3Beg über Dchfenfurt machen
muftten (nebenbei ein Seroeig für bic 3Bid)tig*
feit biefeg Sßunfteg). Slbcr bie oon Wergent*
heim fommenbe Sioifion Samotte hatte bie
Staoalleriebrigabe SSieregg in einem Sauerritt
nodj am 27. abenbg nad) 2lfd)affenburg ge«»
fanbt, rnäftrenb bag iftr folgenbe ©rog noch
in ber Nacht bie Stabt erreichte. Sag, raie
ermähnt, oon SBrebe oorauggefanbte Sheoau£s
legerregiment traf am 28. früh in Sjanau ein
unb hatte halb bie Stabt oon ben bort ein'
genifteten Findlingen gefäubert. Sg trafen
aber fortmäjjrenb neue ftolonnen, u. a. auch
ftärfere SaoaHerie mit ber Sagage Napoleong
ein, bie oon ben Sfteoauylegerg allein ebenfornenig
auf 3 ul)atten mar, roie eine fpäter anfommenbe
ftärfere Kolonne oon ettoa 4—5000 Wann
mit feftma^er Kaoaüerie unb einigen ©efdjüften.
Schon am Nachmittag mar bag 2 . Regiment
ber SaoaHeriebrigabe unb am Slbenb auch bk
Sioifion Samotte eingetroffen unb mürbe nun
überrafdjenb am anbern Worgen oon einer
neuen ftolonne angegriffen, bie fie jebod) halb
in ben SBalb 3 urüdtrieb unb oöHig 3 erfprengte
ober gefangennahm. So unbebeutenb biefe Sor*
gänge auch erfefteinen, fo maren fie hoch feineg*
megg für bag Urteil belanglog, bag üörebe
über bie ßage gemann. Stile biefe oerein 3 elt
ober in Waffen auftretenben 3 iemlich minber*
mertigen Sruppen tieften fieft nämlich alg Slb*
bröcfelungen beg groften ©eereg anfefjen, bie
fich auf eigene Fauft burchsufdhlagen oerfucfjten.
SBrebe fannte biefe Silber aug bem ruffifd)en
Fclb 3 ug 3 ur ©enüge unb er burfte nach ben
übertriebenen Siegegnacftrichten oon fieip 3 ig
bie fran 3 öfif<he Slrmee in einer ähnlichen ?luf*
löfung mie bamalg annehmen. ÜSo aber biefe
©auptarmee unb namentlich Napoleon mar,
melden SBeg er genommen, barüber fehlten
jegliche pofitioen Nachrichten; eg trafen im
©egenteil nur negatioe ein.
Sie burch ben Speffart oorgeftenben Defter*
reicher hatten nämlich auf 3Brebeg SBeifung
hin eine Srfunbunggabteilung nörblich gegen
©elnhaufen oorgetrieben, bie bei ©öchft auf
bie föauptftrafte unb bort auf fran^öfifche
ffaoaderie ftieft. Nach leid)ten ©efechten bei
©elnftaufen maren bie Defterreidjer, ohne jebe
meitere Nachricht 3 U bringen, gegen £>anau
3 uriicfgemichen, aber in ber Sat auf bie Spifce
ber fran 3 öfif<hen 9lrmee geftoften, bie auf ber
Strafte oon Ful&a gegen Qamn marfeftierte.
Sluch bie h en *mfchmärmenben Sofafen fomie
bie oerfeftiebenen Streifforpg brauten feinerlei
Welbung über ben Serbteib Napoleong. Nur
eine einige aber 3 iemlich unbeftimmte Shmb*
fcftafternachricht hatte fdjon oor einigen Sagen
bie Stnfunft beg Staiferg in F u ^ a gemelbet.
Selbft menn bieg richtig mar, fonnte Napoleon
immer noch nach SBeftlar auggebogen fein, unb
bag hatte SBrebe auch in ber Sat geglaubt.
Sr mar fchon bei feiner Slntunft in $anau
am 29. Oftober baoon feft über 3 eugt unb alle
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Seigern« SHnteit am ©ctbftfelbjug 1813.
103
bie gefdhilbetten Vorgänge Ratten ifjn barin
beftärft, nicht julefct aud) öic Mitteilungen
beg granffurter Minifterg Sllbtnt, ber ihm
alle oon ben Sinroohnern alfo in greunbeg*
lanb gefammelten SRad)rid)ten überbradjte.
Sag ifi ber eine beadjtengroerte Sßunft, näm*
lieh ber, bah SBrebe nur eine Sieben*
tolonne oor fich ju haben glaubte,
unb ber anbere bie oon feinem ©eneralftabg*
hauptmann ®egbed überbrad)te Mitteilung
©chroarjenbergg, „bah man bem geinb
beftänbig auf bem Staden bleiben
roerbe". Sluch nach einer Stofatenmelbung
Ratten fich hö<hfteng 20 000 Mann nach ©anau
geflüchtet unb ihnen fonnte SBrebe umfo eher
entgegentreten, alg er ja bie eigene föaupt*
annee in energifdjer Verfolgung begriffen
muhte. gn SBirflic^Ceit aber mar man bei ber
Oberleitung ebenfotoenig roie bei SBrebe über
bie Sage unterridhtet, benn man hatte bie
güljtung mit Siapoleon oöEig oerloren, unb
baS lag an ber mangelhaften Slufftärung ber
SaoaEerie, bie bamatg überall, auch in ben
feeren Sapoleong ju finben ift. SBir btirfen
auch h»« bie Singe nicht mit unferen heutigen
Segriffen beurteilen, benn batnalg ftanb eg
troh aller Slufflärung butch bie franjöfifche
Steoolution mit ber militärifchen Slufflärung
nodh fd)te<ht, unb baju tarnen nod) bie über*
triebenen ©iege§nad)rtd)ten oon ßeipjig. Sßenn
nämlidh noch bis in bie jüngfte geit g ai ,j
falfche Slnfdjauungen über bie Sragroeite biefeS
geroaltigen unb mit Stedjt patriotijd) gefeierten
Kampfes beftunben, fo mar bieg umfomehr
batnalg ber gaE. Stapoleon mar aber in
Seipjig lebiglich bem aüfeitS umfaffenben Sin*
griff auggeroidjen, unb mag er gerettet, bag
mar eine im ftern immer nod) feft gefügte
Slrmee oon minbefteng 80000 Mann. Mit
ihr jog nun ber gelbherr heran, ber fid) an
ber Serefina ben SBeg mitten burch jroei
feinblidje $eere gebahnt hatte, ©eneral SBrebe
roufete bieg am beften ju roürbigen unb mar
am roenigftcn geneigt, einen Sapoleon ju
unterfcf)äfcen. Somit merben aber alle bie
immer roieberfetjrenben Slugführungen „oon
bem großen prahlet* hinfällig, ber mit
Napoleon leicht fertig ju merben glaubte.
$ätte SBrebe fich Stapoleon gegenüber ge*
raufet, er hätte fich, «nenn überhaupt, jeben*
falls nicht fo oorgelegt, roie er eg getan
hat, unb bamit tommen mit nun jur eigent*
liehen Schlacht.
Sie Schlacht bei föanau, bie fich in ber
©auptfache am 30. Oftober abfpielte, mar ein
Vegegnungggefecht, in bem beibe Seile unoer*
mutet aufeinanber ftieften. SBrebe hatte ju
biefer Segegnung all bag an Kräften recht*
jeitig bereit gefteEt, mag er für nötig hielt.
®r hatte fogar eine Sioifion nach granffurt
gefchoben, allerbingg auf bie falfche Stachricht
hin, bah bort 6000 Mann eingetroffen feien,
er hatte auherbetn auch bie nun anmarfchieren*
ben SBürttemberger nur big 9lfcf)affenburg
nadhgejogen. Siefe Setachierungen im ooraug
nach aEen Stichtungen roaren eine ©eroohnljett
ber batnaligen 3eit, im übrigen mar SBrebe
nach feiner Sluffaffung berechtigt, biefe Sruppen
für entbehrlich JU halten. Sem gleichen ®e*
bantengang entfpradj auch feine SluffteEung,
nämlich bie SBaljl beg Sßlafceg unb bie Ser*
teitung ber Sruppen. SBrebeg Sruppen ftunben
hier in einer SereitfchaftgfteEung oerfammelt,
um ben aug bem SBalb fommenben geinb 3 U
überfaEen. Sa man noch nic^t muhte, tooher
er tarn, ftanben einzelne Seile auch füblich
ber Sfingig, roaren alfo burch ben glufc oon
ben übrigen getrennt. $af) bag feine Ser*
teibigunggfteEung mar, ift ohne roeitereg flar,
unb eg heifjt bie militärifdhe Segabung SBrebeg
fehr gering einfdljäfcen, roenn man ihm ju*
mutet, bieg nicht geroufjt ju haben. SBrebe
hatte oielmehr auggefprodhen 9lngriffgabfid)ten
unb fteEte baher auch feine Sruppen abficht*
lieh ÜOt bet Jtin-jig auf, inbent er aEe ihm
gemachten SorfteEungen, hinter ben glufj 3 U
gehen, mit ben SBorten jurüdroieg, eine fotdEje
SluffteEung fäf)e aug, „alg ob eg ung mit bem
Schlagen nicht ernft märe unb mir bag ßod)
offen taffen rooEten*. Sah er auch nicht mehr
Srüden IjerfteEen lieh, mar eine unbegreifliche
Sorglofigfeit, bie übtigeng auch Sapoleon bei
ßeipjig an ben Sag legte. Ser oorliegenbe
SBalb mar aEerbingg ein Schleier für ben
©egner, aber jum Schuh gegen Ueberrafd)ungen
mar eine Srigabe nach Stüdingen oorgefdjoben,
um ben ©egner jur (Sntroidlung ju äroingen.
gn biefer SereitfchaftgfteEung martete nun
SBrebe am 30. morgeng ben Slnntarfdj beg
©egnerg ab, über beffen Stärfe er immer
noch im unflaren mar, ja feine Säufdjung
hielt noch big aum Mittag an. Slber eineg
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104
9Rebicu8.
ftanb für ihn fcft unb baS briicCte er mit beit
SBorten aus: „Schlagen unb ben geinb
um jeben SßreiS aufju^olten fuchen
müffen mir, roirfinb ju neue greunbe,
um nicht unferen guten SBillen mit
blutigem ©rnft au betätigen." gürroabr
mit blutigen Opfern füllten tjier bie Sägern
bie neue greunbfdjaft befiegeln, neben benen
übrigens bie Oefterreidjer nicht minber fjelben«
baft fodjten. So uerlodenb eS auch toäre, bie
erfiebenben Silber biefer Schlacht au fd)ilbern,
fo müffen mir hoch E»ier barauf oeraidjten,
aber um fo fdjärfer bie für bie Seurteilung
mistigen Momente beroorbeben.
Sen bagerifdjen Sorpoften bei Nüdingen,
nur auf etroa 2 Kilometer gegenüber, ftanben bie
franaöfifdjen bei ßangenfelbolb, roo Napoleon
felbft unmittelbar hinter ben Sorpoften ein»
getroffen mar unb bort mit feinem Stabe
nächtigte. Sei ber Abenbtafel tat er bie be»
merfenSroerte Aeufjerung: „Sie Sägern ballen
mir nicht Stanb". Am frühen Ntorgen rüdte
nun bie franaöfifdje Sorbut an unb halb mar
bie Srigabe Serop in einen Sfampf oerroidelt,
in bem bie granaofen nur febr aögernb oor»
gingen. Soft als um 8 Ubr oormittagS
ftärfere franaöfifdje Sfrmaüerie erfdjien, ging
baber ©eneral Serog nach feiner Söeifung,
fidj in fein ernftlidjeS ©efedjt einaulaffen,
langfam burdb ben Sambogroalb aurüd, beffen
SBeftranb bie Sägern etroa um 11 Ubr er»
reichten. Serfcbiebene flaoaHerieangriffe mürben
unterroegS tapfer abgeroiefen. Sie nacfjbrängen»
ben granaofen ftie^en aber an bem roeftlicben
SBalbranb oöllig überrafdjt auf einen neuen
geinb, nämlich bie anbere Srigabe ber Sioifion
Samotte unb ein öfterreicbifdjeS Infanterie»
regiment unb oermocbten oorerft nicht aus
bem SBalb ooraubrechen. So ftanb baS ®e»
fecht etroa um SKittag in bem ©elänbe nörb*
lieh ber Sfinaig. Sie füblich ber Sfinatg erft
eingetroffene Sioifion SederS batte eben eine
Srigabe über bie ßambogbrüde gegen ben
Neubof oorgefchidt, als nun ein Sefebl SBrebeS
eintraf, ber beffen Auffaffung am treffenbften
fennaeichnet: „S)ie Srigabe oerroebrt ftanbbaft
bem ©egner jebeS roeitere Sorbringen, um
bieburch bem Sommanbierenben bie SJtöglich»
feit 31 t geben, baS gegenüber ftebenbe ßorpS,
baS nach oerfchiebenen Nachrichten nur ein
Seil ber grofjcn Armee fein foK, burcf)
SJtanöoerieren au umgeben unb mit Sad unb
$ßad gefangen au nehmen." Atfo felbft um
biefe 3eit hoffte SBrebe immer noch biefeS
f<hroa<he HorpS feftaubalten unb oon Norben
bet umaingeln au fönnen unb baS äufjerft
aögernbe Sorgeben bet granaofen batte ihn
in biefer Annahme beftärft. §eute roiffen roir
freilich, bah bie Armee Napoleons in einer
langen Ntarfd)folonne auf einer Sttafje heran»
fatn unb ftch habet erft aHmäblich entroufeln
fonnte. 3n ber $auptfache aber hielt SBrebe
baS ©efedjt um Ntittag fchon für beenbet
unb oertröftete feine ungebulbig roartenben
©beoauilegerS bamit, bah fie anbern SagS
nachfegen btirften. Salb aber trafen anbere
Nachrichten ein unb eben fprengte ein Abjutant
heran, ber fchon oor einiger Seit beutlict» auS
bem SBalb heraus baS „Vive l’empereur“
gehört batte, mit bem bie ©arbe ihren Sfaifer
begrübe. Seiber roar er butch ben Serluft
feines SßferbeS aufgebalten, aber er fam trofc»
bem immer noch nicht au fpät. Senn trofc
aller Säufchungen hätte SBrebe fi<h immer
noch in ooHer Nube aurtidaieben fönnen unb
aurüdaieben bürfen. Senn er muhte nun,
bah et Napoleon mit überlegenen Kräften
fi<h gegenüber batte unb in folgen, fogar in
roeniger fritifchen Sagen roar felbft ein SUicber
mehrmals bem Saifer auSgeroichen. SBrebe
aber fchidte fidj in bie nun einmal gegebenen
Serbältniffe mit bem echten Solbatenroort:
„iSefjt ift nichts mehr au anbern, roir müffen
als braue Solbaten unfer 3Jtögli<hfteS tun."
Srofc attebem roar aber roie gefagt, bie Sage
für SBrebe, ber auch noch über bebeutenbe
Neferuen oerfügte, feineSroegS oeraroeifelt, unb
fie rourbe auch auf ber franaöfifdjen Seite
bis babin feineSroegS auuerfidjtlich angefeljen.
Selbft Napoleon aögerte immer noch, feint
©arbe einaufefcen. Aber nun roar ber Sfaifer,
ber unterbeffen bei ber ^bntSbütte eintraf,
felbft aur ©rfunbung oorgeritten unb batte
mit feinem fdjarfen Auge fofort bie Schroädje
beS feinblichen glügelS int Norben erfannt,
ber nur aus Äaoaüerie unb Artillerie beftanb.
Sabin lieh et nun feine SfaoaUeriemaffen mit
ber Artillerie aus bem SBalbe uorbrechen, bie
Infanterie aber follte biefen Angriff in ber
gront unterfttihen. @8 roar einer jener ge»
nialen Schachaüge, mit benen ber ftaifer
fo oft ben Sieg in lebtet Stunbe an feine
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©ayernS 0nteil am fjerbftfelbjug 1813.
105
$aE)nen fcffclte, unb eg foHte ihm aud) bieg*
mal gelingen.
3 tnar mehrte bie bayerifche Infanterie
noch längere geit in ber gront alle Singriffe
a 6 . Slber roährenbbeffen mar fdjon im Bor*
ben bie Sntfdjeibung gefallen. 2 )ort mar e§
ber franjöfifdien StrtiUerie fchliejjtid) gelungen,
fünf S3atterien in Stellung 311 bringen, unb
in bem nun beginnenben ©efchüfclampf tnufj*
ten bie bayerifchen Batterien halb roegen
Ulunitiongmangel fchroeigen, ba bie Stunitiong*
referoe nid)t jur Stelle mar. Qroar hatte
SBrebe oerfudjt, bie franjöftfdjen ©efchüfce
burd) Saoaüerie nehmen ju laffen, aber nun
griffen bie franjöfifchen Saoatleriemaffcn ein
unb begann ein gemaltiger Beiterfarnpf, in
bem bie gleich ^clbenmütigen Bayern unb
Defterreicfjer fcfjlte^licf) unterlagen. SBäfjrenb
fie nun bie eigene Slrtiüerie bedenb jutiid*
gingen, faufte eine franjöfifdje Süraffierbrigabe
gegen bie nafjefteljenbe ^nfanteriebioifion ßa*
motte f)eran unb, gleichseitig in ber 3 ront
oon ber Infanterie angegriffen, mufjte aud)
biefe S)ioifion trofj tjelbenmütiger ©egenroefjr
fchliefjlid) meinen. Somit mar bie ©ntfdjei*
bung gefallen, roenn eg aud) auf bem rechten
glügel bis baljin nod) beffer ftunb. Sort
mar nämlich bie anbere Sioifion ooDenbg
über bie Sinjig gegangen unb burd) ben SBalb
bi§ in bie 9täjje Bapoleong oorgebrungen,
alg fie ein oernidjtenber glanlenftojj traf.
Seim gurüdgeljen oon SaoaHerie unb gleich*
Zeitig aud) oon einet längg ber Sinzig oor*
geljenben Sioifion angegriffen, mufjte fie hinter
ben glujj jurüdroeidjen. Somit roar bie
Sdjladjt in ber ©auptfadje ju ®nbe, roenn
aud) nod) lange um ben Befifc ber ßatnboy*
brüde gelämpft rourbe, roeldje bie Bayern
ebenfo roie bie Sinzigbrüde feftljielten.
lieber bie Säten ber Bayern in biefer
Schlacht fdjreibt ein Slugenjeuge (Sarftellungen
be§ S. Srieggard)iög):
„Segeiftert für bie Sache beg Baterlanbeg
roaren ade, allein eg finb nicht lauter Sern*
truppen geroefen." Sßag man erroarten burfte
unb nod) mehr, rourbe 00 Q geleiftet. Seine
gähne, lein ©efdjüfc ging oerloren, Säten
t)o^er Slufopferung unb ßiebe für bie güljrer
roerfen ihre ^eräerroärmenben Strahlen auf
bag tefete blutige Bingen an ber f)od)gel)enben
Sinzig. Sie Serluftjafjlen ber Infanterie be*
roeifen, roie tobegmutig fict) unfere Offiziere
einfetjten, um rafd) jene Beflemmung ju oer*
fdjeudjen, bie fich faft jebeS jungen Solbaten
beim ©intritt in bie erfte Sd)tad)t bemächtigt.
(Sine beinahe hoppelt h°l) e 8 *ff et oon ® ets
lüften unb ber oerfdjroinbenbe Bruchteil an
©efangenen bei ben oberen Sienftgraben
ftellen bem Dffijierforpg ber Infanterie ein
rutpnooHeg 3 eu 0 n i § aug. irithen Ber*
bienfte ber jungen SaoaHerie rourben fchon
gelegentlich ifjrer opfetfreubigen Slttaden l)er*
oorgcljoben. So ftanb biefe fdjmude Gruppe
roürbig neben ber Infanterie. Bur bie Sir*
tiHerie hatte etroag oerfagt, hauptfädjlid) beg*
halb, toeil bie ÜRunitiongftaffetn nur ßanbeg*
oorfpamt h a ttcn unb bie Bauern fofort nach
Slbfdjneiben ber Stränge mit ben fßferben
burcfjgingen. 3n bem Beftreben lein ©efdEjüfe
ju oerlieren rourbe bähet etroag ju früh ab*
gefahren, roierooljl man noch Sartätfchen hotte 1 ).
3Bof)l hotte man fchroere Berlufte erlitten.
Bon ben roirllich ing ©efecht getommenen
9600 Slann, barunter etroa 300 Offiziere,
roaren gefallen 14, oerrounbet 64, oermifet
unb gefangen 8 Offiziere. ferner gefallen
223, oerrounbet 978, oermijjt unb gefangen
1293 SJtann. Sonach Offiziere über V& tot
unb oerrounbet, Stannfd)aften 1 /e tot unb
oerrounbet. Slber ber ©eift ber Gruppen
roar ungebrochen; jebermann roar ftolj, fi<h
mit ben Serntruppen Bapoleong gemeffen
Zu hoben. SBenn aber opferwillige Eingabe
in mißlichen ßagen nicht minber ehrenooU
roie im Siege ift, bann bitrfen roir auch bie
Schladjt bei föanau trofc ihreg ungünftigen
Sluggangeg alg einen ©h^entag ber baye*
rifchen Slrmec bezeichnen.
Betrachten roir nun bag Srgebnig ber
Schlacht, fo hotte SBrebe bag £>eer Bapoleong
l ) DarfteHungen aus ber bat)erifcf)cn ftriegS* unb §eetc8gefcf)t<f)te, IjcrauSgegebcn ootn ftgl. bager.
ßrieg8arcf)io. Sjeft 22. SagernS Anteil am ©erbftfelbjug 1813. 33on Oeorg CSilarbone, Oberleutnant im
tgl. b. 1. 3nfanterie*9tegiment. Die bagerifdje Jtationalgarbe II. JH. in ben SefteiungSfriegen oon greiberrn
0 . (Suttenberg, Seutnant im fgt. b. 2. j)elb*9lrtitleries9lcgiment. Sluberbent bienten als Duellen »Die 85e*
freiungSftiege 1813—1815' oon Dberft grieberief), fotoie: »Die ©<f)la<f)t bei §anau" oon Dberftlcutnant
Slüller, ferner »©aijern unb bie beutf^e gtbebung' oon HR. Döberl.
8.Ü1.6». 6. 15
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106
2ft e b t c u £.
nicht nur einen ooHen Sag aufgehalten, fon?
bern ihm auch bebeutenbe Berlufte beigebracf)t,
habet aber namentlich bie Sruppen in ihrem
inneren (Sefiige bebeutenb erfdjüttert. Sie
Stimmung im fran^öfifd^cn Heere mar baher
auch, b\e ©arbe allein ausgenommen, feines?
röegS fiegeSmutig unb bie Slbbrötfetung fcfjritt
meiter oor fich- SJtit nur etma 60000 SRann
fampffähtger Sruppen erreichte Napoleon
fchliefetidj ben Sthein, aber ber 2 öeg bahin
mar nun für ihn frei, bentt burd) baS $cft=
halten ber Stabt Hanau oermochte man ben
Siüdaug 3 tuar 31 t ftören, aber nicht mehr 31 t
hinbern.
Unmittelbar nach ber Scf)lad)t fchrieb SBrebe
an Schmalenberg: „SlbenbS 8 Uhr habe ich
in Betracht, bafe bie gan^e feitibliche Slrmee
im 9lnmarfch ift unb fonft oon unferer Slrmee
noch nid)t oerfolgt mirb, für nötig be?
funben, Hanau bcfefet haltenb, bie Slrmee auf'
bem linfen Sin 3 igufer auf 3 uftellen. 3 a biefer
Stellung roerbe id) nad) Umftänben operieren,
fann mich aber megen äftangelS an äJhmition
in nichts ernftlicheS einlaffen." SBrebe tat alfo
baS, roaS er oernünftigerroeife tun mufete. @t
hatte 3 toar noch gefd)loffene unb oöllig intafte
Steferoen in ben Defterreidjern unb ben SBürt?
tembergern, foroic ber in granffurt ftehenben
Sioifion, aber eS hatte feinen 3med mehr,
auch biefe Sruppen noch 3 U opfern. Sic
Stabt Hanau mürbe roährenb ber Stacht troh
aller Singriffe feftgehalten unb unmutig fehrte
Napoleon mieber um, ber mit feinem ©efolge
bort Ouartier nehmen modte. Balb barauf
aber lieh er bie Stabt in Branb fchiefeen,
morauf SBrebe, „ber SJtorbbrenner oon Sirol",
feine Sruppen 3 ur Sd)onung ber Stabt 3 urüd?
30 g. SBährenbbeffen hatte baS fran 3 öfif<he ©roS
fchon in ber Stadjt ben Sttidfjug begonnen unb
am SJtorgen fortgefeht. ©rft um 3 Uhr nach¬
mittags griff SBrebe bie nun in bie Stabt
gcbrungene fran^öftfc^e Stachhnt an unb ftitrmte
felbft au ber Spitje 3 meier Bataillone in bie
Stabt, mo 3 tuei Stegimenter gefangen mürben.
SBieber 3 U Bferbe geftiegen, mürbe SBrebe
bann beim Borreiten an ber Sin 3 igbrüde an?
gefdjoffen unb ferner uermunbet. Sie gran?
3 ofen erreichten nun, 3 U 111 Seil auf Umroegen,
^ranffurt unb hatten mit ben bort ftehenben
Satjern nod) am 31. Dftobcr ein fleineS ©e?
fed)t, bie fich jebod) auf SBrebeS Befehl hinter
bie SJtainbrüde 3 urüd 3 ogen. Riefet fam enbticf)
auch bie ©pifee ber ©auptarmee heran, näm?
lid) bie Defterreicher, unb in bem ®efed£)t bei
©ochheim am 9. Stooember mürben bann bie
gran 3 ofen ooüenbS in ben Brüdenfopf oon
9 Kain 3 gemorfen.
äftit SluSnaljme ber oon ben gra^ofen
befehlen geftungen mar nun gan 3 Seutfchlanb
bis 3 um 9 tfjeine 00 m geinbe frei. Slber in
ben Siegesjubel mieten fich bittere ©efühle,
barübcr, bah baS ©rgebniS beS Krieges nicht
ben bebeutenben Opfern entfprad). Napoleon
fonnte mit immerhin minbeftenS 50000 fampf?
fähigen Sruppen über ben Sihein 3 iehen, bie
bann ben Sern feines neuen SBiberftanbeS im
3al)re 1814 bilbeten. Ser allgemeine unb
ooüberedjtigte Unmut barüber, bah ber SBelt?
eroberer ebenfo menig mie nach 1812 oöllig
niebergemorfeti mar, entlub fich aber nachträglich
neben Bormürfen gegen Schmar 3 enberg, na?
mentlid) auf SBrebe; benn ihm fcfjrieb man
ben unbefriebigenben SluSgang ber Schlacht
bei Hanau unb bamit beS gan 3 en 3 elb 3 ugeS
3 U. galfche, ungerechte, ja gehähige Urteile
flingen noch h eu te in bebeutenben ©efchichtSs
merfen nad). 3a fogar potitifdje Beroeggrünbe
fchob man bem Berl)alten beiber SJtänner in
einer ©pifobe unter, bie fich rnititärifd), ohne
etmaS 3 U befchönigen, fo einfach erflären läht.
SBrebe, um baS 3 unäd)ft 3 U betonen, mar oor
allem fein gelbl)err im ftreng militärifchen
Sinn beS SBorteS, aber er teilte biefen SJtangel
mit allen anberen Heerführern ber 3 eit, non
benen Dberft grieberid) ben dürften Sd)mar 3 ett?
berg als immer noch geeigneten Oberbefehls?
habet be 3 eichnet. Ser einzige bamalS auftre?
tenbe gelbherr mar Stapoleon, bem SBrebe
ebenfomcnig mie alle anberen auch nur an*
nähernb gleidj famen. SaS ift ber eine ©runb
beS SJtifjlingenS, mährenb ein noch fchmerer
miegenber in ben Berhältniffen 3 U fuchen ift.
Bor allen Singen mar, mie Blücher in feiner
fd)licf)tcn Solbatenart fcfjrieb, „ein Berfeljen
oorgefommen", nämlid) bie oon Schmalenberg
oerfprochene unb ermartete Unterftühung
üörebeS burd) bie Hauptarmee beShalb auSge?
blieben, meil man BlücherS Sruppen nach
SBefelar gefanbt hatte. Stoch mährenb ber
Schlacht lieh SBrebe ben Hauptmann H^pbed
nad) biefer Hilfe fortmährenb am rechten glügel
auSfpäl)en. Statt beffen traf erft nach ber
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8agetn8 Wnteil am ©erbflfelbjug 1813.
107
@d)lad)t ein Vrief ©djroa^enbergS ein, bet
nun bie Sage ootlenbS ffärt. Denn hiernach
rechnete ber gürft, roie er fdjrieb, „auf bie
gfinftigften Srfolge SBrebeS um fo mehr, als
Sie hiebei oon bet 9lrmee beS ©eneralS ©liieret
unb einer bebeutenben Sloantgarbe unter Selb*
marfd)alleutnant Vubna bie Eräftigfte Unter*
ftüfcung unb Degagierung finben roerben."
©«^luarjenberg glaubte alfo überhaupt nicht
an einen oereinjelten gufammenftofc SBrebeS
mit Napoleon, er hoffte oielmehr, bafe bie Der*
fdjiebenen £>eercSteile fich jum genieinfamen
Vorgehen noch oereinigen fönnten. ÜBiber alles
Srroarten unb and) gegen feine eigene Slbfidjt
hatte fid) SBrebe aber allein bem franjöfifd)en
§eere oorgelegt unb fonnte mit feinen 50000,
auch toenn fie alle oereinigt roaren, einen 9ta*
poleon mit einem §eere oon 80000 ©olbaten
unmöglich aufhalten. DaS führt uns nun auch
noch auf einen anberen immer roieberfehrenben
Vorrourf, nämlich ben, SBrebe hätte fid) 9ta*
poleon in ben Sngpäffen beS oberen Sinjig*
taleS, namentlich bem ^iftorifch berühmt ge*
roorbenen „üßafc oon SBirtheim" oorlegen
follen; baS aber hätte er burd) fein fpäteS Sin*
treffen oerfäumt. Jtun genügt aber fdjon ein
©lief auf Die Satte, um fagen ju fönnen, bah
oon (Sngpäffen im oberen Sinjigtal überhaupt
feine SRebe ift. 9lucf) fällt eS bem militärifchen
Urteil felbft heute noch fcfjroer $u fagen, ob
unb toie man fid) eigentlich hätte oorlegen follen.
Die toaljren ©rütibe finb in ben bamaligen
Verhältniffen ber Sriegfüljrung unb in bem
©eift ber geit ju fuchen. Um einen ÜRapoleon
roirflidh ab^ufchneiben unb 311 umsingeln, märe
eine roeit auSgreifenbe Ülufflärung burch bie
Saoallerie unb eine sielberoufcte einheitliche
ßeitung ber getrennten Armeen nötig getoefen.
Daran hotte eS aber Damals gefehlt unb eS
muhte Daran fehlen, toeil man eine einheitliche
Veroegung oon flJlaffenheeren im heutigen
©inne noch nicl)t fannte unb fie fchon megen
ber Verpflegung unmöglich toar.
Damit fallen alle bie SBrebe gemachten Vor*
mürfe in fich sufammen, er hotte oielmehr in
einer äuherft fchioierigen Sage fich unb
feine Druppen opfermiHig eingefefct, unb baS
mar allein fchon eine Dat, bie bei ber 9lad)«
toelt Slnerfennung unb nicht Sränfung oerbient.
Damit fomrnen mir roieber auf bie früheren
Vetradjtungen 3 urücf, auch hier tag bie ©chulb
nicht bei SBrebe unb ben Vagem allein, fie
lag oielmehr in ber oielföpfigen ßeitung ber
oerbünbeten §eere. Schon bei ßeip 3 ig hotte
man bie günftige ©elegenljeit, fllapoleon ben
2Beg 3 U fperren, oerfäumt, unb mir roerben
fol<he Verfäumniffe unb gehler auch im ?5el!>»
3 uge 1814 finben.
Die Vai)ern aber, bie ihre greunbfcljafts*
probe fo ruhmreich beftanben, 3 ogen nun an
2Beihnad)ten mit ben Defterreichern als erfte
Druppen über ben Vhein unb nach granfreich
hinein, roo fie neue ßorbeeren um ihre Jahnen
roinben Durften.
16 *
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Studien juni fucniecfiudie tkrjog SöilTudms IV. non iaijein.
Son Dr. ®eorg ßeibinger.
911^ Vergog Sllbredjt IV. oon Sägern,
bem bie ®efd)irf)te ben Setnamen „ber äöeife"
gegeben fiat, am 18. Märg 1508 ftarb, hinter*
liefe er neben brei Södhtern, Sibtjlla, Sabina
unb Sufanna, bret Söhne: äßilhetm, ßubmig
unb Ernft. Ser ättefte biefer Söhne, SBtlfeeltn,
mar beim Sobe beS SaterS noch nic^t gang
14 l /s $afere alt, ßubmig ftanb im 13.,
Ernft im 8. ßebenSjafere. 9luf ®runb beS
oon ihrem Sater ©ergog Sflbrecfet erlaufenen
SßrimogeniturgefefeeS (1506), burd) roeldjeS
gegenüber ben früheren Teilungen bie Staats*
einfeeit Samerns begrünbet mürbe, folgte bem
Sater ber junge ©ergog 2öiü)elm als ber
Erftgeborene in ber ^Regierung beS ßanbeS,
fo lange er minberjährig mar, unter ber
SRegentfcfeaft feines DfeeimS SBolfgang unb
tmn fed)S Vertretern ber ßanbfcfjaft. Mit
gurütfgelegtem 18. ßebenSjafere mürbe SBil*
feelm IV. 1511 oolljährig unb regierte fefer
felbftänbig. Slls auch fein Sruber ßubmig
grofejäferig gemorben mar, beftritt biefer, bafe
baS Srimogepiturgefefc auf feine Sßerfon an*
gemenbet raerbett bürfe, ba er oor beffen Er*
laffe geboren raorben fei, unb bafecr forberte
er oon feinem Sruber 3öiU)elm gulaffung
gur Mitregierung ober bie Verausgabe beS
britten Teiles oon Sägern als felbftänbigeS
Vergogtum. 9tad) oielerlei Streitigfeiten einigten
fich bie beiben Srüber 1516 gu gemcinfanter
^Regierung, bie fie bis gutn Stöbe ßubmigS (1545)
„in ber ©auptfacfee in ungetrübter Eintrad)t"
(Siegler, ®efcfeicfete SaiernS IV, 27) führten.
Sarauf regierte Vergog SÖilfjelm toieber allein,
mie er übrigens auch in ber $eit ber gemein*
famen ^Regierung ber eigentliche ^>crrfcf)er mar.
9lm 7. Märg 1550 ftarb er im 57. Bebens*
jahre. Ser fanftmütige britte Sruber Ernft
lebte in geiftlicfjen 9ßürben bal)in.
Sie ©ergoge SEBilfeelm unb ßubmig maren
fräftigere üRaturen als ber ftiHe, gelehrten
Neigungen ergebene Ernft. $mar hatte auch
ßubmig bem geiftlichen Stanbe fid) roibtnen
Jollen, bodj fanb er fein ©efallen baratt.
2öilhelm unb ßubmig maren lebensfrohe
Männer, unb in ihrer Sugettb beteiligten fid)
beibe mit Eifer unb ßeibenfchaft an aller ber
Shtrgmeü, mit ber man fich bamatS in fürft*
liehen unb ritterlichen Greifen bie Qz'xt oer*
trieb. Ein fd)öneS fulturgef eheliches Senf mal
aus jenen Sagen beS fcheibenben StittertumS
ift baS Surnierbud) V er S°9 2BiI^elm§, beffen
9lbbilbungen ich fürglich als Veft IV ber oon
mir herausgegebenen „Miniaturen auS Vanb»
fd)riften ber Stgl. ©of* unb StaatSbibliothef
München" erfcheinen liefe. Sei ber oon mir
für biefen 3toed oorgenommenen Unterfudjung
ber Vanbfchrift ergaben fich mir mancherlei
Semerfungen unb fragen, bie oieüeicht auch
meitere Greife intereffieren merben unb bafeer
im SRahmen unferer SereinSgeitfd)rift gemürbigt
gu merben oerbienen möchten.
SaS Surnierbuch bilbet ben Cod. germ. 2800
(früher Cod. bav. 2800) ber f. V°f 5 unb
StaatSbibliothef München. Saneben trägt eS
bie 3imelien*5Rummer 107 (früher A. 1. h,
bann V. a. 1). SaS gormat beS SanbeS ift
©rofe*£hierquart. Er enthält 35 Pergament*
blätter, oon benen baS lefete gang leer ift.
Sor biefem lefeten Slatte finb 10 Pergament*
blätter auSgefchnitten toorben; mahrfcheinlich
maren fie leer gemefen. Ein gur leigten ßage
gehöriges Statt ift an bie Snnenfeite beS 9tiidf*
bedelS angeflebt. SaS Stattformat beträgt
27 V« cm Sreite unb fnapp 24 cm auS*
genommen bie oier Slätter 31—34, bie grnar
unten bie gleiche Sreite haben, jeboch faft bie
hoppelte V^h e / nämlich 46 1 /» cm. Ser obere
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Stubicn jum Sutnictbutfjc Öerjog SBilfjetmS IV. oon Sägern.
109
Seil ift baljer bei biefen oier SÖIättern einge¬
bogen unb umgefchlagen, roag befonberg an
ben Sruchfteßen ben Silbern feljr gefchabet hat.
Set ©rljaltunggguftanb ber Stalereien läfjt
überhaupt gu roünfchen übrig, ba bag Such
fchon oon oielenföänben burcfjgeblättert toorben
gu fein fc^eint. SU§ ©inbanb ift ein ißappbanb
oenoenbet, ber mit fchroatgbraunem, gepreßten
Seber überzogen ift. Ser Süden ift gefcf)tnad=
log auggebeffert. Sen mittleren Seil ber üßrefs*
ungen nimmt eine grauengeftalt in altbeutfcEjer
Sracht ein, bie einen Solch gegen bie Stuft
giidt; fie foß moljl eine ßufretia (ober Sibo ?)
oorfteßen. lieber bem Sogen, unter roeldjem
fie fteljt, ift ein ©chilbchen mit ber gafjtjaljl
1540 angebracht, linfg baoon ber baperifd)*
pfätgifche Söappenfctjilb, redt)t§ ber babifctje,
alfo bie UBappen $ergog Sßilhetmg IV. oon
Sägern unb feiner ©emalßin gafobäa.
lieber ben gnfjalt beg Sucres flärt un§
auf ©eite 2 folgenbe gnfdjtift auf:
„föierinenn fegen befdiriben onnb aigennt»
lief) oertgaichnet afle geftäch, Sennen onnb
ritterfpil, @0 ber burd)leücf)tig furft, mein
genebiger fjerr hörfcog SBithelm in feinem leben
00 m anfanng bis gurn enbte befifclid), Sitter*
lieh onnb Säßig oerprad)t onnb getljan hat,
auch mit roem onnb roie onnb an toelidjem
tag, auch in roag form, geftalt onnb liberegen
mit Soffen, bedien onnb gefdjmudten aßennt*
halben, roie bann bie gefeiten roorben fein,
bifi ift afleg h* e nach mit Sarben lauter aug*
geftrid)en onnb gemalbt
SBer ber Stann roar, ber l)ier oon Öerjog
SBilEjelm al§ feinem „gnäbigen $errn* fpridjt,
erfehen roir aug einem roeiteren ©intrag, ber
auf bem lebten, bem Südbedel innen ange*
liebten Sßergamentblatt folgenbertnafjen lautet:
«1544
Se§ burdjleit^ttgen ^oc^gebornen fürften
onb fjeren Ijcrenn roilhetm pfalcggraff peg rein
fjercjog in oberenn onb ngberenn pairn meinet
genebigen fürften onb fjernn roapennmaifter
00 m anfang bis riberfpilS pig gum enbt pin
td) hanng fdjend^ feiner fürftlidjen genaben
roapennmaifter geroeft.
Sag roalt got
. $ . 6
$ang ©chendt) (niefjt @d)renf, roie bei Siegler,
®efchi<hte Saierng, Sanb IV, ©. 416 gu lefen
ift) ift tooljl ber Sorgänger beg $arnifd)=
meifterg gofef SHeeberger geroefen, ber in
SBilfjelmg IV. unb 9llbred)tg V. Sienften
oorfommt (3eitf<hrift für f)iftorifc$e SBaffen*
funbe, Sanb V, ©. 25), unb hat roaljrfc^ein*
lieh roie biefer ledere ,bife Sienftfteß oiß
lange gahr tuljemblid) gehorfambift bebient,
aud) bie fcfjenften Sitterfpüß auggerifjt' (a. a.
