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A N G L I A.
ZETTSCtllMFT
FLU
EN&LISCHE PHILOLO&IE.
IIRRAUSGEGKISKN
VON
RTCHAIM) PAUL WUELCKER.
MIT EINEM KRITISCHEN ANZEIGER.
HERAUSGEGEBEN
MORITZ TRAUTMANN.
V. BAND.
HALLE A/s.
MAX NIEMEYER.
^
^q^'^
VERZEIGHNISS
mitarbeiter an der Zeitschrift 'Aiiglia'.
Dr. I). Aslicr in Leipzig.
Dr. Gr. ßaist in Madriil.
Dr. II. Balg in Barmen.
Prof. dr. W. M. Baskervill in Nasli-
ville, Tenn. U. S. A.
M. Beeil in Zeitz.
R. Boyle, St. Petersburg.
Dr. A. Brandl in Wien.
Prof. dr. H. Breymann in München.
Prof. dr. B. ten Brink in Strassburg.
Dr. F. Charitius in Jena.
Oberlehrer 0. Collmann in Posen.
Prof. dr. N. Delins in Bonn.
Oberl. C. Deutsehbein in Zwickau.
F. Dünne in Lippstadt.
Biblioth. prüf. dr. H. Düntzer in Köln.
Prof. dr. A. Ebert in Leipzig.
Dr. E. Einenkel in Gohlis b. Leipzig.
Prof. dr. K. Elze in Halle.
Oberl. dr. A. Fritzsche in Leipzig.
Fred. J. Fnrnivall, direktor der
' New Sliaksp.-8oc.' in London.
Dr. IL Gabler in Plauen.
Dr. H. Gering, docent an der Uni-
versität Halle.
Arcliivar prof. dr. Chr. Grein in
Hannover f.
Oberl. dr. M. Hartiuann in l^eipzig.
Dr. E. Ilauffe in (Jreifswald.
Dr. P. Henuig iu Leipzig.
Director prof. dr. W. Hertzberg in
Bremen f-
Biblioth. dr. A. Holder in Karlsruhe.
Oberlehr. dr. K.Horstniann in Berlin.
Dr. F. Kluge, docent au der Uni-
versität Strassburg.
Dr. J. Koch in Berlin.
Oberbiblioth.dr. R.Köhler in Weimar.
Dr. H. Krebs, Taylor Inst, in Oxford.
Prof. dr. F. A. Leo in Berlin.
Dr. S. Levy, lektur in Strassburg.
Dr. 0. Lohmann in Lüneburg.
W. Merkes in Bonn.
W. Mushacke in Berlin.
Prof. dr. A. Napier in Göttingeu.
Dr. J. Phelan in Louisville, Ky.
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Dr. L. Pröscholdt in Homburg v. d. II.
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Oberl. dr. D. Kohde in Hamburg.
Oberl. dr. F. Rosenthal in Hannover.
Prof. dr. K. Sachs in Brandenburg
a. d. H.
Oberlehrer dr. W. Sattler in Bremen.
Prof. dr. J. Schipper in Wien.
Dr. G. Schleich in Hamburg.
Director dr. Alexander Schmidt in
Königsberg.
Dr. 0. Schöjjke in Dresden.
Dr. A. Schröer in Wien.
Prof. dr. K. J. Schröer in Wien.
Prof. dr. E. Sievers in Jena.
Prof. W. W. Skeut in Cambridge.
Miss L. Toulmin Smith in London.
Dr. F. H. Stratnuinn in Köln.
Prof. dr. 11. Suchier in Halle.
H. Sweet in London.
Dr. (t. Tanger in Berlin.
Prof. dr. iM. Trautmann in Bonn.
Prof. dr. H. Varnhagen in Erlangen.
Prof. dr. W. Wagner in Hamburg j .
Dr. K. Weiser in Czernowitz.
Dr. 'l'li. Wissmann in Wiesbaden.
Dr. H.Wood inNew Bedford U.S. A.
Prof. dr. K. P. Wiilcker in Leipzig.
Dr. W. Zeitlin in Gomel in Russland.
Dr. U. Zernial in Berlin.
Prof. dr. J. Zupitza in Berlin.
;[ N H A L T.
B. teu Blink: Das altenglische suftix cre 1
G. Schleich: Zu den sprichwürtern lleucling's 5
L. Ton Im in Smith: Ballad by Thomas Occleve addressed to Sir
John Oldcastle (a. d. 1415) ^>
A. Fritzsche: Ist die altenglische 'Stoiy of Genesis and Exodus"
das werk eines verfassersV 1'5
Das metrum 50
Der reim 5'>
Die alliteration 55
Phonetik ^>'^
Grammatik "~
Syntax ""^
Wortschatz "^-^
Anmerkungen ^^
E. Eiuenkel: lieber den vcrlasscr der neuangelsiichsischen legende
von Katharina '"
A. Wort- und jjhrasenvergleich -'1
B. Der vers "'•'
{'. Geist und stil der dichtungeu 1"''
A. Ebert: Zur angelsächsischen Genesis 1-1
K. J. Schröer: Zu Marlowe's Faust l'VJ
A. Schröer: 'A comedy concernynge thre lawes' von Joluin Bale
Literarhistorisches l.ST- l(J(i und 2:52 -2:;s
Text des dramas 1*'"
Lexicalische anmerkungen -'^-^
Excurs über die metrik 2:)^
E. Einen kel: Eine englische Schriftstellerin aus dem anlange des
12. Jahrhunderts -'•'•
D. Roh de: Nekrolog auf Ilertzberg 2S:!
A. Schröer: The Grave -''"
0. LohnianTi: Byron's Manfred und sein verhältniss zu dichtungeu
ver\vant(^n inhalts -'•''
w
INlIAl 1.
Seite
Hrili: <^>iu'llcii und plan ilor 'Kcj^ontk' oi (Jmtdc \\'(iiii(.'n" luul
ilir vi-rliältniss /.ur ' ("oiil'cssiu Auiantis' 'A\'A
1. Dil' iinollon dor 'Le^yendc of (ioodo Wunion' .... H\\
11. Das verliältnitss dor 'Confossiu Auianiis' zur 'Lof^cndc
ot' Ciüode Wtnnon' H(>.">
111. Der plan der 'Legende ot" (ntude Women' und seine
austühiuug ">TI
S.ittler: Beiträge zur i)räpubitionlehie im Neuengiiseheii
\V. ii> ilic Ol', lo die frot/i ;iS;^
W'I. t/(f hcy <>/; l/ie keij lo 't'.lt;
XNil. kiiiil of /lim, kind in hiiit ;<'.)'.!
Will, in a loud voicc, wilh a (loud) voicc 105
Ehert: Zum Exodus 4U".t
Hartmaun: Ist könig Aelfred der Verfasser der alliterieren-
den iiliertragung der Metra des Boetius I II
r. U'üleker; Ueber das Vcreeüibueli 151
. Wisfiuiann: Zur luittelengliselien worthefuniing IOC»
r. Wiilcker: L. Butkinc 5(i|
1 iilialr des A iize'i<j;'('rs.
Alois BraudI, Thomas of Ereeldoiine. Von ^V. Musliaeke ... I
U. Lüdteke, Tlie Krl of Toulous and the Kmperes of Almayn. Von
F. Dönne 1
(J. Tanger, The First and Heeond (.^uartos aud tlie First Folio of
Hamlet: Their Relation to Eaeh Other. Von Gustav Tanger 7
O. Zielke, Sir Orfeo, ein englisches feenniiireiien aus dem niittelalter.
Von Eugen Eine nkel l;i
Richard H. Hutton, .Sir Walter Scott (Englisli Meu of Letters). Von
A. Brand I is
C. Ilorstiuann, Altenglisehe Legenden. Von M. iraiitmann ... 21
Sidnej^ J. llerrtage, Catliolicon Auglicum: an Knglish-Latin Word-
Ijook, dated 1 lS;i. Von Lucy Toni min Suiith . . . •. . Jü
.1. Schipper, Luglische uiotrik in historischer und systematischer ent-
Wicklung dargestellt. Von Eugen Einen kel ;i(l
David Asher, Ueher den Unterricht in den
neuern sprachen, spez. der Englischen,
an unseren Universitäten u. h. schulen,
(»ustav Körting, (Jedanken u. bcraerkungen
über da» Studium der neuern sprachen j
auf den deutschen hochschulen. /
Ankündigung einiger demnächbt erscheinenden werke (il
Vurzi;ichnisH der rezensionsexemplare (h
E. Ilau.iknecht, 'i'he Romaunce of the Sowilc^ne of Bahylone. Von
(i. Schi eich dO
1 "^ 1 .M,., .All Ang!o-Sa,\ou Diclionary. \'(»ii K. VVijlcker . . 71
Von iM. Traut mann
INHALT. VK
Soite
A. Napier, L'eber die werke des aUenglisclien erzbischofs Wulf-
stan. \'on demselben 77
A. n. BuUens üld Plays. Von K. Boyle 7!i
E. Sievers, Angelsächsische grammatik. Von F. Kluge . . . . M
E. Einenkel, Ueber die Verfasser einiger neuangelsächsischer schrit-
ten. N'on W. Merkes sn
Zur altengl. wortbetonuug. Eine entgegnung. Von J. Schipper . ^s
Zur alt- und mitteleuglischen Verslehre. Von AI. Trautmann . . 111
W. Eilers, Die erzähUuig des pt'arrers in Chaucer's Canterbury-
geschicliten. Von J. Koch ['Mi
J.^Zupitza, Chaucer the Book of the Tales of Caunterbury. Von
demselben i;js
J. Schipper, Englische metrik. Von E. Einenkel (fortsetzung) . i;ut
Jahresbericht für germanische philologie. Von M. Trautmann 111
Verzeichniss der recensionsexemplarc 1 l.j
DAS ALl^ENGLTSCHE SUFFIX ERE.
Der von Ötratmann, En<j,-1. Stud. III, 273 gegebenen an-
regung folgend, teile ich hier mit was ich zur aufhellung der
dort berührten frage beizubringen vermag.
Es handelt sich um die quantität des ersten e in ae. -ere.
Da die vergleichuug der übrigen germ. dialekte zu keinem
sicheren resultate führen kann so lange die beurteiluug des
betrefieuden Suffixes in manchen derselben selbst zweifelhaft
ist, sehen wir uns auf folgende kriterien beschränkt: I. den
altengl. versbau; II. die mittelengl. betonung; III. den mittel-
engl. reim.
1. Die anwendung der mit -ere gebildeten Wörter im ae.
verse nötigt zur annähme eines langen e: also ere. Es ist
hierbei gleichgültig, ob man von der theorie der vier oder der
zwei hebungen ausgeht. • Rieger kommt in dieser hinsieht zu
keinem andein resultat als Schubert und ist nur consequeuter
als dieser, insofern er in solchen und ähnlichen fällen aktuelle
länge, Schubert nachwirkung früherer länge annimmt. Das
zeugniss der ae. metrik wird daher wol jeder gelten lassen
müssen, der dem neuesten fortschritt auf diesem gebiete nicht
' Vgl. die von Rieger, Alts, und Ags. Verskunst s. 53 citierten
halbverse: mid boccrutn Dan. KM^j, suine böceras Wy. 71'\ pces J>c üs
\eornerus Phoen. 424'% and bdceras Andr. GOT»', besonders aber das
gleichfalls von ihm angeführte beispiel Rats. 2s, 7 f . :
Nu ic eo)u bindere
and swingere, (sona weorpere).
Die von uns eingeklanuuerte halbzeile koninit nur vom Standpunkt der
vierhebungstlieorie in betracht, von deren lichtigkeit ich übrigens — um
dies beiläufig zu sagen — noch ininu-r iii»er/.eugt bin und bei grösserer
müsse auch andere zu überzeugen mich bemühen werde.
AngUa, V. band. 1
2 TK.N liRIN'K,
liuliliirt. cl. li. der iiiolit Mllonfalls auch kuv///cilcn mit bloss einer
liebiiiii: für zulässig hält. Bei solehcr amialime, die einen
absoluten niangel an rhythniiscbcni g-crühl verrät, ist eben
ungefähr alles nioglieh; nur hört die möglichkeit auf, aus
metrischen erseheinungen überhaupt noch Schlüsse auf sprach-
liche dinge zu ziehen.
II. Die mittolcnglische betonung spricht gleichfalls für e.
Kurzes e in -ere Avürdc in der zweiten liälfte des lo. Jahrhun-
derts notwendig tonlos geworden sein, gerade so gut wie das e im
Suffix -er {-der, -/her) in fiurjer, moder, hrolher u. s. w. -ere
trägt jedoch einen so entschiedenen tiefton, dass dieser sogar,
wenn reim oder rhythmus es verlangt, die rolle des hochtons
übernehmen kann. Sehr häufig finden wir bei Chaucer und bei
anderen dichtem inillere, ridcre, heggere u. s. w. betont, ja für
den reim ist diese betonung in allen versformeu, die auf lat.
oder rom. vorbild beruhen, regel. — Bei den dichtem, welche
die tradition der ae. metrik, wenn auch unter dem einfiusse
der eindringenden neuen rhythmen, fortführen, finden wir be-
tonungen wie ridere (Lagamon) oder heggere (liorn), aber auch
— wie es scheint — ridere: Lagam. 14249 f.:
heo haefde to iueren
fiftene hundred rideren.
Die hs. hat freilich rtdern , das, wenn richtig, ridern betont
werden niüsste; der jüngere text liest jedoch rideres, und es
unterliegt keinem zweifei, dass hier neben dem Stabreim der
endreim ebenso entschieden beabsichtigt ist, wie an den von
Stiatmann a. a. o. citierten stellen, wo übrigens ridere betont
werden muss:
!)2Si) llaiiiun j^c ridere
siiiat his agene iferc.
löDSi» <& niid liim brohte herc
an liundred riditre,
III. Die angeftihrten stellen weisen alle drei darauf hin,
daßs La^amon, sofern er genau reimte, -ere mit geschlossenem
e sprach. Die Schreibung r'idcere (im letzten beispiel), die nicht
vom dichter herrühren wird, verschlägt nichts, da die bs. auch
hcec = hec, fwi = fei bietet. Dagegen ist bei Chaucer im
selben suffix der offene c-laut vorherrschend; \'^\. meliere :mcre
ST Hi/.'jri, : forhere (infin.) eb. U0/;{1()7 und, da -eslere eine
DAS ALTKNGLlSCHK SUFFIX r.RK. 3
niiseliuiig aus ae. -cairc inul -ere bildet, happesieres : heres eb.
5S/2017. Gleicbwol war die ausspräche mit geschlossenem e
dem dichter bekannt; er macht sie sich in seinen sämtlichen
dichtungen einmal zu nutze, wobei er dem reim auf -er (altfr.
-ier) zu liebe das auslautende e apoknpiert: ironger : dc\r/rer
ST 197/2102. Wenn man will, kann man hier von einer
suftixvertauschung reden. Immerhin sind wir berechtigt, ja
genötigt, das e in ae. -ere im ganzen einem westsächsischen
d' in Wörtern wie ra'd, dii'd gleichzusetzen.
Laut und Schreibung dürften auf folgende weise zu er-
klären sein. Das e als «-undaut aus germ. oder lat. ä, wie
in mece, eise oder im suffix -ere aus * ärja, wird ursprünglich
= e" gelautet haben. In hochtoniger silbe aber entwickelte
sich dieses e" zu e, während in tieftoniger der otfene laut sich
auf westsächsischem und anderen gebieten erhielt. In der
ältesten zeit bedeuteten ce und e qualitativ wol dasselbe wie
(e und e: ui = W, e = 5" oder e. Später wurde a" zu e", so-
dass ce von da ab gewöhnlich den offenen ^-laut bezeichnete,^
Zu jener späteren zeit aber drückte e unter dem hochton nur
e, unter dem tiefton <^« oder c aus. Nehmen wir an — ■ und
eingehende Untersuchung dürfte diese annähme bestätigen — ,
dass auf den in betraciit kommenden Sprachgebieten in tief-
toniger silbe der offene e-laut häutiger gewesen sei als der
geschlossene, so hätten wir nun auch die erklärung für Schreib-
ungen wie Mfred, Ciiihred, yEpelred u. s. w., sowie die
Anglia I, 52S f. von mir übersehenen Inrcd und dte^red. —
P. J. Cosijn, De Taalvormen von AclfVed's Pastoraal (abge-
druckt aus den Taalkundige bydragen) s. 1 1 bemerkt, das e
in diesen formen beruhe wol auf dem tiefton. '^ Dies wird rich-
tig sein, wenn auch in einem andern sinne) als dem von Cosijn
gemeinten. Die tieftonige silbe erklärt uns, wie der oli'eue
' Daher der 2-umlaut aus engl, ä (genii. ai) wesisächsisch durcli ^
dargestellt wird.
2 Den Zusatz 'doch vergl. her (hie)' hätte er sich besser erßpart. —
Den ausdruck 'tiefton' statt 'zweiter hochton' kann man im vorliegen-
den Zusammenhang acceptieren, da der zweite hochton, wenn ihm der
erste unmittelbar vorangeht, im allgemeinen auf derselben stufe stehen
dürfte mit einem tiefton, der auf der langen silbe eines ableitunga-
suffixes ruht.
1*
4 TliN liRlNK, UAS ALIENGLISCIIE SUFFIX KRE.
lauije «'-laut (der t\ir .K'frcd z. b. (luicli die binduug Alnred :
red Owl iiud Ni;^htingale 701 sicher i;estellt scheint) duicli e
ausgedrückt wurde. Dass luau zur altenglischen zeit die
Schreibung d' iVir die tieftouige silbe niciit liebte, ergibt sich
auch daraus, dass im Durhanibuch neben -ere : -are steht,
hl der übergangsepoche schrieb man -ere, -are oder auch
-are.
Stkassiujkg. 1?rrnhari) tkn Brink.
zu DEN SPRICllWOKirrEUX HENDINGS.
Im vierten l/ande dieser zcilscltrifl , s. 1 80 //". h<il lierr pro f.
Varnhayen die Sprichwörter JJendiny's weh der Cambridger und
Oxforder handschrift veröffentlicht. Auch ich hatte dieselben im
jähre 1878 nach diesen beiden handschrift en abgeschrieben, und
herr professor Zupitza, dem ich neben so vielem anderen auch
die einführung in die kenntniss der Altenglischen handschrift en
verdanke, hat die gute gehabt , meine abschriften ?nit den ori-
ginalen zu vergleichen.'^ Es finden sich, nun einige, wenn auch
zum grössten teile nur geringfügige, abweichungen zwischen mei-
ner abschrift und dem drucke von Jarnhagen. In der ho/fnung,
Varnhagen mit der verö/fenilichung derselben einen kleinen dienst
filr seine weiteren arbeiten am Jlendlng erweisen zu können,
mache ich dieselben hier bekannt und erlaube mir, zugleich eiJiige
bemerkungen über die bescha/J'enheit der beiden handschriften
hinzuzufügen.
Im inhaltsverzeichniss der handschrift Gg I 1 der Universi-
tätsbibliothek zu Cambridge s. G'', sp. l, z. 19 sind die Sprich-
wörter unter dem titel Lcs prouerbis de hendiui",- aufgeführt.
Der eigentliche text beginnt auf s. 470^', z. 20 der linken spalte.
Auf z. 18 der rechten spalte steht die Überschrift. Zeile 19 /*•/
ganz unbeschrieben, doch kann man aus einer rasur noch die
buchstaben lies erkennen, die sich an die grosse initiale J von
Jhesu (1,1) anschlössen. Die verse 1. 2. 4. 5. 7 Jeder Strophe
stehen ijnmer auf der linken spalte des blaltes, die verse 3 und
6 auf der rechten, gewöhnlich neben dem 2. und ö. verse; in
der ersten Strophe stehen sie neben vv. 1 und 4. .)/// roter tinte
' Ich habe damals u. a. auch den Iwein ahgcstiliricbcn und beabsich-
tige, denselben, so sorgfältig auch der druck bei Ritson sein mag, neu
herauszugeben.
6 SCHLEICH,
sind fiKSser der ühersclirif'i du' dem llendhicj hczw. Mareol zu-
geiriesenen sjn-ichnörter zum Schlüsse der siroplie geschrieJteti.
Die hs. stammt vermutlich ans der zweiten hiVfte des 13. Jahr-
hunderts. Jedenfalls ist sie ä'ter als 0. — In der Oxforder
handschrift (b'odl., Digbij 80, hl. 140') ist immer erst die linke,
dann die rechte spalte der seile beschrieben; nur die erste zeile
der rechten spalte von bl. 110" ist frei gehliehen: auf der ent-
sprechenden zeile der linken spalte steht die Überschrift mit
mter tinte. Zu anfang jeder zeile ist ein grosser buchstabe ge-
macht und rot nachgezogen. Initialen, die durch drei zeilen
hindurchgehen, /inden sich hin und ivieder, am runde steht dann
immer der entsprechende kleine buchstabe. Ueher das alter von 0
vgl. E. Stengel, Codicem msc. Diyby 8G descripsit u. s. m., s. 103;
danach gehört die hs. in die zeit Eduard' s I. und noch in das
13. Jahrhundert. — In beiden handschrift en zeigt sich neben der
gewöhnlichen schwarzen tinte noch andere schwarze tinte. In C
ist am rande neben Strophe 35 von anderer liand nnd mit anderer
tinte ein zum texte anscheinend in keiner beziehung stehendes
boo geschrieben. In 0 findet, sich öfter als in C andere, und
zwar dunklere, tinte, doch scheint dieselbe hier immer von der-
selben hand gehraucht zu sein: bei dem nach nout übergeschriebe-
nen be ö ß, 2 [s. r. anm. dazu)\ bei c in wilde 0, 3; kc in
rouke 11, 3; o und ill in wole wille 11, 7; i in \\em\m^ 10 ist
mit dunklerer tinte aus e corrigiert. — In beiden hss. stosscn
wir auf rasuren: der Schreiber von C halte 31, 0 bis wel incl.
dicht an 31, 5 anzusetzen begonnen {über die reihenfolge der
verse in C s. oben), radierte dann aber die irorte aus, so dass
Habin jetzt gerade da steht , wo zuerst wel stand; vgl. auch
das oben zu 6' 1, 1 (bezw. bl. MiS^, z. 19) bemerkte. In 0 steht
to 6, 3 auf einer rasur; gleichfalls o und ill vo)i wole willo
11,7; So 14,8; imch liouses 17,2 /.s7 es ausradiert; f in of'te
21, 1 und in eftsoue 23, 2; ef in eft 24, 7; e in werk 32, 7;
ene /« l>icleue 4G, 5. — Das cursiv gedruckte e hinter k in C
{z. b. Wke 0, .'jj ist in der hs. dadurch angedeutet , dass durch
den letzten nach rechts uttlen. gehenden bogen des k ein kleiner
strich nach links gemacht ist ^ der oben links zu einem häkchen
umgebogen ist. Ein häkchen ?vie über r in were C 14, 10, das
/'. mit c auflöst, ist auch über g in Ilcnding' m der Überschrift
von C, nach qd. und li. (= Q//r/d Wending) C 3 und noch öfter
bei den abkürzungcn für Quod Ileiidiiij^'. Auch der querstrich
zu DEN SPRICHWOERTERN HENDINGS. /
des t in fort C 20, 5 Is/ recli/s zu einem häkelten nach unlen
umgehogen. — Es isl mir mifgepdlen, dass J\ bei regelung der
Orthographie uil C 4, 1; Uith 6, 3; uille ö 4, 4; uonte|> 26, 1
schreibt statt vil, Vitli, ville, voutc)^ der handschriffen, nährend
er sonst iinmer u nur da gebraucht hat , wo es ?virkHcJi vokal
ist, und, wo das handschrifl liehe u nicht reiner vokal ist , v da-
für gesetzt hat. Auch 0 1, 1 hätte ich mich der JtandscJirifl
angeschlossen und Vuis statt Uuis drucken lassen. Ebenso hätte
ich y der hss. nicht in g verändert. Weder in C noch in 0
findet sich g an stelle von g oder y; wo V. für diese laute g
druckt, hat die hs. y, jvas in beiden hss. oft schwer von p, in
C auch von w {s. unten zu C 18, 3 iind 31,7) zu scheiden ist:
vgl. s. anm. zu C 1 und 0 22, 3, fvo die hs. nicht trej^e, so7i-
dern treye liest. JVs Schreibweise nötigt ihn dorm auch, hinter
nglit 6" 13, 4 sie hinzuzufügen, ?vährend uyht, genau nach der
hs. gedruckt, nichts auffallendes gehabt hätte. Für z in nadleez
f 8, 4 und godeleez 15, 7 bietet die hs. ein zeichen, welches
mit dem bekannten zeichen für g (g) sehr leicht verwechselt iver-
den kann. Wie V. die lesart der hs. folk is ?nit folkis (gen.
sing.) C 1, 1 {ii. s. 7v.) wider gibt, so hätte er auch Foleis C 12, 7
und Workleis 25, 1 drucken lassen sollen, man is {hs.) statt
manis C 24, 7 ist gewiss nur ein druck fehler. Ebenso ist wol
auch unselinis ne\'ir cafeiid C 6, 8 nichts als ein versehen des
druckers für unseli {nämlich c-liilde) nis {hs.) nevir aferid.
Ebenso denke ich über JMislieriude men he me biwieien statt
M. m. lieme (= hem, him) (hs.) b. 0 38, 7. Für J^iu ekle C
8, 5; au other 10, 5; an o|nr 32, 7: ]m\ erend 37, 4; an othir
44, 6 liest die hs. \n neide, a nother, auo}>ir, ]>\ nerend, anothir.
Die Schreibweise von V. halte ich in diesen fällen nicht für genau
genug. Es spricht durchaus nichts dagegen, dass 7venigstens der
Schreiber von C wirklich ]>i nekle u. s. w. gesprochen hat. Fin-
den wir doch dichtungen, wo solch ein auslautendes n oder t als
anlaut mit dem folgenden worte verlnmden sogar den Stabreim
tragen kann {vgl. Anglia I 126, 5 und 6; ferner: .Voe on 9.no]m-
day ?iymmeg efte )^e dovcnc //////. Poems B, ed. Morris 4SI;
Sej^p'e wo wol^-er nel be but nedes to wende Will, of Pal. 1679;
The ^othyr was a mlke out of Troy seife Bestr. Tr. 63; And
raliphe, j^at rother of the nied sustcr eb. 13226), und in einigen
Wörtern hat sich solch ein n selbst bis in's Neuengl. hinein er-
halten {vgl. uickname und Zupitza zu Guy 612 und Skeai im
8 SCHLEICH, ZU 1>1-.N SrKlCHWOl'K 1 KKN IIKX'DINGS.
G/oss. zu Ul'l. witer N). — Hieran reihe ich noch folgende be-
merkungen.
Zu C: d /// lieudiiiiT '2 aus e{t/ras) a{nderem) corr.; ssal
(fis.) statt ssall 5, G; ]> in )>oueli 15, 3 aus e. a. corr.; t in ]>ai
17,4 üb{er) d{en) a{ndern) b{uchstahen); yorde st. ])OYde 18,3;
spiele 19, 3 {hs.), aber unter dem ersten 1 ein tiigungspunkf-^
euis St. Ollis 22, 0; missce st. niissee 24, 2 {s. V.'s anmerkung
dazu)] foryeldetli st. forweldetli 31, 7; antlier {Schreibfehler für
aiiothery) st. autlier 32, 4; \)\ st. p[a]t 37, 1; o 67. a 37, 5; fint
St. find 38, 1; mocliil st. niocliel 38, 2; ]'ai sl. ];»at 39, 3; li]?ir
sl. \\]nQ 39, 7; ni?/r)ns st. in |>is 41, (> {s. l'.'s anmerkung dazii)\
with [pe balle] st. wi)> 42,4; nicket st. niekit 42,5; r m ciave
42, 8 nicht ganz deutlich; sieliit st. sithit 44, 7 {s. l'.'s amnerkung
dazu)] sowil st. sovvel 46, 3.
Zu 0: inen (hs.) st. mon 2, 0; ic m wcre 4, 9 üb. d. a. b.;
isoten sl. isotten 7,7; r in drawc 10,2 aus e. a. corr.] e in
renke 11,3 üb. d. a. b. {wegen der tinle s. oben)] das letzte e
in nevere 12, 1 aus t corr.] d in mid 13, 6 aus t corr.] im
ersten e m leve 15, 4 corr.] d in j;,'()ld 15, 7 üb. d. a. b.] reeclie
st. reche 18, 2; ou («<?.: lic \\\\) st. on 19, 4; )?an (= n-ann 0
12, 5) St. |>au 20, 4; hit st. liic 20, 6; d in hdg- {mit strich über
den drei buchst üben = Hg?zdmg) zweifelhaft 22 ; t in f>at 23, 6
nicht ganz deutlich] u in ])QW 25, 4 üb. d. a.b.] t m ßetere 25,7
aus r corr.; men sL me 27, 2; in r ?vv?i douter 30, 2 corr.; os
31, 3 mit langem s {Schreibfehler für f?); j^ m bigrovven 33, 1
undeutlich] d m and 34,4 üb. d. a. b.] uiiien (.'') .?/. sullen 34,5
{s. V.'s amnerkung dazu)] o in f>ou 35, 2 aus e corr.; j^n st. j^ine
36, 4; t m ]>nt 43, 6 w^. ^/. a. />.; d m and 47, 5 desgl.
Hamburg. G. Schleich.
BALLAD BY THOMAS OCCLEVE
ADDRESSEl) IX) SIR JOHN OLDCASTLE,
A. D. Ulf).
The followiog poeni, now printed for tlic first tinic froin
a Manusciipt in tlio Pbillipps libraiy at Clieltciiliain ', lias a
somewhat singular liistoiy. The poet Thomas Oeclevc, —
who was a couservative by natiirc or by circumstances, for
he was bred to thc law, held a place imder tbe king, aiid
was a warm adbereut of tbe cid Roman faitb, — wrote it in
1415 for tbe purpose of appealing to tbe rasb but big-bly
esteemed knigbt, Sir John Oldcastle, to renounce bis o])inions
as a follower of Wiclif, warniug bim of bis errors and of bis
danger. The poem is a strong testimony to tbe importance
attacbed to Oldcastle's influence niore tban two years betöre
bis judicial murder. Wbether it was written prineipally for
Oldcastle's eye, or wbether it ^vas intended as an evidence of
tbe writer's own stability, to be handed al)out at court, per-
baps to fall later imder tbe king's notiec, we can not teil; tbe
' Phillipps Ms. SI51. After 1 liad collated niy eopy witli tlie original
Ms. of Occleve at Cheltenham , T learnt that Dr. Grosart \nu\ included
the poem, together with tlie whole of James' iiotes, in his "Poems &.c.
of Richard James, B. D." issued in ISSO. As the imi)ression of that
volume is limited to 10«) copies for Dr. Grusart's snb?cribor.s and fiiciids,
and as moreover his print is madc from thc copy lA' Occleve made by
James preserved in the Bodleian, instead of going back to the original
Ms., — which the good Doctor supposes "has disappeared irrecoverably,
apparently", — I venture to offer the readers of Atig/ia a print direct
from the original of a poem interesting, as the late Mr. Corser said,
"both from its iutrinsic valne and the celebrity of its hero". James in
copying made a few mistakes; for the benefit of those possessing Dr.
Grosart's splendid book, of which I acknowledge rayseif a favoiired rc-
cipient, 1 indicate them at the foot of the pages.
10 I.. TOri.MlX SMllH,
])rc?cr.t is thc only caily Ms. co])}' kiiown. It is liowever
probahle that tliere ^Yas auotlier original, as this Ms. iu ^vllich
it is fouiul is a collection wliich contains poems made on
several otlier sj)ecial occasions by Occleve. The volunie may
theieforc be that in which hc (or sorae fiicnd for liini) gatheied
up iiis scattered shortcr verses, to be prcserved froni loss wheu
their temporary ])urposc was scvved. About two hiiiidred years
later, wheu times had changed and the doctriues oncc fcared
or despised had become established iu the land, the poem
was drawn from the obscurity in which it had lain by a
learncd antiquary and indefatigable Protestant preacher Dr.
Richard James. Hc made a copy, furuishing it with many
anuotatious of thc controversial nature likely to be suggested
by the pleadings of a Catholic in the mind of a rigid Pro-
testant; he also prefixed a dedicatory cpistle to Sir Henry
Boureliier, which has now bcconie famous on account of the
reference tlicrcin to Shakesjieare's works and to the connec-
tion and confusiou between Sir John Oldcastlc, Sir John Fastolf,
and Falstaff. James seems tq have h-ad the intention of print-
iug the poem with bis lucubrations, for he entitles tiie whole,
— "The Legend and defence of y*-' Noble Knig-lit and Martyr
Sir John Oldcastel, sett forth by Richard James, Bachelour of
Divinitie, and fellowe of C. C. C. iu Oxford", thus at the out-
set giving it a very opposite colour to that intended by the
author of the poem, who certainly did not meau to defend
Oldcastle.
Sir John Oldcastle ', boru about 1360, was son of Sir
Richard OMcastle, of an old family in Herefordsliire. Little
is known of bis early life^, nor is it known whcn or how he
became a followcr of Wiclif, who dicd in 1385. His sympathy
with the LoUards appears to have showu itself under Richard II
in 13Ü5, bat it did not prcvent his beeoming sheriff of his
' Mr. Thos. Pliilpott, tlie Herald, gave Dr. li. James a note whercin
he traeed Sir John back 5 generations, to "Peter üldcastell of the ould
Castle wltliin the country of Ilereford, esquyer". See last Icaf of (Jren-
ville M». XXXV.
* Mr. C. E. Maurice in "Engli-sh Po|)ular Leaders" IS75 Vul. II, and
Mr. Jas. Gairdiicr in the "Fortnigiitly Review", March IST.'J, "On the Histo-
rical Element in Shakespeare'd Falstail" have given valuable epitomes
of liis career.
BALLAD BY THOMAS OCCLEVE. 1 1
native eounty uudev Heiivy IV in 14(15, nor liindcv Ins beiiig;
eraployed by the same king on a militavy expedition in 1411
(Maurice p. 252). He was manied tliree times. His cclebrity
appears to date from bis later years, after bis tbird niarriage,
— to Joan g-rand-claugbter of tbe Z''^ Lord Cobbani, Lady
of Cobbam in ber own rigbt, — wbicb took place al)out
1409, as we know from bis being sumnioned to Parlianient
as Lord Cobbam on 26 Oetober 1400, Tbis lady, wbo was
heiress and sole representative of ber family, was married
five times; Sir Jobu Oblcastle was ber fourtli liusband, but
tbougb be bore tbat title less tban ten years, lie is tbe ouly
one of tbose five Lords of Cobbam whose memory lives, it is
he who is called "tbe good Lord Cobbam", and is frequeiitly
so referred to. He was esteemed for bis probity by tbe king,
Henry V, with wbom be was probably on friendly terms; wben
his priestly accusers began to attack bim for bis beretical
opinions, Henry essayed to move bim privately, and bis eueraies
proceeded at first witb great caution. But, proviag stubboru,
the king allowed the cburch to proceed against bim, and on
25 Sept. 1413 he was imprisoued, and soon nfterwards brougbt
before a Council of bisbops in London. Here be "took out of
bis bosom a bille endented" containing tbe points of his faith
and opinions, wbicb be more fulh^ declared at a second sittiug.
Firmly adberiug to tbese, be was at lengtb coudennied as a
heretic, and all who sbould belp or defeud bim werc to be
excommuuicate. The Statute for burning beretics bad bcen
passed in tbe 2nd year of Henry IV (1401) under wbicb
sentence might have beeu carried out at once. But, says Cap-
grave^, "tbe lord king took bim under tbe protection of iiis
grace in tbe hope of gainiug bim", and gave bim 40 days
reprieve, committing bim to tbe Tower. Hence however be es-
caped; the moukisb bistorians say tbat be lurked about tbe
country and "mad bim strong to distroie tbe kyng and mauy
othir", joining a Lollard rising wbicb broke out iu St. Giles
Fields near London on 6 Jan. 1414, — a rising immcdiately
frustrated and put dowu. Wbether Oldcastle were conccrned
with these men or not, wbicb is uncertaiu, be kept out of the
hands of the law for four vears, duriug wbicb time it is prob-
» Book of the lUusirions Henrics. Translatcd l>y F. C. Iliui!:est(.n.
Rolls Series 1S58 p. 127.
12 T- TOULMIN SMITH,
.il)lc that in llcrefordsliire aiul Wales lie was activcly sprcad-
ing the Lollard opinioiis. CapiJ:rave says that he "causecl his
cinissavics to scatter niauy writiugs in the ways and places
of public resort, hypocritieally setting forth the glovy and in-
creasc of the lealm as thcir object, bat really intended to stir
up the hcarts of the pcoplc". Occleve's poem too bears witness
that hc did not allow hinisclf to be forgotten, for it was writ-
ten, as the title infornis us, when the king was at Southamp-
ton on his way to Harlleur the first tinie to begin his Frcneh
wais, that is, in August 1415, just in the middle of the period
(if OhUastle's hiding. At last however, a reward of 1000
luarks liaviug beeu set on his head, he was traced by meaus of
some Lollard books found at St. Alban's. and was taken in Mont-
gonieryshire, in Wales, by four scrvants of the Earl of Powis,
not without a struggle, "for he was very strong". He was
brought to London, and this tinie eondenined not only as a
herctic but as a traitor, and on Christnias Day, 1417, hc was
hanged and burut at the new place of execution in front of
the gate of St. Gile's Hospital, then a place surrounded by
fields, outside Londcni.
Such are the outlines of Oldcastle's career. Partizanship
and the ignorance of later times threw a cloud of mistakes
round iiis history, which were not dispelled by the use to
which Shakespeare put his nanie m the First pari of Ilenry IV,
in the inunensely populär character afterwards known as
Falstafif. Mr. Gairdner remarks that he was "little an ob-
Ject of po])ular syni))athy in his own day, or for a long time
after". Hut the traditionary ei)ithct attaching to- his name, —
"the good Lord Cobham", — the fact that, in spite of the price
on his head and the threat of excommunication, he remained
araong the people unbetrayed for four years, and the evidence
of personal friendship shown (see e. g. Stanzas 2, 4, 13, 62
to 64) by the author of this poem, who was a Londoner,
a i)oet about the court, tend to prove that, if not a universal
fa\<iritc, lic was greatly beloAcd nud cstceniod. Hc was
naturally regarded with horror and dislikc by the monkish
historiaus, writiiig in the li,i;ht of the old order of tliings;
but Oll tlic otlier band, after Foxe, in 15()4, had enrolled him
aniong the uiartyrs to the new faith in his ^cfs und Monu-
meiUs, defending liiiii against the frcsh attacks of Nicholas
P.ALLAD P.V IIIOMAS OCCf-EVE. \',]
Harpsfield and the accusation of beiiig- a tiaitor, other wiiteis
followed who took up bis cause with warm elianii)ioiislnp.
Holinshed in 1577 calls liini "a valiant cajjtaiue and a hardie
gentleman." In a populär plav acted betöre 158S (autbor
unknown), The Famous Vicloriea of Henry V, be is brougbt in as
oue of tbe companions of Henry, but bears au insignificant part.
Sbakespeare, baving- introduced bim into tbe l'irsl Pari of
Henry IV üi.^ tbe jovial buäbon and LoUard coward, tbus casting
obloquy upon bis cbaracter and giving- great ofl'ence to bis des-
eeudants (as appears by James' prefatory letter, about 1G25),
was obliged wben tbis play was printed in 1598, and in bis
Second Purt of Henry IV, to ebange tbe name, benee our pre-
sent Falstalf.' It must bave been to Sbakespeare's ridiculous
representation tbat Jobn Trappe alluded in 1657 wben be
noted tbat "N. D., autbor of Tbe tbree Conversions, batb made
Sr. Jobn Oldeastle tbe Martyr, a ruffian, a robber, and a rebel.
His autbority is taken from tbe Stage-players"."- Probably to
counteract tbis, and to correct false impressious, tbere was
publisbed in 1600 The first pari of Ihe Iriie and honorablc
hisiorie of the Life of Sir John Oldeastle, Ute good Lord Co/j-
ham. Tbe autbor of tbis play is unknowu. Two editions
were printed in 1600, tbe title-page of oue bore tbe nauic of
Sbakespeare, perbaps to make it seem tbat be would aid in
repairiug tbe miscbief be bad done. Tbe play is entirely in
favour of Oldeastle, representing bim as tbe beloved benefactor
of tbe poor, tbe intercessor for tbe condenined Lord Powis,
tbe vietim of tbe Bisbop of Rocbester's bäte and of attempts
to embroil bim in a plot against tbe king. Cobbam and bis
wife are botb taken prisoner, and after various adventures
make tbeir escape to Wales by means of tbe grateful belp of
Lord and Lady Powis. Witb tbis bappy event tbe story ends:
the rest of bis life and martyrdom were perbaps reserved
for a "Second Part", wbicb bowever is not known to bave
appeared. Tbe disregard of some bistorical facts, — e. g. wben
Oldeastle is made to say to bis wife,
"Come up to London to jouv sister's liouse",
' For several extracts bearing on tho FalstalV ciuestion , and notes
thereon, see uiy edition of Dr. lnglel)y's "Centurie o^ Traysc" for the New
Shakspere Sociely, 18711 pp. 2(17- 2(>1» &c.
'^ Centurie of Prayse p. 269.
I 4 L. TOULMrN SAIITH,
tlie real Lady Coblmni liavin-- heeii an oiily child; ov I.ord
Powis uiade a tViciid iusfead of an cneniy, — was nothing
bcside the desire to hold up tlie hcro in an admirable liglit.
In 10(11 api)Caicd The Mirror of Marlyrs, or lli» Life and
hciiih of Sir JofiH OtdciLsIle, Knighl, Lord Cobham, a long pocm
in G-line stanzas, by John Weaver (the same of which tbe 4^''
i^tanza oontains an allnsion, believed to be the earliest, to Shak-
spcare's Jidius Ccesar). Tbc pocni supposes Oldcastlc hiniself
after deatb to lelatc bis story, treating hini tVoni the point of
view of '-a truc faith i)iofcssing Protestant". Wboever John
Weever niight bc, be was very ill-iuforraed as to the faets
of bis bero's lue, mingling up in extraordinary confusion
the deeds of Lis wife's grandfather, Sir John Cobham, with
those of Oldcnsüc, giving the lalter soniebody eise's father
and wife, and even niakiug bim page in bis youth to Sir
Thomas Mowbray, a jjrobable fact which belonged to the life
of Sir John Fastolf, tbe warrior of Henry V. He was anxions
(perhaps in order to rebut the accusations of eoward and traitor)
to show that Oldcastle fought against tbe French and else-
wbere,
"in wars abroad, in civil broiles at home".
The Protestant spirit of the time bere desires to viudicate the
fair fame of the niartyr, whom Weever exalts as bearing com-
])any with Wiclif and Jcrome Präge (sign. F 2^).i
A few years later IJichard James, as we have seen, con-
tributcd bis quota towards the reputation of Oldcastle. In
1647 George Daniel of lieswick, in his poeni on The Reigne
of llenrie tlie Fiflh, takcs oecasion to blame Shakspeare for
his scandal cn Oldeastle's uame,
"Tlie wortliy ö«" wliom Falstaflfe's ill-vs'd namo
Personales on the stage, lest scaudall niiglit
Creep backward, and blott Martyre, were a shame,
Though Shakspeare ötury, and Fux legend write.
* * * *
Ilere to evince the scandall has been tlirown
Vpon a nauie of honour, (cbaractred
Froin a wrong. person, eoward and buffoon)."
' Weever'» pocm, a rare volume, was reprinted with others by Mr.
II. II. iV\\)\)A for the Roxljurglie Club, sec llystorie of the mosle noble
Iciiijhi l'lustdas. Lomlon IS7:i.
BALLAD HY THOMAS OCCLEVE. 15
We find also Thomas Füller in bis Clnirch Hislonj, IG^T), and
again in bis Worlhies of England, 1G62, striking up boldly for
Oldcastle against tbe errors still abounding. "Stage poets bave
tbemselves been vciy bold witb, and others vevy mciTv at,
tbe memory of S'- Jobn Oldcastle, wliom tbey bave fancied a
boon companiou, a jovial royster, and yet a coward to boot,
contrary to tbe credit of all cbronicles, owning bim a mar-
tial man of merit. Tbe ))est is, S""- Jobn Falstaße batb
relieved tbe memory of S'- Jobn Oldcastle, and of late is sub-
stituted Buttbone in bis place; but it matters as little wbat
petulant poets as wbat malicious piipists ba^e written against
bim." 1 (See Note on Tenn^-sou at eud of tbis).
Tbe trutb seems to be, as Mr. H. H. Gibbs siiggests, tbat
'probably tbe contemporary view of tbe LoUards was as niucb
too bad, amougst tbeir opponents, as tbe dislant view of tbe
days of Elizabetb was too good, amongst tbe reapers of tbe
seed tbey bad sown". But tbe interest of contemporary testi-
mony, written before Oldcastle bad a title to martyrdom, is
tberefore all tbe greater.
Of tbe autbor of tbe poem, Tbomas Occleve, we know
but little beyond wbat be biniself teils in bis writings. Ile
represents bimself in one of bis sbortcr poems, La Male Regle
de T. Hoccleve-, as a fine gentleman in bis youngcr days,
enjoying life, diniug at tbe tavern, boating ou tbe river, and
for bis generous speuding beld as "a verray gentil man" by
bis compauions. He teils us tbat be lived at Cbestcr's lun
by tbe Strand, it may tberefore be concluded tbat be was,
like Cbaucer, bred to tbe law, tbougb be says, furtber on, tbat
be bad tbougbt of being a priest, before be was marricd.
Chester's Inu (or Strand Jnn) was one of tbe nine minor
Colleges or "Inns" of Chancery, wbere studcnts Coming to Lon-
don to study law w^ere entered and took up tbeir abodc on
probatiou; it stood ou part of tbe ground now covered by
Somerset House: bencc tbey usually passed to tbe Middlc
' Church History; Uiü5, Book IV, cent. XV p. lüS.
2 Printed by Masun. Tliis poem is addressed to the "eerthly god,
helthe", and is believed to have beeu written aboiit 14üG whcn the poct
was about 3ü yeurs old. From varions alliLsions in tliis to liis "buiert
cotidian" &c. and in De lUgiininc, it is ovident thar lic liad Lad lua'.tli
early in life.
IG I- lOUI.MIN SMITH,
Teniple, onc of tbe foiir great luns of Court. Whether
Oecleve eanied bis studies so far as this wo do not leani.
It is perbaps more probable tbat bc coiitiuued resideiice bere
tor bis {'(inveniciR'G wben be became oue of tbe Clerks of tbe
l'rivv Seal.' As it is in tbe sanie poem, De Reghnhie, in
wbic'b be began
"Musyng iipone the restless besynesse
* * * *
At Ciliestres Inne right fast by tlie Stronde
As I lay in my bcdde upou a nyglit",
tbat be says be bas been in tbe office of tbe Frivy seal for
24 years, it seems probable tbat be was tben living and com-
luoniug in tbe Inn, with otber Clerks of court; wberever be
may bave dwelt in bis Student days. He says also tbat tbe
king bad given bim an annuity for life of 20 marks,
"but paiement is harde to gete now adayes",
an old coniplaint, wliicb be put fortb in bis own bebalf and
tbat of bis fellow-elerks in a bailad to tbe Under-treasurer
Somer. Besides tbis bc mentions tbat bis income was but six
niarks a ycar, and be eomplains of bis poverty. Tbis work
De Regiminc was writlen in bis "green age" before bc bad
growu old, about 1412. Tbe poct in it mentions tbat bc bad
a wife,
"Onely for love I checs liir to uiy uiate",
but wbo sbe was we know not.
We get to fcel tbis old poct ^vas a lo\able cbaracter, frec-
bandcd in bis youth tbougb perbaps too free-living, mucb foiider
of song and poetry tban of dcsk-woik: wbo understood real
woman-bood so well (tbougb be would not bave tbem niake
' "In tlicse iKjuses of ("liaunccry liue and common togcthor, Attuineis,
Soliciteis, and Clarks belonging to the Conrts, as well of mere and strict
Law, as of equily and conscience in tliese houses or Coliedges
the fyrones and young gentlemen, at tlieir comming vp, are initiated to
malte first liere an essay and a tryall of the study of the Law, whicli if
they iilie, and have a desire to proceed, they reniooue siiortly after, to
one of the innes of Court . . . Kuery inne of Court iiath two or three
Innes of Chancery belonging unto it, viu. to the Middle Temple belong
New Inne, and eometimes Strand Inne." The Tlnrd üniversiUe of Eng-
land, by .Sir George Huck, printed at the cnd of liowe's cdition of
Slow's Anna/s of liugland. lO.'H \). lOTfi.
ÜALLAI) nV I HOAIAS OCCLKVK. 17
"argimients in holy writ")'; wlio niarricd for love, wlio was
a frieud of Chaucer and Gower, wbose lieart was torn with
distress when tliose be lionouied and estcenicd took wliat he
deemed tlie lost and bitter way of bcresy.
Froni a bailad to tbe Duke of York containetl in tbe
Phillipps Ms. 8151 (fo. 32'^), Thomas Tyrwhitt in ITSfj poiutcd
out in a letter to Mr. Masou^ that Oceleve must bavc livcd
to an advanced age, perbaps nearly SO, since bc mentictns
Prince Edward^ (who was born in 1441) and bis tutor, "Maister
Picard", and cannot tberefore bave written tbe poeni tili about
1447 or 1448; corroboratory of tbis be says that bis sight is
failing but tbat pride will not let bim wear speetacles, and
that consequeutly bis book is "foul"; —
"pryde is vn to luc so grcct a tb
brtt tlie speetacle fovbedith he lue.
Ont vp on pryde, eaiiser ot" my wo,
My sight is hurte thurgli hir aduersitee".
Tb US be fears tbat bc does
"nat to thc ordre of endytyiig- obeye,
Aud my eolours sette oi'te sytlie awry".
' Trust, parfite love, and entire charite,
Ferveut will, aud entalentid corage,
All thewis gode, as sittith well to l)t;,
Have woiuon e'r of custoiuc aud usago,
And well thei conuiu mannis irc aswago
With softe wordis, discretc and benigne
What thei be' inward thei shewe outvvard by signe.
"Womanis herte unto uo cruiltie
Euclinid is, but they be eliaiitable,
Pitous, devote, füll of humiiitie,
Shamefaste, debouaire, aud amiable,
Dredefull, and of wordis mesurable;
What wonien these have not paraventure
Folowith not thc waie of ther uature.
Leiler of Ciipide. Written 1 Kri. iStanzas l'.l, r.d, lines :5:<T- ;<5o. Uny's
Chaucer. 1721. p. 53G-, and in uiany earlier editions.
- Tliis letter of Tyrwhitt's, the substance of which was used by
Mason in the Introduetion and Notes to bis l'ocnis of llaccleve, IT'.Mi, is
fastened inside the cover of the Phillipps Ms., wliicli (bruierly belongcd
to Mason. The ballad is piinted by Mason.
3 Richard, Duke of York, was falher to Edward w ho was aficrwards
King Edward IV. Edward, son to the rcigning kiug, ll(3ury \ I, was w>t
born tili 14.54.
Aiiglia, V. baiiii. 2
IS L. rOULMlN SMIIH,
riiis bnllad of oii^lit '.t-liuc st:ur/as addrcsscd l)y Occlcve to
"luv ^nui'ious Itird ol' ^drk" is also iiitcrestiu^i;' Ijccausc it
sliows tlic Nvoaltliy and splendid York as a patron oi' vcrse,
askiii^^ tlie old \uk'\ tor a supi)!}' ol' liis hallads; it sliows too
thc IVioiidsldi» that Ot'i'k'M" loinid in Maistcr l'ieard ol" liis
houscliold. llo hogins,
"(m) litil puuifilet, and streij^lit llioe dresse"
to tlu> Diiko,
St. 1 " Keiuonil)rc liis W(trtliyn08S(i I cliaif^c theo,
llow ones at London dcsirod ho
Of nie, l't aiu hls sciuant aud slial ay,
'l'ü haue ut" my baladea swicli plentee
As tiier wercn renienynf^c vn to lue.
And tbr nat wole I to liis wil seyn uiay,
But fulfille it as lertborth as I niay,
]ic thow an owter 6f iny nycetee
For my good lordes Inst and ^^anio and play".
After teiliiig tliis "litil i)am(ilet" not to appear belbre the priu-
eess, it is not j,^ood enouji-h Ibr her, tliough lic wisbes to re-
eoniineud himself, bc continues,
St. 5 " than aftirward
Byscche thow )?» worthy Princc Edward
I'i hc the leye apart for what may tyde,
Lest thee beholde uiy Maistir Pieard;
1 warne thee )->* it shal be t'iil hard
For theo and nie to halte on auy syde
But he espic vs; yit uo t'orce, abyde!
Let him locke on, his herte is to me ward
So freendly ]?* our shaiuc wole he hyde"
and tlien be {^o.oh on to speak of bis failing siglit and bis bad
writiiifr. "La Maie Kegle" befove ineutioued is a pocni ad-
drcssed to tbe "eeitbly god, })iler of lyf, thow beltlic!" in wliicb
be larnents bis "sniert eotidian" and bis lost bcaltli.
He Icl't bebind bim several })oems, long and sbort, IMtts
in lOl'J gives a list of seveu works "et alia niulta", Tauner's
Jiibliotbcca Uritannico-llibernica in 1748 bas a niucb longer
list, including botb prosc aud poctry. (See also Warton's llist.
of Englisb Poetry, ed. 1S71, Vol. III, j)]). 42, 43 aud notes.) Most
of tbese still reniain in mannscnipt. 'JMiose bitberto j)rinted
arc, a Leiter of Cuiiiä, of GS 7-line stanzas (written in 1402),
aniong poonis at tbe end of seveial editions of Cbaucer;
six (not sixteen, as stated in llazlitt's Waiton, 1S71, Vol. III,
F.ALLAD ]'.Y THOMAS OCCI.KVK. 19
p. 42, uote) of the Minor ponm out of thc lMiillii)i)s Ms. sif)!,
written at various times, these were priutcd as "Poems of
Hoccleve"S London 179(), by Mr. G. Masou, to wliom tlie Ms.
tlieu belongetl; De Regim'tne Prtncipum, a conipilation fioni
Coloiina, aud two otbcr writers, by wbicb be is best knowu,
aud wherein is bis ianioiis lanicut on tbc deatb of bis "dcre
maister Cbaiiccr": tbis was edited by Tbos. Wiigbt for tlie
Koxbui-gbe Club, 1M3(); tbe story of Jouatbas, vcrsilied out of
the Gesta Roiuanoniiu, wbieb was printed by W. Ürowne in
bis ShephertVs l'ipe in 101 1. William Browne luid gieat ad-
iuiratiou for Occleve, of wbom lie says
"Theic urc low such swaines as hc
Now a daj'cs for barmoiiy."
In printing' tbis tale lie proposed "as tbis sball please, 1 may
be drawne to publisb the rest of bis workes, being all i)erfect
in niy hauds". 8bcpbeard's Pipe, l(jll, C Ü and 7. Bat be
docs not seeni to bave reeeived sufficicnt cueourag-ement, and
so we have lost tbe ebanee of kuowing all Occleve's works
through bis means.-
It had beeu supposed, says Tyrwbitt, tbat Oecleve favoured
thc new oj)iuions; Walsiugbam, foUowed by Pitts and Tanner,
cbarged bim with heresy. — A greater niistake w'as ue\er
made by chrouicler, it is evident tbat he was a staunch ad-
herent of tbe old faitb. His iudiguation is great at tbc prc-
sumption of tbe common people to tbink for themselves in
matters of religion, our fathers were content, wiiy cannot wc
be so? (st. 20), but now-a-days a baililf or a workman, eveu
womeu, "thougb tbeir wit be tbin", tbink t(» nieddle in it!
(st. 18, 19). In vigorous langnage bc dcnounces such novcUies.
Ilis orthodoxy-' appears, not only in his beseeching call to tbc
' The Mss. spell the uame with or without tlie LI. I t'ollow Mr.
Wright, who adopted Occleve, that being the spelling of thc l»cat iMs.
of De Reghnine.
^ There may be other poems of Occleve extant iu print, Imt liieao
are all I have been able to liiid. The above sketch docs not cluiiii to
be auy thing like an exhaustive account of the poet's life or character,
such as might be gained by greater research into his wiirks aiul clse-
where than I have now the opportun ity of making.
=* See also his opinions as to "dainpnal)le erronr" and "hcrcaye" in
De llegimme Principttm, Wright's ml. p. 11. 'I'ho "wreochc" tlicre spokcMi
of was John Badby, buint in Ulu,
2*
20 L. TOL'LMix s^rnH,
noble OUk-astlc, l)ut in unniistiikeablc in a sliort baladc' "foite
tost apres que les osses dn Koi Kiehaid feurent ai)portez a
Westuionster". Tbe reuioval of llicbaid Il's lemains from
Langley to West nii übt er Abbey took place in 14 KJ, about tbe
tiiiie of Oidcastle's trial and tbe loUard movement. Oecleve
relleels witb sadness, —
St. 1 "W'lier as 1'^ tliis huul wout was für to bc
Of sad by-leeue and constant vnion,
And as l't holy chirche be taglite nie
with heitc buxuui Itn-ned cur lessun, —
Nuw lian \ve changid oiir condicion.
Alias! an heop of vs the feith weirc^e;
we wadcn to deepe in presuuipcion
)'t vs nat deyneth vn to god obeye.
St. 2
We lekken nat thoj^li Ciystes lore dcye,
The feend liath uiaad vs dionke of tlio poisoii
üf lierosie, and lad vs a wrong weyo,
]»' torne siial to our citnfusion
Bijt if l't left bc tliis abiision".
He calls Henry V, tbcn rcccntly conielo tbe tbrone, "cbampion
litr boly cbircbe".
— "iooke vp tliow Albion,
(jiod tlianke, and for thy cristou l'rincc pieye,
>Syn lic is fo to tbis rebcllion".
As beconics a loyal worsbipper of tbe existing- order of tbings,
be bas a good word for llicbard and bis queen, pointing out
"with what hunour lie broght is to this toun"
J'tii- hiirial in tbe Abbey: closing: witb tbe prayer, - —
"And whert' as \>^ uieu crrcn and foniiiyo,
Walkynge blyndly in tlie dirk aleyc
Of hercsie, o lord Gord preyc I thcc
Knsjjiic licni, ]>* no lenger thcy foleie,
'J'o feithcH path heai lede thy pitee".
Tbe Pbillipps Ms. 8151 is a sniall octavo of 87^ inebes
l<»n<r by ü'/-, ^vide, containing 17 \ellum leaves, in an old dark
leatber biuding stamped Nvitb tbe Royal arnis of England, it is
Kai<l to lia\e belonged to i^incc, Henry son of James I, and
bas since tiien passcd tbrougJi many bands (Di-. Askew, J\lr. G.
Mason, Hisbop ileliei'^ Sir 'l'iiomas Pbillipps). It is a piain Ms.
\sitb only two sniall colouied inilial letteis, tbe band Ibat of
' Philijpps Mh. si.'jI fo. .'il''. 1 liis \i\iu-tt was not piinted b}' Mason.
BALLAD BY THOMAS OCCLI':VE. 21
15«'' Century, the lieadings to the poems are in awotlier and a
larger liaud, but probably contempoiaiy. The Latiu notos
whicb occur in the margin to 7 of the stanzas are in a some-
what later Land and ink, this is confirmed by a Singular cir-
cumstance. The Ballad to Sir John Oldcastle is the first in
the volume, beginiug on what is now fo. 1 ; between the second
and third leaves of the ballad have at sonie time been placed
five other leaves which contain the latter (and greater) part
of a Complahii of the Virgin, the first leaf of which seems to
be lost. Catch-words at the bottom of the leaves do not
abound, but on the inner bottom corner of tbc back of fo. 2,
are the catcb-words ''0 Oldcastel", answeiing to the first words
on the top of fo. 8 wbere the Oldcastle ballad continues.
These two catch-words, which must have beeh written aftcr
the poems were originally copicd iuto the book, at the tinic
when the five leaves were unstitched and put into their wrong
place, are written apparently by the same band as the Latin
marginal notes.i
In printing I expand most of the contractions, & into and,
the final r ofteu though not always has a curl, which I print e.
p^ = p'at, and 11 I print \\e. The lines nearly always begin
with initial eapitals.
The volume coutains 10 — or ineludiug the [»art Com-
plaint, 17 — jjieces, of which a lit^t is given by jMason in ihc
lutroduction to his "Poenus of Hocclcve", he ])rinted ouly thosc
six which he thought threw light on the poet's personal history.
Dr. Richard James, the copier and anuotator of this poem
to Oldcastle in 1625, was nephew of Dr. Thomas James, a
stauch dcfender of Protestautism in the reign of Queen Eliza-
beth. Itichard was born 1592, becanie a fcllow of Christ
Church, Oxford, took Orders, and travellcd. He was a learncd
mau and a great rcader, aud becamc a fricud of Seiden and
Sir Robert Cottou, with the last of whom he cngagcd in nuich
literary and bookish work, about 1624. He was, says Mr.
Corscr (who first publishcd James' Ker htucastrcnse for the
Chetham Society, Manchester, 1845), active in cxposiug the
' Tyrwhitt suggests tliat probably the first Icaf ol' tlic Cuiuidiiint
having been lost, the iivc leaves were iiioved so that the Oldcastle pucin
beginiug on the first leaf luight give the book the appearancc of beiiig
perfect.
22 t. lOl'l.MlN SMl III,
.'.•ri(i|tti«>iis aiul onors ol' tlic l\(miij5li i'luircli; licnt'C liis interc>st
in Ocdevc s ijoeiii to OUU'astlc, \Yluch otlcrcd liiiu many points
of foninicnt. as avcII as of gloiifying one who was to him so
j;reat a hero. James, tbcn, copicd out the entirc poeni, (with
its Latin refevences) and madc voluniinous uotes on sixtcen
of thc stauzas; bis own copy to wliieh he made additions or
concetions in thc niargin is in the l>odleian Librarj'', known
as James jMs. ol. Fiom this copy of James' some one els^e
made a fair copy of the wbolc, Dedicatory letter, Poem, notes
and all, wbich is now in the British Museum, known as Gren-
villc Ms. XXXV. 1 Janics made a few errors in words, and
mis-num1)ered the stanzas, lunning on from 50 to 60, instead
of 51, which niistakcs are faithfully foUowed by the second
copyist.
James' notes are lengthy and , after the fashion of thc
eontroversial writing of 17*'' Century, rambling- and studded
with quotations: tbey hreathe a spirit of batred to the Ivomisb
church and of partizanshi]) for the Wiclcvists. The last and
longest of these notes was })rinted by Mr. Corser in the Her
Linic(islrcnse\ the whole including the Dedicatory Letter"^, have
been lately i)rinted with loving and appreciative carc by Dr.
Grosart in liis "Poems &q. of Richard James, B. D," mentioned
above; I am therefore relie^■ed from the necessity — my object
hcre being Occleve and not James — of giving more than a
few passages which seem to illustrate the subject of the poem.
The Chief interest of James' effort to us lies in bis applica-
'tion of the two greatest namcs of English literature. Whilc
lic rei)rebends Shakespeare, who appears to have taken the
])opular ])aj)istical view of the great lollard's character, for
bis treatment of Oldcastle, in another place he calls in Chaucer
as a witness against the Komish practice of pilgrimages. "Of
})ilgrimages even to the holie land we maye reade uo great
comniendations in Sainct Jerom and Gregorie Nyssen: ofothers
8cc Erasmus bis dialouges See also Chaucer's Canter-
burye tales thetherward, and Lydgate's in the returne: sce allso
the answcarc of S"" John Oldcastell himself in Bale's brief
' 1 do not tliiiik thc (ircnvülc Ms. is in Janica' uwn liand, though it
niay hc contciupijraiy.
"^ Tliis Dedicatory letter is also giveu in iny edition of the "Centurie
of Traysc", p. 104.
MAI. LAD BY THOMAS OCCLEVE, 23
Croniclc of liis iiKirtyrdomc" (Note to Stan/.a .")(»), l'robably
Janics appreciatcd thc ouc poet as little as tlic othcr, bat at
least he made use of such weapous as he fouiid a:ood to hi;^ haiid.
A few days after the above was writtcu j\Ir. Tcuiiyt^oii
published a volume of "Ballads and Poems" (November, ISSO)
amoiig which is onc on Sir John Oklcaslle, Lora Cohham. The
treatment, or mis-tieatment, of the subject by fovraer poets is
happily redeemed by this fine poem of our later singer, who
vibrates with stein feeling fov tiic persecuted heio whilc cou-
deusing with masterly band the ineidents of bis character, bis
taith and bis sufferings.
The poem itself is before the leader, I will only point
out that from Stanza 35 to 61 the author devotes himself to
rehearsiug the errors of the hevetics, whom he denounces in
general, and returns specially to Oldeastle in St. 62.
I add at the eud a few notes of explanation or eluci-
dation.
Ceste feust fö«cte au temps ([mc le Rö// Henri le Vt
q?<6' Dien pardoint fenst a Haiiipton sur son primer passage
vers Harfiete.
1 '
fo. 1. rPhc laddre of lieuene, 1 meene charitee,
JL Coinandith vs, if our brotliir be falle
In to errour, to haue of him pitee,
And seeke weyes in our wittes alle
How we luay him ageyn to vertu call;
And in gretter errowr nc knowc i nuon
Than tliow }?* dronke haast lieresios gallc
And art fru Crystes feitii twyuued aad goou.
2
Alias Y thow ]?* wer a manly kuyglit
And shoon ful cleer in fauious worthynesso,
Standynge in the faucja* of eutry wight,
Haast lost the style of cristenly pröwessc
Amoug alle heni )?t stände in the cleeniesse
Of good byleeue; and no man \\i\k tliee liulditli
Sauf- cursid caitifs, lieircs of dirkncase:
For vcrray routhe of thee myn litvte coldith.
' The stan/.as are not figured in tlie Ms., I)ut it is hcre doiie for thc
saKe of reterence.
- James has saif.
21 1.. lÜULMlN S.MI 111,
'l'liow liaust niand ;i t'aii- pt'/'uuitucioii
Kro C'rystes lorc to teendly doctiyao,
From houoiir ;ind fro douiinacioii
Uu to rcpreel' and mescheuoiis vnync,
Fro Crysten folk to hetheuly couyiic,
Fro seuretee vnto viisikirnesse,
Fro ioic and cse vnto wo and pyno,
Fro light of trouthe vnto dirk falsncsac.
4
to. 1 v^- 0 Oldcastcl, alias! what eilid thee
To slipjte in to tiic snare of lieresie?
riiiirj^h whieh thow foo arte to tlie Trinitce,
And to the blissid virgyne Marie,
And to the innumtvable holy oo/wpaignie
Of heuene, and to al holy chirehe, alias!
To longe haast thow bathid in "p^ folie,
Ryse vp, and ponrge thee of thy trespas.
Aiisusiinusiie gcynt Austyn seith, whiles a mau abydith
•Kir..iis»imc lu heresie or scisme, and list nat nee
lenuH'iüwtls; 'i'l'er fro, his soule fro God he diuidith,
queiiiiibet Aud nuiy nat saned becn in no degree.
■Uli Kcciositc i'or what man liolditii nat the vniteo
C'iitholioiv noii
teilet viiiiateiii
Of holy Chirehe, neithir liis baptecnic,
ncMiic i)ai)tis- Jse his aluicsse how large ]>^ it be
III US, ueqiic ,,,111 1 • <• "-■ '
eicniosyna lo licltlie hi»j i^rolytc, ue goil qweeme.
'luantumcum-
<iuc copiosa,
iieque mor8]iro j.
Cliristi nomine
cere7.ot'eru"rd "^"'^ Y'^^ '"<jr ""^r hc scith thus also,
saiutcm'. Thogh ]H an litretyk tbr Crystes uame
• Shedc ins blood, and hid lyf for Cryst forgo,
JShal nat hiiu sane; alias the harni and shauie!
May uat thy sinert thy sturdy herte attanie.
übeic, obeie, in the nanie of Jhesii!
Th(jn art of inerit and of honur hune',
Conquere lieni two, and the arme in vertu.
' Dr. Grosart prinis ihis l'amv, but I venture to disagree from him :
/ttmc = lialt, wantiiig, agrees with the rymc of three other liues of the
stau^a, and it makes good sonse, while /\ime does neithcr. The
"8oul of merit & of honour" could not be gpposed to virtue. Com-
pare tho use of halle iu St. 5 of the lincs to the Duke of York (juoted
before, p. l'^.
BALLAD BY THOiMAS OCCLliVE.
25
fo. 2
De TUeotlosij
illustrislrape-
ratoris o^jodi-
ciiciali huniili-
tato, respieo in
liistoria tri-
pavtita, libO.
IXO, vbi uar-
rat, ' Cum
apiid Tlicsalo-
nicam liraita-
tem', «ftc.
If thyn hy herte, bolnynge in errour,
To holy chirche ean uat buxum be,
Beholde Theodosius Empt'rour,
How huiuble and buxum vn to god was lic;
No reward took lie of bis diguitec,
But as a lamb to holy chirche obeido,
In the scripture may men rede and se
How meekly of the Bisshop grace he proide.
Thoffense which ]'* he ageyn god wroghte
\Yas uat so greet as thyu, by many fold,
And yit ful heuy he was and it forthoghte,
Obeyjnig as |'rtt holy chirclie hath wold.
Thow )'t thy soulc to the feend' haast sold,
Bye it agayn thurgh thyu obedienco,
Thyn heresie is al to hoor and old,
Correete thee, at Crystes reut'rencel
9
And for thy soules helthe, do ecke so,
Thy pryde qwenche and thy prcsunipcion,
Wher thow haast been to Crystes feitli a tb
Plante in thyu herte a deep contricion,
Aud hennes foorth be Crystes Champion.
Tbe welle of luercy rouncth al in brcdc,
Dryuke thereof, syn ther is swich foysonn,
Thyn hertes botel ther of fill, 1 rede.
10
fo. 2 V"- Thow haast offendid god woudirly sore,
Aud natliclees if thow the wilt auicudc,
Thogh thy gilt wer a tbowsand- tyuies nioro,
Axe hiui mcrcy and he wole it thee sende.
Thow art unwys, thogh thow thee wyse p/ttcude,
And so been all of thyn opiuioun,
To God and holy chirche thow thee bende,
Caste out tliy venym thurgh confcssiouu.
11
Thow seist confession auriculeer
Scriptum est, Ther uccdith noon, but it is the contrario,
OBtcnditc vos ,,„ , , . . ■ . , , . ... •
sacerdotibxis. Ihow lookist Ulis, thy siglitc IS notiuug clcerc,
' James has fecnds.
2 The Ms. has it writtcn
•2l>
L. lOULMlN S.MI 111,
Moly writ thor in is tliy» adiursiirio,
Aii«l clorkos ;ill<' tVo tliy conccit vuric
1" ('lysfes purtie liolilcn aud inayntoeuc.
l.ove l't conccit lest )>' thow iniscario
Waar of tlie sword of gud, for it is kccuc.
Ati);ustiuiig de
visitalioiic iu-
firmorum ilicit.
■In muro civi-
tatis SUJKTJUC
ai'i'oufuihis CS
lapis vivus. in
cujus ii'ilificio
non auditur
soouris aut
iiiallcus. Hie
pcrfereulhis
est strei)itu8,
UicaUjiciendus
est lapidi mal-
leus, hie eou-
terendum est
totuiii lapidis
supervacuum :
Btrepitus pec-
catorum tuo-
rum recordatio
super nuibus
pcrstrei>at in
aure sacerdo-
tis huuülliiiia
tua confessio'.
12
Heer in this iyf, vn to ^o*^! luorcy crie,
And witli the ax or hanier of penancc
Smytc on the stoon, slce tliyn obstinucie,
Haue of thy synnos heiiy rcmcuibrancc.
Rowne in the preestes ere, and the greuancc
Of thy soule meekly to him coufesse,
And in the wal of henene is no doutance
'l'how shalt a tjwik«; stoon be for thy gooduessc.
0 üldcastel, how hath the feend theo bleut,
Wher is thy knyghtly herte, art thow his thralV
Thow errest foule eeke in the sacraiuent
üf the Auter, bnt how in special
For tu declare, it needith not at ai,
It knowen is in many a Rcgioun.
Now syn the feend hath youen the a fal,
Qwyte hira, let see, ryse vp and alyngc him doiin.
fo. S.'
14
Ryse vp a uianly knyght out of the slow
Of lieresie, o lurker, as a wrecche
Whcr as thow erred haast, correcte it now,
Hy huniblesse thow mayst to uiercy strecehe;
To holy chirche go, and ther fecchc
The holsuin oylc of absolucion.
If thow of soules hurt ne shauie reccho
Thow Icesist heuene, and al knyghtly reuoMn.
15
I'ar cas thow to thy seif shanic it arettist
Vnto Prciatz of holy chirche obeie,
If it 80 bc, thy conccit thow mis scttist.
' Fivc IcavcB havc been insej'ted here by soine onc who has unsewn
fhc book and stitched thcra here in the wrong place; they contaiu the
lattcr part of a pocni, the "(Jomplcyntc" of the Virgin. The last onc, fo. 7,
ends "Ceste ('oniplüynte paramont feuHt translateo au cow/mandenieut
de nia danie de Hercford ipic dicu jfardoynt". The Oldcaatel balade
coDtinues on fo. ^.
HALL.Vn IW THO.MAS OCCI.EVE. 27
Wliat man ariirht c;m in liis liortc woyc
The troutlie of tliat? To Jt-^u Ciyst 1 soye
Principally is )'t uhedieuce.
Goil hath oideyned pieestes to purveye
Salue of penance tor mannes offense.
16
f. 8 \o- Vuto seint Perir and his successours
And so foorth doun, god hath liis power Icnt.
Go to the Preest, correcte thyn errours,
With herte contryt vn to god y-bcnt;
Despute no luore ot the sacraraent,
As holy chirche biddith folwe it,
And hennes forward, as by uiyn assent,
Prt-Äume nat so mochil of thv wit.
I putte ' cas, a p>vlat or a preest
Him viciously gou<;rne in his lyuynge,
Thow oghtist reewe ou it, whan thow it soest,
And folwe him nat, but aftir his techynge
Thow oghtest do, and for thyn obcyynge
Thow shalt be sauf, & if he teche amis,
Toforn god shal he ycue a rekenynge
And l't a streit, the greet ptvil is his.
18
liete holy chirche medle of the doctryne
of Crystes lawes, and of his byleeue,
And lete all othir folke therto enclyne,
And of our feith noon argunientes nieeuc.
For if we niighte our feith by reson precuo
habet meritum ^^^ shoUlc HO uicryt of our feith haue.
Ac
But uow a dayes, a Baiilif or Keeuc '
Or mau of crafr, wole in it dote or rauc.
19
Some wom/«en eckt' thogh liir wit bc thyune
f. 9. Wole arguiueut[e]s make in holy writ,
Lewde calatesi sittith down and spynno,
And kakele of suuiwhat elles, for your wit
Is al to feeble to despute of it!
To Clerkes grete apparteneth )h aart,
The knowleche of pS god hath fro yow shit;
Stynte and Icve of, for right sclendrt- is yviir paart.
' James has pul, which spoils tiie metre.
^ James has ör a Reeue.
2^ L. lOULMlN SMirH,
2(t
Oliv tatlros ohlo ;uul inodres lyiicil wel,
Aiul t:i{j;l\te hir children, as he?«selt' taght wert*
Of lioly fhirclie, and axid iiat a del
" Wliy staut tliis word heorc'" and "why tliis word thert'"?
"Wliy spake god tlius, aud seitli tlius cllcs wherc,
'• Wliy dide lie tliis wyse, and luyglite han do tluis"?
Olli- tadres inedled no thiug of swich goio,
Ih oghtc bcen a good luirour to vs.
21
If laiid to thee be falle of heritagc
Wliich )'t thy Fadir hecld in reste & pces,
■\Vitli title just & trcwc in al his uge,
Aud his fadir before liiiu brygelees ',
And his aud his, and so foortli, duutelees
I am füll seur, who so wolde it thee reue,
Thow woldest thee deflfondo and puttc in prces,
Thy right thow woldest nat thy thankes leue.
22
fo. 0 \^- Right so, whert' as our goode"'^ tadres oldc
Possessid wert* and hadden the seisyne
Peisihlc, of Cr3Stes feith aud no man woldc
Ini)ngne hir right, it sit vs to enclyne
Ther to, let vs no fcrthcr ymagyne
But as ]H they dide occupie our right,
And in ourc* hcrtes fully determyne
Uur title good, and keepe it with our inight.
'l.i
Wlio so hath right, and nat welc it dcll'ündc
iL is HO manhode, it is cowardyse:
Aud US in this cas, he shal god offendo
So grcuously, )?t he shal nat soullyse,
'l'lio maugree, for to berc' in no wyse.
Fro (,'ryst )^t right first greew, and if ]'t wc
Nat »huln sustecne it, we bcen ful vriwyse:
hiin seif is feith, right, trouthe, and al bontee.
21
T.cgc Nemo. ^ ''C Cristeu EinptTour Justiniau,
'Nemo cii-riruH ^\>j jj {y writcu who, SO list it sec,
Vül CUJUHllMCt '
aiuriuB coii.ii- Madc a law defl'ending cuerye man
' .Jami-s lias Ori/gllees.
■^ James lias good.
B.VLLAD BY THOMAS OCCI.EVli.
29
tionis de fiele
Christiana
l)ublice tnrbis
coadunatis et
audieutibus
tractare coue-
tiir in ijosterum
ex hoc tiimul-
tus et perfidiic
occasionem re-
quireus &c. et
ibi expressatur
pcEua iu bujus-
modi causia
exequendis'.
Of what condicion or what degree
t* he wer«; of, nat sliolde hardy be
Fol- to despute of the feith openly;
And the?-<; vp on, sundry peynes sctte he,
I*t pt'ril shokle es-ohuctl be tlierb}-.
25
Bewar Oldcastel, and for Crystes sake
Clymbe no niore in holy writ so hie!
Rede the stoiie of Lancelot de Lake,
Or Vegece of the aart of Cliiuah-ie,
The seege of Troie, or Thebes; thee applie
'J'o thynge )'*• may to thordre of kiiight longe,
To thy correcciou now haaste and hie,
For thow haast been out of ioynt al fo h)nge.
fo. Kl.
'2Ü
If thee list thyng rede of auctoritee,
To thise stories sit> it thee to goon
To Judicuui, Regum, and Josue,
To Juditli and to Paralipomenon,
And Machabe and as siker as stoon,
If }'t thee list in heiu baj^te thyn ye,
More auteutik thiug, shalt thow fjiule noon
Ne luore pertinent to Chiualrie.
Knyghtes so dide in tjmes }'* be past,
Wlian they had tendienesse of liir office.
In Crystes fcitli they stooden stidcfast,
And as ]?t the preest hir soules novicc
Hein goostly fedde, and yaf heni the noticc
Of Crystes love, with obcdience
They took it: but now regneth swieh nialice
That buxumnesse is put in abstinence.
28
fo. 10 \o- 0 Constantyn, thow Priuce of hy nobleye,
ü cristen Eiuptvour, whose worthynessc
Dosdeyned nat to holy chirche obeye,
liut didest al tliy peyne and bisynesse
With wel disposid spirit of nieeknesse
The Ministres of god lor to iionure;
llow thow writgliti.st hast thow so strong witnesse
That lyue it shal, wliil the world wole (indure.
James bas fit.
30 I- TOI'LMIN SMini,
21»
Dl' admiraMii 1 luiW ti>l»k lUlt *>n tlu'C llir COlTOCtioil,
liouori- i|iu'iii 1 xi i- • »
i'.msu.uiiuus Ne vp ou luiiu tliuw vat iu> iiiijement.
iiii|.i;r;it..r ix- <,y^^■^^.\^ „.jy to s^'^i tl'V Kooll atVectiuii,
sia- Miuisiris Thow sciilost tlicy Iteoii jjjoildes to vs seilt,
ita soriliitur. » , . . . ■ • • ^
i>ou8 vos oou- Ami )'t it IS nothiug cuiiuenieiit,
siituitsaoenio- j-j ^^ jjjjj,j jjliülde s^odcles iui'e and deeuie.
tomaoaityoi.is Tliow wciv a iioblo and a wortliy Uej^eiit,
i.i.'ouo8avoi)is ANcl was byset oii tlicc thy diadeeuie.
jiiJicamur, vos
UUtClll IlOll iio-
tt'stis abhoiiii- 30
uibuä jiulioari.
lilessid be {,'od, fro wlioiu deryiied is
AI graco, our lige loid whicli \>^ ia now
Our Icitliful ciistcn Piince aud King in this
Kolwifh tliy »Icppe». o für shaiiie thow
Oldcastcl, thow liaast lunge tyuie ynow
Folwed tlio fecnd tliogli tliow iio lenger do,
Do by 11]}' leed, it slial be lor tliy prow,
Klee iVo tlie Feeiid, l'olwe tiio I'rineea two.
31
lo. 11. Keward had and consideraeioun
V'n to tlie tligniteOs ot' tho ptvsones,
Thow art of a scars reputaeioun,
A fiüward herte haaat thow lor the iioncs.
Bowe and correcte thee, coiue of at ones,
Foule haast thow lost thy tiiue uiany a day,
For thyn vnfeith luen niaken luany niones;
To god retorne, and witli bis leith dwell ay!
32
Thogh God the haue souffrid regne a whyle,
lie nat to l)old, bc war of bis vengeance,
lle taricth, for thow sholdiat reconsylc
Thee to liyui, and leue thy mesereaiinee.
llolauni to thee now wert' a variaunee
Fro the feend to our lord god, and IVo vice*
Vn to vertu, )>* wert' bis by pleaaiinee.
And liis niodres, man kyudea luediatrice.
3:;
Sonic of thy fetheres weren pliikkid late
And uio aluiln be, thow shalt it nat aaterte;
Thow art niit wya ageyne god to debat(^,
' JauiCH end this liiie with fru, and jints vice before vnio , at the
liegining of the m-xt line.
15ALLAD I'.V IHOMAS OCCI.KVE. 31
'J'he flood of pryde caste out of tliyn lieite.
Grace is alyiie, to god thee couueite,
Thow luaist been bis, if thee list hiw< ' ubeie;
It" thow nat wilt so, soner »halt thow sineitc
Than hertc of man may tlij'^nke or tonge seye.
34
fo. 1 1 V"- Alüiighty god, thow lord of al and Syrc,
Withouten whom is no goodnessc wroglit,
This knyght of thyn liabiindant grace euspyie,
Remeuibic how doeiY' p^ tliow haast hiiu boght.
He is thyn handwerk, lord refuae \üm noght,
Thogh he thee haue agilt outrageously
Thow ]>t for m^rcy, deidest change his thoght,
Benigne lord, enable h'un to nierey!
35
Yee ]>^ perufcvted him, yee folk daiupnable,
Yee heretikes \>^ hau him betrayed
That manly was, worthy and honurable,
ür |>t he hadde of your venyui assajed, —
I doute it nat your wages shal be payed
Sharply, but yee correete your trespas
In your fals errowr shul yee boeu outrayed,
And been enhabited with Sathanas.
36
Yee, with your sly coloured argumeutcs
AVhich )>t conteueu nothyng ])ut falshode,
Han in this Knyght put so leeudly ententes
l»t he is ouercharged with the lode
Whicb yee han leid ou his good old knyghthode;
That now a wrecchid knyght nien callt- inay.
The lak of feith liath (luenehid his ujanhodc,
His force ageyn god uiight is at assay.
37
fo. 12. IM-ynce of preestes our lige lord yee ealle
In scorn, but it is a style of honour,
Auetoritee of l'reost e.xcedith alle
Eerthely powcrs, thogli it seeuie sour
To the taast of your deteytable errour.
They )'t in tlie feith l^een coustaiiiiL and sad
In seiut Tetres wordes lum good fauoiir,
Aud fayn been to fulllillt' |'i he Itad.
James omita him.
32 L. TOri.MlN SMITH,
All«' oertlu'ly prim-es und othir mon
Byssliops to obeic couiw/audiil he.
Yee hau no ji;roiiud to holdo tlicr ayon;
Spiritiu'l tliynges passe iu di^nitce
Alle the tliynges tempoiel )?* be,
As iiioche as dooth the soulc tlie bod}-.
In tho scriptuies seiche aud yee shul see
\>ut it no lees at al is haidily.
'l'wo lij^htes god luade in tho finnament
Of heiieue, a luctrc made he' and a lesse,
Tlie j^^rettei- light to tlie day liatli ho lent
It ftir to siTue in his eleer hriglitnesse,
The smaller to the uyght in soothfastnesse
He lente also, to helpe it witli his lif<lit.
Two dignitees they toknen in iiknesse
Auetoritee papal, and kynges- might.
40
tu. \2 v» Looke how nioclie and how grcet diuersitee
Betwixt the sonne ther is and the luoone,
So raoche is a poi)e8 auctoritee
Aboue a kj'ngea uiight; good is to doone
l't yee aryse out of yowr errour soone,
I" thert' in walwid lian, goon is l'ul yorc.
And liut yee do, god 1 byseeehe a boone
I'i in the t'yr yee l'eele uiay tho sore.
41
Yee ]?*■ nat..sette bj^ jueestcs power
Trystes Rebeis and foos loen may you callf,
Yee waden in p/rsuu)pcio(/n to-' fer,
Your soules to tlie t'eend yee foule tlirallt?.
Yee seyn, a preest, in^ deedl)^ synne fall^
If he so go to messe he niay nat luake
Crystes body, falsly ye erren ailt'
I't hohlen so, to deepe yee r.msake.
42
As wfl niay a preest |'t is vicMoiis
1" at precious budy niakc, day by day,
' Jüincs oniits /«;.
•' .Janii'H has hyiilces. ■' James has so.
■' Jaiues lias on.
BALLAD BY THOMAS OCCLEYE. 33
As may a preest ]?' is ful vertuoiis;
But waar the preest, his soule it hurte may,
Aud shal but he be cleene, it is no uay.
Be what he be, the preest is instruineut
Of god, thurgh whos wordes trustith tliis ay,
The preest uiakith the blessid sacrament.
43
fo. 13. Yee medle of al thyng, yee moot shoo tlie goos,
How knowen yee what lyf a man is ynueV
Your fals coneeites renne aboute loos;
11' a preest synfull be and fro god tvvynne,
Thurgh penitence he may ageyn god wyunc.
No wight may cleerly knowen it or gesse
I>t any preest beynge in deedly synne
For awe of god dar to the messe him dresse.
44
Yee seyn also ther sholde be no pope
But he the beste preest wert? vp on lyue-,
0! wher to graspen yee so fer and grope
Aftir swich thyng, yee mowe it neuevc dryue,
To the knowleche nothyng thert* of stryiie,
Medle nat ther with, let al swich thyng passe,
For if ]?t yee do shul yee neuere thryue;
Yee been ther in as lewde as is an asse.
45
Many man' outward seemeth wondir good.
And in ward is he wondir fer ther fro,
No man be Juge of \>^ but he be wood,
To god longith )?* knowleche and no mo.
Thogh he be right synful, sooth is also
Tlie liy power )>* is to him co?«mittid
As large as petres is, it is right so,
Amonges'-^ feithful folk, this is admittid.
46
fo. 13 yo- What is the lawe the werse of nature,
If l't a Juge Yse it nat aright.
No thyng, God wot, auyse hm }'t the eure
Ther of hath take, looke he do but right;
Waar }>* he nat stonde in his owne iight,
Good is J?t he his soule keepe and saue,
' James has men.
2 James has among.
Anjrlia, Y. band.
34 L. TOULMIN SMITH,
Yonr frtls eonceites puttith to tho fli«cht
1 rode, aud Crystes uitvc-y axo aud haue.
47
Yee that prtfteuden folweis for to be
Of Crystes disciples, nat lyue sholde
Aftir the riesshly lustes as doon yee
h^ rekken nat whose Avyf ye take and holde;
Swic'li lyf the disciples nat lyue wolde,
For cursid is the synnc of advoutrie,
But yee ther in so hardy been and bolde,
|j' yee no synne it holden, ne folie.
4S
If yee so holy been as yee witnesse
Of yowr seif, thanne in Crystes feith abyde.
The disciples of Cryst had hardynesse
For to appeere, they nat wolde hera hyde
For fere of deeth, but in his cause dyde.
They fledden nat to halkes ne to hernes,
As yee doon, ]?^ holden the feendes syde
Whiche am of dirknesse the lanternes.
•19
fo. 14. Ne neuere they in forcible maneere
With wepnes roos to slee folk and assaillf,
As yee diden late in this contree beere,
Ageyn the King stryf to rere and bataiik'.
Biessid be god, of your purpos j^ee failk
And faillt' shuln, ye shuln nat foorth ther with
Yee broken meynee^ yee wrecchid rascaill«.'
Been al to weyk, yee han ther to no pitli.
50
Also yee holden ageyn pilgriniages
Whiche arn ful goode if ]>^ folk wel hem use,
And eckt' ageyns the niakyng of ymages.
What! al is nat worth p^ yee clap|)e and niiise.
How can yee by reson your seif excuse
1"^ yee nat erren, whan yee folkt' excite
To vice, and stir heni vertu to refnse.
Waar goddes strook, it peisith nat a lyte.
51
For to visite Sointes is vertu
If ]>^ it doon be for deiiocioun,
And elles good is be ther of oschu,
BALLAD HY THOMAS OCCLEVE. 35
Meede wirkith in good cntenciomi.
Be cleene of lyf, aud be in orisoun,
Of syune talke nat iu thy viage,
Let vertu pyde thee, fro toun to toun,
And so to man profitith pilgrimage.
52
fo. 14 vo. And to holde ageyn ymages raakynge, —
Be they niaad in entaiüt? or in peyntiire, —
Is greet errour, for they yeuen stirynge
Of thoghtes goode, and causen men honure
The seint after whom maad is that ligure,
And nat worsshippe it, how gay it be wroght.
For this knowith wel euery creature
t* reson hath, J^t a seint it is noght.
53
Right as a spectacle helpiih feeble sighte
Whan a man on the book redith or writ.
And causith him to see bet than he mighte.
In M'hieh spectacle his sighte nat abit
But gooth tlinrgh, and on the book restith it;
The same may men of ymages sej'e
Thogh the ymage nat the seint be, yit
The sighte vs myngith to the seint to preye.
54
Ageyn possessions yee holden eek
Of holy Cliirche, and that is eek errour,
Your inward ye is ful of smoke and reek;
While heert' on eerthe was oiir SauueoM?-,
Whom Angels diden s^?"uice and hono«r,
Purses had he, why? for his chirche sholde
So haue eek aftir, as seith mine Auetowr;
Yee goon aP mis, al is wrong pt yoe holde.
fo. 1.'). Justinian Emp<?ronr had swich cheertoe
To holy chirche, as )'' seith tlie scripture,
tt of goodes how large or greet plentee
It had of yifte of any creature,
Him thoghte it youe in the best mesure
Ijt mighte bee«, his herte it loued so;
Yee neutve yaf liem good pt-rauenture,
What title han yee, aght for to take ho?« fro.
' James omits a/.
3*
36 L. TOULMIN SMITH,
5«
And if yee liad uglit youe hein or tliis time,
St.indyuse in the fcith, as yco oghten stonile,
Shülden tbey now for your diauge and your cryme
Despoillid been of J't they haue in hondeV
Nay )'' no sliile is, yee shull undirstonde,
They nyght and day hiboureii ' in prayecre
For lieiu that so yaf, styntitli and nof. fonde
To du SD, l'or first boght wole it be deere.
57
Presunipcion of wit, and ydilncsse.
And couetyse of good, tho vices thrce
Been cause of al your ydil bysynesse.
Yee seyn eek goodes commune oghtcn be,
I»t nient is in tymc ol" necessitee,
But nat by violence or by inaistrie,
My good to take of lue, or I of thee,
For |?t is verray wrong and robberie.
58
fo. 15 yo- If )jt a man the soothe teile shal,
IIow jH yoiii- ht-'rtes in this caso been set,
For to ryfle is yowr entente final,
Yee han be bisy longe aboute a net,
And fayu wolde han it in the watir wet,
'l'he fissh to take which yee han purposid;
But god and our lord lige hath yow let,
It nis, ne shal been, as yee han supposid.
5!)
Men seyn yee purpose hastily appeere
The worm for to sleen in the pcsecod,
Come on whan yow list, yee shul rewe it deere,
The feend is your cheef; and our heed is god.
Thogh we had in our handes but a clod
Of eertlie, at your hcedes to alynge'-^ or caste,
Wert' wejjne ynow, or a small twig or rod,
The feith of Cryat stikith in vs so faste.
6ü
We dreden nat, we han greet auantage,
Whethir we lyue or elles alayne be we,
In Crystes feith, for vp to heuenes stage
If we 80 die, our soules list shul be.
And on \>^ othir part yee feendes yee
' James bas laüourei's. ^ James has lUn/je.
BALLAD BY THOMAS OCCLRVE. 37
In thc (lirk halke of lielU' sliiil (iosceiidc.
And Vit with vs ahit this cluuiteo,
Onr desir is ]>^ yee yuw wolde aniendc.
til
fo. 16. Yee holden many an olhir enour mo
Than may be writen in a litil spacc,
But lak of leisir me cowanandith ho.
Aluiighty God byseeche I of bis gnice
Enable yow to seen bis blessid face,
Which J?t is 0 god and ptrsones three.
Remembre yoAv heuene is a miry place,
And helle is fiil of sharp aduersitee.
Ü2
Yit Oldcastel, for bim )?« his blood shadde
Vp on the crois, to bis feith torne agayn,
Forgete nat the loue be to vs hadde,
I't blisful lord, p^ for a.\\e us was slain.
From bennes forward trouble nat tby brayu
As thow hast doon ageyn the feith ful sore;
Cryst of tby soule glad be wolde and fayn,
Reto?i/'ue knyghtly now vn to his lore.
03
Repente thee and with bim make accord,
Conquere meryt and honour let see,'
Looke how our cristen Prince, our lige lord,
With many a lord and knyght beyoud the See,
Laboure in armes, and thow hydest thee
And darst nat come, and sliewe tby visage.
0, fy for shame, how can a knyght be
Out of tboniir of this rial viage?
C!
fo. 16 \o- Suni time was no knyghtly turn no wbcrt',
Ne no maubode shewid in no wyse,
But Oldcastel wolde his thankes be thcrf.
How hath the cursid fiend changid the gyse!
Flee from bim and allf his wirkes despyse.
And p^ y-doon, vn to our cristen kyng
Thee hie as faste, as ]?* thow canst dyuyse,
And bumble eek thee to him for any thyng.
*
Cest tout.
38 L. rOULMIN SMllH,
Notes.
Stanza .'?. rni/iic, union, oomhination,
Staii/,:i 4. /'oo to i/(c Trinilic. Oldcastlc iu a (lcclaratii)n of Christian
beliof which he made to thc king betöre he was biouglit to trial
thus spoke of the Tniiity. "1 believe that there is bat one God
Alluighty, iu and of whose godhead aie these threo persons, the
Father, the Son, and tho Holy Ghost, and that those thiee persons
are the seif sanie God Ahuight}." Foxe, Acts and Monmneuts, ed.
1S4I, III p. 324. Wiclif and liis followers did not oppose the doctrine
of the Triuity; the word iu his writings siiuply stand» for God, "the
uiost coiuplete and inclusive way of speakiug of God", as a Wiclif
Scholar kindly informs lue. As heretics they were deemed enemies ot
God, hence the present lines.
St. 5. For this Quotation from Augustine see Au(/. Opera (Benedictine
ed.), Ven. UJ:}] , Tom. VI in App. col. 32 C. This edition has
"quamlibet" for the "quantuiucunque" of the Ms.
St. 7. The note refers to the Historia Tripartila of Aurelius Cassiodo-
rus. üb. IX , cap. 30 where the story is told of the execution of thc
l'hessalouicans by Theodosius, aud the penance iuiposed on him by
St. Ambrose.
St. 11. Oldcastle was strongly opposed to confession to priests, he
seems to have acknowledgcd confession to God only. When he
was tried in 1413 the archbishop of Canterbury offered to shrive
him if he would confess. "I never yet trespassed against j'ou, and
therefore I will not do yt", said he, but knelt down in Court and
publicly acknowledged his sius to God.' At his death, when urged
by the Duke of Bedford to confess, "lie said that thongh I'eter and
Paul were present he would not confess to them". Capgrave's
llluslrious Hcnries, Rolls Series, 1S5S p. 142.
St. 12. Augustine De visiiaiione: Aiuj. Opera, Venet. 1631, Tom. Vlin
App. col. 2.53 D. The manuscript has "securis" instead of "strepitus"
in the first sentence; and omits "quadrandi" before "supervacuum",
and "sit" before "pecatorum". One of the "foure pcyntes"" of üld-
castle's Confession of Faith, made on his first trlal was; "As for the
sacrament of penance, I beleve that it is nedfull to cvery man that
shall be saved, to forsake synne, and do due penance for syuue
bifore doon, wyth trewe confession, very contrition, and duhe satis-
faction, as Goddes lawe lymitetli and teclieth, and ellys may not be
saved. Whych penaunce 1 desir all men to do". Wilkin's Concilia,
Vol. III, p. 3Ö4.
St. 13. The first point of Oldcastle's Confession of Faith related to the
Lord'a supper, he declared his belief that "the most worschipfuU
sacrament of the autcr is Cristes body in forme of bred". Wilkin's
' Foxe, Acts and Monuments, ed. 1S4I. Vol. III, p. 330.
BALLAD I5Y THOMAS OCCLEVE. 39
Concilta IT;$7, Vul. III, p. ;<öl: sco also Foxe, Acts dud Monumcnls,
ed. 1>544, Vol. III, p. 330. Mach bitteruess arose over Uns.
St. 15. Oldcastle "repudiated entirely the authority of Pope and bishops,
aud declared them to be Antichrist" (Gairdner, Fortnightly Rov.
March, ]s73). He and his defender James were of one niind, "lu
Gods name lett it still be the dutye of priests and prclats to direet
the people, but lett them knowe that they dii-ect men aud nott
beastes, men that have reasonable soules and undcrstandings, and
whoe have on them a greater necessitie of obeying God then men".
(James' Note to Stanza 18). See also Stanza 44.
St. 18, 19. Wiclifs translation of the Bible qnickly threw it opeii tj the
discussion of all, "he translated the Scriptures from Latin into the
English, not the angelie tongue, whence it becomes by his means
common and more open to laymen and to women who can read
than it is to tolerably learned and very intelligent Clerks, and thus
the Gospel pearl is scattered and trampled npon by swine".
Knighton (Twysdeu's Hist. Ang. Script. Decem p. 2044).
Calale {callcl. callat, calol), an opprobrious word applied to women,
meauing a railer, a vixen, probably from the French callollc a coife
or little light cap worn by women. In the Winter's Tale(actII, sc. 3)
Leontes in a rage with Pauline calls her
"a callcl
Of bouudless tongue, who late hath beat her husband,
And now baits me".
St. 21. Brygelees = brigeless, without debate, in peace and (piietnoss.
Chaucer has (Tale of Melibeiis) "myne adversarios hau begonnen
tliis debaat aad Injge by hire outrage". I. 2872 (1 — Text edition,
p. 118 of Tyrwhitt. "If a man falle in bryge for worldly richesses".
Wiclifs Works, ed. Arnold Vol. III 12S.
St. 25, 26. Here we have a list of books deemed suitable for a chival-
rous knight — the Bible was "unkindly", not appropriate to his
degree, in dealing with holy writ he was "out of Joint"; — if he
must read such things, at least let him keep to the Old Testament,
to the books of Judges, Kings, Joshua, Judith, the Chroniclcs and
Maccabees, which are pertinent to chivalry. The history of Lance-
lot de Lake and the Stories of the Sieges of Troy and of Tlieijcs
would be knightly reading. Vcgetius was a Roman writer in the
end of the 4th century A. D., who compiled a work in five books
on military art, Rei inUilaris instituta, which long maintained its
popularity. Thotv haust bcen cntt of ioynl al to longe. Com-
pare Hamlet ActI, sc. 5, "the time is out of Joint". The French
have an expression somewhat similar, "etre hors des gonds", to bo
very angry, it is more an cquivalent now to our " to bc beside oue'a
seif", than "to be unhinged", its literal meauing.
James' note on these stanzas may be permitted here, curious
from the contrast of ideas; he also quotes a ballad on Oldcastle
which he found in the Cotton library.
40 I • TOULMIN SMll'H,
"l\tr tlic si):ieo ol' live Imiulred years as La- novo obscrves in
lii;< politique iHscourses, witli sucli like books people entertained
tlu'ir loasuio. Tlie daunger aud mischicf of them he hath also thcre
well reiDOiubeied , to wliieli I luaye adde that certeiuly thely] wcre
of sott pollieic iuventcd by the Ingeinois of rapistiie to keepe people
fi-oiu a desire of roading aud periising lioly scriptiire, aud other
books of Grcekc and Latin instniction, where they have since
learned tliat the wholc fraiue of the hiter ignoble Roman supersti-
tion is lueerc iiuposture, and so their Lancelots and Amadises and
Kuights of tbe Sunnc and other no lesse faI)ulous legends have had
their tinie, and are now alluiost everie where goiug into obliviou.
Bat as Occlevc here so aliso another chaiupion of the tiuic reviles
üur religious kuight for readlng Scripture aftir this uiauner.
Hit is uukyndly for a knijt
That shuld a kynges castcl kepe
To bable the Bibel day aud nijt
In restyng tyme when he shuld slepe;
And carefoly awey to crepe,
For [? fro] alle the chief of chivalrie.
Wel aught hym to waile and wepe,
That suyclic lust hath in lollardie."
This is taken from a poeiu in the Cotton Ms. Vesp. B XVI fo. 2,
priuted in Wright's "rolitical Poeuis and .'^ongs", Rolls Series, il
p. 24:i, from vvhich I give the lines, James having made scveral
mistakes. The song is füll of allusions to Oldcastle and his
"lollardie".
St. Xi. Here Occleve must rcfer to the condemuation of Oldcastle iu lli."};
and proves hiuiself only too good a prophet as to what would foUow.
St. 35, 37. Occleve, in his trouble at the errors of the noble knight,
turns upon those who have led him astray. From St. 35 to ül the
poet addresses the "rascaill" heretics in general, not Oldcastle in
particular. "Pritice of Priesis" seenis to iiave been a word of re-
proach against the king used by the Wiclevites or attributed to
them: Foxe, commentiug ou Statute 2 Hen. V, c. 7, says: "if these
ruraours were words spoken against the king, as calling him a
tyrant, an 'usurper of the crown', the 'Prince of priests' <&c., why
tlien be nonc of these words expressed in their indictments, or left
in records". Acis und Moiiumen/s, ed. 1844 Vol. III p. 35B.
St. 10. That in ikc fyr yec feele may the sore. The first recordcd
martyr for the reformed doctrine, William Sawtre, was burnt in
1401; the second, John Badby, in 140!) or 1410. People evidently
by 1415 were getting acc'ustomed to the terrible fires of the
church.
St. 41 — 13. In the Cur.s(n- jMundi (witten perhaps 30 or 40 years before
this poem), is a Suggestion of confession by a priest who "in dedly
sin huö sangen messe" II. 2b3üO -28373.
HALLAD HY THOMAS OCCLEVE. 41
yt. i'.i. Fee moot shoo the goos. "To shoe the goose" w:is a pro-
verbial expression for any useless uudertaking.
"And who wyll smattcr what euery man doosc
May go lielpe to shoo the goose."
Parliament of Byrdes (circa 155(»), in Haxlitt's
Populär Poetry IIT p. 179.
"It is as much pittie to see a woman weepe, as it is to see a goose
goe bare-tboted." Withal's Dictionaiy, ed. lt)31 p. 571).
St. 48. They ßeddeti nat (o lialkes ne to hernes. Occleve here cvi-
dently alludes twittingly lo Oldeastle's hidlng himself in nooks aud
Corners. '■'•Halke, or hyrne, angulus", Promptoriura Parvulonnu.
"seken in every halke and every herne
Particiliar seien ces for to lerne",
Chaucer, Frankleiu's Tale, v. 11, 4.3.i.
"Herne, a nook of land projecting into another district, parish, or
field." Forby's Vocab. of East Anglia. Ib'MK
The lines prefixed to Speght's edition of Chaucer, 1598 afford a
curious parallel to Occleve's word, —
"The Reader to Geffry Chaucer.
Eea. Where hast thou dwelt; good Geffrey, al this while
Vnknown to vs, save onlj' by thy bookes
Chan. In haulks, and hernes, God wot, and in exile".
St. 49. This appears to allude to the rising in St. Giles fields in
January, 1414.
öt. 50. Touching pilgrimages Oldeastle's fourth point was; — "Also I
suppose this fully, that every man in this erthe is a pilgrime towarde
blys, or towarde peyne; and that he that knoweth not, ne wol not
knowe, ue kepe the holy comandementes of God in his lyvyng herc,
albeit that he be goo on pylgrimage to all the world, and he dy so,
he shall be dampned-, and he that knowyth the hoiy comandenientys
of God, and kepeth hein hys end, ho shal be saved, tho he nevir in
hys ly ve go on pilgi ymage as inen use now, to Cantirbury, or to Rome,
or to any other place". Wilkin's Concilia, Vol. III p. 355. See also
the Quotation froin James, before p. 22.
St. 51, 52. The third point of Oldeastle's "confession" touches Images;
— "And as of yuiages, I undirstonde that thei be not of bileve, but
that thei were ordeyned syth the bileve was gewe of Crist be sutfer-
aunce of the Churche, to be kalenders to Icwed men, to repcesont
and brynge to myndc the passion of our lord Jiiesu Crist, and niar-
tirdom, and good lyvyng of other seyntes, and that who so it be
that doth the worschipe to dede ymages that is duhe to God, or
putteth seych hope or trust in help of them as he sliuld do to God,
or hath affeccion in on more than in an other, he doth in that the
grete synne of mawmentrie" [idolatry]. Wilkin's Concilia, III p. :i5.'>.
St. 53. Evidently Occleve was familiär with the nse of si)ectacle8, see be-
fore, p. 17, Quotation from his bailad to the Duke of York. Spectaclea
42 L. roL'LMiN' sMi rn, hai.lau hy ihomas occlevk.
arc bolioved to liavo bocu known to Ko^or Bacon in l'idT, scc liis
Opus Majiis, Jcbb's ed., p. 352: tlic Italiaus claiiu to have mvcutcd
thoiu towards tlie end ot' thc ceutury.
St. 51. That the ohurch had too great possessions was oue of tlio
strougest coiuplaiuts of the Wiclevites, and Oldcastle carried on thc
war. Speaking ot" his writiugs Capgrave says, "one billct was tound
anioug the rest, in which the king was begged to take all the
touiporalities of the chmch into his own hands, and this billot
was even presented to rhe king by a coilain Henry Greyndore".
Illustrious Benries p. 1 10.
St. ():?. The king had just sailed on his tirst expedition against the
Fronch, which was to cnd in Agincourt. It seenied to Occleve out
of the course of right that a great knight sliould not scck honour
with it.
IllGUGATI", LONUO.N'. LuCY TOULMIN SmITH.
N 0 T E. -
Au interesting account and abstract of üccleve's pocm on Oldcastle
is givcn iu T/ie Kenlisk Garland, by Miss Ue Vaj'ues, London, 1SS2,
Vol. II p. ITti, the Sheets of wliich the authoress has kindly sent me.
1 take this opportunity of rendering uiy acknowledgments also to thc
Kcd. ^lark Pattisou, of Oxford, for his kind assistance in hunting up
Occlcve's latin quotations.
Jan. 1882. L. T. S.
IST DIE ALTENGLI8CHK
'STORY OF GENESIS AND EXODUS' DAS
WERK EINES VERFASSERS?
Das gedieht wurde uns zugänglich gemacht durch die aus-
gäbe eiues englischen gelehrten:
Tlie Story of Genesis and Exodus, An early English song, about A. D.
1250. Now first edited from a unique MS. in tlie iibrary of Corpus
Christi College, Cambridge. Witii Introduction, Notes, and Glossary,
by Eichard Morris. Eavly English Text Society, l'^b5.
Der herausgeber hat das ms. allerdings nicht selbst in bänden
gehabt, doch bürgen die verschiedenen collatioueu anderer
(siehe s. V) wol für eine correcte widergabe des textes. Den
Vorwurf der inconsequenz kann man jedoch dieser ausgäbe
nicht ersparen, und conseqnenz ist ja wol das mindeste, was
man bei widergabe alter texte verlangen darf. So findet man
bisweilen die olfeubar falsche lesart des ms. im texte und am
rande mit bescheidenem fragezeichen die conjectur, bisweilen
im gegenteil die conjectur im texte und die lesart des ms. in
der note. Entweder wollte Morris das gedieht abdrucken, und
dann gehörten seine conjecturen nicht in den text, oder aljcr
er wollte den text des gedichtes kritisch herstellen, und dann
mussteu otienbar fehlerhafte lesarten des ras. entschieden in die
noteu verwiesen werden. Ebenso hätten wir die eigennamen
lieber mit grossen buchstaben gesehen; das gelegentliche vor-
kommen von majuskeln in fällen, wo sie nicht hingeliörcn,
wurde besser in den noten erwähnt. Schliesslich bedauern
wir, dass sich der wünsch des herausgebers, das beigegebene
glossar möge 'useful for reference' sein, deshall) nicht crriillcn
konnte, weil es zum teil sehr lückenhaft ist. Dass Morris
manche uns jetzt unzweifelhaft scheinende conjectur nicht fand,
liegt daran, dass ihm (auch bei der zweiten au.sgabe) die
44 KKii/scHi'":,
(liiolle (los izeilielites nicht bekannt ^v:u•. Die zweite ausgäbe
erschien London ISTo und trägt den zusatz: Sccond and revised
cdition. Die ändcrungen sind nur geringfügig, das wesentlichste
ist der neu beigegebene Index of rimes. Morris' hauptverdienst
besteht jedenfalls darin, dass er uns die Story of Genesis and
ExoiUis zugänglich machte, dann aber auch in den noteu und
der einleituug, welche letztere zum teil seinem werke Outlines
of Knglish aeeidence entnommen ist.
Einzelne teile des gedichtes sind auch in die lesebiicher
übergegangen und dort erklärt worden:
V. 29— 40S Wülcker, Ae. lesebiich 1 s. 1—8.
V. 12S1 — 1:}40 Zupitza, Ae. Übungsbuch s. 47 — 48.
V. 1907— 2.53(5 Mätzner, Ae. spracbproben I, 1 s. 7.5—90.
An aufsätzen sind zu erwähnen:
II i Im er, Ueber die Sprache der altenglischen Story of Genesis aud
Exodus, üyuiiiasialprograinm, Sondershausen 1S76. 34 s. 4.
Külbing, Zu der mitteleuglischen Story of Genesis and Exodus. Eng-
lische Studien III, 273—334.
Erwähnt wird das gedieht bei Warton , History of English
poetry, ed. Hazlitt, London 71, vol. II, In der liste der ae.
denkmäler s. 28 wird G. u. E. als erstes der werke aufgeführt,
die in die zeit von 125ü — 1300 fallen; s. 35 werden die
ersten 35 verse des gedichtes abgedruckt, um die Vorliebe
des dichters für widerholung derselben reime zu beweisen.
V. 21 fehit, bei 3Iorris steht er in klammern, ist also wol von
ihm ergänzt.
Ten Brink (Geschichte der englischen literatur, seite 246)
'macht zunächst auf die quelle, 'die zwischen den jähren
1109 — 1175 entstandene llistoria scholastica des gelehrten
französischen priesters Petrus Comestor' aufmerksam, giebt zu,
dass der dichter im anfange der G. wol auch andere quellen
vorübergehend benutzt haben mag. Die darstellung nennt er
einfach, ziemlich nüchtern, jedoch nicht ohne leben, nicht un-
gefällig. Ö. 248 fährt er fort: 'Die G. scheint bald nach ihrer
entstehung einen anderen dichter gereizt zu haben, in ähnlicher
art eine Exodus zu schreiben. Vermutlich war dieser andere
dichter ein kiostei'genosse oder etwa in irgend einem geist-
lichen amt der nachfolger des Verfassers der Genesis; ja die
möglichkcit, dass er mit diesem identisch sei, ist nicht unbe-
dingt abzuweisen, wenn sie auch die wahrscheinlicid^eit nicht
für sich hat. In sprachlicher hinsieht unterscheidet der Exodus-
STORY OF GRNESIS AND EXODUS. 45
(lichter sich nur durch leise angedeutete nüancen von seinem
Vorgänger. In versification und stil hat er sich an diesem
heraugebihlet und ahmt ihn mit glück nach, wenn er auch
kein "lied" zu dichten vorgibt.'
Da die von ten Brink in aussieht gestellte veröfteutlichung
des beweisniaterials bisher noch nicht erfolgt ist, und wir uns
somit in völliger unkenntniss über die gründe befinden, die
ten Brink zur annähme zweier Verfasser bewogen, müssen wir
diese frage vor der band als eine offene ansehen. Fest steht
bisher nur, dass G. u. Ex. um 1250 im östlichen binnenland
entstanden ist, dass als quelle die Historia scholastica des
Petrus Comestor zu gründe lag und endlich, dass dei- (oder
die) Verfasser geistlichen Standes war. Im folgenden gehen
wir näher auf die verfasserfrage ein und werden prüfen, ol)
ten Brink's annähme zweier dichter haltbar ist.
Sehen wir für's erste zu, ob ein vergleich der ae. G. u. H.
mit der quelle uns irgend welche anhaltspuukte gibt.
Aus V. 15—28
Cristene men ogen ben so fagen
so fueles am quan he it sea dagcn,
tSan luan hem telled soöe tale
WiÖ' londes speche and wordes smalc
Of blisses dune, of sorwcs dale;
Quhu Lucifer-, Öat deuel dwale,
[ßrogt mankinde in sinne and bale]
And held hem sperd in helles male
til god srid him in manliched,
dede mankinde böte and red,
And nuspered al Öe fendes Sped,
And halp Öor he sag niikel ned.
Biddi hie singen non oöer led
Öog hie folgen idelhed.
kann man mit recht folgern, dass der dichter die absieht halte,
uns nicht nur eine kurze paraphrase von G. u. E. zu geben,
sondern, dass er in derselben weise die übrigen hervorragen-
den Schriften des alten und neuen testaments zu behandeln
dachte.
Deutet doch schon die wähl der quelle diese absieht .'in:
die Historia scholastica Mag. Petri Comestoris war so recht
> Ms. Wid.
* lucifer.
46 FRITZSCHE,
(las werk, dein er sieh hiev anschliessen konnte. Coniestor er-
zählt uns im anseliluss an die bibel die wichtigsten beg-eben-
heiteu aus der biblischen geschiehte in leidlicher kürze und
ohne von den in andern werken so zahlreichen und gelehrten
digressionen einen mehr als massigen gebrauch zu machen.
Sehen wir zunächst die ae. G. u. E. als das werk eines
Verfassers an, so sind wir zu der annähme berechtigt, dass der
ae. dichter mit E. den ersten teil seines Werkes abschloss; in
ihm behandelt er ungefähr den dritten teil von Comestor's
werk, indem er sich nicht auf G. u. E. allein beschränkt, son-
dern auch die wichtigsten begebenheiten der übrigen 3 bücher
des Peutateuch in kürze berichtet. Ein zweiter teil sollte dann
voraussichtlich im anschluss an Coniestor die bücher der Rich-
ter, Könige, Thobias, Jeremias, Ezechiel, Daniel, Judith, Esther
und Maccabäer behandeln, der dritte teil endlich die Evangelien
und Historiam libri Actuum Apostolorum. Mag er nun diesen
plan wirklich ausgeführt haben, oder das, was wir besitzen,
alles sein, was er schrieb, jedenfalls war die absieht eine
vollständig zeitgemässe und ihre ausführung von wesentlichem
iuteresse und nutzen für seine Zeitgenossen.
Glauben wir dagegen an zwei dichter, so ist nur die eine
annähme möglich, nändich die, dass der Verfasser, der die ab-
sieht ausgesprochen hatte, die ganze bibel zu paraphrasieren,
nur bis an den schluss von G. kam, und dass ein anderer das
begonnene werk im sinne seines Vorgängers fortsetzte, ohne
dessen plan zu ende zu führen. Zum beweise zweier Verfasser
hat man mit recht beigc))raclit, dass G. sowol als E. einen
selbständigen schluss haben. Nach genauerer prüfung der
schluss verse von G. kann mau sich jedoch unbedingt der an-
sieht von Morris anschlicssen, der dieselben einem 'subsequent
transcriber' zuschreibt. Zwei dieser verse enthalten eine 'cap-
tatio l)enc\olentiac' für den Verfasser, vier derselben eine der-
gleichen für den Schreiber, weitere zwei endlich sind dem leser
gewidmet. Nun kann ich mir aber kaum denken, dass ein
Verfasser am ende seines wcrkes, das ihm sicher sauern schweiss
gekostet, so bescheiden gewesen wäre, den Schreiber und leser
als würdigere und bedeutsamere personen hinzustellen, als seine
eigene Wenigkeit. Aus der feder eines sdneibers konnten da-
gegen die verse leicht iliessen, mau merkt es ihm an, wie froh
er ist, nun mit der G. fertig zu sein, und wie schwer es ihm
STORY OF GEMESIS AND EXODUS. 47
geworden wäre, die schlussverse, sein eigenes product, zn unter-
drücken. Den Verfasser hätte er lieber ganz totgeschwiegen,
ihm mehr als ein reimpaar zu widmen, bringt er nicht über
sich; was fienge denn der Verfasser an, wenn der hochwichtige
Schreiber dem geneigten leser das werk nicht zugänglich machte?
Schneiden wir also die schlussverse ab und betracliten v. 2524
als das ende von G., dann schliessen sicli auch die anfangs-
worte von E.
Her mi biginned Exodus
vortrefflich au. Jedenfalls sind die schlussverse von G. höchst
verdächtig und dürfen keinesfalls als beweis für zwei Verfasser
angesehen werden, ebensowenig wie deren fehlen die entgegen
gesetzte annähme beweisen würde.
Für die schlussverse der E. lässt sich unschwer ein ge-
nügender grund finden. Ist der Verfasser ein anderer als der
Genesisdichter, warum sollte er dann nicht seinem werke auch
einen selbständigen schliisspassus anfügen; ist aber G. u. E. das
werk desselben dichters, so sind die verse ebensowenig auf-
fällig, mag nun mit E. das ganze werk oder der erste teil
eines gedichtes von grösserem umfange abschliessen.
Eine andere frage ist nnn, wie ein abschreiber, der G.
und E. copierte (unser ms. ist ja wol von derselben band),
dazu kam, die schlussverse in G. zuzufügen. Dieselben könn-
ten dann ihre entstehung einem früheren schreiber \erdauken,
der nur G. copierte oder wenigstens vorläufig damit abschloss.
Späteren abschreibein war es nicht zu verdenken, dass sie
den schluss der G. auch dann copierten, wenn sie G. und E.
abzuschreiben hatten, Hessen diese verse doch ihrer arl)eit ge-
bührende gerechtigkeit widerfahren.
Wie benutzt nun der dichter seine quelle? Die ersten
5 — 600 verse müssen einer besonderen Untersuchung voibehal-
ten bleiben. Für das ganze werk im übrigen folgt der Ver-
fasser der quelle nicht sklavisch aber doch so ziemlich genau;
nach vers 600 finden wir im ae. gedichte kaum etwas, das
nicht aus Comestor genommen wäre. In G. liegt den» dichter
die G. des Comestor zu gründe, in der E., die man besser ein
leben des Moses nennen würde, benutzt er Exodus und zalil-
reiche stellen aus Leviticus, Numeri und Deuteronomium. Ein
reiner zufall ist es jedenfalls nicht, dass die Marge veimiliou
letters' (Morris, preface VI) im beginne neuer perioden der
48 FRirZSCHE,
alteiiirlischen diolitun::- iicwölnilicli nach den anfniii;' eines ucuen
capitcls des lateinisclieii werkes hczeicliuen. IMaii vergleiche:
V. 517 und Coiuestor; Gen, XXI,
V. 577 „ „ „ XXIV,
V. tili» „ ., „ XXXV,
V. 05'.» „ „ „ XXXVI II etc.
V. 25Glt und Comestor, Ex. III,
V. 25s;< „ „ „ IV,
V. 25b7 „ „ „ V,
V. 2709 „ „ „ Vn etc.
Comestor war für seine zeit ein recht gelehrter herr, er
citiert gelegentlich Plato, Aristoteles, Epicur, Augustin, Isidor,
jMethodius, Josephus u. a., unser Engländer erwähnt nur Me-
thodius und Josei)hus an stellen, wo sich ihr iiauie auch bei
Comestor findet. Der ae. dichter kürzt seine quelle oft ganz
bedeutend, besonders dann, wenn sich Comestor in langatmigen
und höchst gelehrten digressionen ergeht, die jedenfalls unserm
dichter ebenso uninteressant waren, wie sie unverständlich für
seine leser gewesen sein würden. Ein eingehender vergleich
würde bew'eiseu, dass der ae. dichter eine gute auswahl trift"t
und mit verständigem l)licke vor allem das herausfindet, was
seiner zeit zu wissen not that. Wenn er des (ifteren schlüpfrige
stellen geflissentlich übergeht, so möchte ich das nicht mit
ten Brink jtrüderie nennen, sondern es ist dies eine folge der
im ganzen delikaten art der behandlung. Muss er unsittliche
handlangen erwähnen, um den gang der handlung nicht zu
.unterbrechen, dann plaidiert er wenigstens für mildernde um-
stände, so z. b. V. 1152 — 54. Das verdienst des englischen
dichters besteht also hauptsächlich auch darin, dass er eine
gute auswahl trifft, ist dies aber geschehen, dann folgt er auch
seiner quelle in ziemlich engem anschlusse.
Anders steht es mit vers 1 — 60Ü; hier reicht Comestor als
(|uelle nicht aus, besonders die crschaffung der weit, der sün-
denfall und anderes ist wesentlich verschieden dargestellt. So
berichtet z. 1>. Comestor die crschaffung der engel am zweiten
tage, im ae. gedieht wird deren Schöpfung und fall auf den
ersten tag verlegt. Augustin, Quaestiones in Genesim, Petrus
Loniiiardus, ferner auch Aelfric, De vcteri Testamento (Grein,
Jiibliothek der ags. prosa, s. 20, 1. 20) stimmen hier mit dem
ac. dichter überein.
STORY OF GENESIS AND EXODUS. 49
Von vers 269 — 354 scheint es fast, als ob der Verfasser
Aleimi Ecdicii Aviti Poeniatiim de Mosaicae Historiae Gestis
libri V (Migne, Patrologia tom. \ÄX) benutzt liätte. Die be-
treffende stelle steht im zweiten buche 'De orijrinali peccato'
und ist ja wol auch in der interpolierten stelle der Caed-
mon'scben Genesis bereits verwendet. Die evzählung- von
Lucifer's und der menschen fall wird in derselben weise be-
richtet, nur dass Avitus weitschweifiger ist. V. 321 lautet:
Wente (sc. der teufel) in to a wirnie, and tolde Eue a tale.
Nun können aber die folgenden vcrse kaum 'a tale' genannt
werden; im lateinischen des Avitus dagegen lesen wir eine
recht bombastische erzählung; der teufel in schlangengestalt
beginnt mit einer schmeichelnden apostrophe:
0 feli-K mundique decus pulcherrima virgo
und in demselben tone fährt er dann fort, volle 15 hexameter
hindurch. Nachdem nun Eva durch diese Schmeicheleien den
Worten der schlänge zugänglicher gemacht, rückt diese jetzt
endlich mit ihrem ansinuen heraus. Auch die nun folgenden
verse ähneln den Worten des Avitus, so dass eine benutzuug
dieses dichters zum mindesten nicht ausgeschlossen ist.
Für V. 506 — 510 könnte man auf Beda, De rationc tempo-
rum LXIX verweisen, doch ist zu bemerken, dass die vorge-
brachte ansieht den Schriftstellern des mittelaltcrs ziemlich ge-
läufig ist.
Zu vers 78 ff. bringt K()lbing ', angeregt durch ten Brink,
zwei stellen aus dem Cumpoz des Philipp von Thaun bei, die
indess nur einen recht schwachen anklang an das ae. gedieht
haben. Einen ausdruck wie 'un iur natural' konnte der dich-
ter recht wol aus der con^•ersation kennen, beweist er doch
schon durch die unten zu berührende Verwendung zahlreicher
Wörter romanischer abkuuft, dass ihm das Französische nicht,
fremd ist.
So ist mit Sicherheit nur das eine festzustellen, dass neben
dem werke des Comestor im anfange der G. vielleicht auch
andere lateinische schriftsteiler benutzt wurden, eine annähme,
die sich jedoch weiter unten noch modiiicieren wird.
In der art der behandlung der lateinischen quelle lässt
sich ein unterschied zwischen G. u. E. nicht auffinden, so dass
' A. a. o. s. 275.
Anglia, V. baiul. 4
50 FRITZSCIIK,
wir also hierdurch keinen grund zur annähme zweier ver-
lasser irewinnen, im geirenteil macht die iibereiustimmeude
behandlung derselben iiucllc die Verfasserschaft eines dichters
glaublich.
Im folgenden behandle ich metrum, reim und alliteratiou
und bemerke im voraus, dass auch hier unterschiede von be-
dcutung sich nicht finden lassen; znlilcn werden das gesagte
zur genüge beweisen.
Das metruin.
Die meisten der von Morris aufgestellten gesichtspunkte
sind zutrefleud; in einigen bin ich anderer ansieht, ich stelle
daher hier die hauptregelu des verses zusammen:
1. Jeder regelmässige vcrs besteht aus vier betonten (hebiing) und
vier unbetonten siiben (Senkung), mit andern Worten aus vier jaml)en
(jambischer dimeter):
z. b. V. l'.i: til güd srid him in uiänliclit''d
2. Die erste senlvung kann l'ehlen; der vers liat dann folgende
gestalt:
' I w ' , w ' i w '
z. b. V. 28: Öög hie folgen idel-hed.
Wir haben solcher verse
in Gen. Ex.
640 41ü d. i.
25,22 o/o 25,3 «/q.
3. Nach der letzten hebung ist eine überschiessende Senkung erlaubt :
z. b. V. 22: And held hem sperd in helles m4le
in Gen. Ex.
()80 410' d. i.
■2ö,^ "yo 25,3 "o.
4. Zwei unbetonte siiben in der Senkung nach der ersten j zweiten
und dritten hebung werden verschleift; der erste der vocale ist durch-
weg e (endungen: -e, -er, -en, -ed) selten sind es andere vocale:
V. 1. Man ög to lüuen Öat rimes ren
2. Öe wisseö- wel Öe logede men
514. Matüsale was boren is süne
ti55. woren stalwuröi b6ren bi täle
' Die Übereinstimmung der zahlen unter 2. und 3. ist eine rein zu-
liillige; die verse, in denen die erste Senkung fehlt, fügen keinesfall.s
r<!golniiissig eine überschiessende s(!nkung hinzu; nur sehr gelegentlich
trifft beides in einem verse zusamiiien.
- M.s. Wisset.
STOKY OF GENESIS AXl) EXODUS. 51
2555. Süiniue he deden in vn-Öewed swinc
2567. And öhögeu. and spredden in li'mde ^ör
5. Verschleifbare endungen stehen auch selbständig in der Senkung:
V. 488. oc 6f is kinde wören br6gt
648. ben boren alle t)(e) in * werlde wünen
2G11. Egipte wimmen c6men ner
2612. And boden Öe childe tetteu- Öer.
Daher müssen würter wie boren, worett immer zweisilbig angesetzt wer-
den, auch wenn sie born, worn geschrieben sind (einüuss des /).
6. Das e der endung wird vor einem vocale elidiert, zählt also nicht
als Silbe:
322. And senked(e)^ hire hur(e)^ aldre bäle
2638. And his corüü(e) on bis* ht^ued he dede.
Andere vocale werden nicht elidiert:
244. Hu A'dam^ fei in pine ströng
3118. Nu ic rede Öät ge flen.
7. e ist Stumm, wenn es grundlos hinzugefügt wurde; ferner in der
Verbalendung -ede:
V. 2543. öe cgten(e)de king Amönaphis*'
1396. faiger^ welcumed(e) hi- Öer Eliezer"
2728. And he him"answered(e) modi and böld.
S. Die erste Senkung zählt auch zwei silben, ohne dass eine der-
selben notwendig ein e enthalten müsste (auftakt):
V. 502. Öat Adam^ forles for iuel dede
2635. And Öis king wurÖ him in hörte mild.
Wir haben in Gen. Ex.
57 20 d. i.
2,25% 1,85 ",0 solcher verse.
9. Die Senkung nach der zweiten und dritten hebung fehlt öfter-, iu
Gen. Ex.
119 81 d. i.
4,69 o/o 4,99%.
Aber wenn wir vergleichen v. 172 on werkle, ferner 184, 254, 264 etc.
mit V. 60 in werld und ähnlichen fällen, in denen der Schreiber das e
der endung unterdrückte, so kann kaum ein zweifei darüber entstehen,
' Elision, siehe unter 6.
- Siehe Kölbing, a. a. o. s. 309.
^ Siehe unter 7.
* Ich wähle absichtlich verse, in denen sich neben der clisionssilbe
doppelte Senkung findet; wäre die eiision nicht als regel :inzuselien,
hätten wir hier drei silben in der Senkung.
'- Ms. adam.
^ Ms. amonaphis.
' Siehe unter 8.
» Ms. eliezer.
4»
f)2 FRITZSCHE,
ilass ein solclios e (zum mindesten in den dativen) restituiert werden
muss. Dadurch kouinien in G. 25 und in E., wo der sehreiber nach-
lässiger wurde, 22 solcher fälle in abzuj^;.
Zwischen der dritten und vierten hehunfif die Senkung fehlen zu
lassen war wol statthaft, daher folfi^t die betonte reinisilbe öfter direct
einer andern hebunj;, doch gehören (hinn die .<. und l. hebung demsel-
ben Worte an, in G. 58, in E. :V.\ mal; 18 mal in (t., T mal in E. ist ein
Verbalsubstantiv auf -ing:
V. ;u. i^u giue me seli timinge
;<787. üf Öo rekleüites ' for württing,
ferner sind es substantiva eomposita, wie wimmän, chapmau, chäpfare,
stiwärd, furward, childhcde, so
V. G5:}. vten chiidre and vten wimmen
2ti^0. And brögt hire a fostre wimraan,
oder es sind adjeetiva wie slepi, redi, ?6ri, wen', so
V. S71. Ile wören dri'inken and slepi
liTöy. To-mörwen beci her alle redi-;
ferner eigennamen:
V. 818. A'bram siÖen and Sarrä-'
329'». A welle he funde at Marach.*
Die betonung der eigennamen ist übrigens durchaus nicht fixiert;
bald müssen wir lesen A'bram, A'dam, Moyses, bald Adam, Abräm,
Moyses. Auch Wörter romanischen Ursprungs wechseln den accent, so
prisün 2040, 2094, 2119
prisun 204(), 2ü74, 211(5.
Stehen jedoch die ol)en erwähnten doppelt gehobenen Wörter nicht
im reime, so zählen sie als hebung und Senkung:
V. 1428. for wedding ör for morgen-giue
2782. t>u stondes seli stede up-on.
Zieht man nun die fälle doppelter hebung von jenen 119 resp. 81
ab, so bleiben noch ;{B resp. 2(1, in denen das fehlen der Senkung noch
unerklärt bleibt. Alle diese 02 fälle linden sich zwischen der 2. und ',i.
hebung, und es zeigt sich hier die erscheinung, dass bestimmte Wörter
oft an diesen stellen stehen, so z. b. /"o/c an 20 stellen, chi/d 1233, 2572,
ger 115. Ferner rverld (nom. und acc), sperd etc. Vielleicht hatten
diese Wörter wegen der schweren consonantenverbindungen Ic, Id, rd,
rld die kraft von zweisilblern, wie Morris annimmt, oder aber der Ver-
fasser beabsiclitigte durch das fehlen der Senkung eine art cäsur.
10. Wir haben verse mit nur drei hebungen in
Gen. Ex.
29 19 d. i.
1,14% 1,17%.
' Ms. Keklefates.
'^ Der vers liat 5 lieltiingtMl, siehe unten II,
^ Ms. sarra.
* Ms. marath.
STORY OF GENESIS AND EXODUS. 53
z. b. V. :<. hu man niay liini wel löken
;{;)4. And neit^ere on 6(5er sen
2914. And deden t>e firme töken.
11. Es finden sich verse mit fünf Hebungen in
Gen. Ex.
24 12 d. i.
0,95 0 0 0,74%.
z. b. V. 110(1. vp tö Öo dunes t^c woie härd and strong
2752. And dede hem tidelike to ti'me gön.
Die aus G. sowol als aus E. aiiirezogenen beispielc be-
weisen zur geniige, dass der bau des verses in beiden gedich-
ten genau derselbe ist, und es wäre in der tat sehr merkwür-
dig, wenn zwei Verfasser nicht nur genau denselben bau des
verses, sondern sogar dieselben durchschnittszahlcn der vor-
kommenden Unregelmässigkeiten aufwiesen.
Der reim.
Zwei verse sind stets durch den reim 7a\ einem rcimpaar
verbunden; der reim ist einsilbig (männlich) oder zweisilbig
(weiblich). Als zweisilbige reime sind die anzusehen, welche
von w^örtern gebildet werden, die auch im Innern des verses
selbständig für zwei silben gelten.
V. 398. And leded samen gunkor lif
2646. He säl Egyptes' bäle ben.
Daher sehe ich reime in -amen, -ale als zweisilbige an.
Wir haben in
G. E.
paare mit männlichem reim 92S (73,2 %) 608 (74,7 " o)
paare mit weiblichem reim 340 (26,S %) 2()5 (25,3 " o)-
In 6. begegnen wir 133 verschiedeneu reimen (3(1 davon
fehlen in E.), in E. haben wir 12S verschiedene reime (2.') da-
von fehlen in G.).
In den ersten '250 reimpaaren sind
verschiedene einsilbige zweisilbige reime
in G. 130 46 sa. 176 also 74 I . , , ,
. „ .-. , -., , Wiederholungen.
in E. 132 45 sa. h / also (3 (
Die beliebtesten reime sind die folgenden:
-on G. 74 (5,83 o,«) E. 87 (10,7 «/o)^
' Ms. egyptes.
2 Der grund des wesentlichen Unterschiedes der procentzahlcn ist
klar; eigenuamen wie Aaron, Pharaon werden oft in den reim gesetzt,
nun kommt der erstere iu G. gar nicht, der letztere nur selten vor; ferner
51 FKllZSCHE,
-am G. 50 (;i,!)-l » „) ' E. Hl ( I ,!I7 '^ „)
-e ;U) l2,Ht> %)-^ 12(1, IT«;,,)
-cd ÖD (l,:»'.) »/o) 1(» (l,'.)2 0/o)
-igt 42 (:<,:u '%)3 i;» (2,:m'';o)
-0 ;<2 l2,rv2"',) 1(1 C^ltT-Zo)
-üUi 2(1 (2,05 %)■• 10 (i,2;{«;o)
-oud 20 (1,85%) 27 (;5,;i2 «/o) !*
-orou 42 (l^^noo)" i:5 (l,«i<>°/o)
-uiiion 2() (2,05 "o) 15 (1,^5 »/o).
Das öl'tere vorkoninien der rcinic in -orcii, -igt, -e, -am,
-on ist zugleich auch der gruud für den unistaud, dass wir in
G. nur lol> verscliicdeuc rcinic haben, während wir in der an
verszahl viel geringeren E. 128 zählen, Eigennamen sind wol-
gecignet für den reim, und so fand der dichter in G. seltener
gelegcnhcit zur Verwendung anderer, in E. dagegen treten nur
wenige eigcnnanien auf (öfter nur Aaron, Moyses, Pharaon),
und so niusstc der dichter wol oder übel zu anderen reimen
greifen. Ten Brink meint, inan könne aus der öfteren Wieder-
holung gewisser reime, ja derselben Wörter im reime vielleicht
auf eine strophisclic gliederung des gedichtes schliesscn. Ich
kann diese Wiederholungen nur als zubillige ansehen, wenigstens
will es mir nicht glücken, etwas sicheres und regelmässiges
auslindig zu machen.
Neben reimen haben auch assonanzen einen platz. In G.
sind es die folgenden:
muucu I binuuien l'.lT iiam | Cauahau 725
cuinen | wunen :i05 Abrain |
wunen | nuuiou ;5G7 Iciuan 781
bad I Iraab 441 Jurdan 805
Cayiu I kill 5 1:5 man i)00
Wimen | ciimcii 509, Sül bigan | Al)rain 1)21
Abraham | fian 118'.» on-on | hom 2i;ii)
ist in E. der infinitiv ffon oft iu den reim gesetzt, spricht doch der dich-
ter hier von den Wanderungen der kinder Israels.
' Wegen Adam, Bellam, Abram, Aram, Jlelcain, Mcsopothamiam etc.
* (1. liat öfter Nor, 'J'liare, Mambre, Bersabo.
^ Wegen öfterer Wiederholung des reimpaares:
fort5 glod Öis . . . dais nigt
Öo cam t5e . . . dais ligt.
* Wegen öfteren (h)üld | told in G.
* Wegen Moyses hond, lond etc.
'* In (t, wird oft geburt eines sohnes oder einer tochter berichtet.
Keim: boren \ biforcn in G. 20 mal, in E. nur 7 mal.
SlOKY OF GENESIS AND EXODUS. 55
Joseph j swc'i) 2()S5 fut | oc 2i;»7,
sunen | ciinieu 2175 cuuien | inuiiou l(i2l
naiu I Laban IC.."):»
hond I wroug 2(l(i;{.
In E.: ('San | Abraham :>201 agen | letcn :55U$'
wuncn I Climen :?2S0 mod | boc ;{60:5
Elim I Sin ;)3(l7 oc | mod 'M)T,i
Wimen | nnmcn ;U15 mm | dun 1021
Abraham | Canaan 3477.
Mau sieht, es sind iii beiden gcdichten so ziendiidi die-
selben. An falschen und ungenauen reimen seien erwähnt:
seien \ s/rcbeu lUVJ und Eliazur \ »r WM. Andere, diu ihren
grnnd in irrtUniern des absch reibers linden, erwähne ich in den
noten, zahheieh sind sie nicht.
Der zwang- des reimes nötigt den dichter bisweilen zur
anwendung eines tlickwortes, dergleichen weist sowol G. als
E. auf, doch ist deren vorkoninien bei weitem nicht so häufig
wie iu andern ae. gedieh teu. Angeführt seien:
iwis(sc) Hl. 109. 15!). IHiS. 1515. 2521; wilterlike 7);i). 7;tl. i;!22. 15(>1.
2:i20. 21157. 2777. 2S1(). 2'JIS. :MOS; sikerlike 15(t0. 2;n!t; and dodc
unskil 342; if ic can ni7; and wcl it dedo (WKi. 724. Si)C; so it gan
bcu 1236; Iflf Josephus ne legc5 mo 12*^1; if we rigt muneu 1350;
ic wot 1473. 1839; wurö ic war 20(52; weihi-.wci 20S8; soÖ it is 2'>42 ;
wel hem raai beu öe god be^ hold 32S4; so it is sclcnÖ 3972; ^is is
luisdon 21)42; t5at wcrc mis-dou 4142.
Die allit oral Ion.
Neben dem schmucke des reimes weist unser gedieht auch
den der alliteration auf; dieselbe folgt jedoch keineswegs be-
stimmten regeln, ihre Verwendung beweist aber, dass die Eng-
länder des 13. Jahrhunderts die poetische form, in welche ihre
vorfahren ihre producte kleideten, noch keineswegs vergcsseu
hatten; sie waren von altersher noch so daran gewöhnt, dass
sie sich nur mit einiger anstrengung davon losmachen konnten,
und da nun unser dichter nicht eben zu sorgfältig hierin ver-
fuhr, wendet er die alliteration in ziemlicher ausdehnung an.
Die umfangreichste Verwendung zeigen die ersten sechshundert
verse. In seiner eiuleitung, v. 1 — 28, folgte der dichter keiner
quelle, aber metrum und reim hinderten ihn einigermasseu am
freien gebrauche der spräche, in den nächsten versen bis \crs
' Vielleicht: agen | leten Ijen.
50 KKllVSCMK,
(>(»(» liat er diese Schwierigkeit iibciwinulen, sich an inctruni
luul reim iicwöhiit, uud hier ist es denn auch, wo er am
h:iutig:steu alliteratioiien verwendet. Wie wir bereits oben be-
rührten, lehnt sich der dichter erst von v. 600 au enger au
seine quelle und eben dadurch wird er wieder etwas beschräukt
im freien gebrauche der si)rache-, die wähl der Wörter, der aus-
drucksweise hängt oft von dem Lateinischen seiner quelle ab.
Haben wir nuu zwar oben zugegeben, dass die benutzung
anderer lateinischer werke als quelle an und für sieh nicht
unmöglich sei, so muss uns doch der umstand, dass gerade
da, wo wir in Verlegenheit geraten, die quelle zu ahnen, die
alliteration ihre grösste ausdehnung zeigt, auf eine andere an-
nähme führen. ]Man wird ruhig glauben dürfen, dass der dich-
ter neben Comestor keine anderen w^erke zur band hatte, und
was wir bei ihm mehr oder anders als bei Comestor finden,
mag reminiscenzen aus seiner eigenen lectüre zugeschrieben
werden. Es würde diese annähme zugleich ein recht günstiges
licht auf den dichter werfen, er war kein bioser compilator,
sondern verstand es, von seinen durch lectüre erlangten kennt-
uissen gelegentlich in freier weise gebrauch zu macheu.
Wenn man von alliteration in einem metrischen und ge-
reimten gedichte des 13. Jahrhunderts spricht, so ist es einiger-
massen schwer, den gesichtsjiunkt zu bestimmen, von dem man
hierbei auszugehen hat. Zweifelsohne sind wir nicht berech-
tigt, denselben massstab anzulegen, der als norm für die zeit
gilt, in der die alliterierende form die einzige war und in der
sie auf ihrem höhepuiikte stand. Eine der zu entscheidenden
fragen ist die, ol; die vocale, d. h. der Spiritus lenis, noch allite-
rierende kraft haben. Ich glaube dies nicht und lasse daher
diese art der alliteiation vollständig aus dem spiele; in gleicher
weise scheint mir der unterschied zwischen s purum und s im-
purum verwischt zu sein;
V. 2782. Öu stondes seli stede up-on
hat daher für mich drei stäbe. Eine andere folge des ge-
lockerten characters der alliteration ist die erscheinung, dass
dieselbe nicht mehr ausschliesslich auf einen vers beschränkt
bleibt, sondern oft auf das reimpaar sich ausdehnt; dass übri-
gens nur he1)ungen, also betonte silben, alliterieren können,
erhellt aus der natur des metrischen verses und bedarf kaum
der crwähnung.
STORY OF GENESIS AND EXODUS. 57'
Dem dichter die absiclit zuzuschicihen, die allitcration
anzuwenden, darf man nicht wagen, wir können eben nur das
Vorhandensein derselben constatieren und müssen sie als aus-
fluss einer angeborenen neigung eines dichtcrs dieser zeit an-
sehen.
Betrachten wir zunächst die einzelnen verse, in denen sich
alliteration zeigt. Wir finden in
G. • E.
1. verse mit 2 Stäben :h6*I (14,55 «»o) 232(14,31%)
2. verse mit 3 Stäben 30 (1,42 "/o) 1(5 (1,09 0,0)
3. verse mit 4 Stäben 1 (0,040/0) 0 (0,00 0/0).
Folgende beispiele zur erläuterung; in zweifelhaften fällen
dienen die accente zur bezeichnung der hebungen. Es allite-
rieren :
1. a) die erste und zweite hebung:
V. 2. Öe wisseÖ' wei 5e logede meu
2551. Do sette sundri hem to waken
b) die erste und dritte hebung (selten):
22. And held hem sperd in helles male
2916. Möyseses migtful wönd
c) die erste und vierte hebung:
201. And blew ?or-in a liues blast
25(37. And öhogen, and spredden in londe ?ior
d) die zweite und dritte hebung:
87. frö (5at time we teilen äy
2537. Godes bliscing be wiÖ vs
e) die zweite und vierte hebung:
17. San man hem telled so?ie tale
2541. And bi ööere seuene kinges sei
f) die dritte und vierte hebung (siehe auch unten):
1. Man og to luuen Öat rimes ren
2546. for Ebris^ adden seli siÖ.
2. a) die erste, zweite und dritte hebung:
141. Öe mone is more bi mannes tale
2782. Öu stondes seli stede up-on
b) die erste, zweite und vierte hebung:
268. fro swinc, and sorwe, and deades strif
2606. Ghe"~bad it ben~to hire brogt
c) die erste, dritte und vierte hebung:
235. Mdyden, for sehe was mäd of man
2961. Tt was on fendes wise wrogt
Ms. WisseÖ. - Ms. ebris.
58 IKll/SCHK,
d) die /.weite, dritto und vierlo hobun^;:
V. :<"l. In blisso ^ll3 lodou Icslot'iil lit
27T(t. In ^o dcsord depe sumdel
3. die erste, zweite, dritte und vleitc hebunj;:
V. 1(1(1^. Abräluuu lic bröghten wel lilii^c bi'ide
Auch vertue mit der allitenitionstorm a a b b kouuneu vor, so:
V. :W.K And uiJiful neddre, lo^i and liöer
2581. Ciod it i?eald Öesc wifes wel
oder a b a b :
V. isöT. fole of Säleni' i^or-forc waa sl:if?en.
Bei der betiaclituiig- der allitcricrcudeu icirupaare über-
gehe ich die vollständig, in denen nur zwei stäbe «tehen, im
übrigen sind sie nicht so zahlreich wie die einzelnen versc mit
zwei Stäben (ca. 400 in G. u. E.) und daher wol rein zufällig.
Wir haben in
G. E.
1. reinipaare mit 3 stäben: 117 (9,22%) 66 (8,11) »/o)
2. reimpaarc mit 1 und mehr .stiibeu: 29 (2,2s %) 10 (1,23 "/o).
Die verschiedenen formen dieser allitcratiou sind sehr
zahlreich; die anführung folgender bei^spicle wird genügen.
Es alliterieren:
1. a) zwei siübe des ersten mit einem stabe des zweiten versee:
V. 97. üt' waters froren, of yses wal,
Öis middel werld it luket al;
101. It mal ben boten heuene-rof;^
It hileÖ^ al Öis werldes drof,
2921. Öe ferden al bi fendea red,
fendes hem gouen sinful sped;
:M73. öe ge sülen to dai here spi'ken ;
üc he c5e slög, gu for to wrikcn.
b) ein stab des ersten mit zwei Stäben des zweiten verses:
.59. Öat was t5e firme morgen tid,
Öal euere sprong in werld[e] wid.
29.5. Öowgte öis (juead "hu ma it ben,
Adam ben king and Kue* quuen
2717. And Möyses'^ drug him to Öe strond;
And stille he dalf him [in] Öe sond;
28;j.5. dog drechede he til god cfft] bad.
And brogte him l)ode Öe made him glad.
' Ms. salem. ^ Ms. heucne-Rof.
■■• Ms. hiled. " Ma. eue.
•' Ms. moyaes.
STORY OF GENESIS AND EXODUS. 59
2. a) zwei stäbc des ersten mit zwei Stäben des zweiten verses:
V. ID. Of blisses dune, ot sorwes dale;
Quhu Lucifei-', Öat deiiel dwale,
161. And tagte fuel on walkene bis fligt,
11c fis on water bis flotes uiigt.
3951. And wente is herte on wcrrc Öbogt;
Wicke giscing it haucÖ- al wrogt.
b) ein stab des ersten und drei stäbe des zweiten verses:
13. Ut of latin Ms song is dragcn
on engleis speche, on soöc sagen;
2271. And al öo briöere, of frigti niod,
feilen bi-foru Ü^at louerd-is fot,
3115. Ben at euen fölc sinn to sämen,
A'nd ilc folc is to fode Iräiuen,
c) drei stäbc des ersten mit einem stabc des zweiten verses:
175. Öe sulde bim her, in swinkes strif,
to fode, and srud, to helpcn Je lif;
903. Oc summe seiden ?>at it was Sem,''
Öis prest and king of Salem,*
2989. smale to sen and sarp on bite,
In al Egypte-' flog öis smite.
3455. Abutc Öis munt Öu merke make,"
If erf or man t5or-one take.
In G. noch folgende beispiele von fünf stäben:
525. t5or is writeu quat agte awold,
Öat" Öis werld was water wold.
853. wunded öor was gret folc and slagen,
<5e fifwe flen, öe fowre ben tagen;
Schliesslich sei noch erwähnt, dass es der diclitcr sehr
liebt, die hebung vor dem reim mit dcmscll)cn fonsonantcu be-
ginnen zu lassen, mit dem die reimsilbc anhebt (alle dic!?o
beispiele sind unter den verschiedenen rubriken bereits auf-
gezählt), z. b.:
V, 2ü. deuel dwale 2546. sele sii5
41. stund and stede 2557. burges beren
60. werld[e] wid 25*^l. wifes wel.
Man muss zugeben, dass gerade an dieser stelle die allite-
ration sehr hervortritt; ich zählte solcher fälle
in G. 162 (6,38%), in E. 94 (5,s "/o).
' Ms. lucifer. * Ms. haued. ^ Ms. sem.
* Ms. salem. '•> Ms. egypte. " Ms. made.
" Ms. dat.
60 vkh/sciie,
Die folirende veiirleicliondc tahollc diont /-um beweise unserer
i)eli.nii])tuni!:, ilass im anfange der G. die allitcration einen
grösseren umfang hat.
Wir haben in
G. G. G. E.
1— HOO. «01—253»;.
vorso mit zwei Stäben lOSCITjfio/o) 264(13,5S"/o) 369(14,550/0) 232(14,;n''/o)
versc mit drei Stäben 17C2>:{"o) l'.l ((»,98" ,,) 3f)(l,r2''o) 1»^ (I,<>^"/o)
reimpaare mit drei
Stäben •■<:!(11%,) 84(8,76%) ]|7(9,220o) 06(8,19%)
roimiiaarc mit vier
nnd mehr Stäben 9(3%) 2()(2,l"o) 29(2,28%) in (1,23%)
verse, in denen die 3.
n. 4. liebiing alliter. 54 (9%) 108 (5,64%) 162 (6,38%) 94(5,8%)
Hieraus ergibt sich, dass in
G. G. G. E.
1— (iOO. 601~2636.
34,33% 25,42 0 0 2^,74",, 24,82%
sämmtlichcr verse neben dem reim die alliteration in grösserem
oder geringerem umfange zeigen. Ein vergleich zwischen G.
imd E, bezüglich metrum, reim und alliteration beweist dem-
nach, dass nicht der geringste unterschied von bedeutung her-
vortritt: in einem punkte kann sogar ein unterschied zwischen
einem teile der G. und dem rest dieses gedichtes constatiert
werden, der sich nicht aufweisen lässt zwischen dem haupt-
teile der G. und der E. Würde es schon schwierig sein, zwei
werke eines dichters ausfindig zu machen, die in ihrem me-
trischen auf bau so genau übereinstimmen, wie G. und E., so
käme man vollends in Verlegenheit, sollte man erklären, wie
'ein dichter das werk eines andern so erfolgreich nachahmen
konnte, dass er sogar in Zufälligkeiten, deren eine die allite-
ration in einem reimgedicht ist, ihm vollständig gleichsteht.
Die schon hieraus hervorgehende untunlichkeit der annähme
zweier verschiedener dichter mag es entschuldigen, wenn wir
etwas lange bei diesen nicht gerade unterhaltenden formalen
crörterungcu verweilten. Wir wenden uns im folgenden zur
spräche unseres gedichtes.
Der dichter der ae. Story of Genesis and Exodus ist kein
poetisches genie wie sein Vorgänger Caedmon, oder der dich-
ter der ags. Exodus, selbst dem Verfasser der jüngeren ags,
Genesis steht er nach. Wir dürfen nicht in unserer ae. G. u.E.
STORY OF GENESIS AND EXODUS. Ol
die hochpoetische spräche früherer zeiteu zu fiudeu horten; ist
doch die ags. spräche an und für sieh schon mächtiger, poe-
tischer als das Altenglische des 13. Jahrhunderts. Das 13. Jahr-
hundert hatte noch keine fest ausgebildete spräche, die wogen
des nimmer rastenden sprachprozesses giengen ausserordentlich
hoch und Schriftsteller, die zu dieser zeit schrieben, niussten
sich ganz uaturgemäss im bestündigen kämpfe mit der spräche
befinden. Die Unsicherheit und Unbestimmtheit ist der grund,
dass weder die zeit der bildung einer spräche, noch perioden
eines umwälzenden Überganges bedeutende dichter hervorbringen
können. Wirklich poetische genies einer jeden nation schreiben
stets in einer fest ausgeprägten spräche, sei es dass ihre
schriftstellerische tätigkeit in eine zeit fällt, die mit der sprach-
bildung bereits abgeschlossen hat, oder sei es, dass sie genial
genug sind, dieselbe für ihren gebrauch zu normieren und dass
sie so für sich und ihre nachfolger der Unbestimmtheit ein
ende machen. Zu diesen dichtem gehört der Verfasser der ae.
G. u. E. nicht; er liegt im kämpfe mit der spräche, und es ist
klar, dass dies einen nachteiligen eiufluss auf das ganze werk
ausüben muss. Sein stil ist im allgemeinen einfach und
schmucklos, ja fast etwas kahl, seine spräche ist wuchtig und
massiv, dabei aber etwas schwerfällig; manchmal erhebt er
sich zu einer ernsten und nüchternen beredsamkeit; der sinn
seiner worte bleibt öfter, trotz, oder vielmehr wegen seiner ein-
fachheit dunkel und ist nur zu verstehen, wenn man die lat.
quelle zur band nimmt. Den rühm darf man jedoch der
dichtung bei allen ihr anhaftenden mangeln nicht absjjrechen,
dass sie von religiösem geiste getragen und durchdrungen
ist, und deshalb wird sie stets einen eindruck auf den leser
machen.
Ich bringe die bemerkungen über die spräche des ge-
dichtes unter vier capitel: Phonetik, grammatik, syntax, Wort-
schatz.
Die laut- und fiexionslehre und zum teil auch der Wort-
schatz ist von Hilmer a. a. o. bereits behandelt worden. Ein
genaueres eingehen auf diese punkte bleibt uns jedoch schon
deshalb nicht erspart, weil wir vor allem den beweis liefern
müssen, dass die berührten Verhältnisse in vollem umfange
für beide teile des gedichtes gelten; ich benutze natürlich das
material, soweit es von Hilmer zusammengestellt ist. IJei der
»'»2 FUTTZSCHE,
liiutlelire scheint es mir tuiiliclier, von den ags. lauten auszu-
stellen; mauelie gleiche ae. laute haben einen durchaus ver-
schiedenen Ursprung, der bei dieser art der behandluug besser
herNortritt.
V li 0 11 0 t i k.
Die vocalo.
1. Kurze vocalc in betonten silben.
A. ags. it.
1. entspricht ae. «:
ags. Wirt« ae. man 1. A. 2G49.
ags. />at ae. dal (51. 25G3.
ags. com urspr. vocal « [cuman], ae. cam 11-J. 15S. 2üu3. 2G08.'
ags. ««7« [niman] ae. 7iam S5. 20ü. 26U2. 2(UM.
ags. faran ae. faren 137. 3009.
ags. ^e-macian ae. maken 2TS. 3529.
ags. da^iau ae. (lagen 10. 91.
aga. sce-umu ae. same 234. 2972.
ags. ^e-af ae. ga/ 232. 2091.
2. wird vor (m und) 7t mit folgendem consonantea'-' zu ae. o:
ags. /und ae. lond 103. 2567.
ags. hand ae. hond 104. 2790.
ags. stran;^ ^ß- slrong 244. 2559.
ags. /««^ ae. /o//y 1099. 2500.
ags. fand [ßndan] ae. fand 1280. 2712.
ags. sprang [sprinp:,an] ae. sprong Cd. 2740.
ags. cam/!* ae. comZ/ 2564.^
B. ags. brechung ea.
1. wird ae. zu a (d.h. urspr. a bleibt; die brechung tritt nicht ein):
ags. neahl (gewülmlich niht) ae. nagl 1078. 3142. 3832; ge-
wohnlich nlgi, siehe unten.
ags. caki ae. ugle 33s4, hagt 460.
ags. forweard ae. furward 1719. 3014.
ags. heard ae. /mrrf 1228. 2930.
ags. meahliX ae. w/</^// 584. 3797; gewöhnlich jedoch //i?^// und
subst. inigl, vgl. manslagl 485, ags. i7j/</; für unsere form ist
sieaht anzusetzen.
ags. eal ae. al 25. 3098.
ags. weaxan ae. 7vaxen 1128. 2548.
ags. ivearninn ae. warnen 15si, UH?var(ne)de 480. 2082.
' cowi 130 ist wol nur versehen des Schreibers.
'^ Nicht vor /« und n .schlechthin, wie Hiimer behauptet.
^ Einziges beispiel vor wr, wol besser mit liihuer direct von aga.
camO, als mit Morris von ndl., schw., diin. /(am abzuleiten, in welchem
b bereit» ver.itummt ist.
STORY OF GENESIS AND EXODUS. 68
ags. eart ae. art 351). 2730.
ags. sealt ae. sali 1131. 32^0.
ags. 5t'aÄ {seön) ae. .sai^r 20. 2722.
ags. stearf {steorfan) ae. 5/a// 4b 1. 4133.
2. wird über a, ä zu o:
ags. ceald {calci, cahl) ae. fo/^/ 1943.
ags. eald {ald, äld) ae. old 732. 414(5; Ärt/^/ 421. 2".ni.
ags. beald {bald, bald) ae. hold 323. 272s.
ags. weald {ivald, iväld) ae. wold (hügel) !)3s. 3892.
ags. healdeti {häklet), häldeti) ae. Itoldel 1132.
3. wird (seltener) zu ae. e:
ags. t?a/</a ae. egte 1349.
ags. eahlotia, eahletia ae. eglcude 1199. 2543.
ags. heurd ae. frt^/'rf 3584.
ags. t-arrf ae. t'/v/ 21(».
ags. hearn-leum ae. hern-team 374S.
ags. healdan ae. helden 3274.
ags. ivealdan ae. weiden 910. 21 13. 3738.
ags. ^t?a/f/ ae. ^t'A/ 1884. 275^.'
C. ags. <? (/-Umlaut von «, oder «z-umlaut von /).
1. bleibt ae. e.
a) f- Umlaut von a:
ags. meu ae. ?ntf« 75o. 3036.
ags. heran ae. fe«;/'^« 118. 2557.
ags. siede ae. siede 117. 2782.-
ags. lellan ae. ^t?//<;« 651. 2755.
ags. len^ra {lan^) ae. /<?/<^, lengere 1594. 1736. 2593.
ags.^<?/ ae. bei, hel{l)re 1713. 3753. 2820.
b) ö-umlaut von i:
ags. brecun ae. breken 3147.
ags. rvrecen (part. ; wrecan, got. vrikan, vrikuns) ae. ivrekcn
2028. 3067. 3148. 3281.
Das ags. prälix ^6' wird zu ^ oder /, ist aber nur selten erhalten.
ags. geneahhe (genah/ie) ae. ynog 3670. 3sl5. 3S6s. 39Ht; y/iu;/
2156. Dagegen anog von ags. ii-neahhe 600. 3365.
ags. ^eman^ ae. y/wo«^ 3419. Dagegen among von ags. ti-tnunj:
700. 2684. 3876. 3895.
ags. ^etvis ae. ?/w/a% ww, iwisse 91. 109. 159.
' Die form (^t'ä/f/ 25s! ist niclit, wie Hilmer annimmt, direct aus dem
ags. herübergenommen, d. h. ea blieb nicht ea^ sondern ea ist nur eine
andere Schreibart für e, wie öfter in G. u. K. Also ags. ;;eald wird ae.
geld und wird 2581 nur geald geschrieben.
- siede reimt nur mit dede {did), 7nide (präp. und adv.), bedc (ags.
;<:,ebed), quede (ags. crvcde), d. h. durchgängig mit urspr. kurzen vocalen,
die beiden einzigen ausnahmen sind 2651 dede \ chUd-hede (ags. Iiäd)
und 2757 dede \ est-dede (ags. dd'd).
64 FRITZSCHE,
FtMiier in den i^irticipien :
irvreken I85ü ybiried "i.i'il»
iivrogl '.\'l\h y-oteii 241ti.
D. a^s. /.
1. erh'ilfen als ae. /:
af?s. sivinc ae. swinc 2(»8. 2555.
ags. iniht ae. /«?}// 54, 2794.
ags. .v«'/7c, a'Wh/c ae. ^w/'/c I4:{. 'MVHS\ swiulc 632.
ags. hira ae. Ļv 233. 2591.
ags. präfix bi stets ae. bi.
2. geschwächt zu ae. e:
ags. sinewe ae. senwe 1S04. 1805.
ags. ^i/ ae. ^^/■3ll.
ags. ^/V/t' {dyde) ae. r/t?rft' 24. 2757.
ags. for^iani ae. /orgeten 1152. 2702. 2705.
ags. bi^itan ae. bigeien 1532. 4028; (jr^/«? 1497.
ags. ^«/«M ae. genen in f. 1508. 2398, part. 2458. 2009 (reim:
liuen), gelte 301.'
Dagegen ist « erhallen in giuen inf. 11. 1013, giueti part. 31CG, ^// irap.
1492. giue 1. Sgl. 3078.
3. ist ausgefallen, wenn es ags. im inf. und 3. pl. pr. j vertrat:
ags. In/ian ae. /iiuen 1.
ags. ?iiacian ae. maken 278. 3529.
ags. mcn^ian ae. %nengen 408.
ags. lufiatS ae. /ww^n 49. 3586.
4. wird zu u:
ags. ^iinm ac. gumnies 2700.
ags. «nc ae. ,y?/nc 283(i; gunker 398.
ags. Ä*"Ä (ä^ö«^) ;ie. gunge 2281. 2756; ^/«^<? 4049.
E. ags. brechung co.
1. wird zu ae. e:
ags. heofon ae. heuene, lieuonc 40. 2s 1; heuenward 3025.
. ags. Iieorte ae. //tr/t? 518. 2568.
ags. eor'de ae. t'r^e; 40. 3196.
ags. tveoruld ae. w<f;7^/ 38. 4103.
ags. /r^ora ae. here 380. 2554; ^rt* 2855.
ags. seolf (si/f) ae. se/f 1806. 2889.
ags. /Vo/a (fe/a) ae. /"^/^ 2371, 3197.
ags. feor ae. /Vr, /<?ar 36. 2616.
ags. scofon ac. seue 489. 3439.
2. wird zu ae. /, oder besser: urspr. / bleibt erhalten gegenüber ags.
brechung:
ags. seolfor {sylfor) ae, siluer 2370, 3619.
ags. siveoslor, got. svislar ae, sisler 766. 3855.
age, meolc, meoloc ae. milche 2788,
' n wol durch versehen des Schreibers wegen des folgenden n {yiame)
abgefallen.
STORY OF GENESIS AND EXODUS. 05
ags. beorhl, briht ae. brigl WVl. 3255.
ags. leoge'ha (leoSa) ae. äfftüe S95.
F. ags. 0.
1. entspricht ae. o:
ags. jjforf ae. //ü^/ 5. 3605.
ags. brohl ae. broffl 62. 3216.
ags. ^orft'/t ae. boden 1430. -1115.
ags. sivol;i,eH ae. swoigcn 1976.
• ags. rvorpen ae. worpen 1943. 2923.
ags. ^o/Y'« ae. Z/o?v//, &«?•« S4. 2572. 3 182.
2. wird getrübt zu «:
ags. scofen {scüfan) ae. *WMf« 107.
ags. sceolde ae. *?</</<? 172. 2564.
ags. wolde ae. wWrft' 214. 2563, rvulden l(f7 1.3324; neheii7Volde
912, wolden 3756.
ags. Wörrf ae. auch murd 736. 2S1S. 3726. 4U04, bodetvurd'WsjA.
2880. 2913 neben der gewöhuliclien form 7vord.
ags. dorsle ae. durste 2593; durslen 1863.
G. ags. «.
1. entspricht ae. m:
ags. ftjirA ae. bürg 812. 3713.
ags. /m/m ae. luue 8. 2705. 4081.
ags. du7-u ae. rfwrt' 1082. 3155.
ags. sumer ae. sumeriid 1224.
ags. .SM?«< ae. .sm;*^ 46. 2629.
ags. Jiu ae. nu 356. 2884.
ags. lufian lußaS ae. /«/wf« 1. 3586.
ags. sivuiicen ae. stvunkeu 1656.
ags. TVunden ae. ivunden 2597.
ags. druncen ae. dr unken 871. 1154.
ags. cumen ae. cumen 305. 346. 2562. 2733 und an mehr als
fünfzig stellen, daneben comen \\\\ reimend auf )tnnuit als
Schreibfehler,
ags. numen ae. numen 198. 343. 2753. 2769 und an mehr als
fünfundvierzig stellen, nomen 3039 reimend auf cumen als
Schreibfehler,
ags. /?// ae. /m/ 109. 255ti, neben f'ol 211.
2. wird zu o:
ags. rf^Mw/// ae. domme 2S2I.
H. ags. (e.
1. wird zu ae. ö:
ags cefter ae. afire 1652, «/"to- 2919.
ags. cepp/e ae. rt/>;:»/6' 1129.
ags. dce^ ae. /^^a« 83. 3143, da ff es 3297.
ags. mce^ ae. ?««?" 371. 2748.
ags. bced ae. Z*«^/ 41. 2569 neben hed 258. 1292; hiddan und
beudan scheinen ineinander überzugehen.
AugUa, \'. band. 5
(i6 FKITZSCHE,
2. wird ZU ae. e:
ags. hlwdder ae. Icddrc IGOT.
ags. /■«■/ ae. fct 209!>.
;{. ags. toga'dere ae. togider Js9^. 377'J.
I. ags. y (/-iiiulaut von ?/)■
1. wird ae. i oder bleibt y.
ags y/V/ (got. ?<fr//.y) ae. iuel 502. 2S1S. :{718, hvel '^\0, yuc'/'H)'A,
ijwcl subst. 78S.
ags. cyn (got. Am«/) ae. kin 652. 3829.
ags. byrian, byr^ian ae. birien 250. 3851.
ags. fc//r/(C ae. ^?V/ 2257.
ags. cynin^ ae. Ä:/«(^t? 30, ki/iy 290. 29S0, «////y 2517, Icuglond 1202.
2. bleibt tirsprüngliches u:
ags. lyddriau, lydrian, tydran ae. tudei-ed 030, Inder ande lti-1.
11. Lange vocale in betonten silben.
A. ags. rt.
1. bleibt ae. a:
ags. wflc ae. ivac 1197. 152S, daneben wooc 1874.
ags. /»ö ae. Öa 1204, gewöhnlicli Ö«.
agß. cnäpa ae. kiiape 477. 25S5.
2. wird ae. o«:
ags. läc ae. /t>«c 1798.
ags. pä ae. 3oö 3894. 4130.
altn. mal ae. ?«oa/ 81.
ags. lär ae. /o«?' 177. 181.'
ags. ivä ae. ?i;<>ö 237. 880, neben ivo.
Lajamon, Häli Meidenliud, Ancren Kiwle lial)on neben oa bisweilen auch
uo, so aoti, der Übergang von ags. ä zu ae. o geht demnach durch die
mittelstufen ao und oa.
3. wird meist zu o:
ags. !är ae. lore 3035.
- ags. sär ae. wr 1048. 3050.
ags. sTväl ae. *wo/ 304.
ags. läti ae. /o2r 309. 2090.
ags. ö^aw ae. orven 120. 2020.
ags. ^läd ae. ^/örf 70.
ags. scräti ae. scro^ 339. 2095.
ags. sc«« ae. son 3293.
ags. säwon ae. sowen 2347. 3108, av></<^« 3329.
ags. cnärvon ae. knowen '1S12.
ags. ^ciifon ae. youen 844. 2922. 2975.
ags. numon ae. nomen 10 Ki. 2740.
ags. //«/<?« ae. //f>/t;« 101. 2905.
4. wird zu t':
ags. -Ä«r/ ae. -/<6y/, z. b. childhcd 2052, mauHched 23, ideUied 28.
' Vgl. Wülcker, Ae. le-sebuch 1 123, v. 183.
STOKY OF GKNESIS AND EXODUS. 67
B. ags. c bleibt erhalten als ae. e:
ags. bat ae. bene 2511.
ags. sped ae. sped 25. 2548.
ags. )ven ae. tveu 73. 3271.
ags. fet ae. /i;^ 3151.
ags. secau ae. seketi 3598.
ags. M^<^^ ae. /t<;rf<? 2161. 3165.
ags. Mran ae. At-re?« 1370. 3492.
C. ags. t bleibt erhalten als ae. i oder y.
ags. w// ae. wif 231, w^/t'^ 2581.
ags. IS ae. y^ 97. 99.
ags. nip ae. /a'ö 1915. 2545, nyd 273.
ags. sthvard ae. stitvard 2255. 2712.
ags. 2?vrt ae. üVm 467, yrt' 2452.
ags. sar ae. a-c//- 3848, scliir 1835, ^/r 518. 3580.
ags. ^lidan ae. gliden 370. 952.
D. ags. () bleibt erlialteu als ae. o:
ags. huc ae. /'oc 523. 2522, booc 4124, //r^At'A- 3635, büken 4.
ags. ?//<;^/ ae. rnod 333. 3577, wiö^W 36, inood 128.
ags. ^t)</ ae. (jod{c) 1191. 3033, ^öor/ 1341. 1348. 4107.
ags. mur ae. wore; 2968.
ags. mdnap ae. moned 145. 2592.
ags. mödor ae. modcr 122. 2589.
ags. comoH ae. comen 1979. 2611 {cuiiien 1065).
ags. /o/> ae. /öt)' 4148.
ags. ()/>t'r ae. oöt'r 93. 3613.
ags. 5W/(! ae. slog 483. 3474, a/m./ 2668. 4081.
ags. droh ae. <^ro^ 478. 3909, drug 27)7.
ags. wtsdum ae. ivisdom 37; in rvisdam.Sf) uiuss ein verkürztes
ö zu gründe liegen.
E. ags. ü bleibt ae. u:
ags. Äw.y ae. hus 1619. 3041.
ags. ^<iM ae. tun 713. 2570, ^rtW« 2739.' «,
ags. -rwm ae. on-rum 945. 4000.
ags. /<</a?i ae. lutcn 1926.
ags. tö6'a« ae. luken 98.
ags. AM ae. hu 244. 3077, ^/mAm 20.
ags. müp ae. tnäcües 2216, wi«f/A 2655.
ags. c«/)6' ae. kub'e 289, cwÖVn 2996.
ags. cäp ae. Amö 2666, se/ku'() 128(>. 1557.
F. ags. y {2-umlaut von il).
1. wird ae. i:
ags. bryd-eulo ae. bridale 1674.
ags. /?/?' ae. /«V 99. 333s, /«f/- 103. 3786.
2. geht ae. zu m zurück:
ags. lynan ae. /Mn</t' 866.
' Schreibung orv = w nur selten in (j. und E.
68 FRirZSCHE,
ags. pryta ae. prnd IIXHJ, adj. S5s. 1414.
G. ags. o".
1. wird zw ae. e:
ags. </«•/ ae. del 230. 3239.
ags. rikd ae. rd^rf 401. 2547, read 3063, ?r^rf 1222.
ags. dAd ae. rft'^t; 355. 2Gti2, dead 29b3.
ags. AYt'//' ae. sel'd'he 1341.
ags. hlcefdi^e ae. leuedi 968. 2616.
ags. 67^««; ae. c/<?«g 605. 3454.
ags. rcedan ae. i-eden 1534. 2934.
ags. /cedafi ae. /<?</t'M 2301.
ags. Uvran ae. /^?v/t 354. 34i^6.
2. wird zu ae. ö':
ags. rf<K/ ae. </<>/<; 151. 152. 952. 1512. 3243.
ags. rvcepeii ae. wopeti 469. 3228. 40G2 neben wepen 3283.
ags. mce^e ae. wö^ 1761, auch die nebenform niäge und der
pl. mäxas würde mog ergeben,
ags. ^rielan ae. grölen 1984, subst. gret 3888 neben ^rtv/ 1577.
1978. 22b9. 3717.
ags. m(£st ae. moste isi). 2972.
ags. d'r ae. ör 4.s. 2929 neben ear 36. 2562.
n. ags. eä wird ae. <?:
ags. beäh ae. ftt?//6' 1390., 2140.
ags. hreäm ae. r^wi 1962. 2613.
ags. bcäm ae. fctv« 1606.
ags. edm ae. <??« 1758.
ags. beam-leäm ae. bereutem 954, beruteam 3748.
ags. </(.'«</ ae. rf^rf, </^rf<; 217. 2465.
ags. deäti ae. </^rf 214, 2716, dead 312. 2573.
ags. ceas ae. cÄ<?5 433. 2736.
ags. creäp ae. <;/•<?/> 2924.
ags. beäd ae. ftdjrf 909, forbed 213. 2932, daneben i/«^/ lül5.
1375. 2653, bal 53. 882, forbead 311. 2984.
I. ags. eo wird -ae. ^:
ags. feönd ae. /t'wrf 341. 2929.
ags. breösl ae. 6rt'^/ 343.
ags. peöf ae. Ö^/" 1773, Öefie (Iheß) 3512.
ags. freö ae. /rt* 623. 3244.
ags. deöp ae. rft?pg 2770, diej) 1873, so auch /»Vjjr^ neben heegl
und /j/^^6'.
ags. teuH ae. /<^« 934. 3005, leen 1344.
ags. /^<;ö?< ae. den 803. 4007.
ags. freun ae. /Vf« 2787.
ags. ccosan ae. diesen 3429.
ags. //t'«/ ac. ^6'/ 483. 3958.
' Nach Ililmer a. a. o. s. 12 wegen der im altn. liäufig begegnenden
t'oruien mit ä.
STORY OF GENESIS AND EXODUS. 09
ags. bföu :ie. ben 15. 2554.
ags. fdö// ae. fef 72, fe/len ()5.
Die vocale der unbetonten silben und die flexionssilben sind durch-
gängig zu e geschwächt, die ausnahmen sind sehr geringfügig, ich führe
an: heuonc 270. 2S1. 332, henones 2*^7 {sicuone Wöh, trotz ags. slef'en,
wol nach analogie jenes gebildet, oder eiufluss des ulv]'}), heuod 11!I3,
hungur 3313, nmongus 1620, butnler 2055 neben buleler 2115, sclibnn
2181, godun 1430, ^o^?</« 2809 (ags. &05m), lechurhed 1997, die nordengl.
formen hiderande 164, sigande 1436, specande 2821, offrande 129^ neben
offrende 1309. 3551, wuniende 2742, lockende 2822, slondende 3149;
Wiusanf 489. 577. 1190 neben dusenl, Wiusenl 527. 3175. 706. 3217. Sehr
oft steht / für ^, so: &2V/rf2 27, /rm 467, drinkilden 492, öt'/ii 53S, crt/Zt?)
750, wUiirlikc 1618, ÖMr 1068 neben 3YW<;/' 1366. 3187, /<6'//rf 1636, w/Ai7
1252. 3144, m/cM' 1671. 1728. 3875 neben ?««cA<?/ 1209. 2690. 2877, miHel
26, findin 1877, Irewiti 2037, louerdis 2272 neben louei'des 138s, c/t-;»'/
2631, prophetis 3674. Ags. ?< wird durch ae. « vertreten in den Verbal-
substantiven auf -big, so:
ags. rveorpung ae. 7vurding{e) "^92. 3787 etc.
