HANDBOUND
AT THE
UNIVERSITY OF
TORONTO PRESS
^
A N G L 1 A.
/KI TSCHUT FT
FÜR
EN&LISCHE PHILOLOaiE.
IIERAUSGICGKHEN
VON
KKHAIM) PAUL WUELCKFR.
MIT EINEM KRITISCHEN ANZEIGER
HKRAUSGEGEBKN
VON
MOIMTZ TRAUTMANN.
IV. BAND.
HALLE A/s.
MAX NIEMEYER.
^Verzeichnis
mitarbeiter an der Zeitschrift 'Anglia'.
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Society' zu London.
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Dr. W. Zeitlin in Gomel in Russlaud.
Dr. U. Zernial in Berlin.
Prof. dr. J. Zupitza in Berlin.
;iNHALT.
Seite
A. Schröer: Die anfange des blankverses in England 1
W. Zeitlin: Shakespeare und Rowley T,',
A. Brandl: Be domes da?ge 97
F. Kluge: Anglosaxonica 105
F. H. Stratmaun: Das paragogischc n 107
C. Horstmann: Prosalegcnden ]09
V. S. Antonius. Einleitung loo. - Text 116 — i:iS.
W. M. Baskervill: Epistola Alexaudri ad Aristotelem .... 139
W. Sattler: Beiträge zur präpositionslehre iiu Neuengliselieu . . 16S
VIII. an audience of lOS
IX. in . . circumstances 169
X. different to 172
Nachtrag zu X 292
XI. in the distance 173
XII. free from, free of 293
XIII. by the help, witli thc lielp 29S
XIV. with a vengcance 303
H. Varnhagen: Zu Mitteleuglischen gcdichteu ISO
XI. Zu den Sprichwörtern Heuding's (Cambridge- und Ox-
ford-text) 180
XII. Zu William de Schorham 200
XIII. Zu dem Streitgedichte zwischen drossel und nachtigall 207
G. Tauger: Hamlet, nach Shakespeare's manuscript 211
E. Ha uff e: Zu den 'reden der seele in der Worcester-hs.' . . . 237
F. J. Furuivall: Chaucer's Prioress's Nun-Chaplain 238
0. Coli mann: Alexander Fope und Lady Mary Wortlcy Moutagu . 241
H. Breymann: Zu L. Proescholdt's coUation von Marlowe's
Faustus 288
G. Schleich: Beiträge zum Mittelenglischen Roland 307
Th. Wissmann: Studien zu King Hörn 342
I. Verhältnis der verschiedenen fassungen 342
II. Erziehung des beiden 352
III. Der ritterschlag 356
IV. Bewaffnung. Kampf 359
V. Rittersitte " ... 364
VI. Lebensart. Behausung 369
VII. Die liebe 372
Seite
VIII. Die p;o<'iilirtcu des hehlen 376
IX. Wunderbares 3S1
X. Christen und heiden 383
XI. Bettler und spielleute 388
XII. Schlusswort .39S
R. Wülcker: Cfednion und Milton 401
J. Zupit/.a: Zum Pocma luorale 4(i(i
A. Napicr: Zu Andreas v. 1JS2 411
W. W. Skcat: On thc et.yraology of 'catch' 412
A. Sehr ü er: Zur etymologie von 'catch' 414
Kleine benierkungen, nachtrüge, besserungcn:
H. Varnhagen: Ueber schellen an reitpferden 417
0. Loh mann: Nachträge zu Anglia III, 1 ff, 418
A. Schröer: Berichtigung zu Anglia IV, 1 ff. 4H)
C. Deutschbein: Eduard Müller 421
J. Zupitza und R. Wülcker: Erklärung 42H
R. Wülcker: Bemerkung 428
liilialt des Anzeigers.
E. Dowden, Southey. Von L. Toulmiu Smith 1
Brother Azarias, Development of English Literature. Von R. P.
Wülcker 3
J. Zupitza, ^EltVic's graminatik und glossar. )
Alt- und Mittelengl. Übungsbuch. ( ^on B. Kluge. . 14
K. Körner, Einleitung in das Studium des Angelsächsischen. II. teil.
Von U. Zernial 20
The first Quarto Edition of Hamlet. Two essays by (J. II. Herford
and W. II. Widgery. Von G. Tanger 27
AI. Würzner, Chaucer's lyrische Gedichte. >
J. Koch, Ausgewählte kleinere Dichtungen Von A. Schroer. 44
Chaucer's. J
Berichtigungen. Von J. Koch 49
E. Müller, Etymologisches Wörterbuch der \
Englischen Sprache. ( ,
W. W. Skeat, An Etymological Dictionary ^""^ ^^- ir^i^'tmann 50
of the English Lauguage. '
E. Sievers, Grundzüge der Phonetik. Von M. Trautmanu . . . 56
Nachtrag zu burr. Von demselben 67
Receusionsexemplare 67
Besprechung der Beowulfübersetzungen im anschluss an: Beowulf,
an Old English Poem, translated into Modern Rhymes. By
Lieut. Colonel H. W. Lumsden. Von R. Wülcker 69
C. W. M. Grein , Bibliothek der Angelsächsischen Poesie. Neube-
arbeitet von R. Wülcker. Von demselben 78
Eugen Kölbing, Englische Studien. III. bd. Von demselben . . 80
Seite
Soplnis Biigge, Studien über die cntstehung der Nordischen götter-
und hcldensagen Von R, Wülcker S7
Dr. Ilcimann Lewin, Das Poema Morale. Von E. Einenkel . . 88
Die neuesten vcrüfFentlicluingen der Chaucer-Society und die
Überlieferung der Minor Poems. Von J. Koch .... 93
Cassell's Library of English Literature, ed. by H. Morley. Von L.
T 0 u 1 m i u S in i t li 117
E. Oswald, Thomas Carlyle, ein lebeusbild etc. Von derselben . 12.5
J. Darmesteter, Macbetli. Edition elassique. Von derselben . . 126
J. Storni, Englische Philologie. Von M. Trautmann 128
Note 132
Verzeichnis der rccensionsexemplarc 133
Diesem bände ist beigegeben :
Uebersicht der in den jähren 1^77, 1S7S und 1S71) auf dem gebiete der
Englischen philologie erschienenen bücher und anfsätzc. Von M. Traut-
mann.
^■P*" Abhandlungen, texte, collationcn u. s. w, sind einzusenden an
prof. R. Wülcker, Leipzig, Hohe Strasse 32, 1; kvitikeu und anzeigen,
sowie auch sämmtliche recensionscxemplare an prüf. M. Traut-
niann, Bonn, Schillerstrasse 1.
UEBER DIE ANF AENGE DES BLANKVERSES
IN ENGLAND.
Die eingelieude philologische beschäftiguug mit Shakspere
bat notweudigerweise auch das gebiet der metrik berühren
müssen, und eine nicht kleine literatur hat sich denn auch
darüber schon angesammelt. Von Deutschen forschungen
ist insbesondere der excurs über Shakspere's versbau von
Tycho Mommseu in den Prolegomena zu seiner ausgäbe
von 'Romeo und Julie' hervorzuheben.' In ähnlicher weise
historisch zurückgreifend, hat Jacob Schipper den vers
Marlowe's untersucht und damit den blankvers in seinem
ersten auftreten auf der öffentlichen bühne in England charak-
terisiert.'^
Beide forscher behandeln im wesentlichen nur den versryth-
mus und die Silbenmessung: Abbott in seiner 'Shakespearean
Grammar' berührt auch die wortbetonung. Die vorhergehen-
den metrischen zustände werden nicht mit in den bereich
ihrer Untersuchungen gezogen.
Obwol nun auf dem gebiete der Englischen metrik im
allgemeinen noch die grundlegenden arbeiten fehlen , erscheint
es doch vorläufig wünschenswert, für den so viel behandelten
Shakspere'schen blankvers die historische grundlinie zu ziehen.
Denn wenn auch von Marlowe's 'Tamburlaine the Great' im
jähre 1587 die fast alleinige herschaft dieses verses in den
dramen der folgezeit abzuleiten ist, so ist derselbe doch ein
' Shakespeare's 'Romeo und Julia'- hg. von T. Mommsen, Olden-
burg 1S59.
^ J. Schipper, de versu Mario vii. Bonner doctordissert., ISüT.
AiigUa, IV. band. 1
kind der vorhergehenden leistungen in der art, und durch
diese zu erklären. Auch findet man nicht selten gelegentliche
bemerkungen über die handhabung des blankverses vor den
grossen dramatikeru, die sich auf keinerlei diesbezügliche Unter-
suchungen stützen. Nach dessen betrachtung wird sich viel-
leicht manches einfacher und von bestimmten gesichtspunkten
aus behandeln lassen.
Vorliegende arbeit hat sich daher die aufgäbe
gestellt, den Englischen blankvers von seinem ersten
auftreten an bis auf Mario we zu verfolgen.
Es ist vor allem wichtig, dass der blankvers in England
sich zuerst bei Surrey findet, einem dichter, den ich chrono-
logisch als den ersten Neuenglischen dichter bezeichnen möchte.
Es steht die einführung des blankverses somit im zusammen-
hange mit dem aufleben der neuen kunstpoesie in der ersten
hälfte des 16. jh., deren Chorführer vor allen andern Surrey
ist. Sein blankvers ist demnach auch nur im zusammenhange
mit seinen übrigen dichtungen zu betrachten.
Der fünffüssige Jambus wurde von Chaucer in England
eingebürgert.! Dass diese bezeichnung ebensowenig für den
Englischen wie für den Deutschen fünftactigen aufsteigenden
rhythmus passt, ist bekannt; aus praktischen gründen wird sie
aber doch beizubehalten sein, sowie die graphische darstelluug
nach art der antiken metrik.
Der Italienische endecasillabo ist das Vorbild, doch bei
der verschiedenartigkeit der Romanischen und Germanischen
sprachen muste auch der vers sich im Englischen anders ge-
stalten. Während wir im Italienischen endecasillabo blos ge-
wisse feste punkte haben, zeigt Chaucer das entschiedene be-
streben, regelmässig auf Senkung, hebung folgen zu lassen.
Wie sehr der jambische rhythmus — um nun den ausdruck
beizubehalten — der Englischen wie der Deutschen spräche
augemessen ist, wurde schon oftmals hervorgehoben. Die
Weiterentwicklung des verses in England spricht am deut-
lichsten dafür.
' Das vorkommen des verses in England in viel früherer zeit hat
J. Schipper in Wien in seinen Vorlesungen über Englische metrik im
W. S. Ib79/b0 nachgewiesen.
A NF AENGE DES BLANKVERSES. S
Besondere umstände, vor allem die, dass die Englische
spräche zu Chaucer's zeit noch nicht als einheitliche Schrift-
sprache sich consolidiert hatte und dass die Englische literatur
im 15. jh. nicht entfernt mit dem aufschwung des 16. jh. zu
vergleichen ist, lassen das verdienst Chaucer's in metrischer
hinsieht nicht hinreichend zu tage treten. Erst Surrey war es in
der ersten hälfte des 16. jh. vergönnt, von epochemachendem
einfluss auf die formvoUenduug der Englischen kuustdichtung
zu werden.
Wirkte einerseits das silbenzählende Romanische prinzip
gewissermassen reinigend auf die etwas ungehobelte metrik der
Mittelengl. periöde, so war das Germanische prinzip andrerseits
mit seiner begiinstigung der hebungen und der tonwerte der
einzelnen Wörter hemmend auf den fluss des verses. Der
theoretisch als erste Senkung zu bezeichnende, schlechte takt-
teil des ersten taktes ward hie und da als auftakt wegge-
lassen, desgleichen Senkungen im Innern des verses u. dgl. m.
Dabei sind aber auch die schwankenden betonungen und ton-
werte der einzelnen Wörter nicht aus den äugen zu lassen.
Als dritter faktor kommt gewis die neigung zu regelmässiger
jambischer scansion innerhalb der festen silbenzahl, ohne rück-
sicht auf die betonungen, in rechnung.
Wenn nun auch im laufe der eutwicklung der fünffüssige
Jambus sich der daraus hervorgehenden härten entledigt
und bereits in der uns hier beschäftigenden periode die wider-
sprechenden Prinzipien, in regelmässig rhythmischer ,silben-
zählung mit beriicksichtigung der betonungen vereinigt, sollte
dennoch die historische betrachtung yon Chaucer ausgehen.
Eine philologische behandlung von Chaucer's metrik wird
wol allgemein als ein grosses bedürfnis gefühlt; sie fehlt leider
bis heute, obwol uns für den zweiten teil der Chaucer-
studien von Bernhard ten Brink eine solche in aussieht
steht. Auf dieser noch mangelnden basis wäre dann die Weiter-
entwicklung bis zur Neuengl. periode klar zu legen. Bis dahin
kann die metrik also nur provisorisch für einzelne denkmäler in
dieser versgattung betrachtet werden, und ich werde mich bei
dem dichter Surrey, den ich als ausgaugspunkt meiner Unter-
suchung aufstelle, nur auf die darlegung des tatsächlichen be-
schränken müssen.
1*
SCHROEER,
Es würde den rahmen dieser abhandlung ülrersclireiten,
das Verhältnis Surrey's zu seinen unmittelbaren Vorgängern
zu charaeterisiereu, zumal da die bemerkenswerten erscheinun-
geu bei seinen nachfolgern im blankverse bei ihm ihre ge-
nügende erklär ung finden. Ich gedenke ein anderes mal die
resultate meiner diesbezüglichen Untersuchungen vorzulegen. ^
Interessant ist es hinsichtlich der theorie der Englischen
metrik die zeitgenössischen aussprüche heranzuziehen.
Vor allen andern sind zu erwähnen die 'Gert ayne notes
of Instruction concerning the making of verse or ryme
in English' von George Gascoigne, zuerst erschienen 1575;
ferner William Webbe's 'Discourse of English Poetrie'
15S6, George Puttenham's 'Arte of English Poesie' 1589
und Sir Philip Sydney's 'Apologie for Poetrie' 1595,
sämtlich erschienen in Arber's vortrefflichen Reprints, ersteres
in einem heftchen mit 'The Steele Glas' und 'The complaynt
of Philomene', wonach ich eitlere.
Von Gascoigne's 'Notes' habe ich höchst willkommenen
gebrauch gemacht, insonderheit als dieselben meines wissens
zuerst schwarz auf weiss bezeugen, dass jambischer rhythmus
mit bewustsein angewendet ist. Ich komme darauf wieder-
holt noch unten zurück.
Was die andren Schriften anbelangt, so kann ich das nicht
von ihnen sagen. Im gegenteil glaube ich in Webbe und
Puttenham blosse theoretiker zu erkennen, die entschieden das
wesen der Englischen spräche und poesie verkannt haben.
Lateinische rythmen und prosodie den Englischen versen auf-
zudrängen war ein verunglückter versuch, wie man an Webbe's
eigenen leistuugen sehen kann. Sagt letzterer doch ganz deutlich
a. a. 0. s. 7ü: 'and in trueth I did rather alwaies omitt the
best wordes and such as would naturally become the
Speech best, then I wolde comitte any thing, which
' Es sei nur vorläufig angedeutet, dass es für mich feststeht, dass
für den Englischen vers im anfange des 16. jhs. dieselbe scandierende
(nicht etwa blos silbenzühlende) versmessung ohne rücksicht auf die wort-
britonung zu gelten hat, die u. a. E. Höpfner für den Deutschen vers
dieser und der etwas späteren zeit erwiesen hat. S. Reformbestrebungen
auf dem gebiete der Deutschen dichtung des 16. und 17. jh. Programm
des li. Wilhelms-gymnasiums zu Berlin 1S66, s. 5.
ANFAENGE DES BLANKVERSES. 5
shoulde notoriously impugne the Latine riiles, wliicli
herein I had onely fov any direction'.
Zudem standen Webbe, Puttenham und Sydney den bahn-
brechern der neuen kunstpoesie schon ferner, und ihre beleh-
rung können wir umsomehr entbehren, als wir durch Gascoigue,
der als dichter selbst mitten im ströme steht, über das, was
wir wissen wollen, aufschluss erhalten.
Ich g-ehe an die aufzählung der einzelnen quellen.
Henry Howard, Earl of Surrey^, geboren 1516?, ent-
hauptet 1547, übertrug das zweite und vierte buch von
Virgils Aeneide, vermutlich in seinen reiferen jähren, in
Englische blankverse. Es sind dies die ersten, die in Eng-
land geschrieben wurden, soviel man bis jetzt weiss. Er hatte
in seinen übrigen dichtungen durchweg jambischen rhythmus
und sehr häufig den jambischen zehnsilbler angewendet. Seiner
Übersetzung lag die von Gawin Douglas, in paarweise gereim-
ten, fünffüssigen Jamben vor. Eine directe beeinflussung durch
die Italienische Übersetzung ^ des cardinals Ippolito de Medici
oder Francesco Maria Molza's, wie Morley (First sketch of
E. lit. 294 f.) will, ist wol nicht nötig anzunehmen, obwol es
möglich ist, dass der Italienische blankvers Surrey zur nach-
ahmung gereizt hatte. Es scheint mir eher wahrscheinlich,
dass Surrey selbst darauf verfallen sei, sowie er sich auch
einmal im reimlosen alexandriner versuchte, wenn auch mit
weniger erfolg.
Wie sehr Surrey's tat bei seinen Zeitgenossen anklang
fand, ist aus einer stelle in Ascham's 'Schoolemaster' ersicht-
lich, die Warton Hist. of E. P. IV. 38, anführt. Freilich scheint
man später wieder darauf vergessen zu haben, und Surrey's
'Songs and Sonnets' spielen eine weit grössere rolle. Der um-
stand, dass die Übersetzung einige tage später als die zunächst
zu besprechenden blankverse im druck erschien (vgl. die ein-
leitung zu Arber's reprint von Tottel's 'Miscellany' s. XI), ist
nichtssagend.
' Ein grösseres Englisches werk über Wiat und Surrey von dr. Nott
ist mir leider weder in Strassburg noch in Wien erreichbar gewesen.
^ Uebrigens sei bemerkt, dass Tiraboschi, Stör, de lett. it. VII, 32,
1657, nur von einer Übersetzung des zweiten buches der Aeneide
spricht.
6 SCHROEER,
In Tottel's 'Miscellany' 1557 finden wir schon einen nach-
folger im blankvevs. Es ist Nicholas Grimoald mit seinen
zwei gedichten: 'The death of Zoroas, an Egiptian Astro-
nomer, in first fight, that Alexander had vvith the Per-
sians' und 'Marcus Tullius Ciceroes death'.
3. Bald darauf erschien das erste drama in blankversen,
zugleich die erste regelrechte tragödie, 'Gorboduc' von Sack-
ville und Norton, 1561; ihm folgte 1566 .4. 'Jocasta' von
Gascoigne und Francis Kinwelmarshe.
5. In das jähr 1567 fallen blankverse von George Tur-
bervile.i In 'The lieroycall epistles of the Learned
Poet Publius Ovidius Naso, in Englishe verse, set out
and translated by George Turbervile Gent, with Aulus
Sabinus Aunsweres to certaine of the same, ann. dorn.
1567' sind 6 episteln und zwar 'Canace to Machareus, Medea
to Jason, Laodameia to Protesilaus, Hypermenestra to Lyn-
ceus, Acontius to Cydippe und Cydippe to Acontius' in blank-
versen abgefasst.
6. Mit diesen versuchen vielleicht in Zusammenhang stehen
die zwei jähre später in van der Noodt's 'Theatre for worldings'
erschienenen 15 sonnetten Spenser's, die man als frühere
fassungen der 'Visions of Bellay' erkannt hat.
Dazwischen fiele für das jähr 156S ein blankversdrama 'Tan-
cred and Gismonda', doch dies ward erst später in blank-
verse umgeschrieben, ursprünglich in reimen abgefasst. Collier
in seiner ' Hist. of Dram. L.' und der herausgeber des Stückes in
Dodsley's 'CoUection' geben für die neuherausgabe, die mit der
• Einer von bischof Percy 1S08 unternommenen, aber bis auf vier
exemplare verbrannten ausgäbe von nichtdramatischen blankversgedich-
ten vor Milton's Paradise lost (s. Collier, Bibliogr. a. critic. account of
the rarest books in the Engl. lang. II, 4U8) sind folgende hierher ge-
hörige daten zu entnehmen.-
1567 George Turbervile, 6 episteln in blankvers. 1576 Gascoigne's
Steele Glas. 15S-1 Precepts for a State by Barnabie Riche. 1585
Blank verses by George Peele, The moores adress to the Lord
Major of London. The epistle of Pontius Pilate by J. Higgins, from
the Mirror of Magistrates.
Ueber das letzte denkmal ist es mir trotz der gütigen nachforschungen
meines freundes, dr. Brandl in London, nicht gelungen, etwas in erfah-
rung zu bringen.
ANFAKXGE DES BLANKVERSES. 7
benierkung 'newly revised and polislied aecovdiiig to
the decorum of these days' versehen war, das jähr 1591
an. Auch spricht dieser besondere zusatz für eine zeit, wo
der blankvers also schon als tonangebend betrachtet wurde,
was vor Marlowe nicht der fall war. Da Ward a. a. o. I.
117, die angaben seiner Vorgänger nicht widerlegt, sondern
stillschweigend das jähr 1572 ansetzt, beruht dies vielleicht
auf einem versehen.
7. Im jähre 1576 erschien die erste grössere, nicht drama-
tische blankversdichtung nach Surrey's Virgilübertragung:
George Gascoigne's 'Steele Glas', nachdem der dichter
ein jähr vorher sich des nähern über die theorie der Eng-
lischen dichtkunst verbreitet hatte in der unten wiederholt an-
geführten abhandlung.
8. Für das jähr 1584 finden sich blankverse in einem
gedichte von 170 versen, in 'The second Tome of the tra-
vailes and adventures of Don Simonides, enterlaced
with varietie of Historie, wherein the curteous and
not curious Reader maie finde matters so leveled as
maie suffice to please all humours. Written by Bar-
nabe Rieh, gentl' London 15B4. (s. Collier Bibl. a. crit.
acc. II 246 f ).
9. Nach Ward's annähme fällt die abfassung von Lyly's
'The Woman in the Mooue' ebenfalls in das jähr 15S4. Es
ist wegen der mit prosa untermischten Verwendung des blank-
verses interessant.
10. In dasselbe jähr fällt Peele's festspiel 'The Ar-
raigument of Paris', wichtig durch die anwendung des blank-
verses in einzelnen, sich aus dem ganzen besonders abhebenden
mouologen. Von demselben dichter besitzen wir ein blankversge-
dichtchen aus etwas früherer zeit, die 'Lines addressed to
Thomas Watson', die dessen 'Hekatompathia' (1582) vor-
angesetzt wurden. In das jähr 1585 fällt die einleitende rede
in blankversen zu seinem 'Device of the pageant before
Wolstan Dixi'.
11. Von Robert Greene finden sich für das jähr 1587
blankverse in 'The description of Silvestro's Lady', aus
seinem 'Morando, the Tritameron of Love', 1587.
12. Als letztes denkmal vielleicht vor dem entscheidenden
schritt, den Marlowe's Tamburlaine über die öftentliche bühne
machte, findet sich noch ein drania in blankversen, 'The Mis-
fortunes of Arthur' von Thomas Hughes u. a., aufgeführt
den 8. Febr. 1587. Freilich ist es — was ailch Collier, Hist. of
Dram. L. III 41 bemerkt — möglich, dass Marlowe's Tambur-
laine bereits über die bühne gegangen war, und somit nicht
Hughes Marlowe's, sondern Mario we Hughes' Vorbild gewesen.
Doch da über die aufführung des Tamburlaine kein datum
vorliegt, ziehe ich die 'Misfortunes of Arthur' mit in den be-
reich meiner Untersuchung.
'The Famous Victories of Henry the Fifth', nach
Ward vor 1588 aufgeführt, gehören nicht hierher. Das stück
ist, wie schon Collier a. a. o. III 108 bemerkt, in prosa ab-
gefasst und nur so gedruckt, dass es flüchtig besehen, als in
reimlosen versen abgefasst erscheinen mag.
Freilich kann es leicht möglich sein, und gewis ist dies
sogar sehr wahrscheinlich, dass noch mancher blankvers in
der zeit geschrieben ward, dem auf die spur zu kommen mir
hier leider nicht möglich ist. Doch glaube ich dass ein werk,
das für die entwicklung der Englischen dichtkunst von ein-
fluss gewesen, jedenfalls augenfälligere spuren hinterlassen
haben müste. Wenn dies nicht der fall, hat dessen aufzäh-
lung nur bibliographischen wert. Ich denke auch von den
versuchen der königin Elisabeth, die Warton, H. of E.
P. IV 280, nach 1561 ansetzt, Umgang nehmen zu können, zu-
mal da dieselben nur handschriftlich vorhanden, und Warton
devon sagt: 4t has, however, no other recommendation but its
royalty'.
Jedenfalls spielt der blankvers die ganze zeit hindurch,
wenn auch eine gute, so doch eine sehr kleine rolle. Die
lyrischen, epischen, didaktischen dichtungeu der zeit sind meist
in gereimten fünffüssigen Jamben, in gereimten alexandrinern
und in gereimten siebenfüssigen Jamben, sehr häufig auch in
der Verbindung der beiden letztgenannten versarten geschrieben
und gelangen darin zu nicht geringer formvollendung.
Die dramen der zeit fallen vor allem durch die oft ganz
willkürliche untereinandermischung obengenannter versformen
auf. Am rücksichtslosesten wird mit wortbetonung und silben-
zahl geschaltet, daneben das unachtsame übergehen von einem
rhythmus iii den andern, das nicht mehr als gelegentliches
versehen angesehen werden kann. Dabei macht sich jenes
ANFAENGE DES BLANKVERSES. M
eigentümliche versniass, das noch nicht näher untersucht ist\
und das im wesentlichen aus vier takten aufsteigenden rhyth-
mus, am häufigsten aus der doppelten setzung je eines Jambus
und anapästcs besteht, fast überall geltend. Es finden sich darin
all die freiheiten der Mengl. metrik nach German. prinzipien,
fehlen einzelner Senkungen, des auftaktes u. dgl. m. Obwol
zuweilen in prologen und monologen der gereimte fiinffüssige
Jambus mit absieht verwendet zu sein scheint, und überhaupt
besonders in der zweiten hälfte des Jahrhunderts häufig me-
trisch ganz glücklich gebaute partieen vorkommen, kann mau
doch kein einheitliches princip erkennen. Das, wodurch sich
die blankversstücke durchweg von den andern dramen der zeit
unterscheiden, ist das regelrechte einhalten desselben lythmus;
und damit führen sie unleugbar zu dem versbau Marlowe's
und der andern grossen dramatiker hinüber.
n.
Ich wende mich nun zu den einzelnen denkmälern und
beginne mit Surrey, bei dem auch seine übrigen dichtungen,
soweit sie zur beleuchtung seines blankverses dienlich sind,
herangezogen werden müssen. Von der qualität der reime
sehe ich natürlich hier ab.
Bei der besprechung von Surrey's metrik kommen drei
gesichtspunkte in betracht, die behandlung der silbenmes-
sung der einzelnen Wörter, der wortbetonung und des
versrhythmus. Ich citiere, da leider nirgends die verse ge-
zählt sind, nach der Seitenzahl in Yeoweirs ausgäbe für die
Aldineedition; die blankverse beginnen daselbst mit s. 112.
1. Silbenmessung.
Endungen und ableitungssilben sind zu sondern.
Die flexionsenduugeu, die sich, durch consonanz ge-
schützt, erhalten haben, enthalten alle ausser den participien
auf -inff ein e, also genitivisches und plurales -es, II. sg. -est,
* Die knittelverse, die z. b. auch in Shakspere's 'Love's Labour's
Lost' und in der 'Comedy of Errors' eine wichtige rolle. spielen, und
die Delius mit andern 'doggerei rhymes\ Abbott 'The comic trimeter'
nennt.
10 SCHROEER,
III. sg. -es und -etJt, partic. und piaet. -ed. Dieses e nun kann
je nach bedarf im verse verstummen oder nicht, ganz unab-
hängig davon, ob einfache oder doppelte consonanz, oder selbst
vocal davor steht. Auszunehmen hiervon ist natürlich -es nach
auslautendem Zischlaut und -ed nach auslautendem d, wenn
nicht wie etwa in lend schon die Verschmelzung eingetreten
ist. So haben wir:
Spouses ^-^, palaces^^'-, worldes'^^, times^^, watches^^^, rvhales-
bone^^ neben furies"^^, realms auch bereits clothes^"^; so auch
ein plur. auf-w gygn->-5; falleth^'^'', cleped^'^^, replied^^^, died^^\
closecl^^, rescued^^'^, lahoured^', .see/Ä^50ua.m. gegenüber /7/e^,
fieüi, discharged^'^, died'"*^, ahsentest, loaihesi^'^.
Einen unterschied zwischen schwacher praeteritalform, dem
particip in Verbindung mit hilfsverben und dem particip in ad-
jectivischem gebrauche, wie dies Schipper (a. a. o. s. 11) für
Marlowe bemerkt, finde ich bei Surrey nicht.
Ebenso verhält es sich mit den comparativ- und Super-
lativen düngen der adjectiva — obwol rücksichtlich ihres
tonwertes das bei der besprechung der wortbetonung gesagte
zu vergleichen ist — und mit den starken participien, also:
iruest-^, chiefejt'^''-, worthiest''~, faHhfuHest'''', ff mtleesf^ neben
meekest", gentle^t", worthiest"'', fi'Tsher'^'^ u. aT m. neben
nigher'^', worthier''-'^, Mdden'", frozen^\ casten^'^, hiorven^^^
neben knonm^^^, befallen-^, beafeii^''>\ ~ '" ^
Anders steht es natürlich mit ableitenden -en, -er, Aengl.
-)iian, -erian, in gatlier'^'"', quicken^^, fasten^'', lasten^^.
Die flexionsendungen, die nicht durch consonanz geschützt
waren und sich nur hier und da in einem sogenannten end-e
zeigen, verstummten schon im laufe der Mengl. periode, und
nur vereinzelt werden sie im IG. jh. noch mitgezählt, oft wo sie
historisch gar keine berechtiguug haben. Surrey zeigt nur
folgende fälle, die ich durch eine Senkung markiere, in den
versen :
23 Lo! rvhat mariner love hath made me
138 Her seif in shadotv of the dose night,
143 The old temple dedicate to Ceres,
in welchem verse wir wol olde lesen können, wegen des
nötigen Stimmabsatzes zwischen 5 und t.
113 By the divine science of Minerva.
Letzteren fall möchte ich aus dem gründe so, und nicht etwa
ANFAENGE DES BLANKVERSES. 11
By the divine science of Minerva
lesen, weil einerseits Surrey kein beispiel der betonung auf
der ableitungssilbe von Romaniseben Wörtern auf -ence zeigt,
und andrerseits Minerva in der betonung Minerve am vers-
schlusse wenige verse weiter erscheint; beide gründe sind frei-
lieb durchaus nicht zwingend. Es sei dies beispiel darum
auch nur als mögliches mitverzeiclmet.
Einige andere fälle, die scheinbar hierher gehören, werden
bei gelegenbeit des fehlenden auftactes besprochen werden.
Bei den ableitungssilben haben wir Germanische
und Romanische zu unterscheiden.
Die Germanischen sind in den meisten fällen mit der
Stammsilbe zu einer silbe verschmolzen, ausgenommen die ab-
leitungen mit -ing, ness, -y (Ae. -ig), -ly (Ae. -lic\ nomina und
verba auf -ow (Aengl. -g, -h und -gian) und die oben erwähnten
verba auf -en, -er. Wo keine Verschmelzung eingetreten ist,
wird die silbe als Senkung mitgezählt, bridle, liarvest , finger,
Winter, maiden, father, lover.
Von Romanischen ableitungssilben sind hinsichtlich
der Silbenmessung, nur die mit / {e, u) + vocal anheben-
den zu erwähnen, -iage, -ian, -iance, -ient, -ier, -ton, -ious, so-
wie gleichwertige mit e, u statt des /, und durch analogie hier-
hergehörige. Obwol nun Surrey das schleppende, das durch
deren beständige vollmessung eingetreten wäre, wol erkannt
und daher meist dieselben einsilbig gebraucht hat, wie
Tyrian^^'^, Lyhian^^'', patience, conscie7ice^^' '■^^' '^'^'^, paüent^^'^,
«na^wZ ^60- 176- 127- 132^ soldier^'^-, occasion^'-"^, foundation^^'', nio-
tion^^^, mansion^'^, deUcirms^^righteous^^, monstrums ^*^^ ,
plenteous^^- ^^-, furioiis '4^, hoisieous ^^^, marriage i-^-- ^^^, assuage
165 u. ö.
so erscheinen dieselben doch am versschlusse in voller messung
häufig und da wol an ihrem platze:
marriage ^^^' ^^^, Phenician i^^, jiation i'^' i^^' 1°^' i''^* ^''-^ devotion
129, determinalion^'^, Pygmalion^^^, monshmous ^^"^y saldier ^^'^.
Und selbst innerhalb des verses finden sich voUmessungen :
marriage^^''^' ^^-^ clergions'-, guardians^^^, conditions ^'^.
Am häufigsten erscheint -ion, am wenigsten -ious {-eous, -uous)
vollgemessen.
12 SCHROEER,
Abgesehen von diesen speziellen fällen findet durch zu-
sammenziehung und zerdehnung abwechslung in der sil-
benmessung und dabei oftmals kräftigere ausdrucksweise statt.
Bei ersterer handelt es sich in der regel una die synkope
eines wenig betonten e zwischen zwei consonanten, von denen
meist einer ein r oder v ist. Die abstammung der Wörter ist
dabei von keiner bedeutung. Am häufigsten finden sich die
Schemen consonant + ^ -f r -f- vocal, . oraus cons. +
;• + vocal wird, und vocal + v -\- e ■\- cons., woraus
vocal 4- V + cons. sich ergibt. Also:
prosperous'^^^^, bois/eroiis-^' ^^^, Iraitrously^^^, moderate^^, (jui-
ver'mg^^^'^^^, hluslering^^^, liberal, sovereign^', utteting'^^,
sufferance i^-i- los, spirit ^^^' ^^ u. ö., und even ^^' ^^ u. ö., given ^^,
heavens^^'^'^' '^^^, ever^^^, every^, savoury^^, marvellous^^^.
Daran schliessen sich Wörter mit auslautendem r Germanischer
und Romanischer abstammung in gleicher weise: fire^^^ und
fire^^^, soiir^^, our^^'^^^ und our^ u. ö., tower^^*, power ^^^' ^^'•'' ^^
u. ö., devoiir"^^.
Neben den erwähnten, am häufigsten vorkommenden fällen,
findet sich dies natürlich auch bei andern consonanten, wie
venemous^'^^. Das gegenteil von der zusammenziehung ist die
zerdehnung, die, wo der vers dessen bedarf, ein e zwischen
zwei consonanten einschiebt. Die hier vorliegenden falle lassen
sich gewissermassen als vollmessungen auffassen, die in der
Schrift nicht ersichtlich sind. Sie sind in den versen:
22 In sJiip, freighi with rememhraiice
149 Also the Siries unfriendly harhrough
57 Ne hy coward dread in shunning storms dark.
Zu erwähnen ist noch synhaerese oder synaloephe zweier
'Wörter, deren erstes vocalisch auslautet und deren zweites
vocalisch anlautet, so:
Th'entry^'^'^, to antioy ^^*, muuya'-^, beauty of^^.
Zusammeuziehung über das wort hinaus:
render unto '^'^, father Anchises ^^^.
Uebrigens scheint es viel wahrscheinlicher, dass derglei-
chen fälle nicht als contractionen, sondern je zwei silben im
zeitmasse einer zu lesen seien. Man vergleiche damit die
überzähligen silben im versrhythmus.
ANF AENGE DES BLANKVERSES. 13
2. Wortbetonung-.
In der behandlung des worttons liegt zum grösten teile
Surrey's bedeutuug für die geschichte der Englischen metrik,
indem bei ihm die hebuugen des versrhythmus bereits mit dem
Neugl. haupttou der Wörter im wesentlichen, bis auf verhältnis-
mässig wenige Überreste aus Mengl. zeit, in einklang stehen.
Freilich haben wir ausser den reimsilben kein anderes
kriterium des tonwertes einer silbe, als die fähigkeit hebung
oder Senkung zu tragen, und es ergibt sich nur die regel, dass
jede betonte silbe, die durch eine Senkung von der in jedem
falle gehobenen Stammsilbe getrennt ist, die hebung tragen
kann. Wir erhalten deshalb ableitungs- und endungssilben in
der hebung, und natürlich umgekehrt z. b. einsilbige worte
auch in der Senkung, trotz ihres haupttons für sich. Im reime
aber erscheinen nur folgende ableitungs- und endungssilben,
die uns doch ein wenig über die ton werte belehren: -ly : -ty :
-y : high : cry : he : me, -ness, -ous, Romanisches -er {counsellor :
conforler"'), -ment, sowie die superlativendnng -est {worthiesi :
faithfullest ", worthiesi : gentleest ''•*).
Die Germanischen Wörter bieten somit wenig bemer-
keusvfertes. Als rest Mengl. freiheit, als letzten fuss ein paroxy-
tonisches wort zu gebrauchen, finden sich nur folgende zwei
verse :
136 Home to her spouse, her purents and children und
175 With wailing great and wo/nen's shrill yelling.
Nicht ausser acht zu lassen ist, dass die betreäenden endsilben
einen starken nebenton besassen. Analogen fällen im vers-
inneru werden wir noch begegnen. Von schwankenden be-
tonungen zusammengesetzter Wörter Germanischen
Ursprungs wird ausführlich bei gelegenheit der in den vers-
rhythmus eingemischten trochaeen die rede sein. Sicher sind
nur folgende, durch den versschluss verbürgte fälle:
15 Beaven and earth disturbed in nothing : bring
151) Thal noTV in Carthage loitereth, rechless
114 And but for fates, and for our blind forecoM
126 And Rypheus that met us by moonliyht
141 Which tvith much light gliding on the house top
142 That covie but late from slaughter and bloodshed.
Die betouung der Wörter Romanischer abstam-
mung wurde nach Germauischen prinzipien in angriff genom-
14 SCHROEER,
meu, und wir finden bei Siirie}^ im ganzen schon den Stand-
punkt unseres heutigen Englisch. Die abweichungen erschei-
nen in der regel als gelegentliche Überbleibsel, gegenüber den
überwiegend zahlreicheren fällen derselben art mit moderner
betonung.
Es ist diesbezüglich von Interesse, dass Gascoigne in seinen
'Notes of Instruction' s. 33 mit aller entschiedenheit auf die
richtige betonung im verse dringt: 'And in your verses re-
membre to place every worde in bis natural Emphasis
or sound, that is to say in such wise, and with such
length or shortnesse, elevation or depression of sill-
ables, as it is commonly pronounced or used' — trea-
sure und nicht treasüre.
Die häufig willkürliche tongebung besonders bei jenen
nominibus und verbis, die mit praepositionen zusammengesetzt
sind, gestattet uns für heute keine feste regel aufzustellen, ge-
schweige denn für die frühere zeit. Es genügt zu bemerken,
dass die betonung überall die heutige ist, wo das gegenteil
nicht besonders hervorgehoben wird.
Die regel, dass bei gleichlautenden nominibus und verbis,
erstere die praepositiou, letztere die Stammsilbe mit Vorliebe
betonen, findet sich auch bei Surrey, als die natürliche folge
der ableitung der verba von der 1. pers. sg. praes. im Afrz.
Diese differenzierung erscheint aber doch noch nicht so weit
durchgeführt.
Wir finden die substantiva lormenl'-' '^^, r^cörc? 2' gegenüber
den verbis iforwewr^^- 30- 34^ record'^^, doch noch ^//^corrf^- S7^ cow-
pact^^'^, compass^''' ^^^, conßicf^^ als substantiva.
Andrerseits ist die erscheinung der nach heutigem Sprach-
gebrauch zu weit gegangenen Zurückziehung des tones
zu constatieren, in mehreren fällen, wobei ich jedesmal den
ganzen vers mitteile:
ö8 Fol- to break for did convert so,
daneben io convert ^'^'^^.
134 Wliich repuls'd from the hrass where it gave dint
neben dem substantivum repulse^^.
]U The s US pect present of the Greek's deceit,
148 Of Afric breeds, in honours triwnphant,
138 Atid Jupiter my father distributes,
94 Than their i7nportune suits, which dreamthat words God's
wrath appease (auch heute neben importüne).
ANFAENGE DES BLANKVERSES. 15
Um die reste Romaniseber betonung in Romaniscbeu Wor-
ten vorzuführen, dürfte es zweckdienlich sein, dieselben nach
ihren ableitungsilben, wie diese im Englischen erschei-
nen, zu ordnen. Sicher sind nur die fälle am versschlusse,
nicht so die im Innern des verses.^ Es wird daher auch da
nötig sein, die betreffenden verse ganz herzusetzen. Katürlich
ist es höchst wahrscheinlich, dass in der gewöhnlichen rede,
die betonungen weniger Schwankungen unterlagen; im vers
aber bediente man sich dieser ' freiheiten, die damals eben
nicht so sehr als Verstösse gefühlt wurden, wie heute: Diese
mangelnde scheu vor unenglischen betonungen, und
deren umfang allein ist es, was sich aus den ge-
sammelten beispielen beweisen lässt.
-ace bietet in den versen
174 Jnto the inward rvards of her pal ace und
132 Bat the palace ivithin counfounded was
Romanische betonung gegenüber den überwiegend zahlreicheren
fällen von palace 127. 133. 135. 150. 175.
-a(je durchaus image^'^'", bondac/e-^, vaniage^*^, visage'^^, courage"*- '^*
u. a. m., und im verse Thrice did my hands vain hold th' Image
escape^^' ist wol nach einer logischen pause ein trochaeus wir-
kungsvoll.
-ail, -el Afr. aille, eiüe, eile, el in den zwei versen
82 The end ofeach Iravailforthwith I saug hl lo kaoiv und
106 Care pierceth my entrails, and travaileth my spnrit
Romanisch betont, gegenüber Ir^vaü^- 3"- "o, auch to iravajl^"'^,
entrails ^''^, marvel, parceP, vessel^""^, sequel^\ mantle^'^'^, castle''^
battley''' u. dgl. niT
-ain in
57 Lightnings assuult the high mountains and clives
112 The Greek chieftains all irked with the war
122 The great captains , Sthenel and Thessander
gegenüber 7nountain~^' ^^^, foreign'^, Britain^^-^^, sovereign^'', cer-
tain'"^; etymologisch hierhergehörig uncl derzeitig auch häuög noch
so geschrieben
107 }Vith such sudden surprise, quick may kirn hell devour
gegenüber zahllosen fällen heutiger betonung sudden 8. 55. 09. 85.
1 20 u. ö.
-al, -el in By our spousals and marriage begun"''^ gegenüber mar-
tial^'^, equal^^, regal'^'^, cristaP^, morlal-'^ und cruel^'^ am versbe-
gmne slchTr wie^in'allen and^ern fällen cruel zu lesen.
1 Abbott (Shakesp. Gr.) nimmt keinen anstand, jedes wort zu be-
tonen, wie es der rhythmus verlangt.
16 SCHKOEER,
-a?tce, -ence durchgängig Englisch betont: *z7^?ice *•• 'o° u. ö., con-
science^^'^^, presetice^°' '^^ countenance'^' '^'' , constance'^^ u. dgl. m.
also wol auch science^^^.
-ant, -eni im verse Of his parents before their face feil dotvn*^*
neben parenis ^^^- ^^°, ancieni »^o- "= u. a. m.
-er sowol Lat. arius als auch Lat. arium, erium entsprechend:
75 And by tliy looks and thy mauere:
reimend mit chere,
57 Void of danyers advisedly hath his home
162 From death's dang er his fello7vs eke defend
141 If by prayer, almighty Jupiter
gegenüber danger 'o^' '*^' "°, banner '■^, prayer '-^' "^"^ pillar '^3^ river"^^.
In dem verse Shall 1 wait? or board them with my power"'' zu
lesen potver wäre doch auffallend, zumal da das wort so häufig
einsilbig und im reim mit devour u. dgl. vorkommt; wir erwarten
die erste hebung auf Shall, was durch annähme eines fehlenden
auftakts möglich ist. Etymologisch gehört hierher auch laurel,
Afrz. laurier,
133 An old laurel tree, bowing thereunto.
-esse durch den schluss verbärgt: Worship was done io Ceres ihe
Goddess^'^^ und ebenso Unto the son of Venus, ihe Goddess^"^^
gegenüber sonstigem godess^^^- '**■ '^'^ '^^ fortress^'-^'".
-et in diminutivableitungen, participialendungen u. dgl.:
117 Salt com, fillets, my temples for to bind
130 A postern with a blind wicked there ivas
69 In most quiet, are nexi ill rest
gegenüber fillet'^^- ''^\ billet'^», turret^\ planet'', target^'^^ qiäet^*^
u. ü., secret^^ u. ö. ~^
^est The wild forest, the clothed holts 7vith green'^°, gegenüber
honest.
-i Lat. -icus, Enemie"^^ nicht sicher da am versanfange, gegenüber
sonstigem enemie^'^' ''** u. ö.
-ile, -il '^
28 Good ladies! ye that have your pleasure in exile
i39 Or bide exile, after the fall of Troy,
145 A long exile, thou art assigned'to bear,
84 What raging pleasures past, peril and hard escape
letzterer fall unwahrscheinlich, da nach der pause; daneben perü
57. 142. 144.
-in 129 Of the Virgin from them so rescued,
130 And cover'd with engines the gaie beset,
gegenüber virgin^^'^, engine ns- ns- 123^ cousin^"^.
-ive, -if "" '~' — — '
143 From me catif, alas! hereaved was
' 160 Hiarbas, yet captive lead me away
115 May me receive? Catiff what rests me now
daneben caitif^'^- '^i, native '-■^- ^-\
ANFAENGE DES BLANKVERSES. 17
-ie, y\ Lat. ia\ Frz. ie
137 Son! rvkat fury had thus provoked tkee
59 Lurked, whose breasts euvy with hale kad swoln,
hier ist auch ein trochaeus möglich; desgl. s. 45.
172 Wliat Said 1! hxd whcre am I? what pkrensy,
gegcuübcr /«/•// -8- 'c-, euvy''^-'''-^, p/irenzy^^^, navii'^'^\ fancy"- '^-''^
u. a. tu.
-id, y\ Frz. e, il
i'dl As ifi tli'entry of slaughter furious,
desgleichen p«7//''^-*'^ doch am versanfauge ; sonst entry '^■^'-- ^^^^
pity'^''-'''^, mercy^^-^^, Valley' \ beauty^K
-ish o;? Did yield, vanquiskt for want of martial art,
nach einer logischen pause leicht trochaeisch zu lesen, bei sonstigem
vanquish^'^^- '"• '='o- '*o- '^■', languish'' anyiäs/i^^, ßourish "^.
-OH, -ion
13 Whose 7iioisl poison dissolved hat// i/iy hate,
141» The ships shaken, unfriendly the season,
3 Tlte soote season, that bud and bloom forth briugs,
y7 The bitter gall, season' d >vith S7veel, sack 7visdom
may diyesl,
letzterer fall nach der pause leicht trochaeisch zu lesen, wie
sonstiges *(?rt50«, pardon'^'^, guerdon^*^'^, treason^-'^, prison^-'-^^u.ö.,
lion*'^'^"'-] ebenso s. 49.
-07', -0 ur
160 /m g7-eat honou7- a7id ?vorship, which she held,
143 With that bright shields and she7ie ar/nours 1 sa7V,
128 Ou7' first labotir, thus lucked tvell fvith us,
daneben äöhom/-"*- ''", armow'-*-"^ doloin-^\ favoitr*^, vapour^^,
labour^*.
-iJii'e\ Frz. -u7-e und -ir
132 Who7n the closiires 7ie keepers viight hold out,
(wie heute:
156 To rvhoni rve gave the straiid fo7' to ma7i7ire,
137 And plenty of grisly picture s of death
gegenüber closure*^^, measu7-c'^, pleasure"^* u. ö., picture ^"- '^*^^ u.
dgl. m.
-U7ie
115 A Grecia7i bo7-n, for ihough fortune hath rnade,
174 / lived and ran the course, fortune did graut,
letzterer fall wieder nicht nötig, da nach einer pause; auch sonst
fortU7ie ^^
Ausser diesen fällen möglicher Romanischer betonung, die
durch die überwiegenden fälle Englischer betonung derselben
Wortarten als vereinzelte Überbleibsel zu bezeichnen sind, sind
noch einige Wörter zu erwähnen, die nicht unter obige gruppen
1 8 SCHROEER,
ZU bringeu sind, oder bei denen die ableitung-ssilbe als solche
nicht mehr im sprachbevvustseiu gefühlt werden konnte:
58 To Wyatt's Psalms should Christians then p u rchase {.grace)
32 Of Venus' face, tritnnph'd in painters art,
hier wieder nach der pause, wobei das schon erwähnte trium-
phant^*^ zu vergleichen ist.
107 li 7vas ihe Lord that hrake the bloody compacts ofthose
57 Of thy life, Thomas, this compass well mark,
85 The wailful wrongs und hard conflicts that folly doth endure
ferner wie schon erwähnt, zweimal discord im reime auf accord^
: Lord ^''.
56 The mean diet, no delicate fare.
Zu erwähnen wäre etwa noch die behandlung der silben
-le und -re\ erstere in der regel auf Frz. -eile, -el, -ile zurück-
gehend, letztere z. b. in verben wie Afrz. sufrir, nur durch
das stummwerden der infinitivendung einen ton erhaltend.
Beide silben finden sich, wie zu erwarten, nur in der Senkung,
wenn nicht vor folgendem vocal stumm; z. b. sublly^^'", gentlest''^
und genileesP'^ (andere beispiele bei der ableitungssilbe -aille),
o/fer^^'', suflfereth^^^ u. a. m.
Besonderer besprechung bedürfen die eigennamen. In
deren silbenmessung und wortbetonung herscht die grösste
regellosigkeit.
Bezüglich der silbenmessung- finden die freiheiten der zu-
sammenziehung und zerdehuung in ausgedehntem masse statt,
z. b. Zephyrus^^, Lacon^-^' ^'^^ und Laocoon^^^, wie Laocooti^'^^
u. a. m. Vollmessungen sind häufiger als bei anderen Wörtern
innerhalb des verses: Ascanhis^^^' ^^'- neben Ascanius^*'^. An
den beispielen ersehen ^wir zugleich die betonung, die wol
durch das Latein, das im Virgil vorlag, beeinflusst worden
sein mag. Atride^^^, Atrides^'-^, Neplune^^, Nepttmus ^'^^' ^'^'',
Cartha^es ^i'>' le», CarÜiage^^^'^^, Pcmthiif^'^^' ^'^'^^Panthus^'^^ Hec-
tor^-"^ und Hector^^^ u. dgl. m.
Die betonung des namens Chaucer, gegen die sich nicht
einmal Occleve versündigt, findet sich im verse
That reft Chaucer the glory of Ms wit
nach Komanischer art; ob man eine härte im rhythmus anneh-
men soll, ist wol nicht zu entscheiden.
ANFAENGE DES BLANKVERSES. 19
Der name Wyatt ist s. 67 einsilbig gemessen, eher werden
wir wol zweisilbige Senkung annehmen: But Wyatt said true\
The scar doth age endure, sonst findet er sich zweisilbig.
3. Versrhvthmus.
Was den versrhythmus anbelangt, ist es nicht leicht, ein
entscheidendes urteil zu fällen. Streiten doch eben jetzt die
Engländer selbst übev den rhythmischen gang der verse Shak-
spere's, Milton's, Tennyson's (s. Transactions of the Philological
Society 1874/5 — 1875/6). Wie soll man dann über verse aus
der ersten hälfte des 16. jh. sich entscheiden?!
Interessant ist in der hinsieht die diesbezügliche stelle in
Gascoigne's Notes s. 33 fi", die, wie es scheint, nicht so beach-
tet ist, wie sie es verdiente. Ich will das wichtigste hier ein-
rücken:
'For furder explanation hereof, note you that commonly now a
dayes in english rimes (for I dare not cal them English verses) we
use none other order but a tbote of two sillables, wheiof the first is
depressed or made short, and the second is eleuate or made long: and
that sound or scanning continueth throughout the verse.'
* We have used in times past other kindes of Meeters: as for example
this following:
iV'ö rviglit in this ivorld, that rvealth can attayne,
Uhle'sse he beleue, thät all is hüt väyne.
Also our father Chaucer hath used the same libertie in feete and
measures that the Latinists do use: and whosoeuer do peruse and
well consider his workes, he shall finde that although liis lines are
not alwayes of one seife same number of Syllables, yet beyng redde
by one that hath understanding, the longest verse and that which hath
most Syllables in it, with fall (to the eare) correspondent unto that
whiche hath fewest syllables in it: and like wise that Avhiche hath in
it fewest syllables, shalbe founde yet to consist of woordes that haue
suche naturall sounde, as may seeme equall in length to a verse which
hath many moe sillables of lighter accentes. And surely I can lament
that wee are fallen into suche a playne and simple manner ot^wryting,
that there is noue other foote used büt one: wherby our Poemes may
justly be called Rithmes, and cannot by any right challenge the name
of a verse'.
Die zeit der abfassung dieser schrift wird zwischen
1572 — 1575 gesetzt. In seiner 1566 erschienenen 'Jocasta'
hat Gascoigne seine regeln noch nicht so streng beobachtet
wie in seinem 1576 erschienenen 'Stcele Glas'. Dies ist in
2*
20 SCHROEER,
metrischer hinsieht wol eiue musterdichtung- zu nennen. Jeden-
falls beweisen Gascoig-ne's sätze auf das entschie-
denste, dass für seine zeit der jambische rhythmus
nicht in frage gestellt werden kann. Und dass Gascoigne
ein glied in der kette ist, die von Surrey zu Shakspere führt,
ist wol nicht zu leugnen.
Was dachte sich aber Gascoigne unter den ' feete and
measures that the Latinists do use'?
Vermutlich einerseits die scheinbare einmischung von dac-
tylen, anapaesten. u. dgl., welcher schein durch die nötigen
versclileifungen und die zweisilbigen Senkungen entstand, ande-
rerseits die gelegentlichen Romanischen betonungen Romanischer
Wörter und die schwankenden in den Germanischen. Woher
der citierte vers, der alliteration zeigt, ist, kann ich nicht finden;
er hat die in der eiuleitung erwähnte form, die sich in den
dramen der zeit — für Gascoigne jedenfalls nicht in 'times
past' nur — sehr häufig findet.
Das 'Steele Glas' enthält strengste beobachtung des jam-
bischen rhythmus, bis auf ganz wenige trocliaeen im vers-
aufange, strengste beobachtung des Englischen worttons. Es
ist nicht von dem dichter, der im stürme des lebens steht, es
ist von dem bejahrteren, theoretisierenden manne, im vorletzten
jähre seines lebens. Seine löblichen prinzipien der metrischen
reinigung der poesie, sind daher nicht in aller strenge den
dichtungen der zeit anzupassen, und sind glücklicherweise auch
nicht so befolgt worden.
Nichtsdestoweniger ist aus Gaseoigne's prinzipien viel
nutzen für die erkläruug der metrik des 16. jh. zu ziehen,
denn sie zeigen sich bei Surrey, Grimoald, Spenser u. a. wol
bewährt, wenn auch freilich mit diesen und jenen freiheiten.
Durch Gaseoigne's schrift haben wir einen sichern ausgangs-
punkt ^^ewonnen; er bezeichnet, wie wir es heute tun, die be-
treffenden dichtungen als jambische, wenn er sich auch ziem-
lich unklar über die accente ausdrückt, die er in gravis,
lenis und circumflex einteilt und folgendermassen charac-
terisiert:
'the grave accent (') is draweu out or eleuate and maketh that sillable
long, whereupon it is placed: the light (\) accent is depressed or
snatched iip, and maketh that sillable short lipon the which it lighteth :
ANFAENGE DES BLANKVERSES. 21
the circuniflexe accent (') is indifferent, sometimcs short, soraetimes
long, sometiuies depressed and sometimes eleuate'.
Die begriffe der länge und kürze, arsis und thesis, gehen
durclieinander, wie etwa hundert jabre später bei den Deutschen
metrikeru, ohne dass aber Gascoigue uns mitteilt, welche Sil-
ben er lang, kurz oder mittelzeitig misst.
Um zu Surrey zurückzukehren, ist zu bemerken, dass
seine sämtlichen dichtungen, ganz abgesehen von ihrer
einteilung nach reimfiguren, sich als jambische ergeben.
Neben zwei 3fnssigen, zehn 4füssigen, einem nicht glücklichen
versuch in reimlosen alexandrineru, finden sich neunzehn dich-
tungen in der, vermutlich von Surrey eingeführten, im 16. jh.
so beliebten Verbindung von alexandriner und 7füssigem Jambus,
abgcfasst. Weitaus die gröste zahl aller gedichte aber ist in
öfüssigeu Jamben geschrieben, vierundzw^anzig in gereimten
und die Übersetzung des zweiten und vierten buchs der Aeneide
in blankversen.
Ich lege also für meine Untersuchung sämtlichen
gedieh ten Surrey's streng jambischen rliythmus
schematisch zu gründe, und beurteile von dem Stand-
punkte aus die einzelnen widerspüche, obwol, wie in
der einleitung gesagt wurde, mit denselben nicht so streng in's
gericht gegangen werden darf, da durch den eiufluss des silben-
zähleuden prinzips der Romanischen poesie das gefühl für den
rhythmus etwas abgeschwächt war,
Ueber alle seiner zeit gebräuchlichen versarten — freilich
nur über die, welche er für kunstmässig hielt — gibt Gas-
coigne uns aufschluss; dass er den blankvers nicht ausdrück-
lich erwähnt, ist wol auffallend. Dennoch ist eine stelle von
Wichtigkeit, a. a. o. s. 35:
'I would exhorte you also to beware of rime without reason:
my meaning is hereby that your rime leade you not from your firste
Invention . . . But do you alwayes hold your first'determiued Inven-
tion, and do rather searche the bottome of your braynes for apte
words, than chaunge good reason for rumbling rime'.
Interessant ist, was Gascoigne über einen sehr wichtigen
factor im verse sagt, über die pausen. Die auffassung der-
selben ist so wichtig, dass ich wieder Gascoigne^ selbst spre-
chen lassen muss, a. a. o. s. 37 f.:
'There are also certayne pauses or restes in a verse, whiche raay
be called ceasures, whereof 1 woulde be lothe to stände long, since
22 SCHKOEER,
it is at discrction of tlie wryter, and they have bene first devised
(aa should seenie) by the Musicians: but yet thiis miich I will advent-
ure to wryte, that in mine opinion in a verse of eight sillables, the
pause will stand best in the middest, in a verse of tenne it will best
be placed at the ende of the first foure sillables, in a verse of twelve
in the midst, in verses of twelve in the firste and fouretene in the
second, wee place the pause coramonly in the midst of the first, and
at the ende of the first eight sillables in the second. In Rithme
royall, it is at the wryters discretion, and forceth not
where the pause be untill the ende of the line'.
Die eisten Zeilen bezeugen uns die anschaiiung damaliger
zeit über die pausen im Englischen verse, so wie wir sie heute
uns aus den verschiedenen perioden entwickeln. Im Englischen
verse ist die pause in erster linie ein logischer ruhepunkt.
Dem entsprechend wechselt die pause mit ihren stellen von
Chaucer bis auf unsere zeit, ja sie fehlt in manchen versen
im Innern ganz, steht also erst am versschlusse. Bei Surrey
nun findet sich im 8- und 12 silbler die pause in der mitte und
der 14 silbler Lässt, wie Gascoigne angibt, eine pause nach der
8. silbe eintreten; ich setze noch eino zweite nach der 4.
silbe an. Diese rhythmen zerfallen durch ihren bau natur-
gemäss in solche teile, daneben finden sich logische pausen,
unabhängig von diesen gesetzen. Für den 10 silbler kommt
es nun auf 'the wryters discretion' an, sich sclavisch an das
Schema der pause nach der vierten silbe, wo sie natürlich am
besten passt, zu binden, oder die freiheit, die in dem verse
wie in keinem andern liegt, zu gebrauchen; sagt doch Gas-
coigne auch vom rhythm royal 'it forceth not rvliere the pause
he untill the ende of the Vme'. Die freiheit bezüglich der pause
ist es wol, die den 10 silbler einerseits, und ein weiterer be-
freiender schritt, das aufgeben des reimes andrerseits, der den
blankvers so beliebt gemacht hat. Auf die notwendigkeit der
ruhepunkte im verse ist nun die wichtigste Unregelmässigkeit
des jambischen verses gestützt, das eintreten von trochaeen
an die stelle von jamben.
In einem verse von jambischem rhythmus muss ein wort,
das sich demselben nicht leicht fügt, naturgemäss denselben
aufhalten. Am anfange des verses, im ersten fusse ist der
dichter noch nicht in den rhythmus gekommen; durch einen
trochaeus an dieser stelle entsteht also keine pause wie im
Innern des verses, es ist nur ein ausdrückliches hervorheben
ANFAENGE DES BLANKVERSES. 23
des nun folgenden verses im Verhältnis zu den ihn umgeben-
den verszeilen zu erkennen. Im innern des verses aber ist
der rhythmus durch einen troehaeus unterbrochen, und es ist
dabei nun zu unterscheiden, ob eine so entstandene pause der
logischen Verwendung des betreffenden Wortes entspricht, oder
nicht. Ist ersteres der fall, so haben wir es mit der von
Mommsen und Schipper besprochenen belebung des verses zu
tun; im andern falle, wie immer derselbe auch zu erklären
ist, empfinden wir härten im versrhythmus.
Ich beginne die besprechung der den versrhythmus be-
lebenden trochaeen, da beim Gsilbler sich keine finden,
mit dem Ssilbler. Natürlich finden sie sich am häufigsten
an erster stelle, so:
12 Furthering his hope, that is his sail u.a.m.
Dazu ein beispiel eines blos durch die Satzbetonung veran-
lassten troehaeus, was Mommsen einen rhetorischen tro-
ehaeus nennt:
23 Thus is my weultli mingled with woe,
worin zugleich ein beispiel für den troehaeus an dritter stelle
nach der pause gegeben ist, ebenso:
45 Since fortune's wrath envieth my wealth und
46 Tlie frozen thowjhts qraven hy love,
desgleichen rhetorisch:
Hl) Thy Windows had donc mc no spiy/it.
Da der 10 silbler eingehendere besprechung erheischt, gehe
ich vorher au den 12- und 14 silbler.
Im 12silbler findet sich der troehaeus sehr häufig an
erster stelle, z. b.:
45 Under a mulherry tree it was; first said the one
andere beispiele auf s. 49, 50, 84, 87, 97, 1U8, 111.
Sonst findet er sich noch an vierter stelle nach der
pause:
100 Within this careful mind bürdend with care and grief,
ebenso s. 91, 107.
Sonstige trochaeen sind als härten zu bezeichnen, doch
einer nicht; im verse: Behold! hearken in grief, lamenting how
I pray ^^^ lehrt uns der troehaeus im zweiten fusse nach einer
grössern logischen pause so recht, wie wir überhaupt die tro-
chaeen aufzufassen haben.
24 SCHROEER,
Im 14pilblcr finden wir die troehaeen an erster stelle
und an der dritten und fünften stelle nach der ersten und
zweiten pause:
90 Gather may he (hat savoury fruit, that springeth of Ms pain,
ebenso s^ 24, 80, 84, 87, 90, 95, 102, 103, 104, 109.
81 What nerv device \ grounded so sure \ that dreadeth not to fall,
ebenso s. 82, 93, 95, 103.
95 Whereto Ihy heari \ to bind thy will | freely doth not accord.
Der lOsilbler, der bei weitem die meisten verse Surrey's
beberscht, bietet hinsichtlich der troehaeen die reichste aus-
beute, und zwar der gereimte, wie der blankvers; letzterer
freilich zeigt noch grössere mannigfaltigkeit.
An erster stelle finden sich die meisten beispiele, unter
denen ich nur wenige hervorhebe. So s, 145 sehr wirkungsvoll:
Wliere Lidian Tiber with Ms gentle stream
Mildly doth flow along the fruitfid fields.
und ebenso syntaktisch s. 17, zum Schlüsse des sonetts 'A vow
to love faithfuUy, howsoever he be rewarded', nach aufzählung
der verschiedensten hindernise:
Hers will I be, and only with this thought
Content myself, althongh my cJiance be nought.
An erster stelle sind die fälle so häufig, dass eine aufzählung
derselben unnütz wäre; zwisclieu gereimtem lOsilbler und
blankvers besteht darin kein unterschied.
Die pause kann im lOsilbler nun nach der vierten, fünf-
ten oder sechsten silbe eintreten, doch hinsichtlich eines nach-
folgenden trochaeus kann nur die nach der vierten oder sechs-
ten silbe in betracht kommen.
An dritter stelle nach der pause finden wir den tro-
chaeus zweimal im gereimten lOsilbler:
19 Where we did strain \ trained tvith swartns of youth
98 After long war \ patience had oppress'd,
doch ungleich häufiger im blankvers:
120 With glowing eyen \ lainted with blood andfire,
ebenso s. 113, 127, 128, 129,130, 132, 133, 135, 138, 139, 140,
141, 142, 144 u. ö.
Hat in dieser lebendigkeit der blankvers schon etwas vor
dem gereimten lOsilbler voraus, so ist dies noch mehr der fall
bei den troehaeen an vierter stelle nach einer pause,
ANFAENGE DES BLANKVERSES. /.')
die sicli in den gereimten lOsilblern gar nicht finden, wol aber
häufig- im blankvers:
i;^3 And ran amid his foes \ ready to die,
Itiö So hard to overtreat? \ rvhither rvhirls he?
und ebenso auf s. 113, 145, 149, 154, 155, 157, 171, 174.
Auch im blankyers findet sich ein trochaeus an zweiter
stelle nach einer logischen pause, freilich selten wie eine solche
pause:
118 The Greeks ; Imvful to hole their nation.
169 PVere sought, after the right course of the moon
Im gegensatze zu diesen trochaeen, deren anwendung unser
ehr heute noch erfreut, sind solche zu verzeichnen, die ich
unter dem gemeinsamen namen von härten begreife: tro-
chaeen, die den fluss des verses unterbrechen, ohne syntac-
tische motivierung. Dass dieselben A'ermutlich unter dem ein-
flusse Romanischer poesie vom dichter selbst nicht so hart
empfunden wurden, ward schon bemerkt. Auch wird die Wei-
terentwicklung zeigen, wie sie allmählich in der Englischen
metrik mehr und mehr verschwanden.
Unter den härten sind aber abstufungen nach dem grade
der härte deutlich zu erkennen. Es wird sich dadurch manches
zu gunsten des dichters gestalten.
I. Bei der wortbetonimg wurden die s ch w an li enden be tonun-
gen Germanischer composita, die durcli den versschluss verbürgt
waren, aufgezählt. Im versinnern finden sich noch mehrere fälle, die
einzeln vorgeführt werden müssen:
176 Herself upwai-d ; and thrice shc overthrerv
144 Holding hack ward the steps where we had come
(ebenso:
106 Give ear to mij suit Lord! from ?vard hide not thy face und
122 From Teiiedon torvards^ the coasts 7vell knorvn,
doch ist hier ein trochaeus nicht auffällig).
128 Ay me ! bootless it is for any wight,
auch hier ist ein trochaeus nicht unmöglich.
117 With blood lik ewise , ye must seek your return
154 Speedy of foot, of wing lik ewise as swift
2 And brought the day, it doth nothing abate
125 His next neighbour Vcalegon afire
' Was Abbott veranlasst, einige fälle von toward bei Shakspere
anzumerken, verstehe ich nicht, da nach Webster (Synopsis of words
differently pronounced by different orthoepists, in s. Dictionary) die
heutige ausspräche auch toward ist.
26 SCHROEER,
139 Of the household, my father 'gan beseech
166 Frotn the housetop, drawing long doleful lunes
155 Äeneas one outsprung of Troyan hlood
156 Ne his offspring in Italy regards
131 With yonng Astyanax his grandsire to see
157 Fi'om his grandfather by the mothers side
19 Äs proud Windsor? where I, in lust and joy.
Koch Gl*. I 153 bespricht diese erscheinung üur kurz. Abbott in
seiner Shakesp.-gr. führt mehrfache belege für versetzte betonung an,
ohne gerade composita von andern Wörtern zu scheiden. Ich glaube
aber entschieden, dass composita besonders zu betrachten sind und die
betonung derselben der willkür am meisten ausgesetzt war, ebenso wie
im Deutschen verse im 16., 17. und 18. jh. und vereinzelt noch heutzu-
tage zweiteilige Wörter gelegentlich im tone wechseln können.
Die versetzten betonungen am versschlusse berechtigen uns zum
mindesten, die raöglichkeit schwebender betonung und daher das fallen
der hebung auf den zweiten bestandteil, im versinnern, anzunehmen.
Zudem finden wir besonders Wörter wie Ukervise , nothing damals noch
häufig getrennt geschrieben.
Besonderer erwähnung bedarf das wörtchen unto, sowie das etwas
seltner vorkommende into. Koch Gr. I 168 berührt die frage nur kurz.
Er citiert eine stelle aus Robert Herrick's (1591—1674) 'Night Piece to
Julia', die uns für beide worte im reim die versetzte betonung bietet.
Sie lautet:
Then Julia, let me woo thee
Thus, thus to come unto me;
Aiid when I shall meet
Thy silvery fcet,
My soiil ril pour into thee.
Bei Surrey steht die sache folgendermassen : unto steht etwa neun
mal, into etwa fünf mal, doch nach einer pause, so dass durch einsetzung
eines "trochaeus die regelrechte betonung ungestört bleibt, z. b.:
117 Returned all unto my rvretched death oder
19 With eyes cast up into the maiden's totver.
Daneben zähle ich etwa acht fälle, wo die regelmässige betonung
imto durch den rhj'thmus gewahrt ist, z, b.:
125 Whath prick'd us forth ; and unto tis it seemcd.
Hingegen aber finden wir iu den versen:
30 And then unto myself 1 say ; when we shall meet
61 To swell in ivealth, or yield unto mischance
65 That opes and shuts as I do speak , do thus unto me say
109 (Thou) hast put into such infants' moulhs for to confound
their pride
die versetzte betonung wahrscheinlicher. Freilich könnten • wir uns ja
ganz leicht helfen, indem wir Surrey härten zuschreiben, deren er ja
mehrere aufzuweisen hat. Doch warum? Scheint es nicht vielmehr
ANFAEXGE DES BLANKVERSES. 27
wahrscheinlich, dass das Englisch des Hi.jh. noch nicht so erstarrt war,
wie das heutige, so dass dergleichen üweiLeilige worte noch als solche
gefühlt und gebraucht wurden, wie etwa gelegentlich unser Nhd. dazu?
Bei gelegenheit der besprechung von Gascoigne's 'Steele Glas' müssen
wir darauf noch zurückkommen. Die erklärung dieser erscheinung bei
Abbott (der aber wol nicht die absieht hatte, alle fälle zu verzeichnen),
Shakesp.-gr. 3;i7, erscheint beachtenswert, wenn man die auseinander-
setzung über das Verhältnis von to zu imto bei Mätzner, Gr. II 326,
heranzieht.
Bieten nun diese möglichen fälle schwankender betonung eigentlich
nichfs characteristisches für Surrey, so finden sich bei ihm doch noch
andere härten, die seine Vorgänger wol in weit höherem masse auf-
weisen, indem sie die betreffenden wortgattungen sogar im letzten fusse
und im reime verwenden, die aber in den weiteren blankversdichtungen
möglichst gemieden werden.
2. Gewisse wortgattungen scheinen durch ihren starken neben-
accent — natürlich handelt es sich da nur um zweisilbige Wörter —
dazu verleitet zu haben, die Stammsilbe in die Senkung zu setzen.
Graphisch wäre so ein fall etwa durch einen spondeus darzustellen.
Adverbia und adjectiva auf -ly, participia auf -ing, Superlative auf -est
u. dgl. m. sind die gewöhnlichsten fälle.
Die verse müssen einzeln zur veranschaulichung vorgeführt werden:
57 Whoso gladly halseth the golden mean
58 And so wisely when lucky gale of wind
67 For such calling when it works none amends
132 Not so fiercely doth overflow the fields
143 She was only away, deceiving us
127 And plenty of gi-isly j)ictu7'es of death
175 And her dying she clepes thus by her name
145 And there won dring I find iogether swarinüd
124 The dim resounded, wilh rat Hing of arms
126 The cry greatesi that made the air resound
116 Yea and ei t her Atride would hye it dear^
176 For that neither by lot of destiny.
Daran schliessen sich die zweisilbigen Wörter auf -ojv. Das suffix
-va in Aeng!. substantivis, wie swaletve, findet sich Mengl. mit nominibus
und verbis auf Aengl. -g, -h, -gian zurückgehend, nach erweichung des g
zusammen, wie holewe^ Aengl. holh (s. Stratmann, 0. E. D.^), folewen,
Aengl. folgian. Dazu kommen andere Wörter, die anders entstanden, wie
Window, Aengl. windeage, wo die betonung auf der zweiten silbe eigent-
lich weniger befremden könnte, fclloiv AuovCl. felagi. -ewc wird zu -owe,
daneben -etve mit verstummendem erstem e im Mengl. erhalten und
auch noch im 16. jh. nicht selten. Für -owe ist die länge ausser zweifei
und so fallen diese wörter in die analogie obengenannter wortgattungen
' Dieser vers könnte auch durch verschleifung von eilher Atride
und annähme fehlenden auftaktes wegfallen. "~^
28 SCHROEER,
mit starkem nebenaccent (vgl. die versetzte betonung von feläwe in
King Hörn, Wissraann s. 44 und auch Child bei Ellis, 0. E. E. Pr. I 369).'
Die betreffenden verse sind:
4 The srvift swallow pursuelh ihe flies smale
142 And my wife shall follow far off my steps
23 In my windorv , wliere I may see
145 Long to furrow large space of stormy seas.
Die zahl all der erwähnten fälle würde noch bedeutend anwachsen,
wenn die trochaeen an 1. stelle und nach pausen mitgezählt würden ;
doch wer will entscheiden, ob der dichter einmal einen trochaeus etwa
durch ein holding, follow u. dgl. absichtlich zur syntaktischen markierung
angewendet, oder ob ihn der tonwert der betreffenden siiben dazu ver-
leitet?
3. Die zahlreichen fälle, die durch moderne betonung Roman. Wörter
entstünden, wurden schon bei der besprechung der wortbetonung ange-
führt. Es sei noch bemerkt, dass es nicht unmöglich ist, dass Germa-
nische Wörter mit ausgängen auf -on, -y durch falsche ana-
logie mit Romanischen auf -on, -y in ihrer betonung eben-
falls alteriert wurden. Folgende verse, in denen wir freilich auch
härten, wie überall zugeben könnten, sprechen dafür:
130 With such rveapons they shope them to defend
174 She sprinkle the hody, and bring the beasts
176 From this body — And ?vhen she thus had said
81 And time buried and doth revive and Urne again shall
waste.
Weitere beispiele, insbesondere für body, Hessen sich aus zeitge-
nössischen und früheren denkmälern leicht heranziehen.
4. Weder durch schwankende betonung, noch durch den einfluss
des nebenaccents sind folgende härten zu erklären:
69 But proud people that dread not fall
70 Thy proud torvers and turrets high
7 / know under the grcen the serpent how she liirks
SO Confess under the sun, that every thing is vain
81 Have searched long to know all things under the sun
58 God that sendeth withdraweth winter sharp
53 No thing linder the sun, that 1 can hear or see
130 Of old faihers the proud and royall works
131 Whom cold winter all bolne hid under ground
132 The fray'd moihers wandring through the wide house
' Auch der vers in Shakspere's Cymbeline IV 3.9: ' llic life of
comfort. But for thee, fellow' ist characteristisch. Abbott, Shakesp.-gr.
329 führt denselben als ein beispiel des sogenannten 'pause-accent' im
letzten fusse an, wobei er bemerkt: 'The old pronunciation " felloiv" is
prohably not Shakespearian\ Die Wahrheit liegt m'oI in der mitte: der
fortwirkende nebenaccent auf -ow gestattet das wort auf dem letzten fusse
zu betonen. ,
ANFAENGE DES BLANKVERSES. 29
i;59 l'o have iived after the city taken
142 An old temple there Stands, whereas some liine
142 And Ihou father receive into thy hands
14Ü A new number of males motliers and men
148 Or rvilh thunder the miglity Lord nie send
15G His fair mother behigkt hhn not to us
157 l'o the water then took he his descent
170 Or nie scorned to their proud ships receive
170 Atid thou s ist er first vanquish'd with my tears
127 EacJi palace and sacred porch of the gods
135 Reigned over so many peoples and realms
100 What! until my brat her Pygmalion
154 Of Gods begat; the last sister they write.
154 Whom our mother the earth, tempted by rvrath.
Ueberblickt man die fälle der unberechtigten trochaeen,
so erscheinen einige dennoch nicht ganz als härten, so insbe-
sondere einige fälle der anrede, wie father ^^', sister ^''^ Da in
solchen fragen aber der individuellen ansieht ein gar weiter
Spielraum gelassen ist, hielt ich es für nötig, die lange liste
der auffälligen verse abzudrucken. Jedenfalls ist die zahl der
härten im v^erhältnis zu den etwa 400Ü bis 5000 versen keine
übermässig grosse, wie es im vergleich mit den folgenden
denkmälern vielleicht erscheinen mag. Die härten können als
gelegentliche bezeichnet werden und stören nicht den eindruck
eines kräftig dahinfliessenden rhythiuus.
Eine andere Unregelmässigkeit ist das auftreten überzäh-
liger Silben im verse.
Musten wir bei besprechung der trochaeen häufig das ge-
biet der wortbetonung berühren, so häugt die Zulassung über-
zähliger Silben mit der silbenmessung der einzelnen worte viel-
fach zusammen. Es ist zu unterscheiden zwischen überzähligen
Silben innerhalb des rhythmus, und solchen nach einer pause
und am versschlusse. Als überzählige silben innerhalb
des rhythmus sind vor allem alle zusammenzieliungen auf-
zufassen, von denen es wahrscheinlich ist, dass sie im zeit-
mass einer silbe zweisilbig ausgesprochen wurden, wie z. b.
savoury, marvellous, ebenso bei zwei silben wie 7nan>j a u. dgl.
Sicher zweisilbig musten zwei Wörter ausgesprochen werden,
die kein synkopierbares e enthielten oder nicht aus i {e, u) +
vocal bestanden.
Dass der dichter absichtlich etwa dactylen oder anapaeste
anwenden wollte, scheint mir unwahrscheinlich, eine theorie
30 SCHROEER,
lässt sich daraus wol nicht entwickeln. Inwiefern dadurch
gelegentlich kräftigere ausdrucksweise oder ein anderes mal
härte entstanden, sollen die beispiele dartun:
23 That 7vith the spoil ofjmj heart did go
50 The mean diet no delicate fare
70 With famine and pest lamentably
G8 So fervent hot thy dissolute life
14 Änd Wiyidsor alasl doth chase me from her sight!
87 End carry the rod that scourgeth them that glory in iheir gold
20 To hanish the less, I find my chief relief
136 To revenge^my town, unto such ruin brought
155 Äs mindful of ill and lies, as hlasing truth
155 A woman that ivandring in cur coasls hath hought
107 11 was the Lord that broke the Uoody compacts of those.
In betreff des künstlerischen wertes solcher zweisilbigen
Senkungen, verweise ich auf die ausführungen bei Mommsen
und Schipper.
Eine frage für sich sind die überzähligen silben am vers-
schlusse oder nach einer pause, die w^eiblichen ausgänge und
caesuren.
Der weibliche versausgang gehört im ganzen zu
den Seltenheiten in Surrey's metrik. Die wenigen fälle
scheinen eher als ausnahmen zu bezeichnen zu sein. Sie sind
folgende :
/ Solomon, Davids son, hing of Jerusalem
SO Chosen by Qod to teach the Jervs and in his laws to lead thetn
(dies der einzige fall bei Surrey, eine hebung mit einer Senkung
zu reimen!)
Ferner mit weiblichen reim zwischen 12- und 14 silbler:
Such proofs before the just, to cause the hearts to waver
103 Be set like cups, miiigled ivith gall, of bitter laste and savour
Oefters im blaukvers.
An der fraglichen stelle:
113 By the divine science of Minerva,
ferner :
149 Whiles jvinter frets the seas, and rvatry^Ormi^
wenn hier nicht ein 12 silbler zu lesen ist,
160 All utterly I could not seem forsaken
159 Doth prick her forth hearing Bacchus name hallowed
169 Hirn she requires of justice to remember.
Dazu in dem oberwähnten schlechten verse:
139 To have lived after the city taken.
ANF AENGE DES BLANKVERSES. 31
Anders steht es mit der weiblichen caesur.
Die geschiehte der weiblichen caesur im Mengl. vers ist
sehr interessant. Hier sei nur bemerkt, dass nicht nur Skelton
sondern auch Douglas dieselbe sehr häufig aufweisen. Ueber
Skelton's Verhältnis zur Howard'schen familie s. Dyce's Skelton-
ausgabe I, XXXIX. Douglas' Virgilübersetzung lag Surrey
direct vor.
Surrey zeigt häufig weibliche caesuren, und wie wir ge-
sehen haben, weniger weiblichen versschluss. Eigentümlich ist
es freilich, dass wir die weibliche caesur nur nach der vierten
silbe haben. Prof. Mayor (Transact. of the Pbilol. Soc. 1S75/6
8. 421) zählt in Shakspere's Macbeth 25 weibliche caesuren
nach der 4. silbe und 32 nach der 6.
Bei Surrey finden sich folgende nach der vierten silbe:
Im 8-silbler:
23 When other lovers \ in arms across
T() If absence quoth I \ be marvellous
76 To her tvhom unneth \ I love and shull
ITil Since tliis to follorv | of force thou inust,
welch letzterer fall vielleicht durch verschleifung von follow of
wegfällt. "^
Im 14-silbler:
1U3 By ivi'athes children; \ and from my birth \ my chastising
Im gereimten lO-sifbler: ^^^«"•
19 So cruel prison \ hotv could betide alas !
16 Mine eyes discover ; \ and to my mind resort
58 The great Macedon \ that out of Persia chased.
Im blankvers weit häufiger:
1:51 Like to the adder \ ivith venemous herbes fed
132 And the large palace \ ?vith soldiers gan to fill
144 In the void porches \ Phenix, Ulysses eke
147 What nerv guest is this \ that to our realm is come?
169 The Troyan navy \ and Teucrian vile commands
170 Who would me suffer \ (admit this were my will).
Die drei letzten fälle könnten durch verschleifung von to our,
navy and, suffer admit auch wegfallen. Ferner:
148 0 sister dearer \ beloved than the light
149 By Gods purveyance it bleiv, \ and Junos help
150 The Troies travails \ to hear a-new she lists
153 To Visit Delos \ his mother's mansion
154 And Venus nephetv | the cottages for fear
158 Arnid his throatal \ his voice likewise gan stick
32 SCHROEEK,
167 The ugly furies \ his slaughter to revenge
171 When by her rv'mdow \ the queea the peeping day.
Für das mögliche vorkommen der weibliclien caesur nach
der sechsten silbe spricht nur der vers:
157 iVith ynisty clouds is beuten ?vith wind and slorm,
doch wäre die pause da besser nach clouds, und ausserdem
heaten nach analogie andrer fälle im zeitmasse einer silbe zu
lesen.
Aus dem angeführten ergibt sich das resultat, dass der
weibliche versausgang bei Surrey nur sehr vereinzelt, die weib-
liche caesur nach der vierten silbe aber recht häufig vorkommt,
und zwar dass der blankvers besonders die weibliche
caesur häufiger als die andern versrhythmen zeigt,
was vielleicht auf den einfluss von Douglas zurück-
zuführen ist.
Als dritte Unregelmässigkeit im versrhythmus ist die ein-
mischung kürzerer und längerer verse zu bezeichnen.
Einige wenige fälle scheinen beabsichtigt, und zwar in der
VirgiUibersetzung dem Latein entsprechend:
115 Imagme all the rest. -^neis II 66: Disce omnes.
129 Take ye your flight. Mn. II 640: Vos agitate fugam.
149 Or yetthy brothersthreats. -^n. IV 44: Germanique minas.
Doch ist zu bemerken, dass ausser den dreien, keinem der
übrigen verkürzten verse Virgil's auch bei Surrey einer ent-
spricht.
Die sonstigen fälle sind wol aus versehen entstanden, wo-
vor Gascoigne (a. a. o. s. 32 — 33) eindringlich warnt.
Um einen fuss zu lang ist ein 10 silbler unter 8 silbler
geraten.
Enemies to God beut stone from stone
Thine idols burnt, that ivrought iniquity :
70 When none thy ruin shall bemoan.
Andrerseits um einen fuss zu kurz steht ein lOsilbler unter
12 silblern:
106 Ä trembling cold of death overrvhelmeth my heart,
wo durch annähme arger härten in overrvhelmeth und vollmessung
dieses Wortes der 12 silbler herzustellen wäre.
Sonst finden sich nur fälle im blankverse, wo ja wegen
der mangelnden bindung des endreims sorgloser gemessen
wurde. Um einen fuss zu kurz:
138 Round hewen with axe, that husbandman
ANFAENGE DES BLANKVERSES. 33
145 Me Iure the Gods great motlier holds
156 From Grcekish arms: hui such a one.
Noch häufiger um einen fuss zu lange verse:
121) As fury guided me and rvhereas I had lieard
144 The chUdren orderly and mothers pale f'or fright
und ebenso noch auf s. 148, 149, 169, 172, 173.
Diese Unregelmässigkeiten, verhältnismässig nicht viele,
finden sich aucli bei den grossen dichtem der folgenden perio-
den, wie auch heute. Jedenfalls ist der rhythmus nichtsdesto-
weniger ein einheitlicher zu nennen, und nicht auf eine stufe
mit dem der meisten dramen der zeit zu stellen.
Es erübrigt noch, einige stellen zu erwähnen, die schlecht
überliefert zu sein scheinen: Doth call her forlh wUh noise of
danciHg^^'* sollte ein blankvers sein; obwol man ja verschie-
dene versuche nach den verschiedenen freiheiten macheu könnte,
scheint der vers doch eher schlecht überliefert. Ebenso der
alexandriner auf s. 05: So in despair and hope plung'd am I
hoth up and down, der aber vielleicht durch Umstellung und
Verschiebung von / am zu bessern wäre.
Anders sind einige andere fälle aufzufassen. Die verse:
()2 Norfolk Sprung thee, LumbeUi holds thee dead
59 Some that matched with the murdrers knife
12 Love that liveth and reigneth in my thought
15it Like the stricken hind rvith shaft in Crete
170 Shall 1 rvait? or board them with my power.
werden wol als solche mit fehlendem auftact, wie dies in
Mengl. zeit nicht selten, zu bezeichnen sein.
Dass in die blankveise mitunter gereimte lü silbler ge-
kommen sind, wäre nicht zu verwundern; es ist nur ein fall
zu verzeichnen, cleär : ncär (a : b : a) s. 142.
Alliteration scheint bei Surrey nicht beabsichtigt. Es
ist interessant, was Gascoigne darüber sagt (a. a. o. s. 36):
You may use the same Figures or Tropes in verse which are
used in prose, and in my iudgement they serve more aptly, and liave
greater grace in verse thau they have in prose: but yet therein re-
membre this old adage 'Ne quid nimis', as niany wryters which do
knuw the use of any other figure than tliat whiche is expressed in
repeticion of sundrie wordes beginning all with one letter,
the whiche (beyng modestly used) lendeth good grace to a
verse: but they do so hunte a letter to death, that they
make it crambe, and crambe bis positum mors est: therefore
'Ne quid nimis'.
Anglia, IV. band. S
34 SCHROEER,
Dies ist die ansehauung- der neuen kunstpoesie über die
alliteration. Verse wie:
VM) A Mght of rage and \ury there rve satv oder
l:n Bu( soon another sort slepf in their stead
beweisen gerade nicht viel, da sie selten sind.
Aus dem etwas abgestumpften gefühl für den rhythmus
ist es zu erklären, dass, abgesehen von den obenerwähnten
härten, man sich nicht scheute, logisch wenig betonte einsilbige
Worte in die hebung zu setzen. Es kommt das natürlich bei
allen dichtem bis zu einem gewissen grade vor, und fällt sel-
ten auf, da ja nicht alle hebungen in der declamatiou gleich-
wertig sind. Ein geschickter Vorleser wird darüber anstands-
los hinweglesen können, und zwar jedenfalls viel leichter als
bei mehrsilbigen, wichtigeren Wörtern, weshalb deren incor-
recte Verwendung im ^erse nicht auf derselben stufe steht, wie
die von ihe, of, to u. dgl.
Surrey zeigt dergleichen wiederholt, z. b.:
Than to boast of such ferfectness, whose works such fraud express
oder:
124 From the high rock while he doth hear ihe sound u.a.m.
Was den blankvers besonders für epische, didactische und
dramatische dichtung so beliebt machen muste, war eben die
freiheit und Unabhängigkeit einer verszeile von der andern,
die es ermöglichte, je nach bedarf über die fünf füsse hinaus
einen gedanken fortzuspinnen, wenn nur überhaupt der rhyth-
mus gewahrt blieb. Das enjambement, die grössern satz-
punkte im Innern des verses, sind der stolz des Englischen
blankverses in seiner höhe, so bei Milton. In wie weit sich
dies in den uns hier zunächst betreffenden denkmälern zeigt,
soll überall eine probe veranschaulichen. Für Surrey füge ich
noch ein stück in gereimten füuffüssigen Jamben hinzu, zur
vergleichung:
Descriptiofi and praise of his love Geraldine.
From Tuscane came my Lady's rvorlhy race;
Fair Florence was sometime her ancient seat:
The Western isle, whose pleasant shore doth face
Wild Ca77iber's cliffs, did give her lively heat:
Foster'd she was with tnilk of Irish breast:
Her sire an Karl, her dame of Princes blood. '
From tender years, iii Britain she doth rest,
With kinges cläld; ivhere she lasteth costly food.
AN'F AENGE DES BLANKVERSES. 35
H uns (Ion ilid first present her to mine eyen:
Brighl is her hue, and GeraUüne she hight.
Haynptnn me taught to wish her first for mine;
And Windsor, alasl doth chase me from her sight.
Her beauty of kind; her virtues from above;'
Happy is he that can ohtain her love!
Aus dem 4. buche der Aeneide:
0 sister! if so great a sorrow 1
Mistrusied had, it ivere more light to bear.
Yet natheless this for me rvretched wight,
Anne, shalt thou da: for failheless, thee alone
He reverenced, thee eke Ms secrets told;
— So was this Lord norv here norv there beset
With words ; in ivhose stout breast wronght many cares.
Bat still his mind in one remains ; in vain
The tears were shed. — etc. etc.
lu dem blankverse Surrey's haben wir also folgendes zu
erkennen :
Der jambische rhythmus erscheint einerseits ab-
sichtlich unterbrochen, andrerseits finden sich gewisse
Wortarten, sowie aber auch einzelne worte, so im vcrse
verwendet, dass gelegentliche härten entstehen. Die
betreffenden Wortarten rechtfertigen sich zum teil
durch die Verwendung, die sie im Mengl. verse hatten,
sind also als ein Überrest der Mengl. periode anzusehen.
Dazu kommen noch andere Mengl. Überbleibsel, wie
das fehlen des auftacts in einigen f<ällen. Im ganzen
muss man aber auch den einfluss des silbenzählenden
prinzips der Romanischen metrik noch als wirksam
gelten lassen. Die erscheinung, dass häufig mehrere
Silben an der stelle von zweien stehen, ist der Mengl.
wie der Nengl. zeit bis auf den heutigen tag eigen,
und ist oft recht wirkungsvoll. Stelienw^eise dacty-
lischen oder anapaestischen rhythmus dafür anzu-
setzen, ist unnötig. Die w^eiblichen caesuren sind
ebenfalls ein überbleibsei aus Mengl. zeit. Allitera-
tion spielt keine rolle.
Bei den folgenden denkmälern kann ich mich kürzer fassen.
In den der zeit nach zunächst liegenden zwei gedichten
von Nicholas Grimoald ist schon ein entschiedener fort-
schritt gegenüber Öurrey zu bemerken.
36 SCllROEER,
Silbenmessuiig und wortbetonung bieten wenig- auf-
fälliges. Die <?-lialteudea enduugen sind im ganzen öfter un-
betont als bei Survey, an kräftigen zusammeuzieliungen fehlt
es nicht, so — ich eitlere nach der Seitenzahl in Arber's reprint
der Tottel'schen Sammlung — clattering^'-^, heaufn^-^, desper-
alelij^-^, wie andrerseits nicht an gelegentlich wirkungsvollen
vüllmessungen, wie in dem verse:
122 So, ihat the blood down reyled on the ground.
Romanische ableitungssilben mit / {e, u) + vocal sind meist con-
trahiert: sapience^'--, Macedonians^-^, ohlivion^'^^, constellaüon^",
Victor ious ^'^^, presumptuous ^'-'^, Cassius i-^, Antonius ^'^'^ , jedoch
TuUius am versende. Synaloephe in tUarmed ^'-^.
Von Romanischer wortbetonung findet sich noch
i?nage^'^* einmal durch den verssehluss verbürgt. Die möglicher-
weise schwankenden betonuugeu German. composita,
die ich bei Surrey, soweit sie im versinnern waren, bei be-
sprechung des versrhythmus behandelt habe, werde ich in Zu-
kunft aus praktischen gründen bei der wortbetonung anführen.
Am versschlusse finden sich keine beispiele, wol aber im
versinnern :
121 Iti the primetide dothe season well the soyle
125 That florving toung 7vhen Ms rvindpype disclosde
124 And Jove desires a nerv heavensman to make
122 Hirn to forbear set spurrs unto his stecd.
Die fälle sind um so wahrscheinlicher als schwankende be-
tonungen zu bezeichnen, als der versrhythmus den grossen
fortschritt gegenüber Surrey zeigt, dass sich keinerlei so-
genannten härten mehr finden.
Belebt ist der rhythmus gelegentlich durch wirl^ungs-
volle trocliaeen. An erster stelle:
120 Shrowded with shafts, the heven: rvith clorvd of darts oder
124 Neither shall we perchaunce dye unrevenged
und noch etwa zwölf fälle.
An dritter stelle nach der pause ein einziger fall:
12;i5 Per die thesc thanks, reskued from civil srvoord. ,
Von überzähligen silben findet sich nur ein weiblicher vers-
ausgaug :
125' Swaps of the hed, rvith his presumptuous yron,
Dass sich einmal ein reim prouokes : slrokes^'^^ (aihisi) üudei,
kann zufall sein.
ANFAENGE DES BLANKVERSES, 37
Alliteration scheint au einigen stellen unleugbar zum
schmucke des verses angewendet zu sein:
125 Dastards, why stand you stylt: he sayth: and streight
121 Or /ihn more mylde what Opposition markes
121 Apolloes laurel, both for learnings laude
121 Ä malch more mcet, sir hing, ilian any here n. a. m.
Zur veranschaulichung des rh^ihmus, enjambement u. dgl.
eine probe:
The noble prince amoued, takes ruthe upon
The wilfull wight: and, rvith soft rvoords, ayen,
() monstrous man, (quod he) whatso thou art,
I praye thee, lyue: ne do not, with thy death
This lodge of lore, the Muses mansion marr u. s. w.
Aut'h die übrigen in Tottel's Sammlung abgedruckten dich-
tungeu Grimoald's in lOsilblern zeigen klar, dass wir es mit
einem dichter zu tun haben, der durch die neue kunstschule
gegangen. Wahrung der Englischen betonungsgesetze,
vermeiden von schleppenden vollmessungen, grosse
reiuheit, dabei aber lebendigkeit des rhythmus, keine
weiblichen caesuren.
Surrey's Virgiliibertragung und die wenigen verse Gri-
moald's sind die einzigen denkmäler im blaukvers, bevor der-
selbe im drama angewendet wurde. 1561 zur Weihnachtsfeier
ward Gorboduc im Inner-Temple aufgeführt. Man bezeich-
net als Verfasser Thomas Norton und Thomas Sack-
ville Lord Buckehurst. Norton soll die drei ersten acte,
»Sackville den vierten und fünften geschrieben haben. Warton
(Hist. of E. P. W 205) spricht sich gegen diese annähme aus
und will ^ou einer teilnähme Nortou's nichts wissen. In wie-
weit sich in metrischer hinsieht zwischen den ersten drei acten
und den zwei letzten unterschiede ergeben, wird die ciuzel-
betrachtuug zeigen. Ich habe nur die ausgäbe in Dodsley's
coUection von 1780, band 1., zur band, welche ein abdruck der
ersten autorisierten ausgäbe von 1571 ist, und eitlere nach der
Seitenzahl daselbst. Der 3. act reicht bis s, 138, der 4. act
beginnt s. 139. Ich nenne act 1 — 3 A, 4 — 5 B.
Silbeumessung.
Hinsichtlich der endungen ist nichts zu bemerken, es verhält
sich damit wie bei Surrey und durch das ganze stück gleich.
38 SCHROEER,
Allerdings ist die vollmessung- in A häufiger, ja zuweilen un-
schön:
] 1 ! Hath firmely fixed Ms unmoved mind
1 25 Ne yet he wrongeih you that geveth you.
Die zusammenziehungen nach v und vor r sind in A und B
auf gleicher stufe: heauen^'^*' '^s n. ö., even^^^, soveraigne ^^^' ^'^
u. ö., miirderous^^^, temperaies^^* neben reverence^-\ heauen^^^'
128« 138^ sufferance^''- , rvavering'^'^'^, power ^'^^' ^'^■^neheudifferetice^'^'',
porvers •^'•', dmigerous i^' u. a. ni. Bei anderen consonanten:
poysonous ' ^3.
Vocalische zusammenziehungen: envious^^^, amhitious^^^,
vertuous^^', region^^", ambition^-^, keine voUmessungen. Ebenso
in B krasis in violetit ^-^. likelihode ^^a ist wol wie z. b. Uvelode
bei Wiat (Yeowell's ausg. s. 1S6) aufzufassen.
B zeigt ferner synaloephe oder synhaerese: hody of^'"^,
thou ai't^^-, to adventure^'^'^, to Imbrace^^^, worthy a^^'^.
Wortbetonung.
Eomanische betonungen vereinzelt:
112 Murders, mischief, or civiU smord at lenglh,
mit mehr Wahrscheinlichkeit in
132 Ere this mis chiefe come to the likely end
143^ For true recorde of this my faithful speche
140 Of their entrailes to staine thy deadly handes
15() What blind fury thus headlong caries them,
doch sonst ist durchaus der Englische ton durchgedrungen, in
zahllosen fällen von mischief, recorde^^', travail ^^^- '22- iss^
silence '2^, torment i^i- h»^ inmult '^^ y. g. w.; maintain i2" wie heute.
Zu weit zurückgezogener ton in:
160 Of prescnt mealth and nobles se of your Stockes.
Schwankende betonungen Germanischer composita
finden sich mehrmals durch den versschluss verbürgt. Zwei-
mal a/A-o''-o- 101^ uproares^'°^, uproare^-''^ Im versinnern, wo wir
ja härten annehmen können, die durch derlei Wörter leichter
als sonst zu entschuldigen wären:
137 F}'om feble faintenesse of hootelessc despcire
157 With mind es hopelesse of life, dreadlesse of death
157 Carelesse of countrey and awelesse of Qod
113 Änd myne also doth aske an other chaungc
152 Wherby how some king dorne s of mighiie power
152 Than sufferance of uproar es rvilhout rcdressc
151 Ä nerv b loudshed unlo the princes' kinne
ANFAENGE DES BLANKVERSES. 39
I()1 Unnatur alt tliral dorne of slrongers r eigne
111 True saylli to mij forefathers; and tlieir seede
117 Tliree noble sonne s of your forefather Brüte
Of thy forefathers , when the cruell srvorde.
Das wörtchen unto verhält sich wie bei Surrey. Wir
können, wenn wir die gegen wiirtig-e betonung aufrecht erhal-
ten, einige trochaeen, wo sie nicht unberechtigt wären, heraus-
zählen, dergleichen den dichtem mehrere härten zuschreiben,
was aber doch bei dem geringen nachdruck der auf einer
l)raeposition meist liegt, und bei der erwiesen schwankenden
betonung: dieses wortes in damaliger zeit, zu weit hergeholt
wäre. In der betonung der eigennam.en herscht auch im
Gorboduc regellosigkeit. Hauptsächlich die namen von Ferrex
und Porrcx finden sich beständig abwechselnd, oft kurz hinter-
einander, jambisch und trochaeisch betont, und zwar in A
und in B.
Die wortbetonung zeigt uns keinen besonderen unterschied
zwischen dem 1., 2., 3. und dem 4., 5. acte.
Versrhythmus.
Der streng jambische versgang zeigt gleich in den ersten
drei zeilen schönen Wechsel in den pausen:
The silent night \ that hringes the quiet pawse,
From painefull travailes \ of the rvearie day,
Prolonges my carefull tJioughtes \ and makes me blamc.
Trochaeen finden sich am versanfange sehr häufig:
112 Guiding so great estate with great renowme oder
14;i Melting in teures mithin, a manly brest
und ebenso blos rhetorisch:
i;iü Warre rvould he liave'! and he shall have it so oder
15(> Ours is the sceptre then of Great Britagne.
Die anzahl der fälle ist in A ungefähr gleich der in B.
Wirkungsvolle trochaeen nach der pause, und
zwar nur an dritter stelle, sind häufig.
In A:
128 Commaund, theftes, rapes \ murder of innoccnts
137 Wisdome or force, \ counsell or knighlly aide,
ausserdem im gereimten chor:
133 Loe, thxis it is \ poyson in gokle lo take
Weit häufiger in ß:
140 Wherein my hart \ yelden to death is graved oder
141 Ruthelesse unkind \ monster of natures worke,
40 SCHROEER,
desgleichen auf s. 1-16, 148, 149, 154, 155, 156, 158, 159, 163.
Härten finden sich sehr wenige, wenn man von den frag-
lichen fällen schwankender betonuugen, die bereits aufgezählt
wurden, absieht.
In A:
121 The younger a yeldiitg contentednesse,
129 With wliom, tieither one otily hrother deare,
welch letzterer fall durch annähme einer pause nach whom
gar nicht schlecht klänge.
In B finde ich keine härte, über den vers Our wives child-
ren kindred ourselves and alP'^^ vgl, das bei der weiblichen
caesur gesagte.
Natürlich sind rhetorische trochaeen an keine regcl ge-
bunden, z. b.:
The end? Thy end 1 fcare: Jove end me first,
wodurch der jambische rhythnius aber gar nicht alteriert zu
werden braucht.
Ueberzählige silben.
In den räum eines fusses finden sich ausser in den schon
besprocheneu coutractionen und verschleifungen, selten mehr
als zwei silben gedrängt, nur in A:
llii But long may they learne ere they begyn to rule.
Weiblicher versausgang findet sich nur in B dreimal:
149 And ihat most cruell hand the wretched iveapon
102 With ßre and sworde thy native folke shall perishe
lü3 No, no: Ihen parliament should have been holden.
Weibliche caesur findet sich einmal in A und einmal in B:
It 9 The slowe Aurora \ thal so for love and shame und
159 Our wives children \ kindred ourselves and all,
wobei ich es nämlich vorziehe wives vollzumessen, anstatt eine
störende härte in children zuzulassen. Uebrigens sind die fälle
von weiblichen ausgängen so selten, dass sie als zufällig auf-
zufassen sind.
Einmischung kürzerer und längerer verse.
Wol aus versehen findet sich in den blankversen in A ein
8 silbler:
111 Shew forlh such meanes of circumstancc
und in A und B je ein 12 silbler:
1 3S 0 king the greatest griefe, that ever prince dyd heare imd
159 Even of the learned soi-t and more uncertainly.
ANFAENGE DES BLANKVERSES. 41
Der vermutlich schlecht überlieferte vers iu B: The guilt-
lesse hing withoui desert all ist vielleicht durch eiuschiebung
eines at vor all zu bessern.
Fehlender auftact ist wol anzunehmen in den versen:
Yelde large roume unto Iheir growing rage '•'", wenn nicht larger
zu lesen ist, und Since 1 mag not sherve my smallest grief^^'^.
Mit untergelaufene reime finden sich nicht, auch keine
alliteration.
Interessant ist, dass zur beleb ung des verses nicht nur
satzpunctc von einem verse in die mitte des folgenden über-
tragen werden, sondern dass auch zuweilen rede und gegen-
rede den vers teilt, welcher kunstgriff, wenn nicht übertrieben,
sehr wirkungsvoll ist. Z. b.:
Ferrex. To whom?
Videna. Even to l'orrex his yonger sonne (111).
oder :
Porrex. . . . Foi- graunt of life.
Gorboduc. In vaine, 0 wretch Ihou shervcst
. . . A woful hart; Ferrex no?v lyes in grave,
Slayne by thy hand.
Porrex. Yet Ihis, o fathcr, heare (144).
und so noch auf s. 135, 148, 151/52, also bei A und B.
Im Gorboduc haben wir also eine tragödie, die in me-
trischer gestalt schon ganz ebenmässig und lebendig fliessend
gebaut ist, die sich ganz und gar unterscheidet von den übrigen
gleichzeitigen dramen. Sie ward so in jeder hinsieht von be-
deutendem einfluss auf die w^eiterentwicklung des Englischen
dramas.
Die unterschiede zwisclien den vermutlichen zwei autoren
sind nicht sehr gross und können im einzelnen auf Zufällig-
keiten beruhen, ohwol sich die erscheinuug der weit häufigem
trochaeen in B nicht unterschätzen lässt. Eine probe aus bei-
den teilen wird willkommen sein.
Aus dem 1. act:
Your good acceptance so (most noble hing)
Of such our faithfulnesse, as heretofore
We have employed in dueties to your grace
And to this realme rvhose worthy head you are,
IVell proves that neyther you mistrust at all,
Nor we shall ncede in boasting wise to sherve
Our trueth to you, nor yet our wakefidl care
For you, for yours, and for our native land.
42 SCHROEER,
Aus dem 5. act:
Is this his faith? and shall he falsely thus
Abuse the vauntaffe of unhappie timcs?
0 wrctched land, if his outragious pride,
Jfis ci'uell and untemp'ed wUfulnesse,
His deepe dissemhling, shewes of false pretence,
Should once atlainc Ihe crotviie of Briltuine land
Lei HS, my lordes. with timely force resist
The new altempi of this cur common foc
As we woidd qiiench the flame of common ßre.
Dem Gorbofluc folgte 1566 das zweite drama in blank-
versen, die Übersetzung der Phönizierinnen des Euripides,
'Jocasta' von George Gascoigne und Francis Kinwel-
raarshe.
Kinwelmarshe schrieb den 1. und 4. act, Gascoigne den
2., 3. und 5. Die chöre sprechen zum Schlüsse der acte in
gereimten lOsilblern, ebenso ist der epilog von Chr. Yelver-
ton abgefasst.
Da über die autorschaft Kinwelmarshe's und Gascoigne's
kein zweifei vorliegt, so ist die frage nach metrischen unter-
schieden nicht so wichtig. Ich citiere nach der Seitenzahl in
der Hazlitt'schen ausgäbe der werke Gascoigne's für die Rox-
burghe Library 1869, wo das stück bd. I s. 257 — 349 steht.
Act I reicht bis s. 275. Act IV von s. 315—328.
Silbenmessuug.
Die endungen in der regel unbetont, werden doch häufig
vollgemessen, wenn der vers es erheischt, und zwar im vers-
innern wie am Schlüsse: neben tnightest^^^ häufig knowest^^^,
seemest'^^^, wouldest'^^^, wayeth'^^'^, lried'^^''>, undisguised^^^, un-
huried'^^'^, fore decreed'^*-', decreed^''\ statjed^^^, given'-^^, fallen^^"^,
srvolleu^'^^ neben borne'^'-^'^ u. dgl. m.
Ein betontes endungs-^^ ist vielleicht anzunehmen in dem
verse: Go io the lande of Thesprotia^^K
Romanische ableitungssilben, die mit i (e, u) + vocal an-
lauten, zeigen sich in der regel contrahiert und nur am vers-
schlusse vollgemessen: marriage '^^^' -*^' 2^'', ancient^^^,
suspicion 262, dungeon ^^ ', experlence 26'-- 325^ precions 2^2 u. a, m.,
während am versschlusse marriage'^^'^, possession'^^'', ambitmi^^^'
29<>, experience'^^^.
Diese fälle der voUmessung am versschlusse finden sich
ANFAENGE DES BLANKVERSES. 43
nur bei G., der auch noch im inncrn, allerdings vor einer pause,
fnarriage'^*'^ und pacience'^^^ bietet. Krasis steht in crueU'^^'^,
(piiet'^^'^. üeberhaupt sind kräftige zusanmienziehungen nicht
selten, so:
K. heaven-^''^' -^^, even'-^^, ever-'^^, seven'^'''^, euiU-''^'-'^, towers-^'',
murderlng'^^'^, conquering''^''', gliitering'^*^^, slautiderous'^''^, threal-
ning'^^', enmie'^^^, doch auch earnesllij-'\
G. leven-'-^'', even-^^, every-^'°, (o pour'^^'^, euilles'^^^'^'^', dhiel-
ish-'^'^, enimies'^^'^ neben reverence am verssehlusse und ebenso
enemie-^'^', earnest. spirit scheint in der regel einsilbig ge-
sprochen worden zu sein. Verschleifung zweier Wörter:
mother and'^'^'^.
Die eigennamen sind auch hier schwankend: Tydeus'^^^''^^^,
Tiiiysias'^^^, Thebes^'^^- ^-^' neben Thehcs"-'^^' '^^^, Eteocks'^^^' '^'*^,
neben Eteocles'^'^^.
Wortbetonung.
Grobe Verletzungen des Germanischen betonungsgesetzes
und zwar am verssehlusse wären in einigen fällen anzusetzen,
wenn wir nicht ein end-e betonen und dann weiblichen vers-
ausgang annehmen:
G. 3U3 Bringing witk hhn Ihe j)ure and faire o ffrings
277 The iraine of Jocasta, my deare mother
346 Ismene my infortunate sister
K. 261 Than that renoumed princc yotir dearc father.
Desgleichen fällt der vers bei G.: 0 Jocasta, miserable
mother^'^^ durch seine härte auf; doch durch eiusetzung eines
zweiten 0! vor miserable oder durch annähme eines fehlenden
auftakts wäre derselbe hergestellt.
Von resteu Romanischer betonung finden sich folgende:
K. 319 Of which conflicte the ende mtist needes he this
271 And olde recordes of auncient time long since
G. 345 In this exile to be my ivoful mate
345 / am exilde farre from my countrey soyle
277 And that from him the safeconduct is given
307 For Jus countrey: lo ! heere is all you seeke
330 To his countrey, and yet a cruell foe
277 Loe, liere mine orvne citie and natiue soyle
293 0 dear citie. When thou arivest in Greece
299 And doth envie the pleasant merry moode
(Degl. im epilog Yelverton's:
349 They not envie the pompe of haughtie traine)
44 SCHROEER,
281 Thine owne image, remember there rvitliall.
Ferner:
268 From. that outrage and fierce repyning rvrathe
321 Of this outrage thou onkj art the cause.
K. 322 You a rveake cid wo man forrvorne with yeares und
267 0 princes, hom for themselves they raigne not,
wozu Abbott s. o94 ff. zu vergleicheu ist.
Daneben natürlich in der regel die Romanischen Wörter
nach Engl, betonung in Übereinstimmung- mit dem versrhythmus:
K. discord (subst.)263^ g^sert (adj.)26i^ mervayle (subst.) 26^- 266^
captlve'^^^, m/schiep^'', image^-^] G. exile'^^^, citie^^', imagc'^''''
339-345^ damage'^^^. torment (ß,u.hst.)^^^ neben toi^ent (xerh)^^^
u. a. m.
Zu weit zurückgezogenen ton wird man annehmen in:
307 Bath ordeined once, and needes it nmst ensue (und
347 And every one that is desirous
im gereimten letzten chor).
Schwankende betonung von compositen wird viel-
leicht in folgenden versen anzunehmen sein; bei G.:
28(> And that causlessc he holdes me from my owne
und durch den versschluss verbürgt:
305 Save, loe, I finde but onely one hartstring
sowie möglicherweise:
332 Moved therio by the wicked wedlock,
wo aber auch wegen der sonstigen härten vielleicht eine zer-
dehuung von wedlock zu wed-lock anzunehmen ist.
Es ist wol kaum nötig, dem causlesse ^^ß eine reihe von
beispielen desselben oder ähnlicher v»'örter entgegenzustellen,
die die heutige betonung zeigen, wie causlesse '^^^, recklesse'^^^,
guiltlesse'^''"^, trustlesse^'^' -^^ u. a, m. Auf unto gehe ich hier
nicht mehr ein.
Die eigen namen schwanken auch hier, z. b.: Poly-
«ice^ 292- 2ii.-. und Polynices'^^'' '^^^, Jocasta^^^ und Jocasta'^'^^ u. ö.
u. a. m. — — —
Versrhythmus.
Trochaeen für Jamben finden sich wiederholt, am häufigsten
an erster stelle.
Bei G. etwa 24 fälle, z. b.: Brotherly duetie to Eleocles'^'^^,
ausserdem rhetorische fälle, z. b,: Prag to the Gods in Greece
and not in Thebes -'■>-. Bei K. etwa 12 fälle, z. b.: Seyng this
ANFAENGE DES HLANKXi.KSES. 45
towne, seiny my fleshe and hloude'^^'^, uud ibetorische fälle, z. b.:
Hirn doubt I more than any dang er else'^'K
Wiikung'svolle trochaeen finden sich häufig an dritter
stelle nach der pause. Bei Gascoigne: 0 ?vo?Uhie dames!
heavie, unhappie ye-'^'^, ausserdem noch lu fälle. Ebenso
wie in dem verse: Where he my sweete sister? Et. And canst
thou yei ■-'*^, wo dem betreffenden wovte keine j)ause vorher-
geht, keine härte anzunehmen nötig ist, wegen des naehdrucks,
der auf sisler liegt, findet sich ein trocliaeus an zweiter stelle
in folgenden versen: And you, mo liier -'■^'- — der vers vom
gegenredner vollendet,
293 0 dear motiter, tlie depth of your good will
312 Behold, fatlier, I goe. You dames of Tliehes
331 Bewayle, ladies , alas, good ladies, walle.
Kinwelmarshe bietet weniger trochaeen. An dritter
stelle nach der pause nur: Seyng this towne \ seing my fleshe
and blonde -^^ und noch zwei fäde. Ohne pause vorher, wegen
des naehdrucks, an vierterstelle: Antigone my swete daughter
come /'orth^'-^, und ebenso im gereimten chor: 0/ Oedipus and
Ms princely race!"^'^^.
Desgleichen an zweiter stelle zwei solche fälle:
321 Ah, swete mother! ah my beloved mother
321 0 deare daughter , thy most tmhappie brethren.
Durch mitzählung des end-^ in swete und deare und annähme
weiblicher caesur könnten beide verse anders aufgefasst werden.
Doch alle diese auskunftsmittel scheinen etwas weit her-
geholt (und auch die obenerwähnten verse mit offrlngs, mother,
sister, father im letzten fusse sind doch nicht sicher zu recht-
fertigen), zumal da es an ganz ähnlichen härten nicht fehlt,
bei denen man kaum von beabsichtigiem innehalten im rhyth-
mus sprechen kann.
AbgescLen von den fraglichen fällen, die bei der wort-
betonung besprochen wurden, finden sich folgende härten. Bei
Gascoigne nicht viele, sicher nur eine:
296 Ä Greek prisner is come unto my hands.
Mehr zeigt Kinwelmarshe, abgesehen von den oben erwähnten,
noch folgende:
205 Of th'unbridled mindes of ambicious men
205 The two brethren, nay rather cruel foes
20S My dear brother, is oncly cause hereof.
46 SCHROEER,
Ueberzählige silbeu.
Ausser den coutractioneu, die eveutuell zweisilbig gelesen
weiden können, sind im vevsinnern übeizählige silben nicht
anzunehmen, ausser etwa in dem verse bei K.:
271 Of Creon mij mothers hrother aj)paules me much,
WO brother und appaules leicht verschleifbar sind.
Weiblicher versausgang findet sich gleichmässig bei G.
und K. und zwar nicht selten. Ausser den fragliehen, schon
erwähnten fällen auf s. 261, 277, 303, 331, 346 noch die fol-
genden bei G.:
27S But as a stranger now 1 tliank my brother,
ebenso mit den worten: inhabite-'-\ (euiH-^^' '^'^^' '^'^-, das auch
einsilbig sein kiinn), Mther-'^\ citie'^^'', ceretnonyes'^^^^, encoiin-
ter'^y^, shivers^''^'^, togither'^^^, father'^^'^.
Bei k7: - -
319 Teil it, I say on jfayne of our displeasure,
ebenso mit den worten: »jöMer ^es- 271. 321^ brethren^-^, irea-
son^'^*, priso7i'^'^^, promise-*^^, brother^^'\ sister'^'^, honor'^'^ und
ein selbständiges wort: doe it'^'^^.
Weibliche caesur bietet nur Kinwelmarshe an drei stellen:
321 Alas! 7vhat say you? \ alas ivhat do you say,
hier wieder ein selbständiges wort, und dann mit dem worte
brother '^^^, sowie im gereimten chor: mit Phoebus^''*.
Einmischung kürzerer und längerer verse.
Durch Zufall wird bei Kinwelmarshe ein 12 silbler in die
blankverse geraten sein:
318 But rathcr Eteocles presuming too too much.
Mangelhafte verse andrer art, wol durch schlechte Über-
lieferung so geworden, bietet Gascoigne:
308 Go daughter, go; oh ivhat foole is he
332 First Polynice, iurning torvard Qreece.
Im ersten verse wäre ein a vor foole leicht zu ergänzen, im
zweiten leicht Polynices zu schreiben. Durch annähme eines
fehlenden auftaktes vor dem zweiten halbverse wären beide
conjecturen überflüssig.
Verkürzte oder unvollständige verse finden sich mehrfach.
Einerseits zum Schlüsse einer rede, bei G. und K.: To trappe
Mm in'^'^, ebenso s. 317. To goe to Grece^"^^-, ebenso s. 311,
330, 344.
ANF AENGE DES pLANKVERSES. 4 /
Andrerseits aber iuniitten einer rede, gewöhnlich aber doch
eine grössere pause bezeichnend, bei G. und K.: Thus sayde:'^^^
ebenso Falling betweene für sowies'^'^^, oder ein ausruf: And oul,
alas for meel'^'^'^ To teil the yll'^^^ oder From whence ye came^"^'",
wo der gegenredner auf diese worte bin abgegangen, und der
folgende monolog als neue scene für sich angesehen werden
kann.
Der reim zeigt hier schon interessanteres.
Ausser zufälligen reimen bei K. rvight : riglä'^^^ (^ • ^); hei
G. encrease : cease'-'^'^ (a : a), inflame : same-^^, offenbar beabsich-
tigt bei G. und sehr wirkungsvoll in dem schönen bekenntnis:
0 molher deare, fayrer ne wyser danie
2S3 Is none in Greece, Argia is lür n a m e,
sowie in der schlussrede des Oedipus vor der letzten rede des
Chores am ende des 5 acts:
Since every man must beare with quiei min de
3 47 The fate tliat heauens haue earst to him assignde.
Alliteration fällt nicht auf, obwol sich ja manche fälle
finden lassen, besonders bei Kinwelmarshe, z. b.:
270 As both my bi'ethren be, so both 1 beare
317 Seuerde the Bukes into seven several partes
Das teilen eines verses unter mehrere redner zeigt
Gascoigue häutig, z. b.:
293 Jocasta: 0 sonne. Eteocles.: Away, I say, out of Ihcse
walls,
oder s. 293, wo Eteocles seinem bruder das wort abschneidet:
Pol.: And you molher. Eteocl.: Have done : thou not de-
servest,
ebenso noch s. 292, 293 öfters, 296, 306; im letztgenannten
falle wird der vers sogar zweimal geteilt:
2'yr.: By force. Cr.: Why sleest thou! Tyr.: Sir, tis
not from thee.
ferner 306 öfters, 307 u. ö.
Bei Kinwelmarshe nur ein fall:
316 Nunt.: The Gods forbid! Joe: Our souldiers, then per-
chance.
Verhältnismässig selten finden sich grössere satzpunkte
im versinnern, was vielleicht im zusammenhange steht mit
den unvollständigen versen bei G. wie bei K.
Im allgemeinen kann man gerade nicht sagen, dass sich
viel fortschritt dem Gorboduc gegenüber in der Jocasta zeigt.
48 SCIJROEER,
Der versrhythmas zeigt weniger ebenmässigen fluss; interessant
ist der reim am Schlüsse von Oedipus' letzter rede.
Auch hier wird eine probe von beiden dichtem der ver-
ausehaulichung dienen.
Aus dem II. act:
Adrastus sware that he woulde soone reslore
Vnto our right bot/t Tydeus and me :
And fyrst for tnee that had the greater neede ;
Wherbij the best and bohlest blouds in Qreece
Have followed me unto this enterpryse,
A thing both just and grievous unto me,
Grievous I saye, for that 1 doe lament
To be conslrayned by such open rvrong
Jo warre agaynst myne owne deare countrey feeres.
But unto you (0 motherj dolhe pertain
To Stinte this stryfe, and both detiver mee
From exile now and ehe the towne fr om siege: etc.
Aus dem IV. act:
Our rvoful wordes, our prayers and our plaintes,
Pourde out with streames of overflowing teares,
Where nature rules, mag happen to prevayle,
When reason, power and force of armes do fayle.
But if the glowing heute of boyiing ivrath
So furious be, as it may no relent,
Then I atwixt them both will throw my seife.
And this my brest shal beare the deadly bloives,
That othcrwise should light upon my sohnes etc.
Chronologisch zunächst folgen nun die blaukverse von
Turbervilc, in seiner Übersetzung der episteln Ovid's (die
11., 12., 13., 14., 20. und 21.). Da Collier in seinem 'Account
of the rarest books etc.' s. 70 ff. zwei proben abgedruckt hat,
ist es mir möglich, darauf einzugehen.
So viel man aus dem kleinen Stückchen ersehen kann, zeigt
die Silbenmessung kräftige contractionen: teares, wordes, gar-
ments, vermiüon, monstruous, marriage. Ein unterschied zwischen
adjectivisch gebrauchtem participium perfecti schwacher verba
und gleichartigen formen verbalen gebrauchs lässt sich hier
erkennen: wir haben: ßxed faith , ingaged faith, gegenüber
/ represt, uttered, 1 was releast u. a. m. Doch daneben für beide
arten volle und contrahierte formen, so dass man auch hier
nicht entschieden dem adjectivischen particip grösseren ton-
ANFAKNGK DRS 1!I.ANKV1'.RS1':S. 49
wert der endungssilbe beimessen kann, obwol dies freilich im
allgemeinen sehr wahrscheinlich ist.
Die Wortbetonung bietet nichts bemerkenswertes.
Der versrhythnuis ist sehr glatt und lobenswert. Es
findet sich nur ein trochaeus an erster stelle:
Marriage and plighted troth, no crime, 1 crarc
Da/AI zwei rhetorische:
Death stood hcfore my face, Lucina quile
Read and snrveij my lines : so mny litis griefe.
Ueberzählige silben finden sich nicht, weder reim noch
alliteration. Das stück hat liir unsern zweck nur insofern
wert, als wir darin einerseits sehen, wie mit dem blankverse
fortwährend gleichsam schüchterne versuche gemacht wur-
den, meist mitten unter gereimten 10 silblern, andrerseits aber,
wie zu der zeit der rhythmische fluss in der Englischen
metrik schon zu hause war, wie dies auch die probe des
gereimten 10 silblers Turbervile's bei Collier a. a. o. zeigt.
Zur veranscbaulichung der geschickten benutzung der frei-
heiten, die der blankvers gibt, auch hier einige verse:
Lei holte reduce thy force, lliat hrol/iers spouse
S/iall he, and tvife io hini by whom thou arl
A mother made. In failh, I was rcvivde
AI Ihose thy cheereful words, Ihat lay aslraughl,
And was releast of griefe and gglt at once.
Entsprechend bei Ovid:
Spes bona del vires. Fratri nam nupla fnlura es.
Illius de quo mater, et uxor eris.
Mortua — crede mihi — tarnen ad tua verba revixi:
Et positum est uteri crimen onusque mei.
Vielleicht hiermit im Zusammenhang stehen die versuche
Spenser's 15G9. Die frage nach einer freundschaftlichen be-
ziehung zwischen Turbervile und dem jungen Speuser wurde
wiederholt discutiert (vgl. Spenser, ed. Morris, Globe edition
s. XIX, 699), und es wäre ja nicht unmöglich, dass, wie Collier
a. a. 0. s. 70 annimmt, die merkwürdige vereinzelte erschei-
nung von blankversdichtungen in den jähren gerade bei Turber-
vile und Spenser auf gemeinsame dichterische bestrebungen
der beiden zurückzuführen wäre. Der umstand, dass in den
späteren dichtungen Spenser's sich keine blankverse, wol aber
vor allem gereimte füuffüssige Jamben finden, sowie die nm-
An-lia, l\-. I.,n„l. 1
50 SCHKOEER,
Schreibung unsres denkraals in späterer zeit in reime, mag mit
der \ ereiusamten Stellung des diehters in seinem Irischen exile
zusammenhängen.
In den 'Visions of Bellay' sind vier sonette, die in dem
'Theatre for worldings' fehlen. Andrerseits sind in letzterem
vier zum Schlüsse, die bei Spenser fehlen. Metrisch weichen
letztere vier gerade nicht von den andern elf ab, doch be-
merkenswert ist, dass die ersten elf mit gereimten weiblichen
versausgängen {ilnmder iwonder, wie in den 'Visions') schliessen,
welche erscheinung sonst nicht vorkommt und vielleicht den
sehluss als solchen markieren soll. Ich bediene mich der aus-
gäbe von Morris in der Globe edition.
Silbenmessung.
Die enduugen sind meist contrahiert. Der unterschied
zwischen adjectivischem particip perfecti schwacher verba und
verbalisch gebrauchtem scheint hier unleugbar, obwol sich auch
für letztere Verwendung vollmessuug findet. Adjectivisch ge-
braucht ist z. b. hedecked^' , astonned^'^\ was doch sonst besser
contrahiert ist.
Synicese von i {e, u) -\- vocal in der regel: auncieni^^' , pre-
cious^^- ^^, Dodonian^', Italiany , mor'ian^^, orient^^ u. a., voll-
messungen am versschlusse: Morphei(s^\
Sonstige syucope: conquering''^^, glystering^^ , wondfOus^^\
barbarous^ , heaven^^- ^'\ seven^', even^^^^, fire^^, daneben con-
queror'' , und sehr wirkungsvolle ^ollmessung vor einer pause
in dem verse: I sarv nerv Earili, new Heaven, sayde Saint Jo/m^'^.
Zerdehnung in: Sweetehj sliding into th' eijes of men^. Krasis
in: se'mg^^, vioIent^K A'erschleifung zweier Wörter: th'example''^,
tUeyes^, ih'inconstance^\ manyaccordes^.
Wortbetonung.
Einige Romanische betonungen finden sich Nielleicht in
den Versen:
III To bea7-e the frame, four great Lions of gokle
VIII Renting hir faire risage and golden liaire
X Clere as Clir istall against tlie sunny beames.
Daneben die Englischen betonungen durch den rhythnms ge-
sichert: Uon^^\ image^^^, laurel, sodenly u.a.m.
Von Zusammensetzungen zeigt vainenesse^^ ein characte-
ristisches beispiel für die erscheinung, den starken nebenacceut
ANFAl'NOK DES H1,ANKA'I:KSKS. 5t
in die bebuug zu setzen, ohne dass man gerade eine härte ver-
spürt, in dem verse:
II 0 worldes vainene ssc. A sodein carthquake toe,
WO die etwa spondeisch zu nennende Verwendung des wortcs
schon durch die Schreibung* veranschaulicht wird. Zur annähme
weiblicher caesur nach \ orangegangener ^ollmessung von troj^l-
des fehlen die analogiefälle; dazu bietet die Umschreibung von
1591: 0 worlds vainesse!
Der versrhythmus bietet mehrfach trochaecn. An erster
stelle häufig, z. b.:
II Shaking the liiU even from tlie bollome deepe
XIV .1 oyning Iheir force to slea the faiüiful man.
Ausserdem noch neun fälle in I — XI und drei in XII — XV.
Rhetorisch ebenfalls nicht selten:
VI Out of hir ashes as a worme arisc
XII Feete of a heare, a Lion throte she had.
Innerhalb des verses wirkungsvolle trochaeen. 'An zweiter
stelle nach einer logischen pause:
l So 1 knowing the worldes unstedfaslnesse
An dritter stelle nach der pause:
VI With fechte fliglU \ venture to moimt to heaven.
An vierter stelle nach der pause:
11 All of ßne diamant \ deck in g the front
VI / heard the tränke to gronc \ und er (he ?redge.
Härten finden sich hier keine, ausser etwa den bei der wort-
betonung angeführten fällen.
Ueberzählige silben finden sich nur als weibliche vers-
ausgänge, wenn man heaven^''- "*'■ '*'" '^ -'^'- ^'" und power ^^^
vollmessen will. Ausserdem noch, und zwar mit Sicherheit, in
den schon erwähnten schlussversen des XL sonetts:
And seing hir stricken fall with clap of thunder,
With so great noyse 1 Start in sodaine wonder.
In sonett XII — XV finden sich keine trochaeen im vcrsinnern.
Ein unvollständiger vers findet sich im sonett VIII:
Where all worldes hap was reposed ;
er ist in der Umschreibung von 1591 mit Vermeidung des Wor-
tes 'hap' gebessert: In which all worlds felicitie had place,
vielleicht ein beweis, dass Spenser ihn für schlecht angesehen,
da er auch durch einsetzung von 'happiness' etwa nicht ge-
stimmt hätte.
52 SCHROEER,
Die Umschreibung von 1591 zeigt auch die betonung Lyon}^^,
visage ist durch cheekes ersetzt, doch findet sich honour^^^] für
chrislaU schon christall^^^. Trochaeen finden sich nur am an-
fange und einmal an vierter stelle nach der pause: And hun-
dred vanquisht things \ under her lay^^'. Ich will als probe je
ein sonett aus beiden Versionen anführen. Aus dem 'Theatre
for vvorldings':
IX V2wn a hill I saw a kindled flame,
Mounting like waves wiih triple point (o /waren
Wliich of incensc of precious Ceder free
IVith Balmelike odor did perfume the aire.
A hird all white, well fether'd on his winges
Hereout did flie up lo the throne of Gods,
And singing with most plesant melodie
She climbed up to heaven in the smoke.
Of this faire fire the faire dispersed rayes
Threrv forth ahroade a thousand shining heames,
When sodain dropping of a golden shoure
Gan quench the glystering flame. 0 grevous chaunge!
That which erstwhilc so pleasauut scent did yelde,
Of Sulphure now did hreathe corrupted smel.
Aus den 'Visions of Bellay':
XI lipon a hill a bright flame I did see
Waving aloft wilh triple point to skie,
Which, like incense of precious Cedar tree,
With halmie odours fil'd th'ayre farre and nie.
A Bird all ivkite, well feathered on euch wing ,
Hereout up to the throne of Gods did flie.
And all the wag most pleasant notes did sing,
Whilst in the smoake she unto heaven did stie.
Of this faire fire the scatlered rayes forth threw
On everie side a thousand shining beames:
When sudden dropping of a silver dew
(0 grievous chance!) gan quench those precious flatnes ;
7 hat it, which earst so pleasant sent did yeld,
Of nothing now but noyous sulphure smeld.
Es scheint mir nicht unmöglich, dass die fassung in blank-
versen nicht die ursprüngliche ist; die reimworte smeld : yeld,
sing : wing z. b. finden sich in den blankversen wieder. Dazu
kommt, dass die blankverse durchaus nicht die charakte-
ristischen eigeuschaften des überspielens der gedanken von
verszeile zu verszeile, der satzpunkte im versinnern zeigen.
Sie sehen wie erzwungen aus. Sicher freilich ist obige an-
nähme nicht. Die frage sei damit nur angeregt. Jedenfalls
ANFAEXGE DFS BLANKVERSES. 53
liegt das interesse an dem besprocbcnen deükmal nur in der
tatsache seiner existenz. Die form ist weder charakteristisch
für den blank vers der zeit, noch von einfliiss auf seine ent-
wicklung gewesen.
Abgesehen von Surrey, war der blankvers ausser im drama
also nur vereinzelt aufgetreten; so ist es vielleicht zu erklären,
dass Gascoigne in der oben citierten stelle in seinen 'Notes of
Instruction' nur davor warnt, den sinn eines gedichtes um des
reimes willen zu ändern, und den blankvers selbst nicht er-
Avähnt. Wenige monate nachher (nach dem ersten erscheinen
der 'Instructions') aber beginnt er sein Öteele Glas, das er
im April 1576 vollendet. Zu gleicher zeit ist er mit seiner
Philomene beschäftigt, die er mit dem 'Stcele Gins' zusammen
1576 herausgibt. 'The Complaint of Phylomeue' ist in der be-
liebten form der Verbindung des alexandriners mit dem sieben-
fiissigen Jambus geschrieben und mit gereimten fünffüssigen
Jamben ein- und ausgeleitet. Ueber die blankverse seines
'Steele Glas' äussert Gascoigne sich in dem vorangeschickten
gedichtchen 'The author to the Reader'. Der dichter sagt
darin, dass er 'a fort of fame by science to assaulf suche,
'and so to leave rememhrance of his name'. Doch meint er:
'The waKes thereof are ivondrous hard to clyme:
And much to high, for ladders made of ryme.
Then since I see, thal rimes can seldome reachc
Unto the tappe of such a stately Towre,
By reasoHS force , I meane to make soinc breache,
Which yct may helfe, my feebJe fainting powre,
Thai so at last, my Muse miyht enter in,
And reason rule, that ritne could never tvin.
Such baitring tyre, this pamphlet here bewraies,
In rymelesse verse, which thundrcth mighty threaies.
And where it findes, that vice the wal decayes,
Euen there (amaine) tvith sharpe rebukes it beates.
The worke fthinke I) deserues an honest name,
If not? I fayle, to win this forte of fame'
Ich eitlere nach der ausgäbe in Arber's reprint, worin ich
die verse gezählt habe. Es steht v. 1 — 21 aufs. 49, v. 22 — 57
auf s. 50, v. 58—93 aufs. 51, v. 94—128 auf s. 52, v. 129—160
auf s. 53, V. 161 — 193 auf s. 54, v. 194 — 228 auf s. 55,
V. 229—263 auf s. 56, v. 264—297 auf s. 57, v. 298— 332 auf
s. 58, v. 333—368 auf s. 59, v. 369—403 aufs. 60, v. 404—441
54 SCHROEER,
auf s. ()l, V. 442 — 477 auf s. 62, v. 47S — 512 auf s. 63,
V. 513—547 auf s. 64, v. 548—584 auf s. 65, v. 585—619 auf
s. 66, V. 620—652 auf s. 67, v. 653—689 auf s. 68, v. 690—724
auf !^. 69, V. 725 — 761 auf s. 70, v. 762 — 798 auf s. 71,
V. 799—832 auf s. 72, v. 833—864 auf s. 73, v. 865—900 auf
s. 74, V. 901—937 aufs. 75, v. 938—970 aufs. 76, v. 971—1009
aufs. 77, V. 1010—1047 auf s. 78, v. 1048—1084 aufs. 79,
V. 1085—1121 auf s. 80, v. 1122—1130 auf s. 81.
Silbenmessung'.
Die endungen sind meist contvaliiert, doch findet sieh noch
häufig- Vollmessung: alehoines^*^, princes'^'^ neben clothes^^-\
youlhes-^^, crafles man^-^^, lemmed'^^, 7'avished^'' , marked^'^-, dis-
grüced'^"^^, laijte7^eä''-^, called^'-\ accused^-^, rvMspered'^'^^, garnish-
ed^^'>, immatered neben ravisht^^^, servde'"''^, deckt "^^ ■' w. 2i. m.;
ein unterschied zwischen adjectivischem und verbalem schw.
partieip ist nicht zu constatieren; liveth^^'^, driveth^'^ neben
dotes ''''^, condemnes ^' ' ".
Synicese in der regel bei i {e, n) -f- soeal, vollmessungen
jedoch am versschlusse: detr actmi''\ companion u. a. m. im
innern des verses, während am Schlüsse: foundation'^^'^, rehel-
lion-''^, reUgion'^^^^ u.a.m.; desgleichen coiirt ier '''">■'' ^^, souldier
24.V472 u_ 5^ valiant'>''^\ Italian'^^'-^ , furious''^'' u. a. m. neben voll-
messungen am versschlusse: courtier''^'^, souldier *^''°' '^e- 632^ gx-
perience*^^' ■''^' u. ö., paiietice'^'^^, Alhenians-^^^, partialitie^^^ (ob-
wol hier nicht die letzten zwei silben in betracht kommen).
Synkopierungen sind sehr häufig: heaveu'-^'''^"^^'^, even^^-''^^^,
<?yer</-^'-^" u. ö., /jOfver-^'\ murdrmg'\ slaunderous*'', hroydrie"''' ,
savnj''''-^ sav/inesse^'^^ neben vollmessungen wie ever^'''\
Verschleifungen zweier Wörter: you one*^'-', sistr' and /^^.
Wortbetonung.
Gascoigne hat seine regeln über richtige Englische be-
tonung so ziemlich gehalten. Ein einziges mal betont er )nis-
chiefe^-*', und zwar durch den versschluss verbürgt, gegenüber
sonstigem mischief^^^' i"^'. Seine andern Unregelmässigkeiten
beruhen sämtlich auf zu weit gegangenem zurückziehen des
toues. Er bietet dreimal mamiain:
299 To maintaine pompe and high trimnpharii sights
SS9 To maintaine Iruth and therwilh stil to weg
978 With Gurions Quids, to inaintain argument,
ANFARNGR DES BLANKVERSES. 55
wie in der 'Jocasta' sich einmal ordein findet (vgl. Chaucer,
Kn. T. 5SJi, desgl. Minot l)ei Mätzner. Sprachpr. 1 322, 36,
Abbott, 8h. Gr. 394), ferner Qn\m^\ parveyom'^^^"' (vgl. Abbott
s. 306): When purveyours provide not for themselves^^'^'' neben
surveijour^^^^, und einmal findet sich sogar between im verse:
Hut heare the hridle, evenhj between both^'-^ höchst auffallend
im verse verwendet. Ich muss da gleich vorgreifen und be-
merken, dass im 'Steele Glas' keinerlei härten, kein tro-
chaeus im versinnern sich findet. Die ofterwähnten Wör-
ter into, unto wären die einzigen fälle in den versen 59, 78,
340, 533, 888, 914, 1U70. Da Gascoigne so sorgsam auf
strengen rhythmus gesehen, können wir wol nicht umhin, an-
statt ihm härten aufzudrängen, die strittigen fälle auf schwan-
kende betonung zurückzuführen, schwankend wol weniger in
prosaischer rede, sondern, wie schon oben bemerkt, nur inso-
fern, als ihre verschiedene Verwendung im verse nicht als härte
empfunden wurde. Auch in between mag die zweiteiligkeit
noch im sprachbewustsein gelegen sein. Dass wir in gelehrten
ausdrücken die betonungen: philosophy'''* , cosmography^^^,
astrology i^oo neben rhetorick ""*, sophistry "'^ u. a. m. finden,
wird uns nicht wunder nehmen. Ebensowenig am versschlusse
cento pro cento.
Der versrhythmus ist im 'Steele Glas' also ein höchst
regelmässiger, ja zu regelmässiger, um nicht monoton zu sein.
In der caesur ist wenig abwechseluug, sie fällt meist nach der
vierten silbe.
Trochaeen finden sich nur an erster stelle, und
zwar sehr selten, z. b. Onhj that hing proud Tereus by Ms name^,
ausserdem noch v. 73, 715, 883 (722).
Ueberzählige silben finden sich im versinnern, ausser den
Zusammensetzungen nur in dem verse: The knight a Lord, the
Lord an Erle or a di(ke^^*\
Weiblicher versausgaug findet sich einige male:
TS! To teach young men ihe trade to sei brorvnc paper
*^64 Without regard of outward ceremonies
S94 Teil soiue in Spain Jwtf dose tlie kepe their closets
1107 When silver sticks not on the l'ellers fingers. ^
Vielleicht auch:
578 And so hecoms example of much evil und
949 Do neither care, for God nor yet for devill,
56 SCHROEER,
WO freilich die beiden auslautenden wöiter einsilbig gelesen
weiden könnten.
Weibliehe caesur findet sich gar nicht.
Kürzere oder längere verse Hess der dichter sich nicht zu
!^chulden kommen.
Reime finden sich wenige mituntergelaufen: wel : dwel^^' ^^,
despise : rvise ^^^" ^^*'.
Alliteration ist nicht selten:
T'^7 — 7S9 To binde such babes, in father Derhies bands
To stay iheir steps, by Statute Staples staffe
To rule yong roysters, ?vil/i Recognisance
259 No right revenge, doih rayse rebellion u. a. m.
Wie wenig auch hier von den Vorzügen des blankverses
gebrauch gemacht ist, zeigt eine probe:
V. liiGl But here me thinks, my priests beglu to frotvne.
And say, that thus titey shal be ouerchargde,
To pray for al, wldch seme to do amisse:
And one I heärc, more saucie than the rest,
Wkich asketli me, when shal our prayers end'f
I tel thee (priest) rvhen shoomakers make shoes,
That are wcl sowed, ivilh neuer a stich amisse u. s. w.
Der wackere Gascoigne hätte früher auf den gedankeu
\ erfallen sollen, sich in nichtdramatischen gedichten des blank-
verses zu bedienen. So ist es ihm leider nicht gelungen, ein
'battring tyre' zu entwickeln! Mchtsdestoweniger ist Gas-
coigne's werk gewis von bedeutendem einÜuss gewesen, gerade
durch die glätte, die es charakterisiert.
Zunächst gibt nun Percy für das jähr 1584 'Precepts for
a State' by Barnaby Rieh an, worunter wol ein gedieht in
^The second Tome of the travailes and adventures of Don
Simonides' etc. by ßarnabe Rieh, London 15S4, gemeint ist.
Collier verdanken wir eine kleine probe, die uns aber wenig
bietet. Silbeumessung, v>ortbetonung (ausser etwa dem verse:
To fashion raines unto your wonderhig nil/es), versrhythmus
zeigen nichts erwähnenswertes. Keine trochaeen, keine weib-
lichen ausgäuge und caesuren, keine grösseren ruhepunkte
innerhalb des verses. Collier bemerkt dazu auch:
•There are aboiit one himdred and seventy lincs in this poem,
but none of tliem have that variety of pause and inftection which
Marlowe earliest employed upon the Stage in his 'Tamburlain the
Great', and which Shakespeare subsequently so much improved'.
ANFAF.NGR DES 1>.L.\^•K.^•1■,K^
57
John Lyly's 'The woman in the moone' ist für die
geschichte des vor-Marlowe'sehen blankverses von grossem
interesse, wenn es, wie wol anzunehmen, 1584 zur aufführung-
kam. Da Lyly's übrige stücke — über The Maid's Metamor-
phosis vgl. Ward Hist. of E. Dr. L. I 169 — in prosa geschrieben
sind, ist es erklärlieh, dass diese auch in seinem blankvers-
drama gelegentlich vorkommt, doch, wie wir sehen werden,
nicht planlos.
Ich eitlere nach der seiteuzahl in Fairholt's ausgäbe von
Lyly's Dramat. works, London 1S5S.
Die silbenm essung bietet nichts auffallendes. Voll-
messungen finden sich bei ableitungssilben mit l + vocal gerade
so im versinnern wie am versschlusse. Stesias^^^, Stesias^^^
im inneru, Stesias^'**'- ^■'^, Siestas ^'■^'^ am Schlüsse u.a.m. Ver-
schiffung zweier Wörter: furtherour^'^^, foUowher'-^^, layaside^''^',
me afeard^'^'', he >s^''^ u.a.m. Krasis: hein(j^^'\ seeing-^^, zer-
dehnung: rvondrous^'^.
Die Wortbetonung bietet einige ftille Komanischer Über-
reste in den versen:
löl The heavens tliemselves envy her glorious worke
170 For though at firsl Phoebus envied her looks,
welche fälle nicht nötig so gefasst zu werden brauchen, da die
betreifenden worte wirkungsvolle trochaeen geben könnten, doch
ITS Äh, I envie he?-, why was not I so,
200 In spite of nature that envies us all
199 She is honest, but thou wouldst seduce her
190 This words argue Pandora to he light
gegenüber argue ^'^'^ Ferner a^jo^c^ (subst.) am versschlusse in
der Schlussrede des 5. acts.
Zu weit zurückgezogenen ton zeigen das obige seduce,
sowie disperse im verse: 0 thus he my love disperst into ihe
ayre'-^'\ In letzterem falle werden wir wol besser zweisilbige
Senkung he my annehmen, unlo, into übergehe ich hier und
im folgenden ganz. Betontes end-t' wird in dem verse: Think-
ing to take us together here^^'"» wol anzunehmen sein, \ielleicht
auch in Milk- white squirrels, singing popinjayes-^^, wo aber
besser fehlender auftact anzusetzen wäre.
Der versrhythmus bietet weit mehr beachtenswertes.
Zunächst eingestreute trochaeen wie in andern denk-
mäleru. Am versbeginne häufig:
58 SCHKOEKR,
17!) Happn are those, that he Pandora's gnests.
desgleichen auf s. 153, 154, 15(3, 159, 167, 17;{, 170, 177, 17b,
180, 182, 183, 202, 205, 206, 207 (1 mal), 209.
An dritter stelle nach der pause:
151 Pleasand and sad, \ mooving and fixed Ihings,
desgleichen aufs. 160, 165, 16?, 170 (2 mal), 174, 195, 197,
203, 206.
An vierter stelle nach der pause:
ISO May move thee unto rueth, \ pity my stale
!7J So sliaU she now hecome, | gentte and kiiidc.
Im gegeusatze zu diesen recht zahlreichen fällen wirkungs-
voller trochaeen finden sich wenige härten, die durch nichts
zu rechtfertigen sind:
1S6 My lieart ryseth against tliis Iphicles,
166 Whethei' norv, my maisters , in such post liast
200 And teil thc hell-w etiler I heare Mm not.
Ueberzählige silben im versinnern sind nicht sel-
ten, z. b.:
17*^ Mistresse, Itere he the hearhs for my masters wound u. a. m.
Weiblicher versausgang vereinzelt im verse:
203 And singing popinjayesJ a boat of dear-skins?
Weibliche caesur auch selten nach der vierten silbe:
176 Wanton discourses, musicke and merrie songes
1 08 When I forsake thee, ihen heaven Hselfe shal fall
nach der sechsten silbe:
200 We are almost ut the seaside, \ I pray thee ryse.
Nicht aus den äugen zu lassen ist die erscheinung, dass
wir hier zumeist einzelne Wörter, nicht nur endungen in der
überzähligen silbe haben.
Einmischung kürzerer, längerer und überhaupt an-
derer verse und prosa.
Zahlreiche fälle finden sich, wo nur einige \ersfüsse für
einen blankvers stehen, wie in der 'Jocasta'; einerseits mitten
in der rede einer person:
Yet must 1 tnake as if I love them both;
Here they come (eigentlich nur 1' o tact)
ISO Wel come Learclms to Pandora's feast,
andrerseits zum Schlüsse einer rede, wie z. b,:
And singing popinjayes? a hoat of dearskins?
2o3 Come J'le goel l'le goe! fexeunt oder
ANFAENGK DES BLANKVERSES. 59
Pand. 1 had not chosen Sle.sias for nnj lovc
Bul now —
Learch. Lovely Pandora, if a shcplicrds teures (l>0).
Auch zu beginn einer rede, ohne Ibitsetzung- eines \orher-
gehenden verkürzten verses zu sein:
1, but he shall not.
1^4 His fellowswaines will meete me in this hotver.
Am häufigsten aber alleinstehend, als eingeworfene benierkung,
wie z. b,:
Learch. 1 like not that she whispers unto him.
Iphicl I Warrant you.
Pand. Hers to the health of Slesias my love (is'i),
ebenso s. 186, 190, 210 u. ö.
Oftmals ist nicht zu unterscheiden, ob das eingestreute
prosa sein soll oder ein versfragment.
Scheinbar schlechte verse:
18S And I beut thee for good will to her und
Theevish, lying, suitle, eloquent
sind durch sogenannten fehlenden auftact zu erklären.
Von eingestreuten längeren verse n sind als aus zufall
hereingekommene öfüssige Jamben die verse anzusehen:
172 And thoii Gunophilus, I pray thee pardon mee
189 She singing on her lute and Melos being the note.
Doch in die verse auf s. 202:
— bxit I will sing:
Stesias hath a white hand . but his nayles are blacke,
Eis fingers are long and small, shall I make them cracke't
One, two and three, I love him. and he loves me.
wird man kaum einen regelrechten rhythmus hineinbringen
können. Es sind äoggerel-rhxjmes, oder wie Abbott sagt ' comic
trimeters\
Es folgen darauf vier Stactige verszeilen, reimend ab ba:
jBeware of the shephooke ;
rie teil you one thing,
If you aske me why I sing
I sag yee may go looke.
Ebenso sind s. 177 in der scene zwischen Paudora und
Joculus gereimte kürzere verse:
Joculus. Were I a man I could love thee
Pandora. I am a mayden, will thou have me'.'
Joe. But Stesias saith you are not.
Pand. What then'f I eure not.
60 SCHROREK,
Cupid. Nor I. Joe. Nor I.
I'and. Then merely farewell my maydenhead,
These he all the teures l'le shed ;
Turne about and tryppe it.
Ebenso wie die prosa des Gunophilus in der mir vor-
liegenden ausgäbe oftmals in der art von versen abgedruckt
ist, so dass man sich oft lange vergebens bemüht, dieselben
zu scandieren, erscheinen einige verspaare unrhythmisch durch
unrichtige versabteilung:
Not, not, not, l/tat you should not come iinto | tne
2()() This night not at all, at all, at all.
But Cynthia made me idle, mutable. | forgetfnl
210 Foolish, fickle, fr anticke, madde,
wahrscheinlich auch in den versen:
Bring Sphicles and Melos with thee and teil | them
1S4 Of my hushand, descendit ad inferos.
Lateinische verse sind mehrfach eingemischt. Ausser
dem fall im letztangefithrten verse finden sich Lat. distichen
auf s. 17ö, 176, ein pentameter 175, wo diese verse je eine
zeile für sich in anspruch nehmen, ferner eingestreute Lat.
Sätze, die nicht immer als verse zu erkennen sind. Dem
versrhythmus des Englischen sind sie auch nicht immer an-
gepasst.
In der Verwendung der prosa unter blankversen ist
eine ganz deutliche absieht zu erkennen, indem nämlich der
down des Stückes, Gunophilus, sich derselben in der regel
bedient, nur ganz Aereinzelt in blankversen spricht. Es ist da
ebenfalls häufig Gunophilus' prosa in versform gedruckt, so
dass man hierüber leicht getäuscht wird. Nicht nur in ge-
legentlichen raonologen, sondern mitten unter lebendigster con-
versation platzt Gunophilus prosa in die blankverse hinein,
z. b. s. 179:
Pand. Tle hide thee in a wood, and keepe thee close.
Gunoph. But mhat if he come ahunting that way'!
Pand. TU sag thou art a Satyr e of the woods.
Gunoph. Then I must have hornes.
Pand. I, so thou shalt, l'le give thee Stesias' hornes u. s. w.
Dabei aber herscht ungleichmässigkeit insofern, als Gunophilus
gelegentlich auch in verse ^ erfällt, gleich darauf aber wieder
in prosa antwortet, wie z. b. auf s. 161:
Gunoph. She is not tongue-tyde, that I know hg proofe.
Melos. Speake once, Pandora, to thy louing friends.
ANFAl'-.NGK DKS HLANK:\EKSES. Gl
Pand. Rüde knaves, what meane you ihiis io trouble tnef
Cuaopli. Ske spähe lo you. viy maisters, I am none of your
Company.
Darauf uacli blankversen von J.,eavelius wieder zwei von Guoo-
philus. Dies ist aber als Unachtsamkeit gegenüber dem wol-
beabsicbtigten plane anzusehen. Andere personen geraten nur
zuweilen in prosa, und zwar nur in kurzen ausrufen, fragen
u. dgl, die man aber als verkürzte \erse auffassen kann, wo-
von schon oben die rede war, z. b.:
Iphiclcs. Lei /lim goe,
darauf ein blank \ers
31 e los. Pandoru, yo tvith me lo Stesias.
und wieder
Iphicles. No rather goe rvith me.
Melos. Away, läse Iplücles.
hierauf wieder blankveise. Ausserdem in kleinen zwischen-
reden mit (lunophilus, so s, 201, 204,
Keim iiudet sich, wie in der 'Jocasta', wirkungsvoll an-
gewandt, um einen grössern abschluss zu markieren; so am
Schlüsse des 2. acts:
And Ihus I leave her, all incensl mth yre ,
Lct Sol eoole t/iat ivliich 1 liave sei oii fire.
Ebenso gleiche reime am schluss der 1. scene des 3 acts:
Even now beginnelh viy furie io relyre
And nofv wilh Stesias lience wU I relyre.
Möglicherweise auch zum schluss des 3. acts:
Stesias. And I beut lliee for good tvill to her.
What hast thou to doe betrvixt man and wife?
Gunoph. Too niuch witk the man, ioo litle wilh the wife.
wenn wir hier nicht prosa annehmen müssen, da der erste vers
zwar noch durch fehlenden auitakt erklärlich, der zweite aber
doch gar hart klingt, besonders durch das helwixl (vgl. das
helrveen bei Gascoigne im 'Steele Glas').
Alliteration zeigt sich gelegentlich, z. b.:
1(1!) /, so fayre and far off, for feare of^ hurl
See how the cowards counlerfel a fray
175 ^Corne rny Pandora, Stesias stayes for thee u. a. in.
Die Verteilung eines verses auf mehrere redner ist nicht
selten z. b.:
IphicL .. Helpe Iphicles. Melos. Melos mitst spee<l or dye (Kiii).
62 SCHROEER,
Melos. But ere I slej^t — Learch. When 1 had List — Iphicl.
What (Jien? (189)
so uoeli ziemlich häufig'. Immer ist aber nur ein vers so ge-
teilt, zuweilen möchte man mehrere vermuten, doch sind diese
vermeintlichen bruchstiickc meist abgerissene, prosaische sätze.
Enjambement ist selten, wie überhaupt der rhythmus
gerade nicht sehr gelungen zu nennen ist. Die einmischung
der abgerissenen sätze, die allzuhäufig vorkommt, gibt dem
ganzen einen etwas unbeholfenen anstrich. Zur probe diene
die Schlussrede von Nature, am ende des 5. acts:
No?v rule, Pandora, in fayre Cynthias steede,
And make the moone inconstant like thy seife;
Raigne thou at women's nuptials, and iheh^ hirlh;
Let them be mutahle in all their loves,
Fantasticall, chUdish and foolish, in their desires,
Demaunding toyes: and starke madde
When they cannot have their will.
Now foUo7v nie, ye wandr'ing lighies of heaven,
And greive not that she is not plast with you;
All you shall glaunce at her in your aspects.
And in conjunctiou dwell with her a space.
Die probe zeigt gleich die holprigkeit des versrhythmus.
Vermutlich ist zu scandieren:
Fantasticall, childish and
Foolish in their desires, demaunding toyes :
And starke madde when they cannot have their will,
d. h. in der erstgeschriebenen zeile vernachlässigt der dichter
sein versschema, und ist zufrieden, wenn von foolish an die
scansion wieder in schwung kommt.
Hat nua in formeller hinsieht auf die reinigung der poesie
dies werk Lyly's keinen günstigen einfluss üben können, so
ist es doch nach zwei selten hin von interesser einerseits für
die beurteilung des dichters, dass er, der auf die entwicklung
der poetischen prosa von so grossem einfluss gewesen war,
sich auch der Strömung, die gegen den reim ankämpfte, ange-
schlossen; andrerseits dadurch, dass er zuerst in einem
blaukversdrama prosa anwendete, und zwar im gegen-
satze zu den gehobenen blankversen, für die rolle
des clown, und in gleicher weise den kuittelvers der
volkstümlichen comödie zu scherzhaften effecten ein-
mischte.
ANFAENGK DES BLANKVERSES. 63
Die in Peele's werken sich findenden blaukversdichtuu-
gen vor dem Jahre 15S7/8 sind:
1. Lines addresed to Thomas Watson, 1582;
2. Einige reden in dem festspiel 'The Arraignment of
raris' I5S4;
3. Der prolog zu dem Device of tlie Pageant borne before
Wolstan Dixi, löSö,
Ich citiere nach der Seitenzahl von 'The dramatic and poetical
Works of Robert Greene and George Peele', hrsg. von Dyce,
London 1874.
1. bietet nichts bemerkenswertes in den 11 zeilen, ausser
einem weiblichen \erausgang: melanchohj.
2. Die blaukyersc in 'The Arraignment of Paris' sind
insofern interessant, als sie uns zeigen, wie man sich des
Unterschiedes zwischen gereimten und reimlosen fünffüssigem
Jambus immer mehr bewust wurde. Die wichtigsten, nach-
druckvollsten stellen sind in blankversen geschrieben, während
die anderen scenen und dialoge, die meist in gereimten fünf-
fiisslern abgefasst sind, den rhetorischen prachtstücken nur
zum rahmen dienen. In blankversen sind abgefasst: der pro-
log s. 351a, b, Oenone's complaint s. 36Ub, Paris' ora-
tion to the Council of the Gods s. 365a, b, 366a, b (unter-
brochen einmal von einer verszeile eines gegenredners, und
einmal von einem reimpaar), Diana describes the Nymph
Eliza 36Sb, 369 a, Clotho speaks to the Queen 369a,
370 a.
Die silbenmessuug zeigt kräftige contractionen: con-
quering'^'>^-\ florvers^^^'\ reverence '^''^ ' u. a. m., daneben voU-
messungen am versende: partiaUty''^'^'''''^'] auch in den participien
auf -ed, ohne unterschied in verbalem oder adjectivischem ge-
brauch, dest/necP*'*'"', ycleped'^^'^'' u. a. m. Verschleifung zweier
Wörter: th'unliapinj'^'''^, t'appease''^'-^ u. a. m. Zu bemerken to
parle ■^*''' vor consonanz.
-Die Wortbetonung zeigt wenig bemerkenswertes:
möglicherweise co7i(rary im verse: A favour, for huleed, con-
trarij kbid'^''^^' und im verse: The qaestion Standing lipon heauly^s
hlaze^^^'"' in lipon wieder ein zwangloser gebrauch der zwei-
teiligkeit einer praepositiou, wie sonst häufig bei unto, into.
Der V e r s r h y t h m u s zeigt gelegentlich trochae en recht
wirkungsvoll.
64 SCHROKRK,
An erster stelle: Vnder the cllmale of llie milder heaven^^^'^,
ebenso gracious ^ß" ''^ yioble '^'^^ ■'.
An dritter stelle: And so prefen^'d beautij hefore them
C///36"', (lass hier nicht heauty zw lesen, beweisen die auf der-
selben Seite stehenden eahl reichen betonungen heauty.
Au vierter stelle: Whose ihick and foggy smoke, piercing
tlie skt/-^''^' und Perform in Ida vales. Lordings adien^'^^^'.
Härten sind mir nicht begegnet.
lieber zählige silben im versin n er n: Surrharg'd with
the bürden that slie will susfain''^-'^ u. a. m.
Weiblicher versausgang findet sich nur zweimal:
presence''^''^' , excellency^'^^'. Weibliche caesur gar nicht.
Das interessanteste aber sind die reime und zwar am
Schlüsse der rede 336 b: be : me, 369 a: wrong : belong, 370b:
worthmess : godessess , die sehr wirkungsvoll sind. Ohne reim
am Schlüsse blieb der prolog, sowie Oenone's coniplaint, welch
letzteres stück als gesang in drei vicrzeiiige Strophen ge-
teilt ist.
Eine probe aus Paris' oration:
My dazzled eye ilid swerve or surfeii more
Oll Venus' face than any face of theirs,
It 7vas no parlial fault, hut fault of Jus;
Belike, rvliose eyesiyhl not so 'perfcct was
As might discern (he hrightness of the rest.
And if it were permittcd unto men,
Ye gods. to parle rvith your secret thoughts,
There ben iliat sit upon that sacred seat,
That would with Paris err in Venus' praise.
Wir sehen sehr schön fliessenden rhythmus, doch keine
benutzung der freiheiten des blaukverses. Auch die gereimten
fiinffiissler zeigen eine gewisse formvoUendung. Das Interesse,
das die blankverse in 'Tlie Arraignmcnt of Paris' bieten, liegt
also lediglich in der art ihrer Verwendung unter gereimten
Versen.
3. Der prolog vor Tageant before Waltou dixi' ist ziem-
lich glatt gebaut. Wenig ist zu bemerken. England steht ein-
mal im letzten fusse, darauf ein reim: hand, vielleicht beab-
sichtigt. Troehaeen finden sich nur vier an erster stelle: Beauti
fied und Service, science, sealed. Der schluss des ganzen ist
ungereimt. Hier zeigt sieh der blankvers schon besser benutzt.
ANFAKNGR DER BLANKVERSES. t)0
der rhythnuis ist kräftig und künstlerisch getrag-eii. Eine ]>robc
mag hier stehen:
And London, hy these friends so happy made,
First thanks her God, Ute author of her peacc.
And next rvith huynble gesture, as hecomes.
In meek and horvly manner doth she yield
Herself, her wealth, 7vHh heart and willingness,
Unto the person of her gracious queen,
Elizabeth renowned through the world,
StaWd and anointed hy the highest power,
The God of kings. that with his holy hand
Hath long defended her and her England u. s. w.
Das kleine gedieht Robert Greene's 'The desoription
of Silvestro's Lady', aus seinem 'Morando, the Trita-
meron of Love', 1587 bei Dyce s. 285a, ist ebenfalls glatt
und regelrecht gebaut. Es findet sich nur ein zu langer vers:
.... those two tnoving hills
fVhich, topp'd rvith pretty teats , discover down a vale,
den der herausgeber für einen alexandriner oder einen corrup-
ten vers ansieht. Ich glaube an corruption ist es nicht nötig
zu denken. Dass verse durch zufall um einen fuss länger
oder kürzer geraten sind, haben wir schon oft bemerkt. Zu-
dem mag pretty nachträglich als unentbehrlich eingeschaltet
worden sein, da die stelle ohne dasselbe zu schmucklos er-
schienen. Die zwei andern gedieh te im 'Morando' sind in ge-
reimten fünffusslern, wie überhaupt sehr viele von Greene's
gedichten. Es zeigt uns dies denkmal wieder nur, wie ver-
einzelt und vorsichtig man mit der anwendung des blankverses
in undramatischen dichtuugen experimentierte.
'The misfortuües of Arthur' wurden zu Green wich
vor der königin am 8. Februar 1587/S aufgeführt. Das stück
ist im ganzen von Thomas Hughes verfasst, eine lutroduc-
tion schrieb Nicholas Trotte, zwei chöre (zum 1. und 2. act)
verfasste Francis Flovver, und zwar in gereimten fünffusslern,
während sonst die chöre auch in blankversen abgefasst sind.
Für die monologe von Gorlois zu aufang und zu ende des
Stücks hat William Fulbecke zwei audre verfasst, die bei der
aufführung statt der von Hughes genommen wurden; sie sind
auch in blankversen. Die niitwirkung von Yelverton, P)n oon,
60 SCHKOEEK,
Laucaster und Penruddock betraf nur die darstellung, nicht
den text des dramas.
Ich citiere nach der Seitenzahl in der ausgäbe von Hazlitt
in Dodsley's collection 1874, 4. bd. Trotte's Introduction steht
daselbst s. 255 — 259, das drania s. 263 — 339, Fulbecke's mono-
loge s. 340—343.
Silbenmessung.
Die eiidungen sind bei allen dichtem meist contrahiert,
doch finden sich noch häufig vollmessungen.
pleas'd'^^^, admird-'^^, enjoin'd'^^^, achieved-^'\ decreed-^^' '^^•,
despoüd'^^'^ , poisoned^^'^, enjoyd-''^, exfol/d-''^^ neheu acouched'^'"'',
argued'^'"^, deemed^''\ engaged-^''"', cursed'^^'", sufficed'^'^^ .
loatlies'^^^ neben maketh'^''^ , breaiheth-^'''', schooleth'^''^ u. a.,
ferver^'^^, safest'-'^, sagest-^'-, greatest^^^.
Synicese findet nicht statt: gracious'^'"'^, various'^^^, furious-^'^,
impious'^''^, religion-^'^, perfeclion-'''''^'^^, speciaÜy-^^, iinperiaP'^'"-^^'^,
expefience-'"'^, sufficient'^^^, assuage'^^^''^^^'^''^ u.a.m. Vollmessun-
gen derart kaum.
Syncope eines e oder gleichwertigen vocals ist ebenfalls
sehr häufig, und zwar stärker als sonst: conquerors'^^^' '^^■^' ^^^,
venl'red^^-, 7i'eer'^^^' -"^'^ u. ö., sovereigji'^'"^- '^'''^, fraitorous'^^^' ^''^,
history'^'^'^, watery^^^, ümorous-"''^, desperate '^'''^' -'''^ n. ö., fire-'^'
2^*^ u. ö., every-''^, ever^^'' neben ever-'^, countenance'^^^', desl'ny
263-204^ ofiner'^^''^- '■^^'^ u.a.m.; dasselbe mit einer art krasis:
prayer'^^^, to lofv'r'^^^K
VerSchleifungen zweier Wörter ebenfalls sehr beliebt: t'as-
suage^^^^, Venrich^^'^, V employ"-'^^ , be H'^'"^''^'^^, he'nnoys^annoys)'-^'^'^,
th'unhappiest'^'^^, t'one, fotlier'^'-''^. Apocopen eines vocals: last-
ing'clipse^'^*, 'twould^'^^, 'twas'^^'^, coyi 'suage^- u.ö., desgleichen
t'have'^^^, h 'advised'^^'^.
Es ist in diesem denkmal also jedenfalls eine grössere
freiheit in der silbenmessung zu bemerken, als bei den vorher-
gehenden.
Die Wortbetonung bietet nur einige Romanische be-
ton ungen in den versen:
257 Itevolve records of deep judicial acts
2(>5 And mild aspect all prone to Britain's good
2s2 If'ell, 7 was rny first conflict: I Icnew not yet,
ANFAKNGK DRS 15LANKVKRSES. 07
ausserdem das heute noch schwaukeude puissant : piüssanl
293. 291).
Zu weit zurückg-ezogeueu ton zeigt das adjectiv expert in
dem verse:
288 Mark then the odds: ke expert, you untried.
Möglicherweise ist in dem verse:
288 He that envies the valour of his foe,
envies Romanisch betont, dass sich bei Fulbecke als envicd so-
gar im reime auf unlried findet s. 297; doch charakteristisch
ist es für diesen und derartige falle, dass auf derselben seite
288 sich einmal envie durch den rhytlinius gesichert und ein
anderes mal envie an erster stelle findet, wo wir beides an-
nehmen können. Es ist überhaupt auch bei Romanischen Wör-
tern zwischen compositionen und ableitungen zu unterscheiden;
erstere können, sobald ihre zweiteiligkeit noch im sprachbe-
wustsein lebt, viel leichter schwankend betont werden.
Germanische composita bieten nichts auffälliges in der
betonung; nur einmal findet sich bei Fulbecke ein vers wie:
743 Whose presence makes the earth fruitful to thee,
ebendaselbst foresight und einmal bei Trotte upon an der stelle
eines trochaeus, in dem unten angeführten verse 256.
Die eigenuamen, sie sind hier keine Lateinischen, sind
im ganzen gleichmässig betont, Pendragon, Arthur, Guenevera,
Mordred.
Der versrhythmus zeigt die merk Würdigkeit, dass bei der
grossen kühuheit des Versbaues, die sich in den coutractionen
zeigt, sowie bei der freizügigkeit hinsichtlich der pause, tro-
chaeen möglichst vermieden erscheinen. Am meisten finden
sich noch an erster stelle; bei Trotte:
25G Clamours of cotirts and cavUs upon words
bei Hughes:
2(16 Anger delays, my yrief gins to assuagc,
ebenso Halred-^', nature-^^, either'^^'^, nearer'^^'-, murtlier'^'^'^,
treason^^"^. Bei Flower:
27 ß Guarded with fear, siipported nnth dehate.
Ausserdem rhetorische trochaeen:
255 Hear and discern how just our quarret 7vas
Trust fit, their faith will faint, where fortune falls.
kSousI findet sich nur bei Huglies ein trochaeus an vier-
ter stelle:
C. The suhjects' force is gi-eat. M. Greater the kings.
und bei Fulbecke je einer an dritter und vierter stelle nach
der pause:
34 1 Lei hlood contend ivith Olood \ father ?vith son
Ye ravening birds \ vnder Celaeno's power.
Mebr zu bemerken ist über die einmischung überzäbliger
Silben, die mit den contractionen im zusammenhange stebt, z.b.:
H\h And whosoever besides, ye heavenly powers
;334 Then mought l've tiv'd t'enlai'ge the Brilon's praisc
S29 And boisCrous throngs of warriors threatning hlood u.a.m.
Dass dergleichen verse den rhythmus sehr beleben, ist
natürlich, zumal da sie nicht aus Ungeschick so geraten sind.
Weiblicher versausgang findet sich nicht, ausserdem falle:
He will forgive that nceds must he forgiven,
WO forgiven leicht contrahierbar ist.
Weibliche caesur findet sich nur einmal bei Trotte:
25S Such as of suhjects \ allegiance dolh reqiäre
und möglicherweise einmal bei Hughes in dem verse:
2(U Lei Guenevera \ express rvhat frantic moods,
wo aber wol xerschleifung von Guenevra express stattfinden
kann.
Kürzere und längere verse sind gelegentlich unter die
blankverse gekommen.
Ein achtsilbler:
27:^ Thal notläng eise wcre to he fear'd,
mehrere zwölfsilbler:
IGs Each fault requires an equal hate: be not severe
2SS Tis his insatiate mind, that is not so content
295 And bears my body back. 1 imvards feel my fall und
:M6 And as for Mordred' s desperate and disloyal plots.
Reime sind nicht zu bemerken , ausser zum schluss des
zweiten monologs von Fulbecke, wo wol mit absieht sich fol-
gende finden:
Whose face deters the hags of hell from thee,
ff' hose virtues hold the plagues of heaven frorn thee,
Whose presence makes the earth fruit ful io thee,
And rvith foresight of her thrice happy days,
oVA Britain, I leuve thee to an endless praise.
ANFAENGE DES BLANKVERSES. 69
Eine ganz andere rolle spielt aber die alliterati on,
und zwar bei allen an den 'Misfortuues' beteiligten dichtem,
wenn auch nicht überall so in die äugen fallend wie bei
Hughes.
Es finden sieh einerseits verse mit nur einem reim,
wie z. b. :
257 And lose their wits all in untvonted tvalks
;U3 Fresli rising tempest tires the tossed minds
;M4 And stir and slrive and storm and all is vain
334 Tliat free from forcc of foreign foes, ihere rests
278 Pendragon broild ivith flames of ßlthy ßres
340 Myself hy precept of Proserpina.
(es ist wol nicht nötig, zu bemerken, dass über die qualität
des Stabreims keine sichere regel zu abstrahieren ist, da ja
nirgends bewiesen werden kann, ob an einer betr. stelle reim
anzunehmen ist oder nicht, da dieser ja nur schmuck ist).
Andrerseits finden wir aber auch doppelreime und zwar
wie in der Mengl. langzeile gekreuzt und parallel gereimt (vgl.
Rosenthal, Die allit. langzeile, Anglia I 437), in welch letzterem
falle die beiden versteile zuweilen in beabsichtigten gegensatz
zu einander gestellt werden. Z. b.:
313 IVho slrives to stand in pomp of princely port
296 Seek not the iair that soon will turn to ioid
341 Wearied rvith rvounds thoti öidst descend to us
338 T/ie cheerless change, the easeless brunts and broils
278 Hofv foul Ms foul, how bitter his rebuke u.a.m.
Die alliteration, die in der Mengl. langzeile schon ihre
aufgäbe als verl)indendes dement fast gänzlich verloren und
als blosser schmuck betrachtet wurde, wird hier auch nur als
solcher anzusehen sein. Gascoigne's äusserung darüber ward
schon besprochen.
lieber die quellen der 'Misfortunes of Arthur' scheinen
keine Untersuchungen angestellt worden zu sein; ob sich aus
denselben vielleicht eine motivierung der hier so auffallend
häutigen alliteration tiuden Hesse? x\uch über Hughes selbst
scheint nichts näheres bekannt zu sein.
Die Verteilung eines verses auf mehrere redner ist bis
zum übermass angewendet, so dass man oft mühe hat, den
vers herauszufinden. Eine probe will ich hierher setzen, doch
die einzelnen verse durch eine neue zeile kenntlich macheu.
70 SCHROEEK,
8. 'MyS/4:
Ho well. If forlune fawn. Arth. Euch wuy on me she frotvns ;
For rvin 1, lose 1, both frocure my grief.
Cador. Put case you rvin, what grief? Arth. Admit I do,
What joy? Cad. Then may yoxi rule. Arth. When 1 mag die.
Vad. To rule is miich. Arth. Stnall if rve covet nought.
Cad. Who covets not a crorvn? Arth. He that discerns
the srvord aloft. Cad. That hangeth fast. Arth. But by
a hair. Cad. Right holds it up. Arth. Wrang pulls it down.
Cad. The commons help the king. Arth. They sometimes hurt.
Cad. At least the Peers. Arth. Seid, if allegiance rvant.
Cad. Yet sovereignty. Arth. Not if subjection fail.
Cad. Douht not: the realm is yours. Arth. 'T was mime tili now.
Cad. And shall be still. Arth. If Mordred list. Cad. 'Tivere well
your crown were won. Arth. Perhaps 'tis better lost.
H. The namc of rufe should move a princely mind.
Ebenso, wenu auch nicht in so langer aufeinanderfolge
von rede und gegenrede auf i>. 268, 275, 276, 277, 283, 284,
286 u. ö. Diese lebhaftigkeit des dialogs fanden wir, doch
nicht in dem niasse, im 'Gorboduc' und 'Jocasta'. In 'The
Woman in the Moou' fehlte die rhythmische einheit.
Das enjambement ist häufig sehr kühn, z. b. s. 293:
Besides as mach in Kent as Horsa and
Hengistus had —
oder s. 295 :
My thoughts misgive me much. Down (error! I
Perceive mine end —
Eine i)robe wird dies, die satzpunkte im versinuern, wie den
Wechsel der pause, veranschaulichen.
Aus der 4. scene des 1. acts:
Weak is the sceptre's hold, that seeks but right.
The care whereof hath datiger d many crotvns.
As much as walers differeth from the fire,
So much man's profit jars from what is just.
A free recourse to wrong, doth oft secure
The doubtful seai and plucks down many a foe.
The sword must seldom cease : a sovcreign's hand
Is scantly safe, but whiles it smites. Lei him
Vsurp no crown that likes a guiltless life:
Aspiring power and justice seid agrec.
He always fears that shames to offer wrong.
Ob nun die 'Misfortunes' vor oder nach dem. Tamburlain
entstanden sind, jedenfalls zeigen sie, wenn auch weder viele
trochaeen, noch weibliche ausgänge und caesuren, dennoch
I
ANFAENGK DES RLANK VKRSFS. 71
eine kräftige dramatiselie form und geschickte verwertuug und
;unvendung des blankverses, zu einer zeit, wo Siiakspere ver-
mutlich schon in London war.
An den besprochenen blaukversdichtungen hisst sich die
formelle entwicklung der kunstpoesie im 16. Jahrhundert ver-
folgen. Surrey, von dem wir ausgiengen, zeigt noch häufige
durchbrechung des theoretisch aufzustellenden jambischen rliyth-
mus. Es ist dies einerseits durch das sich geltendmachen
der tonwerte Germanischer Wörter und die nachwirkung Alt-
englischer und Mittelenglisclier freiheiten bezüglich des auf-
tactes und der Senkungen , andrerseits durch eine gewisse
abstumpfung des rhythmischen gefiihls unter einfluss des
silbenzählenden prinzips der Italiener zu erklären. Die Ver-
stösse gegen den jambischen rhythmus schwinden bei Surrey's
nachfolgern immer mehr, und es ist bald eine nicht ge-
ringe formvollendung zu erkennen, die sich auch im ge-
reimten jambischen fiinffiissler, wie im sechs- und sieben-
füssler zeigt.
Besonders günstig zeigt sich der blankvers im drama, für
das er eigentlich bestimmt ist, in dem er alle seine freiheit
und beweglichkeit entwickelt, den Wechsel der pausen und
deren markierung durch trochaeen, das enjambement und das
verteilen eines verses unter mehrere redner. In einzelnen
spuren finden sich auch schon reimpaare zu effectvoller be-
zeichnung des sclilnsses einer grösseren rede oder eines actes,
ferner anwendung der prosa für die reden des clowns. Die
erscheinung der weiblichen caesureu, die bei Surrey am
häufigsten, in der musterdichtung, dem ^Steele Glas', aber gar
nicht vorkommt, erscheint als ein Überbleibsel aus Mitteleng-
lischer zeit bei Surrey; bei den anderen dichtem ist es wol
auf eine stufe mit den überzähligen silben überhaupt zu
stellen. Es ist dies insofern von Interesse, als bei Shak-
spere bekanntlich die weiblichen versausgänge und caesuren
in den jugendwerken weit weniger sich finden, als in den
späteren.
Vor den übrigen dramen der zeit zeichnen die in blank-
versen sich vor allem durch das gleichmässige beibehalten
72 SCHROEER, ANF AENGE DES BLANKVERSES.
eines und desselben versmasses aus, nur Lyly ist weniger
sorgfältig.
Die kunstmässigen blankverse stehen in bewustem gegen-
satze zu den mebr volkstiimlicben, unregelmässigen, willkür-
lich wechselnden rhythmen; in der geschiehte der literaturen
ist es eine bekannte erscbeinung, dass gezierte, verfeinerte
dicbtung und urwüchsige, derbere art meist schon neben-
einander, aber getrennt vorliegen, ehe sie ein schöpferischer
geist vereint.
\\'iEN. Arnold Schroeer.
SHAKESPEAEE'S 'KING HENRY VIIi;
UND ROWLEY'S 'WHEN YOU SEE ME, YOU
KNOW ME'.
Von den beiden stücken, die hier mit einander verglichen
werden sollen, ist, wie allgemein angenommen wird, das letzt-
genannte das der zeit nach frühere.' Samuel Rowley —
ein anderer dramatischer dichter Rowley führt den vornamen
William — schrieb seine Chrouicle-history, wie er selbst das
stück bezeichnet, um den anfang des XVII. Jahrhunderts. Nun
ist zweierlei möglich, wie dies schon anderswo hervorgehoben
wurde: 'entweder hat Shakespeare das noch unter der regie-
rung der königin Elisabeth aufgeführte stück Rowley's benutzt,
oder Sh. hat seineu King Henry VIII. deshalb geschrieben, um
mit den aufführungen einer rivalisierenden schauspieiergesell-
scbaft in concurrenz zu treten'. Beide stücke ständen, den
letzten fall als den wahrscheinlicheren im voraus angenommen,
dann in demselben Verhältnisse zu einander wie Chettle's 'Hotf-
man' und Shakespeare's 'Hamlet'; Chettle war oöenbar durch
das erscheinen des 'Hamlet' veranlasst worden, den 'Hotfman'
zu schreiben und war bemüht, sein vorbild nicht nur nachzu-
ahmen, sondern sogar zu überbieten. -
Die meinung, dass Shakespeare's 'King Henry VIII.' ein
concurrenzstück zu Rowleys 'When you see me, you know me'
sei, erweist sich als die wahrscheinlichste, sobald man auf die
damaligen theaterverhältnisse näher eingeht. Die beiden dich-
ter, welche, wie es vielfach vorkam, auch zugleich als Schau-
spieler auftraten, gehörten a erschiedenen schauspielgesellschaften
' Vgl. Jahrbuch der Deutschen Shakespeare-gesellschatt bd. IX p.MSl.
Elze, Introduction zu Rowley's 'When you see nie" p. VII.
- Vgl. Jahrbuch der Deutschen Shakesp.-ges. bd. IX p. IGti ff.
74 , ZEITLIN,
an: Sliakespeaie war mitglied der truppe des Lord Chamber-
laiii, welche im sonimer im Globus- und im wiuter im Black-
friartheater ihre Vorstellungen gab (nachher nahm könig Jacob
sie in seinen dienst). Eine andere, ebenfalls berühmte gesell-
schal't war die des Lord Admiral: zu ihren mitgliedern zählte
Samuel Rowley.^ Was war da natürlicher, als dass Shake-
speare um den ruf seiner truppe nicht durch die triumphe der
anderen herabdrücken zu lassen, ebenfalls ein stück, und zwar
eins, das einen ähnlichen titel führte wie das von der rivali-
sierenden truppe auf die bühne gebrachte, schrieb? — Der
titel des llowley'schen Stückes ist: 'When you see me, you
know me, a chronicle history'; der dichter wollte damit an-
deuten, dass sein stück nichts anderes sei als ein für die auf-
führung dichterisch bearbeiteter abschnitt der Englischen ge-
schichte. Elze, Zu Heinrich VlIL, im Jahrbuch der Deutschen
Shakespeare -gesellschaft IX p. 55 sagt darüber, dass könig
Heinrich mit fast abschreckender naturächtheit geschildert sei,
selbst seine gewohnheiten in der haltung des kcirpers und in
der spräche hatte der dichter mit auf die bühne gebracht;
Heinrich lehne sich in dem stück nicht nur auf die schultern
seiner vertrauten, sondern auch sein lieblingfluch: Mother of
God! sei beibehalten. Shakespeare's stück führt in der ge-
sanitausgabe der Shakespeare'schen dramen den titel: ^The
famous history of the life of King Henry the Eight'; citiert
wird es ferner als 'Play of Henry VIH.' und ein ander mal
als 'All is True'.- Wie weit Shakespeare den titel 'All is true'
verwirklicht hat, darüber handelt Elze im Jahrbuch IX p. 55 ff.
ausfühilich; übrigens sei noch erwähnt, dass nach Fr. Boden-
stedt (Shakespeare's Vorläufer und Zeitgenossen), diese worte
häufig hinzugesetzt wurden. — Welche quellen Sh. benutzt hat,
setzt Delius in der einleitung p. 4 ff. des nähern auseinander;
es sind die bekannten werke über jene zeit und ihre hervor-
ragenden männer von Cavendish, Holinshed, Fox. Ehe wir zu
einer detaillierten \ergleichung der beiden stücke über die regie-
rungszcit Heinrich's VIII. schreiten, seien einige bemcrkungen
' Vgl. Collier, The Histor}- of iMij^^lisli Draniatic Poetry Vol. I p. .Sltif.
:\bl-^ Ulrici, Shakespeare's dramatische kunst, bd. I p. "239 ff.
- Vgl. Einleitung zu Heinrich VIII. in der ausgäbe der werke Shake-
speare's von N. Delius.
SHAKESPKAUE UND kOWLKY. 75
vorausgeschickt, welclie auf ein jedes stück als ein g-anzes
bezug haben.
Ein jeder leser des Shakespeare'schen Stückes empfindet
an sich selbst das, was Gervinus^ als Spaltung des Interesses
bezeichnet: 'Dasselbe hafte zuerst auf Buckingham und seinen
anschlagen gegen Wolsey, dann nehme es Wolsey im gestei-
gerten masse in anspruch, inzwischen würden die sympathieen
stärker und stärker auf Katharina gezogen; der fünfte act
schliesst mit einer freudigen festlichkeit, zu der wir keines-
wegs vorbereitet seien, die des königs schlechte leidenschaft
mit sieg kröne, an der wir keinerlei warmen anteil nehmen
könnten. Es scheine daher (p. 445) in aller weise richtiger,
den mangel einer dramatischen eiuheit und eines ethischen
brennpunktes in dem stücke einfach einzugestehen, als zu ver-
suchen, ihm einen einheitlichen gedanken abzugewinnen'. Am
Schlüsse des aufsatzes über Heinrich VIII, spricht Gervinus
schliesslich Shakespeare jeden anteil an demselben ab, und
hält es für ein ihm untergeschobenes stück. Cf. p. 446 — 7.-
Aueh Ulrici, Shakespeare's üramatische kunst II p. 532, urteilt
abfällig über Heinrich VIII., indem er den, in einer der früheren
auflagen des 'Shakespeare' oder anderswo gemachten versuch
von Gervinus die einheit des gedankens und der dramatischen
handlung in der Verherrlichung des hauses Tudor zu finden,
zurückweist, weil man damit eine, dem stotii' widersprechende
intention in das drama hineintrage, die ihm in Wahrheit keine
einheit zu geben vermöge, erkennt auch er nach Gervinus'
Vorgang die grossen mängel der composition in dem stücke
an. Ausserdem aber, meint er, sei es dem dichter zum Vor-
wurf zu machen, dass er uns Heinrich's leben und Anna's
Schicksale nicht ganz und vollständig mitteile, dadurch würde
seine darstellung ideell unwahr, er verletze niclit blos die von
menschengedankeu gemachte poetische gerechtigkeit, auch der
offen vorliegenden reellen, tatsächlichen gerechtigkeit der welt-
' Shakespeare bd. II p. 442 (dritte aufläge).
- Vgl. J. Speddiüg, 'Who wrote Shakespeare's Henry VIIIV Gentle-
uian's Magazine, Aug. 1S5(I (neuer abdruck mit Veränderungen). Shake-
speare's share in King Henry VIII, distinguished tVora that of Fletcher,
in den Transactions of the New .shakspere- Society I (1874) p. 1 — is.
Delius, Fletcher's augebliche beteiligung an Shakesp.'s King Henry VIII.
im Jahrbuch der Deutschen Sh.-ges. bd. XIV.
7() ZEITLIN,
geschichte werde holin gesprochen, wenn wir sehen, wie Hein-
rich, der scla\e seiner selbstsüchtigen willkür, gelüsten und
leidenschaften, die liebenswürdige, fromme, höchst edle gemah-
lin aus schnöder sinnlicher begier Verstössen habe, wie ein
solcher mensch für so schwere vergehen mit der band der ge-
liebten und der geburt eines segensreichen, glücklichen kindes
belohnt werde etc. Das ganze drama sei poetisch unwahr,
weil ihm die ethische Vitalität fehle, es sei kein ganzes, weil
dem inhalte der darstellung alles ethische motiv mangele.
Elze' hält das stück für eine in scene gesetzte historische
gelegeuheitsdichtung zur feier irgend eines frohen familien-
ereignisses am hofe Elisabeth's: 'Shakespeare sei in der charac-
teristik des königs masshaltend, zart und liebevoll zu werke
gegangen; er wolle den character desselben des tyrannischen
entkleiden, vertusche die Sinnlichkeit des königs und schiebe
alles auf die ranke Wolsey's und die gewissensscrupel des
königs'. Indem Elze so die abweichungen Shakespeare's
von der geschichtlichen Wahrheit als durch den zweck der
gelegeuheitsdichtung bedingt und demnach als geboten ent-
schuldigt, gibt auch er bei aller Verteidigung Sh.'s durch sein
schweigen darüber die mängel der composition zu.
Bei Rowley ist die Spaltung des Interesses, wenigstens in
so starker weise nicht vorhanden. Wenn der leser auch un-
willkürlich der persönlichkeit des ehrgeizigen prälaten seine
aufmerksamkeit zuwendet, so nimmt doch die des königs weit
mehr das inteiesse in anspruch und es ist, wie sich im wei-
teren verlauf der vergleichung beider stücke ergeben wird,
dem dichter ohne zw'eifel gelungen, den titel, welchen er sei-
nem w^erke vorsetzte, gleichsam in fleisch und blut zu kleiden:
'When you see me, you know me!' Ein anderes moment, wo-
durch sich das Rowley'sche stück von dem Shakespeare'schen
unterscheidet, ist, dass K. insofern weit mehr dem geschmacke
seiner Zeitgenossen eine concession machte, als er dem narren
des königs und dem des cardinals nicht unl)edeutende rollen
gab. Bei Shakespeare tritt überhaupt kein narr auf, und nur
in der 3. scene des V. aufzuges, wo der pförtner und dessen
knecht auftreten, ist Shakespeare humoristisch. lieber den
' Zu Heinrich VIII., Jahrbuch der Deutschen Shakesp.-gesellschat't
bd. IX p. 55 ft'.
SHAKKSPKARE UND ROWLEY. / /
imterscilied zwischen der komik des einen und des anderen
dicliters wird weiter unten die rede sein.
Elze bezeichnet in der einleitung zu Rowley-'s stück dieses
drama für Shakespeare als 'au inducemeut to dramatize the
life of Henry VIII.', und wie selbständig- verfuhr Sh., als er
sich die aufg-abe stellte, ein concurrenzsliick zu dem Rowley'-
schen zu schreiben! Ein blick auf den cataloi;- der 'Dramatis
personac' beweist diese Selbständigkeit. In Henry VIII. ist
eine der hauptrollen die der unglücklichen königin Katharina
von Arragonien, es nimmt \ or allem die ehescheidung-sange-
legenheit das Interesse des hörers in auspruch, sie fand ihren
tragischen abschluss durch die Ungültigkeitserklärung- der ehe
zwischen Heinrich VIII. und Katharina in der ersten hälfte
des Jahres 1533 (23. Mai). Bei Rowley erscheint Katharina
gar nicht auf der bühne, sondern dafür Johanna Seymour, die
dritte, und Katharina Parr, die sechste g-emahlin des königs;
jene heiratete er 1536 und diese 1543.
Ein weiterer unterschied, der jedem leser sofort auffällt,
ist, dass Sh, im King Henry VIII. sich jeder obseönität ent-
halten hat. Das, was derselbe seinem publikum zumutet, ist
in der 3. scene des V. aufzuges zu lesen : Der ort der begeben-
heit ist der schlosshof, in welchen sich das volk, vornehmlich
aus den untersten schichten, um den von der taufe kommen-
den zug zu sehen, trotz des Widerstandes des pförtners und
seines knechtes, hineingedrängt hat. In dem dabei ausge-
brochenen turaulte schimpft der pförtner die lautesten schreier:
rascals, rüde slaves, rognea etc. Derbere ausdrücke kommen
nicht vor, die scene ist aber, um sie zu charactcrisieren, in
der spräche und ausdrucksweise geschrieben, deren das ge-
wöhnliche volk sich zu bedienen pflegt.'
' So sagt der pt'ürtner, aLs er vorgeblich ruhe zn halten ermahnt hat:
TU Scratch yonr heaiis' mit nicht misszuverstehender Ironie. Der knecht
schliesst an einer andern stelle von der roten nase eines lierls, dass 'he
shoiild be a hrazier by his face', weiter unten nennt er ihn ein meteor.
So ein recht packender volkswitz ist in den Avorten des pförtners gegen
das ende der scene hin enthalten, dass er habe *som of 'em in Limbo
Patrum,' worunter das gefängnis zu verstehen ist, and 'tliere they are
like to dance these three days, besides the running banquet of two
beadles, that is to come', womit auf ihre durchpriigelung bei der ent-
lassuug aus dem gcwahrsam hingedeutet ist.
78 ZEITLIN,
Der gruud, warum Shakespeare sieb so durchweg jeder
obscöneu redcnsart enthalten hat, ist ottenbar in dem zwecke
zu suchen, für den er seinen Henry VIII. schrieb. Es dürfte
wol unter den ansichten, welche darüber von den Shakespeare-
forschern aufgestellt worden sind, allein diejenige, welche Elze
aufstellt, die richtige sein, wonach Sh. unser stück ursprüng-
lich zur Verherrlichung des 70. Jahrestages der öffentlichen
Vermählung königs Heinrich VIII. mit Anna Bole\n schrieb.^
Und indem Shakespeare durch die Verherrlichung dieses tages
der küuigin Elisabeth, dem spross aus dieser ehe. eine zarte
huldigung darbrachte, wie hätte des dichters Zartgefühl es da
zugelassen, obscönitäten miteinzuflechten, an welchen in den
stücken seiner Zeitgenossen wahrlich kein mangel ist.
Anders verhält es sich mit Kowley, der oä'enbar nur
deshalb des königs leben zum gegenstände seines poetischen
Schaffens wählte, weil zu seiner zeit Heinrich VIII. und sein
grosser cardinal vielfach behandelt wurden; bei ihm ist an
anstössigen redensarten kein mangel. Es will noch nicht viel
sagen, dass auf p. 6 (in Elze's ausgäbe) der cardinal Wolsey
den nachmaligen bischof von London, Bonner fragt:
'Now, Bonuer, are tliosc proclamations sent, | as we directed, to
the shrieves of London of certain new dcvised articles for ordering
those brothcls calld the Stewes?'
Mag Wolsey immerhin auch diesem gegenstände seine aufmerk-
samkeit zugewendet haben oder nicht, jedenfalls hat liowley
jene worte nur deshalb hingesetzt, weil er sicher war, durch
sie die lachmuskeln seiner Zuschauer in bewegung zu setzen.
Meist ist es der narr, durch dessen mund Rowley die schlüpf-
rigen reden sprechen lässt.
So auf p. 9: Der könig ist, umgeben von der königin Jane, Wolsey
und seinem hofnarren Will Summers, bereit, die Französischen gesanten
in feierlicher audienz zu empfangen. Ehe sie vor dem könig erscheinen,
entspinnt sich ein gespräch zwischen jenen personen, im verlauf dessen
der hofuarr sich mit den Worten: 'liow dost thou, Jane'?' nach dem be-
finden der damals gerade gesegneten königin erkundigt, und dann fort-
fährt: 'Sirrah Harry she looks very big upon me, but I care not, an
she bring thee a young priuce: Will Summers may haps be his fool,
when you two are both dead and rotten'. Einen ebenso derben ge-
brauch von seiner narrenfreiheit macht Will am ende von p. '.): Die
' Vgl. die abhandluug Elze's im Jahrbuch der Deutschen Shakesp.-
gesellschaft bd. IX.
SHAKESPEARE UND ROWLEY. 79
künigin verabschiedet sich, weil sie nicht im stände ist, den enipfangs-
feierlichkeiten der Frauzüsisclien gesauten beizuwohnen, als für sie zu
anstrengend, da ruft der hofnarr ihr zu: 'Jane, make haste and dispatch
this, that thou niay'st have another against next Christmas'. Auf p. 11
lässt Will an der Schwester künig Heinrich's seinen Übermut aus. Er
hat der Unterredung beigewohnt, welche die gesanten mit Heinrich ge-
habt haben, und dabei gehört, dass der künig von Frankreich, Louis XII.,
um die hand der Mary, eben jener Schwester Heinrich's, anzuhalten auf-
trag gab; Will hat daher nichts eiligeres zu tun, als beim erscheinen
der Prinzessin, welche den könig über das befinden seiner in kindes-
wehen liegenden gemahhn zu unterrichten kommt, auf jene bewerbung
anspielend, folgendes recht zweideutiges lied zu singen:
'Do you hear, Madam Mary?
You had need to be wary
My news is worth a white cake
You must play at tenuis
With old öaint Denis
And your maidenhead must lie at the stake'.
Der old Saint Denis ist der alte könig Ludwig XIL
Auf p. 46 erscheinen Cranmer, doctor Tye und young Browne auf
der bühne. Prinz Edward spielt mit dem marquis Dorset ball und hat
dem Browne seinen cloak zur aufbewahrung übergeben. Auf die frage
Cranmer's, wo der prinz sei, gibt ihm Browne aufschluss über die be-
schäftigung desselben. Der erzieher, den bei schlechten fortschritten
des priazen des königs vorwürfe treffen, herscht ihn darauf an: 'You
and the Marquess drow the prince's mind to foUow pleasure and neglect
Ins book'. Er, Browne, werde dafür sofort derb durchgeprügelt werden.
Spricht's und übergibt ihn dem Master of the children, um ihn 'whip
weil' — . Dies sei eine weise politik in der erziehiing, fährt Cranmer
fort, seit der junge Browne für des prinzen fehler geprügelt werde,
habe dieser schon in einem monat mehr gelernt als zuvor in einem jähre,
denn 'the fearful boy (i. e. Browne), to save his breech, doth hourly
haunt him wheresoe'er he goes'. Da kommt der hofnarr mit dem ab-
geprügelten Browne wieder auf die bühne; Will spinnt das von Cranmer
mit 'to save his breech' angefangene thema noch weiter und deutlicher
fort. Auf Browne's rede, dass es ihm lieb wäre, wenn entweder der
prinz das ballspiel Hesse und statt dessen über den büchern sässe, oder
ihm erlaubte, fern vom hofe zu leben, antwortet ihm der narr: 'Ay for
l'il be sworn thy breech lies in the liazard about it, but look, little
Ned, yonder he comes'. Einige zeilen vorher macht er sich darüber
lustig, wie es doch sei 'honourable to be whipped for a prince', nach-
dem er erst noch durch die worte: 'the prince has played the truant
to-day, and his tutors has drawu blood of thy buttocks for't' in dem
armen Browne die erinnerung an die empfangenen prügel für des prinzen
faulheit wieder wachruft. Browne selbst gedenkt später, zum ritter ge-
schlagen, seiner Stellung als eines prinzlichen prügelknaben, wenn er
auf des prin/.eu versprechen, fleissiger zu sein in zuknnft, weil 'we will
80 ZEITLIN,
not have j-onr knighthood so disgraced', fortfahrt 'I thank ye, good my
lord; An your grace would but a little ply yonr learning I Warrant ye,
ril keep my knighthood from breeching (p. 61)'.
Nicht gerade zart, mit riicksicht auf die anwesenheit der königin,
sind die reime, welche der narr aus dem Stegreif macht, auf p. 77:
Heinrich, um den kaiser Karl V. zu zeigen, dass Will Summers den rnf,
in welchem er steht, mit recht verdiene, fordert seinen hofnarren auf,
mit ihm, seinem herrn, einen kleinen Sängerkrieg zu veranstalten; auf
des königs verse, von denen 1 und 2 auf cd auslauten, der 3. aber auf
een, reimt Will :
'A wench, 'tis said
Was found in your bed
Besides the queen'.
Ijfoch ungezügelter ist seine antwort auf die worte: tower, flower, heart.
Seihst Heinrich wird der narr zn derb und er endigt den wortstreit da-
mit, dass er sagt: 'Enough, good William you're too hard for all — '
Ebenso wenig wie dergleichen obscöne vedensarten finden
sieh, bei Shakespeare in das gebiet der komik fallende stellen,
wofern man nicht jene 3. scene des V. aufzuges, von der wir
oben handelten, dahin rechnet. Gleich in den ersten worten
des prologs wird dem znschauer vorhergesagt, dass er keine
gelegcnheit zum lachen haben werde.' Bei Rowley ist es
anders :
In der uns schon bekannten scene, wo Edward Browne prügel er-
hält, d9.mit seine hoheit, der prinr, von Wales, besser lerne, sagt dieser
(p. 48): 'In truth I pity thee, and inwardly I feel the stripes thou barest,
and for thy sake, Ned, I'll ply vaj book the faster', fordert darauf ihn
auf, niedcrzukniceu, er wolle seine dienste belohnen. Und auf des narren
frage, ob er Browne zum ritter schlagen wolle, antwortet der prinz:
'I will' und fügt hinzu: 'My father has knighted many a one, that never
shed drop of blood for him, but he hase often for rae', worauf Will die
Worte nicht unterdrücken kann: '0 brave, he looks like the Mirror of
knighthood already'. Der könig, welcher vom narren den hergang er-
fährt, bestätigt die Standeserhöhung und setzt dem neugebackenen ritter
ein jahrgeld von tausend mark aus (p. 49). Auf der folgenden seite gibt
Cranmer dem jungen prinzen Unterricht in der pliilsophie; das axiom der
Philosophie, welches behandelt wird, ist: ' Omne animal est aut homo
aut bestia, every living creature is or man, or beast'. Will versteht
unter 'man' unser 'mann' und folgert daher mit recht: ' Then a woman'a
a beast'; auf den einwurf des prinzen: 'Every beast is four-footed' ent-
gegnet Will wieder: 'Also \^t der narr kein 'beast', denn er hat nur
zwei füsse.
' 'I come no more to make you laugh', und am Schlüsse desselben :
'And if you can be merry then', d. h. wenn ihr mein stück gesehen
habt, 'I'll say a man may weep upon his wedding day'.
SHAKESPEARE UND ROWLEY. 81
Cranmer's deduction des satzes: 'All beasts are not four-footed ' be-
stätigt Will darauf, dass er bemerkt: 'a louse has six'. Dahingegen
widerspricht er ihm in betreff des satzes: 'Animal cornutum non habet
dentes supremos (No horued beast hath teeth above the roof)' mit den
Worten: 'That is a lie, a ciickold has', worauf er mit 'cedant arma to-
gae' die bühue verlässt.
Da, wie wir weiter unten sehen werden, Shakespeare den
könig so schonend als möglich schildert, Rowley aber ihn so
wie er leibte und lebte, konnte der letztere nicht umhin, uns
den könig- auch im unnmt zu zeigen. Da nun der narren ge-
schäft darin besteht, wie vorhergesagt wird, das gemiit ihres
herrn aufzuheitern ^, so bot sich für Rowlev, in anschluss an
die meidung vom tode der königin Jane eine günstige gelegen-
heit, eine scene einzuflechten, in welcher der narr oder viel-
mehr die narren, da Rovvley auch den Wolsey einen solchen
halten lässt, durch ihre tollen einfalle die gc danken des königs
an die verstorbene zu verscheuchen suchen.
Auf p. 10 bemerkt Gray, dass der könig in übler laune sei, 'since
the death of good queen Jane' und auf p. 17 bestätigt Brandon dies
dem cardiual Wolsey mit den worten: 'His graee hath taken such an in-
ward grief With sad remembrauce of the queen tbat's dead, | That much
his highness wrongs his State and persou'. Und dass es dann nicht gut
ist 'to put the head in such a hazard' muss selbst der liebling des
königs, W^olsey, erfahren-, auf p. 18 und 19 nennt er ihn: presumptuous
priest, proud prelate, fawning beast'. Die lords finden es geraten, den
könig sich selbst zu überlassen und Brandun fordert Will auf (p. 20):
'to make the king but smile', als den einzigen, der es könne. So ist
die scene bei Rowley auf p. 21 ff. zwischen dem könig und den beiden
narren motiviert.
Nachdem wir somit gesehen haben, worin sich die stücke
der beiden dichter unterscheiden, bleibt uns noch übrig, sie
hinsichtlich dessen zu vergleichen, was beiden gemeinsam ist;
denn da Shakespeare ohne zweifei das stück seines rivalen
gekannt hat und dieses für ihn, wie Elze in der Introduction
zu 'When you see me, you know me' sagt, sicherlich 'an in-
ducement' war, auch seinerseits 'to dramatize the life of
Henry VIII.', so ist er, wenn auch nicht bewust, so doch un-
' Vgl. p. 7 die Worte des königs, wo am Schlüsse Will herbeigerufen
wird: 'to make the queen merry', und die abhandlung Thümmel's über
die narren bei Shakespeare und was überhaupt von dieser zunft in der
damaligen zeit galt, im Jahrbuch der Deutschen Shakespeare-gesellschaft
band IX.
Augliii, IV. biiud. 0
82 ZEITLIN,
bewust in mancher hinsieht seinem Vorgänger gefolgt, wobei
allerdings nicht zu verkennen ist, dass diese 'traits were turned
into gold by the magic band of Shakespeare'. Zunächst fällt
es jedem leser auf, dass in beiden stücken je zwei königinnen
auftreten: Bei Shakespeare nimmt erst die königin Katharina
und dann ihre nebenbuhlerin Anna Boleyn unser Interesse in
ansprach, bei Rowley sind es Jane Seymour und Katharina
Parr; obwol Jane die dritte und Katharina Parr die sechste
gemahlin des königs war, so erwähnt Rowley nur ganz kurz
auf p. 37 ('And Anne of Cleve shall be sent home again') die
vierte gemahlin, Anna von Cleve, und übergeht ganz mit still-
schweigen die Katharina Howard, die fünfte gemahlin des
königs, welche bekanntlich wegen vermeintlicher untreue hin-
gerichtet wurde (1542).