0., @. 27). Sad) feiner eigenen Sngabe ift
®ang ©djendt) £>ergog SBilhelmg IV. SJappen*
meifter geroefen, fo lange ber ©ergog bem
eblen Sitterfpiel fjulbigte. 2Bir roiffen nid)tg
roeiter oon ihm. Seiber ift über bie ältere
©efd)id)te ber äBaffenfammer beg roittelg*
badjifchen ©errfdjerfjaufeg nicht fef)r oiet be*
fannt (a. a. 0., @.214 unb 303). gn bem
gnoentar beg Stündjener geughaufeg 00 m
galjre 1627 (ogl. a. a. 0., @. 174 ff.) fcheinen
nod) einige ©tüde oon §etgog SBitljetmg IV.
Süftungen aufgeführt gu fein.
Sn ben oortjin mitgeteilten Snfdjriften
unfereg Surnierbudjeg ift leibet nicht genau
unb augbrüdlid) angegeben, roie roeit eigentlich
föang ©djendh an ber §erfteßung beg Suchet
beteiligt ift, roo feine Sätigfeit aufhörte unb
bie beg Stalerg beginnt. 2Bir roerben unten
über bie grage nod) gu fpred)en haben unb
befdjäftigen ung gunädjft mit bem Staler.
Siefer hat auf bem erften Silb unfereg
Surnierbucheg feinen Samen nebft ber Saht*
gahl, gu ber bag Such *°ohl gemalt roorben
ift, folgenbermafjen eingegeichnet:
1541
0gbentarffer
„gaft fcheint eg, bafj ber Same beg Stalerg
oon gremben auf bag erfte Statt getrieben
fei“, lieft man in Sagler’g Stünftlerlejifon XIV,
413. Soch ift biefe Sermutung oößig haltlog.
2Ber roar biefer §. Ogbentarffer ? groeifel»
log einer aug ber gamilie Oftenborfer, roie
ber Same fonft gefd)rieben roirb.
Stan hat mehrere Staler beg 16. 3ahr=
hunbertg gu unterfcheiben, bie ben Samen
0ftenborfer geführt haben.
Ser berühmtefte unb bebeutenbfte oon ihnen
ift Stichael Oftenborfer 1 ), ber oon 1519 big
■) Sgl. über tfm befoitberä ftunft* uitb 8itcratur»Statt au« Saierit, Seitage a«r ®o«, 1820, Sr. 19.
Sartfd), Le peintre graveur, Vol. IX, 3.154; ütagter, 3Ieue8 aügeineineS Jlün|tler»8ejifon, Sanb X, ©. 413 -4l5 ;
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110
Dr. ®eotg ßeibinger.
1559 ju SlegenSburg als ©ifiorien* unb
Porträtmaler gelebt feat unb oon bem eine
Slnjafel ^oljfefenitte geraffen roorben finb.'
Sieben ifem erfc^eint ju SlegenSburg 1552 ein
SJlaler Ulricfe Dftenborfer. SJticfeael featte brei
©öfene, bie bei ifem baS SJtalen gelernt Ratten;
oieüeicfet mar Ulricfe einer baoon (©efeuegraf
a. a. £>., ©. 30). ©in ©ofen SJticfeaelS, unb
jroar ber ältefte, roirb auefe oermutet in bem
SJlünefeener Hofmaler §anS Dftenborfer (©efeue*
graf a. a. D., ©. 16 unb 46 ff.), tooriiber
roeiter unten ju rebett fein roirb. 8u StegenS*
bürg lebte ferner oon ben breifeiger bi8 in bie
SJtitte ber fünfjiget Safere beS XVI. Safere
feunbertS ein SJlaler unb Pitrger ßeonfearb
(ßienfearb) Dftenborfer (©efeuegraf a. a. D.,
©. 48), über toelcfeen ©. 2B. Steumann im
SJtorgenblatt jur Pagerifefeen geitung 1862,
Sir. 216—218 einige SJtitteilungen gemaefet feat.
9Bie SJticfeael Dftenborfer ift biefer ßeonfearb
arm unb oerfcfeulbet geftorben.
SJtit bem StegenSburger SJlaler SJticfeael
Dftenborfer rourbe feäufig oerroecfefelt SJlartin
Dftenborfer, ber in ber erften^älfte beS 16. Safer*
feunbertS Hofmaler ju SJlüncfeen geroefen fein
foU (Slagler, Äünftterlesifon X, 411 f.; Slagler,
Sie SJtonogrammiften IV, 637). SßaS man
bisfeer über SJlartin Dftenborfer gefdjrieben
feat, erfefeeint mir feöcfjft jroeifelfeaft. 1546
finbet fiefe ein SJlaler ßonftantin Dftenborfer
ju SJlüncfeen erroäfent (Slagler, StünftlerleEifon,
X, 415) unb 1537—1561 ein ©laSmaler
©ebaftian Dftenborfer, ebenfalls ju SJlüncfeen
(Slagler a. a. D., ©. 416). Sie oorfein ge=
nannten Ulricfe unb ßeonfearb Dftenborfer
roaren Slagler unbelannt. Db ber SJlaler IpannS
Dfterborfer ju Sngolftabt, ben iefe für 1595
unb 1598 im ©ammelblatt beS feiftorifefeen
PereinS in unb für Sngolftabt, §eft I (1876),
©. 44. erroäfent finbe, oieUeicfet, roie idfe oer*
muten tnöcfete, riefetiger Dftenborfer feiefe unb
auefe ju biefer ©ippe gefeörte, oermag iefe niefet
ju entfdfeeiben.
Pei ber gorfefeung über bie Perfon beS
„!q. DSbentarffer", beffen Slamen uttfeteS
SurnierbucfeeS erfteS Pilb trägt, ftofeen mir
in ben gebrudten Duellen auf folgenbe Sin*
fealtSpunfte:
2luS bem Safere 1505 befifeen mir ein für
bie SJlünefeener Puefebrudgefcfeicfete fefer interef®
fanteS ßrjeugniS.
Set Srud: „§ienad) oolget gar agn
rounberparliefe roar gefefeiefete, bie ber aßmäefetig
got mit aineni niecfetigen lanbtfeerren in frand*
reicfe geroirefeet feat ..." (4 Plätter in Stiehl*
folio) trägt auf ber fiebenten unb lefeten ©eite
bie ©cfelufefeferift:
„©ebrudt burefe §annS Dftnborffer feof*
maler onnb SJtatfeeuS ^agffinger golbtfefemib
in ber fürftliefeen feauptftat (beS lanbS P.)
SJlüncfeen Slnno quinto."
Sie beiben Stünftler betrieben alfo bamalS
gemeinfefeaftlicfe eine Puefebrudpreffe, bie oierte
ber SJlünefeener Pucfebrudgefdfeiefete. SBeitere
bejeiefenete Srude biefer SSerfftätte finb niefet
befannt getoorben.
1508 erfefeeint „tnaifter ©anS feofmaler',
jufammen mit „maifier SJtatfeeuS gaiffinger
golbfefemib oon SJtunicfeen* fiefe oorübergefeenb
in ßlltötting auffealtenb. granfenburger, ber
in feinem fefeönen Söerfe „Sie 2llt=SJtünefener
©olbfefemiebe unb ifere Stunft" (1912), ©. 283
biefe Slotij beibraefete, meinte baju, bafj ofene
Qroeifel biefer SJleifter föanS, Hofmaler, mit
$attS Dftenborfer, bem Hofmaler SllbreefetS IV.,
ibentifefe fei. S<fe möefete jeboefe gegenüber biefer
Pefeauptung barauf aufmerffatn maefeen, bafj
bie Slunftgefefeiefete — man oergleiefee j. P.
©cfjuegraf, ßebenSgefd)icf)tlicf)e 9ßad)rid)ten über ben ÜJtater unb ©ürger 3tticf)ael Dftenborfer in SftegenSburg, in:
©erljanblungen beS (jifiorifd)en Vereins oon Dberpfala unb 9tegen8burg, ©anb XIV (1850), ©. 1—76; gtaffauant,
Le peintre-graveur, tome III, ©. 310—315; ©. 2Ö. SJtemnann in: SJtorgenblatt aur ©atjertfeften 3^itung 1862,
Str. 216 (23. Sluguft); Nagler, 2)ie SJtonogrammiften, ©anb IV, ©. 637—643; Slnbrefcn, ©anbbud) für Stupferftidjs
famtnler, ©anb II, ©. 249 f.; (Sottfrieb Stinfel in: 3eitfcf)rift für bilbenbe Slunft, ©anb XVI (1881), ©. 333—335;
Söilf). ©cfjmibt in: SlUgemeine 2)cutfcf)e ©iograptjie, ©anb XXIV, ©. 507 f.; £ürerß fdjriftlicfcer Stadjlafe, f)evau8*
gegeben oon St. ßange unb g. Sufjfe, © 381; SUfreb ^agelftange, ©in ©djriftdjen über 3 c ^ en fP rac 6 c oon 1532
mit ©olafdjnitten oon ÜHic^ael Dftenborfer, in: ©tubien aug Stunft unb (Sefc^ic^te griebrief) ©djneiber gcroibmet
(1906), ©.237—248; ©atnpbeH ©obgfon, Ostendorfer and tho Beautiful Virgin of Regeusburg, in: ÜJtonatS*
fjefte für Stunftmiffenfc^aft 1908, ^albbanb I, ©. 411—516; Starl ©c^alf in: f ür Ijiftorifc^e Sßaffens
funbe, 3ö§rgang V (1909—11), ©. 159; ©ampbell 2)obgfon, Gatalogue of earl^ german and tiernish woodeuts
preserved in the British Museum, Volume II, ©. 239—252; ©ertfjolb Stiehl, ©agerng ©onautal, ©. 294,
325 ff., 331; Start ©i^ottenlo^er in: 3enttolbtatt für ©ibtiottjefSmefen, 3a^rgang XXIX (1912), ©. 407—424.
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PRINCETON UNIVERS1TY
Stubien jum £urnterburf)e §cr$og SßinjelmS IV. non Sägern.
111
Sie Äunftbenfmale beB JtönigreicßeB Sägern,
Sanb I, Seit III (1905), S. 2322 unb 2325 —
bisher angenommen ßat, baß bie SBerfe, roelcße
jener föteifter ©anB, ©of malet, ber 1508 mit
fötattßäuB 3 ai lff* ,l 0 er in Slltötting meitte, bort
gemacht ßaben fann, oon ©anB Dltnenborfer
ftatnmen. 81ttetbing§ muß id) anberfeitB batauf
ßinroeifen, baß beB leßteren fßerfönlidjfeit nocß
feßr im Sunfet fteßt, unb baß ber gorfcßung
nod) genug ju tun übrig ift, um über ißn
unb feine SBcrte ßicßt ju oerbreiten. Sötöglicßcr*
toeife ftammen SBerfe, bie ißm jugefcßrieben
merben, oon ber ©anb ©anB DftenborferB.
SieKekßt ift et gar ibenttfcß mit leßterem!
Scß Eann biefeB fßroblem ßier nur anbeuten;
feine roeitere Setfolgung liegt außerßalb beB
SaßmenB biefeB SluffaßeB.
1529 roof)nt ©anB Dftenborfer (fronten«
burgcr nennt ißn ©ofmaler SllbrecßtB IV.)
laut SteuerbudßB ber Stabt fötüncßen in ber
oorberen Scßroabingergaffe unb jaßlt eine
Steuer oon 2 s 18 4 (Sranfenburger, Sie
3llt*fötüncßencr ©olbfcßmiebe unb ißre Stunft,
S. 284). 2öir roerben unten feßen, baß bieB
nid)t bloß 1529 ber gaH getoefen ift.
Sum 3af»rc 1534 füßrt SScftenrieber in
feinem Saierifcßsßiftorifcßen Jtalenber 1788,
S. 10 einen Hofmaler Soßann Dftenborfer an.
Unter ber gleichen Saßraaßl erfcßeint (nacß
güßli’B ßünftlerlestfon, Seil II [1809], S. 1001)
©anB Dftenborfer alB Sunftfüßrer im Stabt*
bu<ß ber Stabt fötüncßen. „®r lebte no<$ 1579
unb trug ben Starrten eineB bortigen ©ofmalerB."
Siefe beiben Angaben ftammen offenbar auB
ben fogleid) ju erroäßnenben, oon Sßeftenrieber
oeröffentlicßten ÖtecßnungBauBjügen unb ber
oorgenannten fltotij SSeftenrieberB. 3n güßli’B
ftünftlerlepifon rourbe für toaßrfcßeinlicß er*
acßtet, baß er ber Soßn beB ©ofmalerB fötartin
Dftenborfer roar, eine Seßauptung, bie burcß
nicßtB begrünbet ift.
Sin ©anS Dftenborfer, fötalermeifter ju
fötüncßen bejio. Hofmaler ©erjog ÜllbrecßtB V.,
erfcßeint aud) in folgenben Stellen ber 2lu8*
jüge auB ben alten ©ofaaßlamtSrecßnungeu,
roelcße SlnbreaB gelij oon Defele in feinen
Advorsaria historiae havaricae (Defeleana 5
ber fgl. ©of* unb StaatBbibliotßef fötüncßen,
©anbfcßrift), Sanb V, S. 45 ficß angelegt,
unb in jenen, roeldjc ÜSeftenrieber in feinem
„Saierifcß*ßiftorifd)en SMenber für 1788',
S. 183—202, foroie in feinen „Set)trägen jur
oaterlänbifcßen ©iftorie", Sanb III (1790),
S. 71 — 119 oeröffentlicfjt ßat:
1551. „Stern barnacß fegnb annodß unter
bern gnäbigen ©errn (fttlbrecßt V.) oaft gelehrte
unb funftreicße ßeutße: aud) beB SencfßenB
rool roertß getoefen, roie barnacß folgt unb icß
roiffen trag": folgen bie Stainen, barunter aucf):
,,©anB Dftenborffer, Hofmaler beB gnäbigen
©errn" (Segträge III, 71).
„©annB Dftenborffer ©ofmaßler 41 f. 5 s.
19 d." (ßeonljarb SellerB, StammermeifterB,
3ted)nung de a 1551, Defeleana 5; V, 45).
1561. „Sem Dftenborffer ©ofmaßler oon
60 eingefaßten gemaßlten Sücßern anjuftreicßen
unb einjufaffen 26 fl." „Stern bern Often*
borffer ©ofmaßler um fürbeit 16 ft." (Stonrab
3eHerB, .QaßlmeifterB, $ammer*9tecßnung de a.
1561, Defeleana 5, V, 45).
1562. „©anB fötielicß malte nad) Staren*
berg, ingleicßen fötaler Dftenborffer" (SMenber,
S. 168). ©ier bürfte eB ficß um Stalereien,
toatjrfcEjeinlidt) SBanbmalereien, in bern ßerjog»
ließen Scßloffe ju Starnberg, oielleicßt aud)
auf Sdjiffen beB SJirmfeeB (ogl. unten beim
Soßte 1585) geßanbelt ßaben.
1568. „Stern bem SJtater Dftenborffer umb
Arbeit 233 fl." (ftalenber, S. 191 unb Seg*
träge III, 80). Sie „Slrbeit' rourbe roaßr*
fcßeinlicß gelegentlicß ber ©ocßjeit ^erjog
SBilßelmB V. mit Senata oon ßotßringen
geliefert.
1572 erfeßeint ^mnB Dftenborfer neben
ben anbern Stafermeiftern §anB ültielicß,
§attS Scßöpfer, ®eorg Warner unb Sturm
(ftalenber, S. 193).
„Stern fötaler Dftenborffer malte eine
Sliegen naiß ©off" (Segträge III, 82). Sie
SBiege roar tooßl für bie fßrinjeffin ßßriftine
beftimmt, oon beren ©eburt einige 3 e ü en
barnaeß berießtet roirb.
1573. „Stern bem fötalermeifter ©anB
Dftenborfer auf bie ©ocßjeit oereßrt 10 fl."
(Salenber, S. 194).
1576. „Stern bem ©anB Dftenborfer für
fUialerci jutn Dtinglrennen —" (Äalenber,
S. 196).
„ferner bem ©anB Dftenborfer fötaler*
meifter oon roegen baß er eine ©utfeßen in
bem fötarftaH malte —" (Stalcnber, S. 197).
1579. „Sen fötalermeiftern ©anß Dften*
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PR1NCETON UNIVERS1TY
112
Dr. ®cotß ßetbinger.
botfer, ßßriftopß ©cßroara unb ®anfen Dßon*
auer oon roegen itttalerepen jum Durnier —"
(ftalenber, ©. 200 ).
„Dem §ang Dftenborfer ättalermeifter oon
megen baß er 12 Stoumeterpanier gemalt 46 fl.
7. 1.' (Salenber, ©. 202).
1585. „3tem £>annßen Dftenborffer £of*
maller pr. 85 Haine gäßnlein ju matten auf
ber allten ©räfin ju ©cßroaraenburg fanget
2 fl. 30 fr." (Söegträge III, 95).
w 3ftem §annfen Oftenborffer p. 21 rot*
bamaftene Drumettenpanner mit bem baierifcßen
SBappen ju mallen 136 fl. 30. ÜRocß ißm p. 3
©cßijf auf bem ©tarnberg ju mallen 18 fl.*
(Beiträge III, 96; ogl. ©imonSfelb im 3aßr*
bu<ß für üllündjener ©efcßicßte, 3a^rgang IV,
©. 200). 1588 malt §an 8 Donauet an ben
©Riffen ju ©tarnberg (Septräge III, 100 ),
fo baß man rooßt anneßmen barf, Dftenborfer
fei ingtoifdjen geftorben.
•EBenn in ßiporogfpg Saperifcßem Jfünftler*
lejifon, Xeil I (1810), ©. 223 unfer D 8 ben*
tarffer ju einem ©einrid) D. gemalt tourbe,
fo bürfte bieg auf einem reinen Irrtum be*
rußen.
©djon ©dßuegraf (Serßanblungen ufro.
XIV, 16 unb 46) äußerte, baß er ben §of*
malet Sllbrecßtg V. ®an 8 Dftenborfer gerne
für ben älteften ©oßn beg Utegengburger
9Jtaler8 ÜJticf)aeI Dftenborfer galten möchte.
Diefe nur al 8 Vermutung geäußerte Slnficßt
fdjeint fpäter ©igßart in feiner „©efcßicßte
ber bilbenben fünfte im Sönigretcße Sägern"
(1863), ©. 646 oeranlaßt 3 U ßaben ju ber
Eingabe, baß unfer §ann§ Dftenborfer, „ber
mit bem Sßaffenmeifter ©cßenf aroifcßen
1541—45 alle Durniere malte, in benen ©erjog
SBilßelm IV. oon HRündßen fämpfte", au 8
9 tegen§burg ftammte, mag in Sudjerg ,,®e«
fcßicßte ber tedjnifdjen fünfte", Sanb I (1875),
@. 242 nacßgefcßrieben mürbe.
S. 9)1. greißerr oon Slretin ßat in bem
oon ißm ßerauggegebenett Sßracßtmerfe „9llter=
tßümer unb Äunft*Dcnfmale beg baperifcßett
föerrfd)er*$nufeg' (1853—71) au 8 unfercm
Dftenborferfcßen Durnierbud) auf einer farbigen
STafel ben „$eraog SBilßeltn IV. im Stornier«
©cßmud" abgebilbet (in meiner Seröffent«
licßung Dafel 57). 2Bag Slretin über ben iDtaler
bemerlte (in englifdjer llcberfeßung audj bei
Srablep, A dictionary of miniaturists, Vol. III,
©. 22 ), aeigt, roie roenig man im allgemeinen
troß ber oorgenannten Duettcnerroäßnungen
über $ang Dftenborfer unterricßtet toar.
„lieber bie ßebeng=Umftänbe beg 9Jlaler§ $an 8
Dftenborfer", fagte Slretin, „roiffen mir nur an*
jugeben, baß oermutet mirb, er fei ein ©oßn
beg SDtalerg SRicßael Dftenborfer oon 9legen§»
bürg geroefen, unb baß er im 3aßre 1532
im fDli'mdßener 3 un ft& u d) at 8 .ftunftfüßrer
oorfömmt; im 3aßre 1551 mirb er al 8 §of*
malet ^erjog Sllbrecßtg V. erroäßnt; at 8
folcßer mar er oiele 3!aßre tätig, ©ein Dobe 8 *
faßt ift unbefannt.'
Slber eg ift bocß moßl auggefcßloffen, baß
ber Hofmaler @an§ Dftenborfer ju ältüncßen,
ber jufammen mit bem ©olbfcßmieb 3Jtattßäu§
Qapffinger 1505 einen Drud ßerftetlt, unb bet
Hofmaler §an 8 Dftenborfer 31 t SDlündjen, ber
nocß 1585 matt, ein unb biefelbe ißerfon ge*
loefen finb. SBäre bem fo, fo müßte ber 9Jlann
ja ein 9llter oon 100 faßten unb meßr er*
reidßt ßaben.
2Bir fönnten auf ©runb ber bigßer ange*
füßrten gebrudten Duetten notroenbigerroeife
anneßmen, baß eg 3 U üJtüncßen minbefteng
3 toei oerfcßiebene Hofmaler mit bem Flamen
§an§ Dftenborfer gegeben ßat. Daß mir in
einem ber beiben ben 3JtaIer $. DSbcntarffer
3 U erbliden ßaben, oon bem unfer Stornier*
bucß gemalt roorben ift, bürfte rooßl feinem
ßroeifel begegnen.
Die ©cßeibung in aroei Sßerfonen ßat benn
audß auerft Sttagler oorgenommen, ber einen
älteren £an 8 Dftenborfer unb einen jüngeren
unterfcßieb. Son bem älteren naßm er an,
baß er nicßt lange nacß 1541 geftorben ift
(Hünftlerlerifon X, 517), ben Dob beg jüngeren
feßte er um 1587 an (a. a. D.), an einer
anbern ©teile (üttonogrammiften III, 517)
ficßerlid) unricßtig 1574.
grnft ßembergerg „Seiträgen aur ©e*
fcßicßte ber ßffliniaturmalerei" (Serlin 1907)
ift im jfünftlersfttegifter alg einiger Vertreter
beg fttameng Dftenborfer ©. 95 aufgefüßrt:
„Dftenborfer, ßang. f 1559 fRegengburg;
tätig: ättüncßen, fftegengburg". 3 n biefer fttotta
finb gleicß meßrere Dftenborfer aufammenge*
morfen: 9Jticßael Dftenborfer, ber au tttegeng*
bürg tätig toar unb 1559 bort ftarb, unb bie
föang Dftenborfer, bie in ttJtüncßcn gemalt
ßaben.
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PRINCETON UNIVERS1TY
©tubien jum Suvnierbudje §crjog SBiüjcImS IV. unn Sägern.
113
Sfn feinem 1910 erfdjienencn ißrachtroerf
„Sie 23ilbniS*2Jiiniatur in Seutfdjlanb non
1550 bis 1850" fam ßetnberger bann baju,
jmei £>anS Dftenborfer ju unterfdjeibcn, fo
bah mir bort (©. 3) lefen: „Einer ber älteften
äUündjener üttiniaturfünftler ift föanS Dften*
borfer. Dftenborfer mürbe in ber jroeiten
£>älfte beS fünfjeijnten 3d)tf)unbcrt§ geboren.
Um 1506 mürbe er 311 m batjerifdjen §of=
miniaturtnaler ernannt. Dftenborfer malte
uon 1514 bis 1544 baS berühmte Surnierbutf)
äöilheltnS IV., baS ficf) heute in ber Slgl. §of*
unb ©taatSbibliothef in 9)tün<f)en befinbet.
©ein ©of)n föanS Dftenborfer b. 2S- war,
mie auS Urfunben heeoorgefjt, fdjon 1531
33leifter ber 3 un ft- Dftenborfer b. 3. mürbe
um 1550 Hofmaler beS §er 3 ogS 2llbred)t V.
©leid) feinem Sater malte aud) er in Ültiniatur.
Sater unb ©ohn oerfertigten aud) Sßorträt*
miniaturen*.
?lel)nlid) fiat ßemberger noch einmal fid)
geäußert, inbetn er in bcin feinen „Steifter*
miniaturen aus fünf 3 ia^rl)unberten" (Stutt*
gart 1911) beigegebenen Sfimftler*ßeEifon ber
■Miniaturmalerei 3 toei £ans Dftenborfer unter*
ftfjieb: 1. $?anS ben Weiteren, geboren in ber
3 toeiten Hälfte beS 15. 3al)rl)unbertS, geftorben
nach 1544, in München unb StegenSburg tätig;
2 . $anS ben jüngeren, um 1550 in München
Hofmaler Ipergog SllbredjtS V. Sei ber erfteren
Slngabe oon ber in SlegenSburg auSgeübten
Sätigfeit fpuft offenbar immer noch Michael
Dftenborfer herein. Sie Unrichtigfeiten, bie
aufjerbem in ben Slngaben ber „SilbniS*
Miniatur" fteden, roerben mir in unferer
meiteren Unterfudjung erfenncn.
ES fdjeint 3 unäd)ft unmöglich, feftgufteHen,
mie lange ber Weitere gelebt hat ober mann
er feine Sätigfeit bcenbet l)at unb mann bie
Sätigfeit beS jüngeren beginnt. Merfroitrbiger*
meife roirb nirgcnbS in unferen Duellen bie
unterfdjeibenbe Se 3 eid)nung „ber Weitere" ober
„ber jüngere" gebraucht, mie eS bod) fonft
in ähnlichen fallen 3 U gefcf)ef)en pflegt.
Unb fo bliebe unS auf ©runb ber bisher
angeführten Duellen nichts übrig, als eljrlidj
auS 3 ufpted)en, baf) mir aud) nicht cntfdjeibcn
tonnen, ob ber ältere ober ber jüngere £>anS
Dftenborfer unfer Surnierbud) gemalt hat.
SSerfe oon beiben, auS benen ficf) ftiliftifcfje
Sergleidjungen unb geftftcUungen fcf)öpfen
a. 3 ». 5 u. 6.
liefen, finb nicfjt oorhanben, fo bah wir auch
auf biefem Siege nicht 3 U einem Ergebnis
gelangen fönnen. Unfer ©efüf)l möchte ja
mof)l fich für ben Weiteren entfcheiben, hoch
fehlen uns 3 ur Segrünbung feftftehenbe 2ln*
haltSpuntte.
2BaS §anä Dftenborfer ber Steltere als
3)ialer geleiftet hat bariiber haben mir nur
geringe Shtnbe. lieber eine leiber 3 ugrunbe
gegangene grcSfomaterei oon ihm berichtete
9tagler in feinen Monogratnmiften III, 517.
Dftenborfer habe in ber 5fkei)fitigfd)en SfapeHe
ber Münchener grauenfirche — biefe Kapelle
ift bie lettte beS nörblichen ©citenfchiffeS gegen
ben ©har 3 U — bie giguren beS ©rafen
oon Sflrepfing (roeldjeS ©proffen biefeS ®e*
fchlechteS?) unb feinet gatnilie mit ihren
©chuhheiligen, morunter ©t. Eh r tfl°Ph (als
Patron beS ©rafen?) ade überragte, gemalt.
3 n ber ülltarnifcfje fei bie ^eilige gamilie
mit ben Sonatoren (auch oon Dftenborfer?)
gemalt geroefen, „alles in brillanten färben".
Siefe ©etnälbe feien um 1620 bei ber £>er*
ftedung eines neuen SlltarS übertüncht roorben
unb bann in ÜBergeffenheit geraten. Sei ber
Seftauration ber Slirdje im 3 af)re 1861 —
hier berichtet Sagtet als .ßeitöenoffe — habe
man unter ber Stalffrufte ©puren oon Malereien
bemertt, unb nach ber nur oberflächlichen
Entfernung ber Stalflagen habe eS fid) gezeigt,
bah kaS SBerf burch bie Seftauration hätte
gerettet roerben fönnen. SBarum man baS
aber nid)t getan hat, bafür gibt Sagler einen
fonberbaren, burchauS nicht einleuchtenben unb
nid;t ftichhaltigen ©runb an: Sie gamitie
üßregfing fei auSgeftorben geroefen. ©0 fei
benn eines ber ^»auptroerfe ber alten Münchener
©chule neuerbingS unb ohne rocitere Anfrage
(Sagler meint bamit mol)l: bei funftgefdjicht«
liehen Autoritäten) übertündjt roorben. Süchtig
erfd)eint, bah Angler beridjtet, Dftenborfer
habe fein Monogramm mit ber 3al)reS3af)l
1512 ober 1517 beigefügt. Einige Stunftfreunbc
Münchens hätten baS Monogramm auf ©ans
oon Dlinborf, ben Hofmaler beS £>er 3 ogS
©ignumb, beuten mollen, ber aber — menbet
Sagler bagegen ein — 1512 nicht mehr am
ßcben geroefen fei.
Uebcr jene Sluffinbung oon SBanbmalereien
in ber §rauenfitcf)e (über bie frühere 2luS*
malung ber Jtirdje ogl. auch Siflhart, Sie
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PRINCETON UNIVERSITY
114
Dr. @eotß Seibinger.
grauenfirche 311 München (1853), S. 92 f.)
haben ir)ir nod) einen Sericht eines geit*
genoffen in Slnton MaperS Sud): ®ie S)om*
firchc 3 U U. 2. grau in München (1868),
6 . 274. S)ort roirb 3 ioar her Same Often*
borferS nicht genannt, aber im ©inblid auf
SaglerS Soti 3 oon betn Monogramm erfdjeint
MaperS Serid)t bod) fo roid)tig für bie
gorfdjung über Oftenborfer, baß mir if)n f)ier
befonberS wegen ber genaueren, oon Sagler
abmeidjenben Sefcßreibung ber Silber roieber*
holen. Sei ber ©elegenljeit ber SeftaurationS*
Slrbeiten in ben SeitenfapeHen ber Stirdje (1860)
*fanb man \)\z unb ba alte Söanbgemälbe,
oon benen befonberS bie in ber 6 t. 9lnna*
ober -ißrepfinger*Stapelle 3 Utn Sorfdjein ge*
fomtnenen f)ier nähere Sefdjreibung oerbienen.
(SS fteHten felbe forool)! ©eiligengeftalten als
auch 3 toet ©ruppen oon Sotanten oor unb
mürben oon Kennern als fefjr fdjön gepriefen.
2infS fat) man oben 6 t. 6 ebaftian, Sarbara,
Katharina unb ©eorgiuS unter gotifdjen
Salbad)inen, barunter fnienbe bitter mit
ihren 2Bappenfd)ilben. Unter ben äBappcn
befanb ficf) aud) baS ber 6 caliger, roeldje alfo
nach ihrer (Sinroanberung in Sapern mit ber
gamilie Sßregfing in Sermanbtfdjaftsbanbe
getreten fein mußten. Unterhalb mar baS
©auptbilb bie ©immelfatjrt Mariä mit ben
um baS leere ©rab fteljenben erftauntcn
9tpofteln. gur ©eite flogen &aS genfter 31 t
fat) man roieber Suyelfiguren, ooran ber
felige ©raf (Sffarb oon Schepern mit bem
Scheprer Streu 3 unb ber 1)1. Käufer gol)anneS.
S)cn 9lbfchluß ber gatten 9ßanb nach unten
hin bilbeten roieber ÜBappen unb fnienbe
Sittergeftalten. 2)iefe Silber maren noch
gut erfennbar unb l)ätten rooßl bttrch
oerftänbige Seftauration gerettet roer*
ben fönnen. Sagegen maren bie fleinen an
baS genfter ficf) rcißenben giguren an ber
rechten 6 eite ber Stapelte größtenteils er*
lofdjcn. ©ut ermatten aber mar nod) bie
©ruppe ber gamilie (gefuS, Maria unb
9lnna), 3 U beren güßen 6 t. SftifolauS unb
Sarbara ftanben. 2eiber ftellte fid) fpäter bie
Meftauration biefer Silber als 3 U foftfpietig
gegenüber ben Mitteln beS Sombau*SereineS
heraus, ein 9Bol)ltäter fanb fidß nid)t, um
felbe auf feine Stoffen ßerftellen 311 laffen,
unb fo mußten fie cnblid) unter ber garbe.
roeldje bie Stapelte St. 9lnnaS ben anbcrn
gleich machte, oerfd)minben."
©aben bie greSfen mirflid) baS Mono*
gramm ©. 0 . getragen, bann follte man
eigentlich heute roieber bie Xiindje entfernen
Iaffen unb ben alten -Malereien roieber
3 U einer fröhlichen 91 uferfteßung oer*
I)elfen. 9lber baS mirb rooßl nur ein frommer
äöunfd) bleiben. Schöner mären felbft uns
reftaurierte greSfen immer nod) als bie jetjige
gefdjtnadlofe Xünd)e.
(Sine anbere 9lrbeit ©ans OftenborferS
finben mir ermähnt in bem oben genannten
$racf)troerf beS greißerrn ß. M. oon 9lretin
„9lttertümer unb Shmft*Senftnale beS baper.
©errfcher*©aufeS" ( 6 . 31) unb barauS bei
Srablep, A dictionary of miniaturists, Sol. 111,
6 . 22 , nämlich „oier feßön gemalte, mit Silb=
niffen oerfeßene Stammtafeln, meld)e baS
Monogramm ©. 0. mit ber gaßreS 3 aßl 1540
tragen - '. 9US 9lufberoahrungSort ift bort baS
St. Stupferftid)fabinett angegeben, alfo bie fetjige
St. ®rapl)ifd)e Sammlung; bod) tonnten in
biefer jene Stammtafeln meßt aufgefunben
merben.
0 b ©anS Oftenborfer Xafelbilber gemalt
[)at, miffen mir nid)t. Sielleicßt flammt bag
eine ober anbere Silb, toelcßeS jeßt ber „Sdjule
beS gan Sßollad" (als Stabtmaler 3 U München
nachweisbar oon 1484 bis 3 U feinem Sobe 1519)
3 ugefd)rieben mirb, oon 0ftenborferS ©anb.
©anS OftenborferS beS 9lelteren 2Birffam*
feit als Sud)bruder märe einer eigenen Unter*
fueßung roert. 2eiber fel)lt eS nod) an einer
miffenfd)aftlid)en Surcßforfdjung ber älteften
Münchener Sud)brudgefd)id)te, bei roeldjer bie
beiben Stünftler Oftenborfer unb gapffinger
als bie Sefißer ber oierten Münchener Sud)*
brudpreffe befonbereS gntereffe oerbienen.
Xroßbem eS nicf)t meine 9Iufgabe fein fann,
hier Oftenborfer als Suchbruder 3 U mitrbigen,
nmd)te ich nicht untertaffen, einige Semerfungen
l)ier nicber 3 ulegen, bie fidE) mir bei meinen
gorfchungen über bie 2ebenSfd)idfate beS
MalcrS beS £urnierbud)cS aufgebrängt haben.
9luSfül)rlicher ßanbte ich darüber in einem
bemnächft an anberer Stelle erfcheineuben
9luffaß.
Man hat bis oor fm^er geit, hauptfächlich
auf ben Sorgang beS feincr^eitigen Münchener
0berl)ofbibliot[)efärS gol)ann Eh r ^i°P^
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©tubien äunt Sutnierbudje öerjog 28iIf)etinS IV. oon /Bayern.
115
fjertn oon Wretin hin, eine Slnja^I oon Truden
bet 3 e it 1504 big 1514 bet SSerfftatt Dften*
borferg unb Qagffingerg 3 ugefchrieben. Wad)
biefen Qutoeifungen hätte man annehmen
fönnen, baf) beibe Wtänner in jenen 3 af)ren
gemeinfam ein blütjenbeg 93u<hbrudergefd)äft
betrieben hoben. 9lber man £)at überfein,
baf) bie Tgpen, bie in allen biefen Truden
ootfotnmen, auch in ben Srjeugniffen beg
Wilindjener 5Bud)bruderg £>ang ©djobfer ocr*
toenbet morben finb. Unb eine Weihe oon
©rünben fpred)en bafür, baf) bie ermähnten,
Dftenborfer unb gapffittger 3 ugefd)ticbenen
Trude nid^t oon biefen, fonbern oon föang
©djobfer Ijergeftellt morben finb. Wur bet oben
betriebene, mit Dftenborferg unb ßatjffingerg
Warnen bejeicfjnete Trud oon 1505 ift ein
ficEjereg Tenfmal il)ter Trudertätigfeit, bie
feine umfangreiche gemefen ju fein fd^cint.
lieber §ang Dftenborferg ©enoffen unb
Wtitbefiher ber Trudetei, ben ®olbfcf)mieb
ÜJtatttjciug .gapffinger, ber alg Wlonogrammift
3Ji Q. eine h^njorragenbe Stellung in ber
©efdjicfjte beg Supferftidjg einnimmt, oertoeife
id) auf bie Wotyen, bie bei granfenburger,
Tie 9llt*Wlünchner ©olbfdjmiebe, ©. 288 ff.,
gefammelt finb.
2Bag £>ang Dftenborferg beg Steileren
Tätigfeit alg $ol 3 fd)neiber anlangt, fo oer*
jeichne id) fjier alg ihm jugefchriebeneg 9Berf:
ßeidienbegcingnig beg ^erjogg SUbred^t VI.,
oon Dftenborfer 1508 für ben £>ol 3 f<hnitt ge»
jeidjnet. „Tiefer grieg erfc^ien 1509 in ber
Truderci beg Wtatfjeug gapffinget unb unferg
Dftenborffer, fommt aber äufjetft fetten oor."
©o Otagter, Wtonograinmiften III, 517.
3 dj mißtraue biefer 9Ingabe, big id) biefen
^oljfdjnitt toirflidj felje. 23ig bat)in glaube
id), bafe bie Wad)rid)t barüber irrtümlich ift.
Unter ben Trudtoerfen, bie, mie id) oben er*
mäl)nte, ber 5ßreffe oon Dftenborfer unb Qagf*
finget jugefd)rieben merben, befinbet fict) aud)
eine Schrift, betitelt: „C>ercjog Sllbredjlj in
Saint 2C. §od)loblid)et gebedjtnuf) Segenngf*
nufj au WUincheit. Wnno 2 c. im nciinbten
jare". 2Sd) oermute, bah biefer Trud ber
Sefdjreibung beg 2 eid)enbegängniffeg, bet aber
feinen §o 4 fd)nitt anher einem batjerifcf)=pfät*
jifcfjen 2 öappenfd)i(be auf betn Titelblatt ent*
l)ält, bie Seranlaffuttg jxtr 6 ntftel)ung jener
Slngabe geliefert hot-
SBeber in ber Sf. ©raphifc^eit ©ammlung
3 U Wtünchett, nod) in ben Ä. ffupferftidjfabU
netten ju Serlin unb Tregben finbet fidh irgenb
ein ©oläfchnitt ©ang Dftenborferg.
Taf) £»ang Dftenborfer ber Weitere auch
auf bem ©ebiete beg SUtpferftichg gearbeitet
hat, ift fürjlich oon ^ranfenburger, Tie 2llt*
Wlündjner ©olbfdjmiebe, (©. 285, behauptet
morben. Tort ift gefagt, bie urfunblich nad)*
gemiefenen 33ejiel)ungen beg Wlattl)äug $agf*
finger mit ©attg Dftenborfer blirften barauf
fd)liehen taffen, bah Sopffinget mirflidh ber
5?upferftich ä Wleifter 3R. $. mar, roelcher bie
oon einer fo groben Wleifterfdjaft jeugenben
©tidje gefertigt hat, bie bann oon bem Wlalet
Dftenborfer oeroiclfältigt mürben. Tie let)tcre
^Behauptung fdjeint mir junädjft ber tatfäd)*
lidjen ©runblage ju entbehren. SBenigfteng
bie bei granfenburger angeführten urfunb*
liehen Wadjroeife über 3 « 9 ffi« 0 ev§ Se 3 iehungen
3 U Dftenborfer bemeifen nicfjtg für jene Ses
hauptung. Tie Wltöttinger W 0 U 3 oon 1508
habe id) oben afg ungeflärt be 3 eichnet, bie
Waglerfchen Wot^en über §ol 3 fd)nittc unb
Trude 311 m Teil alg unrichtig, 3U111 Teil alg
fragmürbig. Unanfechtbar unb ficher ift nur
bie ©chluhfehrift beg Trudeg oon 1505. Wber
auch au-3 biefer, bie granfenburger nicht er*
mähnt, läht fidj nod) lange nicht ber ©dhtufj
3 ief)en, bah Dftenborfer bie ilupferftiche 3agf*
fingerg oeroielfältigt f)ot. Tag mirb Qai)\*
finger roohl felbft ge'tan hoben.
$ang Dftenborfer bet jüngere mirb in
ben obigen Wuf 3 eid)nungen in eine Weihe ge*
fteüt mit toirflich bebeutenben SJiünchener
Wlalertt, mie bem phantafieoollen unb färben*
frohen £mng 3JHelich unb betn treff(id)en üßor*
trätiften ©ang ©d)öpfer, aber bie ©egen*
ftänbe, bie er malte ober oietmel)t bemalte,
3 eigen bod), bah er niet)r Teforationgmaler
(im beften ©inne) alg Tafelmaler gemefen
fein muh, bah f c ‘ n c Sunft mehr Sunftge*
tuerbe gemefen ift, mobei mir mol)l annehmen
btirfen, bah können ein anfet)tilid)eg
toar unb bttrehaug nicht auf niebriger ©tufe
ftanb. Tenn ber $tunftgefd)mad jener 3 c *l £ri
am bagcrifchen §ofe mar hoch ein fo hoch*
entmidelter, bah Dftenborfer nicht Hofmaler
getoorben toäre, menn er nidjt fünftlerifche
Stiftungen auf 3 uroeifen gehabt hätte. Tie
Wachrichten, roeld)e Wagler (Stiinftlcrlegifon X,
16 *
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116
Dr. ®eorg ßetbinger.