Die zusammengesetzten vocale verdanken ihre cntstehung zum grossen
teile der auflösung oder der ein Wirkung von consonanten, so:
ags. a^, eg ae. ai, ay, ei, ey\ auch aig, eig.
ags. rtw, u^ ae. ou.
ags. ^ow ae. eu. Beispiele siehe unter consonanten.
Nur selten werden ags. einfache vocale durch unorganische diphthonge
wiedergegeben :
1. ags. mä-la-wä ae. weüa-wci 2088.
ags. fliese ae. p.eis 591.
ags. pä ae. I5ei 573.
ags. wösc ae. weis 2289 (wol vorher Übergang zur 2. klasse,
W(BSC).
2. lowii neben /«//., owt neben ui.
Wenn Hilmer auch c-^^rt', ags. e^e, hierzu beibringt, ist er im irrtum;
hier wird ags. c nicht durch ei wiedergegeben, sondern i ist durch das ^
entwickelt worden; haigrc, ags. h&ra wird wol auf dieselbe weise nach
eiufügung eines unorganischen g entstanden sein; dass ßeiZing aus dem
ags. ßit entstanden sei, ist H. selbst zweifelhaft. Was II. über die aus-
spräche der vocale bemerkt, ist richtig; beachtenswert ist der wechscl
zwischen c und i im reime, der auf einen z-gehalt des e hinweist.
Ebenso bestätigt der reim die gleiche ausspräche von ai, ag, ei, ey (wol
als geschlossenes 6'). Man vgl. übrigens Ellis, On early English Pronun-
ciation; E. knüpft an den abdruck einiger verse seine bemerkungen über
den wert der laute.
Die consonanten.
Die liquiden /, w?, n, r geben kaum zu einer bemerkung anlass.
Der ausfall des / in tverde 32 kommt sicher auf rechnung des Schreibers,
die vocalisierung des / in romanischen Wörtern ist nicht conscquent
70 FRITZSCHK,
iliircliirotÜlirt Floxioiisw tallt zum teil alt, über min ans /'in siehe /'•, in
Nvcehselt mit n in
brinfires lHi4 neben bri/n/ir '.A,
bercn-tein 054 neben bcrcm-tem 3!)(>:{.
Das u ist im allgemeinen erhalten , bisweilen fällt es aus und bewirkt
dehuung des vocals. Das /• ist ausgefallen in spekcii 20 lO, ?ve/ccn ;!2s;{,
dagegen grundlos eingeschoben in sur(/erun 2tii)(), suriurcn 330^, miscr-
likc 2t'.5y, fonverti 3439.
Labiale.
A. ags. b = ae. b:
ags. bad ae. bad 41. 3011.
ags. camb ae. comb 25(54.
ags. sib ae. *•/& 22S, ^/ftftf 2503.
ags. webb, dän. w^lf/", ae. weph 40'J(i, doch wol nur des reimes
wegen.
B. ags. p = ae. jj:
ags. ])/iht aQ. pligl 12Ü9. 3()11.
ags. creöpan ae. ci-epen 610, cropcn 2074.
ags. we;öp ae. ^yt'p 232S, 3SS8.
Das p wird dem folgenden f assimiliert in
ags. ceäpfara ae. chufare 1051 für cliaff'are\
wird ae. unorganisch eingeschoben in
ags. dremde ae. drempte 1041 u. ü.
ags. demed ae. dempt 2038.
C. ags. /'.
1. = ae. /■;
ags. faru ae. /«/r 1434. 2771.
ags. bilaf ae. ftZ/t;/" (571, bileaf 1332. 277ti, bilcpli 2662.
ags. biceftau ae. Mafien 1333. 3377.
Neben uifarcii auch vl-pharen 3017. 3071.
2. inlautend zwischen vocalen wird es zu w, wiedergegeben wird
dieser laut durch ?<, w, /"w, /'m: wiues 2363, wiwes 543, wifrocs 857, da-
gegen auch /<v/'t'S 453. 550. 024. 2581, 7vißiuf 450. 485 und bes. im dat. sg.
ivif'c 2764. Daneben wifuede 1588; //wt'?J 4097, /mc/t 308. 2044, liucs
gen. 1477. 3042. Auch nach cousonanten kalucs 1013.
Assimilation des f findet statt in
ags, hivf'de ae. liaddc 193. 3302.
ags. wifman ae, wiinmmi 374, tvimmen 2570.
D. ags. w.
1. erhalten:
a) ags, tvif ae. w?/ 231. 2764.
ags. werian ae. wtw» 851. 2564.
ags. w/iV^ ae. rvlile J2288. 3614.
ags. wrcec rvracu ae. rvreck 552. 3396.
b) ags. breöwan ae. hrewen 4054.
ags. cneuwon ae. knowen 2h~i2. .'i()37.
ags. neörvc ae. Ht'Wf 604. 1286.
STORY OF GENESIS AND EXODUS. 71
.'Ige. dwala ae. dwalc "JO. 4055.
ags. swinc ae. swinc 268. 2554.
ags. Iwelf ae. trvelme fi«3.
ags. itvenligd'a ae. twaidde 3641.
ags. prveor ae. öwei-ied 1324, Öwtv< 3(i0!).
Nach ags. 6- ist 6'* in der ausspräche gleichfalls erhalten, wird aber
durch u wiedergegeben:
ags. cwede ae. quede 1463.
ags. CTveman ae. quemed Sfi.
ags. cwedan ae. quetien 1792. 3525.
2. In cwhnaii, schon ags. daneben ctcinan, ist es gän/.lich geschwun-
den. Ags. A/y wird durch yw wiedergegeben, siehe unten unter guttu-
ralem h. Ueber (rerv 3301, /t'W^6' 1576 siehe Hilmcr a. a. o. 8. 17, vgl.
auch g/etv 459.
Dentale.
A. ags. d = ae. d:
ags. rfgo'p ae. dcp{e) 1942. 2770.
ags. drifan ae. driuen 1()17. 4096.
ags. budoii ae. boden 1067. 3544.
ags. fc/(5f/ ae. &/orf 1074. 2816.
ags. fe^</ ae. bede 631. 2981.
Ags. ^Z ist vielfach noch nicht zu Ö geworden, so fader, moder etc.
Eingeschoben ist es in d{h)iindcr (ags. pünor) lio^. 3462, dhunerff 'l'.HH),
aldre (ags. ealra) 2926 neben aldcrbesl 3390, und altierneder 3997. ,-i»f/
= a 3463 und a/i</ = m 1470 sind zweifelsohne versehen des Schreibers.
Weggefallen ist d in gol 1872, an 206 und an 20 weiteren stellen meist
vor consonanten, vgl. auch ant 485, anti 1397. 2164. Ausgefallen ferner
in answeren (subst.) 2673 neben andsivere 3081 und andsrvcrede 272s.
3605. 4109. Zu t ist es geworden in ags. pusend, ae. Zuseiit, Susant,
dhusent 527. 3412; ags. beäd, ae. /;«« 53. 882.
Zu ö ist es geworden im pl. des prUr. und im part., d. ii. der grannna-
tische Wechsel ist aufgegeben, so wurtien, dagegen murd 995. 1197; so
queden 1496, ags. ^ecweden. Das gilt auch für ;• und s, so ags. curon,
ae. chosen 543; doch forloren pl. und part. 241. Is46. 3468.
t5 wird ferner geschrieben für d in e'Öemotied 15s4, neben eöimodcs
2249, so auch mod 3603 für mod. Öon für don 2460. ff/a'') 1779 (reim:
Galaad), fjla<5e 2297 (reim: ^cftöf), sonst glad. In v. 3671 ist mit Morris
glad zu lesen. Goti {God) 3979. 4132. S^Öt'« (reim: queÖen) 1791. ^;-M«a
3278, reim: slund, also Schreibfehler. Fälschlich ferner in folgenden
fällen: louerti robl , quetie Aüll , sitzen 1295, .yrMÖ3169, sriÖen ls7s,
fragen 3722, 3<;ar 1090, dard 3778, ai^^/<; 3801, 5^/«6'9 1365, wurti 3993,
w/r2f 1786, werWe 901, /<;& 3348.
B. ags. ^ = ae. f:
ags. ^a/ ae. tale 450. 4092.
ags. //-t'dw ae. trerv 3301, <re« 3305, Ireen 1127.
ags. wce^t'/- ae. water 638. 2594, wa/<r<;, tvallren 164^. 2745.
72 FKirzscmi:,
ags;. f'ivt ;u'. fct -Jints, feile iHKi.
ags. ^e<U ao. gel 585. 2S15.
Ausgofiillon ist t in folg. 2. pers. sg. (hides ITÜs, ransakes 177;«, rcv/fi
/M "J'.KVl. Standes 27s-2, su/des 3;i84, fet-Zc^ 3974, ^mt'j? 3518.
Das r wiril öfter thireh /// wiedorgcgoben , wol mir, um das jetzt
uocli in Euglaud allgeniein übliche anlautende l mit nachstürzendem
luiuchlaute zu bezeichnen, so: tliaunen 32 neben tauiien 1Ü22. I2'.)(i. iheii
ljl4 neben /t-«, leen, ags. /cv>n, 1344. 300.5. Iho 731 neben /o 123. 2(1.53.
Auslautend sollt 3(iS5. 3()SS, ags. sol, leih = /t'/ 33S5. In Iholen .508
stellt /// für ags. />, ÖW<?/t 11 SO. 3GG1; so auch hauelh 3796, miuli 2055.
Siehe ferner '<^ad = ddt 311, 6?«-.^/ = hurg 727, wjYcwf 330. Ucber Ion
KUO und /o9'6V 2724 siehe Hilnier a. a. o. s. 19.
C. ags. p = ae. ö:
ags. pincan ac. 'fiinken 234. 2403.
ags. /)«/</6' ae. 3«/</6' 3200, 'Öorjl{e) 94S. 2015.
ags. />/•«// ae. tiralles 971. 3720.
ags. weortian, wurÖan ae. rvurtien 41. 2810.
ags. Iirade ae. rö9"6' 1784. 3064;
ags. (5 wird zu ae. d in
ags. byrden ae. burdene 1467.
Ausgefallen ist 5 in wuriikc 1456, 7vursipe 2757, wursipen 511 (ags.
ivur?)like, wiirÖscipe), sighe 51», a-«//« 1041. 1813. Anlautend wird es
zu ^ wenn das vorhergehende wort auf n, s, d, t endet, meist jedoch
lindet in G. u. E. dieser Wechsel nicht statt, siehe Hilmer a. a. o. s. 19.
Ferner wird Ö zu t in folgenden fällen, die wol einem verschreiben zu-
zurechnen sind: toknet 640, wil 44. 52 u. ö. , semet 2169, sendet 1412.
Als /// erscheint es in tholen 508, mulh 2655 ; als Öh neben t5 in Shing,
'Öliu, Mögt etc. Es steht für c in bislernesse 1942-, für g in (^elde 1713,
fiund 10, vgl. auch gu = 9« 365. 366, dgei-e 4052; wo es nur Wieder-
holung des vorlicrgehenden ö ist.
Sehr oft erscheint an stelle des ags. p in G. u. E. ein d und es
ist sehr fraglich, ob alle diese fülle auf rechnung eines nachlässigen
Schreibers zu setzen sind; es käme vor allen darauf an, zu wissen,
welche form das d in diesen fällen hat, ist es ö (d. h. fehlt nur der
(luerstrich), dann kann kein zweifei sein, dass in allen diesen fällen
wirklich ?) zu lesen ist. Die ersclieinung findet dann ihre erklärung in
der gewühuheit des sclueibers, die striche durch das ö erst nachträglich
zugleich mit anderen zeichen hinzuzufügen. So hat das ms. an mehr
als zwanzig stellen haued, an ungefähr ebensoviel stellen haueti\ der
Schreiber musste zum mindesten sehr nachlässig sein. Unaufgeklärt
bliebe dabei immer, wie ihm beim durchcorrigieren gerade diese form
so oft entgehen konnte, da sonst mit geringen ausnahmen die 3. sg.
und der pl. richtig mit 5 geschrieben ist; vgl. jedoch leded 398, lesled
III. 2510, makcd 1591, quad 536; wurd 995, biginned 2538, tauned 3444,
kclped 4062, dinked 2407, hi/ed 102, bered 2705, knoivned 134, ctepcd
637. Den versen 472 und 1251 zu liebe für {li)adde noch eine neben-
form {k)auedc anzusetzen, ist unnötig, der sinn fordert freilich das prät.,
der Schreiber setzte fälschlich das präsens.
STOKY OF GENESIS AND EXODUS. 73
Ebensowenig M'ie bei haiieÖ der folgende laut eine Verwandlung des
Ö in d bewirkt haben kann, ist auch in folgenden fällen eine solche
ein Wirkung nicht denkbar: rvid für 7vi(i (vor a, b, h, m, s, w) an etwa
15 stellen. Ferner bird 25!)1, wurd 9!)5. 3174, moned 593. 597. (515. 3134.
3042. 3()70. Fast öfter als bei auslautendem Ö lässt der Schreiber bei
anlautendem Ö den strich weg, auch hier würde man vergebens nach
irgend welcher regel suchen, am häufigsten werden einsilbige Wörter,
die dem äuge des Schreibers leicht entgehen mochten, hiervon betroffen,
so dat an etwa 20 stellen, do)-, dan, de. Auch inlautendes d an steife
von Ö findet sich, wennschon seltener, so deden an 10 stellen, aide
875. 878. 2B74, kude 2\\i.2:m), lode/ike'M'M, sidcn ■2Aö'->.:V2m, smide 2cm.
272(), rervde 2008, oder 3(103. 4070; ferner dritlide 3311, tfvenlide 3041;
Ordinalzahlen über 20 kommen sonst nicht vor, also immerhin traglich,
ob Ö hier ohne weiteres für d einzusetzen ist.
D. ags. s = ne. s:
ags. scel ae. sei 417. 2709.
ags. sleän ae. slen 2837, s/o 1939. 3505.
ags. snälon, smilen ae. smilen 2109. 3807.
ags. sp?-un^on, Sprüngen ae. sprungen 1804. 4023.
ags. bisen ae. bisne 472. 2822.
ags. htis ae. Ims 1619. 3041.
Ags. sc ist Zischlaut (ne. sh)\ derselbe wird widergegeben durch
s sad 58. 116. 208. 206. 072. 1784; safi (ags. sceafl) 3^99; safte
(sceapan, gesceaft) 127. 349. 3628; sal 12. 2046 u. ö.; sal 2. sg.
1815; sah 1042. 1043.2794; saltu 1041. 1813; samc ('Ags. scenmu)
234. 302. 349. 351; san {sccenan) 373; sarp 29S9. 3577; senkedc
322; Süden 214. 1788; sir (scir) 518. 3045. 3580; 5/?vrf327; sond
{sccond) 2714; srid 23. 351. 379. 15.39; sridde 271; srifte 422.
3692; srud 176. 271. 795. 857. 2367. 3169; sul 303. 3984 u. ö;
ßs 162. 221. 299. 752; fleis 591. 1013. 2089; ftes 3316; weis 2289.
SS fisses 2945; flesses 349; rvasscn {wascan) 2291. 2442.
sc biiscede 163. 897. 1552; bliscing 1508. 2537; blisce 3518; scir
3848; in gisce 3515, neben gisse 3517 entspricht sc ags. ts, so
auch c und ch in m27<;6' 3728 und milche 2903. 3603. 3732, ags.
mills.
sk f'roskes 2977; aske 1008. 3024,
^6'^ sckade 850 neben ^CöiSTc' 302. 2314.
sh sitad 148; ä-Äc' 1825; shenl 754; */(//</6' 4157.
5cA sc/ülde'2b2^; sehe ten ■lll; sehet Alb; schinen \b\\\ sehe T.ib.
2019; schir 1835.
5^ ;yö'<^ 1444. 1447. 1698.
ch che 1227.
gh ghe 237. 339. 2592.
g ge 1024.
In der ags. Verbindung scr ist auch im Ae. das c übenill er-
halten scrid 1419. 2021; scroti 1055. 2695.
E. z steht unter französischem cinfluss in romanischen Wörtern und
als zeichen des plurals.
7 1 FKir/scHi':,
<Tii 1 1 urale.
A. iifid. f.
1. als toiniis oihalten vor u, o, u, vor consoiiaulcii, am oiule, vor
floxioTitf-«'. im inlaut zwischen vocalcii:
ags. com ae. com IJI. '260.^ comen IDTii. 2(;il.
ags. cosl ae. costful 3^80.
ags. ciY<i ae. AmöV 2S9, cm&c' 470. 2."y,)4.
ags. cleöpian ae. ctepcn 119S. 40!)',l.
ags. c/d'ne ae. c/t'«t; ()05. o45-l.
ags. creöpan ae. crepen ülO. 25()ü.
ags. Wc ae. ft<)c 523. 2.")22, booc 412 1, //(^/Ica- ;«;:»:), //r/At'« 4.
Ferner: mac 3.)41, /b/c GüT. 77(). 2544, folkcs , folckcs 186;?.
27S5. 4034.
2. zu palataleni ch verstuft
a) im anlaut vor ags. e und i {ca, co, eä, <?o):
ags. cerran ae. charen 1712. 3010.
ags. cild ae. cÄiM 96ti. 2()32 neben »///^/t'* 2624.
ags. circe ae. chirche 511. 31!)7.
ags. czrföM ae. clädcn 1927. 2722.
ags. c^o?-/ ae. cherl 2715.
ags. ceösan ae. diesen 433. 342'.).
ags. <;<?«/" ae. cÄ«/" 2889.
ags. cedpfaru ae. chafare 1951. -
b) inlautend zwischen vocalen, deren zweiter im Ae. <?' oder ?
sein muss:
ags. td'can ae. techen 2792.
ags. feccan ae. f ecken 1303. 2303.
ags reccau ae. recken 2122. 2124.
ags. dreccan ae. di-ecken 1420. 2835.
ags. ?7C6' ae. rickelike 2442, rickere 1280. 3937.
ags. 7V(eccc ae. wecke 2467, wechdede 2400.
ags. sprd'c ae. speche 0()5, doch specunde 2821, spcken 2(»I0.
3400, biseken 2492. 3600.
agö. /rt/ccV ae. mickel 1209. 2^77, michil 1071.3875 neben w<</it'/
20. 389, wi/A-?7 1252. 3144.
. ai;s. ^wrcecca ae. w?-ecckes (gemination) lo7 1. 1080.
ags. wracu ae. 7vreck(e) 552. 3396.
c) nach consonanten vor folgendem 6':
ags. ciVc^ ac. ckircke 511. 2405. 3197.
ag.s. /?y/ct' ae. pilckes 377.
ags. c'arc<7 ae. arche 500.
Nicht zum quetschlaut wurde c vor ags. f und ?/ in folgenden füllen:
kennen 210, ags. cennan, urspr. vocal a, got. kannjan.
kepen 2453. 3378, subst. /ct'j; 939. 2002, ags. cdpan cypan, ahd.
kaufen, lat. caupo, urspr. vocal m.
AiV/, kidde 1051. 2357, ags. ci/fian, y = «'-umlaut von w (cimdian,
cüSian, cfjdan).
kin '152. 2759, Mgs. 6'y?(, ij = /-iimlaut von ?/, got. kuni:, von derselben
Wurzel: kinde 78. 410, kindelike 2500, kindei'edes 4127.
STORY OF GENESIS AND EXODUS. 75
läng 1843 u. ö., :if?s. ci/nin^ urspr. cunh}^\ daneben j?ing "iri 17. :!!»;<;<,
guglond 12(j4, so auch g für k in Zeugen 1571, ^rw/«/; 5ti(>, uuage-
kehrt c für g vü. oc =^ og 197.
/t/?v 1536. 2451. 2919, ags. cyre, urspr. vocal m, got. kiusan.
kiste l(i52. 2355, ags. cyssan, y = /-unilaut von u, ahd. chussiaii.
Ausgefallen ist e in selU 1026 neben ^^///c 466, / 3(19, «2«// 3631.
Eingefügt wird es in aucter 612. 625 neben auier 1297 und alter 75S.
Die gutturale tenuis wird widergegeben in G. u. E.
1. durch c oder k vor a, o, u:
cald , cam, camel , kagte, kalues\ com, comb, komen\ cuppc,
cursing, kupjte, ätmÖ.
2. durch c vor r und /:
crauen, crepen, crisme, clcnc, clepen.
3. durch k vor n :
knol, knowen, ktie, knigt.
4. durch k vor e und i:
kepen, kennen, kiste, kin.
5. durch q vor ags. 7V:
queden, qtiemen, quead.
6. Inlautend meist durch k, doch brocle, tvrocie.
7. Am ende durch c: boc, booc, mac, doch lok, buk.
Das c vor i in rom. Wörtern ist = s. riciuination ck und kk:
Zicke 29SS, tihikke 3102, w/ArAtf 3574.
B. ags. g.
1. ^ ae. g (als gutt. spirans und media):
ags. gamcn ae. gamen 411. 349S.
ags. ^()rf ae. god 1191. 3033.
ags. grcctan ae. greten 1975. 3207.
ags. jfrt/' ae. ^t;/- 150. 389 1.
ags. gifän ae. ^m^n 11. 1613, part. 3166.
ags. geong ae. ginge 4049, gunge 2281. 2256.
ags. bygan, bycgan ae. ii«^«;/« 21()(). 2246.
ags. byxp:,an ae. biggede 1137, bigging 718, biging 3163.
ags. beorgan ae. bergen 1060, borgen llo2. 2686.
ags. fe»«-^ (burh) ae. Z^wr^t? 812.
ags. dreäg {drcäh) ae. rfre^ 429. 2877.
ags. AtJM;^ ae. A^«i7 3899.
2. ^ wird vocalisiert, ä^, ce^ gibt «/, a?/; c^ gibt f/, ey:
ags. /«^, /ög^M ae. lay 1201, pl. /«^t^A-, /r/zV/fA' 2446. 2456.
ags. dccg ae. dai 79, gen. ^/a/.? 113, daigcs 3294, pl. </rt-7fÄ- 3297,
daigcsVl^hh, 2471, rfa«^ 596.
ags. mceg ae. mae 371 2697.
ags. plegan ae. pleide 1214.
ags. ?-t'^?J ae. rd?Vi 32(i5. 3326.
Inlautend entwickelt das g des öfteren ein /(also vocalisation und dennoi-li
beibehalten) daigening 11 neben daiening \V1V>\, daning 1808; /fl/yt'5. ^/«///f.«
s. oben, faiger 1140. 2659 neben fair 126, /Vn/t; 2393. 3193.
70 l-KU/^CllK,
;<. ^ wird zu ;ie. w.
ags. borgen {heot\-a)i) ao. bonveii '>'>(1. :U» 1 1 iicbeu borgen
1102. 2lM>.
ag-s. fo/^ian ae. fohven 4ut. ;nS7 neben folgen 28. 3272.
ags. uKs^c ac. mouies (gen.) 1051.
ags. //»<^on(noi-cllimnbr.) ae. mj^wef« 33 l(i neben nmgcn 1818.3017.
ags. *ö;-^ {sorh) ae. sortve 179. 3742 neben ^o^-zyt' 68.
ags. Z/;^«'/« ae. öWf« l2o. 2()2(i.
^\■oitel•c beisplele (prät. und pait.) s. Ilümer a. a. o. s. 21.
l. Abgefallen ist ^ im affi.x i^, so in
scli 2m. 4079, n'eri 97.5. 1493, wut-y^e 5^4. ;i797, /ifU 578.
Fonior wegen vorhergehendem / in
ags. sli^ ae. s(i 3958
ags. wi^ ae. w; 1854. 3220.
ags. byri;<; ae. fefr/ 2257.
Ausgefallen ist ;<; in /«tV IGO. Kil. 1124, ags. /"mäö/, die gewölinliche
form ist fiigel 221. 3323, daneben f'oueles 570. 947. Eingescliobcn ist g
naeh t in /^6'/rf 2o25, (lyt?« (^t'/t) 3413, (./t'/i (^6'm) 3824; ferner in ölige
1021, digere 3483, m?/^«; 1328, preige 4028, asironomigc 7!>2. S. Ililmer
a. a. o. s. 22.
C. ags. Ii.
a) als gutturale aspirata
1. fällt anlautend al)
«) vor /: ags. hläford ae. louerd 30. 2079.
ags. hUcfdi^e ae. lenedi 968. 2612.
ags. hlystan ae. //5f<?/t 1220. 2814.
;?) vor?-: ags. ///-«Öt' ae. ra'^e 1784. 3664.
ags. Iireäm ae. rt'/w 1962. 2613.
ags. hrlm ae. rim-frosl 3328.
ags. Ar«?/" ae. keuene-rof 101.'
ags. hreärv, hreöwan, ae.reu IKiO, rt'W 1828, r(;wadj.3l51.
Keriior /-f»/« 1162, rew/i, reweli 1968. 2328, rervlike 3106.
2. während /< in obigen fällen wegen der Schwierigkeit und härte
der ausspräche ganz wegfiel, wird es vor ags. w zur gutt. tenuis
(später wird /* wenigstens in der Schriftsprache restituiert):
ags. hwä ae. quo 359. 2823, qimn 1003, qnase 2870, quam
1768, quuam 6!»6.
ags. Iiwcel ae. quat 171. 4160, quuat 1310, so auch qual-so
1324, quual-so-euere 270.
ags. hivcer, hrvär ae. (/««?• l.ill, y/av 762, ywör 356, quuor
2428, quor-so 3107.
ags. /«w?/ ae. </M?Yt' 205, 2011, quilcs 186, qtnlum 801, ^m/
4000.
ags. Äw«7c au. </«//<; 1572. 3764, «/(«Y/ct' 2080, (/mV 3631, qwel 110.
ags. AwJ^ ae. -/««Y 2810.
ags. hrvce^er ae. quetSer 1471. 3272.
' Ms. heucne-Iiof.
STORY OF GENESIS AND EXODUS. 77
3. aiu ende iind vor cousonariten , besonders vor / tritt für h das
ursprüngliche g wieder ein:
a) ags. purh ae. durg 195. 377. 2554, t)hurg 588. 2192. 2554.
ags. beorh {beor^) ae. bo-g 926.
ags. bearh {beor^au) ae. barg 133Ü. 3477.
b) ags. cniht ae. kuigl 283.
ags. Höht ae. ligl 44. 3256,
ags. nikt ae. wi^/ 43. 3293.
ags. ceht ae. «^^ 742. 2090.
ags. eaht ae. agle 3384, Aöf^/ 486.
ags. bipuhle ae. biMogte 1183, ^i&o^^ 37 neben bitiohte 36.
ags. Z>?v)Ä/6' ae. ^/ro^/ 219. 608, brogte 870. 2634, broglen 3546.
Ausnahmen: i'/7ci6;^n9lu, brocte-1'il, dowle?- \S-l~, doivtresTi\.\, dou-
tres 1764. .yöw^ 2S70, tiowgle 295, vnachleied 796, a'/<«</<? 1469 (sclireibfeh-
ler); siehe Hilmer a. a. o. s. 21.
b) als hanchlaut wird h willkürlich weggelassen und hinzugefügt,
wurde demnach nicht mehr beachtet.
Einerseits: adde 240. 264>; adden 239. 2546; rt«7 3066.3183; «?y/1228;
as 1760; ate 373. 3638; alted 813; auede 1251; auen 1505. 3680; aueti
2425. 2469. 2621; bi-ofte 1408; bi-oue'Ö 11.59; <? 2341. 2708; egesl 143. 1224;
<?W 2999; elles 4157; e?r^ 2855. 3773; eVien 2188; ^«f 2559; m 3887; is 482.
1737; Öfteres 3096; ö5/^/ 1056, yoten 2416. Anderseits: hagt 486. 2044.
2082; hagte 431. 2582; //^/rfc' (= ekle, alter) 457. 1527; Aa//<r {all) 2340;
Äö/« 926; herdes 2410; /«<??•/" 2991; hcuerUc 368; Ä2V (/) 34. 2783; ä/«ä-6'
432; hold 419. 2911; /wr 958; hunframe 554; Itunne (unnan) 2249; /m/t-
wresle 537; A?«-<; (owr) 322. 2206.
Eingeschoben wird Ä öfter nach Ö zur bezeichnung des scharfen
ne. th, wie auch nach t zur bezeichnung eines scharfen ;, ferner nach g
in vnghere 3047, ghe 237 etc.
Die bisher behandelten lautlichen Verhältnisse würden zum
mindesten beweisen, dass, wenn man zwei Verfasser annimmt,
beide genau derselben zeit und g-egend unbedingt angehören
mussten.
Oraniiiiatili.
Die flexion bietet nicht den geringsten anhält zur annähme
zweier dichter. Die aufstellungen von Morris und Hilmer über
diesen punkt sind ziendich erschöpfend, ich beschränke mich
auf einige kurze bemerkungen.
Zu Morris s. 23, 1.: sune bildet den plural durchaus regelmässig
sunes 529. 540. 1251. 1703. 1906. 1979. 2158. 2413. 2471. 2765. 3402 etc,
reimend mit wanes 540. 1479. 1496. 2294; daneben begegnen uns die
plurale sivnen und wunen, jedoch nur iui reime mit einer verbalform
auf -unen, so:
sunen \ Wimen (inf., 3. pl.) 647. 1147. 1897. 2899
7 s FKIIZSCHK,
(auch V. 3482 sehe ich wuneu als iuf. au, nicht wie Morris als subst.;
vgl. 2752 and dcdc liem üät-Hke to lune gon).
suiicn I muncii 557. KMi),
ivunen \ inunen ÜSS. 3137,
vgl. auch sunc (sg.) | ivuneu (inf.) 403. 'J31,
suiies (pl.) I tvune (sg.)
torner folgende assonanzeu
sunen | cmnen 2175,
ivunen \ cumen SUl.'
Durch den reim werden ferner noch folgende pl. auf n gefordert:
fi>u 43S (reim: uf/on), bedeii {deden) TMVl (reim: ledeu), colen 26b'i
(reim: Öo/en), sou (schuhe) 27*Sl (: lipon), treu 3305 (: reu), sieden
3441 (: deden 3. pers. pl.).
Ausserhalb des reimes kann ich nur folgende pl. auf n: belegen:
fon 2693, (eilen 2Ü12, feren 1275. 2845 (feres (159, /"ere 3783),
goren '6ibS, lolen 2258, Iren 3155, 7veden Tdiiil- Winter, ger, nigl
kommen nicht ausschliesslich auch für den plural vor; man bildet
auch: winlres 1211, ger es 2153, gere 213Ü, nigtes 5'JO. Ferner be-
beachtc man die ags. pl. wulkne Uli. 103. 13(). 101.030 (gen. sg. 2S8)
und eine 503. 505.
Zu 3. Zu den von Morris und Hilmer angeführten spuren eines gen.
auf e (in: helle nigl 89, helle bale 2525, slerre name 134, safle sanie
349, werlde nigl 1318) füge ich hinzu:
helle yine 253U, luue bände 2092, liue dages 4119, dure pin 1078,
dure treu 3155, milche and hunige lond 2788, toude weige 2081^
liirdnesse fare 2771, drtigle numen 21U7 (vgl. swerdes slagen 3721).
Auch spuren eines dativischen e sind zu finden: in (on, lo) londe
208. 728. 301 U; uom. und acc. lond, to manne 306, to honde 1340,
gode 3740, fro gode 022. 1007. 12s5. 2b00. 3931. 3930, lo borde
1210, on (^in) werlde 38. 170. 174. ls4 u. ö.
Be/Ä1glich des weiteren zur flexiouslehre verweise ich auf
Morris uud Hilmer; aus deu bemerkungeu uud citatcn des
letzteren geht zur genüge hervor, dass weder G. noch E. be-
sondere eigentündichkeiten zeigen, die nicht beiden gedichten
gemeinsam wären.
S y 11 1 a X.
llihner behält sich eine behandlung- der syntactisehen Ver-
hältnisse in G. und E. xoyJ Einer solchen wird durch die
• Dass reime auf -unen und -wies in G. häufiger sind als in E. liegt
am behandelten stufte
- Die citate lliimer's zur /«-decliuation weisen häufige druckfehler auf.
3 Mö. lond weige-, ich stelle e her des metrums halber.
" Die Überschrift der abliaiidlung lautet: Ucl)er die spräche der ae.
Story üf G. a. E. I. Laut- und Flexionslehre.
STORY OF GENESIS ÄND EXODUS. 79
folgenden bemeikuug-eu wol kaum vorgegvitteu; ich erörtere nur
einige wenige punkte, in denen G. u. E. übereinstimmen, wäh-
rend ich unterschiede zwischen beiden bez. der syntax über-
haupt nicht zu finden vermochte. — Einer der wichtigsten
punkte, durch welche der prosaische und poetische stil sich
unterscheiden, ist die Verknüpfung der Satzglieder. Der prosaist
bleibt mehr oder minder strengen regeln unterworfen, dem dich-
ter, der mit metrum und reim sich schon genügend herumzu-
schlagen hat, gestattet man grössere freiheiten. Zur hervor-
hebung des einen oder andern Satzteiles muss ihm eine ab-
weichung von der gewöhnlichen Wortstellung erlaubt sein.
Das subject steht hinter dem verb:
1. in eingeschobenen sätzen und in Sätzen, die mit tfus, So, dar etc.
beginnen (wie im Ne) 37. 40. 7ü. 1(56«. 2095. 273.5. 3.52-1.3841 u. ö.;
2. wenn der nebensatz dem hauptsatze vorangeht 134S. 397S;
3. im zweiten zweier durch and verknüpfter sätze 2513. 28I7/1S;
4. des reimes wegen; aus verschiedenen anderen gründen 1S43. 21)97.
2369. 2S69. 3301 u. s.
Des öfteren wird, wie auch im Ags. , das subject durch das pro-
nomen wiederholt: v. 459 Jobal is broder — he , 602 Arches winduye
wtdon ü is, 1305 dere childe — he, so auch: 2494. 2553. 3S39.
Das object steht emphatisch vor verb, oder subject oder vor bei-
den: V. 1613 And Öis lond ic sal giuen diu sed, 263S And his corune on
Ms heued he dede\ ferner 165S. 1711. 2033. 2092. 2631. 2640. 2757. 2793
Präpositionen stehen oft nach dem nomen und zwar meist des reimes
wegen, so 1753 spac htm lo, 2598 t5d? water on, ferner 1325. 1776. 1825.
2580. 2586. 2608. 2663; auch inmitten des verses, 780 cam Mm on, 3650
hem cam an. In der ags. poesie steht die präposition in der rcgel nur
dann nach dem nomen, wenn sie einen alliterationsstab trägt.
Wie die präposition steht aucli das adjectivum oft des reimes wegen
nach dem nomen: 656 cMIdre smale, 67 deuel drvale , S8s. 1037. 109(i.
2959 wiches ivod, 3713. 3848. 3953, selbst zwei adjectiva, so 975.2723.
2780. Im innern des verses: 1113 sinne unkinde (um eine silbe elidieren
zu können, ebenso 3713), ferner 3727 aus metrischem gründe.
Weiter verdienen folgende punkte beachtung:
Der infinitiv nach dem hilfsverben mugen, suUen, don , willen steht
ohne lo, ebenso wird gunnen {— lo do) als hilfsverb mit derselben con-
struction verwendet; so 1344. 1534. 1581 u.ö., 2750. 2755. 2831 u.ö. Auch
als selbständiges verb, so 49 1. 676. 1599. Andere verba, die den iniinitiv
ohne lo haben sind:
1. leten (wie ne.): 2419 Mm let sen, 629. 1809. 2610. 2574. 2639. 2796.
2850. 3056.
2. sen: 1605 and sag — a leddre slonden. 1952. 2722 he sag chiden,
21i;ijl'o 3o sag Moyses ßer brennen, 3222. — Bisweilen folgt das
part., 2606 sag öis child wel faire wrogt.
80 FRITZSCHE,
3. weueir. si)9 /le wemii-n Iwii siker. 34t)S. -1017. Mit folg. part. iy('.2
ivemic /lim slagen
4. wissen:
lO luit folg. object 779. 1154. WVl'l. 272U. 3374;
b) mit folg. fial, das jeilodi wegfallen kann: 7tjS if he rvisten ghe
wäre is ivif, 3781 For Clioi-e ivel wisle tiat grct per etc. 1538.
174i). 1794. 2607. 3054. 3841.
c) mit folg. inteiTogativpvonomeu : t)01 wisle ho man Quat kinde
he was kumen fro , 35s3 tio wisle he wel quilc hauen il don
Ui32. 2217. 23SU. 2051. 2731.
d) mit folg. inf. (wusste, dass): 801 dar hc quilum her wislen
Wimen, 2032 ghe wisle of water it boren hen, 1545 umL 2701
ist der inf. ben weggelassen, 2812.
e) mit folg. part. präs.: !»77 wisle sere drogen (für drogende'^)
sori for drisl.
f) loiiO he wislen hiin bergen fro de dead, verstanden es, ihn ete.
5. don (bewirken, lo cause): 1()20 dat dede ine her Öis siglc sen,
2560 Ile deden heni crepen('}) dikes long, 1060. 2351. 2752. 284s.
0. bidden: 1549 bad him of his kindes louerd ben, 2005 bad il ben
lo hire brogl, 1595. 2141. 3154. 3429 u. s. Aber 2932 forbed to
gun, 2570 bad — ?vimme)i ben sei — and dal.
Die conjunction dal in nebensiitzen wird oft unterdrückt: 1735 3'o
sag lacob Laban wur'Ö wroti, 3317 Moyses wurd war de folc was wrod,
1757. 1794. 2616. 3320.
Auch das relativprononien wird bisweilen unterdrückt: 751 ilc ding
deied dor-inne is driuen, 109S. Präposition und relativprouomen wird
gelegentlich getrennt, wie auch ne. ; 902 Qual kinde he 7vas kumen fro,
2032 dal ghe ne niigle him bringen on (das, wozu sie ihn nicht bringen
konnte), 2017 of dal hin, dor he was bigole and fosired in, 3716 Quilc
(sc. gelenisse men) meii niai gel wundren on.
In den meisten negativen sätzen genügt eine Verneinung: empha-
tisch stehen deren zwei: 722 wöm childre ne bar, 1154 ne wiste he il
nogt, 2901 dog ne tagte ic nagt, 3006 ne sai non ben, 1859. 2083.
3472. 34S8.
Die construction der hypothetischen sätze ist in G. u. E. dieselbe
1. 10S4 If du frend hauest and will don red, bid him, 497 Ic tvile
rigt teilen, if ic can, .3980 If du wilt, ic agen sal charen, 214 if
he wulde him silden fro de ded, dal he sulde (oratio obliqua).
2. 2797 If he it iverne and be dor-gen Ic sal de iechen.
3. 1593 If lacob took her also a wif, ne bode ic, 3976 had ic an
swcrd, ic sluge de.
4. 2647 If dor ne wore helpe tiven lopen, dis child adde . . . be dropen,
3729 dor drette god hem alle to slen (und alle würden geschlagen
worden sein), if Moyses ne wore dor agen, 39S.'i if din asse ne
wcre widdragen. Her suldes du nu wurden slagen.
'Man' als unpersönliches pronomen steht mit dem singular und
plural; wenn ein adjectivum dabei steht oder ein relativpronomen folgt
STORV OV GKNESIR ANO KXODUS. gl
ist nur der pluial zulässig. 1 iss 3fan callen ist daher wol nur irrtuui
für men callen.
Die participien 7vent , gon , uumen (dieselbe bedeutung wie (jou),
Climen werden stets mit dem hilfsverb ben conjugiert.
Das verb ivur'(^en ist selbständiges zeitwort, so 41. 53. 57. 2()bo. 281(1.
2917, oder es ist copula, so 067 wur'Öen frigü, lü;i2. 20!»1 tvurQ soS, i;i02
nmrti swet , 98(). 2635 wurh milde, 1735. 3577. 3963 wur'(i rvroti, 3013.
3099 7VU7-'Ö hard, oder es dient mit dem part. pass. zur bildung des passi-
vums, so: 2887. 3419 TVurtS don, 59S TVWÖ dragen, 3174 wurti ivrogi,
641 nmrtSen senl , 2050 rvwtien ofrigl , 634. 2135 wurde uumen, 1943
wurde ivorpen, 3721 wurden singen.
Beliebt ist die redensart: WMrö war 721. 1308. 1462. 1494. 2o62.
2983. 3317. 4112.
Das part. präs. liebt unser dichter nicht sonderlich, nur die folgen-
den kommen vor: tuderimde 164, drogende^l'i('^), sigande 143(), brennende
2653('?), beiende 2713, wuniende 2742, specande 2821, lockende 2822.
Schliesslich mache ich auf folgende ausdrücke aufmerksam:
Die ne. redensart is (fvas) /o come hat auch G. u. E.: ivas lo cumen
962; ben gel for lo cumen 2069. 2127; senl htm dal is lo cumen 2825.
Das subst. sake in folgenden ausdrücken: for füre frendes saken 1392,
for dredes sake 2806, for is saken 3731.
ful of: ful o blis HO, ful o lif 111, ful of wil 203, /)// of swele
blis 210. 382, ful 0 stinc 2556, ful of erf 3712.
sumdel: sumdel ligllike 1218, dcpe sumdel 2770, sumdel sollt 3688,
sumdel fordred 2953.
Beachtenswert ist auch die ait zu zälden: 669 Sexti lond-speches
and .XII. mo\ 739 Sexli^ ger and ßflene ?no] 3751 Iwo .11. hundred
men and to- do .XL. and ten\ 3305 And Ihen and sexli palme tren\
1894 .IX. score ger and fiue lold\ 3S91 .VII. score ger and .III. told.
Beim zählen der Jahre steht winler neben ger (so auch ags.) 567. 919.
3348. 3735 etc. Man beachte die gleichen verse 1059 And he so deden
als he hem bead] 3801 And he il dede als he him bead.
Endlich führe ich die ausdrücke für 'sterben' und 'fötoii' an: ileigen
3127, deied 751; slarf (und andere formen desselben verb) 4sl. 65s. 732.
1893. 1958. 2975. 2982. 31(12. 4133; lo ben dead 1768. 2431. 2493. 2767.
2838. 3106. 3102. 3855; lo wurden dead 677. 1234. 2513. 2946. 3020;
ferner 484 TU he fei dun on dedes swog; 2716 And he fei dun in dedes
bond, vgl. 344 Dedes ttvo bondes on hem ben comen\ 3396 Ben al fled
dun in dead es tvrech; 513 Or Enoch'^ ivenle fro werldes wune\ 649 And
or he was on werlde led\ 930 (J\iane ic childles of werlde fare\ 2435
Or dan he ?visle off iverlde faren-.^ 4145 Moyses is faren; 2390 or ic of
werlde chare\ 1506 Or or de fader dede his ending\ 1886 Rachel adde
de life forloren\ 1S92 And fond his modcr of werlde gon; .■ts84 Aaron
do wenle of Uwe dor; 242() Quilc lime hise ending sulde ben\ 2iT.i '/nun
it wurd mid him don\ 2440 So he forlel dis werldes slrif\ 25(i4 Ur lie
' Ms. Sex. - Ms. livo. ^ Ms. enoch.
AuL'lia, \'. baiiil.
82 FRITZSCHK,
was ut of tverUie boren \ 410:i Öcr Öm sali ben of werlde mnnen\ ;54j7
It (leud doh'n . mt stones slagen, Or to dead witi goren dragen\ ;M)ü4
fhi sali nie ratie </<>/<' doleii dead; 'A^^'l Alle he olde deden dor /in\
4(tyi> Alle ei/es he dritten in deudes weph.
Die angeführten ausdrücke sind ein beweis für die geienkigkeit, die
sich bisweilen neben der gewühnliclien Schwerfälligkeit dos Stiles zeigt.
— Was teu Brink unter den 'leise angedeuteten nuancen', durchweiche
Ci. u. E. stilistisch sicli unterscheiden sollen, verstanden wissen will,
bleibt mir auch nach eingehender prüfung des Stiles beider gedichte
unerklärt.
VVoriscliatz.
Die \ eiscliiedeuheit des in G. u. E. behandelten stoftes macht
es erklärlich, dass eine beträchtliche anzahl von vocabeln in dem
einem gedichte vorkommen und in dem andern fehlen nmss.
Es fragt sich nun, ist ihre anzahl zu gross, als dass man sie
dem verschiedeneu stoße zuzuschreiben berechtigt wäre.
Die auzahl der beiden gedichten gemeinsamen Wörter be-
trägt c. 850, weitere c. 525 Wörter der G. fehlen der E., weitere
300 der E. fehlen der G., d. h. also 38,1 8 "/o des G.-wortschatzes
fehlt der E., 21,1 "/o des E.-wortschatzes fehlt der G., oder mit
anderen Worten, auf 100 verse von G. fallen 20,7 Wörter, die
E. nicht aufweist, auf 100 verse von E. 20,3 Wörter, die G.
nicht hat. Unter diesen 525, resp. 300 Wörtern sind die ein-
gerechnet, die im resj). andern gedichte in andrer form, hier
als einfaches Substantiv, dort als zusammengesetztes, hier als
verbum compositum, dort als verbum simplex sich finden.
Bringt man diese in abzug, so bleiben der G. 320 (darunter
über 40 romanischen Ursprungs), der E. 210 (etwa 25 roma-
nische) eigen, d. h. auf 100 G.-verse 12,62, auf 100 E.-verse
12,S9. Ich meine nun, diese Verschiedenheit liegt lediglich in
dem stoße, und der gemeinsame Wortschatz scheint mir hin-
reichend umfänglich und characteristisch, um für ein und den-
selben verfas.ser zu sprechen.
Wo hätten z. b. die folgenden vocabeln der G. in E. vorkommen
künnen:
apple , aried , arsnietike , arwe, asirononüge , aller, bege , beben,
biganiie , buteler, bullere, cislernesse, erisnie, cu]/pe, ßgure, firma-
rnenl , /ier-isles , holocuusl, huntere , pilches , prisun, solsiices,
spoUed, swinacie, lurtul, waines, windoge\
' Als. liun.
STORY OF GENESIS AND EXODUS. 83
ebensowenig leicht konnten folgende Wörter der G. in E. vorkommen:
ainigdeles , askes , asse, berdes, htein, husk, canticle, colen, comb,
corune , cuuelstaf, domnie , flegeskin, foslre , fostren, froskes,
gnattes, hau, huni, lepre, loderman, nut, {h)opperes, pa/metren,
podes, polheuedes, reklefat, rimfrost, skipperes, iabernacle, teile,
(Hb uz, Tvond, ivirtiel.
Auffällig könnte es scheinen, dass z. b. ands/veren, und subst. and-
sjvere öfter in E. , tndce milche 4 md in E. , beide nicht in G. , biinien
2 mal in G., buxum 3 mal in G. und nicht in E. vorkommen. Jedoch
ist die zahl der Wörter, über deren fehlen resp. vorkommen mau sich
wundern könnte, zu gering, um irgend etwas zu beweisen; selbst bei
werken , die notorisch demselben Verfasser angehören , ist diese erschei-
nung in so bescheidenen grenzen durchaus keine Seltenheit.
Zu erwähnen sind ferner einige w'enige Wörter , die bei gleicher
form verschiedene bedeutuug haben, so ivold = hiigel 938. 3892, macht,
gewa!t 195S u. ö., herrscher 3412, opfer 311(5; agte = furcht und besitz,
dead = dealh und deed , dede = death, dead, deed und did. Einem
reinen zufall ist es zuzuschreiben, wenn das verb raken in G. im sinne
von 'zerstreuen' (schw. 7-aka), in E. dagegen im sinne von 'sammeln'
(ags. rwcan), das subst. dr o f ra G. im sinne von 'Versammlung', in E.
= ne. dregs verwendet wird. Diese beiden sind wol die einzigen dieser
art, dagegen Hesse sich die zahl der Wörter, die innerhalb desselben ge-
dichtes in verschiedener bedeutung gebraucht werden, leicht verdoppeln.
Morris sagt in seiner vorrede, dass der Wortschatz dem des Brut, des
Ormulum und anderer 'Semi-Saxon' werke des 12. und anfang des
13. Jahrhunderts entspräche. Es ist hier nicht der ort, diese frage zu
berühren, die fremden bestandteile des Wortschatzes bedürfen jedoch
einiger bemerkungen.
Das altnordische dement zählt nach Hilmer, a. a. o. s. 4, folgende
Wörter: verhai flitlen, forswetien, greitiel, ransaken, rapeii, /t'^ 21 GS in G.;
betien, elten in E. ; cald 3367. 1446; deigen 3127. 751 in G. undE.; adj. ille,
fer, witter, wal in G. und E., wü in G., uglike in E. (ugging auch in G.),
subst. ugging in G. und E., clipping-time , felage, flur, latfe, lowe, kides, lit,
windoge in G., bone, skie, podes in E., endlich al, fro, til, hetien, quetien,
tiefen, botien in G. und E. Die gleiche Verteilung des nordischen ele-
mentes auf beide gedichte ist nicht zu übersehen.
Die liste der romanischen wörter ist bei Morris unvollständig, Hilmer
erweitert sie, ich füge die gesperrt gedruckten hinzu, streiche mit Hilmer
in der liste von Morris bissop, prest, mounl, neue, ferner gegen Hil-
mer tempkiiio, ein wort, welches direct der lat. quelle entnommen und
als eigenname anzusehen ist.
alter {auter, aucter), amigdcles, ursmctike, aslronondge, bigamie,
beste, buteler, canticle, cauc, charite, chartre, chaslhed, Cheru-
bim., circiimciciaun , circumcisc (subst.), circurncis (adj.), cir-
cumcised (psLvt.), cisternesse, corune (er une), cite (seile), coueren
(verb), crisme , cuppe (kuppe), decimas, desert (deserd, diserd),
dragun, fehle (adj.), feiti, fest, fin (adj.), fin (subst.), firma-
ment , flum, fruit, funl, geius (adj.), gisarme, grape (ivingrape),
6*
S4 FRITZSCHK,
grannlc (veib), </rfiied (vorb), gruchedcn (verb), holocausl{um),
{h)ostcl, ideles , iurne , iusted (verb), /echerie {/eche7--craf(e, -fare,
•like, lechur-hed), leniil, lepre, leUre,leun,ma7-lyr,meister,merci,
mester, melal, miracle, musike, offiz, ojfrande, offren (verb)S
olie {ölige), orgel , paid (verb), pais, paradis, person, place,
pluie, ple)iie(t:>), poitre (jn\j.)> pft^ifft-', presenl, primices, prhice, pris,
pn'sii/i, pi-imawr, promissioun, prophel, röche, sacren{\Qvh), sacri-
[ice, seruen (verb), seruise, solstice, sort, spices, spien (verb),
spirit. slri/, striuing, suriurn {surgeruii), sminacie, table, lab er -
uacle, temple, lur, ydolatrie-^
also S5 substantiva, 1 1 verba, 5 adjectiva.
G. bat circa 7ö, E. circa ö5, etwa HO sind beiden gemeinsam. Einige
dieser Wörter romanischen Ursprunges zeigen eigenheiten des anglo-
normannischen dialectes, so au in grauiitcn, oh in circumcicioun , pro-
missioun, e au stelle von ie in buteler.
So wären wir denn am ende unserer Untersuchung. Geben
wir selbst den unterschied in leise angedeuteten nuancen zu
und beachten wir ferner die geringe Verschiedenheit in einigen
teilen des Wortschatzes, so sind doch diese punkte bei weitem
nicht hinreichend, um die autorschaft zweier verschiedener
dichter zu beweisen. Die gründe, auf welche ich meine be-
hauptung, dass ein dichter der Verfasser von G. und E. war,
stütze, sind also folgende:
1. die benutzung derselben quelle in durchaus überein-
stimmender weise;
2. derselbe vers in bezug auf metrimi, reim und alliteration ;
3. dieselbe spräche in rücksiciit auf phonetik, grammatik,
Syntax und Wortschatz; Übereinstimmung gewisser eigen-
tümlicher redensarten und ausdrucksweisen.
Annierkiiiigeu.
Im folgenden gebe ich neben citaten nach der quelle
einige vorschlüge zu textänderungen. Eine grosse anzahl der
Kölbing'schen coujecturen war auch von mir ohne kenntniss
von dessen Beitrügen gemacht worden, ein umstand, der be-
weist, dass dieselben bei einem vergleiche des gedichtes mit
der quelle eben jedem sich aufdrüngen mussten.
V. 04. hali froure. Wülcker sagt, liali froure sei die Übersetzung
von paraclelus\ Külbing glitt -ihm hierin ausnahmsweise einmal recht.
Ich kann paraclelus im Comestor nicht finden, sollte es aus anderer
quelle sein? Aus Avitus ist es nicht.
' Siebe Miiliei-, Etym. würterbucii 11, l.j7.
STORY Ol-' GENESIS AND EXODUS. 85
V. 200 — 206. Verse mit wirklich dichterischem schwuiige. Die
trockne lateinische prosa lautet: Factus est aulem homo ad imaginem
Dei , quantum ad animam id csl qiioad essentiam el ralioncm , ad ima-
fj/inem', quoad vh-lules ad simUiludinem Del factus est. Sed imago Bei
est anima in essentia. et ratione eins quia spirilus f actus est el ralio-
nalis ut Deus. Simi/iludo in virtutibus quia bona iusta sapiens.
V. 535. Quingentesimo anno sccundae ciliadis cxarscrunt liomines
in alterutrum coeunies. Septingcnlesimo anno secundae ciliadis filü
Seth concupierunt ßlias Caym et indc orli sunt gigantes et incepta
tcrtia ciliade mundavit diJuvinm.
V. 690 — 692. Scheint mir mehrfach entstellt. Dixerunt aliae (sc.
nationes) Bei, aliae Bai, aliae Baal , aliae Baalim. Ich schlage vor
zu lesen :
Sum higte Bei, and sum Balim
And sum Baal, and sum Bai.
V. S15. Nach cariathi ist wol tun ausgefallen, das t am ende von
carialkt scheint mir darauf hinzuweisen; metrisch würde der vers da-
durch erträglich, der reim bliebe freilich schlecht. Die erklärung, die
Comestor und nach ihm der ae. dichter gibt, beruht auf einem irrtum.
Das hebr. "r'ix ist nicht nur zahhvort, sondern auch der name eines
riesen. Cariatharhe ist nach Jos. XIV, 15 'Arba's stadt'.
V. 965. Ms. ahre ist wie bei Comestor abkürzung für Ahramae.
V. 993—95 sind gedanken des ae. dichters.
V. UKi hat so keinen sinn. Ich schlage im anschluss an v. 1124
non fis non fuel tior-inne mal be vor: Non mai non dain tvas sen "Öoron.
Für mai Hesse der vers auch maiden zu.
V. 1191 — 1193 sind nicht leicht zu verstehen. Morris sagt zu v. 1193
that is, she was to buy a veil for her head. Mit Morris' veil, ebenso
wie mit Aelfric's keafod^eivmlon und unserem ae. versc ist nichts an-
zufangen. Weder die Vulgata noch die Septuaginta sprechen von einem
Schleier. Gen. XX, k; lautet: And unto Sarah he Said: Behold, I have
given ihy brother a thousand pieces of silver: behold he is to Ihee a
covering of Ihe eyes, unto all that are wilh thee, and wilh all olher: thus
she was reproved. Das hebr. C";'^^' r^ö? bedeutet wörtlich: velamen
oculorum, wie die Vulgata hat, oder Tifirjv zov TtQogiönov, wie die Sep-
tuaginta liest, aber beide ausdrücke sind bildlich zu verstehen, velamen
oculorum heisst 'sühnegeld'. Abimelech gibt der Sarah 1000 silberlinge, -
ihre äugen damit zu bedecken, d.h. damit sie das ihr zugefügte leid
nicht mehr als eine beleidigung ansehen solle; man vgl. die redensarten
'to wink at' und unser deutsches 'ein äuge zudrücken'. Luther's Über-
setzung des verses ist richtig, nur der schluss 'und das war ihre strafe'
ist wie das engl, thus she was reproved fehlerhaft, es muss vielmehr
heissen: und damit du gerechtfertigt seist. — Der ae. dichter fand in
seiner quelle eine weitschweifige erklärung und übertrug nur die folgen-
den worte: ivel) ad pepla emenda ut legas faciem {ne ameris).
V. 1288. Ms. sitihinges, von Morris als eigennamen angesetzt ist ver-
schrieben für sigdhinges, visionis. — Comestor: Vade in lerram visionis
und dann erklärend: Terram visionis dixit illam partem Judaeae quae
86 FRl lysCHE,
est in monlanis. (jiiia et ipsa a longe et de illa loiuje videri polest, quae
ab Vsaiti ral/is visionis dicitur.
V. r2;i5. Ms. siSeii, Morris schlJifrt siden vor, Comestor: Unde dixil
Ysaias: Krit mons domus domini in verliee montiitm.
V. 14S8. Lies men, das ms. bat 7/Jrt«.
V. 149(». pulment, Comestor: Cum eoxissel pulmenlum lenliculae.
V. 1565. Juste vocatus est Jacob. Ferner: Dictus est Jacob, id est
supplantator.
V. Iti32. Vocnl cam Bethel, id est domum Dei vel secundum Jo-
sephum 'hosliam Bei'.
V. 1(175. Vespere atttem facto subintroduxil Lijam , dans ßliae an-
cillam nomine Zelphani. Jacob vero, ut dicit Josephus, per ebrietalem etc.
V. 1770. teil Brink wirft dem dichter prüderie vor, sollte er hierbei,
im aug:e haben, dass derselbe die folgende stelle der lat. quelle unbe-
nutzt liess. Ciiffifjue intraret (sc. Laban) labcrnacnlum Rahcl, illa subler
stramina cameli abscondit ydola et sedit desuper et quaerenli patri ait:
yc irascalur dominus mens, quod nequeo ei assurgere quia iuxla con-
sueludinem feminaruin nunc accidit milii.
V. 1815. Josephus dicit hoc nomen Israel hebraice sonare reluc-
tantem angelum sacrum.
V. 1847. Egressa est aulem Dina ut videret mulier es illius rcgionis,
quia ut ait Josephus, Sichimilibus solemnilatem habentibus sola transivit
ad urhem empturu ornamenia mulierum provincialium.
V. 1887. Erexilque Jacob litulam supra sepulchrum eins quod
apperit usque in praesentem diern.
V. 1893. Nee lyiulla eliam post adventum eins compleli sunt dies
l'saiae cenlum ocloginta annoi'um vel secundum Josephum centum oclo-
ginta quinque annorum.
V. 1923 f. Increpavil eum pater et ait: Nuniquid ego et mater iua
et fratres tui adorabimus supra terram. Die quelle bot keinen stoff
für V. 1928. Vielleicht nach Jos. II, 2: Presagium enim somnii colligens
(sc. Jacob) et sapienter eventum colligens gandebal eo quod ingens ßlio
fcHcilas portendi viderelur: evenlurum olim lempus quando tarn a paren-
libus quam a fratribus adoralione dignus haberetur.
V. 1985. Erat enim tunc in inferno quidam locus bealorum longe
semotus a locis penalibus, qui ob qnietem el separa/ionem ab aliis sinus
dicebatur.
V. 2007. Der dichter tat entschieden klug daran, Gen. 38 (Com.
Gen. 89) gänxlicli zu übergehen.
V. 2089. Lies Sin, ms. ÖV.
V. 2110. Zu lesen ist wol: Örislen he für ?irist hem, der Schreiber
nahm fälschlich Se feite für das subject.
V. 2216. Ist muSes = öflfaungen (mund) der sacke oder = mund-
vorratV (Jomestor: Jussilque Joseph minislris suis nt implerenl saccos
eorum et reponereni singulorum pecunias in saccis suis, dalis supra
cibariis in viarn.
V. 2263. Pax vobis, Detis vesler dedit vohis eam pecuniatn; quam
mihi dedistis ego habco.
STORY OF GENESIS AND EXODUS. 87
V. 2417. Lies der, ms. hat f^or.
V. 2458—68. Weder bei Comestor noch in der bibel.
V. 2501. Nach der bibel und Comestor war Joseph 110 jähre alt.
V. 2549. \Aq^ crafUike, ma. eraft/ike, Couiestor: Sapienter opprima-
mus eum. Morris' conjectur bestätigt sieb.
V. 2553. Ms. hurges feten and ramescn \ Kölbing fasst feten richtig
= Phitom. Comestor's worte lauten: Coxerunt ergo lateres ex (/uibus
aedißcaverunt regi civilales laber naculorurn Philhoiicm el Ramessen.
V. 2563. And if Öat folc hem wulde deren,
Öe dikes comb hem sulde weren.
Ich schlage vor im anschluss an die quelle: nc eas (sc. civitates) inun-
dare ßuvius valeret , folc in ßu7n zu ändern, hem bezieht sich dann auf
burges. Bei der hochflut sollte das wasser sich in den dikes verlaufen,
und der nach der stadtseite aufgeworfene dikes comb die burges gegen
jede Überschwemmung sichern.
V. 2594. Ich nehme mit Kölbing waiteres für wateres an. Comestor
hat zwar nur: Et videns puerum eleganiem ahscondit eum tribus mensibus,
dagegen spricht Josephus von den observatores regis.
V. 2603. Ms. Teremuth, Comestor: Terimiit, Josephus Ant. II, 95:
0eQ,i(oiO^ig. Es scheint als ob Comestor den Josephus wirklich kannte.
Zu OsQ/xov&ic vgl. Jablonsky, Opuscula I, 150. Eusebius, Praep. evang.
IX, 27 nennt des künigs tochter: Ml()(nc.
V. 2627. Simdren heisst hier 'entwöhnen'. Es geht dies aus der
quelle hervor: Äblaclatum reddidit filiae Pharaonis quae adoptavil eum
filium.
V. 2859. Moyses steht hier fehlerhaft für Aaron.
V. 2947. Was ist Irike? Comestor: fluviis. rivis et paludibus.
V. 2959. Ich lese im Comestor : Fecerunlque simililer Jamnes et
Mambres, vgl. Kölbing.
V. 3134. Josephus, Ant. I, 3. Miovafjg xov Niaäv, oq eati Eav&ixbq,
fitjva 7iQ(öTov ercl xalq- eoQVtttc ojQiOf xazu rovxov e^ Aiyvmov xovq
"^EßQttiovq TCQOuyaytäv • ovxog 6' uvx(5 xui nQoq anäaaq xuq siq zo S^eiov
xi/iaq rjQynv^ inl [livxoiys nQÜofiq y.al ojvaq xcd xijv uXXrjv Stoixrjotv
xov TiQwxov xi')a/.iov fksfpvXccSe. Zu Kölbiugs uote (v. 147) bemerke ich,
dass nach dem exil der beginn des bürgerlichen und kirchlichen jahres
auf den herbst fiel, nur ausnahmsweise rechnete man das letztere auch
dann noch vom März an, so 1. Macc. IV, 52, X, 21, 2. Macc. XV, 37.
V. 3201. Ms, .XXIII. score. Comestor: Habilatio autem filiorum Israel
in Äegypio fuit qvadringenlorum Iriginla annorum. Dieselbe zahl 2. Mos.
12, 40, dagegen 1 Mos. 15, 13.
V. 3210. Ms. pharaofh, Comestor: Phihalärotli.
V. 3213. Immulalumque est cor Pharaonis tulitque trecenlos currus
propi'ios et trecenlos ab Aegyptiis.
V. 3293. Für ms. fair piler ist zu lesen fier piler. Comestor: Do-
minus autem ut dux esset ilineris praecedebat eos per diem in columna
nubis contra fervorem solis et per noctem in columna ignis contra
tenebras.
88 FKirZSCHK,
V. ;U<2!i. Morris soliläii-t richtig so</cii l'iir ins. /lujvti vor. Comcstor:
(Juod vidfnU's [iUi Israel di.vcruni 'Maii/ui' hl csl 'Quid hoc est'? itidc
ddnccps Jlanna dicUiin est.
V. 33tiJ). EgressHS est dulein Amalec nl pugnaret adversus Raphi-
dim. Straho ait: Amalec fuit ftUus Ismael, a quo Amalecitae , qui et
Ismaelitae , ipsi sunt Sarraceni. Hos dick Josephus pugnaces, inhahi-
lantes Goboch , vel Jalfoth et Petram a circumslanlibus conductos ad
bellum adversus Hebraeos.
V. 337S. Ad custodiam castrorum.
V. 339S. Et vocavit illud: Bominus exuliatio mea.
V. 3tiSl. Ms. dried ist kein irrtuui, wie Morris in seinen noten an-
nimmt. Comestor: Surgensque populus congregavit sibi coturniccs duo-
hus diebus et siccavit eos.
V. 3805, Fuerunt au/em percussi qualuor deccm milia et septuaginta.
V. 3S40. Et folüs dilalalis amigdala protuUsse.
V. 3*^01. Comestor: cum essel cenlum vigenti triam annorum. Mau
lese also:
.VI. score ger and .TU. told.
V, 4090. Qui ad bellum possunt procedere.
V. 4145 f. Moyses cenlum viginti annorum erat quando mortuus est,
nee dum tarnen caligaveral oculus eins nee dentcs eius moli sunt. Et
/leverunt eum ßlii Israel iriginta diebus. Et non surrexit ultra prophela
in Israel, sicut Moyses quem nossel Dominus facie ad faciem , id est
adeo familiaritate. Hoc capilulum finale iit ferunt apposuit Esdras,
sicut ab illo loco : 'Ascendit Moyses' usque ad hunc locum ferunt Josue
npposuisse.
In der folgenden liste stelle ieli die capitelanfängc des Comestor
mit den entsprechenden versen des ae. gedichtcs zusammen.
Genesis,
fv. 4«) Com. Gen. cap. III) v. 355 Com. Gen. cap. XXIII
V. 53 cai). I V. 409 cap. XXV
V. !I3 cap. IV V. 429 cap. XXXVIII;
V. 1 13 cap. V vgl. Jos. I 2, 2 und 3.
V. 129 cap. VI V, 493 cap. XXIX
V. 157 cap. VII V. 517— 60 cap. XXXI
V. 1H5 cap. VIII (V. 557 cap. XXXHI)
V. 199 cap. IX V. 5G1 cap. XXXII
V. 207 cap. XIII V. 509 cap. XXXIII
V. 213 cap. XV V. 577 cap. XXXIV
V. 219 cap. XVI V. 019 cap. XXXV
V. 224 cap. XVII v. 047 cap. XXXVI/VII
V. 231 cap. XVIII V. 059 cap. XXXVIII
V. 245 cap. XX v. 075 cap. XXXIX
V. 291 cap. XXI V. 078 cap. XL
V. 333 cap. XXII V. 097 cap. XLI
SrORY OF GENESIS AND EXODUS.
89
V. 72.5 Com. (
leii.cap. XLII
1 VJ^l.
V. 1633 Com.
(4cn.cap. LXXIV
V. 736
cap. XLIII j bibcl
V. 1695
cap. LXXV.
V. 741
cap. XLIV
V. 1703
cap. LXXVII
V. 765
cap. XLV
V. 1709
cap. LXXVIII
V. S3l
cap. XLVI
V. 1735
cap. LXXIX
V. !H7
cap. XLVII
V. 17S5
cap. LXXX
V. 025
cap. XLVIII
V. 1^03
cap. LXXXI
y. 1*63
cap. XLIX
V. 1822
cap. LXXXII
V. 087
cap. L
V. 1^17
cap. LXXXIII
V. KKtö
cap. LI
> vgl.
V. 18^5
cap. LXXXIV
V. 1033
cap. LH
bibel
V. 1^91
cap. LXXXV
V. 1(193
cap. LIII
V. 1905
cap. LXXXV II
V. 1133
cap. LIV
V. 1989
cap. LXXXVIII
V. 1159
cap. LV
V. 2009
cap. XC
V. 1195
cap. LVI
V. 2045
cap. XCI
V. 1265
cap. LVII
V. 2095
cap. XCII
V, 1281
cap. LVI 11
V. 2153
cap. XCIII
V. 1337
cap. LIX
V. 2219
cap. XCIV
V. 1359
cap. LX
V. 233;»
cap. XCVI ,
V. 1431
cap. LXI
V. 2391
cap. XCVII
V. 1457
cap. LXVI
V. 2393
cap. XCVIII
V. 1479
cap. LXVIII
V. 2417
cap. C
V. 1513
cap. LXIX
V. 2430
cap. ClI
V. 1527
cap. LXXII
V. 2410
cap. CIV
V. 1577
cap. LXXIIl
V. 2491
cap. CV.
Exo
d u s.
V. 2537 Com.
Ex. cap. I
V. 3101 Com
Ex. cap. XXIII
V. 2539
cap. II
V. 3121
cap. XXIV
V. 2569
cap. III
V. 3133
cap. XXV
V. 2583
cap. IV
V. 3159
cap. XXVI
V. 2587
cap. V
V. 3179
cap. XXVII
V. 2665
cap. VI
V. 3209
cap. XXIX: XXX
V. 2709
cap. VII
V. 3213
cap. XXXI
V. 2767
cap. VIII
V, 3291—94
cap. XXX
V. 2803
cap. IX
V. 3295
cap. XXXII
V. 2839
cap. X
V. 3303
cap. XXXIII
V. 2851
cap. XI
V. 3309
cap. XXXIV
V. 2893
cap. XII
V. 3351
cap. XXXV
V. 2909
cap. XIII
V. 3369
cap. XXXVI
V. 2933
cap. XIV XV
V. 3399
cap. XXXVII
V. 2963
cap. XVI
V. 3137
cap. XXXVIII
V. 2985
cap. XVII
V. 3461
cap. XXXIX
V. 3001
cap. XVIII
V. 3493
cap. LX
V. 3015
cap. XIX
V. 3533
cap. LXXII
V. 3023
cap. XX
V. 3537
cap. LXXIIl
V. 3033
cap. XXI
V. 3595
cap. LXXIV
V. 3063
cap. XXII
V. 3611
cap. LXXVII
\M FKIT/SCHi:, SldKY OF CENKSIS AND KXODUS,
V. ."^61«» Coiu. Ex. c;ip. LXXXVUI v. .i^TT Com. Nuiu. cap. XXV
V. ;i635 Lev. cap. XIU v. iissi cap. XXVI
V. ;u;ao Nimi. cap. XIII V. :iS',t3 cap. XXVIII
V. :<647 c:ip. XIV v. .tlKl? cap. XXIX
V. oJiTä cap. XV V. :?i»ll cap. XXXI
V. ;{Hs7 cap. XVI V. ;i!)l'.) cap. XXXII
V. 36<»5 cap. XVII v. 3089 cap. XXXIII
V. 3706 cap. XVIII v. 4043 cap. XXXIV
V. 3747 cap. XX v. 4077 cap. XXXV
V. 3791 cap. XXI V. 40^5 ~ cap. XXXVI
V. 3S07 cap. XXII V. 40<I9 cap. XXXVIII
V. 3S45 cap. XXIIl ¥.4124 Deut. cap. XVIII
V. 38.=>4 cap. XXIV v. 4117-54 cap. XX.
Zwickau. A. I<"kitzsche.
UEBER DEN VERFASSER
DER NEUANGELSAECHSISCHEN LEGENDE
VON KATHARINA.
Im folgenden aufsatze soll die frage bebandelt werden:
Ist die neuangelsäcbsisebe legende der beiligen Katbarina von
Alexandrien ein werk des Verfassers der Liflade of St. Juliana
und der Liflade etc. of St. Margarete oder ein werk des Ver-
fassers der Hali Maidenbad?
Zu diesem zwecke seien bier Wörter und pbrasen, vers
und Stil der in betracbt kommenden denkmäler unter einander
verglieben.
Dieser aufsatz sebliesst sieb als dritter teil an des Ver-
fassers abbandlung: 'Ueber die Verfasser einiger ueuangels.
Schriften, Leipzig, bei Gustav Fock, ISSl'.i
A. Wort- und plirasenvergleicli.
1. Häufig vorkommende würter.
Bei dem grossen umfange der Katbarineulegende müssen
wir Wörter, welcbe die anderen hier zu beachtenden Schriften
mit Vorliebe anwendeten, in dieser fast in doppelter anzabl er-
warten.2 Wir werden also worte, die z. b. in Jul und Kath
gleich oft verwendet sind, als beweise der einheit der Verfasser-
schaft nicht in anspruch nehmen können.
Von der Jul und Marg trennt nun die Kath der relativ seltene ge-
brauch von Wörtern wie drililin (in Kath nur 5 mal: v. 075. 1)95. 1095.
' Für die einleitungen der einzelnen kapitel vergleiche man den
ersten teil dieser abhandlung.
- Diese angäbe ist nicht genau, das grössenverhältniss der hier ver-
glichenen Schriften mag hier folgen: Kath besteht aus 2541 versen.
Wollten wir die übrigen gleichfalls in verse auflösen, so würden bei
der Marg ungefähr 1970, bei HM ebenso viel, bei Jul 1740 heraus-
kommen.
\)2 l'IMAKKl,
1120. li;<T), ^«'(»/v/t' (mir I mal: v. ir>SS), Iu<)t'r (nur 1 mal: 5ö7. il()'2.
1-241. lö-js). lufsum (nur .{ mal: Ittl. M.SO. 2:^;»T) und mciuful (2 mal:
l(i(U>. 2(172). Das in Jul und iMarg so häulit;;c hlcsccn l'cldt \i\ Katli ganz.
In bezUiT ;uif //iV« gelit Katli mir Mariv: es fohlt in beiden, dafür geht
aber in bezug auf munnicn Kath wider mit Jul. Entsprechend seinem
dreimaligen vorkommen in Jul finden wir es in Kath 5 mal (7 IG. 972.
1202. 1711. 2122), während es in Marg nicht weniger als 16 mal anzu-
trerton ist. AVoniger stark sind die abweicluingeu bei anderen Wörtern.
Genau aber stimmt kein einziges. Bei den angeführten Wörtern stimmt
nun Kath liäutig zu HM. Freilich sind bei anderen die abweichungen
zwischen beiden nur um so grösser. So haben wir in Kath ecke (ewig)
5 mal (299. 302. 475. 874. 1638), ebenso oft leien (162. 207. 1373. 2062.
2091), heien 9 mal (234. 160. 511. 1019. 1041. 1506. 1786. 2413. 2539),
Wörter die in UM ganz fehlen. Das flickwort sjvitie findet sich in Kath
27 mal, dagegen sticht das nur 7 malige vorkommen dieses wortes in
HM gar zu sehr ab. Ziehen wir nun die häufigen Wörter der HM zum
vergleiche heran, so tritt der abstand zwischen Kath und Horailie noch
stärker hervor. Die Wörter: edelich, leamen , carien, leke , tvlnicful,
Itcndc, riue, spuse, passen, fruit und (a)couerc'n finden sich in Kath gar
nicht, die Wörter: Itit (Kath v. 34), (uke?i (550), fals (319) je nur einmal.
Die Wörter: jvU/e (69. 1463), bn/che (1210. 1467), Iure 805. 1650) je nur
zweimal. Halbwegs stimmen beide nur in dem gebrauche der Wörter
(a)kasien^ und mede- überein. Dagegen stimmt Kath im seltenen oder
nichtgebrauch dieser eben angeführten Wörter zu den beiden legenden.
Wie wir sehen, nimmt Kath im gebrauche der in den
anderen Schriften häufigen Wörter eine mittellstellung ein
zwischen Jul und ]\[arg einerseits und HM andererseits. Diese
selbständige Stellung von Kath würde noch mehr hervortreten,
wenn wir auch die in ihr häufig vorkommenden Wörter zum
vergleiche heranzögen. Wir müssen aber in rücksiclit auf den
'grossen umfang- der Kath den anderen Schriften gegenüber
hierauf verziehten. Das meiste übrigens, was man hier anzu-
führen versucht wäre, wird in der Synonymik zu genauerer
besprcchung gelangen.
2. Seltene Wörter.
Auch hier werden wir wol besser tun, die Wörter der
Kath nicht mit zum vergleiche heranzuziehen. Die seltenen
Wörter entweder der HM oder der Jul und Marg werden wir
dagegen wol sämmtlich in Kath erwarten dürfen. Sollte uns
diese erwartung täuschen, so würde uns dies nötigen, für die
letztere einen besonderen Verfasser anzunehmen.
' In Kath ü mal: 1127, 1239. 1360. 1558. 1989. -2002.
^ In Kath 8 mal: :{'^. 11 6. 567. 7r.9. soi. 1046. 2382. 2412.
NEUANGELSAECHS. LEGENDE VON KATHARINA. 93
Von den 11 seltenen Wörtern, die Jul, Marg und HM «j^emein waren,
finden wir in Kath 9. Nur ealetich und sclmcke fehlen. Um nun allzu
häufige widerliolungeu zu vermeiden und ein glatteres ergebnisis zu er-
halten, wollen wir diese 11 worte als nicht selten von dem folgenden
vergleiche ausschliessen.
Ausser ihnen fanden wir in Jul 74 seltene Wörter. Voa diesen gehen
ab als ihrer hedeutung nach dunkel: dicke, filcn und ,7:uheliin//t'. Von
den übrigen 71, welche ihrem sinne nach sämmtlich in Kath vorkommen
könnten, finden wir daselbst: Zu erndunge ein ernden 2158; cnatves
2070; acweUen 1826. 1891; dusten 1991. 2025; dearne 57-J. 1341; dear'm
533. 1135. 2047; zu froure ein frouren 287. 1603; greihen 1993; ^uren
1G2. 2040; heterliche 777. 2108; healden ßS5; hird Si; Mhendeliche 21^1;
liiten 17sl; leosen 1530; liderien 1554; leas lülO; amid heapes 1996; zu
ollinen ein ollilnunge 1502; ai-uddeu 918; reame 164; sleweii 374; alster-
ten 699; schrenchen 1189; sker 870; slakien 2160; üatreohe 41; ]mrs
1880; w'mdi 376; unwine 1228; zu Imvihelin ein wihele 1051; wm-dmunt
218; wepmon 2355; unwreste 1266.
Zusammen nur 34 Wörter. Es ist dies eiu für die an-
nähme eines Verfassers für Jiü und Kath sehr ungünstiges
ergebniss.
In Marg fanden wir ausser den 11 obenerwähnten 180 seltene Wör-
ter. Von diesen gehen ab, erstens als ihrer bedeutung nach dunkel:
bilede, bascin, crahien, crenchen, cnurned, glcdunde, heunluuge, hUeluvit\
zweitens die, welche ihres sinnes halber in Kath nicht erwartet werden
dürfen, als: hlamon, bleiiie, freoiii, grüne, geneow, leine, lake, smeor-
bYiti, smoke, smecche, spetewil, swarlien, snerchen, ulpreasten, (aper,
7vwtiunge.
Es bleiben uns also 156. Von diesen sind in Kath zu finden,
erstens 26, die ihr mit Jul gemein waren und desshalb schon in dem
vorigen Verzeichnisse enthalten sind'-*, ferner die folgenden: ante})i \'l',Vi-^
eilin 1699; zu ebien eiu t'rtö 626; ernden 2 lob \ blikien 2^'d6\ beoden Hbl]
che (irren 2260; copnien 802; diueren 619; drup 2050; firslen 2331; feinen
179; gi-ure 1968; fernen 1591; gleo 146; gersurn 799; glislen 838; zu
gleam ein gleamin 1668; limpen 471; loken schliessen 791; ledien 1530;
zu linnunge ein comp, blinnunge 1694; meanen \2A^\ molM'\ mislich
38; notvcin 1176; onde H9',i] rondin l!t98; rendin 1999; ra/ft' 919; zu
liouered eiu houere, das ms K zu houcrede ändert 1063; sturien'MW-^
' Ist in Stratmann unter bile zu suchen und findet sich schon im
Ags., wo es den sinn von innocens hat. Es war dies wort daher im
zweiten teile in das verzeichniss der seltenen Wörter aufzunehmen. Der
fehler, so unbedeutend er ist, lässt sich jetzt nicht wieder gut machen.
Gleichzeitig bemerke ich , dass das vor kurzem erschienene Supplement
des Stratmann'schen Dictionary nicht mehr benutzt werden konnte.
•2. Vergleiche auch den zweiten teil meiner abhandl.: lieber die Ver-
fasser etc. auf s. 91.
^t 1 F.INENKF.L,
se/iuth-rc'ii !>!>'.•; stri/wii T;};<; zii sc/inul eiu sclii'uclen '.»12; zu sinarl ein
smeriliche "iOU); steap iUtl; tam-tin 1254; /«//<,'« erzählen 795; bituineH Mva-
si'lilioösen ItJö*»; J'eolcn 1G;<; zu lorench ein 7vreiichful 8!)2-, unwite 1054-,
HTi'stlin 2o(;3; ivanlen 1122; ironien aufhören 22IS; westum (59.
Ziisaiumeii 7;{ \vörter, also noch nicht die hälfte von der
zahl, die wir e^^vartcn nüissten. Dieser vergleicli ist eben-
falls sehr ungüustijr iür die annähme eines einzigen Verfassers
von Marg: und Kath ausgefallen.
Abgesehen von den obenerwälinten 11 fanden wir in HM 118 sel-
tene Wörter. Ziehen wir von dieser zahl die Wörter ab, deren sinn
dunkel ist, als: hearmen, ignahene , ellunge , aul , wci7nere, nohlunge,
forUich. fcskin, fumplen, slikdinde\ ferner die Wörter, denen ihie be-
deutiiug in Kath vorzukommen nicht gestattet, als: leine, leirwite, stal,
erles, measding, chaffere, unboteUch, heueldbed, screpen, brokeruggel,
biilge, l>rift, heddeii, /vurSu/ige, 7valewen (sicli wälzen), so bleiben uns
noch 94. Von diesen finden sich in Kath nur die folgenden: eilin lü99-,
zu eine ein clnien 072; framien 2S^; feinen 179; griire 19ü8; forhohien
993; litnpen 471; otide- 893; swike 1961; bismere 551; sclmldi 229ti;
schunien 811; sähe 358; somen 532; wone (mangelnd) 67; 7Vop 2364; bi-
rvenien beweinen 2362; eUvilen 2364; beten 1210; loken 791; kenchen
2042; svürles 1612.
Zusammen 22 Wörter. Dies ergebniss beweist, dass auch
Kath und HM nicht von ein und demselben Verfasser herrüh-
ren können.
3. Normannisches sprachelemcnt.
Das normannische Sprachelement beschränkt sich in Kath
auf folgende Wörter:
aromaz 1612; bare 2349; beast 2067; crottanl 133; c/e7'k 412. 581;
cte/-gie 538. 583; c/e7'gesse 75; coinl 580; C7'0S 727; C7'uche 1171'; cruche7i
728; cuple7i 1059; curt hof 398; dute 2463; doiien , afr. {7'e)dote7' h-re
reden 2111; daTne 2111; fals 319; grace 298. 1255; bi^ule7i, afr. guUer
1054; herUage 83; liun 1847; Tnaimez 59. 143. 204. 267. 435. 1779- 2100;
mal 2015; 77ieislre 120. 447. 468. 534. 738; 77ieislrie 134; 77ieish'en 548.
588. 655. 1280; 7/w-acle 1175. 1426; poure 50. 64; prince blH. \b'i\\ place
1316; j>^/ 1461; purp7e 1461; puisun 2344; passiu7i 2466; pileg/i/n 2504;
reisun 2248; so/ 107; soüiche 259; solschipe 324. 359. 1961; {de)spulien
560. 1315; sauure 1438; seruen 2104; saue7i , afr. sauve7' 1025; 5Co/^-
maislre 522; schurge, afr. escorgie 1551; leTnple 52. 143. 1489; ^Mnt list
>553; uirgi/ie 2342; y7/iage 1476.
Es sind diess 50 fremdwörter, welche 73 mal verwendet sind.
' Beide worte bedeuten da8sell)e. Das eine geht auf den casas
rectuH, das andere auf den casus obliquus des normannischen Wortes
zurück.
NEUANGELSAECHS. LEGENDR VON KATHARINA. 95
Das fremdsprachliche elemeut ist daher iu Kath ebenso
seh wach vertreten als in Jul und Marg, obgleich wir, wenn
die im ersten teile dieser abhandlung-i bestrittene ansieht Mor-
ton's begründet wäre, gerade in dieser legende die meisten
fremdwörter erwarten müssten, da iu dem hitzigen streite
zwischen Katharinen und den philosophen die spitzfindigsteu
theologischen fragen zur spräche kommen und umständlich ab-
gehandelt werden.
Von HM trennt hier Kath ein sehr grosser abstand. Nach
HM müssten wir in Kath über 100 fremdwörter erwarten.
4. Synonymik.
Um den überblick zu erleichtern und widerholungen zu
vermeiden, wollen wir, soweit das material uns dies ermög-
licht 2, im folgenden die synonymen aller hier untersuchten
Schriften einander gegenüber stellen.
a)
freude
, wonne
, glück.
Kath
Jul
Marg
HM
1
iial
mal
mal
mal
blisse^ . . .
. =
Kl
2
7
14
muhrhÖe* . .
. =
S
5
5
a
wuune^ . . .
. =
7
S
11
15
wele" . . .
. =
0
4
10
w,
gleo 141). 16S2
. =
2
—
1
—
sehlöe 895 . .
. =
1
7
:{
;{
lust 1527 . .
. =
1
—
1
4
delit . .
—
—
—
7
likiuge .
—
—
—
;{
contbrt .
—
—
—
s
este . .
—
—
—
2
35 26 38 70
Von Jul trennt Kath der häufige gebrauch von selh'd'e, der seltene
von blisse, von HM der seltene gebraucli von multrZe, der häutige von
' Siehe meine oben citierte abh. teil I, s. 43 — 49. Vgl. aucli Oscar
Schreiber: Ueber die Herschaft der fiauzösischeu Sprache in England etc.
(Beilage zum programm der realschule Annaberg für das jähr 18S0). Lei-
der lag mir diese gründliche arbeit während der aufertigung der ersten
beiden teile meiner abhandlung nicht vor.
- Siehe meine oben citierte abh. teil I, s. 52.
3 847. 1533. 1634. 1723. 1772. 18U9. 2198. 2327. 2369. 2376.
* 141. 1423. 1742. 1777. 2199. 2217. 2306. 2383.
5 1511. 1534. 1641. 1710. 1773. 2328. 2381.
e 1511. 1534. 1643. 1710. 2140. 2328.
\K) F.INENKF.L.
<lc'li(. Kein so scliarfor unterschied trennt Kath von Marg, «U»el> ist auch
hier .vt-A/öf /.u häutig, tiin/irdt' zu selten verwendet.
b) unglüclv, not, (|ual, weh.
Kath
.lul
Marg
HM
ii>:ll
mal
mal
mal
tintreolie' . . .
=
"
2
1
, —
pine- .....
=
~
rt
4
4
tene^ . . . .
=
(i
1
—
4
wa*
^
.">
1
li
5
nowcin-' ....
=
1
—
:!
—
weane 1 172. 2i:5.')
=
■)
2
2
11
sorlie 1 170. 17(10
—-
2
l
4
G
sar 117(1. 17()(t .
=
2
t;
2
:i
wondreaÖe 021 .
=
1
4
—
1
ueod 242s . . .
=
1
1
—
—
derf ....
—
2
2
—
heariu . . .
—
2
—
—
hittornesse
—
1
—
—
unsehliSe . .
—
1
1
—
bale ....
.-_
1
—
2
balesiö . .
—
—
1
—
care . . .
—
—
1
8
earmÖe .
—
—
—
5
wasicS . .
—
—
2
trubuil .
—
—
1
unhap
—
—
—
1
:^7
;m»
27
55
Von Jul und Marg trennt Katli hier die Verwendung tinireohe und
lene, Jul im besonderen die von su7\ Von HM trennt Kath der ge-
brauch bezw. nichtgel)rauch von tinireohe, pine, tene, no?vcin, weane,
snrite, care und earmde.
c) sünde, unrecht.
Kath
Jul
Marg
HM
mal
mal
mal
mal
. = ()
1
—
l
^= '.i
4
Kl
10
= 2
—
1
i;
11
•)
11
17
woh''
sunne \n. 1177. 12ol
bruche 1210. I4i)7
Der gebrauch von ?voh und sunne scheidet hier Kath von Jul,
Marg und HM, von letzterer im besonderen der von brucite.
' 41. 404. «20. l.-)04. IM 1. l'.lll. 2I(.I.
•■^ 42. KKJl. iy:j5. 2109. 2182.' 242:». 2:^2^
3 403. 020. V.W.i. 1503. 1813. 1911.
* 1172. 1751. 1773. 2134, 2328.
'" 1170. 1098. 1800. 2428.
«- 502. 1195. 1199. 1230. 1243. 1350.
NEUANGELSAECH.S. LEGENDE V'OX KATHARINA. 97
d) verehren jjreisen.
Kath Jul Marg HM
mal mal mal mal
herien i =15 13 15 6
heien=' = 9 10 12 —
greten^ = (i 1 — —
wurÖchen 274. 509. 65!» = ;i 2 4 —
wurcischipen 55. 59 . = 2 — — 1
35~ 26 Yl 7^
Das fehlen bezw. der seltene gebrauch von greien trennt Jul und
Marg von Kath. Geringer oder vielmehr schwerer erkennbar ist der
unterschied zwischen HM und Kath.
e) gewähren, gestatten.
Kath Jul Marg HM
mal mal mal mal
leuen* = 5 4 4 —
gelten* = 4 2 0 1
letten 792. 813. 1901 . = 3 l 3 —
leanen 10S6. 164S . . ==1 2 — — —
lasten 1SU8 = 1 — — —
)>olien — 3 2 4
)?awieu — 1 1 —
15 n 16 5"
Der abstand zwischen Kath, Jul und Marg ist hier unbedeutend,
um so grösser der zwischen Kath und HM.
f) dulden, ertragen.
Kath Jul Marg HM
mal mal mal mal
drehen^ =10 G ti S
drahen' = 5 2 3 1
l^olien« =11 2 1 —
)?rowien 927. 1140. 1162 = 3 — — —
abeoren 1555 . . . . = 1 — — 1
3Ö lÖ W iF"
Durch die ungemeine Vorliebe für polten nimmt Kath den übrigen
Schriften gegenüber eine Sonderstellung ein. In beziehung auf drehen
und drahen (für Scheidung dieser worte siehe teil I, s. 55) ist ihr ab-
stand von Jul und Marg gering, bedeutender von HM.
' 147. IhC). 224. 249. 353. 434. 460. 511. 1041. 1507. 1786. 2043. 2075.
2413. 2539.
2 234. 460. 511. 1019. 1041. 1506. 1786. 2413. 2539.
3 222. 899. 1466. 1483. 2119. 2303.
* 771. 1908. 2173. 2177. 2416.
^ 768. 1591. 2402. 2420.
6 626. 6?S. 966. 10S9. 1100(?). 1166. 1383. 1753. 1914. 2426.
^ 1089. 1U^3 (ms. R: drahen). 1914. 2132. 2467.
« 229. 927. 1006. 1031. 1044. 1141. 1162. 1208. 1441. 2127. 2159.
Auglia, V. band. 7
9S
EINENKEL,
<;) erzürnen, är^jern.'
Katli Marg UM
mal null mal
gremien- = « — 1
wraöÖen 23S. 1333. 23(J3 = 3 — 4
tenen 549 = 1 — 1
deruen 16S4 . . . . = 1 :> 2
eilen 1699 = 1 1 1
greuen — — 3
sweamen .... — — 2
sorheu — — 1
drecchen .... — — 1
12 6 16
Von Jul und Marg trennt Katli der gebrauch von {fremien, von
.Marg noch im besonderen der von deruen.
h) jammern, sc
hreien.
Kath
Jul
Marg
HM
mal
null
mal
mal
jeien-'
t^
s
3
■ .
juren 102. 2040 . .
=^ 2
2
1
—
wepin 2357. 23S6
= 2
—
— '
—
luden 145. 2352 . .
= 2
—
—
—
t'eotin 103 ... .
= 1
—
1
—
wenien 2362 . . .
= 1
—
—
1
remen 2371 ....
= 1
—
\
—
jellen 2040 ....
= 1
—
1
—
rann
—
1
1
—
wepnen . .
—
—
—
1
grenien . .
—
—
—
2
geomerien
—
—
—
1
screaraen . .
—
—
—
1
greden . . .
—
—
—
1
15
11
In Kath und HM ist der begriff fast völlig verschieden belegt. Von
Jul scheidet Kath das überwiegen von ^eien zum nachteile der übrigen
ausdrücke, die dort (in .Jul) fehlen. Mit Marg dagegen liisst sich eine
gewisse Übereinstimmung nicht ableugnen.
Die begriffe i) sich beugen, neigen, und k) trügerisch, sind merk-
würdigerweise in Kath so selten zu belegen, dass eine verglcichung hier
nicht statthaft erscheint.*
' Für .Jul siehe teil I, s. 55.
2 303. 1407. 2100. 2120. 2270.
=• 102. 207. 1373. 2002. 2091.
■* .Siehe teil I, 8. 52, z. 1 1 Ü'.
2305
NEUANGELSAECHS. LEGENDE VON KATHARINA. 90
1) viele, manch ein.'
Kath Marg HM
mal mal mal
moni(e)2 =12 8 IG
feole^ =10 — 4
22 8 . 20
feole ist in Kath ebenso beliebt wie moni{e). In HM dagegen ist
es stark zurückgesetzt, in Marg fehlt es ganz.
m)
zusammen.'
Kath
mal
Marg
mal
MH
mal
somen^ . .
. . = s
—
1
togederes'^ .
.
. . = 4
4
6
somet
. . —
1
—
12 5 7"
Kath zieht hier ein wort vor, das Marg und HM zurücksetzen und
umgekehrt.^
Folgende sind die ergebnisse unserer vorstehenden ver-
gleichungen:
Wir prüften Katli und Jul auf den beleg von 7 begriffen,
und nur in der belegung eines begriffes (e) war eine Überein-
stimmung zu verzeichnen. Marg und HM konnten wir mit
Kath sogar auf den beleg von 10 begriffen vergleichen, aber
auch hier stimmte letztere nur zweimal (in e und h) zu Marg
und nur einmal (in d) zu HM.
Auch diese Untersuchung hat ergeben, dass Kath den
übrigen Schriften gegenüber eine Sonderstellung einnimmt.
'••Für Jul siehe teil I, s. 56, z. 11.
2 87. 581. 696. 738. 947. 1575. 1712. 1850. 1572. 2082. 2299. 2354.
3 89. 120. 122. 161. 800. 862. 950. 2081. 2234. 2507.
^ 532. 932. 975. 1420. 1688. 1691. 1692. 2090.
5 114. 990. 1792. 226S.
^ In den ersten beiden teilen unserer abhandlnng erwähnten wir,
dass für den begriff des magdtums Jul und Marg nur das comp, mei^-
had gebrauchten, während HM ausschliesslich das comp, mcidenhad A\im
verwendet. Kath geht hier mit der Homilie, denn obwol das Bodl. ms
nur jneiWiad zeigt, so ist doch durch die Übereinstimmung der beiden
anderen hss das comp, meidenhad für Kath als völlig gesichert zu be-
trachten, da, wie wir später einmal nachzuweisen gedenken, die drei
texte der Kath von einander völlig unabhängig sind. Noch zu erwähnen
wäre, dass in Kath für den h&gnfl glaube neben einem häufigeren bi-
leaue noch das simplex leauc (384. 386. 787. 834. 963) vorkommt, ein
wort, welches in den übrigen hier zu untersuchenden schritten nicht zu
finden ist.
7*
100 KINENKEI-,
5. Phrasen und Wendungen.
Von häufigen HM, Jul und Marg gemeinaanitn phrasen finden wir
in Kath nur die Zusammenstellung von ivelc und ivunne (v. 1511. 1534.
ITlü. •2X1%) und die formein eadi meiden (v. 1244. 1823. 1!)78. 2157.2525)
und seit meiden (v. 14G4), während die Zusammenstellungen von milile
und meitihad oder menske und )nei'd'/iad der Kath fehlen.
Von häufigen Jul und Marg gemeinsamen phrasen finden wir in
Kath die folgenden: Zusammenstellungen von /wien und herien (v. 4()ü.
511. 1041. 1500. ITST. 2413), von sar und sorlie (1700. 2350), Inuien und
I eilen (952) und die forraeln leflich lieh (1553) und deäti drehen (Oü7.
IIOU. 1106. 13S3. 2426. 2407); es fehlen jedoch die Zusammenstellungen
von buhen und beien, und die formel lo rvraöer heule. Auch der in Jul
und Marg so beliebte gebrauch, dem namen des Verfolgers der Jungfrau
das beiwort luüere beizufügen, findet in Kath kein beispiel, ebenso
wenig als die auf s. 58 des ersten teiles besprochenen hyperbolisierenden
redensarten der UM.
Alle diese phrasen und Wendungen konnten wegen der allgcmein-
heit ihrer bedeutung in Kath sehr wol vorkommen, dass viele von ihnen
in letzterer sich nicht finden, muss bei ihrer, den anderen Schriften
gegenüber fast doppelten länge doppelt schwer wiegen.
Dagegen ist der umstand, dass die UM und Marg gemeinsamen
phrasen: ßcsches (fleschliche) /'ulde(n) und lichomes {lichomliche) lus((es)
in Katli nicht anzutrelfon sind, wol nur auf stoffliche Verschiedenheit
zurückzuführen.
Von den der Kath eigentümlichen, häufigen redensarten seien hier
nur die folgenden erwähnt: CYist (oder sod) Godd and Godes Sune (612.
956. 1111. 1353. 20!)5). Zusammenstellungen von leoue + subst. (772.
1040. 1386. 1659. 215s. 2421. 2451. 2453) und von prorvien und polien
(!i27. 1140. 1162), phrasen, welche die übrigen Schriften nicht kennen.
lu der besprechuDg der übrigen nicht Läufigen redeweu-
dungen beginnen wir am besten mit HM.
Die Übereinstimmungen zwiselien Kath und HM an nicht
häufigen phrasen und Wendungen sind so gering an zahl, dass
wir sie oline rücksicht auf ihre beweiskraft sännntlich hierher
setzen können.
Vers Kath
50. poure ba 7 riche
240. schead ba of god 7 of uuel
554. inoh raÖe
557. wi?5 luöer eie
603. in alre worlde world a on
ecnesse
943. ischal leote ühtliche
1079. Ah beo nu so?ü cnawes
1521. 7 ich liabbe to him treowe-
liclie itake nie
Seite TTM
39. Dass.
25. schead ba of god 7 of imh^I
33. Dass.
43. godes luöere eie
29. from worlde into worlde a on
ecnesse
17. |m wult lete ühtliche
25. beo jui soft cnawes
7. 7 tac l'c to him treweliche
NEUANGF.LSAECHS. LEGENDE VON KATHARINA.
10 i
Seite H M
33. beo Ye cnot icnute anesof wed-
lac
3. as ti muÖ ulet)
5. 7 trukie for a mon of laia |)e
heouenliche lauerd.
23. Dass.
Vers Kath
1525. 7 swa ]>e cnot is icnut bitulien
US tweien
1596. Feire ulet5 ]n mnt)
21S(). \>e is ileued todei for a mon of
lara bim ]>c't is lauerd of lif.
21(51. wiö kerapene crime
Wie man sieht sind dies alles plivasen, die in damaliger
zeit landläufig" gewesen sind, und die zum teil sich bis in die
altangelsäehsische sprachperiode zurück verfolgen lassen. Für
unsere Untersuchung haben sie kein gewicht.
Die phraseniibereinstimmuugen zwischen den drei legenden
sind nun ausserordentlich zahlreich, so zahlreich, dass wir hier
nur die wichtigeren derselben anführen und besprechen können.
Der unterschied zwischen diesen und den gewöhnlichen land-
läufigen phrasen wurde teil I, s. 59 f. genauer bezeichnet.
Wir besprechen zuerst eine stelle, die mit geringen abänderungen
sich in allen drei legenden findet.
Vers Kath
1552. 7 swa nien dide
(seil, beot) sone ]?et
hire lef lieh lieh lit5e-
rede al o blöde.
Seite Jul
17. 7 leggeÖ se lut5er-
liche on hire leof-
liche lieh []7at] hit
li5eri o blo?e.
Seite Marg
5. j'e awaride wit5er
Iahen leiden swa lu
(5erliehe on hire leof
liehe lieh ]>ct hit . . .
liöerede o blöde.
In allen drei legenden ist von der Stäupung der heiligen die rede.
Die übereinstimmenden worte sind in Kath die erweiteruug eines
laccrarc der quelle, in Marg und Jul sind dieselben zugefügt.
Wir lassen die stellen folgen, Avelche Kath und Marg im
besonderen mit einander gemein haben.
Kath 371. 7 all wurcheÖ his (n^im/. j Marg 9. 7 halt tiue bestes bute
goddes) wil bute mon ane | mon ane.
Die übereinstimmenden worte sind sowol in Kath als in Marg nicht
übersetzt, sondern eingeschoben.
Kath 330. ]>Q ]>et Giws demden 7 | Marg 3. ^let Giwes fordemden ant
heat5e hongeden j heaöene ahongen.
In den quellen beider legenden finden sich nur die worte: quem
Judei crucißxerunt.
Kath 918. 7 ta he hefde arud us
of tlie feondes rake I
Tu beiden legenden einschiebsei.
Kath 1536. Mi swete lif se softe-
liche he smeceheö me 7 smel-
leö '^et al me puncheÖ sauure
7 softe ]Tel he sent me etc.
Marg 11. ]:'e arudde me so redlich
of his reowliche rake.
Marg 4. he is leoflukest lif for to
lokin uppon ant swotest to
smeallcn ne his swote sauur
ne his almihti mihte etc.
102 EINENKEL,
lu Kath erweitoriintr von: ille dulcedo et dilcctio nwa, in M;ug
eingeschoben.
Kath 1541. stille {'ine wordes for Marg 4. for iinwurö )?t'/ wite )ni wel
ha beo3 me unwur?» ]>ci wite ine beoö j'ine wordes.
^VL to wisse
In Kath Übersetzung von: dcsine ergo Imperator, desine la'ia jam
snadere quae sit scelus etiam cogitarc. In Marg eingeschoben.
Kath UiOl. schinende schenre of ' Marg 9. steappre ]'ene stcorren ant
(ms R: }'eu eui) jimstanes j^enc gimstanes.
steapre )'en eui steorre
lu Marg erweiteruug von: {OcuU ejus) vclnl mar/jaritcw splende-
bant. in Kath eingeschoben.
Kath 2000. Almihti Godd cui5 nu : Marg 7. and cud Yi luahte on lue
yi mihte almihti godd.
In Kath Übersetzung von: ut manifesiam polentiae luae virlutem
iniuentes etc. In Marg Übertragung von: Conforla me Christe.
Kath 22(1'.). wid eawles of irne | Marg (i. Dass.
In Kath Übersetzung von; ferreis hasüUbus. In Marg. eingeschoben.
Kath 24S1. Do nu )?enne hihend- Marg Tl. do nu brotier hiheatliche
liehe ]?<?/ te is ihaten. ]yet te is ihaten.
In Kath Übertragung von : tu jam impiger age et redde expictum
quod a tiranno accepisti mandatuyn. Die quelle von Marg hat hier: f rater
tolle nunc gladium (gedruckt: gaudium).
Wollten wir die obigen Übereinstimmungen durch verfasser-
einheit erklären, so hätten wir hier die seltsame erscheinung,
dass ein bear])eiter bei stellen, die er einfach übersetzen konnte,
sich einer früheren arbeit erinnert und dieselbe benutzt. Ab-
gesehen von ihrer widernatürlichkeit, sträubt sich jedoch gegen
diese annähme die reihe von ergebnissen, die unsere früheren
vergleichungen zu tage förderten. Es bleibt uns daher nichts
übrig, als anzunehmen, dass der eine bearbeiter die bearbei-
tung des anderen kannte und benutzte. Die bearbeitung sage
ich, denn die angeführten Übereinstimmungen sind derart, dass
die annähme, der eine bearbeiter habe nur die vorläge des
anderen gekannt, zu ihrer erklärung nicht mehr genügt. Wer
der benutzende war und wer der benutzte lehrt ein schneller
blick auf unsere obige Zusammenstellung: der Verfasser von
Marg war e.s, welcher Kath kannte und benutzte. Gegen diese
annähme spricht nur eine unserer Übereinstimmungen (Kath
ltJ61 und Marg 9). Aber die worte, um die es sich hier han-
delt, gleichen so sehr jenen vielgebrauchten phraf-en, dass wir,
hätten wir nicht gewissenhaft sein wollen, sie sicher unerwähnt
gelassen haben würden. Der Verfasser von Kath konnte sehr
NEUAXGELSAECHS. LEGENDE VON KATHARINA. 103
leicht von selbst auf diese worte kommen, der von Marg sich
ebenso leicht bei Übertragung der betreffenden stelle ihrer er-
innern.
Gleichwie in Marg so finden sich auch in Jul eine unge-
mein grosse anzahl von phrasenübereinstimraungeu mit Kath.
Wir werden daher auch hier uns auf die besprechung der
wichtigeren beschränken müssen.
Folgendes war es, was wir fanden:
Kath 710. Ich hit am Michel Go- Jul 37. Ich hit am quot5 Ipe un-
des heb engel 7 of heueue wiht godes heb engel for te
i-sende for to segge |?e l'us. segge \>e ]ns isent te from
heouene.
In Kath Übersetzung von: Ego sum Michael archang eins testamenli
domini, missus a deo evaiigeMzare haec tibi. Die (juelle von Jul
bat nur: Angelus Domini sum. Misil ine ad te, ut {sacrifices et non
moriaris).
Kath 894. ()?e deouel) wearp bam Jul .{9. Ich hit am l?at warp ut
ut sone of paraise selhöe | adam 7 eue of paraise selhtSe.
In Kath Übersetzung von: {genus Inimanum per diaboluni) a para-
disi deliciis extusum etc. Jul quelle schreibt: Ego sum, qui feci
Adam et Evam in paradiso praevaricari (i. e. sündigen).
Kath 903. lihte nu leate of heouen- ! Jul (53 übtest bider to us of beo-
lich limen uenliche leomen.
Kath quelle: His novissimis icniporibus {Christus) praesentiam suani
nohis exhihuii. In Jul eingeschoben.
Kath 1294. alle italde bi ta!e M , Jul 71. alle italde bi tale seoue
si?5e tene siöe tene.
Kath quelle: quinquaginla. Jul quelle: numevo septuaginta.
Kath 1430. wiÖ se swiöe lufsume Jul 21. bire lufsume leor lilies
leeres se rudife 7 se reade ilicnesse 7 rudi ase rose.
ilited eauereucb leor as lilie
i-leid to rose >
In Kath Übertragung von: Viiltus auiem illorum rosei coloris decore
emicahant, oder vielleicht eher Übersetzung eines späteren: inter lilia
roseis floribus vertianlia etc. Jul quelle hat hier nichts als: (videns)
pidchritudinem ejus.
Kath 1445. 7 biburiedeu bam dearn- ■ Jul 77. 7 duden bire bodi [n-in in
liehe as hit deh Drihtines a stanene l'ruh hebliche as
cnihtes hit deh halbe to donne.
Kath quelle: Bor um Corpora (Christiani) noctu rapientes sepelie-
runt. Jul quelle: Et condiens corpus cum aromatibus et lineamenlis
pretiosis (einige hss fügen hinzu: in locellum).
Kath 1503. Ful wel ichuUe \^et tu Jul 15. ich cbulle }?at he wite lüt
(ms R: hit) wite j ful wel.
In Kath und Jul eingeschoben.
1(I-J
EINENKKL,
Kath 2(iii;<. 7cleopedetow;irdheueiie Jiil ;>T. stille bute steauenc ou lieh
ful liehe wiö hire heoite ah i in hire heorte cleopedc (ha)
wi? stille steuene. to ciiste.
Katli quelle: Virgo itiierea erectis in coelum ocnlis lacilac ora'ionis
vcrha ad deuin fundehat. Jul quelle: Juluma aulcm ingemiscens ama-
rissime twc/amavil ad Dominum.
Kath 2346. ah het swiÖe don hire Jul ;M. Ah hellte swi^e dun Iure
ut of hise siht5e (ms R: his 1 ut of his chsiÖe.
ehsih"^'e, ebenso ms B). |
Kath quelle: Virginem a conspeclu sno ahslraclam Jubel (. . . . de-
coHari). In Jul eingeschoben.
Am wichtigsten und beweiskräftigsten sind jedenfalls die Überein-
stimmungen in der beschrcibung des folterrades, das ja in beiden legen-
den eine bedeutende rolle spielt. Wir geben dieselben so weit als mög-
lich vollständig und setzen sie zu besserer vergleichung in versen ein-
ander gegenüber:
Jul 57 f.
7 (he) lette o wodi wise
a swi?5e wunderlich hweol
meten 7 makien
7 ]?urhspitien hit aP
spaken 7 feilen
]nc'ke' 7 l'reofalt
wit5 irnene gadien.
Kath 191(1 ff.
Hat hwil ha wed j'us
inwi(5 |?eos j'reo dahes
garken fowr hweoles
7 let l'urh driuen l^refter
\>Q speaken 7 te felien
wiÖ irnene gadien y
8wa ]> te pikes
7 te irnene preones
se scharpe 7 se starke
borien ]>\xx\i 7 beeren fortü
feor o \>el o(5er half
"^el al '\>et hweol ^ beo j^urspited
mid kenre pikes ]>Qii eni cnif } kene to keorucn
rawe bi rawe. al }>at ha rinen to
T.et tenne turnen hit 1 ase neil cniues
ewifrliche abuten v 7 het 0 lif 7 o Icomen
1 swingen hit swiftliche
7 turnen hit abuten.
In Kath eine freie aber immerhin sinngetreue widergabe der fol-
genden, hie und da etwas dunkeln stelle der vorläge: .Tube ergo ul infra
Iriduutn hoc sinl facta'; i/uatuor i-olae el sicul ego diciavero extre7ni
rotarum orbes el inlimi circuii clavis prorninenlibus el acutis prae/igan-
lur. liadü vero arliculares quibus aUrinsecns rolarum orbes juncli le-
guntur servis praeaculis denso ordine el fnordaci acumine imbuanlur.
Has juxta rolas Kalerina exp^sila vo/ubilem impehim sedens inlue-
alnr etc. Die quelle der Jul hat dagegen nur: Tuuc praefeclus jussil
' Ms H fügt iviti ein, welches ms R fehlt.
* Mss R und B: pe (bexw. le) hweoles.
NF.UANGELSAECHS. LEGENDE VON KATHARINA. 1 05
addiici rotam fcrream ei ßgi in eos g'adios acutos el super ipsain rotam
imponi virginem etc.
Gleich von vornherein war zu erwarten, dnss wie in Marg
so auch in Jul sich eine nicht geringe anzalil von wörtlichen
Übereinstimmungen mit Kath nachweisen lassen würden. Hat
doch eine frühere Untersuchung erwiesen, dass Jul und ]\Iarg
von ein und demselben Verfasser herrühren. Hier wie dort
lässt sich kein sicherer beweis dafür beibringen, dass in Kath
die andere legende oder deren quelle benutzt wäre^, wol aber
finden wir viele bestimmte anzeichen dafür, dass das gegen-
teil statt hatte. Hier wie dort sind die meisten dieser Über-
einstimmungen der art, dass sie auf selten des Verfassers der
anderen legende die bekauutschaft mit der Katharinabearbei-
tung voraussetzen.
Die ergebnisse dieses unseres Vergleiches sind also: Kath
ist nicht von dem Verfasser der H M, noch von dem der Marg
und Jul. Dieser letztere kannte jedoch und benutzte Kath.
B. Der vers.
Auch für diesen abschnitt sind wir rücksichtlicli der Ver-
weisungen auf die Morton'sche ausgäbe beschränkt, da die von
Hardwick hierzu wegen des umfauges ihrer selten gar nicht
geeignet ist. Morton hat, wie oben bereits angedeutet, das
versmaass der Kath nicht richtig erkannt. Er hielt es für
alliteration und suchte demgemäss den text nach deren ge-
setzen in verse zu teilen. Dass er häufig in sinnstörender
weise sätze teilte oder verband, war die einfache folge dieses
seines irrtums. Es mussten eben reimstäbe aus der ferne
herbeigeschafft werden, wenn in der nähe keine zu sehen
waren.
Um bei unseren verscitaten misverständnissen aus dem
wege zu gehen, werden wir daher zuerst die Morton'schen
Stab (halb) verse in Otfridische vierheber umzuwandeln haben.
Gleich hier will ich bemerken, dass auch unter den nach unse-
ren gesetzen geteilten versen einzelne widersinnige teilungen
' Das einzige, was man hier anführen könnte, wäre die Überein-
stimmung von Kath 1294 mit Jul 71. Jedoch ist hier die überset/.ung
in beiden legenden fast gleich frei. Wir werden wol aucli hier eine der
gewöhnlichen phrasen vor uns haben. Darauf deutet übrigens die allite-
ration, die einen gewöhnlichen schmuck jener phrasen bildet.
10(3 EIN ENKEL,
sowie auch t'cbloibafte vcrsc sich finden werden, l)cidcs jedoch
nur scheinbar, da die anderen texte hier ergänzend und be-
richtigend eintreten.
An folgenden stellen ist unsere teiluug eine andere als bei Morton:
V. 60 f. De riche reotieren 7 scheop | 7 hu!e hrva se milUc etc. V. 65 f.
In pis hurh tvas \ wuniende a meiden \ stviiie gnng of ^ercs etc. 110 — 11
bilden einen lialbvers. V. 154 f. Sone se Mre sonde com again \ 7 seide
Iure pe so'de etc. V. 1(57 f. ah for dred of deati didenpet deonelcs lac etc.
V. 171 heorte i-7vundet vmi'Ö \ for pc wrccches /'et ha seh \ srva rvi-a^e
workes tvttrchen etc. V, 1S9 as al pe tvorld is wealt \ purh Ms wiss-
mvje etc. V. 193 7 7vral an Mre breosle \ biforen Mre ied | and Mre
tuuge etc. V. 2(15 run of jmt halefule \ [blöd] al biblodked etc. V. 217
^if />« hil Hilde \ 7 p:,eone (0 Ms wur'fimunl etc. V. 230 T)es heuenlichc
latierÜ luued' | treorve bileaue etc. V. 243 schal wurde se ford | ?</ of Ins
wit etc. V. 287—88 ist nur ein halbvers. V. 291 f. alsiva schulen alle \
hahben endinge \ ^if he pni walde etc. V. 297 f. ah he fnrh Ms milce \ 7
godlec of Ms grace | make'd' harn, pet ha beon \ eche bulen ende etc.
V. 304 f. for he is hare alrc Schupjiend \ 7 scheop ham in sum Urne etc.
V. 317 f. 7 li mut) murie | 7 witli 7 wise \ tvordes Ml weren etc. V. 340 f.
Ah gel ne punched ow narvl itioh \ lo forleosen ow pus \ i pullt mis-
bileaue etc. V. 3()1 f. pd now'der slurie ne mähen \ ?i6' ' sleoren ham
seinen etc. V. 377 f. Pe Keiser wundrede. Mm \ swide of swuche wor-
des etc. V. 3S9 f. hwen Jm forcwitiesl for pi Godd \ ure undeaöliche
godes etc. V. 4()7 f. dearneüclie to hini \ 7 sende i-sealede writes etc.
V. 477 f. Ah sone se ich seh pe leome \ of pe so'de lare etc. V. 504 f.
Ah tm pu seist pet ha beob' | al wealdende godes etc. V. 528 f. De King
fvas switSe wel \ icwemet 7 walde \ 7viten gif ha weren etc. V. 554 f. Ich
mihle inoh ratie tvel \ hahben aweali Mre etc. V. 558 f. Ah gel me punched
bclere \ /et ha heo ear ouercumen etc. V. 581 makie se monie | Clerkes
to cumen etc. V. (iot) f. 7 in cwalmhus \ Com a sonde 7 seide Mre etc.
V. 005 Nes tis meiden nawihl \ perfore i-mengel etc. V. 634 f. ne penche
ge neauer hwat \ ne hu ge schulen seggen \ for ich wule giuen ow \ ba
lunge 7 lale \ pQt an ne schal of alle \ ower widerwines witen \ hwat he
warpe a word again ow etc. V. 001 — 62 nur ein halbvers. V. 066 f.
/»et an engel ne come \ Uhlende tvid swuche \ leome fram heuene etc.
V. 070 f. for al pe cwarlerne of Ms cume \ leifede o leie etc. V. 076 f.
hald hardilichc \ 0 pGt tu haues bigunnen etc. V. 090 f. 7 swuch wunder
ham schal \ punchen of pi wisdom etc.
Da wir in Übereinstimmung mit unserem früheren ver-
fahren ein stück von 700 versen als material für unsere Unter-
suchung für völlig genügend erachten, so können wir hier ab-
brechen und zu der prüfung des verses selbst übergehen.'^
' Morton^hat: inahennc\ wol nur verdruckt?
"^ lieber die im folgenden zur anwendung gelangenden criterien siehe
teil I: Die form unserer schritten (s. 3 if.j. Ich mache besonders auf die
NEUANGELSAECHS. LEGENDE VON KATHARINA. 107
Durch die texte B' und R werden folgende mangelliat'te verse be-
richtigt:
Vers 21. 7 nömeliche in a lönde B: lont.
22. Ylirie het B und R: hatte.
39. süme J?urh fearlac B: summe.
48. 7 sende heast 7 bode B: heaste.
65. I'n l^is bürh was R: j^is ilke b. w,
68. feir ant freolich B: feire.
119. Ipet nane ne was hire euening B: |? nan nes h. e.
125. wiÖ alle hise crefti crökes R: his, ebenso B.
132. pet dl ha cneowen häm B und R: icneowen.
189. as al ]>e wörld is wealt B: iweld, R: i-wald.
194. and hire tüuge R: ant tunge of hire uuic5, ähnlich B.
195. }'e häli täken B und R: l^e h. rode taken.
243. üt öf his wit B: witte.
246. to witlese )?ing B und R: uuwit(e)lese.
250. seheliche schäft B und R: Schaftes.
282. Ah l^er nis bot a Gödd B: buten an.
286. 7 i ^is World i-set B: weorlde.
287. US for to fröuren 7' for to fremien B u. R: ant to fr.
329. 7 Seggen pe/ he is G6des Süne B fehlt pet.
331. 7 heaöe höngedeu B: heaSene, R: heöene.
343. Ipet is as nöwt wür"5 B: ase
370. 7 alle wörldliche J^inges ß: \>ing.
476. ne gelp ich nawt ]?röf B: ne gelpe ich.
495. wiö mönnes hönden B und R: al wiö.
497. ebnen wiÖ üte sihtie B: bute (für wiÖ ute).
531. as mon forwende B: fore-, R: uore-seide.
581. Clerkes to cümen B: cumene.
600. 7' in cwälmhiis B: -huse.
628. 7 ;il ]>et ha drüben B: drehen, R': drehden.
629. for )?i deore lüue R: deorewuröe.
650. to ünderneome me B und R: me to underneomene.
beraerkungen zu punkt 4 aufmerksam. Die hier angeführten beispiele für
krasis und elision könnten noch bedeutend vermehrt v.erden. So finden
wir im Poema morale (ed. Lewin) v. 168 po'dre = peobre, ebd, vv. 15G,
249, 354 pis = pe is, ebd. v. 141 pit (E. e. T) = pa Int (L); ferner in
Old Engl, Hom (ed. Morris) I. Series, p. 233 mihli = 7nihie{n) In. — Dieser
hin weis scheint mir sehr notwendig. Einer meiner recensenten (vgl.
Literaturblatt für germ. u. rom. philologie 1S81, no. 12) hat das beweis-
verfahren der den vers behandelnden kapitel gar nicht verstanden, weil
er eben jene bemerkungen entweder nicht genügend berücksichtigte
oder (wahrscheinlicher) weil er sie völlig übersah.
> Bodl. ms 34 , fol. 1 ff. Von diesem bisher für die textkritik von
Kath noch gar nicht benutzten ms wurde mir die collation besorgt von
George Parker in Oxford. Ich verfehle nicht, dem genannten herrn
für seine gründliclie arbeit hiermit meinen dank abzustatten.
lOS KTNI'NICRT.,
65S. 6ÖiT i-wönti' to |'t.'' B und 11: ol^cr wenden tv ]'e.
fi(U). ]h'I wii» G6tUl iVulor R: Godd hch fedcr.
(iST. of witti wordes B: wittie.
Ferner ist leicht und olme wilUcür zu berichtigen v. öiM />e wuueti
bi Westen, lies /'t' ivunieti etc.; J^c alre mseste, worauf sich ivuneii be-
zieht ist pluralisch zu fassen und ist die Übertragung eines omnes —
philosophos der vorläge.
Von B und R nicht oder doch nicht genügend berichtigt und auch
sonst schwer herstellbar bleilieu die folgenden luangclliaften verse. Um
eine hebuug zu lang sind:
Vers S5. näwt tbr j'i )'<■/ hlre |>ülite —
!()('>. ne lüuede ha nane lihte plähcn —
111. ah eauer ha hofde on häli writ —
1:54. 7 cwet5en hire ]>e ineistrie —
\W.\. Soue se hire sönde com ajain —
163. 7 j'cütinde im]nildelicli(j —
183. Stikl stille äne hwile —
18S. 7 wisedt'im as wislichö —
260. öc^er ]nirh mare mädschipe —
270. of göld 6Ö6r of selu6r —
272. of süne ö(56r of raöne —
.S07. 7 nä tim6 nes n eauer —
321. üre bileaue 7 üre lei ■^-
341. \>cl alle öwer leasunges —
35(). 7 smirkeude sme'Öeliche —
361. ^et n6w5er stürie ue raahcn —
381. for sütel is 7 eÖ-sene —
411. to alle ]'e i-cudde Clerkes —
117. 7 mäken hebest in liis halle —
■im. towi'ird bis büri-boldes —
477. Ah s6ue se ich heb ]'e leome —
485. Ichüllc furdön )^e wisdoui —
487. he sciS, 7' awarpc j^e wit —
498. earen wiöüteu horingc —
49!). honden büten felinge —
.i06. 7 wült ^et ich do bam wiirc^schipe —
.514. ah wördes \ni baues inöbe —
.526. of wörldliche wisdonics —
hih. \>el weren in I^ast londe —
.568. melden ou hchliche —
573. ge schulen bco mine reaties-men —
574. in alle mine dearne rünes —
597. büte bifore düsio —
621. ne for na wörldes wöndreaÖ6 —
624. 7 leadt'n unlaheliche — .
Chi eine hcbung zu kurz sind dagegen die verse:
25. }^el he was öf him siker — | 54. eiicban wiÖ hia lak —
46. i }?e m6der biirh — | 127. lit 6f be weie --
NRUANGELSAECHS. LEGENDE VON KATHARINA.
109
KU. lipon hain seinen —
161. I-t'önd ter swiÖe feole —
167. äh for died of deaö —
193. bifören hire tet5
199. äs te Keisar stöd —
212. gif ]?ü ]ns ilke geld —
217. gif |ni hit jülde —
232. 7 nowfjer blöd ne biin —
243. schal würÖe se forÖ —
256. De feond pet findet) —
284. ha alle weren —
292. jif he ]7et walde —
298. makeÖ ham ]>et ha bcon •
315. 7 feng on jn'is to speken
322. hefde Iahe spiiing —
337. 7' aräs of deaÖ —
354. teos meiden lette lütel —
367. Nis büten an Gödd —
400. gif ]>u wilt. \>i wii —
427. 7 )n-efter j^enne —
430. Yel ha get lefde —
i 453. of wisdom 7' of wit —
470. ]fel ha me lerden —
493. Deos niaumez beon imäket
528. De King was swiÖe wel —
539. Ah )ni cwiÖen ha —
541. hic5er to cümen —
553. pet in ham dearieÖ —
561. 7 gif ha )>a get wüle —
564. ich hire wile d6u —
569. ower gong hider —
596. ear j^en J^is dai —
610. 7' bigon to him —
616. pi Faderes wisdom —
622. ah wearnedes ham wel ^
625. 7 elnedes swä —
642. Lauerd wünne wiö me —
651. möten misse j^rof —
655. meistre ham swa —
663. in alre w6rlde wörld —
668. pel ha was süm del —
I 698. jnirh hare forbisne — .
Es sind dies 35 zu lange und 46 zu kurze, zus. also 81 mangelhafte versa.
Es stimmt dies ergebniss also Avider zu dem, welches wir
aus der prüfung eines gleich langen Stückes der HM erhielten,
während durch dasselbe Kath von Jul und Marg scharf ge-
schieden wird, in welchen beiden wir unser versmass verhält-
nissmässig streng beobachtet fanden.
C. Geist und stil unserer diclitungen.
Katharina und ihre quelle.
Als quelle zu unserer Katliarinenlegende hat Ch. Hardwick
die im Cottonian Library unter Calig. A. VIII 16 ' befindliche
Passio Sanctae Katerinae Virgiuis nachgewiesen, von der mir
durch die gütige verniittelung von Miss L. Toulmin Smith ^
abschritt besorgt wurde. Nach Hardwick's ansieht stammt
die hs noch aus der mitte des 12. Jahrhunderts. Ein gleich
hohes alter hat eine handschrift derselben lateinischen legende,
welche sich unter ßep. II, no. 64, fol. 6ü'' — lOO-' in der biblio-
thek der Stadt Leipzig befindet.
' A. a. 0. (siehe teil I, s. 4). H. druckt fälschlich 15. Die Passio
beginnt hier auf fol. 169 (165 nach alter Zählung).
^ Ich erfülle eine angenehme pHicht, wenn ich der genannten dame
für die vielen, im inleresse dieser arbeit übernommenen, selbstlosen be-
mühungen hier ötlentlich meinen aufriclitigsten dank abstatte.
1 10 EINENKM.,
Der durch die leipzig-er handsclirift ergänzte und berich-
tigte text des londoner ms ist es, den wir unserer folgenden
vergleichuug von Kath mit ihrer quelle zu gründe legen. ^
Der Verfasser der vorläge sagt iu eiuer eiiileituiig-, dass er das leben
der heiligen niederschreibe, damit sie als gottesstreiterin der nachweit
zum Vorbild diene. Wende ihm jemand ein, dass es jetzt keine Christen-
verfolgungen mehr gäbe, ein solches Vorbild daher unnütz sei, so erwidere
er, dass Katharina nicht nur mit ihren heidnischen bedrängern, sondern
auch mit ihren eignen begierden und dem teufel für ihren gott gekämpft
habe. Die sinnlichen begierden aber und der teufel seien heute noch
ebenso zu fürchten als zu Katliarina's zeit. — Dies der Inhalt der ziem-
lich umfänglichen einleitung, die der bearbeiter weggelassen hat. Die
Übereinstimmung beginnt erst mit der exposition der geschichtc.
Vers l — 42. Die römischen Imperatoren Constantin und Maxentius
geraten mit einander in kämpf. Maxentius wird geschlagen, und da
sein feind durch einen glücklichen zufall von der Verfolgung abgehalten
wird, gelingt es ihm, Alexandrien zu erreichen und sich der ganzen
landschaft zu bemächtigen. Sowie er seine herrschaft gesichert sieht,
beginnt er mit allem eifer die Christen zu verfolgen. — Dies stück ist
sehr frei, stellenweise sogar falsch übertragen. Die abweichungen finden
sich meist dort, wo von acht römischen Verhältnissen, die dem Verständ-
nisse des sächsischen lesers sicher zu fern -lagen, die rede ist.
V. 4;$ — G4. So beruft er eines males seine untertauen ohne unter-
schied des glaubens zu einem opferfeste nach der haujjtstadt und be-
droht, die sich zu konmien weigern, nut den härtesten strafen. — Auch
hier ist sehr frei übertragen. Die vorläge gibt den Wortlaut des ediktes,
die bearbeitung gibt den inhalt desselben in indirecter rede und stark
abgekürzter gestalt. Auch erzählt die erstere, der kaiser habe den an-
gekommenen durch einen herold kund geben lassen, wo xind was sie zu
opfern hätten , bestimmungen , die in der bearbeitung an das edikt an,
bezw. in es eingesclilossen sind. Von den reichen opfern des kaisers und
seines gefolges, sowie von dem lebhaften treiben und getümmel auf den
Opferplätzen schweigt die bearbeitung gleichfalls.
V. 65 — 200. In derselben Stadt wohnt eine Jungfrau. Sie ist mit
irdischen gutem gesegnet aber älternlos. Ihr vater hat sie frühzeitig
durch gelehrte unterrichten lassen, und sie hat deren lehren so wol be-
griffen, dass sie viele, die sie zu prüfen kamen, nach kurzem Wort-
gefechte überwand. Da lernt sie das Christentum kennen , und sofort
wirfr sie alle weltliche gelehrsamkeit bei seite und hält sich einsam und
nur mit frommen gedanken beschäftigt in ihrem vaterhause. So sitzt sie
eines tages in ihre gedanken versunken, als der lärm des opferfestes zu
ihren obren dringt und als sie die Ursache erfuhren hat, begibt sie sich
zum tempel. Dort angekommen bemerkt sie, wie viele Christen wider-
' Schon Ilurdwick in der von uns citierten schritt vergleicht Kath
und original , aber in einer für unsere zwecke völlig ungenügenden
weise.
NEUANGELSAECHS. LEGENDE VON KATHARINA. 1 1 1
willig dem geböte des kaisers gehorchen, und nach kurzem schwanken
entschliesst sie sich, dem kaiser selbst entgegen zu treten und ihn auf
das frevelhafte seines beginnens aufmerksam zu machen. — Geschickt
ist hier ein einschiebsei, in dem der bearbeiter das zaudern der Jung-
frau vor ihrem kühnen entschlusse ausmalt:
Dohte ]7ah, as ha wes
]7uldi 7 ]7olemod,
se jung l^ing as ha was
hwat hit mihte jeinen
]>a, (mss )?ah) ha hii-e aue were
agein so kene Keisere
7 al Ins kineriche.
Das hierauf folgende stossgebet wird von der vorläge nur erwähnt. Die
bearbeitung gibt den Inhalt kurz (in 4 versen) an.'
V. 2U7 — 308. Die Jungfrau redet den kaiser an. Sie verweist ihm
seinen götzendienst. Nicht leblosen dingen sondern Gott allein gebühre
Verehrung. Jene seien vergänglich, er aber, ihr einiger schüpfer, sei
ohne anfang und ende. — Hiermit bricht in der bearbeitung die rede
der Jungfrau ab. In der vorläge gibt Katharina dem kaiser weiter zu
bedenken, wie schwer er den bestrafen würde, der sich der untertanen-
pflicht gegen ihn treulos entzöge. Genau so treulos handle er an Gott, und
er solle sich deshalb nicht wundern, wenn ihn schwere strafe treffe, wun-
dern solle er sich vielmehr, dass ihn solche nicht schon getroffen hätte.
V. 309 — 353. Der kaiser, nachdem er sich von seinem staunen über
die Schönheit der Sprecherin und die kühnheit ihrer worte erholt, er-
widert: er würde ihre rede schön nennen, wäre sie nur mit Wahrheit
und Vernunft im einklange. Sie habe kein recht, seinen glauben zu
lästern. Sein Ursprung sei rechtlich und gesetzlich. [Die vorfahren
hätten mit und in ihm glücklich gelebt, das volk sei durch ihn gross
und mächtig geworden. Aberglaube könne man es nicht nennen, wenn
man das verehre, was ein alter von so vielen Jahrhunderten ehrwürdig
mache.] Ihr glaube dagegen sei so sinnlos, dass kein vernünftiger
mensch ihn gutheissen könne. Was gäbe es wol dümmeres, als den für
einen Gott zu halten, den die Juden kreuzigten, den eine Jungfrau gebar
u. s. w. Das könne man den Christen noch alles hingehen lassen, wenn
sie nur den gottesdienst anderer nicht brächen und störten und götter
schmähten, deren woltaten sie doch genössen. — Das eingeklammerte ist
der inhalt eines Stückes, dass nur in der vorläge sich findet. Das übrige
ist sehr frei übersetzt.
V. 354 — 76. Die Jungfrau mit einem verächtlichen lächeln um die
lippen ergreift wider das wort, widerholt aber nur in umständlicherer
weise ihre früheren argumente, einzelnes jedoch durch beispiele näher
beleuchtend. — Diese rede ist vom bearbeiter ausserordentlich zusammen-
gezogen, die beispiele sind unterdrückt.
* Bei stücken, von denen neben dem inhalt nichts besonderes ver-
merkt ist, stimmen vorläge und bearbeitung wörtlich oder nahezu wört-
lich überein.
1 12 EINKNKEL,
V. 377 — 517. Der kaiser, voiwuudert uud — wie der bearbeiter
hinzusetzt — aufgebracht über ihre reden, ruft aus: Du könntest nicht
gelehrter sein, wenn du auf den gj^uinasien unserer philosophen gross
gebogen worden wärest (oder, wie die bearbeitung sclircibt: Ich erkenne
wo), duss du frühzeitig in den wissenscliaften unterrichtet worden bist),
doch dann würdest du unsere götter nicht verliöhuen. Wir wollen jedoch
zunächst unser fest beenden, dann sollst du zu mir kommen und könig-
lichen lohn erhalten, wenn du dich meinem willen beugst. Wenn nicht,
fügt die bearbeitung hinzu, erwarten dich die ärgsten quälen. Dann
schickt er heimlich einen boten zu den grössten gelehrten seines reiches
und verspricht, sie hoch zu belohnen, wenn es ihnen gelänge, die be-
hauptungen des mädchens zu widerlegen. Das fest ist beendet und der
kaiser lässt die Jungfrau vor sich bringen. Er fragt sie nach nanien,
abkunft, Vergangenheit, und sie weiss an ihre antworten in geschickter
weise wieder eine bekehrungspredigt anzuknüpfen. Dieselbe ist in der
bearbeitung wieder um mehr als die hälfte gekürzt, umfasst aber darum
doch noch 50 verse. Drastisch sind die worte, die Maxentius diesem
Wortschwalle entgegensetzt:
Nat ich hwuch )n j'oht beo, —
— ah wordes }ni haues inohe v
ah f'ole nu ane hwile
7 tu schalt i-finden
hwa ]:'e onswerie.
In der vorläge findet sich nichts, was diesen worten entspräche. — Wir
machen darauf aufnicrksani, dass in der rede der Jungfrau gerade die
bissigsten ausfülle gegen das lieidentum und seine bezw. seinen bekenner
in der bearbeitung gestrichen sind.
V. 518 — 97. Mit fünfzig gelehrten kehrt der böte zurück. Als der
kaiser sich nach ihrer gelehrsanikeit erkundigt, erklären sie, die weisesten
des ostlandes zu sein und fragen nun ihrerseits den kaiser, warum er
sie habe kommen lassen. Als sie erfahren, dass sie um eines 'einfäl-
tigen mädchens' willen den weiten weg haben zurücklegen müssen, ge-
raten sie ausser sich, bequemen sich aber endlich doch dazu, in einer
disputation gegen dasselbe aufzutreten.
V. 5t»S— 721. Die Jungfrau wird inzwischen gefangen gehalten. Als
man ihr ankündigt, dass sie am anderen tage ihren glauben öffentlich
verteidigen soll, fällt sie zur erde und bittet (Jott um Weisheit und kraft
zu dem kommenden kämpfe. Ein engel erscheint und versichert sie der
erfüUung ilires gebetes. Er verschwindet und die Jungfrau blickt ge-
fasst in die zukunft.
V. 722 — 95. Am anderen morgen lässt der kaisnr gelehrte und
Jungfrau vor sich bringen. Von allen selten strömt man herbei, um dem
seltsamen kample beizuwohnen. Auf der einen seite steht die Jungfrau,
das äuge fromm zum himmel gewendet, auf der anderen die gelehrten,
ihre gegnerin mit höhnischen blicken musternd. Schon beginnt der
kaiser ärgerlich zu werden, weil die zeit vergeht und kein anfang ge-
macht wird, als die Jungfrau zu ihm gewendet anhebt: Kaiser, du hast
NEUAXGELSAECHS. LEGENDE VON KATHARINA. 113
den streit ungleich geteilt. Jene sind fünfzig, ich bin allein. Jenen liast
du im falle des sieges hohe belohnung zugesagt, mir aber nichts. Zwar
bin ich gewiss, dass mein Gott mir dieses Streites mühe herrlich belohnen
wird, aber doch bitte ich dich um etwas, das du billiger weise nicht
versagen kannst. Siege ich jenen ob, so versprich du, meinen glauben
anzunehmen. Der kaiser weist ihr ansinuen barsch zurück, und die
Jungfrau, ohne ihn eines weiteren wortes zu würdigen, wendet sich zu
den rednern. — Hübsch ist hierbei die stolze Verachtung der Jungfrau
gezeichnet. Der bearbeiter schreibt:
Yis meiden mid tet ilke
lokede on ot5er half
7 lette him i-wurÖen.
Noch ist zu erwähnen , dass hier die worte Dens tuus durch /'/ Lauerd
7 ti lef widergegeben sind. Dass indess auch der Verfasser der vorläge
Christus als den geliebten der Jungfrau oder überhaupt jeder seinem
dienste sich widmenden juugfraii aufgefasst wissen will, dafür haben wir
zahlreiche beweise.
V. 796 — 97.5. Die rede, in der die Jungfrau die gelehrten zum
kämpfe herausfordert, ist in der bearbeitung geschickt an die damals
und früher so gebräuchlichen gelfe angeglichen. So wenn es heisst:
schome ow is to schuderen
lengre under scheide
7 schunien '^et ge schulen to
Scheotet5 forö sum word
7 let US onswerien,
\>et meast kempe is cud
7 kenest of ow alle
cume cuöe ]'rof etc.
Einer der reduer erwidert: an ihr sei es, den kämpf zu beginnen, um
ihretwillen hätten sie den weiten weg hierher machen müssen. Auch
diese antwort ist kriegerisch angehaucht und dadurch glücklich erwei-
tert, dass die Jungfrau aufgefordert wird, zuerst zu sagen, was sie wolle.
Denn dass sie dies nicht wussten, war eben der eigentliche grund, warum
die gelehrten den anfang nicht machen konnten. Die Jungfrau erzählt
nun, wie sie von früh auf in dea weltlichen Wissenschaften unterrichtet
worden sei, dieselben aber sofort als wertlos bei seite geworfen habe,
nachdem sie die lehre Christi kennen gelernt und schliesst, nachdem sie
das wesen dieses gottes auseinandergesetzt, mit den begeisterten worten :
er sei es, den sie als ihren herrn und geliebten anerkenne, er, der ihr
in diesem kämpfe den sieg verschaffen werde. — Die bearbeitung ver-
weilt hier besonders lange bei der doppelnatur Christi als mensch und
gott. So wird es ihr möglich, mit auslassuug der folgenden rede des
gelehrten und der kurzen antwort der Jungfrau, die übernächste von
dieser doppelnatur handelnde rede des gegners sofort folgen zii lassen.
Die weggelassene rede ist voller höhn und Schmähungen gegen das
Christentum und widerholt zum grossen teil die vorwürfe und einwände,
die früher der kaiser Katharinen gegenüber gemacht hatte. Der gelehrte
Angliii, V. baiiil. §
l 1 l KINENKEL,
Itrhiijt nun die bekannten bedenken vor: Wie konnte ein gott todes
sterben, wie ein mensch dem tode entrinnen. Gern will ich zugeben,
dass er eines (wie die bearbeitung unriclitig übersetzt: beides) war,
beides zusammen konnte er nicht tun.
V. 97t> — lt:u). Die jungtVau legt dem gegner umständlich dar, wie
dies dennoch sei und fordert schliesslich ihn wie seine genossen zur an-
nähme des christentumc-s auf. Bis hierher, abgesehen von einigen kleinen,
bedeutungslosen erweiterungen folgt die bearbeitung der vorläge schritt
für schritt. In der vorläge kommt nun die Jungfrau weiter zu sprechen
auf die Zeugnisse und hindeutungen für und auf das Christentum, welche
in heidnischen büchern zu finden seien und citiert hierbei Plato und
die Sibylla. Diesen ihren eigenen Schriftstellern niüssten sie doch not-
wendig glauben schenken. Dieser etwa zwei dritteile der ganzen rede
umfassende teil ist gestrichen.
V. 11.31 — 115.3. Der redner geht auf den in der bearbeitung ge-
strichenen teil der rede seiner gegnerin nicht ein, auch in der vorläge
nicht; seine entgegnung gipfelt in dem bedenken: wie konnte Gott, der
doch andere vom tode errettete, den tod selbst erleiden. — Die worte,
mit denen der bearbeiter diese entgegnung einleitet: dass alle der rede
der Jungfrau mit gespanntester folgten, sind nicht impasserid eingescho-
ben. Sie bereiten den leser auf die kommende katastrophe vor.
V. 1154 — 1243. Die Jungfrau erwidert, nicht die göttliche, nur die
menschliche uatur in Christo habe die todesqualen am kreuze erlitten.
Und nur dadurch, dass er diese natur annahm und in ihr den tod er-
dultete, habe er den teufel überwinden und die menschheit erlösen
können.
V. 1244—1447. Nachdem so noch mehreres hin- und hergeredet
worden, zeigt sich die macht Gottes an den gelehrten. Sie verstummen
und blicken' wie verzaubert einander an, und als der kaiser sie darum
schilt, erhebt sich einer von ihnen und erklärt in kurzen Worten, dass
nicht die Jungfrau sie besiegt habe, sondern der geist des gottes, den
sie alle gläubig zu bekennen entschlossen seien. Da ergrimmt der kaiser
und befiehlt, die gelehrten lebendig zu verbrennen. Als diese ihr urteil
vernommen, bitten sie die Jungfrau um die taufe; diese aber beruhigt
sie: in ihrem blute würden sie die taufe euipfahen. Das urteil wird voll-
streckt, die glut tötet sie, lässt aber ihre leiber, ja sogar ihre kleider
unversehrt. Zahlreiche bekehrungen sind die folge dieses Wunders, und
auch diese neubekehrten erleiden den tod, wie die bearbeitung hinzu-
fügt. Die leiber der märtyrer werden heimlich der erde übergeben.
V. 1448 — 1543. Da der kaiser erkennt, dass trotz des statuierten
exempels die Jungfrau an ihrem glauben festhält, versucht er es mit list.
Diese, die neue scene einleitenden worte konnte die bearbeitung mit
recht sich ersparen. Ob der kaiser mit seinen verheissungen es ernst
meint oder nicht, geht deutlich genug aus der art derselben hervor. In
der bearbeitung heisst es, dass der kaiser, nachdem er die Jungfrau
wieder zu sich befohlen (ohne dass jedoch gesagt wäre, dass sie vorher
weggeführt worden) , ihr (übereinstimmend mit der vorläge) die ver-
lockensten Versprechungen gemacht habe. Wenn sie seinen göttern
NEUANGELSAECHS. LEGENDE VON KATHARINA. 115
opfere, solle sie nach seiner gattin die erste im reiche sein, ein gedanke,
dessen weitere ausfiihrung in der bearbeitnng nur kurz angedeutet ist.
Er werde, heisst es weiter, ihr eine bildsäule setzen und ihr wie einer
seiner göttinnen einen terupel bauen. Die worte jedoch: sie solle nur
glauben, wie sehr er über ihre gottlosigkeit betrübt sei und wie sehr
er fürchte, dass die gütter für ihre lästerung sich an ihr rächen würden,
sind wieder gestrichen. Bedeutender noch sind die kürzungen in der
antwort der Jungfrau. Mit beissendem spotte weisst sie in der vorläge
das ansinnen des kaisers zurück. Was nütze ihr, heisst es dann weiter,
eine bildsäule; der regen würde sie beschmutzen, die vögel sich auf sie
setzen und sie verunreinigen, und kinder und hunde den fuss derselben
zu ihrem abort machen. Der bearbeiter hat wol geglaubt, dass ein sol-
ches benehmen und solche worte einer braut Christi nicht anstehen. So
wird denn in der bearbeitung der wortsprudelnde spott der vorläge zu
einem sanften lächeln und die mehr als unzarte Zurückweisung zu den
schlichten und doch dichterisch schönen worten :
Feire uletS ):'i muS
7 murie ]>\i makest hit.
Ah ich drede pet tis dream
drahie toward deaÖ
as de(5 mereminnes'
'Schön und lustig klingen deine worte, doch ich fürchte, sie gleichen
dem gesange der nixen, der zum tode lockt.' Nutzlos, fährt sie dann
in Übereinstimmung mit der vorläge fort, sind alle deine bemühungen.
Gott hat mich zu seiner braut erwählt, und ich werde nicht von ihm
lassen. In der vorläge warnt weiterhin der kaiser Katharinen vor einem
vorschnellen entschlusse und stellt ihr den sicheren tod in aussieht,
wenn sie sich nicht beuge. Sie aber erwidert: Christus zauderte nicht,
für mich den tod zu erleiden , für mich muss es eine freude sein , für
ihn zu sterben. Du hast mich jetzt in deiner gewalt, bald aber wirst
du in der gewalt des teufeis sein, der die strafen, die du mir jetzt
zuerteilen magst, dir in ewigen quälen zurückzahlen wird. Du wütest
jetzt allein gegen mich, bald aber wirst du gegen dein eigenes haus
deinen zorn richten, denn auch aus ihm sind bereits viele der schaar
Christi zuerteilt. Alles dies ist gestrichen.
V. 1544 — 1563. Der kaiser, über ihre starrköpfigkeit ergrimmt, be-
fiehlt, die Jungfrau zu entkleiden, zu stäupen und dann in ein finsteres
gefängniss zu sperren. Die drohung Katharinen s, dass, wenn er sie jetzt
des tageslichtes beraube, er später in ewiger finsterniss werde weilen
müssen, ist wieder weggelassen. Die Züchtigung, die in der vorläge in
grausamster weise vollzogen wird, erscheint in der bearbeitung in viel
milderer gestalt. In letzterer wird die Jungfrau mit knotigen geisein
geschlagen , während erstere eiserne ruten anwenden und die knechte
bei der Züchtigung abwechseln lässt. Als der kaiser die Jungfrau endlich
' Dies die lesart von B und R. C, offenbar verderbt, liest: as deti
mare pet lu muimest.
8*
l 1 li KINENKEL,
fragt, ob sie iliren sinn nun geiindcrt, erlüilt er nicht nur wie frülun-
drohnngen, sondern diesmal noch obendrein seheltworte' zur antvvort.
Alles dies ist wieder übergangen. Endlich wird die Jungfrau auf zwölf
tage und ohne nahrung in ein dunkeles gefiingniss geworfen. Wieder
übergangen ist, was die vorläge weiter erzählt von den engein, durch
welche Christus seiner dieuerin trost bringen Hess, von der hiiniulischen
klarheit, mit der diese den kerker erfüllten, und von den Wächtern, die
dies mit schreck wahrnahmen, es aber dem kaiser, aus furcht vor seinem
grimme nicht zu sagen wagten. Alles dies wird zum grossen teil später
an geeigneterer stelle widerholt und dort von dem bearbeiter auch
benutzt.
V. 15G3 — 1834. Der kaiser muss auf einige zeit die Stadt verlassen
und die gattin benutzt seine abwesenheit, die junjifrau zu sehen und zu
sprechen. Die gründe, warum sie für diese eingenommen ist, diese ihre
teilnähme aber verheimlicht wissen will, sind in der bearbeitung als
selbstverständlich nicht erwähnt, in der vorläge jedoch umständlich dar-
gelegt. Sie hat von ihrer disputation mit den gelehrten, von deren be-
siegung und tod, von der grausamen behandlung der Jungfrau u. s. w.
gehört und nur die furcht vor dem gatten hat sie bis jetzt zurück ge-
halten, ihre teilnähme offen zu zeigen. Sie erzählt dem feldobersten
Porphirius (der ihr zufällig begegnet und dem sie vorher strengste Ver-
schwiegenheit und pas'sende vorsichtsmassregeln gegen die gesehwätzig-
keit der wachen anempfohlen)- einen traura, der ihr vorausgezeigt, was
später zwischen ihr und der heiligen vorgeht und bittet ihn endlich, ihr
die Zusammenkunft mit dem wundersamen mädchen zu ermöglichen.
Der Porphirius der vorläge gibt seine einwilligung und begründet nun
in ähnlicher, nur in noch umständlicherer weise als vorher die kaiserin,
warum er sich gleichfalls für die Jungfrau interessiere, und am ende
heisst es: er bestach die wachen und führte die kaiserin um mitternacht
in den kerker. Anders die bearbeitung, welche kurz sagt: Porphirius
willigte gerne ein und führte sie zur nachtzeit in den kerker. — Den
. eintretenden strömt ein wunderbares licht entgegen, so dass sie geblen-
det und. erschreckt zur erde sinken. Die Jungfrau ermuthigt sie, und
als sie sich erheben, sehen sie, wie engel der heiligen wunden pflegen.
Die vorläge erzählt nun weiter von greisen, welche die Jungfrau um-
gaben, und deren häuptern ein wundersamer glänz entstrahlte. Aus den
bänden eines derselben habe die heilige eine kröne genommen , der
kaiserin auf das haupt gesetzt und gesagt: Das ist sie, die ich mir zur
leidensgenossin auserkor und dies ihr begleiter, der gleichfalls bald einer
der unseren sein wird. Zuletzt hätten die greise die kaiserin beglück-
wiinsciit mit den worten: sie werde, wie sie gehofft, mit ihren) himm-
lischen geliebten bald auf ewig verbunden und in die schaar der heiligen
frauen des himmels aufgenommen sein. Alles dies überspringt die be-
arbeitung und geht sofort auf dfe trostesworte über, welche die heilige
' 0 canis irnpudenlissime! fac (/undcumfpie nequissima mens ex-
cogilare polest etc.
■^ Das eingeklammerte nur in der vorläge!
NEUANGliI.SAFXHS. LKGENDE VON KATHARINA. 1 17
der in ilirem entschlusse zaudernden zuruft: Sei unbesorgt, deine leiden
werden kurz sein und wenn sie qualvoll sind, so wird der lohn für sie
um so herrlicher sein. Zaudere nicht, deinen zeitlichen gatten, der zwar
heute in seiner macht strahlet, morgen aber ein frass für würmer sein
wird (diese letztere hindeutung fehlt in der bearbeitung), einzutauschen
gegen einen gatten, der in ewiger treue und reinheit dir zur seite stehen
wird u. s. w. Auf die nun folgende frage des Porphirius, ob und wo-
mit Christus seinen Streitern den verlust an irdischen gütern im himmel
ersetze', beschreibt nun Katharina die freuden des jenseits. Vorlage
und bearbeitung Aveichen hier sehr stark von einander ab. In ersterer
macht die Jungfrau gelehrte hinweisungen auf die hinfälligkeit alles
irdischen und im besonderen auf die der Staaten und Städte. Das himm-
lische Vaterland, um das so viele die weit verachteten, gleiche einem
Staate, in dem ewig die sonne scheine, ewige freude herrsehe, kurz alles
schöner und besser sei, als man es sich denken könne, eine beschreibung,
die sie mit mehreren citaten aus der h, schrift belegt. Anders die be-
arbeitun.:?. Mit hintansetzung alles übrigen greift sie den vergleich des
himmels mit einem Staate oder, wie sie schreibt, mit einer 'hiirh' (= Stadt)
heraus und knüpft daran jene begeisterte und farbenprächtige Schilderung,
auf die schon Hardwick hindeutete, und von der wir gern hier eine probe
gäben, wenn sich nur unbeschadet seines Inhalts ein kleineres stück aus
dem ganzen heraustrennen Hesse. — Gestärkt und getröstet verlassen
kaiserin und feldherr den kerker. Als Porph5'rius zu seinen kriegern
zurückkehrt und diese ihn fragen, wo er so lange mit der kaiserin ge-
weilt habe, berichtet er das ebenerlebte und bekehrt auch sie zum
christentume.
V. 1S35 — 1924. Unterdess erhält die Jungfrau durch einen engel
speise und trank vom himmel. Dann erscheint ihr auch Christus, sie
zu beglückwünschen und ihr trost zuzusprechen. Eine kleine erweite-
rung ist hier zu verzeichnen. Mit hindeutung auf die ihn begleitende
jungfrauenschaar spricht der heiland zu ihr: lo! wiü hwucclte icli liahbe
i-diht lo do pe i nd kinedom pet is lin wid nie i-meane as nii leofmoti. —
Der kaiser ist inzwischen zurückgekehrt und befiehlt, die Jungfrau vor
sich zu bringen. Die wurte, mit denen seine person in die erzählung
wieder eingeführt wird, sind allerdings wenig schmeichelhaft-, aber
erstens hören wir sie nicht aus dem munde der Jungfrau und zweitens
ist gerade im folgenden die vorläge derart benutzt worden, dass der
Charakter des kaisers in der bearbeitung in bedeutend milderem lichte
erscheint. In ersterer lässt der kaiser die Jungfrau vor sich kommen
'um zu sehen, ob der hunger sie nun gefügiger gemacht habe'. Als er
sieht, dass wider sein erwarten ihre Schönheit noch viel strahlender,
blendender sich entwickelt hat, gerät er in wut und befiehlt, die Wäch-
ter zu foltern , um zu erfahren , wer ihr speise zugesteckt habe. Die
' Die vorläge fügt den grund dieser frage hinzu: weil er der an-
führer der ersten cohorte und reich an weltlichen gütern war.
* Vnder />is com pc f'urs Maxence pe ivode wulf, l>e heu()ene /ntiid
again etc.
t 18 EINENKEI,,
Jungfrau fühlt uiitleid mit den scluildloseu und berichtet deshalb, wie
ihr geschehen. Um nun seinen trabanten gegenüber nicht gar zu grausam
zu erscheinen, zieht der kaiser, auf neue listen sinnend, mildere saiten
auf: es sei ihm leid, dass eine Jungfrau aus künigliclieni geblüte durch
lügenh.ifte zauberer so sich habe umgarnen lassen, dass sie die götter,
die ihre väter verehrt, vera1)scheue und schmähe. Alles dies ist in der
bearbeitung übergangen. In dieser beginnt die rede des kaiscrs erst
jetzt: Wol sei es ihm lieber, wenn sie am leben bliebe, als dass sie
stürbe. Die wal aber zwischen tod und opfer könne er ihr nicht er-
lassen. Die Jungfrau erwidert: leben möchte ich schon, doch um den
preis des opferns nicht. 'Denn', fährt sie in der vorläge wider allein
fort, 'wenn du aucli meinen leib zerstückelst, mein gott wird mir einen
ewigen leib dafür geben, lieber meinen geist hast du keine gewalt, er
kehrt zu seinem schöpfer zurück. So bereite mir denn ', und hier be-
ginnt wieder die bearbeitung, 'quälen, so furchtbar, als du sie erdenken
magst. Ich fürchte sie nicht, da mein geliebter mich erwartet; er, dem
ich (keine brüllenden stiere, wie die vorläge hinzufügt, keine schuldlosen
Schafe, sondern) mich selbst zu opfern gedenke, gleichwie er dereinst
sich mir geopfert hat.' In der bearbeitung schliesst hier die rede der
jungtrau. In der vorläge hält sie dem kaiser nochmals das entsct/.liclie
Schicksal vor äugen, das ihn im jenseit erwarte und schliesst mit der
aufforderung, er solle seine eiteln götzen abschwören und den wahren
glauben annehmen. Da ruft 'ut deo viotentus dendbus frendens' der
kaiser aus: Wie lange sind wir feige genug, es zu dulden, dass jene
unsere götter mit schmach beflecke. Lassen wir ihr es hingehen, so
wird bald ihre ganze secte denselben ton anschlagen. So ergreift sie
dann und martert sie zu tode. Dann wird sich ja zeigen, ob ihr gott
die mac'it besitzt, ihr zu helfen. Da raten ihr einige der zuhörer, sie
möge sich ihrer jugendlich zarten gestalt und ihrer 'sonnenhafteu' Schön-
heit erbarmen und dem kaiser willfahren. Sie aber erwidert: Kümmere
euch meine Schönheit nicht, sie wird bald verwelken und der würmer
-beute sein. Klagt um euch selber, denn euch erwarten die quälen der
hölle. Ihre rede macht auf die angeredeten einen so tiefen eindruck,
dass einige von ilirem heidentume sich lossagen. Alles dies übergeht
die bearbeitung.
V. 1925 — ^OSO. Da kommt der stadfpräfect Cursates, 'ein manu
Belials', und spricht: 0 grosser kaiser! (wie lange willst du der spott
eines weibes sein? in der bearbeitung gestrichen) Katharina weiss noch
nicht, was schmerz ist. Lass ein folterrad bauen und sie zusehen, wie
es arbeitet, dann wird sie sich Vjeugcn; wenn nicht, so wende es sofort
an ihr selbst an, /^et alle /^vx Itil bihaUied schulen g7-urc liabhen ' (Übersetzung
von: ad terroi-em Cltrislianorinn inaudilo pcreat exemplo). Dass Cur-
sates durch seine worte den kaiser (hier in der vorläge einmal rex ge-
nannt) 'ad novam accendil insaniam el formentum lormentis accumulat'
erhellt zur genüge aus seinen Worten und ist vom bearbeiter wol des-
halb übergangen. Dass das folterrad noch eher als befohlen fertig war,
dem kaiacr aber noch lange nicht schnell genug fertig wurde, erwähnt
die bearbeitung gleichfalls nicht. Die Ijezeichnung des kaisers als
NEUANGKLSAECHS. LEGENDE VON KATHARINA. 1 19
'sucviens bclua' ist vom bearbeiter gleichfalls beseitigt. Die art der
Verwendung der mascliine wird nun genau beschrieben. Sie ist entsetz-
lich 'pGt grure grap euch mon hiven he lokede pron\ worte, die wider
nicht eingeschoben sind, sondern dem lateinischen '•{roiae . . .) ierrorem
circumspeclaniibus inculichant' entsprechen. Dass die Jungfrau aber bei
dem aubÜcke derselben völlig ruhig bleibt, da sie durch Christus gestärkt
weder quälen noch Schmeicheleien fürchtet, ist wider gestrichen. Auch
sind hier einige Umstellungen zu bemerken. Die Jungfrau wird nun in die
maschine 'hineingesetzt'. Das folgende stossgebet ist in der bearbeituug
wieder stark zusammengestrichen. Da erscheint ein engel, der der
maschine einen solchen schlag versetzt, dass die stücke, tod und ver-
derben verbreitend, umherfliegen. Die erwähnung eines ähnlichen bib-
lischen Vorganges ist von dem bearbeiter übergangen. Die Christen
frohlocken, die beiden jammern, und sogar der kaiser ist entsetzt. Diese
letzteren züge sind kaum merklich erweitert. Dass der kaiser auch jetzt
noch vor wnt mit den zahnen knirscht und auf neue quälen sinnt, ist
wieder gestrichen.
V. 2051 — 22S9. Da tritt die kaiserin herzu und hält ihm in den
heftigsten Worten das törichte seines benehmens vor, er sähe ja, wie
gross und mächtig der gott der Christen sei, er solle deshalb davon ab-
lassen, ihn und seine dienerin zu bekämpfen. Da ergrimmt der kaiser,
lind die treulosigkeit seiner Untertanen, die, durch das beispiel der
kaiserin verführt, sich jetzt in massen von den göttern abwenden, macht
ihn vollends rasend. 'Redest du irre', ruft er der gattin zu, 'oder bist
du besessen. Bei den göttern schwöre ich, dass ich, wenn du nicht
augenblicks widerrufest, dich zu tode martern und deinen leib wilden
tieren zum frasse vorwerfen lassen werde '. Dies ist die rede des kaisers
in der bearbeitung. In der vorläge gibt der kaiser umständlich die
gründe an, warum er so und nicht anders gegen seine gattin verfährt:
'Hast auch du die götter verlassen, sie, die die stützen unserer herr-
schaft sind? Wehe mir! ich verfolgte den feind in der ferne und muss
ihn nun in meinem eigenen hause finden. Wenn ich dich jetzt schonte,
würden nicht die übrigen frauen des reiches deinem beispielc folgen
und ihre gatten gleichfalls zu ihrem aberglauben verleiten, würde nicht
bald das ganze land sich zu des christengottes fassen krümmen?' Die
bearbeitung streicht dies und schiebt dafür eine kurze antwort der
kaiserin ein, in der dieselbe sich entschlossen erklärt, alles, was er ihr
auferlegen würde, um ihres neuen geliebten willen geduldig zu ertragen.
Als man sie abführt, bittet sie die heilige um Stärkung und trost, und
diese weist sie hin auf die wonne der himmlischen ehe, deren sie binnen
kurzem teilhaftig sein werde. Nachdem sie die grausamsten martern
erduldet hat, wird die kaiserin enthauptet. Ihr körper aber wird von
Porphirius und seinen kriegern heimlich bestattet. — Als man den kaiser
von der Übertretung seines gebotes benachrichtigt und dieser viele un-
schuldige hart bestrafen lässt, kommt Porphirius herbei und gesteht,
dass er selbst den leichnam der kaiserin habe begraben lassen. Dies
oder nur unwesentlich mehr hat die bearbeitung von der rede tles feld-
herru. In der vorläge wirft Pophirius dem kaiser ferner vor, wie
120 RINENKF.I-,
imiuenschlich sein befehl gewesen, wie er daher die schuldigen lieber
belohnen als bestrafen solle und schliesst endlich, indem er offen sich
zum Christentum bekennt. Da eriiebt der kaisor ein schmerzensgebrüU,
das die ganze königsburg durchtünt: 0 ich unglückseliger! 0 ich be-
klagenswerter! Warum bin ich geboren? Alles ist dahin! Auch mein
bester freund, die stütze meines reiches, hat mich jetzt verlassen. Er
ist es gewiss, der das herz der gattin den gesetzen der väter entfremdet.
Aber so weh er mir getan, lieber wäre es mir, wenn er sich bekehrte,
als wenn er stürbe. Er lässt nun die kriegcr des Porphirius vor sich
bringen, um näheres über dessen bekehrung zu erfahren. Als auch sie
sich zum Christentum bekennen, übergibt er einige derselben den hen-
kern, um durch ihre quälen die andern abzuschrecken. Porphirius aber,
ihrer standhaftigkeit nicht sieher, weiss geschickt durch aufreizende
werte den zorn des kuiscrs auf sich zurück zu lenken. Auf diese Vor-
gänge ist vom bearbeiter in den versen 22ü7 — 70 hingedeutet. Der
kaiser stellt nun (jetzt erst beginnt seine rede in der bearbeitung) dem
Porphirius die wähl zwischen tod und bekehrung, und befiehlt, da er
den tod wählt, ihn mit seinen begleitein zu enthaui)ten und die leiber
als nahrung für wilde tiere liegen zu lassen. 'Quod el facium csl' sagt
die vorläge, die bearbeitung aber schreibt, dass trotz des kaiser-
lichen Verbotes die körper der enthaupteten in der nacht bei seite
gebracht und herrlich begraben wurden. ' Denn Gott wollte nicht,
dass seiner bekenner leiber schmachvoller Vernichtung preisgegeben
würden, er, der ihnen verheissen, dass kein haar ihres hauptes verloren
gehen solle.'
V. 22',)0— 248.'). Nochmals versucht der kaiser an der jungtrau seine
Überredungskunst, aber wider vergebens, und so verurteilt er denn auch
sie zum tode. Als sie zum richtplatze geführt wird, sieht sie, wie eine
menge tVaucu und (wie beide, vorläge und bearbeitung, hervorheben)
vorzüglich Jungfrauen ihr nachfolgen, die ihr herbes loos beklagen und
beweinen. Die heilige verweist ihnen dies: sie bedürfe keines mitleides,
-da sie auf dem wege sei zu ihrem ewigen glücke, zu ihrem herrn und
geliebten; Sich selbst sollten sie beklagen, da sie dereinst in höllen-
qualen ewig sterben würden, wenn sie nicht bei zeiten von ihrem Un-
glauben abstünden. Dies gesagt, bittet sie den henker, 'als schon sein
Schwert über ihr blitzte' (ein einschiebsei der bearbeitung) um frist zu
einem gebete und als ihr dies gewährt worden, sie gebetet (einige
kürzungen sind in diesem gebete zu bemerken) und ihren geist dem
ht-rrn empfohlen hat, ertönt eine stimme vom liin)mel, die sie beglück-
wünscht und der eifiillung des gebetenen versichert. Die stimme ver-
stummt und die heilige emi)langt ergeben den todesstreich.
V. 24S()— 2.t4I. Da geschehen zwei wunder. Das eine bestand (buin,
da.ss anstatt des blutes dem halse der enthaupteten (als zeichen ihrer
Jungfräulichkeit) milch entströmte. Das andere, dass vom himmel engel
herabstiegen und den körper der enlhauideten auf den berg Sinai trugen,
wo an ihrem grabe viele wunder geschahen und noch geschehen.
NEUANGELSAECHS. LEGENDE VON KATHARINA. 121
jlarg - Jul uud K;ith.
Die Stellung, die der Verfasser von Kath seiner vorläge
gegenüber einuimmt, ist ^öllig verschieden von der art, wie
der Verfasser der beiden anderen legenden deren quellen be-
nutzt. Wir werden uns deshalb kurz fassen können.
Wie iu diesen beiden so bestehen auch in Kath die abweichungen
in Umstellungen, Streichungen und erweiteruugen. Während aber in Marg
und Jul die erweiterungeu häufig, die Streichungen dagegen selten und
unbedeutend waren, so findet hier gerade das gegenteil statt. Und wenn
dort am häufigsten und stärksten reden und gebete erweitert wurden,
so werden dieselben in Ivath gerade mit verliebe gekürzt, bezw. ganz
gestrichen.
Es ist nicht zu verkennen , dass auch dem Verfasser von Kath die
himmlische ehe des gottessolmes mit der erdenjungfrau eine vertraute
Vorstellung war (schon durch seine vorläge musste sie ihm dies werden),
aber ihr zu liebe den der vorläge zu gründe liegenden glaubenscontlict
in einen liebesconflict umzuwandeln, dieser gedauke lag ihm fern. Die
stellen, in denen er selbständig und ohne Vorgang der quelle auf diese
ehe hindeutet, sind so selten und unbedeutend, dass wir stark im zweifei
sind, ob Kath überhaupt für Jungfrauen geschrieben wurde.'
Obgleich nun der verf von Kafh in der hervorhebung der meiden-
liad und überhaupt alles dessen, was mit der himmlischen ehe zusammen-
hängt, kaum weitergeht als seine vorläge^, so hat er dennoch den charac-
ter der Jungfrau so behandelt, wie er einzig einer gottesbraut gebührt.
Mehr noch als in den vorlagen von Marg und Jul ist in der von Kath
das weseu der Jungfrau leidenschaftlich, rachsüchtig, mit einem worte
unweiblich; anistatt aber solche züge wie der Verfasser der erstgenannten
legenden zu verstärken und zu vermehren, mildert, bezw'. streicht der
Verfasser von Kath dieselben alle oder fast alle. Dieselbe behaudlung
lässt der Verfasser dem character des gegners der Jungfrau zu teil wer-
den. In der quelle einer jener hinterlistigen, blutdürstigen Wüteriche,
wie sie wol in jenen barbarischen zelten oft vorgekommen sind, wie
sie aber zum gegenständ einer dichtung sich nicht eignen , wird er von
dem dichter in einer weise vermenschlicht, dass der unparteiische leser
ihm seine teilnähme, ja sein mitleid nicht versagen kann.
Einen teufel haben wir in unserer legende nicht. Der character'
dessen aber, der ibn vertritt, würde, wenn der lieschränkte räum, der
iinu in der dichtung hier zuerteilt ist, einen sicheren schluss gestattete,
gleichfalls jene mildernde band des Verfassers erfahren haben.
Die abueigung des dicliters gegen erregte scenen, blutige kata-
strophen u. s. w. ist schon iu der milderung des charaeters derjenigen
figur bedingt, welche die meisten dieser scenen veranlasst. Auch hier
' Marg und Jul lassen diese ihre bestimmung deutlich durchblicken.
ISiehe teil I, s. 81 ; teil 11, s. 121.
'• Wir sehen dies äusserlich schon daran, dass das w'ort meulenhäd
in der ganzen umfangreichen legende nur drei mal vorkommt.
1 l'l EINENKEL,
weiss der dichter iiiiiass /u halten, wo der Verfasser von Marti; und dul
des grassen und unghiublicho.n nicht genug bekoiumen kann.
Gedanken wie die teil IT, s. 121), z. 11—1(5 erwälinten, linden sich
in Kath nur dort, wo die vorläge zu ihnen einen hestiuinUcu aulasss bot.
^^ie sind hier zum grossen teil wörtliche Übersetzungen.
Pas vorstehende lässt schon erraten, dass nnser nrteil über geistige
und künstlerische betlihignng hier ganz anders ausfallen muss, als das,
welches wir über den Verfasser von Marg und Jul abgaben. Es ist
allerdings nicht zu leugnen, dass die fabel der Kath vor denen der bei-
den anderen legenden unverkennbare vor/äige voraus hat, und manche
Schönheiten der neuags. dichtung nicht auf die gescliicklichkeit des Ver-
fassers, sondern auf seine vorläge zurückzuführen sind, lunnerhin bot
jedoch diese vorläge so viele mängel, dass es eines begabten dichters
bedurfte, sie auszumerzen oder in Schönheiten umzugestalten. Die
meisten der besprochenen abweichungcu der bearbeitung von ihrer
quelle sind schon oben als Vorzüge gekennzeichnet worden. Es bleibt
uns nur wenig zu erwähnen übrig. Durch die Streichung der ebenso
gelehrten als langweiligen einlcituug', die beseitigung der vielen hemmen-
den und störenden zwischeugespräche, die vereinfacliung der motive hat
das ganze sicherlich nur gewonnen.
Auch dass der bearbeiter consequent jene überflüssigen hindeu-
tungen auf inhalt und geist einer folgenden rede beseitigte, ist ihm zum
lobe anzurechnen. Am meisten zu loben ist jedoch die conse([uenz, mit
der er das in der vorläge zum schaden der handlung sich so breit
machende reflectierende dement beschnitt und einschränkte. Erst hier-
durch erhält die erzählung eine dramatische lebcndigkeit, von der in der
quelle so gut wie nichts zu spüren ist.
Diese Vorzüge werden nun noch gehoben durch einen einfachen,
grossen stil und eine edle spräche, die allerdings stellenweise in folge
von zu naher berührung mit dem lateinischen original langatmig und
dunkel wird, die aber meist in knapper kürze wie in schwunghafter be-
geistcrung, je nach seiner art, dem gedankcu sich anzuschmiegen weiss.
Dies alles sind Vorzüge, die gewiss sciion im keime in der vorläge
vorhanden sind, die aber, wir widerholen es, nur ein wahrer dichter aus
ihr zu entwickeln im stände war. Sie bewirken es, dass auch heute
noch unsere neuags. Kafharinenlegende mit intercssc, ja mit genuss ge-
lesen werden kann.*
Aueh dieser unser letzterer vergleich hat bewiesen, dass Kath
von dem Verfasser von Marg und Jul nicht herrühren kann.
' Wie wir oben gesehen haben, wurde von dem Verfasser von Marg
und .Jul eine solche gerade erweitert, bezw. zugefügt.
^ Sicher gegen seine absieht, aber ebenso sicher zu grossem vorteile
für die crzäliiung hat der bcarlteiter die energische gestalt des gegen
die wogen des (;iiristliclien fanatismus vergebens ankämpfenden kaisers
in den Vordergrund des Interesses gerückt. Die Tyrannick Love etc.
von Dryd(;n (eine dramatiMierung unserer legende) war uns leider unerreich-
bar, verstand D. jedoch seine kunst, so tat er dassellte; denn die einzige
dramatisch wirksame Hgur in unserer dichtung ist die des kaisers.
NEUANGELSAECHS. LEGENDE VON KATHARINA. 123
Kath und HM.
Die oben geinachten Wahrnehmungen bringen zwar die Kath der
HM in eben dem masse näher, wie sie dieselbe von Jul und Marg ent-
fernen. Doch .sind die Übereinstimmungen im stile und in der Zeichnung
des characters der goltcsbraut so wenig massgebend, dass sie nur eben
nichts gegen die annähme der verfassereiuheit beweisen. Die ergebnisse
der früheren vergleiche würden daher in dieser frage allein den aus-
schlag geben müssen.
Kommen wir mm zu den evgebnissen unserer Unter-
suchung!
Wir stellten uns oben die beiden fragen: bat der Verfasser
der neuags. Katharinenlegende auch die legenden der St. Juliane
und St. Margarete, oder wenn nicht diese, dann wenigstens die
homilie Hali Meidcnhad geschrieben?
Die angestellten vergleiche beantworteten die erste frage
alle mit einem mehr oder weniger entschiedenen 'nein'. Schwie-
riger ist die erledigung der anderen. Doch fanden sich auch
hier so schwere bedenken, dass eine bejahung auch dieser
zweiten frage unmöglich erscheint.
Als ein ergebuiss von zweiter Wichtigkeit ist noch anzu-
führen, dass der Verfasser der legenden der St. Juliaue und
St. Margarete die Katharinenlegende kannte und benutzte.
Mit hinzunahme der ersten beiden teile unserer abhand-
lung stellt sich demnach unser gesammtresultat wie folgt:
Von den vier untersuchten neuags. Schriften enstaud zu-
erst die legende der heiligen Katharina von Alexandrien, dann,
von der band eines anderen Verfassers, die Liflade etc. of St.
Margarete und die Liflade of St. Juliana, zuletzt aber, oder
mindestens nach der Liflade etc. of St. Margarete von der band
eines dritten die homilie Hali Meidenhad.
Alle diese schritten sind im sogenannten Otfridischen vers-
masse abgefasst.
GoHLis BEI Leipzig. Eugen Einenkel.
ZriJ AXCJKLSAKdlSLSClJEN GF.NESIS.
Die sogen. Cüdnionische Genesis ist, abgesehen von der
\(»n Sievers so grüudlich untersuchten intcri)o\ierten i)artic,
noch nicht gegenständ einer besonderen eingehenden literar-
g-eschichtlichen behandlung gewesen, denn was Oötzinger in
seinem bekannten schriftchen darüber äussert, will wenig* be-
deuten, wenn er auch einzelne richtige bemerkungen macht.
Tieim fortschreiteri meiner Literaturgeschichte des Mittelalters
sah ich mich daher g:enötigt, die arbeit selbst zu unternehmen
und um zu einem sicheren urteil über die angelsächsische
dichtung zu gelangen, durfte ich nicht die zeitraubende mühe
scheuen, dieselbe schritt für schritt mit der bibel, selbstver-
ständlich der Vulgata, zu vergleichen. Natürlich war von der
oben erwähnten Interpolation abzusehen. Aber auch die der-
selben vorausgehende partie fasse ich in dem vorliegenden auf-
satzc nicht in's äuge, denn so weit ihr überliaupt die bibel zu
gründe liegt, erscheint die behandlung derselben doch etwas
eine andere, so dass man wol daran denken kann, für diese
erste partie einen besonderen Verfasser anzunehmen. Auf diese
frage aber genauer einzugehen habe icli hier nicht die absieht.
Ich beschränke mich hier also auf die der Interpolation fol-
gende partie, von vers 852 bis zum Schlüsse der dichtung.
Sie erstreckt sicli vou cap. '^, v. S bis caj). 22, v. 13 des ersten
buches Mose,
Um die art, wie der Verfasser seine vorläge behandelt hat,
zu zeigen, unterscheide ich zunächst zusätze und weglassungen.
Die Zusätze sind einmal zum zwecke der erklärung des
biblischen berichts, dann insbesondere zur motivierung der be-
richteten li.'indlungen gemacht. Betrachten wir zunächst den
ersten fall. So wird v, 908, wo CJott die schlauge verflucht,
diese als /'e(5elens bezeichnet, um zu crkläien, dass sie auf ihrer
EBERT, ZUR ANGELSAECHSISCHEN GENESIS. 125
brüst gebt. So wird die antwort Kain's auf Gottes frage, wo
Abel sei: Nescio. Num cuslos fralri< mei snm ego? (c. 4, v. 9)
widergegeben: Ne can ic Abeles br ne fbre, lileömceges slb: nc
ic hijrde wces hrd(^er mhies (v. 1006 tf.) — um das durcb hyrde
übertragene custos zu erklären. Cap. 16, v. 5 beginnt Sara,
über Hagar erbittert, ihre zornige rede gegen Abraham: Inlque
agis contra me, ohne diese worte direct zu begründen: unser
dichter erklärt sie mit den Worten: pafodest pugena, pcel mepeörv-
mennen drehte dogora gehwam dcedwn and wordum v. 2246.