Ja, die ähnlichkeit geht noch weiter: beide dichter melden
dem Zuschauer im verlaufe ihres Stückes eine geburt, der eine,
nämlich Piowiey, die des nachmaligen könig Edward, Shake-
speare die geburt der prinzessin Elisabeth; nur darin unter-
scheiden sich beide von einander, dass Rowley die erAvartete
entbindung der königin zum gegenstände einer langen und
breiten Unterredung auf der bühne zwischen den dabei inter-
essierten macht; er handelt davon in der zweiten hälfte von
p. 9, ebenso von p. 11, auf p. 12 — 14 und in der ersten hälfte
von p. 15.
Shakespeare widmet der anzeige, dass die königin Anna
von einer prinzessin entbunden worden sei, nur wenige worte
am Schlüsse der 1 . scene des V. aufzuges. Darin aber kommen
wieder beide dichter überein, dass der könig vater eines sohnes
zu werden verlangen trug. Bei Shakespeare fragt er geradezu
die ihm die entbindung der königin meldende hofdame: ob ein
söhn geboren sei: 'Is the queen deliver'd? Say ay; and of
a boy'.
Bei Rowley (p. 12) schwankt der könig, ob er den söhn,
wozu er freilich gleich hinzufügt: 'if son it be' — oder die
königin retten lassen solle.
Shakespeare lässt die auf die geburt bezüglichen nach-
richten durch eine hofdame überbringen; bei Rowley ist die
Überbringerin derselben lady Mary, die Schwester. des königs.
Rowley hat damit einen schweren Verstoss gegen die geschichte
begangen, der um so schwerer ist, als er nicht durch die not-
SHAKESPEARE UND ROWLEY. 83
wendigkeit geboten war, Shakespeare hat ihn mit richtigem
tact vermieden; doch kommen wir auf lady Mary noch weiter
unten zu sprechen.
Der hauptunterschied aber zwischen Shakespeare und
Rowley ist hier, dass Rowley keine gestalt zu schaffen ver-
stand wie Shakespeare in seiner königin Katharina. Unser
interesse wird bei weitem nicht so sehr, weder von der per-
sönlichkeit der königin Jane noch der der königin Katharina
Parr in anspruch genommen wie von der Shakespeare'schen
Katharina.
Wir empfinden zwar mitleid mit dem Schicksale der jungen
königin, die, um dem gemahl den langersehnten erben zu er-
halten, ihr leben freudig opfert, aber es ist doch sehr verschie-
den von dem, was wir dem loose der Katharina von Arrago-
nien bei Shakespeare entgegenbringen; das leben der königin
Jane hat eine höhere macht als die menschliche gefordert und
darum fügt sich der Zuschauer bald darein; es bewährt sich
hier die Wahrheit des Spruches, dass nichts so schnell ver-
gessen wird als der tote. In Shakespeare'» Henry VIII. wird
unser herz gleichsam mit dem der königin zugleich gemartert,
weil wir sehen, es ist menschliche bosheit auf der einen und
unbändige, zügellose Sinnlichkeit auf der andern seite, welche
die tugendhafte königin in's elend stürzen; unser interesse ist
nicht nur mitleid für die gestürzte, sondern auch hass und
abscheu gegen die urheber ihres Sturzes. — Auch die königin
Katharina Parr kann man mit der Shakespeare'schen Katha-
rina von Arragonien nicht vergleichen: sie ist offenbar sehr
gelehrt, ein 'woman doctor', wie es p. 58 heisst. Dies beweist
ihr Vorschlag, ein concil von selten des kaisers und der christ-
lichen könige zusammenzurufen, zu 'peruse the books that
Luther writ against the Catholics, the superstitions and the
church of Rome', und ihre keuntnis der in der Katholischen
kirche herscheuden missbräuche.^ Sie ist — sit venia verbo —
ein gelehrter blaustrumpf, und darum nicht geeignet, unsere
1 Sie zählt diese in den worten (p. 58) auf: Pray, teil the king then,
what Scripture have ye, | to teach religion in an unknown languageV |
to inslruct the Ignorant to kneel to Saints, | by baretbot pilgrimage to
Visit shrines \ For money to release from purgatory the vildest villain,
Chief or murderer? All this the people must believe you can | such is
the dregs of Romes religion '.
G*
84 ZKITLINT,
Sympathie zu erwerben, wenngleich es einen jeden mit be-
wunderung- erfüllen miiss, dass sie sich so kühn und offen zu
den lehren der häretiker bekennt. — Aber wer sich mutwillig
in gefahr begibt, kommt dabei um. Wozu gleich von anfang
an mit zurückgeschlagenem visier der gewaltigen gegenpartei
entgegentreten? Es hätte weit mehr weiblicher Schlauheit ent-
sprochen, wenn sie zunächst ihren gemahl allein für ihre ge-
danken zu gewinnen versucht hätte, und dies wäre ihr bei
der bekannten neigung des königs zu theologischen Streitfragen
sicherlich mit leichtigkeit gelungen; erst als die «königin gewahr
wird, vor welchem abgrund sie steht, als sie das bell des
henkers über ihrem haupte sieht, greift sie zu dem ihr zie-
menden mittel der weiblichen Schlauheit.*
Rowley ist mithin, glauben wir, nicht glücklich gewesen
in seiner Zeichnung der Katharina Parr; hätte er sich hier
mehr von den tatsacheu bei seiner dichterischen fixierung des
Charakters derselben leiten lassen, so wäre das resultat ein
anderes gewesen.
In betreff der Zeichnung des Charakters des cardinals
Wolsey stimmen beide dichter im wesentlichen überein. Beide
haben offenbar quellen benutzt — von Sh. wissen wir durch
Delius' einleitung zu Henry VIII., dass es chroniken wie die
Holinshed's, Cavendish's, Hall's waren — welche dem cardinal
nicht gerade günstig gesinnt waren, Sh. allein aber lässt trotz
der ihm anhaftenden unleugbaren mängel auch den Verdiensten
des cardinals gerechtigkeit widerfahren. In der 2. scene des
IV. aufzuges erzählt Griffith der vor gram und kummer er-
krankten königin Katharina, dass ihr feind, der urheber ihres
Sturzes, vor kurzem in Leicester in einem kloster nach kurzem
krankenlager gestorben sei; als die königin in der erinnerung
an die ihr durch ihn bereiteten nachstellungen ihn abfällig
beurteilt, wagt es Griffith, ihn zu verteidigen und preist seine
gelehrsamkeit, klugheit und beredsamkeit: 'obwol von niederer
' Sie erklärt, indem sie tränen durchaus nicht spart, dass 'what 1
did speak was as my woman's wit, to hold out argument could compass
it; My puny scholarship is held too weak to luaintain proofs about reli-
gion. Alas, I did it but to waste the time knowing as ttien your grace
was meak and sickly so to expel part of your pain and grief: And for
luy good intent they seek my life, 0 God, how am 1 wronged!' (p. tis)
SHAKESPEARE UND ROWLEY. »Ö
gebuvt, sei er zum rühm geschaffen gewesen; sei auch seine
habgier unleugbar, so habe er die schätze doch auch zur
Schöpfung der Zwillinge des wissens, Ipswich und Oxford, ver-
wendet. — Selbst die königin muss die Wahrheit der worte
'Griffitb's anerkennen: auch sie w^ünscht sich nach ihrem tode
einen so redlichen biographen.»
Beide dichter stimmen darin iiberein, dass Wolsey's ganzes
dichten und trachten darauf ausgieng, die tiara zu erlangen.
Bei Rowley (p. 4) sagt Wolsey selbst, dass dies das ziel seiner
politik sei.2
Damit übereinstimmend wirft bei Shakespeare Surrey dem
schon gestürzten cardinal vor (act III, sceue 2), dass er nach
' Vgl. aet IV, scenc 2:
Griffith: This cardinal,
Though from a lunuble stock, undoubtedly
Was fushiou'd to much lionour from liis cradle.
He was a scholar, and a ripe and good one;
Exceeding wise, fau- spoken and persuading:
Lofty and sour so them that lov'd liim not;
But, to those nien that sought, him sweet as summer.
And though he were unsatistied in getting, —
Which was a sin, — yet in bestowing, madam.
He was most princely: ever witness for him
Those twins of learning that he rais'd in you,
Ipswish and Oxford! . . .
Queen Katharine:
After my death I wish no other herald.
No other Speaker of my living actions,
To keep miue honour from corruption
But such an honest chronicler as Griftith.
Whom I most hated living, thou hast made me
With thy religious trutli and modesty
Now in his ashes honour: peace be with him!
^ 'If Wolsey to the pope's high state attain | the leage is kept or
eise he'll break't again — '. Vgl. dazu p. 5:
Adieu good knight, we'U follow presently.
Now Wolsey, work thy wits like gads of steel.
And make them pliable to all impressions,
That king and queen and all may honour thee,
So toil'd not Caesar in the state of Rome,
As Wolsey labours in th'aftairs of kings;
As Hanibal with oil did melt the Alps
To make a passage into Italy
So must we bear our high-pitch'd eminence,
86 ZEITLIN,
Rom nur deshalb so viel geld gesant habe, um sich durch be-
stechuug den weg- zu höheren würden zu bahnen:
'Then, that you've sent innumerable substance —
By what means got, I leave to your own conscience —
To furnish Rome, and to prepare the ways
You have for dignities'.
Wiederholt wird bei Shakespeare über die ehrsucht des
cardinals geklagt, act 11, scene 4, wo über die ehescheidung
verhandelt wird, wirft die königin ihm vor, dass er mehr nach
seiner eigenen ehre strebe, als nach dem heiligen beruf, und
act III, scene 2 hören wir, dass seine ehrsucht so weit gieng,
dass er seinen cardinalshut auf des königs münzen prä-
gen liess.i
Dass der wünsch, seine ehrsucht zu befriedigen, ihn ver-
anlasste, das interesse des Staates dem seinigen hintenan zu
setzen, ist nicht wunderbar: 'I will effect for France as they
for me' (p. 4) und ' Whe shall he thankfidl, if tlieij think on us'
(p, 15) sind des cardinals eigene worte bei Rowley.
Um sich aber die stimmen der cardinäle des conclaves zu
erkaufen, dazu bedurfte Wolsey, der ehemalige fleischersohn,
vielen geldes.
Act I, scene 3 (am Schlüsse) sagt Sands, der cardinal kann schon
prächtige feste veranstalten ; der könig Heinrich spricht vom reichtum
des cardinals, er übersteige weit die höhe dessen, was ein Untertan be-
sitzen dürfe.-
To dig for glory in the hearts of men
Till we have gote the papal diadem.
Auch auf p. 16 gesteht Wolsey, dass ihn bei seinen haudlungen die
absieht leite 'to prepare our swift advauncement to Saint Peter chair'.
' Vgl. ibid. Suffolk's worte:
That, out of mere ambition you have caus'd
Your holy hat to be stamp'd on the kiugs coin.
Bei Rowley (p. 6) sagt der cardinal selber:
Let him command but we wil execute,
Making our glory to outshine his fame,
Till we have perchas'd an eternal name.
- Act III, scene 2:
Forsooth, an inventory, thus importing —
The several parcels of his plate, his treasure,
Rieh stuffs, and Ornaments of household^ which •
I find at such proud rate, that it out-speaks
Possession of a subject.
SHAKESPEARE UND ROAVL^V. 87
Auch bei Rowley erscheint Wolsey als ein überaus reicher
maun.i In den mittein, zu reichtuni zu' gelangen, war Wolsey
nicht wählerisch: Buckingham sagt bei Shakespeare act I, sc. 2
er kenne ihn durch sichere kundschaft und probe, die so klar
wie bäche im Juli, als feil und verräterisch.2 Ebenda wirft
ihm Buckingham vor, dass er vom k'aiser bestochen, den wün-
schen desselben sich willfährig erwiesen.-^ Ja Wolsey geht
sogar so weit, dass er eigenmächtig ohne des königs Zustim-
mung gesetze erlässt; die königin zeiht ihn (act I, scene 2)
der erpressung-. Er fordere ein sechstel des Vermögens als
Steuerabgabe. Bei Rowley sagt der hofnarr auf p. 42: der
könig müsse Wolsey und die ganze pfaffenbrut aus England
vertreiben, denn jene haben das land in solcher weise gedrückt
und gerupft, dass es in kurzem arm sein werde.^
Ein anderer, von beiden dichtem hervorgehobener charac-
terzug Wolsey's ist seine prachtliebe. Bei Rowley p. 5 sagt
Wolsey zu Bonner:
See all our tiain be set in readiness,
That in our State and pomp pontitical
We may pass on to grace King Henry's court.
' Vgl. p. 72 die rede des narren: 'Ay, ay, luy lord, ne'er set your
• wit to the fool's. Will Summers will be secret now and say nothing;
if I would be a blab of my tongue, I could teil the king how many
barreis füll of gold and silver there was : six tuns fiUed with plate and
jewels, twenty great trunses with crosses, crosiers, copes, mitres, niaces,
golden crucifixes, besides the four huudred and twelve thousand pouud
that the poor cliimneys paid for Peter pence. But this is nothing, for
when you are pope, you may pardon yourself for more knaveries than
this comes to'.
2 Vgl. From sincere motlons — by intelligence,
And proofs as elear as founts in July, when
We see each grain of gravel, I do know
To be corrupt and treasonous.
3 Vgl. For I am sure, the emperor
Paid ere he promis'd; whereby his suit was granted
Ere it was ask'd; — but when the waj- was made
And pav'd with gold, the emperor thus desir'd — .
* 'Would the king would whip thee and all the pope's whelps out
of England onee, for between ye, ye have racked and pulled it so, we
shall be all poor shortly : you have had four hundred three-score pound
within this three year for smoke pence: you have smoked it i'faith.
Dost hear Harry, next time they gather them, we have clay enough to
make brick, though we want silver mines to make money.'
88 ZEITLIN,
Bei Shakespeare (act III, scene 2) tadelt der könig den
aufwand des eardinals mit den Worten:
What expense by th'hour
Seems to flow from him!
Dass Wolsey hochmütig ist und mit stolz erfüllt auf seine
erfolge, es vom Ips wicher fleischersohn zum eigentlichen be-
herscher Englands gebracht zu haben, hebt namentlich Shake-
speare hervor.
Act I, scene 1 sagt Abergavenny: 'I can see bis pride | peep
through each part of him' und einige zeilen weiter unten Buckingham,
er wolle zum könig eilen, den hochmut des Ipswicher knechtes nieder-
zuschreien :
'I'll to the king
And from a mouth of honour quite cry down
This Ipswich fellow's insolence; or proclaim
There's difference in no persons'.
Act II, scene 2 empfinden Norfolk und Suffolk des priesters stolz: Auf
die bitte Wolsey's, ihm eine stunde geheimen Vortrages zu gewähren,
weist der könig die beiden lords hinaus mit den worten: 'We are busy,
go!' worauf sie sich entfernen mit (Norfolk): 'This priest has no pride
in him (Suffolk): Not to speak of. '
Um dem adel seine macht fühlen zu lassen, ist Wolsey
besonders bestrebt; um ihn financiell zu gründe zu richten und
darauf auch politisch onmächtig zu machen, hat er z. b. die
listen des gefolges entworfen, welches könig Heinrich auf sei-
ner reise nach Frankreich begleiten sollte. Abergavenny sagt
(act I, scene 1), dass durch den aufwand, den auf diesem zuge
ein jeder begleiter des königs zu entfalten genötigt war, min-
destens drei seiner vettern ihr erbteil so schwächten, dass sie
nie wie vormals blühen würden; darum setzt denn auch der
adel alles daran, den cardinal zu verderben. Bei Rowley sagt
Seymour, als niemand zu dem, wegen des todes der königin
Jane betrübt und übelgelaunten könig zu gehen wagt (p. 5):
Let's win this prelate to salute the king,
It may perhaps work bis disgrace with him
und im folgenden setzen sie alle ihre Überredungskünste daran,
ihn zu einer Unterredung mit Heinrich zu bewegen. Auf die
werte Wolsey's, er habe eine nachricht für den könig, geeignet,
seinen unmut zu besänftigen, nämlich: 'that he -a^d all bis
fair posterity proclaimed Defenders of the Faith shall be', ent-
gegnet Gray (p. 18):
SHAKESPEARE UND ROWLEY. 89
This news, iny lord, may something ease his mind
'Twere good, your grace would go and visit him,
worauf Seymour hinzufügt, als der cardinal sich wirklich zum
könig begiebt:
'So! I am glad he's in: an the king be no better pleased thau he
was at our last parting, he'll rnake liim rcpent his sauciness — '.
Auch bei Shakespeare fehlt es nicht an stellen, wo Wolsey
von angehörigen des adels wegen seiner Verletzung desselben
hart mitgenommen wird:
Act II, sc. 1 wird behauptet, er sei schuld am tode Buckingham's,
des grossen herzogs. Act III, sc. 2 sagt Suffolk:
Which of the peers
Have uncontemn'd gone by him, or at least
Strangely neglected? When did he regard
The stamp of nobleness in any person
Out of himselt"?
Ueberhaupt ist diese ganze scene für die gesinnung des adels gegen
Wolsey characteristisch.
Xachdem wir den character Wolsey's geschildert, scheint
es uns am orte, noch einige worte über den adel zu .«agen,
da Wolsey ihn unschädlich und politisch tot zu machen be-
strebt war. Bei Shakespeare erscheinen als die vornehmsten
Vertreter dieses Standes auf der bühne: ßuckingham, Norfolk,
Surrey, Abergavenny, der lord-kämmerer, und Suft'olk; bei Row-
ley sind es: Seymour (vater der königin Jane), Dudley, Gray,
Charles Braudom, duke of Suffolk. Beide dichter sind dem-
nach hier unabhängig von einander, nur der herzog von Suffolk
ist ihnen gemeinsam. — Bei Shakespeare sehen wir an dem
process des herzogs von ßuckingham, warum der adel dem
stolzen cardinal als todfeind gegenübersteht, bei Rowley aber
nicht; hier sehen wir nur, dass zwischen beiden teilen eine
feindschaft besteht, ein hass, der alles daran setzt, einander
zu verderben.
Eine von beiden dichtem auf die böhne gebrachte persön-
lichkeit ist die Gardiner's, des bischofs von Winchester; er ist
von Rowley ebenso wie von Shakespeare gezeichnet worden,
ein beweis, wie eng sich hier beide au die geschichte ange-
schlossen haben. Er ist, wie sich aus act V, sc. 1 bei Shake-
speare ergibt, dem neuen glauben abhold und darum ist er
dem Cranmer feind und der königin Anna Bullen, welche die
gesinnungsgenossin jenes ist; er nennt Cranmer ^a most arch
90 ZEETLIN,
heretic, a pestilence that does infect the land, a rank weed'
und es sei seine, Gardiner's, aufgäbe 'to root him out'. Ihrer
ketzerischen ansichten wegen hasst er die königin Anna so
sehr, dass er auf die erzählung des ebenso treukatholisch ge-
sinnten Lovell, dass die königin in wehen liege, antwortet:
The fruit she goes with
I praj^ for heartily, that it may find
Good tiuie, and live: bat for the stock, Sir Thomas,
I wish it grubb'd up now. (Act V, sc. 1)
Es gelingt ihm, den erzketzer Cranmer vor den Staatsrat
zur Verantwortung seiner, der neuen lehre sich zuneigenden
gesinnung zu eitleren und in seiner rede (Act V, sc. 2) wo er
'this coutagious sickness' nicht länger zu dulden auffordert,
weist er auf die in Deutschland in folge des zwiespältigen
glaubens herschenden parteiuugen hin. — Bei ßowley (p. 54)
nennt er im gespräch mit Bonner das Luthertum 'a rancour
that now swells so big, that it müst out, or break'. Bei Shake-
speare sagt Gardiner:
It will ne'er be well
Till Cranmer, Cromwell her (i. e. queen Anne Bullen) two
hands and she
Sleep in their graves. (Act V, sc. 1).
Bei Eowley nennt er die königin Katharina Parr 'adangerous
head' (p. 54) und darum 'there must be no queen, or the ab-
beys fair (p. 55).
Beide dichter haben sonach je einen ketzerprocess, nur
dass in dem einen falle Cranmer der augeklagte ist, in dem
andern die königin Katharina Parr selbst; ein weiterer unter-
schied zwischen den beiden dichtem ist, dass bei Shakespeare
schon im voraus des königs meinung zu gunsten des ange-
klagten sich wendet, während bei Rowley der leser bis zum
letzten augenblicke im zweifei ist, wie sich der zorn desselben
besänftigen lassen wird. In der rede (p. 58 — 59), in welcher
Gardiner den könig zum einschreiten gegen die Verbreitung
der neuen lehre auffordert, weist er ebenso wie bei Shake-
speare (Act V, sc. 2) auf die gefahr, welche damit für die ruhe
des Staates verbunden ist, hin.
So viel über Gardiner. Es bleibt uns noch übrig, einige
Worte über den könig Heinrich und seine Zeichnung bei beiden
dichtem zu sagen. Elze, im angeführten aufsatze p. 67, sagt,
dass der dichter absichtlich den könig zu einem passiven titel-
SHAKESPF.ARE UND ROWI.EY.
91
beiden gemacht habe und ihn nur im Zwielicht des halbdunkels
zeige; seine Sinnlichkeit werde vertuscht und alles auf die
ranke des cardinals und die gewissensscrupel des königs zu-
rückgeführt. Es ist schon anderswo gesagt, dass im grossen
und ganzen der Sbakespeare'sche Heinrich mit dem geschicht-
lichen Heinrieb nur an dem ausruf Ha! und der gewohnheit,
sich auf die scbulter seiner vertrauten zu stützen, zu erkennen
sei; wie ganz anders bei Rowley! Wie oft kehrt hier nicht,
um mit den äusserlicbkeiteii zu beginnen, das Ha! wieder,
manchmal auf einer seite, wie z. b. auf p. 44, zwei mal; der
ausruf 'Mother of God!' und ähnliche sind nur allzu häutig.
Ein jeder weiss, dass Heinrich VlII. zwei seiner frauen
bat hinrichten lassen und dass die letzte nur mit genauer not
dem heile des henkers entgieng; bei der lecture von Shake-
speare's Heinrich VlII. wird niemand daran erinnert, aber un-
willkürlich wird man es bei den Worten, mit welchen der köuig
seinen liebling Wolsey bei Rowley pp. 18, 19 anfährt:
Mother of God! TU have traitors' heads
Go hail theni to the block: up, up, stand up!
I'll make ye know your duties to our State:
Arn I a cipher? is my sight grown stale?
And I not Harry? am I not England's king? Ha!
Es ist bekannt, dass Heinrich sieh für einen grossen theo-
logen hielt. Im jähre 1521 erschien in seiner hauptstadt Lon-
don seine schrift ^Assertio Septem sacramentorum , adversus
Martinum Lutherum, edita ab invictissimo Angliae et Franciae
rege et domino Hiberniae, Henrico eins nominis octavo' in
entgegnung des Luther'schen 'Tractats von der Babylonischen
gefangenschaft der kirche'. Zu dieser sucht, als theologe zu
glänzen, stimmt sehr die Schilderung des gefallens, welches
der könig (bei Rowley p. 57 — 58) an der disputation seiner
gemahlin mit den bischöfen Bonner und Gardiner über die
damals weltbewegenden fragen hat:
Well Said, Kate; to them again, good wench. .
Lords, give us leave a while, avoid the presence
We'U hear the bishops and my queen dispute.
Der titel: 'Defender of the Faith (defensor tidei)' dessen über-
bringung durch cardinal Campeius Rowley ausführlich zur an-
schauung bringt (auf p. 23 tf.), war der lohn von selten des
papstes Leo X. für die obenerwähnte schrift gegen Luther.
92 ZEITLIN,
Rowley hat also hier seine aufschvift 'When you see nie, you
know me', wie sich aus einer verg-leichung mit den geschicht-
lichen tatsachen ergibt, wahr gemacht.
Des königs launenhaftigkeit ist verbürgt; auch davon gibt
uns Rowley ein beispiel auf p. 18: Heinrich hatte befohlen,
ihn nicht zu stören, da kommt Wolsey in der hoffnung, des
königs böse laune durch erfreuliche nachrichten zu verscheu-
chen; aber auch dem glinstling gelingt dies nicht, vielmehr
muss er des erzürnten gebieters schirapfreden über sich er-
gehen lassen: 'Presiimptnous priest, proud prelate' etc. Shake-
speare schildert uns den könig als herscher im glänze seines
hofes; Rowley aber gibt uns auch ein bild von dem Privat-
leben desselben: die scene in den Strassen Londons und im
gefängnis, wo der könig die hauptrolle spielt, nimmt keinen
kleinen teil seines Stückes fort (pp. 26 — 37). P. 25 unten ruft
der könig Brandon und Campton zu sich. Er sagt:
I must employ your aid and secrecy:
This night we mean in some disguised shape
To Visit London and to walk the round,
Pass througli their watches and observe the care
And special diligence to keep our peace.
Auf dieser nächtlichen fahrt hat er ein recontre mit Black
Will, einem raufbold, 'known and feared through the seven-
teen provinces' (p. 29). Die frage Heinrich's (auf p. 30) 'but
pr'y thee teil me, dost thou face the world with thy manhood
that thus they fear thee, or art thou truly valiant?' reizt Black
Will, und er fordert seinen, ihm noch unbekannten cumpan
auf: ^betake ye to your tools', er werde ihm 'a trial presently'
geben; es kommt zum kämpf und Black Will wird verwundet
{p. 31). Sie werden in's gefängnis (the Counter) geführt, wo
könig Harry eine zeit lang mit leidensgefiihrten sitzt; hier
schliesst er mit Black Will freundschaft: ^Let not a little wipe
make us eneraies, clap hands and be friends' (p. 34). Die
ankunft Compton's und Brandon's klärt die gefangenen dar-
über auf, dass King Harry unter ihnen sitzt, so kam es, dass
the Counter was 'one night King Henry's court' (p. 37).
Heinrich's prachtliebe kennen wir schon aus Shakespeare:
so erscheint er auf dem maskenfest des eardinals Wolsey; die
scenen, wo die kröuung Anna Boleyn's und die taufe ihrer
tochter Elisabeth geschildert wird, beweisen, dass der könig
SHAKESPEARE UND ROWLEY. 93
praclit zu entfalten liebte. — Gleich am aufaug des Stückes
erzählen sich die edelleute von dem pomp bei der Zusammen-
kunft lleinrich's mit dem könig von Frankreich im Ardetal.
Auch bei Rowley finden wir stellen, woraus Heinrich's pracht-
liebe erhellt: so p. 10, wo er die gesanten Frankreichs in
audieuz empfängt, entlässt er sie mit den worteu:
Lord Cardinal, these lords shall be j^our guests.
But let our treasure waste to welcome them:
Banquet them, how they will, what cheer, what sport,
Let them see, Harry keeps a kingly coiut.
Ebenso die worte auf p. 69:
Bid Wolsey haste bim to our royal presence;
Great Charles, the mighty Koiuan Emperor,
Our nephew and the hope of Christendom,
Is come to see his uncle and the Euglish court
We'U eutertain him with imperial port.
Nachdem wir nunmehr die beiden stücke mit einander
verglichen haben, bleibt uns noch die aufgäbe, zu zeigen, ob
und worin Kowley von der gescbichte abgewichen ist. lieber
die abweichungen Öhakespeare's von der geschichtlichen Wahr-
heit im Henry VIII. hat hinlänglich ausführlich Elze in dem
schon oft erwähnten aufsatze gehandelt, so dass wir ihm nur
zu folgen nötig haben. In der reihenfolge der begebenheiten,
welche in vShakespeare's stück am äuge des Zuschauers vor-
über ziehen, ist die letzte die taufe der Elisabeth, sie fällt in
das jähr 1533. Dass nicht alle begebenheiten im Henry VIII.
vor dieser zeit sich zutrugen, hat schon Elze gezeigt; so ist
z. b. der prozess Cranmer um zehn jähre antedatiert. — Bei
Rowley ist die zuletzt erwähnte begebenheit die ankunft
kaiser Carl's V. am hofe Heinrich's VIII.; diese ist in das
jähr 1522 zu setzen. P. 76 fällt Wolsey in unguade. Dies
geschah am ende des jahres 1529; schon hieraus ist ersicht-
lich, wie wenig Rowley sich an den wirklichen gang der dinge
kehrt. Auf p. 56 beginnt das religionsgespräch zwischen der
königin Katharina Parr einerseits und den bischöfen Bonner
und Gardiner andrerseits. Katharina wurde 1543 die sechste
gemahlin Heinrich's: das gespräch hat, wie feststeht, während
einer krankheit des königs, welche ihn im jähre 1546 befiel, statt-
gehabt. Auf p. 46 ft'. ist die komische scene zwischen prinz
Edward und seinem gespielen Browne; der prinz ist, wie wir
94 ZEITLIN,
hören, sehüler Cranmer's und treibt logische und philosophische
Studien mit seinem lehrer; nun aber wurde prinz Edward am
12. October 1537 geboren, wie alt ist er also hier zu denken?
In welches jähr soll man demnach jene scene setzen?
Auf p. 44 am ende wird die heimliche ehe zwischen Duke
Brandon und lady Mary, der Schwester des königs, erwähnt.
Mary hatte in erster ehe den könig von Frankreich, Louis XII.,
welcher 1515 starb, geheiratet, sie starb 1533. Wie kann sie
also bei der geburt des prinzen Edward zugegen gewesen
sein?
Auf p. 37 wird der tod des 'old king of France' erwähnt,
der kein anderer sein kann, als eben jener Louis XII., wie
sich aus den folgenden worten ergibt: 'the league is broke'.
Diese worte beziehen sich auf die mitte des jahres 1514 vor
sich gegangene aussöhnuug zwischen Ludwig XII. und Hein-
rich VIII., wobei zugleich ausgemacht wurde, dass Mary den
könig von Frankreich heiraten sollte, dessen gemahlin, Anna
von Bretagne, vor kurzem gestorben war. Auf p. 23 ankunft
des cardinals Carapeius in London, des Überbringers des titeis
'Defender of the Faith' an den könig. 1521 erschien jenes
buch gegen Luther, wie wir sahen; die zeit, vor welcher der
titel dem könis: nicht erteilt worden sein kann, ist damit
Auf p. 17 irrt Wolsey, wenn er meint, papst Julius habe
Campeius gesendet; Julius starb schon 1513, ihm folgte papst
Leo X., welcher den päpstlichen stuhl bis zum jähre 1521
inne hatte. Ihm folgte Hadrian VI. Ein Julius (III.) war erst
wieder seit 1549 (—1555) pontifex, also als Heinrich VIIL
schon tot war.
Auf p. 11 ff. die entbinduug der königin Jane; sie war
vom 20. Mai 1536 bis 12. October 1537 Heinrich's gemahlin.
Im anfang des Stückes wird die ankunft Bonnivet's und John
de Mazo's, bischofs von Paris, als der gesanteu des Franzö-
sischen königs erwähnt und ihre audienz geschildert; sie haben
ausser andern auftragen auch noch den, bei Heinrich um die
band der lady Mary für könig Louis XII. anzuhalten (p. 4).
Die gesantschaft fällt also in das jähr 1514, und zwar in die
letzten monate dieses jahres: Ludwig XII. starb schon am
1. Januar 1515 und seine zweite gemahlin Anna von Bretagne
war erst im August 1514 gestorben.
SHAKKSPEARE UND ROWLEY. 95
So wild V. Friesen's urteiU bestätigt: 'In Rowley's stück
herscht eine grössere incorrectheit vor, als wir, mit wenigen
ausnahmen, an den meisten Englischen historien rügen können'.
Das resultat, zu welchem wir durch die vergleichung der
beiden stücke miteinander gelangen, lässt sich in folgendem da-
hin zusammenfassen, dass Shakespeare einer anderen theater-
truppe angehörig als Rowley, unzweifelhaft durch das erschei-
nen des Stückes des letzteren veranlasst worden ist, auch
seinerseits mit einer dramatisieruug des lebens kouigs Hein-
rich VIII. hervorzutreten. Aber sein gemüt führte ihn andere
wege als den des Rowley. Rowley's absieht war, sein publi-
cum zu unterhalten und den beifall desselben zu erlangen;
dazu aber war nichts geeigneter, als wenn er seinen Zu-
hörern den könig Harry nicht sowol in seiner eigenschaft als
könig, sondern vielmehr als nächtlichen herumstreifer in den
Strassen Londons vor äugen führte. Etwas anderes, damals
unfehlbar auf das publicum wirkendes war die besprechung
religiöser fragen; daher lässt es sich denn Rowley auch nicht
entgehen, die königiu Katharina Parr als die Verfechterin der
neuen glaubenslehren des langen und breiten auf der bühne
zu bringen, und schliesslich in einen glaubensprozess zu ver-
wickeln. Vornehmlich dienten damals, wie bekannt, zur be-
lustigung die narren; der leser des Rowley'schen Stückes wird
finden, dass in demselben nicht selten dieselben erscheinen.
Ein unterschied zwischen Rowley und Shakespeare überhaupt
da, wo auch dieser narren auftreten lässt, ist, dass der letztere
stets nur dem könige einen narren gibt, einen hofnarren, Row-
ley aber gibt in seinem stück 'When you see me, you know
me' auch dem cardiual Wolsey einen solchen; kurz: Rowley kam
es darauf an, zu amüsieren, und darum nahm er in sein stück
alles das auf, wovon er sicher war, dass es diese Wirkung
nicht verfehlen würde: pomphafte aufzüge, possenhafte Vor-
gänge, glaubensstreitigkeiten. Sh. ist seinem rivalen darin ge-
folgt, dass auch er viel pomp in Henry VIII. entfaltet, aber
sein zweck ist nicht der, zu amüsieren, sondern die makel, die
an der geburt seiner verehrten königiu Elisabeth hafteten, zu
beseitigen; er will dem Englischen volke durch seine drama-
tische darstelluug dieser regieruugsperiode des königs Hein-
' Im Jahrbuch der Deutscheu Shakesp.-ges. X p. 37U.
96 ZEITLIN, SHAKESPEARE UND ROWLEY.
rieh VIII. die zweifei benehmen, welche über die legltimität
der königin obwalteten, darum lässt er sich wol manche Ver-
stösse gegen die geschichte zu schulden kommen, aber er ver-
meidet alles, was den könig herabzuwürdigen geeignet ist.
Sein zweck ist also ein ungleich höherer und jene Verstösse
sind entschuldbar^ weil durch die absieht des dichters geboten.
Rowley hingegen verdreht die geschichte, wie wir sahen, ohne
dass er es nötig hätte.
Benutzt hat also Shakespeare das Rowley'sche stück
sicherlich nicht, wennschon manche Vorkommnisse im Rowley'-
schen stücke, wie die pomphaften aufzüge etc., ihn veranlasst
haben mögen, solche auch in seinem stücke darzustellen; wo
er an Rowley zu erinnern scheint, ist es stets unverkennbar,
dass die 'schlacke seines rivalen unter seineu bänden zu gold
geworden ist'; am deutlichsten tritt dies hervor bei Rowley
in der scene, wo der nachmalige könig Edward geboren wird
und bei Shakespeare in der scene, wo Elisabeth geboren wird.
Bei Rowley ist eine lange, ermüdende, höchstens auf frauen-
herzen wirkende Schilderung dieses Vorganges hinter den cou-
lissen, bei Shakespeare nimmt die gehurt der Elisabeth nur
wenige zeilen in ansi)ruch. Also nochmals: Benutzt hat Shake-
speare den Rowley nicht, beeinflusst mag er von ihm an ver-
schiedenen stellen sein.
CiOMEL IN RUSSLAND. \V. ZeITLIN.
BE DOMES D^EGE.
R. Lumby hat dieses Aengl. geistliclie gedieht von 304
alliterierenden laugzeilen 187ö für die EETS sorgfältig abge-
druckt, mit erklärenden anmerkungen versehen und die quelle
in einem Beda sowol als Alcuin zugeschriebenem Lateinischen
gedichte von 154 hexametern {De Die Judicii) nachgewiesen.
Vgl. H. Sweet's treffende Recension im Sixth Anmial Address of
the President lo thc Philoloyical Society 1877 p. 4. Das wenige,
was mir ausserdem in metrischer, sprachlicher und textkritischer
hinsieht an dem deukmal auffiel, will ich im folgenden kurz
zusammenstellen.
Vorauszuschicken ist, dass sich der dichter an seine quelle
eng, aber nicht sklavisch anschloss. Er arbeitete mit vollem
Verständnis des Lateinischen; höchstens in se äna mceg 46 ====
qiä solet 24 Hesse sich ein misverständnis finden. Absichtslos
übergieng er nur wenige Wörter, und diese sind an sich un-
wichtig und ohnehin schon ausgedrückt, z. b. {scelerum) commissa
meorum 6, slatim 16, cum voce gementi 18, saeva 21, totam 33.
Vielleicht ist es kein zufall, dass er polus und turma je zwei
mal übersprang: 48, 141, 60, 65. Manchmal ersetzte er spe-
cifisch Lateinische bilder durch gemeinverständliche Englische
ausdrücke: pallida nocturnam non praestat lima lucernam 55 =>
ne se möna ncefö nänre mihte wiht, pcet he p(bre nihte genipu
mcege flecgan 109 f.; attonita (unrichtig atlonito bei Beda) turba
timore 86 = stäne geücast 173. Die verse und halbverse,
welche er selbständig hinzufügte 50, 74, 85a, 98, 143, 147,
181, 189, 192, 215, 217, 221, 238, 251 entsprangen der erklä-
renden und einschärfenden tendenz des predigers, nuerbe driht-
nes 21 aber und and ece god 268 wol der theologischen rück-
sicht, Gott nicht unerwähnt zu lassen, wo seine heiligen ge-
priesen wurden. Die grösten und wichtigsten einschiebsei er-
Aiigliit, band IV. 7
08 HKANDT-,
weitein die beschrcibung der landschaftlichen Umgebung im
eiugang 3f, 8b, des siinders vor gericht 124 f, der hölle 244 f,
des himmels 277 f und namentlich die anrufimg der Jungfrau
Maria 289—93.
In stilistischer hinsieht klingt natürlich die tradition der
alten epen noch überall durch. Gott sitzt auf dem heah-setle,
swegles hrytta, helme beweorbod 117f = ille sedens solio fulget
suhUmis in alto 59; die apostel als wrend-racan 285 = aposto-
licas arces 145 umgeben ihn. Die wortcomposita, in den allite-
rierenden dichtungen aller Germanischen stamme so beliebt,
treten häufig auf, bald statt schmuckloser Lateinischer einzel-
woite z. b. wyn-wyrta 5 = herbas 1, eor<5-büendra 129 = ho-
m'mes 66; bald als schmückende eiuschiebsel breosl- gehigdum
60, peod-cyningas 161. Oft entsprechen zwei synonima nur
einem Lateinischen worte, und zwar sind sie in diesem ge-
dichte ein mal durch den reim gebunden dreosat) and hreosab
100 == ruent 51 und acht mal durch die alliteration tödd'letf
and tödemeti 20 = dlscrells 10, hü egeslic and hü andrysne 94
= metuendus 48, srveart and gesworcen 105 = ienebris 53,
deo7'C and dim-hlrv 106 = trist ins 53, amasod and amarod 125
= percutiet 63, hläwati and braslab read and reat^e 151 f =
sonitus perfundet feroces 75, hp.trvyx forsworcenum swearium
nihtum 198 = ohscuras inter noctes 99, rvöp and ?vänung '20i
== fleliis 100; mid sorgnni and 7nid särgunge 245 steht ohne
entsprechung im Lateinischen. Die Latein, perioden sind, den
anforderungen des alliterierenden verses entsprechend, in kurze
Sätze aufgelöst; doch ist der sehluss der langzeile nicht immer
auch syntaktisch markiert, vgl. 200, 271.
Das metrum ist noch ziemlich rein alliterierend. Im au-
schluss an die Untersuchungen von M. Rieger 'Ueber Alts, und
Ags. verskuust', Zt^chr. f. D. ph. VII 1 — 64 hebe ich im fol-
genden nur jene fälle hervor, in welchen unser gedieht gegen-
über der blütezeit bereits einen abfall von kunst aufweist.
Die Stäbe sind so verteilt, dass weitaus am häufigsten
jeder halbvers nur einen stab trägt, woneben sich natürlich
auch doppelalliteration findet 88, 102, 145, 153, 154, 157, 159,
165, 246, 277, 281, 284. Zwei stäbe im zweiten halbvers gegen-
über einem im ersten sind nicht mit voller Sicherheit zu be-
legen; doch vgl. V. 133, 221. Wol aber fehlt manchmal die
alliteration gänzlich 42, 189, 250, oder ist nur durch zwei
Bl£ DOMES D^GE. 99
Stäbe innerhalb des einen halbverses vertreten 124, 151, 166,
266, 273, 274. Der reim tritt sowol statt der alliteratiou auf
3, 4, 28, 100, 265, als daneben 6, 146, 246. Durch annähme
starker artikelbetonung wie bei dem Übersetzer der Psalmen
Hessen sich übrigens einige der genannten verse notdürftig als
alliterierend hinstellen 166, 189, 273, 274. Eal, das vor einem
nomen im Aengl. gewöhnlich von der alliteration ausgeschlossen
ist, scheint sie in unserem gedieht öfters zu tragen: 41, 4S,
134, 150. s reimt vielleicht auf sc 287,
Die auffallendste ncuerung betrifft die länge der verse.
Zunächst ist manchmal der zweite halbvers um eine (eigentliche)
hebung zu arm Mä pc nü pü /jeofvust 177, Stent he heoi-tlcas and
earh 124, Ne pära wera /vorn wihte 221, wenn hier nicht etwa
die cäsur vor wo7'n zu setzen ist. Pd'r symle sclnat) 287. Von
da brauchte es nur noch einen schritt weiter, um auch den
ersten halbvers ähnlich zu kürzen. Daher glaube ich, dass
wir in Dreosati and hreosab 100, Wuldor and rvurt)mynt 269 je
einen zu kurzen ganzvers zu sehen haben, nicht je einen regel-
mässigen halbvers, zu welchem der zweite fehlt. Letzterer an-
sieht waren Ettmüller und Grein und suchten deshalb in einem
alliterierenden gedichte aus derselben periode (ßibl. II 287 — 91)
ähnliche kurzverse durch conjecturen zu ergänzen, schwerlich
mit recht. Undeutlich äussert sich Lumby zu 99.
Käme aber wirklich die unvoUständigkeit des verses auf
rechnung des Schreibers, nicht des dichters, so wäre es doch
seltsam, dass in unserem gedieht, das sich so genau an die
quelle anschliesst, au den scheinbar verderbten stellen nicht
ein einziges wort der quelle vermisst wird, auch nicht 287,
wie Lumby in der anmerkung meint, denn splendentia castra
triumphis 146 ist durch heapas pcer symle scynax5 vollständig
wiedergegeben. Andrerseits lässt sich sogar vermuten, auf
welchem wege der dichter zu solchen kurzversen geführt wurde.
Da er nämlich jeden neuen satz oder gedauken an die spitze
eines neuen verses zu stellen pflegte, war er oft, um die vor-
angehende zeile auszufüllen, genötigt, zu flickwörtern von eige-
ner erfindung, aber grosser monotonie, zu greifen. Innerhalb
der 99 ersten verse verwendete er hierzu die worte gylt, wop
und syn je 3 mal, recene und dlhel je 2 mal; am meisten
häufte er diese Wiederholungen unmittelbar vor v. 100: die
2. halbzeile von 93 und 96 ist durch lerdcedum ausgefüllt, ou
100 URANDL,
eortian kelirt so 87 zum dritten mal, 98 zum vierten mal wieder.
Das wurde ihm endlich selbst zu lästig:, und er entschloss sich,
lieber einen teil des ganzverses zu opfern. So heisst zuerst
V. 100 blos Dreosab and hreosati, wobei der eudreim den
beginn des Unternehmens erleichtert haben mag. Von da an
treten die elenden flickwörter zurück, die kurzverse aber frei
hervor. Letzere sind daher eher für eine freiheit des dichters
als für ein Verderbnis des Schreibers zu halten und unange-
tastet in den text aufzunehmen.
Das metrum scheint unser gedieht gegen ausgaug der
Aengl. zeit zu versetzen. Ebenso ist die spräche reines West-
sächsisch der späteren, Aelfric'schen periode. Characteristisch
für das Westsächsische ist nach Sweet's Untersuchungen vor
allem, dass Gotischem e, Ahd. ä nicht e sondern ce entspricht,
z. b. pcv7', dced, di'd^d, fAr, w&ron, sld'p, cerend, rccd (keine aus-
nähme ist let 294); ferner ist a vor l mit folgendem cousonant
stets zu ea erhöht, ausser in waldeml 52 (sonst wealdend). Für
die spätere periode des Westsächsischen spricht zunächst, dass
a vor m und n selten mehr zu o geworden ist; constant nur
in on (präpos.), ivong 6, G4, celsomne (aber samed 126), heonone
231, 235, ufon 111; mit a wechselnd in bmon 6 {junan 1), ufe-
7ion 212 {ufenmi 144, 271), hüton 156 [embülan 114), gemong 6
{gemang 280, 282). Ausserdem, dass io stets dem eo, ie dem
y (i) platz gemacht haben und dass / und y schon vielfach
verwechselt werden:
1. y, y steht für /, ? ia swijpe [vehemenlcr) 49, wytc {vull) 52, ofer
chine syp (bis) S9, fyreu 160, ISO, 214, yrn'b 171, sylf 181, htjm
215, }>ysse (aus pisre) 232, synt\'di), synd 217, 285 u. ö., aber
noch nie in micel\
2. i, t für Umlaut-?/, y in hlhl (spes) 44, 252, hreoslgekiydum GO,
me pincti 148, sinniyan AbSi , wie zu erwarten auch in driltten\
doch hat sich y erhalten in cyningc 95, cyninyas 161.
Andere Schwankungen in der vocalisatiou sind wol nur
orthographischer uatur. ce und o wechseln in pcenne 29, 71,
126, 243; ce mit ea ausnahmsweise in celmihtig 69, a mit ce in
pat 121. ce m hrynw 154 wäre auffallender; aber wie eine colla-
tion meines freundes G. Schleich ergab, hat die haudschrift
unter dem a einen tilgungspuukt, so dass hryne zu lesen ist.
Statt ear findet sich ar in amarod 125 von ä-mearrian (Ettm.
208), er in sperca'l\.'6; e statt eo in welras 208. ea vor ht in
meahl ist durch wei? zu i <reworden.
HK nOMES n IGE. 101
Bemerkenswert ist die verdunipfuüg: des ea zu u nach w
iu gem(xsa(5 105, wie Lumby wahrscheinlicb mit recht statt
des handschriftlich überlieferten gepuxsa^ liest.
Die fiexionsyocale im auslaut sind in keinem falle ver-
loren, glced 178 möchte ich nicht mit Lumby als adverb mit
abgefallenem e ansehen , sondern entschieden als appositives
adjectiv; und das abfallen der adjectivendung im st. nom.
sg. fem. heallc gifu 279 gegenüber (cnlicu drüt 290 ist nach
Koch II § 237 nicht auffallend. Dagegen zeigt sich oft ein
schwanken der flexions- und bildungsvocale. Die schwachen
v^erben der zweiten klasse bilden das präteritum bald anf
od: beweorbod 118, sceamode 140; bald auf ad: äfeormad 155,
äclchisad 157; bald auf ud: sweotolude< 134. — a für e tritt
zwei mal im conj. präs. plur. auf: ontynan 27, wendian 34; o
für a im inf.'präs. forbügon 249. — Der nom. plur. neutraler
substantiva endigt gewöhnlich auf u, aber auch auf a: hlida
101, peosira 253; der superl. meist auf ost, doch auch auf as^:
gellcast 173, selast 293.
Zu e geschwächt wurden die ilexionsvocale a im nom. pl.
l(vce-dömes 81 und u im neutr. plur. nom. und acc. zweisil-
biger adjectiva: smöltce rvitic 181, earmlice witu 187.
Einen teil dieser formenbuntheit mag wol der Schreiber
auf dem gewissen haben; denn die handschrift stammt aus
dem ende des 11. Jahrhunderts, also aus einer zeit, in welcher
sich Schrift- und Umgangssprache bereits nicht mehr völlig
deckten.
Uebertiitt aus der starken flexion in die schwache ist wahrschein-
lich bei den verben onhehhan (prät. onhefde 11), weaxan nnd hlätvan
(gervuxsad 1U5 und hläwati 151 als 3. sg. ind. präs.); ferner bei dem st.
fem. nosu, das einen schwachen dativ nosan 20Ü (wenn plur., noch dazu
mit uniformierung statt nosuni) bildet.
Wechsel des genus ist nicht nachzuweisen: cwijld, das bisher ohne
entscheidenden beleg für fem. gehalten wurde, ist nun durch den plur.
cwyldas 248 als masc. gesichert. Die lesart pcer gcelsan 179 aber,
durch welche das schw. masc. gwlsa als fem. bezeugt würde, ist nach
dr, Schleich's collation in pces gcelsan zu ändern.
Neue bildungen sind gryrran 195 sw. I von dem st. masc. gryre und
ä-bceran 41 sw. I, von welchem bisher nur ä-harian sw. II belegt war.
— Bei ärnum gewyrhtum 169 = meritis 84 möchte ich nicht mit Lumby
an ein adj. ären als neubildung von dem st. fem. äre denken, sondern
lieber ägnum lesen, weil meritis wie das Mhd. gewinnen in gutem
und schlechtem sinne vorkommt. — Das Substantiv gemang findet sich
102 BRANDL,
bereits zwei mal 280, 301 zum adverb erstarrt. Weitere belege für die-
sen gebrauch bieten im 11. Jahrhundert Wests, ev. Marc. III 3, Joh.Xl54,
Holder's glossen Germ. XXIIT 388 (mitteilungen prof. Zupitza's). Strat-
mann belegt ihn am frühesten 0. E. Hom. I 27. — emnes 1.50 ist geni-
tivische analogiefoim von dem adverb emne\ und durch ähnliche analogie
mit adv. dativen plur. entstand d'ghwanum 120 aus wghwanon.
Neue, d. h. in Ettmliller's, Grein's und Haupt's Wörterbüchern nicht
verzeichnete Verbindungen von suffixen sind ag-nes 266 (zu cegnian),
stede-leas 107, unhyr-üc 11; von präfixen he-weorMan HS, ge-brasl 2o9,
ge-dwcescan hl. gc-cbvhian 231, ge-hrtran S, ge-wepan 176, un-bleoh iO'2,
unstenc 207. Dagegen erscheint ohne das gewohnte präfix (ge)scäd 73-,
Ettmüller 688 führt es z.var an, stützt sich aber auf keinen beleg, son-
dern nur auf Bosworth's autorität.
Neue composita aus zwei selbständigen Wörtern: dceg-cüti 40, dim-
hirv 106, eah-gemearc 148, So?-ed-heap 113, heort-scrcef ^9, mceden-heap
288, syn-scyldig 168, 7vceter-hiirna 3, rvyn-wyrt 5.
Ganz neu begegnen die Wörter:
drüt 290, wie im Ahd. von der Gottesmutter gebraucht, vielleicht
durch vermittelung des Afrz. drud eingedrungen. Stratmann be-
legt es nur 0. E. Hom. I 269 in der form driiö.
frorve 291, wol eine einheimische Weiterbildung von frea. Nach
Halliwell, Dict. I 383 wird es noch jetzt im nördlichen England
gebraucht, aber for a dirty /vornan, a slattern.
ä-masod 125 {^ percutiet 63) ist das Mengl. amasen.
Nun noch einige eiuzelbemerkungen zu Lumby's text und
noten.
V. 8. Die vorläge zeigt, dass purh winda gryre zu v. 7 zu be-
ziehen, also hinter gryre komma zu setzen ist. Dadurch wird auch das
bedenken des herausgebers in der anmerkung gehoben.
V. 12. gemunde ist nicht adj., das ^(?m?//u/6' heissen müste, sondern
sw. prät. wie v. 21 und 24.
V. 47 bietet die handschrift Aglidene gyllas ■ modgod gode geh(elan\
in der vorläge 24 entspricht allisos sanare. Zunächst leuchtet ein, dass
das eine god unhaltbar ist und mit recht Hess es Lumby weg. Die
gröste Schwierigkeit aber liegt in aglidene. Lumby erklärt es für ho^te-
lessly corrupt und schreibt dafür agiltende gyltas, was etwa detinquentes
peccata heissen mäste. Gewonnen scheint mir dabei nicht viel, ausser
eine tautologie, für welche sich sonst in unserem gedichte kein zweites
beispiel findet. Vielleicht lässt sich aglidene doch halten. Es könnte
part. prät. von dem freilich unbelegten compositum ä-glidan sein und
würde dann 'geglittene, gefallene' bedeuten, wäre also wol zur not
geeignet, allisos (von laedo) wiederzugeben, Dass dieser ausdruck un-
gewöhnlich und etwas dunkel war, das eben veranlasste vielleicht und
erklärt die glosse gyltas, welche später um so eher in den text geraten
konnte, da sie die alliteration verbesserte. — Es erübrigt noch die frage,
ob es ursprünglich modgod oder mod gode hiess. Ersteres ist unbelegt
und nicht besonders passend. Letzteres ergäbe die lesart aglidene mod
RE DOMES D.T.GE. 103
linde (jchwlan mit der bcdeiitun,2; proslratos attimos inisericordiä sanare.
Dieselbe Umschreibung mit mod gebrauchte ja der Übersetzer auch 244
fnel wer ige mod /venda'd ßä gyltas = (delectatio carnis) sceler^im mergit
verügine mentem 122 und führte sie 25 und 92 sogar unabhängig von
der vorläge ein. Völlige Sicherheit über die stelle wird sich kaum ge-
winnen lassen. Lumby's verschlag, ägiltcnde gyltas inid gude geh(vlan
greift jedenfalls die Überlieferung stärker an.
V. 51. flcesces = Uni G4 ist nicht 'fleisch' sondern 'flachs'. Ett-
müller belegt die form fleax aus Aelfr. Gr. 2(», Leo fiex aus Hpt. Gl.
438. Vgl. auch Sweet's recension p. 4.
V. 60. Ms bhia wird durch verba precantia 30 als acc. plur., nicht
sg., wie Lumby übersetzt, bezeugt.
V. 95. heah-prymme cynincg her rvile deman: J^rymme braucht
nicht in prymmes geändert zu werden, sondern ist instrum. wie UG u. ö.
V. 102 bietet die handschrift ungerydre sce. Lumby ändert zu ^«'^
und bemerkt dazu in der anraerkung: 'The correction here is not needed
the Genetive of 'sce' is sometimcs sce (f.), sometimes sces (?«.)'. Nun
zeigt aber das adj. ungergdrc , dass s(k hier nur als fem. gefasst wer-
den kann.
V. 1 13 ist upplice nicht adv. = on high, sondern adj., entsprechend
dem superi 57, so dass celesiial hosts zu übersetzen ist.
Y. r2S f. biti . . äboden pider Eal ädames cnösl = ante illum rapi-
mttr 60. Lumby erwartet äbeden, was nicht zu rechtfertigen wäre, wäh-
rend äbeodan in dieser bedeutung bei Grein mehrfach belegt ist.
V. 130. fedend d'fre = qni sunt 67. fedan ist nur trans. nach-
zuweisen, feded wird zu schreiben sein.
V. 14S. Bei eah-gemearces dürfte Lumby's freund mit der erklä-
rung 'augengrenze, horizont' recht haben.
V. 165 f. p(et reb'e flöd rcescet fijre And biterüce bcernd da ear-
man säula = fluvius ignivomus miseros torquebit amare 82. Nach L.
steht hcernd für beornd als plural und prädicat zu saula. Es ist aber ohne
zweifei sg. prs. von dem sw. bcernan = combxirere und gehört zu f.öd.
V. isS. fule störva fgres = ignibus loca pJena 94. Oftenbar ist
fuUe zu schreiben. Lumby übersetzt filthy.
V. 193 f. hivilum pcer eagan ungemetum 7vepa'(5 For pces ofnes
bryne eal he is bealuwes fxül: semikolon sollte nicht hinter wepati stehen,
weil for in so früher zeit nicht als conjunction erscheint, sondern hinter
bryne. Darauf folgt eal he is bealuwes füll als parenthese.
V. 208. In pä wänigendran welras ist nach der collation von
dr. Schleich das auffallende r von wänigendran durch einen tilgungs-
punkt beseitigt.
V. 225 ist ac bi'Ö zu setzen statt pcet bid', um das sed der vorläge
114 wiederzugeben. Erklärt wird das versehen des abschreibers durch
den ähnlichen anfang des vorhergehenden verses pcet 7vid.
V. 228. eald and ist mir unklar.
V. 243. Die änderung leofes in leofest ist sehr bedenklieh, da dies
in unserem denkmal die einzige superlativform auf est wäre; leofes ist
als gen. zu pcet unälgfed is nu zu construieren.
104 HRANDL, HE DOMES D^GE.
V. 276. and in heofon-setle Man gerinnad = {deus sanctos) col-
locat altührono 141. Lumby schreibt heah qehrimet)^ was ich nicht ver-
stehe. Wenn man aber gerinnati als Schreibfehler im germed [genjman
= lociim dare) ansieht, ist alles klar, auch das metrum.
V. 289 ist in der mitte der zeile komma, am ende punkt zu setzen.
V. 298 (betfvyx) rice rccdivitari rodera-weardas = inter aetherium
senatum 151. Lumby schreibt fveardes und übersetzt in the kingdom
of the wise heavenly ruler. Könnte weardas nicht bleiben als apposi-
tion zu dem acc. plur. rice rcedtvitan?
V. 302. eardian unhle oh = g andere 154. fe/t'oÄ hat mit dem Nengl.
gebrauch von hlue = corrupted nichts zu tun. Es wird erklärt durch
eine stelle in Ps. 138 3, wo es von der ursprünglichen bedeutung colo?-
bereits zu der von deliciae gekommen ist. Das präfix tm potenziert
dann diesen begriff in bekannter weise.
Wien. Alois Brande.
AXOLOSAXONICA.
1. Allgemein wird die dem Sächsiscbeu eig-entiimliche
Steigerung" von ivenig mit kurzem (e-e angesetzt: Aengl. Uessa,
Icest (Xengl. less, least), Altsächs. /('.s\ Aber kurzes te ist gemein
Aengl. undenkbar, \Yeil altes a zu e bätte umgelautet werden
müssen. Dazu kommt, dass die syukope des umlautenden mitt-
leren / die länge der Stammsilbe erweist. Mit bestimmtbeit
ist daber l(Bssa, kesta (für Ues-sta) anzusetzen, und diese weisen
mit As. les (dessen länge aus der Aengl. form folgt) auf Got.
"^laisiza, laisists. *laisiza wurde zu Icessa wie Got. wahsiza
zu 7vyrsa und seliza zu sella. An der aunabme eines kurzen te
war Got. lasivs = pravus scbuld, das man mit Nengl. less in
Verbindung brachte. Orm scbreibt Iccsie, also heste, daber auch
Nengl. leasl. Jetzt stellt sieb Aengl. hessa zu Lit. Icsas gering.
2, Grein II 318 gibt ein auffälliges oferpingan = supe-
rare\ icb vermute, dass oferpwingan anzusetzen ist und dass
die resp. formen mit unter die von Paul (Beitr. VII, 163) be-
bandelten gesicbtspunkte fallen. Das part. oferpungen ist Abd.
gadungan (zu dwingan), wofür man gadwungan 'hergestellt' bat.
Metr. 20, 194:
incn hahbap eorpgesceafta ealle oferpungen.
praet. conj. zeigt Gu. 402:
honan gnornedon,
nuvndon murnende, pcet luj monnes hearn
pi'ea7n oferpunge.
3. Aengl. hend bat eine nebenform henn, die Grein im text
seiner Bibliothek beseitigt und durch das gewöhnlichere lend
ersetzt; der dat. plur. hennum ist zweimal, der n. plur. henne
einmal aus der poesie belegt; alle übrigen belege bei Grein
haben bend. Aber man denke an Aengl. synn = Abd. sunta,
und man muss die möglichkeit zugeben, dass hinter dem schein-
106 KLUGE, ANGLOSAXONTCA.
baren ausfall von // irgend etwas steckt. Wahrscheinlich wurde
ndj gesetzlich zu nn\ in der declioation von Westgerm, simdjö
(== Sünde) gieng ndj durch alle formen, daher ww im Aengl.
synn ausschliesslich. Aber Aengl. hend f. beruht Germ. n. sg.
handi, gen. handjüs\ es wechselte also nd + vocal mit nd + /;
daher die doppel formen hend und henn\ vgl. auch spildan-
spillan. Daher hätte Grein die überlieferten henn nicht ändern
sollen. Es scheint übrigens, als ob von henn (wunde) formen
mit nd vorkämen; diese Verwirrung zwischen hend und henn
ist nur erklärlich, wenn in einigen formen von hend lautgesetz-
lich nn entstand; denn aus henn wunde (= hanjö) lässt sich
eine zwillingsform hend rein lautlich nicht begreifen.
4. Man schreibt jetzt allgemein sn-eot n. = schaar mit
kurzvocalischem eo, und Grein bemerkt ausdrücklich: 'die
Schreibung sweot gebe ich jetzt auf wegen verwantschaft mit
An. sveit f coetus'. Da der acc. pl. sweot aus Exod. 220 be-
legt ist und auch der n. sg. sweot (zweimal belegt) aus switom
nicht zu erklären wäre, so steht echter diphthong fest, und
dazu kommt, dass nicht An. sveit f., sondern An. sjöt n. = schaar
dem Engl, worte genau entspricht; sJöt : sweot = hjöl : hweol\
d. h. V ist im An. vor j geschwunden.
5. Andr. 1661: ptet ?vces Jiäm weorode weor to gepoUgenne.
'■weor adv. (oder adj.) schlimm, arg', sagt Grein (im anschluss
an Grimm, z. d. st.) mit diesem einzigen beleg; an stelle des
positivs geben Holtzmann und Paul dem weor die bedeutung
'pejus'. Aber bei keiner der beiden deutungen ist die form gram-
matisch zu rechtfertigen. Denn erstens ist ein positiv zu Got.
wairsiza unbezeugt und ganz unwahrscheinlich; und zweitens
kann einem Got. wairs aus *wairss für *wairsis im Aengl. nur
wyrs entsprechen, was in der tat die einzig belegte form ist;
zudem wird rs nie zu rr = /•. Für weor möchte ich w£orc =
mühsal, besch werde schreiben. Der vers kehrt Jul. 569 fast
genau wieder:
peet päm weUgan wies weorc to poligamie.
und weorc pröwian ist stehende formel, vgl. Grein sub weorc
mühsal.
Strassbürg. f. Kluge.
DAS
PARAGOGISCHE Ar IM ENGLISCHEN
DES ,
12. JAHRHUNDERTS.
Das im dritten bände dieser Zeitschrift besprochene para-
gonische n findet sich schon im 12. Jahrhundert, jedoch nur in
folgenden casiisformen i : namen Mat. 27, 32 (für nafiie, nom. 27,
57), meden 10,41 (für mede, accus. 10,42 und 20,8), roden
28,5 (für rode, accus.), witnyssen 24,14 (für wilnysse, accus.),
wcestmen 21, 41 (für wcestme, accus.), dagen 22, 23 (für dage,
dat.), simen 21, 37 (für sune, dat.), phigen 19, 3 und 20, 28 (für
pinge, dat.), worden 4, 4 und 15, 12 (für worde, dat.), hotlen
26, 58 (für botle, dat.), brobren 20, 24 (für brobre, accus. ])Iur.
Mark 10, 30), gebrobren 4, 18 (für gebrobre, accus, pl. 12, 47
und 19, 29), gyften 22, 8 (für gyfte, nom. pl.), {earding)stdwen
17, 4 (für stowe, accus, pl., Mark 9, 5), dceden 18, 31 (für dwde,
accus, pl.), synnan 3, 6, synneti 9, 6 (für sijnna, synne, accus, pl.
9, 2 und 5), bytton, bytten 9, 17 (für bytta, bylle, nom. acc. pl.,
Mark 2, 22), ;?anrf<'« 15, 2 und 22, 13 (für hande, accus, pl.
Mark 9, 43), exlan 23, 4 (für ^o:/«, accus, plur.), {leoht)faien
25, 1 und 8 (für fate, nom. accus, pl), seilen 23, 6 (für 6-«?^/^',
accus, pl. 21, 12), peostran 25, 30 (für peostra, accus, pl),
cMldren (ms. chyldren) 21, IG (für child-r-e, Alteng'l. cUd{r)a
gen. pl.), hlafen 16, 10 (für Ä/a/'(?, gen. plur. 16, 9), panegan
18, 28 (für panega, gen. pl.), mannen 23, 4 (für manne, gen. pl.
15, 38), forderen 23, 30 (für /«'</^r^, gen. pl.), irtw^w 23, 27 (für
häne, gen. pl.), bearnan (ms. beornan) 15, 26 (für bearna, gen. pl.).
' wermden (für rvermde) Mark 14, .54, i(fo« (für fe<;ö) Leechd. 3, 90
und 104, niman (für nm« = ?a>??<?j 90 siud wol nur Schreibfehler.
108 STU ATMANN, DAS PAKAGOGTSCHl-; .V.
htften, hd'tm, 94 und 128 (für Juete, dat. 128), botan, Lceclid. P.,
88 (für bota = böte, dat.), heafedan 100 (für heafeda =
heafode, dat. 100 und 120), beancn 86 (für beane, noni.
accus, pl. 108), nnirian 114 (für wyrta, accus, pl. 118), han-
dan 112 uud 114 (für handa, accus, pl. 112), shian 88 (für
syna, nom. pl. HO), ce^eran 106 (für ce^^m = cegcre, accus,
pl. 134), /Myen Sax. chron. 251 (für luve, dat.), smian 248 (für
.9?«ia, accus, pl.), hermen Honi. 1, 107 (für lierme, dat.), c/i^o?«
105 (für ehta, accus, pl.), leoman 103 uud 109 (für /eo;??«, nom.
accus, pl.), gcran 131 (für gera, gcu. pl.), monnan 97 (für monna,
gen. pl. 91).
Krefeld. F. H. Stratmann.
PROSALEOENDEN.
V. S. Antonius (vita, inventio, translatio).
Aus ms. Reg. 17 C XVII, fol. VIVk
Ms. Reg'. 17 C XVII, im ßrittisclien museuni zu London,
papierhandschrift in 4, aus dem anfang des 15. jlidts., enthält
in der jetzigen gestalt 162 blätter, doch sind die ersten blätter
ausgefallen. Das ganze ms. ist von derselben band, in dem-
selben eigentümlichen dialecte geschrieben; eine audeutung über
den ort der entstehuug habe ich im ms. selbst nicht aulhnden
können. Es hat durch feuchtigkeit sehr gelitten und ist stellen-
weise verblasst und uulesbar. Den Inhalt bilden:
1. Ein Lateinisoh-EngliscLcs Vocabularium, fol. 1 — (Jü, eins der voll-
stäiidigsteu seiner ait, aus verschiedenen teilen zusammengesetzt; es
besteht aus a) einem Verbale, fol. 1 — IT'', nach den 4 conjugationen,
je mit den rubriken: v, activa, passiva, deponentia, in alphabetischer
Ordnung; der anfaug fehlt, es beginnt: aggredi to asayle, alloqui to
areson, amplecti to iials e. c. Am Schlüsse, fol. 17 'j, steht die notiz:
Explicit verbale secundum posse meum; nomen scriptoris Johaues pres-
byter(?); iste libellus est necessarius valde sacerdotibus, und es folgen
auf fol. 17'' und fol. IS Lateinische verse (antang: Vos qui seruitis: x"
seruire studetc | Ut memores sitis hos versus sepe videte), an deren ende
die notiz: Nunc scripsi al l'is, quod Jolianes; b) einem Nominale, zuerst
Adjectiva fol. U), dann Substautiva fol. 21 ff., in bestimmten, in anderen
Sammlungen dieser art wiederkehrenden grnppen. Den ersten teil der
Substantiva, fol. 21— 2S, edierte Th. Wright in s. A volume of vocabu-
laries 1857; über ähnliche Vocabularien vgl. Albertus May Promptorium
parvulorum 1805 (Camden Soc.) pref. und appendix.' Die Sammlung ist
' Der bei Wright 1. c. gedruckte teil, fol. 21— 2S, umfasst: nomina
membrovum hominis, animalium, animaliura ferarum, avium, pisciura,
vermium, herbarum, arborum, fructuum, pertinentia ecclesie, artiliciorum,
fluminum, metallorum, armorum, oinamentorum, instruuientorum, perti-
neutia ad cameram , ad coquinam , ad brassorium , ad pistrinum , ad or-
rium, dann verba soll dco pertinentia, nom. ad carectariam, ad lacticium,
nomina ludorum, pertiu. domo, ad nutriarium, bovarium, nom. serpentum,
110 HORSTMANN,
allniählig durch angehängte fortsetzungen erweitert (fo^ ^5 — 39, 39 — 64,
()4- 6(i), wobei öfter dieselben rubriken wiederkehren. Das ganze ver-
dient eine baldige Veröffentlichung.
2. Hie incipit liber qui vocatur Par8(?) Sacerdotis in lingua materna,
f. 67— SO, ein gedieht in kurzen reimpaaren; es ist eine anweisung für
die pfarrgeistlichen über die seelsorge, was der pfarrer der gemeinde
lehren soll, von der geburt bis zur letzten Ölung das leben seiner pfarr-
kinder geleitend, insbesondere Vorschriften über die Verwaltung der
Sakramente: taute, beichte und busse, und letzte Ölung; also ein gedieht
nach art und von demselben inhalt wie des Johannes Mirkus, Canonikus
von Lilleshul in Shropshire, instructionen für die pfarrgeistlichen (ms.
Cotton Claud. A II, ed. u. d. T. Instructions for Parish Priests, von
E. Peacock 1S6S für die E. E. T. S.). Der anfiing lautet: All-uiyghty
god in trinite, Fadyr, sone, ]^e holy gost, p<?/sons thre. And bot a god
l^ai alle sothele, For ]>:.r may none fro o\>er be, Wylk made alle thyng
of noght. And sen on rode vs dere boght, Thurght praer of our<? lady
Mary, And of heuen \>a( blyssyd Company e. c.
3. Lateinische grammatik, besonders regeln über die Concordanz,
fol. 8(1 — 82''; am ende steht Explicit ?v/t inpersona (so der titel nach
den aufangsworten der abhandlung). Am Schlüsse folgt eine Spielerei
über vier buchstabcn, m, i, n, v, die in fünf worte und sechs füsse zu
bringen sind.
pertin. ad suarium, domorum, consanguineorum, tempora anni. — Auf
fol. 28 folgt dann hie deus a. Godde u. s. w. (weit, erde), darauf mit
titeln: de vestibus, u. prelatorum et aliorum (f. 33), u. pergameuarum
et scriptorum, n. pertin. ad panterium. Auf fol. 35 beginnt eine fort-
setzung mit neuem titel: Hie incipit Nominale, anfangend: hie deus
a(nglice) godd, hie Jhesus a. godd (über das Gottesreich); am ende dieser
rubrik ist '/t seite leer gelassen, dann folgt de firmamento (f. 36), n. aqua-
rum (f. 37), de mundo et pertinentibus (f. 37''), n. capitis (f. 38 i^), partes
inferiores hominis (f. 39''), worauf wieder ''; seite leer gelassen ist.
Hierauf folgt ein Lat. einschiebsei, anfang: Nota quod quatuor humores
sunt in corpore e. c (-/a seite), dann f>il. 40 de infirmitatibus hominis,
n. dignitatum ecclesie, domiuorum lemporalium, clericorum cum pertin.,
diuersorum hominum, cognatarum, vestimentorum, ad ecclesiam pert.,
domorum cum pertin., pertin. aule, panatrie, coquine, ciborum (f. 48')),
de pertin. camere, n. domorum & diuers., bladorum, erbarum, animalium
domesticorum, ferarum, piscium, marinorum , arborum, terrarum, aqua-
rum, armigerorum, vermium, metallorum, lapidum, armorum, specierum,
pert. carpeutario, pistrino, paudoxatorio, ad molendum, ad fabrem, earec-
tam, aratrum, nauem, pert. textori, sissoii, alutario, barbit...(?), sellario,
barbitonsori, lucario, n. sagittarii, pert. ortulario, barbitonsori, piscatori,
aucepiti, messori, fossori, tectori, trituratori, cultellario, viriginatori,
zonario, reuolo, sitheredo (harper), vitelario (Fiedler), die folg. rubrik
ohne titel (bez. auf den kerker); darauf n. mulierum (für jede beschäf-
tigung), pert. pergamenario, diuersorum ludorum, siluarum cum pertin., au-
cepiti, n. muscarura, p. cementario, ville. Am ende von fol. 64 '^ steht
dann wieder Explicit Nominale, al»er es folgen noch 2 blätter mit einer
fortsetiung: die erste rubrik ohne titel, beginnt condüctus a. condyte,
dann pertin. monete, p. ad grangeam, pro filatrice, pert. marcataribus(!),
fol. 66 ad campum. Eine schlussbemerkuug fehlt.
PROSALEGKNUEN. 111
4. Gedicht über die sieben busspsaluieu, deren einzelne veise nach
einander je in einer achtzeiligen Strophe paraphrasiert werden, fol. 83 — 90,
anfang:
Domine, ne in furore tiio argnas me.
Lorde, in ]n anger vbbrayd me noglit,
And in }n wreth blame ]>n noglit uie!
For certys syn has me thurgh-soght,
I^at 1 wäre lost, warne helpe of J?e.
l^e wantones pat I af wroght,
Forgyf it, lorde, for )?i pyte,
I^at I be nogh fro }n blys broght
l'o place j'are )^at payns be.
5. Erklärung des vateriinser und ave Maria, nach der folge der
einzelnen bitten, in prosa, fol. 90— '.)[''. Auf.: Gurt; fadyr<? |'at es in heuen.
A, my wrecliyd saule, when to ]>o lykenes of heuen sali \>a be made
clert' scliynand and wi/t dyueri Sternes anourened, clerf in consyence
wy/-outyn clowd of ticscliely desyrf, schyuand in charyte wt/l-ouijn
luyrknes u. s. \v.
l>. llomilie über Missus est angclus Gabriel (in Aununtiatione), in
prosa, fol. 91iJ — 95. Anf. : Holy kyrke helowes ]n8 fest in wurcheppe
of our<; lady saynt Mary, )?at consawyd at )'is tyme be gretyug of
(iabryell archangyl godes sone of heuen.
7. Eine reihe von (15) gebeten an Christus mit rücksicht auf seine
passion, in prosa, fol. 95, auf.: Lorde Jhesu, euerlastyng swetnes of )'am
\>ai ]7e Ulf e. c. Dann :
Ein gebet an Jesu in 2 zwülfzeiligen Strophen, fol. 90'', anf.:
Jht'.yu Cryste )'at dyed on tre And sofurred pyne for Adam syn,
Gyf me grace to worchepe J^c. Darauf:
Drei gebete an Jesu in prosa, fol. 97'' — 98 'j, das erste über
Christi opfer am kreuze (anf.: Lord Jht^A'u, my maker, my gayne-
bj'cre, all my lyf, all my ioy, all my helpe u. s. w.), das zweite und
dritte über Christi opfer in der messe und im Sakramente.
8. Die legende der Maria Magdalena, aus der südlichen legenden-
sammlung, fol. 99 — 103 (anf.: Saynt Mary Maudalen j^at god forgaf hyr
syne). Am ende des gedichts in langzeiien fol. 103'' folgt dann noch
in kurzzeilen das evaugelium von der salbung Jesu durch Magdalena,
nebst erklärung, also eine homilie; anf.: Forthc come on of the phare-
seus, A grete lorde halden emang ]>c Jewes, He prayed Jhesu wyl wotdys
hende, Home to hys wyt hym to wende.
9. Die legende der Maria Egyptiaca, aus der südlichen legentlen-
sammlung, fol. 108 (anf: Saynt Mary gypcyake in egypt was borue.
Alle hyr<; gong lyf scho lede in hordome).
10. ChrisL's 'charter' an den menschen (Christ spricht zur seele), in
verspaaren, fol. 109'^ — HG. Anf.: He put wyll rede ouer |'is boke, &
wyt hys gostly high (= eye) }'t'/-iu loke, To (o)|>er scole thart- hym nojt
wende, To sawe hys saule fro the fende, \>aü for to do as j^is boke
apelles, For holy wryte forsothe it tellcs.
112 HORSTMANN,
11. Vom fegleuer, in verspaaren, fol. 117 — 124. Den Inhalt bezeich-
net die einleitung: Many speke in bokys 7 redes Of Purgatory, bot fo
(= few) it dredes; For many wate not wat it es, l^erfore ]'ai drede it
mekyll lesse. Bot if }?ai knevv wele wat it war«?, I trow ]?ai wyld dred
it uiekyll mar<?. And for ]7at sum as no kuawyng, Of purgatory non
wnderstandyng, periov now wyl 1 spek a party In }ns boke of purga-
tory, And fyrst schew jow wat it es, And in wat stede, als ]>e boke
wytnes. And wat-kyns payns ere \>enn, 7 wylk (ms. swylk) saules gos
j^eder, 7 for wat syn, 7 so wat thyng es most certayne 7 ]'am myght
helpe 7 slak ^er payne. Of Jns sex poyntes I wyl spek 7 rede u. s. w.
12. Die unten folgende legende von S. Antonius, seine aiiffindung
und translacio, fol. 124'^ — 133.
13. Eine reihe von medicinischen Vorschriften für krankheiten aller
art, fol. 133 'j — 146'' (sehr interessant). Anf.: For hete 7 rednes doyng
away: Take thre handfuU of henbane 7 twa handful of way-bred 7 a
handfall of dayses 7 a handful of henban leefes 7 a hanfuU of bur lefes
7 a hanfuU of sawsykyll 7 a hanfuU of morell, 7 tak ]>e ioys 7 anoynt
it wytiiU ]>er it es rede or hote )^e ioys of ]?e same herbes. — For dystroy
jokke; Tak Ipe ioys of morell 7 howsleke, of ayj^t'r elyke mekyll, ]>e ioys
all calde, 7 }?at wyll sla )?e jouke. e. c.
14. Legende vom heiligen blut zu Hayles, in vierzeiligen Strophen,
fol. 147 — 152 'j; das gedieht erzählt zuerst die geschichte des h. blutes
nach einer schrift des papstes Urbau IV. (die sage von Joseph von Ari-
mathia u. s. scliüssel), darauf die Überführung eines teils des von Carl
dem Grossen nach Deutschland gebrachten h. blutes aus ' Castrum Triue-
lence' nach der abtei von Hayles (in Gloucestershire) durch Edmund,
söhn Richard's von Cornwallis, i. j. 127(5. Das gedieht ist abgedruckt
in der neuen folge von legenden, ISbl, Heilbronn, p. 275 — ^2S1.
15. Ein gedieht auf die auferstehung Christi, ful. 152—1551', c. 5(Jü v.,
anf.: Here begynnes a new lesson«; Oft' Crydtys ressurrectiont:. All )ns
before Jhesus j'am sayde, Or handys on hym )>ai layde, }:'at men hym
suld bete 7 swyng And on ]>e rode to dede hym bryng.
1(). Ein gedieht über die messe, ihre feier, teile vmd Wirkungen,
fol. 155 b — 162, in eigentümlicher strophenform (ähnlich der des Celestin),
Anfang :
tat blysful barne in Bediem borne /
tat lete hys brayue be thyrled wyt thorne { *'^'" "'''"' i^y^tlede,
Lat neut?r no saule throgh syn be lorne : j^t wylle take hede,
And l^am afors in )?at he may (
l>is worde to her. 7 bere away l ^'^^ ^ ^^3'" "^uen,
tat Crist in hys gospell gan say, : gode(s) sone off hewen u. s.w.
Die prosalegende des h. Autonius erzählt zuerst das leben
dieses heiligen, dann ausführlich die Inventio des h. leichnams
durch Theophilus, bischof von Constantinopel, unter Constantin,
endlich die Translacio von Constantinopel durch Jocelin, söhn
des 'Eryll Gwillem, pat was a gretc couquerour, pe qwylke
PROSALEGENDEN. t 1 3
now . . . saynt Gwillem es called' und die beisetzung der
reliquien des h. Antonius 'Vienensis' im kloster 'Mount maior'
durch Guido, einen nachkommen jenes Jocelin. Der dem
ganzen vorangehende und vor dem zweiten teile (der inventio)
wiederholte titel gehört eigentlich nur vor den letzteren. Die
notiz am Schlüsse: Explicit parte m vite Antonie Vienensis, pro
posse meo feci opus istud, bezeichnet das werk als einen
teil der (Latein.) vita, und lässt auf den Schreiber als den
compilator schliessen. Dieser Schreiber ist ohne zweifei der
Johannes Presbyter (?), der sich auf fol. 17b und fol. 18 des
Vocabulars nennt. Er bezeichnet als quelle eine Griechische,
vom h. Hieronymus in's Lateinische übertragene schrift, und
nennt im eingange des dritten teils eine vita des h. Athana-
sius — wol dieselbe schrift, die Hieronymus in's Latein über-
tragen haben soll. Wir kennen nur die vita des h. Athanasius;
eine vita des h. Hieronymus, der das leben des h. Paulus, des
ersten eremiteu beschrieb, ist uns nicht bekannt.
Der dialect der hs. zeigt mittelländische flexionen, ge-
mischte, doch vorwiegend nördliche vocalisation; er gehört zu
den gemischten, mittleren dialecten. Meine erste Vermutung,
dass er in Corn Wallis zu suchen sei, da er vielfache ähnlich-
keit mit der, vom canonicus Johannes Bowyer zu Bodmin in
Cornwallis geschriebenen kindheit Jesu des ms. Harl. 2399,
fol. 47, darbietet, scheint besonders dadurch nicht bestätigt,
dass die enduug der 3. pers. sg. praes. in der kindheit Jesu
südliches e}>, im ms. Reg. es ist. Der dialect gehört ohne
zweifei der westlichen gruppe an, scheint jedoch mehr im
Westen Mittelenglands zu liegen.
Nördliches a statt o zeigen formen wie mau, mauy, any, |?an (aber
when), snaw, knaw (pp. knawne), saule, während o in so, fro, two (sel-
ten fra, twa), wo (gen. wase , dat. wome und wame) häufiger ist, o und
a in long und lang, song und sang, ston und stany, stand und stondyng,
olde und aide, holde und halde, ros und ras u. a. nebeneinander begeg-
nen; nördliches y (i) st. u zeigen kyrk, hyd, dyde, wyst, kyst (u. kest),
lyst, byrst, fyrst, lyttel, slyk, pytte, fyre, syn, kyn u. a., während u in
burne, cutte sich findet; merke wyld = wold, vnnyce. Eigentümlichkeiten
des dialectes sind: das vor r herschende a st. e in wark, warld (warled),
hart, hard (= heard), gart, starne (seltener sterne), clarge, härmet, auch
in parysched, apared; das häufige e an stelle von y in be, he hee (auch hyi,
hey, haye = high), hee (eilen), he (= eye, pl. hene, heene, henen), negh,
flee, mekyll, enoght, emong, hedus, grewus, öfter auch vor ght: reght,
Auglia , IV. band. ^
l 1 4 HORSTMANN,
seght, heght, und n : weng (pl. yvejngys), sene (= sign), sene (syne), be-
sonders in endungen: bese (biisy), gylte, worthe, luste, fyre, euere,
enme, hewenes, fowrte, worchep, bateil (auch batyll, baytel), trawell
(trawyll), merwel (merwyll) u.a.; st. a in heloyn, wepyu, ere und here
(= are), neben a in em und am. Eine fernere eigentümlichkeit ist das
vorhersehen des y in den endungen yn, ys, yr (z. b. maydyn , oxyn,
passyn, actys, dedys, fadyr, entyrd, gedyr), ferner in ehyldyd (= child-
hood), batyll, trawyll, messynger, luonythu.a., während die suffixe ble, ple
(auch bre, fre) regelmässig durch bull, pull (bure, füre) ausgedrückt werden,
z. b. abul, nobull, wengeabul, febulle, tabull, titule, appull, insaumpull,
tymbure, sofure. Eigenthümliche formen sind os (= as) und besonders
of st. if (begegnet dreimal). Während zuweilen diphthongieruag eintritt,
wie in wowchesayf, baytel, dessayte, w^eyngys, greys (= grass), weydyr,
noythir, ist umgekehrt in manchen fällen einfacher vokal an stelle des
diphthongs gebräuchlich, vgl. fare (= fair), dispare, pare (= pair), sert-
ane, sodaue, ordane, ebene (= chain), rene, sene, Jonedde, frot, wocys;
St. ou ist o häufiger in grond, wond, fonde, done (neben downe), und,
mit ausfall des auslautenden d in föne, won und wone, bonne (= found,
wound, bound), während sowne (=^ soon), abowne, thowndyr das umge-
kehrte Verhältnis zeigen; einfachen vokal hat auch |ni, abute, und die
endungen us, ur st. ous, our (z. b. grewus, hedus, ductur, socur, w^ofiir
zuweilen auch os, wie in grewosnes). Eine fernere eigentümlichkeit ist
das häufige anorganische h vor anlautenden vokalen (dieses im süden
und Westen Englands so häufige anlaut. h scheint aus dem Celtischen
herzustammen), wie in he pl. hene (= eye), hete (= eat), here (= are),
hour (= our), halde (= old), hende , selbst in dyshert (= desert), dys-
hese (= desease), während umgekehrt organisches h in den characte-
ristischen formen af (== have) und as (= has) meistens ausgefallen ist
(ebenso auch in onest, orribul). Statt wh (wofür auch qw üblich), ist
meistens w gebräuchlich: wen, were wäre, wo wase wome und warne
(auch wohm), wat, wy, wedyre, wylke (auch wyche, qwylk), wyte; statt
th t in dem gewöhnlichen wyt (selten wytht), zuweilen in troght (neben
throght, throw), während nicht selten statt t th gebraucht ist, wie in
theche, thethe. g und k wechseln zuweilen, vgl. tiiyng oft statt think,
hurthynk, dygkyng; nördl. k ist erhalten in kyrk (einmal auch chyrk),
wylk (zuweilen auch wyche), iik. Characteristisch ist ferner der vor-
hersehende gebrauch von w st. v vgl. wictor, wow, woysse, wenged,
wanysse, wowchesayf, sawe, serwe, serwyse, grewus, dewout, dewoure,
gowerne, trawyll, rewell, auch in Ags. Wörtern, wie lywen (auch lyfyn),
fywe, strywe, hawyng, lewe, ewen, sewen, hewy, auch statt u, wie in
w'nknawne (selten), während f st. v sich auf af (gewöhnliche form st.
have) und gyf, lyfyn (neben lywen), safe (neben sawe) beschränkt;
eigentümlich ist der ausfall des ve in gyn (regelmässige form st. given),
die Verschmelzung hawndele (= haluen dele). Nach w fällt zuweilen o
aus, wie in wlde, wiues. Statt s wird auch ss, wie in woysse, sesse,
dyssyryd, asse (=; as), und ss auch statt sh gebraucht, wie in wanyssed,
wassyn (neben wasshyn), amouyssyng. Nach den liquiden n, r, 1 fällt
zuweilen auslaut. d (t) aus, wie besonders in föne, won wone, bone
PROSALEGENDEN. 1 1 5
boime, auch in blyn, ordau (praet.), geäjve (praet.), trawyll (praet),
(;oiiimaraent; der nicht seltene ausfall von t nach gh ist wol nicht blos
Schreibfehler (so in brogh, thogh), wie auch in tempes st. tempest.
Die pronominaltbrnien sind: I, }'u, he und e, sehe acc. hyre, it,
\ve — vs, ge — gou, )'ay ()'ai) acc. )'am, einmal auch hamme; das poss.
fem. ist hyre, das poss. plur. l'are und hyre. Relativa: wo, gen. wase,
dat. wome warne (wohm); und wylke wyche ([^»e wjike). Statt j'at be-
gegnet selten auch das nördl. at.
Die personalendung der 3. pers. sg. praes. ist in der regei es, ys,
vgl. doys (dos), gose, begynnys, askys, kepys, lyes, burnes, commes,
workes, angyres, behowes; nur einmal, in der Schlussformel, findet sich
regne)'-, merke passe. Der plur. praes. ist häufig ohne endung (z. b. cry,
dwell), doch findet sich öfter auch en, yn: we heryn, we reden, j^ay
passyn, trawaylyn, haten, done, bene; raen bryngys ist eher sg.; der
l)lur. des imperat. endet auf ys, es: takys, beres, doch erscheint er
auch ohne endung: dygge; sal hat im plur. sal und sul. Die 2. pers.
sg. praes. endet in der regel auf es, ys: \>ü. makys, fyndes, knawes,
puttes; heestn, joynestu sind contrahierte formen; sali hat sali, wyll hat
wyll und wylt ]?ii; neben ]m ert findet sich ar J7u; beispiele für die
2. pers. des praet. sind.jju deserweste, fledest, also mit est, aber was.
To be hat folgende präsensformen: I em und am, ]7U ert (ar J?u), he es
seltener is, pl. bene und ere here; praet. was, pl. were wäre und
Werne warne, To af (=■• have): I af, ]-'u as, has und ast, he as (has),
pl. af und as; praet. hade, liadd.
Der plur. praet. ist meistens ohne endung (z. b. cryd , had, wyst,
miglit, askyd), doch findet sich auch yn noch häufig genug: syttyn
neben sytte (mit ablaut; vgl. ran pl. rynne), rysyn, fellyn , flowyn,
rywyn, beholdyn; merke besonders werne warne, pl. von was. Auch
der infinitiv liat noch zuweilen die endung yn, en bewahrt: wytyn,
lyfyn und lywen, plessyn (und plesse), lastyn, dredyn, fyndyn, vsyn,
obeyen, seken, helen, doch erscheint er häufiger ohne endung, wie in
af, gyf, ly, fal, spek u. a. Im part. praet. der starken verba ist en yn
die regelmässige endung, z. b.: I-getyn, wretyn, takyn, bakyn, hetyn
(gegessen), wassyn und wasshyn, cummen, foughten, knawen und
knawne, borue, sworne; merke die verkürzten formen gyn (= given),
föne, won, bonne, begon und begunne, runne. Statt yn findet sich
einmal yng: dronkyng, als part. praet. — Die endung des part. praes. ist
in der regel yng, wie affyng, auch eng, wie styeng, prayseng, woweng,
seltener and, wie hyngand, standand; statt yng findet sich selten auch
yn, wie waymentyn, helpyn, wodurch diese endung gleichlautend wird
mit der des part. praet. und plur. praes. und praet. • Merkwürdig ist
nun, dass in unserer legende, wie in vielen gleichzeitigen werken, das
part. praes. häufig an die stelle des verbum finitum tritt; dieser gebrauch
erklärt sich theils dadurch, dass, da die endungen yng und yn dialectisch
promiscue gebraucht wurden (vgl. in unserer legende dronkyng als part.
praet. und helpyn, waymentyn als part. praes.), die endung yug bald
auch für den plur. (st. yn), und weiterhin auch für alle personenendungen
gebraucht wurde (so besonders im Lancelot), teils, und wol vorwiegend,
8*
1 1 6 HORSTMANN,
durch eine art logischer verbildung, indem man mit dem Wiederaufleben
des klassischen altertums und dem Studium der Lateinischen rede die
Lateinische participialconstruction in die Englische rede übertrug, dabei
aber derartig absolut oder anakolutisch verwante, dass man das im sinne
oder in der fühlung behaltene verbum finitum über der erweiterten,
künstlichen periode endlich ganz vergass, ohne die logische Unrichtig-
keit mehr zu empfinden (so bei Lydgate). Vielleicht kann mau auch
sagen, dass jede spräche beim Übergang vom poetischen zum prosaischen
Stile eine 'periode des particips' durchmacht, welche, bei glücklicher
entwickelung, die kunstvolle satzperiode und damit die ausbildung eines
höheren prosastils zur folge hat, aber im aufang, in der zeit der gährung
und unreife, leicht eine überwuchorung des particips veranlasst.
Die pluralendung der sul)st. ist es ys , vgl. actys, dedys, keues
(= knes); auf yn, n finden sich oxyn, hene u. henen (= eyes); merke
chylder, brethyr. Die Steigerung der adject. geschieht durch er, est:
z. b. heher, heest, ferrer (auch ferre, wie nare, uearer), ferrest; merke
reghtlekere. Neben der bildungssilbe ly der adj. und adverb. findet sich
auch noch südliches lyk in heweulyk, deuellyk, wysybullyk, wozu
der compar. reghtlekere.
Her«? begyns ]>g fyndyng of pe glorios coidessour Anton«?, }?e gret
ermyt, of sant Jerome fro greu to latyn translated, 7 mad of s.
Teophile, byscop at Costantynoble, in f'e tyme of CostaMti«e |?e emp^r-
our be reuelacfon«? of an au?«gell<?, fro deserte of Egypt in-to |?e
5 (cyte of) Costantine, \at es to sai | ):'e III d^y Idus of Juni.
I. Antony, for sothe, of nobulk 7 religyous fad<;r 7 mod<?r I-getyn, of
pörtyes of Egipt, wyl so grcte besynes kept in cloes, \>at nothyng
he knew bot hys fadt;/- ' 7 mod^r 7 hyrt; menje. And wen he was
10 a chylde abul to lerne letturt', he gaf hym not to ragycg 7 want-
ones, bot wiyt a burny«g desyr<? he gaf hy/n to hys doctrine. To
kyrke ofte wyt hys fadyr^ 7 moAer he gede, 7 chylder plays 7
neglegens he forsoke, to ]'e thyng?/ir redde in kyrke harkynny/tg,
]?e entent of ]?a»< kepy«g in hys mynde . He wold neutr desyre?
15 0^67' dayntys J'an hys modt'/- sett befor hym, os op«??- nyse "-^ chyld«?/'
done; bot entere he held hym content 7 payde . Aftt;r }?e dethe of
hys fad^r 7 hys mod<?;-, he of }?e age of XVIII or XXti ger^, yiyt
hys syst^r of age tendr«; 7 lytyll, he bar<? )^e cur«? 7 \><i kepyng of
alk ^Q houshalde ful honestly. Vn(nyce \\Q)re sex monyths endyd,
20 fiat he ne ranne to holy kyrke and dysspysed all hys ryches, takyng
to mynde ]>& actys of |?e apostyls for to folo hys sauyowr: tfor, as
we rede i« actibg apostolorum, many men sold \Tat ]>a\ had 7 cast
it aforn |7e postyls fete, to departe it ]>er nede wer«;, for to af f'er^
rewarde in heuen.
' Ms. fad\ könnte auch durch fadyr aufgelöst werden. ^ Ms. nyse
oder uyseV ^ Ms. Y\ das sonst durch er aufzulös. häkchen ist hier
vielleicht, wie in m^ble, durch ar zu geben {wie in Schott, mss.):, doch
begegnet |?ere {ilort) mit e.
PROSALEGENDEN. 1 1 7
Slyke thyiigy.? lioly Antony takyng in mynd, he entyrd ])e kyrke.
7 it hai)pynd \>e gospell ' be redde in ]>e wylke our«; lord sayd to
l'e ryche man: ' It" )'u wyll^ be prtrfyte, go and sei all«; J^at }ni lias
7 gyf it to pore men, 7 cum 7 folo me!' l'e wylk gospel hard, he
5 supposed ]fe gospel rehersyd tbr hym . Onon he went oute ot ]>e
kyrke, 7 j^e possessyons ]^at he had, ]>At es to wytyn thrt; hnwdyrth
of olywe-trees, he gaf to hys negburs, )?at no hewenes suld be done
to hys"^ systfcv, 7 al hys mcweabull thyngy;? he solde; and a
grete (fw^ntite of golde gede^z-yd togedyr<?, al he gaf to pore men,
K» sawyng a lytyl qj/antyte to ]'e fyndyng of hys syst^r. Eftsons he
entyrd in-to ]>e kyrk 7 hard a-no)?6^;- gosspel, wer^ our^ lord sayd:
'Thyng3 not wat je sal ete on j^e morne'! ]>e porcyon^ |\at he hadd
reserwed, he dep^rtyd it to pore men. I'an wold he not sofur«; hys
systd^r dnelle at liome, bot to trew 7 dewoute maydyns be-toke hyr<?,
15 for to be goiu'rned 7 taght. And he hym-self, al erthely godijs
dysspy&yd, a hard 7 a scharp iornay tok on hande. j^at tyme few
mywstres were in Egipt; bot, he so* wold lyfen solytare; lyfe, fere
fro towne ferwently in goäys »eryvyse he dwelled in holy prayers.
For-f>i in a lytyll felde uer^ was a nolde man, fro gongthe'in soly-
20 tary lyf duellyng. Hym Antony fyrst foloed i» gode cowtewiplacyon^,
ffyrst be-gynny«g in place a lytyl fro j^e towne; 7 &i'ter iere 7 fer^
seky/ig wham he myght fynd ferrest dwellyng. And so, as a bese
bee, Wide he neu<?r t?<rne home agayn vntyll-tyme he had föne'' a
holy man to comon wyt; 7 ]7an, as he had föne a honycombe, gladly
25 he wold turne agayne. |?us he begynnys. At J^e last he forgate
hys fadyr ryehes 7 al hys aftynyte; all hys desyr^ he hauntyd
abowte ]?«/ he had hegone. (fol. 125) Eu^re day he wroght w^^ hys
handes, ftbr he fonde wretynt?: 'Wo so workes not, not sal ete';
and all pe ourt'-plus of hys getyng emang pore men he departyd it.
30 Eu^r he was in pr^yers, for he fonde wretyn: 'Sine intcrmissione
orate'. To l'e heryng of scr/petures so wele he gaf hys tent j'at no-
thyng suld out of hys mynd; bot aUe )?e comamentes of god kepyng,
hys mynd was to hym as a boke . 7 so was he lufed of all hys
brethere?. To al hys felas he was obedyent, |?at he gate hj?n thanke
;{5 of all^ men. If a felaAv wer^ continent, he was als contynent; 7 if
any wer«; iocuHde, he was iocunde honestly; who so fasted, he
fasted wyt hym; who so knelyd, he kneled wyi hym; he was meke
7 also pacyent, kepyng charyte agaynes allf men. And ]'us he gaf
hjm to al-man(?r of vertues, 7 ]>us hys fame began to eueres, ]>at
40 to none härmet in \>at tyme in v^?'tues he was found ]>e secunde;
ffor hys neghbures 7 olper monkes to whome he come, wer«? glad
of hys eowmyng: 'lo wert' commes Antony, gode felaw'. So \>At]>e
name of hy?« kynd grantyd , sowrae as sone, 7 somme as brothert*
enterely lufed.
1 Ms. gosplell, vor be fehlt to. •* Ms. to hym hys. ^ = think.
= who so. =^ l. gougthe? '^ = found.
1 1 8 HORSTMANN,
Antoni«^ in j^is man«?/- gate hjm lufe 7 äesyr«? of euere man . |'an
\>e enme of mankynd, in-pacyent to sofur«? so many v<?rtues in a
gong man , -wyt liys holde desaytes assayled hym . Fyrst he sayd ^
weie he myght styr^? hym fro hys p«<rposo beguwne, puttyng to
5 hym mynde of wardely possessyoüs, diffense of hys syster, nobulnes
of hys kyn, Inf of erthely thyngys, delytes of metes, wyne delecta-
c/on 7 o]}er üa.te?-jngys of luste^ lyfe, atte last |?e strayte ende of
vertues 7 )?e grete trawyll to comme to vt'/-tues, )?e freien es ofbody,
])e longe space of age . When j^e enme sawe j^at he put hym away
10 wyt gode thoglitys 7 wyt besy oiysons 7 wyt entert? thoght?/^ of |7e
passyon^, ]>Sin he began to ster<? hym wyt vnleful thoght?/* 7 polu-
c/ons . Be day he styrd hym so strongly pat ilkaman peJ/'saywed
t'at Antony faght wyt Ipe d(e)uelle; be nyght^^ he stered hym so
strongly wyt flesly histcs; 7 he w?/;f wakyng 7 fastyng walkyt(!) hys
15 bod}^ abowte . ])e deuel be nythe reformed hym -seif in lycnes of a
fayi'd? woman: }7an Antony putte befor hys hene Ipe wengeabnl
fla???mes of helle 7 pe byttt'rnes of woi-mes byty/?g 7 of oper paynes.
All(? I'is ihoghtys were co?ifusyon^ to pe deuell«? — see how he ]>at
wened he hadde bene lyke vnto god, how he was scorned of a
20 innocent! Trewly, god halpe hys serwant, ]}e wylke throgh bis
grace gaf wyctory to Antony, ]7at he myght scylfully say )^e post-
elles word: 'Not I do ]ns dedys 7 ]As wyctory, bot j^e grace of god
]?at es wyt me enclosyd i?i my saule'.
At ]'e last, wen he myght not ou/Y'-comme hyw , Antony, wyt ]ns
25 temptacyons, ]ns most blak dragon, bot saw \>ni he was euer piit
away wyt gode cogytacyons: a hedus chyld 7 a blake kneleddowne
befor Anton 7 wepe sore, ]7us sayyug: 'Many a man I af dyssay-
wyd, 7 now, for sothe, as ,1 af bene st'?-wyd of o]>er holy men, so
am I truly throght )n tr«wyll^ 7 ]?{ prayers our^-comen'. When
30 Anton askyd wat he was ]>at slyke thyng?/* spake, \>e deuell spak
7 answerd: 'I am )'e frend of fornycacyon, I af takyn mauy wep-
ynes of vnclennes 7 I am called pe sprete of fornycacyon^ ', 7 gyt I
may not our^-cowme j^e; füll many wyWyngys to lyfy" in clennes
I af desaywyd, fful many strongly begywnyg to our<? formeri? fyles
35 I af ]>am ham broght. I em he ]?at^ pe prophete blames ofte-
tymes menslyden (?)" seyng: throght |:'e sprete of fornycacyon gebe
desaywyd^. ]>e I af ofte-tymes temped, 7 euer am I putte abak'.
When l'e knyght of Cryst, Antony, harde jns, he geldyd thankyngy^
to god, 7, wyt more hardynes armed agaynes hys enme, he sayde:
40 'Mekyll ert ]?u for to be dysspysed, for p'i derknes 7 pi age be-
tokyns vnhelefulk thy?igys\ of pe recke I noght, no em not aferdei
Godd es my coHSulo?/r, 7 I sali ioye opon my nenmys'. 7 onone at
yiä wordes |^e deuell<? wanyssed a-way. Jns was of Antony a-nens
]>e dewellf? |?e fryste wyctory . Also in Antony was l^e vertu of
' sayd = assayd. where = whether. - Inste = lusty. ^ Die
letzten Worte sind wol zu tilgen. * l. lyfyn. ^ Ms. j^at pai. " So
scheint die hs. zu lesen.
PROSALEGENDEN.
119
ourt' sawyourt', ]'e wyclic' fflessly sjme condempned, |v/^ Justifica-
cyoDt' of ]>e lawe snlde be fiilfylled in vs, so ]mt we sulde not
lywen ni'ter Ipe flesche bot aft^r j^e sprete . Not one to Antony suf-
fysed o vyetory, no to ]>e deuell<; o te?«ptac?on^; bot j^is dewelk as
5 a lyon rau?«pand soghte ane entie be ]'e wylk he myght breke in;
and Antony, wyt holy scr/ptur<; enformed 7 taghte, knew wele ]?at
yo deuellt' our^comen in fleschely Ij^stes wold piit no mo te?«pta-
cjone to hym, 7 J^^jrfore more 7 more he joked 7 chastyd hys body,
J?at he, now a wyctor, wer^ not oiiz-fcommen in o]?<??- synnes.
Kl Antony pan p?</'possyng to constrayne hys body wyt ]?e joke of
strait^r lyfe — 7 jit allt' raen nie?/-welled hys grete holynes in wak-
yng^, fastyngfc', 7 prayers; jit was he so pacyent ]>at \>e crueltics
of hys penance wyt strenght he our^comc. A\]e ]>e nyght ofte-tyme
he !ay (in) prayers; ones he etc in pe day, 7 pat aher ]'e sone
15 goyng-doune; and tvyt pat reieccione thre days content, j^e ferthe
day he eete efte-sons . 7 wen he ete, he toke bred 7 salte 7 a lytyl
draght of wate?- — of flesche 7 wyne spek I noght, for it was not
]>e vse of holymen at pat tyme. In slepyng-tyme he lay in a Yiayve,
7 opei'-wyUe nakyd opon pe bar^ grond. Oynement vitte?iy2 for-
2(» sakyng — 7 jit füllt' holy mene sayd j^ai myght not endurt; bot if
hyrt,' bodys werne suppiillyd w?/< oynement . Antony vsedg alle
mant'?' of traweles; as j^e postylles co»imand(e)d: 'When I em seke,
l:'an em 1 most strong', he afferemed also j'at ]>e stre?ight of J^e saule
enteres throght fatigaciont* of J^e body; whert'-fore nother^ lengthe
25 of tvaywylk no meryt of tymes he re-membyrd, bot wj/t Inf 7 wyl-
ful serwage as a gong begynn^r to ]>e encres of godes drede he
styrred hys dyssyre; . He remembred ofte wordys of Helie pe prö-
phete sayyng: 'our^ luf^ afore whara I stode to-day' — pe wylke
determened why 'hodie' was put to: for Helie coiintted not )7e tyme
30 l?at was past bot as ]>m he had bene eu<?r(e) day in striuyng; slyke
he co?*tened for to be, pat he myght plesyn to godis syght, pure? in
hart 7 redy to obey to J^e wyl of god.
Antony l^erfore reme7rtb<?ryug ]>a( it be-howed j^e s^ruand of god
takynyng* insampulk' of grete Helie, fer fro eu^re towne he closed
:!•") hym in a cawe; sendyng to one of hj'S eosyns at sertan days to
bryng hym mete . 7 l^us in a celle of m<;rbul he closyd, only endured
in holy prayer6?s . ]?an ]>e deuell dredyng )7at throgh neghyMg
to hym per suld be made ane habitacwn« in pe wylderenes,
be gedyrd to-gedyr«? hys fals felachyp; he smote Antony w?/^ a dole-
40 ful wond, throgh pe wylk he hopyd to mewe hym out of hys cell^ —
ftbr he hym-seif told aft^r-ward pat pat wondyng past all )>e tor-
mentes pat Qwer man suffurd. Bot ]?e ordynance of god, }>at neue/*
fayled to men pat wele hopyng '=, was ney . Kwoper day ]:'is cosyn,
of wham we spak of before, come 7 broght hym mete. pQ wylk brak
' Heber wyche ist wyl {st. wylche) üherschr. ~ Ms. vitterly st.
vtterly? ^ ]\ig o^^e Inf I, /. oure lord? * Ms. takynyng st. tak'yng.
5 hopyng ist verb. finit.
120 HORSTMANN,
]?e dores 7 saw hym ly nakyd on j^e grounde as dede . He toke
hym vppe on hys schulder 7 bar^ hym vnto )'e towne . ]>e wylk
thyug harde, a grete multitude of hys nejbnrs 7 of ' hys kyn co/«me
abute, füll of sorow wen ]7ai se \>e corse emong |>am . And enen
5 abute mydnyght come a grete (fol. 126) gladnes to all men \>at syttyn
abute: for ]fe saule ofAntony resorted agayne to )7e body, 7, seyng
(alle)2, rasyd vp liys heued . 7 onone al men fei on slepe, sawe
onely he ]mi hrogh hym peder\ 7 hym he called to hym, praj-yng
to bere hym agan to hys cell^ . And when he was borne agan to
10 hys cell^, for grewosnes of hys wondes he mygh not stonde; he fell^
downe, prayng, 7 aüer hys prayers wyt cler^ woyse he sayd: ' Lo
herg I em, Antony, ge deuelles ; I drede not gour^ wondes, alU-of
je bryng more greww^ tormentes; noman may depart me fro ]>e luf
of Cn'ste' . 7 l^an he song }?is vers: Si consistant adnersxmi me p?-«?-
15 Ha, non timebit cor meum — \>at es to say: 'of^ je take agayne
me batylles, my hart sali not dreden'. When he had sayd pus, )?e
deuellt', enmy of alk godenes, m^?-weled ]^at a.{ter so grewus wondes
7 betyngy* he durst more rep?-<?we hyw; he gedyre* to-gedyrt^ hys
howndys 7, wexyng wode, saj^d: 'No]7ert? 'wyt pG sprete of fornyca-
20 eyong no wyt wondyng I may not oure-comme hym; take all gour^
wapynes! more 7 reghtleker«? he salW bene asayled; lat hym feie,
lat hym feie! he salk knaw wyt wham he strywes 7 angyres'. One
]>e deuels assented 7 wer^ redy to (j^e) enmy^ to plesse hym . Sod-
anly abowte Antonys celk was made a grete noys, }?ai rywyn
25 downe hys house 7 )?e walles made opyn, 7 many score d(e)uelles
pered to hym, su/«me in lyknes of bestes, summe in lyknes of s^r-
penttes; |?ai fulfylled onone |>e place w^Hantesys of lyons, of buUes,
of wlues, of neddyres, of s<?;-pentes, of scorpeons, of pardes 7 of
bers, 7 all J^is bestes aftyrt; ]>er kyndc' made deuellj^k noyse: ]>e
30 lyoui? rampand cryyng, ]>e bolle rored 7 bolyed, ]ye st^rpentes hyss-
yng, )?e wlwes rowngy«g, ]?e pardes of dyuers colowr^s schewyn*
dyu<?rse desaytes 7 colowres . ^Yyt Ip'is noys Antony gretly turmentyd
7 adrad bodyli, bot wyt-in in saule he was vngastfull^; 7 |'an way-
mentyng — ^e wondes of flesche expr^ssedew (i)t'', in hj's wytte neu<?r-
35 \>e\es he induryng, he spak as scornyng hys enmys in ]7is mant';-:
'If je hadden any thyng of streght, it suöyst one to comme to ba-
teil; bot for je bene so febuUe, wyt grete multitude je tempe me .
7 }?is es a grete febulnes of jow 7 ane infirmyte, )?at in joure awne
lyknes je dart' not comme, bot clothe jow in forme 7 in j^e sehape
40 of o])er vnresonabulk bestes'.
And eftsons he trested in god, sayde: 'Wat may je done? If my
lorde af gyn jow pouer<? in me, se, I am redy, dewoure me! 7 if
je may not, besie je jow not so ydylly; ]>g seyn of ])G cros 7 my
faythe to god bene a wall in-expu/<gnabull agayn jo?<r temptacions '.
1 3Is. of of. '^ alle /"ehlt i?n ms. ^ Ms. of = if, ?vie öfter.
'^ = gedyrd, ist praet. '•> Ms. my enmy. " 3Is. schewym. '' Ms.
expressede/it st. expresseden it.
PROSALEGENDEN. 1 2 1
Mauy tlu-ctyi)^//.s- }>ai fhrot hym , 7 gnast ]ur tethe on Iiyiu, tbr f^ai
myght nut spede of per tcwptacions, 7 for pe grete scornes ]?at he
gaf pam. Jhesus of hys serwunt not forgetfull in hys nedys, was
hys defendur^: tbr anone as he lyfiyd vp hys henen to j^e heght
5 of hys house, he saw pe derknes of deuelles wanysse away 7 a
sone-bemc on hym dessende; 7 aftyr^ jns beme dessendyd 7 appered
of pe sone, pe deuels wanysched away, and all f^e sekenes 7 sore
of hys wondys sodanly was heled; hys edyfycacion^ and hys eelle;,
)^at sodanly was throwen done, sodanly was rcedyfyed. Anon
10 Antony vndyrstode f'at Jhesus was neve, 7 wyt grete syghynges
of hys hart to pe lyght f'at'apored to hym, J7us he spak: 'Wher^
was }'u, gode Jhe'^u, wäre was )7u"? wliy was ]?« not her«? at pe be-
gynnyng for to hele my wondys'^' And a woyse ansueide: 'Antony,
Antony, her^ 1 was, bot I abode forto se Yi baytell; now, forsothe,
15 )7u has manly foughten 7 T\euer Redest, I sali eu^r be of Y\ con-
sayll^, 7 1 sall^ make j^i name knawen be all«; pe warlde'! When
)^is was harde, Antony rose, 7 was so streghtyd in god 7 in gode
prayeres as he had neu^r bene hurtyd . And )ns tyme was Antony
of l^e age of thyrty wynt^r . Fro pens wyt wyll redy he vndyr-
20 fongyng pe ordyre? t.f relygyon^, he jede to )?is halde harmyt a-
bowne 7 sayde 7 prayd hym j^at }?ai myght dwelle to-gedyr^ . Wen
J7is holde härmet was dede, he all-one jede into a crewyse of a
hjWe for to duelle, war<; no-man sulde af p^rsawyd hym no cummen
to hym . 5yt )'e deuel!^ wold notsesse; ffor-why he wyllyng to lette
25 hys pwrpos, he cast a sylu^r dysche in liys way . Onone as An-
tony saw it, he knew it was pe deuelles dyssayte, 7 sayd: 'How
cam ]7i8 silu<;r dysche in f'is desert? If any man hade lost it, he
wolde af soght |7^r-aftyr<; . }m deuell^, }?is es j^i erafte; gyt sali ]?u
not lette my wylle, j^i syln?/r be to pe in-to eutr-lastyng p<?rdy-
30 c?bn^'. As sone as he had sayd )?is, (J'is)^ dysche of sylu?«- as
smoke fro pe fyre wanysched . Anon sii'ter, not i« fantasse, he sayd,
he saw a grete weg of masse golde — and wedyr^ pat pe denell
fyned it to Anton or elles }?at heuenlyche vertu schewed it, j^at es
vnknawne; neutr-J^e-les we knaw |7at it was gold in sothenes.
35 Antony merwellyng pe magnytude of )?is schynyng golde, v^'yt a
grete heyng, os^ wo suld fie bnrnyng, he went to be hylle wert'
pe flode paste . He fonde a deserte castylle;, füll of chasabuU bestes.
In pe wylke jns new gest toke hys habytacyon^; and at hys com-
myng a grete multytude of s^rpentes flowyn away. Onone he
40 closyd pe entre. Loues for sex monythes, as custom es, to Thebeis
he bar^ -wyt hym: for ofte-tyme alle a jer«? j'ai woll lastyn hole^ 7
of wat^r he hade a lytyllg; 7 ]?us solytory he dwellyd, wyt no-nian,
throw J7e ^ere . Men broght hym brede, 7 jyt no worde wuld he
sppek to l^am . To* many men |7at come be dysyr«; to sene hym 7
45 to seken hym, be nyghtys-tyme abydy/tg at hys celle-dore, wäre
]?al hard voys sayyng to Antony: 'Warto ioynestu pe to |>is habyta-
' Ms. put pat. 2 piQ ßffK i„^ „^g 3 og _ as. 4 to ist zu tilgen.
1 22 HORSTMANN,
cyont'? wat thyn^ fyndes j^u in deserte? warto comme ]m fro ferne
cnntres? \>a myght not snflfur^ oiir«? asayllyng?/^'. And fyrste }?ai
wyt-outyn, heryng )ns voyse, supposyd put men -wyt leddyrs hade
ent^?-ed in to hyw and hyd j^am J^air; aft^?--warde J^ai lokyng in be
5 kynes, saw no-inan . pan ]>ai wyst wele j^at denelles strywed so yvyt
hym; 7 wyt gret drede agaste, |^ai askyd help of Antony . And he
neghyng to |7e dore to cowforte hys bretheiv, j'at ]>ai suld not drede
l^am 7 also pat ]'ai suld passyn away he prayed pum, 7 bad pAm,
. if piii wa.ve agast, to blysse pSita, '7 v,'yt pai sene je sall^ styrt'
10 )>am' . Wen )'ai wer«? past away, he duelied styllt* all-one, no-]?ing
wery no ne' agast of pe deuelles te//?ptacyon^ . Eftsones companyes
of men comme to pis wyldt??-nes, trowyng to fynd hym dede. An-
tony sa«g j^is verse: Exurgat deus e. c., pat is to say 'God ryse
he vppe,.7 hys enmys be ]?ai disparpyled 7 fle j?ai fro hys face,
15 all^ hys enemys fle pa,! away as smoke, 7 as wax flees |'e lyr^, so
fle }:>ai fro pe syght of god'; 7 efte-sones he sayd: 'AlU folk af
gane abowte me, 7 in pe name of god I am wenged of l^a»«'. — Wen
he had endyd in solytary lyf XX ^ere, depardyd be alle; j^e tyme
fro pe seght of man, many men cowetyng hys purpos to folo, 7 many
2(» knawne men come to spek wyt hyni, 7 ?o strongly p?-(?sed to hy»j:
at )'e last J'ai byrst vppe hys dores. And onone hewenlyk )?ai
war6' made new.'- Allg men dred j^e grace of hys mou]' 7 pe cler^-
nes of hys body 7 pe wytnes^ of hys face: for it was noj^t'r bolned
wyt rest, no wyt fastyng made lene, no wyt tewptacyon«? of j^e
25 deuell^ made pale, bot euen pe cowtrary; as of* he neuer hadde
trawaylde, pe furmerc? fayrenes of hys membris endured, to pe low-
yng of our^ lord Jhe^^u Cryst, to wome (es) honow 7 worchip^ eu^r-
lastyngly. amen.
II. -Her^ begynnj-s {^e fyndyng of l^e gloryiis confessoiir Antony 7
30 grete hermete, of saynt Jeroiue fro greu to latyne translated, 7 made
of saynt Teophyle, byschop^ at Constantynenoble, in pe tyme of
Costantynoble (!) Empeno-, be reuelacion of au anngelk, fro desert
of Egipt i«-to pe cyte of Co/istantynoble, )^e thyrd day of Jnlij.(!)8
(I)N pe tyme of' Costantyn pe Emperur goii^rned j^e Empyre
35 in-to Bijance cite, it be-felk |^at he hade no clijide pat myght aft-
jre hy/w gowerne pe emppyr6': 7 was to hy?M grete sore . Be days 7
be nyghty^ to kyrke he come in fastyng 7 i« prayng orysons, 7 be-
sekyng 7 askyng of god to luf hym 7 lenne hym a sone . And ]'us
he went in pe kyrke pat was helowed in pe worchyp of pe holyest
40 name of onr<? lord Jh^^u Cryst Sophir<;, and in pe same kyrke he
made Ornamentes opon pe autyr«; of l^is holy name, 7 oper orna-
m^Mtes be allf )'e kyrk in-numt'rabul . So god, hawyng co/«passyong
of hys mekenes, grawntyd hym a dogt^r . pe bechsop Teophile cal-
lyd-to aft^/- two ^eve he made hyr<? to be crystyned in pe same
' Ms. none. ^ Hier fehlt ein satz. ^ Am rande steht brygh, als
ob in brygh(t)nes corr. '' of = if. '" Ms. of at. '■ l. pe thyrd
Idus of Juni, vgl p. 129,26. ' l. when st. of.
PROSALEGENDEN. 123
kyrke, and }'e same byschop called hyrt' Sophie nfter ]?e saine naiue
Sophiiv.'
Dis same maydyn at }'e age of ten jert' was so wele lerned, j^at all
men spake of hyrt' pr«dence; tbr sehe was lyght fayrt' of face 7 of
ö feturt' . By-fell a day ]7at scho went forthe wyt ofer madyns in-to
an orcbarcl, for to ete appulles 7 for to drynk wyt j^e same madyns
of a welle . Reght as scho drauke, IX (ncne) deuels in entyrde-
in-to hyrt' body, and onon scho jelled, as a beste or a lyon<? . ])e
to]fer maydyns onon tok flyght 7 cryed wyt grete woyce: 'Grefe
10 Empe)-ut\ socnr Yi dogt^r!' ])e emperw j^is herywg, wyt all J^at
warne in hys palas, he comme into j^e orcherd, 7 (hely began to
say: '0 ]>n schap^r of heuen 7 erthe, byert'-agayne of mankynd, so-
curt? 7 helpe my dogt<?r!' and began to go to hyr^-ward, sayyng
'dogt^?- Sophie' . And scho began to gnast wyt hyre? thethe 7 gaf
15 grete jellyng, 7 |'an \>e deuelles sesyd 7 wer«; stylk.
Anone J?e craperiir iok^ hyr<; be pQ band and ledde hyrt' in-to hys
palas . 7 f'an ]'e spretes mewed hyrt-, and scho gnew hyrt* tong 7
gnastyd wyt hyrt' tethe, |?at noraan myght halde hyr^; 7 brak yryn
ebenes, 7 cryed as lyons, pardes 7 tygrys done: so ]?a,t allt' men
20 werc adrade . j^an }>e emperti?- fulfyllyd wyt mekyl soro, lete make
a cage of yren, 7 bonde ])e madyn fast 7 put hyr^ Iper-inne. So was
scho \>er-in fowrtene nyght?/^, for dred of etyng of men 7 bestes,
]7at noman durst negh hyr^ . Bot god, ]mt wold not his madyn be
parysched bot sawed, made ]>e deuels wyt-in hyr^ body to cry wyt
25 grete woyce be j^e mowthe of ]^e maydyn : 'Antony, pe härmet of
Egypte, sali woyde vs hens, for he brynes vs eut'ryday' 7 |7us j^'ai
cryd al a jer«? . Wher<;-fore ]'e erap<;r«r wyf most sorow fulfyld, for
he wyst uener wechnv to send hys messyngers nor in wat party
of Egypt pe body of hy//( to fynde; l^e empt'rwr enduryng long in
30 l^is thogh, sent for Teophile, byschop of Costantyno(b)le, 7 for alk
l^e wyse men of hys empyrg, 7 enquered of f»am dylygently wert'
]7ai knew any scr/pt«/r of holy fadyrs 7 \>e lyfe of saynt Antony*,
7 in wat place hys body were beryed; 'ffor ]>is deuelles j^at
dwell in my dogt^r body, cry eu^r w?/^outyn sessyng: Antony,
35 ]?e haremet of Egypte, he sali put vs hense' . ]'e byschop wyi
all hys clarge 7 wysemen seyng pe sorow of j^e Empt'rwr, made
bryng a-for j?am all pe bokes ]>e wylk in greeo of pe lyfe of holy
fadyrs 7 heremetes ]'ai myght fynd . And redy/tg in ];ara, fonde of
saynt Antony coufessor 7 haremyte: how tro chyldyd hc hade heloyd
40 hys body to oure lord Jh^^u Cry st, 7 coma/ide hys brethyrt", wen
he dyed, pat |?ai suld bery hjm so prewely )^at noman wyste, sawe
only god 7 ]?ai, 7 )'at body neut?r wart' fon(n)e^ . When pis thyng 7
o)^er thyngy^ ]'ai had föne wretyn of saynt Antony, of pe certante
' Ms. sophir^ Sophir^, f/oppcU. - Ms. in entyrde, in ist wol zu
tilgen. ^ Ms. to mit üherschr. k. * ^ach Antony ist pB härmet
of^ Egypt auspunctiert. ' 3Is. foneie.
124 HORSTMANN,
of !i(is) ' beryyng cowthe }';ii no-tl yng fyndyn. pun ]>e sarae byschope
in t>e moinyng, coraandyng pes, sayd: 'For it plesyd, my chykWr,
to saynt Antony p{d no-man suld knawe ]>e place of hys ben-yng
hot onely god, per-iov, brej'^r, I comande gow to meke gow in askys
5 7 hayifc', fasfyng ilk-ane of gow IX days in alle- oiysons 7 dred^ of
god, 7 vryt a woyse pray we to god ]>at he wowchesayf to vs, hys
aerwaniys, to schew j^at precyus tresnrt?, 7 by hym ]>at he woche-
sayf to delyu^r hys madyn«? Sophie, ^e dogttr c-f j^is worthe Emp^?-?«-,
fro ]>h deuelles }?at trawylyn hyr<;'. Endyd ]>g fasty»g of IX days
10 wyt all mekenes 7 dred uf godt^; for Cryst wold<? no IcnggtT so pre-
cyus a tresnre? bene liyd, bot ]'at all men in )'e warled it suld be
schewed 7 ]^e name of hym knawne vnto pe day of dorne: reght a-
bowte mydnyght ]^er apered ane awngel to \>e emperui' 7 to pe
byschop Teophile, sayyng to J'am: 'Constantyne' . 7 he answerd: '1
15 her«? |^e; wo ar }7u?' 'I am Gabryel \>e archanle, messyng^r of all-
myghty god; and for )'u astandyd(!)2 eucr-more hi Ipe pr^eept of god,
pi prayer^ es hard 7 now it as p^rchyd^ heuen, 7 I am co?«men to
toll^ ]7e how )7u sali fynd ]>e body of saynt Antony 7 bryng it to
Bygance, to ]>e hele of Yi dogttr' . Anon pe Qmpe?-ur ros oute of
20 hys bed 7 wolde af toched 7 feite ]>e angell; bot ]>at ]>e awngel
wold not sofure? . In ]>e commyng of j^is holy aungelV Gabryelk,
OS ]>e same Emiierur tolde, all ]?e palys was als lyght as )'e sonne .
And ]?a« sayd pe angellt; to |?e em\ierur: 'It es not leful to pe to
toche me, bot I am cowimen for l^e hele of )'i dogt<?/- . And per-iov,
25 to-raorne aryly callt; ]:>e byschop Theophile 7 send hym to-warde pe
partes of Egypt wyt XII clarkes re'ygyow* 7 dredyng god. 7 I wyl
be vryt hym algates, 7 ]?ai sul not dredyn pe tempest of pe see' . 7
pe same way he told byschop Theophile, 7 }?an he wanysched a-way.
As sone as pe emp^rw?- r, se, he sent for j^e byschop Theophile 7 told
30 hym 7 pe clarkes of hys cyte how j^e aungell had tolde hym be
vysyon; pe same told )'e bischop Theophile . On j^e morne
]7is byschop wyt XII clarkes relygyous entyrd a chyppe
syngyng 7 sayng 'lorde, be onr«? lyght 7 our^ hele, whom
we drede', 7 so saylyd j^ai forth to-warde Jcrw^al^m . j^ai had
35 a ioyfuU wynde, and nothyng was to pam contn.ryus . Aftyrd
pe seuen days pe wynd cessyd, 7 pan |7ai began to row, to per
strenght fayled j^am . )7an pe byschop began to co?/iforte hys bre)?«?/-,
sayng: 'Bre)?er6', dred 50W not! god es oure helper^, schypman 7
gou^rnowr; 7 se , a wylfnl!^ wynd sal apere to vs'. Aftyre oper
40 VIII days J^ai come to JerK^öWm, 7 worchepyd pe holy res^wrectyon
7 l-'e cros; aft<?r )'ai jode to Bedlem, and worchepyd |'e holy crasche.
7 J?an ]:>ai blyssyd j^am 7 entyrd in-to }'e cyte of Alj-saundyrt?, 7
aftt'r, wj^t raarchandes of ]'e same cyte, j'ai entyrd Libie, pe way
of XX' i days, to J^e flode of Nyli, in a strete )'at es called Ephesos,
45 in l'e partes of Egipt . 7 j^art? J'ai speredof}?am were saynt Antony
wyt hys brethyrt? in pe stTwyse of god wert? wont to dwelle . And
Ms. h st. his. - 3Js. a standyd. 3 as = has. ms. p<?r?vchyd.
PROSALEGENDEN. 125
]nn answerd: 'In a hyi-wode he dvvelled long tyme, weyd}^«? 30 af
jit XXti days iurnay 7 fywe, 7 be all {^at way sul je fynd uon
abytacyon bot dyu<??s bestes infinit'. p:ü onon crossyng j?aiii wyt
j'e sene of )?o holy cros, )^e day foloyng }>ai tok ]>er ioina}-, sayng:
5 'Lüi-d, ryse vp 7 disparpil \>\ ineuiys, 7 all |?a j^at baten ]>e fle pai
fio l^i face!' Ai'ter tlue days ende j'ai co?rtme to scliarpe 7 hey
luouwtaynes, 7 so )?ai jede }'e way of XX days, euer emong lyons,
lyberdes, tygres, beres 7 vnieornes, 7 eu<?/- tliroght J^e holy naiue of
saynt Antony j^'ai went vn-hiirte . At }^e last J^ai couie be a« haimy-
10 tache 7 beholdyn it fast, J^e wylke saynt Antony fyrstmade; 7 '[^au
cowthe }:'ai no ferr<; . Agayne )^am come a holde man of füll grete
age, clere of face 7 iure of cher<? . 7 wen jui had kyst to-ged<?/', he
tok j'e byscbop be ^e haud 7 went wyt hym to j^e jate of j'at hei-
uiytage . ]>Aue )'e byschop Theophile sayd to |?i3 oldt' man: 'Wo
15 sette fyrst J'is place 7 ordand<^ it, 7 wo es loid heiY'V And he gaf
hy/« none answeiv, bot wyt hys hande madu a sene of pes — j'an
vndtv-stode .|^e byschop }Mt ii was \>d rewell of pe house, 7 chai-
chyd hys brethert' to kepe ]>er mowthes fio spekyng; and onone
Yia olde man wanyshed away: ]>e wyche was saynt Antony, as )>e
20 byschop knew Ai'ter be rewelacyone . Wen )'is amonyssy«g</i- were
done, anoM come out of ]^al harmytage twenty freres, wyt wolne
copys, wyt crosses 7 encense ^ftbr god be rewelacyon^ hadde schewed
|>e comy^g of )?am-, syngyng wyt ioy 7 sayng: 'Go a pylgnmage,
je chosyn meu toward threwthe, 7 we sali syng 7 ioy to god, ouiv
25 saweouiv'. And JjIs endyde, pe pryor of \>dt wyld<?nies kest j?e
byschop Theophile 7 hys bruthert' be oidyr«; . Made 7 eudyd pes
betwene }?am, pni lcd|?rtm' iu-to |'e kyrk of |je harmytage, 7 in j^e
cioyst<;r J^ai begu/me to wasshe |'e feie of Teophile 7 hys biether«;,
7 song: Mandatum nouum, \>a( es to say: 'A new mawndmcMt 1 gyf
30 to jow: pat je lufe to-gydt??-' . Wen ]ns was done, wyt giet sylens
]>e prior ledde hym in-to l'e fiatw;-, were; f»ai suld ete, 7, ]?c belle
rong 7 hand?/Ä waschyn, he made yann to sytte. Efte-sones )'e belle
long ]>{i secunde tyme; per rose on vp of pe brethre of )^e hous 7
sette brede ou j^e borde, of m^^rwelus whytnes, 7 herbes 7 rotes of
35 wundtT^ sawo«<)- . j^e heruiytes sytte wyt per gestes meynged . pe
belle rong pe thyrd tyme: wat^r was gyn ]'am to drynk . And
wen )>ai had dronkyng^ thryse, pt pnor rong pe belle: and
l'an al pe brethyr«^ wyt grete meknes 7 sylens 7 hewenes rysyng
fro pe borde, 7 went in-to pe kyrk; pe holy fadyrs go before, 7
40 aftt^r )^am pe prior 7 pe byschop, syngyng 7 sayng: Myserere mei
deus, vnto J^e ende, be ordyr<? . Wen ]>ai wer^ entyrd in-to J^e kjrke,
and cndyd al per ofyce |?at es called post commestionem, ]Mn J^e
pryowr sayd to pe byschop: ' }'e watt'r )7at je drank at pe mete, es
of a welle ordand to vs of god, hawy/ig al gode sauo«/-. per es
45 SLnoper welle besyd vs havvyng thykke watt'r, 7 |'at god ordan for
• 3Is. ledyn, mit über sehr, a, statt led |'am. '^ Ms. undeutlich.
dronkyn, part praet.
12B HORSTMANN,
our«; fad^r Antony, 7 of ]>at bene wassyn pe fete of our^ bretliyiv
and of ouiY gestes, for eiu'r a day it es hote(?) . Ipere^ loues j^at je
saw ator vs , it es wnknawne to vs wer^ ]'ai hene bakyn, bot ]7is
we knaw |?at euere day ]>er cowime to our<; celarg two lyons, )'e
5 wylk wert? wyt saynt Antony to dygge pe pytte wert' ]>e body of
saynt Paule, pe fyrst hermyte, was beryd, 7 bryngy^ vs als many
loues as suffyce to vs 7 al our<? gestes . An )7us our^ fadtT Antony
ordaned 7 dysposed , wen he fyrst sett yis place, and ordand vs
here fowrt? 7 twenti brethyrt? . One pasche-days 7 on sonondays 7
10 on o\>er solewjpne days our<? loues er^ dobulled 7 broght be l^e same
lyons. On ]ns luane?/* as ge af hard, fro pe tyme of ourc lioly fadt'r
Antony vntiil fMs tyme myrabulk god as fed vs . Wen we comnie
to pe kyrk to syng our^ messes, )'e lampos in our^ kyrk, pe wylk
say?it Antony made in |>e worchep of ourt' lady, l)ene lyght, 7 fro
15 )'e morne to ]?is tyme pni be not lessed'. j^is done, pe p?7or wyt
gret sylence sayd to ]>e byschope? Teophile: 'lat vs say ewensang'!
7 wen )?ai hadd sayd, he gan to beholde l^e kyrk pat saynt Antony
had inade, how wond^rfully it was made . It was made of stones,
7 uo tymbur«?, 7 sqwar<?, 7 )?e cloystt'r bysyde ]'e walle of )?e kyrk.
•20 7 )>e kyrk was of mesurt' twyse so long as brode, 7 it had two
wyndows afor l^e auttr ]>at was in-myddes, 7 two befor |'e aiit<?res
pat wert? syde^ and |>e autt^res^ wert? of crystallt?, and fourt? 7
twenti Stalles be-for )'e auttv; bot pe pr/or sete was heher J^an }>e
to]?t?r, y/yt dyut?rse pr^cyus stons 7 margarites onour?ied*, 7 yfyl
25 wonderfuU^ warke sett; it was sett betwene two queres, vfyt grete
ornamenttes made fayrt? . ^owper^ in kyrk no)'^r in al ]'e harmet-
age no sownd no woyce was hard, nor noman so hardy to spek
vfy t-outyn pe prior leuc; bot wen any thyng was nedful to any
brothere?, he went to ]>e pnor, knelywg and bowyng hys hede wyt
30 all reut?rans, wrytyng in a payre- of tabull^s wyt a poyntell thyng?/5
pat were necessary to hjm. He, os a gode fadt?r, )'e ensampuU of
hys holy fadyr^ Antony holdyng, to eut?re man deliut?/-ed ]?at was
nedefuU to pum . |:'an pe byscop Teophile sayde to )'e pnor: 'How
may in manky(M)d be so co/itynuale sylence as I af sene emang
H5 gowr bre]7t?rV'. |'an pe prior sayd: 'Fad^r, I knawlege afor my saue-
our: fowrty gere it es, sene ourt? holy fad^r Antony past away fro
vs and put vs hert?, wer«? nomans woyce we heryn bot our^ awne
wen we say ourt? st??-wys' . )?an sayd pe beschop Teophile: 'Es it
lefull for vs to be her^ wyt 30W , 7 pe wyll of god ? '. 7 pe prior
40 sayd: 'Whi as^ p\i me, fadt?r'? 1 af cowsaywed pat god has schewed
to pe wat pe behowes to done or pu cowane hert?; 7 wen p^ as
done, it behowes )'e 7 )n hreper to turne home agayn'. Os J'ai
stode pas in speky//g, I^Jai saw a byrde wyte as snaw, bry(n)gyng^
in hys mowthe lyght fyrt', co?«men in at a wyndow, 7 lyghtyd allt?
45 l^e lampes befor euery autt?r in pe kyrk, 7 )?an past away 7 left
' Ms. pere st. pe? "^ ^¥^. syde = a-syde. ^ Mb. ati'fes.
Ms. onourt?ed. ^ 3Is. nowj^rt?. '* as =' askes. ' Ms. brygyng.
PROSALEGENDEN.
127
}'am burny?ig . Teophile, ]As seyng, askyd )?e p7-/or wat it mente .
pG prior ausswerd: ' Wyte je wele pat euere pasche-day 7 euere fest
of ouit' lady 7 iu ]'e fest of oiuv holy fad<^/- Antony 7 in )'e fest
of l'e apostylles lie doys ]>us; J?ise 7 o]>er thyngys he doys'. )'e
.') byschop Teophile began to te[\e )?e cause of h5's iornay, 7 how he
was sente fro ]>e emperur of CostantynobuU for hys dogt^r j^at was
trawyll' yvyt IX deueiles, for hyrt' delyb<??-aciong: 'for \>e spretes
af cryed pat pai wyld neuer ouwte- of hyre body, to j'ai se ]>e
body of saynt Antony at Costantyuobiil. And her<?-fore be we com-
]() luen 7 Bow as^ rowed pe partes of J'e see 7 of pe land; 7 jit
fynd we noniau ]?at can teil vs in ce^rtayn wer<? j^e body of hywj is.
Bot ge, s<;rwantes of god, rew on vs, for ]>e pyte of god, if je any
thyng know of }'e tombe of )ns p?<?cius co?ifessoM?-, pat je teche
vs; l'at be jow we may fynde j^is p/-t?cius tresowr 7 jeld thank-
15 ynges to alinyghty god'. ]'an \>e priov ansuerd: 'Fadyres 7 hi-e]>er
7 sc/'wantes of pa hey god, vs our«? lord has put in ):'is place be
praert' of saynt Antony, to kepe lyfe vntyll j^e day of dorne . And
he paste away fro our^ p/-6'dycessoMr3 wyt two of ho«/- hieper, hys
dyscypuUcs: pat es to wytyn wyt Hyllary 7 one pat was called
20 Priowr, and wyt )?am he orda(n)* by Egypt twelfe mi/isters; 7 in
turnyng-agayn he dwelled in J?e parfis of Syphie^ in an orybulle?
and grete wyldernes be-syde Egypt, wert' saynt Antony ordand ane
oratory 7 many Celles, 7 per he dwelled wyt hys hreper . Bot wen
hys oide membrys wer^ dysturbulled 7 cowane to hys laste days,
25 we reden pat he co/wuiawode to hys (fol. I2U) two bre}><?r }^at noman
bot |?ai suld knaw pe place of hys touibe . Bot loug-agone pat place
es dystrued wyt thewys, 7 we knaw nothyng ferrere, bot god of
hys grete mercy mak to jow rewelacyon^ . Lat vs abyde to-gedyr<^
thre days 7 thre nygh in orysons, 7 pray we to god pat he woche-
30 sawe to vs, hys se;rwantes, to schew vs pe way to J?at place were
es put |7is preciiis body ' . And so it was done . )ns fasty«g endyd
wyt all orysons 7 mekenes: wyl^^ j,a,i wer at messe, pe aungell
Gabiyel cowjme wj-t all bryghtnes 7 suetnes, holdyng a bille in hys
hande, 7 lete it fal on ourt' lady autyr<?, wy]s'' j^ai stod per before
35 pe prior ; and l^ai all«? ]'at stod abowte, for drede of pe aungell j^ai
fei dou?< growelj-ng?/^ to |'e grownd, lyk dede men . And j'an J^e
pn'or of pe mymter sayd to Teophile, pe byschop: 'Take }:'is lett<;r
7, wat es wretyn ]:'er^, do it be order! for goure; prayer^ es hard'.
And )nis pe auDgel, seyng pAin aWe, styeng to heuen . And {^an
40 sayd pe pn'or: 'My brej?<;r 7 my fadyres, ph wysyont? f^at je af
sene, was Gabriel, messynge;r of pe hye god, pat apperd to vs and
has gyn vs ]7is letttjr, l^at je blys jow^ wyt pe sene of pe holy crose
7 p&t je gone jour<? way ordanede: for god sali be wyt jow 7 ful-
fyll joMr desyr<? . 7 per sallf appere to jow a bryght starne 7 go
45 befor jow, 7 stände stylle obowne pe place weve es beryd pe body
' Pa7t. praet., = trawylld. - Ms. ou wte. ^ j\fg ^rg as, we scheint
ausptmctiert. * 31s. orda. '-> Ms. syphie st. Liby^? « 3Is. wyle
oder wyls? ' J/s. wylk.
128 HORSTMANN,
üf saynt Antony. And ]>er wyt prayers dygkyng ', 7 ge sall^ fynde
l'e body of hym, famed w^/^owtyn ende, sal be enhawnsed 7 eu^r
renewed(!) be all«? |>e warlde . For slyk a grace god has grawntyd
hym, yat, wo-so-eutr askys any j^ing of hym reghtfuUy, he sal hafe
5 hys bone; unoper grace god as grötuntyd hym: to sawe all bestes
tVo all man6T sekenes' . Wen )?is lett^?- was red 7 messe done of
Yd pnor, )^e byschop Teophile wyt hys 'bre]>c'r, biyssyd of ]>e p?-«or,
toke ]^er lewe, makyng in ]yer forehed \>a scne of J>e cros, 7 passyd
forthe . I'an appered to j^am a fulfayrt? bryght starne, as ]>e sone,
10 and went before j'ara; 7 a woysse j^ai hard j^at sayd: 'Sew ]'e Sterne!'
And Ijus l'ai fuloed }'e sterne, euer besekyng )'e helpe of al-myghty
god, wyt teres 7 cryyng . So went J^ai forthe, be scharpe ways and
hie hylles, to )?ai co?«rae to a plane place, füll of herbes 7 appulles
of wonderly sawo«/-; and of ]>L\m j'ai toke and hete-, 7 goldyd
15 thankyng to god . Aftt^r-ward f'ai tok \>er iornay be-twyxe hie
hylles 7 gastfulh', wert; entyrd no sone, nor tre growyng nor greys;
bot serpentes 7 dragons in-num^?-abal, lyons, tygres, pardes, muy8(!),
as wlues, coccatryces, aspes 7 vnycornes, 7 o]>e)- wylde bestes ]'ai
fonde 7 se, ]'e namee 7 pe kynde of warn }u knew not; bot, J?e
20 powere of god helpyng, )?ai past away vnhurte . )^e sterne fro ]?am
neu^r sessyd . AfrtT xix^ days paste, ]>e7- come in \>er nose a stynk-
y«g sawo?/r, 80 intoUarabuU l^a. j'ai feil to )'e grond lyk dede men;
and I'an J>ai prayd ]?at god suld take ]}er saules . Wen j^ai rysyn,
pai se a grete lake, 7 a grete mullitude of serpentes fyred, 7 ]>e
25 sawles of men wyt all ]>e bodys yvy( grete dragons swaloed. Of l?at
lake comme oute gret lamentacyou 7 soroyng not a lytyll; and a
woyce obowne say/ig: '|'es es Ipe place of payns* at )?e day of
dorne, in |'e wylk sal be tiirmentyd all men J?at af for-swo(r)ne^ Cryst
7 not kepyd hys commamentes' . ]:'ai heryug )ns woyce, J^ai wert?
30 agast; bot J'ai passed vnhurt . Wen J?ai had paste aftt'r-warde ]7e
iornay af fowrte days, j'ai comme to a mt'rwillus place 7 to a lyt-
yllt; feld, bot füll gloryus, ]>at was ful of all mantr of appulles 7
frote 7 all swet sawourt^. Opon ]'e wylk place )'e starne {'at 3e(de
be)for^ ]>titn, stud vumewebull, and a woyce come to pdm 7 sayd:
35 'Dygge her^! 7 je salk fynd a prccius tresore'. J'ai knew not hi
wat pa?-te of J'e feld J'ai suld dygg, and so ' a wyte byrde as suaw,
v^yt a rede bylle, apared 7 säte opon a tre, J'e wylk was in mant^r
of a toute^; 7 ]>eve welled oute a plentyuo«^ welle of allt? man^r
of god sauoM?-, and als swete as pyment . 7 J'is byrde sowne began
40 to schodtv hys we(n)gys'-', as sacrya belles as wo say, 7 schewed
\>at J'ai suld dygeg '" J'ert? . J'an J'e byschop Teophile wyt hys clarkes
feil downe in prayers . At J'e laste J'ai hardc our<? J'am raery songes
7 feit swete sawo?<r; and wen J'e byschop lyftyd vp hys hewed 7
lokyd in-to heuen, he saw saynt Antony emong aungelles standyng
' = digging. - = ete. ^ st. six. * Ms. of payns of.
^ Ms. swone. ** 3Is. je for st. jede befor. ' Ms. so oder se. " Ms.
toute. 'J Ms. wegys. 'o = dig.
PROSALEGENDEN. 1 29
7 prayng for all synfull^ men. And pan ]?& byöchop thankyd god
sayng: 'God makert; 7 sehe wer«; of all«; hyd thyng, pa knawes \>e
cause of my iornay; I beseke ]>i mekenes 7 \>i maieste \>at to(me)',
most vn-worthe ssynfulman, for ]n grete m^?-cy wochesawe to schew
5 me Yi pr/wyte, 7 send nie sii»« soco«</-, be )^e help of wham we may
dygge 7 fynd ph tresore I aske'. And wen he had l^ys prayd, on
fere per cowaue two lyons re/tnyng fro a paity of )^e wyld^rnes. 7
wen }^al se [»am, j^cii were agaste; 7 [^an pi toghf-* on god, 7 pare
dred past away. 7 )^an per aomme a smoke of swete saiiowr opon
U) pe place per seynt Antony lay, 7 semyng to |'am it tutchyd heuen.
Ins lyons fawnywg wyt per taylles, layd J?am downe at pe fete of
pe byschop and cryed wyt grete woyce, as wo say^ |?at j^e byschop
suld commande |'am 7 theche )^am were ]?ai suld dygg . ]7ai one
began to scrape pe grounde 7 of stryte"* dygged. Wen )>ai comme
15 wele depe, J^ai wer^ not bolde to scrape fer<;, dredyn^ for to touche
pe holy tresourt' . j^an j'e byschop wyl hys clarkes ente^yyng in, he
fonde a stone 7 a grawe, in j-'e wylk was wretj^n wyt grew lett^res
7 ebrew : pat per pe body of saynt Antony, wyt Hyllary 7 Fryoitr,
hys dyscypulles, was beryd . |^ai redyng j^is scnptur^, wer^ ful-
2U tyllyd wyt mekyl!^ ioy. 7 obowne p^m |^ai harde a woyce of aungel-
\ys syngyng 7 prayseng god . 7 as j^ai raywyd vp pe stone, slyk
a sawo««- comme euiong ]^am, ]?at }?am thoght {.»ai waiie in paradyse .
Wen ^is p/'dcius tresor was föne, it was clothed wyt hayr^ made of
leper, 7 obowne wyt a clothe of palme won ß, pe wylk Paule pe fyrst
25 hermete made . ]?an ]7ai raywed vp JjIs pr^cius tresowr, pe thyrd
Jdus of Juny; 7 all )^e cuntre saword so swete: no-man can teile;
7 pe lyons wold not depart fro }^e body . So j^ai raysyd vp pe body
wyt ympnes ]'e way ]'ai" comme, )?ai turned agayne . )7us wyt )?is
holy body, 7 wyt pe two lyons, pe sterne led^r*, j^ai beturned agayne
30 to pe forsayde hermetage, wyt füll grete hele . pe prior of pe her-
mytage wyt hys brethere?, wyt cros, encessores 7 holy wat^r, wyt
spaimes'-*, orysons 7 allt; reu<;?-ance }^ai cowme a-processyong agayn«?
hys holy body . And onone fywe mesylles come 7 besoght saynt
Antony of helpe; 7 wen l?ai wer^ broght to pe here and blyssyd
35 wyt hsiuäys of saynt Antony: )?ai were all hole, geldy/tg thankyng
to god . per ]^ai left l^e clothe pat was wone obowne wyt palmes. 7
so pd toke pe blyssyng of }?e p?7or 7 of hys brethyr^ 7 wyt J?at
holy body paste forthe on per way, 7 two brethyr<? of pe same hous
foloed patn . 7 wen ^^ai had paste pe iornay of X days , be - syde a
40 pathe J'ai fonde |'e bodys of two men, slayne wyt wyld bestes; 7
wen ]7ai se pa.m, J^'ai were; sore a-drede . And |?an pi toke j^e ber<;
7 put it oport pe ded bodys, 7 Teophile sayd : 'In pe name of Jht;.yu
Cryst 7 of saynt Antony, ryse vpe!' And onone pe ded men rase,
7 feilt; on per knes, 7 began to teile how )?ai war« ledd wyt deuelles
1 me fehlt im ms. ^ = )^ai thought; J?i st. p&i auch z. 41. 3 = as
who sayd. ^ um die wette. ^ = dredyng. " = wound, vgl. fon,
bonne. '' Ms. ]^at st. |?ai. ^ Absolutes subst. st. part. » = psalmes.
Aiiglui, IV. biiud. 9
130 HORSTMANN,
to pe place of paynes, 'bot be ]>e prayer^ of saynt Antony we bene
delyu^red 7 sawed'. Bot wen ]>e byschop Teophile asked ]>a/n to
wat place ]'ai wert' led, }?ai weped 7 sayd: 'in most stynke and fyi-e
we wer<? put, 7 all ourt' saules brent'. ]'an Ipe byschop wepe 7
5 sayde: 'Wo to hym j^at kepys not ]7e lawe of god: ):'ed^r he sall<?
be sent'. Forthe pai past, wyt ]>g two Ij^ons 7 -wyt Ipe two men at'
saynt Antony had raysed, ]>g iornay of XX days, be hye 7 charp
hylles, fyndyng niany wyld bestes: lyons, tygrys, pardes, bers,
dragouns; 7 eu^r )?ai past vnhurted, be invocacyon^ of j^is holy
lü name Antony. 7 ]?us come ]'ai to flood Nili, besyde a strete ]?at es
called Ephesos . In l^e saine strete was a strong man, Danyel be
name, ner^ of j?e kyngys kyn, trawelled wyt deuelles, 7 all^ hys
body bonne^ wyt ebenes of yryn . He heryng of J^e co?wmyng of
Yis holy body, he brake oute of j^e hand/s^ ]>a( beide hywr, he ran
15 to |?e tlod of Nili, 7 ]?ar6' stode styll^, 7 J7e deuelles cryed wyt he
voyce: 'Anton}^ twment vs not so strongly!', 7 Daniell cryed wyt
cler<? woyce: 'Holy fadyr<; 7 confesso?/r Antony, t2<rment not, bot
vnby?id me wreche, vnbynd me caytyf ! ' — so of 0 maus mowthe many
7 dyuers wocys cum owte . 7 a wond<?rful cry was hard of ^'e pe-
20 pnlk, 7 be j'at woyce pe p( pullt' knew pat pe body of saynt An-
tony was ]>ere:, bot wedt'r Daniellf was ru«ne, ]7ai wyst neu^r . And
onon as he tuched {^e bert' of ]:'is holy body, he was heled . 7 j'an
Ipe deuelles cryed: 'Antony, wy puttes }ni vs out fro hour«? hous?'
7 ]7us ]'ai cryed in |>e ayrt': 'Her«; he gose }?at vs turmentys', 7 eu^r
25 l'ai cryed: '0 Antony, wy wylt |ni turmeut vs so sore?'. j'ai in J?e
castell, heryng ]?is, more 7 more pai dred j^am, and come oute ilkone
|7are; as ]>e holy body was; and ]?ai se pe byschop Teophile 7 hys
hrepe?- 7 \>e lyons wyt ]7am. )'ai askyd wat j^ai wer<; . lf>e byschop
ansuerd: 'We bene messyngeres of ]>e worchepfuU Emp^rowr of
30 Costantynobullg, 7 we af well ner<; serched all }>e warlde for a pre-
cyus body, 7 herc wo af it wyt vs'. In J^e men-tyme ]>er co»nme
a woyce fro j^e castylle ]7us sayng: 'Helpe 7 socor! for ten wolues
af endyrde ]>Q castelk 7 slayne ali<? j^'e bestes \^er-mue 7 borne
away fywe lytyll chyldyrt' wyt ]>am'. ]7an all men ran to pe castelk,
:}5 7 cryed on saynt Antony: and pe wolues, asse ]>ni had ben reson-
abuU bestes, fei downe befor pe bo(dy)* of saynt Antony, as Jmi
had askyd forgyfnes; 7 alk }:'e bestes wer«? heled, 7 \>e chyldfc'r vn-
hurte. And |'an j?ai jeldyd^ thawkyng to god 7 to saynt Antony.
Onone ]>ai entyrd ]^e see and rowyng wyt gret trawayle, pal entyrd
40 ]?e hawyn of AlysawHd«;/- . And ])e?- feile? a gre(te) erethe-quake, and
deuelles cryed in ]>e ayr^: 'Turment vs not, holy fad^r Antony!'
Onon all men of pe cete rynne to ]>e hawyn of pe see 7 fonde ]>e
chyp in wylk l^e holy body laj^; al seke men co;«me 7 tuched pe
ber<;: 7 j^ai wer^ heled of wat sekenes pat euer ]?ai had, 7 \>er to
45 many defmen he sent heryng . Teophile j'e byschop cowime out of
» at == j7at. '■' = bound. ^ jijg^ handes ? * Ms. bo. ^ ]\/g ^qI_
dynd si. geldyd.
PROSALEGENDEN. 131
]>e chyp vnto ]>e land , and onone ]>e fame of saynt Antony began
to grow into al ]?e land of Alysannd^r. In ]>e same tyme Effron,
J^e sone of a knyght, Madian, of Alysaund^r, was acused of a felony
7 broght befor j^e Justyse, and forjiigged to dede . And wen he
5 was Icdde toward ]>& hangyng, hys fad^r 7 hys mod^r 7 all hys
frendes 7 rnWe ]?e men of |'e cyteciyed: 'Holy fad^r Antony, socoj/r
7 help ]n Stf?'want Eflfron 7 delyu<;r hym fro \>o handy^y of j'e curced
Justys Mandabar<?, Justise of Alysawndyir'! and |^us |?ai cryed on
knes befor ]>e holy body . Mandabert' co»«mau«de hys minystrys
10 ^at Jjai suld liang^ hym on most hee galoM5 . And eu^r as }?ai hang-
gyd hy?«, hys mowthe neu<?r stynt bot )jat euer he cryed: 'Holy
Antony, help!'; hys fadt?r 7 hys mod«?r 7 hys wyf 7 all^ hys
freudys 7 cosyns knelyng \vepy?tg 7 eu<^?- ciyyng: 'Holy fad^r An-
tony, socoMr 7 help ]n st^rwant Eflfron, not gylte!' So )'ai lefte hym
15 per hyngand 7 tw/ned agayne into pe cete . Hys iider 7 hys mod^r
7 hys wyfe 7 hys cosyns and hys oper frendes aft^r VIII days 7
VII nyghtys went to J^e place were Effron was hangged, supposyng
hym lyuie fro lyme wyt wylde best?/.? al to-drawn 7 hetyn . And wen
t^ai comnie nert', Effron wyt meke praere? cryed 7 sayd: ^ Fader, reu
2i> sone 7 delyutv me fra )7is galowes!'' Onone as J^ai hard hym spek,
\ra,i made grete noyse for ioye; and eu^r nar^- j^ai come, pe fast^r
he cry^: 'Help me 7 departe fro j^is galowes!'. pSLU pe fader
cryed wyt grete woyce: 'Lyffes my sone, )7at es pe lyght of
myne hene?'. |'e wylk answerd 7 sayd: 'I lyfe, fad^r, for sothe;
25 sen I was her^ hanged, saynt Antony, whom je all^ prayd,
has haldyn me vp be pe here , 7 a felaw he had wyt two wenges
and a fare face, }?at halpe hym. 7 now es VIII days gane 7 VII
nyghtys pat I af hanged here?, and noyther«; ette nor drank, bot I
af bene full<?-fylled wyt pe wordes of hym ; and so to hys creatowr
30 7 to say(nt)* Antony, throwgh per praers I was safede fro pat fowle
dethe, jeldy«g thankywg' . And )'ai cntte pe galows all on-pese . So
wyt grete gladnes 7 reutf/-ence wyt Eft'ron }:'er pai turned to j^e
hawen of j^e see, for to se pe here )7ar<? ]'e holy body lay, 7 per
geldyng^ thankyng?/^ . And wen )7is tythyugys war^ tolde to Man-
35 dabere? j^e Justyce, onone wyt all pe cite he cowime to pe hawyn .
And he seyng Effron whom he had garte hang, he begane to aske
7 sayd ]?at he suld teile hym: 'who was so harde to take pe downe
7 delyu^r j^e?'. And he wyt mylde voyce answerd 7 sayd: 'Wen I
was hanged, per come to me a nold man of grete age, wyt a long
40 berde 7 a whyte, 7 sayd to me: "drede pe noght, for l am he pat
]>u ast cryed aftyr^" . When I asked hym wat e was 7 wene he was,
hansured" 7 sayd: "I em Antony, pe s^rwant of hour lord Jhesn
Cryst, aft^r wham |?« cryed so faste " . And a felaw he had wyt two
weyngy^, pat held me vp, ]7at I feled no hurthynk^ nor hungur<?* .
' Ms. galowed. - = je näher. ^ Ms. cry st. cryd. * Ms. say
st. saynt. Der text ist hier verderbt. ^ Ms. geldyngws st. geidyng.
6 Ms. hansured st. he ansuerd. ' = hurtyng. » ^g hungwrure.
1 32 HORSTMANN,
So )7is VIII days 7 VII nyghtys I af bene mete-les, bot fed wyt Ipe
grace of god 7 saynt Antony.' When Yii&)^ thyngys yvere hard, ]>e
byschop of Alysawndd/- put of schoes 7 went barefote (to)"-' 'pe here
wher^ ]>e holy body of saynt Antony lay, 7 knely?ig he prayed ]>at
5 he myght af )?e body iu-to pe cite . And callyng to hym XL rely-
gyiis men 7 dredyug god he sayd to )?am: 'Takys ]?is ber<; 7 beres
it in-to cite!' Wen J'ai went to )>e ber<; and wold af tutched it,
onone }^ai fellyn downe to pe grownde, 7 sewen houies pai lay as
dede men. And when )?e Justys saw j^is , he was \>e more aferde .
10 Bot wen j-'e bert' was put on pam, onone J?ai rase a-gane; bot pai
durst no-more tutche it . pdn \>q Justyse prayd \>e byschop Teophile,
suwme thyng of J^e clotheng of pis holy fad<?r mythg be gy« to
]>am .And j^an he toke hawndele^ [^e clothe of saynt Antony 7 gaf
hym; and |?e Justyse resaywed it wyt grete ieu<?/-ence, and t««-ned
15 agayn in-to pe cite, and onone made a grete orytory, of wond^rful
wark, in worchyp of saynt Antony, in pe wylke pe name of hym es
worcheped 7 i/i-hawnsed 7 praysed w^^owtyn hende . l'an pe byschop
Teophile wyl hys brethert; 7 wyt Efiron 7 wyt )^e two lyons, ympnes 7
lowyngys syngyug, begu/tne to row toward JerwA^ölejm; bot dewellesin
2ü j?e ayr<? jellyng 7 cryy/tg: '0 Antony, tM/-mente vs not so sore; rew
on vs, for }n iyre scharply burnes vs.' Aud pus p-M come to Jer?^-
salem. And ]?are }^ai fond a blynede man 7 crokyde Standard be-
syde pe cete in a haye-strete 7 begged . Wen he harde deuelles
cry be pe. ayr^ pe name of say«t Antony, as sone as )?ai comme
25 nert; hym, he began to cry 7 sayde: '0 holy saywt Antony, gyf my
heene seyng 7 my fete goyng!' 7 he stented notht* hys cryyng .
Wen pe ber^ of j^e holy body drewe ner^ 7 he tutched )^e clothe in
pe wylke was wone pe holy body of saynt Antony, 7 pe byschop
hadde anoynted hys hene: onon he saw 7 went . And onon he ran
30 into pe cyte 7 sayde: 'Her<? commes Antony, heled me' . So al men
rönne oute of J^e cyte, 7 fonde hym noght, 7 wert' fulk sory . And
so J^ai went all^ nyght, and euere hard ou?-^ )?am füll swete songes
and woyces of aungelles, 7 it semed to )'am as }?ai warne in pa/-a-
dyse; legyouns of aungelles eu<?re song befor |^e body. And so j^ai
35 dyde ma?ty iornays to )'ai comme to Colayne; bot eu^re-man )?ai
heled be }'e way. 7 pere t^ai fond schyppys, goyng toward Costan-
tynobullt? . 7 ]>ai called |^e ductures^ of ]'e schyppes 7 sayde to
)'am: 'Brethert', we wyll go svy( jou to-ward Costantynobullt?, and
ber^ wyt vs a grete tresowr, for pe wylk ge sali af a grete reward',
40 7 so ]>ai gaf pe schypmeu a C 7 twenty besawntes of gold. 7 j^ai
bad pe byschop 7 hys brethyrc' to go to l^e schyp . Wen J^ai had
borne J'e holy body in-to pe schyp and began to rowe, deuelles
cryde: 'Holy Antony, torment vs not, bot sofurt' vs frely to go
away!' When pe schypme« hard j^is, J^ai sayd to pe byschop 7 to
45 hys brethyrt; : ' Why af ge heled fro vs |ns p?-<?cyus tresor ? We bene
» Ms. pi. 2 to fehlt. ^ = haluen dele. * Ms. eher notht als
nocht. s = ductores.
PKOSAI-EC.RNDEN. 133
hy(s)' Sfrwantes, 7 many tymes we af calk'd on hym in grete
temppes^ 7 flodes, 7 he as apered to vs opon j^e mast 7 we afsene
hym, 7 he has rewed opon vs; 7 j^^r-for je suld not hele hym fro
vs' . 7 pi\n ]^ai toke Ipe byschop hys mony agayne . And onone ]?e
5 schypmen mad grete serges 7 candeles, 7 lyght before hys holy
body; 7 eutr )'e deuelles waymentyn 7 cryyng in j^e ayre . Wen
l'ai wer^ all entyrd in-to l^e schj^pp, j^e schyp deprtrted fro ]'e land
w?//-outyn trawyll^ . 7 when )?ai wert; in ]>e hee see, slyka temppest
feil, l'at ]^ai M-ert' all in dyspar . Bot al' j'ai ciyed on saynt An-
U) tony 7 worscheppyd hys holy body, 7 sayd: 'Sucenr^ yi s<?rwantes,
holy fade?- Antony!'. 7 onone saynt Antony apered in ]^e form^r
parte of ]>e schyp v.'yt a fnyrt? face 7 holdyng a stafe in hys band,
cowifortehy«g ^ 7 sayyng to j^am: 'Her^ I am, drede jow not' . And
onone ]>e tempes sessed, 7 gret tranquillite 7 a nobull wynd cowme .
15 And so' J'ai rowed thrt' days 7 as many nyghtys, 7 l^an come a storme
wyt wynd 7 drofe ]>e7- sayll in-to ]?e northe . 7 ]'an was ]>e byschop
in grete dyspar(?, 7 )7an he fell<? on hys kenes* befor }>e holy body
7 sayd: 'Holy fadyr^ Antony, delyu^r vs 7 reght ways schew vs,
7 forsake vs not!'. So was ]^er schyp borne fwrte days, agayne )'e
2(1 wyll of l^am, towarde ]>e northe, no ryght way haldyng toward
Constantynobnl. At ]>e ende of fowrty days j>ai saw fra fer^ a
grete He, gastfull 7 stany, 7 few tresse, and it was ful of smythes .
And a voyce co?wme to )?am: 'Drede gow not, bot nygt* not |ns
llel'. 7 as }?ai paste a stons-cast J7^r-fro, l^ai harde grete thunderys,
25 7 it semede to J^am j^at all {]>&) He mewyd. j'an |?ai rowed fast, 7 blessed
pAva . 7 onone )?ai harde grete noyse of ham^res 7 many felde
smythes to-gedyr^ . 7 ]'an ]>e beschop Teophile fei don on knes to
say/it Antony 7 sayd: 'Holy fadtr Antony, delyu<?r vs troght ]n
prayers fro |?is He!' And onone XII of ]'at He come owte, 7 wer^
30 grete 7 of ]>e heyght of ten tote, blake 7 burnyng . Wen j^ai see ^e
s^rwantes of god passyng be pe He, pRi begänne^ for to rart', turn-
yng to Ipave crafte agayne . 7 ]>ai and'' schyp blyssed l^am, 7 rowed
away fast . And onone ]'ai see co?/ime of )'e habitatowres of j^at He
a C 7 fyfty, brynggyng tonges in )?t'?- hsrndys 7 fyr^ forkes wyt fyr^
35 maces, 7 feile opon l^e serv^anti/s of god 7 wold af bumed ]?am . Bot
a aungell was vnd^r ]'e here ]yer ]>e holy body lay, 7 smote j^am
done 7 brynt f>am; — wen j^ai feile in-to \>e see, all \>e see semed
of fyr^ . 7 so all ]fat day, as jjai rowde, ^ai harde gret lamentacyon .
So rowd l^ai forthe afte^rward in pro(s)p6Tyte* fowrty days 7 als
40 many nyghtes, eutr jeldyng thaugkyng?/^ to god j^«/ delyu<??-ed f'am
fro l^e handes of ])er enmys. And ]nis entyrd j^ai }'e hawen of Cal-
dews-, 7 eu^r denelles in j^e ayrfcryed: '0 saynt Antony, twrmente
vs not so sore!' All men of ]'e cite rynnyng to ]?e hawen 7 tucchyng
of )?e bert' of ]>e holy body, j'ai wer^ hole of alle msmer of sekenes;
' 3Is. hyserwantes. - = tempest. ' Ms. conforte hy/tg.
kenes = knes. ^ nyjt = nigh, come near. ** Ms. begunne?
and := on. * 31s. prope/-ite.
134 HORSTMANN,
per he gaf blyn' men per syght, crokyd men goyng, to many defe
men heryng, 7 to many men speche, 7 many men trawyld -wyt
deweis wer^ delyn^red . 7 so past |?ai fro ]?ens 7 come to Sofas .
And onone all men of J?e cite co?Ajme to pe hawen, wen pai harde
5 ]>e cry of deuelles in pe ayr«? 'Her^ passe Antony, pat tMrmentvs'.
)?an was per a grete man in pe cyte, )?ä^ hyght Fronder^, hawyng a
sone, wase name was Abaron, borne -wyt a face agane pe kynde-, 7
fei don befor pe ber<? of saynt Antony, prayng to socur^ hys sone .
And als sone as he rase fro hys oryson, hys sone face was all hole .
10 ]7an at last be pe grace of god }?ai come to pe cyte Taurium, fast
be Costantynobull^, 7 J^an men of pe cyte rennyng }7ai comme to
pe hawyn . ]?an all^ jw deuelles pat were in pe body of Sophie, pe
Emp^rwr dogter, cryd be pe mowthe of pe maydyn 7 sayde: 'lo,
now he es ner<? ]?a(t)* sall^ woyde vs hense'. 7 w?// grete ^ woys l?ai
15 cryde: '0 Antony, why heestu pe so faste hedyrwarde ffor to
delyu^r vs fro hourt; habitacyon<? , in pe wylke we af dwelled f>is
sewen gere? bot heie, 7 tj^rment vs not so sore' . pe Emperur Costan-
tyn heryng )?is, made schyppes to be redy wyt all<? man<?r of myn-
strylse, 7 aWe pe clarkes of pe cyte in* westementes, wyt crosse 7
20 orysons, psalmes 7 incense 7 haly wat^r^, 7 went to schyppe 7 began
to rowe agane )?is holy body. Wen |?ai see pe schyppes of fernes,
l^ai lyfte hee vp J^art' handes 7 cryed on hys holy name, sayyng:
'Rew on vs, lorde, rewe on vs, throght j^e prayers of saynt Antony,
'{vohm we af lang abyden^, and schew vs of J^i m<?rwelles!' When
25 pü comme ner^, and had kyst pajn, l?an sayde beschop Theophole to
Const(ant)yne pe Emptfrwr: 'In gode tyme consaywyd pe j^i mod^r,
)?at )?u deserweste for to hawe so precyus a tresow . Take to mynde
how gret benyfyyng god has gyne to pe in )?is warlde, comen now
for |>i dogt<?res sawe' . And per pe Emperur kneled down, bare-
30 fote, and prayed long befor pe ber<? of )?is pr^cyus body . Wen
)?ai come befor pe jate of Costantynople, wyt aWe man^r of
mynstryllcye and wyt all^ reuerence |jai entyrde in-to cyte, 7 j^e
Emperur 7 all men of pe cyte bar^ grete serges in per handes,
and putte }?is precyus body in a chare, 7 putte-in two
35 pare of wylde oxyn . J>ai begunne to comme to pe place )jat es
called in centino, wer^ an hermet had dwelled . 7 per were two
ways, of pe wylke on ledde to a place ]7at pe Emperur had made
in pe worchepp of saynt Antony, 7 wolde af gone peder\ bot pe
oxyn wylde not sofur^ jjam . And pan pAi Jonedde-to thr^ payr^ of
40 oxen, 7 jjai rayght not styrd pe body. 'Latte vs sofur^ |?am to go
wedyr« |?at }?am lykys'. And onone be way J^at lay to saynt Sophire,
swyftelyß psii began to gone . And wen ]7ai come befor pe gates of
pe chyrk of saynt Sophir^, pe dogter of pe Emp^rour^ Sophie, pat
was ocupyed wyt deuelles, bone wyt chenys wyt grete weght of yren
45 was broght befor pe bere, )'e wylke f>is haly body in lay, 7 fell^
downe befor it . And pe deuelles cryed: 'Burne vs nbt jjus in fyr^,
' Statt blynd. ^ Ms. )ja. « j^jg grete wy^t woys. •♦ Ms. 7
statt in. ^ Vgl. p. 129,31, " swyftely «m^ sweftely corrigiert.
PROSALEGENDEN.
135
SMj'nt Antony, bot delyiie??- vs sone fro ]ns liowse!'. pa byschop 7
j?e Emperur 7 all ope?- stode in prayers, abydywg Ipe myrackyll^ of
god . 7 as ]>'M endured in ]>er ovysons, ]>e deuelles wyt lamentac?on
7 grete noyse, wyt thowndyrs 7 eitbe-quakes, out' of ]fat dylycate
5 body, 7 lef't hyrt' half qwyck 7 half dede opone ]>e grownde . ]?e
byschop tok hyr<; vp be j?e band 7 raysyd hyr^ vp fro ]'e erthe .
And scho cryed: '1 wyll^ neu«??- fro -hens-for ward be dep«rtyd fro
]nä p/veyus tresowr, for now I saw in ray sweuyng'^ my lord say/«t
Antony, ^e hermete, affyng j^is deuelles in hys handes 7 j^am
10 grewsly betyng 7 tormen(t)yMg'. )?us was t^e Emp^rwres dogt<?r
Sophie m6'rwelus delyu<?red fro )?is wyckyd spretis, helpyn ^ )?e holy
body cf saynt Antony . )7an }?e Empenir gart make a pr^cyus
tuwjbe, of Iwery 7 gold 7 prt'cyus stons wndyrly made: in-to ]>e
wylke ]ns holy body wyt grete solempnyte ]>ai putte in; and locked
15 it vnd<;r XII lokkes, 7 put obowne a titule wretyn -wyt lettms of
greu 7 ebru: 'Her<? ]>e body of Antony confessor 7 hermete lyes 7
restes, fro dyshert* of Eg3-pt translatyd of Teophyle j^e byschop' .
\>e two lyo?i8 J'at come wytht hyra fro Egypt, 7 j^e two wolues,
wyls per lyfes endured, duelled wyt hym, kepyng hys twnhe . Whoso-
2(t eutT come and askyd any thyng, prayng reghtfuUy, of ()ns) holy
confessor, he had hys prayers 7 was dfelyu^red of al man er of in-
fyrmyte . Of [-»at sepulcre come oute so swete a sawowr, as all ]>e
spycery in j^e warlde had bene putte Iper-in. A-noper grace god
sent hym: )'at, if any beste had any infyrmyte, saynt Antony called,
,25 onone he was del(i)u<;red . Who-so-eU(??- wyt ciene hart 7 grete deuo-
cyont? \>[s holy confesso?/r Antony 7 hermete wyt onest prayers
prayde, i« what-mane?/- necessyte f>at it be, wyt wylle he schall af
hys prayer<?, to ]>e plesyng 7 lowyng of oure lord Jhesu. Cryst, to
whome es worchep 7 ioy in-to Ipe warlde of warldes, amen.
30 III Here begynnys j^e t?-anslacyon<? of J^e gloryus confessor and
hermet saynt Antony of Vienensis.
Tor god faueryng of saynt Anto(n)y j^e lyf, of blyssed (saynt) ^
Attanasie, of j^e kyrke of Alysawnder Erchebj'schop, to pe lernyng
of trew men in clere wordes we" af a legend; deie hreper, git is es
35 nedeful pat we af wrytyn how ])q body of hym fra pe cuntres of
Thebayde was broght to oure cuwtres, 7 of what persons so
precyus a tresoMr fro so fere cuntre myght be broght . To suwme
it semys in-possybulle ]>at a body, in so fer a cuntre beryed 7 in
so perlyus a place, 7 only not knawen bot to two persons 7 to all
40 o]>er men vnknawne, 7 afte/'-warde takyn vp 7 to }ns cuntre of
Vienense wyt many 7 vnhard merueles broght . Bot ]>\s sal not be
trowed i?i-pos8ybnlle, for oure lord Jhe^u, as in pe texst of ]>q lyf
of yis blyssyd man es rede, pe coflute of deuelles ourecowme/i,
wysybuUyk apperyng to hjni 7, how swete he was, schewyng,
45 emong oper thjngys he be-hyght hym p&t he suld make hys name
* went fehlt, vielleicht absichtlich. - l. swenyng? ^ helpyn =
helpyng. * Ms. dysherd oder dyshert? = desert. ^ jy^j. ^^-^^ igi
hier verderbt. Ms. mynd st. saynt. " j^jg^ ^^ ^g
136 HORSTMANX,
to be knawnc be al |^e warld. Growyn^ by euere day hys my-
rakylles, fleyng wexed is fame eraang pepul . 7 \fis be Ipi gyftes,
lord Cryst. As ]n-self sayd in |'e gospelk, \>u. sofurd not Ipai Yi lan-
terne b?/rnyngi 7 brygh, ]n same s^rwante Antony, be hydde in a
5 dyrke place, bot ]>at he be put on a candellstyk — J^at es for to
say in \>e heeste place, to gyf lyght to alk men j^at bene in pi meke
hows . So, lord, fro day to day ]>u makys hym m^rwelus, {^at seke
men fro most iere cuntres 7 regyons ful many ]?u sendes to hym.
]>e wylk so sone her^^ delyuered fro buinyng of Ipe t'jre of hell^,
10 how sone j^ai do reu(;?-ens to ])e holy relykys and aske hys helpe
vfyi dewoute mynde, woweng to be hys seruant; — onone on ipe
mornyng {^ai heti a\\e hole, or in quyete pese fro j^is laborus lyf {^ai
passyn vnto god . Not a few o]ye)- wyt dintrs infyrmytis trawylled,
it es seyn ]>at he has helyd, 7 dede men restored to lyfe . Agane-
15 warde summe )'at as calange possencyons of bis struantes, or has
made any wow to hym 7 wyt-drawne it, wyt Ipe same fyre of helle
l'ai or bestes af bene smytyn : for throght hys holy m^rytes l^is
weniance of god come to a\\e ]:>at done inhiTe to hym or to hys
s^^rwantes . How of^-tyme )^is has be-fallyn, it es not i?i faculte to
20 teile . J?ise thyng lefte, Ipat we af pwrposed late vs teile, trewthe
kepe*; ]>at we af hard, on our^ litel mauere; we sal schew. — ]7are
was an Erylle Gwillem, }?at was a grete conqueroj/r, — ^e qw-ylke
now for ]>e desyryng of hys gode lyfe pe wylke he had layd in
mynstres saynt Gwillem es called — had a sone, Jacelyn be name,
25 a worthy man . |'e wylke ^, wen he co?«me to mans State, went to
Jerw^öl^m because of pylgnmage. ]^e wylke pylg/-/mage endyd, to j^e
cow(r)t* of \>e emp<??-?/r of Costantynople turnyng, auense |?e emp^rw 7
all hys men grete grace he fond . Wen he had abydyn jvT be many days,
7 was dere to all men, at \>e last he desyred to repayrt* to hys awne con-
30 tre, 7 come before )>e emperur forto take hys lewe. Bot Ipe emTperur, j^at
was glade of )'e pr^sens of hym, dyfferd to gyf hjm lewe, 7 j'at he
suld dwelle forthe wyt hym, frendely he besoght hym; of hys tre-
sore what-so-euer hym lykyd, he commanded hym to take . Bot he
desyryng noj^t'r golde uor syluj/r no none other«; ryches; bot j'e
35 bere )'at^ J?e body of saynt Antony lay oune, he dyssyred, 7 hade.
And git ])e emptvw had leuer^ af gyn hym ano):><;r gyft, for als
mekyll as he hade grete trest in saynt Antony 7 mekyll worchep*
hy?n 7 lufed hym 7 made many prayers to hym\ — bot neu^/--|?e-lesse
he wold not deney it hym, for als mekyll as all o)>i'r gyftes he re-
0 fused . )'at ber<; he gladly resaywyd for a gret gyft; takyng hys
lewe of all men, heyng wyt all hys co/wpany he began to twrne
hamward; trestyng so mekyll in |'e relyke j^at he had, ]'at he sup-
posed non adu<??-sary suld dyshese^ hytn — & c^rtanly reght, as
' Ms. bwrryng. - = ere, are. ^ of = oft. ■ * Der text
ist hier verderbt. * Ms. ]>e wylke }^e wylke. " Ms. cow^t- statt
cowrt. ' Ms. \>at \mi. » praet. * = dissese, vgl. disherd
== desert.
PROSALEGENDEN. 137
god sivys: 'all thyng bene possybul to liyni j^at be lewele'.' Nothyng
hewy feile to hjm, j^owthe he passed eraong hethen men; bot sekyrly
7 smartly j'ai co?rtiiie home to ]>e}- hawne . So it befelle ]>ä.t he, 7
all hys kyn aftt'r hytn, be many jer^s, whyd^?- J^ai jede, baiY' it
5 wyt l^am 7 wyld neu^7-e lewe it by-hynd pam — in so mekyll |>ai
trayste )'^r-inne j^at ]m supposed of none hewele^ wylles j^ai had
it -wi/i ]>a.\ü\ bot all thyng ieWe to j?am in \)ros\){er)jtQ^, als lang as
f7ai had it in ]>er \yresens . And }?er<;tore, as I sayd, whert' {^at eutre
):>ai went, )'ai made it to be borne betör j-^ame; wyt-owtyn ]?at ]?ai
l(t wyld not go — Ipe wylk, it es no dowte, l^ai dyd it of grete dewo-
cyoDf? . Bot git, wen it co?;<me to ]?e popes knawlage, he demed it
a fole-hardynes 7 vnconabull , )?at slyk pt^rsones suld af so holy
relykys of so holy a confessor vndyrt' ]>cr kepyng and bere l?am
euiong armed men in batayle . )?<??•- fore to one of j^e kyn )'at was
15 called Gwldo, ]>at be reght of heiytage calanged l^e relyke 7 be en-
sawinpull of hys fad^-rys place* bar^ hamme w^^t (hym)*, ]>q same pope
sent )^at he suld nomore vsyn ]>at maner*^ mar^, but suwjwhar^ in
sum abbay of monkes dredyng god he suld take \>Sim it for to kepe .
I'C wylk maundment takyn, ]>e nobull man wyld not(I) oberen"; bot,
'i" consyll gedyrd of hys fre(n)dys, to j^e monkys of Mownt Maiow,
put were of gode coutrsacyont' 7 of gode name , he tok )'am it to
kepe . \)e Avylk, as l^ai had a grownde wherc? |>ai sulde set a
myüsteiv, lpa.i made it to be keped; and slyk sped ]^ai had throAv
Jns relyke j^at in schort tyme it comme to an ende. — j'is Gy gaf
25 |^ara a grow^nde to make )^e my/ist^r on, 7 many o]^er landes, wyt
sewen kyrkes, 7 tythes to ]yam pörteuyng, eu^Hastyng to endure,
so ]>at habytours of J^e mynster«? myght af mete 7 drywk 7 clothe .
And A-no]>er place not fer thens he gaf ]>a,m, in j^e wylk a
house of almos suld be set, in pe wylke hous pore men 7 all
oO ]>at \yare dyssesed wyt ]>e fyre of helle 7 (come) for to beseke
J'e helpe of saj-nt Antony, suld bene resapved 7 kepte. Forj'^r-
more, ]>a( none of pam pat suld be hys successo?/rs myght calange
any thyng of j^is forsayde gyftes, he made ]:'am fre fro all^ hys. How
dewoute he Avas anense saynt Antony 7 all hys serwantes eu^?- wyls
35 he lyfed in ]>is warlde, os I trow-, no tong may teil; 7 not vn-
worthely he was füll trew and wyi-outyn gyle a man of Isrö<?l, ]>e
AA-ylke was well tendyr^ of age and spronge of ful nobull kynde,
al-mand?r ryches 7 worcheppes of ]?is warlde fleyng he dyspysed 7
to pore men all Ipat he myght hawe he departed in )?is warld tr^ns-
40 satory 7 passyng, j^at ]>e godes of god allmyghty he myght send in-to
pe lande ]>at es eut^r-lastyng. — ]'is Antony was ]>e fyrste pat vsed
hermetes lyf aft^r Paule j^e fyrst hermet, whom Antony beryed, 7
]?e rewle of all \>e hous of monkes of Egypt he ordened . )?e wylke"
' 3fs. lewele st. lele oder lewe wele. '-^ Ms. hewale oder hewele?
' Ms. pruspyte. * 3Is. phace; die stelle ist verderbt. ' Ms. harn
me wyt, hym fehlt. •* Nach man er ist bot pSit ausgestr.; auch mare
ist zu tilgen. ' l. disobeyen? ^ Ms. wyt pQ wylke.
138 HORSTMANN, PROSALEGENDEN.
Antony wyt ' |'e deiiel feie fymes faghte 7 neu^r ^as on?v-co???mcTi,
bot as smoke drowe hym away in-to ]?e hayr^^ lewyng be-hynde
hym l^e fylthe of hys pr<?sence . What more: so grete grace )?es
holymaw had for to helen men traweled vfyt deuelles 7 wyt o^er
5 Aiwer&Q seknes 7 iwfyrmytes; y^at vnnyce any man come to hym 7
prayd to god 7 saynt Antony of helpe, ]>at schapyd away vnheled .
Blyssed es l^at place \>at as slyke a man of so grete v^rtues 7 of so
many praysyng! Worchep we hym, most lofed frendys, as our^ meke
patron, foloyng, be ouid lytell man<?r, hys ensanmpulles of hys lyfe:
U» '^at, hys meryttes helpyng, we may be sawed in )^is pr<?sent lyfe
fro l^e buinyng of ]>q iyre of helle 7 in j^e lyfe to co??<men, and at
l^e laste j^at we mon cowimen to \>q same lyfe '\>aX he es in, 7 hawe
eu<?rlastyng blysscdnes. Grawnttyng our^ lorde Jh^^u Cryste, \>at
wyt l^e fadyrd 7 ]je holy gost lywen(!) 7 regnef» god .in-to warld of
15 warldes. ame(n).
Explicit parterw vite Antonie Vienensis . pro posse meo feci
opus istud.
MüENSTER i/w. C. Horstmann.
' Dieses wyt ist überschrieben. ^ = air.
EPISTOLA
ALEXANDRI AI) ARLSTOTELEM.
MS. Cott. Vitellius, A. XV.
(Fol. 10 Aa). HER IS SEO oESETENIS» Alexandres episto-
les, p'JBS miclan kyniwges'-^ and ]?8es mffiran Macedoniscan,
]?one he wrat and sende to Aristotile bis ma^istre be gese-
tenisse Indie, |?a)re miclan |>eode, and be psdie widgalnisse
5 bis siÖfata^ and bis fora pe be geond middangeard ferd[e].*
Cwae|> he }->us sona »rest in fruraan piGS epistoles: Simle
J)a hier die arbeit von Baskervill nicht vollständig abgedruckt wurde,
so sei aus der einleitung dazu an dieser stelle bemerkt:
Die handschrift, die einzige, worin sich diese 'Epistola Alexandri'
findet, ist hinlänglich bekannt, da sie dieselbe ist, welche Beowulf ent-
hält: also Cotton Ms. Vitellius A. XV. Hier steht unser stück auf
fol. 104«— 12S*.
Herausgegeben wurde die 'Epistola' von T. Oswald Cockayne in
dessen ' Narratiunculae Anglice conscriptae'. London 1861 s. 1 — 33.
Bemerkungen dazu stehen s. 67 — 76, eine Lateinische bearbeitung des-
selben gegenständes s. 51—62.
Ei7ie collation der ausgäbe Cockayne s mit der hs. von A. Holder
findet sich Anglia I s. 507—512.
Der vorliegende text ist auf meine collation gegründet. Selbstver-
ständlich übernehme ich für den abdruck, der hier gegeben ist, nur die
Verantwortung , welche jemandem zufällt, der einem andren eine ab-
schrift zur herausgäbe überlässt. R. W.
' 3GSe3BNIS or ÖBSGTBNIS ms. but in IL 3 and 12 and through-
out the piece we find jesetenis.
2 kyninjes C. cyninges. Italics show that the letter or letters are
recognisable , except in the case of m at the end of a word. This
letter is frequently represented by a line over the top of a letter and,
whereever this is the case, m will be prinied in Italics.
3 sit5fata C. 8iÖfat[a]. Holder siÖ fata (a oder e). The a is almost
entirely visible.
* ferd[e] C. ferd,
140 l'.ASKERVILL,
ic beo gemindig' pe- efne betvveoh tweondan frecnisse^
ura jefeohta, |?ii min se leofesta laieow, and efne to minre
nieder and jeswystrum ]>u me eait se leofesta freond.
10 Ond^ for |?on |-'e ic |?e wiste wel ^etydne in wisdome, pa,
ge)^ohte ic for |?on to |?e to writanne be pvem^ |?eodlonde
Indie and be heofenesß ^esetenissum and be psem una-
rimdu?;«' cynuum ntediena and monua and wildeora, to
]?on ppdt bwa3t hwy^o to padve ongieteuisse |?issa minva
15 J>in^a pm ^elis and ^lengista ge)?eode, |?eob {Fol. 104*)
, [to]8 pe seo^ ^ewylde^ö gleawnis and snyttro nani^es
[fjultumes^i, abfeded sio lar ]?ies ribtes. Hwa3|?ere ic
wolde |>8et |>u mine dcTede ongeate pa J?u lufast and^^ )^a
J^ing pe ungesewene mid pe siond p2i ic in ^^ [In]die geseab
20 ]?urh monigfeald gewin and |?ui-h [mj^cle frecennisse mid
3reca herige, pa. ic pe [wrjitei* and cy}>e and ?egbwylc
]?ara is wyröe^s synderlice in^^ gemyndum to habbanne
aifter '^ ps&re wisan []:']e ic hit oferseah, Ne gelyfde ic
Jeniges monnes gesegenuw swa fela wundorlicra |?inga p'set
25 hit swa beon mibte ier ic hit seif minum eagum ne gesawe.
Seo eoröe is to wundrienne. Hwa3t beo .lerest o}?]^e godra
}>inga cenne's oÖ(^e eft |?ara yfeira )>e beo psßm sceawig-
endum is jyteowed. Hio is cenuende )^a fulcu]?an and
' C. gerajudij. H. je miudij.
^ ge tns. H. je ef ue.
3 freon nisse ms.
* ond 7vritten out.
^ C. p&xn.
^ C. heofones.
" C. xinirimdiun.
^ to instead of in wlüch is C.'s emcndation. H.: von in nur das
ende von n sichtbar.
* C. seo. The o has heen parlly lorn out.
'" H. jeiylde.
" fultumes. f supplied by Cockaync. Hereafter I shall call atten-
tion only to those emendaiions ivherein this tecct differs from that of
Cockayne's.
'- and left out by C. thouyh il is visible.
'3 H. ic. in.
'* write C. has [Avis]ie. In the ms. is . . ite. Cf- H-.
'5 C. swyt5e. wyrtie ms. H. wy8t5e.
'* in left out by C. Frequently i Stands for in.
'" V. after. '« 11. cenne.
EPISTOLA ALEXANDRI. 141
wecga oran and wundeilice wyhta J-'a |^iu^ call j.'ajm mon-
30 num pe bit geseo?^ and sceawigaÖ wieron uue|^e to gewit-
anne for J>a)re missenlicnisse J>'ara hiowa. Ac }^a Öin^ pe
me DU in ^emynd cuma(5 jerest |>a ic pe write, |>y Lbs on
me msege idel spellung {Fol. 105«) op}?e scoudlic leasuugi
beon gesUiiled. Hwiet )?u eac sylfa const, pa, gecynd mines
35 modes mec a gewuuelice bealdou J^jct ^emerce- »ohes and
rihtes. Ond ic sperlicor mid wordu/w sie^de )^oune hie
m[id]3 da?du/« ^edon wtüiun. Nu ic bwa3);'ie gebybte*
and [gejlyfe^ }^iet pu pus J>in^ o'ngete swa J>u me"'netal-
[i^e]6 owibt jelpan and see^an be )?£ere micelnisse ure;?'
40 ^ewinues aud compes. For (5on ic oft wiscte aud wolde
päit byia hus vvaL're swa gewinfulra. Ic Öa3S j^oncun^e ** do
öreca heri^e aud swyÖost piBui maejene J^iere iu^ul^e and
]?8em unfors\vyJ?duni urum weorode; for^ ]?on on ie}?um
]?ingum hie me mid wssron and on J)sem eavfeÖum no
45 fram ^^ bu^on. Ac hie on pscre ^e]?ylde mid me a wunedon
pißt ic Wies nemued ealra kynin^a kyning: pSLi'a, weorÖ-
mynta blissa pu min se leofa laieow. Ond ic nu p&s J>in^
write to pe ^emsenelice and to Olimphiade, minre meder,
and miuum ^eswustra/« ; for pou ineer lufu sceal beon
50 somod ^emaiue, and ^if hit {Fol. 105^) [o)^e]r biÖ ponne
ieteawest }m hesson }>ouue ic a3r to pe ^elyfde. On J?aem
aeiTum gewri[t]umii pe ic j^e sende ic |>e cyl-'de aud ge-
tacuode be [f»]^ere asprun^nisse sunuan and monan and
be tuugla [ryu]um i- and ^esetenissum aud be lyfte tacnun-
55 ^um. Sin^eain^ ne ma^on elcor beon buton miwre ^emynde
' C. lea^un^.
- gemerce. C. geiuirce. B. je merce.
^ m[id] left out by C, Ihough m Is pUtiidij visible.
* H. je hj'hte and.
'" and [ge] omilled enlirely in C.'s text.
'^ After me c erused. — H. ne tali . .
• ure^ ms. C. ui-[e8]. H. ures (es deaUich).
•* }>on(ne seerns to have been erased) cunje.
'J C. For. for ms.
'0 H. from.
" C. gewritiim.
'- [rynjutü. Cockayne has . . . um. ü um (c hefore um cut off).
'2 sing eall ms. Somethiug hefore s may have been in tlie ms. H. ing
(s or (5 torn partly uff).
142 BASKERVILL,
swa geendebyrded and fore[st]ihtod. Ond nu |>as niwan
spei ic pe ealle in [cjartani awrite; Öonne |?u hie 2 rsede,
J?onne wite |?u piet hie ealle swylce wseron swa )?am ^e-
myndum ^edafenode l^ines^ Alexandres )?e to sendanne.
60 On Maius ptem mon];'e Persea se kynin^ Dariun set oande
|??ere ea we hine ofeicwomon and oferswyödon, and us
psdY in onweald geslogon eal his londiice. Ond we ]??er
settan and ^eendebyrdedon ure ^erefan psem east]?eodum*
and mone^um cynelicu//? weorb'myndum we wseron ^ewel-
65 ^ode. On psetn serron epistole ic pe )^a?t sse^de; and pj
Ises ]>»t eow seo ssegen monifealdlicor bi ]?on j^uhte^
{Fol. 106a) to wiitanne, ic ];'a wille swa bjeton«^ and ]>a
sec^on" pe nu Öser ^ewurdon. On Julius mouöe on |)8e[m]s
ytemestum da^um )>fes monöes we cwonion in Indie lond
70 in Fasiacen |>a stowe ond we ]'a m[\]d^ wunderlicre hreÖ-
nisse Porrum );'one cyni[n^] ofercwomon and oferswyödon
ond we ealle his |?eode on onwald onfen^on and j^sem
londe we w[8e]ron*ö monegum cynelicum weolum ^eweor-
Öode. Ac ic wolde paei |m |^a Öing; on^eate |?a Öe weoröe^*
75 sindon in ^emyndum'^ to habbanne. .Erest ic )^e write be
losere unarimedlican men^eo his weoredes. E>a;s waes buton
unarimedlican fe]mm sixtene jausend monna and eahta
hund eoredmanna ealle mid here ^eatwum ge^erede; and
we j'a l^aer ^enoman feower hund elpenda; and on ]^am
80 ufan stodon ^ewsepnode scyttan and ]?a torras and ):>a
scylfas on him baeron ]?a elpendas pe b'a byrnwigon on-
stodan: ?efter )>on we Öa^'^ cynelican burh Porres mid urum
> C. [cajrtan.
2 hie B. (hi on the rasiira of n).
3 )7ines ms. C. has l^ins.
* hl east)7eodum mone^u/« cynelicum, m is every instance repre-
sented hy a slraight line over the u. Bul C. prints m, whenever
it 0CCU7-S as if it ivere ?vritten out in the ms.
^ V. \)\p onl'uhte. bi )?on }?uhte ms.
6 H. bfeton {rather 1 than b).
' l'as ecjon ms.
* H. ]7aem {only the first line ofthe m remains).
'•* C. [mi]d. H. mi piain.
»0 waeron {of se only the rounding of the a).
" C. weort5[eJ. The e is still visible.
" H. inje myndu. '* weÖa ms.
EPISTOLA ALEXANDRI. 143
wiepnum metdoii ond bis healle {Fol. 106^) [and] cyne-
lican ^eseto bis sceawedon. Par wse[ro]ii ^yldene colum-
85 nan swiÖe micle and tru»j[l]icei and fseste: 8a wseron
unmetlice ^reate be[ab]nisse2 upp: Öara wass J?e we ge-
rimdon [j^jaeni gemete cccc. |>'a wagas wseron eac [^yl]dne
mid gyldnum J^elum antejlede fin[^rjes^^ }?icce. Mid );'y ic
ba wolde ^eornlicor ping^ jeseon and fur^or eode, )>a ge-
90 seab ic [^jyldenne wingeard trumlicne and fsestlic/^e and
]^a twi^o bis bongodon geond j^a columnan, Öa wundrode
ic ):>{BS svviÖe; waeron in psew [wjingearde ^yldenu leaf and
bis bon and bis wsestw^as wseron cristallum and smarag-
dus eac ]?öet gimcyn mid |^a;m cristallum iu^^emon^ bon-
95 gode. His brydburas and bis beabcleofan ealle wa3ron
eorcnanstanum unionibus and carbunculis l>a?m ^imcynuum
switiast ^efrsetwode; uton bie wseron elpendbanum ge-
worbte. I>a wa^ron wunderlice f[a]g[e]5 and fsegere and
cypressus-styde and \2iu{Fol. 115«) [risjce^ hie utan wrej^'C-
100 don and jyldne s/yj^-a bie uton wrel^edon and ajn-awene"^
Öar in ^emon^ stodon and unarimedlicu^ ^oldbord j^ser
Wicron inne and ute and monifealdlicu'' bie wseron and
missenlicra cynna and monig ^^ fatu gimmiscu and cristal-
lisce dryncfatu and jyldue sestras Öser wseron forÖbo-
105 renne. Seidon we |'Ser «nig seolfor fundon. Sic5pan ic |?a
me ba^fde l^as jnng; eall[e]ii be ^ewealdum, l>a wilnode ic
Indeum innan- wearde^'^ to ^eseonne. i)a becwom ic on
* C. tru[m] [1] ice. In ihe ms. tri! Stands at the end of the line
and the 1 is torn off from the beginning of the next line.
2 The e is barely visible and a part of the h is still to be seen,
though not enough to shorv whether h or n stood there. H. . hea nisse.
3 C. finfjrejs.
* H. {Before jnnj there may be something wanting).
'" C. t^aje]. The 3 is perfectly piain. H. fije {Hole hefore f.).
^ C. lau . . ce. H. laurisce hie.
' C. awraj'ene.
* C. arimedlicu, un is plaiti in the ms.
ä C. monijfealdlicu.
"* C. monij[e]. There does not seem to be anything wanting in
the ms. H. monij (e may have been torn off).
>' C. eal[le].
'2 innan wearde /n*. The an is still visible, though C. has inn-
wearde.
144 BASKERVfLI.,
Caspiam ]?iet lond mid ealle mine herige, pa wajs Öa;r seo
wißstm - berendeste eorj^e t>a^s l^eodlondes and ic swiöe
HO wundrade ]^a gesieliguesse )^fere eoiöan and ic efne gefe-
onde in minum mode georulicor Öa lond sceawi^ean wolde.
Da, sse^don us Öa bi^en^ean ]ms londes )?8et we us war-
nijan scoldon wiö }>a missen(/'ö/. 115*)[l]icei cynd^ nsed-
rena and hvifra wildeora, |?y[n]e on Öa^ becwomon. Psera
115 mjene^o in Öissum dunum and denum and on wudum and
on feldum eardi^eaÖ and in stanholum hie seife digliaÖ.
Ac hwiepre ?nü ic wolde ]?a3m frecnan we^e and siÖfatum
foeian b'oune ]>ixim ^ehyldrum wegum to tjon [j^ajt] ?5one^
fleondon Poriu//? of )>{em gefeohte }?jet [ic] '" hine ^emette ser
120 he on j^a, westeuu middangeaides geflu^e. Ic me Öa mid
^enom cc. lad)'eowa and eac 1. ]>g Öa ^enran we^as cuöan
|?ara siÖfato. Da ferde we in a^ustes monpe Imrh |^a
weallendan sond and Jmrh |^a waedlan stowe wa^tres and
aelcere w^etan and ic mede ^ehet ])sem us cu)4ice g:elseddon
125 )^urh |;a uncuÖan land Indie and mec wolde mid mine
berige on sund gelsedon in Patriacen )>iet lond and swiÖ-
ast ic wilnade }?8et hie me geljeddon to ):'8em*' dioglum
godwebwyrhtum. Da ];onne wunderlice of sunnan treow-
cynne and of bis leafum and of bis flyse j^ses {Fol. 116«)
130 treowes spunnon and swa eac to jode webbe wsefon and
worbtan. Ac hie l^-a londliode tiolode' ma ussa feonda
willan to jefremmanne j^onne urne: for j-'on ]>e hie us ge-
heddon jmrb |?a lond \>e pa uuarefnedlican cyn nsedrena
and brifra wildeora in w?eron. Da onjeat ic selfa and
135 geseab of daile pict me ])a, earfeöu becwoman for J^-on ic
icr forlet and ne jymde )^ara nytlicra je)^eabta minra
freond[a]» and )?ara monna j^-e me j^set lojon ])set ic l^sem
wegum ferde. Da bebead ic minum ];'e5num and hie het
])Sßt hie bie'^ mid heora wsepnum jereden and mid J^y
' C. [ate]-[l]ice, thouyh missen . ice is in ihe ms. H. wiÖ {-»amlsaen.
- E. can cynd.
^ C. ]?y . . onÖa. H. ]>y {dahinter noch ein grundstrich) e oQ?ia.
* C. [\> l>]oue.
'^ H. c {c ist ganz, nw etwas verklebt).
f* C. l-'am.
' H. tiolodo. s C. froon[da].
^ C. |?aet hie mid. He teavcs out one hie.
EPISTOLA ALEXAXDKI. 145
140 lieri^e forc^t'erdon ; and hie eac swylce ]>ait min weorod
and l^a mine f>e^ua8 and eal min her[e] ^oldes and eorc-
nanstaue \>xt hie ^eher^ad and ^enumen hasfdon micel
^emet mid him wte^on and Ueddon. Forpon hie wenden
and ondredon ^if hie hit behindon forleton ]>xt hiora fyud
145 hit ponne dea^ollice ^enomou and on weg aleddon: ond
efne swiÖe pa, mine )^egnas (Fol. 116*') [and eal]- min
weorod wa?s gewelgod pxt hie uneöe [e]alle l^-a byr(5ene
|?*s goldes mid him aberan^ and ahedau meahton. Swelce
eac heora wtepena uoht lytel byrÖen wses for }^on eal
150 heora wajpenu );'aira minra pegna and ealles mines weo-
redes and heriges ic hie mid [g]yldenum ]>elum bewyrcean;
ond eall »jin^ weorod wses on )>a gelicnesse tungles [o]ÖÖe
ligite for j-'Sßre micelnisse ]?8es goldes. ^it* scan and
berhte foran swa ymb me^ uton^ mid prymme and here-
155 beacen and segnas beforan me Iseddon, ond swa micel
wundor and wiefersien w;es " mines weoredes on faigernisse
ofer ealle o)>re j^eodkyningas j^e in middangearde wjeron.
Da sceavvede ic seolfa and geseah mine gesailinesse and
min wuldür and ]->a fromnisse minre iuguöe and gesajlig-
160 nisse mines lifes, )'a wses ic hwset hwugo in gefean in
minum mode ahafen. Ac swa hit oft gesseleÖ on J?aim
{Fol. in (t) selran pingum and on piem gesundrum )?set
seo wyrd and sio hiow hie oft oncyrreÖ^ and on oJ?er
hworfeÖ.9 I)a gelomp us )^8et we wurdon earfoÖliee mid
165 )?urste geswencte and gewsecte. Done purst we J^onne
earfoblice abferon and ar;efndon. Pa wses baten Seferus,
min pe^n, funde J^a wseter in anum^" holan stane and )?a
' C. her. After the r sumething has been torn away.
* C. has simply ]\ but more ihan and ü ivanting in the ms. v. IL
150, 152.
^ C. abe[r]an. The r /*■ still plainly visible. C. [m]in. Only the
last line of the m is visible.
* C. [h]it. The h is still to be seen.
'^ After me 3 lines or letters have been erased. This happens very
often after me in this piece ; but gener ally just one letter, supposedto be c.
•^ C. [u]ton.
' H. waes pxs.
** / suppose it is so in the 7ns. V. ofton cyrred.
^ C. hwor fe[r]?) . liwoife?) ms.
"^ C. man[i3]um . in anü ms. H. manu.
Anglia, 1\'. band. ly
1 46 BASKER VILL,
mid ane helme hlod hit^ and me to brohte, and he sylfa
)>ursti wses, se min pe^n, and hwsejn'e he swi?)or mines
170 feores and jesynto wilnade |>onne his selfes. I>a he ]>si
pset wseter me to brohte, swa ic ser sse^de, )^a het ic min
weorod and ealle mine du^uj?e tosomne and hit ]^a be-
foran heora ealra onsyne ni^Jer^ a^eat, pj laes ic driince
and l'one minne |>ejn ['yrste and minne here and^ ealne
175 l^e mid me wa^s. Ond ic pSL beforan him eallum berede
Seferes d?ede, pjes mines l-'egnes, and hine beforan-* hiora
ealra onsione mid deorweor5uw (Fol. 117^) ^yfum ^e^ea-
fede for t)sere d*de. Ond )^a mid pj pe l^a^t min werod
^ehyrted and gestilled wjes, |^a ferdon we forÖ t>y we^e
180 pQ we aer onjunnon. f)a njes lon^ to |>on in t^;em westenne
psdt we to su/wre^ ea cwoman on }>8ere ea ofre stod hreod
and wintreow and abies )^8et treowcyn ungemetlicie ^ryto
and mieelnysse p'y clyfe weox and wriöode. [D]a we to
l^aere ea cwoman, Öa het ic for Ösem wnarefnedlican^ |?urste
185 pe me selfum ^eten^e wses and eac eallum« minum heri^e
and l^'sem nytenum pe us mid wa^ron mine fyrd restan
and wician. Mid |?y we Öa gewicod haifdon, t)a wolde ic
minne j^urst lehtan and celan. Pa ic j^^t wjBter berede,
Öa waes hit biterre and ^rimre to drincanne )>onne ic lefre
190 ienig oÖer berede; and nowf>er ne hit se mon drincan
meahte ne his ienig neat onbitan ne meahte. t>a wies
ic swiÖe on minum mode ^enerwed for Öjem dumbum
/iytenum'; for )-'on ic wiste }^iet men yp>elicor meahton
l^'one J^urst arefnan }->onne |>a {Fol. 118«) nietenu. Wies
195 j^aära feÖerfota nietena micel ma^nigeo mid me* and micel
mseni^eo elpenda )'a pe ^old wje^on and Iseddon un^emete-
licre** micelnisse i^usend and twa [»usenda horsa and cccc.
buton }?am eoreda and xx. ]>usenrf[a] ^'^ fe)>ena; {-»onne wies
' C. hi[t]. The t i.s visihle.
=* C. netJer.
^ After and <i ivord, I. e. 7 lellers, has been erased in the ms.
^ C. betbra[nj. The n is only partly turn of}'.
'•' V. su[m] re. aü ms. and the re begins the next line.
•* C. [unjarefuedlicaii. AU the n und the greater part of the u visible.
' V. [n]ytenum.
<* After me c erased.
'■' V. UDgemetlicre. H. makes na correction.
'" C. tniöcu[daj.