413) über ©ans Dftenborfer ben jüngeren
gab, finb aber immerhin mit großer Sorficht
aufjune^men.
3 >d) bin auf alle biefe, mie man fieht, 3 U
einem großen Steile noch ungeflärten gragen
beShalb eingegangen, meit bisher bei allen
SdhriftfteHern, raelche einen älteren unb einen
jüngeren ©anS Dftenborfer unterfcfjieben haben,
jener ©anS ber Sleltere als ber 9JtaIcr unfereS
2atrnierbudheS gegolten hat.
Sie Sache fcfjeint fid) aber nod) gan 3 an*
berS 3 U oerhalten. (SS f)at rooljl brei ÜDialer
©anS Dftenborfer nadjeinanber 3 U SJtiindjen
gegeben. gd) oerbanfe ben ©inmeiS tjierauf unb
bie tjierfür fprcd)enbcn DuelIenauS 3 üge bem
überaus freunbtidjen (Sntgegenfommen beS
©errn Dr. ©ans 23ud)[)eit, ShtftoS am Stgl.
Jlationalmufeum 31 t äJtitnchen, meldjer für bie
ältere StunftgefdE)ict)tc 9Jtünd)enS eine Unmenge
ard)ioalifd)er 2 luS 3 üge gefammelt fjat, oon
benen bringenb 311 münfd)en märe, bafj fie
in irgcnb einer gönn ber Deffcntlid)feit 311 -
gätiglid) gemacht mürben. ©crr Dr. S3udE)t)eit
lief) ficf) bie 9JtiU)e nicht ocrbrießen, eigens für
bie 3tocde ber Veröffentlichung beS Surnier*
bud)eS bie ard)ioalifd)en Duellen nochmals
nad) 3 uprüfen unb hat mir bie fätntlidjen eins
fdjlägigen Zotigen mit ber größten 2iebenS=
roürbigfeit 31 m Verfügung gcftellt, fo baf 3 id)
if)m auch l)ier meinen tjer^licfjften Sant aus*
fpred)en möchte.
gn ben älteren Htündjener Steuerbüchern
erfcfjeint 1486, 1490 unb 1496 nur ein SBeber
©annS Dfternborffer. gener Hofmaler ©anS
Dftenborfer, ber mit 2Jtattt)äuS ftapffinger
1505 brudtc, ift in ben Steuerbüchern nicht
nadjmeiSbar. Vicllcid)t gehörte er 31 t ben
©ofbebienfteten, bie feine Steuern 3 U 3 ahlen
brauchten, aufjer menn fie neben ihrer höfifchen
SJefdjäftigung aud) in ber Stabt arbeiteten,
ober ber 9tat ber Stabt hatte ihm bie Steuern
erlaffen, mie benn aud) ber Suchbruder ©anS
Scfjobfer (ogl. 9 tie 3 ler, ©efchichte VaiernS,
Sanb III, S. 763) feitenS beS DiateS 31 m gör*
berung feiner Sfunft fed)S gahre fteuerfrei erflärt
mürbe. Sodj fcheint mir bieS in be 3 ug auf Dftem
borfer bei ber anfcheincnb geringen SBirffamfeit
ber Dftenborfer*gai)ffingerfchen Sßreffe meniger
mahrfcheinlid). gn ben erhaltenen Steuerbüdjern
ber gahre 1462, 1486, 1487 ober 1488 (Srud)-
ftüd), 1490, 1496, 1500, 1508, 1509, 1522
bis 1526 unb aud) in ben 3Jtünd)ener SJiatS*
protofoüen oon 1462—1522 tritt fein üftaler
©anS Dftenborfer auf. 1524 unb 1525 3 al)lt ber
befannte ©ofmaler ^aSpar SHofigl 4 s 18 4
Steuer. 3m galjrc 1526 finbet fich bann ein
(Sintrag, ber fchr beadjtenSmcrt ift: gn bem
Steuerbuch er fcheint, in ber Vorberen Sd)ma*
btngcrgaffen mohnl)aft, „©annS Dftenborffer"
mit einer Steuer oon 2 s 18 ^ unb babei ftel)t
bie Semerfung ^iuravit“. SaS h^fet, biefer
©anS Dftenborfer Ieiftete bamatS feinen Vür*
gercib. gn ben folgenben gal)ren erfeijeint er
in ben Steuerbüchern ftetS in ber gleichen
Sehaufung als Vtaler. 2aut (Sintrag in bem
gunftbud) ber 3Jiitnd)ener SDtaler im St. s Jta*
tionalmufeum 30 äJtündjen mürbe er 1534 in
bie 3 un f* aufgenommen.
(SS ift burdjauS untoal)rfd)einlid), baft
biefer 2D7aler ©anS Dftenöorfer, ber erft 1526
auffchmört, bie gleiche Sßetfon ift, mie ber
©ofmater oon 1505.
2 öir finben in ben Steuerbüchern folgcnbe
Einträge:
1526. $an»8 Dftenborffer . . .
. . 2 s 18 4 iuravit.
1527. $ann§ Dftenborffer . . .
. . 2 „ 18 „ fcürfenfteuer.
1528. $nnn§ Dftenborffer maler .
■ . 2 „ 18 „
1529. ©annS Dftenborffer maler .
. . 2 „ 18 „
1532. ©annS Dftenborfer maler .
. . 2 „ 18 „
1540. ©annS Dftnborffer maler .
. • 4 „ 7 „
1542. £>ann§ Oftenborffet . . .
. .4,, 7 „
1543. ©annS Dftenborfer . . .
1
Ölb. 1 „ 14 „
1544. ©annS Dftenborffer maler .
4 „ 7 „
1545. ©annS Dftenborffer maler .
2
. 5 . 6 „
1546. ©annS Dftenborffer . . .
1
. 2 „ 20 ,
1547. ©annS Dftenborffer . . .
1
„ 2 „ 20 „
1548. ©annS Dftenborffer . . .
1
„ 2 „ 20 „
1549. ©annS Dftenborffer . . .
1
„ 2 „ 20 „
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©tubicn aunt 3tornterfmd)e ©crjog äBUtjctmS iv. non Sägern.
117
1556. JpannS Dftnborffer malet
1557. föannS Dftnborffer malet
1558. £>annS Dftnborffer malet
llnb fo laufen bte (Einträge meiter bis
1570. Sie Steuer für baS 3af)t 1570 mar
auf Slnbreae angefe^t; biefe zahlte ber SJtaler
nod). 2)ei ber Steuer für 1571, bte auf 3)tar*
tini feftgefefjt mar, tjeifjt bann ber (Sintrag tm
Steuerbuch: „£ann§ Dftenborfer malerS @r*
ben*. Demnach fällt fein SobeStag ^roifcljen
Slnbreae ( 10 . Slooember) 1570 unb SJtartini
(11. Slooember) 1571.
• Stach bem Sobe §anS DftenborferS II. über*
nahm offenbar fein Sol)it)£mn§ Dftenborfer III.
bie Söerfftatt; bcnti 1573 mirb baS „patri-
moniuni“ gejault, unb oott ba erfdjeint in
ber gleichen öehaufung mieber ein „£>annS
Dftenborfer tnallcr" mit einem Steuerfafc oon
5 s 29 gmifthen 1585 unb 1586 oer*
fchminbet auch er; bie Sßcrfftatt übernahm
SlnbreaS ^»eneberger.
SS ergibt fich alfo ungefähr folgenber
zeitlicher Slnfah:
$anS Dftenborfer I. ber Slelterc 1475? bis
15??,
.fjanS Dftenborfer II. ber SJtittlere (1500?)
1526—1570/1,
§an 8 Dftenborfer III. ber Süingere (15??)
1571—1586.
Darnach finb bie oben jufammengefteDten
Eingaben über bie ßrjeugniffe £>anS Dften*
borferS ju oerteilen.
Stach allen biefen Umftänben rnüffen mir
anneljmen, bah €>anS Dftenborfer ber SJtitt*
lere, ber, nad) ber §öhe feiner Steuer ju
fdjliehen, im Sahre 1545 auf bem ©ipfel
feines äöirfenS ftanb, ber SJtaler unfereS Sur*
nierbucheS mar. (SS erhebt fich bie grage,
rnie hoch n>ir feinen Slnteil bei ber Gsntfteljung
unb feine Sätigfeit bei ber Slnfertigung beS
SudjeS einjufchähen hoben.
Stad) Stiegler, ©efdjithtc SJaiernS, ®anb IV,
S. 416, fbnnte eS fd)einen, als ob £>anS
Schendh nur „ben Verlauf oon allen biefen
Stornieren, Schtnud ber Sßferbe, Stacht unb
SBappen ber Kämpfer forgfältig betreiben'
muhte, alfo nur ben Segt beS SurnierbudjeS
lieferte, roäfjrenb „l)ienach fpäter (1541 — 1544)
burcf) ben SJtaler Dftenborfer iBilber auf $er*
gament" gemalt tourben. ©S fdjeint mir
fchlechterbingS auSgefchloffen, bah ber SJtaler
r , „ ” l mer 1 s 22 -f für feine ffiiiib
ff ^ » J
1 gib. 4 „ 2 „ mer 3 s 14 ^ für fein ffinber
nur nad) te£tlid)en Angaben feine Silber ge*
fdjaffen Ijätte, 3 umal ber Sejt, rnie er in
unferm Surnierbudje gegeben ift, burdjauSnidjt
bie obengenannten Steilheiten befdjreibt.
Ser Sftaler fonnte alfo nid)t nad) bem fpär^
lidjen Segte arbeiten, fonbern l)ätte entmeber
nad) mitnblidjen Angaben ©djendf)§ (oon einer
fdjriftlidjen „Sefdjreibung" obigen 3nl)alt§ ift
nidjtS befannt) feine Silber gemalt ober, tua§
id) für mal)rfd)einlid)er ftaltc, nad) Silbern,
bie ©djendl) fclbft mit unbeholfener ©anb
entmorfen l)aben mag.
SBieioeit ©er^og üöilljelm felbft Anregung
ober Seranlaffung 3 itr ©erfteHung beS Sur-
nierbudjeg burd) ©djendl) ober 31 m 9lu§*
füfjrung einzelner ®?:emplare gegeben t)at, ent*
3 iel)t fid) oöllig unferer $cnntni£. 63 ift ba*
f)er nid)t fiefter, ob er felbft e3 mar, ber
iuie Stierer a. a. D. meinte, burd) ©cftendl)
feine Surniere befdjreiben unb ftienad) burd)
Dftenborfer malen lieft. Son einem Auftrag
be3 £er 3 og 3 an ©djendl) ober Dftenborfer
ift un3 nid)t3 befannt, raenn aud) ein foldjer
Auftrag nict)t au?gcfd)loffen ift. §anS ©djendl)
fann feine 9 luf 3 eid)nungen feftr motjl oftne
Auftrag für fid) gemacht haben. 2lnbererfeit3
liegt e§ nahe, baft ©eqog SBil^elm feine ritter*
lid)en Säten äftnlic^ raie ^aifer 33taj;imilian
(man beide an „grepbal", „Sfteuerbanf" /
„2Beiftfunig", ^Sriumpl)* unb „(Sfjrenpforte")
in ©d)rift unb SUb oeremigt feften moUte.
Ueber bie 5 ra Ö e ^ wann unfer Dftenborfer^
fcfteS Surnierbuc^ entftanben ift, gibt e§ ent^
fpredjenb ben bi^fterigen ungeflärten s JJiei*
nungen über ben Stiinftler mehrere Slnfidjten.
Magier 3 . S. in feinem Slünftlerlegifon, X,
412, meinte, baft e§ fefton 311 ber be§ erften
abgebilbeten 3^cifampfe§, alfo 1510 begonnen
morben fei. Sann fei ba§ SBerf ftufenmeife
oorroärt^gefeftritten, unb 1540 feien bie Slätter
3 ufammengebunben morben; benn biefe 3 al)re§*
3 al)l ftefte auf bem Driginaleinbanbe. fötnz
3 aftr 3 al)l ift für biefen ©d)luft nid)t bemei^
fräftig, mie id) unten 3 eigen roerbe.) Sa ba§
erfte Slatt aber bie 3 af)re§ 3 af)I 1541 trage,
fdjeine ber Zünftler biefe 3 uleftt auf ba£ Söerf
gefeftt 3 U ftaben. ba bie ©d)[uftnoti 3 mit
bem Hainen be§ ©an§ ©djendl) erft 1543
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118
Dr. ®eorg ßeibiuger.
(mol)l nur Srudfehler für 1544) baticrt fei,
fdjetne eS faft, bah ber Stame beS SJlalerS
oon frember Hanb auf baS erfte Statt auf*
gefc£)rteben morben fei. 3 <h habe letjtere Se*
Häuptling fdjon oben S. 109 ßurücfgeiuiefen. 3n
feinen SJlonogrammiften 1 II, 517 äußerte Stagler
fpäter, Dftenborfer habe an betn Xurnierbuch
1510 bi§ 1545 gearbeitet.
Sknn unfere Hanbfchrift gemalt morben
ift, fdjeint mir burd) bie 3ah*5al)l ^ 1541"
auf Safcl 1 l;inlänglid) beftimmt. Slfle gegen*
teitigen Sel)auptungen, bie id) l)ier nicht im
ein 3 elnen anführen miß (auch Siie 3 lerS Sin*
gäbe 1541—1544 gehört baßu), entbehren beS
tatftidjlidjen UntergrunbeS. Ser gan^e Sanb
mit feinen fämtlidjen Silbern, bie garben,
bie Sinte beS SejteS, afleS macht einen jeit?
lieb einbeitlicijen ßinbrud, fo baf* man faum
einen 3 lüe ^ e ^ barüber 31 t haben braudjt, bah
biefeS Sud) in einem $ugc unb nicht einem
Zeiträume tjergefteUt morben ift. 6 chend()£
9 toti 3 auf ber 3nnenfeite beS StiidbedelS ift
fpäter l)in 3 ugefügt morben.
3 n ber befannten Qimmerifdjen ßf)ronif
fommt bie Siebe and) auf Surnierbücher, unb
eS mirb bort ein im Sefifcc ,^)er 3 og 2Bill)elmS
oon Sägern befitiblicheS Xurnierbudj ermähnt,
oon melchem ber Herausgeber ber ßhronif,
Saracf (im 91. Sanbe ber Sibliothef beS
ßitcrarifchen SereinS in Stuttgart, S. 17),
meinte, baf 3 eS mit unferem Surnierbud)
ibentifd) fei. Sie Steße in ber (£f)ronif tautet:
„So ift aber 31 t miffen, baS in ben alten Sur*
nieren ein jeber Surnieroogt ein befonberen
^erfeoanten unb ßrnl)olben geljapt, mit einem
befonberen Stegifter, barin ain jeber feine
dürften, ©rafen unb Herrn hat oer 3 ai<hnet...
Sil uermainen, fie fetjen gar oertoren; aber
ich hab glaublichen getjert, eS foße H^og
2Bilt)elm oon Saprn berfelbigen Stegifter ainS
haben 31 t Hanben gepradjt unb baS in großer
Sichtung unb gefjaim gehalten/ Saracfs SJtei*
nung mürbe oon Silier in feiner ©efdjichtc
SaiernS, Sanb IV, S. 417, als irrtümlich
be 3 eichnet, ba fie ttnfer Surnierbud) mit bem
befannten gebrudten SUU;ncrfd)en Surnictbuch
oermechfele. SJt eines ©rachtenS hat meber
Saracf nod) Steter Stecht. Stad) bem SBort*
laut ber Qimmerifchen ßhronif bürfte beren
Serfaffer h an ^ ) f c f)i : iftlid 3 c Stcgifter gemeint
haben, in benen bie turnierfät)igcn ©efchlechter
unb$ßerfönlid)feiten oer 3 cid)rtet maren. Solche
Ser 3 eid)tüffe muhte man mot)l an aßen Hofen
unb Steßen, oon benen Surniere oeranftattet
mürben, haben unb auf bem ßaufenben erhalten.
Heqog 3Bill)elm befafj ein oielteicht befonberS
gut geführtes folcheS Stegifter unb hielt eS
beStoegen geheim. Sin unfer Surnicrbuch bürfte
an ber ermähnten Stefle nid)t 31 t benfen fein.
lieber bie Schicffale unfereS SurnierbucheS,
nachbem eS 1541 00 m ÜJtaler hergefteflt mar,
fönnen mir auS ber oben S. 109 abgebrudten
3nfd)rift auf bem jetjt als 3nnenfeite beS
StüdbedelS angeflebten Slatte 3 unächft nur
entnehmen, bah baS Sud) 1544 im Sefitje
beS SöappenmeifterS HanS Sdjetidl) mar.
Vielleicht barf man aus ber Sereinigung
beS babifd)en mit bem bai)erifd)en Söappcn
auf ber s 4$reffung beS ßinbanbeS ben Sd)luh
3 iel)en, bah baS Sud) bann an biejenige Ser?
fon gelangt ift, melche bamalS jene beiben
SSappen führte, bie He^ogin 3 afobäa oon
Sapcrn, bie ©emal)lin 2öill)elmS lV r ., eine
geborene ^ßrin^efftn oon Saben. Sah bie
3 at)r 3 al)l 1540berSedelpreffungin2öiberfpruch
ftel)t mit ben 3 al)r 3 al)len 1541 unb 1544 im
Sud)e felbft, hat nid)tS meiter auf fich, ba eS
fid) bei ber s 4 $rcffung um einen nicht eigens für
biefeS Sud) hergefteßten, fonbern mol)l fchon
früher unb öfter, aud) fpäter benühten Stern*
pel hanbelt. 3<h finbe ben gleichen Stempel
aud) auf bem ßinbanbe beS Cod. germ. 1950,
einem ß^emplare beS fogenannten bagerifchen
Hoffleiberbud)eS, melcheS Slbbilbungen oon
Hoftrachten aitS ber $eit oon 1508 bis 1564
enthält. 3afobäa ift erft 1580 geftorben, unb
fo märe eS nicht unmöglid), bah auch biefeS
Such in ihrem Sefitje gemefen märe. Sielleicht
fitib bie Siid)er ber He^ogin überhaupt mit
jenem Stempel beprejjt morben. 9Wöglid)er*
meife biente baS Silb ber ßufretia in ber
s 45rcffung ber He^ogin als Sijmbol, mie eS
fid) betin einigermahen in Serbinbung fefccn
läht mit bem S5al)lfprud)e 3afobäaS: „SJtcin
Her 3 ift gait 3 bein eigen".
SebenfaßS fönnen mir uns recht gut oor*
ftellen, bah ber He^ogin bei irgenb einer
©elegenl)eit einmal baS Surnierbud) gemibtnet
morben fei, meld)eS bie ritterlichen Sußenb*
taten il)reS ©emat)lS im Silbe feftl)ielt.
3m 3a()te 1582, als ein heute nod) oor*
hanbeneS Hanbfchriftenocr 3 eid)niS ber her 3 og*
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PRINCETON UNIVERS1TY
©tubien jum Surnicrburfje i&craog SBilljelmS IV. oon ©atjern.
119
lid)cn ©ofbi 6 liothef angelegt imirbe (jefet mit
„Cbm. Cat. 61" beseitiget), befaub fiel) bie
©anbfehrift in ber ©ofbibliotfjef. 3 n bem S5er^
3 etd)niffe mirb fie aufgeführt al 8 „Q. 2 Bilt)alm
©erfcog in Satjrn 2llle geftäd), Surnier, 9ten*
nen mib 9titterfpiil, fo 3>r gürftl. ®n. oers
bracht £. Samal 8 trug fie bie Signatur
„St. 4. N. 2 ".
9tid)t all 3 u lange fällte ba 8 2 $ud) in ber
SDtüntijencr 23ibliotf)eE bleiben. 2Ü8 1632 bie
Schweben fiegreief) in Sägern cinbrangen,
mußten (ogl. meine Stotzen im . 3 entralblatt
für Sibliothef 8 toefen, Jahrgang XXIX, 1912,
S. 343) auf be 8 Shtrfürften SJta^imilian 1.
Sefeljt bie toidjtigften Sd)ä£e ber Sibliothef
in Raffer gepadt unb auf bie gefte Surg*
fjaufen geflüchtet merben. Sa 8 Surnierbud)
befanb fid) nicht babei. Unb ba bie Sieger
trofc btä vom ftönig ©uftao 2lbolf ber Stabt
9Jtünd)en um eine auherorbentlid) t)oty Summe
getoährten Schuhbriefe 8 gegen Sranb, 2)torb
unb Spiünberung e 8 fid) nicht oerfagen fonn*
ten, be 8 Sturfürften Sammlungen 3 U pliin?
bern unb Stüde an fid) 311 nehmen, bie ihnen
gefielen, ocrfdpoanb mit anberen §anbfd)riften
auch ba 8 Surnicrbud) au 8 ber furfürftlichen
Sibliothef.
©8 manberte nach Söeimar unb fürs barauf
nad) ®otl)a. Söie ba 8 suging, hat un 8 9t.
ß^malb in einem Sortrag über bie ®cfd)id)te
ber ©othaer Sibliothef (gebrudt im ßentrals
blatt für Sibliotl)ef 8 mefen, 3ah r 8 an Ö XVIII,
1901, S. 439 ff.) er 3 äl)lt.
3 m ©eere ©uftao 2 lbolf 8 bienten feit ber
Sreitenfelber Schlacht brei Söl)ne 3ol)ann8
0011 ÜHJeimar: 2 öilf)etm, al 8 ©eneralleutnant |
ber gansen 2lrmee; Sernfjarb, al 8 ©eneral j
ber fd)mebifd)en Infanterie; Srnft, al 8 Dberft
eine 8 felbftgemorbenen 9tegiment8. 2118 ©uftao
2lbo(f in Sägern einbrang, seichnete fief) Srnft
am 2ed) burch fül)nen 9teitennut au 8 ; aber
infolge ber ©rfranfung, bie er fich beim
©urdjfchmimmen be 8 gluffe 8 sugesogen hatte,
muhte er in 2 lug 8 burg ßurüdblciben, mäh s
renb feine Sritber SBithelm unb Serttharb
am 17. 9Jtai 1632 mit bem Sdpoebenfönig
in SRünchen eii^ogen. £>ier hat ©ersog 2 BiU
heim oon Sßeimar offenbar gegen ben fd)ioes
bifdjen Schutjbrief gehanbclt. 3n einem
Schreiben be 8 Shtrfürften ilta^imilian oon
Sägern an ben ©rafen SjSappenheim 00 m
6 . Dftober 1632 Ijeiht e 8 : „Sa aber ©eqog
2 Bil()elm oon SBehnar berjenig fege, meiner
in Sägern unb in ber £>auptftabt Stünchen
mit plünbern, prennen, pranbtfd)ahungen
alfo übel häufen Iaffen unb nicht gefreut ja
fogar i£)re 9 tefiben 3 funftfammer 3 U äftitnehen
unb anber 8 , beffen fid) ber Sönig oonSd)toe-
ben felbft enthalten, beraubt unb geplünbert
habe, fo foU er in bem 2 öeimarifd)en fo oiel
möglid) in 2lfdje legen". 49 Sänbc au 8
9 )tünd)cn Iaffen fid) hatte nod) al 8 au 8 jener
Kriegsbeute ftammenb in ber ©othaer Siblio=
thef feftftellen. 3Jtit unferetn Surnierbud) maren
e 8 früher 50. üBitbelm oon SBeimar hatte
fie 3 unächft nach SBeimar bringen Iaffen, oon
too fie (oon bem üDtünjwerf Straba 8 abge*
fehen) unter £>cr 3 og Srnft bem frommen in
beffen burch bie Scilung oon 1640 ihm JU*
gefallene nette 9 tefiben 3 ©otha überführt wur*
ben unb bie bort neugegrünbete be r 3 oglid)e
Sibliothef au 8 ftattcn halfen. 1 )
3m 3abr 1816 erfuchte S?ronprin 3 ßubroig
oon Sägern ben 6 er 3 og 2luguft oon Sad)fen*
©otha, 31 t geftatten, bah oon bem Surnier*
bud) eine 9tad)bilbung für bie 9)tünchener $of*
bibliothef angefertigt toerbe. Sie golge biefeS
©efuche 8 mar, bah ^ cr ©^^og ba 8 Surnier^
buch felbft bem ßronpri^en al 8 ©efchetif
überfenben lieh- ©od)erfreut barüber 2 ) fchenftc
*) 3>n ber 3eit, in roelcfjer baS Oftcnborferiche Xurtiierbud) in ber beraoglidjen ©ibtiothef 3U ®otl)a
aufberoahrt mürbe, fanb e8 in folgcnben Söerfen (überall nur titr3e) (Ermahnung: Ern. Sal. Cyprianus, Cata-
logus codicum manuscriptorum bibliothecae Gothanae (1714), @. 107 (unter ber ©ignatur: Cod. membr.
min. LX). — 3ob<nw (Seorg Äe^Ster, gortfefeung neuefter Reifen burd) ©cutfchlanb, Böhmen, Ungarn :c.
(1741), ©. 1131; Ausgabe von ©ottfrieb ©chüfee (1776), Söanb II, ©. 1352. — 30I). ®eorg «ug. ©afletti,
(S)efrf)id)te unb SBefdjteibung beS $cr3ogtutuö ©otha. £cit 11 (1779), ©. 260f. — §. §. gübli, Slügcmeineg
Stünftlerlejifon, 2eil II (1809), ©. 1001. — gelii* Sofept) 2ipom§fi), 33aierifd)e8 Slünftlerlejiton, S3anb I (1810),
©.223, roo ber 9Jla(er, mie oben ©. 112 ermähnt ift, mit unrichtigem Vornamen ©cinrich Dßbcntarfer genannt mürbe.
*) 3a ber 9lutographen[ammtung ber 9Jtünd)ener ^ofs unb ©taatöbibliothef liegt folgenber eigens
hänbiger ©rief be§ Äronprin 3 ert an §ofrat ©chlid)tegroU, ben ©orftanb ber £>ofbibliothef:
5tn ^errn ^>ofrath ©chlicfjtegroll
ber ftönigl. ittfabemie ber 2öiffenfcf)nften ©eneralfefrctär
3 u s Diünd)en.
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PRINCETON UNIVERS1TY
120
Dr. ®corg ßcibingcr.
ßubmig baS Sud) feinem Skater König 9)la£
für bie ©ofbibliotßef. ,,©o feßrte burcß einen
äcßtfürftlicßen SßiettEampf f)oßer ©efinnungen,
rühmlicher als alle glät^enben Xurtiiere itnb
Stitterfpiele ber Soroorbern, biefeS feltene
^atnilienftüd ber 2BittelSbacßer mieber bal)in
jurücf, oon mo eS eine mitbe 3eit oor f a f*
3 meißunbert Sauren entführt hatte."
Kaum mar bie ©anbfcßrift in bcn Sefiß
ber SJtiincßener Sibliotßef gelangt, fo faßte
©cßlidjtegrott ben Sßlan, fie mit ©ilfe ber
ßitßograpßie 3 U oeroielfältigen. Xßeobalb unb
KlemenS ©enefelber, Srüber beS SrfinberS
ber ßitßograpßie, SltoiS ©enefelber, machten
groben für ben geplanten 3 mecf, bie gut ge*
langen. Unb fo erfdjien beim bie Seröffent*
licßung unter bem Xitel:
„Xurnier Sud) ©er 3 ogS fflBil^elm beS
Vierten oon Sägern oon 1510 bis 1545. 9tacß
einem gleicfj^eitigcn SRanuffript ber föniglicßen
Sibliotßef ju SJtiincßen, treu in ©teinbnuf
nacßgebilbet oon Xßeobalb unb (Siemens ©ene*
felber, mitJSrflärungen begleitet oon griebericß
©cßlidßtegroll. ffliündjen 1817. Ä
Ss mar eine ©langleiftung ber nod) jungen
Kunft beS ©teinbrudS. „Sie Umriffe ber ®e*
mälbe unb bie ©djrift mürben oennöge
treuefter Surdj^eidjnung auf ben Stein ge*
brad)t, bie Sergolbungen oermittelft Kartons
burcß bie Sßreffe auf baS Sßapier getragen,
bann ber 9lbbrucf ber ©teingeicßnung barauf
gefegt unb ferner bie übrige SUuminierung
in ooßer Uebereinftimmung mit bem Original
burd) ben Sßinfel bemirft." Sie SBiebergabe
ber Silber fann aud) heute nod) als eine
feßr gute be 3 eidßnet merben. König s JJta£ I.
naßm bie Sßibmung beS SBerfeS an unb fub*
ffribierte auf sman^ig Exemplare, mobureß
bie foftfpielige ©erfteHung auf eine fiefjere
finanzielle ©runblage gefteUt mürbe. Sie ©er*
ftellung beS SBerfeS 30 g fid) burd) mehrere
3 aßre t)in, ©cßlidßtegroll ftarb barüber (am
4. Se 3 ember 1822), unb bie gortfetjung beS
XesteS beforgte barnad) ber f. mirfl. 9tat unb
I. Slbjunft beS SJtüncßencr 9teicßSard)ioS Kief*
ßaber. *)
$eut 3 utage fteßt baS Sud) als eine ber
feßönften Snfunabeln ber ßitßograpßie ßod)
im $reiS, unb nur feiten gelangt ein G^em*
plar baoon auf ben 9Rarft.
3 m 3 aßre 1880 ließ ber 9Jtaler unb fgl.
autor. ©emälbereftaurator 3 rnn 3 9teid)arbt
311 Diüncßen eine angebliche 3affimile*9luSs
gäbe beS Xurnierbud)eS erfeßeinen, bie als
9 tad) 3 eid)nung in litßograpßifcßer Seroielfäl*
tigung fid) anfeßeinenb mel)r an bie ©djlicßte*
groUfcße SluSgabe als an baS Original hielt
unb beSmegen menig 2Bert ßatte, 3111110 ! fie,
abgefehen oon einem oberflächlichen Ser 3 eid)niS
ber Xurnierenben, feinen Xegt über bie ©anb*
f.cßrift ober beren SarfteUungen gab.
Sie SteuauSgabe, bie ich jefet oeranftaltete,
gibt in meichen fleinraftrigen Slutotgpien bie
Silber in Originalgröße mieber. Eine farbige
SluSgabe ließ fid) teiber nicht crmöglid)en, ba
bie Koften für ein s 4 $rioatunterneßmen aE^u*
hoch gemefen mären unb bie Sntereffelofigfeit
anberer ©teilen für folche Singe in Sai)ern
leiber 31 m 3 eit fo groß ift, baß man oon
oornherein barauf oeqicßtet, ©efueße bortßin
ju rid)ten.
Xurnierbiicher finb ßeroorragenbe Duellen
ber Kulturgefd)id)te, unb man ift baßer be*
ftrebt gemefen bie bebeutfamften baoon, be*
fonberS folcße, bie 3 ugteid) Exmftgefcßicßtlidje
Senfmäler finb, in oerfd)iebenartiger SBieber*
gäbe 3 U oeroielfältigen.
3n einer S|3rad)tauSgabe oor 3 üglicßer ©elio*
graoüren erfeßien ber berüßmte „gregbat",
baS Xurnierbud) Kaifer SUtagimilianS I., baS
im Original in SBMen liegt. SaS Sßracßtmerf
mürbe 1880—1882 burd) Quirin oon ßeitner
ßerauSgegeben. „gregbal" ift moßt baS raidß*
tigfte Quellenmcrf auf biefem ©ebiete. Sieben
unferem Xurnierbucße feien noeß genannt
©anS SurgfmairS Xurnierbud) im Sefiße ©r.
SBürflburg, 6. ©ept. 1816.
®leid) nad) (Smpfang 31)^8 angenehmen SBricfeS 00 m 24. Sluguft habe i(h bem ©erflog oon ®otßa
unb ©errn 3afobS gcfcfjrieben unb geftern ©. 9JI. unferm Könige, bah ich ihm für bie Söibliothef ©erflog
Söilljelm IV. Surnierbuch fchenle. (SS mirb alfo gut feijn, bah ©ie anfragen, mann ©ie eö ©öcßftbemfelben
fleigen fönnen. Slleinen S)anf, ©err ©ofrath, für alles toaS ©ie bei;getragen haben, bah biefe fchöne ®abe mir
mürbe, toomit ich oerbteibe 3h^ 3huen mohlgcneigter
ßubraig 51ronprinfl.
l ) Unrichtig fagte ©ighart in feiner ^öefchidjte ber bilbenben fünfte im Stönigreic^e ©agern* (1868),
©. 646, bah unfer £urnierbuch „oon ©trijner ebiert* toorben fei.
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Stubien jum Xurnierbucfie ©erjog 2Sitf)ctm8 IV. von Sägern.
121
Si. Hoheit beS gürften oon ^o^enjollern (re*
probuziert oon 3. oon Hafner *2Utenecf, granf*
furt 1853), bet fädf)fifd)en Sturfürften Sur*
nierbüdjer (bie beften SarfteEungen batin
herausgegeben 1910 oon ©rid) ^aenel), baS
Surnierbud) $an§ SurgfmaitS beS Süngeren
oon 1529 im Seftfce ber Sgl. ®raphifd)en
©amtnlung z u SDlünctjen (reprobuziert oon
Heinrich SßaEtnann, ßeipzig 1910, 16 Stätter
in Ipanbfolorit mit erläuternbein Segte).
Glicht roeniger als einunbbreijjigmal er*
blicfen mir in unferem Surnierbud) H cr 3°9
9BiIf)elm im ritterlichen Sampffpiet. Körper*
liehe Xürfjtigfeit, Kraft nnb ©eroanbtheit miif*
fen it>n ausgezeichnet hoben, roenn er fo oiel
greube an jenen Übungen hatte. Som 3al)re
1510 bis 1524 fprengt er in bie ©d)tanfen,
oon feinem 17. bis gu feinem 31. ßebenS*
jahre, unb baS lebte fftennen reitet er, als er
fdjon oerfjeiratet mar unb bie ©orge für bie
fünftige gamilie ihn rooljl oeranlaffen muhte,
auf Erhaltung feiner ©efunbljeit unb feines
ßebenS bebactjt z« fein. ©S ift, toie man auS
ber SabeEe ©. 126/7 fiefjt, nidjt richtig, roenn
Sftiezler ®efc±)tcf)te SaiernS, Sanb IV, ©. 416,
angibt, bie furniere äBilljelmS erftrecften fiel)
über bie Safjre 1510 bis 1518, unb ebenfo
ift ber Xitel ber ©cfjlichtegtoEfchen 3luSgabe
leicht irreführenb, roenn eS bort heifct: »Sur*
nierbud) ufro. oon 1510 bis 1545."
Sei oier^chn ber Surniere roirb uns ber
©chauptafj nicht genannt, both bürfen roir
oielleicht annehmen, bah in biefen gäEen
roohl immer ÜJtünchen ber Ort beS Kampf*
fpieleS roar, toie roir eS bei fed)§ Sur*
nieten angegeben finben. 3<h möchte h^
nicht unterlaffen, auf ben befannten, oft ab*
gebilbeten Kupferftid) "beS ERatthäuS 3ai)f=
finget (beS Srucfgenoffen beS älteren §anS
Dftenborfer) hinjntoeifen, ber ein Surnier
auf einem Sßlab 9lltmün<henS barfteEt. 3nner*
halb beS Herzogtums Sägern ift in unferem
Surnierbuche bann nur noch ßonbShut bie
Kampfftätte, roo oier 3tennen fich abfpielten.
3roeimat turnierte ber H« r 3°9 in bern be*
nachbarten SlugSburg, je einmal zu Hei^l*
berg unb zu ©tuttgart, unb bie brei lebten
Soppelbilber zeigen ihn uns am Kaiferhofe
ZU SSien.
3u aflermeift fanben bie Surniere in ber
gaSnacht ftatt unb erfcheinen bainit als Seile
H. 'Di. 6 «. 6.
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ber farneoaliftifdjen ßöfifeßen SBeranftaltungen.
Sreimal fallen fie in ben 3i<muar; einmal
ift eg unbeftimmt, ob Januar ober bie erften
gebruartage in Setradjt fommen; nießt me*
niger alg 16 mal merben fie im gebruar ab*
gehalten, je einmal im SDtärg unb 9Jlai, je
breimal im Sfuli unb Sluguft, einmal im
Dftober.
Seg §ergogg ©egner finb teitg fürftlid^en
©eblüteg, teilg flammen fie aug bem ßoßen
unb bem nieberen 9lbel, teilg aug ber ritter-
mäßigen £of* unb ßanbegbeamtenfcßaft. 33on
SBittelgbacßern finb gegen ißn geritten fein
jüngerer SBruber ßubioig unb ber Sßfalggraf,
fpäter Kurfiirft griebrid) II. SBon ben frän*
fifc^en §oßengoHern ßaben gegen ißn gerannt
SDtarfgraf Kafimir oon $ranbenburg*9lngbacß,
fein ©eßtoager, unb 3J?arfgraf ©corg ber
fromme oon 39ranbenburg*2lngbacß. Siefen
beiben ftanb er ingbefonbere auf bem großen
SBiener Surniere gegenüber, ioo er unb ber
£ergog 2Itbrecßt oon 3Jiedlenburg „£>aupt*
leute" unter 31 Surnierern gegen ebenfo*
oiele ber ©egenfeite roaren. ©ein beoor*
gugtefter ©egner feßeint fein £>augßofmeifter
©regor oon Sgloffftein aug biefetn ßeute noeß
blüßenben 9lbel^gefd)led)te geroefen gu fein:
fed)§mal ift er gegen ben ©ergog geritten.
Viermal erfefjeint SBitßelm gegenüber ber
©raf SBolfgang oon äJtontfort, je breimal
ber ©raf Sfjriftof oon Drtenburg unb beS
§ergog^ „Sürljiiter" ©ilbebranb ffitfcßer, je
groeitnal §err ßeon^arb oon 2ied)tenftein unb
ber greißerr Sernßarbin ©tauffer gu ©rnoelg.
Silur einmal treten al§ beg §ergog§ ©egner
auf: Qang oon SPrepfing, ^oßann beUa ©cala,
3Bolf oon ©djetlenberg, ÜBiHtbalb Sßirdßinger,
(äBilßeltn?) S?raiß # $Qa\\g oon Kammer, 3obft
oon 23erlid)ingen, Saltßafar oon Sannßaufen
unb 3örg Srucßfeß oon äBalbburg.
®g fann nießt meine Slbfidßt fein, ba§
Surnierbucß föergog 3Bi(ßelm§ IV. oon Saijern
ßier auf feine 35ebeutung alg Senfmal für
bie ©efcßidßte beg 2öaffetuoefen3 gu unter*
fließen. Sag ift eine Slufgabe, bie einem
griinblicßen Kenner ber ßiftorifeßen SIBaffen-
funbe oorbeßalten bleiben muß; fie bürfte
gtoeifellog feßr loßnenb fein. 9Jlöge bie neue
SBeröffentlicßung bagu anregen. 2Ber fi<^ big
gur ßöfung biefer ©pegialaufgabe über bie
auf unferen Söilbern oorfommenben Singel*
17
Original fro-m
PRINCETON UNfVERSITY
122
Dr. (Beorg ßetbinger.
heilen unterrichten miH, nehme Duirin oon
ßeitnerS Sinleitung jum „gregbal* ober Süßen*
belin Soef)eimS auSge 3 eid)neteS „§anbbuch ber
Sßaffenfunbe" (1890) oor, morin @.517—571
bie Durniermaffen eingehenb behanbelt finb,
unb 3 tehe ba 3 it noch SoeheimS Sluffafe „Die
DarfteHung eines 3tciterS im alten beutfcEjeu
©efted)" in ber 3 e üfd)rift für fpftorifche
SJafferfunbe, Sanb I, S. 169 f., heran, in
melchent auf ©runb beS erften SilbeS unfereS
XurnicrbucheS bie gefamte SluSrüftung fad)*
männifcf) befprochen ift. 3 n manchem Situ*
feum mag fich noch biefeS ober jenes SJaffen*
ftitcf aus ben in unferem Suche abgebilbcten
furnieren finben unb oiclleid)t auf ©runb
ber Silber ibentif^iert merben fönnen.
Die Seröffentlidjung unfereS DurnierbudjeS
mag gerabe bort gntcrcffe enoecfen, mo man
in neueftec $eit mieber gan^e Durnicre in
möglichfter Stiled)theit abgel)alten hat (fo 311
Srüffel im Sommer 1905, 31 t Sriigge im
Sommer 1907 unb suDournat im guli 1913),
furniere, über beren Durchführung fich Knl*
tur()iftorifer unb fogar fritifdje 3üaffenl)iftorifer
fef)r .befriebigt geäußert h^bcn.