Cap. 20, V. 9 macht der von Gott bedrohte Abimelech dem
Abraham den Vorwurf, dass er ihn in diese läge gebracht, indem
er sagt: quae non dehuisli facere, feclsti nobis. Was Abimelecb
meint, ergibt sich aus dem vorher erzählten; der angelsächs.
dichter aber hält es trotzdem für nötig, den Abimelech selbst
den Vorwurf ausdrücklich darlegen zu lassen v. 2679 ff., wobei
dieser in seiner rede noch wesentlich verschärft wird. — ■ Auch
kleine Veränderungen nimmt der Verfasser zum zwecke der er-
klärung vor, so lässt er den Lamech sogleich den 'mann', den
er tötete (c. 4, v. 23), als den Kain bezeichnen (v. 1095); so
gibt er die fiUae homtnu?n (c. 6, v. 2) durch frauen aus dem
geschlechte Kain's wieder, indem er die /ilü Bei aus dem ge-
schlechte Seth's sein lässt (v. 1245)1; so überträgt er die /ow^^.?
ahyssi in der erzählung von der sindflut (c. 7, v. 12) durch wille-
hurnan of cedragehwfcre (v. 1373); so ersetzt er in der rede
des Abraham zu Lot das fratres enim sumus (c. 13, v. 8) durch
eine genauere angäbe des verwantschaftsverhältnisses: Ic com
fivdera pln s'thgehyrdum, pü ?nhi suhterga {\. 1900 f.); so scheint
es, dass er in der an Abimelech gerichteten rede Gottes (c. 20,
V. 7) das quia propheta est (sc. Abraham) ersetzt durch die er-
klärenden Worte: he is — gleäw, mceg seif [w«Ö god\ sprecan,
geseon sweglcijning (v. 2657 f.).
Ebenso finden sich manche Zusätze, um eine von der bibel
berichtete handlung zu motivieren. So wird v. 1431 11". Noah's
wünsch zu landen, angeführt als grund, warum er die vögel
aussendet. Um die Wanderung der nachkommen Noah's nach
dem lande Sennaar (c. 11, v. 1) zu motivieren, lässt sie der
dichter ein 'geräumigeres land' suchen (vers 1651). Die
' So erklärt auch Bcda (In Pentat. couimeut. Genes, cap. ^>) diese
ausdrücke.
1 •!{') EREKT,
tcilnaliino der buiulcsi;enosseii Abrahani's an der befreiung
Lot's (c. 14. V. 15) wird diireb eine bitte Abrabani's begründet
(v. 'J025); der segenssprucb Melehisedeeh's (e. 14, y. 18) dnrch
Abrabam';^ sieg (v. 2107 If.V die bitte Lot's, dass er naeb der
nahen stadt Segor statt nach dem berge fliehen dürfe (c. 19,
V. 18), durch die begleitung seiner frauen, die keinen so wei-
ten weg /u t'iisse machen können (v. 2512 iT.).
Es gibt aber noch andere arten von Zusätzen, und zwar
solche, die für den angelsächsischen dichter recht bezeich-
nend sind. So ergreift er gerne die gclegenheit, im detail aus-
zumaleu, was in der bibel nur mit wenigen strichen gezeichnet
oder auch blos angedeutet ist, und es sind dies nicht allein
natur-, sondern auch characterschilderungen, landscbaftsbilder
und historische geniälde, die selbst zu längeren episoden wer-
den. Da zeigt sich uns denn auch die poetische begabung des
Verfassers. Durch wie manche hübsche einzelne züge ist die
sindflut veranschaulicht; und dem bilde ist noch ein beson-
derer reiz verliehen durch das lebhafte interesse, das es in
seiner ausführung an der arche und ihren bewohnern erweckt,
wie in der stelle: Si^t)ati wide räd rvolcnum under ofer holmes
hrincg hof sclcste u. s. w. (v. 1392 iL). Wie reizend ausgeführt
ist die kleine episode von dem ausflug der zweiten taube,
worin der dichter erzählt, wie dieselbe den Ölzweig gewann
(v. 1464 ff.). So wird ferner der anbau des landes durch
Noah, den nur eine zeile in der bibel anzeigt, in sieben ver-
sen geschildert (v. 1555 ff.); ebenso darauf ausführlich die
trunkenheit Noah's und seine Verspottung. Besonders be-
gierig aber nimmt der Angelsachse die gelegeuheit zu einer
kani])fesschilderung wahr, welche ihm der cap. 14 berichtete
krieg des königs der Elamiter mit dem von Sodom bietet;
werden hier in der bibel nur die localitäten und das resultat
näher angezeigt, so gil)t unser dichter (v. 1982 ff.) ein leben-
diges gemälde der schlacht, allerdings einer, wie sie die Angel-
sachsen lieferten, mit dem ganzen lärm der auf heim und lin-
denschildc dröhnenden Speere und Schwerter; auch fehlt nicht
der schwarze Odinsvogel, der leichengierige rabe. So wird
auch, um von kleineren Zusätzen dieser art abzusehen, der
brand von Sodom und seiner umgegend mit kräftigem pinsel
gemalt (v. 2545 iü). Aber auch psychische Vorgänge werden
treffend geschildert, so der zorn des Kaiu, wie er sich aus den
ZUR ANGELSAECHSISCHEN GENESIS. 127
bekleninumgcn des ceids entwickelt: pa't ivoes iorn nere hefig cet
heortan : hygewcelmas teäh heornc on hreöstum hlätende ni<5, yrre
for (cfstum (v. 979 ff.), wo die bibel (c. 4, v. 5) nichts als die
Worte: Iruiusque est Cain vehementer bot. Noch sei erwähnt
wie unser dichter bei der blossen erwähnuug der Verheiratung
Abraham's in der bibel (c. 11, v. 29) ein bild der Sara ent-
wirft, indem er sie nicht nur lieblich und edel nennt, sondern
sie auch in acht angelsächsischer weise als gute hausfrau be-
zeichnet in den worten: Hie pä winira fela moruld hryttedon,.,
sine cetsomne sibhe hcöldon geära mengeo (v. 1724 ff.).
Schon die art dieser zusätze, noch mehr ihre ausfiihrung,
zeigt, wie bereits angedeutet, dass der Verfasser die bibel nicht
blos in angelsächsischer spräche, sondern auch im angelsäch-
sischen geiste bearbeitete. Er lässt die von ihm erzählten
haudlungen gleichsam in seinem volke vor sich gehen, indem
er die einrichtuugen, sitteu und gebrauche, tugeuden und fehler
desselben, ja selbst die natur seines laudes, so weit dies mög-
lich ist, in die zeit und scene der biblischen erzählung über-
trägt. Da werden nicht blos die ämter und würden der Angel-
sachsen den biblischen substituiert (s. v. 1S70 und 2 178), nicht
blos im geschlechtsregister Adam's ein Stammhalter wie Cainan
als aldordema, weard and wha bezeichnet (v. 11 56 f.), was sich
wol rechtfertigen Hesse, sondern ein anderer dort, Geared,
geradezu wie ein angelsächsischer fürst characterisiert mit den
Worten: gumum gold britfade (v. 1181). wSelbstverständlich sind
dem Angelsachsen die jjatriarchen, wie Abraham und Lot, von
adeliger geburt (v. 1716, vgl. auch v. 2771). Auch hier be-
steht der reichtum in ringen, gewundenem gold und kleinodien:
Lot vergisst sie nicht mitzunehmen, als er nach Sodom zieht
(v. 1930 f.), obgleich in der bibel (c. 13, v. 12) nichts weiter
gesagt ist, als dass er nunmehr in Sodom wohnte. — So wird
das geschrei, das von Sodom zu Gott kam (c. 18, v. 21), für
ealogälra gylp erklärt (v. 2408). — So wird ferner der ab-
schluss eines bündnisses, das Abimelech von Abraham erbittet,
in angelsächsischer form gegeben (v. 2828 ff.). Des Verfassers
nationalität offenbart sich auch recht in seiner kenntniss des
Seewesens und seiner liebe zum meere: die erstere zeigt er
namentlich bei der Schilderung der arche, die er durch einen
ton, der im w^asser immer härter wird, verkitten lässt
(v. 1322), die andere durch erwähnung des meeres bei seinen
12S EHERT,
uaturscbilderuugen, so z. b. sclnnimeru — in der scböuen aiis-
fübruug: der stelle, wo Gott Abraham auf den sterneubimmel
bliekeu beisst. die vermeliruug seines irescbleebtes zu erfahren
(e. 15, V. 5) — die Sterne über der breiten meeresbranduug
(v. 2192), so verhüllt die nacht bei ihrem einbrach in Sodom
die laguütredmas, scts and ^id Icnid (v. 2449 fi'., c. 19, v. 4).
Die persönlichkeit des dichters tritt aber auch direct her-
vor, indem er es nicht unterlässt, an wichtigen stellen seine
teilnähme an dem erzählten zu bezeigen. So ruft er nach der
Verweisung der erzältern aus dem paradiese aus: Wir hörten
nun, wo unser schlimmes unheil erstand und das weltelend
(v. 939 f.); und der mord Kaiu's veranlasst ihn zur klage über
den Sündenfall, dessen folge jener mord war, der, ein steck-
linir, weite zweige trieb, aus denen breite bliitter jeder bosheit
sprossten — und noch zu des dichters zeit (v. 957 Ö",). So
rühmt er Abraham ob des sieges, durch welchen er Lot be-
freite (v. 2092). Einen solchen subjectiven character haben
noch andere stellen, wie die schöne, worin der dichter sagt,
dass nach der Vertreibung aus dem paradiese doch den erz-
ältern noch der trost des gestirnten himmels und der frucht-
baren erde geblieben wäre (v. 952 ff.). Beachtenswert ist, dass
ganz im gegenteil Avitus in seiner dichtuug hervorhebt, wie
hässlich die erde im vergleich mit dem verlorenen paradiese
dem ersten menschenpaare erschienen sei (1. III, v. 2(ti rt.i.
Endlich finden sich noch eine anzahl zusätze, die beson-
sondere theologische Studien des Verfassers verraten. Auf eine
stelle, V. 1541 f.. hat schon Götzinger (s. IS) aufmerksam ge-
macht; dort werden die namen der vier weiber der arche
gegeben.! Dazu kommen noch folgende .stellen: In dem ge-
.scblechtsregister Genes, c. 5 wird das scheiden Enoch's durch
die Worte angezeigt: et non apparuit quia tuUt evm Dens (v. 24);
unser dichter berichtet ausführlich seine himmelfahrt und be-
merkt dabei, er wäre lebend mit dem könig der engel aus
diesem vergänglichen leben gefahren: on päm gearrvum, p>e his
gäsl onftng, (kr hine to monnum mödor hrohte (v. 1212); soll dies
' Nicht der vier Schwiegertöchter, wie Götzinger sagt, sondern der
drei und des weibe3 Noah's. — Eine andere stelle wird von Götzinger
irrtümlich als abweichung vom biblischen texte angeführt; G. hat hier
nicht das ags. original, sondern die Übersetzung Grein's vor äugen ge-
habt, die allein die falsche Zahlenangabe enthält.
ZCR AXGELSAKCHSISCHEN: GENESIS. 129
nur beissen: im mutterleibe? — Der rabe kebrt zur aiche nicht
zurück, weil er eine leiche zum frasse findet (v. 1447): das-
selbe motiv findet sich auch bei Avitus IV, v. 566. — Genes,
c. 9, V. 6 heisst es: Quicunqne ejfuderit liumanum sangmnem, fun-
ditur sanguis illius: ad imaginem quippe Bei [actus est homo.
Unser dichter gibt den letzteren satz wörtlich wieder, fiiirt
dann aber noch hinzu: cclc liafah mägnüte metodes and engla,
pära pe healdun tvile liälige peärvas (v. 1530 f.). — V. 1648
wird der name Ebrei von Eher hergeleitet. — V. 1661 ff. wird
der türm von Babel nicht blos zum rühme, sondern auch zur
erinnerung an den aufenthalt in diesem lande errichtet. —
Y. 1767 wird Hara (Carran) als Assyrien, oder als in Assyrien
bezeichnet (vgl. Gen. c. 11, v. 31 und c. 12 init). — Lot's frau
steht als salzsäule noch immer da (v. 2565 ff".). Dasselbe wird
u. a. auch in dem gedichte 'De Sodoma' (aus dem 4. Jahrb.)
erzählt (v. 121 ff'.). Dies sind die wichtigsten stellen.
Auch die weglassuugen characterisieren den dichter und
sein werk. Sie haben verschiedene gründe. Einzelne stellen
scheinen mir von dem dichter übergangen zu sein, weil er sie
selbst nicht verstanden; so c. 3, v. 22, wo Gott sagt: Ecce Adam
quasi UHUS ex nohis [actus est u. s. w., oder c. 4, v. 1 , wo Eva
spricht: Possedi hominem per Deum, oder c. 4, y. 7. Weit mehr
stellen aber sind weggelassen aus dem gründe, weil sie dem
angelsächsischen leser auch in der bearbeituug unverständlich
und uninteressant sein mussten. So alle erkläruugeu von namen
— deren verständniss ja eine keuntniss des Hebräischen voraus-
setzte — wie von Noah (c. 5, v. 2S), Babel (c. 11, v. 9), Segor
(c. 19, V.22), Bersabee (c. 21, v. 31), ähnlich auch c. 16, v. 130^;
die uamensveränderuugen von Abraham und Sara (c. 17, v.3u. 15).
Auch das von Gott Abraham gebotene opfer der verschiedenen
tiere und die sich daran reihende vision cap. 15, v. S musste
einem Angelsachsen zu fremdartig erscheinen; so blieb die
ganze stelle bis v. 18 weg. Ebenso wurden die 'azyma', welche
Lot den engein, seinen gasten, vorsetzt (c. 19, v. 3), als rein
jüdische sitte weggelassen. Auch den zu starken anthro})o-
morphismus c. 8, v. 21, wo Gott den duft vou Xoah's opfer
riecht, durfte wol als zu unchristlich der dichter niciit seinen
lesern bieten. Aus demselben gründe blieb gewiss die stelle
weg, worin Abraham, gegen Abimelech sich entschuldigend,
sagt, dass Sara wirklich seine Schwester, nämlich seine stief-
Auglia, V. band. 9
130 EHERT,
Schwester sei (c. 20, v. 12). Auch wird dem dichter irrelig-ios
erschieneil sciu, dass Sara nach der gehurt Isaac's sagt, Gott
liahe t«ie zum geh'ichter gemacht (c. 21, v. iy), und so übergieug
er dies lieber. Ob auch ein religiöses motiv den dichter bei
der weglassuug der iutervention Abraham's für Sodom (c. 18,
V. "22 ft".) bestimmte, sei dahin gestellt. — Otfenbar aus achtung
vor Abraham lässt er die vorwurfsvolle rede Pharao's, da sie
allerdings wol begründet w^ar, weg (c. 12, v. 18). — Hier und
da tinden sich auch kürzungeu um widerholungen zu vermei-
den, wie im c. 9. Endlich luit der Verfasser auch aus ästhe-
tischer rücksicht einzelne partieeu als ganz uninteressant weg-
gelassen, wie blosse nameuangaben, die ausserdem der allite-
rierenden dichtung grosse Schwierigkeiten bereiten mussten, so
die uamen von köuigen und Völkern bei den kriegen der Ela-
miten gegen 8odoni c. 14; so die aufzählung der geueratiouen
der söhne Noah's c. 10 und 11; auch die angäbe eines datums
wird einmal übergangen, wie des aufhörens der siudtlut
(c. 8, V. 13 f.).
So sehen Avir, wie der dichter mit verständiger Überlegung
sich Überall bemüht, den alttestamentlichen stoff dem natio-
nalen und christlichen bewusstsein seines Volkes entsprechend
zu behandeln und so ihm sympathisch und auch im einzelneu
verständlich zu macheu; zugleich sucht er durch die ausfüh-
rung dem stoil'e einen i)oetischen reiz zu verleihen, ühue etwas
wesentliches aufzuopfern. Dieser teil der 'Genesis' hat keinen
so rhetorischen character, wie er in der angelsächsischen dich-
tung häufig begegnet, sind doch hier der reden weniger als in
der biblischen vorläge, indem der Inhalt mancher von diesen
nur durch den dichter erzählt wird'; freilich zeigt dieser ab-
schnitt auch kein so reiches colorit als die beiden anderen
oder der Exodus, aber er hält sich auch frei von schwulst in
seiner verhältnissmässig einfachen ausdrucksweise, die je-
doch der kunst nicht entbehrt. Letzteres gibt recht zu er-
kennen das geschlechtsregister von Adam bis Noali, welches
der Verfasser nicht weglassen zu dürfen glaubte, in der grossen
mannigfaltigkeit der ausdrücke für leljen und sterben. Da
zeigt sich der gelehrt gebildete dichter, welchen die ganze
' .So vgl. e. n , V. 7 f. uikI (icn. v. 1(^4 f., c. la, v. 14 und Gen.
V. 194« ff., c. l'J, V. 1 und Gen. v. 2432.
ZUR ANGELSAECHSISCHEN GENESIS. 131
arbeit verrät. Dass dieser teil der Genesis nicht von Cädmon
sein kann, ist für jeden, der das gedieht gründlich studiert hat,
indem er es mit der bibel verglich, selbstverständlich; denn
wenn mau auch von allem andern, was gegen eine solche
annähme spricht und in der vorstehenden Untersuchung sich
niedergelegt findet, absieht, so zeigen gar manche stellen oH'en-
bar, dass der dichter bei der abfassung seines werkes die bibel
vor äugen hatte, selbst sie gelesen und studiert hat, er hätte
sonst kürzungen und Umstellungen, wie sie sich hier und da
finden, nicht in der art wie es geschehen vornehmen können. ^
Dies darzulegen wäre zu weitläufig und ist auch unnötig.
Denn wenn man die mitteilung Beda's über Cädmon (Hist.
eccles. 1. IV, c. 24) sorgfältig liest und unbefangen erwägt,
kann man keinen zweifei darüber hegen, dass weder der hier
betrachtete, noch ein anderer abschnitt der Genesis von Cäd-
mon verfasst ist. Wie sich aus der nachricht Beda's ergibt,
waren seine frommen carmiua vielmehr hymnusartige ge-
dichte, die im gesang vorgetragen wurden, also gedichte ganz
anderer art als die Genesis.
Stellen wir einmal die einzelnen punkte der Beda'schen
Überlieferung, welche diesen character der dichtung Cädmon's
bekunden, kurz zusammen.
Der äussere anlass, welcher den frommen, aber ganz unge-
bildeten klosterknecht zum dichter machte, war bekanntlich
die beschämung, die er darüber empfand, dass er bei dem mit
seinen genossen eingenommenen maLle, wenn die harfe hernm-
gieng, nicht auch etwas singen konnte. Keligiöse Inspiration
kommt ihm zu hülfe. Er verfasst also ein Med, wie er es
vortragen konnte, wenn ihm wider im kreise der ge-
nossen die aufforderung wurde.
Im kloster zweifelt man an der begabung Cädmon's und
unterwirft ihn einer prüfung. Exponehantque Uli, heisst es
da weiter, quendam aacroe historiae sive doctrinae sermonem,
' Auch versteht er swischen deu zeilen zu lesen. Wenn er v. 1507
bei gelegenheit des opfers Noah's sagt, dass dieser in seiner jugend
durch gute taten die gnade, die ihm von Gott wurde, verdient hatte, so
ist er zu dieser in der bibel fehlenden benjerkung durch c. S, v. 21 ge-
führt worden, wo es heisst: seasus el cogilulio Ituvtaui cordis in ma-
lum prona sunt ah adolesccnlia sua. Noah hatte eine ausnähme
gemacht.
9*
1 32 EBER r,
praeclpientes eum, si possef. hunc in madiilationcm carminis trans-
ferre. At iUe suscepto neyolio ah'til, et mane rcdiens o/ifimo car-
innte quod iuhehatw compositum redidif. In der weise liess sieh
wol eine hymne, aber kein gedieht in der art der Genesis
verfassen. Die worte exponchant nnd doctrinae sind wol zu
beacliten. Es wurde Cädmon ein bibeltext erklärt; nicht also
eine stelle der bibel xorcrzählt oder nur vorgelesen.
Cädmon wurde nun in das klostcr aufgenommen und ihm
die bibel gelehrt. Alles, was er durch hören lernen konnte {quae
audiendo discere poterat), rief er sich zurück und verarbeitete
es in sich, verwandelte es in ein liebliches gedieht und trug
es in reizendem gesange («mym^«<e re^o^i an f/o) seinen lehrern
vor. So 'sang' er von der Schöpfung der weit und von den
meisten geschichten der heiligen schrift, von den schrecken des
jüngsten gerichts und von der herrliehkeit des paradieses, aber
er machte auch mehrere gediclite von den woltaten und ge-
richten Gottes, und in allen diesen strebte er die menschen
von der slinde abzuziehen und zu einem guten leben anzu-
regen. Der gegenständ dieser zuletzt erwähnten 'carmina'
wirft auch ein licht auf die art seiner ])()etischen behandlung
der biblischen stolze. Cädmon wird ohne frage nur in einer
form oder stilart der poesie gedichtet haben, also in derselben
form von den woltaten und gerichten Gottes wie von der
Schöpfung der weit gesungen haben; und bei der behandlung
des einen wie des andern themas verfolgte er eine didactische
tendenz, sein frommer sinn war es ja, der ihn zum dichter
machte: zu dieser hier von Beda ausgesprochenen didactischen
tendenz passt vollkommen das doctrina in der oben citierten
stelle, nicht minder die bcnierkung Heda's im eingange des
kapitels, dass durch Cädmon's gediclite viele zur Verachtung
des weltlichen lebens entflammt worden wären. ^
Nach allen diesen einzelnen momenten der erzählung
Beda's, der selbst sicher Cädmon's gediclite gekannt hat und
überhaupt gewiss ein ganz treuer berichterstatter hier, wie
auch sonst in seinem werke, war, da er in seiner kindheit
vielleicht noch ein Zeitgenosse Cädmon's und dessen kloster nicht
sehr fern von dem seinen lag (etwa 10 deutsche meilen) —
' Ebenso auch der satz ini einj^angß des bcrichts lieda's: qnia car-
iitiiia rel iyioni el pielali apla facere solcbal.
ZUR ANGELSAECHSISCHEN GENESIS. 133
nach allen diesen momentan war Cädmon's poesie eine didac-
tisch-lyrische. Dafür spricht auch die grosse zahl der biblischen
stotfe, die er nach ßeda behandelt hat. Wenn endlich Beda
aber noch bemerkt, dass nach Cädmon auch andere im volke
der Angeln religiöse gedichte {religiosa poemaia) zu machen
versuchten, aber keiner ihm gleichkommen konnte, so braucht
man hier nicht auch an hymnendichter zu denken. Religiöse
gedichte konnten auch solche wie die Genesis genannt wer-
den. Ihre Wirkung, meint Beda nur, war eine weit geringere.^
Denn, fügt er hinzu, Cädmon war nicht von menschen in der
sangeskuust unterrichtet, vom himmel emptieng er die gäbe.
Die epochemachende bedeutung Cädmon's liegt aber darin,
dass er zuerst in der Volkssprache christliche stoffe behandelte;
er verfuhr dabei als ein ungelehrter manu aus dem volke selbst
wie ein volkssänger, wie der scop^ der im Beöwulf von der
Schöpfung singt: den stolf emptieng er wie jene durch mündliche
Überlieferung und bearbeitete ihn zum gesange, zum münd-
lichen vortrage. Indem er aber von haus aus uunationale, litera-
rische, d. h. in bächern überlieferte, stotfe in der weise der
volkssänger behandelte, zeigte er, wie das fremde material
dem genius der nation assimiliert werden konnte, und schlug
so die brücke zu einer kuustpoesie überhaupt, die nach ihm
eben mit der behandlung derselben religiös -christlichen stotie
beginnt.
Leipzig. Adolf Ebekt.
' Es ist wül zu beachten, dass der satz, worin Beda von den uach-
folgern Cädiiiou's spricht, sich unmittelbar an jenen anscliliesst, worin er
von der Wirkung der carmlna Cädmon's gesprochen.
zu :\IARL0WE'S FAUST.
Dem text \on Marlowe's Faust ist schon vielfach ein-
gehende Sorgfalt zugewendet worden; auch in diesen blättern.
Eine lesart scheint mir noch nicht in erwägung gekommen,
auf die ich hier aufmerksam machen möchte. Ich habe darauf
bereits in meiner ausgäbe von Goethe's Faust I. s. XXV hinge-
wiesen. — Es besteht wol kein zweifei mehr darüber, dass das
deutsche volksmässige Faustdrama, das Lessing und Goethe,
wenn auch in verschiedenen redactionen, kannten, auf Mar-
lowe's Faust zuriick/Aiführen ist, den englisclie comödianten
nach Deutschland brachten. Die texte, die unsere genannten
dichter kannten, besitzen wir nicht. Wenn aber in ihren be-
arbeitungen bezeichnende zöge vorkommen, die nicht in den
deutschen Volksbüchern, wol al)er bei Marlowe zu finden sind
so gestattet dieser umstand den schluss, dass sie in den)
text des deutschen volksschauspiels auch erlialtcn waren, den
-Lessing oder Goethe kannte.
Es ist imn anziehend, w'cnn in hinblick auf diese Verhält-
nisse der text von Goethe's Faust zuweilen aus dem Mar-
lowe's licht erhält, wie z. b. in meiner ausgäbe zu L 12(34 — 1273
bemerkt ist, ebenso, wenn Goethe's text zur emendation einer
stelle bei Marlowe herbeigezogen werden kann.
Lidcin Faust den l)ei Goethe als pudel eingeschlichenen
Mephistopheles beschwört sagt er l. v. 91 8 ff.:
'Erst, zu begegnen dem tiere,
Braucli' ich den Spruch der viere',
worunter er, wie auch der weitere verlauf der bescliwörung zeigt,
die geistcr der vier elemente meint: des fcuers, des wassers, der
luft, der erde. So werden in den zauberbücliern, wiein'DorJ.
K. J. SCHKOEEK, ZU MAKI.OWe's FAUST. 135
Fausti sobwarzer Rabe' u. dergl.i die 'Spiritus quatuor elemeu-
taies' als 'allzeit dienstbare geister' citieit. Daneben figurieren
in dem genannten zauberbucbe aueb nocb die'spiritus planetares,
astrales' etc. und wunderlicbe kreise, in der mitte der name
Jehova's etc. — Diese letzteren kreise und die zeicben der
plaueten werden ausdriicklicb in der rede Faust's vor der
eigentlicbeu teufelsbescbwörung bei j\Iarlowe erwäbnt. Die
bescbwörung selbst ist lateiniscb. Der text in allen ausgaben
ist corrupt und icb weiss niclit, ob in dem wüst der erwäbn-
ten literatur von zauberbiicbern etwa eine bescbwörungsformel
zu finden ist, nacb der er sieb ganz berstellen Hesse. In der
Praxis Magica Faustiana, Passau (angeblich) Anno
1527 in Scbeible's Kloster V, 1157 finde icb die stelle:
'Cito Cito Cito veni nee morare velis'. Sie klingt an an die
corrupte stelle bei Mario we 'quod üuneraris', die wol zu lesen
ist: 'quid tu tnoraris'l
Die stelle, die uns aber besonders interessiert, ist die, in
der die vier elementargeister genannt sind, die Faust an-
ruft, indem er Mepbistopbeles bescbwört. Sie müssen in dem
Puppenspiel, das Goetbe kannte, bei der bescbwörung auge-
rufen worden sein, da dies bei Mario we scbon der fall war.
Ueber Lateiniscbes im Puppenspiel, wie dergleicben scbon
Marlowe bat, das von mancben puppeuspielern tibersetzt wird,
manchmal Deutscb neben dem Latein, siebe 0. Scbade, das
Puppenspiel Dr. Faust (sonderabdruck aus dem Weimar.
Jahrb. V, 1856) s. 14, 24. — Der eingang der lateinischen be-
scbwörung bei Marlowe lautet nun nacb den ausgaben: 'Sint
mihi DU Achei^ontis propitii! valeal numen iriplex Jehovce, ignei,
aeri, aquitani Spiritus! '
Es hiess ursprünglich:
'Sint mihi dii Acherontis propitii!
Valeat numen triplex Jehovce!
( Valeant) ignis, aeris, aqum, lerrcc Spiritus! '
Ein verschlimmbesserer dachte, das iriplex numen Jehovce (die
heilige dreifaltigkeit) sei mit den nachfolgenden Worten, die
die vier demente bezeichneten, näher bestimmt und er machte
' Die literatur dieser bücher s. in F, Peter's Literatur der Faustsage.
3. ausg. 1857, s. 16. Neudrucke in Scheiblc's Kloster II, III, V. S. auch
Düntzer, Goethe's Faust s. 222.
136 K. I. sciiKOiF.R, /.v maki.owk's faus r,
aus den vier Worten drei, indem er "quce lerne in eins zu-
sammenzog, das dann aquUani verlesen wurde. Wie immer.
Soviel ist klar, der unverständliche gallimatias: ignei , airi,
aquitani spirilus! ist nichts anderes als eine anrufung der
geister des feuers, der luft, des wassers und der erde, wie sie
auch in Goethe's Faust vorkömmt und auch im volksmässigcn
deutschen Faustdrama, danach zu schliessen, \orgekommen
sein wird.
Wien. K. |. Schroeer.
'A COMEDY CONCERN YNGE THRE LAWES'
A^ON JOHAN BALE.
Die englischen Miracle-Plays hatten im laufe der entwick-
lung des englischen dranias immer mehr an Interesse verloren
und hinter den moralitäten zurücktreten müssen, die dem Zeit-
geschmäcke des 15. und 16. Jahrhunderts besser entsprachen.
Das Moral-Play war dem Miracle-Play gegenüber ein entschie-
dener fortschritt und das allmälige verschwinden des letzteren
mit geschichtlicher notwendigkeit eingetreten, obwol die morali-
täten ihrer tendenziösen richtung wegen vielfach unterdrückt
wurden.
Die entstehung der jüngsten mysteriensammlung i, die uns
Wright aus einer hs. von 1592 herausgegeben hat, setzt der-
selbe herausgeber in die erste hälfte des 15., wenn nicht in
den ausgang des 14. Jahrhunderts. Von da an, und die altern
Sammlungen natürlich noch von früherer zeit an, erbten sie
sich den kommenden generationen fort, ohne bei denselben ein
ungeschwächtes Interesse zu finden. "Wright teilt uns mit (a. a.
0. p. XVII), dass wir die früheste nachricht über diese spiele
in einer 'proclamation for Whitsone playes' finden, die strenge
befehle erlässt für aufrechthaltung der Ordnung bei denselben,
da ja die aufführungen 'not only for the augmentation and iu-
crease of the holy and catholick faith of our Saviour Jesu Christ
... but also for the comenwelth and prosperity of this citty' ab-
gehalten würden. Diese proclamation ist aus dem 24. regierungs-
jahre Heinrich's VIII., also etwa von 1533. Bezeichnend ist
es, dass eine solche proclamation nötig war. Während man
' The Chester-Plays, a collection of Mysteries foimded upon scriptural
subjects, and foriuerly represeiited by the Trades of ehester at Whit-
suntide, edited by Thomas Wriglit. London, pn'nted for the Shakespeare
Society, 1843—47.
li?S \. sc iiKcn-.i'K.
die unl)0(iuoiiien politisolien logungcn, die sich in den interludcs
auf der hühne zeigten, niederzuhalten bestrebt war, suchte mau
mit allen n\itteln die harndosen alten spiele zu halten. Es
half aber alles nichts mehr. Denn wie Ebert in seiner be-
kannten abhandlung über die englischen mysterien (in Ebert's
Jahrb. I, 168 f.) treffend sagt: die mysterien in ihrer typischen,
seit Jahrhunderten fest krystallisierten gcstalt einer wahren
fortentwicklung nicht fähig, hatten aber nur die alternative der
Integrität im grossen und ganzen, oder des Untergangs.
So verliefen die alten Miracle Plays aus mangel an teil-
nähme im Saude.
Wenn es nun heisst, dass in der ersten hälfte des 10. Jahr-
hunderts die Miracle Plays auf's neue durch Johan Haie auf-
genommen wurden, so müssen wir liiefür einen besonderen
grund suchen. Dieser liegt offenbar in der Persönlichkeit
des Verfassers, auf die wir zunächst eingehen müssen. Alles
was Bale schrieb und tat, trägt deutlich den Stempel seiner
geistesrichtung. Um das, was er geleistet, richtig zu beurtei-
len, müssen wir uns daher erst ein wenig mit seiner Indivi-
dualität bekannt machen.
Johan Bale war bekanntlich einer der eifrigsten Vor-
kämpfer der reformation in England zu anfang des IG. jahrh.
Ausser seinen dramatischen j)roductionen ist von ihm nur sein
grosses literarhistorisches werk 'Scriptorum illustrium maioris
Britanniae . . . Catalogus, Basel 1557 — 59 in weiteren kreisen
bekannt. Wie seine schriftstellerische tätigkeit aber eine aus-
gedehnte war, so war auch sein leben sturmbewegt und erlcb-
nissreich. Eine kurze skizze desselben wird zur characteristik
des mannes dienlich .sein. Geboren ward Johan Bale 1495 in
Cove bei Dunwich in Suffolk. Da die altern viele kinder
zu ernähren hatten, wurde der 12jährige knabe in das Carme-
litcrkloster zu Nor wich geschickt, darauf entweder zu den
Benediktinern von llulme, Norfolk, oder zu den Whitcfriars
\oii Iloln (tdci- Holm in Northumberland; von da kam er nach
Cambridge in das Jesus College (oder St. John's, die an-
gaben differieren) wo er 1529 die würde eines B. D. erhielt.
Lord Wendworth soll ihn, wie er selbst in seiner biographie
erzählt, die er zum Schlüsse der Centuria Octava seines Scrip-
torum Catalogus beigegeijen hat, dem katholizismus abtrünnig
gemacht haben. Es scheint mir wahrscheinlich, dass weniger
BALE, COMEDY CONCERNYXGK IHRE LAWES. 139
dogmatische rücksichten ihn bewegt, nls die iibeizeugniig, dass
die ehelosigkeit der priester ein unhaltbares prinzip sei, aus
dem all das unheil und der verfall der kirchenzucht ent-
sprungen sei.i Dies zeigt sich fast in jedem schriftchen, das
er schreibt. So nahm er 'faithful Dorothy' zum weihe, indem
er, wie er sich ausdrückt, dem satze folgte: qui non conti-
nel, nuhat.
Zunächst seheint er die pfarre von Thorndeu in Sutfolk
erhalten zu haben. Sein rücksichtsloser eifer muss ihn bald
bei den Katholiken verhasst gemacht haben. Einige predigten
zogen ihm Verfolgungen von Seiten des bischofs von York,
Lee, und des von London, Stokesley, zu. Cromwell schützte
ihn aber erfolgreich und zwar, wie Bale sagt, ob editas comcc-
dias. Diese notiz ist wichtig, obwol wir freilich nicht wissen
können, welche dramen damit gemeint sind.
Als aber 1540 Cromwell zum danke für seine dienste
hingerichtet wurde, sah sich Bale bald ohne schütz und so
verliess er England, das der neuen lehre sich bald wider
verschloss und weilte acht jähre in den Niederlanden. Hier
verfasste er, wie er selbst berichtet, 'Anglico sermone ojius-
cula multa\
Mit dem regierungsantritt Eduard's VL im jähre 1517, auf
den Bale schon lange seine hoffnungen gesetzt, ward er nach
England zurückgerufen und ihm znnäch&t fhe recfo?y of Bishop-
stoke, Hampshire übertragen. Die angaben über Bale's leben
sind dürftig und zum teil widersprechend. Er selbst fasst sich
zu kurz. Man hat aus den werten auf dem titelblatte des
buches 'The lahoryouse Journey und serche of Johan Leytand
for Englandes Antiquilies' : 'Emprented at London hy Johan Bale,
Anno 1549' geschlossen, dass Bale in dem jähre eine buch-
druckerei in London gehabt habe (Tanuer, Bibliotheca Bri-
tannico-Hibernica, p. 69: 'Et Londini arti typographiaj operam
dedit. Anno 1549'). So bemerkt auch Cooper, Ath. Cant., nur
in unbestimmten ausdrücken: 'He was also about or betöre
this time vicar of Swaöham, Norfolk'. Wenn nun die leztere
' Dies finde ich auch in der eiuleitung zu God's Promyses, Dudsley I.
ausgesprochen: 'Bishop Nicolsou insinuates that bis dislike to a statc of
celibacy was the means of bis conversion, more than any doubts which
he entcrtained ubout the truth of liis faith'.
l 1(» A. SCHKOKFK,
Stelle vielleicht nicht nur ein 'living' war, dessen beziige Bale
geuoss, so wird er vermutlich vor seiner niederlassuug in
liishopstoke dort gewesen sein. Denn in Bishopstoke befand
er sich, als Edi.ard im August 1552 nach dem nahen Soutli-
ampton kam. Bale beschreibt in der einleitung zu seiner
*^'ocacyon to the Bishoprick of Ossorie' ausführlich, wie er bei
Joner gelcgcnheit sich trotz arger krankheit auf den weg ge-
macht, um den könig zu sehen. Die folge war tags darauf,
den IG. August 1552, die ernennung Bale's zum bischof von
Ossory in Irland. Der junge könig mag aus mitleid dem
armen eine beförderuug zugedacht haben, des köuigs ratgeber
aber wussten vermutlich wol, wen sie auf diesen gefährlichen
poiten hinschickten. Bale's läge war auch eine verzweifelte.
Wie Ja heute noch, gieng es damals in Irland gar drunter und
drüber, nichtacbtung der gesetze und antagonismus den eng-
lischen eindringlingen gegenüber war obenauf. Aus ein wenig
spfiterer zeit hat uns Ja Spenser ein recht anschauliches bild
davon entworfen in seinem 'View^ of the present state of Ire-
land'. War nuu die Stimmung schon ohnedies eine gefährliche,
so musste ein mann von der schrotfen härte und rücksichtslosig-
keit Bale's sich bald unmöglich machen. Als vollends 1553
der Junge könig starb und Mary auf dem trone folgte, gieng
in Irland alles wieder zurück, was zu gunstcn der reformation
geschehen war. Aus der Schilderung, die Bale in seiner 'Vo-
cacyon to the Bishoprick of Ossorie' von seinen erlebnissen
gibt, will ich eine für unseren zweck besonders wichtige stelle
hier folgen lassen.
Als Mary als königin proclaraiert ward, musste hiezu
eine feierlichkcit abgehalten werden und Bale hatte dabei
einen .schweren stand. 'What a do I had tliat Dayc with the
Prebendaryes and Prestes abought wearinge the Cope, Croser,
and Myter in Procession, it were to muclie to write' klagt er.
*1 toke Christes Testament in my llande, and vveat to the
Market Crosse (in Kilkenny), the people in great Nombre
fohtwinge. Therc toke I the XIII. Chap. of S. Paule to the
Komanes, declaringe to thcm breuely what the Autoritie was
of the worldly Powers and Magistrates, what Reuerence and
Obodicnce were due to the same. In the meane Tyme, had
the Prelates gotcn II. disgyscd Presto», one to beare the Mytar
afore nie, and an othcr the Croser, makinge III. Procession
BALE, COMEDY CONCERN' YNGE THRE T.AWES. 141
Pageauntes of oiie. The yonge men, in the Forenouc, played
a Tragedye of Gods Promyses iu the olde Lawe, at the
Market Crosse, with Organe, Piainges, and Souges very aptely.
In the Afternone agayne they played a Commedie of San et
Johan Baptistes Preachinges, of Christes ßaptisynge,
and of his Temptaciou in the Wildernesse, to the sraall
Contentacion of the Prestes and other Papistes there.'
Bale's läge ward von tag zu tag bedrohlicher; mehrere
seiner dienstleute wurden ermordet und endlich ihm selbst
nach dem leben getrachtet. Mit bewatiiieter macht musste ihn
der btirgermeister aus seinem hause erretten und so flüchtete
der bisehof bei nacht. Doch wohin sollte er sich wenden?
England, das ihn in diese läge gebracht, war ihm nun selbst
verschlossen. So richtete er seine äugen auf Deutschland.*
Nach vielfachen abenteuern, die hier zu erzählen zu weit führen
würde, gelangte er dahin, hielt sich zuerst in Frankfurt a. M.,
dann dauernd in Basel auf Massenhaft flüchteten englische
Protestanten nach Deutschland, und besonders nach der Schweiz.
So werden in Strype's Memorials (IV, 240) Wesel, Frankfurt,
Strassburg, Basel, Zürich, Genf als städte aufgezählt, in denen
sich diese zusammenfanden, wo sie ihre religion ungestört
ausüben konnten, wo ihnen 'incredibilis humauitas et civium
omnium omnia oÖlcia charitatis plenissima' entgegen kamen,
und von wo aus sie hofften, durch schriftstellerische tätigkeit
die Sache der reformation zu fördern. Leider gab es unter
ihnen auch vielfach meinuugsverschiedenheiten und streit. 'At
Basil was Bale, for the printing-presses' sake'. Hier erschien
denn auch, neben anderem, sein hauptwerk, der Scriptorum . . .
Catalogus, 1557 — 59. Als endlich 1558 Elisabeth, mit der
Bale schon früher iu beziehung gestanden, zur regierung kam,
kehrte der zum zweiten male verbannte heim, um endlich ruhe
zu finden. Auf sein bistum Üssory verzichtete er und blieb
bis zu seinem tode im jähre 1563 in Canterbury, wo er 1559
eine präbeude an der kathedrale erhalten hatte. Dort ist er
auch begraben.
lieber Bale's leben und seine ausgedehnte schriftstellerische
tätigkeit ward in neuerer zeit am erschöpfendsten beriebt
' 'In (jicnnaniiiin tiitissimmn ('hrisliana' pietatis portum', sagt er in
seiner biograpliie.
l 1*2 A. SCHROKKK.
erstattet iu Cluiiles Henry aiul 'llioinitsou Cooper's Athcüje Cau-
tiibri^ieuses, Cambruli::e 1858^ vol. 1, 225 tt". Ooopcr gibt ein
ausführliches verzeiehniss vou Bale's schrit'teii, das vornclniilieh
aut Bale's eigenen angaben iu seinem JScriptoriini Catalogus
beruht, ddcli auch aus Tanuer's Bibliotheca Britaunico-Hiber-
uiea, London 1748, \). G8 ft'., sowie vermutlich aus eigener cin-
sichtnahme der cataloge des British Museum und der Bodleiana
ergänzt ist. Ich habe selbst eiu verzeichuiss und eine genaue
beschreibuug aller drucke, die sich noch im British Museum iu
London und iu der Bodleiana iu Oxford liudeu (Cambridge
hat davou leider uiclits) angelegt. Es geht daraus hervor,
dass, wie begreiflich, vieles nicht mehr erhalten ist, was Cooper
anführt (wer weiss, ob überhaupt alles im drucke erschien?!);
trotzdem sind die wichtigeren schritten vorhanden; andere
tauchen vielleicht noch an andern bibliotheken, vielleicht auch
au deutscheu auf. Da Bale Jedenfalls einen hervorragenden
platz in der englischen reformationsgesciiichte einuimmt, so wird
ihm wol früher oder später von einem kirchenhistoriker eine
zusammenhängende behandlung zu teil werden müssen. ^ Für
einen solchen wird es wol jedenfalls >on wert seiu, zu wissen,
was uoch da ist; ausserdem glaube ich, dass selbst die blosse
aufzählung der noch in alten drucken erhaltenen werke, die
ja nach damaligem gebrauche meist den inhalt schon auf dem
titelblatte anschaulich machen, ein bild von der literarischen
])ersönlichkeit des mannes zu geben im stände ist, und darum
denke ich, es möge eine solche aufzählung hier i)latz linden,
zumal den lesern dieser Zeitschrift die 'Athena; Cantabrigieuses'
vielleicht nicht überall zugänglich sind.
Ich konnte mich begreiflicherweise zum teile nur flüchtig
mit dem inhalte der einzelnen Schriften vertraut machen,
gebe aber gelegentlich einige bemerkungen zur characteristik
' Eine kleine auswalil aus Bale'a achriftcn mit einer kleinen einlei-
tung ist eröchienen unter dem titel: Select works of John Bale D. D.
containing the Exaiuination.s of Lord Cobhani, William Tlioiije (let/.teres
habe ich in keinem alten drucke mehr vorgefunden), Anne Aakewe and
the Image of both churches, edited for the Taiker Society by the Rev.
Henry (JhriHtmaö M. A. Cambridge 1S1!I. Grosart sagt darüber in der
einleitung zu hciner herauHgabe der 'Temptacyou of our forde': "The
Mcmoir introductory to the Selectiou of our Worthy's Work, issiied by
the Parker Society, is empty as the Seleetion is inadequate".
BALE, COMEDY CONCEKNYNGE THRE LAWES. 143
derselben. Die auorduung gebe ich, soweit es möglich ist, chro-
nologisch, und zwar wo ein anderer anhaltspunct fehlt, nach
dem druckjahr. Die reihenfolge ist dieselbe wie die Bale's
und Cooper's, ausser wo das gegeuteil besonders bemerkt ist.
Ich teile dazu die ganze literarische arbeit Bale's in vier
Perioden ein: Die 1. periode reicht bis 1540, die 2. begreift
Bale's aufenthalt in den Niederlanden bis zum regierungsantritt
Eduard's VI. 1547; die 3. periode reicht bis 1553, bis zu Bale's
zweiter flucht; die 4. periode enthält Bale's eifriges arbeiten in
Deutschland und seine letzten lebeusjahre in England. Ich
setze vor jedes werk den lateinischen titel, den Bale demsel-
ben in seinem Catalogus gegeben, sowie die zahl, unter der es
Cooper anführt. Die dramen lasse ich hier bei seite.
I. In die erste periode haben wir mehrere latein. werke
zu setzen, die Bale noch in katholischem sinne geschrieben,
kurze Zusammenstellungen über die geschichte der Carmeliter
und anderes derart, das zum teil noch handschriftlich erhalten
ist. Uns geht dies weniger an; siehe darüber die liste bei
Cooper und Tanner; in vielen fällen gibt Cooper aber auch
nur die angäbe Bale's in seinem Catalogus wieder. Dieser
reicht natürlich nur bis zum jähre 1557. Was davon etwa
gedruckt worden ist, ist schwer festzustellen; vermutlich nicht
viel. Bezeichnend ist es, dass unter den in drucken erhal-
tenen werken, wie wir sehen werden, nur wenig lateinisch
geschriebene sind. In die erste periode haben wir aber jeden-
falls comödien zu setzen, deren er ja in seiner biograi)hie er-
wähnt. Welche dramen damals abgefasst wurden, ist nicht
sicher. Bale selbst sagt zu aufang oder zu ende eines jeden:
Compyled — Anno 1538. Dies mag ja wahr sein, aber wie
wir sehen werden, müssen vor der drucklegung noch Über-
arbeitungen vorgenommen, zum mindesten anspielungen inter-
poliert worden sein, die auf eine spätere zeit hinweisen.
II. Von werken, die vermutlich während Bale's erstem
exile entstanden, sind folgende in drucken vorhanden:
1. In Apocalypsim Joaunis. Cooper 54.
The ymage of Botli cluii-clics after the moste wonderfnl and
heauenly Ilevelaeion ot Saiiicte John the Euaugelist, contayuyng a veiy
IVutel'iill exposydon or raruplirase vpon the sauie, wherin it is cot'erred
with the other scriptures and aucforities. Copyled by John Bale. Im
kolophon: Imprinted at London in Flete strete a lytle aboue tlie
IM A. SCHROERU,
ounduyto l>y ino .lohn Wvor. \h:A). Ciiui priu. tiilinipr. s. l>araiif fol^t:
Tlic Seoond part ot" tlie 1. «)f l>. C'li. after . . . ., wobei ein klciuos titel-
bild, .lolianiies sehroibeml darstellend, während Gott vater nnd söhn
ihm diotiert. Dasselbe kolophon ohne jähr. Danach folgt: The 'l'hirdo
part . . . ., mit einem titelbild: götzenanbetnng darstellend, mit demselben
kolophon nnd darin der Jahreszahl 1550. — Alle drei teile sind wol zu-
gleich in einem bände ersclüenen. Geschrieben wurden die drei teile
1.541, 1545, 1547, also während Bale's erstem exil und nach seiner rüek-
kehr zum druck betordert. Black letter, 4», in eights, L 4, L s, LI .'5.
Br. M. 119-^. e. 17.
Hiervon ist im Br. M. I(il9. b. 4 eine andere ausgäbe, aucli alle
drei teile in einem bände, ohne jähr; der catalog gibt 1551 ? Im kolophon:
Impr. at London by Jhou Day, dwelling at Aldersgate, and William Seres,
dwellinge in Peter CoUedge. Zahlreiche nette kleine biblische holzschnitte
sind in den text gedruckt. Black letter, S", in eights, T 8, A 4, Rr 8.
Eine dritte ausgäbe, auch ohne jähr, wozu der catalog 15ß(i?
ansetzt, ist in Br. M. 219. b. 1 enthalten. Printed at London by Thomas
Käst. Auch alle drei teile in einem band. Einige biblische holzschnitte.
Black letter, 5»", in eights, T 7, U 5, Sss 4.
Eine ausgäbe des 2. teils allein, ohne ort und jähr, ist erhal-
ten in Bodl. Mason A A. 68 und üouce B. :{02. Zum Schlüsse zwei holz-
schnitte, darstellend: The poore persecuted churche of Christe, or iui-
macMilate spowse of the lambe, eine engelsfigur, die von gekrönten
draclien angegeifert wird, und: The proude paynted churche of the popo,
or synnefull Synagoge of Sathan, ein üppiges weib, zu ihrer seite obige
gekrönten tiere, vergnügt schmunzelnd, während priester und könige
sie anbeten. Black letter, 12**, in eights CVII, 143 blätter.
Dies scheint so das richtige vademecum der Protestanten gewesen
zu sein, wofür auch die für die zeit niedliche ausstattung der ausgaben
spricht. Das buch ist aucli in die Select Works, Cambridge 1849 aufge-
nommen.
2. Homo peccaM, contra Bonerum. Cooper 57.
Yet a course at the Komyahe foxe: A dysclosynge or openynge
of the Manne of synne, cötayncd in the late Declaratyon of the Popes
olde faythe made by Edmonde Boner, byshopp of London. Wherby
wyllyam Tolwyn was Ihan newlye professed at paules Crosse openlye
into Antichristes Romyshe relygycm agayne by a newe solempne othe of
obedyence, notwythstadynge the othe made to hys prynce afore to the
contrarye. An alphabetycall dyrectorye or Table also in the ende therof
to the spedye fyndynge out of the pryncypall matters therin.contayned.
Compyled by Johan Harryson. Im kolophon: Thua endeth the Manne
of synne wyth hys Dysclosynge, collected by Joha harrysö in the yeare
frö Cbristes incarnacyö MDXLH. ad impreuted at Zurik by Olyuer
Jacobson. Anno domini 15i:t the .X. daye of Dccebre.
Black letter, S", in eights, P 4, auch die blätter gezählt fol. 99 s^;
P>r. M. i')W). a. 22 und Bodl. Doucc II. 80. In dem exemplar der Bodl.
stellt auf dem titelblatte, indem der namc Harryson unterstrichen wird,
eine etwas spätere handschriftliche note: als Bale se y Image of both
BALE, COMEDY CONCERNYNGE THRE LAWES. 145
churches pag. 2 ; desgl. wo im kolophon der name vorkoiuint: als Bale
vide pag. 2.
In Fox's Martyrology 1. editiou, p. 574 werden die beiden namen
Harrison und Stalbiidge als Pseudonyme, deren sich Bale bedient, genannt;
auch Tanuer in seiner Bibliotheca erwähnt dieselben.
3. Mysterium iniquitatis. Cooper 5S.
A mysterie of inyquyte contained within the heretycall Ge-
nealogye of Ponce Pantolabus, is here botb dysclosed and confuted
By Johan Bale, An. M. D. VIII, Emprynted at Geneua By Mychael
Woode. 1045. Nach einem Inhaltsverzeichnisse folgt: A mysterye of
inyqite opened of Johan Bale, by the manifestacion of Ponce Pantolabus
Geuealogye of Heresye, in the year of our lord M. D. and VIII. Im
kolophon: Thus endeth the openinge of a darke mysterye of inyquite
latelye spredde abrode in Englande, by Ponce Pantolabus, and dys-
closed by Johan Bale. 1542. (sie!) Black letter, S^, in eights, M 8. Br.
M. C 37 b.
4. Contra Antichristos. Cooper 59.
The Epistel Exhortatorye of an Inglyshe Chrystian vnto
his derely beloued coütrey of Ingland agaj'nst the pompouse popj'sh
Bisshops therof, as yet the true membres of theyre fylthye father the
great Antychryst of Rome. Made by Henry Stalbrydge. Zum Schlüsse
steht: written from Basyle a citie of the Heluecyans by me Henry Stal-
brydge. Darauf noch appendix und inhaltsverzeichniss. — Black letter,
8", in eights, E 4. Die Jahresangabe fehlt. Hievon ist ein exemplar
in der Bodl. Tanner GJ. Eine andere ausgäbe bietet Bodl. Tanner 51,
wo leider das titelblatt fehlt. Es schliesst: written from Basyle a cyte
ot the Heluecyanes by me Henrye Stalbrydge in the yeare from Christes
incarnacyon 1544 and the fyrstdaye of August. Black letter, S", in
eights D S.
Henry Stalbrydge ist, wie schon oben bemerkt worden, ein Pseudo-
nym Bale's.
5. Certamen Joannis üldecastelli. Cooper 00.
A brefe chrunycle, concerning the examination and death
of the blessed Martir Sir John Oldcastell, the Lord Cobliam, collected
together by John Bale. Nach dem ältesten drucke, London 1544, der
jetzt weder in London noch Oxford vorhanden ist, ward das buch neu
gedruckt im Harleian Miscellany London 1729, II, 233 ff. Spätere auf-
lagen 15ü0(?), 1729.
Es ist auch in die Select Works, Cambridge 1849 aufgenommen.
Mit der erzählung des martyriuras des wackern Lollardenfiihrers Sir John
Oldcastle eröffnete Bale eine reihe von märtyrergeschichten, die zugleich
Zeugnisse für die richtung seiner historischen Studien bieten.
6. Acta cuilibum Anglicorum. Cooper iJl.
The Actes of Englysh votaryes, comprehendynge their vn-
chast practyses and examples by all ages from the worldes begynnynge
to thys present yeare, collected out of their owne legendes and Chro-
nycles By Johan Bale. Lerne herin (good reader) to proue all spretes,
and to judge false myracles, rebukynge no Christen beleuer, but those
Aiiglia, V. baud. 10
140 A. SCHKOKKU,
obstyiiate livpocryte*; onlye, whyclio yet lyiie ;ittor tlicir popes olde
rulea. Reude, bat hiugh not. Im kolophon: Piiuted at Wesel In the
yearc of our Lorde God 154ü. Wie mau sdiou ans dem titel sehliessen
kann, eutbält dies bnch anch fast aiisschliesslicli sclimut/>if;e gesehichten
der katholischou geistlielikeit, recht derb erzälilt, und ist so inhaltlich
unserer comödie nahe verwaut. S. Ötrype'a Memorials II, -12S. — Black
letter, b**, in eights K 7. Kr. M. C. ;J7. c. 12.
Von diesem werke erschien einige jähre später eine erweiternde Um-
arbeitung in zwei teilen: The first two partes of the Actes or vnchast
examples of the Englysli votaryes, gathered out gewidmet könig
Eduard VI., London, Thomas Uaynalde 1548, und The second part Lon-
don 155(1, beide in einem bände im Br. M. C 37a; black letter, b", in
eights L 4 und r 8. — Spätere ausgaben hievon erschienen: London
A. Hele 1551, London J. Tj'sdale 15()0, erhalten im Br. M., ersteres auch
Bodl. Malone 502.
Darauf lässt Balc in seiner aiifzälilinig-, mul nach ihm
Coopcr (62) folgen:
7. Dialogos iinosdam.
A dialüge or communycacyon to be had at a table bet-
wene two chyldren, gathered out of tho huly scriptures, by Joliau
Bale, for his II yonge sonnes Johan und Paule. To be sold in Ffletc
strete at the signc of the croune, uexte vnto the whyte ftVyres gate.
Imprynted at London, for Kicharde Ffoster, Anno MDXLIX. Ein Zwie-
gespräch, in dem Paulus iunior filius fragt und Johanucs senior filiiis
antwortet", wobei auf dem raude sorgfältig die bibelstellen verzeichnet
sind, aus denen die doktrinen entnommen. Es erinnert uns dies au
Luther's tätigkeit im hause. Angefügt ist: A confession of the synner,
after the saered scrypturs, collected by Johan Bale, at the request of a
faythfull frynde of hys.
Black letter, S", 10 s., Bodl. Douce B. 55.
S. Super Ann« Askeuue martyrio. Lib. 2. Coopcr (»8, Oit.
The first examynacyon of Anne A ske we, latelye marlyred
in Smythfelde, by the Komysh popes vpholders, witli the Elucydacyon of
Johan Bale. Im selben bände: The lattre examinacyon of A. A. 1.
m. i. Sm. by the wycked Synagoge of Antichrist, with the Elucydacyon
of Johan Bale. Beide teile im kolophon: Thus endeth the first (rcsp.
lattre) examination (resp. couflict) of A. A. Imprcnted at Marpurg in
the lande of Hessen, in Nouembre Anno 1510, rcsp. 10. die Januarii
anno 1547. Es ist dies die zweite märtyrergeschichte, mit der Bale die
gemüter aufregen wollte, und zwar diesmal aus der jüngsten Vergangen-
heit genonnnen. Rührend und voll einfalt sind die mitgeteilten iicder
der unglücklichen. In den Roxburglie Ballads I, 31 ist eine bailade:
An Askew, '1 um a Woman Poor and Blind' mitgeteilt, die, wenn auch
vielleicht nicht von der märtyrerin selbst verfasst, so doch wol zur zeit
' Aehnlich wie in den Luciduricii, iilier die wir in nächster zeit
eine umfassende Untersuchung V(m Karl Schorbach in Strassburg zu er-
warten haben.
J3ALE, COMEDY CONCERNYNGE THRE LAAVES. 147
ihrer eriuorduiig gesungen wurden sein mag. Die titelblUtter sind mit
dem bilde der raärtyrerin , mit bibel und palmenzweig in den bänden,
geschmückt. — Black letter, S", in eights F 7 und I 7. Br. M. C. 21, a. \.
Aufgenommen ist das werkchen in die Select Works of J, Bale, Cam-
bridge 1S49.
III. In die dritte periode, die zeit der ersten beiiukehr
Bale's werden vermutlich falleu:
1. Ad Elizabetam regis filiam. Cooper 7U.
A Godly Medytacyon of thc Christen sowie concerninge a loue
towardes God and hys Christe, compyled in frenche by lady Marga-
rete quene of Nauerre, and apteiy translated into Englysh by the
ryght vertuouse lady Elyzabeth doughter to our late souerayne Kynge
Henri the VIII. Zu diesem Übersetzungswerke der prinzessin Elisabeth
ist von unserem autor eine art einleitung geschrieben: The Epystle de-
dycatory To the ryght vertuouse .... lady Elizabeth ....JohanBale
wysheth helth with dayly increace of Godly knowledge. Das ganze,
sammt dem 13. psalm in versen 'touched afore of my lady Elizabeth'
scheint mehr oder minder Bale's arbeit oder wenigstens unter seiner
Icitung entstanden zu sein. Ein holzschnitt steht auf der zweiten und
auf der letzten seite, die prinzessin knieend darstellend, vor ihr Christus
ermalmend. Imprented in the yeare of our lorde 1548 in Apryll. Ohne ort.
Vielleicht ist Bale der drucker? Black letter, S", in eights F 8. Br. M.
C. 12, d. 1; Bodl. Malone 5ü2.
2. Brytanniae scriptores. Cooper 23.
[Da Bale und Cooper die lateinisch geschriebenen werke von den
englischen gesondert aufzählen, weicht die Zählung von meiner ab. Ich
briuge alles, was vorhanden ist, und dies hier ist ausser den Acta Roman.
Poutif. das einzige in lateinischer spräche.]
Illustrium maioris Britanuia? scriptorum, hoc est Anglia^,
Cambria? ac ScoticB Summariura ... autore Joanne Balaeo Sudovolea
Ipswich 1548. Dies ist der, köuig Eduard gewidmete, erste nicht voll-
endete entwurf von Bales grossem, lateinisch geschriebenen werke, das
1557 — 59 zu Basel unter dem titel Scriptorum illustrium maioris
Britanniae . . . Catalogus erschien. Beide drucke sind nicht selten auch
auf deutschen bibliotheken zu finden , so z. b. in AVieu. Näher darauf
einzugehen ist hier xmuötig, da alle literaturgeschichten das werk be-
sprechen. Es sei nur bemerkt, dass wir über Bale's leben und werke
selbst, in der zweiten ausgäbe auf p. 702 ff. die wichtigsten uachrichten
tiuden, die ich ja oben widerholt herbeigezogen habe.
3. Super Lelandi itinerarium. Cooper 72.
The laboryouse Journey and serche of Johan Leylande,
für Englandes Antiquities, geuen of hym as a newe yeares gyfte to
Kynge Henry the VIII. in the jXXXVII. yeare of his Reygne, with de-
claracyons enlarged by Johan Bale. Emprented at London
by Johan Bale, Anno MDXLIX. Unseres autors teilnähme an diesem
werke des antiquars könig Heinrich's VIII. ist nicht blos eine redak-
tionelle; von ihm ist die Epistle Dedycatory an Prynce Edward the VI.,
lü*
14S A. SCMROI'.KR,
die rretace, uud pniktisclie leinen, die er aus jedem capitel zieht. Sielie
darüber Strype's Meiuorials II, 320 f. Wichtig ist zum Schlüsse des büch-
leins a Kegistre of Wryters. Aus dem Wortlaute: Emprented by J. 1>.
hat man geschlossen, dass Bale zu der zeit selbst drucker oder Verleger
gewesen. — Black letter, Iti", in eights H 7, Br. M. 201. a. 1!>; Bodl.
Douce B. öö.
Neu erschien das buch 1772. Tanner a. a. o. führt nach diesem noch
ein schriltchen au: 'Super itinerarlo Lelandi, lib. 1. Lond . . . MDX("IV. S".
Hie tractiitulus idem forte cum proxime prsecedenti'.
4. Contra cleri coelibatum. Cooper 71.
[Bale und nach ihm Cooper setzen dies vor das letztgeu. werk.]
The Apology of Johan Bale agaynste a ranke Papyst,
aunswering both hym and hys doctours, that ueyther their vowes nor yet
their priesthode are of thc Guspell, but of Antichrist. Anno Do. MCCCCC.L.
A brefe exposycyon also vpö the XXX. Chaptre of Numeri, which was
the first occasion of thys present vaiyaunce. Es ist wider dem Prynce
Edward the VI. gewidmet. Impr. at London by Jhon Day, dwelling ouer
Aldersgate. These books are t. b. s. at his sliop, by the lytle Conduit
in Chepe Syde. C. pr. a. impr. s. Auf der letzten seite steht ein zwei-
tes kolophon: A d^'spatche of vowes and presthode, by thc wurd of
God. Compyled by Johan Bale. S. Strype's Memorials II, 429 f. Black
letter, S", in eights U 8. 159 bl. Br. M. C 25 b., Bodl. Douce B. 55.
5. Expostulationes in P^pistam. ' Cooper 75.
Ohne Jahresangabe findet sich in Bodl. Mason A A. (iS und Douce
B. o02: An Expostulation or complaynte agaynste the blas-
phemyes of a franticke papyst at Uamshyre. Cöpiled by Johan
Bale. Cum priu. a. i. s. per septcnuium. Impr. at London by Johau
Daye. Black letter, 12", 2;j bl. Es ist to the rj^ght hygh and myghtic
Prynce, Johan Duke of Northumberlande gewidmet. Eine moderne hand-
schriftliche notiz dazu sagt: In Dudley E. of VVarwick, created D. of
Northumbcrlaud 11. Octo. 1551. Stow's Aunals p. 1022. Edit. 1005. Also
wird das buch wol nach 1551 zu setzen sein. Tanner, Bibl., erwähnt es
und sagt: tempore Edw. VI. — S. darüber Strype's Memorials 111, 209.
Strype setzt das buch ohne weiteres iu's jähr 1552.
IV. Die Periode der zweiten flucht uud des aufonthalts
in Basel:
1. De uocatione ad episcopatum. Cooper 79.
The vocacyon of Johä Bale to the bishoprick of üssorie
in Ireläde his persecuciös in y same, and finall delyueraunce'. Im kolo-
phon: Iniprynted in Korne, before the castell of S. Angell, at f signe
of S. Peter, in Deccmbre, Anno D. 1553. Auf dem titelblattc ist ein
holzsehnitt: ein bittender schäfer mit einem friedlichen lamm, daneben
ein wüster räuber, der sein scliwert zieht, während sein hund auf das
lamm losstürzt; darunter steht: The Engiish Christiä, The Irishe Papist.
Black letter, S», in eights G 8. Br. M. C. 37, b. 5; Bodl. Malone 504,
Douce B. 300. Das büchlein ward nougerliMickt im Ilarlcinn Miscellany
VI, p. 402 11"., 1745.
BALE, CO^IEDY CONCERNYXGE THRE LAWES. 149
2. Contra Honeri articuloi?. Cooper so.
A declaiation of Edmunde Bonners articJes, concerning
the clearyge of Lödon dyocesc whereby that exeerable Antychiiste, is
in his riglUe colours veueled iu the yeare of cur Lord a. 1554. By Jolm
Bale. — Iiuprynted at London hy Jlion Tysdall 15öl. Zu ende der
Preface steht: Wrytten froui Basilie in Heluetia. An. 1554. — Bonner,
bischof von London, war bekanntlich einer der gefürchtetsten Verfolger
der Protestanten. Black letter, 8», 70 blätter. Br. M. t;95 a. 34; Bodl.
Douce B. 024, Line. S. C. 451 (unvollständig).
;}. »Super obitu Lutheri. Cooper (si.) gibt an s". 154(i.
The true hystorie of tho Christen departynge of the
reverede mä D. Martyne Luther, collecfed by Justus Jonas, Michael
Cellius, and Joannes Aurifaber, whych were present therat, and trans-
lated into Englysh by Johan Bale. Dies bringt der catalog der
Bodl. unter B. 19. Th. B. 5 und fügt hinzu n, p. or d. 8". Leider war
es, als ich das buch verlaugte, 'by uiistake sold amongst the duplicates'.
Tanner Bibl. führt c.-^ an und zwar soll es danach, um 1547 iu Marp(urg)
erschienen sein. Vermutlich ist das buch eine Übersetzung des folgen-
den deutschen werkes, das sich in der wiener hof bibliothek beiludet:
Vom Christlichen abscheid aus diesem tödlichen leben des Ehrwir-
digen Herren l). Martini Lutheri, bericht, durch D. Justum Jonam,
M. Michaelum Celiura, und ander die dabey gewesen, kurtz zusamen
gezogen. Anno M. D. XLVL Auf dem titelblatte ein holzschnitt
Luther's, mit der Umschrift: D. Martinus Luther. In Silencio et spe
erit fortitudo vestra.
Im koluphon, in dem auch Johannes Aurifaber genannt ist, heisst es:
Gedruckt inn der Churfürstlichen Stadt Zwickaw, durch Woltf Meyer-
peck. 8", black letter, in quarten, C '^.
4. Confessionera Joannis Lambert!. Cooper S2.
A treatyse made by Johan Lambert vnto kynge Henry the VHL
concernynge hj-s opynyon in the sacramet of the aultre as they call it
or supper of the lorde as the scripture nameth it. Anno do. 1538.
Vorangeschickt wird : To the reader. Johan Bale to the Christen reader.
Darauf folgt: Johan Lambertes sentence to kynge Henry the VIIL Auf
dem titelblatte ein holzschnitt, Meritum Christi und Spes darstellend.
Zum Schlüsse folgende bemerkungen, wol von Bale: Though Johan Lam-
bert wrote sumwhat more concernynge thys matter to the kynge. Yet
came there no more to my hädes in the vncorrected, yea rather cor-'
rupted coppj'e whych I receyued. — In the jeare of our lorde a.
MDXXXVIU was thys seruaüt of God bret 1 Smythfelde at London, by
the only vyolence of the spirytuall mynysters of Antichrist, in october.
— Black letter, 8«, in eights d 8. 0. o. u. J. Br. M. C. 25. a. 10. Der
catalog gibt 1555? als jähr. Ueber Lambert findet man näheres in The
Acts and Monuments of John Foxe, London 1838. V. ISl ff. Daselbst ist
auch p. 237 abgedruckt 'A Treatise by John Lambert upon the Sacra-
ment, addressed to tlie kiug'.
5. Hier wäre nun wol der Scriptorum . . . catalogus, Basile«
1557 — 5!) einzureihen, den wir schon genannt haben.
lÖO A. SCllKOKKK,
t). Act. l\. 1'. Cuitpor ;>l.
Acta Kuiu auor um To u t i i'ic um a disporsiuiio iliscipulorum
Christi usquo ad touipora rauli quarti, qui nunc in Ecclcsia tyninnizat,
ex Joanuis Baloi Sudouol^ij Anii,!i maiorc catalogo An^licoruni scriptor.
(lesuiuptus.
l>icf*cs lateinisch iieschriebenc bucli iyt niclit selten auch auf
deutschen biLiliothckeu. Die älteste ausgäbe ist wol die von Hasil
löhS. S".
Das werk wurde in's Französische iiberset/>i: Les vies des Eves-
ques ot Tapes de Ktunc dei)uis la dispersion ... de Jeiia Baleus Ang-
luis .... inipriuie a Geneue par Conrad Radius 151)1, 7(K) seilen (diese
Übersetzung enthält noch zum Schlüsse: '.rable de choses lueinorables
eoutenues eu ees vies des Euet^ques ou Papcs de Komc; und dann auf
ii bliittein: Descriptiou de la fiu et vie malheureuse du Pape Alexander
sixieme) und in's Deutsche: Bäpstlicho Geschichte aller Röuiischcn
Bäpste, auch irer lüruembsten geschichteu, häudel uud Thatoa . . . durch
Zachariam Müntzer aus Büdingen verdeutscht. 1571. 8°.
."Später erst folgte eine englische Übersetzung unter dem titel: The
Pageant of Popes, cout:iyniuge the lyucs of all the Bishops of Roine,
fruui the begiuning of them to the yeare of Grace 1555 .... writtcn in
Latin by Maister Bale. and now Englished with sondiye additious by
J(ohn). Öttudley). London, Thomas Marshc 1574. Klein (jnart, 2u(l fol.
Br. M. C. 37, d". li.
Die Examinatio Guiiehui Thorp lucreseos aecusati . . . (Cooper 88)
siehe in den Select works, Cambridge 181',).
Ausser (Ich genamitcn werken werden in den londoner
bczw. oxforder catalogen noch folgende Bale zugeschrieben,
ob mit recht, wage ich nicht zu entscheiden:
1. A bryefe and playne declaracion of certayne scntecea
in this litle boke folowing to satisfie the consciences of them that haue
judged rae therby to be a fauourcr of the Anabaptistes. Enthält: To
the reader; A Brife and faythfull declaration of the true fayth of christ,
uiade by certejne men susspected of hercsye in these articles folowing.
Hier die angäbe SIDXLVÜ. Per nie J. B. Kein ort. Darauf prologe, dann:
The Articles of the Christen fayth; The .Sakrament of Baptysine; The
öupper of the Lordo; Of the very Christian kyugdome; The weapons
wherwyth a very Christian ought to fyght; üf holy Matrimony; To the
reader. Black letter, S", in eight« C 4. Bodl. Eis. Art. B. S.
■J. An aduionishion to the Bishoppes of Winchester, London
and others etc. Froiu Koane by Michael Wood. Anno MDLUI the
tirst of October. - Black lettcr, S", nur ein bogen. Br. M. (>'JS. b. 1.
H. ^Vhcther (Christian faith maye bc kepte sccret in the
heart, with<mt confessiou therof openly to the worlde as occasion shall
serue. Also what hurt cömeth V)v the that hath received the Gospell,
to be presel at masse vnto the simple and vnlearned. From Roane.
Anno MDLIII. — lilack lettcr, 12", ohne paginierung, 8 blätter, Bodl.
iMason C. C. 51}.
RALE, CO.MRDY CONCliKNYNdE THKE I.AWES. 151
•J. Ebenso im l^riiisli iMiisciini, (iOS. I). 5, blnck IcUer, S", in cights
ß 3: A Soveraiguc Cordial t'or ;i cliristiau Couscicnce. Auf dem titel-
blatt zehn verso:
Content tliiselt'e wiih pacience
With Christ to bear the crus of paine etc.
From Koaiio, the XT. day of Maj^ A. D. MDLIIII. Es ist eine christliche
erbauuugsiede.
Von den sonst von ßale augeführteu englischen werken
ist der titel eines besonders interessant, nämlich die 'Missa
crai)uIosorum' (Cooper 77). Sollte dies eine Übersetzung von
Thomas Murner's Geuchmat sein, die 1519 zu Basel er-
schien? '
Im allgemeinen Hesse sich die richtung von ]*)ale's schrift-
stellerischer tätigkeit in wenigen Worten etwa folgendemiassen
characterisiercn: Kaie fasste die durcli die reformatiou aufge-
worfenen fragen vom Standpunkte des historikers an. An der
' Die lateinisch widergegebenen anfangsworte stimmen freilich nicht
mit denen der Geuchmat, doch diese könnten ja auch einer selbstän-
digen vorrede angehören. Vielleicht war dies werk auch nur eine be-
arbeitung des Muruerschen. Es steht damit gar nicht im Widerspruch,
dass Murner auf katholischer seite stand und als bekämpfer des Luther-
tums sogar von lleiurich MII. nach England berufen ward, wo er sich
bis i^um jähre 1523 aufhielt. Die Geuchmat fällt aus dem rahmen der
tendenziösen schriftsteilerei heraus, wie wir ja aus Murner's ' Vorred' er-
sehen, worin es zu anfang hcisst:
Gezwungen ding find ich geschribcn
Sindt nie hing bestendig belyben
Solt ich denn stets selb zwingeu mich
Studieren, lesen, synnerich
Vn[l nit do zwischen sehimpftVed tribeu
So wurdt myn ernst nit lang belyben
Denn zwischten sorgen die man dreyt
Sol man zu zj'ten bruchen freydt etc.
Wenn nun die 'Missa crapulosorum' auch als solch ein werk wie
Älurner's Geuchiiiat anzusehen wäre, zeigte sich Bale da von einer neuen
Seite, von der humoristischen nämlich, die ihm sonst nicht sehr eigen ist,
denn wenn er auch zoten nicht abhold ist, so schwelgt er in ihnen doch
nur um seiner tendcnz zu dienen, während er hier doch harmloser wäre.
Sein ganzes argumentieren dreht sich zwar beständig um die slinden
zwischen beiden geschlechtern, doch mit einer doktrinären, nüchternen,
tadelnden bissigkeit; in einer Geuchmat müsste er sich dann wol 'auf-
geknöpft' zeigen. Dies wäre ja wol denkbar, er teilt uns ja selbst zum
Schlüsse des Verzeichnisses seiner werke mit: 'facetias ac iocos sine certo
numero feci, multaque transtuli'.
ir»"2 A. ^C}^KOEl•:K,
liaiul tlcr iiosi'iiifli tc suchte er (luicli latsaclion die imlinlt-
l)arkeit des« Uatliolisclien reginieiites mnviderlcglicli zu erweisen.
Die doirinatischcn streitininkte wird er vcrnmtlicli nicht beson-
ders erläutert haben. Neues, grosses hat er niciit gcschatlen.
Eine, wie er glaubte, unleugbare gesehiebtliche Wahrheit suchte
er mit allen nütteln, von allen selten handgreillich und in die
äugen springend \orzufiihrcn, sodass man dieselbe nicht mehr
umgehen konnte. 80 entwickelt sich die literatur, die kultur
überhaupt. Neue ideen, neue richtungen gewinnen die weit
nicht von selbst für sich. Ein nicht origineller, ideenloser,
arbeitsamer gcist verbreitert sie nachher und bringt sie
zum durchbruch. lieber ihn schlagen die wellen zusammen,
ihm bleibt nur das verdienst des ernsten willens und der
arbeit.
lieber seine dramatischen werke macht uns Bale auch in
seinem Catalogus mitteilung. Leider beschränkt sich die aus-
kunt't wider nur auf die lateinisch gegebenen titel, anfangs-
wortc und auf die anzahl der stücke. Dennoch können wir
auch hieraus einiges lernen. Er sagt, er habe 'in Idiomale, ma-
terno comcedlas suh uario melrorum gener e' verfasst:
Vitam D. Joannis Baptistse, Lib. 14. — De christo duodenni, Com. 1.
— De baptismo & tcntatione, Com. 2. — De Lazaro resuscitato, Com. ].
— De consilio puntificum, Com. 1. — De Simone leproso, Com. 1. — De
coena Do. & pedum lotione, Com. 1. — De passione Cliristi, Com. 2. —
De ßcpultura & resunectione, Com. 2. — .Super utroque regia coniiigio,
Lib. 2. — De scctis Papisticis, Lib. 2. — Ergo Mouioa & Zoilos, Lib. 2. —
rroditioncs Papistarum, Lib. 2. — Contra adiiltciaiitcs Dei uei'lnira, Lib. 1.
— De Joanne An glomm rege, Lib. 2. - De imposturis 'l1ioni;e
'Becketi, Lib. \. — De magnis Dei promissionibus, Lib. 1. — De
prsedicatioue Joannis, Lib. 1. — De Cliristi tentatione, Lib. 1.
— Corruptiones legum diuinarum, Lib. 1. — Ainoris imaginem,
Lib. \. — Pammacliii tragcedias transtuli, Lib. 4.
Es ist eine stattliche anzahl; ob davon viele gedruckt wor-
den, ist sehr fraglich; erhalten sind uns nur die fünf hier gesperrt
gedruckten (deren Identität sich aus den im Catalogus b.eigefüg-
ten anfangsworten ergibt): das historisch-allegorische Schauspiel
Kynge Job an und die vier religiösen dramen The chefe
promyscs of God, Jolian Bai)ty8tes, The temptacyon
of our lorde und die Comedy concernynge thre lawes.
Kynge Johan gelit uns zunächst nichts an; es ist dies stück
das bekannteste unter den werken Hale's, ausser seinen literar-
historischen arbeiten, und zudem findet sich eine ausführliche
BALE, COMEDY CONCERNYNGE THRE LAWES. 153
analy!>e desselben in Klcin's Gescliiehte des Dninias XIII,
148 ff., freilich in der jenem buche eigenen art und weise.'
Auch Ward widmet in seiner trefflichen History of English
Dramatic Literature dem Kynge Julian besondere aufmerk-
sam keit.
Unter den vier erhaltenen religiösen dramen gehören die
drei ersten näher zu einander; sie sind die eigentlichen Miracle
Plays (eine benennuug, die wir unten bedeutend modificieren
werden), d. h. scenischc darstellungen einer biblischen handlung
oder doktrin, ohne allegorie. Eine kurze Inhaltsangabe wird
dies veranschaulichen.
A Tragedye or Enterlude, luanyfesting the chefc pro-
myses of God iinto Man by all ages in the olde lawe from the
fall of Adam to the Inearnacyon of the Lorde Jesus Christ."^
Den einleitenden prolog spricht Baleus prolocutor und sagt
darin unter anderm:
You therefore, good friends, I lovingly exhort
To weigh such matters, as will be uttered lierc,
Of whom ye niay look. to have no trifling sport
In fantasies feigned, nor such like gawdish gear,
und ehe er abgeht sagt er:
They come, that thereof will show the certitude.
Actus Primus. Pater Ccelestis beschliosst, da der mensch nicht
so ist, wie er sein sollte, ' plages of correccyon, most grevouse and sharpe,
hys wanton lustes to slake' zu senden. Er beginnt mit Adam primus
homo, dem er seinen sündenfall vorwirft und sein gebot verkündet,
dass das menschengeschlecht und das der schlänge in feindschaft leben
solle; als zeichen hiefür solle die schlänge kriechen und das weib mit
schmerzen kinder gebären. Dies ist das erste promise.
Actus iSecundus. Pater Ccelestis und Justus Noah; auf
bitten Noah's mit dem menschengeschlechte die geduld noch nicht zu
verlieren, verspricht Gott die erhaltung desselben durch Noah's haus.
Als zeichen dafür solle Noah zur zeit den regenbogen erkennen.
' Den Klein'schen comuientar, wie z. b. bühnenweisungen wie die
folgenden: 'Nun fragt Kynge Jolian, die legitime kröne von Gottes
gnaden weiter zurückschiebend auf's rechte ohr, und mit einem ruck von
vorn nach hinten, so dass sie auf dem Occiput zu sitzen kommt' oder:
'Nun wird's dem Kynge doch zu toll, dass er sich die kröne bis an die
nasenwurzel mit gel)allter faust antreibt — ' u. dgl. m., auf die nichts im
stücke hinweist, müssen wir uns jedenfalls wegdenken. Ein Hanswurst
war weder Bale noch sein Kynge Johan!
^ Pas stück ward neugedruckt in Dodsley's Collection uf old plays,
neue ausgäbe I, 211 — ;r22, mit moderner Schreibung und Interpunktion.
Der titel steht so im kolophon , wobei nocii folgt: Cum])ylcd i)y .Johan
Bale, Anno Domini 1.5;<b. Ohne ort und drnckjahr. Der alte druck be-
findet sich im British Museum C. :{4, c. 2.
ir> 1 A. SCHKOr.FK,
Ai'lus Tortins. Tator Cu'lotis und A Itraliaui Ficiclis. (lott;
siuiit aufs iioiie auf strato wogou des sündigen wandeis in Sodom und
Cioniorilia, doeli auf Abraliam"si bitton {i^cwiilirt (lOtt die rettung von Lot
und desiion faniilio, und gibt, um der gosnnl;encn weit wider zn hilfe
zu kommen . dem frommen Abralnuu sein 'eovenant or tliird promise',
dass 'all generations in tliy seed tdiall be blesscd' und 'In circnmeision
shall tliis tliing be expressed'.
Im Actus Quartus erscheint Pater Ca^lestis abermals ergrimmt
über der uicnscbbcit sünden, und Moses Sauctus bittet ihn um nacli-
sichr. (lott gibt seinem flehen nach und spricht:
I add this covonant unto my promises past.
Kaise tliem np 1 will a prophet from among them,
Not unlike to thee, to speak niy words unto them,
— The l'assover lamb will be a token just
()f this strong covonant.
Im Actus Quintus ist es David Kex J'ius, der den Pater
Cnlostis wegen der neuen sünden der menschen und seiner eigenen
um gnado anfleht. Gott hat wider erbarmen, erlegt ihm harte strafen
auf, als trost verspricht er ihm aber, dass aus seinem stamme der er-
lösor kommen werde. Als zeichen liiefiir solle er es ansehen, dass er
den tempel, den er Gott erbauen wolle, nicht selbst vollenden werde.
Im Actus Sextus verkündet Gott dem Esaias Prophota einen
weiteren 'covonant of healtir, niiiiilich:
a rod sliall shoot forth frnm the old stocke of Josse,
And a bright blossoni froiu tliat root will ariso.
Als zeichen dafür
a maid of Israel
.Shall conceivc and bear that Lord Innnanuel.
im sicbenteii Akte endlich heisst Gott den Johannes l)ai)tisla
das kommen Christi verkünden und als ZA'ichen , den lioiland zu er-
kennen, solle er
Among all other whom thou shalt baptize there,
lipon whom thou seest the Holy Ghost descend
In shape of a dove, restiug upon his Shoulder,
Hold him for the same that shall the worlde amend.
Baiews i>rolücutor beschliesst: Christus ist es erst, der die weit auf den
rechten weg führen kann, denn
The will of the flcsh is proved hcre small treasure, '
And so is nian's will, for the grace of God doth all.
iAIore of this matter concludo hereafter we shall.
I'ie schlnasworte sind bezeichnend.
Dieses stück ist länger als die beiden folgenden, da alle sieben
Zeitalter darin erledigt werden niussten. Es ist etwas matt und er-
müdend und iidt weniger anspielungen und polemisclier tendenz.
A brefe (Joraedy or Enterlude of Johan Baptystes preaeh -
yngc in the wyldernesse, openynge the craftye assaultea of
BALE, COMEDY CONCKKNYNGK IHRE LAWES. 155
the hy pocr.v tcs, \vi th the g loi'yuuso B;ip t yuio uf tlic Lor de Jesus
Christ. Coiupylcd by Johau Bale. Auuo MDXXXVIII.'
Nach dem einleitenden prologe Incipit Comffidia. Joannes Bap-
tista tritt auf und spricht:
As a uiassenger, I coiuc to geue yow warnynge,
That your lorde your kynge, your sauer and rodeiucr,
With helth, grace and peace, to yow ys hydrc couimyiigc.
Applye ye therfor, dehiyc the tymc no longer,
Biit prcpare hys waye, makynge the rough pathes smother.
Stryke downe the mountaynes, fyll vp t!ie valleyes agayne,
For all men shall se, their mercyfull sauer playue.
Turba uulgaris, Publicanus, Miles ariuatus, denen Joannes die
ankunft des heilandes verkündet, vernehmen die frohe botschaft gerne,
bekennen ihre sünden und werden getauft. Diese scene ist schlicht, ein-
fältig und ansprechend. Joannes fährt fort zu predigen, doch alsbald
erscheint Pharisa?us:
As is Said abroade, thys fcllawe preuchetli ucwe lernynge,
Lcte vs dyssemble, to vnderstaude hys meauyngc.
und Sadducams:
Wele pleased I am, that we exaiuyne hys doynges,
Hys doctrine parauenture luyght hyiidre eis our lyuynges.
Die beiden disputieren nun mit Johannes und gehen dann fort, um sich
zu berathen.
Hier erkennen wir gleich die tendenz und unscrn autor. Pharisäer
und Sadduzäer bedeuten die katholischen priester.
Es tritt nun Christus selbst auf. Das Zwiegespräch mit Johannes,
der es nicht wagen will, ihn zu taufen, ist ganz würdig gehalten, und
endet mit der taufe Christi, wobei Gottvaters stimme sich vom himmcl
hören lässt.
Baleus Prolocutor macht wider den schluss: Ermahnung, dass
man dem evangelium Christi allein folgen solle.
Ganz in derselben art ist:
A brefe comedy or enterlude eoncernynge the tempta-
cyon of our lorde and sauer Jesus Christ by Sathan in the
desart. Compyled by Johan Bale. Anno MDXXXVIII.-
In der Prajfatio von Baleus Prolocutor heisst es u. a.:
For assaultes of Sathan, lerne here the remedye,
Take the worde of God, lete that be your defence.
' Neugedruckt im Harleyan Miscellany 1, 202 — IG. Zu der Jahreszahl
macht der hcrausgcl)cr die aumcrkung: The year in wliich Henry the
Eighth dcclared liis disgust witii the See of Rome.
- Dies stück ist now tirst repriuted and cdited by the Rev. Alexan-
der B, Grosart in den iMiscellanies of the Füller Worthies' Library 1.
(printed for private circulation, ISTO, 156 copies only) mit einer guten
kleinen einleitung und ein paar noten, leider nicht irei von druck-
fehlern.
IM) A. SCllKOKKK,
So \v\ II l'lirisl toatli yow, in oiir next l'onioilyo,
Erucstly proni it, in ymir (|nyck intellyi;enco.
Jesus Christus belindot sich in lior wililnis ;illoin. Dann naht sich ilun
Satan tontatov, versucht ihn in bekannter weise und wird vuni hci-
land /.nriickgewiesen:
rn>uyde wyll 1 so, that thy kyugcdomc sliall dccayc
Gitds worde sliall bc. liearde, id' tlic worlde thonj;h thu sayc naye.
Satan bescidiesst nun, um bessern erl'ülK zu liaben, sich an pharysccs
and scrybes, false prestes and byshoppcs und den vycar of
Konie zu machen. Christus sagt aber seinen sieg vorus. Angelus
[»rimus und secundus kommen nun, Christus zu dienen, bringen ihm
speise und preisen ilm. Dann 'Angelus primus. Fiebern allocjui-
tur", secundus desgleiclieu, und Jesus (Jhristus s[)richt auch. Baleus
Prolocutor beschiiesst. Die tendenz geht dahin, dass einerseits die
bibcl allein zur geltung zu kommen hat, andrerseits die katholische
kirche als leind der bibel und anhänger des tcutels erseheint. Wenn man
damit z. b. das 22. spiel der Coventry-Mystcries vergleicht, wo Christus
auch zum Schlüsse das publikum anspricht, so sieht man deutlieh den
unterschied; von der tcndeu/,, die bibel als schütz gegen den teufcl in
den Vordergrund zu stellen, zeigt sich da keine spur.
Das vierte der religiösen dranieii, das mir das bei weitem
wiclitigstc und interessanteste zu sein scheint, ward der j;'C-
lelirtcn weit noch nicht durch eine neiüicraus<ial)C zug;inj;lich
};-emacht. Warum niclit, ist vielleicht erklärlich. Wenn auch
vielleicht nicht der bedeutend grössere umfang;, so mag- die
hevrcn, die ja nicht eigentlich philologische zwecke verfolgen,
der gelegentlich untlätige Inhalt von der AerötJt'entlichung abge-
halten haben. Es zeigt sich darin nändich 'bilious Bale' in
seiner ganzen rücksichtslosen art.
Warton schenkt in seiner History of English l'oetry (IV,
7;{ f.) dem drnina schon besondere aufmevksamkcit, obwol er
auch an dem unsaul)eren tone anstoss nimmt; und in einem
geistreich geschriebenen, lesenswerten französischen werke über
die geschichte des englischen dramas vor Shakspere von Jusse-
rand' wird unsere coraödic ausftihrlich besprochen. Nur leider
muss den Verfasser sein beleidigtes katholisches gemüt etwas
zu weit fortgerissen haben, und er betrachtet von vornherein
das ganze von dem eindrucke aus, den ihm Bale's bildniss,
das als holzschnitt dem ersten drucke beigegeben ist, machte:
'. . . une face bcstialc, un large nez, la partie iuförieure du
' La tlieatri; en Angleterro depuis la con(|u'etojusqu'aux predicesseurs
immediats de Shakcapeare par J. Jusserand, l'uris 187S, s. 202 ff.
l'.ALE, COMEDY CONCERNYN'Gli THRE LAWES. 157
visage proeminente, une barl)e irröguliere et rüde . . .' stellt er
daran aus, und fährt in der art fort. Heutzutage können wir
freilich über die witze damaliger zeit oft nur die aehisel zucken,
aber historisch betrachtet sieht das ja alles ganz anders aus.
Plumpe zoten waren nicht allein Bale geläufig, sondern seiner
zeit überhaupt.
Das sind aber dinge, um die es sich hier gar nicht han-
delt. Die bedeutuug dieser Bale'schen comödie liegt in der
eigenartigen Stellung, die sie in der geschichte des englischen
dramas einnimmt, und darum erscheint mir die veröftentlichung
derselben w'iinschenswert. Ich bringe hiermit eine zuverlässige
ausgäbe nach den vorhandenen drucken, und gebe zu)iäehst
den text mit ein paar erläuternden noten danach. Daran
schliesse ich die besprechuug der Bale'schen dramen in ihrem
Verhältnisse zu den dramen der zeit, und zum scldussc einen
excurs iil)er die metrik.
Bale's Comedy concernynge thre lawes erschien
ohne angäbe des druckjahres vermutlich in Deutschland. Auf
dem titelblatte wie im kolophon heisst es wie in seinen übrigen
dramen: Comjjvled hy Johan Bale Anno MDXXXVIil, und
dies gibt uns die zeit der eutstehung, die zu bezweifeln wol
kein grund vorhanden ist. Gedruckt wurde das stück aber
wol erst später, was aus dem angefügten souge vpou Bene-
dictus hervorgeht, den ich wie auch 'The commauudemen-
tes breuelye' mitabdrucke. Dieser 'songe' sieht eigentlich
aus, als wäre er direkt durch die tronbesteigung Eduard des VI.
(1547) veranlasst, durch die nun eine wenduug zu gunsten des
Protestantismus zu erwarten sei. Strophe IX heisst es:
kynge Edward the sixt, to haue Gods lawe restorde,
Foluwest Josias, therof to take recorde.
Zum Schlüsse des dramas selbst aber finden sich einige ähn-
liche anspielungen. Die verse 'iOül ff. beziehen sich auf Hein-
rich VIIl. und zwar 'your late Josias' auf den gestorbenen.
Dass Bale den alten sünder trotz dem und jenem lobpreist,
ist erklärlich, da der junge könig, auf den er seine hoffnuug
setzt, des frühereu söhn war. Ferner ist Eduard v. 2(173
schon kynge und v. 2Ü&0 kann ([uene Katheryue wol nur
Katharina Parr sein, die Heinrich den \'1II. überlebte, denn
in dem angeblichen jähre 15;i8 war die erste Katharina schon
1 ÖS A. SCIIKOEEK,
lauge geschiecleu, wälircml Katluiriua Howard wiUei- vor lieiu-
ric'h steiben imisstc. Die verse sind, wenn nicht vielleicht
neu eingeschoben, so doch nach 1547 vciändeit worden. Von
dem hotlnunggcbenden jungen Eduard überhaupt konnte schon
lö3S die rede gewesen sein, da er 1537 geboren wurde. Es
ist also wol wie in Kynge Johan' eine spätere revision an-
gelegt worden und der druck des Stückes nach 1547 anzu-
setzen, vielleicht gerade in dies Jahr und vielleicht so mit ein
grund für Bale's rückberufung nach der heimat gewesen. Im
k(dophon lieisst es nach der Jahreszahl 153S: and lately in-
prented per Nicolaum liamburgenscm. Wer der drucker
Nicolaus Hamburgensis gewesen, ist mir nicht gelungen, aus-
tindig zu machen. Vielleicht erfreut mich ein in alten drucken
kundiger mit einer auskunft über ihn.
Dieser erste druck ist in einoni vollatändigeu exemplare in der
Büdleiana zu Oxford, Maloiie 502 erliaiten (M); ein anderes bis auf das
titcll)latt vollständiges ist iiu British J\Iuseuni (L); ein drittes unvollstiiu-
diges exeuiplar in der Bodleiana, Tanner 155 (T), es feldt der 1. bogen.
Der druck ist in black letier, klein octav, in eiglits. T hat auf dem
rande ein paar spätere handschriftliciie noteu ohne wert, z. b. uacii
v. :}y5: 'Idolatrye spcketh'.
Die verse habe ich gezählt, desgleichen gebe ich die Seiten nach
art von custoden , obwol im drucke ja nur AI, A II, A III B I,
i; II. B 111 . . u. s. \v. angegeben sind. Die abkürzungen wie y" = the,
yi = that, fio = from, graUt = graunt, S. vor einem heiligenamen =
Saynt, & = and oder et, habe ich aufgelöst und cursiv gegeben, ebenso
die zahlen.
Druckfehler sind unter dem texte verzeichnet. Die iuterpunk-
tion gebe ich genau nach den drucken, ausser wenn es anders beson-
ders bemerkt ist; aus dem kumma in der cäsur ist nämlich auf die
rhythmische abteilung zu schlieasen ; ganz vereinzelt hat das komma die
gestalt eines längeren Striches (wie in allen deutschen drucken), es ist
meist wie heute und oft statt dessen nur ein punkt (wol roheit des drucks).
Die Orthographie gelte ich auch genau nach den drucken, da einerseits nichts
damit gewonnen i.st, wenn man dieselbe mouernisiert, und da man andrer-
seits aus der alten noch sehr viel lernen kann. Soweit sind wir in der
englischen philologie noch lange nicht, dass wir die Orthographie einzelner
Sprachperioden normalisieren könnten! Es ist sogar nicht unmöglich,
dass unser druck nach des dichters handschrift gedruckt wurde. Wir
erhalten nämlich über diese und seine Orthographie aufschluss durch
Collier's ausgäbe des Kynge Johan, der ein manuscript des dramas
zu gründe gelegt ist, dessen zweite hälfte ungefähr von Bale selbst
' Vgl. p. VII der preface in der ausgäbe dieses dramas von J. Paync
Collier, London, priuted für the Camden .Society 18:58.
BALE, COMEDY CONCERNVNGE THKE LAWES. 159
geschrieben sein soll. Die erste, iiiclit von Bale geschriebene, hälfte ist
aber sorgfältig von Bale corrigiert, was uns der herausgeber leider nicht
veranschaulicht hat. Aus der zweiten hälfte nun können wir doch einiges
lernen. So wird z. b. das pronomen it von Bale in der regel it ge-
schrieben, nur vereinzelt yt, so auf p. 71; in der ersten hälfte steht aber
in der regel yt. Unser druck der Thre law es verhält sich darin wie
Bale's handschrift. So mag es zu erklären sein, dass v. l'J58 das yt
vom drucker für die abkürzyng von that angesehen wurde, da er nur
it erwartete.
Die bühnenweisungen sind lateinisch und daher auch so gedruckt,
die namen natürlich auch. Im texte kommen häufig ganze lateinische
verse vor, die dann so gedruckt werden, wenn aber nur ein teil der zeile
lateinisch ist, bleibt der druck deutsch. Manchmal stehen die bühnen-
weisungen nicht am gehörigen platze, was ich geändert und ange-
merkt habe.
Die strophische gliederung ist leider nicht immer berücksichtigt.
Die verse sr2— 3, S15 — 0, lülO— 7, iulü— 20, lu25— ü u.a.m. stehen in
eine zeile gedruckt, wobei es aber interessant ist, dass häutig der zweite
vers mit grossem anfangsbuchstaben beginnt, wie z. b. lüU) — 20: I gape
for empyre, And worshypp desyre. Ferner sind häufig die einzelnen
Strophen nicht durch Zwischenräume geschieden, obwol gelegentlich durch
eingerückte zeilen angedeutet. Ich halte es für überflüssig, diese otTen-
baren plumpheiten des druckers einzeln zu verzeichnen und mache die
Strophen ersichtlich. Andrerseits sind aber im drucke oft Zwischen-
räume gelassen, die einen abschnitt dem sinne nach bezeichnen, manch-
mal aber auch wol ohne sinn und aus versehen. Wo ich da geändert,
ist es besonders bemerkt.
Schliesslich seien noch die holzschnittc erwähnt. 1. Titelblatt.
In der mitte ist der titel auf einem aufgerollten blatte gedruckt; über
demselben stellt uns ein holzschnitt die Verführung Eva's durch die
schlänge dar. Auf der linken seite sehen wir Gottvater, die gefallenen
menschen strafend, auf der rechten die Vertreibung aus dem paradiesc
durch den engel mit dem flanimenschwerte; unten Adam in harter arbeit
und Eva mit ihren kindern.
Auf seite G 11-^ haben wir ein wolausgeführtes brustbild Bale's en
face, das im wesentlichen zu demjenigen stimmt, das wir zu beginn
des Scriptorum Catalogus, Basel 1557— .59 abgedruckt finden', doch ist
der ausdruck in unserem drucke weniger leidenschaftlich. Ein nüch-
ternes, etwas hartes, derbes gesicht, das immer noch den eindruck der
geradheit macht. Mir scheint es noch kein 'face bestiale' zu sein.
Von dem drama soll, wie Hazlitt (Hdb. o. E. E. Lit. s. 2;}) angibt,
ein späterer druck, London 1502 bei Cohvell erschienen sein, der aber
weder in London noch in Oxford vorhanden ist.
* Jusserand's oben erwähnte ebenso originelle als geistreiche be-
schreibung von Bale's bild scheint mir fast besser auf das im Catalogus
als auf das in unserer comödie zu stimmen.
lOU A. SCHKOEKR,
AI A Comedy coueernynge tbre lawes,
of nature, Moses, & Christ, corrupted by the
S(ul(»inytes. Pli.arysees and Papystcs,
Compyled by Johan Bale.
Anno M. D. XXXVin.
I u t e r 1 o c u 1 0 r e s.
Dens pater. Natura lex,
Mosch lex, Clirisli lex.
Iiifitlelitas, uel Kuaii<;eliuin.
Idolulatria. Sodomisunis.
Arabifio, Auaricia.
Pscudodoctrina, Ilypocrisis,
Vindicta Dei, Fides Christiana.
Baleus prolocutor.
A II'* A Couiedye coueernynge tlne lawes,
Compyled hy Johan Bale.
Baleus prolocutor.
In ych couiuienwelthe, lüost high preheiuynence
Is due vnto lawes, for soch commodyte,
As is had by them. For as Cicero geueth sentence
Where as is no lawe, can no good order be,
In nature, in people, iu howse nor yet in citie. 5
The bodyes aboue, are vnderueth a lawe,
Who coulde rule the worlde, were it not vndre awe?
Lyke as Chrysippus, füll clarkely doth dyflfyne,
Lawe is a teacher, of uiatters necessary,
A knowledge of thynges, both naturall and deuyne lo
Perswadynge all truth, dysswadynge all iniury.
A gyfte of the lorde, deuoyde of all obproby,
An wholesüiD doctryne, of uien dyscrete and wyse,
A grace from aboue and a very lieauenly practyse.
Our lieauenly maker, mannys lyuynge to dyrect, 15
The lawes of Nature, of Bondage, nnd of Grace,
Scnt into thya worlde, with vycyousnesse infect,
In all ryghteousuesse, to walke before hys face.
But Infydelyte, so worketh in euery place,
'i'hat vnder the heauena, no thynge is pure and cleane, 20
So moch the people, to hys peruer.se wayes leane.
•5. füll: lull in den drucken.
BALE, COMEDY CONCERN YNGE THRE LAWES. 161
The lawe of Natura, hys fylthy dysposycyon,
Corrupteth with ydoUes, and stynkynge Sodometry, A 11^
The lawe of Moses, with Auaryce aud Ambycyon, Piiefatio.
25 He also pohiteth. And euer contynually,
Christes lawe he defyleth, with cursed hypocre^y,
And with false doctryne, as wyll apere in presence,
To the edyfyenge, of thys Christen audyence.
Of Infydelyte, God wyll hymself reuenge.
3U With plages of water, of wylde fyre and of sworde.
And of hys people, due homage he wyll chalenge,
Euer to be knowne, for their God and good lorde,
After that he hath, those lawes agayne restorde,
To their tirst bewtye, commyttynge them to fayth.
35 He is now in place, marke therfor what he sayth.
Actus Primus.
Deus Pater.
I am Deus pater, a substaunce inuysyble.
All one with the sonne, and holy ghost in essence.
To Angell and Man, I am incomprehensyble,
A strength infynyte, a ryghteousnesse, a prudence,
40 A merey, a goodnesse, a truth, a lyfe, a sapyence.
In heauen and in earth, we made all to our glory.
Man euer hauynge, in a specyall memory.
Man I saye agaj'ue, whych is our owne elect,
Our chosen creature, and seruaunt ouer all, A 111»
45 Aboue the others, peculyarly select, i^e Legibus .umms
,,, , , , 11 Coiuifilia.
lo do vs homage aud on our naiue to call,
Acknowledgynge vs for hys author princypall,
Indued hym we haue, with gyftes of specyall grace
And lawes wyll we sende, to gouerne hym in place,
50 Steppe fourth ye Ihre lawes for gydau«ce of Mawkynde
Whom most inteyrly in hart we loue and fauer.
And teach hym to walke, accordynge to our mynde,
In clennes of lyfe, and in a gentyll beliauer.
Depely instruct hym, our mysteryes to sauer,
55 By the workes of fayth, all vyces to seclude.
And preserue in hym, our godly symylytude.
Natura? lex.
Of duty we ought, alwayes to be obeysaunt,
To our commaundement, for iust it is and plesauut,
50. fourth: fourih in den drucken.
Anglia, V. band. \\
11) 2 A. SCHROKER,
Moseh lex.
Your pieceptes are true, and of perpetuall streugth
On iustyce giounded, as wyll apere at leugth. GO
Christi lex.
Proudenesse ye abhorre, with lykc iiicouuenj'entes,
All they are ciirsed, wych go frowi your commauMdemeHtea
Deus Pater.
Our lawes are all oue, though yow do tlire apere
Lyke wyse as our wyll, is all one in efi'ect.
But bycause that Mau, iu hyniself is not clere ü5
To tyme aud persone, aa now \ve haue respect,
A Iin» And as tlire teachers, to hyiu we yow dyrect,
De legibus Though yc be but one. lu tokeu tliat we are thre,
Comcedia. Dystyucte in persone, and one in the deyte.
Naturj« lex.
We consydre that, for as concern\uge Man, 70
Füure seuerall tymes, are uioch to be respected.
üf Innocency firat, of hys trausgressyon than,
Than tlio longe season, wherin lie was afriycted^
Fyually the tyme, wherin he was redemed.
Of pleasure is the tirst, the seconde of exyle. 75
The third doth pouuysh, the fort doth reeoneyle,
Moseh lex.
Whan Angell was luade, thys lawe he had by and by,
To serue yow hys lorde, and with lawes to proseeute
Thys lawe was geuen Man, in tyme of innoeency.
In no wyse to eate, of the forbydden frute. 80
These two lawes brokeu, both tliey were destytute,
üf their tirst fredome, tu their most hygh decaye,
Tyll your only sonne, ded ma«nys whole rau/tsome paye.
Christi lex.
Whan Angell in heauen, and Man in paradyse,
Those lawes had broke«. The lawe of wycked Satha« 85
Impugned your lawes, by craft und subtyle practyse.
Where yow sayd. Eate not. He sayd vnto the woma/<,
Eate, ye ean not dye, As Godes ye shall be than.
By thys first of all, your lawes Man proued true.
And Sathans lawe false, whych he now dayly rue. 90
Deus pater.
A Uli-' Lete hym tha?t beware, how he our lawes neglect
LriurnH. ^-^'^'y ^^ Angell, and Man we gaue lyberte,
78, 89. lawea: laude« in den drucken.
BALE, COMKDY CONCERNYNGE THKE LAWES. 163
Aud they onlye feil, becommynge a frowarde sect,
Not by our mocyon, but their owne vanyte.
95 For that we gaue thein, to their felycyte.
Abused they haue, to their perpetuall euyll.
Man is uow mortall and Angell become a deuyll.
Lose Mau we wyll not, though he from vs doth fal
Our loue towardes hym, wyll be moch better than so
KM) Thu lawe of Nature, teaehe thu hym firat of all,
Hys lorde God to knowe, and that is ryght to do.
Charge aud enforce hym, iu the wayes of vs to go,
Thu lawe of Moses, And Christes lawe fynally
Rayse hym aud saue hym, to our perpetuall giory.
Na t Urse lex.
105 For tyme of exyle, than I must be hys teacher. '" '''
Deus Pater.
Yea, for thre ages, both gyde and gouerner
From Adam to Noah, from Noah to Abraham,
And than to Moses, whych is the soune of Amram,
/.
Natura; lex.
Where must 1 remayue, for the tyme 1 shall be here?
Deus Pater.
110 In the hart of Man, hys couscyence for to stere,
To ryghteouse lyuj^nge, aud to a iust beleue, '•
In token wherof, thys hart to the I geue. 1
Bic pro suo signo cor minislral,
Thu shalt want no grace, to cont'ort hym with all, A llll^
115 If he to the fayth, of my first promyse fall. ^'^ legibus
diuiuis Conioedia.
Moseh lex.
Then my course is next, for tyme of hys po?mishment?
Deus Pater.
For thre ages more, to the must he consent.
From Moses to Dauid ixom thens to the Jewes exyle
And so fourth to Christ, whych wyll Mau reconcyle.
Moseh lex.
120 Where shall I swete lorde, for that same seaso« dewell
Deus Pater.
With soch harde rulers, as wyll the people compell.
Our mynde to fulfyll, without vayne gaudes or fahles
114. confort: i. d. dr. coufort.
122. without: i. d. dr. withuot.
11'
164 A. SCHKOEER,
For a sygne of thj's, holde these satuc stony tables.
Hie pro signo lapideus dal ei labulas.
All they tliat obserue, cur huves iuuyolablye, 125
Shall euery where prosi>ere, increase and multyplye
Christi lex.
Then I perceyue well, my course is last of all.
Deus Pater.
What though it be so? yet art thii prynoypall,
Our all the worlde, thy beaiues shalt thu extende,
And styll contyuue, tyll the worlde be at an ende. 130
Christi lex.
Where shall I father, for that same tyme perseuer?
Deus Pater.
With the faythfuU sort, must Ihn conlynue euer.
Thu shalt my people, returne from farre exyle,
And for euermore, to uiy grace reconc.yle.
A \ •'■ Take thys precyouse boke, for a token euydeut. 135
Actus A seale of my couenaunt, and a lytiyuge testament.
Hie pro signo dat ei nouum leslamenlum.
Thej' that beleue it shall lyue for eueruioro,
And they that do not, wyll rue their folye sore.
Blessed shall he be, that yow my lawes wyll kepe.
In cytie and felde, whether he do werke or slepe. 140
Hys wyfe shall encreace, hys land shall frutyfye.
And of hys eneniyes, he shall haue vyctorye.
The skye wyll geue rayne, wha/t seasonable tyme shall be,
The workes of hys ha/tdes, shall haue prosperyte.
Cnrsed shall they be, that wyll not our lawes fulfyll, 145
Without and withiu, at market and at myll.
Of corne and catteli, they shall haue non increase,
Within their owne howse, shall sorowes neuer cease
Neuer shall they be, without byle, botche, or blayne,
The pestylence and poxe, wyll worke them deadly payne: 150
Shewe thys vnto Man, and byd hyra take good hede,'
Of our ryghteousnesse, to stände alwayes in drede.
We vysyte the synne, and the great abhomynacyon,
Of the wycked sort, to thirde and fort generacyon.
'J'hu lawe (jf Nature, in.stiiict hym lirst of all, 155
Thu lawe of Moses, correct hym for hys fall,
primus.
131. father: färbet i. d. dr.
149, Neuer: nener i. d. dr.
150. Nach payne (iin fragezeichcu i. d. dr.
HALE, COMEDY CONCERNYNGE THRE r,AWES, 165
And thu l:iwe of Ohrist, geue hym a gocily mynde.
Rayso hym vnto grace, and saue hym from thc fynde.
Our heaiienly blessynge, be with yow euerychone, A V'^
De legibus
, ^ . 1 (liuiiiis CoiiKodia.
Omnes snaui.
160 All prayse and glory, to your maieste alone.
Christi lex.
Hero styll to tarry, I thynke it be your mynde.
Naturae lex.
My offyce ye knowe, is to instruct Mankynde. ' '
Moseh lex.
Than God be with yow, we leaue ye here behynde.
Exeunt.
Finil AciHS jtrinms.
/
Incipit Actus secundus.
Naturae lex.
The lawe in effect . is a teacher generali,
165 What is to be done. and what to be layed asyde
Biit as touchynge me the first lawe naturall
A knowledge I am whom God in Man doth hyde,
In hys whole workynge, to be to hym a gyde,
To houour hys God and seke hys neybers helth,
170 A great occasyon, of peace and publyque welth,
A sore Charge I haue, Mankynde to ouer se.
And to instruct hym, hys lorde God to obaye.
That lorde of heauen graunt, I may so do my dewtie
That he be pleased, and Man brought to a staye.
175 Hys bryttle nature, hys alyppernesse to waye,
Moch doth prouoke me. But if God set to hande, A VI*
He shall do füll wel. For non maye hym withstande. -^"tus
secunaus.
Infidelitas.
Brom, brom, brom, brom, brom. Bye brom bye bye.
Bromes for shoes and powcherynges,
botes and byskyns for newe bromes,
Brom, brom, brom.
Marry God geue ye good euen,
156 — 157. Eine zeile Zwischenraum in d. dr.
163. Exeunl steht in den drucken nach Incipit Actus secundus, in
einer zeile mit Natur.ne lex.
Nach 177 die folgenden vier zeilen: Brom, brom u. s. w., von denen
2 und 3 vielleicht als verse aufzufassen sind , stehen als musiktext in
drei zeilen unter je vier notenlinien, worin aber keine noten stehen.
16G
A. SCHKOKKK,
A VI'-
Naturie lex
corrupta.
AVIIa
Actus BecuuduB.
And tlio lioly iii;in saynt .Steucn,
Sende ye a ^ood newe yeare. tbO
1 wolde haue biought ye the paxe,
Or eis an ymage of waxe.
If I had knowne ye heare.
I wyll my seife so handle,
Tliat ye shall haue a candle, 185
Whan 1 conie liythei- agayue,
At thys your sodcii niot!}ou,
1 was in such deuocyon,
1 liad nerc broke a vayue.
Natura^ lex.
Thut uij-ght haue done ye smart. 100
lufidelitas.
Nu, no, it was but a l'art,
For pastyme of my hart,
I wolde ye had it forsoth.
In serupp or in sowse,
But for noyaunce of the howse, 195
For easement of your toth,
Now haue I my dreame in dede,
God sende me wele to spede,
And swete saynt Antony.
1 thought I shuld mete a knauc, 200
And now that fortune I haue
Amonge thys cumpany.
Natura; lex.
Why dost thu call me kuaue?
lufidelitas.
1 sayd. 1 wolde be your slaue,
Yf your grace wolde me haue, 205
And do your workc ancn,
1 wolde so rubbe your botes,
Therofe shuld from the rotes,
Whan ye shuld do thera on,
Natura lex.
Thu art dysposed to mocke, 210
Hone mayst thu haue a knocke,
If thu with me so game.
lufidelitas.
Your iiiouth shall kysse my docke,
HALB, COMÜDY CONCERNYNGK IHRE LAVVES. 167
Your tonge shall it vnlocke,
215 Bat I saye what is j^our naiueV
Naturae lex.
I am the lawe of Nature.
Infidelitas.
I thoiight so by your stature,
And by your auncyent gature,
Ye were of soch a raturc,
22(» Whan I tirst heard ye spekc.
Ye coinmoned with God lately,
And now ye are hys bayly,
.Mau kyude to rule dyscretely,
Welcome syr huddy peke. : / /
Natur 36 lex.
225 If thu vse soch vyllauye.
1 shall dysplease the trulye.
Infidelitas.
By the masse I the defye,
With thy whole cuckoldrye,
AiJd all that with the holde. ;i
Naturje lex.
230 Wby dost thu me blaspheme,
And so vngodly deme? : i
(<^
Infidelitas.
For by thys blessed boke,
I went ye had bene a coke, ^ A VII'>
And that made me so bolde, '^ Natur« lex
235 For a coke ones hauynge age ' corrupta.
With a face demure and sage, ^
And auncyent to beholde. '
As yow haue here in place, '^
With a bearde vpou your face,
240 What is he but a coke olde ? '
Natur« lex.
Ye are dysposed to dallye,
To leape and ouersallye,
The com passe of your wytte?
1 counsell ye yet in season,
245 Sumwhat to folowe reason,
And gnawe vpon the bytte,
i ; 1 / /,
168
A. SCllKOKKK,
A Villa
Aclus secundus.
A VI 11''
Xaturic lex
comipta.
Int'idolitas.
Then aftei- oiu- great madnessc,
Ltite vs fall to sume sadiiesse,
And teil me what yc in tende.
Natura3 lex.
God scut me vnto Man, 250
To do the best T ean,
To cause hym to amende.
Soch creatures as want reason.
My rules obye yche season,
And that in euery bordre. 255
The sunne aud luone doth nioue,
\Nith the other bodyes aboue,
And neuer breake their ordre.
The trees and herbes doth growe,
'J'he see doth ebbe and flowe, 260
And varyeth not a nayle.
The ttoudes and wholsom sprynges,
With other naturall thynges,
Their course do neuer fayle
The beastes and byrdes engendre, 265
So do the fyshes tendre,
Aecordynge to their kynde
Alonlye man doth fall,
From good lawes natural!,
By a frowardc wycked mynde. 270
Infidelitas.
Now wyll 1 proue ye a lyar,
Next cosyne to a fryar.
■ And on the gall ye rubbe.
Ye saye they folowe your lawe.
And varyee not a gtrawe,
Whyeh is a tale of a tubbe,
The sunne onea in the clyppes,
Awaye the clerenesse slyppes
And darkened is the daye,
Of the planetes influence, 280
Aryseth the peatylence.
To many ones decaye,
275
256. moue: mone i. d. dr.
272. fryar: frxar i. d. dr.
274. they: thy i. d. dr.
KALE, COMEDY CONCERN YNÜE TIIRE LAWES. 1()9
Doth not the see so rage,
That non can it aswage,
285 And swellowe in towne and streateV
The ayre whych geueth breathe,
Siimtyme infecteth to deathe,
By hys most pestylent heate.
The beastes oft vndemure,
290 Whych were left to mannys eure,
Wyll hym sumtyme deuoure.
Thus are your rules forgote,
As thynges of slendre note,
In creatnres daye and houre,
Naturse lex.
295 It is the wyll of God,
To vse them as a rod,
Of hys iiist ponnyshment.
Whan Man doth not regarde,
The lorde nor hys rewarde,
300 Nor to hys lawes consent.
They neuer are so ronnysh
But whan God doth Man ponnysh,
for hys vnhappynesse.
Froin God they neuer fall,
305 Nor from lawes naturall, ßa
Doynge hys busynesse. Actus secimdus.
Infidelitas.
And yow are the same lawo,
That kepe them vndre awe,
By your most polytyke wytt?
Naturae lex.
310 God hath appoynted me,
Mankynde to ouerse,
And in hys hart to sytt.
To teache hym, for to knowe.
In the creatnres hygh and lowe,
315 Hys gloryouse mageste,
And on hys name to call,
Or power celestyall,
In hys necessyte.
302. But: Bnt i. d. dr.
305. T beginnt hier.
309. your: youy i. d. dr.
I7t)
A. SCIIKOKKK,
Naturse lex
corrupta.
Blla
Actus secundus.
Tti thynko liyni ouorliiatyugo,
And wonderfuU in workynge, :r2(i
And that he createth all,
Both gouevne and conseiue.
From them he neuer swciue,
That to such fayth wyll fall.
Int'idelitas.
In dede here is good sport. 325
But whj' do yow resort,
Vnto thys prcsent place?
Natur* lex.
Man ahvayes to exhort,
To sckc all helth and confort,
Of the only God of grace. .330
First in the hartes reioyce,
And than with open voyce,
To worshypp iiym alono.
Knowledgynge hys deyte,
Hys power and eternyte, 335
Whan he shall niake hys luoue.
Int'idelitas.
I shall kepe ye as well froin that,
As my grandame kept her cat,
From lyckyngc of her creame.
Natur« lex.
What wylt thu kepe me fro? 340
'i'ell me ere thu farther go,
My thynke thu art in a dreame.
Infidelitas.
From causynge of Mankyndc,
To geue to God hys mynde,
ür hys obedyence. 345
Naturaä lex.
What is thy uameV teil me.
Infidelitas.
Marry Infydelyte,
VVhyeh neuer wyll agrc,
To your benyuolence.
Natura lex.
Thu cannyst not kepe me from man. 350
BALE, COMEDY CONCERNYNGE TJIKE LAUES. 171
Iiifidelitas.
Yet wyll I do the best I can,
To trouble ye now and than,
That ye shall not preuayle.
I wyll cause ydolatrye
355 And most vyle sodomye,
To worke so ongracyouslye,
Ye shall of your purpose faylc.
Na t Urse lex.
I defye the wycked fynde,
With thy whole venemouse kynde,
360 God putteth now in my mynde,
To flc thy cumpanye.
Infidelitas.
Ye are to blessed a Saynt,
And your seif so wele can paynt,
That I must mc acquaynt
365 With yow, no remedye.
Naturae lex.
Auoyde thu cruell eneniye,
1 wyll non of the trulye, /
But shurne thy cumpanye,
As I wolde the deuyll of hell. Exil.
Infidelitas.
370 And are ye gone in dede?
Small wyttam be your spede, >. . i
Except ye take good hede, B II i'
I wyll be next of your counsell. Xatur» lex
Now wyll I worke soch masterye,
375 By Graftes and sutyle polycye,
The lawe of natura to poyson.
With pestylent ydolatrye,
And with most stynkynge sodomye,
That he shall haue no foyson.
380 Where are these vyllen knaues?
The deuyls owne kychyn slaues,
That them I can not se.
I coniure j'ow both here,
And Charge ye to apere,
Lyke two knaues as ye be.
corrupta.
364—5. Das komnia nach acqaynt i. d. dr.
172 A. SCIIROKKK,
S u il 0 111 i s lu u s. M o u ;i c h u s.
AuiIh> is il iiamo fiill clcune,
Kuowe yc not what I ineane?
And are so good a clarke.
Infidelitas.
By Tetragrammaton,
I Charge ye, apere anon, 390
And come out of the darke.
S ü d 0 m i s m u s. Inlrant siinu!.
Haue in than at a dash,
With swash myry annet swash,
Yet raayc I not be to rash,
B lila For niy holy Orders sake. 395
Actus secundus.
Idololatria. Necroiuantic.
Nor I sonne by my trouth,
Cha caute a corage ot" slöutli,
And aoch a comberousc couth,
Ych wote not what to do.
Infidelitas.
At Christinas and at Paske. 400
Ye luaye daunce the deuyll a uiaske,
Whyls hys great cawdion plawe.
Yow soch a prati mynyon,
And yow now in relygyon,
Soch two I neuer sawe. 405
Is not tby namc ydolatrye?
Sodomismus.
Yes, an wholsom woman verelye,
And wele seane in Phylosophye,
Mennys fortunes she can teil,
She can by sayenge her Aue niarye, 410
And by othcr chaimes of sorcerye,
Ease men of toth ake by and bye,
Yea, and fatche the deuyll from hell.
•Slie can mylke the cowe and hunte thefoxe,
And helpe men of the ague and poxe, 415
So they Itrynge moneyc to the boxe,
Whan they to her raake nione.
She can fatch agayne all that is lost,
And drawe drynke out of a rotten post,
410. Aue: Ane i. d. dr.
BALE, COMEDY CONCERN YNGE THRE LAWES. 173
420 Without the helpe of the holye Ghost, B III b
In workynge she is alone. Natur« lex
corrupta.
Infidelitas.
What, sumtyme thu wert an he.
Idololatria.
Yea, but now ych am a she,
And a good mydwyfe per de,
425 Yonge chyldren can I charme.
With whysperynges aud whysshynges,
With crossynges and with kyssynges
With blasynges and with blessynges, i r j
That spretes do them no barme.
Infidelitas.
430 Then art thu lyke to Clisthenes,
To Clodius and Euclides,
Sardinapalus and Hercules,
Whych themselues oft transfourmed.
Into a womannys lyckenes,
435 With agylyte and quyckenes,
But they had Venus syckenea,
As writers haue declared.
Sodomismus.
Lete her teil fourth her matter.
Idololatria.
With holye oyle and watter,
440 I can so cloyne and clatter,
That I can at the latter,
Manye suttyltees eontryue.
I can worke wyles in battle, B Ulla
If I do OneS but Spattle, Actus secuudus.
445 I can make corne and cattle,
That they shall neuer thryue.
Whan ale is in the fatt,
If the bruar please me natt,
The cast shall fall downe Hat,
450 And neuer haue any strength.
No man shall tonne nor bake, '
Nor meate in season make,
If I agaynst hym take,
But lose hys labour at length.
455 Their wellys I can vp drye,
Cause trees and herbes to dye,
174 A. SCHKOKKK,
And slee all puilerye,
Wheie as men doth me moue.
I call make stoles to dauuce,
And eaithen pottes to piaunce. IGÜ
1 hat uon shall thern enhaunce,
And du but cast luy gloue.
I haue Charmes for the plowgh,
And also for rhe cowgh,
She shall geue mjike ynowgli, 465
Ho longe as I am pleased.
Apace the mylle shall go,
B Uli'- So shall the credle do,
Naturw lex ^q^j t^e musterde querne also,
corrupta. '
No man therwith dyseased. 470
Infidelitas.
Thau ait thu for me fytt.
Sodomismus.
The woman hath a wytt,
And by her gere can sytt,
Though she be sumwhat olde.
It is myne owne swete bullye, 475
My muskyne and my mullye,
My gelouer and my cullye,
Yea, myne owne swete hart of Golde.
Infidelitas.
1 saye yet not to bolde.
Idololatria.
Peace fondelinge, tush a button. 480
Infidelitas.
VVhat wylt thu fall to rautton?
And playe the hungry glutton,
Afore thys cumpanye?
Ranke luue is füll of heate,
Where hungry dogges lacke raeate, 4b5
• They wyll durty puddynges eate,
For wante of bcfe and conye.
B Va
Hygh, luynyon for monye,
As good is draffe as honye,
Whan the daye is whote and sonnye, 190
Actus secuiiduH. ßy the blcBsed rode of kent.
BALE, COMEDY CONCERNYNGE THRE LAWES. 175
Sodomisnius.
Saye fourth your mynde good mother,
For thys man is nou other,
But our owne louynge brother,
495 And is very wele content.
Idololatria.
I neuer mysse but paulter,
Our blessed ladyes psaulter,
Before saynt Sauers aulter,
With my bedea onea a daye.
500 And thys is my commen cast,
To heare Masse first or last.
And the holy frydaye fast,
In good t3'me mowt 1 it saye.
With blessynges of Saynt Germyne,
505 I wyll me so determyne,
That neyther foxe uor vermyne,
Shall do my chuckens härme.
For your gese seke saynt Legearde,
And for your duekes saynt Lenarde,
510 For horse take Moyses yearde,
There is no better charme.
Take me a napkyn folte,
With the byas of a holte, „ ,,,^
For the healjmge of a colte, j^.^^,,^..^ j^^
515 No better thynge can be. cnnupta.
For lampes and for bottes,
Take me saynt Wylfrides knottes.
Aud holy saynt Thomas lottes,
On my lyfe I waraude ye.
520 For the cowgh take Judas eare,
With the parynge of a peare,
And drynke them without feare
If ye wyll haue remedy,
Thre syppes are for the hyckock,
525 And six more for the chyckock,
Thus maye my praty pyckock,
Recouer by and by.
If ye cannot slepe but slumber,
Geue otes vnto saynt Vncumber,
530 And beanes in a serten number,
Vnto saynt Blase and saynt Blythe.
Geue onyons to saynt Cutlake,
ITÜ
A. SCHROEHK,
B VI"
Actus secundus.
And garlyke to sayut Cyryake,
If ye wyll shurne the head ake,
Ye »hall haue tlieiu at queue Lytlie. 5'35
A draimue of a sliepes tyrdle,
And good saynt Franees gyrdle,
With tlic hamlet of an liyrdle,
Are wliolesom for the pyppe,
Besydes these charmes afore, 540
I haue featea many more,
That 1 kepe styll in störe,
Whoiue now I ouer hyppe.
Infidelitas.
It is a spoart I trowe,
To heare how she out blowe,
Her witche Graftes on a rowe,
By the Masse I must nedes sniyle.
Now I praye the lete me knowe,
What sedes that thu cannyst sowe,
Mankynde to ouer throwe,
And the lawe of nature begyle.
545
)5Ü
Sodouiismus.
My seife I so behaue,
And am so vyle a knaue,
As nature doth depraue,
And vtterlye abhorre.
I am soclie a vyce trulye,
As Gi)d in hys great furye,
Ded ponnysh most terryblye,
In Sodomc and in Gomorre.
555
BVlb
Natura; lex
oorrujita.
In tlic tleslic 1 am a fyre, 560
And soch a vyle desyre,
As brynge men to the myrc,
Of fowle concupyscencie.
We two togytlier begänne,
To sprynge and to growe in manne, 5()5
As 'l'homas of Aquync scanne.
In tlie fort boke of hys sentence.
I dweif amoiige the Sodomytes,
The Beniamytes, and Madyanytes,
And now the popysh hypoerytea, 570
Embrace me euery where.
I am now become all «pyrytuall,
For the clergye at Korne and ouer all,
BALE, COMEÜY CONCEKNYNGE IHRE LAWES. 177
For want of wyues to me doth fall,
575 To God thcy haue no t'eare.
The chyldren of God I ded so luoue,
That they the doughters of men ded loue,
VVorkyuge soch wnyes as ded not behoue,
Tyll the floude them ouer weiit.
58ü With Noes sonne Cham I was half ioyned,
Whan he hys dronken father scorned,
In the Gomorytes I aso reigned,
Tyll the hand of God them brent.
I was with Ünan not vnacquaynted,
5S5 Whan he on the grounde hys increase shed,
For me hys bietherne Joseph accused,
As Genesis doth teil.
Dauid ones warned all men of vs two,
Do not as mules and horses wyll do, B Vll»
590 Confounded be they that to ymages go, ^"tus secimUus.
Those are the wayes to hell.
Both Esaye and Ezechiel,
Both Hieremy and Daniel,
Of vs the abhomynacyons teil,
595 With the prophetes euerychon,
For vs two God strake with fyie and watter.
With battayle, with plages and fearfuU matter,
With paynefull exyle, than at the latter,
Into Egipt and Babylon.
000 As Paule to the Romanes testyfye,
The gentyles alter Idolatrye,
Fell to soch bestyall Sodomye,
That God ded them forsake.
Who foloweth vs as he confesse,
605 The kyngedome of God shall neuer possesse,
And as the Apocalyps expresse,
Shall synke to the burnynge lake.
VVe made Thalon and Sophocles,
Thamiras, Nero, Agathocles,
ülO Tiberius and Aristoteles,
Themselues to vse vnnaturallye
1 taught Aristo and Fuluius,
Semiramis and ilorteusius,
Crathes, Hyliscus and Pontius, ^ Vllb
615 Beastes to abuse most monstruouslye. ^corrupu!'
lufidelitas.
Marry thu art the deuyll hymselfe,
Anglia, V. band. 12
17S A. SCHROEER,
Idülolatria.
If ye knewe hör he coulde pelfe,
Ye wolde sayc he werre soch au eile,
As uou vuder heauen were eis
Infidclitas.
The fellawe is wele decked 620
Dysgysed and wele necked,
Büth knauebalde aud pyepecked,
He lacketh nothyuge but bela:
Sodomismus.
In the first age I begänne,
And so perseueide with manne, 625
And styll wyll if I canne,
So longe as he endure.
Tf monkysh sectes renne,
And popysh prestes contynue,
Whych are of my retynue, 630
To lyue I shall be sure.
(Jleane luarryage they forbyd,
Yet can not their wayes be hyd,
Men knowe what hath betyd,
Whan they haue bene in parell. 635
Oft haue they buryed quycke,
B Villa Soch ais were neuer sycke,
Actus secuudus. FuU many a propre trycke,
They haue to helpe their quarell.
In Rouie to me they fall, 640
Both Byshopp and Cardynall,
Monke, fryre, prest and all,
More ranke they are than antes.
Exauiple in popc Julye,
Whych sought to haue in hys furye, 645
Two laddes, and to vse theui beastlye,
From the Cardynall of Nantes.
Infidelitas.
Well, yow two are for my mynde,
Steppe fourth and do your kyude,
Leaue neuer a poynt be hynde, 650
That inaye corrupt in man,
The lawe wryt in hys hart.
In hya Hesli do thy part. Ad Sod.
045. to: lo i. d. dr.
BALE, COMEDY CONCERNi^NGE THRE LAWES. I79
r.. ^""^^^y^'^''^^ to peruart, Ad Idol.
b55 Do thu the best thu can.
Here haue I pratye gy nn es,
BotJi brouches, beades and pynnes
With soch as the people wynnes
Vnto ydolatrye. '
660 Take thu part of them here, Ad Mol
Beades, rynges, and other gere
And shortlye the bestere, ß Vlllb
To deceyue Man properlye. Natur, lex
corrupta.
lake thys same staffe and scrvnne
665 With a God here of a chyppe, '
And good beldame forewarde hyppe
To set fourth pylgrymage.
Set thu fourth Sacramentals, Ad Sodo
Say dyrge and synge for trentals,
670 Stodye the popes Decretals,
And mixt them with buggerage,
Here is a stoole for the,
A ghostlye father to be,
To heare, Benedicite,
675 A boxe of Creame and oyle.
Here is a purse of rellyckes, Ad Idol.
Kagges, rotten bones, and styckes,
A taper with other tryckes,
Shewe them in euery soyle.
Sodomismus.
680 I wyll corrupt Gods Image,
With most vnlawfull vsage,
And brynge hym into dott'age,
Of all concupyscence,
Idololatria.
Within the flesh thu art,
685 But I dwell in the hart,
And wyll the sowie peruart,
From Gods obedyence, ^*
'' ' NaturiB lex
corrupta.
Infidelitas.
Spare non abhomynacyon,
Nor detestable fashyou,
690 That mannys ymagynacyon,
By wyte maye comprehende.
To quycken our spretes amonge,
12*
180
A. SCHROEER,
Syuge üüw some myry songe,
But lete it not be louge,
Least we to moch offende. 695
Post cantionem, Infidelitas alta iioce (licet, üremus.
üMnipote/js sempiterue L)eus, qui :ul imaginem et similitudinem
uoatram formasti luicos, da qiutsimius, ut sicut eurum sudoribus uiuimus,
ita eorum uxoribus, tiliabus et domicellis perpetuo frui mereamur. Per
dominum nostriim Papam.
Infidelitas.
Now are these whoresons forth,
It wyll be aomwliat wortli,
To se how they wyll wurke,
The one to poyson the hart,
The other the outwarde part, 700
Ingenyously wyll lurke.
The lawe of nature they wyll,
Infect, corrupt and spyll,
With their abhomynacyon.
Idolatry with wyckednesse, 705
And Sodouiy with fylthyuesse,
To hys most vtter dampnacyon.
These two wyll hym so vse,
Ich one in their abuse,
And wrappe hj^m in soch euyll, 710
That by their wycked cast,
He shall be at the last
A moraell l'or the deuyll.
Cb
Natur« lex
corrupta.
Now vnderneth her vvynges,
Iddlatry hath kynges, 715
With their nobylyte.
Both dukes, lordes, knyghtes and earles,
Fayre ladyes with their pearles.
And the whole commenalte.
Clla
Actuu uecuuduB.
Wifhin the bownes ot* Sodoiuye, 720
Doth dwell the spirytuall clergye,
Pope, Cardinall and pryat.
Nonne, Chanon, Monke and iryre,
With so many eis as do deayre,
To reigne vndre Antichrist. 725
Deteatynge laatrymonye,
They lyue abhomynablye,
And burn in carnail lust.
>Shall I teil ye larther newes?
BALE, COMKDY CONCERNYNGE THRE LAWES. 181
730 At Roiue for prelates are stewes,
Of both kyndes. Thys is iust.
The lawe of Nature I thynke,
Wyll not be able to wynke,
Agaynst the assaultes of them.
735 They hauynge so hygh prelates,
And so manye great estates,
Frora hens to Hierusalem.
Pause now a lyttle whyle,
Myne eares doth me begyle,
740 If I heare not a sounde.
Yon folke hath sped I gesse,
It is so by the Messe,
Awaye now wyll I rounde. Exit.
Natura? lex.
I thynke ye marnele, to se soch alteracyon,
745 At thys tyme in me, whom God left here so pure?'
Of me it cometh not, but of mannys operaeyon,
Whome dayly the deuyll, to great synne doth allure,
And hys nature is, fiill bryttle and vnsure.
By hym haue I gote thj^s fowle dj^sease of bodye,
750 And as ye se Kere, am now throwne in a leprye.
I wrought in hys hart, as God bad ernestlye,
Hym oft prouokynge, to loue God ouer all, C 11^
With the inner powers, But that false Idolatrye, Actus secundus.
Hath hym peruerted, bj'- slayghtes dyabolycall.
755 And so hath Sodomj'e, through hys abuses carnall,
That he is now lost, oftendj^nge without measure,
And I corrupted, to my most hygh dyspleasure.
I abhörre to teil, the abusyons bestyall.
That they daylye vse, whyeh boast their chastyte,
760 Some at the aulter, to incontynency fall.
In confessyon some, fall beastiy occupyed be.
Amonge the close nonnes, reigneth thys enormyte.
Soch chyldren slee they, as they chaunce for to haue.
And in their preuyes, prouyde them of their graue.
765 Ye Christen rulers, se yow for thys a waye,
Be not illuded, by false hypocresye.
By the stroke of God, the worlde wyll eis decaye
Perrayt prestes rather, Gods lawt'iiU remedye
741. Yon: Yen i. d. dr.
182 A. SCHKOKEK,
Tlian tlicy shnld incurre, most bestyall Sodomye.
Keganle not the pope, not yet hya whorysli kyngedoiu 770
For lic is tlie niaster, of Gomor and of Sodouic.
Witli uiau haue I bono, whych hath ine thus defyled,
VVitli hlolatiye, and vncleane Sodoniyc.
And worthye I am, frora God to be exyled,
Pytie me yet lorde, of tliy most bownteouse mercye. 775
I wyll fourth and mourne, tyll thu sende remedye
Prouiyse hast thu made, to a jn^loryouse lyberte,
To brynge hcaue« and earth, tha/( wylt thu (l trust) restorc me.
C III* Incipil actus tertius.
Jloseh lex.
THe lorde perceyuynge, hys first Uiwc thus corrupted,
With vncleane vyces, seut me hys lawe of Moses, 780
To se hym Ibr synne, substancyallye corrected,
And brought in agayne, to a trade of godlynes.
For I am a lawe, of rygour and of hardenes.
1 strayghtly commaunde, and if it be not done,
I thretten, I curse, and slee in my anger sone. 785
To God I requyre, a perfyght obedyence,
Condempnyngc all soch, as do it not in elfect.
I shewe what synne is, I bürde/* sore maunys co«scyence
To hym am I death, whan hys lyfe is infect.
Yet if he take hede, to Christ I hym dyrect, 700
Forgeuenesse to haue, with lyght, hclth and saluacyon,
Least he shuld dyspayre, and fall into dampnacyon.
Infidelitas.
Ha, ha, ha, lia, ha, ha, ha, ha, ha, ha, ha,
A pastyme quoth A, I knowe not the tyme nor whan,
I ded laugh so moch, sens 1 was an honest man. 795
Beleuc me and ye wyll, I neuer saw soch a sport
I wolde ye had benc there, that ye myght haue made the fort.
Moseh lex.
Where woldest haue had me? teil me good brother myne.
CIU'^ Infidelitas.
^corrupta!' -^^ ''''^ Myuorassc öcr, late yester uyght at complyne.
Moseh lex.
At the MynorasseV Why, what was tlierc a do? 800
Infidelitas.
For soch an other, wulde I to Southampton go.
BALE, COMEDY CONCERN YNGE THRE LAUES. 183
In dcdo ycster <h\je, it was thoir dedycacyon
And thydre in Gods uame, cauie I to se the fashyou.
An olde frj're stode fortli, with spectacles ou hys nose
805 Bcgynnynge thys Antcme, a luy faith I do not glose.
Lapides preciosi.
Moseh lex.
And what ded folowe uf thys?
Infidelitas.
I shall teil ye ser by Gods blys.
Then came Dame Isbell, an olde Nowne and a calmc,
Crowynge lyke a capon, and thus began the Psalrae.
Sa'pc expugnauerunt nie a inuciiliilc mca.
Moseh lex.
810 And what includeth thys mysterye?
Infidelitas. C Ulla
A symple probleme of bytcherye. ^'^'"^ Tertms.
Whan the fryre begönne,
Asore the Nonne,
To synge of precj-ouse stones.
815 From my youth sayt she,
They haue confort me,
As it had bene for the nones.
Moseh lex.
I assure the playne, I set not by sucli gaudes,
Thy vsage shewe the, to be brought vp amonge baudes.
Infidelitas.
820 It was a good world, wha/; we had soch wholso«« storyes
Preached in our churche, on sondayes and other feryes;
With vs was it merye,
Whan we went to Berye.
And to our lady of grace,
825 To the blonde of hayles,
Where no good chere fayles,
And other holye place.
Whan the prestes myght walke,
And with yonge wyues talke.
Nach 805 und 809: Lapides preciosi und Scepe cxp . . . steht unter
je vier leeren notenlinien.
184 A. SCHROEER,
Tlum liad wc cliyldren plciitj'c. S.HO
Than cuckoldes rayght leape,
A score on a heapc,
Now is therc not one to twentye.
Wlian the Moukes were fatto,
And ranke as a ratte, 835
With bellyes lyke a Bore.
C ITTU' Then all thyngea were dere,
Mosch lex Both befe, breade and bere,
coTTup .1. ^^^^_ grudge tbc iourers sore.
Whan Bysboppcs luyght l)urne SK»
And from the trutli turne,
The syllye syniple sowie.
Tliau durst no man creake,
Open niouthe nor speake,
üf Christ nor yct of Powle. 845
Now are the knaues bolde,
With Scriptures to holde,
And teache them euery where.
The Carter, the sowter, .
The bodger, the clowter, 850
That all wyll awaye I fere.
As vs 80 they pulle,
Our lynynges are dulle,
We are now lyke to fall.
If we do not fyght, 855
For the churches ryght,
By the Messe we shall lose all.
-Biit I praye ye ser, teil me what is your name?
Moseb lex.
The lawe of Moses, to lyc I were to blame.
C V» Infidelitas.
'^'^t'i'us'" ^" these same partyes, what do ye now intende? 860
Moseh lex.
Mankyndc to refounne, that he hys lyfe amende.
I shewe what synne is, and what thynge pleaseth god,
I confort the iust, and the yll I ponuysh with rod,
The co/Huion peoplc, haue thought it coiouiodyouse,
Dyuerse Goddes to haue, with rytes superstycyouse. 865
850. the clowter: ther cl. in den drucken.
BALE, COMEDY CONCERNYNGE IHRE LAWES. 185
My cojwiDuundemeiit is, to seke one God alotie.
And in all their nedes, to hym to make their mone.
Amonge the Gentyles, was it thought no« iiiiiirye,
If a man wer hurt, to slee hys aduersarye.
870 Thys thynge I forbyd, and saye, thu shalt not kyll,
Lawe is the reuenger, the man maj'c de no y!l.
Some persones there are, that inordynatlye loue.
These are perswaded, all thynges them to behoue.
Whych I inhybyte, saynge contynuallye,
875 No rape shalt thu do, nor yet commyt aduouterye.
Thu shalt do no theft, nor couete that is not thj'ue,
Agaynst thy neyber, shalt thu not falsely dyffyne.
Infidelitas.
We maye do uothynge, if we be pynned in thus.
Neyther yow nor God, to that harde trade shall brynge vs.
880 We must haue one God, and worshypp hym alone?
Marry that in dede, wolde make a Türke to grone.
If we be stryken, we maye not stryke agayne? C V'»
A proper bargavne, and dyscretelye vttered playne, Moseh lex
^ , ,o corrurta
For cumpanyes sake, ye saye we maye not louer
885 1 defye your worst, and to yow there is my gloue.
Moseh lex.
What, thu wylt not fyght? thy wyttes are better tha« so
Infidelitas.
In the quarell of loue, I shall proue ye ere I go,
By the Messe I thynke, to put ye to your fence.
Moseh lex.
Thu were mocli better, to kepe thy pacyenee.
Infidelitas.
890 Nayc by cockes sowie frj'ud, I must lay j-e on the coate
In loues cause thu fyght, ye maye sone haue me a floate
Naye haue at your pylche, defende ye if j'e maye.
Moseh lex.
Soch a fole art thu, as seke thyne owne decaye.
If I ones meddle, to the it wyll be death,
895 Dedyst thu neuer hear, that lawe sleath m hys wreath
Infidelitas.
By the blessed lorde, than wyll 1 playe Robsons part.
Moseh lex.
Whye, what part wylt thu playe? _
1^6 A. SCHROKliK,
Intidclitas.
By cockos sowie gciie ouer. so sonc as 1 tele smart.
.M OS eh lex.
It wvU bo to liito, if l oncs eupple with the.
Infidelitas.
C VI'' Then Ictc mc ulone, and we sliall sone agre, 900
Actus ter- And I shall bc glad, to bc aequayntcd with ye.
Moseh lex.
Acqiiayntaunce good fellawe, tliu niayst sone haue of me.
Infidelitas.
The worst fault I haue, I am hastye now and thaw,
But it is sonc gono, 1 toke it of a woman.
Bat what meane those tables, that yc haue in your hande V 90.5
Moseh lex.
Kepe sylence a whyle, and thu shalt vnderstande.
Thre thynges 1 declare, the first are the preceptes morall.
Next, the lawes iudycial, and last the rytes ceremonyal
The morall preceptes, are Gods co;«maundeme/*tes ten,
Whych ought euermore, to be obserued of all men. 910
The lawes of Nature, the morall preceptes declare,
And the plesau/tt workes, to God they teache and prepare
They sturre man to fayth, and prouoke hym also to loue
To obeye, to serue, and to worshypp God aboue.
In two stonye tables, God wrote thera first of all, 915
That they shuld remaync, as thynges contynuall.
The first hath but thre, whych te?tde to Gods hygh honour,
Seuen hath the seconde, and they concerne our neybour.
The first doth expounde, the first lawe naturall,
The next the other, makynge them very formall. 920
In sprete is the first, Ihal wc shuld God honour and loue,
To outward workynge, the seconde doth vs raoue.
C VP' Forbyddyugc all wroMges, preseruyngo iust marryage,
Moeeh lex Nofryshynge true peace, and other godly vsage.
Infidelitas.
What is the eflfect, of your lawes judycyall? 925
Moseh lex.
Soch thynges to cowimaunde, as are cyuyle or tcmporall.
From vyce to refrayne, and outwarde iniurye,
Quyet to conserue, and publy(iue honestie.
914. serue: serne i. d. dr.
BALK, COMKDY CONCERNYNGE THRE LAWES. 187
These aro lo support, the lawes of the seconde table.
930 Ceremonyall rytes are also commendable,
In holy dayes, garme/ites, temples, and consecracyons,
Sacryfyces and vowes, with oflferynges and expiac3'0?js
Whych are vnto Christ, as fygnrs, types and shadowes
As Paule doth declare, in hys pystle to the Hebrues,
935 These are only fygures, and outwarde testymonyes,
No man is perfyght, by soch darke ceremouyes.
Only perteyne they, vnto the thirde co?«maundement,
Of the Sabboth daye, tyll Christ the lorde be present.
In hys death endyng, the whole Judaycal presthode.
Infidelitas.
940 Good dayes luyght ye haue, ye speake it füll wele by the rode.
A am a poore lad, and by my trouth bent ernestlyc,
To wayte vpon ye, and to be your very lackye.
Moseh lex.
What art thu called, I praye the hartelye. C VII»
Actus tertius.
Infidelitas.
Graye fryre am 1 non, by the Messe I ca?i not flatter,
945 I am Infydelyte, to teil the truth of the matter.
Moseh lex.
And hast thu so longe, dyssembled thus with me?
Infidelitas.
Yea, for aduauntage, to smell out your subtylyte.
Moseh lex.
Auoyde hens I saye, thu false Infydelyte.
Infidelitas.
Naye that I wyll not, by Yngham Trynyte.
Moseh lex,
950 VVylt thu nod in dede, tha« wyll I fet hyther the poure
Of iudges and kyngcs, to subdue the withi« thys houre, Exit.
Infidelitas.
Soch knyghtes wyll I haue, as shall coHfounde the/« all
As Sadducees and scrybes, with the sect pharysaycal
By helpe of my chyldren Idolatry and Sodomye.
955 The Lawe of Nature, I kest ones in a leprye.
I haue yet two more, Ambycyon and Couetousnes,
ISS A. SCIIKOKF.K,
Wliyoli wyll do as inocli, t(i tho lawe of Moses.
Wlicie are luy whoresons, tliat they coine not awaye.
A u a r i t i a. ,1 u r i s c o n s u 1 1 u s.
Yea, whorcson on thy face, euen in tliy best arayo,
I wyll thu knowe it, I am a worshypfiill Doctour, 960
A Scr)'be in the lawe, and a profytablc pioctour.
Infidelitas.
C"VII'> Goppe with a vengeauncc, how coiucst tlui so aloft
:\ios."ii lex
^■"""'"^'- Auai-itia.
I sliall teil the mau, if thu wylt connneu niore soft.
B}' fayned flatterye, and by coloured adulacyon.
Ambycyon here also, rose out of a lyke foundacyon. 965
Infidelitas.
Come, axc me blessynsc lyke praty boyes apace.
Ambitio.
I wyll not bowc sure, to soch a folysh fice.
Infidelitas.-
Axe blessynge I saye, and makc nie no uiore a do.
Ambitio.
Ynsemclye were it, we prelates shuld do so.
Auaricia.
For no cumpulsyon, wyll T do it by swotc Marye. 970
Infidelitas.
1 must fatchc ye in, there is no remedyc.
A noughty whoreso?i8, haue I brought ye vp hytherto?
And knowe not your father: ye shal drynke both ere I go.
A mbo sini ul.
No more at thys tynie. Korsoth we crj'C a mercye.
Infidelitas.
Downe on your knecs tlia«, and a.xc nie blessyng shortely. 975
Arabo simul.
Blesse me ge.ntyll father, for swete saynt charyte.
Infidelitas.
Ajyse noughty knaues, God lete ye neuer to thee.
Though amonge our seines, we murmour bragge and face,
BALE, COMEDY CONCERN YNGE THRE LAWES. 189
Somtyme for lucre, somtyme for the hyghar place. C Vlll^
980 Yet for aduautage, in thys we all agre, ^^"^'"s tertius.
To biynde the rulers, aud deceyue the comniynalte.
Auaiitia.
Art aduysed of that, by the Messe we are in dede,
Yet of our knaueryes, the foles wyll neuer take hede.
To labour with a spade,
9S5 Our colour wolde it fade,
We maye not with that trade,
We loue so moch our ease.
We must lyue by their sweate,
And haue good drynke and meate,
990 Whan they haue not to eate,
The substaunce of a pease.
We leade them in the darke,
And so their conseyence marke,
That sturdy they are and starke,
995 In euery wycked euyll,
We teache ydolatrye
And laugh füll merelye,
To se yeh cumpanye,
Rönne headlondes to the deuyll.
1000 If we maye haue the tythynges,
And profytable offerynges,
Whe care not to what doynges,
They customablye fall. C Vlllb
We are soch mercenaryes, Moseh lex
. , , , corrupta.
1005 And subtyle propryetaryes,
As from the tiock all carries,
The wolle, skynne, flesh and all.
In our perambulacyons,
We loke for commendacyons,
1010 And lowlye salutacyous,
In teuiple, liowse and strete,
Our lowsye lafyne liowres,
In borowes and in bowres,
The poore people deuowres,
1015 And treade them vndre fete.
Ambitio.
I am Ambycyon,
whose dysposycyon,
Is honour to appete,
1 gape for empyre,
U»0 A. SCHKOEEK,
Aud woishypp desyre, 1020
As Minos ded in Crete.
I lüke vp Aloft,
And loue to lye soft,
Not carynge tor my Hocke.
Haue I ones the tlese, 1025
with pygges, laiubes and gese
They maye go turne a socke.
Lucifer 1 made,
So hyghly to wade,
To God he wolde be equall, 1030
Of Adam and Eue,
1 slcwe the beleue,
And caused them to fall,
What nede I reheaice.
Da The gyauntes inost fearce, 1035
Actus tertius. With tlie buyldcrs of Babell.
Nemrod the ty raunt,
with them there applyaunt,
Agreed to my counsell.
From me wolde not go, 1040
Cruell Pharao,
No more wolde Amalech,
Öaul, Achitophel,
Absolon, Jesabel,
Nor Adomsedech, 1045
I made lioboam,
And Hieroboam,
With Nabuchodonosor.
Triphon, Alchimus,
and Simon magus, 1050
To abuae them euermor.
In pryde I excede.
And no people fede,
But with lyes for aduauntage.
As Mantuane teil, 10.55
To leade men to hell,
I.S my nioöt commen vsage.
llygh thynges I attempt.
And wyil rae excmpt,
From prynces iurysdyceyon. 1060
i am soch an euyll,
BALE, COMEDY CONCERNYNGE THRE LAWES. 1 9 1
As brynge to the deuyll,
Without anye contradyccyon.
Infidelitas.
Here is a prelate, euen for myne owne touth,
1065 Soch an other is, not in the whole south.
Clappe thu somwhat more, as thu hast begunne,
Ich lyke wele your talkynge, by the holy Nuune. D^
Moseh lex
Auaritia. com,pta.
I Covetyse am, ^
The deuyll or hys dam,
lüTO für I am insacyate.
I rauysh and plucke,
I drawe and I sucke,
After a woluysh rate.
Father nor mother,
1075 Syster nor brother,
I spare not in my moode.
I feare neyther God,
Nor hys ryghtfuU rod.
In gatherynge of goode.
1080 Both howse and medowe,
from the poor wydowe,
I spare not for to take.
Ryght heyres I rob,
And as bare as Job
1085 The fatherles I make.
With me toke Nadab,
Nabal and Achab,
With all the clergye of Bell.
Judas and Giezi,
1090 with the so/mes of heli,
And the sonnes of Samuel.
Jannes and Jambres,
Also Diotrephes,
Wrought wylfuU wyckednesse.
1095 So ded Menelaus,
with false Andronicus,
And all for Conetousnesse.
Ambitio.
With vyces seuen,
lu94. wylfuU: wylfnll in den drucken.
l \)'l A. SCHROKKK,
1 dose vp heauen,
I) IIa And speare vp paradyce. IIOÜ
A.uis tertius. I oppeu hell,
By iiiy counsell,
Mayuteyuyiige eiiery vyce.
Auaritia.
Für syluer and golde,
with falsehed 1 holde, 1165
Supportynge euery euyl.
1 haue it in awe,
for to clioke the lawe,
An bryugc all to the deiiyil.
Int'idelitas.
By the blessed trynyie, 1110
No men more tyt for me,
To do my busynes.
Ainbycyon to begyle,
And Auaryce to defyle,
The lawe of Moyses. 1115
Teil nie first of all, what wylt thu do Ambycyon.
Ambitio.
I am thyne owue chylde, thu knowest uiy dysposycyon.
I wyll sure do, as ded the Phylyatynes.
Infidelitas.
VVhy, what ded those kuauesV
A lubitio.
They stopped vp Al»raha/rts pyttes, as (jenesis diffines 1120
With mudde and with uiyre, and left them füll uucleane
Infidelitas.
By that sauie practyse, teil lue what thu dost meane.
Ambitio.
With fvllhy gloses, and dyrty exposycyons,
Of (joda lawe wyll I hyde, the pure dysposycyous.
The keye of knowledge, I wyll also take awaye, 1125
Dil'' By wrastynge the text, to the scripturea aore decaye.
.M<im;li lex
"""'""''• Infidelitas.
And what wylt thu do, my fellawe CouetousnesV
Auaritia.
A vayle wyll I sprede, vjjon the face of Moses,
BALE, COMEDY CONCERN YNGE THRE LAWES. 193
That non shal perceyue, tbe clereness of hys contenaunce.
1130 Whych is of the lawe, the meanyng and true ordynauMce
Infidelitas.
Why, what wyll ye saye. vnto the co///maundeme/jtes?
Ambi tiü.
We must poyson them, with wyll workes and good intentes.
Where as God doth saj-e, No straimge goddes thu shalt haue,
With Sayntes worshyppynge, that clause we wyll depraue.
ll.Jö And though he co/«maunde, (o make uo carued ymage,
For a good intent j'^et wyll we baue pylgrymage.
Though he wjil vs not, to take hys name in vayne,
With tradycyons yet, therunto wyll we constiayne.
No Sabboth wyl we, with Gods worde sanctyfye,
1140 But with lyppe labour, and j'dle ceremonye.
To father and niother, we maye owe non obedyence,
Our relygyon is, of so gieat excelleuce.
Though we do not slee, yet luaye we heretykes burne,
If they wyll not sone, from holy scripture turne.
1145 What though it be sayd, Thu shalt do uo fornycacyo«,
Yet wyll we mayntene, moch greatter abhomynaeyon DlII»
Though theft be forbyd, yet wyll we contynuallye, Actus ter-
Robbe the poore people, thiough prayer and purgatorye
God hath inhybyted, to geue false testymonye,
1150 Yet we wyll condempne, the Gospeli for heresye.
We shuld not couete, our neybers howse nor wyfe,
Hys seruaunt nor beast, jet are we therin most ryfe.
Of men make we swyne, by the draffe of our tradycyons
And cause the»« nothynge, to regard but superstycyo?«s.
1155 As dogges vuresonable, on most vyle carren fede,
So wyll we cause them, seke ydolles in their nede.
And alwayes their grou/<de, shail be, for a good inte«t.
Infidelitas.
More mj'scheues I trowe, the deuyll coulde not inuewt
Than yow two can do by the Messe ye are alone,
lltiO Lyttle coulde I do, were ye ones from me gone,
To the corruptynge, of the lawe of Moyses,
Go forwarde therfor in your deceytfulnes.
Auaritia.
With superstycyons the Jewes ceremonyall lawes,
I wyll so lia«dle, they shall not be worth (wo strawes.
11 G5 The lawes Judycj^all . through cawtels and delayes,
I wyll also drowne, to all ryghteouse me/tnys decayes
Anglia, V. band. 13
U)l A. SCHRORKK,
To set thys forwarde, we must haue sopliysfiye,
Phylosopliye and Logyck, as scyence nceessarye.
The byshoppes luust holde, their prestes in iguorau/tce
D Illb With longe latyne houres, least knowledge to them chaunce. 1 170
Mosih lex Lete them haue lowge matteus, lo«ge eue«songes a/al lo«ge Masses.
c<>rnii>tii. . , , 11 1 I
And tliat wyll luake them, as dull as euer were asses.
That they shall neuer, be able to prophecye,
Or yet preach the truth, to our great iuiurye.
Lete the cloysteieis, be brouglit vp euer in sylence, 1175
Without the scriptures, in payne of dysobedye/<ce.
Se the laye peuple, praye neuer but in latyne,
Lete them haue their Crede, and seruyce all ia latyne
That, a latyne beleue, maj'c make a latyne sowie,
Lete them nothynge knowe, of Christ uor yetofpt/wle ItSO
If they haue Englysh, lete it be for aduau/itage,
For pardons, for Dyrges, for otferynges and pylgrymage.
I recken to make them, a newe Crede in a whyle,
And all in Englj^sh, their conscye/tce to begyle.
lufidelitas.
Rehearce vuto me, the Artycles of that Crede. 11S5
Auaritia.
The artycles are these, geue care and take good hede
First they shall beleue, in our holy father Pope,
Next in hys decrees, and holy decretals.
Then in holy church, witli sencer, Crosse and cope,
In the Ceremonyes, and blessed Sacrame/ttals. 1190
D Ulla In purgatury then, in pardons and in trentals,
Actus ter- Jq praynge to sayntes, and in saynt Frawces whoode,
In our lady of Grace, and in the blessed roode.
They shall beleue also, in rellyckes and relygyon.
In our ladyes psalter, in fre wyll and goud wurkes. 111)5
In the eraber dayes, and in the popes remyssyon,
In bedes and in belles, not vsed of the turkes.
In the golden Masses, agaynst soeh spretes as lurkes
Witli charmes and blessynges. Thys crede wyll bryuge in moneye.
In Englj'sh therfor, we wyl it clarkely co/meye. 1200
lufidelitas.
Yea, and burne the knaues, that wyll not beleue that crede.
That into the dytche, the blynde the blynde maye lede
Ambitio.
Then I holde it best, that we alwayes condempne,
The Byble readers, least they our actes contempne.
BALE, COMEDY CONCERNYNGE THRE LAWES. 195
Infidelitas.
1205 Yea, neuer spiue them, but euermore playe the bytar,
Expressynge alwayes, the tropes and types of thy mytar.
Ambitio.
Wh}^ what dost'thu thynke, my mytar to sygnyfy? .
Infidelitas.
The mouth of a wolfe, and that shali I proue by awd by.
If thu stoupe downewarde. loo, se how the wolfe doth gape.
r2iu Redye to deuoure, the lambes, least any escape. D Ulli'
But th}' wohiyshnesse, by thre crownes wyli I hyde, ^loseh lex
Makynge the a pope, and a captayne of all pryde.
That whan thu doest slee, soch as thy lawes conte/Mpne
Thu mayst saye, Not I, but the powers ded them condempne.
1215 These Labels betoken, the lawes of se non and can non
Ambitio.
I trowe thu woldest saye, the iwo lawes Cyuyle and Canon.
Infidelitas.
As 1 spake I thought, and styll thynke by saynt Johan
Yea, persecute st}'ll, the instructers of the people.
And thu Couetousnesse, lete no bell rynge in steple,
1220 Without a profyght. Tush, take moneye euery whear
So nygh clyppe and shaue, that thu leaue neuer a heare.
Auaritia.
I caused the pope, to take but now of late,
Of the Graye fryres, to haue canonyzate,
Franciscus de pola, thre thousawd duckates and more,
1225 And as nioch besydes, he had not longe afore,
For a Cariiynall hatte, of the same holy order,
Thus drawe we to vs, great goodes ivom euery border.
Pope Clement the seue/tth payed ones for hys papacye
Thre ho/idred thousa/td, good duckates of lawful monye
Infidelitas.
1230 I maruele how he, coulde come to so moch good.
Auaritia.
Yes, yes, by pollage, and by shedyngc Christen blood.
Crosers and mytars, in Rome are good merchandyce D V»
And all to lyttle, to maynteyne their pompe and vyce. a«*"« t«"^-
1209. how: hom i. d. dr.
1221. Nach heare ein fragezeichen i. d. dr.
13=*
196 A. SCHROKEK,
A in b i t i o.
The pope t'or whoredom, hatli in Roine iimi, Viterbye
Of golde and syluer, a wonderfull snbstau/tce yearlye 1235
Tusli they be in Englande, tliat moch rather wolde to dwell,
Whores in their dyoceses, than the readeis of Christes Gospell.
In t'ideli tas.
They do the better, for by the/« they luaye hane profyght
As t'or the otlier, do tronhle thein daye and nyght,
Well, now steppe forewarde, and go do j'oiir busynes, 1240
To the conuptyuge, of the lawe of Moyses.
Auaritia.
Doubt not but we shall, make hym a ciepple blynde.
Infidelitas.
Synge then at our farwel, to recreate onr niynde.
Finita canliuncula exeuni ambo.
Infidelitas.
Now am 1 left alone,
And these livo iuerehaii«tes g(nie, 1245
Their uiyschefes to conclude.
I thynke within a whyle,
They wyll trappe and begyle
The worthj' lawe of Jude.
Aoibycyon first of all, 1250
With hys rytes bestiall,
wyll make the people swyne.
In dralle wyll he thewt lede,
And with tradycyo//s fede
D Vj Where they shall suppe or dyne: 1255
Moseh lex
corruiit:i. Couetousnes wyll warke,
That many oiie shall barke,
Lyke dogges agaynst the trulli.
Some shall Gods worde defylc,
and some wyll it reuyje 12(ii)
Soch beastlynesse ensuth.
Ambycyon hath thya houre
All the whole spirytiial! poure
And maye do what him lust.
Now couetousncsse doth riile, I2G5
And hath both horse and luule,
All uiatters by hym dysQUSt.
1237. than: thaii i. d. dr
BALE, COMEDY CONCEKNYNGR THRE l.AWES. 197
Now byshopiyck.es are solde,
und the holy ghost for gold
1270 The pope doth bye and seil.
Tlie trutli maye not be tolde,
vndre paynes uiauy folde
With sendynges downe to hell.
The people prestes do laniysh,
1275 And theii- goodes fro?/? them rauysh.
Yea, and all the worlde they blyude.
All prynces do they mock,
And robbe the syllye flocke
Nothynge they leaue behyude.
1 280 On the face of Moyses,
A vayle they haue cast doughtles.
The lyght of the la^\e to hyde.
Least Me« to Christ shiild comme,
irom ceremonyes dowrae
1285 As to their heauenly gyde.
The lawe can neuer be,
at anye lyberte,
Where soch two eneniyes raigne, ^ Vl-i
Now is it tyme to walke, ^°*'"^ '"''"«•
1290 of thys uiore wyll I talke,
whan I come hyther agayne. Exil.
Mose h lex.
If pytie maye moue, your gentyll Christen hartes,
Lete it now sturre ye, to luourne thys heauye chau^ice.
Two enemyes with me, haue played most wyeked partes.
1295 And left me starke blynde, God kuoweth to my sore greuaunce,
And I thynke also, to your more hynderaunce.
To leade yow to Christ somtyme, a gyde I was.
Now am I so blynde, I can not do it, Alas.
Most rygorouslye, those enemyes now of late.
1300 Ded fall vpon me, and spoyle me of my syght.
One was Ambycyon, whych euer ought me hate.
And Couetousnesse the other enemye hyght.
Now forsoth and God, in their most cruell spyght,
The one made me blynde, the other made me lame,
1305 And wha« they had done, ther at they had great game.
1267—68 eine zeile Zwischenraum i. d. dr.
1303. Now: Now i. d. dr.; ein o mit einem e darüber, wie in altern
deutschen drucken, wol für eine deutsche druckerei sprechend.
1305—6 eine zeile Zwischenraum i. d. dr.
UlS A. SCHKOKRK,
riiiis ;i blyiulo frv|)i)le, 1 wandor lierc alono,
Abydyiiiro tlie tyme, aud gnice ot" restaiuacyoii,
By tlie souue ot" God To whom I mako my iiione.
My cause to pytie, and graunt mc supportacyon,
Least 1 be left here, to vtter desolacyon, ];{H»
Aud extreme decaye, without any remedye,
D VU' If he ded not helpe, of goodnesse and of mercyc,
Mosi'li lex
corruptii. Ye Christen prynces, God hath geuen yow the poure,
With scepture aud sworde, all vyces to correct.
Let not Ambycyon, nor Couetousnessc deuoure, 1315
Your faytlit'iiU subiectes, nor your oft'ycers infect.
Haue to your clergye, a dylygeut respcct
Aud se they do not. corrupt the lawes of God,
For that doth requyre, a terryble heauye rod.
God gaue lue to man, and let't me in tables of stono, i:<"2(i
That 1 of hardencsse, a law shuld specyfye,
But the pharysees, corrupted me anone,
And toke from lue cleane, the quyuernesse of bodye,
With clerenessc of syght, aud other pleasures manye.
Now wyll 1 to Christ, that he maye nie restore, 1325
To luore perfeccyou, than euer I had aforc.
Finil Actus tertius.
Incipii Actus quarlus.
Euangeliuw.
Vnfaj-thfiilnesse hath corrupted eucry Lawe,
Tu the, gret decaye, of Adams posteryte.
Were it nott for me, whych now do hytlicr drawe,
All flesh wolde perysh, no man shuld saued be. 1330
I) \Tla 1 am Christes Gospell, and iufallyble veryte,
A.tutj Soch a power of God, as saueth all that beleue,
No burdene rwr yoke, that any man wyll greue.
In the bloude of Christ, I am a füll forgeuenesse,
Where faytb is grou/tded, with a sure confydence. 1335
I am soch a grace, and so hygh tydyuges of gladnesse,
As rayse the syuner, aud pacyfye hys conscycnce.
I am sprete and lyfe, I am necessarye scjence.
I requyre but loue, for ma^niys iustyfycatyon,
With a fayth in Christ, for hys heltli and saluacyon. 1340
Ipfidelitas.
(Jods beueeou haue ye, it is ioye of your lyfe,
1 haue hearde of ye, and of my mastres your wyfe.
1314. sworde: s werde i. d. dr.
BALE, COMRDY COiNCJiRNYNGE IHRE LAWES. l*Jl)
Euaiifi^eliuw, '
If thu heardest of me, it was by the voycc ot' God.
Infidelitas.
Naye, he tliat spake of ye, was sellynge of a Cod,
1845 l an 03'ster bete, a lyttle beyonde quene hythe,
A northcn man was hc, and besought yQ to be blythc,
Eiiang-eliiiwi,
If he spake of me, he was somc godly preacher,
Infidelitas.
Naye ser by the roode, nor jet a wliolsom teacher.
Euangeliu/«.
After what raaner, ded he speake of me? teil.
Infidelitas.
135Ü He sworo lyke a mau, by all co/itentes of the Gospell
He swore and better swore, yea, he ded sweare and
sweare agayne. D VIl''
Christi lex
LuaUgellUZ/i, cormpta.
That speakynge is soch, as procureth eteruall payne.
Wyll not the people, leaue that most wycked folye?
And it so dampuable? To heare it I am sorj^e.
1355 But what dedyst thu meane, wha», thu spakest ofmy wyfe?
Infidelitas.
Notbynge, but 1 thought, it was ioye of your lyfe,
That ye were so good, to your neybers as ye are.
Euangeliuw^,
Why, how good am 1? thy fantasye declare.
Infidelitas.
Ye easc thom amonge, if it be as I heare,
13G() Whan ye are a broade, there is fyue myry chearc.
E u a n g e 1 i u w« ,
As thu art, thu speakest, after they hartes abundauncc
For as the man is, socli is bys vttcrauncc.
My wyfe is the church, or Christen congregacyon,
Regenerate in sprete, doynge uo vyle operaeyon,
1350, contentes: cötentetes i. d. dr. ; die Seitenüberschrift zu D VII '^
lautet i. d. dr.: Moseh lex corrupta.
1301. abundaunce: abundance i. d. dr.
200 A. SCHROKER,
Both cleanc and holy, withont eyther spott or wrynclc 1365
Tlie luuibe witli liys blonde, ded lier wasli and bespryncle.
Thys is not the cluircli, of dysgysed liypocrytes
()f apysh shauelynges, or papystycall sodomjtes.
Nor yet as they call it, a temple of lyme and stone.
But, a lyuysh buyldynge, grounded in fayth alone, 137ü
1) Vlll-« ün the harde rocke Christ, whych is the sure foundacyon.
Actus And of thj-s clmrch some, do reigne in euery nacyon,
And in all cowtrayes, though tlieir nombre be but small
Infidelitas.
Their nomber is soch, as hath ro/me ouer all
The same Danes are they, nien prophecy of playne, 1375
Whyeh shuld ouer ro/me, thys realme yet ones agayne.
E u a n g e 1 i u wi ,
What Danes speakest thu of? thy luoanyngo siiowe luore clcrlye.
I n f i d e li t a s.
Dane Johau, Dane Robert, Dane Thomas, and Dane harrye.
These same are those Danes, that laye with other me«nys wyues.
And occupyed their la«des», to the detrymenl of their lyues. 1380
These are accounted, a great part of the churche,
For in Gods sernyce, they honourablye wurche,
Yellynge and cryenge, tyll their throtes are füll sore.
Euangeliu/w,
That church was descrybcd, of Esayc longe afore.
Thys people (saytli God) witli ther lyi)pes honour me 1385
In vayne worsliyp they teachynge me/tnys fatuyte.
Apparaunt is that church, and open to the eyes,
Their worsliyppynges are, in outwarde ceremonyes.
That cou/tterfet church sta/ideth al by me«uys tradycyons
Without the scriptures, and without the hartes atfeccyons. 1390
DVllD' My church is secrete, and euermore wyll be,
ciiriuti lex Adoryügc the father, in sprete and in veryte.
corrupta. /• ^, i i , i i • i i i
By the worde ot God, thys Church is ruled onlye,
And doth not cons3St, in outwarde ceremonye.
Thys congregacyun, is the true Church mylytau/it 1395
Those cou7<terfet desardes, are the very Church malygnauat.
To whom Christ wyll saye, I knowe no« of your sort.
In fideli tas.
Moch are they to blanie, that ther bretherne so report
E u a n g e 1 i u //« ,
SSoch are no bretherne, but enemyes to Christas blöde.
As put ealuacyon, in shauen crowne, mytar, or whode. 14uo
BALE, COMEDY CONCERNYNGE THRR LAWES. 201
Infidelitas.
I praye ye how longe, haue your swete spowse co/ityuued
Euangeliuwi
Sens the begyunytige, and now is in Christ reuued.
Adam had promyse, of Christes incarnacyon,
So had Abraham, with hys whole generacyou.
1405 Whych was vnto them, a preachyuge of the Gospell,
Into saluacyon, and delyueraunce from hell.
Infidelitas.
By thys tyme I hope, ye haue a fayre inerease?
Euangeliu/«
She is not barren, but beareth and neuer cease.
The Corinthes first epystle, hath thys clere testymony
1410 In Christo Jesu, per Euangelum vos genui.
I haue begote yow, in Jesu Christ sayth powle,
By the Gospel preaehynge, to the comfort ofyur sowie E^
Actus Quar-
Infidelitas. tus.
Than are ye a cnckolde, by the blessed holy masse,
As I sayd a fore, so coraeth it now to passe.
1415 For I am a prophete, by hj^gh inspiracyon led.
Now lyke I my seif, moch better than I ded.
Ye sayt that saynt paule, begate your wyfe with chylde
Euaugeliu/rt
By mysunderstawdynge, thu art vngracyously begylde
An only mynyster, was paule in that same doynge,
1420 That he therin ded, was by the Gospell preaehynge.
Hys mynde is the Gospell to haue done i/uii operacyon
And thys must thu holde, for no earnall generacyon
Infidelitas.
Marry so they saye, ye fellawes of the newe lerynge.
Forsake holychurch, and now fall fast to wyuynge,
E u a n g e 1 i u /« ,
1425 Naye, they forsake whoredome, with other dawpnable vsage.
And lyue with their wyues, in lawfull marr}age,
whyls the popes oyled swarme, raigne styll in their olde buggerage.
Infidelitas.
Yea, poore marryed men, haue very moch a do,
I counte hym wysest, that can take a snatche and to go.
Euangeliu/«,
1430 Thu semest one of them, that detesteth matrymonye,
202 A. SCIIKOKKK,
Wliycli is aforo (mxI, ;i state botli iust aud hol3'0.
Of soch as tliu :irt, sayut paulo ded piophecye,
K'' By tlic holy Ghost, that a serten cuwjpanye,
Christi u>x In the latter dayes tVom the truth of God shuld tall
Attendynge to spretes, of errour dyabolycall. 14:^5
Wliycli in hypocrcsy, wyll teaclic lyes for aduauiitago,
With inarked coiiseyences, imliybytyngc luanyago.
riiu aperest bj^ thy fnites to be lufydelyte.
Infidclitas.
I am nou otlicr, biit eueu the very he,
Aud hythcr now couio I, to cow/meu tlie matter with ye 14 10
Euaugeiiuw/,
Auoyde cursed fyiide, aud get the out at the gates.
Infidelitas.
Naye first wyll I serue ye, as I lately serued your mates
Aud hens wyll I not, for thys place is for me.
AVho shuld höre rcmaync, but Infydelyte?
Euaugeliu?«, .
Well, thau for a tyme, I must depart from hens, 1445
But thys first wyll I saye, before thys audyens.
Easyer wyll it be, coneernynge ponnysliment,
To Sodom and Gomor, in the daye of iudgement,
'l'han to those cyties, that resyst the veryte,
At the suggestyons, of Infydelyte. 1450
That people wyll be, for euer and euer lost,
For it is the great synne, agaynst the holy Ghost.'
In the olde lawe first, the father hys mynde exprest,
-Than came hys so/me Christ, and made it more manyfest.
And now the holy (rhost, is come to close vp all, 1455
E IIa If he be not heard, extreme dawjpnacyon wyll fall.
Actus No prayer remayneth, nor expyacyou for syiine,
To thcm that no profyght, of the worde of God wyll wyunc.
Take good hede therfor, and saye that ye haue warnyng
Exil.
Infidelitas,
God sende your mother, of yow to haue a fondelynge. 1 lüo
By the masse I thyiike, he is wele out of the waye,
Now wyll I eontryue, the dryft of an other playe.
I must worke soch waycs, Christes lawe niaye not contynue,
14:jJ. fall: fall i. d. dr.
14:^7. With: Witth i. d. dr.
144:}. Nach me ein V i. d. dr.