I
EPISTOLA ALEXANDRI. 147
jnidde liealf Jausend mula <^e J^a seamas wie^on and xxx
200 jmsenda eal^ farena and oxna \>sl Öe hwaite ba^ron; twa
^usenda olfenda, fif hund hryöra l^ara |>e mon d;e^hwam-
lice to mete dvde. Wjos unrim ^etiel eac J^on on horsum
and on mulum and on olfendum and on elpendum unge-
metlicu- ma^n^eo us icfter ferde. Ealle p?i wjcron mid
205 unarefnedlice l^urste ^eswencte and ^ewjecte. f)a men
ponue liwilum hie ]>& iren ^eloman liccodan hwilum hie
ele byr^don and on |^on [-»One ^rimmau jmrst celdon. Sume
men ?^onne of hiora scome |^a Wictan for ]Kvm nyde ]ng-
don. Seo wise w;ßs ]^a in me^ on twa healfa une)>e
210 (Fol. 118*) ierest* be rainre seolfre nedf^earfe'" [Joanne minjes
weorodes. Het*^ ic |^a Helene mon hine mid his wffipnu?/^
^e^erwan and faran for(5 and pset eac fiestlice' bebead
?üa3t se mon se ne wjjere [mi]d his wsepnum sefter
fyrdvvison ^e^ered pait Äine^ mon scolde mid wsepnum
215 acwellan. Da [w]undredon hie swiÖe for hwon hie pa hefig-
[njesse and micelnisse öara wjepna in swa miclu^i )?urste^
heran scoldon, )nor nami^ feond ue leteowde. Ac ic wiste
hw{«)?re l^a^t ure for and siÖfait Wies l>urh pa, lond and
stowe pe missenlicra cyuna eardun^ in wies: niedrena
220 and rifra wildeora ond we <^e )nes londes un^leawe and
unwise w»ron. E>us ic Öonne semnin^a hwelc earfeÖo on
becwome. Ferdon we pa, for?) be )?8ere ea ofre: Öa wses
seo ea[h]toÖei** tid dai^es, pa cwoman we to sumre byrig.
Seo burh waes on midre )^aire ea in anum eglonde getim-
225 bred: w;ies seo burh mid pj hreode and treowcynne l-'e
on liiere {Fol. 119«) ea ofre weox and we ier biwriton^^
' B. eal (a second 1 erased).
2 C. unjemetlice.
^ C. mine.
* Before aerest a pari of leitet: H. says o, more probable a = ma.
* C. nid — . H. ned J^earfe and mi {after mi a hole).
'^ he (rasu?-) t, 7ns.
' C. fastlice.
» C. [h]ine.
'J B. leiste, {only a piece of p remaining).
'° After ea there is a part of ihe margin torn off, or perhaps h
has been erased. It is not piain, and, hence, ihe usual h has been put in.
>' C. bi[wi-]iton. The r is piain and ihe w is visible. B. (w is
rubbed off).
10*
148 BASKERVILL.
and saegdou ase// ^ and ^eworht. Da ^esawon we in psdie
byrig2 and on^eaton mennisce men fea healf nacode ear-
di^ende*; Öa hie )?a us gesawon, hie seife sonö^ in heora
230 husum dea^ollice hie mi)^au. Da wi/nade^ ic ]'aia monna
onsyne to ^eseoune |?«t hie us ferse wa^ter and swete ^e-
ta)hton. Mid py we Öa lou^e bidon and us nwnij mon
to wolde, l^a het ic fea str;ela sendan in ]?a burh^ innan
to ];'on, ^if hie hiera willu;w us to noldon, psct hie for
235 |?8em ege )?8es gefeohtes nede seoldon. Da w^eron hie py
swybor afyrhte and hie fastor" hyddan, )^a het ic cc.
minra • pe^na of öreca herige leohtum wsepnum hie ge-
gja'wan and hie on sunde to ):>8ere byrig foron and swum-
man ofer tefter ]?8ere ea to |?3em eglaude. Pa hie Öa hsef-
240 don feorÖan dsßl psere ea geswummeu, Öa becwom sum^
ongrislic* wise on hie, )>jct wses |^onne mera mengeo on
onsione maran and un(Fol. 119&)[ljy]rlicran }:'onne Öa el-
pendas in Öone gr[und] |;a3re ea and betweoh Öa yÖa )?jes
wseteres pa, men besencte and mid heora muöe hie sli[t]on
245 and blodgodon^ and hie ealle swa fornamon [and] ure^**
nsBuig wiste hvvjer hiora leni cwom. Da \v8es ic swiÖe
yrre psam minum ladl>eowum pa us on swylce frecennissa
gelieddon; het hiera Öa bescufan in )>a ea 1. and C; and
sona p-Jös Öe hie inne wseron, swa wseron pa, nicoras
250 gearwe; tobrudon hie swa hie |?a oÖre ter dydon: and
swa ]?icce hie in psdve ea aweollon swa semettan Öam
cras, and swilc unrim heora waes. ])a, het ic blawan mine
byman and psi fyrd faran, ];>a hit Öa wses sio endlefte tid
and we forÖ ferdon; Öa gesawon we men sefter
' C. ase[tt]. tt is visible, only a srnall pari of tlie top torn off.
2 byrij. Bettveen y and r a letler erased.
^ C. ea[r]digende.
^ C. son[a].
•' C. w[il]-nacle. l'his i is perfectly piain and bat liltle of the 1
torn arvay.
'* burh. 1)1 the ms. g ufter li erased. H. (t after h erased).
' C. fastor.
** After sum one letter; after lic tivo erased.
^ C. sl[u]-[3]on, At the end of the line Stands in the ms. sli, nothiny
wanting, and at the beginning of the next -on. Eence 1 have inserted t.
Cf. sliton /. 323. C. blöd godon.
'" Ä. ... re (before r rather u than u).
EPISTOLA ALEXANDRI. 149
255 l'u're ea feraii. Ha't'don of l^a-m hreode and of )nem treow-
cynne )^e in c^isere ea ofre stodon on scipwisan ^eworht,
\>sßt hie on ufan sa'tou, pa men {Fol. 120«) mid ];'y we
lefter ferseum wsetre hie frunont, ])& onswaredon hie us
and stedon- hw?er we hit findan mehton in hiora ^ereorde
260 and cwsedon j^set 'we fundon sumne swi|?e micelne^ mere
in ])xm wsere ferse wseter and swete genog and l>8et
we ^eno^ raöe to ]:>ajm becwoman*, gif we geornfulle
wa^ron and )^a for ])iem J^ingum swa monigra geswenc-
nissa ])?ct we ealle» ]^a niht ferdon mid jnirste gewsecte
265 and mid ura wsepna byrpenum swiöe geswencte and
ofer ealle ]?a niht Öe we ferdon )nis6 symle leon and
heran and tigris and pardus and wulfas'' ure ehtan
and we )^?em wiÖstodon. Pa Öy »ftian da3g;e <5a hit wa3S
seo eahtoÖe tid dasges, ]?a, cwomon we to |>fem mere
270 t)e US mon sev forestede; }?a wses he eall mid wudu be-
weaxen mile braedo, waes hwae}n-e weg to b'aem wsetre. Da
wses ic gefeonde pses swetan waetres and psßs ferscan^
and pa, sona minne purst aerest gelehte {Fol. 120&) [and
]>]?i^ eal min weored, ^'a het ic wsetriä![M]i" ^ronai' ure hors
275 and ure nieteuo eall wajron hie swibe mid p'urste fornu-
mene: Öa het [i]c sioööan sona }>a fyrd wieian. Wses
seo wicstow Öa on lengo xxes furlonga long and swa
eac in braedo. Öiobj-'an hie j^a gewicod haefdon, het
ic ceorfan Öa bearwas and^- )>one wudu fyllan pset
' C. trinon. In thc ms. fruuon is perfectly piain.
- saedon ms. 5 erased.
^ C. mice[l]ne.
* C. becwoma[n].
5 C. ealle.
** C. 1? US. ]>Vi% seems to mc to be better.
' Bet7veen wulfas and ure Cockayne has inserted [and]. There is
no room for it in ihe ms. and it is not necessary.
* Between c and a s seems to have beeti erased.
■' H. j^a {the stroke of ]> is still to he secn).
'" C. waetrijen. There is no trace of 3 in the ms. and a is still
visible. H. waetrian.
" C. [s]ona.
^^ C. [and]. The sign for and is still visible i. e. the downward
stroke.
150 ßASKERVILL,
'280 mounum wuMe }>y e]^re to ]?;i'm Wieterscipe to gang;anne
and to ]?8em mere pe we bi ^ewicod hsefdon. Pa
het ic Öa gesamnian eall )>a ure hors and nietenu
and elpendas and^ hie het gebrin^an on middum l^öem^
urum wicum and betwih ]>3dm ^eteldum, );'y Ises hiora
285 a3ni^ toloie ■' wurde for}:'on us wses uncuÖ hwaet us on
nihtlieum fyiste gestelde, and |?a het ic eae of ]?sem wudo
]?e Öser'* ^efylled wses psit mon fyr onselde. Sio fyrd pe
mid me wses )?a didon hie swa and }?a Öser onteldon
lösend fyra and eac fif hund; for l^on (Fol. 121«) ic ]'set
290 cyÖe^ gif us on niht uncu(5es hwset on becwome J^-fet we
hsefdon a^t |?8em fyre leoh/6 and fullaste. Pa we |^ara fyra
hiefdon on?eled swa fela swa us |>a buhte, |>a bleow man
mine byman and ic mete H^de and eall min fyrd swa
•dyde. Wa3s hit )?a an tid to aefenes and |>a het ic onbsernan
295 ?5ara gyldenra leohtfato ]'e ic mid me hsefde twa )^usendo.
Da' toforan monan upgonge psi cwomon |?8er scorpiones
|?a?t wyrmcyn swa hie ser gewunelice w?eron pses wseter-
sciepes. Wa^s pima wyrma micel mjenegeo and heora
w?es unrim and hie swiÖe on ]>a ure wie onetton and in
;{00 }?a feollon. Da «fter }>on cwomau j^a'r hornede na;'dran,
eterastis^ ppet n;edereyn, )>a wferon ealle missenlices hiwes,
for l^on hie w;eron sume reode, sume blace, sume hwite.
Sumum l^onne scinan l>a Scilla and Hxtan swylce hie wjf ron
gyldne^. Donne mon on locode (Fol. i'li^') j^jetio Iqj^^ jjieo-
305 brade for |>ara wyrma [mtenegeo and hwjestlungeiij and us
' and ms. after elpendas. H. elpendas f and hie het ge brinjan
(/■ 1 st hand\
2 R. )?£e.
•' €. tolore[nj. Ther e is no irace of a lettcr's liaving been left out.
It might have heen written tolore.
* C. l?ser.
* C. [wendje.
*^ C. leoh[t]. t is almost entirely visible.
- C. \&.
* carastis ms.
'' C. jyldene.
'0 H. jJset {before p 3 letters cut off; still to be seeii . . 1 j^aet.
'1 C. wyrma [hwl]stlun2e. But something is certainhj missing from
the ms. Hence I have inserted mfenejeo and. The i in hwistlunje is
still visible.
EPISTOI.A ALEXAXDRI. 151
eae nolit lytel e^e tVoni fnm^ \v;v»s. Ac we l^a niid sca^I-
(lum- US scyldan and eac mid lon^sceaftum sperum hie
slo^au and cwealdon, monig;e eac in fyre forburnon. Das
J^'in^ we jnis dni^on |>a't we swa wift ]^am wyrmum f|u]h-
310 tan 2 and wuunan huru twa tida )wre nihte. [Si]ofi]>an*
hie pü wyi'mas ha^fdon ondruncen jkms wajtres, )>a jewiton
hie l^ouon and ure no ne"* ehton. f)a wses seo |?ridde tid
liiere nihte, )^a wolde we us g;eiestan: ]>a ewoman |?a;r
na'dvan eft wunderlierau ]^onne (1a of-re wjeron and e^es-
315 licvan, Pa hjcfdon tu ha^fdo and eae sume ha'fdon j^reo.
Wa'rou hie wunderliere micelnisse: wuTon hie swa jreate
swa columnan ^e eac sume uphyrian and ^ryttran ewoman
|>a wyimas of l-'a-ni neahdunum and scrafum |>ider to
j^on pa't hie )>a't \ya'ler drincan woldon. Eodon |^a wyrmas
320 and scluncon wundorlice; waTon him )^a breost upgewende
and on ()ivm {Fol. 122«) b[a']c6 ^eeodon and a swa hie hit
^eforau ^elice mid )?a;m scillum ^elice mid he mu]>e Öa
eorpan' sliton and tjoron. H;ufdon hie )>a wyrmas ]n-ie
slite^ tung;an and ponne hie ec^edon |?onne eode him of
325 p\ muöe mid ]>y orope^ swylce byrnende j^ecelle. Wa3S |?«ra
wyrma oro?5 and epung swicJe dea<5berendei" and jeterne
and for liiora };'iiem wol beorendan^i oroÖe moni^e men
swulton. WiÖ pissum wyrmum we fuhtou len^ j'onue ane
tide )-'a're nihte and hie )>a wyrmas acwealdon xxx-ti^
' C. [hi]ni.
- scyldiim. Bctween 1 and d some letter has hecn crased. H. (1 has
been erased).
•' fuhtan seems to he the proper reading in the ms. thougli C. read
it f[eo|htan. Tkere is no room for eo in the ms.
* H. .ioö}7an.
■' C. none.
" C. b[ac]. 1 have changed this to baec; because we do not find a
dat. bac. The c is piain and a part of the se but not cnough to show
what letter it is. H. bac ge eodon.
" C. eoröan.
^ C. sli[t]te. A rasura is bettveen i and te in the ms.; but what
letter is not certain. Vid. slitan just above. H. Sli te (between i and t
h erased).
^ C. oroÖe.
"• deaö berende ms. H. dead.
" C. wol berendan.
152 BASKERVILL,
330 monna pterc fyrde and miura ajenra f^ejna xx. -Da hmö. ic
j?a fyrde hwie]>re |>ait hie hsefdon god eilen [»ara |?inga pe
US on becwomon swa monigra gesweucnissa and earfeÖo.i
Pa hit Wies seo fifte tid psdre nihte, |^a mynton we us^
^erestan. Ac J^a cwoman ]-'?ev hwite leon in fearra gelicnisse
335 swa micle and hie ealle swiöe grymeteude feidon. Mid ]?y
ba leon J?yder cwoman, pa. nesdon hie sona on us and we us
wiÖ him sceldan pia^ Öe \ve{Fol. 122^) [mihjton and us wses
swjelc geswencnis and s[welc ea.\i]epo'^ mid deoium becymen
in j^jere swearta«^ [n]i/it^ and in )?ajre )-»ystran. Swelce
340 eac laforas pim- cwoman unmaitlicre micelnisse and moni^
opGv wildeor and eac ti^ris us on j^a^re nihte [and b]ar
abis^odon^. Swelce pim eac cwoman [hjreapiemys )^aw?eron
in culefrena gelic«esse swa micle and |?a on ure ond-
wlitan speidon and us pulledon. Ha^fdon hie eac psi hrea-
345 I^emys'' te?)' in monna gelicnisse* and hie mid pi^m pSi
men wundodon and t«ion. Eac Öajm ojerum bis^um and
^eswencnissum pe us on becwomon ^ pa. cwom semninga
swibe micel deor sum msive^^ |^onne p»ara oÖra aenig. Haifde
psdt deor prie ii hornas on foran heafde and mid l^ttim hor-
350 num wa3s egeslice^^ gewa^pnod. piBt deor Indeos hataÖ
dentes tyrannum. Hffifde pixit deor horse gelic heafod and
wMes bteces heowes: bis deor mid pj be hit l^'^s waatres
ondronc, ^a beheold hit );'a ure wicstowe and pa, semninga
on US and on ure {Fol. 107«) wicstowe r^esde. Ne hit for
355 psem brync^'' wandode );'a^s hatan leges and fyres pe him
W8e[s]i* ongean; ac hit ofer eall wod and eode. Mid |?y
' C. earfedo.
'^ After US a rasura of t?vo letters, perhaps ic.
3 C. s[welc car] [f] eöo. H. (v,' piain, ofelc only the Ion er pari visible).
^ C. sweaitan.
•' C. niht. He takes no note of the utter absence of n and of the
partly torn away h. H. .niht.
6 C. bara bisjodon. H. .ara.
' C. [h] real'e mys.
s 6'. gelicnesse.
^ C. becwomon . becwom ms.
10 C. [m]are. Only a very little of the in gone.
'1 C. l'r[i]e. H. (i piain).
'2 C. egelice.
'•■' C. brynfe]. '* C. waes. H. {only a piece of s remaining).
EPISTOLA AI.EXANDRl
153
ic ]'a ^eti yniede |?jot mieten oreca lieng;es and vve us wi^"
hira scyldan woldon, ]>a hit ofsloh sona minra pegna xxvi
ane raise and lii hit oftijed and hie to loman g;erenode
3H0 pxt hie mec a^nigre' note nytte beon[ne]2 meahton and we
hit ]>a, unsofte mid stra^luni and eac mid lon^sceaftum
sperum ofscotadon and hit ofslogon and acwea/don.^ Pa
hit Wies foran to uhtes, )^a seteowde pur* wolberende
lyft hwites hiowes and eac missenlices. Wa,'s hio^ on
365 hringwisan fa^ and moni^e men for heora }?a3m wolbe-
lendan stence swultou. Mid )-'{ere6 wolbeovendan lyfte ]>g
pXiY swelc ieteowde, ]^a t)seY cwoman eac Indisce mys in
[-»a fyrd in foxa gelicnisse; wcexon heora' micle; ?^a
l'onne ure feperfotnietenu {Fol. 107*) etan^ and wundedon
370 and monige for hiora ^^;undum^ swultau. Para monna hit
Vonne {elc gedi^de, )^eah hie heora hwelcne gewundodan.
f)a hit wses to foran d;\>^es, |^a cwoman |?a^r )?a fugelas,
nocticoraces hatton, wieron in wealhhafoces-' gelicnesse:
wseron hie )?a fugelas [b]ruuesio hiowes and him w^eron |->a
375 nebb and l^a [c]leaii ealle blace: ])'a fuglas ymbpa3ton eallne
l^one ofer j^ffs meres and )m fuglas us na3nige laÖe ne
yfle ne wieron. Ac hie l>a gewunelican fixas |?e in \n^vü.
mere wa?ron mid hiora cleum '2 uptugon and jm tieron : (5a
fuglas l^a we hie ne on weg flegdon ne him laÖ dydon
380 ac hi him seife eft gewiton |>onon. £>a hit Öa on morgen-
daeg wsßs, Öa het ic ealle mine ladj^-eowas |^e mec on
swelc earfeöo geheddon het hie };'a gebindan and him ]?a
' At the heginning of this word there is a rasura. The letter seems
to have beert m or n most probably the lalter.
- H. x\. {of n the first line remaius). C. [ne].
3 C. acwäeledon.
' H. \>?ex. 5 ji beo.
•^ C. Jjare.
' C. [ac ma]ra heora. H. and ui heora.
** C. etan, wundum. e and w are both nearly gone. H. {before
etan something cut off).
^ H. eces je licnesse (e at the beginning doubtful). That would make
wealh hafoeces or hafeces.
'" C. [öjrunes. brunes = fulvus. This word is in the Latin Version.
H. jrunes {only a part of the g remains).
" clea. The e is perhaps visible on the margin. H. clea.
'* (.. cleam.
154 BASKERTILL,
bau and scoucan forbrecan, (^jet hie (i-Y)/, 108«j on niht
wa;ron from ]nvm wyrmum asojone ]'e ]>ißt wieter sohton ;
385 and ic him het eac j^a honda ofaheawan ]met hie be ge-
wyrhtum );'es wites wite dru^on pe hie ^er hiora l?onees
US* on gela'ddon and ^ebrohton.- Het Öa blawan mine
byman and )>a fyi-d faran for?5 |>y wege ]>g we a3v onjun-
nen hsefdon. Foran we Öa ];urh Öa ftesMond-^ and ]mrh
390 l^a un^eferenlican eor]?an. Pa wa3s |?aer eft ^esomnad
micel fyrd Indiscra* raonna and j^aera elreoidigra pe Öa
lond biidon, and we l^a wi^i l^-a^m ^efuhton. Mid ])j we
J^a US eft on^eaton maran ^efeoht toweard and mare ge-
win«5, 8a forleto^i we ]m frecnan wegas and si^fato and
395 l^a Öa?m selvan w^e ferdon. Ond swa^ mid mine werode
on suude in Patriacen \)'M lond we becwomau mid ^olde
and ol-Tum w<?olum" swi^e ^ewelgode and hie us l>;er
fre[ra]su/?dices and luflice onfengon. Mid ]?y we |>a
{Fol. 108^) eft of ]>aem loude foron of Patriacen 9, Öa be-
400 cwoman we on )?a londgemsero y¥edo and Persa; }>a we
ÖJBi" eft edniowun^a Äsefdon lo micel gefeoht and xx daga ic
pim mid mime fyrde wiÖ him wicode. SioÖ)>an we J^a
]wnou ferdon |>a wses hit m^^ seofon nihta fa?ce j^set we to
|?jem loude and to ]>sere stowe becwomau, j^ser Porrus
405 se cyuin^ mid bis fyrde wicode, and he swiÖe j^ses londes
fsestenum truwode poune bis ^efeohte and gewinne. Pa
wilnade he )>8et he me cuöe and mine ]^egnas. Pa he
l^ajs frsegeu and axsode from j^sem ferendum minra wic-
stowa; l^-a wses l^aet me gesjed pset he wilnade me to
' Rasura of 2 letleis in the ms.
■' ('. 5[e] brohton.
-^ C. fsest — lond. ü. leaves ü the samc.
* C. m[e]-discra. H. m. (e not preservcd).
' C. gewinn. H. gewin.
^ Between swa and mid there is a rasura of 9 Unes or letters.
' C. waeolum, cf. l. 63 weolum. H. weoluni. After us iwo letters
erased.
^ H. US ]7ser frem sü. C. fre[ond] lice: At the heginning of fol.
108 b a line has been erased, and then hefore eft there is a gap or
5 letters have been erased.
^ H. (before cen a letter ciit off).
»0 C. [hjaefdon. H. haef don (h piain).
" H. .n {before n a piece of i or o?).
KPISTOLA ALEXANDRI.
155
410 ciineimei and min werod; ^a alede ic miuiie kyuegyrylan
and me2 mid uncu)>e hra3gle and mid ly)?erlice ^erelan^ me
^e^erede, swelce ic wjiere hvvelc folclic mon and me wa3ie
mete and wines f^eaif. I»a {Fol. 109«) ic waes in ]>2im.
wicum Porres, swa ic vnv Sfcde;^ Öa sona swa he me }?8ßr
415 ^eahsode and bim mon sa>gde ]>ie.i ]r^\ mon cymen wses
of Alexandres herewicum, {-»a het he me» sona to him
Ic'odan. Mid |?y ic pa wjps to him ^el«ded, |>a fraegn he
me '' and ahsode hwa^t Alexander se cynin^ dyde and hulic
mon he wRM-e and in hwylcere yldo. Da bysmrode ic
120 hine mid minum ondswarum and him s^ede )nct he for-
ealdod wa^-e and to |^;ps eald wu'.re \>-jßi he ne mihte elcor
gewearmi;^an buton a't fyre and a^t ^ledum. I>a wa-s he
sona swiÖe gla-d and gefeonde para minra ondswaro and
worda, for j^on ic him sa'de ]?jet he swa forealdod wjere.
425 And (^a cwiüÖ he eac: hu mic^ he, la, «ni^e gewinne wib
me spowan swa forealdod mon for j^'on ic eom me seif
<?eon^ and hwa^t. p'a he <>'a ^eornlicor me' fraign be his
j'in^um, f^a s;ede ic )^a!t ic l)is |>in^a feola ue cuj^e and
hine seldon ^esawe Öone cynin^; for )?on |>e ic wa^re his
430 {Fol. 190^) [l'Je^nes mon and his ceapes lieorde and wiere
his eohbi^en^a.'^ Pa he Öas word ^ehyrde, Öa sealde he
me an ^ewrit and a-nne epistolan and me bied^ )>*t ic
hine Alexandre )nBm kyninje ajeafe and me^" eac mede
gehet, gif ic hit him agyfan wolde; and ic him gehet
435 |?set ic swa don wolde swa he me^^ ba^d; [and j'ja^^ je Öa
)?onon gewiten wses and eft cwom to minum herewicum,
* cunenne. m was written in the place of the first n and then
changed. H. mec — ciimenne (n aus m radiert).
^ H. me (c nach e radiert).
^ H. gerela (a aus e).
^ H. after saede one or ttvo letters ?nigJtt havc stood.
5 After me c erased.
^ After me c erased.
■^ After me c erased.
^ H. .eoh bigenga (bcfore eoh a letter cut off).
^ and me bsed. After me a letter erased. It seems to be c all
the time.
'° After me a letter erased.
" After me a letter erased.
'^ C. [8w]a. H. swa (von s ist die spitze erhalten, w sieht man durch).
1 5fi HASKER-^aLL,
]>R a^^]?er ^e ?er (ion |>e ic l^set ^ewrit l•:^e'dc^e ^^e eac sefter
)^on )?set ic waes swiÖe mid hleahtre onstyred Öas ]'iiig ic
for }?on ]?e sec^e maxister and Olimphiade^ minre meder
440 and minum ^eswustiiim , ])Sßt ge gehyrdon and ongeaton
l>a oferhygdlican gedyrstignesse pißs elreordgan kyninges.
H?efd ic ]>a pses kyninges wie and his f?estenu gesceawod
pe he mid his fyrde ingefaren hsefde: Öa sona on morgne
]>iBS (5a eode Porrus se kyning (Fol. 110«) nie on hond
445 mid ealle his ferde and dugope, }>a he hsefde ongieten
l^ait he wiÖ me gewinnan 2 ne meahte. Ond of j^sem feond-
scipe ];'e us ser betweonum vvfes ]??et he seoÖ)?an wses me
freond and eallum oieca herige and min gefera and ge-
fylcea; and ic him tia, eft his lice ageaf and }?a Öaere
450 unwendan are ]^ses rices l^e he him seolfa nseniges lices
ne wende l^a^t he ?)a me eall his goldhörd aeteowde and
he J?a feg):'er ge mec ge eac eall min werod mid golde
gewelgode: and Herculis gelicnisse^ and Libri Öara twegea
goda he buta of golde gegeat and gewovhte and hie butu
455 asette in psßm eastdiele middangeardes. Da wolde ic
witan hwai]?er Öa gelicnissa wserou gegotene ealle swa
he Saide. Het hie ]mrhborian, pa, wferon hie buta of
gold gegotene. Da het ic eft |m Öyrelo j^e hiora mon ):>on-
[ue]^ cunnode mid golde forwyrcean and afyllon^ (/o/. HO*)
460 [and he]tt' ]>Si Ö*m godum ba^m onba?gduisse on[8]ecgan.' I'a
ferdon we foi() and woldan ma wunderlicra ]nnga geseon
and sceawiau and mfeilicra. Ac pa ne gesawon we swa swa
fve pa. geferdon nobt elles butou p3L westan feldas and wudu
and duna be ]n«m garsecge. Da wseron monnum ungeferde
465 for wildeorum '• and wyrmum. Pa ferde ic hwsej^re be j^asm
Sie to }'on l^jet ic wolde cunnian : meahte ic ealne middan-
geard 3'/;jbferau swa garsecg beliged. Ac pa, stegdon me
]^a londbigengan )>a3t se sse wsere to ]:'on )nostre and se
* C. Olimpiade. H. leaves it so.
•^ H. me ge {nach me ist c wegi-adiert).
^ C. gelicnesse.
* H. l'onn. {das zweite n deutlich). '■' H. afyllon {eher o als e).
'• C. [and ea]c. //. . . t pA (vor t sind z/vei buchstaben abgeschnitten).
' V. [sjaecgan.
8 C. [w]e ]7a.
3 C. w'ildeorum. H. makes no note.
EPTSTOLA ALEXANDRT. 157
^arsec^ eall ytat hiue mKui^ luou mid scipe ^eferau ne
470 meahte. Ond ic ^a Öa wynstian dailas Indie wolde ^eond-
feiau, )^y la^s me owiht in yxm londe beholen oÖÖe be-
dejled wsere. Da wies jnet lond eall svva we geferdon
adri^ad' and fen- and cannon and hreadwieteru: ()a cvvom
\)Mr seranin^a suw« (Fol. 111«) deor of )npm femie and of
475 Öjcm fjestene.^ \\i\is pii^m deore eall se hryc^^ atw^lod*
svvelce snoda: h;efde )net deor seonewealt heafod svvelce
mona and ]>ivX deor hatte quasi capiit luna, and him wicron
l>a breost gelice uiccres-' breostum and heardum toöum and
miclum hit wa^s ge^yred and ^ete)>ed. Ond hit l-'a );'ait
480 deor ofsloh mine j^e^nas tvvegen. Ond we p'a }^;et deor
now)>er ne mid spere ^ewundi^an ne meahte ne mid nte-
ni^e wappne: ac we hit unea]^e mid isernum hamerum
and slecgum ^efyldon and hit of beoton. Da becwoman
we syÖj.'au to ]>iam wudum Indie and to ])3sm ytemestum
485 gemasrum ]?;es loudes and ic )'a het )^a fyrd J^ier wician
be j^iere ea ]>& Biswiemon hatte. Wferon )>a wie on lenjo
1. furlanja long and swa eac in braedo. Woldon we pa to
urum swiBsendum sittan: wies hit l?a seo endlefte tid
dseges, pa wses semniuga g;eboden )^a;t we wa^penu <^ noman
490 and (Fol. 111^) [g]etioloden ' and us wtere mieel pearf [j^set]
we US scyldan. Da dydon we swa fengon to ussum waip-
num svva us beboden wsbs, Öa cwom )?aer micel miengeo
elpenda of ^ädm wudo, ungemetlic weorod );>ara diora:
ewoman hie to )^on j^yder ptet hie on Öa ure wie feohtan.
495 I)a het ic sona l^a, hora^ gerwan and eoredmen bleapan
up and het'^ geniman swina micelue wried and drifan on
horsum ongean ptem elpendum; for j^on ic wiste j^tet swin
wajron Öa^m deorum laÖe and hiora rymgi" hie meahte
' ß. adrogad and wen (w eher als f). - C. ÜQu.
^ C. fastene wae[s].
^ C. acaeglod. H. /nahes uo nole.
'" C. niecres.
•■' ]} we wsepenu ms. ('. leaves we out.
'• H. .% tiolodeu {vor dem ersten e vielleicht ein stück von f; übri-
gens kann vor diesem buchslaben noch ein anderer gestanden haben).
Von )?set mir der untere teil erhalten. C. W>].
8 C. [h]ors.
9 C. [h]et.
'" H. rymg {oder lyinj, ryni^V).
158 BASKER VILL,
afyrhtoD. Aud )>a soua pies |>a elpeudas (5a svvin ^esawon,
5(10 )?a wan-oii hie afyrhte and sona on J?one wudu jewiton,
ond we pn niht on pseve wicstowe jesundlice wicodon
and ic haifde mid fjestene gefestnad |?a3t us now|?er ne
deor ne o5er earfeöo sce^iöan meahten. Da hit pa on
mor^enda'g wses, l?a ferdon we on o}?er |?eodlond India;
5<>5 ?)a cwoman (Fol. 112«) we on sumne micelne feld, t)a ge-
sawe l^^^ri lu^^e wifmen and wa^pnedmen: wjeron hie swa
mwe and swa g;eh{ere swa wildeor: wieron hieni^on fotaup
longe and hie wa?ron psi men naeod and hie n^eni^es
hrae^les ne ^imdon. Das- men Indeos hataÖ ictifafonas,
5 1 0 and hie of psßm neah-eum ^ and merum }?a hronfiscas uptu-
^on and pa. «ton and be |?c'em lifdon and )?a't waeter
jefter druneon. Mid )>y ic }m wolde near )?a men ^eseon*
and sceawigon, Öa flugon hie sona in )?a wseter aud hie
]?8er in psem stanholum hyddon. Pa sefter |>on ^esawon
515 we betweoh J>a wudubearwas and )?a treo healfhundin^a
miele m^engeo, ?Üa cwoman to )>on piet hie woldon us
wundi^an and we [;'a mid straßlum hie scotodon aud hie
sona on we^ aflymdon. Ba hie eft on j^oue wudu ^e-
witon, }>a syÖÖan ^eferdon we in pa, westenne India and
520 we |?a ]>8er noht wunderlices ne majrlices gesawon, ond
we l^-a eft in Fasiacen |net (Fol. \\2b) [lond]^ becwoman,
}>anan we au- ferdon, and we pinr^ [g;]ewicodon be pißm
neah-wtetrum and we l^a^r ure geteld bra^ddon ealle on
jefen and p'^ex w«ion eac fyr wel moni^o onailed. Da
525 cwom pser semnin^a swiÖe micel wind and gebra?c and to
|?8es unheorlic se wind geweox }>a3t he )>ara ura getelda
moni^e afylde and he Öa eac [u]sse fe)^erfotnietenu^ swiöe
swencte. Da het ic ^esomnigan eft }>a geteld and seamas
ealle tosomne and hie mon )?a seamas and }>a }^in^ Öara
' C. pSiT.
^ B. Das.
3 C. neaheum.
* C. J7a jeseon. He has lefl out men.
^ C. [land]. H. von land bloss noch der untere teil von d er-
hallen.
" H. p^v [von 36 nur der untere teil erhalten). — H. ge wicodon
{von 3 nur der untere teil erhalten).
~ H. fe ptT tot nie te nu.
EPISTOLA ALEXANDRT. 159
b'M) ura wicstowii eaifoölice tosomne for f>aim winde ^:^esom-
node; ond Öa on ^ehliurani (j^ue and on wearmran \ve
gevvicodan. Mid py we gevvicod h;efdon and ure ^»inj
eall genYO, |^a het ic eallne l^one here )^a3t he to swaisen-
dum s«te and mete H^de; and hie j^a swa dydon. Mid
535 pj hit a'fenne nealehte, ?)a ongunnon |?a windas eft weaxan
and }?a*t weder breo^an- and ungemetlic cele ^eweox. On
)?one a'fen Öa cwom l^a-r micel snaw and swa (Fol. 113«)
micliim sniwde swelee micel flys feoll[e].3 F)a ic )'a unmjvtnisse
and micelnisse Öa's snawes ^eseah, Öa j^uhte me pint ic
540 wiste pifit he wolde ealle J>a wicstowe forfeallan. f)a het
ic pone here j^ia^t hie mid fotum J^one sna[w]^ tra^don; and
pa, fyr eall wa^ron lorneah-* for |^a>re micelnesse^ pißs snawes
adwa^scte and acwencte. Hwa^l^ere us t?fer wjes anes Ringes
ej-'nes, p-M se snaw öaT len^ ne wiinede {-»onne ane tide.
545 Da sona wa^s ;efter pon swiÖe sweart wolcen and ^enip,
and pa, eac cwoman of |>a^m sweartan wolcne byrnende
fyr. I>a fyr (Doune feollon on ]m eorpan swelee byrnende
l^ecelle and for j^a^s fyres bryne eall se feld born. öa
cwa^don men j^iißtte hie wendon j^iiet j^tet wiere joda
550 eorre p'ast usic pim- on becwome: 5a het ic eald hra^^l to
slitan and habban vfit) )^«ra fyre and sceldan mid. Pa
seoÖÖan iefter ]^on we ha^fdon smolte niht and ^ode siÖban ^
{Fol. 1 1 3 *) usic " )^a earfeöo forleton and we Öa sioÖj^an
butan orenum l^-ingum mete )?igdon and usic restan and ic
555 p-<ßY pa, bebyrjde m[in]ra^ l^e^na v. huud |^e Öa^r betweoh
Öa [sna]was9 and earfej^o and |^a fyr l^e us J-'air in )7a3m
[feld]umi*> onbeewoman [-»a^t hie forwurdon and deade w^eron.
Ond pa het ic of j^asre wicstowe sioÖÖan }^a ferd faran
' C. ongehliuran.
^ C. breojim H. lireo jan.
^ C. feoU.
* After snaw yerhaps one or two letters missing.
'" for neah ms. — C. miceliiisse.
'^ H. . . Öt5au {^vorn abgeschnitten, ivuhrscheinlich si(5Öan). (?)
■^ C. ... usic.
® C. [miiir|a. H. minra {deutlich, nur beschmutzt).
'^ . . awas {von dem erstem a sieht man nur ein Stückchen). C.
[snajwas.
'0 i/. . . Idum {vom i sieht man nur ein Stückchen). C. [feldujm. —
H. deade wserou. 0. dea[de].
160 BASKERVILL,
füi(^; aud we ]>& forou fort) he^ pjem s:e aud Jner Öa heau
560 hos aad dene and garsecg Öooe Aethiopia we ^esawon
swelce eac )?a miclan aud )'a mau-on dune we ^esawon [^a
mou hateÖ Enesios aud p-.et scnof Libri )>«s ^odes, f )a het
ic pmr in bescufan forworhte meu päbt ie vvolde ^ewitan
hwe)>er sio sejen soÖ wa;re ]>e me mon ;er be pon sjegde
565 psbt psßY nteni^ mon in^au mehte and eft gesund mi'ter
)?ou beon , nym)^e he mid asegendnisseum ineode in j^set
scr*f and pmt w^es eac lufter pon gecyÖed in |^ara monna
deaÖe; for j^on hy |>riddan duige hie swulton Öa'S |^e hie
in {Fol. 114«) \niit senef^ eodon. Ond ic eal^-modlice and
570 geomlicc'' bied j-'a godraa'gen pmt hie mec ealles middan-
geardes kyuing and hlaford f7i[u\] hean sigum geweoii^eden.^
Ond in Mace[do]üiam^ ic eft jehi^ded wjcre to 01imph[ia]de
minre meder and to minu;w geswustruw'* and gesibbum.
Da wolde ic eft in Fasiacen p-Mt lond feran. Mid ]'y ic
575 |?a ferde mid mine' weorede, Öa cwoman us paar on Öa3m
wege^ twegen ealde men togeanes: Öa frtegu ic hie and ah-
sode hw8e)?ei' hie owiht mierlic[e] " in pii'm londum wisten ;
Öa ondsworadon hie mec and saägdon pnet n«re mara weg
)?onne meahte on tyn dagum geferan; hwjii)^re mid ealle
580 mine weorede somod ic hit geferan ne mehte for Öara
wega nerwette, ac mid feower J?usendum monna ic hit
geferan meahte pvät ic mierlices hwjet hwugo gesawe.
Da wais ic swiöe bliÖe and gefeonde for j^aim hiora wor-
dum; 8a cwiiüÖ ic eft (Fol. 114^) [lo] him and him»" spa^c;
585 liÖum worÖum co[stnode].ii [S]ecgaÖ, la, mec git ealdon hwset
pißt sie [maM-]Iices and miceUices pivt git mec geha[taÖ]i2
» C. [bje.
- C. screaf.
^ C. 2[eorii]lice.
* C. [mid] — 2eweor}?edon.
'- C. ma[cedo] — H. mac . .
" C. geswustrum. A pari of of the m iorn off.
' C. min[e].
* C. we2[e].
'-• C. maerli[ce].
"*/?... him and hine swaec liöum — C. hine sw[iÖe].
*' H. {nach co am ende der zeile kein platz).
'- C. has ge ha[ta(^] at the end of the 3<* line, whereas taÖ belongs
to the Ath line. Before majrlices 4 letters erased.
EPISTOLA ALEXANDRI. 161
])iet ic )?aer ^eseon msßge. Da ondswarode ^ [m]e hiora^
oÖer and cwaeÖ: pu. gesiehst ky[n]iDg ^if )?u hit ge-
ferest and pa tu trio ^unnan^ and raonan on Indisc and
590 on Srecisc ■?[!)] recende^: o};er )?ara is wsepned cynnes, sun-
nan trio; oj^er wifkynnes, ]mt monan trio; and hie ge-
secgaÖ J?8em men pe hie^ frineÖ hwaet godes o):'Öe yfles
him becuüian sceal. t)a ne gelyfde ic hira ac wende pa&t
hl mec onhyscte and on bismer saägdou: and ic swa
595 cwaeft to minum geferan. Min }?rym is frora eastevvearde
middaugearde o}> ]?ajt westau vveardne and mec püs for-
ealdodan*» elreordegan nu her bysmergeaÖ. Mynte ic hie
haton yflian. Da sworan hie svviÖe psßt hie soÖ saegdon
and noht lugen' )?ara Hnga; Öa wolde ic gecunnian {Fol.
600 123«) hwsöper hie mec soÖ saegdon and mec [pa] mine
geferau biüdon j^aet hie swelcr[e cune]^ )>o bescerede ne
wairon ac Öa)t we his cunnedon hwiej^er hit svvelc wa^re,
Öa hit na3s micel to geferauue. oenom^ |?a mid mec }?reo
J^usendo and forlet mine fyrd elcor in Fasiacen ander
605 Pore^" ):'a3m kyninge and under minum geref'[um] Öser abi-
don. Da foran we and usic pa ladteowas lasddon |mrh
|>a wajdlan stowe wahres and purh |>>a unarefndon loud
wildeora and wyrma |?a wa3ron wuuderlicum nomum on
Indisc geceged. Mid }>y we pa nealehtan*' Öaem f'eod-
610 londe, |>a gesawou we aegj>er ge wif ge wiepned men mid
palthera fellum and tigriscum J^ara deora hyduwji^ g^^yryde
' De)' herausgebe?' verfährt inconsequent bei auflösung des Zeichens
der copula: tvenn sie in unserem stücke ausgeschrieben , steht ond, B.
löst sie and auf. Hier aber gibt er das zeichen durch ond Ctveil z. 613
u. s. ondswarodou steht). R. W.
- C. {at the end of the 4<a Une) [me]- at the beginning of the 5'*
t^iora. — e hiora Stands in the ms. at the latter place.
3 C. [s]unnan.
* C. [spjrecende.
'" C. Jjie hie.
« H. pSLS for eal,
■^ C. lugon.
* B. swelcre cune deutlich. C. swelcr[e cune].
9 C. 3eno[m]. B. geno.
"> C. po[r]re, first r erased. — B. gerefü.
»» B. nea le htan. C. nealehton.
'■^ C. hydum g[e]- H. hydü j . (von e ist nichts mehr sichtbar).
hydü j 7ns. 5 = je.
Anglia, baud IV. 1 1
162 BASKER VILL,
and nanes oöres brucon. Mid ]>y ic pa fiiejn hie and
ahsode hwelcre b'eode kynnes bie wjyron, 5a ondswarodon
liie mec and sa'^don on hiora gej^eode l'jet (Fol. 123^)
615 [hie w;er]on ludos.i Wies seo stow rum and \vyn[sum]
and balzamum- and recels Öjer wtes gewihtsumnis^ and ]?ftt
eac of piüva. treowa telgan weol and |?a men pms londes
bi by lifdon [and] ]nH «ton.-* Mid )?y we Öa geornlicor
pH ^towe» sceawodon and betvvih pR bearwas eodon and
620 ic Öa wynsumnesse and fa'gemes[s]e'' ]^a^s londes wundrade,
Öa cwom se [bjisceop p^ere stowe us togeanes. Wies he,
se bisceop, x fota upheah and eall him wies se lichoraa
sweavt buton pism to|?um; Öa wieron hwite and |?a eaian
him |>urh]?yrelode and earhringas onhongedon of ma-nig-
625 fealdan gimej'nne gewoihte; and he wies' mid wildeora
fellum gegervved. Da he, se bisceop, to me cwom, Öa
grette he me sona and alette his leod)?eawe: fnegn he
eac me to hwon ic )>ider cwome and bwset ic pn^Y wolde.
Pa ondswarode ic h\m^ p-M mec lyste geseon ];'a halgan
630 trio {Fol. 124 '') ^unnan'' and monan. t)a ondswarode he,
gif j^ine geferani" beob cheue from wigegehrine •', );'onne
moton hie goDgan in )>[o]nei- godcundan bearo. Wies
minra geferana^^ mid me j^rio hund raonna. Pa het [se]i^
bisceop mine geferan psct hie hiora gescios^^ and ealne
635 heora gerelan him of adyden. Onrf^^ }jet ic ieghw«t swa
don swa he us bebead. fV[adsy' hit j^a sio endlefte tid
* C. [hie wserjou. //.... w aeion in dos. 3Is. on or an V
2 C. \vyn[sum]. . umo ms. H. umo and bal zaunim.
^ V. 2e[njiht siimnis ] eac j^set of.
* V. [7 }?]seton. H. . . pddi «ton.
'" C. [sjtowe H. towe. The top of tlie s is visible
•* C. -nes-se. se begins Ihe eiglUli ime and the s is turn off.
■^ Ü. ] waes. Ms. ] he wses.
» C. him. E. hin nicht him.
ä C. [sjunnan.
'" C. fefenin. H. geferan.
" V. wif-jeluiue. li. wij {dann noch ein huchslabe?).
'- H. po (von o nur der untere teil).
'^ C. 2efer[e]ua.
'* H. s (wo/t s nur ein stück , dann fehlt ein buchslabe).
'* C. jesci[osJ. ü. je scio {nach o fehlt ein buchstabe).
'0 C. ofadydon. U[nd]. The lower pari of the d visible.
'■ H. be bead . \v . . {^von \v nur der vordere strich erhalten). V. [wsesj.
EPISTOLA ALEXANDRI. 163
da'^es, t)a bad se sacerd' siinnan setl ^OD^en for pon sun-
nan trio a^efeÖ ondsware ad pi^nn. up^ou^e and eft a^t
setl^oü^e and pmt monan triovv ^elice swa on nilit dyde.
640 Da on^on ic ^eornlicor )^a stowe sceawi^an and ^eond j^a
bearwas and treowu ^on^can. Pa ^eseah ic pmv "^ balzamuni
l^a's betstau stences ^enoh of jne[m] treowum utweallau.
t>a;t balzamum ixigper ge ic ^e mine ^eferau ]>iLn- betwih
\f3ßm riudum noinan |>'a'ra trio. Ponne wanou cla hal^an
645 trio sunnan and monan {Fol. 124^) [on mid]dum ]K\im
oÖrum treowum. Mea[bton]^ [bi]e beon hunteonti^es fota
up beah and [e]ac^ p^er wjwrou o]>ve treow wunderlicre
[beah]nisse c)a hata?^ Indeos^ bebronas. [I>a];-a triowa
beannisse ic wundrade [and] cwieÖ ])Sbt ic wende ]>SQt bie
650 for miclum wa3[tjan and re^num swa hea^e weoxon. Da
sa)5[de] se bisceop pait picr naifre in p'ajm londu»? [re]^nes
dropa ne cwonie ne fu^el ne wildeov ne nieni^ aitern
wyrm \>xv her dorste ^esecean Öa bal^an ^emajro sunnan
and monan. Eac )?oune he sie^de se bisceop |?onne j^aet
655 eclypsis"^ wiere, )>a't is j^onne t)ie3 sunnan asprun^nis oÖI-'e
)?jBre monan, pxt öa hal^au triow swiÖe wepen and mid
micle 8are iustyred vvjcron ; for |?on bie ondredon pißt bie
hiora ^odmie^ne sceoldou beon benumene. Da j^ohte ic
sje^de Alexander, piet ic wolde onste^dnisse ]?ieron sec^an
660 ac pce[(]' furbead me se bisceop and saj^de p-äit Öait nses'
(Fol. 125«) alyled aini^um^ men p'iet he ]?ier jeni^ [nyjten
cwealde o}?j>e bJod^yte worhte ac mec het J^ast ic me to p'ara
triowa fotu;« ^ebaede pißt sunna and mone me so}>re ond-
sware^e ondwyrdum ]>ara Jnu^a Se ic frune, sioÖÖau J^as
665 p'mg ^edon w^ron. I^a ^esawon we westan j^one leoman
' C. s[a]cerd.
•' C. pSiT.
» C. {Fol. 1246) /. 1. mea[h]- /. 2. [t]e. B. 1. rnealit (von h und t nur
der untere teil erhalten). 2. e beon hiin teontijes.
* C. [eajc.
^ C. indios. C. [p]'d. H. . a triowa.
•^ V. exlypsis. H. leaves it exlypsis.
■^ )?«et, after p a part of a letter is visible. C. p .
* C. ends tliis fol. naef- and begins the necct [re waesj. There
is HO vacancy at the heginning of 125. /. 1. says H. and adds 'senig ist
das letzte'.
11*
164 BASKER VILL,
sunnan and se leoma ^ehran \>s&m tieowum ufonweardum,
Öa cwseb se sacerd, 'lociaö nu ealle up and be swa
hwylcura p'mgum swa ^e willon frinan }>ence on bis
670 beortan dea^ollice aud nseni^ mon bis ^eJ?obt ope-
num Word um ut ue C3Öe'. Mid py we pa, wel neab
stodau ]?am bearwum aud f»8em ^odsprecum, pa Öohte ic
on minum mode bw8e|?er ic meabte ealue middau^eard
me on onweald ^eslean and |^onue siop)>an mid )^{em sio^o-
675 rum ^eweoij^ad ic eft meahte {Fol. 125*) [c]2<mani in Mace-
doniam to Olimpbiade"^ minre raeder and minum geswus-
trum. Da ondswarode^ me j^tet triow Indiscum wordum
and pus cwsed^: 'Öu unoferswjÖda Alexander in ^efeobtuw
}^u weoröest cyniu^ and blaford ealles middan^eardes; ac
680 bw86)^re ne cymst )?u on |?inne ej^-el Öonan pü ferdest «r;
for p'on Öin e|>el bit swa be ]4nuw beafde and fore baf:ib
araeded'. Da wa;s ic un^leaw psßs ^ej-ieodes )>ara Indiscra
worda pe {-»tet triow me to sprsec, Öa rebte bit me se bis-
ceop and saä^de. Mid py bit mine ^eferan ^ebyrdou );>ait
6S5 ic eft cwic ne moste in rainne ej^el becuman, Öa wajron
bie swiÖe unrote für )?on. E>a wolde ic eft on |?a «fentid
ma absian ac pn n^es se mona j^a g-yt uppe. Mid )?y we
t'a eft eodon in f^one bal^an bearo and we }>a eft be )?8em
treowuw stodan ^q{FoI. l"26ä)6«don& us pa sona to |?<em
690 treowu/« swa** [we] ser tlydon and ic eac in mid mec ^e-
- liedde mine jn-ie (^a ^etreowestan frynd. Da wjieron mine
syndri^e treow^ej^oftan, j^a^t wses airest Perticam and Cli-
tomum and Pilotan: for )>on ic me ne ondred }>«t me
l^sera aeni^ beswice. For pon j'ter ntes ribt on )?sere stowe
695 jfini^ne to acwellanne for j^aore stowe weor)mu^e, (5a
)>obte ic on minum mode and ou minum ^e|?obte on bwel-
cre stowe ic sweltau scolde. Mid py Öa ajrest se mona
up eode, l^a ^ebran be mid bis sciman j^iem triowum ufe-
wearduwj aud pa3t triow ondswarode |^a3m minum g-ej^'obte
' C. [cu]mau.
* C. oliiiiphi-[a]de. Only a small part of a visible.
^ C. oüdswarade.
* C. cwaeÖ. — H. ipje feo htü.
* C. ge-(b]aedon. The lower pari of b visible.
" H. tieowü ö\V!i {durnacli ein slricli von h).
EPISTOLA ALEXANDRI. 165
700 and ]m» cwge?5. 'Alexander fulne ende J>ines lifes ]m
haefst ^elifd ac pys seftran ^eare |>u swyltst on Ba-
bilone on Maius monÖe fiom psem pu. Isest wenst
from p'^m pi\ bist beswicen. Da wses ic swiÖe sari^es
(Fol. 126*) [mojrfes' and )?a mioe frynd swa eac pa
705 me )?ser niid wteron; and hie vveopon swiÖe, for )?on
him wjBre min ^esynto leofre |>onne hiora seolfra haelo.
Da ^ewiton"^ \ve to urum ^eferuni eft and hie woldon to
hiora swsesendum sittan and ic wolde for psem hysegum
mines modes me ^erestan. Ac pn b?edon mec mine ^e-
710 feran )?set ic on swa micelre modes uureto and nearonisse
mec selfne mid festenne ne swencte. Pi^de 8a tela micelne
mete wiÖ mines modes willan and pa. tidlice to minre
reste eode: for ]?on ic wolde beon ^earo jet sunnan up-
^on^e l^set ic eft in ^eeode; 8a on mor^ne, mid |?y hit
715 da^ode, )^a onbra?d ic and )?a mine ^etreowestan frynd
aweahte^ j^jet ic wolde in }>a hal^an stowe ^an; ac |?a
reste hine se bisceop pn g\et and mid wildeora {Fol. 127 a)
fellum waes ^e^erwed and bewrigen; and [ire]nes and leades
J?a men on ps^m londum wtedliaÖ and ^oldes ^enihtsumiaÖ
720 and be Öa^m balzamum )>a men in ]?8em londe lif^eaÖ''
and of Öaem neah munte wealleÖ hinter wjeter and fae^er
and j^aet swiÖe swete. Ponne drincaÖ f'a men J^aet and
bylifi^eab^ and j^onw^ hie restaÖ )>onne restaÖ hie buton^
bedde and bolstre, ac on wildeora' fellum heora beddin^
725 biÖ. f)a awehte ic |?one bisceop. Haefde se bisceop |?reo
hund wintra on yldo. Mid |>y he )?a, se bisceop, aras, Öa
eode ic on l?a ^odcundan stowe and pa J>riddan siÖe p2et
sunnan treow on^on frinan, |?urh hwelces monnes hond
min ende waere ^etiod o8c)e hwelcne endedae^ min modor
730 oJ?Öe min ^eswuster nu ^ebidan scoldou. Pa ondswarode
' C. [modjes. The lower part of d is visible.
* 6'. gewiton. Ä part of w torn off.
3 C. fi ynda weahte.
* C. litjeafs. But a part of Ö is torn arvay.
■' C. byüfjeaÖ ] l?onni>. Ms. bylifijeaiS ] ]?ofi.
•^ Betrveen hie and buton there is a vacancy.
' ('. wildeor[a]. H. wil deor a (a ist ahgerissen). a is to ht
thoiigh very faint.
166 BASKERVILL,
me |?8et treow on oiecisci and |?us cw?eÖ: '3if ic l^e |?one
{Fol. V21i) [slje^e] ^esec^e^ );ines feores, y)?elice |m Öa wyrde
oncyrrest and bis hond befehst. Ac so?» ic ]^e sec^e pset
jmh anes geares fyrst and eahta monaft ]m svvylst in Ba-
735 bilone nalles mid iserne acweald swa (5u wenst ac mid
atre. Din modor ^ewiteÖ of weorulde purb scondlicne dea?1
and unarlicne and heo li^eÖ unbebyr^ed in we<^e fu^lum
to mete and wildeoruni. Pine sweostor heot) longe ^esa;-
li^es lifes. F)u j-»onue, (^eah ]m ]m lytle bwile lif^e, hwej're
740 Öu ^eweorÖest an cynin^ and blaford ealles middan^eavdes:
ac ne fri^n f)u unc nobtes ma ne ue axa; for )>on wit
babba?)' oferbleobÖred |>ait ^emsere uncres leobtes; ac to
Fasiacen and Porre )>a^m cynin^e eft ^ebworf |^u'. And
fer3 Öy |?a weopon mine ^eferan, fov j^ion ic swa lytle bwile
745 lyfi^an moste; ac |?a forbead bit se bisceop pset bi ne
weopon, (Foi. 128«) |?y Ises pa bal^an treow }>urb beora
wo/>4 and tearas abulgen. Ond ne ^eberde (5a ondsware
I>aia treowa ma manna ]?onne pa mine ^etreowestan
freond; ond bit nasni^ mon utcy}^an ne most[e]5 )^y hes ]'a
750 elreorde^an kynin^as (5e ic ar mid nede to byrsumnesse
^edyde pxt bie on j^jüt fa^^on p-M ic swa lytle bwile lif-
^ean moste. Ne bit eac {eni^ mon {-»aTC ferde (^on ma
ut majran^ moste )>y h\3a bie for Öon ormode wteron and
|?y ssenran mines willan and weor()myndo Ötes bie mid
755 mec to fromseipe ^eferan scoldon. Ond me nses se bra^d-
lica ende mines lifes swa miclum weorce swa me wses
pset ic Ises mterÖo ^efremed baifde }?onne min willa wsere.
Das )?ing ic write to l^-on, min se leofa maxister, )?a3t f>u
?erest g-efeo in )?a^m fromseipe mines lifes and eac blissi^e
760 in p>?em weorfJmyndum , ond eac (Fol. 128*) [)-'£et]te' ece-
' C. unjrecisc. H. leaves unjrecisc without comment.
'^ ('. [dsesj. H. . aje gesecge (vorn abgeschnitten). — H. yj^elice
(abgeschnitten).
^ (J. for. H. leaves for unnoticed. fer ms. for is evidently in-
tended.
* ('. w[opJ. A large pari of o and a small part of the downward
stroke of p remain.
'" H. mort . (e fehlt).
•^ C. maran moste.
" C. [p]ti). H. . tc. Hut there is room enough for )wtte.
EPISTOLA ALEXANDRI. 167
licc miu ^emynd stünde. [Ic] leoni^e o^iriim corÖcynin^um
to iysnei Öa't hie witen pj ^eavwor |net [m]m2 l?ryra and
min weorÖmynd maran [w]a>ion )?onne ealia o|:'ra kynin^a
pe^ in middan^earde iefre wferou. /'init[ur].*
AV'OFFORD College, s. Carolina.
William Malone Baskervill.
' C. [b]ysne. Only llte loiver pari of b reniaining.
■^ C. fiuinj. u is lüain and i is only partly torn arvay.
■* C. \\>\c. — C. [fjinit. A small pari of tlic f is to be seen. H.
finit . . {von f ist nur ein Stückchen erhalten).
* Die erklärungen und weiteren verhessermujen zu diesem texte
werden an andrer stelle abgedruckt werden. R. W.
BEITRAEGE ZUR PRAEPOSITIONSLEHRE IM
NEUENGLISOHEN.
vin.
an audience of, eine audienz hei.
Dieser in Wörterbüchern nicht weiter verzeichnete gebrauch
ist wol aus der analogie des Französischen obtenir audience
du prince zu erklären. Die dem 'Court Circular' entlehnten
hofnachrichten bieten in fast jeder nummer Englischer Zeitungen
die nötigen belege dazu. So:
The ChanceJlor of the Exchequer had an audience of the
Queen. Graphic.
The Marquis of Hertford had an audience o f her Majesty on
Monday. III. News.
The Earl of Beaconsfield had an audience of the Queen.
Times.
Aber auch sonst:
The Duke had obtained a special audience of the Prince Regent.
Chamh. Journ.
'An audience of the hing of Siam.' lll. News.
Demanding an audience of the Queen, he laid hefore her his
mother's cruelty. Johnson, Savage.
The Scotch Lords , in a body , demanded an audience of the
Queen. Id.
Änm. Vereinzelt findet sich statt o/" auch with. wobei dann aber
dem begriffe desselben entsprechend, mehr die gegen seitigkeit, sei
es der blossen Zusammenkunft oder zum zwecke der Beratung zum aus-
druck gelangt.
She hastened to seek an audience with hei' protector.
Buhver, Alice.
He resolved to seek an audience with the Duchess Regent.
Belps, J. Biron.
SATTLER, PRAEPOSITIONSLEHRE. 169
And, having audience of the Earl,
Mar bade I should purvey them steed.
Scott. Lady of the Lake. VI, 135.
He had a private audience of Madam Esmond.
TJiack. Virgin.
IX.
in . . circumstances , und er . . circumstances,
unter . . ums landen.
1. Bezeichnet circumstances, umstände, die läge, Verhält-
nisse, besonders mit rücksicht auf wolstand oder armut, so
wird regelmässig in gebraucht, wie iti easy circiwistances , in
guten Verhältnissen.
If I had ohserved him in the same circumstances as that ill-
omened traveller. Bulrver, Eug. Ar.
All in similar circumstances would have foiind some similar
occupation. Id.
Even this Chance was, in circumstances so desperate , not to
be neglected. Id. Alice.
He and his young wife rvere in comfortahle circumstances.
Chamb. Journ.
In the circumstances in which we were placed it is difficult to
judge of time or distance. Id.
A likely man in good circumstances may he heard to say . . .
W. Chambers.
Perhaps you may even be in easier circumstances. Cornhill.
He is not sure how one rvouldfeel in certain circumstances. Id.
He appeared to he in but indifferent circumstances.
Dickens, Domb.
Others in the same circumstances might have found longer
endurance quite possible. Masson, Chattertoti.
The dogs being dogs in such good circumstances that they
could play at hunger. Eliot, Dan. D.
The presents seem to have been rather costly for a youfh in
his circumstances. Id.
In these heiter circumstances his spirils had risen.
Payn, By Proxy.
Extreme delicacy of mind was impossible to one in her circum-
stances. Id. Wh.
170 SATTLER,
Frank does all he can in such a circumstance.
Pope, Leu.
2. Wenn dagegen Lucas bei 'unter umständen' nur under
circumstances ' und im Englisch-Deutschen teile bei circumstan-
ces nur under existbig circumstances anführt und auch Gesenius
under ihese circumstances besonders hervorhebt, so hätte da-
neben auch in eine stelle finden müssen, das von einigen Schrift-
stellern mit besonderer Vorliebe in diesem sinne gebraucht
wird. Ich darf mich dafür auf verhältnismässig wenige bei-
spiele beschränken.
a) under:
He recommends the use of a radiometer under these circum-
stances. Academy.
No, George, not under any circwnstances. All Year.
The time has not arrived rvhen electricity can be applied, under
ordinary circumstances, to light a city. Athenaeum.
Her mind could well he sensible under circumstances of other-
wise Strang felicity. Austen, Pers.
Perhai)s indifferent , if indifference could e.cist under such cir-
cumstances. Id.
To continue a correspo^idence under such circumstances would
be ridiculous. Chatterton, Letl.
He acted as his shrewd judgment dictated under different
circumstances. Chamb. Joum.
It was exhibited under circumstances and in combinations the
most completely foreign to its purpose. Dickens, Domh.
I thought I might say that under the circumstances. Td.
That's reasonable enough under existing circumstances. Id.
Tf'hich, even under such innocent circumstances, is in a manner
guilty. Id.
He has made as much proyress as under the circumstances could
have been expected. Id.
He has not the spirit , under existing circumstances , to at-
tempt it. Id.
He was fain, under these circumstances, to content himself
with the Company assembled. Id.
' Auch under condiiions. So:
Good soldiers will fight under condiiions. D. N. W. Corresp.
The ussuult under stich conditions could not succeed. Id.
PRAEPOSITIONSLEHRE. 1 7 1
Under these circumslances, what nas David to do?
Eliot, Brother T.
They don't chanye their business under those novel circum-
stances. Id.
He never met rvith exactly the right people under exactly the
right circumstances. Id.
It is evident that, under such circumstunces, the French could
not entrust the administration to . . . Macaul. Bar.
It is not likely , under the circwnstatices , that Buddha will
internere in his favour. Payn, By Proxy.
Under such circumslances he would perhaps have sympathised
rvith the reqnest. Id.
Under hrighter circumstunces , he would have shone in the
World. Id.
Of course , under otlier circurnstances , ihis would never have
borne fruit. Id.
Hom could he apj>rove of such an upplication being made under
any circumstances'f Trollope, Prime Min.
Under these circurnstances 1 am entilled to complain. Id.
b) in:
If, in such circumslances, an author does not succeed in shcd-
ding new light upon the suhject. Athenaeum.
Were any young person in similar circumslances to apply to
her for counsel. Auslen, Pers.
In such circunista)ices it too often happens that some never rcach
the shore. Chamh. Journ.
Perhaps in the circumslances it may not sufjer from the impu-
dent lie written on its forehead. Id.
Minutes feel like hours in such circurnstances. Id.
Large numbers of persans cannot , in ordinary circurnstances,
be directly communicated with. //. Chambers.
She attempted feats which in otiter circurnstances would have
appalled her. Cornhill.
In any circurnstances such über lies rvith immalure constilutions
must have been dangerous. Id.
In those stirring circurnstances , however , the feverish crowd
had small thought to spare for architectural graces. Id.
In the existing circurnstances, they ought to endeavour to
strengthen the hands of government.
Edyeworth, Patronage.
172 SATTLER,
In these circumsiances a reduction of wages was inevitäble.
Graphic.
In favourahle circumsiances , such a man might have shipped
through life without discredit. Macaul. Bar.
He hehaved heiter ihan most people would have done in the
circumsiances. Masson, Chaiierion.
She does all, in ihe circumsiances, ihat fear of her bruie of a
husband will permii. Id.
In ihese circumsiances, the literary antiquary may be allowed
to Single out any old-looking house. Id.
In these circumsiances, Walpole discharges the whole matter
from Ms ?ni?id. Id.
One wonders greatly, what-, in such circumsiances, Horace Mal-
pole would have done. Id.
The effcacy of which, in such circumsiances, he has all his
life heard mentio7ied. Id.
In such circumsiances there is a duty io he performed.
Notes a. Queries.
In other circumsiances , such an Observation could hardly have
heen pleasing. Payn, By Proxy.
Thai the wicked viper could, in those circumsiances, have
written such a letier. Trollope, Popinjay.
Mag es immerhin bei einzelnen dieser beispiele mit in
zweifelhaft erscheinen, ob sie nicht vielmehr unter die sub 1,
angeführte kategorie fallen, so ist doch bei anderen mit und er
oder in durchaus kein unterschied wahrnehmbar, und dass
beide ausdrücke promiscue gebraucht werden können, beweist
das folgende:
It was wrong for me io entertain such feeling under the cir-
cumsiances in which I had heen iyiiroduced io ihe family.
Chamb. Journ.
X.
differcnt io.
Der Seltsamkeit wegen mag dies hier eine stelle finden,
denn es bedarf keines weiteren nachweises, eine solche Ver-
bindung ist, wie Dean Alford in seinem 'The Queen's English'
sagt: 'entirely against all reason and analogy'. Möglich, dass
der gebrauch des / o auf die freilich nicht zutreffende analogie
PRAEPOSITIONSLEHRE. 173
von foreign to zurückzuführen ist. Auch im Deutschen fehlt
es nicht an beispielen, dass dergleichen fehler sich einschlei-
chen und mit der zeit weitere Verbreitung finden.
Dass aber der gebrauch von differenl to häufiger ist, als
es nach den hier augeführten beispielen scheinen mag, geht
aus iler bemerk ung K. F. Littledale's in 'The Academy' her-
vor: 'Let me call to a piece of faulty grammar vvhich is be-
coming as uupleasantly frequeut as frightened of, if not as
different to'; und auffallender weise findet sich auch ein
schriftsteiler wie Thackeray darunter.
We find a very differenl stale of things to that suhsequently
ivitnessed. All Fear.
The German soldier is very different to his French enemy. Id.
Everything was so different to what had been expected. Id.
I had noticed sitting apart froin the light Croatian country
people a man selUng vegetables of a different kind to the
others. Evans, Bosnia.
He would in all probability have fixed his choice on a man of a
very different type to the lale hing of Ilaly. Graphic.
Michael Angela planned a totally different facade to the exist-
ing one. Taylor, Convent Life in Italy.
Your welcome, you see, is different t o our welcome.
Tliaclceray, Virgin.
Her idea regarding our poor Hetty's determined celibacy was
different to that which I had. Id.
XI.
in the distance, in der ferne,
at (a, some) distance, in einer (einiger) entfcrnung.
1. in the distance fdans le lointain), in der ferne.
Auch hier bezeichnet in das sein in einem räume, wie
in der nähe, in der nachbarschaft, in the vicinity, in the neigh-
bourhood^, unterscheidet sich indessen von diesem dadurch,
dass es immer absolut steht, d. h. der betrefiende gegen-
' Nearer to the sea, the English had built Fort William. A church
und ample warehouses rose in the vicinity; ..and in the neigh-
hourhood had sf>runy up a large and busy native town. ■
Macaul. Clive.
174 SATTLER,
stand wird als fern im gegensatz zu nahe bezeichnet, nicht
aber das mass der entfernung-, sei es von dem sprechen-
den oder von einem dritten gegenstände angegeben.
Es findet sich daher nie mit from, selten mit einem
verstärkenden adjective, wie far, dark verbunden.
Mr. Domhey ?vas sitting in the dark distance.
Dickens, Do?nb.
In the far distance a snow-white speck seemed to attract
every eye. AU Fear.
They disappear be/bre our eye in the far distance.
M. Müller, Science of Lang.
Where, in the far -off distance, lay Galalz.
D. N. W. Corresp.
The wild ducks came down to thal rnere shining in the distance.
Lady Barker, South Africa.
The sound of carriage-wheels was heard in the distajice.
ßulwer, Alice.
A fine herd was seen in the distance slowly approaching.
Chamh. Joiirn.
1 have frequently watched the advance of one of these storms,
which, in the distance, appeared like a brownish cloiid. Id.
On the fourth day the Chanticleer was seen in the distance
under weigh. Id.
Here they saw in the distance a shlp minder steam going to the
Pacific. Id.
I see a change approaching in the distance. Id.
The echoes of the bells died in the distance. Id.
The town lay in the distance. Dickens, Domb.
The two other figures were in the distance like an exaggerated
imitation of their own. Id.
The fealhers are yet nodding in the distance. Id.
A little market-town appeared in the distance. Id. D. C.
The Indiaman seen Just as a fleet notoriously appears in the
distance hanging in the clouds.
Newton, Milton. P. L. 2, 642.
The tumult of battle is rising in the distance. Russell, Diary.
1 saw you in the distance, when 1 passed this morning.
Skinner, Crete.
He satv Pi. Morton in the distance t Urning a corner of the
road. Trollope, Am. Sen.
PRAEPOSITIONSLEHkE. 175
A line of arüllerii was hlazing awaij at somelhhig i?i the
distance. Id.
Anm. Der regel entsprechend findet sich auf die frage wohin?
iuto. It (the sailj ivent away into the distance. Dickens, Dornb.
2. at (a, some) distance (a quelque distance), in einer
(einiger) entfernung.
at the distance of^, in der entfernung von . . .
at the same distance, in derselben entfernung.
Ungenügend findet sieh bei Lucas at a distance nur
durch 'von weitem' ausgedrückt; ebensowenig darf es aber
auch, wie dies z. b. von Deutsch bein in seiner graramatik ge-
schieht, dem in a passion, im zorn und ähnlichen Verbindungen
an die seite gestellt und durch 'in der entfernung' wiederge-
geben werden.
at bezeichnet vielmehr auch hier den punkt selbst oder
die unmittelbare nähe desselben: at a distance of a hundred
yards u. s. w. Steht at a distance allein, so hat der unbe-
stimmte artikel a die bedeutung von some, wie auch sonst
for a time == for some time u. a.
Hoirever perfect the person apj)ears lo you at a distance.
Spectator.
I heard somebody at a distance hemming. Id.
The dark servant stood watching him at a distance.
Dickens, Do/nb.
1 caught a glimpse of her in her black rohes at a distance.
Eliot, D. Der.
He spied a lighl at a distance. Fielding, J. And.
A character which 1 had hilherto reverenced a t a distance.
Johnson, Rambl.
He continued still to gaze at a distance. Id.
Persons who tvere at a distance perhaps did not feel this.
Macaulay, Lett.
Dazu kommt dann, dass at in manchen Verbindungen dem
Französischen a entspricht: at hearl = a coeur u.a. So denn
auch at a (some) distance = a quelque distance; to keep at (a)
distance, =^ tenir ä distance.
' Höchst selten steht a( the distance absolut, wie:
Jt the distance their joy t/id not saddea him. Butwcr, K. Cliill.
176 SATTLER,
She tried to keep the gay minister at distance.
Bulrver, Alice.
The Princess sought by ordinary talk of this kind to keep him
at a distance. Helps, J. Biron.
Unless the measures to keep them at a distance prove suc-
cessful. D. IS. W. Corresp. 1877.
His Station of life might keep him for ever ai a distance.
Johnson, Savage.
Je uacbdem dann die entfernung des punktes all-
gemeiner oder bestimmter angegeben wird, findet sieb a^ a,
some distance, oder at a distance of^, während das geringere
oder grössere mass der entfern ung dureb die ausdrücke at
a little, small, no great distance oder at a considerable,
great, vast distance bezeicbnet wird.
Withdrawing itito a shadowy corner at some distance he covered
his head. Dickens, Domh.
Whom should 1 perceive at some distance but your old friend.
Goldsm. Vic.
Having its extreme left at a distance of about a mile.
Kinglake, Invasion.
Beyond, at a distance of trventy yards all five ships moored to
the quay. D. .V. W. Corresp.
Mr. Carker cantered behind the carriage, at the distance of a
hundred yards or so. Dickens, Domb.
Artillery is practically pomerless to dislodge troops from these
deep trenches, even at the distance of a mile.
D. N. W. Corresp.
Which in perspective is, at the distance of a tnile almost of
less than an inch. Id.
When ftfty pieces of cannon belched forth a storm of grape into
the enemy's rank at the distance of five hundred yards, the
effect must have been very different from that of Shells fired
at the distance of two or three miles. Id.
Fourteen forts have been constructed on the heights dominating
the lown at some three miles distance. Id.
The other four ships of the British squadron tvere at a consi-
derable distance. Southey, Nelson.
* In diesem falle auch at the distance of, wie man auch im Deutschen
'in einer' und 'in der entfernung von hundert fuss' sagen kann.
PRAEPÜSITIONSLEHRE. 177
/ would, at a diie distance, ralher da her an act of good tlian
ill-rvill. Johnson, Savage.
A chiirch is at no greal distance. W. Irving, Sk. B.
Her masler stood at a Utile distance gazing on her.
Dickens, Domh.
The carriage was slotvly following at a Utile distance. Id.
Ile stops for a moment ai a Utile distance. Id. Letters.
lle was seated at a Utile distance opposite to her.
Eliot, Dan. D.
The squire's house stood ai a verij Utile distance.
Fielding, Jos. And.
I mighl gradually learn to ride after him at a respeciful
distance. Trollope, Am. San.
At such a distance as that things are sträng ely misrepresented.
Austen, P. P.
Ite ceriainly leaves Plautus at a vusi distance.
Hallam, Essays.
In allen diesen fällen kann eine beziehuug der ent-
fern uug auf einen dritten gegenständ durch die präposi-
tionen hefore, hehind, besonders aber durch from ausgedrückt
werden.
At a distance from the town mere the water and gas works.
Chamh. Journ.
During many tnonths he remained at a distance from London.
Macaulay, Pitt.
He satv the light stop at some distance from the place where
he then was. Mackenzie, M. of F.
Prince Napoleon' s Division iay at a distance of about six miles
from the Isthmus. Kinglake, Invasion.
The cietvs emharked at a distance of about sev€?i miles from
7vhere the Turkish moniiors were lying.
D. Ä. W. Corresp.
Which crowns the summit ai a distance of 1300 yards from
the ramparis. Id.
Edward kept at the distance of three yards from him.
Marryat, Children.
There also sai a man at a Utile distance from the town.
Bunyan, P. P.
At a Short distance frOm the hole they separated inio iwo
colum7is. Chamh. Journ.
AuglKi, IV. l.aiul. 12
178 SATTLER,
The Avon runs at a short distance from the rvalls.
W. Irving, Sk. B.
Turning round I satv a man at a short disto.nce from me.
Id.
At a small distance from the house, my predecessor had made
a seat. Goldsm. Vic.
This, however , seems to stand at no small distance from
any extdnt work of this kind. Hallam, Essays.
They had suddenly perceived, at a small distance hefore them,
a party of gipsies. Austen, Emma.
The party was broughl to a sudden halt, hy a faint halloo at
some little distance behind them. Chamb. Journ.
Anm. 1. In gleicher weise wie bei den ausdrücken to place at
the disposal, to sei at liberty u. a. findet sich auch at a distance
bei verben der bewegung auf die frage 'wohin'.
He then placed lümself at the distance of a few feet.
Eliot, Dan. D.
It being my only aim to be driven at a distance from the wretch 1
despised. Goldsm. Vic.
Anm. 2. Einzeln findet sich auch der blosse accusativ in Ver-
bindung mit some oder einem Sächsischen genitiv der zeit.
Henry Maundrell speaks of a Greek convenl, about half an hour's
distance from Jerusalem. All Fear.
Some distance higher up are visihle niore spars above the trees.
D. N. W. Corresp.
A pretty village situated in the midst of a large gar den some distance
from the road. Id.
Some distance further on we passed the second Verbandplatz.
Id.
Anra. 3. 'Auf eine entfernung' wird entsprechend den ausdrücken
auf armeslänge, at arm's length, auf schussweite, at a ränge gleichiaWs
durch at . . . distance ausgedrückt.
To keep the enemy's long ränge artillery at arm's length.
D. N. W. Corresp.
A fellow fired at me at a ränge of not beyond three hundred
yards. , Id.
The Turks had fired probably more thun a hundred shots at her at
that distance. Id.
The smoke is visible at a great distance in the dag.
De Foe, Rob.
The traces tvould be discernible at the distance of a Century.
Macatilay, Hist.
It was not bright enough to be seen at a long distance.
Trollope, Charm. Fell.
PRARPOSITIONSLF.IIRR. 179
Anm. 4. Als eigen türalich keiten mögen nachstehende bei-
äpiele hervorgehoben werden.
\. at distance = in the distance:
Sudden I lieard a wild promiscuous sound,
Like hroken thunders that at distance roar.
Pope, Poems.
2. at distance = at some distance, far from:
Caesar is still disposed to give us terms.
And tvaits at distance , tili he hear from Cato.
Addis.
Meantime, at distance from the scene of blood,
The pensive sleeds of great Achilles stood.
Pope, IL 17.
Bremen. W. Sattler.
I
zu MITTELENGLISCHEN GP^DICHTEN.
XI.
Zu den Sprichwörtern Hending's.
Die Sprichwörter Hending's sind bekanntlich in drei hss.
erhalten: Brit. Mus., Harl. 2253 (L); Cambridge, Univ. Gg I 1
(C); Oxford, ßodl., Digby 86 (0). Xur der text der erstem
hs. ist bis jetzt gedruckt: Von Halliwell, Rel. ant. I 109 ff. (die
vier ersten Strophen von demselben im Dict. of arch. and prov.
words II 958); von Kemble, Sal. and Sat. 270 ff.; von Mätzner
Spp. I 304 ff. nach Rel. ant; 25 Strophen von Morris, Spec.i
96 ff; 28 ebd.-''^ 35 ff; von Böddeker, Ae. dicht. 287 ff Von C
teilte Halliwell, Rel. ant. I 193 ff. die vier, und von 0 derselbe
ebd. I 256 ff. die drei ersten Strophen mit (berichtung zweier
lesefehler bei Stengel , Cod. Digby 86 , pag. 65). Von C teilte
auch Morris, Spec.^ 294 ff", einige stellen mit.
Ich veröffentliche hier die texte C und 0 vollständig.
Beide zeigen manche dunkle stelle, ebenso wie, trotz der be-
mühuugen der bisherigen erklärer, auch H. Ich sehe jedoch
hier von erklärungs- und verbesserungsversucheu ab, da ich
demnächst an einem andern orte auf alle fragen, die sich an
die verschiedenen texte knüpfen, im zusammenhange zurück-
kommen werde. Um die vergleichung der drei texte zu er-
leichtern, gebe ich jedoch schon hier die folgende Übersicht
(die zahlen bezeichnen die Strophen):
L
C
O
c
O
L
o
L
c
l
—
—
]
1
2
1
2
l
2
1
1
2
•i
4
2
a
5
:i
5
2
3
4
5
3
4
• 2
4
•2
:i
4
5
G
4
5
3
5
•A
4
5
2
;{
5
G
4
G
4
5
0
- —
9
6
10
11
VARNHAGEN, ZU MITTELENGL. GEDICHTEN.
181
L
C
O
C
O
li '
O
L
C
7
7
s
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46
47
38
46
47
38
46
Hieraus ergibt sich: Es hat L 39, C 46, 0 47 Strophen.
Davon sind 30 LCO gemeinsam ; je eine findet sich nur in LC
und LO und acht nur in OC. Jeder der texte hat 7 Strophen,
die sich in keinem der andern finden.
182 VAKNHAGEN,
Cambridge, Univ. Libr., Gg. 1 1.*
Ici commence le livre de HendiMg. (bl. 4715 v)
1. Jhesu Crist, al folkis rede,
tat for US alle ]?oled dede
Apon ]?e rodetre,
Lern us alle to be wise,
And to hendi in godis servise.
Amen, par charite.
'Wel is him p&t wel ende mai'
Quod Hending.
2. Ne mai no man |^at is in londe,
For no l^ing ])at he mai fonde,
Wonni at home and spede,
So feie )7ewis for to lerne,
So he ]?at had isowt gerne
Aventures in feie dede.
'Also feie dedis,
Also feie )7ewis'
Quod Hending.
3. Ne be yi childe nevir so dere,
And he wil misl^ewis lere,
Bete him o)?irwile;
5ef ^ou letist him havin his wille,
Wiltou, niltow, he wil spille,
And becomin a file.
'Lothe childe behovid lore,
And leve childe som del more'
Quod Rending.
4. Soche lore as man uil lerne,
And nim hit into herte gerne,
Man in his jouthe,
Hi sul him and elde folow,
Bo|7e an eve and eke a morw,
To be him wel co-wpe.
'He is iblessid oso goddis mow)?e, (477 r)
tat god craft lernit in is jougthe'
[Quod Hending.]
5. Witte and wisdome lernit gerne,
Loc Ipsit no man of hit werne
1. Die hs. hat für p und g dasselbe zeichen, dem runenzeichen für
w ähnlich sehend. Ich scheide im drucke p und g. — 2 c, Wonni,
H(alliwell) lVo7iin. — 3 b. mispewis , H nul thervis. — 3 c. opirwile,
H othir wele. — Hg. Lothe, H Sothe. — 4e. an eve, H avene. — 4h.
gougthe, H thougthe.
zu MITTELEXGL. GEDICHTEN. 183
To ben wis and hende;
Better hit were to be wis,
tan to weri fow an grise,
Wan man ssall hen wende.
'Witte and wisdome
Is gode warisoune'
Quod Hending.
H. Man luai lere a seli childe,
tat ne lernith botte a wile,
Uith a litil lore;
3ef man nnl tor|?ir teche,
{»an willit bis herte reche
For to holde wel more.
'Seli childe is sone ilerid,
And unselinis nevir aferid'
Quod Eendiiuf.
7. 5ef t'ou list a sinne do,
And ]>\ Wille be alle )?erto,
God bis l'at )jou blinne;
Wan \>i lust is overgone,
And ^i Witte is comin home,
tou ssalt l^ench it winne.
'Let luste overgone, and efte )7at ssal }?e licke'
Quod Hending.
8. 5ef )?ou ert of )7oubtes feie,
And |?ou fallist for unsele
Into a wikid sinne,
Nadleez (sie) do hit selde,
For to letin al at J7in elde,
tat l^ou ne deie nout j^erinne.
'Betir is J^e heie sore, }?an alle blinde'
Quod Hending.
i». Wiltou flesces luste overcome,
Fle J?ou most and fiitte on roume,
With eie and eke with herte.
Flesce |>are ]>e icomit in sceame;
towh ham lik^ wel \>e game,
Hit doth ]>e sowil smerte.
'Wel fisthit, ]?at wel fleth'
Quod Hending.
10. Man |7at nimith over flode,
And bis wedir be nost gode,
No)?er vair no stille.
1 84 VARNHAGEN,
tol and bide, gef he mai,
He ssal haven an other dai
Wedir to Ins wille.
'Biire haved, j?at wele bide mai'
Quod Hendl ng.
1 1. touch l^ou be wis man biholde,
Ne be ]?ou noust ]?arfor to bolde,
And becomin wilde;
Pieisi ]>e nout wrpel (sie) gloue,
Bote j7ou lede l^e with love,
And be meke and milde.
'Hou bind wis man'
Quod Hending.
12. Wis man holdit bis wordes ine,
For]?i he nel no gle beginne,
Ar he tempt'/- bis pipe;
Sot is sot, and ]?at is sene, (477^)
For he spekit is wordes grene,
Av |?ai ben half ripe.
'Fole is bolt is sone iscoutin'
Quod Hending.
13. Teile |?ou nevir to no man
Sceam and scal:'e |?at ]>e is opan,
Mne barme, no ]'i wo;
For he wille boj^e nght (sie) and dai
Fonde georne, gef he mai,
To mac of one two.
'Teile ]70u nevir to ]?i to )?at ]?i fote slepit'
Q«/od Hending.
14. 5ef ]?ou havest bred and ale,
Pilt hit nouht alle in ]>ine male,
Dele l'e som abouie;
Be }7ou fre of }?ine meles,
Ware men met deles,
Gose l^iou nouht withoute.
'Betir is one appil ijevin,
tan twein ijetin'
Quod Hending.
'Soche, man, }70u misth jevin
I'at betir wert? getin'
QMod Marcol.
15. 3ef ]?e wantit met and cloj^e,
Hou |70u nout to mac J^e wrothe,
zu MITTELENGL. GEDICHTEN. 185
I>ouch }?ou bid and borou;
He l^at hauet is strenge plouh,
Met and clojje and gode inoiih,
Ne wot lie of no sorwe.
'Credi is j^at godeleez'
Quod Hending.
lö. hsLYe is inani gadeling,
Wan man jeved him litil l^ing,
Wi-o^e in liis )n)ute;
Ich wene he doj^e wel bi me,
tat jeved me a' litil fe,
And howith me ritli noute.
Wo me litil jevid, he is me live an'
Quod Hending.
17. Man ]>at is leve tbr to done il,
Wan ]'e worlde goth aftir bis wil,
Sore he mai drede;
Wan men seth put he fal,
Hü wil of bis owein gal
Senden him to his nede.
'First sour brewit, sit sour drinkit'
Quod Hending.
18. Man no wimman ne can ich cnou,
Wile )7at ever ham stondet hou,
And beth ondir )7orde,
So feie i se, wan hi mowen
Haven har wille and ben aboven, ~
Taken ham to werde.
•Wan man mai donc als he wille, )'an doth he als he is'
QMöd Hending.
19. Mani man, )7at is unwise,
Sechet frendis, wäre none ise,
To speie bis owen wone-,
Ac ar he mai home w^ende,
He scel mete with unhende,
To done him scam and sconde.
'Este beth owen gledes' (478 r)
Quod Hending.
20. bouh \>e w-olde wel becum
For to weide housin roum,
bou most nede abide,
And in f>i litil wonis wende,
•186 VARNHAGEN,
Fort l^at Crist ]?e betir sende
Alle withonte pride.
'ünder bonsse man scal wedir abide'
Quod Hendiwg.
21. Holde hit no man for iinsel,
0)7erwile |?ouh he feie
Sum }?lng J7at him smert;
Wan man is in tene meste,
l>an gode sendit him neiste
Wate he bedit mid herte.
'Wan \>e bale is meste,
ban böte is neiste'
Quod Hendm^.
22. Drawe ]nne honde sone ajein,
öef man doth pe ouht unbein,
tar Yme herte is ilende:
Als ]?e childe withdrawit is honde
Fio ]>e fire and fro pe bronde,
I>at onis is ibrande.
'Brande childe fire dredit'
Quod Hending.
• 23. Such man ichave ilend mi clod,
j?at heavid maked maked me ful wrod,
Ar hit come agein;
He ]?at me servit al so,
He scal, jef he bidit mo,
Finde me unbein.
'Seide comit lune
Lechind home'
Quod Hending.
24. Lepni pe to borowing,
Misse l^ou scelt mani a {'ing,
Ful lef wan ]:'ou wäre;
Wan ]>ou havest |?in owen won,
t>an is )?at borowing agone,
AI withoute care.
'Owin is owin, and other man is hedwite'
Quod Hending.
25. Worlde is love nis but a wreche,
Wo se hit hirith, me ne reche,
l'ouch i spek<? on heie;
Wan i se ):>at o brother
24 b. misse, in der hs. wol missee zu lesen, doch nicht deutlich.
zu MITTELENGL. GKDICH TEN. 187
Teile litil bi |'at other
Wa[n] he bis out of his eie.
'Fcr fro ei_e, fer fro herte'
Quod Hendi«g.
26. Wilde and untou is j^at eie,
I>at makith man his heit to fleie,
And wende out of leste;
Bettir wer man him to hide,
l^an to letin him se so wide:
bat is, man, alirbeste.
'{>at eie ne seth, herte ne mournit'
Quod Hending.
27. Wilde and wise is hertewune;
So ]7e brid ]>SLt is uncunende (sie),
touch him ungri sore,
He nel bite nevir o bitte, (478^)
Fort his eie do him to witte,
Wo goth here and j^are.
'Wise is l^at wäre is'
Quod Hending.
28. Boldeliche beswiket he me,
tat of mj^ gode maket iiim fre,
Fort Avin him gode worde;
And is himsilve ]?e meste quede,
I>at evir more mai breke brede
At his oun borde.
'Of unbeswinke hide man kervit a brod ]?uange'
Quod Rending.
29. Mani man seith, were he riebe,
Ne scolde no man be him liebe,
So hende no so fre;
Bote wan he havid gode begette,
AI his fredome is fordete.
And ileid anunder kne.
'He is fre of bors, l?at none havet'
Quod Hending.
30. be man J^at wil in londe live,
Him bihovid for to jeve,
bouh bim ]nnk pine,
Sum for love of leve frendes,
Sum for eg of lo)?e fendes,
bat bim wolde do tene.
'With silverine stike man scal golde grave'
Quod Uemiinff.
188 VARNHAGEN,
31. Mani man with a litil gode
öevith his douhter t.o a wiked blöde,
ta litil is l^e bette;
A wls man with a litil more
Miht wel withoute sore
Habin hir wel besete.
'Lith chepe lif'er forweldeth'
Quod Hending.
32. I>ou miht se mani a pover pnü
Gatin him bo]?e bour and ha),
And wex sone riche;
iMani auther with brod Ion de
For no |nng ne mai fonde
Fort be him iliche.
'Wi, one havit happe, an o)?ir hangith j^arbi'
Qwod Hending.
33. Wan man havid gode begette,
Ne mai he fram his herte hit lete,
Ac doth hit to jeme;
AI to dere is bouht ^e wäre,
I'at ma.fl scal al mid care
His wilful herte queme.
'AI to dere his bouht honni,
To likf? up hauh )?orne'
Quod Hendm^.
34. In morwintide growith gr/me,
Sterne and grimlich in sum time,
Sit wexit mek^ and milde;
So doth mani modirsunne,
Wan he levit his ivil wonne,
Chastit him as childe.
'At eve man scal f^e dai heri'
Quod Hending.
35. 5ef man doth f»e scame and scajje, (479 r)
Na take J^ou nouht ]?artbr to raj^e
Anone for to do wreche;
Do bi god and gode redis,
l>an suUit alle jjine dedis
To ]?ine wille reche.
'Betir is rede |^an res'
Quod Hending.
36. Wat ich ]>e jeve, takd hit sone,
For jef j?ou bidist til aftir none,
j
zu MITTELENGL. GEDICHTEN. 189
For l'u wost me trewe,
Wiltou, niltou, J?ar mai rise
Letting in ful mani a wise,
Eft hit wil pe rewe.
'Wan man gevit pe a pig, opin IpQ powch'
Quod Rendinf/.
37. ]>[a.]t nechbor put is \n frende,
To him }70u wolt |'i sondes sende,
To witin of his wille;
He piit in l^in erend scalle go,
Of a wurde he uiaket two,
Beter hiui weie be stille.
'Wan |>e tunge maket luore |'an he solde,
Oft öcel he hire, wan him \ope wolde'
Quod Hending.
:i8. Wan j'e glotun find gode ale,
He pultit so mochel in his male,
Ne levit he for non ege;
80 longe he doth ajenis j^e rieht,
tat he wendit home al bi nicht,
And li)-'e deile be {^e vveye.
'Drinkf eft lasse, and go bi lith home'
Quod Hend««^.
'6\). Wikit man and wikit wif,
Wan hi doth har derne lif,
Ne let }?at for no sinne;
Wil )?ei, nil )?ei, out hit scel.
And be wel couj^e everi del,
I>at his \o\>e to blinne.
'Ever comith out lij^re spon gerne'
Quod Hendw^.
10. l^e man )?at metit his leve frende,
He doth also fre and hende,
To clepin and to kisse;
l»arafter metit he his fo.
He loiitit to him and letit him go,
Ne doth he him uo blisse.
•Wei wote badde wose berde he lickith'
Quod Hendm^.
41. tou p&t art riche man here,
tou jevist him J^at his pi pere,
And preist him to l^i feste-,
i^e povre j^ou drivist für frara |^i cleve,
190 YARNHAGEX,
Forf'i no gode ne mai he jeve,
tat nis nouht in ]7is meste.
'Ever man fedit \>e fat swine for ]>e smere'
yuod Hendm^.
42. te maide J'at gevit hirsilf alle
01?ir to fre man, oj'ir to J?ralle,
Ar ringe be set an honde,
And pleiit with ]?e crok^ and wi)? \>e balle, (479^)
And mekit gret )?at erst was smalle,
I^e wedding got to sconde.
'3eve yi eunte to cunnig,
And crave affetir weddiwg'
Qiiod Hending.
43. tat ich teile a Upk lippe,
Wo se lepit into |?e scippe,
Wile \>e winde is wode;
Ar ]>ä,t he icum to londe,
Ile mai siehe and wringe his honde,
And be ful dreri of mode.
'Oft and lome rak^ ful rewit'
Quod Hending.
44. VVarto willit \>e sunnis strive,
Wile pe fader is a live,
Wo schal hab ]>e londe!'' ♦
AI he mai harn ovirbide,
And sit ]7e londe mai glide
Into an othir honde.
'Heiht he sithit
Kt acris delit'
Quod Rendinff.
45. I>e man ]7at ever ]?enchit sceame
And turnit his hai-mis al tu grame
To ]?ai )?at bit hi/« aboute,
5ef he longe livit in londe,
Sum unsele he scal fonde,
tat seit he mai doute.
'VV^rothelich endit J'at li]?ir doth'
Quod Hendm^.
46. Riche and pover, gung and olde,
te wile ge habet joure tung i wolde,
Be joure Bowel böte;
41 f. in, hs. in. — 44 g, oder sichit.
zu MITTELENGL. GEDICHTEN. ' 191
Wan ge wenit allirbeste
Tu habbe lif and hele and reste,
I^e ax is at rote.
'Wo se nel, wan he luai, he ne seel nouth, wan he woUie'
Quod Hendm^.
'AI to late, al to lata,
Wan ]>e deth is at ]?e gate'
Quod Marco 1.
Oxford, Bodl., Digby 86.
Hending ]'e hende. (bl. 140 v, sp. I)
1. Jesu (,'rist, al J^is worldes red,
l^at for oure bu«ues wolde be ded
On l^at holi rodetre,
He lete ous alle to ben wise,
And enden in his servise.
Amt?«, \)ar seinte charite.
2. Wit and wisdom lernel? gerne,
And loke )?at no mau o)?er werue
To ben ful wis and hende;
For betere were to ben wis,
han to werien fou and gris,
Were se mon shal ende.
' VVit and wisdom
Is god wareismr ^^^^^1 Hending.
3. May no mon pät is in londe,
For no }?ing )nit he con tbnde,
Wonen at hom and spede,
Feie J^ewes for to lere,
So he )?at have]? wide were
Suuht in feie j^ede.
'Also feie ]7edes.
Also feie t^ewes' Q«ad Hending.
4. Beo l^i child pe no so dere.
And hit wiile oun)7ewes lere,
Bet hit o]7er\vile;
For mute hit haven al his uille,
Niltou, wiltou, hit shal spüle.
And bicomen a tile.
'Lef child bihove)? lore,
And evere \>e levere pe more;
For betere were child ounboren, j^en ounbeten '
Quad Hending.
192 VARNHAGEN,
5. Swilke lores as jjou lerest,
After l?at j^ou sest and herest, (sp. 2)
Man, in pine jouj^e,
Shulen ]>e in beide folewen,
Bof>e on even and on morewen,
And ben pe ful cou]7e.
'.3oung wonez,
Hold mone]?'
Qwßd Hending.
6. If )?ou art ful wis mon holden,
Noust }?ou nout ]?eron to bolden,
Ne bicomen to wilde;
Ne preise icb j^e nouht for a gloiie,
Bote \>ovL lede ]?e mid howe.
And be meke and milde.
'Howe bind wisdoia'
Quad Hending.
7. üuis man halt his wordes iui
For he uelle no gle biginne,
Er he tempre his pipe;
Sot is so)?, and ]?at is sene,
For he speke)? wordes grene,
Ar \>en ha^, ben ripe.
'Sottes bolt is sone isotten'
Qwöd H<?;tdi/tg.
8. If \>e luste a suune don,
And yin herte is al ]7eron,
)>anne is god f»ou blinne;
For wen J^at hete is overgon,
And Yi wit is comen hom,
te shal j^inken winne.
'Let lust overgon, and eft hit shal Ipe liken'
Qwttd Hending.
9. If J?ou art of j'outes lijte,
And }?ou falle for ounmigte
In ani ded'iik siinne.
Ich rede j^at ]?ou hit do selde,
In p3it sunne |>at J^ou ne helde, 0'^^'^, sp. J)
Ne deie )?ou nout j^erinne.
For 'betere is heye sor, )?en al blind'
Q,iiad Hending.
ßb. Hinter nout noch be überi?eschrieben.
zu MITTELENGL. GEDICHTEN. 193
lu. If pou wilt fieses lust overcome,
F'len )7ou most and drawe a rome,
Mid eye and eke mid herte.
Of fleses lust come}? inuche same;
I>ey ]?e ]nüke swete j'e game,
He do\> ]>e soule smerte.
'Wel figt, }?at wel flej>'
QMöd Hending.
11. Wel is him ]fd.t sunne bäte)',
And J^at hit letef» and forsakef»,
Er hit ronke in rote;
For l'e mon pat longe abide}^,
Mani hertetene him tidej?,
Er him come böte.
'Wone wole wille haven o)?er wo bide'
Quad Hending.
12. Tel |?ou nevere to J^at mon
Ani same J'at )^e on,
tin härm and }n wo;
For he wolle nijt and day
Fonden hevere, J'an he may,
To maken of on two.
Fei J'ou nevere f'i ib |'at pi fot slepe]? '
Quad Hending.
13. Hold }?ou no mon for unsele,
0]7erwile |'ey he feie
Soum }7ing )>at him smerte;
For wan mon is in kare and teue,
p'enne here)^ god his bene,
l*at he bit mid herte.
'{>ere pe bale is mest, (sp. 2)
tere is pe böte nest'
Quad Hending.
14. he mon j^at is lef to don ille,
tan pe world go\> after his wille,
Ful sore him may drede;
For if man sep )?at he falle,
After help longe he may calle,
And faulen at ]>e nede.
'So jje bet pe be,
So ]'e bet pe bise' Quad H<;Mdi/ig.
13 e. hs. hererep.
Auglia, IV. band.
194 VAKNHAGEN,
15. Wo se wile here in londe liven,
Mani inanere he mot given,
\>ey him j^inke pine;
Sum for love of leve frendes,
Soum for heye of loj^e fendes,
hat willen him don tine.
'Mid selvrene stikke me shal gold graven'
Quad Hending.
IC). Of al t?at ich evere ues in hirde,
Nevere ne likede me mi wirde,
For non wines fiUe;
Bote nou at min owene won
Win and water, stok and ston,
AI goj^ me to wilie.
For 'betere is on ey wi)? beste,
ben on oxe wip eheste.
Este ben owene brondes'
Qwad H<??tding.
17. tey \>e wolde wel bicomen
For to weiden houses roume,
fcou most nede abide,
And in litele wones wike,
Til \>3it god J?e make rike,
AI wip>outen pride.
•Ounder buskes me shal fair weder abide'
Qwad Rending.
18. l>e worldes lov.e hit is wreche, (1^'^ sp- 1)
Wo hit here, ne me reche,
tau ich speke on heie;
For ich se )?e selve broj^er,
l»at litel jjenke]? of l^at opev,
Come he out of his heye.
' Fer from eye, fer from herte '
Quad Hending.
19. Wilde and waker is )?at eye,
I'at do]f manes herte fleye.
And flitten out of his rest;
terefore on mon hit to huide,
And novit leten hit so wide,
tat is aldrebest.
For 'jjat eye ne seep, herte ne rewe]^'
Quad Hending.
20. Swech man havi land {sie) mi clo]?,
I'at ofte have]? imaked me wwy,
zu MITTELENGL. GEDICHTEN. 195
Er hit come agein.
Efte )?au he havede nede,
And he wene wel to spede,
Hie shal ben him unbein.
'Seiden come)? lone lauinde homward'
Quad Hending.
21. Men se\> ofte a muche file,
l>ey he serve boten a wile,
Bicomen swij^e riebe,
And an oj^er no f'ing fonge,
l»at have}^ served swi}?e longe:
Evere he ia iliche.
'Som havej' happe, and sum hongef» bi'
Quad Hending.
22. Swech is katel to bigeten,
Serewe and kare er mid leten (sie), (sp. 2)
And eke trege and tene;
AI to dere is bouht J?at wäre,
tat man ne may wi)?outen kare
His owne herte queme.
'AI to dere is bouht honi,
l>at mon shal liken of f^ornes'
Quad Rettding.
23. I^at i give, tak hit sone;
If }7ou bidest til eftsone,
For J^oii wost me trewe,
Nilli, Willi, l^er may rise
Wrache on mani kunnes wise,
i>at ]>e Wille rewe.
'Wen me bedej^ Ipe gris, opene ]>e shet'
Quad Hending.
24. be glotoun, per he fint goed ale.
He do)? so muchel in his male,
Let he for non heye;
So longe he dof» euch mon ri^t,
tat he walke)? hom bi nigt.
And \i\> ded bi \>e waye.
'Drink eft lasse, and go bi ligtte hom'
Quad Hending.
25. If )7ou havest bred and ale,
Pult hit nout al in J^i male.
22 c. hs. (repe.
1 96 VARNHAGEN,
Del )^e 8um aboute;
Do ]?ün menske of }?ine meles,
Overal }>er me mete deles,
Ne best |70u nout wi)?oute.
'Betere is appel ijeven,
I>en al ieten'
Qwöd Hending.
20. If ]>e uontel' mete and clo)?,
Ne make ]?e nout for}?i to wroj',
tey }'ou bidde and borewe;
For he f^at have}' bis stronge plou, (1-12', sp. 1)
Mete and clo|' and goed inou,
Wot he nout }?i serewe.
'Gredi is pe goedles'
Qwöd Hending.
27. Ich se mani gadeling,
Wen me gel}^ him a luitel j'ing,
Ful wro}? in his |'0ut;
Me ]?inke]? he do|> wel bi me,
i'at geve]? me a luitel fe,
And novve)^ me rigt nouht.
" 'He |7at me luitel jef)?, he me lif on'
Qwad Renditig.
28. Ful baldeliche biswike]? he me,
l>at of mi katel makej' him tVe,
For to geten him word;
And is himself J^e meste qued,
I>at evere more breke]? bred
At his houue bord.
'Of ounbiseiewe (sie) huide me take}; brod Jjwong'
Qwad Hending.
29. Mani on sei]?, were he riche,
Sholde non oj^er ben him liehe,
Ne ben so large and fre;
Wen \>e katel is igeten,
tenne is {-■e fredom al fordeten,
And leid ounder kne.
'He is fre of hors, j'at non ne have|'"
Quad Hending.
30. Mani man .mid a luitel haute
Gay his douter at ounmaute,
her hire is luitel ]>g bet;
He migtte, wis man gif he were,
I
zu MITTELENGL. (lEDICHTEN. 197
Given hire inid a luitel more,
And haven hire wel biset.
'Ligtte chepes liij^ere forgelde)?' (sp. 2)
Quad II<^«dmg.
31. Mon ]jat marke}? after his mijtte,
Bo]?e bi day and eke bi ni^lte,
l'ey him god of j'inke os hise dedes (sie),
Him shal ofte wel bitiden,
Wen |?e sot shal sore siken
In alle hise nedes.
'Seue hon hende, sene on al'
Qiiad Rending.
32. I'ou nie lovest and i )?e,
teragein ne willi nout be,
Bote hele wat so we seye;
He \>e \voYpe]>, he welies nohut,
For he wot )?e monnes |?ohut,
He wot se]?)7e ])e weye.
*Sor is Word and sor is werk,
Sor is bite aud sor is berk'
Qwßd Eending.
33. Ofte morewen grei bigrowen,
Se]> man l^e day faire dowen,
And ful brijt on hende;
So do}» mani modersone,
Wan he lat his holde wone,
He waxe]? wis and hende.
*At eveu me shal preisen l^e feire dai'
Q?/a(l Rending.
34. If man do]^ ]?e shame an sca)'e,
Rape )?ou nohut al to raj^e
To resen and to wreken;
Fohl god and godes redes,
I'an ]>e sullen ]nne dedes
To )?i wille rechen.
'Betere is red J^en res'
Qwad Hending.
35. If ]>i loverd is neufangel,
Ne be }70u nout for]?i outgangel
Mid illore iwon;
34 e. suUen schreibe ich nach C {siillit). In der hs. lese ich en
und davor fünf senkrechte striche.
198 VARNHAGEN,
Bctere is ]>e holde loverd Ipen ]>e newe, (142^, sp. l)
}?at \>e wole frete and gnawe
To pe bare bon.
'Houngri flei bit sore'
Qwöd Hendi/ig.
36. Lipne ]?ou nohut to borewinge,
For )7ou shalt missen of mani j^inge,
Ful lef wen \>e were;
If )7ou havest )?ine oune won,
benne is ]'e borewinge overgon,
AI wijjouten kare.
'Owene is owene and oj^er mannes edwyt'
Quad Hending.
37. Mani man and mani wif
Wenen to leden here lif
Here in derne senne;
Wille \>ei, nille ]fei, out hit shal,
And ben ful couf» overal,
BoJ^e l'ikke and flenne.
'Evere come)? out uvel spo/men wolle, böte if me hit wi]?inne tor-
brenne '
Quad Hending.
38. Mani man bitwixen frendes
OJ^erwile wordes sendes,
Er ]?en \>ej weren seide;
benne wit and heres wikke (sie!)
Maken ofte wordes wikke,
bat wel mijtten ben leyde.
'Misherinde men he me biwreien'
*> Quad Hending.
39. Men sep ofte bre)Jren strive,
be wiles ]>e fader is on live,
Wo shal haven ]7at lond;
be fader may bo)7e overbide,
And ]7at lond hit may atglide (sp. 2)
Into a fremde hond.
'Heye he sit, )>at akeres de\ep'
Quai Rending.
40. bat ich teile on uvel lipe,
Mon }?at shete)? him into shipe,
Wen )>at wind is wod;
For be he comen into )jat depe,
ZV MTTTELENGL. GEDICHTEN. 199
banne may he sike and wepe,
And ben drerimod.
'Ofte rape rewe]''
Qiiad Hendi?jg.
41. If l^üu {renkest over flod,
Wen ]?e wind is Avaxe wod,
Abid fair weder and stille;
Abid and ]>o\e, if ]7ou may,
And pou slialt haven an of^er day
Weder after j'i wille.
'Muchel uf liis wille abit, ]yat wel may j^olien'
Qwöd Hending.
42. l'arf {-»e nevere gon ne sitten
Fro dore to dore, for to witten,
In londe ne in more,
bat he ne wille hiresehyen kuif^e,
Wo se wile }>erafter Mpe.
be wimman )7at is höre,
'barf l'e nevere houngen belle on bicchetaille '
Qiiad Hending.
43. Drau |'in hond wel sone ajein,
If men do]? \>e ani ounfein,
I^ere j^in auhte is lend,
So pe child bat drawe]^ is hond
Fro l^e leye an fro j^e brond,
bat is enes ibrend.
'Brend child fuir fordrede]?'
44. Hit ben manie )?at ich enowe (l'ia», sp. 1)
Ounwreste and wi}>ere (sie), slac and slowe,
Stertful, mod and sterne;
And so evere don ounwreste,
bat hy for love ne for eheste
No goed nullen lerne.
'Sher asse and shrap asse, ne bringest l?ou nevere asse to gode
rodehorse '
Qwöd Hending.
45. Wilde and wantoun is hertes wone;
So is pe fowel pej he shone (sie),
bey him hungere sore,
For to biten ani bite,
Bote his [eye] do him wite,
Wo go]' here and tore.
'Wis is ]>nt war is' Qwad Hending.
200 VARNHAGEN,
46. Frendes wordes j^er hy ben grete,
Summe bittere and suwme swete,
And wel ful of swike;
Swich have]? ]?oiihttes wel unclene,
bat hit wot wel al bidene,
And con hem faire slike.
'Hit nis noiit al gold, l^at sliine}»'
Quad Hending.
47. Eiche and povere, gonge and olde,
he wiles l^ey haven here to?ige i wolde,
tey seken here soules böte;
For ofte wen mon wenez best
Lif and hele, ro and rest,
he ax is at ]'e rote.
'Mani man wene}? ]>sit he wene ne j^arf, longa to liven, and him
\iep pe wrench'
Qwad Hending.
XII.
Zu William von Schorham.
Of brokele kende his, )?at he Aeipe,
For hy ne moje naujt dury,
And al day he to senne falle|>,
Her ne möge naugt pury
(Of serewne)s8che;
Set hope )wu wel, man, for al ]?is,
tat gojde lyf wole J^e wessche.
(Wright's ausg. s. 3; cf. Konrath, Beitr. s. 7).
Konrath nimmt zunächst anstoss au dem zweimaligen
tnoge, das, wie er meint, niciit praes. indic. sing, sein könne.
Aber auch im Ayenb. kommt möge als diese form vor. Danker,
laut- und flex.-lehre 49 bringt eine solche stelle bei^; ich füge
noch eine zweite hinzu: Vor he pet wyphalt opre manne ping mid
rvrong 'be kueade skele, zenegep dyadliche, hole yef he Mi yelde
per ha ssel, yef he hit wot and möge hit do, oper yef he ne dep
' Der Franzüs. grundtext zu dem ganzen satze lautet: La tierce
brauche (Vorguel est arrogance , que Ven apele sorquidance , ou pre-
sumpcion, quant li hons^ciiide plus de soi qii'il ne doit, c'est a dire
qu'it cuide jilus valoir que il ne vaut , ou plus pooir qu'il ne puet, ou
plus savoir qu'il ne sei, ou que il cuide valoir plus ou plus pooir ou
plus savoir que uns aulres.
zu MITTFXKNGL. GEDICHTEN. 201
hy pe rede o/'lioly cherche (ebd., s. 9). Ich setze den Franz. grund-
text dazu: Car qui retient l'autrui a tort pnr mauvaise cause,
peche mortelment , s'il ne V reut la oii il doit, sc il le sei e le
puet faire, ou s'il ne l'fait au conseil de sainie eglise. In der
fünften zeile stammt nach Konrath das von mir in klammern
gesetzte von der band des correctors; nur ssche ist ursprüng-
lich. Konrath weiss keinen rat. S. 107 heisst es:
Ac ]7ench )?ou nart böte esche,
And so )?ou lüge |:>e;
And byde god that he wesche
\>e iQ\]>Q ]?at hys in ]>q.
So, vermute ich, wird auch an der obigen stelle das reim-
wort zu tvessche ursprünglich gelautet haben essche mit of da-
vor: ^Hier kann er sicli nicht reinigen vom staube', indem
'staub' entweder bedeutet 'das irdische' oder vielleicht besser
'schmutz' (der sünde). Dieses essche verstand der corrector
nicht und setzte daher screwn (so wird, vermute ich, anstatt
serervn in der hs. zu lesen sein oder wenigstens gelesen wer-
den können) davor, womit er screwnesse {schrervnesse) = pra-
viias meinte. Das dieses wort nicht wol die ursprüngliche les-
I'erfore ine wine me ne may,
Inne si}^ere, ne inne pereye,
Ne ine l>inge, j^at nevere water nes,
IJorj cristninge man (may) reneye,
Ne inne ale (s. S).
Das von mir in klammern gesetzte may stammt nach Kon-
rath 10 von dem spätem corrector und ist also bei der er-
klärung gar nicht zu berücksichtigen. Konrath möchte dieses
reneye zu einem Afrz. bei Roquefort verzeichneten renier =
renaitre ziehen. Aber dieses reriier ist, wie auch K. bemerkt,
nicht belegt und seine existenz mehr als- zweifelhaft. — Böd-
deker, Literaturbl. 60, macht sich die sache leicht. Er fasst,
im anschluss an Monis, reneye = 'dem teufel entsagen' i und
1 Wol kommt reneye allein in der bedeuti;ng 'Gott oder dem
glauben entsagen' vor; cf. Mätzner, Spp. II 76, z. 3 anm. So auch
Afrz. renoier und Nfrz. renier. Der Französ. text zu jener stelle des
Ayenb. lautet: La tierce desloiaiiie qui naist d'orguel est renoierie. C'il
202 VAKNHAGEN,
streicht das ihm im wege stehende man einfach. Ich bezweifle,
dass diese erklärung und behandlung des textes anklang fin-
den wird.
Ich habe in meiner anzeige des Konrath'schen buches in
Steinmeyer's anz. 1277, ohne irgend etwas an dem texte zu
ändern, man als tnän = nefas gefasst, also man reneye == ne-
fas renegare. Von befreundeter seite werden mir brieflich
zwei bedenken gegen meine erklärung ausgesprochen: ^Män
scheint mir, weil es früh ausstarb, und dann der bedeutung
wegen bedenklich: bei der taufe handelt es sich nicht um
nefas., sondern die erbsünde oder den teufel'. Was das erste
dieser bedenken betrifft, so belegt Stratmann man-nefas aller-
dings nur aus dem Orm. Gleicbwol scheint mir dieser ein-
wand nicht durchschlagend zu sein, zumal wenn man bedenkt,
wie gerade im Kentischen dialekte sich alte Wörter und for-
men vielfach erhalten haben. Dagegen ist der zweite einwand
berechtigt und wirft meine erklärung über den häufen.
Und doch glaube ich auf dem richtigen wege gewesen zu
sein und bei man stehen bleiben zu sollen. Nur fasse ich das
wort jetzt nicht als abstractes, sondern als concretes subst. =
der hose (i. e. diabolus), also tnän t-eyieije = dem teufel ent-
sagen. Man wird hierbei vielleicht das fehlen des best. art.
auffällig finden. Doch man kann hier dem deofol analog be-
handelt sein, welches wort Ae. und Me. häufig ohne artikel
gebraucht wird (cf Mätzner, Gr.2 III 158; weitere belege bei
Grein I 191 und Mätzner, W. I 608). Aber alle bedenken
werden durch eine stelle beseitigt werden^ wo geradezu diabo-
lus durch ?nän übersetzt wird und das wort ebenfalls ohne art.
steht. In 0. E. Hom. II 197 heisst es: Nos sumus quasi ser-
pentes, terre corpore adherentes. Caput nostrum, fides nostra;
gemma in capite, deus in mente. Diabolus incantator, suggestio
incantacio; petra thristi divinitas; postremitas ejus humanitas;
auricula intellectus nosier. Diese sätze sind nun folgender-
massen paraphrasiert:
We bed alse j^e neddre: hie smugö strect bi ]>e eorSe, and we
don alse, )?enne we ]>e eoröeblostmes on corne and on ahte bisecheÖ
and welde?5 and noteÖ. te neddre hire turneö wile to tiesle(?), and
est bien renoies qni, etc., und gleich darauf Mais especiaument en .111.
manieres est li kons apelez renoiez e fmis crestiens.
/U MITTELKNGL. GEDICHTEN. 203
we don alse, Joanne we ure woreldAvinne swo faste biwiten, Ipenne we
ne mujen atemien to wuröen godes bord hege dages, ne eche dai bi
ure have helpe wrecche men. Neddre havet5 on hire heved derewiir?5e
gimston, and we haven on ure bileve ure drihten, on warn we bileven,
pe is alre lemene fader and welle of alle mihtin. Man mid is gele
egged US and fondet5 and forÖteÖ to idele p-onke and unnutte speche
and ivele speche, and mid wijes bipeche'?), bute we )'e warluker
US burejen; ac l^enne we atec^ j^at te ivele fondeÖ us, alse ich er
seide, buje we to |'e stone ]>e ]'e apostel of spac ]?o he sede: Petra
autem erat Christus etc.
Man siebt leicht, dass ma7i dem diaholus entspriclit, und
Morris also das fragezeichen bei der erklärung dieses man =
devil (p. 252) hätte fortlassen können.
And bäume his riche and tokened loog
Of )?are holy prowesse. (s. U)
Ich habe Anz. V 258 tokened in tokenef» zu ändern vorge-
schlagen. Das ist unnötig. Das Mittelkent. hat, wie bekannt-
lich auch andere dialekte, für 3. präs. sing. ind. neben ep auch
et und ed. Belege aus den Kent. Sermons und Ayenb. bei
Danker a. a. o. 41. Aber auch bei Schorh. ist t und d neben
p nicht selten: rvescht 1% 15 13, 5520, gaynet 67», aspiet 67 1^;
schewed 96^6, 99 1» neben schewep 972, jb. n, 982'. Dahin ge-
hört auch tokened.
te bisschop, wane he ordre]' l'es,
Take ham bok«? of cristnynge
Ol'er of o]>QX conjuremens
Ageyns l^e foule l^ynge,
And seggej?:
'Takef> power to legge hand
Over ham p»at fendes op biggej?'.
(s. 48; cf. auch Konrath 28)
Sowol Wright, als Wülcker (Ae. leseb. I 24 und 136) und
Konrath verbinden in der letzten zeile ophiggep. Wülcker
glaubt in beziehung auf letzteres wort wegen des op nicht an
Uggen = bew^ohnen, wohnen, denken zu dürfen, auch nicht
an huggen = kaufen, sondern an be^en, bügen = biegen, be-
wegen und fasst opbiggen = antreiben. Aber einmal ist eine
solche bedeutung nicht belegt; dann aber ist, wie Konrath
"2(l4 - VARXHAGEX,
a. a. 0. ausführt , auch des gg wegen diese auflfassurig zu be-
anstanden. Doch weiss Konrath keine andere erkärung bei-
zubringen. Ich glaube, die sache ist ziemlich einfach. Ich
verbinde op nicht mit biggep, sondern fasse es als nachgestellte
Präposition, zu pat gehörig, und nehme biggep = wohnen.
Also: ^Nehmet hin die macht, die band denen aufzulegen, auf
welchen die teufel wohnen.' Dies entspricht also dem sinne
nach ganz den von Konrath angeführten Worten der Ordination:
Habeto (für unsern text hahete) potestatem hnponendi manum super
energume7ium.
Für Ae. secgan bietet Ayenb. stets sigge {zlgge), und so ist
auch an der vorliegenden stelle, wie auch der reim verlangt,
siggep für seggep zu schreiben. Dem siggep ist toke coordi-
niert. Letztere form, die hier nur conjunctiv sein könnte,
kann also nicht wol richtig sein, da siggep durch den reim
gedeckt ist. Es wird daher takep oder takp zu lesen sein,
wie auch Wülcker a. a. o. 136 vorschlägt; cf, auch zwei ganz
ähnliche stellen:
Pe bisschop, wanne he ordre)? l^es*,
Takj? ham^ j^e cherchekeyje. (s. 47)
te bysschop, wenne he ordre]' thes,
I^e redyngeboke hym take]?. (s. 4S)
Aber welche formen sind nun siggep und takep der obigen
stelle? Konrath 'scheint s'eggep {siggep) als 3. sing, praes.,
wenn auch nicht ganz unmöglich, doch mehr als zweifelhaft',
da er sich 'weder aus Schorh. noch aus dem Ayenb, an die
uncontrahierte form des sing, (und dazu noch mit gg) erinnern'
kann. Auch ich kenne nur saip, zaip, seip in beiden texten.
Man könnte also geneigt sein, siggep (und dann auch takep)
als plur. zu fassen; dann wäre statt bisschop zu schreiben
bisschopes, sowie statt he hi. Aber diese durch die auffassung
des siggep als plur. notwendig werdenden änderungen machen
bedenklich. Dazu kommt, dass man das subj. eher im sing.,
als im plur. erwartet; cf. die oben angeführten stellen; ferner
And wanne J^at hey ordred hys
I>e bisschop sehel hym teche. (s. 49)
' Dahinter bei Wright noch clerekes , was zu streichen ist (cf.
Konrath).
- Hs. hym, von Konrath in harn oder hem gebessert.
zu MITTELENGL. GEDICHTEN. 205
Man wild daher eher den umgekehrten sehluss zu machen
berechtigt sein, nämlich dass, trotz des obigen einwandes,
siggep als sing, zu fassen ist. Bei den mancherlei altertüm-
lichen Zügen, die der Mittelkent. dialekt zeigt, sind wir wol
zu der annähme berechtigt, dass der dichter, der sonst die
formen saijj, seip gebraucht, hier dem reim zu liebe die alter-
tümliche form s'iggep == Ae. secgep aufgenommen hat. Uebrigens,
da Stratmann Me. seggep oder siggep als sing, gar nicht belegt
führe ich die folgende stelle an:
l>e king \>q grete}? Basan
And segge}^ micl sore,
l'at he nele na more etc.
(Lag. B. 10499 ff.)
To wyte ]^anne wat god hagt,
Is eche man wel yh[e]alde.
Prof ich may teile ase ich wot,
Ase o)7er men me tealde,
And ase hyt hys in holye bolce
Iwryten ine many a felde.
LestneJ? to mey, par charyte,
Bo]7e gonge and ealdel (s. 91 j
Dazu Konrath a. a. o. 40: 'Kann felde {: tealde : ealde) die
bedeutung stelle (eines buchen) haben V oder muss es nicht
etwa heissen mamjfealde = 7nultifarie? Das erste in wäre
dann praepos., das zweite adverb.' Zunächst also verlaugt der
reim feaUie. Jene erste frage K's glaube ich in dieser all-
gemeinheit so lauge verneinen zu müssen, bis belege beige-
bracht sind. Weun man aber für mang a f ealde schreibt mamjfealde
und dies = multifarie nimmt, so scheint das zweite ine doch
recht auffällig. Böddeker, Literaturblatt 60, will das ine kurzer
band nun auch noch streichen; — das streichen ist freilich
immer das bequemste. — Ich glaube dass ine many a fealde
zusammengehört und unverändert beizubehalten ist. Die er-
klärung linde ich in den beiden folgenden stellen:
The fendys for fere shall lalle gerne,
For drede to helle shull )>ey turne.
Ther be paynus, hote and colde,
Grj'ndyng of tej^e in mony folde.
(Anglia UI 54b, v. 215 ff.)
prof, wie s. 4, 34, (iT etc.
206 VARNHAGEN,
More curtaysi and mor honowr
Fand he wij? j^am in J^at tour,
And mar confor}?, by mony falde,
tan Colgrevance had him of talde.
(Yw. a. Gaw. (iU5 ff.)
An diesen beiden stellen fasse ich in mony folde und hy
mony falde in der bedeutung- 'in mannich faltigkeit, viel.' In
gleichem sinne fasse ich das ine many a fealde an der obigen
stelle aus Schorham: 'Wie es im heiligen buche geschrieben
ist in manuichfaltigkeit', d. h. oft. Auf diese weise bekommen
wir für fealde hier dann freilich die bedeutung 'stelle eines
buches', denn man kann ebenso gut übersetzen: 'an mancher
stelle.' Aber daraus dass man hier so übersetzen kann, folgt
natürlich keineswegs für feald überhaupt die bedeutung 'stelle
eines buches.' Welches nun die eigentliche bedeutung von
fold, fald, feald an jenen drei stellen ist, ist mir nicht klar.
Berücksichtigt man nur die beiden stellen aus den 15 zeichen
und Yw. a. Gaw. , so könnte man geneigt sein , mony folde
{falde) als ein wort zu fassen, entsprechend Ahd. manag falti
= mulütudo , Groth. '* manag falpei (cf. Goth. ainfalpei , Ahd. ein-
fdlti). Dem widerspricht aber der unbest. art. in der stelle
aus Schorh., der es wahrscheinlich macht, dass auch an den
beiden andern stellen fold, fald als selbständiges sbst. zu
fassen ist. Liegt etwa jenes Goth. falpei in ainfalpei vor?
Anz. V 259 bin ich der ansieht gewesen, dass manslegpe
nicht die bedeutung homicida haben könne. Ich lasse jetzt
mein bedenken fallen auf grund der folgenden stelle aus dem
Pater noster (Morris, 0. E. Hom. I s. 57):
Ne beo ]7u nawiht monslaht,
Ne in hordom, dei ne naht. (v. 45—46)
Hier ist die form durch den reim gesichert. Nimmt man
dazu die von Mätzner, Spp. II 65 citierte stelle aus Ten comm.
und die drei aus Schorh. — die von Mätzner a. a. o. beige-
brachten stellen aus Ayenb. sind bei Michels vielfach gedanken-
loser Übersetzungsmanier nicht sicher beweisend — , so wird
man dem sonst als abstractum gebräuchlichen manslaht , man-
sle^pe die concrete bedeutung 'mörder' nicht vorenthalten können.
Um eine genügende erklärung bin ich freilich verlegen.
£\J MITTELENGL. GEDICHTEN. 207
So hygt nys naujt sennelyas
l>at child, j^at have}? lyf,
Ybore o)'er onbore was,
Bote crystnynge brekej? j^at stryf. (s. 105)
Dazu Konrath 46: 'Bote stand im ms. anfänglich hinter
was, dort wurde es ausradiert und vor crystnynge hingeschrie-
ben. Vielleicht täte man am besten, hote ganz wegzulassen,
nach onbore ein komma zu setzen und was als genitiv von
n;o {== n>hoJ zu nehmen und auf crystnynge zu beziehen : dessen
taufe'. Aber abgesehen davon, dass diese erklärung nur durch
Streichung von böte möglich wird, welches wort doch, da K.
das gegenteil nicht bemerkt, von der band des ursprünglichen
Schreibers, nicht des spätem correctors stammen muss, wäre
doch die Stellung des rel. pron. recht auffällig. Ich habe Anz.
V 259 eine andere fassung vorgeschlagen. Aber von derselben
befreundeten seite, von der das obige bedenken gegen ttmn
herrührt, werde ich darauf hingewiesen, dass diese meine er-
klärung unhaltbar ist. Ich ziehe sie daher zurück und ver-
suche eine andere. Ich halte den überlieferten text unverändert
bei und fasse die dritte zeile als relativsatz, noch von dem
pat der vorhergehenden zeile abhängig: 'So ist es nicht sün-
denlos, das kind, welches leben hat, schon geboren oder noch
nicht geboren wurde, aber...', d.h. das kind, mag es nun
schon geboren sein oder sich noch im mutterleibe befinden.
Das stryf der vierten zeile geht auf die erbsünde, durch die
schon das kind ein sünder ist. Afrz. estrl/' bedeutet auch
peme, chagrin (cf auch Ztschr. f. d. Oesterr. gym. 1879, 848),
doch bin ich hier um eine passende Übersetzung verlegen.
Vielleicht kann man das wort frei durch 'fluch' wiedergeben:
'Aber die taufe zerstört diesen fluch'.
XIII.
Zu dem ' Streitgedichte zwischen drossel und nachtigall'.
Dieses gedieht wurde nach Digby 86 abgedruckt in Rel.
ant. I 241 ö'.; coUation dazu in Stengels beschreibung dieser
hs. s. 64. Sodann ist es nach derselben hs. wieder abgedruckt
bei Hazlitt, Rem. I 50 fl^., wobei jedoch mehrere versehen aus
dem erstem drucke herübergenommen sind. Ein fragment
208 VARNHAGEN,
einer weitem aufzeichnung findet sich in der Auchinleck-
handschrift und ist abgedruckt von D. Laing in A penni worthe
of witte etc. Ich teile dieses fragment hier von neuem nach
der hs. mit.
Le n wi]7 love . . . (fol. 279 v sp. 1)
Wi}? blosme and wi}> briddes roun,
te notes of \>q hasel springe]?;
I>e dewes derken in J^e dale
5 l'e notes of j^e nijtingale,
bis foules miri singej?.
Ich herd a striif bituixen to,
tat on of wele, l^at o)?er of wo,
Bituen hem to yfere.
10 tat on berief» wimen ^pat ben hende,
tat o]7er he wald fawe sehende.
tis strif ge mow yhere.
te nijtingale haf> ynome
To speke for wimen atte frome,
15 Of shame he wald hem were.
te )?rustelcok he speke)? ay,
He seyt bi nijtes and bi day,
tat ]?ai ben fendes fere.
For \>&\ bitraien ev^n man,
20 tat mest bileve)? hem on,
tei J?ai be milde of obere,
tai ben fals and fikel to fond,
And wirchej' wo in everi lond,
It were better ]?at hye nere.
te nijtingale:
25 Schäme it is to blame levedi,
For J'ai ben hende of curtaisi;
Y rede |?at ]?ou lete.
Nas never breche non so strong,
No wij? rijt, no wi)? wrong, ,
1 — 2. Cf. Leuten ys come wip love to toune, Wip hlosmen and rvip
briddes roune (Frühlingsgedicht, Böddeker 164). — 5 — ü. Ich vermag
diesen beiden versen, die doch wol zu verbinden sind, einen rechten
sinn nicht abzugewinnen. D hat: Pe dewes darknep in pe dale For
longing of pe ni^ttegale, was ich übersetze: 'Der tau versteckt sich im
tale aus Sehnsucht nach der nachtigall', d.h. um die nachtigall, nach
deren gesange er sich sehnt, nicht an ihrem kommen zu hindern, ver-
steckt der tau sich in den tälern.
zu MITTELENGL. GEDICHTEN. 209
30 tat Wimen no mijf bete.
Ysuujten lieni ]>a.t ben wrof'e,
And inakej^ leve {^at is loj^e,
Wip gatne men schuld hem jjrete.
l'is vvarlcl weiv iioujt, gif wimew nere, (sp. 2)
35 Yiuaked f>ai ben to mannes tere,
Nis no|7ing lialf so swete.
te )7rostelcok:
I uiay Wimen lieri noiigt,
For pSLX ben fals and fikel of t^oujt,
So me is don to understond.
40 Y take witnes of mani and feie,
hat riebe were of worldes wele
And fre, to senden hem sond.
t>ei l^ai ben fair and brigt in hewe,
I>ai ben fals, fikel, untrewe,
45 And wurche}? wo in ich lond.
King Alisaunder mene)? him of hem.
In \>e World nis non so crafti men,
No non so riebe of lond.
i>e uijtingale:
l>rusteikok, }7ou art wode,
5U Or ^ou canst to litel gode,
Wimen for to sehende.
It is pe best drurie,
And mi'st pni cun of curteisie,
Nis no |nng al so hende.
55. Her love is swetter ywis,
tan Ipe braunche of licoris,
Lofsum pai ben and hende.
Wele swetter is her brej^»,
tan ani milke oj^er me}^,
60 And lovelich in armes to wende.
te )?rostelcok:
Nigtingale, poa hast wrong,
As ich finde in mi song,
For ich hold \\'\p pe rigt.
Y take witnisse of Wawain,
65 tat Crist jaf mijt and main.
And trewest was of knijt.
>jo Wide so he hadde riden and gon,
Fals fond he never non,
Bi day no bi nigt.
70 Foule, for J?i fals mouj?e,
Aiiglia, IV. band.
210 VARNHAGEN, 7.V MITTELENGL. GEDICHTEN.
I>itie sawes schal be wide couj^e;
Alijt whare j^oii ligt.
t>e nigtingale:
Ichave leve to alijt here
In orchard and iu erbere
(iREIFSVVALD. HeRMAXX VaRNHAGEN.
H A M L E T,
NACH SHAKESPEARES MANUSCRIPT.
Die fra<i:e nach den Verhältnissen zwischen quarto 1, quarto
2 und folio 1 von Shakespcare's Hamlet ist noch immer eine
oflene, trotz der vielen, zum teil recht geistreichen abhand-
hiugeu, zu denen sie anlass gegeben. Leider aber sind die-
selben gewöhnlich mehr geistreich als kritisch. Eine ausnähme
von der grossen zahl solcher Untersuchungen machen diejenigen,
welche Tycho Mommsen bei gelegenheit einer kritik des De-
lius'schen Hamlet (1854) in Jahu's Neuen Jahrbüchern für Phi-
lologie und Pädagogik (vol. 72 [1855], pp. 57, 107, 159Ö'.) ver-
öffentlicht hat. Da finden wir den weg bezeichnet, auf welchem
die Shakespeare -kritik sich bewegen sollte und den Mommsen
später (Prolegomeua zu seiner ausgäbe von Romeo and Juliet,
Oldenburg 1859) mit ebenso grosser entschiedenheit wie glän-
zendem erfolge einschlug. Es ist zu bedauern, dass M. seine
methode nicht auch auf Hamlet angewandt hat, wo er doch
selbst (N. Jb. p. 108) die grosse bedeutung der lösung unserer
frage für die gesammte Shakespeare -kritik hervorhebt, und
überraschend muss es erscheinen , dass zwanzig jähre ver-
streichen konnten ohne einen anderweitigen versuch in dieser
richtung. Die Wichtigkeit einer solchen Untersuchung der Ham-
letfrage in M.'s geiste und der umstand, dass seine ausführungen
hier und da gewisse modificationen nötig und andrerseits auch
mancherlei neue beweisgründe zulässig erscheinen Hessen, wer-
den hinreichen, einen neuen versuch zur lösung der Hamlet-
frage zu rechtfertigen. Zur Orientierung in derselben mag auf
die treffenden auseiuandersetzungen M.'s in N. Jb. p, 108 f. hin-
gewiesen werden, und es gereicht mir zu besonderer genug-
tuung, hinzuzufügen, dass ich seine argumente fast überall
unanfechtbar gefunden habe und mich dem ergebnis seiner
14*
2 1 2 TANGER,
untersuchuDgeu iu folge meiner eigenen liabe im grossen und
ganzen anschliessen können.
Mit bezug auf Romeo and Juliet hat M. vor kurzem einen
nachfolger gefunden in Kobert Gericke, welcher im Shakespeare-
Jahrbuch, bd. XIV eine abhandluug veröffentlicht hat (Romeo
and Juliet nach Sh.'s ms.), deren zweck es ist, M.'s argumente
durch zum teil neue, freilich nicht immer sehr stichhaltige, zu
bekräftigen und somit wie M. zu beweisen , dass wir doch
etwas direct aus Sh.'s ms. besitzen. Doch will ich gern zu-
geben, dass sich auch manches willkommene und beherzigens-
werte in Gericke's aufsatz flndet und werde ich im folgenden
mehrfach gelegenheit haben, seiner zu gedenken, wenn auch
nur bei gewissen einzelheiten, denn meine Untersuchungen
waren bereits beendet, als mir Gericke's abhandlung in die
bände kam: ich konnte daher nur wenige einzelheiten daraus
bei eiaer letzten durchsieht meiner arbeit benutzen.
Wol aber habe ich geglaubt am besten zu tun. wenn ich
mich, wo es nur immer angieug, eng an M. anschloss, dessen
Prolegomena mir, wie mau leicht sehen wird, zum grösten teil
als Vorbild gedient haben.
Es leuchtet ein, dass, ehe ich au die Untersuchung der
Verhältnisse und des Zusammenhanges der oben erwähnten alten
ausgaben gehen konnte, ilcr wert der einzelneu ausgaben be-
stimmt und vor allem untersucht werden muste, ob vielleicht
eine ilarunter trotz der zweifei oder eher Verneinung fast aller
Shakespeare -kritikcr doch nach des dichters eigenem ms. ge-
druckt sei. Dass derselben dann in allen zweifelhaften fällen
die entscheidende stimme gelassen werden miiste, darüber
waltet kein zweifel ob. In dem folgenden will ich nun ver-
suchen darzulegen, nicht, dass Q^^ von Hamlet wirklich nach
des dichters hs. gedruckt sei, sondern nur, dass wir mit der-
selben berechtiguug bei Q2 H diesen glauben hegen dürfen
wie nach M.'s trefflichen Untersuchungen bei Q2 R J.
Zu beachten freilieh ist hierbei, dass, selbst wenn man
dem resultat M.'s nur wahrseheinlichheit, nicht gewisheit zu-
gestehen will, diese Wahrscheinlichkeit beträchtlich erhöht wird,
wenn wir finden, dass seine scharfsinnigen argumente fast in
allen punkten eine überraschende bestätigung aus Q2 H finden.
Um dies deutlich hervortreten zu lassen und um eine ver-
gleichung, mit den Proleg. zu erleichtern, habe ich mich auch
HAMI.KT. 213
in f1er äusseren anordminjr im folgenden so weit wie tunlich
M. angeschlossen. Daher nenne ich die erste Q (raiihausgabe)
von 1G03 = a, die zweite Q von lö04, welche uns zum ersten
male den vollständigen text bringt, = ß, und die erste folio
von 1623 = A.
{i wird charakterisiert durch:
1. Orthographische eigentümlichkeiten.
a) Häufige homographie in Keimen und Wortspielen nach
Spenser's und Marlowe's manier:
spighl-right (1. act, schluss); III, 1, 160: mee-see] in dem
stück der Schauspieler: sheene-heene\ ?noone-doone\ rest-hrest
(dies auch iu RJ); trec-hee {esse). Ferner III, 2, 269: oh Dä-
mon deere-heere. III, 3: helowe-goe , aber III, 1: so-go. In
Ophelias liederu: yoiaig men will doo't — too'l\ gone-mone
(= moan) ; up he rose — close (= clothes). — Freilich treffen
wir auch ausnahmen: tend-frlend (obgleich I, 5, 185 Ms loue
and frending to you): wed-dead, pole-soule, bed-dead (cf. Pro-
leg, p. 28: hed-hed), aber vielleicht ist der anerkanutermassen
höchst nachlässige j:?-setzer nicht schuldlos an solchen ab-
weichungen von der regel.
b) Composita werden in /V oft ohne bindestrich einfach
zusammengedruckt, während in den folgenden ausgaben der
bindestrich meist gesetzt ist:
Leedgemen (A: Leige-men) , LazerUke (A: Lazar-like),
orehanging {y, d, d. h. die folgenden Q.'s ore-hanged, A: ore-
hanglng), whlrbvmd (A : Whirle-nnnde), Joi-nimen (A: Journey-
?nen), comedled (A: co-mingled), SchoolefeUorvs (fehlt in A),
Grauemakers, (aber V, 1, 66: graue-maker\ A: -), Shypwright
(V, 1) aber ship-writes (1,1), gamgiulng (= gamghdng V, 2,
203): -/ (Q;j) schon zeigt in folge des kleinen Versehens in ß
das unsinnige game-giuing. — Ausserdem gil)t es viele zusam-
mengesetzte ausdrücke, deren componenten weniger eng ver-
bunden sind und deshalb auch äusserlicli getrennt erscheinen:
in ß gewöhnlich ohne, in den andern ausgaben meist schon
mit bindestrich: post hast (A : post-haste), muddy metteld (A:
muddy-metled), pidgion liuerd (A : Pigeon-Liuer'd), torvne cryer
(A : Town - Cryer), thought sick (A : -) , true loue shoures (A :
true-loue showres). Ueberhaupt sind biudestriche sehr selten in
ß\ die meisten nacli ore (oder ouer), um die Verbindung mit
214 TANGER,
Verben oder adjektiven zu bewirken. Dem wood-cockes in I, 3
steht Tvoodcock in V, 2 gegenüber.
c) ß zeigt noch zuweilen die alte art nasale zu bezeichnen,
d. h. einen kleinen wagrechten strich (oder") über dem vorher-
gehenden vocal: III, 2, 55 ifie für them, ebenso IV, 3, 50;
IV, 6, 10: frö für from, V, 1, 31 theselues.
d) Der gebrauch grosser anfangsbuchstaben in ß erscheint
ausserordentlich beschränkt im vergleich zu A. Eigennamen
natürlich werden gross geschrieben, ebenso die meisten personen-
und Ortsbezeichnungen, überhaupt Wörter, die sich ihrem sinne
oder gebrauch gemäs den eigennamen nähern. So erscheinen
beinahe als eigennamen:
ISatu7-e (meist personifiziert), Fortune, Ministers (= Angels), Qent-
lemen, Gltost, 5^?-/;^^/ (geiueint ist Claudius), Piotie?- und Mole (= Ghosi);
if 1 had played ihe Deske, sagt Polonius von sich; Fishmonger (= Pol.);
Tragedians, Faukners , Cyclops , Recorders, Chronides {= Players),
Asse (so nennt sich Hamlet), Theater, Matron (= Oertrude), Chorus,
Schoolefellorves (Ros. und Guild.), Mountibanck , Gardners, Tanner,
Ditchers., Jester, Sexten, Grauemakers , Mason, Harlot, Shypwright,
Baker, Shepheards , Her od , il/oor^ (= Claudius), Esill, Lady warmes
Choples , Marmaide , Sunne, Bloone. — Thier- und pflanzennamen: Glo-
ivorme , Cock (als herold des morgens), Violet, Porpentine, Crab, Hauke,
Rose (= H and Oph.), Omle , Doiie , Camclion , Capon, Rauen, Cat,
Camell , Dogge, fVezell, Whale , Rat, Apc, Adders, Pelican, Sparrowe,
Crocadile, TVillow, Sheepe, Calues und Ophelias blumennamen. — Staat,
krieg, kirche etc.: Army , Armor , Arm'd, Armes, Cannon, Cannoneere,
Leedgemen, Coronation, Crowne, Crowners, King, Empire, Realme, Cap-
taine , Counsayler , Maiestie , Maiesticall , Kingdom, Court, Courtiers,
Doomesday, Diadem, Law, Lawyer, Cicatrice, Lniversitie, Doctor, Ladies,
Nunry, Christian, Pagan, Churches, Churchyards, Chappell, Death, buyer
of Land , Bagger , Rapier , Poynards , Scrimures , Duckat, Ceremonie,
Crants, Requietn, Seafight, Statuts, ludges, Heraldiie.
Kunstausdrücke, fremdwörter, specielle sachnamen und
Ortsangaben :
Omen, Capapea, Climatures, Eastward (freilich auch east and tvest
1,3), Center, Zone, Seiler ige , Lobby, Cabin, Brooke , Romadge , Appa-
rision, Rennish, Swinish, Hobby-horse, Orchard, Hebona, Lazerlike, ylw-
/?cAt? (disposition), Amber, Tennis, Arras, Adietv, Canopie, Quintessence,
Picture, Philosophie-^ die namen der dramatischen dichtungsarten, Gutes,
Carbuncles , Bison, Hectique , Mallico, Cataplasme, Challice, Axe, Egge-
shell, Sendall shoone, my Coach (ruft Ophelia), pit of Clay , Giues {to
graces) Letters, Millions of Acres, Comma , Parchment, Lome {= loam)
Beare-barrels, Angle, Unice und Onixe.
Alle diese Wörter in ß werden die zahl zweihundert kaum
überschreiten; in A dagegen brauchen wir nicht über die zweite
HAMLET. 215
scene des ersten nktes hinauszugeheu, um ebenso viele grosse
anfangsbuchstaben zu treffen, ganz abgesehen natürlich von
eigennamen.
e) To, he, she, me etc., wenn mit nachdruck gebraucht,
tinden wir oft mit doppeltem vokal:
I, 1,5: Barnardo. Hee. III, 2,231: and rvee that haue free
soules V, 1,57: graue-maker, the houses hee makes , V, 1, 1: Is
shee to he huried . . . . who . . .; V, 1, 14: Giue mee leaue IV, 3, 13:
where is hee\ IV, 7, 1 1 : to mee tha'r strong, IV, 1, 13: had wee
heen there: V, 1, 146: The7'e the men are as mad as hee] I, 1, 131:
That mag to thee doe ease, and grace to ?nee; III, 2,292: For,
for mee to put hm Andrerseits aber stossen wir auch auf
fälle wie: III, 2, 38: to laugh to\ V, 2, 305: on me, welche zeigen,
dass diese regel nicht immer beobachtet wurde, wenigstens
nicht von dem j9-setzer, dem wir es wahrscheinlich auch zuzu-
schreiben haben, wenn wir die vokalverdopplung am unrich-
tigen orte antreffen: V, 2, 307: the kings too blame.
f) Einfache konsonanten nach kurzen vokalen:
chopine (A: choppme)\ Bison {k: Bisson)\ wand für wann'd\
comerse\ quils] iminent -^ titlest (fehlt in A); aber im ganzen
sind diese fälle so selten, und andrerseits widersprechende
Schreibungen so häufig in ßE, dass ich es nicht für ratsam
halte, dies als ein beweismittel zu betracliten.
g) Einige einzelheiten.
1. ß scheint -ie dem finalen -y vorzuziehen: quantitie , me-
morie, extremitie (auch -y) entreatie, validitie, memorie (auch -y),
stie für stye (A), Ceremonie. Philosophie, eternitie, fantasie, dig-
nitie, secrecie, beautie, Maiestie, Canopie, Ijreuilie, dutie, policie,
extacie, lunacie, propertie , soueraigntie, remedie, Heraldrie, pro-
montorie etc., sogar fortie dicht neben fifty II, 2, 382. Doch sind
auch Wörter mit y nicht gerade selten:
dignitiy, boimty , bloody, baudy, primy, fnelancholy, cauiary,
sauory, guality, liberiy (auch tie), Citty, Lady, discouery, mercy,
luxury , Lobby, stithy , safety , gentry , body (auch hodie) gelly,
fancy, husbandry, importunity , contumely etc. und die adverbia
auf -ly. Für beide Schreibweisen Hessen sich noch viele bei-
spiele beibringen, aber die Vorliebe von ß für -ie lässt sich
nicht verkennen, besonders wenn man einen blick auf die ent-
sprechenden Wörter in A wirft: Maiesty, Moity, Eiernity, Nohility,
dexterity, Soueraignty, Philosophy, Canopy, Promontory und viele
216 TANGER,
andre, die in ß -ic zeigen. Also auch in dieser hinsieht zeigt
sich uns A moderner als ß.
II. ea für e oder ee: shepheards, learmes, sleaded für sled-
ded, aleauen (11) compleat, sogar receaue, leasure, iheame, strings
of sleale, seale-slaughier (cf. deale für devil 11,2,575), weast-
ward, Beare-harretl (A: Beere-), slearne (A: Sterne) 111,4,129.
III. Aehnlich oa für o? (s. Proleg. p. 31). Hierin kann ich
von |3H nicht sagen, was M. von ßlXi behauptet, da ich kein
einziges beispiel hierfür getroffen habe; im gegenteil hat A
zuweilen oa, wo ß o (ou) zeigt: III, 2, 50: coaj/d {ß copt); 1, 2, 105:
From the first Coarse- {corse, ß course). Wenn wir aber in
betracht ziehen, dass A an verschiedenen stellen das ea für e
wie ß bewahrt hat (z. b. fearmes, III, 4, 128: ß k: least für lest,
Theame V, 1,256; aber Theme ib. 254), so erscheint es möglich,
wenn nicht wahrscheinlich, dass der /3-setzer, der sich auch
manchmal aufgerafft zu haben scheint, in seiner weise kritik
zu üben, die ihm anstössigen oa für o unterdrückt hab^, wäh-
rend derjenige, der das stück für die Schauspieler oder das
theater abschrieb, in mehreren fällen dem original genau folgte.
So mögen einige solche oa in die spätere folio geraten sein.
Dies allerdings muss vorerst noch Vermutung bleiben, und tun
wir wol am besten diesem puukte noch keine beweisende kraft
einzuräumen.
IV. QU zur bezeichnuug des vokallautes wie in blood: ouglij,
s'bloud, houdge (auch nicht häufig in /5H).
V. -er für our: fauors, honos, honoi-'d, Annor. Auch diese
fälle sind ziemlich selten in ß.
VI. Kein stummes e nach c/rV Zwar findet mau einige
Avörter in j9H auf -ck ohne folgendes stummes e ausgehend
(z. b. thought sich. A: -sicke), aber die Schreibung mit e {lacke,
Anticke, necke, sicke, locke, propheticke etc., sogar ^: -c/re gegen-
über -ck in A, gar nicht selten) finden sich in einer so über-
wiegenden mehrzahl der fälle, dass auch dieser punkt weiterer
bestätigung durch künftige Untersuchungen bedarf, denn dem
l3-setzer dies beharrliche hinzusetzen des stummen e in so vielen
fällen zuzuschreiben, hiesse ihm mehr aufmerksamkeit und con-
sequenz zutrauen, als er nachweislich besessen hat.
VII. Vor 0 zeigt sich oft i statt e: bountious, incestious (V,
2, 312) für incestuous (I, 5, 42), hiddmis, pitfious, impifions, pid-
gion, outragious, heautious (A: e), Ironchions. — Hierbei mögen
HAMLET. 217
uocb zwei audere eischeinuDgeu erwähnt werdeu, die ich in
ßU beobachtete; sie sind an sich zwar unbedeutend, gewin-
nen aber an bedeutung im verein mit allem bisher gesagten.
Shakespeare scheint palatales g als dff geschrieben zu haben:
dirdge (A: Dirge) sprmdge (A ebenso): act V, [aber Springs
(A: springes): act I; hier liegt in ß offenbar ein druckfehler
vor]; Romadge, Leedgemen (A Leige-men) Sindging, siedge, re-
uendge (auch reuenge). Ferner fiel mir auf: way, rvayd, rvayed,
was einige male in ß vorkommt für weigh und jveighed (vgl.
aber auch III, '2, 26 ß: ore- weigh, A: o?'e way). AVie wir unten
bei der besprechuug der orthographischen behandlung der Syn-
kope in ß sehen werden, huldigte Sh. bei seiner Orthographie in
nicht geringem masse phonetischen grundsätzen, und dazu
würde der obige einzelfall trefi'lich passen. A liest weigh:
1,3,17; 1,3,29; IV, 3, 6.
Mommsen (Proleg. p. 33) schliesst aus mehreren auffallen-
den beispielen einer Verwechslung von n und ii in jiRJ., dass
in Sh's handschrift diese beiden bnchstaben sehr ähnlich ge-
wesen sein müssen. Auch in |i?H findet man solche fälle:
I, 2, 83: deuote statt denote\ 1, 3, 76: loue statt lone = loan,
und, was mehr beweist als hundert andere beispiele, die form
des namens Bosencraus, wie sie uns regelmässig in ß entgegen-
tritt statt Rosencrans. Letzteres ist unbestreitbar Sh's Schreib-
weise gewesen und sollte statt des leidigen Rosencrantz (Fur-
ness etc.) aufgenommen werden. Zugleich mag hier die be-
merkung räum finden, dass Sh's ms. die namen Gertrude und
Osrick wol in der form Gerlrard und Ostr'<ck{e) aufwies. Wollte
er den namen einen fremdartigen klang verleihen? Jedenfalls
steht fest, dass wir durchgehend s in ß Gertrard lesen, und
auch überall Ostrick{e), ausser an den beiden letzten stellen.
Da liest ß: Enter Osrick und in der folgenden zeile V, 2, 337,
als riibium Osr. Ob diese beiden ausnahmen nun dem setzer
oder Sh. selber zuzuschreiben seien, kann niemand entscheiden.
Bemerkenswert aber ist es, dass in ß der name Ostrick über-
haupt erst in der letzten scene des letzten aktes erscheint,
während vorher dafür Courtier steht: Sh. fand es nachträglich
ratsam, dem Courtier einen namen zu geben, versäumte es
aber, die änderung auch im ersten teile des aktes vorzunehmen.
Diese nachlässigkeit in des dichters ms. ging in die Quartes
über, wurde aber von Heminge und Condell beseitigt (s. ahn-
218 TANGER,
liehe incousequeuzeu unten, wo 'auffallende fehler in ß' be-
sprochen werden). Wenn A durchgehends Gerirude und Osricke
liest, so zeigt uns das nur, wie aus dem von Sh. wol absicht-
lich etwas fremdartig gestalteten namen im munde der Schau-
spieler die üblicheren geworden waren (s. Furness New Var.
Hamlet vol. I, ]). 424, note 80). a gibt Ostrick's namen gar
nicht, liest aber Gerlred (einmal verdruckt Gerterd), was, da
es auch von der gewöhnlichen form abweicht, eher für ^3 Ger-
trard als für A Gertrude spricht. So viel über Gertrard,
Ostrick und Rosencrans. Ein so consequentes Rosencraus in ß
lässt sich allerdings allein durch eine grosse ähnlichkeit zwischen
Sh's n und u erklären und w^eist daher auf Sh's ms. als vor-
läge hin; wenn aber M. (ib.) annimmt, dass Sh's e und o
(auch a) ebenfalls ihrer ähnlichkeit wegen oft verwechselt wor-
den seien, so ist dem entgegenzustellen, dass zahlreiche Ver-
wechslungen von e und o und a ebenso leicht und befriedigend
auf andre weise erklärt werden können. Mr. Wm. Blades,
im Athenajum 1872, I, p. 114, hat einen artikel veröffentlicht
über: Common typographkal Errors tvith especial reference to
the text of Shakespeare.^
> Indem ich auf diesen artikel verweise, beschränke ich mich hier
darauf, zu bemerken, dass Blades drei arten von fehlem unterscheidet:
I.Fehler durch verhören, 2. fehler durch versehen, 3. fehler wegen eines
von den englischen setzern so genannten 'foul case'. Fehler der letzten
art sind von den beiden vorigen durchaus verschieden, da sie rein
äusserer, mechanischer natur sind. Einzelne typen gelangen auf diese
oder jene weise nicht selten in falsche abteilungen des Setzkastens. Wer
das 'absetzen' in einer druckerei aus eigener anschauung kennt, wird
leicht verstehen, wie einzelne typen statt in ihre eigenen, in die links
und rechts daneben- oder in die nächsten darunterliegenden abteilungen
fliegen (der Setzkasten steht mit seiner hinteren seite, bekanntlich etwas
höher). Dies illustriert nun Bladee durch zwei diagramme, welche Setz-
kästen aus Sh's zeit darstellen und durch welche er sich anspruch auf
unsern dank erworben hat, was auch der wert seiner sonstigen aus-
führungen sein möge. Es genügt hier die anordnung einiger abteilungen
in seinen alten kästen anzudeuten:
b c d e i s f g sh
1 mnhoypqw
V u t a r
Es erhellt sofort, dass o sicher recht oft unter a, und e auch nicht
selten, wenn auch vielleicht nicht ganz so häutig, unter o gefunden
wurde, so dass der setzer selbst ohne sich zu vergreifen, einen falschen
buchstaben setzen konnte.
HAMLET. 219
2. Grammatische eigentümlichkeiten.
Einige grammatische züge in ,'3H erinnern an ähnliche,
welche M. aus ßRJ (Proleg. p. 23 flf.) hervorhebt: 111,2, 119
Within's two howres (auch A so). II, 2, 36, ib. 501 und III, 1, 43
liest ß you, A ye. Dies sind die einzigen abweichungeu, welche
ich in dem gebrauche dieses pronomens zwischen ß und A be-
obachtet habe, und überhaupt findet sich ye verliältnismässig
so selten in i3H, dass es mislich wäre, irgend eine theorie
über den gebrauch von you und ye aufzustellen.
Sh. brauchte zuweilen den nom. für den acc. von prono-
minibus (s. Proleg. 25 f.). Aus H lassen sich anführen: 1,2, 190:
Sarv who'^ I, 2, 105: From the /irst course, tili he that died to
day. Vielleicht haben wir ein drittes beispiel hiervon in der
bekannten stelle 1,4,54:
Making night hidious and \ve fools of nature.
(cf. Furness, New Var. Handet, vol. I, p. 91).
Einfache Wortzusammenstellungen ohne geuitiv-Ä in ß schei-
nen auch auf des dichters handschrift zurückzuführen (cf Pro-
leg, p. 27). Ein beispiel aus ßW: I, 5, 58: ß morfüng air, A:
mornings air.
ß enthält auch einige dialektische oder archaistische for-
men, welche, vom dichter wol nicht ohne absieht gebraucht,
von den andern ausgaben beseitigt worden sind:
III, 1, 147: no mo marriage (A: rnore) ß: ivhiles während A
rvhilst \mi^i: 1,3,49; 111,4,148; 11,2,106; Sith, k: since V\,
2,6; ib. 12; toward, A: totvards : I, 2,55; ib. 112 (umgekehrt
II, 2, 356). Häufiger noch findet sich a statt he, haue, of: in
Ophelia's wahnreden und in der kirchhofscene. A liest he
statt ß a: V, 2, 102, I, 2, 186 und 187, II, 2, 187, 188; III, 2, 83;
ib. 249 etc. ; IV, 5, 62 ( A : ha done). Auch Hamlets monolog
in III, 3 bietet einige beispiele eines solchen a, wo A he liest:
Äotr a is a pi^aying (A: now he is praying).
Man beachte auch, dass A das altertümliche a \o\- praying
tilgt. In zeile 91 derselben sceue finden wir ebenso:
ß: At game, a sweuriiig
A: At gaming, swearing , was hoffentlich nicht wie-
der in künftigen kritischen ausgaben auftauchen wird.
Zum schluss sei auch gewisser verbalformen gedacht wie:
strooken, A: strucken III, 2, 259; strooke, A: Struck V, 2, 25 ;
220 TANGER,
tooke (\)]x), A: taken\,\,\3], welche auch ihr seheiflein zur be-
stätigung dessen beitragen, wasM. hierüber (Proleg. p. 26 f.) angibt.
Man kann eben nicht leicht den gedanken von sich weisen,
durch den sich das Vorhandensein solcher eigenartigen gram-
matischen wie orthographischen erscheinungen am ungezwungen-
sten erklären lässt, nämlich, dass die oben angedeuteten züge
Sh's ms. charakterisierten und , obgleich durch einen unauf-
merksamen und nicht selten gewissenlosen setzer arg verwischt,
doch noch, wenn auch nur hier und da, in der direkt nach
des dichters ms. gedruckten ß ausgäbe viel besser erkennbar
sind als in den abhängigen alten ausgaben. Immerhin aber
müssen wir eingestehen, dass die bisherigen ausführungen
allein nicht schwer genug wiegen, um unsere annähme recht
glaubwürdig erscheinen zu lassen. Es fehlt aber zum glück
auch an gewichtigeren beweisgründen nicht. Werfen wir zu-
nächst einen blick auf
3. Die auffallenden fehler in |3H.
Dass in Sh's ms. die verse manchmal undeutlich abgetrennt
gewesen sein müssen, hat M. aus ßUJ nachgewiesen. Auch
in H finden sich zwei solcher fälle, obgleich einer vielleicht
auch der Unaufmerksamkeit des setzers zugeschrieben werden
kann. I, 5, 52:
To those of mine^ but vertue as it neuer will be moued,
in ß und A in eine zeile gedruckt, rührt unzweifelhaft aus des
dichters ms. her; der setzer sowol als der abschreiber haben
diese zu lange zeile beibehalten, welche sich so in ß und
A zeigt.
Die schwierige stelle II, 2, 562:
And fall a cursing like a very drabbe; a staliyon, fie vppnnt foh,
ebenfalls in ß in eine zeile gezwängt, scheint mir auch auf
des dichters ms. hinzuweisen. Sh. hat sich hier wol nicht um
das versabteilen gekümmert, da er den regelmässigen fluss
des metrums durch die leidenschaftlichen ausrufe unterbrechen
wollte. Erst mit der zeile:
That guilty creatures, sitting at a play,
fängt das regelmässige metrum wieder an. Es stimmt ganz
zu unsrer Vorstellung von Sh's art zu schaffen, wenn wir an-
nehmen , dass der setzer an dieser stelle im ms. keine deut-
HAMLET. 22 1
liehe \ersabteilniig- vorfand, bis zu der eben gegebenen zeile
hin. Daher das nionstruni von zeiie in ß. Ich werde in diesem
glauben noch })estürkt, dass sieh auch fehlerhafte versabteilung
gerade an dieser stelle in A findet: wahrscheinlich hat der
theaterabschreiber sich auch treulich Sh's ms. angeschlossen,
aber Heminge und Condell fielen über diese uugebürliche
zeile her und brachten bei aller ehrlichen und guten absieht
nur noch mehr Verwirrung in diese stelle, indem sie teilten:
And fall a cursing like a very Drab
A ScullionV Fye vpon't: Foh. Aboiit my Braine.
I haue heard, that guilty (Jreatures, sitting at a Play, etc.
Das gewis echte hum vor / haue heard etc. haben sie ge-
opfert, aber trotzdem findet ß bei all seiner verderbtheit noch
eher das regelmässige metrum, auch äusserlich, wieder, als
die folio.
Ebenfalls auf eigentümlichkeiteu in des dichters hs. sind
wol einige versehen in den rubris iu ß zurückzuführea (siehe
Gericke a. a. o. p. 04). 111, 4, 52 steht das rubrum Hamlet eine
zeile zu hoch, so dass Hamlet's rede ganz unpassend anfängt:
'That roares so lou'd, and thiinders in the Index,
'Looke heere vpon this Picture'etc.
Hier ist auch an das oben erwähnte Courtier statt Ostrick
zu erinnern (s. Gericke, a. a. o. p. 50 ff. wo ähnliches in |3R J be-
sprochen wird). Während vor den reden der königin in ß das
rubrum Quee durchaus das gewöhnliche ist, macht act. 111, 4,
der auftritt zwischen mutter und söhn, eine ausnähme, denn
da lesen wir nur einmal (z. 21) Quee, sonst durch die ganze
scene Ger.{lrard). ß IV, 5, 16 w^erden die worte der königin
'Lei her come in' fälschlich Horatio zuerteilt (über diese dunkle
stelle s. weiter unten), da das rubrum Quee. in Sh's. ms. ein
wenig zu niedrig stand. Auch der umstand, dass wir in ß
zweimal das rubrum Doct. (V, 1) finden, trotz der anrede chur-
lish Priest im text, weist auf eine entsprechende inconsequenz
in des dichters hs, hin. A. liest beide male Priest. — Ich
möchte hier noch drei fälle etwas andrer art anreihen. III, 2,
170 u. 71 und ebd. 212 u. 213 finden wir zwei kleine zwischen-
redeu Hamlet's an den raud gedruckt. An der ersteren stelle
lesen wir:
Harn. That's
wormwood.
222 TAXGER,
und an der letzteren :
Ham. If she should
breake it now
In dem ersten falle fährt die königin ohne pause in der
rede fort, und dies tritt also auch äusserlich in ß hervor. Ob
nun Hamlet's Zwischenrufe vom dichter in seinem ms. mit
willen oder nur als nachträgliche zusätze an den rand gesetzt
worden sind, mag dahingestellt bleiben: jedenfalls ist an eine
nachlässigkeit des setzers in zwei solchen fällen nicht zu
denken; er hielt sich beim setzen eben genau an seine vorläge.
A., wie zu erwarten, tilgt auch diese charakteristischen züge,
indem es Hamlet's ausrufe sorgsam in den text rückt. — IV,
5,62 lesen wir in ß am rande die worte:
(He answers)
neben der liedzeile:
'So would I a done' etc.
Sehen diese worte nicht aus als wären sie — meinetwegen
während einer augenblicklichen Unachtsamkeit des dichters
unversehens an den rand seines ms. geraten? Sie sind über-
fliissig, — das sahen H. C. wol und unterdrückten die worte
ganz in A, aber dass die worte von Sh., der sie beim schreiben
des liedes wol sicherlich gedacht hat, unwillkürlich mit
niedergeschrieben worden seien, ist viel eher anzunehmen, als
dass der setzer sie willkürlich an den rand gesetzt habe.
Gericke (1. c. pp. 53 — 58) hat, abgesehen von einzelnen,
gelegentlichen bemerkungen Momnisen's, meines wissens zuerst
eine andre erscheinung von nicht geringer tragweite gebürend
gewürdigt. Er findet aus ßRJ, dass Sh. versfragmente ge-
wöhnlich ablöst und besondere zeilen bilden lässt, wenn hinter
ihnen eine pause (gleichviel ob mit oder ohne Interpunktion)
eintritt; findet keine pause statt, so büsst das versfragment
seine Selbstständigkeit ein und wird mit dem folgenden verse
zu einer zeile verbunden. Gericke hat, soweit ersichtlich, nur
die anfange der reden in betracht gezogen; als ich aber die
betreftende praxis in /^H festzustellen suchte, fand ich es rat-
sam, auch die versfragmente im innern der reden von der
Untersuchung nicht auszuschliessen. Ich fand die obige regel
bestätigt:
1. Im anfang der reden
a) nach vollständigen schlussversen: in 5 fällen;
HAMLET. 223
b) nach unvollständigen schlussversen: in 61 fällen;
2. Im innern von reden: in 14 fällen.
Sieben fälle er.schienen mir zweifelhaft (1,2,184; 1,4,77;
1,5, 159; 111,1,31; 111,4,81; IV, 5, 16; V,2,239); unbedingte aus-
nahmen fand ich nur sieben, davon vier im anfang von reden,
wo das fragment trotz pause zum folgenden verse gezogen ist
(111,4,200; IV, 7, 60; V, 1,247: V,2, 314); zwei der.'^elben art im
innern von reden (I, 1,129; u. IV, 7, 157 beide male stimmen
A ü. ß überein), und ein anderes, auch im innern (11, 2, 540 :
ß u. A), wo trotz pause das fragment zur vorigen zcile ge-
zogen ist. Vergleichen wir nun A mit ß, so finden wir, dass
A nur in zwei fällen der regel folgt, wo ß eine ausnähme auf-
weist (V, 1,247 u. V, 2,314), dass in 68 fiillen in A wie ß die
regel befolgt wird, und dass an 10 stellen A gegen die regel
verstösst, wo ß sie befolgt. Dieser letztere unterschied zwi-
schen den beiden ausgaben ist hier von besonderem Interesse.
Nur zwei die.ser Verstösse in A (IV, 7,58; V, 2, 329) finden sich
im anfang der reden, alle andern im innern; es scheint also,
dass H. C. es nicht liebten, zusammenhängende reden durch zu
kurze verse im druck 'verunziert' zu sehen, während sie den
sinn und zweck kurzer verse im anfang der reden richtig ver-
standen haben mögen; daher denn auch die häufige Überein-
stimmung mit ß in solchen fällen. Schliesslich erwähnt Ge-
ricke (I.e. p. 57) einige stellen in ßRJ, wo verse auf zwei
Zeilen verteilt sind, wenn sie durch eine starke pause natur-
gemäs in die zwei teile zerfallen. In f? H IV, 3, 58 beobachten
wir dieselbe erscheinung, die in diesem falle auch auf A über-
gegangen ist, während ß noch drei weitere beispiele aufweist
(III, 1,24 ü. 25; I, 5, 123; III, 4, 201), wo A aber diesen bedeut-
samen zug wie so viele andre, verwischt hat, indem die zu-
sammengehörigen versteile auch in eine zeile gedruckt sind.
Man sieht, A verläugnet seinen moderneren Charakter nicht,
und selbst aus solchen scheinbar unbedeutenden umständen
erhellt, um wie viel näher ß dem ms. des dichters steht als A.
Obgleich H. C. uns in der vorrede zu ihrer folio sagen,
'that they haue scarse receiued from him a blot in his papers',
tue ich Sh. gewis kein unrecht, wenn ich auch ihm die echt
menschliche schwäche gelegentlichen corrigierens zutraue. Seine
correkturen mögen sauber und wenig auffallend gewesen sein,
und in der tat deutet manches in ß darauf hin. dass sie zu-
224 TAXGER,
weilen zu wenig auffallend, möglicherweise für den setzer
auch etwas ungewöhnlich und unverständlich waren, so dass
sie gelegentlich übersehen oder misverstanden wurden; bei
einem so nachlässigen und unaufmerksamen setzer wie der
von ß, war dies ohnehin nur zu leicht möglich.
Z. b. II 2, 73:
'Griues him threescore thouaand crownes in annual fee' — :
Hier stört -score das metrura; a u. A lesen auch nur three
fhousand; wir dürfen daher schliessen, dass threescore ursprüng-
lich von Sh. geschrieben, dann -score vielleicht etwas undeut-
lich ausgestrichen oder sonstwie zur auslassung bezeichnet
worden sei, und dass der gedankenlose setzer trotzdem three-
score setzte und so den hinkenden vers in ß verschuldete.
1112,158:
'Eyther none, in neither ought, or in extremitie.'
Der vers ist in ß zu lang. Sh. fieng ursprünglich wol die
zeile an: Eyther none — aber fand es für gut, diese worte
durch die ziemlich dasselbe bedeutenden: in neither ought zu
ersetzen, wodurch die entsprechende A- zeile zu stände kam.
Der setzer aber scheint auch hier die correktur in des dich-
ters hs, übersehen zu haben. — Die beiden vorhergehenden
Zeilen in ß lesen sich auch, als ob der setzer sich an ihnen
versündigt hätte. Die ganze hier in betracht kommende stelle
lautet in ß:
' must.
For women feare too much, euen as they loue,
And womens feare and loue hold quantitie,
Eyther none, in lieither ought, or in extremitie,
Now what my Lord is proofe hath made you know,
And as my loue is clz'd, my feare is so,
Where loue is great, the litlest doubts are feare,
Where little feares grow great, great loue grows there.'
Kaum irgend ein fortschritt des gedankens in diesen zeihen!
Sie enthalten nur Variationen über das einfache thema:
' Womens feare and loue hold quantitie.'
Hierzu kommt, dass die erste zeile die einzige ist, welche
allein dasteht, während wir sonst in der ganzen tragischen
'einlage' reimpaare habeq. Das macht diese zeile verdächtig.
Ich vermute, Sh. hatte in seinem ms. irgendwie die worte:
[-women feare too much, euen as they loue
And-]
1
i
HAMLET. 225
mit einem zeichen versehen, dass sie ausgelassen werden soll-
ten. Dann würde der anfang lauten:
'For womens feare and loue hold quantitie,
In neither ouglit or in extremitie ' etc.
was genau zu der lesart in A stimmt.
Die möglichkeit einer zufälligen auslassung der fraglichen
Worte in A will ich durchaus nicht in abrede stellen; nur
frage ich, ob meine obige Vermutung nicht mehr für sich hat,
besonders da das oben hervorgehobene thema mehr als hin-
reichend in den übrigen zeilen ausgearbeitet ist. Wir werden
durch jene einfache annähme die einzige reimlose zeile in dem
ganzen 'Play' los, wir verndndern die unerträgliche breite der
stelle und trauen dem f:?-setzer doch nur das zu, was die
Zweifler auch dem A-setzer zur last legen müssen: Unaufmerk-
samkeit, wovon der /^-setzer überdies an derselben stelle noch
einen andern beweis geliefert hat in dem unsinnigen 'Lo7'd'
für 'loue'.
Ein solches übersehen der besserungen des dichters scheint
auch noch einige andere fehler in [i veranlasst zu haben.
III, 3, 17: Roseucrans legt dem könige in einer recht
pathetischen rede die gröste vorsieht für seine werte person
ans herz, 'denn' sagt er:
'Maiestie
'Dies not alone, but iike a Gulfe doth draw
'Wtiat's neere it, with it, or it is a massie wheele.'
Dies or scheint hier ganz und gar nicht an seinem orte;
es nimmt sich lächerlich prosaisch aus an dieser stelle und
verdirbt ausserdem das metrum. Wieder vermute ich, dass das
in des dichters hs. vielleicht etwas undeutlich ausgestrichene
wort von dem |3-sPtzer gedankenlos mitgesetzt wurde, während
der aufmerksamere theaterabschreiber es richtig ausliess, wes-
halb wir es auch nicht in A finden.
IV, 5, 72. Diese stelle zeigt durch zwei umstände, wie
wenig des |3-setzers gedauken bei der arbeit waren. Sie lautet:
'0 this is the poyson of deepe griefe, it Springs all from her Fathers
death, aiid now behold, 6 Gertraid, Gertrard' etc.
Die erste dieser zeilen sollte nach Springs abgebrochen
sein und die flickworte: and now behold sollten überhaupt nicht
dastehen, da sie durch den passenderen ausruf: o Gertrard,
Gertrard ersetzt sind.
Anglia, IV. band. 15
226 TANGER,
Auch sie stören das metruni. Die stelle lautet iu der von
Sh. beabsichtigten berichtigung:
'0 this is the poyson of deepe griefe, it Springs
All from her Fathers death; o Gertrard, Gertrard' etc.
wie A in der tat auch liest; der theaterabsehreiber war auch
hier wol wieder aufmerksamer bei der benutzung von Sh.'s ms.
als der /3-setzer (cf. Stratmann's anm. Furness New Var.
Haml. I, p. 335).
IV, 7, 8:
'As by your safetie, greatnes, wisdome all things eise
You mainly were stirr'd vp.'
greatnes fehlt in A, und da es den vers in (3 zu lang macht,
darf man auch diesen fall wol auffassen wie die obigen.
I, 7, 173:
'But our cull-cold maydes doe dead mens fingers call them'
cull- stört das metrum und fehlt in A. Derselbe fall wie oben.
Möglicherweise haben wir in dem hypheu noch eine spur von
Sh.'s auslassungszeichen oder strich durch das wort, der dem
oberflächlichen setzer wie ein bindestrich erschien.
V, 2, 284?
'Come, for the third Laertes, you doe but dally'
A lässt doe aus und macht so die zeile metrisch richtig; aber
vielleicht ist prosa hier beabsichtigt.
Mommsen, welcher ähnliche beispiele aus ß RJ bespricht
(Proleg. p. 33) hält dieselben für den stärksten beweis, dass ß
direkt nach des dichters ms. gedruckt sei. In der tat, wenn
auch das Vorhandensein der oben erwähnten orthographischen
und grammatischen eigentiimlichkeiten ia ß sich durch eine
sehr aufmerksame uud sorgfältige abschrift von des dichters
ms. die dem setzer vorgelegen hätte, erklären Hessen, so stossen
wir damit doch auf einen argen Widerspruch, ganz abgesehen
davon, dass für die text-kritik eine solche sorgfältige
abschrift mit dem originale gleichbedeutend sein
würde. Der abschreiber nämlich müste zugleich ein muster
an Sorgfalt und ein monstrum an dummheit und uachlässigkeit
sein, denn wie kämen sonst jene zeichen missachteter correk-
turen in die /^-ausgäbe? Ist es da nicht viel natürlicher, uns
durch die vielen anzeichen von der Wahrheit der zu beweisenden
annahmen überzeugen zu lassen?
HAMLET. 227
Mit den eben besproebenen erscheinungen in des dichters
hs. bangt vermutlieb die besebaffenheit des anfanges von IV, 5
eng zusammen. Diese stelle, welebe schon zu vielen erörte-
rungen anlass gegeben bat (s. Furness, a. a. o. I, p. 326 f.) lau-
tet in ß:
'Enter Horatio, Gertrard, and a Gentleman.
Quee. I will not speake with her.
Gent. Shee is iraportunate
Indeede distiact, her moode will needs be pittied
Quee. What wonld she haue?
Gent. She speakes mueh of her father, sayes she heares
There's tricks ith world, and hems, and beates her hart,
Spurnes enuiously at strawes, speakes things in doubt
That carry but hälfe sence, her speech is nothing,
Yet the vnshaped vse of it doth moue
The hearers to collection, they yawne at it,
And botch the words vp fit to theyr owne thoughts,
Which as her wincks, and nods, and gestures yield them,
Indeede would make one thinke there might be thought
Though nothing sure yet niuch vnhappily.
Hora. Twere good she were spoken with, for she may strew
Dangerous conjectures in ill breeding uiindes,
Let her come in.
Enter Ophelia.
Quee. To my sicke soule, as sinnes true nature is,
Each toy seeuies prologue to some great amisse,
So füll of artlesse iealousie is guilt
It Spills itself, in fearing to be spylt.'
A zeigt die folgenden abweicbungen:
Enter Queene and Horatio.
Hör. spricht die worte des Gent, bis vnhappily. Dann, statt
des rubrums //or«. setzt A Qu. und lässt ganz unpassender
weise die königin ohne Unterbrechung sprechen von 'Twere
good' bis 'be spiW, da die bübnenweisung
'Enter Ophelia distracted.'
gerade vor Ophelia's erste worte gedruckt ist. ß hat kein
Exit Ophelia, auch kein Exil nach des königs aufforderuug
'Follow her dose' etc.
A druckt:
Goodnight, goodnight. Exit
gibt aber, wie ß, kein Exit nach des königs Worten.
Ohne mich auf Widerlegung früherer conjekturen oder
emendationen einzulassen, halte ich es für wahrscheinlich, dass
15*
228 TANGER,
auch hier im ms. des dichters änderungen vorgenommen seien,
die der ^-setzer wie gewöhnlich übersah oder falsch verstand.
Ich glaube, Horatio sollte hier überhaupt nicht auftreten, und
Hanmer hat ihn in der tat auch entfernt aus dieser scene,
welche er zwischen Queen und Gentleman spielen lässt, frei-
lich, so viel ich weiss, ohne seine gründe anzugeben. Sh. be-
obachtet durch das ganze stück die etiquetteregel des vortritts
in seinen bühnen Weisungen, ausser wenn er, wie I, 2, beson-
dere zwecke verfolgt, wo Hamlet trübselig unter den letzten
auf der bühne erscheint. In dem vorliegenden falle findet eine
unerklärliche ab weich ung von dieser regel statt. Aber abge-
sehen von dieser rein äusserlichen erwägung, stossen wir auf
eine andere Schwierigkeit, mögen wir uns nun für ß oder
A entscheiden.
Behalten wir IV, 7 im äuge, so ist kein zweifei, dass
scene VI zu derselben zeit wie scene V, nur an einem andern
orte spielt. Dies ist aber unmöglich, wenn Horatio in scene V
auftritt und hernach die aufsieht über die davongehende Ophelia
übernimmt, denn wie kann er dann gleich die matrosen em-
pfangen?
Wir müssen annehmen, dass Horatio, der dringenden bitte
Hamlets entsprechend, gleich nach der beförderung des briefes
an den könig den huf verlassen habe. Er wüste also ebenso
wenig von Ophelia's Wahnsinn wie von ihrem tode, sonst wäre
auch die kirchhofscene unverständlich, wo Hamlet mit keiner
silbe derjenigen gedenkt, welche er so sehr geliebt, dass er
sagen konnte:
'forty thousand brothers
C'ould uot, with all their quantity of love
Make up my sum!'
wo seine ' lotvering rage' hervorbricht in folge der schmerz-
lichen Überraschung (cf. V, 1, 230)? Oder sollen wir annehmen,
dass Horatio, Hamlet's einziger freund und vertrauter, und mit-
wisser aller seiner gelieimnisse und plane, um Ophelias Un-
glück- gewust und dem nächst beteiligten nichts mitgeteilt
habe? Mir will es scheinen, als hätte Sh. ursprünglich, wie
es allein richtig war, nur die königin und den gentleman, die
scene eröflnen lassen, und als hätte er nachträglich, um dem
wünsche seiner mitschauspieler gemäs eine person zu sparen,
HAMLET. 229
statt des Gent, den doch bald darauf auftretenden Horatio
eingeführt und die änderung nur flüchtig und nicht durch-
gehend» in seinem ms. verzeichnet. Dass die änderung nur
aus praktischen bühnenrücksichten gemacht wurde, scheint
daraus hervorzugehen, dass A hier die Königin und Horatio
auftreten lässt und sich auch in a (Furness's Reprint, a. a. o.
vol. II, 11.1747 — 1782) eine scene zwischen denselben persouen
findet, über die ich mich bei einer andern gelegenheit aus-
spreche. Auf eine Verwirrung und undeutlichkeit in des dich-
ters ms. an dieser stelle weist auch der umstand hin . dass
selbst in A in der Verteilung der reden sich uuzuträglichkeiten
bemerkbar machen, wie oben angegeben. Der sonst gewissen-
haftere theaterschreiber hatte sich hier wol auch nicht zarecht
gefunden.
Der einwurf, dass Sh. gewis nicht ungeschickt genug ge-
ändert liaben könne um Widersprüche im stück selbst zu ver-
anlassen, ist nicht sehr stichhaltig. Hat Sh. seiner gesellschaft
zu liebe nicht seinen Hamlet so verstümmelt über die bühne
gehen lassen müssen? Hätte er sich da gegen solchen nicht
gerade sehr auffallenden Widerspruch noch ernstlich sträuben
können? Und angenommen, wir dürften ihm diese gleich-
gültigkeit nicht zutrauen, so ist es ja gar noch nicht erwiesen,
dass Sh. nicht selber auch zuweilen unachtsam gewesen sein
könne. Sehen wir eine andre stelle an, IV 1, 35:
'And from bis mother's closet hath he dragg'd Mm'.
Diese worte sind ganz passend, wenn wir dem scenen-
arrangement in ,i folgen, wo der könig und die königin
nicht mehr im gemach der königin, sondern in einem andern
zimmer sind. Die Schauspieler, so belehrt uns A, hatten sich
die Sache vereinfacht, indem der könig einfach zu seiner in
ihrem gemache zurückbleibenden gemabliu tritt, wo dann aller-
dings die oben citierteu worte schlecht angebracht sind. So
unerhört also scheinen solche kleine versehen bei Sh. nicht zu
sein. — Die dunkelheit in diesem punkte scheint also nicht
durch die nachlässigkeit der setzer, sondern durch die des
dichters entstanden zu sein.
Die bisher zu tage getietene auffallende ähnlichkeit der
Verhältnisse bei i9RJ und ,?H erstreckt sich noch auf einen
andern punkt, nämlich
230 TANGER,
4. Die orthographische behandlung der syncope in ;:;.
Cf. M. Proleg. p. 94 ff.
I. Syncope der formen auf -ed.
Sh. hat nicht immer die syncope äusserlich bezeichnet,
aber wenn er es tat, so findet M aus ß'RJ, folgte er drei haupt-
prinzipien, die hier durch beispiele aus ßU bestätigt werden
mögen :
1. Nach consonantisch auslautenden stammen wird nur d
oder t gesetzt;
a) d, wenn die stamme auf weiche consonanten aus-
gehen: /, m, n, r, b, g, th, z und sanftes s. Z. b.:
What, has this thing appeard again —
Words of so sweet breath composd —
an understanding simple and vnschoold —
Brutus kild me — dond bis close —
a tbing a little soyld witb working —
I seald my bard consent —
Nor baue we beerin bard —
My wits diseasd —
Wby sbould tbe poore be flatterd —
Tbat opend lies witbin our remedie —
He raisd a sigb —
Must bis cboise be circumscribd —
Doomd for a certain tearme —
CO u find to fast in fires —
If you baue betberto conceald tbis sigbt —
tbis side of our knowne world esteemd bim —
Still am I cald — So frownd be once
Puld tbe poore wretcb etc.
b) t nach harten consonanten: p, k, /, scharfen Zisch-
lauten s, c, cJi, tch, X (und in einigen Wörtern mit
hartem w, n wie hurnt etc.). Z. b.:
Thereto prickt on — Sharkt vp a list —
Thrice he walkt — He batb mucb talkt of you —
By tbeir opprest and feare surprised eyes —
My necessaries are imbarckt —
Whiles (like) a puft and reckles libertine —
Thougb to a radiant Angle linckt —
Vnmixt witb baser matter —
My sea-gowne scarft about me —
I would haue sucb a fellow wbipt —
But sure tbe sense |1 Is appoplext —
In second busband let me be accurst —
HAMLET. 231
Makes vs tradust and taxed (!) of other uations —
Tis in niy ineiuory lockt — And fixt his eyes vpon youV —
Devoutly to be wisht — And vanisht from onr sight —
But better lookt into —
And he beseecht nie to intreat your Maiesties —
And dupt the Chamber doore —
Thue waa I at once dispatclit etc.
2, Was die anfügung eines finalen e hetrifit, so lässt sich
trotz der wenigen von mir beobachteten fälle in ßR, doch
noch die regel erkennen, welcher Sh, folgte.
I. Ein flu. e wird gesetzt nach stammen mit langem vocal:
u) selten nach harten consonanten, z. b.:
They bore liim bare-faste on the Beere.
ß) Häutiger nach weichen consonanteu, z. b.:
Is by a tbrged proeesse of my death
Ranckely abusde '
How now, what hath befalne ~
And be not from his reason falne therou.
Falne on th'inuentors heads —
That he cride out t'would be a sight indeed.
(letzteres vielleicht blos diuckfehler?) Auch laue (That you
haue taue these teuders etc.) für taAeu gehört hierher.
II. Kein e nach kurzen eudsilben, also nie etwa: prickte
oder vanishle. Es gibt ausnahmen von diesen regeln aber im
ganzen wird in ß so selten der apostro])h zur bezeichnung der
Synkope gebraucht, und scheinbar unsyncopierte formen, wo
Synkope tatsächlich statt hat, auch so selten, dass wir wol mit
recht in der orthographischen behaudlung der synkope einen
zug Sh'sclier Schreibweise erblicken. Wenn wir in ß Unge-
heuerlichkeiten begegnen wie: ha's, applau'd, prou'd death, so
sind dieselben natürlich dem setzer zuzuschreiben, der auch
noch in einigen andern fällen von des dichters praxis abge-
wichen zu sein scheint:
Pop't in between th'election —
How let the doore be lock't —
And from his moihers closet hath he dreg'd him —
Whom I will trust as I will Adders fang'd —
Then are dream't of —
What look't he frowningly — etc.
' Aber: As it hath vsd to doe, wo wegen des scharfen *• ein l an-
gebracht gewesen wäre.
232 TANGER,
In gewissen andern formen aber dürfte der apontroph vom
dichter selbst herrühren, so z. b.:
The pooie advanc'd, makes fiiends of euemies —
wo er dem c seinen Zischlaut erhalten soll. Aehnlich:
And Ile be plac'd (so please you) in the eare —
His doublet all vnbrac'd —
This gentle and vnforc'd accord —
Are burnt and purg'd away — auch reueng'd.
Wahrscheinlich auch in:
Will you be rul'd by me —
I fear'd he did but trifle —
To heare him so inclin'd —
Hath op't his ponderous . . . jaws etc.,
wo der apostroph dazu dient, die länge des vokals zu be-
zeichnen.
3. Stämme, welche auf einen vokal oder halbvokal endigen,
werden anders behandelt:
A. Stämme auf conson. u lassen nie einfach den vokal
der endung fallen, sondern
«) wenn kurz, werden sie mit apostroph geschrieben:
Honord, belou'd, and haply one as kind —
Hee's lou'd of the distracted multitude —
ß) wenn lang, behalten sie entweder den vokal der endung:
Whose wicked deede thy most ingenious sence
Depriued thee of —
Are beere arriued — To haue prooued most royall —
I was the more deceiued —
He receiued them of him that brought them —
He is justly serued — oder
j') sie werden auch mit apostroph geschrieben:
And gather by him as he is behau'd —
Tis too much proou'd, that with deuotious visage —
The obseru'd of all obseruers — ;
so auch reseru'd, seru'd, relieu'd, belieu'd, greeu'd etc.
B. Stämme auf -ow und -eiv nehmen gewöhnlich keinen
apostroph, sondern
ß) sie lassen selten den vokal der endung einfach abfallen:
Where the dead body is bestowd
ß) sie behalten meistens das e bei, selbst wenn synkope eintritt:
So hallo wed and so gratious is that time —
With which she followed my poore fathers bodie —
as vnualewed persons doe —
Moones with borrowed sheene —
Hees vnfellowed — .
Where the dead body is bestowd —
HAMLET. 233
Folgende beispiele, welche, entgegen der angäbe Mommsen's (Proleg.
p. !»6), dass sich hierbei nie der apostroph zeige, doch mit apostroph
geschrieben sind, verdienen beuchtung:
Which may to you perhaps seenie luuch vnsinnow'd —
Yet beere she is allow'd her virgin Crants —
Not shriuing time alow'd —
And not haue strew'd tliy graue —.
Hatte .sich seit RJ in Sh.'s grundsat/. eine änderung vollzogen,
oder sind diese fälle dem ,j?-setzer zuzuschreiben?
C, Vokalisch auslautende stamme nehmen höchst selten
(/ haue HO life to breath ff hat thou hast sai/d — fehler des
Setzers?) einen apostroph, sondern
«) sie lassen ihr e zuweilen fallen:
stayd it long? — Long stayd he so - Eis greatnes wayd. ~
Twere better not assayd — .
ß) sie behalten meistens ihr e bei: And you arestayedfor — That
a has layed a great wager (auch layd kommt vor), so dass hierin
wenig unterschied herscht zwischen Sh.'s und der modernen Ortho-
graphie.
Ausser diesen drei hau])tregeln erkennt mau in (i noch eine
vierte, die sowol orthographischer wie phonetischer natur ist.
4) Paroxytona auf er, el {Je), en {pni) können die vokale
dieser tonlosen endsilben einbiissen statt des fiexions -e, so dass
fälle von muta c. liq. entstehen :
incomhred, incountred, vnmastred, vttred, vn/iuzled, sn/fred,
rvrinckled, rememhred , jwysned — ; solchen beispielen treten
gegenüber: nmddy-metteld, flatierd, opend, temperd, wagerd ^ia.
Auch vor andern endsilben trefien wir dieselbe art synkope:
Vpon the talke of poysning — Aitends the hoysirous raine
— Clambring to hang —^ The wandring starres — llfe-r endring
Pelican — No reckning made — my exlent {ß extent oöenbar
drnckfehler) friends — Threatn'mg the ßames — Like. to a mur-
dring peece — ßarhry horses — cusnage, abei" That thus hath
cosund you at hodman blind.
II. Uusynkopierte formen auf -ed.
Nach dem obengesagten, und nuter ausnähme der stamme,
die auf vokale oder halbvokale endigen, finden wir, dass for-
men, welche nicht synkopiert erscheinen, auch nicht synkopiert
zu lesen sind. Dies gesetz aber unterliegt drei wichtigen
beschrän k ungen :
1. Das imperfectum ist gewöhnlich synkopiert. ßYL bietet keine
ausnähme.
234 TANGER,
2. Von männlichen stammen werden die nn synkopierten participia
praeteriti vorzugsweise als adjectiva gebraucht;
And with such maimed i-ites —
Yet the vnshaped vse of it doth moue —
A sauagenes in vnreclaimed blood —
Of vnimprooued mettle —
and all ore-teamed loynes —
0 limed soule —
Do not for euer with thy vailed lids
to a more remoued ground —
With iuyce of cursed Hebona in a viall —
smiling damned villaine —
(aber damned incest)
Kest, rest perturbed spirit ;
manchmal auch als snbstantiva:
Bear't that th'opposcd may beware of thee —
the sonne of a deere murthered — ;
so aucli, wenn disjunktiv gebraucht:
Comes iirmed throiigh our wätch —
Coleagued with this dreame he hath —
Vngartred and downe gyued to his ancle —
Aber in dem rein passiven sinne sind solche nicht synkopierten
formen weniger häufig:
Was gaged by our King —
As if he had been loosed out of hell —
To be forestalled ere we come to fall —
High on an stage be placed to the view — ;
so auch ruled IV 7, fiO.
Selbst ein uns5mkopiertes p. p. in einem perfectum act. kommt
vor in Opheüa's worten zu Hamlet:
That I haue longed long to redeliner. -
S. Proleg. p. 100, anra. Es mag hier mit absieht vom dichter gebraucht
sein, um das schmerzliche zögern Ophelia's auch sinnlich zum ausdruck
zu bringen. Das folgende adverb long übte gewiss auch seinen einfluss
hierbei aus.
3. Von weiblichen stammen finden sich die nicht sj-nkopierten
formen fast ausschliesslich am versende und meist im reim, anders fast
nur zu bestimmten zwecken. In:
The sonne of a deere murthered
'st das part. als Substantiv gebraucht und steht nicht im reim. Ein
passendes beispiel fand ich in /?H nicht.
III. Formen auf -est.
Die 11' siüg. praes. und praet. (letzteres bei starken ver-
ben) ist immer synkopiert, mag die synkope äusserlich be-
zeichnet sein oder nicht:
• HAMLKT. 235
l'hou mayst not bolclly set —
Thou turnat my very eyes into luy soule —
that vsurpst this time —
When thou seest the act a foote —
aber: l'hou know'st tis common —
Would'st thou not sturre —
So is it, if thou knew'st our purposes —
What wold'at tliou begge Laertes —
What would'st thou haue Laertes —
Thou cora'st in such a questionable shape —
If thou did'ßt euer thy deare father loue —
Thou find'st to be too busie is some danger —
And England if niy luue. thou hold'st at ought —
thöu pursues this act
(A pursuest; es statt est; th folgt; ebenso:
That thou || lieuisit«;^ t/tnä the glimpses of the Moone.
Hier hat auch A Reuisists, während die zweite und dritte folio
schon lesen revisitst).
Diese vielen mit apostroph geschriebenen formen in ^^H
sind bemerkenswert, da sie M's angäbe (Proleg. p. 104), dass
in der 11" sing, der apostroph fast nie zur anweiidung komme,
wiederlegen. Dem j^-setzer diese vielen fälle zuzuschreiben,
geht nicht an; hatte auch hier Sh. seit RJ sein verfahren ge-
ändert?
M. hat kein beispiel einer 11" sing, praet. eines schwachen
verbs gefunden, und auch in ,:;H habe ich keins getrofien.
Beispiele wie:
'and what to this was aöquent
Thou knöwest already' —
'Thou li'uest, repört me and luy cause a right' —
u. a. m. machen es wahrscheinlich, dass in den wenigen fällen,
wo solche formen sich in prosastellen finden, ebenfalls synkope
statt hat, wenn sie auch äusserlich nicht bezeichnet ist:
'if thou answerest me not to the purpose' —
'as thou wouldest flie death' —
'for thou lyest in it' — .
Superlative auf -est werden nie synkopiert in /3RJ (Proleg.
p. 106) und auch (3H bietet keine unbedingte ausnähme. In:
The chariest maide is prodigall inough
ist chariest gleitend zu lesen, und wenn ein vokal iu seinem
klänge verkürzt wird, so ist es hier wol eher das t als das e
der endung.
236 TANGER. HAMLET.
IV. Formen auf -^5 und -eth (Proleg. p. 106 fi}.
Im plural und in genitiven auf -es ist e stets stumm, aber
in der IlL' sing, praes. werden die formen auf -eth niemals
synkopiert, während es die auf -es immer sind, ausser wo
ein vorangehender Zischlaut die synkope verbietet.
M. deutet darauf bin, dass auf einen ziscblaut endigende
verben für die III'' s. die endung -es vorzuziehen sebeinen,
wohingegen a und die späteren ausgaben -eth setzen. Ein
beispiel aus ^H I 2, 85:
But I haue that within which passes ehowe
(A: passeih).
Alle in den vorstehenden selten erörterten erseheinungen,
mögen sie einzeln genommen auch noch so bedeutungslos er-
scheinen, vereinigen sich, um meiner annähme, ßE sei direkt
nach des dichters ms. gedruckt worden, mindestens ebensoviel
Wahrscheinlichkeit zu verleihen, wie man sie notgedrungen
Mommsens entsprechender behauptung betreffs ßRJ zugestehen
muss.
Berlin. Gustav Tanger.
ZV DEN 'REDEN DER 8P]ELE IN DER
WORCESTER-HS;
Zu meiner ausgäbe dieses textes ein paar nachträgliche
besserungen.
ß 17 ist das fragezeichen zu streichen und in v. IS hinter
sunne einzusetzen; also:
JJtvui noldest J>[u öe] penchen me peo htvile ic was innen /><?,
Ac semdest me mid sunne? Fo[rpi] ic seoruhful eam.
C 1 ist hinter die reste von . . ei . en ein gänsefiisschen
zu setzen, da, wie ersichtlich, hier eine rede abschliesst.
D 23 ist hinter bi/oreu pe statt des punktes ein frage-
zeichen zu setzen; also:
Jiwi noldest pu lefen, pa pu hi[t\ isei^e.
Hu pin for{efcederes\ f er den biforen pe?
D 34 ist der punkt hinter lue[f'de\ zu streichen; also:
JJnneaf^e ic on pe eni wununge hce[fde]
For hearde nipe and ofermete fülle.
E 1. Man kann mit riicksicht auf C 11 Noldest vor pu
ergänzen. — G 22 schreibe ich jetzt:
Ue heov mid hearde worde and [chid]de pa fvrecches.
G 26 habe ich das havef der hs. in havep geändert. Das
/■ ist besser zu lassen, da / für p auch sonst gelegentlich vor-
kommt. Vgl. Zupitza zu Guy 346 und Scherer, Z. gesch. d.
Deutsch, spr.- 32.
Zu den aumerkungen. S. 40, z. 13 1. sammeltest anstatt
sammelst. S. 48, 5 v. u. ist der i-punkt über imie zu streichen.
(IKEIFSWALD. F.RNST HaüFFE.
CHAUCER'S PRIORESS S .NUN-CHAPLAIN.^
Tbis old puzzle is at last cleared up. My paper on it
in our Chaucer Society's Essays on Chaucer, arguing that the
Ciiaplain was a secretaiy and helper of the Prioiess, and, of
course, a nun, was sent by a Roman-Catbolic frieud to a Bene-
dictine nun in an abbey in tbe southwest of England, and
called fortb tbe following answer, wbicb its writer kindly
allows me to make public: —
"Forgive nie for saying tbat I cannot help being rauch
amused at the idea of your . . . friend Mr. Fuvnivall and other
learned savants puzzling over the poor 'Nonne-Chapeleyne'. It
is an Office still held in most Benedictine convents, I fancy,
and is called by eitber terra, Chaplain or Secretary — and its
duties (whieh I performed for six years, as Chaplain to our
dear deceased Abbess) consist in not only writing or sealing
letters for her, when she may so wish, but inainiy in attendance
on her in choir on those great festivals, Easter, Cristmas,
&c., &c., when her crosier is used. On those great days, the
abbess intones the Hyrans, reads the Capitulums, the conclud-
ing lesson, &c., and the prayer, and as she, bolding her book
for these, could not well hold the crosier herseif, it is held, at
her side, by the Nun whora she has appointed Chaplain. The
choir of course always forras part of the church or chapel —
hence, I presume, the name of Chaplain. With regard to the
Abbess's crosier, although, properly speaking, she has no claim
or right to it, yet it has of old been allowed, and still continues
to be given her, hy courtesy, as a badge of her having the care
and command of the monastery, and 1 have heard (but do not
' Obgleich dieser artikel seinem inhalte nach schon in der 'Academy'
(22. Mai 1S80) stand, so drucken wir ihn, auf wünsch des verf., seine i
Wichtigkeit wegen hier nochmals ab. R. W.
FURNIVALL, CHAüCER's NLns'-CHAPI.AIX. 239
know if it is so) tbat in the cathedval of Ely, tlie old tomb of
the Abbess St. Ethelred has, among its sculptures, one repre-
senting her with her crosier, either Iving by her or held by
her — I do not know which, having no frieud in those parts
whom I could ask to ascertain the faet; biit I think I was told
that she was represented as dead, with her crosier by her
side. ~ Mr. Furnivall is to be complimented ou bis exeellent
guess, that the word, or rather office, .meant .secretary. It
is, in faet, the Nun who has special Charge of attending on
the Abbess and giving assistance when she needs it, either in
writing, when she (the Abbess) is busy, or in attending when
sick, &c., but that which comes most often to claim her Services
is, on the twelve or fourteen great festivals, as stated above.
In our abbey we call the Nun whose office is to hold the crosier
for Lady Abbess, her Chaplain, although in our Ceremonial
she bears indiliereutly the name of Chaplain or Secretary. But
in an old French Ceremonial of the Abbey of Montmartre, dated
1669, there is meution not only of the 'Chapeline' but also of
the 'Porte- Crosse'. 'Vne des Soeurs sera choisie par la Mere Ab-
besse pour estre sa Chapeline. Sa place au Choeur sera du coste
droit, proche du siege de la Mere Abbesse, qui lors qu'elle sera
obligee de chanter quelque chose, la Chapeline viendra a son coste
droit afin de luy tenir le livre; ce qu'elle fera encore aux Pro-
cessions and autres Ceremonies.' Further on, in the sarae chapter,
is the office of 'Porte-Crosse — une Sosur qui viendra au coste
gauche de la Mere Abbesse lorsqu'il faudra se servir de la Crosse,'
&c. 'La Mere Abbesse en touies les Festes de la /'"* Classe, ser-
vira de sa Crosse, qui doil aussi etre portee devanl eile aux Pro-
cession solennelles.' With us the Abbess holds her own book,
and therefore her chaplain has the holding of the crosier."
The secoud puzzle about the Prioress was, that besides
her Nun-Chaplaiu, she had three Priests with her. This, in my
paper, I showed was not unlikely, as the Abbey of St. Mary's,
Winchester, when brokeu up at the Reformation, had no less
than five Priests. My kind Beuedictiue-uun Informant thus ex-
plains why several priests would be wanted in a convent: —
"Here is the idea that Struck me, when reading of the five
Priests, and 1 believe I have it from some notes on the former
great Benedictine Abbey (of nuns) at Rheims. Thei too had
several Priests, because, first, they had chapels in their church,
240 FURNIVALL, CHAUCEr's XUN-CHAPLAIN.
each of course with an Altar, and some of these chapels were
each to have daily Mass. Now, a Priest can say but oue Mass
daily, therefore, where more than one daily Mass was required,
more chaplains must necessarily be kept. And it must be re-
membered that in Catholic times, when our forefatbers all were
so happy as to hold tbe Old Faith , it was a frequent custom
for Founders, or great Benefaetors, to require in returu that,
at their decease, a daily, or weekly, or monthly Mass should
be ofifered for their souls in perpetuit}'. Again, there is mention
made at Öt. Mary's of the High Altar, whicb leads to the sup-
position that there were other Altars in their church, as was,
and is, common in our churches. We here have three, and
every day our own Chaplain and my Sister's Chaplain say
Mass, the one at tbe Hi^-h Altar, the other at one of the Side
Altars (whicb are at a distance from the High Altar, so that
they may, if desired, be used at the same time — but are not
so usually); thus there is always Ist and 2nd Mass."
Next comes the third puzzle. Chaucer says of bis Priores«:
"Hire gretteste ootb ne was [or ootbe nas] but by seynt Loy."
Now, no one bas been able to make out wbo St. Loy was.
St. Louis, St. Eligius, &c., have been suggested; but it never
occurred to any of us Chaucer folk that the saint in question
migbt have been an iraaginary quantity. Yet this is what my
kind Informant suggests: —
"But next comes a question whicb is indeed puzzling —
'Her greatest oath'ü! Surely this must be a poet's licence!
To swear without necessity is strictly forbidden, and, though
the times were rüde, thiugs could scarcely have come to such
a pass! I can only then believe that 'Seynt Loy' was an ex-
pression, no real name, and thus, no real oath. I am afraid
you will tbink this nonsense? — but 'Hire grettest oath nas but'
— seems to imply sometbing below all ordinary forms — yet,
swearing by St. Eloi or St. Louis would not have been anything
out of the common, would not have required this 'nas but.'"
London. F. 1. Fcrnivall.
I
ALEXANDER POPE
UND LADY MARY WORTLEY MONTAaU.
Im Juni 1716 wurde Mr. Edward Woitley Montagu, wel-
cher einen posten in der Englischen Verwaltung- inne gehabt
hatte, zum gesanten bei der Ottomanischen pforte ernannt,
mit der l)esondern niission, einen frieden zwischen dem kaiser
und den Türken zu vermitteln. Er trat die reise, deren nächstes
ziel Wien war, bereits anfang- August desselben Jahres an, und
zwar in begleitung seines unmündigen söhucbens und seiner
gemahlin, Lady Mary, dei- ältesten tochter von Evelyn Pierre-
pont, herzog von Kingston.
Nach einer etwas stürmischen überfahrt landeten sie in
Rotterdam und begaben sich von dort über Nym wegen, Köln
und Nürnberg nach Regensburg, wo sie, wegen einer leichten
erkrankung der Lady Mary, mehrere tage verweilen musten,
so dass sie Wien erst mitte September erreichten. Während
Mr. Montagu hier durch seine konteren zen mit den kaiserlichen
ministem vorzugsweise in ausprucli genommen wurde, hatte
seine Lady ausreichende muse, die kaiserstadt kennen zu ler-
nen und ihre geselligen und socialen zustände, besonders die
der höheren kreise, zu studiereu. Von dem scharfen und mit-
unter etwas malitiösen blick, womit sie menschen und dinge
musterte, geben die briete zeugnis, welche sie von Wien aus
an freundinnen und bekannte in London richtete. Dieselben
sind so reich an charakteristischen einzelheiten und treffenden
bemerkuugen, dass mich vom eitleren nur die besorgnis ab-
hält, ich möchte, wäre einmal damit der anfang gemacht, nicht
so leicht ein ende finden.
Im November 1715 machte Mr. Wortley mit seiner ge-
mahlin einen abstecher nach Hannover, wahrscheinlich um mit
seinem gerade dort anwesenden souverän, Georg L, könig von
Anglia, IV. band. lÖ
242 COLLMANN,
England und kuvfürst von Hannover, zu konferieren. Eine
solche reise bot natürlich sehr ü:rosse besch werden, und dass
sie nicht ohne gefahr war, ersehen wir aus einem bericht der
Lady Mary au ihie, mit dem Schottischen grafen von Mar ver-
heiratete Schwester Frances:
'Wir fuhren bei mondschein' — schreibt sie aus Leipzig (21. Novbr.',
resp. 2. Decbr.) 'über die furchtbaren abgründe, welche Böhmen von
Sachsen trennen, und auf deren sohle die Elbe fliesst; aber ich kann
nicht behaupten, dass ich zu der befürchtung grund gehabt hätte, in
ihr zu ertrinken, denn ich war vollständig überzeugt, dass es, im
falle eines Sturzes, ganz unmöglich wäre, lebendig unten anzukommen.