Stuf ben Silbern fel)en bie Durnierbar*
ftellungen gefährlicher aus, als fie in SBirF*
lid)fcit maren; benn bie Silber oerhehlen
inSbefonbere bie mid)tige ©ilfeleiftung, meld)e
bie fogenannten „©rieSmärtel" ben Kämpfen*
ben boten. DaS roarcn eigene, befonberS ge*
fd)ulte ßeute, beren Stufgabe eS mar, bie
Sßferbc auf 3 ut)alten unb ben aus bem Sattel ge*
hobenen Gleitern bel)enbe bei 3 iifpringcn, um bie
2öud)t beS galleS 31 t milbern (Soeheim, £)anb*
bud) S. 519). Sei jenen Sfampffpielen unb
Schcinfämpfen mollten bie ®egner fid) nid)t
gefährben, fonbern fie beabficf)tigten nur, ihre
®efchidtid)fcit im Steilen unb in ber Rührung
ber SBaffe 31 t 3 eigen. Daf* eS aber babei mand)*
mal auch 31 t ernfthaften Seriehungen farn unb
baS Spiel nicht ohne llnglüdSfälle ablief,
fehen mir auf bem Silbe ber Dafet 36: bei
bem bort bargeftellten Stennen 3 U ßanbshut
brach Ößtjog SBithelm ben Strm.
„Arfcificiose picta“ qualifi 3 ierte 1714 bie
Silber EgprianuS in feinem ©anbfdjriften*
fatalog ber ®otf)aer Sibliotf)ef.
Sighart 3 ählte — unb baS mit oollem
3ted)te — in feiner ®efd)id)te ber bitbenben
Kiinfte im Königreich Sägern (1862), S. 646,
unfern £anS Dftenborfer 311 ben 3Ctuminiften
3 meiten StangeS. @r reifte ihn ber Schule
unb Stiftung nach ben ÜWatern ber foge*
nannten bagerifd)en gürftenbiieher an, melch
lefetere in einer Strahl oerfdhiebenmertiger
Sjemplare auf uns getommen finb. Diefe
gürftenbücher finb aber hoch meift meit funft*
lofer gemalt als unfer Durnierbuch unb oon
gntereffe hauptfächlich nur megen ber barin
überlieferten brachten. Sighart urteilte, bah
bie pradhtooKen Stüftungen unb Koftüme beS
DurnicrbucheS treu ge 3 eicf)net unb brillant ge*
malt feien, eine etraaS enthufiaftifdje 3luS*
brucESmeife, bie einiger Dämpfung bebarf.
ÜJtit Stecht hat £>anS oon ber ©abelent) (3ur
©efd)id)te ber oberbeutfehen Miniaturmalerei
im XVI. 3öl)ri)unbert, S. 67) oon unferem
Durnierbuch gefagt, bah bie barin enthaltenen
Miniaturmalereien mehr einen fufturgefchicht-
liehen als einen hohen fünftlerifchen 2 Bert be*
anfpinchen. „Sie finb aber djarafteriftifd) für
baS gntereffe, baS man 311 ber 3 e *t ken
Stitterfpielen entgegenbrachte, als baS Stifter*
tum fclbft feine eigentlid)e Sebeutung oer*
lorett hatte."
Der Maler hatte gute fo!oriftifd)e gäljig*
feiten, mäf)renb eS mit ben 3 eichnerifd)en bei
ihm meniger gut ftanb, maS fich inSbefonbere
auf ben Silbern, auf benen mehrere giguren
bar 3 uftellen maren, geltenb machte. StUeS
in allem genommen fonnte er nur ein
mittelmähigeS SrjeugniS tiefem, baS für
uns aber in feinen ®egenftänben oon hal)cm
Stei 3 ift.
Die Kgl. &of* unb StaatSbibliothef befiljt
noch rin 3 meiteS Sjemplar beS Durnierbud)cS
als Cod. germ. 1929 (früher Cod. bav. 1929).
SBähreub bie Dftenborferfchen Silber auf^er*
gament gemalt finb, befiehl biefeS 3 roeite
®Eemplar aus $Papierblättern. 3 m gormat
ift eS etmaS gröber, nämlich 23 cm tjod) unb
30 cm breit. (£S ift in einen Sßappbanb ge*
bunben, ber bem Slnfange beS 18. gahrhitn*
berts entflammen biirfte unb einen fchlechten
braunen ßeberriiden trägt mit ber 2 luffd)rift
in ®olbpreffung: „©eqog SBUhelmS Stitter*
Spil". Stuf ber gnnenfeite beS SorberbedelS
fcheint einft ein Ex-libris angeflebt geroefen 3 U
fein, melcheS jebod) auSgelöft mürbe unb nicht
mef)r barin ift. Diefe ©anbfehrift ift, mieKief*
haber in feinem ber Schlichtegroüfchen Ser*
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(Stubien aum £urnierbud)e Öerjon äBiHjelmg IV. uon Sägern.
123
öffentlidjung be3 Cgm. 2800 beigegebenen Ser*
SeichniS berßiteratur beS SurniermefenS ©. 56
angab, erft nach bem (Scheinen beS ©chlidjte*
groUfdjen SßerfeS in ben Sefifc ber 3Jlünd)ener
Sibtiothef gelangt; moher, ift jefct nidjt mehr
feft^uftellen. Sie Slätter mären einft, maf;r*
fcf)einlid) beoor ber jefeige Sinbanb bafür ge*
fertigt mürbe, in befähigtem Quftanb, rour*
ben bann für ba3 Sinben sum Seil auf gäl^e
gelegt unb mit Sßapierftreifen oerflebt unb
auSgebeffert.
Ser Sanb umfaßt nur 24 Slätter. Stuf
Statt 11 ftefet bie Sitelinfdjrift mie auf Statt 2v
beS SßergamentesemplarS, bocf) in abmeidjen*
ber Orthographie, ©ie ift oon fpäterer ©anb
mit Sinte nachgefahren morben, nachbem bie
budhbinberifd)e SluSbefferung gefchehen mar.
©ie lautet budjftäblid) (ogl. oben ©. 109):
„hierin feien befdjriben, onnb aigenttiefeen
oersaidjnet alle geftäcf), rennen, onb ritterfpil,
©o ber Surdjleüchtig gitrft, mein genebiger
©err ©erfcog SBilhälm in feinem leben oom
anfanng, bi§ sum enbt beftfeltcfe ritterlich, onb
oöllig oerpracht, onb getl;an h a C auch mit
mem, onb mie, onb an meinem tag, and) in
roaS form geftatt, onb tibereien, mit roffen,
beden, onb gefdjmudten allenthalben, mie
ban bie gefechen morben fein, bifj ift alles
htenad) mit narben ßautter aufgeftridjen onnb
gemalt."
©3 erhebt fid; bie grage: 3n metdhem
Serljältniffe fteht ber Cod. germ. 1929 su
bem Dftenborferfchen Suche? ®et)t er ihm
Seitlich ooran? 3ft er feine unmittelbare Sor*
tage? 3ft er eine Kopie baoon?
Sei ber Sergleidjung beiber ©anbfehriften
ergeben fid) fotgenbe Satfadhen: 3n Cod. germ.
1929 fehlen 18 ber Silber be3 Cod. germ.
2800. Siefe Silber finb mahrfdjeinlid) oer*
toren gegangen, ehe ba3 Sudh feinen jefeigen
©inbanb erhielt, ©inseine jener Silber finb
in biefem ©gemplare möglidjermeife überhaupt
nicht enthalten gemefen.
3>n ben testlidjen Seifcferiften bietet Cod.
germ. 1929, oon bebeutung3lofen orthogra*
phifchen Slbmeidhungen abgefehen, merfroür*
bigermeife oiele Zeitangaben mehr al3 ba3
Sßergamentegemptar.
Siefe 3 e ^angaben, roeldje ba3 Sßapier*
egemplar oor bem $ßergamente£emplar oorauS
hat, tonnten auf ben erften Slid ben Sin*
fefeein ermeden, al3 fei in bem Sßapiere^emplar
ber Sej:t, ba ausführlidtjer, aud; forgfältiger
bet)anbett. Sei näherer Prüfung biefer Untere
fdjiebe ergab ftefe, oon ben unmidjtigen abge*
fehen, ein merfroiirbigeS SerhältniS, nämlid)
bie Satfadje, bah Cod. germ. 1929 bei nid;t
meniger als 7 Surnieren eine unrichtige 3al)r*
Saht angibt, mährenb bie Reihenfolge ber Sur*
niere hoch bie gleiche ift mie in Cod. germ.
2800. (Sine grobe Unrichtigfeit ift eS auch,
menn auf einer Safel in Cgm. 1929 SBiHibalb
oon SjSirching al3 Sfleger oon „ßanbSperg*
ftatt oon „GrantSperg" (Stransberg) beseid)-
net mirb. Siefe Unsuoerläffigteit macht e3
unmahrfcheinlich, bah Cod. germ. 1929 etma
al3 Sorlage für ben Cod. germ. 2800 ge*
bient l)abz\\ fann, mie id; ot;ne nähere Unter*
fud;ung be3 Cod. germ. 1929 noch in meinem
Katalog ber 3Bittel3bacher*SluSfteIIung ber
Kgl. ©of* unb Staatsbibliothek (1911), S. 6,
Rr. 37, angenommen hatte.
Unb hoch gemährt Cgm. 1929 eine Sin*
Satjl oon SIngaben, in benen er jene be3 Cgm.
2800 su oerbeffern ober su ermeitern geeignet
ift. Reben richtigeren ßeSarten auf brei Safeln
nenne ich £ü er inSbefonbere ben Ramen „Sern?
harbt" ftatt „ßiennf;arten" bei bem ©errn oon
©tauff. ©inen ßienharb o. ©tauff gab e3 bamalS
niefet, e3 muh Sernbarbin h^ifeen (ogl. ©unb,
Saprifch ©tammenbud)/ Seil II, ©. 308), unb
©ersog SBilhelmS ©cgner mar bamalS ber*
felbe, ber auf einer anbern Xafel erfdjeint.
Son befonberem SBcrte finb bie genauen 3 e ^ s
beseichmtngen bei brei Safein, Seseid)nungen,
bie unferem Sßergamentegemplar gans fehlen
unb erft bie Datierung jener Surniere er*
möglichen. ©d)on in ©djlidjtegrotlS Se^t finb
biefe 3 e itbeseidhnungen oermenbet, ohne bafe
jeboch bie Quelle bort genannt ift. 63 s^igt
fid;, bah nur baS erfte jener Surnierc im
3at;re 1518 ftattfanb, maS auS ben
rifdjen Stngaben (©ochseit Rtarfgraf KafimirS
oon Sranbenburg) fdjon gefolgert merben
fonnte, bah aber bie beiben anbern erft 1520
unb 1524 abgel)altcn mürben, mobei baS letj*
tere auSbrüdlid) als ©ersog SöilhelmS tefeteS
Dtennen beseid;net mirb. Ser ©ersog hat alfo
aud) als oerheirateter Rtann (er führte 3a*
fobäa oon Saben 1522 h^un) nod; bem Ritter*
fpiel gehulbigt.
Siefe menn aud) oerhältniSmähig geringen
17 *
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124
ür. ®eorg ßeibinger.
SBor^üge beS Cgm. 1929 uor bem Cgm. 2800
erhöhen bcn Sinbrudf, bafe unmöglich erftcre
©anbfdhrift bie Vorlage ber Ic^teren gebilbct
haben fann, ba hoch moljl bie genaueren $eit*
angaben bet ben sulefct genannten brei Sur*
nieren übernommen morben mären. Sin um*
gefehrteS SSerEjältni^, ba£ nämlich Cgm. 1929
oon Cgm. 2800 trgenbmie abftammt, ift erft
recht nidjt benfbar. Meine Meinung geht ba*
hin, bafc Cgm. 1929 als Vorlage ein Sgems
plar hatte, meldjeS bie als äJor^üge gerühmten
Wertangaben als fpätere 3ufäfce beS SerfafferS
©ans ©chencfh enthielt, zugleich aber, üon
anberer ©eite irrtümlich hinzugefügt, bie un¬
richtigen ^ahrzaljlen.
3u einem ähnlichen Ergebnis fommen
mir, menn mir bie Unterfchiebe betrachten,
melcfje auch bie Silber beiber ©anbfchriften
aufmeifen. 3 n bem Sßapiereremplar ift alles
plump unb unbeholfen gezeichnet unb gemalt.
3SnSbefonbere ift ber ©cf)mucf ber ©toffe
überall nur angebeutet, in ben Dftenborfer*
fcf)en Silbern aber reich unb phantaftifdj, audj
in einbrucfSooüer garbenmirfung auSgefiihrt.
SBentt man beibe Sücher nebeneinanberlegt,
erfennt man beutlidj, bafj trofc mancher
©chmerfäHigfeiten in bcn Dftenborferfdjen
Silbern eine, menn auch befdjeibene, fünft«
ferifche Seiftung erblidt merben barf. Son
ben bilettantifdjen 3 c id)nungen beS Cgm. 1929
unterfcheibet fid) in Cgm. 2800 augenfällig
bie ©anb beS MalerS, ber mit geübter ®e*
ftaltungSfraft bie Sinzelfjeiten redjt ret^ooU
unb bis zu einem geraiffen ®rabe gefchmacfs
ooll 3 U bilben mufcte.
SJenn mir in Cgm. 1929 bie 9lbmeid)ungen
in befonberen fünften oon ben Silbern Dften*
borferS betrachten, bie idj gier nidjt einzeln
aufführen roill, fo erfennen mir, bafj auch
biefc 2 lbmeid)ungen auf gegenfeitige Unab*
hängigfeit beiber ©anbfdjriften beuten. 2 Bie
Cgm. 2800 im Werte gleichmäßige ©d)rift=
Züge unb Winte aufmeift unb bemnadj z u
einer 3 eit entftanben ift (ogl. oben ©. 118),
ebenfo oerhält eS fidj bei Cgm. 1929, ber
auch in einem 3 ll öe angefertigt morben ift.
SaS Driginalercmplar Sdjendf)3 ift feinet
oon beiben, menn man auch non ben beiben
©anbfchriften annchmen mufc, bah ihre ©er*
ftellung nicht oljne feine pcrfönlidhen Angaben
erfolgen fonnte.
2 IHe bie fragen, bie ftdj nach nuferer
bisherigen Darlegung an baS Wurnierbuch
fnüpfen, merben noch fchmieriger gemacht
burch ben Umftanb, bah eS ein britteS, bisher
nur menig befannteS Sremplar unfcreS Wur*
nierbudheS gibt.
SS befinbet fiel) in ber Sibliothef ©einer
königlichen Roheit beS gürften SMIhelm oon
©ohenzollern zu ©igmaringen, raclcher infolge
ber gütigen Sefürmortung beS SireftorS beS
giirftlichen MufeumS für SBiffenfchaft unb
kunft, beS ©errn ®eh- ©ofratS Sßrof. ©.
©roebbelS, bie h°f) e ®nabe Ijntte, bie Übers
fenbung ber mertooden ©anbfdjrift an bie
Münchener Sibliothef zu genehmigen, fo bafj
ich in bie äufeerft angeneljtne 2 age oerfeßt
mar, bie bret Sremplare mtteinanber oer*
gleichen zu fönnen. ©einer königlichen Roheit
fei hierfür ber eljrerbietigfte Want auSgefpro*
djen. ©errn ®eh- ©ofrat ©roebbelS banfe
ich beftenS für feine freunblid)e ilnterftühung
in biefer ©ache.
3n ber ßiteratur mar baS ©igmaringer
Wurnierbuch nur befannt gemorbett burch eine
Srmähnung in 3. ©. oon ©cfner4lltenedES
„Wradjten beS chriftlidjen Mittelalters", mel*
d)t r in ber 3. 2lbteilung biefeS SBerfeS (1840
bis 1854) auf Wafel 89 unb 90 ^tuei feßr
feine Jtachbilbungen barauS lieferte. Samals
befanb fidj baS ©igmaringer Such noch in
greiherrlidj oon ©ornfteinfehem Sefifc, aus
bem eS fpäter in bie gürftlicf)e Sibliothef
überging. ©efner braute bann eine furze
Sftotiz über biefeS Srentplar in ber Sinlei*
tung z u feiner oben genannten üftachbilbung
oon ©ans SurgfmairS Wurnierbuch (1853).
Sie zweite oermehrte unb oerbefferte 2Iuflage
oon ©efnerS „Wracken" gab in Sattb VIII
biefelben 2Ibbilbungen als Wafel 559 unb 560
mit bem gleichen Werte toieber. Unb nach
©efnerS „Wrackten" bilbete 1911 (©.862/3)
bie 3eitfd)rift „SaS Saijcrlanb" bie beiben
Wurnierer ab unter Stbbrud beS ©efnerfdjett
Wertes unb ohne kenntniS oon bem feigen
2tufbemahrungSort beS SudjeS, bcn ich erft
nach mandjerlei Umfrage burch liebenSmürs
bige Mitteilung beS ©errn Sbuarb greiherrtt
oon ©ornfteins®rüningen zu konftanz erfuhr.
Sie ©igmaringer ©artbfdjrift befteht auS
33 Sßergamentblättern. Sie Slätter finb leiber
alle ftarf befchnitten, fo bah fomohl oon ben
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©tubien 3 um Surnierluidje ^eraog ÄßittjelmS IV. uon lagern.
125
SJtalereien rote uon ber Schrift einjelne Xeile
roeggefaden finb. SS finb an ben äußeren
Stänbern immer je 2—3 cm abgefd)nitten,
fo bab bie jebige ©röbe ber erften 29 Slätter
(roeldje biefelben 56 Silber roic unfere Xafeln 1
bi§ 56 enthalten) 25 cm Sreite 311 18'/2 cm
©öbe beträgt, roä^renb baS urfprünglid)e Ber*
bältniS roie bei bem SJündjener Pergament*
ejemplar rootjl 27 1 /*: 24 geroefeu fein bürfte.
2)ie lebten oier Blätter beS Sigmaringer
StildeS (fie geigen bte 6 Silber unferer tafeln 57
bis 62) finb 32 1 /« cm fjodj unb 24 1 /* cm
breit; and) fie roaren einft roie bie unfrigen
3 um Umfdjfagen eingerichtet, finb aber jebt
öufge 3 ogett, roie überhaupt bie fämtlichen
Slätter jebt ein 3 eln in ftarfe Papierblätter in
©robfolio eingefpannt finb, rooburd) fleine.
Stanbteile oerbedt roerben. SaS gart-je Sud)
ift in einen mobernen, fplenbib gehaltenen
ßebereinbanb gebunben. (Sgl. SehnerS Ser=
jeichniS ber Sigmaringer ©anbfdjriften, Sr.62.)
Sergleidjen roir eS mit ben beiben 9)lün*
ebener (S^emplaren, fo ergeben fidj unS fo U
genbe Bemerfungen. Sluf ber Sorberfeitc beS
SlatteS 1 trägt eS roie bie beiben SRünchener
©anbfdjriften buebftäblid) ben folgenben S£itel,
ber uon ben beiben anbern nur ortbograpl)ifd)e
Slbroeichungen ^eigt:
„©ierinen Seien befchriben unb aigentlid)
uerbaidjnet alle geftäcb rennen unb ritterfpil
So ber burcbleud)tig gurft mein genäbiger
berr b er fe °9 SBilhalm in feinem leben 00 m
anfang bis 3 um enbt beglich ritterlid) unb
uällig uerprad)t unb gethan h a t auch mit
roetn unb roie, unb an roeld)etn tag, auch in
roaS form, geftalt unb libereijen mit roffn,
bedett unb gefebtnudten allenthalben roie ban
bi gefehen roorben fein, bib ift alles bienacb
mit uarben lautter auSgeftridjen unb ge*
rnalbt 2 c."
2BaS bie Sterte 31 t ben Silbern anlangt,
fo läftt bie Sergleidjung erfennen, bab bie
beiben Pergamentej:emplare nur fehr geringe
Slbrueicbungen uoneinanber bieten. Son ein
paar bureb eine fnabenbafte ©anb in bem
Sigmaringer (Somplar fpäter gemachten (Sr*
gän 3 ungen fönnen roir abfehen. gm übrigen
3 eigt ficb, bab bie Sigmaringer £ej:te einige
gehler ber SJtimcbener uermiebeit haben, roo*
bureb fi* jebcnfallS unabhängiger als [efetere
erfebeinen.
(Sine roidjtige unb merfroürbige £atfacbe
läbt ficb bei ber Schrift beS XegteS feftfteden.
gn bem Sigmaringer Somplar erfebeinen
3 tuei uerfd)iebene ©änbe (uon ber uorljin er?
roähnten fnaberthaften abgefehen). 2 )ie erfte
jener ©änbe b at bie £e£te uom Slnfange ber
©anbfdjrift an bis 31 t Stafel 50 einfrf)liefelicb
gefdjrieben, bie 3 tueite bie SCejrte 31 t Xafel 51
bis 56. S)iefe 3 tueite ©anb ift aber 3 tueifelloS
bie gleiche, uon roeld)er bie Siegte
unfereS Oftenborferfreu SgemplarS
herrithten. Söäbrenb bie erfte ©anb immer
„bcr 3 og" fd)reibt, erfetjeint hier auch bie in
unferer ©anbfebrift gebraudjte gönn „b 0 r <l 0 9 "-
Sei ber Sergleicbung ber Silber beiber
PergamenteEemplare ^eigt ficb in allen roefent*
lidjen fünften eine fo grobe fachliche Heber*
einftimmung, baf 3 eS nidjt nötig erfdjetnt, bie
Fleinen Slbroeicbungen fyex an 3 uführen.
©efner* 2 lltenerf h^t in feinen „brachten",
2lbt. 111, S. 96, barauf bingeroiefen, bab „bie
d)arafteriftifd)e geid)nung, baS richtige Ser*
ftänbniS ber galtcnroürfe unb bie ©enauigfeit
in ben (Sin^elheiten foroie bie eigentümliche
Stanier unb freie Sehanblung" uermuten laffen,
bab baS Such aus ber ©anb beS Sllbrecbt 9llt=
borfer heruorgegangen fei. S)iefe Sermutung
ift bureb nichts 31 t beroeifen. gn folcben gälten
Samen 31 t nennen ift oerfehlt. SJtan Fönnte
mit gleichem ober uiedeiebt befferem Stecht ben
Stüncbener ©ofmaler ffafpar SHofigl ober ben
©anS SBertinger, gen. Scbroabmaler, ober anbere
anführen. ?lu<b bie „©enauigfeit in ben Sittel*
beiten" ift mit einem grage 3 eicben 311 uer*
fehen. gm übrigen bat ©efner richtig gefehen,
mit SluSnahme noch eines mistigen PunfteS.
äöie bie Xejte nidjt fämtlicbe uon einer
unb berfetben ©anb gefebrieben finb, fonbern,
roie uorhin erroähnt, am Schluß eine anbere
©anbfebrift erfefjeint als in ben erften teilen, fo
finb aud) bie lebten fed)S Silber beS Sigmaringer
SanbeS unftreitig nicht uon bem Jtimftler ge 3 ei<h=
net unb gemalt, ber bie erften 56 uerfertigt hat,
Söie aber bie ©anbfd)rift ber lebten |£e£te bie
gleiche ift roie in bem Stimcbener Pergaments
batib, fo geigen bie lebten fe<bS Sigmaringer
Silber in garbe unb geidjnung fo grobe
2lhnlid)feit mit ben entfpred)enben tafeln beS
Oftenborferfdjen SucbeS, baf) man annehmen
mub, fie feien uon unferem ©ans Qftenborfer
gemalt. Sur ein roenig ftumpfer unb fdjroerer
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126
Dr. ©eorg ßeibinger.
als im 2 Jtünd)encr Sjcmplar, aber bod) oon
feiner ©anb.
^er SItaler ber 56 erften Sigmaringer
Silber aber ftanb als Zünftler über ©anS
Dftenborfer. Gr fonnte meit beffer 3 eid)*
nen als letzterer. 9)lit einer überrafdjenben
glottfyeit mirft er fidjer feine feden Stridje
f)in, rno Dftenborfer fdjmerfältige ßinien ge*
3 ogen l)at. Sic fidjtbaren Körperteile ber
Wenfdjen unb Siere, befonberS bic ©nnbe
ber Surnierer unb bie ^ßferbefü^e, finb treffe
lid) ge 3 eid)net, bie Haltung ber Kämpfenben
unb bie Semegung ber Sßferbc tommt natür*
lieber 31 m ©eltung, ber Soben ift mit ©räfern,
Kräutern unb ©efträud) meit freier beljanbelt,
furj, mo ber Künftler bie $cid)enfeber in ber
©anb f^atte, gibt er itnS groben eines auSgc*
jeidjneten Könnens. 9Jtan glaubt fogar oon
Statt 31 t Statt ein gortfdjreiten ber geid)*
nerifdjen gäfjigfeitcn 31 t bemerfen (bie Hinteren
Seidjnungen beS Sud)eS merben immer flotter)
unb 3 U empfinben, mie ber Künftler feinem
Sonourfe gegenüber immer märmer mirb.
©eringer ift feine $äf)igfeit aiS 3Jtaler, ob*
mol)l er eigenartige foloriftifdje 3 tei 3 e fjeroors
bringt. Ueberfjaupt gebridjt eS it)m an ber
fleißigen Sorgfalt, bie allem Stnfdjein nad)
Dftenborfer bei ber ©erftetlung ber Silber
aufgemenbet t)at. Sie G*in 3 elt)eiten finb nad)*
läffig betjanbelt, bie Seoifen fd)led)t ober gar
nid)t leferlid), manchmal fehlen fie gan 3 - Ser
9Jtaler ber Sigmaringer Silber l)at fid) 311
ifjrcr ©erftetlung nid)t bie niete 3 *it genommen,
mie Dftenborfer.
3Jtir fdjeint, bafi baS Sigmaringer G^em*
plar bem Iflitndjener Sßergamentbanb 3 eitlid)
oorangetjt. Sarauf beuten bie befferen 2eS*
arten beS Sektes, beutet ber Umftanb, bafj
auf Safel 28 bei ©anS oon Kammer bie Se*
merfung „gtiab bir gott" mit einem Kreu 3 in
anberer Sinte tjingugefetjt roorben ift (mat)r*
fdjeinlid) als er ftarb; id) fonnte baS SobeS*
jat)r leiber nid)t auSfinbig mad)en), mäfyrenb
in unferein Ggemplar baS Kreu 3 fetjlt unb
ber fromme Spruch in ber gleichen Sinte mie
ber übrige Segt gefdjrieben ift. 9Jtir fdjeint
meiter, bafj aud) baS Sigmaringer Sud), menn
aud) ber Slamc in ber jetzigen Grtjattung uns
barin nid)t entgegentritt, betn ÜBappenmeifter
©anS Sdjendl) gehört l)at, ber eS oon einem
äJtündjener Künftler madjen lief). Siefer mirb
fid) mot)t nod) einmal feftftellen taffen, menn
jene nod) oielcr gorfd)ung bebürftige $eit in
StündjenS Kunftgef<$id)te beffer aufgetjeltt fein
mirb. Son Dftenborfer finb fpäter bie lebten
fed)S Silber l^in^ugefügt morben unb ebenfo
(oon i£)tn felbft ober einem anbern, mie ber
Se?:t beS 9Jtünd)ener ^ßergamentejemplarS)
ber ben letzten Safeln nod) fetjlenbe Sejt.
Sei beiben @£emptaren müffen mir ans
nehmen, bafe Sdjendt) bie Gin 3 ell)eiten angab.
SaS SertjältniS beS Sigmaringer Sperga*
mentejemplarS 311 bem SUtündjener Rapier*
egemplar ift im großen unb galten baS gleiche
mie jenes beS Stimdjener SßergamentesemplarS
3 U letjtcrcm, fo bafc f)iefiir atleS gilt, maS
oben 311 biefetn Spunfte gefügt morben ift.
Srob feiner fd)led)teren ©rtjaltung mürbe
aud) baS Sigmaringer Sud) eine Sftadjbilbung
oerbienen, ba eS unS mit einem Künftler oon
oortrefflid)cn Gigenfdjaften befannt mad)t.
Ucberfidjt über $cit, Ott mtb Seilneljmer ber Sumierc in ©e^og 2BiU)elmS IY. Sunuerbud).
Xafel
3al)t
9Ute 9leuc
DagcSbeacidjtiung
Ort
(Scgner
1/2
1510
OTontag nad) ©ebaftion
21. 3anuar
nid)t genannt
Stjriftof ®raf oon Oltenburg
3/4
[15101
^fin^tag (Donnerstag) oor
^fingfteu
16. SJlai
Augsburg
ipfalagraf griebridb
5/6
[1510]
^ftnatag oor iDlargaretben
li. 1 ) 3uii
3Dünd)en
(Sraf SBolf oon Utontfort, ^anS oon
$rei)ftng, ßeonljarb oon 2icd)tenftein
7/8
1511
feljlt
—
ßcon^arb oon ßiecfjtenftcin
9/10
1511
üPfinätag nad) ^Dlatia 2id)t^
mefj
6. 5 ß bruar
nidjt genannt
®regor oon ©gloffftetn
11/12
' 115HJ
| 1
(Srd)tag (lienStag) oor
j^errcnfaSnadjt (Ksto-
j mihi)
! '25- .
1
^cibclbcrg
Gregor oon (Sgloffftein
1
l ) SBei ©djliddegroU intümlid) 10. 3uni.
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PRINCETON UNIVERS1TY
Stubien 311m Xurnierbudje ©eraog Sötttjelmß IV. oon ©agern.
127
Safel
3ot)r
SUte
£ageßbeact<f)nung
Üfteue
Drt
©egner
13/14
[15111
Slfdjermittrood)
5.
©tära
Stuttgart
spfatjgraf grubrtcl)
15/16
[1511)
(Srdjtag oor ßorenaen
5.
Sluguft
©tüncfjen
©raf Gfjriftof oon Drtenburg
17/18
[1511]
©tontag oor (Sailen
13.
Dftober
nid)t genannt
©ra{ Söolf oon ©tontfort
19/20
1512
©Httrood) nadj $aulß(©es
fet)rung)
28.
3anuar
0
3o^ann beHa Scata, ©err au ©erona
unb ©icenaa
21/22
[1512]
$)ienßtag, Sdjolaftila
10.
gebruar
0
SÖolf oon Sdjettenberg
23/24
[1512]
©tontag nad) ©alentin
16.
*»
0
SBiHibalb ^irdjinger
25/26
[1512]
Sonntag ber ©errenfaßs
nadjt
22.
»
0
©raf 29olf oon ©tontfort
27/28
[1512]
SBei&er Sonntag (Invo-
cavit)
29.
•
0
©raf 2öolf oon ©tontfort, ©tlbcbranb
ftitfd)er, ©ernfjarbin oon Stauff,
Slraife, ©anß oon Slfjamer
29/30
[1512]
©rcfjtag nad) ©targaretf)en
20.
3uli
2anbߧut
©regor oon ©gloffftein
31/32
[1512]
©tontag nad) Wariä ©im*
mclfaljTt
Montag, spauli ©efefjrung
9lbcnb
15.
Sluguft
0
©regor oon ©gloffftein
33/34
[1513]
24.
3annar
0
©raf (Eljriftof oon Drtenburg
35/36
[1513]
^Pfinatag nad) ©tariä ßidjt*
tne&
^finatag oor ©errenfaß*
nacf)t
Sonntag ber ©errenfaß*
nadjt
Söei&er Sonntag
3.
gebruar
0
©tlbcbranb Äitfdjer
37/38
1514
23.
0
©tündjen
©regor oon Sgloffftein
39/40
1515
18.
0
nidjt genannt
©ilbcbranb ftitfcfjer
41/42
1515
25.
0
0
©ernl)arbin oon Stauff
43/44
1516
Montag in ber gaßnadjt
(nacf)) St. ©laftuß
4.
0
0
3obft oon fflerlidjingen
45/46
1516
gaßnadjt
5.
0
0
©regor oon (Sgloffftein
47/48
1518
Spfinjtag nad) Sdjotaftifa
11.
0
0
©altfjafar oon £ann§aufen
49/50
1518
gaßnad)t
16.
0
0
3örg £rud)fefj oon Söalbburg
51/52
1518
Sßfinatag nad) ©artljolos
maei
26.
Sluguft
Slugßburg
©larfgraf tfafitnir oon ©ranbenbuTg
53/54
1520
©eilmontag
20.
gebruar
©tiindjen
©eraog ßubroig oon ©agern
55/56
1524
9ted)le gaßnadjt
9.
0
0
©eraog ßubtoig oon ©agern
57/62
1515
3acobi
25.
3uU
©Hen
©tarfgraf ftafimir unb ©eorg oon
1 ©ranbcnburg
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PRINCETON UNIVERS1TY
«Beiträge juc ätfeien ©rfdiirfitc non JleuGucg a. D.
Son SreiSardjioar Dr. @g. ©djrötter, JJteuburg a. S.
I.
Submontorium (Steuburg a. SX), Atilia unb Galeodunum.
Sie 9U3mer, meldje nocf) oor Gljrifti ®e~
burt crobcrnb bie SUpen überfdritten, be^
3 toangen in ben 3>af)ren 15—7 o. Gljr. ®eb.
unter SrufuS unb XibcriuS bie nörbltdj ber
Sllpen unb füblicf) ber Sonau mofjnenben
äJöIferfc^nften unb richteten bie s 4kooin391f)aeticn
ein. Qur Sicherung ber Groberung legten fie
31 t aHererft Augusta Vindelicorum an. 3n
ber folgenben frieblidjen Surdjbringung beS
fianbeS burd) bie 9tömer bilbete bie Sonau
bie erfte unb natürlidjfte SerteibigungSlinie im
SRorben. Saifer 9luguftuS rühmte fidj, „feinem
Steidje am $fter, mie bamalS nodj bie Sonau
überhaupt genannt mürbe, unb fpäter am
Gupfjrat 9 taturgren 3 en gefegt 31 t Ijaben: Duos
imperio nostro limites tanquam a natura
fixos et datos, Istrum et Euphratein, statui,
nad) 3>ulian3 Zeugnis." Gr riet bal;er aud)
feinen 9tadjfolgcrn, „nunmehr bie DteidjSgren*
3 en nidjt meiter auSjubetjnenV)
Sen römifdjen ©trategen fonnte ber 3 ioU
fdjen Sonau, ßedj unb SonaumooS liegenbe
§öfjen 3 ug mit feinen meitauSfdjauenben ^3unf=
ten, fpe 3 ie(I am redjten Ufer ber Sonau, in
feiner Sebeutung für befeftigte ®ren 3 anlagcn
nidjt entgegen. 2 ) GS erftanb bie SefeftigungSs
be 3 m. 33 erteibigung 3 anlage Submontorium ober
Summontorium; redjtS oon tfjr,bonauabmärt§,
auf bem alten fettifdjen Stingmatt Vallatum,
j. 9Jtand)ing; linC^ oon iljr, bonauaufmärtS,
SruiSfjeitn, in ber 3 uriidgelegenen Gde 3 mifd)en
bem redjten Sonau* unb bem linfen ßedj*
Ufer. Sie genaue $eit ifjrer Gntfteljung läfet
fidj moljl nidjt meljr ermitteln, bodj ift fie
fdjon halb nadj ber Groberung be£ ßunbeS
erfolgt. 9l(Ie brei Sßuntte erfdjeinen in ber
am Anfang be£ 5. 3>al)rljunbert3 (411—413
n. Gfjr. ®eb.) oerfafjten „Notitia dignitatum
omnium tarn civilium quam militarium in
partibus orientis et occidentis“, einer 9ht
Staatsfjanbbudj beS römifdjen 9ieidje£. 3 ) $rü*
£)er tommt Submontorium oor in bem „Iti-
nerarium Antonini Augusti“, einem Ser 3 eid)*
niffe oon 372 Siömerftrafeen mit 9lngabc ber
bebeutenberen SDtittelftationen unb iE)rer Gnt*
fernungen ooneinanber in millia passuum.
©eine Slbfaffung ift am 9lnfang beS 3. 3»afjr*
IjunbertS erfolgt unb ift aller Sßafjrfdjeinlidj*
feit nadj oon S?aifer 9lntoninu£ Garacalla
(211—217) oeranlafjt morben. Sodj nidjt
biefe off^ielle Grbfarte ift auf uns gefommen,
fonbern nurbaS Gj^erpt eines prioaten^opiften,
ber „oon ber römifdjeti ©trafcenorganifation
feine SIfjnung tjatte". 4 )
Submontorium (castrum ober munimen-
tum), erft nur eine SRömerftation unb all*
mätjlidj 31 t einer befeftigten 9lnfieblung ge*
morben, fjat feinen Flamen nidjt oon ber ßage
auf einer mäßigen Slnljölje (submons); benn
biefe ßufatnmenfefeung gibt eS im ßateinifdjen
nidjt. Sie toeiteren Scutungen, baft bie ßage
am guße einer Slnljöfye (sub inonte) ober auf
einem feljr Ijofjen Serge (summiis mons) ber
Station unb ©ieblung ben Flamen gegeben
*) Sftcuburger ftorieftaneen=©latt. 1855. XXI, 60—61.
*) 2)eSgl. 1839. V, 17.
8 ) £e£tauSgaben oon g. ©oeefing, üöonn 1839 —53, unb O. Seccf, ©erlin 1876.
4 ) Üteuburger ftoUeftaneen * ©latt 1855. XXI, 76. - 3)eutfdjc ®aue XI, 220. — g. granjib, ©agern
3 ur DlÖmerjcit. 9lcgcn§burg 1905. @. 105.
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PRINCETON UNIVERS1TY
Söeittöge gut öfteren ©efdjicfite non 9lcuburg a. S).
129
habe, müffen, roetl ber SBirflicbfeit roiber*
fpredjenb, abgetoiefen toetben. @g mufc aud)
bie meljr geiftreiefje alg fad)lid)e ßrflärung
oon Kurat grant abgetoiefen roerben, bafc in
Submontorium bet 9tame beg ^lüftcfeeng
Sdjmutter ftede. „®ie römifdjen Drtgnamen",
fo fagt granf, 1 ) „bei benen oorrömifdje glufc*
namen oertoenbet, teilg ncrbaH^ornt mürben,
finb ja häufig: 3n Guntia bie @ün 3 , in Ad
lunam bie ßone bei Urfpring (SBürttemberg),
in Abusina bie Slbeng (ßinittg—Kelfecitn), in
Regina ber Siegen (DIegengburg), in Brigobane
bie 93reg (©Ufingen, öaben), in Celeuso bie
Selg (Sßfoering-3SngoIftabt); fanben bie 2Bet*
fdjen t)ier ben oorrömifeben glufenatnen smu-
dura ober mie, fo fonnten fie i£)n fcfjroer aug*
fpredjen unb fie madjten baraug etroag, mag
i£)rem Dfete toofelflingenbcr mar: Summon-
torio unb 3 toar „in ripa prima partis supe-
rioris“, am erften Ufer bc 8 oberen SCeileg."
®er SBater biefer Srflärung fuc^t barum Sub¬
montorium in ber ®de ämifd)en bem redjten
®onan* unb bem linfen ßed)*Ufer, mag auf
®ruigf)eim 9 ar nidjt 3 utrifft, toeil eg nid)t
„in ripa prima“ gelegen ift, fonbern uon ber
®onau 3 tuei SBegftunben entfernt ift. 2 lud)
ift ber ©ebraud) oon pars superior unb pars
inferior jur SJe^eidjnung oon gluftpartien bei
ben SRömern nidjt beglaubigt, er beutet efjer
auf bie Seßeidjnung ber ©immelgridjtung
f)in. 2 )
ßbenfo feltfatn mutet bie 2 lnnafeme oon
Dr. SJtiebel an, „ber 9tame Submontorio
fönne mit 2 lnlefenung an sub monte aug
Summudurum, 33urg an ber Summa (felti*
fcfeer glufcname gleich ^ er Somme in granf*
reid)) entftanben fein, moraug Sdjmutter ge*
roorben märe". 3 ) 2 lHein abgefefeen oon ber
oon ben Stömern oorgenommenen, feöcfeft 3 toei*
felfjaften 33itbung aug bem Keltifcfeen, gleidE)^
oiel ob man smudura ober Somme alg Stamm
annimmt, mären mir gc 3 mungen, eine 9tüd*
bilbung, alfo eine 0 ioeite fprad)lidE)e ©emalt*
tat, an bem SBorte oo^unefemen, um aug
Submontorium micber Sdjmutter roerben 3 U
laffen.
2 luf bie beiben ßrflärungen finb bie eigenen
üöarnunggtoorte oon granf angumenben:
„©tilidjo, glaub’ ben Räuber nietet."
Submontorium ift oielmefer entftanben aug
superius montorium, b. i. obereg ©ebirge, im
©egenfafce 311 inferius montorium, b. i. untereg
©ebirge. Unter letzterem finb bie 2tlpen 3 U
oerftetjen, bie oon 9tom aug betrachtet unter*
halb gelegen maren. Sag in ber neueingeridj*
teten Sßrooin 3 9il)aetien oberhalb gelegene
Söalbgebirge ift bag superius montorium.