BALIi, COMEDY CONCEKNYNGE THRE LAWES. 203
In a whyle am I lyke, to luiiie non eis of my ret.ymie.
1465 Companyons 1 want, to begynue thys tragedye,
Namely talse doctryne, and hys brother hypocresye.
They wyll not be longe, I suppose now verelye,
By cockes sowie me thynke, I se soch a cnmpanye.
Hem I saye chyldren, wyll not my voyce be hearde?
M70 As good is a becke, as is a dewe vow garde.
By my honestie welcome, myne owne cowpanyons botli.
Pseudodoctrina. Intranl.
Thu sbalt sui-e haue, a lyiieiy of tho samc cloth,
Gramercyes by God, my olde frynde Infydelyte.
hypocrisis.
What brother suyp snap, hovv go the worde with the?
Infidelitas.
1475 What, fryre flyp Aap, how saye ye to, Benedicite?
hypocrisis.
Marry nothyuge bat well, tbr I crye now aduau«tage
Infidelitas. EIIi>
At her purse or arse, teil nie good fryre succage? *^c^"rupta!^
Hypocrisis.
By the Messe at both, for I am a great penyteusar.
And syt at the pardo?«,^ Tush, I am the popes owne vycar
148(» If thu lackest a pece, I knowe where thu mayst be sped.
With coyse of a score, and brought euen to thy bed.
Pseudodoctrina.
Art thu not ashamed, to talke so lyke a kuaue?
Hypocrisis.
No, for it is soch gere, as the holyest of vs wyll haue,
Pope, Cardjniall, byshop, mo/jke, chanon prest and fryre, '
1485 Not one of ye all, but a woman wyll desyre.
Pseudodoctrina.
Our Orders permyt vs not, to haue them in marryage
Hypocrisis.
No, but ye fatche them in, by an other carryage.
Ye do euen as we do, we both are of one rate.
Nach 1471 Pseudodoctrina: Pseudodctrina i. d. dr.
2'» l A. SCHKOF.I'.K,
Infi doli tut?.
l\v tlio Messe I l;ui{;li, to lieare thys wlioroson pratc
Pseudodoctrina
AVliat t'aslij'ou vse ye, to vs heie intyniate. I4!)0
Hypocrisis.
Ego distiiigiio. wiiether ye wyll haue lyous or parys.
Pseudodüctiina.
Ot tliem büth to shewe, it wyll not bc farre amys.
Hypocrisis.
K lll=» In parys we baue, the man teil of Saynt lewes,
Actus Whych women seke uioch, for helpe of thcir bare/mes.
iiuartus. ,•,*,. , , , ,,
tor be it ones layed, vpon a womawnys bellye, 1495
Slie go thens with chyldc, the myracles are seaue there daylye.
And besydes all thj's, ye wolde maniele in co/(tcssyon,
\Vhat Olli" tathcrs do, to assoyle theni of transgressyon
Jolian Thessecelius, assoyled a yonge woman ones,
Behynde the hygh aulter, tyll she cryed out of her bones. 150()
And as for lyons, there is the length of our lorde,
In a great pyller. She that wyll with a coorde,
Be fast bounde to it, and take soch chaunce as fall,
Shall sure haue chylde, for within it is hollowe all.
Tush, I coulde teil ye, of moch luore wondre tha« this, 1505
In course to heare theni, 1 thynke ye wolde ye blys.
Pseudodoctrina.
As thu hast bcgunne, go forewardc in it and teil.
Infidelitas.
Soch a knaue 1 suppose, is not from hcns to liell.
Hypocrisis.
In our rclygyon, was an liolye popysh patryarke,
Whych of all bawdrye, luyght bc the grcat monarko. 1510
The uo/mes to confesse, he weut from place to place, .
And two ho«dred of them, he broached in that space.
Many spyces he eate, liys currage to pruuoke.
E III •' Soch a fellawe was he, as of that gere had the stroke.
fhrigti lex
Pseudodoctrina.
Now somwhat wyll 1 teil, to co«firme lliy tale vvithall 1515
1 r.t". in : in i. d. dr.
BALE, COMEDY CONCEKNYNGE THRE LAWES. 205
In kynge ferdyna«ds tyme, in Spayne was a Caidynall
Petrus mendoza, was the very mau that I meane,
Of lemans he had, great nombre besydes the quene,
One of hys bastardes, was earle, an other was duke,
1520 Whom also he abused, and thought it no rebuke.
Joannes Cremona, an other good Cardynall,
For reformacyon, of the clergye spyrituall,
Game ones into Engla«de, to dawjpne prestes mafrymonj^e.
And the next nyght after, was take?« doynge bytcherye.
1525 Doctor Eckius also, whych fearcely carae to dyspute,
In lipsia with luther, myndynge there hym to coMfiite
For marryage of prestys, thre chyldren had that yeare,
By thys maye ye se that snmijme we make niery cheare.
Infidelitas,
Marry that ye do, I shall beare ye recorde now.
1530 But how wyjl ye answere, for breakynge of your vow?
Pseudodoctrina.
We neuer breake vowe, so longe as we do not marr^^e,
Though we in whoredom, be neuer so bolde and busye.
Infidelitas.
By your order than, ye maye walke moch at large.
What hast thu hypocresj^e? to laye for thy dyscharge.
Hypocrisis. E IV»
1535 Saynt Frawces habyte, with the holy gyrdle and whode, ^^^tus
Non can go to helle, that theriu dye by tlie rode,
In case saynt Frances, be sure vpon tlieir S3'de,
Eis maye they fortune, to be of tlieir purpose wyde.
For I reade of one, that shuld haue gone to the deuyll
1540 But the spretes of helle, coulde do to hym non euyll.
Tyll saynt Frances came, and toke i'vom hym hys cowle,
Then went he to helle, the fryres ded heare hym ho wie.
I wyll therfor serue, Saynt Frances with hart and mynde
With dayly memoryes, that he maye be my frynde.
2545 And than I care not, for all the deuyls in hell,
That I haue tolde yow, is more true than tlie Gospel.
Infidelitas.
Then are ye more sure, tha« monkes for your heretage,
For their landes are here, but ye clayme heauen for aduauntage,
Pseudodoctrina.
Yet is it to them a very plesaunt thynge,
1550 Their abbot at home, to be called lordc and kynge.
206 A. SCHROEKR,
Infidelitas.
Naye, inonke and ohorle, for here is uo kynge but one,
If lie Ite :i kynge. hj's luace is a uiary bone,
Ami liys crowne a cow torde. Soch knaues as coiuc t'roiu tlie cart,
Miist be oalled kyuges, for playenge a popysh part.
Pseudodoctrina,
It becolue not the, the Koniysh pupe so to lurche. 1555
K l\''' t'ousyderyuge he is, the hyghost uf the churcUe.
rUristi lex
eorrupta. . .
1 utidelitas.
If he be the hyghest. than is he the wethor cocke,
Psoiidodoctriua.
Ah, now 1 perceyue, thu art dysposed (o inocke,
üf all holy churche, he is the pryncypall heade.
Infidelitas:
Marry that is true, he sendeth out bulles vndre lead 15()ü
And he hath two keyes, the one to open hell,
The other speareth heauen, thus do newe heretykes tel
They repoit also, that dogges haueuo deuoeyo?«,
To hys holy lawes, nor to hys olde instruccyon.
Pseudodoctrina.
Why shuld dogges hate hymV make that more euydeut. 15ü5
Infidelitas.
They loue no pese porrege, nor yet reade hearynges in lent,
Stockfysh nor oysters, but curse hym body and bone,
And wolde hjs reade sprottes, and rotte« fysh were gone
Tusb, I heare them 1, and that maketh nie füll sad.
Ilypocrisis.
Eyther thu doest mock, or eis thu art sure uiad. 1570
Infidelitas.
I heare tlie people, complayne very moch of the.
Pseudodoctrina.
What is their pratlinge, I praye the hartely teil me.
Infidelitas.
They saye, thu teachest, nothyng but lowsy tradycions
V. W •>■ And lyes for lucre, with dauinable sujterstycyons.
Aotn» And thus they coMclude, /Aa/ the draffe of popysh prystes 1575
Is good ynough for awyne, by whoiu they meane the papystes.
BALE, COMEDY CONCERNYNGE IHRE LAWES. 207
Yea, and they saye also, the dyet of men is all,
To most vyle carren, the dogges wyll sonest fall.
Pseudodoctrina.
Than do they compare, the papystes vnto dogges.
Infidelitas.
1580 Harry that they do, and to soch swynysh hogges,
As in swyll and sosse, are brought vp all tlieir lyfe.
Soch are the papystes, they saye both man and vvyt'e.
They saye of the also, that thu art a noughty knaue,
By prowlynge and lyenge, ye fryers wolde all haue.
1585 Thyne order they saye, is spronge euen out of hell,
And all thys knowledge, they haue now of the Gospell.
Hypocrisis.
Why, where is he now, I besych the hartely teil.
Infidelitas.
B}'^ the messe abroade, and I wara/Kle ye maketh reueil.
I commoned with hym, and he ded vs despyse,
1590 Agaynst hym therfor, sumwhat must we deuyse.
Pseudodoctrina.
Marry that must we, or eis it wyll be wronge.
He wyll sure destroye vs, if we do suffer hym longe.
Nedes must we serue hym, as we ones serued Christ.
Infidelitas.
Why madbrayned whoresoyis, how ded ye haz/dle Christ?
Pseudodoctrina. E V'^
1505 As he preached here, we followed ixom place to place, ^eo"i^iV„ta^
To trappe hym in suare, and hys doctryne to deface.
Than founde we the meanes, to put hym so to death.
Least he agaynst vs, shuld open any more breath.
And we set foure knyghtes, to kepe hym downe in hys graue.
1000 That he neuer more, our lyuynge shuld depraue.
And thus must we serue, the Gospell, no remedye,
Eis wyll he destroye, our lyuynge pcrpetuallye.
Better one were lost, than we shuld perysh all,
As Cayphas ones sayd, in counsell pharysaycall.
Infidelitas.
1605 By God and wele sayd. Wha?« ye haue hym in hys graue,
Stampe hym downe tyll he shyte. and serue hym lyke a knaue.
1003. lost: loft i. d. dr.
208 A. SCHROEER.
Hypocrisis.
\Ve luust so ordre hyiu, tliat he go no more ;it large.
P a e u cl o d o c t r i n a.
Foure knjghtes wyll we hyre, whow/ we shall streyglitly Charge,
To kepe hyra downe harde. The first are aml)ycyouse prelates,
Then couetouse lawers, that Gods worde spyghtfuUy hates, lülO
Lordes without lernynge, aud iustyces vnryghtfull,
These wyll kepe hym duwne, and rappe liym on the scull.
E NT" Tber souieuers und ther scribes, 1 wara/ule ye shal stere
Aoius With balyues and catchpolies, to holde hym downe eiiery whero.
I trowe Rugge and Corbet, At Norwych wyll do their part, 1015
With whartou of Bongaye, and tbr my sake i)ut hym to smart.
yiiartiis.
Hypocrisis.
Aud 1 wyll rayse vp, in the vnyuersytees,
The seueu slepers there, to aduau«ce the popes decrees
As Uorbel and Duus, Durande and Thomas of Aquyne
The mastre of seutens, with Bachon the great deuyne 1620
He»ricus de Ga«dauo, Aud these shall read ad cleru?A*,"1
Aristotle and Albert, de secretis mulierum,
With the cowmentaryes, of Auiceu and Aueroyes,
And a Phebo Phebe, whych is very good for boyes.
Infidelitas.
Yea, and lete the pope, as Gods owne vycar here, 1625
In hys hande there crosses, and ih'e crowues on hys head here.
Hys power betokenynge, in heaue//, in earth, and in hell
That he maye commaunde. all kynges to subdue the Gospell.
P ö e u d o d o c t r i n a.
Hys seife maye do that, he nede co;«mauude non other.
Is not he the head, of the holy church our tuother? 163Ü
Maye not he make sayntes, and deuyls at hys owne pleasure?
Whych hath in hys hawdes, the keyes and churches treasure?
So wele as he made, Sayn/ Herma« first a saynt,
And twenty years aft(;r, of heresye hym attaynt?
E VP' First he sent hym to lieaiien, by hys canoiiyzacyon, 1635
riirUti lex And from thens to helle, by an excommunycacyon,
We reade of Formosus, that after he was dead,
One pope hys fyngars, an other cut of hys head.
And threwe hys carkas, into the floude of Tyber,
With the head and fyngars, as Piatina doth remember. 1640
1610. couetouse: conetouse i. d. dr.
1613. Tlier; auf dem unteren rande der vorigen seite ist das Stich-
wort Their gedruckt.
1626 here, so d. dr. 1633. first: first i. d. dr.
1640-41. Eine xeile zwiijchenraum i. d. dr.
BALE, COMEDY CONCEKNYNGE THRE LAWES. 209
In token that he, is iudge ouer quyck and dead,
And niaye da/«pne and saue, by hys pardons vndre lead,
Syluester the secowde, to the deuyll hyinself ones gaue
For that hygli uffyce, that he luyght dampne and saue.
1G45 He oti'ered also, hys stones to Sathan, they saye,
For prestes chastyte, and so went their marryage awaye.
Hypocrisis.
Here is one cominynge, enquyre what he iutende.
Infidelitas.
Ha? it 13 the Gospell, tVom hym God vs defende.
Exil secreio.
Pseudodoctrina.
iShewe me brother myne, who ded the hyther sende.
Euangelium.
1650 The father of heauen, of hys mere benyuolence,
I desyre therfor, to haue fre audyence.
Pseudodoctrina.
Ye mynde thau to preache, atbre thys cumpanye?
EuangeHum.
In the lawes of God, wolde I instruct thewi gladlye.
For non other waye, there is vnto salnacjon,
1655 But the worde of God, in euery generacyon,
That quj'ckeneth, that sauetb, that bryngeth vnto heaue« E VII»
As before hys death, Christ taught the Apostle aleuen. Actus
Pseudodoctrina.
Preache here thu shalt not, without the auctoryte,
Of pope or byshopp, or of some of their aäynyte.
Euangelium.
1660 Gods worde neuer taketh, hys autoryte of man.
Pseudodoctrina.
Thu shalt not here preache, do thu the best thu ean.
Hypocrisis.
Gods blessynge on j-our good hart, it is spoken euen like a man.
Ye knowe thj^s daye ser, we haue a füll holy feast,
And must go processyo/i, with the blessed rode of reast.
1665 We haue longe mattens, longe laudes, loiige houres, longe pryme.
1650. heauen, of: heauen, of i. d. dr.
1657. taught: taugh i. d. dr.
1665. pryme: pyyme i. d. dr.
Auglia, V. band. 14
210 A. SCHKOEKK,
Masse, eue/<souü;o, cowjplyne, aiui all inust be doue \n tyme.
Seusyuj^e of the aultois, and castjuf^c ot' holy watcr,
lloly breade luakyiii^c, ^vith uthor ueci'ssaiy matter.
Kuaugclium.
Haue («od cummau/ulod, any socli thyngca to be doneV
Pscudodoctrina.
What is that tu theV go meddle thu with uldo slioue. 1070
Caunyst thu saj^e but they, arc good syguyfycaeyünsV
Euangelium.
1 saye they are frutes, of your ymagyuaeyons
To brynge in lucre, and darken Gods hygh glorye,
E VII 1» Of yow God doth axe. no soch vayne beggcrye.
Christi lex Christ neuer seut hys, to shewe sygiiyfyeaeyons, 1G75
corrupta. ,, , , , n i ' i '•
But nys lyuynge wurde to all the Christen nacyons.
Ye forsake the lurde, as Esaias doth teil,
And hyghly blaspheme, the hulie of Israel.
In hys tirst chaptre, thys hurryble senteuce is,
Quis haec frustranea qujesiuit de manibus iiestris. HJSü
Who hath requyred, of yow soch sacryfyce'?
In vayne utter yuw, that vncu?/autiun(led aeruyce.
Your incense tu me, is great abhuiuyuaeyon,
I sore abhorre it, and much detest your fashyon.
Whan }e praye to nie, I geue ye non attendauace, IG85
But auert uay face (sayth God) and luy cou/ttenaunce,
By thys ye niaje se, that the lorde doth no regarde,
Your ma//gy uiutter\'nge, neyther grau/tt it any rewarde
No ina/t wylleth Paule, to speake in the congregacyon
In a staunge lauguage, without iuterpretacyon. !()',)(»
In your latyne houres, the flocke do ye not consydre,
But declare your selues, to be Romysh all togydre:
Be not led about (sayth Paule) by any straunge lernynge,
What eis is yuur doctrync, but a blynde popysli thyngeV
Ile testyfyeth also, Non enim vt baptizareiu, 1095
Misit nie Christus, scd ut euangelizarem.
Christ hath not lue sent, that 1 shuld baptyse, sayth Paule.
E Vlllii But to pieach h^'s vvorde, to the confort of mannys sowie.
Actu« Loo, though baptyiue be, a thynge very necessarye,
Yet inust it geue place, to Gods werde, no remedye. 1700
Why than preferre ye^ your draflysh cerenionyesV
To the (iosjjell preachyngeV 0 daiupnable iniuryes.
H)H(j. complyne: cuplyue i. d. dr.
IGSS. neyther graunt: neyher (jrant i d. dr.
lOÜU. interjj.: iuterp. i. d. dr.
BALE, COMEDY CONCERNYNGE THRE LAWES. 211
Hypocrysis.
Why suffer ye hym, to pratle here so longe? >■
Pseudodoctrina.
Get the hena shortly, or with the it wyll be wronge.
lüfidelitas. Iniral.
1705 Peace be here and God, Mastre doctour, by your leaue,
That I maye declaie, a pardone here in luy sleue,
üf our hidy of Boston, Ingham, and saynt Johannes t'rarye,
With the indulgence, ot blessyd sayut Autouye.
Pseudodoctrina.
Wele, take thy pleasure, and do it hardelye.
Hypocrisis.
1710 Syr, he doth me wronge, for thys daye it is my stacyon.
To preache my brotherhede, and gather my lymytacyon
Pseudodoctrina.
Who first speake first spede, steppe fourth and reade thy pardon,
And whan he hath done, your course is father warde?t
Euangeliuw«,
What conrse appo3'nt ye, for preachyng of the Gospel
Pseudodoctryna.
1715 I wolde thy Gospell, and thu wäre both uow in hell. EVIllb
Christi lex
Euangelium. - com,pta.
Why, and shall thys baggage, put by the wordofGod?
Pseudodoctrina.
Thu wylt not be answered, tyil thu feie a sharper rod.
Infidelitas.
Good Christen people, I am come hyther verelye,
As a true proctour, of the liowse of saynt Antonye.
1720 Of cleaue remyssyon, I haue brought ye indulgence,
A pena and culpa, for all your synne and offeuce.
By the auctoryte, of pope Leo and pope Clement,
Pope Bouyface, pope Pius, pope Johan and pope Innocent.
And here I blesse ye, with a wynge of the holy Ghost,
1725 Fro?« thonder to saue ye, and ixom spretes in euery coost.
Lo, here is a belle, to hange vpon your hogge,
1710. wronge: wroge i. d. dr.
1719. proctour: poctour i. d. dr.
14^
•2r2 A. SCHROEEK,
And saue your cattell, tVom tlio bytyngc of a dogge.
So luany as wyll cuuie, to th>s holy fratcniyte,
Coiue payo your uioiicyL', und ye ahail luviie letters of lue
Pseudodoc trina.
Lete nie haue a letter, for I wyll be a brother. 17;50
Hypocrisis.
Then geue me a belle, for 1 wyll be an otlier.
E u a u g e 1 i u /« ,
0 (lampnable leadynge, of Babylonicall sodomytes,
Your seiues ye declare, to be sliamefuil hypocrytos.
Lorde pytie thy peoi)le, and take awaye tlieso gydes,
These scoruers, these robbers, these cruell liomycydes 1735
¥■>■ Soch prophetes are they, as God ded neuer sende,
Actus As Hieremy savth, they dampnable wayes pretende.
(juartus.
Wo hypoerytes wo, for here ye tryfle and niocke,
With ehristen people, (md the kyugedo/w of heaue« vplocke
Ye counte it a ganie, to lose tliat Christ hath bought, ITio
With hys precyouse bloud. and here luost derely sought
Oh ye are wreteiies, and pestylenf Autichrisres,
Mynysters of Dagon, and mosl deciytfull papystes.
Lyke rauenouse wolues, i)uore wydowes ye deuoure,
By tyttie of prayer, eternall dampnacj'ou is youre, 1745
Your o wne dreaines ye folowe, but matter much uiore wayghtye,
Ye do not esteme, as iudgenie«t, faythe, and mercye.
Wo pharysees wo, ye luake cleane outwardlye,
But inwardes ye are fall, of couetousnesse and baudrye,
- l-'aynteil tuuibes are ye, aperynge ryglil bevvtyfiill, 1750
But within ye stynke, and haue thuuglites very shamefull.
Ye shewe the jjrophotes, your doynges yet beare wytnesse,
How thynke ye to auoyde, that poynt of vnryghteousnesse?
Oh ragynge serpewtes, and vyperotise generacyon,
How can ye escape, the daunger of dampnacyon? 1755
Pseudodoetrina.
F'' Wlio uiado tho so holde, to niedie within niy eure?
Oiristi lex And tcaehe newe lernynge? An herofvke art tliu snre.
cürni]jta. . •' ^ •'
11 due serch were niade, we shuld lynde the (1 thynke) no pryst.
Euangelium,
Yes, anoynted of Ood, Ijut no popysh Antichrist.
1751). aperynge: apryenge i. d. dr.
BALF, COMEHY CONCERNYNGE THRE LAWES, 213
Pseiulortocf riiia
I7()i) I^ere nie so, wliere are, the lettci's of tliy ordersV
Euangeliiim.
Where Christ hys seif is, a7id not in these same borders
No soeli pryst am 1, as is anoynted with oyle,
Bat thc lioly Gost, for I am uon of thys soyle.
Pseudodüctriiia.
Here I attaclie the, for a biisye scysraatyke.
1765 And wyll the acciise, for an haynouse heretyke.
La\"e handes vpon hj'ni, ond depryuc hym of thys aparell.
Hie teste spoliatum. soräidioribus induunt.
Leo, thus wyll I ha«dle, all tXviin thal shall take thy quarell
Holde awaye with tliys gere, and laye it fourth a syde.
hypocrisis.
Naye, tarry brother myne, for away shalt thu not slyde
EuangeliuM«,
1770 I am not goynge, why doest thu slaunder me?
Infidelitas.
Biirue hym to ashes, and shewc to liym uo pytie.
Pseudodoctrina.
Brent shall he not be, if he wyll no niore do so. F 11 'i
Fellawe how yavst thu? wylt thu here abiure or no? ^^ctus
quartus.
Euangelium.
I wyll neyther abiuro, uor yet recant Gods gloryc.
Pso udodoetriua.
1775 I offered thc reason. and therto thu W3'lt not applye,
Wele get the forewarde, for thu shalt sure dye.
The temporall power, shall iudge the to the fyre,
At our accusemeut, and hol}' relygyouse desyre.
Euangelium.
fhough yow for my sake, impryson men cruellye,
1780 Famysh them, stocke them, and them with fagotes frye
Hurt me ye shall not for I can neuer dje.
And they for my sake, shall lyue perpetuallye.
Pseudodoctrina.
Here is a pratynge, with a very vengeaunce hens.
1762. oyle: olye i. d. dr.
1782. for: foy i. d, dr.5 perpetuallye: petpet. i. d. dr.
21-1 A, SCHKOEKK,
Hypocrysis.
riiys horryble heretyke, now shall wc well recouipeus
lilxcunt cum eo.
Infi de Utas.
Yea, burne hym wele tryre, and lete hyrn no longer raygne, 1785
Laye on grene fagotes, to put hym to the uiore payne.
By the messe I laiigh, to se hpw thys gere doth wurke
He is lyke of thew, to haue no more gracc than a turke,
For soch knaues they are, as a man shull not lyghtly f'ynde,
And rake hell ouer. Companyo«s they are to my niynde IT'.IO
F lli» My busyuesse all, is now at a good conclusyon,
Chnsti lex Tluit 1 liauc hevc brought, these ihre lawes to co//fusyon
Now shall I be able, to lyue here peaceablye,
And make froAvlyke chere, witli hey how fryska Jolyo.
The lawe of Nature, I kcst first in a leprye. 171)5
By the secrete helpe, of ydolatrye and sodomye.
The lawe of Moses, I made a crypple blynde,
Auaryce and Ambycyon, to helpe me were not behynde
And now C'hrlstes lawe, I haue brent for hcresye,
By helpe of false doctiyue, and my cosync hypocrosye, l'^ou
On these sauie Ihre lawes, all othcr lawes dopende,
And can not prcuayle, now these are at an ende.
If (.■hriston gouerncrs, do not these lawes vpholde,
riieir cyuylc ordynau«ces, wyll sone be very colde.
Well, thys valeau7<t George, hath made them all to stoupe 18(i5
Cheare now maye 1 make, a7id set cocke on the houpe.
Fyll in all the pottes, and byd me welcome hostesse,
And go call me hyther, myne owne swete mynyo?« Besse
Finii Actus (piarlus.
F lila Incipit Actus quinlus.
Vindicta Dei.
Quid gloriaris m maliciaV qui potens es in iniquitate.
Thu vengeable wretche, replete with poyson and vyce, 1810
Why doest thu thus reioyce, in crueltie and malyce?
Ihynkest thu that God slejteth, and wyll not hys defewde
And that thy myschefe, shall neuer haue an ende?
The bloude of innocentes, to hym for vengeau«ce call
And therfor thys houro luust I fearecly vpo« the. fall 1815
Infidelitas.
Thu sprete of the ayre, I strayghtiy coniure the here.
By panton and Craton, and charge the to com no nere.
1791. concluayou: concfufyon i. d. dr.
BALE, CO.MEUY CONCERNYNGE IHRE LAWES. 215
Vindicta Dei.
Thynkest thu to stoppe rae, with thy t'olj'sh coHiuracyon
Whom God seiideth hytlier, for fhy abhoinyuacyou?
lufidelitas.
1820 What art thu called? thu uame to lue rehearcc.
Vindicta Dei.
I am vindicta Doi, iu ponnyshment niost fearce,
With watcr, with swerde, and with fyre I must the pearce.
lufidelitas.
Bo good in thy ofi'yce, and thu shalt haue moneye and nieate.
Vindicta Dei.
By fylthy re wardos, tliu eannyst not me intreate,
1825 But tliat I wyll do, as Clod hath me commaunded. F 111''
For if worklly g}ftes, my furye uiyght haue chauged, ßestauratio
The vnyuersall worlde, had not bene drowued with water, (Uuiuarum,
Nor Sodome and Goraor, with so fyery tearfuU matter.
Nor yet the Israelytes, with terrour of the sworde,
1S30 With hungre and pestylence, in the angerofGods worde,
Pharao in Egipte, the plages had neuer feite,
Myght I haue bene stopped, for syluer or for gelte,
Into Egipte 1 brought, ten terryble po?inyshmentes
Vpon the people, for breakynge hys commau»deme«tes.
1835 Tlieir wholsom waters, I tourued into blonde,
I multyplyed frogges, to poyso« therwith their foude
I made waspes and dranes, them greuously to stynge,
And all kyndes of flyes, sone after ded I in brynge
Vpon their cattel, 1 threwe the foule pestylence,
1S40 Both botche, bylc and blayne, they had for their oflfeuce.
Lyghtenynges and haylynges, destroyed their corne and frute,
A swarne of hnngry locustes, their pastours destytute
The Space of thre daj^es, 1 gaue them palbable darkenesse,
1 slewe the first goote«, of ma/i and beast for thy rudenes F Ulla
1845 For 1 neuer stryke, but for the, Infydelyte. -^(^tus quiutus.
Infidelias,
Stryke for me quoth A ? By the mary Masse 1 defye the
Vindicta Dei.
What, thu wjdt not so, thy braynes are not so lyght.
1825. Die Seitenüberschrift zu F III'j lautet in den drucken: Christi
lex corrupta.
216 A. SCHKOEKK,
1 11 fidellt as.
Augor nie nut tu inocli, lor if thu do, 1 t'yght.
Muilicta Doi.
All th.1t wyll not lielpe, thy wycked workyn^os iiow,
Whan tho strunger coiiio, tlio weaker niiist ncdos bowe 1850
The hnve o\' Nature, intoctod ihn ha^t with a lepryc?
Tiifidelitas.
Nayc, it was not I, but tbat wytche Idolatrye,
And that polde shorne knaue, that luen call Sodomye
Vindicta Dei.
Of whoui spronge they firstV but of Infydelyto?
Thertbr thu sliaH haue that plage of penalte, 1855
Whych tliey first tasted, for their iuycjuyte.
For those two vyees, 1 drowned the woilde with water.
In tokou wher of, 1 plage the with the same matter.
hie Infidelilalem lympha perculil.
lufidelitas,
Tusli, 1 defye thy worst. Thys shall not diyue uic hence
For after the floude, with Cham had 1 resydeuce, 1860
And so contyuucd, tyll Moysos läwe cauie in,
^Vith liys iolye tryckes, a newe rule to begyn.
F IUI'- Vindicta Dei.
^^"^tcKuin" -^"^^ liyiu thu coriuptcdest, with Auaryee «nr/ Ambycyo7i,
diiijuanini. And SO dcdyst leaue hyui, in myscrable co/ulycyo«,
Thu shalt haue therfor, tbat than to theiu was due, 1865
Most terryble battayle, the Israelytes vntiuc,
That tyme ded suflfer, for their infydelyte,
Wherfor with thys swerde, 1 iustlje bannysh the.
By cause thu shalt here, gcue place to Christes gospel
Glaäio InßdclUalem denuo ccdil.
Infidelitas.
Yet wyil I not hens, but agaynst ones rel)ell. ISTd
Ded not I reuiayne, with Judas and other nioreV
\\ hau Christ prcached here, and taught theui tu ve.vt hyin sore?
Yes and after that, was 1 with öinion Magus,
With .Saunder Coppersrayth, with Elimas and Denietrius.
And now 1 perseuer, aiuonge the ranke rable of papystea 1875
Teachyng ther shorlynges, to pläye the Antichrystes.
Vindicta Dei.
The innocent bloude, of sayntes contynuallye,
Dotii call vnto God, to reuenge their iniuryc,
Agaynst false doctryne, and cur.'ied hypocresye,
BALE, COMEDV CONCERNYNGE THRE LAWES. 217
18S0 Whom thu hast rayscd, the glory of the Clospell,
Tu darken, and hys tVyndes, most myserably to quell,
Wherfor thu shalt haue, lyke as thu hast deserued
For thy wycked doynges, thy punyähiue/Jt now doubled. F V»
Ignis ipsiiw preocdet, the Prophete Dauid sayfh thus Actus Quiu-
1885 Kique inflauiiuabit in cireuitu iniiuicos eius.
A oonsumyiige fyro, shail rönne betöre the iudge,
Hys enemyes eonsuiuynge, they shal fyndc no refuge.
Ob scelera et culpas lioiuinum, ritusy««? nephandos
In cineres ibit tellus, tenuemi/Mf? tauillam.
1890 As Mantuan writeth, for the wyckednesse of the,
The earth to ashes, by fyre shall tuined be.
Ignis flamma Inßde'ilatem locum eccire cogel
Infidelitas.
Credo, credo, credo, I saj^e, Credo, credo, credo,
To the deuyll of helle, by the Messe I wene 1 go.
Exil.
Deus pater.
As ye haue scane here, how I haue strycken with fyre
1895 The pestyleut vyce, of Infydeiyte.
So wyll I destroye, in the fearceuesse of inyno yre,
All sectes of crrour, with their enormyle,
Whych hath rysen out, of that inyquyte.
For as it is sayd, that my hande liath not sett,
190Ü Shall vp by the j-ote, no power maye it lett.
The Apostle Johan, in the Apucalyps doth saye,
He sawe a newe heaueu, and a newe earth aperynge.
The olde earth and see, were taken cleane awaye,
That heaue/t is maymys fayth, that earth hys vnderstaudyuge,
1905 Whom we haue renued, by cur most secret workynge. F VIj
The olde cancred earth, exylynge with tho see, Restauratio
Whych is superstycyon, aud Infydeiyte. diuiuanmi.
S. newe Hierusalem, tlie sayd Johau also se,
As a bewtyfuU bryde, prepared to her husbande.
1910 Our true faythfull cliurche, is that same fayr eytie,
Whom we haue clensed, by the power of our ryght hande.
As a spouse to Christ, in euery Christen lande.
Bannyshynge the sectes, of Babylonicall poperye,
That she in the sprete, maye walke to our glorye.
1915 Resort ye thre lawes, for yow wyll I clere also,
Of soch infeccyons, as by Infydeiyte,
Ye haue receyued, That ye with her maye go,
Declarynge the wayes, of Christen lyl»erte.
1905, Seitenübersclir, : Restauratio: Sest. i. d, dr.
218 A. SCHROEKK,
Tliat vs she raaye take, without perploxlto,
For her only God, and be our pooplo styll, 1920
In our lawcs walkynge, accordyng to our wyll.
Onines simul.
At your c'oumiaiuidenicut, wo are niost blossod lorde.
Heus pater.
.Vpprochc uygliar tlian, aud yc sliull be rcstorde.
Tliu lawc of Natura, wo firstc bcgynnc with tlic,
Kestorynge the agayne, to thy first puryte. J!>25
Auoyde Idolatrye, Auoyde vyle Sodoiuye,
V VI;« Wc Charge ye uoniorc, thys lawe to putryfye.
Actus Kepe styll that same hart, for a sygne perpetuall,
That thu wert writtcn, in luannys hart first of all.
'1 hu lawe of Moses, gcue nie that vayle from the, 1!I30
No longar shalt thu, neyther blynde nor croked be.
Hens thu Ambycyon, and cursed Couetousnes,
I here bannysh yow, from thys lawe euer doughtles.
Lose not those tables, whych are a token true,
That thu in the flesh, shalt eueriuore contynue. 1935
'I'liu lawe of the (Tospell, though thu be last of all.
In operacyon yet, thu art the pryneypall.
From the I exyle, hypucresy and false doctryne,
With all that depcnde, vpon the papystycall lyne.
Iveseriie the same boke, for a sygne of heaue//ly poure, li)lt)
For that boke thu art, that Johan from heauen dcd deuoure.
Natura? lex.
Euerlastyngc praysc, to thy gloryouse maieste.
Mos eh lex.
Our licaue«ly gouernour, great is thy gracyouse pytie
Christi lex.
Of mankynde thu art, the eternall felycyte.
Naturae lex.
Now leauest thy seruauntes, in thy perpetuall peace. l'Jlö
To do the seruyce, from hens wyll we not ceace.
Moseh lex.
For our eyes haue seane, what thu hast now prepared.
F VI'' For thy peoplcs helth. whych hath bcne here declared
KeKtauratio
fiiuiiiarum Christi lex.
legum.
A lyght thu hast sent, whych is thy ioyouse Gospell.
To the consolacyon of the howse of Israel. 1950
BALE, COMEDY CONCERNVNGE IHRE LAWES. 219
Natura? lex.
In reioyce of thys, make we somc melodye.
Moseh lex.
The iiaiiic of üur God, to prayse aud inagnytyc.
Christi lex.
I assent therto, and wyll synge very gladlyc.
Hie ad Bei gloriam caniabiint. In exilii Israel de Acgypto, f el
aliud sinäle.
Daus pater.
Now haue we destroyed, the kyngedom of Babylon,
1955 And throwne the great whore, into the bottowdessc pyt,
Restorynge agayne, the true fayth and relygj^on,
In the Christen cliurche, as we haue thought it fyt,
Depurynge these lawes, so do contynue j-t.
Man is our creature, and hatli grace in our s}ght,
1960 To dwell with hym now, is our wholo liartes delyght
Man is our people, hys God we are agayne,
With hym wyll we haue, contynuall resydence.
Awaye wyll we wype, from hym all sorowe and payue:
He shall uo lougar, dyspayre for hys offence,
1965 Nor haue \n hys sowie, any carefull doubt of conscye«ce
The olde popyshnesse, is past whych was dawjpuacyon,
We liaue now renued, our Christen eongregacyon,
Staude fourth christe?i fayth, and take our aduertyseme«t F VII a-
We here appovnt the to gouerne our eongregacyon. Actus
Olli" • , 1 1 1 ' quilitus.
1970 öe thu do nothyuge, without the adraonyshment,
Of these thre lawes here. Enprent their declaracyon
Of my swete promyses, and than make thu relacyon,
To my folke agayne, that they maye walke to me.
Without popysh dreames, in a perfygt lyberte.
Fides Christiana.
1975 Most heaiienly maker, in that thu doest commaunde rae,
Euermore wyll I, lull prompt aud dylygent be.
Dens pater.
Thu lawe of Nature, shalt teache mau God to knowe
And that to refuse, wherby any yll maj-e growe.
195S. In yt ist das t in den drucken etwas über die zeile gerückt,
so dass das wort der abkürzung für that gleichsieht, doch der reim ver-
langt hier yt = it; vgl. über yt die einleitung.
1963. sorowe: svrowe i. d. dr.
1975. that: ML drucken yt, wobei das t etwas unter die zeile herab-
gerUckt ist; T hat das t etwas über die zeile hin aufgerückt, also die ge-
wöhnliche abkürzung für that.
220 A. scurof;kk,
Nadirae lex.
Fioui tliys yoiir piecept, shull I not varyc 1 trovve.
ücus pater.
Toache thu hyiu also, to worshyp one God aboue, 1980
Aiid hyd pooro iicybtT, to prosccutc witli loue.
Mosch lex.
1 hopc blessetl lorde, to do as um shall behoue
De US pater.
Aud thu shalt toache hyui, lu loue God in hys hart.
Aud those to forgeue, by whiiiu he suft'crcth smart.
Christi lex.
In your appoyntmcntes, wyll I do also uiy part. 1985
Dens pater.
Worke thu in the heart, a knowledge neeessarye,
In the flesh worke thu, by outwardc cereraonye.
F VII') Change thu to the spret, the workynges of these two,
Rostauratio And causc our people, in a perfyght wayc to go.
diuiuar.im. 'l'ake licdc christc// fayth, to the teachynges of these thre 1990
And niouo our people, to walke in the veryte.
The prouiyses we niade. in all these thre ar Gospell,
We wolde thu shuldest so, to our cougregaeyon teil.
Our euerlastynge blessynge, be with yow euermore.
Onines siiuul.
l'o thy Bwete naiuc lorde, prayse aud perpctuall honoure. 1995
Fides Christi an a.
It liath pleased God, to put nie in thys oft'yce,
To goucrne hys churche, and Christen congregacyon,
And theriu (o do, as j'C shall nie entyce.
Geue nie I praye yow, soch wholsoni exhortacyon,
As maye be to Man, a clere edyfycacyon. 2000
And 1 wyll be glad, to take your aduertyscnient.
As it shall becouie, any chylde obedyent.
Christi lex.
Ye speake it füll wele, tha« marke what shall be sayed
And dylygentlye, loke that it be obeyed.
Natur* lex.
The effect of me. is for to knowe the lorde. 2005
19S0. Toache: Theache i. d. dr.
RALE, COAIEDV CONCERNYNGE THRE LAWES. 221
Euerkstynge, stronge, uiost gracyouse and godlye.
And as touchynge Man, to haue fraternall coneorde,
Fauer to noriysh, and to do non iniurye.
To kepe couenauHtes made, and loue true luatiynionye.
2010 These noble etfectes, so temper yovv in Man.
That them to fulfyll, he do the best he can. F Villa.
Actus quiutus.
Mo seh lex.
The eflfect of me, is for to worshyp ihe lorde.
As one God alone, and to fle from Idolatrye.
Not to slee or stele, nor yet to beare false recorde,
2015 To shewe what is synne, and to seke the remedye,
Publyque peace to holde, und sore to po/*nysh the gyltye.
From these good eö'ectes, se that Ma/< neuer swerue,
Than shall he be sure, that God wyli hym preserue.
Christi lex.
The effect of me, is for to luue the lorde,
2020 In the innar sprete, aud to fauer frynde and enmye,
And in all puyntes eis, with Gods wyll to accorde
To preache remyssyon, to saue aud to iustyfye.
In Christ all to seke, lyfe, iustyce, peace and mercye.
These heauenly effectes, in Man so iucorporate,
2025 That he maye in sprete, be nevvlye regenerate.
Fides Christiana.
More öwete thau honye, are your thre cxhortacyons,
And regestred they be, in my memoryall.
Now wyll 1 forewarde, to all the Christen uacyons,
And se in effect, these lawes obserued all,
2030 To the abolyshment, of the dreames papystycall.
Now the lyght is come, the darkenesse dyeth awaye,
I trust in the lorde, men wyll walke in the daye.
Good Christen people, to these thre lawes applye,
First knowe that ye haue, a lyuynge God aboue,
2(t35 Than do hym honour, aud hys name magnyfye, F Villi»
Whorshyp hym in spret. as the (iospel yow doth moue -^ttus quiu-
Thau obeye your kynge, lyke as shall yow behoue,
For he in liys lyfe, that lorde doth represeut,
To sauegarde of the inst, and synners ponnyshment.
2040 Se that ye regarde, soch lawes as he doth make,
For they are of God, as Salomon doth report.
Of these lawes doubtles, those lawes their ground^nges take.
To the publyque welth, to geue ayde, streyjgth and co;/<fort
For preseruacyon, of all the Christen sort.
2045 In no case folowe, the waycs of Reygnolde Pole,
To hys dampnacyon, he doubtles playeth the fole.
222 A. SCHROEER,
Haue a due respecf, vnfo your contreye natyue,
Whych hatli broufjht ye vp, and geuen ye norryshment,
Euch from your cradles, to tliese dayes mitrytyue,
So that ye maye do, to her welth and preferiuent, 2050
Älyiiyster to her, no hatefull detryment.
A dogge to hys frynde, wyll neuer be vnlouynge,
Lete reason in ye, not lose hys naturall workynge.
Natura* lex.
AVho lyueth without lawe, shal perysh without lawe
And thertbr we haue, thre lawes to yow descrybed, 2055
That after their lyue, ye shuld in your lyuynge drawe
We haue also shewed, how they haue bene corrupted,
By tbwle Idolaters, and sodomytes poluted.
Ga By couetouse prestes, and by ambycyouse prelates,
Kestaiiratio Hypociy ticall tVyres, false doctours and false curates.
diiiinaruin
leguni.
Mos eh lex.
Who hath restored, these same thre lawes agayneV
But your late Josias, and valeau?it kynge Henrye,
No prynce afore liym, toke euer yet soch payne,
Fro?« Engla?tde to ba/tnysh, Idolatrye a«^/ fovvle sodomye
Couetousnes. Ambycyoy«, false doctryne and hypocresye. 2065
It was he that brought, Christes veryte to lyght,
Whan he put the pope, with hys fylthynes to Hyght.
Christi le:;^.
Frow damnable darkenesse, as my brother here doth saye.
He hath delyuered, thys realine ot Englande godlye
Bryngynge hys subiectes, into the Irue path waye, 2070
Of their sowles sauegarde, if they now folowe it wyselye.
And left them he hath, the same waye styl to tbrtylye,
Hys noble sonne Edwarde, soch a kynges of god elect
As questyonles wyll, perfourme it in efFect.
Fides Christiana.
l'raye all to the lorde, for the longe contynuaunce, 2075
Of hys graces lyfe, in thys worldes habytacyon.
And that of hys nobles, he haue true mayntenaunce,
In the pryncyples, of thys most worthy foundaeyon,
That he maye to Christ, brynge vs from desolacyon.
l'raye for quene Kateryue, and llie noble lorde protectour 2080
With the whole counsell, that God be their directour,
Amen.
206S. brother: bother i. d. dr.
BALE, COMEDY CONCERNYNGE IHRE LAWES. 22v>
Into fyuc personages niaye tlie partes of thys Comedy he deuyded. Gi>
The Prolocutour. Tlie larve of Nature.
Chrislen fayth. Couetousnesse.
Infydelyte. False doctryne.
The first. The seconde.
The laive of Moses. The lawe of Christ.
Idolatrye. Amhycyon.
Hypocresye. Sodomye.
TJie third. The fourt.
Dens pater.
Vindicta Bei.
The fifi.
The aparellynge of the six vyces, or frules of Infydelyte.
Lete Idolatry be decked lyke an aide wytche, Sodomy lyke a monke
of alt sectes, Amhycyon lyke a hysliop, Couetousnesse lyke a phuryse
or spyrituall larver, false doctryne, lyke a popysh doctour, and hxfpo-
cresy lyke a graye fryre. The rest of the partes are easye ynough to
coniecture.
(Bildnlss Bale's) G IIa
A songe vpou ßeuedictus GII^'
Compyled by Johan Bale.
I. iJenedictus dominus, Deus Israel,
Whych hath ouerthrowne, the ruyghty Idoll Bei,
The false god of Ronie, by poiire of the Gospell,
And hath prepared, from the depe lake of hell,
Redemptionem plebis sue.
IL Et erexit cornu, of mercy helth aud grace,
That cruell tyraunt. uow clerely to deface,
Whose bloudy kyngedome, demynysheth apace,
By the worde of God, whych lately hath take place.
In domo Dauid pueri sui,
III. Sicut locutus est, the loide celestyall,
That Romysh Antichrist, is lyke to haue a fall,
VVith hys vvhole rable, of sectes dyabolycall.
And now the nombre, wyll florj^sh ouer all,
Prophetarum eins.
IV. Salutem ex inimicis, now we maye dayly heare,
The enemyes of Christ with hym doth wytnesse beare G Illa
Säule is become a paule, and preacheth euery wheare,
Now maye we receyue, most heauenly wholsom geare
De manu eorum qui oderunt nos.
224 A. SCHKOKER,
V. Ad tacieudam, misericordiam,
The sonne of our God, frorn liys hygli glory cam,
Tu redeme the synne. of tlie ohyldien of Adam,
Aud to reiiieiubre, to faytlifiiU Abraliani,
Testamenti sui sancti.
VI. Insiuiaiuliiu), wliych God liatli made afore, '
Vnto our fathers, hc wyll kepe eucrmore,
Prouiesed he hath, if \ve rcgardc hys lore,
Forsakyuge the pope, with hys daiupuable störe,
Daturum se nobis.
\\l. Vt sine tiuiore, froni Komysh tyrauntes fre,
Tlie lorde grauiit vs grace, that \ve niaye Speakers be,
LH' liys holy worde, aud therin to agre,
That in tlie Gospell, and Christen lyberte,
Seruiamus illi.
VIU. In sanctitate, and purenesse of lyfe,
Lete vs now trauayle, both mayden man and wyfe,
All ryghtwys doyngcs, in vs be euer ryfe,
That we perseuer, without debate or stryfe,
Omnibus diebus nostris.
IX. Tu puer propheta, elected of the lorde, G IIl''
kynge Edwarde tlie sixt, to haue Gods lawe restorde,
Folowest Josias, therof to take recorde,
In all thy doyuges, and in Gods holy worde,
Parare vias eius.
X. Ad dandam scientlam, for nienuys helth and sauegarde
Christes holy Gospel, by the is frelye hearde,
V\ herin doth consyst, their lyfe and füll rewarde,
With preseruacyon, from daungerouse ieoparde,
Feccatorura eorum.
XI. Per uisccra, misericordije,
Christ our dere luaster, vs dayly ouerse,
Least we here pei'ysh, in our inyqiiyte,
Our medyatour, contynually is he,
<»riens ex alto.
Xli. llluiijinare, swete lorde we the desyre,
i'o uien in darkenesse, and in the popysh myre,
Lete not hys baggage, thy faythfull seruauntes tyre,
But vs delyuer, froin thein and froiu hell fyrc,
In uiam pacis.
Amen.
RALE, COMRDY CONCERNYNGE THRE LAWER. 225
^mi" The coiuiuaundeiuentes breuelye.
Lüue thy lorde God. Sweare thii non othe.
Thy sabbath kepe, Please thy fryndes bothe.
Wytnes non y!l. Holde no mauTiys wyfe.
Biybe no nianuys .^ood. Slee not with kiij^e.
Wysh no niannys howse, Nor oxe nor asse.
As thn wylt haue, Do thu lyke casse.
'I'hu8 endet h thys Coraedy concernynge thre lawes, of Natura
Moses, and Chri.st, oorrupted by the Sodomytes, Pharisees and papystes
most wycked.
Compyled hy Johan Bale. Anno M. D. XXXVIII, and lately in-
pi-ented per Nicolaum Bauiburgenseiu.
Lexiealisclio beinerknii^en.
Der rühmlieh bekannte redaeteur des von der London Philologieai
Society unternommenen grossen englischen Wörterbuchs, Dr. Jas. A. H.
Murray, bat mich, als ich ilm auf mehrere seitsame Wörter, in dieser
Bale'schen comödie aufmerksam machte, ihm meine abschrift derselben
zu leihen, um dieselbe für das wilrterbueh durchzusehen. Es werden
somit alle interessanten worte, auch solche, die nur der zeit iiires ersten
Vorkommens wegen wichtig sind, in dem grossen werke ihren platz
finden. Da die Vollendung des letzteren aber noch recht ferne liegt, so
wird es vielleicht doch nicht überflüssig sein, schon hier einiges aus dem
vorliegenden deukmal zum mittelenglischen oder besser gesagt frühneu-
englischen Wörterbuche beizutragen. Es ist mir eine angenehme pflicht,
herrn Dr. Murray auch öffentlich meinen dank auszusprechen für die
freundliche hilfe, die er mir hie/.u aus den Sammlungen für das Wörter-
buch beigebracht, wie auch für manche wertvolle bemerkung aus d.mi
reichen schätze seiner eigenen kenntnisse.
Auf eine Untersuchung der spräche und des dialektes lasse ich
mich hier grundsätzlich nicht ein. Dazu fehlen die vorarbeiten, und ein
Bale'sches drama ist bei seiner verwahrlosten form und den unreinen
reimen jedenfalls nicht das deukmal, mit dem der anfang gemacht wer-
den soll. Was darin bei ausgaben für jetzt getan werden muss, ist nach
meiner unmassgeblicheu meinung veröflentlichung zuverlässiger texte, nicht
solcher mit modernisierter Schreibung, wobei man freilich nicht gleich
glauben darf, es sei z. b. die Schreibung ronnysh : ponnysh etwas anderes
als praktische Convention, um das nebeneinanderstehen von n und n zu
vermeiden. Zweifeln Hesse sich bei swerde 1S22, 1868, was wegen der
ähnlichkeit zwischen e und o leicht verdruckt sein kann; doch ist die
form mit e gut mittelenglisch, s. Stratraann.
17.5. slyppernesse = slipperinesse von einem adjectiv slipper,
der altern form von slippery, die noch bei Shakspere sicli' findet.
Nach 177. byskyns = buskins.
Auglia, V. band. ^e
226 A. SCHKOKKK,
ISl paxe- hier wol nic-ht für pax brciid = liostie, sondern pax-
borde ^Mu Silber- oder goldtälelclien mit dem bilde Christi, das symbohscli
statt der hostie geküsst wurde. S. die aumerkung vm pax brede im
Promptorinm Parvulorum (ausg. London ls4:i) p. .i^b.
•)üs rotes hier wol die scluihsohlen, ein ganz individueller ge-
brauch des Wortes root, das in der bibel und nocli bei Miitou übertragen
in' der bedeutung von bottom gebraucht wird, z. b. tbe roots ot hell
•)lo docke, gew. = schwanzstumpf, hier aber geradezu = podex.
öib' gature : rature sind sonst unerhörte Wörter, wahrscheinlich
scherzhafte ueubildungen von gait:rate, wobei der parallelismus von
«täte : stature mitgewirkt haben mag. Aehnlich findet sich in Johan
Baütvstes s. 109: to appeyse thy hature (im reime aut nature), das
ich als eine neubildung aus hate ansehn möchte. Dies wort iindet sich
bei lialliwell:' llature. Poison; veuom. (A.— S.)
Then was ther a dragon grete and grymme,
Pulle of hature and of venym.
Ms. Cantab. Ff. II. 33, f. 24(5.
Die bedeutnng hass passte dem sinne nach auch hier. Halliwell beruft
sich aber durch das (A.-S.) auf ein altenglisches Etymon. Bosworth ags.
dict bringt richtig 'hatter; g. m. n. hattres =. Uaging, poisonous, K.
Die belegstelle K ist Kemhle's glossar zu Beowulf, und es ist wol rebes
andhattres v. 25->4 gemeint. Heyne in seiner Beowultansgabe seh agt
in der anmerkung zu dieser stelle ein subst. andhätor vor; jedentalls
glaube ich, dass »lies nichts mit me. hature zu tun haben kann. \_gl.
scherzhafte neubildungen im reime bei Skelton, Ellynour Uummyug oa* ft.
This ale, sayde she, is noppy;
Let vs syppe and soppy.
And not spyll a droppy,
' For so mote I hoppy,
It coleth well my croppy.
- Desgleichen v. 083 tf. seynty : paynty : faynty u. a. m. , , . ^, ,, ,
■'•'-1 huddy peke oder hoddy peke kommt melirnials bei bkelton
vor "vgl darüber Skelton ed. Dyce II. 250: 'hoddy peke is a c<.mmon
tcrm of contempt or reproaclie, and is generally e(|uivalent t.. - iuol .
vTG a tale of a tubbe. Diese redensart hat Murray schon aus
etwas früherer zeit; die bedeutung ist 'a falsehood, lie'; W ist auch
über den Ursprung im Ungewissen und meint, es sei vielleicht ahnlicU
entstanden, wie das moderne stumping, eine rede von einem baum-
stumpf herab.
277 clyppes, verkürzt aus eclipse, s. Skeats Lty.nolog. Dict
:m. ronnysh. Das o ist = u, wie in dem darauf reimenden
ponnysh; beide buchstaben wechseln ja in kurzer silbe, wo sie den getrüb-
ten laut haben ähnlich wie in wurd, word in der damaligen Orthographie
häufig. Halliwell hat runish. violeiit; iierce; rough. Im alliteneiendeu
. A Dh'tionaiy of Archaie and i'rovincial WohIh, l.y .1. 0. Halliwell,
London iSüO.
BALE, COMEDY CONXERNVNGE THRl^: LAWES. 227
Syr Gawayne findet sich auch runish, so z. b. v. 304, 457; vgl. dazu
Mätzner's aumerkun^ in seinen Spiachproben I. 315, wo wei'tere bele-e
angeführt werden. Die ableitung Mätzner's von altnord. hrynja stürzcrn
erklingen ist sehr ansprechend. '
36S. shurue. Dies ist ein eigentümliches wort. Wie hier in
I wyll shurne thy cumpanye, findet es sich v. 534: If ye wyll shurne
the head ake. Ausserdem fand icli es in Johan Baptystes, Priefacio-
shurne their deuylysh practyse. Ich glaube, es ist nebenform von to
scorn; das u bietet keine Schwierigkeit. Die bedeutung ist aber die
von to shun. Murray hält es für eine kreuzuug zwischen diesen bei-
den Worten und bringt bei, dass to scorn noch heute im südlicheu
Schottland ähnlich wie to shun gebraucht wird.
371. wyttam. Weiss ich nicht zu erklären; auch Murray nicht
M. vermutet einen schottisciien collectiv-pliiral; vgl. feddrem Lvndsav
Pap. 206. ' '' •'
379. foyson in den dramen der zeit sehr häufig und auch bei
Shakspere; Halliwell gibt die bedeutungeu: ]. pleuty, abundance; 2 the
natural Juice or moisture of the grass or uther herbs; the heart and
strength ot it (Suftblk). Hier ist es ^ menge, wie nfrz.
393. swash myry anne.t swash. Was das heissen soll, ist rätsel-
batt. myry ist vielleicht miry, schlammig; doch was ist annet? Man
wäre versucht auf unnet zu schliessen, da neben unethe auch anethe
vorkommt, wenn unnet nicht schon früh im Mittelenglischen verschwun-
den wäre, wie man aus Stratmann's belegstelleu entnehmen muss.
397. Cha caute = I have caught, aus Ich ave, Tch a' c VH
Ych wote V. 399, Ych am v. 423, euery chone v. 159; 1 chyll, Skelto'u
Elyn. Rumm. 1.» ./ ; ,
402. cawdrou = ne. caldron, me. caudron eiu kessel, s. Mätzner
Wtb. plawe = to parboil ([lalliwell).
440. cloyne and clatter. Das verb und das Substantiv ciatter
ist zu der zeit sehr gebräuchlich, vgl. Lyndsay, Satyre of the thrie Estaits
V. (il(j clitter, clatter (das clitter ist wol ebenso zu erklären wie ebd
V. 021 brittil brattil), v. b05 crak and clatter. Die Verbindung cloyne
and clatter erinnert sich Muiray schon gehört zu haben, er hatte aber
kernen beleg für cloyne. J-:r vergleicht es cumberländ. to clowen =
to bustle about. Wie to clatter die bedeutung ausplaudern hatte,
so mag to cloyne lügenhaft schwätzen bedeuten. Vgl. dazu das
Substantiv cloyner im Kynge Johan:
(fragu) A pryste and a traytour? how may that wele agree?
(antw.) Amonge crafiye cloyners there hatli not bene a gretter.
451. tonne == neiiengl. to tun; Halliwell hat ton = to mash ale
was ja hier ganz gut passt, vgl. bei Skelton 'The 'i'unnyng of Elynour
Kuiuni^'nge'.
468. credle = ueueugl. cradle, s. Mätzner's VVti).
473. gere. Es ist schwer zu entscheiden, was gere hier bedeutet,
' Murray erinnert mich an die .stelle in SiKikspcre's Lear IV 0 •>4o IT
Vgl. dazu die aumerkung in Delius' Shakspereausgabe. ' '
15*
>■).-)$ A. SCHROFRR,
da es überhaupt alles uiöslichc bedeuten kann. So ist es aueh = pu-
dendum u.uHebre, wie Murray mir mitteilt, also haben wir wahrsehemlich
hier eine zote. Doeh gere kann auch = business sein, also = 'She
i^ „ot loo old to stand to her business', vgl. v. 17S7 und andererseits
V. lT6b. Bei Skelton hat gere die gewülmliohe bedeututiK von kleidunj^-,
t FÄ c h t.
475 bullye 'a companion, a familiär term of address' (Ilalliwoll).
Vgl bully-iouk,' bully Hercules, My band, bully u.a.m. bei Shakspere,
Meri-y Wives I. 3, G, 11; II. 1, 225; 11. 3, IS, 29 u. s. f. Auch bei Skelton,
Magnyfyeence 7r)7, . , ,
47G muskyne, diminutiv v.m m(.use; iMurray kennt em doppel-
tes diminutiv mousikin im Schottischen. - mullye-, iMurray vermutet,
es könnte dies aus mulier entstanden sein. Bei Skelton, Elyiu.ur Rum.
V. 224 kommt ein wort mullyng vor, auch als kosenamen:
He calleth me his whytyng
His mullyng and his mytyng etc.
Dyce verweist hiebei auf eine stelle in den (.'..vcntry Mysteries (ausgäbe
von Halliwell, London 1841) s. UJt), wo einer der hirten das Christkind-
lein 'fayre mullynge, fayre babe' nennt.
477. gelouer = gillyflower, Chaucer hat gilotre. — cuUye.
Heute bedeutet a cuUy einen dummkopf und betrügen, die frühere be-
deutung des wortes im Englischen ist aber, wie mir Murray mitteilt =
to fondle; dies hier soll die erste belegstelie sein, und zwar mit der
bedeutung: sweetheart.
4S0. button. Halliwell hat button In der bedeutung V(m 'a small
cake'- ferner aber buttons = sheep's düng. Vielleicht meinte Tdolo-
latri'a letzteres und Infidelitas ersteres, und wir haben es mit einem
Wortspiel zu tun.
490 whote für bot bedarf wol kaum der erwähnung, da dergl.
zur zeit sehr gewöhnlich ist; das gebiet dieser lautlichen erscheinung ist
freilieh noch unbestimmt.
-.10 Moyses yearde der zeit häufig für Moses' rod.
512 a mapkyn folte. folte = folded, wie huilt statt bnilded.
5 1:5. the byas of a holte. In den kugeln, die hei dem englisciien
play at bowls verwendet werden, wird an einer stelle blei eing^-gossen,
um so der etwas abgeplätteten scite (the blas) jenes Übergewicht zu ver-
leihen, das die kugel in der vorgeschriebenen curve laufen lässt. Murray
gibt mir einen beleg von 1570: 'As you have set yourbias, so runneth
your bowle'. Ferner eine curiose stelle aus l'nttcnham's Arte ot Kng-
lish Poesie (15S9) mit der erklärung: 'globeV sphereV or the teatV
And nf her breasts.
Her bosome sleake as Paris plaster.
Heide vp twö balles of alabaster,
Eche byas was a little cherrie:
ür eis I thinke a strawberie.
Da bei einem l)Owl blas sowol die abgeplättete scite, wie das Überge-
wicht selbst bezeichnet, so ist hier die Ursache mit der Wirkung bezeichnet
BALE, COISIEDY CONCERNYNGR THRK LAWES. 220
und bias bedeutet das in die kugel eingesetzte matei'ial, in den ange-
führten Versen in geschraubter weise über, in unserer stelle die spitze
eines bolzen.
516. lainpes, nenengl. lampass, erklärt Halliwell mit 'an ex-
crescence of flesh above the teeth in horses, which prevents their
eating'; bottes sind 'a kind of worras troublesome to horses' (Halliw.).
Beide Wörter enthält aueh Webster's Pict. Vgl. 'He hath either sonie
Worms or botts in his brain' in The History of Jacob and Esau,
Dodsley II. 189. Auch bei Shakspere.
524. hyckock ist nenengl. hiccough oder kiokiip; chyckock ist
vielleicht eine neubildung; sollte es denselben stamm haben wie neuengl.
to choke, altengl. aceocan? Murray vermutet, es wäre = chincough,
keuchhusten.
534. shurne s. zu 368.
536. tyrdle. Halliwell hat tirdels = sheep's düng. Häufig findet
man in den draraen der zeit torde, so z. b. Bale, Temptacyon p. 23: it
is not worth a torde. Auch in unserem drama v. 1553; vgl. modern-
englisch vulgär a turd.
538. hamlet of an hyrdle?
539. pyppe. Halliwell: pip, The lues venerca.
617. pelfe, neuengl. to pilfer. Vgl. das Substantiv pelf bei
Webster und MüUer's Etymol. Wtb.
621. necked. Halliwell führt an: 'The turning up, or plait, of a
cap, was formerly called its neck'; necked ist demnach hier = ver-
kappt; wol nicht wie Skelton, why come ye nat to courte, v. 607'longe
necked', was langhälsig bedeutet.
622. knauebald. Der zweite bestandteil des wortes dürfte das-
selbe bald sein, das sich in pie bald findet. — pyepecked = neuengl.
pied, buntscheckig. Halliwell hat ein piepicked = piebald. Der
zweite bestandteil findet sich wider in neuengl. peckled = speckled,
das Webster's Dict. hat, aber als 'obsolete' bezeichnet. Auch Halliwell
hat das wort mit derselben bedeutung und bemerkt hiezu: 'still in
use'. Vgl. mit der ganzen stelle Skelton, Why come ye nat to courte?
V. 606 ff.:
Thou peuysshe pye pecked,
Thou losell longe necked!
Thus dayly they be decked, . .
Hier kann pye pecked heisseu sowol gescheckte als auch verhackte
elster, letzteres in ähnlich despektierlicher weise wie etwa das deutsche
'gerupfter spatz'. — bestere, sich anschicken, neuengl. bestir, mittel-
engl. bisturien, -stirien, -sterien reflexiv., s. Mätzner, Wtb.
"Ol. lurke = neuengl. to lurch in der bedeutung stehlen, ver-
schlingen, nicht in der von neuengl. to lurke. Stratraanu (Diction.)
hat noch keine form mit palatalisiertem k.
S39. iourer? etwa frz. jureur, wobei das ou statt des u aus
praktischen rticksichten gesetzt wäre? Vgl. 'fals endytars, quest-gangars
and jurars' in den Towneley Myster. S. 203.
TM) \. SCHROKKK,
S;>(». büdf^LM-. IhiUiwoll (und luteli Wchs^lor) liaUou lt(Mlü:o -= u
patch; a bodjjer wird dalier oliensu tiickschuster bodoutoii, wie die da-
neben stebenden ausdriicko f^owter und clowter.
S5t5. wreath = neucugl. wrath, doch veniiutlieli uicht von alt-
cugl. wraJi, sondern von wr«iiÖo.
940. Yughani Tryuyte. 'Injiliam, in tlic liinul. ot' ILii)|)ing, Co.
o( Norfolk.' 'Chapel ded. to tlie Iloly Trinity.' Im 1-1. jahrh. ward -da-
selbst "a College or Priory of the order ot' thc Holy Trinity' gegründet.
S. Nicholas Carlisle Topograph. Diction. of England, London ISOS. Aehn-
lich V. 1707.
',Ki"2. goppo. llalliwell liat gope, to talk vulgarly and loud, to
snatch. or grasp. — with a vengeaunce. Lieber den gebrauch dieser
redensart iin neuereu und modernen Engliscli hat kürzlicli W. Sattler
wertvolle beitrüge gebracht (Anglia IV. ;{0;5 if.). Leider bin ich nicht in
der läge das frühste vorkommen derselben nachzuweisen, mir scheint sie
aber ursprünglich ein tluch zu sein. Vgl. Kynge Johan 8. l>5: 'a very
vengeaunce take the'; s. 7.): 'a vengeaunce take it!' 'with a ven-
geaunce' wäre wörtlich: 'mit fluch', 'mit meiner Verwünschung dazu',
und 'goppe with a vengeaunce' etwa durcli 'Ja schwätze nur zu, zum
hcnker!' zu übersetzen. Vgl. Shakspere, Coriol. II. 2, (i 'lie 's vengeaunce
proud', was Delius in seiner anmerkung hiezu durch ' Er ist verflucht
stolz' übersetzt. llalliwell in seinem Dictionary gil)t vengeanco ein-
fach mit 'vcry' wider.
971. fatche = fetch; Murray sagt: 'old northern form like wratch
instcad of wretch'. — a pcasc = neuengl. a pea; hier noch die ur-
sprüngliche form (zurückgehend auf alteugl. pise, wenn nicht pese, was
bei Bosworth nicht belegt ist), die durch missverstandeneu collektiveu
gebrauch einen neuen singiilar mit weglassung des s gebildet hat, wie
im Deutschen trümmcr : trumm.
990. headlondes für headlonges nach einer im Südenglischeu be-
kannten lautlichen crscheiuung. Vgl. Haie, 'I'lie Temptacyou of our lorde
p. 30: throwe them headlondes, into the deuyls domynyon.
1018. appete. Dies verb, das offenbar franz. appeter ist, fehlt
Mätzner, Stratmann; Webster schreibt es Chaucer zu. llalliwell hat aus
etwas späterer zeit substautiva appetencc und appety = desire.
1025. fiese ist hier wol neuengl. fleece; to turne a socke, er-
klärt Murray, ist wörtlich 'turning a stocking outside in' und bedeutet,
ähnlich wie 'go and turn a plough then!' 'a very slight thing to do'.
Vgl. Skelton, Magnyfycence \'MV1: Trymmc at her taylc, or a man can
turne a socke.
1100. speare, neuengl. nur to sjjar. Die Orthographie scheint hier
doch auf länge hinzuweisen. — wrastynge the text. wrast = neuengl.
wrcst, altcngl. wrsestan verdrehen; vgl. 11. Hible, IL Peter ü, 10.
115.Ö. carren = neuengl. Carrion; vgl. Mätzner's wtb. unter ca-
roigne.
IISO. sencer, rauchfass. S. Mätzner unter censer.
1192. saynt Frances whoode. Wie v. 400 whote für hot, so
hier whoode für hood. HalliwcU hat ein whod, a hood.
BALE, COMEDY CONCERNYNGE IHRE LAWES. 231
1205. bj't.'ir. Wcbstor hat uiitei- biter die bedcutmig; 'one wlio
ciioats or dctVauds'aus dem Spectator. Jedenfalls scheint cshier schiuäher,
verleumdei-, zii bedeuten und ist das simplex zu back biter. Ob das
compositum aber in dieser bedeutung nicht das ältere ist, will ich nicht
entscheiden. Mittelenglisch hat to bite nicht genau diese bedeutung,
8. Mätzner's wtb.
1242. crepple krüppel, s. Mätzner unter crupel.
125(>. warke, vgl. dazu das Substantiv warke bei Spenser, Globe
ed. S'.\ in den reimen marke : warke : barke (schiflf).
1295. starke blynde, vgl. die etymologie Traulraann's (im an-
zeiger zur Anglia IV, s. 56), der das wort als 'eine laiendeutung aus
ae. Stare blind' ansieht.
1323. quyuernesse, wol = beweglichkeit, von einem jetzt ver-
alteten adjektiv quiver, Shakspere II. Henry IV., III. 2,301: 'a little
quiver fellow'; altengl. cwiferlicc (Bosworth).
1370. lyuysh = lebendig; Ilalliw. livish, lively, 'true and livish
faith' Becon's works.
1395. dcsardes = dastards, s. Skeat's Etymol. Diction.
1470. becke, hier oifeubar = wink, s. Mätzner's wtb.
1480—1. Zu dieser zotigen stelle vgl. eine ähnliche bei Hkelton,
Magnyfycence 1590—1:
Nay, uaj-, für Icsse I Warrant you to be sped,
And brought home, and layde in your bed.
Coyse ist vielleicht eher = chois als = coise bei Mätzner.
1524. bytcherye = adulterium, abgeleitet von bitch, das auch
im Moderneuglischen eine obscöne nebenbedeutung hat.
1535. whode s. zu 1192.
1552. marybone ist wol marrow-bonc. Vgl. dazu Halliwell, der
anführt: 'mar row-bones and cleavers, importaut Instruments in
rough music, performed by butchers on the occasion of marriages etc.'
Was die form marybone anlangt, so bemerkt Webster zu marrowbone,
das ja kuiebein und die kiiiee bedeutet, 'supposed to be a burlesque
corruption of Mary-bonc, in allusion to the genuflections made to the
Virgin Mary'.
1553. cow torde s. v. 536 tyrdle.
16()4. rode of reast, vgl. dazu Skelton, Elynour Rummyng 207 ff.:
Than cometh an otlier gest;
She swered by the rode of rest,
Her lyppes are so drye,
und dazu Dyce's anmerkung, II. I(i7, der einen weitern beleg aus Barclay's
First Ecloge beibringt: That is hardly saidc, man, by the roode of
rest. reast findet sich im reime auf ha8t(e) in den Coveuty Mysteries
s. 124, obwol die stelle nicht sicher ist.
]ti70. go med die thu with old shone. Achnlich in Bale's Jo-
han Baptystes s. 105:
Go teaclie thy olde shoes, lyke a busye pratlynge fole,
232 A, SCHROKEK,
1745. tyltlo of prayer. tyttle ist hier violU'iclit nielit iiciioiigl.
:i tittle =: ein bis sc heu; Halliwell hat eiu ti 1 1 le-j^uose = a toolish
blab, eine schnattergans. Webster bringt eiu verl> uud Substantiv tittle-
tattle, schMützen und gescluvät/,, eines bei Sidney, das andere 'rare';
vgl. dazu Schmidt, Shakesp. Lex. Stratmann hat das verb titelcn, doch
nicht to tattle. Es ist dies wol eine bildung wie chit-chat, tit for
tat u. a. ui. Möglicherweise ist also hier ein Substantiv tyttle, geschwät-o,
geplapper anzunehmen.
1750. Paynted tumbes ist hier wol eine biblische anspie-
liiug, worauf mich Murray aufmerksam gemacht. Vgl. dazu H. Bible
S. Matthew XXIII, 27: 'yc are like unto whited sepulchres, which
indeed appeur beautiful outward, but are within füll of dead men'a
bones, and of all uncleanness'.
1794. fryska. Vermutlich ein ausruf der histigkeit, selbst gebil-
det von frisk.
1806. houpe ^ neuengl. a hoop, a quart pot,
1842. swarne = swarm. Ich habe, obwol ein druckfehler nicht
unwahrscheinlich ist, dennoch das n im te.\te belassen, und nicht swarme,
wie V. 1427, gesetzt, weil der Wechsel zwischen n und m besonders im
Südenglischen doch noch eine frage ist, die der Untersuchung bedarf.
1^72. vext, schottischer infinitiv, wie mir Murray mitteilt. Vgl.
mixt, V. ()71.
1S76. shorlynges, gleichbedeutend mit shaveling und diesem
analog gebildet (Ilalliwell).
Bale nennt ^Tlie ebefe promyses of God' 'a tragedie or
cnterlude', Molian Inaptystes' und 'The temptacyon of our
lorde' 'a brefe comedy or enterlude', und das hier ^■eröftcnt-
lichte drama 'A comedy'. Diese elassischen namen soll Bale
zuerst für englische dramen angewendet haben. Die namen-
gebung war zu der zeit aber recht willkürlich und auch der
umstand, dass Bale die scenarische einteilung äussserlich nach
art des antiken dramas einrichtete, ist nicht von belang. Be-
zeichnend ist es aber, dass er die drei erstgenannten seiner
dramen auch mit dem namen interludes bezeichnete. Bei
dem begriffe des interlude müssen wir von der ursprünglichen
Wortbedeutung des Zwischenspieles ausgehen; interludes sind
vor allem ei nzel spiele, der Inhalt mag ernst oder komisch,
• A newe mery and wittie Comedie or Enterlude, newely imprintcd,
treating vi)on the Historie of Jacob and Esau, taken out of the XXVII.
Chap. of the lirst booke of Moses, entituled Genesis. Gedruckt in
Dodsley's Collection 11. Das drama erhielt die licenz 1557 — 8.
KALE, COMRDY CONCERNYNÜE THRE LAWES. 2o3
religiös oder weltlicb sein, uud zwar sind sie oft gelegenheits-
stücke. Der unterschied zwischen den Miracle-Plays und man-
chem interlude ist inhaltlich oft höchst gering; so haben wir
in dem interlude von 'Jacob uud Esau'i eigentlich nichts
anderes als ein eiuzelmysterium , freilich schon mit mehr in-
dividueller gestaltung. Das interlude war und ward immer
mehr Schauspiel. Als solches konnte es ja ganz gut auch
biblisches Schauspiel sein. Es war natürlich dadurch, dass ein
stück einzeln erschien, auch dessen einteilung und abrundung
zu einem ganzen bedingt.
Die drei besprochenen 'interludes' Bale's aber hatten einen
inneren Zusammenhang untereinander und sind auch mit jedes-
maliger bezugnahme auf einander in einer bestimmten reihen-
folge gespielt worden, wie wir aus den mitgeteilten proben
und der citierten stelle aus der ^Vocacyon to the bishoprick of
Ossorie' ersehen können, die uns über die drei dramen ja alles
sagt, was wir zu wissen brauchen. Unter den aufs. 152 genannten
dramen, die das leben Johannes des täufers in 'libris 14'
zum gegenstände hatten, und ebenso unter den das leben
Jesu behandelnden haben wir uns wol auch zusammenhängende
reihen von spielen zu denken. Da sie von Bale vor den uns
erhaltenen comödien angeführt werden, sind sie wol auch zeit-
lich früher zu setzen, und nichts berechtigt uns anzunehmen,
dieselben wären in irgend einer weise tendenziös gewesen.
Sie mögen den gewöhnlichen Miracle-Plays ähnlich gewesen
sein. Anders aber müssen wir jedenfalls die drei erhaltenen
interludes ansehen, die der form nach wol den Miracle-Plays
nahe standen, doch wesentlich tendenziöse gelegenheitsstücke,
d. h. interludes waren, die erst Bale's autipäpstlichcr richtung
ihren Ursprung verdanken können.
Es scheint mir nicht wahrscheinlich, dass die drei stücke,
deren aufführung zu einem besonderen zwecke von Bale insce-
uiert ward, aus einer schon lange vorher verfassteu serie heraus
gegriffen wurden, da sie in Bale's catalog auch einzeln ange-
führt werden; jedenfalls waren es gelegenheitsstücke und
man könnte sagen 'interludes'. Von dem mysteriencharacter
trugen sie aber noch den Zusammenhang untereinander an sich.
Wenn nicht aus Bale's eigner mitteilung, könnten wir das ja
aus den schhissworten der Chefe Promyses ersehen. Dennoch,
wenn vielleicht auch die verlorenen stücke Mysterien gewesen
"23 l A. SCUKOlvER,
sein möiion, dlo, (Miiallouon sind es doch niclit. Die bibliscliou
stottc lliuleu wir auch in intorludcs der zeit; die Verteilung
eines stoftcs aut" mehrere zusanunenhäugende stücke ward,
wenn auch von den Mysterien entnonmien, doch bahl gemein-
gut des dramas überhaupt: die Bale'schcn dramen dienen
einer bestimmt ausgesprochenen tendcnz und damit
hören sie auf, Miracle-Pla^'s in dem alten sinne des wortcs zu
sein. Tendenz war wol auch in der ängstliclicn crhaltung der
Mysterien, diese selbst aber waren und blieben eben spiele.
In Bale's dramen aber zeigt sich die refbrmatorischc tcn-
denz als das einzige, worum es ihm zu tun ist. Wenn die-
selben auch an die Mysterien anklingen und als solche viel-
leicht auch ausgegeben wurden, weiss mau doch gleich, wozu
Bale sie verfasst. Sie sollten protestantische Miracle-
Plays sein, um einerseits den katholischen, bisherigen, den
rang abzulauten, andrerseits aber hatten sie wie die Moralitics
von der bühnc aus eine doktrin zu a erfechten, und zwar für
die neue lehre propaganda zu machen. ^
Interessant ist diesbezüglich eine äusscrung Bale's aus
seiner Verbannung, in seiner 'Ei)istcl Exhortatoryc of au Ing-
lyshe Christian' (ein buch, das er, wie wir oben gesehen, unter
dem Pseudonym Henry Htalbrydge 1541 in die weit hinaus-
sante), die uns Collier'' mitteilt:
'Aonc leave ye unvexed and uniruh/ed — no, not so much
as ihe poore in'tnsircis , and players of cnierludes, hut ye are
dohig triili them. So long as Ihey played lyes, and sauge haudy
songes, blasphemed (ind, and corrupled mens conscicnces , ye
neuer blamcd Ihew, bnl wcrc veryc wellconlen(cd. I>ut sens Ihey
' E.S sei liier crwiilint, tbiss f^ogenül)ci' den refonuaturisciien toudcuz-
stiickoD, sicli aucii von gegnerischer seite älinlielie bestrel)ungen erkennen
l.Hssen. So zeigt z. b. Tlie Interludc of" Yonth (zuerst gedruckt 1504)
deutlich katholiselie tendenzen, weshalb Collier es in die rcgierungs-
xoit der Mary setzt. Es ist darin aber doch matt und kraftlos. Katho-
lische aiisijielungeu sind das häufige erwähnen der Virgin Mary und
die niahnung von Humility an den neubekehrten Youth:
llcre i)c beads foi- your devotion,
And keep you from all teniidation;
für beads stellt in der zweiten ausgäbe von Cojjland ohne «Iruckjahr,
books.
2 Hist(;ry of English Dramatic Poetry, London \K\\, I. i;{2 f. Ich ver-
mute nämlich, dass 'Edward iStalbridge' nur ein versehen Collier's ist.
BALI-:, COMEOY CONCERXVXGK THKE LAWKS. 235
pcrsuadcd Ihc pcoplc (o trorsliip llicijr Lnrde God anjght, ac-
cordtjng to hijs holic kvres and not yaiws, and to acknoledge
Jesus Chrysi for thc'ir onehje rcdecmer and saviour, n-ilhout
ijoiir lowsie legerdemains, ye never n-ere pleased wilh them.'
Collier hält dies für direkt gegen die Verordnung Heinrich
des VIII. gegen 'songs, plays and interludes', die die bibel und
das dogma in ihrer eigenen weise auslegten, gerichtet.
Wenn wir nun für die drei coniödien und ebenso für einige
andere, uns nur dem nanien nach erhaltene stücke Bale's den
namen Mysterien oder Miracle-Piays zulassen, müssen wir hin-
zufügen, dass es aber eben Miracle- Plays des 16. Jahrhunderts
waren, die der gan7xn zeitströmung nach den interludes näher
Stauden als den ^lysterien und eine eigenartige niischgatt-
ung für sich bilden.
Dass Bale die alteu Mysterien aber kannte und duich sie
angeregt an sein wcik gieng, scheint mir nicht nur aus der
eben mitgeteilten stelle hervorzugehen, sondern auch sonst nicht
unwahrscheinlich. Das manuskript seines Kyngc Johan stammt
aus Ipswich, wo das stück von den gilden aufgeführt worden
war. Sollten diese gilden früher nicht Mysterien gespielt hal)en?
Ipswich ist nicht ferne aou Cove (Dun wich), Bale's geburtsort.
Ausserdem mag er in seinem klosterlebeu genug gelegeuheit,
solche spiele zu sehen, gefunden haben.
Dennoch muss bemerkt werden, dass die anlchuung au die
vorhandenen muster keine direkte ist. Iiale's behandlung ist
durchaus selbständig; die tragedy or cnterlude von den Chefe
promyses of God mit ihrer ganzen doktrinären langweile ist
wol Bale's eigen! um. An ])oetischem werte stehen die alten
spiele mit ihrer naivetät und ihrem liumor hoch über Bale's
Produktionen, die uns höchst abgcsciimackt vorkonnncn. ^Vn
die stelle der handking tritt hier eine sciir weitschweifige rhe-
torik', sagt Ebert (a. a. o.) von den letzteren.
Eine andere, weit schwierigere frage ist es aber, in welche
gattuug von dramatischen erzeugnissen wir die beiden andern
uns erhalteneu dramcn Bale's, den 'Kynge Johan' und unsere
'Comedy concernyuge thre lawes' hintun sollen.
Als Miracle-Play können wir die Thre lawes doch nicht
wol auffassen. Eine biblische handlung oder doktriu wird hier
nicht veranschaulicht. Das auftreten Gottes erinnert freilich
2:U> A. SCIIRORKK,
äiisscrlii'li an die Mysterien, das auftreten der drei besetze und
der allegorischen repräsentanten der laster an die Moralitäten,
Die fi:cstalt des viee, die den drei oben besprochenen dranien
t'ehlt, ijlternininit hier intidelity mit seinen helfershelfern. Haie
selbst nennt sein stück schlechthin 'a Coniedy'. Jedenfalls ist
es eine soudererseheiuung, die wir im sinne der zeit am besten
eine satire nennen könnten. Als satire gegen den katholizismus
ist es eine der verwegensten, rücksichtslosesten und herbsten,
die sich denken l:issl und die drei reformatorischen Mysterien
sind im vergleiche damit nur schwache vorspiele.
Es ist nicht richtig, wenn es bei Warton (History of Engl.
Poetry IV. 73) von dieser comödie heisst: 'it is a satirical play
against popery, and perhaps the first of the kind in our
language'. Wenige jähre vorher ward Sir David Lynd-
say's 'Satyre of the thrie Estaits'^ in Schottland vor dem
königlichen hofe gespielt. Der herausgeber Hall sagt darüber
(p. XLV der preface): 'This play, which is, in fact a ^'Morality"
on a large scale, was acted at Cui)ar, in 1535. We are in-
fornied that the court of James sat nine hours to listen to it,
and are relieved to learn from lines 1910 — 25, that there was
a break in the middle, to allow the audience to refresh and
restore themselves'. Diese grosse Moralität ist aber nichts an-
deres als ein reformatorisches teudenzstück, wie Lyndsay's
dichtung überhaupt grosscntcils stark tendenziös war. Sie blieb
zwar dabei immer noch dichtung. Wenn von einem englischen
drama der zeit die rede sein kann, das jene ideen, die im
11. Jahrhundert im Piers Plowman ihren vollendetsten ausdruck
fanden, zuerst mit durchschlagender Wirkung auf der bühne
zur darst eilung brachte, so war es Lyndsay's Satyre of the
thrie Estaits.-
Dennoch ist der cintluss dieser dramatischen satire nicht
so sehr in der 'C(»medy concernyngc tlire lawes' zu erkennen,
wie vielleicht im 'Kyugc Johan'. Heide stücke, 'Kynge Johan'
' Herausgegeben für die Early Knglisli Text Society von Fitzedward
Hall, London lS»i9.
■^ Ich halte es für meine pfiicht, zu erklären, dass ich über diese
Periode der englisclien literaturgeschichte sehr viel den Vorlesungen des
lierru prof. ten Brink verdanke, denen ich im s. s. 1879 in Strassburg
beiwohnte. Selbstverständlich wird kein billligdenkender für irgend eine
ansieht, die ich hier vorbringe, prof. t. Br. verantwortlich machen.
BALE, COMEDY COXCERN'YNGF. IHR!', I.AWF.S. 2^57
und Lyudsay's 'Satyie', sind ihrem charnctcr nach Moralitä-
teu mit allegorischen fig:uren; in beiden stücken wird das
Staatsoberhaupt in einer fatalen läge inmitten hilfe- und schutz-
flehender Untertanen und intriguiereuder Schmeichler und länke-
schmiede dargestellt. Die ranke und alles unheil kommt natür-
lich vom pfaftentum, die reformation muss rettung bringen.
'Kynge Johan' ist in gewisser hinsieht eine historie, doch ist
dies im gründe nur äusserlich. Der geschichtliche könig wird
hier zu hilfe genommen, um dem lebenden einen um so deut-
licheren wink geben zu können. Bale war ja Historiker, und
auf dem boden der geschieh te fussend, operierte er in allem und
jedem. In Lyndsay's 'Satyre' ist es ein King Humanity, Rex
Humanitas, aber mit bestimmter anspielung auf den anwesen-
den Jacob den V.
Diesen beiden stücken muss man wol die Comedy concer-
nynge thre lawes anieihen. Der plan ist wie in jenen der,
dass durch darlegung des tatsächlichen gebarens des katholizis-
mus die biblische lehre geradezu zu schänden wird, woraus
sich als notwendige folge der schluss ergibt, dass mit demsel-
ben gebrochen werden müsse. Die fabel des Stückes selbst ist
recht arm und die ausführung nur reich an all dem unsaubern
material, das der Verfasser zu einem und demselben zwecke in
seinen historischen arbeiten gesammelt hat. Ob das stück auf-
geführt worden, darüber haben wir zwar keine notiz, doch ist
es wol wahrscheinlich. Interessant ist hiefür die an Weisung
über 'The ai)arellynge of the syx vyces, or frutes of Infydelyte',
die das erste beispiel einer solchen costümweisuug sein soll.
Bedeutsamer aber als der einfluss Lyndsay's scheint der
Skelton's auf Bale gewesen zu sein. Von Skeltou's dramen
ist uns nur Magnyfycence erhalten, eine Moralität ohne her-
vorragende bedeutung, die auch eher den Kynge Johan beein-.
flusst haben mng, als die Comedy concernynge thre lawes. Im
allgemeinen scheint mir aber Skelton den grössten einfluss auf
Bale gehabt zu haben. Das schauderhafte metrum, obwol in
noch schlimmerer Verwahrlosung, und die diktion, die ganze flut
von zoten und die rücksichtslose Verwegenheit im angritfe auf
kirchliche übelstände scheint Bale von Skelton gelernt zu haben.
Viele stellen, worte und Wendungen scheinen direkt von Skel-
ton entnommen zu sein. Leider ist auf ihn freilich das talent
nicht übergegangen, mit dem dieser die tollsten und unbändigsten
23S A. MJHRiiEKK.
hökeireinie mit siinulelndeni witze ])elel)te, Wälncml Skolton
ein höchst oriirincller kauz und wumlerlieher heiliger war, der
sich ohne viel 2:e\visseiisbisse eiu nicht ehelich angetrautes <re-
niahl in's haus nahm — eiu schritt, den er freilich durch die
versicheruuj: rechtfertiirte, er habe dieselbe stets als sein \veib
betrachtet — , sehen wir ßale mit encrgie und kurzer ent-
schlossenheit mit der christliciien lehre in's reine kommen. Er
ist nüchtern und schrotJ', er bricht mit seiner verganirenheit und
verficht seine neue überzeuguug mit dem unermüdlichen eifer
und ernste des reformators. Von seinen poetischen jjroduk-
tionen können wir uns nicht augezoiren fühlen. Er besass nicht
den kecken humor des übermiitiiren Skelton, aber auch nicht
den würdigen halt des reinen, frommen William Langland.
Er war eben ein Streiter, wie ihn seine zeit hervorrief — und
brauchte.
Excurs über die luetrik.'
Abgesehen von der literarhistorischen bedeutung, ist das Bale'sche
stück vor allem in ujetrischer hinsieht interessant, uud ich ljenüt/:e die
gelegenheit, etwas auf diese eigentümliche art der versbildung einzugehn.
In einer früheren arbeit über die anfange des blankverses iu Eng-
land (Anglia IV, s. 1 — 72) habe ich darzulegen versucht, wie vom Earl
• Als das manuskript dieser abhandlung sich bereits iu der druckerei
befand, ist das umfassende werk meines verehrten lehrers, prof. Schipper,
' l-^nglische Metrik, 1. Bunn, E. ötrauss l^Sf erschienen. Ich hatte im
w. s. lST9,Si) prof. Sch.'s Vorlesungen über mitteienglische metrik bis vor
(.'haucer besucht und war daher über das wesentliche des nun erschie-
nenen Luches bis zur periode vor (haucer unterrichtet, was ich um so
mehr auch hier dankbar anerkennen muss, da mir jene Vorlesungen von
grossem nutzen gewesen, ohne dass ich dies im einzelnen jedesmal her-
vorheben kann. Hätte ich gewusst, dass der erste band sich su weit iu
die von mir behandelte perinde hinein erstrecken würde, hätte ich meine
arbeit gar nicht unternouimen. Ich möchte dieselbe auch am liebsten in
let'/.tcr stunde noch zurückziehen, wenn nicht gerade die darin zu er-
örternden fragen die hauptveranlassung zu vorstehender pubiication des
Bale'schen dramas gewesen wären. Um den metrischen aufschwung im
lü. Jahrhundert, über den ich im 4. bände dieser Zeitschrift gehandelt,
im rechten lichte erscheinen zu lassen, wullte ich gerade das ärgste Zerr-
bild der metrifcchen confusion, die jenem aufschwunge vorausgieng, vor-
führen. Ausserdem möchte ich den abdruck des folgenden durch den
umstand zu rechtfertigen suchen, dass ich als anhängt-r der vierhebig-
keitstheurie auch beweisgründe herbeiziehe, auf die in prof. Schippers
buche kein bezug genommen wird. Durch die Zuvorkommenheit der
redaktiun ward mir noch während des druckes mein uianu.skript zu noch-
maliger durchsieht überlassen. Im wesentlichen musste ich dasselbe frei-
lich unverändert lassen ; ich strich nur gelegentlich einiges oder kürzte,
wo ich auf prof. Schipper's buch verweisen konnte.
BALE, COMEDY COXCEKXYNGE IHRE LAWES. 239
of Surre}- an ein entscheidendei- Wendepunkt in der entwicklunj? der
englischen metrik zu datieren ist, indem das heute in Deutschland und
England geltende prinxip der Übereinstimmung von wort- und versaccent,
verbunden mit einem meist zweitaktig auf- oder absteigenden, streng
regelmässigen rhythmus, von ihm*7.iieröt mit durcligreil'endem erfolge auf-
genommen ward. Ihm folgten nun, da dies ja in der geschichtlichen
entwicklung bedingt war, leicht die Zeitgenossen und späteren. Das grosse
verdienst Surrey's wird aber erst klar, wenn man sieht, wie es unmittelbar
vor ihm gewesen. Lesen wir heutzutage Surrcy'sche verse, so finden wir
ihre bildung ganz natürlich und stossen uns nur gelegentlich au härten,
die ich a. a. o. als überbleibsei des älteren metrischen gebrauchs cliarac-
terisiert habe. Doch man versuche einmal unbefangen z. b. au Skel-
ton'sche verso heranzutreten, und man wird die Schwierigkeit bald er-
kennen, darein System zu bringen. Dieselbe Schwierigkeit begegnet be-
sonders bei den dramatischen compositionen der zeit und kaum bei
irgend welchen mehr als bei denen Bale's, wie jeder leser wol bemerkt
haben Avird. Häufig glaubt man alexandriner zu finden, dann zeigt sich
wider eine reihe septenare, dann gar achthebige verse, und nun wider
vierhebige mit anapästischem rhythmus; dann stossen wir auf fünffüssige
Jamben: alles wirr durcheinander, das heisst, meist eine reihe von einer
Sorte zusammen, und wenn die geschichte nicht zusammengeht, verfällt
man in einen andern rhythmus und versucht es in diesem für einige wei-
tere verse.
Die auf alten traditionen beruhenden rhythmen bilden die eine seite,
die von der Ohaucer'schen kunstdichtung ausgegangenen die andere seite
des bildes. Beide richtungen führen zu extremen, beide beeinflussen sich
aber auch in guter und schlechter weise. Die verskunst im beginne des
IG. Jahrhunderts ist ein verworrenes gebilde; mit Sicherheit ist kaum von
irgend einer reihe von versen zu sagen, wie dieselben skandiert werden
müssen. Bildet man sich ein, alte alliterierende langzeilen vor sich zu
haben, so liest man solche aus versen, die nicht entschieden nur halb-
verse sind, heraus. Glaubt man, es mit alexandrinern zu tun zu haben,
so nimmt man keinen anstand, solche herauszubringen; der freiheiten
untl iiolprigkciten sind so viele, dass man nach keiner seite hin weit fehl
gehen kann, freilich auch auf keiuer auf xinbedingt festem boden steht.
Wenn ich es deshalb nun für gewagt halte, ein literarisches produkt der
zeit herausgreifend, dessen metrik constatieren zu wollen, so glaube ich.
vielleicht dem Verständnisse der englischen verskunst vor beginn der
ncuenglischen periode dadurch näher zu kommen, dass ich die Vorbe-
dingungen, die quellen, aus denen jene verse entstanden sein können,
betrachte und ihre entwickelnng verfolge.
Die knüttelverse, denu so kann man sie alle nennen — die Eng-
länder nennen, was sie nicht skandieren können, doggerel rhymes — ,
erhielten sich im englischen drama noch lange, nachdem in der lyrischen
dichtkunst die formen der neuen kunstpoesie herrschend geworden waren;
wir finden sie zum zwecke komischer Wirkung bekanntlich in Shakspere.
Es deutet dies darauf hin, dass wir für die metrik im drama eine ältere,
mehr volkstümliche traditiou anzunehmen haben, die nicht so bald den
•2 |l» A. SCHROKKR.
lu'iH'ii luniien «bis iVlil räiiiuto. Dioso alte tiadition selion wir zum toil
aiK'h in ilon aiton Mysterien; es ist auch dort liiinli^er Wechsel der rhytii-
uieu, künstlich u:eltaute partieen »ind holprijje. An der {jauzeu Verwir-
rung ist aber, wie icli "laube, der älteste rliythniiis schuld, den die Enj?-
länder mit ihren stammes^euossen auf dem contineute f^emeiusani liaben,
die alliterierende langzeile.' Ihr eiuHuss und ihr kämpf mit den
romanischen rhythmen ist es, der der englischen motrik eine so compli-
zierte entwicklung bereitet hat, in die Chauoer zuerst etwas Ordnung
brachte, die aber bald nachher wider aus raud und band gieng, bis sie
Surrey endgiltig consolidierte.
Die alliterierende langzeile hat sicli im Englischen liekannt-
lich viel länger erhalten als im Deutsclien; ym ende des 1 1. jaiirh. blühte
sie besonders in den westlichen grafschaften in lierrlichen scihöpfiingen
anfs neue auf. lieber ihre gestalt aber gehen die meinungen sehr aus-
einander. Während einer der bewährtesten kenner mittelenglischer poesie,
Rev. Professor W. W. Skeat, in seinem Essay on alliterative Poetry (in
vol. 111 der ausgäbe von Bishop Percy's Folio Ms.) ])raktisch an die frage
herantritt und vom staudi)unkte seines modernen Sprachgefühls der halb-
zeile zwei oder drei 'loud syllables' zuerkennt, liaben die deutschen ge-
lehrten vor allem nach dem Ursprünge des verses gefragt. Die einen be-
trachten die langzeile als eine verliindiing zweier halbzeilen von je vier
hebungen und leiten dieses metrum auf ein urarisches metrum zurück.
Die andern wollen, wenn sie auch vielleicht so ein altererbtes metrum
zugeben, dessen fortentwicklnng in historischer zeit im (Termanischeu
nicht gelten lassen. Zum mindesten im Altsächsischen, Altenglischeu
und Altnordisciien soll dies unmöglicli sein. Eine anzahl bedeutender
gelehrten hat die vicrhebigkeitstliec>rie zu guusten der zweihebigkeits-
theorie bereits fallen gelassen, und es hat beinahe den anschein, als wäre
die frage damit abgeschlossen. Dennoch ist letztere tiieorie noch nicht
erwiesen und auch noch durchaus nicht allgemein angenommen. Bern-
hard ten Brink hält in seiner Englischen Literaturgeschichte an der alten
ansehauung fest - so viel ich weiss auch Karl Müllenholf — und ebenso
Uosenthal, der über die mittelenglische langzeile eine sein- dankenswerte
abhandlung geschrieben (Anglia I, 11 4 iV.). Man muss nämlich nicht ver-
gessen, von welcher bedeutung die pausen sind und welchen spielraum
sie gewähren
Ferner muss man auch nicht vergessen, dass mittelenglische dichter
und spiellcute verschiedenen eintliissen unterlegen sind, so wie heutige
leser. Wir Germanisten sind an die mittelhochdeutschen tieffJJnc gewöhnt
und hören in einem vcrse wie:
Er reitet so freudig sein mutiges pferd
dieselben ganz gerne heraus, was anderen vielleicht entgeht (vgl. dazu
Scheren, Z. Gesell, d. d. Spr.'-' fWi).
' Es war mir eine freudige Überraschung, zu ersehen, dass auch in
prof. Schipper's buche der Zusammenhang der langzeile mit dem doggerei
rhi'me des Iti. Jahrhunderts beli:iui)tet wird. I(di wiisste davon noch nichts,
als ich das obige schrieb.
BALE, COMEDY CONCERNYNGE THKE LAWES. 241
Verhälttiissmässig rein, weil unter direktem einflusse alter tradition,
finden wir die alliterierenden langzeilen im Syr Gawayne. Nun betrachte
man einmal ein paar verse aus den prächtigen Übersetzungsproben, die
uns teu Brink in seiner Lit.-G. s. 425 f. davon gibt. Wir können, wenn
wir wollen, die schönsten achthebigen langzeilen herauslesen:
Der abenteüer anfang war für A'rtüs dies wunder.
Als sich im jungen jähre die jügendkraft ihm regte. — •
In raschem flüss verrinnt ein jähr, bringt rastlos das neue
(alexandriner kann man deswegen nicht leicht in der moderndeutschen
nachbildung finden, weil hier das end-e im Deutschen und Englischen
verschiedene geltung hat). Was aber das nächstliegende ist, das ist die
möglichkeit, die verse vierhebig statt achthebig zu lesen. Leute, denen
die alte skansion fremd ist, werden vermutlich lesen:
Hoch zum himmel vor der heerde fliegen.
Ist aber im ersten oder zweiten halbverse der eine tiefton nicht leicht
zu übergehen, so erhalten wir fünfhebler, freilich mit zweisilbigen Senk-
ungen, die uns heute nicht mehr geläufig sind:
Es stiebt von der linde das diirre läub zur erde,
Es falbt das gras der wiese, das grün war und saftig.
So werden heute viele lesen, so lasen wahrscheinlich auch in mitteleng-
lischer zeit viele. Belegstellen aus der ganzen mittelenglischen literatur
könnte man in masse beibringen; ich wählte aber absichtlich modern-
deutsche verse, da wir in bezug auf diese ein viel sichereres rhythmisches
gefühl besitzen.
Dass wir aber ein achttaktiges metrum zu gründe zu legen haben,
scheint mir ausserdem durch das verhältniss der alten langzeile zu den
lateinisch -romanischen rhytlimen, dem septenar und dem alexandriner
wahrscheinlich gemacht. Die alte langzeile scheint nämlich so tief im
rhythmischen gefühle der Engländer nachgewirkt zu haben, dass die frem-
den rhythmen sich erst mit dem alten einheimischen auseinanderzusetzen
hatten, bevor sie aufnähme fanden. Wir haben im Mittelenglischen weder
regelrechte alexandriner noch septenare wie im Romanischen und La-
teinischen. (Vom Ormulum etwa können wir hier leicht absehen, da es
das werk eines theoretisierenden gelehrten ist.) Alle freiheiten der alten
langzeile sind in ihnen widerzufinden. Dazu scheint der Wechsel von
alexandrinern und septenaren doch einen tiefern grund zu haben.
Der septenar ist ein katalektischer oder brachykatalektischer tetrameter,
je nachdem er weiblich oder stumpf auslautet. Der alexandriner, der wie
die alte langzeile in zwei teile zerfällt, kann nun als Verbindung zweier
katalektischer oder brachykatalektischer dimeter gelten, je nachdem die
cäsur und der versausgang klingend oder mit pausierung der vierten
hebungen stumpf sind. Es ist also der alexandriner nichts als ein sep-
tenar mit innerer katalexe. Den tetrameter aber, das achttaktige metrum,
müssen wir zu gründe legen, und so deckt sich hiemit die langzeile.
Es ist aber sogar der ausdruck septenar nicht richtig, denn wir haben
auch akatalektische tetrameter. Ein paar verse aus Kobert Manning's
Anglia, V. biiiid. 16
242 A. SCHROKI'K,
Cluonicle, in der iu;iu die alexandriner am reinsten anuiniuit, luöjijen dies
illustrieren. Mätzner, Sprai-hpr. s. '2\)~i:
7 Henry kyng, our priuce, at Westuiynster kirke.
l'e t^rlys döuhter öf Prouince, )'e fairest may o lif,
Hir ndiue is Helianöre, of gentille nortüre,
1(1 Hijönd l'e se )'at wore was nun suilk cr6atiire,
lu Iüj?16nd is sehe coroüued, )'at lady f?eut,
Tiio sönnes, luo doüliteres fre Jhesus lias |'am lent,
Edward & Kdiuündc, knyglit gckie in stöure,
Of Laicestre a stoiinde was Edmunde erle & Huure.
15 Vnto )'e Seottis kyng was uiärried Margarete,
Of Bretayü Beatriee 51 ng pe erle lu'ul )'at mayden suete.
Alexandriner sind liier v. 7, 1), 11», 11, 12, 14, lö; septenare v, 8, l'S-^ ein
akatalektischer tetrauieter v. 10.
Gegen die skansion der ersten halbverse von v. 7 — 8 und 15— IG
wird wol nichts einzuwenden sein. Y. 15—10 wäre wol auch anders zu
messen, wie überhaupt jeder andere vers. Ebenso wird man meine
skansion der halbverse 13 — ^14 gelten lassen können. Daraus folgt aber,
dass ohne scheu ein dreihebiger vers mit einem vierhebigen reimt, wobei
eben der dreihebige in der letzten hebung die dritte und vierte vereint.
Es 'scheint mir daraus mit Sicherheit hervorzugelien, dass uiclit der alexan-
driner zu gründe liegt, ob wol derselbe tatsächlich vorherrsclit, sondern
ein achttaktiges metrum.
Es wären die romanischen rhythmen nie so populär und beliebt
geworden, wenn sie nicht auf vorhandenes analoges gestossen wären.
So ergab es sich ganz von selbst, dass sie sich besonders in der
epischen dichtung heimisch machten, llobert of Gloucester und Robert
Manning sind die besten beispiele hiefür. Die alexandriner und sep-
tenare sind eben nichts als die fortsetzung der alten langzeile in
etwas moderner gestalt, indem das bindemittel der alliteration mehr
schwand. Oft wissen wir nicht recht, was wir aus einer zeile heraus-
lesen sollen: einen alexandriner, einen septcnar oder eine langzeile. Je
mehr sich die dicliter, besonders im süden Englands, von der alten
tradition entfernten und den fremden cinüüsseu ausgesetzt waren, desto
mehr gelang es ilmen, die fremden masse genauer widerzugeben, doch
eigentlich blieben die englischen verse immer in dem altüberlieferten
rliythmus. Es muss melodieen gegeben haben, achttaktige recitierende
melodieen, in die sich alles fügen musate, das alte wie das neue. Die
alte langzeile und die romanischen rhythmen bewegten sich darin in einer
Wechselwirkung aufeinander. Während die alte langzeile mit ihren frei-
heiten einen Wechsel zwischen alexaudrinern und septenaren veranlasste,
hatten diese andrerseits die kraft, die alte achttaktigkeit in einer zeit
zu erhalten, in der dieselbe wenigstens stellenweise leichter genonimen
wurde. Dort nämlich, wo die alte tradition weniger stark nachwirkte,
wäre die langzeile vielleicht ganz und gar zur viertaktigkeit herabge-
sunken, wenn die einwirkung der fremden tetrameter dem nicht vorge-
beugt hätte. Diese tendenz ist nämlich unverkennbar und im 10. jh. schon
HALE, COMKDY CONCEKNYNGE THRE LAWES. 243
SO sehr vorgeselintten, dass man in vielen fällen die langzeile nur luelir
theoretisch achttaktig lesen kann, wie wir weiter unten sehen werden.
Wie es kommen konnte, dass die acht hebungen sich zuweilen auf
vier reduzierten, wäre für den ausgang der inittelenglischen periode eher
erklärlich, nämlich auf die weise, wie ich oben die iibersetzungsproben
aus Syr Gawayii besprochen habe. Es wäre also ein absterben der alten
tradition, eine abstumpfung gegenüber dem alten rhythmischen gefiihl
anzunehmen.
Doch vielleicht liegt die sache tiefer. Wir finden ja in altenglischer
zeit langzeilen, die viel schwerer die acht hebungen aufweisen, als solche
aus dem 14., 15., 16. jahrh. Sollte man ihre achthebigkeit erst aus ihrer
späteren entwickluug allein rechtfertigen können. Das wäre ja gerade das
gegenteil von dem absterben einer alten tradition. Diejenigen gelehrten,
die die altenglische langzeile nur vierhebig messen, selbst wenn sie der
althochdeutschen die acht hebungen belassen, sagen: die tieftüne hätten
sich im Englischen eben frühzeitig abgeschwächt und so sei die lang-
zeile vierhebig geworden.
Ob es sich mit den tieftöneu auch wirklich so verhalte, scheint mir
doch nicht ganz so sicher, wie es auf den ersten anblick aussehen mag.
Da wird uns vielleicht die weitere Sprachentwicklung zu hilfe kommen.
Die betonungsverhältnisse im Englischen sind verschieden von denen
im Deutschen. Ich habe in meiner obenerwähnten abhandlung (im vier-
ten bände der Anglia s. 13, 38 u. ö.) die auffallenden betonungen in den
blankversdichtungen um die mitte des 16. Jahrhunderts besprochen und
da irriger weise , sowie meine herren Vorgänger auf diesem gebiete , die
Engländer miteingeschlossen, geglaubt, im Englischen gäbe es über-
haupt eine festgeregelte tonabstufung, wie wir sie im Deutschen haben.
Ich habe das schwanken der betonung in zusammengesetzten Wörtern
verzeichnet und daraus geschlossen, dass hierin ein grosser unterschied
des Mittelenglischen und Frühneuenglischen vom Alodernenglischen zu
sehen sei. Ein längerer aufenthalt in England hat mich darüber eines
anderen belehrt. Auch im heutigen Englisch ist ein eigentümliches
schwanken in der Verlegung des haupttous bald auf deu einen, bald auf
den andern bestandteil eines zusammengesetzten Wortes zu bemerken. Be-
tonungen wie scasidc, afternu'on hört mau sehr häufig neben seäside und
dflcrnoon, was die Wörterbücher lehren. Besonders verwirrend wirkt der
gebrauch der präpositionalcompositionen auf den fremden beobachter. Die
besten Wörterbücher geben z. b. an, dass direct, dislinct, divine zu spre-
chen sei; man hört aber jetzt y^oX QhQVi^ooh direct, dislinct. Ueberrascht
man nun einen Engländer in flagranti mit der frage, wie es eigentlich
zu heissen habe, weiss er in der regel keinen bescheid zu geben. Es
hängt dies aber von dem zusammenhange, in dem das wort im satze
steht, ab, und von dem nachdruck, den die eine oder die andere silbe
desselben dadurch erhält. Ich hörte den seeligen Dean Stanley im attekte
divine, divine aussprechen; ferner in einer anderen predigt: 'men who
delude, yes, tvho delüde themselves and delude others\
Ich als Deutscher glaubte freilich, delude und delude zu hören.
Das ist aber eben der irr tum, den Sweet meint, wenn er sagt (Sound
16*
244 A. SCIIROKKR,
Notation p. 5S, aus den Trausactioua der Loudouer riiilolügical Society
1S80 — Sl, part. II): 'no Gt'iman ever pronounces English ^Iximpudding
(p-h:mpMd/ii) corrcclly : ahvays cilher (ph:mp:Md/(i) or (p:li!iupMd?q)
— loh bemerke hier, dass -stroug stress, :halt-strong or medium
bedeutet — , the lalhr heing ivhal he hcars {ainl wluil is murked in the
pronouncing-diclionitries), tlie f'ormer wluil the wrillen ivord and the
associalions of his own lauguage snggesi to htm'.
Sweet erwähnt dies an einer stelle, wo er ganz dasselbe an seinen
landsleuten bezüglich der ausspräche des Französischen ausstellt, indem
diese nämlich frz. Paris als (p:ar-i) zu hören glauben. Zur erklärung
dieses umstandes bemerkt er: 'This is a natural tendency of the ear, no-
thing being inore di/J'icull lo identify ihan }>er/'eclly level stress'.
Aus der bemerkung über 'plumpuddiug' ersehn wir, dass Sweet im
heutigen Englisch also doch auch einen 'Icvel stress' annimmt, und zwar
nicht bei allen mehrsilbigen Wörtern, sondern bei solchen, deren bestand-
teile nach unsern begriflfen im Verhältnisse des hoch- und tieftons zu
einander stehn.' Ich möchte dies auf alle zusammengesetzten, in denen
die zweiteiligkeit noch im sprachbewusstsein lebt, ausdehnen und be-
schränken; tieftüne gibt es nämlich im Neuhochdeutschen und Modern-
englischen auf eudungssilben nicht mehr.
Wir verstehen jetzt das scheinbare seaside, afternoon und seaside,
aflernoon, distinct und distinct, deliide und delude. Beide Silben sind
gleich betont, d. h. gleich tonfähig und der oratorische oder logische
accent kann nun dahin fallen, wohin er Jeweilig passt.
Zusammengesetzte präpositionen wie into, unto, upon u.a.m. neh-
men den liauptton bald auf die eine, bald auf die andere silbe, je nachdem
sie im satze stehen. So glaube ich z. b. ruht in der Verbindung between
ineals der hauptton in beliveen eher auf der ersten, als auf der zweiten
silbe. Man kann ja auch moderne verse anführen, so z. b. aus Tennyson:
With blessings beyond hope or thought (Miuer's DaughteD
Well I was musing upon that, the Queen (i^ueeii Mary i, 4).
Man könnte nun geneigt sein, in solchen fällen einfach den vers-
accent zu versetzen, denn derlei tonschwankungen erscheinen uns Deut-
schen unzulässig. Die grammatiken sagen darüber nämlich nichts; dies
hat aber wol nur seinen grund darin, dass diese Schwankungen nicht
gerade häufig vorkommen, und wenn, den Engländern nicht auffallen.
Die Wörter verzichten nämlich auf einen bestimmten accent von vorn-
herein und ändern denselben, sowie die Stellung im satze es verlangt.
Meist stehen sie aber in stereotypen i)hrasen geborgen und erhalten auf
diese weise einen gewöhnlichen accent, der theoretisch als der ihnen
eigene angegeben wird, üb in romanischen compositionen die tendenz,
den accent so weit als möglich zurückzuwerfen, als ein immer mehr
' So fiel mir z. b. immer auf, wie Mr. Sweet, der sonst in bewunde-
rungswürdiger weise das Deutsche aussprechen kann, den namen 'I'raut-
mann aussprach, nämlich mit vollkommenem level stress auf beiden be-
standfeilen, als ob er zwei verschiedene worte mit gleichem nachdrucke
hervorbringen wollte.
J! ALK, COMKOV CONCliRNYNGE THHK LAAVK.S. 245
durcligreifcndes prinzip angesehen werden darf, ist docli nicht so sicher.
Warum haben wir denn im 16. Jahrhundert so häufig die accente weiter
zurückgeworfen als heutzutage? Das stünde ja mit dem fortschreiten
jenes prinzips gerade im Widerspruch. Es waren diese zweiteiligen Wör-
ter eben damals über ihre Stellung in den phrasen noch nicht im reinen,
und so hatte sich ein gewöhnlicher accent bei ihnen noch nicht in
dem masse festgesetzt wie heute.'
Leider kann ich diese fragen nur flüchtig berühren, weil uns, um
dieselben in ein gesichertes System zu bringen, eingehende, sorgfältige
aufzeichnungen über die betonungen im satze noch fehlen. Solche ge-
naue aufzeichnuDgen werden wol einiges licht darülier bringen, wie viel
die syntaktische Stellung eines Wortes und wie viel die bedeutung sei-
ner bestandteile den accent bedingen.'* Wir werden da auch sehen, wo
Willkür oder zufall zu gelten hat. Im Deutschen sind wir darin besser
berichtet; die worttöne schwanken nur in wenigen zusammengesetzten
Präpositionen, d. h. sie schwanken auch in ein und derselben gegend,
bei ein und derselben person. Nominalcompositionen aber schwanken
bei uns meist nur insofern, als wir bei manchen in verschiedenen gegen-
den verschieden betonen und ausserdem bei gleichartigen compositionen
oft verschieden verfahren, ohne bis jetzt zu wissen warum.
lieber die englischen satzbetonungsverhältnisse hat Henry Sweet
die eingehendsten Untersuchungen unternommen; wann er dieselben bei
seiner vielseitigen tätigkeit veröffentlichen wird, weiss ich freilich nicht.
Warum man z. b. im Vulgärlondonerischen meist Hyde-Park, Guild-
Iläll hört, warum man ebenda in der bewillkommnuugsphrase 'how are
you this evening' das persönliche fürwort am stärksten betont, was
Dickens so häufig verspottet, ist mir noch ein rätsei. Vielleicht werden
uns Sweet's arbeiten darüber klarheit bringen. Das eine aber glaube ich
geht aus dem gesagten bereits zur genüge hervor, dass wir im Neueng-
lischen andere tonverhältnisse haben als im Deutschen, dass nämlich in
Wortverbindungen, in denen wir im Deutschen hoch- und tiefton unter-
scheiden, im Englischen das prinzip des level stress herrscht, der
nicht nur die betouung des einzelnen Wortes, sondern auch die des
ganzen satzes beeinflusst.
Ich habe hier beim Neuenglischen nur von compositen gesprochen,
weil nur bei diesen heute ein level stress anzunehmen ist, und zwar
darum, weil der logische, oratorische accent im Neuenglischen sowie im.
Neuhochdeutschen jene sogenannten tieftöne, die auf cndungs- oder ab-
leitungssilben waren, übergangen hat.
Gehen wir aber auf das Mittelenglische zurück, so erhalten wir noch
weitere einblicke in das wesen der sogenannten tieftöue im Englischen.
• Der häufige unterschied in der betonung gleichlautender nomina
und verba, wie z. b. cönduct : coiidüc,/, wo das verb in der regel den
accent auf die letzte silbe verlegt, erklärt sich ja auch leicht durch die
sehr häufige Verwendung des verhs im partizip. präs. im satze.
2 Man vgl. die bedeutungsvollen bemerkungen von Sievers in seinen
Grundzügen der Phonetik (2. aufl. seiner Grundzüge der Lautphysiologie)
Leipzig 1S81, 3. 5 f.
2-16 A. SCHKOEKK,
Um Ulli' siflioioui bodeii zu stehen, nehmen Nvir Chaiicer. Das in die
jiugen fallendste sind die reime auf die partizipialendunj^^ -ing., wenn da-
durch die Stammsilbe eines einsilbigen verbs in die Senkung tritt. Reime wie
Coming : )veddi)nj, loiighing : mak'uig, livitig : nothing sind bei Chaucer so
gewöhnlich, dass sie nicht als gelegentliche lizenzen aufgefasst werden
können.
>'crfoIgen wir die partizipialendung in den verschiedeneu dialektcn
und den früheren pcrioden, so finden wir dieselbe immer voUtönig be-
wahrt, trotz der mangelhaften artikulation des endkonsouanten, der ja
im heutigen SUdenglisch gauz fehlt, und dessen mangelhafte artikulation
iiberliaupt die hauptveraulassung des Übergangs von -nd zu -ng gewor-
den ist. V'erglciclieu wir damit den verlauf der endung im Deutschen,
so wird der unterschied deutlich. Mittelhoclideutsch reimt stvebende :
lebende, lächende : machende, ja es kommt sogar elision des n vor, wie
senede, fveinde für senende, iveinende (vgl. dazu Sievers, Paul-Braune's
Beitr. IV, 531).
Auch die fortentwickiuug in den deutsclien dialekfen beweist den
geringen tonwert, den die präsentischc partizipialendung im Deutschen
hatte. Dass im Englischen das g in -ing nicht den unterschied bewirkt,
beweist die scliottische form -and, mit der es sich genau so verhalt wie
mit -ing. Der einwurf, dass die bequemlichkeit, leichte reimsilben zu
bekommen , hier die Verwendung von -ing im reime veranlasst habe,
scheint mir doch nicht ganz berechtigt. Chaucer war doch kein so
elender reimeschmied. AVarum wurden denn dann nicht auch endungen
wie -ed, -en von ihm im reime verwendet, die doch ebenso bequem gewesen
wären? Die Verwendung von -ing, -and im reime muss doch durch einen
ganz andern tonwert bedingt gewesen sein, als ihn die entsprechende
endung im Deutschen hatte.'
Man könnte nun ebensogut auch andere endungen anführen , wie
-y (altengl. -ip;\ -ren in doughtren, childrcn, -est (das superlativsuffix,
wobei ich nur an das Modcrnenglische zu erinnern brauche). Doch die
eine möge genügen, da ich ja hier die sache nicht erschöpfen, sondern
nur andeuten kann. Ich möchte im Englischen eine grössere bewahrung
der sogenannten tieftöne annehmen. Im Mittelenglischen ergeben sich
noch durcli die erweichung von kousonanten weitere tieftonige silben,
wie die auf -oive, verschiedenen Ursprungs. Ich habe Anglia IV, 27 f.
schon darauf hingewiesen. Altengl. swalewe hat mittelengl. im genitiv
swallowes, also tiefton auf der silbe -oiv. Der8cll)e bleibt dem worte
und iritt in eine linic mit altengl. tieftönen. So linden wir bei Chaucer
analüg den reimen auf -ing, solche auf -oive, -awe mit der Stammsilbe
vorher in der Senkung. Modernes englisches wie deutsches Sprachgefühl
' Man könnte hier erinnern, dass auch innerhalb des Mittelhoch-
deutschen die endung in substantivierten partizipien stark tieftonig und
rcimfähig wird, z. b.:
l'arziväl der wigant
erbeizte nider al zehant
(Parziv. ed. Lachm. 45«, 23).
Doch -ant i.st hier ableitungs- und nicht mehr endungssilbe.
BALR, COMEDY CONCERNVNGK THRK L WVJ'S. 247
wird durch dergleichen verletzt; wie haben wir uns dies :il'er zu Di. 's
zeit zu erklären? Einerseits durch das längere bewahren der tieftöne
als im Deutschen, andererseits durch den im Englischen wol schon in
altenglischcr zeit herrschenden level stress, demgemäss es eigentlich
tieftöne gar nicht gab.
Der level stress bestand niclit nur wie heute bei noininalconipositis
wie plumpiidding, scas'ule u. dgl. ui., sondern auch noch in vollem masse
bei Wörtern wie /äv'«»/, sorrow, grcedy, faircst. Der oratorische, d.h. der
logische aceent, machte dem mit der zeit ein ende, denn durch die streng
auf- oder absteigenden zweisilbigen vcrsfiissc der neuen knnstpoesie ge-
riet der level stress in eine schiefe läge. Chancer stellte die tieftöne in
den reim und die haupttöne wurden dadurch zur Senkung. Dem wider-
strebte der logische aceent. Chaucer war der aufänger, Surrey aber der
Vollender, und obwol auch er noch spuren des mächtigen nachwirkens
der alten tieftöne (oder richtiger gesagt, der mit der Stammsilbe an ton
gleichwertigen aber logisch minder wichtigen silben) zeigt, brach der
logische aceent dennoch wenigstens im reime, der hervorragendsten heb-
ung des ganzen verses, durch.
Es scheint nun aber diesem tonwerte der uebensilben eine grund-
lehre englischer Sprachentwicklung zu widersprechen: lernen doch unsere
kinder schon in der schule, die englische spräche sei diejenige, an der
das allmählige absterben der formen am deutlichsten zu sehen sei. Diese
schulmeinung, so richtig sie sein mag, verführt aber zu leicht zu einem
grossem irrtum. Man unterscheidet nicht zwischen schulsprache und
dialekt. Die gebildete Umgangssprache verhält sich im Deutschen ganz
anders zu der mundart, wie im Englischen. Wir bemühen uns, die ge-
schriebene literatursprache so viel als möglich auch in der Umgangs-
sprache zum ausdruck zu bringen. Die mundart verkürzt, indem sie
viele neben Silben synkopiert imd apokopiert. Es ist dadurch ein grosser
gegensatz zwischen Schriftsprache und mundart auch in der silbenzahl
eines satzes vorhanden , die es im Englischen nicht gibt. Die gebildete
modernenglische ausspräche steht auf derselben stufe der entwicklung
wie die vulgärsprache. Der Engländer schreibt zwar auch / give wie
der Deutsche ich gebe, bemüht sich aber nicht, das end-e auszusprechen. '
Es ist oft unmöglich, neuenglische verse genau in's Deutsche zu über-
setzen , ohne ein längeres metrum zu hilfe zu nehmen. Man versuche
aber einmal irgend eine deutsche mundartprobe wörtlich in's Vulgärlon-
donerische zu übertragen oder umgekehrt, und man wird sehen, dass der
unterschied in der silbenzahl aufhört.
Es scheint mir also die behauptung, dass die tieftöne sich im Eng-
lischen frühzeitig abgeschwächt hätten, durch ihre tatsächliche entwick-
lung in der spräche nicht gerechtfertigt. Es scheinen mir im gegenteil
die sogenannten tieftöne im Englischen sich ganz anders beliauptet zu
' Der Verlust der infinitivendung hat wenig zu sagen. Es ist in den
ältesten denkmälern, sowie in gutaltenglischer zeit in mehreren dialekten
das -« nicht vorhanden, ausserdem spielt der »-laut im Englischen eine
ganz eigene rolle, auf die näher einzugehen hier nicht der ort ist.
248 A. SCHKOKKK,
IihIioii, als im Uoiitsi'luMi. Wir selion dies im Noiionf^lisohcn in doni W\A
streas auf den bcstaiulteilcu zusaiumengosctztei- würter, im Mittoleug-
lisclien in dem lovel stross iiuf denselben wie auch auf tieftouigou
onduugs- und ableitungssilbcn. Aus dem Altenglischen können wir hier
ilon levol stress nicht ableiten, weil wir durch diesen ja etwas im alt-
englischen verse beweisen wollen, und da befänden wir uns in einem
üirlcel. Es scheint mir aber doch kein unberechtigter schluss, dass wir
dieselben betunungsprinzipien, die wir im Mittel- und Neuenglisclien ver-
folgen können , und die im Neueuglischeu dem Mittelcnglischen gegen-
über bereits etwas au boden verloren haben, in vollem masse dem Alt-
englischen zuerkennen können.'
Wenn ich nun im Altenglischen die herrschaft des level strcss über
hoch- und tieftonige silben annehme, so möchte ich mir erlauben, daran
einen erkläruugsversuch der altenglischen langzeilc 'zu knüpfen, mit dem
ich mich nur mit aller bescheidenheit und vorsielit hervorwage, da diese
frage doch nicht so schnell zu entscheiden ist. Sehr würde ich mich
freuen, wenn von anderer seite dieselbe aufgenommen würde, sollte dabei
auch meine theorie über den häufen geworfen werden.
Das gewichtigste argument gegen die vierhebigkeit der halbzeile
sieht mau in der Stellung der reimstäbe, doch ich weiss nicht, ob es ge-
rechtfertigt ist, diese von Rieger so minutiös aufgestellten regeln als
grundlage der langzeilc hinzustellen. Das wesentliche sind doch wol die
acht takte.
Wenn der level stress die kraft hatte, den sogenannten tieftöneu
eine höhere geltung zu verleihen, so zog er andrerseits die folge nach
sich, dass haupt- und nebenton, beide au inteusität des tones verlieren
konnten, und zwar nicht nur an inteusität einander gegenüber, sondern
auch andern silben gegenüber, die wir nach den gesetzen, die wir für
die altgermanische betonuug zu gründe legen, als unbetont bezeichnen
möchten. Statt in der altengl. langzeile von abschwächuug oder verlust
der nebentöue zu si)rechen, könnte mau füglicher von einer ausgleich-
uug der töne reden. Es kann der alten tradition, und wol einer alten
rezitierenden melodie gemäss die hebung auf eine tieftonige silbe fallen;
die tieftonige silbe ist aber mit der huchtonigen so ausgeglichen, dass
beide beinahe ohne bemerkbaren nachdruck hervorgebracht werden und
so beinahe unbetont erscheinen. So wird nun aber der unterschied
zwischen den betonten und unbetonten silben ein sehr geringer. Dem-
gemäss fällt die hebung in dem traditionellen rhythmus, wenn
keine regelrecht hoch- oder tieftonige silbe vorhanden ist, naturgemäss
auf eine streng genommen unbetonte.
Hierin nun liegt das punctum saiiens. Da die unbetonte silbe eine
hebung tragen kann, wenn keine bessere daist, al»er nicht muss, steht
es jedem frei, zu lesen wie er will. W^er unter dem einfiusse des alten
• Ich kann hier niclit darauf eingehen, wie vermutlich auch im Alt-
deutschen das verhältnisK von hoch- zu tiefton ein anderes war als heute,
und wie wir aus der deutschen nietrik des 17. Jahrhunderts darüber
noch interessantes lernen könnten.
HALT', COMEDY CONCEKNYNGE 11!KR I.AWES. 219
rhythmus steht, wird demgetnäss 8 takte rezitieren, wer aber demselben
fremd gegenüber steht, wird so viele hebungen herauslesen, als ihm aus
dem betreffenden verse allein mit notwendigkeit hervorzugehen scheinen.
Hierin liegt auch die Versöhnung mit den anhängern der zweihebigkeits-
theorie; sie können mit demselben rechte achthebige langweilen vierhebig
lesen, wie mancher Engländer des 15. und 16.jahrh., der ausserhalb des
einflusses jener tradition stand, seine langzeilen so gelesen haben wird.
Im Altenglischen liefen freilich andere einflüsse nicht in dem
masse parallel wie in spätmittelenglischer zeit, und da kann ich mich
nicht entschliessen, die langverse anders als achttaktig zu lesen, freilich
mit modificationen.
Es sagt Wilhelm Scherer einmal bei gelegenheit der besprechung
des altgermanischen verses (in der 2. aufl. seines buches 'Zur Gesch. d.
deutschen Sprache' s. 634) folgendes: 'welchen andern beweis haben wir
für die giltigkeit irgend welcher metrischen regeln, als ihre durchführ-
bar keit?'
Den grössten teil der überlieferten altenglischen langzeilen können
wir achthebig lesen, wenn wir für die verderbten stellen naheliegende
änderungen conjicieren; wie dies z. b. Heyne (Beowulf^ s. 84, dem ich
freilich leider in anderen punkten nicht beistimmen kann) getan. Bei
anderen aber müssen wir an den tonausgleichenden einfluss des level
stress denken, durch den die Schwierigkeit, die nötige hebungszahl
herauszubringen, behoben wird. Wider bei anderen müssen uns aber
die pausen helfen, sei es pausierung der letzten hebung, ähnlich wie
beim septenar, wie wir dies schon oben besprochen, oder auch vielleicht
hie und da durch innere pausen, wobei eine hebung das gewicht, oder
vielleicht besser gesagt, die Zeitdauer zweier takte auf sich nimmt.
Da trotz vielfacher Verderbnisse der Überlieferung mir auf diese
weise die altengl. langzeile noch immer als achthebig erscheint, zögere
ich nicht weiter, der mittelenglischen, bei der die achthcbig-
keit sich auch aus anderen gründen, wie oben gezeigt, als wahrschein-
lich erweist, dieselbe zu gründe zu legen.
Es kann nun, wie gesagt, eingewendet werden, dass die allitera-
tion dem prinzipe des level stress widerspreche; dem kann ich nur ent-
gegensetzen, dass es mir nicht erwiesen scheint, dass diese in englischen
langzeilen auf den rhythmus selbst noch einfluss gewonnen hat. Sie war
schmuck, wie der reim schmuck ist, um eine gewisse strophische gliede-
rung ersichtlich zu macheu. Dass das zusammenfallen von haupthebungen
und Stäben nicht das wesen der sache ausmachte, beweisen die ausnah-
men und die Weiterentwicklung im Mittelenglischen. Wie man gewöhn-
lich kein unwichtiges wort in den reim setzen wird, so pflegte man auch
kein solches mit dem Stabreime zu versehen. Der logische, oratorische
nachdruck, der mit dem Stabreime verbunden war, fand sich naturgemäss
meist auf haupthebungen ein; die tonwerte der anderen brauchten des-
halb nicht geringer zu sein.
Ich habe der alliterierenden langzeile hier so viel räum gewid-
met, weil sie es ist, die uns die knüttelverse des tti. jahrlumderts er-
klären muss.
250 A. SCHKOl'KK,
Professor l>. teu Brink setzte auseinandor', wie im stilo und in
der inctrik Skelton's zwei verschiedene einflüsse ziisaminenträt'en: einer-
seits der einfluss der duroh Chaucer neubenründeten kunstpoesie, andrer-
seits der des Stils, der an die roniaupoesio des enü^Iischen nordens und
Westens erinnert. Die tbl^e ist anfangs ein unsicheres schwanken zwi-
schen beiden Stilen, später ein nobenoiiiander beider Stile in reiner aus-
bildung. Ein muster des kuuststils ist The Bowgc of Court; die
andere richtunjif zeigt sich z. b. in einigen satiren Skelton's gegen seinen
rivalen Sir Christopher Garneshc.
Man könnte wol im allgemeinen sagen, dass sich die ganze me. mctrik,
in der sicli nicht der direkte eintluss der Cliaiicer'schcn kunst zeigt, auf (bis
altengl. aclittaktige nietrum zurückführon Hesse.- Das achttaktige metrum
ist aber eigentlich nur eine Verbindung je zwei viertaktiger kurzzeilen zu
einer langzeilc. Das einzige mittel strophischer gliederung war ja auch in
der altgermanischen poesie die anordnung von lang- und kurzzeilen nach
einem bestimmten systeni. Es lilsst sich dies wol auch in dem berühmten
mittelengl. kuckuckslied (vgl. darüber ten Brink's Lit.-G. I, ;(S1) erkennen,
das uns zugleich mit den zugehörigen musiknoten und einem lateinischen
texte in einer handschrift aus der mitte des lü. Jahrhunderts erhalten ist
und das uns EUis (OEEP. II. ■12t;) mitteilt:
1. Svracr is icumen in. Ehude sing cuecu.''
2. Growcj? sed and blowe]' med and spring)' )'e wdc nu.
:{. Sing cuccu.
•1. Awe biete]? after lomb. IhouJ; aftcr cakic cu.
.T. Bullae Sterte}' . bücke uertej' Murie sing cuccu.
i). Cuccu Cuccu
7. Wel singes ]>ii cuccu ne swik jui uauer nu.
8. Sing cuccu nu. Sing cuccu.
'.♦. Sing cuccu. Sing cuccu nu.
Die beigegebene musik und der lateinische text zeigen uns deutlich die
achttaktigkeit resp. viertaktigkeit der verse. Alle versc sind hingzcilen
ausser vers :i und 5, welche viertaktigc kurzzeilen sind, wie die musik
beweist.
Es ist nun niclit nötig, dass die kurzzeilen so viele rliythmischc
pausen erhalten, dass von ihnen fast nichts mehr übrig bleibt. Es kann
dies stattfinden und es muss dann der vers theorctiscli doch als viertaktig
gellen, meist aber erleiden die kurzzeilen nur einfache katalexe oder
' In seinen Vorlesungen über die geschieh te der englischem literatur
seit I.'jUO, denen icli im s. s. l^^TVI zu Strassburg mit grossem interesse
beiwohnte. Diesem cc^lleg verdanke icli iilicrhaupl viel, und besonders den
metrischen bemcrkungcn darin die anregung zu dieser meiner arbeit, wobei
ich l'reilich für etwaige gewagte aufstclluugen allein verantwortlich bin.
■^ Was ja gar nicht damit im widerspruclie steht, dass sich in der
lyrik fremde ötrophisclie Systeme mit den einlieimischen vermengt und
diese beeinflusöt lial)en , iilinlicii wie wir das für die epische langzeilc
wahrscheinlich zu machen versuchten.
^ Der entsprechende lateinische text beginnt:
1. Perspicc christicolä <juc dignaci6 — ,
HALE, COMEDY CONCEKNYNGE IHRE LAWES. 251
bracliyk.-italexc; dies ist besonders dort der fall, wo die kurzverse selb-
ständig für sich vorkoinnien und in folge des liiiizukommens des reimes
mit dein lateinischen diiueter der hyinnenpoesle zusauuuenfallen. Doch
es folgt auch zuweilen nach einem bestimmten, wenn auch etwas lockeren
Systeme auf eine reihe langzeilen eine solche von kurzzeileu. Wir haben
dies z. b. im alliterierenden Syr Gawayne.
Selbständig^ aber entwickelte sich die kurzzeile in ganz origineller
weise ausserhalb strophischer Systeme mit allen freiheiteu, die die alte
tradition erlaubte, im Skeltonical metre. Man nimmt hierin gewöhn-
lich die grösste Willkür und regellosigkeit bezüglich der zahl der heb-
ungen an, sowie eine solche bezüglich der rei'uzahl in der tat obwaltet.
Man teilt dem Skeltonical metre in der regel zwei oder drei hebungen
zu und wird die verse auch ohne scheu so lesen können, obwol es man-
chen darunter gibt, der für alle vier hebungen platz hat. (lieber wirk-
liche, auch theoretisch nur zweihebige Skelton'sche verse weiter unten.)
Warum die drei oder zwei hebungen aber an der sache nichts ändern, wird
nach dem vorhin erörterten klar sein. Ist der dimeter katalektisch, so blei-
ben nur drei hebungen übrig. Da aber die hebungen überhaupt in folge des
level stress nicht besonders hervortreten können, findet es sich von selbst,
dass innerhalb des traditionellen viertaktigeu rhythmus sich auch silbeu
zu einem verse reihen, die streng genommen zu wenig tonwert besässen,
um vier hebungen zu veranlassen. So ist es dann erklärlich, dass man,
wenn man nicht eine rezitierende melodie zu gründe legt, zweitaktig
lesen wird, wo nur zwei hebungen durch den darauf ruhenden logischen
accent bemerkbar sind. Es mag sogar bei der rezitierenden Vortrags-
weise über die pausierten takte hinweggegangen worden sein. Ein paar
verse aus Skelton's Elynour Rummyng mögen dies veranschaulichen:
v. 522 ff. Anöther broüght her gärlyke hedes,
Anöther broüght her bedes
Of iet er cöle,
To 6fFer to the äle pole:
Söme broüght a wymble
S(5me broüght a thymble,
Söme broüght a s.yike lace
Söme broüght a pyncase,
odpr v. .580 ff. But, syr, among all
That sät in that hall,
There was a prycke medenty
Sat lyke a seynty,
A'nd begän to paynty u. s. w.
Es ist klar, dass die hebungen hier auch anders zu verteilen wären.
Aus der alliteration, die hier überhaupt nicht stark bemerkbar ist, kann
man im Mittelenglischen überhaupt nicht auf die skansion schliessen. Es
bleibt unserm gutdünken überlassen, wie wir lesen wollen. Verse wie
522, 582 können nur viertaktig sein; vers 524 wird aber nur zweihebig
sein, desgleichen wol auch 58(i- 1, wenn wir dieselben lesen und nicht
rezitieren; dies ändert aber am prinzip gar nichts.
'ir»2 A. SCIIKOKKK,
\'oii (loiiisollHMi gesiohtspuTiktc aus miisson wir dio lang/.oilc ho-
trju'htou.
George Gascoi gno liat uns über dio englisclie niotrik des !(i. Jahr-
hunderts wertvolle kundc liiiitcrhisson in seinen 'Certayne Notes of In-
struction in Engiish vcrse' 1575, aus denen ich einige der wichtigsten
stellen in meiner oben erwähnten abhandlung (Auglia IV, s. 19 ff.) mit-
geteilt habe. Gascoigne beklagt, dass hinter den unwiderstehlich vor-
dringenden jambischen rhythmen, ältere, weniger monotone zurückstehen
müssten, so z. b. eines, das er durcli zwei verse illustriert, deren skansion
er durch eine hier niclit widerzugebendc Zickzacklinie bezeichnet, die ich
aber in unsere gewöhnlidie be/.eichnungsart genau übersetze:
No wight in this world, that wealth can attayne,
. ^ -L V. V . ' ' ^^ v^ j_
Vnlesse he beleue, that all is but vayne.
_ . _? ^ ^ '- _ _'_ v^ w '
Dies sind zwei ganz gewöhnliche 'duggciel rliymcs'. Man vgl. damit ein
paar aus Shakspere, Com. of Errors III, i.
:{^. Who talks within therc? ho! open tlie door
79. Ay, when fowls have uo feathers and fish have no fin
Man glaube nun aber ducli nicht, dass dies skansionsschema, das der ge-
lehrte (Tuscoignc für diese zwei verse da aufgestellt, als regcl für alle
'doggerei rhymes' anzusehen ist; Gascoigne gibt uns doch selbst zu ver-
.stehen, dass in den älteren rhythmen eine nunmehr verschwundene ab-
wechslung geherrscht habe. Neben den citiertcn verscu aus der Com. of
Errors finden sich anders gemessene:
74. Break any breaking here, and I'll break your knave's pate
v^ — \_/ ' ~ K^ — K^ — K-y — K^ — •
75. A man may break a word with you, sir, and words are but wind.
81. For a fish without a fin, there's a fowl without a feather:
S2. If a crow hclp us in, sirrah, we'll pluck a crow together
j- ^/ ^- V_/ — (yy ) >^/ - - \^ -'■ K^ V_/
(ich bemerke hier, dass anreden, ausrufe u. dgl. wie v. 75 sir und v. 82
sirrah häufig nicht mit in den rhythmus zu zählen sind).
Nun vergleiche man damit einmal regelrecht alliterierende langzcilen
aus dem Syr (iawaync. Während wir obigen Shaks})ere'schcn vers 81
ganz gut als eine alte laugzeile lesen könnten, können wir auf verse aus
dem Syr (iawayne auch Gascoigne's obiges scliema anwenden, wobei
natürlich zwei -^ statt eines - stehen können, und der auftakt seine frei-
heit hat:
:uj(i. J^^en eomaündcd ):'e kyng ])G km'i^t for to ryse;
v_/ \_^ - _-/ ^^ — ^^ - v> v-/
& h6 ful radly vp rös, & rüchched hym fayrö
Die alliterierende langzeile und ihre verschiedenartigen fortsetzungen im
15. und Ki. Jahrhundert können nach den dargelegten prinzipien in fol-
genden Schemen .sich bewegen:
HALE, COMEDY CONCERXYiN'GK THRK LAWES. 253
1. Vollmessung, als akatalektischer tetrameter.'
2. Als katalektischer tetrameter, d. h. als septenar und zwar mit ein-
facher katalexe klingend, mit brachykatalexe stumpf.
3. Als zweifach katalektischer tetrameter, mit katalexe zu ende und
innerer katalexe nach der cäsur, besser gesagt als Verbindung
zweier katalektischer dimeter, d. h. als alexandriner; natürlich auch
hier stumpf oder klingend in derselben weise.
4. Es kann auch vorkommen, dass der erste dimeter katalektisch,
der zweite akatalektisch ist, also die umkehr des septenars.
5. Bei mangelhafter beschwerung der hebungen, in folge deren nur
vier hebungen genügenden ton wert besassen, um sich bemerkbar
zu machen, erscheint die halbzeile nur zweihebig; die zahl der
Senkungen ist ohne belang. Dies ist das Gascoigne'sche Schema
des doggerel-rhyme.
6. Wird ein halbvers zweihebig, der andere dreihebig, d.h. vierhebig
katalektisch, so entsteht ein fünftaktiges metrum, das eventuell
mit dem jambischen funfhebler zusammenfällt.
Dies sind die möglichkeiten, innerhalb deren sich die langzeile be-
wegen konnte. Wir haben aber noch eines umstandes zu gedenken, der
für das verständniss des doggerei rh3'me von bedeutung ist. Es ist dies
der einfluss der neuen kunstpoesie des IG. Jahrhunderts und deren kämpf
mit dem doggerei rhyme.
In den drameu der ersten hafte des 16. Jahrhunderts und gelegent-
lich darüber hinaus, ist nämlich die doggerel-rhyme-form nicht die un-
umschränkt herrschende. Vielmehr ist es gerade eine regellose mischung
dieser verwilderten langzeilen mit jambischen fünf-, sechs- und sieben-,
ja acht-heblern, die die lesung solcher dramen so schwierig, so zweifel-
haft macht.
Es macht sich nämlich häufig das bestreben bemerkbar, in den
formen der kunstpoesie zu dichten, und wo der doggerei rhyme an solche
anklingt, kommt es nicht selten vor, dass nun in diesen einige zeilen
weiter gereimschmiedet wird. Andrerseits wird die kunstpoesie durch
die alte langzeile auch unterstützt. Es scheint mir nicht unwahrschein-
lich, dass die in der zweiten häifte des 10. Jahrhunderts so beliebte Ver-
bindung des alexandriners mit dem septenar, die in reiner gestalt viel-
leicht auf Surrey zurückgeht, ursprünglich eine anlehnung au die lang-
zeile, den katalektischen und zweifach katalektisclien tetrameter gewesen
sei. Es wäre dies metrum eben eine kunstmässige regelung, eine Ord-
nung des ungeordnet bereits vorliegenden.
Allmälich findet man auch, dass die formen der kunstpoesie als die
für die ernsten partieen des dramas einzig schicklichen betrachtet wer-
den, wenn auch deren ausführung noch holpert, während für die rüpel-
' Es muss bemerkt werden, dass vereinzelte fälle, in denen der achte
fuss sogar klingend ausgeht, nichts gegen die annähme einer vierten
hebung bei dreihebig klingender halbzeile beweisen; es ist dies nur die
folge der abstumpfung gegenüber derartigen traditionellen hebungen,
die dieselben einmal schematisch mitzählte und ein andermal leichtsinnig
ignorierte.
254 A. SCHKOKER,
sronon oder so^far für die woite des genioiiKM» nianncs der doj^gerel
rhyme ausrewandt wird. Koi Sliakspere ist dies bekanntlich bereits feste
regel, wenn auch nicht überall.'
Ehe ich aber auf die doggerei rhyuies in einzelnen dranien eingehe,
uiuss ich noch eine erscheiniiug berüliren, die höchst eliarakteristisch für
die entwicklnng der uietrik der zeit ist, und zwar für die eutwicklung
iu entgegengesetzter richtung, auf dem gebiete der kunstpoesie. Ich
meine 8ir Thomas Wiat, den freund Surrey's, dessen metrik uns deut-
lich zeigt, wie auch die richtung der kunstpoesie zu lächerlichen extre-
men führen konnte und niusste.
Wiat strebt nämlich in erster linie strenge gieichmässigkeit der
silbenzahl an; er nimmt sich die Italiener zum muster. Er baut sonetto
mit zehn- oder elfsilbigen versen.
Wie aber die englische wortbetonung dabei wegkommt, wird gleich
das erste seiner gedichte in 'l'ottel's Miscellany (Arber's reprint p. .'{3)
zeigen:
The longe loue, that in my thought 1 harber,
And in my hart doth kepe his residence,
Into my face prcasetli with bold pretence.
And there campeth, displaying his banuer.
She that me Tearns to loue, and to suffer,
And willes that my trust, and lustes negligence
Be reined by reason, shame, and reuerence,
With his hardinesse takes displeasure.
Wherwith loue tcTthe hartes forest he fleeth,
Leauyng his enterprise with paine and crye.
And there him hideth and not appeareth.
What may 1 doV when my maister feareth,
But in the tield with him to liue and ^ye,
For good is the life, endyng faithfully.
Abgesehen von der Verletzung des jambischen rhythmus im vers-
innern, sind die reime liarber : banner : s uff er, ferner tieeth : appearetli
eigentümlich. Sie wären zu erklären durch gäuzliche Vernachlässigung
der tonwerte, wobei jede zweite silbe einen accent kriegte und die letzte
im reim stehen müsste, ohne riicksicht aut ihren wert. Auf appeareth
reimt aber auch feareth und hier scheint der reim sich auch auf die
Stammsilben zu erstrecken. Doch lesen wir z. b. die verse (Tottel's
Mise. :iS):
Because 1 still kept thee fro lyes, and blame.
And to my power ahvayes thee lionoured,
Vnkind tongue, to yll hast thou nie rendred,
For such desert to do me wreke and shame.
In nede of succour most when that I am,
' Als doggerei rhymcs sind auch die unregehnässigen verse in Lyly's
'The woman in the moonc' aufzufassen, die ich Anglia IV, (K) zum teil
als prosa angesehen habe. Wir sehen daselbst z. b. (a. a. o. s. Gl) auch,
wie ein kunatmässiger vers mit einem doggercl rhyme reimt.
RALE, COMEDY CONCEKNYNGE THRE LAWES. 255
To aske reward : tliou standst like one afraied,
Alway inost cold : and if one word be sayd, etc.
oder |). Ob:
Desire encreasyng ay my hope vncertaiue:
That lüiie or wait it, alike doth nie payue.
]). G',): Loue, Fortune, and uiy minde which de remember
Eke that is now, and that that ouce hath bene:
Tormeut luy hart so sore that very often
I hate and enuy them beyonde all measure.
oder p. 53:
Behold, Loue, thy power how she desplseth:
My greuous payn how litle she regardeth,
Right at her ease, and litle thee she dredeth.
Weaponed thou art, and she vnarmed sitteth:
To the disdainful, all her lifo she leadeth:^.
Behold Loue, how proudly she triumpheth,
I am in hold, bat if thee pitie meueth:
Go, bend thy bow, that stony hartes breaketh:
And as his lord thee lowly here entreateth.
Dergleichen reime sind bei Wiat nicht selten, so z. b. auch auf p. 83:
warriour : endeuour : ouer u. a. m. Sie beweisen aber wol nicht, dass Wiat
so skandiert haben wird, wie es aus den zuerst angeführten verseu (von
p. 33) hervorgehen könnte. Wie in diesen die reime apeareth : feareth so
werden wir noch vielmehr in denen von p. 3S, 58, 68, (59 blosse reime
für's äuge anzunehmen haben; Wiat zählte ängstlich genau 10 oder 11
Silben die zeile und sah darauf, dass die letzten ihren reim fanden. Ob
der weibliche versausgang mit einem männlichen (honoured : rcndred,
bene: often, triumpheth : meueth), oder blos weibliclie, sonst unbetonte
endungen mit einander reimten (despiseth : regardeth), oder einmal ein
wort mit einem andern in der Stammsilbe reimt und zugleich mit einem
dritten blos in der endung (dredeth : sitteth : leadeth), kümmerte ihn nicht
viel. Tieftöne, die nachgewirkt haben könnten, wie in dem hochbeton-
ten -ing bei Chaucer, das Wiat auch noch sehr oft hat, besitzen die reim-
silben hier nicht. Es handelt sich lediglich nur um die silbenzahl. Ver-
gleichen wir mit Wiat's Übersetzung dieses Petrarca'schen sonetts (p. 33)
die Übersetzung Surrey's (bei Tottel p. 8 f.), so finden wir ausser dem vor-
kommen von liueth einmal im zweiten fusse und Taketh einmal zum
versbeginne, ganz reine neucnglische jamben ohne Verletzung des wort-
oder versaccents.
Wiat ist kunstdichter und gieng in der nachahmung der italienischen
muster nur zu weit. In vielen seiner dichtungen, vielleicht den späteren,
hat er die oben gekennzeichnete versmessung ganz abgestreift und dichtet
in tadelloser form. Es ist dies vermutlich dem einflusse seines freundes
Surrey zuzuschreiben, der sich auch in den meisten übrigen gedichten,
die Tottel's Sammlung enthält, woltätig kund tut. Die verse aber, die
Wiat noch ohne jenen heilsamen einfluss verfertigt, zeigen, wohin die
grosse metrische Verwirrung und Unklarheit der begrifte auf dem gebiete
der kunstdichtung führen konnte.
256 A. SCHROEER,
Es ist wol kein ziitall, wenn wir bei hotrachtuiifj des knüttel verses
im en^lisclieu dniuia an jene ältesten spielsaninilunf^en anknüpfen können,
die unter deiu nanien der 'Towneley Mysteries bekannt sind. Wir
haben darin meist alliterierende langzeilen mit binnenreim, demzufolge
sie in kreuzweise reimende kurz/.eilen zerfallen. In gleicher weise Hesse
sieh das prinzip iu den Cuventry Plays nachweisen. Ich glaube aber
meine diesbezügliche Untersuchung jetzt weglassen zu können, da ja in
prüf. Schipper's metrik darüber ausführlich gehandelt ist, wenn auch vom
Standpunkte der zweihebigkeitstheorie. So wende ich mich gleich zu Lynd-
say und Skelton, die für Bale doch am meisten iu betracht kommen.
Lyndsay's 'Satyre of the tlirie Estaits' beginnt mit, alliterie-
renden laugzeileu, die aber bald in halbzeilen verlaufen:
The Fäther and fiunder of faith änd felicitie
Thät your fässioun förmed to Ins similitüde
Arid bis b'one, our Säuioür, scheild in necessitie, —
That böeht j6w from bäillis räueon ri'ule,
Kepleadgeänd bis personäris \vith Ins hart bli'ide,
The halie Gaist, gouernour and groüuder of grace,
Of wisdöme and weilfair baith fountaiue and tlüde,
Gif 50W all that I sie seasit in this place,
And scheild jöw from sinne.
And with his Spreit jöw inspyre,
Till r haue schäwin my desyre
Silence, Sinieraine, I' requyre;
For now I' bcgiu.
Nun folgen regelmässige fünffüssige jamben:
Tak tent to nie, my friends, and hald jow cöy —
die aber bald in vierfüssige übergehen. Die vierfüssigen zeigen die frei-
heiten des fehlens der Senkungen, der katalexe u. a. m. Die fünffüssigeu,
die nicht selten weibliehe cäsuren zeigen, linden sich recht geschickt ge-
messen; Lyndsay bediente sich dieses kunstmässigeu uietrums z. b. auch
im Testament of S(iuyer Meldrum. Im allgemeinen ist der gebrauch
der kunstmässigeu rhytlimeu auf die ernsteren jjartien beschränkt. Der
grüaste teil des Stückes ist in viertaktigen halbzeilen von verschiedener
reimordnung geschrieben, doch finden danelien recht derbe doggerei rhymes
besonders in den rüpelscenen räum. Oft sind dieselben in ziemlich reinem
jambischen rhythmus, regelrechte septenare, doch platzen darauf wider rohe
verse, ohne Senkungen, die aber trotzdem durch ihre Verwendung zeigen,
wie viel takte ihnen zukommen. Eine kleine probe wird genügen : v. IKßOff.
Diligence. Loiipe now, gif thou list; for thoü hes lost the ledder
l'aupcr. It is füll weil, thy kind to loi'ip and licht in a ledder.
Thou sal be faine to fetch agane je ledder, ör I loi'ip.
I sdil Bit heir, intö this tcheir, tillT haue^tümde the stoup.'
' Die inneren reime faine : agane, heir : their beweisen nichts für
eine atrophe; sie sind zu der zeit oft ohne system eingemengt, so wie
die alliteration.
BALE, COMEDY CONCERNYNGE THRE LAWES. 257
Dil ige nee. Swyitli! begger! bögill! haist tlie away!
Thow iirt över pert to spill oür play.
Pauper. I wil not gif, for al jour play, wörth an s6wis färt;
For thair is rieht lytill play at my hüngrie hart.
Diligenee. Quliat Devill aus this crucket carle'?
Pauper. Marie! Meikill sörröw.
I cän not get, thöcht I gäsp, to beg, nör to börrow.
Diligenee. Quhair deuill is this thou dwels? Or quhats thy intent?
Pauper. I dwell into Läwthiane, ane myle fra Tranent.
Diligenee. Qubäir wald thou be, carle? The süth tö me shaw. u. s. w.
Es ist wol kaum nötig, noeh weiteres hinzuzufügen, da die skansion,
die ich beigefügt, wol hinreicht. Interessant, obwol gar nicht unge-
wöhnlich, ist vers 1958, in dem der zweite halbvers von vier hebungen
und zwei Senkungen den ersten, einen regelrechten jambischen dimeter
ergänzt. Auf den letztangeführten vers passt schema 5) Gaseoigue's
doggerei.
Bezüglich der wortbetonung ist nichts besonderes zu bemerken.
Lyndsay steht auf dem Chaucer'scheu Standpunkt, bindung der tieftöne
im reime, wie Ingland : lyand, oder weiblicher reim: tarie : Marie, defendit
: bendit, doch darüber geht er in der regel nielit hinaus.
Am wichtigsten erscheint aber Skelton.
Skeltou's knüttelverse erwähnten wir bereits mehrfach, und aus
dem, was wir über seine kurzverse gesagt haben, ergibt sich das wiesen
seiner langzeilen von selbst. Wir müssen dabei ein für allemal an das
oben aufgestellte schema von sechs mögliehen entwicklungen erinnern.
Am interessantesten ist in metrischer hinsieht das interlude Magny-
fycence.
Langzeilen mit und ohne alliteration Hessen sieh in menge anfüh-
ren, so z. b.:
2507 Syth vnto me formest this pröcesse is erectyd,
Herein I wyll aförse me to shewe yoü my mynde.
Fyrst, from your niagnyfycence syn must be abieetyd, etc.
Doch die langzeilen treten nicht ungemischt auf. Das abbrechen in kurz-
zeilen ist sehr gewöhnlieh; häufig aber enthält die eine seene langzeilen,
die andere kurzzeilen. Nun ist es aber bei der eigentümlichen aus-
gleichung der töne natürlich, dass langzeilen mit sechs, sieben oder acht
schwachen hebungen von kurzzeilen mit vier kräftigen hebungen nicht
gar weit differieren. So ist das leichte übergehen von einer reihe lang-
zeilen in eine von kurzzeilen zu erklären. Innerhalb solcher reihen kann
man oft im zweifei sein, wie ein einzelner vers zu lesen sei. Gerät nun
aber der dichter bei schwach gehobeneu langzeilen den kurzzeilen nahe,
so sucht er durch plötzliches überspringen in den andern rhythmus diesen
deutlich erkennbar zu machen. Ebenso umgekehrt. So haben wir z. b.
von V. 40G an eine reihe viermal gehobener halbzeilen:
Nowe to the deuyll I the betake,
For in fayth ye be well met etc.
Anjjlia, V. band. 17
25S A. SCHROEER,
Diese schwellen nun aber au, so die verse
43G — 7 Colin terfet maters in the lawe ol' tho laude,
Wytb goldo and grotes thej' grose my hande,
453—4 Whan the noppe is rughe, it wolde be shorne;
CouQterfet haltj^nge without a thorne.
Da wird es nun schwierig, dieselben auf den viertaktigcn rhythuius zu
rc/.itieren, der dichter schränkt sich ein, bis er wider auf vierhebige
verse ohne doppelte Senkungen herabkouiiut:
4()T To counterfet she wyll assay
All the newe gyse, fresshi' and gaye,
And be as praty as she may,
And iet it ioly as a iay:
uiul nun beginnt er mit absieht regelrechte langzeilen:
47U Counterfet precliynge, and byleue the contrary;
Counterfet couscj'ence, peuysshe pope holy;
('ounterfet saduesse, with delynge füll luadly etc.
Häufig finden sich aber lang- und kurzzeilen nebeneinander; es wäre zu
untersuchen, inwieweit im einzelnen die Überlieferung schlecht ist. Es
ist so ein Wechsel, zwar kein Wechsel im rhythmus, sondern nur ein
Wechsel der pause im rhythmus, je nachdem der reim zu ende oder in
der mitte sich einstellt. So werden wir vielleicht auch eine andere art
des 'Skeltonical metre' erklären müssen , die sich, wie in anderen Skel-
ton'schen dichtungen, so auch in Magnyfycencc findet, nämlich die z wei-
he big en verse, die möglicherweise aus den vierhebigen durch binnen-
reim entstanden sind. Wir haben oben widerholt unter theoretischen
vierhebigen nur zwei wirkliche hebungen angenommen; wo nun aber in
einer langem reiheiifolge solche zweihebler allein vorkommen, muss man
wol aucli ein anderes prinzip zu gründe legen, nämlich das der zwei-
hebigkeit. So z. b. :
870 ff. That usetli nie;
He can not thee
A very fon,
A very asse,
Wyll take vpon
To compasse etc.
In Lyndsay's Satyrc haben wir fiinffüssigc jaraben in längerer
reihenfolge angetroffen und werden dort wol einen solchen rhj^hnuis
für die betrettenden partieen zu gründe legen. Es ist daselbst eben der
einfiuss der kunstpoesic zu erkennen. In Skelton's Magnyfycencc finden
wir gelegentlich auch fiinffüssige Jamben, so v. 203—4, '241 u.a.m., aber
in der regel befinden sich diese unter langzeilen, scheinbaren alexan-
drinern und septenaren; wir werden sie deshalb auch als langzeilen an-
sehen müssen und auf das Schema unter (!) verweisen.
Obwol bezüglich der silbenraessung und der wortbetonung in denk-
rnälern dieses metrischen zustandes keine Schlüsse zu ziehen sind, wie
ich sie in meiner oben angefülirten abhaudluug bei Surrey und seinen
BALE, COMEDY CONCERNYNGE THRE LAWES. 259
nachfolgein gezogen, so verdient doch ein punkt bei Skelton besondere
beachtung.
Die hebungen in der langzeile können wie gesagt auch auf hebungs-
unfähige Silben gesetzt werden, doch nur im versinnern. Bei dreihebig
klingendem versausgange kann die vierte hebung, d.h. der klingende nach-
klang der dritten aus einer silbe von beliebigem tonwert bestehen. Der
reim ruht auf der dritten hebung. Reimt aber die vierte hebung allein, so
muss in gut mittelenglischer zeit diese silbe eine sogenannte tieftonige
sein. Dieses gesetz konnte sich unmöglich abschwächen. Nun finden
sich aber dennoch bei Skelton gelegentlich verse wie die folgenden.
Ware the Hauke:
160—1 The cliürch is thüs abüsed
Repröched and polütyd
Magnyfycence :
685 — 6 By the armes of Calys, well concevued! i
When we haue hym thyder conuayed
1670 — l Notwithständynge to yoü be it sayde',
To trüst in me he is büt dyssayued
16S2 — 3 That he knöwe not büt that I' haue supplyed
All that I can bis matter för to spede.
Der erste fall wäre dadurch halbwegs zu rechtfertigen, dass man nach
langer Wurzelsilbe der endung -ed einen tiefton beilegt, wie, freilich mit
weit mehr recht, reime wie: höly : madly : föly gelegentlich vorkommen.
In den zwei nächsten fällen sollen wol wider die endungen -ed reimen und
obwol ihre skansion etwas fraglich ist, scheint es gar, als ob der weib-
liche unbetonte nachklang als reimsilbe dienen sollte; im letztangeführten
reimpaare reimt supplyed deutlich mit spede. Dies geht doch über die
grenzen des erlaubten hinaus. Sehen wir ferner ein verspaar 1741—2,
das, wenn es richtig überliefert ist, folgendermassen lautet:
Say sömwhat nöwe, let se, for yoür seife
Syr, yf I myght permytted be,
so liegt die Versuchung nahe, auch Skelton die schuld zu geben, dass er
gelegentlich auch reime nur fiir's äuge geschrieben, wie wir das
bei Wiat gesehen.
Endlich komme ich zu der metrik des hier mitgeteilten Bale'schen
dramas selbst. Ich habe all das vorhergehende vorausschicken zu müssen
geglaubt, um eine gruudlage zu gewinnen. Ich fasse nämlich die verse in der
'Comedy concernynge thre lawes' ebenfalls als langzeilen auf, die auf die
alliterierende alte langzeile zurückgehen, und zwar auf eine achttaktige.
Man könnte versuchen, die verse als fünffüssige Jamben mit mehrsilbigen
Senkungen und häufig weiblichen cäsuren zu lesen, etwa folgendermassen :
Where as is no lawe, can no good order be,
In nature, in people, in howse nor yet in citie.
1 Wol = say ed.
17*
200 A. SCHROF.ER,
Pocli wenn wir auch manchmal mit mehr oder weniger zwang so lesen
können, so geht dies oft durchaus nicht an, z. b. v. 75), 150 u.a.m. Wir
werden uns dann zunäclist versucht fühlen, den alexandriner zu gründe
zu legen. Doch wenn nuu auch z. b. v. 2it gauz regelmässig wäre, wie
sollten wir dann v.',W lesen? Etwa als füuffiissigenjambusV Jambischer
fünffiissler und alexandriner sind nun aber diejenigen rhythmen der kunst-
poesie, die überhaupt in betracht kommen können. Ist es nicht mög-
lich, einen derselben als grundlage der vorliegenden verse zu betrach-
ten, so müssen wir sie ein für alle mal bei seite lassen.
AVir müssen auf das alte i)rinzip der achttaktigen langzeile zurück-
greifen, die sidi, wie oben gezeigt ward, in sechs verschiedenen mög-
lichen gestalten bewegt. Sehr wichtig und für die skansion ein unschätz-
barer fingerzeig sind die kommata oder punkte in der cäsur, die in mittel-
englischen handschriften ja nicht selten sind. In unserem druck sind
sie zuweilen ausgelassen, was wol nur zufall ist. Die zweiteiligkeit der
langzeile zeigt sich auch in dem abbrechen in halbzeilen, sobald der
binnenreim eintritt. Wie wir gesehen hal»en, wurden an einigen stellen
sogar noch langzeilen geschrieben, wo bereits halbzeilen eingetreten
waren, und unser druck geht ja möglicherweise auf eine originalhand-
schrift des Verfassers zurück. So wie wir in folge der doppelten katalexe
Schema 3) sehr häufig erhalten, so haben wir in den kurzzeilen auch vor-
wiegend nur drei hebungen zu lesen, natürlich mit katalexe oder brachy-
katalexe der vierten.
Dadurch, dass die achttaktigkeit der langzeile, wie mir wenigstens
scheint, streng gewahrt blieb, musste natürlich manche silbe gleichsam
als lückenbüsser eine hebung übernehmen, die ihr sonst nicht zugekommen
wäre. Jede silbe, die nach einer hochbetonten folgt und vollen wert einer
silbe besitzt, d. h. gewöhnlich nicht übergangen wird, kann eine hebung
tragen. So werden wir v. 7s."i thretten, v. SS3 proper (weil die letzte silbe
vor dem folgenden b nicht zu verschleifen ist), v. 18(j7 süft'er betonen
müssen. Bale braucht nämlich hebungsfähige Silben, es ist als ob er
dieselben erzwingen wollte, um den alten rhytliraus zu bewalii-en. Es
nehmen sich in folge dessen die verse, in denen nach neuenglischer an-
schauung zwei weibliche ausgänge nur in der letzten silbe reimen, höchst
unmetrisch aus, wenn man sie mit gleichzeitigen produkten der kunst-
poesie vergleicht. Die tendenz gieng bezüglich der letzten zwei hebun-
gen im Mittelenglischen deutlich dahin, entweder klingende reime zu bil-
den, die aus den zwei letzten hebungen bestanden — womit dann das
stummwerden der letzten, die katalexe, zusammenhing oder bei vier-
hebig stumptem reime zwischen dritter und vierter hebung die Senkung
nicht zu vernachlässigen.
Bale reimt nun auch häufig weiblich, wie v. 929 ff. table : cöramen-
dable, cönsecräcyons : expiacyöns, v. 935 — ti testymönyes : ceremönyös,
und ebenso vierhebig stumpf mit Senkung vor der vierten v. 925— ü judy-
cyäll : t6mporäll , doch auch sehr häufig ohne Senkung: v. 917 — S
lionoür : neyboür, 1323 — 1 bodye : manye, 221 — 2 — 3 lätely : bayly : dys-
cr(''tely, 13.")3 1 fölye : s«!»rye, s.'j— 7 Sathän : wuman u. a. m. (Skelton zeigt
dergleichen auch, doch viel seltener); oft auch in einem verse mit, im
BALE, COMEDY CONCERNVNGE THRE LAWES. 261
andern ohne Senkung vor der reimsilbe: 868 — 9 iniurye : ädiiersärye,
1167 — S sophystrye : necessarye, 225 — 0 vyllanye : trülye, 1052 — 3 cümpa-
nye : glädlye u. a. m. (Es ist, wie schon oben bemerkt, nichts auffälliges,
dass ein dreihebiger vers mit einem vierhebigen reimt, oder umgekehrt,
vgl. in unserem denkmale v. 61 — 2, 120 — 1, 125—6, 752—4, 759—61 u. ö.)
Die angeführten fälle wären nun meist reime von regelrechten tieftönen.
Doch Bale beschränkt sich nicht auf solche. Er nimmt auch seine er-
zwungenen tieftöne zu hilfe. Wie wir oben bemerkten, dass die end-
silben von Wörtern wie thretten, suflfer als hebungen dienen müssen, so
gebraucht Bale ähnliche sogar im reime, wenn es not tut. Wir haben
v. 1639—40 die reime Tyber : remember, 105 — 6 teächer : göuerner, 71—3 — 4
respected : afflycted : redemed, 1882 — 3 deserued : döubled, 2055 — 7 — 8
descrybed : corrüpted : poluted, ähnlich v. 433 — 7, 779 — 81. Wir haben
dies, wenn auch nicht so häufig, doch bereits bei Skelton wahrgenommen.
Bisher befanden wir uns aber noch innerhalb des regelrechten rhythmus,
dem zu liebe derartige freiheiten zugestanden werden mögen. Anders
aber verhält es sich mit versen wie 5S0 — I — 2 oder 5S4 — 5 — 6. Wir haben
in diesen die tonlose silbe -ed als reimsilbe verwendet, denn es ist zu
betonen ioyned, scörned, reigned, vnacqaynted, accused, womit
das einsilbige shed reimt. Die fälle sind vereinzelt, doch nicht zu be-
streiten. Ebenso finden wir v. 66S — 9—70 die reime sacramentäls :
trentäls : Decretäls, die in anderer skansion v. 1 188 — 90 — 91 wider-
kehren decretfils : sacramentäls : trentäls. Sacramentäls und
trentäls reimen dreihebig klingend, jedoch zugleich in der weiblichen
endung mit decretäls stumpf, wobei das -als des letztgenannten Wor-
tes einmal die vierte hebung trägt, das andere mal die dritte. Da es
doch wahrscheinlich ist, der dichter habe in sacramentäls : trentäls
die erste reimsilbe als die entscheidende betrachtet, so macht er sich des-
selben Verstosses schuldig, dem wir bei Wiat begegneten, nämlich dass
er bei einem weiblichen ausgange die dort natürlich unbetonte weibliche
endung mit einer männlichen silbe reimen lässt. Theoretisch freilich,
wenn wir trentäls als zwei alte hebungen ansehen , wäre die sache ja
ganz in der Ordnung, da ja dreihebiger und vierhebiger vers im reime
gebunden werden dürfen.
Solchen unrhythmischen reirabindungen gegenüber, wie auch den
'erzwungenen' tieftönen, wie ich diese genannt, muss aber vom Stand-
punkte der Sprachgeschichte entschieden protest eingelegt werden. Dazu
gab die spräche nicht die berechtigung. Bale bediente sich dieser silben
im reime, weil er gar kein rhythmisches gefühl besass, oder wenigstens
nicht befragte, und bildete reime für's äuge. Die zahlreichen vierhebig
stumpfen reime ohne Senkung zwischen dritter und vierter hebung, wie
V. 3, 39, 50, 85, 87, 1353—4 n. s. w., gegen die man schematisch nichts
einzuwenden hätte, und noch mehr die reime auf die endung -ed werden
wol auch unter die kategorie der reime für's äuge fallen müssen und
zwar deshalb, weil im 16. Jahrhundert die logische wortbetonung in
der metrik danach drängte, sich alleinige geltung zu verschaffen. Bios
in der verstiegenen kunstpoesie Wiat's, aus der oben ein paar beispiele
vorgebracht worden sind, konnte eine ausschliesslich silben zählende
'2l>2 A. SCHROF.EK,
vorsnu'ssuiif,^ plat/, i;ieit'eii, d\e beim vortnip; voninitlicli jode zweite silbe
in die liebiuig setzte und banner : suffer : eudure : harber reimte, so wie
Hans Sachs deklamierte:
Und Doktor Märtini'is Luther
Zu Wittenberg Augustiner.
Ausserhalb des eintlusscs der ueuen.kunstpoesie konnte eine solche beto-
nungsweise eben nur dort sich einstellen, wo richtiges metrisches gefiihl
gar nicht mitsprach und es auch gar nicht darauf ankam, vcrse für die
deklamation zu schreiben, sondern ein traditionelles achttaktiges und ver-
mutlich nach einer melodie recitiertes rhythmisches schema auszufüllen.
Bale's versmessung beweist nur vollends, dass die achthcbigkeit der
langzeile damals nur traditionell gewesen sein kann, wenigstens im süd-
lichen mittelland. Dass ein metrisch feinfühliger dichter solche verse
meist vierhebig gelesen haben wird, zeigen uns die oben auf 8.252
mitgeteilten verse Gascoigne's. Es sagt ten Brink selbst einmal (in seiner
Lit.-Gesch. s. 194): 'Freilich ist es sehr zweifelhaft, ob man gegen den
ausgang des mittelalters die alliterierenden verse noch so richtig zu lesen
vermochte, wie man sie der tradition gemäss baute.'
Wir sehen nun, dass in der alten, traditionellen dichtungsform einer-
seits und in der kunstpoesie extremer richtuug andrerseits, ein ähnlich
verunglücktes resultat zu tage treten musste. Bei ersterer war es die folge
der Unklarheit über und der gleichgiltigkeit gegen die wirklichen tonwerte
der Silben; bei letzterer die prinzipielle nichtberücksichtigung des accentes,
die syllabiercnde versmessung nach dem muster der romanischen dichter.'
Einen punkt muss ich aber noch berühren, der für den doggerei
rhyme, das verwilderte kind der alten langzeile in betracht kommt, näm-
lich die inneren pausen.
Pausen zum Schlüsse einer langzeile oder auch einer halbzeile sind
ja ganz gewöhnlich. Es hat dann die letzte hebung das volle gewicht
zweier takte zu tragen. Doch warum sollte bei einem rezitierenden rhyth-
mus nur der letzte takt pausiert werden können? Verse wie
105. For tyme of exyle, than 1' must be hys teacher
r08. And thän to Moses, whych is the sonne of A'mräm
859. The läwc of Moses, to lye I were to blämc
981. To blynde the rülers, and deceyue the cömmynält6 .
nötigen uns, wenn wir sie nach dem angenommenen rhythmus lesen
wollen, nach der ersten hebung eine pause zu machen. Aehnliche fälle
sind vers lOO, 147, 155—0, 160, 744, 801, 868, 911, 942, 955, 962, 1125,
' Als ich den obengenannten aufsatz im 1. bände der Anglia schrieb,
war mir der Zusammenhang des doggerei rhyme mit der alten langzeile
noch nicht so wahrscheinlich wie jetzt; ich hätte daher mit dem versuche
regelmässiger skansion auch bei Bale jeder zweiten silbe eine hebung
gegeben und ohne w eiters brethren : chiidren reimen lassen, wie bei Wiat.
Jetzt möchte ich doch nur auf gewi.ssc dichtungcn des letzteren den satz
beziehen, den ich Anglia IV, 4, anm. zu allgemein hingestellt habe und
den prof. Schipper (Englische Metrik I, 531, anm.) begreiflicherweise be-
anstandet.
BALE, COMEDY CONCERNYNGE THRE LAWES. 263
117(3, 1309 u. a. lu. Meist handelt es sich da um ein stummes e, das den
tiefton und die zweite hebung tragen sollte, worauf ein unbetontes wort
(and, of, to, the, oder wenigstens eine unbetonte silbe: [vp]ou u.a.m.)
folgt. Das unbetonte wort dient nämlich als 'schlechter taktteil' zum
dritten takte und trennt diesen somit deutlich von dem ersten und pau-
sierten zweiten. So befindet sich die erste hebung in einer ähnlichen
läge wie die letzte einer zeile, sie schliesst gewissermasscn ein ganzes
deutlich ab und kann daraufhin eher den wert zweier hebungeu auf sich
nehmen. Es erinnert dies an die Stellung tieftoniger hebungen im Mittel-
hochdeutschen. Es liesse sich die annähme innerer pausen vielleicht
recht weit zurück in die älteren perioden englischer rhythmik verfolgen^
worauf ich jetzt freilich verzichten muss.
Es erübrigt noch, die strophische gliederung der versc in
unserer comedy zu besprechen. Vor allem sind dabei die langzeilen
von den kurzzeilen zu scheiden. Die langzeilen sind in Strophen nach
der reimordnung ababbcc abgefasst', also z. b. gleich v. ] — 5(i. Im
dialoge aber erscheint es unbequem und untunlich, die Strophenform bei-
zubehalten, und es treten reimpaare ein, z. b. v. 57— 69. Die Strophe
bleibt aber nicht auf monologe beschränkt, sondern zeigt sich auch im
dialoge, sobald den einzelnen rednern eine längere reihe von versen, die
für sich eine Strophe bilden kann, eingeräumt wird, z. b. v. 70 — 104.
Unter den reimpaaren finden sich gelegentlich auch drei reime (wie z. b.
V. 1425—7), auch vier reime (z. b. v. 946— 9). In den kurzzeilen herrscht
die Strophenform aabccb; dieselbe findet sich erweitert zu aaabcccb
(z. b. V. 217 — 224, 350 — 373 u. ö.).- Dabei sind aber die zwischenreden
zu berücksichtigen, die bald mit zur Strophe gehören (z. b. v. 350, 471),
bald ausser derselben stehend sich im reime an dieselbe anschliessen (z. b.
v. 190, 216). Auch an reimpaare schliessen sich gelegentlich zwischen-
reden im reime an, so z. b. v. 1475.
(Es ist wol kaum nötig, zu erwähnen, dass im Bale'scheu verse die
bekannten mittelengl. freiheiten der doppelten Senkungen [so z. b. v. 244,
309, 419, 420 u. ö.], des auftaktes [z. b. v. 290, 347, 354 u. ö.], desgl. auch
im zweiten halbverse [z. b. v. 746, S85, 960, 972 u. ö.] sich finden, sowie
die freiheiten in der silbenmessung, die freilich nicht im einzelnen falle
festzustellen sind, da ja kein regelmässiger rhythmus von vcrsfüssen,
sondern nur von takten vorliegt.)
Die metrik in den andern erhaltenen dramen Bale's ist die-
selbe wie die hier geschilderte, nur fehlen die kurzzeilen. In monologeii
und längeren reden finden sich dieselben Strophen nach ababbcc, in
dialogen reimpaare. Bezüglich des Kynge Johan ist Ward (H E D L
I, 98) geneigt, den ersten teil Bale abzusprechen. In metrischer hinsieht
wenigstens zeigt der erste teil ganz den character und die eigeuheiten
der Bale'scheu dramen.