An vielen stellen ist der weg so schmal, dass ich zwischen den
rädern und dem abgrund keinen zoll räum unterscheiden konnte. Und
doch war ich eine viel zu gute gattin, als dass ich den neben mir
fest schlafenden Mr. Wortley geweckt hätte, um ihn meine angst
teilen zu lassen, bis ich bei dem hellen licht des mondes bemerkte,
wie unsre postillone auf den pferden nickten, während diese in vollem
galopp waren. Da hielt ich es doch für angemessen, ihnen zuzurufen,
und sie aufzufordern, dass sie auf den weg achten möchten. Mein
rufen weckte Mr. Wortley, welcher nicht w^eniger als ich selbst über
die läge, in der wir uns befanden, überrascht war und mir versicherte,
er habe die Alpen fünf mal an verschiedenen stellen überschritten,
ohne jemals einen so gefährlichen weg gehabt zu haben. Man hat
mir nachher erzählt, dass es etwas ganz gewöhnliches sei, die leichen
von reisenden in der Elbe zu finden. Gott sei dank — das war nicht
unser Schicksal, und wir kamen wohlbehalten nach Dresden.'
Anfang Januar 1717 finden wir unsere reisenden wieder
in Wien, und zwar im begriff, zu lande die grosse tour nach
dem Osten anzutreten. Am Vorabend der abreise schreibt Lady
Mary an Alexander Pope:
'Ich muss meinen freunden mit derselben feierlichkeit lebewol
zurufen, als wenn ich im begriff wäre, eine bresche zu ersteigen
— wenigstens wenn ich den leuten hier glauben darf, die mir alle
arten von Schrecknissen voraussagen: zu tod frieren, im schnee ver-
schüttet, oder von den Tataren gefangen zu werden.' — 'Doch' —
setzt sie mit einem gewissen humor der Verzweiflung hinzu — 'wir
werden ja eine starke eskorte haben, so dass mir vielleicht ein ganz
neues Schauspiel bevorsteht, nämlich das vergnügen, mich mitten in
einer schlacht zu befinden.'
Glücklicherweise traf keine dieser düstern prophezeihuugen
ein. Am 28. Januar neuen Stils gelangten die reisenden nach
' Lady Mary datiert ihre briete noch nach dem alten stil^ ich
werde jedoch jedesmal das datum auch nach dem neuen kalender an-
geben.
POPE UND LADY MONTAGU. 243
Raab, und von da über Buda und Mobacs nach Essek. Die
nächste Station war Peter wardeiu, wo sie am 29./ 1., resp. 9./2.,
ankamen. Bereits am folgenden tag-e wurde die reise — jetzt
unter starker militärischer bedeckung — fortgesetzt. Bei Betsko,
einem dorfe zwischen Peterwardein und Belgrad, betraten die
reisenden Türkisches gebiet, und an stelle der Oesterreichischen
trat nunmehr eine Türkische escorte. Unter ihrem schütze ge-
langten sie wolbehalten nach Belgrad, welches damals noch in
den bänden der Türken war. Von hier aus hätte die gewöhn-
liche route unsere reisenden auf der Donau hinabgeführt nach
Nikopoli. Aber der fluss war noch zugefroren, und da Mr.
Wortley sich nicht entschliessen konnte, bis zum eintritt des
tauwetters zu warten, so muste der landweg durch Serbien einge-
schlagen werden. Eine ganze woche laug gieug es nun durch die
'öden Wälder Serbiens', von denen Lady Mary sagt, dass sie
'der gewölinliclie Zufluchtsort von dieben siud, welche in banden
von 50 mann rauben, so dass wir alle unsre wachen z,u unsrer Sicher-
heit nötig liatten. Die dört'er sind so arm, dass die notwendigen
lebensmittel nur durch gewalt zu erpressen waren. Die Janitscharen
hatten denn auch kein erbarmen mit ihrer armut, sondern töteten alles
federvieh und alle schafe, die sie finden konnten, ohne zu fragen, wem sie
gehörten. Wir hatten eine eskorte von 50ü dieser menschen, und ich
war fast Jeden tag in tränen, wenn ich die gewalttaten ansehen muste,
welche sie in den von uns passierten dörfern verübten.'
Nach einer siebentägigen reise gelangte man nach Nisch,
und von da, in weiteren 4 tagen, über die berge nach Sofia.
Die strecke zwischen dieser stadt und Philippopel wurde in
abermals 4 tagen zurückgelegt und endlich am 13./ 3., resp.
24./3., erfolgte die ankunft in Adrianopel, dem vorläufigen ziel
dieser langen und beschwerlichen reise.
Adrianopel w^ar damals der mittelpunkt eines regen, krie-
gerischen treibens: in der umgegend sammelte sich das Tür-
kische beer, welches bestimmt war, unter der persönlichen füh-
rung des grossherrn Achmed III. (1703 — 1730) die im August
des vorigen Jahres (1716) bei Peterwardein erlittene schwere
niederlage Avieder gut zu machen. Hier nun fand Lady Mary
natürlich ein reiches feld der boobachtung, und wenn ich es
mir auch versagen muss, alle die vielfachen eindrücke und an-
regungeu, die sie dort empfieng, auch nur anzudeuten, so darf
doch eine frucht ihres aufenthaltes in Adrianopel nicht uner-
wähnt bleiben.
16*
244 COLLMANN,
Die blättern wüteten dam<als in den civilisierten landein
Europas in ähnlicher weise, wie in unserem Jahrhundert die
Cholera. Lady Mary hatte ihren einzigen bruder durch diese
fürchterliche krankheit verloren und sie selbst war schwer
davon heimgesucht w^ordeu. Ihrer qualvollen ungewisheit im
ersten Stadium der genesung über den umfang an einbusse,
welchen ihre Schönheit würde erleiden müssen, hat sie in
einem ihrer Jugendgedichte beredten ausdruck verliehen. War
nun auch ihr gesiebt nicht eigentlich entstellt worden, so ver-
lor sie doch ihre schGnen langen augenlieder, wodurch ihr
blick einen zug von Wildheit erlangte. Unter diesen umstän-
den ist es natürlich, dass Lady Mary auf einen, im Orient
herschenden gebrauch leicht aufmerksam wurde, den sie fbl-
gendermassen schildert:
'Die poeken sind hier gänzlich gefahrlos durch die erfiadung
des impfens. — Es giebt eine klasse alter flauen, welche ein geschäft
daraus macheu, jeden herbst, im September, wenn die gröste hitze
nachgelassen hat, die Operation zu vollziehen. Die leute schicken zu
einander, um zu erfahren, ob irgend jemand von der famiiie lust hat,
die blättern zu bekommen. Sie vereinigen sich zu diesem zweck in
ganzen partieu, und wenn sie zusammen sind (gewöhnlich 15 oder
16 auf einmal), so kommt das alte weib mit einer nussschale vtril der
besten sorte des Impfstoffs, und fragt, welche ader man geöffnet zu
haben wünscht. Dann reisst sie sofort die ihr bezeichnete ader mit
einer grossen nadel auf (und das tut nicht mehr weh als eine ge-
wöhnliche schramme) und bringt in die ader so viel von dem gift-
stoff", als auf dem knöpf der nadel platz hat, und danach verbindet
sie die kleine wunde mit einem hohlen stück schale, und auf diese
weise öffnet sie 4 oder 5 ädern. Die Griechen huldigen dabei meist
dem aberglauben, dass sie eine ader öffnen lassen mitten auf der
Stirn, eine auf jedem arm, und eine auf der brüst, um das /.eichen
des kreuzes darzustellen. Aber das hat eine sehr üble Wirkung, denn
alle diese wunden hinterlassen kleine narben; und es geschieht auch
nicht von denen , die nicht abergläubisch sind. Diese ziehen es vor,
die narben an den beinen, oder dem teil des arms zu haben, welcher
(durch die kleidung) vorhüllt ist. — Die kinder oder jungen patienteu
spielen nun den ganzen tag zusammen, und sind bis zum S. bei voll-
kommener gesundheit Jedes jähr unterziehen sich tausende
dieser Operation, auch kennt man keinen fall, dass irgend einer daran
gestorben wäre, und Sie können glauben, dass ich von der Sicherheit
des experiments vollständig überzeugt bin, da ich beabsichtige, es an
meinem lieben söhnchen zu versuchen.'
Diese absieht wurde wirklich, und zwar mit bestem erfolg,
im näclistcu frühjahre au.sgeführt. Damals reifte auch in Lady
1
POPE UND LADY MONTAGU. 245
Mary der entschluss, diese nützliche erfinduiiii- iu Eogland ein-
ziifülireii. Von ihren bemtihuugen iu dieser richtuug- und den
mancherlei anfechtung-en, die sie dabei zu erdulden hatte, kann
hier nur andeutungsweise die rede sein, denn es ist zeit, dass
wir das unterbrochene reisejournal wieder aufnehmen. Zu an-
faug Juni finden wir Lady Mary in der hauptstadt des Tür-
kischen reichs.
'Unser palast' — (i. e. das palais der Britischen ^esantschaft)
— schreibt sie an den abbo Conti — 'liegt in Pera, welches ebenso
wenig eine vorstadt von Constantinopel ist, wie Westminster eine
Vorstadt von London. Alle gesanton wohnen sehr nahe bei einander.
Von einer seite unsres hauses sieht man den baten, die Stadt mit dem
serail, und die fernen hügel Asien's — vielleicht der schönste blick
in der weit.'
Ihre folgenden briefe datiert Lady Mary aus dem dorfe
Belgrad, 14 Englische meilen von der hauptstadt:
'Die in Constantinopel herschende hitze' — schreibt sie an
Pope — 'hat mich an diesen ort getrieben, welcher vollständig
der Schilderung der gefilde Elysiums entspricht. Ich wohne mitten in
einem wald, hauptsächlich aus Obstbäumen bestehend, bewässert durch
zahlreiche quellen und durchschnitten von vielen schattigen Spazier-
gängen. Vor meinem äuge dehnt sich das schwarze meer, von wo
wir fortwährend den genuss erfrischender, kühler winde haben, welche
uns die Sommerhitze nicht fühlen lassen. Das dorf wird nur von den
reichsten Christen bewohnt, die jeden abend bei einer quelle, 40 schritt
von meinem haus, zusammenkommen, um zu singen und zu tanzen,
wobei die Schönheit und die tracht der trauen genau der idee ent-
spricht, welche wir, nach den darstellungen der dichter und maier,
von den nymphen des altertums haben.'
Vom 14./1., resp, 15./1. 1718 ab sind dann ihre briefe
wieder aus Pera datiert. Einer freundin schickte sie von dort
aus auf ihren wünsch einen liebesbrief a la Turque, d. h. ein
beutelchen, augefüllt mit allerlei kleinigkeiteu, z. b. einer perle,
rose, gewürzuelke, Weinbeere, einem haar, einem pfetferkorn
etc. etc. Diese gegenstände, von denen jeder in der Türkischen
bluraensprache eine feststehende bedeutuug hat, die meist in
einer kurzen sentenz ausgedrückt ist, werden in der durch den
absender bestimmten reihenfolge vom empfäuger aus dem beu-
telchen herausgenommen, und bilden so, iu ihrer allegorischen
bedeutuug verstanden, ein recht artiges billet doux. Lady
Mary gibt von demselben sowol den Türkischen text wie auch
die Englische Übersetzung, und knüpft daran folgende bemer-
216 COLLMANN,
kuugeu, die wir als cliarakterisch für ilire Schreibweise hier
anfuhren wollen:
'Ich kann mir wol denken, dass Sie sich jetzt über meine tiefe
gelehrsamkeit wundern — aber ach! — gnädige frau, ich bin fast in
das bei den ehrgeizigen so gewöhnliche Verhängnis geraten; während
sie mit unbedeutenden erobernngen im fernen ausländ beschäftigt sind,
bricht eine rebellion im Inland aus — ich bin in grosser gefahr, mein
Englisch zu verlieren . . . Ich lebe an einem ort, welcher vom türm
zu Babel ein sehr gutes bild giebt: in Pera spricht man Türkisch,
Griechisch, Hebräisch, Armenisch, Arabisch, Persisch, Russisch,
Slavouisch, Wallachisch, Deutsch, Holländisch, Französisch, Englisch,
Italiänisch, Ungarisch; und, was noch schlimmer ist, in meinem
eigenem hause werden 10 verschiedene sprachen gesprochen. Meine
Stallburschen sind Araber, meine bedienten Franzosen, Engländer
und Deutsche; die amme eine Armenierin; meine dienstmädchen
Russinnen; ein halb dutzend andrer dienstleute Griechen; mein haus-
meister ein Italiäner; meine Janitscharen Türken; so dass ich im
fortwährenden hören dieses mischmasches von lauten lebe. Dies
bringt bei den hier geborenen leuten eine sehr merkwürdige Wir-
kung hervor: sie lernen alle diese sprachen gleichzeitig und ohne
eine von ihnen gründlich genug zu kennen, um sie zu lesen oder zu
schreiben. Es gibt hier sehr wenige männer, trauen oder kinder,
welche nicht in 5 oder 6 dieser sprachen denselben vocabelvorrat
besässen. Ich selbst kenne mehrere 3 oder 4 jähre alte kinder,
welche Italiänisch , Französisch, Griechisch und Russisch sprechen . .
Da ich nun das Englische allen übrigen sprachen vorziehe, so bin
ich über seine tägliche abnähme in meinem köpfe sehr betrübt. Ist
es doch in demselben zu einer so geringen anzahl von Wörtern zu-
sammengeschmolzen, dass ich mich für den schluss meines briefs
keiner erträglichen Wendung entsinnen kann, und genötigt bin, Ihnen
ganz einfach zu sagen, dass ich verbleibe
Ihre
aufrichtig ergebene dienerin
M. W.'
Den hauptzweck seiner mission, eine aussöhnung zwischen
den Türken und den kaiserlichen zu stände zu bringen, er-
reichte Mr. Wortley nicht, weil die letzteren bei der forderuug
beharrten, dass ihnen das eroberte gebiet vollständig über-
lassen bliebe. In folge dessen erhielt Mr. Wortley im October
1717 seine zurückberufuiig, muste Jedoch seine abreise noch
bis zur ankunft seines nachfolgers auf dem botschafterposten
hinausschieben. Vielleicht erklärt sich die Verzögerung auch
dadurch, dass seine geniahlin ihn im laufe des herbstes mit
einer tochter beschenkt hatte.
Endlich, anfang Juni 1718, trat unser ehepaar auf dem
POPE UND LADY MONTAGU. 247
fahrt durch den Grriechisehen archipel gab der klassisch ge-
bildeten Lady Mary vielfache gclegcnheit, in antiken remi-
niscenzen zu schwelgen.
Die fahrt gl'eng im ganzen glücklich von statten, nur vor
Malta hatten sie einen heftigen stürm zu bestehen, so dass sie
nicht ohne Schwierigkeit und unter grossem Zeitverlust nach
der Afrikanischen kiiste gelangten, wo der Preston bei einem
kleinem hafenort, Porta Farine, vor anker gieng. Der Eng-
lische consul war von Tunis herübergekommen und erbot sich,
die reisenden in seinem hause (in Tunis) aufzunehmen, was
diese um so bereitwilliger annahmen, da sie den wünsch hatten,
die ruinen ^on Caitliago zu besuchen.
Wegen der grossen hitze verlicssen sie Porta Farine erst
mit eintritt der nacht, und gelangten bei tagesanbruch nach
Tunis. Früh am andern morgen wurde die fahrt nach der
alten Phöuizierstadt angetreten. Trotz dieses zeitigen aufbruchs
hatten sie unterwegs so sehr von der hitze zu leiden, dass
Lady Mary, an ort und stelle angelangt, froh war, in den noch
erhaltenen unterirdischen gemächern des alten Carthago, im
volksmund 'die elephantenställe' genannt, eine Zuflucht zu fin-
dmi. 'Während ich hier sass' — schreibt sie an den abbe
Conti — 'strömten aus der " Stadt der zelte", nicht weit ent-
fernt, viele vveiber herbei, um mich zu sehen, und die gegen-
seitige betrachtung gewährte l)eiden teilen gleich gute Unter-
haltung. Ihre körperhaltung beim sitzen, die färbe ihrer haut,
ihr schlichtes, schwarzes haar, welches zu beiden selten des
gesichts herabfällt, Ihre gesichtszüge und die form ihrer glied-
massen unterscheiden sich so wenig von denen ihrer eigenen
landsleute, der pavlane, dass es schwer ist, sie sich als eine
besondere race zu denken, und ich konnte nicht umhin, anzu-
nehmen, dass einige alte verwautschaften zwischen ihnen be-
standen haben'. — Lady Mary auf, oder vielmehr unter, den
trümmern von Carthago, die descendenztheorie ahnend — kann
sich die phantasie ein grandioseres bild vorstellen?
Am 15./8., resp. 26./S., nachdem er von Constantlnopel 48
tage unterwegs gewesen, kam der Preston im hafen von Genua
an. Da die reisenden aus der Levante kamen, musten sie
sich einer, allerdings sehr abgekürzten' quarantaine unter-
248 COLLMANN,
werfen, die sie jedoch höchst aügenehni verlebten iu dem dicht
bei Genua gelegenen dorfe iSt. Pierre l'Arene, wo sie bei Mrs.
Davenant, der gemahlin des Englischen gesanten, die freund-
lichste aufnähme fanden. Hier also betrat Lady Mary zum
ersten njale den boden Italiens, des landes, im welchem sie so
viele jähre ihres späteren lebens zubringen sollte, und für
dessen spräche und literatur sie von jeher eine besondere Vor-
liebe gehabt hat. Die herrliche läge Genua's, seine Strada
Nova mit ihren prachtpalästen und seine reichen kunstsamm-
lungen erregten denn auch ihr vollstes entzücken, so dass es
gewis ernst gemeint war, wenn sie versichert, hier möchte sie
gern für immer verweilen.
Die weitere reise führte zunächst nach Turin, wo Lady
Mary bei hofe vorgestellt wurde. Dann gieng es in sanften,
auf den schultern starker männer getragen, über den Mont
Cenis, wobei die reisenden von der kälte sehr zu leiden hatten.
In folge dessen traf Lady Mary in Lyon ein (am 17./9., resp.
28./9. 1718) mit einem tüchtigen fieber behaftet, ein unwolsein,
von welchem sie bis nach Paris begleitet wurde. Uebrigens
— meint Lady Mary — würde sie auch ohne diese beigäbe
an der reise kein vergnügen gefunden habe: 'Nichts erscheint
mir so schrecklich, als gegenstände des elends ■ — es wäre
denn, man hätte das göttergleiche attribut, ihnen abhelfen zu
können — und die Französischen dörfer zeigen sämtlich nichts
anderes (als gegenstände des elends). Während die postpferde
gewechselt werden, kommt die ganze stadt heraus, um zu
betteln, und zwar mit so elenden, verhungerten gesichtern und
dünnen zerlumpten kleidern, dass sie gar keiner weiteren be-
redsamkeit bedürfen, um einen von dem elend ihrer läge zu
überzeugen'. — Das also war die kehrseite der medaille, auf
deren avers Louis le Grand sein stolzes 'A toutes les gloires
de la France' geprägt hatte!
In Paris wurde der Lady Mary die unerwartete freude
zu teil mit ihrer lieblingsschwester zusammenzutreffen. Der
gemald derselben, der Schottische graf von Mar, hatte an dem
Jakobitischen aufstände von 1715 einen hervorragenden anteil
genommen und war nach dessen Unterdrückung verbannt wor-
den — ein Schicksal, welches seine gemahlin mit ihm geteilt
zu haben scheint. In gesellschaft dieser Schwester besuchte
nun Lady Mary alle die schönen und interessanten punkte
POPE UND LADY MONTAGU.
249
von Paris und Hingebung', vSie auf diesen gangen zu begleiten,
liegt nicht im plane meiner Schilderung, auch gibt sie in ihren
briefen darüber nur dürftige notizen und macht sogar schliess-
lich ein recht naives geständnis:
'Uud jetzt, da ich vom (Französischen) hofe spreche, muss ich
sagen, dass ich in Frankreich nichts gesehen habe, das mich mehr
erfreut hätte, als einen Engländer (wenigstens einen Britten ') in
Paris obenauf zu sehen; ich meine den Mr. Law, welcher die Franzö-
sischen herzöge und Paris sehr von oben herab behandelt, und dem
von ihnen mit der äussersten achtung und Unterwürfigkeit begegnet
wird.' — Es ist bekannt, wie wenig dieser patriotische stolz durch
die späteren ereignisse gerechtfertigt wurde.
Der aufenthalt in Paris dauerte bis in den November des
Jahres 1718. Am 31./ 10., resp. 11./ 11., betraten unsere reisen-
den in Dover den heimatlichen bodeu wieder. Von der über-
fahrt gibt Lady Mary folgende ergötzliche Schilderung:
'Ich bin heute morgen in Dover angekommen, nachdem wir die
ganze nacht hindurch in dem packetboot in so heftiger weise ge-
schüttelt worden sind, dass alle leute den himmel anriefen. Es ist
schwer, sich in eine scene grösseren entsetzens zu denken, als sie
bei einer solchen gelegenheit sich entwickelt; und doch — soll ich
es eingestehen? — obgleich ich keineswegs lust hatte, zu ertrinken,
konnte ich doch nicht umhin, mich über die doppelte bedrängnis
einer reisegenossin zu amüsieren. Es war eine Engländerin, die ich
in Calais getroffen, und welche mich gebeten hatte, sie in meiner
kajüte mit mir überfahren zu lassen. Sie hatte einen schönen spitzen-
aufsatz gekauft, den sie vor den Zollbeamten zu verbergen wünschte.
Wenn der wind heftig wurde , und unser kleines schiff anfieng zu
krachen, begann sie jedesmal inbrünstig zu beten und dachte nur an
ihre seele. Sobald aber der stürm nachzulassen schien, kehrte sie
wieder zu der irdischen sorge um ihren kopfputz zurück, und wante
sich an mich mit den Worten: 'Teure Lady, möchten Sie sich wol
dieser spitzen ein wenig annehmen ? Wenn sie verdorben würden' —
(puff, puff; krach, krach). 'Ach Gott, wir sind alle verloren — der
herr sei meiner seele gnädig! — Bitte, gnädige frau, nehmen Sie doch
meinen kopfputz etwas in acht.' Dieser leichte Übergang von ihrer
seele zum kopfputz und die abwechselnde todesangst, welche beides
ihr verursachte, machten es schwierig, zu entscheiden, welchem von
beiden sie den grösten wert beilegte. — Obwol die scene mich amü-
sierte, war ich doch froh, als wir, mit einigem risiko uns den hals
zu brechen, in ein kleines boot geworfen wurden, welches uns wol-
behalten hierher brachte'.
' Law war bekanntlich ein Schotte.
250 COLLMANN,
Und niiu, am ende ihrer langen pilg-crfalirt, gesteht Lady
Mary sich ein, dass:
'dies umherstreifen weiter nichts ist, als die Wirkung eines ehrgeizigen
durstes nach einem wissen, zu dessen genuss wir nicht geschaffen
sind. Alles, was wir dadurch erreichen, ist das vergebliche verlangen,
die verschiedenen genüsse und annehnilichkeiten, welche den ver-
schiedenen teilen der weit verliehen sind, und die sich in keinem
einzelnen zusammenfinden können, mit einander zu vermischen. Nach-
dem ich einen teil von Asien und Afrika gesehen, und fast ganz
Europa durchstreift habe, halte ich den biedern Englischen land-
junker für glücklicher, welcher glaubt, dass die Griechischen weine
weniger küstlich sind als Märzenbier, dass die Afrikanischen fruchte
kein so feines aroma haben wie goldpippinge, dass die Italiänischen
fcigenschnepfen nicht so gut schmecken wie ein stück rinderlende,
und kurz, dass es ausserhalb Englands keinen vollkommenen lebens-
genuss gibt. Gott gebe, dass ich für den rest meines lebens so
denke, und, da ich mich mit unsrer so spärlich bemessenen portion
tageslicht begnügen muss, die belebende sonne von Adrianopel
vergesse '.
Aus diesen Worten klingt — meinem obre wenigstens —
gerade keine grosse ' Vorliebe' für die beimat beraus, sondern
viel eber resignation und kaum verbiilltes bedauern, nun wieder
dem leeren treiben des Engliscben gesellscbaftslebens verfallen
zu sein, wie es sieh damals abspielte: 'Montags bei bofe;
dienstags bei Lady Morne; mittwochs in der oper; donnerstags
im Schauspiel; freitags bei Mrs. Clietwyud etc. etc., ein fort-
währender kreislauf, wobei man immer densell)en skandal hört
und dieselben torheiten wieder und immer wieder begehen
sieht'.
Lange scheint freilich diese weltflüchteude Stimmung bei
Lady Mary nicht vorgehalten zu haben: zum glück für die
J.ondoner mcnschheit, la cour et la ville. Häutiger als je klagte
die dürre herzogin von Kendal, von den Engländern die 'mai-
stange' genannt, über die Schwierigkeit, ihren königlichen lieb-
haber in seinen musestunden zu unterhalten und zu beschäf-
tigen, denn selbst sein gewöhnliches mittel gegen die lange-
weile, papier in allerlei figuren zu zerschneiden, begann ihn
zu ermüden. Ein belebendes element war in diesem kreise
hochwillkommen. Und nun erst la ville, die gesellscbaft im
weiteren sinne — ihr hätte sie noch viel weniger sich ent-
ziehen können. War sie schon vorher durch geist und eleganz
der erscheinung die löwin der salons gewesen, so hatte sich
POPE UND LADY MONTAGU. 251
in den letzten Jahren das Interesse, welches man an ihrer per-
son nahm, noch mächtig gesteigert. Ihr mut, den gemahl auf
seiner beschwerlichen und keineswegs gefahrlosen seuduug zu
begleiten, hatte eine gewisse Sensation erregt, und diese teil-
nähme war dann wachgehalten worden durch ihre briete,
welche, von band zu band gegeben, durch die frische und
lebendigkeit der Schilderung entzückten. Und nun war die
interessante Verfasserin selbst wieder zurückgekehrt: konnte
die gesellscbaft auf eine so wertvolle acquisition verzichten?
Aber auch andere kreise erhoben ansprüche. Ohne dass bis-
her auch nur eine zeile von ihr gedruckt worden wäre, hatte
sich Lady Mary eben durch ihre briefe auch in der schrift-
stellerwelt eine Stellung erobert, und ein ganzer hinimel von
literarischen sternen war bereit, sich um sie als seine sonne
zu seh aa reu.
An der spitze dieser konstellation glänzte damals ein
narae, dem meine leser unter den korrespondenten der Lady
Mary schon begegnet sind. Alexander Pope, mit Lady Mary
fast in demselben alter stehend, hatte bereits vor dem Jahre
1716 den höhepunkt seines literarischen Schaffens erreicht,
denn seine 'Hirtengedichte', die 'Ars poetica' ('Essay on Criti-
cism') und der 'Lockenraub' befanden sich schon seit einigen
Jahren in den bänden des publikums und seine Übersetzung
der Ilias war im erscheinen begriffen. Ueber den Zeitpunkt
seines bekanutwerdens mit Lady Mary lässt sich genaues nicht
feststellen. Zwar gibt Pope selbst eine andeutung darüber,
indem er gelegentlich an sie schreibt:
'Aber wenn Sie über gegenstände des mitleids nachdenken, so
vergessen Sie doch nicht einen menschen, der nicht sobald einen
seiner höchsten achtung würdigen gegenständ gefunden hatte, als er
von demselben getrennt wurde'.
Da das in diesen Worten enthaltene kompliment nur auf
Lady Mary bezogen werden kann, so möchte man den schluss
ziehen, dass er sie erst kurz vor ihrer abreise nach dem kon-
tinent kennen gelernt habe. Aber in einem andern briefe, dem
ersten, den er an sie geschrieben^ sagt er:
'Sie können sich leicht denken, wie sehr mich nach dem brief-
wechsel mit einer person verlangen muss, die mich längst (/o/</y ago)
gelehrt hatte, dass es ebenso möglich ist, auf den ersten blick zu
achten, wie zu lieben' — eine äusserung, welche mit der zuerst an-
252 COLLMANN,
geführten nur dann vereinbar ist, wenn man das "nicht sobald" als
poetische Übertreibung auffasst.
Jedenfalls aber hatten ihre beziehuugen — mochten sie
nun ganz neuen oder bereits etwas älteren datuuis sein —
einen gewissen g-rad von Intimität erlangt, so dass ein regel-
mässiger briefwechsel zwischen ihnen verabredet und auch ge-
führt wurde. Von dieser correspondenz habe ich zwar schon
im vorstehenden notiz genommen, jedoch nur, soweit es sich
um die reiseerlebnisse der Lady Mary handelte, und wir müssen
sie jetzt noch einmal durchblättern, um in das zwischen bei-
den bestehende persönliche Verhältnis einen einblick zu ge-
winnen.
Pope's verlangen, mit Lady Mary zu brief wechseln, war
so gross, dass er nicht — wie sich's gehört hätte — abwartete,
bis sie ihm durch die tat den beweis lieferte, dass sie ihr ver-
sprechen, au ihn zu schreiben, halten wollte, sondern ihr eine
lange abhandlung, strotzend von schwülstigen komplimenten,
nach ihrem ersten nachtquartier (Dort?) vorauseilen Hess. In
dieser ersten epistel schon schlägt 'notre aimable causeur' eine
saite an, deren resoranz er nicht im köpfe, sondern wol eher
im herzen der lady gesucht haben dürfte:
'Möge der mann, für den Sie die ganze weit verlassen haben,
so gerecht sein, Sie der ganzen weit vorzuziehen.... Mögen Sie
durch ihn Vergnügungen und genüsse empfangen, — sogar so viele,
wie ich selbst glaube, dass Sie deren gewähren können. Ich wünsche
dies von ganzen herzen, und während ich prüfe, was, in bezug auf
Sie, in demselben vorgeht, kann ich nicht umhin, mich dieses meines
herzen s zu rühmen, dass es so vielen edelmutes fähig ist' etc. etc.
Auf diesen langen erguss antwortete Lady Mary aus Dort
in Holland. Obgleich ihr brief so kurz war, dass Pope ihn
einen 'sterbeseufzer' (« dijlng ejaculation) nannte, so hatte er
doch die Wirkung, den dichter zu einem abermaligen längern
schreiben zu begeistern. Auch hier derselbe schwulst:
'Ihr erster kurzer brief erinnert mich an die erste taube, die
zu Noah zurückkehrte und ihn eben nur wissen Hess, dass sie draussen
keinen rastort gefunden hatte' — dieselben widerlichen und über-
triebenen Schmeicheleien: 'Sie können (auf Ihren reisen) keine
entdeckungen machen, die für mich auch nur halb so wertvoll sein
werden, als die in Ihrem eigenen gemüt . . . . Ihr wolergehen liegt
mir mehr am herzen, als das der ganzen Christenheit'.
Von Wien aus schreibt dann Lady Mary endlich ausführ-
licher (14./9., resp. 25./9. 1716). Sie dankt ihrem korrespon-
POPE UND LADY MONTAGU. 253
tlenten für das ihr ausgesprochene schmeichelhafte interesse,
scheint aber 'seiner äugen stilles weinen' nicht A^erstehen zu
wollen :
'Jene entt'ernung, welche die fortdauer Ihrer freundschaft
unwahrscheinlich macht, hat gar sehr meinen glauben an dieselbe
vermehrt, und ich finde — wie sehr ich auch dagegen ankämpfe — ,
dass ich, wie die meisten meines geschlechts, sehr geneigt bin, an
wunder zu glauben'.
Den hauptinhalt des briefes bildet die Schilderung eines be-
suches im opernhause zu Wien; der schluss ist noch merklich
kühler als der anfang:
'Ich will Sie nicht mit abschiedskumplimenten belästigen, da ich
diese im allgemeinen für ebenso impertinent halte, wie kuixe beim
verlassen des zimmers, wenn der besuch schon zu lang gewesen ist'
Pope war denn auch in der tat von dem geringen eifer
seiner korrespondeutin sehr wenig erbaut und machte ihr des-
halb vorwürfe. Diese hatten wenigstens die Wirkung, der Lady
Mary zu einem längern schreiben die feder in die haud zu
zwingen. Dieser brief (datiert vom lO./lO., resp. 21./10. 1716)
enthält hauptsächlich eine Schilderung der villa des grafen
Liechtenstein und des kaiserliclien raritätenkabinets, ist aber
in seinem tone sein- kühl gehalten. Auch hier ist nur die rede
von den 'achtuugsbeteuerungen, welche Hie mir zu machen die
gute hatten'.
Auch in seiner nächsten epistel klagt Pope über die Selten-
heit ilirer briefe. Dann verfällt er wieder in den widerlich
zudringlichen ton eines vulgären liebhabers:
'Ich sehe voraus, dass ich um so freier schreiben werde, je
weiter Sie sich von mir entfernen, und wenn Sie (wie ich dringend
wünsche) dasselbe tun wollten, so lässt sich gar nicht absehen, wo
das enden wird: lassen Sie uns sittsamen {modest) leuten gleich sein,
die — wenn sie nahe bei einander sind — durchaus den anstand
wahren, die aber — wenn sie ein wenig zur seite treten, oder an
das andere ende des zimmers gehen , ohne bedenken Strumpfbänder
losbinden {untie g arters) oder hemden ausziehen {take o//" sliifts)
können '.
Von dem übertriebenen ton seiner Schmeichelei wird fol-
gende stelle einen begriff geben:
'Ich versichere Ihnen, diese (zwischen uns bestehende) entfer-
nung hat meine meinung von Ihrem wert so sehr erhöht, dass ich
anfange, Ihretwegen gottlos zu werden und zu wünschen, dass selbst
blutvergiessen , ruin und Zerstörung zwischen Sie und die Türkei
254 COLLMANN,
treten möchte: auf kosten eines ganzen volkes wünsche ich Sie uns
zurückgegeben zu sehen'.
Pope scheint angenommen zu haben, dass Mr. Wortley
und seine gemahlin ihre reise nach Constantinopel erst im
frühjahr antreten würden, und zwar nicht durch Ungarn, son-
dern 'by a more pleasant way', nämlich über Italien. In die-
sem falle bekennt er sich zu der absieht, in Italien sich ihnen
auzuschliessen und sie bis zur seeküste zu begleiten. Diese
plane wurden natürlich durch die von Mi'. Wortley einge-
schlagene route vereitelt. Von dem bevorstehenden antritte
ihrer reise machte Lady Mary ihrem Verehrer durch ein kurzes
billet (Wien, 16./!., resp. 27./ 1. 1717) mitteilung. Von Belgrad
aus schrieb sie wieder an ihn und gab ihm eine beschreibung
ihrer reise durch Ungarn. Am schluss heisst es:
'Wer weiss, wann ich diesen brief absenden kann! Aber ich
habe ihn geschrieben, um mein gewissen zu erleichtern, und Sie
können mir jetzt nicht mehr vorhalten , dass einer von Ihren briefen
so lang ist wie zehn der meinigen'.
Den weitereu verlauf ihrer reise meldet sie ihm zunächst
aus Adriauopel (dat. 1./4., resp. r2./4. 1717) und dann aus Bel-
grad bei Constantinopel (dat. 17. '6., resp. 28./6. 1717). Der
letztere brief schliesst mit den worten:
'Aber diese meine Indolenz erstreckt sich nicht auf meine
wenigen freundschaften; für die Ihrige und die des Mr. Congreve bin
ich stets sehr dankbar und wünsche, in Ihrer erinnerung zu leben,
wenn ich auch für die ganze übrige weit tot bin'.
Darauf erfolgt dann wieder von seifen Pope's ein sehr
langer herzenserguss, welcher — mit deutlicher beziehung auf
den Schlusspassus in Lady Mary's brief — mit den worten
beginnt:
'Wenn es es irgendwie wünschenswert ist, im andenken andrer
zu leben, so besitzen Sie diesen (vorzug), soweit es mich angeht, im
höchsten sinne des worts '. .
Dann lässt er klagen über die Schwierigkeit ihres brieflichen
Verkehrs abwechseln mit schwülstigen komplimenten:
'Sie sagen mir, das vergnügen, der sonne näher zu sein, äussere
eine grosse Wirkung auf Ihre gesundheit und Ihre lebensgeister. Sie
haben meine neigungen so weit nach osten gewendet, dass ich fast
einer von ihren (d. h. der sonne) anbetern sein könnte, denn ich glaube,
die sonne hat mehr grund, darauf stolz zu sein, Ihre lebensgeister er-
höht zu haben, als darauf, dass sie alle pflanzen und alle mineralien
auf erden hat reifen lassen'.
POPE UND LADY MONTAGü. 255
Einen geradezu komiseben eindruck aber macht am scbluss
sein winseln um fortsetzung ihrer korrespondenz :
'Um Gotteswillon, gnädige fnui, schicken Sie mir briefe, so oft
als Sie Icünnen, in der Überzeugung, dass es keinen lebenden men-
schen gibt, der beständiger oder mit grösserer sorge an Sie dächte.
Sagen Sie mir, dass Sie gesund sind, sagen Sie mir, dass Ihr söhnchen
gesund ist; sagen Sie mir, dass selbst Ihr hund (wenn Sie einen
haben) gesund ist'.
Es wäre interessant, zu erfahren, was Mr. Wortley von
dieser teilnehmenden sorge gedacht haben mag, einer teilnähme,
welche sich sogar auf den rein hypothetischen haushund er-
streckte, während sie die reale existenz des hausherrn gänz-
lich übersah. Aber wahrscheinlich hielt er den briefwechsel
seiner frau mit einem überspannten poeten nicht für wichtig
genug, um überhaupt davon notiz zu nehmen. Und doch ent-
hält gerade dieser brief eine stelle, die einem ehemanne denn
doch hätte bedenklich erscheinen dürfen. Pope schreibt au
Lady Mary:
'Anbei schicke ich Ihnen den dritten band der Ilias (d. h. in
seiner Übersetzung) und so viele andere sachen, als in eine hölzerne
kiste hineingehen, adressiert au Mr. Wortley. Sie empfangen darin
mein ganzes vermögen, d.h. meine werke: es sind nur wenige sachen
dabei, die Sie nicht schon gesehen hätten, mit ausnähme der epistel
von Eloisa an Abelard. In dieser werden Sie eine stelle finden, von
der ich nicht weiss, ob ich nicht wünschen soll, dass Sie sie ver-
stehen möchten oder nicht.
Pope kann keine andre stelle gemeint haben, als jene schönen
und rührenden verse ', in denen er sich selbst von der unglück-
lichen Eloisa. gewissermassen die mission erteilen lässt, ihr
liebesleid zu besingen:
'Wolan, wenn einst in spätem tagen
ein Sänger seine harte stimmt,
dem vom geschick ein leid zu tragen,
dem meinem ähnlich, ward bestimmt;
verdammt, in ungezählten stunden
mit trennungschmerzen sich zu mühn,
für reize, die dem blick entschwunden,
in der erinnrung nur zu glühn:
lebt einst ein solcher, dessen seele
zu lieben weiss, so rein und treu —
wolan, der singe und erzähle
von unsrer liebe, unsrer reu:
' Eloisa to Abelard, v. 359 — 365.
256 COLLMANN,
das wolbesungne weh wird mildern
die Sehnsucht, die im herzen wühlt;
am besten ja vermag's zu schildern,
wer es am tiefsten selbst gefühlt'.'
Ich bin nicht im stände, zu sagen, wie Lady Mary diese
leidenschaftlichen andeutungen aufgenommen hat, Ihr nächster
brief an Pope ist bereits aus Lyon datiert (vom 28./9., resp.
9./ 10. 1718). Sie nimmt darin bezug auf ein schreiben ihres
Verehrers, welches ihr in Lyon zu bänden kam und in dem
er seiner freude über ihre bevorstehende heimkehr riickhalts-
losen ausdruck gegeben zu haben scheint. Obwol auch sie
bekennt, sich auf das wiedersehen mit ihren 'freunden' zu
freuen, so zeigt sie doch im übrigen sich wenig befriedigt von
der aussieht auf das leben in London: 'besuche zu empfangen
und abzustatten, knixe zu machen und au theetischen mit
tausenderlei fragen zu tode gequält zu werden'. Hätte sie
doch im Orient bleiben können, wo ruhe und bequemlichkeit
das glück ihres beschaulichen lebens ausmachten!
Meine leser werden sich erinnern, dass Lady Mary sieh
von Lyon zunächst nach Paris begab, wo sie mehrere wochen
verweilte. Am 31./10., resp. 11./ 11., betrat sie, wie bereits er-
wähnt, den bodeu ihres Vaterlandes. In Dover hatte sie einige
tage aufeuthalt und euipfieng dort noch einen brief von Pope,
der ihr aus Paris nachgesant worden war. Auch hier begegnen
wir wieder denselben übertriebenen Versicherungen seines Ver-
langens, sie wiederzusehen. Seine Schmeicheleien atmen wider-
liche Sinnlichkeit:
'Durch Ihren dreijährigen aufeuthalt im osten müssen Sie not-
wendigerweise wieder so weit zur wahren natur und sitteneinfalt zu-
rück avanciert sein {advanced back), dass ich Sie als ebenso viele
jähre jünger, um ebenso viel der Unschuld, d.h. der Wahrheit, und
der kindheit, d. h. der Offenheit, näher glauben werde. Ich erwarte,
Ihre seele um ebenso viel dünner gekleidet zu sehen, wie Ihren kör-
per und dass Sie viele der Europäischen gewohnheiten als unbeholfen
'And sure, if fate some future bard shall join
In sad similitude of griefs to mine,
Condemn'd whole years in absence to deplore.
And image charms he must behold no more;
Such if there be, who loves so long, so well:
Let him our sad, our tender story teil!
The well-sung woes will soothe my pensive ghost:
He best can paiut them who shall feel them most.
POPE UND LADY MONTAGÜ. 257
und lästig abgelegt liaben.' Ohne Iliier sittsamkeit zu nahe treten zu
wollen, gestehe ich, dass ich das brennendste verlangen trage, Ihre
seele splitternackt zu sehen, denn ich bin überzeugt, dass es die
niedlicliste weisse seele in der weit ist'.
Daran knii|)ft sieb dann eine reilie von g:eislTeielielnden
bemerkun^en über die angebliche Mobainedaniscbe lehre von
der seelenlosigkeit der frauen. Den beschluss macht ein länge-
rer bericlit über ein tragisches erlebnis Pope's. Der dichter
hatte einen teil des sommers von 1718 auf einem romantischen
landsitze des Lord Harcourt zugebracht und war zeuge ge-
wesen von dem tragischen ende eines ländlichen liebespaares,
welches, am Vorabend der ehelichen Verbindung, unter einer
buche vom blitz erschlagen wuide. Dieses ereignis hatte auf
Pope eines gewissen eindrucks nicht verfehlt und er hatte es
übernommen, die Inschrift zu liefern für das einfache monu-
ment, welches bestimmt war, das gemeinsame grab der beiden
liebenden zu bedecken. Indem er ihr zwei, von ihm verfasste
epitaphien übersendet, bedauert er, dass Lady Mary noch nicht
in England sei: sie würde sich dieser aufgäbe viel besser ent-
ledigt haben. 'Aber wenigstens wird das andenken der lieben-
den geehrt werden durch eine träne aus den schönsten äugen
in der weit. Ich weiss. Hie besitzen gefiihl {tenderness\ Sie
müssen es haben, es ist ja eben die ausstrahlung {emanaiion)
des Verstandes und der tugend: die edelsten gemüter, wie die
edelsten metalle schmelzen am leichtesten'.
Die art, wie Lady Mary den erschütternden Vorfall auf-
nahm, ist — gelind gesagt — unweiblich, und verrät wenig
von dem Zartgefühl, welches ihr anbeter ihr so grossmütig zu-
schrieb. Sie findet nichts rührendes in dem umstand, dass
John Drew in dem augenblicke erschlagen wurde, wo er be-
müht war, die geliebte vor dem stürme zu schützen: dasselbe
würde er, in einer ähnlichen läge, auch für sein pferd getan
haben. Sie beglückwünscht Pope ironisch, dass er so gutmütig
ist, zu glauben, seine pastoralen liebenden würden — hätte
nicht der blitz ihre zukunftspläne zerstört — in ewiger freude
und harmonie gelebt haben:
'Wer weiss, ob's nicht zu ihrem glücke warV
Denn hätten sie erlebt das nächste jähr.
' Lady Mary hatte sich in der Türkei an die Orientalische tracht
gewöhnt.
Anglia, iV. baud. 17
258 COLLMANN,
vielleicht das ehejoch verfluchten dann
ein weib geprügelt, ein betrogner mann;
so sind sie — trotz des Schicksals, das sie traf,
beglückt, da Pope verfasst ihr epitaph.' '
Lady Mary war also wieder in London, und kaum auf-
getaucht an der peripherie, sah sie sich in den Strudel des
geselligen lebens mitten hineingerissen. Die literaten betrach-
teten sie als eine der ihrigen und wetteiferten mit einander
in der Verehrung der 'diva', wobei ihnen Pope mit gutem bei-
spiel vorangieng. Ihm war es nicht recht, dass sie einen so
grossen teil ihrer zeit dem hofe widmete. Im winter muste
er sich freilich darein ergeben, sie als einen stern erster grosse
im drawing room und in den geselligen circeln der hauptstadt
glänzen zu sehen, und sie dann nur aus der ferne bewundern
zu können. Aber der sommer sollte ihn für diese entbehrung
schadlos halten. Sie gab denn auch seinem drängen nach und
nahm ihren sorameraufenthalt in seiner nachbarschaft, nämlich
in Twickenham bei London, wo sie eine zeit lang im hause
des berühmten maiers Sir Godfrey Kneller gewohnt hat. Hier
ist von der band des grossen meisters jenes porträt angefer-
tigt worden, dessen anblick unsern Pope zu folgender impro-
visation begeisterte:
' Um des mimdes zarte giübchen schelmisch süss ihr lächeln spielt,
während doch der eindruck wahrer hoheit ihre Stirn erzielt.
Ja, so wollt' ich — wenn ich raangel an talent mir nicht als einwand
vorzuwerfen hätte — zaubern ihre reize auf die leinwand:
ihres geistes schöne klarheit, die nicht weniger entzückt
als der anmut und der tugend edle zierde, die sie schmückt;
milde Weisheit; eine bildung, welche fremd gelehrtem quark ist;
eine grosse, die nicht förmlich — ein verstand, der ohne arg ist.
Mit genauer schildrung wollt' ich so die reine seele malen,
und die edle frau (princess), sie sollte voll aus meinem bilde strahlen."-'
'Who knows if 't was not kindly done?
For had they seen the next year's sun,
A beaten wife and cuckold swain
Had jointiy curs'd the marriage chain:
Now they are happy in their doom,
For Pope has wrote upon their tomb.'
The playful sniiles around the dimpied mouth,
That happy air of majesty and truth.
So would I draw (but oh! 't is vain to try,
My narrow genius does the power deny)
POPE UND LADY MONTAGU. 259
Diese vevse sind weder schön, noch besonders geistreich, aber
ich habe mir ihre mitteilung nicht versagen wollen, weil sie
zu den späteren äusserungen Fope's über die 'princess' in
einem so auffälligen gegensatze stehen.
Pope besass eine villa in Twickenham. Der garten war
durch die landstrasse in zwei hälften geteilt. Um eine Ver-
bindung zwischen denselben herzustellen, hatte Pope den
strassendamra durchstechen lassen und den so entstandenen
tunnel zu seiner berühmten 'grotte' erweitert, über deren dimeu-
sionen sinnreich angebrachte spiegel das äuge geschickt zu
täuschen verstanden. Hierhin ii ächtete er sich vor der hitze
des tages, hier versammelte er seine freunde und die Verehrer
seiner muse um sich, und hier wird er \\o\ auch jene an Gay
gericiiteten melancholischen verse gedichtet haben, welche uns
über den stand seiner hottnungen bei Lady Mary belehren:
"S ist wahr — ihr, die ihr liebt, ihr trauten
Genossen icönnt es mir erhärten —
vergebens wachsen meine bauten,
und grünen üppig meine gärten;
vergebens lächelt aus dem spiegel
die Themse klar und still mich an
die hohe wand bemooster hiigel,
der wiesen sanftgeneigte bahn.
Hier wohnt die freude nicht, vergebens
verfolg' ich einsam ihre spur:
wo Mary zieht den hauch des lebens,
in ihrer nähe weilt sie nur.'
Der blumen heiteres gelände,
des rasen s bunt gefärbte matten,
der laube sonuendichte wände,
des baumgangs kühler abendschatten —
was bieten sie dem kranken herzen?
The equal lustre of the heavenly mind,
Where every grace with every virtue 'sjoined,
Learning not vain, and wisdom not severe,
With greatness easy and with wit sincere,
With just description show the soul divine,
And the whole princess in my work should shine.
Diese verse stehen im ersten band von Wharncliife's ausgäbe der
Letters of Lady M. W. Montagu.
• Im original:
'Joy lives not here, to happier seats it flies.
And only dwells where Wortley casts her eyes'.
17*
260 COLLMANN,
Verstecke, wo es unbelauscht
sein leiden klagt und seine schmerzen
dem winde, der voriiberrauscht.
So legt — gezwungen sich zur flucht,
im herz den todespfeil, zu wenden —
der hirsch in abgelegner schlucht
sich nieder, ruhig zu verenden;
im dickicht, fern vom tagesglast,
streckt er sich hin zur letzten rast,
und eh' sein blut entströmt der wunde,
entflieht der letzte hauch dem munde.' '
Eine gewisse entfrenulung, wenn auch noch kein g-esjjaun-
tes Verhältnis, muss inzwischen schon eingetreten gewesen sein.
An ihre noch immer in Paris weilende Schwester Frances
schreibt Lady Mary aus Twickeuham im frühjahr 1720:
'Ich sehe zuweilen herrn Congreve, und sehr selten herrn Pope'.
Von der berühmten grotte weiss sie nicht aus eigener an-
schauung zu berichten, sondern nur vom hörensagen. und obwol
sie eitel genug ist, ihrer Schwester jene schwermütigen verse
zu senden, bittet sie doch, ihre weitere Verbreitung in Paris
nicht zuzulassen: sie habe dieselben ebenfalls unterdrückt
{stifJed). Pope's werben um ihre gunst war ihr offenbar lästig
geworden: im fernen osten mochte sie zu seinen leidenschaft-
lichen ergüssen gelächelt haben, hier aber war es mislich,
sich denselben auszusetzen, und schwer, ihnen aus dem wege
• Ah friend — 't is true — this truth you lovers know —
In vain my structures rise, mj' gardens grow.
In vain fair Thames reflects the double scenes
Of hanging mountains and of sloping greens:
Joy lives not here, tu happier seats it flies.
And only dwells where Wortley casts her eyes.
What are the gay parterre, the chequered shade,
The moruing bower, the ev'ning colonade,
But soft recesses of uneasy miuds,
To sigh unlieard into the passing wiuds?
So the Struck deer in some sequester'd part
Lies down to die, the arrow in his heart;
He, stretch'd unseeu in coverts hid from day,
Bleeds drop by drop, and pants his life away.
Das ganze gedieht steht in einem briefe der Lady Mary an ihre
Schwester Frances, dat. Twickenham, 1720.
POPE UND LADY MONTAGU. 261
Aber es lassen sich für diese entfrenuluni;- aucli ganz be-
stinnnte gTünde nachweisen. Noch vor ihrer reise nach dem
kontinent hatte Lady Mary in ihren 'städtischen eklogen' die
hirtengedichte Pope's in scherzhafter weise nachgeahmt, aber
sie hatte selbstverständlich nicht daran gedacht, dieses pro-
dukt ihrer niuse der ötfentlichkeit zu übergeben. Nach ihrer
rückkehr wurden die eklogen einem kleinen kreise mitgeteilt.
Pope und Gay schlugen mehrfache änderungen vor. Das manu-
script wurde vielfach abgeschrieben, und eine dieser kopieen
fand ihren weg in die druckerei des 'alles an sich raftenden'
Curl. Vo])e versuchte, mit dem presspiraten zu unterhandeln,
war aber unklug genug, ihn durch drohungen einschüchtern zu
wollen, so dass seine bemühungcn gerade die entgegengesetzte
Wirkung hatten: Curl verööentlichte die ganzen eklogen unter
Pope's namen.
Die taktlosigkeit, welche Pope bei dieser gelegenheit be-
wiesen hatte, mag wol dazu beigetragen haben, der Lady Mary
seineu umgang zu verleiden. Aber sie scheint sich leider auch
nicht versagt zu haben, an dem unglücklichen poeten ihre sati-
rische laune auszulassen. In der gesellschaft circulierten ver-
schiedene boumots, die ihr zugeschrieben wurden. Einmal soll
sie ihn 'eine kleine nachtigall' genannt haben, 'ganz sang und
kein sinn' {all sound and no sense). Ein andres dictum war
insofern noch pikanter, als in demselben auch seine freunde
übel wegkamen:
'Pope ist mit Orpheus wol gepaart,
wie dieser, weiss er zu ergötzen;
bewundernd sich um beide schaart
ein iieer von bestien und klotzen. >
Diese bosheiten mochten einen eitlen mann \vie Pope wol
kränken, aber um den wahrhaft satanischen hass zu erklären,
welchen seine eigene satire atmet, reichen sie doch nicht aus.
Noch weniger ist dies der fall mit dem politischen gegensatz
zwischen beiden. Lady Mary hatte sich von jeher zu whig-
istischen grundsätzen bekannt, und obwol keine Verehrerin
von Sir Robert Walpole's Charakter, teilte sie doch im ganzen
seine politische richtuug, in welcher sie durch persönliche be-
' Im original:
'The blocks and beasts flock round them and admire'.
262 COLLMANN,
Ziehungen noch bestärkt wurde. Einer der gewantesten Ver-
teidiger von Walpole's politik war der söhn des Earl of Bristol»
John Lord Hervey, Mit seiner mutter, der gräfin von Bristol,
hatte Lady Mary schon lange in freundschaftlichem verkehr
gestanden, wie denn auch von ihren briefen aus dem Orient
eine ganze auzahl an diese ältere freundin gerichtet waren.
Dem söhne, dem eben erwähnten Lord Hervey, wurde sie
näher geführt teils durch die gleiche politische parteistellung,
teils auch 'durch den beiden gemeinsamen hang zu poetischer
Spielerei', welchem einige, von beiden gemeinschaftlich verfasste
Produktionen ihren Ursprung verdanken. Pope scheint auf ihre
Verbindung mit Lord Hervey eifersüchtig geworden zu sein,
und hatte sich inzwischen so sehr an Bolingbroke und Swift
attachiert, dass er seinen absehen gegen die Whigs ganz offen
zur schau trug.
Wir befinden uns an einer kritischen stelle. Wo sollen
wir den moment suchen, der diese einst so intimen beziehun-
geu in ihr direktes gegenteil verkehrte? Erinnern wir uns
jedoch, dass die wärme immer nur auf selten des dichters
war, so wird uns der weitere verlauf nicht unerklärlich erschei-
nen. Es war vergebens, dass Lady Mary durch ihre kälte
sein feuer zu dämpfen suchte. Nach ihrer erzählung hat Pope
in einem sehr schlecht gewählten augenblicke und als sie am
wenigsten auf eine romantische erklärung gefasst war, sich so
leidenschaftlich gebärdet, dass sie — trotz aller bemühungen
böse zu werden und ernst zu bleiben — in ein massloses ge-
lächter ausbrach. Diese erzählung hat, nach allen vorher an-
geführten beweisen für Pope's leidenschaftliche liebe, nichts
unw^ahrscheinliches, und sie erklärt zugleich vollständig sein
ferneres verhalten gegen Lady Mary. Ein so furchtbarer hass,
wie ihn seine späteren Schriften atmen, konnte nur in einem
auf's tiefste gekränkten gemüte reifen. Die schnöde art und
weise, in der sie ihn, durch ihre aufnähme seiner liebeserklä-
rung, an seine persönliche hässlichkeit erinnerte, war eine be-
leidigung, die er wol vergessen, aber nie verzeihen konnte.
Dieser hass aber ist es, welcher die politische gegnerschaft
auch zu einer literarischen machte und alle ferneren beziehun-
gen dieser beiden menschen, die sich einst doch ziemlich nahe
gestanden hatten, vergiftete.
Pope zögerte nun nif'ht länger, seiner satire freien lauf
POPE UND LADY MONTAGU. 263
ZU lassen uud die iiadelstichc der Lady Mary mit keiilen-
schlägen zu vergelten.
In der berühmten zweiten epistel seiner 'Moral Essays',
betitelt 'lieber den eliarakter der fraucn', findet sich folgender
passus (v. 20—28):
'Rufa, deren lebhaft äuge, schweifend durch des parkes strecken,
wie die sonne meteore, anzieht elegante gecken,
stimmt so schlecht zu Rufa, wenn ihr Locke dient zum Zeitvertreib,
wie der iSappho diamanten zu dem hemd auf ihrem leib,
oder Sappho bei der schmierigen arbeit ihrer toilette
mit der Sappho, welche duftet abends auf dem festbankette:
so beginnen wol im k . . . . morgens ihre existenzen
käfer, die dann lustig summend in der abendsonne glänzen'.'
Dass mit Sappho niemand anders gemeint ist, als eben
Lady Mary, die einst so hoch gepriesene, soll weiter unten
gezeigt werden, dürfte sich aber auch aus dem folgenden schon
zur genüge ergeben.
Im ersten buche seiner episteln apostrophiert Horaz seinen
gönner Maecenas und sagt zu ihm:
'Du lachst, wenn irgend etwas in meinem äussern nicht zu-
sammenstimmt, wenn mein haar schief geschnitten ist, wenn ich unter
einer neuen toga ein schäbiges Unterkleid trage etc., allein wenn mein
inneres mit sich selbst im Widerspruche steht, so siehst Du das nur als
eine ganz gewöhnliche verirrung an, die kaum der beachtung wert ist'.
Den ersten teil dieses gedankens drückt nun Pope in sei-
ner nachahmung dieser ersten epistel des ersten buches in fol-
gender weise aus (v. 161 — 64):
'Lachen wirst Du, steh' ich vor Dir, halb ein schmierfink, halb ein gecke,
wol gepudert die perrücke, auf der weste tabacksflecke;
wenn mir rock und hose stehen sonderbarlich im kontraste,
weiss die handschuh', doch ein hemde, das zur Lady Mary passte.'=*
' Rufa, whose eye quick glancing o'er the park
Attracts each light gay meteor of a spark,
Agrees as ill with Rufa studying Locke,
As Sappho's diamonds with her dirty smock^
Or Sappho at her toilet's greasy task,
With Sappho fragrant at an evening mask:
So morning insects that in muck begun,
Shine, buzz, and fly-blow in the setting sun.
2 You laugh, half beau, half sloven if I stand,
My w'ig all powder, and all snuff my band;
You laugh, if coat and breeches strangely vary.
White gloves, and linen worthy Lady Mary.
204 COLLMANN,
Wenn also liier derselbe Vorwurf der unsauberkeit, beson-
ders iu bezug auf ihre wasche, bald einer Sapplio, bald einer
Lady Mary gemacht wird, so liegt doch die Vermutung sehr
nahe, dass Sappho und Lady Mary ein und dieselbe person
sind. Ebenso gewis ist aber, dass Pope nicht eine beliebige
Lady Mary gemeint hat, sondern die bekannte Lady Mary.
Von den satiren des zweiten buches widmet Horaz die
zweite dem 'lob einer anständigen mässigkeit in den genüssen
der tafel, im gegensatz einerseits zu der damals üblichen Üppig-
keit und schwelgerei, andrerseits zu einer bis zum ekelhaften
geiz getriebenen Sparsamkeit'. Als beispiel der letztern führt
er (v. 55 u. f.) einen gewissen Avidienus (name von avidus,
habgierig) an, der wegen seiner schmutzigen knauserei der
'hund' genannt wurde. Dieser Avidienus nährte sich von wil-
den Kornelkirscheu und alten oliven, brachte die üblichen
trankopfer nur iu kahnigem weine dar, auch pflegte er, selbst
bei besonders festlichen gelegenheiten , sein ranziges öl nur
tropfen weis auf die kohlstengel zu giessen, war dagegen mit
altem essig nicht sparsam.
In Pope's nachabmung jener satire ist nun die betreffende
stelle (v. 49 — 60) wie folgt wiedergegeben:
'Avidien und seine gattin — (wie du willst, kann du sie nennen,
mit dem makel ihn des geizes, sie mit dem der feilheit brennen) — '
sie verkaufen die geschenkten fruchte und die wilden hühnchen,
während kümmerlich von riiben sie sich nähren und kaninchen.
Ihren durst bei tisch zu löschen dient 'ne halbe literflasche,
und derselbe stoif ersetzt den essig in der plattmenage.
Doch an einem glückstag, wenn sie ein verlorenes goldstück fanden,
oder hörten, dass ertrunken war' ihr söhn in fremden landen,
dass an einem solchen festtag mit dem essig sie nicht kargen,
kann man zwei so edlen seelen doch gewislich nicht verargen;
zwar, in tropfen zugesetzt nur wird das öl, obwol es ranzig,
dafür nehmen sie den essig zum salat mit freier hand sich.'^
' Im original:
Avidien or his wife (no matter which,
For him you'U call a dog and her a biteh).
' Avidien or his wife (no matter which,
For him you'll call a dog und her a bitch)
ISell their preseuted partridges and fruits,
And humbly live on rabbits and on roots.
One half-pint bottle serves them both to dine.
And is at once their vinegar and wine.
POPE UND LADY MONTAGU. 265
Obwol in den vorstelieudcn veiscn eine direkte liinweisung-
aul" i.ady Mary nicht enthalten ist, so müssen wir dieselben
doch auf sie und ihren gatten beziehen. Dafür spricht einer-
seits der umstand, dass — wie wir nachher sehen werden —
der Vorwurf des geizes auch noch von einer andern scite gegen
sie erhoben worden ist, andrerseits aber wird man einen direk-
ten beweis für diese ansieht in der art und weise finden, wie
Pope ihre festtage charakterisiert:
'Doch an einem glückstag, wenn sie ein verlorenes goldstück fanden,
oder hörten, dass ertrunken war' ihr söhn in fremden landen.'
Lady Mary hatte einen einzigen söhn, der — wie er-
wähnt worden ist — seine altern auf ihrer kontinentalen tour
begleitete, aber leider zu einem vollendeten taugenichts heran-
wuchs, dessen ganzes leben sich aus einer reihe von nichts-
nutzigen streichen zusammensetzte. Je mehr wir nun geneigt
sind, mit einem solchen fluch behaftete altern zu bedauern, um
so mehr werden wir über die rohe bosheit eines menschen
empört sein, der ein so trauriges Verhältnis zum gegenständ
seiner satire machen konnte. Aber leider ist das noch nicht
einmal das äusserste, wozu sein hass sich hat hinreissen lassen.
In den eben citierten versen, und zwar in der zweiten zeile,
findet sich eine anspielung, auf die ich nur mit Widerwillen
hinzuweisen mich entschliessen kann. Auch würde ich sie
ganz mit stillschweigen übergangen haben, wenn nicht Pope
durch seine häufige Wiederholung derselben beschuldigung mich
zwänge, davon notiz zu nehmen. Denn nicht genug, dass er
Sappho mit Phryne in einem vers zusammenbringt, ein ander-
mal sie als die schlimmste aller Phrynen bezeichnet, er geht
selbst so weit, den namen der Lady Mary mit einer matadie
honteiise in Verbindung zu bringen! (vgl. Dunciad II 131).
Nach dem, was oben über den anlass des bruchs zwischen
Pope und Lady Mary gesagt worden ist, würden wir gewis
geneigt sein, alle diese nichtswürdigkeiten auf das konto eines
hasses zu setzen, der zu seiner befriedigung vor keiner ver-
But on some lucky day (as when they found
A lost bank-bill, or heard their son was drown'd)
At such a feast old vinegar to spare,
Is what two souls so generous cannot bear:
Oil, tho' it stink, they drop by drop impart,
But souse the cabbage with a bounteons heart.
266 COLLMANN,
leumduug zuriickbebte. Aber dieselben vorwürfe werden gegen
unsere 'heldin' aucli von einer andern seite erhoben, so dass
wir nicht ohne eine regelrechte zeugenvernehiuuug hoffen
können, ein freisprechendes urteil fällen zu dürfen.
Lady Mary verbrachte, wie ich bereits gelegentlich ange-
deutet habe, die letzten zwanzig jähre ihre lebens (von 1739
bis 1761) in Italien. Unter dem 25./9. 1740 schreibt Horace
Walpole an general Comvay:
'Habe ich Ihnen erzählt, dass Lady Marj- hier ist? Sie mo-
quiert sich über Lady Walpole, zankt sich mit Lady Pomfret herum,
und wird von der ganzen stadt verlacht. Ihre kleidung, ihr geiz und
ihre Schamlosigkeit (impudeuce) müssen einen jeden, der nie ihren
uamen hörte, in erstaunen setzen. Sie trägt eine schmutzige morgen-
haube, welche ihre fettigen {(/reasy), lose und ungekämmt herabhän-
genden schwarten locken nicht bedeckt-, einen alten, mazarin-blauen
Überwurf, welcher offen steht und ein Unterkleid aus grober leinwand
sehen lässt. Ihr gesicht ist auf der einen seite stark angeschwollen
und zum teil mit einem pflaster bedeckt, zum teil mit weisser
schminke, die sie der billigkeit wegen so grob gekauft hat, dass
man mit derselben nicht einmal sein kamin würde tünchen lassen.'
Zum glück für Lady Mary wird der wert dieses Zeug-
nisses erheblich abgeschwächt durch eine andere äusserung
desselben Horace Walpole, mündlich getan gegen Pinkerton
und von diesem in seinem buche 'Walpoliana' mitgeteilt:
'Lady Mary Wortley Montagu' — sagte darnach Walpole zu
Pinkerton — 'ist eine Spielgefährtin von mir gewesen, als wir beide
kinder waren. Sie war immer ein sehr schmutziges, kleines ding.
Diese gewohnhelt blieb ihr. Als sie in Florenz war, gab ihr der
grossherzog eine wohnung in seinem palast. Ein zimmer diente zu
allem ' etc.
Wenn ich auch nicht bestreiten will, dass Walpole über
das auftreten der Lady Mary in Florenz die Wahrheit wenigstens
sagen konnte, so sind doch die angaben über ihre, gemein-
sam mit ihm verlebte kiudheit einfach unwahr: Walpole war
am 5. october 1717 geboren. Damals lebte Lady Mary be-
kanntlich in Wien und war seit mehreren jähren mutter eines
knabeu.
Unsere zweifei an der Wahrheit der von Walpole gemach-
ten angaben werden aber noch verstärkt durch audere um-
stände.
Wie Pope, so urteilte auch Walpole über Lady Mary
unter dem einflusse persönlichen Widerwillens. Seine mutter,
POPE UND LADY MONTAGU. 267
(He geaialiliu des berübmtcn Sir Robert Walpole, und Lady
Mary Wortley Moiitagii wareu feiudiimen lange elie Horace ge-
boren wurde. 'Wenn man sich erinnert, mit welcher Verehrung
Horace Walpole überall von seiner mutter spricht, so möchte
man geneigt sein, zu glauben, dass sie wirklich alle jene Vor-
züge besass, welche seine liebe ihr zuschrieb. Aber das urteil
der Zeitgenossen über den charakter der Lady Walpole stimmt
wenig zu der Schilderung des sohnes. Ihr name hatte einen
so hervorragenden platz in der chronique scandaleuse jener
zeit, dass die weit ganz genau wustc, auf wen der kapitän
Samuel Gulliver anspielte, wenn er den ruf der vortrefflichen
gemahlin des Lordschatznieisters Flimuap mit der ernstesten
miene in schütz nahm'. Es war bekannt, dass Sir Robert
Walpole es ganz offen als seinen grundsatz ausgesprochen
hatte, 'seinen eigenen weg zu gehen, und madame den ihrigen
gehen zu lassen'. Mit einem worte, Horace Walpole galt all-
gemein als der söhn von Carr Lord Hervey, auch bezweifelte
man nicht, dass Sir Robert über die beziehungen dieses herrn
zu seiner Lady vollständig unterrichtet war.
Horace Walpole selbst hat wahrscheinlich nie geahnt,
dass an seiner eigenen herkunft irgend ein makel klebe.
Aber es kann ihm doch nicht entgangen sein, wie vollständig
seine mutter von ihrem gemahl übersehen und geringgeschätzt
wurde. Auch muste er — ehe noch seine tränen um ihren
Verlust getrocknet waren — es erleben, dass Sir Robert ihre
verhasste uebenbuhlerin, Miss Skerritt, zu seiner rechtmässigen
gattin erhob. Lady Mary war die intime freundin und göune-
rin der Miss Skerrit — ein umstand, der sicherlich ausreichte,
Horace Walpole zu ihrem feinde zu machen.
Aber eben diese feindschaft benimmt seinem zeugnis einen
grossen teil seiner beweiskraft, und obwol ich nicht so weit
gehen will, zu behaupten, dass er Pope's ihm sicherlich be-
kannte nichtswürdigkeiten ohne jeden grund einfach wieder-
holte, so stehe ich doch nicht an, seine erzählungeu für sehr
übertrieben zu halten. Dass Lady Mary, besonders in ihren
späteren jähren, ihr äusseres vernachlässigte, ist nicht unglaub-
lich, wenigstens will man dergleichen bei schriftstellernden
damen mehrfach beobachtet haben. Für den Vorwurf der liab-
sucht — den Pope jedoch grossmütig genug war, sie mit ihrem
manne teilen zu lassen ('Avidien und seine gattin'!) — finden
268 COLLMANN,
wir einen gewissen anhält darin, dass sie in staatspapieien
speculierte: es ist ein von Pope an sie gerichtetes billet vor-
handen (d. Twickenham 22,/8., resp. 3./9. 1720), worin er sie
auffordert, Südsee-aktien zu uelimen, da er von guter band
gehört habe, dass dieselben in wenigen wochen steigen wür-
den. Auch ihr gatte trug seinen teil dieses Vorwurfs vielleicht
nicht unverdient, denn er hinterliess ein sehr bedeutendes ver-
mögen, welches er — mit vollständiger übergehung jenes oben
erwähnten misratenen sohnes — den kindern seiner an Lord
liute verheirateten t')chter vermachte. Die dritte bescbuldigung
dürfen wir wol mit stillschweigender Verachtung übergehen:
sie ist den pamphletisten jener zeit mindestens ebenso ge-
läufig, wie den Catos der Opposition die anspielung auf die
Spanischen doublouen in den kotfern der minister.
Lady Mary selbst setzte übrigens den angriffen Pope's —
denn die malicen Walpole's sind ihr wol nie zu obren ge-
kommen — keineswegs nur stillschweigende Verachtung ent-
gegen. Natürlich Hess sie keine Satiren drucken — das hätte
einer 'grande danie' nicht wol angestanden, auch würde sie
damit zugegeben haben, dass sie Pope's boshafte anspielungen
auf sich bezog — , aber sie rächte sich auf ihre art. Ich habe
schon oben von ihren kleinen epigrammen proben gegeben —
ähnliche Sticheleien finden sich wiederholt in ihren gedichten.
Zwar sind diese erst nach ihrem tode gedruckt worden, aber
sie wird wol schon dafür gesorgt haben, dass sie auf andere
weise in ihrem bekanntenkreise Verbreitung fanden. Uebrigens
hatte sie auch gar nicht nötig, öffentlich gegen Pope in die
schranken zu treten: sie fand einen ritter in der person des
oben erwähnten Lord Hervey, eines sohnes ihrer mütterlichen
freundin, der gräfin von Bristol.
Lord Hervey war 1696 geboren, also nur um wenige jähre
jünger als Lady Mary. Seine politische laufbahn hatte er in
den zwanziger jähren des 18. Jahrhunderts als Parlamentsmit-
glied für Edniondsbury begonnen. Hervey bekannte sich zu
den grundsätzen der Whigs und war ein standhafter anhänger
Walpole's. Seine dienste wurden für den letztern besonders
wertvoll in dem kriege der broschüren und pamphlete, in wel-
chen er, in den letzten jähren seines ministeriums, mit den
führern der Opposition, Bolingbroke und Pulteney, verwickelt
wurde. Lord Hervey eben war es, der mit besonders gewan-
POPE UND LADY MONTAGÜ. 2()9
ter feder die sache des ministeriums verteidigte. Bolingbroke
und Pulteuey unterzogen im 'Craftsman', einer periodischen
Zeitschrift, Walpole's politik und Verwaltung einer unbarmher-
zigen kritik. Gegen diese angriä'e richtete sich ein im jaiire
1731 erschienenes pamphlet, betitelt: 'Verrat und Verleumdung
aufgedeckt'!, in welchem Pulteney und Bolingbroke in hef-
tiger und gemeiner weise geschmäht wurden. Pulteney, wel-
cher den Lord Hervey für den Verfasser hielt, sclirieb eine
entgegnung unter dem titel:
'Eine richtige antwort auf ein gemeines pamphlet, in einem
briete an den Verfasser, von Caleb D'Anvers, von Gray's Inn, Esqn.'
In diesem machvverk fanden sich sehr undelikate anspie-
lungen auf Lord Hervey's körperliche gebrechen, besonders
auch auf seine weibischen manieren. In der tat stand Lord
Hervey nach dieser seite hin einem angriffe offen. Er litt an
epileptischen zufallen und hatte sich in folge dessen an eine
eigentümliche diät gewöhnt: seine tägliche nahrung w^ar eine
kleine portion eselsmilch und ein Zwieback aus Weizenmehl;
ein mal wöchentlich gestattete er sich einen apfel, dagegen
nahm er täglich brech mittel zu sich.- Dass sein gesiebt bei
einer solchen diät ein geradezu geisterhaftes aussehen haben
muste, ist natürlich, doch püegte er diesem Übelstande durch
reichlichen gebrauch von schminke abzuhelfen.
Begreiflicher weise war Lord Hervey gegen anspiehmgen
auf diese gebrechen sehr empfindlich und über Pulteney's an-
griff denn auch so entrüstet, dass er ihm sofort eine heraus-
forderung auf stossdegen zugehen Hess. Das duell wurde in
dem oberen teil des St. James park, hinter Arlington Street,
ausgefochten. Lord Hervey bewies bei dieser gelegenheit, dass
er Pulteney's Vorwurf, 'halb mann, halb weib zu sein', niciit
verdiente: er schlug sich tapfer und trug eine leichte wunde
davon. Später stellte sich übrigens heraus, dass er jenes von
Pulteney so übel aufgenommene pamphlet gar nicht verfasst
hatte, sondern dass es von dem kriegssekretär Sir William
Yonge herrührte.
' 'Sedition and Defamation displayed.'
'^ Frage: Wie kann ein mensch bei einem so geringen quantum
nahrung überhaupt bestehen? Der wöchentliche apfel beruhigt mich
nicht; der könnte ihn doch vor dem verhungern kaum geschützt haben!
270 COLLMANN,
Mit Pope hatte Lord Hervey früher in freundschaftlicher
beziehuug gestanden, welche jedoch erkaltet zu sein schien
in dem masse, wie jeder von ihnen in der politik eine ent-
g-eg-en gesetzte riehtung einschlug. Wahrscheinlich war Pope
auch eifersüchtig auf Lord Hervey's iutimität mit Lady Mary.
Der erste angritf scheint nun diesmal von Pope ausge-
gangen zu sein. Im jähre 1732 veröffentlichte er seine nach-
ahmung der ersten satire vom zweiten buche des Horaz. Im
eingange derselben zählt er verschiedene, von ihm fingierte
einwände auf, die man gegen seinen satirischen stil erhoben
habe. Einer davon' lautet:
'Seine verse sind zu kraftlos'; — hör ich einen andern knurren —
'Pah! Lord Fanny spinnt ein tausend solcher täglich ohne murren.' ^ —
Die äusserung Pulteney's über Lord Hervey, er sei halb
mann und halb weib, war noch nicht vergessen, und es ist
daher nicht zu verwundern, wenn man in dieser sonderbaren
Zusammenstellung eines weiblichen eigennameus mit einem
männlichen titel eine anspielung auf eben dieselbe persönlich-
keit vermutet. Auch Lord Hervey fasste die stelle so auf
und beschloss. den unprovocierten angritf nachdrücklich zurück-
zuweisen. Er verötfentliehte (1732) eine poetische epistel, über-
schrieben :
'Verse, gerichtet an den nachahuier der ersten satire vom zwei-
ten buche des Horaz. '=*
In diesen versen nun wird Pope auf das derbste vorge-
nommen. Er ist ein dummer kopist, denn
'er versteht den geist, als dessen interpret er sich geriert,
gerad' so wenig, wie das Griechisch, das er eh'mals anglisiert.'"
Im gegensatz zu dem eleganten stil, der reinen diktion
eines Horaz, heisst es von Pope's versen:
'Während Deine verse, deren klang dem obre nicht erfreulich,
dunkel sind, wie Deine herkunft, und wie Dein gemiit abscheulich.
' V. 5 und 6.
'•* 'The lines are weak' — another's pleased to sa)' —
'Lord Fanny spins a thousand such a day.'
3 Die 'Verses to the Imitator of Horace' sind in den werken der
Lady Mary abgedruckt. Leider habe ich augenblicklich kein vollständiges
exemplar zur hand, und bin daher ausser stände, an dieser stelle das
original meiner Übersetzung beizufügen.
^ Anspielung auf Pope's Übersetzung der Ilias.
POPE UND LADY MONTAGU. 271
Die Satire, wie ein messer zum rasieren, glatt und scharf,
doch gewis nur leichten striche«, fühlbar kaum, verwunden darf:
Deine ist ein austernmesser bloss, mit dem Du schrammst und ritzest,
da Du nur die sucht des schmähens ohne das talent besitzest.'
Weiterhin wird ihm vorgeworfen, dass weder tugeud nocli
Schönheit die n>ac-ht hätten, die herschende ueiguug seiner seele
zum hass zu mildern:
'Doch wie sollte auch die Schönheit eines menschen herz gefährden,
der zum lieben nicht geschaffen, noch auch um geliebt zu werden?
Deutlich sehen wir des himmels weises und gerechtes walten
darin, dass ein solcher körper eine solche seel' erhalten,
und die konsequenz des Schicksals ist nun daraus leicht erniesslich,
dass zum hassen ward geboren einer, welcher selbst so hässlich.'
'Wie kommt es aber' — fährt er fort — 'dass ein solches
gemeiuschädlichcs subjekt noch immer ungestraft sein wesen
treiben darf?' Und er beantwortet sieh diese frage folgender-
massen :
'Dass für Deine freveltaten niemand sich bisher gerächt,
noch geahndet die Insulte, deren Du Dich oft erfrecht,
dass Dein feil noch ohne l)laue flecken und noch unzerbrochen
sind in Deinem skrophulösen jammerleibe Deine knochen,
dass dem messer Du und prelltuch, selbst der peitsche, noch entronnen,
ist gescheh'n — nicht, weil man solches nicht von herzen Dir gegonnen,
oder weil die weit mistraute dem beweis des augenscheins,
sondern deshalb, weil Dich sehen und verachten Dich ist eins.
Wenn ein Stachelschwein in seinem blinden zorne voller tücken
seineu harmlos matten Stachel schiesst von dem gesträubten rücken,
jeder, der's mit ansieht, ruhig steht alsdann und ohne scheu er,
lächelnd schaut er auf das kleine, zorngeschwellte ungeheuer.
So ist's auch mit Dir: wir halten uns für Deinen angriff schadlos
durch gelächter, wenn wir sehen, wie Dein wüten resultatlos.'
Also — seiner dulness verdankt er's, wenn ihm noch nie-
mand die schlage zurückgegeben hat, aber eben dieser Stupi-
dität, obwol sie seinen körper schützt, muss schliesslich doch
bewirken, dass er ebenso wenige leser hat wie freunde:
'Mancher schätzte Deine muse, welchem Dein gemiit zuwider.
Deine werke mocht' er lesen, aber Deinen umgang mied er;
viele selbst von diesen werden sich dem Vorurteil entziehn,
und — wie vorher Deinen umgang — künftig Deine muse fliehu,
und sie werden Deinen büchern zutritt; weigern, wie gewöhnlich
sie ja schon verschlossen hielten ihre türe Dir persönlich.'
'Du kannst es auch' — meint er endlich — 'nicht ungerecht
finden, dass die weit Dich ausstösst, denn obwol vor gericht
272 COLLMANN,
als niörder mir der gilt, welcher wirklich getötet hat, so ver-
dammt doch die moral schon die blose absieht', und im namen
dieser moral wird ihm dann schliesslich das urteil gesprochen:
'Da Du gegen unsern namen Deine feige band bewehrst,
und zum mindesten bedaciit bist darauf, wie Du uns entehrst,
sei Dein loos dem ähnbcii, welches Gott dem ersten mörder kund that':
'Niemals werde Dir verziehen, nocli vergessen Deine untat;
sondern, wie Du selbst sie hassest, sei den menschen Du ein ekel,
und — wie Cain auf der stirne führte Gottes 'Mene Tekel',
auf dem rücken tragend Deines krüppelhaften geistes zeichen',
mögest Du, verflucht wie Cain, unstät durch die lande schleichen'!!
Diese vernicbtende satire machte natürlich die runde in
den literarischen und geselligen kreisen der hauptstadt, Lord
Hervey trug sogar sorge, sie zur kenntnis seiner gönnerin, der
königin Caroline, gemahlin Georg's II., gelangen zu lassen. Das
publikum war begreiflicher weise sehr gespannt, zu erfahren,
wie Pope den furchtbaren streich erwidern würde. Aber die
geduld dieses süssen publikums wurde auf eine schwere probe
gestellt: Pope hüllte sich vorläufig in beharrliches schweigen.
In seinem sogleich näher zu besprechenden offenen briefe an
Lord Hervey hat er selbst für seine, enthaltsamkeit folgende
gründe angegeben :
'Gestatten Sie mir, Mylord, Ihnen zu sagen, warum ich auf
jene 'Verse an den nachahmer des Horaz' nicht geantwortet habe.
Sie betrafen nur meine (äussere) gestalt, auf die ich keinen wert
lege, und meine moral, die mir keiner Verteidigung zu bedürfen
schien' ....
'Es gab auch noch einen andern grund, warum ich zu jener
Schrift geschwiegen habe: gestützt auf die vom drucker auf dem
titelblatt gegebne Versicherung, glaubte ich, dass die schrift von
einer dame herrührte, und es schien mir ebenso anmassend wie un-
schicklich, mich mit einer person von jenem geschlecht in einen streit
einzulassen.'
Ob dies die wahren gründe für Pope's schweigen waren,
lässt sich nicht mehr ausmachen, auch erscheint mir diese
frage weit weniger interessant, als jene andere, ob nämlich
sein verdacht gegründet war, und wirklich Lady Mary 'had
a hand in W.
Sie selbst hat dies wiederholt in abrede gestellt, mündlich
durch eine 'adlige persönlichkeit von wirklicher ehrenhaftig-
Pope war bekanntlich verwachsen.
POJ'K UND LADY MONTAGU. 273
keit und walirbeitsliehe', welche dem beleidig:ten dichter ihre
ableu^nunji' der autorschaft mitteilte, und schliesslich in einem
an Pope's freund, den bekannten arzt dv. Arl)ulhu(>t, gerichte-
ten l)riefe (d. 3./1, 173;}), welchem ich folgende stellen ent-
nehme:
'Mein herr!
'Ich habe das neueste pasquill Ihres geistreichen freundes ge-
lesen, und wundre mich nicht, dass Sie mich unter dem namen
Sappho nicht lierausgefunden haben, weil — meines wissens — in
unserm charakter und in unsern Verhältnissen nichts ist, das einen
Vergleichungspunkt böte. Aber da die Stadt allgemein annimmt, dass
Pope, jedesmal wenn er jenen namen erwähnt, mich meint, so kann
ich nicht umhin, von der abscheulichen bosheit notiz zu nehmen,
welche er gegen die unter diesem namen bezeichnete dame hegt, eine
bosheit, welche durch die annähme aufgestachelt zu sein scheint,
dass sie die 'Verse an den nachahmer des Horaz' verfasst habe. Nun
kann ich ihm versichern, dass diese verse (ohne mein vorwissen) von
einem sehr tüchtigen, und von mir sehr hochgeschätzten gentleman
geschrieben worden sind, den er niemals erraten wird, und welchen
er wenn er ihn kennte — anzugreifen nicht wagen würde. Aber
ich gestehe, der zweck (der schrift) war ein so guter, und der plan
ist so vortreiflich ausgeführt worden, dass es mir unmöglich ist, zu
bedauern, dass diese verse geschrieben worden sind.'
'Ich wünschte, Sie gäben dem armen Pope den rat, sich einem
ehrlichem gewerbe, als dem pamphletschreiben zuzuwenden. Ich
weiss zwar, er wird zu seiner eutschuldigung anführen, dass er
schreihen müsse um zu leben, und er hat jetzt gemerkt, dass die
leute seine verse nicht mehr kauten wollen, wenn sie nicht dazu an-
gestachelt werden durch die neugierde zu sehen, was von ihren be-
kannten darin gesagt ist. Aber ich halte diese art des erwerbs
für so überaus erbärmlich, dass sie gar keine eutschuldigung zu-
läsat'
Dass Lady Mary au der abfassung jener schrift in der
einen oder der andern weise anteil gehabt, können wir — ■
gegenüber diesen so positiven Versicherungen des gegeuteils
— nicht wol annehmen; aber da sie so unverhohlen ihre volle
billigung der tendenz dieser verse ausspricht, und so unver-
blümt ihrer grenzenlosen Verachtung für Pope worte leiht, so
erscheint uns der von dem angegritfenen pamphletisten für
sein schweigen angeführte gruud wenig stichhaltig: er brauchte
wahrlich keine Zurückhaltung zu beobachten, weder gegen den
edlen lord, welcher ihm solche hiebe versetzte, noch gegen
die feine lady, die jeden derselben mit ermutigendem beifall
begrüsste.
Anglia, IV. band. 18
274 COLLMANN,
Welches auch seine motive gewesen sein niügen — es
bedurfte eines zweiten an<;Tifts, um ihn seiner lethargie zu ent-
reisseu.
Im uovember 1733 erschien eine versilizierte 'Epistel an
einen doktor der theologie, von einem edelmann zu Hamjjton
Court'. Pope hatte nicht sobald von dieser publikation kennt-
nis erlangt, als er — unter dem 30. novbr. 1733 — den Ver-
fasser, Lord Hervey, in einem offenen briefe {^Letter io a noble
Lord') darüber zur rede setzte.
Diesen 'Brief an einen edlen lord' hatte dr. Johnson
oft'enbar im äuge, als er, in seiner biographie Pope's in den
'Lives of the English Poets' diesem den Vorwurf machte, dass
er mitunter 'mutwillig in seinem angriff' gewesen wäre, und,
gegenüber Chandos, Lady Mary und Hill 'erbärmlich in sei-
nem rückzug', Macaulay hat, in seinem glänzenden aufsatze
über Addison (Tauchnitz Ed. V, 148) diesen Vorwurf gegen
Pope in noch viel stärkeren ausdrücken wiederholt:
'Zu beleidigen, zu beschimpfen, und sich den folgen der be-
leidigung und beschimpfiing durch lügen und Zweideutigkeiten zu
entziehen, war die gewohuheit seines lebens. Er veröffentlichte ein
pamphlet auf den herzog von Chandos; man stellte ihn darüber zur
rede {he was taxed ivilh U), und er log und machte faule ausreden
(he lied and equivocated). Er veröffentlichte ein pamphlet auf Aaron
Hill; man stellte ihn darüber zur rede, und er log und machte faule
ausreden. Er veröffentlichte ein noch gemeineres (fouler) pamphlet
aut Lady Mary Wortley Montagu, und er log mit mehr als gewöhn-
licher frechheit und heftigkeit.'
Diese schweren beschuldigungen scheinen sich besonders
auf zwei stellen jenes 'Briefs an einen edlen lord' zu stützen,
auf die ich auch aus andern gründen näher eingehen muss.
Nachdem Pope seine Verwunderung darüber ausgesprochen hat,
dass Lord Hervey solche ganz allgemein gehaltene äusserun-
gen, wie 'ein lord mit nachlässigem geschreibsel' (a lord
scribbling carelessly), ein 'spion bei hofe' etc., auf sich bezogen
habe, fährt er wörtlich fort:
'Noch mehr aber wundre ich mich, wie eine dame von grossem
geist, Schönheit und poetischen renommc sich dazu hat bewegen
lassen können, sich bei jenem schritt' zu beteiligen. Mein vergehen
gegen sie beide war dasselbe.^ Ich hatte nicht das geringste mis-
' D. h. an den 'Versen an den nachahmer des Horaz'.
- Nämlich: den Umgang mit ihnen aufgegeben zu haben.
POPE UND LADY MONTAGU. 275
veratäiuliiis mit jener daiiie, bis icii der urhieber meines eignen Un-
glücks wurde dadurch, das« ich ihren nimgung- aufgab ... Ich ver-
sichre Ihnen, ich habe dies einzig und allein aus dem gründe getan,
weil sie lieide für mich zu klug waren i^luid loo much wit for me),
und weil ich mit meinem verstand vieles, was sie mit dem ihrigen
machen konnten, nicht zu tun vermochte.'
Und an einer andern stelle eben dieses briefes lesen wir:
'Was nun die hochwolgeborene lady, die freundin Ihrer lord-
schaft, anbelangt, so war ich weit davon entfernt, eine person ihres
Standes mit einem ihrer so unwürdigen {^tleroyalory) namen zu be-
zeichnen, wie der der Sappho ist — ein name, welcher an jedes ge-
meine frauenzinimer {infamous creature) i)rostituiert {sie) wird, die
nur jemals verse oder romane geschrieben hat. Ich beteure, dass ich
jenen namen niemals auf sie angewendet habe in irgend einem meiner
verse, sei es öffentlich oder privatim, und — wie ich bestimmt
glaube — auch nicht In irgend einem briefe oder im gespräch. Wer
eine unwahrlieit erfinden konnte, um eine anklage zu stützen, der tut
mir leid, und wer eine solche Charakterschilderung auf sich beziehen
kann, den bedauere ich noch mehr. Gott verhüte, dass der hof und
die Stadt die gefälligkeit haben, sich dieser auffassung {upinion) an-
'zuschliessen '.
Auf den ersten blick enthalten in der tat diese vvorte eine
ableugnung- — es kommt freilich darauf an, wie man dieselbe
auffasst. Die meisten literarhistoriker haben sie ernst genom-
men. Dallaway, der biograi)h der Lady Montagu, gibt sich
sogar die — wie mir scheint — ziemlich übertliissige mühe,
den nachweis zu liefern, dass allerdings mit Sappho niemand
anders gemeint sein könne als Lady Mary Wortiey Montagu.
Er erinnert daran, dass Warburton in seiner ausgäbe der werke
Pope's als erklärung zu den obigen worten 'sie beide waren
für nach zu klug' und den Varianten zu der epistel an Arbuth-
not das couplet anführt:
'Einmal nur liess sich betrügen seine jugend ungewarnt,
als ihn ein gefährlich wesen, eine frau von geist, umgarnt'.'
Indem er dann darauf aufmerksam macht, dass eben dies
kouplet in der korrigierten lesart etwas anders lautet, nämlich :
' Sanften wesens und naiver als gewitzt — wie dieser mann
dennoch ist betrogen worden, wie Sappho auch erzählen kann ' -,
' Once, and but once his heedless youth was bit.
And liked that dangerous thing, a female wit,
Ep. to Arbuthnot v. 308.
- Yet soft by nature, more a dupe than wit,
.Sappho can teil you how this man was bit.
Ib*
276 COLLMANN,
knüpft er daiau folgendes raisonnement :
' Wenn Pope durch ' einen weiblichen Schöngeist und durch
Sappho überlistet {outrvilled) wurde, und doch nur einmal überlistet
worden ist, so müssen Sappho und Lady Marj^ natürlich dieselbe
identische person sein'.
Wie gepagt, dieser nachweis seheint mir überflüssig, weil
ieb die ableugnung Pope's überhaupt nicht ernst nehme. Der
gaüze 'Brief an einen edlen lord' ist nämlich im tone der
bittersten Ironie geschrieben. Ironisch sind denn auch die
Worte zu fassen:
'Wie sollte ich denn eine person ihres Standes mit dem namen
Sappho haben bezeichnen wollen, einem namen, den man an jedes
gemeine frauenzimmer prostituiert, das nur jemals verse oder romane
geschrieben hat'.
Ich finde, diese ableugnung ist weiter nichts, als ein ver-
steckter angriff der gemeinsten sorte. Pope konnte sich wol
denken, dass irgend ein pedantischer üallaway eines tages
die identität der Lady Mary mit dieser 'Sappho' nachweisen
würde, und in diesem falle hatte er die satanische genugtuuug,
der weit schon gesagt zu haben, warum er denn der Lady
Mary gerade diesen namen gegeben — nämlich deshalb, 'weil
man diesen namen an jedes geraeine frauenziramer prostituiert,
das nur jemals verse oder romane geschrieben hat'.
Und wenn er dann beteuert, 'er habe niemals diesen namen
in irgend einem verse auf sie angewendet', und mit geheuchel-
ter entrüstung hinzusetzt: 'Wer diesen Charakter (d. h. den der
Sappho) auf sich bezieht, tut mir leid', so wird der wert die-
ser Versicherungen doch wieder NoUständig aufgehoben durch
den Schlusssatz: 'Gott verhüte, dass auch der hof und die stadt
die gefälligkeit haben, dieser meinung sich anzuschliesseu",
d. h. den Charakter der Sappho auf Lady Mary zu beziehen.
Ist es möglich, diesen wünsch, in Pope's munde, anders denn
als ironie aufzufassen?
Eine weitere stütze für meine ansieht finde ich auch in
der art und weise, wie er seinen hauptgegner, Lord Hervey,
in eben jenem viel citierten briete behandelt. Auch ihm gegen-
über weicht er scheinbar zurück, aber nur, um desto heftiger
anzugreifen. Man höre doch:
'Ich werde Kurer lordschaft jetzt eine offene erklärung geben
über die beleidignng, welche ich — Ihrer meinung nach — Ihnen zu-
gefügt haben soll. Fanny, iMylord, ist die einfache Englische form
I
POI'K l'NI) LAOY AlONTAGU. 277
für Faniiius, eine wirkliclio Persönlichkeit, nämlich die eines be-
scliiäukten kritikers und feindes des Hoiaz'.
Bis dahin ullerdiuys gleicht diese erkläruug eiucni widciruf.
Aber nun weiter:
'Dieser Fannius war, wie es sclieint, sehr eingenommen, sowol
für seine poesie, wie auch für seine persou. Er war überdies von
einer weichlichen oder weibischen konstitution und ein beständiger
besucher der assembleen und opern jener zeit, wo er es sich einfallen
liess, den armen Horaz zu verleumden, bis derselbe zuletzt soweit
gereizt wurde, dass er ihn eben nur Fanny nannte, ihm die i)citsche
gab und ihn winselnd zu den damen schickte:
Discipularum inüT jubeo plorare cathedras\
Wir sehen Pope hier wieder ganz dieselbe taktik befol-
gen, wie bei seiner 'Sappho'. Er leugnet zwar, dass der nauie
Fanny irgend eine boshafte beziehung auf die lebensgcwohu-
hcitcn des Lord Hervey enthalte, aber er tut es offenbar, um
auf diese weise gelegenheit zu haben, von dem nameu 'Fanny'
eine recht beleidigende erklärung zu geben. Er weiss ja sehr
wol, dass doch niemand seine ableugnung ernst nehmen wird,
Ja, er wartet diesmal gar nicht auf einen Dallaway, der ihre
nichtigkeit nachweist, sondern hat selber sorge getragen, sie in
demselben briefc vollständig wieder aufzuheben. Denn seine
besprcchung der gründe, warum er auf die 'Verse an den nacli-
ahmer des lloraz' nicht geantwortet, schliesst mit folgenden
werten :
'Ew. lordsehaft sagten allerdings, Sie hätten die Schrift von
einer lady (erhalten); und die lady sagte, sie gehörte Ihrer lord-
schaft. Einige waren der ansieht, der hübsehe bastard habe zwei
väter, oder — wenn man von einem kaum zugeben wird,
dass er ein mann sei — zwei mütter (uämliüh Lady Mary und
— nun eben jenen 'einen, von dem man kaum zugeben wird, dass
er ein mann sei', d. h. Lord Fanny!).
Der ganze 'Brief an den edlen lord' besteht eben aus
lauter solchen antitheseu, wobei der zweite teil inmicr voll-
ständig aufhel)t, was im ersten zugestanden ist. Gleich der
anfaug liefert davon einen beweis:
'Ich habe nicht eher von irgend einem Unwillen {displeasure),
von dem Sie gegen mich erfüllt waren , gehört , als bis man mir er-
zählte, dass durch meine nachahmung des Horaz einige pcrsouen,
und unter andern auch Ew. lordschaft, sich beleidigt fühlten. Ich
glaubte nicht befürchten zu müssen, dass einige allgemeine anspielun-
gen auf "einen lord mit nachlässigem geschreibsel" u.a. ...jemals
so bezogen werden würden, wie sie bezogen worden sind'.
278 COLLMANN,
Nun ja, da!> klingt ungefähr wie eine entscliuldigung, aber
weiter unten lesen wir:
'Wie können Sie Pope den vorwarf maehen, dass er unter sei-
nem eigenen namcn die arbeit eines andren uiannes verkauft habe?'
Er druckte seinen namen nicht vor eine einzige zeile jener von Ihnen
erwähnten persönlichkeit Ueberdies, Mylord, wenn Sie sagten,
er habe die arbeiten eines andern verkauft, so hätten Sie gerechter-
weise hinzufügen sollen, dass er sie (vorher) gekauft hat, — denn
das ändert die sache gar sehr. Er gab ihm 50o£: die quittung kann
Eurer lordschaft vorgewiesen werden. Ich kann ja nicht behaupten,
dass er so gut bezahlt worden ist, wie einige, tief unter ihm stehende
scribenten (writers) seitdem bezahlt worden sind; aber Ew. lordschaft
werden bedenken, dass ich kein vornehmer mann bin, welcher die
dienste eines scribenten so teuer kaufen oder verkaufen kann , und
dass ich weder stellen und pensionen (zu vergeben), noch überhaupt
die macht habe, für geheime dienste {sccret Services) zu belohnen'.
Meine leser werden sich der beziehungeu Lord Hervey's
zu Sir Robert Walpole erinnern. Was enthalten nun also diese
letzten zeilen? Nichts anderes, als den Vorwurf, dass Lord
Hervey für sein, dem minister mit der feder geleisteten dienste
aus dem 'reptilicnfond' {secrct service moiiey) bezahlt worden,
sei. Und doch liatte Pope vorher erklärt, er könne gar nicht
begreifen, wie der edle lord den ausdruck 'ein lord mit nach-
lässigem geschreibsel' auf sich beziehen mochte!
Selbst diejenige stelle, welche von Dallaway als ganz be-
sonders für roi)e gravierend hervorgehoben wird, erscheint
durchaus nicht im lichte eines 'erbärndichen rückzugs', wenn
man sie in ihrem ganzen zusammenhange liest. Es heisst
daselbst:
'Aber sicherlich, Mylord, weder die räche noch die spräche,
welche Sie geführt haben-, stand in irgend einem Verhältnis zu der
angeblichen beleidigung.^ Die bemerkungen: "feind des raenschen-
geschlechts", "ungeheuer", ein "meuchelmörder, dem alle türen ver-
schlossen sein sollten" etc. etc. — ich bitte Sie, Mylord, hatten Sie
das geringste recht, eine solche spräche gegen mich zu führen? Ich
bin überzeugt, Sie können das nicht bejahen, und ich kann der Wahr-
heit gemäss versichern, dass ich nie, seitdem ich das glück liiros um-
' Anspielung auf Pope's Odyssee, bei deren bearbeituugilimBroome
zur band gegangen war.
2 Nämlich in den 'Versen an den nachahmer des Horaz'.
3 Sie sollte darin bestanden haben, dass Pope seineu Umgang mit
ihm und Lady Mary abgebrochen.
POPE UND LADY MONTAGU. 279
ganfifs verlor, eine ciiizij^c scito von oder an eins von Ihnen beiden
veröffentlicht oder geschrieben habe; dass ich niemals Ihre namen in
einem verse augcbraclit oder in einer gesellscliaft Ihren beiderseitigen
guten ruf verunglimpft habe {Irifled with t/oitr ffood na/nes)\
Das sind oöenbarc lügen, aber icli möchte sie 'rhetorische
lüg-cn' nennen, denn sie sind, wenigstens in dieser bestimmten
form, nur der im schlusssatz hervortretenden antithese wegen
da, deren ironie in die angen springt:
'Kann man mir (also) ehrlicherweise irgend ein anderes ver-
brechen zum Vorwurf machen, als d:iss ich es unterlassen habe, in
meiner bewunderung für Sie (beide) mein ganzes leben zu verharren,
und noch immer, von angesicht zu angesicht, Ihre vielen Vorzüge und
Vollkommenheiten (staunend) zu betrachten (to contemplate)?'
Eine apok)gie, allerdings, enthält dieser brief auch nach
meiner auffassung, aber sie ist weder an Lord Hervey, noch
an Lady Mary gerichtet, sondern an eine ganz andere adresse.
Lady Mary, ebenso wie ihr ritter, erfreute sich der besondern
gunst der königin Caroline, welcher — wie erwähnt — die
'Verse an den nachahmer des Horaz' nicht vorenthalten wor-
den waren. Mit bezieliung darauf nun sagt Pope am ende
seines langen 'Briefs an einen edlen lord':
'Ich bitte Ew. lordschaft, zu bedenken, welchen schaden ein
mann von Ihrem hohen rang und ansehn einer privatperson zufügen
kann, welche unter dem Strafgesetze steht'.... Vor allen dingen
wollen Ew. lordschaft sorge tragen, meinen moralischen ruf nicht bei
denen zu schädigen, unter deren schütz ich lebe und durch deren
milde allein ich ruhig und zufrieden {tvith comfort) leben kann. Ew.
lordschaft werden, bei näherem nachdenken, einsehen, dass Sie un-
bedachtsamer weise etwas zu weit giengeu, wenn Sie ihnen zur lek-
türe ein pamphlet empfahlen, in welcliem ich dargestellt werde als
"ein feind der menschlichen race", ein "mörder des guten rufes",
und ein " ungeheuer, von Gott wie Cain gezeichnet, welches verdient,
verflucht durch die weit zu wandei-n'.
'Ein sonderbares gemälde von einem mann, welcher niemals
eine zeile geschrieben hat, in der die religion oder die regierung
seines Vaterlandes, die königliche familie oder ihre minister, in re-
spektswidriger weise erwähnt worden sind (Dagegen) macht
es ihm unendliches vergnügen, zu finden, dass einige menschen,
welche sich vor nichts anderm zu schämen und zu fürch-
ten scheinen, gegen seine satire so emptindlich sind, und aus
diesem gründe eben beschliesst er (mit Gottes hilfe und Ihrer lord-
schaft gütiger erlaubnis),
Als Katholik stand Pope unter den 'penal law;
28U COLLMANN,
"dass, SU laiij? er lebt, kein leieher oder hochgoborner schuft
friedlich sull auf erden wallen und geehrt bis an die gruft".' '
'Das ist — wie er glaubt — der beste dienst, welchen er dem publi-
kiim und selbst der guten regierung seines Vaterlandes erweisen
kann, und dafür, wenigstens, verdient er vielleicht einige Unter-
stützung (conteuancc) selbst von den höchsten personen in demselben.
Ew. lordschaft wissen, von wem ich spreche. Ihren namen bei einem
solchen anlass neben den Ihrigen, Mylord, zu setzen, würde mich
ebenso sehr mit bedauern und schäm erfüllen, als Sie mit ihnen- in
so nahem verkehr zu sehen, wenn Sie jemals von ihrem gehör einen
so üblen gebrauch machen könnten , dass Sie irgend einen unschul-
digen menschen verleumdeten oder in falschem lichte darstellten'.
Dieses gesuch, welches von iuvektiven und boshaften an-
spielungen strotzt, wurde gewis nicht zu dem zwecke ge-
schrieben, den Lord Hervey mild und versöhnlich zu stimmen!
Nach einer, in den älteren ausgaben enthaltenen notiz, beeilte
sich ^;'o})e, diesen brief sofort nach dem druck der königin be-
händigen zu lassen. Etwa damit sie alle seine 'langweilige
bosheit' (Johnson) durchkosten möchte? Schwerlich! Ihr galt
eben dieser schlusspassus, dessen zweck denn doch kein andrer
ist, als den edlen lord bei Georg IL und seiner gemahliu zu
verdächtigen und sie vor seinen einflüsterungen zu warnen:
'Wenn Sic jemals von ihrem gehör einen so üblen gebrauch
machen könnten, dass Sie irgend einen unschuldigen menschen
verleumdeten'! Eine schwere Aerdächtigung, welche zwar an
dieser stelle noch in der reservierten form eines bediugungssatzes
auftritt, aber von Pope in seiner grossen invcktivc gegen Lord
Hervey (siehe unten) in ganz bestimmter weise ausgesprochen
wird:
'Mag er nun an Eva's obren als vortraute kröte sitzen,
um — zur hälfte gift, zur hälfte nichtiger schäum — sich auszuschwitzen
in Skandal, in Witzeleien, politik und anekdoten,
in malicen und pamphleten, lästerungen oder zoten.'
Nach dieser ausführlichen analyse des 'Briefs an einen
edlen lord' werden meine lescr mit mir zu der Überzeugung
gelangt sein, dass wir es hier mit einem angriff zu tun haben,
der alle früheren an bosheit und tVechheit weit übertrifft. Wie
kommt nun Samuel Johnson dazu, in seinem 'Life of Pope'
' 'That, while he breathes, no rieh or noble knuvc
Shall walk thc world in credit to his grave'.
^ d. h. mit diesen allerhöchsten personen.
POPE UNI) LADY MONTÄGU. 281
jene bereits oben einmal citieite äiisserun^' 7a\ tun, dass er
'iu seineu augritl'cu mitunter mutwillig gewesen sei, und gcjien-
liber Ciiandos, Lady Mary und Hill, erbärmlich in seinem
röckzug"?'
Vielleicht finden wir eine erklärung für dies befremdende
urteil an einer andern stelle (seite 249 der Tauchnitz'sehön
ausgäbe), wo von den 'Versen an den nachalimcr des lloraz'
die rede ist:
'Pope scliriel) darauf eine entgegiunig in vcrscn xuul piosa; die
verse steilen in diesem gedieht-, nud die piosa, obgleicli sie niemals
abgeschickt wurde {llwugk H was never senl), ist unter seinen brieten
gedruckt, enthält aber für einen ruhigen leser unsrer tage nichts als
langweilige bosheit (ledious maliynityy
"Wenn der brief nichts als 'bosheit' enthält, so kann er,
sollten auch seine malicen für einen unbeteiligten leser 'lang-
weilig' sein, doch seinem inhalt nacli unmöglich als ein riick-
zug aufgefasst werden. Aber 'er wurde niemals abgeschickt'.
There is the rub! Ohne jirovociert zu sein, erlaubt sich
dieser mensch einen angrilll AOn dem opfer desselben derb
zurückgewiesen, sinnt er auf räche. Wutschnaubend stürzt er
nach hause, schreibt n)it zornglühender feder eine fulminante
epistel, die an ätzender bosheit alle seine früheren angrifle
überbietet, und diese epistel — schlies^t er in seinen Schreib-
tisch? Das wäre in der tat ein 'crbärndichcr rückzug'I
Aber die sache liegt etwas anders. Allerdings, 'die prosa
wurde niemals abgeschickt', aber Johnson sagt doch selbst,
dass sie unter seinen brieten gedruckt worden ist.
Es fragt sich nur, wanuV Denn sollte der druck etwa
nach jähr und tag erst erfolgt sein, so wäre dies freilich mit
dem verschliessen in eine schublade fast gleichbedeutend ge-
wesen. Gegen eine solche annähme sprechen jedoch mehrere
umstände.
In einer der älteren ansgal)cn lindet sich die notiz, dass
der brief, sofort nach dem druck , der königin Caroline mit-
geteilt wurde. Die Veröffentlichung muss also mindestens vor
' 'He was sometimcs wunton in bis attacks; and betöre C'handos,
Lady Wortley, and Hill, was niean in liis retreat.'
Johnson, Lives, II, 'iHti ( l'auchnitz Ed.)
"^ Nämlich in der Epistel an dr. Arbuthnot, s. unten.
282 COLLMANN,
1737, dem todesjahr Jcuer hochbegabten fürstiu, stattgefunden
haben.
In der cpitstel an dr. Arbuthnot wird Lord Hervey unter
dem namen Sporns angcgritien. Die betreffende stelle enthält
anspielungen, welche nur demjenigen ganz verständlich sein
können, der den 'Brief an einen edlen lord' gelesen hat.
Jene epistel wurde, nach dr. Johnson's eigner angäbe, etwa
'einen monat vor dem tod des mannes gedruckt, welchem sie
gewidmet war. Dr. Arbuthnot starb am 27. Februar 1735.
Der brief wird also wol im lauf des jahrcs 1734 publiciert
worden sein.
Wenn wir nun in der Londoner ausgäbe von 1812 die
bemerkung finden, dass jener vielerwähnte brief 'zuerst im
jähre 1733' gedruckt wurde, so lässt sich diese angäbe mit
der soeben ausgesprochenen Vermutung leicht vereinigen, wenn
wir annehmen, dass die publikation im ersten quartal des
Jahres 1734 erfolgte, nach alter datierung also im Januar,
Februar oder März 1733/34 1, d. h. wenige monate nach dem
erscheinen von Lord Hervey's 'Epistel an einen doktor der theo-
logie, von einem edelmann zu Hampton Court'.
Ich frage noch einmal, woher nahm Johnson die berech-
tigung, jenen brief als einen 'erbärmlichen riickzug' zu charak-
terisieren?
Man verstehe mich nicht falsch I Es fällt mir nicht ein,
mich in diesem streit zum Verteidiger Pope's aufzuwerfen. Seine
molive zum angriff waren die erbärmlichsten: unberechtigte
cifersucht und gekränkte eitelkeit; seine Avaffcn waren die
verwerflichsten: bosheit und gemeinheit. Aber wenn wir ge-
recht sein wollen, müssen wir wenigstens zugeben, dass er
nicht feig zurückgewichen ist.
Im gegenteil — er hat den letzten stoss geführt, das letzte
wort behalten.
' Aehnlich sagt die Londoner ausgäbe von IbVI in bezug auf die
cpistel an dr. Arbuthnot, dass sie 'in folio, im jalire 1734, veröffentlicht'
worden sei. — Nun wissen wir aus Johnson's bestimmter angäbe (s. oben),
dass sie im Januar 1735 veröffentlicht wiu'de. Nach dem alten kalcnder,
der das bürgerliche jihr mit dem 25. März begann, wäre dies Januar
1734 35, eine Schreibart, welche den Irrtum der Londoner ausgäbe ver-
anlasst haben mag.
POPE UND LADY MONTAG T. 283
Unter dem (3. Januar 1734 schreibt er an Swift:
'Ein weiberkrieg ist von einem gewissen lord gegen mich er-
klärt worden. Seine waffen sind dieselben, deren trauen und kindcr
sich bedienen: eine nadel zum kratzen, eine spritze {a squirt) zum
besudeln. Ich schrieb eine art von antwort, schämte mich aber, mit
ihm in die schranken zu treten, und nachdem ich sie einigen leuten
gezeigt hatte, unterdrückte ich sie. Im übrigen war sie der art, dass
sie seiner und meiner würdig war.'
Es könnte zweitelliaft erscheinen, oh Pope mit dieser
äusserung- seinen 'Brief an einen edlen lord' meint, oder ob
sich diescl))C auf seine invecti\c in der Epistel an dr. Arbuthnot
bezieht.
Ich neige mich zur letzteren ansieht; denn er sagt:
1. 'Ich schrieb eine art von antwort (« sort of atiswcr)' —
also keine direkte entgegiuing, wie sie doch jener briet' enthält.
2. 'Ich schämte mich, mit ihm in die schranken zu treten.' —
Lord ITcrvey's angriffe waren beide in verscn geschrieben: dass Pope
mit einem solchen vcrsifex niclit um die pahiie des satirischen genres
ringen mochte, ist natürlich.
3. 'Ich unterdrückte sie' — In der der ersten ausgäbe jener
ei»istel vorgedruckten ankündigung lesen wir: 'Ich dachte nicht
eher daran, diese Schrift zu veröifentlichen, als bis es einigen vor-
nehmen leuten — den Verfassern der 'Verse an den nachahmer des
Horaz' und der 'Epistel an einen dr. der theologie, von einem edel-
mann zu Hampton Court' — gefiel, nicht nur meine schritten, sondern
auch meine persönlichkeit, meine moralität und meine tamilie in ganz
auffallender weise anzugreifen.'
Es waren also die fortgesetzten gehässigkeiten seiner
gegner, die ihn bewogen , Jene anfangs unterdrückte invcctive
doch noch zu veröifentlichen, und sie in jene epistel auf-
zunehmen, w'elche dazu bestimmt war, seine satire nach form
und tendenz zu rechtfertigen.
Von dieser Verteidigungsschrift eine ausführliche analyse
zu geben, muss ich mir natürlich versagen. Doch sei hinsicht-
lich ihrer form bemerkt, dass der Charakter der epistel nicht
durchweg gewahrt wird, denn dem freund, welchem sie ge-
widmet wsiY, gestattet der dichter einen gelegentlichen ein-
wurf, so dass das ganze sich der ix)rm des dialogs nähert.
'Verflucht' — sagt er u. a. ' — 'verflucht sei der vers, wenn
er auch noch so glatt hinfliesst, der dazu dient, einen würdigen
mann zu meinem feind zu machen Eine peitsche, wie die
* Prologue to tlie Satires, v. 2b3 u. f.
281 COLLMANN,
meine, soll kein ehrlicher luann turchten, wol aber, statt seiner, alle
solche gescliwätziige duinmköpfe: Sporns soll zittern!'
Arbuthüot: 'Sporns? Wie, dies wesen ohne mark,
dieser fade, bloss aus eselsmilch gemachte weisse quarkV
Kann denn Sporns unterscheiden sinn und witz von eitlem schwätz?
Wer wird mit kanouen schiessen, um zu treffen einen spatz?'
Pope: 'Dennoch möcht' ich klapsen diesen käfer, der so goldig blinkt,
dies geschminkte kind des kotes, welches sticht und stechend stinkt;
der, obwol er stets die scliönen wie die klugen keck umkreist,
weder Schönheit kann geuiessen, noch Verständnis hat für geist:
also seh'n wir wolgezogne hunde nach dem feisten happen,
den sie nicht verzehren dürfen, wenigstens platonisch schnappen.
Wie beim fluss die Strudelgrübchen sind ein merkmal seichten gruudes,
zeigt sich seine hohlheit in dem ewigen lächeln seines mundes,
mag er — unter blumenreichen stil verbergend hijhle phrasen —
beten noch als marionnette, was ihm andre eingeblasen,
oder auch an Eva's obren als vertraute kröte sitzen ',
um — zur häifte gift, zur hälfre niclitiger schäum — sich auszuscliwitzen
in Skandal, in Witzeleien, politik und anekdoten,
in malicen und pamphletcn, lästerungen oder zoten.
Sein Charakter schaukelt zwischen den extremen auf und nieder,
jetzt ist oben auf das weiblein, aber bald das niänulein wieder,
und er selbst als eine einzige antithese uns zuwider.
Zwitterwesen, welches fähig ist zu spielen gleich behend die
rolle des verdorbnen schurken, oder des frivolen dändy,
der im boudoir ein geck ist, am ministertisch scharwenzelt,
bald als lord mit stolzer würde schreitet, bald als lady tänzelt.
Dem Versucher Eva's geben so die Jüdischen schriftverständigen
engelszüge, doch sie lassen ihn in eine schlänge endigen:
Schönheit, welche abstösst, gaben, welche kein vertrauen erwecken;
witz, der kriechen kann, und hochmut, der nicht scheut den staub zu
lecken.' 2
» Cf. Milton, Paradise Lost, IV, v. sou.
2 LetSporus trcmble. — Arb.: What? that thing of silk,
Sporus, that raere white curd of ass's milk?
Satire or sense — alas? — can Sporus feel?
Who breaks a butterfly upon a wheel?
Pope. Yet let me Aap this bug with gilded wings,
This painted chiid of dirt that stinks and stings;
Whose buzz thc witty and the fair annoys,
Yet wit ne'er tastes and beauty ne'er eujoys:
So well-bred spuniels civilly delight
In luumbling of the game they dare not bite.
Etcrnal smiles his emptiness betray,
As shallow streams run dimpling all tlie way,
Whether in florid impotence he speaks,
And, as the prompter brcathes, the puppet squeaks;
POPE UND LADY MONTAGU. 2N[>
Da Lord Hervev diesen angriff einer erwiderung nicht
würdigte, und andiers^eits Lady Mary durch ihre, dem dr. Ar-
buthnot schriftlich gegebene erklärung, dass sie bei der ab-
Cassung der 'Verse an den nachahmer des Horaz' nicht be-
teiligt gewesen, eigentlich schon längst vom kanipfplatz ab-
getreten war, so lag auch für Pope keine veranlassung vor,
sich mit diesen immerhin doch uni)e(iuemen gegnern noch weiter
zu befassen.
Somit wäre denn unser drama zu ende — doch ehe wir
den Vorhang de(initi\ über dieser scene fallen lassen, möge
mir über Jeden der akteure eine kuize Schlussbemerkung ge-
stattet sein.
Was zunächst Pope anbetritft, so beschränkte sich seine
literarische tätigkeit nach 17;};") hauptsächlich auf die durch-
sieht und die korrektur seiner frühern werke, wobei ihm
Warburton mit rat und beistand zur band ging. Obwol von
schwächlicher konstitution und mit dem asthma behaftet, er-
reichte er doch ein alter von .")() Jahren. Sein tod erfolgte be-
kanntlich am 30. Mai 1741.
Lord Hervey s|)ielte noch in der letzten periode von
Walpole's miuisterium eine bedeutende rolle, und galt gewisser-
raassen als der lührer der ministeriellen majorität im Unter-
haus. Gleichwol scheint er, als Walpole's steru zu sinken be-
gann, diesen seineu woltäter und freund als einer der ersten
verlassen zu haben. Uebrigens überlebte er den im Februar
1742 erfolgten rücktritt Walpole's nur um etwa IS monate.
Or at the ear of Kve, familiär toad,
Half frotli, half venoiu, spif.s liiiusell' aliroail,
In puns, Ol- politics, or tales, or lies,
ür spite, or smut, or rhymes, or hlasphemies.
Uis wit, all see-saw, between that and this,
New hif^h, now low, novv master up, now uaiss.
And he himself oiie viie antit.hesis.
Amphibioiis thiiig! that acting eitlier part,
The tritiing head, or the corrnpted heart,
Fop at the toilet, tlatt'rer at the board,
Now trips a lady, and now struts a lord.
Eve's teuipter thiis the Rabbin.s have exprest,
A Cherub's face, a repfile all the rest.
Beanty that shocks von, parts that none will trust,
Wit that caa cieep, and pride that licks the dust.
2SG COLLMANN,
Lady Mary eiidlicb hatte sicli schon seit jähren dem ge-
sellfschaftlichen treiben der grossen weit mehr und mehr ent-
zogen. Wir wissen, dass sie immer nur mit halben herzen
dabei gewesen war, und so dürfen wir annehmen, dass sie
nicht sehr unglücklich war, als der zustand ihrer gesundheit
ihr völlige entsaguug auferlegte. Ueber die natur ihrer krank-
heit ist nichts näheres bekannt, doch deuten mandie umstände
darauf hin, dass es ein brustleiden war, von dem sie unter
dem milden himmel Italiens heilung suchte und offenbar auch
gefunden hat, denn sie ist erst am 21. August 17G2, in einem
alter von 73 jähren, gestorben.
Da sie die ganze zeit von 1739 bis 17G1 in Italien ver-
lebte und erst nach dem tode ihres gemahls, und nur 10 monate
vor ihrem eignen, nach England zurückkehrte, so lässt sich an-
nehmen, dass das gerücht nicht unbegründet war, welches von
einem tiefen, unheilbaren Zerwürfnis zwischen den beiden galten
wissen wollte.
Ueber ihr leben in Italien hat sie an ihre tochtei-, welche
mit dem Earl of Bute, dem bekannten Toryminister Georg's III,,
verheiratet war, ausführlich berichtet, doch muss ich mir
natürlich ein näheres eingehen auf diesen punkt versagen. Zu
ihrem lobe sei erwähnt, dass sie auch im alter, soweit es in
der ferne möglich war, die literarische entwicklung ihres Vater-
landes mit Interesse verfolgte. So scharf und treffend nun auch
ihre urteile darüber sein mögen , so muss ich doch gestehen,
von einem derselben wenig befriedigt zu sein, da es einen
mann betrifft, der denn doch einen andern uachruf verdiente,
als den, welchen Lady Mary ihm gewidmet hat.
Lady Bute hatte ihrer mutter Lord Orrery's buch über
Swift geschickt. Die l)eurteilung desselben schliesst Lady
Mary mit folgenden Worten:
'Man kann von der luoralität des doktors (Swift) kein sclilech-
tercs bild entwerfen, als er seibat es in den durch Pope gedruckten
Iniefen geliefert hat. Es ist amüsant, wenn man bedenkt, dass —
ohne die gutmütigkeit eben jener sterblichen, die von ihnen verachtet
werden, — diese beiden höheren wesen (Pope und Swift) durch ihre
geburt und ihr ererbtes vermögen nur dazu berechtigt waren, ein
paar lauf barschen ' zu sein. Ich bin der meinung, ihre freundschaft
' Sie sagt • link-boys', fackelträger, wie man sie damals, vor einfUhrung
einer regelmässigen strasseulieleuclitung, in ilan grossen Städten hatte.
POPK UNI) LADV MONTAGU. *287
würde beatand gehabt haben, auch wenn sie in demselben hxnde ge-
lebt hätten: sie hatte eine sehr feste grundlage, die liebe zur
Schmeichelei auf der einen seite und die liebe zum geld auf der
andern. Pope machte allen den alten herreu, von denen er ein legat
hoffen konnte, aufs eifrigste den hof: dem herzog von Buckingham,
Lord Peterborough, Sir G. Kueller, Lord Boliugbroke, Mr. Wycherlej',
Mr. Congreve, Lord Harcourt etc., und ich bezweifle nicht, dass es
sein plan war, das ganze erbe des dechanten (Swift) einzustreichen,
wenn er ihn dazu hätte überreden können , sein diakonat niederzu-
legen und zu ihm zu ziehen, um in seinem hause zu sterben, wie
denn sein allgemeines predigen gegen das geld nur den zweck
hatte, die leute zu veranlassen, es wegzuwerfen, damit er es auflesen
könnte.'
Auch Saiimcl Johnson erwähnt, dass Pope der geldliebe
beschuldigt worden sei, aber er mildert diesen Vorwurf durch
die benierkung, 'dass seine liebe zum gelde nur sucht war,
es zu gewinnen, aber nicht ängstliche sorge, es zu behalten'',
d. h., dass er zwar gewinnsüchtig gewesen, aber nicht geizig.
Posen. Osu^ald Collmann.
' 'His love (of mone}) was eagerness to gain , not solicitiide to
keep it.'
zu L. PROESCHOLDTS COLLATIOX VON
ArAKL()A\i:8 DOCTOR FAU8TUS.
(Anglia 111, SS ff ).
W. Wag-ner war es, der zuerst darauf hinwies ', dass eine
neue collation des von Dyce mitgeteilten textes dieses Stückes
mit der ersten quartausgabe angezeigt sei, da er vermutete,
dass Dyce au einzelnen stellen die lesarten derselben mit
stillschweigen übergaugen, an andern wol auch falsch gelesen
habe. Die Vermutungen Wagner's haben sich bestätigt, wie
dies aus Ward's ausgäbe des Faust und aus der von herrn
Proescholdt voigenommenen collation hervorgeht. Leider ist
nun letztere nicht umfassend genug ausgefallen, um uns in den
stand zu setzen, in jedem einzelnen falle die lesart der quarto
1()(H angeben zu können; ferner kann herrn P, der Vorwurf
nicht erspart werden, dass er bei seineu angaben nicht conse-
quent gewesen ist. Den beweis hierfür gewann ich im letzten
Sommer, als ich zum zwecke einer neuen, kritischen ausgäbe
des Faust, die sämmtlichen, noch existierenden quartos dieses
Stückes einer genauen durchsieht unterwarf und sie von neuem
mit dem uns von den neuein herausgei)ern überlieferten texte
verglich.
Zunächst möchte ich mit bezug auf das von herrn P. auf
s. 92 (sc. IV, 84) gesagte hervorheben, dass die herausgeber
der Clarendon Press Series nicht für die Oxforder uuiversitäts-
dr ucker ei, sondern für die Delcgates of the University wir-
ken, und daher nicht die herausgeber, auch uiclit die druckerei,
sondern die von der Universität gewählten Delegates für etwaige
Streichungen in den verölilentlichten texten verantwortlich sind.
' Chr. Marlowe's Tragedy of Doctor Fauslus by W. Wagner, Lond.
1S77 p. 55 sq. — Anglia 11, 521.
BREYMANN, MAKLOWE's FAUSTUS. 289
Die streicliuiigen wird aber jeder l)illi<i:en, der weiss, dass die
meisten ausgaben der C. P. S. den zweck haben, nicht sowol
den studierenden der Universität, sondern ganz besonders
auch den schulern der Schools und Colleges als textbiicher zu
dienen. — Ich wende mich nun zu der collation selbst.
Herr P. rügt es, dass Dyce bald einen apostroph setze,
wo die alte quartausgabe das betreflende wort unverkürzt
gebe, bald dagegen die volle endung gebrauche, wo die
Q. 1604 die verkürzte form zeige. Diese ausstcllung war
vollkommen am platze, nur hätte herr P. niciit in den näm-
lichen fehler verfallen müssen. Er hat z. b. folgende Wörter
mit einem apostroph versehen, der sich in der quarto gar
nicht findet: invemmd (VI, 22) i, tearmd (VI, 42), faind (VI, 44),
damnd (VI, 76), shewd (XII, 31), Ile [nicht 77/] (IX, 21), tumd
(X, 60), deprivd (III, 85), venirous (XI, 51), 'damnd (XIV, 11),
raignd (XIV, 88).
Da herr P. abweichende formen wie easde (I, 22), conspirde
(Chor. I, V. 22) etc. notiert hat, so hätten doch auch ähnliche
formen wie etenüzde (I, 15), escapl (1,21), payde (IX, 10) etc.
erwähnt werden müssen. Die zusammenzichung von shall be
zu shalhe (1,55,89, V, 123 etc.) ist augegeben; warum denn
aber nicht auch diejenige von theres (I, 42)? P. hebt ander-
seits hervor, dass whatever (111,37), whereaboul (V, 116), another
(VI, 119), als zwei Wörter gedruckt sind, übergeht aber die
ebenfalls getrennt gedruckten Wörter yoia^ seife (IV, 25), our
selves (I, 41), no hody (VII, 65), sixe pence (IX, 44) etc. Es
wird uns gesagt, dass die quarto die formen maisiers oder
maisler (III, 101, IV, 73, X, 56, 57), ßaUoll (IV, 70), a7id (X, 64,
XI, 66), choake (VI, 155), yeeres (III, 92), Madame (XII, 4),
bietet, aber dabei wird unerwähnt gelassen, dass dieselben
formen sich auch an folgenden stellen finden: II, 28, VIII, 23,
IV, 54, Y, 137, VI, 156, IV, 26, XII, 6, 12,24 etc.
Dass die collation keine sicheren anhaltspunkte für die
beurteilung des textes der ersten quarto bietet, geht auch
daraus hervor, dass die von dem heutigen gebrauche ab-
weichende Orthographie bei einer gewissen klasse von Wör-
tern angegeben, dagegen in ganz ähnlichen fällen eben so
häufig mit stillschweigen übergangen wird. So werden formen
' Ich citiere nach Ward's ausgäbe.
Anglia, IV. band.
290 BREYMANN,
notiert wie sceanes (I, 49), ßegmaticke (II, 23), centricke (VI, 37),
BaüoU^ (IV, 54), dispaire (VI, 25, 31), daunce (V, 82, B— W.),
auncestors' {X, 20), raunsom (VI, 161), spheares (VI, 38, 58, 61),
/ea;7««?(VI,42); dagegen werden die folgenden formen, man weiss
nicht aus welchem gründe, unerwähnt gelassen: deerest {l,^T),
(miartlke (111,3), Magicke (111,31), musicke (VI, 30, XIII, 25
B—W.); angell, evill (V, 14 ß— W.), dispatch (VI, 23), commaund
(V,98, III, 64, VII, 21), demaund{l\\,^1)] e/gami(XIV,63 B— W.),
seaven (IV, 26, VI, 105), compleale (VII, 41), cheare (VII, 53).
Ausgelassen sind die verszahl VI, 87 (B — W.), wo es eben-
falls Mephasiophilus heisst, und die verszahlen VI, 177, XII, 12,
wo auch MephastophiUs steht. — Als druckfehler dürfen wir
wol ansehen Dramatic Personae s. 90, z. 8 v. u., und sich sich
s. 92, z. 14, 15 V. u.
Es hat keinen zweck, noch auf andere, kleinere versehen,
die ich mir notiert habe, hinzuweisen, da die obigen zeilen wol
genügen werden, die fachgenossen darauf aufmerks:mi zu
machen — und dies zu tun hielt ich für meine pflicht — dass
die hier besprochene collation nicht geeignet ist, ein durchaus
klares und sicheres bild von der beschatfenheit der uns glück-
licherweise erhaltenen ersten quarto zu bieten. Herr P., der
ja als ein sehr umsichtiger und gewissenhafter arbeiter be-
kannt ist, wird dies gewiss selber einsehen und zugeben. Sollte
er indessen gesonnen sein, zu seiner entschuldigung auf seine
ausdrückliche bemerkung- hinzuweisen, dass er sich in seiner
collation auf die mitteilung der orthographischen abweichungen
beschränken wolle an stellen, wo sie von Wichtigkeit zu sein
schienen, so möchten wir ihn fragen, welchen nutzen eine der-
artige, teilweis durchgeführte collation seiner ansieht nach ge-
währen könne? Dass die Orthographie des 16. und 17. Jahr-
hunderts von der jetzigen nicht unwesentlich abweicht, das
ist ja genugsam bekannt, und dieses hervorzuheben war doch
nicht der zweck, den er im äuge hatte. Was hilft es uns nun
aber zu erfahren, dass z. b. an einzelnen stellen aun statt des
modernen an steht, wenn uns verschwiegen wird, dass dieselbe
Orthographie sich noch in so und so viel andern fällen wieder-
' In sc. V, 82 (B — W.) setzt P. divells, es steht aber in der quarto
ganz deutlich divels. In der B. W. nach III, 22 steht nicht Devill, son-
dern Divetl.
'^ Anglia III, m.
marlowe's faustus. 291
holt? Was hilft es zu wissen, dass die volle endung des
part. pass. sieh an einem halben dutzend stellen findet, wenn
man darüber im unklaren gelassen wird, ob sie an so und so
viel andern stellen nicht ebenfalls vorkommt? Da herr P.
eine neue ausgäbe dieses Stückes zu veranstalten nicht die ab-
sieht hatte, so war uusers eraehtens nur eins nötig. Es hätten
nur diejenigen fälle notiert werden müssen, in welchen Dyce
falsch gelesen, oder in denen er worte ausgelassen hatte. Das
konnte in wenigen Zeilen geschehen.
MuENCHEN. Hermann BreyiMann.
19*
BEITRAEGE ZUR PRAEPOSITIONSLEHRE TM
NEUENGLISCHEN.
Nachtrag zu X.
Eine besondere Vorliebe für to hat Thaekeray, in dessen
Newcomes es sich elf mal findet.
/ have heen hred up in a rvay different lo most young meyi.
But the Judge rvho sees not ihe outward acts merely has a
different code to oiirs.
Sir Barnes treated her rvith a very different regard lo Ihat
rvhich he was accuslomed to show to other members.
I should like lo lead a different sort of life to that which
ended in sending )ne here.
llotv different an inlerest has a meeting of peo.de for a philo-
sopher to that which your vulgär looker-on feels.
Their politics tvere different to his.
I suppose it's different here to what it is in India.
How different was the texture and colour of that garment, to
the sleeves Boh Grimer displayed.
I guess this is a different sort of hnsiness to Ihe hops al old
Lavison's.
EtheVs family had very different views for thal young lady
to those which Ihe simple Colonel had formed.
Our friend very different to myself in -so many respects , is
immensely touched by these cerefnonies.
Different from findet sich dagegen erst gegen das ende
häufiger, im ganzen jedoch nur neun mal.
In what respect authors are different from persoyis 'in
Society.'
They are very different from olhers of his kinswomen.
She is a very differenlpersonfrom the giddy and worldly girl.
SATTLER, PRAEPOSITIONSLEHRE. 293
IIoiv diffcrent il was froin Üie ohi Fitzroy-Sqnarc Mansion.
As for good women — thcse, niy worthy reader, are d'ifferent
from US.
Mrs. Mach dkl not make half as many apologics to me for silting
down to a table vcry different from that to wMch I was
accustomed.
Ite had listened to many a Speaker, very diffcrent from
this one.
Colonel Newcome's friends thlnk very differently from you.
Mrs. Mack, in a robe-de-chajnbre very different from yester-
day^s, came out.
XII.
free from, free of,
frei von.
Mätzner (II. 1,272) sagt: 'adjective, welche sich an die
aufgeführten begriffsreihen anschliessen, werden ebenfalls mit
from verbunden. Sie sind nicht zahlreich und vorzugsweise
Romanischen Ursprungs. Manche von ihnen nehmen statt from
auch of zu sich.
Dahin gehören: frei, rein, sicher, verschieden, ausgenom-
men, fremd, unschuldig; free, clear, secure, safe, different,
exempt, separate, alicn, foreign, innocent, entire u. dgl.'
Unter den adjectiveu privativer bedeutung werden dann
[pag. 229] auch: frei, ledig, rein, sicher, free, rid, quit, clean,
clear, pure, secure u. dergl. aufgeführt, mit dem zusatze: 'bei
diesen ist, wie bei den entsprechenden verben, meist />-om ein-
gedrungen.
Als einziges beispiel für of wird angefahrt.
Heaven make thec free of il. Shak. Hl. 5, 2. 343.
Zur ergänzung seien nach Schmidt noch hinzugefügt:
Infirmities that honesty is never free of. JFint. 1, 2, 264.
If he know that I am free of your rcporl, he knows 1 am not
of your rvrong. H. VIII. 2, 4, 99.
A most acute juvenal: voluble and free of grace.
L. L. L. 3, 57.
1. Dieser gebrauch des of beschränkt sich indessen keines-
wegs auf die ältere spräche, sondern findet sich auch jetzt,
29-1 SATTLER,
wenn auch nur vereinzelt und in fällen, wo free mehr die be-
deutung von void, rid, clear u. a. annimmt.
Von may rest assured that you arc free of nie for life.
Bulrver, E. Ar.
London was free of hm for a thne. Chamh. Journ.
The nursery heing at length free of visitors^ she made herseif
some recompense for her late rcstrainl. Dickens, Bomb.
Miss Marlineau had taken a survey of the opposing parties and
determined to he free of them all. Academy.
The statesmen of America are luckily free of'the Easlern
Queslion.- Graphic.
We are almosl ill-nalurcd cnough to hope the weather will stop
the hunting and give us the Chrisimas week, as in olden days
free of all horse-racing. Id.
The cargo will he kept free of the sides of the vessel. Id.
She had put her arms about the girl, but Rose shook herseif
free of them. Payn.
The nightmare of war which so long had oppressed us,
Has passed, and we're free of all friends and all foesl
Punch.
His wife and daughter had bcen allowed to do just what Ihey
pleased and to he free of his authority.
Trollope, Am. Sen.
The hounds were hardly free of the covert. Id.
2. Regelmässig steht of bei free in der bedeutung von
liberal, not parsimonious.
For maiden-tongu d he was, and thereof free.
Shak. L. Comp. 100.
my wife is fair, feeds well, loves Company,
Is free of speech. Id. Oth. 3, 3, 185.
and you yourself
Have of your audience been too free and bounleous.
Id. Hl. 1, 3, 93.
Alexandrian verses , of twelve syllables , should neuer he allowed
but when some remarkable beauty or propriety in them atones
' Die nursery war nicht frei von {free from) besuch gewesen, viel-
mehr wurde sie erst frei = leer, indem der besuch sich entfernte.
^ Nicht from, da sie nie damit zu tun gehabt, nie dadurch gebun-
den gewesen.
PKAEPOSITIONSLEHRE. 295
for Ihe liherly: Mr. Drijdoi lias bceii lo free of these in his
latter ivorks. Pope (Johnson).
Fernere beiss^jiele sind:
For saints themselves ivill sometimes he,
Of gifts that cost them not hing, free.
Butler, Und. \, 495.
If tjou are so free of yoiir paij, gel into the ne.vl room; there
yoii will find some eompany at Cards.
Farquhar, Sir H. Wildair.
As to maki)ig reparation, he is not so free of his money.
Fielding, Jos. A.
1 there fore heg the favour of you to he very free of your
remarks in the margi)i, Popie, Letters.
3. Reg'cl müssig- steht ferner of, wenn free bedeutet: in-
vested with franchises ; possessing anylhing without vassalage;
admitled to the Privileges of any body. (Johnson.]
He Iherefore makes all birds of every sect
Free of his farm, with promise to respect
Their several kinds alike, and equally protect.
Dryden.
ff hat do'st thou make a shipbourd? To what end
Art thou of Bethlem's noble College free?
Stark-staring mad, that thou shouldst tempt the sea^i Id.
Weitere beisj)iele:
fVestminster boys are free of the galler y i)i the House of Com-
mons. All Fear.
He was free of Ihe whole house now, to ränge it as he chose.
Dickens, Domb.
He often quitted his cousin, that he might he freeofhisfriend.
Disraeli, Y. Büke.
Charity was some sort of niece of the old ladt/s, and was con-
sequently free of the farmhonse and gar den, into which she
could not resist going. Hughes, T. Brown.
The youth was already free of the Company of tvits.
Macaul., Com. Dram.
Could a person legally style himself 'Mercer' in the seventeenth
Century who was not free of the Mercer's Company?
Notes a. (Jueries.
They haue made our illustrious Professor Owen free of the
Leathers ellers' Company! Punch.
296 SATTLER,
If she rvere free of evenj Oshaldislone, what concern is it of
mine? Scott, R. R.
Fester day nilght he considered as yoiir assay-piece, to prove
yourself entltled to he free of the corporation of Oshaldi-
stone Hall. Id.
4. Regelmässig steht endlich free of in einer reihe von
Verbindungen, die sich auf geld oder bezahlung beziehen.
Einzeln tritt dafür auch wol ein compositum an die stelle,
wie solches im Deutschen häufig der fall ist, so u. a.:
free of cliarges, kostenfrei.
free of duty, duty-free, zollfrei.
free of expenses, kostenfrei.
free of postage, }3ortofrei.
free of toll, toll-free, zollfrei (von brückenzoll).
Signed free of average under three poimds per cent, unless
gener al; or the ship be stranded.
Anderson, Kaufm. Corresp.
An enthusiast has presented the poor of Washington with a crem-
ation furnace, where the Operation is conducted free of
Charge. Graph.
Captains of the Royal Aavy ivill be furnished (free of Charge)
with plumes. Punch.
They bring those treasures from Italy free of cost.
Alhenaeum.
Food was now secured to every one a.lmost free of cost.
Fawcett, Pol. Econ.
A fortnight of country air ivill be given, free of cost, to any
poor London children. lll. News.
These bequests are given free of duty. Id.
Amongst other legacies, the testratrix leaves to her niece £ 5000
free of duty. Id. passim.
He left one hundred pound free of duty to that God-fearing
man. Trollope, Charming F.
Lacc and watches are duty- free. Chamb. Journ.
Did I not let it into my ports duty-free. Punch.
Where coats are naturally cheap, they are consumed duty-free.
Ad. Smith, W. of Nat.
Foreign materials are sometimes allowed to be imported duty-
free. Id.
If raw silk could be imported duty-free. Id.
PRAEPOSITIONSLEHRE. 297
It Tvoidd naturaUy helong to (he projirietor of ihc mine, if il
was duty-free. Id. u. s. w.
Messrs Jays' experienced dressmakers travel to any pari of the
kingdom, free of expense to purchasers.
Adver tisement.
ril keep them Uli 1 have an opportunity of returnlng them free
of expense. Anderson, Kaufm. Corresp.
If he had determined to stand himself, he tvould have been
chosen free of expense. Bultver, K. Chili.
This will place them free of expense on a poor man's hreak-
fast-table. Id.
The patients are sent over free of all expense from Xaples.
Chamb. Journ.
The Wholesale value of the grause has been calculated at the rate
of one Shilling and tenpence per bird, free of all expenses
of carriage and coinmission. Id.
The requisitive motive power is found on the spot, free of all
expense. Punch.
They /night live free of expense. Trollope, Pr. Min.
He was now living in London almost free of expense. Id.
The State advanctd a quarter of the money free of interest.
All Fear.
A suni of £ 3000, free of legacy, is bequeathed to found a
charity. III. News, passim.
Any book sent safely packed postfrce. Athenaeum.
Cases for ßinding, price I S. 6 d. po st free.
Notes a. Queries.
He lodged himself free of rem on somc straw in a ruined
house. Graphic.
He should let me have the bit cottage rem- free.
Bulwcr, E. Ar.
Your honour did sag the bit cot should be rentfree. Id.
I cannot help thinking thal Lord B. would let you stay here
rent-free. Eliot, D. Der.
Morton had restored the field, giving them rent-free.
Trollope, Am. Sen.
Even the patriarch got o/f s cot- free. Chamb. Journ.
He has therefore got off scot-frce. Graphic.
Bozens of culprits escape scot-frce for one ivho is de-
tected. Id.
298 SATTLER,
The watercarriers of Constantinopel are free of all laxes on
condltion that they atlenü evenj fire. Graphic.
The Metropolitan Board of JVorks opened U'alerloo Bridge free
of toll^ for ever. III. News.
The freemen traded toll- free in evcrij corporation in the king-
dom. All I'ear.
Of these London bridges three are toll free. Pet. Parletj.
Let Sparta stand free of iribute. Bulwer, Pausanias.
So findet sich auch:
They would be able to provide themselves tvith a variety of ex-
cellent food free of all labour. Fawcett, Pol. Econ.
Von leave at the appointed time free of all servants save
the boots. Graphic. (D.h.: ohne den kellnern trinkgeld zu
zahlen).
Die einzige ausnähme, die mir aufgestossen, ist
The onlij hooks ahsolutely free from customs duiy under the United
States laivs are .... und gleich darauf: any book at not more than
1 dollar is also considercd exempt from customs duty.
Ofßcial Circular.
xni.
by the help, tvith the hclp,
mit hilfe.
Während das instrumental-modale mit in manchen Verbin-
dungen ausschliesslich durch hy ausgedrückt wird, wie by hand,
by machinery-, by a major ity of^, by this opportunity^, by post,
railway, by steamboat u. a. findet sich bei mit hilfe sowol
by wie rvith help, aid, assistance. Seltsamer weise führt
Lucas in dem Deutsch -Englischen teile seines Wörterbuches
dafür '7vith assistance (von, of), rvith the help\ im Englisch-
Deutschen teile dagegen 'by the help of an. Der unterschied,
der indessen nicht immer deutlich hervortritt, scheint der zu
' In demselben artikel heisst es dagegen : it is intended to purchase
the toll-bridges, and to free them fr am toll.
' Watchmaking by hand is about to pass away in Sivitzerland.
IVatchmaking by machinery has been brought to a tvonderful degree
of perfection in various parts of the United States. (Jliamh. J.
3 Tlie Hause, by a small maj ority, rescinded the decision of
the Committee. 3Iacaul., Clive.
'* / tvrite to you by this opportunity. Dickens, Letters.
PRAEPOSITIONSLEHKE. 299
sein, (iass hy mehr iiistriimeutale, ivUh iiiclir modale färb-
UDg hat. Damit hängt dann wol zusammen, dass in Verbindung
mit personen hy entschieden seltener gebraucht wird.
1. by.
Von personen:
Until hy tite aid of thc delective and the doclor, Ihe myslery
is solved. Academy.
Its purpose is to discuss Ihe scverdl social lopics by the aid of
eminent tv riters. Id.
I contrived, by the aid of niy wife, lo dispose of my pro-
perty. Poe.
Then, ans wer cd De l'echcls, by God's help, J never will.
Smiles, G. ffords.
Von Sachen:
Thc biographical pari will, by the aid of }Js. sources be muck
fuller than any life of thc pect yd attempfed. Academy.
Fine ladies still continued to kill time by the aid of snu/f.
All Fear.
Two settlers savcd their lives hy the aid of a pair of skates.
Chamb. Journ.
Mark the importanl discovery broughl to light by aid of the
Icns. Td.
Most of them walk hy the aid of two sticks. Id.
The Duke of Sutherland is reclaiming wild wastes by the aid
of steam and machinery. Id.
This has lately been done by the aid of the most complicated
mechanism. Id.
Four new metals havc by its aid hccn separated from the sub-
stances. Id.
Some enterprising genius had it in his mind to convert by its
aid the refuse leaves of the British cabhage into Havana
cigars. Id.
By the aid of torpedoes, Russia is speedily equalising their
forces. Graphic.
What absurd bows and protesls are paltned off by their (the
hands) aid. Thackeray, Virg.
Thither frozen-out or scorched-out jiopulations flock by the help
of fleet and powerful wings. All Fear.
A stick has to be pressed upoti them hard, by help of the young
workman's ehest. Id.
300 SATTLER,
She also, by the help of the fixed upright blade, ciüs and tears
the larger pieces to a convenient size. Id.
The formula is repealed by hell) of rosaries. Athenaeum.
She hoped, by the help of backgammon, to get her father toler-
ably Ihrough the evcnhig. Austen, Emma.
The chestnut horse always seems to pick himself up by its
help. Lady Bark er, South Afr.
He labellcd various Utile papers by the help of a stunted pen.
Bulrver, E. Ar.
He came into the room to see the tvindow reclosed by the help
of hoards. Id.
By the help of one or two big stones he sunk the relinquished
garf?ients into a pool. Id. K. Ch.
1 have ervdeavoured to gain some little knowledge of the most
populär Laiin poets by the help of literal English trans-
lations. Id.
They might go the rest of their tvay by the help of the light
of a lauter n. Bunyan, P. P.
Each holding a rope, by the help of which the others slid into
the boal. Chamb. Journ.
A Srviss chemist is reported to achieve as much by the help of
paraffinh. Id.
By the help of these letlers Hypolita proposes to marry herseif
to Don Philip's nerv mistress. Cornhill.
Here 1 observed, by the help of my perspective glass, that there
?vere no less than thirty in numher. Defoe, Bob.
David by the help of his checkstring kept himself on the alert.
Eliot, Broth. L
By its help the presencc of heat-ivaves was detected. Graphic.
IVe can follorv it by the help of this mass. Id.
After a momenl's struggle Tom had thrown him heavily, by help
of the fall he had learnt from his village rival.
Hughes, T. Brown.
I have traced your pedigree by the help of books of the peerage.
Masson, Chatterton.
By the help of the Gentleman' s Magazine we are able to State
pretty exactly the State of the weather at that time. Id.
iVould U be fair to infer that they would tvish to see their reli-
gion madc dominant by the help of a Bussian or English
army? M. Müller, Science of L.
PRAEPOSITIONSLEHRE. 301
A criminal i.i somctimes convicted hy help of a piece of evidence.
Payn, By Proxy.
By ihe help of Bradshiiyr they found onl the time of Ms arrival.
Id. Wh.
2, with.
Vou persouen:
With the aid of a city friend, he contrived to }'aise the
remainder. All V.
With the aid of Mrs. Richards ^ she set the supper out.
Dickens, Bomb.
Uis loiletle coinpleted tvith Mr. Gutnbo's aid.
Thackeray, Virg.
He rvith the assistance of Mr. ./. A. Ewing , has obtained a
larye series of jnarkings. Chamb. Journ.
Mr. Lamberts gurst rose, ivilh the assistance of Gujubo, his
valet. Thackeray, Virg.
Having with h/s friend's assistance arranged his a/fairs com-
forlably. Trollope, Pr. Min.
Some clashing widow , who, with die help of a boarder, just
made a shifl to live. Austen, Emma.
Hai riet hoped, with Miss ff 's help, to gel a great many
more. Id.
With the help of one of the officers, they got on to a ßoaling
mast. Chamb. Journ.
A machine, tvhich, with the hei/) of two men, fvill prodnce one
hundred and fifty tons of artificial fuel. hl.
With the help of a clcrk, he searched all the parish re-
gisters. hl.
With help from^ the men, the horses have been able to draw
the artillery through with ease. B. News' War Corresp.
I found a ivoodman ?vith whose help I found my way out of
the forest. Evans, ßos?iia.
This is travelli7ig rvhich , with the help of a tutor, she easily
succeeded in. Fielding, Jos. A.
Mrs. Chatterion, taxing with the graudmother' s help, her
genealogical memory. Masson, Chatt.
' from allerdings selten, aber hier dem begriffe durchaus entspre-
chend: die pferde ziehen mit liill'e, die von den menschen kommt, nicht
mit hilte der menschen.
302 SATTLER,
He had io drag ihe hrute ottt of the hrook with the help of itvo
countrymen. Trollope, Am. Sen.
Von Sachen:
With the aid of a furnace he pi^ovides for the cooking of his
rarv material. Chamb. Journ.
When the dayUght was freely admitted, he proceeded, rvith its
aid, to further investigation. Dickens, Bomb.
If'ith the aid of my compass and map, I got a general idea of
the Situation. W. Russell, Diary.
We made our way all right with the aid of a map. Id.
They had been one night, with the aid of a four-mheeled cab,
on a long tour of exploration. Sala, III. N.
Toots , with the assistance of his pipe , does great justice to
this prophetic sentence of his. Dicke7is, Domb.
The catalogue was pr epared with the assistance of a Ms.
Notes a. Queries.
He limped , with the assistance of the chaplairüs arm, towards
the chapel-door. Temple Bar.
Even with the help of the index the reader can ?vith di/ficulty
find anything he tmtits. Athenaeuin.
She can see amazinyly tvell 7vith the help of spectacles.
Austen, Emma.
Another, with the help of a number of fishbladders hanging from
the waistband , was charged with several gallons of brandy.
Chamb. Journ.
He paddled about in the water all the rest of the night with
the help of the life-belt. Cornhill.
He ran to a gentleman who easily with the help of his hand
attai7ied the bank. Fielding, Jos. A.
Even with ihe help of Russia lYance would have foutid resista?ice
io Gennany sufficiently hard. Graphic.
The long eve?migs were cheerfully spent with ihe help of some
packs of Cards. Macaul. Hisi.
With thy (nature's) help , the life allotied to this weak fabric,
shall be rational. Sterne, S. J.
He proposed, rvith ihe help of these men-of-war to put a more
peremptory veto upon the French iiwaders. Thackeray, Virg.
Anm. 1. Vereinzelt findet sich auch through:
Through her aid, he removed his share to London.
Bulwer, E. Ar.
PRAEPOSITIONSLEHRE. 303
A club ihr 0X1(1 Ji the aid of which the men can put out small sums at
inlerest. W. Chambers.
Enf/laiul our own
Thro' Harold's help , he shall he my dear friend.
Tennyson, Harold. 2, 2.
Auiu. 2. Dieselbe doppelte ausdrucksweise findet sich auch bei
hy und wilh permission, mit eilaubnis.
Bji your permission, fathers, let him enter. Addison, Cato.
By permission of the Khedive I laleiy uncovered the base.
Athenaeum.
The new dock ?vas named, by her mujesty's permission, Queen' s Dock.
lU. Nervs.
About 600 children visited , hy permission , the Marquis of Salisbury's
beautiful park. Id.
By permission of the Lords of the Council of Education a gener al
cotnpelition will be held. Times.
With her ladyship's permission , General Braddock would have the
honour of waiting upon her. Thackeray, Virg.
My daughter shall not; not with my permission.
Trollope. Pr. Min.
XIV.
If ith a vengeance.
Zu diesem ausdrucke bietet Lucas nur: 'with a vengeance!
zum toll werden! der teufel! / am yvitJi a vengeance dry, ich
bin verteufelt durstig.'
Johnson: 'it is med in familiär language. To do with a
vengeance is to do with vehemence. This phrase was formerly
solemn and dignified.'
When the same king adventured to murmur, the people could threaten
to teach him his duty ivith a vengeance. lialegh.
Asmodus the fishy fume
Drove, through enamoured, from the spousc
Of TobiCs son, and with a vengeance sent
From Medas post to Egypt, there fast bound.^
Milt., P. L. 4, 168.
Ogilvie und Webster fast gleichlautend: 'wiih a vengeance.,
' James Prendeville in seiner ausgäbe bemerkt dazu: 'The name of
an evil spirit, metitioned in Tobit, tvho being enamoured of Sarah, the
daughter of Bogucl, constantly beset her, and killed all her husbands
before Tobias: bat ?vas expelled by the fume arising from the galt of
a fish burned by Tobias, and was bound by the angel Raphael in the
descrts of upper Egypt '.
304 SATTLER,
in familiär language , signifies with great violence or vehe-
mence, as to sirike one with a vengeance.'
Wenn diese erklärung auch mit bezug auf to strike
passen mag, so ist sie doch keineswegs überall richtig, wie
nachstehende beispiele zeigen.
1. The last day came, and turned out a last day yvith a
vengeance. All Fear.
2. This is condensation and adaptation ?vith a vengeance.
Athenaeum.
3. This was a surprise party with a vengeance. Id.
4. This was playing at saldier with a vengeance.^
Lady Barker, South Africa.
5. After she [the dogj had got the scent, she gave tongne with
a vengeance. Chamh. Journ.
6. He might he styled villain with a vengeance.
Farquhar, Sir H. filldair.
7. Fou have made your forttmcs with a vengeance. Id.
8. Fou are cold , are you, says one of the rohhers. TU warm
you with a vengeance. Fielding, Jos. A.
9. Ah! she said with a hright look of pleasure. The hright
smile passed with a vengeance. She started as if a snake
had stung her. Francillon, Strange Waters.
10. Consistency with a vengeance! Macaul. Lett.
11. TU prove there's a plot with a vengeance.
Otway, V. Pr. 4.
12. Greek has tuet Greek with a vengeance! Ptmch.
13. They have made our illustrious Professor Owen free of the
Leatherscllers' Company. Our national deht to him has
long been owin! This is paying it with a vengeance.
Id.
14. Light reading with a vengeance. I'm vcry sorry, the fhird
volume happens still to he out; hut here is the entire novel
in one volume. Id.
15. This ivas history repeating itself with a vengeance.'-
W. Russell, Diary.
' Mit bezug auf einen besuch im lager, wo man den ganzen tag bis
spät in die nacht auf den beinen oder im sattel gewesen und schliess-
lich auf der blosen erde schlafen muste.
- Through the maiti street (of Liyny) had then (during the last
iuvasiou) ridden in State inio the Market Place, the Einperor of Justria,
PKAEPOSUIONSLKHRK. IU)5
10. jin unconscionable nwnhcr of years seem to he required hefore
we consml to move, bnl when we once begin, we move
tvith a vengeance. Sala, IlL News.
17. Chronic bronchids and astJmia go awaij for a time. And t heg
do return, rvith a vengeance. Id.
18. 7 gently complained Ihat the death of Ihe once-popular
novellst had met tvilh but scant 7nention in the press.
The late Mr. Warren has heen 'menlioned' since ivith a
vengeance. Id.
19. Yes, Ute season has heg im, with a vengeance. Id.
20. This is ^roasting' a suhjcct with a vengeance.
Thackeray, Engl. Ilum.
21. This ?vas erecting the hing's Standard with a vengeance.
Id. Virgin.
22. The convent is suppresscd with a v cngeance. Id.
Ti. The sugar-Ioaves with which others are laden are slowly
crnmhling ; ' loaf is becoming 'moist' tvith a vengeance,
a)id a Frenchman might rejoice in the unlimited suppty of
eau sucree which the profuse drippings of the waggons
afford. D. N. W. Corresp.
Ist es nuu auch uicht inö^^licb, sehablonenmässig einen
jedem einzelueo falle g:anz cutsprecbeudeii Deutschen ausdiuck
für die e phrase aufzustellen, so tritt andrerseits aus dem zu-
sammenhange der sinn doch meistens unzweideutig zu tage.
So Hesse sich Uhis was hislory repeating itself with a venge-
ance' (beisp. \h) etwa mit: da wiederholte sich die geschichte
einmal, oder: das war denn doch eine Wiederholung der ge-
schichte in vermehrter und verbesserter aufläge, wie-
dergeben, was selbstverständlich auf andere keine anwendung
finden kann. Allen gemeinsam indessen ist nicht das 'great
violence or vehemence\ vielmehr nur der ausdruck eines hohen
oder erhöhten grades, welcher dem betrefienden werte —
und zwar kann dies ebensowol ein nomen wie ein verbum
sein (beisp. 1. 2. 3. 6. 10) — beigelegt wird. Bestätigt wird
dies auch durch die stelle, welche Roget in seinem 'Thesau-
with ihe Emperor of Russin on las riglü , and the hing of Prussia on
his left Througti the same sireet had just rolled onc thcn hut a
prince, now a klug, in an opeu landau, followcd hy Couut Bismarck.
This ivas ....
Anglia, IV. band. * ' 2U
306 SATTLER, PRAliPOSITIONSLEHRE.
7'us of Englisli Words and Phrases' dieser redensait unter:
'QuaniiUj hy a Comparison rvith a Standard' anweist:
in a high degrec: highly, deeply, strongly, mighty, 7nighüly,j)ower-
fully; wiih a wUness; with a vengeance und
i)i a violent degree: sevcrely, violenüy, furiously, desperately,
treniendously, oulrageously, exlravagantly, con-
foundedhj, deucely, develishlg, 7vith a venge-
ance, ü tonte Olltrance.
Wie bei eiuera akte der räche die grenzen des notwen-
digen oder erlaubten in der erregung, in der hitze des augen-
blieks leiclit überschritten werden, so heisst denn to do some-
thing ivitli a vengeance. man begnügt sich nicht damit, etwas
einfach zu tun — man tut darin ein mehr, ein übriges.
Dem entsprechend würde in dem von Johnson angeführten
beispiele: 'tlie people could thrcaten to teach htm his duty ivith
a vengeance' den sinn haben: das volk konnte drohen, ihm
mal seine pflicht einzutränken, ihm mal recht ordentlich
seinen Standpunkt klar zu machen über das, was eigentlich
seine pflicht sei; wobei es dann ganz natürlicli ist, dass sie
in ihren forderungen über das hinausgiengen, was rechtens
war. Und schliesslich scheint auch für die stelle aus Milton
die erklärung rvith vehemence um so weniger am orte, da dieser
bcgrift' in dem unmittelbar folgenden 'from Media' (oder Meda's,
Johnson) post to Egypt' den entsprechenden ausdruck findet,
eine Steigerung aber darin liegt, dass Asmodus, den die Sarah
früher nicht los werden konnte, jetzt nicht blos aus ihrer
unmittelbaren nähe gebannt, sondern auch ganz aus dem
lande vertrieben und nach dem fernen Aegypten versetzt
wurde.
Bremen. W. SArrLER.
l^>KrrRAK(JK ZUM MITTI^^LIONGLISCIIEN
ROLAND.
Meine ansiclit, dass der Mo. Rolaud an der grenze zwischen
den südlichen und westmittelländischen grafschaftcn Englands
entstnnden ist (vgl. meine Prolegomcna ad Carmen de Rolando
AngUcum [Berliner diss.], Burgi 1S79, s. 6ff.), ist von Wiss-
niann in der recension meiner Prolegomeua {Liter aturhlatt von
Behaghel und Neumann, 18S0, n. 9, sp. 3.M) beanstandet wor-
den. 'Schwerlich haben wir ein westmittelländisches gebiet
als heimat anzunehmen', sagt W. 'Die lautvcrhältuisse, auf
die S. weniger gewicht legt , die aber in erster liuie entschei-
den, weisen durchaus nach ostcn und zwar nach einem ziem-
lich nördlichen gebiet.' Als ersten grund führt W. für seine
ansieht den umstand an, dass 'a in ziemlichem umfang vor
m und n und sogar vor nt + cons. erhalten ist.' Auf die
geringe beweiskraft dieses giundes gehe ich gar nicht ein,
da es auch in südlichen denkmälern an derartigen a durchaus
nicht mar.gelt, und b an stelle des ä im Rol. sogar durch
einige reime gesichert ist {hond : stound 900 1, u. s. w.; s. Prol.
s. 8). — Ein weiterer grund ist für W. der folgende: 'Ae. ä,
Me. zu ö geworden, reimt auf ursprüngliches o, ein reim, der
im 13. jli. sich fast nur in Gen. und Exod. findet.' Solche
reime finden sich aber gegen ende des 13. jh. auch bei Robert
von Gloucester, also gerade auch im Südwesten Englands.
Allerdings beschränken sich diese reime bei Rob. meist auf
• Meine citate schliessen sieh immer an den text an, wie ihn Sidney
J. Herrtarje, B. Ä. für die E. E. T. S., Extra Series N. XXXV. ISSO hat
drucken hissen. Ditlerenzen in der verszahl zwischen den citaten in
meiner dissertation und denen von H. kommen meist daher, dass H.
nach 535, wo ein vers zu fehlen scheint, denselben, als wäre er vorhan-
den, mitgezählt hat.
20*
308 SCHLEICH,
solche fälle, wo das aus Ae. ä entstandene 6 ein w vor sich
hatte {tivo : ijdo Kob. of Glouc. ed. Th. Hearne I, s. 4; also:
xjdo 23; also : perto 284; so : Nero 67; also : Peyto 186;
; Aungco 216, u. s. w.), aber ich habe doch auch den reim go :
ydo gefunden (s. 218). Dass solche reime g:leichfalls zu ende
des 14. Jh., also um die entstehuugszeit des Rol. herum, im
Südwesten erlaubt waren, zeigt John Trevisa, der in seine übs.
des Polychronicon des Rannlphus Higden seiner vorläge folgend
auch gelegentlich verse eingemischt hat, z. b. ein längeres stück
(470 verse) bd. I, s. 395 — 431 (ausg. von Ch. Babington und
R. Lumby'). go : doo s. 403; so : doo 411; also : to 415. Mehr
beispiele bietet der Ferumbras, eine dichtnng, die uns in der
Originalhandschrift des dicliters erhalten und vermutlich bald
nach 1377 oder in den ersten jähren der regierung Richards II.,
möglichenfalls in Devonshire, entstanden ist (vgl. die ausg. von
S. J. Herrtage für die E. E. T. S., Introd. § 5 und 8). so : io
198; also : do 1005; dop : wrop 2032; go : do 4609; ago : to 290;
alone : trone 360; lok (Ae, löcian) : slrok (Ae. * sträc) 734;
oundo : fo 1692; po : to 5061; sope : hope 646. — Ferner sagt
W.: 'Trübung- von i 'l\x e ist gleichfalls dem osten und zwar
in allen gebieten eigentümlich.' Dass sie auch der Südwesten
kennt, zeigen wiederum reime bei Trev. : teile : welle {ke. ic
Wille) I, 395; geggls (Ne. gig) : legges (Ne. leg) 403; reed (Ae.
read): Wijnefrede 429; {weites : helles 399, wo allerdings auch
/ ; / möglich wäre, denn welle = Ae. ?vylla und jrella, hell =
Ae. hyll] dasselbe welle reimt mit Tygentil [Tetingel bei Caxton;
Tegentil hs. «] 423; mit teile 429; zweifelhaft kann auch er-
seheinen chene [Ae. ein] chyne hs. «] .• dene [Ae. dynnan] 415).
Aus Fcr. führe ich folgende fälle an: stille : teile 2138; ynne :
penne 2256; hynde : ynde (Ae. ende) 2866; dent : went {dynt :
went in dem original drafl) 604; ; hente ()16; : mente 736;
kende : frende 1298; slegge (Ae. slecge) : rigge (Ae. hrycg)
1308; astynte : wente 1768; fille (Ae. fyllan) : teile 2817. —
W. fährt fort mit den Worten: 'Die gestalt des ^f-umlautes ist
nicht angegeben, doch finden sich unter den reimen solche wie
list : inystrisl; dynt : went; kind : hend.' Zu den beiden letzteren
' Darüber, dass Trevisa den grüsten teil seines lebens in Gloucester-
shire zug'ebrachf. und am 18. April 1387 seine iibersotif,iing des rulychr.
beendigt liat, vgl. die oben citierte ausgäbe bd. I, s. Llll, anui. 2.
ZU:\I ROLANDSI.IEDE. 309
reimen habe ich schon eben analoga angeführt. Mit dem reime
list : mysirist will mich wol W. darauf aufmerksam machen,
da SS ursprüngliches / mit dem aus u umgelauteten y gebunden
wird. Das beispiel, das W. anführt, ist aber nicht ganz gut
gewählt, denn lisl ist Ae. hlystan und in jnystrisi ist i auch
nicht aus einem urs])riinglichem l hervorgegangen (vgl. Altn.
ireysta, traust, traustr). Sichere reime von i : y finde ich im
Rol. überhaupt gar nicht; in bryngys{l) : thinkis Tt sollen viel-
leicht nur die endsill)en reimen; um aber W. zu zeigen, dass
der reim von ursprünglichem i und dem aus u umgelauteten y
sich auch dichter aus dem Südwesten erlauben dürfen, ver-
weise ich ilm auf fvynne (Ae. winnan) : kynne (Ae. cyn) Trev.
I, 395; whyte (Ae. hnnt) : lyte (Ae. lytel) 399; ynne (Ae. hinan)
: sijnne 417; stvymme (Ae. swimman) : hrymme (Ae. brymm) 423.
Aus Fer. vgl. mynde : behynde 921; kyn : hym 2110; abyde :
pride 1966; pr. : tyde 3047; fulfille : stille 1292; : wille 2553;
ounkynde : bynde 4961. — Endlich sagt W.: 'Die aus Ae. (ü
hervorgegangenen doppelformen gehören gleichfalls dem öst-
lichen mittellande an. Der reim thar : fayr hat sogar, wie
auch die formen ta'de (für tale) , fairithe (von faran) u. s. w.
Schottischen beigeschmack.' Die erwähnten doppelformen sind
ther (nie anders im innern der versc), thor {: mor 117. 676.
881; : sor 976; 881 hat die hs. ther : mor), thar {: fair 233);
wer und einmal wor (; sore 863) = Ae. wct'ron] or (nie er) = Ae.
(er; eny und einmal ony 299 (wo H. und Th. Wright any lesen),
= Ae. (enig {or, eny, ony bezw. any nie im reime). Dass
diese doppelformen auch sonst im Südwesten vorkommen, lehren
folgende beispiele: por : bor (Ae. bar) Fer. 544; : byfore 2136;
: morc 3544. — wore : höre {Kq. hdr) 154; : more 1344. 2277;
; cole (Ae. cot) 2437; ; restore 2467; .• fjore 1014; ; before
3445. 4448. — Par : war (Ae. wcer) Rob. I, 104. 310; :anonywar
212. 218; : wäre (Ae. hwär , hwccr) 311; (vgl. auch ^are [Ae.
gearo] : elleswarc II, 396; wareby I, 2; warporw 8). Trev. hat
den reim pare : fare (Ae. faru) I, 417. Im Fer. pare : fare 316.
1560; -.spare 3061; : care 5678. — wäre : fare 1500; : spare
299. — Per findet sich so häufig, dass ich gar keine belege
anführe. — er Trev. I, 417, 22; or 425, 25; ar 427, 18; eny
425, 10; ony 427, 14; any (ausserhalb des poetischen Stückes)
I, 261, 6, mit der bemerkung der herausgeber ^ony Caxton
(and so often)'. — ere Fer. 1222. 2117. 2700. or 713. 1907.
310 SCHLEICH,
2398. are 3'J7"2. 41)20 (; lie hur), enij und ony scheinen sich
nie im Fer. zu finden, sondern nur any 2U73. 4098. 5761. Diese
beispiele werden ausreichen, um die unzuhinglichkeit von Wiss-
mann's bedenken darzutuu. Aber auch angenommen, dass der
Rol. aus einer ziemlich nördlichen gebend stammte — und "W.
redet ja sogar von Schottischem beigeschmack — , so miiste
es doch meiner ansieht nach auffallen, dass sich auch nicht
ein einziges mal die endung es im praes. plur. findet (s. unten
m. anni. zu 825 — 7). Au ihrer stelle treffen wir aber öfter
die endung etil sowol im lud. als auch im imp. und im inneren
der Yerse so gut wie am Schlüsse. Für den imp. erscheint
diese endung durch den reim sothe : gothe 469 geschützt. In
meiner dissertatiou, s. 6 — 7 hatte ich die Vermutung ausge-
sprochen, dass dieser reim die endung eth auch für den lud.
sichert, da ich es nicht für sehr wahrscheinlich hielt, dass
sich formen wie ihey delis, seis (Ind.) neben gothe (imp.) finden
sollten: aber, wenn auch kein grund vorliegt, an der echt-
heit solcher reime wie they deliihe : he seithe 249, he rvynnythe
: they seithe 629 zu zweifeln, so zeigt doch Trev. durch die
reime the medes : they spredes I, 3'j9; pei Jedes : the dedes 409,
dass ein zusammentreffen der formen auf eth, die bei Trev.
übrigens gegenüber den formen auf en und e durchaus im
übergewicht erscheinen, und der formen auf es in einem deuk-
mal aus der zweiten hälfte des 14. jh. auch in einer so süd-
lichen gegend, wie es die heimat des Trevisa ist, sich wol er-
warten lässt; auch in dem noch südlicheren Fer. findet sich ein-
mal es in der 2. pl. praes. {ge goes : purpos 5821). Fast möchte
es scheinen, als hätte nur der reim diese form veranlasst; denn
wie sie sich im Fer. nur das eine mal im reime findet, wo
noch dazu möglichenfalls erst nachträglich an goe das s vom
dichter angesetzt ist (vgl. S. Herrtage, Introd. s. XXIV), so ist
mir auch in der prosa und im innern der verse bei Trev. nie
es im praes. pl. begegnet. Der häufige gebrauch der endung
eth im praes. pl. ind. und imp. und der endung es in der 2.
und 3 praes. sg. ind. (neben en oder stummem e praes. pl. ind.,
endungslosigkeit praes. pl. imp., est 2. sg., eth 3. sg. praes. ind.)
macht es mir nun aber sehr wahrscheinlich, dass der Rol. an
der südwestlichen grenze des mittellaudes gedichtet worden
ist. Als unumstösslich sicher will ich diese ansieht durchaus
nicht hinstellen — so weit, glaube ich, ist die Englische philo-
ZUM ROLANDSLIEDE. 311
lo^-ic in der crkcnntuis der dialektischen imterschiede noch
nicht vorgedrungen — , aber jedenfalls erscheint mir diese an-
nähme am wahrscheinlichsten von allen, zu denen man auch
sonst etwa noch gelangen könnte (vgl. auch Wülcker, Anglia
III, 401 tf.; S. Herrtage, Introd. s. XXIX).
Die heimat des Schreibers hatte ich an der nordöstlichen
grenze des mittellandes gesucht (Prol. s. 7). Gegen diese an-
sieht hat sich H. ausgesprochen. Er wendet sich lediglich
gegen einen von meinen gründen, g:egen den nämlich, dass is
und n-as in Verbindung mit einem pluralischen subjekt ge-
braucht w^erden. Das vorkommen von is in dieser Verbindung
ist ihm nicht sicher genug (vgl. jedoch unten meine anm. zu
168), und mit bezug auf was macht er (Introd. s. XXIX) da-
rauf aufmerksam, das 'the only cases where rvas is used with
a plural subject are where tbe verh precedes the siihject. This
use of is and was with a plural subject following is not at all
nncommon in many of our writers. Shakspere uses it fre-
quently, and it is now a recognised idiom of our spoken
language, arising from a want of anticipation ou the pari of
the Speaker of the number of the subject'. Schliesslich weist
er auf den gebrauch von // y a hin. Mit allen diesen be-
merkungen ist aber meine ansieht noch nicht widerlegt, am
wenigsten mit der letzten; denn das zu // y a hinzutretende
subst. ist nie subj., sondern stets obj. (z. 1). D'Afrique i ad un
African venut Rol. 0. 1550); und was Shakspere sich erlauben
durfte, braucht noch nicht an der grenze des 14. und 15. jh.
gestattet gewesen zu sein. Dennoch aber ist auch mir die
beweiskraft dieses meiner gründe zweifelhaft geworden. Ich
finde nämlich bei Trevisa beispiele, wo is und was bei einem
pluralischen subj. stehen. Ganz sieher scheinen mir bei ihm
nur die fälle zu sein, wo ii und was dem subj. vorangehen:
Phenicia is a lond in pe whiche is conteyned twcye londes Trev.1, 12U;
pere is pat hille mount Araralh, and pere is Armenyes tweie, pe
more and pe lasse 1, 147; pere is ofte by nype iseie fire, fauni, and
sattjrl. Also pere is ofte iherde tymhers, pipes, and trompes I, 169;
perynne is no foxes noper wol/'es noper addres noper non suche
venemous bestes 1, 311; pere is wylde bestes and venysoun VI, 379.
Weniger sicher scheinen mir zwei beispiele zu sein, wo is
und ?vas dem plural. subj. folgen: in dem ersten könnten wir
es möglichenfalls mit einem Übersetzungsfehler zu tun haben
3 1 2 SCHLEICH,
(vgl. is encressed, excrcvil); in dem audercn liest eine h?. ivere,
und ich weiss nicht, ob ich aus dem schweigen der heraus-
geber schliessen darf, dass die beiden anderen hss. mit der-
jenigen, die sie ihrer ausgäbe zu gründe gelegt haben, in der
Schreibung von was übereinstimmen, l^e fredom and pe Privi-
leges of pat place is encressed to grete profit and rvorshippe
{Cujus loci immunitas ad magnam praerogativam excrevii) VI, 205;
He rvolde he at chirche erliche and late, and at houres pat was
iseide hy nygte [ecclesiam mane, vespere, nocturnis horis frequen-
tahat) VI, 257. Nach mehr beispielen habe ich mich nicht um-
gesehen, da ich glaubte, dass die angeführten ausreichen, um
diesem meiner gründe, wenn nicht seine ganze, so doch einen
grossen teil seiner beweiskraft zu nehmen. Beachtenswert ist
übrigens, dass Caxton in den fällen 2. 4. 5 (ob in den andren
auch, geben die herausgeber nicht an) die formen he, hen (5j
gesetzt hat. In dem folgenden beispiele hat er was in tvere
geändert, obgleich, nach dem Lateinischen texte zu schliessen,
es gar nicht in der absieht Trevisa's gelegen zu haben scheint,
was auf ein pluralisches subj. zu beziehen: pat kyngdom hatte
Pentapolis also, for fyuc wicked cltees pat pere were adreynt
and ihreiit to asshes. Pat was (were Cx., who has no stop
after asshes) so?n iyme more riche pan Jerusalem (Terra quidem
oUm magis quam J. uho'rima) I, 119. — Wenn ich nun aber doch
noch bei meiner ansieht verharre, dass der Schreiber wenigstens
aus einer weit nördlicheren gegend stammte als der dichter,
so bestimmt mich dazu einmal der gebrauch von at als rela-
tivpronomen (902), den ich nur in Nordenglischen deukmälern
gefunden habe (vgl. die anm. von H. zu Rol. 902 und Zupitza,
Altengl. Leseb. [1. aufl.] n. XXVII, Craft of Deyng 3. 16. 25.
30; Destr. of Troy, glossar; at als conj. Iw. 461. 486), und
zweitens die hin und wieder anzutreffende einschiebung eines i
nach langem vokal, was ich in meiner dissertation zu gunsten
dieser ansieht nicht geltend gemacht hatte: faile (Ae. talu) 4.
467; fairithc (zu Ae. faran) 6; for fair (Ae. forfarau) 115; daile
(Ae. da^l) 508. 1029; haile (Ae. healu) 553; eyres (Ae. eare)
632; foilis (Ae. fola) 64; doilfully (zu Afrz. doel) 833. 850.
Weiter möchte ich in meiner Vermutung nicht mehr gehen;
dass die heimat des Schreibers noch im mittellande und etwa
an der nordöstlichen grenze desselben zu suchen sein sollte,
wird durch die vermutlich auf den Schreiber zurückzuführenden
ZU.M ROLANDSLIEDF. " 313
unreiuen reime theij ßnd{en) : lym und Ihou hnnigys^t) : il thuikis
durchaus nicht wahrscheinlich genug gemacht.
Auch auf das alter unserer dichtung muss ich noch ein-
mal zurückkommen. H. schiebt mir die ansieht unter: 'that
it could not have been written before the second half of the
15th Century' (Introd. s. XXX). Diese behauptung aber habe
ich nicht aufgestellt; ich habe in meiner dissertation, s. 3 nur
gesagt, dass ich nicht glaube, dass die hs. in der gestalt, wie
sie uns jetzt vorliegt, vor 1450 entstanden ict. Von der dich-
tung selbst sagte ich nur: 'hoc Carmen post annura MCCCC
compositum esse manifestum mihi videtur' ^, und ich habe
dann das Jahr 1450 nur insofern in die Zeitbestimmung hin-
eingebracht, als ich sagte, dass die dichtung doch noch vor
1450 entstanden sein muss, weil die anfertigung der hs. um
dieses jähr zu setzen ist. Den grund, dass die end-e im Rol.
alle stumm zu sein scheinen, mit dem ich meine ansieht, dass
unsere dichtung erst nach 1400 entstanden ist, zu stützen
suchte, hat H. als unzureichend zurückgewiesen. Einmal leug-
net er überhaupt, 'that the loss or Omission of the final e is
alone a sufficient ground ou wliich to assign a date to the
present poeni' (s. XXXI), und dann meint er, dass der ver-
gleich unserer dichtung mit denen Chaucers hinsichtlich der
behandlung des stummen e kein passender sei (s. XXX).
Er verweist auf William of Palerne, eine dichtung, die um
1350 entstanden ist, und in der das end-e seinen wert
bereits verloren hat. Mir scheint nun dieser vergleich nicht
sehr gut zu sein: William ist nicht *in very nearly the
same dialect' geschrieben als der Rol. Die endung es z. b.
im praes. pl. ind. und imp. ist gar nichts ungewöhnliches im
» Mit rücksicht auf den gebrauch der Lat. spräche in meiner disser-
tation und Wissniann's so wolmeineude bemerkung, dass er 'dieses ver-
fahren nicht zur nachahiuung empfehlen möchte', erwähne ich beiläufig,
dass ich nicht etwa aus liebhaberei meine dissertation Lateinisch ge-
schrieben habe, sondern nur dem i; lüO der Statuten der philos. fakultät
zu Berlin nachgekommen bip. Allerdings stand es den Verfassern von
dissertationeu, die nicht einen gegenständ der klassischen und Orien-
talischen Philologie und altertumskunde, der gcschichte und alten philo-
sophie behandelten, frei, dispensation von der befolgung jenes § nach-
zusuchen, ich sah aber keinen grund ein, warum ich als moderner philo-
loge von einer Vergünstigung gebrauch machen sollte, die einem klas-
sischen und Orientalischen philologen von vornherein versagt war.
3 1 4 SCHLKICH,
Will., aber nie niizuticrten im Hol, Viel näher liegt der ver-
gleieli mit den im vcrliältnis zu Will, südlicheren denkmälern
Trevisa und Ferumbras. Der Fer. mag etwa um 1377 ent-
standen sein: über den wert des end-6' in diesem gedichte
sagt H. selbst (in ; einer ausgäbe, Introd. s. XVIII, § 7): 'As a
rule the final e is ])ronounccd' und verweist dabei auf drei
beispielc, zu denen ich zwei weitere hinzufüge wc come : to me
278; hypcnk pe : nyp strengPe 4335. Hier haben wir also eiu
deukmal aus der zweiten liälfte des 14. Jh., das im Südwesten
entstanden ist und noch hie und da geltung des end-e voraus-
setzt: ich glaube, dass unter diesen umständen ein vergleich
des Hol. mit Chaucer, so lange ich den Fer. nicht kannte,
nicht so unangebracht war, da man aus dem gebrauch bei
Ch. und den oben angeführten beispielen sieht, dass im ganzen
Süden, mag es auf der östlichen oder westlichen seite Eng-
lands sein, das end-e vor 1400 noch nicht ganz verklungen
war. Wie steht es nun mit der frage, ob die betrachtung
des cnd-tf für die altersbestimmung des Hol. den aus-
schlag geben kann? Im Rol., Trev., Fer. gibt es beispiele
genug, wo das end-e noch gesprochen sein kann, ohne dass
es hätte gesprochen werden müssen; daneben gibt es solche,
wo es ganz sicher nicht mehr gesprochen ist; über den Rol.
s. Prol. s. 4; zu Trcv. und Fer. folgen hier einige beispiele.
bohle (n. pl. bealde) : coldc [cealä) Trev. I, 403; tvUdc (n. pl.
wilde) : chikle {cild) I, 421; unknowe {cnäwen) : noive {nü) II, 81.
— Pias {place) : was Fer. (Jü2. 2114; llgte (adv.) : knygte {cniht)
114; sone {sona) : done (p. \).) 176; beioke (altn. tök) : byloke
(inf.) 2126; soHffe (n. s. srmy) : honge (p. p. hangen) 914; ibop
(p. p. bohl) : nogf {ne ähie) 240. Soweit stimmen also die drei
denkmälcr überein. Für Rol. und Trev. fallen nun aber solche
beispiele wie come : to me, die unzweifelhaft zeigen, dass end-f
noch manchmal gesprochen sein muss, ganz und gar fort.
Für die zeitbestimnumg des Trev. ist das fehlen solcher reime
nicht von belang, da wir aus sichereren quellen wissen, wann
er seine Übersetzung angefertigt hat. Für den Rol. aber wäre
es allerdings von grossem Interesse zu erfahren, ob sich der
dichter noch solche reime hätte erlauben dürfen. Unter den
1048 Versen, die uns überliefert sind, findet sich jedenfalls kein
derartiger reim. Ob ihn der dichter nicht aber doch hätte
einführen können, das ist eine frage, auf die sich eine sichere
ZUM ROLAN[)SI.IKr)E. 3l5
autwort wol aiicli dann nicht geben lassen würde, wenn uns
noch mehr als lUUÜ verse erhalten wären. Die möglichkeit
dürfte mit bestimmtheit scliwerlich ganz ausgeschlossen wer-
den können, und vom Standpunkt der etwaigen möglichkeit
aus ist die frage, ob die betrachtung des e.nd-e für die alters-
bestimmung des Hol. den ausschlag geben kann, allerdings
mit 'neiu' zu beantworten. Fassen wir aber das wirklich tat-
sächliche in's äuge, so müssen wir sagen: ^Da sich kein fall
im Rol. findet, aus dem mit notwendigkeit hervorgeht, dass
der dichter noch ein end-e gesprochen hat, und da vor 1400
auch im Südwesten Englands dieses e noch vielfach geltung
gehabt hat, so ist es uicht ganz unwahrscheinlich, dass die
dichtung erst nach 14U0 entstanden ist'. Ausser aus diesem
wahrscheiulichkeitsgrunde kann ich, wie H., nur 'from the
language generally and the style of the composition' auf die
richtigkeit meiner Vermutung schliessen.
Schliesslich möchte ich mir noch ein i)aar bemerkungeu
zu dem versbau des Rol. erlauben. H. äussert sich Introd.
s. XXV darüber folgendermassen : *The metre of the poem is
tolerably regulär, being the same as that of William of
Palerne, that is, anai)iestic in its character, the scheme being
v^w-wx_.- -^w-v^w-. As in Latin, a spondee freqnently takes
the place of the anapasst, especially in the third foot.' Unter
seinen beispielen finden sich folgende: rvith a shy \ mjng sheld\
on h/s shul \ der sloiä; of Sara \ gos the ce |1 te he sent \ the
pe key (man beachte die betonung Sarägos!). Ausnahmsweise
soll ein ganzer fuss durch eine einzige lange, ja selbst durch
eine kurze silbe vertreten werden können {thcr was we \ ping
and ivail\ ling of knygh \ tis)\ manchmal fehlt nach seiner an-
sieht sogar ein ganzer fuss {And Ms sheld \ and his hrond || he
had), und endlich nimmt er an, dass ein rein jambischer vers
den auapästischeu vertreten darf {as red \ as blöd || wUhout \ on
rest). Ich kann mir wol die mühe ersparen , die halllosigkeit
dieses skandierungsverfahrens zu beweisen: es läuft nicht allein
allen bisherigen ansichten über die alliterierende langzeile des
14. jh. zuwider, sondern befindet sich auch in offenbarem Wider-
spruch mit den grundsätzen überhaupt, denen man bis jetzt in
der beurteilung des Germanischen Versbaues, wenigstens des
mittelalters, zu folgen gewohnt gewesen ist. Nur auf die frage
möchte ich noch kurz einmal eingehen: 'Ist ein vergleich mit
316 SCHLEICH,
William of PalevDe in nieirischer bezielumg- statthaft, haben
wir es überhaupt mit alliterierenden langzeilen zu tun?' Es
könnte ja nun' zwar bin und wieder scheinen, als wäre diese
frage mit 'ja' zu beantworten, wenn man verse wie die folgen-
den findet, die aus zwei halbzeilen, jede mit vier hebungen, zu
bestehen scheinen: 19G. A-nv^t in my Aeping | ne Anäve |?ät
we hän; 241. lüwd cäst vp a c\f | and hie fs hfm to saue;
268. priuce was of ;>urtingäll | /^rundest in thought. Aber
solche verse sind sehr selten und weichen auch meist in sehr
bedenklicher weise von dem normalen bau der alliterierenden
langzeile ab. Die im vergleich zu solchen verseu ganz unver-
hältnismässig grosse mehrzahl der verse lässt sich durchaus
nicht als alliterierende langzeile ausgeben weder mit rücksicht
auf den inneren bau noch mit bezug auf die alliteration, die
oft sehr mangelhaft ist, oft gänzlich fehlt. Dazu kommt, dass
sich viele verse finden, die gar nicht anders als für solche mit
vier hebungen angesehen werden können, z. b.:
It hoies 7iot to abid: füll sone
The soudan tok Ms leue anon.
A7i hundred thoussand of good men
Wer dressid in ther harnes then. 499 — 502.
Then com a sayrson to htm sone,
Ihat AuJJrik aflur his fadir nom.
Thal man and horse was so riche
Thal all shone hym vpon truUche. 96 1 — S.
He jiurposithe ther to abid. 680.
San went the knyghi to the ground. 683.
Fell doun to the er the at the last. 701.
His shulder smot he quyt asundnr. 735.
Bothe croun and cors he smot asonder. 950.
Vgl. noch Prol. s. 15. Endlich ist auch das auftreten des rei-
mes, mag er so mangelhaft sein, wie er will, ein anzeichen,
welches eher dagegen als dafür spricht, dass der dichter alli-
terierende langzeilen im äuge gehabt hat. So glaube ich denn,
dass wir es im wesentlichen mit kurzen reimpaaren zu tun
haben, denen der dichter durch die alliteration noch einen be-
sonderen schmuck zu geben suchte. Dass dieselben 'oft ihre
glieder dehnen', darauf hat schon ten Brink (Litgesch. I, 306)
hingewiesen, und ich glaube, in meiner dissertation zur genüge
gezeigt zu haben, in welcher weise hebung und Senkung er-
ZUM ROLANDSLIEDE. 317
weiteit wordeu sind. Obgleich ich ausser den in meiner disi^er-
ttition schon gemachten vorschlagen noch manchen anderen zu
macheu wüste, um die zahl der freihcitcu, die sich unser dichter
erhiultt zu habeu scheint, zu vermindern, so stehe ich doch
(hi\ou zurück, weil ich fürchte, der dichtung damit gewalt an-
zutun: denn ilio tatsache hlsst sich einmal doch nicht leugnen,
dass sich viele Unregelmässigkeiten im versbau finden, und sie
sowol als auch der olt sehr dürftige reim, den sogar manch-
nuil eine einfache assonanz ersetzt, und der lückenhafte ge-
braucii der alliteratiou deuten darauf hin, dass der dichter,
der zwar 'nicht ohne erfolg nach einer knappen, kräftigen
diktion ringt', doch nur ein sehr schwacher verscschmied ge-
wesen ist. Nur darauf möchte ich noch hinweisen, dass wir
uns vielleicht nicht auf die annähme zu beschränken brauchen,
dass der dichter nur die einzelnen versfüsso gedehnt hat, son-
dern auch die möglichkeit annehmen können, dass er wie der
dichter des Sowdan of Babylon (ed. E. Hausknecht für die
E. E. T. S., lutrod. s. XLV) auch die zahl der versfüsse ge-
legentlich vermehrt hat; denn verse wie die folgenden / will
fiyht ivilh hym , and preue hym fals sone 412, And or 1 se my
biesiblüd tliroughe my Harnes ryn 5GG (Prol. s. 19, 8), Lei euery
man be munly at this lyme 911 (Prol. s. 22) lassen sich doch
auch sehr gut als verse mit fünf hebungen lesen. — Ich gehe
nun zum hauptteil meiner arbeit über und will \ersuchen,
einige beitrüge zur textkritik zu liefern.
2 — 3. The)i lightid Gwynylou and com in in fer, || And
broughl in the madins briyht in wedis. Im Kol. heisst der a er-
räter stets Gwynylon, nie Gweynes (wie z. b. im Ferumbras),
obgleich die kürzere form oft, wie auch hier, dem verse an-
gemessener zu sein scheint. — i)i fer, zusammen (2) ist mei-
ner ansieht nach nicht ganz passend, da wir doch erst in v. 3
erfahren, mit wem zusammen Gw. eintritt. Besser stünde ein-
fach fer, das häufige epitheton der ritten Es ist dem Schreiber
öfters begegnet, dass er ein wort (in diesem falle in) zweimal
gesetzt hat: hem kein 4S, wo H. ohne grund das zweite hem
in hom geändert hat; hon hou 508, von denen das zweite ge-
tilgt ist-, GIG ist vor ruthe nach dem ausgeschriebenen and
das sigel für and, G7& \oy won ein anderes won ausgestrichen.
— 7 — 8. And the lord that king Cliarls plaid tvith. || And on
the toper sid hc kesl hin siijhl. ''J'he i)assage appears to be
3 1 8 SCHLEICH,
hopelessly beyond explanation. There is notbiiig- whatever in
tlie original French to help up.' Man konnte die stelle viel-
leicht so verstehen: 'Durch schmeichlerische lügen {vgl. Jie iold
mamj iailis , and all was lies 4; so falritlie he rvithe fiatring
speclie 6) spielte er (Gwynylon) mit Karl und warf seine äugen
auf seine feinde (die andere seite).' Ich möchte aber doch eher
glauben, dass that pron. rel. ist und plaid in dem eigentlichen
sinne von er spielte steht. Auf diese auffassuug bringt mich
namentlich das Französische: Devant soji iref se sisl (näml.
// rois) por dcporter, |1 Naimes U dns qnt 7not fist a her, || Et tant
des autres que uns n'es poel esmer. Versailler hs. (Vs.) ed.
Michel, la eh. de Rol. et le roman de Roncevaux, Paris 1869,
s. 153, LVII. Dann müssen wir natürlich eine lücke zwischen
7 — 8 annehmen. Für plaid with las Wr(ight) plaidis: die ab-
kürzung von with ist aber ganz sieher, nur d in plaid scheint
aus t corr. zu sein. — 13. knightis] knyghts Wr., knyghtis
W(ülcker), ich; vgl. H. Introd. s. XXI, anm. 2. — 18. And he
(nändich der soudan, vgl. hym 17) hathe tak good hed to my
jvordis all. haihe aus liaue corr. — 21 — 4. Within All days
thedur he wille hym hye, || And all the helhyn statis in his Com-
pany {compony W., ich), || A thonssojid of his lond of the best ; ||
All will he crislenyd and leite on Jhesu Crisl. In der dem Me.
Rol. nächst Vz. (Venezianer hs. Vll) am nächsten stehenden
Afrz. Version Vs. (I'rol. s. 35) ist kein bestimmter Zeitraum an-
gegeben; in 0. (Oxforder hs.) heisst es: Ja ne verrez cest premier
meis passet 093. Auffallend erscheint mir der Zeitraum von
16 tagen; eher sollte man einen von 14 oder 15 tagen voraus-
setzen, da es sich ja doch nur um eine ganz allgemein be-
stimmte zeit zu handeln scheint. Dass auch /i/lene dayes im
sinne von zwei wochcn gebraucht wird, zeigen folgende bei-
spiele: Rol. 44; Gaw. a. the gr. kn. 44; Fer. 2346; Will. 5352.
5398. — Meine auffassung von v. 23, wie ich sie Prol. s. 36
gegeben hatte, ist durchaus unnötig, auch im Franz. heisst es
ja: (Marsilions) Venra en France, o lui ?nil baceler Vs. LVII.
— 31. And thou misly wirche, thou failid nought. Ich möchte
für failid schreiben failis (vgl. zu 312). — 32. pryk"] y aus i
corr. — 33 — 4. 7/" fhal mercy and myght mellithe togedur \\ He
shall haue the mor gracc euer aftur. Für if vermutet H. he;
W. und ich haben überhauj)t gar nicht anders gelesen. —
38 — 4:0. ' Thou hast wisly done and pat me glad thinkis.' || And
ZUM ROLANDSLIEDE. 319
Ihen sothhj he said füll rlght : || ' Mahoun and Margot he ?vill
forsak trvight.' Meiner «lusiclit nach müssen wir nicht allein
38 und 40, sondern auch 39 Karl in den niund legen: oder
warum sollte der dichter, nachdem er 35 — 6 gesagt hat the
hinge said to Gtvynylon, in v. 39 noch einmal daraufhinweisen,
dass der köuig sprach? Mit he 39 ist natürlich der soudan
gemeint (vgl, zu 184 — 5 und 414 — G). Margot wird als Sara-
zeuengott auch zweimal im Fer. 4459. 5109 genannt. Im Rol.
nur hier; ein anderer gott wird ausser ihm und Mahoun im
Rol. nicht erwähnt. — tivight übers. H. (wahrscheinlich nach
llalliwell, dict.) mit quickly, reudily. Das wort ist, so viel ich
sehe, sonst nicht belegt oder irgendwie erklärt. Andere mir
durchaus dunkele worte sind srvedyrd 337, ryll 421, fichc 932
(s. die anm. zu den betr. stellen). — 42 — 4. No[w] will {Nojvill
hs.) / go into Fraunce and his frend bene, || And mad redy yeftis
aguinsle his comyng || To fest hyni and his man XV dais suyng.
lieber die voranstcllung des part. in der absoluten paiticipial-
constiuction 43 vgl. Mätzner, Gr. III, 580, b. Zu fest (als vb.
nur zweimal bei Stratm. belegt) s. Augiia II, 439, 1324. Vor
mcn sind me und ein dritter angefangener buchstabe getilgt. —
40 — 50. Who golhe in woo wintirs füll feil, || Yet is frendchipe
and füll he fuirisfe (sairisle W., ich) at end. \\ Tak vp lentis and
truse hcm hom (s. zu 2 — 3) hend. \\ h'nyghlis ther hernes hom-
ward Ihey kest. || The lentis a7id paueUions let hcm resl. 50 wider-
spricht den versen 48 — 9, wonach die Franken die zelte ein-
packen sollen, und 62, wo sie dieselben zu haben scheinen
{it 7vas tym to pight lentis). 49 und 50 könnten ganz gut
fehlen: 49 sagt nur ziemlich dasselbe wie 48. — 52—5. JVhen
he had said Ihey herd hym blif; || Blowinge off (scheint aus on
corr.) bugles and bemes alofl, || TrymUnge of labers and lymbring
soft, II Bridlinge of stedes and baners vp to fold. Ich weiss nicht,
wie H. bei dieser interpunktion die stelle verstanden hat. Ich
setze nach said ein komma und nach blif gar kein zeichen,
so dass ich also annehme, dass die participien und der inf.
to fold von herd abhängen; Ityni muss ich dann in hem (dat.
eth.) ändern. Zu dem Übergang von part. zum inf. vgl.
Chaucer, ed. Morris III, 265, 3 M'epynge, and nought for to
stynte to doon synne, may noughl avayle. — 62. It was tym to
pight lentis ofte. Für o/te schreibe ich the oste , dem beere.
— 64. foile, Ae. fola ist hier, wie so oft im Me., ganz gleich
320 SCHLEICH,
j^cbinuclit wie Jtors, siede u. a.; \^\. aber 7ny siede hij Ms was
hol a fole Iw. 42G. — 79. Nach riche ist ch ausgestricheu. —
85 — 7. Then com Grvxjnylon and gript hijm herd, | ^ enl to his
ivepon and a sond braid, || That Ihe spUntls of llie sper sprong
inlo heuyn. a sond ist wol verschrieben für asonder: Gw. gieng
auf Karls wafle los und scbwau^ sie entzwei, vgl. {Callemaines
sonja qtiil) Tenoil sa lance dont II fers resplcndie. \ Guenes ü
cons l'avoit soz lui froisie; || F'oi' sa vertu l'a crolee et brandie,
Qaentre ses poinz li est fraite et hrisie Vs. LIX. Zu braid ist it
als ol)j. zu crgünzeu, vgl. Than kaght pag Ihe corse of pe kynges
son, II Broghlyn \ll\ inlo buryh with barel and crye Destr, T.
85h7. — 92 — 4. Hym thoiight ferre in Frannce [Framce hs.)
withouton frend tlier, || In a willd forest among willd bestis || A bore
com from a bank tvondirly boistous. Hinter 93 mache ich einen
punkt: wie beim vorigen träume wird erst der ort der hand-
lang augegeben (82 — 84); die erzählung des Vorganges be-
ginnt mit einem neuen satzc. Setzt man erst hinter 94 eine
Interpunktion, so miisste man Injm 92 als dat. fassen, und es
Hesse sich ivilhouton frend Iher nur schlecht damit verbinden.
— 90 — 7. He tok hym by the right arm and hent it of |j Clene
from Uie braun, Ihe ßesche , and Ihe Her. Für hent lasen W.
und ich heue; die lesart der hs. ist nicht ganz deutlich, heue
(vgl. heuen bei Stratm.) = Ae. heoiv. 97 clene] cleue W. und
ich (Ae. cleaf zu cleofaii). Komma hinter 96.
103 — 6. He {ihe libard) lep lightly away, he wold no leng. r
dnell. II TIten awok Ihe king , and his dreme did teil. || When it
ivas day , and the dem feil, || Then rose the kinge; he wold no
tnor drvell. He w. no mor dw, lOü ist eine recht mUssige uach-
bildung von he w. no l. dw. 103 ; then rose the k. 106 sagt
nahezu dasselbe wie Ih. awok the k. 104. vv. 105 — 6 sind
durchaus übertlüssig, und 104 würde sich sehr gut an 107 — 8
lie callid the ?vissest men a7id askid of his dreme an-
schllesseu. Kei der jetzigen Überlieferung muss teil allerdings
etwas auflallen, so dass H. zu der Vermutung kommt: 'teil
would here seem to mean thi7ik over, re/Iect on.' Die bemer-
kung: 'In the original Charles does not relate his dreams to
auy oue at this time' ist nicht richtig: vgl. Vs. LX Challes se
jut, deci qu'il ujorna. || Quant it s'esveille, as Francois le conta; \\
Mais il ne sevcnl mie ou se tornera. Auch der hs. 0., nach der
H. citicrt, muss diese Vorstellung zu gründe gelegen haben:
ZUM KOLANDSLIKDK. 321
733 — 73G Jrcemcnt se cuinbal al Icjjart; \\ Dient Franceis que
yrant balaillc i ud. || 11 ne sevenl li quels d'els la veinlrat. || Carles
sc dort, mie ne s'esveillat. Müller (1878) ändert allerdings //
ne sevejd (735) in mais il ne set. — 112 — 9. Dut none of heni
knew pe trouthe arigkt, || Whan il will fall the feld for to wyn, ||
Änd the lebard liad lak the bore and slayn Injm. || And forfair
llie flesche and pe ficjhl endid, || Then shiüd hinge Charts the
belter aspendid {as/iedid Prol. s. 14), || Sithe the bore was beten
and basched no mor, \\ But the hurt that he had, hele shuld
Ihor, II Thrvuijhe right resson, theij said hijm tili: \\ {'iXow let god
alone, u. s. w.). Nicht die zeit des siegcs, sondern die person
des Siegers ist die ImuptfVage. W. und ich lasen auch whom
statt whan 113. — Zu 111 sagt II.: 'The nieauing of this and
Ihe three foUowing lines is tolcrably easy to guess at, but it
is alniost inipossible to cxplain thcni clearly.' Ich fasse
111 — 118 als eine reflectierende benierkuug des dichters (oder
Schreibers?), die er in seinen bericht eingeschoben hat. Hinter
113 würde ich daher einen i)unkt setzen, mit and 114 den
neuen satz anfangen und zur crklärung des and etwa den ge-
danken ergänzen: 'Was, sie konnten den sieger nicht erraten?
(und der leopard hatte doch u. s. w.)'. Hinter 114 tilge ich
den jtunkt, setze hinter 115 ein kolon, hinter IIG ein koninia,
liinfer 1 17 einen punkt, hinter 118 desgl. Mit 1 19 — 120 Throughe
right resson, theij said hym HU: || ' i\ow let god alone, and do
all his will.' geht der bericht von 113 weiter. — VZ^. füll
höre hillis and also he on bost. H. vermutet he an lofi; ich
habe iibh. gar nicht anders gelesen. — 132 — 3. They tmist
be frowardis pal delithe ?vith euyll frekis, jj Or he shall haue
euyll sped at the last end. Ich weiss nicht, ob wir wirklich
frowardis (nach H. Gloss. 'plur.') lesen müssen: d hat öfter einen
Schnörkel, der offenbar nichts zu bedeuten hat, den aber H.
im drucke wiedergibt (vgl. z. b. and 80, god 120). Hier ist
nun allerdings der Schnörkel gleich der schleife, die wir mit
is aufzulösen pflegen: aber er hat, glaube ich, liier ebenso-
wenig zu bedeuten, wie an ?vend 364. 463 und au dcfl'end 161
(s. m. bem. zu diesen stellen); und wozu sollte denn hier der
plur. stehen? Ist froward ein Schreibfehler oder eine ueben-
form für forward, das hier jedenfalls gemeint ist, nachdem
seit 129 von der wähl der r erward die rede gewesen ist?
Wer sollte 133 mit he gemeint sein? Ich vermute, dass die
An-lia, IV. 1)^11,1. 21
322 SCHLEICH,
urspiüDglicbe lesart war we d. i. Karl mit sei neu getreuen
(die stelle gehört zu einer rede Karls). — 142. XXX Ml men.
Nach vs. LXIX (0. 827) bleiben nur 20000 Frauken bei Roland.
— 145. The Sairsins be set the potjntment to hold. Vgl. zu sei,
[^ fest entschlossen): And ivhoji pei seig Susan, semelich on
hetve, II pei wer so set vppon hire Angl. I, 94, 45. In gleicher
bedeutung steht ßxt: mtj hart is fixt, and ivill not neiv entangle
Percy's Folio Ms. II, 49, 14. — 164 — 5. Ther is noper länge ne
kmjght in my thought || lliat me defithe, I shall his dethe wirche.