Ser 97ame mürbe bann lofalifiert unb bamit
bie im superius montorium gelegene Körner*
fiebtung „in ripa prima“ bezeichnet — Sub¬
montorium. Inferius unb superius mon¬
torium forrefponbieren mit pars inferior unb
superior provinciae Rhaetiae ober Rhaetia
prima unb secunda.
„ 2 luf Uteuburgg $elfengipfel empfing un*
ftreitig beffen fjöcfefter Sßunft, ba mo nod)
jefet ber atg römifdj geltenbe ©e^enturm im
oormaligen 9 )tün 3 gebäube mit feinen 7 Sdjul)
biden üuabratmauern emporragt unb bie
Umgegenb überfdjaut, bie erfte römifdje s Jlie*
berlaffung, bie bann nebft ber gangeit gelfe-n*
fuppe fofort aud) mit einer Ringmauer unb
bem nod) jefet auf ber @üb* unb Oftfeite fid)t=
baren gelfengraben unb einem 2 lrm ber ba*
malg oiel t)öfeer ftrömenben Sonau mag um*
geben rnorben fein; benn noch in ncuefter $eit
fanb man in bem genannten Stabtgraben bei
2 lnlegung oon ©ebäuben Kupferminen mit
großen «Köpfen unb lateinifdjcn Umfcfjriften,
bie leiber bie Unfunbe mieber in ben ©djlamrn
gemorfen feat." 4 ) 2 Jtit biefem ^Berichte beg
©pmnafiatprofefforg g.3* Splafcer (1839) ftimmt
’) ©eutfefee (Saue X, 230. — 5Iuf bie 5orm Smudura, bei 9fterian Schmudert, im 10. 3n^b i mbert
Smuttura (Mon. Germ. VI, 422) weift febon Dr. SöudC in „93orbeutfd)e Stufe* unb Crtgnamen in (Schwaben 4 '
fein. 3 c Rf ( ^ r ift beS §ift. 93eteinS für «Scfetuaben unb 9leuburg. MugSburg 1880. VII, 27.
2 ) Rhaetiae occideutale latus terminatur monte Adula et linea, quae est inter capita Rheni
atque Danubii, latus vero septentrionale ea Danubii terminatur parte, quae a lontibus est usque ad Aeni
fluvii divergium. Claudius Ptolemaeus, Geographie lib. II, cap. 12.
8 ) 3)eutfcfee ®aue XIII, 148.
4 ) fReuburger $ofleftaneen*S3Iätter 1839. V, 18. — 2)ie Xrabition, bafe bie 2)onau aur Dtömeraeit
noefe feöfeer geftrömt fei, um ben (Braben 3 U füllen, ift abfolut unhaltbar; benn fie mürbe bie gan^e öfttirfje
Umgebung oon 9tcuburg jum ©ee macfeen, in raclcfeem cS auefe ben Römern niefet eingefallen märe, eine Strafee
(naefe SJtancfeiug) 3 U bauen, liefet jeber ©efeftigungSgraben mufe mit Söaffer auSgefüüt gemefen fein.
H. SR. 5u. ö. 18
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PRINCETON UNIVERS1TY
130
Dr. ®g. ©djrötter.
überein, ma§ Dr. oon Siaifer im gafjre 1832
melbet: „3»n bem „Sranbl" unb in ben ©är^
ten 311 Uteuburg, roo audj Ueberrefte non efjes
maligen Söällen mafjrgenommen merben, finb
Fragmente oon Bafen, barunter eine oben
quabriCCierte patera, unb oiele römifdje 2Kün=
3en au£gegraben morben." 1 )
3 >n Submontorium ftanben nadj ber ,,No-
titia dignitatum“ al§ Bejahung „equites
Stablesiani juniores“ unter einem „praefec-
tus legionis tertiae Ilalicae partis superioris
deputatae ripae primae Submontorio.“ 2 )
Diefe ©teile barf nun nidjt mit g. 2 öin*
felmann überfetjt merben: „Gin ^Jräfeft ber
3 . italifdjen ßegion am oberen Deite (ber
Donau) für bie erfte Uferftrede 31t Submon¬
torio (Dtuisfjeim)"; bie Ucberfefeung mufj finn?
gemäfj alfo lauten: (Sin Sßräfeft ber 3 . italU
fdjen ßegion 3U Submontorium im oberen
Deile (ber $ßrooin3 Bljaetien) am erften b. Ij.
redeten Ufer ber Donau. Die Börner betradj=
teten bie Grbe al£ glärfje unb Born als iljreu
Blittelpunft. Bon biefem Btittelpunfte aus
mar baS entfernter gelegene Bljaetien bie
pars superior unb baS erfte Ufer baS rechte
Sonant Ufer im ©egenfafee 311 ber pars in¬
ferior ber $prooin3 Bljaetien, bem Born näljet
gelegenen Deil ber Sßrooins Bljaetien, unb im
©egenfatje 3U ber ripa secunda ober altera,
bem 3ioeiten ober Unten Donauufer. 3 ) ?ludj
BegenSburg mar nad) berfelben Notilia digni¬
tatum in ber pars superior (Rhaetiae) ge?
legen, unb ein anberer Sßräfeft ber 3 . italifdjen
ßegion ftanb an ber ©ptfce ber media pars
(provinciae Rhaetiae) beS mittleren BljaetienS
,,a Vimania Cassiliacum usque Cambiduno“,
b. fj. 311 Kempten oon 38 ntj bis Cassiliacum.
Die Deutung ber pars superior als oberem
Bljaetien mirb audj burdj folgenbe Darlegungen
g. SlöinfelmannS beftätigt: „ 3 n ber Notitia
crfdjeint Baetien in 2 Deile, Raetia prima
unb secunda geteilt, mit je einem praeses;
ber dux l)atte beibe $ßrouin3en unter fid).
Badj ben raenigen oorljanbenen gnfdjriften
3U fdjliefjen, bie immer nur einen praeses
provinciae Raetiae nennen (bie jüngfte ftamtnt
aus bem galjre 297 ), fann bie Deilung nidjt
oor Beginn beS 4 . gafjrljunbertS gefdjefjen
fein. SBie bie Deilitng auSgefüljrt mürbe, ob
bie Sproüin3 in eine öftlidje unb meftlidje,
ober in eine füblidje unb nörblidje §älfte 3er*
fiel, miffen mir nid)t beftimmt, bie Meinungen
barübcr finb oerfdjiebcn. Ueberlicfert ift nur,
bab SlugSburg unb Quintanis in Raetia se¬
cunda lagen. Ueber bie Jßauptftäbte ber bei*
ben Raetien ift nidjtS überliefert; man barf
aber annefjmen, bafc bie ©auptftabt oon Raetia
prima Gfjitr, jene oon Raetia secunda 9 Iug§-
bürg gemefett fei." 4 ) Unter Berüdfidjtigung
beS Sßräfeften ber 3 . italifdjen ßegion in ber
media pars provinciae (Rhaetiae) fann nur
bie Teilung ber Sßrooin3 in eine füblidje unb
nörblidje §cilfte angenommen merben.
$0311 nod) eine Bemerfung fpradjlidjcr
Batur: SBarum fjätten bie Börner für „bie
oberfte Uferftrede" nidjt ripa superior gefagt?
Söarutn foHen fie baS pleonaftifdje ripa prima
partis superioris gebraucht tjaben? 9 ftan oer^
gegenmärtige fid) ba3U, baft bie Notitia digni¬
tatum eine 2lrt ©taatSfjanbbudj mar, mo nidjt
überflitffige äöorte gemadjt 3U merben pfle¬
gen. Dagegen läfjt fidj bie geograpljifdje ßage
oon Submontorium nidjt für3er unb nidjt
ridfjtigcr bc3eid)nen als „am redjten Ufer beS
oberen DeileS" ber üßrooin3 Btjätien.
3 n ber Beftimmung beS ©tanborteS beS
Sßräfeften ber 3 . italifdjen ßegion 311 Sub¬
montorium am redjten Donauufer ift bie ßage
ber Bömerftation un3roeifelljaft feftgeftelll, fo
baj3 Submontorium itnmöglidj in ©ofjenmart,
©djrobenljaufen, Slidjac^ ober anbcrSmo auf
einer ßinie 3roifd)en ÜDtandjing unb 2lug§burg f
alfo oor bem Donau= 9 )toofe unb meit oon
ber Donau, etroa in Drui§l)eim, gefudjt rner^
ben fann. Die 9 tömer ^aben nidjt eine milu
tärifdj unroid^tige ©teile im Binnenlanbe, 5 )
1 ) Dr. oon SHaifer, S)er D&erbortaufreiS beS ÄönißreidjS ©atjern unter ben Römern. III. Abteilung.
9lug§burg 1832. 6. 52. — g. gransife, Sägern ßur ^lömeraeit. s Jtegen8burg 1905. ©. 286 fyat bie Xat*
fadjen übernommen.
2 ) ®eutfcf)e Öaue XIII, 142-3.
•) Süiirbe g. 3BinfelmannS Ueberfefeung oon ripa prima als erfte Uferftrctfe richtig fein, fo müfete
folgerichtig e£ auch eine ripa secunda ufm. geben. SBo märe biefe raofjl au fucf)en unb a« finben?
*) S)eutfd)e ®aue XIII, 138-9.
•) S)eSgl. IX, 257.
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PRINCETON UNIVERS1TY
©eiträge aur älteren (Bcfcf)ic^te oon 9leuburg a. 5).
131
fonbern gleich bet ber erften Eroberung ber
Sftorbalpenlänber bie ©onaulinie befefet; fie
^abett nicht baS ®ebiet IinfS oom 2ed) bis
3 ur ©onau befefct ttnb baS ®ebiet red)tS oom
2 ed) bi§ 9Jland)ing unbefept gelaffen.
Submöntorium mar nach betn Itinerarium
Antonini Augusti non Abusina XXXIV
millia passuum, non Vallatum (j. 9Kandt)ing)
XVI millia passuum entfernt; bie Entfer?
nung non Augusta Vindelicorum ift auf XX
millia passuum angegeben. 1 ) 2 öäl)renb bie
beiben erfteren Entfernungsangaben annähernb
ftimmen, beftefjt bei ber letzteren eine fo äugen?
fällige $ifferen 3 , ba {3 man ge 3 toungen ift, fie
näher 3 U unterfingen.
Unter Kaifer ElaubiuS (41—54) ift an
ber üftorbgrertae SR^ätienS anfdheinenb ein mili?
tärifcf)eS ülorgefjen geplant rnorben, eS tnurbe
bie non SlugSburg nad) korben führenbe
Strafe Via Claudia gebaut; ihre güfjrung
ad fluvium Danuvium ift auf ben SReilen?
fteinen auSbrüdlicf) betont. 2 ) ©iefer ober fo?
gar einer nod) ettoaS fritieren Qüt bürfen
mir bie ©onauftrape StegenSburg, Eining,
9Jtand)ing, Submontorium mit bern Slnfd)luf 3
an bie Via Claudia bei ©ruiSheitn auteilen.
Kaifer ©omitian (81—96) fcfjien ber ©onau?
fchup nicht mehr fjinreicfyenb 3 U fein. Son
gaimingen bei 2auingen bis Eining „fließt
bie ©onau mit SluSnaljme ber fuqen ©tredEe
©tepperg—JJleuburg am SRorbranbe eines brei?
ten ©aleS". ®ie bisherigen 9tömerfafteIIe auf
bem redeten ©onauufer unmittelbar nor unb
nad) Einmünbung beS 2ecf)S lagen aber 31 t
meit notn gluj 3 entfernt, „fo bap non ihnen
aus tneber ein Ueberfchreiten 31 t nerhinbern,
noch ein ®inblid in bie 2 ?erf)ättniffe jenfeitS
beS gluffeS 31 t geminnen mar". Kaifer ®o?
mitian neriegte batjer bie römifdhe 9 lorbgren 3 e
über bie ©onau, „rno nun non ben KafteHen
aus baS SJorlanb unter ftänbiger Sluffidjt 3 U
halten unb einem feinblichen Einfall über
ben glup leichter 3 U begegnen mar''. 8 ) —
©ei eS nod) unter ©omitian, {ebenfalls
aber unter Kaifer Xrajan (98—117) ift ber
©trapeti 3 ug Sining, Sßföring, Köfching, 9taf?
fenfelS, Slttenfelb be 3 m. Sgftetterhof, ©tepperg
hergefteHt rnorben, ber nach & em Uebergang
über bie ©onau in ben ©trapen 3 ttg Eining,
9Jtand)ing, Submontorium, ©ruiSheim ein?
münbete unb fo an bie Via Claudia nad)
SlugSburg angefchloffen mar. 3 n) if c ^ erl SBol?
ferSt)ofen unb SftaffenfelS ift ein römifcher
SDteilenftein gefunben rnorben, ber ber Stegie?
rungS 3 eit 9JtarcuS StureliuS ober ©eptimiuS
©eneruS, alfo ber Qüt 161—211, angehbrt;
auf ihm ift bie Entfernung oon SlugSburg
mit XLV millia passuum, b. i. ungefähr
67 km, gan 3 richtig angegeben. 4 ) SDtan hat
alfo bie mähren EntfernungSmape gefarmt,
in bem Itinerarium finb fie jebod) falfd) an?
gegeben. 9hm ift baS Itinerarium fcpon charaf?
terifiert als Esjerpt eines priuaten Kopiften,
ber „oon ber römifdjen ©trapenorganifation
feine Slhnung h°Ue"; ber Kopift „oerfolgte
aud) nicht etma ben praftifchen ^ecf, ben
Sleifenben bie SBege 3 U geigen, er hat aus ber
amtlichen Karte ©trapenftredfen ohne grope
StuSraapl herauSgefd)rieben, aneinanber geftop?
pelt, gmifcpenftationen miüfürlid) gemählt,
Knotenftationen auSgelaffen. ©0 entftanben
biefe finnlofen 3 itf 3 a cf 3 üge". »Stile offiziellen,
oerläffigen ©trapenoeqeichniffe unb ?Karten
ber 9iömer finb 3 erftört rnorben unb im
Itinerarium Antonini unb in ber Sßeutinger?
©afel haben mir nur oerftänbniSlofc ©tücf?
arbeiten. 2 Ran mup fie fel)r oorfid)tig be=
nüpen". 5 )
Ein Seifpiel: „Stad) bem Itinerarium lag
bie geftung Guntia (®ün 3 burg) XXII millia
passuum (ungefähr 32 km) oon SlugSburg
entfernt, ©a aber ber tatfäd)lidje Slbftanb
51 km auSmadjt, fo mup bie Sinnahme aus?
helfen, bap hi er an allen Orten bis 23re?
gen 3 bie SJo^aljl X ausgefallen ift. ©ie ba?
bei fidh ergebenbe ®iftan 3 oon ca. 47 km
entfernt fid) nidtjt 31 t meit oon ber mirflichen
2änge beS ©traper^ugeS". 6 )
l ) Neuburger ^oUeftaneen s ©Iätter 1848. XIV, 82. - 1865. XXI, 97. - S)euifcl)e ®aue VIII, 9.
*) S5eutfcf)e ©aue XIII, 133.
B ) Ä. a. O. IX, 243—4.
4 ) Neuburger 5Ioaeftaneen=©lätter 1843. IX, 112—3.
6 ) 2)eutfcf)e ©aue XI, 220.
# ) g. Sraridib, ©atjern gut Stömerseit. — 9tegen£burg 1905. ®. 228.
18 *
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132
Dr. ©g. Sdjrötter.
Sie Entfernung 9teuburgS a. S. oon 9lugS*
bürg beträgt mcnigftenS 45 km. J ) Sie 3ln«=
nal)me, „bafo ^ter tüte an allen Orten bis
Sregen 3 bie üßoqafjl X ausgefallen ift", im
ßufammenfjalt mit ber richtigen Slngabe auf
bem 2BolferSf)ofens9taffenfelfer 3JieiIenftein
3 toingt mit Sftaturnotroenbigfeit 3 ur Korceftur
be^tt). 2lbbition oon X millia passuum bei
ber Entf ernung Submontorium - 2lugSburg.
XXX millia passuum = 45 km finb bie
richtige Entfernung über SruiSfjeim.
9tocf) ein Argument: Verlegen mir Sub¬
montorium nad) SruiSfjeim, bann ift bie
©ad)e feineSmegS einfacher, fottbern hoppelt
fdjmierig, meit bie Entfernung Vallatum-
Submontorium mit XVI millia passuum nid)t
met)r ftitnmt unb bie Entfernung SruiSfyeim*
SlugSbutg mit XX millia passuum nod) me*
niger ftimtnt.
Sa^u fontmt norf), bafc bie Stömerftrafce
SDtancfying^euburgsSruiSfjeim ober beffer bie
Seilftrede Obcrmü()le bei 2Beidjering bis Ober*
peidjittg am ßed) oon Oberleutnant SB. ©ing,
man mujj fagen, ©djritt für ©djritt feftge-
ftciit ift. 8 )
$ftad)bem Submontorium unoerrüdbar feft*
ftefjt, menben mir bie 23lide nad) bem
tafiefafteH „Ripa prima“, toeldjeS feine gc=
fdjidjtlidje E^iften^ einem Komma unb einem
Silbe uerbanft. gn bem cap. XXXIV ber
Notitia dignitatum fommt bie fdjon 3 itierte
unb interpretierte ©teile oor: „Praefectus
legionis tertiae Italicae partis superioris
deputatae ripae primae Submontorio“. Sa*
burdj, bafe ein ©djlaufopf jmifd)en ripae primae
unb Submontorio ein Komma einfügte, tjatte
er 3 toei Diömcrfaftclle tjeruorgeaaubert. ©einen
gauberftreid) begrünbete er mit bem KaftclL
bilbe, meldjeS in berfclben Notitia dignitatum
mit Ripa prima be^eic^net ift. 3 ) So ift ber
Irrtum entftanben unb grrtümer Ijaben be*
fanntlid) ein fefjr 3 äl)eS, bod) nicfjt baS emige
Beben; aud} biefer Irrtum mu| enblicf) oer-
fdjminben.
SBie oerf)ält fic^ bie SBirflidjfeit? 9lm
SInfang beS 2. ga()rf)unbertS ift ber ©tragen»
3 ug Eining, Köfdjing, 5ftaffenfelS, ©tepperg
gebaut morben, ber nad) bem Sonauübergang
fid) mit bem redjtSfeitigen Sonauftrafcenaug
oereinigte, nacfjbem oon ben Kaifern Somitian
unb Srajan bie 9 teid)Sgren 3 e meit über bie
Sonau oorgefdjoben morben mar. 2llS ©djufcs
unb SerteibigungSmaH ift ber Limes errichtet
morben, er fteHt „eine fefte ©ren 3 meljr bar,
bie nur an ben oon Stürmen befefeten Surd)-
gängen einen mof)I übermalten 23erfel)r mit
bem SluSlanbe geftattete. Eine birefte Ser^
teibigung ber auSgebeljnten (BimeS?) ©trede
mar natürlich niefjt möglid), aber jebeS Slawen
eines geinbeS fonnte oon Surrn 3 U Surtn
burd) Signale gemelbet, jebem Bingriff bitrd)
rafd)eS Einfdjrciten ber aus ben KafteHen
fjerbeieilenben Gruppen entgegengetreten mer*
ben. 3lud) bie telegrap^ifdje SBerbinbung mit
bem ^interlanbe mar organifiert. 2 ln ber
Strafe 3 iuifd)en ben KafteHen Sßfüna unb
£>arlad) l)at man eine faft tüdenlofe s Jteif)e
oon ©teinbauten gefunben, bie auf jeher Er*
fjöljung beS ©elänbeS angebracht ©ignalfta*
tionen gemefen fein müffen, bie ein rafc^eS
SBeitergcben ber Sftad)rid)ten geftatteten. Slud)
an ben ©tragen oon Sßfün 3 nad) Köfdjing
fornof)! mie riidmärtS über SftaffenfelS ßum
Sonauübergang bei ©tepperg ift bie gorL
fefcung biefer ©tgnallinien fcftgefteKt mor*
ben''. 4 ) Ein KafteH 3 Utn Sd)itfee beS Sonau*
Überganges ift alfo gar nicht notmenbig ge*
mefen unb fjat ein foIdjeS aud) nidE)t beftanben.
SaS Kaftetlbilb in ber Notitia, melcfjeS mit
Ripa prima beaeichnet ift, ift ein gan 3 miH*
fürlidjeS, eS ift gan 3 unpaffenb unb oerftänb=
niSloS eingefügt. 5 ) Sie Unterfudjungen, toelche
in ber ÜDtitte beS 19. ga^rlpinbcrtS oon ©tjim
nafialprofeffor g. 3 . 5 ßlat 3 er an Ort unb ©teile
üorgenommen morben finb, fjaben ergeben,
ba^ t)ier fein KafteU, überhaupt feine eigent*
lid^e S3efeftigung beftanben ^at; ^ödjftenS
fann oon einem Sommerlager, castra aestiva
*) 81. a. O., 286.
') Sleuburger ÄoUeftaneensSIätter 1897. LX1, 87—111. — SJgl. cutd) g. granaife, SBagern gut Römers
Seit. S. 85.
3 ) S)eutfd)e ©aue XIII, 141 wo oon g. SBinfelmann bie gänalicfje ©ebeutungglofigfeit ber ÄafteHs
bilber ber Notitia mit fdjlagenben SBeifpielen bargetan ift.
*) a. a. D. IX, 250-1.
6 ) 81. a. £). XIII, 141.
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©eitröge aur öfteren (Sefcfjicfitc non Weuburg a. 2).
133
stativa, gefprodjen roerben, mcldjeg bezogen
roorben ift, roenn gefährliche 3?itumftänbe eg
erforbert fjaben „gür ein ^Sinterlager (castra
hiberna) fönnen mir eg barum nicht galten,
raeil roit* bnrin nid)t» non ©ebäuben, ja niefjt
einmal oon einem Oratorium, mie bie Sftömer
ooqüglicf) in ihren ^Sinterlagern 3U errichten
pflegten, entbeeft l)aben." *)
©em ©efagten fei nod) angefügt, baft nie«
malg unb nirgenbg, in feiner römifdjen ober
au^errömifcfjen Duelle, ein SfafteH Ripa prima,
abgefe^en oon ber Stelle in ber Notitia, alg
Stanbort eineg rötnifdjen ©ruppenteilg ge*
nannt ift. 2 )
So liegt nun ein boppelteg (Srgebnig oor,
ba§ StömerfafteH Submontorium-Steuburg unb
bag ßeitioeilig bezogene Sommerlager am
Stätteberg.
©amit ift aber bie Steife ber Stömernieber*
Iaffungen am rechten ©onauufer jmifc^en Steu*
bürg unb bem Stätteberg nod) nirfjt erfdjöpft.
2Benn mir ben 21. Jahrgang ber Steuburger
SfolIeftaneen* 33 [ätter jur @anb nehmen, finben
mir auf S. 46—98 eine grünblicfje Slbfjanb*
Iung beg ©pmnafialprofefforg %. piafeer:
,,©ag rechte £>od)ufer ber ©onau mit feinen
Slltertiimern oom Unterhaufer äftiifjlljart an
längg ber römifdjen Sübbonauftrafte big
Steubitrg a. ©.". ©a^u moOe ber 17 . 3 at)r*
gang mit ber beigebunbenen Slarte: „Stedjteg
©odjufer ber ©onau" 31m 33 eranfd)au[icf)ung
beige^ogen rnerben.
Deftlid) oom Stätteberg ber ©onau ent*
lang 3iel)t fid) bie SBalbung Steigfe l)in, „eine
fd)öne toalbige ©odjebenc", 3 ) in meldjer bie
alg ffaiferburg befannte Burgruine gelegen
ift. SBeftlict) oon ifjr liegt eine ©oppelfdjan^e,
bie im September 1849 burd) Sluggrabungen
btofjgelcgt mürbe unb nur römifdjen Urfprungg
fein fann. (Sine anbere berartige, etmag flei*
! nere Sdja^e liegt öftlid) oon ber Surgruine
Slltenburg, ift gleichfaüg römifdjen Urfprungg
unb mar mie bie ©oppelfdjanje bei ber ffaifer*
bürg eine ffeine Sefeftigung 3Utn Sdjufce einer
SInfiebelung, 31m Uebermadjung ber nörblid)
gelegenen ©onau unb ber füblid) gelegenen
Stömcrftrafje. Seibe bürften am (Snbe beg
3 . 3 aljrf)unbertg nad) Preiggabe beg limes 4 )
unb Slbbrud) ber ©onaubrüefe bei Stepperg
erbaut unb oon Submontorium aug mit S 3 e*
fatjiuig belegt toorben fein.
(Snblicf) fjaben mir nod) einen oierten 23 e*
feftigunggreft aug ber $eit ber Stömcrherr*
fdjaft in nuferer ©egenb 3U ermähnen; eg
finb bie burgi, roeldje alg „ 53 eobacf)tungg*
poften 31m Ueberfd)au über feinblicfjeg ober
gcfätjrbeteg ©elänbe, alg Signalpoften 3um
gern3eid)enbienft, alg Sperren befonberg bei
©efileen unb alg ©eefungen für ftänbige Po*
ften ober Patrouillen" 5 ) bienten. Solche fpät*
römifdje burgi finb in Steuburgg a. ©. Um*
gebung 3toei nadpoeiebar, ber eine im SJiühl*
hartgfurt, ben g. 3». planer im 3al)re 1851
alg römifdjeg ^öH^nug erflärte 6 ), ber anbere
im ®urgl)ol3 3mifd)en ber alten unb neuen
©onaumörtljersStrafce in ber Steigung 3um
Streut^er SSeiher. 7 )
2Bir feljren 311 ben beiben Schaden bei
ber fpätcrcnStaiferburg unb ber fpäteren Steuens
bürg (Slltcnneuburg, Sllteburg) 3uriicf. ©ie
23 efeftigung beg erhöhten ©onauuferg 3ioifd)en
Stätteberg unb Steuburg a. ©. ift eine aug*
I giebige gemefen, neben bem eigentlichen JtafteU
Submontorium 3toei fefte Schalken, 3ioei burgi
ober 33 eobad)tunggtürme unb ein im StotfaHe
beziehbarem Sommerlager auf einem räumlich
gar nicht mcit auggebeljnten ©errain. 2B0311
ber grofje Slufmanb? 2 Bcil eg galt, auch 9 tö*
merfieblungen 3U fchüfcen, melche in ©eftalt
oon Sktcranennieberlaffungcn fich i)itv be*
fanben. ©er baperifdjc ©efchichtfchreiber Sloen«
l ) Neuburger ftoUeftaneen*©lätter 1850. XVI, 112-126, — 1851. XVII, 96-139. — 1855.
XXI, 96-7.
*) ©gl. aud) SB. Sing, lieber bie ®errfd)aft ber föötner in ©aetien unb ©inbeliaien unter befonberer
©erücffirfpigung ber ftolonifierungSarbeiten unb ©efeftigungSanlagen berfelben. ©euburger 5toUeftaneem©Iätter
1896. LX, 103—122.
•) Neuburger tfol!eftaneens©Iätter 1855. XXI, 47.
4 ) 2)eutfd)e ®aue IX, 251.
6 ) 2)e8gl. XIII, 244.
6 ) Neuburger ftolleftaneen^lätter 1851. XVII, 185.
7 ) 2)eutfcf)e (Saue XIII, 73. 248. — ©euburger ÄoUe(tanecm©lätler 1897. LXI, 91.
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134
Dr. ©g. 6djr ötter.
tin nennt bercn ßmei, Galeodunum unb
Atilia . l )
Seteranenfolonien finb ettuaS, ba§ au$
bem Sorßanbenfein uon Saftellen mit größerer
Scfaßung fid) uon fclbft ergibt. Der für ben
eigentlichen SriegSbicnft 31t alt ober untaug*
lief) geworbene ©olbat fel)rt nicf)t meßt gerne
in eine if)m fremb getnorbene entfernte ©eimat
3Urü(f; er bleibt in bem ßanbe, in meldjem
er gebient hat, meld)e£ feine 3tueite ©eimat
gemorben ift. (Er läßt fid) in ber ©egenb,
in ber er hennifd) getnorben ift, mit ßanb
entlohnen, er fiebelt fid) unter bem ©d)ut3e
oon SBefeftigitngen an, um ba für ben ßcbeng*
reft feinen Sohl 311 bauen. Die Veteranen
fd)ließeit fid) in Heineren ober größeren Solo*
nien, fog. ßagerbörfern, jufammen unb ocr^
ftärfen in gefährlichen feiten als eine Strt
ßanbmeßr bie Serteibigcr im Saftel! unb im
gelbe. 2 ) Seteranenfolonien fchmiegen fid)
naturgemäß enge an militärifd)e Scfeftigungen
an, Galeodunum unb Atilia mürben bal)er
öftlicß neben ber Doppelfcßan3e in ber 9 iei*le=
SBalbung unb meftlich neben ber ©d)an3e im
Surgtualbe angelegt. 8lud) fic erhielten ge*
ftungScßarafter.
gm gaßre 1846 mürben bei bem burgus
im SJUihlßartSfurt „außer unermartet uiclcn
römifeßen Supfermüti3en aud) Srucßftiufe oon
Denffteinen" gefunben. Sur eine gnfeßrift
fonnte mieber 3ufammengefeßt raerben, bie
alfo lautet: SACrum CEReri Aulus Titus
M. 3 ) VETERanus. „£)ier gab£ aud) einen
Setcrancn, beni ohne gmeifel gelber unb
äBiefen unb 3U beren SefteHung Sieh unb
©flauen uerliehen mären", 4 ) unb ber au£
Danfbarfcit für reichen (Erntefegen Ceres, ber
Slutter (Erbe, biefen Sotiuftein mibmete.
Sluentin gibt oon einem anbereu Denfftein
SenntniS: Publius Aelius Titus Saturninus
Atiliensis coloniae veteranorum civis vete-
ranus vixit annos LXXV. D. ß. bie Sinters
bliebenen bc$ Publius Aelius Titus Satur¬
ninus haben bem fünfunbfieb3igjährigen Sete*
rauen, einem 2 lngeßörigen ber Seteranenfolonie
Atilia, ein ©rabbenfmal gefetjt. „(E£ fein,
fo fährt Sluentin in feiner Sagerifcßen Gßronif
fort, nod) uil mer bergleicßen alt ftain mit
römifd)cr feßrift 311 s Jteuburg, man fan aber
ber fchrift nit mol lefen. Die ftain fein ein
teil 3erprod)en, ein teil uerpaut unb bie fchrift
einmertg fert." 6 )
Die 6j:iften3 oon römifeßen Seteranen*
folotiien auf bem Jpocßgeftabe uon IJieuburg
bonauaufmärtS ift alfo ßinrekßenb be3eugt.
Galeodunum unb xAtilia behalten folangc il)r
gefcßicßtlicßeg Dafein, aU fic nicht raie ba§
Saftell Ripa prima uon ber Sritif unb bem
Datfacßenbcfunb getilgt merben. £>. Sode,
ber Saiferburg unb Sllteburg bie rotnifiße
$rouenien3 bireft aberfennt, räumt immerhin
bie TOöglicßfeit ein, „baß bie rc^enbe ßage
früher 31: römifeßen ßanbßäufern benüßt mar.
§ieburcß mürbe fid) baS Sluffinben uonSömer*
fteinen unb OTiinjen erflären". 6 ) Siel mehr,
al£ hier eingeräumt ift, foCt aud) gar nießt
behauptet merben.
2 öa 3 bie tarnen Atilia unb Galeodunum
anbelangt, fo ift ba3U folgenbeS 311 bemerfen:
Sie Colonia Atiliensis ober Atilia oerbanft
ihre Denomination mohl einem ©riinber ober
heruorragenben ©icbler Atilius. Galeodunum
ift bie Sieberlaffung uon gaUifcßen Seteranen,
bie fic 31m (Erinnerung an ihre ©cimat ©aUicr*
ßügel nannten. —dunuin ift feltifcß unb be*
beutet ©ügel, (Erhebung. üftan meiß 3toar
nid)t genau, aus tuelchen (Elementen bie in
Submontorium fteßenben equites Stablesiani
juniores fid) jufammenfeftten; fie feßeinen
„au£ bem Sern ber Seiterei mehrerer ßänber,
befonberö ®aöien 3 unb amß gtalicnä, erlefen
gemefen 311 fein". 7 ) 3 )tan fann aber aueß noeß
») Quentin, SBagrifd) (Shronit. Grfte ©fiaae. I. 1, 102 (9lfabemie^lu8gabe).
*) Neuburger ftoIIertanecnsEläticr 1830. II, 37-9. - $ic gcfefcficßen ©eitimmuugcn über bic 2kr*
forgung ber Veteranen f. in Neuburger StolIeftaneensSölättern 2843. IX, 121—3. — 3 . 3 ran 3i&/ Sägern d ur
Slömergeit. 6. 40.
8 ) M(iles) ober M(agister).
*) Neuburger 5toUeftaneen=83lätter 1851. XVII, 133.
b l Uloentin, ©atjerifcf) (Sßronif. IV, 2, 087—9 (Wfabemie= 2 Ui 80 abe).
«) „lieber 9iömerbauten* in ben Neuburger ftoUcftaneen*S31ättern 1870. XL, 20.
7 ) Neuburger ftolIeftaneen-SBlätter 1843. IX, 132. — Equites Stablesiani (uieüeic^t Stabaliani aus
Kattien) juniores ebenba 1830. II, 35.
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©eiträge aur älteren ®cfd)id)te non 9leuburg a. 5).
135
an ein anbereg SJtoment benfen: gum Slnbenfen
an bie Sefiegung ber Sllpenoölfer mürbe bem
S¥aifcr Slugitftug 51 t Sfjren um bag 3 >at)r 6
0 . ßljr. ®eb. ein Senfmal errichtet, bag Tro-
phaeurn Alpium, gemöfjnlid) Sltpenfiegcgbenfs
mal genannt. Sie oon Sßtiniug bem Steiferen *)
überlieferte Sluffcfjrift 3 äf)It unter ben unters,
morfenen Sölferfdjaften in bem ©ebietc gmU
fdjen ßcd), Sonau unb 3nn aud) bie Gallitae
auf. 2 öie b:r 9tamen fefjon fagt, maren fie
©allier ober Setten. gfjre Söoljnfilje fitib oiets
leicht in ber ©egenb beg heutigen SReuburg a. S.
gemefen. Sei ber oon ben Stömern geübten
©djonung mag eine ®aßiters©ieblung audE)
alg Seteranenfieblung Galeodunum meiter
benannt morben fein. ÜJtan mag unter ben
beiben Seutungen fiel) bie richtiger fcfjeiitenbe
augmäfjlen.
Scibe fünfte, Atilia unb Galeodunum,
liegen l)art an ber Sonau, 31 t ber fie [teil ab*
faßen, erfreuen fiel) alfo eineg großen natür*
licken ©d)ufceg.
2 Bie fdjon ermähnt, ift aug ben oorfjan*
benen Steften ber gunbamente ber römifdje
Urfprung oon Atilia unb Galeodunum nid)t
gan 3 fidjer geftellt. äBätjrenb ©ijmnafialpros
feffor g\ 3 . Sptafcer, ber bie gunbamente untere
fucfjt f)at, fanb, baj) fie aße Sfterfmale aufs
meifen, metdje röntifd)en Sauten eigen fittb, 2 )
f)at im gatjre 1907 ein ©adjoerftänbiger, ber
3lrdf)äologe Dr. gr. ©pratcr oon ffllündjen,
ber bie Sitteburg in ifjrem jetzigen Quftanbe
befidjtigt l)at, fid) bal)in auggefprodjen, baß
oon einer römifdjen Slnlage fid) mebet auf
bem Surgl)ügcl nod) unter ben gunbobjeften
etmag ertoeifen laffe. 3 ) „Son ber Saiferburg
(Galeodunum) ift fo menig oortjanbeu, bafj
fid) oljne Slbräumung beg Serraing irgenb
@rl)eblid)eg nid)t beftimmen lä^t." 4 ) Segreiflicf),
benn 2 öot)nl)äufer finb iljrer galten Stntage
nad) feine geftunggbanten, bie für gatjrtau*
fenbe itnoermi|d)bare ©puren l)intertaffen. Sllg
Seteranenfolonien, bie unter bem ©djutje oon
©dfjanaen unb burgi ftanben, fügen fid) jebodj
Atilia unb Galeodunum amanglog in bag
römifdje Scfeftigunggs unb Sefiebtunggfpftem
auf bem Steuburgcr Sonaufjodjufer ein.
Sille Slömcrpläfce, Submontorium, Atilia
unb Galeodunum nebft ber Soppelfdjanae im
Sleigle unb ber ©d)an 3 c im Sutgfjola finb
mätjrenb ber Sölfcrroanberung in Srümmer
gefunfen. Cb cg fd)on bei bem Slnfturm ber
©unnen gefdjefjen ift, ober bag Serftörunggs
merf burd) bie Sitemannen unb Springer
ober burdj ben ©ueoenbunb ber äJtarfomannen
unb Cuaben ooßbrad)t morben ift, mu| unents
fdjicben bleiben. 5 ) Submontorium ift jebenfaßg
gan 3 bemoliert morben, toeil and) fein römis
fdjer Sftarne oerfdjmunben ift. „©djauerlid)
ift bag ©emälbe, bag ung (Sugippiug im ßeben
beg t)t. ©eoerin mad)t. Slber nod) fdjauers
lieber mürbe bie Sunbc lauten, roenn bie ©teinc
unferer, um biefe $eit abgebrannten unb 3 er*
trümmerten Stömerftäbte unb Surgen unb bie
nod) unoertilgten ©trafcenfragmente — 3 U
ung reben fönnten." 6 ) Sie Semofjner finb ges
ftoEjen ober fie mürben erfdjlagen unb in bie
©ftaoerei meggefüfjrt. „Sei ber Unfid)erf)eit
beg Sefitjtumg mag eg nun aud} fein Slörncr
metjr gemagt Ejaben, fid) mieber auf ben Stuinen
nieberautaffen unb anaubauen. Unb fo blieben
benn biefelben bad)tog unb im ©d)utte liegen,
preiggegeben ber SBitterung unb bem nagens
ben Safjnc ber Sät" 7 )
*) Historia oaturalis. Lditio Bipontina III, 34 (zitiert in üteuburger 5loHeftaneens©lättcrn 183(3.
II, 10). — Slbgebnidt in Dr. non Staifcr, ber Dber=£)onausftreig beS StönigreidjS ©agern unter ben Römern.
I. Slbt. SlitgSburg 1830. 6. 12.
*) Neuburger $ol!eftancen=©lätler 1856. XXI, 62. — $cnn römifdje ©auart geigen nur iljrc ©runbs
lagen in ber £iefe itjreö SrbbobenS. Sbenba 1855. XXI, 75.
8 ) ©benba 1907, 1908. LXX, LXXI, 123.
4 ) Gbenba 1876. XL, 26.
6 j Sloentin berichtet barüber: (T ©eifo ber ©aubtmann ber Raunen, Siebern, Slitglern geman, uerprent
unb serprad) bie ftet, bantalS Aureatum, Alcimonis, Caesarea (iefeo Slaffcnfcl«, 3ogelftat unb 5lcfd)ing), rudet
bafelbS über bie Xfjonau, gerann baS fumergeleger bei ^o^enraait unb bie lanbraer bei ©eilenpad), Sumontorium
unb Vallatum römifd) genant. ®ie fleden unb ftetlein Lycostoma (i^o ßedjßgmünb), Collatinum, Atilia
(Slltcnburg bei Slennburf an ber S^onauj fanb man lär, raar iebernxan baoon gcfloljen." Sloentin, ©agerifdft
(El;ronif V, 1, 13.
°) Neuburger Äoaeftaneen*©lätter 1837. III, 68. — 1855. XXI, 74-5.
7 ) (Sbenba 1843. IX, 99.
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PRINCETON UNIVERS1TY
136
Dr. ®g ©djrdtter.
II.
Steuburg, Sllteburg unb Staiferburg im 3 JIitte [alter.
Surd) bic Stnraanberung unb ©eftfjaft*
madjung ber SBajumaren am Slnfang beS
6. 3 Sal)r§unbertS, burd) bie Konfoltbierung
il)reS ©tammcS unb §erjogtum8 fam eS, baft
bic eroberten unb gerbrodjenen Stömerfifee
roieber befefet unb 3. X. neu aufgebaut mürben.
Sie oon ben S 3 orbefit|ern fultiuierten 2 än*
bereien mürben, rnenn aud) arg oermilbert,
neuerbingS unter ben Sßflug genommen. Sie
(Sinmofjrter, bic fid) ®runb unb Sobcrt 3U*
eigneten, erbauten fid) aud) Raufer oon Stein
unb Rotten fid) baS Material oon ben römU
fdjen Stuirten, beren Stefte ältutter Statur mit
Stafen unb SBilbniS mitleibig oer^üRte unb
beren Slnbettfen erlofdjen mar.*) „@S finb aud)
bamalS (nad) ber (Eroberung burd) bie SBaju*
maren) miber aufpaut unb nad) ben f)aubtoöI=
fern, berglcidjen l)aubtleuten ftet, gef d)loS, mär ft,
börfer unb fleden gnant morben, nämlid) Steu*
bürg an ber Sljonau, ©aelingftat (ift iefco Steu*
ftat), 9 lnglftat, ^aunftat, ßngelborf unb Ober*
borf." 8 ) 2öenn mir aud) feine anbere Stad)rid)t
Ijaben als biefe mef)r ober minber fubjeftioe Stad)*
ricf)t SloentinS, fo müffen unb bürfen mir
un§ babei begnügen; benn fie ift aus ben
befteljenben tatfäd)lid)en JBerljältniffen abge*
leitet.