' Es ist hierüber nun zu verweisen auf Schipper, Engl. Metr. I, 417,
wo dieselbe strophenform in den Chester-Plays und bei Skelton nachge-
wiesen wird.
2 Vgl. nun Schipper, Engl. Mtr. I, 353 ff., 360 ff,, woraus von neuem der
Zusammenhang mit den alten mysteriensammlungen ersichtlich ist.
204 A. SCHKOF.EK. 1?ALE, COMEDY CONCKRNYNGK IHRE LAWES.
Jedenfalls aber dürfte es klar sein, dass die metrische gestalt, in
der uns unsere comedy vorliegt, wenn man von einer au gründe liegen-
den melodie absähe, nicht einheitlich zu skandieren wäre. Die pausen
im innern wie zum Schlüsse, die erzwungenen tieftöne, die reime für's
äuge zeigen eine traurige Verwahrlosung metrischer anschauungen. Die
sillieu/.ähluug im verse stand in vielen lallen im widersprach mit der
prosabetOTiung, in andern lallen wider im einklang. Auch Skelton reimt
(wenn auch nur vereinzelt) abused : polutyd, zugleich aber waste mit
a buskyn lacyd (Magnyf. 764).
Der logische accent entwertete die tieftöne der endungen im reime,
wenn die Stammsilbe gefahr lief, in die Senkung zu geraten; der level
stress, der bei Chaucer noch mittelenglische reimbindungen veranlasste,
musste wenigstens im reime in der neuenglischen periode vor dem logischen
accente zurücktreten, wie oben bereits bemerkt worden. Dazu war der
einfluss der jambischen rhythmen nicht länger zu verleugnen. Lyndsay's
Satyre ist, wie wir gesehen, ein sonderbares gemisch von kunstpoesie und
alter tradition. Letztere wich immer mehr zurück und obwol sie sich im
drama noch lange erhielt, befanden sich die verseschmiede ihr gegenüber
doch in ratloser Verlegenheit. Bale weist in der hinsieht wol den gipfel-
punkt der Verwirrung und der daraus entspringenden iiolprigkeit auf, wie
auf der andern seite Wiat das entgegengesetzte extrem. Dem gegenüber
konnte nur ein bedeutendes talent die often vorliegenden fragen auf-
greifen und durch die tat beantworten. Von diesem gesichtspunkte aus
können wir Surrey's Verdienste vim die formvollendung der englischen
poesie erst gebührend würdigen. Auf ihn ist es zurückzuführen, was
E. Höpfner' schön mit folgenden Worten ausspricht: 'In dem bevorzugten
England ist bald nach der mitte des IG. Jahrhunderts das neue haus
unter dach gebracht und die nation ist mit ihren höheren lebensinteressen
eingezogen-, schon in der elisabethischen aera erschliesst sich die blute
der cultur, die dichtung, mit dem saft und der färben- und formenfülle
der ursprünglichen und der neu zugeführten bildungselemente.'
Wien. Arnold Schroeer.
' E. H., Reförmbestrebungen auf dem Gebiete der Deutschen Dich-
tung des 1(). und 17. Jahrhunderts. Jahresbericht des k. Williehn-Gym-
nasium, Berlin JSüli, s. 'A.
Berichtigung. V. i;(M im texte ist swerde zu belassen, wie
vv. 1S22, 1868.
EINE
ENGLISCHE SCHRIFTSTELLERIN AUS DP:M
ANFANGE DES 12. JAHRHUNDERTS.
Unter den gebeten und predigten, welche die Morris'sclien
Old English Homilies uns darbieten, nimmt neben einigen klei-
neren stücken vor allem die sog. Wobunge of ure Loiierd
unsere aufmerksamkeit in ansprach. Wir finden in ihr nichts
von jener sucht zu allegorisieren, nichts von jenen oft au's un-
glaubliche streifenden erklürungen von stellen heiliger Schriften,
welche die lectüre der erbauungsschrifteu aus jener zeit zu einer
nicht gerade angenehmen Unterhaltung machen. In ergreifen-
den tönen hören wir hier ein menschenherz das lob des heilandes
singen und diesem zuletzt mit den innigsten und glühendsten
werten die liebe erklären.
Diese liebeserklärungen an göttliche personen sind in der
blütezeit der klöster durchaus nichts seltenes. Das teuer des
gemütes fand in der Verehrung seiner gottheiten einen stoß', den
es mit um so heisserer glut ergrilf und durchdrang, je fester
ihm jeder natürliche ausweg durch das eherne gelübde ver-
schlossen war.
Zu diesem licbeskultus gab in hervorragender weise an-
stoss das hohe lied, in dessen figuren man schon frühzeitig
göttliche personen erkennen zu müssen glaubte, und das denn
auch in allen hierhergehörigen Schriften stark geplündert er-
scheint.
So wurde dann die Jungfrau Maria das frauenideal des
mannes, des mönches, Christus das mannesideal der frau, der
uonne. Das geschlecht des Verfassers aller dieser liebesschrif-
ten ergibt sich deshalb ganz von selbst aus dem gegenstände
"K^iS EINENKEL,
(lesscUten. l>cr vertnsscv der Urcisuu of nie Let'di' war ciu
mann, ^\'ir wüssteu dies, selbst wenn die audentnngen in den
letzten versen nicht vorhanden wären, nnd — könnten wir fort-
l'ahrcn — der verfiisser der Wohnn^e of nre Louerde war —
eine Iran. Kein schluss ist cinfaelier nnd naheliegender als
dieser. Morris jedoch und nach ihm tcn Hrink machen das
ganze zu einer 'allegoric, in der eine "reine seele" oder die
''heilige kirche" Christo die liebe erkläre '.'-
Man weiss in der tat für den ersten augenblick nicht recht,
was ^lorris bewogen hat, einer so einfachen dcutung sich zu
begeben und eine so fernliegende vorzuziehen. Es gehört aller-
dings zu den Seltenheiten im mittelalter, dass eine frau die feder
ergreift, aber vorgekommen ist es doch, und durch das, eine
höhere bildung begünstigende klosterleben war die möglichkeit
gegeben, dass es vorkommen konnte. Das einzige, was Morris
für seine deutung beizubringen vermöchte, ist der umstand, dass
dort, wo die Ancren Riwlc besonders stark von der Wohunge
benutzt erscheint, einmal von der liebe Christi zur 'reinen seele
oder zur heiligen kirche' die rede ist.^ Wenn jedoch der ge-
nannte gelehrte seine ansieht allein auf diese vereinzelte und
noch dazu ganz unvermittelt auftretende andeutung stützt, so
könnten wir gewiss mit viel grösserem rechte das ganze Luue-
kai)itel für unsere ansieht in anspruch nehmen, in welchem
ausser der berührten stelle einzig und allein die gläubige Jung-
frau als gegenständ der göttlichen liebe genannt wird, ganz ab-
gesehen davon, dass die benutzung einer allegorie noch gar
nicht beweist, dass der benutzende eine allegorie schreiben
wollte. Wir würden jedoch gern die deutung Morris' gelten
lassen, wenn der Inhalt der Woh, selbst nur mit einem worte
für dieselbe spräche. Dies ist aber nicht der fall, und dass
dies nicht der fall ist, ist um so befremdlicher, als, wie wir
wissen, die allegoristen unserer zeit alles tun, damit dem leser
der sinn ihrer bilder gleichsam in die äugen springe.
' Morris, (Jld Knj,d. Houiilies Series I, s. 191— l'.tfl. Besonders reich
an derartigen Maricngebclcu und -licdern ist das von dein8ell)en gelehrten
herausgegebene Old Engl. Miscellany, London 1S72.
■■' Morris a. a. o. Prcfaee X; teu Brink, Geschichte der englischen
Literatur bd. 1, s.. '2b'j.
^ Morton, Ancren Riwle, a Treatise on the Ruies and Duties of Mo-
nastic Life, London 1853. Siebe s. 396.
EINE ENGLISCHE SCHRIFTSTELLERIN, 267
Unsere autfassiing, dass die Wohuuge die schrift
eines weibes ist, dass die in dieser scbrift lautwer-
denden g-efühle nicht erdichtet, sondern dem eigensten
Innern der Verfasserin entsprossen sind, tritt daher jetzt
schon voll und ganz in kraft, einfach deshalb, weil sie
die zunächstliegende, weil sie die natürlichste ist.
Sie des weiteren zu stützen und zu begründen, dazu sollen
die folgenden Zeilen dienen.
Wir w^ollen im nachstehenden uns nicht nur auf die Woh.
beschränken, sondern zwei kleinere Schriften, die wie Jene die-
selben Stoffe auf gleiche weise behandeln und die Morris daher,
hätte er sie eingehender betrachtung für wert erachtet, genau
wie die Woh. hätte deuten müssen, in den kreis unserer be-
trachtung hineinziehen. Es sind dies: 1. die Ureisun of God
Almihti und 2. der Lofsong of ure Louerde, beide in der Samm-
lung der Old Engl. Hom. befindlich.
Ein nicht zu unterschätzender beweis, der für unsere an-
sieht spricht, liegt in der eingangs hervorgehobenen Innigkeit
und wärme des tones, den wir in allen unseren Schriften be-
obachten können. Eine solche lebendigkcit und doch zugleich
einfachheit des ausdrucks, eine solche glut und tiefe der empfin-
dung lässt sich nicht erdichten, sie muss der ausfluss und das
abbild wahrster, innerster erlebnisse sein. Freilich sind zu allen
Zeiten geister ersten ranges fähig gewesen, sich in den anschau-
ungs- und gefühlskreis ihrer nebenmenschen zu versetzen. Aber
dass ein solcher zu unserer zeit gelebt und gewirkt habe, kann
durch nichts wahrscheinlich gemacht werden. Was für ein aus-
sehen gebete, die nicht eigene, sondern fremde gefühle aus-
drücken sollen, zu unserer zeit erhielten, das sehen wir deut-
lich an den frauengebeten, die in Hali Meidenhad (45 — 47)'
und Ancren Riwle (26 — 40) enthalten sind. In welch kaltem,
trockenem, ja fast geschäftsmässigem stile sind sie geschrieben.
Und doch entwickeln die Verfasser an anderen orten eine hohe
poetische begabung und eine nicht zu verachtende stilistische
gewantheit.
Ein umstand, der von noch grösserer Wichtigkeit gleichfalls
für unsere ansieht spricht, liegt darin, dass die merkmale, welche
die frauenschriften aller zeiten (ausser natürlich der modernen)
• Cockayne, Hali M., an Alliterative Homily, London 1866.
26S EINENKEL,
keiinzeicbuen, sich auch in uuseier Wohunge etc. widerlinden.
Phantasie uud gefühl stehen im Vordergründe, während das ge-
dankliche dement bedeutend zurücktritt.
Unsere Schriften gehen auf in gefühl und Schwärmerei. Sie
gleichen dem letzten seufzer eines sterbenden. Ein hauch der
süssesten hoflfnung und zugleich der bittersten resignation durch-
zieht sie alle.
Nach einem anfall von welterinnerung ruft die Verfasserin
der Ureisuu of G. A. aus:
Herr Jesu, deine gnade! Wie kann ich nur etwas lieben ausser
dir. Warum hatte ich nicht immer vor äugen, wie du dich für mich
am Ivreuze wandest. Warum warf ich mich nicht zwischen diese arme,
die du so ausbreitetest und ötinetest, wie es die mutter tut, ihr teures
kind zu umarmen. Ja, ganz so, wie die mutter dem kinde, rufst du,
himmlischer herr, uns zu: Wer mein leben, wer mein liebstes, wer
stellt sich zwischen uns? Wer will umarmt sein?!*
Hierher gehört auch der schluss des ganzen, ein hilferuf an die
heilige Jungfrau, sowie die nicht enden wollenden liebes-koseworte,
welche dem geliebten am eingange der gebete gespendet werden.
Als bei spiel von gemütvoller tiefe und zugleich himmel-
anstrebender Phantasie übersetzen wir am besten eine der
schönsten stellen der Woh. Es findet sich hier zwar einiges,
was dem heutigen geschmacke nicht recht munden will, und
wir bitten an solchem orte, wo sogar unsere Übersetzerfreiheit
uns halt zu machen gebietet, veraltetes so kühn als möglich
den forderungen einer verzärteiteren zeit anzupassen; das ganze
aber wird auch jetzt noch auf uns wirken und die tiefe und
Wahrheit des Schmerzes ahnen lassen, dem es entfloss.
Die Verfasserin ist im geiste den leiden ihres geliebten gefolgt
bis zu dessen Verspottung im hause des hohenpriesters. Dann heisst
es: Wehe! was soll ich nun tun?! Nun mag mein herze brechen,
mein äuge in tränen zerfliessen. Oh, jetzt ist mein geliebter verurteilt
zum tode. Ach, niin führt man ihn hin zum Calvarienberge, zum
todesplatze. Oh siehe, auf seinen baaren schultern trägt er sein kreuz.
Mein teurer, die schlage treffen mich, mit denen man dich deinem tode
entgegenpeitscht. Oh, wer dir alles nachfolgt, mein liebster, deine
freunde betrübt, mit schmerzen und klagen, deine feinde voller höhn,
dir zur schäm und schände. Oh, jetzt haben sie ihn hingebracht. Ach,
jetzt erheben sie das kreuz, richten auf den verfluchten stamm. Wehe,
nun entkleiden sie meinen geliebten. Oh, jetzt treiben sie ihn hinauf
mit ruten und geissein. Ach! wie lässt der jammer mich leben, wenn
ich meinen liebsten am kreuze erblicke, sehe, wie man seine glieder
' Anregung zu diesem bilde gab A. R. 23U.
EINE ENGLISCHE SCHRIFTSTELLERIN. 269
verrenkt, dass ich au seinem leibe jeden kuochen zählen kann. Wehe,
wie sie nun durch deine schönen hände, deine herrlichen fasse nägel
schlagen in das harte holz. Oh! wie von deinen händen und teuren
füssen das blut so jammervoll herabströmt u. s. w.
Wir wollen uns hiermit begnügen, obgleich es uns leicht
sein würde, mebreres hierher gehörige beizubringen. Einiges
davon jedoch soll weiter unten bei anderer gelegenheit seinen
platz finden.
Es ist wahr, dass die literatur unserer zeit überhaupt ein
nicht gerade männliches gesiebt zeigt, immerhin aber wird man
den weiblichen Charakter in solch ausgeprägter weise in keiner
Schrift finden als in den unseren. In der tat ist unsere Ver-
fasserin, oder — wenn man will — sind unsere verfasserinneu
nur nach den besprochenen seiten hin originell. Denken da- ^^<
gegen scheint wenig ihre sache gewesen zu sein. Denn wo
sich so etwas wie ein gedanke findet, kann mau bestimmt darauf
rechnen, dass hier irgend eine fremde scbrift in freier, oder, wie
auch häufig- der fall, in genauer weise benutzt ist.
Um dies zu zeigen, wählen wir eines der kleinern stücke.
Die Wohunge deshalb nicht, weil hier der nachweis in grossen
Zügen schon von Morris geführt worden ist. Die Ureisun of
G. A. wird sich ihrer kürze wegen am besten zu unserem
zwecke eignen.
Der erste gedankenähnliche, nach der schaar von hyperbeln des
einganges auftauchende satz: Jesu, du bist so schön, dass die engel an
dir sich nicht satt sehen können , rindet sich zum teil wörtlich ähnlich
ausgedrückt in Sawles Warde ', s. 2511 und Hali Meidenhad s. 31), aber
auch schon im Poema Morale- v. 39(). Die weitere ausführung dieses ge-
dankens, dass des heilandes Schönheit sogar die sonne bei weitem über-
strahle, finden wir Ancren Riwle s. lUO und Sawles VV. s. 25'J. — Dass
Christus in dem gereinigten herzen der Jungfrau gleichwie in einem
zimmer Wohnung nehme, ist ein in Ancren R. häufig gebrauchtes bild.
Vgl. dort VV. 34, 92, 9S — 100, 134. — Die sonst meines wissens nicht vor-
kommende phrase: . . . ne muhen o none wise beddeii in one breosle ist
wörtlich entlehnt aus Hali M. s. 43. — Die stelle: tiel tet uni tierinne ne
beo ilicked of J'Oi-nes ist gleichfalls wörtlich aus Hali M. s. 9 herüber-
genommen, wo dieser gedanke richtiger verwendet ist, als in der Ureisun.
^ Das verfahren des 'f'ol chepynon' (siehe A. R. 208, ein hier übrigens
sehr häufiges bild), der ein wertloses ding (die freuden der weit) teuer
erkauft (mit seiner seele) und ein wertvolles ding (den himmel), für dessen
annähme man ihm noch belohnung verspricht, ausschlägt, ist schon AR
> Morris, Old Enjjl. Hom. I, s. 245—207.
■■* Lewin, Poema M., kritischer text, Halle 1881.
270 EINENKEL,
398 — 400 {ifeniigend gegeiselt. — Zu ' tvi'd 7nom so7- and tcone and eine
of monnes speche' vgl. man HM 27 (unten) 'tvi<H moni sar- lene' und da-
selbst 27 (oben) das vernünftigere 'luounes eine' (männlicher beistand).
— Der vergleich des gekreuzigten mit einer mutter, die zärtlich ihre
arme nach ihrem lieblingen ausstreckt, rindet sich mit teilweise wört-
lichen anklängen AR 2:U) und 402. Vorzüglich ist die stelle: luvt nani
ich ipin ennes so istreihte and ispred on 7-ode, sowie eine inhaltlich
ähnliche weiter unten als antw'ort zu betrachten auf A R 402 pencheD' ^if
^e ne otven eatie lo luuien pene kiny of blisse pet lospi'el so ioutvard ou
Ins ermes and buhd ase uorlo beoden cos adune tvard his heaued. — Die
Worte: hvoa so euer wule habben lot 7vii!i /'e of pine blisse etc. erinnern
an AR ;<5S, deutlicher noch: nis he nowt treo7ve ifere fei nule noni scotlen
ipe Iure ase ipc bi-^ete an AR 300; der nebensatz findet sieh hier
wörtlich. — Die worte: ne 7vene 7io77ion lo stillen nnö esle to fe sleorre7i
ist gleichfalls AR 364 wörtlich entnommen. — Anregung zu dem ge-
danken: hwi ne cusse ich pe S7veteliche ine gosle tvid S7vele 7nunegunge
of pine goddeden gab AR 102: J>u scholdest i fine heorle bur bisechen
7ne cosses, mehr noch AR i:5(): bihold ofte peron {seil, on pe crucißx)
7 cus pe ivunde siuden ine s/vele munegunge of pe sotüe ivunden etc. —
Der ausruf: ItTvi ne con ich wowen pe tvi'd S7vele luuetvordes, alre pinge
sivetesl ist die rückwirkung der ' JFo7Vunge' von seiten Christi AR 3!<6 — 98,
wo wir auch die redensart 'alre pinge sivotesl' widerfindeu. — Die Vor-
stellung, dass die grosse der Sünden gleichwie schmutz auf ihren wangen
den geliebten sie (die Verfasserin) zu umarmen abhält, findet sich AR
321, deutlicher noch 3!)(; vorgebildet. Das bild leitet die Verfasserin zu
einem ähnlichen, in dem indess nicht die Jungfrau, sondern Christus als
waschend dargestellt ist. Sie schreibt: Was nützt es dann (d. i. wenn
ich so sündig bin), dass du dein blut am kreuze vergössest!
Wolltest du nicht sündige seelen damit waschen, nicht von Sünden kranke
damit heilen. Wer ist nun ungewaschen, der dieses heilsame nass in
seinem herzen trägt. Wer bedarf noch der heilung, wenn ihm ein so
kräftiges heilmittel zur Verfügung stehet, sobald er ihm nur vertrauet?
Mein himmlischer arzt, der du aus dir selbst für uns eine so kräftige
arzeuei bereitetest, gesegnet seist du ewig {ibiesced beo pu euer), lliezu
vgl. man AR 394 f.: Child pet heued S7vuche vuel pet him bihouede be'Ö
of blöde er litt 7vere iheled muchel luuede pe r/ioöer liif fei rvolde Aitwt
pis bet) Tnakien, Pis dude ure Lauer d us pet iveren so silce of sunne 7
so isuled per mide pet no pi7ig 71c muhten helen us ne clense7i us bute his
blud oue: uor so he hit 7Volde: Ins luue makede us beÖ perof: ibiesced
beo he euere. — Der ausruf: a' iesu />i/i ore findet sich öfter in AR
z. b. 20 und SO; ausser hier und in den frauenschriften ist er nicht an-
zutreffen.' — Der gedanke, dass schon ein tropfen des blutes Christi ge-
nüge, alle menschen von ihren Sünden reinzuwaschen, scheint auch ent-
lehnt, wenigstens finden wir ihn im Ijofsong of ure L. (211) wörtlich
wider. Irren wir nicht sehr, so stammt auch er aus AR. — Die bitte,
dass Christus um seiner kreuzeswunden willen ihre fünf sinne von allen
' Vgl. dagegen Mätzner, Altengi. Wb. s. 104. R. W.
EINE ENGLISCHE SCHRIFTSTELLERIN. 271
blutigen sünden reinwaschen seile, ist nur die ungeschickte Verdrehung
einer stelle des in AR gegebenen gebetes: swete Jesu vor mine sunnen
ahonged ope rode vor peo Uke uif wunden pet tu on hire hieddest hei
mine blodi soule of alle pe wunden pet heo is ?nide iwunded purh mine
uif Wittes i pe murdgungc of kam. Besser schon passt zar dieser stelle
der AR das spätere pine wunden heben (i.e. mögen heilen) pe wunden
of mine soule. — Die Übersetzung der bibelstelle: Ich liuie nout ich:
auh crist liue'd in me (Galater IT, 20) ist sicher der A R 352 entnommen,
wo sie sich wörtlich widerfindet (doch auch im Lofs. of ure L. 211). —
Die geschickte, an die Jungfrau Maria gerichtete captatio benevolentiae:
Um Sünder zu retten, wurde Christus dein söhn, und unsertwegen wurdest
du, die Jungfrau, zur mutter Gottes. Hätte es keine sünder gegeben, du
wärest nicht, wo du bist, in der höchsten Seligkeit, geht allerdings in
letzter reihe auf die im mittelalter gäng und gäbe christlich-mythologische
grundanschauung zurück, ist aber doch zunächst nur die uutzanwendung
eines in HM vorkommenden gedankens; diese schreibt von Maria: pat
\}ied\ offride hire meidenhad earst to ure lauer d for hwen pat he cheas
hire himong alle wimmen for to beon his moder 7 purh hire meidenhad
moncun alesen.^ — Die seltsame metapher ' heorte eihen' wird in A R
überaus häufig gebraucht. .Sonst ist sie meines Wissens nicht nachzu-
weisen. — Die hinweisung auf und beschreibung von den duUe neues
= den stumpfen kreuzesnägeln, die erfindung irgend eines scharfsinnigen
bibelauslegers, findet sich AR 292.
Wie wir sehen, besteht also die Ureisun of G. A. geradezu
aus teilweise wörtlichen anklängen an fremde Schriften, denn
was übrig ist, hat teils nur den zweck, die lücken zwischen
den einzelneu plagiaten auszufallen, teils bewegt es sich in so
allgemeinen ideeu, dass belege aus ÖW, HM oder AR, so leicht
sie wären, ohne gewicht bleiben müssteu.
Wie in der Ureisun, so ist nun auch in den beiden anderen
Schriften jener mangel an eigenen ideen bezw. jener reichtum
an plagiaten- zu beobachten, wenn auch nicht in gleich auf-
fälliger weise. Und da auch sie, wie die U'rcisun, nur die SW,
HM und AR, d.h. solche Schriften benutzte, die ganz oÜ'enbar
und lediglich für und an frauen geschrieben sind, so haben wir hier
wider einen beweis dafür, dass ihre Verfasser frauen waren.
(ki<ih
' Soll jedenfalls lieissen alesend. Der satzbau ist an dieser stelle
etwas verworren.
^ Das obige will den fraucnschriften durchaus nicht den geistigen,
viel weniger den poetischen wert absprechen, den wir früher lobend her-
vorhoben. Vorzüglich im Lofsong, mehr noch in der Wohunge, sind die
mehrzahl der geraubten gedanken so glücklich verwendet, so eng mit
dem ganzen verbunden, dass man, ohne die belegstellen zu kennen, sie
als solche nicht herausfühlen kann.
272 EINENtCEL,
Den stürksteu beweis für die riebtigkeit unserer ausicbt
bilden aber jene stellen, in denen der veif. aus seiner sonstigen
scbeueu zurUckbaltung; bervortritt und uns einen blick tun lässt in
sein eigenstes ieb, auf sein früberes und gegenwärtiges scbicksal.
Dieser stellen sind zwar nur wenige, aber sie genügen, die
Morris'scbe bebauptung, dass bier eine vage 'pou7' souV oder
gar die 'Holy Church' zum beiland rede, für jeden hinfällig zu J^
uiacben, der nicbt die scbuellfertige deutuugsgabe unserer bomi-
listen besitzt.
Da diese stellen eines weiteren commentars nicbt bedürfen,
sondern einfach angeführt zu werden brauchen, so können wir
bier schliessen, indem wir auf den folgenden teil hinweisen, in
welchem eine andere Untersuchung die ausbebung und Über-
setzung dieser stellen nötig macht.
II.
Wir sind oben beim Stellennachweise umständlicher ver-
fahren als sonst, weil sieb aus diesem abschnitte mehr als ein
schluss ziehen lässt. Vergleichen wir nämlich die der BW und
HM mit den der AU entnommenen bildern und gedanken der
zahl nach, so zeigt sich deutlich, dass die letztere bei weitem
stärker benutzt ist als die beiden andern zusammengenommen.
Dieselbe erscbeinung zeigt sich bei den übrigen frauenscbriften,
wie wir nachzuweisen jederzeit gern bereit sind. In der tat ist
von der übcreinstimnmng der anscbauungen u. s. w. bier ganz
zu schweigen, die benutzung der AR durch diese Schriften ist
so stark, dass sie nur durch ausnehmend häufige, ja tägliche
lectüre dieser ersteren erklärt werden kann. Die AR muss
unserer Verfasserin geradezu die stelle des evangeliums ver-
treten haben. Lässt es sich doch kaum nachweisen, dass dieses
buch der bücher in unseren Schriften mehr als zwei oder drei
mal unmittelbar (!) benutzt ist.
Angesichts dieser auffälligen tatsache erinnern wir au die
manung, die am ende seines wcrkes der Verfasser der AR
seinen pflegobefohlcn zuruft:
In (lieHem buche leset jeden tag — jeden tag, sei es
weniger oder mehr. Denn wenn ihr oft darin leset, wird es auch
mit Gottes beistand von grossem nutzen sein. Das hoflfe ich; denn
sonst würde mir die zeit leid tun, die ich daran wendete. Und weiss
Gott, ich würde mich eher entschliessen nach Rom zu reisen, denn
EINE ENGLISCHE SCHRIFTSTELLERIN. 2 / o
diese arbeit von neuem zu beginnen. Findet ihr nun, dass ihr handelt,
wie ihr geschrieben leset, so danket Gott innig dafür, wenn aber
nicht, so bittet ihn um gnade und gebt, so viel in euerer macht lieget
euch mühe, besser zu handeln.
Man versteht, wo wir hinaus wollen. Wir halten es für
nicht unwahrscheinlich, dass unsere Verfasserin mit
einer der drei Jungfrauen der Ancren Riwle identisch
ist. Das material ist hier allerdings auf beiden selten etwas
karg bemessen, doch wird es, denken wir, genügen, den ver-
such eines dahingehenden nachweises zu crmögliclien.
Sollte unsere Untersuchung den gewünschten erfolg nicht
haben, so wird sie doch nicht völlig zwecklos sein, denn ab-
gesehen von der gelegcnheit, die sie uns bietet, ein oben nur
im umrisse gegebenes capitel zu vollenden, wird sie dinge zu
tage fördern, die ein allgemeines Interesse verdienen und so
vielleicht andere zum anfassen bewegen, wenn wir aus mangel
an kräften das Werkzeug niederlegen müssen. Gehen wir also
getrost vorwärts.
Das erste, was unser unternehmen in frage stellt oder doch
ein sicheres ergebniss erschwert, ist die scheinbare tatsache,
dass die A R unter den damaligen nonnen und ancren ein be-
liebtes und viel gebrauchtes buch war.
Der einzige grund, worauf sich diese tatsache stützt, liegt
in der verhältnissmässig grossen zahl der uns erhaltenen oder
verlorenen handschriften der AR. Es lässt sich aber dieser
umstand auch auf andere w^eise erklären und mildern. Wir
wissen, dass Schriften von dem umfange der A R sich viel leich-
ter erhielten als weniger umfangreiche, die ihre erhaltung meist
nur dem umstände verdanken, dass sie an giössere werke an-
gebunden oder angeschrieben wurden. So ist es denn leicht
möglich, dass die uns bekannten mss. der AR, wenn nicht die
vollzahl, so doch die bedeutende mehrzahl derer bilden, die
überhaupt jemals vorhanden waren.
Alles übrige, die geistesrichtung des Verfassers mit den
in den damaligen nonnenklöstern herrschenden Verhältnissen,
spricht gegen die annähme einer grossen beliebtheit und Ver-
breitung der AR.
Wie sehr die damaligen nonnen und ancren in weltsucht
versunken waren, dafür können wir allein aus der AR viele
Zeugnisse beibringen.
Auglia, V. band. Jg
274 EINRNKEL,
Die nonnonklöstcr wurden häufig für nielits als für versor-
gungsanstnlten aiigeselicn und benutzt. Auf ?:. 108 licisst es:
'Ilöebst luiscliicklich ist es, dass man in ein ancrenliaus, ein ge-
fiingniss Gottes, eine statte der cntbelnungeu, in der unverhiiilten
absieht kommt, dort melir bequemlielikeit und freiheit zu finden, als
man in der aussenwelt haben konnte.'
Keiu wunder war es, wenn solche nonnen die Vorschriften der
kirche nur hissig erfüllten. Die art, wie von vielen die kastei-
uugen geübt wurden, ruft in dem Verfasser eine ungemeine cnt-
riistung hervor:
'Behandele sich keine zu zart, wenn sie sich nicht ewigen schaden
zufügen will Leider Gottes jedoch sind viele ancren so be-
dacht auf ihr fleischliches wolbefinden, fürchten so übermässig, dass
ihr liaupt ihnen schmerze oder ihr körpcr zu schwach werde, und so
sorgen sie um ihren leib, während ihre scele von sünden krank und
kräuker wird' (3(;S).
Solchen verzärtelten nonnen stellt der verf. die drei Schwestern
geradezu als muster hin:
'Alles, was ich von fleischestötuug sagte', spricht er, 'hat keinen
bezug auf euch, meine lieben Schwestern.' Thr erlogt euch manchmal
mehr auf, als mir selbst erwünscht ist. Es bezieht sich auf solche,
die hier wol mit gutem rate schnell bei der hand sind, sich selbst
aber nichtsdestoweniger allzu sanft anfassen' (378).
Der l)lick solcher nonnen war natürlich sehr wenig auf himm-
lische dinge gerichtet, ihre aufnierksamkoit lenkten sie nach
wie vor auf das, was aussen vorgieng. Der Verfasser tadelt
diese sünde mit den uns koniischschcincnden, aber sicher (wie
ja auch das folgende beweist) bitterernst gemeinten Worten:
'Man sagt den ancrcu nach, dass fast jede eine alte klatsch-
schwester habe, die ihr alle klatschgeschichten des landes zuträgt,
eine elster, die ihr alles zugackert, was sie hört oder sieht. So dass
das Sprichwort entstanden ist: Von dem markte, aus der mühle, der
schmiede und dem ancrenhause bringt man neuigkeiten mit'-(ss).
So fanden denn weltliche leidenschaften leichten eingang in
' An l)lutsver\vantschaft ist bei diesem ausdrucke natürlich nicht zu
denken: but there is no valid reason to bclieve, with Smith and
Wanley, that they werc the Authors own sisters. The contrary may
cven fairly be inferred from bis uniform silence npon the suiiject, espe-
cially upou occasions when it would iiave beeu natural to him to allude
to it liad such consanguinity existed between them. When he addresses
thcril as bis dear sisters, hc only uses the form of speech commonly
adopted in convents, whore nuns are usually spoken of as sisters or
mothers, and monks as brothers of or fathers. — Morton, Ancren ]iiwle,
Preface XI.
EINE ENGLISCHE SCHRIFTSTELLERIN. 275
die liäuser der damaligen iionueu imd ancren. Zauk und zwist
waren nicht selten:
'Vor allem diese lehre (d. i. die der eintracht) sollten normen,
wenn es mir nachgieuge, sich zu nutzen machen — heisst es s. 254 —
denn viele, Gott sei es geklagt, gleichen den fiichsen Simson's, welche,
die köpfe von einander abwendend, an ihren zusammengebundenen
schwänzen feuerbriinde tragen , wie im buche der richter erzählt ist.'
Wie uns die iu's einzelnste gehenden Verwarnungen auf den
Seiten 114, 116, 12S u. s. w. bezeugen, kamen sogar unsittlich-
keiten der schlimmsten art häufig genug vor.
Ausnahmen gab es gewiss, und von den drei Schwestern
abgesehen, wird auch eine solche von dem Verfasser (auf s. 3S2)
erwähnt. Aber gerade, dass er sie erwähnt und mit dieser ge-
nugtuung erwähnt, beweist, dass er frei genug dachte, um nicht
schwarz sehen zu wollen, dass er besseres berichten würde,
wenn er es könnte.
Solcher gestalt also waren die zustände des nonnentums,
als der Verfasser die Ancren Riwle schrieb. Dass er mit seinen
auf Vertiefung und verinncrlichung der liebe zu Christo gehen-
den lehren, so geschickt und verlockend oder, wie wir jetzt
sagen dürften, rücksichtslos er sie vortrug, vor einem solchen
liörer- und leserkreise ein prediger in der wüste bleiben würde,
konnte ihm selbst nicht verborgen bleiben. Hören wir hierüber
seine eigenen worte. In der eiuleitung zu seinem achten teile
sagt er:
'Oben am anfange sagte ich, dass ihr nicht so töricht sein sollt,
euch zur befolgung der äusseren regeln (Observanzen) durch gelübde
zu verpflichten. Dasselbe sage ich hier nochmals. Auch schreibe ich
dieselben für niemand als für euch allein. Dies sage ich deshalb,
damit andere ancren nicht etwa sagen, dass ich aus eige-
ner machtvollkommenheit ihnen neue regeln mache.'
Der Verfasser weiss also, welche aufnähme bei vielen sein buch
erfahren würde. Denn dass die Opposition sich nicht nur gegen
den ausfluss der strengeren richtung des Verfassers, sondern
gegen diese richtung selbst sich wendete, ist ein nur zu nahe-
liegender schluss. Dieses bewusstseiu seines alleinstehens be-
stimmte wol auch den Verfasser, bei herstellung seines werkes
fast ausschliesslich auf seine drei pflegebcfohlenen rttcksicht
zu nehmen ^ und nur dann auch den weiteren leserkreis eines
' Ein buch, das letzte, ist sogar ausdrücklich nur für die 3 Schwestern
verfasst, von kleinem abschnitten ganz zu schweigen.
18*
•27() KINKNKKL,
hlickcs zu wiirdijrcn, wenn es sieli nni constaticvung' eines war-
nenden beisjueles oder um eine liigc handelte.
Die drei seliwestern freilich, die er bei jeder geleg:enheit
lobt, ja deren religionseifcr er mehr als einmal zu zügeln sucht',
waren das gerade gegenteil von den oben beschriebenen. Bei
ihnen konnte er für seine lehren ein empfängliches gemüt er-
warten. Und in der tat wird jeder, der die Wohungc nur ein-
mal aufmerksam durchgelesen, wissen, wie tief die frauenschrif-
ten im allgemeinen und die AK im besonderen auf deren Ver-
fasserin eingewirkt bat.
Stellen wie die folgenden:
'Mit diesen beiden (Icreuzes) hölzern sollet ihr entzünden das feuer
der liebe drinnen in euerem herzen. Schauet oft sie an und bedenket,
ob ihr nicht grosse Ursache liabt, den herrn der sccli<^keit zu lieben,
der so nach euch die arme ausstreckt und so sein haupt zu euch
herabneigt, als wollte er euch küssen' (402).
Oder weiter oben s. 34:
'Nach dem messekuss, wenn der priester (die hostic) weihet,
dann vergesset ganz die weit um euch, dann streift alles fleischliche
von euch ab und mit glühender liebe umfanget eueren geliebten, der
vom himmel herabgestiegen und in das gemach eures herzcns ge-
zogen ist; und haltet ihn fest, bis dass er euch gewährt habe, was
immer ihr wünschen müget.'
vStellen, sagen wir, wie diese, mussten an den nonnen der ge-
wöhnlichen art, unverstanden vorfibei-gehen. In dem gemüte
der Verfasserin der Woiiunge unTl der übrigen Schriften riefen
sie, wie überhau])t die liohe, stellenweise grossartige poesie des
ganzen Luuekapitcls eine völlige Umwälzung hervor. Schmerz
und klage um den verlust der weit, so stark sie sind, mit so
grosser gewalt sie noch hie und da hervorzubrechen suchen,
sie werden hinabgedrängt, vergessen, und der numd strömt über
von jauchzen und entzücken über die schöniieit und milde des
göttlichen geliebten. Stellen, wie die oben angeführten, sind
nicht nur häufig wörtlich benutzt, die in ihnen waltenden ge-
danken bilden geradezu die grundlage, auf der unsere
schritten ruhen, die grundstimmung, die von anfang
bis zu ende sie durchklingt.
lliemit freilich sind wir auf iinscrm wege schon etwas vorauf-
geeilt. Ehe wir weitet* geiien, haben wir uns noch einiger dinge zu
entledigen, die unserem fortgange sonst hinderlich sein würden.
» Vgl. noch Ali 112.
EINL«; ENGLISCHE SCHKIFXSTELLEKIN. 277
Ein vergleich der drei Juugfraueu der AR mit der i)er-
söuliehkeit, die uns iu allen drei fraueuscliriften entgegentritt,
würde bei letzteren die eiuheit der Verfasserschaft voraussetzen.
Diese Voraussetzung aber, so einleuchtend sie an und für sich
ist, durfte sich wegen der kleinhcit der drei stücke niemals end-
giltig beweisen lassen. Um nun einen möglichst festen bodeu
unter unsere füsse zu bekommen, wollen wir uns mit den au-
deutuugeu, welche die Wohunge uns bietet, begnügen, ohne je-
doch auf gelegentliche Seitenblicke auf die übrigen stücke völlig
verzieht zu leisten.
Nachdem so alles nötige erledigt, gehen wir weiter.
Was zunächst mehr nebensächliches angeht, wie die spräche,
so stimmt dieselbe ganz vortrelflich zu unserer annähme. Die
spräche der Woh. zeigt der der A R gegenüber einen fortschritt
von etwa 20 — 30 jähren, so dass beide Schriften sehr wol kurz
nach einander etwa binnen 10 jähren geschrieben sein können.
Dieser Widerspruch löst sich von selbst auf, wenn wir folgendes
erwägen: Wir wissen, dass die drei Jungfrauen der AR noch
'in der blüte ihrer jugeud' standen, während wir dem Verfasser
der letzteren in riicksieht auf seine vielseitigen erfahruugen und
sein verhältnissmässig ausgebreitetes wissen nicht anders als
ein hohes alter zugestehen können. Es wäre nun sehr sonder-
bar, wenn eine erscheinung, die wir noch alle tage beobachten
können, nicht auch für damals die rogel gebildet hätte, das
heisst, wenn der greis, der die AR schrieb, nicht eine menge
von archaismen noch in seiner rede bewahrte, da die Jugend
dieselben längst abgestreift hatte. ^
Dass der sprachabstand dem altersabstand nicht gleich ist,
hat seinen einfachen grund darin, dass auch für die spräche
des zäheren alters eine angleichung an die des jüngeren ge-
schlechtes allmälich stattfinden muss. Der sprachabstand von '
etwa 25 jähren lässt uns daher auf einen altersabstand von
etwa 50 jähren schliessen. Die ansieht, dass x\.R und Woh. in
dem kurzen Zeiträume von etwa 1225 — 35 entstanden, wird hier-
durch nur wahrscheinlicher, wie die Sachen bei uns stehen.
' Es ist dies ein paukt, deu man bishmg bei altersbestiramung von
denkmjüern nur 'j;nnz ungcnügeiul berücksii'litigt hat. Obige tatsaclie in
rechnung gezogen, würden die altersbestiuuuiuigcn solcher denkmäler,
in denen der Verfasser angaben über sein alter gemacht liat, sich wesent-
lich anders stellen.
278 EINENKFX,
Dass die drei scliwesteni fäliii^ waieii, eine sehrift wie die
Wobuuge 7.U verfasseu, lässt sich zwar nicht beweisen (es mliss-
tcn denn die worte des Verfassers der Ali: öe hahbeö of ]>eos
blissen i-nriten on Oi5er slude auf schriftstellerische versuche von
seilen der drei Schwestern zu beziehen sein 0, aber doch höchst
wahrscheinlich machen. Konnten sie doch nicht nur lesen und
schreiben (20, 27G, 286, 422), sondern hatten geradezu eine, auch
nach unseren begrilfeu höhere bildung genossen. Sie waren der
französischen (44) und der lateinischen spräche mächtig, aus
welcher letzteren sie schon in früher Jugend gedichtc lernten
(240)- und auch jetzt noch eine menge von lateinischen gebeten
auswendig wissen (20, 290). Die kenutuiss der latein. spräche
mag allerdings in klöstern nicht selten gewesen sein, lässt uns
eine andeutuug auf s. 424 doch schlicssen, dass dieselbe hin
und wider sog-ar bei laienschwestern vorkam. Unbedingt not-
wendig war sie jedoch gewiss nicht, denn der verf. der AR
sagt einmal, dass, wer die (angeführten) gebete im Lateinisch
nicht könne, sie auf Englisch oder Französisch sagen solle (44).
Dass die Verfasserin der Wohunge Französisch versteht,
wird neben anderem durch den ausgiebigen gebrauch, den die-
selbe von dem französischen sprachelemeut macht, sehr nahe
gelegt. Bei einer anderen ortes'^ angestellten Untersuchung fan-
den wir in der nur 9 drucksciten (die gewöhnlichen der E. E. T.
.Soc.) umfassenden schrift nicht weniger als 42 77 mal verwen-
dete normannische Wörter, Eine für die entstehungszeit ausser-
ordentlich hohe zahl. Aehnlich stellt sich der fremdwortbestand
bei den übrigen frauenschriften. Beweise für ihre kenntniss des
Lateinischen gibt uns die Verfasserin durch die beiden latein.
citate, die sie fast wortgetreu übersetzt.
Auffallen darf uns diese höhere bildung bei trauen da-
maliger zeit nicht allzusehr. Sie war das zeichen, das Vorrecht
höherer geburt, und dass die Jungfrauen der AR sowie die Ver-
fasserin der Wob. den höheren kreisen entstammen, dafür haben
wir deutliche beweise.
' Die stelle lässt sich natürlich auch anders deuten. Wir verlassen
uns auch deshalb nicht auf dieselbe, sondern führen sie nur der ge-
wiösenhaftigkeit wegen an.
^ Ilolie medilaciuns beofH biclupped in oiie uers l'el was ;zare iteilil
(C und T ergänzen ow) viine leoue susIren.
3 Ueber die Verfasser einiger neuags. Schriften teil I, s. 47, anm. 1.
EINK ENGLISCHE SCHRIFTSTELLERIN. 279
Der Verfasser der AR sehreibt (168):
'Der fünfte gruud (nämlich die weit zu verhissen) ist der, dass
edle hericn und fruuen sehr freigebig sind.* Wer aber übertrifft
anilere an tVeigebigkeit? Der, welcher mit St. Petrus sagen kann:
Herr, wir haben alles zurückgelassen und sind dir nachgefolgt. Ist
dies nicht ein mächtiges almosen? Ist dies nicht eine bedeutende
spendung? Nun, meine lieben seh western, künige und kaiser
haben ihren lebensunterhalt durch das freigebige almosen,
dass^ihr- zurückgelassen habt.'
Eine stelle ist dies, die nicht bloss uns interessiert, sondern eine
allgemeiuere beachtung' verdient. Wir können nicht genug auf
dieselbe aufmerksam machen. Ebenso merkwürdig, ja fast noch
merkwürdiger und rätselhafter ist eine andere hierher gehörige
stelle:
'Ihr, meine lieben Schwestern — heisst es aufs. 192 — ^ bedürfet
von allen ancren, die ich kenne, am wenigsten der Stärkung gegen
derartige (d. i. äussere) prüfuugen, ausser gegen die der krankheit,
denn ich wüsste keine, die mehr der bequemliclikeit (eise), der Zu-
friedenheit und des ihr nötigen sich zu erfreuen hätte, als ihr dreie
dies könnt. Dank sei dem herrn dafür. Denn weder um kleidung
noch um uahrung braucht ihr zu sorgen , weder für euch noch für
euere mägde. Jede von euch empfängt von einem freunde
alles, was ihr not tut, und die magd braucht nach brod
oder Zuspeise nicht weiter zu gehen als zu seiner halle
(halle!) Weiss Gott! manche andere weiss wenig von solchem glück
(eise), sondern ist oft genug dem mangel, der schände und dem kunimer
ausgesetzt. Wenn ihnen dies (seil, diese blätter) zu bänden kommen
sollte, so wird es ihnen zum tröste gereichen. Ihr aber möget mehr
die zarte, denn die harte seite der prüfungen fürchten, die ich äussere
nannte. Denn gerne würde der höchste euch zu willen sein
und euch mit Schmeicheleien verderben, wenn ihr^ dazu
nicht zu vernünftig wäret. Viel redet man davon, wie artige
mädchen ihr seid und um eurer gute und edeln gesinnung willen von
vielen begehrt werdet und wie ihr, die drei töchtcr eines vaters und
einer mutter, allen der weit entsagtet und nonnen wurdet.'
Es mag wahr sein, dass es manche ancren sehr schlimm
hatten, darum musste aber den unseren der jähe Wechsel von
' Die logischen und syntaktischen mängel in dem obigen citate Hessen
sich nicht völlig beseitigen. Allzu frei durfte nicht übersetzt werden.
- Text 7ve, der sinn verlangt jedoch ^e, wie aucli der herausgeber
übersetzt.
^ Wie der herausgeber dazu kommt, das Itexie des textes zu altengl.
haeges zu stellen und mit sorcerer zu übersetzen, ist nicht ersichtlich.
Es ist nichts anderes als das auf s. 42, 380 verwendete = JSe highest.
" Der text gibt hier keinen sinn. Vielleicht hat T das richtige.
2S0 EINENKEL,
übcrfluss zu bescliräukung- niclit weniger fiililbav sein, und mau
Nvirci es daher als keinen ^viderspruch eniptindcn, wenn die Ver-
fasserin der Wob. unter Seufzern und klagen der vergangeneu Zei-
ten gelenkt, die sie zwar niederzukämpfen sucht, die aber trotz-
dem immer wider hervorbrechen und sogar in den worteu selbst-
losester entsagung noch nachklingen, wie in den folgenden:
'Ach, wozu sollte ich reich sein, da du ja arm wärest, mein ge-
liebter. Deshalb, süsser Jesu Christ, will ich arm sein um
deinetwillen, wie du es wärest aus liebe zu mir' (279).
Lebereinstimmend hiermit und noch deutlicher ist eine stelle
des Lofsong of ure L. (211 — 13). Auf das vorhergehende sich
beziehend ruft die Verfasserin aus:
'Deine gnade, herr, wenn ich in meinem gebete so hoch hinauf
geklommen bin und doch so tief stehe und um irdischer Verluste
willen so grossen kummer in meinem herzen fühle; gütiger
Gott, dein erbarmen! Ich sterbe! denn dass ich eben von solchen
dingen sprach, ist tötjiche sünde. Hoher, rettender Gott, hilf mir
und heile hiervon mein herze. Lieber herr Jesu Christ, senke dein
äuge zu mir, die ich so tief stehe und zu dir von dingcu rede, die
mir nach meinen sünden am meisten verderblich sind. Hoher, retten-
der Gott, neige dich zu mir und erhöre mein gebet.'
Trotz aller beschwörungcn und bitten kommt die Verfasserin
jedoch immer und immer wider auf den punkt, den sie so gern
vermeiden möchte, bis sie endlich sich zu trösten sucht mit
den Worten (21o):
'Gewiss wird all meiu erdenleid sich zur frcude wandeln, weun
ich Gott liebe in treuem glauben. Herr! dies glaube ich und liebe
dich und will dich mehr noch lieben, herr, in diesem leide, denn
früher in all meinem glücke. Denn dieses, das weiss ich sicher,
würde mich völlig betrogen haben, wärest du, herr, mir nicht gnädig
beigestanden.
Die zuletzt citierten stellen deuten nicht nur auf einen
schnellen Wechsel von übcrlluss zu bcschränkuug, sie weisen
für die Verfasserin wie für die drei schwestein auf eine ticfer-
liegeude, einschneidendere Wandlung ihres Schicksals. Wo sind
die eitern, avo die sonstigen vcrwantcu der letzteren, dass sich
trotz des grossen rcichtums freunde ihrer anneh)nen müssen?
Das ist eine frage, die sich angesichts der letzten stelle der
Ali sich unabweisbar uns aufdrängt. In der Ali sell)st erhal-
ten wir auf diese frage keine antwort. Wol aber eine völlig
genügende in der Wohunge. liier auf s, 275 heisst es:
'Nun, mein süsser Jesu, aus liebe zu dir bin ich ge-
schieden aus der sippe des blutes, und leibliche biüdcr
EINE ENGLISCHE SCHRIFTSTELLERIN. 281
haben ü b e r d i e s s mich Verstössen. A b e r d i e s k ü m m e r t m i o li
nicht, so lan^e ich dich halte' etc.'
Die Verfasserin war im Toiherg-eli enden bemüht, ein nnbestreit-
bares anreclit auf die liebe Christi zu finden. Aber ibre auf-
ricbtigkeit treibt sie sofort au, das wahre au der sacbe zu g-e-
stehcn. Kiebt sie loste die bände des blutes, sondern ibre brü-
der haben dieselben gewaltsam zerrissen und sie so gezwungen,
für die freudeu, die die weit ihr hätte bieten können, ersatz
in der liebe zum Gottessohne zu suchen. Wer den ersten an-
stoss zu dieser katastrophe gegeben, lässt sich mit voller bc-
stimmtbeit nicht sagen. Doch findet sich einiges, was uns an-
deutet, in welcher richtung wir zu sucben haben.
Dass zunächst die weit die drei Schwestern (die richtig-
keit unserer Schlüsse vorausgesetzt) nicht von aller schuld frei-
spricht, sehen wir daran, dass der Verfasser der AR dieselben
als übelbeleumundet hinstellt (380). Ein umstand, der durch
die stelle eines früher gegebenen citates niclit aufgehoben wird,
da das dort gespendete lob sich nur auf ihre hohe geburt und
auf ihre Schönheit beziehen kann.'- Hierzu kann man die worte
der Wohunge vergleichen, wo es 277 heisst:
'Du, Christus, batest mich, zu bedenken, wie du t'iu- mich kämpf-
test, damit ich weltliche (irdische) arniut noch schände von übe 1er
Leute mund etc. fürchte.'
Doch auch noch anderes, wenn auch nicht deutlicheres, wissen
unsere Schriften über diesen punkt zu berichten.
Eine stelle der Wohunge schildert uns die heissen kämpfe,
welche die Verfasserin in ihrem innern gegen ende ihres welt-
lebens zu bestehen gehabt:
'Drei feinde fochten^ S^gG" niich, und auch jetzt noch muss ich
ihre streiche fürchten, und ist es fjut für niicli, wenn ich mich durch
deine gnade vorsicliti,'^ schütze: die weit, mein fleisch und der teufe).
Die weit will mich zur sklavin, mein fleisch zur ehrlosen machen, der
teufel durch diese beiden mich zur höUe schleppen. Feig war ich und
schwach und nahe dem falle, meine feinde aber grausam und so stolz
und kühn, dass, wenn sie mich so schwach und so mutlos und so
mich ihnen zuschwanken sahen, sie um so heftii;er mich angrift'en.
^ Vgl. s. 21. Es ist dies die für unsere erste Untersuchung wich-
tigste stelle. Auch auf das an eine ' lene susler' gerichtete sehhisswort
der Wohunge inacheu wir aufmerksam. Ahgeseiien von den aurli in ihm
sich findenden anklängen an die AR (170, ;551) sielit es den gewöhnlichen
geleitworten der damaligen Schreiber sehr wenig ähnlich. Es geht daher
gewiss auf die Verfasserin selbst zurück.
2 Siehe s. 279.
^ Text filüen. Der sinn aber verlaugt fahlen.
'2S2 ÜNENKEL, EINE ENGLISCHE SCHKIFISTELLERIN.
Sie hoft'ten aus mir unglücklichen ganz ihr oigentuiu zu machen, und es
wäre ihnen dies gelungen, wäre die hilfe nicht nahe genug gewesen.
Schon grinsten sie vor froudc einander an, wie wölfe, die ihrer beute
sich freuen. Aber dadurch, dass du nicht völlig sie über
mich triumphieren liessest, noch duldetest, dass sie mich
gänzlich in schände und sündc und später in (hüllcn-)pein
brachten, dadurch erkannte ich, dass du mich zu deiner
geliebten und braut haben wolltest.'
Hierzu vergleicht sich die folgende stelle der AR:
•Erkennet — heisst es hier auf s. 174 — dass ihr ... in den
frieden der kirche geflohen seidi denn es ist keine unter
euch, die nicht einmal ein dieb war an Gott. Draussen
aber erwartet man euch, wie ihr sehr woi wissen müget,
gleichwie man diebe erwartet, die sich in der kirche schütz
begeben haben Bittet fleis.-ig Gott, wie der dieb, der im
schütze der kirche ist, dass er euch vor allen, die euch erwarten (auf-
lauern) schütze und bewahre.'
Wir wollen schliessen. Auch für die zuletzt nugeführten
citate Hessen sich Aveitere belegstellen beibringen, auch auf sie
widerum Schlüsse bauen u. s. w. Da wir aber jetzt schon
keinen sicheren boden mehr unter den füssen spüren, so halten
wir e."< für besser hier schon halt zu machen, als in die gefahr
des versinkens zu geraten.
Von den ergebnii-sen dieses aufsatzes halten wir nur das des
ersten teiles fest: Die Wohunge of ure Louerd, die Urei-
sun of God Almihti und der Lofsong of ure Louerde
sind von frauen, jedenfalls nonnen (ancrcn) vcrfasst.
Was den zweiten teil angeht, so hat die hier veifochtene
ansieht gewiss sehr viel für sich. Doch l^ekennen wir gerne,
dass das für dieselbe beigebrachte beweismaterial noch nicht
genügt, sie unanfechtbar zu machen. u-, -'•*., ^,:/ .-/./<
Vielleicht gibt unser letzter teil den anstoss zu einer Unter-
suchung, die mit besseren mittein ausgerüstet und von einer
anderen seite ausgehend, zu sichereren ergebnissen gelangt.
GoHLis Leipzig. Eugen Einenkel.
NEKROLOG.
Durch eine eigenartige Verkettung von uniständeu ist es
gekommen, dass in diesen blättern erst jetzt eines im jähre 1S79
heimgegangenen gelehrten gedacht wird, der unter den deut-
schen forschem auf dem gebiete der englischen litcratur eine
der hervorragendsten stellen einnahm.
Wilhelm Adolf Hoguslaiv Hertzherg'
wurde am 0. Juni 1S13 in Halberstadt geboren. Xachdem er
auf dem gymnasium seiner Vaterstadt für die Universität vor-
gebildet war, studierte er von 1531 — 35 iu Bonn und Halle
Philologie. Unter seinen lehrern übte namentlich Bernhardy auf
ihn einfluss aus, der, das bedeutende taleut des jungen manues
erkennend, ihm mit rat und ermutigung zur seite stand. Nach-
dem er auf grund einer abhandlung über Properz promoviert
war und das facultätsexamen abgelegt hatte, absolvierte er in
Halberstadt das vorgeschriebene i)robejahr, Avar dann 3 jähre
mitglied des seminars für gelehrte schulen in Stettin und wurde
hierauf als collaborator an das gymnasium seiner Vaterstadt
berufen. Die glänzenden anlagen des jungen gelehrten, sein
unermüdlicher fleiss und eine hierzu in innigster beziehung
stehende bedeutende productivität hatten schon in jener zeit'
seinem namen in der philologischen weit einen guten klang er-
worben. Kicht weniger hervorragend war seine tätigkeit als
Schulmann. Eine rasche carriere konnte einer so ausserordent-
lichen kraft nicht fehlen. IS VI wurde Hertzberg eine ober-
lehrerstelle an der höheren bürgerschule in Elbing übertragen.
' Als qnelle diente bei einer icilio von eiuzclheiten der vortrefflich
geschriebene nekrolog der Weser/.eitnng (August 2S.— 31. 1ST9) aus der
feder von Dr. C. Bulle. K.
2S 1 KOHDK,
In AYcU'lier weise er in seinem neuen ^Yil■kunti•skl•eisc dem ihm
entireiicriicbraeliten vertrauen entspracli, geht am besten daraus
hervor, dass er bei der IS 15 eintretenden vaeanz des direetorats
mit der leitung- der sehule betraut Avunle. So sah sieh Hert/.-
berg: als director einer anstalt, deren hauptfäeher seineu ur-
sprüngliehen Studien fern lagen. Dass er nieht ungern seine
Stellung mit der direction eines gymnasiums vertauscht haben
würde, wird man natiirlieh finden. Dennoch war er zu sehr
gewissenhafter sehulniaun, als dass er sich nicht ganz seiner
schule hätte hingegeben, nicht ganz die intcresseu derselben
hätte zu den seinigen machen sollen. Dass er sich eingehend
mit dem Französischen beschäftigte, zeigt eine 1848 in Jahu's
Jahrb. veröflentlichte recension von 'Lentz, Elementarbucb der
französisclicn »Sprache'. Ein zufall führte ihn zum Studium des
Englischen. Einer dei' Acrtreter dieser spräche war zum militär
eingezogen worden; die stunden durch einen anderen fachmanu
zu besetzen war nicht möglich, der director übernahm es daher,
selbst die liicke auszufüllen. Es war nicht liertzberg's ait, sich
mit einem unterrichtsgegeustande nur soweit zu beschäftigen,
wie es direct die zNvecke des Unterrichts erforderten. Bei der
begcisterung, mit der er sich einem neuen gegenstände des
Studiums hinzugeben pflegte, und seiner wunderbaren sprach-
lichen begabung lebte er sich bald so vollständig in das fremde
idiom ein, dass er sich in demselben mit grösster Sicherheit
mündlich und schriftlich ausdrückte. Dass die fertigkeit im
praktischen gebrauche einer spräche bei IIertzl)erg weniger die
frucht von besonders zu diesem zwecke angestellten Studien
war, als vielmehr das natürliche ergebniss seiner fähigkeit und
gewolmheit, sich beim Studium der grammatik und literatur
ganz in den geist der spräche zu versetzen, braucht wol kaum
erwähnt zu werden. Neben den arbeiten des amtes und den
Studien, die zu demselben in nächster bezieliuug standen, wur-
den in den ersten jähren des clbingei- aufenthaltes die forsch-
ungen auf dem gebiete der klassischen i)hilologie rüstig fort-
gesetzt. Die 1S43 — 45 erschienene grosse ausgäbe von Pro-
])erz reiht sich den hervorragendsten pliik)logischen ar))citen an.
Dennoch sollten jähre vergeiien, bis sie die gel)ühren(le aner-
kenuung fand. Günstigere aufnähme fanden die zahlreichen
Übersetzungen. Erwähnung mögen hier funlen: Babrios' fabeln,
1840; die 'kleineren gedichte, welche dem Yirgil zugeschrieben
W. HERTZRERG. 285
werden', 1S56; die Aeneis, 1859; vier komödieu des Plaiitus,
1861;. neue satyren des Juvenal, 18G1. Den schwierigen an-
forderungen, die an den Übersetzer eines dicliters lierantreten,
war Hertzberg gewachsen wie wenige, denn in ihm vereinig-
ten sich: ein tiefes poetisches gefühl, 'ein empfindliches ohr für
die gesetze des wolklanges', eine ausserordentliche leichtigkeit,
sich ganz in den geist des autors zu versetzen, und eine un-
umschränkte herrschaft über die form. Nehmen wir noch hinzu,
dass Hertzberg mit der grössten soigfalt arbeitete und trotz
seiner glücklichen Ijeanlagung nicht müde wurde, die feile an-
zulegen, so wird es uns erklärlich, dass seine Übertragungen
nicht nur demjenigen, w^elchem die betreffende spräche fremd
ist, einen würdigen ersatz des Originals bieten, sondern auch von
Philologen gern zur band genommen werden. So erklärte der
selige Wilhelm Wagner, der bekanntlich das Neuenglische wie
seine muttersprache beherrschte, er lese Hertzberg's Übersetzung
der Canterbury Tales ebenso gern wie das original.
Von 1850 an lässt sich in Hertzberg's arbeiten ein hin-
neigen zur neueren philologie, speciell der englischen verfolgen,
das immer entschiedener auftritt und ihn zuletzt zu grösseren
arbeiten auf dem gebiete der alten spiachen nicht mehr kommen
lässt. Worin der grund dieser erscheinung liegt, dürfte schwer
zu entscheiden sein. Bei jedem gelehrten, dessen Studien auf
einem weiten arbeitsfelde liegen, hängt es viel vom zufall ab,
welchen teil er während einer bestimmten periode besonders
cultiviert. Der fall, dass ein })hilolog-e nach hervorragenden
leistungeu auf dem gebiete der alten philologie sich vorzugs-
weise der neueren zuwendet ist ja nicht selten; ich erwähne
nur die namen Eduard Mätzner und Wilhelm Wagner, deren
werke ebenso wie die Wiliielm Hertzberg's den beweis liefern,
dass ein eingehendes Studium der alten die vorzüglichste schule-
fiir das verständniss der neueren ist.
Bei Hertzberg's edlem charakter, seiner begeisterung für
alles gute und schöne und seiner reichen begabung musste
seine pädagogische und directoriale tätigkcit eine glückliche
,"iein. Anerkennung seiner mitbürger wurde ihm in reichem
masse zu teil. Auch in den leitenden kreisen wusste man seine
kraft zu schätzen; es wurde jedoch übel vermerkt, als er in
der zeit der reaktion seinen freien politischen ansichten rück-
haltslos ausdruck gab. 8o kam es, dass seine wähl zum director
2S0 ROHIU',
in Anklani uielit bcstätig-t wurde. Unter diesen umständen
mociite es ihm nicht schwer werden, sich zu eutschliesscn, einem
rufe nach Bremen folge zu leisten.
In Uremen, wohin llertzberg' 1S5S übersiedelte, leitete er
bis ostern ISÜC) die haudelsschule, jetzt realschule I. o., dann
ein Jahr handelsschule und gyninasium und hierauf bis an sein
Icbenscude die letztere anstalt. In kurzer zeit fühlte er sich
heimisch in den neuen Nerhältnissen, die ihm um so mehr zu-
sagen mussten, als seine Stellung eine unabhängige war, und
seine Wirksamkeit allgemein die grösste anerkennung fand.
Dem gedankeu, von Bremen zu scheiden, trat er nur einmal
uäher, als von Hamburg aus an ihn die anfrage ergieng, ob
er eventuell geneigt sein würde, die dircctorstolle der gelehrten-
schule, des Johanneums, zu übernehmen. Der zufall, an dem
seine wähl in Hamburg scheiterte, wurde gewiss in Bremen als
ein glücklicher bezeichnet, da der hochverdiente schulmann und
gelehrte der stadt erhalten blieb.
Die arbeitskraft, die Hertzberg zu geböte stand, war eine
ausserordentliche. Man muss staunen, wenn man bedenkt, dass
er neben seiner tätigkeit als director einer grossen, mit jedem
jähre sich erweiternden anstalt, als iuspector verschiedener
schulen, als niitglied des scholarchats, zweier Prüfungskommis-
sionen und der bürgerschaft noch zeit fand zu einer ausgedehn-
ten literarischen tätigkeit. Nachdem llertzberg trotz dieser an-
gestrengten arbeit sich jähre lang einer verbältnissmässig guten
gesundheit erfreut hatte, traten im frühlingc 1879 die spuren
eines magenleideus auf, dass sich als unheilbar erweisen sollte.
Ein sanfter tod endete am 7. Juli das tätige leben des hoch-
verdienten mannes. Was er seinen angehörigen, freunden,
Schülern und mitbüi'gern gewesen ist, wird gewiss bei allen in
dankbarem andenken bleiben.
In der Wissenschaft wird Hertz])erg's name einen ehren-
vollen ])latz behalten. Mit welchem eifcr und welcher energie
er ihr gedient bat, davon folgendes beispiel. Nach mehrjäh-
rigen angestrengten Studien war es Hertzberg während seines
aufeiithaltcs in Stettin gelungen, die ausgäbe des Properz zum
abschluss zu bringen. Die arbeit liegt druckfertig vor. Da, an
dem zur absendung an den Verleger festgesetztem tage geht das
manuskrijtt in llammen auf; und der junge gelehrt, weit ent-
fernt, durch dieses geschick rautlos zu werden, opfert wider
W. HERTZRERG. 287
melirere jalire, um das werk neu zu schreiben. Eine ähnliche
ausdauer zeigten bekanntlich Newton und Carlyle.
Welche Verdienste sich Hertzberg um das Studium der eng-
lischen spräche erworben hat^ davon könnte fernerstehenden
das nachfolgende verzeichniss, das wir der gute des sohnes,
Dr. H. Hertzberg verdanken, eine annähernde Vorstellung geben.
'Was aber', heisst es tretfeud im Shakespeare-Jahrb., bd. XV,
'Wilhelm Hertzberg uns, den mitgliedern dieser gesellschaft,
uns Deutschen allen gewesen ist, die wir Chaucer und Shake-
speare lieben, das hier des weiteren ausführen, hiesse eulen
nach Athen tragen.'
1S4S.
Recension von Lentz, Eleraentarbuch der französ. spräche (Jalm's Jahr-
buch 52, p. 80—83).
i S5;{.
Gedichte von Alfred Tennyson. Dessau. Kafz. 10.
Dift'usion of knowledge amoug cattle, Household Words, Part XXXVIII,
May (no. 165).
1857.
Recension von Byron's Manfred und Longfellow's balladen und liedern,
übersetzt von A. K. Nielo (Neue Jalirbüchcr für Pliilol. und Piidag.,
bd. 70, h. n, s. 574— 5S;5),
1859.
Nach A. Barbier (gediclite). Breui. sonntagsblatt 1851), no. 20.
1802.
Irisehe dichtungen (Brem. sonntagsblatt vom 13. Juli, no. 2s).
Das TeufelsschitT, nach Thomas Hood (I^reiu. sonntagsbl. v. !». März, no. 10).
Englische dichtungen in deutscher Übertragung (Brem. sonntagsbhxtt vom
9. Februar, no. 0).
1864.
Der herr der inscln von W. Scott. Uebers. von W. Hertzberg. Bremen,
Geisler, XX und 200. 8, (Sr. höh. Friedrich VUl., lierzog von
Schleswig-Holstein gewidmet.)
Aus Longfellow's erzählungen (Brem. sonntagsblatt 1864, no. 43 und 44).
I S05.
Aus Longfellow's er/Jililungen (Brem. sonntagsblatt Is65, no. 17).
IsOO.
Geoffrey Chauccr's Canterburygeschichtcn, übers, etc. von W. IL, Hild-
burghausen, bibl. inst. ISO*;, 074 s.
1807 (oder 08?).
Nachlese zu (;hauccr, Jahrb. für roman. und engl. Lit. VIII, 2. 129 — 109.
Deutsche bilduug in England im 10. und 17. Jahrhundert (recension von
George ('lKii)inan's Tragedy of Alphonsus, Emperor of Gennany cd.
Elze, Weserzcituug).
2S8 KOHDR, W. HERrZP.RRG.
1S6S.
Shakespeare's draniat. werke nach der Schlegel-Tieek'schen Übersetzung
revidiert herausg. durch die deutsche Sli.-gesellschal't, Berlin, Georg
Reimer: Heinrich A'III., übers., eingeleitet und erläutert von W. H.
(2. autl. 1S7G).
1 S09.
Shakespeare, Liebes leid und lust (2. aufl. 1ST7).
1870.
Shakespeare, Die comödie der irrungen (2. aull. 1S77).
„ Titus Andronicus (2. aufl. 1S77).
„ Die beiden Veroneser (2. aufl. 1S77).
1871.
Die quellen der Truilussage in ihrem verhiiltniss zu Sh.'s Troilus und
Cressida (Shakesp.-Jahrh. VI, p. 1(19—220).
Shakespeare, Troilus und Cressida (2. aufl. 1877).
„ Ende gut, alles gut (2. aufl. 1877).
„ (^yrabeiin (2. aufl. 1877).
1872.
Lord IJyron (2 aul'siitze in den Prcuss. Jahrhiicliern ls72, s. <)01 — 18 und
(l'.ll-- 70',)).
187;{.
Californische novellen von Bret Harte. Ucbersetzt von W. H. Leipzig,
guandt & Händel, X und DK».
1875.
Shakespeare-Studien von Friesen (recension in der Weserzeituug vom
9. und 10. Januar).
1878.
The Liliell of Englishe Policje ^4'M]. Text und metrische Übersetzung
von W. II. Lciijzig, liirzel, 12(t s.
Aletrisclies, grammatisches, chronologisches zu Shakesp.'s dramen (Shakc-
speare-Jahrb. XIII).
Shakespeare in neuer bühnenbearbeitung von Oechelhäu.ser (recension in
der Gegenwart, no. 29, s. -ll — 14).
Eine griechische quelle zu Shakespeare's sonctten (Shakesp.-Jahrb. XIII).
Shakespeare's Coriolan von Schmidt (recension in dem Jahrlt. für roman.
und engl. Lit., s. 181—191).
1^80.
(Shakespeare und seine Vorläufer, Shakesp.-Jahrb. XV.)
Hamburg. D. Rohde.
^THE aPvAVE.'
Benjamin Thoipe bringt in seineu 'Analecta Anglo-Saxonica'
s. 153 f. das unter dem titel 'The Grave' oder 'Fragment on
Death' (wie es der erste herausgeber, Conybeare, nannte) be-
kannte bruehstück eines alliterierenden gediehtes von der gattuug
der gespräche zwischen seele und leichnam, und sagt Vorrede
Seite XI, dass Uhe text here given is fuimded on a careful and
repeated collation tvith Ihe manuscript'. Da ich zufällig wäh-
rend eines besuches von Oxford den Codex Ms. Bodl. 343, der
auf fol. 17C auf einer übriggebliebenen halben seite das ge-
nannte fragment in einer band des 12. jli. enthält, in die band
bekam, sah ich dasselbe durch, und da erschien es mir nicht
ganz überflüssig, das stück nochmals zu veröflentlichen; im
folgenden gebe ich einen diplomatisch getreuen abdruck der
verse, jedoch zu langzeileu geordnet.
Öe wes bold jebyld . er jni iboreu were.
t5e wes molde imynt . er Öii | of moder come.
ac hit nes no idiht . ne J^eo deopnes iineten.
nes jyt 1 iloced . hu long hit j^e were.
5 Nu me J^e bringseO . ]?er öu beon scealt. |
Nu me sceael ]?e meten . and ]'a mold^ seotiÖa.
Ne biß no j^iu hus healice 1 itinbred.
hit bitü unheh and hih . f'onne \n\ list |?erinne.
Se helewages ] beo'fi laje . sidwajcs unheje,
10 f>e rof bib ibyld J?ire bro.ste ful neli |
Swa Öu scealt on molde? . wuuien ful cald<'.
Dimme and deorcse . ]?et den | fuhet on \\on(\e
Dureleas is pcnl hus . and dearc hit is wiöinnen.
1. Die I deuten zeilcnende der hs. an. — Zwischen hold und gebyld
rasur eines ge.
G. sceal Th. mold Th.
7. Zwischen hus und healice rasur eines zweiten hus.
11. mold Th. cald Th.
12. hond Th.
Anglia, V. band. 19
"290 SCHKOF.l'R, IHK C.RAVF..
DaT ]>n Itist j iVste Milytt . tiia/ da ^ llo^^ )'a ca'^e.
Ij laiilic is /'«7 et^r^ liiis | . ««y/ ^ruu inue to wnnien.
Der ]ni scealt wunien «/n/ wiuMies )'e to dele^.
ßus tun I bist ile^d . aiul ladiest J'ine tVonden.
Nefst Öu neune tVeoiul . )'e j'c wylle | l'aren to.
Drt't efie wule lokien . hu |'o />(ef hus )'e likie.
2U Dädt aifre undoii | . ^c wule ^a duro.
. (Hilf l'O ivt'ter liliten.
lor sone |'u bust hidlie . «//^/ lad to iseonno. |
für sone bi^ )>in luefcl . laxes hireucd.
al bit'S ^es laxes feirues Ibrsceden.
25 naele hit naii mit fingres fcire stracien.
Die gebräueliliclieu nbkiir/uiii::en, (Imchstrielienes )>, i habe
ich aiilgelüst uuil cursiv gedruckt, ebenso die eud-<?-schleiieii in
molde (6, 11), calde (11), honde (12), welch letztere Thorpe
ganz ignoriert. Die letzten drei verse, die von einer späteren
band des 13. jh. sehr unleserlich auf den untern rand gekritzelt
sind, bieten einige Schwierigkeit, /'orsceden, in dem das o sehr
undeutlich und das s-ce noch unsicherer ist, könnte auch /?;■-
odei- /'enrorden gelesen werden; fir oder /'er ist natürlich in /)jr
zu ändern. Zwischen vers T.) (der auch durch die rcinibindung
der beiden halbverse eine Sonderstellung einnimmt) und 24/25
besteht ein Widerspruch; wenn das haupl ' fax es bh-eued' ist,
könnte man als gleichbedeutend '(ies faxes felnies fonvorden'
verstehen; v. 25 soll man das haar aber siraclan (== schlichten,
eigentlich -^ streicheln, vgl. Alfred's Cura Past. ed. Sweet 303),
da muss es also doch noch vorhanden sein und zw-ar f<irscede)i
= zerrauft. Dazu passt auch vollkommen das adv. feire, ae.
fiebere, wofür 'IMiorpe ohne allen grund feimj liest, was somit
aus den Wörterbüchern zu streiciien ist. Bekanntlich galt ja
Germanen wie Griechen die Schönheit des haupthaares sehr
viel. S. darüber u. a. Grimm, Kechtsaltert. 239 f.
Wien. Arnold Schrof.kr.
lö. Na(;li hus rasur von 7 (tcvTi hcf^\ die vorläge war wol aueli mit
deutlich markierter cäsur f^eachriebeii, wodurch die irruiif;? erklärlich.
21. Keine liicke in der h».
24. ferscedeni ha.
2ö. feire\ l'ein(/ Th.
BYRON'S MANFRED
UND SEIN VEKHAELTNIS8 ZU DICHTUNGEN
YERAV ANTEN INHALTS.
Aus zwei grÜDden ist Manfred die interessanteste unter
den dramatischen dichtungen Byron's: Kein held derselben trägt
in so ausgeprägter weise des diehters eigenste ziige, und Byron
zeigt sicli hier als geistesverwandten Aisehylos', Moliere's und
Goethe's, Prometheus, Don Juan und Faust haben einen zug
mit Manfred gemeinsam, der den tragischen konflikt in sich
trägt und deshalb auch nur dramatisch behandelt werden konnte.
Dieser zug ist das sichauflehnen gegen die göttliche weltord-
nung, gegen das uufassbare wesen, welches die geschicke der
menschen lenkt, Unterschieden sind diese Charakteren nur durch
das maass des cgoismus, welches ihnen beigegeben ist. Bei
Prometheus ist dasselbe am kleinsten, er ist der woltäter der
menschen und leidet eben deshalb für sie, er ist fast ein griechi-
scher Christus. Ihm gegenüber steht D(m Juan, der Vertreter
des ausgeprägtesten egoismus, zwischen beiden Faust und Man-
fred. Bei Faust ist der egoismus durch das ringen nach selbst-
veredelung gemildert, bei Manfred desgleichen durch die tiefe
liebe zur natur und den schweren kämpf mit dem eigenen ich.
Dadurch ist in beiden fällen eine gewisse concentration auf
dieses eigne selbst ))edingt, die sich bei Manfred zur misan-
thropie und zum pessimismus steigert, im Faust dagegen sich
zuletzt zu weltbeglückenden bestrebungen erweitert. — Fehlt
bei Don Juan die läuterung gänzlich, so ist sie bei Faust und
Maufred die leitende idee; doch während sie sich bei jenem
im kämpfe soavoI mit dem eignen selbst als auch mit äusseren
einflüssen vollzieht, bleibt sie bei diesem auf das ringen mit
dem bewusstsein der schuld beschränkt. Es bedarf nicht der
erwähnung, dass Goethe und Byron viel von ihrem wesen auf
19*
592 I.OHM A\N\
die obavaktere ihrer lielilen übeitrniien liaben, Avährend Meliere
uiul Aiiseliylos ihren werken lern lileihen. Die beiden letztge-
nannten stehen denmacii dnrchaus über, Goethe dagegen und-
mehr noch Byron stehen in ihren werken.
Wie sehr dies besonders für liyron gilt, zeigt die ent-
stehuugsgeschiehtc des dramatischen gedich'tes, die wir hier an
der band des von dem dichter mit seinem verlcgcr Murray ge-
führten l)riet\vechsels verfolgen wollen. Interessant, doch aus
dem gesagten erklärlich, ist hier der Widerspruch, in dem sich
der dichter mit der dramatischen form seines werkes befindet.
Wie wir sahen, konnte nur eine solche dem Inhalt angemessen
sein, und doch bestimmt Byron es nicht für die bühne, freute
sich vielmehr, es für dieselbe unmöglich gemacht zu haben, da
seine beziehungen zu Driiry Laue* ihm das theater verleidet
hatten. Er sagt in dem briefe an Murray vom 15. Febr. 1817,
in dem auch zuerst Manfred erwähnt wird: 1 forgot to mention
lo you a klnd of 'Poem in dialogue' in blank verse or Drama\
in dem nächsten vom 25. Febr. nennt er es: 'a kincl of Drama'.
Als er dann am 9. März Murray d.en III. akt übersendet mit
dem bemerken, das ganze nicht ohne vorherigen bescheid zu
verörtentlichen, weil er keine gute meinung davon habe, nennt
er es wider: 'dramatic poein' . In seinem briefe an Moore vojn
25. März dessell)en Jahres erwähnt er es als 'a sorl of niad
Drama' und '« Uedhim iragedtf . Sein brief von demselben
datum an Murray bezeichnet es als 'Wilch Drama'. Er habe,
sagt er darin, keine hohe meinung davon, er schätze es auf
300 Guineen, doch könne Murray es verbrennen, wenn es ihm
und Gifford so beliebe. In dem briefe vom 9. Apiil will er
die jjezeichnung 'a Poem' haben, 'denn', sagt er, 'es ist kein
drama, und ich will es nicht mit einen so ** namen genannt
wissen — ', "a Poem in dialogue" oder — "Pantomime", wenn
sie wollen, alles, nur kein koulissensynonym.' Hier gibt er
auch das motto:
'Tliere are iiiore fliinj;« in licuvcn .'uid oarlli, Ihjratio,
Tlian are dreaint (jT in your jiliilohupliy.'
Aus den angeführten daten cigibt sich die abfassungszeit
j\lanfred's: es sind die ersten monate des Jahres 1817, der ort
' (icrade hier wurdo es im jähre IS(;:i aufgetiilirt. Vj^l. I'Mzo, T.ord
Byron h. 4!)1 (2. aiiil. lieriiii isyi).
BYROn's MANFRED. 293
ist Venedig-, wo sich der dichter seit mitte NoATinber des
vorigen jahres aufgehalten hatte. Man braucht nur einen blick
auf das zu werfen, was ihn damals beschäftigte, um zu sehen,
dass die conceptiou des Werkes nicht in diese zeit fällt, son-
dern früher, in die seines schweizer aufenthaltes, wo das werk
auch bereits begonnen wurde.
In Venedig verliebte sich der dichter in Marianna Segati,
die frau 'eines kaufmanns von Venedig', in dessen hause er
sein quartier aufgeschlagen hatte.
Die beschreibung dieses excentrischen wesens kehrt oft in
den briefen aus dieser zeit wider. Besonders fesselten ihn die
dunkeln, orientalischen augeu der geliebten, doch auch ihr
originelles tun und treiben. Nachdem er im April ein seit
Februar anhaltendes heftiges fieber glücklich überstanden, trat
er, kaum genesen, eine reise nach Rom an, von wo er aber
bereits ende Mai wider nach Venedig zurückkehrte. Dem leser
des Maufred kann es nicht entgehen, dass die eindrücke wäh-
rend dieser ersten monate des jahres 1817 nicht darin nieder-
gelegt sind, wenn man nicht etwa den phantastischen Charak-
ter der ersten fassung des 3. aktes mit den fieberphantasieen
des dichters in Verbindung bringen will. Auch das Studium der
armenischen spräche bei den mönchen des klosters St. Laza-
rus, welches Byron wählte, um, wie er au Moore schreil)t, mit
etwas recht hartem seine aufmerksamkeit zu zwingen, steht in
keinerlei beziehung zu Manfred, es sei denn, dass der bischof,
'ein schöner, alter bursche, mit einem hart Avie ein komet',
ihm einige züge für den abt von St. Mauritius geliefert hat.
Man kann sich wol vorstellen, dass Byron mit dem christlich-
frommen manne ähnliches besprochen hat, wie Manfred mit
dem abt.
Von der reise nach liom ist der eindruck, den das Coliseum
bei nacht auf ihn machte, im III. akt, scene 1 verwertet.
Doch das sind alles einzelheiten, die conceptiou fällt in
die Schweiz. Es ist die poetische Verschmelzung der eindrücke,
welche er auf der mit llobhouse vom 17. bis 29. September
unternommenen reise in's Berner oberland erhalten hatte, mit
den philosophischen ansichten des dichters. Dies ist die aus-
gesprochene absieht Byron's, denn er schreibt an Moore am
25. März 1817: '/ wt^ote a sort of mad Drama, for thc sake of
introducing for Alpine scenery in description'. Ueber diese reise
294 LOHMANN,
hat ByiiMi ein tai;ebiu'li j;el'tilnt, welches für seine Schwester
bestiiumt ist. Dieser mnstaiul fallt für die fabel im Manfred
einiirerniassen iii's jicwioht. Denn was für Manfred Astarte,
das ist die sdnvester für den dichter, welcher in den einige
nionate der conecption Maufreds vorhergehenden Stanzas und
besonders der 'Epistle to Augusta' (IV, s. 25 ff. der Tauchnitz-
ausgabe) in ihr das einzige wesen verehrt, das ihn liebt und
\ersteht. Die Sehnsucht nach diesem wesen durchzieht auch
unser dramatisches gedieht. Bereits am 29. Sei)t. schickte er
das tagebuch ab (brief an Murray vom 30. Sept.). Der Wort-
laut desselben lässt sich verschiedentlich in der dichtuug ver-
folgen. Man vgl. Manfred I, 2:
— to be thus —
Grcy-li;iir"d witli aiii^uisli, like tliese blasted pincs
Wrecks of ;i single wiiitei", barkless, branehless,
A bliü:htcd tnmk upon a ciirsed rood —
mit dem bericht vom 19. September: 'Passed whole n-oods of
withered pines, all wilhered, — tnmks stripped and barkless,
Ufeless, done hy a single irinler: their appeanmce remindcd
ine of me and my family'. Die letzten worte zeigen, welcher
art Byron's naturverehrung war. Es ist nicht die harmonische
frcude an der natur und der Schönheit ihrer geschöpfe, nicht
jenes sich\ersenken in das detail, wie wir es bei Shaksperc
und, ihm folgend, bei der seeschule finden; es ist vielmehr ein
hinneigen zu immerwährendem vergleich zwischen den persön-
lichen Verhältnissen des dichters und gewissen zuständen in
der natur. Da nun Byron, wie wir später sehen werden, nach
seiner ehcscheidung ganz besonders, die leere seines lebens
fühlte und bereits — nicht ohne eine gewisse blasiertheit —
mit demselben abgeschlossen zu haben wähnte, so fesselte ihn
die natur auch mehr in ihrer Wildheit und öde, als in ihrer
harmouie. — Zu den versen:
The miats boil up around the glaciers; clouds
Rise Curling fast beneath me, white and sulphury,
Like foani from the ruuscd ocean of deep Hell, —
stelle man die folgende stelle des Swiss Journal: 'The clouds
rose from Ute opiiosile Valley, curling u/) perpendicular pre-
cqnces, like Ihe foain of Ihe ocean of hell — il was white
and sulpliury and iimneasurahly deep in appearance.' — Aehn-
lich ist der cindruck, den Manfred und Byron von der harmonie
BYRON'S MANFRED. 295
des Alpeulioins und dem geläutc der kuliglocken empfangen.
In beiden erweckt es weichere gefiihle:
The uatural iiiusic of thc mountain reed —
Vor licre thc j)atiiaichal days are uot
A pastoral table — pipes in the liberal air,
Mix'd with thc sweet bells of thc sauntering herd;
My soul would drink thosc echoes.
Byron berichtet vom 19. September:
'A shcpord on a very stecp and high clitf playing npou his pipe. Our
Swiss shcperd's pipe was sweet, and his tune agrecable.' Weiter heisst
es: 'The miisic of the cow's bells (for their vvealth, like the patriarchs'
is cattle) in the pastures which reach to a height far above any niouu-
tains in Britain, and the shepcrds shoutiug to us from crag to crag
and playing on their reed's where the steeps appeared almost inac-
cessible, with the surrounding sceueiy, rcalised all that 1 have ever
hcard or iuiagiued of 'pastoral cxistence: — miich uiore so than
Greece or Asia Minor, for there we are a little too niuch of the sabre
and musket order, aud if thcre is a crook in one band, you are sure
to see a gun in the other: but this was pure, unmixed — solitary,
savage and patriarchal. As we went they played the "Ranz des
Vaches" and other airs, by way of farewell.'
Wer fühlt beim lesen dieser worte nicht die Rousseau'sche
rückkehr zur uatur hindurch? Rousseau und Byron waren
vcrwante natureu — die vergleichungspuukte hat Elze a. a. o.
s. 343 tf. in geistvoller weise zusammengestellt — daher musste
auch dieselbe landschaftliche scenerie dieselben empfindungen
hervorrufen. Besuchte doch Byron mit der 'Nouvelle Heloise' in
der band die orte, die Rousseau darin beschrieben. Beide fühl-
ten in der reinheit der Alpenluft den Widerspruch der mensch-
lichen Verhältnisse zu den forderungöu der natur: 'The pcoplc',
fügt Byron am 20. Sept. gleichsam neidisch hinzu: 'looked free,
and liappy, and rieh [rvhich last Ifnplies neHher of the former).
Derselbe gedanke findet sich in Schiller's 'Braut von Messina',
und ist wol auch durch Rousseau's einfluss entstanden:
'Wol dem, selig nmss ich ihn preisen.
Der in der stille der ländlichen flur,
Fern von des lebens verworrenen kreisen,
Kindlich liegt an der brüst der natur'
und weiter:
'Auf den bergen ist freiheit, der hauch der grüfte
Steigt nicht hinauf in die reinen lüfte;
Die weit ist vollkommen überall,
Wo der mensch nicht hinkommt mit seiner quäl.'
-'K) I.OIIM ANN,
Im .MaiilVcd ist der acnisj;iiicr eine solelic in seelischer
nnd köi})oiliclier gesimdlieit lilüliende natur, wie sie sieh der
dichter darhte und wie er sie in den folgenden Zeilen geschil-
dert liat:
a peasant of the Alps —
Thv limnble virtiies, liospitablc hoiiie,
And spirir patient, pious, proiul, and free.
Thy self-respeet, grafted on inuücent thouglits;
Thy days of health, aud nights of sleep, tliy toils,
By danger dignified, yet guiltless; hopes
Of clieerfid old age and a quiet grave,
With cross and garland over its green turf,
Aud thy grandcldldren's love for epitaph.
Manfred IT, I.
Beiden, dem dichter wie seinem helden, bleibt aber trotz
des Verständnisses füi- das einfache glück des Alpenbewohncrs
dieses selbst unerreichbar. Die unnatur der Verhältnisse, in
denen Byron aufgewachsen ist und deren einfluss er unter-
worfen bleibt, wird ihm durch den kontrast klar. So fühlt er
gerade liier am meisten die ohumacht, gegen diese gegebenen
\ erhältnisse anzukämpfen, und aus dit3sem bewusstsein entstehen
sein weitschmerz und die Selbstmordgedanken. Die Situation
Manfred's im I. akt ist daher von Byron gewiss selbst empfun-
den worden, und wenn er auch nicht tatsächlich zum todes-
sprunge bereit stand, von dem ihm die rauhe Wirklichkeit in
der j)erson eines andern zurückhalten musste, so hat er sich
doch vielleicht zugerufen:
Hold, niaduian! — though avveary of thy life
Stain not our pure vales with thy guilty blood! —
Endlich noch eine Zusammenstellung:
' — — the sunbüw's rays still arch
The torrent with the uiany hues of heaven.
And roll the sheeted silver"s waving eolum
ü'er tlie crajf's headlong itcrpendicular.
And fling its lines of foaming light along.
And to and fro, like-the pale eourser's tail,
The Giant steed, to be bestrode by Dcath,
As told in the Apocalypse.' Manfred II, '1.
Im Swiss Journal heisst es am 22, September:
'J'he torrent is in a shape curving over the roek, like the tail of a
white horse Streaming in the wind, such as it inight bc conceived
would be that of the "pale horse" on which Death is mounted in
the Apocalypse.'
BYRON'S MAXFRED. 297
Fragen wir nun, was aou dem cliaraktcr Manfred's bleibt,
wenn wir die Byron'scbe uaturverebrung beiseite lassen, so
antwortet der dicbter selbst in dem bereits citierten briefe vom
15. Februar 1817:
'the hero a kind of magician, who is tormented by a species of
remorse, the cause of which is half left unexplained. He wanders
about invoking spiiits, which appear to liiin, and are of no use; he
at last goes to the very abode of the Evil Principle in propiia per-
sona, to evocate a ghost, which appears, and gives him an ambiguous
and disagreeable answer; and in the third act he is found by atten-
dants dying in a tower, where he had studied his art'
In dieser inbaltsangabe ist der dicbter in zwei punkten
ungenau, was sieb daraus erklärt, dass er zur zeit des briefes
sich der vor etwa einem halben Jahre geschehenen conception
nicht mehr völlig bewusst war: denn die antwort Astarte's ist
eine versöbuende, wie wir später zeigen wollen, ebenso ergibt
sich die art der schuld mit bestimmtheit aus dem werke. Die
letztere betreffend, höre man doch Manfred's eigene geständ-
nisse, und man wird keinen augenblick zweifeln. Zutreffend
sind des dichters worte 'half unexplained' nur für den I. akt,
wo Manfred selbstvergessenheit fordert und uns, wie die geister,
die er ruft, im unklaren lässt über das, was er vergessen will.
Anders ist es im II. akt. Der Alpenfee legt er ein förmliches
geständniss seiner schuld ab, wenn er von seiner Schwester
Astarte spricht und sagt: '1 loved her and desiroy'd her'. Als
die fee dann fragt: 'nith ihy hand?' antwortet er schnell:
Not with my hand, but heart — which broke her heart —
It gazed on mine, and wither'd. I have shed
Blood, but not hers — and yet her blood was shed —
I saw — and could not stanch it.
Der wein, den der biedere Alpenjäger ibm bietet, ruft die er-
innerung an das vergossene blut der seil wester wach:
't is blood my blood! the pure warm stream
Which ran in the veins of my fathers, and in ours
When we were in our youth, and had oue heart,
And loved each other as we should not love,
And this was shed: but still it rises up,
Colouring the clouds, that shut me out from heaven.
Und weiter gesteht er seinem gefährten: 'wy emhrace tvas fittaV.
Dies bestätigt der held, als er den schatten der Astarte be-
schwört :
208 LOHMANN,
l'hou lovedst me
Too imuh, ;is 1 lovctl tlioc: wo wcrc uot luade
To tortiiro tluis euch othcr, thoiij^li i( wcrc
The doatllicst sin to luve as wo havc lovod.'
Die scliwcrc I)lutscluiUl drückt also Manfred. Hyritn nun
]illoj;te sii'li i:ern in seelische zustände anderer hinein zu denken.
Man viil. darüber Elze, a. a. o. s. 409. Mit Shelley hat der dich-
ter (»t't über die gcschwisterehe gesprochen. Derselbe war be-
kanntlich der ansieht, dass dieselbe nicht unbedingt sündlich
sei, und in der tat konnte er sich dabei aul" den alttestanient-
liclien Vorgang berufen. Dass nun Byron ebenfalls dies prob-
lem auf's lebhafteste beschäftigte, ist um so erklärlicher, als
man ihn ja selbst unerlaubter beziehungen zu seiner schwcstcr
beschuldigte, ein Vorwurf, dessen Dichtigkeit jetzt allgemein
anerkannt ist. Diesen leereu verläunulungeu räum zu geben
lag aber so recht im charakter Jiyron's, Daneben reizte die
religiöse art des problenis seinen skepticismus auf's höchste,
sodass er später, IS21, im Oain, es nochmals bearbeitete. Hier
ist es zugespitzt in dem gespräch Adah's mit Lucifer. Jene
sagt zu Cain, ihrem gatten und bruder: '7 love thee'. Lucifer
hört diese worte und fragt sie : 'Morc than thy molher, and ihy
slre'f' Verwundert sagt Adah: '/ do. Is thal a sin, ioo? No,
noi }jcl'\ antwortet dieser: 'U one day will be in yom^ children'.
Hiermit hängt es auch zusammen, wenn die geister Manfred
"hy thy hrothcrhoi)d of Cain' verfluchen. Da Maufred nur der
intellektuelle urheber von Astarte's tode ist, so ist das tertium
comparationis sowol das verhältniss zur Schwester, als auch
der ruhelose zustand, der dem allerdings verschiedenartigen
verbrechen folgt. Weniger, als man wol glauben möchte, be-
einflusste den dichter bei der dramatischen bearbeitung der
briefwcchsel der Lucrezia Horgia mit dem cardinal Hembo, wel-
chen er auf seiner reise aus der Schweiz nach Venedig in Mai-
land auf der Ambrosianischen bibliothek mit grossem interesse
' Wenn R. Gottschall, a. a. o. :v.i5, sagt: 'Manfred'a gellebte ist er-
mordet worden um seinetwillen — auch er hat einen mord begangen',
so ist dies nach dem angeführten nur in soweit zutrcflend, als mau an
einen Selbstmord Astarte's zu denken hat, dessen intellektueller urheber
allerdings Manfred ist. Dieselbe auffassung findet sich l)ei Kutscher:
Manfred, eine Tragödie von Lord Byron in ihrem inneren Zusammen-
hange entwickelt, eine Abliandlung zur riiflosoj)hio der Kunst. Berlin
1S44. Seite 7.
byron's ]manfred. 299
gelesen hatte. Das verbältniss der F.iu'iezia zur Astaite wie
des Mautred's zu Cäsar Borgia gibt eben keine anbaltspunkte;
DIU' die schuld ist dieselbe, der boden auf dem sie entstanden,
ist durchaus verschieden.
Dies ist die schuld des dranias Maufred; in ihrer siihnung
besteht die handlung desselben. Dass die schuld der zeit nach
vor das drama fällt, tut dem dramatischen charakter keinen
abbruch, ebenso wenig- wie dem könig Oedipus des Sophokles.
Durchaus Byron eigentümlich ist die art und w^eise, wie sich
diese siihnung vollzieht: Der dichter charakterisiert sein drama
in dem briefe vom 15. Februar 1817 als a very wild, mcla-
physical and inexplicalAe. Dem entsprechend nennt auch Scherr,
Geschichte der Englischen Literatur, 2. aufläge, Leipzig 1865,
s. 233 Manfred ein metaphysisches drama. Besser könnte man
es wol als ein psychologisches bezeichnen; denn das eigentlich
dramatische des Stückes liegt doch nur in der seelischen ent-
wickluug des beiden. Es stützt sich hierauf eben der haupt-
vorwurf, den mau Byron macht, dass es nämlich seinen dramen
au handlung fehle. Und das ist gewiss recht! Byron bleibt
selbst hier lyriker, indem er seine subjektiven empfindungen
stets auf seine beiden überträgt. Daher will er auch ein mental
theatre, daher erklärt sich sein gegensatz zu Shalispere, wobei
freilich ein gewisser neid mit im spiele war, und daraus er-
geben sieh auch die mängel seiner dramen, die Elze a. a. o.
s. 405 ff. zusammengestellt hat. Byron ist darin den englischen
romanschriftstellern ähnlich, die das innere drama' sich vor-
zugsweise zur aufgäbe machen. Der verlauf der sühnung, der
'handlung' im Manfred, lässt sich nun kurz so darstellen: In
dem monolog, mit dem der erste akt beginnt, und welcher dem
Faust's ähnlich ist, führt uns der held in seine gedankenweit
ein. Von dem nagenden bewusstsein der schuld kann ihn nichts
befreien, weder philosophie noch alle freuden des lebens; alles
das ist ihm: as ra'm un/o the sands, Since that all nameless hour.
Wie Faust sieht, Mass wir nichts wissen können', so kommt
auch Manfred zur erkenntniss: 'The Tree of Knowledge is not
that of Life'; wie jener sagt:
'Mich plagen keine skrupel noch zweifei,
Fürchte mich weder vor hölle noch teufel.
Dafür ist mir auch alle freude entrissen',
SO sagt auch Manfred:
3tH) LOHMANN,
1 havo no dread,
And t'eel the curse to Imvc no natural fear,
Nor tlutteriug throb, that beats with hopes or wishes,
Or lurking love of soiuething on the earth.
Beide ergeben sich der miigie, beide rufen geister. Doch wäh-
rend Faust seine ohnmacht dem erdgeist gegenüber erkennen
niuss, gehorchen die geister des unbegrenzten weitaus Maufred's
mächtigem ruf, wenn auch widerwillig. Er verlangt selbstver-
gessenheit; doch die zu geben steht nicht in ihrer macht. Sie
bieten ihm den tod, al)er der wäre nur ewige fortsetzung seiner
(jual, das Schicksal eines Ahasverus, Berauschung für den
augenblick ist die Wirkung ihrer erscheinung. Der siebente
geist, Manfred's eigener steru, tritt ihm in gestalt eines schönen
weibes entgegen. Manfred ist entzückt, liebend will er es um-
fassen, da zergeht das trugliild, und er sinkt zusammen, un-
glücklicher als ZUV01-. Denn, wie Hötscher a. a. o. s. 13 zeigt,
ist die gestalt die eigene Schwester Astarte. Manfred's stern
kann nur diese gestalt annehmen, d. h. die des gegenständes
seiner frevelhaften leidenschaft. Sein entzücken ist also ein
rückfall unter ihre herrschaft, welcher neue kämpfe mit dem
eigenen selbst nötig macht. Fluchend verlassen ihn die geister,
zu ewiger gewissensqual ihn verdammend. — Nun (sc, 2) eilt
er hinaus auf den gij)fel der Jungfrau. Er fühlt seine ohnmacht
dem eignen innern gegenüber zu vergessen, was geschehen ist.
Die erhabene Schönheit der natur erregt in ihm nur das bittere
gefühl des eigenen und überhaupt des menschlichen elcnds.
Doch da ertönt das Alpenhorn und das melodische geläute der
kuhglocken, und ihre einfache melodic erweckt in ihm weichere
gefühle, wie im Faust der ostergesang. Doch während Faust
die moralisclie krise übersteht, wächst in Manfred die Verzweif-
lung. Schon will er den todessprung tun, da hält ihn der
biedere Alpenjäger von dem frevelnden beginnen zurück. So
weit der I. akt. Im II. akt lernen wir den Alpenjäger näher
kennen. Er ist vom dichter zur kcmtrastierung eingeführt: dem
frieden des geistig gesunden mannes wird der innere Zwie-
spalt, seiner einfachheit Manfred's seelische kraft entgegenge-
stellt. Manfred selbst sagt:'
I can bear —
In life what others could not brock to dream,
But perish in their slumber.
BYRON's MANFRED. 301
Xach kurzem gespräcli scheiden sie, und man ftiblt, dass
zwischen ihnen weitere Verbindung nicht möglich ist. Das
einzige gefilhl, das sie teilen, ist die liebe zur natur, zu den
unsterblichen Alpen; doch auch dies ruht auf verschiedenen
grundlagen, bei dem Jäger auf christlicher, bei Manfred auf
pantheistischer. Nun (scene 2) ruft dieser die Alpen fee, eine
Verkörperung des reizes, den der waldbach im regenbogen-
glanze auf den dichter ausübte (s. Swiss Journal, 22. Septbr.).
Doch auch die fee vermag ihm nicht zu geben, was er ver-
langt. Gehorsam will sie für die ungewisse aussieht auf hilfe;
da bäumt sich Manfred's stolz, und er entlässt sie, wie er sie
gerufen. Sein geist ist mächtiger als die natur. Noch einmal
hat er in dem geständniss, welches er ihr gemacht, sein ganzes
elend empfunden und gleichsam wider durchlebt. Einsam ist
er aufgewachsen, fern von menschen, nur im regem verkehr
mit der natur, mit ihrer grosse und ihren geheimnissen, in die
sein kraftvoller geist eingedrungen ist. Nur einen menschen
hat er geliebt, die Schwester, sein verklärtes selbst.
Her faults were mine, her virtues were her own.
Der fluch der einsamkeit hat sich an ihm vollzogen, seine
liebe hat die schwester in Verzweiflung und tod getrieben:
The red-hot breath of the most loue Simoon
Which dwells bat in the desert, and sweej^s o'er
The barren sands which bear no shrubs to bhist
And revels o'er their wild and arid waves
And seeketh not, so that it is not sought,
But being met is deadly.
Diese worte zeichnen Manfred (III, 1). Astarte war die blume,
die der Simoon auf seiner bahn zerstörte. AVie nun diesen ein
bestimmtes etwas treibt, so handelt auch Manfred unter einem
fatum, dem unheilvollen stern, unter dem er geboren ist. Doch
wie er den siebenten geist, seinen stern, seinem rufe gehorsam
gemacht hat, so zeigt er nun auch (akt II, 3) seine Überlegen-
heit über das böse prinzip selbst, über Ariman.^ Er begibt
sich in die halle Ariman's, und unbekümmert um das drängen
der geister, kniet er nicht vor ihrem herrscher. Denn der seiner
eigenen kraft bewusste geist ist keinem Untertan, und nichtig
* Der dichter sagt selbst, dass ihm hier die totenbeschwörung des
Pausanias im leben des Timon von Plutarch und ähnliche» vorgeschwebt
habe.
'M'2 LOHMANN,
(liinkt ihm alle innclit der verueiucudcii iicistor, die ihn als
eheultiirtig- anerkeimeu mlisseii. Auf sein geheiss ruft Nemesis
den geist Astaite's, und Manfred erkennt Jet/t, gcslilint und
geläutert, die zügc der geliebten sclnvester, die ihm bei der
ersten erseheinung, als er noch nicht die ganze sittliche kraft
erreicht hatte, unkenntlich geblieben waren. Weder Nemesis
noch Ariman vermögen Astarte zum sprechen zu bringen, erst
Manfrcd's Schilderung der tiefe seines elemls entringt ihr die
erlösenden worte:
'IV) murrow cnds tliinc enrtlilj' ills.
l nd nun, akt III, ist Manfred versöhnt:
There is a calm upun nie —
Inexplicable stülness!
So l)edarf er auch nicht nieiir des mittlers. Daher bietet ihm
der abt v(ui St. Mauritius, ein christ gesunder Überzeugung, die
vcriiuttclung der kirche \crgebcns an. Die siihuung der schuld
hat Manl'red selbst \ollzogen: ' Ihere is no fuhirc ixntg dtn deal
llidi Jiis/ice 0)1 iJie sel/'-condemn'd He deals <tn k'is otrti sonl'. Zu
spät ist es, dass diese siihuung auf dem vom Christentum vor-
geschriebenem wege geschehe, denn von anfang an ist Manfred
auf anderen wegen gegangen als die übrigen menschen. Hei
dem versöhnten tritt nun die liebe zur natur in ihre vollen
rechte ein. Von der sonne, ' tlie idol of earlij nnlure\ ninnnt er
abschied in Worten, die zu dem schönsten gehören, was Byron
gedichtet hat (scene 2). liier ist eben der berührungsj)unkt,
den wir gewöhnlichen menschen mit Manfred haben — wäh-
rend uns das volle verständniss für seiu leiden fehlt. Ebenso
teilen wir auch von Byron's subjektiven cmpfindungen meist
nur seine naturverciiruug, weniger seinen weitschmerz. Wenn
daher aucii Manfred einsam stirbt wie Macbeth und Richard III.
(denn der abt, der im fromme« cifcr bei ihm bleibt, steht doch
geistig in keiner bcziehung zu ihm, sondern bleibt ihm völlig
fern), so fühlt der zuschauci' docii mit jenem, während er bei
diesen sich nur über ihr selbstverschuldetes, furchtbares ende
entsetzt. Sterl)end noch verbleibt Manfred sieger über die geister,
die er sich im leben Untertan gemacht hat.
Dies ist der gedankengang des dramas. Haben wir im
I. akt Manfred's Überlegenheit über die elementaren geister ge-
sehen, im II. seinen triumpii üb(M" das böse prinzip in /irojiria
persona, und l)eider (»hiimacht, <lem sieb in reue verzehrenden
BYROn's MANFRED. 303
ZU helfen, der dann durch eigne kraft die siihnung- erringt, so
vervollständigt der III. akt die selbsterlösung dem Christentum
gegenüber. Hier fehlt der feindschaftliche sinn Manfred's, hier
ist nicht das titanenhafte ringen der beiden ersten akte. Wir
sehen hier zwei edle menschen vor uns im gegensatz zu ein-
ander. Diesen stellt frommer, edlei- eifer, jenen gütige, wenn
auch entschiedene Zurückweisung in's rechte licht. Wenn da-
her Kötscher a. a. o. s. 2 und G. Sand in dem 'piiantastischen
drania' dem dicliter ein besonderes verdienst aus der Umarbei-
tung des IIL aktes machen, so scheint uns das nicht gerade
gerechtfertigt. Es lag doch wol auf der band, dass alles ge-
hässige in dem charakter des abtes und alles ])ossenhafte im
benehmen Manfred's demselben gegenüber in diametralem gegen-
satz zu dem tiefernsten geist des Stückes stand. So bedurfte
es auch Gift'ord's mahnung nicht, dass Byron die Umarbeitung
in diesem sinne vornahm, denn er selbst erkannte in der ersten
fassung die hefen des fiebers.
Unklar bleibt, wie der dichter in dem eingangs angezogenen
briefe vom 15. Februar 1817 die woite der Astarte als eine
ambiguoiis and disagreable anstver bezeichnen konnte, da sie doch
Manfred die erlösung verkündigten.
Dass die darstellung von Manfred's Untergang durch die
lektüre deutscher gespenstergeschichten beeintlusst war, sieht
man leicht, wenn man das bekannte, auch der Tauchnitz-edition
der Byron'schen werke beigegebene fragment (vol. \', s. 431 fl".)
liest. Dasselbe ist am 17. Juni 18 IG geschrieben, und Moore
erzählt uns die veranlassung in folgender weise:
'Diiring a week of raln iit thi.s timo, liaving aumsed themsclves with
reading Germau gliost-stories, tliey (Mrs. Shelley and Byrun) aj^roed
to write soiuething in imitalion of tlieiu. "You and I'\ said Lord
Byron to jVlrs. Shelley, "will publish ours together". ile theu began
hia tale of the Vampire.'
Bekannter ist der roman der Mrs. Shelley: Frankenstein, der
auf diese weise entstand. Jenes A'ampir-fragmcnt hat aller-
dings auch eine gewisse berühmtheit erlangt, indem des dich-
ters arzt und langjähriger bcgleiter, Dr. Polidori, es unter Byrou's
namen herausgab und damit, besonders in Frankreich, grosses
aufsehen erregte. Auch Schiller's 'Geisterseher' iiat Byron einige
Züge entlehnt. Am 2. April 1817 schreibt er an Murray:
'.Schiller's Anuciiian a novel which took a great hold of nie whcn
a boy. It is also called "the fJhostseer", and I n(ner \valk(!d down
304 LOHMANN.
St. Mark's by mooulight withoiit thiukiug- of it, and "at nine o'clock
he died".'
Durdiaus dem dicbter eiiicntümlicli ist nun aber der pan-
theimus, der den» cliarakter seines lielden anhaftet, ebenso
dessen niisauthropic und pessiniismus , alle drei Byron'sche
Züge. Dei- erste' lindet seinen ansdrnck besonders in den sieben
ireistern, welche auf Manfrod's gehciss (akt I) erscheinen. Auch
die Alpenfee gehört zu denen, welche die erde regieren (siehe
akt II, sc. 2). Freilich steht über allen 'Jlie overruVtng Infinite
— the Maker' (akt II, sc. 4). Wenn er auch die sonne an-
betend apostrophiert, so bleibt sie ihm doch nur ein
— luatcrial God.
And representative of the Unknown —
Who cliose thee for his shadow.
Ein Gott war sie früher:
Ere
The luystery of tliy niakiiij? was reveard!
Wir sehen also im Manfred Hyron's dcistisclien Standpunkt
mit dem ])antheistischen Öhelley's im Widerspruch, der gerade
zur zeit der conception des dramas in der Schweiz grossen
einlluss auf ihn ausübte. Pessimismus aber und misanthroi)ie,
oder mit einem worte: der Weltschmerz ist der bekannte gruud-
akkord, der sich durch alle werke Byron's zieht. Nur schein-
bar ist der pessimismus mit der naturverehrung unvereinbar.
Die natur ist und bleibt schön:
How beautiful ia all tliis visible world!
How «^lorious is its action and itself!
Doch wir menschen sind unglückselig veranlagte geschöpfe.
Hören wir den dichter weiter durch den mund seines beiden:
But we, who name ourselvea ita sovereigns, we,
Half dust, half dcity, alike unfit
Tu sink or soar, with our lui.x'd essence loake
A conflict of ita elenieuta, and breathe
The lueath of degradatiou and of pride,
Contending with low want» and lofty will,
Till our mortality predominatcs.
' Don Juan TTT, 10 1 vertritt diese anschauung geradezu, indem der
dichter ausruft:
My altars are the mountains and the ocean,
Earth, air, stars; all that Springs tVoni the great Whole,
Who hath produced, and will reccive the soul.
BYRON'S MANFRED. 3()5
Der kämpf der lofty will mit den low wanU, das ist eben der
conflikt im Manfred, welchem er erlegen ist. Interessant ist hier
die parallele, welche Hamlet's Charakter bietet. Beide, Man-
fred unter dem drucke seiner schuld, Hamlet unter dem der
seine kräfte übersteigenden aufgäbe, kommen zu dem schluss,
dass tod besser gei als leben, wenn man nur wiisste, was dann
wäre. Man vergleiche nur den bekannten monolog 'To he or
not to he' mit dem Manfred's (II, 2): We are the ßols of time
and error etc., welchen Goethe, Werke 33, 155 eine Steigerung
desselben nennt. Byron nun trug die Stimmung, in die ihn
seine unglücklichen familienverhältnisse zur zeit der conception
versetzt hatten, in sein drama hinein, das ein Stimmungsbild
ist, wie alle seine drameu. Er sagt dies geradezu am Schlüsse
des schweizer tagebuchs:
'I am a lover of nature and an admiier of beauty. I can bear fatigue
and welcome privation, and have seen some of the noblest views in
the World. Bat in all this — the recollection of the bitterness, and
more especially of recent and more home desolation, which must ac-
company me through life, have preyed upon me here, and neither the
music of the sheperd, the erashiug of the avalanche, nor the torrent,
the mountain, the glacier, the forest, nor the cloud have for one mo-
ment lightened the weight upon my heart, nor enabled me to lose
my own wretched identity in the majesty, and the power, and the
glory around, above, and beneath me.'
Manfred ist misanthrop, doch wird er es nicht in folge
getäuschter illusionen, wie Timon. Er steht von vornherein
einsam da, ohne menschliche Interessen zu teilen, weil er eben
als ausserordentliches wesen aufzufassen ist, mit kraftvollerem
denken, aber auch deswegen mit stärkeren leidenschaften als
andere menschen. Der einzige berührungspunkt ist der mortal
clay. Weil er nun im kämpfe dagegen unterlegen ist, so hasst
er die menschen; deshalb flieht ei-. Er sagt zur Aljjenfee:
— if the beings, of whom is was one —
Hating to be so, — cross'd me in my path,
I feit myself degraded back to them,
And was all clay again.
So meidet er die gesellschaft anderer menschen:
Because my nature was averse from life;
And yet not cruel; for I would not make,
But find a desolation.
Ihm fehlt nicht das mitleid mit menschlicher schwäche. Da
Manfied weiss, dass er nur allein sein schweres geschick tragen
Ansjlia, V. band. .,..
3()G T.OIIMANN,
kaim, so will or es auch keiiieiu uiulein zuwälzen. Daher
spricht ihm auch der ^eniseDJäger //üs ctudioits feeling for an-
other's jxiin /u.
So ist auch Kyrou niisanthro]), oder richtig-er, er hat niisuu-
thropisehe stimnumgen. Und Nvenn er ja recht gehabt bat, mit
den nieuscheu uu /Alfrieden zu sein, so war es damals, als er
Mautred dichtete. Die Gesellschaft, deren lieblini;- er lange ge-
wesen, verfolgte ihn mit dem übertriebensten hasse, und keine
beschuldigung war zu hässlich (wir erinnern an die von Mrs.
Stowe erhobene), die man nicht auf ihn geworfen hätte. Byron
war nun einmal der siindenbock der durchweg verkommenen
höheren kreise der englischen gesellschaft. Dies bestätigt Dis-
raeli in seinem roman 'Venetia', worin bekanntlich in Lord
Plantagcnet Cadurcis Hyron's leben und Charakter geschildert
ist. Das englische publikum war damals 'in one of ils periodical
f'its t)f moralUy ', und dabei bedurfte es 'a sorl of rvhipping jboy,
by whose vicarious ugonies all the ti-ansgressors of the same class
are, it Is supposed, sufficicnlly chasliscd {\\.'kii\^., s. 18). Gewiss
konnte die gesellschaft keinen stein auf den dichter werfen,
er war nnndestens nicht schlechter als sie, und zum guten teil
hatte sie ihn zu dem gemacht, was er war. Seine misanthropie
war w^enigstens ihr werk, und seitdem spielte er am liebsten,
wie er an die gräfiu Blessington schreibt, deu ^sublimen misan-
thropen'. Elze, a. a. o. s. 326, hat nun recht, wenn er darin
nichts sublimes zu finden vermag. Im Manfred spielt Byron
diese seine lieblingsrolle, doch schon am 10. März 1817 ver-
wahrt er sich in seinem briefe au Moore lebhaft dagegen,
dass Jetlrcy ihn für einen misanüu-opical and gloomy gentlcman
halte. Er sei, fährt er fort, a facetioua comparäon, well to üo
rvith (hose ivilh wliom 1 am inümate and as loquacious and laugh-
ing as if I were a much cleverer fellow. Vom misanthropeu zum
Satiriker ist es nun nicht weit, und das ist ja Jiyron in erster
linic. So auch im Maufred. Hier ist die satire der Nemesis
in den mund gelegt:
I was detain'd repairin^ shattei'd thrones,
Marrying foola, rebtoriiif^c dyiiawtiea,
Avenf^ing luen upon their euemies,
And inaking tlieui repeut tlieir own rcvcnge;
Goading tlie wise to madncss; froin tlio diill
Sliaijing out oracle« to rule tlic world
Afrcah, for they were waxing out of dato.
BYRON's MANFRED. 307
And luortals dared to ponder for themselves,
To weigh kings in the balance, and to speak
Of freedom, the forbidden fruit.
Nach dem gesagten bleibt die Identität Byron's und Mau-
fred's nicht mehr zweifelhaft. Doch muss man darin nicht so
weit gehen und die dem drama zu gründe liegende schuld dem
dichter selbst zur last legen. Als abgetan können wir ja die
beschuldigung der Mrs. Stowe ansehen; doch wundern müssen
wir uns, dass ein mann wie Goethe (a. a. o. s. 154) eine schwere
mordschuld auf Byron wälzt, um die fabel des Stückes zu be-
leuchten: 'Als ein junger, kühner, höchst anziehender mann ge-
winnt er (Byron), die neigung einer florentinischen dame, der
gemahl entdeckt es und ermordet seine frau. Aber auch der
morder wird in derselben nacht auf der Strasse tot gefunden,
ohne dass jedoch der verdacht auf irgend jemand könnte ge-
worfen werden. Lord Byron entfernt sich von Florenz und
schleppt solche gespenster sein ganzes leben hinter sich drein.
Dies märchenhafte ereigniss wird durch unzählige anspielungen
in seinen gedichten wahrscheinlich' u. s. w. Dass dieser mord
der schuld in Manfred ähnlich ist, muss ^eder in abrede stellen,
der das drama genau gelesen hat. Woher Goethe die erzäh-
lung hat, sagt er nicht; jedenfalls hat Moore recht, wenn er
entschieden die glaubwürdigkeit derselben bestreitet. Die ge-
heime schuld spielt allerdings in allen werken Byron's eine
grosse rolle, doch nicht allein bei Byron, sondern auch bei vielen
seiner romantischen Zeitgenossen. Dieselbe schuld, unter der
Manfred leidet, drückt auch den Rene Chateaubriand's. Beide
sind Personifikationen des Zeitgeistes, und der krankt an dem
weitschmerz, welcher alle literatureu Europa's durchzog. Es
würde hier zu weit führen, wollten wir dieser zeitkrankheit
nachforschen. Die treffendste darlegung ihrer Ursache gibt wol
Alfred de Musset in seiner 'Confessiou d'un enfant du siecle',
wenn er sagt (s. 22, Paris, Charpcnticr 1878): Le peuj)le qui a
passe par 93 et par 1814 porle au coeur deux hlessures. Tout
ce qui elait n'est plus; toul ce qui sera n'esl pas encore. Was
ist bei dieser leere erklärlicher, als dass man sich in die reine,
unverfälschte natur unter Rousseau's führung flüchtet, dass selbst
das heiligste im menschen Schwankungen unterworfen ist, und
dass ihre nachwirkung in der litcratur jener zeit lebendig ist?
Bei keinem findet dies bestimmteren ausdruck als gerade bei
20*
30S LOH MANN,
Bvrou. Kciuer fiel so wie er \ou einem exticni in's amlerc, war
deshalb uuzutViecleucr mit sich selbst, zweifelte mehr im Gott
uml deu meuseheu. Daher seine misauthropischen und pessi-
mistischen stimmun-en, sein schwanken vom pantheismus Sbel-
ley's zum deismus und von da zum katholicismus, zu dem er
sich wie mancher romantiker hingezogen fühlte. Im Älanfred
machte er im Jahre 1S16— 17 Opposition gegen das Christen-
tum, und 1S23 sagt er in seinen 'Conversations with Kennedy':
dass er sich bestrebe, seineu frieden mit dem Christentum zu
machen, 'denn', fügt er hinzu: '/ have no happiness in my prc-
senl unsettled notions of religlon: A. de Musset drückt diesen
conflikt a. a. o. s. 348 so aus: Dieu, Je nc l'ai pas cherche dans
Ics lemples; »mis, gräce au cid, oü Je le troiwe, Je n'ai pas cn-
core appris a ne pas treinhler.
Zum Schlüsse müssen wir die Originalität Manfred's ver-
teidigen. Sie ist von verschiedenen selten angegrilTen; unter
anderen auch von Goethe, wenn er a. a. o. sagt: 'dieser selt-
same, ^geistreiche dichter (Byron) hat meinen Faust in sich auf-
genommeu und, hypochondrisch, die. seltsamste nahrung daraus
gesogen. Er hat die seinen zwecken zusagenden motive auf
eigne art benutzt, so dass keins mehr dasselbige ist, und gerade
deshalb kann ich seinen geist nicht genugsam bewundern. Diese
Umbildung ist so aus dem ganzen, dass mau darüber und über
die ähulichkeit mit dem vorbild höchst interessante Vorlesungen
halten könnte; wobei ich freilich nicht leugne, dass uns die
düstere glut einer grenzenlosen, reichen Verzweiflung am ende
lästig wird'. Um nun aber den Faust 'in sich aufzunehmen',
musste der dichter ihn doch wenigstens genauer kennen, als
dies tatsächlich der fall war. Byron verstand zu wenig
Deutsch, um den Faust im original zu lesen, worüber er in
seinen briefen oft sein bedauern ausspricht, so musste denn
Mr. Lewis ihm und Shelley, wie er am 12. Oktober 1817 an
Murray schreibt, einige scenen daraus übersetzen. Byron fügt
hinzu: some good, some bad. Einiges hat Byron bekanntlich
poetisch bearbeitet, Goethe hat also unrecht, Manfred 'eine
melodische paraphrase' seines Faust's zu nennen. Beide dich-
tungen wie iiire Verfasser sind aus dem Zeitgeist hervorge-
gangen. Bei Goethe und seinem Faust ist die richtung posi-
tiv: sein hcld ringt sich zur Vollkommenheit empor; bei Byron
und seinem Manfred negativ: sein held bleibt im tode noch das
BYRON'S MANFRED. HOO
vom weltscbmerz ergriffene kiud des Jahrhunderts. So fragt
A, de Musset a. a. o. s. 14:
'Byron lui (Goethe) ri'ponclit par iin cri de doiileiir, qui fit tressailler
la Grece, et suspendit Manfred sur les abimes eonime si le neant eüt
ete le mot de renigme hideuse dont il s'enveloppait.'
Abgesehen davon besteht eine grosse Verschiedenheit zwischen
Manfred und Faust. E. Gottschall hat in dem aufsatze 'Byron
und die Gegenwart' in 'Unsere Zeit' 1S66, II, 481—511 Man-
fred die Achillesferse Faust's genannt, weil diesem das sittliche
gewissen fehlt. Während das ringen mit dem schuldbewusst-
sein so sehr Byron's tragödie durchzieht, dass Goethe es ein
'widerkäuendes herumarbeiten' nennt, so fehlt dies im Faust,
teil II, gänzlich. Im untergange ist daher Manfred viel grösser
als Faust. Denn während des letzteren rettung mit recht von
Gottschall als eine escamotage bezeichnet wird, triumphiert
Manfred über die geister und sendet sie zur hölle. So hat er
auch mit ihnen keinen vertrag geschlossen, sondern ruft ihnen
im todeskampfe zu:
luy past power
Was purchased by no compact with thy crew,
But by superior science — penance, daring,
And length of watching — strength of rnind — and skill
In knowledge of our fathers — when the earth
Saw men and spirits Walking side by side,
And gave ye no siipremacy: I stand
Upon my strength — I do defy — deny —
Spurn back, and scorn ye! —
Ein weiterer unterschied ist der; dass Faust eine mehr
sich vor unseru äugen in ihrer Unersättlichkeit des genusses
entwickelnde, dabei aber in Läuterung begriffene, Manfred hin-
gegen eine von vornherein in sich abgeschlossene menschen-
seele ist, an die die Versuchung der bösen geister deshalb nicht
mehr herantreten konnte:
Thou didst not tempt nie, and thou couldst not tempt me;
I havc not been thy dupe, nor am thy prey —
Die geister, die er ruft, sind ihm von keinem nutzen; denn die
selbstvergesseuheit können sie ihm ebenso wenig geben, wie die
schönen eindrücke, die der dichter auf seinen reisen empfieng,
ihm die own rvrelched idenlUy für einen augenblick vergessen
machen.
Was endlich im Manfred ganz fehlt, ist die schliessliche
aussöhnung mit dem christentume, wie sie uns der schluss des
'MO LOH.MANN,
Faust, teil II, /ciirt. üicser :rei;"ensatz wird prfk'isicrt in Man-
freds gesj)iäi'h mit dem abt, dem jedenfalls würdigen und
keineswegs durch zclotismus verletzenden Vertreter des Christen-
tums, und vorher mit dem sehlichtfrommcn gemscnjägcr. Beide
weist er zurück, des letztern gebetc und nuihnung zur demut,
des abtes und der kirche vermittelung. Manfred fühlt keine
reue im christlichen sinne:
The uiiud which is imiuoital, makcs itsclf
Requital for its good and evil thoughts
its innatc sensc
. . . is absorb'd in sulVerrauce or in joy,
Born tVom the knowiedgo of its own dcsert.
Wenn er also auf eigner kraft fusst, so tritt er damit nicht
bloss den geistern, sondern auch dem Christentum entgegen,
indem er selbstgerechtigkeit für sich fordert.
Die geistige verwantschaft Faust's und Manfred'« veran-
lasste selbst einen kritiker in der Edinburgh Review vom
jähre 1817, Byron zu beschuldigen, Marlowe's Faust benutzt
zu haben. Der schluss der ersten fassung des 3. aktes bietet
allerdings einige ähnlichkcit, indem beide von ihren dienern
tot in dem türme gefunden werden, wo sie sich mit gebeim-
nissvollen, verbotenen Wissenschaften beschäftigten. Der dichter
hatte die geuugtuuug, das« noch in demselben jähre ein anderer
kritiker in derselben Zeitschrift die Originalität Manfred's ver-
teidigte. Der ungenannte Verfasser dieses aufsatzes (Review
LVI, 418 tf.j sagt t reifend:
'Faustus is a vulgär sorcerer, teinpted to seil bis soul to the Devil
for the ordinary prizc of sensual pleasure, and earthly power and
glory — and who shrinks and shudders in agony when the torfeit
comes to be exacted. The style, too, of Marlow, though elegant and
scholarlike, is weak and childish coiupared witli the depth and force
of mucli of what we liave quoted from Lord Byron; and the disgust-
ing buffoonery and low farce of which his piece is principally made
up, place it much more in contrast, than in any tern)8 of comparison,
with that of his noble siicccssor.
"Weiter als auf bestimmte, sich aus der verwantschaft der
Charaktere ergebende anklänge kann sich in der tat diese ähn-
lichkeit nicht erstrecken, und nur persönliche feindschaft des
ersten kritikers konnte Marlowe's werke den Vorzug geben.
Ueberdies versichert Byron in seinem briefe an Murray vom
12. Oktober 1817, Marlowe's Faust nie gelesen zu haben, und
wir haben keinen grund, ihm nicht zu glauben.
KYKOX'S MANFRED. 311
Mehr ciiiHuss auf sein werk räumt der dicbter dem Prome-
theus des Aischylos ein, den er dreimal des Jahres in Harrow
gelesen habe. In dem eben citierten briefe sagt er von diesem
werke: 'il has abvays been so much in tny head, that I can
easily conceive its hiflueyice over all or any (hing (hat I have
rvritten'. Und was gefiel Byron so sehr im Prometheus? Nichts
anderes als sein unbändiger stolz, mit dem er trotz der grosse
seines seelischen und körperlichen leideus Zeus gegeniibertritt.
Prometheus fühlt sich als der mit list bezwungene gegner des
höchsten gottes, dem er früher im kämpfe gegen Kronos bei-
gestanden hat. Als ihm die erste Okeanide Unterwerfung unter
Nemesis anrät, ruft er entrüstet:
'Fleh'! Bete! Krieche hin zum hohen Herrn!
Ich acht' ihn doch für weniger als nichts!'
Diese worte sind die erkläruug zu dem, was Manfred den
geistern zuruft (I, 1):
The mind, the spirit, the Promethean spark,
The lightuing of my being, is as bright,
Pervading, and far darting as yoiu- own,
And shall not yield to yours, though coop'd in clay!
Beider leid ist ohne ende. Für Manfred wäre der tod
nicht erlösung von dem nagenden gedauken,
Nor to slumber, uor to die
Shall be in thy destiny — '
hatten ihm die geister fluchend zugerufen. Und so sagt Prometheus
'Gar schwer wol dann erträgst du meine leiden,
Dem nie zu sterben das geschick bestimmt.'
Unter den 'Occasional Pieces' (vol. IV) findet sich ein gedieht
'Prometheus'. Auch dies verdankt dem schweizer aufenthalt seine
entstehung. Es ist zu Diodati im Juli IS IG gedichtet, also fast
gleichzeitig mit der conception des Manfred. Hier sagt der dichter :-
And the inexorable Heaven,
And the deaf tyranny of Fate,
The ruling principle of Hate,
Which for its pleasure doth create
The things it may annihilate
Retiised thee even the boon to die:
The wretched gift eternity
Was thine — and thou hast borne it well.
Näher als Manfred ist Lucifer im Cain mit Prometheus
verwant, und die worte, mit denen K. Gottschall a. a. o. s. 499
IU2 LOHMANN, 1?YK0N'S MANFRED.
den B\ roii'sclien tciifel vom Goetlic'sohen Mephisto scheidet,
passeu genau auf den titanen: 'eine idealgestalt voll erliaben-
heit des denkens und empfindens, voll grandiosen titanischen
trotzes, ein apostcl des freien gedankens, der an dem trone der
himmlischen allmacht rüttelt. Gott ist ihm ein grosser tyrann,
der auf seinem einsamen, ungeheueren trone weiten erschaft't,
um die ewigkeit erträglicher für seine ungeteilte einsamkeit
zu machen'. Was nun Manfred vom Prometheus unterscheidet,
ist bereits eingangs erwähnt; jener bleibt egoist, d. h. mensch,
dieser ist gott, er leidet aus liebe zu den menschen:
'Ich fehlte willig und ich läugn' es nicht;
Den menschen liilfreich, schafft ich mir die not.'
Diesem gedanken gibt auch Byron in dem erwähnten gedichte
ausdruck:
Thy Godlike crime was to be kind
To render with thy precepts less
The sum of human wretchedness.
Wenn wir nun zum schluss hier Manfred noch mit Don
Juan hier in parallele stellen, so geschieht dies nicht wegen
des egoismus, den beide, wenn auch in verschiedenem maasse,
besitzen, sondern da beider Untergang sich aus einer verhäng-
nissvollen Charakteranlage ergibt. Im Manfred ist diese in dem
Stern, dem siebenten der erscheinenden gcister verkörpert, wäh-
rend Don Juan durch den, freilich mehr sinnlichen trieb zur
Schönheit! zu gründe geht:
'Je t'ai dit vingt fois, j'ai une i)ente naturelle ä me laisser k tout ce
qui m'attire (akt 111, sc. 7).' 'Pour moi', sagt er vorher (1, 2),
'la beaute me ravit partout oü je la trouve, et je cede facilement ä
cette douce violence dont eile nous entraine.'
Dagegen finden wir im Manfred den knabenhaften trotz,
mit dem Don Juan allen niahnuugcn des himmels als verstock-
ter Sünder widersteht, zu titanenhaftem ringen nach selbstver-
edelung gesteigert.
LUENEBURG. O. LOHMANN.
' Auch Byron hat diesen /,ug Don Juan's, wenn auch in edlerer form.
Schönheit entzückte ilin üljerall und in jeder erscheinung. Bezeichnend
ist es, wie scliöne kindcr ihn oft zu langem anschauen fesselten, und er
sie reich beschenkte.
QUELLEN UNI) PLAN DER ^LEGENDE OF
GOODE WOMEN' UND IHR YERHAELTNLSS
ZUR ^CONFESSIO AMANTIS'.
Chaucer's Legende von den guten frauen verdient ein näheres
eingehen nicht nur in folge der Wichtigkeit, die sie in chrono-
logischer hinsieht besonders durch ten Biink's Untersuchungen
in seinen Studien erhalten hat, sondern auch weil sie wie
kein anderes werk des dichters uns ein zugleich einheitliches
und inhaltsreiches bild von seiner Vertrautheit mit der römischen
literatur gibt. Der quellen unsers gedichtes ist zwar schon
gedacht worden — so von Sandras in einem besondern ab-
schnitte (s. 113 ft'.) seiner Etüde sur G. Chaucer, von Bartsch
in seiner dankenswerten, der ausgäbe des Albrecht von Halber-
stadt vorausgeschickten abhaudluug über Ovid im Mittelalter,
von Hertzberg in seiner Übersetzung von Chaucer's Canterbury-
geschichten (s. 42 der eiuleitung, anm. 67) — , jedoch nirgends
vollständig, und ausserdem nirgends in der weise, dass man
ernstlich nachgeprüft hätte, ob denn die citate des dichters
durchgängig richtig und ob sie auch nur annähernd geeignet
wären, dem leser einen begiiff von den in der tat benutzten
autoren zu geben. Letzteres i-t hier versucht worden und zwar
unter gleichzeitiger heranziehung von Gower's Confessio Amanlis
und den beiden Sammelwerken Boccaccio's: De casibus virorum
illustrium und De mulieritjus claris liber. Dabei legten es ge-
wisse beziehungen, die sieh bei einer vergleichung des rahmens
des Gower'schen werkes mit dem prologe des Chaucer'schen
herausstellten, dem Verfasser nahe, auf das verhältniss beider
werke zu einander näher einzugehen, wie auch beziehungen
äusserer art, die sich zwischen der LoG'^' und dem 'Buche
von den berühmten Frauen' ergaben, eine Untersuchung des
planes unseres gedichtes wünschenswert machten.
3 l 4 BECH,
Wenn ii'li nun im l'olgonden erst die qiielien der einzelneu
le^enilen und dann die des prologes darzulegen versuche, so
geschieht dies, um hei dem leser nicht von vornlicreiu mis-
trauen gegen meine tuhruug zu erwecken, da der weg zu
den quellen des prologes voller Unebenheiten ist, während wir
uns auf der suche nach den quellen der einzelneu legenden
wenigstens auf ebener Strasse befinden, wenngleich Cliaucer
auch hier oft genug sich den bösen scherz gemacht hat, die
Wegweiser herumzudrehen.
I. Die quellen der 'Leü,iMHle of (loodc Women'.
Ueber seine zur Legenda Clcoiia/ rlc Mnrliris, Egipti
Reg ine benutzte quelle erfahren wir von Ohaucer nichts als
eine unbestimmte andeutung über deu wert derselben, wenn
er sagt (vers 123):
And this is storial, sooth it ys no fable.
Um diese geschichtliche vorläge unseres dichtcrs aufzufinden,
gilt es seine Schilderung der Seeschlacht und des todes der
Cleopatra im äuge zu behalten. In beiden punkten stimmt
Chaucers darstellung am besten mit der Überlieferung überein,
ilic Florus (Epiiomc Herum Iloinanurum lib. 4, caj). 11) wider-
gibt. Wenn uns Chaucer im anfaug seiner legende (v. 13) er-
zählt, dass die veranlassung zum kriege zwischen den beiden
triumvirn die war, dass Antonius sein weib, die schwester
des Oktavian, verlassen, so teilt Florus dies nicht ausdrück-
lich mit. Sollte nun unser philologisches gewissen mit der an-
nähme einer darauf bezüglichen randbemerkung nicht zufrieden
zu stellen sein, so liegt es am nächsten, auf Orosius zurückzu-
gehen, der unter starker bcnutzung des Florus diese geschichtc
weit ausführlicher erzählt und über den in rede stehenden punkt
folgendes berichtet (I/is/orianmi lihri Septem a.dversus paganos.
lib. VII, cap. 19):
Qua clatus pecunia denuntiavi bellum Caesari atrjuc Üctaviae, sorori
Caesaris, uxuri suae, repudiura indici jussit et Cleopatram sibi in
Alexandria occunere iuipcrayit.
Wenn man Orosius im übrigen mit Chaucer's darstellung
vergleicht, könnte man auf den ersten blick glauben, unser
dichter sei diesem gefolgt, indem er sich in seiner bekannten
weise das für seinen zweck passende herausgesucht hätte, zu-
chaucer's legende of goode women. 315
mal wenn man das ende der Cleopatra in demselben kapitel
Iblgendermassen geschildert tindet:
Deinde imminente Caesare turbataqiie civitate idem Antonius sese
ferro transverberavit ac semianimis ad Cleopatram in monumentnru
in quod se illa luori coudiderat perlatus est. Cleopatra postquam ad
triumphum se servari intellexit voluntariam mortem petens serpentis
(ut putatur morsu) in sinistro tacta bracchlo exanimis inveuta est.
Aber abgesehen davon, dass Gh., wie wir unten sehen werden,
gewisse, sich nur bei Florus findende angaben über den tod
der königin benutzt hat, berichtet Orosius über den gang des
gefechtes nichts weiter als:
Ab hora quinta usque in horam septimam incerta vincendi spe gra-
vissime utrimque caedes acta: rcli(iuum dioi cum subsequente nocte
in victoriam Caesaris declinavit.
Bei Florus hingegen finden wir die kurze skizze zu dem von
unserm dichter lebensvoll ausgeführten bilde des seetreflens.
Was die benutzuug des Florus selbst angeht, so lässt Ch.
das, was sein gewährsmann von dem königlichen aufwände
des Antonius in Egypten erzählt, unerwäimt; ebenso berichtet
er nichts von dem ort der Schlacht und der zahl und grosse
der schifte. Erst bei der Schilderung des Seegefechts werden
die folgenden angaben des Florus von ihm direkt benutzt:
Caesaris naves a triremibus in senos, non amplius ordines creverant.
Itaque habiles in omnia quae usus poscebat, ad impetus et recursus
tlexusque capiendos illas graves et ad omnia praepeditas , singulas
plures adortas, missilibus simul tum rostris, ad haec ignibus iactis,
ad arbitrium dissipavere.
Vergleicht man hierzu die frische, ganz wie selbsterlebtes dar-
gestellte episode bei Ch. (v. 56 — ?(►), so wird mau sofort die
anregung durch Florus herausfühlen. Dabei ist hier die vorläge
geschickt erweitert und zugleich im eingange von der allitera-
tion ein sehr wirksamer gebrauch gemacht worden; man ver-
gleiche V. 56 flf.:
Up gooth the trumpe, and for to slionte and iV^ete,
And paynen hem to ^ette on with the A'onnc;
With ^risly soune out ^ooth the ^rete //onne,
And Äertely they Aurtelen al attones.
Ganz übereinstimmend ist die sich hier anschliessende angäbe
betreffs der flucht der königin, Ch. v. 75:
Fleeth ek the (jueene with al hir purpre sayle,
entsprechend Florus' Worten:
regina cum aurea puppe vcloque purpureo se in altum dedit.
3 IG HKcn,
Um zu den vorhcieitunucn iihcrzuuelion, die Cle()}):itra zur
wiiidevolleu beisetzuu^^ des Autonius uud zu ihrem eigenen tode
trifft, so berichtet sie Ch. anscheinend ganz eigentümlich; wenn
wir aber seine worte näher mit denen seiner quelle vergleichen,
so wird sich ergeben, dass auch hier Florus die grundzlige zu
Chaucer's darstelluug geliefert hat. Bei ihm heisst es:
incautiorem nacta eustodiaui, in Mausoleum se (sepulcra regum sie
vocant) recipit. Ibi luaxiuios, ut solebat, cultus, in difFerto odoribus
solio, iuxta suum se coUocavit Antonium: admotisque ad venas serpen-
tibus, sie moite, quasi somuo, soluta est;
bei Ch. aber (v. 92 ti'.):
Bat OD the morowe she wol no lenger d welle,
But made hir subtil werkmen make a shrync
Of alle the rubees and the stones fyne
In al Egipte that she koude espye;
And put the shryne fiil of spicerye,
And let tlie corps enbawme; aiad forth she fette
This dede Corps, and in the shryne yt shette.
And next the shryne a pitte than dooth she grave.
And alle the serpentes that she myght have,
She put hem in that grave, and-thus she saide . . .
And wyth that worde, naked, with ful good herte,
Amonge the serpents iu the pit she sterte.
And ther she chees to han hir buryinge.
Anooii the ueddres gönne hir for to stynge,
And she hir deeth reeeveth with good ehere,
Die angäbe:
And put the shryne ful of spicerye
ist offenbar der bcmerkung des Florus:
in diflferto odoribus solio
nachgebildet. Das lateinische original, wie es uns jetzt vor-
liegt, ist zwar so zu verstehen, dass Cleopatra sich in diesen
mit sj)czercien gefüllten sarg gelegc habe, indessen Ch. pflegt
iitjcr solclie einzcliieiten frei zu verfügen, indem er sie nach
gutdlinkcn von einer andern pcrson berichtet. Will man letz-
teres nicht annehmen, so n)öge man sich vorstellen, dass der
text des dichters infolge einer Umstellung von suum und se
lautete:
Ibi maxinios, ut solebat, induta cultus iu diflerto odoribus solio iuxta
se suum collocavit Antonium.
Ferner ist es auch nicht unwahrscheinlich, dass Ch.
maximos ut aolebat induta eultua
chaucer's legende of goode women. 317
auf den sarg bezogen hat, und daher seine bemerkung stammt
(v. 93 flf.):
But made hir subtil werkmen make a shiyne
Of alle the rubees and the stones fyne
In al Egypte that she koude espye;
Wie kommt nun CMi. zu der seltsamen angäbe, dass sieh
Cleopatra ein grab habe graben und es mit schlangen füllen
lassen und dann hineingestiegen und so von ihnen getötet sei?
An der bereits oben angeführten stelle berichtet Florus von der
königin zunächst:
in Mausoleum se (sepulcra regum sie vocant) recipit.
Wenn also bereits der römische schriftsteiler bei den Icsern
seiner zeit die kenntniss eines mausoleums nicht voraussetzte,
so ist Ch. seine unkenntniss nicht zu verargen. Er nahm das
erklärende sepulcra in der gewöhnlichen bedeutnng 'grab' und
meint nach seiner weise ganz richtig, dass die königin in ein
grab gesprungen sei, das sie sich neben dem des Antonius
habe graben lassen. Es war ferner bei der Vorstellung, die er
von einem grabe hatte, nichts natürlicher, als dass er aus der
weiter unten sich findenden kurzen bemerkung: admotis ad venas
serpentihus schloss, das grab selbst sei mit schlangen gefüllt
gewesen. Unmöglich wäre auch nicht, dass diese annähme
dem dichter auch dadurch geläufig wurde, dass er eine ähnliche
geschichte wie das deutsche mährchen von der bösen Stief-
mutter, die in ein fass voll schlangen gesteckt wird, kannte.'
Bei den Schriftstellern, die vor Ch. die geschichte Cleo-
patra's erzählen und deren berichte, so weit sie mir bekannt
waren, ich von Plutarch's Anlonius bis zu Boccaccio's De casibus
virorum illusirium verglichen habe, findet sich letztere fassung
nicht, wol aber in dem von Furnivall in den,ö<?</ Texts of
Chaucer's Minor l'oems {Part I) mitgeteilten The Cronycle made
hij Chaucier und in Gower's Confessio (bd. 3, s. 361, z. 25). Das
Ch. zugeschriebene gedieht ist jedoch nach art einer poetischen
' Es ist ja überhaupt nicht unwahrscheinlich, dass (!h. in den er-
vveiterungen und Zusätzen zu seinen quellen einzelne züge aus einhei-
mischen sagen entlehnt hat. So kiJnnte die angäbe {Legenda Adriane
V. 214), dass Theseus sich verpflichtet, im falle seiner rettung der Phädra
seinen söhn zum manne zu geben, die im übrigen mit v. 119 im Wider-
spruch steht, entstanden sein, und ebenso der zusatz zu Leg. PliiJomene
V. 14(t, Philomene habe dem das gewebe überbringenden knappen iliren
Siegelring zur legitimierung mitgegeben.
3 1 S ni'.CH,
iubaltsaui^abe von eiueui Icscr der Z,o6' //' niederg-eschrieben, uiul
ikr unbekauute Verfasser berichtet teilweise mit Ch.'s eigcuen
WDiton ' folireudes von Cleopatra (a. a. o. s. VT):
(rrete Kayson Cleopatre is thy Kyuduessc
Be putte in myiule and also tliy liyeness
Ot" Kf^ypte ([weene and utVter that was slayne
'riiync Anthonye by Octovyan the Roiuayne
With ^rct richchesse tliou made his aepultuic
And affter hiui thee list uo leuger dnre
For in a pitte with thee serpentes to taite
Thowe wente al naked so thy dethe to inake.
Da — und so laug:e als — wir nun keine andere (iiielle mit
dieser fassung kennen, sind wir l)ereelitigt, anzunehmen, dass
sie Gower von Gh., dem sie eigentümlich ist, entlehnte, wenn
er a. a. o. sagt:
Auiong these other upon the grene
1 sigh also the wofull (luene
Cleopatras, which in a cave
With serpents hath her seif begrave
All qnick, and so she was to-tore,
For sorwe of that she hadde lore
Antonie, which her love hath be.
Dies ist gleichzeitig die einzige stelle, wo Gower Cleopatra
erwähnt.
Die weglassungen und zusätze, die der dichter Florus
gegenüber fiir nötig gehalten hat, sind der lobenswerten ab-
sieht entsprungen, die Zuneigung der beiden liebenden als mög-
lichst innig darzustellen und besonders die treue der Cleopatra
hervorzuheben.
Schliesslich sei erwähnt, dass Ch. die crzählung De Marco
Antonio Ir'mnwiro el Cleopalra Egipli i-eghui, die Boccaccio in
seinem voihin genannten werke bringt, ebenso wenig benutzt
hat wie die De Cleopatra reybui Efjiptiorum in dessen JJe
mulierihus claris liher.
Für die Legenda Teshe IJablhni l/arth-is hat unserm
dichter, wie er v. 20 {Äa.<>o seith Ihus) selbst sagt, die anmutige
geschiclite Ovid's (Metam. IV, 05 — 100) als vorläge gedient.
Nichts zeigt die bedeutende iil>erlegcnhcit Ch.'s über Gower
besser als eine kurze vergleichung der copicen, welche beide
' \'gl. weiter unten.
chaucer's legende of goode women. 319
dichter hier von ihrem vorbilde geliefert haben. Ch. kann nicht
genug gelobt werden, dass er die erzählung Ovid's, die durch
die naive einfachheit des stofies und die Zierlichkeit der dar-
stellung bewundernswert ist, fast wort für wort widergegeben
hat. Nicht weniger verrät sich sein dichterisches geschick in
seineu zAisätzen, die teils dazu dienen, abweichende verliält-
nisse des altertums seinem leserkreise zu veranschaulichen,
teils der glatteu, aber deshalb auch oft knappen Schilderung
seines Originals mehr wärme und reichlichere psychologische
motivierung zu verleihen. Gower (bd. l, s. 324—329) hat olfen-
bar die absieht gehabt, sich seiner quelle gegenüber möglichst
selbständig zu verhalten. Aber mit welchem erfolg! Für die
dialoge und monologe, die Ovid's darstellung jene dramatische
lebendigkeit verleihen, zeigt er kein künstlerisches äuge, und
statt ihrer flicht er höchst abgeschmackte gebete ein. Ja, wir
müssen geradezu an seiner poetischen begabung verzweifeln,
wenn wir sehen, wie er die schönsten momente dieser liebes-
geschichte entstellt hat. Statt der in ihrer natürlichkeit reizen-
den erzählung von dem Stelldichein der liebenden hinter der
beiden häusern gemeinsamen wand, statt der Unterredung durch
die von anfang an in ihr befindliche spalte und der schönen kuss-
scene, sowie statt der anrede an die hindernde böse wand macht
uns Gower folgende alberne mitteilung (s. 325):
And thus betwene hem two they set
An hole npon a wal to make,
Through which they have her couuseil take
At alle times, whan they uiight.
Sollte mau nicht meinen, hier eine stelle aus Shakespeare's
Sommeruachtstraum zu hören? Und nun erst, wenn er das
tragische ende der beiden liebenden so darstellt, dass er den
Pyramus sich bis zum heft {up to Ihe hare hille) iu sein schwert
stürzen und sich auf dasselbe schwert auch noch Thisbe spiesseu
lässt, wie er am Schlüsse seiner erzählung berichtet (s. 329):
The swerdes pointe ayein her herte
She set and feil down therupon,
Wherof that she was dede anone.
And thua both on a swerd bledend
They were fuund dede liggend.
In der tat eine eines mirakelspiels würdige scene! Nimmt man
noch hinzu die Umständlichkeit seiner rede, sowie die dürftig-
320 J^ECH,
kcit uud uubeliolfeulieit seines vcrses, so niiiss man sagen,
dass Gower eine copie geliefert hat, aus der das seböne minia-
tuibild ()vid's kaum widerzucrkenuen ist, während Chaucer's
legende sich getrost ihrem \orbilde zur seite stellen darf.
Boccaccio (in seinem De muUeribus claris über) ist zu gcwau-
ter Stilist, um derartige plumpe änderungen vor.uinehmen, aber
der Schleier der naivität und der Unschuld, den Ovid über seine
zarte erzähluug gebreitet hat, ist unbarmherzig zerrissen durch
die reale einlcitung und die noch realere Schlussbetrachtung
des beissblUtigen Italieners.
Als quellen zur Legeuda /Hdonis, Martiris Cartha-
ginis Reg ine nennt Ch. gleich im eingang Virgil und Ovid.
Diese angäbe ist richtig. Nachdem er in den verscn 7 — 27
seiner legende eine art Inhaltsangabe von dem zweiten buche
der Aeneis gebracht hat, gibt er vers 30 und 31 an, dass er
das von Virgil im dritten buche erzählte, weil ausserhalb seines
planes liegend, absichtlieh übergehe. Vers 38—234 folgt die
widergabc von Aeneis I, 305—756, während v. 237—420 dem
inhalte des vierten buches entsprechen.
Der vergleich der legende mit ilireni original zeigt ferner,
dass Ch, den N'irgil durchgängig' gut verstanden und wider-
gegeben hat. Dabei hat er sich jedoch die ihm als dichter
zustehende freie Verfügung über den stoß" gewahrt. Ganz wie
ein dramatischer dichter passt er alles, was er seiner vorläge
entnimmt, der dem ganzen zu gründe liegenden idce an. In
diesem sinne sind die zunächst folgenden änderungen Chaucer's
gegenüber dem original aufzufassen. V. 136 — 160 gibt er eine
selbständige Schilderung des besonders vorteilhaften flussern und
des gewanten benehmens des Aeneas und führt gleichzeitig
den gedankeu aus, dass ihm ausserdem als fremden und als
unglücklichen die Sympathie einer frau zu teil werden musste;
« Wenn (;h. die eine stelle {Aeu. IV, lUit):
nie dies primiuu Icti prinm.sque malonim
Causa fuit;
widergiljt mit (v. :!().">):
— this was tlie firste morwe
Of liire f^ladnesse and f^ynnynge of hir Borwe,
so scheint er leti im sinne von lacli f^enommen zu haben. Das recht ist
ottenbar auf seite der modernen crklärer, wenn gleich die antitliese gar
Dicht schlecht wäre.
chaucer's legende of goode womex. 321
hiermit tut der dichter deu ersten schritt, um einem seine heldin
etwa trefiendeu tadel vorzubeugen. Demselben zwecke dient
die angäbe, dass sich Aeneas nur deshalb auf die ankunft des
Ascanius freute, weil er gewusst hätte, dass Cupido dessen ge-
stalt angenommen, um ihm die liebe der königin sicher zu ge-
winnen, während es doch bei Virgil ausdrücklich heisst (I, 643):
Aeneas — neque enim patrius consistere menteiu
Passus amor — rapidum ad navis praemittit Achaten,
Ascanio ferat liaec ipsumque ad inoenia ducat;
Oiuuis in Ascanio cari stat cura parentis.
Endlich sind auch die gründe, welche Dido, als sie sich
dem beiden ganz zu eigen gibt, entschuldigen sollen, völlig
andere geworden. Man halte Virgil's verse (IV, 170 fi'.):
— neque enim specie famave movetur
Nee iani furtivum Dido meditatur auioreui;
Coniugium vocat; hoc praetexit nomine culpara.
gegen die Chaucer's (307 flf.):
For there hath Eneas yknyled sog,
And tolde hir al his herte and al liis woo;
And sworne so depe to hire to be trewe
For wele or woo, and change for noo newe,
And as a fals lover so wel kan pleyne,
That sely Dido rewed on his peyne,
And toke hyra for housbonde, and became his wit'e
For evermor, while that hem laste lyfe.
Die dramatische begabung unseres dichters zeigt sich also
hier darin, dass er die vorhandenen motive geschickt umzu-
ändern und ebenso ganz neue vorzubringen versteht. So sehr
auch dadurch bei ihm die hauptperson gewinnt, so geschieht
dies doch nicht ganz und gar auf Unkosten der anderen Charak-
tere, in diesem falle des Aeneas; denn letzterem wird wenigstens
gelegenheit geboten (vers 370 ff.), der königin als gründe für
.seine abreise die erscheinung seines vaters Anchises und deu
von Mercur überbrachten befehl anzugeben, so dass er bei dem
leser nicht alle achtung verliert.
"Wie Cb. hier in besonderem maässe die fähigkeit zeigt,
den Stoff für ein drama herzurichten, so offenbart er in andern
legenden, zumal in der von der Adriane, die nicht minder
schätzenswerte eigenschaft, lebhaft und schlagfertig zu dialogi-
sieren. Dass er endlich auch in der abfassuug von monologen
nichts weniger als ungeschickt gewesen sein würde, zeigt die
Anglia. V. Ijuiul. 21
322 Ri'CH,
i^erinle in unscrm i;air/eii uodiclite i^Tosse /alil passend eing:c-
l'itjrter apostrophcn.
Die in nnserer lef!;endc, da wo die draniatisclic lösunj;" ein-
tritt (v. ;>29 IV.) , ü:csoliiekt ang:el)rachte a])Ostroplie, in der der
tlicMitor dio ^ertranensseli,^•kcit der frauen tadelt, enthält auch
eine ant/ählune: der inannig:faehen hemühungen, die Aeneas
macht, um Dido in dem filauben an die beständijikeit seiner
zuueiiiuni: zu erlialten, wobei es heisst {'.\\S 11',):
— and songes wolde lio ni.ake,
Justen and dooTi of urnies many tliyngo.s,
Send hire lotrcs, tokens, brochos, and ryngcs.
Mit dieser benierkung- bep'eht Cli. den leicht verzeihliehen fehler,
den antiken Charakter seiner crzählung- durch anfiihrung ritter-
licher aufnicrksamkeiten seiner zeit in etwas zu stören. Zu
der anfzählung selbst verg-leiche man ihres verwauten inhalts
wegen folgende veise bei Gowcr (bd. I, s. 12:*.):
Biit lie Ibrdoth it all to sorc,
And riglit of such a niancr lorc
Tlier l»en lovers, fortliy if thou
Art one of heiu,' teil and s;iy how,
Whan thou hast taken any thinge
Of lovea yefto or oucho or ringe
Or toke upon Mhi l'nr t.Iie colde
Soine goodly word that the was tolde
Of frendly cliere or token or letter,
Wherof (hin liortc was the better,
Of tliaf she sende the grctinge.
Auch die .t<'//. IV, 12!) — \-^i\) cnt.s])rechende, mit einem ge-
wissen behagen ausgemalte Jagdscene (v. 263 — 292) erinnert
eher an den aufbruch eines fiirsten])aares des niittelalters zur
jagd und man erhiilt ganz den eindruck, dass der dichter hier
als kcnner und liebhaber schildert, was duich die stelle im
/,'(//:/' itf ilif Dnriicsse v. ',) \\ If. nur bestätigt wird. In der tat
auffallende anaciironismcn begegnen uns aber unter folgenden
geschenken (v. 18*.> IV. j:
'l'her nas eourserii wel ybridied noon,
Ne Htedc for the justyng wel (o goon,
Ne large i)alfi(!y', esy for the noones,
Ne Juwel frette fid of riche stoones,
Ne sakkes ful of gold, of large wyghto,
Ne rul)ee noon that shyiielh liy n3ght(!,
Ne gentil hawteyn faukone heron(!er,
chaucer's legende of goode women. 323
Ne hound for hert, or wilde boor or deer,
Ne coupe of golde, with floryns newe ybette,
That in the londe of Lybye inay ben gette,
That Dido ne hath hit Eneas isente,
Doch ist der dichter gerade hier zu entschuldigen, da seine
vorläge (I, 633 ff.) wol die für die zurückgebliebenen gefährteu
bestimmten gaben der Dido, aber nichts von solchen für Aeneas
selbst erwähnt. In Cbaucer aber einen Ebers oder Kingsley zu
suchen, wäre ein weit schlimmerer anachronismus von selten
des lesers.
Den schluss der Chaucer'schen legende (v. 430 — 440) bil-
det eine geschickte widergabe des ersten briefes der Dido an
Aeneas {Heroid. VII, 1 — 9).
Gower (band II, seite 4 — 6) berichtet unsere geschichte so
oberflächlich und bringt dabei so wenig tatsächliches, dass
sich ausser dem von ihm selbst citierten briefe der Dido keine
besondere quelle nachweisen lässt. Nur darauf soll hinge-
wiesen werden, dass er bei Übersetzung der anfangsverse der
epistel — zugleich die einzigen verse, die er benutzt hat —
höchst seltsame sachen zu tage fördert, indem er die verse
Ovid's:
Sic ubi facta vocant, udis abiectus in herbis.
Ad vada Maeandri concinit albus olor.
Nee quia te nostra sperem prece posse inoveri,
Alloquor: adverso movimus ista deo.
folgendermassen widergibt :
(Dido) A letter unto her knight hath write
And did him pleynly for to wite,
If he made any tarieng
To drecche of liis ayein comming,
That she ne luight him feie and se,
She shulde stonde in such degre
As whilora stood a swan to-fore
Of that she hadde her make lore
For sorwe a fether into her brain
She shof and hath her selve slain.
As king Menander in a lay
The soth hath founde, where she lay
Spraulend with her winges twey
As she, which shulde thanne deie
For love of him, which was her make.
And so shal I do for thy sake,
This quene saide, wel I wote.
21*
32 1 r.iXH,
OtVenbar hat liier Oowcr va/is Mcmnulri statt vadn Meanilri
g:elesen. Dom ueucnüber vereloiclic man die klare übcrset/ung
derselben stelle durch ("haiu'er (\, KU) l!.):
'Kyj^lit so", i|11(k1 s1k\ 'as tlic wliite swuiino
Ayoiist liis ili'Otli Itogynncth for to synj^c;
Uy^lit so to yow 1 niake uiy ooinployiiyiif^c,
Nat tliat 1 trowc to geton yow a{»aym',
For wel 1 woot that hit is al in vaync,
Syn that tlie goddys ben contrariouse to nie.
Die erzählung; Boceaccio's kommt diesmal nicht in hetracht.
Das aufsuchen dei- ({uellen der Lcgenda }'j>siphi/e el
Medee Marl iris ergibt im allgemeinen dieses resultat: Die ver-
anlassung zum Argon auteu7Aii;' (Ch. \. 29 — ^94) und das aben-
teuer des Jason in Kolchis (Ch. v. 213 — 288) sind der llisloria
Troiand des Guido de Columna entnommen. Der sehluss der
legende (Ch. 2S9— 310) beruht auf Ovid's bricf der Medea au
Jason {//rr. Xll). Die in diese eiugesehobene geschichtc von
Hypsijjyle und Jason (Ch. 102—212) ist zum grossen teil Ch.'s
eigener erlindung zuzuschreiben, nur am ende ist Ovid's brief
der Hypsipyle an Jason (J/rr. VI) br.nutzt. In der einleituug
(v. 1—28) ist Ch. selbständig.'
Sehen wir nun zu, was es für eine bewantniss mit den
von eil. selbst citiertcn autoren hat. Zunächst l'ührt er Ovid au
(v. 29 ff'.):
In 'l'essalyc, as üvyde telletli us,
Ther was a knyght that highte Pelieus,
'I'hat had a biother wliich that hight Eson.
u. s. f. Diese angäbe ist ganz seltsamer art, denn von dem
ganzen berichte üi)er Jason's farailie und Jugend, sowie von
der aufforderung des Peleus u. s. f. findet sich im siebenten
buche der Metamorphosen, worauf nur das citat bezogen wer-
den kann, gar nichts; vielmehr ist dieser passus, wie schon
angedeutet, aus Guido von Colonna entlehnt. Die angäbe ist
deshali) noch nicht geradezu falsch zu nennen. Denn dass es
Chaucer nicht darauf ankam, seine quelle überhaupt zu ver-
schweigen, beweist der umstand, dass er sie beim Übergang
zur geschichte der Hypsipyle deutlich nennt (v. 97):
AI he this not rehersed of (iiiydo,
Yet seyth Ovide in hys Epistolcs so.
' I);inaeli iiioiliii/.ieit HJch die ang:il)e l»ei Bartseh a. a. o. s. XXI, G.
chaucer's legende ov goof>e women. 325
Die bcrufiing auf Ovid wird also zu erklären sein aus dem oft
hervortretenden streben unseres diehters, möglichst viel gewährs-
männer anzuführen, und wird nicht auf die nächsten verse zu
beziehen, sondern als allgemeiner hinweis darauf zu betrach-
ten sein, dass die geschichte von Jason auch von Ovid er-
zählt wird.
Sein nächstes citat betrifft die Arg onaufica] er sagt (v. S7):
With Jason wente the strenge Hercules,
And many another that he with him dies.
But who-so axeth who is with him goon,
Let him rede Argonauticon,
For he' wol teile a tale longe ynoughe.
Es liegt nun sehr nahe anzunehmen, dass Ch. die Argonautica
des Valerius Flaccus selbst benutzt hat, zumal da er im folgen-
den die landung des Jason in Lemnos und seinen liebeshandel
mit der Hypsipyle berichtet. Doch werde ich unten zeigen,
dass von der geschichte der Hypsipyle, wie Ch. sie erzählt,
auch nicht ein vers auf eine benutzung jener Überlieferung hin-
weist. Ja es ist sogar wahrscheinlich, dass der dichter nicht
mehr als den titel jenes Werkes gekannt hat. Er war näm-
lich genötigt, die teilnähme des Hercules an der Argonauten-
fahrt zu erwähnen, da er diesem bei dem werben des Jason um
die lemnische königstochter eine wichtige rolle zuteilt. Dabei
mochte es ihm wünschenswert erscheinen, seinen lesern mitzu-
teilen, wer sich sonst noch an dem zuge beteiligt hätte. Seine
nächste quelle, die ihm augenblicklich vorlag, Hess ihn dabei
im stich, indem Guido- nur ganz allgemein berichtet (fol. 3-'):
Parata igitur navi predicta et inmissis in eam siugulis abnndanter
que causa navigationis exposcit multi nobiles de thesalia multa strc-
nuitate conspicui cum eodem Jasone ingrediuntur in ipsam. Inter
(juus fuit ille vir vere fortissimus et fortis hercules nuncupatur uatus
ut scripsere poete ex Jove et Almena Amphitrionis uxore.
Daran schliesst sich ein excurs über die wichtigsten taten und
die Säulen des Hercules, aber die übrigen teilnehmer bleiben
ungenannt. Ch. musste somit sich avo anders zu informieren
suchen. Was lag ihm nun näher als des von ihm oft genann-
ten Dares Phrygius werk De excidlo Troiae historia? Und was
sagte ihm Dares (kap. I ende)?
' Ueber Argonauticon — he vgl. Hertzberg s. 42, anm. 67.
- Nach dem Sirassburger drucke von 1480.
I52G BECK,
Denionstrare eos q nie um Jasone profecti sunt, non nostruin est:
sed qui vult eos cognoscere Argonautas Icgat.
Der dichter konnte nnn in der tat nicht mehr tun, als die an-
gäbe des Darcs wörtlich anführen (v. ^9 ti".):
But who-so axeth, who is with hira goon,
Let him rede Argonau ticou,
For he wol teile a tale longe ynoughe.
Was ferner die beiden eitate (97 If.):
AI be this not rehersed of Guydo,
Yet seyth Ovyde in hys Epistoles so;
und (;ni):
Wel kan Ovyde her letter in verse endyte;
angeht, so ist ihre beziehung aus dem im anfang gesagten
deutlich. Die bemerkung Chaucer's (190 tf.):
Ye gete no more of me, but ye wol rede
The original that telleth al the cas.
wird besser weiter unten besprochen.
Für die nähere Untersuchung der (juellen zu unserer legende
emptiehlt es sich, zunächst die geschichte der Hypsipylc (vers
95 — 212) und dann das übrige zusammen zu behandeln. Um
das bestimmte vorwegzunehmen, so sind anfang und schluss
dieser episode (v. 95 — 101 und v. 192 — 212) aus Ovid's brief
der Hypsipyle an Jason {Her. VI) geschöpft. Woher stammt
nun das, was uns Ch. v. 102 — 189 berichtet, die aufnähme
des Jason bei Hypsipyle und die bemühungen desselben, durch
Hercules vermittelung, sowie durch freigebigkeit und geheuchelte
Schüchternheit ihre liebe zu gewinnen? Wenn wir zunächst
nachsehen, was Chaucer's Zeitgenossen hiervon wissen, so er-
wähnt Gower in seiner Couf. Am. gar nichts von einem aben-
teuer des Jason auf Lemnos, nicht einmal den namen Hypsi-
pyle nennt er. Auch Boccaccio berichtet in seinem iJemulicri-
hus Claris über unter dem abschnitte De Ysiphile Regina Lemni
nichts weiter als:
Ea igitur regnante seu vi ventoruni inipulsus seu e.\ proposito de-
vectus cum argonautis in colcon redeuntibus Jason frustra prohibenti-
bu8 feminis occupato litore a regina hospitio atque lecto susceptus est.
Guido von Colonna^ hingegen gedenkt überhaupt nur der lan-
dung der Argonauten in Troas.
' 'Factum est presens opus a iudice Guidone de messana. Anno
dorainice incarnationis Millesimo ducenteaimo octuagesimo septimo eius-
dcm prime indictionis.'
chaucer's legende of goooe womex. 327
Einen bericht aus dem alteitume linden wir einmal hei
Statins in der Thehais (V, 335 ff.), wo Hypsipyle selbst über
die landuug- der helden in Lemuos und über ihr verliältniss
zu Jason auskunft gibt. Sie erzählt uns, dass die Argonauten,
die sie übrigens mit namen aufzählt, durch den stürm und die
Lemnierinnen an der landung gehindert wurden, dann aber
um frieden baten und ihn auch erhielten. Ueber ihren ver-
kehr aber mit Jason teilt sie nur mit (454 ff.):
cinerem furiasque meonim
Testoi- ut externas non sponte aut crimine taedas
Attigerim, seit cin-a deum, etsi blandus Jason
Virginibus dare vincla novis; sua jura cruentum
Pliasin habent: alios ' Colchi generalis amores.
Die letzte ausführliche darstelluug dieser episode findet sich
bei Valerius Flaccus {Argonauticon lib. II, v. 312 ff.). Flaccus
erwähnt nichts von einem stürm, mit dem die Argonauten zu
kämpfen haben. Die Lemnierinnen sehen sie herankommen,
validis remis, und beschliessen in einer Versammlung, ihnen auf-
nähme zu gewähren. Zu dem zwecke senden sie den beiden
die Iphinoe als botiu entgegen, um sie ihrer friedlichen ge-
sinnung zu versichern. Nachdem er die aufnähme und fest-
liche bewirtung der Argonauten berichtet hat, fährt der dich-
ter fort (v. 349 ff.):
dapibus coeptis niox terapora fallunt
Noctis, et in seras durant sermonibus umbras.
Praecipueque ducis casus luirata requirit
Hypsipyle, quae lata traliant, quae regis agat vis,
Aut undc Haemoniae molem ratis: unius haerct
Alloquio, et blandes paulatim colligit igues,
lam non dura toris, Veneri nee iniqua revcrsac;
Et deus ipse raonis spatiuuKiue indulget aiuori.
Von einem anhaltenden werben des Jason mit hille des
Hercules wird hier also ebenfalls nichts erzählt. Und auch
was die umstände angeht, unter denen die landung erfolgt, so
findet sich hier von allen der eine mit Chaucer's Schilderung
übereinstimmende zug, dass Hypsipyle eine botiu (bei Chaucer
einen boten, vgl. v. 112:
This messagerc adoun hym gan to hye)
ZU den beiden sendet. Aber abgesehen davon, dass das motiv
' Vorwurf gegen 'Medea, quae cum sponte tum ciimiue taedas
attigit '.
32S BV.CU,
zu dieser seiuhmj? hei beiden ein durchaus versehiedenos ist
{.lr(/on. II, 324:
Venus ipsa volous dat teuii)ora jungi
und Ch. V. 119 tV. :
jiskynge heni anoon
If they were broken, or woo begoou,
Or hadde nede of lodesuien or vitayle;
For socoure they shulde nothinge fayie,
For it was outerlj' the quenes wille)
erinnert in der art der lauduug- der lielden und ihrer aufnähme
auch nicht einziger vers der darstellung Chaucer's an die des
Flaccus.
Da "wir nun nirgends einen gleich ausführlichen und ähn-
lich motivierton bericht von dem abenteuer des Jason auf
Lcmnos finden können, müssen wir Chaucer's eigener phan-
tasie das autorrecht dieses passus zusprechen. i Dabei ist mir
jedoch in zwei punkten einige von aussen kommende anregung
wahrscheinlich. Einmal scheint dem dichter für das mitleids-
volle und besonders gegen unglückliche fremde hilf bereite wesen
der llypsi])yle das benehmeri der Dido gegen Aeneas und seine
geführten als vorbild gedient zu haben. Zumal der eine vers
bei Chaucer (109):
To doon hem socour, as was hir u sau nee,
erinnert zu sehr an den zur sentenz gewordenen ausspruch der
Dido {Jen. I, 630):
Non ignara mali miseris succurrere disco.
Ferner verrät die verniittelung des Hercules einen einfluss des
Guido, der diesem beiden eine ähnliche rolle bei anknüpfung
des liel)esverhältnisses zwischen Jason und Medea in Kolchis
zuteilt. Nicht nur wird dort Hercules stets als begleiter des
Jason genannt, sondern gerade er ist es, der (fol. (3'' unten)
durch seine, die aufnierksamkeit aller tischgenossen fesselnden
crzälilungen ermögliclit, dass sich die beiden liebenden ilirc Zu-
neigung gestehen und ein Stelldichein verabreden können. Ob-
' Bei dieser auffassung kuinmun die folgenden verse zu ilirem reclitc
(v. 1S5 ff.):
As God wolde that 1 leyser had and tyme
By processe al his wowyng for to ryme.
Auch können nun die worte (v. I!)2): T/ic so/he is this so verstanden
werden, dass Cli. bis dahin fingierte» erzJiiiit hat.
chaucer's legende of goode women. 320
gleich die art der vermittelung des Hercules bei Ch. eine gauz
andere ist, wird doch eine beabsichtigte vorausnähme dieses
zuges wahrscheinlich, da der dichter bei Schilderung des Ver-
hältnisses zwischen Jason und Medea, wobei er durchaus Guido
folgt, jenes beiden mit keinem worte gedenkt.
Wenn nun Ch. sagt (v. 190 flf.):
Ye gete no more of lue, but ye wol rede
The origiücal that teile th al the cas.
80 kann die im letzten verse enthaltene angäbe sich nur auf
das unmittelbar vorher gesagte beziehen (v. 187 ti'.):
But in this house* if any fals lover be,
Ryght as hiraselfe now dothe, ryght so did he,
With feynynge, and with every sotil dede.
Unter the original ist dann der brief der Hypsipyle zu ver-
stehen, wo in der tat das feyning und die soiU dedes des Jason
zur genüge hervortreten.
Als vorläge zu den nach ausscheidung der episode von
Hypsipyle übrig bleibenden versen 29 — 94 und 213 — 312 haben
wir im eingange Guido von Colonna hingestellt, den auch der
dichter nennt (v. 97):
AI be this not rehersed of Guydo,
Yet seyth Ovyde in hys Epistoles so;
da indessen einerseits Guido's Historia destructionis Troiae mit
der Desiruction de Troges des Benoit de Sainte-More in der
fortlaufenden erzählung fast wörtlich übereinstimmt, Chaucer
aber andrerseits bei [anfiihrung seiner quelle nachweislich oft
gelogen hat, so muss man zunächst vermuten, Ch. habe den
Benoit benutzt, weil er den Guido nennt. Dass Jedoch Guido
hier in der tat die vorläge unseres dichters gewesen ist, er-
gibt sich aus folgender er wägung: Ch. bringt nichts, was sich
nur bei Benoit findet, und alles, was er bringt, findet sich bei
Guido, darunter auch eine stelle, die sich nicht bei Benoit fin-
det. Guido (fol. 5'^) tadelt nämlich das verfahren des Oetcs,
seine tochter Medea neben Jason platz nehmen zu lassen und
sie dadurch in Versuchung zu führen. Dabei geht er von der
folgenden moralischen betrachtung aus:
Seimus enim mulieres animuiu seraper virorura (text: vinim) appetere
' Für Ulis house wüsste ich keine andere deutung als 'das haus, wo
gerade die legende gelesen wird'.
i>i>l> f.tXll,
sicnt uppetit luatoria seuipiT tonnani et tmi)o Itomnu. 0 utiuiuu nia-
toria transiens soiiiel ad l'orniaiu jiosset dioi suo contcnta t'onuato.
8ed sioiit ail t'oniiaui do tonua i)roc'0(iiM'e iiiateriaui notum est, sie
luulieiis coricupiscontia dissoluta procodoio de viri) ad virmu uti(]uc'
esse oreditur sine line, cum sit quaedam pnifimditas sine fundo,
nisi forte pudoris labes ali(|ua abstinentia hmdanda concluserit sub
teniiinis lionestatis.
Dieser sentenz Giiido's verdanken otVenhar die worte Chaucer's
V. 210 — "22 1 ihre entsteliung-, weungleioh das, was hier von den
iVauen, dort von einem manne gesagt ist; es lieisst da nämlich:
Tu t'ok'os couien is this duke Jasoun,
Tliat is of luve devourer and dragoun,
As natnre appeteth forme alwey,
And from a forme to forme it passen may,
Or as a welle that were botomelcs,
Kyglit so kan Jason ne liave no pes,
For to desircn, tluirgh bis appotitc,
To doon witli gcntil w^'mmen hys dolytc;
This is bis lusto, and liis felicite.
Unser dichter hat nnn das werk Guidü's nach dem mir
vorliegenden drncke von fol. [" bis .fol. 10*^ beuntzt. Den bei
dem anfban seiner legenden stets befolgten grnndsatz, nur das
unbedingt nötige zu sagen und alles irgendwie anstössigc aus-
zulassen, hat eil, auch hier beobachtet. Gerade das erstcrc
|)rinzii» war hier der schwülstigen und nicht von der stelle
kommenden schreil)art Guido's gegenüber am j)latze. Denn
nicht nur duich die eingeflochtenen langen moralischen bctrach-
tungen \erliert hier der leser den faden der eigentlichen cr-
zählung, sondern nocii mehr durch die neigung Guido's, bei
nennung irgend welchen namens alles ihm darüber aus mittel-
alterlicher geschichte, legende und etymologie bekannte mög-
lichst weit ausholend anzuführen.
Der schluss dieser legende (v. 289 — 312) beruht auf dem
briefc der Medea an Jason {//er. XU), von dem folgende verse
benutz! sind: 192, öi, 109, 112; v. VA, 11, 19 führt der dichter
wörtlicii als aus ihrem briefc entnommen an. In der einleituug
gibt Ch. seinem abscheu vor Jason ausdruck, der sogar zwei
frauen betrogen habe. Es sei aber eine traurige tatsachc, fährt
der dichter fort, dass gerade solche treulose liebhaber mehr er-
folg hätten, als die, welche sich redlich bemühten, die gunst
' Die konstruktiftn wird klarer, wenn man airjue statt nliquc liest.