Ich schreibe / sh. w. his dethe, damit der reim zu tethe 166
zu Staude kommt; für de/ithe lasen W. und ich derithe. —
168. IVhen your luen is für the , I will beleue. H. will in der
hs. ein wort luen lesen , mit dem er aber nichts anzufangen
weiss. ?nen ist meiner ansieht nach deutlich genug dafür zu
lesen; allerdings ist über m links oben ein kleiner bogen, wie
er, wenn ich nicht irre, ähnlich auch über ;• in riche 20, g in
god 120, s in hi/lis 279, ?v in tvold 532, v in vs 647, vor
taherers 918 zu sehen ist. — 169 — 72. The hinge praid his
princis euerychon, || // eny man u litill behind gone || With a hold
battell, the best pat he had, || Till the folk wer gone pai wer
sad. Fehlt nicht zwischen behind und gone ein modalverb,
etwa wold? Für inan stünde passender oper: Roland hatte
sich ja schon zur fUhrung des nachtrabes gemeldet; es ist jetzt
die frage, ob sich nicht ein anderer für ihn meldet (vgl. none
Oper wold 173). — Zu sad 172 vgl. Webster, dict. 'sad:
(5. causing sorrow) 6. Heuce, bad; uaughty; troublesome;
wicked. [Colloq.] A grim Daniel Scroggins, and an aproned Sam
Smith, . . . sad tipsy fellows, both of them. J. Taylor.' Die
schlechten und unzuverlässigen teile des Fränkischen heeres
sollten nach Karl's absieht im vortrabe bleiben, vgl. they must
be froward pat delithe with cuyll frekis 132. — 174 — 7. Then
wer they adred lest pey dye shold: \\ Gwynylon was fals long or
pat tym, | For men dred tresson wher they it finden, || And thought
on tresson per trist was neuer. Die stelle gewinnt, glaube
ich, au klarheit, wenn wir 176 vor 175 stellen, nach 175 das
komma tilgen, nach 176 einen punkt und nach tresson \11
ein kolon setzen, so dass dann also thought 177 auf Gw. be-
züglich uud somit als sing, zu fassen ist. — 180. sostir] sistir
W., ich. sistir 186.474. — 182. Mak ?ne {weW., ich) a bateile.
— 183. for wers or better. Vgl. for betler or worsse P. F. M.
ZUM KOLANl^SIJEDR. 323
III, 72, 388; for worse ne for heiler Will. 3ü23. Vg:l. auch
Bope burne^ and burde^, pe heller and pe wers Allit. Poems.
ß. 80; Euerij pilgrime , hothe bei and rvors Lvdgate, Wiilcker,
Lescl). II, u. 26, 151; IJe tellep ys lord, kyng Charlemeyn, \\ To-
gadre bclre and werse Fer. 5140; ilie best and worst P. F. M. III,
219, 97 (227, 301). — 184—5. Lei your harnes go befor, and
hie you aflur, || And we will cum aflir wlien we lisl. Diese
Worte k(innen uuniög-licli von Karl gesprochen sein, der bis
jetzt geredet und Roland zu bestimmen gesucht hatte, die fäh-
rung des nachtrabes einem anderen zu überlassen. Nach den
hier abgedruckten versen, namentlich nach 185, könnte es nun
fast scheinen, wenn man sie dem könig in den mund legt, als
wollte er den nachtrab fähren. Das aber geht durchaus nicht
an; ich vermute daher nach 183 eine liicke und glaube, dass
Roland die verse 184 — 5 spricht und den könig auffordert,
dass er sich ganz hinten im vortrab halten soll {hie you aflur),
während er (Rol.) nachkommen wird, wann es ihm beliebt.
Wäre diese vermutuug nicht richtig, so müsten wir annehmen,
dass der dichter die rede Karl's 186 mit den Worten said thc
hing (was sonst nie vorkommt) unterbricht, und dass der könig
seine paladine hier mit ye anredet, während er sonst stets
thou gebraucht: 37. 38. 147—50. 154—6. 180. 189. 190. Die
paladine schwanken aber zwischen ye (19. 160. 395) und thou
(13. 161. 228). — Zu harnes, männer in hämischen vgl. ZuititAa,
zu Guy 1769 und Of 20 hundrcd scotlish Speeres, || Scarce 55
did ßye Cheuy Chase (P. F. M. 11) v. 211. — 187. 'Let ive 7iorv
leue Uli we eft met' (sagt Karl). H. im glossar: 'leue vb.?
part.' Ich möchte schreiben: Let me nöw tak leue Uli tve eft
met. — 196. knawe\ so auch Wr., knave W., ich.
205. Giliuer] Gilmer W., ich, so auch 733. Geliuer Tl% H.,
Gelmer W., ich. Otl'enbar dieselbe person wie Gillimer im Frz.
Fierabr. (Prol. s. 43). — 206. Nachdem schon 9 paladine mit
namen genannt sind (nicht ten, wie H. meint, denn Roland
wird, \vie aus 201 vnto Roulond then went the princis All mit
bestimmtheit hervorgeht, in unserem fragment nicht zu den
douzeperes gerechnet), heisst es, es wären noch oper IV ge-
kommen: offenbar ein Schreibfehler für oper III. — 209. For
he in Word and werk greuyd vs neuer. Vgl. Irvis I wrapped
pe neuere at my witand, || Neiper in word ne in werk, in elde
ne in goupe Augl. I, 99, 251. — 216. Godfray {d aus / corr.)
21*
324 SCHLEICH,
the Bolleyn == Gottfried vou Bouilloü. the = Frz. de, vgl. Laun-
celot the Lake Chauc. III, 241, 392. Rieh. GG63 {Lancelot de
Lake Angl. II, 417, 33S); Jhon the Neel Ricli. 7018 {Jh. de
Neles ebenda 4987); Bandulph the Glanville eb. 2805. — 218.
Richard pat Russelen fange. Für R. liest die Ls. nur Ric mit
sig-el für er\ gemeint ist wol Richard (203. 517, 681). Zu
fange (praet. sing.) vgl, Kocli, Gr, I, s, 246 und Mätzner, Gr, I,
406. — 223—6. They tvill hold tvilh them 'Uli our hertis bled,
i, Ther hedis throughe helnies herven inded, || Oar well and wor-
ship to Tvin sound. \\ Vet tvill tutlers in toun talk bound, || Thal
u, s. w. Diese worte sprechen die paladine, die sich nachträg-
lich noch an Roland und die XII princis anschliesseu. Ther
(224) müste sich nach dem Übergang in die direkte rede wie
the?n 223 auf die All pr. beziehen: wäre es aber nicht natür-
licher und der klarheit der stelle zuträglicher, für ther our zu
schreiben? vgl. our 223, 225. — Round übersetzt H. im glossar
mit readily, setzt aber ein ? hinzu. Ich möchte für talk bound
schreiben talk and round, round = Ae. rünian (s. roun 578);
vgl. Hall! well, dict.: 'round, to counsel secretly, to rowne or
whisper. It is of common occurrcnce uuder this form'. — Zu
den beispielcn zu tatlers, die H. anführt, und die sich auch
alle bei 8tratm. finden, vgl. noch For in youre courte ys many
a losenyour, || And many a (pieinle totalere accusour Chaucer V,
2S7, 353. — 240 — 2. 'And he the hethyn se, and help wold
haue, II Lowd cast vp a cry, and hie vs hym to saue': || And they
grauntid so for to du. Nachdem Karl 236 — 241 (erste hälfte)
sieb mit erniahnungen an den nachtrab gewant hat, wäre es
auffallend, wenn er nun noch im letzten halbverse zum vor-
trabe sprechen sollte ('lasst uns eilen, ihm zu helfen'), Prol,
s. 20 schlug ich vor, zu schreiben and bid vs hym saue, weil
W. und ich statt hie gelesen hatten hid. Ist aber die lesart
von H. richtig, so möchte ich liir and schreiben to. Nach 242
nimmt H. eine Kicke an, weil zu do der reim fehlt; ich möchte
sie lieber vor 242 annehmen, da a?id vorauszusetzen scheint,
dass noch etwas vorherging, — 268. Prince tvas of Portingall,
proud eft in thought. proudest (oäenbar richtiger!) W., icii. —
282. and thought he had had to ferv to hold fiyhtis. Zu dem
gebrauch des plusquampf. nach einem verbum des denkens
im impf, bei einer mit dem denken gleichzeitigen tatsache vgl.
Mätzucr, Gr. II, 99, 2 und The Sarezynes wenden he hadde be
ZITM KOTANHSl ll'.nK. 325
n-ood (wäre toll) llicli. JM^S; IJce thoughl hee liad had scarson
hälfe a 100^: \ ihen had hee II score and three P. F. M. III,
220, 115 (227, 319). — 285. Irl vor irne ausgestrichcu. —
287. Statt haners schreibe ich haner, denn Roland kann doch
nur ein banncr tragen, — 290. His thies thnjngid rvith silk.
Wie H., so kenne auch icl) thr. weder in dieser form noch in dieser
bedeutiing- completelij covered, loaded (H.) sonst aus Me. denk-
niälern; vgl. aber Egilsson, lex. poct. ant. ling. sept., 1860 unter
pnjngja : tär, ekka prungll, lacrima, dolore, turgida; här,
hehl prungK, coma pruina turgens; u.s.w. Odev liit thnjfigid
verschrieben für fnjng'id'i vgl. Their stockings rvere of twisted
Silke, II U'Uh garlers fringed ahoul wilh gold P. F. M. III, 223,
197. — 293—0. The hilt Ihen he lakilhe surly and sad, || When
that his helme on his hed wer, || And his glovis gletering wilh
gold wir; \\ Durimdall his swerd gird hym about. 295 möchte
ich vor 294 stellen.
303. 'Now ?visc vs Crisl!' qiiod Roulond, 'one ward'; one
ward meint natiiilich on?vard; word für tvard finde ich sonst
nicht belegt. — 311. Vor Iressoiir steht Ire {re zusammengelaufen).
— 312. (//■ Gwynylon) to Ihe soudan sold vs, as it semyd hesl.
Für semyd schreibe ich semys, vgl. failid für ßilis 31. H. zu
as it s. h.: '1 understand this to mean as seems most probable'.
Man kann es gewis nicht anders verstehen, wenn auch dieser
ausdruck sonst nirgends belegt ist; it semet wel Gen. and Exod.
2169; Böddeker, Harl. Ms. 173, 9, 33; Fer. 3362. 4331; Iw.
2525. 3155. — 317. down] doun W., ich. — 321. we pink] w
aus y corr. — 329 — 30. Then wer they wild in per werkis to
found, II To fight or to fall they wist non oper. Ist fovnd Ae.
fundian oder, was mir wahrscheinlicher erscheint, p. p. = Ae.
fluiden, so dass wir annehmen müssen, dass vor f. he ausge-
fallen ist? — 336 — 7. Speris tobrast and in pecis flowen, ||
Swerdis swedyrd out and laid hem doun. H. tibersetzt swedyrd
(wol nach Halliwell) mit "i jerked\ ich finde das wort sonst
nicht belegt. — 342 — 5. Or our folk wer feld, and the feld
endid. || That day sir Gauter many on woundid, || Till his hed
was hurt, and his brest brok || Thal he se on no sid socoiir ne
help. feld = schlacht nur hier. Zwischen 344 — 5 vermute
ich eine lücke, denn 1. fehlt der reim, 2. ein wort, von dem
that 345 abhängt. — 348. yet] y scheint aus j corr. — 349.
feles, sonst stets felos 352. 362. 516; vgl. auch medos 306. —
320 SCHLEICH,
350. But Cristis tvillis ne wer. Zu yvillis (plur.) vgl. Iw. 935.
4031 und Brandl zu Thom. of Erceld. 342. — 353. He had
leuer to dy Üien so shuld befall. Vgl. Zupitza zu Guy 992
und Me is leuer for to lijue rvith losse pat I haue, \\ pen ani per-
son he put vnto pale delh Destr. T. 9782; P.F. M. III, 182. 147.
— 364: — 5. But now I know liou pat it rvendis, || / rvold foulis
had ete me, so 1 wer at my end. Mag die schleife an wend
wirklich is bedeuten sollen (s. zu 132) oder nicht, so dürfen
wir dennoch des reimes wegen wendis nicht in den text auf-
nehmen, hou pat it w. fasse ich als verallgemeinernden satz
und mache daher ein komma vor hou. — 370. {he red) rem
wol nur druckfehler für pem (hs.). — 376. T?iat no hethyn
hound of our men wyn. Zu h. h. vgl. auch Crislen doge Otuell,
ed. Herrtage 950; Crystene houndes Rieh. 6024; Inglyshe dogge
eb. 4325, Frenche dogges Sowd. of Bab. 1013. Zu dem parti-
tiveu gebrauch von of vgl. Zupitza zu Guy 1961 und Destr.
T. 2331. 3805 {he had of furse steuyn). 5249. 5933.6581. 7244.
7751. 7773. 9001\ 9740; Otuell 1096; P. F. M. II, 150, 38; III,
66, 243; 291, 416. Auch beim subj, findet sich dieser gebrauch
des of Destr. T. 4175—6. 8189. 9676. — 385—90. '{I dremyd)
Hou a bore bet me and my brond bright, || And my spere spild,
and my sped failid. || 1 tok it to Roulond and he hem sailid, ||
Then is my lyf lorn for euer, \ And or it dawen the day, Ms
shuld for euer, || / ivold pat I wer doluyn in clay'. Diese stelle
ist mehrfach verderbt. Nicht nur bezüglich 389 muss ich mit
II. sagen: ^I can make uothing of this liue', auch 387 ist mir
unverständlich: was ist mit it gemeint, und in welchem Zu-
sammenhang steht dieser vers zu seiner Umgebung? Ob die
hs. 387 und 389 and liest, ist mir sehr fraglich; mir schienen
die betreff, zeichen eher einem ausgestrichenen j zu ähneln.
Nach bright 385 tilge ich das komma, denn hrond und spere
fasse ich als Subjekt zu spild. Zu dem intrans. gebrauch von
sp. vgl. Wee haue rydden all day in the forrest still \\ Till horsse
and man beene like to spill P. F. M. III, 282, 141 (163). Für
dawen (nach H. Gloss. *pt. s.':?) 389 schreibe ich dawe. Zu
it in or it dawe the day vgl. K. Hörn 126 til hit sprang day
light (teu Brink, Lit. I, 285, aum.); as it dawed ligt day Will.
2218; or it war passed pe pryd day Iw. 450; what it bitidde
Will. 1211; tvhan it time f alles eb. 1924; so riche it were alle
eb. 5026; it was pe flesche istole Trev. 6, 63. — 393—7. Lord,
ZUJM ROLANIXSLIKOE. 327
WC will wil what shall belkl. || //' Gwi/nylon haue donc Ircsson
wild II He hathe vs all sold, wlio so teil dursl; || But ije ar hetraid,
we nedis say must, || Ye trist no irew men pat tellis ijou right;\
Whoo tellis yoii sothe, gothe out of sight. 393 — 4 sollen die
frage der paladinc (392) reclitfeitig-eu. 'Wenn', sagen sie zum
könig, 'Gw. einen verrat begangen haben sollte, so hat er
(nicht blos Dich, sondern) uns alle verkauft', who so t. d. sehe
ich als verallgemeinernden satz an: 'wer auch nur immer das
zu sagen wagte (dass Gw. einen verrat begangen hat)'. War
den paladinen die tatsache des verrats bisher noch zweifelhaft,
(daher conj. nach if 393), so fällt ihnen jetzt ein, dass die-
selbe doch sicher feststeht; sie fahren daher fort: 'doch (Mätzner,
Gr. 111, 379) wir müssen es Dir nur sagen, Du bist wiirklich
verraten; der mann — für men 396 muss man wol man oder
mon (zu der ähnlichkeit von o und e vgl. zu 404. 409. 1043)
schreiben, da es sich offenbar auf Gw. bezieht — , dem Du
traust, ist kein treuer mann, der Dir recht berichtet, der Dir
die Wahrheit sagt'. Wie aber ist gothe out of sight zu ver-
stehen? g. als 3. sg. und whoo t. y. s. bez. Gw. als subj. dazu
zu fassen, wie es H. zu tun scheint, gibt keinen sinn: denn
g. out of s. könnte doch nur heisseu: 'er lässt sich nicht sehen'
(etwa weil er sich des bösen bewust ist); dem aber wider-
spricht sowol 135 if., wo sich Gw. zur fiihrung des vortrabes
anbietet, als auch 401 ff"., wo er sich gegen die anklage zu
rechtfertigen sucht. Ich möchte nach of his einschieben und
übersetzen: 'geh (imp., zu Karl gewant) ihm (d. i. Gw.) aus
den äugen'. Who tellis yoii sothe scheint mir parallel zu stehen
mit pat tellis you right\ ich setze deshalb nach 396 nur ein
komma, aber nach sothe 397 ein kolon. — 399. Zu hrewe
hale vgl. ausser den bei Mätzner, Wb. 344'' (H. anm.) ange-
führten beispielen Angl. I, 97, 189; 100, 307; 73, 22S; II, 239,
351. Vgl. auch brewe barett Segc of Melayne, ed. Herrtage
594; brew fierce tempests on the wijilry main Kape of tlie
Lock II, 85.
402. eye : rnany , so schreibt auch der dichter des Fer.
vylonye : eye 2553; (Pro!, s. 28). — 404. Milo] Mite W^r.,
W., ich. — 409. trefour] iratour Wr., trotour W., ich. —
414— 6. '(/ will fight ?vith hytn) Till I be on hym vengid pat
pus Said has.' || Thus said he to the hing stonding hym besid: |
'He that wold work well, wrothe hym betid.' Die anführungs-
328 SCHLl'ICH,
striche sind iiücli 414 luid vor 41G zu streichen; 415 sind auch
Worte Gwynylons: 'So (dass ich einen verrat begangen haben
sollte) sagte der zum könir, der damit, dass er das sagte,
etwas gutes tun wollte.' — 421. {your knyghüs haue) iherd ryll
som hertis. ryll? lierä ryll steht sehr dicht neben einander
in der hs., d sciieint denselben bogen zu haben wie and 80,
god 120 u. s. w. (s. zu 132); über r in ryll steht ein buchstabe,
der mit l ähnlichkeit hat. Wr. las riyll. — 432. The hinge
is to Cardoile (näml. gone). Bei C. ist man versucht, an eine
Verwechselung Aachens mit der residenz Arthurs zu denken:
Carduel Chev. au lyon 7; Kerdyf lw\ 17; bei Rob. of Gloue.
I, 4 heisst Carlisle auch wirklich Cardoil. — is steht über der
zeile. — 434. righte (; knyghtis)'] rightis W., ich. H. vermutet
rightes. — 435. iuf. mit to nach bidde; 436 reiner inf. und
so auch 483; 915; 975; to 246. — som] sam W., ich. — 449.
The soty mad Mahoun. Vgl. pou sore Homer, || pat rvriiis of
hym worshiß , pat worthy is non Destr. of Troy 10445. —
Mahoun that made man Fer. 107. — 450. he {Mahoun) on hight
hovid. Vgl. En Saragoze {Marsilles) fait soner tel froor || El
Mahomet lever sus en hauzor Vs. LXXII. — 452. (They) splaid
{baners). l aus r corr. vgl. he se on a hank sprad haners many
819. — 455. // ivas (in euery manys ere, and) not to seche.
Vgl. Mätzner, Sprachpr. P, 353, 264 und 362, 97; suche a floure
in sioon is noup || Wipoufe fruyt, and hit were sougt Trev. 1,
413; pan was pare mekil sorow vnsoght Iw. 798. — 461. good]
W., god ich. — 463 — 7. {Lord Mahoun saue the) That thou
lese no man ne lond per pou rvendis! \\ Mahoun the saue and the
deffeyidis, |1 But I haue feiler then I befor had. || Sonu:! met of
ther men, they he not mad, || X Ml hy taile ther lyues did seil.
Der Optativ saue (464) verlangt deffend statt deffendis: dann
müssen wir auch mendis (463) in rvend ändern. / haue (465)
scheint mir keinen sinn zu geben. Der sultan rückt gerade
aus Saragoza aus, da kommt Amaris aus der ersten schlacht
mit den Franken (253 — 367) zurück , er begrüsst den sultan,
und nichts ist natürlicher, als dass er in der erinnerung an
den heissen kämpf zu seinem kriegsherrn sagt: 'M. möge Dich
davor bewahren, dass Du noch hartnäckigere feinde triffst, als
ich zuvor gefunden habe.' Ich möchte daher / in thou ändern
(und fendis noch nach feller einschieben, da feller allein wol
nicht deutlich genug ist; wegen des metrums vgl. Prol. s. 21).
/CM KOI.AN'DSr.IKIM:. 'M^
Für not 4GG schlage ich vor non> , denn \o\\ den lOÜOO, die
Gauter bei sich li<atte (316. 467), ist Ja nur G. allein (359. 468)
übrig geblieben, und mad ist ?nat, Afrz. f/iat : I am ney marred
and mad Will. 2297; {: he bad) Rieh. 3176; Bijpenk J>e horv py
blöd ijs schad and hast a grislich wounde, (| How scholdest
pou ßpc pal art so mad Ter. 222. — 470. he ijs bald gibt
gar keinen sinn; H. schlägt vor zu schreiben be ye b.: W. und
ich haben auch hier wieder überhaupt gar nicht anders ge-
lesen, als wie II. conjiciert (vgl. zu 124. 168. 434). — balele]
balell W., ich. — 472 — 5. Ye ned nothinge dred in this
slound II Thal euer (davor ist 'eutry' ausgestrichen) crislyn hinge
thy croun shall rvere, || Dut 1 am thy sistir son , and ncxt the
Iher. II For all my labour, yef me no mor || Bul u. s, w. Punkt
nach 473! Es beginnt ja nun ein ganz neuer gedanke: mit
rücksicht darauf, dass er des sultans nächster verwanter ist,
bittet A. um die gnade, zuerst in den kämpf ziehen zu dürfen.
Kolon nach 474. — 483. Vor lok sind 3 buchstaben aus-
gestrichen; die beiden ersten sind sicher W. — 485. Cansaryne,
thal was fals, formest of all. C. ist vermutlich verschrieben
für Fausaryne; der Schreibfehler ist vielleicht veranlasst durch
das erste wort der nächsten zeile Corsabron. Auf F. scheint
schon die alliteration hinzudeuten; vgl. auch Faiiceron 668;
Falsagon Vs. LXXIV; Falsarum 0. S79; Falsiron Ven. hs. IV.
832. — 487. Zu H. anm. zu Barbaryn vgl. Prol. s. 42. — Nach
490 ist (tflienbar eine lückc: A. hatte 476 gebeten, sich 11
könige auswählen zu dürfen, und 9 sind erst genannt; auch
777 ist von 12 königen (11 + Amaris) die rede. — 492—3.
A'öw me be redy to rid furthe euyn, || To go into the fonvard to
rest vs a white, rest , ausruhen ist natürlich ironisch zu fassen.
Ein anderes beispiel für den tropus der ironie ist 'Thou it
was II That slew my brother 3/arradas! \\ A faire hap thee befelll'
Triam. (P. F. M. II) v. 1462.
511 — 3. Olyuer of that host out from Ms frendis || Is redyn
to a röche a litill ther hendis: || He saw to Saragos the Sai7'sins
all. Ther h. 512 übersetzt H. mit there abouts , close there.
Ich möchte schreiben ther hennis (Ae. heonon), da ich mit der
überlieferten lesart nichts anzufangen weiss. 513 ist wol kurz
ausgedrückt für he saw to Saragos and saw the Sairsins all.
— 517. Nach his ist h ausgestr. — 522. lightly] g aus k corr.
— 535 — 40. 'Olyuer art Ihou aferd of this sight {fght W.,
330 SCHLEICH,
ich)?' II '/ se mij shekl shyn hole, no pecis out: || Thij hdme and
thy hauherk withouton dout. \\ ßut our armj be brok , tym it
wer II Aftw hell) to blow , norv I the swer! H. zu 537: 'This
and the three next liiies appear almost hopelessly corrupt. The
first line probably belongs to Oliver's answer to Roland's
question; 1. 539 I take to mean 'wheii our aray is bioken,
then it will be time', etc.' 537 — 38 sind mir auch durchaus
unverständlich: vor 537 ist, wie auch H. annimmt, jedenfalls
eine liickc, da zu sujlit {fight) der reim fehlt. In 539 kann
man aber gewis die ursprüngliche lesart dadurch herstellen,
dass man slatt wer ner {= ne wer) schreibt: 'Wenn unsere
Schlachtlinie nicht durchbrochen Avird, würde es nicht an der
zeit sein, nach hilfe zu blasen: das schwöre ich dir.' Diese
Worte hat aber sicherlich Roland gesprochen, und so sehe ich
denn keinen grund ein, warum nicht auch 537 (ebenso wie
alle übrigen verse von 534 — 544) aus R.'s mund kommen sollte.
Uebrigens lasen W. und ich Jiold statt hole (536); unter pecis
sind zwei wagerecht neben einander liegende punkte, wie sie
gewöhnlich andeuten, dass das betreffende wort getilgt werden
soll. — 548. Auffjillig ist der sing. 1 vndlrslond, da nicht ein
paladin spricht, sondern all princis (545): vgl. in derselben
rede / teil 554, in einer anderen^ wo auch keine bestimmte
person genannt ist, as I dem shold 573. — 553. If we dye
liere, his baile is the mar: || 1 teil my lyftym then is forlore. || He
may walk homward with herl rew, || Loue his bed well ouer course.
554 ist my in his zu ändern: ist doch gerade von dem Schicksal
Karls die rede, dass ihn nach dem Verlust seiner paladine
tretlfen wird, oiier course übersetzt H. beyond or out of measurc,
cxcessively. Ich fasse course als kriegerisches unternehmen
(Mätzner, Wb. 192--^, ^) = course of werre Otuell 1298. 1363.
Zu love over s. Koch, Gr. II, § 428, 3; Mätzner, Gr. II, 484, 6.
Zu loue his bed ouer course vgl. Who so takithc from the trc
the rlnd and the levis, || It wer better that he in his bed lay
long 152 — 3. — 560. Yc knyghtis , for shame shon ye rieuer.
Ich möchte hinter shame ein ! und hinter neuer {nere : ther)
ein ? setzen. Vgl. ye ben a verray sleper, fy for schäme!
Chauc. III, 231, 71. — 573. {As I dem) sheld ist wol nur Schreib-
fehler für shold, veranlasst durch das reim wort feld; vgl.
togeder : broder 723. — 576 — 7. The dais dawithe on hie;
we bid to long. \\ In Cristis namc lel vs furthc fonge. 576 schreibe
ZUM ROLANDSLIF.DIt
331
ich (lay für dais. Zu /. vs. f. f. bemerkt U.: '1 know of no
other instauce of fonge in this sense, but fonäe, A. S. fundian,
is not uneommou.' Verwant erscheint mir der gebrauch von
fonge in fongc^ to the flyp = takes to flight (vgl. Morris,
Glossar zu Allit. Poems, unter fonge; H. zu Sege of M. 1148).
— 579. The clorvdis be roun. H. versteht roun nicht. Aller-
dings scheint die hs. {soun, Ae. swme und) rou7i zu bieten^
aber bei der grossen ähulichkeit von « und u in unserer hs.
lese ich getrost {sonn und) rojin {\\ p. von Me. rinne)i)\ auch
8C9 liest H. ouerroun statt ouerronn (W., ich). Vor ronn ist
ry ausgestrichen. — 580. Uetv diskid adoun and dymmyd ihe
floures. Kann diskid mit Me. dusken zusammengestellt werden?
Freilich weicht es in der form sowol als auch in der bedeu-
tung davon ab: denn dusken (nur so!) tibersetzt Stratu). mit
obscurare, Mätzner mit sich trüben; verdunkeln. Aber M. stellt
dusken zu dem schwed. duska, und die bedeutuug dieses wortes
stauhregnen ist allerdings mit der verwant, die diskid hier zu
haben scheint; oder gehört floures als obj. auch zu diskid, so
dass d. wie dymmyd heisseu würde verdunkelte? — 584 — 5.
(Turpyn) Dolhe wisly mese befor them on tnold: \\ Offrcd (Item
euerychon a quantite of gold. H. sagt: 'Evidently the mea-
ning is, that each of the French oflfered a quantity of gold:
perhaps we should read then for them'. Ich glaube vielmeiir,
dass zu offred wie zu dothe Turpyn (583) subj. ist und qu. of g.
den hohen wert bezeichnen soll, den die messe für die Franken
hat. — 587. ik vor ilk ausgestrichen. — 589. 'Lordingis', said
Roulond, 'rusche you bedene'. Zu ruscfic bemerkt H.: '1 don't
understand this word. We should have expected )^este\ rusche
übersetze ich wie Ne. rush: R. gibt seinen gefiihrten den be-
fehl, mit ihren einzelnen heerhaufen zusamnieuzueilcn und sich
kampffertig zu machen, während er noch einmal auf kund-
schaft ausgeht. — 591. / will the se myselue and that anon.
Für the schreibe ich them, d. i. den sultan (590) und sein beer
(592). — 593. trowc {: cnow) ist gewiss richtig; aber die hs.
hat tretve. — 595. The soudan se them. Ich möchte schreiben
then. Erst sieht R. die heermassen der Sarazenen {he se the
soudans men 592), dann erst erblickt er unter ihnen den sultan
selbst; woran er ihn erkennt, ist 596 — 7 ausgeführt. — 599.
tve (Ne. tvoe) braucht man mit H. nicht in wo zu ändern: vgl.
wec bei Stratm. unter jvä.
332 SCHLKICH,
000 — 1. .\()l for his orvn sah he soyhed oflen, || Ihü for his
ftilicliii) pu( he t/wst louijden. Wegen des sing, he ändere ich
loiujdeii in lowjde und denugemäss often in ofte. Der sclireiber
schrieb zunächst die neben ofte gleichfalls zulässige form often
und war dann gedankenlos genug, um des reiraes willen auch
louyden zu schreiben: so könnte auch 463 — I der reim ivendis
: deffendis entstanden sein, wenn die zu 132 — 3 angenommene
möglichkeit ausgeschlossen sein sollte. — 609 — 14. Wc tvill
not escap, and som will wc se.che || Or 1 of this ground go, and
the gosl yeld. || Ther shall no hethyn hound pat 1 met with
sheld II Aftur this at hom on hie an his benähe \\ But he fighl
right feil, but som 1 tvill teche. || Thonghe euery fre wer aferid,
fle will we neuer. Ich möchte lieber interpungieren : punkt
hinter 609, komma hinter 010 und 012, punkt hinter /(?//6l3,
komraa hinter 613. Ich weiss nicht, was H. bestimmt, zu 612
zu bemerken: 'There seems to be a word wanting at the end
of the line'. Ich verstehe die stelle so, dass R. keinen beiden
nach hause auf seine bank eilen lassen will, wenn er nicht durch
mutigen kämpf sich rettet. Das einzig anstössige ist mir nur
on hie: ein compositum onhie finde ich nicht belegt; on ist wol
entweder adverbial (wie in go on und lel on prik out 640) zu
fassen, oder wir müssen annehmen, dass es dadurch in den
text gekommen ist, dass das äuge des Schreibers von hie auf
his abirrte. Sonst aber ist alles in Ordnung: wegen des reimes
benähe : techc vgl. anopcr : asonder 949, {endld : spedid 115),
werkis : frekis 131 u. s. w. (Prol. s. 26); zu benche vgl. noch
Cliaucer 11, 213, 246 Thou comest -hom as dronken as a
rnous II And prechist on thy bench. 614 lasen W. und ich Thonghe
euery frek wer a fend, fle will we neuer , was oflenbar einen
weit schöneren sinn gibt als die lesart von H. {frek bezieht
sich natürlich auf die Sarazenen, und fend ist mit teufel zu
übersetzen). — 619. Prol. s. 9 hatte ich vorgeschlagen hem
(acc. sg.) in htm zu ändern, weil ich keinen beleg für hem in
dieser form gefunden hatte. Diese änderung aber ist unnötig,
denn der dichter des Fer. schreibt öfter hem 11 \ 118 {:men)]
3633; zu 3986 bemerkt H. sogar 'hy altcred to he?'; vgl. auch
hese =^ his Destr. T. 6892; auch an rechar = richar 447
wird man keinen anstoss zu nehmen l)rauchen. — 625 — 6.
ffe shall supe (vor s ist i> ausgestrichen) ther seintis be
many || And Crist soulis fedithe. Vgl. 704 in the worship of
ZUM ROLANDSLIKDE. 333
hym thut fediihe seintis ; 962 Crisic kep vs crisltj)i iJtat bene
here, || To serue tjour sopcr tvifh seintis dere. \'g"l. Ö. Luke
22, 29 — 30 / appoint imlo you a kinydom, Thal ye may eat and
drink at my table in my kingdom. — G20. Ucber a in nay ein
buclislabe, der mit u und o äbnlichkeit bat. — 029 — 32. Or
thut I dye, he (hat Durinidall wynnylhe, || (tr he ber il from mc
his eyae not seithe || He shall teil (danacb the ausg-cstricbcn) in
Ihe totvn, who the tale heris, jj Thut it is correct , for tean of
his eyres. Diese worte bilden ein in sich abgeschlossenes
ganze, so dass nach 628 ein punkt '/u setzen ist. 'Ehe ich
sterbe, werden die äugen desjenigen, der D. gewinnt, nicht
(mehr) sehen, ehe er es fortträgt', d. h, 'wer mir mein schwert
nehmen Avill, soll es m t dem tode biissen.' Punkt nach 630.
Für tean (das H. mit lene, sorrotv übersetzt) las W. terin, ich
lerm: letzteres, glaube ich, ist die allein richtige Icsart. for i.
o/' h. e == um den preis seiner obren: 'Es wird den obren des-
jenigen wehtun, der davon hört, wie teuer D. erkauft ist, und
der dann zu hause erzählen wird, dass es wahr ist.' — 037.
' f^yhy re/ves Ihou, L'oulond, is this rew (id? Warum will II. /«.■
in m verändern? — OIO. Let on, prik out, and not to rid fast,
fast gibt durchaus keinen •si:.n. W., ich lasen soft. Warum
komma vor prik? Ich denke on gehört zu prik out, lass los-
reiten; oder wie will H. let on fassen? Allerdings scheint on
für gewöhnlich hinter dem verbum zu stehen. Aber wie Jer
dichter on hie statt hie on vielleicht gesagt hat (s. zu 609 — 14),
so finde ich auch an stelle des üblichen he laide on (Wülcker
zu Leseb. I, 19, 6933; Hol. 794; Fer. 3036. 3097) he on l
Rieh. 7035 On fool he nas , and he on layde; || Manye imder
hys hand ther deyde. — 04-1. Vor fendis ist {Itold W.) hole aus-
gestrichen. — 043. ther aus c. a. corr. — 044 — 0. If'hen the
hethyn se the crislyn at a tvord, |j H'ith an euyll skill shon they
nought, || Curssid catifis com theni about. at a word, 'mit einem
Avortc, d. i, um es kurz zu sagen' (Mützner, Gram. II, 412, 3)
möchte ich lieber zu dem parenthetischen Zwischensatz 645
ziehen. — Vor 047 muss man eine lücke annehmen, denn man
weiss nicht, wer die folgenden worte spricht. — 054. Vor
cristyn ist cristy (dahinter ein senkrechter strich) ausgestrichen.
— 055. Vor Charles ist etwas ausgestricheu , das dem ersten
strich eines w sehr ähnlich sieht. — 004. greve] v aus r corr.
— 000. Tunkt hinter <licscr zeile, denn De that is muny one
334 SCHLEICH,
his delhe to qwjl bildet den libergang zum nächsten Zweikampf.
— 668 — 71. Fauceron befor he rod füll üt, || Was the soudans
broder, hut he ne ivold || But hent a good sper, and furthe he
ivold. II A brod sheld and a bright bround (ob brontid? s. zu 579)
?vell sei. H. schiebt nach but 609 s(y7it ein: ohne grund, denn
7ie ~ bul = nur; warum punkt hinter 670? Ist but 669
\iclleicht durch but 670 in den text gekommen: zu der adver-
sativen Partikel sclieint kein grund vorhanden zu sein. —
675. The hinge bod no lenger, but feil with dislans. Nach k.
ist feil ausgestrichen und zwischen k. und f. bod überge-
schrieben ; vor but ist das abkiirzungszeichen für and aus-
gestrichen. Statt ?vith dislans möchte ich schreiben without
dislans. Mätzner bemerkt zu Town. Myst. (Sprachpr. 1^, 361, 57)
Sex hundreth yere and od have I, without distaunce, liffyd tviih
grete grevance: 'Die formel w. d. bezeichnet nichts anderes als
withouton naij.' Ich glaube an dieser stelle (T. M.) kann man
dem ausdruck eine prägnantere bedeutung einräumen: 'hin-
durch, ununterbrochen, ohne dass in der begonnenen handlung
ein Zwischenraum eintrat'; vgl. For cur trespas do penaunce
Fourty dayes tvithouten distaunce Anglia I, H05, 97; 311, 347.
An unserer stelle nun (Rol.) hei?st w. d. 'sogleich, ohne dass
ein Zwischenraum eintrat zwischen der zeit, wo die handlung
beginnen konnte, und wo sie wirklich begann': vgl. die beisp.
bei Mätzner, Wb. unter dist. 3; auch Quyk he het pay scholde
hem flen withoute more distaunce Ferurabr. 1177. 1913; without
distaunce kann auch ohne streit heissen (wie ja distance oft
die bedeutung von nneinigkeit, streit u. s. w. hat, Mätzncr, Wb.
und Sir Triamore 1002): z. b. But dreid I sali pe warand [
Baith be sey and be land || Fre, as I the first fand, || Withoutin
distance! Anglia II, 440, 1359; Triam. 996; Fer. 4751. —
679 — 82. Sorsabran then comythe on sone, || He purposithe ther
to abid II Richard red hym fidl euyn that tid, || And V ribbis he
rof on his righl sid. Für Sorsabran möchte ich schreiben 6'.;
s und c sind oft (wenigstens am Schlüsse der Wörter) sehr
schlecht in unserer hs. zu unterscheiden; vgl. auch die allite-
ration zu comythe, und Corsablis, Corsabrins Vs. Vz. (Müller zu
0. 885), Corsabolyn Otuell 817 u. s. w. Lässt man den nichts-
sagenden vers 680 fort, so hat man nicht dreimal denselben
reim (vgl. zu 748 und 752). — Zu V ribbis vgl. Fer. 746. —
691. Nach and ist the ausgestrichen.
ZUM ROLANDSLIEDE. 335
700 — 1. The k'mge jvas in swon pe7i füll sone, || Fell doim
to ihe erthe al ihe last. H. schlägt Introd. XXIV, § 18 vor,
zu lesen And to the erüie al the last feil doun. Gewinnt er
so einen reim zu sone 700, so verliert er den zu casl 702! —
705 — 8. Kaslor of Callern for to preue his strenglil, || on his
sted is still with a spei- in lenyht; || on a comly coat {cute W.,
ich; cato H.) coueryd füll souyht, || Of hlak drayons blöd was
Ihe hie wrouyht. Mit 705 beginnt ein neuer Zweikampf: also
punkt nach 704. H. zu souyht 707: *I do not understand this
Word. The three lines appear to mean that Kastor's coat of
arnis was gules, thiee garlauds or'. Ich nehme fall souyht
im sinne von kostbar (vgl. unser sehr yesucht, sehr yewählt
und anm. zu 455) und ziehe es zu hle\ 'kostbar, aus dracheu-
blut, war die färbe gemacht'. Für on 101 lasen W. und ich
an: ich streiche nun nach 700 das Semikolon, fasse an = and
und ergänze aus nith a sper ein wUh zu a comly cole coueryd.
Was aber heisst witli a sper in lenyht'^ vgl. denselben ausdruck
728. Soll es etwa heissen, dass Kastor den speer in wage-
rechter haltung, zum stosse bereit hielt? — 724. H. schreibt
Colkard. Allerdings seheint die hs. Ik zu lesen; aber 489 hat
unsere hs. ohne zwei fei Cokard, und herr profcssor Zupitza
hat seine zuhörer bei der im Englischen seminar unternomme-
nen herstellung eines kritischen textes vom Isumbras darauf
aufmerksam gemacht, dass in den hss. öfter vor k noch ein
strich gemacht ist, in dem man / zu erkennen geneigt sein
könnte, der aber jedenfalls nichts zu bedeuten hat: so z. b. in
der hs, des Is., Caius Coli. Cambridg-c 175, yrylkyssche see
V. 53 und öfter, walken = waken v. 63. Hiervon zu trennen
ist Schottisches Ik = k: vgl. Mätzner, Sprachpr. 1', 384, 694.
— 727. (Ne) Bad a knyyhl cum and kilhe his strenyht = forderte
ihn heraus, zu zeigen, was er könnte. In demselben sinne
wie strenyht (P. F. M. III, 73, 392; Will. 1223; Rieh. 4706;
Trev. 6, 469) findet sich in dieser redensart auch miyht Iw.
348. 647; Fer. 1581; Rieh. 4003; Alis., ed. Skeat 162; üestr.
T. 7815; knigthod Will. 1184; mayne Iw. 658; myster Fer. 2399;
viyoure Hoecl. in WUleker's Leseb. II, n. 16, 238, — 736.
wondur] wond«';- W., ich. — 74-2. Kinye was of criklond {cuk-
lond W., ich), crounyd {cromyd W., ich) ivith yold. Wenn die
hs. wiirklich cromyd hat, so möchte ich es als p. p. von cromcn
(Stratm. und Mät/.ner haben zwar nur crommen, Ae. crammian)
336 SCHLEICH,
niiselien. Oder ist es etwa verseliriebcn für crounyd (vgl. 954
he was crounyd wlth riclie gold), wie Framce für Fraunce (s. zu
92—4)? — 746. Then he nemyihe 'Monjoy!' füll slill. H. übei-
n. mit cries out; aber 1. heisst n. das nicht (denkt H. etwa an
nenmcn, Ae. nemnan == noniinare?), und 2. sehe ich nicht ein,
wie man sich cries out mit füll still zusammen denken soll
nemythe gehört meiner ansieht nach zu neme (Ae. nlinan), und
Monjoy, der name für Karl's schwert (vgl. Hausknecht zu Sowd.
808), ist fälschlich gesetzt für Durmidall. Zu füll still, womit
das vorsichtige handeln bezeichnet werden soll, vgl. L. Minot
(Sprachpr. I', 327, 220) Bot oure kiny Edward come füll still,
When that he Irowed no härm Ulm tili, || And keped him in the
herde. — 748. He hewithe doun hethyn men füll many und 752
tnany onc he fellid to his foot as he went sagen so ziemlich das-
selbe wie 747 helmes and hedes he hewithe of stoul. Fehlten
vv. 748 und 752, so würde der regelmässige lauf von vers-
paaven nicht durch glieder, die dreimal denselben reim haben
{many : sothly : many; went : dent : verament), unterbrochen (vgl.
zu 679). — 751. («0 7na7i may say) That euer eny man sley so
many. Ein pract. sley finde ich nicht belegt: es könnte nach
analogie von sey, Ae. seah gebildet sein. — 757. hele übers.
IL mit time: es ist natürlich Ae. hd'to, Ne. heat (heat of battle
bei Webster). — 772. sertayn : tohreston : isweld. Zu s. fehlt
allerdings der reim; al)er zwischen /. und /. kann er dadurch
hergestellt werden, dass man schreibt tohrost{en) (Ae. loborsten)
: iswolt{en) (Ae. iswoUen). — 777. Ther was of All kinyis, bul
IT alyf. Es ist uns aber nur der bericht von 9 einzelkämpfcrn
erhalten (Amaris — Roulond 652; Fauceroa — Olyuer 668; Cor-
sabran — Kichard 681; Barbarins — Nemys 686; ?— Berard 692;
Kastor of Callern — Bogcr 705; Cokard — Gelmer 724; King of
Cuklond — Roulond 7 10; Margaris— Oljmcr 753). Vor All ist
etwas ausgestrichen, das man für / und den ersten strich
einer X halten könnte. — 778. Vor /// ist der erste strich
eines s oder f ausgestrichen. — 781. He se rvher a rout of
knyghtis cum füll hold, ivher und cum (iuf.) können nicht zu-
sammen bestehen: ich sireiche wher, zumal es auch dem metruni
zuwider zu sein scheint (Prol. s. 22); zu he se ivher vgl. 741
Ile sawe wher a sairsyn seche hym ?vold. — 785 — 6. {(fhßier)
Bad hem smertly turne, and tak siehe dole, || Whateuer hylid, to
lern play of scole. Was heisst lak s. d.? play of sc. bezeichnet
ZUM ROI.ANDSLIEDE. 337
wol (las sehulmässige fechten: play ist ja ein ganz gewöhn-
licher ausdiuek für käm])feu und fechten, vgl. z. b, my Lord
witli speare and shcild || Anon rvllli you will play Libius Disco-
nius (P. F. M. U) 16G4; eb. 315. 1145; Guy 575. play (als subst.):
7 slmll lern ihe a play shall lik pe füll ile Rol. 657 (und anm.
von H. dazu); In every half he leei hem arere, || Hys enetnys a
nerve playe to lere Rieh. 4297 — 8; Triam. 750; Sowd. 1147; vgl.
auch Ae. ündplega u. s. w. Zu scole vgl. / shall the lern a
newe scole Sowd. 1141. — 789 — 93. The men that Roulond
slowghe, who so riyht tellis, || It is wondir therof, sothe to mellis; (
Or eis of sir Olyuer, in eny manys tym || Was neuer so many
(danach he ausgestrichen) slayne by o manys syne. || When he
had spend Jus spere, and sparylhe {y aus / corr.) nought. Diese
stelle scheint mir mehrfach verderbt. Was heisst sothe lo
mellis'^ Daif mau vielleicht schreiben s. lo mell (Ae. mielan)
uud demzufolge tellis (789) in teil ändern? {Is in tellis und
mellis ist ausgeschrieben). — Für hy o manys syne (so auch W.)
möchte H. schreiben hy o man syne\ syne soll wol Ae. sititian
sein? Wenn ?nanys syne wUrklich überliefert ist, so wüste ich
damit auch nichts anzufangen. Ich habe mir nun in meiner
collation angemerkt, dass in syne s zu t corrigiert ist und
nicht 71, sondern m, dessen letzter strich mit e sehr nahe ver-
wachsen ist, in der hs. steht: ich lese also tyme. Aber dann
ist die uebeueinanderstellung von m eny manys tym und by o
manys tyme sehr störend. Ist nicht vielleicht vor 79i eine Incke,
und ist nicht 792 ein selbständiger satz für sich? Denn, wenn
791 und 792 zusammengehörten, müste doch auch die voran-
stellung des disjunktiven gliedes or eis u. s. w. sehr auffallen.
— 793 setze ich nach had ein komma: 'Wenn er seinen speer
hatte, gebraucht er ihn und spart ihn nicht'. Zu spe?id und
sparylhe vgl. Two spei7'us he sparet lo cast Destr. T. 6494; The
iother speire, pat he sparit, spent vpon hym eb. 6502; Speres
that day many were spent Triam. 824; 1201. — 706. {Wliom
he raught in the rout, his lif) last] lost W. uud ich; o und
a sind oft sehr schlecht zu unterscheiden, auch 800 könnte
man eher ta als to (slrik) lesen. — 799 — 801. Sairsyn
vnder the son, pat no man se myght \\ Eny ?vepyn rveld to slrik
aright, || Nor stir of the place per pat they layn. Muss man
nicht pat 799 in per ändern ? Das t, welches in der hs. oben
rechts neben dem p steht, ist etwas verschnörkelt.
Anglia, IV. band. 22
33S SCHLEICH,
803 — 4. They sek htjm on euery sid, and com hyin agayn. '
By all men wer sought, I teil you sertayn. "Warum w^r? Ich
schreibe 7vas, denn Roland wird von seinen gefährten aufge-
sucht, nachdem er Monljoy 802 gerufen hat; vgl. auch hym 803.
— 810. worsMppe] die hs. hat worshipe und über i einen punkt
und bogen wie über u in chauce 382; i-to<</399. 419. 873; straug
846, wo damit w bezeichnet werden soll; ähnlich über i in frend-
chipe AI. — 814. lukyd] so auch W., lukid ich. — 816. hase]
s scheint aus t cor)-. — 819 — 23. He se an [on W., ich) a hank
sprad and haners many, || Thoughe Almayn, Fraunce, and Eng-
land to say, II ßurgayn, Bretaigne, wer per atonys, || Ther liad
hene folk to few to fight hem agaynes, || But Crist had it said
that they sped shuld. and ist 819 zu tilgen. Punkt nach 819,
denn 820 — 1 gehören als Vordersatz zu 822; nach 822 viel-
leicht ein kolon. — 825 — 7. All the biirsed men to Mahoun
criene, || Ledes them on the lond, hold togedur seyne, || Set them
in scheltron, chid they nold. H. Introd. s. XXVII: 4n 1. 826,
ledes is the only instance of a northern imperative'. Ich weiss
nicht, wie er die stelle dann verstanden haben will. Mir
scheint der sinn der stelle der zu sein, dass sich die Saraze-
nen in sehlachtreihe aufstellen, wie dies namentlich aus 827
hervorgeht. In ledes sehe ich einen schreibfebler für leders =
Führer (65 J>): /. (subj.) hold togedur (präd.) them (obj. = the
cursed men). seyne^i Ich glaubte, in der hs. feyne (so auch
W.) zu lesen: allerdings ist der querstrieh des / nicht ganz
deutlich zu erkennen, da das f sehr dick geraten ist. feyne
zu Ae. f(ßgen erfreut, willig, gern. — Mit chid they nold will
wol der dichter sagen: 'Sie wollten nicht mit schelt- und
Schmähworten gegen die Christen streiten, sondern mit den
Waffen in der band'. Es ist ja gar nichts ungewöhnliches,
dass die kämpfer, ehe sie zu den waifen greifen mit Worten
über einander herfahren. Der sinn, den ich hier vermute, ist
deutlich in den Worten zu erkennen, welche Libius Dise. zu
Geifron sagt: what needeth vs more to chyde? || But into the
saddle let vs glyde, || To proue our mastery (P. F, M. II) 979. —
828. Nach men ist on ausgestrichen. — 831 — 3. As dement and
erthe togedur shuld ßintis jj Bothe wind, water, fyere, and wod
[ ] II So doilfulle dyn drof in the valis. Was ist unter
Clement (sing.) zu verstehen? Vgl. the sun and the moone, the
Element and skyc P. F. M. III, 109, 4; Both the ayre, and
ZUM ROLANDSLIEDE. 339
Element, and Angells in lieuyn, || Water, and wynde, and welkyn
aboiie Destr. T. 4395. — Flintis zu lesen halte ich durchaus
nicht für gerechtfertigt: der bogen (ein kleines häkchen) am t
ist von der schleife, die man mit is aufzulösen pflegt, ganz
und gar verschieden und nicht grösser als am t in Montjoy
802, wo doch sicherlich niemand Montisjoy lesen würde. Was
aber sollte flint sein? Ist es etwa ein durch dyntis 830 (mit
dem es aber nicht reimt, denn dynlis zu soulis 829) veranlasster
Schreibfehler für flit (Ae. flitan cerlare), und kann man den
reim mit der folgenden zeile dadurch herstellen, dass man
/vod und tvind ihre stelle wechseln lässt? Zu dem reime vgl.
zu 609 ff. Die punkte, die H. nach 832 gemacht hat, können
übrigens nicht den zweck haben sollen, anzudeuten, dass
ein Verderbnis in der hs. irgendwie zu erkennen ist. ek, das
H. zwischen 7vod und valis drucken lässt, steht ziemlich weit
von 7vod ab und etwa in der mitte zwischen 831 — 2. —
837 — 4r3. (Out flow ihe sleines || ) That all the medow and more
myrkid about || They preissid, and throng, and thrusten out,
That many a grymly died on the playn. || Sithe god spek rvith
moulhe on the montaigne, | And taiight Moyses his men to preche, i
In so litill whille was neuer mo marrid, I you teche, || As wer
drof to de the as the dais end. Das beispiel, dass H. (vgl.
Stratm.) zu myrk anführt, zeigt die transitive bedeutung des
Wortes; die intransitive (wie vielleicht auch hier) findet sich
Angl. II, 420, 480 Be it was mydmorne and more merkit on the
day. — Punkt nach 837 und 841; komma nach 839. — Zu
many a 839 muss man entweder man hinzufügen oder a in one
ändern. — Für died lasen W. und ich dred, was mir nament-
lich mit rücksicht auf den folgenden vergleich (2 Mos. 19, 16;
20, 18 ff.; Gen. and Exod. 3519), zu dessen einführung mau
wol as 840 in den text setzen muss, passender zu sein scheint.
Für as {the dais end) möchte ich at schreiben. — 849. And
thiknes of sterris and thonder light. thonderüghl ist als zu-
sammengesetztes subst. anzusehen in der bedeutung von blitz.
Vgl. As pe fyer of pondurlyght Angl. III, 544, 90; eb. v. 252
(aber pondur and lyph eb. v. 207). — 857. Vor wekid wedur
ist 7ved ausgestrichen. — 89*2. Shall thou neuer led (danach /
ausgestrichen) Sairsyn to Saragos pe stiele. Ist suele das bei
Stratm. belegte swelle, tumidus, elatus (?)? Auch H. vermutet
proud. Zu dem epithetou von S. vgl. Bahyloyn pe noble. Allit.
22*
340 SCHLEICH,
Poems. B. 1372; B. pat holde Fer. 53; Jherusalem pe ryche
Allit. P. B. 1159; Dethamje the ?ioble Rieh. G459.
901 — 4. Ther kingis ihis day shall rvary the tyme || At euer
Ms knyghtis agaynst vs hene. || But or Roulond he tak, euyll
shall vs tid, II And many a man slayn rvith woundis rvid. Statt
kingis {king mit sigel) ist hing zu schreiben, denn nur Karl
kann gemeint sein (vgl. auch his 902). Vor slayn scheint das
hilfsverb zu fehlen, vgl. aber A! Troy, pat is tore with ioures
füll hegh, Mych haret shall pou hide, and (be) hetyn to ground
And he siithly destroyed, and pi sirenght {shall he) lost Destr.
T. 3482. — 907. He pal herithe hym best, hathe my loue rvon.
Für loue lasen W., ich lond\ zu der Verwechslung von d und
e vgl. zu 535 — 40 und 641 {hole, hold); he hathe my lond rvon
scheint aber der dichter mit bezug auf die in derselben rede
des soudan vorkommenden worte then shall we dye and our
lond seil 896 geschrieben zu haben. — 918. {trumpetis and)
taherers wol verschrieben für tabers (54). — 927 — 8. Till the
thikkest thronge thyti wexen, || Was ther neuer man so manly
foughton! e an thronge steht nicht auf der linie, sondern ist
oben am g angesetzt. In beiden versen stimmen die numeri
des Subjekts und i)rädikats nicht zusammen; daher muss man
entweder wox : foughl oder throngis und men schreiben und
wexen wegen des reimes, bez. assonanz in woxen ändern.
— 932. {A Sairssyn had geue Gwynylon giflis füll riche,) Hes
helme sett with gold and stonys ßche. Was ist ftche'i H. sagt
im glossar: Fiche, p. p. fixed, sei. Aber ßche kann doch nicht
p. p. sein, dann hätte H. wenigstens ßcht (: riche) schreiben
müssen. — 937. The horse ne the man help myght nought. ne
ist meiner ansieht nach zu tilgen, p in help aus d corr. —
959 — 61. Eoulond rod to that king and s?not hym sor, || With
his good hrond smot hym asonder, || And his horse hew then in
pecis. Alle 3 verse entbehren des reimes: kann man den zu
sor etwa dadurch herstellen, dass man für asonder schreibt
porl Für den sinn scheint allerdings smot asonder (960) neben
smot sor (959) passender zu sein als smot por. Vielleicht stand
in dem nach 961 vermutlich fehlenden verse, dass Roland die
Worte in 962 — 3 spricht. — 975. He had the ßeyng fend feche
hym to helle, the //. f. = der fliegende feind, der teufel. So
heist der Satan auch Par. Lost 2, 643 the ßying Fiend, wo er
allerdings auch gerade auf einem tiuge begriffen ist. Seine
ZUM KOLANDSLIEDE. 341
boten heissen thc wlnged hcralds, cbeuda 1, 752. — 978.
All faijn ist noch ein naeli oben gehender bogen zu er-
kennen, der möglichenfalls die abkiirzung für er ist. —
9S1. Nach men sieht man noch zwei Wörter, die aber ganz
\crblasst sind; von dem zweiten lässt sich noch n oder u als
letzter buchstabe erkennen; am äussersten rande des blattes
stellt noch ein zu dieser zeile gehörendes j. — 983. Nach g
scheint y gestanden zu haben; s. H. anm. — 988. Vor tili ist
then ausgestrichen. — 989. Zu peijssant, a gorget of mail or
plate allached lo the hclmct vgl. ausser der anm. von H. die
von Furuivall zu P. F. M. II, 478 (anm. 3). Pysane, pesane,
pesanie, pesanije, peyssant , pusane , piisen (Rieh. 321) ist wol
dasselbe wort wie das von Du Gange belegte pisamwi in Cum
Ir'tginta paribus platarum, basmellonun {basinettorum s. unter
ßasmettum) pisanonim, cum eorum advenlalibus pretii 30. li-
brarum. Du Gange bemerkt zwar zw p'is.: 'Vox f. corrupta, nisi
sit nomeu proprium'. — 994 — 5. He smet to a Sairssine Ihen
eß Sonys, || Throughe rigge and ribe, and rent pet^ bonys. smet
= smiteth. Für a (Sairss.) schreibe ich the wegen per 995.
Der plur. von S. heisst zwar gewöhnlich Sairsyns 15. 74. 130.
145. 239. 513, aber auch Sairsyn 799. 892.
lOOG. The Frenche dare vs quelle. Für dare lasen W., ich
dope. — 1018. bryght] A knyghl W., ich. — 1028. Vor füll
ist about ausgestr. — 1031 — 2. Vnfought and freche, hym
ther about, || Äs freche to fight as foulis stout. H. bemerkt vor
1031: 'Apparently thcrc is a gap herc'. !So ganz sicher scheint
mir dies nicht zu sein. Koland hat eine schaar Sarazenen
zurückgedrängt; 1030 heisst es: ther he houyd a ivhill rvith his
host sirong. Die beiden folgenden versc fasse ich nun als
einen ausruf des dichters, der uns darauf aufmerksam machen
will, wie viel den Franken doch noch zu tun übrig bleibt.
Auch Roland vergegenwärtigt sich die Sachlage, und so heisst
es denn ganz passend 1033: lohcn Roulond se hem, he greuyd sor.
Zu vnfought, einer der nicht gefochten hat, vgl. The men mag
dure longe vncte Trev. I, 405. — - 1038. rist here vnto they cum
vs tili. Der erste strich des v in v)ito aus t corrigiert. — 1039.
Vor a Company ist ca ausgestr. — 104:3. to] te W., ich.
Berlin. Gustav Schleich.
STUDIEN ZU KING HÖRN.
I.
Verhältnis der verschiedenen fassiingen.
Meine in den Untersuchungen zu K. H. über das Verhältnis
der verschiedenen bearheitungen der Hornsage ausgesprochenen
ansichten, haben von gewichtiger seite Widerspruch erfaliren.
Prof. Stimming in den Engl. Stud. bd. 1, 351 fl". erkennt zwar
ebenfalls in dem liede das älteste der erhaltenen gedichte von
Hörn, auch scheint er s. 352 meiner ansieht zuzustimmen, dass
der Französische roman kein einziges notwendiges bindeglied,
keinen schönen altertümlichen zug aufweise, den das Englische
gedieht nicht enthielte. Dagegen weigert er sich die folgerung
zu gestatten, dass wir danach nicht berechtigt seien eine ältere
quelle als das lied von King Hörn für K. H. anzunehmen.
Vielmehr sieht er in K. H. , in H. Ch. und in den bailaden
ebensoviele, von einander unabhängige gestaltungen der sage.
'Wir wissen', bemerkt er s. 352 f., 'in welcher weise die
dichter des mittelalters die poetischen erzeuguisse einer frem-
den nation in die eigne spräche übertrugen, wir wissen, dass
sie selten wagten, willkürlich etwas, in der fabel oder der
folge der ereignisse oder selbst in den namen zu ändern; —
dass sie im gegeuteil ihren Vorbildern in der regel sehr ge-
wissenhaft folgten, nicht nur in bezug auf die erzählung im
allgemeinen, sondern oft sogar auch die kleinsten umstände,
ja manchmal bis auf die ausdrücke.' Ich bezweifle, ob dieser
satz in dieser allgemeinheit sich aufrecht erhalten lässt. Selbst
für die Deutschen Übersetzer Französischer romane, welche, für
je vollkommener sie ihre linksrheinii?cheu Vorbilder hielten, um
so gewissenhafter verfuhren, ist er nur cum grano salis zu-
lässig. Die Wolfram , die Gotfrid , selbst die Hartmann sind
weit entfernt von dieser sklavischen abhängigkeit von ihrer
WISSMANN, STUDIEN ZU KIN(i HOKN. 343
(juelle. Ein Franzose aber, besonders ein berufsmässiger
dichter, wie wir ihn in dem K. H. vor uns haben, vollzog, be-
wust oder unbewust, mit der Übertragung zugleich eine Um-
bildung seines stottes. Oder meint herr Stimming, dass die
Französischen Artusromane aus Britischen romanen in der oben
angegebenen weise übersetzt worden seien? Um wie viel
mehr muste sich der Französische dichter berufen fühlen
einen Englischen stoff", gedichtet in der verachteten spräche
der besiegten Sachsen, der ihm in jeder beziehung barbarisch
und roh erscheinen muste, seineu laudsleuten mundgerecht zu
macheu, d. h. in das feine, höfische, ritterliche kostüm der
zeit, speziell des Englischen hofes umzukleiden. Prof. Stimming
hat ja selbst eine dankenswerte ergänzung zu den von mir in den
Unters. 11111". ausgehobenen stellen, die für diese nachbildung
charakteristisch sind, gegeben und dadurch die oben citierte
bemerkuug widerlegt. Von den auf s. 353 zusammengestellten
abweichungeu grösseren umfanges ist die mehrzahl bereits in
den anm. zu der Inhaltsangabe des romans, Unters. 101 ff.
besprochen. Auf mehrere werde ich noch einzugehen haben.
Die aufgäbe des herru Stimming wäre es gewesen, diese ab-
weichungen des romans auf ihre echtheit und ursprüng-
lichkeit zu i)rüfeu und die resultate deu meinigen entgegen-
zustellen. Nur so wäre ein schlagender gegeubeweis möglich
gewesen.
Anders liegt die sache mit dem gedieht vou Hörn Childe.
Die mit dem stofl' als solchem vorgenommene Umwandlung ist
viel bedeutender, der ganze boden der sage ein anderer. Hier
wird mau sich noch weniger mit dem gedaukeu einer Um-
arbeitung befreunden. Und doch muss eine solche stattge-
funden haben, das wird durch stellen des gedichtes selbst
und durch die form desselben erwiesen. Wir können doch
nicht anders als annehmen, dass ein dichter des dreizehnten
Jahrhunderts ein lied von Hörn aus kurzen reimpaaren in die
Rime couee übersetzt habe (vgl. ten Brink, Gesch. der Engl.
Litt, n, 310). Die gründe, die für mich weiterhin entscheidend
sind, sind diese. Das gedieht von H. Ch. leidet an Unklarheit
und Widersprüchen. Es hat züge, die, anscheinend alteu Ur-
sprungs, in deu zusammenhaug nicht passen oder völlig über-
flüssige zutaten sind. Ich erwähne den zauberbrunnen, das
Schwert Bitter fer. Es lässt sich der beweis führen (s. unten),
344 WISSMANN,
dass es aus andern gedichten motive entlehnt, und sie nur ober-
flcächlich verarbeitet. Es bleiben danach allerdings noch eine
reihe bedeutender abweiehungen, für die sich eine erklärung
nicht leicht finden wird, die ich aber weder für alt, noch für
organisch mit der fortpflanzung der sage ausgebildet halte.
Es wird von einigen derselben noch die rede sein.
Was nun die frage nach der quelle einesteils des ronians
audernteils der jüngeren Englischen bearbeitung anlangt, so
kann das lied von K. H. nicht direkt dieselbe gebildet haben.
Wir müssen annehmen, wie ich auch schon Unters. 114 ver-
mutete, dass dieselbe bereits in gewissen punkten von dem
liede sich unterschied. Auch der annähme besonderer vorlagen
für beide bearbeitungeu steht nichts entgegen. Von diesen
aber hätten wir anzunehmen, dass sie aus dem liede geflossen
seien, da sich eine prioritüt derselben in keiner weise dar-
tun lässt.
Gehen wir nämlich von prof. Stimming's ansieht aus, und
er))licken wir iu jeder der uns vorliegenden fassungen das
resultat einer selbstständigen und organischen entwicklung der
llornsage, so müssen uns diejenigen züge als besonders fest
begründet erscheinen, die von allen oder wenigstens von
mehreren fassungen überliefert sind. Es wird sich im all-
gemeinen mit uotwendigkeit ergeben müssen, dass züge, die
in zweien der erhaltenen fassungen (von den bailaden sehe
ich hier ab), gleichartig, in der dritten abweichend über-
liefert sind, hier jünger und abgeleitet, dort alt und ursprüng-
lich sind. Momente also, welche im roman und im gedieht
von Hörn Childe gleich und anders als in K. H. erzählt wer-
den, müssen dem ursprünglichen bestand der sage angehören.
Sehen wir uns die betreffenden stellen noch einmal an. Es
sind ihrer nur w^enige, und zwar fast alle aus den späteren
teilen der sage.
Aus dem ersten teile hier nur ein nebensächliches moment.
In K. H. sucht Hörn, auf des stuards geheiss, Rimenhild auf,
und zwar allein (s. unten), im roman wird er von dem
seneschal hingeführt, z. 1050 If., desgleichen in H. Ch. Während
jedoch im roman der seneschal angewiesen wird, sich mit den
Jungfrauen zu unterhalten (Unters. 118, wozu man vergleichen
mag die stelle aus Türheims Tristan, 1592 ff. Isöt ze Kaedine
sprach: Sitzet ze den kinden. Muget iz da gnade vinden Daz
STUDIKN ZU KING HOKN. 345
wil ich Inzen anc haz) , sitzt er iu H. Cli. n)it Hoin bei K.
opo)i hir orvhen hedde nieder. Wenn über eine so gering-
fiigige abweicbung ein urteil gefällt werden soll, so kann es
nur 7A\ gunsten des K. H. ausfallen. Die verfeinerte sitte
späterer Zeiten niocbte anstoss nehmen au einem besuche des
beiden im frauengemache, der nicht durch passende begleitung
vor misdeutungen geschützt war. Aus dem gleichen gründe
ist die ganze folgende scene, die uns Hörn und Rimenhild
zuerst im Zwiegespräch, dann von Ailmar überrascht vorführt,
im roman und weiter in H. Ch. weggeblieben.
Bedeutender sind die Übereinstimmungen in den späteren
teilen. Von dem aufenthalte llorn's am hofe Tburston's er-
fahren wir in K. II. nichts weiter als den kämpf mit den
beiden, in welchem die söhne des königs fallen. Der köuig
bietet Horu sein reich und die band seiner tochter an, Horu
lehnt beides ab. Dann ist eine lange pause anzunehmen, iu
welcher nichts geschieht. R. H. verknüpft unmittelbar mit den
an den ausgang des kampfes sich anschliessenden Verhand-
lungen Horns zurückberufung nach Bretaine (s. Unters. 85),
wodurch er mit seiner Zeitrechnung zu kurz kommt (s. ebenda
110 anm. 37 und 109, ;]3). Dagegen geht der schihlerung
des kampfes eine ausführliche bcschrcibung des lebens am hofe,
der festlichkcitcn, der besuche im frauenzimmer u. s. w. voraus,
wobei uuvs auch von der liebe, die Lemburc, tochter des königs,
zu Hörn gefasst hat, manches erzählt wird (s. Unters. 7 ü ff.). In
H. Ch. gelangt Hörn nach seiner Vertreibung zunächst an Elidan's
hof in Wales, und tritt in des königs dieuste. Dorthin kctmmen,
nach Str. 58, boten aus Irland, wie es heisst, fro a hing pat
men dede wrong, His owlien sone, ich iinderstond, und ver-
langen hilfe. Dieser angebliche söhn Elidan's heisst Finlawe
und dieser erst entspricht dem Thurston des K. H. und Gude-
reche oder Gudred des romans. Die schlacht findet bald nach
Horns ankunft in Irland statt. Er wird mit den ländern des
besiegten königs begabt und bleibt in Irland am hofe Finlawe's.
Hier fasst dessen tochter Acula eine heftige Zuneigung zu ihm.
Sie ist schon vorher genannt. Auf befehl des königs verbindet
sie Horn's wunden (str. 67), denn 'Of woiindes was she slci^e'.
Von Horn's Verwundung und der kunst der königstochter haben
die anderen fassungen nichts. Dagegen wird sonst häufig den
frauen kenntnis der arzneimittel u. s. w. zugeschrieben (vgl.
346 WISSMANN,
Grimm, Mytb. GüV») die berühmtesten 'aizätinue' sind die beiden
Isolden, mutter und tocbter (s. Gotfrid, Trist. 6950 u. a. st.).
Später empfängt Acula Horu's besuch {On a day sehe inade hir
sehe Eorn com and wip hir spekc) und erklärt ihm ihre liebe.
Eine äusserung Horn's erweckt in ihr den glauben, dass er sie
liebe (str. 71). — Das ist alles, was wir über diesen gegenständ,
sowie von den weiteren erlebnissen Horn's in der fremde er-
fahren. Die Übereinstimmung mit R. H. ist gering und vor
allem besteht der unterschied, dass, was hier vor dem kämpfe
mit den beiden sich abspielt, dort nach demselben stattfindet.
Die Übereinstimmung beschränkt sich auf die tatsache, dass
das mädcheu Hörn liebt, und den besuch Horn's. Die Selbst-
täuschung ist nur in H. Ch. erwähnt.
Es ist nicht zu leugnen, dass die liebe einer zweiten
königstochter sehr wol im zusammenhange des ganzen platz
finden konnte. Wir hätten dann in unserm K. H., wo uns von
dem mädcheu kaum der name überliefert ist, nach z. 820 oder 940
eine Ittcke anzunehmen. Ein innerer gruud aber ist nicht vor-
handen. Ich halte die ganze episode für späteren zusatz, ent-
nommen aus der Tristansage. Die Situation au sich bietet
bereits vielfache Übereinstimmung, die weiter auszuführen ver-
lockend war. Tristan, von Marke vertrieben, kommt nach
Arundel. Er schliesst mit dem söhne des fürsten intime
freundschaft. Ein krieg fällt durch seine tapferkeit glücklich
aus. Die tochter, Isol anx hlanchcs mains , gewinnt ihn lieb.
Er selbst verkehrt gerne mit ihr. JMan unterhält sich mit
gesang und saitenspiel. Das alles scheint mir im roman nach-
gemacht. Ich habe oben die Selbsttäuschung der Acula er-
wähnt. Man vergleiche hierzu Gotfrid's Trist. 19219 ff. Und
wand er daz (den refrain zu seinem leich, s. unten) so gerne
sanc, Mo was ir aller gedanc Und wänden ie genöte, Er iueindc
Isöie. Dass der dichter des H. Ch. die Tristausage kannte
geht direkt aus str. 26 hervor, wo er von der liebe Horn's und
Rimneld's urteilt: Loved never childer mare Bot Tristrem or
Ysaud it ivare , IVho so rede arigt.
Eine weitere Übereinstimmung des romans mit dem gedieht
von Hörn C bilde ist die folgende.
Nach R. H. und H. Ch. trifi't Hörn in betflerkleidung mit
Modun (Mogoun) und Wickle vor der Stadt zusammen (s. Unters.
SIUDIEN ZU KING HOKN. 347
86 und 99). In H. Cli. bleibt die veranlassung zu dieser
begegnung dunkel. Im K. holt Wickle den ihm befreundeten
konig am hafen ab. Beide reiten bras ä bras a lur cols.
Aehnliches wird oft von beiden erzählt. Nib. 1688. Bl henden
sich dö fiengen zn-cne degene Daz eine was her Dietrich, daz
andere Hagene; dasselbe in der Tiedrekssage bei Rassmann II
359. 362. Aehnlich erzählt Türheim, Trist. 673 tf. Bi handen
si (Tristan und Kaedin) sich viengen: Die gesellen beide giengen
Gehalsen vür den herzogen. In H. Ch. fehlt dieser zug. Da-
gegen scheint eine andere erinuerung aus Tristan an dieser
stelle eingemischt. Horu, dem Mogoun eine bitte erlaubt, ver-
langt Uimenhild, was den köuig zu der erwiderung zwingt:
fjou askest wrong and no ping rip , Sehe may noup pine bc.
Die stelle wird unten weiter besprochen werden. Beide
fassungen setzen das rätselhafte gleichnis vom netz, das vor
sieben jähren ausgeworfen ist und nach welchem der bettler
jetzt sehen will, an diese stelle (R. H. 4046 ff., H. Ch. str. 79).
Im H. Ch. hat diese aussage den erfolg, dass mau den bettler
für einen narren hält, und das scheint die absieht des beiden
dabei gewesen zu sein. Auch weiterhin gebärdet er sich
in auffallender weise, denn For fole men schuld him hold.
Auch dies erinnert an Tristan, der auf den rat der Isolde als
tor, in tören wis an den hof kommt, und allerlei Schabernack
vollführt. Narren galten wol für unverletzlich. Passt nun
diese begegnung in den Zusammenhang und ist K. H., dem
sie fehlt, lückenhaft? Ich glaube nicht. In K. H. fügt sich
alles aufs beste zusammen. Hörn trifft den bettler und erfährt,
dass man in der bürg, zu der der Zugang verboten, die Ver-
mählung feiere. Er tauscht mit dem bettler die kleider, ge-
langt zum schlösse und erzwingt den eingang. In R. H. bleibt
Hörn hinter dem festzuge, der sich zuerst nach der kirche und
dann erst in den palast des königs wendet, zurück. Und nun
wird gesagt; z. 4075: Si sest lors deguysez de sun chapel feulrin
Sa veie (ad) acuillie par dejuste un rin u. s. f. als ob er nicht
bereits verkleidet wäre. Er kommt zum tore (der Stadt), man
will ihn nicht einlassen ki n'i fud concuz, er wirft den porter
unter die brücke und verschwindet im gedränge. — In H. Ch.
scheint sich Hörn dem zuge anzuschliesseu. Am tor entsteht
grosses gedränge, Hörn will nicht der letzte sein. Als der
porter ihn zurückstösst, zerbricht er ihm den schulterknocheu
348 WISSM.INN,
und dräniit sich durch. — Diese Unklarheit und Zerfahrenheit
der erzählung, die nameutlich der roman aufweist, sind nur
durch die in R. H. und H. Ch. eingeschaltete begegnung vor
beginn des festes entstanden. Ich halte dieselbe für unur-
sprünglich, obwol ich eine erklärung für ihre eiufügung in die
sage nicht habe.
lieber die bedienuug der gaste durch die braut habe ich
bereits Unters. 110 gehandelt. Ich muss hier berichtigend
iiinzufligen. dassinH.Ch. nur gesagt wird (str. SS) Pan was pe
laive, sope to satj, Pe hride schulde pe firste day Serven alte
mete. Dieser ausdruck ist wol dahin zu verstehen, dass sie den
truuk herumreichte. Es fehlt also auch hier die dem roman
eigentümliche zutat, dass die braut die diener, so lange diese
am mahle sind, bei den gasten zu ersetzen habe.
Ein wesentlicher unterschied der fassung der sage in den
beiden jüngeren gedichten von der in K. H. findet sich in der
art, wie Riraenhild aus den bänden des gehassten freiers er-
löst wird. In jenen nämlich wird ein turnier vereinbart,
während dessen Hörn mit seineu begleitern hervorbricht, den
feindlichen freier niedersticht (er bleibt jedoch am leben) und
H. befreit. Schon das wort 'turnier' macht die echtheit des er-
zählten verdächtig, da jede zutat höfischen wesens aus späterer
zeit stammt. In H. Ch. kommen noch weitläufige Schilderungen
von rüstungeu und abzcicheu hinzu. Nicht minder unecht ist
die au dem gegner geüble milde, die den sittcn der alten zeit
nicht entspricht. Hier sind wir glücklicherweise in der läge
uns auf andere Zeugnisse beziehen und nachweisen zu können,
dass K. Ch. ursprünglich ist, K. H. und H. Ch. einer jüngeren
gestaltung der sage folgen (s. unten).
Unstreitig der schwierigste und am meisten verwickelte
teil der ganzen sage ist die Vorgeschichte, die erzählung vom
ausgang des vaters unseres beiden, der in den hs. C und 0
des liedes Murry, in H Allof, in R. H. Aaluf, in H. Ch. Haltheof
oder häufiger Hatheolf, im prosaroman von Pontus und Sidonia
Tiburt genannt wird.
So verschieden die namen, so verschieden die berichte
über diesen könig. Was wir mit dem eingangs des romans
erwähnten 'vers del parchemhi' eingebüsst haben, ist nicht mehr
festzustellen. Wir haben freilich den prosaroman vollständig,
aber was dieser über das ende des königs Tiburt erzählt,
STUDIEN ZU KING HÖRN. 349
lässt sich mit dem, was der R. H. in zerstreuten zügen (siehe
Unters. 101 ff.) bringt, schwerlich vereinigen. Die heiden haben
die Stadt Cologne während der nacht mit list genommen. Dann
heisst es s. 274 : 'Darnach liefen sie zu dem Schloss und zu des
Königs Saal den zu gewinnen; denn da war der König Tiburt
U7id die Königiyi selber inne; und wolUe^i da den König ?nit
Gewalt fahen. Er wollte sich aber nicht gefangen geben, son-
dern wehrete sich so männlich und fast, bis sie ihn erschlugen.'
Etwas anders erzählt später die königin selbst den hergaug,
s. 40G: 'Da das Geschrei aufkam und am grösten war am selbigen
Morgen, da die Stadt genommen und mein Herr, euer Vater, er-
schlagen rvard, da lag ich noch im Bett ; und mein Herr sprang
auf, legt' an seinen Panzer, setzt einen Eisenhut auf; nahm sein
Schrvert in die Hand und lief heraus; er iv artete auf Nie-
mand als ein kecker Ritter, dafür man ihn hielt. Den Worten
des roinans nach zu urteilen, z. '270 ff. (s. Unters. 102) stand
es in des königs macht dem kämpfe auszuweichen, que venist
sun barned und bis Hardred mit dem beere käme. Das ist
nach der darstellung in P. und S. nicht möglich, und würde
eher mit H. Ch. stimmen, wo der köuig, str. 13, ein aufgebot
an seine mannen crlässt, um mit ihnen gegen die feinde zu
ziehen. Von dem , was im R. H. sonst noch von Aaluf hier
und da erzählt wird (wovon in H. Ch. sich nichts findet), hat
P. und S. nur wenig l)ewahrt, z. b. s. 283. Es findet sich
nichts von seiner angeblichen verwantschaft mit Baderolf, dem
deutschen kaiser, von seinen raubzügen u. s. f., das ist nicht
bedeutungslos, da es immerhin möglich ist, dass P. und S.
eine andre quelle als die uns vorliegende form des R. gehabt
haben. Ich muss diese frage noch offen lassen, bis es mir
gelungen mehr über die vorläge des Deutschen i)rosaromanes
(die bemerkungen in MS. IV, 595 geben nichts näheres) zu er-
fahren.
Höchst merkwürdig erscheint die erzählung in H. Ch., wo-
nach der könig zuerst ein Dänisches beer glorreich besiegt und
kurze zeit darauf durch die Übermacht eines Irischen heeres
sieg und leben eiubüsst. Solche doppelkriege mit ähnlichem
ausgang mögen öfters in jenen unruhigen Zeiten ^ orgekorameu
sein. Wer denkt nicht sofort an Harald's geschick, der zuerst
die Dänischen eindringlinge zurückschlägt und wenige tage
darauf \m\ William dasselbe loos erfährt, welches er dem
350 WISSMANN,
Dänischen gegenkönig-e bereitet hatte? Ja die tibeveinstimnmng
geht bis in's einzelne. Nach dem siege werden feste gefeiert,
das war allgemeine sitte des nordeus (vgl. Gaimar z. 2859
E ü Daneis, solum lur lei, I funt feste chescon par sei), so tut
Hatheolf, so tut Harald, beide in York. Während dieses
festes erhält Harald die nachricht von der landung des William
(s. Freeman HI, 418). Während eines festes (allerdings erst
neun monate nach der schlacht bei Alertou-More) hört Hatheolf
vom einfall der Irischen könige und wird, wie Harald, ge-
zwungen das bankett zu unterbrechen. Die worte, H. Ch.
Str. 14:
He bad the harpour leven bis lay,
Füi- ous bihoveth anuther play
Buske armour and stede,
könnten auch dem Harald in den mund gelegt werden. Hüten
wir uns also in den Zusätzen in H. Gh., deren quelle in histo-
rischen erinnerungen , vielleicht älteren liedern entnommen, zu
finden ist, echte sage zu erkennen. Dies gilt auch von dem
folgenden.
In H. Ch. wird dem beiden und seinen begleitern bereits
von dem eignen vater ein erzieher (Arlaund) gegeben. Dieser
flüchtet mit den knaben nach Haltheof's tode und wird str. 23
in seiner eigenschaft von Houlac bestätigt. Es scheint in jenen
unsicheren zeiten oft vorgekommen zu sein, dass treue meister
ihre pflegebefohlenen vor gefahren durch die flucht retteten
(vgl. Saxo Gramm, bei Müller, s. 34, 320 f.). Ein merkwürdiges
beispiel erzählt Gaimar, vermutlich einem liede folgend, was
ich um so eher hier ausziehe, weil auch sonst mit unserer
sage sich berührende züge in ihm erscheinen. Emma iElfgife,
die gemahlin Knut's des Grossen, trachtet den söhnen Edmund's,
die einem Dänischen grossen Walgar zur erziehung übergeben
sind, nach dem leben. Knut schickt nach Dänemark den be-
fehl die knaben zu ergreifen und zu töten. Von der absieht
erhält Walgar vorher künde. Der zögert nicht:
4578 Sa terre a ses treis fiz leissa.
Od sul treis nefs sc mist en mer.
Si espleita son errer,
K'en sul eine jurs passat Siisie (Riissie B. D.)
E vint en terre de Hungrie.
Le siste jur est arivez
Desuz Gardimbre, la citez.
STUDIEN ZU KING HÖRN. öbl
Dort findet er den könig- und die köuigin, die ihn freundlich
empfangen. Er empfiehlt dem könig die knaben:
Sire, feit-il, de tei teudrimt,
E tes homes donc devendrunt.
401!) D'iloc a treis anz fment grant.
Quinze anz aveit li jovenur;
Mais li ainez ert le majur.
Dis e nofanz aveit passez,
Edgar out nun, mult fu senez.
La fille al rei en fist son dm,
E eil l'auiat, co tu seu:
Ainz ke passat tut l'an enter,
Avint la dame a enceinter.
Li reis l'oi e dit li tu:
Ne s'est gueres irascu.
Ainz dist ke bleu Totriat.
S'il le volt prendre, il li dorrat.
Li bachelers l'a otriö,
AI rei en ad le pie baise.
Der könig- beruft eine Versammlung und vermählt ihm
seine tochter. Er tut alleu zu wissen: Apres son jur seit Edgar^
heb'. — Hier haben wir gewissermassen die ganze jugend-
geschic'hte Horn's aber mit günstigem ausgang. Es wird hier-
durch auch schlagend dargetan, dass Horn's abstammung dem
könige Ailmar nicht bekannt sein darf, weil dessen verfahren
gegen Hörn sonst nicht genügend gerechtfertigt erscheint
(vgl. Unters. lOS, anm. 24). Dass Gaimar einem liede folgt,
scheint mir unzweifelhaft. Ein Ungarn, wohin man von Däne-
mark durch Russland in sechs tagen gelangt, klingt doch
etwas fabelhaft. Lappeuberg versucht freilich die erzähluug
mit der geschichte in eiuklang zu bringen. Es wird dies kaum
besser gelingen als bei einer andern ähnlichen sage, wo eine
geschichtliche begründung freilich noch nicht versucht ist, näm-
lich der wundervollen liebesgeschichte des Meljauz und der
Obie, Parz. 344, 20 ff. Der sterbende könig Schaut hat dem
fürsten Lyggaut seinen söhn Meljanz zur erziehung übergeben.
Er wird in dessen hause mit andern fürsten kindelin erzogen.
Es geschieht, dass er die tochter des fürsten um luinne bittet.
Diese aber weist ihn mit höhn zurück. — Dass wir uns in
einer andern zeit mit andern sitten befinden, ergibt sich schon
daraus, dass hier der Jüngling der werbende, die Jungfrau die
weigernde ist. Noch Gaimar sa^t ausdrücklich, dass die toch-
352 WISSMANN,
ter ihn (den Edgar) zu ihrem geliebten machte. Ich komme
weiter unten auf diesen punkt noch einmal zu sprechen. Der
weitere verlauf bei Wolfram gehört nicht hierher.
Mir scheint es höchst wahrscheinlich, dass der dichter des
Hörn Childe motive aus andern liedern und sagen in seine
bearbeitung verflocht. Er stammte aus dem binnenlande und
kannte die see nicht, gab darum, vielleicht in anlehnung an
historische Vorgänge, der ganzen sage einen andern boden und
andern verlauf. Seine quelle stimmt mit der des romans in
einigen punkten gegen das lied überein, die betreffenden stellen
kennzeichnen sich indes insgesammt als zusätze oder inner-
lich nicht berechtigte änderungen. Ich werde im verlauf meiner
Untersuchungen noch mehrmals hierauf zurückkommen.
n.
Erziehung des holden.
Das lied von King Hörn, in der gestalt, in welcher es auf
uns gekommen, schildert das ideal eines ritters, der hervor-
ragend durch Schönheit und geistesgaben , in kämpfen und
ritterübungen das beste leistet und treu seiner dame uud sei-
nem Worte ist. Wir begleiten ihn auf den verschiedenen stufen
seiner entwickelung, vom knauechild, als welcher er, noch am
hofe des vaters, mit zwölf gefährten auszieht io pleie, zum
squier, als welcher er vor dem könige auf der bank sitzt und
dem schankamt obliegt, und zum knight , der auf abenteuer
auszieht. Nach den zeilen 17 f.*, die ich aus OH in den text
aufnehme, zählt Iloru bei seiner aukunft in Westeruesse fünf-
zehn jähre. Diese angäbe erregt bedenken, da mit diesem
jähre die erziehung des vornehmen Jünglings im wesentlichen
abgeschlossen war, uud die Horn's nach z. 231 erst zu be-
ginnen scheint. Andrerseits scheint der köuig Ailniar z. 209 ff",
nicht einen ganz unerfahrenen knaben, sondern einen bereits
im äusseren hervorragenden jüngiing anzureden (s. Dnters. 104),
und wenn wir die worte des admirald z. 97 f. dahin deuten,
dass Hörn noch sieben (nach 0 fünf) jähre zu wachsen habe,
so kommen wir ebenfalls auf das z. 15 angegebene alter. In
' Ich eitlere nach meiner in bälde erscheinenden ausgäbe des K. H.,
die in der zälilnns um einige reirapaarc von Lumby's abdruck der lis. C
und von Miitzner's text abweicht.
STUDIEN ZU KING HÖRN. 353
K. H. uiul H. Ol), stelieu der held und seine gefährten noch
im kiudesalter. In II. Ch. weiden sie nach längerem auf-
cnthalte am hofe im fUtifzelinten Jahre 7ai rittern gemacht
Str. 30.
Vielfach beginnen die beiden der sage ihre lauf bahn noch
frühci-. Namentlich ist dies in den nordischen dcnkmülern der
fall, vgh Itassmann, Heldens. II. ISS (Attila), II. 286 (Walther),
so dass Grimm, Ilcldens.'- 94 die auffallende Jugend des Wal-
ther und der Ilildegundc (Vilkina Haga c. 85 — 87) als auf
einem misverstündnisse in den zahlen oder auf einem zu-
fälligen irrtum beruhend vermutet. Auch Biterolf hat ähnliche
angaben (2059 über Üictleib). Regel sind sie bei Saxo Grani-
maticus. Von Skyoldus heisst es s. 24 (ed. Müller):
Quindecim :\iinos natus inusitato corpuris incremento perfectissi-
luum huuiani ruboris speciiuen prajferebat ;
von Frotho IV s. 275:
Defiincto vero patre cum diiodecimum a!tatis annnin äderet,
Saxoniaj regulos .... acie superavit;
von Olo s. 3G8:
Igitur Olo tertiiim aetatis lustrutu apiul patiem emeusus, qnan-
tuin animi corporisque (iotilms inclariierit, incredibile rediddit;
von Ivaius s. 445 sogar:
Ul)i Ivanis septiiumn agens annum, insigni pngna edita, i)uerili
corpore granditvum robiir exercuif.
Die Not. üb. bemerken hierzu bd. II, s. 50:
Fertur quidera sub aere frigido corpora tardius crescere. Nihilo
tatueu secius ex narrationibus tide haiid indignis coustat, veteres bo-
reales mature et roboris et fortitudinis edidisse specimina.
Es folgen beispiele aus Egilsaga, Landnamabok, Saga-
bibliothek u. s. w.:
Ilis deniqiie addi potest, antiquissimas leges et Germanorum et
Septentrionalium ab anno duodecirao completo initium pubertatis
imputare solere.
Dies war jedoch nach Grimm eine nicht volle mündigkeit,
Kechtsalt. s. 411 ff. Sie trat ein im 10., 12. und 15. (vollende-
ten 14. jähre) und war durch einen Zeitraum von sieben jähren
von der vollen mündigkeit getrennt, die danach im 16., 18.
oder 21. jähre eintrat. Sivertleite, die zum ritter machte, ver-
lieh die rechte der vollen mündigkeit. Die zeit derselben war
nicht genau bestimmt, sondern von dem ränge und der tücb-
tigkeit des aspiranten und der geneigtheit des lehnsherrn oder
kriegsherrn abhängig.
Ant'lia, IV. band. 23
354 WISSMANN,
Damit stimmen verschiedene andere angaben überein. So
heisst es in der Gudrun, ed. Martin 1113. 2 f. von Ortwin: Er
ist der tage sin küme in ziveinzec jären gemahscn zo einem manne
(vgl. anm.). In der oben angeführten stelle aus Gaimar wird
das alter des einen der brüder auf neunzehn jähre angegeben,
zur zeit der flucht zählte er also sechszehn, was den fiftene
Winter Horn's nahe kommt. Tristan heisst bei Gotfrid bis
zum vierzehnten Jahre kint (z. 2129 und 2563), nach vier jäh-
ren, also im 18., knappe (z. 3911). Auch er ist also kein
frühreifer knabe, die im norden so häufig sind.
Mag man nun annehmen, dass Horn's erziehung mit sei-
ner ankunft an Ailmar's hofe erst beginnt, oder dass sie nur
unter veränderten bedingungen fortgesetzt wird, die angaben
unseres liedes über dieselbe behalten doch ihre allgemeine gel-
tung. Der 'findling' wird dem in allen künsten erfahrenen
stiward des hauses zur ausbildung übergeben, der ihn in sei-
nem amte (mestere) unterrichten soll, im jagen, im harfenspiel
und gesang, im vorschneide- und scheukamt (K. H. 231 — 244).
Furnivall hat diese stelle mit recht an die spitze seiner Fore-
words on Education in Early England gestellt (Early English
Meals and Manners V). Aber eins darf nicht übersehen wer-
den, was allerdings bereits der dichter des romans übersehen
hat. Hörn nennt sich nicht nur selbst Pral^ und icume of
pralle 420. 435, sondern gilt in der tat als unfrei. Der könig
bestimmt ihn zu persönlichem dienst (237 hifore me to ceriie
u. s. f.), seine gelahrten sollen zu anderen dieusten herange-
zogen werden, 241 f Sie bleiben demnach am hofe unter den
äugen des erziehers. In R. H. dagegen übergibt der könig
jedem seiner barone einen kuaben zur erziehung. Hörn wird
mit seinem freunde Haderof dem seneschall überwiesen. Diese
trennung Horn's von seinen geführten kann nicht ursprünglich
sein, da dadurch gerade die beabsichtigte gemeinsame heran-
bildung gestört wird. Auch in H. Ch. bleiben die kuaben zu-
sammen am hofe, sogar clopcd in o wede. Mit Meljanz befin-
den sich andre knappen, furslen kindelln an Lyppaut's hofe,
' lieber das wort vgl. Griiniu, Rcchtsalterth. 'M'i. Eingewanderte
fremde werden unfrei ;il»9. Hörn fügt seiner aussage, dass er icume of
]>ralle sei, hinzu And fuiuUing hifalle. Dazu sHiunit Uechtsalterth. 4G0,
ti: Der aufgenommene findling ging rechtlicli botraclitet ganz in die ge-
walt des aufuelimeuden über. Vgl. auch obige stelle aus (Jaimar.
STUDIEN ZU KING HÖRN. 355
die dieser mit trirve erzieht, Parz. 348. 7 fl. Z. 375 des romans
hören wir von Horn's erfolgen. Vom schenk- und vorlegeamt wird
nicht geredet. Dagegen werden die Übungen in den waflen und
im rossctummeln, die in K. H. wol als selbstverständlich voraus-
gesetzt werden, besonders hervorgehoben. Später heisst es:
4()2 Plus dit (Hunlaf) al senechal : Bels amis dan Herlant
Hörn me servirat hui de ma cupe ijortant
E li altre vallet tui Ten erent suivant,
D'icest mestiei- od lui o voil k'il seient servant.
Dies ist jedoch nicht als steter dienst, zu welchem die er-
ziehuug vorbereiten soll, zu verstehen, sondern als auszeichnuug,
die freigeborneu edelknaben bei hohen festen zu teil wurde.
In K. H. dagegen hat Hörn das schenkarat regelmässig zu ver-
sehen, V. 374. In P. und S. wird unter anderem das schach-
zabel als besonderer unterrichtszweig genannt, s. 283: 'Er (der
könig) empfahl ihnen fast die kinder zu lehren allerlei kurz-
weil im schachzabel, fechten, jagen und beizen und was sol-
chen kindern zugehört'. Auch in R. H. besitzt Hörn grosse
gewantheit im Schachspiel. Am ausführlichsten ist H. Ch. In
Str. 4 sind ausser der jagd, dem harfen- und Schachspiel noch
erwähnt als Unterrichtsgegenstände: for to hlowe an fioni tvip
mo7ipe And honndes lede biside. And al gamen pal used is
And mo was in pat tide. Ferner in str. 23: pe lawes bope cid
and nerve All maner gamen and glewe, und str. 24 wird gesagt:
harpe and romaunce he radde arip. Die ausdrücke in K. H.
sind gleichsam typisch und erschöpfen den gegenständ voll-
kommen; da ist nichts ausgelassen, nichts unpassendes hinzu-
gefügt. Die späteren gedichte sind wortreicher und umstflnd-
licher, ohne wesentlich anderes zu bringen. Ziehen wir andere
stellen zu rathe, wo von erziehung die rede ist, so finden wir
namentlich die musik erwähnt. So schon bei Alberic von
Besancon und danach im Deutschen Alexander (Gedichte des
XII. Jahrh.) 207 tf. Saxo Gram. ed. Müller erzählt, s. 110 ft'.
von Hotherus:
Nemo illo chelis aut lyrae scientior fuerat. Pra^terea sistro ac
barbyto omnique tidium modulatione callebat etc..
Von Hereward wird kurz gesagt (De Gestis Hervv. Sax. in
Chrou. Anglo-Norm. ed. Michel. 11, 9):
Ciescebat cotidie ut corporis et setatis gratia, ita in magnanimi-
latuni virtutlbiis et tbrtitudinum nullum parem sibi in captione et
venatione vel in hisibus vulgaribus et liberalibns relinquens.
23*
356 WISSMANN,
Auch er ist im saitenspiel erfahren, s. 19. Wie Hörn seine
kunst der harfe benutzt, erfahren wir 1485 ff. Auch im R. H.
hat er gelcgenheit, diese kunst aus7Aiüben.
Höhere anforderungen stellte die höfische zeit an den
vollendeten ritter. Ich brauche blos an Gotfiid zu erinnern,
der 2001 ff, seinen beiden in huochen, ziingen, seitspil (und
zwar der mannigfaltigsten art, vgl. z. 3074 ff.), in ritter Übun-
gen, hirsen und jagen, 22 IS auch im schachzahel unterrich-
ten lässt.
III.
Der rittersehlag.
Zwischen kind und ritter steht der squier (Deutsch knappe,
s. Gotfrid 8911): der ritterliche freigcborue bis etwa zum
zwanzigsten lebensjahre (vgl. Prol. zu den Canterl). Tales 97 ff.).
Hörn scheint diesen titel nicht zu führen, denn Rimeuhild ver-
laugt z. 305, dass er zu ihr komme on a squkres tvise, in der
art eines squier. Er selbst bezeichnet seinen zustand als den
der pralhod , während dessen er der liebe einer frau nicht
würdig ist, aus dem er aber durch den rittersehlag erlöst wer-
den kann. Dass auch unfreie zu rittern gemacht werden
konnten , ist bekannt. Der rittersehlag war in vielen fällen
eine art freilassung, s. Grimm, Rechtsalt. 332 f. Als solche
dürfen wir ihn in K. H. auffassen.
Die ceremonie des ritterschlags, K. H. 515 ff', ist eine
ziemlich complicierte. Die hss. stimmen nicht überein. In
C legt der köuig dem in den ritterstand aufzunehmenden
Schwert und sporen an, heisst ihn sich zu pferde setzen, schlägt
ihn (mit dem Schwerte) a litel tvigl und bittet ihn ein tüchtiger
ritter zu werden. In H fehlt das erste momeut. 0 ist am
vollständigsten und verständlichsten. Zuerst wird das schwert
umgegürtet, dann folgt das zurossesitzen, nun erst das anlegen
der sporen (allerdings mitsammt den stiefeln: bope spures and
hotes), rittersehlag und mahnung.
Der roman ist einesteils weitläufiger, andernteils kürzer.
Z. 1400 ff. lässt der könig durch den Schatzmeister eine voll-
ständige rüstung herbeibriugen, deren einzelne stücke er selbst
bei verschiedeneu gelegenheiten erworben hat. Zuerst heisst
es dann z. 1439 ff", weiter, gab der herrscher Hunlaf an Hörn
alle die waffen, welche ich oben aufgezählt habe:
STUDIEN ZU KING HÖRN.
357
E l'espre li coiust :i scs flaues les du!gez.
Vou Horn's getahrtcn lieisst es naclilicv:
eluiscun :ul piis s'espec
E (levaut llorn Ten tan t chascuu si l'ad poitee
E il lur scinst al lez si cum lud cliose grantee.
Das uinjAÜitcii mit dem Schwerte ist also hier das haupt-
momeiit. Es fehlt das aidegeu der sporeu und der rittcrschhig,
der den schliiss der ceiemoi)ie biklet, und der dem zu plerde
gestiegeneu gegeben wird. Wir können hier selir wol an Ver-
schiedenheit der Sitten oder auch der zeiten denken. Dass der
Englische gebrauch ein von dem Normannischen verschiedener
war, erfahren wir aus den Gesta Herw. Öax. Hier wird s. 44,
kap. 16 erzählt, dass Hereward, als er sich an der spitze so
vieler leute sieht, in memoriam hahuH morem suce gentis, gladio
ncc baltheo militari (dem ritterlichen schwert und gehänge)
pra'cincfutn se non fuisse, iinde .... ad abbatum de Burch voca-
bulo Braut porrexit , ut cum mililari gladio et baltheo
anglico more prwcingerct.
Die Chronik des Pseudo-Ingulphus erzählt den Vorgang
fast mit denselben Worten. Lappenberg (a.a.O. II, 112) findet
den hier erwähnten unterschied zwischen Englischer und Nor-
mannischer gew^ohnheit eben in den nach Angelsächsischer
sitte, wie die Gesta und Ingulph versichern, erforderlichen
kirchlichen gebrauchen. Desgleichen Thierry, Histoire de la
Conq. II, 54 f. Anderer ansieht ist Freemann, Eist, of the
Norm. Conq. IV, 4'J4 f. anm. und führt a. a. o. 485 f. aus, dass
der religiöse Charakter der ceremonie erst gegen ende des
11. jahrh. hinzugekommen. Die in den Gestis und bei Ingulph.
erwähnte symbolische handlung ist die gleiche wie im roman:
nichts vom anlegen der sporeu, nichts von dem zupferdesteigen
und dem ritterschlag, und es kann keinem zweifei obliegen,
dass diese form der srvertleite, wie sie die einfachste ist, auch
die älteste gewesen ist. Mau vgl. was William von Malmsbury
II, 138 über die wehrhaftmachung ^Öelstan's bemerkt:
Avus Elfredus . . . Adelstanum . . . premature militem fecerat,
donatum chlamyde coccinea, gemmato baltheo^ ense Saxonico cum
Vagina aurea (bei Freeman a. a. o. V, 4Si).
Aehnliches überliefert Ordericus Vitalis von Edward dem
bekenner (s. Lappenb. a. a. o. I, 58(i). Wir dürfen noch daran
erinnern, dass den Engländern der kämpf zu ross vor der er-
358 WISSMANN,
übcruug nahezu yauz unbekannt war, und wir also au einen
vitterstand im späteren sinne bei diesen Zeugnissen noch nicht
denken können. Die sivcrllelle mag ursprünglich nicht viel
mehr bedeutet haben als die wehrhaftmachung und 'milndigung'
des Jünglings (s. Lappenb. a. a. o,; Grimm, Rechtsalt. 613, 662;
Freeman, a. a. o.). Hätte sonst Wilhelm von der Normandie
nötig gehabt seinen späteren gegner Harald durch besondere
ceremonie in den ritterstand aufzunehmen?
Hat nun der roman an dieser stelle ältere Überlieferung
bewahrt? Das ist nicht nötig anzunehmen. Beide arten der
ceremonie, die jüngere des liedes, die ältere des romans,
konnten neben einander bestehen. Der Französische dichter
beschrieb den Vorgang, wie er ihm bekannt war. Das lied
scheint allerdings etwas dem publikum, für welches es ge-
sungen wurde, neues und ungewohntes zu berichten (vgl. die
bemerkung s. 365). Daher die ausführlichkeit und vielleicht
auch die Unsicherheit der Überlieferung.
Die swcrtlciic Tristau's, einer der glanzpuukte des Got-
fridischen gedichtes erwähnt die sporen {swerl und sporn sirict
er im an), die ja in späterer zeit den ritter vornehndich kenn-
zeichnen. In der längeren ermahnung die Marke an Tristan
(und dieser nachher an die gefährten richtet) ist eine aus-
führuug des And had Mm heon a god /cnigt des K. H. zu er-
kennen. Weiter hcisst es 5139 Hie mite bot erm den schilt dar,
mit dessen Überreichung die ceremonie beendet ist. Aus Got-
frid's darstellung geht unverkennbar hervor, dass das, was er
schildert, allgemein bekannter und geübter brauch ist.
Um das feierliche der handluug zu erhöhen werden die
genossen des jungen ritters von diesem selbst zu ritteru ge-
schlagen, K. H. 521 ff., R. H. 1442, desgleichen bei Gotfrid
5044 ff.:
Triatau vcrrihtc aber do
Sine gesellen au der stete
Relit als in siu a'heim tete
An swert, an sporn, au schilte,
Diemücte, triuvve, luilte,
Die leite er iegeliche kür
Mit bescheideulicher lere für.
In der geschichte des Hereward a. a. o. werden dessen ge-
fährten nicht von dem abte, sondern von einem mönche des-
Es wurde wol stets zwischen
STUDIEN ZU KING HÖRN. 359
V(»niclinicicii und niederen, oder lülirein und v,ctblge ein unter-
u^cliied in der art beobachtet, das« das gefoli^e niclit von der-
selben band, die den l'iibrcr zum ritter befördert hatte, den
ritterschla^- erhielt.
IV.
Bewaffnung. Kampf.
Von der ausriistunj;- und l)ew;ilVnung' des ritters ist im
K. H. nur beiläulig die rede. Als schutzwafien werden genannt
hrcnic 801) und scheid, auch das ross trägt die breuie 007, von
schmuck und abdeichen in rüstung mid watl'en wird nichts
gemeUlet. im kam|)l"e wird vor allem das schwert genannt,
021 f., in der unzweiCelhaCt alten wcnduug Ilorn gan las swcrd
(jrliie And oii his arme wijie, ferner 53, 8üO, 1510 u.a. o. Der
s[)cer wird in C nur erwäimt, in 0 und II auch benutzt. In
der Dentschen heldensagc ist es ebenfalls das schwert, welches
im kämpfe vorzugsweise Verwendung findet. Es ist die lieb-
lingswaffe des Deutsciieu beiden, und die vortrefflichsten
Schwerter haben eigne uamen. 8axo kennt viele scliwerter
dieser art, s. s. 87, 17-2, o55 bei Müller. Er nennt s. 113
Miming als den bcsitzer desjenigen Schwertes, mit welchem
Balder erscidagen werden könne. Von diesem berühmtesten
aller Schwerter bewahrt der Verfasser von II. Ch. noch eine
crinnerung, denn Rimnihl sagt von dem Schwerte, welches sie
Hörn zum gescheuk macht str. 31: ][ is pe make of Miming, And
IVeland it wroup. Bilterfcr pe swevd higl. Vgl. Grimm, Ileldens.
59, 278, MüUenhoff ZE. VII. ^ Im kämpfe gegen eine Über-
macht werden nach Saxo liäufig rüder und keuleu verwendet.
Hialmerus schlägt mit einem streiche des ruders zwölf feinde
zu boden, s. 251, Haraldus tötet mit einer keule (exiniia clavae
mole) den Sywaldus mit sieben söhnen, s. 327, und von dem-
selben licUlen wird s. 355 berichtet:
Mox (iiiercu siiccisii utqiie in clavie hiibituiii redacta soUis cum
diiüdeciiu luauuui couseniit eosqiie spiritu privavit.
Diese art des kampfes scheint besonders im norden beliebt,
' Griium hatte, Altd. Mus. II, 301), die stelle misverstandeu und Mi-
ming als uamo eines Schmiedes, des nord. Mimer, der allerdings bei
Saxo s. 113 Miming heisst, aufgefasst. 'Bitterfer, lesen wir Heldens. 278,
ist in den Deutschen gedichten nicht genannt.' Ich halte es geradezu
t'iir eine erfindung des Englischen dichters.
360 WISSMANN,
im Havelok findet ^ich cähnliches s. z. 1806, 1890, 1892.
Dagegen wird im Saxo merkwürdigerweise nicht erwähnt die
speciell Dänische waffe', die axt, die hache daneis wie sie
Peter Langtoft s. 31, denchax wie sie Roh. of Gloucester s. 299
nennt, die Gaimar oft erwähnt, so 42(33, die auch der sage
von Havelok nicht fremd ist, bei Gaimar 533, in dem Lay 701,
im Engl. Havelok 1894, 2553, hier neben dem messer {god
long knif), ebenfalls einer wafte der nördlichen küstenvölker
und aus der sage bekannt. In R. H. sind die ritter mit hanste
oder espied und dem brant versehen. Die hier mehrfach vor-
kommenden Zweikämpfe verlaufen durchaus in ritterlicher weise.
Die gegner reiten zu pferde einander an und treten, wenn
einer vom pferde geworfen ist, zu fuss einander mit den
Schwertern entgegen, vergl. die sehr ausgeführten scenen in
R. H. 1500 ff. (Horn's kämpf gegen Marmorin) und 3107 flf.
(gegen Rollac). Von ähnlicher ritterlichen kunst des kampfes
weiss der sänger des liedes nichts. Denn 877 ff. greift Hörn
den (oder die) gegner zu fuss und mit dem Schwerte an,
dann heisst es 879 ff.: he gaf dentes Inoge , pe geaunt fei
iswoge. His dcnt he gan wipdrage. dent ist hier wol gleich-
l)edeutend mit swerd. Die art und weise dieses kampfes
wird durch eine stelle im Saxo treffend illustriert. Bei
dem beginn des kampfes zwischen Agnerus und Biarro näm-
lich, s. 87, muss entschieden werden, wer den ersten streich
führen solle:
Non euim antiquitus in edendis agonibus crebrse ictus vicissitii-
dines petebantur, sed erat cum intoivallo (etnporis etiam feriendi di-
stincta successio, rarisque sed atrocibus plagis certamina gerebantur.
Erklären sich aus dieser sitte vielleicht übereinkommen, wie
das zwischen Gawayne und dem grünen ritter getroffene?
Dass die kämpfe meist an der meeresküste oder in deren
unmittelbaren nähe stattfinden, ist selbstverständlich, da die
feinde zu schiffe kommen und es zunächst auf raub und plün-
derung abgesehen haben. Verfolgt man andere plane, so bleibt
die flotte mit der mannschaft an geschützter stelle, z. 1047:
His folk he dude abide Under wude side, desgleichen in H. Ch.
str. 72. So lesen wir im König Rother, 3637: Eine mile
' Später, besonders im ll.jahrh. , auch die beliebteste waft'e des
schweren Englischen fussvolk, s. Freeman a. a. o. III, 474.
STUDIEN ZU KING HÖRN. 361
mderhalf der stal Dar holz imde geberge lach, Dar zugen
rotheres man Under die boume lossam Die ros uz den kielen,
Daz es ejiwisfe nieman Ouer al Griechen land. Aelinlich Oswald
2623, und Gudrun 1142, wo es heisst:
Si viioren vor dem berge an den selben walt.
Mit listen muosten werben da die recken balt,
Ir anker si da schuzzen zuo des meres gründe,
Si lägen in der wilde, daz daz niemcn gemerken künde.
Vgl. hierzu str. 750 und Martin's aumcrkung. Nun gilt es
kuudscliaft einzu/Jcheu. Im Rother geht der köuig selbst
3657 — 36S7. In Gudrun werden Ortwiu und Herwig aus-
gesant. In unserem liede macht sich Hörn auf, einmal allein,
z. 1049 {Also he Sprunge o/s(one), das andermal, z. 1323, in
A)>ulf's begleitung. Mau findet einen Strandwächter, z. 1325,
der nicht so eifrig seinem amte oldiegt wie der weard Scyl-
ditiga in Beowulf 229 oder die Wächter, welche Hereward an
der Flandrischen kiiste findet, s. 22, sondern schläft {under
scheide). Man kann hierzu vergleichen Nib. 1571, 3:
DO fandens üf der marke slafende einen man
(den Wächter Ekewart)
Dem von Tronje Hagen ein starkes wäfen an gewan.
Vgl. Rassmann, Heldens. II, 347. Den zurückgebliebenen ge-
fährten gibt das hörn das zeichen zum angriff, K. H. z. 1395 f.,
ebenso in Rother 3673: Nu nim daz guode hörn min Daz sal
die hezechenunge sin, und 41S7 Lude do ein hörn scal Over
berich vh dal. In Gudrun verabredet Wate mit den genossen
ein dreimaliges hornsignal, str. 1392 s. anm. So soll auch in
Saxo s. 252 der schall des hornes die gefährten des Frotho
zu hülfe rufen.
Uralt ist die sitte, dass man, sollte ein kämpf, sei es ein
Zweikampf oder eine förmliche schlacht, stattfinden, tag und
ort des Zusammentreffens im voraus bestimmte. So erzählt
Saxo bei beginn des 'bellum Bravicum', s. 380:
Sed ne improvidis bellum Sveonibus pararetur, mittuntur ab
Haraldo, qiii Ringoni palam inimicitiarum mandata perferrent
lisdem pugufe lociira prfestituere jussura.
Und zwar vergehen über den Vorbereitungen zum kriege nicht
weniger als sieben jähre. Andere beispiele finden wir in Here-
ward s. 13, Rob. of Gloucester I, s. 184 (at certayn dag iset),
H. Ch. 63. Auch in Mhd. gedichten werden tag und ort des
kampfes oft auf längere fristen vereinbart, vgl. Parz. 321, 17 ff..
362 WISSMANN,
608, 1 IT. In K. H. handelt es sieh zunilchst um einen Zwei-
kampf, von dessen ausgang- überhaupt das Schicksal des landes
abhängig gemacht wird. Eine derartige herausforderung durfte
nicht abgelehnt werden, vgl. Saxo s. 290, 396 {quod abnuere
(juondam prohrosum regihus habehatur). Darum zögert auch
könig Purston nicht, die kämpfer zu bestimmen, obwol er
an einem günstigen ausgang verzweifelt {Biitc whai schal us
(o rede Ich tvene wc bep dede 847 f.). Den zweck solcher
Zweikämpfe gibt Saxo s. 57 an: lYolebanf e)im prisccc forlitu-
dinis duces univcrsorum discrimbie exequi quod paucorum sorte
peragi poluissci. Häufig traten die fährer und fürsten persön-
lich ein, wie bei Saxo an dieser stelle Tosto und lladingus.
Das berühmteste geschichtliche bcispiel dieser art ist der, aller-
dings im letzten momcnt beigelegte Zweikampf des königs
Knut mit Edward Ironside, den Gaimar 4255 ff. ausführlich
schildert. Gewöhnlich indessen werden die kämpfe, wie auch
im K. H., durch hervorragende krieger, die im dienst der
fürsten stehen, ausgefochten, so bei Saxo s. 415, wo, ganz ent-
sprechend unserer stelle im K. H. , bestimmt wird, ut alteruter
regum pro varia alhlctarum forluna auf proprium per der et auf
aüenum lucraretur i?)iperium, vicliquc regnum in victorice prcemio
rcponereiur, ähnliches wird s. 132 erzählt. In Tristan wird
der ontscheidung durch den eiuwlg 5972 der Umtstrlt entgegen-
gesetzt 6410. Morolt ist hier Gurmun's Vorkämpfer, den Marke
oder einer seiner mannen im einnnge bestehen oder im lantslrit
besiegen muss, um von dem an Gurmuu zu bezahlenden zius
sich zu lösen. Meistens, besonders in späteren dichtungen, ist
der zu besiegende gegner ein riese {geant), so in K. H., so in
der sage von Guy of Warwik (bei Peter Laugtoft s. 31).
Anders verhält sich der R. H. Hier soll durch den Zwei-
kampf nur die höhere macht des Christen- oder des heiden-
gottes erprobt werden. Die feindlichen beere aber werden
durch plötzlichen Überfall oder im hiuterhalt besiegt, vgl.
Unters, s. 74. 83. 91 und anm. Ein kunstvoller schlachtplau
wird 4604 If. (P. u, S. s. 397 tf.) entworfen und, man kann
last sagen programmmässig, ausgeführt. Wenn eine der schlach-
ten (gegen Hydebrant und Herebrant) drei tage dauert, so ist
zu bemerken, dass diese dauer auch sonst genannt wird, z. b.
bei Saxo s. 458 und anderen orten, besonders häufig in der
Französischen epik.
STUDIEN ZU KING HOKN. 363
Es ist nicht gezlenicnd, dass mehrere g-ciicu einen kämpfen,
insbesondere nicht mehrere christliche beiden gegen einen
beiden, K. H. 851 Ü'.; dagegen ist Hörn zum umgekehrten be-
reit. In den Gestis, s. 89, lesen wir:
attaiuen a nuUo suorum Hcrewardus adjuvari sibi pennisit, iudignuui
diccus, tiinc sicut ot super aliqueiu siiorum cum alio vcl cum ipso
duos piwliarc contra unuiu,
und es wird dem Vigo, s. lii*.), als schände angerechnet,
dass er dem bruder Keto im kämpfe gegen Atbislus beistand
geleistet, denn s. 108 lieisst es: Duos siquidein cum uno dccer-
nerc ut hüquuin IIa eliain prohrosum ainiä veiercs crcdehatur.
Die heitieu kennen dies gesetz nicht, und verschmähen den
sieg durcli Übermacht nicht, K. IL 59 f., (327 f. Gaimar berichtet
weiter von Ilereward und seinen geführten (Chron. Anglo-K
16 fl'.): Si im d'ets enconlroul treis Äe s'en alasent sanz asall Lui
selme asailli Hereivard. Er fällt durch Übermacht, s. 21, gerade
wie Murry und in H. Ch. Haltheof. ]S^ach Saxo s. 2o6 gab
Frotho ein gesetz:
ut quisquis uiiliti;e deditus spoctatu' viitutis titulum affectarct, iuipc-
teret uumu, cxcipcret duos, trcs luodica pcdis retractione vitaret,
quatuor fugcre non crubescerct.
Es war wrackerer beiden unwürdig, einem kanipfc gegen
mehrere auszuweichen. So muss Jagellus den kämpf gegen
neun brüder, die ihn herausgefordert, annehmen, Saxo s. 290 tf.
Haldanus kämpft, s. 356, am ersten tage gegen einen, am
folgenden tage gegen zwei, am dritten gegen drei, am elften
sogar gegen elf gcguer zu gleicher zeit siegreich; häulig tritt
ähnliches in der geschichte des Starkhatcrus zu tage. Auch
in der höfischen poesie findet sich ähnliches. Der könig
Gramofianz, Parz. 604, 9 fi'. streitet nur gegen mehrere, allein
den Gawan hält er des Zweikampfes wert.
Desgleichen ist es ein mehrfach wiederkehrender zug,
wenn Horu 881 fi'. den kämpf unterbricht, als er die ermüdung
des (oder der) gegner gewahrt (so fasse ich die nicht ganz
klare stelle auf). Saxo Gr. erzählt s. 328 vom Zweikampfe
des Haldauus mit Grimmo:
Victor H. victo residuum vitse pecunia redinieudi potestatem fecit, ne
imbelli et manco animje leliquias det'onuiter adimere videretur.
S.241 wird berichtet, dass Höginus an dem besiegten Hithinus
seiner Jugend wegen milde übt, und Saxo fügt rühmend hinzu:
364 WISSMANN,
olim uaüKiue impuberoin aut luvaliduni vita spoliari riiboii deputaba-
tiir. Adeo cuncta verecundiae uiuuieuta prisca pugihmi forti-
tudo scrvabat.'
Dies sind bedeutsame ziige, die der frühesten zeit des
Gernianisclien heldentunis, als es von Komanisclier courtoisie
noch nichts wüste, angehören. Die späteren fassungen geben
uns ein ganz anderes bild des ritterlichen lebeus. Da erfahren
wir von turuieren"^, wo damen zuschauen, von ritterlichen Zwei-
kämpfen (H. Ch. 36, 42 if. u. Unters. 79 fif. u. anm.), in deren
Schilderung besonders der Französische dichter excelliert.
V.
Rittersitte.
Der knappe oder squier hatte, dem befehl der schlossdame
gehorchend, vor dieser zu erscheinen und nach ihren wünschen
zu fragen, K. H. 402. Als ritter darf Hörn besuche im frauen-
gemach abstatten, doch verlangt strenge sitte, dass er nicht
allein gehe, sondern einen begleiter habe 543 f. Noch immer
aber weigert^ er sich dem liebesverlangen der dame zu will-
fahren; er muss vorher seine ritterlichkeit erweisen, knigthod
proue r)()l, ehe er zu werben beginnt. Die sitte seines Standes
verlange, dass er mit einem andern ritter für seine dame
fechte, ehe er ein weih nehme. 'Heute, sagt er, will ich um
eurer liebe willen pruesse tun im felde mit speer und schild,
und wenn ich mit dem leben davon komme, will ich euch zur
frau nehmen.' So mahnt im Titurel I, 71 öigune den öchiona-
tulander:
iMieh hat din jugent noch niht reht erarnet,
Du muost mich under schiltliem dache e dienen:
Des w'is vor gewarnet.
Vgl. auch Parz. 177, 2.
' Ich erinnere daran, dass Feirefiz, als Parzival's schwert zerbricht,
den kämpf einstellt, Parz. 744, 25 ff.
^ Zweimal wird auch in K. H. auf ritterlichen Zweikampf und zwar
im turnier angespielt durch das wort jylace , das wol als ort für turnier
auf/^ufassen ist, z. 5S8 und 738 (So he sholde into place). Nach Free-
nian, Hist. of the Norm. Conq. IV, 4S3 f. wurde turnamenl während des
12. jahrh. in England eingebürgert.
' Hereward weist die ihm angebotene erhebuug in den ritterstand
zurück dicens sc melius virtntetn et animwn probare dehere, eine weige-
STUniEN zu KING HÖRN. 36.')
Ob ich mich täusche? Ich habe den eiudruck, als trüge
Ilorn mit seiner belehrung über die pflichten seines Standes
(M'e hep kni^les ju7ige 563 ft'.) etwas noch ungewohntes, noch
nicht zur sitte gewordenes vor. Nach volll)rachter waffeutat,
nach abgelegter ritterj)robe, schwinden die bedenken und ein
heindicher, vertrauter verkehr entspinnt sich unter den lie-
benden.
Das herz voll lust geschwellt zieht der rittcr in den
kampl". Denn als Hörn auf abenteuer auszieht, beginnt das
ross zu springen und der held fröhlich zu singen, K. H. 609 f.
Aehnlieh heisst es im Rother 4970: Die herren do sungin Die
mark bigiinden sprunyin, und Gudrun 1117,4: Do si zen schi/]'en
gingen die guoten rilter hurt man steigen alle. Auch diesen
prächtigen zug sucht man in den si):ltercn I)earl)eitungen ver-
gebens.
Als Hörn vertrieben mnherirrt, legt er seinen namen ab
und nennt sich Cubert. Das lied hat keine erkläruug für die-
sen namenswechsel. Auch H. Ch. sagt str. 51 nur, dass Hörn
von jetzt ab Godebouude heisst. In P. und S. nennt er sich
'Sordit, vom rechten weg', ein ausdruck, der vielleicht mittels
des Französischen textes verständlich wird. Der roman be-
gründet den namenswechsel folgendermassen, z. 2159 tV.:
est dan Ilorn duuc entret
Ki (lodinod en sernit des lior nitJs apelet,
Pur go tiirnat sun uuia duut eins fud renuraet,
K'il ne tust coneud en estiange regnet,
Desk'il eust fet dunt deust estre preiset.
Der grund ist für den roman zutreffend , denn am hofe Gude-
reches ist Horn's name bekannt (s. Unters. 81 u. anm.). Aus
der gleichen erwägung nimmt Hereward, Chrou. Angl. Norm,
s. 23 den namen Haraldus an: Prcecepit enim, ut nullus e suis
nomen Herrvardi proßerelur vel dignitatem vel magnanimitalem
promeret. Der grund liegt für das lied indessen tiefer. Horu
war verbannt, für vogelfrei erklärt. Sein leben war in jedes
band gegeben, kurz er war ein recke (wrecchio) ' im ursprüng-
ning, die aus derselben stolzen bescheidenheit fliesst, welche oben dem
Hörn das iiebcswerben der frau zu verschmähen gebietet.
* Bedeutsam sagt Wolfram, Parzival 99, 15: Der anker ist ein
recken zil.
36G WISSMANN,
lieben siun und änderte deshalb seinen namen. In Rother
lesen wir 552 fif.:
Si reiten Iren herreu
er solde mit grosen erin
in reckewis over mere vare
so mociier sin ere aller bezist beware,
wiederholt rät Bercbtimg- au 582 f.:
So machtu dihe aller best bewaren
wiltu in recken wis over mere varen.
und der könig ruft 713 tf.:
Ich moz uzime lande
in eines recken wise varen
vü wille mich ander is namen.
812 Ich betoch alle geliche, armen vnde riche,
heizit mich thiderich,
so ne weiz nichein vremede man,
wie min gewerph si getan.
Der grund also, den der dichter des romans angibt, ist erst
ein abgeleiteter. In Saxo bei Müller s. 604 lesen wir, dass
Alli und Herri, Scani?e oriundi, sed ejus usum facinoribus de-
meriti, den Dänischen Zufluchtsort Jalira aufsuchen 'p?'oscrip-
iorum titiilo', d. h. 'in reckewis'.
Was den namen selbst anlangt, so scheint er in den bss.
C und 0 des K. H. jahne besondere absieht gewählt zu sein,
bei Godmod der hs. H und des romans, ebenso bei dem Gode-
bounde des H. Ch. könnte man schon eher eine absichtlich-
keit vermuten. Ob wir in dem ersteren eine erinnerung au
Gurmund, den erobercr Irlands haben, der den beiuamen
Godmod hatte, und von Gotfrid 'Gurmuu Gemuotheit' genannt
wird (vgl. Altd. Mus. II, 314)? Wie Iiother nennt sich auch
Osautrix auf seiner fahrt Dietrich. Ob in erinnerung au
Dietrich von Bern, der als der recke y-ax l^oyJiv angesehen
werden konnte?
Die veranlassung zu Horn's Verbannung gibt sein Ver-
hältnis zur königstoclitcr, das der könig nicht dulden konnte,
da ilim ja Horn's herkunft ein geheimnis war (vgl. die oben
angeführte stelle aus Gainjar). Der dichter des romanes da-
gegen gründet Horn's Verbannung auf das von ihm, wie es
scheint, pure erfundene gesetz, dass es rittern von edler ab-
kunft (an einer andern stelle: königssöhuen) nicht gestattet
sei, ilurch einen eid ihre Unschuld zu ei härten, so lange sie
STUDIEN ZU KING HÖRN. 367
jung und im stände seien sich mit den waffen gegen falsche
anklagen zu verteidigen, z. 1941 ff. Darum darf Hörn den
ihm durch Wickle zugeschobenen eid nicht leisten, obwol er
es vermöchte, z. 2031. Von einem solchen gesetz findet sich
sonst nichts. Der prosabearbeiter hält es für eine speciell
Spanische sitte, wie er ja den Pontus zu einem Spanier macht,
und erzählt s. 342:
Nun hat aber Gendolet von Pontus vor vernommen, dass in
ganz Hispanien und Uallicia und an denselben Enden sich Niemand
sollte lassen dringen und besonders die Edlen, Eid zu schwören, als
lange sie fechten und mit der Hand sich verteidigen könnten , und
welcher dawider täte, der würde geschändet und nimmer für ehrlich
gehalten.
S. 344 sagt Pontus zum könige:
Denn ihr wisset wohl, dass keines Königs Sohn seine Sache
durch einen Eid soll bestätigen oder zu verstehen geben, dieweil er
sich mit seinem Leib mag wehren, denn das ist Gebrauch und Ge-
wonheit in meinem Lande, davon ich bin.
Mau könnte in diesem gesetze einen entfernten anklang an
die Vorschrift finden, die Grimm, Heldensage 303 folgender-
massen formuliert:
Wer unter dem Anscheine feindlicher gesinnung nach Namen
und Geschlecht gefragt wurde, dem gebot ritterliche Sitte, Antwort
zu verweigern , damit es nicht aussehe , als wünsche er den Kampf
zu vermeiden.
Hierfür finden sich mehrfache beispiele, so in der geschichte
des Hereward Chr. A.-N. s. 89, im Parz. 745 ff. wo Parzival
auf des Feirefiz frage nach seinem uamen erwiedert; Sol ich
daz durh forhte tnon Sone darf es niemen an mich gern Sol
ichs helwungenllche wem. Worauf Der heiden von Thaeme
Sprach, ich will mich nennen e.
Auch galt es für schimpflich durch nennung des namens
einen kämpf mit einem verwanten unmöglich zu machen.
Hildegerus will lieber mit dem bruder Haldanus, der ihn nicht
kennt, kämpfen, als ihre verwautschaft offenbaren und dadurch
den kami)f vermeiden , bei Saxo s. 350. Gegen anklagen und
beschuldigungen aber hat der cid dieselbe geltung wie andre
reinigungsmittel, wie die feuerprobe oder der Zweikampf. Freie
reinigten sich durch eid oder eideshelfer Grimm, Rechtsalt. 911.
Als sich der graf Godwine vor könig Edward von der anklage,
dass er dessen bruder Alfred ermordet habe, reinigen soll, und
36R VVISSMANN,
die edlen des köiiigs über die art. der reiuigung beraten,
niaebt, Syward den vorscblag (Gaimar, Chron. 4980 ff.):
Pres del juise iraf, go crei, De feu u de ewe u de bataille De
im de ces trais n'ert pas faille.
Ibm aber wird erwidert:
Nen est pas dreit en cest pais-, Pur un plein dit d'un orl) apel
Ne ferora jiigement novel, Par serment trcs bien s'aquit,
Leveriz parla de Norhamtone: De bataille n'i ad nient, Bien li avent
le serment.
Das ist also gerade das g-egenteil von dem, was der dichter
des roniaus für ritter])flicht erklärt. Auch in den höfischen
gedichten findet sich von solchen scrupeln nichts. Parz. trägt
kein bedenken (allerdings erst nach dem Zweikampfe mit
Orilus des Laiander) zu schwiiren, dass Jeschute unschuldig
sei, 209, 1 ff., und Orilus sagt darauf 270,25: Hell dm unhe-
tivtmgen eit Glt mh' groz liep und krankez leit.
Zog der jugendliche held, nach dem er zum ritter ge-
schlagen war, auf abenteuer aus, in denen er seinen mut und
die kraft seiner arme erpioben wollte, so verfolgt er bei seinem
zweiten, unfreiwilligen ausritt einen andern zweck. Vom rühme
und ruhmvollen taten kann man nicht leben. Der ritter muss
suchen seineu unterhalt zu gewinnen. Das waffenspicl, das er
bisher aus lust am kämpf geübt, wird ihm zum handwerk,
das ihm neben weiterem rühm auch materiellen gewinn ab-
werfen soll. Auf die frage der konigssöhne, zu welchem zweck
er iß ihr land komme, ervviedert Hörn K. II. 791: Aus westen
bin ich gekommen to seche mine beste, und diesem anerbieten
wird entsprochen. Er wird dem einen königssohne zu persön-
lichen dienst zugeteilt. Zugleich aber liegt ihm die wahrung
des landes ob, K. H. S07 ff. Im roman verspricht der dienst-
herr ausdrücklich :
Durrai-vus bones armes, bons destrier de pris
E trestous sabelons, pelicuns vers e gris,
Quant de mei partirez, ne seres pas mendis u. s. w.
In H. Ch. Str. 54 gibt Hörn an, dass er gekommen sei for to
win gold and fe In servise tvip your hing to he und str. 57
verspricht könig Elidan: Y will pe ^if gold and fe oif pat
pou ivil duelle wip me, Bi gere a pousand pounde. Es ist dies all-
gemeine rittersitte und setzt keine herabminderung des Standes
voraus. Mau v"l. Parzival 400: da nam nach dienste aldä den
STUDIEN ZU KING HÖRN. 369
soll Gahmurel der werde man; Tristan. 18690 ff. Zum kriegs-
zuge werden ritter aus dem ganzen laude durch rvintes auf-
geboteu. Dass sie sold erhalten, ist anzunehmen. Nach be-
endigung des uuternchmens werden sie belohnt K. H, 1533.
In R. H. 37(i7 Ü". versichert Hörn, dass er, was er an geld uud
gut gewonnen, auf den kriegszug verwenden werde, desgleichen
in P. uud S. In ähnlicher weise verspricht Herw. 8ax. s. 23,
se urmis forle scrvilitrus . . . esse und wird später a /ilio regis
Uijlierniae el a rege, ehrenvoll aufgenommen. Dass diese art
der gcfolgschaft besonders im norden heimisch war, beweist
Saxo Gram., der zahlreiche beispiele bietet. Er erzählt s. 126,
dass Odin zum köuige der Kutheuen kommt slipendia merilurus.
You Rollo S.86, Frotho s.236, Haraldus s.367, Canut s.512 und
und andern wird berichtet, dass sie ihre pugiles und athletae
besolden uud durch geschenke au sich zu fesseln suchen, letz-
terer erlässt einen ganzen. codex der gefolgsordnung, s. 526 ff.
VI.
Lebensart. Behausung.
Von der pracht und dem glänze, welche die raa. höfische
poesie um die persou eines hervorragenden ritters zu verbreiten
weiss, ist iu dem liede nichts zu finden. Selbst der roman
hat hiervon erst die ersten anfange. Zwar erfreut sich der
'recke' einer bedeutenden Wertschätzung, man sucht ihn zu
fesseln und auszuzeichnen, aber seine Stellung ist noch keines-
wegs die, welche ihm später und besonders in der Mhd. poesie
zugewiesen wird. Untergebene scheint er nicht zu haben, an
hülfreichen squiers, die es sich zur ehre rechnen ihm zu dienen,
ihm ross und waffen im stände zu halten, ihn zu rüsten, fehlt
es ganz. Der ritter ist auf sich selbst angewiesen. Will er
ausreiten, so zieht er selbst das ross aus dem stall, füttert es,
legt ihm den sattel auf, und wappnet sich ohne beihülfe. An
einer stelle, K. H. 603 ff., ist es freilich seine absieht unbemerkt
fortzureiteu. In solchem falle gestattete auch die spätere dich-
tung dem ritter sich selbst zu helfen (Parz. 753, 25 ff.). Doch
auch an anderen stellen unseres liedes 735 ff., 862 ff., besorgt der
ritter eigenhändig pferd und rüstung. Damit stimmt der ganze
ton unseres liedes, dem die feinheiten des höfischen lebens, bei
denen der romandichter so gerne verweilt, fremd sind.
Anglia, IV. band. 2i
370 WISSMANN,
Zwar sind die äusseren formen des lebens auch im K. H.
ziemlich ausgebildet, aber bereits in den ältesten zeiten des
Germanischen heldentums waren, namentlich im verkehr nieder-
gestellter gegen hochgestellte, gewisse formen und formein
gang und gebe (vgl. Beowulf 356 ff.). In K. H. beschränkt
sich dies auf die begriissung. Ort knes he Mm sette And faire
Mne {him) grette oder he seile hhyi a kneweling And greife ?vel
pe gode hing sind stehende formein. 395 f wird Rimenhild
feierlich angeredet: Wel pu sitte and softe Rimräld kinges
doper u. s. w. Dagegen leben wir sonst in einer noch rohen
zeit, wie öftere, kräftige scheltworte beweisen, die selbst Prin-
zessinnen und könige bei passender gelegeuheit anzuwenden
sich nicht scheuen, s. z. 328 ff., 727 ff". Wie fein weiss dagegen
der dichter des romans (und nach ihm der prosabearbeiter)
die Ungnade des königs anzudeuten! (vgl. Unters. 76, R. H.
1910 ff".) während in H. Ch. gerade hier wieder die Englische
derbheit sich besonders offenbart, str. 42 f. (vgl. Unters. 96).
In alte zeit gehört auch der zug, dass der sieger das liaupt
des erschlagenen feindes auf der spitze des Schwertes als
beute lieimbringt 639 ff., womit man aus der heldensage das
verfahren üietrich's von Bern gegen den erschlagenen Dietrich
von Riuzen vergleichen kann. Der roman hat den im Hede
wirksamen und grossartigen voigaug ins groteske erweitert
(s. Unters. 107 oben). Selbst im tode ist der hass nicht be-
friedigt, der leichnam des Verräters wird zerrissen, K. H. 1516.
Von den anhängern des gegners wird keiner geschont, 1265 ff',
(anders im roman), der ausdruck slen and quik flen kehrt öfters
wieder.
Vom leben der menschen im frieden erfahren wir im liede
nicht viel. Von festlichkeitcn ist an mehreren stellen die rede,
auch wird bemerkt, dass es an Unterhaltung (geste) dabei
nicht fehlte, 493 f., 537 f. Vielleicht ging es dabei so zu, wie
es der dichter des Havelock 2812 — 53 meisterhaft schildert.
Auch nach der besiegung der feinde wird ein fest gefeiert 1411 ff.,
wobei nach C körn verteilt wird (s. Mätzner, Sprachpr. I, 1.
229 anm.). In R. H. und P. und S. werden die Vorbereitungen zu
den festen und diese selbst stets weitläufig beschrieben, nament-
lich gilt dies von dem am hofe Gudereche's gefeierten pfiugst-
fest, R. H. 2557 ff., wobei die erwähnung des steinstosses von
Interesse ist, der im Havelok eine bedeutende rolle spielt und
STUDIEN ZU KING HOKN. 371
in der Deutschen lieldcnsa^e nicht unbekannt ist, s. v. d. Hagen
I, 283 ff. (Dietlieb und Walther) und Stimming-, a. a. o. s. 357.
Ueberhaupt gibt uns der ronian ein getreues bild des höfischen
lebens seiner zeit, vgl. Unters, und Stimming a. a. o.
Der einf'achhheit des lebens, wie wir es aus den wenigen
Zügen des liedes erkennen, entsjjricht die einfachheit der Um-
gebung, der Wohnorte und deren einrichtung. Der Schauplatz
der in uuscrem gedichte geschilderten Vorgänge ist die von
mauer und graben umgebene königsburg. Es sind deren drei,
alle liegen unweit des mcercs. Von der bürg Thurston's kann
man die küste schnell erreichen. Diejenige des königs Ailmar
wird sogar Non den wogen besj)ült, denn Rimenhild tritt aus
dem hus unmittelbar au den strnnd. Fikenhild erbaut die
dritte, ein schloss aus stein (von //';// und slon, wie 0 und H
ausdrücklich versichern, ein zusatz, der auch sonst häufig sich
findet, z. b. Hob. of Gl. s. 127, und von bedeutung ist), das von
der see zur Hutzeit umflosseu wird, und nur während der ebbe
für menschen erreichbar ist. Solche läge wählte man, wenn
mau jemanden in sicherem gewahrsam halten wollte, vgl.
Havel. 324 f., 412 f.' — Ein gateward hütet den eingang. Zum
gate führt eine brücke, für fussgänger findet sich ein besonderes
pförtchen, wiket genannt. Verschiedene gebäude befinden sich
im Innern. In unmittelbarer nähe des tores liegt die halle,
die als Speisesaal und als Versammlungsort der schlossbewohner
dient; das wort halle dient zur bezeichnuug von wohnung über-
haupt z. 1407. Die frauen wohnen in einem besonderen zimmer
oder vielmehr gebäude, hur genannt, denn 998 wird hur mit
hus gleichbedeutend gebraucht. Eine besondere türe führt aus
diesem gebäude in's freie, ein türm scheint damit verbunden'^,
1247 f., vielleicht hatte das gebäude selbst die gestalt eines
turmes und ist danach z. 928 zu erklären. Von dem türme
wird lugaus gehalten 1113 f. In R. R und P. und S. liegt der
königliche palast innerhalb der mauern einer stadt und scheint
nicht besonders befestigt. Ausser der salle gibt es noch andre
' Wer vom hau und einrichtung derartiger bürgen ein deutliches
bild erhalten will, lese die vortreftliche Schilderung einer solchen in
Scott's Ivauhoe.
- Aehnlich Parz. 407, 28, wo Antikonie zu Gawan sagt: TVir siilen
ze wer uns zielten Vf jenen turn dort fliehen Der hi mvner keme-
nälen stH.
24*
372 WISSMANN,
gemacher, in denen der könig- rat hält u. s. w. Hörn hat sein
ostel privez am hofe Hunlafs 1828. Die gemacher der frauen
sind kostbar geschmückt, R. H. 2709 ff,, ein ussiers hütet den
eingang 1052, Der besuch hat indessen keine Schwierigkeiten,
denn 797 öffnet der Wächter dem seneschal und Hörn selbst
die tiire mit den werten:
Seignurs bien viengcz-vus, si en aiez bon grecl
Ke volez visiter, Kituel al cors duelged.
In K. H. ist die einrichtung des gemaches die einfachste. Das
bett dient zugleich 7Aim sitzen, es war mit einem tepi)ich bedeckt,
wie auch im R. H., vgl. Mätzner, Sprachpr. I. 1, 215. In H. Ch.
wird ein riche chaier genannt pat seiven m/gl si( peron (str. 28),
str. 31 dagegen dient wiederum das bett als sitz. So ist wol
auch Nib. 347 zu verstehen, wo es, auch mit sonstiger Über-
einstimmung heisst: Sie gie mit den beiden da si e dö saz
Uf malraze nahe. Das wort hed, Goth, hadi, Ahd, hetti, be-
zeichnet wol ursprünglich eine weiche unterläge zum sitzen
oder liegen. So heisst es im Parz, 192: Si (die königin von
Zazamanc und Gahmuret) säzen Uf ein kiillr gesteppet sannl
Dar undr ein weichet pelle lac. In der halle sitzt man auf
bänken, auch die frauen 1127, die bettler auf dem boden
1135; für den fürsteu scheint ein besonderer sitz bestimmt,
der chaere heisst 1285. Der tisch, an welchem alle zusammen-
sitzen, heisst hord] al bor de z. 849, einmal table (im reim auf
Stahle). — Grossen räum nimmt in R. H. die beschreibung der
Zimmerausstattungen, wie überhaupt des äusseren schmuckes,
der kleidungeu etc. ein, s. z. 13 Ö'., 2705 ff, und andre stellen.
Das alles fehlt dem liede, das hierfür keinen sinn hat,
VII.
Die liebe.
Die liebe erscheint als eine elementare gewalt, die un-
widerstehlich nach befriedigiiug verlaugt, 'Ueberall, heisst es
in K, H. 249 ff., liebte man den knappen Hörn, aber am meisten
liebte ihn Rimenhild, des köuigs eigene tochter'. Die Jungfrau
ist es, welche schmachtet und wirbt, das hebt ten Brink, Lite-
raturgeschichte I, 289, mit recht als für die zeit der abfassung
charakteristisch und den nicht Romanischen Ursprung des ge-
dichtes entscheidend hervor. Sie liebt ihn und beginnt fast
STUDIEN Zu KING HOKN. 373
wilil zu werden, denn sie veruiag weder bei tische {a( horde)
unter all den ritteru, noch sonstwo, der leute wegen, mit ihm
zu reden. Da sinnt !>ie auf mittel und wege eine Unterredung
herbeizuführen: sie befiehlt dem stuard, ihr Hörn zu bringen.
Jener versucht sie zu täuschen und erregt dadurch ihren
gröstcn Unwillen, der nur durch das versprechen unbedingten
gehorsauis zu besänftigen ist. Ihr liegt nichts daran, was die
leute sagen, sofern nur ihrem wünsche genüge geschieht, 372.
Rimenhild fordert von Hörn den treueid ', dann soll er sie zum
weihe haben 420; ein gegenseitiger treueid wird 309 if. vorge-
schlagen. Der held widerstrebt der Werbung: Hatte ihn doch
sein lebrmeister, der stuard, vorher zur bescheidenheit und
zur treue gegen ihn selbst ermahnt 3Sl ff. Er weigert sich,
mit hinwcis auf seine niedrige abkunft und sein geschick als
iindling, eine künigin zu heiraten. Darüber fällt Rimenhild
ohnmächtig zu boden, rafft sich aber zu raschem handeln auf,
als Hörn seine gegenliebe davon abhängig macht, dass er
ritter werde. Ihr werk ist es, dass der ritterschlag unverzüg-
lich stattfindet.
Diese in wenigen, rasch verfliessenden scenen enthaltenen
Züge einer wahren leidenschaft, hat der Französische dichter
weit ausgesponneu. Man vergleiche meine Inhaltsangabe in
Unters. 68 ff', und die entsprechenden anmerkungen, die durch
Stimming a. a. o. 358 f. ergänzt werden. Hervorzuheben ist,
dass Rimignil Hörn liebt, ehe sie ihn gesehen hat, vgl. z. 416,
480, 486. P. und S. weicht in der darstellung der liebesver-
hältnisse wesentlich ab. Da das buch nämlich einen ausge-
sprochenen moralischen zweck verfolgt, so ist alles sinnliche
verlangen, namentlich so weit es von der frau ausgeht, unter-
drückt; vgl. s. 311 ff'. Dem entspricht der anfang der liebes-
geschichte s. 285 :
Nun kam die Rede gen Hof und für die schöne Sidonia, des
Königs Tochter, von Pontus Hübsche und Schöne, also dass sie be-
gehrete, ihn zu sehen und bat Gott fleissiglich in ihrem Herzen, dass
sie ihn bald und oft möchte sehen.
Liebe vom höreusagen ist das gewöhnliche, sobald das werben
vom manne ausgeht, Sigfi-id, Rother, Hetel u. s. w., sie alle
• Kirchliche ceremonien scheinen nicht erforderlich, vgl. auch Trist.
1625 ff., doch findet die feierliche Vermählung in der kirche statt, K. H.
1277 f. {Hi runge pe helle).
374 WISSMANN,
lieben, ehe sie noch die geliebte erblickt hciben. Anch für das
umgekehrte fehlt es nicht au beispielen. In den Gestis des
Hereward s. 26 erfahren wir von Turfrida, der späteren ge-
mahliu Hereward's:
Hsec autem valde adaiuavit Hcrewardum, comperta de eo inulta
luagnalia, verum perpluriuias ut fertur iu amore illius exercuit artes,
cum quibus ejusdem juveuis animum in se couvortit.
In den höfischen gedichtcn ist gegenseitige liebe, ehe man sich
gesehen hat, nichts ungewöhnliches; man denke nur an Itonje
und Gramoiianz iu Parzival. In K. H. ist die heldin gar nicht
iu der läge, den geliebten zu sehen, denn sie ist iu ihren ge-
machem abgeschlossen und erscheint nicht in der halle. Am
hofe des königs Gudercche jedoch nehmen auch die frauen
am gemeinsamen mahle teil. Im Rüther ist das gleiche der
fall. 1517 If. lesen wir:
Do hob sich harde tougen Daz ruuin uuder deu frowen, Beide
vro unde spade ündcr frowen kemenateu,
nämlich von Diethcrich. Das erweckt begreiflicherweise in
der Prinzessin den wünsch, den gerühmten mann zu sehen:
Owi wo salicb, sprach die kunigin, Irwerbe umbe deu vater min
Daz wir den selven herren Gesien mit vnsen errenV
Die vertraute Herlint gibt hierauf den rat 1530, den vater zu
bitten, eine Jiochgezite zu veranstalten. Die Jungfrau geht so-
fort zum vater, der ihr zustimmt: 1549 Indc relis ie das beste
Ich will haven geste. Am festläge darf auch die tochter bei
tische erscheinen 1S05:
Den zorn liez Constantin bestan Unde hiez na einer tochter
gan, Daz die maget schone Schiere zo dische quanie.
Unter solchen umständen zögert denn die liebe nicht, von ihrem
herzen besitz zu ergreifen 1909:
Vaute die magit so vil virnam Daz sie deu tugiuthaften man
Von aller siechte sinne In irem herzen begunde minuen.
Nun erhebt sich die weitere frage, wie sie ihn sprechen könne,
und frau Herlint vermittelt eine Unterredung. Diese Herlint
entspricht durchaus der Hersolote in R. H. (vgl. Unters. 105,
anmerk. 9) und ihr erscheinen ist ein beweis, dass der könig
Rother von Französischem einfluss nicht frei geblieben. Eine
ähnliche figur ist der iu Gudrun 411 plötzlich auftretende
hvlisle kamerfcre, der sich als Horant's vetter herausstellt 415.
16 (vgl. hierzu die note Martin's zu 411). Das selbstständige
STUUIEN ZU KING HÖRN.
375
ciiigieilbn der damo in den gang der begchcuhciteu, wie es
im Uotlier geschieht, cutspricht dem Hede, die rolle der ver-
trauten deui romau. H. Ch. stimmt, was die raschbcit der
handlung, die gewalt der leidcuschaft anlangt, mit dem liede
übcreiu. Es heisst von Rinmeld str. 25:
Wlicn scho hord of him speko Mijt sehe him iiougt forgete Bi
day i.o bi iiigt, und sfi'- '^~i • bat iiiiii uuiidcu wa!d uoii^t wond Dern
luuo für to fond. .öif sehe hit inijt wiunc.
Ihre freigcbigkeit ist ohne grenzen und geht so weit, dass sie
Str. 35
wel trcwely ha]^ liiiu liijt .öif )>at he be diibbcd knijt Hir niaidcn-
liod to modo.
Nachdem der geliebte durcli die liebende aus dem stände der
knechtschaft in den der ritterschaft erhoben, durfte sie wol die
crfällung ihres hcisseu Verlangens erwarten. Auch erscheint
der junge ritter sofort vor seiner herrin (nicht im roman), aber
nur, um sich von ihr zu verabschieden, denn er will erst sich
im fehle erproben, und sie lässt ihn ziehen, 577 f.: Knigl, quap
lieo, tretve, Ich tvenc ick may pe leite. Dieser schöne zug fehlt
den andern bearbeitungcn durchaus. Nachdem llorn glücklich
zurückgekehrt, entspinnt sich ein heimlicher, traulicher ver-
kehr zwischen den liebenden. Denn wie Kother mochte auch
Hörn durch die menge der merker e^ in sorge sein, von denen
jener verrat fürchtet 2(»()(): Ick vor ekle daz iz irschelle Vns
beiden laslerliche So virbulit mir daz ricke Conslantin der herre.
Wie weit diese Vertraulichkeit gieug, erfahren wir an dieser
stelle nicht. Hörn weist später 1295 ff. den verdacht des
königs als unbegründet zurück. R. H. und H. Ch. versichern
die Unschuld des Verkehrs ausdrücklich (s. die Inhaltsangabe in
der Unters.). Die entdeckung bleibt nicht aus, aber die lieben-
den haben sich die treue verpfändet, die beiden heilig ist.
Vergebens bietet man dem beiden die band einer königstoch-
ter und ein reich an, er weist beides zurück. Auch Rimen-
hild weigert sich, eine andere heirat einzugehen. Sie ist ent-
schlossen, sich und den ihr aufgedrungenen gemahl in der
hochzeitsnacht zu töten 1218 ff.
Es ist ein alter zug in der Deutschen dichtung, dass der
gedanke an die geliebte zur tapferkeit entflamme, vgl. Grimm,
' Von Kain sajjjt Wolfram, Parz. 2!t7, 1: Ich gihc von im der mcvre
Er was ein merkcvre.
376 WISSMANN,
Hckleusage 160; Martin, Gudrun 1441; Weinhold, Deutsche
Frauen 42, anm. Als weiteres beispiel vergleiche man Parz.
742. 2, 743. 25, 728. 27 (kämpf des Parzival und Feirefiz). In
unserem Hede tritt dies besonders hervor. Denn der wunder-
wirkende ring äussert nur dann seine kraft, wenn der held
ihn anschaut und dabei der geliebten gedenkt, vgl. 591 f. Die
Zeilen: He lokecle on his ringe And pope on RimenhUd kehren
dreimal wieder. Die wunderbare kraft wird ausdrücklich dem
in den ring gefassten steine zugeschrieben (vgl. Grimm, Mytho-
logie 631). Im romau erhält llorn nach einander zwei ringe.
Von dem ersten sagt llimeuhild nur:
Quant le verrez de mei vus purrad remembrer,
z. 1791, der zweite, den R. beim abschied gegen diesen um-
tauscht, hat mancherlei kräfte, die aber in der folge nicht er-
probt werden (s. unten s. 382), doch vermag auch sein anblick
den mut des beiden zu erhöhen, z. 3165 tf.:
Godmod veit le paeu qu'il est forinent hastez,
ISi regarde sa main e l'anel k'est geramez,
Ki li fud de Rimel al departir donez.
In H. Ch. hat der ring eine ganz andere kraft (s. unten s. 382).
Hier erhält Hörn mit andern geschenkeu auch ein schwert.
Auch Hereward erhält, Gesta s. 9, ein solches von der tochter
des königs von Coruubien; Regnerus bei Saxo ein gleiches von
Suanhvita mit den Worten:
In gladio, quo monstra tibi ferienda patebunt,
Suscipe rex sponsa? munera prima tua\
Es ist dies wol auf den alten gebrauch zurückzuführen, dass
dem bräutigam bei der Verlobung ein schwert gegeben wurde,
Grimm, Rechtsalt. 431.
Von der liebe einer zweiten königstochter, die Hörn nicht
erwidern kann, finden wir im Hede nichts, vgl. oben I.
VIII.
Die gefälirten des beiden.
Zwölf gefährten sind dem köuigssohne von Jugend auf bei-
gegeben, die alle schön und mächtiger (riche) männer söhne
sind. Die zahl zwölf ist in dieser hinsieht traditionell. Sigfrid
will Nib. 6(», 2 seihe ztv elfter in Günthers land ziehen, auch
der Berchtunge, der Nibelunge und Amelunge werden gewöhn-
STUDIEN ZU KING HORN.
377
lieh zwölfe gezählt, Grinini, Heldens."^ 101 Ü'., 192. Im roman
schwankt die zahl zwischen zwölf uud fünfzehn, z. 9 od
liii XV valez ki erenl de nun Im, ebenso 20, 21, 291; 1131 od
XII compaignus, doch hat auch hier die Cambr. hs. od qiiinze.
lu P. und S. 8. 294 wird erzählt: Nun hatte der könig Tiburt
einen jungen Sohn genannt Pontus, der hat dreizehen edle kindcr
und knaben und einen kaplan. In H. Ch. bestimmt str. 2
der könig acht knave childcr zu Spielgefährten seines sohues.
Sie werden in der folgenden strophe mit uamen genannt. Vier
namen haben gleichen aulaut und davon sind wiederum drei
lautlieh sehr ähnlich {U'ihard, Uilard, H'ikel), so dass in der
folge Verwirrung entsteht. Alle müssen Ilorn treue schwören.
Sie begleiten ihn auf der Üucht und Houlac, heisst es str. 23,
ressaived kern nigen, llerlaund pe tende. Von vieren wird in
str. 38 und 39 erzählt, dass sie in der fremde ihr glück ver-
suchen, in boke as we rede. In der tat bleiben nur noch vier
zurück: Hatherof, der treue Wi(t)ard, der Hörn in der fremde
aufsucht, und die beiden Verräter.
Vielleicht hat der dichter des H. Ch. aus dem einen Ver-
räter deren zwei gemacht, um Jeden der acht genossen seine
rolle zuzuweisen (s. Unters. 107, anm. 22). Eine andere Ver-
mutung wird unten besprochen werden.
In K. H. werden gleich anfangs zwei der gefährten mit
namen hervorgehoben, die Hörn am meisten liebt, z. 27: pat
on him het Apidf child And pat oper Fikenhild. Apulf was
pe beste And Fikenhild pe werste. Diesen beiden und einem,
nur ganz am Schlüsse des gedichtes genannten vetter des
Athulf, Arnoldin, fällt eine rolle in der erzählung zu. Von
den trvelf feren insgesammt wird 536 berichtet, dass sie von
Hörn zu rittern geschlagen werden, und 1266 gesagt, dass
Hörn ihrer bei dem allgemeinen gemetzel schont. Sie begleiten
weder ihren herrn, wie es in der heldensage geschieht (Ame-
lunge) in die Verbannung, noch nehmen sie besonderen teil
an dessen kämpfen. Sie bilden also mehr eine äusserliche
zutat, als einen integrierenden bestandteil der sage. Freilich
meldet das Nibelungenlied auch von den begleitern Sigfrid's
wenig oder nichts, und im Rother werden auch von den ßerch-
tungen nur einzelne genannt. Desgleichen lesen wir bei
Gotfr. 468 Sus kerte Riwalhi zehant Mit zwelf gesellen über te,
ohne dass wir näheres über sie erfahren.
378 WISSMANN,
Atliult' ist (las url)ild des ticueu freundes uud geuosscn.
Er wild 288 und 1315 Ilorncs broj^er genannt, uuil wir dürfen
dabei wol an das im nordischen altertuni weitverbreitete Ver-
hältnis der ' fosthrödur' (s. Müller Saxo Gr. Not. üb. s. 57)
denken. Seinern herrn ist er in unerschütterlicher treue zu-
j>;etau 323 t^". Seinem schütze empfiehlt darum der scheidende
lloru die geliebte 705 tf. Er erfüllt diese pflicht 1123, und
als er sich ausser stände sieht, sein wächteramt fortzuübcn,
beginnt er vor kummer zu weinen 1126. Das alles erinnert
an Bonifait, den vetter und freund des graten Rudolf, der der
kämmerer der geliebten seines freundes ist und sie bewacht,
Grimm, Graf Rudolf s. 48 f. Die andern bearbeitcr der Horn-
sage schweigen hierüber. Sie stimmen mit dem liede nur
darin überein, dass Athulf seinem herrn bei der Aviedcr-
gcwinnung der geliebten beistand leistet. Die einzelhciteu
weichen recht sehr ab, s. s. 395.
Fikenhild erweist sich im K. H. zweimal als Verräter, ein-
mal, indem er durch seine Verleumdungen, die aus ueid ent-
springen, die Verbannung Horn's herbeiführt (s. Unters. 107
anm. 22 f.), das andremal, indem er dem fernweilenden herren,
trotz vorangegangenen eidcs (K. H. 1273 ft".) die gemahlin zu
entreissen unternimmt. Der erste verrat bleibt unbestraft, 1271 f.,
den zweiten büsst er mit dem leben 1511 f. An der er-
zwungenen Vermählung R.'s mit Mody hat er in K. H. keinen
anteil. Im R. H. bleibt seine mitwirkung etwas dunkel. Z. 3714
finden wir die bemerkuug:
li rtMs Iluiilaf t'ait Riniel espuser
AI rei de Fenoie (si l'oi eil noraer)
.^i deit Wikcl aver pur eest fait bon loer,
und als der könig sie zur Vermählung zwingt, wird er von
Wikel unterstützt, z. 3739:
E VVykele Ten est luiit forraent araonestant.'
In P. und S. ist Gandolet (der Fikenhild entspricht) nach der
Vertreibung des Fontus erster rat des königs geworden. Der
herzog von Bourgogne wirbt um Sidonia und, heisst es s. 369 f. :
thät ihm grosse und herrliche Schenkung und verhiess dabei, viel
' Die bewerbuug könig Nordung's um Erka, des Osantrix tochter,
wird von Hartnit und Osid, dienstmaunen des königs unterstützt. Rass-
maun, Heldens. II, 19S.
STUDIEN ZU KING HOKN. 379
mehr zu tliun , wo er daran wäre und hülfe, dasa ihm Sidonia /;u
einem Weib gegeben würde.
Das hat seine wirkimir. H. Cli. weiss von einer solchen uuter-
stiitzung: nichts, h'isst aber Wikel und den könig Mogouu, wie
im II. H., als freunde auftreten. In P. und S. haben wir ausser-
dem noch eine vierte, allen andern vorhergehende untreue.
Gandolet teilt nändich einer Jungfrau der Sidonia mit, dass
Hörn jener die treue gebrochen habe und eine andre liebe.
Darob zürnt Sidonia, und Poutus verlässt auf ein Jahr
den hof
Es ist mir nicht gelungen eine dieser gestalt analoge ligur
in der Deutschen sage zu finden. ]\[an könnte an den Sibicho,
den rat des Ermanarich denken, doch ist der stoffliche unter-
schied ein zu gewaltiger. Auch die untreue des Witich und
des Heime, Grimm, Heldens.'- 239 f., lässt sich durchaus nicht
niit dem verräterischen wesen Fikenhild's vergleichen. Die
figur dieses Verräters scheint dem Germanisciien heldentum
fremd zu sein.
Dagegen bietet die Tristausagc geradezu schlagende ana-
logien, nicht bloss in den personen der Verräter, sondern auch
in den näheren umständeu des Verrates. Es sind der aufpasscr
und Verräter im Tristan bekanntlich mehrere (bei Gotfrid zwei,
in anderen fassungcu drei). Mariodoc, Mariodo ist Tristans
freund (z. 13403 ff.), so dass sie zusammen wohnen, das motiv
zum verrat ist eifersucbt und ucid, z. 13641: ßer niclege Ma-
riodo der nam den kilnec vcrholne dö, vergl. K. H. 705 Fikcnhlld
haddc cnvic. Der zwerg Melot, der in einem lai, wo Tristan's
abenteuer erwähnt werden {le Donnez des Amanz, s. v. d. Hagen
MS IV. 501 anm. G), Wicart genannt wird, durch dessen Über-
tragung in die Hornsage mau dopi)elzahl und uame der Verräter
in H. Gh., welches direkte bekanntschaft mit der Tristansage
verrät, erklären möchte, verfährt ganz wie Fikenhild im Lied.
Der könig, so wird z. 14357 ff, erzählt, zieht auf die jagd und
lässt den Melot ^zurück mit dem auftrage, den zwei geliebten
aufzupassen (K. H. At home lafte Fikenhild, allerdings aus
eignem antrieb). Dann heisst es weiter 14376: Sin iveidgeselle
Tristan heleip da heitne und enböt dem ceheime , üaz er siech
wAre. Diese entschuldigung fehlt in K. H., dagegen heisst es
H. Ch. Str. 41 : Hörn pan wipouten lesing Bilaft at hom for
hlode-leting (ob erinnerung an den adcrlass, dem sich Marke,
380 WISSMANN,
Isolde Ulla Tristiin i;eineiiisani untci ziehen V) As for a maladye.
Nun sollte man erwarten, dass auch in H. Cb. erzählt wird, wie
Hörn die geleg-enheit benutzt, wie die Verräter ihn belauern und
den könig benachrichtigen; davon erfahren wir nichts. Gleich
die folgende zeile lautet: Wikardig-duz dem Melot entsprechend)
bi pe king rade Wikel pal les'mg madc u. s. f. Gotfrid da-
gegen erzählt weiter: Der sieche weidenwre Holt ouch an sine
weide. Er und Isot sl beide ßeliben an ir triure Und suochten aven-
tiure, welcher ausdruck denselben sinn hat wie in K.H. 665 f.:
Hörn ferde into hure To sen averilure. Wir müssen dann für
K. H. voraussetzen, was nicht ausdrücklich gesagt wird, dass
Fikenhild dem könig in den wald nachreitet (vgl. Unters. 107,
anm. 23). Dasselbe berichtet Gotfrid M5S7 ft'.: Meldt gie dan
und reit zehanl Ze ivalde da er Marken vanl. Er erzählt ihm,
was er gesehen: //• tnüget die warheit seihe sehen, Sprach
Meldt, herre wellet ir, Ze naht so ritet dar mit mir] ähnlich in
K.H. 7 19 f. (was in allen andern fassungen fehlt): And pider {to
hure) pu go al rigf Per pu him finde mip. Dass auch Gotfrid
das gebahren des Mariodo und Melot als schändlichen verrat
auffasst, geht, wie aus vielen stellen, so besonders aus der
längeren betrachtung 15051 iF. hervor. Die katastrophe, die
schliessliche entdeckung des liebesverhältnisses, erfolgt in
Tristan nach den bekannten, vielfachen täuschungen des königs
in ähnlicher weise, wie in K. H. Der könig findet die lieben-
den unter erschwerenden umständen beisammen. Die folge
ist, dass Tristan den hof meiden muss, wie Hörn, und in
fremden dienst geht. — Noch mit einem andern Verräter scheint
der Fikenhild des K. H. verglichen worden zu sein. P. und S.
nämlich legt ihm den namen Gendolet bei, und macht ihn
zum ersten ratgeber des königs. Die erinnerung an Ganelun
liegt auf der band. Merkwürdigerweise wird in einem bei
V. d. Hagen, Gotfrids Werke, abgedruckten bruchstücke einer
Französischen hs. des Tristan aus dem 13. jahrh. (MS IV. 582,
anm. 7) einer der drei Verräter Guenelun genjfnnt. v. d. Hagen
erinnert an den Ganelun der Karlsage und an Altn. Gandr
= wolf, was noch mehr in dem obigen Gendolet liegen
könnte.
Zu den zwölf gefährten gehört auch wol der K. H. 1467 er-
wähnte Arnoldin, dem in R. H. die an dieser stelle auftauchende
gestalt eines bruders des Wikle, Wothere entspricht, s. Unters. 93
STUDIEN ZU KING HÖRN. 381
und aum. ')!. P. und S. hat dafür nur einen dieuer der
Sidonia, der an den Strand gesant wird, um nach Hörn aus-
zuspähen. In H. Ch. fehlt bekanntlich der sehluss. Zwar ist
ein hruder Wikel's vornen genannt, der jedoch am verrate
teilnimmt und str. 92 von Hörn erschlagen wird. Wenn also,
was nicht sicher, das gedieht auch den zweiten verrat enthielt,
so hätte nur Witard (Wichard?), von dem noch die rede sein
wird, dem Arnoldin entsprechen können.
IX.
Wiinderbai-es.
Dem wunderbaren ist in unserem licde ein verhältnismässig
kleiner räum gegönnt. Drohende gefahr wird durch träume
ina voraus angekündigt. 80 erfährt Rimenhild durch einen
träum, dass der geliebte ihr genommen werden soll: *In die
see warf ich mein netz, und es wollte uicht halten. Ein
grosser fisch zuerst begann mein netz zu zerreissen. Der
fisch betrog mich so, dass ich nichts fieng. Ich fürchte, ich
werde den fisch verlieren, den ich mir erkiesen wollte'. Traum
und deutung G75 ft", 699 fl'., 744 ff. sind nicht ganz klar. Es
handelt sich, wie es scheint, um zwei fische, einen, der ge-
fangen werden soll (Hörn?) und einen, der das netz zerreisst
(Fikenhild?). Mit diesem träume sind wol die ebenfalls nicht
ganz verständlichen worte Horn's lir)3 ff. in Verbindung zu
bringen. In R. H. fehlt die ganze sceue mit dem träume (siehe
Unters. 107, aum. 23), desgleichen in P. und S. und H. Gh., doch
findet sich das gleichnis vom netz R. H. 4044, H. Ch. 79, wenn
auch au anderer stelle und zu anderem zweck (s. oben I).
Der zweite träum 1441 ff. mahnt Horu an die gefahr,
welche der geliebten in seiner abwesenheit durch Fikenhild
droht. Die beziehung ist klar, fast zu deutlich, um poetisch
wirksam zu sein. Er findet sich auch in R. H. 49(58 flf. mit
einer charakteristischen erweiterung, auf die ich Unters. 113,
anm. 49 aufmerksam gemacht habe. P. und S. erzählt den
träum ganz auders, s. 407:
Pontus träumete dieselbige Nacht, wie Sidonia, seine allerliebste
Frau, ein Bär schädigen wollt; und sie schrie gar laut und rnfete
Pontus gar oft an um half und sprach: Mein allerliebster Herr lass
mich nicht also sterben und umbringen. Das kam ihm zwo und drei
Nacht für u. s. w.
382 WISSMANN,
Nicht in K. H. findet sich der träum Rodmund's (der im
liede üherhaupt nicht mit nameu genannt wird) vor der an-
kunft Horn's (R. H. 4654). Ihm träumt, dass er auf die jagd
ritt, und dass ein grosser eher ihn anfiel und ihn schlug, dass
er nicht wieder aufstand. Er fügt hinzu:
Pors senefient gent en sunge ben le sai:
Si Joe vois contre ces, tres ben me garderai.
Kriemhild, Nib. 864, sieht im träume, wie zwei wilde swm
ihren gatten über die haide jagen. Ebensowenig wie Sigfrid
lässt sich Rodmund durch den träum warnen. P. und S. hat
auch diesen träum umgeändert. Produs (Rodmund) erzählt
s. 397:
Es kam mir für, wie ich zu einem schwarzen Wolfe wäre wor-
den, und ein grosser weisser Windhund lief mir nach und hängete
mir derselbige so lange nach mir Beissen und Zerren, bis er mich
vom Leben zum Tode brachte.
Der ring, den Hörn von Rimenhild erhält, hat, wenn wir die
lesart von C 5S7 ft'. als die richtige anseiien, keine eigentlich wun-
derwirkende kraft, sondern nur die fähigkeit, den mut und die
ausdauer des ritters zu kräftigen. 0 schreibt dem ringe die
Wirkung zu, dass der träger keinen streich verfehle, H, dass
er in keiner schlacht den tod finden oder mit unrecht werde
erschlagen werden. Die dem ringe nach C zugewiesene kraft
(vgl. oben s. 376) wird mehrmals erprobt und lässt den beiden
aus drei kämpfen als sieger hervorgehen. Der letzte dieser
kämpfe findet statt, nachdem der ring zur erkenn ung verwen-
det worden. Der litter muss ihn also nachher wieder an sich
genommen haben (s. jedoch die lesarten). Grössere fugenden
hat er in R. H. 2056 if. Der träger, heisst es,
En euve u en fu mar crendrat de murrir,
N'en bataille champis n'en turnai tenir.
Mes sul ke le voillez chastement costeir.
(danach ist in Unters. 107 der schluss der anm. 20 zu ver-
bessern.
Auch hier ist also die Wirkung des ringes, die übrigens
nirgends ausdrücklich erprobt wird, an eine mit der person
der geberin zusammenhängende bedinguug geknüpft. In H. Ch.
ist die kraft des ringes eine andere. Nach str. 48 soll das
bleichwerden des steines einen Wechsel in der gesinuung der
R., ein rotwerdeu des steines den verlust ihres magdtums an-
STUDIEN ZU KING HÖRN. 383
zeigen, lu str. 71 dageü,en wird Hörn durch den Wechsel der
f;irl)e nur gemahnt, dass die sieben jähre vorriiher sind, vgl.
Stiniiuing a. a. o. 360 und 361. Es ist dies nicht der einzige
Widerspruch in der composition dieses seltsamen gedichtes.
X.
Christon und beiden.
Das christliche elemeut ist mit unserem gedichte eng ver-
knüpft, ohne dass sich jedoch der speciell theologische ton,
wie Stimming a. a. o. 359 f. ihn nennt, des R. H. geltend
machte. Christen und heiden {sarazins oder paens) sind un-
versöhnliche feinde. Gewinnen diese die ooerhaud, so müssen
jene ihren glauben abschwören, oder sie werden getötet 65 ff.,
die kirchen werden zerstört. Siegen die Christen, so dreht sich
der spiess um 1391 ff. und die zerstörten kirchen werden wie-
der aufgerichtet, ebenso im K. H. 4860 ff; P. und S. 401 f. Mit
Vorliebe werden die heiden hiindes tituliert. Formeln wie Crist
j,eue him his hlessing, Crist {God) him migte Messe, so Crist me
rede, 7iu Crist pe wisse u. s. f. sind häufig: 160, 162, 429, 477,
571, 1075, 1481. Dagegen fehlen biblische Wendungen und
erinnerungen aus der heiligen geschichte, wie sie auch z. b. im
Rother von zweiter liand sich finden (3932, 3944, 4020 und be-
sonders 4389 ff", verglichen mit 4621 und 4651). Einigemale
werden im K. H. heilige angerufen: Bi seint Gile 1197; seint
Sleuene 685.
Dass in unserem gedichte unter den sarazins und paens
ursprünglich die seeräuberischen Dänen und Nordmannen zu
verstehen sind, kann nicht zweifelhaft sein. Der name der
Sarazenen war seit den kreuzzügen geläufig, in manchen gegen-
den Europas, namentlich an den küsten des mittelmeeres schon
vor denselben; und sicher zeichneten sich schon in diesen zel-
ten die ]\Iuhamedanischen bewohner des nördlichen Afrika
durch ihre Vorliebe für das ])iratenwesen aus. Während der
kreuzzUgc wurde der name auf die nördlichen heidnischen
Völker, die sich dem seeraube widmeten, übertragen. In dich-
tungeu der ritterzeit, namentlich in solchen, die im binnen-
lande entstanden, dachte man, als auch in Dänemai k und
Norwegen mit dem christeutume friedliche sitten eingezogen
waren, unter dem uamen Sarazenen und heiden wirklich au
384 WISSMANN,
die Muhamedaner des Südens. Was den K. H. anlangt, so ist
nicht zu entscheiden, ob sich der dichter der wirklichen Ver-
hältnisse noch bewust war. GeoftV. Gainiar braucht paens und
Danes als gleichbedeutend (wie es scheint noieh nicht Sarazins
und jene ausdrücke), s. z.2162, 2170, 2358; z. 2407 f. lesen wir:
Mes les paens se rrlierent E ßrent mal e guereierenl Lur gent
venaient, Danes felons, MuH osciaient des harom. Benoit de
Sainte-More, der sarraziii gleich 'heidnisch' setzt und Sarrazins
und Chrisliens einander gegenüber stellt, verbindet mit jenen
ausdrücken den nebenbegriff der Wildheit und falschheit. So
nennt er die einvvohner von Everwic, welche die Normannische
besatzung getötet hatten Chr. Angl.-N. I, s. 257: Cnilverz paens
luxuriös Del mauvais ancien usage Esleient uncor tuil sauvage E par
poi (leini-sarrazin. Desgleichen erzählt er s. 266, dass die grafen
Gallers, Sigarz und Addelins Cum faus parjurez Sarrazins Se
furenl dcvers eus tornez. S. 239 spricht er von Gele englesche
genz sai'razine. S. 247 gebraucht er sarrazine gleichbedeutend
mit hutlage. In einer 'Genealogie des ducs de ßoulogne'
(Chr. Angl.-N. III, vorr. XIII) heissen die nördlichen Seeräuber
durchaus Sarrasin. Die stelle verdient im Wortlaute angeführt
zu werden:
En icel tems vinrent Germons et Yserabar en ceste tere, et li
quens Heinekiiis de Bouloigne ala eucontre :i tout XXX i» homes ä
armes et ä ceval por warder le pais de ßoulogne, mais li Sarrasin
qiii vinrent d'Augleterre et arriverent par leur force et par lor
volonte ä Wimerenc et piisent Bouloigne par force et ocisent X'"
hoiues des XXX •" houies que li quens Hernequins avoit; et quant il
les avoient ochls, si les espetoient en lur glaves et les rostissoient
au tu en despit des erestiiens. — Ensi enkaciereut li Sarrasin
les erestiiens que tot li crestiien i demorerent mort en la place
n. s. w.
Rob. of Gloucester nennt die Sachsen, die Modred hilfe bringen,
paens und saracens s. 221. Unter den saracens s. 276 sind
jedenfalls Dänen zu verstehen. Auch hier stehen sie den Cristy-
nemen entgegen.
Im R. H. stammen die beiden aus Affriqae, sind aufrikant
und persant (s. unten), und zwar werden unter ihnen die aus
der Deutschen sage bekannten beiden Hildebrant und Here-
brant aufgeführt. Das auftreten dieser beiden in so ungewöhn-
licher gesellschaft und unter so abweichenden Verhältnissen
hat natürlich zu erklärungsversuchen aufgefordert. Liesse sich
STUDIEN ZU KING HÖRN. 3S5
der beweis fiihreu, dass sie in die Hornsag:e hineiiigehüren, so
wäre auch der beweis der prioritüt der urquelle des R. H. vor
unsereiu K. H. geführt. Das ist aber bis jetzt noch nicht ein-
mal versucht worden. Grimm, Altd. Mus. II, s. 313 sagt: 'Es
kann leicht sein, dass berühmte namen in andere sagen über-
gehen, liier sind mir beide, zumal in ihrem zusammenstehen,
beinahe merkwürdiger, als eine ähnlichkeit der sage selbst', und
bemerkt weiterhin, dass beide beiden hier 'Afrikaner' heissen,
bedeute vielleicht nichts weiter als unchristen, welcher erklä-
rung v. d. Hagen, MS. IV, 5(59 zustimmt. Heldensage' 260 wird
angenommen, dass nur die namen, ohne alle beziehung auf
die sage sell)st, in das Französische gedieht gekommen seien,
wenn auch aus Angelsächsischer Überlieferung. Auch MüUen-
hoft" ZE. V, 2 (Z. f. d. A. 262 f.) versucht nicht, einen inneren
Zusammenhang dieser beiden mit der Hornsage nachzuweisen.
Auch seheint ihm das zeugnis einer so späten Überlieferung,
wie das Französische gedieht, von geringem gewicht, um
daraus auf einen selbstständigen Altenglischen mythus der
Hildingen zu schliessen. I)as auftreten der Altdeutschen bei-
den als Sarazenen zu erklären, weisst er darauf hin, dass in
der Kudruu auch ehemals Fränkische oder Friesische seehel-
den am Niederrheiu zu Dänen geworden und ebenso bei den
Angelsachsen, wie wir schon aus Beow. 1069Ö'. sehen, manche
beiden der nationalen sage sich in Dänen verwandelten. Die-
sen dürfen die Sarazenen Hildebrant und Herebrant beigezählt
werden. Wenn M. daraus, dass diesen beiden als brüder Rod-
mund {Hröbmund) und (Jodebrand (Gü^hrand) beigesellt wur-
den, schliesst, dass dies noch 'von völligem Verständnis' der
namen zeugt, so dürfte zu erinnern sein, dass vorher, ebenfalls
als brüder, Gundarolf und Eglolf genannt sind (s. unten).
J. Haupt, Untersuchungen zu Gudrun, knüpft an die bezeich-
nung der beiden als Afrikaner an, welche er auf Alfriki in
Norwegen bezieht. Es ist in hohem grade zu bedauern, dass
eine fortsetzung seiner Untersuchungen, die sich namentlich
dem Französischen epos zuwenden sollten, nicht erschienen.
In unserer stelle scheint er, nach s. 74 a. a. o., wirklichen
sagengehalt und erinuerung an die kämpfe der östlicheren Völ-
ker und Stämme mit den westlichen zu finden. Ich bin bis
jetzt ausser stände, in diesen namen etwas anderes zu finden
als eben namen, die erst d^r dichter des romans in den Hörn,
Anglia, IV. band. 25
386 WISSMANN,
aus welchen quellen wissen wir nicht, hineingebracht hat, aus
dem leicht erklärlichen bestreben, den fiihrer- und namenlosen
heerschaaren i-einer quelle durch hinzufiigung prunkhafter häupt-
liuge grössere bedeutung und Wahrscheinlichkeit zu geben.
Die anführer der Sar?'acens heissen allgemein AdmirakU,
K. H. 91 {amyrail, amyraud) und Maister K. 11. 637. Dieselben
ausdrücke hat Rob. of Glouc. s. 402: Wat adreynt, wat aslaive,
tuelf pr'mces pere tvere ded pat nie clupep amyrayls , 409:
pe kxjiig of Camele made pays and an amyrayl also, 397: And
anoper gret mayster he slou and efsone pc prydde , 402: and
perafter hü nome pe heueden of pe hexte maystres and to
Antyoche come. Die heimat der paens heisst paynyme K. H. 825,
was als beidenland ganz allgemein dem christlichen teile
der erde gegenübersteht, Rob. of Gl. 412: Neuere ^ut man ne
mype in Cristendom ne in paynyme In batayle hym hryng
adoun, 403: pys word was sone rvyde in paynyme ybrogt.
Diesem paynyme entspricht in Deutschen gedichteu der aus-
druck heidenschefte , z. b. Parz. 309, 19: Ein p feile us Acratön
Uz heidenschefte verre bräht.
Drei heideueinfälle finden in unserem gedichte statt und
zwar je einer in den drei verschiedenen reichen, in denen die
erzählung spielt, in Suddene, in Westernesse und in Yrloud
In K. H. sind nur der erste und der dritte in Verbindung
gesetzt, die darin besteht, dass der oder die mörder Murry's
(die stelle, 887 ft'., ist nicht sicher überliefert) auf einem zwei-
ten raubzuge Hörn in Yrlonde begegnen. Der dazwischen
liegende raubeinfall 613 fi". hat in K. H. den charakter einer
episode, in welcher Horn's ritterlichkeit in hellem licht er-
scheint. In R. H., und demgemäss in P. und S., ist auch
dieser kämpf in der obigen weise mit den übrigen verknüpft.
1295 ft". landen in könig Hunlaf's reich zwei heidnische könige,
die aus Aflrique ausgezogen sind, briider Rodmund's, der
Aaluf getötet hatte , Reis Gunderolf e Eglolf furent icel nnmez.
Fast mit denselben Worten wird 2905 fit. berichtet:
A un jur sunt venu dui mult felun tyrant
En le regne de Westir od lur flöte si grant.
11 erent fors eissuz del pai» aufricant.
* So auch in Mhd. gedichten, Titur. I, 93 : Der roemische keiser und
der admirot al der Sarraziiie. Ucbrigcns scheint Wolfram das wort
Sarazene richtig zu gebrauchen, vgl. Parz. lUS, 22.
STUDIEN ZU KING HÖRN. 387
(Dazu in C:
Freros erent Rodmiind ki Suddene iert tenant)
Aaltif pere Horr destruistrent li vaillant,
E fieres sunt a ces dimt ot este venjant
En Bietaine kant lud od Ilunlaf li poissant.
Li eiusnez de ces dous si ot nun Ilildebrant
E li autie puisnez avoit nun Herebrant,
E lur nevu od eus Rollac fiz Godebrant
Ke fut lur frere ainsnez e si iert reis persant.
Dazu C:
Sire eateit e chief d'eus, cum sovent sui disant.
In diese etwas unklaren Verhältnisse, in denen von sechs brti-
dern die rede ist, hat der Verfasser des prosaromans Ordnung
zu bringen gesucht. Nach ihm rüstet der sultan von Babylon
drei flotten für seine drei jüngeren söhne aus, mit denen sie
sich christliche reiche erobern sollen (ein gedanke, der auch
sonst z. b. in Gotfrid's Tristan auftaucht und dem sagenhaften
Gurmun, Gurmond beigegeben ist, der dem bruder das land
überlässt und aus Afrika auszieht um sich ein neues reich zu
erkämpfen). Einer derselben, Produs erobert Galicien, der
zweite, Corodus, gelangt nach Britannia, der dritte, Corbatan,
nach Engelland. Auch im K. H. handelt es sich nicht blos um
raub und plünderung sondern um eroberung, worauf ja die
Dänen in der tat bei vielen ihrer züge aus waren, s. Lappenb.,
Gesch. von England 1 , 288 tf. ' Die beiden kamen zu land und
ergriffen besitz davon', heisst es K. H. z. Gl f. Auf die frage,
was sie zu suchen hätten, erhält Hörn 619 f die antwort: pis
lond 7ve wullep wynne And sie pat per is inne. In Yrlond
soll Zweikampf über den besitz des landes entscheiden.
In R. H. ist die erste bedingung der beiden, dass der
Christenglaube abgeschworen und tribut bezahlt werde, 1331,
1340. Gudereche soll ausserdem 3002 tf. sein land von dem
sultan von Persien zu leben nehmen. Auch hierfür liefert
die geschichte belege, s. Lappenberg I, 306 über das ende
Eadmund's des Heiligen. Eine weitere ähnlichkeit der Sara-
zenen des romans mit den Dänen der Wirklichkeit besteht
darin, dass sie, an einer stelle geschlagen, an einer andern
zu landen versuchen, wofür die Sacbsenchronik zahlreiche bei-
spiele liefert.
Wie aus der Inhaltsangabe von H. Ch. (s. Unters. 91 ff.)
zu erselien , ist hier von einem gegensatze zwischen christen-
25*
388 WISSMANN,
tum und lieidentuni nichts zu finden. Es geschieht ein wirk-
licher Däneneinfall, die Dänen werden indessen geschlagen,
und der Untergang des königs Half»eof wird durch drei Irische
könige herbeigeführt. Das land fällt jedoch nicht diesen, son-
dern einem grafen von Nordhumberland zu, dessen dasein wir
nicht recht begreifen, da könig Halj^eof nach str. 1 über al
Tngelond fram Humher norp hen-scht. Der zw^eite heidenein-
fall fehlt ganz, man kann allenfalls den Zweikampf den Hörn
mit einem ritter im walde str. 52 f. zu bestehen hat, als ersatz
dafür ansehen. Auch das dritte zusammentreften wird völlig
abweichend berichtet. Hörn sucht selbst den feind in Irland
auf, str. 58 fi'., Unters. 98 und tötet Malkan, den mörder
seines vaters, wobei er seines vaters schwert zurück gewinnt.
XI.
Bettler und spielleute.
Den bettlern und spielleuten fällt eine hervorragende rolle
in unserem gedichte zu. Die bettler namentlich sind leute von
bedeutung. Von Hoin wird gesagt, dass er den ihm auf-
stosseuden palmere höflich {faire) grüsst, in R. H. begrüsst er
ihn zuerst 3950: Prhnes le salua. Solchen gruss beanspruchen
sie als ihr recht, und in H. Ch. erfährt Hörn für seine brüske
manier folgende Zurechtweisung, str. 73: Vilalne canestoiv
nowgt i'ide? Fairer pou mipe nie grele. Haddeslow cleped me
gode man^ V ?volde have teld pe wannes y cam u. s. f. Als
bettler sitzt Hörn wel lo^e und upon pe gründe, verlangt aber
ziemlich unbescheiden zu trinken und verschmäht das ihm zu-
erst angebotene {tok hit his ifere 1149). Er geriert sich als
Wortführer der ganzen bettlerschaar {give us, pe heggeres heop
ofperste\ In H. Ch. nennt er sich auführer von mehr als
sechzig bettlern, str. 80: Of heggers mo pan sexti, Hörn seijd,
maister am Y, And askc pe pe mete. Dies erinnert au den
' gode man, str. S3 godes men, scheint der titel der bettler zu sein
und erinnert an unser 'gutleut' (im Süddeutscheu ausdruck 'gutleuthaus')
Grimm, Rechtsalt. 294, erklärt honus homo als hiedermann , freie, und
bemerkt in einer anm.: '■gude man heissen im 15. und 16. jaluhundert
auch edelleute, die keine ritter waren. Es scheint benennung ehren-
werter männer unter edlen und freien'. Danach hat eine (vielleicht
ironische) Übertragung der bezeichnung auf die bettler stattgefunden.
STUDIKN ZU KINC; llOKN. 389
sonst vorkommenden titel eines königs der bettler {egentium
rex (bei Saxo s. 574, worüber MüUer's anni. in den Not. über.
s. 210 keine ausreichende aufklärung- gibt). Im R. H. und H. Ch.
nimmt sieb der bettler noch mehr heraus. Ueber die massen
frech gebährdet sich Morolf (v. d. Hagen 1010 tf.) in seiner
Verkleidung.
Bei festen und gastmahlen sitzen die bettler in der nähe
der türe. Saxo erzählt s. 281 von Starkatherus, dass er im
bettleigewand vicinum Uininl locum occupat (s, unten). Here-
ward kommt als bettler extremns hiter nuptiaUa contubernia zu
sitzen (Gesta s. 10). Die höflichkeit, mit der mau ihnen be-
gegnet, hat darin ihren grund, dass man ihrer bedarf, sei es,
um wie in unserem liede, auskunft von ihnen zu erhalten, sei
es, um sie zu boteudiensten zu verwenden. Saxo liefert hier-
für in der geschichte des Suio, bei Müller s. 415 einen beleg.
Dieser schickt nämlich an die geliebte
queudam obsoleto habitu per itinera publica stijjem petere solitimi
qxii quuiM e^en tium niore propinquum liminil)us discubitum
habuisset,
der königin zuflüstert, dass Snio sie liebe u, s. f. Auch kann
das bettlergewand einen gott (Odin, s. Grimm, Myth. 101 f,
der z. b. in der geschichte Siwardus, Chron. Anglo. N. II, 99 ff.,
noch deutlich erkannt wird) oder einen beiden umhüllen (Guy
of Warwik). Jener erteilt rat, dieser gewährt hilfe.
Meist wählt man das bettler- oder, was dasselbe ist, das
pilgergewand, wenn mau auszieht jemanden zu suchen. So ist
nach der erzählung des romans Joeerant, der söhn Herlant's,
drei jähre als bettler unterwegs um Hörn zu suchen, und in
H.Ch. zieht Witard (vgl. oben s. 377) dem verbannten Hörn nach,
ohne ihn, weil er seineu uamen geändert, ausfindig machen zu
können. Von Morolf wird erzählt, bei v. d. Hagen 928 f.: Er
walle (um die Salme zu suchen) von eyner bürg zu der andern
VoUeclichen wol sieben jare, desgl. z. 3370. Dasselbe tut der
marschalk dan Enal, Tristan 3379 If.:
Sich selben liez er in der not
Wand er gie betein umbe brot
Und treip daz stajtecliche
Von riebe ze riebe
Von lande ze lande
Vorsehende nach Tristande
Wol drill jär oder mere.
390 WISSMANN,
Das haiiptkleidungsstiick des bettlers ist der alles bedeckende
maiitel {sclavine), ausgerüstet ist er mit stab {burdon) und
tasche (scrippe), s. Mätzuer, Sprachpr. I, 1, 224. Im ronian
Hörn werden noch einige stücke mehr genannt. Die ganze
stelle lautet 3971 ff.:
Pur la cote k'avez averez mun piu'prin,
L'e sc lavin aveiai e vus cest luautel hermiu
E pur cest escreppo ices chauces ostiiu
Pur cest vostre burdon cest luien amoravin,
Pur le palme del col le mien brant acerin.
Man vergleiche hiermit die stelle aus Sal. und Mor., wo sich
Morolf zu seiner fahrt rüstet, 3853 ff. :
Um daz lieupt bant er eynen bart,
Eynen growen kotzen leit er an,
Eynen palmen uf den rucken
Und wart eyn wallender man.
Uz dem rore sueit er eyn stab in die liant.
Der kleidertausch lindct sich in allen Fassungen des K. H.
Ein weiteres beispiel habe ich aus La^amou bereits Unters.
111 f. angeführt. Von Jarl Iron wird, llassmann, Heldens. II,
127 erzählt, dass er auf seiner fahrt zu Salomon mit einer
bettlerin die kleider tauscht. Anders verläuft ein ähnlicher
Vorgang im Rother. Rother zieht auf kundschaft aus (ganz
wie Hörn) 3657 &.:
Do sprach der koninc riche
Harde wisliche
Vrunt inde man
Ich will uor Constantine gan
In wal leres wise'
Weruen mine spise.
Er verkleidet sich demnach als bettler, trifft die nötigen
Verabredungen und wandert mit einigen begleitern nach der
Stadt. Unterwegs stösst er auf einen ritter 3693 ff.:
Do reit ein recke guote
Vor den walt her schowete,
Rother der riche
Groztiu guthliche
Unde vragete
Was dar meres wsere.
' Fast dieselben ausdrücke hat das gedieht von Sal. und Mor. II,
bei V. d. Hagen, Die Ged. d. Ma. 1770 ff.: Salomon zu der hurg kerte
Als ene Morolf Urtc In eyns bUgerins wise Bat er yme gehen die spyse.
STUDIEN ZU KING IIORN. 391
Der littcr bcii'iiint nun einen weitläufigen bericht von Rother
und (lc!^t<en Schicksalen, der dem betller zu lange dünkt. Er
will fort, der ritter aber ruft, 3789 f.:
Beite wallere
Hie sage der starke mere,
und nun erfährt Ixother, dass Constantin, um sich aus der ge-
fangenschaft zu lösen, dem söhne des königs von Babylonien
seine tochter versprochen habe, der solle sie nehmen hi nacht.
Rother und seine begleiter gehen hierauf in die stadt. — Zur
abwechslung begegnet hier also einmal ein bettler einem
ritter und verlangt und erhält von diesem auskuuft. Ich ver-
mute, dass auch hier urs})rünglich die sache genau so verlief
wie in K. II., dass Rother auf einen bettler stiess, und nach-
dem er die gewünschte auskunft erhalten, mit diesem die
kleider tauschte.
Die Verkleidung genügt indessen nicht zur unkeuntlich-
machung. Es wird K. li. lOSG ff. weiter erzählt, Hörn: wrong
his üppe (wol um alt zu erscheinen), He made him fule
chere And bicoltvede his swcrc (letzteres auch im R. H. mit
begleitenden umständen 4071.) f.). Dasselbe berichtet Saxo von
Othinus s. 127;
peregrina veste suuipta, regia contubcriiiam repetit. Neqiie euini
facile ab oceurrentibiis diguosci puterat cuui veras oris notas falsus
squalor abatergeret, veterem habitum nuva furaretur illuvies.
Desgleichen von Haldanus s. 328. Von Olo wird s. 374
erzählt:
verum oris habitum adulteriua speeie supprimens obtritum annis ho-
miuem simulavit,
was an das wrong his lippe in Horu erinnert. In der höfischen
poesie findet sich der gleiche zug, Tristan 15564:
Tristan kom dar In pilgerines wsete
Stn antlütze er luete Mlsseverwet and geswellet
Lib und wat verstellet.
Eine stelle aus Hereward habe ich bereits in Unters. 110 ver-
wendet. Unter diesem schmutz scheint jedoch die Schönheit
durch. Häufig verrät der glänz der äugen den beiden, so in der
erwähnten stelle aus Hereward, ferner bei Saxo an verschie-
denen stellen, s. 371 (Olo). Ingellus erkennt den Starkatherus
8. 297 parum hlandae froniis amiotatione, und bemerkt acer-
rimum ocidorum vigorem. Denn der glänz der äugen kenn-
'A^2 WISSMANN,
zeichnet den heldcii, s. Saxo, s. 69 (Regnenis), 'M)'2 (Olo) u. s. f.t
Die melir mccliauisclie erkcnuung- durch einen ring- scheint
späteren Ursprungs (wie überhaupt der ring als symbol des
liebesbundes, Grimm, Reehtsalterth. 177 f.). In der darstellung
der betreflenden scene weichen die verschiedenen Fassungen
der Hornsage nicht unwesentlich ab. "Nach dem Hede geht R.,
nachdem der bettler getrunken mit dem hörn 'to bure', d. h.
in ihre kammer. Dort findet sie den ring und lässt den bettler
durch eine clamesele holen um ihn auszuforschen. Das ist der
einfache und uaturgemässe verlauf. Anders der dichter des
romans. Bei ihm findet die ganze erkennungssceue im saal,
unter den äugen Wikle's und des bräutigams statt. Hörn
trinkt die hälfte des hornes und wirft den ring hinein. Er
bittet R. die andre hälfte zu trinken:
4230 Ele le prist, si en beut e le com enclina,
E l'auel od le vin ä sa buche avala,
E kant ele le senti, si s'en espoenta.
Ele l'ad pris, si rconuit tantost ele l'esgarda.
Es folgt dann eine weitere längere Unterredung, bis Hörn
sich zu erkennen gibt (s. Unters. 89). H. Ch. gibt nicht an,
wie R. den ring aus dem becher nimmt. Es heisst str. 84 :
Of \>Q coppe he (Hörn) drank l>e wine,
l>e ring of gold he keste ]>erinne
Bitokening lo it here.
R. mit den worten: armer mann dich dürstet sehr u. s. f. holt
einen andern trunk (vielleicht um unbeobachtet den ring her-
vorzunehmeu) und fragt dann, ob Hörn da sei. Auf die ant-
wort 'ja' fällt sie zu boden und wird in ihr zimmer gebracht.
Sie schickt dann den Haderof um mit Hörn zu sprechen.
Spielleute waren im mittelalter die vermittler und boten ^
getrennter parteien, die Verbreiter aller neuen und wissens-
werten künde. Diese eigenschaft in Verbindung mit ihrer
kunst, verschaffte ihnen aller orten einlass, Grimm, Heldens.- 383.
' Auch bei Wolfram, Parz. 360, 17: Der gar zun kom gegangen
Mit zorn ward er empfangen. Qawäns äugen blicke In lerten herzen
schricke.
2 Gotfr., Tristan 1627.5: Ze shier heinliche er getvan Von Gales
einen spileman Gef Hegen unde wisen. Von dem boten, den Pharo von
Wendelse an die Salme schickt, heisst es (Sal. und Mor. bei v. d. Hagen
.")61): eine deutsche harpp dreit er in der haut.
STUDIEN ZU KING HÖRN. 393
Ich brauche uur an den spielmann Isung der hcldcnsage zu
erinnern (v. d. Hagen, Altd. und Altn. Heklens. I, 304 ff., Rass-
uiann II, 278). Das gewand des spielnianns war darum die
gewöhnlichste art der vermummung, wofür geschichte und
sage aller mittelalterigen Völker zahlreiche beispiele liefern.
So wählt auch Hörn, um in das feste schloss Fikenhild's zu
gelangen, für sich und seine geführten die maske des spiel-
manues, 14S5 ff. Sie ziehen vor das schloss und beginnen zu
spielen und zu singen. Rimenhild (nach 0 und H Fikeuhild)
fragt, was sie seien. Sie nennen sich harpiirs und gigurs C,
in 0 und H harperes , jogelours and fif^elcres. Sie erhalten
einlass. In R. H. heisst es 5175 f.: Harpes porter ent asquanz
vieles H plusor Co voll sire Hörn k'il seient jugleor und 5189 ff.:
Asquanz sevent harper asquant sunt roteor, Tels i ad ki de
chanl frunt li bon chanteor, Ja ki s'orat chanter ne se tcndrat
de plor. P. und S. ist kürzer, s. 418:
Wir wollen uns verkleiden hier in diesem Wald und wollen mit
Pfeifen und tanzend hineingehen.
Die list hat den gewünschten erfolg. Sie werden ohne um-
stand in das schloss gelassen und bereiten dem hochzeitsfeste
ein Jähes ende. Bei dieser gelegenheit heisst es von Hörn,
z. 1501: Hc makedc Rimenhilde lay. Eine deutung dieser stelle
habe ich schon Unters. 108 f. zu geben versucht und sie dort
bereits mit dem 'lai de Rimignil' des romans in Zusammenhang
gebracht. Wahrscheinlich ist in der obigen stelle Rimenhilde
als dativ aufzufassen (also nicht etwa zu verstehen: er sang
den lai der Rimenhilde). Die Situation erinnert an eine stelle
aus Tristan, wo dieser die trauernde Isot, die von Gandiu
weggeführt werden soll, durch gesaug tröstet:
13324 Er harphete an der stunde
So rehte suoze einen leich
Der Isote in ir herze sleich
Und ir gedanken alle ergie
So verre daz sir weinen lie
Und an ir ämis was verdäht.
Dass die sänger und spielleute durch ihren gesang manches
auszudrücken wüsten, davon hat Saxo mehrere beispiele. Das
berühmteste ist aus Grimm's Heldens.'- 49 bekannt, die kunst
eines bei Saxo s. 600 erwähnten spielmanns ist so gross, dass
er durch sein spiel in den zuhörern wut und raserei zu erregen
weiss. Zur erkennung dient der gesang im Rother z. 172 und
3*J4 WISSMANN,
2501, gauz wie in der !?agc von Kicliard Löwenhorz, und an
älinliclies kann man auch an unfreier stelle denken. In R. H.
und in P. und S. ist von einem gesang Hoin's in der weise
des K. H. nichts gesagt. Dagegen ist an einer andern stelle
von einem besonderen lai, der seine und Rimeuhilde's liebe
zum gegenstände hat, die rede. Diesen lai hat nach R. H.
2791 ff. 13atolf des söhn Hunlafs, also Rimenhilde's bruder ge-
macht. Lenburc kennt nur einen teil davon, den Hörn, als
die reihe zu spielen und zu singen au ihn kommt, ergänzt.
In P. und S. ist Pontus selbst der Verfasser. Es wird s. 318
erzählt, dass, als er während seiner ersten entfernung vom hofe
eines nachts im walde war und die vögel gar schön singen
hörte,
da dichtet er und machte i;ar ein schönes und liebliches Lied mit
einer gar süssen Melodei und Weise, das Jedermann gar gefällig
und anmuthig war.
Als er dieses lied später vor der köuigstochter Geuefe (Lenburc)
vorträgt, bemerkt diese s. 354:
fürwahr es bringt mir gar grosse freudc, dass ihr das Lied könnet,
denn es ist das Lied, welches der gute ritter Pontus, als man uns
hat gesagt, von seiner Frauen in Britannia gemacht hat; ich glaub' es
auch gerne, dass er es gemacht habe.
Ich bin der ansieht, dass wir auch hier eine entlehnuug oder
reminiscens aus der Tristansage anzunehmen haben. Ich er-
innere an Gotfrid 19204 tf., wo es von Tristan heisst:
Er vant ouch ze der selben zit
Den edelen leich Tristanden,
Den man ze allen landen
So lieben und so werden hat,
wobei noch besonders zu beachten, das Tristan hier an frem-
dem hofe weilt, und in denselben Verhältnissen lebt, wie
Horu am hofe Gudereche's, wovon ich oben bereits gehandelt.
V. d. Hagen möchte diesen Tristans-leich in dem Gaissblatt-lai
der Marie de France erkennen, MS. IV, 581. In einer an-
merkung zu dieser stelle führt v. d. Hagen an, dass in einer
der ältesten hss. des Französischen prosaromans vier lais des
in sang- und saitenspiel erfahrenen ritters erwähnt und mit
uamen bezeichnet sind, und die umstände unter denen der
letzte {lai mortal) gedichtet wird, stimmen durchaus mit denen
überein, unter welchen Pontus sein lied gemacht haben soll.
STUDIEN ZU KING HOKN. 31)5
Aul' eine andere iiberciiistiiiimiiui;- der Horusage mit Tristan
hat bereits W. Grimm, Altd. Mus. II, 307 autmerksam gemacht.
H. Ch. str. 78 erlaubt Mogoun dem als bettler verkleideten
Horu eine bitte und dieser 'so kühn wie der spielmauu im
Tristan', wie Grimm sagt, verlangt die braut, worauf der könig
böse wird und die bitte kurzweg abschlägt, v. d. Hagen MS.
IV, 590 hat die stelle ungenau im gedächtnis und wirft sie
ausserdem mit der schon besproclienen stelle aus K. H. zu-
sammen, wenn er spricht von einer 'entfülirung der königin
als bedungener preis des saitensi)iels durch Horn-Kind selber,
dessen leich (/«;/) s^m" harte herrlich erklingt'. Gotfrid erzählt
bekanntlich 129(33 tJ'., dass der ritter Gaudin als preis seines
saiteuspiels von dem leichtsinnigen könig Marke, der ihm eine
bitte gewährt hat, Isolde erbittet und erhält^ eine episode, die
auch sonst sich findet. Ich halte die stelle in H. Ch. wie ver-
schiedenes andere für weiter nichts als eine zutat des Ver-
fassers, um so mehr als der bitte, wie es sonst stets geschieht
und in echter sage geschehen musste, nicht folge gegeben
wird. In der geschichte des Hercward gestattet der bräutigam
diesem für sein spiel und seinen gesang ebenfalls eine bitte,
Jedoch mit dem ausdrücklichen zusatz; qnicqti.id prceter uxorem
et terram pctere vellel , worin eine erinnerung an dasselbe,
anscheinend weitverbreitete spielmannsmotiv nicht zu ver-
kennen ist.
Die befreiuug der braut aus den bänden des unliebsamen
treiers erfolgt in den verschiedenen fassuugeu der sage ver-
schieden. Sehr einüich ist der verlauf in K. H. Nachdem
Hörn im bettlergewand alles erkundet, kehrt er, von dem
treuen A]'ulf gefolgt, zu den gefährten zurück, wendet sich
mit diesen nach dem schlösse, dessen tore geöffnet sind (er
bat ja vorher den porfer beseitigt), dringt hinein und tötet Modi
und seine anhänger, so in K. H. 1235 ff. Nach den übrigen
fassuugen jedoch vereinbart er mit Rinienhilde und dem zurück-
bleibenden freund einen plan, wonach ein turuier stattzufinden
hat, während dessen er mit seinen genossen hervorbrechen und,
von Haderof unterstützt, die geliebte befreien soll (R. H. 4321
bis 4543, H. Ch. str. 83, 90, 91, 92). Es kann kein zweifei
obwalten, dass das Lied auch hier wieder trotz der dürftigkeit
der erzählung das ursprüngliche bewahrt hat, und dass die
einschaltung eines turniers spätere ausscbmückung ist. Aller-
3'.)() WISSMANN,
(lings scheint ein tuniier auch in der schon mehrmals erwähn-
ten episode aus der Vita des Hcrcward gelegeuhcit zur be-
frei ung der braut zu geben. Dort wird erzählt (der bericht
leidet an Unklarheiten) dass der könig den ihm verdcäebtigen
Herew. zu bewachen befiehlt, wenn er am folgenden tage ad
spectacuhim (turnier?) ginge. Hereward sinnt auf flucht:
Tum advocatis sociis in vicino nemore (under wude side
K. H.) prope aquam quse paitem regni ejus ambit et dividit, sese
occultando occubuit, expectaus illorum adventuui.
Er springt dann hervor und tötet den 'tyrannen', während die
andern die gefesselten boten des königssohnes lösen. Aehu-
liches hat auch llother. Der köuig wird in seiner Verkleidung
im saale erkannt (er liefert sich selbst aus) und soll gehängt
weiden. Damit ist er einverstanden und sagt ::i969: Siez du lenez
geherge stan Vor dem walde lossam, Dar tvil ich hangen.
Dort ist nämlich das beer verborgen. Man zieht also aus,
wobei Graf Arnold die königstochter geleitet und im kämpfe
Kothern beisteht, ganz wie Haderof im R. H. Dieselben Vor-
gänge mit manchen grotesken ausschmiickungen berichtet das
gedieht von Sal. und Mor., nur dass hier der dienstmann,
Morolf, die hauptrolle hat und der könig, Salomo, nach dessen
anweisung handelt. Neu, und wahrscheinlich spätere zutat,
ist das auftreten einer Schwester des königs Pharo, welche
den bedrohten köuig Salomo lieb gewinnt und ihm später ver-
mählt wird.
Dagegen weist Saxo schlagende analogien zu K. H. auf.
Oft nämlich berichtet Saxo, dass königstochter von wider-
wärtigen und gewalttätigen freiem durch wackere beiden er-
löst werden. Sigrutha, die tochter des königs Uuquiuus, hat
einen freier, der obwol pirata plebei gener is im vertrauen auf
seiue tapferkeit splendida conjugia erstrebte. Er wird von
Ebbo getötet s. 329. Ea tempestate heisst es au einer andern
stelle s. 370, Scaü et Hiali frati'um insolens luxus eo petulantice
prorepit, ut excellenüs formte virgines parenühus ereptas con-
cubitu violarent. Sie verlangen unter andern Efa, die tochter
des königs der Wermoren, Olavus. Davon hört Olo und
oblata pugnje facultate gavisns, Olavi penates agrestium cultum
mutiiatus accedit. Quum inter extremos discubitn frueretur . . .
quid ita cseteri luctuosa facie essent, inqiiirit.