911 S eine ber erften ift Atilia mieber auf*
gebaut morben, Niuuinburg, Niwenburg, bur-
gum novum. Senn 2 anb unb gtufj beburften
beS ©djutaeS einer iiberragenben, meitauS*
fdjauenben SSefte. SJtan braucht bei bem Sta*
men Steuburg nid)t an einen ©egenfat) 3U
einer bereits beftefjenben älteren 23 urg 3U
benfen, fonbern eS ift bamit bie auf römifdjen
Siuinen neu aufgebaute Burg gemeint. 3 ) Atilia-
Steuburg ift für baS nalje gelegene 3erftörte
unb gleichfalls neu befiebelte Submontorium,
meIdjer Stame ber Bergeffenfjeit anl)eimge*
fallen mar, namengebenb gemorben, mie eS
il)m aud) feinen ©djutj oerlielj. Sarnad) barf
eS als Satfadje gelten, baf) l)ier bie frühere
römifefje Beoütferung gän3lich oerfdjtounben
unb eine anbere gcrmanifdje an il)re ©teile
getreten ift, bie beS alten StamenS unfunbig
mar, raäfjrenb anbere Stömerfieblungen in
Bapern unb ©djmaben, mie gleid) baS ober*
Ijalb gelegene Galeodunum, bie römifdjeSeno*
mination bemal)rt l)aben. Sie Bölferman*
berung hat eben nicht alle gäben ber Ber*
gangenfjeit abgeriffen; eS ift nur ba gefdjefjen,
mo bie römifdje Beoölferung bünn mar unb
leidjt getilgt merben fonnte.
gn ben galjren 739 unb 741 erfdjeint bie
311c Steuenburg gehörige Sieblung 3Utn erften*
mal unb 3toar als ©ip eines Bifd)ofS. ,, 3 d)
finb aud) nod)", fo berichtet 91 oentin, „in ben
alten fdjriften, fo nod) in unfern libreien oor*
l)anben fein, unb nämlid) im ftiftbrief 3U
©a(3purg, fo mir mein gnäbigfter fjerr ber
carbinal bafelbft 3aigt hat, baS ain biStumb
311 Steuburg gemefen fei, mie ban alba ein
bifd)of(id) begrebnuS im clofter nod) oor augn
ift". 4 ) Sloentin fagt bamit, bafj er felbft in
Steuburg gemefen ift unb bic bifdjöflidje Be*
gräbniSftätte im Benebiftinerinnenflofter ba*
felbft gefeljen l)at Saburcf) geminnt aud) feine
frühere ÜRitteilung oon ben „alt ftein mit rö*
mifd)er fdjrift 3U Steuburg" erhöhte Bebeu*
tung unb ©laubmürbigfeit. (Ss ift hier nid)t ber
*) Steuburgcr ftotleftaneensSlätter 1843. IX, 99.
*) Sloentin, ©aijerifcb Sljronif V, 1,16 (SlfabemiesSluSgabe).
8 ) Sin bie bei Sloentin ermähnte SJtöglicbfeit, bafj bei Stiuuenburg ettoa an einen öigen-< (©ölfers ober
güi)iers) Statncn au benfen fei, ift roof)t faum 51 t glauben. — Sll£ neuaufgebaute ©urg bejeic^net im 3a^re 1.339
auch Heinrich oon ©cbmenningen „mein neioe bürg ob Verfingen gelegen". (Oefele, Soriptores rerum Boioarum 1I }
167). ©eit ben Sagen OefcleS gebt biefe „©urg ob ©erfingen" in ber ©efcbicbtslitcratur um, fein gorfeber
machte ben ©erfrnb, fie au ibentifijieren. 3« bem im f. Slllg. Steid) 8 arcbiu ©tünchen befinblicben Original ftebt
aber „mein netoe bürg ob Steiftingen gelegen". ®iefe ©urg unb nicht Steuburg a. 2). ift in bem ÜeilungSbriefc
ber ©öbne ßubtoigS be 8 ©agetn oom Sabre 1349 aufgefübrt: „(S 3 füllen auch all bi ftet roerb, boeebftet pureb
onb ©tat, laugingen, gunbolfing, bi Steuburg bie ber ooit ©locnningen gebatoet fjat onb bagel bt oeft lant
onb gut mit allem bem baa barcau gebort mie baa genant ift bei onS beliben afa fi ber oorgenannt onfeer
oatter ber fegfer felig 3nne gcljabt onb gelafeen fyat." Steuburger ftopialbiidjer I, 72 im f. SlUg, SteicbSarcbio
SJtüncben.
4 ) Sloentin, ©agerifcb CE^ronif IV, 2, 689 (Slfabemie^Slu§gabe).
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©eiträge gur älteren ®ef<bt<bte oon Sfteuburg a. 5).
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Drt, au unterfucfjen, mann unb unter melden
Umftänben eg a ur ®tünbung unb Aufhebung
beg 33igtumg$Reuburg gefommen ift. Sie einen ! )
fe^en feinen Seftanb in bie $eit oon unge*
fahr 600—803 (804), bie anbern 8 ) laffen eg
um 740 im Zufammenhang mit ben politifd)en
23erf)ältniffen ^rotfcfjen Saijern unb granfen
erftehen unb fd)reiben bie 6inrid)tung biefeg
fünften baperifdjen Sigtumg bem f)I. Soni*
fatiug a«, uur ein Slutor 8 ) rootlte feine SjU
ftena überhaupt in 2lbrebe fteHen. D^ne ben
barüber norfjanbenen Quellen einen Z lt)an 9
anautun, läfct eg fid) für bie Qeit üon 739
big 803 (804) nicht megbifputieren. Lim 740
mar 2Biggo ober äßicterp Sifdjof oon SReu*
bürg, um 760 üRanno, um 777 unb 784
Dabalfyart, um 798 unb 800 ©intpert. 4 ) Surch
bie 35uHe beg Sßapfteg ßeo III. oon 798 ift
bem bamaligen Sifcfjofe 9trno oon ©alaburg
auf Sitten ber bajoarifdjen Sifdjöfe unb mit
©enetjmigung beg Saiferg Sari beg (Srofcen
bie äRetropolitanroürbe unb (Seroalt über bie
5 übrigen Sifdjöfe ber Sßrooina Saioarien oer*
liehen morben. ©intpert ift barin bezeichnet
alg episcopus ecclesie Nivuinburgensis. 5 )
Sg ift nun nahezu unbenfbar, baft ber Sifdjof
auf ber gefte SReuenburg feine SRefibenz ge*
habt ^abe, roo abgefe^en nielleid)t oon einer
Surgfapetle feine Sirene beftanben I)at, unb
nicht in bem Orte Uteuburg; für letztere Sin¬
nahme fprid)t aud) bag Segräbnig im Slofter,
bag Stoentin burd) ben 8lugenfd)ein beftätigt.
„Sa roo jefct bie ©of firche befte^t, roarb glaublich)
bie erfte Sircfje in SReuburg erbaut unb bie
SatEjebrale beg Sifcljofg; aur Qtxt beg ©er*
aogg ©einridh beg ©eiligen mufe aber biefe,
roafjrfc^einlid) nicht fehr grofc unb gut gebaute
Sirdje fd)on roieber gana baufällig ober $u
flein geroorben fein, roeit Sloentin 6 ) berichtet:
„De integro in Baioaria extruxit (Hain-
ricus D.) a fundamento Neoburgii supra
Angilostadium Ongolftabt) templum*.* 7 )
3fm 3uf)re 1002 finbet bei bem Eljroniften
Sljiettnar oon 9Rerfeburg bie civitas Srtoäh*
nung, „quae nova dicta 0 , in bem Sendete
oon ber Sinfjolung ber Seiche beg Saiferg
Otto III. aug Italien burd) ben beutfdjen
Sönig ©einrich II. 8 )
3m 3a^re 1007 fdjenfte Saifer ©einrich II. 9 )
bem Senebiftinerinnenflofter in SReuburg a. S.
aur Sermeljrung beg ßebengunterfjalteg feiner
Snfaffen Sagmerg^eim in ber (Sraffcf)aft (Sraig*
bad) mit bem SBalbe, äRaeringen in ber (Sraf*
fdjaft©irfc^berg unb Zetl in ber ®raffd)aft SReu*
bürg mit allen ihren Sin* unb Zugehörigen.
Snbtich finbet 97euburg bearo. bie Sfeueburg
im 3>uh rc 1006 ßrroähnung: „Dum resideret
dominus Henricus rex in caminata in ca-
stello haereditatis suae, quod dicitur No¬
vum Burgum, in praesentia episcoporum
Brunonis seil. Augustanae civitatis episcopi
et Vitelini civitatis Argentinae etc. tf S. t.
„äßährenb Sönig ©einrich in ber Semenate
auf bem Saftet! feiner (§rbfcf)aft, roelcheg SReue
Surg genannt roirb, ©oftag abhielt in (Segen*
roart ufro.". 10 ) Son bem Ort ober ber civitas
') Neuburger tfolIertaneen*©rätter 1840. VI, 30-1.
*) g. ©berl, ©tubien aur ©efd&ic^tc ber 2 lefcten ögilulfinger. Programm beg (ägmnaftumg ©euburg.
©. 17—19. — ütt. gaftlinger, 2)ie roirtfcbaftlicbe ©ebeutung ber bagerifc^en Älöfter. greiburg i. ©.1903. @.57.
*) ©raun, Oeicbicbte ber ©ifcfjöfe oon Sluggburg. II, 16.
4 ) g. @berl, @tubien. @. 18.
5 ) Neuburger Äotteftaneens©lätter 1839. V, 34. — 3- 3* £§. SHeinmagrn, 9Iad&ric§tcn oom 3uftanbe
ber ®egenben unb @tabt Scania. Salzburg 1784. 2)iplomatifcber Anhang, 6 . 51, 9tr. X.
6 ) Sloentin, Anuales Boiorum III, 1, 27.
7 ) Neuburger SloUeftaneensSlätter 1861. XXVII, 3.
8 ) Mon. Germ., Scriptores III, 782. — ©udjner, ®efdncf)te oon ©agern. III, 130.
•) Aem. Ussermann, Codex probationum ad episcopatum Bambergeusem. ©amberg 1801. 9tr. 4,
0 . 6 , 7. — Neuburger S!oaeftaneen s ©iätter 1836. II, 26. - 1853. XIX, 12-13. — $ie geöffneten Hrcbioe für
bie ®efcbiä)te beg Äönigreicb« ©agern. 1823 24. III, 421. — Slnbeutunggroeife fpridjt auch ®oentin (©agertf^
©brontf IV, 1, 280) baoon: Auburg an ber 2:b°nau bnt er aud) ein grauenf(öfter geftift, bag oor ein
pigtumb ift geroefen/
10 ) 8 . ©irfcb, 3a^bücf)er beg ©eutfehen JReicbeg unter ^eintidb II. ©erlin 1864. II, 5—6. — 3n g.
Sleugart, Episcopatus Constantiensis Allemannicus. San Blasii 1803. Pars I, tom I, pag. 436 Ijeifet eg:
„Heinricus II. tuno cum aula Neoburgi ad Danubium commorabatur.“ — S)er §lugbrucf „in caminata“
mirb oon ©gmnafialprofeffor g. 3- ^laber (Neuburger $foüeftaneens©lätter 1861. XXVII, 6) mifeoerftänblicbers
toeife überfefet mit ,@tabt, gefte 4 '; er bebeutet aber ftemenate, b. b- 3 i mmcr einem b^baren Äamin,
auch ©erfammtunggs ober ©peifeflimmer (®. ©rinefmeter, Glossarium diplomaticum. I, 451).
91. 3R. 5. u. 6 . 19
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Dr. (Sg. Sdjrötter.
Uteuburg ift Ijier feine Siebe, uielmel)r uon ber
23urg, bem castellum, „quod dicitur Novum
Burgum“, auf meldjem $önig ©einrid) einen
$oftag abhielt unb f)ier einen italienifcfjen
3tecf)tSftreit fdhlid)tete (2. 2tpril 1006). ©aS
fällte bod) fo fonnenflar fein, baft man meinen
möchte, jeher gorfdjer mürbe bauon geblenbet
raetben. Slber gleidjmoijl £)at ber 3 rrtum,
bajj barunter bie 33urg in ber Stabt Sieuburg
ju oerftefjen fei, uon ^ier feinen 2luSgang ge*
nommen unb ^at fid) ein Qafjrfjunberte altes
Sürgerrecf)t erroorben; er f)at alle 2luSfid)t
für bie Seftimmung beS 2llterS ber S3urg in
Sieuburg oerbarrifabiert. Stur Atilia, beffen
SBieberaufbau be 3 tu. Steubau auf römifdjer
©runblage auS Ijiftorifc^en ©rünben für baS
8 . 3Sal)r^unbert an^unefjmen ift, ift eine Surg,
ein castellum gemefen. Sleuburg a. ©., baS
römifdje Submontorium, ift bie bauon ge*
fdjüfete civitas, quae nova dicta, bie Stabt,
metdje bie neue genannt mirb.
©och nun gilt eS, bie 2luSbrüc!e „in comi-
tatu Neuburg“ unb „castellum haereditatis
suae“ 3 U ertlären. 3 n biefer £>infid)t ^at bie
bisherige gorfdjung fd)on 23ebeutenbeS gelciftet
unb 3 um guten Steil einmanbfreic Slefultate
erhielt. ©S ift baS SBcrbienft beS ©pmnaftal*
profefforS g. 3- S|}lafeer, haft mir l)ier im
ßic±)te roanbcln. 2BaS noch fehlt, baS ift bie
ftorrefponbena ber Stefultate. 2 ln einem ©runb*
fehler franfen SplaherS ©ebuftionen: Sie ba*
fieren auf ber irrigen ÜJorauSfefeung, bafj 3ieu*
bürg felbft uon Slnfang fchon eine 23urg be*
feffen haben müffe. 3nfolgebeffen fonnte eS
ifjm beim 2lufgebot beS größten SdjarffinneS
nid)t gelingen, bie richtige SBe^ie^ung h^u*
fteHen unb bie rechte Klarheit 31 t fd)affen.
©er ©omitat Steuburg bedt fid) mit einem
©eile beS alten pagus cheldionis, bem ©heleS^
gau. 1 ) 3n einer Urfunbe beS ffönigS ßubtuig
beS ffinbeS 00 m 3al)re 908 mirb er auch
comitatus Arnolphi genannt; er mar 31 t beiben
Seiten ber ©onau gelegen unb umfaßte auch
baS ©onaumooS. 2 ) Siefer 2lrnulph ift fein
anberer als beS tapferen ÜJtarfgrafen fiuitpolb
Sohn, ber Sapern bis 937 in tofer 2tbf)ängig=
feit oom Steidje innehatte, bis ffaifer Otto
ber ©rofce bei ber Slbfetjung unb SScrtreibung
uon ?Irnulpf)S Sohn ©berfjarb im 3ahre 938
„bie alten farolingtfd)en SBafaHen unb ßän=
bereien tuahrfdjeinlid) batnalS auS bem t)er^
3 oglid)en Sefitjtum als 9teid)Sgut" auSfonberte,
tuoburd) „ein baprifcfjer ©omanialbefifc ber
Ärone erft mieber erneuert mürbe/ 3 ) ©iefen
3 ufammenl)ang hat fd)on ber ältere baperifdje
®efcf)ic£)tfc^reiber 21. 23ud)ner, aUerbingS nod)
nid)t uöHig flar, erfannt, menn er fdjreibt: 4 )
„©a nad) bem ©obe beS $er 3 ogS 33crtl)olb bie
nad) Sägern gefotnmenen fremben (fächfifd)en)
§er 3 oge in biefem ßanbe feine 2lHobialgüter
befaßen, 2lmtSgüter aber für baS neue f)er 3 og*
lirfje 2 lmt nicht uorljanben maren, fo mag
ffönig Otto I. 3 um ftanbeSgemäfcen Unterhalt
beS §er 3 ogS unb feines ©ofeS einige uon ben
nad) ßberharbS 2 lbfe£ung an ihn iiberge?
gangenen Staatsgütern angemiefen unb ber
eigenen SJermaltung beS §er 3 ogS nebft ber
3uriSbiftion über bie 3 U benfelben gehörigen
ßeute überlaffen, unb aus bemfelben ©runbe
aud) bie Seforgung unb ©rträgniffe eines
©omitats ber ÜJtarfgraffdjaft Serona über*
geben ^aben/ 3n biefe Unterhalts-, 2lmtS= ober
3teid)Sgüter maren inbegriffen aHe$ugel)örungen
beS comitatus Arnolphi, alfo auch ®raf*
fdjaft Steuburg. 3 n ber ©raffchaft Stcuburg
mar baS „castellum haereditatis suae“ b. i.
Sönig Heinrichs II. gelegen unb bie „civitas,
quae nova dicta“. Slönig ©einrid) fonnte
uon einem ererbten Saftett reben, tueil ©er 3 og
Sertholb (938—948) feiner ©emal)lin 2BiU
trübe, ber ©od)ter beS föerßogS ©ifelbert uon
ßothringen, baS 3teid)Sgut Oteuburg „in pro-
prietatem“ als 2 Bitmengut gegeben hatte. 2 Son
SBiltrubc ober 23ilitrub ging eS auf 3ubith,
bie ©ocfjter beS ©er 3 ogS 2lrnulph unb ®e=
mahlin beS ©er 3 ogS Heinrich I. (948—955)
über unb fam fo auf bem üöege ber ©rbfdjaft
an ihren Snfel, $er 3 og Heinrich IV. ober als
beutfehen Äönig, Heinrich II. ben .^eiligen. 5 )
Unter bem „castellum haereditatis suae“
fann nur bie 9leue 33urg, auf melcher er im
3 ahre 1006 einen $oftag abhielt, in feinem
6 Neuburger Äoaeftaneen=©Iätter 1853. XIX, 12-13. — 1861. XXVII, 8-18.
*) F. H. de Falckenstein, Codex diplomaticus antiquitatum Nordgaviensium. 1733. I, 17—20. 2lr. X.
•) 6. sRiealer, ®cfd)icbte ©aiern«. ©ot§a 1878. I, 337.
4 ) 21. ©udjner, ®efcf)icf)te uon ©agern. StcgenSburg 1823. III, 267.
ft ) Neuburger ftoaertaneen*©lätier 1861. XXVII, 18—19.
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©eiträge jur älteren ®efcf)id)te oon ©euburg a. 5).
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^alle bie 1002 entminte „civitas, quae nova
clicta“ nerftanöen merben.
Ser Eharafter als tfteicfjSgut, auS meinem
ftönig ©einrid) II. im 3 al;re 1007 bie oor*
genannte ©chenfitng an baS Senebiftinerinnen*
flofter SReuburg machte, oerblieb ber ©raffc^aft
Sleuburg aud) unter ben fahren unb t)ot)en*
ftaufifdjen Saifern. ©ic ftanb nid)t unter
©rafen, gehörte aud) nicht 3um ©er3ogtum
Sägern, fonbern mürbe uon faiferlidjen Sägten
oermaltet. 1 ) Ein fäldjer faiferlidjer SSogt mar
ber Sßfalagraf Otto in ber Qeit 1122 — 35 ,
„qui tune temporis advocaciam gerebat super
Regni bonis“. 2 ) Seile batmn finb aud) als
faiferlidje ßehen an nerfdjiebene ßeljenSleute
vergeben roorben. 2 llS fotdje finb befannt
©ibotfjo uon 3 >agSl)ofen, b. i. 3 ioShofen, unb
©einrid) SietenferuS, b. i. non Sieting ober
Sitting, roelcfje betbe baS füblich oon Seuburg
gelegene SJtooSamt innehatten. 3 ) Unb biefeS
StooSamt gab ffaifer ©einrief) VI. am 3 . Sluguft
1197 feinem getreuen ©einrief) 9 Jtarfcf)alf oon
Äadentin als fielen. „2Bir geben befannt,
baf* mir in 2 lnbetracf)t ber treuen Sienfte,
mcldje uns ©einrief) Starfchalf oon Sallentin
ju unferer Erhöhung oft unb mittig geleiftet
hat, befonberS mo er maefjtooU gegen bie
Verräter auftrat, auS angeborner ©üte 31m
Belohnung feiner 2In^änglief)feit unfer gan3eS
8lmt, meldjeS ©ibotho oon $agShouen unb
©einrief) oon Xitting oon unS innegehabt
haben, nämlich baS 2 Jtoo£ unb alle ba3uge*
hörigen ©üter um Jteuburg a. S., ade Sog*
teien unb befonberS bie Sogtei über alle Se*
fitjungen beS fei. Ulrich bei ©orben, fomie
über ade Scfifcungen unb Sogteien, bie barin
begriffen finb, if)tn unb feinen Erben als red)*
teS ßel)en für alle gufunft uerleiljen." 4 ) 3 n
roeld)er 9 ßeife bie bisherigen Inhaber beS
ßehenS (ober eines Seiles baoon) entfd)äbigt
mürben, ift nirgenbS überliefert.
3u einem ßehen gehörte immer ein ßehen*
fifc, eine Surg. 333 o bürfte roo^l mit bem
meiften Steckte bie Surg ©einrid)S Sftarfdjalfen
oon ffatfentin 3U fudjen fein? Offenbar ba,
mo£)er ber 2ef)enträgcr ftammte unb inmitten
beS ihm übertragenen ßehenbefitjeS. Seibe
SKerfmale treffen f)ier gan3 auffällig 311=
faminen.
äöir fennen bie römifefje Seteranenfolonie
Galeodunum. Ser auS ber ©egenb oon
Galeodunum ©tammenbe ift ein ©aleobuner,
Ealatincr, SMIentiner; ift er ein ritterlicher
Sienftmann, ber 3U äftarfchalfS*, alfo ©of*
bienften oerroenbet mirb, fo nennt er fid) oon
Galeodunum, Calatinum, Kallentinum. ©er*
oorgegangen ift baher baS ©efd)led)t ber
Jiadentiner auS ber ©raffefjaft 9 teuburg; feine
2lngef)örigen roerben milites unb ministeriales
genannt, maren bemnad) unfreie ritterliche
Sienftmannen. Sie gelehrte ©age läfet fie
oon einem Körner Atilius ober Calatinus ober
Atilius Calatinus abfianimen. SaS ift na*
türlid) gabel, erfunben ad maiorem gloriam
domus. Sie angeblich römifcfje Slbftammung
erflärt fief) unge3toungen auS ber ^bentität
oon Galeodunum unb Kallentinum. Sie oon
Galeodunum fid) nennenben ffadentiner finb
auS ber ortSanfäffigen freien ober unfreien
Seoölferung h eroor 9 e 9 a ngen, h a & en Kriegs*
bienfte geleiftet, als SJtarfdjalfen audj ©of*
bienfte, finb beShalb als Sienftmannen unb
©ofbeamte emporgefoinmen. 2 llS ^nljaber
oon 9 teid)Slehen ftanben fie über ber SDtaffe
ber ßehenleute, befanben fief) in gehobener
©tedung; benit „ben haften 9 tang unter
ben äftinifterialen hatten bie SeidjSbienft*
mannen 4 '. 5 )
Sluf ber römifchen Seteranenfolonie Ga¬
leodunum, beren Flamen alfo nicht mie Sub-
montorium unb AtiJia ber Sergeffenheit an*
heimgefaden mar, haben bie Emporfömmlinge
>) SeSgl. 1861. XXVII, 21.
*) Moo. Boic. XV, 370. — St. ©- oon Sang, ©aiern« alte ®raffd)aften. 7.
s ) Neuburger 51oUeftaneen=©lätter 1846. XII, 59. — 1862. XXVIII, 7-8. — 3 ßünig, Spioilegium
saeculare im 9teid)Sarcf)iö. Tom I, sect. XXXV, pag. 814.
4 ) St. 5llof)&, Unterfuctjungen übet ©etiutcb oon Salben, ftaufifd)en 9)larf(5an. nnb bie älteften ©appen*
beitner. ©etlin 1902. ©. 47—51. — Neuburger Sodeftaneen-Slätter 1845. XI, 95. — £l)- £oed)c, 3abrbütf)er
ber beutfeben ©efebiebte unter Saifer Heinrich VI. Öeipgig 1867. <5. 466. Unter ben 3 cu 0 cn bex Urfunbe er?
febeinen unter anberen geiftli(f)en unb roeltlicben (Stoßen ®raf ©ertljolb oon ßecbßgemünb, Slrnolb oon ©orben
(©oremberc) unb ©einticb oon Xitting, Söernbo oon ©utelbrunnen, föaitnunb oon ©orben (©orburc) unb
©einricb oon ©obburg.
§ ) fft. ©ebräber, 2)eutfcbe 9Ie(btSgefcbicbte. 3. Auflage. 437 .
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140
Dr. ®g. Schrott er.
ihre Burg errietet. 1 ) Ser Sßlafc mar inmitten ©ebroig, beS äftarfgrafen non Boljburg Sod)s
non 9teicf)Sgut gelegen unb nur ba, mo Steides* ter, fornrnt in bem Stammbaum ber Sipol*
gut mar, fonnte eine Sfteidjg* ober Saiferburg binger SKarfgrafen nicht oor, menigftenS nicht
erfteben. Db fie auf Soften oon Saifer unb in bem oon ÜJt. Soeberl 4 ) aufgefteüten Stamm*
SReid) erbaut toorben ift, ober ob bie Saliern bäum; bod) fann fie nur, fomeit unfere Sennt*
tiner fie fid) fclbft auf 9teid)3boben gebaut niS oon biefem ©efd)ted)te reicht, SipolbS II.
haben, ift für bie Sache belanglos; fie mürbe (1096 — 1146) Sod)ter geroefen fein, beffen
oon ihren Inhabern Kallentinum, Calatinum Batcr Sipolb I. „bie Seihe ber Sipolbinger
genannt unb mar 3teid)Slel)en; fie mar ber Starfgrafen auf bem Sorbgau" eröffnet. 5 )
äftittelpunft beS faHentinifcfjen 9teid)Slebenbes 3Baltl)er, ber Sohn eines ritterlichen Sienft*
fifceS. Bon biefem SDtittelpunfte aus oerroal* tnanneS oon Salatin, h at bte ^odjter beS
teten bie SaHentiner bie 1197 ihnen über* Starfgrafen Sipolb II. oon Boljburg gefreit,
tragenen SeidjSlehcn. Sie maren audh bie bie ©raffdjaft ©lijberg (©lisberg, j. ©leis*
$üter, fojufagen bie Burggrafen, ber Steuern berg) an ber thüringifdjen Saale 6 ) ermorben
bürg unb beS DrteS Seuburg. unb um 1100 baS Sdjottenflofter $u ©rfurt
Sßann mürbe nun Kallentinum gebaut? begrünbet. Db biefer SaHentinerfproffe üöal*
„Bon ber Saiferburg ift", mie £>. Bode fagt, ther (oon ©lisberg) ber Bater jenes rafd) ßum
„fo menig oorhanben, bafefich ohne Slbräumung Sd)merte greifenben ©einrid) mit bem Bei*
beS SerrainS irgenb SrbeblidjeS nicht beftini* namen „©aupt" gemefen ift, meiner oon Saifer
men täfct." 2 * ) 2Bir müffen baher, mo alle Heinrich V. im Qlabre 1113 als Burggraf oon
pofitioen Duellen oerfiegen, mit ber SBabr* Steifen eingefe^t morben mar, 7 ) fann bei bem
fd)einlid)feit uns begnügen. Db eS raoht au Stängel oon näheren 9tad)rid)ten nicht be*
meit oon ber SBahrheit abgeirrt fein mirb, menn b au Ptet werben. SS ift faum mit ©runb an*
mir bie Srbauung gleich nad) 1197 anfefcen? junehmen. Denn Sallentin unb Sßappenheim
Bon ben Salatinern oor 1197 ift folgen* finb ^mei oerfdjiebene ®efd}lecf)ter.
beS 311 melben: 3n ber Sdhottenfird)e St. 3>a* ®ie Sinnahme ber Sbentität bat ihren SluS*
fob 3 U Srfurt befinbet fid) ein ©rabftein: gang genommen oon ber Satfadje, baj 3 feit bem
„Hic jacet Waltherus de Glizberg, filius 3al)re 1409 baS ©efdjlecfjt ber Sßappenheim bie
Marscalci de Kallentin, fundator istius Burg Salben an ber 3Her (bei SlUuSrieb, B. 81.
ecclesie et uxor eius Hedewig, filia mar- SDtemmingen) ermorben bat. 8 ) 9tun bat bie
chionis de Foburc.“ 8 ) Sie Sabril fehlt. UnfenntniS baS oom 12.—14. 3!abrbunbert
Speicher Baumeifter fdjlägt uns bie Brüde blühenbe ©efchlecht ber Salatiner megen ber
oon SReuburgsCalatinum nach bem in ben großen StamenSähnlidjfeit oermengt mit bem
mittelbeutfchen Sianben gelegenen Srfurt? ©efchlechte Sßappenbeim unb bamit ein ©e*
l ) Sion bem oralten Stammen onb ©erfommen ber Herren oon (Ealatin ufa>. burcf) ©errn SKattljeum
3 U $Bappenl)aim ufro. 9lnno 1495. (©ebrueft 9lug8burg 1554) cap. XXVIII:
„9ta<f)bem fo rinbt ber ßech gefdjminbt /
Dann man feinSgleicfjen funft faum finbt.
gelt in bie Dfjonaro / laufft batyin/
gür ba8 fjerrlicf) 6cf)lo& (Ealatin.
JBon bem bie flJtarfcfjälcff) roerben gnenbt /
23nb SpiiniuS ba8 @cf)lo& mol fenbt.
83on bem er fcfjreibt / onb mifjt bie toegt /
2öie ferr eö oon bem 2Jtöre legt/
*) Neuburger S!olIeftaneens©lätter 1876. XL, 26.
•) Gbenba 1862. XXXVIII, 10.
«) Deutle 3eitfdbrift für ©efcf)icf)t8tüiffenf<jbaft 1894. XII, 276.
6 ) 9Jt. Doeberl, Die 3ftarlgraffd)aft unb bie ÜJIarfgrafen auf bem bagerifefjen Jtorbgau. 3Jtüncben 1894.
Sßrogr. ©. 26.
*) Neuburger SfoHeftaneensSölätter 1862. XXVIII, 16.
7 ) ©. üJleger oon Slnonau, 3<*hr&ücf)er beS Deutfchen Reiches unter ©einricb IV. unb ©einrief) V.
ßeipdig 1907. VI, 158, 277.
•) g. ß. Söaumann, ©efcbicf)te beS SlllgäuS. Kempten 1894. III, 498.
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©eiträge gur älteren ©efc^idjte non Sfteuburg a. X.
141
fci)led)t Galatiner non $ßappent)eim gefefjaffen.
®agu fam, bafi unter Saifer ©einrid) VI. ein
3Jtarfd)alf ©einrief) non Gatatin unb ein SJtar?
fcEjalf ©einrief) oon $appenl)eim bienten, ein
Umftanb, ber bie 3 untdbatierung ©e?
fd)led)te£ Galatin oonüßappenljeim in§ 12.3>al)r?
^unbert begünftigte. Grft fpät tourbe erfannt,
bafj t)ier groei oerfcfjiebene Sßerfönlicfjfeiten 311
unterfdjeiben finb, toenn auef) Silofjjj 1 ) fte
nod) einer gamilie guguroeifen fuefjt. Siur ein
Galatiner ift SItarfcfjalf geroefen, ©einrid),
raeldjen ^aifer ©einrief) VI. mit fo reidjen
&et)en auSgeftattet f)at. SlUe übrigen Galatiner
nad) biefem ©einrief) nennen ficf) einfad) oon
Galatin ober milites de Calatin. 2)ie Gala?
tiner ober ^aHentiner finb feit bem Ulnfatl be§
ftaufifdjen GrbeS an 23agern oerarmt. 2)ie
lebten Galatiner, ©einrief) unb Stubolplj, roer?
ben 1351 ermähnt. S)ie ©erren oon Sßappcn?
beim fdjreiben fid) feit 1152 immer Marescalci
de Pappenheim unb erft feit bem Seginne be§
15. 3 atjrf)unbertS aud) oon Salben (Galatin). *)
S)a§ ®efd)leef)t ber Galatiner mar feit bem
Gnbe be§ 12 . 3afyrl)unbert8 im 2luffef)toung
begriffen. „ 2 Bir finben aud)", fo tjeifct e§ bei
S)r. 2Jtattl)aeu3 non $appenl)eim, „bafe Grnft
oon Gatatin unb feine ©emafjlin Gulalia oon
Stetjffen, im Saljre 1171 geftorben, gu Stern
bürg in ber alten Pfarrei aujjerljalb ber (Stabt
begraben finb; e£ ftanb bafelbft eine 33urg, bie
bie Sleue Surg genannt mürbe, mo gufällig
jener Grnft oon Gatatin raoljnte". 3 ) Sarnad)
ift alfo Grnft oon Galatin, raenigftenS nad)
ber geittidjen Stufeinanberfolge, ber S3ater be§
oon Saifer ©einrid) VI. im 3af)re 1197 be?
lernten ©einrid) oon Galatin, Inhaber ber
Steuenburg, b. f). faifertiefjer ®ogt ber Steuen?
bürg getoefen, mag in feiner Gigenfdjaft als
ritterlicher Sienftmann gang in ber Drbnung
ift, unb mar oerfdpoägert mit bem benad)bar?
ten ®rafengefd)led)te oon Steifen. S)od) nid)t
®rafen roaren bie Galatiner, fonbern SJüni?
fterialen in aHerbingg fo angefeljener Stellung,
baf* bie 5)ienftmannenföt)ne©rafentöd)ter freien
fonnten.
SBirb e§ bem ©efdjlecfjte ber SaHentiner
gelingen, in ben Stanb ber freien ©erren
fid) gu ergeben? Miles toirb 1217 ein ©ein?
rief) oon Salntin 4 ) genannt unb noefjmate
1244. 5 ) Gin Rudolfus de Kalentin erfdjeint
1223 alg ministerialis Berlholdi de Lechs¬
gemünd, 6 ) 1280 unb 1288 tritt ein miles Ru-
dolphus de Callentin 7 ) auf. SluS bem 3)ienft?
* mannenoerfyältnig oermodjte fich alfo bag ®e?
f<±)led)t nicf)t gu emangipieren, ein Xräger ber
SJtarfdjalfenroürbe roirb gar nicht mef)r er?
mä^nt.
2 )enn halb ift bie Sataftroptje fjereinge?
brocken über bag mit ftaufifdjen 9teich^fe£)en
begabte 9JtinifteriaIengefd)led)t ber SaHentiner,
ber 3 nl)aber ber SteidjSgüter Steuburg,Steueburg,
Saiferburg, ©onaitmoog unb anberer Sefifcun?
gen. 3Jlattf)äii§ o. Sßappenljeim 8 ) beridjtetbarüber
folgenbermafjen: „Sladjbem aber Saifer gri?
l ) 2. Älofj&, Unterfliegungen über ©einric^ oon halben, ftaufifefjen 9Jtarfef)alI, unb bie ätteften Rappen?
Reimer, ©erlin 1902.
f ) Xte jüngft erfchienene ©tubie oon (E. 2Ö. „©agerifefje ©tanbeS^erren. Xie ®rafen oon Rappens
heim*. (Xer ©ammler. Unterhaltungsbeilage gur 3Jtünef)ens9lugSburger Slbcnbgeitung 1914. 9tr. 28) ift ein
©ammelfurium oon Unrichtigfeiten, roie e§ in ber hiftorifefjen Öiteratur nur roentge geben bürfte.
8 ) De origine et familia illustrium dominorum de Calatin, qui hodie sunt Domini a Bappenhaim
8 . R. Imperii Marescalci haereditarii, autore nobili yiro Domino Matthaeo a Bappenhaim et Biberbach etc.
Augustae 1554. Fol. cap. XXIX. (ES gibt baoon auch eine ebenfalls 1554 gu SlugSburg gebruefte beutfehe
Ueberfefcung mit bem Xitel „©on bem oralten ©tammen unb ©erfommen ber ©erren oon (Ealatin gefcunb gu
onnfer 3 c *t bie (Eblen gu ©appenhaim ufro. Xureh ©errn SJlattheum gu ©appenfjaim 2 c. Xoftor unb Xhumbherr
gu öugSburg. 9lnno 1495. $ber geht au oilen €ertern burchaufc gebeffert Gorrigirt gemert onb in ba§ Xeutfdh
tranhferirt erftlich im trudf auhgangen. -
4 ) Reg. Boic. II, 86.
6 ) 1. c. II, 354.
°) 1. c. II, 136.
7 ) 1. c. IV, 105. 359.
8 ) Post mortem Friderici II. ipsi comites a Wittelspach revertentes oppugnaverunt ipsos Cala-
tinos, turbaverunt et pepulerunt eos a suis possessionibus. Quo tempore Biberbach et Truischam in
manus comitum de Wittelspach pervenerunt anno Domini 1240. Mortuo Friderico II. Romanorum Im-
peratore vaccavit Romanum Imperium aliquamdiu, fuitque magna altercatio in Suovia. Rebus itaque
sic stantibus ipsi domini de Calatin omnia feuda et bona in et circa Neuburg, quae ab ipso Hainrico VI.
Romanorum Imperatore tanquam Vasalli tum babebant, aliaque multa bona et jura patronatus perdi-
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142
Dr. ®g. ©chrötter.
berief) bcr anber aud) tob maS / famen bic
Sßfalfcgrauen oon SöittelSpach roiberumb in
bifc lanb / griffen bie oon Gadatin mit ©djtoert
onb pranb an / uerjagtenS oon allen jren
hab onb güttern. Qu meldjer Qcit Siberbad)
onb £rui§d)aim in ben graalt onb obrigfait
ber Sßfalfegrauen oon SBittelSpad) fomen ift
Anno 1240. Snb al£ ^ernad) im aefjenben
jarKaifer griberid) ber anber ftarb / ift ba£
Jteicf) öb ein meil geftanben / onb ain groffe
oerenberung im 6 d)maben lanb fid) ßutragen /
Snb roeil nun bie fachen adenthalb fo gar
übel ftunben ./ ^aben bie Herren oon Galatin
jre ßefjen onb gütter / ju onb omb SReroburg
oerlorn/bieSpauoor nod) onber Kaifer@ainrid)
bem fed)£ten au ßefjen innen t)etten. Item
alle anbere 9ted)t / Patronatus jus onb Kir*
cfjen ßehen / oerlaffen müffen. Son meldjen
ßehen onb güttern feitib nod) Srieff onb orfunb
au Sappenl)aim oer^anben. 3IIfo marben bie
©errn oon Galatin oon adern bem jren oer*
ftoffen / onb tjaben fid) bie ©rauen oon SSit*-
tel^parf) in jre gütter eingetrungen / onb ge*
fetjt. Slber bie $errn oon Galatin toarben erft
hernach nod) metjr oon ben gürften aufc Sägern
getrudt / bie oon ben Sßfalhgrauen oon 3Bit*
telSpad) geborn / onb ^erFommen feinb. 23ie*
mol bie oon Galatin in minberm ftanb tjet*
nad) lebten / mod)ten3 bannod) oom Grb
äRarfdjalcf ampt nit gar getrungen toerben /
mie ©g ban ba£ nod) innen Ijaben / onb
gefc unb bie Gblen oon Sappenhaim genennt
toerben".*)
Unflar unb oerroorren mie bie Qextm nad)
bem £obe be§ KaiferS $riebrid) H. finb bie
oon s JRatthäu§ oon ^appen^eim ^ier nieberge-
legten $Rad)rid)ten; menn mir fie be§ SeimerfeS
entfleiben, roerben mir ben richtigen Stern finben.
G§ ^anbelt fid) um nid)t§ anbereS als
um ba£ ftaufifdje Grbe,*) %u raeldjetn SReu*
bürg a. 2)., in ber Serroaltung unb im ßehen*
befih ber Kadentiner ftehenb, gehörte. Schon
im 9XpriI 1263 £)atte Konrabin für ben gad
feinet finbertofen $£obe§ ben Sagernheraog
ßubmig ben ©trengen a u feinem Unioerfal*
erben eingefefct; am 24. Dftober 1266 befjnte
er biefe§ Sermäd)tniS auf beibe D^eime, ßub*
mig unb $einrid) oon Sägern, aug. 8 ) $Rad)
Konrabin§ Xoi >e (1268) mar ber Slugenblicf
gefonttnen, bie aus bem Grbe 2lrnulph§ bem
£>eraogtum Sägern entfrembete, -pim 9teicf)§*
gut erflärte, 5 . unter Kadentinifcfjer Sers
roaltung ftehenbe, 5 . in Kadentinifchem
ßehenbefife befinblid^e unb nun als E)of)en^
ftaufifdjeS Grbe freigcmorbene ©raffdjaft $Reu*
bürg a. S. mit bagerifdjem Sefcfjlage 51 t be*
legen. 2luS Seichs* unb Steidjgletjenbefifc, oiel*
leicht aud) aus eigenem Sefilje mürben bie
Kadentiner oon ben SBittelSbadjern oerbrängt.