CHAUCKR's legende OF tiOODE WOMEN. 331
ihrer danieu zu gewinnea. Dabei bezieht er t^ich auf folgen-
des, stilistisch Dicht sehr klare beispiel (v. 22 ff.): 'Denn der
fuchs, obgleich er falsch ist und die hühner verrät, frisst immer
den zarten kapaun, den der brave mann, der dafür bezahlt
hat, essen sollte. Obgleich dieser auf den kapaun ein anrecht
hat, pflegt der falsche fuchs doch nachts seinen anteil daran
zu haben'. Ob dieser vergleich vielleicht aus dem Renart
stammt, bin ich in ermangelung der betreöenden ausgäbe nicht
im stände zu sagen.
Gower bringt, wie schon erwähnt, von dem abenteuer des
Jason auf Lemnos nichts, wohl aber erzählt er sehr ausführ-
lich die geschichte von Jason und Medea {Conf\ Am. bd. II,
s. 236 — 258). Er weist deutlich auf seine quelle hin mit fol-
genden Worten (s. 236, v, 4):
Wherof the tale in speciall
Is in the boke of Troie write.
Dass hierunter das werk des Benoit de Sainte-More, das den
titel trägt: Deslrucüon de Troyes oder Boman de Troyes zu ver-
stehen ist und nicht die IJistoria deslructUmis Troiae des Guido
von Colonna ergibt sich aus der bereits vorhin angewanten
Schlussfolgerung: Gower erzählt nichts von dem, was sich nur
bei Guido findet, und alles was er erzählt, findet sich bei
Benoit, darunter auch eine stelle, die sich nicht bei Guido fin-
det. Guido (fol. 8'^) schliesst die aufzählung der mittel, die
Medea Jason zur erfolgreichen bestehung seiner abenteuer über-
gibt, mit der kurzen notiz:
et sie de singulis suceessive Medea Jasonem diligenter instruxit qui-
bus processibus sive modis possit ad optatae vietoriae gloriaui per-
veniie. Medea igitur suis instructionibus et doetrinis sie deiuum tinem
imposuit et data Jasoni licentia reeedendi ante diei eomiuinantis
lucis adventum [Jasoni] in deeretam sibi eameram furtivis passibus
se recepit.
Bei Benoit dagegen heisst es (nach Frommann in der Ger-
mania II, 8. 71, v. 536 ö".):
Mes garde qe naies ublie
Par ce qauras en victorie
Si rent as deux uierci et glorie
Troiz foiz k>i fai atfliction
Aprez iraiz uer le moutou
La toison prent lui lai ester
Ne ti chaut plus a demorer
Isnelement fai ton afaire
332 i'.KCH,
Et isnolomoiit ton ropiiire
Non ui sai plus ([C onseigner
Mos douoenient te uoil prier
Qe de tot ce rien oblier
Des or ten puis hui uics iiler
Ne poons plus ester ensenble
Granz ior est ia si con rnoi seuble.
Entre ses braz yason la prent
Cente tbis la baise douceuient
Apres a pris de li congiez.
Diese veise jiibt Gower (II, s. 248, z. 23) folgeudcrma.sscu wider:
Lo, thus Medea tbr Jason
Ordeineth and praieth therupon,
That he nothing tbryete sholde,
And eke she praieth him that he woldo,
Whan he hath all hls armes done,
To grounde knele and tlionke anone
The goddes, and so torth by ese
The flees of gokle he shulde sesc.
And whan he had it sesed so,
That than he were sone ago.
Withouten any tarieng.
Wlian this was said into weping
She fei, as she that was through-nonie
With love, and so fer overeome,
That all her worlde on him she sctte.
Bat whan she sigh there was no lette,
That he niot nedes part her fro,
She toke him in her armes two
An hundrod times and gau him kissc.
Gower und Cbaucer haben also die gescbichte von Jason und
Medea völlig unabhängig von einander nach vcrwanten quellen
erzählt.
Cli. fuhrt als ge\Yährsniaun für seine Legeiida Lucrecic
fiiime, Murliris zunächst Ovid an, dessen crzählung in den
Fasten (Hb. II, 721 — 802) in der tat seine haui)t(iucllc gewesen
ist. Wenn unser dichter, wie man zugeben muss, hier sein
Vorbild in einigen punkten, riicksichtlicb wirkungsvoller anti-
these und schöner darstellung iil)crhau])t, nicht erreicht, so kann
uns das nicht auffallen, wenn wir die verschiedene Stellung be-
denken, die beide dichter ihren Vorgängern und ihrer spräche
gegenüber einnehmen. Während Ovid, gebildet an den meister-
wcrkcn griechischer spräche, zugleich in der blütezcit römischer
literatur lebte, war es Ch., dem vater der englischen poesie,
chaucrr's lkgende of goodk womrn. 333
bestimmt, die noch im werden begriffene eng-lische spräche für
den poetischen gebrauch fast ganz neu zu bihlcn und zu fixieren.
Kein wunder also, wenn er nicht diese gewalt über die spräche
hat, wenn er nicht so mit ihr spielen kann wie der römische
dichter, der dabei durch sein ungewöhnliches talent, die ihm
nachgerühmte hixuries ingenii, unterstützt wurde. Dies ver-
hältniss ist zu berücksichtigen, wenn wir die verse {Fasten II,
759 fl'.):
Illii revixit,
Deque viri coilo dulce popendit onus
SO übersetzt finden (v. 04 fli",):
And slie anoon up roos, with blysfiil ehere,
And kyssed hyin, as of wives ys the wone.
Oder wenn unser dichter das kunstvolle distichon (805):
lustat amans hostis j)recil)n8 pretioquo minis(iue
Nee prece nee pretio, nee uiovet ille uiinis
widergibt mit den worten (v. 125):
She axetli grace, and seyde al that she Ican.
Im übrigen muss auch hier zugestanden werden, dass Ch.
ohne direkte entstelluug der Überlieferung es wol verstanden
hat, einerseits nebenpersonen und nebenumstünde auszuscheiden,
gewisse härten in der darstellung, die sich aus einer steten
rücksichtnahme Ovid's auf den rahmen seines werkes erklären,
zu glätten und besonders den tendenziösen anspielungen auf die
politische bedeutung der geschichte aus dem wege zu gehen,
andrerseits aber die so gekürzte und gereinigte darstellung zu
vertiefen und zu erwärmen.'
Ausser auf Ovid beruft sich unser dichter auch zweimal
auf Livius (v. 4):
As saytlio Ovyde, and 'Tifus Lyvyiis
und (193):
' Vielleicht hat Ch. oiniual sein original ialscli verstanden, wenn
er vers 7(57 : htm dederal cniUum lucis praenunliiis ales übersetzt mit
(v. 78) 0» monve, rvlian Ihe hrid hetjmi lo synge, denn ge\V()hnlich kräht
auch bei ihm der halin; vgl. z. b. Aid. Ed. vol. 11, s. 2:{0, v. Ijo fl". Zu-
gleich sei hier auf eine falsche lesart in Morris' text v. ".17 hingewiesen,
wo es hei.sst: And hc forlhe-ryghl iit he lo Roine ys come. OtVenbar
ist forllie-rit (=: ridefh, wie hier It'.t /in/ — findctli\ vgl. Roinaunl of
Ihe Rose 198(»; abil = ahideth : ?vitl und il>id. oOlö, preleril: ubil — abi-
delh) zu lesen.
334 HECH,
Aiui tims oudoth Lucresse
The noble wvte, Titus beryth wittnesse.
lleitzberiT (s. 42 il. einl., auni. 07) beliauptet mm, letzteres
citat sei falsch; doch glaulte ich, seine riclitigkeit erweisen zu
können.
Nachdem Ovid die Lucrctia die ihr anjjetane schmach
ihren verwauten hat erzählen lassen, berichtet er von ihren
angehörio!:en nur (829):
Dant veniam facto genitor coniuxque coacto.
Ch. konnte diesen flir die entwieklung des j^anzcn so wich-
tigen monient nicht so kurz l)erUhren, er war verpilichtet, dem
leser mit einigen Worten wenigstens mitzuteilen, wie die ihr
nahe stehenden personen die Lucretia entschuldigten. Klingen
Jedocli die worte, die unser dichter bringt, wirklich wie wenn
sie sein köpf und sein herz geschaöen hätten? Er sagt (168 K):
And the\' answerden alle unto hir fey,
That they forgaf hyt hyr, for hyt was ryght.
Hyt was no gilt; hit lay not in hir myght.
And seyden hire ensaniples many oon.
Dieser zusatz ist doch keine Verschönerung des Originals, wie
wir sie sonst von Ch. gewöhnt sindl Was für einen sinn hat
die hemerkung nnto hir fei/'? Wozu sollen die verwauten aus-
drücklich schwören, dass sie ihr verzeihen? Wie seltsam klingt
ferner die behauptung bei Ch. hyt was ryght. llyt was no gilt.
Hütte unser dichter selbst einen solchen trostgrund vorgebracht?
Ich bezweifle es. Und endlich, wie kommt Ch. zu der psycho-
logisch nicht zu rechtfertigenden bemerkung: And seyden hire
ensaiiiißles nuiny oonl Die einzige möglichkeit, diese fragen zu
beantworten, scheint mir das zugeständniss, dass hier eine flüch-
tige benutzung des Livius vorliegt. Bei ihm heisst es (Hb. I,
cap. 58) nach der aufforderung der Lucretia: sed date dextras
fidemque haud impune adnltero fore folgendermassen: dant or-
dine otnnes fidem: consolantur acgrarn animi, avertendo noxam
ah coacta in auctorem delicti: meutern pecure, non corpus et
Wide consilinm (ifuerit, culpatn abesse. Betrachtet man die
hier hervorgehobenen worte etwas näher, so wird man sehen,
wie gut sie in ihrem zusammenhange bei Livius stehen, wie
sie aber herausgerissen die \eranlassung zu Chaucer's worten
wurden. Auch zu der seltsamen l)emerkung And seyden hire
ensaniples moiiy o/>n scheint Livius veranlassung gegeben zu
CHAUCER'S LEGENDE OF GOODE AVOiMKN. 335
haben, iudem er die Lucretia so ihre rede schliessen lässt: Nee
Ulla delnde mpiidica Lucretiae exemplo vivet.^
Eine besondere stütze für die richtigkeit meiner ansieht
finde ich darin, dass Gower, der bis zu dieser stelle ebenfalls
Ovid - — aber noch viel genauer als Ch. — gefolgt ist, sich mit
jener kurzen bemerkung des römischen dichters ebenso wenig
zufrieden gab und deshalb gleichfalls aus derselben geschicht-
lichen quelle schöpfte, jedoch zum vorteil seiner darstellung
ausführtlicher {C. A. bd. III, s. 261):
And he whieh wolde her wo restroifine^,
Her husbond, a sory man,
Com forte th- her all tliat he can
And swore^ and eke her fader both,
That they with her be noiight wroth
üf that is do ayein her wille^
And praiden her to be stille,
For they to her have all foryive.
But she which thought nonght to live,
Üf hem woll no foryivenesse
And Said of tliilke wickednesse,
Which was to her body wrought^,
All were it so she raight it noiight,
Never afterward the world ne shall
Reproven her.*^
Bei den nächsten versen geht zwar Gower wider auf Ovid zu-
rück, aber alles, was bei ilim auf seite 2()3 steht, ist eine ge-
drängte Inhaltsangabe vom 59. kajiitel des J^ivius (lib. I), von
dem er eine stelle fast wörtlich widergibt:
(Brutus) said hem tho,
That they anone withoute lette
A bere for the bod}- fette.
Lucreee and'' therupon l)!edend
He laidc and so forth out criend »
' Ob diese wenigen zeilen aus Livius benäts als glosse zu der be-
treffenden stelle in Ovid's Faulen angeführt wurden, können die ent-
scheiden, die gelegenheit haben, in englischen biblioHieken eoiumentierte
handschriften ans jener zeit einzusehen.
- Livius: consolu7ilur aef/ratn auiiiii.
^ Hiid.: daiil ßdevt.
^ Hjid.: coacla.
•• Ibid.: celtniim corpus est lantiim rio/alii?u.
•* Ibid.: Ni'c ulla de'mde im\mdka Lucreüae exemplo invet..
' Luereceu?
330 HKCH,
Ile goth mit« tlie uiaiket place
()f Koiue and in a litol spaoe
riiroujjh iTV tlic cite was asscnibled,
And every mannes herte trembled,
Wlian they the soth herde of the cas.
Dazu vcii:::leiehe man aus Livius die worte: Klalnm domo l.ucre-
litte corpus in forum dcferunl , conscieniquc 7/iir(iC!//n, ul /ll , rcl
Htnuie atque nxliynllate liom'ntes: pro sc quisque scelus rcgium
(IC vim qucruu/ur. Hierzu konnut noch, dasa Gower im an-
schluss an die gescbichte der Lucretia die der Virginia cbcn-
t'nlls nach Livius (111, ka]). 41 11".) l)cri('litet.
Chaueer und Gower sind also unabhängig von einander
Ovid als baui)tquelle gefolgt und haben sich, wo ihnen ihre
vorläge nicht genügenden aufsclduss gab, beide — der eine
weniger, der andere mehr — bei l^ivius rats erholt.
Auch die angäbe unseres diciiters v. 9 — 12 ist richtig:
Nat oonly that these payens hir comende,
But that i-clcped ys in oure legende
The grete Austyne, hath grete compassyoun
Of this Lncresse that starte in Ronie tonn.
Augustin widmet in seinem werke De civil atc A*/ der besprech-
ung unserer gescbichte ein ganzes kai)itel (lib. I, caj3. XIX),
• dmc indessen die tat der Lucretia in ihrer ganzen ausdehnung
zu billigen.
Eine ungenauigkeit dagegen hat sich Ch. zu schulden
kommen lassen bei einem citate aus der bibel, das ich mir
im Interesse unseres geschlechtes zu berichtigen crlaul)e. Am
Schlüsse seiner legende sagt er:
For wel I wot, that Christe hiiuself telleth,
That in Israel, as wyde as is the londe,
That so grete feythe in al the londe he ne londe,
As in a wouian.
Der lieir sagt dies nämlich niclit von einer frau, sondern vom
liaujitinann zu Kapernaum, wie aus Luc. 7, 9 hervorgeht:
hu(, (luililo Jesus miralus et conversus sequenlibus sc turhis dixit:
Amen dico vobis, nee in Isroel /antom /idem inveni {ehei\so Maith.
8, lOj. Zu den frauen, mit denen er in berührung kommt, sagt
Christus gewöhnlich: Fides luu le salva?n fecit, vade in pace
(vgl. Lucas 7,50; ibid. 8,48; Marc. 5,34). Nur zudem kana-
näischen weihe sagt er (Matth. 15, 28): 0 muUer, magna est /ides
hin: /inl lihi siful ris.
chaucer's legende of goode women. 337 ~
Zum Schlüsse sei erwähnt, dass Boccaccio {De nndieri-
hus claris über) in dem abschnitte: De Lucrecia Collatini con-
juge frei nach Livius erzählt mit ausnähme der einen wörtlich
widergegebeneu stelle: Eyo me si (Liv. els'i) pecalo ahsohio sup-
plicio mm Uheror (Liv. libero) nee ulla deinceps (Liv. cleinde)
impudiea Lncrecie vivet exempio.
Da die Lcgenda Adriane de Athenes in so vielen punk-
ten mit der erzählung Gower's (6'. A. bd. II, s. 302 — 311) tiber-
einstimmt, so empfiehlt es sich, von vornherein beide Überliefe-
rungen gleichmässig zu berücksichtigen. Während Cb., abge-
sehen von dem hinweis (v. 335) auf den am ende benutzten
brief der Ariadne an Theseus, keine andeutuug über seine
quellen hat fallen lassen, bringt Gower der reihe nach fol-
gende citate s. 302, z. 19: So as Ihese olde hohes lale\ ibid.
z. 23: as telleth the poele und s. 304, z. 8: as saith the gest.
Da auf die gest und die olde hohes nach Kissner's* ausfüh-
rung nichts zu geben ist, so bleibt als einziger anhält Ute
poete. Der dichter xca t^oyjiv ist aber für Gower Ovid, wie
unter the phUosopJire bei ihm fast immer Seueca zu ver-
stehen ist, "
Ovid berichtet nun wirklich in den Metamorphosen (VII,
456 ff.) die grundzüge unserer geschichte in folgender w^eise:
Minos' zieht in den krieg, um den tod seines sohnes Andro-
geus zu rächen (VII, 458). Unterwegs legt er in Oenopia an
(472), wo er vergebens den Aeacus zur teilnähme auffordert, da
dieser mit der attischen königsfamilie eng befreundet ist (486).
Der sehluss des buches (490—856) enthält die ankunft des
athenischen königssohnes Ceplialus, sein gesuch um hilfe, seinen
aufenthalt daselbst und seine abfahrt mit den hilfstru])pen nach
Athen. Im achten l)uche wird erzählt, wie Minos Megara be-
lagert, das ihm durch verrat der Scylla, tochter des köuigs
Nisus, zufällt. Sein abzug von Attika, nachdem er, wie 0\id
sich unbestimmt ausdrückt, feges caplis Jnstissimus auclor Hosti-
hiis imposuit. Klage und Verwandlung der Scylla (VIII, 1 — 151).
Abstammung und gestalt des Minotaurus (ergänzt durch v. 136
' Chaucer in sehien bcziehungen zur italienischen literalur (s. 10).
■■* Dass Minos richter in der Unterwelt sei (v. 1), iionnte Ch. nach
Gossrau zu Aen. VI. 4;V2, aus dieser stelle selbst wissen, oder aus Clmul.
R. P. 2. 232 oder Stat. Theh. S. 22, alles werke, die unser dichter gekannt
und benutzt hat.
AngUa, V. band. 22
:'>3S HICH,
uiul i;>0\ Minos lässt für ihn das labyiinth (Uucb Dacdaliis
hauen, das kurz bescbriehen wird, liereits zweimal ist die
senduniT von opfern, die alle neun Jahre stattlindet, erfol^:;!;
unter der dritten ist Theseus, der das unjieheuer mit hilfc der
Ariadne besiei,'t. Er entllieht mit ihr und verlässt sie in Naxos
(Dia), liaet'hus nimmt sich ihrer an und versetzt ihre kröne
an den himmel (VIll, 152—182).
(Ml. und Gowcr bringen die erzählung ganz in der reihen-
folge, wie sie hier 0\ id beobachtet, wobei es selbstverständlich
ist, dass sie l)eide die nur äusserlich angeknüpfte ejiisode von
Cephalus' autenthalt in Aegina (VII, UIO — 856) wegliessen.
Die geschichte von der Scylla (VIII, 1 — 151) berichtet nur Ch.
(v. 15 — 35) und lässt sie dabei in Athen vor sich geben. Auch
erwähnt nur er die insel Oenoj)ia (v. 270), wenn auch bei einer
ganz andern gelegenbeit als Ovid {Metam. VII, 490 fl".). Endlich
lindet sich die stcllificierung' der Ariadne {Mctam. VIII, 180)
auch nur bei ihm berichtet (v. 338). Nur bei Gowcr hingegen
sind Pasipbac und Daedalus genannt, sowie die insel Chio
{Metam. VIII, 174: Diam).
Beide dichter haben also Ovid unabhängig von einander
benutzt. Auch ihre zusätze, die besonders durch den von Ovid
often gelassenen punkt der gegenseitigen annäherung beider
liebenden veranlasst w'urdcn, sind ganz verschiedener art. Bei
Ch. befindet sich 'J'heseus in einem türme, bei dem eine laube-
ist, von der aus die königstöchter eines al)ends seine klagen
hr»ren. In einem längeren gespräche verständigen sie sich über
seine rettung und lassen ihn von dem kerkcrmeister herbei-
holen. Theseus drückt beredt seinen dank aus und will da-
für zeitlebens ihr diener sein: doch Ariadne lehnt dies ab und
macht ilim den Vorschlag, er solle sie nach tiitung de« Mino-
taurus zum weihe nehmen und dann mit ilir, Phädra und dem
kerkcrmeister entfliehen, was tun zu wollen er sich hoch und
teuer \erschwört. Er tötet das ungeheuer und entflieht nachts
mit seinen rettern. Gower hingegen berichtet nicht, durch wessen
vermittelung Theseus und Ariadne bekannt werden, noch flicht
er jene dramatisch lebhaften gcs))räche zwischen den beteilig-
ten personen ein. Bei ihm erlässt Minos infolge der tötung des
' Sit venia verbi!
•' Im mitteliiltf-rlichen siniK;!
chaucer's legende of goode women. 339
MinotauiTis den tribut und macht dem noch einige tage ver-
weilenden Theseus das leben möglichst angenehm:
Theseus dwelt a day or two,
Where that Minos great chere him ded.
Man erwartet unter diesen umständen, dass der held in allen
ehren um Ariadne anhält. Doch 'moral Gower'Mässt nun erst
den Theseus seine retterin entehren und dann mit ihr entfliehen.
Man wird zugeben, dass beide dichter diese episode so selb-
ständig als möglich behandelt haben.
Auch die benutzung des briefes der Ariadne an Theseus
{Her. X) ist bei unsern dichtem eine verschiedene, indem sich
bei Gower nur schwache anklänge nachweisen lassen, während
Gh. V. 296—332 zum teil wörtlich Her. X, 1—66 widergibt.
Zwei erweiterungen jedoch gehören beiden dichtem zu-
gleich an, einmal die angäbe des Zweckes, zu dem Androgeus
sich in Athen befindet, und dann die art der besiegung des
Ungeheuers durch Theseus. Ueber den ersteren punkt berich-
tet Gh. V. 9 ff.:
Mynos, that was tlie myglity kyuge of Crete,
That wan an hundred citees strenge and grete,
To scole hath sent liys sone Androgeus
To Athenes of the which hyt happeth thus,
That he was slayne, lernynge philosophie,
Ryght in that citee, uat Init for envye.
Etwas ausführlicher heisst es bei Gower (s. 302):
Minos, as telleth the poete,
Tlie which whilom was king of Crete,
A sone had and Androchee
He hight. And so befell that he
Unto Athenes for to lere
Was sent and so he bare him there,
For that he was of high lignage,
Such pride he tokc in his corage,
That he foryetcn hatli tlie scoles
And in riot aiuong the fooles
' Die erklärung Panli's (s. XIV) von diesem beinamen, den Ch. im
linvoyc zum Troi/us (bk. V, v. 1870) seinem freunde gil>t, wird bestätigt
durch Conf. Am. bd. 111, s*. :57;{, wo («ower von seinem beichtvater die
ermahnung zu teil wird:
But go there vertue moral dwelleth
Where ben thy bokes as men telleth,
Which of long time thou hast write.
22*
340 HKCH,
He (lidde uiany thinges wronge
Ami useil tliilke lifo so longe,
'l'il ate last of tliat he wiouglit
He fuuml tlie inischole, wliicli lie soiight,
Wliorof it fe!l that lie was slain.
Hiiie eiitlehming des einen dicliters von dem andern an dieser
stelle ist bei ihrer sonstigen sclbständij^keit durcliaus nnwalir-
sebeinlich, vielmehr werden sie verwante glossierte und kom-
mentierte liandscluit'ten des Ovid benutzt haben, deren es
gerade in England im 13. und N. jahrhd. verschiedene gab'
(vgl. Bartsch a. a. o. s. XLIII). llebrigens lag die annähme
dieses grundes für den aufentbalt des Androgeus in Athen sehr
nahe, wenn man die meinung bedenkt, die das mittclalter vou
dieser stadt hatte, und für die beispielsweise im Speculuin
Regum des Gottfried von Viterbo sieh folgender beleg fin-
det {Monum. Germ. bd. XXII, s. 38, z. 159):
De Jove prinio rege Athcnionsi:
A .love nostroruu) venit generatio regum
A Jove principiiim recipit. descriptiu regimi
A Jove pliilosoplii dogm.ata pjima legnnf.
Rex erat ex rege qnondara patre natus Atiienis
Indeque quadrivü triviique scientia venit,
Legis et artis ibi rex ydionia dedit.
Ebenso ist bei dem andern, beiden dichtem gemeinsamen,
Zusätze die benutzung vcrwauter randbemerkungen anzuneh-
men. Es heisst bei Gower (s. 300, z. 20):
And over this so aa I say
Of pitcli she tüke hitn a pelote,
The which lic shiildc into tho throte
Of Miiiotaure oaste riiiiit.
' Unsere dichter selbst bieten heweiestellen für das Vorhandensein
solcher liandsfhriftcn-, vgl. l'rol. LoGlf :i2S:
For in pleyne text vvithouten nede of glose
Thdu hast translated tlie Roniaunce of the Kose,
und (,'iiiif. Am. l)d. I, s. 50, z. 27:
For it is nought mj' common use
'i'o speke of viccs and verhisc,
But all of love and of his lorc,
For Venus bokes of no more
Me teclien nouther text ne glose.
(Jower's hcmcikiiiig könnte sogar direkt auf konimcnfierte Ovid-hss. be-
zogen werden.
chaucer's legende of goode women. 341
entsprechend Ch. 118 ff.:
And we shal make hira ball es eke alsoo
Of wexe and towe, that whan he gapeth faste,
Into the bestes throte he shal hem caste,
To sleke hys himger, and encombre hys tethe.'
Die zutat selbst verdankt offenbar ihre eutstehung einer stelle
aus der geschichte vom drachen zu Babel, die ja, um mich
so auszudrücken, nur eine schwestersage von der vom Mino-
taurus ist; man vergleiche also Daniel kap. 14, v. 26: Tuüt ergo
Daniel picem et adlpem et pilos el coxit pnriter: fecitque
massas et dedit in os draconis el diruptus est draco.
Dafür dass zur zeit unserer dichter nicht viel mehr be-
kannt war als sie beide bringen, weise ich wider auf den um-
stand hin, dass Boccaccio in seinen hier verglichenen werken
von Theseus und Ariadne nur eiuzelheiten bringt, die nicht
über das von Ovid und vielleicht noch von Hyginus mitgeteilte
hinausgehen. Letzterer Schriftsteller ist möglicher weise von
Ch. eingesehen worden wegen mangelhaften Verständnisses der
Ovid'schen verse {Melam. VIII, 170 ff'.): et Actaeo bis pastum
sanyuine monslrum Tertia sors annis domuit repeüia novenis.
Hyginus berichtet nämlich in seinen Fabeln (XLl): Institidt
autem ut anno unoquoque sepienos liberos suos Minotauro ad
epulandnm mitterent. Wenn nun Ch. kurz hinter einander zwei-
mal (v. 41 und 5G) angibt, der tribut sei jährlich abgesant
worden, und einmal (v. 47), es sei jedes dritte jähr der fall
gewesen, so kann dieser Widerspruch veranlasst sein durch ein
hin- und herschwanken zwischen der ihm unklaren und des-
halb falsch verstandenen angäbe Ovid's und der deutliciien an-
gäbe des Hyginus. Es liegt aber auch die möglichkeit nahe,
dass wir es hier mit einer schlecht überlieferten stelle oder
gar mit einem Int er dum dormitat unseres dichters zu tun haben,
zumal da das v. 39 — 42 gesagte ganz unmotiviert v. 53 — 56
noch einmal gesagt wird. Zwischen den beiden letzten an-
nahmen wird man sich auch zu entscheiden haben, wenn man
hört (v. 78 ff".), dass die beiden königstöchter gewohnt hätten
' Bei Ovid {.Her. X, loi) tötet Theseus den iMinotauius mit einem
knorrigen baumpfahl:
Nee tua mactasset nodose stipite, Thesen,
Ardua parte virum dextcra, parte bovem!
342 KECH,
(dhirc thc indijstrc s/rclc (>/' .ll/n'tws.^ Seltsam klingt es Jiucb,
weun Adriane (v. 211 IV.) den Tliescus schwören lässt, iliier
l»eieits sehr verständigen Schwester Phädra seinen söhn zum
manne zu gehen, während es von ilini seihst kurz Norher
heisst: (v. ISO):
A scniely knyglit was tliis Theseus to see,
And yonge, bat of tweuty yere aiul three.
Zum Schlüsse sei erwähnt, dass Morris in seinem glossar
(.i/d. Fji. \, 201') dem W(ute /''/t///^6' (v. 77) eine nichts weniger
als romantische bedeutuug unterlegt. Vielleicht hilft hier die
anmerkung in Wiilcker's Lesebuch (teil T, s. 151) zu 12,21 auf
den rechten weg.-
Die Legenda Philomcne wird aus ähnliehen gründen wie
die vorhergehende legende mit der entsprechenden erzähhmg
hei Gower (hd. II, s. 313 — 330) besser zusammen behandelt.
Während Ch. seine quelle nicht ausdrücklich nennt, tut dies
Gower mit den werten (s. 313, z. 1): The clerke Ovide icllclh
Ihus. In der tat ist für beide dichter Ovid's darstcllung
{Mcfam. VI, 124 — 074) die vorläge gewesen, die sie jedoch
ganz selbständig benutzt haben. Ch. erzählt nur bis zu dem
momcnte, wo sich die beiden Schwestern widerfinden. Die
schreckliche räche der Proguc wird er unerwähnt gelassen
haben, nicht nur um damit nicht gegen die teudeuz seines
Werkes zu Verstössen, sondern auch um seinen besonderen
leserkrcis nicht durch die sich dal}ei otlenbarendc rohheit zu
verletzen. Von diesem letzteren gesichtspunkte aus hat Ch.
überhaupt verschiedene zu haarsträubende züge mit recht und
erfolg zu mildern gesucht. In eigenen Zusätzen dagegen ist
er hier äusserst sparsam, wenn mau von den eingangsvcrseu
(v. 1 — IG) absieht.
' Es sei darauf hingewiesen, dass die wortc, die hier stören, an ihrer
stelle sind Lcf/. Philom. TS ff.:
And him conveycth tliruiigh the niaister strete
Of Athenes.
Könnte aber die obige stelle nicht aucli übersetzt werden: 'Sie wolinten
gerade über dem herrn von Athen".'' Dies würde sehr gut passen zu v. 70:
Doune in tlie buthunie derke, and wondcr lowe.
2 liei .Scliultz: I)as kocßschc Lehen zur Zeil der Minnesaenger fin-
det sich nichts darüber.
CHAUCEK's LKGHNÜF. Ol- ÜOODE AVOMEN. 313
Gowcr hingegen folgt der darstellung Ovid's bis zu ende
ohne das geringste bemühen, das gefiihl des lesers in etwas
zu schonen, und fügt anscheinend selbständig eine ausführliche
Schilderung des treibeus der verwandelten im walde hinzu.
Die erzählung Ovid's selbst erweitert er durch eine anzahl
Selbstgespräche und durch gebete an Venus und Cupido sowie
an Apollo.
Wenn beide dichter (Ch. 122: And Ihus in leres lat I Proigne
d/velle, And of hlr suster forthe I n-ol rjow teile, und Gower
s. 319, z. 15: }\ow leve we this hing and quene, And tornc ayein
to Phllomenc) au einer und derselben stelle, wo Ovid (v. 571)
unvermittelt weiterzählt, eine ähnliche übergaugsformel ge-
brauchen, so können wir ebensowenig einen einfluss des einen
auf den andern annehmen, als wenn Ch. zu Ovid's erzählung
hinzusetzt, Philomele habe dem das gewebe überbringenden
kuai)pen ihren Siegelring zur bestätiguug übergeben, und wenn
Gower berichtet, sie habe das gewebe eingewickelt und dann
ihr Siegel daraufgedrückt. i Entweder hielten die dichter letz-
teres der sitte ihrer zeit gemäss für ganz selbstverständlich
oder beide dachten an eine damals bekannte mittelalterliche
episode.
Die völlige Selbständigkeit Chaucer's und Gower's in der
widcrgabc ihrer gemeinsamen quelle ist im übrigen offenbar.
Bei Boccaccio findet sich nichts von Philomele erzählt.
Die grundlage für die ganze Legenda Phillis bildet der
brief der Phyllis an Demoj)hoon {Her. II), auf den auch unser
dichter allgemein in den versen 91, KU, 162 hinweist. Mit
grossem geschick hat Ch. — und ich zweifle nicht, dass er es
selbst getan hat — es verstanden, auf grund der wenigen tat-
sächlichen angaben der epistel ein fein gearbeitetes mosaik-
bildcheu zusanmienzusetzen. Hier sehen wir den dichter recht
in seinem element, wo sein reger geist in dem streben aufgeht,
aus einigen dürftigen andcutungeu ein ebenmässiges ganze zu
schaffen.
Wenn Ch. die in dem briefe scll)st nicht enthaltene an-
» Seite 320, zeilc 2S:
And lappcd it to-gider Iho
And set her signet tlior-upon
And sent it iinto Progue auou.
an
BECH,
gäbe (^v. 1 1), (lass Denioplmon luifder lieiiukclir von Troja nach
Thracieu gekonmicn sei, nicht einer landbenicikung seiner
Ovicl-hs. entnoiunicn hat, so hat er sie aus der Uisloria de-
sirncli'inls Troiae des Guido von Colon na ji'eschöpft, wo
der sohu des Theseus neben Athamas unter den griechischen
beiden genannt wird, die sich ans dem Schiffbruch auf der
riickkehr retten. Von einer landung l)cidcr in Thracieu wird
freilich weder hier (fol. 77^ o.) noch unter dem abschnitte ^'c-
qiiHur de exi/io demofonlis ei cUtame (fol. 78^) etwas erzählt.
Der berieht von dem scliitlbruch (v. IS — 30) ist zunächst
durch zwei andeutungen in dem briefe veranlasst II, 45:
et laceras etiara puppes furiosa rcteci:
Ut, qua deserer, firma cariiia foret;
Remigium dedi, (jao me fugiturus abircs.
und II, 107
Quae tibi, Dcmophoon, longis enoribus acto
Threicias portus hospitiuuKjuc dcdi.
Was sonst von der heftigkeit des sturmes und dem loben des
meeres gesagt wird, ist eine oflcnbare nachbildung von Virgil's
Aen. I, 81—147.
Im einzelnen verirleiche man folgende verse:
vcrs C haueer:
l'». Byli> nde hini coiiic a wynde
and eke a raync;
10. That shole so sore, liys saylle
inyghtc not stünde.
22. So derke hyt was, lic kouthc
Do-\vlier go,
26. The see by nyght as any toiche
brende, For wode,
2^. 'I'il Neptunus hath ofhynicom-
passyoun, And Thetis, Cho-
rus, Triton and they alle,
And niaden hini \\\)on a hjnde
to falle.
vcrs Virgil:
85. Una Eurus(iue Notus(iue ruunt
crebeniue procellis Africus,
lo2 Talia jactanti stridens Aqui-
lune procella Vcluni adversa
ferit,
Sil. ponto nox inciibat atra.
'.»(). et crcbris mieat ignibus aether.
112. Et dicto citius tuniida aequora
placat, Collectasque fugat
nubes soleinquc redueit. Cy-
«lotlioe simul et Triton ad-
nixus acutü Detruduut navis
i seopulo; levat ipse tridenti;
Um nun dem apokryphen meergreis Chorus auch ein unter-
kommen zu verschaHen, vermute ich, dass Chauccr diese ganze
Virgil-stelle ziendich genau im gedächtuiss hatte und in seiner
Schilderung frei nachahmte. Dabei mochten ihm aber doch
die namen der meergötter, die Neptun behilliich waren, ent-
chaucer's legknde of goodk women. 345
fallen seiu, so dass er vorzog, gerade die stelle bei dem römi-
scben dichter einzusehen, an der dieser am ausführlielistcn
das gefolge Neptun's aufzählt, nämlich Ae>i. V, 822 ft'., wo es
heisst :
Tum variae coniitum facies, iumiania cete,
Et senior Glaiici choriis, Inousque Palaemou,
Tritonescjue citi, Phorcique exercitus oiunis;
Laeva tenet Thetis, et Melite, Panopaeaque virgo,
Nesaee, Spioque, Thaliaque, Cymodoceqiie.
Hieraus wird nicht nur die entstehung des namens Chorus
klar, sondern auch die bezeichnung: and they alle.
Das von Ch. v. 34 — 47 berichtete erinnert ebenfalls sehr
an da-«, was uns bei Virgil {Aoi. I, 173 tf.) von Aeneas und
seinen gefährten mitgeteilt wird, die ermüdet und verhungert
ans land kommen: auch daran, wie Aeneas sich aufmacht, um
sich in dem lande selbst nach hilfe umzusehen. Ferner ent-
spricht das benehmen der Phyllis gegen Demophoon ganz dem
wcseu der Dido, wie es sich Aeneas gegenüber offenbart (vgl.
besonders Aen. IV, 373 if.). Jedenfalls aus eigener erfindung
fügt der dichter hinzu, dass ihn die bewohuer des landes
achtungsvoll behandelt hätten, da er an aussehen seinem vater
Theseus geglichen habe. Im übrigen ist die ganze stelle
V. 54 — 71, abgesehen von der auf den plan des ganzen werkes
bezüglichen bemerkung v. 61 — 65, auf folgenden versen des
briefes aufgebaut (75 fit".):
De tanta rerum turba, i'atisciuo pareutis
Sedit in ingenio Cressa relicta tuo.
Quod sohim excusat, sohim luiraris in illo.
Haeredom patriae, peilitle, tVaudis agia.
Während dann die versc 72 und 73 Her. II, 31 — 34 entsprechen,
ist vers 74:
Aud piked of liyr al the good iie luyglito,
eine summarische angäbe dessen, was Ovid die Phyllis 107 — 1 16
aufzählen lässt. Der vorwand, den Demophoon v. 71) — 81 für
seine rückkehr nach Athen angibt, ist von Ch. ganz der Situa-
tion angemessen erfunden; auch dass er ir^ich als könig von
Thracien huldigen Hess (v. 85 ff".), wird nicht unwahrscheinlich
aus Her. II, 111 ff.:
Quae tibi subieci latissima regna Lycurgi
Nomine femiueo vix satis apta regi:
O 16 HKCH,
Si'liliesslioli ist das ende der l'hyllis (v. '.»2) iiaiiz übeicinstini-
Dicnd mit Ovid berichtet (111):
('(>ll;i (|ii»)i|iio, iiiliili;> quia so iiocteiula lacortis
rraebuonint, laqueis iuiitlicuisse übet.
Nachdem der dichter in wcnigien kräftigen Worten seinem
abschen vor der handlungsweise des Demophoon ausdrnck ge-
geben (V. 97 — 100), bringt er v. 103 — iOl eine recht geschickte
nnd von gutem verständniss zeugende Übersetzung der versc
//('/•. 11, 1 — lo7, soweit sie niclit absch Weitungen enthalten wie
die versc 81 — 106, und soweit sie nicht bereits zum aufbau
der legende selbst verwertet worden sind.
Bei erwähnung des unistaudes, dass Demoi)iioon ganz
seinem vater im guten und schlechten gleicht, weist Ch. auf
die tamilienähnlichkcit bei Reinhard Fuchs hin (v. 51 ff.):
hyt canic hym of naturc,
As düothe the fox Kenardc, thc foxcs sonc;
Of kyudc he koude hys olde fadres wonc
Witlionte lore, as kau a drake swymme
Whau liit ys caught and caricd to thc biyinuic.
Welche stelle aus dem Roinan de Renarl hier vorbild gewesen
ist, kann ich nicht sagen aus dem zu v. 22 ff der Lajeiida
Ypsiphilc etc. mitgeteilten gründe.' Doch wird es nicht über-
flüssig .^ein zu bemerken, dass der dichter an diesen beiden
stellen der LodW zum ersten- male in seinen werken die
tiersage l)erührt.
In Gower's Vfnif. Am. habe icii keine ansj)ielung weder
auf die tiersage im allgemeinen, noch auf Reinhard Fuchs
sj)cciell gefunden.''
' Vffl. hier s. %\V o.
■^ Mau luüsste denn folgende stelle aus TroUus (bk. I, str. .VI) hier-
horziehen wollen:
As proude Bayard gynuctli für to .skippe
Out of the wey, so priketh lilm liis coruc,
'l'it lie a iasah have of the longo whippo,
'l'han thynketh iie, 'Though i piaunce al byforue,
First in the trayse, ful fat and newe ahorne,
Yet am I but an hors, and horses lawe
I inote endure, and with my feeres drawe'.
' Uei)er das bekanntwerden der tiersage in England vgl. tcn Ikink,
Lucralnrgcschiclue 1, s. '6T6. 370. '.VM. 458,
chaucer's Lügende of goode women. 347
Gower hat die g-cscliiohtc von Phyllis ebenfalls erzählt
bd. II, s. 26 — 31. Während bei Oh. Demophoon anf der riick-
fahrt von Troja infolge lieftigen stnrmes bei Phyllis hilfe sncht,
kommt er bei Gower anf der hinfahrt ^ zn ihr, zwar anch ./*■
Eolus htm hodde hioire, aber doch nicht hilflos. Die Werbung
des beiden um Phyllis sowie der grund seiner abfahrt sind bei
beiden dichtem ebenftills ganz verschieden geschildert. Gegen-
über der sieh hier anschliessenden unifangreicheu widerga])c
des briefes der Phyllis bei Ch. bringt Gower, der zwar s. 28,
z. 5 ihren brief erwähnt, durchaus nichts, was sich als cnt-
lehnung daraus hinstellen Hesse, wol aber schildert er aus-
führlich die läge der verlassenen und ihr vergebliches hoffen
auf rückkehr des geliebten, wobei er eine episode aus der
geschichte von Hero und Leander einflicht. Man vergleiche
bei ihm s. 29, z. 4:
And tho she liatli do sot up liglit
In a lanterne ou high uloftc
lipon a tuuro, where slic goth ofte
In hope, that in hia conmiinge
IIc shulde sc the light breiininge,
Wherof he miglit his weies right
To conie, wherc shc was by night.
mit Herold. XIX, 33 ff:
Sic ubi Inx acta est et noctis amicior hora
Exliibuit pniso sidcra clara die;
Protinus in smnnia vigilantia luniina turre
Poniunis, assuetae signa nutamque viae.
Gower's quelle überhaupt wird die stelle aus Ovid's Rem.
Am. 591 — 6(^8 gewesen sein, wie ein vergleich ergibt von Cvnf.
Am. s. 29, z. 30:
— she gan to renne
Into an lierber all her owne,
Wherc niany a wonder wofuU inone
Shc uiadc that no life it wist
As she, which all her joic luist,
mit Ov. 591:
Qnid nisi secretae laeserunt Phyllida silvae:
Certa necis causa est: incumitata fuit
' Vielleicht hat Gower hier die geschichtliche talsache der al)wechs-
luug halber entstellt, weil er bereits früher (6'. A. 1, 3:^8— :{4 1) Dcniophoon's
und Athainas' heimreise von Troja erwähnt hatte.
olS HFCII,
und Adii ( . ./. s. ;iO, z. 14:
With that lipon a greno bougli
A ceinte of silkc, whieh ehe thcre had,
She knetto, and so herself she lad,
That she about her white swerc
It did and iieiige her selven therc
mit Or. (i02:
Et spectat zonani i)allida facta suaiii.
Adspicit et laiuos : dubitat refugitiiiie (juod audet:
Kt tiiiiet: et digitos ad sua coUa retVrt.
Beide dichter haben aliso hier ganz verschiedene quellen
unabhängig- von einander benutzt.
Boccaccio hat auch diese geschiclite nicht berichtet.
Als letzte ist uns die Legenda Y perjnysli'c überliefert
worden. Sie beruht in ihren dem Inhalte nach wichtigsten
teilen, den versen 49 — (>(» und 111 — IGl, auf dem briefe der
llypernniestra an Lynceus {Her. XIV), dessen benutzuug dies-
mal unserm dichter bequem gemacht war, da Ovid (v. 21 tf.)
seine Heldin dem söhne des Aegyptus die ganze begebenheit
zusammenhängend in's gedächtniss zurückrufen lässt. Auch hier
l)ietet Ch. widerum beweise für die Selbständigkeit seiner dich-
terischen auffassung imd seines geschmackes. Er beschränkt
sich durchaus auf die Schilderung der hochzeit des Lynceus
und der Hypermnestra und vermeidet jede anspielung darauf,
dass gleichzeitig die andern söhne des Aegyptus mit den übrigen
Üanaiden bei derselben gelegenheit wirklich ermordet werden,
worauf Ovid seine heldiu ausser an andern stellen besonders
V. 35 ft'. so hindeuten lässt:
Circuni nie gemitus moricntum audire videbar.
Et tanien audibam, (]Uo(h|iic verelnir, erat.
Indem Ch. diesen, ich möchte fast sagen, hypertragischen liinter-
grund wegliess, der zugleich rllcksiclitlich der anzahl etwas zu
gigantisches hatte, milderte er das haarsträubende der be-
gebenheit in sehr geschickter weise. In gleichem sinne ist
die abweichung Chaucer's an der folgenden stelle zu erklären:
Ovid sagt nändich, dass IIyj)ermnestra wirklich den dolch
dreimal erhoben habe, imi den geliebten zu erstechen, v. 44 IT.:
— et capio tela tremente manu.
Non ego falsa loquar: ter acutum sustulit ensem,
Ter male bublato recidit ense manu».
chaucer's legende of goode women. 349
Adniovi jugulo; sine me tibi vera fateri;
Admovi jugulo tela pateino tuo.
Sed timor et pietas crudelibus obstitit ausis.
Ch. konnte dies nicht berichten, wenn er nicht den eindruck
vernichten wollte, den die v. 15 ff. gegebene Charakterschilde-
rung seiner heldin auf den leser gemacht hatte. Er zieht es
daher vor, hier das original fein abzuschwächen und gerade den
inneren kämpf mehr zu betonen , indem er erzählt (v. 1 22 ff.) :
As colde as eny froste uow wexeth shee,
For pite by the harte streyneth hir soo,
And drede of dethe dotli hir so inoohe woo,
That thries doun she fil in swich a were,
She ryst hir up and sfakereth her and there,
And on hir handes taste loketh she.
'Alias, shal niyn handes blody be? etc.
Durchaus selbständig zeigt sich unser dichter in den
Versen 61 — 110, in denen er mit seinem bekannten geschick
zu dialogisieren uns fein motiviert in den einzelnen ziigen die
scene vorführt, wo Egiste seiner tochter den auftrag erteilt,
ihren gatten zu ermorden, und ihr dazu den dolr-h samt dem
Schlaftrunk übergibt. Besonders bemerkenswert und acht dra-
matisch erfunden ist der umstand, dass die innigste liebe gegen
seiue tochter und das starrste festhalten an dem mordplane
sich in das herz <les königs teilen. Bei aller Selbständigkeit
indessen mag Ch. doch durch den Ovid'schen vers (11):
Aut illo jtigulet, quem nou bene tradidit ense,
augeregt sein, gerade diese episode auszumalen; auch mag
eine bei Statins erwähnte darstellung das ihre dazu beigetrageu
haben {Theh. IV, 132):
— perfectaque vivit in auro
Nox Danai, lontes furiaruui laiupade nigra
Quinciiiaginta ardent thalami: pater ipse cruenfcis
In l'oribus laiidatque nel'as atquo inspicit enses.
Was ferner die eiuzelheiten dieses passus angeht, so ist die
erwähnung des Schlaftrunkes, den Egiste seiner tochter ein-
händigt (v. 105 ff.), ebenfalls durch eine bemerkung des römi-
schen dichters veranlasst (v. 42):
Quaeque tibi dedcrant vina, soporis erant;
wie auch das v. 87 gebrauchte bild:
And quolie as dootii tlie lef'e of aspe grene;
dem Ovid'schen (v. 40):
ii.'d) RF.CH,
Frigida populeas ut qiuitit aura oomas;
Aut sie aut etiam tremui inaj?is
seinen nisj)iunfr vonlankf.
Selhständi;^ ist unser dichter .auch in den versen 15— IH,
in denen er sowol seiner liebliugsl)esch:ifti<>'ung: wie dem ge-
schniacke ' seines Zeitalters huldigt, wenn er den Charakter
seiner heldiu aus einer besonderen coustellation der planeten
am tage ihrer gehurt erklärt.
Ks erübrigt noch die (luellen für die allgemeinen geschicht-
lichen angaben, die Ch. seiner erzählung vorausschickt, v. 1 — 14
und V. 38 — 48, aufzufinden. Zunächst sei darauf hingewiesen,
dass den aufmerksamen leser hier einige Unebenheiten stören.
Wenn uns auch bereits das altertum abweichende Überliefe-
rungen von dieser erzählung bietet, so finden wir dort doch
die namen der beiderseitigen väter übereinstimmend genannt;
auch Boccaccio weicht hiervon in dem abschnitte De llijpcr-
mcsfra Arg'morum Regina nicht ab. Ch. dagegen nennt bis zu
ende den vater der töchter stets Egisfe oder Egistis (i. e. Aegyplus)
und den der söhne stets /)anoo{\.e. Danaus). Diese Unebenheit
lässt sich erklären, WTun auch iiicht entschuldigen, durch an-
nähme einer liüchtigen benutzuug des Hyginus, bei dem es
heisst {Fah. 168):
Dauaus Beli filius ex pliu'ibus conjugibus (juinquaginta tilias habiiit
totidemque filios frater Aegyptus, (jui Daiiaiuii tVatiem et tilias ejus
interficere voluit, ut reguuiu ])aternum äolus obtineret, filiis uxores a
fratre poposcit. Danaus re cognita Minerva adiutrice ex Africa Argos
profugit. — At Aegyptus ut resciit, Danaum prolugisse, miltit iilios
ad persequenduni fratrem et eis praecepit, ut aut Danaum interfice-
rent aut ad se non reverterentur. Qui postquam Argos venerunt,
oppugnare i)atruiiin coepcrunt. Danaus ut vidit se eis obsistere non
l)osse, pollicetur eis filias suas uxores, ut piigna absisterent; impetra-
tas sororcs patrueles acceperunt uxores, quae patris iussu vii'os suos
interfecerunt. Sola Hypermestra etc.
In dieser darstellung, die übrigens Hyginus eigentümlich ist,
werden demnach zwei mordpläne erwähnt: bei dem ersten ist
• Vgl. Dante im Paradiso XXII, 1 Kl Ü".:
— io vidi '1 scgno
(;iie sogae il 'I'auro, e fui dentn» da esso.
O gloriose stelle, o lume prcgno
l>i gran virtü, dal (|uale io riconoseo
Tiitto, (jiial che si sia, il mio ingegno, etc.;
siehe aneh ten Hrink, Lileraturgesclnchle I, 8. 340 o.
chaucer's legende of goode women. 351
Aegyptus mit seinen söhnen aktiv, Danaus mit seinen töclitern
passiv beteiligt; bei dem zweiten, auf den es hier allein an-
kommt, ist das verhältniss umgekehrt. Ich nehme nun an,
dass Ch. infolge flüchtiger Orientierung die uamen der beteilig-
ten Väter verwechselt hat.
Ferner verspricht unser dichter v. 38:
And I slial after rnake niensloim.
Of Danoo aud Egistis also.
kommt aber durchaus nicht seinem versprechen nach. Endlich
beschränkt sich Ch., wie bereits vorhin erwähnt, von vorn-
herein auf die Schilderung der hoehzeit des Lynceus und der
Hyperranestra; trotzdem sagt Egiste zu seiner tochter (v. 95):
And whan thyn housbonde ys to bedde goo,
Wbile that he slepeth kut hj's throte atwoo;
For in my dremes hyt is warned me,
How that my nevywe shal my bane be,
But which I not; wherfore I wol be siker.
Die bemerkung 'aber welcher von ihnen mein mörder sein soll,
weiss ich nicht' könnte jedoch nur am platze sein, wenn Ch.
die geringste andentung darüber hätte fallen lassen, dass auch
die andern söhne gleichzeitig ihre hochzeit feiern und dem
gleichen verliängniss entgegengehen. Eine entschuldigung dieser
Unebenheiten wird unten versucht werden.
Während nun Chaucer's legende von der Hypermnestra in
ihren hauptteilen nicht die geringsten beziehungen zu Boccaccio's
vorhin erwähnter erzählung verrät, lässt sich für den teil, mit
dem wir es hier zu tun haben, keine mehr beziehungen bietende
(juelle auffinden als die entsprechende stelle bei Boccaccio [De
mulie}'ibi(s c/arls Über), die ich deshalb ganz hersetze:
(.'oUigitur autem ex historiis antiquoium duos quondam in Egypfo
fuisse fratres, Beli piisti filios, spectabili preeiuinentes iuiperio, qiio-
rum Danaus unus, alter autem Egistus nuncui)atus est. Nee prolis
anil)()ltus ecjua iuit fortuna, esto' numerus esset e(|iius; uam Danao
qninquaginta fuere filie, filii totidera Egisto. Sane cum liabuisset ora-
culo Danaus, quoniam manu nepotis ex fratre occiderctur et elam
angeretur timore plurimo cum ex tarn ingenti multitudine nesciret
cuius suspcctas deberet habere manus, contigit ut etc.
Es ergeben sich also folgende Übereinstimmungen: der
küüig weiss nicht, welcher von seinen nelTcn sein mürder sein
• Conj. = QU am vis.
;^r>2 ni'.cH,
wird [L'h. i»S und 99), weshalb er sie alle zu töten beschliesst. —
Beide schreibeu cousequent Eg'tslus statt Eyiptus. — Bei Boc-
caccio erfährt der könij: das ihm drohende unheil durch ein
Orakel, bei (Jh. durch einen trauui (Ch, v. 97).
Die erste Übereinstimmung nun ist zu natürlich, indem sie
einen umstand betrift"t, der sich Jedem leser von selbst auf-
dr:in>rt, mag er nun die geschichte in dem briete Ovid's oder
bei Hyginus oder bei ApoUodor nachlesen. Wenn wir ferner
l)ei beitleu stets von Egisius statt von Egiplus hören, so ist die
möglichkeit zu erwägen , dass hier im mittelalter ül)crhaupt
Et/isfKS statt Eg'iptHs gelesen wurde.^ Letzteres tcstzustcllen bin
ich selbst nicht in der läge, da Gower in seiner Conf. Am. die
in Rede stehende geschichte nirgends erwähnt, Dirk Potter -
aber, der allein (nach Bartsch s. XXV) in seinem Minnen Loep
4,999 — 1094 dies tut, mir nicht zugänglich ist. Es sei jedoch
darauf hingewiesen, dass einmal der name Kgistus dem mittelalter
re<'ht bekannt sein musste, da der träger dieses namens nicht
nur bei Hyginus sowol als mörder des Agamemnon (/•>///. 117)
wie auch als mörder des Alreus [Fah. 88) genannt wird, sondern
auch bei Guido von Colonna in den abschnitten De nece Aga-
memnonis (fol. 77'-') und Ue lloresle vhuUcante mortem jta/ris in
y/iorfe malris et recuperdtione regni sui (fol. 78'^) verhältniss-
mässig oft begegnet; und dass andererseits die angäbe, dass
Egiptus das heimatsland des Egiplus gewesen sei, wie sie auch
l)ei Boccaccio lauten müsste, einem leser jener zeit bedenklich
vorkommen mochte.-' Was endlich die zuletzt genannte Über-
einstimmung angeht, so findet sich auch für sie eine einfache
erklärung. Wenn nämlich Hyginus {Fab. 168) berichtet: Danaus
re cognitn Minerva adiutrice ex Africa Argos profugit, so
konnte die angäbe Minerva adiutrice für Boccaccio die ver-
anlassung geworden sein, seinen lesern, die Latein und daher
' Erwähnenswert, wenn aucli ohne beweiskraft, ist die stelle aus
(ieiu unten nälier liesprochcnen, auf gruud der Zo^/ W verfassten f^edichte
Tlic Crouycle riiadc by Chaucier, wo ea von Lynceua heisst:
Which was the sone of daun Danao
Egistes hrother thy fader, — .
^ War I lu'2 -1 ris geli(;iuischiciI)or des graten von Holland; sein werk
in vier liänden herausgegeben von J'. [jeendertz. Leiden 1815 — 47.
^ Hyginus (/•'«//. Itis) nennt iVtllicii die heimat der briider etwas all-
gemeiner A tri ka.
chaücer's legende of goode women. 353
auch ein weuig vou den einrichtungen des alteitums verstehen
mussten, zu erzählen, Danaus sei durch ein orakel gewarnt
worden. 1 Dieselbe angäbe konnte aber für Ch. veranlassung
werden, seinen lesern, bei denen er im allgemeinen keine
klassischen kenntnisse voraussetzen konnte, in volkstümlicher
redeweise zu berichten, Egiste habe geträumt, einer seiner
neffeu werde ihn töteu.-
Es wird sich somit aus dem näheren eingehen auf die
aufgestellten Übereinstimmungen ergeben haben, dass sie nicht
als zwingende beweise für die abhäugigkeit Chaücer's von
Boccaccio gelten können. Dazu tritt noch als nicht zu unter-
schätzendes negatives moment der umstand, dass, von diesen
einzelnen punkten der einleitung abgesehen, Inhalt und aus-
führung unserer legende vou der erzählung des italienischen
dichters vollständig verschieden sind. Das resultat ist also,
dass Ch. seine einleitenden angaben aus Hyginus {Fab. 16S)
geschöpft hat, und dass man die möglichkeit einer gelegent-
lichen benutzung der entsprechenden stelle bei Boccaccio nicht
ableugnen kann.
Um noch auf die oben erwähnten Unebenheiten in Chaücer's
darstellung zurückzukommen, so entschuldige ich sie damit,
dass er unterlassen hat, die letzte band an diese seine letzte
legende zu legen, — ob nun weil er darüber gestorben ist
oder die königiu Anna», lasse ich dahingestellt.
' So erwähnt auch Gower ein orakel der Minerva, weuu er von
Admetus erzählt (111, I4i»ft".):
Alcest his wife goth for to prey
With sacrifice iinto Minerve,
Aö she, which wolde thank deserve,
To witc answere of the j^t)ddesse,
How tiiat the lorde of his sikeuesse,
Wheroi" he was so wo beseine,
Recover miglit his liele aycine.
Lo, ihus she cride and thus she praide,
Till atte last a vuis her saide, etc.
2 Wenn auch Boccaccio nicht den Ilygiuus, sondern bloss den Apollodor,
der hier zum grossen teil quelle auch für Hyginus gewesen ist, benutzt haben
sollte, so verschlägt das an dieser stelle weuig, da das Minerva adiuirice,
auf das es hier ankommt, die wörtliche Übersetzung des ApoUodorischeu
v^oi^sniv7i4 Äi^ijvüq avnö ist (vgl. Apol/od. Bibliolli. lib. 11, cap. 1. 1).
^ Vgl. unten.
Aiiglia, V. band. qo
354 nECH,
ludessen köuncu diese Tüchtigkeiten allein es noch nicht
wahrscheinlich machen, tlass Ch. hier sein gedieht hat ah-
biechen niiisscn, da wir ilini in der Legenda Adriane eine
gleiche anzahl ähnlicher Unebenheiten nachgewiesen haben.
Ziendich sicher wird unsere annähme erst durch die folgenden
beiden gründe: einmal fuhrt Ch. iu den übrigen legenden, in
denen er einen brief Ovid's benutzt, — also in der der Dido,
der nijpstpyle und Medea, der Ariadnc und der Phyllh — stets
gegen das ende hin seine heldin selbst redend ein und weist
zugleich stets an einer oder gar mehreren stellen auf ihren
brief liin; beides geschieht hier nicht. Zweitens hat Ch. allen
seinen legenden einen förndichen sciduss gegeben, während es
hier einfach heisst (v. 100):
— she säte hir duun ryght thoo,
Til she was kaught and fetied iu prisoun.
This talc ys sayde for this couclusioun.
Schliesslich sei noch das urteil Tyrwhitt's erwähnt, das
nach einer anmerkung zu v.4481 der Canl. Tal. (Routl. Ed. s. 120)
lautet: The last s/onj o/' Ili/per/nnestra /"s scemitigly un/inished.
Wenn ich dazu übergehe, die quellen des Prologue <>f
Mne Gnnde fi)/mnien darzulegen, werde ich mich zunächst
für eine der l)eiden in den Odd Tex(s »f Chaucer's Minm' Poems
(Part I) mitgeteilten Versionen desselben zu entscheiden haben.
Dass Gg. 4. 27 die frühere fassung ist, wie Furnivall im
Alhemeum 71, Octob. 8.028 11". meint, ist auch meine ansieht.
Fair fax MS. 10 trägt den Charakter einer endgiltigen fassung,
jenes hingegen den einer vorläufigen. Einmal sind die versc
(Jg. 207—312, die die weitläufige aufzählung des Ch. zu ge-
böte stehenden materials enthalten, in einer wünschenswerten
kürze zu.sammengefasst in folgenden vcrsen {Fairfax MS. 10,
v. 550— r)S):
And in thy Ijokes alle tliou slialt liem l'ynde
liave lieni in tliy legende now alle in niynde
1 niene uf heiu tiiat ben in tliy knowyng.
Ferner enthalten die sich nur in der obengenannten Version
lindenden abschnitte 552 — 505 und 508—577 die von dem
dichter für die innere und die äussere form seiner ganzen
legende aufgestellte disposition, die, da sie tatsächlicii ' zur
' Vgl. weiter unten.
chaucer's legende of goode woMeK. 355
ausführuDg gekommen ist, nur in einer endgiltigeu fassung
stehen konnte. Eudlicli hat sich auch die ideo des prologs in
dieser fassung insofern weiter entwickelt, als die Alceste samt
ihrem symbole, dem masslicbchcn, dem dichter hier nur mittel
zum zwecke geworden ist, zu dem zwecke nämlich, seine herrin
und königin zu feiern, während in der früheren Version seine
rühmenden worte in vollem umfange der thracischen königin
als einer in hervorragender i weise guten frau galten.
Diese erwäguugen mögen hier genügen mein verfahren zu
rechtfertigen, wenn ich im folgenden die bisher allgemein an-
genommene fassung-, wie sie sich nach Fair fax MS. 16 auch in
der Aldine Edition findet, zu gründe lege. Zugleich sei darauf
hingewiesen, dass die im vergleiche zu den einzelnen legenden
freie und selbständige anläge des prologs das anführen be-
stimmter quellen erschwert, so dass sich au manchen stellen
nur schwache anklänge au verwantes nachweisen lassen.
Zu Prol. V. 1 — 8 vergleiche man besonders der form des
ausdrucks wegen TroijLll, str. 128 (Aid. Ed. IV, s. 189):
*But wene ye that eveiy wreche woot
The parfit blisse of loveV why uay, iwys!
They wenen al be love if oon be hote;
Do way, do way! they note nothyng of thia!
Men moste axe at seintes if it is
Avight fayre in heveu; whyV for they kan teile;
And axen fendes; is it foule in Helle'.
V. 17 — 34 spricht Ch. über die Wichtigkeit alter bücher,
die er mit grossem eifer und besonderer Vorliebe studiere. In
ähnlicher weise äussert er sich in der einleitung zu The Js-
sembly- of Foules v. 15 — 25:
üf usage olde, what for luste, what for Iure,
On bookes rede I ofte, as I yow tolde.
But why that I speke al this? Not yore
Agon, hit liapped me for tu lieholdo
Upun a buokc was writc wyth lettres olde;
And therupou, a ccrteyne thing to lerne,
The longe day ful fast I rad and yerne,
» Vgl. Truijl. V, Str. 220:
Alceste,
That was of creatures (but nien !ie)
That ever weren, kyudest, aml flu! beste.
' Die titel werden hier citiert, wie sie in der Aldine Edition .stehen.
T6*
350 HECH,
For out of olde feldj's, as nieu seytli,
C'oiuetli al tliis newe corne fro yerc to ycre;
Aud oute of olde bokes, in good feythe,
Cometh al this newe scieuce that lueu lere.
liul am sclilusse desselbeu gedichtes {x. 091 ff,):
1 wooke, and other bookes toke nie to
To rede upon ; and yet I rede alway.
I hope ywyse to rede so somine day,
That I shal mete soniethyng for to fare
The bet, aud tlius to rede 1 wol not spare.
Auch die oft citierte stelle im J/aus-e nf Farne II, 144 tl". ist
hierher zu ziehen:
For wlien thy laboiir duon al ys,
And hast ymade rekenyuges,
Instid of reste aud newe thynges,
T'hüu goost houie to thy house anoon,
And, also dombe aa any stoon,
Thou sittest at anothcr bookc,
Tji fully dasewyd ys thy looke, — .
lui anschlusse hieran sagt uns der dichter, dass seine liebe
zu den l)Uchern nur gestört werde, um im frühling der Ver-
ehrung des massliebehens platz zu machen. Ch. kommt somit
auf das eigentliche thenia seines ])r(»loges, und wir sehen, dass
das von den büchern gesagte nur mittel zum zweck war. Aber
der zweck ist nun erreicht und das thema auch! Wie kommt
der dichter dazu, noch einmal [Prol. v, 97 ff.) darauf zurück-
zukoiuhienV Er sagt dort:
Bat wherfore that 1 spake to yive credence
To olde stories, and doou lieiu rcvereuce,
And that nien mosten uiore tliyng beleve
Theu they uiay seen at eighe or elles preve;
That shal I seyn, whaue that I see uiy tyme;
1 niay nat all attones speke in ryine.
Das wherfore hat er uns ja bereits v. 25 ff. zur genüge
angegeben, und wenn er etwa mit v. 101 andeuten wollte,
dass er später darauf zurückzukommen gedächte, so tut er
dies im verlauf des prologes durchaus nicht. Wir können also
nicht umhin, die vcrse 97 — 102 als eine Unebenheit in der
composition zu betrachten. In der ursi)riinglichen fassung {(ig.
4. 27j hingegen ist das zurückkommen auf die hokys olde er-
kläilich, weil dort eine neue Veranlassung, ihnen glauben zu
chaucer's legende of goode women. 357
schenken angeführt wird. Dort iicisst es im anschluss an
die verse:
ftbr thys werk ys al oi' anothyr tuiine
Of old Story er swich stryf was bcgunne
folgendcrmassen (v. 81 ff.):
Bat whorfore that I spak to yeve credence
To bokys o!de and don hcm reuerence
Is für meu shulde autüriteis heleue
There as there lyth non othyr asay be prcue
ffor iiiyu enteat is or I fro yow fare
The nakede tixt in englis to deolarc
Of manye a story or ellis of luanye a gestc
As autourys seyn and leuyth hem If yow lestc.
Mit V. 16:
Bernarde, the monke, ne saugh nat alle parde!
deutet eil. auf die mystischen eontcmplationen Bernhard's
von Clairvaux hin, jenes mannes, den Dante, Parad. XXXI,
V. 58, der ehre würdigte, an stelle der Beatrice sein führer
zu sein.
Der dichter hebt v. 66 — 83 ausdrücklich hervor, dass er
das, was er zum preise des massliebchens sagt, zum grossen
teil seinen Vorgängern, und zwar lyrischen dichtem, verdankt.
Wer diese Vorgänger waren, hat ten Briuk, Sindien s. 158 mitte
und in anm. 86 dargetan.' Zugleich ist ebendaselbst s. 156—64
zu vergleichen, wo der Verfasser nachzuweisen versucht, dass
das unter Chaucer's nanien gehenden gedieht The F/o/rer (ind
the Leaf nicht von diesem herrührt, sondern von einer dichterin,
die besonders das im vorliegenden prolog gesagte stark bis in
einzelheiten hinein benutzt hat.'^
Unser dichter ist sich aber zugleich der verschiedenen
Stellung bcwusst, die er in der Verehrung des massliebchens
jenen leuten gegenüber einnimmt. Bei ihm ist nicht das niass-
liebchen das Sinnbild der liebe und der geliebten (vgl. ten Briuk
a. a. 0.), sondern er personifiziert es als die tugendhafteste frau
aus dem altertum, deren geschichte er uns v. 510 — 16 erzählt, als
die der Alceste. So verstehe ich wenigstens die verse 193 — 96:
' Vgl. auch Fiirnivall am ende des aufsatzes 'The Flowcv and (he
Leaf and Chaucer's 'Legende of Goode Women' im Alhencemn 12. Juli
S. 4») ft".
2 Dieser anficht ist aucli Funiivall in der cbengenannteu abliandlung
beigetreten.
3ö8 BECH,
No I not wiio scrvotli loot', iic who ilio tluiir,
AVol bniwki'u tlu'y \\cv scrviec or labuiir,
Vov tliis tliiiig is al ot' aiiothor tomu",
Ot" ulilc storyo, er swicho tliiugo was begounc.
Viellek'ht wollte aber Cli. mit den beiden letzten vcnsen anch
auf die ganze leyendensanunhuiii- hinweisen, die in der tat nur
aus o!(fi; sfurics zusammengesetzt ist.'
Um zu den einzellieiten zuriiekzukclireu, so nuiss ich mieh
bei dem l)ilde von der liarfe (v. SO — 0;>) beuniige\i, zwei von
demselben gegenstände entlehnte vergleiche anzuluhren {Troijl.
1, Str. 105):^
Or arfow liko an assc- to tlic liarpo,
Thal liorcth sown, wlian nieu tlic strenges plye,
But in li)s niyiulo of tbat uo nielu(l}o
May synkeu liiiu to ghulilcn, lor tliat he
So dul is of bis bestbüitec?
und ebenda II, str. 148:
For tbough the beste liarppoiir uppon lyve
Wohl upon thc beste sowned joly liarpe,
Were bis uaylcs i)oyntes nevere so sebarpe,
It sbokle niakeu every wygbt to dulle,
To bere bis gleo, and of liis strokcs fülle.
Zu dem v. 112 IT. gebraueliten l)ildc:
— as rede as rose
Tbat in the brest was of tbc beste tbat day,
That Agcnorcs dogbtre laddc away.
vergleiche mau .UcO/m. II, 858 — Gl:
— i\liratiir Agenore nata,
Qiiud t.un forinosus, (juod proelia nulla niinctur.
.Sed (|iiamvis miteni, nietuit contingere prinio.
Mox adit, et flores ad Candida porrigit ora.
Zu V. 125 ir. ist otlenbar 77/6' fhjinaunl of Ihc Rose"^ v. 59 — 91
benutzt, eine stelle, die der dichter auch im Hohe of (he Duchessc
(v. '110 15) verwertet hat. Indessen hat er das dort gesagte
hier bedeutend verschönert und verbessert; man veigleiche nur
die stelle v. \'M) — 39, wo die kleinen vögel den vogellanger ver-
spotten. Den Versen 115 — 47:
' Yüv letzteres sprieiit die vorbin aus Gfj. 1. 27 v. 7"J — S'J ange-
führte stelle.
'■' Vgl. ovoq raSn rr/v '/.{ quv.
^ Das frauüösisebe original war mir nicht zur band.
CHAUCEK'S legende Ol- GOODE WOMEX. 350
'Blessed bc seyut Valentync!
l''ür Ol» Ins clay I cliecs yovv to bc niyne,
Witliouten repentyng myu hertc swetc!'
entsprechen folgende Zeilen in The Assemhhj of Foules (vers
309—11):
For this was on seyut Valentynes day,
Whan every foule coineth there to chese his uiakc,
üf eveiy kynde that uienne thynkc may.
Die IGü — 66 personificiert aufgcf'übitcn Danugcr, Pitee etc.
finden sich im Rom. of thc Rose ebenso gebraucht, wenn sich
auch keine specielle stelle daraus als Vorbild anführen lässt.
Eine fernere bcziehuug zu demselben werke ist in den versen
213 und '231 — 35 wahrscbeinlicii: In der art und weise, wie
der dichter hier den gott der liebe und die Alceste auftreten
lässt, 'scheint er nicht unabhängig zu sein vom Rom. of Ihc
Rose V. 1003 fl'., wo das eintreten des 'God of Love' und der
'ßeaute' in den reigen so geschildert wird: "
Thc God of Love, jolyf and lyght,
Laddc on his honde a lady bright,
Of high prys, and of grete degre
— This lady callcd was Beaute —
Aud au arrowc, of which I tolde.
Auch die beschreibung der kleidung des 'God of Love' er-
innert an eine stelle aus dem jugendwerke des dichters. Man
vergleiche hier 220 ff. mit Rom. of the ßose 888 ft".
Ueber die Ballade (v. 249 — 69) und die darin genannten
namen werde ich in einem besonderen abschnitte sprechen.
Das versunkensein des dichters in den anblick des mass-
liebchens, das bereits v. 178 — 82 so geschildert wurde:
Adoune ful softely I gau to synkc.
And lenynge on myn elbowe aud ujyn syde,
The longc day 1 shoopo nie for tabide
Für uotliing ellis, aud 1 shal nat lyc,
But für to loke lipon the daysie;
wird auch hier besonders hervorgehoben 308:
I, knelyng by this floure, in good entente
Aboüde, to kuowcn what this peplc nicntc,
As stille as auy stou; —
und 315
What dostow here,
So nygh myn oune floure, so boldely?
Es \v:iio mm iiu>i;lioli, dass Cli. zu diessor insccnicrung vcr-
aulasst sei tlurili die ait und weise, wie Daute sich zu dem
bilduissc der Jungfrau Maria hingezogen fühlt im Pargaiorio
X. 11 If.:
— »luivi era immagiuata (lUoUa,
Che ad aprir 1' alto amor volse la eliiave.
Ed avea in atto impressa csta favclla,
'Ecce Aucilla Doi' si propriamentc
Comc ligura in ccra si suü:golla,
'Non toner pur ad im loco la uientc',
Disse il dolce Maestro, che m' avea
Da quella parte, ondc il coro ha la geute:
Diese annähme gewinnt dadurch an wahrsclieinlichkeit, dass
Ch. gleich im nächsten verse den gott der liehe ein hild ge-
hraucheu lässt, das sich in ehendemselben gesange des Piirga-
torio gleichfalls iindet. Der 'God of Love' führt dem dichter
seine unwürdigkeit nahe mit folgenden Worten (v. 317):
'Yt were better worthy trewely
A worin e to ncghen ner luy flour than thow.'
Das gleiche bild, wenn auch etwas weiter ausgeführt und mit
etwas anderer beziehung, braucht Daiite, Purgalorio X, 121 fl'.:
0 siiperbi Cristiau, uiiseri, lassi,
Che, della vista della niente infermi,
Fidauza avete uei ritrosi passi;
Nou v' accorgete voi, che uoi siam venni
Nati a formar 1' angelica farfalla,
("he vola alla giustizia senza schenui ?
Di ehe 1' animo vostro in alto galla?
Voi siete quasi cntomata in difetto,
Si coiue veriue, in cui formazion falla.
Dass wir ai)er überhaupt das recht haben, an eine entleh-
nung Chauccr's aus Dante gerade hier zu denken, zeigt uns
ein wöriliches citat des dichters aus Dante — zugleich die
nächste nachweisbare entlehnung — in folgenden versen des
prologs (v. 358 ff'.):
Envie ys lavendere of the court alway;
For she ne parteth neither nyght ne day,
Out of the house of Cesar, thus seith Dante;
Diese stelle findet sich, wie bereits Kissner a. a. o. s. 74 an-
gegeben, im Inferno XIII, v. 04 11".:
La ineretrice, che mai dall' ospizio
Di Cesarc non torse gli occhi putti,
Morte commune, e delle corti vizio, — .
chauckr's legende oe goodk women. 361
EDdlich könnte auch noch der folgende verglcicii dci- Ick-
tiire der Göttlichen Komödie seine entstehung- verdanken. Cli.
sagt V. 373 ff.:
Tbis shoolde a ryghtwis lord have in bis tbougbt,
And nat be like tiraiintes of Luiubardye,
Tbat bau no reward but at tyrannje.
Der dichter konnte sich hier auf die zahlreichen giausanikeiteu
der tyrannen der Lombardei (oder Italiens überhaupt) beziehen,
von denen uns Dante im Inferno berichtet. Möglich ist es je-
doch, dass er hier eigene erfahrnugen verwertet, die er auf
seinen italienischen reisen zu machen gelegenheit gehabt hatte,
welch letzterer ansieht Sandras s. 21 ff. huldigt.
Bei der ermahnung zur milde gegen die untergebenen
(370 ff.) wird als gewährsmann the philosofre citiert. Hierunter
ist 8eneca zu verstehen, der in der tat diese tugend nach-
drücklich empfiehlt. So sagt er De dementia lib. I, c. 3, § 3:
Nullum tainen dementia ex omnibus magis quam regem aut priucipem
decet. Ita enim magnae vires decori gloriaequae sunt, si illis salu-
taris potentia est: nam pestifera vis est valere ad noceudum. Illius
deraum maguitudo stabilis fundataque est quem omnes tam supra so
esse quam pro se sciunt,
ibid. c. 5, § 4:
Quid enim est mirabiluis quam eum cuius irae nibil obstat, cuius
graviori seutentiae ipsi ([ui pereuut adseutiiintur, (iuem uemo inter-
pellaturus est, immo, si vebementius excanduit, nee deprecaturus
quidem ipsum sibi manum inicere et potestate sua in melius placidi-
usque uti? hoc ipsum cogitantem: Occidere contra legem nemo non
potest, servare nemo praeter rae. Magnam fortunam magnus aninius
decet, qui, nisi se ad illum extulit et altior stetit, illum quoque infra
terram deducit. Magni autem animi est proprium jilacidum esse tran-
qiiillumque et iuiurias oftensionesque superne despicere. Muliebre
est t'urcre in ira, ferarum vero nee generosarum quidem praemordere
et urgere proiectos. Elephauti leonesque transeunt, quae impulerunt
iguobih's bestiae pertinacia est.
Ch. scheint indessen diese stelle aus Seneca schon citiert und
mit Zusätzen versehen vorgefunden zu haben. ^ Denn während
Seneca von der natur der löwen nichts sagt als: leones trans-
eunt quae impulerunt, lieisst es bei Ch. v. 391 ff.:
' Vielleiclit bei Isidorus oder dem von Sandras s. 112 genannten
bischof Theobald, Verfasser eines Werkes De naluris animalium. Gower
bringt denselben vergleich (bd. III, s. 206, z. 1 — 17), doch hat er oder
seine quelle nur die beiden aus Pliniiis und Seneca oben angeführten
stellen selbständig benutzt.
362 lucii,
Für li»), llio f;('nfil kyiiilo ol' ilio lyouu!
i'tii" wliaii ;i II30 otrcmlitli liini or bilotli,
llo witli liis tayle awoy tlie tlyo smydictli
AI csely; for of liis gentrye
Hym tleynoth uat to wieke liyiu 011 a flie,
As dootli a ciure or elles auother best.
Kür die hier mitgeteilten eigentiiniliebkeitcu des löwen iiuiss
ich mich begniiiicii, stellen verwiintcn inhalts an/nluhrcn. 80
lesen wir bei Plinius {Jatur. Ilisi. lib. VllI, c. 16):
1. colli tautum ox tViis dementia iii siippliees: prostrafis parcit et
ulü saevit, in viros prlus <]iiani in feminas l'reniit, in iiit'autos nun
nisi magna tarne. — Leonum animi index cauda sient et eiiuorum
aiires. Nanujuc et hac notas j^enerosissiniu cuique natura tribuil;
immota ergo pbieidus, eicniens blandienticpie siniilis, (piod rarum est:
cclsior enim iracundia eins. In prineipio terra vorberatur: increnieuto
terga, ceu qiiodam iucitamento flagelhmtur.
Ferner heisst es in The Persones Tale (AUl. Ed. III, s. oOl):
Now ben ther gonoral signes of gcntilcsce-, Anotlier ia to bo
benigne to liis goode subjectis; wlierforc, as saith Senek, thor is
notliiiig more eovenablc to a man of lieigli estate, than dcl)onairtt''
and pite; and thertore thisc flies that meu clepeu bces, whan tbay
makc here king, tliay diesen oun tiiat hatli no pricko wher-with lic
may stynge.
Der nächste und zugleich letzte quellennachweis betrifTt
die geschichtc der Alccste. V. 510 ff. sagt der gott der liebe
zum dichter:
llastow nat in a bnok lytli in Lliy elieste
The gretc gooducssc of the quene Aleestc,
That tnrned was into a dayesyc?
She that for hire huusboudo chees to dyc
And cke to goun to iielle, rather than he,
And Krcules reseowed hire, parde,
And broghl hir out of helle agayno to blys?
Darauf erwidert Chaiicer:
'Yis,
Now knowe 1 hire. And is thia good Aleeste
The dayesie and myn owene liertes restcV
Aus dieser antwort geht klar hervor, dass die Verwand-
lung der Alceste in ein mas.sliebchen dem dichter ganz neu,
mithin von ihm sell)st erfunden war; eine tatsache, auf die
wir bereits oben (s. 357) folgende Worte des dichter» bezogen
(v. 196 ff.):
For thia thing is al of another tonne,
Of olde btorye , er avvidie thiuge waa begönne.
chaucek's i-egexde of üoodk women. 363
Weuu wir also die vorläge zu den vorhin eiticrteii versen
(510 il'.) finden wollen, müssen wir datici von den w'ortcn: That
lurncd /ras into a dayesijc, als einer zwiscbcnbcnicrkung', die viel-
leicht nur des reimes auf dijc wegen criblgte, al)8eheu. Gibt
man dies zu, so ist das buch in Chaucer's biicherpult, in wel-
chem die geschichte von der Alceste erzählt war, der Hyginus
gewesen. Bei ihm heisst es iu der fabel von Alcestis {Ilt/ff.
Fab. LI):
Et (Adinetus) illud ab Apollinc accepit, ut pro se alius voluntarie
moreretur, i)rü quo quam uoque patcr, neqiio mator luori vuliiissciil,
uxor se Alcestis obtulit, et pro eo vicaria inoilc intcriit, (|nani pustea
Hercules ab infcris revocavit.
Mehr als dies l)ringt Ch. weder hier noch an der stelle im
Troylus V, str. 220, wo er von ilir sagt:
— whcn hire housboiul was in jupartj-c
To dj-e hyiuself, but if slie wolde dye,
iSho ches tbr liym to dye, and gooii to helle,
Aud staif auoii, as iis tlic bokes teile.
Und auch was Gower (bd. 111, s. IID fi'.) von der Al-
ceste berichtet, ist nur eine weitschweifige widergabe Jener
kurzen notiz.
Weuu man mir hicr])ei den eiuwurf machen sollte, dass
die dürftige fabel des Hygiuus nicht genug stoHf geboten hätte
für eine Legenda Alcestis^ wie sie doch Ch. v. 5 19 in aussieht
stellte, so Aveise ich auf die kärglichen andeutuugcn hin, aus
denen er z. b. die legende der Phyllis oder den hauptteil der
Legenda Adriane aufbaute. Ausserdem war ihm ja die mög-
lichkeit geboten, episoden aus dem leljen der königin Anna
iu allegorischer darstellung einzuflechten.i Dass übrigens von
Alcestis uicht viel bekannt war, scheint mir auch daraus her-
vorzugehen, dass Boccaccio in seineu beiden hier verglichenen
werken sie gar nicht erwähnt.
Was nun die allegorische einkleidung der geschichte an-
geht, so hat bereits Sandras s. 57 fll". auf das DUlic de la /hur
de la margherile des Froissaif- vergleichsweise hingewiesen.
Ich glaube jedoch, dass Ch. von diesem gedieh te hier direkt
beeinflusst ist. Bei Froissart verwandelt Jupiter die zur
erde fallenden tränen der am grabe ihres Cepheus weinenden
> Vgl. weiter unten.
- Mitgeteilt von Bartsch, Allfr. (Jhrcslom. s. iiU'J— 4u2.
M^A wKCu,
llcrös' in niassliehi'licn. Der seine beeide anf die weide tiei-
I)cnde Mereur hat znerst die frende, im Januar diese blunien zu
entdecken, und sendet einen aus ihnen gewundeneu kränz durch
den bieten Lires an Ceres, die dem Mereur nun ihre ihm lange
V(nentbaltene Zuneigung schenkt. Chaucer geht etwas weiter:
Wäiirond (Uirt Jupiter nur die tränen der Hero in massliebchcn
verwandelte, versetzt hier (v. 525) derselbe gott die Alceste an
den sternenbimniel, wofür nun die weisse kröne des masslieb-
chcns zeugniss ablege. Denn das massliebchen sei von der
C'vbele — entsprechend also der Ceres bei Froissart — zur er-
innerung an die Alceste und ihr zu ehren geschaflcn worden.
]\Iercur ist dann hier nicht erwähnt, wol aber Mars, der ihr
eine rote kröne statt rubinen verleiht.
Wie nahe es lerner unserem, bekanntermassen mit der
astronomie sehr vertrauten, dichter lag, gerade auf den ersten
teil dieser erdichtung zu kommen, geht auch daraus hervor, dass
er selbst einmal in seiner komischen Verzweiflung das gleiche
Schicksal befürchtet hatte; vgl. The llouse of Farne II, v. 70:
'0 God', thought 1, 'that madeste kyndo,
Shal I noon other weyes dye?
Whcr Joves wol me stellefye,
Or what thinge may this sygnifye?'
Nun beruft sich Ch. (v. 526), dafür dass Jupiter die Alceste
unter die sterne versetzt habe, auf Agaton, einen namcu, mit
dem man bis jetzt wenig anzufangen gewusst hat. Sandras hat
s. 1 U) eine hy})Othcsc zum besten gegeben, die er am Schlüsse
selbst als (roji nveniurcuse bezeichnet, und Kissner (s. '.)) nennt
den autor Agaton kurzweg unfindbar. Meinerseits sei folgende
^ermutung einer gütigen bcachtung empfohlen, bis sich eine
Ijcsscre gefunden hat: Ch. hat von Macrobius die Commenlarü
hl Somnium .Sci/>ion/s nachweisbar gekannt und benutzt (vgl.
tcu Brink, Siudicu s. So und 101). Es liegt also nahe, dass er
auch die SalLU'ualia desselben Verfassers, eine nachbildung von
Plato's Symposion, bei der au stelle philosophischer philologische
' Sandras a. a. o. ist also ungenau, wenn er sagt, Ileres selbst haV)0
bei Froissart die gestalt des räassliebchens angenommen. Wenn er da-
gegen in lieres den namen Ilero findet, so mag er recht haben, und viel-
leicht ist dann der name Lirrs ans Leander entstellt. Von den namen
der frauen, die nach der sonstigen iilierlicf'eriing zu Cepheus in irgend
einer bezichung stehen, hat keiner ähnlichkeit mit LI er es.
chaucer's legende of goode wo.men. 365
gespräche treten, iu den bänden gehabt und einigermassen ge-
kannt bat. In diesem werke wiid uns sowol Alceste als Aga-
thou genannt, wenn auch nicht gerade beide an derselben stelle.
Einmal bemerkt Macrobius gegenüber einer falschen auffassuug
des Coruutus (lib. V, c. XIX, 3):
Sed me pudet, quod tantus vir, Graecarum etiam doctissimus littera-
runi, ignoravit Euripidis nobilissimain fabulaui Alcestira. in hac enim
fabula in scaenam Orcus inducitur glacliiiiu gestans quo crinem ab-
scidat Alcestidis et sie lo(juitur (folgt das griechische citat).
Ferner heisst es ebenda lib. II, c. I, 2:
Nostruni hoc convivium, quod et heroici saeciüi pudieitiam et nostri
condnxit elegantiam, in quo spleudor sobrius et diligens parsimonia,
Agathonis convivio vel post magniloquentiam Piatonis non coiupo-
nere tantum sed nee praeterre dubifaverim.
Ch. ist nun wahrscheinlich beim suchen nach material für die
geschichte der Alceste durch ein citat auf die erstere stelle
verwiesen worden und hat bei der gelegenheit sich über den
rahmen des ganzen werkes unterrichtet, wobei sich ihm auch
der name Agathon einprägte. Diesen namen aber als den
eines autors anzuführen, mochte Ch. noch durch folgende stelle
im Purgatorio veranlasst sein (XXII, 106):
Euripide v' e nosco, cd Antit'onte,
Simonide, Agatone ed altri piüe
Greci che giä di lauro ornar la fronte.
Die bemerkung: As letleth Agaion (v. 520) würde sich somit
von der des Froissart (a. a. o, s. 401, v. 13): ce dist li escrip-
ture nur durch den gelehrten anstrich unterscheiden.
Die hier voigetragene Vermutung wird demjenigen unge-
zwungen erscheinen, der weiss, welche gedankensprünge —
teils mit, teils ohne erfolg — gemacht worden sind, um auf
namen wie Edijmptisleyre, LoUlus, Corinna, /jnisis bezw. Zauzis
zu kommen.
ir. I)as verhältuiss der 'Confessio Anianiis' zur 'Lea^eude
of (ioode Woiueii'.
Bei einer gegenüberstellung von Gower's Conf. Am. und
Chaucer's loGW wird wol Jeder beiden gedichten ihren ero-
tischen Charakter und die fast ausnahmslose Zugehörigkeit ihrer
crzählungen in's nltertum als gemeinsame cigentündichkeiten
zugestehen.
300 ni'CH,
Doch (\\c iiltorcinstinnuuii^ geht weiter. Ich ylaube zeigen
zu können, dass Gowcr die wesentlichsten punkte aus Chaueer's
ProfiH/iw in der eiideitung- und dem Schlüsse der Con/'. Am. ver-
wertet hat.'
Es handelt sieh dabei zunächst um die stelle Con/'. Am.
l»d. I, s. 1'), z. 3 bis s. 48, z. 18. Vergleichen wir sie im einzelnen
mit rliancer's darstelluny-, so sehen ^vir, dass die veriiältniss-
mässi-;- kurze scliilileiung- der Jahreszeit (s. 45, z. Oj:
And tlnt was in tlio nionetli of May,
Wliiin cvcry brid liath chose liis uiake
Aud thenketh liis uicrtlies für to inakc
Of love, tliat lie liatli aclieved
ganz im eiuklange steht mit dem, was im prolog v. 125—177
geschildert Avird. Dass Gowcr sich vor liebesweh auf die erde
sinkend tlarstellt, entsj)rieht dem umstände, dass Cli. behufs
Verehrung- des massliebeheus niederkniet (v. 115). Wie bei Ch.
V. '213 treten auch hier (s. 46, z. 15) zunächst der 'G od of Love
and qucne botlie' auf. Gower weicht dabei unbedeutend ab,
indem er den 'King of love' nur vorübergehen und sich dann
entfernen lässt, während Venus allein dableibt. Dagegen stimmt
er wider mit Ch. überein in dem, was er von den blicken des
licbesgottes sagt; mau vgl. Gower s. 46, z. 16:
IJiit he tliat kirii; wliat eyen wrotlie
llis clierc awc^'ward fro nie caste
mit Ch. V. TM:
Kor steniely uii iih! ho j^an hcliolde.
So rhat liis h)kiii,'^ dooth uiyn herto colde
und ibid. v. 285:
For drede of Lovcs wordos, and hia olierc.
Unbedeutend sind Gower's abweichungeu, wenn er den
liebesgott nur mit einem feurigen i)feil auftreten lässt, wäh-
lend derselbe bei Chauccr (v. 235) zwei führt, und wenn
er uns mitteilt, dass der gott mit dem pfeil sein herz verwun-
det (s. 40, z. 20):
' Die hier in Ijctracht k<(nimernlen vcrse de« proh)^« der LoGlf
sind mir den (!nts]»rech(Mid(;ii der fassunf^ des MS. Grj. 1.27 verglichen
woiih'ii. I)ie al»\v('i(;hiinj(en sind datiei jedoch so nnl)e(leutend , dass
iiirc anf/.äldnnj; iiijertliissi}; erHc.lieint; damit hänj^t. ziisaiuiucn, <iaHS sieh
ni(;!il nacliwei.Hcn lässf, wcdcher version etwa (Jower f^cfoij^t sei.
chaucer's legende of goodk womkn. 367
A firy dart me tboiight he heute
And thiowe it through luin herte rote,
eiue höchst überflüssige mauipulatioii, da ja Gower vorher be-
reits vor liebesweh seufzt.
Ferner wird bei beiden die köuigiu als besonders mit-
leidsvoll geschildert. In diesem letzteren punkte, wie auch im
folgenden, scheint Gower das, was Ch. den 'God of Love' und
die köuigiu sagen lässt, combiniert zu haben. So erinnern die
Worte des dichters und der Venus bei Gower (s. 47, z. 14 — 25)
teils an die vorwürfe des 'God of Love' (Ob. v. ;510 ll'.j, teils
au die entschuldigenden und begütigenden Worte der Alceste
(Ch. 342 — 361). Die verse bei Gower lauten:
Madame, I am a mau of thine
That in thy court have longe served
And axe that I have deservod
Some wele after my longe wo.
And she began to loure tho
And Saide: there be many of you
Faitours, and so uiay be that thou
And riglit suche one and by faintise
ISaist that thou hast me do servicc.
Art netheles she wiste wele
My Word stood ou an other whele
Withouteu auj^ faiterie.
Im schluss der einleitenden scene (s. 47, z. 26 bis s. 48, z. 18)
trägt Venus dem dichter auf, er solle seine liebeskraukheil, um
sie loszuwerden, beichten (aus welcher beichte eben sein werk
besteht), gerade wie Alceste Chaucer v. 431 ff und 475 IT. be-
iiehlt, zur sühne seines vergebens die legenden zu dichten.
Endlich glaube ich auch die beschreibuug, die Ch. von
dem aufzuge des gefolges der Alceste v. 285 tf. und 219—22
gibt, in der Schilderung des aufzuges bei Gower am Schlüsse
seines Werkes (bd. III, s. 357 IT) widerzuerkennen. Man be-
achte dabei im einzelneu die Übereinstimmung folgender stellen.
Gower (bd. III, s. 358, z. 11):
Garlondes, nought of o colour,
Some of thc lefe, some of the floure,
And some of grete perl es were.
mit Cb. 2l(; IT:
And upon that a wliito oorowne she beer,
With flourouus «male, und, I shal uat lye
368 BKCH,
For al the worlilo vyj?ht. as a tlaysye
Ycoruuiied ys witli white lovos lyh-.
So woro the tlowruuns of hiie coroime white;
Ft>r of oo perle, fyiie, oriental,
lliie white eorouiie was iiuakeil al,
und (lowiT (l)(l. III. s. :)'yl, z. 29):
Which weie ordeined Ibr tlie nones,
With iiiiu caiii all the worlil atones
mit eil. ■1\)\:
l'ul i-oileynly they stynten al attoncs.
And knelede domie, as it were for the nones.
Wenn man nun nocli liinzuuimmt, dass, wie Oh. v. 17 — 28,
so auch Gower in seiueuQ Prologus (bd. I, s. 4 ff.) ganz ähnlich
von dem wert der alten biicher spricht, so muss man zugeben,
dass letzterer ta.st alles, was er l)ei der Verschiedenheit seiner
inscenierung aus Chaucer's j)rolog benutzen konnte, in der tat
benutzt hat.
Zugleich sei gegenüber dem etwaigen einwurf, dass die
hier erwiesenen Übereinstimmungen, blos ein neuer beweis für
die allgemeine Verbreitung des Roman de la Rose und des mass-
liebchencultus in Jener zeit seien, darauf" hingewiesen, dass es
eine höchst seltsame erscheinung wäre, wenn leute von so ganz
verschiedener dichterischer begabung wie Chaucer und Gower
gleiche entlehuungeu zu gleichem zwecke vorgenommen hätten.
Ueberdies könnte der versuch einer solchen erklärung nur bei
einem teil der Übereinstimmungen gemacht werden, indem für
den andern teil sich schwerlich eine andere quelle als Chaucer's
prolog nachweisen lässt.
Ferner scheint mir auch die widerholte rühndiche hervor-
hebung der Alceste in der Conf. Am. hau|)tsächlich eine folge
der Verherrlichung dieser frau im prolog zur Lo GW zu. sein.
Ch. hatte zwar bereits an zwei stellen des Troytus (bk.V,
str. 220 und ebenda 2.'»5), den er Gower dediciert hatte, und
den dieser — wol zum dank dafiii- — als lieblingslektüre seiner
dame in der Conf. Ain.^ anfühlt, auf die tugeuden der Alceste
• lid. II, a. Wh, /. IS:
<>r eilca Ihat her list coininaunde
To rede and here of .Troilii.i,
Rif^ht as she wold or öo or tliua
1 am all redy to con.sent.
chaucer's legende of goode a\'omen. 369
besonders hiugevviesen, aber ich bezweifle, ob jeue Strophen
allein Gower veranlasst hätten, sie gleichfalls so rühmend zu
erwähnen, wenn er nicht kenntniss von ihrer Verherrlichung-
im prolog zur Zo 67/' gehabt hätte.
Bd. III, s. 145 fif, erzählt Gower, dass Darius seinen drei
dienern die frage vorgelegt habe, welches von den drei dingen:
könig, wein, weib das stärkste sei. Der dritte diener erklärt
sich in übereinstimnmng mit dem könig für die treue des
weibes und führt als hauptbeleg die gescliichte der Alceste '
an, die er so einleitet und erzählt (s. 149 tf.):
AmoDg the men is no solas,
If that there be no woruau there,
For but if that the womau were,
This wurldes joie were awey.
Through hem meu finden out the wey
To knightliode and to worldes faiue,
They make a man to drede shame
And honour for to be desired.
Through the beaute of hem is fired
The dart, of which Cupide throweth,
Wherof the jolif peine groweth,
Which al the worlde hath under fote.
A woman is the mannes böte,
His life, his deth, his wo, liis wele.
And this thing may be shewed wele,
How that women ben good and kinde,
For in ensample thus I finde:
Whan that the duke Admetus lay etc.
Es wird nun die geschichtc der Alcestis erzählt ganz auf
grnnd der fabel des Hyginus (vgl. hier s. 363 o.), nur kann
Gower auch hier nicht unterlassen einen besondern zusatz zu
machen, indem er die köuigin in dem tempel der Minerva^
hilfe suchen und dort die mitteilung erhalten lässt, dass sie
selbst für ihren kranken gemahl sterben dürfe (vgl. hier s. 353,.
anm. 1). Der schluss lautet:
* Sandras (s. 58) nimmt der darin vorkommenden personennamen
wegen an, die geschichte der Alceste, wie sie hier bei Gower erzählt
wird, entstamme einer orientalischen mährchen- oder legendensamnilung.
Indessen gehören die betreifenden iiamen zu den bekanntesten der
griechisch-persischen profangeschichte, abgesehen von Zorobabel, der
sich Esdra II, c. 2, v. 2 ff. öfters findet, und von Manacliaz, den ich
noch nicht gefunden habe.
'^ Veranlasst durch die worte des Hyginus: ab Apolline accepif ut etc.
Anglia, V. bar.d. 24
37ü nv.CH,
So ni:iy a iiiau liy rosoii taste,
How uext aftcr tlic god above
Tlie trouth ot' women aml tlie luve,
In wliom that alle grace is founde,
Ts uiif^htiest upon tliis groundc
And niost beliovely luanyfolde.
Diese tendenziöse, sonst jiixr nicht in G()\ver'.s manier liegende
einleitung der geseliiehtc mit der besonderen hcrvorhebunii' des
irvmdn f/uo(I u)ul k'mde und der nicht \vcni<i;er uusscrgewöhn-
liche schlnss erinnern zu sehr an Cliaucer's prolog.
Und nicht zufrieden iiierniit lässt Gower die Alceste noch
einnull auftreten als die dritte unter den vier mosi commended
Homen (bd. III, s. 362, z. 29), die er, wie Ch. seine ladics niaitenc,
als besonders hervorragend von der übrigen menge abgesondert
erscheinen lässt.
Von einer sonstigen nachdrücklichen hervorhebung der Al-
ceste in der übrigen literatur wissen wir nichts, also wird die
besondere bctonung ihrer tugenden seitens Gower's der seitens
Chaucer's ihren Ursprung verdanken, wozu noch der umstand
kommen mochte, dass Gower wusste,- dass sein Zeitgenosse und
freund unter der Alceste die königin Anna verherrlichte.
Ich folgere nun aus den oben dargelegten übereinstimmungeu
des rahmens der C(»if. Am. mit dem j)rologc zur Zo^'W sowie
aus der auffallenden, beiden dichtem allein gemeinsamen Ver-
herrlichung der Alceste, dass Gower den i)rolog Chaucer's stark
benutzt hat.
Hiermit tritt nicht nur Pauli's Vermutung (C. A. s. XXIX),
dass Gower zum dichten in englischer spräche durch Ch. über-
haupt angeregt sei, in die reihe der tatsachcn, sondern wir
sehen auch, dass Gower, ausser der erwiderung auf die schluss-
verse des Troylus, ganz besonderen gruud hatte, Ch.'s schrift-
stellerischer tätigkeit am ende seines Werkes (bd. III, s. 374
anmerk.) rühmend zu gedenken. Ferner geht hieraus ebenfalls
hervor, dass die Conf. Am. nicht vor frühjahr 1385, dem von
tcn Brink für die abfassung des proIogs zur /.o 6' /F festgestell-
ten datum, entstanden sein kann.
Bei der Untersuchung der quellen der Chaucer'schen legen-
den haben wir (iowei* keine cntlehnung aus ihrem inhalte nach-
\s eisen können, nur seine kiiizf! mitteihing über den tod der
Cleojiatra fvgl. hier s. 3l7j mai^ht einstweilen eine bcnutzung
chaucer's legende of goode women. 371
der Legenda Cleopatrk in diesem punkte wabischeinlich. Wenn
wir ferner unter der schaar der jungen leute {Conf. Am. bd. III
s. 361) Cleopatra neben Thisbe, in derselben reihenfolge wie
Ihre legenden, auftreten sehen, so dürfen wir diese tatsache
die unter umständen chronologischen wert haben könnte, niclit
zu sehr betonen, da beide frauen zusammengehören, indem sie
sich selbst töten und ihren geliebten zugleich veranlassung zum
tode werden.
Schliesslich sei darauf hingewiesen, dass wie Chaucer von
der konigm Anna, so Gower von ihrem gemahl, dem könig
Kichard {Conf. Am. bd. I, s. 2 anmerk.), sich den auftrag zur
abfassung seines gedichtes erteilen lässt.
III. Der plau der * Legende of Goode Womeir und seine
ausführuiig;.
Um uns über den plan unseres dichters rücksichtlich des
ursprünglich beabsichtigten unifaugs der legende klar zu werden,
gehen wir am natürlichsten und sichersten von Chaucer's eigenen
angaben im prolog zu der legende selbst aus, wobei wir aus
den obeni angeführten gründen auch hier die Überlieferung
von Fair fax J/v. 16 zu gründe legen.
Der dichter lässt den 'God of Love' folgendes sagen (v. 548):
But now I Charge the upon tliy lyfe,
That in thy legende thou make of tliys wyfe,
Wban thou hast other smale ymaade betöre. '
Wir erfahren also aus diesen Worten, dass Ch. den auftrag
oder die absieht hatte, die legende der Alceste zu dichten, aber
erst nachdem er ihr andere, verhältnissmässig un)>edeutende
legenden vorausgeschickt hatte. Welche frauen nun in diesen
andern legenden verherrlicht werden sollten, ergibt sich deut-
lich aus den versen 554 ft".:
Thise other ladies sittynge here arowe,
Ben in thy balade, yf thou kanst lieni knowe,
And in thy bookes alle thou shalt heiu fynde;
Have them in thy legende now alle'iii niynde,
I mene of heni that ben in thy knowyng.
For here l)en twenty thousande moo sittyng
Thanne thou knowest, goode wommen alle,
And trewe of love for oght that may befalle.
' Siehe s. 354.
21*
'M'l RECIf,
Diese other hnlics sitlyngc here (innre sind aber offenbar iden-
tisch mit den Utdijes nietUetie (283), ebenso wie die Iwenly
thousande moo t/iuinw tluin knoiresl dem of /ri/mcii s/rich n lr(i<(s
(285) entsprechen.
Wir haben also die neunzehn IVaiien, deren legenden
ilcr dichter vor der der Alceste zn schreiben beabsichtigle, iu
der Büllade zu suchen, wo Ch. zum ])reise der könin'in, die
der '(Jod of Love' führt, foljcende achtzehn trauen als ihr
noch nicht ebenbürtig nennt: äV/^t, Penelopee, Marcia Caloun,
Ysoude, Eleyne, Lavyne, Lncrcsse, PoUxene, Cleopatre, Teshc,
Hera, Dido, Laudomiu, Phillis, Canace, Ysiphlle, ]^/>er?nys/re,
Adri(i)ie. Die neuuze iinte ergibt sich ungezwungen, wenn
wir neben i'siphi/e die mit dieser in einer und derselben legende
als hauptperson behandelte und hier doch nicht genannte
Medea stellen.
Damit sind Hertzberg's (s. 611) und ten Hrink's {Studien
s. 123) bcmiihungen, die nötige anzahl guter trauen anderweitig
aufzntinden, unnötig geworden.
In welchem Verhältnisse stehen ferner die von Ch. tatsäch-
lich iu seiner legende geschilderten trauen zu den hier ge-
nannten? Unser dichter hat bekanntlich folgende zehn be-
handelt: Cleopalria, Tesbe, Dido, Vsiphile et Medea, Lucrecla,
Adriane, Philoynene, Phillis^ Vperimjslre. Diese frauen sind aber,
wie die dort herxorgehobenen namen zeigen, sämmtlich in der
lUülade genannt bis auf PJiilomenc. Was nun diesen letzteren
namen angeht, so müssen wir für unseru dichter die berech-
tigung beanspruchen — die bei dem weiten abstand, in dem
sich die Legenda Philomene von dem prologe dem räume und
vielleicht noch mehr der zeit nach befand, gar nicht ungereimt
erscheinen wird — -, dass er es iur zweckmässig und wünschens-
wert halten konnte, gerade diese legende mitzubeliandeln. Denn
die sonst nahe liegende annähme , dass durch schuld eines
Schreibers PoUxene an stelle der Pldlomene in die Ballade ge-
kommen sei, muss vor der band abgewiesen werden, da die
Überlieferung im MS. Gg. 427 ebenfalls lüetct:
And J'ol lijxcue tliiit Itouglitc luve ao dorc.
Im übi-igen ist also festzulialten, dass es Chaucer's deut-
lich ausgesprochene und nach möglichkeit im äuge behaltene
absieht war, die iu der Ballade genannten guten frauen durch
chauchk's legknde of goode women. 373
erzälilung ihrer leg'cuden zu verlicrrliclieu, zu denen als letzte
und beste die legende der Alceste kommen sollte. Das ein-
gehen aber auf die sonstigen den plan unseres gediebtes be-
treti'enden angaben, die nun durchgängig eine sekundäre be-
deutung erlangt liaben, kann nur den zweck liaben, sie gegen-
über dem gewonnenen resultate in das rechte liebt zu stellen.
Wenn wir dabei zunächst die notiz Lydgate's betrachten
im Prologuc lo Ihe Translation of Boccaccio' s 'Fall of Princcs'
(Aid. Ed. I, S.SO):
This poete wrote, at the request of the qiienc,
A Legende of perfite holyuesse,
Of good Wüiuen to fynd out nynetenc
That did excell in bounte and fuyrcnes,
Bat for bis laboiir and besinesse
Was importable bis wittes to enconibre
In all this world to fynd so grete a nombrc — ,
SO sehen wii-, dass dieser dichter nicht auf die seltsame Ver-
mutung gekommen sein würde, Ch. habe nicht neunzehn gute
frauen auffinden können, wenn er den hinweis auf die Ballade
(Ch. 554 ff.) beachtet hätte.
Ferner hat die im Courl of Love (v. loS) enthaltene auf-
führuug der Alceste und ihrer neunzehn begleiterinnen durch
die von ten Rrink, Sludien s. 168 ff", bewiesene nnächtheit des
betreffenden gedichtes ihren wert verloren.
Einige beachtung hingegen verdient die äusserung, die Ch.
in den Canl. Tales ^ dem Man of Law in den mund legt. Er
lässt diesen folgende sechzehn frauen als in der 'seinies
legende of Cupide', die er einen ' large vohwie' nennt, behan-
delt ^ und zwei als nicht behandelt anführen: Lucrece, Thisbe,
Dido, Phillis, Beianire^, Ilermione , Adriane, Vsiphilee, Hero,
Heleinc, Briseide, Ladomia, Medea, Uipcrmeslra^ Penelope, Alceste;
von Canace und der tochter des königs AntiocJms führt der
rechtsgelehrte aus, dass sie der dichter absichtlich nicht be-
handelt hat. Wie bereits Hertzberg a. a. o. bemerkte, fehlen
• Die Six-Text Ed. stand mir nicht zu geböte. — Des lescrs wegen
lege ich liier die Routledge Ed. (IKI.ä If.), die die bctrelfenden namen in
erkennbarerer form als die Aid. Ed. (bd. TI, s. 171 fl".) bietet, zu gründe
und bemerke dabei nennenswerte abweichungen.
2 Vgl. V. 4476: Whal shuld I teilen hcm, sin thcy \)en lolde'f
^ Aid. Ed.: Dyane.
in 1 m-CH,
hier von den in der A t> ^' /(' wirklich behandelten fraueu Cleo-
palra nnd P/tHot/ie/w, welch letztere wir auch in der auizähhiug
der liitUiide verniissten; Medea aber, die in der Ballade, eben-
falls fehlte, ist hier ausdrücklicli neben ]\siphil€e genannt.
Dagegen ist das verhältniss zu den in der ßi/lladc als zu be-
handelnd aufgeführten trauen dieses: beiden katalogen gemein-
sam ist die mehrzahl, nämlich, wenn wir der aufzählung des
rcchtsgelehrten folgen, Lucrece, Thisbe, Dido, PhiUis, Adriane,
[Mcdca], rsiphilcv, Ilero, llclelne, Ladomia, Uipermcstra, Penc-
lope, Alccste ', C<tnace (vom rcchtsgelehrten ausdiiicklich ihre
nichtbchandlung uu)tiviert). Nur von dem rcchtsgelehrten wer-
den genannt: Deianirc, JJermione, Priseide und die toclitcr des
köuigs Antlochus (letztere als absichtlich nicht behandelt); hin-
gegen nur in der Ballade: Marcia Caloun, Vsondc, Lauijne,
Poli.vene, Cleopalre.
Es handelt sich nun darum festzustellen, in welchem ver-
hältniss der inhalt der Pallade zu der aufzählung des rcchts-
gelehrten steht. In der Ballade gibt Chaucer selbst die nanien
der guten frauen an, welche angäbe - er nachher den 'God of
Love' als inhaltsverzeichniss für die ganze legende bezeichnen
und bestimmen lässt. Der dichter war also hier genötigt ge-
nau zu sein, so genau wenigstens, als es bei einer vorläufigen
Inhaltsangabe, die — wol zu bemerken! — in beiden fassungen
des prologs genau denselben Wortlaut behalten hat, nur mög-
lich war. An unserer stelle in den Canf. Tales dagegen ist es
der rechtsgelehrte, durch den die aufzählung geschieht, dem
man also, da er ja aus dem gedächtniss rekapituliert und
keine bestimmte anzahl angibt, eine abweichung in bczug auf
nennung einer dort nicht genannten oder weglassung einer
dort genannten frau nicht verargen konnte.
Dass wir überhaupt die äusseruugen des rcchtsgelehrten
nicht iiiil zu genauem maasse messen dürfen, ergibt sich
aus iolgcnden stellen: einmal wird Ihe Irce of Phillis (4485)
zwar bei Gower^ {Conf. Am. bd. II, s. IjO, z. 25) erwähnt, aber
nicht in der I.egenda Phillis selbst. Ebensowenig ist Medea in
ihrer legende als mörderin ilner kinder bezeichnet worden,
' Im Fairfax MS. lli (prol. v. 255, 202, 209) My iady genannt, an
den entapiechendeu stellen in Qg. 427: Alcesle.
■^ Und in dem wahrscheinlich unächten Complaynlc of a Loveres Lyfe
(Aid. Ed. VI, .s. T.'.l, V. OS).
chaucer's lf.grxde of goode women. 375
während liier von ihr die auch sonst ungenaue angäbe gcniaelit
wird: Ihy litel chUdrm hangln^ hij Ihe hals (4193). Endlich
führt die Legende of Goode Women die bezeichnung The Seintes
Legende of Cupide meines wisseus nur hier in den werten des
rcchtsgelehrten.
Der in rede stehende abschnitt der Catit. Tales scheint mir
aber vor allem dem zwecke zu dienen, die ganze persönlichkeit
des rechtsgelehrten zu kennzeichnen. Wie dabei Ch. mit dem
jedenfalls formelhaften: de per dieux jeo assenie^ (4-150), mit
der juristischen definition: BehesI is dcite (4461), und mit den
vcrsen 4463 ff.:
Für svviche lawe as mau ycveth auotlier wight,
He shuld hlmsclvcü usen it by right.
Thus wol üur text. —
auf den beruf des sprechenden hindeutet, so zeichnet er ihn
durch den literarischen erguss als einen einige gelehrte bildung
besitzenden mann, der in den EpistoUs und in Melumorphoseos
bescheid wusste und auch von den musen gehört hatte, thal
men clepe Pierides. Gleichzeitig benutzte aber Ch. die beson-
ders passende gelegenheit, gerade den 'Mau of Law' die u ich t-
behandluug der legende der Conace, die doch in der Ballade
in aussieht gestellt war, motivieren zu lassen. Der dichter
hatte indessen nicht nur in der Ballade die Canace genannt,
ohne vielleicht im momente der abfassung mehr von ihr zu
wissen als dass sie unglücklich geliebt hatte, sondern schon
früher in der Assembly of Foules 2S8 ff".:
Seniyrarais, Candace^, and Hcicules,
Biblys, Dido, Tesbe, and Piraiuus,
Tristram, Isoude, Paris, aud Achilles,
Eleyne, Cleopatrc, aud Troylus,
Silin, and ekc tlic mother of liomulus: —
Alle these were peynted ou that other syde,
And al her love, and in what plite tliey didc.
Ch. hatte also doppelten grund von sich sagen zu lassen (4506):
And therfore he of ful aviscment
Nold never write in non of his sermons
Of swiche unkinde ahhominatious.
' Vgl. ton Briuk, Lileralunjcsch. I, s. 4lu o. und ' bciichdguugeu' dazu.
^ An die eigentliche trägerin dieses namens {Act. Apost. 8, 27) zu
denken verbietet der Zusammenhang.
376 RECH,
Wenn nun der loclitsgelehrte bei der gclcgcuhcit (4501:
()/• r/!t's (!/' Tyr'nis Apollnnlus) auf die i;-esebielitc der toelitev des
Autioclius zu spreeben konnnt, die Oli. zwar trüber nicnials
erwäbut bat, so erwäge man, dass sie, Aom juristiscben Stand-
punkt hetrac'litet, als seitcnstüek zu der der Cauaee geliört,
uml dass desbalb beide liöclist wabiscbciulieli in der leebts-
wisseusebalt als bekanute historische fälle ZAisammen citiert
wurden. Ich fasse also den tadel des Juristen auf als her\'or-
ircgangen aus seinem durch die schwer zu ahndenden fälle von
physischer liebe zwischen geschwistern und zwischen vater und
tochter tief verletzten rechtsgefiibl.
Bei dieser auffassung wird zugleich die annähme einer
invectivc Cbaucer's gegen Gower beseitigt, welcii letzterer jene
beiden geschiehten ziemlich ausführlich und gerade nicht unge-
schickt in seiner Conf. Am. bebandelt hatte. Stand doch dieser
annähme das gleichzeitige zugeständniss gegenüber, dass Ch.
die erzäblung des 'Man of Law' selbst höchst wahrscheinlich
aus der Conf. Am. entlehnt bat, ja dies sogar durch bewusste
abänderungen anzudeuten scheint.
So viel zur beiläufigen erklärung einer stelle, die in litera-
rischer hinsiebt neben den oben festgestellten angaben des pro-
logs nur noch untergeordneten Avert besitzt. Was endlich die
erwähnung von Die hook of twenly-ßve Ladies am ende der
Cant. Tales (Aid. Ed. III, s. 369) angeht, so erklärt sie sich,
wie bereits Tyrrwhitt (vgl. Koutledge Ed. s. 584) erwähnte, aus
einem verseben von XXV für XIX.
^\'ir haben schon oben gesehen, dass Lydgate, der bereits
in der generation nach Chaucer lebte, die beabsichtigten neun-
zehn Ijczw. zwanzig legenden bei weitem nicht vollständig
gesehen hatte; zugleich liat sich dort der von ihm angegebene
grund als hinfällig' herausgestellt. Wie viel er kannte, hat uns
derselbe dichter leider nicht gemeldet, aber icii denke, nichts
zwingt uns anzunehmen, dass mehr als neun legenden von Ch.
verfasst und der mit- und nachweit ül)erliefert worden sind.
Im gegenteil lassen sich einige gründe dafür anführen, dass
nur die überlieferten neun legenden vorhanden gewesen sind.
' Dies stimiüf also z,u der in arnri. (i zum Inirod. Disc. lo Ihe C. T.
("Aid. Ed. J, 20«) ausgesprochenen tatsaclic: Ihal Dan John rvrote for Ihc
niDSi pari in u f/real hurry, und conscijuenihj wUhoul much accuracy.
chaucer's legende of goode women. 377
EiDmal deuten die freilich nur spärlichen stellen, in denen
der dichter in den leiieuden selbst sich seines ursprünglichen
planes erinnert, darauf hin. So lässt Ch. sich am ende des
prologs (v. 576) vom 'God of Love' die Weisung erteilen:
For who-so shal so many a storye teile,
Sey shortly or he shal to longe d welle.
In demselben sinne spricht er sich auch in seiner ersten legende,
der von Cleopatra, aus (v. 37 if.):
They weddyng and the feste to devyse
To me that have ytake swich emprise,
Of so many a storye for to luake,
Yt were to longe, — .
Von hier ab erfahren wir nun lange zeit nichts mehr von dem
plane des Werkes, bis Cli. wider in der vorletzten legende, der
von Phyllis, darauf zu sprechen kommt. Aber da ist nicht mehr
von 'many a slorye' die rede, vielmehr si)richt eine gewisse er-
mattung aus den worten des dichters, der Gott bittet, ihn seine
legende noch vollenden zu lassen. Er sagt {Leg.PlülL 61 ft".):
But I am agroteyd here beforne,
To write of hem that in love ben forsworne
And eke to haste me in my legende,
Which to performe, God me grace sende..
Therfore I passe shortly in thys wyse.
Mit legende in diesen versen ist offenbar die ganze LoGJf ge-
meint. Und ich denke, wenn Ch. von der ersten legende ab
nichts wider von seinem plane bis zur vorlezten erwähnt, so
können diese worte keine blosse phrase sein, sondern deuten
vielmehr auf einen baldigen abschluss hin, der auch schon mit
der nächsten legende erfolgte, deren scliluss in bezug auf seine
ächtheit anzuzweifeln ich keine veranlassung sehe. Der dich:
ter sagt da {Leg. ]^penn. 160):
— — she säte hir doun ryght tlioo,
Til she was kaught and fetred in ))risouii.
This tale ys sayde for this conclusioun.
Ausserdem hatten wir bei gelegenheit der bcsprechung der
quellen der letzten legende (vgl. hier s. 354 o.) gesehen, dass
mehrere gründe zu der annähme nötigten, dass Ch. sie nicht
mehr in gewohnter weise hatte vollenden können.
Aus den eignen andeutungen des dichters also können
wir einmal schliessen, dass er selbst und zwar mit der zuletzt
^78 iu:cH,
übcilictcrtcu loiroiulo, tlor Mm Ilijpcniincsini, ;il)i;;cscblosscn bat.
l'orncr lauter im Ihxileinn US. I'air/'ax 10' die iibovscbrift des
proloijes: The proloyc of L\ goode Jf'i/minen. Ein besonders
wiebtiires eudlieb und jedenffills altes zeuguiss dafür, dass nicht
nicbr als die iil)erlieferien neun leiicnden vorbanden waren, be-
sitzen wir in dein von Furnivall unter den Poems tillrihutcd to
Chuucer- mitgeteilten gedichte The Cronyde made hy Chaiicier.
Dieses nach art einer poetischen inhaltsangahe auf grund der
LoGlf verfasste gedieht enthält neun Strophen, die aus je vier
in dem versmaass der legende geschriebenen reimpaaren be-
stehen; Jede dieser Strophen aber ist dem gedanken und dem
Wortlaut nach ein genauer auszug aus einer Chaucer'schen
legende. In dieser weise sind besungen: Cleopalre, Adryane,
Gode Dydo qtvene of Cartage, Liicresce of Romc, Phillees, Thcshe
i)f Ikihilloigne, Isiphyle, Ypermistra the gode rvyffe, the (Jivenc
AIccste. Wenn auch die reihcnfolge der einzelnen frauen im
übrigen eine andere ist, so können wir doch die für uns hier
wichtige tatsache constatieren, dass ebenso wie in der LoGJf
Cleopalre die erste und l'jiermisira die letzte ist. Ein fernerer
vergleich dieser frauen mit den in der legende behandelten
zeigt, dass hier nur Pliilomene und ß/edea-^ fehlen; letztere wird
indessen wenigstens in der der Isiphyle gewidmeten strophe,
mit der sie ja auch in einer legende zusammen behandelt ist,
erwähnt. Hei der für die Alcesle bestimmten, letzten strophe
ist dem Verfasser, wie l)ereits Furnivall zu dieser stelle be-
merkte, (las misgeschick passiert, die Alcesle mit der Alcyonc
zu verwechseln, so dass er nun eine skizzc von der im ein-
gaug zum Hohe of ihe Duchesse widergegebenen erzäblung von
Seys and Alcyone liefert. Ausserdem sei noch auf die \'orbc-
merkung zu dem in rede stehenden gcdichte hingewiesen, die
so lautet: Jlere notve folotvc Ihe uaines of Ihe nyene ivorship-
fnllest Lndyes Ihol in alle cronycles and sloryal hohes haue
hco fointdoi of truihe of consiaunce and verluous or rcproched
tvomanhode. hy Chaucier. Dem aufmersamen lescr wird dabei
' Vgl. Odd Tcxts of Chaucer's Minor Poems (l';ufc I, s. 2.j).
^ Herausgesehen mit den Odd Texl of Chauccr's Minor Poems
(Tart I, s. VI ir.).
' Es ist ein iiumerliin seltsamer zufall, tlass Philomene und Medea
auch in der Ballade nicht genannt waren, obgleich ihre legenden über-
liefert .'sind.
chaucer's legende oe goode women. 379
die cähnliclikeit der stelle: Ihat in alle cronijcles and stör tat bokes
haue bcu /blinden mit der oben aus Lydg*ate citicrtcn:
But for his labour and besinesse
Was importable his wittes to encombre
Tu all this workl to fynd so grete a nombre
nicht entgangen sein.
Haben wir endlich einen bestimmten anhält, wann Ch. sein
werk abgeschlossen hat? Leider nicht! Auf den ersten blick
konnte es wol scheinen, als wenn uns der dichter einen solchen
in den folgenden versen des prologs geben wollte (v, 181 tf.):
Thou shalt while that thou lyvest, yerc by yore,
The moste partye of thy tyme spende
lu workyug of a glorious legende,
Of goode wyinmen, maydenes and wyves,
That weren trew in lovyng al hire lyves.
Wenn wir nämlich diese Weisung so verstehen könnten: 'Du
sollst, so lange du lebst, jedes Jahr den grössten teil deiner
zeit damit zubringen, eine erhabene legende zu dichten aus
der zahl guter Jungfrauen und frauen, die ihr ganzes leben
lang treu im lieben waren', so hätten wir gewonnen spiel.
Denn hielten wir dann das für die abfassung des prologs von
ten Brink {Stadien s. 149) aufgestellte datum — frühjahr 13Sö —
fest, so bekämen wir, da der dichter neun legenden verfasst
hat, als datum des abschlusses das Jahr 1394. Mit diesem
jähre aber würden wir zugleich auch den grund für die nicht-
voUendung der in aussieht gestellten zwanzig legenden erhal-
ten, indem laut einer angäbe bei ton Briuk (ebenda anm. 70)
die königin Anna, auf deren bcfehl Chaucer die legende be-
gonnen hatte, im jähre 1394 am 7. Juni zu Sheen starl). Doch
diese conjunctur ^vär' zu schön gewesen', als dass sie bestand
haben könnte. Denn einmal bezieht sich a glorious legende auf
die ganze Sammlung, wie der folgende vers Of goode wymmen,
maydenes and n-yves zeigt. Ferner scheint die bestimmuug yere
by yere nicht mehr wert zu haben als den einer tautologie für
das daneben stehende niüle that thou lyvest. Endlich fehlt die
rechte erklärung dafür, dass der dichter jedes jähr nur eine
legende verfassen sollte. Könnte man annehmen, dass er der
königin vielleicht an jedem nanienstage eine hätte überreichen
sollen, so wäre ja dies bedenken erledigt. Dem widerspricht
jedoch die bestimmung 496: Änd 7vhan this book ys made,
give it the quene. Hier aber wider abzuhelfen, indem man unter
oSO HKCII,
/fiis l'oolx- iUmi piolou' vorstände, scheint trotz der stattlichen an-
/.ahl \(Mi 'ü\\ \ eisen etwas iiewajit.
W'w nilisscn deshalb auf ein bestimmtes datum vcrzichtcu
und uns mit dem oben aus Chaucer's eigenen äusseruugen ge-
wonnenen resultate begnügen, dass ilm das gefühl der abnähme
seiner kiäfte zum möglichst schnellen abschlusse trieb.
Zum schluss will ich nach'/Anveiseu versuchen, wie Ch.
dazu kam, seinem werke gerade diese form zu geben.
Schon bei Hyginus finden wir Zusammenstellungen unter
rubriken wie (243): Quae se ipsae inlerfecerunf oder (254):
ijuae pUssimae fuerunl vel püssimi. In den blossen aufzäh-
lungen jedoch, wie sie uns dort Ijegegnen, dlirfen wir nicht
die vorl)ilder für die gestalt der legende suchen. Eine ganz
andere Übereinstimmung ergibt sich indessen zwischen der an-
läge unseres gedichtes und der des De. mulicrihiis claris über
des pjoccaccio. Irgend eine eutlehnung aus dem stoffe dieses
Werkes haben wir ja Chaucer in den einzelnen legenden nicht
nacli weisen können, nur in einigen ])unkten der einleitung zur
Leijcnda Vjiermyslre mussten wir die liiögliciikeit einer benutzung
des mittelalterlichen Sammelwerkes neben dem des Hyginus
zugeben. Gleichwol wage ich einen einfluss dieses werkes auf
die gestaltung der Leyenäe km den guten frauen zu behaupten
und lasse zur begründung meiner ansieht zunächst einen kurzen
überblick über das Buch von den herühmlen frtiuen folgen.
Nach der mir vorliegenden ausgäbe ^ bringt Boccaccio in
lateinischer ))rosa 104 biographieen berühmter frauen von Eva
bis zur Johanna Uiei'iisalcm cl Sicilie regina. His zur Cenobia
palmirenorum Regina gehören sämmtliclie frauen dem altertum,
nur die sich anschliessenden sechs letzten der späteren zeit an;
dabei folgen die geschichten alle uuverbunden auf einander.
Dem eigentlichen voiwort geht eine ausführliche widmung an
Andrea de Acciaroul'^ de Florenlia, Atleville comilissa
\oraus, deren anfang ich heisetzc:
' Das werk von Ilortis: Studj snlle opere Uuinc del Boccaccio.
'I'ricst IST'), war mir nicht zur hand. Benutzet liabc icli aus der hiesigen
d(imheirnl>ibIiotliei< einen schönen erstlingsdruck (83 blätter in kleinlolio
oiine dluckort und Jahreszahl), dem das andere Ina laufe dieser arbeit
b'inut/.te werk De cusibns virorum, illusirimn vorgebunden ist.
■^ In einem aii8/>uge aus ]>aldelli's Vila del lioccaccio linde ich öfters
einen Siniscalco AcciaiuuU genannt.
chaucer's legende of goode women. 381
Pri()ie, inulier egregia, paululura ab inerti viilgo semotns et a ceteris
fere solutus curis in eximiara nuiliebris sexus laudem ac auiictn-uui
solatium pocius quam in magnuni reipuhlice commodura libelluui scripsi.
Verum dum meeum animo vcrsarem cuinam illum itrimum transiuitte-
rem, ne penes me marceret otio, et ut alieno fultus favore securior
iret in publicum, adverteremque satis non principi viru sed potius,
cum de mulieiibus loqueretur, alicui insigiii femine destiaandum fore,
exquirenti digniorem ante alias venit in mentem italicum jubar illud
pert'ulgidum ac singularis non tarn feminarum sed et Regum gloria,
Johanna sereuissima iherusaleni et ^icilie regina, cuius pensatis tarn
inclite prosapie et avorum fulgoribus quam novis a se forti pcctore
quesitis laudibus, in desiderium mittendi illum humilem devotumque
ante solium sne celsitudinis incidi. Tandem, quod adeo vigens regius
fulgor est et opusculi teuuitas et fere semisopita favillula, timens, ne
a pociori lumine minus omnino fugaretur in tenebras, sensim retraxi
consilium et nova indagine multis aliis perquisitis ad extremum ab
illustri regina in te votum detiexi meum, nee immerito. Nam etc.
Die letzte erzähluug baudelt, wie gesagt, De Johanna Hieru-
salem et Sicilie regina und beginnt t'olgeudermassen:
Johanna hierusalem et Sicilie regina preter ceteras mulieres origine,
potentia et moribus evo nostro illustris est femina, de qua, ni videretnr
omisisse odium, sanctius erat tacuisse quam scripsisse pauca. etc.
Im weitereu verlaufe erzählt uns Boccaccio von der erlauchten
verwantscliaft der königiu, von der grosse und dem reichtum
ihrer herrschaft, von ihrer kraftvollen regierung-, von ihrem in den
schwersten schicksalsschlägeu bewährten Charakter und endlich
von ihrer leutseligkeit und hoheit vereinenden persönlichkeit.
Wenn wir nun in den hier hervorgehobeneu punkten die
Legende of Goode Wome)i vergleichen, so ergeben sich folgende
Übereinstimmungen:
1. Beide werke bringen ausschliesslich geschichten von frauen,
wobei das englische sich auf die 'guten trauen' beschränkt,
während das lateinische das umfassendere thema n ou den
'berühmten frauen' ])ehandelt.
2. In beiden werken gehören die erzählungeu fast sämmtlich'
in's altertum.
3. In beiden folgen die geschichten unvermittelt auf einander
und werden
4. nur durch einen prolog zu einem })lanvollen ganzen ver-
bunden.
5. In beiden prologcu haben die Verfasser die widnunig ihres
Werkes einer königiu zugedacht, sind al)er beide zu be-
scheiden, dies direkt auszusprechen und behclfcn sich
3S2 BF.CH, CHAUCER'S I.ir.EXDE OF COOIM': \VOMRN.
eler eine mit iiennun^- einer \vUrclig'en stell Vertreterin, der
andere mit anwendun^' der alleg:orie.
G. Ik'ide dichter lassen in ihren pndoiien (iun-hblieken, dass
ihr werk die frucht einer angenehmen erholnngszeit ist; für
Chaucer vergleiche man das stimmnngsbild bei ten Briuk
(Sfudien s. 14S Ü'.), für Boccaccio die oben citierteu worte:
panlnlum ah iner/i vulgü semutus et a ccleris feve solutus curis.
7. Hätte Ch. seine legende vollendet, so hätten beide werke
mit einer geschichte derselben königin abgeschlossen, der
die Widmung gall; der in der tat das werk Boccaccio's
krönenden erzähluug De Johamia Hierusalein et Sici/ie 7'egina
würde dann eine Legetida Alcestis entsprochen hal)en, in
der eh., ganz wie im prologe, mit Zugrundelegung der
überlieferten Alcestesage auf das leben der königin Anna
in allegorischer darstelluug bezug genommen hätte; vgl.
li-nl. V. 548 ff.:
Bat iiow 1 eliargc tlio upuu thy lyfe,
That iu thy legende thuii uiake of thys wyfe,
Whan thou hast other smale yiuaade betöre-, —
und hier s. 363. Was für tatsachen Ch. dabei hätte zur
darstellung bringen können, lässt sich ungefähr aus der
oben im auszuge widergegebenen geschichte Boccaccio's
von der königin Johanna schliessen.
Aus diesen Übereinstimmungen folgere ich, dass Boccaccio's
werk füi- Chaucer veranlassung wurde, seinem gedichte die form
zu gel)en, die es hat, oder genauer gesagt im falle seiner Voll-
endung gehabt haben würde, und schliesse mit der beluiuptung:
Wie später das in prosa geschriebene '/>^ca//ie/v>>i(?' das
muster w urde für die 'Cauterburij Tales', so wurde schon
hier das in prosa geschriebene ' De mulier'ihus ctaris
liber' das muster für die 'l.egcinlc of Goode Hörnen'.
Zv.\V7.. I\I. Hl'XH.
BEITRAEGE ZUR PRAEPOSITIONSLEHRE DI
NEUENGLISCHEN.
XV.
to die i)f, to die from,
sterilen (in.
Ausserdem: hy, durch, von; tvifh, durch, vor;
for, aus, wegen, für.
Auffälliger weise findet sich der durchaus nicht seltene
gebrauch von from nur gelegentlich angegeben, so von Lucas
unter (o die; /rom repletion, an tiberfüllung sterben; unter 'ster-
ben': to die frmn fear, from {of) hurujer] unter 'verhungern':
to die of (trifh or from) hunyer, l<> die from nxntl.
Mätzner II, 1, 238 sagt nur:
'sterben, kranken an, von etwas haben ebenfalls o/" zur bezeichnuug
des grundes.
Daneben die for und willi, perisli, slarve witk (by)'.
Die meisten gramniatiken begnügen sich mit of, an (einer
krankheit), andere ewähnen daneben by, durch, fir, lür oder
auch ?vith, vor.
Johnson unter to die sagt:
:;. // has by before an instrumenl of dealh.
hy (he sivord — hy famine.
4. It has of hefore a disease.
Ogilvie, Imperial Dictionary:
'Ulis Word is foUowcd by of or by.
Men die of disease; ofa fever; ofsickness; ofafall; of grief.
They die hy the sword, by famine, by pesti/ence. by violence,
by sickness, by disease.
In some cases cuslom has eslahlished llte use of the one, lo the
exciusion of the other; hui in many cases eil her by or of inay be
used at the pleasure of the wriler or Speaker.
Das ist nun freilich wahr, aber es ist niciit bloss inter-
essant, sondern zumal für Nichtcngländer nützlich und sogar
notwendig, einen bestimmten anhaltepuukt dafür zu hal)eu, in
3S4 SATTLEU,
welclicu fällcMi die eine oder aiulerc präposition gebraucht
werden kann. Dies annähernd festzustellen soll in» fol>>enden
versucht werden. Denn mit dem blossen 'l)elieben' kommt man
in vielen fällen doch nicht aus, da der gebrauch nicht ein will-
kürlicher ist, demselben vielmehr ein tieferes gesetz zu gründe
liegt. Die anwendung verschiedener präpositionen nach
gewissen verben erklärt sich ja überhauj)t daraus, dass durch
dieselben eben verschiedene beziehungen oder Verhält-
nisse zum ansdruck gebracht werden. Bei sterben, to die
überwiegt nun der eigentlichen bedeutung nach die causalc
beziehung in dem maasse, dass die übrigen nur vereinzelt zum
ansdruck gelangen. Am deutlichsten zeigt sich dies noch im
Französischen, wo diese verschiedenen l)ezichungen \)Q\ mourh'
gleichzeitig durch die eine präposition de vertreten werden;
also tnourir d'une maladie, du Cholera; — de froid, de faim, de
so\f\ — de tendresse et de recomiaisance, de joie, de peur, de
rirc\ — de sa helle mot^t, de la mort naturelle, d'une helle epee\
du coup, de sa main, d'un ixngnard.
Im Englischen dagegen wird zwar bei krankhciten, dem
deutschen sterben an entsprechend,/« die r^/" gebraucht, doch
haben sich daneben zur bezeichnung des instrumentalen und
modalen Verhältnisses auch andere präpositionen, wie with,
mit und hij, von eingel)ürgert. Andrerseits hat sich, wol unter
dem eintlusse des französischen de, in zahlreichen fällen das
einfache of auch bei anderen Ursachen als krankheiten er-
halten, wo das Deutsche präpositionen mit stärker ausge-
prägter ca usaler bedeutung,. wie aus oder vor erfordert. So
ist beispielsweise to die of hunger nicht an hunger, sondern
hungerst, \()r hunger sterben, verhungern. Aehnlich ver-
hält es sich mit lo die of thirsi , of laughing, of sorrorv
und einer ganzen menge von ausdrücken, die nachstehend zu-
sammengestellt sind.
A. Körperlich.
a) von krankheiten.
1. o f, an.
1. II e flid nol die of old ugc, tmt of tlie (KJHC und fever.
Tiinbs, 'l'lüngs nol (jenerally Icnown. (>0.
' D:i».s wir aller eines todcs, liuti j^er» sterlien, nicht aber d iirstes
stcrljen sagen, lii-nilit im j^iiinile tlocli wol ant" riicksicliten des wolklanges.
PRAEPOSTTIONSLEHRE. 385
2. Sir Mkliuel Le Flemmim/ died of an apopl ectic fit.
Boswell , Johns. 1, 2()6.
3. The author died of a fit of apopJ exy. Id. 3, 58.
4. Jersey died of apoplexy. Stanhope, Hisl. of Engl. 2, 222.
5. After a conßnement of a few 7veeks Darlmoulh died of apoplexy.
Mac. Bist, ü, l.Ui.
G. T/iey evenlually died of asphyxia. Chamb. J. 26. ji. Hl. 207.
7. He was dying of ivhut she called black-pox , a violent form of
smallpox. Lonsdale, Sisler Bora 65.
8. In this case Ihe kind selecled was 'hemorrhoida/ cholic' ofwhich
ihe Czar is stated to have died.
Lord MahoH, Rist, of Engl. J, 272.
9. He ihat dies before sixly, of u cold or consumplion , dies in
realily, by a violenl deutli. Johnson, Lell. Bosw. 1, 192.
10. People do not die of irißng Utile colds. J ästen, Pr. Pr.
11. / could not ascertain Ihat Sir Hildehrand died of any formal
complaint. Scott, R. R.
12. A young lady, dying of consumption , had received muck
kindness. Chamb. J. 11. /6. 81. 389.
13. The young lady died of a consumption. Bosw. J. 3, 8ü.
14. 31rs. Ternple died ufa consump tion al Lyons. Johns. Young.
15. Harris, tke historian, died of a consumptio n.
Pisraeli, Miscell. l, 03.
IC. It 7vas commonly supposed that Sister Bora was dying of con-
sumption. Lonsdale, S. D. 242.
17. Mr. Warningham died of a decline at Genua.
Warren, Diurry 1, cap. 7.
18. Only seven died of long old-standing diseases 7vhich they had be-
fore they sailed. All Fear. 1802. 179.
19. In the fleels dwing the Russia?i war, one thousand five hundred
and sevenly-four died of disease. Id. 18()3. 182.
20. Several rabbils had died of the disease.
Chamb. J. 2(i./3. 81. 207.
21. The cliild ultimately recovered, to die of another disease.
Lonsdale, S. D. 232.
22. TuUibardine died of disease and sorrow.
Mahon, Bist. 3, 328.
23. Do those tvho die of my disorder gener ally continue in the pos-
session of their inlellects? Warren, Diary 1, cap. 4.
24. I)r. Manteucci landed in England only to die of a fever.
Acad. 27.y8. 81. 168.
25. Pope relates that Ütway died of a fever. Johnson, Olway.
26. Shenstone died of a putrid fever. Id. Shenst.
27. Fifleen officers died of fever in a day. Mac. Bist. 4, 22*<.
28. They shipped him off to make a forlune, or to die of fever at
Madras. Id. Clive. 4.
29. There died this morning of a cruel fever
One Ragozini. Shak., Meas. 4, 3, 74.
Auglia, V. Ijaiid. 25
386 SATTLER,
30. Calchiioj cold in a hoatiufi-juitiy on thc Thames, TJiomson died of
a fei' er. S/iutv, IJisl. of Engl. LH. 384.
.31. Jereiny Taylor died ut Lisbon of a fever. Id.
32. Cowley died of a fever caused by i/iiprudetice and e^xcess. Id.
33. Burits died of fever in /he 31 »> year of his life. id.
34. Tlie overproud man died ofganyrene in ilie hapless loe.
Chamb. J. IST«. 13.
35. Prince Pierre Bonaparte died on Friday of goul.
Times \\.\\. 81.
30. He died of heart-complaint. Mac. Johns.
37. He died of an inflammalion of tlie längs.
Johnson, Halifax.
38. IVhelher Ihe young advcnlurer made a forhoie, or died of a liver
coinplaint. Mac. Hast. 219.
30. Dryden died of a mortification in Ins leg. Jolms. Dryden.
40. In /his year Dryden died of a mortification in /he leg, combined
jvilh dropsy. Shaw, llist. of Lil.
41. Be tliat is far ojf shall die of the pe slHence. Ezek. (i, 12.
42. Holhein died ofplague in iöl'.i. Graphic.
43. Now Elisha was fallen sich of his sickness whereof he died.
2 Kings 13, 14.
44. Jeffreys died of the slone. Mac. Hist. h, (ii).
2. from, an.
40, Thc masses fvho die young and in middle life, from ailments
that are difficult to be warded off. W. Chambers.
40. He died quitc as much from starvation as from discasc of thc
heart. Sala. 111. A'.
47. The animal had died from disease of ihe lungs.
Punch 12./3. si. 112.
4S Herr Tf'eiprecht has died from lung disease.
Graphic y./4. 81. ;U3.
4it. Il is a worse bore if he dies from an accident ihan if from an
illtiess. Trollope, Am. Senat.
50. She was taicen ill on thc stagc, and died from the malady which
supervened. Chamb. J. 1870. 14.
Ol. Tlte passenger wen/ on shore, and ii; a fori night died from small-
pox. All Year.
52. Eighty-eighl pcrsons died from smalljiox in London last week.
111. N. 14./5. 81.
53. fJue of Ihe house surgeons said /hat he died from tetanus.
Times 7./4. 81.
Einige auf's gerjulewol zur band genoninieue numinern der
Times fl8Sl) liefern unter den t od esan zeigen {Dealhs) wei-
tere beispiele. So findet sich:
died of anenrism 2(;.;8. — apoplexy 23. 24. /8. — Bright's disease
27.^8. — consumption'l.'iX. - rapid consumplion ^H.jS. — acute
PRAEPOSITIONSLEHRE. 387
dysentery 6./4. — erysipelas 2./4. (54.) — fever 4./4. (55.) —
typhoid fever 4. ,4. — heart disease 2./4. 23./S. — phiisis 25./8.
— acute pneumonia 2./4.
died fro7n Cancer 18. S. — typhoid fever 24.;8. (56.) — iyiflamma-
tion of the lungs 31./4. (57.) — acute inflammation ofthe lungs
26./8. — lock-jaiv, caused hy a slight accident 9./9.
b) von wuuden, Unfällen.
1. of, an.
58. We ivere necessitated io have the leg cul off, whereof he died.
CromweU, Leti.
59. Those that do die of il (the hiting) da seldom or never recover.
Shak. Ant. 5, 2, 254.
CO. fVe are sorry Io hear ihal Mr. S. has died of the injuries he
received last ?veek. Athenceum 12./3. 81. 367.
61. Eighl persons have died of their injiiries. 111 N. 26. /2. 81.
62. The 7nan ivho is uniiijured hy the flame will die of suffocation.
Chamb. J. 10./9. Sl. 579.
63. Seven died of rvounds received in action. All Fear 1S63. 182.
64. He died of Ms rvounds that same evening. Id.
65. Tery many of which will die of their tvounds.
Cromivell, Leti. 4, 359.
66. Be died of his rvounds, however, a few days aflerwards.
Hut ton, A Hundred years ago.
67. Lord Slrathallan died of a wo und at Gull öden.
Mahon, Hist. 3, 328.
68. Ethelred died of rvounds received in battle. Mac Fa7-lane.
69. Johl died of his rvounds. Scott, It. R.
70. Admiral Benhotv died of his wounds. Slanhope, Hist. 1, 69.
71. Guiscard died of his rvounds, or rather of his brnise.
Id. 2, 217.
72. Died of wounds received at Majuba Hill. III. iV. 27./2. 81.
2. from, an, in folge.
73. William III had died from an accident of the same kind.
Athenceum.
74. It is a rvorse bore if he dies from an accident than if from an
illness. Trollope, Am. Senat.
75. In the North-western Provinces OSti persons died from thebites
of snakes and other wild animals. Chamb. J.
76. In India ynore than 200000 persons die annually from snake-bile.
Id. 1S76. 822.
77. Died from the e ff ects of a hicycle accident. Times 22. jS. 81.
78. The creature had evidently died from the effects of a shot.
Graph. 15./10. 81. 391.
79. He had several broken ribs and other injuries, from the effects
of rvhich he died next day. Id. 1./10. 81. 358.
25*
3SS SATTLFK,
50. Mtuihul MdHiii/ (lit'd from llic cf/ i'c Is af ti (jitiisliol Wdiiiul forty
ycurs uftcr ils rcceplion. Cluniib. ./. 25»./ 10. Sl. \S\)'i.
51. riicrc dicd dl ihis üiiie aitolluT of llie J^linislers, tite Duke of New-
Ciistlc, fr Olli u fall of Jiis /lorsr. Slaii/iojw, Jlist. 1, 222.
i*2. Olli' of lliein ilied from <i jnckdxe /round in tlw fool.
Cliamli. ./.
S,t. IL- dies cmtludllij froiH irouiids rcccivcd oii u borricdde.
Atlieii.
c) s o 11 s t i ^' e \ Q, r u n 1 a s s u ii g e n.
I. ()/', an, vor, {i^eiiitiv (linnj^ers).
^•l. Ihn slu\ beim/ vtorldl, of lliul boy did die.
ShdK. Midx. 2, 1, l:}').
S5. lichards iufori/idul said lltal Je/freys died, not o f drin h' , bat of
(he slonc. Mac. Hisl. h, O'.t.
so. It lidil litip/x'nefl l/idl Sardli'.'i Itu.^band dicd of lii.s o/rn ecccesses.
Buhver, AI.
87. ll is ilie fruit, of Hee/zebub's orcliard ; many have died of i(.
Buiiyan, P. /'.
SS. Jn Hibirnidu Morcliioness liad been CAceedingly shocked tlial men
sliould die of Hunger. Dick. D.
SO. It wo nid lake nie loiuj lo die of liuiiyer. Eliot, Ü. D.
'JO. The State would not leave liiin lo die of liunyer in. a di/ch.
Mac. Clive.
'1 1 . Multiludes had died of m is ery in tlieir wnnilerings. Eliot, D. D.
'.)2. I feel as if 1 ivere dying of old age. Mac. Diary.
'.t.5. The rvoman I 7Vas did not die of old age. Sjiectator ;50(j.
'.•4. He did not die of old age. Tivtbs, Things etc. Oo.
',)."). He had died of poison, and bu/fled the law.
All Fear 1H(>7. 2-4(».
9(). She died of hard work, privalion and ill Ireatment.
Burnell, Thal Lass o' L.
•J7. Three of the curiuus creatures died of s larvation.
All Year 1879. 404.
!)S. They sat down to die of slarvation. Chanib. J.
!»'.l. / know of one poor siriiggling clergyman who has died of siinide
slürvation and pov er ly. Graphic. 2(i./3. 81. IJO.'i.
100. The Government has published a J'a.Uantentary reiurn in which il
is obliged to udmit tinti lol pcrsons died of absolute slarva-
tion. Punch 30./4. Sl. V.y.i.
101, Falsta/f shall die of a sweat. Sliak. H. B. 4. 5, 5, 14().
1ii2. The chance of losing Iheir comels and dying of thirst.
Chanib. .1 .
lo.',. (Jlwuy is Said to have died of rvant. Johnson, Oliv.
loj. / shall die of it (being tnrned out inlo the streel), cousin.
Tennyson, Qu. Mary .5, 2.
lo"). There is niuch ti> Ihrire upon und Utile lo die of, in the air of
the Criineu. All Year ISöS. 70.
PRAEPOSITIOXSLF.HRE. 389
2. from, an, in folge von, vor, genitiv (linngers).
100. Hc died from excessive drinking. Graphic,
107. People soyneiimes die from eating Ihe oclopus. Chamb. J.
1 OS. In ihrce weeks aftcr ihe yo nng fei low died fr o m ihe cffe c l s. Id.
109. Many others had died from ils effecls. Graphic.
110. This genllemun died from Ihe effecls of an exlra-dose of prussic
acid. Times.
111. Fem even of ihe oldesl. die purely from exhav stion or decay.
Timbs, Things not generally known. 58.
112. She saw her hnshand al last literally die from hunger.
Bulw. E. Ar.
li:i. Many poor crealures die from inabilily lo swallow ihe nourish-
7nenl offered (o ihem. Chamb. J .
IIJ. He died at lasl wilhoul disease, simply from old age.
Athen. 20.-8. 81. T.W).
115. He had died in ihe middle of Ihc night from an overdosc of
laudanum. W. Chambers.
116. A large number of naiives are dying from poison. 111. JS.
117. Yes, dying all from starvation. Chamb. J.
118. He died quite as much from starvation as from disease of the
heart. Sala, 111. N.
119. ]\o one died from wani at Longßeld. W. Chambers.
12(1. llie water was nnßt for man or treust; the caltle died from it.
Chamh. J.
B. Geistig.
1. of, an, vor.
121. He died of despair in a Iragical manner soon aftcr Ins return
from Hanover. Contemp. Review, Apr. 81. 640.
122. She died shorlly after of adversily and chagrin.
Beaconsfield, End,
123. He would have died of c hange of habit. Bulwer, Maltr.
124. 5/^6' thought herseif neglected, and died of disappoiniment.
.Johnson, Savage.
125. / shoitld die of duliness if 1 iived here. Chamb. J.
120. jSay, let her langnish
Ä drop of blood a day; and, being aged
Die of this folly. Shak., Cymb. 1, 1, 158.
127. The poor child would cerlainly have died of fright.
Ruffini, D. Ant. 291.
128. An evenl thai caused his widow lo die of grief. Chamb. J.
129. Rushworth died ofa broken heart. Disraeli, Mise. 1, 71.
130. If Alice had died of a broken hearl. Bulwer, Alice.
131. She died, Sir, of hearl-break. Mackenzie, La Roche.
132. ll tiearly made me die of laughing. Mac, Lett.
133. 1 was ready to die of laug hl er. Anslen, Pr. Pr.
134. But died ihy sister of her love, my bog!
Shak., Tw. 2, 4, 122.
390 SATTLER,
l.Sn. Macdianilid dicd of orcr-sl inli/ and cxhaustion.
Disradi, MisccU. l, ()4.
136. A tjicat tiu/nlur of tjoitinj auiliors liavc died of ovcr study.
Id. 1, (i:<.
l.'iT. //■ il piciisc God f/tiii 1 i/iusi die of over study,
ih-ydc/i. Leu. Disr. Misccll. I, ISd,
13S. Slic dicd of ihal passion. Tltackeray, Enyl. Rum.
V.vy Mcn of (he niosl venerable diyniiy died of rage and s harne.
Mac. Hast. 27;{.
t li'. 77<(« 1 must speak, she Said, ihongh 1 die of sha7ne.
Capl. Taylor, Thiig.
141. TuUibardine died of disease and sorrow. Mahon, Mist. 1$, 328.
142. / think 1 could die of sorrow. Troll., Am. Senat.
143. I'hey will die of spile and vexalio n. Filzgerald, Phoebe.
144. Sociulistn would soon haue died of its own slerility.
Nation 24./2. 81. 12;).
2. from, an, vor.
145. Oihers were so lerrißed /hat ihey died from ihe effecis of the
shock. Vornhill 2(i(i.
146. One of the patienls died from ihe effecis of the shock.
III. News.
147. Sotne of (he seamen who were 7Vounded by the arrows of the South
Sea Island savages died from sheer fright. Graphic.
14S. Af(er a short limc he died from overexposure.
Acad. l()./9. 81. 207.
149. Two men were killcd (by ligh(ning) on the spol, four more died
soon af(er from (he shock. AU Year 18(13. 272.
150. Lady li. has since died from (he shock to ihe System caused by
Ihe fire. Graphic l(J./4. 81. 303.
Der Übersichtlichkeit weji'en mögen aus den vorstehenden
beispielen hier diejenigen ausdrücke zusammengestellt werden,
bei denen sich sowol of wie from gebraucht findet:
of old age \. '.i2. 113. 1)4. — from old age 114.
of a disease 18. li). 20. 21. 22. — from a disease 46. 47. 48.
of (typhoid) fever 24—33. 54. 56. — from fever hl.
of inflammalion of (he Inngs 37. — from inflammation of (hc
lungs 57.
of black pox 7. — from black pox 51. 52.
of a fall 153. — from a fall 81.
ofwounds 63—72. — from wounds 82. 83.
of drink 85. — from exccssive drinkiug 106.
of frighl 127. — from fright 147.
of Hunger 88. 8!). DO. — from hunger 112.
of poison !)5. — from poison 116.
of s larvation !I7. !)8. \)\\. 100. — from s larvalion 46. 117. 11*>.
of wan( loü. — from wan( 11'.).
PRAEPOSITIONSLEHRK. 391
Dass der gebrauch des from entschieden neueren da-
tums ist, lässt sich aus Johuson's völligem schweigen darüber
schliessen, wird aber auch durch die beispiele selbst weiter
erwiesen. Es widerholt sich also auch hier die bekannte er-
scheinung, dass of in der neueren spräche vielfach durch from
ersetzt oder verdrängt wird.i Allerdings ist, wie die zahl der
beispiele (12 unter 150) zeigt, der gebrauch des from noch
verhältnissmässig seltner-, doch beschränkt er sich keineswegs
allein auf solche fälle, wo der tod nur in folge einer krank-
heit oder eines Unfalles eingetreten ist. Während die mehr-
zahl der beispiele eine solche annähme durchaus nicht gerecht-
fertigt erscheinen lässt, macht dann freilich in anderen fällen
sich ein moment geltend, das den gebrauch des einfachen of
ausschliesst. So findet sich nur lo die from (he effects of
(beispiel 108 — 10. 145. 146), aber nicht of the e/fec(s. Man
kann wol sagen: hc died of a fall (hQ\»\^. 153), aher Jie died of
a fall of his horse würde eben so wenig möglich sein, wie im
Deutschen: 'er starb an einem stürze seines pferdes', statt 'in
folge eines Sturzes', from a fall of his horse (beisp. 81).
Zu bemerken ist noch, dass f7'om bei geistigen Verhält-
nissen nur selten vorkommt (beisp. 145 — 50), hier vielmehr
neben of (beisp. 121 — 44) tvilh in gebrauch ist (beisp. ISO — 99).
3. for.
Ogilvie verurteilt den gebrauch desselben, freilich ohne
weitere gründe, indem er nur bemerkt ' thc use af for , hc died
for thirst, is not elegant nor common'.
Johnson's theorie: 'for conmionhj hefore a privative,
and of hefore a positive' ist, wie sich aus den beispielen (162.
' So heisst auch leiden au regelmässig lo suffer from\ dagegen
St. Mark, 5, 25: und (das weib) hatte viel erlitten von vielen ärzten,
and had suffered many lliings of many physicians.
- Nach dealli findet sich dagegen nie of, sundern from oder by,
cmised by. Beispiele dafür liefert jede Wochenübersicht der geburten
und todesfälle in den londoner Zeitungen. So heisst es in einem artikcl
von AH the Year Round JSöS, 5ö7:
deaths from consumplion, old age, ihe scane cause, citolera, diar-
rhoea, influenza, ivounds, preventible disease u. s. w.
— by inlemperance, cold, hanging and suffocation, preventible
disease.
— caused by scarlalinu, lyphus and inlemperance u. s. w.
Myi SAllLEK,
163) ergibt, (Uurhaus niolit immer sticlilialtig-. Er iuü;t aber
tVeilii'h selbst liin/ai: '//wse j>r(ie/>(>sifions are not aüraijs (ruly
distinguished '.
Seine beispielc sind:
IM. Al fifsl shc slarllcs, ihcn fHands d/iuiz'd;
At lugi witli (error s/w f'rom Itence doth fhj,
And loallis thc tvd/'ri/ glttss ivlwrcin she g<iz'</,
And s/iuiis it still, dlt/io' for t/iirsl shc dies.
Ihivies.
l.")2. Be in (he loadcn vineyard dies for thirst. Addison.
löH. Hipparclius heing passionately fand of his own ivife, who nuis
enamoured of Hadryllus, leaped and died of his fall. Id.
Allerdings ist der natur der sacbe nach der gebraucb des
fnr zur bezeiclinung des grundes, der arsaebe ein bescbränk-
ter. Es findet sieb iudei-scn
1. Nach unalogie dcrjcnigeu verba, 'bei denen, wie bei (o lony,
hnnyer, (hirst u. s. w.; der i^egen stund des sfrebeus und Verlangens
im weitesten sinne durch /br ausgedrückt wird' (Mätzner II, 1 wntvv for, la)
in Verbindung mit })ersonen, selten mit saclicn = (o languisk ivi(h
affecdon (mourir poiirj.
154. ^'uy, bat 1 know tvho loves him.
If'ho in dcs)}i(e of all, dies for him.
Shak., Ada. 3, 2, ()!).
155. If he lovc Caesar, all he can da
Is (0 himself; (ake (houghf, and die for Caesar.
Id. Caes. 2, 1, IST.
15(). / niay say tha( I am dead drunk for your sake, tvhich is more
/hau I die for you. Steele, Le((.
157. She is made lo imderstand (ha( il is a man of qualiUj, who dies
for her. Spec(a(. 226.
15S. The youtiy man acknowledged (hat (hcy died for Rebecca.
Tatler.
15!>. One of Ihcm said, he woidd die for her. Goldsm., Vic.
lüo. I almos( die for food, and Icl nie have it.
Shak. 2, 7, IUI.
Kil. I'ear masler, I can go no für (her: (), I die for food.
Id. 2, (i, 2.
2. Nacii analogic von (o (remhie for fear, (o tvecp for joy, in Ver-
bindung mit abstrakten, luv angäbe eines subjektiven grundes.
ltJ2. He was ready (o die for fear. Bunyan, P. V.
l(j.'5. IVho as Cervan(cs injorms us, died for love of ihe fair Marcella,
Field., Jos. Andr.
KU. Their ßsh siinkcth, because iherc is no ivaler, and die(h for l hirst.
Isaiah 50, '.).
165. Some (ifficcrs liuil died for waiit of a morsel of brcad.
Mac. üist. 1, 295.
PRAEPOSITIONSLEHRE. 393
4. hy. 5. )vitli.
Es ist bereits oben bemerkt, dass die bedeutuug des to die,
sterben, im grmide nur eine eausale ergänzung zulässt. Man
kann eben nicht sagen, ich sterbe von dir oder mit dem messer.
Insofern dasselbe aber dem passiven to he kill ed, getötet wer-
den, in der bedeutung nahe kommt, so kann dabei wie auch
bei anderen intransitiven verben die Ursache auch durch
h\j oder with ausgedrückt werden. Indessen treten hier doch
mannigfache Verschiebungen ein. Während das instrumen-
tale wlih bei lo die nur selten zur angäbe des mittelbaren
Werkzeuges, wie he /ras killed with the sword, er wurde mit
dem Schwerte getötet, dient, nimmt es, wie bei andren verben
z. b. lo tremhle tvith fear, vor furcht zittern, bei bezeichnung
von gemütszuständen eine mehr eausale, oder zum ausdruck
eines mehr begleitenden umstandes eine mehr modale färbung,
dagegen das mehr eausale /;// eine modale färbung an. So
ündet sich denn lo die of the peslilence und by the pestilence
(beisp. 41. 16(i. 167. 168), by the sword und with ihe sword
(beisp. 167. 168 — ^181) oft unmittelbar neben einander. In an-
deren fällen widerum hat by ausschliesslich modale bedeu-
tung. Aus diesem gründe scheint es auch nicht zweckmässig,
die verschiedenen beispiele des to die by und with nach diesen
verschiedenen gesicbtspunkten zu ordnen.
4. by. •
16t). Be thal is far off shall die of the pestiU'iice; and he thal is near
shall fall by the sword ; and he /hat remainelh and is bcsieycd
shall die by ihe famine. Ezek. <>. 12.
167. IV hy will ye die, ihou and thy people, by ihe sword, by the
famine atid by the peslil ence. Jercm. 27, 13.
16S. Thns saith the Lord, he (hat rcmaineth in this cily shall die by the
sword, by the famine, and by the peslil ence. Id. 3S, 2.
160. He must pwye himself to the sadsfuction of u viyilanl tribinial or
die by fire. Mac. llanke.
170. The bishop wotild probably have heen compelled lo resiyn his diy-
nity, had he not died by a sudden fit of apoplexy.
Linyard, Jlisl. of Engl.
171. If 1 meet any of 'eni, they shall die Inj this hand.
Thack. Viry.
172. / um not to die by your hand. Chamb. J. 2. JA. bl. 222.
173. he died the day he 7vas condcnined, opparently by poison.
Bulw., K. Chili.
174. A Judge of this name died by poison. JS'utes and (Jueries.
HO 4 ■ SATTLER,
175, VhatlcrioH dicd b ij s nie /de, luforc he had complcled his eighlecnth
!/i'<": S/uifv., Bist, of Lii.
ITti. li IJ HO dis/i<ni(-si ivound shall llecior die. Pope, 11. 22, 354.
Uiizweitclliaft modal sind:
JT7. Thcy havc d'wd in l/iv priinc of life, und nutny of ihcm (> y a
apccdy dcalh. Vornhill 22(i.
ITS. Hc ihal dies hcforc si.viy, o f a cold or coiisiimi>lion, dies, in reality,
by a violcnt dcatit. Johns. Leu. (Hoswell I, 192).
IT'.t. Mi/ton dicd by a '/iiicl and sileni eiVi>iralion. Id. Mill.
;'). wi(h.
l'^tt. My ImsUand and l/iree of my babes died ivilli it. (llie diseasc).
AU Year.
\'^\. lle (hat is in (he field shall die ivitk (he smord. Ezck. 7, 15.
1*^2. 1 am dyiny with curiosily lo see wlial he is likc.
ßraddon, Äsphod.
l*»:i. 1 thouyht 1 shoii/d have died wilh the effort. Goldsni. Vic.
181. ü, this will make my mother die wilh yrief.
Shak., K. J. ;5, 3, 5.
1S5. 1 should die wilh hunycr, ?vere I al peace wilh ihe woi'ld.
Disraeli, Mise, of Lil. 1, 315.
l"^(i. 1 am positively dyiny wilh hunger.- Scoll, R. R.
187. Wenl they noi quickly, I should die wilh lauyhiny.
Shak., Shretv. 3, 2, 343.
1^'^. 1 Ihouyhi ihe iwo Misses Flamboronyh tvoiild have died wilh
I aiiyhing. Goldsm. Vic.
\^\). Belinda was here ready lo die wilh rage and jealousy.
Spect. 272.
l'.lü. She would have been ready lo die wilh s harne.
Eliol, Ad. B. I, 20S."
Es finden sich demnach lu die:
1. of a diseasc is 22. — from a disease 4() — 4S. — willt, a
disease 180.
2. ofa fit of apoplexy 3. — by a fit of apoplexy 170.
. 3. of gricf 12S. — jvilh grief 184.
4. of hunger '»S — 90. — from hunger 112. — wilh hunger 185. 186.
5. of laug hing 132; laughler 133. — tvilh laughing 187. 188.
0. of I ove 134. — for I ove 164.
7. of pestilence 41. 166. — by pestilence 167. 168.
^. of poison 95. — from poison 116. — by poison 173. 174.
9. fif shnnic 139. 140. - ivilh shame I90.
10. by ihe sword 167. 168. t- with the sword 181.
11. of ihirsl 102. — for Ihirsl 151. 152. 164.
12. of wanl 103. — from wanl 119. — for rvant 165.
i:{. ofa wound 63 — 72. — from a Wound 82. 83. — by a wound 176.
Zum Schlüsse mögen noch einige ausdrücke folgen, die in
ahn Hell er weise wie lo die konstruiert werden.
PRAEPOSITIONSLEHRE. 395
1. dead:
Mi\ Richardsoti is dcad of an apopicxy. Jo/uis., Lcit. (1762).
John Ireton is dcnd of fever in Ireland. Carl., Cromw. Lclt.^^M'o.
Mamj a man dead by the cxecuiion of (he lafv they had seen.
All Year 1867. 240.
Tivelve of the crew tvere dead htj hard labour and bad food.
Swift, Gull.
Threc fellows are half dead already wilh fear. Capt. Taylor, Thug.
2. to expire.
After three hours the boy expired of ex haus (ton. Chamb. J.
I( oecasioned a fever, of rvhich he expired a( (he end of (hree days.
Sco((, R. R.
He expired suddenly of hcar(-disease. Alhen. .5., II. 81. 599.
Yes, I was (o die! (o expire ofthirs( and hang er. Taylor, Thug.
1 am ready to expire with vexadon. Warren, Diar. I, 5.
3. (0 be famished.
Being almost famished with hang er, hc pu( his finger frequently to
his mouth. Swif(, Gull.
4. to be ill, (0 fall ill, to be taken HL
1 have been extremely ill of an asthma and dropsy.
Bosw., Johns. Le(t, 4, 179.
She was taken ill of a cold. Bulw., Malt.
My brother feil ill of a bad fever. All Year.
The poor creature has fallen ill o f a fever. W. Coli. Bl. R. 2, 42.
She feil ill of a fever and died. Field., Jos. A.
A lady ivhose li((le girl had been ill of the measles. Bulw., AI.
On Saturday a tvoman and three children feil ill of the small-pox.
Lady Montague, Le(t.
He sends his tove to his bro(her, (heu ill of a sprain. Thack., Virg.
One of my children was (aken ill wi(h a dangerous disorder.
All Year.
The English, lying ill with fever , got the natives (o rouse (hem.
Chamb. Joiirn.
1 slill lag very ill wilh fever. Thack., Virg.
The king of Sweden is ill wi(h inflammation of (he lungs.
Graph. 19.;3. 81. 274.
Poor dear old Goody was ill with (he sore knee in (he village.
Thack., Virg.
He was lying dangerously ill with typhus. Athen.
5. (o perish.
Nazir Jung perished by the hands of his own followers.
Mac, Clive 17.
J perish with hunger. S(. Luke 15, 17.
Their female adendants were in danger of perishing with hunger.
Mac, Hus(. 29«.
'.VM\ SATTLKK,
NACHT HAG.
An /icirrss, iclto ilf/iiu/ of her flrst c/ii/il, Inid lefl liim her cstalc.
Johus., Rbl. HtT.
Childrcn ivcrc ilyiiuf of hKiujcr in ihcir inothcrs' arins.
Moricy, Eiujl. La. 12.
//<■ dictf vf poison. Sir Henri/ Siihwi/, Lctl. — Eley. Episllcs !to.
Ihujiies! Ict them die of ihirst. Bostvcll, L. of Johns. 1, 217.
.1/// hrothcr dicd of drunken joy. Johns., Rbl. IKi.
1 ihini: thcy tvil/ die of a panic.
Mrs. El. MonKiyiie. Letl. - fCIcy. EpisÜcs 452.
Hc dicd of sorrow and shame. Athen. 18./2. 82. 222.
She is //lade lo unders/o/id ihat ii is a >/>a/i of '/na/ity ivho dies for her.
Specl. 2(i(>.
I have painted a beautifnl woi/ia/i, a/td a//t despairi/K/, dyiuff for her.
Id. 2.iS.
A dcbtor of his, no Uiter ihan las' year, died for ivanl.
Goldsm., f'ic. IÜk
I trish thai ihe hapjdesi here muy noi die rvilh envy.
Pope, Leu. — Eleg. Epist/es 2(iV).
J\) die is ihe fa'e of /na/i ; to die wii h lingering anyuish is yenerally
his folly. Bostvell, L. of Johns. 4, 109.
1 thonght I shonld have died wilh Ihe e ff ort. Golds., Vic. V.Vl.
Poor Levelt died in his bed by a siidden siroke.
Johns., Lelt. Bostv. 4, 104.
My lord chanceUor Bacon is lalchj de ad of a long and vanishing
weak/iess. Hoivell, Letl. (1()25). — Eleg. Ep. \2[).
Her b rother has been Hl of a fever.
Lady Russell, Lell. flOST). — Id. 157.
I feil Hl of (t/i epidc/iiic fever. Sierne, Lell. — Id. 411..
A fvortia/i feil Hl of ihe s/nall-pox.
Mrs. El. Mo/Uague, Lell. — Id. 144.
XVI.
Ihe kcy of, Ihe key to,
der Schlüssel zu.
Audi iil)cr <licsc Verschiedenheit des Sprachgebrauchs ^ebcn
würtorliüchcr und grarnraatikcn keine weitere auf klärung. Aller-
dings linden sich l)ci T^ucas beide ausdnicksweiscn erwähnt,
doch an verscliiedener stelle und of mw in Zusammensetz-
ungen, wo es nach analogie vieler anderer fälle dem Deut-
schen entspricht. Allein, 'wenn statt des mit ö/ gebildeten
genitivs oft ein zusammengesetztes Substantiv eintritt: o, police-
of/icer nel>en an mspeclor of police, so darf in vielen bezeich-
nungen der bcstimmti: artikcl nicht fehlen' (Schmidt, Lchrb.
PRAEPOSITIONSLEHRE. 397
der engl. Sprache II, § 236, 1. auru.). Dies gilt auch für key,
mit dem uuterschiede freilich, dass bei einfacher Zusammen-
setzung der unbestimmte artikel a, wie im Französischen
de: wie clef de caisse, de secretaire, de hureau gebraucht wird,
während der bestimmte artikel dem deutschen 'zu' entspricht.
Wenn Lucas nun unter
kaiumerschlUssel — key of a cliamher\ schrankschliissel — key of a
piess, cupboai'ä etc.] Stubenschlüssel — key of a rooin, chamber-key\
hausschlüssel — key to the street-door, house-key,
angibt, so stimmen die drei ersten fülle vollständig mit dem
obengesagten überein, letzteres aber ist, in der allgemeinheit
wenigstens, unrichtig. Denn die nachstehenden beispiele wer-
den auf das überzeugendste dartun, das in der gewöhnlichen
bedeutung des wortes key of ausschliesslich im gebrauch ist.
A key io findet sich nur dann, wenn 1. Schlüssel figür-
lich 'an explanalion of anyllüng difficuW (Johnson) bedeutet,
und 2. als nachschlüssel, double key, wo es entweder allein,
oder mit false in Wendungen wie 'ich habe einen Schlüssel
zu d. h. einen zu der betretfendeu sache passenden, gehörenden,
zutritt gewährenden schlüsser, vorkonmit.
1. a key of.
Bei Shakespeare:
1 nighüy lodye her in au uppei' lorvcr,
The key iv hereof myseJf have ever kept. Geul.'?,, 1, 30.
/ will use her as the key of Ihe cuckoldy roytie's coffer.
Wiv. 2, 2, 285.
// is in viy aulhorily, to coininand
The keys of all the posler iis. Wiiit. 1, 2, 4(11.
'Tis in my memory lock'd,
And you yourself shall keep the key of il. Hl. 1, 3, SO.
These couniries were ihe keys of Aonnaiidy. // .(> />'. 1, 1, 114.
Aus der älteren spräche:
/ have the keys of hell and of dentlt. Apoc. 1, 18.
And the key of the ho use of David will I lay upon Ins Shoulder.
Isaiah ll, 22.
And I will give unto thee the keys of the kingdotn of heaven (umMch
will dir des hiuimelreiches Schlüssel geben). St. Matth. 10. lit.
To him was yiven the key of the hotlomless pit. Apoc. 9, l.
(rive nie the masler-key of all the doors. Chapman, Alphons 1, 1.
In a sale of merchandise deposiied in a cellar or wareroom the delivery
of the key of the place in tvhich the yoods are deposited , is held
to he equivalenl to actual delivery of the articles to the purchascr.
Scotch Law.
39S SATTLKR,
ll is ihe priviltuje of oiir nu/iirt', tlial cvery matt shoiihl licep llw kexj
of his own breast. South, {b. Johnson).
Hidf the key of the jaclc. Swift (b. Johnson).
Faiher keeps the key of the box. Thack., Virg.
He had ajtp/ied lo htm for the k ey s of the Inii Idi iitj anil been lefused.
Graphic.
Stity yirl — there is the key of the cell ar. Bulw., E. Ar.
.lohn has the key of the cellar. Troll., Pr. M.
Ii was the key of the Chamber, where her husband lay dead.
Eliot, Ad. B. 135.
1 took the key of the Chamber of him. Sterne, S. J.
The keys of this ehest had been long lost. Masson, Chatlerton.
ff ho does not keep back the key of a doset. Thack., ]\ewc.
ff'e have the key of Clara's cot tage. Marryat, Ühild.
The key of your desk there, for inslance. Collins, Jez. D.
The key of the laboralory door will be secured this day. Id.
He ahvays kept a key of the Workshop door in his pocket.
Eliot, Ad. B. 2, 195.
A certain gute , with the key of fvhieh ihey had been intrusted.
Edgeworth, Patr.
Key of the iron safe: key of the private ledger — and so on.
Collins, Jez. D.
She took the key of the iron safe from its pigeon-hole. Id.
The milier was not even allowed to keep the key of his own mill.
Chamb. Journ.
Yoii have a key of the office. . Id. 10./ 12. 81. 71)3.
/ delivered to him the key of my portmanteau. Sterne, S. J.
He would like lo pul me in a room of which he ahme had the key.
Contemp. liev. 4.lb\. 6d0.
Give the key of my rooms to the porter. Payn, By Pr.
He made him give up Ihe key of his Irunk. Hughes, Tom Br.
fVhereof some of the lucky dweHers have a key. Thack., Newc.
2. a key to.
A key to the Narrative of the four Gospels. By Canon Noi-ris.
David Fallen is Dead or, a Key to the Play. Bulwer.
Stowe, H. B.; a Key to Uncle Tom's Cabin. Lond. 1853.
// was a something in which was the key to all. Bubv. K. Ch.
She seems the living key lo Ihem. Id.
Here ivas the key to il all, I thoughl.
Chamb. Journ. 14./5. 81. 312.
The key lo ihe cipher is only known lo the Foreign Ofßce.
Chamb. Journ.
This easy self-conßdence is Ihe key to the defeats we have suffered.
Graphic 23./4. 81. 386.
An emblein wilhoui a key to il, is no more than a tale of a tub.
U Estrange (Johnson).
These are Ihe keys lo ha p piness. Eliot, Lift. V.
PRAEPOSITIONSLEHRE. 399
The key lo many mysieries could onhj he found at ilie head-quarlers.
Martin, Pr. Üonsorl.
The simple key lo ihe mystery is ihut iny friend's business is done in
the midst of a deusely crowded lahouring populalion. Graphic.
The key lo the myslery lies in Ihe facl Ihal for ceniuries Russia had
knorvn nothing of poUtical life. Wallace, Russia 2, 225.
The key lo Ihe posilion of ihe Socia/isls of the Chair lies in their
hislorical melhod. Contemp. Rev. 2./S1. 239.
The key lo this riddle is Miss Ludlow's deeply inier esling paper on
Indian Educalion. The Nation 17.,;}. 81. 1S5.
He might easily find in this fact alone a key lo much of the Singular
shyness of üamlhorne himself. Harper's Monthly 2./S1. 466.
Ulis Iheory represenls everything plainly, and is a key lo Iheir thoughls.
Burnet (b. Johnson).
Thal sharpened steel is the true key io heaven or hell. C'hamb. J .
Some of them working in the mosl dangerous parts of the mine had
fa/se keys to their Davys. Mrs. Burnet, Thal Lass o' Lotvrie 54.
If I had not a key to every draiver in molher's bureau.
Goldsm., Sloops. .3.
Vereinzelt finden sich davon ausnahmen, wo die über-
tragene bedeutung mehr zurücktritt.
Thou that didst bear the key of all my c o unsels.
Shak., H. V. 2, 2, 96.
Woe unto you, lawyers, for ye havc laken aivay the key of know-
ledge. St. Luke. 11, 52.
They had ihemselves taken aivay the key of knowledge.
Max Müller, Chips.
Those tvho are accuslomed to reason have goi t'ie true key ofbooks
{les clefs d'un livre). . Locke (b. Johnson).