Als dann in der folge die beiden brüder mit zehn dienern
STUDIEN 7.U KING HÖRN. 397
hereinbrechen, bekämpft und töfet er sie alle und erhält selbst
das mädchen zur frau. Aehnliches wird von Starkatherus
s. 284, von Hadingus a.hO, von Hereward in dessen Gestis
s. 9 (ohne dass Verkleidung nötig wird) berichtet. Meistens
kehrt indessen der, der ältere anspräche an die braut geltend
zu machen hat, zur rechten zeit zurück, um die hochzeit zu
hindern. Ich gebe diejenigen beispiele aus Saxo, welche am
besten mit unserem gedichte sich vergleichen lassen, etwas
ausführlicher. S. 33 tf. verlobt sich Gram mit öignes der toch-
ter des Finnenkönigs Sumblus. Im kriege abwesend erfährt
er, dass seine braut durch die treulosigkeit des Sumblus dem
Sächsischen könige Heinrich zur ehe versprochen worden. Er
verlässt das beer und eilt heindich nach Phinnia inchoatisqiie
jam nupüis superveniens exlremce vUäatis veste sumpta despica-
hili sedendi loco discuhuit. Er gibt sich für einen arzt aus.
Zuletzt, 07nnibus ehtietate madentibus , puellam intuens, bricht er
in Schmähungen über den leichtsinn der fraueu aus, während
er seine eignen taten im Hede preist.
Et cum dicto discubitu cvolans Henricuin inter sacra mensae
et aiuicorum complexus obtruncat, sponsamqne mediis abstractani
pronubis, magna convivarum parte prostrata, navigio de-
portat.
Haldanus freit (s. 354 ff.) um die keusche und stolze tochter
des Alfus, Guritha, die sogar ihre behausung {conclave) durch
eine auserwählte schaar von kän)pferu bewachen lässt. Guritha
verschmäht ihn wegen seiner niederen herkuuft und wirft ihm
sogar seine hässlichkeit vor. Beide mängel vers])richt H. durch
Waffentaten auszugleichen:
Obseerat quoque, ne cui fori coimiventiam pneberet antequam
reditus interitusne sui certitudinem nuncio cognovisset.
Das gerücht meldet ihn nach einiger zeit tot und Guritha
schenkt der Werbung des Sivarus, aus edlem Sächsischen ge-
schlecht, gehör:
Omnibus arbitiis pecunia ab ipso corruptis (s. R. H.). Quod
Haldanus apud Russiam per negotiatores expertus, tanto studio na-
vigationi inbucuit, ut nuptiarum tempus adventu praicurreret. Qua-
rum prima die regiam petiturus pi^cepit, ne comites prius a consti-
tutis sibi moverentur excubiis, quam ferri stridorem eminus aure
praeciperent. (Vor die Jungfrau hintretend) ne vulgari eloquii
nuditate pluribus intellecta depromeret, .... abstrusa carmcn
ambage compegit
(was wol geeignet ist Horn's rätselhafte rede vom netz 1 1 53 ff.
398 WISSMANN,
ZU erläutern). Guritha antwortet unter anderen, das gerächt
habe ihn tot gemeldet:
Manet et Venus et calor idem. Socius tibi parqiie fatinus. Nee
ab ordine sponsio cessit Aditus habitura fideles.
Sofort schlägt H. den verlobten nieder und damit nicht zu-
frieden, tötet er, mit hülfe der genossen, den grösten teil der
gaste und bemächtigt sich der Guritha.
Die Übereinstimmung mit den in unserem gedichte ge-
schilderten Vorgängen springt in die äugen. Es fehlen einige
Züge, die von Saxo nicht berichtet (wie das zutrinken durch
die frau) oder vielleicht späteren Ursprunges sind (wie der
ring). Die entscheiduug erfolgt wie im K. H. beim hochzeits-
feste Fikenhild's.
XII.
Schlusswort.
Nun wird es uns möglich sein, ein urteil über den stoff-
lichen wert des liedes vom King Hörn und seine Stellung in
der litteratur des mittelalters zu fällen. Wir haben die haupt-
sächlichsten Züge, aus denen es sich zusammensetzt, fast alle
auch sonst berichtet gefunden, vor allem die flucht in frem-
des land, die liebe der kiinigstochter zu dem am hofe aufge-
nommenen fremdling, den verrat dieser liebe, die Verbannung,
den dienst in der fremde, die rückkehr, als der geliebten
gefahr droht, die Verkleidung, erkennung und befreiuug.
Das alles sind motive, die an den verschiedensten orten,
in der mannigfachsten Verknüpfung, gleichsam als grund-
themata in vielstimmiger variirung, uns entgegenspriugen.
Haben wir in unserem liede das original zu erkennen, aus
dem alle diese züge geflossen sind, die sich über den grösten
teil des nördlichen und mittleren Europa verbreitet, an andre
personen sich geheftet haben, in andre sagen eingedrungen
sind? Gewiss nicht. Alle diese, in gewissen motiven überein-
stimmenden Weder und erzählungen, die gedichte von Rother,
von Morolf, von Orendel und Oswald, die lieder, welchen Saxo
folgte, welche Gaimar, welche La^amou benutzte, welche der
Osantrixepisode, der Tidrekssage zu gründe liegen, woraus
die Gesta Herewardi schöpfen, sie erheben alle anspruch auf
Originalität. Einzelne davon (Rother — Osantrix) mögen ur-
verwant sein, im allgemeinen ist daran festzuhalten, dass sie
STUDIEN ZU KING HÖRN. 399
ihrer eisten entstehung nach selbstständig sind. AYas ihnen die
ungemeine familienähnlichkeit gibt, ist der umstand, dass sie
ihre pflege, ihre Weiterbildung, ihre letzte gestalt einem geiste,
und zwar weder dem phantasievollsten noch dem gross-
artigsten, verdanken, dem geiste des spielmanns, den wir uns
im 11., 12. und 13, Jahrhundert in steter Wanderung und in
regem \erkehr mit seinen standesgenossen in den verschie-
densten ländern zu denken haben. Die Übereinstimmung und
gleichartigkeit der verschiedenen si)ielmannsdichtungen erstreckt
sich darum weniger auf den stoft" (obwol auch dieser eine ge-.
wisse verwantschaft zeigt), als auf die angewendeten poetischen
mittel, das herbeiführen und die lösung der Verwickelung, den
aufbau und die gliederung, ja die äussere form. In K. H.
concentriert sich das Interesse darauf, ob es den liebenden
gelingt, ihre treue zu bewahren, in Eother (Osantrix), ob die
brautfahrt erfolg hat, in Morolf, ob die ungetreue Salme zu-
rückgewonnen wird. Das stoffliche Interesse ist also ein sehr
verschiedenes, in dem letzteren ursprünglich vielleicht ein rein
tragisches, und doch glaubte man beim ersten aublick nur ver-
schiedene fassungen desselben gedichtes vor sich zu haben, in
folge der gleichheit des tones (ich sehe von den auswüchsen
des RIorolf ab), der verwendeten nnttel und des aufbaues des
ganzen. Hinsichtlich des letzteren will ich nur hervorheben,
(lass in jedem dieser drei gedichte die handlung zweimal sich
zu einem höhepunkte erhebt, und zwar so, dass der zweite
höhe})unkt kaum mehr als die kopie des ersten ist. Zweimal
wird Hörn im besitze R.'s bedroht, zweimal muss Salomo seine
ungetreue frau zurückholen, zweimal Kother die braut gewin-
nen. Schcrer, der über das gedieht von Rother (Gesch, der
deutschen Dichtung u. s. w. s. 92 ff,) ein mir nicht in jedem
l)unkte einleuchtendes urteil fällt, erklärt die eutführung und
Wiedergewinnung der braut für späteren zusatz eines über-
arbeitenden spielmannes, Rückert, König Rother, vorr. XXIII,
war ihm hierin vorangegangen.' Jedenfalls lässt sich nun-
' RUckert versucht eine mythisclie erkliirung der Rothersage. Er
erblickt in ihr den kämpf des Sonnengottes mit den wintermächten um
die braut, die erde. Dieser kämpf wird mit list und gewalt geführt.
List fruchtet nichts, darum muss gewalt gebraucht werden. Statt nun
beide mittel zu vereinigen, wie in Osantrix, werden sie in Rother, könnte
man entgegnen, getrennt vcrwant, list bei der (ersten) eutführung, ge-
walt bei der (zweiten) Wiedergewinnung.
400 WISSMANN, STUDIEN ZU KING HÖRN.
mehr, uaehdeni die allgemeingültigkeit dieser anordnung des
stotles dargetau ist, jenes kurzweg abweisende urteil nicht auf-
recht erhalten.
Jene allgemein verbreiteten motive konnten sich überall
da anheften, wo sie halt fanden. Es genügte ein körnchen
echter Überlieferung und die eigenmächtige ])hantasie des spiel-
mannes, aus den ihm zu geböte stehenden und ihres eindruckes
sicheren motiven schöpfend, reihte daran abenteuer auf aben-
teuer. Auf diese weise müssen wir uns die sage von Hereward
entstanden denken. Aehnlich mag das lied von Hörn sich ge-
bildet haben. Wieviel echte Überlieferung wir von den späteren
zutaten trennen müssen, wird sich schwerlich feststellen lassen.
Vielleicht ist der ursprüngliche kern der, dass ein jugendlicher
fürst oder könig aus seinem erbe vertrieben, später zurück-
kehrt und räche nimmt (wie das Saxo mehrfach erzählt), viel-
leicht ist noch mehreres echte sage. Man wird über Ver-
mutungen dabei schwerlich hinauskommen.
Kostüm und sitte, wie wir sie aus dem gedichte erkennen,
weisen uns iu das 12., spätestens die erste hälfte des 13. Jahr-
hunderts. Die im ganzen jüngere sprachform darf uns dabei
nicht beirren.
Wiesbaden. Th. Wissmann.
CW.DMON UND MILTOX.
Schon Sharon Turner niaphte in seiner 'History of the
Anglo-Saxons'i darauf aufmerksam, dass manche stellen in
Milton's 'Paradise Lost' sehr genau mit solchen in der Caid-
nion zufi:eschriehenen 'Genesis' stimmen. Er druckt einen brief
des l)ischofs Nicholson an Humplirey Wanley ab, worin dieser,
wenn nicht stfirkerc beweise kämen, nicht glauben will, dass
Milton kenntnis von Cjedmon's dichtung-2 gehabt hätte, doch
bemerkt Turner dazu:
'I have mysolf no other than the apparent similarity of some of the
thoughts on a peculiar and uncoraHion siibject, in which casnal resembl-
ances are less likely to occur than on more usnal topies. Milton
could not be whoUy nnacquainted with Junius; and if he conversed
with him, Junius was very likely to have made Caedmon the topic
of his disconrsc, and may have read enongh of it in English to Mil-
ton to have fastened npon his imag^ination withont his being a Saxon
Scholar'.
Auch Conybeare hält die annähme für notwendig, dass Milton
Caidmon gekannt habe.<^ Dagegen sprach sich entschieden
Disraeli in den 'Amenities of Literature' aus.^ Disraeli's beweis
stützt sich vorzugsweise darauf, dass Milton '1654 blind wurde
(um 1058 begann er das 'Paradise Lost', 16G1 etwa wurde es
beendet). Milton selbst konnte nur aus der hs. des Csedmon,
welche Junius besass, dieses werk kennen lernen. Da Junius
• Sharon Turner, History of the Anglo-Saxons. Paris lS4ü. Vol. III,
s. 186 anm.
- Der kürze halber nenne ich die Cfedmon zugeschriebenen gedichte
einfach Caedmon's werke,
j =* J. J. Conybeare, Illustrations of Anglo- Saxon Poetry. London
1826; s. 1S6.
* J. Disraeli, Amenities of Literature. (New Edition s. a.) Lon-
don; s. 45 S.
Anglia. IV. l>:m,l. 26
40"2 MTKLCKEK,
gewis diese wertvolle hs. Miltoii nicht überliess, M. aber schon
blind war, als der druck erschien, und niemand in seiner umg-ebung
hatte, der Angelsächsisch verstand, so hätte Junius selbst M. den
Inhalt der dichtung mitteilen müssen. Junius aber hatte, um
Ca3dmon M. zu übersetzen sicherlich nicht die zeit, wahrschein-
lich auch nicht die keuntnisse'. Disraeli's gründe, warum M.
nicht das Ags. gedieht las, sind sehr beachtenswert, wenn auch
nicht zwingend. Ausserdem aber sagt D, noch (s. 45):
We have eveiy reason to believe that Miltoii did not read Saxon . . .
In Milton's 'History of England' a loose and solitary reference to
the Saxon Chronicle, then iiutranslated, was probably found ready
at liand ; für all his Saxon annals are drawn fiom the Latin monkisli
authorities: and in that wonderful list of one hundred draniatic sub-
jects which the poet had set down for the fiiture themes of his muse,
there are many on Saxon stories •, but all the references are to Speed
and Hollinshed.
Diese beiden begründungen sind nicht stichhaltig. Die erste
ist ungenau, wie sich unten ergeben wird; die zweite kein be-
weis, da diese liste in weit früherer zeit niedergeschrieben ist,
als M. am 'Paradise Lost' dichtete.
Im neuesten werke über Milton, von Stern i, wird es
wiederum für möglich gehalten, dass Milton aus Cjodmon ent-
lehnt habe, daher scheint es der mühe wert, diese frage noch-
mals zu untersuchen.
Vorausgestellt seien folgende ereignisse aus M.'s leben
und der damaligen literaturgeschichte-:
Mitte 1052 scheint M. völlig erblindet zu sein. — Paradise Lost, be-
gonnen ende der 50er jähre, beendet sicherlicli KiG;"). — History of
Enghmd, beg. ende der 4(i er jähre, ge<lruckt lüTd. — Ausgabe von
Aelfred's bearbeitung des Beda durch Whektc KU.}. — Ca^dnionis
luonachi Paraphrasis poetica etc., hg. von Junius l(;ö.5. — Chronicum
Saxonicum, hg. von Gibson 1Ü92.
Wenn auch vier bücher der Englischen geschichte bereits vor
1G5() geschrieben waren ^, so dürfen wir als sicher annehmen,
dass M. sie vor verötfentlichung nochmals auf's neue durchsah
und überarbeitete. Daher können wir das ganze werk behan-
deln, als sei es erst gegen 1670 überhaupt niedergeschrieben.^
' A. Stern, Milton und seine Zeit. Leipzig 1877 — 70. Buch 4, s. 59.
=* Die daten, welche sich auf Milton beziehen, gebe ich nach Stern.
3 Vgl. Stern, bucli IV, s. 132. Gründe führt hier der verf. aller-
dings nicht für seine ansieht an.
* Ebendaselbst s. 204, anm. 132'.
C/F,miON UND MILTON. 403
In diesem werke aber niuss sieh meines erachtens zeigen, ob
M. Augelsäcbsiseh verstand und ob speziell Ciiedmon's diclitimg
ihm bekannt geworden ist: Disraeli legt auf dieses zeuguis
viel zu wenig gewicht, die andern iibergiengen es gänzlich.
Betrachten wir zunächst die quellen, die M. im texte seiner
geschichte anführt. Es sind natürlich fast nur Lateinische.
Doch die annalen der Angelsachsen wurden in der damals
vorliegenden ausgäbe ebenfalls benutzt. Wheloc hatte näm-
lich die Chronik als 'Chronologia Saxonica'i, nach einer Cam-
bridger hs., im anhange zu seinem 'Beda' gegeben. Diese
Schrift meint M., wenn er 'Sax. an.' ohne weiteren zusatz er-
wähnt. Dass er nur die Sachsenchronik bei solchen citateu
im äuge haben kann, beweist ein vergleich der angeführten
stellen mit dem angegebenen Inhalte. Man vergleiche nur
z. b. s. 75:
Two years after this, Kentwin the other West-Saxon king above
named, ehaced the Welch Britains, as is chronicled without
circuiustance, to the very sea-shore. Dazu die bemerkuug: Post
Christ. (JSl. Sax. an. Dort steht nur-: DCLXXXI On Öissum geare
Centwine jeflymde Brytwealas oö sie.
So scheint mir sich denn ganz sicher zu ergeben, dass Milton
Wheloc's ausgäbe zur band hatte. Dass er Angelsächsisch
verstand, ergibt sich daraus noch nicht, denn Wheloc fügt eine
Lateinische Übertragung bei. Doch dürfen wir auch annehmen,
dass vielleicht Milton mit hilfe einer Lateinischen Übersetzung
die Angelsächsische chronik verstand; braucht er deshalb
fähig gewesen zu sein, ein Angelsächsisches gedieht zu lesen?
Mancher wird die gelehrsamkeit Milton's anführen, um zu be-
weisen, dass er auch Ca^dmon verstehen konnte. Allein der
im Angelsächsichen weit erfahrnere Junius konnte, wie er
selbst eingesteht, gar manches im Ciedmon sich nicht erklä-
ren.^ Aber Milton gibt selbst in seiner Englischen geschichte
zu, dass er, milde ausgedrückt, recht wenig Angelsächsisch
verstehe. Diese stelle wurde bisher stets übersehen!
' Historia; ecclesiastica^ geutis Anglorum libri V, Venerabili Beda
presbytero scripti ... ab ... rege Aluicdo . . . examinati; ejusciue para-
phrasi Saxonica eleganter explicati . . .(hg. von Abr. Wheloc). Cantabrigiae
1G43. Daselbst s. 5ü3 11". steht die Chronologia Saxonica (nach einer Cam-
bridger hs. der Ags. chronik).
- Der text ist nach Wheloc's druck (s. öl 7) gegeben.
3 Siehe Turner a. a. o.
2G*
404 WUELCKER,
Die Angels, Chronik enthält bekanntlich verschiedene ge-
dichte. Am berühmtesten ist das auf den sieg zu Brunnan-
burh (937 oder 38). Wie verhält sich nun liier Milton? Bei
Wheloc findet sich das gedieht Angels. und Lateinisch, ebenso
Lateinisch bei Heinrich von Huntingdon, ein werk, dass M.
stark benutzte.^ Beide Übertragungen sind allerdings schlecht,
manches lässt sich nur mit hilfe des Angelsächsischen ver-
stehen. Als Milton auf die schlacht Ae?ielstan's zu sprechen
kommt, sagt er^:
(( !oustantme and Anlaf) fought with Athelstan at a place callecl
Wendune, others term it Brunanbnro-, others Binnelbrd. which Ingnlf
places beyond Ilumber, Caradcn in Glendale of Northumberland on
the Scoteh borders; the bloodiest fight, say authors, that ever this
Island saw: to describe whieli the Saxon annalist wont to be sober
and succinct, whether the same or another writcr, now labouring
nnder the weight of his argnment, and overcharged, runs on a snddeu
into such extravagant fancies and nietaphors. as bear him qnite be-
side the scope of being undcrstood. Huntingdon, though liiiuself
peccant enongh in this kind, transcribes him word for word as a
pastime to his readers. I shall only sum up what of him I can
attain, in usual language.
Diese worte scheinen mir den ganzen Sachverhalt hinlänglich
zu erklären. Milton hatte Wheloc's ausgäbe der chronik zur
band [the Saxon annalisl), mit hilfe der Wheloc'schen Über-
setzung und mit hinzuziehuug Huntingdon's verstand er den
sinn des Ags. prosatextes. Nun stösst er auf ein Ags. gedieht,
das von der gewöhnlichen spräche abweicht, die Übersetzung
Wheloc's und das Latein Huntingdon's lassen ihn im stich, da
gesteht er ein, dass es über sein Verständnis gehe {beshle ilie
scope of heing untersfood). Daher beschränkt sich Milton, was
er im Latein versteht, wiederzugeben [sum up what of hm I
can attain). Das gedieht auf Ae^elstau ist nicht so schwierig,
dass, wer sich etwas mit dem geiste der Angels. dichtung ver-
traut gemacht hat, es nicht verstehen könnte. Sicherlich aber
kann, wer das gedieht auf Ae?5elstau nicht versteht, auch nicht
C;edmou übersetzen. Da ersteres bei Milton der fall ist, muss
auch letzteres zugegeben werden!
* Henry von Huntingdon's werk ist gröstenteils eine bearbeitung
der Ags. chronik.
* Ich benutze die ausgäbe von Milton's History of England: The
Works of John Milton , Historical , Politica! and Miscollaneous. London
1753. Vol. II. Unsere stelle daselbst s. 102.
C.KDMON UND MILTON. 405
Möglich bliebe jii noi'li immer, dass Milton durch Juniu^
mit dem dichter uud seinem werke bekannt geworden sei.
Doch auch dagegen spricht seine Englische geschichte.
Ganz gewis hätte die Genesis Ctedmon's tiefen eindruck
auf den religiösen dichter gemacht. Er hätte sicherlich den
namen Cc\3dmon nicht vergessen und seiner bei gelegenheit
erwähnung getan. Diese gab sich ganz natürlich beim Jahre
080, unter welchem jähre Beda die geschichte Ca3dmon's er-
zählt. Dass M. solchen literarischen bemerkungen in seiner
geschichte durchaus nicht abgeneigt war, beweisen seine aus-
lassungen über erzbischof Theodor (s. 74, buch IV), noch mehr
über Aelfred als Schriftsteller (s. 97, buch V), dessen Über-
tragung des Beda, Orosius und Boetius er namentlich aufführt.
Warum also sollte er nicht auch Cffidmon erwähnen? Da er
aber nichts von den werken dieses dichters kannte, so hielt er
die geschichte desselben, wie sie Beda berichtet, für eine jener
crfiudungen der mönche, die gemacht sind ' zum nutzen dessen,
was sie heilige kirche nennen, womit sie aber sich selbst
meinen', deren 'legenden als gute geschichte anzunehmen' M.
widerstand. Allerdings schmeckt ja auch Beda's bericht sehr
nach einer legende, die zum nutzen und frommen des klosters
Strcancshealh gedichtet wurde. Anders Hesse sich auch durchaus
nicht einsehen, warum Milton, der gern manchmal mit seiner
gelehrsamkeit prunkt, nicht Ciudmon erwähnt, oder er, der ein
tiefes gefühl für alles acht religiöse hat, nicht Cicdmon ver-
herrlichte: endlich hätte er sich auch einer bewusten lüge
schuldig gemacht, wenn er am beginne des, 'Paradise Lost
sagt, er wolle singen von
'Things unattempted yet in prose or rhime'.
Leipzig. R. P. Wcelckek.
ZUM POEMA MORALE.
Das erscheinen von Hermann Lewin's ausgäbe des poema
morale' erinnert micli an eine collation dreier handscliriften
desselben, die freilich nichts von besonderer bedeutung- ergibt.
Die hs. e, die Lewin nach meiner abschrift benutzt hat, ist in
der zweiten aufläge meines Übungsbuches genau abgedruckt.
Der Zählung Lewin's füge ich die Morris'sche in klammern bei,
soweit diese abweicht.
E.
Wenn ich in fällen, wo Furnivall und Morris von einander
abweichen, nichts bemerke, so lese ich wie Morris. Dass an
den in den Stud. 4, 95 angeführten stellen die hs. c, nicht t
habe, will ich nicht bestreiten, muss aber bekennen, dass ich
ebenfalls c in ihr zu finden glaubte. Von der ungenauigkeit
in der wiedergäbe der punkte bei Morris sehe ich hier und bei
den beiden andern haudschriften ab. Der buchstabe ^ hat in
E immer eine eigentümliche grosse form , die bei Furnivall
nicht ganz genau nachgemacht ist.
1 das / am anfange sehr lang. 4 to vor at radiert. 23 es
ist nicht mit Sicherheit zu sagen, ob 7vet oder pct dasteht: der
untere teil des ersten buchstaben spricht mehr für p, der obere
mehr für w\ zu beachten ist, dass e wet liest. 41 Riche.
43 V in peve über unterpunctiertem n. 46 sended oder sendete?
• Zu s. IC. bemerke ich, dass aus dem zweimal vorkommenden reime
ufjnnche : stvinchc nicht folgt, dass der dichter im allgemeinen / sprach,
wo das Ae. y als umlaut von u oder o hat; denn, obwol neben jnnchc
auch punche und penche vorkommt, zeigt sich pinche doch auch in
denkmälern, in denen der regelmässige Vertreter des Ae. y ein e
oder u ist.
ZUPITZA, /UM POEMA MORALE. 407
schwach und könute zufällig sein. 50 hit über der zeile, in
welcher ein komma steht, nachgetragen. 71 uuterpunetiertes
d hinter l^anc. 80 d in lauer d aus t. S6 ?var ist nicht sicher,
vielleicht par. 90 wa( (nicht pat) sicher. 93 laddeu , aber n
unterpunctiert. 97 sco vor swo durch drei daruntergesetzte
puncte getilgt. 100 h in her über der zeile, in w- elcher ein komma
steht, nacbgetr. 110 aja durchstrichen zwischen ni und cnawed.
114 se hinter hn-a über der zeile, in welcher ein komma steht,
nachgetragen. 119 h in drithte über der zeile, in welcher ein
komma steht. 123 ure hinter ne durch drei daruntergesetzte
puncte getilgt. 135 seid hinter Mani durchstrichen. 144 das
letzte e in imenge bei Morris gibt einen haken am g wieder.
150 l in child über der zeile, in w^elcher ein komma steht.
160 l in elc aus etwas anderem. 1(33 ursprünglich owen, aber
n wegradiert. 164 ursprünglich laugen, aber n wegradiert.
109 iba7'uewenc mit einem punkt unter dem ersten e. ISl PceR.
192 tvc über der zeile, in welcher ein komma steht. 200 ich
glaube, dass Morris mit reclit died, nicht dieb , wie Furnivall,
gelesen hat, obgleich allerdings ein strich durch d geht, der
aber zum e gehören dürfte: jedenfalls macht der Schreiber ein
Ö anders. 201 ysalpe zwischen vn und ijsele durchstrichen.
203 V vor hu unterpunctiert || p in pe aus s. 205 synne über
der zeile, in welcher ein komma steht. 208 adredre mit einem
punct unter dem zweiten r. 220 a in heat5 über der zeile, in
welcher ein komma steht. 222 d in wihd scheint aus t ge-
bessert. 237 h in hi über der zeile, in welcher ein komma
steht. 244 ursprünglich Hasten, aber n unterpunctiert. 269 das
erste s in gysceres aus etwas anderem gebessert. 271 ursprüng-
lich Iquemdem, aber das zweite m unterpunctiert. 272 ur-
sprünglich far dempden, aber das n unterpunctiert. 274 (272
p. 175) hure. 292 (290) ivite^ über der zeile, in welcher ein
komma steht. 302 (300) hahhe über durchstrichenem wulle.
317(315) absatz in der handschrift. 319(317) SStvunche. 320
(318) das erste siva aus spa gebessert. 331 (329) das erste we
aus rvere durch unterpunctierung von re. 335 (333) absatz in
der handschrift. 341 (339) naremeweL 343 (341) ursprünglich
leten, aber n unterpunctiert. 349 (347) gad oder ga(5? \\ helge.
352 (350) IV in feuwe aus p. 354 (352) t in pusent über der
zeile, in welcher ein komma steht. 370 — 375 (368 — 373) a
von buten oder bute getrennt. 376 (374) re in sorewe über
408 ZUPITZA,
der zcilc, iu welcher ein komma steht. 381 (379) lUie über
der zeile, iu welcher ein komma steht. 390 (388) hem aus
him. 395 (393) T am aufang der zeile nicht grösser, als sonst
bei absätzeu.
J.
Nur 144 (148) worie w durch das runenzeichen. 29(30) e in
mey scheint zu o radiert. 33 (34) das falsche p (statt w) war
dem rubricator vorgezeichnet. 37 (38) 7io mon. 41 (42) hinter
42 (43), aber durch daneben gesetztes .b. .a. umgestellt. 73 (72)
lök. 94 ursprünglich dredep, aber p wegradiert. 97 ursprüng-
lich forwreyen, aber n wegradiert. 105 heo über der zeile, in
welcher ein komma steht, nachgetragen || In. heyhte mit puncten
unter allen buchstaben ausser U und dem ersten e, ausserdem
am rande von derselben band (. yete. 134 o in nouht aus a
radiert. 142 (146) nichts hindert souenyhtes zu lesen. 159
(163) Per aus Pat [at wegradiert). 179 (177) e in leop aus
0 gebessert. 187. 188. 201. 251. (185. 186. 199. 245) no von mon
getrennt. 219 (217) hinter 220 (218), aber durch .l. .a. um-
gestellt. 232 (226) / in pal Ober der zeile, in welcher ein
komma steht. 311 (307) k in ek aus etwas anderem. 333
(329) wol senche, nicht senthe. 334 (330) wol hi penche, nicht
bi yenthe {p ist ganz sicher). 338 (334) das erste e in yeuen
über der zeile, in welcher ein komma steht || mon kunne. 341
(337) narewe nachträglich von derselben band in einer anfäng-
lichen lücke. 356 (350) ursprünglich pare, aber unter are sind
vier punkte gesetzt und isse darübergeschrieben. 370 (364)
pat {t über einem komma nachgetragen) wunep hym ahnte
unter durchstrichenem and (dies abgekürzt) resle hüte swynke:
dabei ist and nicht ordentlich getilgt. 386 (376) hce aus hco?
Varianten zu 398 (389) ursprünglich nu ive, doch umgestellt,
indem über n zwei, über w ein schräger strich gesetzt ist.
T.
Die band, welche das poema morale aufgezeichnet hat,
scheint mir eine andere, als diejenige, welcher wir die
predigten verdanken, doch ist sie unzweifelhaft gleichzeitig.
7 is. 14 muhel. 19 / in juel aus einem anderen buchstaben
radiert und gebessert. 1\ Ne. 1^ forgiet. 31 hinter dem ersten
were zwei buchstaben {ac?) radiert. 38 o in bihoteö über einem
ZUM POEMA MORALE. 409
durch zwei daniutergesetzte pimcte getilgten a. 41 ;■ in Jjurch
über der zeile, in welclier ein komma steht. 43 /' und j?arf
und das folgende he über der zeile, in welcher ein komma
steht. 47 d in Jiider aus etwas anderem? || we sohlen über der
zeile, in welcher ein komma steht. 52 d in etide aus etwas
anderem. 53 to von forto über der zeile, in welcher ein komma
steht. 55 0 in holde über einem durch zwei daruntergesetzte
punkte getilgten a. 56 Gieiie. 85 a hüten das erste mal. 92
hinter don rasur von etwa 8 buchstaben || ä te. 94 — 96 der
erste buchstabe jedes verses nur teilweise erhalten. 102 neni-
seien. 107 sal über der zeile, in welcher ein komma steht.
124 a drade. 133 am ende des verses 3 buchstaben radiert.
137 h in htvat über der zeile, in welcher ein komma steht |1 vor
is ein h durch zwei daruntergesetzte punkte getilgt || am ende
des verses 3 buchstaben radiert. 140 nach Nolde 2 buchstaben
radiert. 141 habbed. 152 no wiht. 153 wit^ pan he mihte
ausradiert hinter wunien. 157 das zeichen bei Morris gibt das
handschriftliche sehr ungenau wieder || eft ursprünglich doppelt,
das erste durch drei daruntergesetzte punkte getilgt || dorne pe
ich. 165 plar bei Morris scheint mir nicht richtig: ich lese
par, doch ist das a aus e und, wie mir scheint, p aus h ge-
bessert. 173 idemb. ISO nach fare ein buchstabe radiert? 1
in to. 194 s in misduden über der zeile nachgetragen, u über
einem unterpunctierten e. 205 (207) rewen vor sore durch
unterstreichen getilgt. 208 (210) /*<? zu /*o gebessert. 211 (213)
hinter Uf etwa 5 buchstaben radiert : mid steht auf der rasur.
212 (214) do aus angefangenem h? 213 (215) hinter arid 2—3
buchstaben radiert. 223 (225) p vor reche radiert. 228 (230)
/ hinter here radiert? 230—234 (232—236) die ersten buch-
staben dieser verse sind nicht vollständig erhalten. 235 — 252
(237 — 254) von den meisten anfangsbuchstaben dieser verse
(in V. 244. 245 [246. 247] von der abkürzung für And) sind
noch spuren (allerdings sehr geringe) übrig : nur das anfangs-/»
v. 243. 247. 251. 252 (245. 249. 253. 254) ist ganz weg. 237
(239) hem über der zeile, in welcher ein komma steht. 241
(243) h in secheb über der zeile, in welcher ein komma steht.
246 (248) n in nesten aus m durch unterpunctierung des ersten
Striches. 248 (250) h vor an radiert. 256 (258) das zweite i
in blibeliche aus /. 258 (260) ;• in wrongwise über der zeile,
in welcher ein komma steht. 259 (261) her vor lie/' radiert,
410 ZUPITZA, ZUM POEMA MORALE.
wie es scheint. 261 (263) ein strich hinter men radiert. 271
(273) }?o über der zeile, in welcher ein komma steht. 290
(292) / in mai hat eine ungewöhnliche form : dahinter g radiert.
298 — 301 (300 — 303) die ersten buchstaben dieser verse nicht
vollständig erhalten. 302 (304) von der abkürzung für And
ein teil erhalten. 303 (305) von dem anfangs-/^ nur ein teil
erhalten. 305 (307) w hinter pat radiert. 313 (315) t in
gultet5 über unterpunctiertem d. 331 — 354 (333—356) keiner
der ersten buchstaben dieser verse ist ganz vollstcändig er-
halten, aber nur die von v. 342. 349. 353 (344. 351. 355) sind
ganz verschwunden. 349 (351) cliue yoy ■ agien wegradiert.
355 (357) sswo] zuerst hlisse , aber aus dem e ein w gemacht,
0 angefügt und bli wegradiert. 359 (361) lasse blisse. 365
(367) />«;•. 367 (369) hinter sal ein buchstabe radiert. 368
(370) a hüte. 369 (371) Heis durch ein komma unten und ein
umgekehrtes oben zu He is. 371 (373) beidemal und 373
(375) das erste mal a hüten. 379 (381) unzweifelhaft heti ur-
sprünglich, nur ist die spitze und der rechte teil des querstriches
von Ö beim einbinden weggeschnitten worden. 380 — 386. 390.
391 (382 — 388. 392. 393) die ersten buchstaben der verse nicht
ganz vollständig erhalten. 387. 388. 395 (389. 390. 397) ganz
geringe reste der ersten buchstaben übrig. 390 (392) ein buch-
stabe vor nis radiert. 395 (397) a bitten und dahinter ein
buchstabe radiert.
Berlin. J. Zupitza.
ZU: ANDREAS 1182.
Id'tati [wd'jmaj spor
Iren ecgheard endorgeard sccoran
fdujes feorhliordl
The addition rvwpna is due to Grein. Grimm explains
cadorgeard = 'aula septa, domus', regarding eador = codor
cdor 0. H. G. ctar, Old Icelandic ßit^atr. He trauslates eador-
gcard fd'ges by 'domus moribundi, capuV] but it seems to me
rather uulikely that tbe poet can bave meant to call the bead
'a hedged-hi dweUlng'.
Grcin's explanation of tbc word is still more improbable;
he trauslates it 'domus venarum, corpus^ counectiüg it with
wdr, (ßdru, edre = 'vebi' which is contrary to all pbonetie
•rules. The expression 'vein liouse' is somewhat stränge too.
For feorhhord Grimm reads feohhord, translating feohhord
fwges by 'cerarium moribundi, caput\ Grein reads feorhhord
without making any remark and tbis latter will be the correct
reading. Instead of eadorgeard I sboiild propose to read eal-
dorgeard = 'domus vitce, corpus', wbich gives perfectly good
sense being parallel to feorhhord in tbe following line. Al-
thougb I am not aware that the Compound ealdorgeard occurs,
analogous expressions are frequent, e. g. feorhhord, feorhbold,
feorhhüs, feorhloca, säwelhüs. Compare too the Old Icelandic
fiörrann.
ChARLOTTENBUKG bei BERLIN. A. NaPIER.
ON THF ETYMOLOGY OF ^CATCH'.
I should like to be allowed to make a few remavks upon
tbe etymology of this word, of which Dr. Trautmann has
latcly offered a new Solution (Anzeiger to Anglia, IV. 52);
and of which he has kindly sent me a Separat-Abdruck.
The arg'ument that the past tense appears as cahte in
Layamon seems to me altogether iusufficient to prove its
Tcutonic origin. I will endeavour to explain what I mean
by this.
We now use rvore as the past tense of the verb to wcar.
Yet tvear is ccrtainly not a strong verb. There must be a
reason for this; and the reason is that it was formed by
analogy. Men who were accustomed to use hoix as the past
tense of hear readily admitted tvore as the past tense oi wear.
The part played by analogy is much more important than
might be supposed. It is a force always at work, and may
assert itself at any moment. Now w'hen the word cacchen
came into use, there were two ways in which it could form
its past tense. The more natural way would have been
cacchede , if it had been uninüuenced ; but I submit that it
was not uninfluenced. There was already a word lacchen,
differing from it only by a single letter, and used in almost
exactly the same sense. The past tense of lacchen being Iahte,
it was natural to use cacchen with the past tense cahte;
which is the simple explanation of the whole matter. So
entirely were these verbs connected in the public mind, that
the older one, being less in favour, was ere long looked upon
as superfluous; and we hear little more of it after the elose
of the fourteenth Century. It became completely obsolete, and
is utterly uuknown to the modern language, at least as far as
SKEAr, ON THE ETYMOLOGV OF 'CATCH'. 413
coucerns thc literature. I must add tliat no one lias evev
i'ound any trace of cacchen earlier than the time of Layamon;
and, as the word raay veiy well be French, it is not likely
tliat any one will ever do so,
Agaiu, when we compare lacchen and cacchen onee uiore,
WC observe a notable difference. I do not observe tliat Strat-
mann gives a single exanijjlc of lacchede as a past teuse, or
of lacched as a past partieiple, except in Robert Manning's
translation of Langtoft, p. 120, where we find lalched. Actual
reference to tbis passage explaius the mysteiy of this false
form. Manning had just used katched as a past particiide in
the line above, and he wanted a rime to it.
It is reniarkable that the i)ast tcnse camjht is alnjost
unknown to modern English , as spoken by the lower elasses.
The forms used by them ai-e ketcht, kitclit, and coiclü, the last
being thc favourite one, as in the common couplet:
He that pri,«fs \sU'als\ what is n't his'n
When he's cotcht, must go Jo prison.
Thus the np])cal to our modern English dialeets is deeisive
as eondemniug the form caughl.
Again, there is an appeal to Dutch. But the word catch,
in Dutch, has no conuection with kaak, and appears in a form
which entirely coufirms thc supposed French origin of the
word. If catch be from the Picard cachier, then it is a mere
doublet of chase, and the words should be convertible. Now
chasc, as a Substantive, is a common term in the game of
tenuis; hence we find, in Hexham's Dutch Dictionary, ed. lC>r)8,
a considerable number of entiies such as thesc: 'Een kaetse,
a chase; kaets-spel, tennis-court play; een kaets-hal, a tennis-
ball, or a hand-ball', and the like. The last corresponds to
our commun game of catch-hall. I have already pointed this
out in my article on Tennis, which is already in type.^
I am vcry glad to find that Dr. Trautmann confirms my
etymology of stark-naked , which he has discovered for him-
self, independently. My article on this word was priuted off
» Dr. Schrüor kiTidly poiiits out to nie that the meanings of cacchen
in Mätzn(;r point to the earlier sense as being 'to chase'.
414 SCMROEER,
several wceks ago. and eütirely coiucides with Dr. Trautmann's
results.
I should like to take tlie present opportunity of publicly
cxpressing my strong opiuioii as to the great merit of
E. Müller's dictionary of English etymology, a book which is,
unliappily, but too little kuown in England.
I also vvish to say tbat I oifer my own dictionary to the
public with all diffidence, being conscious of a thousand im-
perfections in it, and ready to welcome any suggestions for
its improvenient. I have already received many such from
kiud frieuds, and have determined to deal with them as
judiciously as I can. Whilst I shall endeavour, at some
future time, to correct everything which I can understand to
be wrong, I hope it will be considered as not improper if 1
also })ass over such suggestions as fail to couvince nie.
Cambridge. ^^' alter W. Skeat.
ZUR ETYMOLOGIE VON 'CATCH'.
Da ich zufiillig gerade in Cambridge bin, als prof. Traut-
mann seine notiz über die etymologie von 'catch' (Augl. IV,
anz. s. 52 ff.) an rev. professor Skeat sendet und der letzt-
genannte gelehrte zur Unterstützung seiner ableitung in seinem
wrtrterbucbe, obige wertvolle bemerkungcn beibringt, seien mir
auch einige worte zu gunstcn der ableitung von Afrz. cachier
gestattet. Erstens haben wir ja das Avort schon in Mützner's
vortrelflicheni wörtcrbuche. Eine vergleichung der zahlreichen
l)elegstellen darin lehrt, dass bei chronologischem vorgehen
sich alle bedeutungsnüancen klar aus denen des treihens,
Jagens, erhaschens ergeben. Die übertragenen bedeutungen
nehmen, erlangen, gewinnen finden sich fast nur in späterem
Mittelenglisch; ein früheres beispiel (Ancr. R.): ^eue)- get i
manne foc ne keihte he s?vuche h'fgetc geht auch deutlich aus
dem begriffe des erjagens hervor. Für die bedeutungen fassen,
in sich aufnehmen oder begreifen, wie Trautmann dieselben aus
einem Altenglischen 'ceac' herleiten will, findet sich eben gar
kein anhaltspunkt. Ein einziges beispiel bei Chauer:
ZUR KTYMOLOGIE VON 'CATCH'. 415
(a white walle) ijs redy to c ach che and take,
AI that men tville theryn make,
Iflielhir so men tville porlrey or peynte,
Hesse diese erklämng zu, ist aber erstens später, zweitens über-
tragen, wie etwa im Deutseben farhe nehmen oder annehmen.
Prof. Skeat sagt mit recbt: 'The principle of etyniology is
chronology!' Das beispicl, das Mätzner aus Layanion bei-
bringt :
gif he nie mihte cacchen, he me wolde (piellen
dürfte vielleicht das älteste sein, von dem wir auszugehen
hätten. Interessant ist auch die stelle in Mätzncr's wtb. aus
den Metr. Honiil.:
Bot alle thar kache me away
wobei eine andere hs. für kache chasse hat!
Gegen die herleitung von einem Altengl. *ceccan oder
cd'can scheint mir ein unumstösslicher beweis iu dem gebrauche
dieses wertes im Ayeubite of luwyt zu liegen. Mätzner a. a. o.
bringt daraus die stelle:
üor to cachie and uei'ri pane dyuel nram him.
Wenn cachie nicht Frz. sein soll, so könnte es nur auf ein
Altengl. schwaches verb auf -ian zurückgehen, wie iierri auf
feorrian (dass die form feorrau auch vorkommt beweist nichts).
Ich habe probeweise die iufiuitive iu dem stücke aus dem
Ayenbite in Mätzncr's Sprachpr. s. 68^" — 761^ daraufhin unter-
sucht und durchgängig die regel bestätigt gefunden, dass die
iufinitive urs]>rüuglich Englischer verba sämmtlich auf -e aus-
gehen: yleue, hyealde, ziggc, drage, ondcruonge, uo?-swelge, tadele,
detne u. s. w., ausgenommen wenn sie Alteuglisch auf -ian aus-
lauteten: loky (locian), uondi {fandian) , emni {efenian) , ponki
{jMtncian), rekeni {recenian); die infinitive Frz. verba enden
auf -?■, -ie, wie die letztgenannten Englischen, also: deliuri,
ouermaistri, gily ; i und ie scheint keinen unterschied zu
machen, wie mau aus obigen cachie and nervi vielleicht
schliessen möchte; wir finden bei Mätzner, Sprachpi-. s. ()2
auch znei'ie {sjverian).
Sätze wie drage pannes and lo deliuri oder ssolde come
his to delinri zeigen, dass von willkür nicht die rede sein kann.
Wenn mir recht ist — ich habe die literatur leider nicht bei
416 SCHROEER, ZUR ETYMOLOGIE VON ' CATCH'.
mir — hat Varnhngen in seineu wertvollen abhandlungen
zum Ayenbite in den 'Englischen Studien' schon davon ge-
sprochen.
Ich glaube entschieden dass diese vollbeachtete regel be-
züglich der infinitivendung im Ayenbite, die herleitung von
'catch' aus einem Altenglischen '^ceccan oder *ccecan unmög-
lich macht.
Cambridge. Arnold Schroeer.
Kr.ETXK IM^MKRKUNGEX, NACHTRAEGE,
]'>E8SERÜNGEN.
Uobor schellen an reitpferden.
Mehrere diese sitte illustrierende stellen aus Me. Schrift-
stellern werden von Kölbing, Engl.Stud. III 105 und von Zupitza,
Anjilia III 'M\ beig-ebracht. Letzterer verweist ausserdem auf
Warton-Hazlitt und wegen belegen aus Deutschen und Fran-
zösischen dichtem auf Alwin Schultz, Höf. Leben. Es handelt
darüber ausserdem lUisehing, Ritterzeit u, Ritterwesen I 261;
Liebrecht, Gervasius von Tilbury 122 und Th. Wright, Bist, of
Engl. Culture 325. Aus einem Provenzalischen dichter citiert
Ra^^nouard, Lex. rom,, s. v. ])eitral ; Denan al peitral Bels snnalhs
tragitatz. Aus einer Spanischen romanze citiert Liebrecht
a. a. o.: Con Iresc'ientos cattcabelea AI redcäor del petral. Aus
dem Englischen verzeichnet derselbe eine stelle aus Thomas
von Erceldoune, die auch bei Hai li well, Dict. zu finden ist (ich
eitlere nach Braudl's text, v. Go): ///;■ hrydtU was of goJdc fijne,
One nylhir syde hange helhjs three. Ferner aus einer volks-
ballade (Scott, Minstr., Pariser ausg. II 193): At ilka teil oflier
horse's mane Hung fifly silier hells and nine. Th. Wright a. a. o.
citiert ausser zwei von Warton, bzw. KöUnng, angeführten
stellen noch aus Richard Lchvenherz, v. 1516: His trappys wer
o/f iuely (?) silkc, Jf'ifh /ive hundred helles ryngande. Schliess-
lich verweise ich noch auf die abbildung in von Groote's aus-
gäbe von Gottfried's Tristan.
Greifswald. Hermann Varnhagen.
418 LOHMANN, NACHTRAEGE.
Nachträge zu Anglia III, 1 ff.
1. In Ang:lia III, 2, p. 369 erklärt sich J. Zupitza gegen
die auffassuug von huHes als relativprononien in: bie )>ä ge-
nietton . , . hrüigne luele . . bidan beadurofue, hwa3s him beorbt
c^^ning cugla ordfruma unnan wolde (Andr. 145), und ich trete
seiner auffassung durchaus bei, doch boße ich, dass man mir
zugeben wird, dass die interogative bedeutuug hier sich auch
mit der relativen berührt, worauf es mir Anglia III, 12() haupt-
sächlich ankam. Ich erlaube mir eine Mhd. parallelstelle an-
zugeben: des wären si bereite, swaz er si lohen hiez .. .sie jähen
swes er wolde. Nib. 376. 1,
2. Ebendaselbst (Anglia 111,373) gibt W.Sattler zu mei-
ner abhandlung nachtrage, für die ich ihm sehr dankbar bin.
Auch ich habe nachher beispiele für die nomiuativ-ellipse bei
Neuenglischen prosaisten gefunden, z. b.: Ihere is a yonng lad,
mij lord, called a few 7ninutes hack. Disraeli, Yeuetia II p. 87
(Tauchnitz). Doch bin ich überzeugt, dass ausser nach therc
is, il is u. s. w. dieselbe sich nicht mehr findet. Hinzufügen
möchte ich noch, dass bei Neuenglischen dichtem der versab-
sehluss oft die ellipsc im nomiuativ herbeiführt, besonders
wenn das prädikat des relativsatzes ein zusammengesetztes
ist. Offenbar liegt hier ein rhythmischer grund vor. Der
jambische gang der verse verträgt nicht das inhaltsleere (hat
neben dem inhaltsleeren hilfsverb, und im gefühl der entbehr-
lichkeit des erstereu, unterdrückt dies der dichter. Beispiele
bei Shakspere sind zahlreich. / will stir np in England some.
hlack storm || shall hlow 2. H. VI. 3. 1. 349. 77/ raise the pre-
paralion of a war \ shall stain your brother A. u. Gl. 3. 4. 26.
'Tis not the trial of wo7narts longue, || can ar hitrate this cause
hetwixt US tivain. R. II. 1. 1. 50 u. o. Ferner aus Byron: / am
the spirit of the place || could make the mountain how Manfr. 1.1.
in the wind there is a voice \\ shall forbid thee to rejoice id.
1. 1. there is no future pang \ can deal that justice id. 3. 1.
— Aehnliches findet sich im Deutschen. So sagt Goethe,
Faust II: Ein Sumpf zieht am Gebirge hin, || Verpestet alles
schon Errnngene. — Zum schluss ein beispiel aus VII vSages
V. 1417: And browghte hom a damals ele, | was fid of vices
swiche feie.
3. Schliesslich möchte ich die von Sehr ad er. Das Alt-
englische Relativ])ronomen, Kieler dissertatiou IS80, s. 39 an-
SCHROEER, BERICHTIGUNG. 419
gcfochteuc iiitcipunktiou im Aiidr. 717 vciteidigeo. P/s is an-
licnes engelcynna Jhcs hremeslan; mid pdm bürg warum in Jjivre
ceastre is Cheriiphim and Seraphim, pä on swegcldreämum syndon
nemncd. Ohne das scinikolou hinter bremestan mäste hier
rclativcllipse im nomiuativ angenommen werden, und diese ist
in derartigen fällen mindestens selten, wenn sie überhaupt
vorkommt. Da nun aber der auffassung- von mid pdm burg-
ivarum in pd're ceastre is Ch. el S. als hauptsatz weder der
sinn der stelle noch das singulare verb bei folgendem pluraleu
Subjekt (Koch II, § 72) entgegensteht, so liegt kein grund vor,
hier relativellipse auzunehmeu.
LuENEuuRG. O. Lohmann.
Berichtigung zu Anglia IV, s. 1 fi.
^lehr als die hälfte der correctur gieng durch die be-
kannte nachlässigkeit der Englischen post verloren und herr
Professor Wülcker muste dieselbe ohne manuscript allein
besorgen, für welche nicht geringe mühe icli ihm hier noch-
mals meinen ergebensten dank ausspreche. Einige druckfchler
waren daher unvermeidlich, w^elche ich zu berichtigen bitte:
Seite 8, zeile 15 v. u. lies: davon.
13,
»
18
V.
0.
V
comforter.
19,
1}
13
V.
u.
;5
will statt with.
•■^5,
}i
4
V.
0.
»
whiüier.
29,
;j
14
V.
0.
ist molher gesi)errt zu drucken
33,
»
13
bis 15 V.
u. sind zu streichen.
36,
»
13
V.
u.
lies
genannte.
14,
»
15
V.
u.
»
zu wcd-lock.
^7,
»
11
V.
u.
))
fJeest.
48,
»
18
V.
u.
»
not.
50,
})
11
V.
u.
»
many accordcs.
52,
»
20
V.
0.
;>
pleasaunt.
53,
»
20
V.
0.
»
a sort.
54,
»
13
V.
0.
jj
loytered.
55,
)>
1
V.
0.
»
ordein.
58,
}»
19
V.
u.
V
selten, nach.
58,
5>
1
V.
u.
»
(exemit).
27*
420
SCHKOEEK, BERICHTIGUNG.
Seite
60,
zeile
15 V.
0.
lies
Iphicles.
64,
»
6 V.
u.
»
Wolstau üixi.
7J
66,
j)
15 V.
0.
»
meist statt nicht!
»
66,
!>
10 V.
u.
V
can 'suage.
J>
68,
)»
15 V.
0.
>7
in dem falle.
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68,
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22 V.
0.
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Guenevera express.
»
70,
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13 V.
0.
„
mine.
ONDO
70,
N.
»
12 V.
u.
J>
water.
Dk. Arnold Sciiroeer
i
EDUAIII) MUKLLER.
Wol uoch nie hat der tod in der kurzen spanne zeit von
nur 8 taü,cn so viele opfer unter den Vertretern der modernen
I)hilologie gefordert, wie im lieurigen April. Sind uns doch
nicht weniger als drei kin-yphücu unserer Wissenschaft, nändich
der Professor Eduard Müller in Cilthen, am 7. April, der
Professor Bernhard Schmitz ^ in Greifswald und der professor
Theodor Müller ^ in Göttingeu, beide am 11. April, entrissen
worden. Von den herausgebern der Anglia aufgefordert, den
nekrolog des herrn professor Eduard Müller zu schreiben, kom-
men wir dieser aulTorderung um so lieber nach , als es uns
auf diese weise vergönnt ist, unserem früheren lehrer und
späteren freunde in diesem blatte ein denkmal setzen zu
können.
Der verstorbene wurde am 29. Juli 1824 im Anhaltischcn
dorfe Doruburg a/E.>^ geboren, wo sein vater kaufnumu war.
Vorgebildet durch hauslehrer, kam er nach dem todc seines
vaters als knabe von 11 jähren zunächst auf das gymnasium
zu Stendal, welches er 3 jähre später mit dem zu Cöthen
vertauschte. Von seinen verwanten dem buchhändlerstande
bestimmt, gelang es ihm trotz vieler hiudernisse, dem mäch-
tigen dränge seines geistes zu folgen und es zu ermöglichen,
sich auf das Studium vorzubereiten. Im jähre 1842 absolvierte
er mit der ersten censur das gymnasium zu Cöthen und stu-
dierte darauf bis 1845 in Halle theologie, ein Studium, welches
er wol mehr in aubetracht seiner bescheidenen Verhältnisse,
als aus wirklicher ueigung gewählt hatte. Nachdem er das
' Geboren IS19.
2 Geboren ISIO.
3 Im (lasigen schlösse verlebte Kathaiina II. von Russland ihre
kinderjahre.
422 DEUTSCHHEIN,
cxanieu pro caudiclatiua mit der ersten ceiisur bestanden hatte,
verlebte er die folgenden 7 jähre als hauslehrer und zwar
zunächst in Naumburg a/S. bei dem landrat herru Jacobi
V. Wangelin und später in Triest bei dem kaufmann herrn
Petke. Im jähre 1852 kehrte Müller wieder in die beimat
zurück und wurde zunächst provisorisch und 1855 fest am
gymnasium zu Cötheu angestellt. In demselben jähre ver-
heiratete er sich mit frl. Auguste Türcke, tochter des herru
amtmann Türcke aus Görzig; seine ehe, aus der 5 kiuder,
2 söhne und 3 töchter entsprossen sind, war eine überaus
glückliche. In anerkeunung seiner pädagogischen befähiguug
wurde er 1S5S als gymuasiallehrer fest angestellt, und nun
entsagte er auch definitiv der theologie, um die ganze kraft
seines reichen geistes seinem lieblingsstudium, der neuereu
Philologie, zuzuwenden. Seine beförderung 1864 zum Ober-
lehrer und 1872 zum professor geben zeugnis, dass auch von
der schulbehörde der wert seiner leistungeu anerkannt wurde.
Anfänglich lehrte er in den Unterklassen Latein, Deutsch
und Französisch, später in den oberklassen dieselben fächer,
wozu später noch Englisch und Hebräisch trat. Seit 1872 war
er Ordinarius der prima, und seit 1S74 wurde auch die ziem-
lich umfangreiche gymnasialbibliothek von ihm verwaltet.
Mitten in der Vollkraft seines geistigen wirkens erschütterte
am 27. Mai vorigen Jahres ein nervenschlag seine gesundheit,
und obgleich er sich von dem anscheinend leichtem anfalle
durch ruhe und einen längeren aufenthalt in Berchtcsgadeu
erholt zu haben schien, so ist doch jene erschütterung als der
anfang zum ende anzusehen. Zurückgekehrt aus den Alpen,
übernahm er nach den sommerferien den Unterricht wieder mit
gewohnter energie und pflichttreue; auch war es ihm noch
vergönnt, im herbste das schöne fest der silbernen hochzeit
im kreise der lieben seinen und unter bezeugung allseitiger
teilnähme zu feiern. Leider traten im December und später
im Februar erneute, wenn auch unbedeutende anfalle des alten
leidens wieder auf; ein heftigerer zufall am 12. März zwang
ihn, den Unterricht auszusetzen; am 18. beteiligte er sich noch
bei der mündlichen abiturientenprüfung, aber eine zunehmende
kraftlosigkeit fesselte ihn am 30. an das krankeulager, das er
nicht wieder verlassen sollte. Nachdem erst die gelbsucht,
dann uieren- und zuletzt noch lungeneutzündung den ent-
EDUARD MUF.LLER. A%)
kräfteten (irganisinus auf das üiisserste erseliöpft liattcn, g'ieng-
am abend des 7. Aprils sein reicher, edler geist sanft 7a\y
ewigen ruhe ein. Um ihn trauert die Wissenschaft, trauern
seine zahheichen schüler, kollegen und freunde, um ihn klagt
die trostlose gattin mit den tiefgebeugten kindern, die dieser
Verlust an) härtesten triiilt, weil er ihnen nie zu ersetzen ist.
Als lehrer hat sich Müller durch seinen unermüdlichen fieiss,
durch sein vielseitiges wissen und durch sein hervorragendes
pädagogisches gcschick die hochachtung-, durch seine un])artei-
lichkeit, durch seine milde des urteils und durch sein wol-
wollen die liebe und durch seine geistige anrcgung zum idealen,
durch seine bereitwilligkeit zu helfen und durch seine förde-
rung in sittlicher und wissenschaftlicher be/iehung die dankbar-
keit seiner schüler bis über sein grab hinaus erworben.
Wie sehr auch der heimgegangene vou den berufspflichteu
der schule in anspruch genommen war, namentlich in bezug
auf korrekturen (nach dem osterprogamm von 1881 hatte er
;j stunden Deutsch in prima, je 2 stunden Französisch in prima,
secunda, ober- und untertertia, je 2 stunden Hebräisch und
Englisch in prima und secunda), so ermöglichte er es dennoch
bei seinem ausserordentlichem fieiss und bei seiner seltenen
arbeitskraft, sich literarisch zu beschäftigen und fortzubilden,
so im Sanskrit und sämmtlichen Germanischen sprachen. Die
resultate dieser beschäftigungen veröffentlichte er gelegentlich
in verschiedeneu Zeitschriften, so z. b, eine erkläruug der verse
781 — 820 aus dem Waltharius in llö])fner's und Zacher's Zeit-
schrift für deutsche Philologie (band IX., seife 161—72), ein
längeres referat im VIII. jahrbuche der Shakespeare-gesellschaft
über Early English Pronunciation with especial Keference to
Shakespeare and Chaucer by Alexander J. Ellis', ferner in
den Programmen des Cöthener gymnasiums: a) Die Rätsel des
Exeterbuches, IS quartseiten (ostern ISGI). b) Zur englischen
Etymologie, 43 quartseiten (ostern 1805). c) Zu Johann Laurem-
berg, 38 quartseiten (ostern 1870). Nebenbei lieferte er die
verschiedensten recensionen in Herrig's Archiv und in den
Jahrbüchern für Philologie und Pädagogik von Fleckeiseu und
Masius.
Diejenige arbeit aber, durch welche Müller seinen ruf be-
' Als separatahziig bei P. Schettler in Cütlieu ersciiienen (40 selten).
424 DEUT.SCHBEIN,
gründet und gesichert hat, und welche seinen namen weit über
Deutschlands grenzen hinausgetragen und bekannt gemacht hat,
ist sein Etymologisches Wörterbuch der Englischen
Sprache, das im Jahre 1865 erschien und 1878 die zweite
(vermehrte und verbesserte) aufläge erlebte. Bei den lesern
der Anglia dürfen wir wol voraussetzen, dass sie den wert und
die bedeutung- dieses buches kennen und zu würdigen wissen, was
uns der mühe überhebt, hier näher auf dieses vorzügliche werk
einzugehen. Infolge des rufes, den sich Müller durch dieses
letzgenannte werk erworben hatte, wurde ihm vor zwei jähren
von dem betreffenden Verleger die bearbeitung resp. Umarbeitung
des schon seit längerer zeit vergriffenen Lucas' sehen Wörter-
buches angetragen. Nach längerem zögern tibernahm der ver-
storbene die arbeit, welche er leider nicht vollenden sollte.
Voi- ungefähr Jahresfrist erschien der erste bogen als probe-
bogen und schon aus diesem einen bogen kann man ersehen,
auf welche höhe Müller das lexikon gebracht haben würde.
Leider ist er nur bis zum buchstaben d vorgedrungen. Mit
welcher liebe und hingebung er gerade an diesem werke ar-
beitete, zeigt die tatsache, dass er sich bis zu dem tage, wo
ihn die zunehmende schwäche zwang sich niederzulegen, mit
dieser arbeit beschäftigte. Wol ist es möglich, dass die fort-
gesetzte geistige arbeit an seinen kräften gezehrt hat, aber
auf der andern seite wäre für eine so rastlos tätige und so
reich begabte natur wie die seinige, ein geistiges sciionen,
oder gar nichtstuu unmöglich und gleich bedeutend mit zweck-
losem dasein und tod gewesen. Bei allen seinen amtlichen
und literarischen arbeiten beteiligte sich Müller mit lebendigem
interesse an dem geistigen streben der Stadt Cöthen. 'Er war',
heisst es in dem uekrolog der Cöthen'schen Zeitung, 'mit-
begründer des wissenschaftlichen Vereins, der lange zeit hier
bestanden bat, ferner Vertreter des Germanischen museums in
Nürnberg, neuerdings Stifter und Vorsitzender des hiesigen
lokalvereins für Anhaltische gcschicbte, und mancher wird sieh
noch der geistvollen und mit humor durchwürzten vortrage
erinnern, welche er vor jähren im turn verein gehalten hat;
denn auch die gäbe freier und schöner rede stand ihm zu
geböte.'
Haben wir im vorstehenden den verstorbenen als lehrer,
gatten, Schriftsteller und I)ürgcr kennen gelernt, so bleibt uns
KDUAKI) AlUELLER. 425
mir iiocli übrig, ihn als mensclicn und freund zu schildern.
Schon oben haben wir die vortrciriichkeit seines Charakters
angedeutet, als wir bemerkten, dass seine ehe die denkbar
gltickliciistc war, und dass seine freunde, kollegeu und sehüler
ihm ihre hochachtung, liebe und dankbarkeit bis über das
grab bewahren werden, aber den besten ausdruck linden alle
gefühle, wenn wir die worte des berichterstatters der Cötlieii-
scheu Zeitung anführen, welchci sagt: 'Müller übertraf alle seine
geistigen vorzöge durch die tugcnden seines Charakters, welche
ihm die herzen aller ötl'neten, die das glück hatten, mit ihm
in verkehr zu treten. Die milde seines urteils, eine nie sich
verleugnende gefälligkeit für irgend erfüllbare wünsche, seine
heute so seltene neidlosigkeit, vor allem seine, bei so rühm-
lichen leistungen wunderbar zu nennende bescheidenheit wer-
den in der erinnerung seiner freunde dauernd fortleben.'
Nach dieser Schilderung darf es uns nicht wunder nehmen,
wenn sein begräbnis, zu dem ausser seinen angehörigcn, Schü-
lern, freunden und kollegcn, die elite der C«')thener bürgerschaft,
viele eheniiilige sehüler, viele geistliche und lehrer, sowie
manche freunde aus der ferne, z. b. prof. K. Elze aus Halle, her-
beigeeilt waren, sich zu einer im])Osanteu und tiefergroifenden
trauorfeierlichkeit gestaltete, und wenn bereits, um das an-
denken an den heimgegangenen , edeln manu wachzuhalten
und zu ehren, eine anzahl der angesehensten bürger Cöthens
die erlaubnis von den hinterbliebenen nachgesucht hat, den
grabhügel des verewigten mit einem künstlerisch ausgeführten
monument schmücken zu dürfen.
Have pia auima!
Zwickau. C. Deütschrein.
ERKLAERUNG.
Berlin, SW. Kleinbeerenstrasse 7.
21. Mai 1881.
Sehr geehrter herr College!
Aus dem Anz. f. d. a. IV, 247 liest Kölbing in den Studien
IV, 513 heraus, dass ich Ihnen 'egoistische tendenzen' vorge-
worfen hätte. Er kann nur dieselbe stelle meinen, die er
schon früher (III, 206) als waffe im kämpfe gegen Sie ge-
schwungen. Sie werden sich erinnern, dass ich a. a. o. am
ende des Jahres 1877 (!) geschrieben: 'Der an sich berechtigte
ärger der Anglia über die Studien machte sich in einer nicht
ganz passenden weise luft'. Sie werden gewiss gleich mir
sich darüber wundern, wie jemand in jenen Worten den Vor-
wurf egoistischer tendenz finden kann, und werden mir zu-
geben, dass man mit unvergleichlich mehr recht aus Kölbing's
benehmen schliessen könnte, dass ihn das zwischen uns beiden
trotz mehrfacher wissenschaftlicher differenzen l)estehende gute
persönliche Verhältnis ärgert, und er uns gern aneinander hetzen
möchte. Nun, sollte er dies beabsichtigen, so soll ihm das,
soviel an mir liegt, nicht gelingen, und so erkläre ich Ihnen
denn, dass ich Ihre bemerkung im Vorwort zum glossar des
IL bandes Ihres Lesebuchs, die nach Kölbing nur auf mich
gemünzt sein kann, nicht eher als gegen mich gerichtet an-
sehen werde, als bis Sie ausdrücklich bestätigen, dass er
recht hat.
Es wäre mir lieb, wenn Sie diese zcilen im nächsten heft
der Anglia veröffentlichen wollten.
Mit collegialischem grusse
Ihr
J. Zupitza.
Herrn Prof. Dr. R. Wiilcker.
Leipzig, Hohe Strasse '42.
WUELCKEK, EKKLAERUNG. 427
Indem ich vorstebendeu bricf zum abdiuek bringe, bege
icb gleichfalls die feste hofluuug und bestimmte Zuversicht,
dass auch in zukunft das gute persönliche einvernehmen
zwischen prof. Zupitza und mir bestehen bleibe zum nutzen
unserer schüler und zum gedeihen der Wissenschaft, welcher
wir beide unsere kräfte widmen.
Was nun die erste bemerkungKöIbing's betrifi't, dass Zupitza
'egoistische tendenzen' in der obenerwähnten besprechung der
'Englischen Studien' mir vorgeworfen hätte, so erkläre ich,
dass ich weder jemals dies aus den Worten der kritik heraus-
las, noch überhaupt begreife, wie jemand dies herauslesen
kann, es sei denn, dass er im voraus die absieht gehabt hätte,
zank unter uns beiden zu stiften. Allerdings dass Kölbing
letztere absieht nicht gehabt hätte, scheint mir nicht fest zu
stehen; anders wenigstens verstehe ich nicht, weshalb er mich
verhöhnt, dass ich nicht an ganz unpassender stelle gegen
Zupitza mich ausliess.^
Den andern Vorwurf, dass ich umgekehrt Zupitza beschul-
digt hätte, er sei beim niederschreiben seiner kritik über mein
Lesebuch I von 'persönlichen Interessen' geleitet worden, be-
antworte ich dahin: Selbst wenn damals Zupitza in seiner
besprechung etwas nicht sachliches vorgebracht hätte, so würde
es mir durchaus widerstreben, im jähre 1S80 auf dinge nicht-
sachlicher natur zurückzukonmien, welche 1874 — 75 geschrieben
und veröffentlicht wurden. Ich erkläre aber, dass ich der-
artiges in Zupitza's besprechung nicht finde und erkläre ausser-
dem, dass ich mit der betrefienden stelle überhaupt nicht
Zupitza's besprechung noch die Kölbiug's in der 'Germania'
(die allerdings damals anders lautete, als seine jetzige'-)
meinte, überhaupt gar keine recension meines Lesebuchs I im
allgemeinen, sondern kritiken, wie sie einzelne im Lesebuch I
' 'Unpassende stelle' wäre ein eingehen auf verschiedne bemerkun-
gen Zupitza's im Lesebuch II entschieden gewesen. Die einzig richtige
stelle ist bei der neubearbeitung des 1. teiles, der nicht, wie sich Köl-
bing, ohne grund, in seiner pliantasie ausmalt, ohne änderung dem publi-
kum, sei es in Deutschland oder anderswo, von mir geboten werden wird.
Wenn dabei manche behauptungen Zupitza's zu bestreiten sind, so wird
dies in einer weise geschehen, dass darunter unser gutes persönliches
Verhältnis nicht leiden soll!
2 Warum?
428 WUELCKKR, JIKMEKKÜNG.
eutlialteue stücke von Kölbiug erfuhren, wie sich besoutlers
eine Studien II, 273 ff. findet. Dass solche aufsätze ' im inter-
esse der Wissenschaft' geschrieben seien, bestreite ich ent-
schieden.!
Dass ich aber mit meiner befürchtiing, der 2. teil meines
lescbuchs möge 'misgiinstigen kritikern in die liände fallen',
nicht unrecht hatte, scheint mir Külbing's bcs])rcchnng dieses
Werkes leider zu bestätigen. Weitere allcnfullsige bemerkun-
gen Kölbing's in dieser angelegenheit werde ich unbeachtet
lassen.
Leipzig, im mai i88i. Richard W'uelckkr.
BEMERKUNO.
Auf anfragen von verschiedenen selten , wie ich es in
meiner ausgäbe der 'Bibliothek der Angelsächsischen poesie'
mit den accentcn der handschrifteu halten wollte, bemerke ich :
Dieselben im texte zu geben war aus typischen gründen
schon nicht möglich, ausserdem aber halte ich dafür, dass
in hergestellte texte diese accente nicht gehören. Ich werde
aber die accentuierten worte, alphabetisch geordnet, zusam-
menstellen und zwar die aus lieowulf und den andern klei-
nem denkmälern, soweit sie nicht aus dem Exeterbuche sind, .
am ende des ersten bandes, die aus der Exeterhandschrift
aber bei den werken Cynewulf's.
Leipzig. Richard Wuelcker.
' Nachdem ten Brink die Lateinische quelle zu 'Genesis nnd Exodus'
.«gefunden hat, kann jeder aiilanger die von Kölbine: gemachte ver-
gleichung anstellen, dazu bedarf es keines professors.
ANGLIA.
AuzeiKer zu band IV
Herausgegeben
Moritz Trautmann.
Eiiglish Meu of Letters, Southey. By Professor Edward
Dowden. Macmillaii. London 1879. 2 sh. 6 d,
Among the gieat names on the roll uf Englisli literature who, —
eacli as an entity with his position, works, and iutluence, — are beiug
treated in Mr. John Morley's excellent series by their brethren of the
present, none is more entitled to the additiou "Man of Letters" than
Robert Southey. Though not placed by nature among the gods of
mankind, in intellectual fire not a Byron or a Shelley, he was possessed
of such talents both in i)oetry aud prose as were of no common order;
and his use of these falents was in a remarkable manner constant and
uneeasing.
"No one", says this biographer, "lived so completely in and for
literature as did Southey. . . . it was his means of earning daily bread,
and also (he means of satisfying his highest ambition and desires. . . No
one toiled with such steadfast devotion to enrich his age; no one occu-
pied so honourable a place in so many provinces of literature. There is
not perhaps any single work of Southey's the loss of which would be
feit by US as a capital misfortune. But tlie more we consider his total
work, its raass, its varietj, its high excellence, the more we come to
regard it as a remarkable, an extraordinary achievement".
The high purity and noble morality of the man raised him to the
level of others whose genius claims immortality. His enthusiasm for
morality, as it may be called in spite of the hard and bitter words of
Byron (who did not scorn to take advantage of the mean action of an-
other against his former friend), and his consistent goodness of cliaracter
mark him out as one of the most dignified figures among the writers
or thinkers of his day. Let not the present age, wliich desires the
"endowment of researcli", and whose grealest Euglish poet is a laureate,
An-lia, IV. buud. 1
2 TOULMIN SMITH, UOWDEN'S SOUTH RY.
join in the imtrue ciy that Southey was a place-man or a courtier be-
cause he accepted pensions from the Government for literaiy Services.
The admirable manner in which Prof. Dowden sketches the disagreeable
incidents which resulted to Southey from the surreptitious pubUcation
in 1817 of Wat Tyler, a youthful attempt of his radical nonage of 23
years before, shows him feavless in his "review of his unstained career"
and vindicates his righteous wrath against the leaders of "the Satanic
School". "This title", says Prof. Dowden, "Struck home. . . . To be
witty was not Southey's concern. . . . One offence was to Southey the
iinforgiveable sin against the holy spirit of a nation's literature. To
entice poetry from the altar, and to degrade her for the pleasure of
wanton imaginations seemed to Southey, feeling as he did the sanctity
of the love of husband and wife, of father and child, to be a treason
against humanity". Fearless himself in a stormy time, he lifted up his
influential voice against the iniquity, and the enduring worth of the
man remains to us triumphant for all the brilliant wit of the author
of Don Juan.
Southey [born 1774, died 1843] began life with poetic ardour, as
great love of books, and, like many another generous spirit catching
the glow of the great revolution time, was ready to embark in vague
schemes for the advancement of liberty and the human race. It has
been said by Henry Morley that the tumult of the revolution was in
Byron, its purest aspirations were in Shelley. Wordsworth survived
the tumult, retained throughout life the aspirations, and learnt the way to
their falfilment". With Southey too, as with others who sutfer growth,
his great sympathies, ripened by time and circurastance and tempered by
deep study of the past, developed into principles which seemed to some
a negation of his early promise. We now can do him justice; it was
his to supply part of the ballast which steadies the nation's course.
His love of books endured and became a passion; he was how-
ever a true scholar, knowing the contents of his treasures, absorbing
the essence of some special friends , and keeping the vast material
gathered from others as in a well-ordered store-house. He was perhaps
the most learned writer of his day, as well as one of the most voluminous
— the American Tuckerman complains that "learniug over-lay his
poetry". But though his poetic talents, urged by daily needs which
Republican longings did not satisfy, found food and inspiration in the
Eastern tale or the mythologies of mankind ; though with his "high-
souled" morality he informed his romantic personages, in Thalaba, Joan
of Are, later in the Curse of Kehama or Madoc \ his conscientious self-
cultivation met with a higher reward in the perfection of his prose.
What Professor Dowden says oi Madoc , that "it interpreted no need,
no aspiration, no passion of the dawn of the present Century", points
to the secret of the neglect into which Southey's poetry has fallen; it
"takes a midmost rank", but has earned tlie calm judgment that "it
is the out-put of a large and vigorous mind, amply stored with know-
ledge; its breath of life is the moral ardour of a nature strong and
generous, and therefore it can never cease to be of worth".
WUELCKKK, AZAKIAS, F.NfiT.TSH LITERATURE. '^
In liis prosc, l;ir>!;ely tlie piodiict of his riper years, "Soiithey is
at his best". The Held nf his laboiirs, spread thiough history, biography,
social politics and an immense correspondence, was trodden with varying
success; "Ilistory", says Prof. Dowden, "as written by Southey is nar-
rative rendered spiritual by raoral ardour .... What he has written
may only go a little way towards attaining the ultimate ends of histo-
rical study, bat so far as it goes it i^eeps the direct line". His histo-
lies of Brazil and of tlie Pcniitsular War have left no great mark. But
in biography "lie lias not been surpassed, and even in this Single pro-
vince he is versatile; lie lias written the life of a warrior, ofapoet, and
of a Saint [Nelson , Cowper, Weslcy]. His industry was that of a Ger-
man; his lucidity and perfect exposition werc such as we rarely find
outside a French memoir". His sketches of travel and his letters are
füll of social interest of the times; the wit and humour of The Doclor,
that Store of geniality and meditative wisdom , are the delight of many.
To crown all there is the story o( The Thrce Bears: "To know", closes
Prof. Dowden appreciatively striking the key-note of Soiithey's charac-
ter, — "to know that he had added a classic to the nursery would
have been the pride of Southey's heart. Wide eyes entranced and peals
of young laughter still make a triumph for one whose spirit, grave with
a man's wisdom, was pure as the spirit of a little child".
If Prof. Dowden deals thus justly with Southey's work in litera-
ture, his hand is no less true and dclicate when touching on the actual
events of his life amongst his family and friends. To all who would
gaiu a picture of this cheerful and constant worker, his tenderness, his
lightuess of spirit, his loyalty in love and friendship, his nobility of
character, to those who would see the secret Springs of the work he
achieved, we commend Prof. Dowden's faithful stud}-. That work is one
to which many may hopefiilly aspire, though they may not be able to
reach the rarer heights beyond. And he who would make a survey of
the English mind and literature of the firat half of the nineteenth Cen-
tury, whether of the "Lake" or any other school, cannot afford to
leave out of his ken Robert Southey.
London, sept. 1880. Lucy Toulmin Smith.
Brother Azarias, Development of English Literature:
Old English Period. New York 1879.
Der Verfasser dieser Angelsächsischen literaturgeschiehte sagt über
dieselbe in der einleitung: 'The present volume traees the growth and
development of Old English Thought as expressed in Old English Literat-
ure, from the first dawuings of history down to the Norman Conquest.
It goes back of the written w^ord to the life, the aspirations, and the
motives that gave it expression. It seeks in the manners and customs,
the religion and law and governmcnt and international relations of the
1*
4 WUELCKER,
Old English people, the sources wheuce tlie literature of that people
derives its tone and coloring. For this purpose, the aathor has laid
every available souree of intbrmatlon under contribution. Diy land-
grants, antiquated law-codes, the decrees of Councils, the lives of saints,
legend and history, the researches of scholar and critic and antiquarian,
have all of them directly or indiiectly been brought to beur upon the
subject, and have been made use of to throw light upon the purely
literary document'.
Hiernach vermutet man ein sehr umfangreiches, unter benutzung
aller zugänglichen quellen und aller erreichbaren hilfsmittel ausgearbei-
tetes werk. Allerdings wird durch den schluss der vorrede uns schon
einigermassen dieser glaube benommen: 'Intending the work for a class-
book, the author has restricted himself to presenting the merest outline
of his subject. He leaves it to the teacher to fill in whatever details
are lacking'. Mach diesen worten muss Azarias eine kürzer gefasste
Angelsächsische literaturgeschichte geben, deren ausarbeitung aber auf
gründlichem Studium der literatur und der spräche, des rechts und der
sitte der Angelsachsen beruht.
Sehen wir nun, wie sich der verf. seiner aufgäbe entledigt hat!
Nach einer einleitung zerfällt das buch in acht kapitel, wovon die
drei ersten (T. Continental Homestead, II. Keltic Influence, 111. The Old
Creed and the New) allgemeinere geschichtliche und kulturgeschichtliche
darstellungen umfassen, die fünf letzten abschnitte dagegen der literatur
gewidmet sind. Das werk erschien 1879, also durfte man wol erwarten,
dass darin die literaturgeschichte von ten Brink benutzt und natürlich
die weit früher veröffentlichten arbeiten von Dietrich, Kieger u. a. be-
achtet worden seien. Um so mehr staunt man schon beim lesen einiger
kapitelUberschriften. Sie lauten: IV. Whitby (St. Hilda; Cedmon); V.
Canterbury (Theodor and Aldhelm; Cynewulf); VI. Jarrow and York
(Beda; Alcwin); VII. Winchester (Alfred the Great); VIII. Abingdon
(the Two Alfrics).
Nach einer ziemlich phrasenhaften einleitung betrachtet der verf.
the Continental Homestead der Angelsachsen und zwar beginnt er mit
ihren sitzen in Asien. Mit einer einfachen erwähn ung, dass die Angel-
sachsen dem Arischen stamme zugehören, hätte es genügt, die meisten
ausführungen sind doch viel zu kurz, um von irgend welchem nutzen
zu sein. Die paar beispiele, die aus der spräche angeführt sind {nama}t[\\,
path, is und atn) beweisen in der geringen anzahl gar nichts für die
urverwantschaft der Ags. mit den Ariern. Dass die Engländer ihre
Vorliebe für den landbau noch aus der Arischen zeit sich bewahrt, ihre
liebe zur natur vom naturdienste der Indogermanen beibehalten hätten,
zu glauben oder nicht zu glauben, wird wol auch in zukunft dem ge-
achmacke jedes lesers überlassen bleiben. Weiter, meint der Verfasser,
seien die Arier grosse jäger gewesen und liebhaber der seefahrt, auch
dies habe sich auf die Engländer fortgepflanzt. Ebenso erbten die Eng-
länder die liebe zur heimat und für die familie von den Ariern. Da-
gegen unterschieden die Ags. sich in einem andren punkte wesentlich von
den übrigen Ariern: Die letzteren waren 'fond of philosophical specul-
AZA KI AS, ENGLISU LITF.KATURE. Ö
ation', dagcf^'on: 'the English of old becanie too besotterl with heavy
and coarse diinks, whicli tbey indulged in to excess, to be able to specu-
late with the acuteness of Greek aud Hindu'. In bezug auf dichtung
sagt Azarias, die Engländer hätten sie wie die Arier liebgewonnen,
aber: 'living in the land of the sunny East, the ancestral race rejoiced
in the harmonies and bcauties of form and color; but in their woody,
mist-envelopcd land, the English lost sight of these things, and they
ceased to be for theni what they were for the Kelt(!) and the Greek, a
passion'. Warum die Kelten, da sie doch nicht im 'sonnigen osten',
sondern im selben lande wie die Angelsachsen sassen, leidenschaftlichere
naturfreunde gewesen seien, lässt sich nach des vcrf. beweisführung
nicht einsehen. — Nun folgt eine betrachtung von Soll, Climate and
Cliaracter. Hierin führt der verf. den gewiss durchaus richtigen, wenn
auch nicht neuen gedankcn aus, dass der Angelsachse durch anwohnen
am meere dasselbe lieben lernte und einen grossen teil seines lebens
auf ihm, raubzüge ausführend, zubrachte. — Der dritte abschnitt des 1.
kapitels behandelt Laivs and Customs. Er umfasst betrachtungen über
die Verwaltung im kriege und frieden, über die Stellung von freien
und unfreien, von gcfolgschaft, heerbann, ferner von strafen, gottes-
urteilen u. dergl. Die darstellung beruht vorzugsweise auf Kemble's
'Saxons in England', auch Lappenberg wurde vielfach benutzt. Be-
merkt sei, dass wenn Az. meint, der mann sei seiner waflfen wegen, die
er stets trug, rvcepned man (gegenüber dem ivifman) genannt worden,
diese bezeichnung auch noch eine andere erklärung zulässt, da wceim
auch noch eine andere bedeutung als 'waffen' hat'. {Ygl. tvcepned-bearn
wcepned - tvifestre). — Im abschnitte Condition of fVoman scheint uns
der verf. doch einen zu modernen massstab anzulegen. Wenn er sagt,
dass das ideal eines weibes den Nordländern und Angelsachsen ge-
wesen sei 'bloodthirsty, cruel, cold, heartless, and fatally beautiful' so
hat er gewiss recht. Aber die trauen waren wol mehr oder weniger
ebenso gesinnt und fanden sicherlich nichts beleidigendes darin, wenn
man obige gesinnungen von ihnen verlangte. Wenn Azarias ferner
meint, der Germane 'hedged woman in with laws that were as wound-
ing to her modesty as they were derogatory to her honor', scheint er
den Germanischen frauen doch zu viel Zartgefühl zuzutrauen. — Das 5.
kapitel, überschrieben T/ie Mead-Hall, handelt vom Germanischen hause
und den gewonheiten im hause. Es beruht diese darstellung vorzugs-
weise auf Wright's forschungen. — Das umfangreichste kapitel des ersten
abschnittes ist \L Langnage and Poetry. Es beginnt mit recht trivialen
bemerkungen über spräche, besonders über die Angelsächsische. l»ann
werden mehrere alte gedichte, die noch auf das festland hindeuten, be-
trachtet. 1. The Scop or Gleeman's Tale. Die Inhaltsangabe dieser dich-
tung ist recht ungenügend, niemand erhält einen klaren überblick, was
der hauptinhalt ist. 2. Lament of Deor. Nachdem diese zwei gedichte
die von sängern handeln, besprochen sind, geht der verf. auf die gegen-
stände, welche die sänger verherrlichten, über. 3. Fight at Finnesburh.
4. Beowulf. Von diesen gedichten gibt Azarias kurze Inhaltsangaben
und zum teile proben, die, wie bei den zwei vorigen numraern, teils
b WUELCKKR,
ülicrsctziiiif^cn TlKriic's sind, teils freie üliertraguiigen Couybeare's.
Neues ist in diesem abschnitte gar nicht enthalten. Die ansichten von
anderen, auch wenn sie sich widersprechen, werden neben einander an-
geführt, ohne dass Azarias ein urteil abgibt. Vieler arbeiten wird gar
nicht gedacht: so führt er wol Haigh an und sogar Morley (nicht etwa
dessen 'English Writers', sondern sein 'First Sketch o. E. L.') dagegen
Grein's aufsatz über die historischen Verhältnisse in Beownlf, Müllen-
holf' s und andrer Deutschen arbeiten werden mit stillschweigen über-
gangen. Als ausgaben werden die Thorpe's und die anerkannt schlechte
von Arnold angeführt, wäiuend der von Grein oder Heyne mit keinem
Worte gedacht wird. Soll eine solche darstellung junge Amerikaner in
das Studium des Angelsächsischen einführen? — L)er abschnitt VII
Philosophy bringt nach einer trivialen einleitung eine ungenügende dar-
stellung der Nordisch-Germanischen mythologie. Damit endigt Chap. I.
Der verf. sagt am Schlüsse desselben: 'Such is the people we have at-
teuipted to describe; we have dived into its thoughts, we have measured
the beatings of its heart; we have seen how its days were passed in
the mist-land of its Continental homesteads etc.' Man sieht, Azarias
nimmt den mund ziemlich voll! Dass er das, was er wollte, wirklich
ausgeführt habe, wird niemand behaupten können, am allerwenigsten
aber, dass er auch nur irgend etwas neues im ersten kapitel gebracht
hätte.
Das Chapter II, Kellic Influence, sollte man denken, handelte vor-
zugsweise über den ejnfluss, welchen die Kelten auf die, Angelsachsen
in Sitten und bildung, spräche und literatur ausübten. Wirklich nimmt
auch der verf. im ersten abschnitte KeJt and Teuton einen anlauf dazu
und spricht über den verschiedenen Charakter der Kelten und Germanen,
dann aber begnügt er sich, ein ganz allgemeines urteil Morley's, ohne
weitere gründe anzuführen, abzudrucken, dem er eines von Arnold folgen
iässt, des inhalts, dass die Germanen viele ihrer eigentümlichkeiten von
den Kelten erhalten hätten. — Der zweite abschnitt ist Kymric A'elt
überschrieben. Es wird zuerst auf grund der darstellung des Gildas die
sittenverderbniss unter den Kelten und die rohheit der Angelsachsen
dargestellt. Doch in all dieser versunkenheit hatten sich die Kelten
sinn für poesie bewahrt. Zum beweise, dass die Kelten in dieser be-
ziehung über den Angelsachsen standen, gibt Az. sechs zeilen aus der
Schlacht bei Brunanburh und zehn zeilen aus einem kriegsliede Aneurin's,
beides aber nur in Neuenglischer Übersetzung. Die proben sind zu
klein, um ein urteil fällen zu können; ausserdem verliert gerade die
Angelsächsische poesie in jeder Übersetzung mehr als die Keltische.
Endlich aber beachtet Az. gar nicht, dass es auch sehr viele fälschungen
bei den Kelten gibt, und dass sehr viele Keltische gediclite weit Jüngern
datums sind, als die Keltophilen annehmen. Ausserdem ist uns gewiss
ausserordentlich viel Angelsächsische dichtung verloren gegangen! — Der
dritte abschnitt ist GaedhU and Kymry. Az. geht von der behauptung
aus, dass die Briten ihr 'artistic cunning' von den Gfelen gelernt hätten.
Die Gielen seien nicht nur den Briten, sondern noch mehr den Angel-
sachsen gegenüber sehr in der darstellungskunst vorgeschritten gewesen.
AZAKIAS, ENGLISH LITERATURE. 7
Mit der besclireibung Grendels wird die ausmaliiTit? eines unj^elieuers
im Banquet of Dnn Na N-Gedh verglichen. Dabei ist zu bemerken,
dass das Keltische denkmal wenigstens dreihundert jähre jünger als das
Angelsächsische ist; weiter aber, ob die breitgetretene, öfters ans alberne
streifende darsteUung der Kelten dein kurzgedrängten bilde, welches
von Grendel gegeben wird, vorzuziehen sei, bleibt sehr dem geschmacke
des lesers überlassen. Auch das folgende beispiel beweist wiederum,
wie breit und langweilig die Keltischen dichter beschrieben, während die
Angelsachsen oft kurz gedrängt schilderten, die ausmalung dem hörer
überlassend. Ob der satirisclie zug, der den Kelten eigen war, gerade
sehr ihre dichtung empfiehlt, bleibe dahingestellt. — Der vierte abschnitt
ist überschrieben: Kellic Senthticnt. Hier soll nachgewiesen werden,
dass 'the master-trait of Keltic literature is the expression of sentiment'.
Die dies beweisen sollenden beispiele sind sehr unglücklich gewählt:
alle gehören sie einer zeit an, als schon Angelsachsen und Kelten den
Normannen unterworfen waren. Ferner sagt Az. 'this sentiment, wheu
woman becouies its object, assumes a caste of peculiar delicacy and
tenderness. It has been seeu that the Teuton's ideal of woman was
that of an unsexed human being'. — Das ist richtig! Nur werden die
Keltischen dichter oft zu 'natürlich'. Ehebruch spielt in ihren dich-
tungen eine hauptrollc, wie die geburt des ruhmreichen königs Artur
beweist.
Mit dem Chapter III The Old Vreed and the New gehen wir nun
auf die zeit, da die Angelsachsen nach England gekommen waren, über.
Im ersten abschnitte dieses kapitels The Ewjlish in their Insular Homc-
slead wird constatiert, dass die Angelsachsen, nachdem sie in England
angekommen waren , im allgemeinen ihr früheres leben fortsetzten und
es wird folgendes anmutige bild von ihrem leben entworfen: 'They
(luarreled among themselves, plundered and murdered one another,
chanted their war-songs, worshiped their gods, gambled, sold their
children into slavery, and drank themselves into beasis, just as they
had done in their days of piracy'. Ueber die religion der Angelsachsen
wird dann noch mit w-enigen worten gehandelt. Az. findet nur 'super-
stition and degradation' darin. — Abschnitt 11 Gregory the Great und
III Auguslin and Pavlinus handeln von der bekehrung der Angelsachsen.
Dass hierbei das alte märchen, wie Gregor zur bekehrung der Angel-
sachsen geführt worden sei, wieder aufgetischt wird, darf uns nicht wun-
dern, da der verf. überall auf sehr veraltetem Standpunkte steht! Die
bekehrung des Südens durch Augustin und des norden s durch Pauliu
wird kurz dargestellt. Es wäre dabei recht wünschenswert gewesen,
wenn der verf. die verschiedenen 'geschichtchen' weniger breit erzählt,
dafür aber der eigentlichen entwicklung des Christentums, in England
mehr räum gewidmet hätte. — Auch im folgenden abschnitte IV Re-
lapse and Recovery wird die Verbreitung der neuen lehre nicht in
genügender weise dargestellt. — Der nächste abschnitt führt den
mystischen titel: Shadow and Substance. Er erklärt sich, indem der
Verfasser in diesem teile nachzuweisen versucht, wie im heidentume
vieles gewesen, das sich ähnlich im christentume wiederfand, nur
8 WUFXCKICK,
lüit dem unterschiede, dass die Vorstellung im heidentume gleichsam
nur ein schatten des dinges gewesen sei, während im christentunie
erst das eigentliche ding erschienen sei. Obgleich also ein teil des
Christentums von den Angelsachsen leicht angenommen wurde, weil
er ihrer bisherigen lehre verwantes bot, blieb doch auch viel heid-
nisches, welches nicht zum christentunie passte oder nur notdürftig mit
ihm in einklang gebracht wurde, lange zeit, manches bis zum heutigen
tage. Eine reihe solcher anschauungen und gebrauche werden von Az.
angeführt. Er schliesst mit dem gedanken, dass das Christentum erst
dann wirklich sich habe ausbreiten können, nachdem eingeborene sänger
sich christlicher Stoffe bemächtigt und sie ihren landsleuten mundgerecht
gemacht hätten. Dies führt dann den verf. auf den zweiten teil, auf die
eigentliche literaturgeschichte über.
Das IV. kapitel ist Whitby überschrieben. Es handelt von Ca5d-
mou. Der erste abschnitt beschäftigt sich mit St. Hilda, der äbtissin
des klosters Streaneshalh (Whitby), wo sich Caedmon nach Beda's be-
richt aufhielt. Das leben derselben, obgleich es für die literaturge-
schichte sehr wenig interessc hat, ist mit grosser ausführlichkeit erzählt,
besonders aber hätte die erzählung der wunder, die sich um Whitby
zutrugen (s. 99], fehlen dürfen. Ob z. b. wilde gänse über das kloster
fliegen können oder nicht, ist doch wol für die Ags. literatur gleich-
giltig. Wenn aber der verf. meint, ein älteres gedieht, welches Hilda
in den mund gelegt ist, sei 'written with more affection than good
taste', so ist unsere ansieht über diese dichtung, dass sie ein Spott-
gedicht auf ein kirchenfenster zu Whitby, worauf Hilda abgebildet ist.
Zur begründung unserer meinung seien nur ein paar zeilen hergesetzt:
Likewise a window there I placed,
That you might see me as undressed:
In morning gown and uight-rail there.
All the day long fairly appear etc.
Der folgende abschnitt ist überschrieben: The Story of Vedmuiis
Life uuraveled. Es wird hier die bekannte erzählung Beda's (IV, 24)
über den dichter C'«dmon berichtet, aber eine neue deutung, weshalb
Caedmon beim mahle nicht singen wollte, angeführt. Wenn des verf.'s
erklärung auch w^enig glaublich, so finde sie doch hier einen platz, weil
es das erste neue ist, was wir in diesem buche fanden. Az. meint, da
die dichtkunst nicht so plötzlich über Caedmon gekommen sein könne,
sondern er schon immer dichter müsse gewesen sein, so habe er nur
beim rundgesange nicht mitsingen wollen , weil dort heidnische götter
gepriesen worden seien und dies ihm als frommem Christen widerstrebt
habe. Woher weiss das der verf.? Uns scheint viel glaublicher, dass
der Caedmon Beda's ein dichter ernster gesäuge war und es nicht ver-
stand, gesänge, wie sie zum biergelage passen, zu dichten, kircheniieder
aber wollte man mit recht nach dem 'initium fidelitatis' nicht hören ! ' —
' Man vergleiche die vom Verfasser selbst citierte stelle aus Beda
(IV, 24), der von Ca?dmon sagt: Nihil unquam frivoli et supervacui poe-
matis faccre potuit.
AZAKIXS, ENGMSH LITRRATURE. 9
ISeistiiimien (liirfcn wir Az. gewiss darin, dass Csedmon's dichtungen einen
grossen einfluss auf seine /.eitgenossen hatten, dass sie gewiss viel zur
iliristianisierung der Angelsachsen beitrugen und Csedmon, wie Beda
berichtet, griinder einer dichterschule wurde. Zum Schlüsse wird noch
eine sage von einem Nordischen sänger, die der C;edmon's sehr ähnlich,
angeführt. Abschnitt 111 enthält The Themes Cedmon sang. Der gröste
teil derselben enthält eine ausführliche hetrachtung des Traumgesichtes
vom heiligen kreuze, das Azarias mit anderen älteren gelehrten für
cigentum Csedmon's erklärt. Dass es auch Cynewulf oder weder Csed-
uion noch Cynewulf zugeschrieben wird, scheint der verf. gar nicht zu
wissen. Ausserdem wird noch die stelle Beda's über Csßdmon's andere
werke abgedruckt. Dass C'aedmon so grossen erfolg bei seinen lands-
leuten gehabt hätte, wie Beda berichtet, schreibt der verf. zwei Ursachen
zu: 1. seiner dichterischen begabung, 2. seinem frommen leben. Durch
die Schönheit seiner werke iiabe er viele landsleute erst wirklicli zu
Christen gemaclit. Oligleich dies wol kaum zu bezweifeln ist, so liaben
wir für Cicdmon's bedeutung unter seinen Zeitgenossen doch nur einzig
und allein noch das zeugniss Beda's. Die unter Caidmon'snamen jetzt noch
vielfach aufgeführten dichtungen sind sicherlich nur in sehr veränderter
und interpolierter gestalt auf uns gekommen. Wir können also die
frage, welche Stellung C. in der gleichzeitigen literatur einnahm, nicht
mehr entscheiden. Die legende von Caedmon's tode aber, die den
frommen sinn des dichters beweisen soll, hätte Azarias weglassen
können, da sie doch nur eine legende ist. — In V. Cedmon at Work
wird die unter t'sedmon's namen gehende dichtung genauer durchge-
nommen und mit sehr pomphaften worten gelobt. — Der letzte abschnitt
VI. betrachtet Cedmon s Influence at Home and Abroad. Kühn ist es
anzunehmen, dass der sänger, welcher in Beowulf von der Schöpfung
der weit singt, (,'a?dmon's gedieht vorgetragen habe. In den versen
Beowulf's ist nur gesagt, der sänger habe die erschatfung der weit ge-
sungen. Dann wird der Altsächsische Heliand einfach als ein teil Csed-
mon's betrachtet: both are one, and the one is Cedmon. Damit aber
der Widerspruch in der Lateinischen vorrede zum Heliand: 'praecepit
(Ludovicus) namque cuidam uiro de gente Saxonum . . . . ut uetus ac
nouum testamentum in Germanicam linguam poetice transferre studeret'
wegfalle, sagt der verf.: 'No doubt the Preface wished to pay a com-
pliment to Louis, when it gave him the credit of orderirg the trans-
latioü. There was uo need for a new translation. The language of
Cedmon was that of Louis. Auch die Althochdeutschen dichtun-
gen : Krist, Lied von der Samariteriu, MuspiJli sollen durch Caedmon's geist
veranlasst worden sein. Wäre dies wahr, so gebührte allerdings Cfedmon
der erste platz unter den Germanischen dichtem, nur schade, dass Az.
die beweise nicht erbringt! Doch damit noch nicht genug! Cajdmon's
sang wirkte in den mirakelspielen fort, Ctedmon's lied, von Junius an
Miltou mitgeteilt, begeisterte Milton zu seinem 'Paradise Lost'. 'Here
terminates the direct and immediate influence of Cedmon'. — Wir sehen
aus diesem kapitel, dass Azarias ohne irgend welche kriiik bei der dar-
stellung zu werke geht, dass er alle die alten literaturmärchen ohne be-
10 WUELCKER,
morkiiiii,' Afibf, eiidlicli aber, dass er von den meisten neneni forschun-
gen keine ahnung liat. Die eigentliche Csedinontrage wird ganz unge-
nügend 8. 129 abgehandelt-, dass erst Junius Ca^dmon die gedichte zu-
schrieb, dass aber in der hs. nirgends der dichter genannt ist, wird gar
nicht erwälmt.
Das nächste kapitel, Vanierbur)/ überschrieben, beginnt mit Theo-
dore and Aldhclm. Der dritte bedeutende mann, der ebenfalls in diesem
abschnitte berücksichtigt wird, ist Adrian, Aldhehn's lehrer; auch Mail-
dulph sind ein paar worte gewidmet. Ueber Aldhelm wird ausführlicher
gehandelt und seine bedeutendsten Lateinischen werke angeführt. Es
wird weiter die bekannte geschichte vom Angelsächsischen sänge Ald-
hehn's erwähnt und Azarias hält es mit Grimm für nicht unwahrschein-
lich, dass das gedieht von Andreas Aldhelm zum Verfasser habe.
Dies führt auf abschnitt II Poem of Andreas über. Auch in den
weitern ausführungen über das gedieht schliesst sich Azarias Grimm an.
Neuere arbeiten darüber wurden von ihm nicht berücksichtigt. — Der
dritte abschnitt Vyncwulf zeigt schon durch die anordnung unter Can-
terbury, dass sich Az. allen spätem forschungen verschliesst. J^onst hätte
doch wenigstens :nigeführt werden müssen, dass eine reihe von gelehrten
Cynewulf für einen Nordhumbrier halten. Allein der verf. begnügt sich
damit, Grimm's ansieht zu wiederholen, dass Cynewulf ein Zeitgenosse,
vielleicht ein schiiler Aldhelm's gewesen sei. Dann werden seine ge-
dichte aufgeführt. 1. Elene. 2. JuJiana. 3. Last Judgment. Man sieht
aus dieser aufzählung, dass Az., wie bei Caedmon auch hier auf ganz
veraltetem Standpunkte steht. Die arbeiten von Dietrich und Leo
existieren für ihn nicht. Allerdings führt er Dietrich's ergebniss, dass
die hymnen ein grosses zusammenhängendes gedieht seien, an, doch
ohne zu wissen, dass Dietrich dies entdeckte, aus Arnold's IManual of
English Literatare. Dass er neuere ausgaben, wie z. b. die von Elene
durch Zupitza nicht kennt, darf uns nach obigen beweisen von unkennt-
niss nicht wundern! — Der letzte abschnitt behandelt Poems of Judith
and Guthlac, and a Lover's Message. Es ist dies eine merkwürdige
Zusammenstellung! Von Judith wird nur der Inhalt angegeben, die
frage nach dem verf. nicht erörtert.' Ebenso verfährt Az. bei dem ge-
dichte von Gu?>lac. Auch hier nimmt er keine notiz von den neueren
arbeiten über diesen gegenständ. An dritter stelle wird die 'Botschaft
des gemahls an seine frau' behandelt. Die bemerkung, dass dieses ge-
dieht im Exeterbuch, hg. von Thorpe, s. 473 stände, beweist, dass Az.
nicht einmal sich die mühe nahm, Grein's Bibl. der Ags. poesie, die er
ja in bänden hatte, anzusehen, sonst hätte er erkennen müssen, dass
Thorpe's '6. rätsei der anfang der Botschaft ist, wie Grein entdeckte.
Damit hört das gedieht auch auf ein fragment zu sein. Aus dieser be-
handlung geht wieder klar hervor, wie leicht sich Azarias seine sache
machte und wie nachlässig er bei der ausarbeitung zu werke gieng.
Da aber bei keinem der drei gedichte ein wort über den dichter gesagt
' Jedenfalls beruht es nur auf einem druckfehler, wenn von einer
ausgäbe Judith's durch Grimm (soll heissen Grein) gesprochen wird!
AZARIAS, KNGLISII LllKKATUKK. 1 1
ist, !<ielit iiKiii auch durchnus nicht ein, warum diese dichtunj^en unter
' Canteibury ' gestellt sind. — Im kapital VI wendet sich der vert. den
Schriftstellern zu, deren namen sich an Jarrow imd York anschliessen.
Zuerst wird Benef/ict Biscop erwähnt, der gründer der bibliothek von
Jarrow und Wearmouth, dann geht Az. auf Beda über. Es wird dessen
leben und wirken in allerdings wenig genügender weise dargestellt,
dann folgt eine ausführliche betrachtung seiner Historia Kcclesiastica.
Die legende von Beda's todc findet wieder ausführlich platz, auch die
angeblich von Beda verfassten Ags. verse t^ind abgedruckt. Der nächste
abschnitt führt auf York über und ist vorzugsweise Alctvin gewidmet.
Neues ist darin nicht gegeben. — Populär Phüosophy benennt sich die
folgende betrachtung. Da Alcuin vor allen es liebte, seine lehren in
frage und antwort zu gehen, diese katechisnien aber viele philosophische
und religiöse fragen enthalten, knüpft der verf. hier die besprechung
ähnlicher werke an. Er beginnt uiit Salomon and Saturn, dann folgen
die Gnomic Verses. Vom ersten gedichte sagt Azarias selbst: This
work conies we know not whence'. Sicherlich ist es nicht erst durch
Alcuin angeregt, dafür finden wir zu viel ähnliches in andren literaturen.
Az. führt ja iu seinem buche selbst Kemble's arbeit über diesen gegen-
ständ au, die arl>eit von Schauniberg in den 'Beiträgen von Paul und
Braune', die er nicht kennt, hätte ihn noch mehr darüber belehren
können. Einzelnes in den Gnomic Verses geht, nach des verf. ansieht,
bis zum Arischen altertiim zurück; es wurde also auch deren ausarbei-
tung, selbst in der form, wie wir sie haben, sicherlich nicht von Alcuin
veranlasst. Warum werden trotzdem diese zwei werke unter 'Jarrow
und York' gestellt? Ferner: Warum wird hier nicht der Ags. bearbci-
tung der Disticha Catonis gedacht? Erwähnt sei auch, dass in folge
eines misverständnisses des verses 95 (bei Grein) der Exeterfassung der
Gnomic Verses, diesen ein hohes alter zugeschrieben wird.' — Der
letzte abschnitt ist: Pu'ßcelive Mood in Poctrij überschrieben. Was
dieser mit Jarrow und York zu tun hat, ist gar nicht abzusehen! Hier
fehlt jeder berührungspunkt! Das erste hier besprochene gedieht The
Grave gehört, in der uns erhaltenen form wenigstens, überhaupt nicht
in die Angelsächsische periode, sondern in die zeit des Übergangs. Az.
behauptet allerdings: 'the text is in the Exeter Book'!!! Es folgt dar-
auf eine erwähnung (besprechung ist dies nicht zu nennen) der Reden
der Seelen. Neuerer arbeiten über diesen gegenständ wird hier auch
nicht gedacht. Dass uns dieses gedieht in zwei fassixngen erhalten ist,
darüber finden wir kein wort. Es schliessen sich hier eigentümlicher
weise Menologium und Die Ruine an; beide aus dem sehr äusserlichen
anlasse, dass in ihnen von der Vergänglichkeit alles irdischen gesungen
wird. Der arbeiten von Leo und Earle über Die Ruine wird nicht er-
wähnung getan. — Das MI. kapitel führt den titel Winchester. Der
erste abschnitt ist Alfred thc Great gewidmet. Es wird darin, nach
' Azarias übersetzt, nach Thorpe, frysan wif'e mit: Frisian wife;
während Ettmüller und Grein die richtige erklärung frise = crispus,
geben.
12 WUELCKER,
einer einleitnrif,', dessen Übertragung der Cura Pastnralis, ferner des
Orosius und Boetiiis gedacht, auch über seine bearbeitung Beda's han-
deln zwei Zeilen. Die Soliloqnien und das Handbuch werden mit still-
schweigen übergangen. — Der nächste abschnitt handelt von Spirit of
Larvs, es ist ein kurzer, sehr wenig befriedigender überblick der Ags.
gesetze. Warum diese betrachtung unter ' \Mnchester' gesetzt ist, lässt
sich nicht einsehen. Wenn ja wol auch die Wesfsachsen eine grosse
menge geset/.e erliessen, so haben wir doch auch welche aus Mercien,
den östlichen grafschaften und Nordhumbrien , die gleiche rechte be-
anspruchen können. — Was man sich unter der Überschrift des dritten
abschnittes denken soll, ist unklar. Er lautet: Sentiments of ISationaliUj.
Im eingange wird eine eigentümliche ansieht über das wahre 'Sentiment
of Nationality' entwickelt, der wir nicht beistimmen können. Dieser
vaterlandssinn, wie ihn Az. charakterisiert, soll sich nun in Ags. ge-
dichten nicht finden und als beweis dient ihm 'J'he Exile's Complaint.
Der verbannte breche in sehr egoistische klagen aus, nicht riefe er:
'Evermore shall my conntry be all ray love'. Hätte sich Azarias dieses
gedieht bei Grein, dessen ausgäbe er doch citiert, angesehen, so würde
ihm vielleicht aufgefallen sein, dass die dichtnng dort Klage der Frau
überschrieben ist. Es ist also eine frau, die spricht. Und da soll es
uns wundern, dass sie wol über den verlust ihrer freunde, nicht aber
über den ihres Vaterlandes klagt? — Dann geht der verf. auf die Angel-
sächsiche Chronik über. Von diesem werke heisst es: 'The Chronicle
dates from time inmemonal'. Hätte sich Azarias die mühe genommen,
die geistreiche auseinandersetzung ten Brink's über diesen gegenständ
zu lesen, so würde er wol eine andre ansieht vorgetragen haben, wenn
er auch dann wol nicht mit solcher Sicherheit behauptet hätte, 'dass
Phlegmund und Wulfstan die chronik in der jetzigen gestalt zuzu-
schreiben sei'. Zum Schlüsse kommt Azarias auf die dichtungen in der
chronik zu sprechen und rühmt mit recht die Battle of Brunanburh,
auch der Battle of Maldon zollt er nicht weniger lob. — Das letzte
kapitel befasst sich mit Abingdon. Es beginnt mit einer betrachtung
von Dunstan's Verdiensten, dessen schüler Ethelwold war, der Übersetzer
von Benedict's regeln ins Angelsächsische. Aus dessen schule gieng
dann der ältere Aelfric hervor. So handelt denn der folgende abschnitt
über: The Two Aelfrics. Das leben des älteren Aelfric sowie dessen
umfangreiche Schriften werden auf nicht ganz drei selten abgehandelt.
Ausser dem 'Heptateuch, Hiob' und 'other portions of the Holy Script-
ures' wird noch sein 'Latin-English Dictionary' erwähnt und ausserdem
seine 'Homilien'. Andre Schriften übergeht der verf. lieber Aelfric's
leben hören wir so gut wie nichts. Die treffliche arbeit Dietrich's blieb
A/.arias ganz unbekannt, auch ten Brink ist nicht benutzt. Weiter ge-
denkt der verf. noch der Blickling Homilies und der Sermons of Wulf-
stan. Näher auf diese interessanten denkmäler einzugehen, findet aber
Azarias nicht für nötig. Am Schlüsse dieses abschnittes gibt der verf.
eine kurze nachricht über Aelfric Bata (oder Bela, wie er ihn nennt).
Von seinen werken erwähnt er nur die Colloquia. — Der letzte ab-
schnitt nennt sich: Tenth Ccnlury Poetry. Was die hier aufgeführten
AZARIAS, ENGLIRH LITERATURE. 13
denkinäler mit Abingdon zu tun haben, sieht niemand ein. Z. b. Alfred's
Meters könnte man ebenso gut unter Winchester oder Canterbury setzen.
Rundweg jede beziehung dieser dichtung zu der prosaübertragung des
Boetius durch Aelfred in abrede zu stellen , ist zum mindesten kühn.
Azarias bringt auch für seine ansieht, dass die Metra nicht von Aelfred
seien, keine begründung vor. Interlinearübersetzungen von Hymnen und
Psalmen, die nun besprochen werden, rechnet man gewönlich nicht zur
'Poetry', sondern zu den prosaischsten arbeiten. Es werden verschiedene
hymnen besprochen , die wegen ihrer geringen poesie dem 10. Jahrhun-
dert angehören sollen. Es sind hymnen, welche Dietrich als teile des
gedichtes Crist von Cynewulf erkannt hat, eine ansieht, die in Deutsch-
land wenigstens jetzt alle gelehrten als die richtige anerkennen. Hier-
her gehört auch der unter 2. gegebne Hymn of Praise. Daran ange-
schlossen ist eine kurze betrachtung des gedichtes, das Grein ' ßi manna
vyrdum' nennt. Zum Schlüsse wird der bearbeitungen der Bestiaries
gedacht und als probe davon Phoenix, Panther, Whale aufgeführt.
Phoenix gehört ganz sicher nicht zu einem Physiologus, da wir hier die
Latein, vorläge haben und dies nachweisen können, auch bei Panther
und Walfisch ist dies sehr zweifelhaft. — Damit endet die Übersicht
der Ags. literatur. Unwillkürlich fragt man sich, wo denn die prosa
des 10. und 11. jh. bleibe: der kleineren prosadenkmäler wird mit kei-
nem Worte gedacht. Azarias kannte sie wol überhaupt nicht! Die 6'öm-
cluskm können wir übergehen, da darin nur in allgemeinen phrasen das
vorhergehende ganz kurz wiederholt wird.
Fassen wir unser urteil über das ganze werk zusammen, so ist
darin nur wenig zu loben. Ueberall zeigt sich grosse tlüchtigkeit und
unkenntniss. Ein selbständiges urteil tretien wir kaum irgendwo. Die
Deutschen arbeiten sind, wenn sie beachtet, nur aus Englischen bücheru
übermittelt; dass der verf. auch nur eine Deutsche arbeit selbst gelesen
hätte, geht nirgends hervor. Aber auch von den Englischen werken be-
nutzte der Verfasser vorzugsweise nur abrisse der literaturgeschichte, wie
den von Morley und Arnold. Allein wo auch das grössere werk Morley's
benutzt ist, geschah dies ohne kritik und nimmt der verf. dessen viel-
fach veralteten Standpunkt ein. Die kulturgeschichte, welche der erste
teil geben soll, ist sehr mangelhaft und unklar. Die einteilung der
literaturgeschichte nach den verschiedenen orten ist ganz verfehlt, in
jedem abschnitte steht etwas, was durchaus nicht herein gehört! Wäre
das buch vor dreissig jähren erschienen , so hätte man es damals recht
gut linden können. So aber ist es, obgleich erst ls7y erschienen, voll-
ständig veraltet und wir hotten , dass wenn der verf. in ähnlicher weise
auch die spätere zeit behandeln will, er erst sich besser in der neuem,
besonders der Deutschen, literalur über die literatur der betreffenden
zeit umsieht, ehe er an ein solches werk gehe, uud bedenke, dass jetzt
viele Amerikaner in Deutschland Angelsächsisch und Alienglisch studie-
ren, also auch in Amerika solche bücher, wie das seine, als veraltet von
den Sachkennern bei-seite gelegt werden!
Leipzig. Richard Paul Wuelcker.
I 4 KLUGE,
Aelf'ric's Grninniatik und Glossar, herausge^. von Jul.
Ziipitza. Erste abteilung: text und Varianten. [Sammlung
Englischer deukmäler in kritischen ausgaben, erster band].
Berlin (Weidmann) 1881. 7 m.
Alt- und Mittelenglisches llebungsbuch zum gebrauch
bei Universitätsvorlesungen mit einem Wörterbuch herausgeg.
von Jul. Zupitza. Zweite aufläge. Erste abteilung: texte.
Wien (ßraumüller) 1881. 5 m.
Unangekündigt tritt eine ' iSammlung Engl, denkraäler in kritischen
ausgaben' mit 'JElfric's grammatik und glossar' in"s leben, und der vor-
liegende erste band, text und Varianten enthaltend, berechtigt zu schönen
Hoffnungen und wünschen für das gute gedeihen der damit eröffneten
bibliothek. Bisher war yElfric's grammatik für die mehrzahl der sprach-
gelehrteu so gut wie unzugänglich, und wir haben allen grund, uns über
die neue ausgäbe zu freuen, die uns einen sprachlich hochwichtigen text
näher bringt. Zudem ist es das erste mal, dass uns von einem Deutschen
gelehrten ein Ae. prosatext in kritischem gewande und mit vollem und
reichem Variantenapparat geboten ist. Schon früher hat Zupitza aus
seinen ^Ifricstudien einzelne resultate verwertet: in der tat bergen
grammatik und glossar eine solche fülle kostbarer und selten bezeugter
formen und worte, dass ihnen wol kaum ein zweiter prosatext in dieser
hinsieht gleichkommt. So hat Z. wirklich dem bedürfniss unserer Ae.
Sprachstudien mit seiner ausgal)e entsprochen.
Aehnlicli war ^^Ifric selber mit seiner grammatik dem zeitbedürfniss
entgegengekommen. Durch Dünstän und ^{^elwold war eine tiefere
bildung des gesunkenen clerus angebahnt, und iElfric hatte bereits
durch sein homilienwerk nach kräften mitgeholfen, den stand zu heben.
Sittlicher ernst lehrte ihn im dienste der mitmenschen weiter zu arbei-
ten; er gedachte des biblischen gleiehnisses vom unnützen knechte, der
mit dem ihm von Gott anvertrauten pfunde nicht wuchert. Für seine
tätigkeit als grammatiker war JElfric auf mancherlei tadel gefiisst, aber
ihn durchdrang die Überzeugung, dass eine bearbeitung des Priscian für
den Unterricht im Lat. und zugleich in der muttersprache vieliach nütz-
lich sein müsse; sie sollte einem mittleren bedürfniss entsprechen, d.h.
denjenigen dienen, die nach dem ersten elementarunterricht im Lat. sich
auf schwierigere arbeiten in Engl, wie in Lat. spräche vorbereiten woll-
ten. Diese historischen, moralischen und practischen erwägungen, denen
JElMc in der Lat. und in der Engl, vorrede ' ausdruck gegeben hat,
waren für ihn massgebend. Auch war er sich der Schwierigkeit seines
Unternehmens wol bewusst; es handelte sich um nichts geringeres als
Verpflanzung und einbürgerung grammatischer Studien auf Engl, boden
und in Engl, spräche. Dass er diese aufgäbe glücklich löste, dafür
' Der schluss der Engl, praefatio stimmt genau mit dem schluss
der Engl, praefatio zu den Homilien überein: warnung für die ab-
schreiber. Siehe Houi. I, p. 8.
zuprr;?A s aelfric und t-'ehungsbuch. 1 5
zeugt die fülle der mis erhaltenen hand^chriften , die Ziipitza für seine
ausgäbe benutzen konnte und mit akribie benutzte.
Schwierigkeit verursachte zunächst die feste teriuinologie der Lat.
gramraatik, die auf das Engl, zu übertragen war; es galt die vielen Lat.
terni. techn. durch worte zu ersetzen, die sich im Engl, zu terra, techn.
eigneten. Man erinnere sich, wie wenig erfolg alle ähnlichen versuche
in Deutschland gehabt haben. ^Ifric behält teilweise den Lat. term.
techn. bei, gibt ihm aber eine Engl, eudung und damit Engl, gepräge:
declinare wird dedinian, declinatio wird declinung, casus erscheint im
gen. plur. als casa, dat. plur. als casum, für casuum, casibus. In andren
fällen wird eine Übersetzung gewält und durch die ganze grammatik
beibehalten: cynn für genus, getel für numerus, häd für persona, nama
für nomen, ägene navum für nomina propria, rvoi-d für verbum, tld für
tempus-, davon scheint mir cynn keine glückliche Übersetzung von genus
als grammatischem term. tech. ; offenbar fehlte es im Ae. an einem genau
entsprechenden begriff; man hatte werhäd und wtfhäd für sexus; aber
häd allein verwendet .^Elfric für persona. Gern begnügt er sich, den
Lat. term. techn. beizubehalten, ihn aber bei seinem ersten auftreten
genau zu übersetzen. Dass solche Übersetzungen oft etwas ungeschickt
ausfallen, müssen wir .^Ifric's versuch wie jedem ähnlichen nachsehen.
Auch sonst begegnen einige schwerfällige Übersetzungen, die eben nur
dem bedürfniss entsprangen, einen Lat. ausdruck verbotenus widerzu-
geben. Unengl. scheint mir ürelendisc, eöwerlendisc als Übersetzung von
nostras, vestras p. 93; p. 118 wird vestras sum besser mit eörvre peöde
ic com oppe eöiver landes mann widergegeben, twegra ccorla ealdor
als Übersetzung von duumvir, preöra ceorla ealdor = trlumvir (p. 27.
28) sind irreleitend, wlfliädes viann = femina (gloss. p. 297) begegnet
auch sonst, z. b. ^Ifr.-Hom. II, 94. 548. Auch 7nann allein kann für
weib stehen, wie ib. :!ü6 Elene ein stvi/^e gelgfed manu heisst; hierdurch
wird die stelle des gloss. als gut Engl, bezeugt, also der verdacht einer
ungeschickten Übersetzung abgewiesen. Vis doctum ire wird p. 134 mit
7vilt pu gän leornian, p. 151 mit will pu gän tdican übersetzt; allerdings
p. 150 Video te doctum ire = ic geseö pect pü gast td'.can\ vielleicht
sind daher nur die abschreiber p. 134 an ire für iri schuld. Aber auch
das scio multimodis verba posse interpretari der Lat. i)raef. erregt be-
denken. P. 16G concupio = ic sarnod wilnige, p. 301 architectus = yldest
wyrhtena wird zu etymologisch übersetzt. Die widergabe von in pas-
cendis gregi'jus, ad audiendam vocem p. 152 durch on Iceswigendum
eöwdum, t<) gehyrendlicere stemne hat kaum dazu gedient, den jungen
Angelsachsen auf die eigenart des Lat. Sprachbaus hinzuweisen. Aller-
dings betont ^Ifric sonst oft genug die differenzen der beiden sprachen,
cf. p. 18. 99. 259. 279. 280 u. s. w. Aus der Unzulänglichkeit solcher und
ähnlicher Übersetzungsversuche dürfen wir unserem grammatiker keine
vorwürfe machen: er diente eben nur dem bedürfnisse mittlerer kennt-
nisse; die Lat. praefatio ist an parvuli gerichtet, und auch vorgerück-
teren musste die bearbeitung der grammatik Priscian's immerhin von
nutzen sein.
Für uns lie.steht der wert der il'^lfricsclieii grammatik in tler reichen
1 6 KLUGE,
fülle von wortformen und worten, die uns der Engl, text im anschluss
an die Lat. musteiworte und mustersätze bietet; diese sind den ver-
schiedensten Sphären entnommen, und ^Ifric hat zu den aus Priscian
übernommenen, Römischem leben und Schriftstellern entlehnten belegen
noch eigene, allerdings zumeist der bibel entnommene, zugefügt; cf. p. 8,
wo die bezeichnung pronomen erklärt werden soll: gif pü crvest nü:
""hwä Icerde pt?"" ponne crvepe ic: "Bünstän" ; " "hwä hädode pe?""
"he me hädode" : ponne Stent se "he" on Ms naman stede and spelap
hine. Durch diese, den verschiedenen wortgebieten entstammenden be-
lege oder vielmehr deren Engl. Übersetzungen erhält die grammatik ^1-
fric's eine so hohe bedeutung, dass uns ein gutes glossar dazu den
mangel eines genauen Wörterbuchs der prosa weniger fühlen lassen wird,
ich würde der zweiten abteilung unserer ausgäbe vorgreifen, wenn ich
auf derartige dinge wie auch auf eine reihe wertvoller grammatischer
formen hinweisen wollte, die jetzt erst in den weiteren kreisen der
grammatiker berücksichtigung finden werden. Möchte ihnen Z. alle resul-
tate mit andern reichen anmerkungen und sonstigen beigaben, wie wir
sie von ihm gewohn sind, in nicht zu ferner zeit bieten.
Zupitza's Übungsbuch erscheint, von lehrenden und lernenden längst
erwartet, in neuer reich vermehrter und im einzelnen auch vollkommne-
rer gestalt: ein weiteres erfreuliches zeichen für die wachsende rührig-
keit auf dem gebiete der Engl, sprachkunde. Hat sich schon die erste
ausgäbe für die zwecke seminaristischer Übungen durchaus erprobt, so
wird sich die neue aufläge durch die grössere fülle von material und
die musterhafte correctheit in der widergabe der texte — Z. geht in der
neuen ausgäbe überall auf die handschriftliche Überlieferung zurück —
ein noch weiteres gebiet erobern; für das Ae. und für das Me. der Über-
gangszeit haben wir kein anderes gleich bequemes und vorzügliches
hilfsmittel für Übungen. Bereichert ist die neue aufläge durch sieben
nummern. No. 2 ßeda's Sterbegesang; no. 7 eine Urkunde; no. 11 Mut-
thaeus cap. 2S (nach Kemble's und Hardwick's ausgäbe der Anglo-
Saxon and Northumbrian Versions, Cambridge 1"^5S); no. 12 Johannes
cap. 21 (in Anglo-Saxon and Northumbrian Version nach Skeat, Cam-
bridge 1S7S); no. 2(1 aus I^e wohunge of ure lauerd; no. 20 aus dem
Cursor Mundi; no. .Ü aus Sir Ferumbras. Ausser andern kleinereu Zu-
sätzen verdient die vollständige aufnähme des Poema Murale nach dem
Egerton ms, besondere hervorhebnng und dank; leider vermissen wir
noch immer ein stück aus Layamon, und vielleicht wäre auch eine probe
der Ae. Chronik nach dem Parker ms. aus literaturgeschichtlichen rück-
sichten wünschenswert gewesen. Doch bleiben ja bei allen Übungs-
büchern wünsche übrig; freuen wir uns, dass der text der Übungsstücke
von 72 auf 1Ü4 selten angewachsen ist.
Im einzelnen hat Z. zahlreiche besserungeu zur Vervollkommnung
des Übungsbuches gemacht; überall sind die neueren arbeiten und hilfs-
mittel benutzt, kleinere versehen der ersten aufläge berichtigt, lieber
andere punkte, die unverändert geblieben sind, lässt sich nach wie vor
streiten; so z. b. ob die genaue widergabe der runeninschrift des Ruth-
wellkreuzes päilagogiscii empfehlenswert ist oder ob dem bedürfniss der
zupitza's aelfric und uebungsbuch. 17
Übungen mit der transciiption nicht genügt wäre. Rätlich scheint es
mir aber zu sein, bei der transcribirung die beiden runen für g gra-
phisch (wie bei kyninc die runen für die tenuis) zu unterscheiden; hier
hätte sich ^ wol geeignet, die palatale spirans widerzugeben, wenn
man sich nicht der theoretisch unbestimmteren bezeichnungsweise von
Sievers (Anglia I, 575) anschliessen wollte. Auch hätte man nach dem
unter no. 1 (Ciedmon's Hymnus) gewählten vorgange die auf den autor
bezüglichen worte des kreuzes gern mitgedruckt gesehen.
Ohne mich an einzelheiten der texte zu halten, wende ich mich zu
einer discussion Altenglischer (juantitätsverhältnisse, wie sie von Sievers
im anschluss bes. an Zupitza's Elene begonnen und anderwärts in ein-
zelnen punkten weiter geführt wurde ; die beiden vorliegenden texte
geben mir die gelegenlieit an die band, meine abweichende ansieht in
einzelnen fragen darzulegen.
Es erscheint kaum eine Ac. publication mit regulirter Schreibung,
die uns nicht die herrschende Unsicherheit in der quantitätsbezeichnung
vergegenwärtigte; ich erinnere nur an das in dieser hinsieht ganz princip-
lose verfahren Körner's und Brenner's in deren lesebüchern. An der
traditionellen Schreibung, die auf Grimm und Grein zurückgeht, kann
nur derjenige festhalten, der sich von den massgebenden kriterien keine
rechenschaft zu geben weiss. Dem gegenüber hatte sich Z. im Vorwort
zu seiner ausgäbe der Elene mit dem princip, für die bestimmung Ae.
quantitätsverhältuisse sei für ihn durchweg die urgermanische form mass-
gebend, von der tradition losgesagf, imd Sievers konnte mit recht jener
ausgäbe nachrühmen, sie bekunde in dieser hinsieht einen wesentlichen
fortschritt. Dasselbe gilt von den beiden vorliegenden texten — bes.
beachtung verdient die annähme von üp, upp gegenüber dem herrschenden
üj)p sowie von ((list — und so haben wir grund zu hoften, dass wir nach
und nach eine einheitliche, rationelle Schreibung in unseren normalisirten
texten haben werden. Mehrfach hat Z. trotz vorgebrachter gegen-
gründe an älteren auffassungen festgehalten 5 es wäre im Interesse der
Ae. Sprachstudien, wenn er sich entschliessen würde, mit grammati-
schen aufsätzen in die von Sievers eröffnete discussion einzutreten.
Früher hatten Holtzmann, Schubert und Sievers, und jüngst noch — auf
grund Nord, dialecte — Left'ler (Nyare Bidrag tili kännedom om de
Svenska landsmälen etc. I, 271—282) länge der tonsilbe für celed 'feuer'
so gut wie erwiesen; dazu kommt, dass der iElf. Hom. II, öUS begeg-
nende imperat. on-cel die länge mit befürwortet. Es wäre von interesse,
die gründe zu kennen, auf welche hin Z. Übgsb.'^ p. 9, v. 29(il die tradi-
tionelle kürze beibehält. Für eöde gab prof. ten Brink eine vorzügliche
erklärung, die der früheren annähme eines gebrochenen eo jede berech-
tigung entzog; Zupitza's zweifei siud mir schon Anz. f. D. A. VI, 46 auf-
gefallen, aber wir kennen leider die gründe für sein festhalten an eode
nicht, sonst wäre ich bereit den beweis zu widerholen.
Theoretisch stimmt man wol allgemein dem princip bei, ausfall
eines gutturals erzeuge dehnung eines unmittelbar vorhergehenden kur-
zen vocals. Bei der beobachtung dieser regel verfährt man meist nicht
consequent genug. Z. schreibt in beiden texten richtig ptnian, mAden,
Anglia, IV. band, Auz. 2
1 8 KLUGE,
reu , rhian , ßp, sd'de für pegnian, mccyileii, reifii, rignau, ligp, scegde,
hijdig für hygdig (Anglia I, 57G); daneben aber ist in der neuen auf-
läge des Cbgsb. geblieben tdbrced, obwol es -- als bi-ced — zu bregdan
gehört; und in J*^lfric's grammatik begegnet p. 10"* befrinst für befrhist
= befrignest — falls hier nicht bloss ein druckfehler vorliegt. In einem
andren falle, wo Sievers, Beitr. V, 77, die consequenz noch scheute,
möchte ich länge vorschlagen: swhisung Übgsb.- 21 ; i"wm6'/ö/i swv. wäre
Got. * smignlson (cf. Got. ^/j;/^ «Ja/« swv. jubeln, Got. *w^^(/a flötenspieler,
Ahd. swegalä)\ auch auf grund des Ae. synkopirungsgesetzes empfiehlt
sich annähme der länge.
Die Germ, grundform hatte Z. als massgebend für die Ae. quanti-
tätsbestimmuDg bezeichnet. Woher kennen wir aber die Germ, grund-
form? Oft genug nur durch die Ae. form und die darauf bezüglichen
lautgesetze, was meine, Anglia IV, lü5, gegebene erörterung über Ae.
l&si^ Ne. least illustriren mag. Hätten wir die Germanische grundform
irgendwo überliefert, so wäre nicht leicht jemand auf die herrschende
annähme von l(est verfallen. Wo aber ein consensus der Altgerm, dia-
lecte besteht, darf man von den anhängern des von Z. vertretenen prin-
cips wol consequenz erwarten. Für Ae. sippan beweisen — trotz der
nebenform seoppan, cf. liht : leoht — die verwanten dialecte sippan:
der Gote sagte dafür mit einer dem Ae. sonst weit geläufigeren nach-
stellung der praeposition fmnaseips, das nach Z., Anz. f. D. A. III, 103;
VI, 30 dem Ae. sippan 'genau' entspricht; cf. noch Ahd. sid. Ich be-
haupte hier nur, in Übereinstimmung mit Holtzmann, Ad. Gr. p. 216, dass
sippan von der Germ, grundform verlangt wird, aber nichts über die
wirkliche quantität des Ae. wortes. Den dat. pl. des Zahlwortes 'drei'
gibt Z. (^Ifr. p. 129. 283. 284. 286. 296) traditionell als prhn, trotz Got.
prini, An. prini, Ahd. drim (letzteres ohne grund oft drhn in unseren
grammatiken angesetzt), und aus dem Engl, selber spricht nichts gegen
prtm (cf. Brauue, Beitr. II, 132). Ae. cluwu (^Ifr. p. 55. 2'Jtl) scheint
Z. dem auslautsgesetze zufolge anstatt des hie und da auftauchenden,
aber zu auffälligen cläwu angesetzt zu haben; ä scheint zwar von der
Germ. Wortsippe verlangt zu werden, und ä hätte wol ea werden müssen:
*clea7vu\ beachtung verdient das von Zupitza, Anz. f. D. A. VI, 30 bei-
gebrachte seltene scölu. — An die Eleneausgabe knüpften Sievers und
ten Brink eine erörterung über Ae. eow und eöw\ ich stimme des letz-
teren theorie bei und führe zur weiteren bestätigung den pl. treoivu an,
neben welchem allerdings auch treö treow, nach wurd plur. word^ vor-
kommt; cneowu ^Ifr. Hom. I, 4^. 3S0, II, 252.298.300.408.590; cneöw
II, 148; oder wäre scölu und cläwu(i) dem durch ireöwa, treöwum vor-
ausgesetzten treöwu zu vergleichen? Wenn Z. cläfvu annimmt, wird er
treöivu kaum zugeben; ich glaube also, treorves, pl. treoivu-treö, ebenso
peö-peowas sind anzusetzen, obwol ich gern zugebe, dass wir in einigen
andern fällen die eom nicht mit Sicherheit bestimmen können, wegen des
fehlens beweisender formen aus den andern Altgerm, dialecten. Z. hat
trotz der von Sievers und ten Brink erhobenen bedenken und aufge-
stellten theorien an seiner älteren annähme festgehalten , ohne seine
gründe vorzulegen; vielleicht stimmt er der theorie bei, glaubt aber, die
ZUPITZA's AELFKIC UNJ^ UEHUNdSBUCH. 19
tfo-funn hätte sich :iuch in die eow-toimei^ eingedrängt — was bei dem
tehleu von *trewes, "^trewe für den sg. vielleicht denkbar ist. Auch an
it'drc hält Z. gegen Sievers, Anglia I 57(5, sonderbarer weise fest, ebenso
an praet. iveöx (Z. bei Haupt 21, 9 auui.) für iveox., an ueäli für neuli,
neun für nSan. Fraglich erscheinen mir noch folgende annahmen: blsmerung
gegen Ahd. blsmerun (die Schreibung hkjsmcriau ist mir nicht begegnet,
sie wäre wol entscheidend); für tuddor (iElfr. p. öl); auch tyddrjan) scheint
mir tuddor, tydrjun sicher, da tudor für tuddor nach Ae. lautgesetzen zu
erwarten wäre, cf. rodor, rodores, auch snotor neben hluttor. Für ancra
,anachoreta' ist schon äncru aufgrund des entsprechenden Ahd. einkoro,
As. en-coro, cf. Schade's Ad. Wb., vorgeschlagen und wol auch zu
billigen, da aus dem Ae. nichts gegen anlehnung an an spricht, cf. auch
änhüend für 'anachoreta' im Gü. (JLlfric's Gl. p. 299 monachus munuc
oppc anstand end e , wol kaum mit Z. an stundende^ Hom. I, 12; II, 142).
Auch bysen (Germ, büsni-) scheint mir empfehlenswert.
Wir würden über eine reihe von quantitätsverhältnissen nicht schwan-
ken können , wenn wir uns an die handschriftliche Überlieferung halten
dürften; die autorität der handschrift in der quantitätsbezeichnung durch
accentuirung oder cir^umflectirung wird — im allgemeinen wol mit
recht — nicht hoch angeschlagen. Doch scheint mir immer eine prüfung
und kurze darstellung der betr. Verhältnisse empfehlenswert. An dem
Parker ms. der Sachsenchronik lässt sich ausser einigen beobachtungen
über die Chronologie der quantitätsbezeichnung noch die tatsache con-
statiren, dass unter den bis zum jähre 921 incl. angewendeten hundert
längezeichen bloss ein einziger unsern herrschenden grammatischen theo-
rien zufolge fehlerhaft ist; der Schreiber besass also volle freiheit, die
quantität zu bezeichnen oder unbezeichnet zu lassen, jedenfalls aber setzte
er nur begründete längezeichen wie der Schreiber der Elene nach Z.'s
anmerkung El. IV — ein vejfahren, das uns aus grammatisch wertvollen
Nord, texten bekannt ist. Dies verfahren kann unter umständen recht
instructiv sein; wie ich denn mit Z. El. IV glaube, dass die etymologisch
erklärbare traditionelle länge des verbalpräfixes d, die Paul, Beitr. VI 208
in zweifei zog, schon durch das Parker ms. der chronik (12 « bis 921 incl.)
gesichert ist. Dies wie Z.'s bemerkung El. p. IV ist vielleicht dazu angetan,
die herrschende Verdächtigung der handschriftiichen autorität in der quan-
titätsbezeichnung zuentkräften; ist doch auch die accentuirung — freilich
nicht die circumflectirung — in Übgsb. no. X fast ganz correct. Ueber das
verfahren in den hss. der vorliegenden yElfricschen texte haben wir in der
zweiten abteilung von Zupitza's ausgäbe aufschluss zu erwarten. Im Übgsb.
wird bei den normalisierten texten die handschriftliche quantitätsbezeich-
nung nicht berücksichtigt; nur in einem falle bindet sich Z. — wol mit
recht — neuerdings au die autorität der handschriften: er schreibt im
Übgsb.- no. V. XII stets Isääc mit den handschriften (so auch gern in
den Hom.), welche Schreibung um so auffälliger ist, als das Ne. eher auf
Isaac hindeutet. Dass uns Z. in der neuen aufläge des Übungsbuches
mehrere Ae. nummern genau in der handschriftlichen form — auch mit
der handschriftlichen quantitätbezeichnung und interpunction — wider-
gibt, und dass die partie aus ^Ifric's Buch der Richter nicht metrisch
20 ZERNIAL,
abgeteilt ist, sowie , dass eine reihe dialcctischer proben des Ae. aufge-
nommen ist, verdient im interesse der Ae. Sprachstudien in seminaristi-
scher behandlung volle anerkennuug.
Auf interpunction ist in beiden texten recht viel mühe verwendet;
dadurch wird im Übgsb. dem anfänger das verständniss wesentlich er-
leichtert. In einem nebensächlichen puncte hege ich bedenken gegen
eine neuerung Zupitza's: die adv. sdpüce und ivitotUice , die in der gan-
zen Ae. Übersetzungsliteratur als entsprechungen der Lat. autem, enim,
vero, quidem gelten und als solche von MMna, Gr. p. 261, angeführt wer-
den, schliesst Z. an dieser stelle und sonst in folgender weise in kommata:
ego quidem facio = ic, tviiodlice, do; tu autem, domine, etc. = Jni, sup-
lice, dryhten, etc. Durch interjectionen würde iElfr. die partikeln wol
kaum wiedergegeben haben, durch Z.'s auffassuug wird ein zu starker
ictus auf ein oft nichtssagendes autem gelegt und die an sich schon
volle bedeutung von söplice , witodiice noch verstärkt. Oder folgt Z.
hier der autorität der handschriften?
Möge von der ausgäbe der .^Ifricschen grammatik und des glossars,
die uns von zuverlässiger und bewährter hand zugänglich gemacht sind,
recht viele anregung für die Ae. Sprachstudien ausgehen, wie wir auch
dem bereits erprobten lesebuch in seiner neuen gestalt einen grossen
kreis lernbegieriger wünschen.
Strassburg. f. Kluge.
Einleitung in das Studium des Angelsächsischen.
Grammatik, text, Übersetzung, anmerkungen, glossar von
Karl Körner. Zweiter teil: Text, Übersetzungen, glossar.
Heilbronn (Henninger) 1880. 404 selten. 9 m.
Nachdem von der Einleitung in das Studium des Angelsächsischen
1878 der erste teil: Angelsächsische Formenlehre erschienen war, hat im
herbst 1880 der zweite teil unter dem oben angegebenen, entsprechenden
titel auch die presse verlassen
Der erste teil ist besprochen in Kölbing's Engl. Studien und in
der Jenaer Lit.-Ztg. 1878, no. 14, s. 213 ff. Die letztere besprechung ist
von prof. Zupitza, und auf sie Hess herr Körner ein 'Vademecum für
herrn J. Z. , o. ö. prof. etc.' erscheiuen , das durch den in ihm ange-
schlagenen ton nicht zu den würdigsten elaboraten gehört. Meines er-
achtens war zu solcher grobheit gar kein grund vorhanden, und ich
habe auch von der hauptuntugend jenes pastor Lange, der aufgeblasen-
heit und arroganz, in jener recension nichts bemerkt. Möge ein solcher
ton nicht mode werden, denn grobheit macht den philologeu nicht, und
auch Lessing — und es war immerhin Lessing — hätte damals nicht so
hart geschrieben, wenn nicht Lange ihm ehrenrührige dinge nachgesagt
hätte!
KOERNER, EINL. IN DAS STUDIUM DES ANGELS. 21
Körner's Ags. Formenlehre beschiänkt sich ganx und gar auf das
sogenannte Altangelsächsisch', also die spräche bis gegen 1100, und
gibt in 22 paragraphen auf 07 seiten eine kurze, aber für den dem titel
des buches entsprechenden zweck alles wesentliche bietende Übersicht.
Das büchclchen zeugt ohne zweifei von grosser belesenheit, ist im we-
sentlichen in der aufstellung der formen durchaus korrekt, xiud durch
die besonderheiten namentlich, welche den hauptsachen in anmerkungen
oder sonstwie beigefügt sind, hat es entschieden nicht geringen wert.
Ich weiss aus erfahrung, dass sich verständig arbeitende studirende
gern und mit erfolg der schrift bedient haben. Einzelne addenda et
corrigenda stehen im 2. teil auf s. 404. — Ebenda finden sich auch die
Verbesserungen zum 2. teil, unter denen aber statt 25I3 zu lesen ist 251,3,
und zu denen ich noch einige andere druckfehler hinzufügen will: S. 6,
z. 5 V. o. und s. 34, z. 21 v. 0. steht us , während s. 4, z. 14 v. 0. und
sonst US. S. 171, z. 8 v. 0. steht Invinitiv, s. 174, z. 20 v. o. Delbrük,
s. 176, z. 7 V. u. steht einer doppelt, s. 189, z. 12 v. u. Wülker, s. 220,
z. 15 V. o. angelsächsitche.
Im glossar, das übrigens auch alle Wörter umfasst, welche im Beo-
wulf, in der Elene, im Orosius (nach Thorpe), in Zupitza's Ae. Übungs-
buch, Brenner's Ags. Sprachpruben, Koch's und Mätzner's grammatiken
vorkommen, fehlt fiorme (von s. :{4, z. 28) hinter fiolan mit dem hinweis
auf feorm (s. 313), wo ßorm nicht genannt ist. Und um damit die all-
gemeinen bemerkungen zu beenden, so möchte es empfehlenswert sein,
erstens die nummern der ausgewählten stücke (für die poetischen stücke
mit Deutschen Ziffern, die unten in den anmerkungen, nicht aber in den
texten angewant sind) oben über die seiten der anmerkungen, sodann
auch in den anmerkungen selbst die zahl der zeile zu der besprochnen
stelle hinzuzufügen. Durch beide änderungen würde die arbeit, nament-
lich aber ein etwaiges auf- und nachschlagen wesentlich erleichtert, da
das glossar die stellen nicht verzeichnet, an denen die betr. Wörter vor-
kommen.
Das Vorwort des zweiten teiles, der Theodor Aufrecht und Max
Müller gewidmet ist, schliesst mit den worten: In der absieht nutzen zu
stiften ist das buch geschrieben; möge es diesen zweck erfüllen! Stellen
wir dazu die bemerkungen aus dem Vorworte zum 1. teile, dass 'diese
einleitung ihre entstehung verdanke hauptsächlich der mehrfach an den
verf. ergangenen auffurderung von schulmännern, sie auf eine ihre be-
rufsgeschäfte berücksichtigende weise mit der ältesten periode der Eng-
lischen spräche bekannt zu machen ; dass aber auch die anläge des
buches dasselbe auch allen jenen empfehlen dürfte, die sich ohne lehrer
mit dem Angelsächsischen zu beschäftigen gedenken , zumal also den
angehenden Germanisten ', so ist der zweck des buches völlig klar, und
es ist zu erwägen, ob und inwieweit derselbe erfüllt ist. Es fragt sich
deshalb zunächst, ob die wähl der Stoffe eine passende, sodann, ob die
art der behandlung derselben in Übersetzung, anmerkungen und glossar
' Der name Angelsächsisch ist beibehalten ; ebenso die bezeichnung
Altenglisch für die zeit der späteren Jahrhunderte,
22 ZERNIAL,
eine zweckmässijje ist. — Bei einer literatur, die uns so reiche und
grösstenteils auch so vortreffliche schätze bietet wie die Angelsächsische,
kann die sprachliche bedeutung der für ein buch zur einleitung in das
Studium ausgewählten stücke nicht die allein massgebende sein; auch
das princip ist geltend zu machen bei der auswahl, dass in dem Stoffe
sich die nationale anschauung, das nationale costüm und colorit des mit
literatur so gesegneten volkes in kräftigen zügen ausspricht. So werden
nicht nur nach Inhalt und form bedeutsame stücke aus den werken der
besten schriftsteiler einem solchen buche einzufügen sein, sondern eine
grössere mannigfaltigkeit in der auswahl wird auch ein wechselvolles
bild der vielfachen literarischen erscheinungen entwerfen.
Im Körnerschen buche sind 29 stücke behandelt, 15 prosaische,
14 poetische. Die prosa stellt er voran, um naturgemäss, wie es auch
Brenner in seineu Ags. Sprachproben (München ISTlt) thut, sie zur ersten
einübung der spräche zu benutzen, nicht die nach ausdruck und Inhalt
durchweg fast schwerere poesie. Neu unter den hier abgedruckten
stücken ist nur no. XIV: 'Aus der einleitung zu ^Elfred's gesetzen', wäh-
rend die übrigen 14 auch in Rieger's, Sweet's, Zupitza's oder Brenner's
lesebüchern enthalten sind; jenes stück ist aber recht passend ausge-
wählt, weil es sprachlich ja dieselbe bedeutung hat wie die gesetze
selber, sachlich aber interessanter durch die auffassung des königs von
seinen gesetzen, die er in beziehung setzt zu den gesetzen Mosis, von
denen aus Christi Satzungen wieder den Übergang zu den seinigen bil-
den. Auch die Stufenfolge der stücke ist im ganzen richtig. Auf die
acht stücke aus dem Matthäusevangelium, die jedenfalls dem lernenden
am wenigsten mühe machen, schon wegen der bekauntheit des Stoffes,
folgen 3 stücke von ^Eliric, dann aber (i abschnitte, die alle auf den
grossen könig Alfred und seine zeit zurückgehen. Unter diesen steht
mit recht voran Beda's bekannter bericht über Ca?dmon, die anderen
aber würde ich mit rücksicht auf die Schwierigkeit so ordnen, dass
Ühthere's und Wulfstan's reiseberichte, deren spräche der verf. selbst
auf s. 207 bei weitem klarer nennt als die in dem andern abschnitte aus
Orosius, no. XI bilden, dass aber der meiner ansieht nach auch sachlich
nicht leichte abschnitt aus der Cura Pastoralis no. XV wird; so bildet
dieser einen passenden abschnitt und gewissermassen einen rückblick
über die ganze bedeutsame ^ILlfredsche zeit.
Die 14 poetischen stücke sind natürlich sämmtlich aus Grein's
Bibliothek der Ags. Poesie entnommen, und gegen ihre Ordnung scheint
mir nichts einzuwenden zu sein, die abschnitte aus Elene aber würde
ich hier ebenso gut weglassen wie den Beowulf. Diesen hat der verf.
nach dem Vorworte des 1. teils der einleitung absichtlich deshalb bei
den texten unberücksichtigt gelassen, weil er denselben nebst einigen
anderen stücken mit Übersetzung und kommentar als 1. band Ags. denk-
mäler zu veröffentlichen gedenkt, in demselben buche s. 57, anm. 4 sogar
schon auf seine ausgäbe des bandes hinweist, die, wie wir hoffen wollen,
nicht allzu lange mehr auf sich warfen lässt, denn sonst nehmen sich
solche verweise auf die zukunft, die der allerdings gewiss recht fleissige
verf. zu lieben scheint (vgl. Vorwort zum 1. teil, s. V und VI, 2. teil,
KOERNER, EINLI'.IT. IN DAS STUDIUM DES ANGFI.S. TA
s. Ul4 o.) etwas seltsam aus. Ebenso wenig wie der Beowulf ausein-
andergerissen und in stücken gelesen werden darf, ist es mit der Elene
gestattet. Neben jenem alt volkstümlichen epos gebührt dieser ganz
vorzüglichen bearbeitung der christlichen legende von der kreuzfindung
durch den besten Ags. kunstepiker Cynewulf der erste platz; ist doch
der christliche Inhalt mit dem volkstümlichen tone so herrlich gemischt.
Auch fehlt es ja bei weglassung dieses abschnitts nicht an proben
Cynewulfischer dichtung. denn no. IX und X sind aus dem Crist dieses
mannes, und auch no. XI, den Phoenix, hat H. Gabler in dieser ztschr.
III, s. 488 ff. ilira zugeschrieben.
Blicken wir nun auf die in unserem werke gegebene auswahl von
proben zurück, so fehlt es weder an prosa, noch an epischer wie lyri-
scher und didaktischer poesie, und alle wichtigsten gebiete des lebens
sind berührt: die religion , die geschichte, die geographie, das rechts-
und das gesellschaftliche leben, so dass in dem Inhalte der ausgesuchten
absclmitte dem studirenden ein stück nationalen lebens und nationaler
anschauungen sich darbietet. Die frage nach der passenden auswahl
der stücke ist demnach zu bejahen.
Was nun die art der behandlung der Stoffe anbetrifft, so steht zu-
nächst rechts neben den Ags. texten die Deutsche Übersetzung, für
welche das princip wortgetreuer widergabe aufgestellt und, soweit ich
gesehen habe, consequent durchgeführt ist; mit vorsieht sind in klam-
mern die Worte immer beigefügt, welche im texte nicht stehen, die aber
der Deutsche ausdruck unbedingt verlangt, und ebenso die, ohne welche
die ganz wörtliche fassung unverständlich sein würde. S. 33, z. 1 v. o.
wird der Instrumentalis ?)i/ hestan (so steht für betstan) leode besser durch
'mit' übersetzt als durch 'in'; 'mit dem Hede, der liedesform geschmückt'
ist allerdings soviel als in liedesform (vgl. die anm. s. 197). — Die
richtige erklärung und Übersetzung von beohata (s. 128, z. 4) gibt Sweet
in Kölbing's Engl. Stud. bd. 2, 312—14. — S. 6it, v. 12 ist das vb. detmadc
übersetzt 'klatschte"; mag aber Ettmüller's ' lubricum fieri' oder Thorpe's
'strömte' oder auch der begriff des tönens richtig sein, jedenfalls kann
man vom blute nicht sagen, wie vom regen gegen die fensterscheiben,
'klatschen'. — S. 100, v. 21 u ist fchjum durch 'feigen' übersetzt, aber
durch diese allerdings wörtliche Übersetzung entsteht doch eine falsche
Vorstellung. Das wort ist zu geben wie Beow. v. 3026 und in diesem
buche in JiSelstan v. 11 'dem tode verfallen, geweiht', im sinne von
tot (s. s. 222, z. 20 v. u.), wenn auch der ausdruck nicht so knapp und
kurz ist.
An die texte mit Übersetzung schliessen sich dann anmerkungen,
welche 110 eng gedruckte seiten füllen. Zunächst werden jedem der
29 abschnitte die notwendigsten angaben über die quelle desselben, über
die persönlichkeit der Schriftsteller und die ausgaben ihrer werke vor-
ausgeschickt, wobei auch die besten, neusten literarisehen erscheinungen,
so namentlich ten Brink's Englische Literaturgeschichte, immer erwäh-
nung finden. Aufgefallen ist mir hierbei, dass s. 215 zu dem stück XV
aus der Sachsenchronik erst die Thorpe'sche ausgäbe angeführt wird,
und es dann heisst: 'Empfehlenswert ist auch die ausgäbe von Earle',
24 ZERISriAL,
während doch, seitdem letzterer das Parker ms. A aus dein Cambridger
Corp. Chr. C. und den Cod. Bodl. Laud. G36 als die wichtigsten und
würdigsten zusammengestellt hat und die andern fünf hat zurücktreten
lassen, Earle's ausgäbe als die bedeutsamste gilt, an welche sich kritik
und Interpretation anschliessen. — Weiterhin ist in den anmerkungen
alles berücksichtigt, was sich auf die form-, wort- und Satzlehre bezieht.
Es sind auch hier die wichtigsten literarischen erscheinuugen beachtet
worden, so für die syntax namentlich das epochemachende werk Erdmann 's
über Otfrid's syntax. Für jedes gebiet der grammatik sind auch die älteren
und jüngeren dialekte nicht bloss der Englischen, sondern überhaupt
der Germanischen dialekte zur vergleichung herangezogen worden, und
auch hier offenbart sich wieder eine ausserordentliche belesenheit des
verf., bei dem man sieht, dass er auf grund sorgfältiger und umfang-
reicher collectaneen seine arbeit geschaffen hat. Unstreitig ist aus die-
ser fülle des wissens auch für den studirenden viel zu lernen, und
referent ist im grossen und ganzen auch mit der art dieser belehrung
einverstanden, doch hat sich ihm, wenn auch nicht immer, so doch oft,
der eindruck aufgedrängt, als sei der alte grundsatz des ne quid nimis
mehrfach verletzt worden. Ich habe nichts dagegen einzuwenden, wenn
bei dem stücke 3 aus der Judith s. 241 o. zu dem worte lilanca eine
stelle aus Masius' naturstudien citirt wird, so etwas mag eine erlaubte
anfrischung in dem ernsten und strengen gange der arbeit sein, aber
wenn s. 2U0 bei dem stücke aus iElfred's Einl. zu der Cura Pastoralis
zu dem gedanken, dass um so mehr Weisheit im lande sei, je mehr
sprachen man könne, erst ein spruch Macaulay's, dann noch ein dictum
Dühring's und Rückert's angeführt wird, aber — auch damit noch nicht
genug — noch andere verse Rückert's (4 zeilen!) herangezogen werden
'angesichts gewisser philologischer verirrungen', so fühlt man absieht
und ist verstimmt, weil man mit fug und recht ausruft das immerhin
für den herausgeber eines buches bedenkUche die cur hie? Es ist gar
nicht denkbar, dass bei einem solchen bailast der studirende sich ein
klares besonnenes urteil bei der arbeit schafft oder bewahrt, denn die
klarheit und Übersichtlichkeit des buches kann darunter schliesslich nur
leiden. Auch hat sich mit dieser fülle des Stoffes ein gewisser mangel
an fertigkeit und Sicherheit des urteilens der form des ausdrucks bei
der Interpretation mitgeteilt. Es ist auffallend, wie oft bei den vom
verf. aufgestellten ansichten das wörtchen 'wol' vorkommt, und mag
man demselben beilegen, w-as oder soviel man will, etwas wird die sache
immer dadurch auf schrauben gestellt. Es gehört auch dahin, wenn ich
sage, dass bei einer vagen erklärung wie auf s. 2()ü z. 16 v. u. zu wil-
nunga 'genauer stünde übrigens wegen des vorangehenden tvendon ein
anderes wort' nichts herauskommt; warum heisst es nicht geradezu, dass
tvilnunga hier den sinn habe von ansieht und hoffnung, denn richtig ist
ja die rüge des ungenauen ausdrucks. Warum heisst es ferner auf
s. 255, z. 8 V. u. ' Ganz nebenbei sei bemerkt, dass man Ä'aedmon, Äyne-
wulf etc. ausspricht und demgemäss auch besser so schriebe, wie ten
Brink thut'? Zunächst schreibt letzterer in dieser ztschr. I, 3, s. 522
und Ztschr. f. D. A. XIX, s. 219 6'asdmon und 6'ynewulf, in seiner litera-
KOERNER, EINL. IN DAS STUDIUM DES ANGELS. 25
turgeschiclite hingegen Ä', das hat aber doch auch seinen guten grund,
denn die letztere ist für weitere kreise berechnet als jene gelehrten Zeit-
schriften, auch für solche, die nicht wissen, dass der Angelsachse kein k
hat. Weshalb aber soll denn dies nur 'ganz nebenbei' bemerkt werden;
ob k üb c sind eben verschiedene principien, von denen man ausgehen
kann.
Es sind nun aber nicht bloss solche unbedeutendere sachen, bei
denen ich die energie des ausdrucks vermisse, sondern der mangel er-
streckt sich hier und da auch auf solche stellen, an denen es sich um
wichtigere entscheidung handelt. So macht z. b. ein räsounement, wie es
auf 8. 222 u. zu dem oben seiner Übersetzung wegen schon erwähnten
'dennade' gegeben ist, keinen klaren und daher auch keinen erfreulichen
eindruck. Es heisst erstens, gegen des verf. Übersetzung und auffassung
könne höchstens (sie!) der umstand sprechen, dass von dynian das
praet. bisher nur mit einem n belegt sei, aber im Ae. trete dies doppelte
n öfter auf, und zum belege wird auf Mätzner's Wb. 1 hingewiesen, wo
auf s. 6S9 f. die betr. verba sich finden, dunien tönen, dünnen obscurare.
Aus diesem letzten wird nun zweitens noch ein 'sich dunkel färben'
construirt, allerdings mit ?; drittens wird die lesart von A. angeführt:
'feld doennede seegas hwate' und der sing, verbi etwa durch das un-
mittelbar vorangegangene feld motivirt, und es wird übersetzt 'die
kühnen männer färbten dunkel das Schlachtfeld', wozu wider noch in
Parenthese tritt 'oder durchtosten es'; viertens kommt dann noch
Thorpe's und Freeman's erklärung resonare, irruere, zu der sich die
Übersetzung to stream jedenfalls etwas sonderbar ausnehme. Was soll
nun aus dieser masse der studirende sich herausnehmen? In der hälfte
von Worten musste ihm doch eine bestimmte directive gegeben werden,
wenn auch eine unbedingt zweifellose lösung nicht gegeben werden
kann. Meiner ansieht nach entwickelt sich übrigens die richtige auf-
fassung doch aus dem Ne. din, also dem resonare, mit dem sich begriff-
lich leicht das siillare, durch tröpfeln tönen, triefen, verbindet. — Ich
hebe hier noch einige andere stellen heraus, zu denen ich etwas zu be-
merken habe. S. 174, z. 3 v. o. wird for J>am pe übersetzt durch qxda
ohne weitere erklärung, die aber entschieden nötig, weil die konstruk-
tion zuerst vorkommt. S. 178, z. 3 v. o. halte ich den locativ in nyrh,-
tum zu sehn für ebenso unmöglich wie in secgum aus Beow. 490; zu so
künstlicher erklärung liegt an beiden stellen kein grund vor. S. 179 V,
am anfange, mussten zu brideyi-oom die stellen aus Rob. of Gloucester's
Chronicle v. 2221 und aus Pierce Ploughman's Visions v. 11537 ange-
führt werden, weil sie die ersten sind, in denen das r in grome und
groome vorkommt, während in den zehn stellen bei Mätzner, Wb. s. ;*572,
das r noch nicht steht. S. 184 zu VIII am anf. war hinzuzufügen, dass
Israhela gen. plur. ist, worauf die Übersetzung 'vo!k Israel' an und für
sich nicht leitet. Auf s. 190 ist keine Ordnung in den anmerkungen;
die bemerkungen zu on ylcan nihte (mitte der s.) gehören vor for pearle
(z. 15 V. 0.). Das wort adliga (text z. 10) geht wahrscheinlich auf ad,
rogus, ignis zurück, so dass ädl so viel wie inflammatio wäre und so
weiterhin = morbus. Zu s. 190, z. 11 v. u. kurz: gelidan c. dat. rei
2G ZEKNIAL, KOERNEK, KINL. IN DAS STUDIUM DES ANGELS.
oder c. dat. pers. und gen. rei. — S. 100, z. (> v. u. ist nmres einfach
in der ersten, sinnlichen bedeutung genommen 'rein, lauter'; die zweite,
dort gewöhnlichere genannte brauchen wir hier nicht. S. lill, z.'^symle
oder simle heisst gewönlich condmio und semper, ist also adv, temp.
— S. 192, z. 13 V. u. hat ägoten die constr. on c. dat. (wie coUocare), cf.
Koch II, § 422, I, 1 a. e. — S. 19:{, z. 15 v. o. halte ich gehtvücum für
völlig am platze, gehwilces erwarte ich nicht, denn es heisst: für einen
jeden ihrer freunde, indem der dat. comm. dem pron. poss. heora h&le.
suam ipsorem salutem dem sinne nach entspricht. — S. 197, z. 8 v, o.
leorneras, 'lerner, schüler' ohne irgend welche bedenken. S. 197, z. 20
V. u. soll der bindestrich zwischen hätn und td doch wohl fehlen? Ebd.
z. H V. u. wird vielleicht durch den einfluss von Leo's Gl. s. 473 die an-
sieht aufgestellt, dass cende vielleicht als ccnde zu fassen und als con-
traction von ceo- oder cöa-wendc zu fassen sei. Das ist aber doch ein
bisschen kühn; ca mag e werden, aber das iv wird sich doch so ohne
weiteres nicht wegbringen lassen. S. 199, z. 22 v. o. fasse ich ^issa im
sinne von = die oben genannten. Z. 23 fasse ich den satz swd tiu oftost
mcbge mit Körner gegen Sweet als parenthese ; auch kann ich Sweet's
auffassung des gleich {z. 22) folgenden satzes nicht teilen: tiä we hit Qia.
ist meiner ansieht nach, wie es auch Körner tut, temporal zufassen; zu
der conditionalen auffassung sehe ich nicht den geringsten anlass. —
S. 201, z. 21 bin ich der ansieht, dass unbedingt geddn als ein wort zu
lesen ist in dem sinne von efficere ut, wofür Grein, gl. I, 393 neun bei-
spiele anführt; der Personenwechsel ist bei der gleich wider aufge-
nommenen 1. person durchaus störend. — S. 215 u. lese ich unbedingt
mit Earle: healfc. Ond da. Körner's erklärung on als 'gegen' in die-
ser weise und Stellung zu anfang des satzes hat etwas sehr auffallendes,
und zu sagen, dass das zeichen ] für on stehe, ist doch ein bedenkliches
kritisches verfahren. Weshalb s. 225, z. 14 Körner so umständlich mit
dem Worte smiti verfährt, verstehe ich nicht. Es bedeutet faber im wei-
testen sinne. Vgl. Grein, gl. II, 457, Leo, gl. 315, vor allem aber Grimm,
Deutsche heldcnsage, namentlich s. 395 ■■^. — Die konjektur s. 231, z. 9 v.o.
hleotirodc corl halte ich für nicht übel; es folgt Finsb. 2 darauf un-
mittelbar direkte rede, kommt aber auch sonst nicht selten vor, es
allitterirt mit dem heofenum, und ein solcher begrift" des redens ist
nach dem fünf verse vorausgehenden gecwa'd für den sinn notwendiger
als jeder andere. Ebenfalls stimme ich Körner bei auf s. 240 m. in
betreff der bedeutung von rcesrva. Das simplex bedeutet auch nach
Grein = princeps, praefectus, und El. 995 ist herercesrva = bellator;
Grein bezieht es nur in seiner Übersetzung, nicht im glossar II, 37 auf
den kaiser Constantin, wie es Zupitza in seiner ausgäbe tut, es gehört
aber zu äräs, denn sonst ist das '/«"/?«, ihnen', gar nicht zu erklären. —
S. 241, z. 6 V. o. ist das über ac gesagte insofern zu modificiren, als
Sweet in seinem Ags. Reader s. ItiO, 209 (glossar s. 209) ac ausdrücklich
= and ansetzt; ac hat öfter und so auch an dieser stelle der Judith die
bedeutung von 'und', an der angeführten stelle Gen. 847 aber meiner
ansieht nach die bedeutung 'aber': trotzdem sie ihren leib mit blättern
bedeckten und noch keine ge wänder hatten, fielen sie doch etc.
TANGER, HARNESS PRIZE ESSAYS. 27
Es hat iui vorhergehenden nicht an ausstellungen im einzelneu
gefehlt, und es sind immerhin doch nur einige punkte herausgesucht
worden. Trotzdem wird durch diese einzelnen bemerkungen der wert
des ganzen nicht aufgehoben. Dass die absieht, um deretwillen das
buch geschrieben ist, nutzen zu stiften, durch dasselbe erreicht wer-
den kann, will ich keineswegs leugnen. Aber eins ist doch dabei zu
beachten und zwar hinsichtlich der art der behandlung bei der Inter-
pretation des Stoffes, von der eben zuletzt die rede war. Ich habe vor-
her auf das zuviel der erklärung hingewiesen und doch auch wieder
einige bemerkungen hinzugefügt, die mir wünschenswert erschienen.
Und darin gerade liegt ein wunder fleck. Wo ist, so fragt man, das
richtige mass für die anmerkungen gegeben? Warum nur so viel,
warum nicht noch mehr? Die auswahl derselben ist keine objective,
sondern meist eine rein subjective. Zwar sind es keine gymnasiasten,
die das buch in die band nehmen, und die bei ihren Lateinischen präpa-
rationen desto froher sind, je mehr des stolfes ihnen der herr Freund
in den verderblichen heftchen zum mühelosen übersetzen des aufge-
gebenen Pensums bietet, aber ich weiss nicht, ob nicht auch ein studi-
render und noch mehr ein gymnasiallehrer sich durch die fülle des
Stoffes allzu sehr beengt fühlen und sich lieber freier bewegen möchte,
während er vielmehr anderes berechtigter weise vermisst. Zu lernen
aber ist, und mit diesem lobe will ich das buch gern empfehlen, immer-
hin auch so für jeden, der es benutzt, eine ganze menge.
Berlin. dr. U. Zernial.
The first Quarto Edition of Hamlet, 1603. Two Es^ssays
tu which tbe Harness Prize was awarded, 1880. I. by C. H.
Herford, B. A. Trin. Coli., Cambr. II. by W. H. Widgery
B. A. St. Johu's CoUeg-e, Cambr. 1. bd. 8'\ 204 s. London
1880 bei Smith, Eider t^ Co.
Die Hamletfrage ist in ein neues Stadium getreten. iMan kann
nicht sagen, dass sie seit ihrer ersten anregung jemals ganz geruht hat,
aber neuerdings ist sie wider gegenständ ganz besonders eifriger Unter-
suchungen geworden. Leider sind die resultate, zu denen man gekom-
men ist, wider gerade so widersprechend wie bisher, und während ich
durch meine eigenen Hamletstudien (wovon der erste teil Anglia IV,
211 ff. gedruckt ist, der zweite und dritte unter dem titel 'The first
and second Quartos and the first Folio of Hamlet; tlieir relation to
each other; [read at the ülid meeting of the Society, Oct. 15. ISSO] in
den ' Transactions of the New Sb. Soc.', Juni 18S1 erscheint) zu dem
Schlüsse gelangt bin, dass Q2 höchst wahrscheinlich nach des dichters
eigenem ms. gedruckt, die Folio aus den einzelnen rollen der Schau-
spieler zusammengewoben und Q, auf räuberischem wege durch nach-
schreiben und nachheriges freies ergänzen der lücken aus Qa abgeleitet
ist, stimmen die beiden Harness-Prize-Essays darin überein, einen von
28 TANGER,
Sil. auf einen (nach Widgeiy Kyd'schen) Urhamlet }2;egiün(ieten ersten
entvviiif, in Q2 eine spatere Umarbeitung zu seilen. Wie sich aus dem
folgenden ergeben wird, gibt es auch zwischen den beiden preisgekrön-
ten selbst mehrere bedenkliche punkte des Widerspruchs. Da die Ham-
letfrage für die beurteilung der dichterischen entwicklung Sh.'s nicht
nur, sondern auch für seine begabung überhaupt von weittragendster be-
deutuug ist, so mag man es dem Schreiber dieser zeilen nachsehen,
wenn er, über den üblichen rahmen von besprechungen hinausgehend,
sich genauer auf die einzelnen punkte der beweisführung der Engl, prize-
essayists einlässt.
I. Die abhandlung von Herford, die das bändchen eröffnet, stellt
sich die aufgäbe, zu beweisen, dass das original von Q, wenigstens
ebenso verschieden von Q2 wie von Q, selbst war. Das einleitende
capitel bringt ausser einer angäbe seines Standpunktes nichts neues, da
es einem kleinen überblicke über die geschichte und den jetzigen stand
der zu behandelnden frage gewidmet ist. Hf. glaubt, dass die notiz im
Stationer's Register (July 26, 1602) sich auf Q, beziehe; dass Qi auf
einen Shakespeareschen , auf ein altes stück gegründeten, ersten Hamlet
zurückgehe und aus während der Vorstellung gemachten notizen ent-
standen sei; dass ferner dieser erste Sh.'sche entwurf früh im jähre 1602
aufgeführt und erst kurz vorher geschrieben sei; Q, sei dann pira-
tisch veröffentlicht; die Schauspieler 'resenting the extremely imperfect
manner of its production ', hätten darauf 1604 den wahren Hamlet her-
ausgegeben, nachdem Sh., die gelegenheit benutzend, eine gründliche
revision vorgenommen, gewisse namen geändert, auslassungen und Zu-
sätze, sowie dramatische und poetische Verbesserungen angebracht hätte.
So sei Qo entstanden.
Hf. geht nun im 2. cap. zu einer Zusammenstellung dessen über,
was er mit bestimmtheit als Verderbnisse in Q, auffasst und deshalb von
der weiteren Untersuchung ausschliesst, unbekümmert um die höchst
lehrreichen materialien, deren er sich so selbst beraubt. Nachdem Hf.
seinen weg auf diese weise geebnet hat, wendet er sich im 3. cap. zu
den 'evidences of authenticity' und bespricht diejenigen züge, wo er
statt corruption in Q, eine höhere entwicklung und poetische besse-
rung in Q2 erkennt; diesen schickt er eine kleine liste voraus von fällen,
wo Q, entweder mit Q2 oder mit Fi allein lesarten gemein hat. Charak-
teristisch für seine ganze abhandlung ist es übrigens, dass er den be-
kannten Verschiedenheiten in der Zeichnung der Charaktere eine beson-
ders grosse bedeutung beilegt und dieselben sehr eingehend bespricht
(p. 33 — 49); ganz verwanter art hiermit sind die folgenden abschnitte
über 'dramatic propriety, structure, poetiral qualities', worauf ich unten
des näheren einzugehen gelegenheit haben werde. Auf dies cap. hat
Hf. offenbar die meiste mühe verwant und seine beste hoffnung gegrün-
det. Während es uns seine 'unzweideutigen' beweise vorführen soll,
folgt das vierte cap. mit der 'equivocal evidence', worunter er (p. 62)
'the numerous elaborations ot the reflective passages' versteht, auf die
Knight sich besonders stützte; hier seien die beweismittel zweideutig,
weil 'the picture blurred, is least distinguished from the sketch not
HARNESS PRIZE ESSAYS, 29
filled in'. So bespricht er denn zusätze, Varianten, den ersten monolog
Hamlet's, auslassuugeu, und fasst in einem letzten teil dieses capitels
unter dem titel 'Kritik' seine diesbezüglichen angaben zusammen:
1. Viele, wenn nicht die meisten schwachen oder prosaischen zeilen sind
so eng mit dem context verbunden und so nötig für die handlang, dass
sie nur unter annähme des ausfalls ähnlicher teile als Interpolationen
betrachtet werden dürfen. 2. Andere, obgleich in natürlichem zusammen-
hange, könnten fehlen, ohne einem 'rüde taste' dadurch aufzufallen.
Diese beiden arten scheinen Hf. 'the substance of a more potently con-
trived original' widerzugeben. Ueberhaupt findet er, dass wol die
meisten zusätze echt seien, 'weil sie ungefähr in demselben masse (z. b.
prosodisch) corrupt seien wie die echten teile. Erschöpfende belege,
und nur solche können bei der seeschlangenartigen Hamletfrage in be-
tracht kommen, bleibt uns Hf. schuldig, und man ist ein wenig über-
rascht, wenn Uf. sich gleich darauf (p. Ü'J f.) zu der äusseriing versteigt,
es sei schwer, falls eine band in Q, anerkannt werde, die meisten von
ihm gegebenen Varianten nicht für 'echt' zu halten; andererseits könne
Qo nicht wol das original von Q, sein, weil man sonst dem 'reporter'
(den ich hier wie in den 'Transactions' kurz X nennen werde) zwei
verschiedene schreib- und verfahrungsweisen zutrauen müsse: 1. ein
mehr oder weniger ungeschicktes zusammenpacken von fragmenten und
2. ein resumiren oder paraphrasiren des inhalts von Qa: die feststellung
der authenticität sei am wenigsten möglich bei philosophischen stellen;
doch würde der 'literal reporter' durch den mangel an verständniss
hier nicht in Verlegenheit kommen, wol aber der 'paraphrasing reporter'.
Hf. hat eben eine eigens gemachte Vorstellung von X; X kann nach
ihm entweder nur so schnell wie möglich notizen machen oder nur
gewissenhaft das widergeben, was ihm durchaus verständlich und
brauchbar ist für seine paraphrase. Der erstere X, scheint Hf. zu glau-
ben, musste ohne jeden versuch, lücken auszufüllen (nach dem gedächt-
nisse oder frei) seine fragmente zusammenbauen , der andere X durfte
dagegen nichts sinnloses in seine paraphrase aufnehmen. Kann herr
Hf. eine solche einseitig- rigorose auffassung des piraten aus Qi recht-
fertigen? (cf. Trans, pp. 165 ff., 175 und 178). — In seinem schluss-
capitel 'The band of Shakspere', nachdem er die spuren eines ursprüng-
lichen Hamlet, der von beiden Qs verschieden gewesen, genügend nach-
gewiesen zu haben glaubt, geht er auf die frage des ürhamlet besonders
ein, um festzustellen, was dessen beschaffenheit und Ursprung war. Die
bekannten sicheren und vermutlichen anspieluugen auf einen frühen
Hamlet werden kurz erwähnt, Elze's dafür angesetztes Jahr 1585 als
nicht begründet zurückgewiesen, die auf die schauspielerische 'Innova-
tion etc.' bezüglichen stellen in den Qs (Q, : novelty carries it away)
ebenfalls als erste fassung und spätere (in Q2) besserung angesehen und
geschlossen (wol richtig, aber ohne dass Hf.'s beweise stark genug sind
für diesen schluss), dass wir keine Veranlassung haben, an einen so
frühen Sh. 'sehen Hamlet zu glauben.
Obgleich Hf. sich der tatsache nicht verschliessen kann, dass die
titelblätter der Qs für jede partei etwas sagen und daher eigentlich
30 lANGEK,
nichts bcweiscu (p. 7(1 f.), versucht auch er wider, dieselbeu für sich zu
deuten. Interessant übrigens für die tauglichkeit rein ästhetischer kritik
für die lösung von hauptsächlich textuellen fragen ist die art, wie Hf.
das verhältniss des Originals von Q, zu Q^ auffasst: Dies original war
in allem wesentlichen dasselbe wie Q^: the 'alterations were certainly
for the most part those of a refined poetic criticism such as very few
spectators or even readers can have appreciated' (p. 77). Fassen wir
dies näher ins äuge, so läuft es darauf hinaus, dass Hf. unfähig, sich die
unterschiede Qi und Q^ durch eine richtige und natürliche Vorstellung
von X und seinem verfahren zu erklären, sicli gezwungen sah, zwischen
Qo und dem original von Q, einen unterschied zu machen, den ihn aber
die überwiegende und auffallende Übereinstimmung der beiden Qs zwang,
so gering zu machen wie möglich, wodurch er sich unserer auffassung,
dass dieser unterschied (mit den ' Trans.' angedeuteten einschränkungen)
gleich null war, stark nähert. Soviel über den gedankengang in Hf.'s
abhandlung. Es mögen nun einige punkte hervorgehoben werden, die
für das im ganzen oberflächliche verfahren des Verfassers besonders
charakteristisch sind.
Zunächst hätte Hf. gut getan, seine hilfsmittel zu bezeichnen; es
scheint, als hätten ihm die Griggs-FurnivaU'schen facsimiles vorgelegen.
Auf p. 23 f., wo er von den fehlerhaften versen spricht, fehlt jedes
beispiel, und doch konnte sich herr Hf. sagen, dass man in einer so
heiklen frage nichts ohne schlagende belege ausrichtet.
F. 25 will Hf. die möglichkeit, dass X 'glatt' versificirte zusätze
selber frei hätte einschalten können, deshalb zurückweisen, weil er
andrerseits so viele ' extraordinary deficiencies ' finde. Könnte sich Hf.
nur dazu verstehen, einen X anzunehmen, der nicht ganz dumm und
ungeschickt, wol aber gewissenlos und deshalb oft gleichgiltig war,
dem es als 'geschäftsmann' nur daran lag, 'etwas' und nicht 'etwas
durchgehend gutes' zu liefern, so würde er solche unhaltbaren behaup-
tungen haben vermeiden können. Solch ein X konnte sehr wol hier und da
versuche machen, um äusseren Zusammenhang herzustellen, konnte auch
mit hilfe der fünf fiuger einige 'glatte' vßrse zimmern, und wenn sich
darunter hier und da einmal ein leidlicher vers verlaufen hat, so ist
dies nur natürlich: findet doch selbst die blinde henne manchmal ein
körn, und unser X hat vor dem des herrn Hf. das voraus, dass wir jeden
ihm beigelegten zug aus Q, abgeleitet haben, während herrn Hf.'s X
eine ableitung aus seiner theorie ist.
Wenig glück hat Hf. mit der kleinen liste von stellen (p. 29 f.),
wo Q, entweder bloss zu Q.^ oder zu F, stimmt; Qi: 'orheto her' (statt
Hecuba Fi Q,) ist wahrscheinlich nur ein fehler des Qo-setzers; 'friendly
falconers' sicherlich; ebenso die auslassung: 'This (not to) do' I, 5, 179;
und 'threescore thousand' II, 2, 73, worin uns wahrscheinlich eine spur
von Sh.'s ursprünglicher Schreibung erhalten ist (s. Anglia a. a. o.); das-
selbe gilt von dem rubrum 'doctor' in Q2, während der text V, 1, 258
Priest hat, und von deale für devil (QiF,), welches als rein ortho-
graphische Variante hier gar nicht hergehört. Auch die beiden anderen
beispiele lassen sich als folge von änderungen seitens der Schauspieler
HARNESS PRlZe ESSAYS. 31
erklüieii, so dass diese beispielc nichts für Uf. beweisen. Das eine bei-
spiel, wo y.. Qi gegen F, stimmen, ist wahracheinlich eine folge der
kritik von Heminge und Condell, welche 'verschönernd' setzten: 'My
honourable lord I will most humbly take my leaue' (II, 2, 214) statt Q..:
'My lord 1 will take my leaue ofyou'. Endlich, wo Q, gegen Q.^Fi recht
haben soll: 'God yield you' gegen 'God dild you' (Q.j), 'God dil'd you' (Fj),
da laboriren die beiden letzteren an einer spur von Sh.'s Orthographie,
die sich, wie viele andere, in Q.j, ja auch, freilich mit dem unvermeid-
lichen Heminge- Condellschen apostroph versehen, in Fi erhalten hat
(s. Anglia). Hier, wo diese worte von Ophelia in der wahnsinnscene
gesprochen werden, ist die uns die so natürliche nachlässigere ausspräche
der Oph. andeutende Orthographie besonders am platze und sollte auch
von den herausgebern des Hamlet geehrt werden. Dass X, der nur das
gesprochne wort hörte, yield schrieb, ist ganz erklärlich und spricht
für unsere theorie. Der im 'Play' dargestellte mord fand statt (nach Q,)
' not in Vienna but — perhaps through aome reminiscence of tales of gold-
thirst and murder — in the Eldorado region of Guyana ', und trotzdem
bedarf es keines besonderen Scharfblicks, um zu merken, dass hier ein
einfacher hörfehler vorliegt. — Die schlagende tatsache, dass 'neben'
dem vermeintlich später in Gonzago umgetauften Albertus schon in
Q, Gonsago (z. 1096, Furness; VII, 196 Furnivall's facs.) vorkommt
(worüber mehr Trans, p. 176), die freilich einzig gegen Hf. spricht, ist
übersehen.
Wenn Hf. (p. ;{1) behauptet, dass weder Francisco noch üsrick im
dialog erwähnt werden, so verstehe ich das einfach nicht, da er von Q^
zu sprechen scheint und dort in der ersten und letzten scene des Stücks
(um nur hierauf hinzuweisen) diese uamen im texte vorkommen. Mit
recht wendet sich Hf. gegen die unvorsichtige bemerkung Mommsen's,
dass Corambis aus der abkürzung von Cour(tier) und Moutano aus Man
(of Polonius) stammen könnten, zurück; nur würde sein grund dafür,
dass Cor. und Mout. im texte selbst vorkämen, nur dann etwas taugen,
wenn die betreifenden stellen in Q, sonst ganz ohne ab weichungen wären.
— P. 33 soll gezeigt werden, dass die zeilen in Qi und Q.^ resp.: 'you
shall do very well Montauo, and you shall do very wisely, good Key-
naldo', sich eng entsprechen; unangenehm und schade nur ist es, dass
sich bei Hf. in die Qo-zeile das in der tat recht gut passende very statt
des durch F, und Q^ gesicherten mar vellous wisely eingeschlichen hat!
Kurz vorher findet Hf. die zeilen:
'Montano, here, these letters to my son
And bid him ply his learning, good M.'
so gut, dass kein grund vorhanden sei, hier corruption oder iuterpola-
tion anzunehmen. Abgesehen von dem gefährlichen prinzip, wonach er
alle 'glatten' verse, ob sie nun unsinn oder Widersprüche enthalten
(und an solchen fehlt es nicht in Qi), auch als authentisch annehmen
muss, so muss man herrn Hf. doch widersprechen, wenn er die letztere
zeile als 'peculiar to the earlier edition' hinstellen will, denn offenbar ist sie
nach dem leisten der Qu-zeile: 'And let him ply hisMusique' fabriciit.
32 TANGER,
Wo sich Hf. (p. 33 — 35) über den Charakter der königin in Q, aus-
lässt, zieht er die worte heran: 'I sweare by heauen I never knew of
this most horrid murder'; daher sei hier das original der Q, von Q.^
wesentlich verschieden gewesen. Man kann aber hierin wie in so vielen
andern stellen, mit deiuselhen recht ein selbständiges niachwerk des X
erblicken, und herr Hf. selbst findet die stelle 'somewhat crude and
prosaic'. Die königin macht sich in Q, zu Hamlet's mitverschworener;
als beweisend gelten Hf. die zeilen:
'Then I perceive there's treason in his lookes
That seemed so sugar'd o'er with villanie,
But I will soothe and please him for a time.'
Es dürften sich wenige finden, die mit herrn Hf. diese als Shakespearisch
und so als beweisend gelten lassen: trotz der richtigen 10 silben in
jedem verse, erscheinen sie mir nur als flickwerk von X. Eine weitere
Charakterverschiedenheit findet Hf. ferner darin, dass in Q, die königin
liebevoller gegen ihren söhn sei. Zwei stellen sollen dies beweisen.
Die erste stelle ist sehr geringfügig und sieht sehr wie eine einflickung
von X aus:
Cor. I haue found
The very depth of Hamlet's lunacy
Queen. God grant he hath!
Die andere stelle ist durchaus anders aufzufassen:
King. Gertrude you'll see this play?
Queen. My lord, I will and it joyes me at the soul
He is inclin'd to any kind of mirth.*
Sie ist nur ein nachklang von Q,. III, 1 :
Pol. And he beseech'd me to entreat your Maiesties
to hear and see the matter.
King. With all my heart. and it doth much content me
To hear him so inclined.
Aehnliche Verwirrungen und Verschiebungen in den reden der Q, habe
ich (Trans.) mehrfach nachgewiesen.
Auf .so schwachen füssen steht Hf.'s Vorstellung von einer späteren
Umwandlung der Charaktere durch Sh. Der dem Charakter des königs
gewidmete abschnitt ist besonders interessant, denn er zeigt deutlich,
dass Hf. sich hier recht eigentlich in seinem dement, dem in England
für unsere frage so beliebten dement vorzugsweise ästhetischer kritik
bewegt. Die kleinsten züge werden hier hervorgesucht und entsprechend
gedeutet, unter hartnäckiger missachtung der unumstösslichen und schon
oft geltend gemachten Wahrheit, dass bei einer so meisterhaften, feinen
Charakter Zeichnung wie in Q^ jede corruption die Charaktere gröber
gestalten muss; und wenn hr. Hf. hätte gründlich sein wollen, so hätte
er diese wahrheit anders als mit blosser Verneinung behandeln und un-
parteiisch ihr 'für und wider' prüfen müssen. Man erzähle doch in
Hf. modurnisirt die Schreibweise der Qs
HAKNESS PKIZE ESSAYS. 33
thircliaiis Sh.'schoin sinno , mit diirchans Sh. 'scher meisterschat't den
inlialt von Hamlet jemandem, der die feinlieiten der Charakteristik nicht
zu scliät/en und zu fassen vermag'; man lasse sich die geschichte dann
wider erzählen: von der königin behält er, dass sie nicht ganz schlecht
ist, ihren söhn liebt und schweigen gelobt; er macht sie unschuldig
und zu seiner mitverschwornen ; der könig ist unverkennbar schuldig;
alle schuld wird auf ihn gewälzt; Hamlet's Wahnsinn wird deutlicher etc.,
ähnlich bei den übrigen Charakteren. — Wo Hf. einen anlauf nimmt,
tatsachen anzuführen, geschieht dies nur mangelhaft, denn wenn er
p. lil ff. aus den änderungen in der äusseren anordnung und Verteilung
des dialogs in Q, etwas schliessen will, so beweist die von ihm ange-
zogene sc. I, 2 gerade gegen ihn, wie ich Trans, p. 160 f. gezeigt habe.
Nach Hf. (p. 42) ist die Q,-zoile (monolog: To be etc.): 'For in that
dreani of death when we awake' in Q2 durch: 'For in that sleep
of death wliat dreams may come' "ersetzt" worden, und ein Stückchen
ästhetischer kritik betreffs Hamlet's auffassung der künftigen weit
knüpft sich hieran. Mir erscheint diese stelle anders. P. 23 weist Hf.
selbst auf corruptionen hin, die dadurch entstanden, dass X, langsamer
schreibend als gesprochen wurde, ein später gehörtes wort zu früh
niederschrieb; so ist auch hier wol dream of death statt sleep zu er-
klären; dass auch sleep X dunkel im gedächtnisse haftele, wird durch
'awake' wahrscheinlich gemacht. — Die zeiien:
'And borne before an everlasting judge
at whose sight
The happy smile and the accursed damn'd — '
von denen, nach Hf. selbst, der erste teil wahrscheinlich falsch, der
zweite sicherlich unvollständig ist, müssen trotzdem heriialten, um ein
'deutlicheres religiöses gefühl bei Hamlet in Qi' nachzuweisen. Befremd-
lich muss es auch erscheinen, wenn Hf. glaubt, dass 'the rcst is silence'
sich nur auf Hamlet's körper beziehe (p. 43 f.), ohne dass wenigstens
ein zweifelnder hintergedanke an eine andere weit mithineinspielte. —
Hamlet's tiefsinnige grübeleien finden sich vorzugsweise in Q^. Grant
White hat mit recht gesagt, dass sie am schwersten zu fassen und zu
behalten sind, 'whereas a mere child could remember a story'; und
wenn doch hier und da Q, (besonders im anfang) manche dieser specu-
lationen leidlich widergibt, so beweist dies nur, dass an solchen stellen
X's notizen ziemlich vollständig w^aren und er sich etwas mühe gab,
während sie sonst in Q, durch erbärmliche caricaturen vertreten wer-
den; erkennbar sind sie, wie überhaupt alles wesentliche aus Q2 und
aus den einfachsten consequenzen der raubausgabentheorie (die ja auch
Hf. und Widgery annehmen) zu erklären ist, was ich durch den zweiten
teil meiner abhandlung, Trans, p. 152 ff., gezeigt habe: stück für stück
von Q, lässt sich auf Q^ zurückführen, und interessant ist es dabei, zu
verfolgen, wie X dazu kam, gewisse scenen umzustellen, neue teile ein-
zuflicken, reden zu vertauschen etc.
Nicht ohne Überraschung bemerkt man (p. 57), zu welchen conse-
quenzen die von Hf. verfochtene theorie führt. Die von M. mmsen so
Aaglia, 1\'. band, Auz. 3
34 lAN'GER,
treifend charakterisirten abgeschmacktheiten, widerholungen von schlag-
würtern, witzen etc. in Q, gelten Hf. ala authentisch: wie anders könnte
er sonst das fehlen solcher albernheiten in Qa durch 'prunings of occa-
sional redundances' erklären? — Wegen des Ursprungs der selbstän-
digen scene in {^i siehe Trans, p. 1S7 f.
Gelegentlich der 'poetischen beschaft'enheit' sagt Hf. (p. 5S f.):
Here and there Q2 omits a line of a somewhat too daring fancy or high
poetic colouring; z. b. Ophelia's worte:
And fixt his eyes so stedfast on my face,
As if they had vowed, this is their latest object;
wo hier die zu kühne phantasie oder das zu poetische colorit steckt,
hätte herr Hf. dabei schreiben können. Aehnliches gilt von seinen
anderen beispielen. Gewisse, für Q, besonders charakteristische verse,
von denen er (p. 59) sagt: 'In other cases a line corresponds in position
and connexion but is totally changed in sense' hat herr Hf. nicht gründ-
lich angesehen, sonst hätte er gefunden, dass in allen von ihm ange-
zogenen fällen X dem reime zu liebe mehr oder weniger frei zusetzen
musste (cf. Trans, p. 170); so, um nur ein beispiel anzuführen), statt Q^:
But I haue that within which passeth show
These but ilie trappings and the suits of woe
sagt Hamlet in Q, :
Hirn have I lost I must of force foregoe.
These but the ornaiaents and sutes of woe.
(statt 'of force' liest Hf. >>efremdlicherweise 'of course' — woher?) und
diese zeile sollen wir auch als Shakespearisch hinnehmen? Und die
Qi-lesart (p. 60):
Doth give his heart his appetite at füll
And little reoks how that his honour dies
mit Hf. über die von Qj stellerh: And recks not his own rede'? Von
der ganzen arbeit des herrn Hf. will mir das schlusskapitel als der
schwächste teil erscheinen, und nicht geringe aufmerksamkeit erfordert
es, den leitenden gedanken darin nicht zu verlieren. Auf die titelblätter
(wie schon oben angedeutet) , die allerhand beweisen sollen und daher
nichts beweisen, als beweismittel zu verzichten, kann sich Hf. nicht ent-
schliessen (p. 76); daher ist es kein wunder, wenn er sich auf der
nächsten seite drehen und wenden muss: 'It is perhaps not necessary,
however, to press with great rigour the words of a puhlisher intcr-
ested in depreciating the tidelity of the piratic copy'.
Hf. geht dann zu inuern beweispunkten über: 1. Fast der ganze
erste akt von Q,, viele zeiicn und ganze sätze durch das ganze stück
rühren unzweifelhaft von Sh. und zwar von dem 'reifen' Sh. her.
2. Vieles in Q, könne kaum das werk des gereiften genius, könne aber
bei flüchtiger erster be;ubeitung des alten Stückes stehen geblieben sein.
3. Einige teile seien so schlecht, dass man nicht leicht annehmen könne,
Sh. würde sie haben .lurchgehen lassen. 1. und 3. lassen sich hören,
aber 2. fordert genauere betrachtung. Hf. sagt wörtlich (p. 78): 'There is
much (2) which though hardly the work of his ripened genius is such
HARNESS PRIZE ESSAYS. 35
a8 he might tairly leave intact in a hasty revision: a little of it
possibly his owu early work, most the work apparently of some
minor but respcctable poet.' Abgesehen von der tragweite der bezeich-
nung 'hasty revision', die sich Hf. nicht recht khir gemacht zu haben
scheint, hält er es für möglich, wenn ich recht verstehe, dass Sh. doch
auch in dem Urharalet ein wenig beteiligt gewesen sei. Und dies,
trotzdem Hf. p. TG gefunden hat, dass kein beweis für die existenz eines
'early sketch by Shak.' vorhanden sei. Sollen wir ausser an eine erste
flüchtige bearbeitung des Hamletstoflfes durch Sh. (wovon uns nach Hf.
Q, künde gibt), auch noch an eine allererste glauben, bei der Sh. in
noch geringerem masse beteiligt gewesen wäre? Belege und beweise
hierfür finden wir nicht bei Hf. ; es ist eben nur eine Vermutung, wie
es scheint, und deren gibt es ziemlich viele in seinem essay.
Nach Hf.'s eigenem eingeständniss berührt sich seine theorie am
meisten mit Clark und Wright's abenteuerlicher ansieht, dass Q, Hamlet
in seinem 'übergange' zu Qa darstelle, nur dass er sich doch davor
hütet, die Sh.'sche hand bloss in den ersten beiden akten anzuerkennen.
Ebenso wie er hier sich von der ansieht der genannten kritiker ent-
fernt, teilt er auch weder die Knight'sche einer-, noch die FurnivaU'sche
andrerseits: ' both views — sagt er p. 83 — appear to me to err by
being, as Bacon might say, not subtle enough for the facts'.
Am meisten anzuerkennen dürfte die mühe sein, die Hf. darauf
verwendet, nachzuweisen, dass die verfassungszeit des Originals von Qi
möglichst nahe an die von Qa heranzurücken sei. Im übrigen aber
scheint es, als hätte Hf. seine aufgäbe zu leicht genommen.
II. Widgery's abhandlung sticht, um mein allgemeines urteil voran-
zuschicken, in den meisten beziehungen höchst vorteilhaft von der
vorigen ab, ja man kann sich eines gewissen erstaunens nicht erwehren,
wenn man auf dem Umschlag des bändchens liest: 'The above (essays)
were declared equal in merit '.
W. bringt für seine aufgäbe eine ansehnliche kenntniss der literatur
und der einschlägigen hilfsmittel mit und versteht es, seine erörterungen
in anmutige, ja oft schwungvolle, immer lebendige und geistreiche for-
men zu kleiden. Nachdem er zu anfang eine Übersicht über die ent-
wicklung des Hamletstoffes seit Saxo Graramaticus gegeben hat, hebt
er die Übereinstimmung von Q, mit dem 'Bestraften Brudermord' (= Br.)
in dem umstände hervor, dass Hamlet in der scene mit seiner mutter
deutlich seinen verdacht und seine furcht vor lauschern an den tag
legt, im gegensatz zu Q2, wo er nichts zu ahnen scheint, bis er Pol.
hinter dem airas schreien hört; er schliesst sich dann Elze's ansieht
insofern an, dass er glaubt, die 'Historie' (1608) sei unter dem einflusse
von Sh.'s H. hier und da verändert worden, es habe aber wol schon um
1590 eine ausgäbe der Historie gegeben, die wegen irgend eines damals
populären Stückes über Hamlet aus Belieferest geschöpft worden sei.
W. nimmt also auch einen Urhamlet an. Wegen gewisser parallelstellen
in Kyd's werken (bes. der Spanish Trag.) und um der bequemeren bezug-
nahme willen, nimmt W. von vornherein an, dass der Urhamlet ein werk
36 rANGKK,
von Kycl cjewesen soi, nnd wie ein roter faden zieht sich das eifrige
und im ganzen nicht erfolglose bestreben durch seine ganze arbeit hin-
durch, die annehmbarkoit dieser Voraussetzung darzulegen. Ein anderer
nicht unbeträchtlicher teil seiner bemühungen richtet sich leider darauf,
zu zeigen, dass der Br. nicht auf Q, sondern auf Kyd's Hamlet als erste
quelle zurückgehe — ein bemühen , welches wie wir gleich sehen wer-
den, auf zu ernste äussere hindernisse stösst, um trotz W.'s umsichtigen
und geschickten Verfahrens erfolgreich sein zu können. W. lässt sich
beiläufig auch auf die frage ein , auf wen es Nash in seinem briefe mit
den bekannten anspielungen (Noverint, latinize their neck verse, Blould
is a beggar, whole Hamlets etc. of tragical Speeches) abgesehen habe.
Er weist meines ermessens deutlich genug nach, dass diese äusserungen
sich nicht auf Sh., wol aber auf Kyd bezogen haben können, denn auf
Kyd passe es auch besser als auf Sh., wenn von einem 'triviall trans-
lator' fd. h. aus dem Französischen und Italienischen) und von Seneca
als seinem dramatischen muster gesprochen werde. Recht glücklich und
treffend ist besonders die stelle, wo er sich gegen diejenigen kritiker
wendet, die wegen des -noverint' und Sh.'s auffallender kenntuiss der
juristischen terminologie glauben, dass der dichter in seiner Jugend ge-
hilfe bei einem Juristen gewesen sei: man könne dann mit ebenso
grosser bestimmtheit auch behaupten und aus seinen werken beweisen,
dass er ein könig, eine amme, ein Staatsmann, ein doktor, ein matrose,
ja sogar ein mitglied von Doli Tearsheet's sisterhood gewesen sei.
Die frage nach dem wahren verhältniss zwischen Qi und Q2 wird
bei W. etwas in den hintergrund gedrängt durch seine immer wider-
kehrenden versuche, zugleich die spuren des Urhamlet bei öh. festzu-
stellen, obgleich dies offenbar eine besondere frage für sich ist und erst
nach erledigung der hauptfrage gesondert zu betrachten gewesen wäre.
Zu dem erwähnten zwecke geiit nun W. auf eine ziemlich ausführliche
vergleichung des Br. mit Q, ein. Br., Qi uud Q2 haben eine erwähuung
der kalten nacht und des lärms beim königlichen gelage gemein; Q, be-
handelt diese punkte viel geschickter als Br., was für W., von seinem
Staudpunkte, auf die frühere abfassung des Br. hinweist. Als Hamlet
des geistes ansichtig wird, entlockt ihm die erscheinung im Br. nur
einige banale worte, in Q, das: 'Angels and ministers of grace defend
us', was nach W. gewiss nicht in Br. fehlen würde, gieuge er auf Q,
zurück. Die langen enthüliungen des geistes stimmen im Br. und in (^,
ziemlich treu überein; nur hebe der Br. die herrschsucht des mörders
durch die worte hervor: 'My own crown hankeriug brother' (der Deutsche
text ist mir hier leider nicht zugänglich). Dies so natürliche epithet,
was durch die worte des geistes in Q, :
'Thus was I sleeping by a brothers band
Of crowne, of Queene, of life, of dignitie
At once depriued
ohnehin schon nahe gelegt wurde, wird nun dahin gedeutet, dass Br.
(mit Belleforest) sich darin gefalle, die moralische Verwerflichkeit der
herrschsucht, besonders wenn auf verbrecherischem wege befriedigt,
HAKNESS PRIZE ESSAYS. 37
hcrvoiziiliebeii , was in Q, nicht so deutlich zu t;igc trete-, auch die
uioralisirendcn worte des Horatio ara Schlüsse des Br.:
'So is it when a king with craft soeks for the thiune,
Aud treach'iously succeeds in making it his own,
He uothing gains himself bat jeers and mockery
For as the labour is so fullows too the pay',
werden herangezogen, um zu zeigen, dass ßr. vor Q, zu setzen sei.
Wären W.'s argumente ebenso bindend wie geschickt, so würde es schwer
sein, ihnen zu widerstehen, aber seinem gedankengange ist ein für alle
mal entgegenzuhalten, dass wir durchaus nicht wissen können, wie sich
der nur bis 1710 zurück/.uvertblgende text des Br. zu dem 1626 aufge-
führten Deutschen Hamlet verhält, falls letsterer überhaupt dasselbe
stück war. Erkennt doch W. selbst (p. 104) mit Cohn (Sh. in Germ.)
an, d.iss der Br. 'has experleneed many alterafions and dilutions'. Was
kann uns hindern, in den von W. angeführten und ähnlichen fällen ein-
fach 'alterations and dilutions' zu erblicken? Die etwas aufdringliche
moralisirende lendenz im Br. beweist nichts, weil sie zu sehr einen
ch:irakterzug von Schriftstellern Xten ranges bildet. Mit nicht geringem
Scharfsinn benutzt W. folgende zeilen aus der cinleitung zu 'A Warning
forfaire Women' (nach Cohn kurz vor 1590 geschrieben):
How some daran'd tyrant tu obtain a crown
Stabs, hangs, impoisons, smothers, cuttcth throats;
Then too, a fiithy whining ghost,
Lapt in some foul sheet, or a leather pilch,
Comes screaming like a pig half stick'd,
Aud cries Vindicta! — Revenge, Revenge!'
(wo er die erste zeile und die worte foul sheet, Vindicla Revenge , Re-
venue in cursivdruck gibt), um darin einen anklang an Hamlet anzu-
deuten.
Aber wenn wir uns andrerseits dieselbe freiheit erlauben, wie W.
und vorzugsweise die ganze zweite zeile, dazu leather pilch und gar
das screaming pig ins äuge fassen, so leuchtet ein, dass man besser tut,
hier nur eine altgemeine anspielung auf eine tragödie mit geistererschei-
nungen zu fiuden, wo der tyrann viel gewalttätiger i^t als der vorsich-
tige Claudius; wo er nicht nur seinen Vorgänger, sondern auch dessen
anhängcr auf die verschiedenste weise bei seite schafft; und ^^as Vin-
dicta, Revenge angeht, so darf man die bedeutsamkeit dieser worte
nicht überschätzen, denn wenn sich ein geist die mühe gibt, zu 'erschei-
nen', so geschieht dies wol immer nur, um die räche seines todes zu
veranlassen: alle geister von ermordeten haben dies gemein. Audi in
dem andern beweisgrunde W\'s finde ich nichts entscheidendes. Hamlet
hört im Br., er solle fort und erwidert dem künige: 'just send nie off
to Portugal, that I may never come back again , that's the best plan'.
Vielleicht war für die zeit der abfassung des Br. mit Portugal wie heute
etwa mit dem pfefferlande die idee einer völligen unwiderruflichen
trennung verbunden; es verlohnte sich wol, in der zeitgenös.'-ischen
Deutschen literatur darauf zu achten.
38 TANGER,
Es folgen nun bei W. (p. 109) einige kleinere bemerknngen, die
sich aber alle durch die tatsache erklären, dass der Br. , wie wir ihn
haben, stark verändert ist; besonders hebt W. durch cursivdruck hervor,
dass im Br. wie in Q, Hamlet den könig mehrere male mit 'vater' an-
rede (in Qj Fl bekanntlich nie). Wenn dies etwas beweist, so spricht
es doch ebenso gut für eine ableitung des Br. aus Q,. Dies wird ferner
sehr auffallend bestätigt durch die Übereinstimmung der namen Leon-
hardus (was W. p. 144 scharfsinnig als wahrscheinlich durch Leartes
angeregt erkennt) und Corambus mit denen in Q,, und mehr noch durch
die sofortige ungeschickte ausführung des mit hilfe von Ophelia auszu-
führenden, zwischen dem könige und Pol. verabredeten complottes, wo-
raus hervorgeht, dass sogar die vielbesprochne Umstellung der betr.
scene in Q, (s. Trans, p. 171—173) in den Br. übergegangen ist. Die hier
dem Br. eigentümliche geschichte, die H. der Oph. von dem 'cavalier
in anion' erzählt, ist wahrscheinlich auch weiter nichts als eine zeit-
genössische 'Deutsche' anspielung. — Je weiter W. mit seiner ver-
gleichung von Br. und Q, schreitet, desto weniger überzeugend werden
seine argumente, und auf p. 116 kann er selbst nicht umhin, die band,
der 'Deutschen' bearbeitung anzuerkennen in der stelle, wo die königin
sagt: 'Had not the pope allowed this marriage, it would never have
taken place'; ebenso in dem 'good cheese' der von Jens als lockspeise
für Phantasmo gebraucht wird.
W. bespricht hierauf die art, wie der könig in Q, die fortschaffung
H.'s nach England zu rechtfertigen sucht (cf. act IV, 3):
'wc have sent by Rossencraft and Gilderstone
Our letters to our deare brother of England,
For Hamlets welfare and his happinesse:
Haply the aire and climate of the country
May please him better than his native home'.
W. fährt dann fort: 'in the corresponding portion of Q2 the king is far
too much concerned about his own safety to care for Hamlet's health . . .'
Bei dem sonst so umsichtigen W. überrascht es, dass er das original
dazu nicht in IV, 3 des authentischen textes hat finden können:
'Hamlet, this deed, for thine especial safety
Which we do tender, as we dearly grieve
For that which thou hast done — must send thee hence
With fiery quickness: Therefore, prepare, thyself
The bark is ready, and the wind at help,
The associates tend, and everything is beut
For England;'
man muss allerdings das verfahren des X bei dem zusammenleimen seiner
räuberischen noti/.en aufmerksam beobachtet haben , um zu verstehen,
wie eine schlecht nachgeschriebene stelle oder nur dem inhalte nach ge-
rettete scene unter seinen bänden in stücke geht, die dann nach bedarf
irgendwie und irgendwo von X benutzt werden. Ich habe in meiner
vergleichung von Q, und Q» (Trans.) oft genug gelegenheit gehabt, dies
nachzuweisen.