Stuf biefe Serbrättgung bezieht fid) bie ©tede
in bem herzoglichen Urbar oon 1270: „Sub-
scripta de bonis Marsealci infeodati sunt
ex nouo. Reut Nudungo Gransoni soluit III
libras,TabernainWinchelhusenNeuonisoluit
LX denarios. Tuntzelhusen huba herraanno
soluit siliginis IV mod., porcum I valentem
dimidiam libram. Prunnentel molendinum
longo soluit I libram“. 4 ) £)afc bie Serbrdn*
gung mit ©emalt gefdjah unb gefdjeljen muhte,
ift begreiflich. Unb bah bie $Reid)S* ober
Kaiferburg ber Kadentiner gebrochen merbett
mu^te, ift nid)t minber begreiflich. 9luch bie
9leue Surg muh bei biefetn Slnlah erobert
unb a^flört, jebod^ fefyr halb barnach mieber
aufgebaut rnorben fein, mie fpäter noch bar*
autun fein mirb. 2 )aS ältefte SBittel§bad)fche
derunt. De quibus bonis et feudis extant diplomata apud Bappenhaim. Et sio in toturn de suis possessio-
nibus domini de Calatin detrusi; e contra illi comites de Wittelspach in statu eorum et divitiis et
potentia permansorunt. Sed domini de Calatin quotidie diminuti, humiliati fuerunt, maxime per duces
Bavariae, qui ortum babuerunt de comitibus a Wittelspach. Unde in minori statu quam antea vixerunt.
Verum officium Romani imperii Marescalcorum retinuere Calatini usque in hunc diem.‘‘ Liber de origine
et familia illustrium dominorum de Calatin etc. cap. XLII.
l ) S3on bem uralten ©tammen onb ©ertommen ber ©erren oon ©alatin ufro. cap. 43, ©. 49.
*) ©. XI). ©eiget unb ©. D. ftiealer (S)aS ©erjogtum Söagern jur 3 e *t ©einrtdjg beg ßömen unb
Ottos I. äRünrfjen 1867. ©. 281—3) haben biefe ©erfunft nicf)t erfannt, fie faljen baS (Sebiet oon Steuburg als
»Pfal3gräflicf)e ©otation"' an, als „pfalagräfltcf)e DleichSlehen, mit benen bie Söefifeer nid&t fo frei fcf)alten unb
malten burften toie mit ihren öUoben."
•) ©. föiealer, ©efdjichte ©aiernS. II, 129. — 3- 3- Böhmer, SöittelSbadjifche s Jtegeften. ©tuttgart 1854.
©. 31.
4 ) Mon. Boic. XXXVI», 164.
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^Beiträge jur älteren ©efdfidjte non Sfteuburg a. $).
143
©at* ober Urbarbuch oon 1224 1 ) enthält bag
Slmt $Reuburg noch nid)t, bag 2. ©albud) oon
127 Ö 2 ) enthält eg; eg enthält SRitoenburdj
felbft unb bag castram Niwenburch, eg ent*
hält nicfjtg oon ber ffatlentinifdjen 3 teid)§*
ober Sfaiferburg. Galeodunum war aud) alg
Kallentinum in Srümmer gefunfen unb ift
feitbem 3 tuine geblieben.
Sltg Sßfalggraf Spfjilipp ßubtoig im 3af)re
1597 ben alten baufälligen Surm an ber
ehemaligen Slofter*, bamalg eoangclifdjen $ßfarr=
firche nieberreifeen unb neuaufbauen liefe, fani
man u. a. aud) auf ben ©ebanfen, ob feie^u
nicht bie ©teilte ber benadjbarten Surftgätle,
ber Sitten* unb Sfaiferburg oerroenbet werben
fönnten. Eg mürben bemnad) Sau* unb 2 Ber!*
oerftänbige abgeorbnet, um biefe Stuinen 3U
befidjtigen unb ifer ©utadjten über bie mei*
tere Serwenbbarfeit ber ©teine abgugcben.
Siefeg lautet: „©ooiel bann bie Saifergburg
anlangt, fonnten mir im Slugenfdjein nidjt
befinben, bafe einige ©tein 3um ^auwerf ober
URauermerf beg neuen £f)urmg 3U gebraudjen
fein merbe. Sie ffaifergburg feat 3100 SRauern,
eine gegen bie Sfeonau herab, bie anbere gegen
bie @ul3 hinaug; fte finb aber alfo befdjaffen,
bafe ber meifte Sfeeil ©tein, fo gegen bem
SBetter ftefjen erfroren unb nur ein ©djiefer
ift, nur einige fleine Duaberftiidlein möchte
man brauchen fönnen; oon bem übrigen ©e*
mäuer, ohngeachtet an einigen Orten in bie
4 1 /* ©d)uh bid, mären über 3100 Schiffahrten
braudjbarer ©tein nicht 31t gewinnen*. 3 ) ©0*
roeit mar nach wenig mehr alg 3 3 >ahrhun*
berten bie Sermitterung fchon gebiehen. Ob
batnalg mirflich ©teine 3um Surmbau in $Reu*
bürg oon ber ^aiferburg geholt worben finb,
miffen mir nidjt; eg erfcheint 3roeifelhaft.
Sie 3itierte ©teile beg ©utadjteng ift info*
ferne oon befonberer Sebeutung, alg bie Sau*
unb üöerfoerftänbigen Seremiag Sannbrer unb
©igmunb Soctor 3um erftenmal bie Sejeich^
nung „Sfaiferburg" gebrauchen. Ser SRame
Kallentinum fcfjeint gan3 oergeffen worben
3U fein.
„Sie Saifergburg ift oon einem ©raben
umgeben, welcher wie eine tiefe Schlucht 00m
gluffe h e ^uffteigt, gegen SRorben aber an
Siefe oerliert. Sag ©emäuer ber Surg —
Stuine — ift nicht mehr fo hoch wie jeneg
ber Slltenburg unb fdE)eint blofe bie Slugfüllung
— bag SRarf — oon ben früheren äRauern 3U
fein, ber man bie Quabereinfangung genom*
men hot. 2)ag Sefonbere an ben unförmlichen
äRauermaffen ift, bafe bet einigen bie ©teine
in biagonaler 9 tid)tung in ben SRörtet einge*
legt finb.
„Sie gröfete noch beftefeenbe 3 Rauer mifet
ungefähr 29 gufe in ber £öhe unb oerbanft
ihren gortbeftanb einem £>iigel, ber il)r gleich-
fam 3ur ©tüfee bient. Siefer ©itgel, bid)t mit
©ebüfchen unb Säumen bemachfen, fteht gegen
ÜRittag unb nimmt, oon biefer ©eite betrachtet,
bag Slnfehen eineg ungeheuren Tumulus an,
welcher aug ber Siefe fid) erhebt. —
„ 2 ßie bei ber Sitten Surg bemerft man
auch bei ber Saifergburg gegen ÜRittag unb
aufeerhalb beg Surggrabeng einen mit SiäUen
umfangenen Sorplafe, in einer fleinen Ent*
fernung füböftlid) baoon einen oon Erhöhungen
eingefafeten ©umpf unb enblich auf einer
nahen, meftlidh oon ber Surg unb gleichfalls
an ber Sonau liegenben Slnhöhe brei ©eiten
eineg oon Schaden gebilbeten Sieredeg; bie
oierte, bie ©djlufefeite am fteilen Slbljange beg
Sergeg, fehlt. ÜRan möchte oermuten, biefe
oierte Seite wäre in ben Strom f)inabgeftür3t,
wenn nicht auch bei anberen berartigen Ser*
fchan3ungen nur brei ©eiten 3um Sorfchein
fämen.
„Siefe Serfd)an3ung mifet oon SRorgeti
gegen Slbenb 80 , gegen SJtittag 40 gufe; ber
herumlaufenbe ©raben hot noch gegenwärtig
SRannegtiefe."
„Son ber fübmeftlichen Ede biefeg Sier*
edg, unterbrochen oon bem eben erwähnten
©raben, 3iel)t fich ein etmag nieberer SBall
38 @d)ritte lang in geraber SRidjtung fort
unb unter einem rechten SBinfel an ben SRanb
beg Sergeg, wo ebenfaUg bie ©djlufefeite
fehlt." 4 )
91 icht ooüftänbig ift bie SReflamation unb
SReunion für bag £)er3ogtum Sapern erfolgt
ober Sönig SRubolpf) oon ©abgburg hot einen
l ) *) öbenba XXXV», 3—128. 135—335 (Officium Stteuburg pag. 155—165). — 2Jt. ©oeberl, ©nt*
n>icflungggefd)icf)te JßagernS. I, 244.
8 ) Neuburger flolleftaneensSBlätter 1836. II, 44—45.
4 ) 91. a. £>. 1864. XXX, 121—3.
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144
Dr. ®g. Sdjrötter.
ÜEeil beg reunicrtett ©ebieteg roieber jurüd*
geforbert, rote aud) bet ßauingen unb ©öd ) 5
fläbt befannt ift, bajj fie oon Stubolpb I. unb
8 llbred)t I. alg jum Steidj gehörig betrautet
rourben.') Rönig Stubolpb oerlief) bent ©ein*
rief) üBaltfjer oon Siamgroag (Stamegroag,
Stambgroacb, Stamgbacb, Stamfdjroag) bie SWeue*
bürg, roelcfje oon biefent am 12 . September
1291 um 500 ® 91uggburger Pfennige nad)
ber einen urfunblicfjen Ueberlieferung an©erjog
ßubroig ben Strengen oon Sägern, s ) nad) ber
anberen an beffen Sot)n, ben Sßfaljgrafen Siu*
bolpb 3 ) oertauft tourbe. 2 )ie Siffonanj ber
jroei urfunblidjen Ueberlieferungen oermag
oorläufig nid)t flat gefteüt 3 U roerben.*)
©rft mit biefent Raufe roar ber lebte Steft
ber ©raffd)aft Steuburg befinitio an bag ©er*
jogtum Sägern unb in bett SJefife beg ©aufeg
Sßittelgbacb getommen. Sn bem „Stecbnungg*
budje beg oberen Sicebomamteg ©erjog ßub*
toigS beg Strengen 1291—1294" erfdjeint
barum mit ooHem Sterte bag „castrum Nevn-
burch“ ober bie Steue Surg, fegt Stlteburg. 5 )
2Bie ein Stacbbaü beg oorigen ^uftanbeS
Hingt bie Serorbnung ber SBitroe beg ©erjogg
Stephan I. ootn 11. Sanuar 1348 : „2)a itjr
mit Sßabrbeit tunb getban roorben, bafj alle
it)re beg 9teicf)g ßeut, roo bie gefeffen finb, bie in
ihren ®erid)tgf)of ju Siteunburg gehören, auch
baritt bag SRedjt nehmen unb tbun füllen, unb
anberg ninbert, bann oor betn, ber beg ©ofeg
Pfleger ift; ferner, baf) biefelben ßeut jätjr*
lid) 6 Sßfunb Pfennige in ifjre Rammet $ing
geben foHen". 6 ) „811g beg ßanbeg ©etooljn*
beit unb ber ®raffd)aft 9ted)t fteljen*, 7 ) fomtnt
in bem Stiftunggbriefe einer Sllmofenfpenbe
bei St. üßeter in Steuburg ootn 3aljre 1374
oor. Selbft im Sabre 1415 toirb Steuburg noch
eine ©raffdjaft genannt: „Sdj Ulrid) Stiebet
ber Seit Sogt ju Steuburg, betenn offennlid)
mit bem brieff, bag für mid) Sn geridjt ft)ome
Ulrid) praftott, ba id) an offner Schranne je
geridjt faffe, onb öffnet ba mit feinem oor*
fpredjen unb fprad) toie er einen E»off tauff*
lief) faufft bat, ber roar gelegen ju Siningen,
oon ©err ßubtoigen bem Sdjendben auf) ber
8lro onb feg beffelben hoff gefeffen in nub
onb Sn geroer, alg ßanbreebt fei), onb ber
graffdjafft, barin bet ©genannt b°ff gelegen
feg, nach fegng brieffg aufjroegfung ufro.'. 8 )
3lm 4. Suli 1257, alfo 11 3at)re oor bem
8tnfaHe beg bobenftaufifdjeu ©rbeg, bat ßub*
roig ber Strenge „apud Newburg“ eine Ur*
funbe auggefteHt, ft ) im Sabre 1284 urfunbete
er „in Steroburg". l0 ) ©g ift bemnacb unge*
roifc, ob ©einrid) SJaltber oon Statngroag ba*
malg bereits oon Rönig Stubolpb bie 9teu*
bürget Sfanbfd)aft erbalten batte; 1291 oer*
faufte er fie, roie fd)on erroäbnt an einen ber
bagerifcben©erjoge.9)ted)ttlb,ßubroigbegStren*
gen SBitroe unb beg beutfefjeu Rünigg 9tu*
bolpb I. $od)ter, bie ihren ®atten 10 Sabre
überlebt bat (f 1304), bat oier Urfunben „in
Stturoenburg", „in Stronburcb' 1 , „in Stirnen*
bureb", „ 3 e Steroenburcb" inbenSabren 1295,
1297, 1301 unb 1303 auggeftellt: u ) ©erjog
Stubolpb b* e H fid) 1296 „ju Stiroenburcb'
auf, l2 ) bie ©erjoge Stubolpb unb ßubroig ur*
funbeten im Sabre 1305 jufammen breimal
„in Stiroenburcb", „in Steonburd)" unb „in
1 ) ÜJtonograpfjien ber (Bemeinben (Scfjenbrunn, ©aunSfjeim u. S3äcf)ingen oon Dr. oon SRaifer im XV.
unb XVI. 3af)re8bericf)t be8 Jjift- StreiSoereinS oon 8cf)toaben unb SReuburg. 1851. ©. 26—7.
2 ) ftod) unb Sßitle, Stegeften ber iffalagrafen am SRljein. 3nn8brucf 1894. ©. 74.
*) Reg. Boic. IV, 501.
4 ) §einrtcf) SBalt^er, ©ol)n beS Ulrich oon 9!am8toag (©ö^mersSReblid) Reg. imp. VI. 1 # 258. 278)
^atte fiel) um ftönig SRuboIpf) oerbient gemacht, inbem er iljnt im gelbauge gegen Slönig Ottofar oon SBötjmcn
ba» ßeben rettete. 3lm 26. 9Rai 1290 unb 23. Sttuguft 1300 erfc^eint er als S3ogt au MugSburg unb auf bem
ßanbe a« ^SdÖn^aDcn. (3citfd)rift beS ^ift. S3ereinS für ©cfjmaben unb SJteuburg 1876. III, 316. — 1885. XII, 86.)
6 ) 3Jiitgeteilt oon grei^errn ©bmunb Oefele. ©. 21. aus bem XXVI. SBanbe beS Dberbagerifc^en 2lr-
c^ioeS. 9ttündjen 1865. 6. 16. 25. 27.
°) Reg. Boic. VIII, 123. — Neuburger Slotleftaneen-Sölätter 1862. XXVIII, 26.
’) Neuburger SloHeftaneensSSlätter 1842. VIII, 5. — 1843. IX, 35—6.
*) Urfunbe oom 29. 3anuar 1415 in Mon. Boic. XVI, 468.
9 ) Mon. Boic. XVI, 273.
10 ) S)e8gl. XVI, 287.
11 ) Reg. Boic. IV, 580. — Mon. Boic. IX, 112. VIII, 200. X, 482.
») ©benba IV, 618.
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©eiträge jur älteren ©efdjtdjte non Sleuburg o. $•
145
SRewburcß*. *) 8112 ®erjog ßubroig am 15.3uni
1311 bem Slofter Sergen Steuernacßlaß ge*
währte, f)at er ben Aft „apud oppidum no-
strum Niwenburg“ oorgenommen, *) mag et
fieß nun im ftlofter Sergen fetbft ober auf
ber Sfteuen Surg aufgehalten tjaben, roährenb
er am 16. 3uni 1311 unb 16. Dftober 1323
„je fRiroenburd)" unb „in Sienburcß* baS
SeurfunbungSgefcßäft oollaog. s )
3ft in ber bisherigen ßalbtaufenbiäßrigen
®ef(^id)te oon Aeuburg a. 2). feit ber Sefieb*
Iung bureß bie Sajuroaren noch niemals eine
Surg in Aeuburg begegnet, obroohl fie in ber
oorhanbenen ßiteratur anfeheinenb feft begrün*
bet fteht, fo muh ft* *&*n preisgegeben werben.
„3u SReuburg", fo oerfünbet ©pmnafialpro*
feffor g. 3. Sßtaher im 3aßre 1861 bie ihm
unbejweifelte Sutfadje, „befaßen bermal brei
jufammenßängenbe f. baperifeße Sefibenjfcßlöf*
fer aus oerfeßiebenen 3 e tten, nämlich A. baS
alte ©cßloß ober bie alte Surg, ein gegen bie
2)onau hinab länglicßt oierecfigeS ©ebäube mit
4 ©todroerfen über bem nörblichen Stabttore.
2)iefe uralte Surg, beten ©ntfteßung in bie
bunfle Sorgeit hinaufreicht unb faum gu er*
forfchen fein roirb, feßeint ber Anfang ober
Prodromus ber auf ben Suinen beS römifchen
Submontoriums erbauten gelfenftabt getoefen
ju fein unb biefer ben ÜRamen „IRiunburg*
(SReuburg, b. i. bie neue Surg) oeranlaßt $u
haben, im ©egenfaß ju einer älteren neuen
Surg, bie im üßaoifdhen $auSoertrage oom
3aßte 1329 Altenneuberg bie bureß, unb noch
feßt bie alte Surg genannt roirb.' Alfo Sßro*
feffor Spiaher in feiner grunbgeleßrten, oon
einem immenfen gleiß unb einer ftaunenS*
werten Setefenßeit geugenben Abßanblung „Ser*
jeicßniS ber hiftorif<ß*merfwürbigen Sfarfonen,
welche je einmal in ben f. baperifeßen SRefi*
benjfcßlöffern ju SReuburg a. 2). gewohnt
haben". 4 ) 2>aß biefe £rabition, bie bis jeßt
unbefeßränfte ©eltung gehabt 4 hat unb oon
feiner ©eite angefochten würbe, irrig ift, geht
feßon aus ben bisherigen Ausführungen heroor
unb ift noch weiter burd) fachgemäße Urfun*
beninterpretation barjutun.
3m 8. 3uhrhnnbert ift, wie bereits auS*
einanbergefeßt, auf ber römifchen Seteranen*
folonie Atilia eine neue Surg gebaut worben,
bie für ben oöttig neu befiebelten SRömerort
Submontorium namengebenb geworben ift.
Urfunblid) erfd^eint aber oom 8. bis $um Se*
ginn beS 11. goßrßunbertS roeber eine gefa
noch ein oppidum iReuburg; urfunblid) fteht
nur feft, baß ein IReuburg beftanben hat unb
©iß eines SiStumS geroefen ift. (Srft 1002
ftnbet bie „civitas, quae nova dicta“ unb
1007 baS „castellum, quod dicitur Novum
Burgum“ ©rwäßnung. Seibe, civitas unb
castellum, waren feit ber SRUte beS 10. 3oßt*
hunbertS SReicßSgut, welches feßon oor 1197
jum Xeil in ber Serroaltung, feit 1197 jum
Xeil im ßeßenbefiß beS ritterlichen 2)ienft*
mannengefdßlecßteS ber ftaüentiner geftanben
ift. 2)ie faHentinifcßen SReicßSleßenträger er*
bauten nach 1197 bie AeicßS* ober Sfaiferburg,
ben SRittelpunft ihrer eigentümlichen Sogtei*
unb ßeßenbefißungen. Sei bet 3urüdforberung
beS SeicßSguteS ober fiaufifefjen SrbeS ift bie
Saiferburg oon bem baperifeßen $erjog ßub*
wig bem Strengen gebrochen worben unb
feitbem SRuine geblieben, beten fieß bie um*
gebenbe SBalbnatur bemächtigt hat. 2)er Ort
SReuburg unb bie Surg IReuburg bagegen waren
feit 1291, feit ber ßöfung auS ber Sfanbfcßaft
beS Heinrich Sßaltßer oon SamSroag, unbe*
ftrittener Sefiß ber baperifeßen Jfarjoge. 3n
bem Orte ober ÜRarfte, oppidum ober forum
IReuburg 5 ) beftanb eine ßerjoglicße curia ober
domus, ein $auS für bie Serroaltung beS
neugewonnenen officium ober Amtes SReu*
bürg. 2Rag biefeS nach bem 12. ©eptember
1291 neu gebaut ober oergrößert worben
fein, in jebem gälte ift baran etwas gearbeitet
worben. 3n bem „SecßnungSbucße beS oberen
SicebomamteS ^erjog ßubroigS beS Strengen
1291—1294* erfeßeinen oerfeßiebene Ausgabe*
poften für bie Arbeiter, welche „Steine für
*) Sbenba V, 77. - Mon. Boio. XI, 538. XVI, 316.
*) Sbcnba V, 198.
•) Reg. Boio. V, 199. — Mon. Boio. XV, 106.
4 ) Nienburger ffioHeftaneen*©lätter 1861. XXVII, 1.
6 ) Reg. Boio. V, 198. — gret&err ffi. Defele, StecßnungSbudf) b«8 oberen SicebomatnteS ©erjog Snb*
roig8 b»8 Strengen 1291—94. ©.41.
20
a. 3J l. 5 u. 6.
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146
Dr. ©g. Sdjrötter.
bie genfter" brachen, für „Qol^ utib Steine
ad aedificia in Nevnburch", für bie 33eifüt) s
rung non Riegeln „ad edificia in Nevnburch“
unb „ad domum in Nevnburch“. 1 ) 2öo bie*
fe£ Jpauä geftanben Ijaben mag? Söermutlicf)
an ber Oftfeite, mo Spfal 3 graf ^5l)tttpp Söit-
heim im 17. Saljrhunbert ben Oftflügel ber
3 tefiben 3 gebaut hat. ©enn e£ ftanb ba nad)
ber 9lbbilbung $Reuburg£ non 1546 „ein 3 iem*
lid^ großes ©ebäube", toeldjeS „mitunter aud)
ben ^ei* 3 ogen unb ihrem ©efolge jum 2 luf=
enthalt gebient haben möchte'.*) 3 >n bem
gleichen ,,9ted)nung§bud)" ift aud) ba§ „ca-
strum Nevnburch“ ermähnt, meld)e§ am
12 . September 1291 für ba§ ©erjogtum SSapern
fäuflict) erraorben roorben mar. 3ln bem Sauf*
preife ift bamal§ abge^a^It roorben. 8 ) ©aft
mit biefem castrum nicht bie curia ober
domus, roeldje ber ©ergog in SReuburg baute,
gemeint fein fann, ergibt fid) au£ ber 3Jer=
fdjieben^eit ber 2 lu§brud§roeife; benn curia
ober domus ift bamalS roie heute etroa£ gan 3
anbereS al£ castrum.
3>n bem „Urbarium ducatus Baiuwariae
posterius“ oon 1270 4 ) finb ®tUen enthalten
oon einer vaccaria „aput castrum Niwen¬
burch“, ift aber aud) ber Srüden^oll „apud
Niwenburch“ oorgetragen. Unb nochmals
ift an einer fpäteren Stelle 5 ) fadjlid) ftrenge
gefdjieben 3 toifd)en ben ©infünften oon s Jtiroen=
burdj unb bem castrum Niwenburch.
©eljt barau§ mit l)inreid)enber ©eutlidj*
feit tjeroor, bafi eine behagliche curia in bem
forum SReuburg unb baft ein castrum Steu?
bürg c^iftierte — e§ ift rool)l 3 U beachten,
bah e£ castrum SReuburg, nidjt castrum in
SReuburg, jebod) curia, domus, edificia in
37euburg Reifet—, fo finben roir in bem erften
©eilungSbriefe ber ^er^oge Stubolf unb 2 ub-
roig 00 m 1 . Dftober 1810 ermähnt „SReom
burd) bio ftat unb purdj". 6 ) Sßährenb nun
in bemfelben ©eilunggoertrage „33urg unb
Stabt £>oed)ftabt", „23urg unb ÜUtarft ©achau",
„33urg unb Stabt 2anb£berg", „23urg unb
Stabt Sohburg" ufro. aufgeführt finb, ift fein
hinlänglicher ©runb bafür eupsufehen, ba£
bei SReuburg in umgefe^rter ^Reihenfolge „bio
ftat onb purd)" genannt finb. Vielmehr ift
bamit ganj beraubt au§gebrüdEt, ba|j Stabt
unb 33urg nicht ein§ roaren, bah bie 33urg
nidjt in ber Stabt gelegen roar, bah bie Stabt
feine 23urg hotte.
2lm 4. 9tuguft 1329 folgt ber ©auSoertrag
oon !paoia, in roeldjem „Stftenneonburd) bi
purd)" bem 2 anbe§teil be§ ÄaiferS 2 ubroig
3 ugefprodjen roirb. 7 ) ©amit ift beutlidhft eine
Surg beßeidjuet unb fein forum, feine civitas,
feine Stabt, ©amit fann nidjt ber Ort SReu*
bürg gemeint fein; benn e§ h e tfet 8 um Untere
fdjiebe 00 m Orte ,,9lltenneunburd) bi purd)'.
Sann alfo nur bie h eu te fo genannte 3Uten*
bürg gemeint fein. SReuburg al§ forum ober
SRarft finbet im $au£oertrage oon Spaoia
überhaupt feine ©rroähnung.
Sluch in bem Sprioilegium 00 m 14. 3uni
1347 fpridjt Saifer 2ubroig ber ©aper nur
oon ben „bürgern gemeinlidh auf bem Berg
311 SRetonburg", benen er ben Söaffer 3 oII ba*
felbft unb Steuernadjlah geroährt, bamit fie fie
„an ihrer Stabtbau fönnen roenben unb bie
bamit bauen unb be 3 ahlen nach 33ogt§
rath, roer bann SSogt ift, unb 3 ioaier ihrer
23urger, roelche fie benannt unb ba 3 U ge*
geben". 8 )
Sooiel fteht alfo nadj ben ©rroähnungen
oon 1002 unb 1007, bem heqoglidjen Urbar
oon 1270, bem ,, s Jted)nungäbud)" oonl291—94,
ben £>au§oerträgen oon 1310 unb 13z9 unb
bem iprioilegium oon 1347 feft, bah in ber
Stabt Steuburg fid) feine 33urg befanb, baf*
*) gretljerr @. Oefcle, StecbnungSbucb. ®. 12. 14. 16. 33. %
5 ) Neuburger ftottcftanecns©lätter 1835. I, 43.
B f W. a. O., 6. 16. 25. 27.
4 ) Mon. Boic XXXVI ft , 159. — g. 2. ©aumann, 3 ur ®e(cfji(J)tc be8 ßec^ralnS unb ber ©tabt aJlündöen.
SIrcf)ioaIifd)e äeitfdjrift. 31. g. X, 25.
B j Mon. Boic. XXX R , 163.
fl ) Duellen unb (Erörterungen aur bagerifd^en unb beutfdjen (Sefc^ic^te. ÜJlünc^en 1861. VI, 160.
2 )amal8 beftanben in 91euburg bie 6t. $Peter8fircf)e unb bie St. 3JtartinßfapeÜe. Sbenba VI, 166.
7 ) Duellen unb (Erörterungen. VI, 302.
*) Neuburger ftoüeftaneen-Ölätter 1839 V, 14. — 2)ie pflege unb 93ogtei ju 31euburg unb SHain
tjattc feit 31. 3 llJ i 1348 ©illjalm Sdjcntf oon bem Stein inne. St. s llllg. 3teicft§ard)io 9Jlünd)en, 31euburg ©es
ricf)töurfunben fase. i. 3lud) in Neuburger Äopialbud) XIV, 34 a . 310 a .
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©eiträge aur älteren ©efcfctrf)te non Sfteuburg a. 25.
147
bie Surg (SReueburg, Slltenneuburg, j. 2llte*
bürg) außerhalb ber ©tabt SReuburg gelegen
mar. ßg beftcht in all biefen ßrmähnungen
ein ©egenfatj anufdjen bem castellum, ber
arx, bem castrum, ber Surg SReuburg unb
ber civitas, bem forum, ber ©tabt, bem
3Rarfte Steuburg.
„Sie 2Uteburg ift ein auf ber Sßeftfeite
etroag abgerunbeteg Oblongum, melcheg aug
bem Serg gefchnitten ift. ©er ©raben, roels
djer eg auf ber ©üb* unb Oftfeite oom Serge
trennt, ift nicf)t gegraben unb auggemauert,
fonbern aug bem gelfen gebrochen, ©eine ?lns
läge, eine ßrfahrung aug ben Sreuzzügen,
batiert aug bem 13. 3at)rl)unbert.
„©er Slufgang fanb auf ber Storbfeite,
mo bag ©fjor fteht, non Dften nad) SBeften
ftatt, alfo mit bem ©d)ilbe gegen bie Surgs
feite; bie 3tömeroorfieht mar fd)on unbefannt. 1 )
©er jefet fdhmale 2Beg mar breiter unb ift im
Saufe ber Reit gegen bie ©onau abgeftürzt.
„Sefonberg auffadenb ift, bafc fich feine
©pur eineg ©fjurtneg oorfinbet. ßin folcher
hätte eine aRauerbide non 6 guf* unb eine
©runbfläd)e non minbefteng 18 guft im ©es
oierte erforbert. ©tatt beffen fcfjirmt bie 2Beft=
feite ber Sßaüagbau, zur 2Bol)nung beftimmt.
ßr miftt 67 gufc im®eoierte, mar alfo thurms
artig, ift unten 6 1 /» gufc bid unb aufcen mit
meinem 3iura aufgeführt, melier fid^, mie
ber Solentjofer ©c^iefer, in faufthofjen glatten
bricht. ©iefe finb in gleichen Sägern gefd)id)tet
Ofobomum), mag bem Sau ein frembartigeg,
horizontalftreifigeg 2lnfehen gibt, ©ie Säger
unb ©teine finb febodj niefjt gleich t)oc^: mit*
unter nimmt ein ©teilt ben Staunt in grnei
Sägern ein, mitunter fomnten in einem Säger
itoei aufeinanberliegenbe ©teine oor (Sßfeubos
3fobomum).
„©ie ©teine finb nicht oon gleicher Sänge,
©aburdj fommt eg häufig oor, bafc bie fenf-
rechte guge beg oberen Sagerg auf bie fenfredjte
beg unteren trifft(Sreitzfuge), mäfjrenb bei einem
^Römers ober foliben Sau jebe fenfred)te guge
auf eine horizontale guge beg unteren Sagerg
(Sagerfuge) treffen muft (©toftfuge). Sei ber
Sluffüfjrung mürbe bag ©eri'ifte in ben Sau
aufcen eingentauert. ßg finb baher 4 ßtagen
oierediger ©eriiftlödier oon aufcen noch erfidjt*
Iid). ßg ift bag ein zuoerläffigeg Sennzeicben,
bafj ber Sau nicht oor bem 13. ^ahrhunbert
entftanb. ßin Salfen beg ©eriifteg liegt fos
gar, auften abgefdinitten, noch int ©erüftlod).
ßr trug aber feinen hölzernen SRauerumgang.
ßin folcfjer märe oberhalb ber SJtauer ange*
bracht morben.
„Sie ©teine finb an ber Sorberfeite unb
an ber {entrechten guge nur roh geebnet. 3En
golge beffen ift ber Sau meber glatt noch bie
gugett eng. ©er ^uraftein ift nicht metters
beftänbig, baher mitunter auggemittert unb
bag äufjere SRauermerE (Sparament) augges
faden, fo bafc man bie innere Sruchftein?
mauerung fel)en fattn. ©ie ift nur menig
ährenförmig (opus spicatum) b. h- bie Säger
nach neben unb oben mechfeln jebegmal in
ber fdjiefen Sage ber Srudhfteine ab. ©er
3Rörtel ift graugelb, erbig mit grobem unges
ftofeenen glufefanb, teilmeife mit ganzen Siefeis
ftüden gemifd)t ßr ift zi em ti(h h ar t bie
©pitjen laffen fich jeboch rnegen ber ßrbbes
ftanbteile abbred)en. ©ie burdjaug ungleich*
artigen Sadfteine, meld)e fid) mitunter in ber
Surg oorfinben, unterfdjeiben fich nicht non
ben mobernen.
„ßine Sefonberheit ber ganzen Surg ift
ber gänzliche aRangel oon©tpl, ©chmud, Drnas
menten unb oon Haufteinen. genfter unb
©hdren hoben meber Stunbs noch ©pifcbogen,
fonbern finb in einem fehr flachen ©egment
mit fchräg (übereds) geftedtenSruchfteinen übers
rnölbt.
„Siefe 2lermlid)feit fantt raohl nicht aug
ber aRittellofigfeit ber ßrbauer erflärt merbett.
©entt bei bem aRangel gcf<hid)tlid)er Stotzen
über eine abelige gamilie, raeldje hier fehhaft
mar, bei bem Starnen Sittenneuburg unb bei
ihrer ßrroähnung im Sertrag oon Sßaoia
müffen mir annehmen, bafe fie eine ©pnaftens
bürg mar. ©agegen geben bie 2Sal)l begSRas
terialeg, bie Schmudlofigfeit unb Slbmefenheit
jeher Hinneigung zum ©pitjbogen, melchen
man mit Srud)fteineit noch leidjter mauern
fonnte, brei fiebere Slnhaltgpunfte für bie QziU
beftimmung, mann bie Surg bag gegenmärs
tige SRauermerf erhielt, ©ie ntuh oor ber 2lns
') ©ie beftanb barin, „bab ber Angreifer bie redjte, oom ©djilbe nicht gebcdCte ©eite ben SBcrteibigern
beg ftafteflg aufc^rte". 33ode in Neuburger SioIIeftaneen=a3lättern 1876. XL, 22.
20 *
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PRINCETON UNIVERSITY
148
Dr. ®g. @df)r6tter.
roenbung beS ©dhiehpuloerS, roelcfjem bie gura*
platten roeit roeniger als Sadfteine gemachten
finb, unb not ber (Einführung ber ©otif, alfo
etroa in bet SJtitte ober ju (Snbe beS 13.gaf)r*
IjunbertS erbaut roorben fein. 3b« Sßiebet*
etbauung muh fo ftfjleunig betrieben roorben
fein, bah roeber bie Sefchaffung oon $au*
noch oon Sadfteinen möglich roar. 5Dtan nahm
batjer baS Sruchfteinmauerroerf auS bem ®ra*
ben unb als Sluhenfteine bie fcfjleunig gebro*
cfjenen Sßlatten auS ber nahen nörblicf)en ®e*
genb."')
Siefe Steuerung $. Sodeg forooljl als
biejenige eines anberen ©acfjoerftänbigen, beS
8lrd)äologen Dr. griebridj ©pratter oon Stün*
dben, ber am 30. guli 1907 bie Sllteburg be=
fidjtigte, treffen fid) barin, bafj erfterer bie
(Erbauung in bie Stitte ober baS (Enbe beS
13. 3a^r^unbcrt3 oerlegt, unb bah lefcterer
„nach einer febr griinblicfjen Qerftörung" ben
SBiebetaufbau in bie »erfte Hälfte ber ®otif
ca. 13. gatjrhunbert" anfefct. ©pratter be=
grünbet feine 2lnfid)t folgenbermahen: „Seoor
ich bie Surg felbft befictjtigte, lagen mir bie
bei ber SuSgrabung geroonnenen gunbe oor.
(Es fanben fid) barunter aus romanifdjer Seit
mehrere föaufteine, auS gotifcher Seit ©d)lüffel
unb ©poren. Sie ©gerben finb meift nicht
genau batierbar, bod) befinben fid) unter ihnen
einjelne ©tüde oon fet)r altertümlichem (Eljo*
rafter, bie an bie Scherben oom fogenannten
JRingroalltppuS erinnern, ©tüde mit fjorijon»
talen üöellenlinien ufro. ®Iafierte ©ererben,
Dfenfadjeln ufro., bie auf eine Sefieblung bis
in baS 15. gahrhunbert fdjliehen taffen, fehlen
oollftänbig, ebenfo fanb fief) feine Spur oon
römifchen Ueberreften. (SS laffen fich an bem
Stauerroerf mit Sicherheit jroei Sauperioben
feftfteHen. Ser ältere Seil ift forgfältig aus
gutbchauenen Duabern aufgebaut, roährenb
bei bem jüngeren Sau oiel flüchtiger gearbeitet
rourbe. Sei bem jroeiten Sau rourben teil*
roeifc ©teir.e beS älteren SaueS mit oerroenbet.
Ser jroeite Sau hat fich > n uielen gäHen nicht
an bie ©runblinien beS älteren SaueS ange»
fchtoffen. Serfelbe bürfte nach 3lrt ber genfter*
übetroölbungen ufro. in gotifche geit 3 U oer*
fefcen fein. Sen ®runbrif) ber beiben Surganlagen
feftjuftellen, ift jur geit nod) nicht möglich.
Suoor ift es nötig, ben (Erfolg ber roeiteren
©rabungen abjuroarten unb eine geometrifche
Slufnahme ber aufgebedten SJtauerrefte h«rju*
ftellen. gaffen roir nochmals furj bie bei ben
©rabungen geroonnenen Sefultate jufammen:
Son einer römifchen Slnlage läjjt fich roeber
auf bem Surghügel noch unter ben gunb*
objeften etroaS erroeifen. Sie (Sntftehung ber
Surg fällt in bie romanifdje Eßeriobe (11-—12.
gahrhunbert). Stach einer fehr grünblichen ger=
ftörung rourbe fie in ber erften ©älfte ber ©otif
roieber aufgebaut (ca. 13. gahrhunbert). groi*
fchen ber gerftörung unb bem jroeiten Sau
liegt möglicherroeife ein größerer geitabftanb.
Sluch ber jroeite Sau fcheint halb jerftört
roorben ju fein, fo bah fich bie ßebenSbauet
ber Surg auf etroa 300 gaf)re fcfjäfeen läht.**)
Siefe jroei gutachtlichen, ooneinanber
ganj unb gar unabhängigen, auf fpejiellen
Seobachtungen beruhenben ©achoerftänbigen®
äuherungen ftehen in einem überrafdjenben
(Einflang mit ben hiftorifd)en (Sreigniffen. Sur
roaS bie erfte (Erbauung anbelangt, fann ber
£>iftorifer bem Sebhnifer nicht beipflichten.
Sie Sllteburg muh 3 um minbeften in baS 10.,
höchft roahrfcheinlid) aber in baS 8. galjr*
hunbert oerlegt roerben. Sei ber Süderobe*
rung beS ftaufifchen (SrbeS unmittelbar nach
1268 ift nicht blojj bie fallentinifdje 9teicf)8*
lehenburg (Sfaiferburg), fonbertt auch
castellum Neuburg jerftört roorben. Son
®crjog ßubroig bem Strengen ift, offenbar
ju Sroeden ber Serteibigung unb beS Schuftes
in ber faifcrlofcn geit beS gnterregnumS, ber
Sßieberaufbau fofort oorgenomtnen roorben;
er ift fid)tlid) fehr befchleunigt roorben, roie
$. Sode fid) auSbrüdt, unb e§ ift flüchtig
gebaut roorben, roie g. ©pratter fi<h auSbriidt.
Senn in bem herzoglichen Urbar oon 1270 er*
fcheint baS „castrum Niwenburch“ als be*
fteljenb ober beffer als roieberbeftet)enb.
SaS h'ftonfche Sunfel, roelcheS über baS
burgengefchmüdte §od)geftabe auf ber rechten
©eite ber Sonau roie ein faft unburchbring*
liehet Sebel fid) gelagert hotte, ift bamit jer*
*) 33otfe, lieber Stömerbauten. SReuburger fflonettaneen*S8tätter 1876. XL, 26 —29. — Sine au8*
fiihrliche SBefdjreibung bet Stltenburg fiubet fid) aud) in SReuburget RoHeftaneen*©(ättet 1844. X, 36—40.
*) SReuburger fto0eftQneen='81ättet 1907 junb 1908. LXXI unb LXXIl, 122- 3.
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PRINCETON UNiVERSITY
»clttäfle gut älteren ®efd>tdf)te t>on SReuBurg a. ®.
149
riffen; mir roanbeln fortan im gellen Sonnen*
lichte bet ©rfenntniS.
23iS gutn ©nbe beS 14. iQabrbunbertS, bis
gum SeilungSoertrage oom 19. Stooember 1392,
Ratten bie 5Bcr£>äItntffe eine Slenberung info=
ferne erfahren, als nunmehr oon „SReronburg
bürg onb ftat", aber nid)t mehr oon „Eliten*
neuburg ber pur cf)" bie Siebe ift. 3fn ber
groifchengeit lagen gtoei Sreigniffe oon meit*
tragenber SBebeutung.