XVII.
kind of him, kind in hltn.
freundlich von.
Nach einer grossen anzald von adjcctiven und den ent-
sprechenden Substantiven wird das deutsche 'vim' durch of^
oder in ausgedrückt. Est ist gut, schlecht, freundlich, grausam
u. s. w. von ihm, it is good, bad, kind, criiel of oder in him.
1. of
It was a little bad of you. Troll., Am. Sen.
No7v that was Christian-l ike of mc. Beaconsf, Endym.
Hom Ihoughtless, how cruel of me. W. Collins, Bl. R. 1, liH».
' Ganz vereinzelt steht: AW', this is not well fr am you, .lulia = as
Coming from you. Sherid., Riv. '-i, 2.
400
SATTLER,
Thal /ras vrri/ coiiragrous o/' i/dii. Filzf/., P/iocbe.
ll was not so very extra va ij au l af liiiii. l'liamb. Jourii.
Krcessire/i/ foo/is/t of mc. W. l'ollins. Bl. 11. 1, '1\'6.
Noihintf could he more gallant of liim. T/iack., f'irg.
Uoiv viTy good of ijou! IV. Collins, BL R. 2, 122.
Hoiv very good of her! M'Cart/iy, Donna Qu. \, 127.
Hotv very good and I honghlful of you. KUol, Dan. D.
He lUd not ihink il liandsonie of you. Bulwer, K. Ch.
It /ras rery lian d a o //le of llie youiig yeople.
Clia//ü/. Jour/i. 20., 11. 81. 703.
Bat Ulis is id/e of you. Te/inyson, Queen Mary 4, 2.
lls very il l-natured of you. Eliot, Br. Jac
It was higlily imvioral a/id i//i proper of Mr. fVarringlon.
Thaclc, Virg.
It is really i/tsole/it of tlie /nan. Eliot, Ad. B. 81.
Though it was very ki/id of you, J did iioi lilce il.
ßur/ietl, Lass o' L. 81.
It /ras rery ki/id of you.
Very kind of her !
r m sure, sir, it's very ki/id of you.
Jt's unconmionly kind of you.
No, thal's very ki/id of you.
It's very kind of Lady Usha/tl.
Very kind of ihe old nia/i, is it not'.'
Thal's nice of him — isn't it, said Mary.
Oh, heautiful Mariana, how noble of you.
It ivas so /loble a/id good of hi/n.
So very obligi/ig of Mr. Fra/ikl
Which I thought very prelty of her.
Bow very j/leasing and proper of hi//i.
Bo?v very provoking of these me/i.
Il is rather qai/it of you.
Il ivas very stupid of //le.
Very iho ughtfui of Colonel Ca/npbell.
l'kat is very thoug hl ful of him.
This fvas very tliouqhtful of you, Mr. lt.
I thought il very well do/ie of him.
Thal 7vas well do/ie of /ne.
Well Said of his revere/ice! a/id his honour the baro/iel, whal said he'.'
Vo/ige, Love a/id Life 14.
II niay be /vicked of nie. Kliol, ha/i. I).
I'erhaj/s il is /vicked of me. Id.
C'o/ne, that s /eise of you, said Adam. LI. Ad. B. f).
Il ivas very /vrong of Lisabd. Mulock, L. f. L.
Dicke/is, Chr. C.
Beaconsf., E/idy/n.
Eliot, Ad. B. 114.
Id. Bau. I).
Sherid., Riv. 4, 1.
Troll., Am. Sen.
Macaul., Lelt.
Troll., Pr. Min.
Punch 19./2. 81.
('ha//d/. Jou/-/i. S./IO. 81. 648.
Ausle/i, Em/na.
Id.
Id.
Bick., Bomb.
Troll., Pr. Min.
}V. Collins, Jez. I).
Aasten, Emma.
(Jhamb. .lourn.
Id.
Ausle/i, Emma.
Id.
2. i/i.
J am /vasliiig your whole mor/nng — loo bad in me. Bulwer, AI.
Ulis IS not tß r CO Uli II g in a sensible dog. Eliol, Mch.
PRAEPOSITIONSLKHRK. 40 J
So cnnsiderale in you, cousin Daiiias!
Buhver, Lady of L. 5, 2.
Ellher were dish onoui-ahle in you, and hoth uncharilable to ourself.
11. Jonson, Sejun. .">, 7, 10.
How yood il was in you, my dear Mr. B. Auslen, Pr. J'r.
Very handsotne in you. Bai wer, AI.
Wliich 1VUS so unconnnonly faceiioiis, and kind too in Mr. Feeder.
Dickens, Üomb.
l'cry nalural in Mr. Hainpden! Carlyle, Cromwell 4, Wj.
// was tiohle in you. Buitver, AI.
Il will be anything bnl slirewd in you. Bick., Domh.
Il is %iery stränge in if aller. Bulwer, E. Ar.
Strange in a man who liad so Utile lo allach him to the World.
Trevel. Mac. 2, 83.
Itnjniidence in inoney inalter s would be unpardo)iable in nie.
Austen, /'. /'.
T/ial is not very unreasonub I e in a person ivho is young.
Beaconsf., Kndym.
Häufig wird das alliicineiue es, dies ist durch ciueu mit
zu eiugeleiteteu verkiiiztcii Subjektsatz uälier bestiuiuit, dessen
Subjekt das vou of oder in reuierte vvoit ist.
Es ist gut, schlecht, tVeuudlich, graiisaai u. s.w. von ihui zu =
es ist gut, schlecht, freundlich, grausam, tlass er . . .
1. of.
Il lias been loo bad of you to leai^e all litis lo me.
Cluinib. Journ. Ti.j'6. 81. 552.
How bad of me to lalk in lliat way. Id. I./IO. 81. 037.
// would be base of me lo re<iuile tlie good Sainarilun by running off
wilh the ass. Id.
Il was very bold of nie lo ask you lo take Ulis Irouble.
Elioi, Dan. D.
Il was very considerale of Judge P. lo do an act of courlesy lo a
young lady in L. llarpers Moni hl y 4./sl. 798.
It's cowardly of me lo keep away. Eliot. Ad. B. 2, 188.
Il was very cruel of you to go lo London. Id. Dan. D.
It is cruel of you to imugine. l'ayn, Ifhut He Cosl Her.
0, it was cruel of me to ireal Ihevi so! Tkack., Virg.
How dear of you to come to me. Beaconsf.. Endym.
It would be only fair of him lo give them reasonable facililies for
Publishing engravings. Acadeniy.
Il is foolish of nie lo have turned the wrong stop.
' Puuch 1 1./5. 81. 228.
It is very good of you to say so. All the Year.
So very good of them lo send her ihe whole way! Auslen, Emma.
I ihought il ?vas very good of him lo be sorry for i^i Uly.
Chanib. Journ.
AugUa, V. band. 26
4(V} SMILKR,
/. ,. .. ,00,1 ofyou, ,0 l.ononr n.r h, '^--/^^^^^ ^^^ ,. ,^ ,,^,
7/0«' </ 0 <> '/ 0/- ijou 1 0 encouratjc mc ^'/- ' ' "^ 'j-
i/ «VKs- »VT,/ v<.<></ of tiou lo vom,'. /•-/'"/■ -''"■'• ••.•
// ;rrt.v rtr// </ooä of you lo lldnic of cvcnjümu/. Id. Pou. P.
Shf saiiL il tras »jood of you lo com,'. ' •
// /*• yoo,l of y,uf loh,- wil/iny lo /isl,-» lo »,c. J"-
ll /v very >/oo,'l of i/oii lo prorid,- for „uunnui. ^<'-
I, ,s- exlrcmehi r,oo'd of ,/our yrac,- lo conliunc lo make me happy.
Mrs. /'.'/. Mon((tf/HC Lcll.
II >r„s v<-r,i </ood of him lo cwi,:. T/iack., l in/.
II h so ven, yood of luv lo ihink of n,c. hol. Am S,,^
ll h cxceedinghi luindsom,' of /um lo say. I'M hin l>.
ll ,ra^ hcarlless of her lo vom,- ahroud. V//./c/.., in.h
irs doubh, ill-manncrcd of m,- lo show my cioycr. "^
ll was in-nalm-cd of ll. lo Wll l/iis lale on me. -^6-0//, A_ «•
// i, ill-nalnred of yoii nol to le/l me .sv>. ^m/l, Leu.
ll was very imperlineul of /ihn lo wrlie lo you al all.
Ausleii, Ir. J'r.
lls veru indecenl of Ihronda lo yo alwul praisiny l/iat yirl.
^ l'Jiot, Dan. V.
ll was mosl iudecorous of Mr. Harry lo /uive everbdieved in /eis
, . , ll J /lack., / try.
hrollier s dealli. , , ,,
U was injudicious of ^ewmun lo ll.row oul Oefore usl/ius <ü..iplly
an ovinion. ^'•''«'/'^^' ^""'^ '' " '^^ ^*''-
// is vero kind of you lo come oul at Uns lale /lour.
■' Allsten, tmma.
ms ivas very kind nf you lo he persuaded lo come Id.
I ■ I r ,„■,/ /.. c//,/ il ( liamh. Journ.
ll IS very kind of you lo say il.
11 is really kind of you to come lo me. H . (olmshL 11 2, lU».
llow kind of you 10 come and see me. MrarUiy. D.Qmx. 1, S^^-
ll is very kind of you lo come. ''^'">'^ ""• •
ll is very modesl of you nol lo insisl upon ll"S P^int-
^ \V. Collins, Jez. 1).
11 is nol nice of me lo lauy/i al my /losless. C/unnh. Journ.
II is loo nice ofyou to run down and .see us m llus way.
1(1. l./KK M- "•"'■
. , , /. ^ „,./. ,/ Dick., Domh.
ll ainl riyhl of you to ask iL ^"^ >
ll was ce'rlainly rüde of l/iem In make .such remarics
Chamh. Journ.
n is very wcak and silly of me lo he .so Iremhiy. l>ic/c Pomb.
II is small of me l» he ve.ced, I k.uur. IJumh. Journ
II is very unkind of me lo sjn-ak so of him. hhol. Ihm. I).
ll was very unkind of her lo he well in your ahsence.
Sherid., llw. 2, 1.
He i/iouahl il very well doue of Mr. /.'. lo invile l/iem.
•^ Allsten, Emma.
irs wieked of me In .say so. T/iaclc, Virg.
fRAEPOSlTlONSLEHRE. 403
ll was venj wrong of nie to kec}» aiiij rcmenihraiiccs.
Allsten, Emnta.
ll'ud he wrong of nie to say nolhiih/ud turn her.
Eliot, Ad. B. 2, 287.
2. in.
It would he ahsurd in him to s/t hi/ and mete every molion of the
skoemaker's Itand. Macaul., hell.
Il fräs had, very hud in ine ayainst siicli a creatnre.
Aasten, M. P. 277.
// is not heconiing in yoit, to lliroiv yourself al the liead of any you/ig
felloiv. Payn, By Pr.
ll wonld he niore becominy in her to heh<ive as other young ladies (to.
Eliot, Dan. D.
ll was hold in. me to dispute wilh you. Hör. If'alpole, Lelt.
It ivould he hat civil in honour never to risl: the loss of a geutleman.
Sherid., Rio. 4, 1.
It is at leasl coiir leous in you to say so. ßubver, K. Ch.
Il is cruel in you to go to f'ienna. Id. AI.
ll is fair in you, to taice your own hiaine on your own Shoulders.
Scott, IL R.
Il would have heen very foolish in him lo helierc his niolher's words.
Eliot, Ad. B. 2, 282.
It would have heen foolish in him to make a (/uarrel for a grievance
such as thal. Troll., Pr. Min.
'Ttvill he generous in you, Lydia. Sherid., Riv. H, 3.
It 7Vas very Utile like a gentleman in you to ojfer it.
Troll., Am. Sen.
Il is very good in you, 1 replied, lo allow nie to be wilh you thus.
Boswell, Johns. 1, 2;i7.
Il is very good in your grace to Ihink of me.
Mrs. El. Monlague, Letl.
The Major replied thal it fvas hard in Cleopaira lo require the tvorld
lo be all heart. Dick., Donih.
Il is ueither just nor high min ded in you lo ei'ince so ungracious a
reluctance. Bulwer, AI.
It is honest in you to confess. Dick., Domh.
It seems ijnpertinent in nie to say thal I don'l helieve in ghosls.
Bulwer, K. Ch.
I feel thal is was impertinent in me to express it.
Payn, Whal De Co st Her.
II was improvidenl in him to concenlrale such intensily of feeling
lipon relalions. Trevelyan, Macaul.
1 Ihoughl it would he imprude nl in him lo seilte so early.
Aasten, Emma.
1 think it very impudeut in you to make such a requesl. Mac, Lelt.
Perliaps it is indelicale in me to apply a yeneral remark.
Bulwer, AI.
26*
A{)\ SATTLKR,
U /?<• - // ivou.'d he vcri/ i it c liuj a)t l in its. S/icrii/., lliv. ö, 1.
Johnson Sttiil coni/tUiCt'nl/i/ il ir<is Lind in i/on lo Inkt' il <>//'. and noi
unkind in /liiu lo )>ul il on. Hos/r.. Jo/uis. [, Tis.
It was so l>ind in ijon lo iliink of ihcni. I>n//t>., AI.
Uoiv kind in him lo n'riif! Id. Malt.
It n'oiild hc t'iit/ kind in tjou lo ohserih' oni/ dt'/icifncic's in l/ie diciion.
Pope, Zell,
ll /ras naluro! in L>rd Sinn/io/ir lo hold lliol . . . Athen.
Ue ihom/ht il woultl hc />rojier in /.ndi/ h'lon-nce lo befjin Ihe conversa-
lion. llnl/r.. Mallr.
Il tnit/hl noi In- (/nile rii/hl in nie lo horron^ nuhirij of a slran<ier.
W. 'Vollins. Je:.' D.
Il seenis '(nile sei fish In ine lo visIt lo ndd lo i/onr lobonrs.
/ lolii him how shiihl'i/ ii n'as in him lo ahse/it liiniself.
Au Sien, Emma.
It h/IS heen verij sillij in ine lo be so hajiinj. Iliiliver, Mall.
Stn/iid il was in nie lo delay. Cujil. Taylor, (Jon f. of a 'riuuj.
Il iros eu'lremeli/ n nbeeoiirin 1/ in a sensible man. lo beliave as he did.
Klioi. Ad. B. 2, sr..
It is very iini/e 11 eio n s in yoii lo vieiilion all Ihal yoii kiteir lo iinj
disadvonl'u/e. Allsten, J'r. Pr.
Site seems lo fear ihal ii ironlil seein it ngracious in her lo be absenl.
Payn, K'hal Ue Cost Her.
'Tis innre n nreason ahle in yoii lo objeel lo a lady yoii know iiolh-
iiui II f. 'Sherid., Rio. 2, I.
YiiH ihiiik it is wickelt in nie lo lolk in ihis hrulal way.
Tliack., Neivc.
K helher il be ivise in ns lo inenr odiuni. MacauL, hell.
Il mal/ be irroiuj in ine lo Sjieak lo yoii as freeiy.
//'. Vollins, />/. /.'. 1, ITf,.
// ?/v/.s" very ivroiiy in liini lo make such a requesl.
McCarthy, I). fjuix. 1, (iO.
J'erhaj'S il was wroiuj in Mr. V. lo ojfer lo walk wilh you.
Troll., Am. Seil.
\>c\ uuverk iiizt eil 11 e Ix; 11 spitzen:
It was characl er is lic of him ihal he luimed Deronda for imitalion
aloiiy wilh Ihe Mallingers. Kliol, Ihtn. IK
Il Winild liave beeii iniieli innre be e o in i n ij in ijou if you lind shoirn
soine jirojier feeliiiy. Dick., bomb.
Il woiild be tnoHsTr Oll s in nie if I did nlheririse. Id.
W. Niicli Hti It.st ;nif i vfiii.
Il is a r/real folly of you. Francillon, Slranye ff'alers.
Il 7Vould be Ihe heii/hl of ab sn r ili I ij in u man . . . lo /lublish an edilion
of .Sofihodes. Mac, Jahns. l(i(i.
// woiilil be III eie affeelalioii in nie lo pr elend not lo Lnoio.
Maeau'.. Treeef. 2, IIS.
PRAEPOSITIONSLEHKE. 405
Il's a sorc fanll in mc as l'ni so hot. Iviol, Ad. D. 268.
As't 7verc malicious u/norance in Idm. B. Jonson, Calo 1, l.
/ (hink il's an impertinence in them lo ask in that roaxf.
Troll., Am. Sen.
Thal tvas a rare im pulse in him , niuch as ihe brolhers loved cacli
other. . Eliot, Ad. B. 2, 48.
It wonid he black inyraiilude in me lo hinl ul such a Ihing.
Dick., JJomb.
Indeed, il looks like exlreme vanilij in me, lo ajfecl being a man of
such consequence. Fielding, Jos. A.
XVIII.
in a loud voice, rvilh a (hnid) voice,
mit flaut er) stimme.
Wenn Lucas in seinem wörterbuche unter stimme: mit
lialber stimme, in a low voice, und unter leise: mit leiser
stimme, in a low voice anführt, Deutschbein aber in seiner
grammatik, lektion 65, iL auf ' to speak in a Ion) voice, mit
leiser stimme sprechen' als anglicismus besonders aufmerk-
sam macht, so müsste man nach dem grundsatzc qui lacel
consenlire videtur annehmen, dass der dem Deutschen entspre-
chende ausdruck with a . . . voice entweder gar nicht, oder
wenigstens nicht in der Verbindung a low voice vorkomme.
Nun ergibt sich indessen aus den nachstehenden beispicleu,
dass zum ausdruck des modalen mit aucii im Englischen
with a . . . voice von alters her nicht selten ist, während frei-
lich dem französischen //. haute voix, h voix hasse entsprechend
in a voice als vorherrschend bezeichnet werden muss.
1. in a voice.
Whal nol dressed? he exdaimed, in a voice of impalieni rage.
Buhv., Malir.
The foul ßend haunts Tom in Ute voice of a nighlingale.
Shak., Lr. 3, G, 32.
ISay, sir, Adam Said, in a calmer voice. Eliot, Ad. B. 2, 24.
He begnn lo decUiim, in a clear, sweel voice.
Jejferies, Hodge. 42.
Dcar friends, she said, in a clear but not loud voice.
Eliot, Ad. B. 20.
üpon my word, Said thc old lady, in a deep voice. Id. 3(14.
Is ihut llie Chance you menlioned, he dcmanded in a faullering voice.
Dick., Chr. Car.
He spooke in a firm distincl voice. Eliot, Ad. B. 2, 190.
■1<H) SATTLER,
Indccd. sir. saut M/s. J\)t/sc)\ in a hard voice.
Eliot, Ad. B. 2, u\.
Stop a hit, sir, soid Adam, in n hur d ftcronplonj voice. Id. 2, 10.
Htxrt — killcd! ansivrrcil thr man, in a hoursc, grating voice.
Chamb. Jottrn. I./Ki. Sl. IV29.
1 musi fjo, sfie Said in a hoarse voice. Troll., Am. Scn.
And H'hen da you go lo school, asked kis lords/iip in a kind voice.
Beaconsf., Endym.
ril speak in a monstrons iillle voice. Sliak., Mds. 1, 2, 54.
The clergyman read the Service in a lively, agreeable voice.
Thack., Virg.
Then why did the beggar send for nie, caUed oul General Sir George
Tufio, in a lond and resolute voice. Thack., Nerve.
Herc a wniter arinounces, in a lond voice. Id.
Tkis is a pleasure, Said he, in rather a low voice. Auslen, Emma.
He Said in Italian, and in a low voice. Bulwer, E. Ar.
My dear Paul, said Louisa in a low voice. Dick., Bomb.
Site Said in a low voice: Bless you. Id.
She Said in a very low voice . . . Beaconsf'., Endym.
Speaking .'ilowly, and in a low voice. LI.
God liave mercy on us, he said in a low voice. Eliot, Ad. B. 2, 1 17.
God bless him, said Adam, in a lofv voice. Id. 186.
In a low voice she poured forth her sovi. Id. 231.
One of the walchers said, in a low ßrm voice.
M'Carlhy, Donna Qu. 1, 8.
He stopped the cicerone in her prattle, saying in a low voice.
Thack., Newc.
Mr. Lambert read, in a low voice, a praycr. Id. Virg.
He was speaking in a low bul ahnost angry voice.
Troll., Pr. Min.
He was speaking in a measured and hollow voice.
Beaconsf., Endym.
As she is looking over the letter C in a mtittering voice, she says.
Special. 226.
l'o him in Ihinc own voice. Shak., Tw. 4, 2, 71.
He had said in a quict voice. Thack., Virg.
She spoke i?i a f/uiet, low voice. Eliot, Ad. B. 2, 291.
She Said in rather a sad voice. Id. 295.
And Said in a voice severe. Longf., P.
He spoke in a voice exceedingly so fl and pleasunt. Thack, Newc.
Her ladyshi]! is in a sweel sieep, says the (Äiplain in a very soft
voice. Id. Virg.
Mary, said the man in a slcrn voice. Chamb. Journ.
He sal talking lo them the whole time, in a voice a Utile subdued,
bat audible to everybody. Allsten, Emma.
Teil him, Betty said, in rather a stranger voice.
Eliot, Ad. B. 2, 2:i(i.
He Said to nte in a very sweet voice. Thack., Newc.
PRAEPOSinONSLEIIKE. 107
Il's a Mclliodis prcacitin', auswered Mr. Casson, in a Ircblc aiid whcezij
voice. Elioi, Ad. B. 11.
Monsieur! cried my princcss, in a woundcd voice.
AI! Year 3./4. S]. 512.
2. wilh a . . voice.
No, they said, tvith one voice. Yonge, Hopes and Fears. 2, if32.
0 heaven! cried Harry, wiUi a voice iremhiinr/ with emotion.
Thack., Virg.
Wliat end do you propose lo scrve, askcd Miss H. willi agitated
voice. Chamh. Journ.
Slie Said witJi a cliildisli sobhing voice, Don'l iaik lo me so.
Eliol, Ad. B. 214.
No, said Adam, tviili a convulsed voice. Id. 2, 14.
TVitli a faltering voice I asked him. Warren, Biar.
Then with a grim and sttrly voice, lie hid tliem awake.
Bunyan, P. P.
You See wliat I came lo, lie says, willi a Iiearl — hroken voice.
Tliack., Nerve.
Thongh llwy cry in mine ears witli a loud voice, yet will 1 not hear
l/iem. Ezekiel 8, IS.'
Festus said willi a loud voice, Paul, lliou arl beside ihysclf.
Acts 20, 24.
And slie spake out with a loud voice. Sl. Luke 1, 42.
Tlie unclean spiril cried out with a loud voice. Id. 4, :i3.
And one of thcm lurncd back, and wilh a loud voice glorificd God.
Id. 17, 15.
IVhcn Jesus had cried with a loud voice. Id. 2:5, 20.
About ihe ninth honr .fesus cried wilh a loud voice.
St. Mallh. 27, 4ü.
And al ihe ninlh hour Jesus cried willi a loud voice.
St. Mark. 15, 34.
1 read them a porlion of ihe Service with a loud unajfecled voice.
Groldsm., Vic.
üpon ivhich, wilh a loud voice, he bid ihe poslilion stop. Id.
InsuUing chancc ne'er called wilh loud er voice on swelling morlals
lo be proud no more. Johns., Rarnbl. ICO.
Steward! cried Pickersgill, wilh a loud voice. Marryat, Cutters,
üpon which Mr. Jack, with a loud voice, chosc lo make rcmarks.
Thack., Virg.
So now he repealed his order lo her, fvilh a voice uninlentionally
loud. Troll., Pr. Min.
He said with pale Ups and a low hurried voice.
Eliot, Ad. B. 2, 156.
' Wie überhiiupt in der älteren spräche, so findet sich im 'Book
of Coiumoü Prayer' regelmässig: ihe Minister shall read wilh a loud
voice, with an audible voice.
40S SAITLEK, l'RARPOSTTIONSLEHRE.
My ijood !/(>ii/itj friciiil. criid l/w i'olonel iviili a trcmhling voicc.
Thack.. Neivc.
Slay a Utile, crial t/ic coun'i'ss, ivith a irembling voice. Id.
Yt'S, sir, He'.ly ansivcrcd, tvilli a trcmiil otis , alinosl whispering voicc.
Eliot, Ad. B. \T.\.
Hc ivoke, hc rose, he spread /li.i arws abroad Cryiiuj ivith a loud voicc
'a sail, a sail! Tennyson, E. Ardcn.
I think yoH must he Lockrvood, .said Harry, tvil/i ratlier a Iremulous
voice. Thack., Virg.
3. in (witli) a . . . tone.
In äbnlu'lier weise findet sicli auch neben in a . . lunc —
Lucas: to <;pe(tk in a Ion- tone of voicc, leise spredien, mit
i^eiläuipfter stimme sprechen — with a . . tone, im j;anzen
jedoch wol verhältnissniässig seltener.
Wenige beispiele, zumeist aus Eliot, Adam Hede, niöj^cn
liier noch eine stelle finden.
He Said in a high sharp lone. 2, 10.
So, Said Adam, in an abrupt decided tone. 25.
]tc talked to her even in a inore caressing tone. 'A'2.
Von liave ttothing ou your mind, I asked in a gentle lone.
If'arren, Diary 1, 1.
1 was nfrnid, 1 should have missed yon, 1 said, in a kind lone. Id.
He Said, tvon'l you hang on my arm, in a pl eading lone. A. B. 91.
Is she dead? he asked in a low tone. 147.
i'oH ivant to speak to me, hc said in that low, consirainedly t/uict
tone. \'ih.
Saying, in a //uict bul decided tone. 102.
/ inqnired in a respectful tone. Warren, Diary 1, cap. I.
He Said, in a more suhdxied lone. A. B. 181.
Teil Ihem, im gone, he said, in a nLuffled tone of agitalion. 207.
Dinah spoke again, in a tone niadc stronger by irrrcpressiblc emotion. 21 1.
Al last Hetty spoke, in a lone of beseeching. 215.
She then spoke hnrriedly in a louder, pleadiny tone. 217.
fVell, lad, said Ihirtle, in a gcnlle tone. 227.
Dill ever anybody sce thc Uke? she said 7vith a suddcnly Iowered
tone. 1, :U»4.
Ay, man, Said Bartle, with a tone of sarcaslic consolation. 2, 0'.».
/ might whispcr,
Thought wiih Icss sweet a tone, your mcssage to liim.
Biüwcr, Dnchcss de la Fall, '.i, 'i.
Bremen. ' W. Satiler.
ZUM EXODUS.
Meines eraclitens hat mau bisher die bedcutuug der soge-
nanuteu episodc, v. 362 — 445, so wenig lichtig erkannt, dass
man schliesslich zu dem beliebten und allerdings sehr bequemen
mittel grilf, sich ihrer ganz zu entledigen, indem mau sie kurz-
weg für eine interpolation erklärte.'
Die stelle steht aber in der innigsten beziehung zu dem
vorausgehenden: der dichter motiviert in ihr die menge der
durch das rote meer ziehenden Juden und zeigt zugleich das ziel
ihrer fahrt. Von v. olO an wird der zug der Juden geschil-
dert, und nachdem der schaaren Juda's, Ruben's und Siraon's
im einzelnen ausführlich gedacht ist, heisst es v. 346: Mcrgen
fort5 gewät, pä pihr folcnuc^en for cefler dictum und hernach
V. 351: cymi ceffer cymie, unmittelbar darauf folgt eine bis jetzt,
so viel ich weiss, nicht erklärte stelle: cü<5e (rghwUc ma'ghurga
rillt, sivä him Moses bedd, eorla (C(5elo. Dieses recht der mag-
schaften, das jedem stamme bekannt war, so wie es ihnen
Moses verkündet hatte, war der anspruch auf das von Gott
ihnen verheissene Kanaan; und ich glaube daher, dass in den
Schlussworten dieser stelle statt (vbeio (('bei (das Ja für ebel sich
auch geschrieben findet) zu lesen ist, also der männer heimat.
In solchem glauben zog das beer getrost. Nun folgt die motivie-
ruug, indem der dichter fortfährt; JJ/m rv(es an fmder d. h. sie
hatten einen einzigen Stammvater (das war nändich Abraham),
der, heisst es weiter, landrihl ^epah, d. h. das recht auf das
land sc. Kanaan. In der sogen, episode wird nun vom dichter
zunächst die gemeinsame abstammuug der Juden von Abraham
gezeigt, dessen vater 'der neunte von Xoah an war' (v. 378),
' Wie dies noch kürzlich in der bonner dissertatiun von H. Bai
Der Dichter Caedmon und seine Werke, geschehen ist.
\ 1 0 F.HER r, /UM Exonus.
und ihre irrossc zahl erklärt. Als Ahrnhnni u;iinlieh seine treue
^e^en (Jott auch ilureh die sehiirfste probe, die liiiig'ahe seines
sohncs zum opfer, bestanden, wurde ihm der segen des herrn:
/j(r( pines ctjnnrs and cneöfrmd^a randwi^gendra rhu nc cunnoii
ijide ofer enri^an ealle crcpflc lo gc^ecgennr so^um irnrdum u. s. w.
V. V^A tV. und diese Abraham gewordene verheissung- endigt mit
der andern, dass jene zahlreichen nachkommen Kanaan be-
sitzen sollen, V. 442 — 45: ac hie gesi/f/td he sd'm Uvcönum öö
Egypie ingependc bind Cananca, leöde Jnne, frcöhearn fceder,
f'iilcn scio.s't (was nur eine paraplirase von Gen. kap. 22, v. 17
ist: possidehit seinen fuum porlas in'ünicorwn suorum). Mit diesen
Worten schliesst zugleich die sogen, cpisode, die in der tat gar
keine ist, vielmehr ein duichaus integrierender teil des Werkes.
Wenn das opfer Abraham's so ausführlich erzählt wird, so ist
das durch die bedeutung, welche hier der Abraham gewordene
scgen hat, wol motiviert. Auch dass der dichter die stelle
mit Noah's seefahrt beginnt, hat weiter keinen zweck, als in
jioetischer form diesen ahnhcrrn Ai)raham's einzuführen, um
des letzteren abstammung nachzuweisen. Die lücke, welche
nach V. 440 in der handscbrift sich lindet, hat offenbar mit der
sogen. Cjjisodc gar nichts zu tun; sie wird nur eine darstellung
der Verfolgung der Aegypter enthalten haben, die in dem uns
crhaltnen texte fehlt, da das nach der lücke folgende mit der
flucht der Aegypter beginnt.
Leipzig. Adolf Ehert.
IST KOENIG AELFREI) DER VERFASSER
DER ALLITERIERENDEN UEBERTRAGUNG
DER METRA DES BOETIUS?
Bekauiitlich knüpft sich die entstehung der literaviscben
angelsächsischen prosa an den namcn könig Aelfred's. Mag
auch die missionstätigkeit der angelsächsischen geistlichen ohne
zweifei manche jetzt der Vergessenheit anheimgefallene blute der
beredsandceit eniporgetriehen haben, mag auch in den Witena
Gemots einfluss und beredsamkeit von jeher band in band ge-
gangen sein, so bleibt diesem könig doch das verdienst, der erste
gewesen zu sein, der seinem volke muster eines klaren, popu-
lären prosastils sichtbar vor augcn führte. Wenn man die be-
deutende ausdehnung seiner arbeiten in dieser richtung über-
schaut ■ — bedeutend auch nach dem sichtenden processe, wel-
chem die moderne kritik den von alter zeit her überlieferten
katalog seiner Schriften unterworfen hat — , so möchte es
scheinen, dass der könig selbst sich seiner stärke als Prosa-
schriftsteller bewusst war. Immerhin jedoch würde damit die
möglichkeit eines gelegentlichen streifzuges auf das gebiet der
poesie sehr wol vereinbar sein. Asser berichtet uns ja, dass Ael-
fred als kuabe für die vaterländische dichtkunst sehr empfäng-
lich war und manches lied auswendig wusste. Ohne auf die
mit seinem namen wirklich in Verbindung gesetzten poetischen
denkmäler bezug zu nehmen, Hesse sich sehr wol denken, dass
er sich diese begeisterung bis in das reife manncsalter erhal-
ten habe, und dadurch angeregt, hier und da selbst als dichter
aufgetreten sei.
So gibt es in der tat, von unsicheren fällen abgesehen,
zwei unbestreitbare beispiele dieser art. Am Schlüsse seiner
prosavorrede zur Übersetzung der Cura Fastoralis findet mau
11 "2 II ART. MANN,
einen alliterierenden piohiü' von 10 Zeilen, nnd den sehluss
des iiesamniten werkes bildet ein ebenfalls in stal)reinicn gc-
sebiiebeuer epilog von 80 zeilen. Allcrdini;s muss man nun zu-
irebeii, dass eine eigentiielie dichternatuv uns aus dieseu verscn
iiiebt entg:ej::entritt. Das poetiscbe darin bescbränkt sieh auf
das alliterierende versniaass, und auch dies fällt durebaus nicht
unter den klassischen typus. Der hcrausgeber des 'llirdcboc'
ist daher nicht übertrieben streng, wenn er die fraglichen verse
als 'dogyerel lines' charakterisiert.*
Auffallender muss es freilich auf den ersten blick er-
seheinen, des königs namen au der spitze eines so umfäng-
lichen Werkes zu finden, wie die alliterierende Übertragung
der Metra des Boetius. AVird ihm dieselbe mit recht zuge-
schrieben, oder gehört sie in eine spätere zeit? Diese frage
soll auf den folgenden selten behandelt werden.
Was erstlich die äussere Überlieferung der Metra anbetritVt,
so ist darüber folgendes zu bemerken. Die alte pcrgament-
handschrift, die man als Cott. Otho A. () zu bezeichnen pflegt,
und die nach Wanley 'vivoile Alfredo nut saltem paulo posl' i^c-
schrieben ist-, enthält die Aclfrcd'sche l)carbeitung von Boetius'
werk mit der bearbeitung der Metra in stabreim, während die
B<»dlcianische liandschrift NE, C 8, 11, welche nach Wanley's
angäbe aus dem anf!\nge des 12. Jahrhunderts stammt, die Metra
nur in prosaischer bearbeitung enthält. In der prosaischen vor-
rede, welche an der spitze des gesanimten wcrkes in beiden
handschriftcn steht, wird ausdrücklich künig Aelfred als Ver-
fasser der allitericreudcn Übertragung bezeichnet.
Werfen wir jetzt einen blick auf die über unsere frage
bisher zum ausdruck gelangten ansichten. In älterer zeit dachte
nicnuind daran, das werk dem königc abzusprechen. So sagt
liawlinson'', der erste herausgcl)er, in seiner vorrede:
'neque mihi sane dubiura (luin utraiiue ista Bocthianonmi cariuininn
vcrsii) ab eodem prodierit Aelfredo, prior cum advcrsis presaus sen-
sum dumtaxat auctoris exprimcre «atis habcret, posterior autem, cum
' Sweet, in seiner ausgäbe von Aeifred's Pastoral Gare, s. 473.
^ Wanl. Catal. etc. Oxon. 1705 s. 217. Ueber die Schicksale dieser hs.
Vf,'l. Fox'h ausgäbe von Aeifred's Boetius, London i8li4, s. III— IV.
•' lioethii de consnlai'utnc j^kHosopIdac libros V anglo-saxonice rcdditos
ab Aelfredo inclyto Anglu-Saxonum lege ad apographum Junianum ex-
pressos edidit Christoph. Kawlinson, Oxon. 1098 (vorrede s. II).
METRA DES P.OETIUS. 413
otiHiu poste.i nactus de poetica parte poetice qualitercunque reddenda
cügitaret'.
Und weiter bemerkt er über den charakter dieser Übertragung:
'De poeseos huius indole ac genio haud aliud in praesentia habeo
quod dicaui, quam quod colorem quendam habeat a vulgaii ac soluto
sermone insigniter discrepauteiu; quanquaui ad v\;<og Caediuonianum
haudquaquaui adsurgat'.
H ick es' machte die waiirnehmimg, dass der stil der alliterie-
reuden metra oft nicht im geringsten vom gewöhnlichen prosa-
stile al)weiclie, drückte aber keinerlei zweiiel über die Ver-
fasserschaft des köuigs aus. Wanley- in seinem Catalogus
schliesst sich au Rawlinsou an. Denn er widerholt die oben
zuerst angezogenen worte desselben und führt sie mit folgen-
der bemerkung ein:
'Utranique metroruiu Latiuorum versioneui tuto AcItVedo regi posse
adscribi arbitratur (seil, liawlinson), cuius quideui rei dii'licultateui sie
argiitissime solvit',
und nun folgen die citicrten worte. Sharon Turner'' drückt
sich über den stil der alliterierenden metia ähnlich aus wie
Hickes, bestreitet aber deswegen ebenso wenig die Verfasser-
schaft des königs. Das gleiche gilt von Con ybeare-*, der die
grosse cinfachheit der diction durch ein bewusstes streben
seitens des königs zu erklären sucht, so klar als möglich zu
schreiben. Cardale^ bemerkt in der vorrede zu seiner aus-
gäbe der Aelfred'sclien prosaübcrtraguug des Boetius, in deren
anhaug er eines der metra mitteilt:
'The poetical versions of the metra were a subsequent work, under-
takeii, doubtless in tiuies of greatcr tranquiliity and leisuie.'
Ebenso wenig hatte Fox'', der zweite herausgeber der metrischen
Übertragung-, irgend welciie zweifei über den Verfasser:
' Uickebii Ihesaurus ling. seplenl. Oxou. 1795, 1 s. 177 — 7S.
* A. a. o. s. 85.
3 Sil. 'l'urner, Hislory of llte Anylo-Saxons from tlie earliest tiuies
to the Norman eouquest, 170!». Pariser ausgäbe von 1840, II s. (i5.
^ lUuslralions of Anglo-Saxou poeinj, ed. by ('onybeare, Loudou
1820, 8. 258—59.
* Kiug Alfred's Aiu/lo-Saxon Version of Boetfiius de Conso/a(io/ie
P/ii/osophiac with an Englisli translatiun aud iiotcs by Cardale. London
1829. (.Jak. CJriium in seiner anzeige dieses werkes, Gütt. (iel. Anz. 18;{:i,
s. 1587, bedauert, dass Cardale die Metra uicht mitgeteilt haiie, die doch
ein wichtiger teil von könig Aelfred's werke seien.).
'• King Alfnul'« Anylo-Saxon Version of llie me/res of Itoelliins
with an Englisli liaiisialiou and notes by the lit-v. S. Fo.\, London 1835.
1 1 \ HARTMANN,
■WluMi tlu' kiuü; h;ul overourno tlic clitliculties wliicli besot hiiu, he
rediu-eil tlie traiislation nf tlio iiu'tros to tliut tonn in wliicli tl\ov liave
boiMi banded ilowii to us, bein^ at once a momiment of loyal iiidustry
aud a pure specimen of the poetry of the Auglo-Saxons'. (!)
Edwiu G liest' hetrachtet die Verfasserschaft des königs als
sicher, bemerkt aber zugleich:
'Alfred's versitioation shows poorly beside that of Caediuon. He socuis
fo have had little niore eoiiimand ovcr bis rliythni tlian some <»f our
iuo»iorn poets".
Auch Arend-, in seiner Geschichte der angelsächsischen Litera-
tur, schliesst sich der hergebiachteu nieinung an:
'zeker is het, dat /.ij (i.e. de vertaiing der Metra) cene eclile proeve
van Angel-Saksiöclie (liclitkunst aanbiedt, en, gt'üjk troiiwons de
bewerkinj^ van den •^ebeelcn Iioethius, con heerlijk f^cdeiiktecken
is van kuninfj;lijken ijver en unverpoosde vlijt. Zij kenuierkt overal
den echt wijsgeerigen en verliebten geest, welke den edelen vorat
bezielde'.
In dem nändichen jähre aber, in welchem dies letzt er-
wähnte werk verütlentlicht wurde, erklärte sich Thomas
Wrif^ht' in entschiedener weise gegen die authenticität der
angelsächsischen Metra. Dieser brachte im wesentlichen drei
arguniente dagegen voi: 1. der Verfasser ]>egeht den groben
fehler, dass er drei nietra zu versiiicieren unterlässt, weil sie
in könig Aelfred's prosaiibertragung nicht durch die gewöhn-
liche formel eingeführt wurden; 2. die metra sind ausserordent-
lich schwach vom dichterischen Standpunkte aus; 3. der Ver-
fasser hat eine höchst mangelhafte kenntniss des klassischen
altertums und begeht fehler selbst da, wo Aelfred das rich-
tige hat. Auf grund dieser drei arguniente bestreitet Wright
die verfasserschalt des königs. Nach ihm gehören die metra
Wideraufgelegt in Bohn's Anti(|. Lib. London islil (Prt'fuce). . Ein ano-
nymer recensent von Fox's Boetius im Gcnllemuu's Mufiazine, London
ls:5.'), 8. 49, sagt: Alfred's poctical versiou of the uietres waa a sub-
se(|uent work. 'i'he introduction originally prefixed to the Gott. ms. and
tberefore pro])erly given by Mr. Fox, is evidently not the production of
Alfred himself. 'l'hese lines are, however, an additional proof, ilany were
waiiting, that our glorious king Alfred was the translator oi Boethius
and the authc^r of the metrical Version.
' E. (Juest, Hisl. of Eiufl. HItyllmis, London isijs, II, s. .')(» ft'.
•^ .L r. Arend, i'roeve cencr f/escitiedeitis der diclilkunsl en fraaije
letlcren oitder de Anyet-Saksen, Amsterdam 1842, s. SO.
^ 'l'li. Wright, JJiof/rap/tia llritanicn Lileraria, AiigU»-Sa.\.on-J^eriod,
Lomluii \s\2, H. [»<; -07, 40(1 l();j.
METRA DES BOETIUS. 415
irgend einem unbekannten dicbterlin^- des zehnten Jahrhun-
derts au.
Seitdem sind die ansichten der gelehrten über diese frage
geteilt gewesen. Verschiedene traten Tiionias AN'right bei. So
Pauli', der allerdings kein neues argument vorbringt. Ebenso
Weiss-; dieser hat eine zu hohe meinung vom könige, als
dass er ihn sich als Verfasser der metra denken könnte. Ohne
zu bestreiten, dass die metra vom könige in versform umgesetzt
worden sind, erklärt er doch nachdrücklich, dass diejenigen
metra, welche uns erhalten sind, auf keinen lall von ihm her-
rühren können. Aehnlich spricht sich Bouterwek' aus. Auch
G. Guizot* bestreitet sehr entschieden die verfas.serschaft des
köuigs, widerhült aber im gründe nur die einwände Wright's.
Auch Morley^ schliesst sich den genannten an, ohne iudess
etwas neues vorbringen zu können. Wülcker'' erklärte sich
gelegentlich für die Wright'sche ansieht. Kieger' hält die
metra für das werk irgend eines späteren Verfassers.
Andere erklären sich nicht bestimnd für oder gegen. So
Ettmüller^, der sich darauf beschränkt zu sagen, dass die
alliterierende bearbeitmig der metra dem könig zugeschrieben
wird. Auch Hammerich'-' scheint über die frage nicht in's
reine gekommen zu sein.
Andererseits fehlt es nicht an solchen, die trotz Wright
Aelfred's ansprüche auf das in rede stehende werk weiter ver-
treten haben. So M. Tupper'**, Verfasser einer gereimten neu-
englischen Übersetzung der metra. Tupper verdient besondere
' Pauli, Alfred der Grosse, Berlin 1851, s. 22.'j— 2ü.
- Weiss, Geschichte Alfred' s d. Gr., Schaff hausen 1852, s. 212.
^ Caedmon, lierausg. von Bouterwek, Gütersloh 1854, pref. s. XLIX.
* G. Guizot, Alfred le Grand, 2'' ed. Paris 180:5, s. 2ü5— 2ü(i.
'•> Morley, Enylish IVrilers, London 1807, I, s. 4(l(».
'• \^\. Paul und Braune's Beiiräge z.fj. d.d.sp. I, 1874, s. 241 aniu.
" Kieger, All- und Atigelsächs. rerskunsl, Halle 1N7(), s. ;{2 — 35.
•* Kttniiiller, Handbuch der Deulsclieii. Lileraturf/eschich/e etc., Leipzij^
1847, s. 145.
'•' Hammerich, De episk-krisle/iye oldkrad hos de gotiske folli, KjöIksu-
havn 187.}, s. !)().
'" King Alfreds Poems now first tmued into English Metrc^s by
M. F. Tupper, London 1850. Wider abgedruckt in der sogen. 'Jubilee
Edition' von AellVed's werken, T^ondon ls5s, 1, s. 158 - 24!» und in Fo.v's
ausgäbe des Boetius, London lsi)4, s. 2G.'i — 'S'o'l.
41G IIARIMANK,
eiwäbuuui: als ein bewuudeicr des ilicbterischeii wertes der
inefvn, wobei es allcrding:s tVaiclieb ist, ob er, unter dem ein-
tiusse einer art von selbsttäuscbunj;- stehend, nicht sowol das
oriirinal als seine eigene iibertra^unu bcnvnndert. In bezuj;- auf"
die iVa^liche autbeuticität bemerkt er: '7/ maij be iiwre learned
/o (hndit, bul il is far innre sensible lo be/ieve'. Dietrich'
citieit widerholt könig AellVed als den Verfasser der metra, bat
Jedoch, wie es scheint, niemals die t"raf::e eingehender unter-
sucht. Grein- druckt die metra als Aelfred's werk ab. Die
zehn einleitenden verse schreibt er einem andern Verfasser /u,
erbebt jedoch keinerlei zweifei darüber, dass die metra selbst
vou Aelfred herrühren. Sweet'' sieht sie ebenfalls als AellVe-
disch au, ohne indess VVri<;bt's einwänden entgegenzutreten.
Ten Brink^ endlich erklärt sich entschieden zu gunsteu der
autbeuticität. Wenngleich indess es nach seinen äusserungeu
nicht unwahrscheinlich ist, dass Wright's Standpunkt aufzu-
geben ist, so hat er doch nicht alle Schwierigkeiten aus dem
wege geräumt. Ueber einen wichtigen punkt spricht er nur
andeutungsweise, und ein argument des englischen krilikers,
bei weitem nicht das geringste, berücksichtigt er überhaui)t gar
nicht. Kurz, auch nach ten Brink kann die frage durchaus
noch nicht als entschieden betrachtet werden. Dieselbe soll
daher in den folgenden seifen einer eingehenden Untersuchung
unterzogen werden.
In anbetracht des umstandes, dass alle sjiäteren einwände
und Zweifel auf die Wright'sche kritik von 1842 zurückgehen,
und seitdem nichts wesentlich neues vorgebracht worden ist,
wird der natürlichste weg der Untersuchung der sein, Wright's
argumeute sorgfältig nach einander zu prüfen. Nachdem ich
dieselben auf ihren wahren wert zuriudigefüiirt habe, gedenke
ich die authenticität der metra noch durch einige andere er-
' Il:iupt'ä Zeifscliiifr t. il. A. ls.');(, s. 2IS— 21!t. Aiit/bt-Saxouica {um-
vorsitätöprogramui von iM;irliuif() Is.'jj, s. VI. Nit'dnei's Zeilschri/'l für
liisl. llu-oL WA), 8. 2;il.
■^ <Jrcin'8 Bibl. d. (((js. Poesie etc. 11. Ijd. Te.xt II. (Jöttingen 1S58,
ß. 2y5 :<:t'.), ». 112 41:5.
^ Sweet, (Jliaraclerislics <>/ ays. poelry, in »idii 2. huiide (l(!r neuen
auHgub(5 von Warton's IliHloiy of Engl, l'oetry. London 1*>7I, a. S.
* ten Blink, Gesc/iie/i(e der eiif/liseiieii Lilerulnr I. I)d. lierlin 1^77,
M. liMi Itrj.
METRA DES BOE TILTS. 4 J 7
wä-ungen ausser zweifei zu stelleu. Der I)e(iueniliehkeit halber
bezeichne ich die lateinischen metra mit A, die augelsächsische
l)rosaiibertiagung derselben mit B, uud die alliterierende Über-
tragung mit C.i
Doch vor allem ist der hier uud ila auftretende Irrtum zu
beseitigen, dass C auf A beruhe, dass der augelsächs. dichter,
wer immer es gewesen sein mag, den Intein. text der metra
vor sich gehabt hätte, als er seine Zeilen schrieb. Auf grund
einer derartigen anschauung sprechen Turner'^, Conyl)eare^,
Tupper^ von der grossen freiheit, die der Verfasser von C
sich bei der behandlung der lateinischen metra des Boetius
gestattet hätte. Auch Grein ^ scheint dieser anschauung gehul-
digt ZU haben. Wenigstens vergleicht er C mit A und lind et
dabei, dass neun lat. metra von A in C fehlen. Giein's an-
sieht hierüber lässt sich nicht mit absoluter Sicherheit feststellen,
indess könnte jemand aus seinen Worten sehr wol entnehmen^
dass der Verfasser von C bei seiner arbeit A vor sich hatte,'
und neun metra, sei es mit oder ohne absieht, ausliess. Dies
würde indess eine irrige Vorstellung sein. Ich habe diese frage
eingehend gei)rüft und kann daher mit Sicherheit behaupten,
dass der Verfasser von C sich niemals die mühe nahm, das lat!
original aufzuschlagen, dass er ausschliesslich nach B arbeitete.«
Die ähnlichkeit zwischen C und B ist so schlagend, als mög-
lich. Nicht nur folgt 0, mit einigen sehr unbedeutenden aus-
nahmen, getreu dem gedankengange so wie er in B vorliegt,
» Leider f?ibt es keine ^enaiio IteHcliieilniiif? der lis. Coti. Otho A. (i.
Einige punkte würden vieileiclit schon dur<-li den eharakter dersell.en
zu entscheiden sein. Ol. die aj^s. flössen in der lat. C. C. C. (!. hs. des
Boetius irgend welchen be/.ug zu Aelfred's werk haben, ist noeii nicht
untersucht. Wanley sagt a. a. o. s. läl : 'In eo haben/tu- A. M. Boelhiilibri
de ConsoL Philos. Priinns el pars lihri secundi tum in texlu quam in
margine glossatur Saxouice'.
^ A. a. o. s. (50.
3 A. a. o. s. 2.59.
" Jubilee Edition of King Alfred's Works, I, s. 179.
^ A. a. o. s. 4i;(.
^ Dies ist allerdings schon von Th. Wright bemerkt worden, a.a.O. s. 57,
doch nicht mit dem nötigen naclidruck: 'The melra are lillle more than
a transposilion of ihe words of Alfreds oivn prose, wilh here and there
a fnv additions and ullerations lo niake alliti-ralion'. Ks war nötig, diesen
punkt gleich am eingange der untersucliung klar zu stellen.
Aiiglia, V. band. «-
418 IIAKTMAN'X,
soiuloin CS liehält aueli, so weit als dies iibcrlmu])! mit der
uatiir der alliteiafioii AOiciiibar ist, die woitc und weuduiigen
\i>n r> l»ei. Wo iiuiner sich in C Zusätze tindeu, die in der
reiiel unbedeutend sind und meist einen rein ausfüllenden
Charakter haben, sind sie niemals, in keinem einzigen bei-
spiele, aus A entlehnt, ja sie sind nicht einmal indirekt durch
A hervoriieruf'en. Nur wenige Zeilen in C finden keinen ent-
si)rcchenden text in B. Hier sei iudess einer möglichen fal-
schen auftassung A'orgebeugt. Der ags. umdichter verfuhr nicht
so mechanisch, dnss er sich bei seiner arbeit ausschliesslich
darauf Iteschränkte, ii zu lesen. Wenn man aus einigen stellen
einen schluss ziehen darf, so las er die ganze ags. luosaüber-
tragung durch, ehe er sich an die alliterierende umdichtung
der Metra mnchte. Diese stellen sind "iO, j,-_gj(:
swelcum he ;tn'or
on liis Iif(la3;iiai jelicost w.-ps,
welche wortc auf der \orhergehenden pidsa Übertragung be-
ruhen, und T), 14^45:
jnef. liit SCO Gcc no niot iim.au geondsctnan
suiine für ]'a;m sweartiuu niistiiui, au- pa3iu In jeswitSrad woor^ion,
auch diese verse hal)eu ihre (juelle in den Schlusssätzen der
vorhergehenden jirosa.
Nachdem so die wirkliche grundlage von (J festgestellt ist,
hat es durchaus nichts überraschendes, wenn sechs verschiedene
metra des Boetius, welche Aclfred in B ausliess — ich brauche
hier nicht zu untersuchen aus welchen gründen — , wenn diese
metra. auch in C fehlen: 1,3.4. ^ji- •'>?!• 3- i- Diese auslassungeu
sind ohne irgend welche bedeutung für unsere frage.
Nach diesen Vorbemerkungen untersuche ich zuerst den be-
weis Wright's, welchen ich als den gewichtigsten betrachte: der
umstand nändich , dass der umdichter drei verschiedene metra
(I, „. n, j. IV, 7), die ihren gebührenden platz in Aelfred's jjrosa-
üljcrtragung hatten, vollständig ausgelassen hat. Nach Wright
hätte der Verfasser von C dieselben aus reiner nachlässigkeit
übersehen, weil er in der ))rosa Aelfred's an ilirer spitze nicht
die f(u*mel fand, durch welche ein metruni in der regel einge-
leitet wird.
nichtig ist allerdings, wie Wright sagt, dass Aelfred in
seiner j)rosa die Übersetzung eines metrums gewrdiidich durch
eine gewisse forincl einführt. Ja noch mehr! In den meisten
METRA DES P.OETIUS. 419
fallen ist niclit nur eine derartige einleitende forme! vorhanden,
sondern der Verfasser charakterisiert auch in der regel jedes
nietruni, unmittelbar nachdem er es gegeben hat, als 'leoti',
einmal als ' fijtte', so dass dasselbe, von diesen zwei stehenden
formein so zu sagen eingerahmt, sehr leicht erkenn l)ar wird.
Die einleitende formel ist:
'öa onjan he sin;i;an (ancli jiddian oder jliowiaii) and eins c\va>5';
die Schlussformel lautet:
'^a se Wisdom fia V>\^ leo'Ö asnnjen hfefde, ?>a otc.
Beide diese formein werden bei den folgenden metren gebraucht:
1)1- i-.-.- I'i 4- 5- ()• -• S- III) l- 2- 3- 4- 5- (;• :• ()• 10- I-2- I *^7 2- 4- r,- ti- ^ i 'l- hi
d. h. also in 24 fällen von 1^0.' Nur die einleitende formel
wird gebraucht: II,... III. ^.,|. IV, j. 3. Weder die eine noch die
andere kommt vor: I, ,]. 7. 11,2- IV, 7.'-
Wenn man nun bedenkt, dass Aelfred seinem lateinischen
texte durchweg sehr frei gegenübersteht, so Hesse sich sehr wol
fragen, ob er iiberhau])t die absieht hatte, diese vier metra in
seine version als metra aufzunehmen, oder ob er es nicht lieber
vorzog, aus irgend welchem gründe, sie nur seiner eigentlichen
prosa einzuverleiben. Das weglassen beider formein scheint für
diese auffassung zu s})]-echen. Indess ist dieselbe kaum anwend-
bar auf Metrum 1, 7. Ich will keinen besonderen wert darauf
legen, dass sich die bearbeitung- dieses metrums in ihrem ganzen
tone von dem eigentlichen i)rosatcxte abhebt und sich dadurch
als metrum kennzeichnet. Allerdings findet man an seiner
spitze nicht die gewöhnliche formel, indess scheinen die un-
mittelbar vorhergehenden sätze sehr dafür zu sprechen , dass
wir es hier mit einem metrum zu tun haben. Nachdem näm-
lich die Philosophie zuvor von dem nebel gesjjrochen, welcher
das geistige äuge verdunkelt, fährt sie fort:
'ac ic hie sceal ?erest getSiunian, Vi?et ic sitS^an ciy e?i nueje ^;l>t. sofie
leoht on Öe jebrinjan',
was nur bedeuten kann: Ehe die philosophische belehrung, wie
sie in der vorhergehenden prosa gegeben worden ist, in dem
' Ich sage 30, nicht 31. Denn was uian zuweilen das erste metrum
nennt, ist weiter nichts als die historische oinUitung zu dem ganzen
werke.
^ Es ist nicht korrekt, wenn Wright (1. c. s. li»3) mit hezug auf die
metra I, c- n,o. IV, 7 angibt: 'In Ikese ihree instances only lie has omiitcd
llml expression in Ibe ]>rosetu'i'S}on, ivliicli led ihe ivriler of Ihe mclrical
i^ersion to over/ook I/k'iii eiilirch/ .
27*
■l'JO HARIMANX,
nächsten buche mit vorteil fortgesetzt werden kann, nuiss der
das geistige äuge veidunkehule nebel beseitigt werden. Dies
geschieht durch das nictruni.
Die nietra liaben im allgemeinen keinen |)hilos<»j»liischen
inlialt, sondern bilden gewissevmassen ruhepunktc nacli den ab-
strakten erörteruugeu der ])rosa. Andererseits wird das in trage
stehende stück von AeltVcd alleidings niciit als '/('i)<)' bezeichnet,
doch lolgt unmitteil»ar daraul" eine wendung, welche sich eben-
falls mehr als ein mal nach iler Übertragung eines metrums
lindet:
'i^a ^eswijode se Wisdoiu anc lytle hwile'.
Diese wendung wird, sei es in derselben form, sei es mit einer
geringen änderung, nach den folgenden metris gebraucht, und
zwar nur in diesen fällen: II,,;. III, |. IV,4.r,. V,.2. Dies scheint
ziemlich deutlich darauf hin zu weisen, dass der könig selbst
von vornherein diesen teil des textes als ein metrum angesehen
wissen wollte.
A\'ie ist nun al)ei' das nichtVorhandensein der drei anderen
metra I,,;. U, ,. IV, 7 in C zu beurteilen? Zuerst entsteht hier
die frage, ob diese auslassung nicht \ iel mehr auf rechnung des
Schreibers als auf die des Verfassers von C zu setzen ist. Dass
wir es hier nicht mit dem muster eines Schreibers zu tun haben,
geht daraus hervor, dass er olfenbar aus reiner naeblüssigkeit
den grössten teil des 23. metrums ausgelassen hat. Obgleich
dies eine unzweifelhafte tatsache ist, so scheint sie doch noch
niemandem aufgefallen zu sein. Denn die herausgeber der metra,
Kawlinson, Fox und (uein, drucken das fragliche stück, (dme
irgendwie anzugeben, dass es ein fragmcnt ist, und aus der
Übertragung 'ruj»j)er's sieht mau, dass er es ebenfalls nicht be-
merkt hat. i\lan braucht aber nur v. 7 — 9 zu lesen:
VVe .sciilon [^cali jita iiiid öotlos fylste
culdiiiü ainl leasiiiii |>iiiiio iii;^e|'onc
littan liispi'lliiiii clc.
und (hiiuit die eiitsjirochenden worte der j)i-osaül)ertragung zu
vergleichen (XXXV, ,j):
'\ve sciilou ^at of Pallium li-asniu .spcllnni 1^0 sum bispoll reccan'.
Diese worte bestehcu niciit für sich selbst, sondern dienen nur
dazu, die unmittelbar darauffolgende geschichte von Orpheus
und Eurydice einzufühlen. Und am ende des ganzen linden
sich die uorle:
METKA DES BOETIUS. 421
'(5a SC Wiödüiu öa ^Jis leuö swiöo lustb;crlicc and joscoadwislice
asuujen hajfdc' etc.
so ilass über den chaiakter des voiausgebcuden textcs keinerlei
zweifei bestellen kann. Da mm diese gescliielite von Orpheus
und Eurydice in C weggelassen ist*, obgleich der unidiehter
dazu keineswegs durch die prosaübertragung verleitet werden
konnte, und obgleich er selbst sie deutlich genug eingeleitet
hat, so kann die auslassuug nur dem Schreiber, nicht dem um-
dichter selbst zur last gelegt werden.
Nachdem so einmal diese nachlässigkeit des Schreibers
erwiesen worden ist, darf man ihm wol zutrauen, dass er im
stände war, drei metra ganz und gar auszulassen? Diese mög-
lichkeit ist nicht schlechterdings ausgeschlossen. Wenn man
jedoch die oben festgestellte tatsache in betracht zieht, dass C
ausschliesslich auf B und nicht auf A beruht, und dass die
iibertraguugeu der drei fraglichen metra das gemeinsame kenu-
zeichcn haben, dass sie sich durch keinerlei äussere bezcich-
nung von dem umstehenden texte abheben, so ist sehr wol
denkbar, dass die auslassungen in C auf rechnung des ver-
i'assers selbst zu setzen sind. Es kann durchaus nicht einge-
räumt werden, dass man aus der tatsache der auslassuug ein
argument gegen die Verfasserschaft des königs herleitet. Wright
meint, die auslassuug in C sei ein grober Schnitzer, der unmög-
lich vom könige sell)st begangen worden sein kann, sondern
nur von einem mechanisch arbeitenden bearbeiter. Da er am
cingange der bezüglichen abschnitte die gewöhnliche formel
nicht bemerkte, so kam er überhaupt nicht auf den gedauken,
dass in diesen fällen metra vorlägen, und Hess sie daher ganz
aus. Dies ist aber doch nicht eine ganz genaue darstellung
des Sachverhaltes. Obwol Wright sehr wol wusste, dass ß die
quelle von C ist, kam er durch die unbestreitbare tatsache der
auslassuug zu dem allzu raschen Schlüsse, dass die metra nicht
von Aclfrcd herrühren können. Wenn jemand zu tadeln ist,
so ist es niclit der Verfasser von C, sondern der von B. Für
jemanden, der nicht das lat. original zur band hat, dürfte es
' Man sieht nicht recht, wie 'I'urner (1. c. s. (lö — 611) sagen kann:
'The r cader who compa?-es tlie description of the golden age and (he
storics of Eurgdice and Circe, inserled before from Alfrcd's prosc tvith
his translations of thc sanie inio verse, wHi perceive ihal his poetry has
not increased Iheir i)ilerest '.
['l'l HARIMANN,
kaum mö^lü'li sein, die iibertrnj;iing-en der drei nictra aus dem
übrigeu anj:clsäehs. texte licrauszulinden, kaum möj;lich sein,
den punkt anzugeben, wo sie anfangen. Und man kann daher
nicht unverständiger weise zweifeln, ob Aelfi'cd überhaupt die
absieht hatte, sie als eigentliche metra zu geben. Dies gilt
besonders von metrüm I, u. Denn dieser teil ist sogar mit der
vorausgehenden prosa durch die partikel 'fortan' direkt ver-
knüpft. Es würde daher unbillig sein, dem Verfasser von C
deswegen einen Vorwurf machen zu wollen. So wie er arbei-
tete, war es nicht anders möglich, als dass er die drei nictra
ausliess. Es ist schlechterdings unzulässig, von dieser gruud-
lage aus könig Aclfrcd's Verfasserschaft anzufechten. Nach-
dem er einmal seine inosaUbertragung des Boetius vollendet
hatte — für ihn, unter den damaligen Verhältnissen, wahrlich
keine kleine aufgäbe — , war es dann nicht ganz natürlich,
dass er sich nun nicht noch einmal die arbeit aufbürdete, den
text der lat. metra zu entziffern"? Der metra, die ihm ohne
zweifei als ein schweres lesestUck oft ziemlich rätselhaft er-
schienen sein müssen. Man. bedenke nur, dass die dichtung
des Boetius oft recht dunkel ist, wegen ihrer ausserordent
liehen gedrängtheit und ihrer mannigfachen anspielungen mytho-
logischer und anderer art, die für einen gelehrten des 9. Jahr-
hunderts nicht selten ganz unverständlich sein mussten. Diese
crwägungen lassen es ganz begreiflich erscheinen, dass Aelfred
als grundlage für seine umdichtung nicht den lat. text, sondern
seine eigene prosaübertragung nahm. Man darf annehmen, dass
ein gewisser Zeitraum, vielleicht von einigen Jahren, zwischen
den beiden arbeiten liegt. In der Zwischenzeit konnte ein
gcist wie der Aclfrcd's nicht unbeschäftigt bleiben. Und so ist
CS durchaus nicht auffällig, dass er bei wideraufnahme seiner
arljcit behufs umdichtung der metra die drei fraglichen slückc
ganz übersah, die ja kein äusserliches kennzeichcn trugen und
so in dem texte gewissermassen begraben lagen.
Noch eine erörterung in bezug auf metrum IV, 7. Unmittel-
bar nach der Übertragung derselben liest man die worte:
'Sa sc Wisdom Öa Öis spell-areht li;ot'de'.
Die anwendung des wortes spell auf den vorhergehenden text
sjjricht erstens dafür, dass könig Aelfred selbst bei abfassung
seiner prosaübertragung diesen teil nicht als ein metrum an-
geschen wissen wollte, und zweitens musste sie den Verfasser
METRA DES BOETIUS. 423
von C zu der nunahnio verleiten, (LiSkS es s^ich liier um einen
teil der eigentliehen i)iosa handele. Denn nach dem allge-
meinen sprachgebrauche der prosaübeitragung bedeutet spcd
prosa, im gegensatze zu leoti, ^yd, fylle, welche ausdiiicke für
metrum stehen. In diesem sinne wird spcll oder spelUan vor
den folgenden metris gebraucht: II, 4. 5, ,;. 7. >,. III, 1. 2- 3. i- 5. u. 7- s-
IQ. 1 !• I^M' 2- 3- 4- 5- (,• V, 0. -,, und nach folgenden metris: II, 4. -. 7.
III, 2- .(• 5- 6- :• 0. IV, 2; d.h. also in 33 verschiedenen fällen. Nur
eine wirkliche ausnähme' gibt es in Aelfred's Boetiusvon dieser
• Eine anscheinende ausnähme findet sich im 2. verse des 7. metrums:
'jliowordnm göl gyd a^t spelle'.
Hier scheinen die beiden ausdrücke unterschiedslos gebraucht 7a\ sein.
Indess steht in der hs. nicht cel, sondern tesl. Diese lesart gibt Iceinen
sinn. Sie in cel zu ändern ist nicht tunlieh, denn wie sollte man sich
den buchstaben vor dem t erklären? Andrerseits ist Ettmiiller's Ver-
besserung: 'gijd ecle spelle' doch allzu gewaltsam. Die Aviikliche emen-
dation dürfte folgende sein: Statt lesl ist zu lesen cefl. Bekanntlich ist
nur ein geringer unterschied zwischen der ags. form von /" und s. Ur-
sprünglich befand sich vielleicht über dem fl ein kleiner strich, die ab-
kürzung für er, der indess aus versehen weggelassen sein kann. So
kommt man zu der befriedigenden lesart:
•^liowordum jöl gj^d ?efter spelle',
d. h. nach der vorhergehenden prosa begann die philosophie zu singen. —
Eine andere scheinbare ausnähme ist der gebrauch von spelliau in dem
unmittelbar auf das J4. metrum folgenden satze:
'l^fi se Wisdöm ]?a 5is \iot) äsunjen haifde, ]>ii orijan he cft spelliau
and cwaeÖ'.
Aus dem doppelpunkte, welchen Grein nach diesem satze setzt, sieht
man , dass er eine irrige anschauuug von den ags. metren hat. Denn
nach dieser interpunktion würde der in rede stehende satz natürlich das
folgende metrum einführen, so dass also ein metrum auf das andere
folgen würde. Doch zeigt ein blick auf die oben citierten sätze hin-
länglich, wie der satz zu verstehen ist. Er kündigt nämlich einfach die
auf das metrum folgende prosa an, und musste daher besser ganz aus-
gelassen werden, wenn die metra für sich gedruckt werden. Es sei hier
ein für allemal bemerkt, dass die ags. metra durchaus nicht unabhängig
für sich bestehen. Ihre richtige stelle ist zwischen den prosaabschnitteu
der Übertragung des Boetius. Nur aus äusseren gründen werden sie von
den lierausgebern separat gedruckt. Dass sie nicht für sich bestehen
geht auch daraus hervor, dass nicht selten in den rnetreh auf die vor-
hergehende prosa be/.ug genommen wird, und /.war nicht nur so, dass
der betrcft'ende ausdruck auf B beruht, sondern auch so, dass er eigens
vom Verfasser eingeschoben wird. Doch diese stellen werden weiter
unten zu besprechen sein.
424 IIAKIMANN,
Minvoiidunu des wortcs, und ilicsc liiidct sioli im 'iö. metrum,
wok'lics ltci:iiuit:
'•"Solicr mi fiii spoll bc ]';vni ofermodum',
wörtlich aus B entlehnt, liier beruht der gebrauch von spc/l
nur auf einer naohhissigkeit des Verfassers, der unmittelbar
vorher geschrieben hatte:
'J>ji sc Wisilüiu i^;i Ms spoll arolit lia't'do, ^;l onj;;iu hc cl't sinjau and
?us cwaßt»'.
Man sieht daraus, dass Homer nicht der einzige dichter ist,
der zu Zeiten schläft. Doch kann diesem einen falle ncl)en
den :>3 oben angeführten keine grosse bedeutuug zugeschrieben
werden.
Wir kommen nun zu dem zweiten argumeute, welches
Wright gegen die Verfasserschaft des könlgs vorbringt. Das-
selbe ist aus dem geringen dichterischen werte der metra ent-
nommen :
'Ilad they lioou writicn l»y llic kiiij,', tlicy would ccrtaiiily li;ivc pos-
scssed soinc of tlic hiji;hcr charactcristlcs ol' Ant^lo-Saxon poctry'.
Hier betreten wir einen boden, der in den äugen mancher leute
als besonders gefährlich gilt. In diesen tagen hochentwickelter
philologischer kritik ist literarische Würdigung bei vielen fast
in miskredit gekommen. Charitius ', in seiner Untersuchung
ül)er den angelsächsischen Guthlac, lehnt es sogar ausdrück-
lich ab, sich auf irgend etwas derartiges einzulassen, da man
l)ei der Subjektivität derartiger kritik zu einem wirklichen
resultate nicht kommen könne. Man könnte hier auch an die
widerstreitenden urteile erinnern, die oft von verschiedenen
Uritikern ül)cr ein und dasselbe gedieht gefällt worden sind.
Hielt nicht Thorpe das werk, welches unter dem nanieu Crist
bekannt ist, für eine unzusamrncnhängende reihe unbedeuten-
der religiöser gedichtc, die viel zu gewöhnlich seien, als dass
sie die mühe einer ernstlichen Untersuchung verlohnten? Und
hatte nicht Dietrich, den man mit recht den entdecker des
Crist nennen könnte, eine ganz andere, unendlich höhere niei-
nung davon V 'J'horpe- widerum schäztc die von ihm veröfl'ent-
lichtc pariser Übertragung der psalmcn sehr hoch: Dicendi gencri
• Charitius, Lelicr die aiif/tisächs. r/cflichlc vom /iL Gnllüac. «S. diese
zeitschr. II, s. 27:5.
* Libri psa/morum vcrsio atilif/na lalina cum parap/irasi atiglo-
saxonica etc. cd. li. Tliurpc, Oxun. IS.'JS, pracf. s. V.
METRA DES ÜOEITUS. 425
inaicslas incsl yravUas et icrsiLs clajoitlui >ion vulgari conciiUKiti
sunt'. Ten Biiiik i liiugegen stellte die uämliclien psaluicii
vom (lichtcrisc'hen gcsicbtspunkte aus ziemlich tief. Gauz ähn-
lich in bezug auf unsere mctra. Fox hält sie für ein achtes
muster angelsächsischer dichtkunst, und Tupper, ihr libersetzer,
gerät fast bei jedem stück in ckstnsc ii!)er vermeintliche dich-
terische Schönheiten. Sein ganzer commentar fast ist ein ström
bewundernder begcisterung, vor der jeder einwand des profanen
kritikers als eine art literarischen liochverrats erscheint. Auf
der anderen seite steht Wright's ansieht über die metra, die
wir schon oben kenneu gelernt haben. Ten Briuk bemerkt:
'Grosse poesic wird man nach dem gesagten in den metren
nicht erwarten dürfen', und Svycct erklärt, dass sie fast jed-
weden dichterischen wertes baar seien.
Wie sehr aber auch derartige wi(lcrs])rechende urteile den
Verächtern literarischer kritik stütze zu verleihen scheinen, so
sind sie doch keineswegs hinreichend, die berechtigung der-
selben zu erschüttern. Dass naturcn vorhanden sind, denen es
au der hier nötigen fähigkcit gebricht, ist allerdings eine un-
leugbare tatsache. Es gibt eine i)hysische farbciibliudheit und
es gibt eine ästhetische farbenblindheit. Es soll nicht gesagt
weiden, dass Thorpc daran gelitten hat. Aber, mit aller an-
erkennung seiner grossen Verdienste um die angelsächs. literatur,
wird man doch immerhin sagen können, dass der sinn für das
schöne bei ihm nicht zu besonders hoher entwicklung gelangt
war. Aber auch noch andere umstände können sich der ge-
rechten Würdigung einer dichterischen Produktion hindernd in
den weg stellen. In dem besondern falle, angelsächs. poesie,
kann mangel an Vertrautheit mit dem ganzen innkreise ihrer
Schöpfungen ein ernster uachteil sein. Wer nicht durch aus-
gedehnte lektüre sicli in die eigentündiche form, in welcher
dieses volk das schöne zur darstellung brachte, so zu sagen
con aniore versenkt hat, der kann sich über den wert eines
einzelnen gedichtes sehr leicht täuschen. Und endlich ist die
frage über den poetischen wert der metia durch den umstand
verdunkelt worden, dass es sich hier um köuig AellVed handelt.
Die bewunderung die nmn diesem nuinne entgegen bringt, hat
das urteil mehr als eines kritikers getrübt. Ich unterschrcil)e
' tcu Blink, Gcsclmhle der engl. Lilcralur s. (Jl.
426 IIAKT.MANN,
vou herzen die nieiminir Freenian's ', der den könig- nidcrholt
als einen der vollendetsten eliarakteren in der j;cseliicbte be-
zeichnet. Ich hewnndere seinen scelenadel, seine wahrheits-
liel)e, die fast eiuzi^^e art, in welcher das leben des beiden nnd
die tätigkeit des gelehrten, des volksbildners bei ihm vereinigt
erscheint. Doch ist nicht zu ersehen, was alles dies mit der
ästhetischen Würdigung- seiner pocsieen zu tun hat, wie sich
diese verschiedenen elcniente mit einander verwechseln lassen.
Tatsache ist, dass das gefiibl der bewnnderung für den könig
veranlassung gegeben hat sowol zu dem irrtume von Tupper
wie zu dem von Wright. Nach der anschauung des erstercn,
der in hohem grade an dem übel zu leiden scheint, welches
Lord Macaulay irgendwo als 'lues Boswelliana' bezeichnet, nuiss
könig Aelfred notwendiger weise ein grosser dichter sein, weil
er in jeder andern beziehung gross ist. Nach Tb. Wright hin-
widerum kann er unmöglich der Verfasser der metra sein, weil
sie, ein armseliges werk vom literarischen Standpunkte aus, zu
seiner anschauung vom könige als einem klassischen Schrift-
steller nicht stimmen. Beide anschauungen aber beruhen auf
trugschUissen. Beide anschauungen vermengen elemente, die
keinen Zusammenhang mit einander haben. Das beispiel Lud-
wig's XIV., der als sittlicher Charakter allerdings nicht wert
ist, Aelfred die schuhriemen zu lösen, mag zeigen, dass ein
könig in mancher hinsieht gross sein und seinem eignen Zeit-
alter sogar als ein idealer typus des königtums erscheinen kann,
und dabei doch im stände ist, schlechte verse zu schreil)en.
Und das beispiel Cicero's ist ein schlagender beweis dafür,
dass poesie und prosa zwei sehr verschiedene gebiete sind,
dass man sehr wol auf dem einen glänzendes leisten und auf
dem audeni fiasco machen kann.
Doch lassen wir einstweilen die Verbindung des namens
Aclfred's mit den metren bei scite. Fragen wir uns: was sind
sie, an und für sich betrachtet? Welchen dichterischen wert
baljen sie in den äugen des unparteiischen kritikers? Die ant-
wort auf diese frage kann nur die sein, dass sie fast alles
dichterischen Verdienstes baar sind, wie Sweet sich ausdrückt,
und wenn llcinzel, in seiner schrift über den stil altgcrman.
dicbtung, ihrer auch nicht einmal erwähnung tut, weil er sie
' Freeman, Hisl. of thc Norman conqucsl, Oxturd IbTd, I, 8. 4S Jf.
METRA DES BOETIUS. 427
Dicht als poesie im eig'eiitlichen sinne des Wortes auerkennt,
so kann mau ihn darum nicht tadeln. Mau braucht nur C mit
ß zu vergleichen, um obiges gesammturteil gerechtfertigt zu
lindeu. Schon die geradezu sklavische art, mit der sich der
Verfasser von C au die worte und wendungeu von B hält,
indem er nicht selten eine zeile ohne änderung herübernimmti,
in der regel aber sich begnügt, lahme und bedeutungslose füll-
worter einzusetzen, namentlich erweiternde ausdehnung des
Subjektes und Objektes, solche züge sind ein hinreichender be-
weis dafür, dass der flug der ])hantasic dem Verfasser fremd
war und dass er gänzlich ausser stände war, frei über den
alliterierenden rhythmus zu gebieten. Hier und da trifft er
w^ol einmal eine verhältnissmässige glückliche wendung, eine
erinnerung aus dem reichen schätze angelsächs. dichtkunst.
Aber diese fälle sind 'rari nanles in gurgiie vasto', welche die
über das ganze sich lagernde dichterische mattheit nur um so
deutlicher hervortreten lassen. Allerdings vermag ich nicht,
mich der ansieht von ten ßrink und Kieger anzuschlicssen,
nach denen schon der charakter der metra des Boetius eine
l)oetische behandlung in angelsächs. spräche nicht zugelassen
hätte. Wenn wir nicht das an dichterischen Schönheiten so
reiche angelsächs. gedieht Phönix besässen, so könnte jemand
ebenso gut sagen, dass die eleganten disticha, die diesem ge-
dichte zu gründe liegen, sich für angelsächs. poesie nicht eigne-
ten. Alles kon)mt auf den eigentümlichen geist des dichters
an. Vielleicht findet ten Briuk's bemerkuug auf das eine oder
das andere der metra auwendung. Aber im allgemeinen ist
ihr iuiialt sehr mannigfacher art. Sie erstrecken sich auf gegen-
stände, die nicht selten, und zwar mit erfolg, von angelsächs.
dichtem behandelt worden sind. Oder zeichnen sich diese nicht
besonders in der darstellung des seelenschmerzes, des kummers
aus? Finden sie nicht eine sehr glückliche und ergreifende
spräche, wenn es sich darum handelt, Gottes macht und herr-
lichkeit zu preisen oder die gewaltigen dieser erde zu schil-
dern? Ja, ich bin sehr geneigt anzunehmen, dass ein wahrer
dichter, selbst in den fällen den rechten ton angeschlagen haben
' XI,,. XX, H3. XXIV,,,. XXV,,.,,,.,,,. XXVlil.i. XXX,,,. Dazu
nocli VI, s. XXI,,,,. XXI\',o:i. wo die iiudciuiiir eine äusserst unbedeu-
tende ist.
4'2S HAK IM ANN,
wiiiilc. wo der inliiilt sich gcj;cii ixtctisclic bcliaiKlluui;" zu
sti;iul)on scheint. Ficiliih würde dauii der hvteinische text
nicht unbeträchtlich yai ändern gewesen sein. Der ani;clsäehs.
dichter musstc sich l)eguiii5cn, die allgemeinen leitenden gc-
dankcn festzuhalten, und ihnen eine individuelle auspräg-ung
gelten. Ktwas derartiges aber war lur den Verfasser Non C
unerreichbar. Selbst in den nietren, deren inhalt erzählen-
der art ist, und daher die niöglichkeit einer epischen behand-
lung darbot, selbst da ist der stil so matt und ungeschickt,
wie irgendwo anders. Selbst dieser aufgäbe war der umdich-
ter nicht gewachsen.
Wie schwach aber auch die nietra sein mögen, nuin darf
nimmer zugeben, dass sie aus diesem gründe niciit von könig
AellVed stammen können. Nur dann würde dies annehnd)ar
sein, und selbst da nur bedingungsweise, wenn könig Aelfrcd
irgend ein gelungenes poetisclies werk hinterlassen hätte. Dies
ist aber nicht der fall. Ohne i)aradox zu sein, wird man sehr
wol sagen können: Die mctra sind von könig Aelfred, nicht
(»bgleich, sondern gerade weil sie poetisch nicht geraten sind,
gerade weil sie so sind, wie sie sind. Die metra tragen durch-
weg das gcpräge eines lehrhaften geistes, wie er mit wahr-
hafter jioesie sich nicht verträgt. Der Verfasser scheint sich
als eine art lehrer zu fühlen, er scheint sich immer daran zu
erinnern, dass er zu einem ungebildeten volke spricht, bei dem
er nicht el)en viel voraussetzen darf. Daher maeht er oft halt,
um eine ciklärung einzullechten. Kr bemüht sich sichtlich, so
verständlich als nur irgend denkbar zu reden. In diesem
streben veidünnt er seine gcdankcn oft in ganz unleidlicher
weise, mit einer Steifheit und ungelenkhcit im stile, dass man
sofort siehi, der Verfasser ist im reiche der dichtkunst nicht
zu hause.
Ein aufmerksamer leser der i)rosawerke Aelfred's kann
nicht zweifeln, dass seine ganze bcgabung und beanlaguug
nicht nach dei' seite der kunst lag, die Jcuumd, der sich darauf
verstand, charakterisicit als 'o/" imaginalion all compact'. JSie
verraten einen geist, der mit heissem bemühen nach Wahrheit
ringt, der es sich zur aufgäbe setzt, sie andern mitzuteilen,
einen geist, dessen bestreben es ist, bildung zu erwerben und
zu verbreiten, um dadurch sein volk zu heben, einen ehrlichen
und nüchternen literarischen arbeiten Seine mühsame tätigkeit
METRA DES BOETIUS. 429
als bearbeite!" lateinischer prosatexte war nicht die sache eines
phantasiemensclieu. »Sie hatte ihren Ursprung in seinem leiden-
schaftlichen wahihcits- und wissensdrange. Die poesie konnte
das gebiet einer solchen natur unmöglich sein. Und wenn mau
dazu noch die unruhen bedenkt, die seine regierung einleiteten
und den grössten teil derselben erfüllten, die allezeit bedrohte
läge seines Vaterlandes, seine ausgedehnte täligkeit auf dem ge-
biete der Verwaltung und gesetzgebung, und — last, not least —
Jenes eigentümliche körperliche leiden, welcbes er wie 'einen
dorn im fleische' empfunden haben nuiss, so kann man sich
nicht wunderu, dass seine allgemeine geistige lichtung mehr
auf das utile, als auf das dulce gieng. Was war nun aber
der gedanke des königs, wenn er als dichter vor sein volk
trat? Ich gestehe, ich bin durchaus nicht geneigt, ihm des-
halb den Vorwurf der anmassung oder der unbescheidenheit zu
machen. Es muss sich eine erklärung finden lassen, die mit
dem Charakter Aelfred's nicht im Widerspruche steht. Und
diese erklärung bietet sich zwanglos in der bcschaßenheit des
Originaltextes selljst. Nachdem der köuig es sich einmal vor-
genommen hatte, seine landsleute mit demselben bekannt zu
machen, musste er ihnen wol oder übel die metra in ])oe-
tischer form geben, s(» wenig neigung er auch selbst für diese
aufgäbe fiUden mochte. Wenn anders er seinem lat, autor
volle gerechtigkeit widerfahren lassen wollte, konnte er sie
nicht umgehen. Und übrigens hat er diese notwendigkeit von
vornherein eingesehen. Dies geht deutlich genug aus den
Worten 'leoti, gyd, fille' hervor, mit denen er oft genug die
entsprechenden prosaabschnitte bezeichnet. Dieselben würden
ganz und gar nicht am ])latze sein, wenn sie sich auf wirk-
liehe prosa bezögen. Sie lassen sich nur unter der Voraus-
setzung erklären, dass der ^erfasser, von dem ersten augen-
blicke an, wo er seine Übertragung unternahm, die feste ab-
sieht hatte, den mctris diejenige form zu geben, die ihnen zu-
kam. Dass er seiner aufgäbe schliesslich nicht gewachseu war,
kann die frage über die autorschaft durchaus nicht irgendwie
beeinflussen.
Es erübrigt noch die prüfung des dritten und lelztcu bc-
weises von Th. Wright. Derselbe gründet sich auf die arm-
seligen klassischen kenntnissc des umdichters. Wriulit liMt
hier namentlich zwei schnitzer im äuge, durch welche, wie er
A'M) HARIMANN,
i,^laiil)t. clor toxt arg voriiiistaltct worden ist. Met. XXYI, 7 ist
näiiilifli vdii Odysscus gesagt:
lio wa\s [>iäci;i j'imhi tMor
and KOtie rices liirdi',
während die itrosaiibertraguug liest (XXXVIII, ,):
'i^:i ^io(l:l waion luitono l^acise and llotin'
Die andere stelle iindct sicdi inetra XXX,;,, wo Homer ge-
nannt wird:
Firjjiles fitond and läreow,
wälirend man im ])rosate\te liest:
'se \v:i's Fii7;ili('s laredw'.
Sind diese gründe wirklich genügend, um auf sie hin die
metra Aelfred abzusi)rechen V Ich antworte: nein. Was das
erste ljeisj)iel anbelangt, so ist natürlich von vornherein die
m(»glichkeit nicht ausgeschlossen, dass Aelfred selbst löucige
schrieb, und das irgend ein puristisch verbessernder schreibcr
daraus hracia machte. Indess selbst wenn das letztere von
Aelfred herrührt, so liegt doch darin durchaus nichts ))edcnk-
liches. (rewiss würde die uachlässigkeit schwer in's gewicht
fallen, wenn wir an Aelfred's Zeitalter denselben maassstab an-
legen könnten, wie an dieses unser neunzehntes Jahrhundert.
Dass 'riiracien und Ithaca nicht beliebig verwechselt werden
können, dürfte selbst einem quartancr nicht unbekannt sein.
Es ist aber ein durchaus unwissenschaftlicher anachronismus,
ein Zeitalter mit dem maasse eines andern zu messen. Man
mache sich nun einen deutlichen begriff von dem allgemeinen
zustande der bildung unter den Angelsachsen jener zeit, und
man wiid den fraglichen fehler im gründe sehr erklärlich und
verzeihlich finden. Aehnliches kommt damals auch sonst y(n-.
Ich erinnere nur daran, dass in der einlcitung zur angelsilchs.
chronik gesagt wird, die Briten kämen aus Armenien, und
zwar iindet sich diese lesart in allen drei hs. (Cott. Tib. B. IV,
Hodl. Land. (iiif). Cott. l)(»m, A. VIll), wohingegen Basda, aus
dem das bctreHende stück genommen ist, Armorica liest.
Uebrigens ist es nicht unmöglich, dass in unserem falle
die \ertauscliung auf einer absieht beruht. Natürlich war dies
niclit das bediirfniss der allitcrati(tn. Denn als ein auslän-
disches mehrsilbiges wort konnte I-^acige sehr wo! mit Hioda
alliterieren.' Aber vielleicht zog der \'erfasser Thracien vor
' Iti(*t;er, AH- niid /nu/c/sth/is. l crsknnsl, Halle ISTd, h. II, anni.
METRA DES l'.OETIUS. 431
als einen geographisclien nanien, der damals veihältnissniässig
besser bekannt war als Ithaca, ein wort, welches selbst für die
gebildeten seiner landsleute nicht weniger fremdartig geklungen
haben muss als z. b. 'J'apaling oder Amarakanthak für einen
gebildeten Europäer des neunzehnten jalirhunderts. In dem
bestreben, so verstündlich zu schreiben, als die natur seines
textes es nberhau])t gestattete, mochte er Thracieu für Ithaca
unterschieben. Ein fall von schlagender äbnlichkeit findet sich
in der prosaübertraguug des Boetius 7, o. Da wird Crösus als
könig von Griechenland bezeichnet, während im lateinischen
texte steht: regem Lyäorum. Soll man etwa daraus schliessen,
dass die prosaübertragung des Boetius nicht von Aelfred her-
rührt? Es sei hier nur noch dies bemerkt, dass für Aelfred's
geographische begriffe Thracien allerdings ein griechisches land
war, wie es ja in der tat damals zum byzantinischen reiche
gehörte. So begreift er in dem einleitenden kapitel seines Oro-
sius, nachdem er von Moesieu, Thracien und Macedonien ge-
sprochen hat, diese länder unter der allgemeinen bezeichnung:
'tids land syndon Creca lande'. Und wir wissen positiv, dass
er diese anschauung auch auf alte zeiteu überträgt; denn in
der geschichte von Orpheus und Eurydice (Boetius 26,6) liest
man die worte: 'Fh'acia, s/o tvces an Creca rice', und zwar sind
diese letzteren worte ein erklärender zusatz des königs selbst.
Es war im gründe doch gar nicht so absurd, wie Th. Wright
anzunehmen scheint, einen griechischen fürsten, Odysseus, mit
einem griechischen lande in Verbindung zu bringen. Ein argu-
ment gegen die authenticität der metra lässt sich daraus nicht
herleiten.
Das nändiche gilt in bezug auf das amlere Symptom einer,
wie Wright annimmt, groben Unwissenheit des Verfassers der
stalneime: Homer, der freund des Vergil!
Hier kann man nun in der tat der ansieht sein, dass der
Verfasser das wort freond als eine ])assende alliteration zu
Firgilies einfügte, um seinen vers auszufüllen. Ist es aber aus-
gemacht, dass der text dadurch so gar sehr entstellt wurde?
Ich gestehe, ich vermag dies nicht zu sehen. Denn mit dem-
selben rechte, mit dem Aelfred den Homer als lehrer des Vergil
bezeichnet, mit demselben rechte kann er ihn auch den freund
desselben nennen. Es frngt sich nur, wie sind die beiden aus-
drücke zu verstehen. \'crsteht man den ersten in id)ertragenem
\',V1 HARIWIANK,
sinne, nun, so ist dies natürlich auch dem zweiten j2:ci;enüber
eilaulit. Die stelle würde dann bedeuten: Homer, dessen dich-
tunir Verteil die entwickclunu seiner eignen dichterischen f'ähig"-
keiteu verdankt und mit dem er sich daher durch bände der
liebe und Zuneigung verbunden fühlte. \ ielieicht spielt ten liriuk
aut" etwas derartiges au, wenn er bemerkt: 'Die misverständ-
nisse der englischen j)oesie, die man der englischen prosa zur
last legt, lösen sich bei genauerei' prüfung in einer weise anl',
die auf den dichter sogar ein günstigeres licht wirft als auf den
Prosaiker'. Aber freilieh, oh es gestattet ist, die Schwierigkeit
so gar sehr günstig für den Verfasser hinweg zu erklären, dass
ist doch sehr fraglich. Nach dem eindrucke, den ich aus dem
Studium der Aelfred'schen sehriften gewonnen habe, ist es kaum
zulässig, die woite lareoir und freoiiü in einer derartig ver-
geistigten bedeutung aufzufassen. Das ist nicht die einfache
und klare art, welche Aelfred's stil kennzeichnet. Nichts liegt
ilnu ferner als glänzende concetti, euphuistische Wendungen.
Es dürfte doch weit mehr dem Standpunkte jener zeit ent-
sprechen, wenn wir lareoTV sowol als freond in dem eigent-
lichen sinne verstehen, so dass dann einfach ein historischer
Irrtum vorläge, durch den die beiden dichter chron<dogisch zu-
sammengebracht wären. Es ist ja nicht wol denkbar, dass die
Angelsachsen jener zeit eine sehr klare Vorstellung von Homer
gehabt haben. Wir wissen zufällig, dass der angelsächsische
glo.ssator des Aklhelm'schen buches De Viryinilule ihn als eine
art von Sophisten oder redner ansah.' Und der angelsächsische
bearl)eitcr des Apuleianischen Herbariums nennt ihn einnuil 'se
mwra cdlihiv'.'- Aelfred selbst fand allerdings den Homer im
Orosiiis erwähnt (1,7), doch gab ihm diese stelle keinerlei an-
hält iil)er die zeit, in welcher Homer lebte. Soweit ich zu sehen
vermag, spricht durchaus nichts gegen die gegcl)ene interpreta-
ti<tn, und da sie nwi' /'rrotit/ ebens<» wol wie auf A/;v'o//; anwen-
dung findet, so ist kein grund ^<»rhanden, deswegen die autor-
schaft des köuigs zu bezweifeln.
' Die a{(s. f^losseii im l)rii,ssolcr codex von ANIhclm'.s /><' l irginitule,
ed. Boiitcrwck in Hiuipt'H Ktsclir. f. d. ;i. lHr>;j .s. 4ti;{: Ilomernni | tvord-
SHolerau; v^l. »■ I;"»'' HopliiHina | ivurdsnoli-noifj^ .s. ISI (»ratores (^1. rlie-
tore«, (^riiiniuatii-i) wordsiiolere.
' Lt'i'chd Ollis, Jf'i)itiuiiiiiiif/ and Sliircrufl nf curlij EiKjland, cd. by
Cockayne, 1, Lundoii l*>t;l, 0. lOS.
METRA DES BOETIUS. 433
Doch hier luüchtc ein etwaiger irrtnni abzuwehren sein.
Wenn J, Grimm' bei seiner Vermutung-, dass die form Elene
für die bekanntschaft des angelsächsischen dichters mit einem
griechischen texte der legende s])richt, auch an den ausfall
der anlautenden aspirata denkt, so würde die Schreibung Ome-
rii^ im metruu) und im jnosatexte, wie auch in der Orosius-
bcarbcitung, ebenfalls die bekanntschaft Aelfred's mit dem
(niechischen bedingen. In der tat scheint diese ansieht hier
und da geliegt zu werden. Ohne grossen nachdruck auf eine
stelle bei Th. Wright- zu legen, der einmal bemerkt:
' VVe luiglit bring: mmy passages together wliich seem aliuost to prove
that Homer coutinued to be read in the schools tili tlie end of the
i;iti> Century',
ist hier besonders an Thorpe zu erinnern. Dieser scheint in
der tat anzunehmen, dass Aelfred den Homer im griechischen
Urtexte las. Denn in seiner Orosiusausgabe bemerkt er ge-
legentlich der werte 'bcet wideriende folc Aelhiopiam' (1,2)-
'this is a translation of uf^iv^oraq Ald^ioTiTiuQ lliad. A. 422'.
Natürlich kann Thorpe nur meinen, dass Aelfred hier eine
klassische reminiscenz einfügte; denn der lateinische text ent-
hält kein dem underiende entsprechendes wort, so dass dieses
ein selbständiger zusatz Aelfreds ist. Derselbe findet aber eine
ganz einfache erklärung, ohne dass man deswegen zu der an-
nähme zu kommen braucht, Aelfred verstand Griechisch. Un-
bedeutend wie dieser zug scheinbar ist, so erkennt man doch
daraus das wahrhaft menschenfreundliche herz dos königs. Als
er im Orosius las, dass die königin Semiramis die Aethiopier un-
gerechter und grausamer weise mit krieg überzog, da enii)fand
er eine regung dos mitleids, und dieses gelühl fand seinen
ausdruck in dem wortc underiende. Dass Aelfred von der
griechischen s])rache nichts verstand, bedarf für den kenner
seines lebens und seiner schriftcn kaum einer darlegung. Wir
brauchen nicht mit Gidel-' zu sagen: 'Alfred ne connaissait pas
le gree, puisqu'{\)il a Iradiiit du laltn e)i mxon les fahles d'K.fope'.
Wir würden übel daran sein, wenn wir auf dieses argument
' Andreas und Elene, herausg. von J. Giiium, Cassel lb4(». Vor-
rede 8. LH.
2 A. a. o. I, s. 4(t.
^ Nouvelles e'ludes siir la HUeralnre grecque moderne, par M. V\\. Gidel,
Paris 1878, s. 188.
Aiiglia, V. bui\il. 28
\'^\ IIAKIMWN,
iuiiiowiesen wären. Die saolie ist an sich so klar, das« eine
widerloguuü: Tiiorpe's gänzlii'ii iilteillüssig- wäre.
Nooh eine benierkun^ in hezuj? auf die Schreibweise Omerus
und Klcnc. Es lässt sich nachweisen, dass es im An^^elsächsischeu
eine weitverbreitete, fast ausnahmslos angewante regel war, dass
die anlautende aspiration i;riechischer worte oder worte von ange-
nommener griechischer hcrkunft wegliel, wenn diese in der einhei-
mischen rede gel)raucht wurden.' Dies lässt sich durch zahlreiche
belege erhärten-, neben denen nur wenige ausnahmen zu ver-
zeichnen sind. Die erklärung dieser eigentümlichkeit ist nicht
' Fritschc, in dieser zeitsclirifr hd. II, s. -157, bemerkt: 'Das li der
lat. nanien wurde im Angelsiiclis. nicht ausj^esproclien'. Aueh für die
lat. iiauien war die re^jel nicht ausnalinislos. .So sehreibt Örosius (i, 37
Homnius.
- Aelfred selbst schrieb Elena, obwol er Helena in seineu hit. texten
fand: Gros. ],,i- *', s- an- Ba'da 1,«. Dassell)e wort findet man noch am
anfang des 13. Jahrhunderts so f^eschrieben. Es kommt nämlich Kiemlich
häutig im Lajamon vor, und zwar überwiegt in beiden handschriften die
Schreibung ohne h entschieden. Normannischer oinfluss fieng damals eben
an, die heimische Überlieferung zu durchkreuzen. Ferner sclMeii)t Ael-
fred Erco! (oder Krcules, auch Krculus), wo seine lat. texte Hercules
boten: Oros. l,i (2 mal). ,0. 3,,j. ,, (2 mal), Boet. Ki, ^. 39,/. (so auch noch
l)ei Chaucer, Monk's Tale 105). EHcc für Heike: Oros. 3, a. Ellespon-
tus 1,1. Ircania Oro.s. 1,, (vgl. 1,12. 3,5.11), Aespenis Oros. l,i. In Ael-
fred's Baeda (s. 4!»3 ed. Wheloc) lesen wir: omeliorum. Dasselbe wort
findet sich ohne li in der Überschrift der hs. Cott. Vcspas. D. 14 (Wanl.
Catal. s. 2ti3), in einer angelsächs. glosse des lo. jahrhuudert's (Wright,
^'olume of Vocab. I, Loiid. 1S57, s. 2ss) und im Ormultnn (2(>1 text). In
Aelfred's Ba'da findet man: ' ymen bec' = libri Injmnorum (s. 4iM), und
'ervico melre (ebenda). Unter den geschenkeu des bischofs Leofric
(Wanl. Catal. s. so) befanden sich ' 11 ymneras' und 'Liher Prudentü
ymuoru/n'. Im Liber Medicinalis (Wanl. Catal. s. 72) findet sich der
name eelioli opinis, und eplafilon. Es gab im Angelsächs. einen ' Exa-
meron (Wanl. Catal. s. 72, 00), vgl. dazu das angelsächs. transscrijjt eines
griech. textes in der li.s. Cott. (Jalb. A. IS, von dem ein teil abgedruckt
ist im Lingard's Antiquifics uf the Anglo-Saxon (Jhurch, ISit'.i. Mir nur
zugänglich in einer deutschen Übersetzung von F. II. Breslau ls47, s. 311).
Noch bei (Jhaucer findet man geschrieben: Omerc (House of Farne 387),
Eclor (Troyl. 2, 171), «rwww//^ (Troyl. 5, 1826). Die constante Schreibung
Erodes in der hs. des Ileliand scheint eine angelsächs. band zu verraten.
(Sievers, in seinem Ileliand, Halle is7s, einl. s. XV, spricht nicht davon,
vgl. Schmeller, Heliand, pronmium s. IX). Ich weiss sehr wol, dass dies
nicht die gewöhnliche schreiltung des namens im Angelsächsischen ist.
Die Evangelien, das Ev. Nie. und die meisten hss. der Sachseuchronik
schreiben Herudes. Was hss. angelsächs. poesie anbelangt, so ist er
AIETKA DES BOETIUS. 435
schwer zu finden. Nachdem im jähre ('()4 Theodor und Adrian
in England angekommen waren, wurde die griechische spräche
etwas lebendiges für die gelehrten Englands und Ba^da konnte
in dem letzten teile seiner kirchengeschichte schreiben:
'Siipersunt de eorum discipulis qiii Latinaui Graecaraque linguaiu aeqiie
ut. propriaiu in qua nati suut norunt'.
Und speziell vom bischof Tobias von Rochester berichtet er
uns (.'), 2:0-
'Ita Graecaiu quoque cum Latina edidicit linguaiu ut tarn notas ac
familiäres sit)i eas quam nativitatis suae loquelam haberet'.
Solche Verhältnisse blieben nicht ganz ohne einfluss auf die
heimische spräche.' Hier sei nur dies bemerkt, dass die in
einen lebendigen besitz der griechischen spräche gelangten
angelsächsischen theologeu natürlich sehr bald bemerkten, wie
wenig das einheimische // dem griecliischen Spiritus asper
lautlich entspiach, und da dersell)e im Griechischen überhaupt
nicht durch einen besonderen buchstaben ausgedrückt wurde,
so zog man es bei der Umschreibung in's Angelsächsische vor,
ihn überhaupt gar nicht besonders zu bezeichnen. Dies ist
allem anscheine nach auf englischem boden eine allgemeine
orthographische regel geworden, die auch von solchen ange-
nommen wurde, welche keine kenntnissc des Griechischen be-
sassen. Dai'aus folgt, dass die auslassung des spiritus asper bei
der angelsächs. transscription griech, worte für den betreffenden
schriftsteiler durchaus keine kenntniss des Griechischen bedingt.
Doch zurück zu unserem eigentlichen thcma. Die zwei
letzten einwürfe Wright's sind otfenbar aus einer übertriebenen
Vorstellung von der altklassischen gelehrsamkeit des königs
entstanden. Hier widerum hat die grosse seines Charakters
meines Wissens nur ein einziges mal Erodes geschrieben, nämlich Andr.
126, während man Jul. 2iK{, Fat. Apost. ;}(> Herodes liest, was allerdings
der aliiteration wegen in Erodes zu ändern ist. lieber dieses wort konnte
man eben verschiedener meinung sein. Da es im neuen testamente vor-
kam, so konnte es als griechisch angeselien und demgemäss behandelt
werden, während andere es als nichtgriechiscli betrachteten und daher
mit h schrieben. Jedenfalls weist die ausscliliessliclie Schreibung ohne //
in der Cott. hs. des lleliand auf eine ags. schrciligewohnhcit hin. l)iesell)e
war ja den altern germanischen dialekten des koutinents unbekannt.
Anm. Auch noch in hss. des 15. jh. kommt die Schreibung Elene
vor, vgl. mein Altenglisches lesebuch II, s. 185 ff., z. 4. 26. 28. 32. 38. 56
und sonst. K- W.
' N'gl. E.xcurs.
28*
430 11 AKl M ANN,
iu (1er ireseliichte dazu verleitet, ilm mit voUkoinniciilieiten aus-
zustatten, tlie er uiuiioicli»'li I»esitzeu konnte.'
Gauz naturjjeinfiss nuisstc AeltVed's kenntniss des giiechi-
selien und rüinischeu altert ums in vieler liezieliuiii;: mangelhaft
' Wright und l'horpc sind übrigens nicht die einzigen, die in dieser
hinsieht zn weit gegangen sind. Von heransgebern, welche Aelfred die
Alpen Mnnlgiop = mo)is Joris nennen hissen (luetr. Boet. l,Kii). kann
man kaum sagen, dass sie sich den stand der klassischen bildnug des
k(»nigs wirklich vergegenwärtigt haben. Kigentihnlicher weise hat sich
iliese so ot!eubar irrige ableitung seit dem Ktyuioiogiciim Magnum bis
auf unsere tage herab fortgepÜ.'in/.t. Und doch spricht alles dagegen.
Zuerst das allen germanischen sprachen gemeinsame gesetz, dass der be-
stimmende teil eines compositums stets an erster stelle steht. Zweitens
die Unmöglichkeit, dass lateinisches v im Angelsächsischen zu p wird.
Das r von Jovis wird im Ags. entweder u (vgl. Bouterwek: C'aedmon,
pref. 8. LH) oder b (Aell'r. Boet. ;{.'i, 4. ;{s, ,. ;U), ,; Oros. ."<,«; luetr. 2ri, 35. ,7)
oder /■ (Aelfr. Oros. 1, i-^; vgl. auch die form a/i/atores auf dem Frank'-
schen kästchen, bei Stephens, Old Runic Monum., London ISdS, s. 47."),
und die form jrrafosl = propst bei Kemble, Cod. Dipl. VI, London
lS4b, s. 154). Drittens die Unmöglichkeit, dass Aelfred ein solches M'ort
gebrauchte. Es Hesse sich kaum denken, dass er es aus einem latei-
nischen autor genommen. Da aber keiu lateinischer autor die Ali)en je-
mals mons Jovis nennt, so luiisste mau diese hilduiig auf den könig selbst
zurückführen. Das ist aber unannehmbar. Ein so tief von christlicher
anschauung dnrchdrungener mann wie Aelfred konnte nicht auf einen sol-
chen ausdruck kommen. Denkbar würde er sein bei einem gelehrten der
renaissance, von denen ja viele unbewusst eine antik-heidnische auschau-
ungs- und darstellungsweise annahmen. Nicht so bei Aelfred. Uebrigens
würde er sich damit der gcfahr ausgesetzt hal)cn, von seinen landsleuten
nicht verstanden zu werden, von denen doch nicht abzunehmen war, dass
sie an Jupiter irgend w«Hches interesse hatten. — Hier sei schliesslich
noch auf eine verscliiedene lesart bei Aelfr. Oros. 4,-2 aufmerksam ge-
macht. Da hat Bosworth: 'Öone 7ve^ ^cworhlc ofer {inuni Jof) stva Öo/uie'
und zwar sind die eiugekhiuimerten worte aus der Land. hs. geuonnuen.
l'horpe liest: 'tionne ive^ ^eworhle ofer munti. for siva. Sonne'. Die rich-
tigkeit der lesart tnitnt Jof = mons Jovis ist sehr zweifelhaft. Unmittel-
bar vorher wiir gesagt: 'JJe com lo Alpis <i<i)n munliim'. Wie sollte für
diese klare bezeichniing nun phitzlich gesetzt werden: muni Jof'i Uebri-
gens kommt Aelpis ti mal im I. kapitel des Urosius vor. Alles in allem
genommen ist inunl f/iop -^= mons Jovis unlialti)ar. Wie nun allerdings
diese eigeutiindiche form zu erklären ist, ist mir selbst noch rätselhaft.
A n m. Es scheint dem verf. entgangen zu sein, dass sich glossen finden
(vgl. z. b. meine neuausg. der VVright'schen Glossarien s. :{4I. '.ibb u. s.):
Alpium, munt^eofa; Alpes, munt iofes clifu. Das Vorhandensein einer sol-
chen erklärung des nauicui Atpes lüsst sich also nicht hinwegbringen. An
andrer stelle werde ich ausfiihrlichents darüber geben. K. VV.
METRA DES HOETIUS. 437
sein. Hat es dcini für Wriglit nichts aut'talliyes, dass AeltVed
in seiner unzweifelliaft ächten prosaabeitragiing des Boetius
den Odyssens als könig von Ractien bezeichnet? Allerdings ist
es ja nicht absolut sicher, dass AeltVed selbst ursprünglich für
diesen irrtuni verantwortlich zu machen ist. Denn die werte
des Boetius vela neritü ducis müssen gewiss für manchen mittel-
alterlichen abschreiber eine unlösbare Schwierigkeit enthalten
haben und waren daher mancher vcrderbnug ausgesetzt. Ja,
in der alten i)crner haudschrift der Consolatio ist die silbe ne
von ncritii unverkennbar zu dem vorhergehenden worte her-
übergezogen, so dass die stelle lautet: vclani relii ducis.^ Es
ist ja nicht unmöglich, dass Aelfrcd in der von ihm l)enutzten
iiandschrift eine in ähnlicher weise verderbte stelle vorfand.
Immerhin aber zeigt schon die blosse annähme dieser lesart,
dass er nur eine dunkele kenntniss des klassischen altertums
I)esass. Mau sieht dies besonders deutlich, wie überhaupt seine
mangelhafte kenntniss des Lateins, wenn man seine Orosius-
übertragung mit dem urtexte vergleicht, bei dessen bearbeitung
er ja natürlich besonders in gefahr war, versehen zu begehen.
Ganz zu geschweigeu davon, dass er den römischen eigenuaracn
ziemlich übel mitspielt, nicht unähnlich Chaucer's Frankeleyne,
der den M. Tullius Cicero in zwei oder drei verschiedene per-
sonen zerlegt.- Die misverständnisse sind da ganz eigentüm-
licher art. So liest man z. b. bei Orosius ö, 4 :
'(Fal)ius) fecit tacinus ctiam ultiiuis barbaris Scythiae, non dicaiii
Romanae fidei et moderationi exsecrabile. Quin^entis cnim principi-
bus eorum, quos societate invitatos deditionis jure siisceptM'at, luanus
praecidit'.
Die scene ist in Spanien, zeit der viriathische krieg. Nach-
dem sich mclireie feindliche Städte unterworfen hatten, machte
Fabricius eine grosse zalil ilirer einwohncr durch einen treu-
bruch unsciiädlich. Darüber die klage des Orosius. Wie über- '
setzt nun Aelfred diese stelle? (0,2):
'se consul jedyde eallum Ronianuni (Sa bysinerlicestan dsede Öa he
aspeon of .'Sei^fünn syxluind niauna to liitn Ins je<Noftena and öa hi
him to coman, bet hini eaüuni Öa hauda ofaceorfan '.
Man sieht, Aelfred fasst die rhetorisclie phraseologie seines tex-
tes wörtlich auf! Einfach und nüchtern in seiner denk- und
' Peiper's Boetius, de Cons. Phil., Lips. 1S71, s. *>S.
^ Cliaucer, Prolog zur erzählung des Frankel. 13—14.
43S HAK 1 MANN,
redcwcise, halte er kein vcMständniss i'dr ihetoriselicn ponip.
Kill andorcs cigcutiiinlichcs inisvcistäiuliiij^s limlct t^icli in meinem
Oros. 5,,,. hl (Iciu lat. toxto hatte Aelfied gefunden:
'Quinctilius Varus cmii tribus logiouihus ;i Cieriii;inls l'imditus
deletus est'.
Und doch übersetzt er:
'hcorii wear^ .tIc otslajon, hutDii ^aiu consiilc amini'.
Wie erklärt sieh dieser irrtuin? Wol daraus, dass Aclfrcd nicht
nur die oliigo stelle, sondern auch die im Orosius (0, .,i) unmittel-
bar folgenden worte unrichtig auffasste:
'quam reipublieae chidoin Caesar Aufi;ustiis adoo gravitcr tiilit, ut
saepe per vim doloris capitt i)aricti collidciis elamarct: Quinctili Varc,
redde Icgioues'.
Aelfrcd scheint sich vorgestellt /,u hal)cn, dass Augustus diese
Worte au Varus selbst richtete, der bei ihm stand. Und er
fährt dann fort:
'öonc consiil lie liet afsleaii'.
Das will uns kaum glaublich erscheinen, steht al)er doch da.
Auch im Boetius fehlt es nicht an ähnlichen irrtümern, im
Boetius, den er, wie ich gruud habe anzunehmen, bearbeitete,
nachdem er schon Jahie hindurch als Übersetzer tätig gewesen
war.* So misvcrsteht er in einem falle das adjectivum librum für
einen eigennamcn und bereichert dadurch die alte geschichte mit
einer persou namens [jl/erins.- Manche seiner vertauschungen,
das Hesse sich unschwer zeigen, erklären sich nicht sowoi aus
dem streben, dem zu bearbeitendeu texte eine art nationales
gewand anzuziehen, wie man oft sagt, als aus einem einfachen
misverständniss. Hierher scheint mir z. b, die berühmte vcr-
' Ich kann micli liior aut' eine begriiudung dieser annainne nicht ein-
lassen. Vielleicht finde ich später einmal gclegenheit, meine ansieht über
die rcihenfo'.ge der werke AeltVed's zusammenhängend zu entwickeln.
2 Doch noch nicht so schlimm, als wenn (totfrid von Viterbo, durch
falsche lesung einer stelle des Paulus Diaconus, aus den worfen hoc loco
einen neuen geschichtsschreiber Tociaciis schafft (Wattenbach, Deutsch-
lands (»eschichtsqu. i. M. II\ Berlin 1S75, s. '111), oder wenn der verf.
des pruvenzalischen Agnesspieles den söhn des ^vÄia^tan Apoäixes nennt,
nach einem misverständniss seiner latein. quelle: 'Crudelissima omnium
feininaruin in fi/ium meum voluisti apodixiii luae artis magicae demon-
slrare'. Uebrigens ist es selbst einem so bedeutenden Uritiker wie Fabri-
cius passiert, dass er aus der griechischen i)ezeichnung für rote tinte:
//f/.f'oiov y.ö-y.aivov, einen neuen griechischen autor: Melanios Coccitms
herausgelesen hat. Vor wenigen jähren erst citierte ein französischer
autor die werke 'd'un cerlain M. l crem de blullguri'.
AIF.TKA DES BOETIUS. 439
tauscbuiig von Fabi icius mit VVeUiud zu gchöicii. Denu, wenn
er das bcwusste streben gehabt hätte, den inhalt des ßoetius
zu uatiouulisicren, so cutsteht die frage: Warum nahm er denn
solche namen wie Papiniauus, Parnienides, Euripides in seinen
text mit herüber, mit denen seine landsleute doch kaum irgend-
wie bekannt gewesen sein können. Als einen irrtuni möchte
ich auch die Übersetzung von classlca durch scipliere betrach-
ten. ^ Doch ich enthalte mich weiterer belege für eine tatsache,
die jedem Icscr der AelfredVchen Schriften auffallen niuss.'- Sein
gedächtniss soll dadurch nicht verunglimpft werden. Haben wir
doch bei keinem angelsächsischen Schriftsteller eine so reiche
gelegenheit, kenntniss antiker Verhältnisse zu erforschen, wie
gerade bei Aelfred. Wir sehen wol gelegentlich, dass Aelfric
Cappadocien für eine Stadt ansieht^^ dass Cynewulf in einem
seiner rätsei einen vogel naniens Pernex durch ein misverständ-
niss dieses lateinischen adjcctivums fabriciert*, dass der Über-
setzer der psalmen aus einem lateinischen futurum den länder-
namen Metibor herauslas.-^ Aber kein anderer angelsächsischer
Schriftsteller hat jemals den kühnen und grossen gedanken
gehabt, werke wie Orosius und Boetius in der Volkssprache
zu bearbeiten, kein anderer daher hat sich so sehr der gefahr
ausgesetzt, Irrtümer zu begehen. Doch der wert eines mannes
bemisst sich nicht nach solchen dingen und am allerwenigsten
eines mannes wie könig Aelfred. Seine Verdienste sind zu
gross, als dass sie dadurch geschmälert werden könnten. Wenn
man nur einen augenblick an den zustand Englands zu jener
zeit denkt, an den niedergang oder die Vernichtung jener
grossen brcnnpunktc der bildung, zu denen in den glücklichen
' Vgl. Ahlli. Gloss. in Haupt's Ztschr. f. d. A. 1SS:<, s. 4t)T: classi-
bus 1 bymum t hcre.
- Mit unrecht findet (iui/.ut luitTiillig (1. e. s. IHS), dass Aelfred den
Agamemnon als cascre bezeichnet. Dies woit wurde in sehr weitem
sinne gebraucht. So wird David in einem psalra casere genannt und der-
selbe name wird bei Lajamon auf Arthur angewant (II, 525, ,3). Kelle zu
Otfrid 4,27.10 citiert eine stelle au') Baeda: 'Jesus hnpcrator crcdcnüum'.
^ Aelfric's Homilies ed. Thorpe 1814, s. 'M).
* Cynewulf's Ra'ts. 41, (id.
* Libri psalra. versio etc. ed. 'i'horpe ISH5, 59,3. 107,«.
Anm. Aus den Glossarien hätten sich diese beispiele noch ausser-
ordentlich vermehren lassen, glosscn wie z. b. Dalmatic Öaere bürge (also
= Stadt) treffen wir zu dutzenden an. R. W.
440 HARTMANN,
tagen IMioodt'i's und Uaihi's sehaaroii von \vi!>!scii*;(liirstigen
schiilein vom icstlaiulo aus {?cwallfahrlct waren, als zu den
«juellen der Weisheit und gelelusand^eit, so kann man sicli nur
wundern, dass AellVed, ein laie, der erst im reiten nuinnesalter
Lateinisch lernte, doch noch so viel erreicht hat. Die zeiten
waren damals \orhei, wo, nach dem ang:elsäclisischcn s]>rich-
worte, eine trau mit einem kinde auf dem arm unversehrt von
meer zu lueer gehen konnte. Selbst zu t'riedcnszeiteu zwangen
die ewig drohenden einlulle der nordischen piraten den könig,
stets auf der hut zu sein. Eine weniger hochstrehende scele
würde dem übermenschlichen drucke erlegen sein. Mit einem
anderen, weniger edlen geiste am rüder des Staates würde das
schwach glimmende licht der kultur gänzlich erloschen sein.
Aelfred's unvergänglicher rühm ist es, das heilige teuer genährt
und durch seine mühevolle literarische tätigkeit den arbeiten
künftiger generationen vorangeleuchtet zu haben. Wir wissen,
leider nur durch s})ärliche Zeugnisse, dass bald nach Aelfred
eine ausgedehnte prosaliteratur in der heimischen spräche auf-
kam. Diese literatur verdankt ihren Ursprung dem könig Ael-
fred. Aelfric selbst fühlte sich gewiss l)edeutsam angeregt durch
das beispiel seines erlauchten Vorläufers. So war die tätigkeit
des königs reich an fruchtbaren keimen, und sein name lebte
fort bis auf späte geschlechter als ein symbol für alles gute
und edle und weise und grosse.^
Nachdem wir so Wright's ansieht ausführlich widerlegt
haben, bleibt noch die frage übrig, ob sich die authenticität
der metra durch positive gründe stützen lässt. In der tat fehlt
es nicht an solchen. Hierher gehört vor allem die in prosa
aljgefasste vorrede, welche dem ganzen werke vorausgeht, und
welche sich in beiden haiidschriften tindet. Darin lieisst es:
'Öa he Öas boc lijefde jleornode and of Laedene to EnjUscmu spellc
gewende and gcwohrte hi oft fo leoöe swa swa heo nu gedon is'.
' Vgl. Wiilckcr über die .spricliwörter könig AelfrcMl's im 1. bände
von Paul und Branne's Beitrügen. Dazu eine stelle einer ags. predigt
in Wheloc.'s ausgabt; von AelfnMl's Bseda s. lO'.t: 'Cyuin^c ^erisl rihlwis-
nyss und wisdom; lihn is numa ;i,cselt of so'^um reccendoine ^ml he hine
sylfne and sidfUan las Icoda mid rvisdome wissi^e and rvel ^crihll(cce;
^CBl folc bi'd ;!;esceli^ fHiir/i snoterne cynm^, si^eftesl and ^esundfnll ()urh
^esceadwisne reccetuC. Ob der Verfasser dieser xeilen hierbei ni(dit an
könig Aelfred gedacht iiatV
METRA DES ROETIUS. 441
Warum tcn Brink diese vorrede als nichtaelfiodisch ansielit,
ist mir iinersichtlich. Sie findet sich in beiden handscliriften.
Und sie trägt so offenbar den Stempel der aclitlicit, nicht nur
iu der phraseologie, die liier und da an eine andere vorrede
des köuigs erinnert, sondern auch in ihrem ganzen tone. Die
wahrhaft kindliehe einfalt des gemiits, mit der sie geschrieben
ist, die tiefe frömmigkeit, die sich darin ausdrückt, die liebens-
würdige bescheidenheit, die gegen das ende hin hervortritt, das
sind acht Aelfredische ziige. Ganz begreiflicher weise schickte
er gerade seiner beaibeitung des Boetius eine V(urede voraus.
War dies doch sein reifstes und in vieler beziehung auch sein
wichtigstes werk. Machte es doch auf seine landsleute einen
grossen eindruck. Es war so zu sagen das geistige vermächt-
niss, welches er seinem volke hinterliess. Einem solchen werke,
welches so voll von seinem eigenen geiste war, und auf wel-
ches er so viel Sorgfalt verwant hatte, schickte er naturgemäss
eine vorrede voraus.
Vielleicht könnte man gegen die authenticität der vorrede
gerade den umstand geltend machen, dass darin die alliterierende
Übertragung der metra erwähnt wird. Doch lässt sich dieser
beweisgrund bei ernstlicher prüfung nicht halten. Nur dies
geht daraus hervor, dass der künig selbst seine aufgäbe dann
erst als wirklich vollendet ansah, nachdem er die metra in
])oetische form umgegossen hatte. Erst dann setzte er dem
werke die prosavorrede voraus. Vielleicht haben wir uns die
Sache folgendermasseu zu denken : Nachdem er die prosaüber-
tragung des Boetius beendet und seinen freunden gezeigt oder auch
teilweise vorgelesen hatte, drangen diese in ihn, sie abschriften
des Werkes nehmen zu lassen. Der könig mochte ihren bitten
nachgeben, wenn auch vielleicht widerstrebend, da er eben
seine arbeit noch nicht als beendet ansehen konnte. Hierauf
mag ein gewisser Zeitraum verflossen sein, bis er niuse fand,
sie wider aufzunehmen. Inzwischen war die prosaübertragung
bekannt und beliebt geworden. Ihr erfolg ermutigte natürlich
den Verfasser, die woite der ersten ühertragung so weit als
möglich beizubehalten, als er daran gieng, die metra in vers-
form zu bringen. Dieser endgiltigen form des werkcs wurde
dann die vorrede hinzugefügt. S(dche natürlich, welche die
erste ausgäbe, wenn man so sagen darf, vorzogen, setzten ihr
die vorrede der zweiten ausgäbe vor. Bei einer solchen an-
4 4 2 HA Kl. MANN,
iKibiuc lallt (las obiue bctlonkcn uciicn die voirodc sclbstvcr-
^täudlk'b wcii;.
Weudoii wir uns luui, nacli der vonodc, zu den mctrcn
selbst, iu der tat lässt sieb ibre autlieiiticität aus ilmeii selbst
erbärtcii. Zablreicb sind die liier anzuflibreiuleii beweise aller-
dings nicbt, al)er das ist ja nur natiirlii'b, wenn man bedenkt,
dass C sieb ausserordentlii'b en^' an 15 anscbliesst. Zablreicb
würden sie nur dann sein können, wenn der zu lirunde lici;ende
text frei bcbandclt worden wäre. Dann würde es Icicbt sein,
die loujuis ieonin, die s})uvcn von AelCred's oiii;inaleni geiste,
zu erkennen. Aber die metra entlialten äusserst wenig selb-
ständiges, kaum einen gedanken, der nicbt seinen entsprecbcn-
dcn ausdruck in 15 bätte. Ofl'enbar hat man sieh durch diese
Wahrnehmung: abhalten lassen, eine genaue vergleiehung von
B und C vorzunehmen. Natürlich können hier nur selbständige
Zusätze in betracht gezogen werden. Und doch lässt sich, aus
diesen quantitativ allerdings sehr unbedeutenden Zusätzen, nach-
weisen, dass der Verfasser von B identisch ist mit dem Ver-
fasser von C. Hierher gehört zuerst die stelle nietr. 9,«,:
']>xr Avses swific swcotol, Ifivt we sjcdon oft,
pxt se Jiinvald ne dcÖ äwiht ^ödes,
5if sc wcl nelc f>c Ins jeweald hafaÖ'.
Dieser gedankc gil)t den sehlusssatz von H 16, , wider, wo
es beisst:
'Hu no wa's jciio^ swcDtol ^;et so aiiwoald liis a^encs ftonccs jod
na?8 Öa se jod na-s öc lic to com'r"
Aber der dichter fügte hinzu: 'bcc/ wc swömt oft'. Wo sagte
er es oft? Keine ähnliche stelle findet sich in dem metrischen
teile, wol ai)er kommt derselbe oder ein ähnlicher gedanke
mehrere male in dem langen prosaabscbnitte, der unmittelbar
vor dem bezüglichen mctruni steht, vor. Da beisst es 10, § 1:
'sc anweald n.'cfro ne biö -^oA, hnUm se god sie öc hinc lutbbe'.
Und eb nda § 2:
'Uwa t wenst Öu Öonne hwaet godcs se anweald sie Öonuc he on nane
wisan his agnes crajftes ne maeg forbugan ?5a>t ho ÖaBt ilce yfel ne
^^eÖafige oÖrinu monnum öc he a;r oÖruin dydeV hu ne is sc anweald
Sonne c^a^r nauhtV'
Und ebenda § 3 :
*Hwa;t h wenst (5uV jif sc weoröscipc and se anweald agues tJonces
j^od wa'ie and his selfes anweald htefde , hwaet^er he wolde ßam for-
cuöestum mannum fol^ian swa )ie nu hwiluin deÖV'
MEIRA DES BOETIUS. 443
Ebenda:
'Nu Öe is swiöe openlice jecytJed öjet Öis andwoarde rice and öas
woruld ^csfflÖa and t5es anwcald of heora agnuni gccyude and heora
agnes jewealdcs naulit jodes ne sieut'.
Ebenda:
'."^if se anweald i^oune of bis ajenre jecynde and uf bis ajcnos je-
wealdes ^od wa^-e, ne uuderfeuge hc na't'rc Sa yfelan ac e^a jodan'.
Ebenda:
'Bc L>a^ui tSu niibt ongitan, 51!" t)A gcs.TlÖa (?iscs andwoardau lifcs ?nrh
hie seife beora selfie jewcald abton and of lieora ajnuni jooynde j;ode
wftron, Öonnc woldun lii simle ou öam clifian L»e liim jod n)id worbte'.
Ebenda:
'Hit is nii hra^Öost to secjanue be eallum tJivm woruldgesa^löum öe
seo wyrd bl•euJ^, Öa?t vxv uanwulit on nis ^a?» to wilnianue seo, for-
?am t>e i^aer nanwuht jecyudeliees godes on nis öa?s de of hini cuinc'.
Das ^iud die betrellendcu stellen, im ganzen siel)en. Was sich
daraus ergibt, liegt auf der band. Indem der Verfasser von C
am ende des folgenden metrums zu dem nändichcn gedanken
hinzufügt: 'bcct ivc sccdon ofC , ideutiticiert er sich oftenbar mit
dem Verfasser des vorausgehenden prosaabschnittes, d. h. er ist
könig Aelfred.
Ein ähnlicher zusatz findet sich am anfange des einund-
zwanzigsten metrums:
'Wel lä! monua bearn jeond middanjeard
friora »ghwilc fundie to
l^feni ecum jode |'e we ymb sprecaS
and tö Ö^iu jes^löum Öe we secjaö ymb'.
Hier ebenfalls identificiert sich der dichter des metrums mit dem
Verfasser der vorausgehenden prosa, d. b. er ist könig Aelfred.
Man wird nicht einwenden wollen, dass die fraglichen Zu-
sätze von dem unbekannten umdichter des 10. Jahrhunderts ab-
sichtlich eingefügt worden seien, um den glauben zu erwecken,
dass seine arbeit das werk des königs sei. Dieser einwand
würde psychologisch ganz widersinnig sein. Nur so viel sei
hier bemerkt, dass, wenn ein falscher wirklich die absieht ge-
habt hätte, seine verse als die Aelfred's auszugeben, er sie
wol etwas häufiger und etwas in die äugen fallender ausge-
führt haben würde. Es muss daher die obige erklärung der
beiden stellen, nach welcher der gebrauch der ersten person
in einer bezugnahme auf die vorhergehende ])rosa in direkter
und schlagender weise auf könig Aelfred als Verfasser hinweist,
als die einzige mögliche und natürliche augesehen werden.
444 HAK TM ANN,
Nol)eii (lioscm solilnjicMidon howcisc sei noch auf etwas
aiitloies Iiiii<;-c wiesen, aul eine eii;entiimli('likeit der datstcllung"
AcKVed's, die aucli an einer stelle der nietra liervorliitt. leh
meine den ziisatz im 2t». metrnni, v. it>9 — 17."). Indem da der
Verfasser das veiliältniss zu erklären sueiit, in wclelirn) die
erdt^ /u dem sie umgebenden wasscr und /,u dem den ganzen
.ni(l(i<i)t^card einseldiessenden himmel steht, gcbraueht er das
gleiehuiss von dem dotter inmitten des eies:
'j^a^iii aiilicüst )>e ou ivje bi?
^ioleca on nüddaii. ^lide^ liw;v^rc
a?j ymbütan: swa stCHt call woorukl
stille un tille, streamas ymbutau
lajuflüda jelac lyfte and tunjia
and sio scire sccll scriöeö ymbutau
döjora gehwylce, dyde lanje swä'.
Wenn nuiu nun die prosaiil)ertragung des Boctius mit dem
lateinischen originale vergleicht, so sieht num, dass der könig
diese art von, wenn ich so sagen darf, hausbackenen vergleichen
sehr liebt. Charakteristisch für seine Stellung als lehrer seines
Volkes, verschmäht er nichts, wenn es dazu dient, seinen ge-
danken klar und verständlich zu machen. Folgendes sind die
hierhergehörigen fälle :
16,,: 'Hu ne wile he i^onne dun swa hy dydon and jit doÖ eallc
Öa ricu Öe him under beoÖ uÖÖe awcr on neaweste forslean and t'or-
heregian swa swa fyres lij deÖ dryne lueÖ feldV
20,,: wo er von dem Unglücke spricht, durch welches ilor nunisch
zu dem wahren gute gebracht wird, fügt er liinzu: 'nwa iswa mid an^le
fisc gefan je n bi()'.
24-,,: Um zu erklären, dass alles glück von dem wahren gute ab-
hängt, setzt er hinzu: 'swa swa ealle wjcteru cumaÖ of Öscre SJC
and oft ealle cuniaÖ to Öasre sse'.
:i5, 3 fügt er am Schlüsse einer längeren abstrakten erörterung in
ziemlich origineller weise hinzu:
'nu ic Öe andette Öast ic haibbe fnnden dura Öser öaer ic ler geseah
ane lytle cynan, swa Öa^t ic uneaöe mihte geseon swiÖe lytellne scinian
leohte« of Öisum Öeostrura, and ßeah Öu me tjelitest fer Öa duru, ac
ie hire ne mihte maie aredian, buton Öaet ic hlre jiapode ymbuton
Öaet öe ic Öa;t lytle leoht ;3;eseah twinclian'.
30,,: 'se wisdom and eac oÖre crseftas n;ebbaÖ nan lof ne na;nne
weorÖBcipe on Öise worulde, ac licjaÖ forsewene swa swa meox under
fei tun el'
:ui, 7: 'swa swa ailces huses wah biÖ fiest aejÖer gc on Öa^re flore
ge on V)Hdm hrofe, swa biÖ ajlc -^wX on .öode fa;st, for Öasm he is ailces
jodea «jöer gc hrof je flor'.
METRA DES BOETIUS. 445
37,1 vergleicht or ungerechte künige mit tollen hunden :
'se Öe hiora (seil. Öejna) weit, ne raurnÖ naufter ne frieud ne fiend
Öe ma öe wedende huud'.
37, .i erweitert Aelfred in charakteristischer weise einen satz des
Boetiiis. Dieser sagt von jemandem, der sklave seiner fleischlichen lüste
ist: 'sordidai suis voluptate detinetnr'. Aelfred seinerseits begnügt sich
nicht mit der Übersetzung: 'he bits anlicost fettuui swinum', sondern er
fügt zu weiterer erkliiruug hin/.ti:
'öe simle willuaÖ ücjan on fulum soluiu and lii nyllai^ iispylijan on
hluttrum wicterum, ac öeah hi seldum hwoune beswemde weuröon,
Öonne sleaÖ he eft on Öa solu and bewealwiaÖ Öair on'.'
3S, 2 spricht er von dem plötzlichen Zusammenbruch der maclit der
gottlosen und fügt hinzu: 'swa swa jreat beam wyrcö hludne dynt Öonne
men Lnpst wenaö".
3s, i wo gesagt wird, dass ein teil der gottlosen ewige strafen zu lei-
den hat, während der andere im himmlischen teuer gereinigt wird, fügt
er hinzu: 'swa her biö sylfor\
38,5 verweilt er ausführlich bei der ausmalung eines gleichnisses,
welches sich im Lateinischen nur andeutungsweise findet:
'8u waest Öset Öa men Öe habbaÖ unhale eajan , ne niajan ful eaöe
locian ougeau Öa sunnan öonne hio beorhtost sciuÖ, ne furÖum on
fyre ne on nanwuht beorhtes hi ne lyst locian, jif se aeppel lef biö'.
39,1 vergleicht Aelfred die aufregung der seele durch hass mit der
aufregung des meeres durch stürm:
'forhwi drefe ge eowru mod mid unrilitre fiouiise swa swa yÖ.i for
winde Öa sae hreraÖ'.
39,4: 'ne cymÖ he nsefre to opeuum ende buton he ha'bbe swa
scearp andjet swa ÖJBt fyr'.
Das allegorische gleichniss vom rade, welches Aelfred 3i»,7 einfügt,
um in drastischer weise die be/,iehung der geschöpfe zum scliöpfer zu
erläutern, ist zu ausgedehnt, um hier citiert zu werden. Mit seinem aus-
führlichen verweilen bei kleinen einzelheiten erinnert es an die lange
allegorie Otfrid's über den rock Christi (4, ^a). Es ist nicht ganz richtig,
mit Fox zu sagen, dass 'this whole section is king Alfred's original
production'. Dtrselbe wurde vielmehr dazu durch eine, allerdings nur
kurze, stelle seines lateinischen textes veranlasst. Doch hat er es sehr
ausgedehnt, vielleicht allzu sehr, und zugleich in eine populäre form
gekleidet. Während l>ei Boetius das gleichniss einen streng wissen-'
schaftlichen charakter hat, setzt Aelfred au die stelle der geometrischen
figur des Originals ein rad, um seinen gedanken dadurch anschaulicher
zu machen.
' Diese tiere scheinen bei den Angelsachsen keine uuwiclitige rolle
gespielt zu haben. Vgl. II. I^eo, Rcctitudines singulanini /icrsotutrum,
nebst einer einleitenden abhaudlung über landansioälung (und angeisächs.
Ortsnamen!), landbau, gutsherrliche und bäuerliclie Verhältnisse der Angel-
sachsen, Halle 1832, s. 128— li't; vgl. Gesetze könig Ina's 41: ',^if mon
aceorfe «nne treowe Öajt mjeje örittij swina und er stand an and
wyrö uudyrne, gesylle sixiis scilliuja'.
446 HAKIMAXN',
;U), ,, vergleii'lit Aeltiotl den im besitz iler gottlosen beliudliclien
reic'htuin luit einer art von arznei. die der arzt (Jott ihnen eingibt, um
dadurch ihre seeieu zu heilen:
'se 7;oda Uvea, ^;et is 5od lac•na^ iiiora uiod uiid ^aln welan, wile
liiet hi ousiten hwonau hiui se wola come'.
41,3 gol)rau('ht der Verfasser das gleicliniss vom piloten, um den
Charakter der Vorsehung zu erklären:
'swa swa jod scipstyra onjit micelne \vindhret)8e :vr aav hit weor(Se
and l»a*t fealdan fi;et seji and eac liwilum lecjau "Öoue mjest and laitan
t^a betin je, jif he ivv ^\ve()re8 windes ba'tte, wa^rnati he hine wit5
^a>t weder".
Aus diesen zaliheiclien beispiclen dürfte wol zur genüge
bervlugelieu, dass in der tat die der sphäre des täglichen lebeus
entlohnten vergleiche ein charakteristischer zug von Aelfred's
Stile sind. Der vergleich mit den» eidotter im 20. nietrum ver-
dient daher beachtet zu werden. Wenn 6r auch selbstverständ-
lich keine zwingende beweiskraft hat, so mag er doch immerhin
dazu dienen, das auf auderni wege gewonnene resultat zu be-
kräftigen.
Schliesslicii wäre noch zu fragen, oi) vielleicht der sprach-
liche Charakter der metra auf könig Aelfred als Verfasser hin-
weist, liier allerdings gestehe ich, vermag ich nur einige kleine
beitrage zu liefern. Da die alliterierende Übertragung sich in
Worten und Wendungen eng an den prosaentwurf anschliesst,
so können natürlich die ergebnisse nicht eben bedeutender art
sein. Denn nur solche worte können hier in botracht kommen,
die in der poetischen Übertragung hinzugefügt sind. Und so-
dann ist der angelsächsische ])hilolog nicht in der glücklichen
läge, ein Corpus totius Anglo-Saxonicitatis zu besitzen.' Bos-
' Bis daliin sind behauptungen über das vorkommen ags. worte mit
vorsieht aufzunehmen. So sagt z. b. Sweet, in der vorrede zu seiner
ausgäbe des Hirdeboe: ^ leorningcniltl, tbr which Alfred eniploys ^e^n,
has a distinctly late eharacter'. Sweet iibersielit, dass im Hirdeboe 25, «
leorningcnililas steht! Ferner sagt Sweet in seiner anzeige von Skeat's
auHgalie der ags. und north, iilterlr.igiing des Johannisevangeliums (Akad.
l'57'.t, Jan. J^Oi); 'tlie wurd linna had given way (o cocc as e:irly as the
time of Alfred'. Doch Itima findet sieh Marc. 1 I, :)o. i.h- 72 (2 mal); Luc.
22, :,i. ,,„. ,;,. Das compos. Itan-crcil steht Aelfr. IJasda l,.^-,; Matth. 14, .^r/,
Marc. 14, :,.,. Aelfric's astron. Tractat (ed. VVright in den Populär 'IVeatisea
on Science etc. s. (>, 14).
Anm. Auch glossen sprechen gegen diese behauptung, vgl. z. b ein
glossar ans denj Ki. oder 1 1. Jh. (in meiner neuausgabe s. 2iW) (/ulJus ^^ hana,
während allerdings Aelfric's glo.s.s;ir ya//M.v mit 6V>f übersetzt. K. W.
METRA DKS HORTirS. 447
worth's Wörterbuch ist für philologische zwecke weuig- verwert-
bar. Ja, wir besitzen Doch nicht einmal ein Aelfred'scbes glossar.
So, wie die Verhältnisse jetzt noch liegen, luiiss für die })rosa
wenigstens jeder sein eigener lexicograph sein.
Das wenige, was ich in bezog auf unsere frage beizu-
bringen vermag, ist folgendes:
Das woit magister kommt zweimal in deu metren vor: 13,.^o »ud
3(1,4. Während es in der ersten stelle aus B entlehnt ist, ist es an der
zweiten selbststiindig eingefügt. In der angelsächsischen poesie findet
sich dies wort sonst nirgends. Dagegen ist es in Aelfred's Schriften so
häufig, und zugleich so ausserordentlich selten in der übrigen prosaischen
literatur, dass man es mit recht als ein Aelfred'sches wort ansehen kann:
Ba;da \,^..2^. 2, ao- 'i,ii- 4, .j. 5. 27. 'h \o- -lo', Hird. Boc 109,,-.. 117, o. 45.5, .^o*,
Gros. 3,9; Boet. 25. 21», o. 31,,.' Dies wird um so auffälliger, wenn man
beachtet, dass die angelsächsischen Übersetzer der evangelien-, welche
das wort ziemlich häufig in ihren lateinischen texten ' fanden, es offenbar
vermieden. Sie nehmen es auch nicht ein einziges mal herüber, sondern
geben es ausschliesslich durch lareow. Folgendes sind diese stellen:
Matth. 9, „. 10, 04. ,5. 12, 3H. 17, ,,-,. 19, ,r.. 22, ,«. .,. ■,^. 23, «. ,0- 20, ,«; Marc. 2, ,,.
5,35- 9,i7-3s- l<',n-2o-35- 12, ,4. ,.j. 3-.!- 13,,. 14,,-,; Luc. 3,,.^. «,4o(2mal). 7, 4,.
9,38- 10,25- ll,-.ü- 12,, 3- 18, IS. 19, •,«. 20, .,,.., ,.3,. 22,,,; Joh. 1, 3«. 3, .,. ,„. 8, 4.
11,18. 13. ,3. ,4. 20, ,6- Ausserhalb Aelfred ist mir das wort nur ein mal
aufgestossen, Aelfric Exod. I,,,, wo es dem lat. w^rt^/A'/tv entspricht. In
seinen homilien gebraucht Aelfric nur lareotv. Diese tatsachen scheinen
sehr dafür zu sprechen, dass magister kein eigentlich populäres wort im
Angelsächsischen war, ungleich dem altdeutschen meisUa-, sondern ledig-
lich auf gelehrter einführung durch künig Aelfred beruht. Das vorkommen
in den metren deutet stark auf könig Aelfred als Verfasser hin.
Die Verbindung von liiviet mit Ii/vur^u kommt nur zwei mal in den
metren vor: 1 1,5.2 (welche stelle in Grein's Sprachschatz übergegangen
ist) und 20, :,. Während es in letzterem falle die in B gebrauchte dimi-
nutivform lavcelhivegumuga ersetzt, ist es in dem ersten falle ein selb-
ständiger Zusatz des umdichters. Dieser ausdruck hwa'lhwugu (var.:
-lavig u, -hvegu, -hugu) ist in Aelfred's werken ausserordentlich häufig:
' Anm. Vollständig ist dieses verzeichniss nicht, so ist z. b. die
'Epistola Alexandri ad Arist<»telem' übersehen. Vgl. diese zeitschr. bd. IV,
s. 139 tf. (z. 1). z. 3, 7, .'»s). K. \V.
■^ Ohne zweifei ist die angelsächs. Übertragung der evangelien das
werk mehrer männer. Hier sei nur darauf hingewiesen, dass Matth. 1- 11
incl. das wurt p/uuiseus stets durch sim<li'.rlialig gegeben wird, während
U)- 2;! das lat. wort ebenso constant beibehalten ist. Erst kap. 27 taucht
sunderlialig wider auf Vgl. 'l'rench, ün the Author. Version of the New
Test. Londim 1S5*>;, s. 4n. Eadie, Hist. of the Engl. Bible, London lb7(j,
il, s. 135, 3ti5.
3 Als selbstverständlich nehme ich an, dass die angelsächs. evange-
lien auf dem lat. texte beruhen. Tliorpe vergleicht allerdings geiegent-
licli das Griechische.
44S IIARTMAMN',
BtiMl. 1,:..., (2 m:il)2,5. ci. :<, , (2 mal) ,, ,o. 1,,. :>,,; Hinl. Hoc. 71, .,.,. 117,,.
157,5. U55,,;,. 171, «V 19",,:,. "iSI,-:.. 2S7, ,. 2\\[\, ,.,. iUCt, ,. ;i2l,u,. :52r,, .,. ,„. ,.^.
349, ,0. 3(;7,„. 395,22. 455,,,;-, Boot, 3,,. 7,.. 11,,.,. 13. 14, o. IS,^. 2(1,,. a.
32, ,. 33, ,. 34, ,. .. ,i (2 mal) - (2 mal) .,. „,. 3.-), ,. ,,. :'(>, ,. ;,. 38, ;, (4 mal). 39, 4
(2 mal) 7, il. li. im sfanzen 59 mal in Aclfrecrs pritsascluirtcn. (Wie mir
herr prüf. Wiilcker sagt, ist es auch iu den Solihxiuii'ii häiilifj.) Ebenso
verbindet AeltVed gern /in'ii,7;i{ mit hivylc: Ba-da 2,,.' 3, .2. .j«. 4, 9. 22- as- 27-
•>. j- II- u- 20; Hird. Boc. 397, .j,,. u», imtl mit Itu: Bjeda 3,,,,. 4, ,.). .27. 5,,
(2 mal) ,., lind mit (ele: Oros. 3,7. Allerdings kommt nun das wort ancli
sonst vor, nämlich, was prosa anlangt, im Conf. Ecglt., öfters in den
Leechdouis nnd in den Blickling Homilien, in gebundener rede aber nur
zwei ni:il, in den motrisclien psalmen 89, ,5. 93, „. Mit zwingender not-
wendigkcit fiilirt daher das vorkommen des ansdrucks nichf auf könig
Aelfred. Doch mag er immerhin als zu den stileigentiimlichkeiteu des-
selben gehörig betrachtet werden.
Eafne,^, oder ealiü^ ist ein häufiges fiillwort in den metren: 7, /,o. 53.
Iti,.,,. 21,,.-,. 22,1.-,. 2S, 57. 6;i- In der poesie findet es sich sonst nirgends.
Was Aelfred's Schriften anlangt, so habe ich es mir aus dem Hirdeboc
zwölf mal notiert: 9,5. 239,,,. 2(13,,«. 283,5. 2S5, ,7. 293, ,4. 329, ,7. 395, .j...
413,.,o...,. 421,,,. 4.53, a.
Das wort ymbhoga findet sich zwei mal in den metren, während es
au den betrett'enden stellen von B nicht steht: 7, 3,;. .-,3. Es ist häufig im
Hirdeboc: 99, .,4. 127, ,3. 137, j. 141,«. 317,,,. 401,3.,«. 431, ,3. ..«■ 31. In der
poesie kommt das wort ausser den metren nirgends vor.
Die Verbindung mcertium gcfrcege, nietr. 2(J, 2 findet sich in angel
.sächsischen poesie nur noch in dem prolog Aelfred's zum Hirdeboc.
Doch mag dies vielleicht mit lediglich äusseren gründen zusammen-
hängen.
Hiermit ist unsere untersiicliuiifi: beendet. Fassen wir alles
zusammen, so ergibt sicii als endresultat tolji;endes:
Die arguniente Wriglit's gegen die äehtlieit der metra haben
sich als ])seudoargunicnte lierausgestellt, d. h. die metra ent-
halten sclilocliterdings niclits, was dagegen angeführt werden
k()unte. im gegenteil, dieselben haben uns elemente au die
lijuid gegeben, durch welche es in(">gli(h wurde, ihre üchtheit
wol über jeden zweifei sicher zu stellen. König Aelfred und
niemand anders ist ihi' \erfasser.
.Mierdiiigs eifähit sein rühm dadurch keinen Zuwachs,
und mancher seiner Verehrer hätte vielleicht gewünscht, dass
' Interessant ist es, zu vergleichen, wie die nändiche stelle Bfcda's
von Aelfred und von Aelfric übersetzt wird. Bjeda: ' ut genii Anglo-
rum aliquos.minislros miltei'cl'. Aelfred: ' ficel he Angeltieode ort ßreo-
lene onsendc hrvylce liugu larc'u7Vas\ Aelfric (Hom. II, s. 122): 'tiiel
he Aiigelcynne sume lareotvas äsende'.
METRA DES BOETIUS. 449
Wright's ansieht die riehtio-e wäre. Doch diese frage ist
hier ganz nebensäohlioh. Denn in der Wissenschaft handelt
es sich um walirheit und um weiter nichts als Wahrheit.
Excurs zu Seite 458.
Auch sonst lassen sich spuren des (Tiiechischen im Angelsiich-
sischen nachweisen. Die eio^entliche Volkssprache ist allerdiuss durch
das Griechische nicht bereichert worden. Aber z. b. der angelsächsische
Urkundenstil enthält eine nicht unbedeutende /.ahl j^riechischer iehnwürter.
Im 5. und 0. bände von Kemble's Codex J)ip/(win/ieus habe ich an 70
verschiedene griechische Wörter ge/.ählt, von denen einige, wie basUeus,
agins, clerononnts. cosmus, sopliia, thcus, häufig erscheinen. Ausserdem'
gibt es angelsächsische worte, welche direkte Übersetzungen aus dem
Griechischen sind, und daher kaum vor 6(54 anzusetzen sind. Dazu ge-
hört z. b. gelatiung, als widergabe von txxlrioiu. Hierher ist ferner zu
rechnen Hcelaud, welches wort sicli auch in den germanischen sprachen
des koutinents findet. Auf welche weise wir uns Jesus durch heiland
übersetzt denken sollen, darüber sagt uns R. v. Räumer nichts (Einfluss
des Christentums auf die althochd. .Sprache, Stuttgart 1S4.5. s. :555— 35»>).
Grimm's Wörterbuch gibt heiland als Übersetzung von Sa/valor (Jesus).
Doch ist dies schwerlich richtig. Für die ältere spräche würde ueriand
die richtige widergabe von Salvator = Jesus sein, wie denn Ulfilas in
der tat nasjands und nicht hniljands hat. Der Schlüssel zu dem rich-
tigen verständniss von Hnüand = heiland liegt, wie schon vor langer
zeit von dem ersten herausgeber des Ormulum (zu v. 4270— 71) vermutet
worden ist, in einer falschen etymologie des wortes Jesus. Da dies im
neuen testamente vorkam, so sah man es als ein griechisches wort an
und brachte es mit läoixta zusammen. Nach einem langen abschnitte zu
urteilen, den man in einem der evangelischen commentare Ba'da's findet,
über die allegorische bedeutung der sechs buchstabcu des wortes 'hiaovg,
scheint der Verfasser selbst an den griechischen Ursprung des wortes ge-
glaubt zu haben. Bestimmt wissen wir dies von Orm, denn er schreibt:
' — Jesuss o Grickisshe mal
onn Ennglissh iss Haileude'.
Natürlich hat Orm aus älteren (piellen geschöpft. So würde also das
wort 'heil.-ind' nicht volk.>tiimlicheu Ursprungs sein, wie Vilmar annehmen
will (Deutsche Altertümer im Heliand als Einkleidung der evangelischen
Geschichte. 2. ausg. Marburg ls(i2, s. <)(»), sondern einfach auf theo-
logische gelehrsamkeit zurückgehen. Wenn man nun die in p:ngland in
der zweiten hälfte des 7. Jahrhunderts vorhandene kenntniss des Grie-
chischen beachtet, und ferner die tatsache, dass das nämliche wort sich
in den kontinental-deutschen sprachen findet, so wird zum mindesten
sehr wahrscheinlich, dass es von Angoisatdiscn zuerst gebildet worden
ist. Es ist nicht wol denkbar, dass diese eimni kirchlichen ausdruck
Anglia, V. baiiil. 24
4.')0 IIAKT.MANN, METRA DKS KORTIUS.
von ileu genuauisclien stümiuen oiitüoluMi, NveU-hen sie selbst, erst clwisten-
tum und kultur brachten. So wird ukih im allü:enieinen die regel aut-
stelleu köuueu, dass bei übereinstimuiung der übersct/.ten kirchheheu
•lusdriicke des Angelsächsischen und der kontincntul-gcruian. sprachen
die Priorität jenen /.ukonunt. - Das wort munuclif == kloster scheint
•vuf xotro^^ioy /.u beruhen, deren zweiter teil darin übersetzt ist. Als ein
wihrscheinlich auf griechischen eintliissen beruhendes wort sei noch der
ags ausdruck für Aethiopier erwähnt, welcher in zwei tonnen vorkoinu.t:
Sixelheanvan und Sir,elwaras. Der erste teil desselben kommt auch zu-
sammengezogen vor: N/7. - Nicht nur poetisch kommt es vor, sondern
z b auch AellVic N'um. 12, ,; Homil. l,.„-,4- juu- H, ,72- 4s-2- wo- 4««; Astron.
(bei Wri'dit, Popul. Treat. ou science dur. the m. a. s. Vl)\ eialeituug
zum Neuen Testam. (bei Grein, 1. band der Denkm. ags. prosa s. 1:.);
Aldh Gloss. (Haupts zeitschr. is.'.l^ s. .Ml).' Wie der zweite teil von
Sixelliearwa zu erklären sei, vermag icli nicht anzugeben, ich linde auch
nirgends eine Vermutung darüber ausgesprochen. Ueber den ersten teil
da-e-en Si-,d = sonne, kann kein zweilel bestehen, und Si:^elwaras
bedeutet' darnach ganz einfach sonnenmänner. Wie soll man sich diese
ausdrueks weise erklären? Vielleicht geht sie zurück auf einen einttuss
des bischofs Theodor, von dem B-.eda sagt: ' Nalus ex Tarso CUiciae
vir et saeculari el diviaa Vüeralura Graece el Lalinc mstruclus . Nach
diesen worteu darf man wol annehmen, dass Theodor die berühmten
\ethiopica des Heliodor gelesen hatte, ein roman, der sich seit seinem
erscheinen bis an das ende des mittelalters einer ausserordentlichen be-
liebtheit erfreute (vgl. Kohde, Der griech. Roman und seine Vorlauter,
leipzi"- is7(i s 522). In diesem romane werden die Aethioper mengen
bezu-"zu Helios gesetzt. Helios ist der ytvä>ari<i der königlichen würde,
HeJs ist der beschützer des landes, Helios ist der gott, den sie beson-
ders anbeten. Es lässt sich denken, dass Theodor seinen schulern von
diesem berühmten romane erzählte, und dass ihre einbildungskratt sich
damit lebhaft beschäftigte. Durch den roman angeregt, nannten sie die
Aethiopier sonncnleute und verschaiftcn (h.rch ihren eiuHuss diesem
Worte allgemeine geltung.
Leipzig. ^^' ^' ^'^^^<^^^^ Hartmann.
. Auch in der ags. Übertragung der schrift: De nelnisinnrienle
miruhitilni^ c XXX 111 lindet sicli silheanvau. S,>elmanns Isall.Ui, .U
wiin u. 8. Aeifr. (ien. 2, i:5 sillu-ariveiui. ^^- ^^ ■
UEBER DAS VERCELLIBUCH.
Von den vier, für keiintuiss der angelsächsischen dichtung
wichtigsten handschriften, des Jieowult; des sog. C^i^dnion, des
Lxeterbuches und der Vercellihs, wurde die letztgenannte am
spätesten bekannt.
In Vercelli selbst wusste man, dass eine ziemlich umfang-
reiche handschrift vorbanden sei, welche, obgleich die l)iich-
staben lateinische, doch in einer unverständlichen spräche o-e-
schrieben sei. Man vermutete allerdings, dass man eine angd-
sachsische handschrift liätte. Nachdem mau aber dieselbe
einigen gelehrten Engländern voigelegt hatte und dieselben
sie nicht lesen konnten, scheint sie ziemlich in vei-essenheit
geraten zu sein.
Das verdienst nun, zuerst auf dieselbe nicht nur auf-
merksam gemacht, sondern auch zugleich eine abschrift eines
teiles derselben genommen zu haben, gebiUirt einem deutschen
Juristen, Prof. Dr. Fr. Blume. Dieser gelehrte hielt sich vom
20. März 1S21 bis 11. Oktober 1823 in Italien auf und be-
suchte dort eine menge bibliotheken. 1822, 27. Oktober bis
19. November (nach eigener angäbe), hielt er sich zu Ver-
celli auf. Das reiche ergebniss dieser reise wurde 1824 ver-
ößentlicht im
Iter Italiciiui. Von Dr. Fr. Blume. Berlin u. Stettin. 1824 -.-JO.
Ueber unsere hs. sagt er hier s. 99:
'Das andere buch (cod. CXVII) enthält legenden oder hoaiilien in
angelsachsischer spräche. Dies ist um so nierkwiirdi-er, da keine
kapitularbibliothek in Italien andere al.s lateinische oder italienische
handschritten enthält; selbst griechische linden si(;h nur in Verona
und vielleicht in Kaveiina'. '
Ferner wurde nachricht darüber gegeben von Pertz, nacii
ßlume's bericht, im
Archiv für ältere deutsche (beschichte. Bd. V (enth. J»crtz:
Italiänische reise) 535 ir. Hannover 1824.
29*
4.-, 2 WÜKT.CKFR,
Zehn Jahre nach der entdeck uiii;- erschien w ider eine nnchricht
iiher unsere hs, von lilunie in»
Rheiiiischen Museum für .hirispiuaon/., jaliifj. Is.i-'. (TÜttinfijen
is:t:$. IV, s. 2:;4 iV.
ILudlich erschien GöttiniA-en ISH-l:
Bihliotheca LiluMiruni Man nscriptoruui Italica. Indices
Bibliütliecarum Italiii' ... in «upplcmcntnni Itinoris Italici con-
fjessit Fridericus Blume.
Hier findet sich s. f) die nachricht aus Vcrcelli:
Bil.liotheea Capituli. llomiliainm lilun- lin^ua anglosaxoniea elegan-
tissime scriptus. Fol. ("li. CW 11.
Blume gibt als probe:
de pnnßcatione snnclce Marke. Men sa'sed us and myno-atli tliis
halif,-e godspel bevyrre arvynlhau tide, the ve nu to daige gode ad-
militigum to lote and to are vyrdhiath, tluvt irre (is).'
Es folgt darauf die Übersetzung dieser Zeilen iu's Deutsche. - -
AVeiterhin gab auf eigne betrachtung der hs. nachricht über
dieselbe gelieiuirat Neigebauer: Die Bibliothek des ErzhiscJwf-
lichen Onmcapilels zu l'ercclli m no. 12 vom
Serapeura. Zeitschrift für Bihlic.thekwisseuschaft, Ilandscliriften-
kunde und ältere Literatur. Herausg. von Dr. liol». Naumann.
Aclitzehnter Jahrgang. Leipzig 1«"'T.
Dieser aufsatz (s. 1S9 tt") enthält über die hs. nichts neues.
Nur sei hier der dort erwähnten ansieht des gelehrten Italie-
ners Gazzcra gedacht: Johannes Scotus Erigena habe sich in
Vevcelli aufgehalten und durch ihn sei die hs. nach Vcrcelli
gekommen.'-
Nachdem Blume angegeben hatte, dass sich auch angel-
sächsische gcdichte zwisciieii den liomilien der hs. fänden, wollte
man in England mögliehst buhl den neuen fund den freunden
der angelsächsischen literatur zugänglich machen. Kemblc be-
richtet darüber in seiner unten angefüintcn ausgäbe s. V:
In the hope of bringing thcse valuable remains to England, and puLliwli-
ing them herc, 1 set out in the sununer of iS.M for Veirelii; but liaving
.sp<'nt 8ome montlis iit tiaversing (Jermany, 1 fonnd mysclf, at tlic
(^(m.uiencement of winter. »tili on ihi« side tlie Alps, and cut off froui
all hope (.f Crossing them by the storms which had l.ri.ken u]) ih.'
passes. On rctnrning t(. England, liowever, 1 fonnd tli;it one portion
« Man vgl. unten fol. 901- (17). , ,,1, 1
2 Dieser aufsafz enthält .-lusser nnen<ilicli vielen driickbdiiern mich
eini^^e sacliliclie intiimcr. U.-I..T Kcmhle'H ausgäbe vgl. unten. F.;ilHch
ist "dass die. gedieht«' wie Andrrax und. FJaif 'auf solche angelisciie
hoüiilien' (wie sie die hs. enthält) gegründet seien, lalsch, dass Kend.l.-
nur Anilreas, nicht auch Kleac verülf.-ntlicht hätte (vgl. untim)-
UEBER DAS VERCELLIBUCH. 453
of niy plan was already executetl. The tlien oxisting Ivocord Com-
luission had eiuployed Dr. Blum' to copy the Mamiscript, and had
(jaused tlie poems to be extracted and printed iinder the care of
Mr. Thorpe.
Die erste iiusiiabe der iu untrerer lis. entlialtneu gediehte
geschah iu:
Appendix B. to Mr. Cooper's Report for IS'Mt.
lieber die entstehung des Werkes finden sich in demselben gar
keine angaben. Nach Kerable's aussage al)er fertigte Blume
im auftrage der Record-Comraission am anfange der dreissigcr
Jahre eine abschrift der gediehte au und Thorpe leitete den
druck für die Kccord-Coiumission. Es wurde das ganze als
Appendix B zu Coopefs Report über Rymeri Foedera gedruckt.
Dies war also die erste ausgäbe der gediehte der Vercelli-hs.
Ueber die homilien wurde bisher überhaupt nichts eingehen-
deres veröffentlicht.
Cooper's weik wurde nur in 250 exemplareu ausgegeben.
Eines davon, welches Lappenberg besass, benutzte Jak. Grimm
zur ausgäbe der zwei umfangreichsteu gediehte der hs., von
Andreas und von Elene:
Andreas und Elene. Heransg. von Jakob Grimm. Cassel ls40.
Schon bald nach dem erscheinen des Cooper'schen Werkes
empfand man aucli in England das bedürfniss nach einer neuen,
leichter zugänglichen ausgäbe. So entstand:
The Poetry of the Codex Vercellensis, with an English
Translation. By J. M. Kemble. Part. I The Legend of St. An-
drew. Part. II Elene and Minor Poems. London, Printed for
the ^-Elfric Society 1S44 und ISlü (no. h und no. (i der veröffent-
lichuugeu der -^Elfric iSociety).
Aus der oben augeführten stelle aus Kemblc's vorrede ergibt
sich also, dass Blume eine abschrift anfertigte, welche, ohne
neue vergleich uug, von Thorpe und Kemble benutzt wurde.
Eine neue vergleichung wurde seitdem nur für Kiene noch
angestellt von Prof. P. Kuöil in Wien und vcröfilcntlicht in:
Cynewulf's Elene. Mit einem Glossar herausgegeben von Julius
Zupitza. Berlin IST".
So wurde es für mich ganz uncrlässlich notwendig, für meine
neuausgabe der Bihlioihek der aHtje/säe/isischen Poesie eine ver-
gleichung der hs. an ort und stelle vorzunehmen. Es geschah
dies im herbste ISSl.
' So wird der name durchgängig von Kemble geschrieben.
•lÖ 1 WUEI.CKKK,
Das oiuolmiss dc\ \or^lcioliuui:' ist: iVw in der lis. ontlial-
louon (i ich tun ^'on sind alle Ijcroits Ncrrillrntliclit. Ks stolicn
alst» Uoinc andren etwa zwisclicn den prnsahoniilien verl)i)ri;ci).
Line menge kleiner unü,cnauii;keiten kann ieli horiclitigeu, im
iranzen al)er haben Hlumc und Knüll sehr yut g-elescn und ge-
treu abii'esebriehcn.
Genauere angaben über die hs. und über verschen der
bcrausgcber der gedielite werde ieh im 2. I)ande der Hihliotheli
briugeu.' Da al)cr die herausgäbe der noch ganz unbekann-
ten prosabomilien in einem bände der IHhHulhek der unijcl-
sncJisischcH Pmsd wol noch längere zeit auf sieh warten lassen
wird, will ieb hier genaueres über die boniilicu der Vereelli-
baudsehrit't gel)eu.
leb benutze diese gelegenheit gerne, um dem arehivar der
capitelbibliothek zu Vereelli, herrn eauouicus Cauetti, liier
meinen besten dank für die grosse IVcundliehkcit, mit der er
mir entgegenkam und meine arbeiten förderte, aueh ölfcutlieb
auszusprechen.
Die lioniilieii des Yercellibuclics.
Auf dem ersten blatte der liandselirift sind noch einzelne
buchstalten zu lesen, allein trotz der in früherer zeit (von lUiimeV)
angewanten reagcnzicn sind keine grösseren stücke mehr zu ent-
zilVern. Auch das jetzt mit fol. 1 bezeichnete blatt war sicher-
lich kein ursprünglicher anfang der hs.
Auf bl. 2 IT. steht eine predigt über die leiden Christi,
seine grablegung und hölleufahrt (1). Sie beginnt mitten
im satze und wortc:
scHu (V) l'o . . . . l'Jiii »c luealit ^n ]';i l'rowuiigo solcltau
l'o l'judcr wokJc . 7 jctcolioil lucfdc |';et ic für 111:111
cynries hselo ^cl'röwian öccoldo. Saga}? uÖcr ^ud
öpcllcrc \>xt lic urc dryhtcn mt Ininc )';bs iiianncs
caran 7 he wscs sona jcfler )'aiii hal geworden. Da hie
)?a ciist oferfangcniie ha-fdun. |'a gelnmdon liie
liinc . 7 laiddun a-rest to auiiaii . wjcs «e aiiiia «weur
j;ae8 caifan )^c Öy '^^iva was biMceop etc.
' «Soviel sei nur aiidi liier .schon bemerkt: Herr eaiionieua <^'aiie(,U
wusMte nichts genaues darüber anziif^fdieii, wie die lis. nach Vereelli kam.
Doch da ziemlieh tViilie ein hosiiiz l'iir aiif^elsäehsisclie pilf^er in dieser
Stadt errichtet worden ist, so niaj^ aus diesem das buch in die bibliothek
übergegangen sein.
UEBEK DAS VKRCELLIBUCH. 455
Scbluss auf i)'':
7 US ]>'d,
gitc fbrjcaf ]hvI nu iiis uan»05uw< ni pearf ]wi he helle sece
iic he biÖ soiia to ecre rcste jelanled syj'jnm he j'is dca};
lice lif torl.Ttei^ ^if he lui her on wonilde soÖ 7 riht iu his
lite dou wile. Ac utaii we uu for]'an a sinjalicc ussiu« dryÄine
liaiendau ciiste )'anc secjan eallro l'au'e caÖuiodiiesse l'e
sc heotbnlica cj-iiing ivluiihtij drillten In ]>as, haijan tid
ealluwi man cynne jecyMe . Utan we hine nu lufi3;an ofer
call oÖre Jnng swa we nn jehyraf) \>cBt he us lufude 7 us
hyldo to forhte J^aes liim sie lof 7 wuldor a to widan fcore
a in ecnesse )?urh eallra worulda woruld AMEN,
a butan ende.
*.)'' oben beginnt eine })rcdigt über das jüngste ge-
richt (2):
MEN DA LEOFESTAN
)'a's myclan domda^jes worc biÖ swiöe e^^cslic 7 andrys
Iic ealluw ^esceaftu/zt . In ]niiH da'je l'a liloul^ricndan lijeas forban*
■aa\> J'fcne blodjeniengdau jcard 7 ]>& ]>e nu her syndon on
myeluwi jylpe 7 on unnyjtro gesyhtSe joldes 7 seolfres 7 jod
webbes 7 woggestreoua ac we sint uu ]fam ^cliccost for
truwode )>e he us noto (!) uc cynie 7 on ]^ani da^je gewit sun
nan leoht 7 monan leoht 7 )'a leoht ealra tungla: 7 on ]>am
da'je biÖ dryhtnes rod blöde Üowende betweox wolcnu?«
Schluss auf 12-':
Utan we nu efstan to j'uu j^a liwile pe we
ura wcga wealdan uiotou j^jer hie niefre Icol'e gedala]?
ne la)'e jcsaniniaj^ ne ua'frc da^j ne cymei» a!t'ter
dseg nc niht ;efter nihte . ac )'an- bi? ece leoht 7
blis 7 ece wuldor 7 ece jefca niid unim dryhtne
uiiddanjeardes alysende )>;tt is efne )'e ilca jod
sc öc leofa]? 7 ricsa|^ luid t'a'dcr 7 mid suna 7 mid
p'dm halgan gaste ]>a,m is wuldor 7 wyröniynd
jnirh ealra worulda woruld aa butan ende. anl.
12*^ beginnt eine })redigt, welche guter der wahre
Christ besitzen niuss (3):
BRoÖer j>a leofestan ic cy?e }?{et j^roo |'ing syiit auest
ontbreweardum a^jhwylcu?« nicn nyd behet'e to habbanne
.1. is gleafa . Oöer is hiht . j'ridde so?) lufu . On 5ani jelcatän
is ]Het he jclyt'e on god fanler ahiiilitijne . 7 on sunu . 7 j'oue
lialjau gast . 7 on |ni todaildan j^ryncsse 7 on jni ]nu-h
wuniendan annysse ii. s. iv.
Schluss bl. IG'':
witod
lice ]>reo cyn synt aelmesscna an is liclia?rtlic \iwl is
]Hel man )'am w;edliendan sylle to jode ]Het he nia^je ot^er
is gastlic \>(jcl is ^xet man forgife pa?« )?e wiÖ hine gjylteÖ
-lob WÜELCKKR,
l'riililo ]'a'l iiKui |';i/// jyltiMuhin 5^tyro 7 ^■,' ilwoüomlaii
an rihtan jobrlngo . J'as )'inj us jdafeiia? jlcllau
iiiid tanler 7 mitl suna 7 niid j'am haljafii) ^■<;aste
ä in ecnesse Jnirli eaira woruUia worulil aa Im
tan ende. A.MEN.
10^ beginnt eine predig't iiber jüngsstes gciiclil und
älmliclic gejccnstände (l):
MEN l'a l'Hitestan Ic cow bitldo 7 oa^niodlice hvi'o;
]hiu je wepen 7 tbrhtien on j'ysse meduiiclan tidc
für eowru;;/ synnu«/ forj'an nc bioS cowrc tearas 7 oowrc
hreowsunja for noht jetealde on jntre toweardan
worulde u. s. 7V.
Öcbluss iiuf •24»:
Is HS j'on niycel ]'carl' . inon . |'at
)'<Tt WC jejanjon |'?es lia?lendcs scyldu near 7 |nvs dioflos
strahle fyr 7 lutien wo urnc dryhten god swa us oft be
boden is \>o\\ jifÖ iie us ece lif In bis wuldres fa^gerncsso
]nvx he leofaÖ 7 ricsaei In eah-a worubla woruhl a butan
ende amcN;
Auf 25 ' ])eginnt eine predigt über die geburt Cbristi,
mit besonderer Überschrift versehen (5):
lo middan wintra . Ostende nob dnc.
II KR sejö l'is halije godspel be j'an'e bean nicdouinesse
l'isse halgan tide )'e uu onweani is 7 us brre^ jnutte
\ve l'as baljan tiid jeilet'elice 7 clainlicc weoröien jodes
nanian to lofe and to wukh-e.
Schluss auf 29-':
7 we bio(5 butan synna wonnnuni 7 bb^e butan un
rotnesse 7 we lifgcnde butan deaÖc jastMcc horijen
we ures dryhtues nanian ba'leiules cristes be leotaÖ
7 ricsaÖ üa butan ende .7
Auf 29'\bcginnt das gedieht von Andreas. Es geht
bis auf 52''.
Dann folgt auf 52'' das gedieht von den Schicksalen
der zwölf apostel. Thorpc und Keniblc halten es für un-
vollständig am Schlüsse. Es schliesst gerade unten auf bl. 5)}''.
Es können also einige zcilcn, welche auf dem neuen blatte
standen, ^■crloren gegangen sein. Viele aber waren es keines-
falls, dies beweist der Inhalt der letzten verse, die eine bitte
des dichtcrs, für ihn zu beten, enthalten.
Auf bl. 54" folgt eine predigt ül)er die wunder vor
Christi geburt und auf der flucht nach Aegypten.
Audi hier steht eine besondere Überschrift (G):
UEBER DAS VERCELLIHUCH. 157
INcipit nuri'iiro miracula quc facta fiioranf ante adii(cn)tii/«
sahiatoris dni nri ihn xpi .-j
HER s:iga(^ yuih öas m»ran jcwyrd |?e to )'yssuiu dteje je
wearÖ l^a'tte ajliuihtij dryhten sylfa j^iis world josolite 7 jnirh
iinweimue fsemnan oii |'as wurld aceuned wa,'S to ]'au |ni't lie
eall luanna cyn fram hellwara wite alysde 7 to heofana rices
wuldre jefremede.
Schluss auf 56'':
Hwaet we nu gehyrdoii secjau liwylcne liwejii da?l
ymb usses dryhtnes jeliyrd swylce eae yinb )7a\viin (!) |'e lie on bis oild
hade utau we nu eorne tiliau ]'ait we )7e selran syu ]'on we f^yl
leca bysena usses dryhtnes beforan us reccau 7 rjiedau je
jehyraÖ utan we healdan sybbe 7 lufan bctwiohs us )?onne
gyldetJ US jod ece mede a't ussuin ende.
Auf 56^' beginnt eine neue jjredig't ohne Überschrift (7):
BVTAN tweon lar is halij doiues da'l 7 ealles swi^ost
jif hio hyre jyme leste fram adrifeÖ 7 alce jitsunje
afyrret5 7 j^yssa vvoruldlicra pinga lufan jewanij 7 \cel niod to
Die jiredigt reicht bis auf 59" (dieses blatt wurde fälsch-
lieh als 49"^ bezeichnet). Die letzten /.eilen von 5S'' bis 59*
oben lauten:
Ae inid jemetejunge jefrajte
wijen 7 US fra//< awiorp |'a wul 7 jearnien 7 onfon f'a jod |'e us jehatenc
synt on ]?a/« ha>lendau criste 7 mid )'a//? halejan gaste In eah-a woruhla
4!)a (st. 5<»-') woruld .-
Dann beginnt eine neue predigt ohne Überschrift, wie auch
die zwei folgenden (S):
MEN DA leofestan manatü us 7 nayndjaiS on ]?yssuni bocum
Ses jrejorius se haleja writere se Ms jewrit sette 7 wrat
\oet we ymb us sylfe eorne |a^ucen lan-eö he us \ycvt we sien jeniyndije
Schluss auf 61=':
mid
so3uni jodes )?rowerum 7 mid ealluui soÖtjestum 7 jccorenuni
öam jodes suna öam j^e aliofaö 7 rixa}^ mid tVeder 7 mid suua
a to widan feore AMEN.
Neue predigt beginnt 61'' (9):
MEN ?5a leofestan maua?) us 7 mynjaj? |>eos lialije boe j^tt
we sien jemyndije ymb ure sawle J^earfe 7 eae swa ures )?a!S
nehstan daijes 7 j'sere tosceadencsse ure sawle j^fonne his of Öam
Schluss auf 65":
gif we J7a?nuc swa don wyllaÖ
[Kasur] swa us dr3'hten beden hafaÖ j^unue motou
we mid him 7 mid his jnuu halejan ja-ste wunijeau In ealra
worulda woruld. AmeN.
Auf derselben seite l)egiunt eine neue predigt (10):
HER sajaö on }?yssum halejuwt bocum be almihtiges
-158 WirELCKEK,
ilrvlitues 3;odspolk' |'c lic liim sylt'uni l'iirli liis ^;i
lialejau luilitc s^worlito maiuiu/// to bysono 7 tu larc
Si'liliiss auf 71=':
oiijlas on lieofeiui/// 7 wo syiulou l'vder jelac^ode 7 ^e
liateiic to ]'aii liaiejan 7 to |'aiu oynelycaii i'^i^stulo l'u-r
tlrilitOQ crist wuna]' 7 rixai? luid callu/// lialejuin a butan
cudo. anioN.
Es folgen imu drei i)rc(ligtcn für die drei \<:aM<<;(A/^;^(i.v ', d. li.
für die drei bet- und fasttage, welche dem liimmel fahrt sfeste
vorausgehen. Die erste beginnt 71'' (11):
Spei to Ibniian jaii7;(la\t;o '
JIKN' ^a lool'ostan ]'is syiulon lialijo liajas 7 lialweiullice
7 ussum sawluiu Lvcciloiulice 7 iis 5eriso^ pai wc hie wel bc
jangon luid fa'stenuni 7 mid jebedu/« 7 uiid reliquia sociiii//«
Schluss auf 73'':
|>ysbc lialjan tide tilicu \ve mi foröan t';et wo hie ^edoflico to cia/w
bc.saujen mid jastlicum ma'jermm j'c ?)a'r to jcsct is se jod us
Sft'ultiiinije ]'e ofcr us callc liofaö 7 rixaö AnicN.