HAKNESS PRTZE ESSAYS. 39
Auf p. 11!» weist W. auf eine seltsame übeieinstimmungc von Br.
mit Q2 hin; in letzterer erfahren wir aus H.'s eignem munde die einzel-
heiten seiner rückkehr; ebenso im Br., wo er auch Horatio die Vorgänge
erzählt, während wir in Q, davon nur in der aus mehreren andern grün-
den verdächtigen selbständigen scene zwischen Hör. und der königin
hören, die (s. Trans, p. IST) von X nach trümmerhaften notizen von
akt V, 2 und von der matrosenscene zusammengeflickt ist. Q, bietet
an der dem anfang von V, 2 entsprechenden stelle nichts auf die rück-
kehr H.'s bezügliches, und so scheint auf den ersten blick dieser um-
stand stark gegen eine ableitung von Br. nus Qi zu sprechen; bei
genaiier prüfung aber drängen sich uns zwei bctrachtungen auf. Zu-
nächst, wie denkt sich W. die verwantschaftsverhältnisse zwischen Q,,
Q2 und Br.? Soll Sh. , nachdem er zunächst den Urhamlet für Q, be-
nutzt, später noch einmal Q, überspringend, tlarauf zurückgegangen sein,
um bloss diesen zug daraus für Q2 zu schöpfen? Dies müsste doch an-
genommen werden, wenn W. zugleich denselben zug im Br. erklären
will. Oder soll Q, überhaupt nichts Shakespearisches an sich haben,
so di'ss Br., Q, und Q, jedes g.inz unabhängig von einander auf den
Urhamlet zurückgingen? Dies widerstrebt W.'s eigener ansieht. Oder
sollen wir endlich dieses einen (und noch dazu, wie wir gleich sehen
werden, durchaus nicht so vielsagenden) umstandes wegen, wirklich noch
einen zweiten Urhamlet um Qi willen ansetzen, der sich obenein nur in
diesem punkte von der quelle von Qo und Br. unterschieden haben kann,
da sonst nichts seine annähme unumgänglich nötig macht? Damit wür-
den wir ein der positiven forschung noch mehr entrücktes gebiet be-
treten, als es durch mangel an beweiskräfrigem material die ganze Ham-
letfrage ohnehin schon ist: wir mUssten die federn strecken und die
frage als unlösbar auf sich beruhen lassen. Zum glück ist der so viel-
fach geänderte und frei behandelte Br. nicht autorität genug, um einen
solchen zwang ausüben zu können. Der umstand, dass in Br. und Q2
Hamlet seinem freunde bericht erstattet, ist nicht so eigenartig, dass
mau ihm ausserordentliche beweiskraft zugestehen müsste; sobald Ham-
let überhaupt darüber sprechen sollte, konnte er dies selbstverständlich
nur zu seinem freunde tun. Sowol IV, 6 wie V, 2 (anfung) fehlen in Q,
und die überhaupt effectlose selbständige scene zwischen Horatio und
Queen (Q,) ist, freilich dramatisch ungeschickt und überflüssig, im Br.
zu der 'aufregenden' banditenscene frei umgestaltet, insotVrn wir hier
Hamlet's errettung mit eigenen äugen sehen; hernach muss, damit Hör.
auch bcschcid wisse, Hamlet seinem freunde die Vorgänge ebenfalls er-
zählen. Im Br. zog man es eben vor, alles möglichst etlectvoU vorzu-
führen. Der andere von W. geltend gemachte fall, wo Q-, und Br. gegen
Q, darin übereinstimmen, dass die königin nicht die mitverschworene
H.'s wie in Q, werde, dürfte sich dadurch erklären, dass auch trotz die-
ser von X hineingetragenen Verschwörung von rautter und söhn in Q,
die teilnähme der ersteren an H.'s räche sich tatsächlich auch nicht
weiter erstreckt als auf das schweigen wie in Q2.
Es liegt also, gegenüber den zahlreichen gründen, die für eine
(freilich nicht unmittelbare) abstan.mung v(>n Br. aus Q, sprechen.
40 TANGER,
nichts wirklich enf scheidendes vor, um uns zu einem aufgeben der nr-
sprünglicheii Bernhardyschon ansieht zu bewegen.
Ob wir es, wie W. glaubt (p. 119), mit einer 'stehengebliebenen'
discrepancy in Qj zu tun haben, wenn der geist zuerst auch den
wachen etc., in akt III aber nur H. und nicht auch der königin sichtbar
ist. bezweifle ich; im gegenteil erblicke ich hierin gerade einen zug
Sh.'scher technik. Der geist empfiehlt H. nachsieht und Schonung gegen
seine mutter, für die er ja noch in der anderen weit, trotz ihres ver-
gebens, einen rest der früheren liebe bewahrt zu haben scheint; um sie
zu schonen, bleibt er für sie unsichtbar; und dass das volk den geistern
die fähigkeit beilegt, sich zu zeigen wem sie wollen, ist zu bekannt, um
belege nötig zu machen. — Auch die weiteren versuche, welche W.
macht (p. 121 ff.), um die Unabhängigkeit des Br. von Q, zu zeigen, sind
bei einem so unzuverlässigen texte wie dem Br. nicht erfolgreicher als
die bisherigen. W. macht den fehler, den spccifisch Deutschen einfluss
auf die erste fassung des Br., welche wol nie eine überset/.ung, sondern
von anfang an eine freie bearbeifung war, zu gering anzuschlagen, wo-
durch er dahin kommt, allerhand unbedeutende einzelheiten im Br. als
wesentliche unterschiede aufzufassen.
Das annehmbare ergebniss der ersten abteilung der W.'schen ab-
handlung läuft also darauf hinaus, dass es einen Urhamlet, meinetwegen
auch Kydschen Urhamlet gegeben habe; dass aber dieser dem Br. zu
gründe gelegen habe, letzterer also von Sh. ganz unabhängig sei, scheint
mir durch W.'s argumenta nicht bewiesen zu sein.
Auf p. 127 lässt sich W., wie mir scheint zu flüchtig, auf die in Q,
umgestellte scene zwischen Haml. und Oph. (s. Trans, p. 171 — 17;i) und
einige andere 'recastings' in Q.j (verglichen mit Q,) ein, findet dann,
im unterschiede von seinem preisgenossen Herford, dass (p. 134) 'the
improvements etfected would lead us to assign a considerable interval
between the composition of the first quarto and its revision'.
P. 137 — 143 wendet sich W. gegen die so weit verbreitete ansieht,
dass wir es hier (wie überhaupt bei raubausgaben) mit einer nur wäh-
rend der Vorstellung nachgeschriebenen version zu tun haben. Die rede
Voltemar's (II, 2) erscheint ihm verdächtig genau widergegeben in Qi ;
hieraus nun und aus der relativen treue der rolle des P. King's, die
nach W. vielleicht von demselben Schauspieler dargestellt wurde, will
W. schliessen, dass wir in diesem Schauspieler den 'stealthy purloiner'
gefasst haben, der dem piraten das material zu seinem niachwerk ge-
liefert habe und zwar 'in the general bustle and confusion that took
place at James' accession, when my Lord Chamberlain's mon became the
king's Players' (p. 13S). Mit den hierfür beigebrachten gründen k;mn
man sich nicht recht befreunden : wie für alle Hamlettheorien müssen
auch für W.'s ansieht wieder die titelblatter der Qs. herhalten. Seine
einwendungcn gegen die möglichkeit eines nachschreibens von ganzen
stücken sind auch nicht stichhaltig, besonders wenn wir annehmen (wozu
mich bei meinen eigenen Hamletuntcrsuchungen noch andere rücksichten
veranlassten), dass X bei seinem nachschreiben einen freund zum helfer
hatte, und dass X dann später aus den vereinten noten, die hier und
HARNESS PRIZE ESSAYS. 41
da vollständig genug waren, um einzelne teile veihältnissniässig treu
widerzugeben, die C^, hergestellt habe; aus falsch verstandenen ab-
kürzungen dieses freundes erklären sich manche von Mommseu hervor-
gehobene diplomatische fehler. Dies system vereinten nachschreibens
ist bekanntlich auch heut zu tage allgemein gebräuchlich in Parlamen-
ten etc.: was dem einen entgeht, wird von dem andern gefasst.
W. zählt uns dann auch die liste der in Qo ganz oder teilweise
verschiedenen namen auf: Corambis, 0/elia, Leartes, Montano, Albertus,
Voltemar. Corambis sehe ich für einen versuch an, den X machte,
nach dem nur flüchtig gehörten 'Polonius' (s. Trans, p. 15.3—1.59) einen
ähnlichen namen einzusetzen. X war sich wol seiner abweichung be-
wusst, wurde aber von dem ungenau gehörten richtigen namen beeinflusst:
Corambis zeigt wie Polonius o in der ersten silbe und eine liquida da-
hinter; beide schliessen mit s und betonen die nasale mittlere silbe);
in diesem sinne sehe ich also Corambis für eine art hörfehler des X an
und glaube diese ansieht trotz des spottes Englischer kritiker aufrecht
erhalten zu können, bis eine dem wahren verhältniss von Q, zu Q2 ent-
sprechende bessere vorgeschlagen wird. Ob der Coranibus in AH's Well,
den W. p. 145 erwähnt, dazu beigetragen, dem namen bei X gerade diese
gestalt zu geben, mag daliin gestellt bleiben; unmöglich wäre es nicht,
da AH's Well wahrscheinlich in das jähr 1502 gehört. Othello, wo der
name Montano noch einmal vorkommt, wird vermutungsweise dem
jähre lt>ü4 zugewiesen; wenn er schon lUdlj aufgeführt wäre, so könnte
man auch hier an einen Zusammenhang des namens in Q, damit glauben.
Doch kann dies natürlich nur Vermutung sein und ist es durchaus nicht
nötig, von der ansieht abzugehen, dass Montano in Q, willkürlich für
Reynaldo wie Albertus für Gonsago eingeführt sei. Ueberraschen
muss es, dass auch W. wie seinem oberflächlicheren kollegeu die gegen
ihn sprechende tatsache entgangen ist, dass Qi neben Albertus auch
Gonsago aufweist (s. Trans, p. ITti).
Auf p. 144, wo über Leartes gesprochen wird, verstehe ich W.
nicht; zugegeben, dass der namc Leonhardus im Br. durch Leartes
(ob nun den der Q, oder den ürh. ist eine andre frage!) angeregt sei;
doch fährt W. fort: 'now. although he is mentloned twenty one times
in the dialogue of Q,, his name is invariably Leartes: the euphonious
change to Laertes is slight, but one that the ear could not fall to
catch. The only other place in Sh. where the Greek Laertes occurs is
in the first act of Titus Andronicus, and therefore in all probability
not written by our poet. This derivation, if correct, pvoves conclusively
the existence of an English Urhamlet and puts a considcrable interval
between the composition of Q, and Q.'. Diese stelle dem urteil des
lesers anheimgebend, möchte ich nur einwenden, dass X, sobald er ein-
mal den namen irgendwie notirt hatte, sich naturgemäss bei dem spä-
teren vorkommen desselben weniger um den namen als um das zu
kümmern hatte, was zu Leartes gesprochen wurde. Aehnlich finden wir
teilweise corrumpirt die namen Rosseucraft, Gilderstone, Voltemar,
sogar Cornelia. Wegen seiner, wie ich glaube, unrichtigen beurteiiung
dieser namensverschiedenheiten kann hr. W. hierüber auch zu keinem
42 " TANGER,
klaren Schlüsse kommen , während es sich bei unserer theorie z. b. als
ganz natürlich ergibt, dass der name Claudius in Q, fehlt, weil er
nirgends im dialog von Q2 eiwähnt wird. Der Br. verfuhr, wie über-
haupt mit seirem original, so auch mit den namen zum teil ganz frei:
statt Claudius und Gertrude treten Erico und Sigrie, statt Ostrick Phan-
tasmo auf.
W. kommt nun p. 146 zu einem neuen abschnitt, in dem er sich zu
einigen 'textual points of interest' wendet, mit der absieht, zu zeigen,
dass die unterschiede zwischen Q, und Q2 eher der band Sh.'s als der
des piraten zuzuschreiben seien. Hier scheint sich W. weniger in sei-
nem Clement zu bewegen, als in den literarhistorischen nachforschungen,
die die voraufgehenden teile trotz der im allgemeinen verfehlten tendenz
so interessant machen. Die auslassung von Bernardo's rede in Q, und
F, wird erwähnt, aber W. weiss hiermit ebensowenig etwas rechtes an-
zufangen wie mit den übrigen auslassungsfäilen , die Q, und Fi gemein
sind; für uns weisen diese fälle eben nur auf die ableitung der Qi aus
der für die bühne zurechtgestutzten Q2, wie sie uns im ganzen mit
vielen fehlem und Verderbnissen der verschiedensten art in F, vorliegt
(cf. Trans. I.e. 1 . teil).
Auch W., wie sein kollege, stösst sich an der zeile in Q, 'Hirn I
haue lost I must of force forcgoe' (s. oben) und scheint ebenfalls nicht
bemerkt zu haben, dass sie nur eine flickzeile des lieben reimes wegen
ist. Ebenso ist ihm der innere Widerspruch der durch die verkehrte
Verteilung der reden in Q, an der von ihm p. 151 berührten stelle ent-
gangen (Trans, p. 161), wo Q., allein diesen Widerspruch lösen kann.
W. zählt dann p. 151 einige kleinere Varianten auf, wo Q2 geschicktere
oder poetischere diction aufweist als Q, und ohne weiteres sieht W.
auch hierin einen beweis, dass Sh.'s band nachgebessert haben müsse:
als ob es nicht mindestens ebenso leicht wäre, gutes zu verderben als
schlechtes zu veredeln. Bei seinen versuchen, die theorie des nach-
schreibcns zu discrcditiren, hat lierr W. wenig glück. So greift er, die
Weisungen des Polonius an Ophelia in Q, und Q^ vergleichend, die
Worte heraus: 'that she shouUl locke herseif from (bis) resort' und
findet einen Widerspruch darin, dass Hamlet doch in Opheiia's zimmer
dringen konnte, wo doch die tür desselben verschlossen gewesen sei!
Allerdings, wenn wir locke wörtlich nehmen, dann kann H. es ohne
nachschlüssel nicht bewerkstelligt haben.
W. fährt dann mit seiner vergleichnng von Q, und Q2 fort, fördert
aber weder viel neues noch stichhaltiges zu tage. Besonderen nachdruck
legt er auf die stelle in Qi (1 -208— 18; IX, 33—43), die so auffallend von
Q2 abweicht. Iti 'one suit of ieasts', und in 'keeping in bis cinkapase
of ieasts' soll deutlich Sh.'s manier zu bemerken sein. Ich habe aber
(Trans, p. \^\ f.) auf die innere unwahrscheinlichkeit hingewiesen, dass
gerade diese zeilen Sh. zuzuweisen seien. Es scheint in der tat herrn
W. nicht klar gewordeii zu sein, dass X bei mangelhaften notcn sich
zuweilen bewogen fühlen konnte, eigenes mit hilfe der fünf finger zu-
zudichten. Daher an mehreren stellen bei VV. triumphirende ausrufe,
dass diese oder jene in Q, abweichende stelle doch unmöglich nach-
HARNESS PRIZE ESSAYS. 43
geschrieben sein könne. Niemand hat das behauptet. — Die stellen
(p. 164) aus dem gespräch zwischen Hamlet und den liöflingen nach ab-
brach des Spiels (play upon this pipe, Q, ; and enter one with a Re-
corder, Fl) bringen W. in Verlegenheit, sprechen aber aufs deutlichste
für die von mir verteidigte theorie (Trans, p. lis). — Die Q,-zeilen:
'I will speake daggers, those sharpe wordes being spent
To doe her wrong my soule shall n'ere consent,'
werden verglichen mit Q.,:
'I will speake daggers to her, but vse none';
Die letzten worte gibt W. vor nicht zu verstehen! und sieht auch nicht,
dass die klägliche Q,-zeile auch hier wieder lediglich des reimes auf
consent wegen da ist: cf. Qo III, 2 schluss: 'How in ray words soever
she be shent, — To give them seals, never, my soul, consent'.
P. 166 stösst sich W. daran, dass H. am schluss des 3. aktes so
genau über den vom könige und Polonius ausgeheckten plan, ihn nach
England zu schicken, bescheid weiss; doch können wir mit vollem recht
annehmen, dass Hamlet bald nach dem beschluss derselbe offiziell mit-
geteilt worden sei, damit er seine Vorkehrungen treffe; die tütung des
Pol. beschleunigt nur seine abreise (This man shall set me packing).
W. fährt dann fort (p. 166) 'It is curious, to say the least of it, on the
mutilation theory, that not a breath of England has got into Qt!' W.
hätte sich hier klarer ausdrücken sollen: er kann doch nimmermehr
meinen, dass England in Q, nicht deutlich genannt wird?
Etwas leichtsinnig scheint mir W. p. 173 zu urteilen: 'That the Q,
reading 'Wilt drinke up vessels' is not a mutilation of 'woo't drinke
vp Esiir is shown by a passage from Fletcher's Wife for a Month.
Alphonso .... cries:
Drink, drink, a world of drink!
ril lie upon my back and swallow vessels etc.'
Die redensart ' to drink up vessels' hat selbst im heutigen Englisch so
wenig befremdliches, dass eine solche parallelstelle jedenfalls nicht be-
weist, dass vessels in Qi nicht doch durch den klang des X unge-
läufigen Esill veranlasst worden sei.
Die bedeutendsten punkte, in der tat alle, die irgendwie direkt
gegen unsere theorie zu sprechen schienen, habe ich besprochen; die
anderen fallen dagegen nicht in's gewicht. W., für dessen abhandlung
eine deutlichere äussere gliederung wünschenswert gewesen wäre, glaubt
nun endgiltig den stab über unsere theorie brechen zu können und er
behauptet also: Qi sei ein 'early sketch', herausgearbeitet aus einem
Urhamlet, der zwischen 1596— 9S anzusetzen sei. Die gründe für das
datum sind wider, wie sich denken lässt, dürftig; z. b. Hamlet's worte
in der kirchhofscene: 'This seven yeares have I noted it'etc. erinnern
W. an Love's L. L. (1589—90), wo Sh. 'had a good-natured laugh at
the picked age; after seven years we shall be somewhere near 1596'
(!p. 177).
44 SCHROEER,
Er kommt dann auf Meies' zeugniss zu sprechen, dessen schweigen
über diesen ersten enlwurf der schwache puukt seiner theorie zu sein
scheine (p. ISl). Bei der beleuchtung der so auffallenden neigung Meres'
zum schematisiren geht W. wider mit ebenso viel Scharfsinn wie ge-
schick zu werke, so dass er zeigt, wie das fehlen der angäbe über H.
für unsere frage ebenso wenig zu bedeuten habe wie die vorhandenen
angaben für die betreffenden stücke wichtig seien. Es folgen nun zum
Schlüsse noch einige schwungvolle ästhetische betrachtungen (p. 1S2 ff.),
die selbst ein schönes Stückchen poesie bilden und für die geistige
durchbildung des herrn W. ein beredtes zeugniss ablegen. Sie richten
sich hauptsächlich gegen die Verfechter der ' vacillation theory', lesen
sich vortrefflich — beweisen aber nichts. — Ein excurs über das 'dram
of Eale (wo der verf. folgende lesart vorschlägt:
'the dram of e'il
Doth all the noble substance offen dout
To his (= its) own scandal'
und ein anhang mit nachweisen und belegen zu einigen stellen im text
beschliesscn die interessante und lehrreiche abhandlung. Momrasen's
wichtige kritik der ersten Hamletausgabe von Delius (in Jahu's ISeuen
Jahrbüchern für Phil, und Päd. 185'^, bd. 72) scheint ihm sowol wie hm.
Herford nicht bekannt gewesen zu sein.
Im allgemeinen dürfte aus den vorstehenden Seiten hervorgehen,
dass unserer theorie aus den Untersuchungen der herren Herford und
Widgery keine neuen ernstlichen Schwierigkeiten erwachsen. Es war
ein glücklicher gedanke, der die Verleger beide abhandlungen in ein
bändchen vereinigen Hess. Die äussere ausstattung desselben ist durch-
aus zu loben und auch die correctheit des druckes lässt fast nichts zu
wünschen übrig. An druckfehlcrn fielen mir auf: p. 21 Guildenstone (cf.
p. 31) und p. ö:\, wo in der 9. z. v. u. recht unangenehm Q, st. Q-y steht.
Paris, 22. jan. 1881. G. Taxgek.
Alois Würzner, Ueber Chaucer's lyrische gedichte.
Steyr 1879. (Sonderabdriick aus dem 9. Jahresberichte der k.
k. staats-oberrealschule zu Steyr, Oberösterreich). 19 s.i
Dr. John Koch, Ausgewählte kleinere dichtungeu Chau-
cer's im versmaasse des Originals in das Deutsche übertragen
und mit erörtcruugen versehen. Leipzig 1 880. W. Friedrich
XXII, 1^6 s.
Würzner hat sich die dankenswerte aufgäbe gestellt, nachdem die
forschung sich bisher vorzugsweise mit den umfangreicheren werken
' Vgl. die anzeige in Neumann-Behaghel's Literaturblatt für German,
und Roman. Phil. X 384 f. von dr. John Koch, auf die ich widerholt
zu sprechen kommen werde.
CHAUCEKSCHE (lEDICHTE VON WUEKZNER UND KOCH. 45
Chancer's beschäftigf, die kleineren das erste mal in einem gesamtliilde
darzustellen. Er wählte den titel 'lyrische gedichte', weil er (;haucer
als lyriker betracliten wollte nnd besprach hierbei: 1. Das ABC, 2. Com-
pleynte to Pity, 3. A^Ans prima, 4. Compleint of Mars and Venus, 5. Adam
Scrivener, 6. Good Counseil, T. Oratio Galfridi (The Mother of God),
8. Envoy to Scogan, 9. Envoy to Bukton, 10. Prosperity, 11. A Ballade,
12. Ballade sent to King Richard, V^. Ballade de Visage sauns Poynture
und 14. Compleynte to his Purse. Die reihenfolge ist nach der chrono-
logisirung die W. annimmt.
W. macht nicht den anspruch, neue resuitate zu bringen; er gil)t
auf grund der bisherigen forschuugen ein zusammenhängendes bild und
zwar mit angäbe der quellen, des Inhalts, der strophischen gliederung
und womöglich der entstehungszeit und Stellung der einzelnen gedichte
in der entwicklungsgeschichte des dichters. Professor ten Brink's bei-
spiel in seiner literaturgeschichte findet lobenswerte nachahmung und
W. bietet auch einige recht gelungene metrische Übersetzungen. Man
könnte, da W. auf die Strophenbildung eingegangen, auch weitere me-
trische bemerkungen erwarten, doch es ist vielleicht geraten, dergleichen
so lange zu verschieben, bis wir kritische texte besitzen.
Im einzelnen seien mir folgende bemerkungen gestattet.
W. irrt sich, wenn er Furnivall das ABC zwischen 'Comp!, t. Pity'
und ''i'he Book of the Duchesse' setzen lässt. Furnivall lässt dessen
entstehungszeit vorläufig unbestimmt und setzt es mit fragezeichen in
seiner tabelle an die erste stelle. In der übersetzungsprobe aus diesem
stücke heisst die erste zeile wol eher:
'Jedoch was soll ich einzelnes dir klagen'.
Da W. das gedieht als ein erstlingswerk für zu gut hält, setzt er das
ABC an die erste stelle. Dass '^Etas Prima' an dritter stelle und
weiter unten 'ohne zweifei in dieselbe zeit wie die Übertragung von
Boece, also um 13S0', gesetzt wird, scheint ein versehen zu sein. Da
die poetische version sehr frei ist — ' Schnitzer' kann man doch wol
nicht ausstellen — ist es schwer, das abliängigkeitsverhältniss zur prosa
zu bestimmen. Wenn Vermutungen erlaubt sind, möchte ich aus dem
umstände, dass der anfang mehr mit der prosa stimmt, als das weitere,
dass z. b. 'the metes that the trewe teldes browhten forth ' in JPAas
Prima durch 'which that the feldis gafe them by vsage' widergegeben
wird, weil das wort outraffe in der prosa hiezu ein passendes reimwort
für den nächsten vers bot, schliessen, dass die prosa älter sei. Bezüg-
lich des Compl. of Venus tut Koch in seiner anzeige W. unrecht, indem
er ein fragezeichen übersah. W. folgt ganz Furnivall. In Adam Scri-
vener ist W. unnötigerweise über die bedeutung von rape in zweifei,
das auch Ne. hast bedeutet, s. u. a. Websters VVtb.
In Good Counseil beanstandet Koch Würzner's Übertragung des
verses And ek bewar to sporne ageyns an al mit 'hüte dich, gen Über-
macht zu reiten', indem er al als Ne. awl fasst und den satz durch
'wider den Stachel zu locken' gibt. Ganz dieselbe auffassung teilte mir
Mr. Furnivall, dessen ehrenden und belehrenden Umgangs ich mich jetzt
erfreue, mit. Derselbe vermutet auch, dass das folgende Strytie not us
4() SCHROEER,
dop pe crokke wHh pe wal auf eine spiicliwörtliche ledensart zurück-
gehen mag, etwa des inhalts, dass man sich hüten müsse, mit einem topfe
an eine wand unsanft anzustossen, wenn man ihn ganz behalten will.
Das schöne religiöse gedieht The Mother of God setzt Furnivall
(Trial forewords 26) mit fragezeichen in die jähre 13S7 — S8, und Würz-
ner folgt ihm darin. Ich möchte mir hierin eine andere ansieht erlauben.
Es scheint mir, wenn es echt ist, was Koch Anglia III, 184 bestreitet,
der ganzen Stimmung nach in die zeit des Life of St. Cecile zu fallen,
wozu auch das metrum stimmt, also in den anfang der 2. periode. Man
erinnere sich hierbei der ausführungen über The life of St. Cecile bei
ten Brink (Ch. St. 138— 9). Die verse:
That he me send suych grace and favour
That alle the hete and brynnyng lecherye
He sloke in me, blissit maden Marye!
oder die folgenden :
. . help me in my distresse
And fro temptacioun, lady, deliver me
Of wikkit thocht, for thi benignitee
stimmen doch wol eher zu den Innern kämpfen einer jünglingsseele, als
zu denen eines raannes in gedrückten äusseren Verhältnissen. Die verse
haben keine entsprechung im Lateinischen 0 Intemerata, das teil-
weise die quelle des gedichtes ist. Das gedieht, das voll glühender
innigkeit und tiefer empfindung ist, hätte wol eine Übersetzung ver-
dient.
In der Ballade de Visage sauns Peynture hat bereits Koch (anz.)
ein paar miss Verständnisse berichtigt. S. 14 z. 9 hat es zu heissen: 'ich
werde nicht klagen, dass ich zeit und mühe verloren', statt 'obwol
ich etc.' S. 24 'du sollst nicht entbehren' = thoa shalt not ^/r/t;^ über-
setzt Koch ganz richtig ' was soll dein streben ? ' S. 1 5 z. 3 ist statt
'sie mögen in der presse liegen' (= lat hem go lye in pi-esse), waa
keinen annehmbaren sinn gibt, etwa 'sie mögen sich im gedränge be-
wegen' zu schreiben. Desgleichen hat Koch mit recht im Compl. to
Ins Pursc Würzner's Übersetzung des verses S ikis day o r hyt be nyghte
durch 'heute noch oder in der nacht' beanstandet, or ist hier ==
Ae. cer\ auch Koch's Übersetzung 'Geruhe heut — sonst ist es nacht
so dicht — ' befriedigt nicht; ich würde etwa sagen 'heut noch eh die
nacht anbricht'. Es scheint mir nämlich dieser nachdruck auf heute
nicht nur eine redensart zu sein, sondern vielmehr auf einen bestimm-
ten, uns leider unbekannten tag zu gehen, an dem Chaucer etwa seinen
gläubigem gewisse Zahlungen zu leisten hatte. Es scheint mir auch
aus dem verse
oute of this toune helpe me thurgh your myght
mehr hervorzugehen als nur 'dass Chaucer sich zur zeit der abfassung
wahrscheinlich in London aufgehalten habe', wie Koch (anz.) meint.
Dasa der dichter zu Woodstock oder Doniugton Castle zu hause war,
was Sir H. Nicolas (L. o. Ch. s. 68 f., 73) abweist, lässt sich daraus frei-
lich nicht beweisen, jedenfalls aber ist es dankensv/ert, dass Würzner
CHAUCERSCHE GEDICHTE VON WUERZNEK UND KOCH. 17
auf die stelle gebührend .aufmerksam gemacht hat. Dass Chaucer mög-
licherweise in Kent ansässig war, daran erinnert ja Koch selbst in sei-
nem zu besprechenden büchlein s. XIX auf grund der verse 43 — 45 im
Envoy to Scogan.
Würzner's schriftchen, obwol wenig neues bietend, verdient alle
anerkennung und würde gewiss noch höher im preise stehen, wenn der
Zufall es seither allein gelassen hätte. Es wäre noch schöner gewesen,
wenn W., da er doch einmal den gegenständ mit liebe behandelt, sich
an einer kritischen ausgäbe der betretienden stücke, angeregt durch ten
Brink's ausgäbe des Compl. to Pity versucht hätte. Wenn man Morris'
avisgabe mit der si.\-text-edition der Chaucer Society vergleicht, erscheint
ein derartiges unternehmen sehr wünschenswert.
Koch's büchlein ist eine wahre freude, nicht nur für den fach-
mann, sondern für alle die vielen, die mit lebendigem anteile sich für
die ausländischen literaturen interessiren. Hertzberg's vortreffliche Can-
terburygeschichten haben Deutschland einen Chaucer geschenkt — frei-
lich nur eine seite desselben — so wie wir einen Deutschen Shakspere
besitzen. Um das bild zu vervollständigen bietet Koch, der durch seine
diesbezüglichen arbeiten wol dazu berufen war, ausgewählte kleinere
werke des dichters in metrischen und sehr gelungenen Übersetzungen.
Man möchte nur l>edauern, dass er nicht mehr bringt. Die stücke sind:
1. Klage an Frau Mitleid, 2. Geleit an den Schreiber Adam, 3. Das Par-
lament der Vögel, 4. Wahrheit (Good Counseil) , 5. Adel (A Ballade),
0. Beständigkeit (A Ballade sent to King Richard), 7. Fortune (Ballade
de Visage sauns Peynture), 8. Geleit an Bukton, 9. Geleit an Skogan,
10. Klage an meine leere Börse. Eine kleine orientirende einleitung ist
vorangeschickt, hierbei wie in den anmerkungen einige neue erklärungen
und annahmen. Compl. to Pity sucht K. auf das jähr 1373 zu verlegen
(s. VI — IX). Mit Zuhilfenahme astronomischer bereclmungen bringt K.
(8. X ft'.) Juni 13S0 als die ungefähre zeit heraus, in der Chaucer das
Parlament der Vögel begonnen. Die anspielung auf die brautwerbung
müsse nicht ursprünglich in des dichters absieht gelegen haben. —
A Ballade setzt er in die zeit von I3SG — 88, die entstehungszeit der
Ballade sent to King Richard macht er für das jähr 13S'J wahrscheinlich.
Das Envoy to Bukton setzt er wegen der anspielung auf das Wife of
Bath nach den Canterbury Tales, wobei er im anhang nach neuen astro-
nomischen berechnungen den tag der pilgerfahrt auf den IS. April IS'Jl
festsetzt. Auf v. 43 — 45 im Geleit an Skogan kam ich schon oben zu
sprechen. Wir sehen, dass in dem kleinen büchlein auch manche für
die forschung wertvolle bemerkung enthalten ist. Die Übersetzungen
sind vortrefflich u;\d wer die originale vers für vers damit vergleicht,
wird das grosse geschick, mit dem schwierige stellen widergegeben wer-
den, bewundern. Man kann oftmals ganz vergessen, dass man eine Über-
setzung vor sich hat; einige wenige proben mögen hier platz finden.
Aus dem Parlament der Vögel v. 127 tf.:
Durch mich gehst ein du in das land der wonnen.
Der herzen heil, die sich in sclimerz verzehren.
48 SCHROEER, CHAUCERSCHE GEDICHTE V. WUERZNER U. KOCH.
Durch mich gehst ein du zu dem gnadenbronnen
Da grüner lust'ger Mai soll ewig währen,
Dies ist der weg, beim glücke ein/Aikehren !
Sei, leser, froh, wirf deine ?org' bei seite:
Sieh offen mich: hinein du munter schreite!'
V. lG4ff.:
Denn mancher, den ein kleiner ruck verletzt,
Liebt doch dem ringkampf zuzuschau'n zu gehen,
Und glaubt, wer's besser 'raus hat, zu verstehen.
V. OSO geordnet nach Ms. Cambr. Univ. libr. Gg 4. 27:
Willkommen sommer! Sauft mit Sonnenschein
Hast du des winters wetter überwunden,
Vertrieben auch der langen nachte stunden!
Sankt Valentin, preis sei der hoheit dein!
So singen vöglein, dankbar dir verbunden :
Willkommen sommer! Sanft etc.
Einige eigentümliche betouungen gestattet sich K., ob absichtlich,
um das original auch darin zu copiren, oder als licenzenV So z. b.:
s. 1 : Es war mir absieht bei mitleid zu klagen,
s. Ki: Ich sah, als umzuschauen ich anfieng,
s. 'M: Das weiss ich wol, kann wenig witz vorbringen u. dgl. m.
Bei der sonstigen grossen Sicherheit ist es auffällig, dass gelegentlich
die naheliegendsten Wendungen dem Übersetzer nicht einfielen. Es sei
mir gestattet, einige derselben, sowie ein paar stellen, an denen das
original mir nicht genau genug widergegeben zu sein scheint, anzu-
führen.
Klage an Frau Mitleid :
V. 17: Und ich stand auf — bleich war mein antlitz da.
V. 48/9: Denn ohne zweifei würde diesen leuten
Die botschaft ohne mitleid nichts bedeuten.
Chaucer lässt selten einen zu langen oder zu kurzen vers mitunterlaufen,
wie Koch an dieser stelle seiner Übersetzung.
v. .53: Die einig sind, dass ich hier soll vergehen.
Parlament der Vögel,
v. 11 (i: Lass mich hiezu mir deine hilf erflehen!
'Ml: Dass selbst natur mit wonne es entzückte.
45t>: Findet sie falsch mich — ich sag's ebenfalls.
545: Wir stimmen nur, denen das amt verliehn.
ü24: Denn da wir hier nun nicht erörtern können
(>95: Dass manches ich zur läuterung drin finde.
Zum lesen d'rum mir nie die lust entschwinde!
Klage an meine leere Börse. Der refrain :
Sei wieder schwer, sonst muss mein dasein (oder leben) enden!
v. 10: Schau'n deine färbe, wie die sonne licht.
Vielleicht ändert K. diese kleinigkeiten in einer zweiten aufläge.
KOCH, BERICHTIGUNGEN. 49
Daa reizende büchlein, das hoffentlich eine weite Verbreitung fin-
den wird, kann nur noch den einen wünsch rege machen, dass wir mehr
derartiges auf dem büchermarkte zu sehen bekommen. Die geschmack-
volle äussere ausstattung gereicht der Verlagsbuchhandlung zu beson-
derer ehre.
London, st. valentinstag i88i.
DR. Arnold Schroeer.
B e r i ('. li t i g- u ii g e ii.
In dem von mir jüngst publicirten büchlein 'Ausgewählte kleinere
Dichtungen Chaucer's etc.' Leipzig I8^(i sind leider ein paar druckfehler
stehen geblieben. Ferner bin ich teils durch freundschaftliche hinweise,
teils durch eigene nachprüfung auf einige versehen aufmerksam gewor-
den. Beides berichtige ich im folgenden.
S. 5 z. 89 1.: gehen.
S. 7 z. 7 V. u. 1.: etwas wortgetreuer.
S. 10 z. 49 1.: ihn.
S. 13 z. 102 1.: Fuhrmann.
S. 14 z. 138 1.: Teiche st. Reiche.
S. 47 z. 13 1.: senden.
S. 48 z. 8 1.: hör'. In diesem stücke (VII) ist die verszählung leider
vergessen.
Ferner sind durch nachbesserungen des ursprünglichen textes zwei
alexandriner entstanden, welche ich folgendermassen zu berichtigen bitte:
S. 3 z. 49: Die Schrift würd' ohne Mitleid nichts bedeuten.
S. 38 z. 639: 0 Göttin, die als Herrin ich verehre.
In der anmerkung zu I, s. 59 habe ich ten Brink unrecht getan;
seine lesart ist völlig richtig, und es hätte demgemäss v. 93 übersetzt
werden müssen:
Der dich gesuchet hat etc.
Endlich ist s. 57 v. s, nicht genau übertragen; es sollte dort heissen:
Geruhe heut — eh' Nacht herein noch bricht —
Zum Schlüsse möchte ich auf meine notiz in der rez. von Alois
Würzner's 'Chaucer's lyrische Ged.' (Litbl. f. Germ. u. Rom. phil. 1880,
s. 385 oben) hinw eisen , in welcher das datum des Geleites an Skogan
genau festgestellt wird.
Berlin, dec. i88o. J. Koch.
AugUa, IV. band, Auz.
aO TRAUTMANN,
Etymolotrisches Wörterbuch der Eugliscben Sprache
von Eduard Müller. Zweite vermehrte und verbesserte
aufläge. Gr. 8. Erster teil, A — K; VIII und 656 seiteu.
Zweiterteil, L — Z; 676 selten. Cöthen (Schettler), 1878 — 79.
18 m.
An Etymological Dictionary of the English Language,
arranged on an historical basis. By the Rev. Walter W.
Skeat, M. A, Elrington and Borsworth Professor of Anglo-
Saxou in the University of Cambridge. Part I: A — Dor.
Part II: Dor— Lit. Part III: Lit— Red. 4*". Oxford: at the
Clarendon Press, 1879—80; pp. 1—496. 10 sh. 6 d. a part.
Die zweite aufläge des Etymologischen Wörterbuches von Müller
bezeichnet sich selber als vermehrt und verbessert. Die zusätze der
neuen aufläge sind auch wirklich beträchtlich, und niemand kann ihr
das lob vorenthalten, dass sie gegen die erste eine wesentliche Verbesse-
rung ist. Müller verdankt diesen fortschritt der fleissigen benutzung
dessen , was seit dem jähre 1S65 für die Englische Wortforschung neues
geleistet worden ist.
Auch Skeat hat sich in seinem Etymological Dictionary die vor-
handenen hilfsraittel, wenn auch nicht im gleichen umfange wie Müller,
zu nutze gemacht, und sein buch ist sicherlich eine treflfliche leistung.
Jedes der beiden werke hat einen besonderen vorzug. Müller's
buch zeichnet sich dadurch aus, dass es in der regel die gesaramte auf die
ableitung eines wertes bezügliche literatur beibringt. Der vorzug des Skeat-
schen buches besteht darin, dass auch die geschichtlichen Verhältnisse
berücksichtigt werden, dass überall, wo es raöglicli ist, das erste vor-
kommen der Wörter, namentlich der fremden, mit genauen belegstellen
erwiesen wird; ein verfahren, bei welchem dem Verfasser seine vorzüg-
liche kenntniss des Mittelcnglischen sehr zu statten kommt.
Noch eine andre tatsache macht sich dem, welcher die beiden werke
mit einander vergleicht, immer und immer wider bemerkbar; Müller
geht überall sehr behutsam vor, so behutsam, dass er nicht selten zu
keiner entscheidung kommt. Skeat dagegen ist kühner und verdankt
seiner grösseren entschlossenheit manche richtige lösung; auf der an-
deren Seite freilich verhaut er sich auch öfter als Müller.
Die eigentümlichen Vorzüge der beiden bücher, sowie die art und
weise, wie ihre Verfasser zu werke gehen, mögen eine weitere beleuch-
tung erfahren dnrch die gegenüberstellung zweier artikel, welche das-
selbe wort behandeln. Man vergleiche:
Müller: Skeat:
Gnaw na(fen\ altengl. gnawin,
gnaweu; als yraeteritum hei Hai.
400 gnew, gnoghe, gnowe, s. über
die starken formen Mätzner I, 397;
ags. guagan, ndd. genauen, ge
Gnaw, to bite furiously. (E.) M.
E. (jnawen\ the pt. t. gnow occurs
in Chaucer, CT. 1475S; ^x^A gnerv
in Rieh. Goer de Lion, ed. Weber,
309S. — A. S. gnagan\ the com-
ETYMOL. WOKRTERBUECHF.R VON MUELLER UND SKEAT. 51
naiieln, Br. Wb. 2. 523; «//«. gnaga, poundfor-</naffan, todevourentire-
tlü/i. guave, ahd. ginagati, gnagan, i ly, occurs in iElfric's Homilies, IL
mhfl. genagen, gnagen ; daneben l!)4, 1. 1. + Du. knagen. -J- 0.
<ihei- alts. cnagan . nor7v. knaga, Icel. gnaga , mocl. Icel. naga. +
oxtfrs., ndl. und mundarllich nhd. Dan. gnave. -\- Swed, gnaga. ß. In
knagen; s. Grimm 5, 13;53; ur- this word the ^ is a mere prefix,
sprüngL wol zusammengesetzt aus Standing for A.S. ^^- = Goth. ^a-.
ki, ke, ge und dem einfachen altn. The simple verb appears in Icel.
schwd.n&gSi, dän.nAge, a/u/.nakan, naga, Dan. nage, G. nagen, to gnaw,
mhd. nhd. nagen; vgl. Weigand 2, Swed. nagga, to nibble; and in the
239; Dief. 1, 31.5; Grimm Gr. 2, II prov. E. nag, to tease, worry, irri-
no. 95. täte, scold. See Nail.
So viel lob die beiden werke im grossen und ganzen verdienen,
so ist doch im einzelnen vieles an ihnen auszusetzen. Der kenner des
Englischen, Schwedischen, Dänischen, Deutschen, Französischen und
noch verschiedener anderer sprachen, sowie der eigentliche wurzler und
lautschieber, alle werden unmögliches in fülle bemerken. Das ist kein
Vorwurf: ein einzelner mann kann nicht in ein paar dutzend sprachen,
in der geschichte, baukuude, chemie, Sternkunde, küche, und wer weiss
worin noch, gleich gut zu hause sein, und ein etymologisches Wörter-
buch lässt sich nicht auf einen hieb fertig stellen, sondern erlangt erst
nach und nach eine gewisse Vollkommenheit.
Die nachstehenden l)emerkungen, zum teil erweiterungen von notizen,
die ich mir beim gebrauche der beiden werke gemacht hatte, welche
entweder zwischen Skeat und Müller entscheiden oder beide berichtigen,
werden bei der Veranstaltung künftiger auflagen von den Verfassern, wie
ich hoffe, nicht ungerne berücksichtigt werden.
Burr. Müller und Skeat halten burr, geschnarrtes r, für eins mit
burr, klette. Beide haben sich von Wedgwood irre leiten lassen, bei
dem es heisst: 'The Northumbrian bur is a huskiness of pronunciation,
as if the Speaker had some kind of bur or flocks in the throat to impede
his utterance'. Wie Skeat und Müller, so bin auch ich der phantasie
Wedgwood's zum opfer gefallen und habe Auglia III, 211, 212, 221 u. ö.
von der 'Nordhumbrischen klette' gesprochen. Aber burr, geschnarrtes r,
hat, wie mir jetzt klar ist, sicherlieh nichts mit Uirr, klette, zu tun;
das erste hurr ist vielmehr dasselbe wie ivhur und rvhir. In Webster's
Dictionary werden die substantiva ivhur und 7vhir folgendermassen be-
grifflich bestimmt:
Whur. n. A humming or purring sound like that of a body mov-
ing through the air with great velocity.
Whir. n. A buzzing or whizzing sound produced by the rapid or
whirling motion of any thing; as, the whir of a partridge; the
whir of a spinning-wheel.
Und die gleichlautenden Zeitwörter werden von Webster so definirt:
W'hur. v. i. To make a rough humming sound like one who pro-
nounces the letter r with too much force.
Whir. V. i. To whirl round with noise, to fly with a buzzing or
whizzing sound.
52 TRAUTMANN,
Neben to whur und to whir steht to birr mit gleicher bedeutimg.
Webster gibt:
Birr. v. i. To make a whirring noise, as of wheels in motion.
Dieses vorkommen eines gleichbedeutenden to birr neben to whir und
to whur lässt es als sicher erscheinen, dass das erste burr ein mit the
whir und the whur gleichbedeutendes Substantiv ist, und dass 'the
Northumbriau burr' so viel heisst wie 'das Nordhumbrische schnarr- r'.
Das fragliche burr gehört seiner abstammung nach zum Deutschen bur-
ren, das in zahlreichen mundarten vom schwirrenden fluge kleinerer
Vögel und gewisser Insekten gebraucht wird. Burr wäre somit, ganz
entsprechend unserm schnarren, eine sehr treffende benennung für ein
nicht auf die richtige weise zu stände gebrachtes r.
Catch. Dieses wort wird von Müller sowol wie von Skeat vom
Afr. cachier, jagen, hergeleitet. Auch Mätzner nimmt, Ae. Sprachprobeu
II 3S4 und Engl. Gram. P 378, diese abstammung an, und Stratmann tut,
Dictionary 104, dasselbe. Neuerdings ist Varnhagen, Anglia III 376, für
die herleitung vom Franz. cacher, verbergen, eingetreten. Die eine ab-
leitung ist so unmöglich wie die andere. Die beiden Französischen
Wörter konnten mit ihrem ch = ts oder fs nie jene praeteritalformen mit
/«'geben, die wir bereits bei Lajamon {cahte 4547), Orm {bikahht 122S6),
in der Ancren Riwle (keihte p. 154), St. Katharine {kahfen 19SS) und
sonst im späten Altenglisch finden. Von cachier und cacher hätte
schlechterdings kein andres praeteritum als cachede gebildet werden
können. Wie die formen mit h die herleitung von catch aus dem Franz.
auf das bestimmteste abweisen, so deuten sie mit gleicher gewissheit
an, dass wir ein echt Germanisches wort, und zwar ein wort mit dem
Stammauslaut A-, vor uns haben: w'iq sdhte won secan, pühte von pyncan,
tcehte (bei Orm tahhte) von tcecan, streahte von streccan u. s. w., so
muss cahte von einem Germanischen *ceccan oder *ccecan {cceccan'i)
stammen. Orm's bikwchedd 11625 entscheidet, wenn man sein spceche
und sein icechenn damit zusammenhält, für länge des vocals, wogegen
Lajamon's cacchen und die nicht seltenen Me. formen mit zwei c für
kürze sprechen. Wie das h des praet., so zeugt auch der mehrfach be-
gegnende Umlaut für Germanische abkunft. Es genügt keccheZ (Ancr.
R. p. 294, St. Kath. 259 und St. Jul. p. 72), kecchcn (Ancr. R. p. 324)
und kecche (King Hörn hg. von Ritson, v. 1377) als formen mit umlaut
anzuführen, und an das bei Halliwell, s. 472, als Südengiisch gegebene
to ketch = to seize or catch hold of, zu erinnern. Aus Französischem
a umgelautete c gibt es nicht; folglich wird to catch auch von dieser
Seite als ein gut Germanisches wort gesichert. Ist hiernach ableitung
aus dem Franz. unmöglich, so wird man doch zugeben können, dass
sich das Franz. cachier hin und wider mit dem Englischen worte ge-
mischt haben mag. Dies könnte da geschehen sein, wo cacchen die
ausgesprochne bedeutung des Jagens hat. Sieh die beispiele bei
Mätzner unter der ersten bedeutung von cacchen. Aber woher
kommt to catch wirklich? Das Ae. hat ein Substantiv ceac mit der be-
deutung trug, gefäss; dies, glaube ich, ist das wort, auf welches to catch
zurückgeht. Die bedeutung passt vortrefflich; to catch würde sich ver-
ETYMOL. WOERTERBUECHER VON MUELLER UND SKEAT. 53
halten zu ceac wie fassen zw f'ass. Auch hiutlicli fiij^t sich das wort;
die consonantcu sind in schönster Ordnung, und nur in bezug auf den
vocaUaut ist die sache niclit ganz ghitt. Sollen wir, wie EttmüUer Lex.
Ags. s. ;{S7 tut, das wort fassen als ceac^ (Got. «?<)? oder mit Leo, der
es Ags. (Glossar s. 5(>4, 1, zum Deutscheu kachel stellt, als c{e)(ic'i oder
als c{e)äc, wie wir haben sc{e)ädan? Cäo würde zu Orm's laechenn,
cac zu Lagamon's cacchen sowie zum kccchen der Ancr. Eiwle und
anderer Schriften passen. Das Ae. ceac kann kaum etwas anderes sein
als das Hell, kaak, fass. Dieses wort ist jetzt ungebräuchlich und fehlt
daher in den gewönlichcn lloll. Wörterbüchern. Weiland (Nederduitsch
letterkundig Woordenboek unter kaak) sagt darüber: 'Wij hebben een
verouderd woord kaak, fr. caque, dat eene soort van ton beteekent'
Die älteste erreichbare form dieses kaak- würde ohne zweifei licht auf
das Ae. ceac werfen. Ich verfüge im augeublicke nicht über die nötigen
hilfsmittel, dem Holländischen worte weiter nachzugehen. Dass to catch
von ceac abzuleiten ist, wiril noch sicherer dadurch, dass nach Halliwell,
Dict. p. H)2, im westen Englands bis auf den heutigen tag ein wort
ketc/i mit der bedeutung tub, harrel im gebrauch ist.
Catcher, tischhamen, ketscher. In Deutschen Wörterbüchern wird
unter kesser, käscher, kelscher gewünlich hingewiesen auf das Engl.
Catcher. Es darf als vollkommen sicher gelten, dass dies mit unrecht
geschieht. Die Deutschen formen können in lautlicher beziehung nicht
mit Catcher zusammengebracht werden, Hessen sich aber ohne zwang an
Dänisch ketse , ketser, tischhamen, und Schwed. katsa, fischzaun, an-
lehnen: aus ketser hätte nach der einen seite ebenso gut kesser wie
nach der andern ketscher werden können. Nicht ganz so einfach wäre
die sache mit kescher {käscher). Das ausführlichste über die Verbrei-
tung der Deutschen ausdrücke sowie über mutmassliche verwan tschaft der
Deutschen mit den Skandinavischen und der Deutschen und Skandinavischen
' Die von Zupitza für ea = Got. au, und eo = Got. tu, gebrauch-
ten bezeichnungen ea und eo haben von den in gebrauch befindlichen
und vorgeschlagenen bei weitem das meiste für sich. Die Ae. ea sowol
wie die eo werden im Me. zu ^; es muss also in der Ae. periode eine
zeit gegeben haben, zu der die beiden Zwielaute wirklich ea und eo,
d. h. e lang und a und o kurz, gesprochen wurden. Dies ist ein so trif-
tiger grund für die bezeichnung ea und eo, wie er für die unsinnigen
eä eö und eä eo nicht ins feld geführt werden kann.
2 Die Franzosen leiten mit recht ihr caque , fass, und das dazu
gehörige verb caquer aus dem Holländischen her. Es heisst bei Littre
unter caquer: 'Etym. Holland, kaaken, oter les ouYes, de kaaken ouTes,
mächoire, puis m'ettre en tonneau; d'oü caque, le tonneau lui-merae.
C'est ainsi qu'un mot signitiant mächoire est venu a signifier tonneau'.
So richtig es ist, den Franz. caque und caquer Holl. Ursprung zuzu-
schreiben, so verkehrt ist es, sie auf /ira«Ä:, wauge, kieme, zurückzuführen.
Littre hat hier einer rohen laiendeutung glauben geschenkt, die sich in einer
ganzen menge Holländischer Wörterbücher findet. P. Marin z. b. sagt in
seinem Dict. Holl. et Fran^ais unter kaaken: 'De haaring kaaken, de
kaaken doorsnijden , 't ingewand uithalen om die te zouten'. Die eben
aus Weiland angeführte stelle lässt keinen zweifei darüber, dass das
Französische caquer von kaak, fass, und nicht von kaak, wange, her-
zuleiten ist.
54 TRAUTMANN,
mit nicht-Germaiiit^clicn Wörtern steht bei Hildebraud, Griimu's Wb. V 248
unter käscher, wo auch bereits richtig vermutet wird, dass weder die
Deutscheu noch auch die Skandinavischen Wörter mit dem Englischen
Catcher zusammengehören. Ich kann dem von Hildebrand über die Ver-
breitung der Deutschen ausdrücke gegebenen hinzufügen, dass man auch
im Vogtlande (Zeulenroda) krebse 'katschert'.
Collop, a slice of meat. Müller glaubt colloj) entstanden aus Altfr.
colp, das seinerseits wahrscheinlich vom Lateinischen colaphiis kommt.
Gewiss eine höchst interessante begriifsentwieklung vom 'faustschlage'
zum ' Schnitzel '; nur scliade, dass sie sicli kaum in Wirklichkeit vollzogen
hat. Skeat weist erst auf Schwed. kalops und Deutseh klopps hin und
sagt dann: 'The tendency in English to throw back the accent is well
known; and the word was probably originally accented as colöp; or we
may imagine a change from dop to colp, whence cölop. If so, the word
is probably English, or at least Low German; cf. Dutch kloppen, to
beat'. Auch diese etwas gewalttätige ableitung ist gewiss nicht richtig;
ich möchte vielmehr vermuten, dass das wort collop nichts anderes ist als
das Französische escalope. Tatsache ist, dass das Englische wort eine
schnitte jeder beliebigen art von fleisch bezeichnet, und dass das Franz.
dasselbe tut. Tatsache ist auch, dass die Engländer ihre coUops und
die Franzosen ihre escalopes in ähnlicher weise zubereiten. Man sehe
die recepte Englischer und Französischer kochbücher. Das wort be-
gegnet schon im P. Plowman, B. VI, 2S7. Diese und die beiden stellen
aus dem Prompt. Parv. und Palsgrave, welche Mätzner anzieht, lehren
zu wenig. Die sache entscheiden könnten ältere Englische und Franzö-
sische kochbücher-, wenn es sich zeigte, dass im 14. und 15. Jahrhundert
collop und escalope ebenso ähnliche dinge waren, wie sie heute sind,
dann könnte über die abstammung des Englischen Wortes vom Franzö-
sischen kein zweifei sein trotz des spurlosen verschwindens der silbe es.
Auch D. klopps und iSchw. kalops sind wol auf escalope, das indessen
seinem ganzen bau nach kein ursprünglich Franz. wort sein kann, zurück-
zuführen. Was das erstere betrifl't, so ist daran zu erinnern, dass
Deutsche kochbücher, sowie Deutsch und Französisch geschriebene
Speisezettel klopps und escalope als gleichbedeutend gebrauchen. Wi-
derholt ist mir für die wolbekannten Wiener Schnitzel die benennung
'escalopes ä la viennoise' begegnet.
Deal. Skeat wirft deal, teil, und deal, diele, zusammen. Nach
Smart ist deal 'the wood of the pinc so called because, more than any
other sort of wood, it is put out in portions for various purposes'.
Diese höchst verwerfliche Volksetymologie Sraart's ist es offenbar ge-
wesen, was Skeat irre geleitet hat. Müller sondert die beiden deal und
erinnert beim zweiten an Ahd. und Mhd. dil, An. fnl, pili, pilja und Ae.
fnll, fnle, erklärt sich aber nicht entschieden genug gegen Smart. Auch
lässt er das richtig herangezogene )nl sogleich wider fahren und ver-
mutet — offenbar weil er die Neuenglische form nicht mit der alten zu-
sammen zu bringen weiss — , dass ^ deal wol zunächst aus dem Ndd.,
Ndl. oder gar aus dem Kelt. dell, spalt, kam'. Zu dem gedanken an
entlehnung scheint mir aber durchaus keine nötigung vorzuliegen.
ETYMOL. WOERTERBUECHER VON MUELLER UND SKEAT. 55
ZuiiHclist brauchen wir an dem verschiedenen auhuit keinen anstoss zu
nehmen; wie aus piveorh Aivarf und aus f'cccan to deck geworden ist,
SU wird woi aucii ein Übergang des /> in d in dem fraglichen deal mög-
lich gewesen sein. Auch der vocal in deal macht keinerlei Schwierig-
keiten. Nel)en />U — ist Jnl überhaupt sicher? — findet sich pel (so
z. b. benc-J>elu Beow. 4S() und on ceol-J>ele Botseh. S), gerade wie neben
stild auch sceld steht. Und wie sceld im Me. sheeld und im Ne. shield
wird, so wird aus J>el erst deet und endlich deal. Das ea der Ne. form
ist natürlich als verkehrte Schreibung anstatt ce aufzufassen, wie wir sie
/.. b. in dear, eat und heatken haben. — Einen entscheidenden beweis
i;egen Skeat's meinung, dass deal teil = deal diele sei, liefert das in
llalliweirs Dict. S(i2 angeführte und als Leicestershirisch bezeichnete
ihcal = a board, a i)lank, a joist.
Dusk, dunkel, ist nach Skeat eins mit rfrt/'A' (Ae.^t'orc;). Das Me. zeigt
tUisc und dosc\ in der Ancren Riwle steht ein sonst nicht vorkommendes
ileosc, und dieses deosc hält Skeat für eine ältere form von deorc. Der
hier angenommene Übergang von s zu r ist aber eine lautliche unmög-
lickeit;.es gibt meines wissens keine stimmlosen 5 — ein solches müsste
doch s vor c sein — , die zu r werden. Müller, der dusk mit dem Schwed.
dusk, trübe, zusammenstellt, hat das richtige.
Fag. Es ist auffallend, dass weder Skeat noch Müller, noch irgend
ein anderer, so viel ich sehe, an unser Deutsches fuchs erinnert. Die
zusamnienstelluug der beiden Wörter liegt doch nahe genug sowol was
die laute wie was die bedeutung betrilft. In bezug auf die bedeutung
besteht sogar wesentliche Übereinstimmung: fag wie fuchs sind schüler-
und studeutenausdrücke, und beide bezeichnen schüler und Studenten,
welche von älteren mitschülern zu diensten gebraucht oder gezwungen
werden. Fag und fuchs fliessen vielleicht aus derselben bis jetzt unbe-
kannten quelle; es dürfte indessen auch nicht unmöglich sein, dass
unser fuchs vom Engl, fag kommt. Der plural fags Aväre in gut Ober-
deutscher ausspräche feks] dieser form steht /"tks, der gut Oberd. plur.
von fuchs, so nahe, dass es mir nicht gerade ungereimt scheint, in dem
Deutschen worte einen ableger des Englischen zu vermuten. Beziehungen
zwischen England und Deutschland gab es ja aucli im anfange des 17.
Jahrhunderts, zur zeit des auf kommens des Studentenausdruckes fuchs.
Fudge. Bei diesem aus dem Vicar of VVakefield allgemein bekann-
ten ausrufe gestatten weder die laute noch die bedeutung an herkunft
vom Deutschen futsch zu denken. Eine andere, wie mir scheint, gleich-
falls wenig annehmbare etymologie, wonach fudge ursprünglich ein
eigenname ist, der name eines lügenhaften und aufschneiderischen schifF-
capitäns, wird gegeben von Earle, Pliilol. of the Engl. Tongue, :i. aufl.,
s. 200. Die ableitung aus dem Französischen fcuchc oder fuche , auf
welche zuerst von Wedgwood hingewiesen worden ist, hat das meiste
für sich. V
Lurk, lauern, glaubt Skeat entstanden aus einem altern lusken. Das
ist so wenig möglich, wie dass deosc eine ältere form für deorc sein soll
(sieh oben unter dusk). Da lurken nicht aus lusken entstanden sein
kann, so fällt auch Skeat's weitere aufstellung, wonach durch 'einen
56 TRAUTMANN,
nicht ungewönlichen Wechsel zwischen sk und st' lusken aus dem Ae.
hlyslan, lo listen, cnistanden sein soll. Müller hat das richtige, spricht
es aber nur vermutungsweise aus: to lurk gehört zw to lowcr, lauern,
Mhd. Itiren, und verhält sich zu to loiver wie hearken sich verhält
zu hear.
Mellow. Müller gibt eine ganze reihe fremder und eigener Ver-
mutungen, von denen keine annehmbar ist. Skeat sagt: 'By the frequent
Substitution of / for r, it Stands for (er is a mere variant of) A. S.
mearu\ Das l macht keine Schwierigkeiten 5 aber anstatt wj6'//ow hätten
wir ein Ne. mallotv erwarten sollen. Gleichwol dürfen wir Skeat's ab-
leitung für vollkommen sicher halten. Nicht allein nämlich zeigt bereits
das Ae. mehrfach merwe, eine wahrscheinlich aus *marwi vor dem eintritt
der brechuug des a zu ea umgelautete form, sondern altes ea vor /ist auch
sonst vereinzelt, wie z. b. in to belch von bealcan, zu e geworden.
Painim. Die unmögliche herleitung vom Französischen päien, die
Müller noch gibt, wird von Skeat berichtigt. Das wort, das vielmehr
aus Afr. päiaiüsme entstanden ist, bedeutet ursprünglich nicht heide,
sondern heidentum, heidnisches land, und wird so noch in einer von
Skeat aus King Hörn (ausg. von Lumby v. 803) angeführten stelle ge-
braucht: a geaunt fram lyaynyme.
Stark. Das zur Verstärkung gewisser adjectiva dienende wort fehlt
bei Müller; Skeat ist noch nicht so weit vorgeschritten. In stark dead
und stark naked haben wir zwei ganz verschiedene stark. Das erste
ist offenbar adverbium zum adjectiv stark, steif; das zweite steht für
Start, Sterz. In der Juliana, hg. von Cockayne, heisst es auf s. 2(5:
strupetS hire steort naket. Steort naked und stert n. steht auch Ancren
Riwle 148 und 2(jü. In stark blind haben wir wol eine laiendeutung
aus Ae. stareblind.
Bonn. Moritz Trautmann.
Indogermanische Grammatiken. Band I. Grundziige der
Phonetik zur einführung in das Studium der lautlehre der
Indogermanischen sprachen von Eduard Sievers. Zweite
wesentlich umgearbeitete und vermehrte aufläge der 'Grund-
ziige der Lautphysiologie'. 8. XV und 224 Seiten. 4 m. 50 pf,
Leipzig (ßreitkopf und Härtel) 188L
Henry Sweet bezeichnet im Vorworte zu seinem Handbook of Pho-
netics (Oxford 1S77) die behandlung der vokale, wie sie in Deutschland
üblich sei, als äusserst ungenügend. Der Deutsche lautiker stelle seine
vokaltafel auf nach dem klänge der vokale, ohne sich irgendwie um die
mundstellung zu kümmern; er sei in dem wahne befangen, dass a u i
urvokale seien, und dass sich alles was sonst vokal heisse notwendig
als Zwischenstufe zwischen die urvokale einfügen müsse. Daher komme
jene unselige anordnung der vokale in dreieckform, die so viel dazu
PHONETIK VON SIEVERS. 57
beigetragen habe, iiTtum /u verlireiten und den furtschritt zu hemmen.
Im jähre 18H7 sei Alex. M. Beli's Visible Speech erschienen, und es sei
keine Übertreibung xu behaupten, dass Bell in seinem werke mehr für
die lautwissenschaft getan liabc als alle seine Vorgänger zusammenge-
nommen, namentlich was die vokale betreffe.
Ich dachte nicht, als ich seiner zeit Sweet's vorrede las, dass er
je anhänger, ausser vielleicht in England und Amerika, für die ausge-
hobenen Sätze, besonders für den letzten, finden würde. Das war aber ein
irrtum. Vor ein paar monaten hat uns J. Storni, professor in Christiania,
in seinem buche Englische Philologie s. 54 u. öfter, gesagt, dass es mit
der Deutschen bchandlung der vokale nichts sei, und dass wir nichts
eiligeres zu tun haben, als Bell's lehre anzunehmen; und jetzt kommt
Sievers, unser landsmann, und stellt sich ebenfalls auf BeH's seite.
Während die Deutschen lautiker ihre vokaltafeln sowol auf den
klang wie auf die Stellung gründen, welche die mundteile bei der her-
vorbringung der einzelnen vokale einnehmen', gründet Bell seine ledig-
lich auf die mundstellung. Es gibt nach ihm sechs hauptstellungen der
zunge, drei wagerechte und drei senkrechte. Bei den drei wagerechteu
ist die zunge entweder nach hinten gezogen, oder vorgeschoben, oder
sie nimmt eine dazwischen liegende Stellung ein; bei den drei senk-
rechten ist die zunge gehoben und dem gaumen näher, oder gesenkt
und entfernter vom gaumen, oder sie nimmt wieder eine mittlere Stellung
ein. Die drei wagerechten Stellungen ergeben hintere (back), gemischte
(mixed) und vordere (front) vokale. Als beispiele hinterer vokale wer-
den gegeben a in fathcr und oo in fool, als beispiele vorderer vokale
ee in sce und a in man, und als beispiele gemischter vokale e in err,
irren, und c im Deutschen gahe. — Die senkrechten Stellungen der
zunge ergeben hohe (high), mittle (mid) und niedere (low) vokale. So
ist / in bit, wobei die zunge so hoch wie möglich gehoben wird, ein
hoher vokal, während a in man, wobei sie so tief wie möglich gesenkt
wird, ein niedriger, und e in say ein mittler ist. — Da sich die Stellun-
gen 'hoch', 'mittel' und 'niedrig' gleichmässig auf hintere, gemischte
und vordere vokale beziehen können, so gibt es neun grundstellungen
und damit neun grundvokale:
high-back high-mixed high-front
mid- back mid-mixed mid-front
low^-back low-mixed low-front.
Sweet findet, dass diese neun grundvokale ziemlich genau mit den tat-
sächlich in der menschlichen spräche vorkommenden übereinstimmen. —
Jeder der neun grundvokale kann enge (narrow) oder weit (wide) sein;
d. h. er kann mit deutlich fühlbarer muskeltätigkeit oder mit deutlich
fühlbarer Schlaffheit der muskeln hervorgebracht werden. Dies ergibt 18
vokale: High-back-narrow, high-back-wide; mid-back-nanow, mid-back-
' Was Sweet sagt, dass von den Deutschen forschern keinejücksicht
auf die mundstellung genommen werde, ist nicht richtig. Ich habe nie
eine vokaltafel gesehen, deren anordnung nicht ebenso sehr aut der mund-
stellung wie auf dem klänge beruhte. Zudem sind vielfach, z.b. von Merkel,
sehr ausführliche beschreibungen der mundstellungen gegeben worden.
58
TRAUTMANN,
Wide; low-back-iiarrow, low-bnck-widc; liigli-iiiixod-iiarrow, high-mixed-
wide II. H. w. — Endlicli kann jeder der so gewonnenen IS vokale mit
riinduDg der lippen gesprochen werden; dies gibt 18 neue, also im
ganzen ;{("> vokale: high-back-narrow-round, liigh-back-wide-round, mid-
back-narrow-round, mid-baek-wide-round, low-back-narrow-round, low-
back-wide-round u. s. w. — Diese 'Mi vokale werden von Hwcet zu fol-
gender tafel geordnet:
o
• c
5 ^ ^
u high-back
Fr. SOM [Germ.
du, It. Sp. t«]
O
o
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Ö
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55
^1
rfi
Sil
CD
PHONETIK VON SIEVERS. 59
KelTs vokiilsyatcui ist ein systcin, aber ein so wauscliattnes, dass
ich nicht begreife, wie es anhänger hat gewinnen iiöunen.
Zunächst ist ein hauptniangei , dass die grosse des wiukels, wel-
chen die beiden kiefer mit einander bilden, nicht die gehörige berück-
sichtigung findet, oder vielmehr, dass der höchst wichtige begrift" des
kieferwinkcls in» Beli'schen Systeme gar nicht vorliauden ist. So stehn
in derselben reihe, als mittle, die vokale von Fr. peii und Fr. lu^nime,
die gänzlich verschiedenen kiet'erwinkel haben. Ebenfalls in gleicher
reihe stehn die vokale der Wörter E. bwt, D. gabt', Fr. f'tf', E. father; vier
vokale, die ebenso viele verschiedene kieferwinkel haben. Welches aber
kann der wert eines Vokalsystems sein, das so handgreifliche und wich-
tige dinge ausser acht lässtV — Ein anderer mangel ist, dass die läge
der Zungenspitze in ganz unzulänglicher weise in betracht gezogen wird.
So stehn in der selben reihe das / des Fr. i'im und das i des E. b/t.
Beim Franz. laute aber berührt die Zungenspitze die untern Schneide-
zähne, bei dem Engl, tut sie es nicht, und auf dieser Verschiedenheit der
Zungenstellung beruht hauptsächlich die sehr vernehmliche Verschieden-
heit der laute. Und wie bei gewissen vokalen die spitze der zunge die
untern Schneidezähne berührt, bei andern dagegen zurückgezogen ist,
so ist sie wieder bei andern gehoben, z. b. bei dem //• im E. hird. Auf
der BeH'schen talijl steht zwar bird in reih und glied mit E. «ir, Schott,
frtther, E. mwu; in Wirklichkeit aber ist der betreuende laut samt seinen
verwanten, von denen die tafel mit recht schweigt, in Bell's systeni gar
nicht unterzubringen. Denn Bell's System weiss nur von vorgeschobe-
ner und zurückgezogener, von gesenkter und gehobener zunge; die
spitze der zunge spielt keine rolle. Wider muss man fragen: Welches
kann der wert eines Vokalsystems sein, das so wichtige dinge ausser
acht lässt? Sodann ist es eine höchst bedenkliche sache mit der Schei-
dung der vokale in 'enge' und 'weite'. Das a in man wird als 'weit'
bezeichnet. Wenn es aber einen vokal gibt, bei dem einem die tätig-
keit und gespanntheit der muskeln zum bewusstseiu kommt, so ist es
dieser. Gleiches gilt von dem a in father und dem o in not, die eben-
falls als 'weit' bezeichnet werden. Doch ich brauche über die misslich-
keit der fraglichen Scheidung kein wort mehr zu verlieren; Bell's eigene
Schüler sprechen es aus, dass hier etwas faul ist. So heisst es bei Storm,
Engl. Phil. s. 57: -Hier haben wir den schwierigsten punkt im Beli'schen
System, die kategorie 'wide', bei deren aufstollung mehr subjective
emptindung als unmittelbare Wahrnehmung im spiele ist'. — So gewich-
tig nun aber auch die erhobenen einwände sind, so sind sie doch nur
unbedeutende kleiuigkeiten gegen das, was sich gegen das BeU'schc
System als ganzes sagen lässt: Es ist eine verirrung, ein Vokal-
system lediglich auf die mundstellungen zu bauen. Kein
mensch — und ich schliesse Bell und seine schüler ein —
ist fähig, 36 verschiedene anordnungen der mundteile» mit
leidlicher Sicherheit auseinander zu halten. Der eine wird
' Noch viel mehr als :{ö; denn zwischen je zwei vokalen ähnlichei
Stellung wird ein zwischenvokal angenommen.
60 TRAÜTMANN,
unter high-back-wide, low-back-wide-round u. s. w. dies ver-
stehen, der andere etwas anderes. Das systern ruht nicht,
wie es sollte, auf regel und notwendigkeit, sondern auf gut-
dünke n und Willkür.
Der zeitweilige erfolg, den Bell's Vokalsystem errungen hat, ist
nur dadurch zu erklären, dass es ein paar vokale mehr unterbringt,
oder richtiger unterzubringen scheint, als die in Deutschland aufgestell-
ten. Sweet, Storni, SicversJ und die sonst heute seine anhänger sind,
werden über kurz oder lang erkennen, dass sie sich von einem Irrlicht
haben blenden lassen.
Bei der lehre von den vokalen ist allerdings eine möglichst genaue
bestimmuug der mundstelluugen von grösster Wichtigkeit; aber völlig
eben so sehr kommt es auf die bestimmung der halle an, welche den
verschiedenen mundstellungen eigen sind, auf- die bestimmung jener töne
der mund- und rachenhöle, welche ungut 'eigentöne' genannt worden
sind, und die man sich am leichtesten und deutlichsten zu gehör bringt,
wenn man die einzelnen vokale flüstert. Einer jeden von den vielen mög-
lichen mundstellungen entspricht ein hall, der nur ihr und keiner andern
zukommt und dessen tonhöhe auf das sicherste festgestellt werden kann.
Es ist mir daher nicht verständlich, wie Sievers (Phon. s. 03), Storm
(Engl. Phil. s. 49) und andre diese halle abweisen können als dinge, mit
denen sich etwas rechtes nicht anfangen lasse. Der grund der gering-
schätzung liegt vermutlich darin, dass die betreffenden halle bisher von
jedem forscher anders angegeben worden sind; nicht zweie stimmen
auch nur einigerraassen überein. Dieser mangel an übereinstimnumg
erklärt sich jedoch auf sehr einfache weise: 1. Die verschiedenen ge-
lehrten haben jeder die ihnen gerade geläufigen, d. h. so ziemlich jeder
hat andere vokale untersucht; 2. alle haben sich mehr oder weniger oft
in betreff der tonhöhe einfach geirrt, besonders die oktave falsch bestimmt.
Wären die betreffenden gelehrten mehr Sprachforscher gewesen, so
würden sie bemerkt haben, dass gewisse vokale vor allen andern häufig
vorkommen, dass diese verbreitetstcn vokale nicht überall und bei jedem
vollkommen gleiche färbung haben, und dass sie, wenn sie auf gewisse
weise hervorgebracht werden, ganz besonders klar lauten und ganz be-
sonders diejenige färbung haben, die sie zu allen andern in deutlichen
gegensatz stellt. Hätten Donders, Merkel, König, Helmholtz u. s. w. nicht
ihre eigenen , sondern jene verbreitetstcn und eigenartigsten vokale auf
ihre halle untersucht, so wären sie, sofern ihnen nicht wirkliche Irrtümer
untergelaufen wären, unfehlbar zu denselben ergebnissen gekommen,
die ich AngUa 1 öoo niedergelegt habe; sie hätten gefunden, dass die
halle der reihe • • •, ^, -, • .,
i e c a o o u
zusammen einen f-dur-accord bilden i, dass sie, wenn wir die selbe relhen-
folge beobachten, abgestimmt sind auf:
f"" c"" a'" f" c'" a" f".
Zweifel hätten allenfalls über die feststellung der oktave entstehen
können, da die mundhallc dem ungeübten ohre viel tiefer zu klingen pflegen
' Einen etwas hoch gelegeneu f-dur-accord.
PHONETIK VON SIEVERS. 61
als sie in wirkliclikeit stehn. Durcli vorhalten jedoch von Stimmgabeln
vor die mundöftnuug würden sofort alle zweifei gebannt worden sein.'
Die reihe i e e a ö ö u ist in zwiefacher hinsieht eine gegebene;
sie enthält auf der einen seite die vor allen andern häufigsten vokale,
und auf der andern ruht sie auf den grundlagen eines naturgesetzes. Nun
dieser reihe niuss alle vokalbestimraung ausgehen; von dem f-duraccord
darf und wird die lautik heute und in ewigkeit nicht loskommen.
Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass nicht nur die halle son-
dern auch die mundstellungen dieser 7 vokale in einem durchaus eben-
massigen Verhältnisse stehen. Näheres darüber siehe Anglia I 5SS— S9.
Ausser der angeführten gibt es eine zweite vokalreihe, deren glie-
der in bezug auf mundstellung sowol wie hall in einem vollkommen
ebenmässigen Verhältnisse stehen, die reihe ü Ö o. Ich habe Anglia I
591 die halle dieser drei laute auf h'" a'" g'" angesetzt. Das ist nicht
richtig; der erste muss einen halben ton höher, d<h- letzte einen ton
tiefer augesetzt werden, also ü mit c"", o mit a" und o mit f". Ich
habe bei meiner ersten bestimmung den fehler gemacht, dass ich die
halle angab nach den vokalen, wie sie gerade mir geläufig waren. Aber
um meine vokale handelt es sich gar nicht; es kommt auf die aus-
spräche au, welche die verbreitetste ist und welche den vokal am deut-
lichsten in seiner eigentümlichkeit hervortreten lässt; und nach dieser
sind die jetzt gegebeneu halle anzusetzen, also dieselben wie für e e a.
Zu den zwei bespvochucn kommt noch eine dritte harmonische
vokalreihe. Die vokale ü o o entstehen dadurch, dass die lippenstel hin-
gen von u ö o und die zungeustellungen von i e e mit einander verbun-
deu werden. Zuerst Lepsius hat darauf hingewiesen, dass es eine dieser
reihe gegenüberstehende geben müsse, bei welcher umgekehrt von u ö ö
die zungenstelluugen und von i e c die lippen Stellungen genommen und
mit einander verbunden werden. .So sehr mir dies beim ersten lesen
einleuchtete, und so klar ich mir über die so entstehenden mundstellun-
gen war, wollte mir doch jähre lang die erzeugung der betreffenden
laute nicht gelingen. Es ist dies ein recht schlagender beweis, dass ein
System, welches wie das Bell'sche lediglich auf die mundstellungen ge-
gründet ist, hinten und vorne nichts taugt. Erst nachdem es mir zur
höchsten Wahrscheinlichkeit geworden war, dass die von Lepsius gefor-
derte reihe gleiche halle mit der reihe ü i'i o haben müsse, gelang es
mir schnell sie hervorzubringen. Die halle der dritten reihe sind nun
wirklich dieselben wie für ü u u und wie für e e a. Der letzte vokal
der dritten reihe, die wir in ermanglung einer bessern bezeichnung
durch i c e widergeben, ist kein anderer als der im Englischen so häufige
trübe laut, der sich z. b. in rough , come , mit findet. Der erste, i, ist
1 Während mir die tonhöhe der halle für e c a ö 6 u so bequem
liegt, dass mir keine andre gleich bequem ist, habe ich einige mühe, /
auf f"" zu bilden. Vollkommen bequem bilde ich «auf es"", und auch
bei andern leuten habe ich bemerkt, dass ihnen f"" zu hoch liegt. Es
möchte deshalb vielleicht nicht f"", sondern es"" als tonhöhe für den
f-hall anzusetzen sein. Ein harmonischer accord bleibt auch, wenn wir
es"" ansetzen.
r>2 TRAUTMANN,
der (liimpfe P^nglisclie /-laut in b/t happ// i)i7'tt?/ scold<?d cottrtge n. s. w.,
dass Russische yeri."
Ordnen wir die drei harmonischen reihen in solcher weise au, dass
die tonhöhe ihrer halle maassgebend ist, so erhalten wir folgende tafel:
Ordnen wir dieselben drei reihen so an, dass die muiidstellung, nament-
lich auch die grosse des kieferwinkels zum ausdrucke kommt, so ergibt
sich diese tafel:
a
e o e 0
e i'i e ö
i ü i u
Je die vier auf derselben linie stehenden haben gleichen kieferwinkel :
/ n t u den kleinsten, e o <■ ö einen grossem, t' o e ö wider einen
grössern, das alleinstehende a den grössten; und in allen vier von a aus-
gehenden reihen machen die lippen und die zunge ganz entsprechend eben-
miissige bewegungen, auf die ich hier nicht näher eingehe.
Vielleicht Hesse sich eine anordnung finden, in welcher hall und
mundstellnng gleichmässig zum ausdrucke gelangten, und eine solche
wäre durchaus nicht ohne wert. Indessen gleichviel ob dies möglich
oder nicht möglich ist, so viel ist gewiss, dass bei der lehre von den
vokalen nicht die m undstell ungen allein und auch nicht die
halle allein, sondern sowol die mundstellungen wie die
halle in betracht gezogen werden müssen. Ein bestimmen der
vokale bloss nach den mundstellungen ist ein hauen in's blaue; es ist
einfach unmöglich GO und noch mehr verschiedene gestaltungen der mund-
höie lediglich durch den tastsinn auseinander zu halten. Aber ein be-
stimmen bloss nach den hallen ist auch nicht sicher: unsere erste tafel
zeigt drei reihen, deren jede für ihre drei gliedcr den nämlichen hall
hat. Allerdings nur den nämlichen hall, soweit der gruudton in betracht
kommt; berücksichtigen wir auch die obertöne, so besteht ja sehr
wesentliche Verschiedenheit zwischen den hallen von i'i a c sowie zwischen
' Es soll hiermit nicht gesagt sein , dass Russ. yeri und Engl, i
in Oü etc. ein für alle mal derselbe laut sind; wahrscheinlich wird der
Russische laut nicht überall gleich gesprochen, und das Englische bit
hat sicherlich oft einen mehr oder weniger echten «-laut. Nur das soll
gesagt sein, dass das Russ. yeri, wie ich es stets von Russen gehört
habe, und das Engl, sogenannte kurze /, wie ich es sehr oft in England
gehört habe, völlig derselbe laut sind. Englische lautiker mögen genauer
feststellen , in welchen gegenden der echte /-laut und in welchen der
trübe vokal gesprochen wird. Ich habe den letztem ebensowol in Eng-
land wie in Schottland gehört.
PHONETIK VON SIEVRRS. 63
den hallen von o e c und denen von üci. Doch auf die obertöne dürfen
wir uns nicht einlassen und brauchen es glücklicherweise auch nicht.
Wir dürfen es nicht, weil dann das wunderbar einfache System, das
bloss auf 7 harmonische töne gegründet ist, an handlichkeit verlieren und
nicht ohne den beistand erst noch zu erfindender Werkzeuge brauchbar
sein würde; und wir brauchen es nicht, weil wir auch ohne die ober-
töne zu berücksichtigen ein mittel unbedingt sicherer vokalbestimmung
in der band haben. Dies mittel besteht eben in der gleichmässigen be-
rücksichtigung des halles und der mundstellung. Sagt mir jemand, dass
ein gewisser vokal mit der oder der mundstellung gebildet werde, so
kann ich, wenn ich glück habe, einen mehr oder weniger ähnlichen laut
hervorbringen; ich kann aber auch — und das wird der gewönliche
fall sein — jämmerlich am ziele vorbeischiessen. Wird mir dagegen
gesagt, dass ein vokal mittels der und der mundstellung und dem und
dem hall erzeugt wird, so wird die mundstellung, soweit ich sie noch
nicht getrofi'en habe, durch den hall zurechtgerückt, und der richtige
vokal muss herauskommen. Umgekehrt: gibt mir jemand den hall eines
vokals — ich meine immer den grundton des halls — , so weiss ich damit
nicht viel; denn es lassen sich eine ganze menge halle bilden, die alle
den gleichen grundton haben ; wird mir aber ausser dem hall auch die
zugehörige mundstellung gegeben, so kann ich um das richtige nicht
hinum. Mundstellung und hall bestimmen, berichtigen und
beglaubigen sich gegenseitig; vokale, die nach mund-
stellung und hall bestimmt sind, sind mit der denkbar voll-
kommensten Sicherheit bestimmt.
Aus dem zuletzt gesagten geht, hoff ich, zur genüge hervor, dass
die bestimmung der vokale mit hilfe der harmonischen halle nicht blos.s
eine hübsche Spielerei ist, sondern dass sie den höchsten unmittelbar
praktischen wert hat. Dies tritt recht deutlich auch beim Unterricht
hervor. Die Leipziger mundart besitzt keine reinen e und o, sondern
gebraucht an ihrer stelle ei und öu. Die folge ist, dass aus dem Franz.
fe'e ein widerwärtiges fei und aus dem Franz. l'eau ein widerwärtiges
(öu wird.' Weist man den schüler darauf hin, dass nicht /^ei und lau
sondern fc und (ö zu sprechen ist, so nützt das in der regel gar nichts.
Lässt man aber die betreffenden laute flüstern, so hört er sofort, dass
seine e und ö, oder vielmehr das was er dafür hält, keine einfachen
sondern Zwielaute sind, au deren ende der mundhall in die höhe, bezw.
in die tiefe geht. Indessen auch in dem seltnen falle, dass es ohne Zu-
hilfenahme der halle gelingt dem schüler begreiflich zu machen, dass er
keine reinen e und (7 spricht, ist er fast nie im stände diese laute richtig
zu Ijilden; immer verkleinert er gegen ende der vokale den kieferwinkcl,
so dass zwar weniger deutliche aber doch immer noch unzweifelhafte
Zwielaute entstehen. Wider helfen hier die halle, welche den Unter-
kiefer fest halten. Ich habe meinen Leipziger Schülern und Schülerinnen
mit nie fehlendem erfolge die reinen e und d dadurch beigebracht, dass
' Fei ixnd lau sind ja au und für sich nicht hässlich; sie berühren
bloss höchst unangenehm, wenn .sie für fe und lii verabreicht werden.
64 TRAUTMANN,
ich diese laute zuerst flüstern lehrte; und wie e und 6 so werden —
es ist kaum nötig dies ausdrücklich zu sagen — auch alle andern vokale
am schnellsten und sichersten durch vorhergehendes flüstern lassen neu
gelehrt oder berichtigt.
Die 13 vorhin besprochnen vokale erschöpfen natürlich bei weitem
nicht alle oder auch nur die meisten vokalschattirungen. Wir brauchen
vielmehr, wenn wir uns in den stand setzen wollen auch die feinsten
vokalischen unterschiede zu bezeichnen, eine erweiterte tafel, die da-
durch entsteht, dass zwischen je zwei verwante der in der mitte liegende
laut eingeschoben wird. Eine solche tafel — die punkte bedeuten die
zwischenvokale — ist die folgende:
Die mundstellung des zwischenvokals hält in jedem falle genau
die mitte zwischen den Stellungen der grundvokale. Z. b. dei; zwischen
ü und i stehende vokal hat genau ebenso viel von der rt-stellung wie
von der «-Stellung. Ebenso liegt der hall des zwischenvokals genau
mitten inne zwischen den hallen der beiden grundvokale. Z. b. der
hall des zwischen a und e liegenden vokals ist auf g'", die mitte zwi-
schen f" und a'", und der hall des zwischen o und e liegenden vokals
ist auf b'" — h'" abgestimmt, die mitte zwischen a'" und c"". Die zwi-
schen a und o und zwischen a und e liegenden vokale haben natürlich
dieselben halle — ich spreche immer nur vom grundtone — wie a, o
und e selber, nämlich f".
So leistungsfähig nun aber die erweiterte tafel ist, so enthält sie
doch noch immer nicht alle vokale, welche unser ohr zu unterscheiden
vermag. So haben wir noch nicht die laute der Französischen on en in
un und ihrer verwanten , sowie noch nicht die laute der Englischen fir
und für und ihrer verwanten. Alle noch nicht berücksichtigten vokale,
auf die näher einzugehen hier nicht der ort ist, liegen in harmo-
nischen reihen, die zur harmonischen tafel der 13 — oder sollen wir
sagen 14? — grund vokale in engster beziehung stehn.
Der letzte satz enthält einen zweifei, den ich nicht unterdrücken
will. Wenn wir i nicht mit f"", sondern mit es"" ansetzen (vgl. oben
s. 61 anm.), so liegt die frage nahe, ob wir nicht einen zwischen a und
ö liegenden grundvokal mit dem hall es"' ansetzen sollen, wodurch zwei
sich genaustens entsprechende reihen entstehen würden,
die reihe u ö ö a mit den hallen f" a" c" es"'
und die reihe a e e i mit den hallen f'" a'" c"" es"".
PHONETIK VON S1EV£RS. CT)
Zur Setzung dieser zwei reihen, d. h. zur einscliiebung von «, wie
wir den in frage stehenden vokal bezeichnen wollen, scheint fol-
gendes aufzufordern. Spricht man laut nach einander i e e a ö ö u
oder umgekehrt u 6 o a e e i, so empfindet man beim fortschritt von
a zu ö oder von a zu a eine art Sprung: der abstand zwischen den
klängen von a und u scheint ein grösserer als der zwischen je zwei an-
dern nachbarn zu sein. Ganz deutlich tritt der grössere abstand hervor,
wenn man die halle vergleicht: zwischen c'", dem ball von ö, und f",
dem hall von a, liegen mehr ganze und halbe töne als z. b. zwischen
a", dem d-hall, und c'", dem w-hall. Und ebenso zeigt sich der grössere
abstand, wenn man die mundstellungen betrachtet; ein sprung ist hier
zwar nicht in der bewegung des Unterkiefers, wol aber in der bewegung
der lippen und des gaumsegcls warzunchraen: bei 6 noch merkliche
näherung der mundwiukel und sogenannte runduug der lippenöifnuug,
bei a merkliche auseinaiiderziehung der mundwiukel und keine spur von
rundung der iippenöffnuug; bei ö sehr entschiedenes zurücktreten des
gaumsegels, bei u nicht das mindeste zurücktreten. Vergleichen wir
nach beiden selten die mundstellung des a (hall es"'), so bemerken wir,
dass dieser laut in jeder beziehung das ende einer mit u beginnenden
und durch ö und 6 hindurchgehenden reihe darstellt, und dass mit a
(hall f") eine neue reihe anfängt. Wir müssen den beginn einer neuen
reihe um so mehr annehmen, als in bezug auf den kieferwinkel gar kein
fortschritt von a zu a stattfindet; a und a haben gleichen kieferwinkel.
Diese dinge scheinen sehr entschieden auf anerkennung des tc als vier-
zehnten grundvokals hinzuweisen. Wir hätten dann ein Vokalsystem,
das aus vier reihen besteht, von denen je zwei sich auf das genauste
entsprechen, und die so zu sagen vier verschiedene register bilden. Die
frage, ob die reihe / e e a ö ö u durch ein Schiebung von a in zweie zu
teilen sei, hat mich schon viele male beschäftigt; doch nie hat mir die
notwendigkeit, dass dies geschehen müsse, so eingeleuchtet wie in die-
sem augenblicke, da ich die gründe dafür entwickle. Setzen wir vier-
zelin grundvokale, dann gestaltet sich die anordnung der vokale nach
den hallen so: i
ü e i
Und die lediglich nach dem klänge aufgestellte tafel gestaltet sich fol-
gendermassen : ,;
AiigUa, IV. baue], Aiiz.
66 TKAU'IIMANN,
Uebrif^ens ist die frage, ob 13 oder 14 gnxnd vokale mehr eine
theoretische als eine praktische. Es tritt durch einfügung eines neuen
lautes nicht eine Verschiebung des ganzen Systems ein, sondern die
werte der zuerst aufgestellten 13 vokale bleiben nach wie vor völlig
unangetastet und das ganze ist so und so harmonisch. — Die Setzung
zweier a begegnet sich mit Winteler's w-basis und ^-basis.
Wer das Bell'sche Vokalsystem mit dem hier aufgestellten ver-
gleicht, wird hoffentlich bald erkennen, dass das letztere denn doch
wesentliche Vorzüge vor dem erstem hat. Das Bell'sche ist ein ausge-
tifteltes System ; das hier entwickelte ruht auf den grundlagen eines
naturgesetzes. Die geltung der Bell'schen vokale ist eine so unsichere,
dass selbst die verkünder seiner lehre jeden augenblick in zweifei ge-
raten; die oben aufgestellten 13, bezw. 14, grundvokale sind unwandel-
bar fest bestimmte werte. Das Bell'sche system ist äusserst unhandlich
und schwer zu erlernen; das hier empfohlene ist im vergleiche dazu
spielend leicht zu erlernen und zu beherrschen. Dieser letzte Vorzug
ist zwar nicht wichtiger, aber auch nicht unwichtiger als die übrigen.
Von einem einzigen festen punkte aus erwirbt und beherrscht man die
harmonischen vokalreihen; mit dem tone f" oder f" sind die halle sämt-
licher 13 oder 14 grundvokale gegeben. Eine Stimmgabel für 40 pfennige,
die man besser auf f" als f" stellt, ist der schwerfällige und kost-
spielige apparatus, mittels dessen sich der anfänger das ganze System
zu eigen macht. Wer es erworben hat, wird die Stimmgabel bald in den
kästen legen; er wird nach kurzer zeit erkannt haben, dass er in den
hallen seiner vokale eine Stimmgabel besitzt, mittels welcher er ent-
scheidet, ob und wie viel irgend ein musikalisches Instrument unter
oder über dem Deutschen, unter oder über dem Pariser kammertone
steht.
Der abschnitt, in welchem Sievers die vokale behandelt, ist ohne
allen wert. Dagegen wird jeder gerne ziigestehn, dass die übrigen ab-
schnitte neben vielem verwerfliehen auch vieles gute enthalten. Selbst
auf gänzlich misslungenen selten zeigt sieh, dass der verf. eine nicht ge-
wönliche beobaclitungsgabe und eine sehr ausgedehnte kenntniss fremder
laute besitzt. Leider kann ich hier auf die zahlreichen dinge, in denen
ich ihm ausdrücklich beistimmen möchte, ebenso wenig eingehen wie
auf die nicht minder zahlreichen, in denen ich ihm widersprechen muss.
Was ich nach dieser oder jener seite hin zu sagen hätte kann um so
eher hier unerörtert bleiben, als das meiste davon seine erledigung finden
wird in meinem in Vorbereitung begriffnen buche 'Die Sprachlaute im
Allgemeinen und die Laute des Fran/.ösisclien, Englischen und Deut-
schen im Besondern'. Der von Bell ausgegangenen vokallehre je-
doch glaubte ich schon hier entgegentreten zu müssen, weil, wie mir
schien, die lautwissenschaft nicht früh genug davor gewarnt werden
kann, sich mit einem ihrer wichtigsten kapitel in eine Sackgasse zu
verrennen.
Zu den meistern der darstellung kann sich S. nicht zählen, und
zu den meistern der form auch nicht. Besonders auffallend ist in letztrer
NACHTKACi. KF.CKNSIONSKXEMPl.ARK. G7
liiiisicht, seine allzu liäiifij^e Verwendung völlig unuüHger frenidwörter.
Auf uianclier seite stehn ihrer so viele, dass leuten, welche sprachliches
ehrgefiihl im leibe haben, übel und weh beim lesen wird.
Bonn, 26. maekz. Moritz Tk autmann.
Na eil trag- zu s. 51.
Burr. Ich sehe eben, dass Wedgwood in der zweiten aufläge seines
Dict. of Engl. Etyra. burr, geschnarrtes r, nicht mehr mit burr, klette,
zusammenwirft. Er gibt das richtige nach Jaraieson, bei dem es heisst:
'Burr, burrh, s. The whirring sound raade by some people in pronoun-
ciug the letter r, as by the inhabitants of Northumberland'. Aus dem
artikel 'burr' bei Jamieson lernen wir auch wie Wedgwood zu seiner
ersten verkehrten behauptung gekommen ist. Es heisst am ende des-
selben: 'This Word seems formed frora the sound. (xrose, however, if
I rightly apprehend his meaning, views it as containing an allusion
to the field burr, as if something stuck in the throat.
.AI. T.
Ausser von den besprocbnen büchern sind von den folgen-
den abzöge eingeliefert worden:
Ueber die natur der Alt- und Neuenglischen consonanten. Ein beitrag
zur Englischen lautlehre. Von Gustav Tanger. ^. 50 selten. 187^.
Hallisehe dissertation.
Jahresbericht über die erscheinungen auf dem gebiete der Germanischen
Philologie. Herausgeg. von der Gesellschaft für Deutsche Philo-
logie in Berlin. I.jalirg. ]'^79. Berlin 1S80 (Calvary). Gr. S. 239 selten.
Englische Philologie. Anleitung zum wissenschaitlichen Studium
der Englischen spräche von Johan Storm, ord. professor der Roman,
und Engl, philologie an der Universität Christiania. Vom Verfasser für
das Deutsclie pul)likum bearbeitet. I. Die lebende spräche. Heil-
bronn IS8I (Henninger). Gr. 8. 468 seiten. 9 mark.
Englische Grammatik von Eduard Mätzner. Dritte aufläge.
Erster teil. Die lehre vom worte. Berlin 188(t (Weidmann) Gr. '^.
583 Seiten. II mark.
Sammlung P^nglischer denkmäler in kritischen ausgaben. Zweiter band.
Thomas of Erceldoune. Herausgeg. von Alois B ran dl. Berlin
1880 (Weidmann). Gr. s. 147 seiten. 3 ra. liO pf. Ausgabe auf kupfer-
druckpapier. 5 mark
Sir Orfeo, ein Englisches feenmärchen aus dem mittelalter. Mit ein-
leitung nnd anmerkuugen herausgeg. von dr. 0 scar Zi elke. Breslau
1880 (Köbner). Gr. 8. 137 seiten.
Altenglische Legenden. Neue folge. Mit einleitung und anmerkun-
gen herausgeg. von C. Horstmann. Heilbronn 1881 (Henninger). Gr. *>.
CXXXVm und 53() seiten. 2! mark.
68 TRAUTMANN, RECENSIONSEXEMPLARE.
Altenglisches Lesebuch. Zum gebrauche bei vorlesuugen und
zum selbstuntei rieht herausgeg. von R i c h a r d Paul Wülcker. Zwei-
ter teil, die zeit von 135U--15()ü umfassend. 2. abteilung: glossar.
Halle a/ö. ISSü (Niemeyer). Gr. 8. 95 selten.
Programm der Staats-Ober-ßealschule in Brunn am Schlüsse des Schul-
jahres 1879. Zur Syntax des Beovvulf, vonE.Nader. Gr.8. ISseiten.
Programm der Staats-Ober-Realschule in Brunn am Schlüsse des Schul-
jahres 188(1, Zur Syntax des Beowulf, vonE.Nader. Gr.8. 14seiten.
Zwei abhandlungen aus dem Jahrbuche der Deutschen Shakespeare-
Gesellschaft von F. A. Leo. L Shakespeare's Ovid in der Bod-
leian Library zu Oxford. Mit zwei photolithographien. IL Vllorxa.
Sonderabdiuck aus b. XVL Gr. 8. 15 selten.
Shakspere's plays in separate editions. The Works of William Shak-
spere. Edited with critical notes and introductory notices by \V.
Wagner and L. Proescholdt. X. As you like it. Edited by L.
Proescholdt, Ph. D. Hamburg 1881 (Grädener und Richter). 8.
93 selten.
Modern American Lyrics. Edited by Karl Knortz and Otto Dick-
mann. Leipzig 1880 (Brockhaus). 8. 308 selten.
Englische Klassiker mit Deutschen Anmerkungen. Herausgeg. von dr.
Imm. Schmidt. IL Warren Haslings by Lord Macaulay. Grössere
ausgäbe mit Zusätzen und excursen von dr. Immanuel Schmidt,
Professor an der königl. haupt-kadetteu-austalt zu Lichterfelde. Mit
einer kolorirten karte. Berlin I8*^0 (Haude-Spener). 8. XXXVI und
271 Seiten. ,S mark.
Theoretisch-praktischer lehrgang der Englischen spräche mit genügender
be/.eichnung der ausspräche für höhere schulen von C. Deutsch-
bein. Sechste, nach der neuen Deutschen rechtschreibung gedruckte
aufläge. Geb. 3 mark Cöthen 1881 (Schulze). 8. 307 selten.
Philologische Rundschau. Herausgeg. von dr. C. Wagner und dr. E.
Ludwig in Bremen. Probenummer. Bremen I.Jan. 1881.
The American Journal of Philology. Editcd by Basil L. Gilder sleeve,
Professor of Greek in the Johns Hopkins University. Vol. I. No. 1.
New York and London (Macmillan) 1880.
Ueber die Auglonormannische Vie de Seint Auban in bezug auf
quelle, lautverhältnisse und flexion. Von Emil Uhlemann. Sonder-
abdruck aus den Rom. Studien, herausgeg. von Boehmer. Strassburger
diss. Bonn 1880 (Weber). Gr.8. S. 543— 591.
De Batrachomyomachiae origiue, natura, historia, versionibus, imita-
tionibus librum composuit (jieorgius Guilelmus Wal temath, Bremanus
Sacramentanus. Phil. Dr. et Art. Lib. Mag. Stuttgarti 1880 (Metzler).
8. 134 selten.
M. T.
ANGLIA.
Anzeiger zu band IV
Ueiansf^Of^eben
Moritz Trautmann.
Besi)rechuDg- der Beowulfübcrsetzuiig-en, im anschluss an:
Beowulf, au Old Euglish Poem, trauslatcd iuto Modern
Rhymes, B}" Lieut. Colonel H. W. Lumsdeu. London
1881.
Nachdem Wanley s. 21s seines kataloges naehricht über die Beo-
wulfhandschrift gegeben und Sharon Turner, ungefähr ein Jahrhundert
später, in seiner Ilistory of the Anglo-Saxons auszüge daraus in Eng-
lischer prosa veröffentlicht liatte, crscliien 1S15 die erste Beownlf-
ausgabe :
De Danoruni Rebus Gestis Öecul. III & IV. Poema Danicum
Dialecto Anglosaxonica. Ex Bibliotheca Cottoniana Musjci
Britannici edidit versione lat. et indicibus auxit Grim. Johnson
Thorkeliu. Havniai, MDCCCXV.
Thorkelin gab dieser ausgäbe eine Übersetzung bei, eine Lateinische,
und seitdem erschien im auslande keine Beowulfausgabe, der nicht der
herausgeber eine Übertragung in die landessprache beigab oder deren
herausgeber nicht vorher schon eine geliefert hatte oder nachträglich
lieferte.
Die erste vollständige Übertragung in eine lebende spräche ist die
Dänische von Grundtvig:
Bjowulfs Drape. Et Gothisk Ilelte-Digt fra forrige Aar-Tusinde
af Angel-Saxisk paa Danske Riim ved Nik. Fred. Sev. Grundt-
vig. Kjöbenhavn IS'20. — Anden Udgave, Kjöbenhavn 18()5.
In dieser schrift haben wir allerdings keine wörtliche Übersetzung, son-
dern eine sehr freie bearbeitung, wie der Verfasser es selbst ausspricht-,
manche stellen darin möchten uns fast an die art, wie ßlumauer die
Aeneide 'übersetzte', erinnern: z. b. Grendel blev om Nassen bleeg. Bange
AugUa, IV. band, Anz. (j
7(1 WUELCKER,
som en Hare — oder — I swöramed soin to Fiske, Ja snart som düde
Süd. In Grundtvig's ausgäbe des Angelsächsisclien textes:
Beowulfes Beorh clier Bjowulfs-Drapen, dct Üld-Angelske Helte-
digt, paa Grund- Sproget ved Nik. Fred. Sev. Grundtvig.
Kjübenhavn, London ]S(i1.
ist denn auch keine Übersetzung beigegeben. Dagegen in der andren
Dänischen ausgäbe, die veröffentlicht wurde:
Beo-Wult og Scopes Widsii^, to Angelsaxiske Digte, med Over-
siettelse og opiysendc Aniaa?rkninger udgivne af Frederik
Schaldemose. Kjübenhavn, 1817. — Anden üdgave, Kjöhon-
liavn, 1851.
Wie sich der Angelsächsische tcxt dieser ausgäbe last wörtlich an die
von Kenil)le anschliesst, so die Übersetzung an die Keuiblc's und Ett-
miiller's.
In Deutschland war das erste werk, das den Inhalt des Beownlf
gab und zum teil eine Übersetzung bot:
B(!0\vulf, dal'z älteste deutsche, in angelsächsischer mundart erhal-
tene heldengedicht nach seinem Inhalte, und nach seineu histo-
rischen und mythologischen bezlehungeu betrachtet. Ein bei-
trag zur geschichte alter deutscher geisteszustände von H. Leo.
Halle 1839.
S. 04 — 120 findet sich eine ül>ersiclit d(!s Inhaltes des gedichtes vom
Beowulf. Manche stücke werden darin auch übersetzt.
Von Deutschen Übersetzungen haben wir:
Beowulf. Heldengedicht des achten Jahrlrnndcrts. Zum ersten
iMale aus dem Angelsächsischen iu das Neuhochdeutsche stab-
reimend übersetzt und mit Einleitung und Anmerkungen ver-
sehen von Ludwig Kttmiiller. Zürich ISK».
Die Übersetzung schliesst sich eng an das original an, nur zu eng, um
wirklich Deutsch zu seiu. Verse wie z. b. l.J3(iir. :
Nach heil nicht forsche! Harm ist erneuet
dem Dänenvolkc: todt ist Askhere,
Yrmenlafes ältrer bruder,
mein raungeselle und mein ratgeber,
mein achselgestalde, wenn im orloge wir
die kämpfcr schirmten, wo heermänner stritten,
die eher erdröhnten. — So allgut sollte
immer ein eorl sein, wie Askhere war!
Ihm iu Ileorot ward zum handmörder
ein wanker walgeist. Ich weiss uicht welcher
eislicher aasschwelg afterkehr nahm,
froh der tilgung, die fehdc zu rächen,
dass du gestern zur nacht (Jrendeln (|u;iltest
auf herbe weise mit harter klemmung,
weil zu lange nur meine leut' er hier
wundete und würgte ....
muten uns Angelsächsisch aber uicht Deutsch an.
BEOWULFUEBERSETZUNGEN. 7 1
1857 erschien eine neue Übersetzung in den:
Diciitnngen der Angelsachsen, stabreiuiend übersetzt von C. W.
M. Grein. 1. Band Göttingeu IS.jT; 2. Band ebd. 1S59.
Im 1. bände s. 222 — ;50S steht der Beowulf. Tm handexempiare Grein's
ist vieles verbessert, besonders am anfange des gedichtes , so dass sich
eine neuausgabe desselben wol verlohnt. Grein behielt den Stabreim
bei und damit ist mancher undeutsche ausdruck, manche ungewöhn-
liche Wortstellung entschuldigt. Die spräche ist weit gelenker nnd mehr
unserm sprachgeiste angemessen, als Ettmüller's arbeit, besonders in der
Überarbeitung des handexemplars.
Die nächste Übertragung ist:
Beowulf. Das älteste deutsche Epos. Uebersetzt und erläutert
von Dr. Karl .Simrock. Stuttgart nnd Augsburg 1S59.
Simrock verfuhr freier mit seiner vorläge, die langzeile und den Stab-
reim behielt er aber bei. Die Übertragung beweist, dass S. sinn für
volkstümliche poesie besass, was sich von den frühern Übersetzern gerade
nicht behaupten lässt.
Einen entschiedenen fortschritt zeigt Heyne's Übersetzung:
Beowulf. Angelsächsisches Heldengedicht übersetzt von Moritz
He3Mie. Paderborn ls63.
Heyne behält weder alliteration noch die alte langzeile bei: er dichtet
den Beowulf in nichtgereimte fünffüssige jamben um. Dadurch kommt die
dichtung, die sich freier bewegen kann, moderner poesie näher. Verse,
wie die folgenden (v. 22(')5 ü'.) könnten sehr gut in gedichteu unserer
zeit stehen:
'Bewahre du nun, erde ( beiden konnten
es nicht), der od(;lu schätz. Wol fanden einst
in deinem schoos ihn gute; doch der kämpf,
das grause lel)ensübel, raffte jeden
von meinem stamm dahin; ihr lel)en schwand,
nachdem sie heitre saaleslust gesehen.
Nun ist nicht mehr, wer schwingen mag das schwert,
nicht wer herzu die goldne kanne tnige,
das teure trinkgeschirr: die ritter sind
nach andrem ort zerstreut. Nun wird dem heim,
dem goldbeschlagenen, der schmuck entfallen;
entschlafen sind die diener, die die maske
der schlachten schmückton ; auch das kriegsgewand,
das in dem kämpfe überm schilde krachend
den biss der Schwerter oft erfuhr, zerfällt
nun nach dem beiden. Die geringte brünne
wird nach des fürsten tode nicht mehr weithin
dem beiden gehn ztir seite. Keine harfe
tönt wonnig mehr zu heitrer lust, kein falke
schwingt durch die halle sich, das schnelle ross,
es stampft den burghof ni(^ht mehr. Viele meines
geschlechtes sante hin ein böser tod!'
6*
72 WUELCKER,
Ein vergleich dieser Übersetzung mit Grein's und Simrock's arbeit scheint
mir genügend zu beweisen, dass wir für unsre zeit den Stabreim, für
den man jetzt doch kein ohr mehr hat, aufgeben müssen!
Zeitlich und ebenso auch dem werte nach steht an letzter stelle:
Beowulf (Biirwelf). Das älteste deutsche heldengedicht. Aus dem
Angelsächsischen von Hans von Wolzogen. Leipzig o. jähr.
Der verf. wollte laut vorrede, da Heyne es in seiner Übertragung mit
der form versehen hätte, Simrock aber zu getreu sich an das original
gehalten habe(!), eine Übersetzung liefern, die freier als die Simrock's sei,
aber den Stabreim wahre. Grein's Übersetzung scheint W. nicht zu
kennen! Obgleich Wolzogen sich den schein gibt, als sei seine arbeit
eine 'handleistung zur beciuemen lektüre des Originals', so ist sie doch
wol hauptsächlich eine 'widergabe des Originals für unser modernes
publikum', das also kein Angelsächsisch versteht. Wahrscheinlich hegte
W. auch bei abfassung der Übersetzung den hintergedanken, dass viel-
leicht ein anhänger der Wagner'scheu schule geschmack an diesem
gegenstände fände und uns mit einer trilologie 'Beowulf beschenkte
(1. Beowulfs kämpf mit Grindel [so schreibt VV.]; 2. Grindel's mutter;
;}. Drachenkampf). Wie wenig W. vom original verstand, zeigt fast jede
Seite! Gleich das erste wort ist mis verstanden, häufig finden sich verse
bei Wolzogen, für welche wir im original auch nicht den geringsten
anhaltspunkt haben! Ein beispiel genüge zum beweise, obgleich es bei
dieser fülle schwer ist, eins auszusuchen! Die verse S23— 837 lauten
im originale (ich gebe sie nach meiner lesung:
Denum eallum wearfi
ajfter l^am wa}hä;se willa ^elumpen:
haifde \>ii jeftelsod, se ^e ter feorran com,
snotor and swyÖfehrci sele HrotSjäres
jenered wi?5 nlÖe, nihtweorce jefeh,
ellenm:er)'um. Hjcfde Eastdcnum
öeatmecja leod jilp jehested,
swylce oncyj'^e ealle jebette,
inwidsor^e, )'e hie au- drugon
and for )'rcauydum ]?olian scoldon,
torn unlytel. \>iXit wjbs täcen sweotol,
sy)'Öan hildedeor hond filejdc,
earm and eaxlc ()';er wa^s eal jcador)
5rendles grapc under jcapue hrof.
Dies überträgt Wolzogen s. 35:
Nach riesigem kämpfe
Erwachte den Dänen ein wonniges glück.
Gereinigt hatte der retter von fernher,
Der kluge und kühne, den königbau Kudigar's,
Beseitigt das schrecken mit sieghafter stärke,
Das nachtwerk vollbracht, und nimmer betrog sie
Sein rühmendes wort; denn es rächte, wehrend
Dem ganzen gewaltigen weh, der Gaute
BEOWULFUEBERSETZUNGEN. 73
Die früher ertragenen freveltaten,
Die in dauernden mühen sie dulden geuiust
Dureh den zum des bedräugers. Das zeiehen war deutlich,
Da der lield in der hohen halle die hand
Und den arm und die aehsel — alles gesammt —
Auf den gruud nun warf: entwunden dem Grindel.
Wer das original gar nicht kennt, mag sich etwa mit einer solchen be-
iirbeitung begnügen , zum bessern Verständnisse des Augelsiichsiwohen
kann sie nicht beitragen, da Wolzogen selbst alle schwierigeren stellen
seiner vorläge umgeht.
In Frankreich gab zuerst Sandras einen auszug aus Beowulf mit
stelleuweiser Lateinischer Übersetzung in der schrift:
(!. S. Saudras, De carminibus Canlmoni adjudicatis. Paris 1S59.
rrotz des andern titeis findet sich daselbst Beowulf eingehender be-
sprochen mit proben. Auf Sandras folgte Botkiue, und zwar kurz auf-
einander mit zwei schritten. Die erste führt den titel:
Beowulf. Analyse historique et geographi(|ue. Paris 1876.
Darin wird, nach einer beschreibung und besprcclmng der handschrift,
versucht, einen kurzen überblick über die Beowulfphilologie zu geben.
Es schliesst sich alsdann eine inhaltsübersicht des Beowulf an und
weiterhin sind, nach Grein, geschichtliche Untersuchungen über das ge-
dieht angefügt. Am Schlüsse werden auch einige zeilen aus Beowulf
mit Übersetzung mitgeteilt. Der zweck der ganzen schrift ist der, auf
Beowulf in Frankreich aufmerksam zu macheu. Diese schrift war aber
nur eine Vorarbeit zu einem andren werke:
Beowulf. Epopee Anglo-Saxonne. Traduite en fran^ais, pour la
premierc fois, d'apres le texte original par L. Botkine. Havre
1877.
Nach einem abschnitte 'La Poesie des Auglo-Saxons' und einem andren
'Le Poeme de Beowulf (s. 13) wird der inhalt des gedichtcs augegeben,
dann folgt s. 'iO — S7 die Übersetzung, s. S7 tf. stehen anmerkungen.
S. 107 — 108 findet sich eine recht gute Zusammenstellung des Beowulf-
literatur. Die Übersetzung ist nicht immer eine wortgetreue: manchmal
ist sie recht frei, manchmal sind stellen vollständig weggelassen, üb-
wol dieses verfahren nicht zu billigen ist, muss man bedenken, wie
schwer es oft ist, gewisse Angelsächsische Wendungen in Französischer
spräche widerzugeben und ausserdem, dass wir hier die erste Franzö-
sische Übersetzung vor uns haben. Im ganzen ist Botkine's Übertragung
eine sehr wol gelungene und sehr lesbare. Hoffentlich erwirbt sich das
gedieht vom Beowulf nun auch freunde in Frankreich.
Am besten gelangen die rein lyiischcn stellen, weil diese dem
geiste der Französischen spräche am meisten entsprechen. Zur probe
stehe hier die Übersetzung von v. 2247 — 2267 :
'Garde cela ä present, ö terre! les hommes ne possederont plus ces
biens: n'est-ce pas de toi, du reste, qu'ils les ont jadis obtenus!
Tons les hommes de mon peuple ont peri dans le combat, ils ont ete
goüter les joies de l'autre monde. Personne n'est reste debout pour
74 WUELCKER,
uijiiiier l'epOe ou i)our porter la coiipc. Lo casque dore va ae de-
pouiller de son eclat, car eeux qui Tont eouvert de ses riches orne-
lueutö iie sont plus; la cotte de luailles qui avait resiste ä la lame
peuetninte des epees va iiiaintenant se cunoiupre. Apres la niort
des guerriers la cuirasse eessc de couvrir leur seiu dana les expedi-
tions loiutaiues, la liarpe joyeuse devient muette, le taucon ne vole
plus dans la salle et le coursier rapide cessc de battre Ic sol de ses
pieds. La mort a enleve de nombreuses raees d'houimes!'
In Amerika gab seiner zeit Longfellow eine ganz kurze iuhalts-
angabc des Beowulf in der 183S abgefassten schrift 'The Poets aud
Poetry of Europe '. Proben des gedichtes linden sich da keine gegeben.
Dagegen übersetzte er den in der handschrift mit 111 bezeichneten ab-
schnitt (V. ISi) — 257). Diese Übersetzung ist in allen Sammlungen von
Longfellow's gedichten abgedruckt. Der dichter versuchte hier otYenbar
den Stabreim des urtextes widerzugeben, allein dass es einem so sprach-
begabten manne wie ihm nicht gelang, denselben ordentlich durchzu-
führen, beweibt am besten, dass das Neuenglische für alliteratiou wenig
mehr geeignet ist.
Eine vollständige Übertragung des Beowulf ist meines wissens in
Amerika nicht erschienen. Dies ist daraus leicht zu erklären , daas die
Amerikaner, die ja gerade Angelsächsisch sehr eifrig treiben, sich der
Englischen Übertragungen bedienen können. Allerdings finde ich in
'Klipstein's Analecta Anglo-Saxonica (2 Vols. New York IJSJii)' unter
den 'in press, and in preparation' befindlichen büchern :
The Anglo-Saxon Poem of Beowulf, witli an English Version,
and Notes critical and explanatory. By Dr. Louis F. Klip-
stein.
Allein dieses werk erschien wol niemals.
Gehen wir nun auf die Englischen arbeiten über!
Nachdem IS'M zu London eine Bcowulfausgabe von John Kemble
erschienen war, wovon schon nach zwei jähren eine zweite aufläge aus-
gegeben wurde, erhielt England ISüT die erste vollständige Übersetzung:
A Translation of the Anglo-Saxon Poem of Beowulf with a
Coyious Glossary, Preface and Philological Notes by John M.
Kemble. London ls37.
Vorher aber hatte, wie schon oben erwähnt, Turner eine Inhaltsangabe
mit proben in Englischer prosaübersetzung gebracht; eine eingehendere
besprechuug des iuhaltes aber findet sich in Conybeare's 'lUustratious
of Anglo-Saxon Poetry (London 1S2Ü)' s. oS — Sl. Dabei übertrug C.
stellen des Originals in Englische blankverse. S. S2 — 13G folgt der
Originaltext der angeführten verse mit Lateinischer prosaübersetzung.
Die Englische Übertragung ist recht geschickt abgefasst. Eine probe
(s. 47) sei hier abgedruckt (v. 745—790):
Now strode he onward, and with slaughterous band
Pounced on the wary chief. He swift uprose
(Nor reckless of his aim uor weak of grasp)
And dash'd to that fair floor th' astounded foe.
BEOWULFUEBERSETZUNGEN. 75
Soon fuuud tli.'it ly.isc uue, UuiL iu tli' eider tiuic
(.Siiico iirst lic rDaiu'd tlic \v;isto) liu ue'cr iiiiglit cope
VVitli stcnicr soul ur luuid of hurdier gnisp.
C;iro was upou liis lioart aud suddeu dread;
Faiu would hc seek liis own unhallow'd de»,
And sliroud liimself iu darkness, for hc nict
Sucli welcome as of old lic wist uot theie.
Nor less bctliouf^ht liim of bis cvcuiug plcdge
Tlic gallaut thauc of lligclac: linu hc slood,
And scizcd thc monster. Yet luight not triuuiph,
Jlis hold was loosen'd, aud thc Jute was free.
Swift rusli 'd thc lioro forwards, all Ins caic
Lest thc dark niurdcrcr scape, aud wiug his flight
To fcn aud fastucss. Soon again hc feit
Beuculh that giasp of i)owcr, that he had beut
In evil tinie his stcps to Ilrothgar's hoiue.
Loud was thc diu, and iiercc thc cluiiupiou's lage,
And kecu thc struggle. Yc had luarvellM then
How that fair hall niight stand thc furious sliock
Uulcvel'd with thc piain; — nor had it stood,
But that thc wcU wrought iron's massy forcc
Bandcd it round, and held it all compact.
Then from its liasc uptorn füll many a coueli
Splendid with gold, thc mcad-carouscr's scat,
Fell, where they bore them iu tlicir augry mood.
Littlc thc Scylding dreamt, wheu for his State
lic had upraise that goodly editice,
That art or forcc of mortal, savc perchauce
The sudden burst of all-destroying flamc,
Might work such havoc thcre. Now louder rung
The s*)uud8 of war, aghast aud anxious stood
On tower aud castlcd wall thc listcniug Dane:
They iieard that hcaveu-detcstcd miscrcant howl
Sorc wailing. No triuuiphaut strain hc raised
Whom hc thc strongest of thc sons of uicu
Siill with uuloosen'd grasp victorious held.
Eine vergleichung dieser vcrse mit dem urtexte zeigt, dass Conybeare
frei mit seiner vorläge verfuhr, dagegen liest sich die ül)ersetzuug gut
und trug sicherlich seiner zeit dazu bei, das iutcressc für Angelsäch-
sisch in England zu verbreiten.
Die prosaübersctzuug Kemble's ist getreu, natürlich sind gar
manche verseheu darin, wie sie iu einer Beowulfausgabe aus den .'iiler
jähren uns nicht befremdeu dürfen. Wie der Angelsächsische text
gegenüber dem von Thorkelin einen ausscrordcutlichcn fortschritt be-
zeichnet, so auch Kemble's Übertragung gegenüber der Thorkeliu's.
IS55 erschien dann Thorpe's Beowulfausgabe, ein werk, au wel-
chem er seit ISiJo gearbeitet hatte, unter dem titel:
The Anglo-Saxon Poem of Beowulf , the Scöp or Gleemau's Tale,
76 WUELCKER,
and the Fight of Finneabiirg. With a Literal Translation,
Notes, Glossary etc. By Benjamin Thorpe. Oxford 1S55.
Hier stellt die überset/Aing neben dem texte, dadurch muste sie natür-
lich wörtlicher, aber auch ungelenker als die Kemble's werden.
Die neuste Beowulfausgabe, die mit Übersetzung in England er-
schien, ist eine sehr unbedeutende:
Beowulf, a Ileroic Poem of the Eigth Century with a Translation,
Notes, and Appendix, by Thomas Arnold. London l^-TC».
Eine bcsprechung des ganzen werkes gab ich in dieser Zeitschrift bd. I,
s. 177 ff. üa der text öfters von Arnold misverstanden oder gar nicht
verstanden wurde, muss sich dies auch notwendig in der Übersetzung,
die unter dem texte steht, zeigen. Dieselbe ist daher ebenso wenig
wertvoll als die ausgäbe.
Während alle bisher erwUuteu Übertragungen in England in prosa
waren, besitz,en wir auch zwei in verseu, eine bereits ls4'J erschienen,
die andere in diesem jähre veröffentlicht.
Die erste ist:
Beowulf. An Epic Poem, trauslated from the Anglo-Saxon into
English Verse by A. Diedrich Wackerbarth. London 1849.
W. gab Stabreim und langzeile auf und übertrug das gedieht in gereimte
volkstümliche verse. Obgleich dadurch dasselbe gänzlich die alte form
verlor, ist es dem ül»ersetzer gelungen, ihm ein modern-volkstümliches
gepräge zu geben, selbstverständlich muste er etwas frei übertragen.
Zur probe gebe ich v. 20—52:
But Scyld, at fated time, departs
Kipc, to the Lord's eternal rest,
His couirades dear with aching hearts, —
Accordiug to his last bebest
Wliile yet he own'd the power of speech, —
Bare forth his corpse upou the beach.
A riug-prow'd ship there reatly stood
Prepared to tempt the foaming flood,
The car the noble love to ride
It shone like ice upon the tide. .
Withiu the goodly vessel's hold
Their monarch dear they cast,
Distril)uler of rings of gold,
The mighty by the mast.
And there were gcms and treasure fair,
From distaut climes collected there.
And uever did I hear man say
Of comelier ship, bedight
With weeds of war for battle's fray,
With deadly bills and byrnies grey.
And weapons of the fight.
Rieh treasure in abundant heap
Upon his bosom lay.
J5EOWULFUEBERSETZUNGEN. 77
Into possessiou of thü deep
With him to pass uway.
They woiild nut send their cliief away
With Icss iiia.i^jnificonce tluin they,
Wlio scut liiiii tortli of yoro,
To waiidcr o'or tlio oceaii wild
A loiioly antl descrtcd cliild.
Tliey liigli abovc bis licad uurolld
A fluttcring banucr'a win^s of ^old
Aud bcar hiiu Ict tlio waters cold,
To ocean gave him o'cr.
His gallaut baud of chccr vverc low
And sore diapiritcd,
For, sooth to say, uo uiortal, tliough
He wise may be, cau ever know,
Nor answer liow or whereuuto
The pretioiis cargo spcd.
Die zweite Englische gereiinle Übersetzung ist betitelt:
Beowulf, an Old Englisli Poem, trauslated into modern Rhymes
by Lieut. Colonel 11. VV. Lumsden. London iSSl.
Das ganze gedieht teilt der heraiisgeber, wie Arnold, in drei teile:
I. Grendel. IL Grendel's niother. III. The Fire Drake. Die eiuleitung
über das gedieht, seine mythologischen und gcschiehtlichcn beziehungen,
seine entsteliung ist meist nacli Arnold gegeben. Die beigefügten er-
klärungen dienen zum bessern Verständnisse des textes, auf Originalität
können und wollen sie keinen ansi)ruch maclien. Die abteilung in ein-
zelne gesänge sind dagegen Lunisden's eifiudung. Zur probe der Über-
setzung möge liier dieselbe stelle stehen, die wir oben aus Conybeare
gaben (v. 7-15- 796):
Nearer he drcw and feit Beowulf lying on the seat, —
The fiend made one fieree eluteli at him, bnt proppcd upon bis arm
Swift did Beowulf seizc the wreteli, and soon that lord of barm
Found that in all the realms of earth he ue'er before had niet
In any man so strong a gripe, and fears his heart beset.
But not for that could he break loose. His mind was beut on flight
To seek his noisy devildom, and flee into the night;
For never in his day of lifo was he so sorely tricd!
Bethought him thcu Beowulf of bis words at eveutide;
Upright be sprang with tightened grip, even tili bis liugers Itlcd,
Close following the tiend outside wben from the bouse he fled.
The monster east about in tbougbt bow be miglit farther go.
Aud seek the mere amid tlie fens - be knew that grasp of foe
Held fast his fingers' strength. A bitter journey had he found
To Heorot! Loud the lordly hall reechoed to the sound!
Great wonder was that that wine-ball these lighters' rage witbstood,
And that it feil not to the ground, that dwelling strong and good;
But all witliiu it aud witbout 't was strengtbened 'gainst that day
/ 5 WUELCKER.
By iron bamls forgctl cimuiugly. Yct iVom tlic sills, inen say,
Was luany a gildod mcad-bcucli (oiu vvhcro tliose dread foenien fought.
Littlc the wiscst Scyldinjja wcciicd that liouso so guodly wroiight
Would c'or bc looscd by cmft, or iu tlie strifc of luen bo broke,
Save wlicu thc outstretched aruis uf firc sliould swallow it in snioke!
Ujn-üsc tlic cry again rciicwcd; and at tlio souud did fall
An ccric dread on evoiy Dane wlio listcned froni thc wall.
And hcai'd thc eneniy of god his slirlck of horror ycll,
Not glory's soug, tho bitter wail of that boud-slave of hell.
Fast was lic lield by hiui to whom thc greatest luight was given
Of all mcu in this day of lifc. For uothing undcr heavcn
Would he, thc shiekl of earls, alive that dcadly foe let loose,
Nor countcd hc his owu lifc's-day to any folk of »sc.
Vergleicht mau diese vcrse mit dem originale, so wird man sicli über-
zeugen, dass der Übersetzer sehr frei verfuhr. Es ist daher auch unnötig,
ihm eine anzahl otfenbarer versehen nachzuweisen. Durch ungenauig-
keitcn wird der wert von Lumsdcn's werk nicht beeinträchtigt: es ist
niclit für solche, die sich eingehend mit Angelsächsisch beschäftigen
wollen, geschrieben, sondern wendet sich an ein grösseres publikura.
Daher konnnt es nicht darauf an, ob hie und da einmal eine stelle uiis-
verstanden ist, sondern dass wir eine recht lesbare, gute, wenn auch freie,
Übersetzung haljen. Und lesbar und gut dürfen wir Luuisdcn's arbeit
nennen! Daher hoften wir, dass sie sich iu England recht viele freunde
erwirbt, ebenso in Amerika, und dass sie beiträgt, das intercsse für das
gedieht vom Beowulf wie für die ganze Angelsächsische dichtung in
beiden ländern zu fördern!
Leipzig. Richakij Paul Wuelckek.
Bibliothek der x^uyelsäelisiHclieu Poeisie, begründet von
Christian W. M. Grciii. Neu bearbeitet, vermehrt und
nach eii^nen lesuiiiicn der handsehriften herausgeireben von
Richard Paul Wiilckcr. 1. Bd., 1. Hälfte. Kassel. Georg
H. Wigand 1881.
Mit Veröffentlichung dieses ersten halbbaudes hat die ucuausgabc des
von Grein begründeten werkes begonnen. Ich denke dasselbe in 4 bänden
zu ende zu führen. In einem band will ich die Exeterhaudschrift, soweit
sie sich nicht schon im ersten bände liudet, zusammenfassen, in einem
andren das Vercellibuch, ein vierter soll die übrigen dichtungeu bringen.
Wie weit ich den erwartuugen der fachgenossen, wie weit den eignen
Versprechungen nachgekommen bin, dies mögen andre entscheiden!
Es sei hier nur eine bemerkung über die acceutc der hs. angefügt.
Die accente der haudschrift habe ich nicht wiedergegeben, da die typen
mit accenten nicht in genügender anzahl in der druckerei vorhanden
waren. Obgleich die druckerei bereit war, dieselben sofort giesseu zu
nTI'.LIOTHEK DER A(;S> POESIE. 79
lassen, wollte icli nicht den druck dadurch aufhalten. Ich entschloss
mich daher die aeceute von VValdere und Beuwulf, alphabetisch geordnet,
am sehlusae des ersten baudes zu geben, wo sicli auch die des zweiten
halbhandes linden werden, soweit die stücke nicht dem Kxeterbuche
entnonnuen wurden. Die accente des Exeterbuches will ich am ende des
bandes, welcher ausschliesslich diesem denkmale gewidmet ist, drucken.
Icii hätte also von den in 1, I enthaltenen stücken von WaUlere, Finns-
burg und Beownll" die accente zu geben.
Die hs. von Finnsburg ist jetzt verloren, llickes gibt in seinem
drucke (Thesaurus I, J'.)2) die accente der hs., wenn diese iiberhaui)t
welche hatte, nicht wieder. Im Waldere aber sieht nach der sorgfältigen
abschrift Edzardi's, die ich benutzte (s. vorrede), nur ein einziger accent,
es ist (vr I'', 15. Diese erscheinung treffen wir öfters in Angelsäch-
sischen hss. So ist in den Zaubersprüchen der hs. Ilarl r)sri nicht ein
wort accentuiert. Im prosaischen stücke von Eadjar (Anno '.15',») lindef
sich nur ein accent (auf nl) in der hs. Tib. B. IV. In der Beowulfhs.
gibt es nun auch ganze selten, wo gar kein accent anzutrelfen ist, auf
andren stehen dieselben Wörter mit und ohne accent. — Damit sicIi nun
auch die leser der Anglia ein urteil bilden können, in welcher weise
der Schreiber die accente setzte, gebe ich lüer die ali»habetische Über-
sicht der aceeutuierten Wörter. Ich hatte in meiner abschrift mir die
accente zwar vermerkt, doch hätte ich nicht gewagt darauf hin die ac-
cente, ohne neue collation, zu veröü'entlichen. Da hatte dr. A. .Schröer
die grosse gcfälligkeit die hs. auf's neue auf die accente hin für nncli
durchzugehen. Für diese grosse mühe spreche ich ihm hiermit meinen
besten dank aus!
1. Deutliche accente haben:'
Pra^fix«: äbcax 17, 11; äris 70, lo. — ää 13b, 17; 112, IJ. an lOS, f'>
(vgl. auch (5m); äiixcu;^a '.if>, 5. -- dr :}(), is-, ärfccst. \i'l, 13. — ccr
«2, 12; C.i», ttJ; 70, 12; 77, 18.
h^id {m biflati) '>\),-^\ 07,(1; 121,1; \2'>, \- ;;cbäd 'l^-, \i , s2, 12; 107,7;
141, IS; onOäd 110, S. />«// 17, 1S; 72, IS; \\:\, \'.h — b/U (schiti')
20, 7. — bat (zu b/laii) \?>, 22. — bind 00, li. - brno (zu brucan) 02, 3.
— brüll 75, 4.
cöin 99, 20; 135, 0; bccuin 137, 2.
dorn 73, 20; 1 13, 14; 131, 12; 132, 21. — dön 50. 1'J ; ;^cdd}i Os, 0.
fäne (= fahnc zu ßh) 124, 21. — fd's (= grausen, entsetzen Grein) loO, 2.
— fvr (zu faran) liO, 13. —/«.v 02, 0; 130, il; 111, 20. ////• 120, 7;
120, IS.
gä (zu -^än) 70, 17; m^'«" ■^-. "• ^ <^'''' ^"-> '•• Ä'"' •''^' '■^' '"'^'' ^'
Hrod-^är 102, 10. — ^ud 7(1, 10; SS, 10; an-^ud 111, 3; 122, IS.
häd 07, 10. — lud 20, 4. — kam 71, S. kär ti7, 20; 120, 11 ; unliar 31, 17.
— Ildl. (zu hälau) 32, 0. — liwd 04, 3.
läc S8, 12. — Wiglaf 123, 10; 140, S. — Ik OS, M -^ sarltc 00, \. — Cif 12S, 10;
12S, 16.
man 110, 17. — /«(>(/ 02, 11. — mal (zu motaii) 4(i, 15.
' Ich eitlere nach den selten und zeilen meiner ausgäbe.
80 WÜELCKER.
<)n (= an zahlw.) 104, 4.
rmd 63, 7. - räd (zu ridan) 89, 10; ^eräd 134, 13. — rtc 142, 17. — rdf
ilS, 21; ellcnröf WO, 19. — rumviUiiu, 17.
sär (subat.) 54, 12; 117, is. _ .?«' :i7, 4; 39, 19; 39, 13; 43, 14; b\, 1; 61,
Kl; 64,5; S9, 9; S9, 4; 91, JO. — scun (zu scinan) 92, 9. — scir
S9, 3. — statt (subat.) 120, 11. — stöd (zu standan) 126, 20; 129, 12;
astdd A.6, 18. — ^estväc (zu ■^esiv'icaii) 121, 17; 126, 21. — onswäf
(zu swlfan) 120, K;. - i-w<U (subst.) 120, 15.
9Vi62, 14.
ütfus 19, 10.
^ewäc 121, 11. — w«^ (zu /wVrtn)6S, 3; nät i'6, 5. — g^<?w^i (zu gcwitan)
23, 10; 26, 6; 66, 10. — ?vk 49, 15; 66, 10; 122, 16. — find 112,7. —
iViii 61, 3; 64, 13. — /VIS 127, 20. — wap (subst.) 23, 14.
2. Uusiclicre acceutc:
Ein puukt, wol stück eines vuUstiindigeu iicceutes, steht über: ac 117,6.
— au 22, 9. — (vni;^ 59, 2.
bati 59, 18. — brim 26, 15.
dorn 101, 2. AccentV
fah 57, 6. — fconda 61, 13. Acceut? — fuslicu 22, 3 (punkt über us).
he 126, 21. — liatbX, 2. Acceut?
w<6' 35, 8. Accent?
scelac (über S(ü punkt) 79, 12. - slol lol, 10.
tia 61, 13. AccentV
up 134, 9 (hakeu über u).
ivc 28, 17. AccentV — onivoc (über zweitem o punkt) 109, 12.
Ferner steht 53, 14 zwischen abvalda und pec vielleicht ein accent
(uacli Scliröer), ancli ist ein haken, der ein acceut sein kann, dicht über
l in üU 127, 11. Endlich steht 29, 6 über c in ancrc ein punkt; ob es ein
stück eines acceutes, ist sehr fraglich.
Leipzig. Richard Paul Wuelckek.
Englische Studieu. Heiausgegebeu von Eugen Kölbing.
III. band. Heilbioun ISSO.
Der neue band wird mit einem aufsatze von Liebrecht über die
Veröffentlichungen der Folk-Lore Society eröffnet. Es ist von L., der
die einzelnen aufsatze des Folk-Lore Keport, Vol. J bespricht, soviel aus
dem reichen schätze seines wissens im auschlusse au ähnliclie aberglau-
ben lind volkstümliclie Vorstellungen gegeben, aus uord wie aus süd,
dass es allerdings berechtigt ist, diesen aufsatz nicht in den kritischen
teil der Studien zu stellen. Uns Deutsche dürfte am meisten interessieren
die Zusammenstellung des Jack of Hiltou mit dem in Deutschland so
vielfach besprochenen 'Pustrich'.
Darnach folgen fünf Notizen zur Altenglischen grammatik von
F. H. Stratmann. Der titel ist der kürze halber so gewählt : in wirklicli-
ENGL. STUDIEN, RAND III. 81
keit findet sich neben vier ^rannuatischon bemerknngcn {\. aw\ 2. z;
3. k für ?i; 1. noni. n. accus, pl. der mascul.) aucli eine zum würterbuche
über orcliard. In betreff der 3. bemerkuug ist nun aucli zu vergleichen
Zupitza, Anglia 111 375. Zu 4 finden sich nachtrage Studien 111 .542.
Wie in frühem bänden gibt dann auch hier (s. 15-43) Tiessen Beiträge
zur Erklärung und Feststellung des Shakespearetextes. Es sind stellen
behandelt aus Curiolanus, Troilus and Cressida, The Tempest, The Win-
ter's Tale, Cynibeline, Henry VIII und Pericles. — Zu entscheiden, wie
weit die conjecturen aufnähme in die ausgaben verdienen, sei den
Shakspereforschern überlassen. Recht überzeugt von der gute seiner
Vorschläge scheint Tiessen zu sein, man trifft kaum irgendwo einen leisen
Zweifel, ob das vorgebrachte auch richtig sei.
Der umfangreichste aufsatz dieses heftes ist der von Bobertag Zu
Pope's Essay on Criticism (s. 43— 'J2). Schon früher verfasste B. eine ein-
gehende arbeit über Pope's Rape of the Lock (Studien I 4511 ff. u. II 204 ff.).
— Nachdem der verf. gezeigt hat, dass trotz der trett'lichen ausgäbe der
werke und briete Pope's von Whitwell Elwin noch immer viel nachzu-
tragen bleibt, geht er s. 40 zur eigentlichen aufgäbe über, zur betrachtung
des Essay on Criticism als seiner 'interessantesten schrift schlechthin';
es ist eine 'didaktische dichtung, und zwar die letzte lehrdichtung,
welche in den neuen literaturen eine grosse rolle gespielt hat'. Ausser-
dem liegt aber auch eine grosse bedeutung des werkes darin, dass es uns
eine skizze des damaligen literarischen treibens in England liefert. Jeden-
falls ist der Essay ein Jugendwerk Pope's. Wenn auch, mit B., es nicht
glaublich ist, dass Pope dieses gedieht, wie er selbst behauptete, bereits
noC) vollendet hatte, so ist doch das jähr des erscheinens, 1711, hinläng-
licher beweis für eine irühe abfassung. Diese frühe entstehung zeigt
auch der Inhalt und die form. Zwar fehlt dem Essay nicht refiexion
und beherrschung von leiden schatten, dagegen aber findet sich mangel-
hafte form , härten des stils , inconsequenz der gedanken , überstürztes
urteil und obertläcldichkeit darin. Gänzlich fehlt, gegen sonstige jugend-
werke, Phantasie und lebendige, frische empfiudung. Pope dachte als
junger mann schon wie ein greis! Zu den beweisen eines noch nicht
reifen geistes gehört auch, wie B. richtig bemerkt, das auskramen von
möglichst viel gelehrsamkeit. Wie oberflächlich dieses wissen oft ist
und Pope mehrmals geradezu zu fehlem veranlasste, wird s. 52 ff. aus-
geführt. Bei diesen und den folgenden Untersuchungen benutzt Bobertag
ausgesprochnermassen die ausgäbe von Elwin vielfach. — Der nächste
teil der arbeit beschäftigt sich mit den werken, die P. in seinem Essay
benutzte: es sind drei: Horaz, Boileau und Hieronymus Vida. Allein die
anordnung des ganzen ist P.'s werk. Er handelt vorzugsweise über die
kritik der poesie, Horaz und die andern dagegen über die dichtkunst.
Allerdings berühren sich beide gebiete. Auch Boileau spricht über die
kritik, umgekehrt P. auch über die dichtkunst. Damit treffen die beiden
arbeiten zusammen. Viele Wendungen und aussprüche Boileau's nahm
P. auf, daneben aber finden sich auch viele feine bemerkungen, welche
P.'s eigentum sind. Besonders wurden Boileau's 1. und 4. gesang von
P. benutzt. Von Vida weicht P. nicht nur inli.iltiicli ab, auch wo sie
82 WUELCKER,
denselben gegenständ behandeln, tritt ein grosser unterschied hervor.
Zum beweise führt B. beider urteile älter Virgil und Homer an. Vida
entlehnt auch die gedanken aus Horaz, Pope nur einzelne Wendungen
und bilder. Was nun das Verhältnis von Pope zu Iloraz betrifft, so spricht
B. den gedanken aus, dass P. dem Römer geistesverwant gewesen wäre, da-
her in Ilorazischer weise gedichtet habe, ohne aber deshalb aus dem Latein
zu entlehnen. Beachtenswert ist auch die bemerkung über P.'s Verhältnis
zn Shakespeare s. T(;. — Weiterhin kommt dann B. auf Pope's bekannt-
werden in Deutschland zu sprechen s. 7S ff. Er will hier allerdings nur
nachtrage zu Dcetz's buch über Pope (zum capitel: Pope in Deutsch-
land) geben. Besonders spricht er über die Übersetzung des Essaj-^
durch Gottfried Ephraim Müller, Dresden 1745. Zum Schlüsse (s. Sl ff.)
wendet sich B. gegen die falsche ansieht, als hätte Pope und andere
dichter gemeint, die dichtkunst Hesse sich erlernen. Uierbei gerade be-
tont B., was im Essay neu ist. Neu ist nicht nur, dass jemand, während
vorher viel über die dichtkunst geschrieben worden war, nun auch vom
urteilen und denken über dichtkunst handelte, neu ist besonders, dass
P. theorie und praxis im dichter vereinigt sehen wollte. Ein wahrer
dichter müsse zugleich auch kritiker sein, umgekehrt müsse ein kritiker
sich auch als dichter bewiesen haben. Diese ansieht bildet den kern
des Essay, und dies war, was man misverstand, als wolle P. die dicht-
kunst erlernt haben. Natürlich stellt sich P. nur das ideal eines dieh-
ters als menschen, der kritiker und dichter zugleich, vor, doch wol mit
dem hintergedanken, dass er dies ideal erreicht habe.
Let such teach others who themselves excel,
And censure freel)^ who have written well.
sind die wichtigsten vcrsc des gedichtes. Ebenso dachte Addison. Wo
.aber dichter und kritiker von einander getrennt seien oder g.ar sich
feindlich gegenüberständen, da gedeihe weder dichtkunst noch kritik
über poesie. — .Soweit möchten wir Bobertag's ausfiihriingen durchaus
zustimmen. Weniger einleuchtend dagegen scheint uns die ausführung,
dass sich in Pope, trotzdem er als dichter der zopiV.eit mit recht gilt,
sich doch, wenn auch schüchtern, die neuzeit geregt habe und dies in
seinen dichtungen zum ausdruck gelangt wäre. — Etwas sorgfältigere
correctur wäre diesem aufsatze zu wünschen gewesen.
Es folgen mm Beiträge zur erklärung und textkritik Englischer
dichter von Kölbing. 1. Zu Beowulf v. IC.Sff. Dann 2. zu Assumpcioun
de notre Dame. 'A. Floris u. Blaunchcflur. 4. Sir Degrcvant. 5. Gre-
goriuslegende. (>. liarl. hs. '22'M (hg. von Böddeker). 7. Chaucer's Can-
terbury tales. Prol. — Eine conjektur zu Floris wird s. 543 wider zu-
rückgenommen.
Als erste probe der aufsatze üi>er fragen, die den praktischen schulmann
betreffen, findet sich : Die wissenschaftliche grammatik und der Englische
Schulunterricht von W. Victor. Ref. muss gestchn, dass ihn der titel täuschte.
Statt dass in kurzen zügen ausgeführt wird, wie weit die wissenschaft-
liche gr.ammatik in dcni Unterricht einzuführen sei, gibt der verf. in an-
schluss au Tniulmaun's aufsalz (Anglia I 5>»"2 ff.) uud seine Engl. Formen-
ENGL. STUDIKN, RAND III. 83
lehre eine reihe gewiss sehr guter bemerlvungen, ans denen ein prak-
tischer schuhnann manches für sich entnehmen wird; doch ist die Unbe-
stimmtheit des titeis nicht zu billigen.
Den schluss des ersten heftes bilden besprechungen von büchern.
Es sind: C. Ilorstmann: Sammlung Altenglisclier legenden, von E. Kölbing.
— • K. Baumstark: Thomas Morus, von J. Caro. — Vincenz Knaner:
William Shakespeare, von 0. S. Seemann. — K. Knortz: Longfellow, von
F. Bobertag. ~ F. Kluge: Beiträge zur gescliichte der germanischen
conjugation, von H. Möller. — M. Konrath: Zur erklärung und textkritik
des Will, von Schorham, von E. Kölbing. — F. Liebrecht: Zur Volks-
kunde, von E. Kölbing. — Lehr- und Übungsbücher für die Englische
Sprache. 111, von G. Wcndt und H. Ottmann. — Program mscli au von
E. Kölbing. — Dann folgen Literarische notizen: Nie. Delius: Abhand-
lungen zu Shakespeare. — Vita Ad;e et Evac hg. von W. Meyer. Beides
angezeigt von Kölbing. Ref. versteht nicht recht, was diese Spaltung in
Literatur und Literarische notizen soUV Die zwei genannten bücher
werden wie die im abschnitte Literatur besprochen , nur mit dem unter-
schiede, dass K. die beiden mit einigen zeilen abmacht. Bei der Be-
deutung von Delius hätte wol die besprechung eingehender sein dürfen.
Es kann auch nicht etwa das bestreben, das buch rasch zur kenntniss zu
bringen, hier zu diesem verfahren gebracht haben, denn diese abhand-
lungen erschienen 187S. — Oieran schliesst sich in den Miscellen: Das
Neapler fragmcnt von Isumbras. Auch dieses stück hätten wir ;in andre
stelle gewünscht, hier wird es leicht übersehen werden. Ein vorlesungs-
verzeichniss von iST'J, eine zeitschriftenschau, bericlitigungcn und ein
verzeichniss der rccensionsexemplare beschliessen das heft.
Das neue heft beginnt ein umfangreicher aufsatz von Kambeau über
('haucer's llouse of Fame in seinem Verhältnisse zu Daute's Divina ('om-
media. Die Untersuchung ist mit gutem Verständnisse und mit vorsieht
geführt und liefert als ergebniss , dass jedenfalls Chaucer Dante's werk
genauer kennen muste, da nicht nur der allgemeine gedankengang, son-
dern auch viele einzelne punkte dem Italiener entlehnt sind. Da sich
Chaucer zweimal in Italien aufhielt und, wie ja schon Kissner nachwies,
auch sonst bckanutschaft mit Italienischen diclitern zeigt, so darf uns
dieses resultat durchaus nicht wundern.
An diesen aufsatz schlicssen sich von Stratmann: Verbesserungen
zu Altenglischen Schriftstellern I. Old English llomilies. 2. Lagamon.
3. Hali Meidenhad. 1. King llurn. :>. Floriz and Blauncheflur. — Dann:
Ueber die bestimmte (schwache) form der adjektiva im Altenglisciien. —
Altengl. -cre, {-a-rc, -ure).
Es folgen dann von Kölbing: Kleine beitrage zur erklärung und
textkritik Englischer dichter. II. Zu Story of Genesis and Exodus. An
andrer stelle hoben wir schon liervor: Nachdem ten Brink die Lateinische
quelle dieses gedichtes entdeckt hat, halten wir die von Kölbing mit
hilfe des Latein gefundnen besserungen für eine recht verdienstlose arl)eit.
Das verdienst gebührt hier ten Brink. - Im anfsatze von Liebrecht: Zur
Englischen balladeupoesie werden vier verschiedue Englische balladeu
84 WUELCKER,
besprochen un<l mit iihnlichen andrer Völker verglichen. Am meisten
von Interesse dürfte die letzte bemerknng über die bailade 'The little
Barly Corne', ein stoft"^ den bekanntlich Burns behandelte, sein.
Der paedagogische aufsatz dieses heftes ist: Ueber die wähl des
lesestottes im Englischen Unterricht auf der realschule 1. Ordnung, von
II. Ottmann. Der Verfasser hebt die schaden des Schulunterrichtes hervor,
die dadurch entstehen, dass, während auf dem gymnasium ziemlich in
ganz Deutsehland dieselben Schriftsteller in gleichen klassen gelesen wer-
den, beim Unterricht im Englischen die wähl der autoren ganz vom belieben
des betretfenden lehrers abhänge. Er knüpft dann an eine schritt: 'Be-
merkungen über die französische und englische lektüre in den obern
realklassen, von Münch; Ruhrort 1879' an. Im allgemeinen schliesst sich
Üttmann dieser schrift an, tadelt aber, dass Münch nicht scharf genug
seine wünsche und besserungsvorschläge ausgedrückt habe. Ottm. ver-
fährt bei auswahl des lesestoftes nach dem satze (s. 349) : ' Weder wird
... ein überblick über die Englische literatur von ihm (dem schüler)
verlangt, noch kenntniss der alten spräche, noch — und darauf legen
wir viel nachdruck — die fertigkeit zu conversiren .... Hieraus folgt,
dass alle, welche in ihrer wähl über Shakespeare zurückgreifen wollen,
einen argen fehlgriif tun.' Ref. stimmt in bezug auf die 2. und 3. be-
merkung des ersten satzes überein In hinsieht auf die literaturgeschichte
möchten wir weniger beistimmen. Ein 'überblick' der literatnr von
Shakspere ab, dürfte doch dem schüler ganz dienlich sein. Zum letzten
satze sei noch bemerkt: Wenn Shakspere auf der schule gelesen
werden soll, und auch wir sind dafür, muss aber erstlich der schüler
aufmerksam gemacht werden, dass er viele der redewendungen nicht als
modernes Englisch betrachten darf, ausserdem sollte auch dem schüler
nicht vorenthalten werden, dass in dem ihm vorgelegten texte Sh. mo-
dernisiert ist. — Ottm. ist besonders für des lesen von historikern, da
auf diese weise zugleich die geschichtskenntnis wesentlich gefördert
werde, allein auch lesen der grösten dichter wie Shakspere und Milton,
verlangt er. Er stellt zuletzt seine vorschlage zur lektüre auf (s. 352 ff.)
für secunda'': Defoe's Robinson, dann soll eine auswahl aus den ge-
schichtsschrcibern, etwa nach der art der Ilistorical Series von Hermann
Schütz folgen. Darauf in einem sommersemester der prima soll sich das
lesen von Macauley's History of England cap. 1 und 2 anschliessen; in
einem andren von Milton's Paradise Lost; die Wintersemester dagegen
sollen Shakspere gewidmet sein. Der privatlektüre spricht 0. volle
berechtigung zu. Zuerst solle der schüler zu diesem zwecke ein buch
lesen, das in einer untern klasse statarisch behandelt wurde, dann solle
sich etwa das lesen von The prisoner of Chillon, Ivanhoe und Christmas
(Jarol daran anschliessen. Ref. ist kein praktischer schulmann, er erlaubt
sich daher kein urteil: auf alle fälle aber scheint ihm der aufsatz be-
.achtenswert und wenn, im anschlusse au Ottmann's arbeit, auf einer
lehrerversannnlung (denn mündlicher austausch ist hier doch das beste)
die frage weiter erörtert würde, dann wäre wol auch Ottm.'s absieht
völlig erreicht. (Tleichgiltig kann sich aber auch ein docent an einer
uuiversiiät der frage gegenüber nicht verhalten, denn es ist für ihn durch-
ENGL. STUDIEN, BAND III. 85
aus niclit einerlei, wie gut oder schlecht vorbereitet die jungen Studenten
zu ihui kommen!
Es folgen nun hesprechungen von büchern unter der Überschrift
Literatur, ein paar ganz kurze anzeigen unter dem titel: Literarische
uotizen (s. 400). Wir sprachen uns schon oben gegen diese teilung aus.
Müssen denn die besprechungeu immer lange und umfangreiche sein?
Die kritiken sind: W. Skeat, An Etymologieal Dictionaiy of the Eng-
lish Language, von H. Stratmann. — K. Warncke, On the formation
of English Words by means of Ablaut, von D. Asher. — T. Snyder,
System of Shakespeare's Drama, von C. Blasius. — W. Wagner, Works
of Shakespeare. Vol. 1, von 0. Seemann. — K. Elze, Eine aufführung
im globustheater, von demselben. — E. Hermann, Bedeutung des sommer-
nachttraumes für die Shakespeare- biographie und die geschichte des
Enghschen dramas, von demselben. — 0. Brenner, Angelsächsische
sprachproben mit glossar, von K. Körner. — Botkine, La chanson des
runes, von demselben. — A. M. de Sainte Claire, E. Pasquet, and
0. Hölscher, Dictionary of English, French and German idioms etc., von
W. Vietor. — Lehr- und Übungsbücher für die Englische spräche, von
C. Deutschbein, C. Humbert, W. Münch und H. Ottniann. Die notizen
sind: E. Dowden, Shakespeare übers, von Wagner, von E. Külbing. —
W. Dreser, Englische Synonymik, von C. Deutschbein. — Seite 398 steht
ein bericht über die Veröffentlichungen der New-Shakspere-Society in
1879, von 0. Seemann. — unter den 'MisccUen' finden wir zunächst
einen nekrolog auf W. Hertzberg, von Sattler; dann Nachträge zu
Englische Studien bd. II, von Stratmann; Vorlesungsverzeichniss für
Wintersemester 1ST8 — 1S79; eine bemerkung über Richard Rolle, von
Kölbing und endlich Zeitschriftenschau: Anglia III, 1 ; Herrig's Archiv 62
bd. L 2; Literaturblatt für Germanische und Romanische Philologie; An-
zeiger für Deutsches Altertum VI, 1; Zeitschrift für Oestreichische
Gymnasien, soweit sich der inhalt auf unserm gebiete bewegt.
Im beginne des letzten heftes gibt der unermüdliche legenden-
herausgeber, C. Horstmann eine sehr umfangreiche legende von Thomas
Becket, ein gedieht des mönches Laurentius Wade.
Dann gibt Kölbing unter dem titel: Zur Altenglischen Glossen-
literatur, eine coUatiou einiger abschriften, die ich unter dem titel: Aus
Englischen bibliotheken I. Salisbury und London veröffentlichte. Nur
einige bemerkungen, über diese collation! Zunächst trete ich in mei-
nem aufsatze hier in I nicht als 'editor unveröffentlichter texte' auf,
sondern will, wie ich deutlich es aussprach, nur auf die handschriften
aufmerksam machen und einige proben geben. Wie könnte ich mich
nach den paar proben als 'editor' bezeichnen ! Die unter II gegebnen be-
trachte ich, wenn auch nicht, als 'ausgaben', doch als 'genaue abdrucke',
doch von diesen spricht Kö. nicht. Ich bin also weit entfernt, die unter
I gegebenen texte als solche zu betrachten, welche mich als 'editor'
dem publikum vorführen sollen. Ausserdem sollte K. doch aus seiner
praxis wissen, dass druckfehler jedem stehen bleiben können, also viel-
leicht auch, dass das eine oder andre, was er also falsch findet, ein druck-
fehler sein könne! Und nun, was habe ich für schreckliche fehler, selbst
Aiigliii, IV. baud, Aiiz. 7
86 WUFXCKER,
wenn man alles vorher angeführte nicht gelten liisseu will, in den O'/j
Seiten des Hymnus Athanasii gemacht V Zunächst im Ags. texte, der
mir die hauptsache ist: icli drucke synderlice f. synder lice; efnece f.
efn ece; deaduwi f. deadum; he gesaet f. hejesa^t; jodes f. jodes; we
jebidda)? pe f. weje biddaj? Se; sittest f. sitest; jea la jfe f. jea la je^.
Ich bemerke hierzu: es lag gar nicht in meiner absieht, die wortabteilung
der hs. zu geben. Es war also auch gar kein fehler, wenn ich so druckte,
wie ich es tat. Ebenso hatte ich gar nicht in absieht, dass e^, das sicher
gleich 83 steht, eine besondre type erhalte. Darum druckte ich jea la
jaj; desgleichen gab ich nirgends in meinem abdrucke accente der hs.
Das muste doch Külbing merken! Es blieben also noch deadum, ]>e
und sittest als wirkliche fehler zurück. Allein könnte sich Kölbing
nicht auch hier und da in seinen angaben geirrt haben , wie er dies
in seiner Beowulfcollation nicht selten that? — Was nun Kölbing's
behauptung betrifft, ich hätte nicht gewust, dass Psalm Cotton.
Vesp. A. I abgedruckt sei, so ist diese höchst ungereimt. Dass ich
den druck benutzte, führt Kölbing ja selbst an! Warum ich aber hier
die hs. abdruckte, während ich Spelman's Psalter nach dem drucke
gab? Ich wollte nur auf die hss. aufmerksam machen! In Cambridge
war ich 1S78 nicht, deshalb gab ich den druck Spelman's, doch mit an-
führuug der hss., die er benutzte. Die Cotton hs. sah ich, warum also
sollte ich hier den druck statt der hs. veröffentlichen? Wie weit die
übrigen fehler, meist sehr unbedeutender natur, welche mir Kö. vorhält,
berechtigt sind, wird eine neue coUation von andrer band ergeben. Auf
die letzte, sehr persönliche bemerkung erwidre ich: Als Grein totkrank
war im jähre 1877 (zu einer zeit, da Kö. schon habilitiert und als heraus-
gebcr der Studien bekannt geworden war), ernannte er mich als den
herausgeber seiner Bibliothek und seiner Grammatik. Warum gerade
mich? Ich schien ihm doch wol nicht ganz ungeeignet zu sein!
Auf Kölbing folgen Notizen zur Ags, grammatik von Stratmann:
1. Ags. funde, wurde als praeterit. indic. 2. dohtor.
Den schluss der aufsätze bildet Report of the Tests Comittee of
tho St. Petersburg Shakspeare (so!) Circle. Es sind vorzugsweise bemcr-
kungen über metrum und betonung.
Die kritikeu besprechen : W. Skeat, Etymological Dictionary of the
English Language, Part II, von F. H. Stratmann. — K. Elze, Notes on
Elisabethan Dramatists with conjectural emendations, von 0, Seemann. —
F. Baake , Vorstudien zur einführung in das verständniss Shakespeare's,
von demselben. — A throw for the throne, von demselben. — Lehr-
und übungBbücher für die Englische spräche V, von U. üttmann. —
Dann als Literarische notizen: Shakespeare -ausgäbe von W. Wagner,
heft III und IX. — Th. J. Arnold, Shakespeare -Bibliographie in the
Netherlands, von 0. Seemann.
Die 'Miscellen' behandeln: The Dublin Ms. of the Alliterative Ro-
mance of Alexander, von Hesseis. — Havelok and king Olaf (Übersetzung
eines früheren aufsatzes), von G. Storm. — Eine unbekannte hs. der
Ancren Iliwle, von E. Kölbing. — Vorlesungen an den Universitäten,
BUGGH, NORDISCHE GOETTER- UND HELDENSAGEN. 87
soinmor isso. Zoitschriftenschan. — Einf^^cganficne reccnsionsexeinplnre.
— Hcri('htif?uno: (mit heftifjen ausfüllen gegen Znpitza; vgl. aber Studien
IV, ;i72), von E. Kölhing. - Nachträge u. berichtigungen.
Leh^zig. RrcHARD Paul Wuelcker.
Studieu über die «Entstehung" der uordischeu götter- und
hei den sagen von Sophus Bugge. Vom Verfasser autori-
sierte und durchgesehene Übersetzung von Dr. 0. Brenner.
Erste reihe. I. heft. München 1881.
Das werk, das uns hier vorliegt, soll in drei heften erscheinen.
Das erste heft enthält: Allgemeine andeutungen. Dann: Baldr; und
zwar I. der Baldr des Isländischen niythus im verhältniss zu Christus.
Weiterhin die excurse 1. Jüdische Vorstellungen in England und im
Norden. 1. Loki-Lucifor. — II. Die Dänische sage von Hotherus und
Balderus. — Das zweite heft wird den Baidermythus zu ende führen,
das dritte den Yggdrasilmythus, register u. s. w. bringen. Man wird
erst über das werk ein richtiges urteil erlangen können, wenn die ganze
Schrift vorliegt. Allein jetzt sei wenigstens angeführt, durch welche er-
wägungen der Verfasser zur abfassung seines für die mythologie der
Germanen, wie überhaupt für ihre ganze kultur, so wichtigen werkes
gebracht wurde.
Der verf. beginnt mit der bemerkung, dass allerdings ja eine be-
ziehung aller Indogermanischen Völker untereinander betreifs anschauung,
glauben und spräche stattfinde, dass also manche Vorstellungen allgemein-
indogermanisch seien. Andrerseits aber dürfe nicht ausser acht gelassen
werden, dass kein Altiiord. gedieht über das 'J.jh. zurückgehe. Speziell
die Nordischen dichtungen der mythischen heldensage deuten nicht über
die Wikingerzeit zurück. Dies beweist dem verf. versbau und spräche:
denn der versbau wird gestört, die allitcration fällt weg, wenn man
diese dichtungen in die spräche des mittlem eisenalters zurücküber-
setzen will. Auch finden sich Lateinische Wörter, sogar Griechische
und Hebräische namen in diesen dichtungen. Weiter stehen in den bei-
den Eddas götter- und riesennamen, die sonst bei den Germanen unbe-
kannt sind. Die ganze darstellung der Weitentwicklung ist nicht Ger-
manisch. Ausserdem gibt es andere mythen und erzählungen, welche
zwar Germanisch sind ihrem Ursprünge nach , aber ihr erzählendes de-
ment ist wesentlich und zu sehr beträchtlichen teilen fremd. Daher
darf man von überaus zahlreichen Nordischen götter- und heldensagen
behaupten, sie gäben erzählungen, dichtungen und legenden, religiöse
oder abergläubische Vorstellungen wider oder seien wenigstens unter
einwirkung von solchen entstanden , welche halbheidnische und heid-
nische nordleute in den Wikingerzeiten auf den Britischen inseln von
Christen, und zwar von mönchen, die in mönchsschulen erzogen waren,
vernommen halten. — Die Wikinger kamen nicht nur im kämpfe mit
»8 EIN ENKEL,
den bewolmern von England zusammen , sondern verkehrten auch fried-
lich mit ihnen. Die sagen erfuhren sie aber aus dem munde von christ-
lichen Angelsachsen, die diese erzählungen meist aus büchern geschöpft
hatten. In der damaligen christlichen literatur aber vereinigten sich zwei
verschiedene elemente: Jüdisch-Christliches mit Griechisch-Römischen.
Das heidnische war natürlich aucli immer etwas christlich gefärbt. Bei-
spiele stehen s. 10 fl". Tn der heldensage findet sich noch mehr Griechisches
als in der mythologie. Auch christliche legenden, von Christ, von den
engein und teufein giengen in die anschauungen der Nordmänner über.
So wurden Christ zu Baldr, Michael zu Heimdallr. Da die zeit, als diese
ereignisse stattfanden, durchaus kritiklos war, fügte man viel ungereim-
tes, sich widersprechendes zusammen. Die Verbindung des heidnisch -
klassischen mit dem jüdisch-christlichen erklärt sich aber daraus, dass in
der christlichen bildung die beschäftigung mit Latein und das lesen ver-
schiedener schriftsteiler, vor allem Virgil's, eingeschlossen war; christliche
dichter benutzten gern bilder, die dem heidentume entnommen, als
schmuck ihrer darsteilung, auch um mystische erklärungen daran anzu-
schliessen. Ausser Virgil wurden besonders noch die vielen commentare
zu Virgil, die schritten des Hyginus, Dares, Dictys, ferner Homer, Apol-
lodor u. a. benutzt. Von christlichen legenden treten uns hauptsächlich
das pseudevangelium Nicodemi, die Vindicta Salvatoris und die Kreuzes-
legenden entgegen.
Auf diese erörterungen gründet Bugge seine weitern Untersuchungen.
Wir sind sehr gespannt auf die fernem ausführungen, durch welche wol
noch manche, jetzt noch schwankende behauptung B.'s gestützt werden
wird. Hott'entlich erscheinen die nächsten hefte bald, dass man ein urleil
über das ganze erlangen kann.
Die Übersetzung ist eine sehr vorzügliche. Man merkt, dasa der
Übersetzer nicht nur die spräche, sondern auch den iuhalt der vorläge
vollkommen beherrscht.
Leipzig. Richard Paul Wuelcker.
Das Me. Pocnia morale. Im kritischen texte, nach den 6
vorhandenen handsclniften zum ersten male hri^gg. von Her-
mann Lewin, dr. phil. 8. 78 ss. Halle (Niemeyer) 1881.
Von dem Me. Poema morale ist uns eine grössere anzahl von hand-
schriften überliefert als von den meisten übrigen erzougnissen dieser
literatur-periode. Der gedankc an den versuch, einen kritischen text
herzustellen, lag daher nahe, und er ist von Dr. H. Lewin in dem vor-
liegenden schriftchen gemacht worden.
Die Vorarbeit zu diesem versuche: die fcststeliuug der verwant-
schaft der mss. war allerdings schon von Zupitza in früherer zeit ge-
macht, ja die herstoliung des textes selbst durch die Überlassung der
absclirift eines sehr wichtigen ms. (des mit e bezeichneten) von seiten
LEWIN, POEMA MORALE. 89
ilca geiiaimton gelehrten an den hrsg. uiclit uuweseutlich erleichtert
worden; immerhin blieb aber dem letzteren zm gründliche» lösiing seiner
aufgäbe eine nicht unbedeutende arbeit übrig. Eine arbeit, deren er
sich, wie wir uns freuen sagen zu können, mit fleiss und geschick und
iluher auch mit unverkennbarem erfolge unterzogen hat.
Die Lewin'sche ausgäbe des P. M. zerfällt in zwei hauptteile: in
einleitung und text, welchem letztern einige erklärende bemerkungen
!)eigefügt sind.
Zuerst möchten wir einige bemerkungen vorausschicken, die mehr
(las gedieht selbst als unsere ausgäbe angehen.
Auf Seite 5 spricht Lewin von dem lobe, dass ten Brink in seiner
Lit.-Geschichte dem dichter des P. M. zu teil habe werden lassen, und
der hrsg. stimmt diesem lobe rückhaltslos bei. Ich kann jedoch nicht
tinden, dass er die gedachten lobeserhebungen verdiene, wenn ich auch
die einschränkungcn, die ten Brink gleich darauf folgen lässt, aber die
L. abzudrucken vergass, in abzug bringe.
Beim durchlesen der dichtung treti'en wir z. b. auf gedanken wie:
•Wer um weib und kind sich selbst vergisst, der wird an einen üblen
ort (die hülle) kommen, dafern Gott ihm nicht gnade erweist' (v. 25— 26),
oder auf Weisheitslehren wie die folgenden: 'Deine verwanten seien I?ir
ja nicht lieber, als du dir selbst bist. Närrisch ist, der mehr eines
anderen als sein eigener freund ist. Baue nicht der gatte auf die gattin,
auch die gattin auf den galten. Für sich selbst sei jedermann, solange
VA- am leben ist'. Es will mir nicht gelingen, in diesen und andern
aiitzen 'tiefe und wärme der anschauung und gesinnung, adel der cmpfin-
dung und geistige auffassung geistlicher dinge' zu erkennen.
Unser gedieht soll, wie Morris behauptet', merkwürdig frei sein
von mittehilterlich abergläubischen Vorstellungen. Auch diess finden
wir nicht. Der dichter arbeitet genau wie seine coUegen, die homilisten,
mit dem bekannten und beliebten mythologischen apparate seiner zeit
und glaubt genau wie jene himmel und höUe mit den abenteuerlichsten
dingen und wesen ausgestattet und bevölkert.
Was die formelle behandlung des stotfes des P. M. angeht, so hat
t*cliou ten Brink auf gewisse mäugel hingedeutet. Dieser zickzackartige
ideengang, diese endlosen widerholungen, diese farblosigkeit und trocken-
ueit, die den stil des gedichtes von anfang bis zu ende kennzeichnen,
wirken ermüdend auf den heutigen leser.
Diess meine ansieht über den geistigen und den künstlerischen
wert des P. M., der, wie ich nicht umhin kann zu glauben, überschätzt
worden ist. Es wäre nicht schwer, dies des ausführlicheren nachzu-
weisen.
Kommen wir nun zu unserer eigentlichen aufgäbe.
Der hrsg. beschreibt zuerst die handschriften nach ihren lautlichen
cigentümlichkeiten und ihrem werte für die te.xtkritik, und bespricht
bodann die reime, aus denen er auf den lautstand der gesuchten urhaud-
schrift zurückschliesst. Leider sind wegen der geriugfügigkeit des
' Old Engl. Hom. 1. Prof. VL
90 EINENKEL,
uiatorials (das ycdiclit uiufasst nur 39S verse) dic.o Schlüsse hie uud da
ziemlich gewagt, ja zuweileu ganz unmöglich, wie bei den vucalen, die
auf Ae. y (umlaut von ü oder <)), eä, cd und ic zurückgehen. So sehen
wir denn, dass ein im wahrsten sinne kritischer text des P. M. sich nicht
herstellen lässt, diess gibt denn auch der hrsg. selbst zu, indem er auf
Seite 6 der einleitung sngt: dass bei seinem verfahren niemand erwarten
und verlangen könne, dass die einzelnen Wörter, was laute uud formen
angehe, nun stets die gestalt erhalten werden, die sie im original ge-
habt. Diese einschränkuugen zugegeben, wird sich niemand über die
frciheiten verwundern dürfen, durch welche der hrsg. sich seine arbeit
erleichterte. Eine dieser freiheiten, mit welcher der hrsg. das w der
Infinitiv- und partizipialendung behandelt, können wir indess gar nicht
billigen. Wenn nämlich auch dem hrsg. zugestanden werden kann, dass
in den hss. unserer zeit, so auch in denen des P. M. dieses n vor conso-
nanten (ausser vor h) häufig ausfällt, so scheint es doch kühn, darin
eine regel erkeunen zu wollen, da wir in viel späteren handschriften
noch zahllose ausnahmen von dieser erscheinung beobachten können und
es übrigens bei der regellosigkeit, die einmal mit jedem entwicklungs-
zustand der spräche verbunden ist, sich sehr leicht denken lässt, dass
auch der Verfasser des P. M. dieses n oft in und vor ein und demselben
Worte einmal schrieb, einmal wegliess.
Auch darin gieng der hrsg. zu weit, dass er ein solches n einfach
strich, wenn es auf ein wort reimte, dem kein solches n zukam. Bei
einem gedichte, dass man in den anfang des 13., ja in das ende des
12. Jahrhunderts setzt, darf man nicht allzu sehr auf reinheit der reime
vertrauen. In Afred's Sprüchen und besonders in Lajamon's Brut findet
sich eine unmasse solcher reimungenauigkeiten.
Ueber die formenlehre ist nur wenig zu sagen. Es ist diess eine
überaus fleissige Zusammenstellung. Doch finden sich auch in ihr frei-
heiten, wie die oben gerügten. Auch gegen die heimat, die der hrsg. dem
gedichte gibt, wird sich schwerlich etwas gewichtiges anführen lassen.
Der hrsg. geht dann, nachdem er die fremdwörter des gedichtes,
und zwar die Dänischen wie die Romanischen zusammengestellt, auf
die besprechung des metrums über. Dieser teil ist nun unserer ansieht
nach dem hrsg. am wenigsten gelungen. Hrsg. ist noch stark in Lach-
mann'schen anschauuugen befangen. Er redet von achwebender betonung
und geht wo er kann der zwei-silbigen Senkung aus dem wege, wenn er
auch nicht umhin kann, dieselbe im prinzipe zuzugeben, so betont er:
lüde me is bestöle ön; butc me göd do tnilce uud sot is pet is ötSres
nu'mnes freond.^ Wir wissen aber, dass der geist des Germanischen
verses die hebung auf die logisch höchst betouten silben zu legen liebt,
und dass er dabei weder vor fehlender noch vor zwei oder dreisilbiger
Senkung zurückscheut.
' Ein anderes beispiel einer geradezu unmöglichen betonung, das
wir in ermangelung besseren ortes gleich hier mit erwähnen wollen,
findet sich weiter unten auf derselben seitc: pe li'i.ucdc reuing äud stdle,
hördom and drünke.
LEWIN, POEMA MOKALE, 91
Zur (lurclifiili'uiig dieser einsilbigkeit der seiikutig ist mm das
obou erwähutc bewegliche, oder wol vielmehr beweglich gemachte,
,,eud-/t" g;inz wie geschaffen. Der heruusgeber setzt dasselbe, wenn in
folge von ciision die Senkung ausfallen, und streicht es, wenn dasselbe
die elision hindern und /zweisilbige Senkung entstehen würde. Ein
solches verfahren uuiss jeden gewissenhaften kritiker mit bedauern er-
füllen. Ich bin der festen Überzeugung (und diess gilt von dem end-H
im P. M. überhaupt), dass, wenn auch nach des herausgebers aussage
die handscliriften sich hier regellos verhalten, sich doch durch eine genaue
vergleichung derselben in vielen, wenn nicht den meisten fällen hätte
ergeben müssen , was in dem gesuchten texte stand. Jedenfalls aber
hätten wir es lieber gesehen , wenn der hrsg. dieses n mit liegender
Schrift als zweifelhaft kennzeichnete, als dass er es wegstrich oder hin-
setzte, wie er es gerade für gut oder recht befand.
Der abschnitt über das metrische beginnt mit den worten: Das P.
M. besteht aus paarweise gereimten langzeilen von je 7 hebungen u. s. w.
Jedoch nicht 7, sondern S hebungen sind anzusetzen, uud der erste und
letzte vers wären zu betonen:
I'c eom eldre Joanne ic wes, a wintre and a lare
I'et we möte ]?ider cüme, {^anne we heonne wend6
Einen beweis gegen die behauptete siebenhebigkeit haben wir in den
allerdings nur wenigen versen , die auf ein dreisilbiges wort ausgehen,
dessen erste silbe kurz (selten lang) ist:
103. flwet scüUeu hörlinges do, |'a swike and )7;l forswörene
104. Wi! swa feie beoÖ iclepede, swa fewe beoÖ icorene
151. WiÖ l'et he mihte helle Jir bifleon and bisciinie.
Und einen andern beweis liefert der umstand, dass die zweite vershälfte
sonst stets auf ein wort mit langer vorletzter silbe ausgeht. Es kann
nicht zweifelhaft sein, dass diese verse, wie die gleich gebauten bei
La^amon, mit 4 hebungen zn lesen sind.
Den nächsten abschnitt bildet eine Zusammenstellung von anklängen
an das Poema Morale aus der gleichzeitigen und späteren Mittelenglischen
literatur.' Es soll durch diese Zusammenstellung die grosse beliebtheit
und Verbreitung des P. M. bei den Zeitgenossen bewiesen werden.
Bei genauerer vergleichung dieser Übereinstimmungen muss man
sich wundern , dass die liste derselben so klein geraten und dass der
hrsg. nicht auch in anderen als den von ihm benutzten Schriften,
wie ürmulum, Ayenbite, Brut, Heiligenlegenden u. s. w. nach solchen
anklängen geforscht hat. Er würde dort ihrer hunderte gefunden
haben. Ja, aus den Canterbury-Tales konnte ich ihm wenigstens einen
> Auch der früheren?! Die auf seite 47, zeile 10, 18, 37; seite 49,
zeile 8, 10 und 14 angeführten anklänge sind sämmtlich Schriften ent-
nommen, deren Verfasser das P. M. gewiss nicht kannten. Diese schrit-
ten sind unzweifelhaft älter als das P. M. Wir werden sie wol mit recht
noch vor das jähr 1150 setzen, wenn sie nicht gar, wie Morris behaup-
tet, Umschreibungen von noch älteren originalen sind.
92 EINENKEL, LEWIN. POEMA MORALE.
solchen 'anklang' nachweisen. ' Wir möchten aber davor warnen, in
jeder unvermeidlichen syntactischen gleichheit, in jeder landlänfigen
phrase einen beweis zu finden , dass der oder jener Schriftsteller unser
gedieht gekannt habe.
Wenn wir von den oben besprochenen übergrilfen und freiheiten
hier absehen, so können wir uns mit dem zweiten hauptteile, dem kri-
tischen texte, völlig zufrieden gestellt erklären. Nur ein oder zwei
stellen wären hier zu erwähnen, wo der hrsg. unserer ansieht nach un-
nötiger weise die lesung der minderzahl der hss. in den text aufge-
nommen hat.
Die dem texte beigefügten erklärungen werden dem anfänger wie
dem fachmanne willkommen sein. 8ie beweisen sämmtlich gründliche
grammatische kenntnisse und eine nicht gewönliche belesenheit in den
Schriften der früheren epochen. Nur weniger bemerkungen bedarf es
hier von meiner seite. So erscheint mir die erklärung von vers 122
zu gezwungen. God z^ue, pat ure ende beo god, and wite, pet he us
lende soll nach dem hrsg. heissen: 'Gott gebe, dass unser ende gut sei
und sorge dafür, dass er uns dahin lande (an das gute ende, in den
liimmel)'. Ein /^ere oder lieonne findet sich nicht im texte, also hat das
'dahin' des herausgebers keine berechtigung. Uebrigens heisst w//fn
nicht sowol 'für etwas sorgen', als vielmehr 'etwas schützen, bewahren'.
Unsere Übersetzung ist nun die folgende: 'Gott gebe, dass unser ende
gut sei und bewahre, was er uns lieh'. Das 'was', 'unsere seele' er-
gänzt sich von selbst. — Auch zu vers 216 ist eine viel einfachere er-
klärung möglich als die, welche Morris und L. geben, der vers lautet:
Seif pe deouel milite habbe milce, ^ef he hi bigunne. Warum muss hier
bigunne die geltuug von erbitten hjiben? Ich denke, wir lassen dem
Worte seine bedeutung und nehmen lieber eine ellipse an: 'wenn er sie
(zu üben) begänne' = 'wenn er mit ihr (seil, der milde) anfienge', der
übernächste vers : Ac helle hing is areles witüpan }^e he mei binde spinnt
dann diesen gedanken weiter aus. Die logischen beziehungen der verse
21.^ bis mit 21 S gehen über kreuz. Wollte man frei übersetzen; so
könnte man die ganze stelle etwa widergeben: Gott kann aller sünden
vergeben (215). Wer seine gnade sucht, findet sie gewiss (217). Selbst
der teufel fände gnade, wenn er nur mit ihr begänne (216). Aber er
ist erbarmungslos gegen die, so ihm unterliegen (21 S).
Auf solche gedankensprünge oder gedanken wideraufnahmen, wie
man es auch nennen könnte, treffen wir häufig in den gedichteu unserer
zeit, und gerade im P. M. sind sie sehr häufig zu finden. Reimnot wird
man wol hierfür als die vorzüglichste Ursache ansehen müssen.
Unser gesammturteil über Lewin's ausgäbe des P. M. ist, abge-
sehen von einigen missgriffen und irrtümern, die nun einmal in allen
menschlichen dingen unvermeidlich sind, ein günstiges, die hauptauf-
gabe, die sich der hrsg. gestellt, die aufgäbe, aus den 6 vorhandenen
1 Zu P. M. 287 stellt sich Ther may no tonge teile or herte thinke
(Redline edition pag. 253) und that tonge may not teile, ne herte thinke
(ebd. pag. 572).
KOCH, CHAUCER-SOCIEIY. 93
Ulys, t'iiiou text liorzustcllen, der dciu verloren gegangenen originale
mögliehst nahe kommt, ist als gelöst zu betrachten. Und so entlassen
wir denn das büchlein mit den besten wünschen für seine Verbreitung
und aufnähme bei fachleuteu und studirenden. Für die letzteren vor-
züglich wird es eine willkommene gäbe sein.'
Eugen Einenkel.
Die neusten Veröffentlichungen der 'Chancer -Society'"^ und
die Überlieferung der 'Minor-Poems'.
I. Series.
LVIII. A Parallel-Text Edition of Chaucer's Minor Poems, Part III. Edited by
Frederick J. Furnivall, M. A. etc. 11. The Legend of (Jood Womeu,
from 5 Mss. and Thynne's print. 12. Truth, froni G iMss. 13. The
Compleynt of Venus, from tj Mss. 14. The Envoy to Scogau,
from 3 Mss. 15. Marriage, or The Envoy to Bukton, from 1
Ms. and Notary's and Thynne's prints. l(j Geutilessc, from 0 Mss.
17. Proverbs, from 3 Mss. 18, Stedfastness, from B Mss. 19. For-
tune, from ß Mss. 2(i. Chaucer to his Empty Purse, from (3
Mss. — London 1S79, p. 2-13—449; 4».
LIX. Suppletnentary Parallel-Texts of Chaucer's Minor Poems, Part II. Edited
by Frederick J. Furnivall, M. A. etc. 1 a. The Parleiiient of Foules,
from 3 Mss. 2. The ABC, from 6 Mss. 3. Anelida and Arcite,
from 6 Mss. 4. The Legend of Good Woraen, in whole or part
from 4 Mss. 5. Tbc Complaiut of Mars, from 3 Mss. 0. Truth,
from G Mss. 7, The Compleynt of Venus, from 3 Mss. S. (Tcntil-
esse, from 3 Mss. 9. Lack of Stedfastness, from Thynne's priut
and 2 Mss. 10. Fortune, from 2 Mss. and Caxton's print. — Lon-
don ISSü, p. 1 — 170; 4".
LX. Odd Texts of Chaucer's Minor Poems. Edited by Frederick J. Furnivall.
Appendix 3. Two Odd Bits of Chaucer's Troilus. Wise Meu
learn by Pools. 4. The Tongue. (5.) Newe-Faugeluesse.
3. An ABC, from 2 Mss. 4. The House of Fame, from the Pepys
Ms. 5. The Legend of Good Women, from 3 Mss. 0. The
Dethe of Blaunche the Duchesse, from 1 Mss. 7. The Com-
pleynt to Pity, from 2 Mss. S. The Parlament of Fowles from
1 Ms. 9. Truth, from 3 Mss. 10. Envoy to Scogan, and 11. Purse,
from Caxton. London l^so; p. IX— XllL 65—290. bvo.
• Im falle einer zweiten ausgäbe möchten wir den hrsg. folgende
druckfehler und versehen zu berichtigen bitten:
Seite 40, zeile 13 v. u. für 135 lies 13(1.
„ 45, „ 20 V. o. „ Norton lies Morton.
,, 47, „ 4 V. u. ,, iineten „ imelen.
„ 79, „ 1 V. o. „ pag. 1 „ pag. 5, D. 0.
2 S. Anglia II, s. 532—545; III, s. 17!»-191.
94 KOCH,
LXI. A One-Text Print of Cliaucer's Minor Poems,, biing thc best Text of
euch Poem in the Parallel-Text Edition, etc. tor Ilaudy Use by Edi-
tora and Keaders. Edited by Frederick J. Furnivall. Part II. VI. AIo-
ther of God. VII. Anelida and Areite. VIII. The Former
Age. IX. Adam Scrivener. X. The House of Farne. XI, The
Legend of Good Women. XII. Truth. XIII. The Compleynt
of Venus. XIV. Envoy to Scogan. XV. Marriage, or Bulc-
ton. XVI. Gentilesse. XVII. Proverbs. XVIII. Lack of
Stedfastnesse. XIX. Fortune. XX. Purse. London ISSO;
p. 101—320. Svü.
Da icli bereits an anderem orte ' eine genauere inhaltsangabc nebst
liurzer besprechung dieser Veröffentlichungen gegeben habe, will ich
hier den versucli machen, den wert derselben dadurch eingehender zu
bestimmen, dass ich sämratliche bis jetzt von der Chaucer-Society her-
ausgegebenen texte der Minor Poems mit einander vergleiche. Natürlich
muss ich jetzt noch davon absehen, eine vollständige klassitikation der
verschiedeneu Überlieferungen aufzustellen, da eine solche eine arbeit
für sich bilden würde und sich nicht gut mit dem Charakter einer recen-
sion vertrüge. Ueberdies dürfte ein derartiges thema, da die begründung
der einzelnen ausführungen viel räum beanspruchen würde, weit über
die mir zugemessene grenze hinausreichen. Später beabsichtige ich je-
doch die folgende skizze zu erweitern.
Bevor ich zu den besonderen stücken übergehe, möchte ich erst
ein paar allgemeine bemerkungen über die Überlieferungen der in rede
stehenden gedichte machen. Leider ist uns kein originalmanuscript er-
halten, und selbst die besten, welche uns zugänglich geworden, sind von
dem Urtexte mindestens durch eine, meist durch mehrere generationen
entfernt. Dennoch wird es in den meisten fällen möglich sein, das
original im ganzen getreu zu reconstruiren, weil die grössere zahl von
handscliriften und alten druclcen verschiedene gruppen bilden, von denen
die eine die andere berichtigt oder ergänzt. Diese gruppen sind teils
coustant, teils vaiiirend, d. h. die Überlieferung gewisser handschriften
ist für alle in ihnen enthaltenen gedichte gleichwertig, in andern mss.
stammt sie dagegen für die einzelnen stücke aus verschiedenen quellen.
Die erstcren sind natürlich die wertvolleren, doch lässt sich auch aus
der zweiten klasse mancher nutzen ziehen, wenn es gelingt, ihre be-
ziehung zu den bekanntereu grossen aufzufinden. Bei allen ist mir diess
bisher nicht gelungen, was hauptsächlich daran liegt, dass die betreflfen-
deu zu sehr verderbt sind. Am meisten beachtung verdienen durch-
schnittlich die von Shirley copirten handschriften (es sind zunächst
Ashmole öU, Harl. 7333, Trin. Coli. Cambr. R 3. 20, dann auch Harl. TS,
Br. Mus. Additional 16, 165, und Sion's College, London) und Fairfax 16
nebst Bodleian 638. Die crsteren sind freilich mit grosser vorsieht zu
benutzen, da ihr Schreiber oft willkürliche und sinnlose Varianten bringt;
selbst diejenigen gedichte, welche er mehrfach abgeschrieben hat, weichen
' S. Jahresbericht über die erscheinungen auf dem gebiete der Ger-
manischen Philologie. IL Jahrgang. Berlin 1S81, s. 226—28.
CHAUCER-SOCIETY. 95
uü violeu t^toUcu wcsciitlich von einander ab: es scheint, als ob er meist
aus ticui goclUchtnisso schrieb nnd in fallen, wo ihm ein wort oder ein
vers entfallen war, nach gutdünken etwas anderes substituirte. Dennoh
bieten diese mss. in mehreren fällen die richtige lesart, was teils durch
sinn oder metrum, teils durch vergleich mit andern mss., die, wenn auch
an sich nicht immer rein, doch durch gelegentliche Übereinstimmung mit
jenen die richtigkeit verbürgen, bewiesen oder mindestens wahrschein-
lich gemacht wird. Faiifax und Bodleian sind gleichfalls nicht frei von
fehlem und lüeken, doch gehen sie beide in allen stücken auf ein ge-
meinschaftliches original zurück, so dass sich dieses leicht wiederher-
stellen lässt, und wir somit auf eine dem originale näher gelegene stufe
gelangen. Auch Cambr. Univ. Ms. Gg. 4. 27 gehört zu den am besten
erhaltenen, obgleich seine Zuverlässigkeit öfters durch nachlässigkeiten
seines copisten leidet und es daher, trotz seines relativ höheren alters,
mitunter hinter jüngere Überlieferungen zurücktreten muss.
Was nun die veröifeutlichung dieses materlals betriift, so ist vor
allen dingen zu bedauern, dass der herausgeber nur eine einzige der be-
nutzten haudschriften (Longleat 2.5S, s. LX, p. 251) genauer beschreibt.
Man weiss daher nichts bestimmtes über den sonstigen inhalt der anderen,
was für die beurteilung ihres Charakters nicht unwesentlich ist. Aus
mehreren sind ferner nur einzelne stücke abgedruckt worden, ohne dass
wir eine aufklärung erhielten, ob sich noch andere Chaucer'sche ge-
dichte in denselben befinden. Es ist ja nicht nötig alle zu veröffent-
lichen, doch ist es immerhin von interesse, von ihrem Vorhandensein
künde zu erhalten. Wir hoffen, dass das versäumte einmal nachgeholt
werde.
Ich wende mich nun zur betrachtung der einzelnen gedichte nach
der von Furnivall adoptirteu reihenfolge, wobei ich auch die schon
früher gedruckten mss. ausführlicher bespreche, da ich aus erfahrung
weiss, dass in Deutschland cxemplare der Ch. See. Publications nicht
vielen zugänglich sind.
I. Dethe of Blaunche the Duchesse. Bereits früher (1. Series
XXI, Lond. ISTl, p. 1—49) sind folgende Überlieferungen abgedruckt
worden: Thyune's ausgäbe vom jähre 15:52, F:\irfax Ms. 10, und Tanner
Ms. 346. Zu ihnen gesellt sich in den diesmal zu besprechenden bänden
Bodley. Ms. tj3S in no. LX, s. 215—250. In einer Vorbemerkung sagt
Furnivall, dass der abdruck desselben bisher unterblieben wäre, da es,
nach dem ergebniss der vergleichung eines andern nur copie von Fairf.
sei, dass er jedoch nach weiterer prüfung zu dem von mir oben ange-
gebenen resuUate gelangt ist. Was nun das Verhältnis der obigen texte
zu einander betrifft, so ergibt sich, dass Fairf., Tan. und Bodl. aus dem-
selben originale .stammen. Denn alle o zeigen zunächst dieselben iücken;
vers ;U — 'JO fehlen ganz in Tan. und Bodl. (in welchem übrigens auch
die verse 24—31 nicht vorhanden sind) und sind in Fairf erst später
hinzugesetzt worden. Dasselbe gilt bei v. 2S^, 4SI und 8SG. Doch auch
sonst erweist sich durch lesarten, dass die 3 haudschriften auf einer
vorläge beruhen, doch so, dass Fairf. und Bodl. enger zusammen ge-
hören; z. b. v. 7 Tan. Of titis rvorld statt Of no ihinge, v. 97 setzt Tan.
96
KOCH,
/ hinzu; v. 210 J'an. hid st. pray, 228 fehlt rede u. s. f. Andererseits
weichen die drei öfters von Thynne ab; go fehlt bei diesem v. 2 that,
V. lü!) ist mit ihm to Juno st. Juno zu lesen; 154 Thynne: he st. ne,
lltl) Thynne richtig her st. his , 298 as st. al u. s. f. Doch liegt auch
dieser druck nicht allzufern von den mss., so dass wir etwa folgendes
Schema erhalten:
A
F.iiif. Bodl.
Da nun aber die abweichungeu der einzelneu texte von einander
meist auf Schreibfehlern beruhen, so setzen sie selbst uns nicht in den
stand, manche verse mit unrichtiger silbeuzahl zu verbessern, so z. b.
101, 296, 328, 329, 341, so dass wir hier mehr als sonst auf conjecturen
angewiesen sind.
IL The Complcynte to Pite. Da ten Brink schon in II Series
9. Essays on Chaucer etc. Part II, s. 165 flf. die in no. XXI publicirten
6 rass. dieses gedichtes (Tanner 346, Fairfax 16, Bodl. 638, Harl. 78 —
öhirley's — , Cambr. Univ. Libr. Ff. 1. 6, Trin. Coli. R. 3. 19) bereits
klassificirt hat, so kann ich mich hierüber kürzer fassen. Hinzuge-
kommen sind in den Odd Texts (s. 252—61) noch zwei fernere mss.,
nämlich Ilarl. 7578 und Lougleat 25S. Diese ordnen sich nun in das
von ten Brink 1. c. entworfene schema folgendermasseu ein, wobei ich
für meine zusätze mich punktirter liuien bediene:
Tan.
\ Longl.
ßoJl. \ xrinit.
Cambr. Ff. 1. 6.
Dass Harl. 7578 mit Shirley's Harl. 78 aus einem originale stammen,
zeigt gleich der anfang: v. 1 yoore (st. yore agoo), v. 3 rvoer {äi. so wo),
terner v. 21 there was noon othre waye (st. there tvas ho more to saye),
V. 42 honde (st. bonde) und noch viele andere stellen. Doch Sh.'s Harl.
ist nicht direkte quelle zu dem in rede stehenden ms. Dies sieht man
besonders aus dem eingange des eben citirten v. 21, der mit allen
andern mss. 1 was but lorne lautet, während Sh.'s Harl.: Me thouyht
ine lorne schreibt; so auch v. 30 scheo is dede but I, Sh.: hir deed only
^nl I- — Longleat ms. andererseits stimmt in den meisten fällen mit
Trinity R.^ 3. 19 übereiu, doch lassen mehrere abweichungen erkennen.
CHAUCER-SOCIETY. 97
dass es nicht aus diesem geschöpft liat, sondern mit ihm aus derselben
vorläge lierrührt, die widernui auf die zu Tan. und Cambr. Univ. Ff.
1. t; zurückgeht. Ein paar belege mögen genügen. In v. 7 fehlt in
Trin. rne, welches Longl. gemeinschaftlich mit dem eben genannten hat,
V. 34 Trin. and st. or, v. 49 no man st. billc , v. G4 your f. u. s. w. —
Von besonderem werte sind daher die beiden besprochenen handschrif-
ten nicht.
III. The Parlament of Foul es. Im teil 1 (no. XXI, s. 50—99)
waren folgende Überlieferungen zum abdruck gelangt: Cambr. Univ. Ms.
(tg. 4. 27, Trin. Coli. Cambr. R. 3. 19, Caxton's ausgäbe (1477—78), Shir-
ley's Harl. 7333, Ms. LVII St. John's Coli., Oxford, Ms. Cambr. Univ.
Lihr. Ff 1. 6. In demselben jähre (IS71) erschienen dann als Supple-
mentary Parallel-Texts (I Series, no. XXII, s. 1—20) drei fernere rass :
Tauner 34(), Digby 181 und Arch. Seid. B. 24. Sodann in den Odd
Texts Part I (I Ser. XXIII) zwei fragmente aus Cambr. Univ. Libr. Ms.
Hh 4. 12, welches v. 1—365 enthält, und Laud Ms. 410, von v. 1—142
reichend. Von den hier zu besprechenden bänden bringt uns dann
no. LIX (Suppl. Texts II, s. 1—26) widerum 3 mss.: Fairf. 16, Bodl. 638
und Longleat 258.' Endlich steht in den Odd Texts, Part II, 2G5— 288,
ein ziemlich umfangreiches bruchstück (v. 1—667) aus dem Pepys Ms.
2oiH) (Pepysian Libr. Magdalen College, Cambr.). Wir haben somit 15
mehr oder weniger vollständige texte vor uns — ein beweis, wie beliebt
dies gedieht gewesen sein muss.
Es scheiden sich die erwähnten mss. nun in folgende gruppen: auf
einen gemeinschaftlichen codex gehen zunächst Fairf., Bodl., Tan.,
Longl. und Digby, doch so, dass die beiden ersten, wie auch sonst,
näher zusammenstehen; von den nächsten drei gehören Longl. und Tan.
zusammen, von denen sich Digby nur wenig entfernt. Ich nenne sie
zusammen B, Fairf. und Bodl. b, die 3 andern ß und die gemeinschaft-
liche vorläge von Tan. und Longl. ß\ — Dieser gruppe gegenüber steht
eine andere, deren gemeinschaftliches haupt C heissen möge. Von die-
sem zweigt sich c ab, zu welchem die Cambr. Univ. mss. Gg und Ff
gehören. Die andern mss. dürften nun auf einen aus C geflossenen
codex y zurückgehen, und zwar scheidet sich zunächst /' mit Shirley's
Harl. 7333 und dem Trin. Coli. Ms. K 3, 19 ab. Bei den übrigen ist es
nicht möglich, ohne zu sehr in einzelheiten einzugehen, ihr verhältniss zu
einander zu bestimmen, jedoch lässt sich leicht erkennen, dass St. John's
und Laud Ms. aus demselben originale stammen. Allenfalls ausser
Caxton's druck sind die meisten, insbesondere Seiden und St. John's,
von den früher genannten Ff und Longleat, jedoch so verderbt, dass
sie bei einer kritischen textherstellung nur gelegentlich berücksichtigung
verdienen. — Einige belege zu dieser aufstelluug mögen hier folgen.
' Auf dem umschlage dieses bandes heisst es: Six Texts, und zu
den eben aufgezählten werden dann noch Tan. 346, Digby 81 (sie!) und
Seid. B 14 (sie!) hinzugefügt. Es sind dies jedoch dieselben, welche in
no. XXII abgedruckt sind, und im buche selbst finden sich auch nur die
4 ersten Strophen aus ihnen. Wozu diese einrichtungV
98
Dio
scheidu
ns der beiden gi
uppen
B und C lassen folgende stellen er-
kennen :
V.
i;{
B:
Dar 1 not
seyn
C:
1 dar not seyn.
V
;r2
B:
Clmpilres
seven
it had
C:
Vlmpitres it had seven.
V.
35
B:
teil
C:
sey.
V.
44
B:
ischewid
C:
schewid.
V.
75
B
neuer.
C:
not.
V.
80
B
the erthe
C:
the World (ausser Gg n. Ff: thei-)
V.
17S
B:
box pip iree
C:
box tre piper.
V.
221
B:
to don
C:
to go.
V.
2;u
B:
founded
c;
i-founded. (Ff: foiindede rvel,
Seid.: wele foundit.)
V.
338 B:
es fehlt ha
rdy
C:
hardy etc.,
wobei ich alle orthographischen abweichungen , wie auch für das fol-
gende, als unwesentlich bei seile lasse. Für die Scheidung von b und ß
sind beispielsweise diese verse zu beachten: v. 3 C: The dredful joye,
b: (hier allein von Fairf. vertreten, da Bodl. erst mit 23 beginnt) The
slyder joy, ß The blisful joy. v. 7 C: ßete or sinke, ebenso Digby,
während B sonst rvake or winke liest, v. 9(i C: meist seif, ebenso b;
ß: seluen. v. 106 C: (ausser 7') can I not = ß\ b: Can not 1. v. lOS
rnade fehlt in b. v. 152 C und ß: wepir, b: wlier l>at. v. 278 die meisten
zur gruppe C gehörigen texte: two ^onge folkes = /5; b: the yonge
folkes. Endlich mag noch erwähnt werden , dass Digby allein aus der
gruppe B das Roundel bringt, freilich in verstümmelter form. Wenden
wir uns nun zu den einzelnen klassen der gruppe C, so wären etwa
folgende verse zu citiren: v. 47. c: loned, sonst C = B loueth. v. 64
e=B: bad, die andern: said. v. 73 c: know thiself first, die andern: first
know thisilf (ausser Hh: know first thisitf). v. 88 c: ^0 my seif st. to
my bed. v. 90 c: 7vhioh fehlt, v. 313 c: air, die andern: see etc. Die
Zusammengehörigkeit von Trin. Ms. R 3. 19 mit Shirley's llarl, zeigen
dann: v. 8 }'': not fehlt, v. 60 }'': then zuges. v. 89 y': besy fehlt, v. 106
7': / can not (b: Can not 1, sonst Can 1 not), v. 112 }'': shall 1 qiüte
— sonst will oder wolde I (tlie) quite. v. 556 7': wille st. gole, gölte,
goler etc. Endlich findet sich in beiden einzig eine Strophe am Schlüsse,
die nicht von Chaucer herrühren kann. Dass Sh.'s Harl. jedoch nicht
quelle des Trin. Ms. ist, zeigt unter auderm das fehlen der 98. Strophe
in jenem. — Dass St. John's und Land Ms. aus einem codex geflossen
sind, ist aus folgenden gemeinschaftliVihen fehlem ersichtlich: v. 4 at st.
that. V. 10 ful oft fehlt, v. 41 son st. so. v. 71 he st. htm. v. 96 ?-iyht
fehlt. V. 104 he hap dronk st. drinkip etc. — Mitunter finden sich auch
ähnlichkeiten in der abweichung zwischen den handschriften, die nicht
zu derselben grupi)C gehören; doch walten hier oft'enbar Zufälligkeiten
ob, oder man muss annehmen, dass der betreifende copist eine der
.andern gruppe zugehörige haudschrift zum teil mitbenutzte. Stimmen
jedoch mss. einer gruppe mit denen einer anderen überein, so ergibt
sich meist, dass die gemeinsame lesart die richtige ist; hauptsächlich ist
dies der fall, wenn B und c dieselbe oder eine ähnliche Variante von
den andern zu C gehörigen mss. bieten; z. b. haben beide v. 18 for to
CHAUCER-SOCIETY. 99
für das to der audern-, v. 62 That well is nf musik etc. (mit ausnähme
von Digby) für That welles of inusike ben etc.; v. 221 before für by
force etc. — Um nicht zu weit zu gehen, nur noch ein paar anffiillipe
beispiele, weiche resultate wir aus diesen Publikationen gegenüher dem
sonst gangbaren texte von Morris gewinnen. So ist v. 225 in allen rass.
übereinstimmend: / sam beaulc 7vithoute any atüre zu finden, womit
M.'s lesart ganz hinfällig wird; v. 231 haben widerum alle mss. (ausser
Fairfax) hrass.^ Endlich ist in v. 277 Cypride (= Venus) statt Vupide
mit den mss. Gg, Sh.'s Harl., Pep., Fairi'., Bodl. und Tan. zu lesen.
Damit fallen natürlich die folgerungen, die ich früher (Engl. Studien I,
250 und 271) aus der lesart Cupide gezogen habe, und auch meine Über-
setzung (in dem unten erwähnten büchlein)^ erweist sich als unrichtig.
Diese beispiele lassen sich leicht vermehren.
IV. The Compleynt of Mars. In dem bereits für die vorigen
stücke benutzten bände XXI (s. lUO— 121) stehen sechs texte: Fairf. 10,
Tan. ;M0, Julian Notarj's ausgäbe (1499^1501), Shirley's Ilarlcian 7333
(jedoch nur v. 1--17S), Shirley's Trin. Coli. Cambr. R 3. 20 und Arch.
Seid. H 21. In dem LIX. bände (s. 142 — 152) erhalten wir dazu: Pepys
Ms. 2ü(iG band B vollständig, dasselbe band E, nur v. 1 — 84, und Long-
leat 258, von v. 43 an. Vergleicht man diese mit eiander, so ergibt sich
leicht folgendes: Fairf., Tan. und Longl. gehören, wie beim vorigen, zu
einer gruppe, und zwar stehen die beiden letzteren widerum in dem-
selben verliältnisse wie beim Pari, of Foules. Ihr gegenüber steht eine
andere Überlieferung, aus welcher die übrigen texte geflossen sind.
Diese bringen in manchen fällen berichtigungen zu den vorigen, doch
sind sie, bald melir, bald weniger, so entstellt, dass sich ihre genealogie
nicht mit wenigen zügeu darstellen lässt. Daher beschränke ich mich
auf folgende citate als belege:
v. 1 Fairf., Tau.: louers\ die andern: foivlcs (Sh. Harl. ßoures ver-
schrieben; Longl. fehlt).
V. 51 Fairf., Tan., Long.: as it tcll\ die andern: tili it /V//(Not.: syll
verdruckt).
V.HB Fairf., Tan., Longl.: sorrotv\ die andern: 7Voo.
V. 145 Fairf., Tan., Longl.: valauns\ die andern: balunce (doch hat
auch Seid. vaUmce).
V. 140 Fairf., Tan., Longl.: makcth\ die andern: dooth.
V. 207 Fairf., Tan., Longl.: departen-^ die andern: deprauen (Seid,
verderbt) u. s. f. Ferner:
V. 84 Tan., Longl.: right statt light.
» S. meine uote zu den betreff, versen in 'Ausgewählte Dichtungen
Ch.'s etc.' 8. 60.
^ Ich nehme diese gelegenheit wahr, um zu bemerken, dass trotz
der freundlichen beurteilung des werkchens, die ihm von mehreren Seiten
zu teil geworden, sich immer mehr fehler in demselben herausstellen.
Bereits zu meinen 'berichtigungen', Angiia IV, 2, 49, machte ich einige
nachträgliche z.usätze, die jedoch vom drucker nicht mehr berücksichtigt
werden konnten. Icli boabsiciitigte ursprünglich, sie diesmal zu bringen,
doch unterbleibt es besser, bis ich über einen wirklich kritischen Chauccr-
test verfügen kann.
100
KOCH,
V. 96 Tan., Longl.: Sprangen st. brosteti etc. •
V. 143 „ „ iveping Venus st. Venus weping.
V. 25t) „ „ jervel st. tresour.
V. The ABC. Einen teil der mss. habe ich schon früher (s. Anglia
III, 182—83) besprochen. Es waren dies: Ff 5. 30, Univ. Libr. Cambr.,
G 21, St. Johu's Coli. Cambr., Q 2. 2.5, Hunterian Mus. Glasg., Laud
Ms. 740, Gg4. 27 und Fairf. 16, welche in LVII, s. 123—135, abgedruckt
sind. Seitdem sind noch folgende erschienen: in LIX, s, 27—36: Harl.
2251, The Bedford Libr. Ms., Speght's ausgäbe von 1602, Pep. 2006
hand B und E (nur v. 1 — 60 in beiden), und Harl. 7578 (v. 1 — 48 ent-
haltend); in LX, 8. 65— 7S endlich Shirley's Sion College Ms. (schon bei
obiger besprechung kurz erwähnt) und Bodl. 638. — Bei diesen ist das
abhängigkeitsverliältnis durchsichtiger wie bei den vorigen, so dass sich
folgendes Schema aufstellen lässt:
Pep. B
Pep. E
Laud
St. John's.
bei welchem ich nur die schlechte handschrift Harl. 2251 ausgelassen
habe, die sich nicht mit bestimmtheit hineinfiigen lässt. Im allgemeinen
neigt sie jedoch zu B. Belege:
V. 33 B, Harl. 2251 : in the bee C: been in thee.
V. 35 „ ,, unto mercy hastow C: Hast f>ou to tnisericorde.
V. 45 „ „ 7vit C : 7viU.
V. 58 „ as for our alliance C: to have our alliance {W'axl. 2251: for
vs in alliance).
V. 59 ., 7vith his blood he ivrote the {h, ß\ that h^) blisful bille ibid.
C: with his precious blood he ivrote the bille ibid. Harl.
2251: Tvith his blood he wrole a precious bille etc.