,3«" ober „ge Sletonburg" urfunben 2ub*
roig ber Sranbenburger 1354,*) föergog 9Rein*
barb 1362,*) §ergog Stephan ber ftneifjel
1367.®) 81m 5. 3Rärg 1368 beurfunbet ©ergog
Stepban ber Sleltere, baf) fein Sobn föergog
Stepban ber jüngere, genannt ber ftneifcel,
mit ßuftimmung ber anberen Söhne griebrich
unb Johann oon ©ilpolt oon bem Stein neben
einer großen Steibe anberer fBefipungen bie
„berftbaft Steronburg" um 23500 fl. gelöft habe
unb bah er bem Sobne unter anberen Stticfcn
auch bie^errfcbaftüReuburg oerpfänbe. 4 ) Schon
bei feinen ßebgeiten bat alfo Stepban mit ber
$afte (f 1375) feinem Sobne bie ©errfcfjaft
ÜReuburg pfanbtoeife übergeben. Stepban ber
ftneifjet, „ein lebensluftiger, prunfooH auf*
tretenber gürft, ftetS reich gepupt in feiner
Slleibung", 6 ) batte burcb bie §eirat mit Sbab*
baea, ber Sod)ter beS ©ergogS SBarnabaS 3$iS=
conti oon SRailanb (oermäblt 3. Dftober 1364)
reiche ©elbmittet gur Verfügung, mit benen
er auch bem SSater gegenüber nicht fargte.
$urch bie ©inlöfung ber SReuburger unb be<
nachbarter Sßfanbfchaftcn ift er fogufagen fcbon
als Uronpring in nähere Begebungen gu SReu*
bürg a. S. getreten, ©eben mir toobl fehl in
ber SInnabme, bah ber pracbtliebenbe gürft
mit feiner italienifcben ©emablin in biefer
üßfanbfchaft, mit beten ÜBiebereinlöfung burch
ben Batet faum mehr gu rechnen mar, feine
©ofbaltung auffcblug, bah eS ihm in ber Sitten*
bürg gu enge unb gu einfatn mar, bah er fi<h
barum auf bem Cftabl)ange beS SReuburger
Bügels eine feinen 91nfprücf)en gerechter roer*
benbe Siefibeng erbaute? S3iS gum Sobe beS
BaterS (19. 2Rai 1375) bat bie Sßfanbfcfjaft
Beftanb gehabt, oon 1375—92 haben bie brei
Brüber Stephan, griebricb unb Johann ge*
meinfam regiert. Surd) ben SeilungSoertrag
oom 19. Stooember 1392 erhielt Stephan bet
Slneihel, roobl nicht ohne feinen Söunfcf), mit
bem gngotftäbter ßanbeSteile auch „SReronburg
bürg unb Statt". 6 ) 3fn ben fahren 1368—92
alfo muh §ergog Stephan ber jüngere ben
älteften Seil beS SchloffeS oon SReuburg haben
erbauen Iaffen.
Slufjerbem ift im gabre 1388 bie Sllten*
bürg auS ber SReibe ber ßebenben, roenn man
fo fagen barf, geftridtjcn toorben.
Bon 1368—78 erfcheint Stifter ^anSgenger
oon Sannftein 7 ) als pfleget gu ÜReuburg; ib«t
bat föergog Stephan an einem unbefannten
3eitpunfte, jeboch groifchen 1386 unb 1388,
Steuburg, ßupmannftein unb bie Borftabt oon
StegenSburg, Stabtambof, oerpfänbet. *) gn
bem groben Stäbtefriege mar ber genger m *t
ber Steicf)§ftabt StegenSburg oerbünbet, bie
baperifchen £>ergoge ihre ©egner. ®S galt
barum, bie Sßfanbfchaft Steuburg ihrem gn*
habet abgunebmen. Born 18.—24. gebruar
1388 mährte bie Belagerung ber Slltenneuburg
burch ben §ergog Stephan unb feine §aupt«
teute, ben ©ofmeifter SJJeter oon ©cf, SBilbelm
oon SPudbberg unb gobann oon SBart. SiefeS
baperifche BelagerungSbeer befanb fich eben
auf bem guge gegen SlugSburg. 9 ) 8lm 6. Sage
>) Reg. Boic. VIII, 297.
*) a. a. O. IX, 62. 64 (5 Urfunben oom 8. 9. U. 22. 24. 3Rai 1362).
3 ) 31 a. D. IX, 184 (2 Urfunben oom 2. 3. Dftober 1367).
4 ) Duellen unb (Erörterungen VI, 494—6. — 31ucf) in Neuburger ftofleftaneemSölättern 1863. XXIX,
12—13. - Reg. Boic. IX, 195.
6 ) 6. föiealer, ®efd)icf)te ©aiernß. III, 107.
6 ) Duellen unb (Erörterungen VI, 553.
7 ) 10. 3ult 1368 in Reg. Boic. IX, 203. — 27. 31uguft 1370 in Neuburger flopialbudj XXXIII, 233 b .—
26. 2Mrj 1378 in ßanbgericfjtSurfunben oon Neuburg, fase. 32 (51. 3lHg 9teicf)8ar<t)io Attündjen).
8 ) 3^ 3^** 1380 erfcf)eint (Eberljarb SBgnbe al8 Ijeraoglicfjer ©ogt au 9leuburg (Mon. Boic. XVI, 450)
unb am 18. $)eaember 1386 (Eberfjarb ber ÜJliftelbecf, ber an biefetn Jage eine ßefjenfaufSurfunbe fiegette (Reg.
Boic. X, 196); er ift toieber ©ogt a« Neuburg am 29. 2ttära 1394 (Reg. Boic. XI, 9).
9 ) 3* SBürbinger, S)er 1. unb 2. ©täbtefrieg in ©djroaben, granfen unb am K^etn. 33. 3a^re0Beridgt
beö ^ift. HreiSoereinö oon @cf)ioabcn unb s Jleuburg. 1868. ©. 117.
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PRINCETON UNIVERS1TY
150
Dr. ®g. 6<f)rdtter.
fdjon mufjte Sßotfljarb ober SBilfjarb 3 enger,
ein Soljn ober 2$ermanbter ©ans 3 en 9 erg /
bie 33urg übergeben. 1 ) 3>n ber 2Seltd)ronif,
4. baperifdje gortfetjung, ift bie Slffaire fo U
genbermafeen gefcijilbert: ,,@5 t)ielt aui$ ain
ritter SRemburg inn, ber f)ie£ ber gulben
3 enger, Ä ) ber oerpant fid) flu bem reid) unb
ma£ roiber bie Herren oon SJJairn unb fad)
nid)t toeber an trero nodE) an er, toann boc^
SReroburg nür ftn faegung (b. I). Sßfanbfdjaft)
roa§ oon bem ebeln fürften ©ergog ©tepfyan.
Ser 3 en 9 er pefcc^et bie ftat mit ben fötbnern
oon $Regen§purg, bag moefjt got nit oertragen
unb ber ebel fürft oon Ssßairn ©ergog ©tepfyan.
Ser peleget bie ftat unb lag baroor pi§ an ben
neunten tag, bo ergaben fiel) bie in ber ftat
unb ber gulben 3 e nger müft aß fein prief
übergeben, bie er bann f)et oon bem ebeln
fürften ©ergog ©tepfjan. Sie purger in ber
ftat bie oieng er unb pefdjäcget fi. Sa§ ge*
fd)al) omb fanb Sßaul£ fer". 3 )
Sie ©tabt SReuburg blieb, abgefefjen oon
einer Sranbfdjafcfumme, bie bie Sürgerfdjaft
leiften mufete, oerfdjont unb E)at infolgebeffen
feinen ©dEjaben gelitten. Sie 33urg 2llten*
neuburg bagegen ift burd) bie Selagerung fo
fjart mitgenommen rcorben, bafe fie gur SRuine
gemorben ift; fie ift oon ben batjerifefjen £>er*
gogen nicf)t mieber fyergefteflt toorben. £>ergog
©tepfjan gog e§ oor, SUtenneuburg in Srüni*
mern liegen gu taffen unb fidfj mit bem furg
oor 1389 in ber ©tabt SReuburg erbauten
Schlöffe gu begnügen. Saf) biefe£ ledere im
3>al)re 1389 fd)on beftanb, gef)t au£ ber Urs
funbe ootn 15. 2Rai 1389 fjeroor. Sin gtoei
©teßen ber Neuburger Jtopialbüdjer (S. 2 lßg.
9teid)§ard)io Stünden) ift ein 2lu3gug übers
liefert. Ser erftere lautet: „Stern ain Srief,
oon Ijannfen genger, roa£ pfantfdjaft brief er
ober SReronburg larocgmanftain onb bie oorftat
gu SRegenSpurg bi§ auf batum be£ brief§ f)iet
Sag bie fußen tob onb frafttog fein. Saturn
an ©ampegtag oor Kantate anno domini 1389". 4 )
Ser gtoeite lautet: £>an§ ber 3 en 9 er üergid^tet
auf aße 9lnfprüd)e au 8 ben oon ifjm innege*
fjabten üßfanbfhaften „bie oeft berrfdjaft onb
geflogg SRemburg onb bp oorftat gue $Regen§*
purg onb mag gu ben ©loffen onb fyerrfdjaften
gehört, an famptgtag oor Kantate anno domini
1389". 5 ) Sine britte Raffung befagt: „SBo fid)
etroan Sßfanbfdjaftbrief ober bie oeft, Ijerrfdjaft
onb ©efdjloft SReuburg, Sufemannftain onb bie
Sorftabt gu 9iegen3burg, fo er oon ^ r 3 ^g
©tepljan, griebrid) onb Sodann gebrüber, §er*
gogen in 23apern ufm. inngeljabt, in fein ober
feiner erben gemalt oerfaßen gälten ober fürs
gebracht mürben, bafc biefelben tobt onb traft*
Io§ fepn foßen". 6 )
Sarnit ift ba§ ©djlofc gu SReuburg gum
erftenmal urfunblicf) begeugt: „Sie oeft Ijerr*
fdjaft onb geflogg SRemburg". Sagu fommt,
bafc ein fpäterer Sennin für ben "Stuin ber
Slltenburg ebenfomenig nad)toei£bar ift, roie
ein früherer; bafc für ben ©djloftbau in Sieu*
bürg eine frühere 3 C ^ als 1368- 89 nid)t in
Setradjt fommt unb bafc eine fpätere 3^1 nad)
ben fixeren, urfunblidjen Ermahnungen am
9lu§gang be£ 14. unb am beginne be§ 15. Satjr*
hunbertS für au§gefd)Ioffen gelten barf.
2Ba§ oon ©ergog Stephan bem Stneifcel
gmifdfjen 1368 unb 1389 gu SReuburg gebaut
morben ift, ift ba£ gegen bie Sonau ^inab
errichtete, redjtedige — hoppelt fo lang al§
breit — au£ oier ©todmerfen befteljenbe ®e*
bäube über bem norböftlicfjen ©tabttore, ber
fog. SRabclö^rbau. 7 ) „Ser alte Surgmeg t)at
mittelalterliche Stimmung unb ber mittelalter*
IidE)e Son ^errfd^t bei ben roec^felnben Sin*
l ) Anonymi Monachi Bavari Compilatio Chronologioa rerum Boicarum. Oefcte, Scriptores rerum
Boicarum. II, 344. $gl. ßeibinger im bleuen 2(rd)to b. ©ef. f. ält. beutfd)e ®efd). XXIV, 716 u. 684.
*) gulben er too^l roegen feines 9fieitötumS. ©. 9tiealer, ®efcf)icf)te 33aiernS. III, 140.
*) S)eutfc^e ßtjronifen II, 358.
*) Neuburger Äopialböcber XIV, 57 b .
*) S)eSgl. XXXIII, 233 b .
8 ) Neuburger ÄoUeftaneensSBlätter 1839. VIII, 7. — $an$ 3 cn 9 cr Infolge beS friegerifc^en 3 Us
fammenftobeö mit ©erflog ©tepljan bem SIneifjel auch alle Eeljenoerbinbungen mit Söatjern gelöft. @r batte
am 18- ©eflember 1386 ein bagerif^eS halbes ßeben flu ißorft ermorben iRog. Boic. X, 196); er oerfaufte eö
am 3. September 1389 an 3afob ben Ißutreicf) flu föeidjgerfcbaufen, Pfleger flu Dteuburg, um 128 ft. (Reg. Boic. X
248). ®r ift mit feinem Sofjne ©eorg am 1. 9Jlai 1389 als Bürger in SfiegenSburg eingenommen morben
(Reg. Boic. X, 238).
7 ) Neuburger ßoUeftaneeiuaglätter 1861. XXVII, 1.
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{Beiträge jur älteren ®efd)id)te oon 9teuburg o. S>.
151
brüden auf biefem furjen SBege oot". 1 ) Ser
erften ©rroäbnung beg ©cbtoffeg in SReuburg
(1389) folgen halb mehrere.
8 lm 29. Suni 1395 oerpfänbete ^erjog
Stephan bem Sifdjof Johann oon SRegeng*
bürg für 11410 ung. ©ulben, bie er feinem
©o^ne ßubroig fdjulbig toar, bie „oefft onb
geflojj SRapn onb SReronburg".*) sObrool)! H«*
30 g Stephan 3 ur beftimmten Seit $fanb=
fcbaft nid)t einlöfte, bat SBifrfjof Johann fie
gleicbmobl lebig gefagt unb bem H er 3°8 ßub*
toig „bie ©log" übergeben. 3 ) ßmei Sab« bar®
nach, am 18. Januar 1397, bat H «309 ©te*
pban feinem ©ohne ßubroig „bie pfleg onb
©tat IReronburg onb IRain" um 10000 fl.
oerpfänbet unb überbieg bie ibm noch fcbuls
bigen 15000 fl. „auf onfer pfleg oefjt onb ©tat
cju IRcronburg" big jur oöüigen Sablung Dets
fcbrieben. 4 ) ©«hon am 18. gebruar 1400 haben
bie SRüncbenet ®erjoge ©rnft unb SBilbelm,
unbefannt roem, ihren halben Seil an „ber
©tat onb oefjt ju SReronburg" mit SSorbebalt
beg Sßieberlöfunggrecbteg „onferg tailg an bem
©eflofc IReronburg oefjt onb ©tat* um 7500 fl.
öerfefct. 5 ) Sn biefer Slngelegenbeit fällte 5ßfalj=
graf IRupprecbt im Sab« 1400 31 t §eibelberg
einen Spruch, bur<h roelcben bie ^»erjoge ©rnft
unb SSilbelm „in ir oetterlicb Srib SRcroburg
©lofj onb Statt" roieber eingefcfjt tourben.*)
©nblicb fei nod) ermähnt, bah nach einem
„Snoentarj ber ©alpucb SRecbenpucb onnb anb*
rer SHegifter onb püt^er Sn bem Surn 31 t
Sngolftat", toelcbeg aug bem 15. Sabrbunbcrt
ftammt, fogar eine @<hlofjbnurecbnung oor=
banben roat ober noch oorbanben ift: „Stern
^Rechnung oon ber pero roegen ber SSeft 3 U
SReronburg ber flacht bafelbg ber oeft 3 U buting
onb etlicher puchfen roegen*. 7 ) SBer roobl bie
glüctlicbe Hanb haben mag, bie fie in einem
bagerifdjen ober oielleicbt auch aufjerbaperifcben
SXrcEjioe finbet! Ser gunb roürbe jebe ßüde
augfüHen unb alle noch beftebenben Siebenten
ber übergroben $roeifler jerftrcuen; er roürbe
bag ©ebäubc, bag auf bem mübfamen ÜBege
ber gorfcbung errichtet roorben ift, tränen,
roie einft Ißfa^graf Otto Heinrich bie @<höp*
fung beg gergogg Stephan II. mit bem ftatt=
liehen SRenaiffancegiebel gefrönt bat, roenn auch
oielleitht ba unb bort ein Stein auggebroeben
unb bur<h einen anbern erfefct roerben mübte.
Sn bag ©chtob 3 U IReuburg, oon $er 3 og
©tepban bem St netzet erbaut, fiebelte 1425 fein
©obn, ber alternbe H er J °8 ßubroig ber ©e*
bartete oon Sngolftabt fytt über. Um bie
erften Soften einer neuen Hofhaltung tn ÜReu*
bürg berbe^ufebaffen, oerpfänbete ber Hergog in
ber bamalg üblichen SBeife ber ©elbaufbringung
bie ©üter Sacbbagel, Surgbagel, ßanbgbaufen
unb Dberbädjingen an bie Herren oon SBefter*
nach um 4000 ©olbgulben. 8 ) Sn bem ©ebtoffe
3 U IReuburg, ber lebten gufluchtflätte beg greifen
gürften, roürbe H^jog ßubroig ber ©ebartete
oon feinem ©ohne H^og ßubroig bem Höd erigen
nach 18roöchentlicher Selagerung unb halben*
baftem ÜBiberftanbe ber 35ürgerfcE>aft am 4. ©ep*
tember 1443 gefangen genommen. 9 ) ©ine gort*
febung 3 ur baperifchen ©bronif begSlnbrea« oon
IRegengburg fdjilbert ben Vorgang alfo: „So
macht ßubroieug ber pudlot mifambt beg
marggraf Sllbredjt unb Surgraf 31 t SRüren*
berg, beg froefter er bet, oelt roiber fein oatter
3 U ÜRenmburg onb geroan bag ©eflof) unb
') SB. SRiebl. SBaqernS ©onautal. Xaufenb 3“bre beutfeber ftunft. Üfündjtn unb Seipdig 1912. S. 235.
*) Uri. be8 2anbgeri<btc8 SIteuburg, fase. 2 im 1. Slflg. 9leict)SarcE|io 'Dlüncbett. — Steuburgcr ftopial*
bud) XLVIII, 343.
•) SJteuburger ftopialbiicber XIV, 29». — XLVIII, 343.
4 ) $e8gl. XXXIII, 239». — 3m gatjre 1346 no<b befennt SBittjelm Sebent oon Stein, „bafj il)m £)erjog
Stephan, Sßfaljgraf bei 'Jlljein, bie Sßfleg unb bie SBogtei ju 9ieubttrg unb 91ain beooblen unb geladen tjab*.
Steuburger Wo Heftaneetu Blätter 1842. VIII, 3.
*) Sfteuburger Stopialbütber XXXIII, 240». — XLVIII, 140».
6 ) gürftenfacben 91 r. 359 im 1. SlUg. 91eid)8ard)io 'Ultindjen. — „Sßttfet Slojje Dlutoenburg off ber
£b»nan)e* fommt auch oor in bem ®egenbürgf<baft8briefe beb QerjogS Subroig be8 ®ebarieten gegen Stänig
SRuppretbi roegen beS §eirat8gute8 ber ®emablin bc8 Burggrafen griebriä) 00 m 19. September 1401. (Mon.
Zoll. VI.) ©benfo im 3“bre 1419 „ju SHeuburg im fd)lofj'. 3o£)- ftnebet, S)ie ßfjronif be8 ÄIofterB Waieijeim.
®. 240.
’) Sleuburger ftopialbud) XIV, 144».
•) Siacb ft. §• oon Sang in üleuburger ftoHcftaneen=BIätter 1839. VIII, 11.
®) S. SHiejler, ®efä)icbte SBaicrnS. Ul, 341. — 5. §üfler, SRitter SubroigB oon ®gb SJenfroürbigleitcn.
fflatjreutb 1849. S. 121-3.
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PRINCETON UNIVERS1TY
152
Dr. ® 0 . @cf)rötter.
bg [tat unb natn fein oater unb Ijet ben in
Ijuet, ba§ er nicht} getoaltig roaS\ l ) „Unb als
fg nun fjinfommen, ba funben fg ben alten
$errn in bem Sd)loS unb tnufj gefangen fegn,
unb alle feine SJiener."*)
©iS jur ©egrünbung bet fog. 3ungen
Sßfalj burcf) ben Kölner Spruch (1505) ift
$erjog Stephans 9tefibenj in Jteuburg a. 2).
leer geftanben. 6rft als üßfaljgraf Ott $ein*
rid), ber fid) in bem für bie ©egriffe eines
fftenaiffancefürften einfachen unb altertümlichen
(Sebäube nicht heimifch fühlen mochte, majorenn
geroorben mar unb feiner ©auluft ungehinbert
bie 3ügel fcfjic^en laffen tonnte, oeränberte
fich baS ©ilb auf bem Dteuburger 9tefiben3*
hügel roie mit einem Schlage.
*) Quellen unb (Srörtetungen, 3t. g. t, 711.
*) Defete, Soriptores rerum Boicarum. I, 017.
3 uc Deceinsdicoiufc.
I. Knrtrügr 1013 / 14 .
1. 15. SRooember 1913: Dr. jur. föubolf Oefcfjeg,
5)ie toeftfälifdje ©erfaffung oom 15. 9to*
oember 1807 unb bic bagerifcfce ftonftitution
oom 1. 3Rat 1808.
2. 13.J)egcmber 1913: 51. Oberft SBittjelm ©leb i*
cu8, ©agetnS Anteil am ©er b ftfelb aug 1813
(gebrucft in bem oorltegenben ©eft).
3. 17. 3anuar 1914: St. StegierungSrat gifdjer,
©eairfSamtmann in $öla, (Erinnerungen an ©ab?
riel oon Seibl.
4. 7. gebruar 1914: 51. ao. UnioerfitätSprofeffor
Dr. griebridf) Söilfjelm, S)ie ©eimat SöaltljerS
oon ber ©ogelioeibe unb 9teimar8 beS Sllien.
5. 28. tfJlära 1914: St. Sßrofeffor Dr. flart Krauts
mann, 3of°& SanbtnerS ©olamobelt oon
SDlündjen (1570) unb feine baugef<$i<f)tlidje
(Erfcblie&ung. 2flit einer SluSftellung oon
nungen be8 ©errn Srcfjiteften ©uftao 6teinlein.
6. 9. ÜJlai 1914: St. ao. UnioerfitälSprofeffor Dr.
öuguft föofenlefjner, Sluliurgefdjictjtlid&e
©Uber aus ber Qtit beS fturfürjten SJlajis
milian III.
II. Otiftungofeftauoflug.
Sonntag 28. 3uni 1914: gafjrt nacf) i a c§.
©eftcl)tigung ber Se^enSrotirbigfeiten, inSbefonbere
ber ©pitalfirdje, Spfarrfircbe, Stabttore ufro. ©emem*
fc^aftlic^er 2JMttagtifct) im ©aftijof aum ©auerntana.
©eficfjtigung beS ,©rubet*, beS größten unb roicf)=
tigften £rid)tergrubenfelbeS oon Sübbeutftfjlanb. gafjrt
mit Sßoftauto nadj öltomünfter.
Sütontag 29. 3uni 1914: ©eficfjtigung ber Älofter?
fird&e unb ftlofterfcfjäfee oon «Itomünfter. gafjrt
mit Sßoftauto nadj bem SßeterSberg. ©eficfjtigung
ber romanifdjen tfirdje bafelbft. ©afjnfafjrt nach
3nber8borf. ©emeinfcfjaftlicfjeS SJlittageffen im
©arten ber 5tloftenoirtfcf)aft. ©eficfjtigung be8 SKofter®
unb ber Älofterfircfje. Stücffafjrt nadj ättündjen.
Sctjujtleiiung : Dr. ©eorg ßeibinger, Dberbibtiotfjefar ber l. ©of= u. Staatöbibliotfjef, UKündjen, ßubtoir"'r 00
K. ^ofbud?brurfet*t Könnet & Callroey.
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Dom üuAeclitöi.
tfafTrrmarttt-Jarban, (5. unb Sdfraib, 2öolfgang
Dtaria, Der ©amberget Domfchag. (XIX, 66 ©.
mit 5156., 24 D9 Dtünchen 1914, 3 . ©rucfmann.
JL 180.—.
I)a* ^aijerlattb. 3^uftrtcite 22od)enfcf)riTt für
©agern«2anb unb ©olf.i'S3ierteljal)rptei« ,4t. 2.50.)
5lu« bem reifen 3nl)alt ber im 2. unb 3.©iertel*
jaljr 1914 erfdjienenen Hummern oe^eidmen mir !
f^lgenbe auf 5Iltbagern bezügliche Sluffäfee oon
roiffenfdjaftlidjer ©ebeutung :
3 . 5$. ftull, Die Schaumünzen be« ^fal^grafcn
Philipp, gürftbifchof« oon greifing unb Naumburg.
— 3 ®* Äull, Die Dlünztätigfeit be« gürftbifchof«
gohann III, "^falzgrafen bei Dhein. in Degen«burg.
— 3 - Sdjnirle, ©on SJialler«borf nach §ainbling.
SBanberbilber au« ©or|eit unb SJUtmelt. — £. öol*
lanb, Der fduoarze Xritt in ber 5Jtünd)ener grauen*
(irdje (5in Beitrag z ur ©agcnbtlbung. — 58. Dt.
© d) mi b, (Beroänber au« ber 2Btttcl«bad)tfchen gürften-
gruft gu ßauingen. — 0. lieber, Da« Seiten» über
bte 5Übertitafeln. — (B. Dt ab er, ©rlanzemoelt unb
©oltSfitte im fird)lid)cn geftfrei« be« 3ahre«. — £>.
§ollanb, 5Iüerlei Sieue* au« alter 3 cit - — 3- Dt.
SBaibel, TOmündjener Dicfjtftätten. — 3* Dürn* !
e g g e v, Da« ©erfehr«mefen in alten feiten an ben bageri*
fdjen ©orbergen. — tf. Dt it Iler, ©on ber älteften
©efeftigung Dtimcben«. — Dt. 5 an (in g er, 58eiljen=
linben, ein heiliger £ag. —3 SB c i% ^ Die Oeibgarbe
Herzog Dtarimilian« I. 1596. — (B. 3d)rötter, Die
Grrichtung be« ©i«tum« (S^iemfee. — £. ©teffen.
Die alten ©iiigerbäufcr in 2anb«fji:t. — 51. Dtitters
roiefer, 3l ar Tlofferei im 15. 3d^r^unbert. — ©.
Dörfler, ©t. Diid)acl bei SSaalljaupten. —
lanb, 2anbfd)aft«tnaler 5luguft ©eibel. — Dt. 3iir.s
hart, 2 ubroig bei ©aper unb griebrtd) ber ©chone
im beutfd)en Drama. — Q Dtarggraff, Die GnU
ftefjung unb Gntroicflung ber 5BürmfeC'Dampffd)iff*
fahrt. — §. ©oHanb, ©ilbhauer 3 ohann £>albig.
— Dt. o. Oefele, ©ebaitian 5Ibam ©eit ©päht«
eigener 2eben«lauf. — 3- Schnitte, ©on Gtgolb«*
bad) über Stirdjberg nad) Oberromng. Söanberbilber
au« ©orzeit unb Dlitroelt.
^atjerlanb-tfudicrei. Gber, §att«, ber grauten*
roalb unb ba« ©ogtlanb. Stultur* unb Heimat*
bilber. (VII, 178 ©., 61 5lbb., 1 Starte.) Dtündjen
1914, ©aperlanb*©erlag. ,4t 2.50. ,
^eriier, 5Ilberf, Steuere unb neuefte ©falzliteratur.
(15 ©.) Staifer«lautern 1913. Citerarifdjer herein
ber ©falz.
t> nt vage zur Stulturgefd)ictne be« Dtittelalter« unb
berDenaiffance. §erau«gegeben oon2Balter <B oeg
©aub 17: X l) e obalb, 2eünbarb, DieGinfüljrung
ber Deformation in ber (Srafftfjaft Ortenburg
Deil I. (III, 136 ©.) Leipzig 1914, 5). (B. Deubttcr
yfältirdjt yililiotljeh. £>erau«gegebcn oon ipt)* 3
©Roller. VII. 5)anb (2. Deil). Öcijmami,
3 - Urfunblidje ®efd)id)te ber ©urgen unb
53ergfcbloffer in ben ehemaligen (Bauen, (Braf*
fd)aften unb yerrfdjaften ber baperifd)en ^rali.
Jjin Beitrag 5 ur grünblic^en 5Jaterlanb«funbe.
JBagreui^ .
5 5ib. Urfunbltc^e (Befd)id)te ber Burgen ur.b
iöergfc^löffer im üöeftridje unb im ebemaltger
8 lie«gaue. 5lnaftatifd)erSieubrucf.)4.—6 .t©c6 lu&*>
Cicferung. (©. 153—304 unb XXIV ©.) flftündjen
1914. 3- Sdjoüer. JL 3.60.
6 rauttgart Didjarb, Die ©übgermanen. Die 5Jojer,
5 )inbeliaier, Dater, Dorifer, Dauri«fer ufro. mären
nach all ihren lanbroirtfdjaftlidjen (Beraten unb
Ginridjtungen (eine Stellen, fonbern Urgermanen
bocbftroabrfdjeinlid) ba« ©tammooK aller (Ber^
manen. 2 ^albbänbe. <XV, VI, 811 ©., 334 5151).,
9 Dai.) i)eibelberg 1914, (i SBinter. e 4l. 40. — .
6 ruttliuber, Da« ©aubud) be« 53auftabelfnecbt«
Stbornmeüer in 23afierburg 1674 — 1686. (39 ©.)
5Bafferburg 1914.
6 urger. grtp, üJteiftermcrfe ber 5piairif 53 aperu«
I. S3anb: Der SJkifter ber ©fulpturen oon Bluter*
bürg unb feine ©c^ule II. öaitb: @ra«mu«(Braffer
unb feine ©djule. (4 2ieferungen 31 t je 4 Dafein.»
OJtündjen 1914, Sliebn unb Diege. ©ubffr =^r
A 24.—.
drrlöuteruttgrtt unb (frgänsungen 311 3anffen« (Be-
fcbicbte be« beutfdjen 51ol(e«. ^eraubgegebett
oon Cubroig s 4?aftor. 53anb X. §eft 1 unb 2:
®btj, 3ol). iöapt., Stabtpfarrer unb Diftri(t«=
fdiulinfpeftor. Die religiöfe »öernegung in ber
Cberofal 3 oon 1520 —1560. (XVI, 208 3.) greis
bürg i. 5?- 1914, Berber. ,4L 6 —.
frftfdjrift bc« 5Jtünd)ener 5Utertum«s3Jerein« 3 ur Srs
innerung an ba« 50jäl)rige gubiläum. (186 ©
mit 5lbb.) ÜJiündjen 1914, C. ©djönbutl) Dadr.
,4t. 20 .—.
f’rankrnlAttb. S^wftrierte 3ftonat«fd)rift für (Be*
fd?id)te, Stunft, Stunftl)anbroer(, Citeratur, s 3oi(8«
funbe unb ^eimatfdjufc in granfen. ^ublifation«*
Organ b. f)ift herein« 5llts59erttieim. Debafteur:
5lrd)ioarDr. ^an« 2öalter. l.gahrgang 191415
Dcttelbad), St. Drtltfdi. 51ierteljäbrltd) J 1.70;
einaelne ^efte ,4t —.75.
fretutb, dajeran, Die ÜJtünchensHugbburger Slbenb*
3 eitung. Gin fur 3 er 5lbrifj ihrer mehr al« 300*
jährigen (Befd)id)te 1609—1914. (90 ©., 53 5lbb.,
* 1 Daf.; 5)tünd)en 1914, g. üBrudmann.
fürft, Dtai', 53eioegte Dagc in Draunftcin. (Bcfchi'Jht*
lidje Grsählung au« ber 3 cit be« 2 anb«huter Grb*
folgefriege«. (79 ©.) Draunftein 1914, 5J1 Gnbter«.
,4t 0.60.
flirti, gerbinanb, (Befd)id]te Dirol« oon 180 1 .)—1814.
3Jht einem 5lu«blic( auf bie Crganifation be«
Oanbc« unb ben großen 51erfaffung«fampf. (Xt,
635 ©.) Jnnöbiud 1913, ®d)xoid, ,4t 10.—
Qaftuann, griebrid) SJUinchen im ®ilbe. Dar*
ftellungen be« Üftündjner ©tabtbilbe« uom 3 a h r «
1493 bi« 3 ur (Begentoart. OUuftrierter Statalog
ber oomStunftuerein S)tünd)en imgttli 1914 oer*
anftalteten 9Tu8fteHung). (VIII, ()4 ©., 27 Daf.»
Sftündjen 1914, Shmftoerein. ,4t 1.—.
100 baiferifd?. Gin geftbuch, hc c ^ti«gegeben
oon ber ©tabt 553 ür 3 burg. (VI, 468 3. m. 5lbb. urb
1 Daf.) 59 üc 3 burg 1914, ©türg (Beb. Dt. 5 —
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2>orirr*brrtrttt über baß 30. 2?rrcinÖiaf)r 1913 beß
Bereinß. für ®cjd)id)te ber Stobt 21ürnberp.
(II, TG S.) Nürnberg 1914, 3- 2. Schräg
Jt 1.-.
Johrrebrrtriit beß I)iftorifd)en herein« für Straus
binß unb llmßcbunß IG. 3 a ?) r 0ö n n 1913. (304 S.
mit Öbbilbungcn.) Straubing, ©iftor. herein.
,4 3.-.
lutifrr, 29iÜi, Hemptenß mittelalterliche Stabtbc*
feftigung. Sep.*21bbr. a. b. 9lIIgducr (Scichid)iß*
freunb 1914, ©ejt 1. (43 S., 2 laf.i. Kempten (
1914, Höfel.
&oifcr, 29illi, Crtßgefd)ich:lid)c gorfdjung unb Hleins
flabtncilag. Sonberabbruef auß bem Dorfens
blott f. b. Icutfd)en üPudjIjanbcI 1914, 3lr. 85
unb 86. (5 S.) |
ftarimgrr. ©anß, 9lltsBnpern unb Bayrifd^Schjr'G*
ben (04 S. illuftr. Icjt, 100 ■$. Bbbilbungcn.)
ÜHund)cn 1914, Einhpm=Berlag, Subffr.riprciß
,4t 20.-.
% K ftunftbrnhmalrr beß 51Önigrcict)e dauern.
SDfündjen 1914, Clbenbourß. Banb 2: itteg.sBeg.
Cbcipfalg unb-2tcgcnßburg. ©eft XX: Har.
iingcr, ©ager unb fiill, Bcgirfßamt Stabt*
amf)of. (VI, 319 S,, 205 9Ibb., 17 laf., 1 Harte.)
(Scb. ,4t 11.—. Banb 3: 2ieg.«Bcg. llntcrfranfen
unb 2Ifcf)affenbiirg. ©eft IX: gculner, Be*
girfßamt 2ol)t. (V, 152 S., 112 21bb., 12 laf.,
1 .Harte.) (Scb. ,4t. 7.—. ©eft X: (Srüber,
Stabt Bab Hifiingen unb Bcgirfßamt ftiffmgen j
V, 245 S-, 193 21bb., 21 laf., 1 Harte.) (Seb.
,4t 11. — . Banb 4: 2feg.*Bcg. tfiebeibapern.
©efi II: E cf arbt ,Bcgirfßamt ßanbßhut. (V,25< : S.,
172 9!bb., 21 laf., 1 Harte. 1 ®cb. ,4t. 10.-.
gang, ißaul, 91m Sagenborn beß Baycrnlanbeß.
2. Bänbchcn: Schöne obemänfifche Sagen.
(04 S. 3. Bänbchen: Schone obcrbaptrifd)e
Sagen. (04 S.) 29ürgburg 1914, E- Habi$* T d).
3e .4t —..35.
^rtbingrr, (Scorg, SDliniaturcn auß ©anbfehnften
ber Hgl. ©of« unb Staatßbiblioihd in Btündicn.
©eft 5: laß Bcrifopenbud) Haifcr ©cinrichß II.
<52 S., *>7 laf.) 2JIün<hen 1914, ifiicbn & liefet.
Subffx.sjpr. t tt. 52.— .
lirh. Bbolf 2Inton, H. Bejirfßamtmann in 2leun*
bürg 0 . 29-, Beiträge gur (Sefdjidjte beß ober*
pfälgiichcn Bauernanfflanbcß 1705. iftit einem
SInhang: 3”* Entftehungßgefd)ichtc ber Schmicb
non Hod)cl=2egenbc. (2 ©1., 100 ©.» Sclbft*
ncvlag beß Beifafferß. ,4t. 1,20.
$& 0 r*manQ 4 2Jlaj, 29olfgang Holberget unb bic
iHetd)ßgraffd)ajt 91eufolbcrg. (7 S.) Sonber*
brud a. b. ,2lltöttingcr Öiebiraucnfalcnbcr* 1915.
2&0miingrr, (Scorg, X ic Epitaphien in bei St. (Scorgßs
ürche, in bei Spitalfirche unb im ''tdbrifchen
‘Uiufeum gu 2lörblingcn. (28 S.) 9]drblingen
1914, (E. ©. Bccf. Jt. -.25.
jtirujaiirfcblättrr. ©craußgcgcben non ber (ScfeEk
fchaft für frdnfifd)c ©cyd)id)tc- 9: Ehe ber g.
Hart Xheobor n, Xic 2tcid)ßinälber bei ÜRürne
bcig biß gum Slnfang ber 91eugeit. VIII, 185 S.)
29ürgburg 1914, ©. Stürfe. «#. 4 — .
laß bapcrifchc (Obrrlonb in Hunft unb (Sefrf)ichtc.
©anb 1: 3 QUncr » S ron 8 ^aul, München in
Hunft unb ©efd)id)ie. (VIII, 380 S., 13 Xaf.)
Dhincfjen 1914, 3- Cinbauer. ,4t. 4. — .
pffttrn-Xrnbadj, Xheobor greif), o, unb fohtm-
bathrr, ©anß, Xaß fönigl. bapcrifchc 1. Scbrocre
91eitcriiHegiment w ^ring Harl non ©apern*.
3. (Sd)Iufe*)93anb. Xaß Regiment in bem 3 C *^
raum non 1898—1913. VIII. is2 S., 23 Xaf.)
9D7ünd)cn 1914, 9fl. Olbcnbourg. , 4t. 9 .—.
5*adie. Lothar, Xie Ennmcflungßgcfd)id)tc beß bapc*
rifchen 2anbtagß in ben erften bret 3QhT^chntcn
nad) ber 93cnaifungßgcbung 1818—1848. 3t”
3ufammcnhang mit ber allgemeinen politifdjen
(Mcfchidne jener 3 c * t * <1(»6 S.i 2Biirgburg 1914,
(Scbr. fUIemminger (Scb. ,4t. 2.—.
£ammrlblatt beß ©iftorifd)cn 9?exeinß Eichftätt.
28. gahrgang 1913. (III, 72 S., 1 Stamme
bäum, 5 Inj.) Eid) ; iott 1914, ©lftor. herein.
JL. 2.-.
llrroffrntUdiungrn ber (Sefellfchaft für fränfifetje
(Sefdjichtc. IV. :Heihe. ttftairifeln franfifeber
Schulen, ©nnb 3: 29 ei ernenn, Harl, lie
UUatrifcI beß (Sgmnafiumf ©of. 3 n 2Iegifter^
form bearbeitet. (LX, 4t‘4 S.» 29ürgburg 1914,
©. Stürp. ,4t. 18.—.
Ilrroffrntlidiungrn ber (Scfcllfchoft für fränfifchc
(Scfcbichic. Ehto”^, 2Inton, laß SBürgburgcr
2anb nor 100 3°h rcn - ^i nc ftatiftifcb=öfono*
mifche Xarftellung in amtlichen ©crid)tcn unb
labeüen. geftfchrift gnr 3aht$unbeTtfeicr ber
Bereinigung 29ürgburgß mit bem Honigreich
Bapcrn. (XLV T I, 440 ©., 1 Harte.) 29ürgburg
1914, ©. Stürß. ,H. 10.—.
llrttcr, gerbinanb, laß Icgernfeer Spiel com beut*
fd)cn Haifirtum unb nom 21ntid)rifi. Heber*
fegung mit Einleitung unb 2lnmcrfungen. (Son*
berbrurf auß bem Blündicner ÜHufeum 11, 3.)
{55 S ) Blünchen 1914, EleoTg %. 29. Eallroep.
tPrrnrr, Qlnton, 21ugßburgcr (Solbfchmiebe. Ber*
geid)niß ber 2Iugßbuiger ®olbfd)miebe, Silber*
arbntcr, 3 ulI)e li cr c unb Stcinfdpietbfr non 1346
biß 1803. (XV, 122 S.» SIugßbuTg 1913, 3 . 21.
Sdjloffer.
lUtldrlin, griebrid), 2iltcre Urtunben in beutfeher
Sprache. 2Ibtetlung A, Cbcrbcutfd)lanb 21r. VI:
‘Jlorbbapcrifchc Urfunbcn. <20 S.) 2Jlünd)en
1914, (Seorg %. 29. Eallincp.
2 licf)inalifchc 3ritrd|r»ft. ©craußgcgcben burch baß
ft. Bayer. 2111g. 21eid)ßarchin in 2Jlünd)en. 9leue
golge, Banb 20. (III, 327 S., 1 Harte.) Blün*
d)tn 1914, Ih- 2lcfermann.
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