Gruppe b sondert .sich: v. 8 liath me statt me hath, v. 38 good s,i. fruit,
V. 70 of the croked strete fehlt, dafür Bodl. of dede (Harl. 7578 hat be-
reits aufgehört), v. 149 / st. ü etc. — Für b': v. 11 Mm fehlt, v. 46 dose
in wilh thyn oiven grace st. dope ivith thy grace, 65 it fehlt, v. 100 ne
st. or, V. 105 po st. that , v. 133 joy st. mercy , v. 142 he fehlt, v. 181
setzen beide mss. bi'i^t hinter ladi zu etc.; doch dass Speght nicht copie
von Gg ist, geht aus mehreren fehlem in diesem hervor, wo Speght das
richtige hat, z. b. v. 1 73 beseche statt preye etc. Die Stellung von ß er-
gibt sich aus den allgemeinen vergleichen von B und C uud dem ganz
CHAUCER-SOCIFTY, 101
abweichenden schlussvers (iO: (Jf rnercy put pat in Ms remembrance.
Kür c: V. 31 god fehlt; v. 31» me (well) chaslise, wahrscheinlich die rich-
tijje lesart, die nnr noch in Ff steht, wo sie jedoch nachträglich vor-
bessert ist; die andern alle corrccte me. v. 152 // smertc}> me so sore
St. almost il smert etc. v. 154 Ihy st. the u. s. f. Doch dass Sion nicht
direkte vorläge war, erkennen wir z. b. aus v. 5, wo es crye st. flee liest.
Für y: Ff und Glasg. stimmen fast wörtlich überein; als abweichend
von den andern sind folgende stellen hervorzuheben: v. 40 me wole st.
7v'U me, V. 132 il his st. is las etc.; doch stammt Glasg. nicht unmittel-
bar aus Ff, weil dieses mancherlei fehler hat, z. b. fehlt v. 151 in ihm
so etc. Endlich für y' sehe man v. 5ü 7vas bette?' st. wei'e bitter, v. 07
ii^e falle in (uny) errour st. a sotile fallith etc., v. 97 yit zu streichen,
V. 150 cursed st. accursed, und viele andere.
VI. The Mother of God. Von diesem gedichte sind nur 3 mss.
(Phillips 8151,. Arch. Seid. B. 24, Ediub. Adv. Libr. 18. 2,8) bekannt,
welche in no. LVil abgedruckt und von mir bereits Anglia III, 183 f.
besprochen sind. Ich drückte damals meinen zweifei an der echtheit
dieses Stückes auf grund unsicherer Überlieferung und eines unechten
rcimes (v. 64 : 66) aus. Seitdem haben sich bessere autoriräteu dahin
ausgesprochen, dass es trotz dieser bedenken stil und ausdruck nach
von Chaucer verfasst sein könnte. Ferner sei ein ähnlicher reim in dem
Compleynt of Venus (v. 22 : 23 aventure : honoure) vorhanden. Das
orstere gebe ich gern zu; aber soll man jedes leidliche gedieht dieser
periode auf grund eines zweifelhaften Zeugnisses — und insbesondere
Seid. Ms. verdient, wie schon mehrfach erwähnt, wenig glauben —
Chaucer zuschreiben? Was das andere betrifft, so möchte ich darauf
hinweisen, dass sich der Verfasser der Venus selbst im gedieht ent-
schuldigt: 'das alter drückt mich; da unsere spräche nicht so reich
an reimen ist, wie das Französische, so wird es mir schwer, der
seltenen kunstfertigkeit meines Vorbildes genau zu folgan' (v. 76 ff.).
Ferner ist wol zu beachten, dass die Venus ein weit künstlicheres reim-
gefüge hat als jenes. Somit kann ich meinen zweifei nicht ganz fallen
lassen, wenn ich jetzt auch die möglichkeit einräumen will, dass die-
ses stück echt sein kann. Indessen verlohnte es sich wol der mühe,
Occleve's gedichte mit der Mother of God eingehender zu vergleichen.
Dies würde ein sicheres urteil abgeben, als die von meinen geguern aus-
gesprochenen subjektiven meiuungeu.
VII. Anelida and Arcite. Auch über diese gedichte habe ich
schon früher (1. c. 184 f.) gehandelt und ein schema der fiiiation von 0
in no. LVII publicirten mss. entworfen. Es waren dies Shirley's Harl.
7333, Fairfax, Tauner, Harl. 372, Digby 181 und Caxton's druck. Hieran
reihen sich in LIX, s. 37 — 57, Shirley's Additional 1G165, Bodley. 638,
Longleat, Shirley's Trin. Coli. R. 3.20, Cambr. Univ. Ff 1. 6 und Pepys.
Es ist jedoch zu bemerken, dass, von kleineren lücken abgesehen, die
3 letzten erst mit der Compleynt (v. 211) beginnen, dass Pep. überdies
nur bis v. 311 geht, und dass v. 66— 126 und v. 193— 210 in Shirley's
Addit. fehlen. In das obige diagramm fügen sich diese nun folgender-
An;>liii, iV. band, Anz. b
102 KOCH,
maasen (wobei ich jedoch der grösseren zahl von mss. wegen die buch-
stabenbezeichnung etwas ändere):
Shirley's.
Ich greife nach belieben einige verse heraus, um dieses verhältniss
KU illustriren: v. 35 B: hurs on foote, C: hors and footc. v. 51 y: Juvo
St. Jutio. V. G3 C: fare, B: cat-e. v. 68 C (an dieser stelle jedoch nur von
Sh.'s Harl. und Caxt. repräscntirt): monen, B: (hvellen. v. 73 ß: ?,y fehlt.
V. 82 b: both st. haik. v. 8ti C + /?"': there fvith, b + ,3': t/wrto willi. v. 88
C -f b: any rvight, ß: eueri/ tvight (Digb. euer was myht). v. 112 C: il did
her ese, b: did her hert an cse, ß: did her hert ese. v. 113 b': isent, die
andern: sent. 119 C: heste, B: herte\ ib. ß'^: bonde st. bode, Harl.: com-
tnaundement. v. 159 C + b: espie, ß: aspie. v. 171 Sh. Harl.: AI craum-
pisshcth hir etc., Sh. Add.: Craumpysed alle /nV etc.; c + B: craumpiss-
heth hir (in verschiedener Orthographie), v. 182: C: not, B: neuer, v. 193
C: mete, B: fee. v. 211 (wo nun auch Sh. Trin., Pep. und Ff teil nehmen)
C: thirlep, B: thirled; ß': 0 st. So. v. 22:] b: cleped, C + ß: callcd. v. 228
c: eueriHO, y-j- ß: enennore. 23(5 b: Thal I ne loue htm alivey neuer the
lesse, ß: For to loue him ahvay ^it resp. ^it ahvay etc., c: For to love him
neifyer the less, y: For to loue him alivey neuer the lesse. v. 241 b: I^ay
ceriis ferther, ß: hoiv certis ferther, c: Nay certes for per, y: Nay for
certis per. v. 249 B: in, C: and. v. 257 C + /?: cause, b: causer. v. 276
y: For too do, c + B: And to doo. v, 279 ß: turne, C + b: come. v. 283
ß-^: day, C + b + /?': 7vey. v. 290 — 9S fehlen in C. v. 299 y: venym,
c + b: rveyven, ß: voide. v. 319 B: all, C: half v. 334 C: thilk, b: this,
ß: such. V. 348 y: sey, c + B: singe. Endlich sei erwähnt, dass die
45. Strophe nur in ß erhalten ist.
VIII. The Former Age. Nur in den beiden schon 1. c. 185 ff.
besprochnen mss. der Cambr. Univ. Libr. li 3.21 und Uli 4. 12 (band
LVIII, 173—76).
IX. To Ins Scrivener. Siehe 1. c. s. 186. Ausser Shirley's Harl.
R. 3. 20 und Stowe's druck ist keine weitere Überlieferung von der Ch.
Soc. veröffentlicht worden (bd. LVIl, s. 177).
X. The House of Farne. Auch von diesem gcdichtc sind 2 hss.,
Fairf. und Bodl., und 2 drucke, Caxton's und Thynuc's, an demselben
orte von mir besprochen worden (gedr. LVII, 179—241). In band LX
erscheint nun ein drittes ms., Pepys 2000, band B, welches jedoch leider
nur bis v. 1843 geht, so dass wir über die frage, ob Chaucer dies gedieht
CHAUCER-SOCIKIT. 103
je vollendet habe, anch diesmal keine sichere aufklärung erhalten. In-
dessen, trotz seiner fragmentarischen gestalt und mancher fehler ist Pep.
bei der geringen anzahl alter texte nicht ohne Wichtigkeit. Ich habe
nämlich au obiger stelle nachgewiesen, dass die beiden mss. und die
beiden drucke je eine gruppe bilden. Nun drängt sich Pepys zwischen
beide, indem es bald mit der einen, bald mit der andern, jedoch meist
mit der letztern übereinstimmt. Hier ein paar beispiele: v. 2F. B.:
ivonder hij, C. Th. + Pep.: wonder thynge by. v. 4 F. B. Eyther on mor-
wes, C. Th. 4- Pep.: Oh the morowe (Pep.: morows). v. 20 F. B. + Pep.:
Tliat cause is, C. Th.: ihat is. v. 26 F. B. -fPep.: *^V?y (Pep.: stoe),
C.Th. slryf. v. 28 F.B.: Of, C. Th. + Pep.: Or. v. 29 F.B.: man is.
C.Th. + Pep.: men hen. v. 206 F. B.: lord and lady, C. Th. + Pep.:
lord I lady. v. 215 F. B.: Prayer, C.Th. + Pep.: Praying. v. 646 F.B.:
nouyht, C. Th. + Pep.: nothing. v. 649 F. B. + Pep. : But, G.Th.: Not.
V. 1315 F. B.: shoen , C. Th. 4-Pep.: shoke u. 8. f. Andererseits zeigt
Pep. oft Übereinstimmung mit Caxton gegenüber den andern texten, so
zunächst in den lücken v. 793 — 796, 827—864 und 1541 — 2; ausserdem in
vielen lesarten, z. b. v, 122 C. 4- Pep.: divers, F. B. Th.: sondrie. v. 124
perte st. ^><;?-t' in F. B. Th. v. 125 C. + Pep.: ryclie, F. B. Th.: couriouse.
v. 074 C. + Pep.: / dar ivell lay, F.B.Th.: dar I lay. v. 1309 C. + Pep.:
v}) hold well, F.B.Th.: hold well vp. v. 1318 G. -f Pep.: thynges, F. B.
Th.: frynges. v. 1319 C. + Pep.: in, F.B.Th.: 07i u. s. f. — Ist nun
etwa anzunehmen, dass Pep. aus beiden Überlieferungen geschöpft habe?
Schwerlich-, denn warum liat es seine lücken nicht ausgefüllt, da ihm
doch die mittel zur Verfügung standen? Vielmehr entstammt es demsel-
ben original, aus dem auch Caxton, direkt oder indirekt, geschöpft hat.
Woher kommen dann aber seine Übereinstimmungen mit Fairf. und
Bodl.? Wahrscheinlich sind die stellen, an denen Caxton allein von
ihnen abweicht, nur durch ihn selbst oder seine direkte vorläge ver-
derbt worden. Aber wie ist es dann möglich, dass er so oft mit Thynne
zusammengeht? Ich denke, Thynne hat der hauptsache nach Caxt. ein-
fach abgedruckt, jedoch, da ihm mehrere mss. zu geböte standen', füllte
er alle lücken aus, indem er aus diesen die plus-verse in seine ausgäbe
einfügte, und verbesserte und vermehrte so nach ihnen seinen vorgäuger.
Er ist daher der einzige, welcher uns die verse 280—83 aufbewahrt hat.
Wenn man aber demgemäss annimmt, dass er Caxton benutzte, so ge-
winnt die von Furuivail (s. 1. c. s. 187) vertretene ansieht an wahrschein-
keit, dass Thynne auch die schlussverse 2159—70 diesem mit einigen
modifikationen entnommen habe.
Notwendig ist diese folgerung jedoch nicht. Denn sicher scheint
es mir, dass die verse 2095—2158, die bei Caxton fehlen, echt sind;
freilich ebenso sicher auch, dass mit dem auftreten des mannes 'ö/"^/-«;«;
auctorite" (v. 2158) das gedieht wirklich nicht abschliessen konnte. Nun
ist es aber wol denkbar, dass Chaucer, der sache überdrüssig, selbst
kurz abbrach und ein paar verse hinzufügte, die wenigstens scheinbar
' S. Thynne's Ajümaducrsions etc. Ch. Soc. 2 Ser. 13, Prcf. XII.
XIII 11. XX !V t^-.
S*
104 KOCH,
das gedieht zu ende brachten. In diesem falle wären sie als echt zu
betrachten, wenn auch Caxton's epilog, den ich teilweise a. a. o. citiert
habe, einige zweitel daran erweckt.
XI. The Legend of Grood Women. In bd. XXIII waren schon
früher die beiden verschiedenen redaktionen des proIoges nach Cambr.
Univ. Ms. Gg 4. 27 und Fairf. IC abgedruckt. Vollständig erhalten wir
zum ersten male die legende im LVill. bände, s. 243—405, und zwar
nach folgenden Überlieferungen: Cambr. Univ. Gg 4. 27, Fairfax 16,
Tanner 346, Trin. Coli. Cambr. K 3. 19, Seiden B 24 und Thynne's aus-
gäbe. Sie sind bis auf einzelne verslückeu vollständig, nur fehlt in Gg
und in Seid, je ein blatt, die verse 1S36 — 1907, bez. 2551 — 2616 um-
fassend. Gleichfalls vollständig ist dann noch Bodl. 63S, nebst den fol-
genden drei in band LIX, s. 59—140, abgedruckt: Additional 9S32 (Brit.
Mus.) von V. 1 — 19S5, Pepys 2006, v. 1 — 1377, und Additional 12524,
von V. 1640 — 2723. Endlich stehen in band LX, s. 133—212, noch ein
paar fragmente, und zwar nach Additional 28617, das ursprünglich das
ganze gedieht enthielt, von dem aber der anfang bis vers 513 und noch
melirere blätter an verschiedenen stellen des innern verloren sind; ferner
Cambr. Univ. Ff 1. 6 v. 706— 923, und Rawlinson C 86 (Bodl. Libr),
V. 924 — 1367. — Bei der länge des gedichtes und der nicht unbedeuten-
den anzahl von mss. rauss ich hier auf eine auch nur einigermassen
gründliche dnrstellung ihrer Verhältnisse verzichten. Doch lassen sieh
leicht ein paar anhaltspunkte gewinnen, nach welchen ihre Stellung zu
einander wenigstens im allgemeinen erkennbar wird. Betrachten wir
zunächst die uns schon aus mehreren gedichten bekannten mss. und be-
ginnen mit denen, welche bisher stets auf dasselbe original zurückge-
wiesen haben. Es sind dies Fairfax, Bodl. und Tanner, und an einigen
äusserlichkeiten lässt sich bald ersehen, dass sie auch hier wieder eine
gruppe für sich bilden. So stimmen die Überschriften und das expli-
cit etc. in ihnen fast stets wörtlich überein, am genauesten in Fairf. und
Bodl.; ferner zeigen sich in ihnen mehrere gemeinsame verslücken, so
V. 249 (in Tau. später am rande nachgetragen), 486, 846, 1490, 1643, 199S
(später in Bodl. eingetragen), 2150—53, 2193 (nicht in Tan.), dasselbe
gilt bei 2475. Ihnen schlicsst sich im ganzen Thynne an, wenn er auch
die einzelnen lücken ausgefüllt hat.
Von diesen wie von allen andern sondert sich Gg ab, was schon
aus der besehaft'enheit des prologes hervorgeht. Doch stehen zu ihm in
entfernterem verwantschaftsverhältniss Pep., Add. 28, 617 und Rawlin-
son, was am auffallendsten in den versen 960 — 1 zu tage tritt, welche
in allen andern mss. fehlen. Rawlinson wider tritt in ein näheres ver-
hältniss zu Pepys, und Add. 9832 ist seinerseits sehr ähnlieh Trin. Ms.
R. 3. 19. Diese vier sind jedoch öfters stark verderbt. Zu derselben
grui>pe gehören ferner Seiden, Add. 12524 und, so weit es sich aus
dem fnigmente erkennen lässt, auch Ff 1. 6. Ein paar beispiele mögen
hier folgen:
V. 105 alle: gledtj, nur Thynne: gredy, Add. 9 u. Trin.: gladde.
V. 724 Gg, Trin., Add. 9, Seid., Ff: callid, Faif., Bodl., Tan., Thy :
clepid.
CHAUCEK-SOCIETY. 105
V. SOI ({g, Fairf. etc., Thy., Sold: (nisten mau, l'cp.. l'riu., Atld.it,
Ff ]. G: (rust a man.
V. S05 Gg, Seid.: therc comith, Fairf. etc., Thy., Add. 9: ihan comllh,
Pep., Trin., Ff: tho came.
V. SÜS rt* fehlt in Add. 28, Pep., Add. 9, Trin.
V. 810 Gg: drcdy, Add. 9, Triu.: dredful, die andern: drery.
V. 825 Gg, Seid., Ff 1. 6: The moone shoon and he might ?vet i-see
[he fehlt Gg].
„ Add. 28, Pep.: The moone shoon and he might well see.
„ Add. 9, Trin.: The moone shoon hright and he might wel see.
Fnirf. etc. u. Thy.: The moone shoon tnen miglile wcl y-see.
V. Sil Ff 1, ü, Trin., Add. 9: sehe, die andern: ye.
V. 1653 Faiif. etc., Thy., Add. 28: sehe is gone, Gg, Pep., Add. 9,
Trin., Seid.: is she gone.
V. 1081 Fairf., Bodl.: dedes statt doynges.
Y. 1736 Fairf., Bodl.: heuyte, Tann., Thy.: heuynesse, Gg, Pep.,
Seid, etc.: honesle.
V. 17.52 was alforgeten: Gg {is al etc.), Add. 28, Add. 12, Seid., Thy.;
all .. . was forgelen : Trin., Add. 9, während in Fairf., Bodl. und
Tan. al fehlt.
V. 1776 Gg, Seid., Add. 28, Add. 12: Änd forlh he rlde etc., Fairf.,
Tan., Thy. (Bodl. ist etwas verderbt): And lie forth righl, Triu.,
Add. 9: And forlh right etc.
Ferner iu bezug auf Kawi.: v. 932 Triu., Add. 9, Pep., Rawl.: feyned
statt feyning. v. !)43 Rawl., l'ep.: forlh he ledde statt wilh him ledde.
V. 9.50 Rawl., Pep.: he eoude him fast hye, die andern: fidl fast he gun
him hie (Add. 28: he gan him füll fast hye). v. 954 Trin., Add. 9, Pep.,
Rawl.: Is nought (not), die andern: Ms nat. v. 975 Pep., Rawl.: made,
Trin., Add. 9: formed, die andern: i-formed. v. 1300 (}'^, Seid., Pep.,
Add. 28, Trin., Add. 9, Rawl.: contrarie, Fairf., Tan., Bodl. 4- Thy.: con-
trarious etc.
XII. Truth. Von dieser ballade erhalten wir iu bd. LVill, s. 408—9
folgende luss.: Addit. 10340, Gg 4.27, Ellesniere, Cotton Cleopatra 1)
VU, Shirley's Trin. College R 3.20 in zwei verschiedenen copieu; in
bd. LIX, s. 154-5, Shirley's Harl. 7333, Fairfax 16, zwei verschiedene
copieen, Lausdowne 699, Addit. 22139 und Caxton's text; in bd. LX:
Arch. Seid. B 24, Cambr. Univ. Kk 1. 5, Corp. Christi Coli. (Oxford) 203.
Um diese richtig zu klassificiren , bedürfte es, trotz der kürze des
gedichtes, eine eingehendere diskussion von gründen innerer art, welche
mich diesmal zu weit führen würde — an andcrm orte gedenke ich je-
doch darauf zurückzukommen. Ich werde mich daher hier nur refe-
rirend verhalten. — Es lässt sich leicht erkennen, dass alle handschrif-
ten in zwei gruppen zerfalleu. Zu der ersten gehören: Add. 10340, Gg
4. 27, EUesmere, Cotton und — obwol in einigen vcrsen entstellt —
Add. 22139. Sic weichen in folgenden stellen von den andern ab:
v. 2: pi ping (Add. 10; pin otven ping, Add. 22: pi living) gegenüber
/'/ good der andern. Jedoch bildet hier Ellesm. einen Übergang
mit der letzteren lesart.
{{)['} KOCIi,
V. 7, 14 lind '21; (roullie slial für Iroutli l/ic s/iul.
V. 8: Tcmpesl ihc noufjhl (Add. 22 jedoch: Rcstrcinc etc.) für Peyne
the nouglit.
V. 19 und 20:
,,Knowe thiii ciinlre, lokc vp, thaiik god of al,
Hold the hyc wcy and lat thi qosl the ledc"
für:
„Loke vp on hye and thanke god of al
Weyve py lust and lel py gast ihee lede"
um einige andere fülle, in denen sie unter einander schwanken, hier zu
übergehen. Bemerkt sei Jedoch, dass Add. 10340 eine 4. Strophe hinzu-
setzt, die in allen andern fehlt.' — Bei der zweiten gruppe ist zu be-
merken, dass sowol die beiden copieen in Shirley's Trin., wie in Fairf.
keineswegs wörtlich übereinstimmen (z. b. Trin. 1 v. 4 blcntepe = Gg etc.,
Trin. 2: is bleut = Fairf. etc.; Fairf. 1 v. 1 sothfastncsse = den andern,
Fairf. 2: wMhfastnes\ ib. v. 2 Fairf. 1 abweichend: Sulfice the ihy etc.,
Fairf. 2: Sn/fise unto thy etc. = den andern). Doch gehören Shirley's
rass. und die beiden Fairf.-texte je zu einer Unterabteilung. Die übrigen
sind zum teil arg verderbt (z. b. stehen in Kk 1.5 die verse 6/7 statt
13/14, 13/14 statt 20 21), so dass diese zur kritischen textherstellung
ohne wert sind.
XIII. The Compleynt of Venus. Wir finden folgende mss. in
bd. LVIII, 8.411 — 17: Shirl. Trin. Coli. R 3.20, desselben Ashmole 50,
Tanner 346, Fairfiix 16, Cambr. Univ. Ff 1. 6 und .Seiden B 24; in
bd. LIX, s. 157—60: Notary's ausgäbe und Pep. 2006, band B vollstän-
dig bis auf eine Micke von v. 65—72, und band E, nur v. 45 — S2 über-
liefert. Von diesen gehören wie gewöhnlich die beiden Shirley mss. zu-
sammen. Dies zeigt sich z. b. in v. S (in Ash. statt 7 gesetzt), wo sie
For (bez. Sith) he is croppe and roote of genlilesse statt Fo)' every
wight preyscth his gentUesse lesen. Dass dies letztere das richtige ist,
beweisen die verse 16 und 24, die mit S gleichlautend sind. Dann gehen,
wie auch sonst, Fairf. und Tan. auf ein original zurück, M'as sich z. b.
V. 27 zeigt, wo sie allein fasten für fasting setzen, ebenso v, 67 in st. of,
V. 70 ye statt I etc. Die übrigen stehen an brauchbarkeit vor diesen
zurück, doch lässt sich eine gewisse beziebung zwischen Ff und Notary
erkennen. Ich citire z. b. v. IS, wo beide in werk, in word statt in
Word, in werk lesen. Die verse 22 und 63 machen besonders diese
gruppeu anschaulich. An ersterer stelle finden wir nämlich in:
Trin. u. Ashui.: Pus aught mc wel wele to blessc etc.
Tan. II. Fairf.: „ ,, I blesse wel etc.
Ff u. Not: „ „ „ well Misse etc. (Pep. B: weil f., Seid.:
to blisse).
* Was die eehthcit derselben bctritft, so möchte ich vorläufig nur
darauf hindeuten, dass die balladeu Chaucer's entweder nur 3 Strophen
enthalten oder, wenn eine 4. vorhanden ist, diese sich direkt an eine
bestimmte pcrson wendet, ein 'gclcit' im wirklichen sinne des wortes
ist. Ucberdies ist diese stanze gedankenarmer als die vorigen.
CHAUCER-SOCIEIY. 107
V. t]t 'IViii., Aslim.: iie shal I neuer etc., Tan., Fairf.: ivil I not. Ff,
Not. 4- Pep. B, K: wold I not (Seid.: 7Vold nocht).
Von inleresse sind Seid, und Pop. nur v. 3(», wo sie die lesart der Shirley
U188. Itewe statt visar/e unterstützen; ohne sie könnte mau doch zweifeln,
ob Shirley hier nicht wider eine eigene conjectur augebracht habe.
.\uf weitere einzelheiten will ich nicht eingehen, möchte jedoch noch
auf die Überschrift des geleites in dem Ashmole ms. hinweisen, die recht
deutlich zeigt, welches vertrauen Shirley's glossen verdienen. Es heisst
dort nämlich: Lenvoyc by Thomas ('.!) Chmincier to alle pryncis and
princesses of Jns translacioti of pis coniplaynte and Laye. Dass aber
ein anderer als Geoffrey Chaucer das geleit verfasst haben kann, ist
einfach unmöglich. Hieraus kann man auch Schlüsse auf desselben
copisteu bemerkung in seinem Trin. ms. über die beziehung des 'Mars'
machen, über welche Furuivall, Trlal-Forewords, s. 80 fif., betrachtungen
anstellt.' Ich habe wenigstens stets daran gezweifelt, dass John of Gauut
Chaucer veranlasste, ein gedieht zu verfassen, welches einen ehebruch
verherrlichte, und dass er dann später seine eigene tochter an den ehe-
brecher verheiratete. Entweder spielt 'Mars' auf eine unerlaubte liebe
an — was an und für sich nichts unwahrscheinliches hat — oder es
wurde auf John of Gaunt's veranlassung gedichtet: dann besingt es je-
doch schwerlich ein unreines liebesverhältniss.
XIV. Envoy to Skogan. Nur in 3 mss. vorhanden, welche in
bd. LIX, s. 419—22, veröflfentlicht werden; es sind die uns schon viel-
fach bekannten Gg, Fairf. und Pep. In den Vorbemerkungen hierzu (es
sei kurz erwähnt, dass sich solche auch bei den andern im bd. LIX
publicirten stücken finden) stellt Furnivall dieselben Vermutungen über
die beziehuugen des gedichtes auf, wie ich in meinen Ausgew. Dichtgn.
Ch.'s s. XVIII rt". Ausser den handschriften erhalten wir dann noch in
bd. LX, s. 2<)4, das bruchstück eines Ca.xton'schen druckes. In bezug
auf das verhältniss der verschiedenen texte zu einander lässt sich nicht
viel sagen, da die abweichungen wenig zahlreich sind. Im ganzen scheint
Gg den vorzug zu verdienen, insbesondere wo es von dem einen oder
andern der mss. unterstützt wird; so v. 3.5, wo es mit Pep. zusammen
olde, Fairf. dagegen polde bietet; v. 27 erweist sich ausserdem dem sinne
nach die lesart jener oicre statt youre als richtig. Indessen bietet Gg
nicht immer den besten text; so ist offenbar v. 11 sein Ins mit den
andern in her zu ändern. Ueber him und hem (v. 2S) habe ich schon
in meinem büchlein, s. 03, gehandelt. Aus diesem gründe glaube ich auch
annehmen zu dürfen, dass v. 43 mit Fairf. und Pep. siremes statt ivellis
zu setzen ist, obwol Furnivall in der Vorbemerkung sich dagegen er-
eifert. Denn siremes hed ist synonym mit well, und ivelles hed scheint
mir demgemäss eine anstössige tautologie; überdies ist doch die be-
ziehung auf In ihe ende of tvkich slreme (v. 45) nicht so ohne weiteres
abzuweisen, wie Furnivall es tut. Was Caxton betrifft, so entstammt
sein druck derselben vorläge wie Pep., dies zeigt am deutlichsten die
auslassung beider von a drop in v. Kl.
XV. Marriage, or Bukton. Auch dieses gelegenheitsgedicht
scheint sich geringer gunst erfreut zu haben. Denn nur ein ms., Fairf.,
108 KOCH,
ist iiuf Ulis gokoinmou. Danobcu wcrrlcn in bd. LVIII, s. 424, noch
Notary's und Thynne's drucke reproducirt. Von diesen leimt sich der
letztere xiemlich genau an Faiif. an, doch setzt er statt des namens
Bukton in v. 1 ein „&c." Wo Notary von ihnen abweicht, haben wir
es wol mir mit druckfehlern zu tun, z. b. ist vers 5 you in ihm zu
streichen, v. 21 holo in holy, v. 28 pun in put zu verbessern etc., so
dass wir es im grossen und ganzen nur mit einer redaktion zu tun
haben.
XVI. Gcutilesse. Es erscheint diese ballade in folgenden mss. in
l)d. LVIII, s. 427 — 30: Shirley's Ashmole 5'.) (wo sie in ein didactisches
gedieht von Henry Scogau eingeflochten ist, welches hir auf s. 427 und
430 abgedruckt wird), Shirley's Trin. Coli. R 320 und Harl. 7333, Colt.
Cleopatra I) VII, Harl. 757S und Addit, 22139. Forner finden sich in
bd. LIX, 3. 161—2, Caxtou's druck, Ms. Ilarl. 2251 und aus Trin. K 14. 51
die erste, einzig in ihm erhaltene Strophe. — Wie auch sonst, sondern
sich hier Shirley's copien von den andern: gleich in der ersten zeile
haben sie:
Ashm.: pe first fader and foundour of f/entylesse
Trin.: „ „ „ finder „ „ (ohne and)
Uarl.: „ „ „ and finder „ „
gegenüber den andern : f>e firste stock fader of genlilesse. Shirley's
unsichere lesart erweckt wegen der metrischen form verdacht, während
die andere durch v. 8: This first stock etc. eine stütze erhält. V. S hat
Ashm. ciaymep, ebenso Caxt., Harl. 2251 und Trin. 14.51, iudess Shirley's
Trin. und Harl., ebenso wie Cott. und Harl. 757s desircth bieten (Add.
22139 abweichend coueyteth). V. 4 bringt dann Shirl., Ashm. und Trin.
suwe, Harl. slietv, ebenso Trin. 14.51. Caxt. hat folotve, was aus dem
vorigen verse hineingekommen sein mag. Die andern lesen dafür love, des
gegensatzes zu flee in demselben verse wegen empfiehlt sich jedoch die
cr.'itere Variante. V. 16 hat Ashm. as pou inaist jvelc seeme, was wegen
des reimes falsch ist. Aber auch die lesart as mcn niay wel se, die in
den meisten andern hss. herauszuerkennen ist, befriedigt nicht wegen
des zweifachen man in der zeile; hier haben wahrscheinlich Shirl. 's Trin.
und Harl. das beste mit as ye may wel scc. V. 21 muss in Überein-
stimmung mit 7 und 14: AI were he etc. lauten; daher ist in v. 20 his
heir zu setzen, was jedoch richtig nur in Ashm. und Harl. 2251 zu finden
ist; die andern haben hier den plur. his heir es.
Doch alle abweichungen der einzelnen mss. so durchzugehen, liegt
nicht in dem plane dieser besprechung. So viel wird man aber er-
sehen, dass es hier nicht leicht sein wird, feste gruppeu wie bei den
andern gedichten aufzustellen, wenn es sich auch nachweisen lässt, dass
Cott., Harl. 7578 und Harl. 22139 auf ein original zurückgehen. Da Shir-
ley aber so oft schwankt, Caxton nicht ohne fehler ist und Harl. 2251
besonders viel verderbniss zeigt, so wird man hier wol nur durch ab-
wäguugen wie die obigen zum ziele gelangen.
XVII. Proverbs. In bd. LVIII, s. 432, werden diese nach Shir-
ley's Add. 16165, Fairf. und Harl. 7578 abgedruckt. Die beiden letz-
CHAUCER-SOCIEIY.
109
tercn stiiniiicii fast wörtlich übereiu (mir v. I hat Har!. shuldc st. s]iid)\
wogegen AM. v. 3 (p-ele fortlässt und v. 5 wyde st. largc liest.
XVllI. Lack of Stedfastuesse. In der Vorbemerkung zu den
textabdrücken bd. LVIII, s. 433, sucht Furnivall das datuni dieser ballade
festzusetzen und ist geneigt, die bewilligung einer tonne wein im üct.
139S von Seiten Rlchard's II. als belohnnng für dasselbe aufzufassen, da
es um diese zeit entstanden sein müsse. Ich habe (a. a. o. s. XV) das
jähr 1380 etwa als das der abfassung wahrscheinlich zu machen gesucht
und halte auch jetzt noch daran fest, da mir der ganze ton der 'Bestän-
digkeit' männlicher scheint gegenüber dem greisenhaften in 'Skogan',
'Bukton', 'Venus' und 'Börse', die mit Sicherheit den letzten lebens-
jahren dos dichters zuzuweisen sind. Was nun die texte selbst angeht,
welche a. a. o. abgedruckt sind, so erhalten wir sie nach Shirley's Harl.
und Triu. Ms, ferner nach Cott. Cleopatra D VII, Fairf. 10, Add. 22130
(in welchem das Envoy fehlt) und Harl. T.tTS. Dazu kommen noch in
bd. LIX, s. 103 flf. Thynne'e druck, und die mss. Trin. Coli. R 14. 51,
und Bannatyne, welches letztere eine unechte stanze vor dem Envoy
einschiebt. Ich habe in bezug auf ihre genealogie folgendes schema
entworfen :
Dazu vergleiche man folgende lesarten: v. 2 Sh. mss. schieben fälschlich
holde ein. v. 3 Fairf. und Harl. 7578 haben ein überflüssiges so vor
disceivablo. v. 4 B: ivork and werk, C: work and dede. v. 0 B, c,
yh folk, y': mcit. v. 10 B: For 7iow a daycs, C: Fo7- among vs norv
{no/v fehlt in j''). v. 1 1 B + y: coUusioun, c: condusioun. v. 22 y':
0 fehlt. V. 20) y': yerd statt swerd. v. 2S B: drive, C: wedde etc. Zu
bemerken ist noch, dass Fairf. v. 10 fälschlich holde statt holde hat;
nichtsdestoweniger kann es, glaube ich, als quelle von Harl. 757S gelten,
da diese sonst wörtlich übereinstimmen. Ferner ist das Bannatyne ms.
arg entstellt; so v. 4 statt as in co?iclnsioun , discordis in conclusioiin;
v. 6 hat es greid st. 7nede; v. 17 ineretahill st. merciable etc. Was nun
die reconstructlon des gedichtes angeht, so sehen wir aus dem obigen
Schema, dass sich im grossen und ganzen zw^ei Überlieferungen oft
unversöhnbar gegenüberstehen. Furnivall misst (s. 433) Shirley meist
grösseren glauben bei als den andern; doch meine ich jetzt genugsam
dargetan zu haben, wie vorsichtig man mit ihm umgehen muss. Seine
lesart work and werk (v. 4) empfiehlt sich freilich wegen der alliteration
gegenüber dem work and dede der andern — aber steht es darum fest,
dass Chaucer wirklich jenen ausdruck gebraucht habe? Schade, dass
110 KOCH,
wir hier keinen text liabon , ilcr mit Shirley aus derselben vorläge ge-
scliüpft hat.
XIX. Fortune. Auch in der datirung dieser dichtung differiere
ich von Furnivall, der sie laut Vorbemerkung, bd. LVIIl, 8.439, in's
jähr 131)8 setzen will; ich glaube meine begrüuduug für 13S9 ist besser
(a. a. o. s. 48). — Von Überlieferungen erhalten wir diesmal neun, sechs
davon im eben bezeichneten bände: Cambr. Univ. Ms. li 3. 21, Shirley's
Ashm. und Triu. mss. (in letzterem fehlt str. 7), Fairf., Bodl. und Ilarl.
2251; und die drei ferneren in bd. LIX, s. IGT ff.: Lansdowne ()i)9 (ohne
Envoy), Pep. 200(3 und Caxton's druck. Das beste von ihnen ist Cambr.
Univ. li, wie auch Furnivall, a. a. o. s. 43i), hervorhebt, und sondert
sich somit von den andern. Von diesen gehören wider Shirley's haud-
schriften zusammen, zu denen sich diesmal noch Harl. 2251 gesellt.
Bodl. und Fairf. stehen wie immer in derselben beziehung zu einander
und zu ihren genossen. Im ganzen nähern sich ihnen Pep. und Cax-
tou, wiewol sich mancherlei fehler in sie bereits eingeschlichen haben.
Schwankenden Charakters ist endlich Lansdowne. Folgende citate mögen
dies anschaulich machen: v. 6 Sh. Ashm., Harl. 2251, Lansd.: pough pat I,
Trin.: al pough I, die andern: though I. v. S li: I Ihe defic, Sh. Ashm.:
710W 1 delfye, Trin.: no7V — / deffye, die andern: / dcfie. In den ent-
sprechenden versen 10 und 24 bringen Ashm. und Harl. dann: yit — l
deffye, Trin. 16 ebenso, doch 24: loo 1 deffye. v. 9 li: lyht, die andern:
sight. V. 12 Sh. Ashm. und Harl. 2251: Tvithmn, Trin.: right in, die an-
dern: in. V. 27 in li fehlt to, welches sich bei den übrigen richtig findet.
V. 40 fehlt in Ashm.; ib. li, Lansd., Pep., Caxt.: mostthow, Trin., Fairf.,
Bodl.: maistotv, Harl.: thou must. v. 52 li, Lansd.: on, Ashm., Harl.:
in (Trin. hat lUcke), Fairf., Bodl., Pep., Caxt.: a. v. 55 li, Fairf., Bodl.,
Caxt: Wikke, Ashm., Harl.: With, Lansd,, Pep.: Wikkid. v. 65 li
(fälschlich): exaissyoun, Lansd.: exccuciou , die andern: pexecucion,
v. 08 Ashm., Lansd.: rudenesse, die andern: lewednesse. v. 75 li: your
hesinesse, Fairf., Bodl., Pep., Caxt.: this besinesse; Shirley's mss. lesen
ebenso wie li, schieben jedocli ein fvel ein; Ilarl. hat lücke. v. 70 steht
nur in li; ob er echt ist, weiss ich nicht zu beurteilen, da ich ihn nicht
verstehe: er lautet:
„al my requesle as ihre of yo?v or ttveyne".
Endlich sei noch erwähnt, dass Ashm. und Harl. 2251 das Envoy der
'Venus' hier fälschlich mit modifikationen der ersten und letzten zeile
anhängen: Widerum ein beweis der Zuverlässigkeit Shirley's!
XX. Pur sc. Bd. LVIII, s. 447 ff. enthält folgende handschriftliche
6 texte: Fairf. 10, Shirley's Harl. 7333, Cambr. Univ. Ff 1.0, Pep. 20U6
(band E), Addit. 22139 und Harl. 2251, die letzten zwei ohne geleit.
In LX, s. 290, steht dann noch ein abdruck aus Caxton. Es lässt sich
leicht erkennen, dass Fairf. den besten text bringt, und vielleicht nur
an einer stelle, v. 4, bedürfte es der weglassung des '//', welches das
metrum beschwert, wenn man nicht certes einsilbig lesen will. But allein
findet sich auch in Pep. und Add.; da diese jedoch sonst nicht ohne
fehler sind, soll ihre fortlassung des j/ nicht als beweis gelten, dass es
im originale fehlte: sie mögen es zufällig übersehen haben. Ueber das
ClIAUCEK-SOCIETY. 111
vorwaiitacliat'tliclie verhältniss der luss. liisst sich uiclit viel mit Sicher-
heit ermitteln; nur so viel dürfte feststehen, dass Pep. und Caxton aus
derselben vorläge stammen (sie haben v. S yct st. it, lassen v. 24 song
und V. 25 das pron. vor harmes fort). Shirley hat ein paar entschiedene
fehler; so v. 10 Or she7V your colour etc. statt Or sce etc., v. 13 of
compayne (ähnlich Harl.: of Company) ?,t. of yood compniiic. Ff schreibt
V. 11 thc kivdenesse st. ycllowncsse. Addit. 22139 ist leidlich gut und
seine lesart v. 13 godQ companyc (ohne widerholung des ö/") verdient be-
achtung. Harl. dagegen ist sehr verderbt. Gegenüber Fairf. haben alle
texte V. 11) as any frere (Ff as is any frere), doch ist dies gerade kein
grund, dessen lesart as is a frere zu verwerfen. Sicher ist aber Fairf.
im recht mit alle myn härme statt alle oure liarmes etc. der andern.
Mit den von Furnivall als echt betrachteten texten wären wir zu
ende. Es bleibt nun noch zu erwähnen, dass in den Odd Texts (bd. LX)
Wise Men learn hy Pools (s. X) eine Strophe (I, !tl) aus dem Troilus
ist, welche in Shirley's Trin. Ms. R 3.20 steht. The Tongue ist ein
gedieht von sieben Strophen im Cambr. Ms. Ff 1. (i, in welches drei
Chaucer'sche Strophen, ebenfalls aus Troilus (III, 3S — 40) eingefügt sind.
Endlich New-Fangelncsse, auf dem 'fly-leaf des in rede stehenden
baudes abgedruckt, ist eine dreistrophige balLide aus Cott. Cleopatra D
VII, die Furnivall als möglicherweise unserem dichter angehörig bezeich-
net, obwol sie ihm nicht direkt zugeschrieben ist.
Ich habe endlich noch einiges über den One-Text Print (bd. LXl)
zu sagen. Der erste teil desselben war bereits ISTl als bd. XXIV er-
schienen und enthielt: I. The Dethe of Blaunche, nach Fairfax 16.
II. Pite, nach demselben ms. III. The Parlament of Foulcs, nach
Cambr. Ms. Gg 4. 27. IV. Mars, nach Fairf. 1(3. V. The ABC, nach
Cambr. Ms. Ff 5. 30. An diese schliesst sich nun der hier zu bespre-
chende band an: VI. Mother of God, nach Pliillips Ms. VII. Ane-
lida & A reite, nach Shirley's Harl. 7333. VIII. Former Age, nach
Cambr. Ms. II 3. 21. IX. Adam Scrivener, nach Shirley's Trin. Ms.
R 3. 20. X. The House of Farne, nach Fairf. XI. The Legend of
Good Women, nach Cambr. Ms. Gg 4. 27 und Fairf. XII. Truth,
nach Add. 10340. XIII. Venus, nach Shirley's Trin. Ms. XIV. Sco-
gan, nach Gg 4. 27. XV. Bukton, nach Fairf. XVI. Gentilesse,
nach Shirley's Ashmole 50. XVII. Proverbs, nach Shirley's Addit.
16165. XVIII. Stedfastnesse, nach Shirley's Harl. 7333. XIX. For-
tune, nach Chambr. Ms. li 3. 21. XX. Purse, nach Fairf.
Ob die wall! der 'besten' handschriften hier immer die richtige ist,
überlasse ich nach meinen vorgehenden auseinandecsetzungen dem urteile
eines jeden. Meist wird man dem herausgeber wol beistimmen können
— doch ist trotzdem dieser abdruck nur von beschränktem werte. Denn
30 viel glaube ich wenigstens erwiesen zu haben, dass keine Überliefe-
rung das original in allen stücken treu widergebe, und dass selbst
die relativ besten texte teils der ergänzung durch andere, teils der
besserung des kritikers bedürfen. Bis wir aber im besitze einer aus-
gäbe sind, welche philologischen anforderungen entspricht, wird es
immerhin vorzuziehen sein, Chaucer nach den in dem One-Text Print
112 KOCH,
verüöcntlieliten handscliriftou ,il8 nach deu bisher orscliicncucn luangcl-
haften ausgaben zu citiren.
Doch, was man auch im einzelnen gegen die Publikationen Furni-
vall's einwenden mag: öfters die unkritische anordnuug der texte — die
jedocli (mit genugtuung will ich es hervorheben) in den letzten beiden
bänden eine bessere geworden ist — mehrfach unnütze breite, mangel
an klassificirung u. dgl. — so wird mau doch gern bereit sein, seine
grossen Verdienste um die herstcllung eines zuverlässigen Chaucer an-
/aierkeuneu. Noch ist zwar manche Untersuchung vorzunehmen, manch
dunkler punkt aufzuliellen, ehe wir an das ziel gelangen können. Aber
zu allen ferneren arbeiten auf diesem gebiete werden seine textausgaben
die wertvollste grundlage bilden.
BiiRLiN, AUG. 1880. J. Koch.
A n li a 11 g-.
Folgende Zusammenstellung sämmtlicher bisher von der Ch.-Soc.
publicirten manuskripte und alten drucke hat den zweck, den Inhalt
der einzelnen aufzuzählen, soweit er aus den pu1)likationen selbst er-
sichtlich ist, um damit eine Übersicht zu gewinnen, in welchem zusam-
menhange die einzelnen stücke überliefert sind. Gleichzeitig lässt sich
daran die bedeutuug der verschiedenen handschriften im allgemeinen
ermessen. Selbstverständlich bedarf diese liste noch mehrfacher ergänz-
ungeu, die jedoch nur derjenige zu geben im stände ist, der die betreff.
Codices selbst einsehen kann. Es ist diese aufstellung daher mit ein
nachweis von punkten, über die wir noch der anfklärung bedürfen. —
Einige von den zu erwähnenden handschriften enthalten mehr oder
weniger die ("anterbury Tales, so Cambr. Univ. Gg 4. 27, Arch. Seid.
B 21 etc. Doch da mir band I, ser. I, welcher hierüber handelt, augen-
blicklich nicht zur band ist, so begnüge ich mich mit einem verweise
auf ihn. — Am passendsten wäre wol die aufzählung nach dem alter
der einzelnen Überlieferungen gewesen; doch da sich dasselbe meist nur
ungefähr bestimmen lässt, so habe ich es vorgezogen, sie nach den
aufbewahrungsorten oder sonst sich leicht ergebenden kategorien zu
ordnen.
Die gebrauchten abkürzungen sind folgende: l. D. B. = Dethe of
Blaunche the Duchesse. 2. Pi. = The Compleynt to Pite. 3. P. F. =
Parlament of Foules. 4. M. = The Compleynt of Mars. 5. ABC, er-
klärt sich von selbst. 6. M. G. = Mother of God. 7. A. A. = Ane-
lida & Arcitas. S. F. A. = Former Age. 9. Scr. = To his Scrivener.
10. H. S. = House of Famo. 11. L. W. = Legend of Good Women.
12. Tr. r= Truth. 13. V. = The Compleynt of Venus. 14. Scog. = En-
voy to Scogan. 15. Bukt. = Envoy to Bukton. 16. Gent. = Gentil-
esse. 17. Prov. = Proverbs. IS. Stedf. = Stedfastncsse. 19. F. = For-
tune. 20. Pu. = Purse.
CHAUCER-SOCIETY.
113
1. Huri. rxr.).
perg. ca. 1410.
Brit. Mus.
2. Trin. Coli.
K 3. 20
pap. — dat.V
Cambridge.
3. Aöhmole 51).
pap. c. 1430-40.
Budl. Oxford.
4. Addit. Kilos.
•?
Brit. Mus.
5. Harl. TS.
pap. ca. 1450.
I. Shirley's mss.
1) P. F., 129VO col. 2 — 132 col. 4. — Ch. S. XXI, .51 tf.
2) M. 132VO col. 2 — 133 col. 3 [iinbeendet]. Ch. S.XXI,
101 flf. 3) A. A. 134 col. 1 135 col. 2. — Ch. S.
LVII 140 ff. — LXI 110 ff. — 4) Tr. 14Tvo col. 2. —
Ch. S. LIX, 154 ff. 5) Gent. ib. Ch. S. LVIII, 42S.
6) Stedf. 147VO _ Ch. S. LVIII, 434.
1) A. A. 100^110 (V. 211—350). Ch. S. LIX, 47. ff.
2) M. 130 — 137. Ch. S. XXI, 101 ff. 3) V. 139—142
('following the Mars'V). Ch. S. LVIII, 412 ff', u. LXI,
290. 4) F. 142—144. Ch. S. LVIII, 440 ff'. 5) a. Tr.
144. Ch. S. LVIII, 109. 0) Stedf. lOtes blatt vom
ende. Ch. S. LVIil, 434. 7) Gent. 9'es blatt vom ende.
Ch. S. LVIII, 428. sj b. Tr. ib. Ch. ö. LVIII, 409.
9) Scr. 4tes blatt vom ende. Ch. S. LVII, 177,
Bl. 25: Sco^an's balade. 1) Gent. 27. Ch. S. LVIII,
42S und LXI, 307 f. 2) F. 37, Ch. S. LVIII, 440 ff'.
3) [\)G Cronycle made by Chaucer] 38—39^". Ch. S.
XXIII, VI— VIII. 4) V. 43—44. Ch. S. LVIII, 412 ff'.
1) A.A. 250vo_5S + 241vu_4;} [lückenhaft]. Ch. S.
LIX, 39 ff. 2) Prov. 240 vo - Ch. S. LVIII, 432.
1) Pi. 80-b2. Ch. S. XXI, 41 ff".
83. Ch. S. XXIII, II— V.
2) [\>e balade of Pite]
Brit. Mus.
Sion College 1) ABC 79—81. - Ch. S. LX, 05 ff. u. LVL
Arch. 2. 23.
pap. ca. 1440.
7. Harl. 372.
pap. 1400—70
8. Harl. 2251.
pap. ca. 1450.
II. London,
a) British Museum.
1) A.A. 57-GOvo. Ch. S. LVII, 147 ff".
1) F. 45—40. Ch. S. LVIII, 441 ff". 2) Gent. 4Svo. _
Ch.S. LIX, 162. 3) ABC, 49— 51vo. Ch. S. LIX, 2Sff'.
4) Pu. 271. — Ch. S. LVm, 449.
9. Harl. 7578. 1) Pi. 13— 14vo. — Ch. S. LX, 252 ff'. 2) Gent. 17. —
pap. ca. 1450. Ch. S. LVIII, 429. 3) Stedf. ib. Ch. S. LVIII, 435.
4) Prov. 20. Ch. S. LVIII, 432. 5) ABC. 20 ^o [v. 1-49]
Ch. S. LIX, 29.
10. Gott. Clcop. 1) Gent. 188 vo. — Ch. S. LVIII, 429. 2) Stedf. ib.
D VII. Ch. S. LVIII, 434. 3) Tr. 189. — Ch. S. LVIII, 409.
perg. ca. 1430. 4) [New-Fangelnesse] 189^0. ch. S. LX, fly-leaf.
11. Addit. 9832. 1) L.W. 4 — 42^0. [v. 1 — 1986, viele lücken]. Ch. S.
? ca. 1440— 50. LIX, 60 ff'.
12. Addit. 10340. 1) Tr. 41. Ch. S. LVIII, 408 und LXI, 292 ['fly-leaf
perg. — d.it.? von Chaucer's Boethius].
114 KOCH,
13. Addit. 12524. 1) L. W. 1— IT^o. [v. lC.40-2723] Ch. S. LIX, 109 flf.
? — dat.? [Legend ofSisraond]. 2) M.&V. [nur Überschrift]. 28.
14. Addit. 22139. 1) Gent. IHS col. 1. Ch. S. LVIII, 429. 2) Stedf. ib.
perg. Ch. S. LVIII, 435. 3) Pu. ib. Ch. S. LVIII, 449.
ca. 1440. 4) Tr. 138 col. 2. — Ch. S. LIX, 155.
15. Addit. 2Stil7. 1) L.W. 1— 38 [sehr lückenhaft] Cli. S. LX, 134 flf.
pap. — dat.V
10. Lausd. »199. 1) F. 81—82. Ch. S. LIX, IGSff. 2) Tr. 82—83. Ch. S.
pap. und perg. LIX, 155 [bildet iui uas. eins mit dem vorigen].
datV
S. ausserdem 1), 4) und 5) oben.
b) Sion-College. Siehe 0).
in. Oxford.
a) B 0 d 1 e i a n a.
17. Fairfax 10. 1) M. 15—19. Ch. S. XXI. 100 flf. und XXIV. 2) V.
perg. 19— 20. Ch. S. LYIII, 4r2ff. 3) A. A. 30-35. Ch. S.
1440—50. LVII, 14Gfll". 4j a. Tr. 40. — Ch. S. LIX, 154. 5) L.
W. 83—119. Ch. S. LVIII, 244 flf., Prol. XXIII u. LXI,
193 ff. 6) P. F. 120—29. — Ch. S. LIX, 2* flf. T) D. B.
130—47. Ch. S.XXI, Iff. 8) H.F. 154vo— i83vo. Ch. S.
LVII, 180 ff. u. LXI, 129 ff. 9) Pi. 187— 88vo. Ch. S.
XXI, 40 ff. u. XXIV. 10) ABC. lS8vo_i«)i. Ch. S.
LVII, 125 ff. 11) F. 191 — 92vo. Ch. S. LVIII, 441.
12) Scog. 192vo_iy3. Ch. S. LVIII, 419 ff. 13) Pu.
193— ib.vo. Ch. S. LVIII, 447 u. LXI, 319. 14) Bukt.
193 vü. Ch. S. LVIII, 423 f. u. LXI, 303 f. 15) Stedf.»
194vo[Vj Ch. S. LVIII, 435. 10) Prov. 195 v«. Ch. S.
LVIII, 432. 17) b. Tr. 201 s. 4).
18. Bodl. 038. 1) A. A. 7— II , 5—0, 32 [?] Ch. S. LIX, 37 ff. 2) Pi.
pnrg. und pap. 40— 47vo. Cli. S. XXI, 39 ff. 3) L.W. 48—95. Ch. S.
1450-00—70. LIX, 59 ff. 4) P. F. 96— llOvo. Ch. S. LIX, 2* ff.
5) D. B. novo — 141. Ch. S. LX, 213 ff. 0) H. F.
141vo_]93vo. Ch. S. LVII, 180 ff. 7) ABC. 204—7,
Ch. S. LX, 67 ff. 8) F. 208-9^0. Ch. S. LVIII, 441 ff.
19. Tauner 340. 1) L. W. 1— 40vo. Ch. S. LVIII, 243 ff. 2) A. A.
perg. ca. 1440. 59vo— 65. Ch. S. LVII, 146 ff. 3) M. 05— 09. Ch. S.
XXI, 100 ff. 4) V. 69vo_71. Ch. S. LVIII, 412 ff.
5) Pi. 71-73. Ch. S. XXI, 40 ff. 6) D. B. 102—119.
Ch. S. XXI, 1 ff. 7) P. F. 120—31. Ch. S. XXII, 2 ff.
u. LIX, 2 (St. 1—4).
20. Arch. Seid. 1) Tr. 119 [1488 datiert]. Ch. S. LX, 289. 2) M. G.
B 24. 130—31. Ch. S. LVII, 139 ff. 3) M. 132—6. Ch. S.
pap. ca. 1470— 80. XXI, 101 ff. 4) V. 136—7 [1472 dat.]. Ch. S. LVIII,
413 ff. 5) P. F. 142—52 [v. 601—79 unecht]. XXII, 2 ff.
' FurnivaU schreibt ;illerdings '104'; das widerspricht aber 5).
CHAUCEK-SOCIETY. 1 1 5
und LIX, 1, st. 3—4. (i) L. W. 152—91 [lückenhaft].
Ch. S. LVIII, 245 tf.
21. Digby ISl. 1) A. A. 39—43. Ch. S. LVII, 147 Ü". 2) P. F. 44—52.
pap. Ch. S. XXII, 2 ff. u. LIX, 2, st. 1—4.
ca. 145(1—00.
22. Lauil 410. 1) P. F. 2SS— 89. [v. 1-142] Ch. S. XXIII.
pap. ca. 1400 — 70.
23. Land 740. 1) ABC. 103 ^o—ioovo. ci,. s. LVII, 125 ff. [enthält
perg. die Englische piosa von Degiiileville's Pelerinagc de
ca. 1450—60. la Vie llumaine].
24. Rawlins. CbO. 1) L.W. 113—19 [v. 924— 1367]. Ch. 8. LX, 149 ff.
pap.
spät 15. saec.
hJiehe ausserdem no. 3.
b) Colleges.
25. St. John'a LVII. 1) P. F. 220-3S. Ch. S. XXI, 51 ff.
pap. ca. 1400.
20. Corp. Christi 203. 1) Tr. 22. Ch. S. LX, 292.
pcrg. ca. 1410.
IV. Cambridge,
a) Univeisity Library.
27. Ff 1. 0. 1) PI. 15-17. Ch. S. XXI, 41 ff". 2) P. F. 29-41 [?].
pap. Cli.S. XXI, 51 ff'. 3) Pu. 59. Ch. S. LVllI, 448. 4) A.
ca. 1400-80. A. 01-C3VO [y. 211—357]. Ch. S. LIX, 47 ff. [A. D.
1441 — 2?]. 5) L. W. 04 — 07VO [v. 70C — 923]. Ch. S.
LX, 139 ff. 0) V. 08 — G9V0. Ch. S. LVIII, 413 ff'.
7) [The Tongue?] Ch. S. LX, XI.
28. Ff 5. 30. 1) ABC. 112— 15V0. Ch. S. LVII, 124 u. XXIV [ent-
perg. ca. 1425. hält die Engl, prosa von Deguileville's Pelerinagc de
la Vie Humaine].
29. Gg 4. 27. [Bl. 1 — 4 ausgeschnitten; Cantcrbury Tales, Ch. S.
perg. I, IV, X etc.] 1) ABC. 5— 7 vo. Ch. S. LVII, 125 ff
ca. 1430—40. 2) Scog. 7vo. Ch. S. LVill, 419 f. 3) Tr. 8vo. Ch. S.
LVIII, 408. 4) L. W. 445— SOvo. Ch. S. LVIII, 244 ft.,
LXI, 192 ff. und Prol. XXIII. 5) P. F. 4SOvo_490vo.
Ch. S. XXI, 50 ff-.
30. Hh 4. 12. 1) F. A. 40vo— 41. Ch. S. LVII, 174 f. 2) P. F. 94—99
pap. und perg. [v. 1—305]. Ch. S. XXIII.
ca. 1450.
31. 11 3.' 21. [Enthält Chaucer's Boethius.] 1) F. A. 51-52^0. Ch.
perg. — dat.V S. LVII, 174 ft". u. LXI, 123 f. 2) F. [between Metre
V & Prose VI of Boece]. Ch. S. LVIII, 440 ff. u. LXI,
315 ff'.
32. Kk 1. 5. 1) Tr. 4vo— j Ch. S. LX, 291.
pap. ca. 1450—00.
116 KOCH, CHAUCER-SOCIE TY.
b) Colleges.
33. Trin. K 3. 19. 1) P. F. 17—24. Ch. S. XXI, 50 ff. 2) L. W. 114-150.
pap. ca. 1460—70.' Ch. S. LVIII, 245 ff. 3) Pi. 151—52^0. Ch. S. XXI, 41 ff'.
34. Trin. R 14.51. 1) Gent, flyleaf 1. Ch. S. LIX, 162 [st. 1]. 2) Stedf.
perg. ca. 1460—70. flyleaf 2. Ch. S. LIX, 164 f.
35.St. Johu'8G21. 1) ABC. lOb'^"- 112 [enthält die Englische prosa von
pcrg. ca. 1460. Deguileville's Pelerinage etc.]. Ch. S. LVII, 124.
3(i. Magdalen, Hund B. 1) L.W. 53—70 [71-72 hand C] + 73— S8.
Pepys 2006. (V. 1—705 + 777—1377) Ck. S. LIX, 60 ff. 2) ABC.
pap. ca. 1440—50. 88— <J0 [1—60]. Ch. S. LIX, 29 fl". [v. 1—60]. 3) H. F.
91—114 col. 2 [v. 1—1843]. Ch. S. LX, 80 ff. 4) M.
115—22. Ch. S. LIX, 142 fl\ 5) V. 122—24. Ch. S.
LIX, 158 ff. 6) F. 124—6. Ch. S. LIX, 168 ff. 5) P. F.
127—42 [v. 1—667]. Ch. S. LX, 265 ff.
Spät 15. aaec. Hand E. 8) M. 378-79 [v. 1—84]. Ch. ö. LIX, 142 ff.
9) V. 381—2 [v. 45—82]. Ch. S. LIX, 159 ff. 10) A. A.
382-4 [lückenhaft, v. 211— 311]. Ch. S. LIX, 47 0".
11) Scog. 385. Ch.S. LVIII, 421 f. 12) ABC. 386—88
[v. 1—60]. Ch. S. LIX, 29 ff. 13) Pu. 388—89. Ch. S.
LVIII, 449.
S. ausserdem oben 2).
V. Verschiedene.
37. Advoc. Libr. 1) M. G. [anfang des ms.] Ch. S. LVII, 139 ff. [ent-
18. 2. 8. hält sonst: Johanis de Irlandia Opera Theologica].
V 1490. Ediub.
38. Baunat. Ms. 1) Stedf. 67». Ch. S. LIX, 164 f.
? — 1568.
39. Bedford Ms. 1) ABC. 176—9. Ch. S. LIX, 28 ff.
pap. 1442.
40. Ellesm. Ms. [Canteibury Tales Ch. S. I, II, VIII etc.] 1) Tr. 'last
V 1450—60. old flyleaf 240. Ch. S. LVIII, 408.
41. Hunt. Mus. 1) ABC. S0vo_83. Ch. S. LVII, 124 [enthält die
Glasg. Q 2. 25. Englische prosa von Deguileville's Pelerinage etc.].
perg. — 1. hälfte d.
15. saec.
42. Longl. 258.2 [1—32 Lydgate's Temple of Glass, 33— 48 ausgerissen]
pap. und pcrg. 1) M. 49—54. Ch. S. LIX, 143 ff. 2) Pi. 55—57. Ch.
ca. 1460. S. LX, 253 ff". [58—75 'Assembly of Ladies']. 3) A. A.
76-84. Ch. S. LIX, 39 ff. 4) P. F. 85-101. Ch. S.
LIX, 2* ff
43. Phillips S151. 1) M. G. 34—37. Ch. S. LVII, 139 ft". — [enthält üc-
Cheltenham. cleve's 'Minor Poems'].
pap. ca. 1460—70.
' Verdruckt 1300—70, LVII, 245.
- Die vollständige beschreibung s. LX, s. 251.
L. TOULMIN SMITH, CASSELI.'s LIBRARY OF ENGL. LIT. 117
VI. Drucke.
44. Caxton's. 1) P. F. 1 — 17. Ch. S. XXI, 50ff. 2) A. A. 1— 9 [?].*
1. 1477—48. (;h. S. LVII, 147 if. 3) Pu. 9.' Ch. S. LX, 296.
(Cambr. Libr.) 4) Gent. 18—19. Ch. 8. LIX, 162. 5) Tr. 21vü. ch.
S. LIX, 155. 6) F. 22 vo. Ch. S. LIX, 168 if. 7) Scog.
24. Ch. S. LX, 294 [nur st. 1—3].
IL ca 1483. >>) H. F. a II— d 6. — Ch. S. LVII, 180 ff.
(Brit. Mus.)
45. Julian Notaiy's 1) M. AI— Bl. Ch. S. XXI, 100 ff. 2) V. BI— BU.
1499—1501. Ch. 8 LIX, 158 ff'. 3) Bukt. BIU. Ch. S. LVIII,
(einzifjes exeniplar 423 ff.
in Privatbesitz).
46. Will, 'l'hynue's. I) L. W. 220 — 34. col. 2. Ch. S. LVIII, 245 ff.
1532. 2) Bukt. 278 — 9. Ch. 8. LVIII, 423 f. 3) H. F.
312vo_;{23. col. 2. Ch. S. LVII, 180. 4) Stedf.
381. col. 2. Ch. 8. LIX, 168 f.
47. Stowe's. 1) Scriv. tbi. 304vo. col. 1. — Ch. S. LVIII, 177.
1561.
48. Speght's. 1) ABC. toi. 347— 347 vo. col. 2. Ch. S. LIX, 28 ff.
1. ausgäbe. 16(Cj
J. K.
Cassell's Library of Euglish Literatuve, selecteil, editetl,
and arraiiged by Henry Morley. 5 Vols. I Öhorter Eng-
lisli Poems. II Illustrations of Euglish Religion. III Eng-
lisb Plays. IV Sborter Works in English Prose. V Sket-
ches of Louger Works in Englisb Verse and Prose.
Cassell, Petter, and Galjiin; London, Paris, and New York.
187(3—81.
Wheu the Student at school or College has got his skeleton kiiow-
ledge of that great body of thought and expression which for 1200 years
has been growing upon English soll, when he has worked through his Stop-
ford Brooke's Primer, or his Mortey's First Sketch, or better still his
Craik's History of English Literatiire, he wants some flesh and blood
to clothe the dry bones he has been working upon. According to the
period lie chooses to illustrate he takes a master-piece and studies it
critically, analytically, comparatively, a-sthetically, and, perhaps, lovingly.
He uiay do this with lialf a dozen works of great men, a piece of (Jyne-
wulf, Cliaucer, Bacon, Shakespeare, Miltou, Locke, Wordsworth, Dickens
— the thorough study of a few is aduiirable and necessary; but beyond
this, froui tiiue to time tlie dcsire ariscs to kuow more than the uiere
' Diese angaber. widersprechen den vorigen.
Aiiglia, IV. band, Axn. 9
118 L. TOULMIN SMITH,
ii;imes and descriptions ot' numberless other writers whose beauty or
fame have also endured. Standard works are easily accesslble throngh
Arber's Reprints, the issues of the Clarendon Press, the Globe Edition,
and other cheap reprodnctions botli in England and in Germany; and
good coUections of the sliorter pieces of English Poetr}-, of early Eng-
lish, and of longer poems are well-known ', thongh uufortiinately not
always fo be found in German libraries. Selectlons from prose writers
are also not unknown; such are some of the old "Elegant Extracts",
R. Deiuaus' "Class-Book of English Prose", and Charles Knight's "Half
Hours with the best Authors". But the present work of Professor Mor-
ley Steps in here to supply a need. His purpose is "to provide a compact
and comprehensive library of English thought from the earliest times to
oiir owu day", in such order as to be "of use to the Student of the
History and Literature of our country". The reader for pleasure or for
profit may find in these volumes many a complete piece, both of poe-
try and of prose, hard to get at by other means, which will makc the
writer a living reality in himself and help to bring him into the Com-
pany of worthies of his day. The work contains a more comprehensive
selection than has been ever made before. Those who wish to make
thcmselves acquainted with the production of authors beneath the first
rank will here find illustrations, not enough in all cases to satisfy fdll
knowledge, but such as will throw light upon each figure and serve as
indication to further acquaintance, while those of the first rank are
worthily represented by an admirable choice.
All those who have had or still have the privilege of listening to
Professor Morley in the lecture-room will recognize the enthusiastic
spirit with which he treats his great subject. He deals with Letters
not for themselves alone, but as the speech of the people, as the results
of great principles stirring social movements and iudividual Impulses;
and with Men of Letters, as their mouth-piece shaped bj- individual
character. He delights to show how the sense of Duty and the nobler
virtnes have prevailed; how the desire to curb and remove evil has
awoken again and again; how the beauty of the inward soul has in-
formed the outward beauty and force of language. "Right study of our
literature", lie says, "is a firm endeavour to get from the soul of Eng-
land in her writers an interpretation of her work among the nations,
by generous apprcliension of the best aims of the best of our fore-run-
ners".- For this let us where possible have entire works, or long ex-
' Besidos the collection by Southey and Aiken — Selecl works of
Bri/ish Poels, Js.'M — most uscful in its day but now superseded by
newer publieations, I need only instance Morris' and Skeat's Specimois
of Early English, Prof. Haies' Longer English Poems, F. T. Palgrave's
Golden Treäsury of Songs and Lyrical Poems, and 11. T. Ward's Eng-
lish Poets from C^Iiaueer to Clough.
2 So also Mathew Arnold, going ratlicr further says, "constantly,
in reading jjoetrj', a scuse for t"lic best, the roally e'xcellent, and of
the strength and" joy to bo drawn from it should be present in our
minds".
CASSELL's LIBRARY OF ENGL. LIT. 1 1 9
ti-iicts set in a connexion of thouj^ht, so tliat the idea of a whole poeni,
a whole play, uiay be ^aiiied, since bvoken extracts fail to give a sense
of artistic unity. "A fair selection from its riches ought to bring a large
and happy sense of tlie true lueaning of oiir literatnre into many a rooiu
wlierc books runst needs be few, and oiight to ruake the wit and wis-
doui of onr country pleasant to young and old wherever English books
are read". lu snch a spirit Professor Morley has undertaken and car-
ried out this coUection; though it be a mood not favourable to the
luinutest criticism or to seeiug the worst side of life, it does not ex-
clndo critical examination of texts and Independent use of scientific
\vork; the calm judgment which takes so high a tone leads the more
surely to truth, in literature as in everything eise.
Insular as these views inay seera to some, — and the title of one
of the vobnnes, " [llustrations of ErKjlish Religion", as though religion
wore a thing in England sui gcneris, differing from that in other coun-
tries, would give some colour to the assertion, — the breadth of the
cditor's creed and synipatliics preserve hiiu from sntli an accusation. He
is ready to acknowledge the beueficial infiuence of another race or
nation from whichever side it comes; and assuredly it would be great
part of liis reward to know that his book should carry the nieans of
delight in English literature into German, French, or American homes.
Uis generous anil hearty recognition of recent scholars w^ho have lab-
oured in the same tield with himsclf, even where he disagrees in some
points from thcm, is what we should expect from the man.
The plan of the work is two-fold, prose and poetry must in some
way be divided, but yet they botli run through the whole. Each volume
of the five is complete in itseif, as regards each ccntre of Classification;
cach begius with the earliest times and comes down to the present; but
taken altogether they are intended to give a representative choice, and
an antlior who has excelled in several branches will be found under those
heads in the several volumes. The whole of any one writer is not of
coursc to be expected, nor does tlie Professor attempt to give exhaus-
tive lists of writings, nor (as a rule) references to editions and mauu-
scripts-, these belong to the province of histories of the literature and of
bibliograph}-. For convenience in selection therefore we have a volume
each devoted to shnrl pieces in poetry, and in prose; plays; writings
concerned with religion; and one to loiuj works both of prose and
poetry. Each volume has an index, but there is also a general index
to the whole, rendering reference to all that is given of any one author
easy. The whole is made complete by a useful list of the contents in
chronological order, at the end of the fifth volume; a glance at which
shows the immense advance made of late years in the study and know-
ledge of our early literature, this alone could have rendered it possible
that such a selection as this should have been made, and being made
that it should be published in a populär form. For his obligations to
the Early English Text Society nnd to the many scholars to whoni this
change is duc Prof. Morley gives nngrudging acknowledgments, though
perhaps to himself more than to any one is owing a large share of the
9*
120 L. rOULMIN SMITH,
wide-spread intelligent study of literature in England within the last
dozen years.
The work is moreover more than a mere "selection". A short
introduction to the general subject as in the case of "Prose", "Plaj's",
and "Religion", gives direction to the reader; a thread of narrative,
setting forth the maiu facts known about each writer and the circum-
stances of his life and times, rims through the whole, bringing together
a bulk of valuable information; the result of uiany years labour and
ripe scholarship. Explanations of classic allusiuus and references to
mediaeva! science illustrate the texts; while for several works that
have a special history bibliographic oi* biographic indications are given
which will be welcome to the Student; such are the notes to the
"Hundred Merry Tales", and the "Paston Letters", among Shorter Prose\
to Ciedmon, Ssewulf, and Langland in Iteligion; Gower's "Confessio
Amautis" in Sketches of Langer Works, and others. And, as Prof.
Morley is treating of the mind and soul of the people, he is able to
show how some of the current ideas pushed forth in other directions by
embellishing his volumes with drawiugs takeu from buildings, sculpture,
and pictures, copies of initial letters and illustrations in manuscripts
and old printed books, all chosen with a special aptness to the subject
in band. Tliis step towards bringing together contemporary art and lite-
rature, like the interesting references to art of Mons. J. J. Jusserand
in his "Theätre en Angleterre depuis la conquete", deserves marked
notice. The view of Syracuse in Vol. III is not very happy, nor do
some of the portraits which occur here and there give us rauch pleasure;
this is however a minor matter.
A Word must be said as to language. It in a moot-point wliether
the older writers should always be presented in their dress of antique
speech and spelling, to scholars and to unlearned readers alike; we think
that the Professor has exercised a wise discretion in giving most of the
extracts from these in the modern spelling as far as possible, onjy
preserving the old spelling where the verse requires it. He sometimes
also gives interlinear translation. By these means, with the help of
simple hints for pronunciatlon, and of explanations of words now out
of use, much here lies open to the reader unaccustomed to the old forms
of English which otherwise would, owing perhaps to want of time or
opportunity for study, lie hidden or partially concealed by mere distrac-
tion of the eye. In order however to recall the historical forms of
English, as a true Student Mr. Morley has in every volume left some
pieces with their original spelling and punctuation untouched, "that
they may scrve as illustrations of the language in successive periods".
in this way there are scattcred through the five volumes sixty-eight
"Specimens of English", of which twenty-six represent the written
language from the 8*'^ up to the end of the 15ti' cent., forty-two show
it from that time tili the first years of the IS^ii cent., exhibiting all the
accidents of spelling, capital letters, italics, &c. with which the tashions
of printiiig brought it before tho eye. Let us add that carefnl notes
are given npon difticult words and expresslons, especialij- in the early
CASSKLL's LIÜKAKY OF engl. LIT. 121
poriod», iipou parts of whieh tlic Protesöor dwcHs witli aftoctionate
wanutli.
The fii'st volurae consists of Shorter Poems dealt out in tweuty
cbapters. Beginning with a Gaelic Poem from the "Dean of Lismore's
Book" and a fiagmeut from the Gododin, First- English ' gives us a piece
from the Kxeter Book; and transition English an Elizabethau translation
frum Walter Map, a "Proverb of Hendyng", "The Land of Cokaygnc",
"The Fabiiau of Sir Cleges", and four War Poeras of Lawrence Minot.
Tliese bring us down to Chaucer and Gower: of the first we have "The
Clerkes Tale", and the "Good Counsel"; it seems however to have es-
caped the Professor that a version of this bcautiful ballad containing a
fourtli stanza was discovered in Add. Ms. 10, 340 at the British Museum,
and was printed by Mr. Furnivall in the Athenseum, Sept. 14, l^ÜT.
Lydgate, Occleve, and James 1 of Scotlaud, have füll justice donc
them in a few representative pieces. Chapter VI, a. D. 145Ü to J508
introduces some of our delightful old narrative hallads, "The Nut Brown
Maid", Henryson's "Robin and Makyn" and other pieces, "A Lytell
Geste of Robyn Hood", and "Chevy Chace". W. Dunbar foUows with his
"Lament for the Makars" and three others; "King Hart" represents
Gawin Douglas. Especial praise must be given to the pictorial illustra-
tious of this earlier part of the volume, they are well chosen and of
high interest in their connexion. Skelton's "Colin Clont", Lindsay's
"Complaint", and James V's "Johnnie Armstrong", bring us to the
cüurtly poets immediatcly preceding the reign of Elizabeth, Wyatt,
Surrey, Vaux, and Grimald, the last of whom supplies the first original
blank verse written in England. The Elizabethan age is divided into
three chapters: the first makes us acquainted with three eollections,
"Tottel's Miscellaney", "The Paradise of Dainty Devices", and the
"Mirror for Magistrates"; also with Gascoigne, Barnaby Googe, Turber-
ville, and Churchyard; the second groups the short gems of Spenser,
Raleigh, Sidney, Dyer, Fulke Greville, Watson, and Constable. The
Poetical Miscellanios which were a spccialty of this reign , find illustra-
tion in the third chapter, foUowed by songs from the Dramatists, from
Shakespeare, Drayton, Daniel (including sonnets from each of these),
and others. Amoug the pieces in the reign of James I we uotc the
dear old "Children in the Wood", and many exquisite eullings from
Chettle, BeuJonson, Chapmau, Fletcher, Overbury and others, and
again from Drayton. Jonson's beautiful lines, beginning:
"Still to be neat, still to be dressed
As you were going to a feast — "
seem unaccouutably to be wanting. We venture to regret that the
chronological order should have been so strictly adhered to that the
works of a poet are separated , as in the cases of Drayton and of Dry-
den: within one volume of a Classification it would have giveo more
• "First English" is the name adopted by Prof. Morley for the
"Early English" or "Anglo-Saxon" of other people.
122 L. TOULMIN SMITH,
unity to find all (he instaucos of each writor togethcr: it is this kind
of arrangemeiit whicli reuders Prof. Morley's otberwise valuablc "First
Sketch of English Literatnrc" ofteii confusing to the Student. The first
half of the ITUi Century produced niauy gems of song not forgotteu
here, among wliich stand Miltou's l'Allegro and II l'enseroso, and Mar-
vell's Dialogue between the Soul and Pleasure; selections from Drydcn
and from a host of minor pocts lead up to the "Augustan age" of Anne.
Dyer's "Grongar's Hill" among others represents the revival of a love for
nature with a low about this tirac. Through a crowd of well-known
poets, of the 18ti> cent. Pope, Gray, Johnson &c. \ve pass to Goldsmith,
Cowper, and Burns, and to the sentimental school which followed
Goethe's "Werther". Then come the writers of the "Lake school", of
whoni, as well as of the chief of the numerous poets, great and small,
who have madc vocal the 19 ^i' Century, Mr. Morley has sorae good speci-
mens and something useful to teil. Scant space is however devoted to
thesc later writers compared with those of earlicr periods, possibly be-
cause their works are more within the knowledge of the present
geueratiou; they are not more easily attainable than many of the older
classics.
The Illustrations of English Religion begin, like the poems, at a
vcry early date; "during the First-English time nearly our whole litera-
tnrc had Religion for its themc". Naturally we here have both poetry
and prose; the »Paraphrases of Cc'edmon'i are described and extracts given;
he, with Aldhelm and Bede begin the ball, which is carried on by Alciiin
and Cynewulf to King Alfred and yElfric; of all of these enough is
presented to the reader to make him fairly acquainted with their charac-
ter, while he cannot but wish for more. A long digest of Beowulf,
witii several extracts, opeus the last volume of the series; "the two
uoblcst pieces of First English [J'Cjedmon" and Beowulf] are also the most
ancient, and stand worthily at the beginning of" our literature. These,
together with the poera from the Exeter Book in Vol. I before mentioned,
form the bulk of what the "Library" has to give us from First-English;
assuredly it is the first time that such a collection, "uotmeant to supply
students with text books" has designed to give the "poorest handicrafts-
man who can read", or "any sensible boy or girl" such a dainty dish.
(Note to Vol. I, p. 144.)
To continue a rapid sketch of the principal Contents: this volume
ou Religion has a broad scope, in it extracts from or notices of the
foUowiug among others find place: Sfewulfs visit to Jerusalem, "Arthu-
rian romance", Hilarius' mj^steryplay of "Lazarus", the "Ancren Riwle",
the "Ormulum", Roger Bacon, a Bestiary, Robert of Brunne, Miracle
Plays, of which the Wakefield play of "Abraham" is given entire. The
"Ayenbite of Inwyt" and the "Cursor Mundi" receive but little notice,
though perhaps enough for a work of this character. The preaching
of Wiclif introduces Langland, of whose great work Mr. Morley gives a
lengthy and careful digest. And so the tale gives on, Chaucer, Lyd-
gate, Mirk's "Parish Priest", Reginald Pecock, bringing us down with
religious allegory to Fisher, Tyndale, and the days of reform and persecu-
CASÖKLL's LIBRARY Ol'" ENGL. LH'. 123
tion. Tho grcut luen both of Scotlaud aiul Eugland wlio in tliat period
workcd tlioir way through darkness to light are lieie repiesontod , both
in poütiy and prosc; names too nuraerous to mention, but we uoto
specially thc analysis ofSpenser's "Faeiie Queen", Drayton's "Harmonie
ot" the Church" and Ilooker's "Ecclesiastical Polity". Through the
Jacobean period we rcach the earnest times of out-pouring whcn George
Herbert, Milton, and Bunyan brought forth their everlasting works.
'l'owards tlie close of this tinie Bishop Ken wrote the well-known Morning
Hynin and Evening Hyinn, stül sung weekly by hundreds of thousands.
Tillotson, Locke, Burnet, Isaac Watts lead to the IStii Century wliere
Cowper, Newton, and Priestley stand. In the l!)ii' cent. out of so many
workers it suffices to name Heber, Kemble, Wordsworth, Dr. New-
man, ArnoUl, Maurice, Kingsley, and Carlyle among many who find
uotice here.
A chapter ou "Acted pieces earlier than the tirst English Comedy,
a. D. 1119 to 1535", giving the "Shepherd's Play" from the "Wakeficld
Mysteriea", and an abstract of the Morality called "Hycke-scorner", in-
troduces the rcader to English Plays. "Ralph Roister Doister" is given
eutire, of "Gorboduc" the fourth and fifth acts only are given complete.
For the period preceding the year 15S() sketches are given of "Cam-
byses", Edwards' "Dämon and Pythias", Gascoigne's "Supposes", and
Peele's "Arraignment of Paris", connected by a siight history of the
Drama. FoUowing a plan which his pupils of the lecture-hall know
how to appreciate, tlie Professor ensures the interest of his readers by
making an abstract interspersed with long portions of the original of a
play, often thus giving a better idea of the work to a beginner than he
would gain from the perusal ofthewhole. Marlowe's "Faustus", Lyly's
"Endymion", Lodge's "Looking Ghiss for London and England", are
thus presentcd. In his treatment of Shakespeare, as of Chaucer in an-
other volunie, the Professor, while availing hiinself of recent scholarship,
niaintains an independent attitude on some debateable points. Passing
the rest, it is good to see that such a scholar cau vindicate the happy
married life of Anne Hathaway and Shakespeare (Vol. III p. li;j) which it
has beeu too ofton the tendency to assume, from certain doubtful
passages, was all that it should not be. — Treating thus the English
drama, with notices and occasional extracts of the best representatives
all through its history, the closing scene is reached with Sheridan.
Since his time there is little to teil, for "we are still waiting for the
restoration of the stage to its old uuiou with true literature". — One
siight Omission in this volume we may be forgiven for noting; there does
not seem to be auy mention of the "DroUeries", those curious evasions
of the attenipt to rcpress stage-plays under the Long Parliament and
Commonwealth.'
Commencing in A D l.'iöG, before the use of prluting, thc volume
' Mr. R. Roberts, of Boston, Lincolnsliire, has re-printed thrce
volumes of these "DroUeries", edited with mach caro by Uev. J. W.
Ebsworth.
124 L. TOULMIN SMITII,
of Shorter prose contains some of the musL interesting pieees of the
wholc. They are clioseii t'or the sake of completenoss more tban of
number, and comprise some of the best aud most characteristic iitter-
ances of the English people. The reader dipping in here and there may
come lipon a sct of Paston Letters, a chapter from Elyot's '•Governour",
the "Examination" and "Confession" of John Rogers in 1555, Gieene's
novel "Pandosto", Miltou's "Areopagitica", KnoUe's "Brief discourse of
the greatness of the Tiirkish Empire", Gests from Andrew Borde and
"Coneeits, clashes, whimsies and faucies", Mrs. Behn's novel "Orinooko",
Defoe's famous "Sliortest way with the Dissenters", papers from Field-
iug's Miseellanies, a grand letter of Biirke, an Essay of Charles Lamb,
and so on.
In the last voliime, first long poems, then prose works are
dealt with, by way of abstract and partial quotation (which is, as with
the plays) a great boon to him whose lifo is not long enough to read the
original works. From Bcowulf to Cowper's "Task" is a long Stretch of
years, but between them lie Chaucer's immortal "Prologue" to the
Canterbury Tales, Occleve's "De Regimine Principum", Spenser's "Faerie
Queen", Shakespeare's "Venus and Adonis", Daniel's and Drayton's
"Civil Wars" and "Baron's Wars", "Paradise Lost", "Hudibras", Popc's
"Rape of the Lock", Thomson's "Castle of Indolence", and more. The
prose begiu with More's "Utopia" and eud with George Eliot's "Romola";
aud include something of Hobbes, Locke, Fielding, Goldsmith, Scott,
and of several modern novelists. The task of choice is here perhaps
more difficult. But when all demerits are found', all lovers of English
literature abroad and at home must own a debt of gratitude to Pro-
fessor Morley for the beautiful voluraes in which he has placed within
the reach of numbers a "feast of reason" of tlie highest kind. Him-
self not iinused to the peu of verse, some of Ins own closing lines shall
end this notice:
"For me earth's sun is sinking to the west,
The morning's work is ended, and ere long
Comes for the wurker Nature's hour of rest;
Yet if the light will stay, aud life be strong
For a more arduous journey tbrough the throng
Of those whose voices gloriously blend
To speak the Soul of England, if among
My couutrymeu 1 find some to attend
To my last tale of them, then let there come the end".
Highgate, aug. i88i. Lucy Toulmin Smith.
' I cannot refrain from saying tliat all meution of my late Father's
works has beeu omitted. It is doubtless au oversight of the Editor's,
but the Staudard writiugs of Toulmin Smith ou history and coustitu-
tional government have a just claim to be recognized in a work of
this kind.
OSWALD, TH. CAKLYLF. 125
Thonian Carlylo. Ein Lebensbild und Goldköiner
aus seinen Werken. Dargestellt, ausgewählt, übertragen
durch Eugen Oswald, von Heidelberg. Leii)zig 1SS2.
'riie f?reat rugged tcnder-hearted mau, tlie Wise man of Cliclsea, as
sumc ol" liis friends called him, who passed away but a few montlis ago,
has a two-füld claim upon the attention of German readers. He has
bcen largely instrumental in spreading the knowledge of German litera-
ture and liistory in England, though he cannot be said to have first
introduced it, seeiug the translations of Scott, Coleridge, and otlicrs bis
precedessors; bat as the friend of Goethe, deeply imbued with German
tliought and reading, his powerful voice and individuality of style
carried more weight into these studies than auy betöre him.
Secondly as a marked figure in the English literature of the middle
of the 19 t'' Century, he caunot be neglected, both on account of what
he bad to say, and bis manner of sayiug it. Posterity will pass a calmer
judgmcnt on him than can now be done, when personal feeling rudely
called forth has disturbed the reverence that bad gathered round the
gruff old Scot; but the main work of a life at its best devoted to learu-
ing, and to the showing-up of lies wherever he found them, must ever
comniand respect. His views of the pbilosophy of history have bccu
latcly combated with some success by Professor Seeley, and his wor-
ship of Frederick was not consonant with English notions of a free
monarchy and free government; but though he upheld Might, it was in
the intensity of his desire that Right and Truth should pievail; it is a
question of the means. The influeuce of his pen thirty and forty yeais
ago in awaking hatred against shams and false-hood in social life and
in the state was very great. Who can aay how many a young heart
has been spurred on to action hy his warm Images of greatness and
nobleuess, stirring the very beartstrings with high example, as in "Hero-
worship" and "Letters and Speeches of Cromwell".
Dr. Oswald has in the little volurae before us endeavoured to place
a fair view before his countrymen of the Thomas Carlyle of his adopted
home. It is in two parts: the first traces his life maiuly through the
Story of his literary work; teils us who were his friends, quoting several
iutercsting letters, — especially in his relations with Goethe will this pari
commend itself; and by passages from his writings illustrates the chara-
ter and the opinions of this deeply earucst but singuiar man. Especially
does Dr. 0. do Carlyle justice in regard to his political work; bccausc
he did not take part in public life, or attacb himself to this or that
party, it is not tberefore to be held that he withdrew himself from that
greatest of all themes the welfare and governmeut of mankind. Wo
have but to glance at the subjects treated ofin "Past and Present", the
"Latter Day Pamphlets", or "Heroes and Hero-worship" to see "wie
mächtig Carlyle in die Strömung des ötfentlichen Geistes eingegrilfeu".
How true this is may be incideutally witnessed by the pages of my
own copy of "Latter Day Pamphlets" (1S50), which are covered by the
marks both of approval and disapproval made by my Father, who,
126 L. TOULMIN SMITH,
(luiiug tlic tinic iliey were comiiig- out, was preparing liis well known
essay ou cuustitiitional principlos, ''Local selt-goveruiuent aud Centraliza-
tion". On Carlyle's view of thc Biblc, bis attitudc towards natural
science, on bis style, ou Carlyle at bome, on all tbese and uaany otber
points Dr. Oswald bas sometbing to say. Tbe sccond part begins
witb a useful list of "Carlyle's Scbriften in der Zeitfolge ibrer Ent-
stebung" tbe dates extend from 1823 to 1875, a period of mental activity
of extraordinary lengtb. Theu comes a list of writings (not quite com-
plete) "über und aus Tboinas Carlyle", foUowed by the "Goldkörner",
a seriös of extracts and of sbort utterances on various subjects, well-
choseu from bis princlple works, translated into Gerinan.
Thc book may servc as a useful introduction to Carlyle in Eng^
land as well as in Germany. Tbe fine sonnet by John Nichol , whicb I
do not remeinber to havc seen quoted elscwhere, must not escape
naticc.
L. T. S.
Macbeth. Edition elassiquc, pav James Davmesteter,
Directcur-adjoiut ä recolc des Hautcs Etudes. Paris 1881.
Tbis is an excellent little book, one worthy to be placed besido
tbe best Shakespearian work eitber on tbis side tbe Atlantic or the
otber; in logical arrangeuieut and lucidity of treatment it is far beyond
most Englisb books of the kind. With the elearness of vision that be-
lougs to the French, a quality valuable above all in preparing what is
for school or College use, Mons. Darmesteter bas gatbered in tbe beginnings
of the drama in England and tbe main features of the poet's life, togcther
witb the means that criticism employs in describing tbe cbronological
Order and style of bis works; tbus putting the play in a setting that
will prove a valuable introduction even to tbe study of Shakespeare as
a whole. He bas here given to students in France a Standard editiou
of Macbeth, whicb, tbrougb translation and otherwise, bas become thc
uiost populär of Shakespeare'« plays in that country. Tbe text is set
out with careful notes, explaining difficulties and allusions, references
to early sources &c., placed at the foot of tbe page — a mucb more
practical plan than that whicb relegates them to the end of tbe play.
Tbese notes discover, besidcs wide reading and a discriminating choice,
a close knowledge of tbe Englisb language most unusual in a foreigner,
extending even to minute points of pronunciatiou, the want of due
attention to whicb spoils many a reading in England itself.
The text however is by no means the largest part, thougb it is the
pearl of tbe book. Mr. Darmesteter belongs to the awakened school whicb
treats literature historicaily and scientifically, he tberefore is in füll
sympathy with the reeent scholars of Germany and England wbo have
applied to the works of Shakespeare the laws of liistoric criticism and
who have sought in them the order of human growth. "L'ecole de la
MACBETH EDIT. iSY DARMESTETEK. 127
Revclatioii", as lie ueiitly desij^iiatcs tlic uiKiticstioiiiii},' worsliippers of
gonius, lias liitlierto not oiily touiid its cliief adherents in France biit
has f^ivoTi die unly ilirceling notc tlicrc; it lias boon rosorvcd tor Mr.
Darmcstctcr tu introduce thc i)oct to liis young brefcliren with a new and
living intercst as a man whu "a change comine lout hoiume chaiige, qu'il
a changö conimc homme et chango comnic arliste, change dans son pen-
ser et change dans son style". We have therefore, first a sketch ofthc
pre-Shakespearian drania, followcd by a short chaptcr on the "known
facts" of Shakespeare'» life. Chaptcr III, dcaling with "L'oeuvre de
Shakespeare; histoire de son genie'', points out what are the evidences
of facl and of form or style which give good gronnd for the arrange-
nient of his writings in the order of their prodiictiou, and for the story
of his mental growth. The latter of course leads to an examination of
die structurc of the verse and a description of the changes in style
betwecn the bcginning and the end of his career; it is a clear exposi-
tion ot a difficult subjcct. To follow out the causes of these changes,
hidden in (he progress of his life and thought, is the object of the second
section; taking his cue from Jaques that "all the world's a stagc"
Mons. 1). treats the history of the dramatic genius of Shakespeare as
"un drame en trois actes avec prologue". The prologue is from 158S
to 1593, and nearly answers to the first period of Messrs. Dowden and
Furnivall, while the three acts are the three other periods iuto whieh
they divide .Shakespeare's career. An analysis of Macbeth foUuws.
In treating of the sources of this play the author points out the
special traits in Ilolinshcd's story upon whicli Shakespeare dwelt, and
the modificatioTjs and additions which he iutroduced; adding a very
interesting appendix on the history of the true Macbeth and the prob-
able formation of the legend. Thence examining into the date at which
the play was written and into the anterior drama on the sarae subjcct,
he traces the growth under the poet's hands of this "o?uvre d'une unite
d'interet et d'une puissance dramatique saus egales". Chapter VII Sket-
ches the fate of the play on the English stage under Davenant, Garrick,
Siddous and others; in an appendix telling of its history on the French
stage and iu translation, he claims that it was Voltaire "(lui le preuiier
lit connaitre Shakespeare ä la France et par la France ä TEuropc". That
Voltaire first made Shakespeare known to France may be true, though
the Frenchmen St. Evremond and Motteux were well acquainted with
him nearly a Century earlier, but Switzerland and Germany knew
something of Shakespeare long before Voltaire was born; Mr. Darmesteter
has forgotten that Hamlet, King Lear, and Romeo and JuUet were actcd
at Dresden in 1020.
Chap. VIII gives valuable iudications as to the State of (he text
of the folio (1623), as to corruptions, interpolations, rythm and pronun-
ciation; with finally an inquiry whether the whole was the work of
Shakespeare, especially bearing relation to the rdle of Hecate, and to
Middleton's JFitch.
Pertinent lines by Wordsworth and by Ant. Deschamps on the
terrible worda "Sleep no more" close a volume that is a useful intro-
128 TRAUTMANN,
diictiuu to the historic study uf Sliakcspcare, not ouly for the Freuch,
bat Cor any Citizen of the world. lu a secoud cdition several niisprints
sboiilil be corrocted, sucli as Henry IV for Henry VI (on page xxvi),
and tlie wrong dates of üamht (p. xiii) of Venus and Adonis , and
of Lucrccc (p. xxvu). Richard 111., witli its datc too is oniitted froiu
the chronological list ou page xxvi. These are it is evident uaere
ovcr-sights.
IIiGiiGATii, London, shit. i88i. L. Toulmin Smiiti.
Enj;lislic Philolo^^ic. Anleitung zum wissenschaftlichen
Studium der Englischen spräche von Johan 8torm, ord.
Professor der Komanischen und Englischen philologie an
der Universität Christiania. Vom Verfasser für das Deutsche
publikum bearbeitet. I. Die lebende spräche. Heilbrouu
(llenniuger) 18S1. Gr. 8. XVI und 467 selten. 9 mark.
Im vorliegenden werke, das mich leider verschiedene umstände ver-
hindern so ausführlich zu besprechen, wie ich ursprünglich beabsichtigte,
und wie es verdient, bietet uns der Verfasser eine erweiterung und
Deutsehe bearbeitung seines IST!» erschienenen buches Engelsk Filolotji.
Anvisning lil et videnskaheligl Studium af del Engelske sprog. 1. Del
Icvende sprog. Kristiania.
Vorwort und einleitung enthalten eine reihe bemerkenswerter
sät/-c, von denen ich die folgenden aushebe: 'Die gesprochnc spräche
weicht stark von der Schriftsprache ab und die prosa nicht minder
stark von der poesie; die Schriftsprache der gegen wart ist wider
deutlich verschieden von der des vorigen Jahrhunderts, und diese
entfernt sich noch mehr von der des l'ten und 16*^". Man hat bisher
nicht hinreichend zwischen diesen Sphären uuterschieelen; namentlich hat
die Deutsclie philologie, Mätzner und Koch an der spitze, von Shake-
speare an alles zum Neuenglischeu gerechnet. Im verhältniss zu den vor-
hergehenden Perioden ist dies richtig; aber wie die "neue'' geschichte
wider eine ältere, neuere und neuste periode unterscheidet, so zerfällt
der entsprechende zeitraum der Englischen spräche in ähnliche Unter-
abteilungen' (s. V) 'Die grammatiker sind zu sehr geneigt ge-
wesen, die Umgangssprache als eine ausartung der Schriftsprache zu be-
zeichnen, in welcher sie die rechte und eigentliche spräche sahen. Die
eigentliche spräche sollte also nicht die gesprochnc sein!' (s. V).
'Die grammatik ist bisher einseitig historisch oder einseitig prak-
tisch gewesen. Man glaubt gewöhnlich, dass keine Sprachforschung
wissenschaftlich sein kann ohne historisch zu sein. Man vertieft sich
dabei oft einseitig in das Studium der alten spräche und übersieht leicht,
dass man die altern Stadien einer spräche nicht gebührend beurteilen
kann ohne gründliche kenntniss der neusten periode. Eine erschöpfende
STORM, KN(;L. PHILOLOGIE. 129
darstellnng der phiinoraene der neuem spräche, von ihrem eigenen Stand-
punkte aus betrachtet, ist ebenso berechtigt und hat auf den namen
einer wissenschaftlichen eben so wol anspruch als eine historische be-
trachtung' (s. VI) 'Die eigentliche spräche ist die gesprochne,
und diese besteht aus lauten. Die erste bedinguug eine spräche zu
kennen ist somit die kenntuiss ihrer laute' (s. 2) 'Der philologe
soll sich wissenschaftliche einsieht in die spräche und deren geschichte
erwerben, nicht nur weil dies Studium die geistesfähigkeiteu besser ent-
wickelt, sondern auch und besonders weil es im höheren sinne prak-
tischer ist, indem es das verständniss und die aneignung des stottes
erleichtert und eine höhere anschauung der phänomene und ihrer Ur-
sachen mit sich bringt. Erst hierdurch erlangt der lehrer das rechte
vermögen, den schüler anzuleiten' (s. 9) 'Andrerseits darf die
Wissenschaft das praklische nicht übersehen. Ein wissenschaftliches
Sprachstudium besteht nicht nur in erforschuug der sprachgeschiclite,
sondern auch in einer systematischen und gründlichen kenntuiss der
Jetzigen lebenden spräche. Manche gelehrte sind gründliche kenner des
Altenglischeu und Altfranzösischen, sprechen aber die neuem sprachen
stümperhaft und kennen sie nur oberflächlich, was wider auf ihre
forschungen über die ältere spräche unvorteilhaft einwirkt, indem sie
den Zusammenhang zwischen den versclüedenen perioden nicht er-
blicken' (s. 10).
Das erste kapitel hat zum gegenstände die allgemeine 1 aut-
lehre; denn man könne, meint der Verfasser sehr richtig, keine wissen-
schaftliche erkenntniss der laute einer fremden spräche gewinnen, ohne
(itwiiä von der allgemeinen lautwissenschaft zu kennen. Es werden nach
einander die einschlagenden arbeiten von Merkel, Brücke, Rumpelt,
Sievers und andern Deutschen, weiterhin die arbeiten der Engländer
Bell, Ellis und Sweet und des Schweden Lundell durchgegangen. Den
Deutsehen wirft Storm vor, dass sie zu sehr schematisiren, abstrahiren
und theoretisiren; den Engländern, dass sie im gegente'l allem abstrahiren
so abgeneigt sind, dass sie oft über der mannigfaltigkeit die einheit aus
dem äuge verlieren. Im ganzen ist er aber doch mit den praktischen
Engländern zufriedener und glaubt, dass die lautwissenschaft in neuerer
zeit am wesentlichsten in England gefördert worden sei. Storm denkt,
indem er den Engländern dieses lob erteilt, in erster linie an BcH's
vokallehre, welcher er, wie vor ihm Sweet und nach ihm Sievers getan,
rückhaltlos zustimmt. Ich habe meine ansieht über dieses wunderliche ge-
wächs bereits früher ausführlich dargelegt (in diesem bände, Anz. s. 56if.);
ich beschränke mich hier darauf zu widerholen, dass ein Vokalsystem,
welches sich auf nichts als auf die mundstellungen gründet, ohne allen
und jeden wert ist, da sich die grosse zahl der in betracht kommenden
mundstellungen nicht mit der nötigen Sicherheit auseinander halten
lassen. Obwol nun aber in Bell's theorie befangen und hier und da
durch dieselbe irre geleit(!t, ist Storm doch ein sehr hervorragender
lautiker; es ist äusserst selten, dass jemand so sicher auffast, so fein
scheidet, und über eine so umfassende kcnntniss fremder laute verfügt,
wie er. — Ein auf mich bezüglicher satz auf s. 51 ist zu berichtigen.
130 TRAUTMANN,
Es heisst dort: 'Eine grosse bedeutung legt er dem eigentoiie (hall) der
vokale bei; seine darstellung der hauptresultate der neuern forschimgeu
darüber ist selir interessant'. Ich gebe an der betreffenden stelle
(Anglia 1 589 — Ol) nicht die hauptresultate der 'neuern', sondern bloss
die meiner eigenen forschungen über die mundhalle. Auf der folgenden
Seite will er meine aufstellung 'e = Frz. pere, It. era'' nicht gelten
lassen, sondern bemerkt dazu: "das It. ist offner". Das ist vollkommen
richtig, wenn mau bei <?r« an eine gewisse örtliche ausspräche denkt,
z. b. an die Florentinische. Fasst man aber ganz Italien in's äuge, wie
ich getan, so ist es durchaus berechtigt, era und ph-e gleichzustellen.
Aehnliches hätte ich auch auf die übrigen bemerkungen Storm's zu er-
widern.
Das zweite kapitel trägt die Überschrift 'Englische ausspräche'.
Der Verfasser erklärt zuerst seine bezeichnung der Englischen laute
und bespricht im folgenden die leistungen von B. Schmitz, Mätzner,
Walker, Smart, Nuttall, Cooley, CuU und anderer. Seine bemerkungen
zeugen von gründlichster kenntniss der Englischen ausspräche, und seinen
berichtigungen ist fast überall zuzustimmen.
Das dritte kapitel handelt von den Wörterbüchern. An der
spitze steht Thierae-Preusser, dem grosses lob gespendet wird. Dieses
werk ist allerdings im laufe der zeit wesentlich verbessert worden; an-
fänglich aber war es zum grösten teile ein ausschreibsei aus Dr. J. (t.
Flügel's Comp/cte ßiclionary und aus Dr. Felix Flügel's Pi'aclical Bic-
Honary of ihe English and Germa/i Languages. Das letztere, das
gegenwärtig in dreizehnter aufläge vorliegt (Leipzig, bei Brockhaus),
und das keinesfalls hinter dem Thieme-Freusser'schen zurücksteht, wird
leider von Storni gar nicht mit aufgeführt. — Zu Hoppe's Englisch-
Deutschem Supplement- Lexicon, das nach verdienst gewürdigt wird, gibt
St. eine reihe sehr schätzbarer ergänzungen.
Das vierte kapitel ist betitelt 'Synonymik. Phraseologie.
Praktische Hilfsmittel'. Etliche der praktischen hilfsmittel, welche
St. anführt und bespricht sind Maunder's Treasiiry of Knowledge and
Library of Reference, Dicken's Diclionary of London, Beeton's British
GazeUecr, Enquire wilhin upon Everylhing , Cox's] Instilulions of ihe
English Govermnent. Es liegt mir nichts ferner als zu tadeln, dass der
studircnde der Englischen spräche auch auf derlei bücher hingewiesen
wird; aber hat dies in dem kapitel über Synonymik und phrascologie zn
geschehen?
Aehnliche Unordnung zeigt sich im folgenden kapitel: 'Lektüre
und Literaturstudium'. Niemand kann ahnen, dass er hier 3 lange
abhandlungen über Umgangssprache, vulgärsprache und amerikanismen
finden wird. Es ist kein zweifei, alle drei, besonders jedoch die beiden
ersten, sind äusserst gediegene leistungen und müssen zum wertvollsten
des ganzen buches gerechnet werden; aber gehören sie an die stelle,
wohiu sie der Verfasser gebracht hat?
Das sechste kapitel, das nur drei seifen unifasst, führt die Über-
schrift 'Literaturgeschichte' und beginnt mit den worten: 'Nach
STORM, ENGL. PHILOLOGIE. 131
dem ursprünglichen plane sollte die literaturgeschiehte in dem zweiten
(historischen) teile dieser arbeit behandelt werden. Es scheint aber
praktischer, die wichtigsten erschein ungen auf diesem gebiete schon
hier kurz zu besprechen'.
Endlich das siebente kapitcl, 'Grammatik', das ebenfalls nur ein
paar selten enthält. 'Ich hatte', bemerkt der Verfasser, 'ursprünglich
beabsichtigt, die grammatik in einem besonderen bände zu behandeln.
Da es indessen damit noch lange zeit hat, scheint es am zweckmässigsten,
die wichtigsten erscheinungen hier kurz zu besprechen'.
Was dem buche fehlt ist ein hinlänglich ausgereifter i)lan und
rechte Ordnung in der Verteilung des stotfes; es ist oft ein allzu dünnes
und zuweilen kaum zu erkennendes logisches fädchen, w^as die einzel-
nen .abschnitte zusammenhält. Sieht man jedoch lediglich auf den in-
halt, so kann man nicht leicht zu überschwenglich loben. Storm's
Englische Philologie macht vielen weitverbreiteten Irrtümern den garaus
und bringt eine überraschende fülle wissenswerter einzelheiten und be-
lehrender und anregender bemerkungen. Der Verfasser hatte den ent-
schiedensten beruf die anleitung, die er uns bietet, zu schreiben; sein
buch beruht auf so gründlicher kenntniss des gegenwärtigen Englischen,
wie sie nur wenige andere nicht-Engländer aufzuweisen haben dürften.
Alle fachgenossen und in Sonderheit alle studirenden sind ihm für die
wertvolle gäbe zu grossem danke verpflichtet.
Bonn. Müritz Tkautman.w
Herr P.iul Illgen in Leipzig* sendet mir ein verzcichuiss
von (Iruckfchlern, die er im vorstehend be.sj)rochnen werke
befunden. Hei dem umfange des Imclies und in betracbt des
nmstandes, dass der Verfasser dem druckorte so ferne wohnt,
ist die zahl nicht eben bedeutend. Wenn es auch sicher ist,
dass die meisten fehler bei Veranstaltung- einer neuen aufläge
dem Verfasser nicht entgehen W'ürdcn, so ist es doch vielleicht
nicht unzweckmüssig, das betreffende verzeichniss hier zum
abdruck zu bringen:
Seite 10, zeile 5 v. o. kymr. ist nicht in die abkürzungen .aufge-
nommen.
„ 2;^, „ IT) v. o. darin st. des hier doch besseren darein,
hinein.
,, 29, „11 V. u. ihn statt ihm.
„ 44, „ 7 V. o. TIT. abs(^huitt. I. und Tl. nicht angegeben.
„ 54, „ I V. o. tatt St. statt.
„ 14S, „ 15 V. o. übergangenen st. übergangene.
„ 172, „ 1 V. o. zweimal famims.
132
BERICHTIGUNGEN. NOTE.
Seite
173, 2. abschn., z. 8 v. o. was st. war.
174, „ 7 V. u. beinamen st. beinamens.
182, „ 9 V. 0. you st. your.
2U1, ,, 1 V. 0. inatlier st. maller.
253, „ 2 V. o. ob auch st. des viel geläufigeren wenn auch.
256, „ 18 V. 0. may-lur at. nay-tur.
265, 2. abschn., z. 1 youvn st. yourn.
268, 2. abschn., z. 9 v. o. /wr ^o ^«At? st. for.{"i)
276, zeile 9 v. o. sometimetimes st. somelimes.
283, anm. 2, zeile 1 flexionslose st. -losen.
284, zeile 3 v. o. ib. II. 307. st. Thack. Mise. II, 307.
290, 3. abschn., z. 2 v. u. he st. he.
301, zeile 13 v. u. vollks . . . sl. Volks . . .
307, „ 4 V. u. oblahied st. obtained.
313, Seitenüberschrift: Auiericanismen st. De Vere.
316, zeile 5 v. u. Green's Engl. st. Queen's.
317, „ 17 V. o. I'll st. ril.
324, „ 3 V. o. for st. för-
mig, „ 10 V. o. through st. though.
332, Grammat. Eig., 2. abschn., z. 5 v. o. he master st. ihe.
390, zeile 7 v. u. physcho. . st. psycho.
393, anm. 4 st. anm. 2.
408, anm. 1 thon st. thou.
427, zeile 1 v. o. oer st. der.
427, 3. abschn., z. 5 v. u. das st. dass.
439, vorletzter abschn., z. 4 v. n. learing st. leurning.
N o t e.
Dr. Brinsley Nicholson, of the New Shakspere Sociely, pro-
poses to repriut the "Discoveric of Witchraft" by Reginald Scot,
1584, being the first English book against witch-craft, and secoud in
Europe only lo Ihat of Joliaun Wier of Geimany. As a book of much
interest to Elizabetlian students, Dr. Nicholson hopes for support from
onough sultscribers to cnablc him to set it in band. Price M 2. 2 s., the
issuc not exceeding 100 copics; if there are more subscribers, the price
will be loss. Namcs sliould be sent to Dr. B. Nidiolaon, 306 Goldhawke
Road, Shepherd's Bush, London VV.
TRAUTMANN, RECENSIOXSEXEMPLARE. 133
Ausser von den bef^)roc'hiieu bücbern siud von den f<)lp:eu-
den abziige eingeliefert worden:
Ueber die Verfasser einiger Neiiangelsächsischcr Schriften
[Juliana, Margarete, Hali Meidenhad] von Dr. phil. Eugen Einenkel
Gr. 8. 132 Seiten. Leipzig (Fock) ISSl.
Englische Studien. Organ für Englische philologie unteruntberück-
siehtigung des Englischen Unterrichts auf hühern schulen. Herausge-
geben von Dr. Eugen Kölbing, ao. prof. der Engl, philol. an der
Universität Breslau. Bd. lY, heft :{. Bd. V, heft 1. Heilbronn (Hen-
Tiinger) ISSl.
Barbour's des Schottischen nationaldichters Legendensammlung
nebst den fragmenteu seines Trojauerkriegs. Zum ersten male heraus-
gegeben und kritisch bearbeitet von (". Horstiuanu. Erster band.
Gr. S. 247 Seiten. S mark. Ueilbronn (Henninger) ISSl.
Philological Society. Partial Corrections of Euglish Spellings. Ap-
proved of by the Philological Society, so, pp, 3», Price Cd. Pnb-
lished for the Phil. Soc. London (Trübner) 1S81.
Sir John Suckling. Ein beitrag zur geschichte der Englischen litera-
tur. Von Hermann Schwarz. Gr. S. 45 selten. 18SL Hallische
dissertation.
Lyrisches im Shakspere. Von Wilhelm Steuerwald. (ir. '^. 10]
selten. ."5 mark. München (Ackermann) ISSl.
Jahresbericht über die Städtische Höhere Bürgerschule zu Crossen.
Ostern ISSl, worin enthalten: Probe eines Englischen Vocabula-
riums im anschhisse an das Vocabulaire francais von Prof. Dr. H.
Haedicke. Von Dr. E. Regel.
Dreizehnter Jahresbericht der Realschule I. Ordnung zu Zwickau ISSO^sl,
worin enthalten: Uebersicht über die grammatischen abweichun-
gen vom heutigen Sprachgebrauch bei Shakespeare. 1. teil.
Vom Oberlehrer M. F. Karl Deutschbein.
Englische Schulgrammatik oder vollständiger Unterricht in der
Englischen spräche mit beispielen und Übungen zur anwendung der
regeln von T. S. Williams, vormals lehrer der Englischen spräche am
Johanneuni zu Hamburg. 16. aufläge. London (Williams & Norgate)
und Hamburg (Nolte) ISSl. s. '^bö selten.
Lehrbuch der Englischen spräche von Lektor Robert Boylc und
Dr. Arthur Brehme. 1. teil. Laut- und wortlehre. Kl. s. 144
Seiten. Petersburg (Kranz) und Leipzig (Steinacker) issl.
Reife Brothers' Model Reading-Books, narrative and descriptive, in prose
and verse. For use in schools. Edited, with notes and introduction,
by R. F. Charles, M. A., assistent-master in the City of London
School. No. VL For advanced classes. 8». pp. 480. London (Reife)
18S1.
First Principles of Modern History. 1S15— 1S79. From the English point
of view. By T. S. Taylor, author of First Principles of English, French,
and Roman History etc. 12ui'>. pp. 13(5. London (Reife).
134 TRAUTMANN, RECENSIONSEXEMPLARE.
Die hauptregeln der Englischen auasprache. Von Dr. Walter
Pohlraann, ord. lehrer am gymnasium mit realschule zu Neuwied.
Berlin (Wohlgennith) 1S81. 8. 16 Seiten.
The American Journal of Philologj'. Edited by Basil L. Gil-
der sleeve, Professor of Greek in the Johns Hopkins University.
Baltimore (the editor) and Leipzig (Brockhaus). Vol. II. No. 5^ May
1S81. No. Ü, July 1S'^1.
Education. An international magazine. Bimouthly. Devoted to science,
art, philosophy, literaturc, and education. Thomas W. Bicknell,
(tonductor. Vol. I. May — June isSl. No. V. S^". pp. 413— .529.
Journal of Education. Published by New-England Publishing Com-
pany, Boston, Mass. Aol. XIII, No. 25. June 2;i, ISSl.
Monograph on the Relations of the Indo-Chinese and Inter-
Oceanic Races and Languages. By A. H. Keane, M. A. I. Read
before the British Association, Sheftield, August IST*), and reprinted
from the Journal of the Anthropological Institute for February, 1880.
H^'K pp. 36. London (Trübner) 1880.
Herr Eduard Lasker mit setzerscholien. (Zu dessen schrift: Wege
und Ziele der Kulturentwicklung.) Von Peter Simplex, Schriftsetzer.
Abdruck aus dem Magazin für die Literatur des In- und Auslandes.
Gr. 8. 1(> Seiten. Leipzig (0. Schulze) iSSl.
Anleitung zum Englischen aufsatz von R. AV ilck e. Berlin (Gebr. Born-
träger) 18M. 8. r>8 Seiten.
/'ruck von E. Kar ras.
üebersicht
der
in den Jahren 1877, 1878 und 1879
avif dem gobiote der
Englischen philologie
erschienenen bücher und aufsätze.
Auch diese Übersicht schliesst ini allgemeinen diejenigen
bücher und kleineren Schriften aus, welche lediglich zwecken
des Unterrichts und der Unterhaltung dienen. Damit ist in-
dessen nicht gesagt, dass alles aufgenommene wissenschaft-
lichen wert hat.
Sollte hie und da wichtiges übersehen sein, so trifft die
schuld ausser mir auch die Verfasser und Verleger, welche es
unterlassen haben, die betreffenden Schriften einzusenden. Nur
in bezug auf diejenigen bücher und aufsätze, welche entweder
an den Verleger der 'Anglia', herrn Max Niemeyer, Halle ''/S.,
gr. Steinstrasse, oder direkt an mich eingeliefert werden, über-
nehme ich die gewähr, dass sie in der Übersicht nicht uner-
wähnt bleiben, und dass die angaben über preis, Seitenzahl,
format u. s. w. vollkommen genau sind.
Eine Shakespeare -bibliographie ist nicht gegeben worden
und wird auch in zukunft nicht gegeben werden, so lange das
Shakespeare-Jahrbuch die sorgsamen arbeiten von Albert Cohn
bringt.
Ich habe schliesslich herrn Otto W. Fütterer in Neu York
zu danken, der mich wieder auf das zuvorkommendste bei der
Zusammenstellung der in Amerika erschienenen bücher und
aufsätze unterstützt hat.
Bonn. Moritz Trautmann.
Aiiglia, IV. band. Bibliographie
2 TRAUTMANN,
I. Allgemeines. Samraelwerke. Bücherverzeichnisse.
Gelehrtenge schichte .
Engelsk Filologi. Anvisning til et videuskabeligt Studium af det
Engelske Sprog for Studerende, Lserere og Viderekomne af Joh.
Storm, Professor i Romansk og Engelsk Filologi ved Kristiania Uni-
versitet. I. DetLevendeSprog. 8. XIII 350 s. « kr. Kristiania
(Cammermeyer), 79 1
Encyclopaedia Britauuica, a dictionary of arts, sciences, and general
literature. yth edition. Edited by Thomas Spenser Baynes. Lon-
don (Simpkin). Vols. (5 (6'/j — Day) and 7 (Dea — Eid) 77; vol. S
{Ele — Fak) 78; vols. 9 {Fal — Fyz) and 10 (G — Got) 79. 4to.
cloth 30 and 36 sli. a volume. 2
Transactions of the Fhilologieal Societ}', 1877 — 79. Published
for the Society by Trübner & Co., London, and K. J. Trübner, Strass-
burg 79. pp. 022, *73, and LXIX. 3
Anglia. Zeitschrift für Englische philologie. Enthaltend beitrüge zur
geschichte der Englischen spräche und literatur, herausgegeben von
Richard Paul Wülcker. Nebst kritischen anzeigen und einer bücher-
schau, herausgegeben von Moritz Trautmann. gr. 8. band I. (»00 ss.
Halle (Niemeyer) 78. Band II. 552 ss. 79. Der band 15 m. 4
Englische Studien. Herausgegeben von dr. Eugen Kölbing. gr. 8.
Band I. 546 ss. Heilbronn (llenninger) 77. Band II. 540 ss. 79.
Der band 17 m. 5
Archiv für das Studium der neueren sprachen und literaturen. Heraus-
gegeben von L. Ilerrig. B. 57—58, 1877; b. 59— 60, 1878; b. 61— 62,
1879. Braunschweig (Westermann). Der band 6 m. 6
The English Catalogue of Books for 1876, containing a com-
plete list of all the books published in Great Britain and Ireland in
the year 1876, with their sizes, prices, and publishers' names; also of
the principal books published in the United States of America with
addition of an index to subjects. London (Low, Marston, Searle, and
Rivington). Publishers' Circular Office, 188 Fleet Street. Roy. 8vo.
pp. 90, sewed, 5 sh. 77. 7
Dasselbe für 1877. London 7s. 8
Dasselbe für 1878. London 79. 9
The London Catalogue of Periodicals, Newepapers, and trans-
actions of various societies, with a list of metropolitan printing soci-
eties and clubs for 1877. Roy. 8 vo. sewed, 1 sh. (Longmans). 77. 10
Dasselbe für 1878. 11
Dasselbe für 1879. 12
The Publisher's Trade List Annual 1877. Preceded by the first
provisional Supplement to the American Catalogue — being a reference
list of books recorded in the Publisher's Weekly from July 1 , 1876,
to June 30, 1877, with additioual titles, corrections, changes of price
and publishers etc. — and the American Educatioual Catalogue for
1877. 8vü. $ 1.50. New York (Leypoldt). 77. 13
BIBLIOGRAPHIE 1877 79. 3
Dasselbe für 1877/78. 78. 14
Dasselbe für 1878/79. 79. 15
Leyi)oldt (F.) and Jones (L. E.), The American Catalogue of books
in piint and for sale on July 1, 1870. Vol. I: Authors and titles;
part \: A — Edwards. 224 pp. 4to. & 25. (for 2 vols. complete).
New York (Leypoldt) 78. Vol. I, parts 2 {Edwards — Lennox) and
;{ (Lenoir — Robbie) 1\). IG
Sabin (Joseph), A Dictionary of books relating to America from its
discovery to tlie present time. Parts 47—54 Holmes to Lacroix, 1877;
parts 55 — liü Lacroix to Mc Clary, 1878; parta ül — tis Mc Clean to
Minnesota, 1879 (Bibliotheca Americana). 8vo. ^2.50 apart. New
York (Sabin). 17
A Bililiography of Bibliography; or a handy book about books
which relate to books. Being an alphabetical catalogue of the most
important works of the literature of Great Britain and America, and
more than a few to Frauce and (jcrmany. 8vo., pp. 151. S 1.50. New
York (Sabin) 77. 18
Rowell (G. P.), American Newspaper Directory. Containing accurate
lists of all the newspapers and periodicals published in the United
States and 'J'erritories, and the dominion of Canada and British colonies
of North America for 1877. Roy. Svo. 25 sh. New Y^ork and Lon-
don. 77. 19
Dasselbe für 1878. 20
Dasselbe für 4879. 21
Reference Catalogue of (hirrent Literature. Containing the
füll titles of books now in print and on sale, with the prices at which
they may bc obtained of all bookselleis, and an index to nearly thirty
thousand works; also a list of the most familiär pen-names. Svo. half-
bound (J. Whitaker). 77. 22
Ruskiu Bil)liography: A bibliographical list of the published writ-
ings in prose and verse, from 1834 to 1879. Post Svo. sewed. 5 sh.
(Shepherd). 79, 23
Hooe (Wm.), Authors of the day; or, list of the literary profession for
1879. With a classitied index of subjects and list of Pseudonyms and
pen-names. 12mo. sewed, pp. 20. 1 sh. (Poole). 79. 24
Arber (Edward), A 'i'ranscript of the Registers of the Companj- of
Stationers of London; 1554—1040 a. D. Vol. IV. — Text. Entries of
books to 3 Nov. 1040. (Jalls on the livery and promotions to the
assistance to 31 Dec. 1040. Privately printed. 4 to. London, 77. 25
Encyclopädie des philol. Studiums der neuern sprachen, hauptsäch-
lich der Französischen und Englischen. Von Bernhard Schmitz. An-
hang. Systematisches Verzeichnis der auf die neuern sprachen, haupt-
sächlich die Franz. und Engl., sowie die Sprachwissenschaft überhaupt
bezüglichen programmabhandlungen , dissertationen und habilitations-
schriften. Nebst einer eiuleitung. Von Hermann Varnhagen.
Leipzig (Koch). Gr. >>. XIX und 100 s. — n. 2 m. 50 pf. 77. 26
Catalogue of Five Thousand Tracts and Pamphlets, and fifty
thousand prints and drawings, illustrating the typography and anti-
1*
4 TRAUTMANN.
quities of England, Wales, Scotlaml, and Ireland. Collected diiiing
the last thirty-live years by the late William Upcott, and John
Rüssel Smith. Demy 8vo. Half-mor., pp. 485 (A. E.Smith.) 78. 27
Catalogi Codicum Manuscrip torum Bibliothecae Bodleianae.
Vol. 5. Part 2. Confecit Guilelmus D. Macray. 4to. 30 sh. (Mac-
millan). 78. 28
Calendar of Charters and Rolls preserved in the Bodleian library,
edited by W. H. Turner under the direction of the Rev. H. C. Coxe,
M. A., Bodley's librarian. Oxford, Clarendon press. 8 vo. pp. XXIII,
849. 31 sh. « d. (Macmillan). 78. 29
Siehe Academy 1879. I. 156. — ßibl. de l'Ecole des Chartes
1879. 223—228. — Athenceum 1879. II. 76.
Cullingworth (C. J.), Catalogue of the Badford Library, St. Mary's
Hospital, Manchester. Svo. pp. 258. 3 sh. 6 d. (Manchester, Cornish). 77. 30
Axon, W. E. A., Handbook of the public libraries of Manchester and
Salford. 8vo. pp. 220. 10 sh. 6 d. Manchester (Heywood) and Lon-
don (Simpkin). 77. 31
Boase (G. C.) and Courtney (W. P.), Bibliotheca Cornubiensis. Vol. 2.
Svo. 21 sh. (Longmans). 78. 32
Siehe Academy 1878. I. 206. — Athenceum 1878. I. 308— 9.
Bibliograph}' of Laucashirc and Cheshire, 1876. 8vo. sewed
1 sh. (Simpkin). 77. 33
The Library Journal. Official organ of the library associations of
America and the United Kingdom. Vol. II, 1877; vol. III, 1878;
vol. IV, 1879. London (Trübner). Annual subscription , including
postage, £ 1. 34
The late Mr. Thomas Wright, F. S.A. Academy 1877. II. 594—95. 35
Thomas Wright. Anglia II, 497—500 (R. Wülcker). 36
Heinrich Leo. Engl. Studien II, 284 — 90 (M. Heyne). 37
Christian Wilhelm Michael Grein. Engl. Studien I, 536 — 39 (E.
Stengel). 38
Christian Michael Grein. Anglia I, 349—54 (R. Wülcker). 39
Ueber Greiu's Nachlass. Anglia I, 556—60 (R. Wülcker). 40
Ludwig Ettmüller. Anglia I, 553 — 55 (R. Wülcker). 41
Wilhelm Hertzberg. Shakespeare-Jahrbuch 1880, s. 353 — 59. 42
II. Geschichte. Kulturgeschichte. Altertümer.
Early Chronicles of Europe: England. By James Gairdner.
Cr. 8vo. pp. VIII and 328. S. P. C. R. 4 sh. 79. 43
Nicholas (T.), Pedigree of the English people: an argument, historical
and scientific, on the formation and growth of the nation; tracing race-
admixture in Britain from the earliest times, with special reference to
the incorporation of the Celtic Aborigiues. 5th edit. Svo. pp. 560.
16 sh. (C. Kegan Paul). 78. 44
BIBLIOGRAPHIE 1877 7g. 5
Iiines (T.), A critical issay on the ancieiit inhaliifants uf the Northern
parts of Britain, or Scotland. Containing an account of the remains
üf the Britons behind the walls, of the Caledonians or Picts, and par-
ticuhirs of the Scots; with an appendix of ancient mamiscript pieces
roprinted from the original edition in 1729; with a memoir by George
Grub (Historians of Scothiud , vol. 8.) 8vo, pp. 474. 14 sh. Edin-
burgh (Paterson) and London (Simpkin). 79. 45
Palgrave (Sir F.), History of Normandy and of England. Vol. 1. 8vo.
21 sh. (Macmillau). 78. 46
Guizot, F., History of England, from the earliest times to the accession
of Queen Victoria. Edited by Madame de Witt. Translated by
iMoy Thomas. Vol. 1, pp. 507, roy. Svo. Vol. 2, pp. (518. Vol. 3,
pp. ()30. 24 sh. a volume (Low). 77—79. 47
Hume (D.), History of England, from the earliest times to the revolution
of 1688, based on the history of David Hume and continued to the
year 1868. New edit. Post Svo, pp. 770. 7 sh. 6 d. (Murray). 79. 48
Green (John Richard, M. A.), History of the English people. Vol. 1.
Early England. Foreign Kings. The Charter. The Parliament. With
eight maps. Svo, pp. 570. 16 sh. (Macmillan). 77. 49
Siehe Ätheimum 1878. IL 491—493; 528 — 529. — Saiurday
Review 1S77. vol. 41, 745—746; 812-814.
Dasselbe. Vol. 2. The Monarchy, 1461 — 1540. The Reforma-
tion, 1540-1603. 8vo., pp. 500. 16 sh. (Macmillan). 78. 50
Siehe Academy 1S7S. L 405 — 407. — Athenceum 1878. U.
491 — 193; 528—529. — Coiüertiporary RevieJV 187S, ?;o/. 33. 630— 632.
— Nation 1879. IL 210—211.
Dasselbe. Vol. 3. Puritan England 1603—1660. The Revolu-
tion 1660—1688. With maps. 8vo., pp. X, and 451. 16 sh. (Mac-
millan). 79. 51
Siehe Saturday Review 1879. L 651—653. — Academy 1879. L
381. — Nation 1879. IL 210—211.
Cooper, E., The history of England from the landing of Caesar to the
reign of Victoria. 2 vols. Svo. pp. 1070, 30 sh. (Simpkin). 77. 52
Bright (J. F.), History of England. Period I: mediseval monarchy,
449 to 1485, 2nd edit. er. Svo. 4 sh. 6 d. Period II: personal mo-
narchy, 1485 to 1688, 2nd edit. 5 sh. 77. Period III: Constitu-
tional monarchy. William and Mary to George IV, 1689—1837.
With maps and plans. 2nd edition, revised. pp. 805—1472. 7 sh. 6 d.
(Rivington). 78. 53
Leoi)old von Ranke, Englische Geschichte vornehmlich im 17. Jahr-
hundert. Gr. 8. Band 1—2, 4. aufl. 77. — Band 3— S, 3. aufl. 77—79.
Leipzig (Dunker und Humblot). Der band n. 5 m. 54
Lecky (W. E. H.), A history of England in the eighteenth Century.
2nd edit., revised. 2 vols. Svo. 36 sh. (Longmans). 78. 55
Siehe Academy 1S78.I. 112—114. — Aihenwum ISIS. I. 115—117.
— London Quarterly Review 1878. No. CCXC, 264 — 283. —
Nation 1878, L 261—262; 279—281. — Edinburgh Review 1878. IL
41—60. — Revue Critique 214— 216 (.i. Beljame).
t) TRAUTMANN,
Geschichte Englands im 18. Jahrhundert von W. E. H. Lecky, übersetzt
von Ferd. Löwe. Erster band. Leipzig u. Heidelberg (Winter). 79. 56
Walpole (Spencer), History of England from the conclusion of the
great war in 1815. 2 vols. Svo. pp. 136Ü. 36 sh. (Longmans). 78. 57
Siehe Academy 1878. IL 554 — 55. — Athen(eum 1878. IL
58S — 90. — Edinburgh Review 1879. I. 87— 1U8. — JVestminster
Review 1879, I. 125—126. — Saturday Review 1879. I. 243—244.
Molesworth (W. N.), The history of England from 1830 to 1874. Ab-
ridged edit. post. Svo. pp. G08, 7 sh. 6 d. (Chapman). 77. 58
Magna Carta. A careful reprint. Edited by W. Stubbs, M. A., Regius
Professor of modern history. 4to; stitched, 1 sh. Oxford (Clarendon
Press). 79. 59
Stubbs (Wm.), The constitutional history of England, in its origin and
development. Vol. 3. Post 8vo., pp. 660. 12 sh. (Macmillan). 78. 60
Siehe Academy 1878. I. 291—92. — Athenceum 1878. L 277. —
Edinburgh Review 1879. IL 1—21. — London Quarterly Review
1879. I. 273—284. — Nation 1879. L 233—234.
Hallam (H.), Constitutional history of England, from the accession of
Henry VII. to the death of George IL Svo. 7 sh. 6 d. ("Ward and
Lock). 79. 61
Mayhall (J.), Annais of Yorkshire, from the earliest period to the pre-
sent time. 3 vols. Post Svo., ca. 6 sh. Leeds (Johnson) and London
(Simpkin). 79. 62
Freeman (E. A.), History of the Norman conquest of England, its causes
and results. 2nd edition revised. Vol. 4. svo. pp. 920, 21 sh. (Mac-
millan). 77. 63
Basselbe. 3 rd edition revised. vols. 1 and 2. Svo. 36 sh. 77. 64
Dasselbe. Vol. 6. Index volume. pp. 270. 10 sh. 6 d. (Mac-
millan). 79. 65
Liebermann (F.), Ungedruckte Anglonormannische geschichtsquellen.
Gr. 8 (VII, 359 s.) Strassburg (Trübner), n. 7 m. 79. 66
Siehe Dublin Review 18S0. I. 280—281.
Johnson (A. H.), The Normans in Europe. With Maps.
2 sh. 6 d. {Epochs of Modern History). (Longmans).
Siehe Nation 1879. I. 221.
Queen Elizabeth and the Huguenots. Nation 1879.
140—141.
Jessop (Rev. A.), One generation of a Norfolk house:
to Elizabethan history. Demy Svo, pp. 760. 10
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earliest period to the present time. With nearly 2000 illustrations.
Translated by C C. Black. 12 mo. pp. 600, 7 sh. 6 d. (Bohn's Ar-
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1800), collated and sett forth in chronologicall order. Svo. pp. litt),
7 sh. 6 d. (Masters). TS. 12T
British Barrows. A record of the examination of sepulchral mouuds in
varioHs parts of England. By William Green well, M. A., F. Ö. A.
Together with description of figures of skuUs, general remaiks on
prehistoric crania, and an appendix by G. Rolleston M. D. , F. R. S.
Medium Svo. cloth, 25 sh. Oxford (Clarendon Press.). TT. 128
Jervise (Andrew), Epitaphs and inscriptions in the North-East of
Scotland. Vol. 2. 4 to. 42 sh. (Hamilton). Td. 129
(iovernment Publications.
On sale by Messrs. Longman ^ Co., and Messrs. Trübner Sf Co.,
London; Messrs. James Varker ^- Co., Oxford and London; Messrs.
Macmillan ^- Co., Cambridge and London; Messrs. Ä. 4' C. Black, and
Messrs. Douglas and Foulis, Edingburgh; and Messrs. A. Thom 4" Co.,
Dublin. — Fro)n. 10 lo 15 sh. a volume.
a) Calendars of State Papers.
Calendar of .State Papers, domestic series, of the Reign of Charles I.,
preserved in Her Majesty's Public Record Office. Vol. XV, 1639—1640.
Ed. by William Douglas Hamilton, Esq., F. S. A. TT. 130
Calendar of State Papers, domestic series, du ring the Common-
wealth, preserved in Her Majesty's Public Reco,rd Office. Vols. III— VI.
Ed. by Mary Anne Everett Green. TT— T9. 131
Calendar of Home Office Papers of the Reign of George III., pre-
served etc. Vols. I (1T60— 1T(;5) and 11^(1 T66—IT69). Ed. by Joseph
Redington, Esq. TS— 79. 132
Calendar of Documents relating tolreland, preserved etc. Edited
by Henry Savage Sweetman. Vols. II (1252— 12S4) and HI
(12S5— 1292). TT— T9. 133
Calendars of State Papers relating to Ireland, of theReigns of Henry
VIII., Edward VI., Mary, and Elizabeth, preserved etc. Edited by
Hans Claude Hamilton, Esq., F.S.A. Vol. HI (1586— 1588). TT. 134
Calendar of State Papers relating to Ireland, of the Reign of James I.,
preserved etc. Edited by the Rev. C. W. Russell, D. D., and
John P. Prendergast, Esq., Barrister-at-Law. Vol. IV (1611 —
1614). TT. 135
Calendar of State Papers, Colonial Series, preserved etc. Edited by
W. Noel Sainsbury, Eso. Vol. IV, East Indies, China, Japan
(1622—1624). T8. 136
Calendar of Treasury Papers , preserved etc. Edited by Joseph Re-
dington, Esq. Vol. IV (ITOS— 1714). T9. 137
1 2 TRAUTMANN,
Calendar of Letters, Despatclie.«, and State Papers, relating to tlie Nego-
tiations between England and Spain, preseived in the ar-
chives at Simancas, and elsewliere. Edited by Don Pascual de
Gayangos. Vol. IV, pait I, Henry VIII. (1521»— 153(i). 79. 13S
(Jalendar of State Papers and Mamiscripts, relating to English
Affairs, preservcd in the arcliives of Veuice, etc. Edited by Raw-
don Brown, Esq. Vol. VI, part I (1555—1556). 77. 139
0) Chronicles and Memorials of Greai Britain and Ircland during the
Middle Ages.
The Works of Giraldus Cambrensis. Vol. VII. Edited by the Rev.
Jaines F. Dimock, M. A., Rector of Barnbiirgh, Yorkshiie. 77. 140
Year Books of the Reign of Edward I. Years 33—35. Edited and
translated by Alfred John Horwood, Esq., of the Middle Temple,
Barrister-at-Law. 79. 141
Recueil des Croniques et Anchiennes Istories de la Grant
Brctaigne a present nomine Engleterre, par Jehan Waurin. Edited by
William Hardy, Esq., F. S. A. Vol. III (1422-1431). 79. 142
Polychronicon Ranulphi Higden, with Trevisa's translation. Vol.
VII. Edited by the Rev. Joseph Rawson Lumby, D.D.. Norrisian
Professor of Divinity, etc. 79. 143
Matthaji Parisicnsis, Monachi Sancti Albani, Chronica Majora. Vol.
IV (1240—1247) and vol. V (1248—1259). Edited by Henry Richards
Luard, D. D., Fellow of Trinity College, etc. 77—79. 144
Materials for a History of the Reign of Henry VII., from original
documents preserved in the Public Record Office. Edited by the Rev.
William Campbell, M. A., one of Her Majesty's Inspectors of
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Kellawe, Lord Palatino and Bishop of Durham, 1311—1316. Edited
by Sir Thomas Duffus Hardy, D. C. L., Deputy Keeper of the
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Materials for the History of Thomas Becket, Archbishop of Canter-
bury. Edited by the Rev. James Craigie Robertson, M. A.,
Canon of Canterbury. Vols. III -IV. 77—79. 147
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Henrici de Bracton de Legibus et Consuetudinibus Angliae.
Libri quinque in varios tractatus distincfi. Ad diversorum et vetus-
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Siehe Engl. Studien II, 489—492 (liölbing). — Zschr. f. D. A.,
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Alexiuslleder herausgeg. von dr. Cur] Horstmann. Herrig's
Archiv b. 59, s. 71—106. 253
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Altenglische Dichtungen. Altengiische dichtungen des ms. Harl. 2253. Mit
grammatik und glos.sar herausgegeben von Dr. K. BiJddeker. Berlin
(Weidmann^, gr. 8. XVI uud 403 s. 8 m. T8. 254
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Ayenbite. Varnhagen (Herm.), Beiträge zur erklärung und textkritik
von Dan Michel's Ayenbite of Inwyt. Engl. Studien I, 379 — 423 and
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bearbeitung der 'Disticha Catonis '. Göttinger Dissertation, gr. «. (74 s.)
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22 TKAUTMANN,
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1477. 4to. SJO. (lü. London (ElliütStock)andNc\vYoik(Bouton). 77. 28:5
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Olli Serics of the Knglisli Scholar's Library). Svo. 1 sli. 6 d. 78. 284
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princcss Elizabeth, Queen of England etc. Keproduced in iithography
by S. Ayliug, Small 4to. (1 sh. (Griffith & F.). 77. 28.5
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The Caxton Exhibition. Saiwday Rev. 1877. vol. 44. s. 109 — 110,
i:i8— i:W, 172—173, 207—208. 288
Caxton Celebration 1877. — Cataloguc of the loau oollcction
of antiquities, curiosities, and appliances connected with the art of
printing, Suuth Kensingtou. Edited by George Bullen. Cr. Svo.
pp. 476. sewed, 1 sh. (Triibner). 77. 289
— W. Caxton, merchant, ambassador, historian, author, trans-
lator, and printer: a mouograph. Cr. 8vo. 1 sh. (Hardwicke). 77. 290
The lirst English printer: a biography. By Charles K night.
New edition. 12nio. i)p. 16(). Sewed, 1 sh. (Clowes). 77. 291
The biography and typography of W^iliiam Caxton, Eugland's
first printer. By William Bladcs. svo. pp. 380. 31 sh. {Triib-
uer). 77. 292
Siehe The Acadeiuy 1S77. II, 181—82. — Saturday Review 1877.
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aus ms. Fernon.] 296
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by Walter W. Skcat. 2nd and rcvised edit. l2mo. pp. ;{'.>"2, 4 sli. ti d.
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(Maeniillan). 77. \W\
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With s iihistr. in colors and numerous woodcuts. Sui. 4to. 5 4.20
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carefully revised. 12nio. pp. iKU», . 5 sli. li d. (Lockwood). 304
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revised. Post svo, boards, 7 sh. (> d. (Lockwood). 77. -W^
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üestcrreich. Gr. ^. 19 s. 307
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Köhler (Keinhold), Zu Chaucer's The Mi 1 leres Tale.
Änglia I, 3S— 44. N^c/Urarj ebenda 186—88. 309
Köhler (Reinhold), Nochmals zu Chaucer's Thc Millcres Tale.
Anfflia II, 135—30. 310
Kölbing (Eugen), Zu Chaucer's Caecilicnlegeude. 1. Die
quelle Chaucer's. 2. Die zwei Englischen Caecilieuleben vor Chaucer.
3. Chaucer und Caxton. Engl. Studien I, 215 — 248. 311
— Kölbing (Eugen), Zu Chaucer's: The Knight's Tale, t'ngl.
Studien II, 528-~5;(2. 312
Beuncwitz (Job.), Chaucer's Sir Thopas. Hallische diss.
4. 54 s. 79. 313
Wood (Henry), Chaucer's influence upon King James 1 of
Scotland as poet. Leipziger diss. 8. 43 s. 79. 314
Lounsbury (T. R.), Fictitious livcs of Chaucer. Atlantic
Monthly Review 1877. II, 269—280, 5!t2— 6oo. 315
Two Chaucer documents. Äcademy 1877. 11,364—365. 316
Chaucer. By Adolphus William Ward. {English men of
letters). London (Macmillan) 79. svo. pp. 198. cl. 2 sh. 6 d. 317
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Fleay (F. G.), Guide to Chaucer and Spenser. l2mo. I sh.
(CoUins). 77. Siehe Academy 1877, U, 525—26. 318
24 TRAUTMANN,
Siehe mim. 2511 {Verhessermujen zu C/t.) und 5<il {Dryden
und (Jh.).
On licrc and Iherc iu Chaucer. By Dr. R. F. Weymouth.
Transactions of the Pldlol. Soc. IST"— 7«t, appendix /, *1— *48. 319
Ükauccr-Sucieiy.
First Series. ^^"*
XLIX. The Six Text. Part VIII, cuutaiiiing thu Parsons Tale with a
table of its Contents; and Mr. H. Croiuic's uotcs and corrections for
the Ryme-Index (4to), no. XLV. 320
L— LV. Separate issucs of the several njss. of the Paison's Tale. 321
Second 8eries.
No issue.
First Series. ^^'^•
LVI. Autotype Speciuiens of the chief Chaucer mss. Part II, from the
Cambridge ms. and Lord Leconfield's ms. 322
LVII. A Parallel-Text Edition of Chaucer's Minor Poems. Part II: — 5.
The ABC, from 6 mss. 6. The Mother of God, from 3 mss. 7. Ane-
Uda and Arcyte, from 5 mss. S. The Fortner Age, from 2 mss. (with
the Latin original, and Chaucer's prose Englishing. ',i. To his Scri-
vener, from Shiiley's ms. and Stowe's print. 10. The House of Farne,
from 2 mss. and Caxton's and Thynne's prints. 323
Second Series.
18. Essays on Chaucer, his Words, and Works. Part. IV. II. On Here
and There in Chaucer. By R. F. Weymouth, D. Lit. 12. Dr. John
Koch on 1) An Original Version of the Knight's Tale\ 2) The Date
and Personages of the Parlament of Foules\ 3) (Juene Anelida and
(he False Arcyte:, i) a,. Lollius, b. Chaucer and^Boccaccio's Decamerone.
— Appendix. Professor Scherk's Date of the Canterbury Journey,
Euglished from Herr Hertzberg's Canterbury- Geschichten, 1S66; with
a note schowing why it's wrong, by Mr. Skeat. Palamon and Ersyte,
a fragment from the Dublin ms. D. 4. is, no. 7. 324
Siehe über die Veröffentlichungen von 1877 und 1878 Anglia II,
532—45 und III, 179—191 (Koch).
First Series. '' '
LVIII. A Parallel-Text edition of Chaucer's Minor Poems, Part III, com-
pleting the Parallel-Text, and containing, 11. The Legend of Good
fVomen, from 5 mss. and Thynne's print; 12. Truth, from (> mss.;
13. The Cotvpleynt of Venus, from (i mss.; 14. The Envoy to Scogan,
from 3 mss.; 15. Marriage, or The Envoy to Bukton, from 1 ms. and
Notary's and Thynne's prints; Ki. Geniilesse, from (5 mss.; 17. Pro-
oerbs, from 3 mss.; 18. Stedfastness, from 6 mss.; 19. Fortune, from
G mss. 325
Second Series.
Äö issue.
Conflictus Verls et Hiemis. Siehe Naso.
BIBLIOGRAPHIE 1877 79. 25
Court of Love. The Court of Lovc. Athen. IST 7 I, 417 — 1*> (Furnivall);
4SI— S2 (Swiubuiue); 4S2 (Skeat); 512— LS (Furuivall). ;r2ti
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512 (Skeat). II, 6t)— H7 (Arnold); 116—17 (Skeat). Wll
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den jähren 1113 und 1114. Aiiglia 1, 195—197. 330
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Zupitza. Berlin (Weidmann). Gr. s. XII und 100 s. n. 2 m. 77, 331
Siehe Lilerar. Centralblalt 1879, 1462. — Anglia I, 573—81
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Wülcker (K.P.), Ueb. d. dichter Cynewulf. Anglia I, iSi—b(r,.
Fritzsche (Arthur), Das Angels<ächsischc gedieht Andreas
und Cynewulf. Anglia II, 441—496. :*:33
Davy, Adam. Siehe num. 412.
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Durham Ritual. Collation of the Durham Ritual; with notes, etc. By the
Rev. Prof. Skeat. Transactions of the I'hilol. Soc. 1877—79, appendix
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Ferumbras. Siehe num. 422.
Floriz. Siehe num. 259.
Fünfzehn Zeichen. Nölle (G.), Die logende von den fünfzehn zeichen
vor dem jüngsten gcrichte. Einleitung. 1. Gruppierbare darstellungen.
2. Ungruppierbare darstellungen. Anhang {texte). Paul und Braunes
Beiträge VI, 413—476. •'■^''
Siehe num. 412.
Gamelyn. Lindner (F.), The tale of Gamelyn. Engl. Studien II,
94—114 und 321—343. ^^"
Generydes. Siehe num. 413.
Genesis and Exodus. Siehe num. 257.
Gesta Romanorum. Gesta Romanorum, or, entertaining moral stories in-
vented by the monks as a fireside recreation, and commonly applied
in their discourses from the pulpit, whence the most celebrated of
our own poets and others, from the earliest times, liave extracted their
plots. Translated from the Latin, with preliminary observations and
copious notes, by Rev. Charles Swan. Revised and corrected by
Wynnard Hooper. 12mo. pp. 496, 5 sh. (BohrCs Antiquarian Li-
brary) (Bell & S.). 77. -^'^^
Siehe num. 421.
Glaubensbekenntnisse. Zupitza (Julius), Das Nicaeische syrabolum in
Englischer aufzcichnung des 1 2. Jahrhunderts. Anglia I, 286—87. 339
26
TRAUTMANN,
— Thompson (E. M.), Scraps tVoiii Mifldlo i:iii,^lisli iiiss. Cathe-
di-al librai-y. .Saniin. Ms. iio. 12(;. 8cribblcd on tbl. 5 by Thomas
CjTcctiir, Caiiun Residcntiary of Sarum — died lJo2. :i4t)
[Gebet in 1 paarweise fjereimlen Zeilen. Die zehn f/chole in 10
vaarw. (ler. zeilen. Aposiol. glauhenshekenntniss. Das Vaterunser].
Glossen. Zupitza (Julius), Kentisclic g^losscn des neunten Jahrhunderts.
Zeitschr. f. D. Altertum JA'I, 1 -5!l. Nachtrag dazu ebenda AXIl,
223-22H. 341
Holder (Alfred), Die Bouloneser Angelsächsischen glosseu
zu Prudentius. Germania XXIII, :{S5— 4(»:<. 342
Wülcker (R. P.), Aus Englischen bihliotheken. 1. Salisbury
und London. 2. Exeter [Te Demn Laudamus , Hymnus Äthanasii,
Vierter Psahn, alle drei mit Altengl. tjlossen; abdnick der bruchstücke
Hotscluifl des Gemahls und Ruine]. Anglia II, 354— .3'^7. 343
Golagrus und Gawain, Trautiuaun (Moritz), Golagrus und Gawaiu.
1. Ueberlieferung und ausgaben. 2. Stoff und quelle. 3. Sprache und
heimat. 4. Zeit und dichter. 5. Form. (i. Die neue ausgäbe. 7. Text.
Anglia II. 39.5—440. 344
Derselbe. Nachtrag zu Golagrus und Gawain. Anglia II, h\\). 345
Gospels. Tlie Gospel according to St. John in Auglo-Saxon and Northum-
brian versions synoptically arranged, with collations exhibiting all the
readings of all the mss. Editcd for thc Syndics of the University
Press, by thc Rev. Walter W. Skeat, M. A. fol. XX und 197 s.
10 sh. Cambridge (at thc University Press). 78. 346
Graal. Siehe num. 41(i und 4!*>.
Birc h-Hirschfeld (A.), Die sage vom (Jral. Ihre entwick-
lung und dichterische ausbildung in Frankreich und Deutschland im
12. und 13. Jahrhundert. Eine literarhistorische Untersuchung, s. 291s.
Leipzig. 77. 347
Siehe Zsehr. f. D. A., Anz. V, s4— 8s (Martin).
Gregor. Krebs (H.), Die Angelsächsische Übersetzung der dialogc Gregors.
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Gregorlegende. Ilorstmann (Carl), Gregorius auf dem steine, aus ms.
Cotton. Gloop. DIX. Herrig's Archiv b. 57, s. 59-72. 349
GuMac. Charit! US (Franz), lieber die Angelsächsischen gedichte vom
lil. (xuMac. Anglia II, 2ü5-30s. 350
Guy of Warwick. Die sage von Guy von VVarwick. Untersuchungen über
ihr alter und ihre geschichte. Inauguraldissertation von A. Tann er.
Heilbronn (Henninger in comm.). Gr. 8. 08 s. — baar n. 2 m. 77. 351
Siehe Anglia II, 191—199 (Zujntza). — Kngl. Studien II,
240—48 {A'ölbingl
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2 vois. post svo. pp. (.70, 14 sh. (Hodges). 77. 353
Dasselbe: December. Post8vo. pp. 420, 7 sh. (Hodges). 77. 354
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teils zum ersten male herausgegeben. Gr. S. IV und 227 s. u. 7 lu.
20 pf. Heilbronu (llenninger). 7s. :}5H
Siehe Eiu/t. Stadien 111, 125 -j:{5 (Aölhin//). — Lilcrar. Ceti-
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Vernon, tbl. 229. I^ngl. Studien I, 29:^—29'.». Bemerkung dazu von
Kölbing. Ebenda 539—40. .■157
— Horstmanu (Carl), Uie legende der Eutrosyne. Aus ms.
Vernon, tbl. lo;}. EngL Studien 1, ;{00— ;ni. .158
- Köhler (Reinh.), Zu einer stelle des AKenglisehen gedichtes
von der 'Kindheit Jesu'. Enffl. Studien II, 115—110. Naehtrag dazu
von E. Kölbing. Ebenda \\l—\\^. .159
Zupitza (Julius), Zwei Mittelenglisehe legeudenhandsehriften.
Anglia 1, :<92— 414. ^60
Alexius. Siehe man. 252.
Barlaani. Siehe num. 20.5.
Celestin. Siehe num. 296.
Fünfzehn Zeiehen. Siehe num. .H:<6 und 412.
— — - Gregor auf dem Steine. Siehe num. '■ü'ä.
— Marharete. Siehe nutn. 257.
— — ~ Palrik. Siehe num.'A'^i^.
Theophilus. Siehe num. 401.
Homilien. Die evaugelien-gesehichten der liomiliensammlung des ms.
Vernon, ausgezogen von Dr. Carl Horst mann. Herrig's Archiv,
b. 57, A\ 241— .{16. :{61
Siehe num. 257.
Huchown. Trautmann (Morit/.), Der dichter Huchown und seine
werke. 1. Die Uuchownfrage. 2. Sprachliche und metrische Unter-
suchungen, o. Hucbown's werke. 4. Wer Huchown war. Anglia I,
109—149. Nachtrag dazu ebenda 188. :i62
Karl der Grosse. Koschwitz (Eduard). Sechs bearbeitungen des
Altfranz. gedichts von Karls des Grossen reise nach Jerusalem und
Constantiuopel [Eine darunter Englisch). 8. 5 m. 40 pf. Heilbronn
(Henniugor). 79. ."{6:1
— Siehe num. 422.
Lamentation of Souls. Siehe num. 412.
Langland. Siehe mitn. 4lo.
j II SS er and, Observation s sur la Vision de Piers Plowman.
Paris (Leroux). 79. •^*i4
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Anglia I. 2^5-86. 'M\^
Lay Folk's Mass Book. Siehe num. 411.
La^amon. Regel (Karl), Spruch und bild im Layamou. Ang/ia 1,
197—251. 366
Siehe nutn. 733.
28
TRAUTMANN.
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köiper und scelc. Anglia 11, 22ö— 252. 'MS'
Libell of EngL Policye. The Libell of English policye, 14;Ui. l'ext und
nietrisclie Übersetzung von WiUi. Hertzberg. Mit einer geschiciit-
lichen einleitung von Reinhuld Pauli, gr. S. (1211 s.) Leipzig (Hir-
zel). n. 4 m. 78. 36S
Siehe The Academy 1878. II, 4*»]— tri. — Literarisches Central-
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Laing. Library edition. '.\ vols. Post ^vo. H3 sh. Edingburgh (Pa-
terson) and London (Simpkin). 3H9
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pp. ISCj— 15;»'. Anglia I, 410—414. 37(»
Varnhagen (Hermann), Zum Mittelenglischen gedichte 'Long
Life'. Anglia 11, l\ — r2. 371
Lybeaus Oisconus. Kölbing (Eugen), Zur Überlieferung und quelle
des Mittelenglischen gedichtes 'Lybeaus Disconus". Engl. Studien 1,
121-169. 372
Mabinogion. The Mabinogion, froin the Llyfr Coch 0 Hergest, in the library
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Guest. Roy. 8vo. pp. 520, half-bound, 21 sh. (Quaritch). 77. 373
Map. Liebrecht (Felix), Ein Altenglischer schwank. EngL Studien
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Marharete. Siehe aum. 257.
Marienklagc. Varnhagen (Hermann), Eine Marienklage. Anglia 11,
252-55. 375
MyrC. Siehe num. 259.
Naso. Ebert (Adolf), Naso, Angilbcrt und der Couflictus veris et
hiemis. Zschr. für. D. Altert. XXll, 328—335. 376
Nicodemus. Zum Evangelium Nicodemi. Beiträge von l)r. Carl Horst-
mann. Herrig's Archiv, b. 57. s. 73 — 83. 377
Oreisun. Kölbing (Eugen), Zu: on god Oreisun of ure Lefdi. Engl.
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Orm. The Ormulum. With the notes and glossary of Dr. R. M. White.
Edited by Rev. Robert Holt. 2 vols. Post 8vo, pp. 1930. 21 sh.
(Macmillan). 79. 370
Siehe Saiurday Review 1879. I, 656—657. — Athena'uni 1879,
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Kölbing (E.), Zur textkritik des Ormulum. Engl. Slud. I, 1—16.
Henrici (Ernst), Otfrid's mutter und Orm's bruder. Zschr.
für D. Altertum XXll, 231—33. 381
Kap hängst (C), An essay on the Ormulum. Rostocker
dissert. 79? 382
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dichtes. '^. 35 s. Breslauer diss. 79. 383
Owl and Nightingale. Stratraann (F.), Emendations and additions to the
lUBLIOGRAPlIIE 1877 7 g. 29
Old Englisli poem of thc Owl and tlie Nightingale. lüuil. Stuilien I,
212-214. ' 384
Palladius. Sielu- mim. 11.").
Pater Noster. Kö liier (Kein ho kl), Ilow tlie Plowuian lorned liis pater
nofitcr. Anyüa 11, IJbS- ;U)4. :js.-,
Patrik. Kölhing (Eugen), Zwei Mittilcnglische hearbeitungen der sage
von St. Patrik's purgatoriiim. AW//. Studit'n /,."): 121 (t'in/fitum/
und 2 texte). Wbii
Poema Morale. Ziipitza (.In lins), Znni l'oeiua Morale. AiujUu I,
5 -:^>>. ;<s7
Priester Johannes. Zarncke (Friedr.), Zwei lateinisehe redaetionen des
hrieteti des Presl)yt(;r Johannes und- ihr verhältniss zum franzüsisehen
texte. BericIUe der k'. Sacks. i/e.\ei/seha/'t der 7risse/isc/i., phdoL-lnst.
klasse XXIX, \\\~VM\. ' li^s
Nachtrag da/n. {Ein Schattiselier text des Ib. j/i.) Ebenda
XXX, 41"-4(j. ;is!t
Proverbs of Alfred. Siehe niini. T.U.
Prudentius. Sielte niim. 342.
Rätsel. Eitert (Adolf), Die rätselpoesie der Angelsachsen, insbesondere
die aenigmata des Tatwine und Eusebius. Berichte der K. Sachs.
yesellschaft d. ivissensekaflen, philol.-hist. kiusse XXIX, s. 20— 5t;. 390
Dum ml er (lernst), Lorsclier riitsel. Zsclir. für b. Altert.
XX II, 258— 03. 3'Jl
Ebert (Adolf), Zu den Lorscher rätseln. Zschr. f. D. Altert.
XXIII, 2U0— 202. 392
Res in Oriente Mir. Holder (Alfred), Collatiouen zu Ags. werken.
I. De rebus in Oriente mirabilibus. Angliu I, 331 — 337. 3!t3
Roland. Schleich (Gustav), Prolegomena ad carmeu de Rolando
Anglicum. Berliner diss. 8. 40 s. 79. 394
Siehe Aiiglia III, 40 1—4 {Wülcker).
Romaunt of the Ros3. The date of the Romaunt of tho Rose. Academy
1878, 11, 66— tj" (Arnold); 143—44 (Skeat). :595
Ruine. Siehe num. 343.
Runenlied. La chansou des runes. Texte auglo-saxou. Traduction et notes
par L. Botkine. 23 s. Gr. s. Havre (Lepelletier). 7!). 39()
Siehe Literar. i'entratbl. 1879, s. 1536—1537. — En/jl. Studien
III, 380— Sl {Körner).
Salomo und Saturn. Schipper (J.), Salomo und Satmu. Germania XX 11,
50—70. :597
— Sweet (Henry), CoUation of the poetical Salomon and Saturn
with the ms. Anglia I, 150—154. :>9s
Schorham. Beiträge zur erklärung und textkritik des William von Schor-
ham von dr. M. Kon rat h. Gr. 8. 63 s. n. 4 m. 40 pf. Berlin (Weid-
mann). 7s. •*'•••
Siehe Engl. Studien III, 164 172 (Aulbing). — Zschr. für D.
Altert., Am. V. lb~t—h'd{Varnhayen). — LiteralurbL für Germ, und
Rom. philol. I, 60—61 {Böddeker).
Soloinon's Book of Wisdom. Siehe num. 412.
80 TRAUTMANN,
Sultan von Babylon. Hauskiteeh t (Emil), Ueber spräche und quellen
des Mittelengl. heldetigedichts vom Sowdau of Babyion. Beiiiner diss.
S. 411 s. 79. 400
Siehe Literaturbl. f. (rcrm. n. Rom. p/iil. 1, loo — 101 (fVissmatm).
Susanne, Siehe Celestin.
Die Susanne ist nicht vom (lichter des 'Sir (Jruwayne and the
Greene Knigt', wie Horstmann Änglia I, s. 93 anmerk., behauptet,
sondern, wie Angiia I, 131 ff. gezeigt worden, von Htichown.
Te Deum. Siehe ntmi. 343.
Theophilus. K öl bing (Eugen), Die jüngere Englische fassung der Theo-
philussage. Mit einer einleitung zum ersten male herausgegeben.
Engl. Studien I, 17 — ÖT. Nachtrag dazu ebenda 18(). 401
Tristan. Kiilbing (Eugen), Die Nordische und Englische Version der
Tristansage. Erster teil : Tristrams saga ok Isondar. IVIit einer literar-
historischen einleitung, Deutscher Übersetzung und anmerkungen zum
ersten mal herausgegeben. Gr. 8. (CXLVIII, 244 s.) n. 12 m. Heil-
bronn (Henninger). 78. 402
Siehe Zschr. für D. Altert., Am. V, 405—13 {Bren?ier). — Lite-
raturbl. für Germ, und Rom. philol. 1, 93 (Cederschiüld).
Nachträgliches zum Tristan. Etigl. Stud. II, .")33 {Kölbing). 4(»3
Urkunden. Vetter (F.). Angelsächsische Urkunden aus Bern. Germania
XXII, s. 354—356. 404
Wyntoun. Andrew Wyntoun's origynale cronykel of Scotland. Edited
by David Laing (Historians of Scotland, vol. 9). 3 vols. Vol. 3. 8vo.
pp. 470. 21 sh. Edinburgh (Paterson) and London (Simpkin). 79. 405
Facsimiles of Anglo-Saxon manuscripts photoziucographed by command
of Her Maj. Queen Victoria, on the recommendation of the Right Hon.
the Master of the Rolls, by Lieut.- General ,1. Cameron, director-
geueral of the ordnance survey. With translations by W. B a s e v i , assistaut
keeper of H. M. Records. Part I. Roy Svo. 50 sh. (Ordnance Survey
Office, Southampton). 78. 40<;
Siehe Academy 1879. I. 382— 3S3.
Facsimiles of Ancient Charters in the British Museum. Part UI. 'l'enth
Century. (Published by order of the Trustees). 4o7
SieJie Athena'um 1877, II, 530 31.
The Palaiographical Society: Facsimiles of ancient mss., etc. Parts
VH— IX. Edited by E. A. Bond and E. M. Thompson. (Clowes).
77—79. ^'. Athen. 1S77. I. 444—45. 4Ü8
Ausgaben der ICarly English Text Society {London, Trübner).
a) Original Series.
1877.
3. Cursor Mundi. A Northunibrian poem of the XIN'th Century, in
four versions, two of them midland. Edited by the Rev. Richard
Morris, M. A., LL. D. Part 1\'. With aii autotype of a page of
HIBLIOGRAPHIR 1877 79. 31
the Cottüii ms. of thc Cursor, and one with tlie dated i)a^e (l:^4(i a. d.)
ot Dan Micliel's Ayenbite of Inwyl. pp. 1 KU— IMtJO. 10 sli. 4(»!>
Siehe Alhenwum 1877, II, 137- :iS.
(17. Tlie Vision of William concerning Pier.s tlie Plowman,
logether with Vita de Dowel, Dobet, et Dobest, Secundum Wit et
Uesoim. By William l.angland. Edited by the Rev. Walter W. Skeat,
M. A. Part IV. Seedon 1. Notes to text A, B, and C. pp. 51 2.
21 sh. 410
Siehe Academy ISlis, I, 410 (Fiirnivall).
Ibis.
tiS. Cursor Miiudi. Edited by the Rev. Rieh. Morris, M. A., LL. D.
Part V. With 7 additious, ineluding 77ie Book o/" Peuance and Cuto's
7l/<>/7//A-(incomplete)from the Fairfax ms. 14. pp. 13()l—lti75. 25 sh. 411
Siehe Alhenwum 1878, II, 494—95. — Saturdau Review 1879,
I, 402. y .
(i9. Adam Davy's 5 Dreams about Edward II. The Life of St.
Ale.xius. Solomon's Bool; of Wisdom. St. Jerome's 15 to-
kons before Doomsday. The Lameutations of Souls. Edited
from the Laud ms. (522 in the ßodleian Library by F. J. Furnivall,
M. A. pp. 122. 5 sh. 412
Siehe Athenceum 187S, II, 494—95. - Salurdaij Review ls79,
I, 4üL
70. Generydes, a romance in seven-line stanzas. Edited from the
unique paper ms. in Trinity College, Cambridge, by W. Aldis Wright,
W. A. Part II. pp. X and 113—24(1. 4 sh. 413
1879.
71. The Lay Folks Mass Book or the manner of hearing mass.
With rubrics and devotions for the people in four texts, and offices
in English according to the use of York. From mss. of the Xth to
tiie XVth Century. With appendix, notes, and glossary by Thomas
Frederick Simmons, M. A. pp. LXXI and 472. 15 sh. 414
Siehe Saturday ReviefV 1880, I, 119 — 20.
72. Palladius on Husbondrie. From the unique ms. of about 142o
a. d. in Colchester Castle. Part II. Edited by Sidncy J. H. Herr-
tage, B. A. {Containiiiy preface, notes, ylossarial index, rytne indea).
pp. XX and 221 3s7. 5 sh. 415
b) Extra Series.
1877.
XXVIII. The Uistory of the Holy (4rail, englisht, about 1450 a. d.,
by Henry Lonelich, skynner, from the Freuch prose of Sires Robiers
de ßorron. Re-edited trom the uniijue paper ms. in Corpus Christi
College, Cambridge, by Frederik J. Furnivall, M. A. Part III.
(With a Supplement to Andrew Boorde's Introduction and Oietary,
Extra Series, no. X, 1S70). pp. 208. lo sh. 41(1
XXIX. Barbour's Bruce. Edited by the Rev. Walter W. Skeat,
M. A. Part III. {('onluininy end of the Bruce, ' Hotv the yood wi/e
tauyhi her daughter', notes, glossary, and indexes). pp. 337—785.
15 ah. ' 417
32 TRAUTMANN,
1878.
XXX. The History of the Holy Grail etc. edited by Frederik J.
Fiirnivall, M. A, Part IV. pp. 2(1!»— 361. 15 sh. 41»
Siehe Saiurday Revieiv 1879, I, 401.
XXXI. Alexander and Dindimus: or, The Letters of Alexander to
Dindimus, King of the Brahmans, with the replies of Diudimns;
being a second fragment of the alliterative romance of Alisaunder;
translated tVoui the Latin about a. d. 1340— äo. Re-edited from the
nni(iue ms. in the Bodleian librarj-, Oxford, by the Rev. Walter W.
Skeat, M. A. pp. XXXVI and 93. ü sh. 419
Siehe Alhenceum 1878, II, 494—95, — Saiurday Revieiv ls79,
I, 401-402.
XXXII. England in the Reign of King Henry VIII. Part I.
Starkey's Life and Letters. With an extract on yoeuien's food etc.,
in Edward VI's time, froiu Sir William Forrest's Pleasaunt Poesy of
Princelie Pr actis e , 1548. Edited by Sidney J. Herrtage, B. A.
8 sh. 420
Siehe Saiurday Review 1880, I, I2(i. — AlhenASV.), II, (;55— 57.
1879.
XXXIII. The Early English Versions of the Gesta Roiuanorum.
Formerly edited by Sir Frederic Madden for the Roxburgh Chib, and
now re-edited from the mss. in British Museum (Harl. 7333 ^ Addit.
90GÜ) and University Library, Cambridge (Kk. 1. ü.), with introduction,
notes, glossary, etc. by Sidney J. H. Herrtage, B. A. pp. XXXIV
and 5r)3. 15 sh. 421
Siehe Acaderny 1879, II, 439—40.
XXXIV. The English Charlmagne Romances. Parti. Sir Ferumbras.
Edited from the unique paper ms. about 13>>0 a. d , in the Bodleian
library (Ashmole ms. 33), by Sidney J. Herrtage, B. A. pp. XXXII
and 255. 15 sh. 422
B. Shakespeare.
Gemäss dem im Vorworte gesagten rvird eine Shakespearebibliographie
nicht gegeben; es iverden hier nur eine anzahl bücher mid auf sülze
verzeichnet , rvelche in Alb. Cohn's Zusammenstellung für 1877 und 78
(Shakespeare-Jahrbuch XU) unerwähnt geblieben sind.
Shakespeare's works. By Alex. Dyce. 9 vols. ^vo; cloth, £ 4.
10 sh. (Chatto & Windus). 77. 423
The C 0 m p 1 e t e Wo r k s o f Shakespeare. The text caref uUy restored
according to the first editions. With introduction, notes, original and
selected, and a life of the poet. By the Rev. H. N. Hudson, A. M.
Revised edit. Illustrations. 11 vols. IHmo. Cabinet edit. 2 ä' 10 sh.;
(174 Steel ongravings). 7 i; 7 sh. (Trübner) 78. 424
The works of William Shakespeare. Edited by William George
Clark and William Aldis Wright. (Globe edition). pp. VII and 1075.
3 sh, 6 d. (Macmillan). 7s. 425
Clarke (Mrs. Co w den), Complete concordance to Shakespeare. New
edit. Roy. 8vo. pp. >»00. 25 sh. (Bickers). 78. 420
r.rr.LiOGKAi>Hiii 1877 — 7 g, 83
Knortz (Karl), An American Shakespeare bibliography. lüiuo. Boston
and London; sewed 1 sh. (j d. 77. 427
Furnivall (Fredk. J.), The succession of Shakspere's works, and the
use of nietrical tests in settlinji; it. Being the introdnction to Prof.
Gerviiuis's "Comnientaries on Sliakspere", translated l\v Miss Bunnett.
Svo. pp. XXI LV. C, d. (.Smitli, Eider & Co.) 77. 12S
Kreissig (Fr.), Vorlesungen über Shakespeare, seine zeit und seine
werke. ^^. anfl. 2 bände, gr. s. VIII, 49.5 und IV, ö.id s. Berlin
(Nicolai), n. !l m.; geb. 12 in. 77. 429
Bauiugart (dr. IL), Die Ilauilet-tragödic und ihre kritik. gr. ^. VIII
und 11(5 s. Königsberg (Härtung), n. 4 ni. 77. 43(i
Wilkes (George), Shakespeare from an American point of view; in-
cluding an inquiry as to his religious faith, and bis knowledge of law:
with the Baconian thcory considered. pp. 47L New York. 77. 431
Siehe S/iakesp.-Ja/irh. Is7s, s. H02 (Elze).
Bronisch(P.), Das neutrale i)Ossessivprononien bei Shakespeare. ^. 55 s.
Greifswulder diss. 7^. 4:52
On the Word "Wliarf" in Shakespeare. Academi/ 1^7s, I, :i02 — 3<i:i {W.
W. Skeal). AX^
A fresh allusion to Shaks[)ere? Academi/ |s77. II, 117 (F. ./. Furni-
vall). 4;i4
Stratfordon-Avon in lü05. AUiemeurn ls77, II, 565— 6« (/. W. Haies) 4:<5
Elze (Karl), Noten und eonjecturen zu Neuengl. dichtem. Änglia 1,
.{."JS— 4'J {Vornehmlich zu Shakespeare). VM\
Shakespeare notes. Athenceum 1S77, II, 14o {Lloyd). AM
V. Neuere zeit.
Addison. The Spcctator: moral, humorous, satirical, and critieal essays.
Handy ed. 2 vols in one. pp. ;ils and 3()L 12mo. cloth S :{, 50. New
York (Worthingtou). 7S. 4;}S
Arnold. Life and correspondence of Thomas Arnold. By A. F. Stanley.
Ktth ed. 2 vols. Post Svo. pp. 790. 12 sh. (Murray). 77. 4;{9
Ascham. Katterfeld (dr. Alfr.), Roger Aschaui. Sein leben und seine
werke, mit besonderer berücksiclitigung seiner berichte über Deutsch-
land aus den jähren 1550— 155;(. gr.s. (XI, ;}(;9 s.). Strassburg (Trübner),
n. S m. 79. 440
Siehe Sahir day Review 1880. I. 12S.
Aubrey. John Aubrey. Saturday Review 1879. II. 382—383. 441
Bacon. The works of Lord Baeon. 2 vols. Cr. Svo. With 2 steel por
traits. S 5, 00. New York (Hurd). 77. 442
— New Atlantis, the Wisdom of-the Ancients, the history of king
Henry VIL, and historical sketches. 12 mo. pp. 220, sewed, 1 sh. (Ward
and L). 77. 4 4:'.
„ _ „ Essays 1 to 31; or, connsels, civil and moral. With notes etc.
by H. Lewis. 12mo. pp. 190. 1 sh. t; d. (Collins). 78. 444
Essays 32 to 58; or, counsels, civil and moral. With introdnction
and notes by Henry Lewis. 12 mo. pp. 53b. 1 sh. 6 d. (Collins). 79. 445
Auslia, IV. band. Bibliographie. 3
34 TRAUTMANN,
Essayä. Text only. With index l»y Edwin A. Abbott (London
Series of Engl. (Jlassics.)- ISmo. pp. 258. 2 sh. (id. (Longmans). 79. 446
- — — Bacon'ö Novum Organum. Edited with introduction, notes, etc.
by Thomas Fowler, M. A. 8vo. pp. r>24. 14 sh. (Macmillan). Tb. 447
Stelle Academy 1878. II. 55 — 5(i. — Alhenceum 1878. II. 365 360.
— Westminstei- Review 1S78. II. 91^92. — The Nation ls79 I. 210.
Lord Bacon's philosophy examined. By F. H. Laing. Post
8vo. 3 sh. G d. (Hodges). 448
Siehe Weslminster Revietv ls77. il. Iü8.
An account of the lite and times of Francis Bacon. Extracted
from the edition of his occasional writings by James Spedding.
2 vols. Post svo. pp. 1420. 21 sh. (Triibner). 79. 449
Siehe Edinghurgh Revietv 1879. IL 205 -226.
— Bacon and Essex: a sketcli of Bacon's early life. By
E. A. Abbott. 8vo. pp. 280. lo sh. 6 d. (Seele.y). 77. 450
Defends Essex' s conduct from Bacon's Statements ; condemns
Bacon, whose character, the aiilhor l/iinks, still requires a carefui,
analysis.
Siehe Satardaij Revietv ls77, ?v^/. 44. 19-21.
Beattie. Beattie , Blair, and Falconer: poetical works. With notes by
liev. G. Gilfillan. Text edited by ("liarlos Cowden (Marke. Post
svo. 2 sh. ((Hassel!). 7'.t. 451
Berkeley. Öelections froiu Berkeley, wifli notes, etc., by A. ('. Fräser.
New edit. 7 sh. 6 d. (Cambridge VVarchouse). 79. 452
Blair. Siehe Beattie.
Boorde. Siehe num. \\i\.
Bowles. Tiic poetica! works of VV. L. Bowles. \'ol. I. With memoir
by liev. George (iilfi 11 an. Post svo. 2 sh. (Casseli). 79. 453
Breton. Nicholas Breton and 'l'he Countess of Peuibroke's Passion.'
Athenceiim 1878. I. 314-1") (B. Nicholson. jAI. I).). 454
- - — Siehe Watson.
Browning. Smith (tJeo. B.), Robert Browning, liitcntational Review,
VI, 176. 4r.5
Bryant. Hill (D. .).), William Cullen Bryant. III and 24o jjp. cl. ,s l.no.
{American authors). New York (Sheldon). 79. 456
In memory of William GuUen Bryant, born 1791. died is78.
With Portrait, pj). 72. svo. ,S'o. 5(.'. New York (Evening Post). 7s. 457
Bunyan. 'llie Pilgrims J'rogress, (»race Abonnding, Relation of the im-
prisonment of Mr. Jolin Bunyan. Edited, with biographical introduction
and notes, by E. Venables, J\L A. Extra fcap. Svo. cloth,5sh.
Oxford (Clarendon Press). 79. 45s
Burke. The select works of Burke. Edited with introduction and notes
by E, J. Payne. Four letters on the propasals for peace with the
regicide directory of France. 12mo. pp. 434. 5 sh. (Macmillan). 7s. 4.")!i
Basselbe. New edit. with additions and corrections. 12 mo.
pp. 454, 5 sh. (Macmillan). 78. 460
Siehe The Lottdon (JaarterUj Review l87s. No. CCXCII,
s. 177—193.
I'.IRI.IOGRAPHIE 1877 — 7g. 3;")
Burke. Hinke. By John M orley (K/ifflish inen of lellers, edHcd Inj John
Morleij). Post 8Vü. pp. ¥111—216. 2 sh. Ü d. (Macmillan). 79. 4(;i
Siehe Westminster Revie?v ISSO. I. 130 — 131. — The Nation
1879. 11. 244—245. — Academy 1879. II. KH— 168. — Athenmim
1879. II. 334—336. — Saturdaij Review 1879. II. 208—209.
Burns. The poetical works ot K. Bums. Edited by Rev. R. A. Will-
luott. Red-Iine edit. Post ^vo. 3 sh. (id. (Routledge). l87s. 4t'.2
Tlie poetical works of Robert Burns. Edited froni the best
printed and luauuseript authorities. VVith glossarial index, and a
biographical memoir by Alexander Smith. 2 vols. New edit. 12mo.
pp. 890. 12 sh. (Macmillan). 79. 4(;.!
The poetical works of R. Burns. Edited, witli a critical
memoir, by William Michael Rossetti. Illustrated by John Moyr Smith.
New edit. (Moxon's Populär Poets). Post S vo. pp. 540. 3 sh. 6 d.
(Ward and Lock.). 79. 464
— The works of Robert Burns. Vols I -III: Poetry. N'olsIV— V:
Prose. Roy. 8vo. Edinburgh (Paterson) and London (Simpkin). 15 sh.
a vol. 77—79. 465
Zu vols. l—lll siehe Acndenni 1877. U. 263. — Alhenceuni
1878. II. 270—71.
— _. -^ Robert Burns. By Principal Shairp {English tuen of letters).
Postsvo. 2 sh. 6 d. (Macmillan). 79. 466
Siehe Academy 1n79. I. 44>s 449.
Butler. The poetical works of Samuel Butler, with life and critical disser-
tations, by Rev. Gilfillan. Edited by Charles Cowden CMarke.
2 vols. postsvo. 4 sh. (Cassell). 78. 467
— — Boxberger (Rudolf), Butlers Hudibras, ein echtes zeit- und
sitlengemälde. Archiv für IJteraturrjeschichte von Schnorr v. Curolsfeld,
1). 6, 21 57; 15(1— 17s. 46^
Butler (Bp.). Bishop Butler and bis critics: a lecture. By J. R. T. Eaton.
8vo. pp. 61». 2 sh. (Parker).. 77. 469
Stanhope memorials of Bishop Butler by Wm. Morley Egglestone.
8vo. pp. 132. 7 sh. 6 d. (Simpkin). 7s. 470
Siehe Athenieum 1878. 11. 797.
Byron. Pedigree of George (iordon, sixtli Lord Byron. On a sheet, folded
into Ismo. 5 sh. leather 6 sh. ((J. Wilson). 77. 471
Levy (Sigmund), Lieber das Verhältnis von Byron's 'Hints
from Horace' zw Horaz und zu Pope. Anyliu II, 256-259. 472
Weiser (0. S.), Pope's einüuss auf Byron's Jugenddichtungen.
Aufflia I, 252 279. ^1^3
Lord Byron's Childe Harold: a romaunt. With explanatory
notes. Edited by W^alter Hiley. 12mo. pp. 184. I sh. 6 d. (Long-
mans). 77. [Nicht kaufen.'] •1''^
Manuscripts of Childe Harold's Pilgrimage; canto the third.
Athenteum 1877. I. 703-4 (J. L. Warren). 475
Köhler, A glance at Lord Byron as a dramatist. Progr. des
gymnasiums zu Jever. 1 i selten. 476
Engl. Studien III, 195-96 {Kölbiny).
3*
36 TRAUTMANN,
Rev. F. Hodßjsou's memoirs. 2 vols. (Macmillan). 477
Siehe New York DaiUj Tribüne, IS. Dec. 187s. p. (i.
Corie;poncience between lady Byron and Mrs. Leij;h. Academy
1S79. II. 50—52. 47S
^ Siehe Shelley, num. H45 und Mi\.
Chalmers. Memoirs of Thom.is Chalmers. By William Hauna. 2 vols.
Post S VC. pp. 88t). 12 sh. Edingburgli (Douglas) and London (Ha-
milton). 78. 47'.l
Chancery. The poetieal works of (i. Chancery. Edit. with a memoir; by
Robert Bell. S vol?. in 4. ]2mo. 12 sh. (Griffin). 77. 480
Chesterfield, C'hesterfield's letters to bis son. With notes, etc., by
C. S. Carey. 2ndedit. 2 vols. Cr. Svo. lo sli. (id. ('l'cgg). 79. 4^J
Wit and Wisdom. Edited with notes, Ity W. Ernst Bim ning.
Post Svo. f) sh. (Bentley). 77. 4^2
Clough. See bürg, lieber den dichter Arthur Hugh Clougli. Progr. des
gymnasiums zu Göttingen. 22 selten. 7S. 4^:5
Coleridge. The poetieal and dramatic works of Samuel Taylor Coleridge,
foundcd on the author's latest edition of-1834, with raan}^ additional
pieces now first included, and with a collection of various readings.
4 vols. Svo. London (Pickering). 77. 484
Coverdale. Coverdale's Bible. Athencemn 1877. II. 1^0—82; 1^78. IL
5!»4— i)5. 48r.
The Coverdale bible and Hans Sebald Beham. Alhenceuni ls7!i.
I. 122 {H. Stevens, of Vermotit). 4s(i
Dana. Wilson (.1. Gr.), Richard Henry Dana. Scrihners Monlläi/
XVI II, 105. * 487
Ward (J. H.). Ricli.ird Henry Dana. Ihe Atlantic Montkhj
XL, 5 IS. 4 SS
Dekker. The Seuen Deadly Sinnes of London: Drawn in seuen scuerail
coaches, througli tho seuen seuerall Gates of the Citie bringing tiio
plague with theui. Opus Septem dierum {Arber' a Old Series of the
Enfilish Scholafs Librari/). svo. 1 sli. Od. 7!t. 4s'.l
Defoe. Daniel Defoe. By William Minto {lüu/lish ineii of letters). Post
Svo. 2 sh. (1 d. (Macmilhin). 7<». 49o
Siehe Academy 1879. L 29Ü— 297. — Athemenm 1879. I. :i72.
Dickens. The life of Charles Dickens. By John Forster. With illnstra-
tions. Charles Dickens edit. 2 vols. pp. (112. post s vo. 7 sh. (Ciiap-
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Zweiter teil: buch ',\ und 4. Mit einem portriit des 02jährigen Milton.
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George K. Graliam. With new steel portrait, facsimile letters, and
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Ä 1.50. New York (VViddeton). 77. Hi;(
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Altenglisches Lesebucli. Zum gebrauch bei V'orlesungen und zum Selbst-
unterricht herausgegeben von Richard Paul AVülcker. 2. teil, die
zeit \ou 1350— 15uu umfassend. 1. abteilung: texlc und anmerkungen.
gr. 8, lY und 323 s., 6 m. Halle (Niemeyerj. 79. 7us
Siehe Lilei arisches Cenlralblatt 1879, s. i 570 -1571.
Sievers (Eduard), Zur accent- uud lautlehre der Germanischen sprachen.
1. Das tieftongcsctz ausserhalb des Jüttelhoclideutachen. Paul und
Bräune's Beilrüge ir,iyl2—h'S^. 2. Die behandlung unbetonter vocale.
Ebenda V, 63—163. 709
Dasselbe. Gr. 8. 123 ss. n. 3 m. Halle (Niemeyer). 78. 7lu
BIRIJOGRAPHIl«: 1877 7Q. äl
Kleine beiträte znr Deutschen gramraatik. 4. Das noniinal-
suffix tra im Germanischen. Paul und Braune s Beilräge V, 519— 53S.
t). Germanisch an. 7. Varia. Ebenda VI, 564—57«. 711
Paul (Herrn.), Die vocale der flexious- nud ableitimgssilben iu den
ältesten Germanischen dialekten. Puu/ urd Braune' s Beiträr/e IV,
:J1.5 — 475. 712
Zur geschichte des Germanischen vocalismus. Paul und Bräune's
Beiträge VI, 1-261. 71.'.
Tamm (F.), Ausblutendes / im <4ermanischen. Paul und Braunes Bei-
träge VI, 4Ü0 -407. 714
Bechtel (Fritz), Germanisch zd. Zschr. für l>. ÄUerUun XXI, 214—221).
Nachtrag dazu ebenda 416. 715
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Beiträge zur geschichte der Germanischen conjugation (Quellen
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De oudste Westsaksische chronik. Taalkundige Bijdragen,
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der realschule zn Münster. 7',). 74<'>
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Archiv b. 57, s. 219—224. 74S
— — — Beiträge zur praepositionslehrc im Neiionglischeii a) to expect
from, to expect of, Auf/lia 1, 1U2- 10!); b) a visit to, ehcnda 279 -S2;
c) welcome to, ehcnda 2S3— s5 •, d) in, at, oii ^ auf, Anglia II, 7;5— 92;
e) to i»art froiu, to part with, ebenda 92—134; f) born of, ebenda
2H1— (14. ' 749
Zur Englischen grammaiik. u) my owu — of my own: b) the
lirst of January — tlie lirst January. Engl. Siudien II, I L^. Nach-
trag dazu ebenda .H9(»— 9! ; c) two inclies and a half — two aud a half
inches, ebenda ;{S4— 9(t. '50
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pp. Kilo. 12 sh. (Tegg). 77. 754
A dictionary to call attention to errors of speech and spelling
inade by those tvho mish to spcak and spell correctly. It contains
17,437 words; 3,931 are English, 3,593 are from the French, 4,925
from thc Latin, 2098 from the Greek; 146 are English taken from
thc Latin before thc Conquest, 1,862 from the fVelsh, Dutch, Gcr-
man:, 211 are hybrid , 541 fro7n proper names, 37 are words in
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-94
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is— 19. 246-
-47 (Henrj
B.
769
Academy 18
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170
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Acadciuy
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post 8vo. pp. 4tUi. 8 sh. G d. (C. Kegan Paul). 79. 787
Siehe Academy 1S79. II. HO— tji. — Athenmun 1879. IL lOS- 5.
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Svo, sewed, 1 sh. (Houlston). 79. 7^8
Burnett (F. H.), That lass o' Lowrie's: a Laneashire story. 12mo.
pp. 214, sewed, ü sh. 6 d. (Warne). Rejyrinted from Scrihner's Monthly
Magazine. 77. 789
Wilson' s historical, traditiouary, and imaginative tales of Ihe Borders,
and of Scotland. With an illustrative glossary of the Scottish dialeet.
Vol. 1. Roy. Svu. pp. 416, 7 sh. (Mackenzie). 77. 79U
The Grammar of the dialeet of West Somerset. By Frederic Thomas
Elworthy. Tfunsactions ofl/ie Philol. Soc. lSl~i—~\), .y. 143 -256. 79!
A glossary of words used in the dialeet of Cheshire, founded on a similar
attempt by Roger Wilbraham. By E. Leigh. Post syo. (Cliesler,
Marshall and H.) pp. 24^. H) sh. 6 d. (Hamilton). 79. 792
5() IKAUT.MANN,
J;icks(»ii (Geurj^iiia F.), .Sliroi)8liire wor(i-l»ouk: a glossary ot' archaic
and pruvincial wurds, etc., used in tho cuiiuty, svo. Parti, pp. CIV
and 128. 7 sh. tJ d. (Tiübner). 79. 71»:;
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Johns ton. New edit. reviscd and enlarged l)y Jolin Longnuiir.
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SahscriplioH £ 1.
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U sh. (; d. 79«
1(1. A Glossary of llolderness Words. By F. Ross, R. Stead, and
T. llolderness, with a map of the district. 7 sli. (i d. 797
17. On the Dialects of Eleven Southern and South-westeru
Counties, with a new Classification of the English Dia-
lects. By Prince Louis Lucien Bonaparte. Two maps. 1 sh. 798
18. Bibliographical List. Part IIL, complcting the work, and con-
taining Lists of Books relating to tlie IScottish Dialects, Anglo-Irish
Dialects, Cant and Slang, Anicricauisuis, Addition to the English List,
and Index to the wholc. Edited by J. 11. Nodal. 1 sh. t; d. 799
19. A Gram mar of the West Somerset Dialect. By F. T. El-
worthy. 5 sh. 809
1878.
SuOscriptiou £ 1.
2t». A Glossary of Cumbe rlan d Words andPhrases. By William
Dickinson, F. L. S. ti sh. 801
21. Tusser's Five Hundrcd Poiutcs of Gotid llusbaudrie.
Edited, with Introduction, Notes, and Glossary, by W. Paync and
Sidney J. Herrtage, B. A. 12 sh. ti d. 8(i2
22. A Dictionary of English Plant Names. By James Britten,
F. L. S., and Robert Holland. Part 1. (A to F). 8 sii. ti d. 8(»;{
1879.
Subscription £ \.
2H. Five Repriuted Glossaries, including Wiltshire, East-Anglian,
Suflfolk, and East Yorkshire Words, and Words from, Bp. Kenuett's
Parochial Antiquities. Edited by the Rev. Prof. Skeat, M.A. 7 sh. 8ti4
24. Supplement to the Cumberland Glossary (No. 2(»). By W.
Dickinson, F. L. S. 1 sh. S05
25. Specimens of English Dialects. First Volume. I. Devonshire:
Exmoor Scolding and Courtship. Edited , with Notes and Glossary,
by F. T. Elworthy. II. Westnioreland : Wm. de Worfat's Bran New
Wark. Edited by the Rev. Professor Skeat. 8 sh. (i d. 800
Hi)ujf)GKAPinF, 1^77 7Q. 57
L't;. A l)icli<»iiary of Kni^lisli IMaut Nauics. By J. Krittt'U ;uid
K. Hollaiitl. Part II. (U. to 0). S sh. (i d. ^(»7
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Devonshire provincialisnis. Salurduij Review is7'.i. II. (127— (i2*>. 812
London jirovincialisms. Salurdai/ Review 1^79. II. 4:$!) — 44(t. 8i:i
Theatrical slang. Sadirtlaij Review 187'.). I. 174-175. 814
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78!» selten. - 15 m. 77. ^15
Siehe Archiv für das Studium der neueren Sprachen h. (il,
s. aat)— 3:n {E. Henrici). — Jenaer Literali/rzeitunf/ 1877. 2!17 (Jul.
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ö m. (iO pf. 7!». Berlin (Weidmann). (I— II, (5: n. 47. ni. (iO pf. *^1(1
Siehe Jenaer Literaturzeil un// 1878, .338 (Zupitza).
Stratiuann (Francis Henry), A dictionary of tlie Old English language,
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:\. edit. 4. (X, (j5it s.). Krefeld (Gehrig & Co), baar n. 30 ui. 78. M7
Zum Altenglischeu wörterbuche. a) Sphven, speowen. b) Blout.
c) Das Suffix i(d. Engl. Studien IL Ut~20. ^t^
Skeat (W. W.), An English- Anglosaxon vocabulary. Printed for private
distribution only. pp. 40. Cambridge. 7",t. *>!!•
Wiilcker (R.), rym and raf. Anglia IL 502—503. ^2(i
Webster (Noah), American dictionary of the Engllscli language, revised,
enlarged, and improved by Chauncey A Goodrich and Noah Porter.
With app. of tables, Supplement of nearly öooo new words, with their
detinitions, etc., and new prououncing biogr. dictionary containing
nearly I0,00(t names of uoted pcrsons in ancient and modern times,
their nationality occupatiou, and date of birth and death. LXXHI and
1852 pp. shp. iJ 12. 00. Springfield, Mass. (Jlerriam). 79. 821
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Latli.-iiM (li. G.), A diftiuiiary uf the Enj^lisli l.uigiiMgi'. Abritli^oil by
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pp. over 1(;(»0. Ä s. (10. New York (Worthingtuii). 77. 822
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work ot' reference to all the words in the English langiiage, with a
füll account of their origin, meaning, pronnnciation, aud use, by
Kobert Hunter, assisted in special departinents by various eminent
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5Ü7. 557. 57i). (132.
633. 673.
Arnold (M.) :>32. 6s2.
683.
Aroold (T.) 153. 197.
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Axon 31.
Ayiing 2S5.
Azarias 196. 279.
Bacon 105.
Bagehot 224.
Baker 232. 233.
Barnes 787.
Barnum 778.
Barret 871.
Bartlett 808. 837.
Basevi 406.
Baumgart 430.
Baumatark 95.
Bayne 76.
Baynes 2.
Becbtel 715.
Becke 858.
Beckmann 744.
Beers 216.
Bell (A. M.) 760.
Beli(R.) 177. 298. 4S().
Bennewit^ 313.
Bernhard! 5^;.
Bible 669.
Bigelow 111.
Birch-Hirschfeld 347.
Biszegger 815.
Black (C. C.) 125.
Black (W.) 514.
Blades 286. 292. 295.
Blunt (J. H.) 102.
Blunt (J. J.) 103.
Boase (G. C.) 32.
Boase (C. W.) 672.
Bobertag 506. 622.
Böddeker 254. 265. 736.
Bonaparte 798.
Bond 408.
Bone 112.
Botkine 267. 396.
Boucicault 237.
Boxberger 468.
Bradshavv 581.
Brandl 598.
Bray 504.
Braybrooke 611.
Brenner 706.
Brent 119.
Brewer (Dr.) 838.
Brewer (E. C.) 754.
Brewer (J. S.) 151.
Bright (J. F.) 53.
Bright (M.) 611.
ten Brink 193. 723. 724.
727.
Britten 803. 807.
Bronisch 432.
Brooke 593. 594.
Brown (C.) 179.
Brown (K.) 139.
Bruce 624.
Buff 545. 629. 630.
Bullen 289.
Bunning 482.
Burke 90.
Burnett (F. H.) 789.
Burnett (G.) 156.
Burnz 767.
Burton 155.
Callenberg 733.
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(Jlarke (H.) 596.
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Cochrane 23S.
Cole 853.
Colegrove 698.
Collier 229.
Cüiiius (H.) 355.
Collins (J. C.) 67ü.
Coiiime 858.
Cook 231.
Cooper 52.
Cornwall 558.
Cosijn 729. 73(1. 731.
Courtney 32.
Coxe 29.
Crabb 863.
Craik 199. 2(tO.
Cromie 32().
Cruös 529.
Cullingworth 30.
Dank er 735.
Davidson 852.
L)a3 72.
Dederich -liis.
Deiiiaiis 243.
Demmin 1 25.
Dickinsun 801. 805.
Dick.son 154.
Didier 613.
Dilke 548.
Diiuock 110.
Dixon 101.
Doddö 161.
Donaldsoii 845.
Diuaii 120.
Dowdeii 223. 246. 651.
Drury 659.
Dubourg 86.
Diiunuler 124. 250. ;;9I.
Diintzer 572.
Dutt 83.
Duyckinck (E. A. und
G. L.) 219. 220.
Dyce 423.
Dyer (F. F. Tli ) 157.
Dyer (V. F.) 117.
Earle 692. 703. 7o4.
Eaton 460.
Ebert 390. 392.
Ebsworth 171.
Edgren 824.
Egglestone 470.
Eisentraut 540.
Elliott 240.
EUis 76S. 771.
Elworthy 791. SOO. 8(t6.
Elze 436.
Emerton 96.
l'Estrange 23' >.
Feuby 862.
Fiedler li95.
Fields 204.
Fleay 318. 575.
Flebbe 741.
Flügel S26. 827.
Foster 107.
Forman 547. 640.
Forster 491. 492. 511.
512. 560.
Fowier 447.
Fräser 452.
Froeuian 63. 84. 854.
Fritzsclie 333.
Fry 671.
Furnivall 308. 320. 323.
325. 326. 412. 416.
418. 428. 434.
Gaedeke 94.
Gairdner 43. 8s.
Garden 833.
Gardiner 70. 624.
Gayangos 138.
(ienee 235.
Gilfillan 451. 453. 167.
(;ill 615. (;16.
(Jilman 217. 299.
Gladstoue 774.
Godwin 517.
Goodrieh 821.
Gordon 679.
Gostwick (;97.
Gould 353. 354.
Graham 612.
(xraves (J.) 148.
Graves (R. E.) 2s7.
de Gray Birch 866. 867.
868.
Green (J.R.) 49. 50. 51.
Green (Mary A.E.) 131.
Greene 516.
Greenwell 12s.
Grein 24s. 70(t.
de Grisy 236.
Gropp 734.
Grosart 181. 523. 650.
Grub 45.
(Juizot 47. 8ti.
Guuu 666.
Gwynne 755.
Hagen 25s.
Hake 761.
Haies 435. 652.
Hall (F.) 728.
Hall (S. C.) 604.
Hall (Th. D.) 515.
Hallam 61.
Hamilton (H. C.) 134.
Hamilton (W. D.) 130.
Hamilton (Waller) 211.
Hanna 479.
Hardy (Th. D.) 116.
Hardy (VV.) 142.
Harley 765. 773.
Harris 831.
Harrison 6lo.
Hattou 183. 184.
Hausknecht 400.
Haweis 303.
Hazlitt 176. 207.
Hemeling 241.
Henderson 159.
Ilennicke 738.
b4
TRAUTMANN,
Henrici li'^l.
Herbert 505.
Herrig (i.
Herrtage 41".. 420. 421.
422. S(i2.
Hertzberg ;{H*^.
Heyne TiT. 266.
Higginson 21^.
Hiley 474.
Hill (D. J.) 456. 5:50.
Hill (O. B.) 5:u).
Hirnes 59ii.
Hoburg '47.
Hodgson 477.
Hofniann 276.
Holder 251. :542. :w:^.
Holderiiess 707.
Holland s(»3. S(i7.
Holscher S:<6.
Holt 370.
Hood 7^1.
Hooe 24.
Hooper 338.
Hoppin 116.
Hornburg 272.
Horstrarmn 253. 263.
2so. 206. 207. 356.
357. 35S. 361.
Horwood 141.
Uoughton 546.
Howorth 260. 320.
Hudson 424.
Hume 4S.
Hunter (R.) 823.
Hunter (W. E.) 6 IS.
Hiitton 636.
Huxley 527.
Ingram 612. 617. 61>>.
610.
Innes 45.
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Jackson 70:'..
James 519.
Jamieson 705. S45.
Jastrow 110.
Jerram 5S4.
Jervise 129.
.fessop 60.
Jewitt r2c..
Johnson 67.
.lolinston 705.
Jones 16.
Jusserand 364.
Kaphengst 382.
Katscher 195.
Katterfeld 440.
Kent 603.
Kingsley (Ch.) 82.
Kingsley (wife of Ch.
K.) 5.54.
Klopp 70.
Kluge 716. 717.
Knight (Ch.) 201.
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Knortz 427. 564.
Koch (C. F.) 694. 725.
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359. 3S5.
Kölbing 5. l*^7. 255.
273. 311. 312. 359.
372. 380. 386. 401.
402. 403. 74(1.
Konrath 399.
Körner 705.
Koschwitz 363.
Krebs 348.
Kreissig 429.
Krickau 742.
Laing (D.) 369. 405.
Laing (F. H.) 448.
Landolphe 19o.
Latham 822.
Lathrop 628.
Laughlin 109.
van Laun 194.
Lecky 55. 56.
Leigh 792.
Leo 815.
Leslie 856.
Levy 472.
Lewis 444. 445.
Leypoldt 16.
Liebermann 66.
Liebrecht 166. 167. 168.
374.
Lindner 337.
Littledale 770. 855.
Lloyd 437.
Lockhart 637.
Lodge 109.
Longley S32.
Longmuir 779. 780. 795.
845.
Loiinsbury 302. 315.
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Löwe (F.) 56.
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Lumby 1 43. 264.
Mackay 860.
Macray 28.
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McCarthy 81.
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Milnes 533.
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Prendergast 135.
Price 282.
Proescholdt 607.
Prothero 87.
Pryce 100.
Raine 150.
Ramsay 118.
Ranisey 249.
von Ranke 54.
Rask 696.
Ravenshaw 127.
I Redington 132. 137.
I Regel (E.) 737.
i Regel (K.) 3()6.
j Rehdanz 639.
Rehrmanii 222.
I Rice 122.
I Rieger 851.
Robertson 147.
Rogers 870.
Roget 834.
Rosenthal 784.
Ross (F.) 797.
Ross (J.) 180.
Rossetti 208. 464. 611.
Rovenhagen 234.
Rowell 19.
Russell 135.
Sabin 17.
Sainte-Claire 836.
Sainsbury 136.
Salisbury 758.
Salaman 649.
Sattler 748. 749. 750.
Schaumann 80.
Schipper 252. 397.
Schleich 394.
! Schmitz 26.
Schneider 719.
Schöpke 501.
Scott (E.) 293. 294. 503.
548. 595. 597. 859,
Scott (R. P.) 642.
Scott (W. B.) 635.
Scrymgeour 206.
Seeburg 483.
Seitz 829.
Seton 500.
Shairp (J.C.) 227.
Shairp (P.) 466.
Shepherd 690.
j Sievers 277. 709. 7lo.
I 711.
i Sikes 160.
I Simcox 555.
Simmons 414.
1 Skeat 269. 298. 300.
! 301.326.327.335.346.
395.410.417.419.433.
702.794.804.806.819.
841.844.858.
Smith (Alex.) 4()3.
Smith (G.) 75.
Smith (Geo. B.) 455.
643.
Smith (R.) 27.
Smith (Miss Tonimiii)
113. 114. 858.
Smith (V.) 108.
Smith (W.) 202.
Smucker 676.
Spalding 869.
Spedding 449. 7(;8.
Stanhope 97.
Stanley 439.
Stapelfeld 563.
Stead 797.
Stengel 38.
Stephen 536.
Stern 587. 590. 591.
Stevens 486.
Stoddart 565. 645. 667.
Stofl&jl 743.
Storm 1.
Stormonth 846.
Stoughton 106. 275.
Stowell 77.
Stratmann 257.352.384.
721. 732. 817. 818.
Stuart 156.
Stubbs 60. 152.
Suchier 270.
Swan 338.
Sweet 328. 398. 707.
756. 768. 785. 849.
850.
Sweetman 133.
Swinburne 326.
Symonds 644.
Taine 194. 195.
Talfourd 559.
Tamm 714.
Tancock 577.
Tanger 720.
Tanner 351.
Anglia, IV. baud. Bibliograpliie.
66
TRAUTMANN,
-los.
Tegg 1S(>.
Theilkiilil S28.
Thieuie S25.
Thompson .■'>4n
Thorpe 690.
Thum 5 TU.
Titcomb 185.
Towry 657.
Trautmann 4. 344. 345
362. 722. 757. 783
S65.
Trelawny 646.
Trench S30. S3y. S4(t.
Ti-evelyan 569.
Trollope 668.
Turner 29.
Twiss 149.
Tyler (M. C.) 214. 215
Tyler (T.) 664. 665.
Upcott 28.
Valentine 182.
Varnhagen 26. 262. 3(;7,
371.
Veitch 221.
Veuables 458.
Verron 745. 746.
Vetter KU.
Vifkioy 7('.2. 763.
Vollinöllcr 276.
Wagner (G.) 660.
Wagner (W.) 571.
574.
Walford 121.
Walker 780.
Wall 334.
Walpole 57.
Ward (A. W.)3I7
Ward (J. H.) 4^8.
Warnke 607. 726.
Warren 475.
Watts 508.
Webb (A.) 98,
Webb (A. C.) 847
Webb (J.) 71.
Webster 821.
Weddigen 244.
Wedgwood 843
Weiser 473.
Weisse 689.
Weymouih 319,
Wheatley 172.544.769
Whipple 204. 496. 497
498. 675.
■3,
855.
324.
White '^09. 810. Sil.
Whitney 699. 824.
Wiesener 91.
Wilkes 431.
Willis 612.
VVilmott 210.
Willraott 462.
Wilson 790.
de Witt 47.
Witte 739.
von Witzleben 92.
Wood 314.
Wordsworth 226.
Wright 413.
Wülckcr 4. 36. 39. 40.
41. 248.261.332.343.
708. 820.
Würzner 307.
Young 109.
Zarncke 388. 389.
Zielke 383.
Zupitza 164. 259. 278.
330. 331. 339. 341.
360. 365. 370. 387.
694.
Zwerschke 528.
BIKLIOGRAPHIli 1877 — 79. 07
lüirhj EngHsh Text Socichj. Dircctor: Mr. F. J. Fiiriii vall, :3,8t.
George's Siiuaie, Priiiiruso Hill, London N.W. Secrolary: Mr. W. A.
Dal ziel, (IT, Victoria ßoad, Finsbury Park, London N. The sub-
scription is £ 1 1 s. (and £ 1 1 s. tor the Extra Series) a year.
Chaucer Society. Director: Mr. F. J. Furnivall; Secretary: Mr. W.
A, Dal ziel. The subscription is £2 2 s. a year.
Nciv Shakspere Society. Director: Mr. F. J. Furnivall ; Secretary:
Mr. A. G. Snelgrove. London Hospital, London E. The subscription
is £ 1 I s. a year.
Ballad Society. Director: Mr. F. J Furnivall; Secretary: Älr. W.
A. Dal ziel. The subscription is £ 1 1 s. a year.
Philological Society. Secretary: Mr. F. J. Furnivall, :?, St. George's
Square, Primrose Hill, London N. W.
The Honorary Secretary of the English Dialect Society is J. H.
Nodal, Esq., The Grange, Heaton Moor, near Stockport. Subscription
a guinea a year, in advance. Hon. Treas. , Geo. Milner, Esq., Moston,
Manchester.
The Hunterian Club, Glasgow, which has reprinted in 4tothecom-
plete works of Samuel Rowlands, is dting those of Lodge, &c., and re-
editing the great Bannafyne MS., besides reprinting Alexander Craige
and minor Scotch Poets, wants more membcrs. The Club is limited to
200. Subscription 2 guineas a year, in advance. Hon. Treas., Mr. John
Alexander, 43, Campbell Street, West, Glasgow.
The Spenser Society, Manchester, also limited to 2U0 Members at
2 guineas a year, also wants Members. It is reprinting in handsome
quartos the complete works of John Taylor the Water-Poet, Withers,
and other authors of our middle time. Hon. See, care of Messrs Simms,
Printers, Manchester.
The Honorary Secretary of the Index Society is Mr. Hy. B. Wheat-
ley, 5, Minford Gardens, West Kensington Park, London, W.
The Honorary Secretary of the Folk-Lore Society is Mr. Lawrence
Gomme, Castelnau, Barnes, London, S.W.
Mr. E, Arber's excellent English Reprints, &c., which ought to
be far more widely spread than they are in the United States and Great
Britain, are now publisht by him at Southgate, London, N. He will send
a catalogue to any applicant.
O
eiNDING SECT. JUL 9 1965
P2 Angliaj Zeitschrift für
^ englische Philologie
Ad
Bd. 4
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