73'' beginnt (12):
Spei to ÖaUi oöruiu g'iugdjege'
ölli'sandöej (!) wo wa^ron uianode uien |'a Icot'cstau j'issa hali^a (!)
daja biganjnes lioniodoii \ve |';ct jeo h;v^«iie liode luel'don |'ry
dajas syndcrlice bctbian liira o^iiiin jewunau ]';t't liie onjiildou
Schluss auf 7ö'':
l'jet we t5oime eallc ]'o selrau siou ^e oiiweardc je ofweardc Ipxs
jodspelle . 7 ]'a soöau lufau godes 7 inainia eorne healdea arwioiÖ
lice oalliim tidum usses lifes jif we öus doii willac^ }^ouiic je earn
ige we US jodes niiltsi' 7 bliese 7 a?fter )n'ase woruldc ece are 7 reste
uiid hini 7 mid liis haljiim a iu ealra worulda woruld ou ecnesse.y
75'' beginnt (13):
Spei to l'riddan jaujda'je'
DIS IS* se )n-idda da'j men pä, leofestau j'ysse haljau tide J^c us
on swiöe wel jelimpeö l'a't we ealle ea?)modlice seiilou drylitiie
)>eowian
Schluss auf 76'':
pnit we hih l'a haljau lare jehyren swa we uii dydou ];a't we
syu l'o beteran 7 )^e selran for ba^m lilum iu ealra worulda
World to widan feore mid ffcder 7 mid suua 7 mid |>auj haljan
jaate In eenesse Amcu. larspel to swylcere tide swa man wile^ (M)
.MEN (^a leoi'estau ]na syut halije dajas 7 jastlice 7 ussu/«
sawlum la'cedomlice 7 we miele nydf^earfe habbaÖ ]hcI
we Öaet jeornlice gcl^eneen 7 'jemyneu ]r,i hwile j'O we pa;re tide
' Mit roter schritt.
2 Mit roter schritt. Das erste IS steht im D diin.
^ Mit roter acbril't. In der selben zeile mit Amen.
UEBER DAS VERCELLIBUCH. 450
Bl. 77 hat sehr stark durch aiiwcudung- von rcagcnz ge-
litten. Die predigt schlicsst S()'\-
witu 7 Oll }'a cciui toi-wyid jcscyredo Ac ]m't. wc uiotou jofooiidü
faran uiid iinim drylitne 7 mid liis cnjluin 7 nüd oallnin
jodes halguiu 011 }n)ne heot'enlicaii e^el 7 ]7a's si^i^;ul bnicaii
on ecnesse amen .-
Auf SO'' beg-innt eine neue predigt (15):
ALIA OMELIA DE DIE IVDICII.»
M sa^ji^ US on ]'3'ssiiiu bocuni hu sc halja tlioiuas 5odob apst
acsodc urne dryhten hwajnne antecristes cynie wjere
c5a \va;s drybten sprecende to him 7 t5us c\v;cö Hit ;5cdatcuaö
]kcI liit sie on i^am nexstan tide.
Bl. 84 ist sehr stark durch rcagenz beschädigt. Auf b5''
schliesst obige predigt.
7 J'a'r syfieian wiiniat^ In ecuiii wul
dre 7 hio habbaö syiuie jofean syööan 7 blisse niid
uruin drylitne ?iam sie symble wulilor 7 wyröniyud 7
ece gefean a butau ende In sela sclorum aiueN .7
Auf demselben blatte beginnt (16):
OMELIA EPYHFANIA DNI.'
M sceolou we uü hwylcuiu hweju wordum sec;^au be
losere arwoorÖnesse |'ysse haljan tide 7 [n'sses lial^an
dfejes . Öajt wses on [>yssum da^je j^e nu 7\veai-d is t^ivi ure
dryhten jefulwad wolde biou.
Bl. 86'' ist sehr stark durch reagenz beschädigt. Öchluss
auf bl. 90 ^
7 mid )n!licum da-dum
we majon )ni heotbulican riee begitan 7 on becyman
7 mid urne dryhten h?elende crist se ^e leofaö 7
rixaÖ nü ä ]nirh eallra woruld ä wonild ä butan
ende In sclii selörum ameN.
Noch auf 90 '^ beginnt (17):
DE PVRIFICATIONE SCA MARIA (!)'
M SJßjeö US 7 mynja]' J^is halije jodspel be j^ysse arwyrJian
tide l'c we nu to dtege gode a^lmilitigum to h>fe 7 to are
91a wyröiii]; l^a't is se feowertiga dfcj nu toda-j ures drylitnes
hallendes eiistes aeeunesse u. s. w.
Mit 91-' beginnt eine andere band.
Der schluss dieser predigt steht auf 91'':
7 we l^jer habbaö A so?)e sybbe 7 soöe
lufau In ecnesse 7 soöue jcl"ean 7 ecne eard 7 eee wuldor
luid hine 7 mid bis ]n\\\\ haljum ä in eallra woruld
a woruld a bulan ende in sla sclorum am .7
• In schwarzer schritt.
460 WUELCKER,
N,.ol) unten auf 04'" steht (18):
DE SCU MARTINO CONF.'
'.iö> M Mivjou \ve uu Invylcum Invejo worduiii asccjau
1)0 j':vro arwyiiSnesse |'ysse haljan tide
7 bc l'jvre arwyröan jebyrdo 7 be ]>xs lial^saii
biseeopes j^ysses eadijau weres ]'C we nu In and
weardnosse his tid w'eoröiaÖ 7 maersiaÖ )>e uiarti
mis \v;vs baten w.ips he jode swiöe jecoren on his
l'eawiim was he in pannana j'a'ie lUje^tSe In woniUl
cnuH'n In anea ^ani tune.
Die liaudscln-ift verschlechtert sieb nun immer mehr, auf
lOP' ist sie abscheulich, loi'' wird sie wider Itcsser.
Das leben Martin's schliesst lt»l'':
,M )i;et we l'a's halgan weres scs mar
tiniis lif 7 his d;vda onherien l'ies ]>e nrc ge
luct sie 7 wnton hine biddan ]>xt he us sie
in lieot'ouum Innrere wiÖ iirne dryhten nu we
lier on eor?an hine jeond niiddanjeard wyr
^ia|> dryhten us to j'ani gel'ultumije se t)e
leot'al> 7 rixa]? ää In ealU-a worulcbi woruUl a bu-
tan ende aiueN.
Auf lül'^ beginnt das gedieht: Uede der scclc an den
leichnam. Es ist uns nur als bruehstüek erhalten. Unten
auf H»3'' hört es auf. 104^' beginnt neues blatt und ein neues
gedieht, dessen anfjing aber fehlt. Der sehluss desselben steht
auf 1U4''. Greiii nennt es Be monna leäsc. Auf derselben
Seite steht der anfang von der Vision vom kreuze. Dieses
gedieht schliesst unten (mit der 32. zeile von) 106^ Es ist
otVenbar vollständig erhalten. 106'^ wird mit den honiilien fort-
gefahren. Die folgenden liomilien hal)en keine besondere Über-
schriften.
10(5^ beginnt (19):
MEN t5a leofestan us jedafena)? .-Brest
\>sit we jemunen 7 jereccen be jode
a-lniihtijnw j^e j^eworhte heofonas 7 eorcSan
7 i'alK- .-^csceafia )'one we scuhni jelyfan ln-yiilic;'e (!) on haduw
7 anliciu; on spede; oöer is soölice se häd a'biiihtijes fa-der
Oöer is jebnihtiges siina oi)er ys Jclmihtiges halijes gastes
Die predigt schliesst auf \W':
)7;lt is cce med 7 j^a-r is lif butan deaÖe 7 jeogoÖ butan yhle
7 leoht butan l^ystrum 7 jefea butan unrotnease 7 sybb bu
tan ungcl7wa;rnesöc 7 orsorhneo butan dca)M!H ege to
' In schwanger schrift.
UERER DAS VERCELUBUCH. 461
lybbciiTie 7 ])-jer is ece jesfelignesse mid fa^der 7 mid |'am
snna 7 mid )?am halijan gaste. A butan ende aracN : -
Auf derselben seite 109'' begiuut eiue neue predigt ('20):
MENN DA' [Vor Menn ist erst M, dann ME radiert]
leofestan ]?is syndon halije dajas 7 hal
wendlice 7 urum sawlum Ijecedonilice
7 US gedafeua)? j^a't we hie wel bejanjeu
mid t;>?stenum 7 mid jebnes da-dum 7 mid lialijum gcbedum 7 mid
reliquia socnum 7 mi,' iirum eadmodlicum janje 7 mid eaUre
heortan onbr3M-dne8se 7 utun hi'tan iire idelan spra?ca.
Der schluss lautet 112^^:
7 Iner ys jefea
butan unrutnesse 7 }'au- is leolit butan j^ystrum 7 öa;r is
wüte butan awendendnesse 7 l'^er is ece blis 7 ece jefea mid
l'aiu ecau feder 7 öam efeueeau suna 7 mid las |>am
efenecan halijan jaste ä butan ende . -
Auf 112" beginnt eine neue homilio (21):
MEN DA LEO
l'cstan US ys myeel ]'eart" )'a!t
we jod lufien uf eallre heortan 7 of eallre sawje 7 of eallum
maejene 7 syöÖan ure ]>a netistan j^fet sj'ndon ealle cristcne
menn utan hie lufiau eall swa iis sylfo.
Schluss auf 116'':
l'or
]>Am ye he is ece dryhteu 7 jefyllednes 7 fulfreraedues eallra
haligra se leofaÖ 7 rixaj? mid üeder 7 mid suna 7 mid Öam
halijan gaste on wuldre 7 un wyrt5mynde Tui Imtan ende
on ecnesse . -
Es folgt nun auf 116'' die letzte bomilie obne übeisclirift,
doeh ist eine zeile leer gelassen (22):
HER sa>3;?> hu sc-s isodorus spnec 1)0 ^jerc sawle jedale 7 be
]j:i^s lichoman . He cwa-M min sawl on noarunesse is jeseted
7 min gast me hata5 7 min heorte is gedretedu 7 uiines modes
nearnnesse me n;ett eallum yflum ic enm seald . cwa^Ö seo syn-
fiille sawl 7 eallre unjes£elijnesse ic eom liowrigon.
Schluss auf 12Ü'^:
sc liehoma Ijemen is forJSam ]'e he of cSam geworht wjes
7 he eft to duste jeweorÖan sceal . Ac nton we m tia leofestan
c\v se halga ysodorus (!) eadmodlice biddan god ]>xt he us gehealde
lier on wortilde 7 on J^aere toweardan se ?»e leotaÖ 7 ricsati
aa butan ende Tu ecnesse.
Auf 121 ^^ beginnt Elcne und reicht noch ein stück auf \?>V>.
Dann steht ohne Überschrift eiu stück :uis ciuciu prosM leben
» A steht im D.
4(,'>2 WUELCKRK,
des GüMäe. Dass der jetzii!:e aiiüiui;' nicht der urspviiugliclie
war, beNveist 'sprecenan' in der ersten zeile. Es ist dieselbe
darstelhmg: dieses heiligeulebens, welcbc sich vdllstündig- Vesp.
D XXI tiudet nud von Goodwin herans«;egcben wnrde. Ich
g:ebe einige proben mit dem Cottou texte, nach Goodwin,
znm Nergleiebe.
Die Vercellihandscbrift ijeginnt 133^':
\V;i's )ncr in |>;iui sprecenan i^latuie sum niycel lila'w uf cor}'au 50
worht l'one ylcan l»h\>\v in jeara iiien brajcon 7 dulfou for feos
l'iiijiiwi ^a Wies j'itr cm oJre sidan "ö;l'S lihcwes ^etlolt'en swylcc
mycel seaj' 011 ]>i\m seal'c ufan se eadija wer juMac liim liiis 7
eaidmijötowe jetinilirode sona on tViiman )>a'S 5o lic ]>üH aneer
setl 3es;et. )'a j'ohte lie |'H3t lic na\vi>or para ne wyllencs lia';^los
ne liuenes brucan woldc ac on fellcniu/i jesyrian ]'cvl ho wuldc
ealle dajas his lit'es alifi^eau.
Goodwin s. 2(5:
Wa>s )';er on }^aui ealaude sum hlaw niycel ofer eorcüan je
worht, |>one ylcan luen in jeara for feos wilniinja jedult'on
and brjecon . \>a. waes J'aer on o}?re sidan }jtes hlawas jedolfen swylce
ni\cel w;Bter-seaÖ wsere . On [»am seaÖe ufan se eadija wer Gulh-
lac him hus jetiuibrode, sona frtini frurnan j^ais j^e lie pißt jincer-
setlc jcsa't . |'a jepolite he j'a;t he na?ior ne wyllenes hraejlcs
ne linenes brucan nolde, ac ou felleumu jejyrelau \>ivt he wolde
ealle bis dajus bis lifes alilian.
Zur \ ergleich ung- stehe hier noch das stlick, wie die teufel
Gü^iläc entführten.
i;i5'':
\>n on ]'8ere nihte stilnesse jelauip semninga ])(et pxr
com micel micnejo j^ara werigra jasta 7 hie eal ]fa'( bus mid
heora cyrme ■i;efyldon 7 him ou aslce healfe lujuton ufan
7 neo}'an 7 a'jhwienou wseron hie onsyne egeslice 7 Inefdon
heafdu 7 lanje sweoran 7 mjenijre onsyne wicron fulice.
i:{5-':
7 orfyruie on heora bearde 7 luefdou ruje earan 7 wob neb
ejeslice eagan 7 oudrysenlice mu^as 7 heora teÖ wieron horwcs
tu.\u//< ;^elice 7 Wim wserou j^a hracan lije afylled 7 hie wa-ron on
dry.senlice on stefne 7 hie h;efdon wo sceancan 7 miclc cneowu
7 bindan jreate 7 misscrence tan 7 has hrymedon on beora
cleopunge 7 hie swa unjemetlice brymdon 7 foran mid
forhtlicu/« ejesuOT 7 ungej^wajrnessu?« ]?a'/ hit )nihte ptp/ hit call be
tweoh heofone 7 eorÖan bleoÖrode )^am ejeslicuz/t stefuum na38 ]>ii
n.'eni.'^ ybünj fo \>aiü »ytiiSaxi hie In ]>((;/ bus comon hie Öa sona
J'tine hal;5an wer eallu//« limu/« gebunden u/« iiine tujon 7 beddon
ut of ^a-re cytan ond lue bine on ]>(e( swearte fenn la;ddon 7 hine
Oll )'a iujrwibtan wjeler wurpon 7 licsencton.
UEBER DAS VERCELLIBUCH. 463
Goodwiu 8. 34:
)'a on l'ajre nihte stilnysse jelainp scmniiija, \>?ßt pasr
comon mycele lueniu )n\ni awj-rigedra jasta, and lii eall ]'a't luis iiiid
heora cyiue fyldoii; aud hi on ealce healt'e in^uton iitan
and neoöan and eghwonen . Hi waeron on ansyne ejslice and hij haifdon
rnycele heafda, and langne sweoran, and manijre ansyne: hi wajron fnlice
aud orfyrme on heora beai-dum; and hi hasfdon and ruje earan and hi
ha^fdon woh nebh
and reÖelice eajan, and fiilc muÖas; and heora toj^as \v;eron jelice horsos
twuxan; and hini wan-on )'a |n-otan luid leje jelylde, and hi waTon on
gristlice on steine: hi luefdon woje sceaucan aud uiyccle cneowu
and hindan jreate, and miscrocetton tan and has runigendum
stefuum; and hi pn swa ungemetlicre gestundum foron and swa
unmetlicre ege, j'cet bim ]7uhte ]?set liit eall be
tweox heofone and eorÖan hleoj'rode l^am ejeslicum stefnuni. Naes )'a
uaeuij yldeud to ]^aui )>a!t sy)'|'an hi on ]>i^t hus comon hi \>a sona
]>one haljan wer ealluiu limum jebundou, and hi hiue tiijon aud la'ddou
ut of |:'aire cytan, and liine j'a laddon on j^one sweartan fenn aud hine
]ni on pa orwehtan water bewurpou and besenctou.
Die geschichte wird d<anii weiter erzälilt, wie in der Cotton-
liandsc'brift, bis zum ers^cheineu des Bartholonueus und eiit-
spricbt der davstelluug dort. Nach der stelle, welche sich bei
Goodwin s, 40, z. 10 findet, ist plötzlich ein schluss im \g\-
cellibuche darangesetzt.
135'':
7 )-»a ajfter pum fleah se halija juölac mid
l^am apostole süje bartholomei (bartlioloma?) to heofona rices wuldrc
7 hine se hselend pmi- onteuj 7 he psctr leofatt 7 rixa|' In liecj
fona rices wuldrc a butan ende ou ecnesse amen liuit : -
Goodwin benutzte das Vercellibruehstück, wenn auch in
ungenügender weise. 15. 'Jliorpe iiberlie.ss ihm eine abschritt
(wol die von Blume gefertigte V). Goodwin sagt von dem Ver-
cellibrucbstüeke:
'It is Gurions, as presenting a text very different from the Cottonian
copy; indeed it has almost the appearanco of bcing jiart of an in-,
dependent translatioii, tliough 1 believe this is not really the case'.
Eine vergleich ung scheint mir sicher zu stellen, dass das Ver-
cellibueh keine andre bearbeitung der legende enthält, sondern,
abgesehen von kleinigkeiten, denselben text wie die Colton-
handschrift bietet. Dei- schluss wurde vom Schreiber willkür-
lich darangesetzt, an einer stelle, die ihm ungefähr passend
erschien.
Ich lasse zum Schlüsse die 13. homilie, wovon sich ein
teil bei Cooper facsindlicrt findet, nun vollständig folgen.
4G4 WrET.CKKR,
Tri'': Spol tu l'ridilan jaujda^so.'
nis IS- sf )'ri(l(la djej men ]'a leotestan )>ysse title l'c, us
on s\vi^e wcl jelimpe^ ^-M wc oalle eaiiiuodlice sculoii drylitne
)>eo\vian 7 wel t'or? jela'Stan )>«?/ \ve nu ivv on )'vssuui da;s'iiu l;vrde w.t-
rou bii^ ]>au' a\vi"^e lierijcndlic )'a^t mau ou j'ouc ^^^tdaii siM'a^t judes he
hoda trcolice tere 7 janje 7 ne Uoto hine aslaciaTi halijra
danla for {»on )'e dryhten iNus cwa^j' 7 jehet |'aiu fa^stranian men 7 ]n\
l'urli wunijendan In jodes willan; (luof)-' aiit pciscueiaiieiit usque
In fini'^ saluus erit . se man setie* jnirliwunaÖ In jodum dteduni o^ lifes
onde lie biö hal je worden . swa {niinne swiöe' wel jeliniplic is l'a^t we
)>ysne dsej jedeflice Itejanjen niid licofenlicii nia\^euuui * sj'iidou
)'a8 )'ry dajas to eacan o^rnm {»injuiii i'oi|>an us je.set.to |'e we
litieude sien 7 jif wo* mid uros licliamau lustum iiwict. jiuicleaslices
dydon on )>yssum feowertcjum nilituui witi jodes willau bete lie j'a-t
on |>yssuni dajuni nu 7 cla'nsije liinc )?«t lie maije beon ]>ys moijeu
lican daeje a^t Jja're haljan dryhtnes upafajnes tide claene
{«t dryhtnes wiofode 7 j^a^r oufon weddes ]>xs ecan rices . ]>aU is cris
tcs sylfes lichoma 7 bis blöd' )'a^t we nu nemna]? liusl seman seÖe
unuyttau' lustas drunccnucsse 7 l'yrenlusta gytsunj
7 unriiit'' jestrodu hwa^t wunaj» |^ysses mid Öam men ofer hj'du?«
In öa;re byrjenne nemj^e öas seonuwa 7 )?ara bana dust In j^icre
eoröan jewiteÖ swa swa jliden^e scuwa ■]>xr paat la jewiorÖau
meahte ]>iet ?ia drijan bau sprecau mealiton of "fia3re byrjenne
to <^am men |>e hie swa jionu' behoalde? hie cwjcdon J^onue öus
tohwan la öu earma man 7 )ni uu-^esa^lija jymest ^u )'ysse
wornlde swa swi^i otiÖe tohwan bejahst Öu un;^esa'liga po inge
weald ofer hreÖe oÖÖe fyreulustum oöÖe tohwan beja-st ciu ]>e
Öam wajlhreowestan hlaforöum pxt is hleahtru 7 uncystum be
heald me 7 sceawa mine ban 7 ondraed |'e j'inne fyrenlust 7 j^ine
jytsunje |>£et öu eart nu ]>xt ic wjcs io {^ait ie com nu |?fet Öu wioröcst
elt )H'ah ]ye In me }?iirhwunode idelnes 7 t'yrenlust ne t'or niniÖe
na-tVe ujirihtwisnes }'eali Öe nie fyrenlust jewemde gefragte
wal'c nud cia^nnesse jeseohÖu nie In duste formolsnodj'e'' 7 ]>urh
]>nM forlait Öu ['inne {?one yfelau lust öus cleopedon )?a ban
to US jif hie sprecan meahton of l'Sßra byrjenne 7 we magon
huru ongytan )'a bysene j^eah po hie swijien on l^am foröjewitc
num ure agenre tweonunge emne us jcwiorÖeÖ eft .se ilca
deaÖ l^a-t he us adrifeÖ of eardunja usses lichoman ütan we nu
' In roter schritt.
- In roter schritt. Das erste LS steht im D.
^ So hat flie hs.
'' Im facsimile bei Cooper fi^ind (ifters buchstabcn ;ius}^('stricheii und
iilicr di<^ zeile j:f('s('hri(iben , in der lis. stehen dirisclben ohne korrektur
in der /.eile.
•'' Am :inl'antj(; der xciJt! sind zwei löchei' im perj^amente.
'• Zwischen ii/i und /•//// hxrh.
" So tue hs.
uebf.r|'das vkrcellibuch. 4()5
py jiornlicor hine ^el'encan }>one deati |^e we hine str witon a^i-
|7an pe he faeringa cume . for)>an he ciiraeö on us unsepingod
tbr)7an god wolde }'9et }>aiu raen wme his ytemesta dsj uncuÖ
l^aet he hine für|jan tu }>an jejearwode butan a^nigre abiin
76i>:
nednesse pset biÖ se ejeslica djijj 7 se ondrysenlica on'
Öani daege dryhten scrifeÖ luanna jehwylcura ece lif swa in
heofena rices hyhöo swa on helle witü swa lie nu her on vvorulde
Äecarnijan wile tiligen we nu for]?an )?anne us jod forjife
pxt we his |>a haljan lare jehyren swa we nu dydon pset we
syn )'e beteran 7 pe selran for ba^oi lifum in ealra worulda
World to widan feore mid faeder 7 niid suna 7 luid f>am haljan
gaste In ecnesse Amen.
Ein vergleich dieser homilieu mit älinlicben ergibt, dass
sich verschiedene auch anderweitig- finden. So stehen no. 4 und
no. 18 bei Wanley, Catal. s. 114 und s. 45 angeftihrt No. 3
kann der s. 13 erwähnten entsprechen. Doch da ich darauf
an andrem orte ausführlicher zurückkomme, genüge hier die
audeutung.
LEIPZIG. , R. p. WlELCKER.
' Hier auf der riickseite zeigen sich widcruui die zwei löcher im
Pergamente.
Aiisrlia, V. band.
30
ZUR MITTKLENGLISCHEN WORTBETONUNG.
In der naolifolgendeu Untersuchung: beabsichtige ich die
von Schipper in seiner eng-lisclien Metrik ' gegebene darstelinni;-
der niittelenglischeu wortbetonung einer eingehenden priifung /u
unterziehen und im anschluss hieran seine auffassuug der ger-
manischeu und mittelengi. langzeilc zu beleuchten. Schipper's
buch erschien zu derselben zeit, als meine ausgäbe des King
Iloru fertig geworden war. Da ich mich in derselben bezüg-
lich der wortbetonung und der alten langzeile auf den Stand-
punkt Lachmann's stelle, Schipper aber bezüglich beider punkte
eine entgegengesetzte ansieht verficht, so musste es meine nächste
aufgäbe sein, Schipper!s beweisführuug in allen punkten nach-
zui)rnfen, um gewisheit zu erlangen, ob ich tatsächlich meine
ausgäbe, was das metrische anlaugt, auf einen falschen boden
gestellt hatte oder nicht. Ich glaube bei dieser nachprüfung
mit vollkonmiener Unbefangenheit verfahren zu sein und hoffe im
folgenden nicht bloss eine vollständige Widerlegung Schipper's,
sondern auch einen nutzbaren beitrag zur mittelengi. metrik ge-
liefert zu haben. Im anschluss an die theoretischen erörtorungen
werde ich mir alsdann erlauben, die auffassuug, die Seh. der
wort- und versbetonung des King Hörn gibt, zu widerlegen und
meine ausgäbe im einzelnen ihm gegenüber zu rechtfertigen.
Schijjper gründet seine mittelengi. wortbet(mung nicht, wie
mau wol erwarten sollte, auf solche werke, welche das alte,
nationale metrum, die germanische langzeile, in ihrer orga-
nischen fortentwickelung aufweisen, also auf werke wie La^amon
und King Ilorn, sondern auf uachbildungen fremder metreu,
metren, die nicht nach germanischer weise blos nach den heb-
• Dr. J. .Scliijiper, Engfisclic Metrik in liistorischcr und systeiu.'i-
tisdier Kntwi(!l<clmi-,' duiKosffllt. I. teil: Altoiif^^lisoiic Metril;. Bonn,
t\ .StiauH», I^M.
WISSMANN, MITTELENGLISCHE WORTHETONUNG. 467
ungen gemessen werden, sondern auf dem prinzip der takt-
gleichheit beruhen, und deren nachbildungeu im Englischen
mit mehr oder weniger erfolg einen regelmässigen Wechsel
von hebung und Senkung eistreben. Das bedeutendste dieser
werke ist das Ormulum.
Es war ja äusserst verlockend, Orni's umfangreiches und
metrisch genaues werk zum ausgangspuukt einer darstellung
der mittelengl. wortbetonung überhaupt zu machen. Aber die
bedenken, die sich gegen ein solches verfahren erhoben, lagen
doch auf der band. Orm ist der strengste anhänger des un-
germanischen Prinzips eines regelmässigen wechseis von ge-
hobenen und ungehübeueu silben. Er kennt keine zweisilbige
Senkung, selbst keine schwereren fälle der verschleifung; es
darf aber auch die Senkung nirgends fehlen, es dürfen also
nicht zwei betonte silben zusammentrefien: eine betonung wie
gödspell vermeidet er durchaus. Orm ist also eine erscheinung,
die man, statt am anfange dieser entwickclungsperiode, erst am
ende derselben liätte erwarten dürfen. In der tat vergeht ge-
raume zeit, ehe das von ihm vertretene prinzip durchdringt,
und die entwicklung der englischen verskunst verläuft, von
Orm abgesehen, ganz analog der deutschen in dem gleichen
Zeiträume, in welchem ja auch nur allmählich das prinzip des
fülleus der Senkung, in der Lyrik zuerst, sich geltung verschafft,
um dann freilich bis zur blossen silbenzählung auszuarten.
Auch wenn es also dem veif. gelungen wäre, alles, was
er aus Orm beweisen möchte, überzeugend darzutun, würde
man doch unter hinweis auf die fremdartigkeit des von Orm
befolgten versprinzips die allgemeingiltigkeit der aus dem Or-
mulum gezogenen Schlüsse bestreiten können. Lassen wir in-
dessen diesen gesiclitspunkt vorläufig ausser acht und begnügen
wir uns damit, auf diese bedenken hingewiesen zu haben.
Was Seh. aus Orm und gleichartigen gedichten dieser zeit
vor allem beweisen möchte, ist die vollkommene gleichstellung
aller tonlosen i mit den stummen ableitungs- und llcxious-
' In meiner sclirift: King Ilorn, Untersuchungen zur mittelengl.
Sprach- und Literaturgeschichte, Strassb. ISTfi, unterschied ich s. 4:^ nur
zwischen hochtonigen, tieftouigen und tonlosen silben, indem ich unter
tonlosen silben alle diejenigen verstand, welche keine hebung zu tragen
im Stande sind, also alle silben mit (stummem, Lachm;inn) e nach
kurzer betonter silbe mit einfacher konsonanz: spcke, crislnie, und
30*
46S WISSMANX,
Silben und tlaniit die absolute hebun^suni'ühig'keit der
ersteren.
Dieser j)unkt erscliieu ihm für die ganze englische wort-
betonung und nietrik so wichtig-, dass er es für nötig erachtete,
schon in der einleitnng seines buches s. 16 f ausdrücklich her-
vorzuheben, dass 'an eine dem alt- oder mittelhochdeutschen
go])rnuche anah^ge Verwendung der t(udosen tlexionssilben im
Englischen jedenfalls nicht zu denken sei'. Der beweis für
diese behauptuug wird im kap. G angetreten. Sehen wir, was
Seh. zu ihrer begründung vorbringt.
Zunächst meint der verf. s. TiG, dass es von Orm, der be-
züglich der {[uantitfit der vokale eine so genaue bezeichnungs-
methodc durchgeführt habe, zu erwarten gewesen, er würde,
wenn wirklich ein so wichtiger unterschied in dem tone der
endsilben zweisilbiger Wörter vorhanden gewesen, diesen unter-
schied ebenfalls durch besondere zeichen angedeutet oder wenig-
stens durch verschiedene Verwendung im rhythmus berücksich-
tigt haben. "Was die Verwendung im rhythmus betrifft, so wird
hiervon gleich weiter die rede sein, und ich hoife in der tat
eine verschiedenartige l)ehandlung tonloser und stummer end-
silben auch bei Orm zu erweisen. Was aber das erste betriflt,
so ist zu bemerken, dass der unterschied zwischen tonlosen und
stummen silben im Mhd. und Me. nur durch die länge oder
kürze der voraufgeheudcn silbc bedingt wird. Ausserdem möchte
es schwer fallen, überhaupt (obwol Orm seine verse 'nicht etwa
nach der quantität einrichtete', s. Scli. a, a. o.) zu erweisen,
dass Orm irgendwo die tonverschiedenheit zweier silben durch
verschiedene zeichen ausgedrückt habe.
Betrachten wir die Verwendung der silben mit unbetontem
e im versinncrn. Zur füllung der Senkung werden tonlose uud
stumme silben gleichmässig verwendet, bei Orm nicht anders,
als im deutschen metrum, im Me. sowol als im Mlul. Man
\erglciche z. b. Oi'ui:
hiitt (jüdc'as Suiu; sholldf wel;
Kiug Hörn:
unter tioi'tonif^en silbon alle luit dem nebonton hehaftet.on sillien, die im
verse eine hehung fragen dürfen, zusammonlasate. Silben der letz-
teren art mit, unbetontem c werden alHo fünler als tonlos, silljon
mit stummem c als stumm, Itcidc arten zusammen als uultetout be-
zeicliuet werden.
MITTKLENGLISCHE WOKlßE TÖNUNG. IG9
Wliat he spok^' uiijte,
And toldc' liiin ful jare;
Nibelungenlied :
Swie vil man gott' diende.
Durcluius im iritum befindet sich Scb., wenn er s. 139
annimmt, dass nach der theorie von Jessen und andern nur
'tonlose (sollte lieissen "stumme") silben (kurzvokalische bei
einfacher endkousonanz) — wie etwa liafe ic 1'29, nimt5 aus
nimcb etc.' von der elision dürften betrollen werden, und nun
daraus, dass Orm stumme und tonlose silben in dieser hin-
sieht gleich behandle, den schluss zieht, Orm kenne überhaupt
keinen unterschied unter den silben mit unbetontem e. Orm
legt sich in der behandlung der Senkung gewisse beschränk-
ungcn auf. Er vermeidet die verschleifung auf der Senkung
(licd von K. H., einl. XIV, o, 1)) und kennt keine verschleifung
auf der hebung (a. a. o. einl. XVI, o, b), verfährt aber sonst
ganz den auch für deutsche metren feststehenden gesetzen ge-
mäss, nach denen tonlose und stumme e mit folgendem vokal
(oder h + vokal) verschmolzen werden {lüfc o/J' hm, Uvfc o/y
hbu] lüfe he Idc, liv/'e he toc] shollde icc, shoUde he\ vgl. lied
von K. H., einl. XIV, 3, a und c, und XVI, 3, a). Auch die Syn-
kope, apokope und krasis, die Orm verwendet um einsilbige
Senkung zu erlangen, widersprechen in nichts den germanischeu
metrischen prinzipien.
Was aber die hcbungsfähigkeit tonloser cndsil))en an-
langt, so verhält es sich damit folgendermassen. Betonungen
zweisilbiger Wörter wie wenden, levb etc., die wir für das I\le.
in german. metren annehmen, werden überhaupt im versinuern
selten sein, da auf gehobenes tonloses e widerum eine schwache
silbc (im Mhd. nur mit unbetontem c) folgen darf, wie im K. 11.
etwa in den zeilen: hi rünge pe belle, In Hörnes ilikc, vielleicht
auch frani länge (o hinge (vgl. s. 171 oben, und s. 477). Für
Orm aber, der einen regelmässigen Wechsel zwischen hebungcn
und seidiungen beobachtet, sind sie geradezu unmöglich. Wol
aber erlaubt sich Orm in solchen fällen, also bei einer durch
Position oder von natur langen, ersten silbc, eine tonversetzung ',
wie dies beim auftakt auch im deutschen metrum gestattet
war (s, lied von K. II. s. XVII), z. b.:
' Ich bexwciflc , ob wir in allen diesen fällen, wie Scli. will, schwe-
bende bctonuntr annehmen dürfen.
17(»
WISS.MANN,
(i//'hrr, Crisfcss li>aS7, wcddedil, ivcpcst. oppunoi, spruii<jcnn,
Si^^dc, iva'vc, twiniic, scffnc oie.
(Vi;l. aiu'li Seh. ts. 127). Von Wörtern mit kurzer ^t.'uumsilhe
sind mir hei lliielitigcr durehsielit des j;-ediclites in dieser Ver-
wendung' nur anfjrestosscn: nf'crr 1034. UU):i und /Wy/cVr in der
liint" mal widcrkelireuden zcile:
fjulörr and !*uiie and lialij gast
G772. lOVI'.Ki. 1117S. 11017. 18645. Man kann hier an ver-
läni::erun;^ des vokales oder einiluss des sehwereren sehluss-
konsonanten denken, bei oferr ist aueli ilie aualog-ie von loidcrr,
dedikation \) u. oft, nicht austjescldosscn, bei f'adcrr das Cormel-
hal'te der zcile nicht ausser acht zu hissen. Schwerlich aber
werden sich tonversetzung-en wie j^ifc, hndinni, horäm, godc etc.
nacliweisen hissen; im aut'takt ^venigstens begeji'uen sie nicht.
In dreisilbigen Wörtern bei betonter erster, langer silbe
war die regelmässige tontblge //pnmdi, w'mtredoi in Orni aus
bereits bekannten gründen nicht möglich; hier mnsstc eine
tonversetzung eintreten. AV'cnn nun, wie Seh. will, tonlose und
stumme silbcn gleichwertig waren, so wäre für Orm die ein-
fachste und fast allein zulässige tonversetzung die von der
zweiten auf die dritte silbe gewesen, so dass erste und dritte
silbe den ton erhielten. Dies ist aber nicht der fall. Mit ganz
verschwindenden ausnahn)en trifft der ton die zweite silbe, ent-
sprechend gernian. regel (vgl. lied von K. H. XVllI, 2).
Die beispiele sind zahlreich:
Crislcne, luvpc'ne (daneben luvpenn, doch kein hd'penc), brascne,
fircnc, gUdcne\ seccle'ne, J>riUcne\ kcrede (nehan /d'redd), fnllhl-
- ncde, fullhlncdenn, lacncde, Irow/vcdc, sJiiß'ledenii, slrcncde,
WHndredcnn\ bcernenndc, fiflennde, fTUlinnde. puscnnde, }'ch-
taindc, ha'lcnndc\ Entjlisshc, .liidisslcenn, mennissLc etc.
Nur in c/riddedäiu Sülo und fUledenn 14040 hat die schwerere
endung die eigentlich tonberechtigte silbe überwogen; in gödd-
spelles ist auch die dritte silbe nach unserer theorie tonfähig.
Bei betonter, erster kurzer silbe aber ist die gernian.
bctouung, die ja in diesen) falle auch für Orni passte, gc-
bliebe n :
(iifedc WÜVI. 17o:iH, clcpcdenn 12'.»7'>, fn')' cde \\^22, rvidewc^Wi2,
ni;i^hcnndc -J ISS, scfcnndc 11 OS. 11(1 J neben scoffnde,
meistens mit folgender schwacher silbe in der Senkung,
so dass man annehmen darf, dass für Orm auch dieses gesetz
german. metrik (s. o.) noch fühlbar gewesen ist. Es begegnet
MITTET-ENGLISCHE WORTI5ETONUNG. 471
keine tonversctzuiii;' auf die zweite silbe, wie es bei langer
Stammsilbe die regel ist.
In Wörtern mit tieftoniger silbe au der dritten stelle ist
die regelmässige betonung fast durchgängig gewahrt. Tonver-
setzuugen wie afjtcrnvard, fotvwcrlig sind erklärlich. Es findet
sich jedoch kein bodc/rord, seofenntig u. s. w.
In allen diesen fällen, von den vier besprochenen aus-
nahmen abgesehen, triü't also die tonversetzung ein tonloses,
nach unserer theorie hebungsfähiges e. Und schon hiermit
wäre ein unterschied in der behandlung des tonlosen und des
stummen e auch bei Orm nachgewiesen.
Weiter aber beobachtet Orm einen unterschied zwischen
tonlosen und stummen endsilben darin, dass er am Schlüsse
des septenars, wie schon Jessen hervorgehoben und mir eine
erneute prüfung des gedichtes bestätigt hat, ausschliesslich
nur zwei- oder mehrsilbige Wörter mit tonloser' end-
silbe verwendet, also zweisilbige Wörter, deren erste, oder
dreisilbige, deren erste und zweite silbe von natur oder durch
})osition lang ist. Ausnahmen von dieser regcl gibt es
nicht, obwol Schipper deren s. 129 f. anführt, die ich sofort
bespreche.
löfe, das Jessen (Grundzüge der altgermanischen Metrik,
Zeitschr. f. deutsche Philol. von Höpfuer und Zacher 11, K5S If.)
als gegen seine beobachtung sprechend namhaft macht, und
das Schipper, Jessen citierend, für sich in's feld führt, l)eruht
auf einem Irrtum. In der von Rev. Robert Holt besorgten zwei-
ten ausgäbe des Ormulum von R. M. White"'^ steht z. 1445 das
richtige kcfe, mit langem Stammvokal. Ausserdem führt nun
Seh. a. a. o. noch weitere versausgäuge mit angeblich kurzer
Stammsilbe auf, darunter merkwürdiger weise dcfcU, dcofcll =
ae. dcöfi)l\ mciedd, p. p. von ac. mdumi pingere, s. 211 bei Ett-
müller, und wake, pl. \ on ae. rväc, ahd. weih. Es bleiben dann
' Also mit unbetontoui c uacli hinger sillie. Mit töncndt'ui vukal
begegnet nur das udv. wukcmalumm 5:5 1 und ri;i(i. Sonst veruioiden Orm
sowol wie die übrigen me. dichter, die sieii des gleichen metrums bedien-
ten, tieftonige silben , jedenfalls aus dem gründe, weil sonst ihre leser
der schlusssilbc eine volle hebung gegeben hätten.
- Da mir die erste ausgäbe von White nicht i.w geböte steht, ver-
mag ich nicht zu entscheiden, ob sich Jessen blos verlesen, oder ob White
in der tat an der angegebenen stelle lf>fe hat, das dann Holt nach der
hs. corrigiert hätte. (White hat lofe. K. W.)
IT 2 WISSMANX,
uoch ^rdc. (las viclloiclit schon ac, als ^c-cödr anzusetzen ist;
/i/c//. (las waliisclieinlk'li unter nordisclicui einllussc verlängert
ist, wie die schreibuniic //'dl andeutet, und si^c, bei welchem
Worte die st'hrcil)uni; xi^c 11421. lllSl gleichfalls auf Verlänge-
rung, die sclireil)ung sig^e (in si^gc/'as/) auf ausspräche des g
als doppelkonsonanz hindeutet, wie in f/rigges, heggcn, f'aggerr,
egge, die alle als versschliisse vorkommen.' Von dreisilbigen
Wörtern begegnen mit versetzter bctonung wol luclcnude, da-
gegen kein hcepcuc, gildcne, oppncdenn etc., da hier die letzte
silbe stumm wäre.
Wenn also in einem werke von mehr als zehntausend
Zeilen nur klingende versschliisse sich linden, so kann das nicht
auf einem zufall beruhen. Schi})per will dieses misverhältniss,
das zwischen den klingenden und stummen ausgängen (wie
ich gezeigt habe, gibt es stumme ausgänge überhaupt nicht)
herrscht, s. 12S damit erklären, dass 'die summe der langvoka-
lischen ebenso wie die summe der durch position langen wort-
stämme zusammengenommen die suirmic der wortstämme nüt
kurzem Stammvokal bei einfacher auslautender konsonanz' er-
heblich übcrtrcne. Diese begründung würde, selbst wenn alle
von ihm aufgeführten versschlüssc wirklich kurze Stammsilben
hätten, durchaus nicht genügen. Worte wie spekenn, gifcnn,
' Von o/fe sucht Seh. s. l.U wahrscheinlich zu uiaclien, dass Onn hier
(leni uietruiu zu liebe ein e an das gewöhnliche o/f gehängt habe, offe
begegnet jedueh auch im versinuern, ebenso wie oniie , und zwar beide
in adverbialer geltung (als pustpusitiünen), wie stets im versausgang.
offe kommt ausserdem auch sonst vor, z. b. in der hs. 0 des K. H., s.
glossar s. 134 und bei Stratuiann. Aus dieser form jedoch schliessen zu
wollen, dass Orui die Verdoppelung des kunsonanten, auch wo sie ur-
sprünglich ist, als solche nicht empfunden, sondern darin nur ein zeichen
der kürze des voraufgehendeu konsonanten gesehen habe (Seh. s. i;<l f.),
ist mehr als gewagt. Ich glaube vielmehr umgekehrt, dass ürm die kürze
des Vokals in offener silbe nur darum nicht durch Verdoppe-
lung des konsonanten (in Wörtern wie bei'c, ninic, ^ifenn etc.) be-
zeichnet hat, weil sonst die gefahr, den konsonanten doppelt
zu sprechen, unvermeidlich gewesen wäre, was dann auch auf
die qualität des folgenden stummen e eingewirkt hätte. Wenn nun d(}r
Verfasser aus dieser falschen prämisse weiter den sehiuss zieht, dass für
Orm auch in wört'.'rn wie libhen, scfpjen etc. die betonte silbe als kurz
anzusehen und darum die endsilben als absolut tonlos (d. h. nach unserer
bezcichnung stumm) zu betrachten seien (s. 1.(2), so bedarf dies keiner
weiteren Widerlegung.
MITTELENGLISCHE WOKTHEiONUNG. 173
ircdcnn , farcnn, lakenn, siaic, godc, hodc , tvune etc. waren
so bequeme und naheliegende versscldiisse, dasss sie der um
passende sclilussworte so oft verlegene dichter sicher nicht
verschmäht hätte, wenn er sie nicht hätte vermeiden wollen.
Die weitere erkläruug Sch.'s auf s. 134 ist in ihrer begrüudung
unzutreffend, denn Orm hat durchaus nur die uncontrahicrten
participalformen horcnn, froren, forhoren: praktisch deckt sie
sich mit unserer ansieht von dem charakter stummer silben.
Nicht anders nun verhält sich das zweite der von Seh.
zu seiner beweisfiihrung herangezogenen gedichte, das Poema
Morale, nur dass dieses sich noch enger an die altnationale
verskuust anschliesst. Hier wird kein regelmässiger Wechsel
von hebungen und Senkungen erstrebt. Zwischen zwei hebungen
kann die Senkung fehlen (s. auch Seh. s. 144). Tonversetzung
findet darum fast nur am Schlüsse der ersten vershälfte oder
der zeile statt (z. b. mallinde, endinge etc., vgl. lied von K. H.
eiul. s. XYIII). Andrerseits ist zweisilbigkeit der Senkung unter
den in der einleitung zum lied von K. H. gegebenen grenzen
gestattet. Die tonlosen e sind im Innern des verses noch durch-
aus in der alten weise als tonfähig behandelt, wenn auch die
bcispiele nicht gerade häufig sind. Mau vgl. (meine zahlen be-
ziehen sich auf den abdruck der Lamb.- bezw. Egerton-hs. in
Old Engl. Hom. I. Ser. ed. Rieh. Morris, s. 159 ff.) 291 he^e-
nenicn, 293 cristenemen, 351 mid cnglhne sänge, 2()7 tind po pel
wcren getseres, nicht grlserh, wie Seh. s. 143 betont; 319 ^1/ tve
serueden g()d{e), 258 p» pe sünegcde{n) müchel.
Zahlreiche zweisilbige ausgänge mit stummem 6* am
Schlüsse der ersten vershälfte beweisen, dass der dichter des
P. M. noch in alter weise eine letzte stunmie silbe der vorauf-
gehenden hebung zurechnet, diese ausgänge also einsilbigen
rhythmisch vollkommen gleich erachtet.* Unter den 396
Zeilen des gedichtes finden sich deren mehr als achtzig, ein
weiterer beweis, dass ihr nichtvorkommcn am Schlüsse
der zeile bei Orm und, wie wir sehen werden, im P. M.
nicht in dem zustande der spräche begründet sein kann. Dass
Orm dieselben nicht verwendet, hat meines erachtens seinen
grund allein in der von ihm angestrebten, ül)ermässigen korrekt-
heit. Beispiele aus dem P. M. sind:
' Vgl. hierzu auch Einenkel, Anglia, Anz. zu b. V, s. 33 f.
17 l WISSM'VNN,
(/tv/f 2. itude itt), ii/iicdc 9, sliide 24. l.'t. sd. 2lt5, biforeii 26.
ITis, ivcrc .»l, /orteten '.\\. !ls, biiiimcn 11. -IS. 50, /üi/'c' 45,
//tvvO Iti, dra?:en 4il, /mmc- 50. 5S. ISO. ;ü7. ;?;M, uuicltcl 22. tU).
<i2. M:f. 211. ;<5;{. 'M\h. ;>S'.J, /mwfÖ' tiö. TO. aST, ;<:f«<,' (sbst.) 74,
hino/'f/i ST, /(j/f (=■ /l-o/t') 1)7. 28«. .•{öO, /t'/vVt' (sbst.) KiO, bi-
,^tVt'« 105, /fvrilc'H ][S, durc 124. 127, /«/fr I.H, wuncd KU»,
spclicn 14."), Climen 154 etc.
Daneben hat das P. M. allerdinü;s auch eine bcträchtliclic
auzalil von ersten versliälften mit vier bebungen und klingen-
dem aushänge. Dieselben erledigen sieb jedoch fast alle da-
durch, dass das iiberfliessende e auf folgenden vokal oder auf
h -f- vokal verschlilVen wird, so in:
lilpv isb'i, gbde and (S\, horde andbh^ licsc and\)\\ feniorin 147.
151. 15(). 204. 212. 214. 228. 242. 25:{. 272. 27(1. ;{01. :{05. 312.'
In einer geringen anzahl von fällen möchte man an ver-
schleifung mit der folgenden Senkung denken, so:
of pinc /'^ \\V.'>, dotnc />el 15."), dciiu; jui l'.»0, wis(^ jm) (nach der
Digby-hs.), fine ne 2i)0.
In allen andern fällen gibt die heranziehnng der übrigen
hss. das richtige. Seh. liat, wie es scheint, seine beobachtungen
auf den von Zupitza im 1. bände der Anglia veröflentlichten
te.xt der Digby-hs. A 4 beschränkt, sonst würde er gesehen
haben, dass vershälftcn wie: A)id oii pos lopes dic/les wcrkcs,
per htnc sendet po pe( louedcn, he on is nmchele morc and he-
(cre (s. 140 f.) einer korrcktur durch die übrigen hss. bedürfen.
Es unterliegt gar keinem zweifei, dass eine kritische ausgäbe
des gedichtes einen metrisch vollkommen korrekten text liefern
könnte.-
AVährcnd also die erste vershälttc stumpfen, und zwar, ganz
nach der alten weise, ein- oder zweisilbig stumi)fen, klingen-
den ausgang aber nur dann zeigt, wenn möglichkeit der ver-
schleifung vorhanden, ist der scbluss der zeile widerum wie
im Orniulum nur klingend, d. h. zweisilbig mit erster, langer
silbe und folgendem tonlosen c, oder dreisilbig mit kurzer be-
tonter silbe an erster stelle, z. b. 25 — 2{j houene : souene, 103 ff.
forstvorenc : icorene : ihorene : forlorene. Zw^ar weiss Seh. s. 135
auch hier einige verssciilUsse als 'entschieden kurzvokalische'
' Ifli will iiiclit mierwälmt lassen, da.'ia auch eine beträchtliche an-
zahl stuiiinier c auf diese weise verschliilcn werden könntni.
■^ Die kritische ausgäbe des P. M. von II. Lewin, welche mir zu spät
zukam, scheint gerade auf diese Verhältnisse nicht genügend riicksicht
•LM nehmen.
MITTELENÜLISCIIE WOK IHK lONUNG. 475
und (Icninacli mit folgendem stummen e nandmft zu machen,
doch widerum sehr mit unrecht; denn lme(cn, Lamh.-lis. z, 1I>1,
237, ist ae. gerne lun, conveuire, Ettm. s. 19S, das darauf rei-
mende hcien ist ae. helmi emendare; sielen : lielen aher z. l.")!),
160 sind })lur. prät. ae. slaHon, luhlon}
Es kann also gar keinem zweifei unterliegen, dass in
diesen beiden hervorragendsten mc. nachbildungen des kata-
lektischen jambischen tetrameters (septenars) mit absieht nur
ausgänge mit tonlosem e in der letzten silbe verwendet sind.
Der grund hierzu ist nicht schwer zu erkennen. Zweifelsohne
wurde in dem lat. Vorbild die letzte silbe als zu dem vierten
unvollständigen takte gehörend empfunden, der durch die not-
wendig eintretende pause sein volles maass erhielt. In den
englischen nachbildungen musste gleichfalls die letzte silbe als
einem weiteren takte zugehörend hervortreten. Dies war aber
nur möglich wenn die voraufgehende betonte silbe lang war.
Nach einer kurzen Stammsilbe würde ein folgendes (stummes)
e zur voraufgehenden hebung gehörig betrachtet worden sein,
so dass in diesem falle die letzte halbzeile nur drei hebungen
stumpf erhalten hätte. Andrerseits konnten tieftonige silben
darum nicht verwendet w^erden, weil dieselben am Schlüsse der
zeile notwendig eine volle hebung tragen müssen. Worte wie
wimman, ofsprung, oiding etc. konnte das P. j\l. am Schlüsse
der ersten hälfte mit zwei hebungen gebrauchen, doch nicht
am ende der zeile, weil alsdann der katalektische Charakter
des metrums verloren gegangen wäre. Zwischen diesen beiden,
den stummen und tieftonigen silben, stehen nun die silben mit
tonlosem c mitten inne, und gerade dieses eigentümliche ver-
halten der besi)rocheuen nie. gedichte liefert uns einen neuen
und durchschlagenden beweis für die allgcmcingiltig-
keit der von Lachmann für das Germanische festge-
stellten tonabstufungen.
Fassen wir das resultat unserer bisherigen Untersuchung
zusammen, so lautet es:
1. Die Senkung wird iu beiden gedicliteu, von Orni unter gewissen be-
schräiikuDgen, nach den für das deiitsclic metruui nacii unserer
theorie gültigen gesetaen behandelt.
2. Beide gedichte machen zwischen tonlosen und stuniuien silben
einen unterschied in der art, dass
Vgl. auch Einenkel a. a. o. s. 51 aum.
476 WISSMANN,
;i) in Onii vou i\ot\vondii^' wcrdciulor toiivorset/.ung mit vor-
schwiiuiondeu ausiialiineu mir tonlose silbou, nie ein
seh liessende s stummes c betroffen werden, diis 1'. M.
aber fianz in der alten weise tonlose silben als lieb-
ungsfähig verwendet;
b) Orm und das P. M. nur silben mit tonlosem e für t'iiliig er-
acliteu, die letzte, den katalektisehen versschluss anzeigende
Senkung zu bilden.
Unser ergebniss bildet also in allem den direkten ci;cgcu-
satz zu Scliipper's residtat, welches s. 141 darin gipfelt, dass
die ilexionssilbcn zwcisil])iger wiMter, einerlei ob dieselben lange
oder knrze Stammsilben haben mögen, tonlos in seinem sinne
(d. h, nnfähig einen ton zn erhalten) seien. Auf welcher seite
hier die Wahrheit liege, wird nach unserer betrachtung wol
uienumdeu mehr zweifelhaft sein.
Bis zu diesem punkte dürfte also Schipper's versuch, die
absolute tonunfähigkeit aller silben mit unbetontem e zu er-
weisen, als vollständig misglUckt anzusehen sein. Nun sucht
aber 8ch. seine resultate durch heranzichung einer weiteren
reihe poetischer werke dieser epoche zu stützen, deren metrische
eigentündichkeiten auf den ersten blick geeignet scheinen, ihm
rccliT zu geben. Es sind dies gedichte, welche die ersten nach-
bildungen romanischer metren auf englischem gebiete enthalten.
Wir mussten schon bei beginn unserer betrachtung unsere be-
denken darüber äussern, dass Seh. zum ausgangspunkte seiner
metrischen Untersuchungen, denen er allgemeine giltigkeit zu
geben gedachte, nachbildungen eines latein. metrums wählte.
Immerhin hatte num es hier mit einem vorbilde zu tun, dessen
eigentümlichkeiten man, so gut es gieng, dem heimischen idiom
anpassen konnte, ohne die überlieferten sprach- und rhyth-
mischen gesetze direkt zu verletzen. Die im Englischen in
dieser epoche nachgeahmten romanischen metren aber zeigten
gerade in dem j)unkte, der bei unserer gegenwärtigen Unter-
suchung besonders in betracht kommt, eine sofort in die äugen
und iu's gehör fallende abweichung von den german. grund-
gesetzen der verskunst. Sie misachteten das gesetz, das auf
die letzte betonte silbe des verses keine tonfähige silbe mehr
folgen dürfe. In den hier zunächst in betracht kommenden
metren, dem achtsilbigen, zum sogenannten kurzen reim])aare
romanischer herkunft verwendeten verse und dem alexandriner
wurde die überfliessende silbe am Schlüsse, im alexandriner
MITTEI.KNGLISCHE WOKTP.ETONLTNG. 477
auch vor der Cäsur, nicht gezählt, also miinnlicber und weib-
licher ause^ang gleich geachtet. Dies ahmte man in den eng-
lischen nachljüdungen getreu nach, i\[an kann also im gründe
genommen auch liier nicht sagen, die unbetonten silben wur-
den gleich behandelt, der unterschied zwischen tonlosen und
stummen silben fiel fort (der freilich nach Seh. nie bestanden),
das hiesse der sache eine durchaus falsche deutung geben; im
versausgang wird eine letzte unbetonte silbe einfach nicht mehr
gezählt. In der tat begegnen in allen hierher gehörenden ge-
dichten stumpfe, sei es ein- oder zweisilbige, und klingende
ausgänge neben einander.
In dem englischen Paternoster (Old Engl. Hom. I. Ser., s. hh ff.),
weiches in dem sog. knrzen (viertaktigen) reimpaare romanischer her-
kunft gedichtet ist, finden sich bei der gleichen anzahl gehoben ersilhen
versausgänge wie is : iivis, bereu : rveren (int',), ihorene : icorene,
ibeden : reden, rihle : 7vihle\ in der den alexandriuer nachbildenden
Passioun of our Lord (An Old Engl. Mise. ed. Eich. Morris) ausgänge
wie bigon : ouercom, furlore : peruore, dede : lede, dryhte : 7nyhle,
vadere : logadere etc. nebeneinander.
Man ist um so weniger berechtigt hier von einer gleich-
stellung der tonlosen und stummen silben zu reden, als im
iunern des verses in diesen gedichten betonungen nach ger-
manischer weise noch 'gestattet sind.
Man vgl. aus der Passioun peüu'ciie dich S'i, gyrvene kiug 848, he-
läre 115, cheffüre 116.
In dem gedichte Doomsday, in septenaren und alexandrineru
(Old Engl. Mise. s. 162 IT.), begegnet eine erste vershälfte päl
mäkede pe qued, dieselbe zeile in dem gedichte Death (a. a. o.
168 ff.) z. 187. In dem letzteren gedichte begegnen ferner be-
tonungen wie si(ie<3 ischrüd 9, pmcheb iwk 13, hereÖ bvis 21,
ivörmes tfere 82 (zweite halbzeile), siehe anhang no. 13, 14. Man
beachte, dass auch hier überall auf die gehobene tonlose silbe
eine schwache Senkung folgt.
Also auch diese gedichte erweisen sich bei näherer be-
trachtung den behauptungen Schipper's nicht günstig. Man
kann ja zugeben, dass die englische spräche auf dem wege
war, den unterschied zwischen tonlosen und stummen silben
auszugleichen, ja dass sie auch ohne fremden einlluss dazu ge-
kommen wäre, alle unbetonten endsilben gleich zu behandeln.
In dieser zeit aber wurde ihre metrische Verschiedenheit noch
deutlicii en\i)funden und noch lange erhalten sich ganz beträcht-
liche spuren davon in den nationalen poetischen formen. Schipper
-17S WISSMANN,
aber i;hiul)t ilicseu unterK^cliicd nii-lit nur für die von ilini bc-
haiulelten tVcnuliuetrischeii , soiulcrn l'iir alle ine. poetiseheu
NA'erke, ja nicht bloss für diese epoche, sondern überhaupt für
das i;:anze gebiet des Euglisehcn leugnen zu dürfen.
Auf die bei seinem beweise herangezogenen nietrcn be-
schränkt waren seine resultate von geringer praktischer be-
deutung. Dass in den aus dem Romanischen entlehnten metreu
stunii)fer und klingender vcrsausgang gleiche berechtigung hatten,
wurde ja bisher gar nicht bezweifelt. Auch für den tetrameter
an sich war es von geringer bedcutung, ob der ausgang ein
stummes oder ein tönendes e zeigte. Bedeutung, höchste bedeu-
tung erlangten die ergebnisse seiner Untersuchung erst, wenn sie
auf rein deutsche metren übertragen wurden. Und 8ch. zögert
keinen augenblick dies zu tun. Während er s. 125 noch ver-
spricht, die iiugiltigkeit der Lachniaun'schen regeln auch für
La^amons Brut und den King llorn nachzuweisen, begnügt er
sich bei besprechung dieser gedichte, s. \\u und s. 182, auf den
im l). kai)itel angul)lich für das Altenglisehe geführten nach-
weis hinzudeuten und glaubt sich der mühe überhoben 'die auf
grund der Laclnnann'schen gesetze aufgebaute theorie Traut-
mann's ül)cr das weseu und die eutstchuug des Lagamon-verses
im einzelnen zu widerlegen'. Von den in meinen Untersuchungen
zu King llorn aufgestellten i^rinzipien der mitteleuglischen wort-
und versbetonung ist dann gleichfalls Weiter keine rede mehr.
ich habe bisher durchaus nur mit Sch.'s eigenem material
operiert und mich in meiner Widerlegung auf die von ihm be-
rücksichtigten werke beschränkt und diese nur etwas gründ-
licher ausgebeutet. Nur der \ollständigkeit wegen will ich
zum Schlüsse noch der behandlung des versausgauges im King
llorn gedenken, obwol ich den lesern dieser Zeitschrift damit
nichts neues sagen werde; doch möchte ich damit dartun, dass
Seh. auf diese Verhältnisse hätte eingehen müssen, wenn sein
beweis wirksam ausfallen sollte.
Zunächst haben im K. 11. alle Zeilen mit einsilbigem,
stum|)fen schluss vier hebungen {And his göde Imi^les twö Äl
lo fcire tvere f^ö), desgleichen, von wenigen, später zu bes})re-
chenden ausnahmen abgesehen, alle verse mit schliesseudeni,
stunmien e (z. 2!} f. A'lle riche männes sünes And alle stvilje faire
fpaiu's, vgl. ferner z. 77 f., IG.') f., 201 f., .')8r) f., ()0r> f., 1471 f.),
die letzte stumme silbc wird auf der licbunji: verschliffen. Macht
MITTELENGLISCHE WORTHE lOKUNG. 479
dagegen ein dreisilbiges wort den scbliiss mit kurzer, betonter
erster silbe, so bat die zeile nur drei bebungen, die vierte
trifft das letzte, tonlose e (z. 685 f. Ciist and seint Slevene,
Turne pine sn-euenc, vgl. 1043 f.). Bei zweisilbigem ausgang
und betonter erster langer silbe haben wir gleichfalls drei
bebungen, die vierte ruht auf der schliessenden tonlosen silbe
{Alle beon he hllpe). Reime wie ti/ne : bi me 549 f., siKe : milte
(für mil pe 643 f.) mögen in dieser zeit immerhin noch für die
tonfähigkeit der endsilben in's gewicht fallen (vgl. Seh. s. 185).
Bei dreisilbigem ausgang mit betonter erster langer silbe und
folgender kurzer silbe trägt diese letztere die vierte hebung
und die letzte silbe ist stumm (1153 f. pu irensl ich beo a
beggere Aiid ich am u fisshre); ist auch die zweite silbe laug,
so fällt auf diese, wenn uicht tonversetzung eintritt, bereits die
dritte hebung, die vierte ruht auf dem letzten, tonlosen e (z. 69
Of alle wimmanne, 177 He was pe faire sie, 179 We beöp of
Süddenne (vgl. King Hörn, unters, s. 45). Das sind so unver-
kennbare, in die äugen springende unterschiede, die dabei genau
den german. betouungsgesetzeu entsprechen, dass es schwer
fallen muss, dieselben uicht zu bemerken.
Wenn wir nun fragen, warum Seh. die tonlosen silben
zu absolut tonunfähigen machen und sie auf diese weise zu
stummen silben herabdrücken möchte, so lautet die antwort:
um im "Me. ein hauptsächliches argument für seine theorie der
german. langzeile zu gewinnen. Schipper ist unbedingter au-
hänger der von Vetter ' mit einigem glück geltend genuichtcn
ansieht, dass der regelmässige alliterierende langvers aus zwei
durch den Stabreim verbundeneu gliedern oder halbversen von
je zwei hebungen bestehe. Zur Unterstützung dieser ansieht
bat Seh. auf dem gebiete des Ae. nichts wesentlich neues bei-
gebracht. Er beschränkt sich darauf, in einer anm. zu s. 46
vier argumente aus Vetter's schrift für diese theorie zusammen-
zustellen, argumeute, die sich nur negativ gegen die Lach-
mann'sche theorie wenden, aber positiv für die theorie der vier
hebungen nichts erweisen.
Dagegen sucht Seh. vom Me. aus jener theorie neue stützen
zuzuführen durch den von uns bereits als misglückt erkannten
nachweis der absoluten tonunfähi'ikeit unbetonter silben.
' Ferdinand Vetter, Uc^berdie f^enuiui. Alliftcr.itionspocsie. Wien ls72.
4"^t> WISSMAXV,
War diese toiumfäliijrkeit erwiesen, so fiel damit das ge-
setz, da SS im p:erm:in. metriim bei klinjrendem auspiiifre die
letzte licbunji' auf der kliiiiienden silhe ruhe. Es lielcn ferner
zahlreiehe (neben-)iiel)iingen im innern des verscs. Zahlreiche
verse. wie feoUoi pn fa'ic, madmcs ino^c ete. aus La^^amon,
die wir nach dem scliema ' ' ■ ' i lesen, konnten nunmehr bloss
mit zwei liebuugen gelesen werden. Von da ans war es dann
leicht wahrsoheinlich zu machen, dass, um die gleichheit des
rhvthmus zu bewahren, auch in versen mit drei oder vier hocli-
tonii:en Worten nur zwei hel)uniicn zu lesen seien, also Jrrco
scijien göde. uniln' fiflcne ^cr\ irfre al stva hoo'e l'tf. Denn für
die Senkung hat die zweihebungstheorie eine grenze nur nach
einer seite: sie kann an jeder stelle fehlen, doch muss jede
halbzeile mindestens eine Senkung haben; nach der andern
gibt CS keine beschränkuug, denn ein maximum von sieben
Silben kann man kaum als eine besehränkung ansehen. So
will denn Seh. im La^amou betonen:
Oll Iltilip^e heo comen to lande \ j^al maiden tves iholen Lauiiie;
Säturnus heo ^iuen sdilterdoei etc.
Die Senkung ist denn auch der eigentliche wunde punkt
der zweihebungstheorie. Wenn Vetter gegen Lachmann's vers-
betonung geltend macht, dass l)ci ihrer konsequenten durch-
fiihrung die Senkungen schliesslich in vielen fällen ganz ver-
schwinden, dass verse anzunehmen sind, die nur aus gehobenen
Silben bestehen, so müssen wir umgekehrt gegen seine theorie
den Vorwurf erheben, dass in ihr die Senkung jeder gesetz-
niässigen Ordnung entbehre. Es fragt sich, welcher Vorwurf
schwerer wiegt. Zunächst müssen auch die anhänger der geg-
nerischen theorie (so auch Seh. an vielen orten) zugestehen,
dass im germanischen metrum die Senkung zwischen zwei
hebungen fehlen darf. Wenn dies an einer oder an zwei vers-
stellen geschehen kann, warum nicht an allen? Ein rhythmus
bleibt auch dann noch bestehen, da nie alle gehobeneu worte
die gleiche tonhöhe haben, sondern gewöhnlich zwei haupt-
und zwei nebeuhebungen vorhanden sind. Also braucht uns
' Es kommt auch liier bei den mit dem nebenton versehenen silben
in erster iinie auf dio fiillunj; des tai<tes an, die wir nicht so sehr durch
den ton, als durch volle, {^etra^^ene ausspräche der nehentonif^en silben
erreichen, so dass wir das Schema vielleicht besser wie folgt darsteilen:
' - ' - (■/.. h. in Hiinies ililce).
AIITTELENGLISCHE AVORTBETONUNO. 481
selbst das von Vetter angefühlte Leispiel einer aus einem
Worte bestehenden halhzeile ranchvlggendi^n nicht zu schrecken
(s. Seh., s. 47, anni. e). Wol aber geht nach meiner ansieht
bei annähme der zwcihebungstheorie jeder vernünftige rhyth-
mus verloren. Alan lese nach dieser die aus Beowulf beliebig
berausgegritfcnen zeilen :
veox under luilcnum veurd-myiulum /yi/r^ fyren-J>earfe ongedl
Beowulf Tva's breme\ leöf leö(l-ci/ninff\ ne gcfeäh he pcere
fcbhtie etc.
oder gar aus andern dichtungen zeilen wie üj) tu pdn (rlmlh-
tigan gode, um sich zu überzeugcu. dass wir mit der annähme
von Schipper's und Vetter's theorie die absolute formlosigkeit
des germanischen metrums begründen.
Dass die altgermanische langzeile auf ein indogerma-
nisches metrum zurückgeht, welches nur auf der quantität be-
ruhen konnte, ist wol ziemlich allgemein zugestanden. Erst
im Germanischen wurden gewisse versstellen durch den wort-
tou noch besonders her\ orgehobeu und schliesslich unter diesen
gehobenen silbeu einige wider durch den äusserlichen schnmck
des Stabreimes ausgezeichnet. So falsch es nun wäre, in den
moderneu, durch den eudreim ausgezeichneten i)oetischen for-
men in diesem äusserlichen schmuck- oder biudemittel das aus-
schlaggebende moment der poetischen form zu erkennen und
alles andere für nebensächlich anzusehen, ebenso falsch ist es
meines erachtens, wenn man den Stabreim zum ausschliesslichen
kennzeichen einer poetischen form macht. Dies aber geschieht
von Seiten der vierhebungstheoretiker. Zwei gehobene silben
in jeder halbzeile, das ist so ziemlich das einzige erforderniss,
das sie an den rhythmus der verses stellen; für die Senkung
wird weder ein n)aass, noch ein bestimmter rhythmus festge-
setzt. Das eigentlich bedeutsame ist der reim. Nun vermochte
der Stabreim wol den rhythmus in bedeutendem maasse zu be-
einflussen, indem er die reimenden worte vor den übrigen be-
sonders hervorhob, ja, ich will zugeben, dass er im stände war,
das ursprünglicbe maass des verses zusammenzupressen, wie
dies tatsächtich im Altnordischen geschehen ist, wo darum auch
das altgerman. metrum zur epischen erzählung untauglich ge-
worden ist; aber der rhythnms selbst gieng darum nicht ver-
loren. Wie wäre es sonst möglich, dass auch verse ganz ohne
den Stabreim bestehen konnten, wie sie der ae. ])salter auf-
Auglia, V. band. 'S\
482 WISS.MANN,
weist? Wie wäre es niiiglicli, dass in s[Kiteicr zeit der Stab-
reim Silben trilVt, die nach der zweihebuni^stheoric in der
senknnjj stehen, wie bei AoKVicV Dem entsj)richt, dass mit
dem zerfall der alliteration und dem eindringen des endrcimes
der viertaktiire eharakter der halbzeile immer deutlicher hervor-
tritt, den Seh. schliesslich selbst nicht mehr leugnen kann (s. KU
und besonders s. 162), wenn er diese erscheinung auch auf roma-
nischen einiluss zurückführen möchte, ohne sie doch widerum
direkt von einem romanischen vorbilde abzuleiten.
Zu welchen Widersprüchen und absondcrliehkeiten Seh.
durch seine theoric geführt wird, mag noch im folgenden ge-
zeigt werden. Während er für Lajamon hier und da die
nM'tglichkeit einer skansion nach Lachmaun'scher art zugibt,
aber dennoch bchauj)tet, dass jene verse, im zusammenhange
des ganzen passus gelesen, notwendig denselben zwcihebigen
rhythmus wie die andern haben müssten (s. 157), gibt er den
verseu des King Horu vier oder (bei klingendem ausgauge) drei
hcbungen, unterscheidet daneben aber auch noch eine anzahl
verse, die nach alter weise mit zwei hebungen zu lesen seien.
Also finden sich in einem gedichte von 1500 zeilen zweifach,
dreifach und vierfach gehobene verse gleichberechtigt neben
einander. Bei Lajamon musste 'im zusammenhange' derselbe
rhythmus herischen, hier scheint das nicht nötig. Indessen den
nie. dichtem passieren noch unbegreiflichere dinge.
Da gil)t es mehrere gedichte, die nicht bloss den sei)tenar
und den alcxandrincr, sondern beide fremde metren und die alte
langzcile neben einander aufweisen und also metren, die nach
Seh. vier, sechs und sieben gehobene silbeu haben, ohne jedes
bedenken gleichzeitig verwenden. So ist in dem gedichte H)n
god Ureisuu of ure Lefdi' (Old Engl, llom., I. Ser. 101. ff.) nach
Seh, viermal gehoben die zeile Ci^istes müde möder, setj^ile Mark.
Dass -ie in Marie reimt, tut nichts zur sache, die alliteration über-
tönt hier den eudreim; das nachdrücklich vorangestellte l'risics
steht im auftakt. Vielfach gcliohun ist ferner die zeile:
mi lil aiul iiii toliöpe min hcdlti inid iwiaae.
Hier übersieht Seh., dass to in der noniinalkomi)osition den ton
liabcn niuss. ]\Ian vgl. hierzu ein s. 175 von Seh. gegebenes
beis])iel, wo l)ci der bctonung löname die zwei hebungen her-
auskommen.
MITTELENGLISCH K WORTÜETONUNG. 483
Daneben finden sich nun in diesem gcdichtc auch noch
Zeilen, die nach Seh. nur in einer der beiden vershälften 'durch-
aus nur zwei liebungen' haben und somit ein richtiges metrisches
zwittergebilde darstellen. Seh. führt deren s. 105 zehn auf, sie
sind aber viel zahlreicher. Ich brauche kaum zu versichern,
dass für uns halbzeilen wie 7ie. rveophi ne tma-nen, pi veir iö
iseonnc, mid {/üldene chellh etc. regelmässig vier takte hal)en.
Nur so entgehen wir auch der gefalir, dieselbe zeilc entweder
als langzeile mit vier, oder als alexandriner mit sechs, oder
als septeuar mit sieben hebungen zu lesen, in der sich Seh.
s. 1G7 befindet. Die zeile:
vor he never ne beoÖ setid |'i veir iö iseonne
erlaubt für uns nur eine auffassung. Seh. ist allerdings ge-
nötigt, s. 1Ö7 (und an andern stellen) darauf hinzuweisen, wie
durch accentuation höher betonter Senkungen (so ist an dieser
stelle statt 'hebungen' zu lesen), aus einem zweihebigeu^ ein
viertaktiger vers entstehen konnte.
So kommen wir denn praktisch einander näher. Denn für
mich ist es nicht zweifelhaft, dass diese nach Sch.'s theorie so
verschiedenen metra alle nach denselben gesetzen gebaut sind
und als gleichartig empfunden wurden. Was zunächst den tetra-
meter anlangt, so ist er im gründe genommen weiter nichts
als eine strenger gebaute langzeile, mit stumpfen ausgange vor
' Es ist mir nicht entgangen, dass Schipper unterscheidet zwischen
'gleichhebigen' und 'gleichtaktigen' versen-, dass 'zweihebige' verse z. b.
von 'zweitaktigen' sehr verschieden sind. Ich vermag nur niclit recht
zu sehen, worin diese Verschiedenheit besteht, liier wie dort haben wir
zwei gehobene silben, und diese sind das weseutliclie im verse. Der
unterschied wird also, bestimmt wird das nirgends gesagt, nur darin
bestehen, dass in versen der ersteren art die Senkung kein bestimmtes
uiaass hat, während sie in solchen der zweiten art im aligemeinen nur
einsilbig sein darf. Freiheiten in der behandluug der Senkung in frem-
den metren führt Seh. auf germanische licenz zurück s. KU). Dass diese
freiheiten sich in gewissen grenzen bewegen, von denen sich das nach
unserer theorie behandelte germanische metruui nicht entfernt, während
die nach Sch.'s theorie gemessene langzeile jeder schranke entl)ehrt, ist
Seh. entgangen. Auch hat er es versäumt, über den charakter der
Senkung in jener fremden metren genaue Untersuchungen anzustellen
und die eventuellen ergebnisse dieser Untersuchung auf die german.
langzeile anzuwenden. Freilich würde alsdann die zweihebungsHieorie
nicht einen moment stand gehalten haben.
31*
•ISI WISSMANN,
der t'iisur und kliiii^endein ausuaug- am Schlüsse. Ich g'laulie
sogar, dass man die einführung- dieses nicht gerade häufig vor-
koniincnden niittcHatcinischen nictrunis in das Englische hau])t-
siU'hlich seiner iibereinstinnnung mit der germanischen laugzeilc
zn verdanken hat. Ich stehe dartnn auch niclit an, die ansieht
Jessen's, dass Orni, indem er am Schlüsse seines verscs nur
tontahige endungen verwendete, auch das zweite glied des sep-
tenars als ein eigentlich viertaktigcs betrachtete, prof. Schipper
gegenüber wider aufzunehmen. Damit soll nun aber nicht ge-
sagt sein, dass wir nun wirklich betonen miissten kindc, tröwtvpc,
und die endsilbe bis zu einem vollen takte zu dehnen hätten.
Der takt wird gefüllt durch die am Schlüsse des verses nach
der tönenden cndung eintretende pause. Wenn ich in meinen
Untersuchungen zu King llorn s, IS sage, dass bei klingendem
ausgauge die vierte hebung auf der klingenden silbe ruht, so
ist dies, wenigstens in dieser so späten zeit, nicht anders zu
verstehen. Hier sowol wie bei Orm wird erst durch die ])ause
die klingend ausgehende zcile resp. halbzeile der vierfach ge-
hobenen rhythmisch gleichwertig, wie in dem l)ekannten gleich-
artigen, im Me. häufig zur Strophenbildung vcrw'endetcn, in)
Deutschen noch heute volkstümlichen metrum, das noch jüngst
ein österreichischer dichter mit glück verwendet hat:
Anheben lässt uns allzusaium'
Ein lied von stiirkem klanj^ö.
Dem entspricht es denn durchaus, dass in andern nach-
bildungcn desselben metrums in der ersten vershfilfte neben
vier hebungcn mit stummpfem schluss, ganz gcrman. regel ent-
sprechend, auch drei liel)ungen mit klingendem ausgange be-
gegnen. Es dies z. b. der fall mit dem gedichte 'The Woman
of Samaria' (An Old English Älisc. s. 84 ft'.). liier finden sich
neben einander die halbzeilen:
I'n i/ic'sn crisl an eör/>e ivas, Alle lieo be6j> on hohe iivrf/lcii;
A h'itel iefor pe If/me, I't'o tvi/nwion liiin onsweredc.
Hierüber genaueres im anhang no. 2. Nach Sch.'s ansieht sind
hier sej)tenare und alexandriner gemischt. Damit beschreibt
er das metrum, ohne indessen die Vermischung zu erklären.
Eine hinreichende erkläruhg gibt nur die annähme, dass auch
bei den nachahmcrn fremder mctren die gcsetze des nationalen
verscs, der alten langzeile, noch fortwirkten. Ganz nnlxM'Cch-
tigt ist darum Sch.'s versuch s. 120, dur(;h beseitigung einer
MITTELENGLISCHE WOKlliE lONUNG. 485
hebiiug' in der ersten hälfte von z. 05 dieses gediehtes ein
reimpaar von angeblich gleichartigen langzeilen (von je drei
hebungen in der ersten halbzcile) zu gewinnen. Gerade durch
diese änderuug würde die Ungleichheit in den ersten vcrshälf-
ten erst herbeigeführt werden.
Auf romanischen eiufluss aber, und zwar den des alexau-
drincrs, ist es zurückzuführen, wenn in der zweiten hälfte dieser
laugzeile neben dem gewöhnlichen klingenden ausgangc auch
stumpfer ausgang sich findet, so dass wir tatsächlich nur drei
hebungen haben und die zweite vershälfte gegen die erste
um eine hebung gekürzt erscheint. Eine erklärung für diese
kürzung ist nicht schwer zu geben. Gieng die zweite hälfte
der langzeile, wie es beim tetrameter der fall war, regelmässig
klingend aus, so musste dies bei einer längeren folge von der-
artigen Zeilen gegenüber der ersten hälfte den eindruck einer
kürzung um etwa zwei drittel takte hervorrufen. Von da wurde
die kürzung bis zu einem vollen takte kaum noch empfunden.
So erhielt mau das Schema der Nibelungcnzeile (in den drei
ersten versen der Strophe), welches sich bei drei hebungen
klingend in der ersten vershälfte mit einer der häutigsten for-
men des alexandriners deckt und in deutlicher Zweiteilung im
Deutschen noch heute eines der l)eliebtestcn lyrischen maasse
bildet und u. a. von Friedrich von Sallct gerne verwendet
wurde, z. b.:
Eiu elsenbhinkcr rittcr,
Gehamischt gunz und g-ar.
Dieses metruni nun, welches in seiner ersten hälfte vier
hebungen mit stumpfem (ein- oder zwcisill)igcm) oder drei
hebungen mit klingendem ausgangc, in der zweiten hälfte da-
gegen drei hebungen entweder mit klingendem oder mit stumjjfem
ausgange zeigt, und wclciies, von dieser letztgenannten form ab-
gesehen, durchaus das maass der alten laugzeile bildet, ist in
vielen gedichten dieser periode verwendet.' In dem schon ge-
nannten 'Ou god Urcisun of ure Lcfdi' (Old Engl, llom., I. Öer.
s. 191 fl") haben wir als erste vershfilftcn :
J)id god pu ort and (jode Icuf, I>ü crl brilit and bUsful, Bi-
naren jnne leofe süne ; Swnde wcl ham likiti cte.
Die zweite halbzeile hat meistens drei hebungen mit klingen-
' Bereits in der Saniariterin begegnet ein rcirapaar mit stinnpfcni
Schlüsse.
•lSt> WISSMANN,
(Iciii ausiiuiii;, iluuchcn aiu'li iiooli öfters vier licl)uiii;'en mit
stumprciii sc'liliiss, eine loriii, die nur aiil' die alte langzeile
/uiückgelicn kann. Auch finden sich halhzAMlen von nur drei
hebuugcn: 1-15 JjcI pc dcoucl Iial/ci) hh\ 1 U) ]jct ich ivur()ic pc.
Näheres im nnhaug- no. 1.
Durchaus in dem obeu beschriebenen mctrum ist gedichtet
'A Intel soth Scrninn' (An Old Enji-l. Mise. s. 186 fl'., s. anhang
no. 3) mit zweiten vershälftcn:
ivcndit to helle, and spckefi of dorne liiiie, lö pe hi'diday,
und, das umtaugreichste, 'The Passioun of our Lord' (Old Engl.
Mise. s. 37 ff.). Auch hier ist die erste halbzeile noch durchaus
als vicrtaktig im alten sinne anzusehen. Alle ersten halbzeilcn
mit stumpfem ausgange hal)cn vier hcbungen, vgl. anhang no. 1.
In dem von Seh. s. 118 f. ansgchobenen abschnitte aus diesem
gedichte ist darum z. 23 zu betonen öfspriing (dieselbe halb-
zeile begegnet in der Moral Ode 207 und in Doomsday 53),
34 A'döm] 3() fehlt die Senkung zwischen nouhl und ]jal\ 37
tehlt auftakt und erste Senkung; KU ist zu betonen po scydc
üre löuerd crisl (nicht po sef/de urr U'merd c). Ferner findet
sich dieses metrum iu einer anzahl strophischer gedichte, die
zum teil schon genannt sind (s. oben) und im anhange ein-
gehend erörtert werden.
"Wir hal)en also nicht nur erwiesen, dass Schipper's ver-
such, die anwendbarkeit der Lachmann'schen bctonungsgesetze
auf das Englische zu leugnen und damit eine stütze für die
Zweihebungstheorie zu gewinnen, misglückt ist; wir gelangten
durch unsere betrachtungen auch zu einem neuen argumente
für unsere thcorie der ae. langzeile, wonach jede hälfte der-
selben vier hcbungen hat. Denn wenn noch im Me. mit halb-
zeilen, die unleugbar vierfach gehoben sind, wie z. b. aus 'On
god Ureisun of ure Lefdi' 50 //am pc/ snmiket5 dei and nihl,
sich solche mischen, die nur unter anwendung der Lachmann'-
schen bctonungsgesetze das gleiche nuiass erhalten, wie 13 ÄUc
cristhne mcn, oder nur durch annähme der fortdauernden Wirk-
samkeit der alten versprinzipien mit Jenen rhythmische gleichheit
gewinnen, wie 72 s'njgc() mid siug'ci^, so ndissen wir darin eine
erwünschte, wenn auch nicht unerwartete bestätigung der richtig-
keit unseres Standpunktes in beiden beziehungen erkennen.
Wenn Schipper, anm. zu s. 111, aus Siever's aufsatz 'Zur
Accent- und Lautlehre der germanischen Sprachen' in Paul und
MITTKLENGLTSCHK VVOKIKETONUNG. 487
ßniuiie's Beiträgen IV, r)22 IV. den scliluss ziclit, dass Sicvcrs
liiusichtlieli der eudiuigsvokalc zweisilbiger Wörter im Alid. und
Mild, zu einem dem seinen analogen resultate komme, so weiss
ich jHcht, auf welche stelle jenes aufsatzes sich Seh. gründet.
Meines crachtens dienen Siever's resultate dazu, die Lach-
maun'scheu regeln nur zu bestätigen. Wenn aus goth. nasida
ae. nerede, mhd. ncrclh, aus Jiaüsida aber ae. lujrde, nihd. horte
wurde, so beruht die elisiou im letzteren falle doch wol darauf,
dass nach dem Sprachgesetz dem auf die lauge Stammsilbe
folgenden e der ton gebührte; nun schien aber die flexionssilbe
wichtiger zur formbildung, eine betonuug ho reih jedoch war
s})rachwidrig, folglich musste der mittlere vokal ausfallen, da-
mit der wichtigere vokal au die richtige tonstelle trat. Nicht
anders verfährt z, b. noch Orm. Formen wie cwemnidc, dcnimde
(p. prät. pl.); hauche, lUllc\ deofj'les, possiless, tacness etc. be-
ruhen auf demselben prinzip. Dass er andrerseits auch ein
c auswirft, um zweisilbige formen zu erhalten, wie hcn/J'ne,
scffne, fremmdc etc. widerspricht dem nicht.
Nirgends aber macht Sievers in der angezogeneu schrift
gegen Lachmanu's hetonung des mhd. verses Opposition. Im
gegen teil, er spricht a. a. o. s. 528 ausdrücklich von der 'ictus-
fähigkeit der e in hörte, hlinde im gegensatz zu dem von t(ige\
Er will nur in der prosa solche silben als unbetont betrachtet
wissen. Es wird ihm aber sicher nicht einfallen, z. b. im Tristan
nach Sch.'s weise betonen zu wollen : Von rtche ze nche, Von
lande ze lande, oder im Iwein den versen: Mhi her Gäwein,
Hie skia da stich, Ir not nberwant, Den lop unde den pris etc.
die vier hebungen zu verweigern. Sind nun verse aus dem
King Hörn wie: Ui tvenden lo wisse, Ifis feren pu wise, For to
bihclde, And al quic hem ße^ von den aufgeführten beispielen
aus den besten dichtem des Mittelhochdeutschen irgendwie
verschieden?
Auf grund der vorangegangenen prinzipiellen auseinander-
setzungen bleibt mir nur noch übiig, die auffassung, die Seh.
' Ich benutze diesen unlass,. um auf eiu verselicn in der einleitung
zu meiner ausgatie des King Ilorn liinzuweisen. In dem abschuitt ül)er
die nietrik sind einige beispiele, die unter 11,2 geiiöi'ten, unter I, 2 ge-
raten. Gleichzeitig bitte icli auf s. XII, z. V.) v. u. statt 'für ae. ;? und'
zu lesen 'für ae. {/ im inlaut nach dunklem vokal und nach konsonan-
ten und'.
488 WISSNTAN'N,
iKmu luctniin ilos Kiiiü- lloru u'ibt, im einzelnen zu widerlegen
unil iiioiue auisgabe, die Seh. uooli nicht ziii- IkuuI hatte, zu
recht l'ert igen.
Nach der l)ii^hcr unter deutschen philologeu zicüdich ull-
ireniein ^iltigeu ansieht besteht das reini])aar des King lluru
ganz wie das niittelhochd. kurze reini})aar ans versen, die
bei klingendem ausgange drei, l)ei stumpfem (ein- oder zwei-
silbigem) ausgange vier gehobene silben aufweisen (boispiele:
A' lle bcöii Ite blipc] Jlte sivijje faire yiiines, ü' flc hädiie Hörn bco
/rö), wobei in zeilen der ersten art die vierte hebung auf der
klingenden silbe ruht. Seh. aber findet im K. II. zweimal, drei-
mal und viermal gehobene vcrsc und die letzte silbe, einerlei
ob mit stummem oder tonlosem e, ist nicht in anschlag zu
bringen. In betreff" des letzteren punktes beruft er sich auf
den im G. kapitel seines buches angeblich geführten beweis
der absoluten hebungsunfahigkeit unbetonter endsilben, den wir
oben zurückgewiesen haben.
Neben versen von drei hebungeu mit klingendem aus-
gange begegnet aber nach Seh. (s. iS2f.) auch eine nicht unbe-
trächtliche anzahl von versen mit drei hebungeu und stumpfem
ausgang. Als solche, die möglicherweise mit drei hebungeu zu
skandieren seien, werden aufgeführt:
Z. 7 f. Güdliild lict Ins quen
fairer iie luigtc non bcn.
Während Seh. für alle von ihm bis dahin besprochenen
fremden mctrcn, den septenar, das rom. kurze reimpaar, den
alexandriner, die möglichkeit des fchlens der Senkung nach
deutschem prinzip zugesteht, scheint er diese möglichkeit in
rein deutschen metren nicht zugeben zu wollen. Dem worte
Godläld zwei hcljungen zu geben und danach die Senkung fehlen
zu lassen hat doch gar keine schwieiigkeit. Auch in der Ibl-
genden zeile fehlt einfach eine Senkung. So erledigen sich nun
fast alle weiter aufgeführten zeilen:
xs f. (ich eitlere naeli uicincr ausgäbe) ist /a\ Icbcn:
Miirri ]^e göde king
rod 6n liis ijlring. -
ST f. päyns liiin wt')lde slcn
<'>l'er al quic flen (nachdrUcklicli, äliulicli)
VMH and äl quie liein fle.
i:}'Jf. Joanne spak him ehild Hörn
In Si'iddene lie was iborn (oder I'n Sudeune ete).
MITTELENGLISCHE WORTBETONÜNG. 489
Wie Scb. überhaupt hier eine s('b^viel•igkcit linden konnte, be-
greife ich nicht.
KJ;} f. hö hiin späe to II6ni cliikl
würdes swij^e (0 wcl swil>e, C |nxt were) inild.
Z. 525 f. bereitet keine Schwierigkeit. In 519 habe ich aus H
ein die Senkung fällendes ]>i aufgenommen. 1143 f. entspricht
die betonung gälüii : glöiün einer von Lachmann aufgestellten
rcgel (licd von K. H., einl. XVIII; in 1143 ist vielleicht besser
oric statt a zu lesen, wie ich in den nachtragen vorschlage).
Einige Schwierigkeit macht nur z. 453 (in 454 ist dühb'mg ohne
bedenken). Ich habe C belassen und betone: tö ml lörd pe
king. Leicht wäre die ändcrung löid'rd (nach H) oder khigc
(nach 0, dann in der folgenden zeilc dubbinge). Jedenfalls
haben wir auch hier keine 'drei' hebungeu. Auf keine weise
nun, 'wenn wir nicht der natürlichen, sinngemässen betonung
arge gewalt antun wollen', mit vier, sondern nur mit drei
hebungen können nach Seh. gelesen werden:
95 f. l^ii art gret aud strong
fair aud euene long,
WO ich jedesmal den drei ersten Worten je eine hcbung gebe.
Uebrigens wäre es leicht gewesen, nach 011 die Senkung zu
füllen. Für unbedenklich halte ich auch die Zeilen:
•2()7 f. In heortc heo hadde wo
And )nis hire bil^öjte ]'6.
Auch hier füllen OH die Senkung.
Für 335 f. schlage ich im nachtrag vor, Harne: unorne zu
lesen. 363 f. betone ich :
]?ü schalt beo dübbed knijt
A're (ausg. Er }'an) come süiic nijt.
Z. 92 würden OH die füllung der seid<ung erlauben. 495 be-
tone ich hit nerc nögt fnrlörn. Die stelle ist übrigens unsicher.
496 ist unbedenklich. 506 kann auch in der fassung von C \jwn-
self) keinen anstoss geben. 895 f. stehen nur in C; ich lese:
änd |;at his fader sl(')j
tu hiiu his swerd he drog.
Es liegt ein besonderer nachdruck auf diesen Zeilen. 1111 f.
folge ich OH, desgleichen 1327 f. (nicht aus metrischen grün-
den), ebenso 1375 f. (gleichfalls nicht aus metrischen gründen).
So bliebe nur ein reimpaar, wo alle hss. die annähme
von nur drei hebungen erlauben, nämlich 601 f. Die fälle
indessen, wo die präposition den hochton erhält, wie auch
190 WISSMANN,
L;u-Iini:uui dir das Mlui. zui;il)t, siiul nicht selten. Aucli and
tilclit tWtors in der lielmn^'. Ich nehme daher i;av keinen an-
stand, auch hier /.u betonen:
Leite ;U liiro lio ii:im
Aiid iiito hallo cäiii
ihiatus ist erlaul)t, einl. XVllI f.). Seh. hätte also das vor-
kommen von Versen mit nur drei hebuni|:cn Modi nicht hin-
l;in;;Iich erwiesen'.
Weiter sncht Schipper darzntnn, dass auch versc mit vier
liel)nni::en und klingendem ausgang- vorkommen, und dies mit
mehr herechtigung. Derartige versc kommen Ja 'am ende der
ai)sclinitte des sinncs', oder wo die erzählnng ruht, auch im
Mild, vor (vgl. Lachmann zu Iwein 722). Wir hätten also wenig
grund, dieselben für den K. II. zu leugnen. Vier hebungen mit
stummer endsill)c sind natürlich erlaubt. Irrtümlicher weise
l'ührt Seh. als beispiel hierfür unter andern G21 f. (637 f. meiner
ausgäbe) hcued : hircncd auf, wo langer Stammvokal vorliegt;
auch 13.^') f. (1379 f. meiner ausg.) ist nicht ganz passend.
Von den verseu mit klingendem ausgange wurden in meiner
ausgäbe nach 0 oder II oder nach I)eiden berichtigt iS^)\ f. und
997 f.; 327 f. gibt keinen anstoss, ebenso wenig 1153 f. 1301
steht Ilorn im auftakt, /// war zu tilgen, vielleicht ist auch noch
die Umstellung nach OII vorzunehmen; 1302 steht //i'e//' im auf-
takt, für fela^es schlage ich in den nachtragen chlldrcn vor;
89 i.st zu betonen:
öif his fairnc'ssc nere
(vgl. einl. s. XVIII); in 90 war alle nach 011 zu tilgen.
Z. 1303 ist amang in den auftakt zu setzen, vielleicht als
mong nach 0; mang begegnet z. b. auch bei Orm im auftakt.
In der folgenden zeile war Icue nach 0 zu streichen.
Wirklich vier hebungen könnte man annehmen in 583 f.
Jedoch hatten 584 011 regelmässig drei hebungen klingend.
So suchte ich auch 58;} nacli II mit Unterstützung von 0 zu
bessern. Immerhin bleibt nts non schwer für den auftakt.
Vielleicht ist zu lesen: n/.v nön hctro (statt helere) ünder sunne
(man vgl. 'A Luuc Kon', Old Engl. Mise. s. 88, 154: Nis nm
heicrc linder Jicnuene gründe). Die Schwierigkeiten, die 1389 f.
bieten, werden in den anmmerkungen zu meiner ausgäbe be-
sprochen. Die möglichkcit, auch hier mit vier hebungen und
klingendem Schlüsse zu lesen, will ich zugeben, desgleichen
MITTELENGLISCHE WORlHRrONUNC;. 491
für (las rciuii)<aar 1 11)13 f., dessen erste zcilc in allen liss, über-
füllt ist (ich habe mit widerstreben den art. vor ihuj i;'etili;,-t);
1434 bat nach H nur drei hebuugeu (in der auni. zu dieser
stelle ist statt OH vielmehr OC zu lesen).
Es reimen nach Seh. s. 184 zweisilbige wortc mit kurzer
auf solche mit langer Stammsilbe, nicht bloss in Zeilen von
drei hebungen und weiblichem ausgange, sondern auch in sol-
chen von vier hebungen. Als einziges beispiel wird 297 f. ge-
nannt. Dieses rcimpaar ist aber in allen iiss. variiert (s. m.
ausg. und aum.). Ich habe C im wesentlichen belassen, indem
ich Apelbrus (besser Aylbnis) nur einen hochton gebe und im
folgenden verse nach Verwandlung des inio in to (OH) zwei-
silbigen auftakt annehme, gede hat langen vokal, wie auch
bei Orm (s. oben). Schwieriger ist z. 251 (von Seh. nicht auf-
geführt) siede (ae. stede, s/ijde) im reim auf drcde (ae. drd'd).
Ich nehme auch hier Verlängerung des vokals an und streiche
mit 0 das opere in C. Uebrigens scheint auch hier tiefere
verderbniss zu herrschen.
Unbedingt mit langem vokal und demnach klingenden aus-
gang sind anzusetzen worte mit ursprünglichem ä in offener
silbe, im reime auf ae. dj, K. II. a mit dem laute rt?", s. lied
von K. H., einl. s. VI.' Dass aber gar he auf deie (mit ver-
stummter endsilbe) oder beon auf quene reimen sollte (s. Seh.
a. a. 0. s. 184), kann ich nicht glauben und habe auch vergeb-
lich in Schipper's buche unter den abschnitten über den reim
nach analogieen geforscht.
Es ergibt sich also aus unserer betraclitung mit Sicher-
heit, dass verse von vier hebungen und klingendem ausgange,
wenn überhaupt, nur in ganz beschränktem maassc in unserem
liede für zulässig erachtet werden können, wofür es jji im Mlid.
an analogieen nicht fehlt. Die tonfähigkeit der unbetonten end-
silbe wird dadurch in keinem falle berührt.
Ausserdem will nun Seh., wie wir oben schon hervorhoben,
s. 190 seines buches im K. H. auch noch solche zeilen erkennen,
' Die lis. C reimt fairhcde : makede, maked.e : vcrade. Ich daclito
/-.iieist daran, dass hier nur die tonlosen endsilbcn reimten, wie mlid.
Hagene : dcf/enc, ebenso in ofherdc : andswarcdc, {erde : hurede. Docli
war in allen diesen fällen klingender reim leicht herzustellen, meist auch
in anderen hss. überliefert, so dass ich (' fallen Hess, Vgl. Jedoch Ein-
enkel a. a. o, s. 45.
402 WISS.MANN,
in denen die 'zwei liebuniicn des alten lialbvcises .... noch
seliail' und, ohne die niöglichkeit oder wahisolicinlielikeit einer
dritten liebung zuzulassen, hervortreten'. Die aurgelulirteu zeilen
sind durchaus den j^esetzen des deutschen verses entsprceheucl
gebaut und zu betonen:
l'üt'.i f. hi slöjen änd tu^tcn
Yo nijt äml )'e u^ten.
12.'i hi wenden to wisse (oder: lii wenden tö wisse).
215 tVam kinge to kinge (oder: tVani kiuge to kinge).
^2'^^^ iu Höines ilike.
1277 hi ränge j'e bedle.
Nach Scliipi)er weist also das lied von King Tlorn verse
von zwei, von drei (stuaij)f und klingend) und vier (stumpf
und klingend) hebungeu auf. Damit wäre die absolute form-
losigkeit als prinzip proklamiert, die wir oben schon als die
konsecpieuz der von Schipper vertretenen theorio hingestellt
haben.
A 11 li a 11 i?.
Um ein möglichst genaues biki der' besprocliencu sogenannten mc.
laiigzeile in ihren iVüliostcu erscheinungeu zu geben, folgt, unter den im
vuraufgeiieuden aut'satze dargelegten gcsielitspunkten, eine Zusammen-
stellung aller halbzeilen aus den ersten und l)edeuteud8ten in diesem
metruin abgefassten gedichten. Es wird dies einerseits die nachpriit'ung
meiner aulYassung dieses metrums erleichtern, andererseits vielleicht auch
zu weiterer, systematischer Ibrschung auf diesem gebiete anregen.
1. In dem gedichte 'ün god Ureisun of urc Lefdi', Old Engl, llom.,
I. Scr., XX, s. i;il if., haben wir iu der ersten versliiilfte
1. Vier hebungen mit stumpfem ausgang und zwar a) einsilbig in
den Zeilen 4. ."). 7 (senkung fehlt). S (s. f.). IJ (zwei Senkungen fehlen).
12. l:{. 11. 1.5 (a/csed). 1!). 2(l. 21. 25 (s. f.). :3(l. .Jl (blissc nc mci). M. U.
38 {neuer nc mei). 4o (s. f.). 41. 42. 4«. 50. 51 (s. f.). 54. 57. Ol. G2. 6!?.
68. 711. 7;t. 7s. so. m. S2. 84. {wüle is). S5. 88. 93. 96. 98. 99. 103. 109.
113. 114. 115. HC. 121. 121. 125. 129. 131. 132. 133. 134. 136. 149. 150.
157. 159. 16(1. 161. 165. 166. 167. 170, zusammen 68; b) zweisilbig ohne
müglichkeit der verschleifung, z. 6. 21 \mauleiie). 23 (ivüinmön). 26. 53
{rosc'i). 67. 7(;. 1(16. 1()7. 1(18. 117. Vll {nnwine). \'M) {ivureliiiie). IM (feiet).
141. 146(V). 151. 169 {manuell), zusammen 18; c) zweisilbig mit müglich-
keit der verschleifung, z. 18. 71 (V). '.)b {/nuc ne). 112. r26(V). Hj'6 {/icdnie).
Summe aller stumpfen ausgänge 92.
2. Drei hebungen mit klingendem ausgang: a) ohne müglichkeit
der verschleifung, z. 1. 2. 9. 17. 27. 28. 29. 33. 35. 37. 39. 13. U (iveopen
nc). 45. 47. 4S. 49. 52. 55. 5() (/>cl kam in der Senkung V). 58. 59. (>5. 67.
(i9. 72. 71. 75 ry). 77. ^3. 86. 87. *>!). 91. 92. 93. 100. 1(12. lOl. 105. 110.
111. 118. 119. 122. 123. 139. 140. 142. 143. 144. 145. 147. 153. 157. 168.
.MITTELENGLISCHE A\ OKTBETONTTNO. 493
171, zusammen 57; h) niüglicheiweise vcrsehlifton, «) vor vnUah'ii, z, 3.
10. 32. 00. 79. *I7. 120. 12s {(hawe'i). 152. 155. Kil. 162, ß) vor h z. 90,
y) mit der folgenden Senkung {lo, nc, hi-) z. IG. 22. 138. 1 IS. 153, zu-
sammen 18. Summe aller klingenden ausgänge 75.
3. Vier hebungen, a) versclileifbar, z. lol. 04 (?). 15(;; li) unver-
schleifbar 135 {/i/it/ic/ic').
4. Möglicherweise mit drei hebungen und stumpfem ausgange sind
zu lesen: z. 71 (AI engiene iverc). 12(1 {Voi- is hoUe noync\ 128 {Ne pet
he me dra?ve, wo vielleicht langer vokal anzunehmen, denn 141 reimt
todraive auf farve, zu ae. fw^nian). Doch kann man hi(!r überall auch
vier gehobene silben annehmen, ohne der deutschen wortbetonung zwang
anzutun.
Die summe der stumpfen ausgiinge übertrift't die der klingenden
etwa um ein viertel.
In der zweiten vershälfte haben wir
1. drei hebungen mit stumpfem ausgang z. 55(?). 50(?). 129. 130.
145. 146. 166. 167. Die Zeilen 71. 99. 122. 157 sind um deswillen un-
sicher, weil die entsprechenden reimzeilen besser mit vier hebungen ge-
lesen werden.
2. Vier hebungen mit stumpfem ausgang, a) einsilbig, z. 72. loo.
121. 158; b) zweisilbig, z. 13. 14. 41. 42. 65. 66. 67. 68. 119. 120. 125.
126. 143. 144.
3. Alle übrigen zeilen haben drei hebungen mit klingenden aus-
gang. Z. 73 f. reimt öre : uorlore[ii\.
2. Das gedieht 'i'he Woman of Samaria', Old Engl. Mise. s. 84 ff.
zeigt in der ersten versliälfte
1. vier hebungen stumpf, a) einsilbig (alle tieftonigen ausgünge
mitgerechnet), z. 1. 6. 11. 14. 16. 17. 19. 20. 21. 22. 2i {perdf). 25.28.29.
33. 35. 37. 38. 43. 45. 46. 47. 48. 49. 52. 55. 56. 57. 58. 59. 61. 64. 65. 69.
72 {buruh, bureh). 73. 74. 76. 77; b) zweisilbig, «) unverschliüen z. 2. 3.
4. 8. 15(?). 23. 34. 35. 36. 60. 62. 68 (iseye), ß) verschlcif bar auf vokale,
z. 30. 31. 41. Summe der stumpfen ausgiinge 54.
2. Drei hebungen klingend, a) unverschlitfen, z. 5. 12. 32. 39. 51.
53. 63. 66; b) verschleifbar, a) auf vokale, z. 13. 18. 50. 54. 57. 67. 70.
71. 75, ,?) auf/;, z. 27, y) auf die folgende Senkung z. 26. 4(». 41. 44.
Summe der klingenden ausgange 21.
3. Vier hebungen klingend, unverschieifbar, z. 9 {bileuynije). 10
{Heo (luden heore louerdes liestes, vielleicht dude heore'^).
4. Möglicherweise haben drei hebungen z. 11 {AI so heo wcrcn aijon).
15 (Äse heo ives er iwüned). 43 {And (die ]>iltce J>i'il bed/>). 19 {/"ih he
nöiipcr ne be'o). 72 {And vrnen ül öf }>e bureuh). 74 {f'u byle'ucde }>al f(dk).
Die summe der stumpfen ausgange iibertritit die der klingenden
um mehr als das doppelte.
Die zweite halbzeiie hat drei halb/eilen klingend mit ausnähme von
z. 55 f. {Messyas : was).
3. Das gedieht 'A Intel soth Sermun', Old Engl. Mise. XX\', s. 1^6 ff.
besteht zunächst ans einer einlcitnng von acht langzt-iion , deren erste
491 WISSMANN,
hält'te vier lu'biiiif^en stiiuipt' /.iMij^t in z. 1. !t. in. !."> (iiacli halbzeilcn gje-
ziililt), zweisilliif; z. "•, drei liebuiiüen kliiigoiul haben z. 3. 5. 11. Die
zweite liältte li:it drei hebiinjj^en stiimpl in z. 2. 4. 14. IG-, klingend 0. 8.
1(1. l'i. Dann folgen vier kiir/.e reiuipaare lonianiseher :ut. In dem
oifjjentlielien gediohte liat die erste iiallizeiie
1. vier hebnngen stumpf, a) einsilbig, z. 'Mi. 'M. h'A. 57. 03. ü5. 71.
73. 7!l (/«//</ /inn). "^3. !lö. 97 ; b) zweisilbig, nnverschlill'en, z. 2ö. 27. 35. 45,
47. 55. (il. ^'.1. !il, verschlilfen 77. Summe der stumpfen ausgiinge 22.
2. Drei hebnngen klingend, unversehlillVn, z. 2!). 31. 3!». 41. 43. 49.
51. 5'J. ()i). 75. sl. il3. \)\), verschleif bar S5. st. Summe der kling(inden aus-
giinge 15, die also von den stumi)fen um ein drittel iibertrolfen werden.
3. Vier hebnngen mit klingendem ansgang zeigt z. (17 {AI ho/n is
liirc jHitcr noster).
Die zweite halbzeile hat
1. drei hebuugen stumpf, a) einsilbig, z. 54. 5(». ()2(V). G4. 70. 72.
bC. sb; b) zweisilbig, z. 12. 44. 5(1. 52. 5S. (Wt. 74. 7(;. 7S. SO. Summe der
stumpfen ausgiinge IS.
2. Drei hebnngen klingend 20. 2S. 30. 32. 34. 30. 3b. 40. 40. 48. 00.
CS. s2. s4. !)0. 92. 94. 90. 9s. luo. Summe 2o. Die zahl der stumpfen und
der klingenden ausgiinge ist also nahezu gleich.
4. In dem gedichte 'The Passioun of our Lord', Old Engl. Mise,
8. 37 If. haben wir in der ersten vershiilfte
1. vier hebuugen (alle tieftonigcn silben am Schlüsse mitgerechnet)
stumpf, a) einsilbig, z. 7. lo. 12. 13. Kl. 19. 21. 23. 30. 31. 34. 30. 37. 38.
41. lil. 17. 53. 54. 50. 57. (JO. 02. 03. (15. (39. 71, 72. 74. 79. 80. 82. 88, 89,
9(1. 101, 3. 5. (1. s. 11. is. 20. 21. 25. 28, 29, 31. 32. 33. 34. 47. .50. 52. 53.
57. Ol. 02. 07. 09. 72. 74. 75. 77. 78. 81. 89. 93. 90. 97. 99. 200. 3. 9. 12.
15. 19. 2(1. 24. 27. 28. 30. 37. 38. 39. 40. 45. 40. 49. 50. 51. 03. 04. 05. CS.
71. 72. 74. 77. 7s. 79. s2. 84. 80. 90. 91. 92. 95. 98. 303. 4. 0. 9. 14. 15.
IS. 21. 23. 31. 32. 33. 30. 44. 45. 47. 4s. 50. 53. 57. 00. 05. 09. 72. 75. 77.
sl. s2. 90. 91. 94. 95. 400. 3. 4. 7. 15. 2(». 21. 23. 24. 28. 30. 31. 37. 39.
40. 12. 47. 49. 50. 51. 53. 54. 59. Ol. 03. 07. 08. 70. 72. 73. 74. 77. 79. S3.
85. 91.-95. 501. 4. 5. 7. 8. 9. 10. 14. 10. 17. 20. 31. 34. 37. 40. 41. 42. 43.
44. 45. 47. 48. 4i). 51, 52, 53. 54. 55. 5S. 03. 04. 05, 00. 07, 70. 72. 75. 70,
87. 97. !t9. 601. 2. 5. 0. 7. 9. 13. 1(1. 17. 23. 27. 35 (V). 30. 45. 49. 59. 00.
05. OS. 74. 79. SO. SS. 91. 94. 702. 703, zusammen 240; b) zweisilbig,
u) unverschlift'en, z. 1. 20. 39. 44. 49. 77. 124(?). 187. 202. 214. 217. 257.
209. 280. 319. 392. 413. 48S. 500. 500. 512. 525. 52S. 540. 573. 594. 018.
021. 020. 052. 090. 097. 704. 705; ß) verschliifen auf vokale, z. 2. 58. 142.
140. 1(;5. 171. 255. 328. 301. 378. 405. 400. 414. 513. 522. 530. 557. 559.
5S0. 592. 000. 025. 093, auf //, z. 0. 01. 235. 300. 070, auf die folgende
Senkung, z. 17. 59. 83. 200. 329. 338. 401. 17(1. 502. 011; zusammen 72.
Summe der stumpfen ausgiinge 31s.
2. Drei hebungen klingend, a) uuverschleifbar, z. 4. 5. 8. 14, 22.
25 (V). 20. 2S. 29(V). 32. 40, 42, 48. 04, 70, 70. 8.5. 80. 91. 92. 93. 94. 97.
9s. 110. 13. 14. 15. 10. 17. 19. 22. 20. 30. 30, 37. 38. 39(V). 43. 44. 45. 51.
5^. 00. 0(1. OS. 70. 79. SO. 82. 83. 81. 85. 80. 87 (V). 88. 90. 91. 94. 95.201.
^IITTELENGLISCHE WORIHETONUNG. 495
4. 5. 0. 7. 8. K». 11. U). 21. 22. 32. ;}4(?). .J2. 53. 54. 51). 59. ÜU. Ol. 70.
81. 85. 87. S9. 97. 301. 5. 7. 10. 11. 13. lt>. 22. 24. 25. 30. 35. 37. 40. 40.
54. 59. 62. 04. 00. 73. 74. 70. 80. 83. 84. 85. 80. 99. 408. II. 12. 18. 19.
22. 25, 20. 29. 32. 33. 30. 38. 41. 45. 46. 48. 52. 55. 00. 04. 05. 06. 69. 71.
78. 81. 84. 86. 87. 90. 90. 99. 503. 15. 19. 21. 23. 24. 20. 27. 30. 32. 33.
35. 38. 39. 00. in. 7s. 79. 84, 89. 91. 95. 604. 14. 15. 20. 22. 24. 30. 31. 32.
34. 38. 40. 41. 42. 13. 44. 40. 47. 48. 53. 55. Ol. 03. 04. 07. 09. 71. 72. 73.
75. 77. 78. 83. 85. 80. 87. 89. 90.95.99. 700, zusammen 213; b) verschleif-
bar, a) auf vokale, z. 24. 27. 35. 43. 50. 51. 52. 00. 68. 73. 78. 84. 87. 99.
100. 7. 9. 12. 35. 40. 11. 49. 50. 59. 73. 92. 9s. 226. 29. 3(». 43. 58. 07. 73.
93. 94. 90. 99. 302. 8. 12. 39. 41. 42. 43, 49. 51. 52. 58, 63. 67. 68. 71, 89.
93. 97. 98. 416. 27. 34. 56, 57, 58. 62. 75. 80. 97. 511. 29. 00. 69. 77.
80. 81. 83(?). 96. 98, 603. K», 19. 37. 39. 51. 54. 56, 57. 58. 62. 66, zu-
sammen 89; ß) Ulli h, z. 11. 33, 75. Sl. 95. 164. 213. 25. 41. 42. 47. 75.
70. 320. 20. 27. 34, ^7. 493. «M. <)s. 571. 82, 88. 90. 93. 650. 70. 81. 9s,
zusammen 30; •') auf die folgende Senkung, z. 45, 07, 104. 27. 4s. 54.
55. 63, 223. 31, 33. 44. 48. S3. 88. 317. 70. 79. Sb. 410. 17. 35. S2. 92.
502, IS. s5. 608. 12. 28. 84. 92. 700, zusammen 33. Summe der klingen-
den ausgänge 305.
Die summe der verschleifbareu ausgänge ist eine so beträchtliciie,
dass man nicht wol an einen zufall glauben kann, wenn ich auch, da
sonst dreihebige erste halbzeilen nicht mit Sicherheit nachweisbar sind,
die verschleifung nicht wirklich vollzogen sehen miJclitc. Unter y) Hessen
sich noch weitere fälle von 2. a) auffiilueu.
Die klingenden ausgänge übertreft'en die stumpfen etwa um ein
Siebentel.
3. Vier hebungen klingend, a) versclilitfeu auf vokale, z. 15. is. 55.
170. 262. 355. 409. 574. 629, auf h, z. 123. 390, auf die folgende Senkung,
z. 3. 90{?). 402(?), 443(?). 489; b) uuverschleifbar, z. 9(V). 2s(). 335('?).
356(?). 301, 550(?). 568, 033.
Eine lialbzeile mit sicher nur drei hebungen ist nicht nachzuweisen.
jMangelhaft könnte erscheinen z. 551 And yef j>at eclie lif\ ähnlich z. 505.
507. 035. 074. 094. Vergleicht man jedoch halbzeilen wie 217. 248, wo wir,
selbst um drei hebungen zu erhalten, betonen müssen: }>is ive ilui-de,
j>6 öaswercde, so haben auch die genannten Zeilen nichts auffallendes.
Z. 280 hco hitvuste pe düre bestätigt die regel, dass auf gehobenes ton-
loses c wider eine schwache silbe als Senkung folgen muss.
Die zweite halbzeile hat durchaus drei hebungen, und zwar stellen
sich klingende und stumpfe ausgänge (bei letzteren die zweisilbigen, bei
ersteren die dreisilbigen mit erster, kurzer, betonter silbe eingerechnet)
an zahl ziemlich gleich, ohne jedoch gleichmässig verteilt zu sein. Ur-
sprünglich kurzer vokal in olfener silbe scheint schon zum teil verlängert.
Es reimt 375 inu7ne : prisune \ lang ist vielleicht auch a in lawe : dawc
(dai/e) 83. 325. 339. Zu bemerken ist der reim sone : lo me 335.
In der ersten vershälfte habe ich mit allem vorbehält als lang,
demnach mit klingendem ausgang, betrachtet: askape]> 121, nakcd 234,
<iuile 310, Staues 179, yele (adv.) 187. 5s3. Z. 009 reimt ycl -xn^ fei. Das
wort loucrd ist meistens, namentlich am ausgänge dcsr ersten versliälfto.
196 AVISSMW'N,
als einsilbig anzusehen, so z. 1U. 12ti. 12ii. 1-l.i. I |s. 3(i0. 34", 3G0. 423.
431. r>(M. 571». ('.SS; üjonit. und dat. sind zweisilbig z. 45(>. 402. 5(>0; 228.
55)(i (lournh's). Das wort Pj/Iates hat doppelte betonung. Pylales am
Schlüsse der halb/.eile 323. 5(15. 507, PHdtes meist im aultakt z. 325. 331.
33!i. 345. 347 etc. Ob auch Pilales z. 417?
5. Das gedieht 'ün Serving Orist', Old. Engl. Mise. IX, s. i|| i\. (in
/.iemiichcr vorderbniss überliefert), zeigt iii der ersten versliälfte
1. vier liebiuigen stumpf, einsilbig, z. 1 (sc'rue we?). 2. 3. 4. s. 9.
12. u; (Senkung fehlt). 17. IH. 22. 23. 24 (s. f.). 20 (s. f.). 3 1. 44. 4(1. 50.
52. 53. 57 Ibiscop). 58. (>3. 05. Cd. 73. 7S5 zweisilbig, unverschlillen 40.
55. fil, versehleifl)ar 4^-, zusammi-n .'U.
2. Drei hebungen klingend, unveischlitfeu , z. 5, 0 (Senkung über-
füllt). 7. Kl. 11 (zwcis. auftakt). Ki. II. 15. IN (überfüllt). 20. 21. 27. 20.
31. 33. 35. 3(i. 37. 3s (Überfüllt). 15. 4s. 40. 51. 51. 5(i. 50 {/ä?ve?). 00.
70. 71. 72. 71. 77, verschlcifbar z. 25. 30. 47. 00. 02. 07. t;0. 75. 70; zu-
sammen 41.
3. Vier hebungen klingend, verschlcifbar /.. 32, unverschleifbar
z. 30(V). 42. 43. 04.
4. Drei hebungen .«stumpf, z. 41(?). 08(V).
Die zahl der klingenden ausgiinge bei drei hebungen übertrifft die
der stumpfen bei vier hebungen um ein viertel.
Die zweite vershjilfte zeigt drei hebungen, mit stumpfem ausgangc
z. 1 — s. 25 — 32. 51 — 50. 05 — 7s, zusammen 30, klingend z. 9 -24. 33—42.
43—50. 57 — 02, zusammen 42. Das verhältniss ist also nahezu gleich.
Zu bemerken ist die längere aufeinanderfolge desselben reimes. Ganz
ähnlich ist das gedieht
6. 'Hwon hol)- chirche is onder uote', Old Engl. Mise. VII, 8.80.
Die erste vershäifte hat
1. vier hebungen stumpf, einsilbig, z. 2. 5. 7. s. 9. 12. 15. 18. 21.
34, zweisilbig, unverschleifbar, z. 0 {iVHr/>sf/i>e). 10. 2o. 33 {(layc'i). 35,
verschlcifbar z. 24, zusammen 10.
2. Drei hebungen klingend, unverschlift'en, z. 1. 3. 1. 11. 13. 10. 22.
23. 20. 27. 2s. 20. 30. 31. 32, verschlcifbar, z. 14. 17. 10. 25. 30, zus. 20.
Das verhältniss der stumpfen und der klingenden ausgiinge ist also
fast gleich.
Schwierigere bctonungen sind z. 20 dl /irre weo7'ri'}>, 27 bispes und
cicreki's, 2S kUxjes and edriis. Die zweite versliälfte zeigt drei hebungen
stumpf z. 10, klingend 7-10. 11 — 10. 17—20. 21 24. 25--2S. 20. 30. 31.
32. 3:1 — 30. Hier überwiegen also die klingenden ausgänge bei weitem.
7. in (lieser form ist u. a. auch noch abgcfasst das kurze gedieht
'Judas', in lieliquiae Ant. ed. Wright, s. 141, danach in Mätzner's Sprach-
jirobcn I, 1, s. 1 14.
Die erste versliälfte zeigt entweder vier hebungen stumpf, einsilbig,
z. 1. 3. 5. (;. 11. 12. 13. \\{Sune so Jndds). M\. 17. IS. 22. 24. 20. 27, zwei-
silbig, z. 21. 23. 2s; oder drei hebungen klingend, z. 2. 4. 7. 8. 0. 10. 15.
10. 2(1. 25. 2s. 30. :m. 32. 33. Die zweite halbzeile zeigt diircligehends
drei licbiingcn, entweder mit Htiiinpfem oder mit klingeiohnn schliiss.
MITTELENGLISCHE WORTl'.ETONrNG. 497
In den späteren in dieser luugzeile gedichteten werken, den legen-
den, bei Robert of Gloucester etc. bleibt zwar die gnindform noch be-
st'iheu. Die erste vershülfte zeigt auch hier meist nocii entweder drei
hebuugen klingend, oder vier liebnngen stumpf, daneben aber mehren
sich die vershält'ten von vier hebungen mit klingendem ausgang. Die
Senkung wird freier behandelt; sio ist oft entschieden zweisilbig, sodass
ein daktylischer rhythmus entsteht. Sie darf aber auch, ganz in der
alten weise, fehlen. Eine umfassende unter.suchung würde vielleicht recht
dankenswerte resultate zu tage fördern.
8. Eine Strophe von vier ganz regelmassigen tetrametern (vier heb-
ungen stumpf, drei klingend) mit gleichem endreim steht unter dem
titel 'Fortune' in An Old Engl. Mise. I, s. 86.
In vierzeiligen Strophen sind weiter abgefasst:
9. 'A Prayer to our Lady', Uld Engl. Mise. XXYII, s. l!)2f. Hier
haben wir in der ersten hälfte
1. vier hebungen stumpf, einsilbig, z. \(). 11. VI. lli. 14. ]') 16(?).
is. 20. ;M. 32. M (mi flesc). 36. 3S (mvirfe^). 3<». 42. 44; zweisilbig, unver-
schleifbar, z. y. 24. 43, zweisilbig verschleifbar, z. 14. 19; zusammen 22.
2. Drei hebungen klingend, unverschleifbar, z. 1. 2. 3(?). 4. 5,6. 7.
S. 21 (isänehcd). 27. 29. 3(1. 3.5. 40; verschleifbar, z. 22. 23. 25. 2S. 33.
37. 41. Verlängert ist vielleicht e in mele z. 26. Zusammen 22. Die zahl
der stumpfen und der klingenden ausgänge ist also gleich. Die zweite
hälfte geht noch stets klingend aus.
10. 'A Prayer to the Virgin', Old Engl, Mise. XXIX, s. 195 f. Die
erste vershälfte hat
1. vier hebungen stumpf, einsilbig, z. I. 2. 4. 5. S. 9 (wjtrci). 10. 11.
13. 15. 16. 17. IS. 19. 22. 25. 27. 2s. 30. 31. 32. 34; zweisilbig, unver-
schliften, z. 3, 6. 7 {makc nel). 2i). 23. 24. 26. 33. 35, zusammen 31; wo-
gegen die zahl der klingenden ausgänge verschwindet.
2. Drei hebungen klingend, z. 12, II. 35(?).
3. Vier hebungen klingend, verschleifbar, i. 21 {/loueue ich), unver-
schleifbar, z, 29. 35(?).
Die zweite vershälfte geht mit ausnähme von str. 4 und 5 (drei
hebungen stumpf) klingend aus.
11. Das gedieht 'Erhörung', Böddeker, Ae, Dichtungen des Ms,
Harl. 2253. WL. XI, s. 172, hat in der ersten vershälfte ausschliesslich
vier hebungen mit stumpfem ausgänge, zweisilbig in z. 1. 11. 15 (ver-
schliffen). 19. 34; vier hebungen klingend, z, 29 (scole'^). Der ausgang
der zeile ist klingend mit ausnähme von str. 4 (drei hebungen stumpf),
12. Das gleiche maass hat WL, XII, Böddeker a. a. o. s, 174. Der
ausgang der ersten halbzeile in z. 1. 2. 4 ist wol einsilbig zu lesen ; vcr-
schleifung ist möglich in z. 10. Der schluss ist stets klingend.
13. Das gedieht 'Death', Old Engl. Mise. XXlll, s. 16s ff. (in zwei
handschriften), in Strophen von vier langzeilen mit gleichem endreim,
zeigt in der ersten vershälfte (nach halbzeilen gezählt)
1. vier hebungen stumpf, a) einsilbig, /..'.'>. 7. 9. 13. 21. 27 (junni).
29. 33. 49. 63 {las fölc). 69. 73. 79. so (för /h'). 97. 129. 139. 141 {ui fitr).
AngUa, V. biiiid. 32
498 WISSMANN,
151 (J'tii hus). IM (Senkung t'olilt). l(il {<>/'/'<). U»7. is.i {df J'f oder
Senkung fehlt). 1^7 (V). 19!l. 2()1(?). 207 {iinvn'r iseö). 209(?). 211. 2i:<.
217. 225. 237 {/um lil). 213 {/lun df). 247 {him öif). 257. 2(11 (J'iit tvoüli);
h) zweisilbig, imvcrschlitt'en, z. 15. 2;i {/icomv). 25. 41. (»1. s:i {baly, ae.
heliß. nu». i:<7 (an'dricdf). 2(i;! (/c// sc/uil?), vcrschliften z. 5. (i7(V), zu-
sauimeu 4^.
2. Drei hebuugeu klingend, n) unvorscliliÜen, z. L 10. 31. 35. 37.
3;». 45. 53. 57. 5!). (>5. 71. 75. 77. sl. M». DI. !)3 (str. Xll). i»9. 103. 105.
107. IM. 115. 117. lU)(str.XV). 121 {crisle). 12:). 127. 131.133.135.143.
145. 147. 14il. 155. 157. 155». 103. ](i5. Kii). 171. 173. 175 (str. XXII). 177.
179. IM. l^!t. 191. 193. 195. 205. 215. 219. 221. 223. 227. 229. 231. 235.
239(?). 241. 243. 245. 251. 253. 255. (str. XXXII). 259, zusammen ö8;
b) verschleifbar, z. 11. 17. 43. 47. 51. 55. s7. 95. KU. 113. 123. 1S5. 197.
23.'!. 249. 2(>3, zusammen Iti. Summe aller klingenden ausgänge ^3. Die
klingenden ausgänge übertreiTen demnach die stumpfen fast um das
doppelte.
3. Möglicher weise nur drei hebungen stumpf haben z. 7. 9. 13. 21.
1^7. 201. 203. 207. 209. Doch sind notwendige betonungen der zweiten
hall)zeile wie 12S böj>c bijjau/Ue, 1S2 ivörmcs ifere, l^S piH />e' bistod,
oder (erste halbzeile) 45 pe sdrie soi'dc derselben art wie die in den vor-
iier aufgeführten zeilen verlangten.
Die zweite hall)zeile geht einsilbig stumpf aus (drei hebungen) in
den Strophen VII. IX. X. XIX. XXIV^ XXVI. XXVIII. XXIX. XXXII;
zweisilbig in den Strophen V. VIII. XXVII, zusammen 52. Alle übrigen
ausgänge, zusammen SO, sind klingend. Das verhältniss ist nahezu das-
selbe wie in der ersten halbzeile.
14. Das gedieht 'Doouisday', Old Engl. Mise. XXII, s. 1(12 ff., gleich-
falls in Strophen von vier langzeilen mit gleichem endreim, hat in der
ersten vershälfte
1. vier hebungen klingend, einsilbig, z. 1. 3 (Senkung fehlt). 5. 9.
11. 13. 17. 19. 23(V). 41. 47. 49. 53. 03. 07. 77. Sl; zweisilbig, z. 7. 25.01
{siiiiHCu iivrUen). s3. S5(?), zusammen 22.
2. Drei hebungen klingend, unverschlilVen, z. 15. 27. 29. ;n. 3.3.
37. 43. 51. 59. 71. 75. 79, verschleifbar, z. 21. 35. 39. 45. 55. 57. 05. 09.
73. S7, demnach in ziemlieh bedeutendem Prozentsatz. Summe der
klingenden ausgänge 22. Die summe der klingenden und der stumpfen
ausgänge ist also gleich.
Schwierigere betonungen in den halbzeilen 23 {J>äl hi'uic'h lütcl iddn).
47 { /'lil mdicedc />c ijucil). Ol. S5 {für kis ln)!i{c) nomc, dieselbe hallizeilo
in 'On god Ureisun of ure Lefdi' 120, mit der form hotie). 77 {inio fnr-
nnule fiir); betonung in der zweiten liälfte z. 70 fedndcs ifc'ri.
Die zweite hälfte geht stumpf aus in Strophe 4; Strophe 5 reimen
sperc (sbst.), were (inf.), bere {\ni.) auf -/trt' (ae. //«/•)• Die ül)rigen aus-
gänge (;{0) sind klingend bei regelmässig drei hebungen.
15. In Strophen von meist vier langzeilen ist abgefasst 'Dialog
zwi.•^(•il(■n Li-ili und Seele', IJöddcker a. a. o. s. 235, meist mit gleiclu'ui
eudroim, mit binnenreim (alsr> reimordnung abababab) in Strophe I.
MITTELENGLISCHE WORTHETONUNG. 499
III. VI (nur z. il. ir.. 17). VII (t.ui- /,. 51. .V2). VIII. XU (nur l. Mt. ',)1.
93). XIII.
Die erste lialbzeile zeigt
1. vier liebungen stumpf, a) einsilbig z. I. ."(. ."). ;. ];5. 25 (V). 33.35.
37. 43 {lijuedcsl). 49. 51. 53. (15. 71. 73. 79. sl. 83 (Senkung fehlt). S7.
S9. 91. 93. 95. 117. 121. 125 (s. f.). 129. 143. 147. 149. 155 (s. f.). 167
{louerd einsilbig). 171 (senknng fehlt). 175. 179. 197. 199. 2(i5. 217 {söf-
}rede). 233. 237. 239. 243. 245. 247, b) zweisilbig, z. 55. 145. 157 (vCr-
schleifbar). 165 {Crisics ycoren). 1()9. 177 (versclileifbar). 227 (versehl.),
zusammen 53.
2. Mit drei hebungen, klingend, a) unverschliffen, z. 9. 11. 15. 19.
27. 29. 31. 41. 45. 57. 59. (il. G3. 67. (19. 75. 77, 103. 109. 111 (s. f.). 115
(überfüllt), 131. 133. 135. 153. 161. 1()3. 173. 181. 183. 185. 187. 189. 201.
207. 209. 211. 215. 219. 221. 223. 225. 229. 231.235.241; b) versclileifbar,
z. 17. 21. 23. 39. 47. ^5. 97. 99. 101. 1(15. 107. 115. 123. 127. 159. 191. 19.3.
195. 203. 213. Summe der klingenden ausgäuge 66. Dieselbe übertrifft
die der stumpfen um ein fünftel. Als verlängert habe ich angesehen
cten (inf.) 63 im reime auf bclen, freien, und hercn (inf.) 31. Verlängert
scheinen auch fare (inf.), harc (adj.), karc im reime auf marc (zweite
halbzeile).
3. Vier hebungen klingend, verschilften, z. 113. 151, uuverschleif-
bar z. 119(?).
In der zweiten halbzeile überwiegt klingender ausgang, z. 2—8.
10—16. 18—24. 50—56. 58—64. 66—72. 74—80. 82—88. 90—96. 114—120.
122-28. 130. 132. 144—50. 152—58. 160—66. 1(J8— 7t). 17(3. 178. 204. 206.
220—28. 240. 242. 244—48, zusammen 74.
Stumpf gehen aus, und zwar einsilbig, z. 26 — 32. 34 — 40. 98 — 104.
172—74. 180—^6. 1^8—94. 19(5-202. 208—14. 21(>. 218. 230—3^; zwei-
silbig, z. 42— 48: 106—112. 134. 13(i, zusammen 47.
Nach z. 137 findet sich eine Strophe von drei kurzen reimpaareu
romanischer bildung.
16. Mit durchgehendem binnenreira ist gedichtet 'The Duty of
Christians', Old Engl. Mise. XXVII, s. 141 ff.
Reimordnung a b a b a b a b.
b hat stets drei hebungen mit klingendem ausgäuge; a hat drei
hebungen klingend nur in den Strophen V. VI, sonst vier hebungen
stumpf, doch reimt z. 13 on rode auf biod (god, edmod), 73 biilcn itijlile
auf ßlu (nur Uli, cnyht), 105 myldc : wilde auf is2nld : c/tiid.
17. Ueberschritten wird das maass von vier hebungen in dem gleich-
falls aus Strophen von acht zeilen mit binnenreim bestehenden gedieh tc
'The five Joys of tlie Virgin', Old Engl. Mise. VI, s. 87 f. Hier zeigt
nämlich a vier hebungen mit klingendem ausgange (unversehliireu) in
den Strophen I. IV. VI. VII, 1) liat hier vier hebungen stumpf, zwei-
silbig in Strophe I. Alle zeilen halien vier hebungen stumpf in str. II,
vier hebungen stumpf in a (zweisilbig), drei hebungen klingend in b
bat Strophe V. In atrophe III endlich haben alle zeilen drei hebungen
klingend.
32*
500 Wl^^M ANN. Mll lIl.KNl'.l l^LllF. W'OKIÜE TÖNUNG.
18. Vier liohuu^ou iu allen zoilou hat tlas f;o(liclit 'A Iiuic Ron',
OKI Kn^l. iMisc. X, s. 'X\ iV. liier hat a vier hcbuii;;eu klinf;oiul, b vier
hebiiii-ren stumpf iu iloii Strophen 1. 11. 111. V. VI. Vll. 1\. X. XUl.
XIV. XV. XVI. XXI. XXII. XXIV. XXV. XXVI; alle zcilou haben vier
hobungen klingonil Strophe XII (botonung: ^',> A s/vcie if fnl icuöivc,
'.tj iVt' Juirhtc J'c neuer ycive)\ vier hebnngen stumpf str. XI (betonung:
äs henry urc /ciiiff), /.weisilbig str. A'lll; a vier liebungen stumpf,
b vier hebuugcu lillngend str. XVIll. XX; alle vier hebungeu klingend
Str. XXll.
hl diesen beiden /.uletzt genannten gediehten ist also mit der neuen
form aueh das alte versprin/.ip iiberwunilen , das sich in den bislicr be-
traehteleu nietren noch wirksam erhalten liatte.
WlliSüAUl'N. TllEODÜK Wl-sSM.VNN.
L. BOTKINE.
In den letzten tagen des Mai dieses Jalires schied ein
junger gelehrter, Botkine, aus diesem leben, auf welchen man
mit recht bei allen freunden der angelsächsischen literatur
grosse lioflnungen gesetzt hatte: mau dachte, dass durch Bot-
kine's bemühungen es gelingen werde, dem studium des Angel-
sächsischen in Frankreich boden zu gewinnen. Leider wurde
B. zu früh seiner Wissenschaft entrissen und wer weiss, wann
wider jemand für Verbreitung des Angelsächsischen in Frank-
reich wirken wird!
Die folgenden nachrichten über Botkine's leben verdankt
der unterzeichnete einem freunde des verstorl)nen, lierrn prof.
Ch. Dupont zu Havre. L. Botkine wurde zu Paris im jähre 1S53
geboren. Er stammte aus einer russischen familie, wurde aber
in Frankreich erzogen. Nachdem er, vorzugsweise in Paris,
studiert hatte, Hess er sich in Havre nieder. Hier las B. einige
werke über altenglische und angelsächsische dichtung und dies
erregte in ihm den wünsch, Angelsächsisch zu studieren. 1S75
begann er mit dieser beschäftigung und bereits 1S76 veröffent-
lichte er als erste frucht dieses Studiums: Beowulf. Analyse
historique et gcographique. Paris 1876; dann: Bcmnüf. Epopöe
Anglo-Säxonne. Traduite en francals, pour la premihre fois,
d' apres le texte original par L. Botkine. Havre 1877 (vgl. dar-
über Anglia, bd. IV, Anzeiger s. 73 tf. und Literarisches Ccntral-
blatt Jahrgang 1877 s. 1690). Zwei jähre später erschien: La
Chanson des Runes. Texte Anglo-Saxon, traduction et notes par
L. Botkine. Havre 1879. (Vgl. darüber Literarisches Central-
blatt Jahrgang 1879, s. 1535).
Doch noch im selben jähre begann die schwere krauk-
heit, welche Botkine's streben ein frühes ziel setzte. Die letz-
ten jähre waren nicht mehr dem Angelsächsischen gewidmet,
5(>'2 w L illki:k, ikiü'R t. r.oi'KiNK.
soiulein 1>. trieb mit eil'cv iiliilosojihio. Dieses stiidiiini setzte
er l)is zu seinen letzten lebenstagen fort. Am 28. Miii vcr-
sebietl er im 29. jiibre seines Icbeus. Den 80, Mai wurden
seine sterblieben roste auf dem fricdbofe zu llavrc begraben.
Dr. Uog'olubolf aus Moskau bielt in dcutselier sj)iuebc die
leiebcnrcde, die in dem satze gipfelte: Er bat niebt um-
sonst gelebt.
Die gesebiebtc der angelsäebsiscbeu pbilologic wird l>ot-
kine's namen stets nennen, doch wollen wir boflen, dass auch
die französiscbc Wissenschaft seiner nicht vcrgisst und sein an-
denken dadurch ehrt, dass andre gelehrte dahin streben, wie
Hotkinc als einer der ersten dafür wirkte, das Studium des
Angelsächsischen mehr und mehr in Frankreich einzubürgern!
Dann hat der dahingegangene auch als gelehrter nicht um-
sonst gelebt I
Leipzig. R. P. Wuklckkk.
ANGLIA.
Anzeiger zu band V.
Herausgegeben
von
Moritz Trautmann.
Thomas of Erceldoune, lievausgeg^eben von Alois B ran dl.
[Sammlung- eDgliscber dcnkmäler in kritischen ausgaben.
Zweiter band.] lierliu, AVeidmauu'sehe buchhaudluug 18S0.
8. XII und 148 selten. 3 ra. G() pf.
Schon J. Murray hatte 1S75 den Thomas von Erceldoiine veröfteut-
licht, allein seine ausgäbe war keine textkritisehe. Brandl hat es sich
nun zur aufgäbe gemacht, den ursprünglichen text des gedichtes aus den
uns erhaltenen fünf handschriften zu reconstruiren. Von diesen gehören
drei dem 15. jhd. an: T (Thorton-ius.), C (Cambridge), V (Vitellius-Cott.),
zwei dem Iß. jhd.: L (Lansdownej, S (Sloane). Der berausgeber weist
nach, dass V und L einerseits, TSC andererseits aus einer gemeinsamen
vorläge stammen, ferner, dass S und C eine eigene Unterabteilung bil-
den. Mit recht legte er T bei der reconstruction des textes zu gründe,
weil diese handschritt am wenigsten änderte, ja unreine reime unange-
tastet Hess; wenn T fehlte, war S die basis.
In das gedieht führt uns der herausgeber ein durch ein kapitel
])etitelt: 'Kinkleidung, tendenz und Verfasser'. Das wichtigste sei aus
demselben angeführt.
Der unbekannte dichter, der die kämpfe zwischen England und
Scliottland zu weissagen unternimmt, stützt sich, wie andere mittelengl.
l)ropheten, auf eine autorität, auf die des Thomas von Erceldoune (des
iieutigen Earlston, etwas nördlich vom Tweed gelegen), der gewöhnlich
den beinamen 'Kymour' trägt, und von dem die geschichte nur weiss,
dass er als zeuge in einer Urkunde, die zwischen 1230 und 124U fällt,
genannt wird, und dass er wahrscheinlich 1294 tot war. Diesen lässt
der dichter ein liebesabenteuer bestehen mit der kö;.igin der elfen, die
ihn dann n)it sich in ihr unterirdisches reich führt und erst nach drei
AugUa, V. bniiil, Aiiz. 1
l MUSHACKE,
jähren mit iliui an's tasjesliclit zuiiiolckolirt; bi'vor sie aber von ilnu scliei-
ilet, gibf sie ihm auf sein dränj^en:
'(iyff lue a tokyn, lady gayo,
That i may saye, i spakc with the'
die Prophezeiungen, das thenia unseres gedichtes. Der herausgeber legt
dar, dass die charakteristischeu, ja selbst die nebensächlichen züge dieser
einkleidenden romanze andere in England entstandene werke zeigen,
namentlich das Itinerarium Cambriae von Giraldus Cambrensis und die
Auutyrs of Arthure, was meines erachtens so in die augou springt, dass
man zwoitellos mit dem hrsg. folgern darf: der dichter nahm die motivo
zu der einkleidenden romanze; aus traditionen, die schon lange vorher in
England lebendig waren.
Bei den Prophezeiungen geht der dichter mit Schlauheit zu werke:
er lässr die fee zunächst die kriege zwischen England und Schottland
von dem abfalle Baliol's 129.") bis zur Schlacht bei Otterburn i:<ss vorher-
sagen, eräugnissc, die schon hinter ihm lagen, und die gewiss die leser
für die zum grössten teile fabiilirenden folgenden prophezeihungen sicher
machen sollten. Doch auch hier zeigt sich an einigen stellen in der
Chronologie Verworrenheit, die der hrsg. berichtigt und besonders auf
die ganz willkürlichen zahlen der gefallenen aufmerksam macht, die er
damit (nitschuldigen zu müssen glaubt, dass der dichter für das volk
und nicht für gelehrte schrieb.
Die prophezeihungen, welche auf die Schlacht bei Otterburn folgen,
lassen sich nicht mit historischen fatsachen in einklang bringen, ausge-
nommen die eine von dem 'bastard', der aus einen) walde kommen soll
(v. 610), und diese deutet der hrsg. scharfsinnig (seite H6 — 38) auf Hein-
rich IV., herzog von Lancaster, der I.ÜH) den englischen tron bestieg.
Die gründe, die ihn hierzu bestimmen, hier einzeln anzugeben, würde
zu weit führen; ich glaube aber, dass sie sämmtlich auspruch auf Wahr-
scheinlichkeit haben, und sie werden noch dadurch erhärtet, dass alles,
was der dichter vom 'bastard' aussagt, bei Heinrich IV. zutrirt"t: Hein-
rich landete im Juli i:{9(» in Yorkshire (: he sali into Yngland ryde 013),
er wurde als befreier Englands von der habsucht liichard's II. begrüsst
(vgl. 017 — 19), um Michaeli 1399 hielt er ein grosses parlament (015— 10).
Ist aber dieser 'bastard' wirklich Heinrich IV., so wirft diese tatsache
bedeutendes licht sosvol auf die zeit der abfassung, als auch auf die ge-
sinnung des <lichters und es ist leicht, mit dem hrsg. die Schlüsse zu
zieiien: Das gedieht ist im jähre 1 Kl! entstanden (vor 1402, weil der
dichter auf die grosse schlaeht bei Hamildon nicht anspielt), und der
dichter war ein anhänger der Lancasterpartei, für deren haupt er gesin-
nung zu machen sucht, und von dem er sogar projjhezeit, es werde die
hohe aufgäbe erfüllen, iii's heilige land zu ziehen und dort zu sterben
(v. 042). Schon der den Schotten ungünstige zug, welchen das gedieht
überall bekundet, beweist, dass der Verfasser ein Engländer war, und
der hrsg. bringt noch weitere punkte vor, die es sehr wahrscheinlich
machen, dass der norden Englands, der .landslridi an der .•^fliotli.sihcn
grenze, seine engere heimat ist.
THOMAS OF ERCELDOUNE, HERAUSGEGEBEN VON BRANDL. 3
Der herausgebe!- widmet dann seine aut'mei'ksamkcit den metrischen
eigentümlichkeiteu des gedichtes, von denen folgende hervorzulielien sind:
Jeder vers hat vier hebungen; die zahl der Senkungen steht nicht fest,
nianchiual fehlen sie sogar zwischen zwei hebungen. Romanische Wörter
tragen den accent bald auf der ersten, bald auf der letzten silbe, und in
germanischen Wörtern findet sich zuweilen schwebende betouung stärkster
natur. Je vier verse sind durch gekreuzten endreim zu einer Strophe
verbunden; neben dem reime findet sich auch in einer grossen zahl von
versen der volkstümliche Stabreim. Es folgt ein kapitel über dialect und
Orthographie.
In der lautlehre ist zunächst unter dem vokale ä das eindringen
des südlicheren d zu vermerken. Zu den angeführten reimen können
noch hinzugefügt werden: sldnc : bijgönc. Partcp. praet. zu gaugan zu-
sammengezogen in gän 58 : Gl», und man (altengl. ?«()?*«) : gone inf. 157 : 159.
Der reim rase : sayes 81 führt den hrsg. auf die frage der Verwechselung
von a und ai im nördlichen dialecte. Im gegensatze zu Böddeker (Engl.
Stud. II, ."MS tf.), der für a und ui den laut ü oder ce annimmt, spricht
er sich mit J. Murray (Diai. uf the Southern Counties of Bcotland, 8.5;^)
dahin aus, dass im diplithonge ai das /, wie heute, schon damals oft stumm
war. Die reime zeigen bei pcl')-, lavdr, rvcere ein schwanken zwischen aa
und t't', für welchen lautwechsel der hrsg. auch aus anderen nördlichen
schriffstellern belege bringt, üb die verdumpfung des betonleu e zw. a
vor /•, die im 15. jhd. eintrat, schon bei unserm dichter vorhanden, scheint
dem hrsg. nicht sicher. Ich glaube aber, der reim murr : Dunbarr ü(iü,
den der hrsg. nicht citirt, zeigt, dass e im altengl. mcrran schon ver-
dumpfung erlitten hatte, zumal ja auch alle handschriften bereits das a
schreiben. Demgemäss dürfte auch das c in werre schon einen bestimm-
ten grad der verdumpfung oder richtiger Vertiefung erreicht haben und
das a in whare (IS) hätte beibehalten werden kcinncn, mit der änderung
von werre in warre.
Charakteristisch für unsern dialect ist ferner die tatsache, dass aus-
lautendes betontes //, entstanden aus der Verbindung eines hellen vokals
mit folgendem g, h, j, in einigen fällen mit e (z. b. lye, altengl. leogan:
nie 318) reimt; für i ist wichtig der reim ßte (altengl. f^t, pl. von fol) :
ivete (altengl. witan) 355. Für den ^Maut, für den sich zuweilen ü ge-
schrieben findet, nimmt der hrsg. mit Murray und Nicol die schottische
ausspräche oeu ',\\\, zum beweise sind reime mit afrz. u angeführt aus
llainpole und Barbour. Der laut des altengl. u begegnet, wenn er nicht
gekürzt ist, als ou oder o7v, wie ua wird auch die latein. endung oneni,
afrz. OH behandelt; kurzes ?i schwankt oft zu o hinüber. Die vokale in
den afrz. bildungssilben hat unser dichter nicht mehr rein ausgesprochen;
beweisend sind hierfür reime wie baieUe : teile. Stumm, wie in jedem
nördlichen denkmale dieser periode, ist durch das ganze gedieht das
end-t', das organische sowie das unorganische; dennoch aber hat der
hrsg. dasselbe im texte belassen, weil, wie er sagt, im andern falle das
aussehen des gedichtes ein zu fremdartiges sein würde.
Die bcmerkungen, welche der hrsg. über die konsonanten macht,
übergehe ich. da sie nur cigcntiimlichkeitcn der einzelnen handschrifteu
1*
4 DOENNE,
Zinn gej>eiist:vmle haben; liüehstens vonliciit lieivoigclioben zu werden,
dass die handschrit'ten nie J'oinas, sondern lonias zeigen; denn das wort
wurde, wie andere griechische eigennamon, in hitcinischer form aufge-
nouunen, und das neueuglische Thomas ist gelehrte rückbildung.
Auch in bezug auf die rtexion hat, der hrsg. mit grosser gonauig-
keit die einzelniMi handschrifton untersuclir. Was die untersucliung der
reime ergibt, also für die bestininning des dialoktos bcstimninicnd ist, ist
folgendes: Der plural des practeritunis hat denselben Stammvokal wie der
Singular (bekanntlich drang diese uniformierung zuerst im norden durch).
Eigentümlich dem nördlichen dialektc sind auch die beiden partcp. praet.
taut; (von laken) und slanc, woneben die reime auch die form slaijne
sichern, sluue und slayne liegen um diese zeit in den nördlichen dialek-
ten im streite mit einander. Das partcp. praes. hält die endung -and von
dem -ing der verbalsubstantiva noch streng geschieden. Die endung des
partcp. praet. ist -{e)ii. Der infinitiv praesentis erscheint immer oime
sclduss-/(, ausgenommen ;^t»?/t' (: /««//<;, altengl. www« 159), AXi'ä gang an coxi-
trahiert. Die persoualendungeu sämnitlicher verba im reime sind weg-
gefallen, oder durch stummes e ersetzt; nur die 3. person sing. ind. praes.
zeigt t'^. Die flexion des adjectivs ist ganz verloren, die des Substantivs
beschränkt sich auf den gen. sing, {s, es, is) und auf diesell)e flexion im
plural. Veränderung des Stammvokals im plural zeigt sich in ßlc :'"):(,
ohne pluralzeiclien kommt eine reihe wörtcr vor, wie slone, pere, kni/fc.
Bei den pronomiuibus gibt der hrsg. die formen von T, die mit denen
Hampole's übereinstimmen und gewiss denen des dialektcs am nächsten
stehen, und stellt ihnen die formen der anderen handschriften gegenüber,
die südlichere und jüngere formen Uietcn.
Wertvolle anmcrkungen und ein verzeichuiss derjenigen Wörter unse-
res gedichtes, die Stratinann nicht auft'ülirt, deren bedeutung aber meist
durch die naheliegende neuenglische form leicht in die äugen springt,
bilden den schluss der in jeder be/.iehuug trelfiiolien ausgäbe.
Bonn. W. ]Mu,siiack.i-;.
The Ell of Tolous and theEmpeies ofAlniayn, heraus-
gegeben von G. Lüdtke. | Sammlung englischer denkmäler in
kritischen ausgaben. Dritter baiid.| Berlin (Weidmann) 18S1.
8. X und 290 Seiten. 6 m.
Die romanze vom grafen von Toulouse war bereits vt»n Uitson in
den Ancieut Kngleisli Metrical Koniancees, London 1802, III, s. 9:5— IM
nach einer hs. verölVentlicht. Da der stoif von hohem interesse ist, und
auch die poetische darstelhiug in vieler be/.iehnng vor ähnlichen er/.eug-
nissen der mittelcnglischen poesie hervorragt, war es wünschenswert, dass
sie einmal kriiisch herausgegeben werde. I>iidtke hat sich dieser auf-
gäbe mit gewissenhafter Sorgfalt unterzogen und mit grossem geschick
die einschlägigen fragen gelöst. Nachdem- der Verfasser das verhältniss
der vier uns bekannten hss. untersucht, wobei sich herausstellt, dass die
ERL OF rOI.OL'S, HER AUSGKCJl'l'.EN VON LUE!) IKE. 5
Cambridger hs., nach welcher Kitson seinen text gegeben hat, der besseren
gruppe angehört, innerhalb dieser wider die glaubwürdigere ist, legt er
die grundsätze für die herstellung des textes dar. Da jener hs. sechs
verse fehlen, und Lüdtke in der Zählung den übrigen hss. gefolgt ist, so
stimiueu die verszahlen dieser neuen ausgäbe nicht zu der von Ritson.
Um L.'sche Zählung zu bekommen, hat man zu Kitson's verszahlen von
286 — 846 je drei, von 847 — 1218 je sechs zuzuzählen. In dem zweiten
teile der abhandlung beschäftigt sich der Verfasser mit der spräche des
gedichtes und entscheidet sich auf grund der reime für den dialekt, wel-
cher im nördlichen teile des östlichen mittellandes gesprochen wurde.
Doch sind einige der s. 33 vorgebrachten gründe nicht stichhaltig. So
sind formen wie thore und wore auch dem eigentlichen mittellande nicht
fremd. Aus Gen. and Ex. führe ich an: dor 26, 64, luS, quor 356, 714,
s25; Best. 9"or 96, 103. Auch rt= ae. ä findet sich dort, gast Best. .550,
776, Gen. and Ex. gast 202, wac 1197, hall 54, 3501. Ueberdies ist für
eine zeit, wo der einfluss des Südens mächtig wird, eine genaue dialekt-
bestimmung äusserst schwierig. Je mehr man dem dichter die neigung
zur abstreifung dialektischer eigentümlichkeiten zusprechen will, um so
höiier könnte man seine heimat im norden ansetzen und formen wie ore,
anon, wo etc. für südliehe eindringlinge erklären. Um sicher zu gehen,
hätte der Verfasser texte anderer dialekte aus dieser zeit zur vergleiciumg
heranziehen müssen. Als zeit der abfassung nimmt L. den aufang des
15. Jahrhunderts an, worin man ihm beistimmen kann. Auf s. 44 — 50
handelt L. von dem dialekte der hss., von denen sich eine als rein mittel-
ländisch, die andere als nordhumbrisch mit spuren einer im südlichen
dialekt geschriebenen vorläge herausstellt, wodurch die spräche des dicli-
ters zugleich näher illustrirfc wird. Aus der metrik, welche den 3. ab-
schnitt bildet, will ich nur die hübsche klassification der in unserem ge-
dichte vorkommenden Stabreime hervorheben. Im folgenden abschnitt er-
läutert L. den technischen aufbau unserer romanze und führt die gründe
au, welche ihn bestimmten, dem bisher üblichen titel The Erl of Tolous
noch hinzuzufügen and the Empercs of Almayn. Der 5. abschnitt ent-
hält eine sehr eingehende Untersuchung ül)er den Ursprung und die vcr-
wanteu darstellungen der romanze und muss als ein wertvoller beitrag
zur mittelenglischcn sagcugeschichtc augeschen werden. Nach L. zer-
fallen die bearbeitungeu desselben sagcnstolfes in zwei gruppen. Der
ersten gruppe gehören 7 spanische und 2 provenzalische redactioneu an,
der zweiten ausser unserer englischen romanze 2 französische darstellun-
gen, ein dänisches gedieht und ein deutsches Volksbuch, auf dem widerum
das Schauspiel von Hans Sachs beruht. Die verwantschaftlichen bezieh-
ungcn und der scliliessliche Ursprung ist so eingehend und vorsichtig
untersucht, dass kaum anlass zum Widerspruch gegeben ist. Entgegen
der auffassung Ferd. Wolfs und Grundtvig's, die als gemeinsame quelle
des Erl of Tolous und der ihm verwanten bearbeitungeu die Gunhild-
sagc ansehen, sieht L. in ihnen einen nachklang geschichtlicher eräuguisse
aus dem leben der kaiserin Judith (der zweiten gemahlin Ludwig's des
Froramen) und des grafcn Bernhard von Toulouse, Eine nachi)rüfung,
die um so leichter anzustellen war, als in bcilagen der Inhalt von zehn
b noKNNK, i:ki. ov roi.oi's, ukkausgegf.i^f.n von i.iTF.nrKK.
vorscliiodoiioii rt'liakti^luou mirfjetoilt ist, tiilirte niioli zu keiiuMU abweiclieii-
ilon ergobuiss. Auch ist die uutersucliuiig uur unwesentlich cUulurch be-
einträchtigt worden, dass das dänische gedieht nicht in gleieli eingehen-
der weise für die feststeilung der verwautsehaftsverliäUnisse benutzt wer-
den konnte. Vergleicht mau die auf s. 2()0 gegebene zusannnenstellung
der verwanten züge des Erl of Tolous, sowie des aus gleicher quelle
staniuienden Miracle de la marquise de (»luuline, des Talanus, des Ban-
dello und Galniy mit den entsprechenden stellen des dänischen gedich-
tes, so sieht man, dass die stellen, welche ihnen gemeinsam sind, sich
auch im dänischen gedichte widertiuden; es sind die vom Verfasser mit
Ib, 2e, 4c, 4G (s. 20G, z. V^ steht fälschlich 4g statt 4G), 4h, 41 be-
zeichneten abschnitte. In allen genannten bearbeitungen tritt deutlich
der Charakter einer liebesdichtung hervor, wodurch sich also das dänische
gedieht als zur zweiten gruppe gehörig kennzeichnet. Wie im Bandello,
Palanus und Galmy tritt nur ein ankläger gegen die fiirstin auf, was eine
gemeinsame, vom Krl of Tolous unterschiedene quelle voraussctat. In
denselben bearbeitungen, mit ausnähme des Miracle, schenkt die fiirstin
kurz vor ihrem letzten gange dem beichtiger einen kostbaren ring, wel-
cher später die widererkennung des retters ermöglicht. Das dänische
gedieht weiss zwar nichts von einem ringe, aber das seidene hemde, in
welchem die königin zum richtplatze geführt war und welches sie dem
ritter auf dessen bitten schenkte, dient gleichfall« im weiteren verlaufe
der erzähluug als erkcnnungszeichen des befreiers, woraus man auf ver-
wantschaft schliessen darf. Im Erl of Tolous wird zwar eines ringes ge-
dacht, aber in verschiedenem zusammenhange. Hier schenkt die kaiserin
dem grafen bei der ersten begegnung einen ring, der wahrscheinlich in
demselben sinne gegeben als empfangen wurde, nämlich als liebeszeichcn,
für den weiteren verlauf der erzählung aber ohne bcdcutung ist. Mit
recht meint L., dass die darstcllung bei Bandello, Palanus, Galmy, von
denen die zwei letzteren die Schenkung eines zweiten ringes erwähnen
und zwar an der stelle, wo der Erl of l'olous davon spricht, auf poe-
tischer ausschmückung beruht. Wenn wir aber die quelle jener Versionen
an dieser stelle für verderbt halten und die quellen der zwei provenza-
lischen chroniken hierin übereinstimmen, wird man verwantschaft anneh-
men müssen, was L. s. 158 in abrede stellen will. In der XI. beilage
werden die ergebnisse der neuesten forschungen über die geschichtlichen
eräugnisse mitgeteilt, welche sich allerdings in dem nun von s. 2is — 275
folgenden te.xte der mitteleuglischen romanze so deutlich widerspiegeln,
dass sie als grundlage angesehen werden müssen. Den schluss der arbeit
bilden eine reihe schätzenswerter anmerkungen.
Das gesammturteil über die vorliegenden Untersuchungen L.'s möchte
ich dahin zusammenfassen, dass sie unsere kenntniss der mittclenglischen
ronjanzeiipocsie erheblich gefördert hal)en und holfenllich den anstoss zu
weiteren furscliungen auf diesem ebenso dankbaren als interessanten ge-
biete geben werden.
Bonn. F. Doenne.
TANGER, FIKSr AND Sl'X. QUARTOS AND FIRST FOLIO OF HAMLEl". 7
Tlie Firi^t and Secoiid <^>uiirt()s aud tlie First Folio of
Hamlet: Their Relation to Eacb Other. By Gustav Tanger,
Ph. D. Reprinted from The New Shakspere Society's
Trausactions, 1 SSO— 82.
In eleu Transactions of thc New Sliak. Soc. ISSO — 82, Parti, liegen
nun endlich, nach mehr als einjähriger Verzögerung, auch der zweite und
dritte teil meiner Haraletuntersuchungen im drucke vor. Einige an-
merkuugen, welche Mr. Furnivall unter meinen text gesetzt hat, ertbr-
tbrdern teils eine erklärung, teils, so weit sie sich gegen die von mir
vertretene theorie richten oder zur Stützung der seiuigen dienen sollen,
eine Zurückweisung. Da er öffer auf seine ausführungen in den 'Fore-
words' zu Griggs's Facsimilcs der Qi und Q.^ verweist und diese als dar-
legung seiner theorie gelten können, schien es geboten, noch einmal einen
prüfenden blick auf die 'Forewords' zu werfen.
Meine erste absieht war, meine Ilamletstudien als einheitliches werk-
cheu in drei teilen erscheinen zu lassen: 1. Hamlet nach Shakesp.'s ms.,
2. das verhältniss von Q, und Folio,, :\. das verhältniss von Q, und Qj.
Die abhandlungen wurden aus hier nicht in betracht konnnendcn grün-
den englisch geschrieben und für die 'Transactions' an Mr. Furnivall
eingesant. Trotzdem seine und meine ansieht in wesentlichen punkten
auseinandergehen, war Mr. Furnivall unparteiisch genug, teil II und III
für die 'Trans.' zurückzubehalten; er erklärte aber, dass das comite den
I. teil, welcher 'all about printer's work' sei, nicht drucken wolle. Ich
war hierüber nicht wenig überrascht; aber freilich, wenn Tycho Mommseu
und seine bahnbrechenden prolegomena zu Romeo and Juliet bei Mr. F.
keine beachtung gefunden haben, so durfce mein sich eng an jene an-
schliessender teil I kein besseres Schicksal erwarten. Ich zog ihn des-
halb zurück, traf die nötigsten änderungen und so wurde er von herrn
prof. Wülcker mit liebenswürdigster bereitwilligkeit für Anglia IV, l
angenommen. Auch teil II und III wäre zurückgezogen worden, wenn
ich nur in Paris, wohin ich mich anfang Oktober 1880 auf längere zeit
begeben hatte, zeit zur Übersetzung gehabt hätte. Dort besorgte ich
schon in den ersten tagen die letzte korrektur der beiden englischen
teile, wo ich aus missverständniss in den neugeschriebenen einleitenden
Worten und sonst noch gelegentlich (ss. 110, 127, 133 etc.) auf den ersten
teil als in Anglia IV, 2 statt IV, 1 verweise. Der jetzt vorliegende band
der 'Trans.' sollte bereits Jan. ISSl erscheinen. Doch trat Verzögerung
auf Verzögerung ein, und als ich im Jan. 1881 die Ilarness Prize-Essaya
für die Anglia recensirte, hatte ich nach den niittcilungen des Mr. F.
grund anzunehmen, dass teil II und 111 im Juni ISSl herauskommen
würden und verwies in diesem sinne auf dieselben. Dass dieser hinweis
(Anglia IV, 2 s. 27) nun auch falsch war, da der band erst Febr. 1882
erschienen ist, konnte ich also damals nicht wissen und bitte diese Un-
richtigkeit freundlichst zu entschuldigen und zu verbessern.
Ehe ich mich gegen Mr. FurnivaU's anmerkungcn und ansichtcn
wende, erfülle ich gern die angenehme pHiclit, ihm meinen ungeschmäler-
ten dank auszusprecheu für die mühe, welche er auf die Vervollständigung
8 rVNGlK,
iiioiuor listen (et", i'ratis. s. \H,-) iiml auf die boifiiti^unii: der zeilen-
imiumoru auch soinor fucöiiiiilcüähluni; vorwotulot hat; tlauobeu iat meine
xähhiug nach Furuess' Kepriut der Q, (New Var. Hamlet 11) stehen ge-
blieben.
Durch das vorstehende findet Mr. F. 's erste anmerkung (Trans, s. 1 10)
ihre genügende erklärnng. Zu meiner liste der bühnenweisungen in Qj
und F, bemerkt Mr. F. (s. 111): 'Why arc these (d. h. die unter 2, 3, 9
gegebenen) managerial stage-business directions t'rom Shakspcre's Ms. (see
too 11, 40, 50, 51, 53, 55, GO, 74, 75) while 77 is not?' Mr. F. hatte, als
er dies schrieb, wol ganz den inhalt und zweck meines ersten teils ver-
gessen? Vorgelogen hatte er ihm doch! Und wenn er auch meinem
daraus gezogenem Schlüsse durchaus nicht beizustimmen brauchte, so
musste er sich doch wenigstens des Standpunktes erinnern, den ich mit
bezug auf den Ursprung des Q.j-textes eingenommen und nach kräftcn
vertreten hatte: ich glaubte nach teil 1 gruud zu haben zu der annähme,
dass (j.j direkt aus Sh.'s ms. stamme, und musste, falls Q.i durch die lieder-
lichkeit des auch von Mr. F. als liederlich anerkannten Qj-setzcrs nicht
absoluten unsinn oder handgreifliche sonstige Verderbnisse
enthielt, alles in Qa gebotene als authentisch auffassen und den wenn
auch sonst noch so guten fassungen in F, vorziehen. Lag also irgend ein
grund vor, die von Mr. F. lu rausgegriffenen bühnenweisungen anders
zu beurteilen? Unter no. 77 fasste ich mehrere in Fi gegen schluss
vorhandene (von Ileminge und Condell aus dem gediichtniss resp. aus
dem text ergänzte), in Qo jedoch fehlende bühnenweisungen zusammen
(Trans, s. IKJff.) und legte dies fehlen dem nachlässigen Qa-setzcr zur
last, der sich meiner ansieht nach auch an 25, 31, 32, 56, 61, 73, 76
vergangen hat (Trans, s. 115 oben). Hat denn Mr. F. vergessen, dass,
wenn man einem gegner inkonscqucuzen nachweisen will, dies nur
von dem eigenen Standpunkte des gegners aus geschehen kann? Aber
Mr. F. hatte sich eben um diesen Standpunkt belreffs Q.^ nicht geküm-
mert, oder vornehm verworfen was er hätte widerlegen müssen.
Nur so versteht man, wie er diese anmerkung unter den text setzen
konnte.
In einer ferneren anmerkung (seite 15S) sagt Mr. F., dass für ihn,
.Mr. Daniel, Dr. Nicholson und Dr. Ingleby meine annähme betreffs der
nauicn Corambis und Montano in Q,, die ich Trans, s. 155— 15^ motivirt
habe, unmöglich sei und stellt so einfach nieinung gegen meinung, ohne
versuch, die meinige zu widerlegen. Ich habe dieselbe Anglia IV, 2 s. 4 1
bestimmter formuliert und muss abwarten , ob die majorität der Öhake-
spearckritiker meine ansieht ebenfalls als schlechthin unmöglich ver-
werfen wird.
Was Mr. F. mit seiner anmerkung aufs. 1S8 bezweckt, leuchtet nicht
ein. Da ich zu den Worten: thc casl side of tite cillic (Qi (iriggs's Facs.
XI II, 16; Fiirness, 17(j2) bemerke, dass hierbei wol an die east-side von
London (bis zur London Bridge gehen bekanntlich di'' seeseliiffe nur) ge-
dacht worden sei, so war es mir offenbar nur um den begriff east side
zu tun, während Mr. F. auf 'the Tragedians xjf the Cittie' (Qa, II, 2, 312)
verweist.
FIKSr ANO SECONÜ QUARIOS AXi:) l-lKSl" FOI.IO Ol' HAMI.Kr, 9
Aehiilich verhält es sich mit der ersten aniuerkuug auf derselben
scite. Zu den worten der Königin (Q, XIV, 10; Furness ITöii): 'Thcn I
perceiue Ihere's li-eason in Ms lookcs' sagt mein text, dass dies {Ihcn hier
so viel wie now, d. li. nach lloratio's mitteilnng von des königs ansclilag
auf Hanilet's leben) ein Widerspruch sei gegon scene XI derselben Q,,
wo die königin von ihrem söhne über den wahren charaktcr des Claudius
so vollkommen aufgeklärt wird, dass sie sich zur mitverschworenen ilires
Sohnes (Q, XI, 105—107) macht! Dies wird doch Mr. F. nicht bestreiten
wollen? Was soll also seine bemerkung, dass jene zeile auf den au-
schlag auf Hamlet den söhn gehe?
Gegenüber der letzten hier in betracht kommenden anmerkung des
Mr. F. (Trans, s. 190) halte ich das im texte gesagte aufrecht. Die werte
des Bragart Genllonan (wie der Ostrick der Q^ in Q, genannt wird)
sind keineswegs so albern und übertrieben euphuistisch, wie die des
Originals in Q2. Dass bragart die von Mr. F. angegebene bcdeutung ge-
habt habe, will ich durchaus nicht bestreiten, wol aber, dass uns Q, einen
wirklichen Bragart Gentleman (ihrem rubrum gemäss) vorführe. Der
pirat hatte wol noch die ergetzliche erinneruug an das original im sinne,
weshalb er den gentlemau als bragart bezeichnete, ohne dass es ihm ge-
lang, einen solchen wirklich nachzubilden. Q, weist also, wie ich Trans.
a.a.O. bemerke, über sich selbst hinaus auf eine ausführlichere quelle hin, die
ich eben in der bühnenfassung der Qa nachgewiesen zu haben glaube.
Was die 'Discussion' betrifft, welche Mr. F. an meine artikel in
den Trans, gehängt hat (leider ist sie von den druckern nicht in die
Separatabzüge mitaufgenommen), so muss ich den ganzen, gelinde ge-
sagt, befremdlichen ton derselben der hinreichend bekannten drastischen
Schreibart des Mr. F. zu gute halten. Wollte ich ebenso antworten, so
fürchte ich würde keine deutsche Zeitschrift eine derartige kundgebung
aufnehmen wollen. Deshalb nur ein paar worte zur sache selbst. Eines
bin ich nicht abgeneigt, Mr. F. zuzugestehen: dass ich besser tue, auf das
'Book of Stage-Directions' zu verzichten. Mr. F.'s ansieht aber gewinnt
dadurch keineswegs an boden, denn die darsteiler des Dumb-Sliow muss-
ten ja ebenso gut diesen stummen teil der rollen abgeschrieben haben
wie die teile, wo sie zu sprechen haben. Auf diese weise wird dann
also auch die beschreibung des Dumb-Show (die mehr als alles andere
den gedanken an solch ein bühnenweisungsbuch in mir wach licf) 'aus
den rollen' in die Folio gelangt sein. Es macht dies meine ansieht nur
um einen kleinen punkt einfacher und annehmbarer. Wenn aber Mr. F.
nicht einsieht, dass die als schauspielerische Interpolationen bezeichneten
Varianten nicht so leicht wegzuleugnen sind, so hat er einfach nicht be-
achtet, dass gewisse unter ihnen (s. z. b. meine Variantenliste zu I, 1, 160;
I, 2, 175; III, 2, H)0; IV, 7, 170; V, 2, 326) schon iu Qi sich finden,
also da jedenfalls nicht der kritik von Heminge und Condcll
zugeschrieben werden können. Diese fälle zwangen mich, Inter-
polationen seitens der Schauspieler anzimehmen und zahlreiche andere
Varianten daraufhin /.u prüfen. Wie heikel eine solche entscheidung war,
wird jedem einleuchten; wo Q, nicht half, lilieb es oft zweifelhaft, oh H.
und C. als herausgeber, oder ob die darstellenden Schauspieler die Urheber
10 rwc.KK,
iiiuiK'lior variauiin waren. Koinou aiigenl)lick halte icli micli gOfion diese
/.weifel verschlossen und sage aueli ausdrücklieh (Trans, s. 121): 'The
uiarks affixed to the dilVerent varlations can be only tentative in many
cases.' Das taetnni, dass solche actors' interpolations vorliegen, ist nicht
zu bestreiten; will Mr. F. noch mehr Varianten II. und C. aufbiirden
(anders als tentatively kann er's natürlich auch nicht tun) so kann ich
<loch mit demselben recht von den ihnen zugeschriebenen noch manche
ihnen absprechen und den schauspielern zuweisen. Die grenze zwischen
diesen beiden arten von Varianten kann nur eine flüssige sein, und was
mich bestimmte, dies II. und V., jenes den schauspielern zuzuschreiben,
wird einem unparteiischen loser besser einleuchten als Mr. F., dem es
schwer wird, von seiner eigenen theorie zu lassen und einer anderen
gerechtigkeit widerfalueu zu lassen. — So viel zur Zurückweisung der
einwürfe des Mr. F. gegen meine beweisfiiluung. Was seine eigene be-
trirt't, so sind die meisten punkte derselben teils in 'Trans.', teils Inder
oben erwähnten recension Anglia IV, 2 berücksichtigt worden. Es bleiben
deshalb hier nur noch wenige zu besprechen übrig.
Mr. F. glaubt, Q, biete uns eine verstümmelte (räuberische) widcr-
gabe eines 'first cast', nicht von Qo. Shakespeare habe sich nicht vor
1601 — 2 an den entschieden in die dritte periode seines schatVens gehö-
rigen IlamletstnIV gemacht (Forew. Q-, s. X). Um diese zeit sei also auch
der 'first cast' entstanden. Die liierfür geltend gemachten abweichungen
zwischen Q, und Q.^ in Wörtern, phrasen, .auffassung der Charaktere, Ver-
tiefung (resp. vertlachung in Q,) der ganzen anläge des Stückes, ja sogar
gelegentliche Varianten in der aufeinanderfolge von reden nnd sceuen
lassen sich aber (cf. Trans.) auf ganz natürliche weise auch anders und
zwar zu gunsten unserer theorie erklären. Zum teil stützt sich Mr. F.
(z. b. befretfs der vermeintlichen Vertiefung der Charaktere in Q.^) auf
die dürftigen beweisgrüude des Ilarness Prize-Kssayisten Herford. Dieser
war zu dem schluss gelangt, zwischen dem original von Q, und Q2 liege
nur eine kurze zeit (so auch Mr. F.). Mir will es aber scheinen, dass,
wenn man eich einmal auf den Standpunkt unserer gegner stellt und an
einen 'first cast' glauben will, man eher Mr. Herford's preisgenossen
Widgery beistimmen könnte, welcher sagt: 'the improvements elfecled
wuuld lead US to assign a considerable interval betwecn the coni-
position of the first quarto and its revision.' Bei einem jungen dichter
von zwanzig jähren können drei jähre (I(j(il — l(i04) für seine geistige
entwicklung und Weltanschauung viel ausmachen, aber unser Sh. stand
damals den nicht mehr so leicht veränderlichen Vierzigern nahe. Will
man also von einer ersten fassung, einer revision, und damit von einer
hieran zu beobachtenden Weiterentwicklung des Sh. 'sehen geistes und
talentes sprechen, so reicht die dafür zugestandene Zwischenzeit von
drei jähren nicht aus.
Zur ferneren Unterstützung seiner theorie weist Mr. F. darauf hin,
dass das verbrechen des Laertes in Qi gegen Q.2 gemildert sei, weil der
künig selbst die Vergiftung des rapiera vorschlage. Aber Mr. F. selbst
verweist am rande zu der betreffenden stelle auf Q2 IV, 7, l.'M— i:i7).
Liegt dort nicht in den worten des königs:
FIRST AND SECOND QUAK TOS AND KIKST FOI.IO OK HAMl.Er. 11
(Hamlet) 'Will not penise the foyles, so tliat with easc
Or witli a littlc shuffliug, you may clioose
A sword vnbated, and in a pace of practiso
Requitc liim tbr your father — '
der gedanke des 'unfair play' schon deutlich genug ausgesprochen?
Dass X bei der abfassung seines textes vom Schlüsse des Stückes, wo
in Q2 die Vergiftung erst an den tag kommt, hier schon (Q, sc. XV, 22 tf.)
dieselbe aus seineu spätem uoteu vorwegnahm, ist weder einzig in
seiner art noch seltsam: X kannte die unvollständigkeit seiner noti/.eu,
sah am Schlüsse die Vergiftung eine so wichtige rolle spielen, glaubte
dieselbe au diesem orte in seinen noten übergangen zu haben und hier
vorbereiten zu müssen. Nicht immer hat X so sorgfältig gehandelt (sonst
wäre Q, an sich besser ausgefallen), aber doch zuweilen, und ein auf-
fallendes beispiel dieses Verfahrens habe ich in der s(!eneuumstcllung in
(Qi sc. VI) 'To be or not to be' nachgewiesen (cf. Trans, s. 172 f.); ähn-
lich hatte X zum teil den anfaug von V, 2 für die berüchtigte ganz selb-
ständige scene (Q, sc. XIV) zwischen Iloratio und der königin vorweg-
genommen (Trans, ss. IDU, IST f.). Man vergleiche auch die stelle in Qi
(sc. III 65—70; Furness 302 — *,I7), wo X aus den wuitcn der Ofclia:
'I did repell his letters, deny Ins gifts
As you did Charge me'
schloss, er habe unter Polonius' vermahnungen an Ofelia diese ver-
gessen. Er fügte dort also etwas demeutspreclicndes hinzu. Solcher
vorwegnahmen in einzelnen Wörtern, phrascn oder zeilcn habe ich noch
mehrere hervorzuheben in den 'Trans.' gelegcuhcit gehabt: sie sind für
das verfahren des X charakteristisch.
Das verliältnioS zwischen Sb.'s Hamlet und der Hysturic (s. VI
Fw. Qi), welche Mr. F. mit Zuversicht als 'prose source' of the play
bezeichnet, kommt hier wegen seiner noch immer nicht beseitigten Un-
sicherheit als beweisgruud nicht in betracht, und ich brauche mich um
so weniger an dieser stelle darauf einzulassen, als die 'ITyst.' meiner an-
sieht nicht gefährlich werden kann.
Was die frage nach dem verhältniss von Q, zu dem 'Ik^straften
Brudermord' betriift, so kann Mr. F. nicht recht zur entscheidung kommen.
Der einfachsten annähme (cf. Anglia IV, 2 s. 35 if.), dass Br. aus Q, allein
frei abgeleitet sei, scheinen ihm einige verdächtige abweichungcn, ja sogar
(anfang der ersten rede des königs) eine auffallende Übereinstimmung
von Br. mit Q2 zu widersprechen. Die abweichungen jedoch sind bei
der bekannten art der Überlieferung des Br. ohne belang; die Überein-
stimmung zeigt Mr. F. folgendermassen an:
Qo 1603 Qto 1604 Bruderm. 1710
[nothing] C'laiul. Thougli yet of H am let our dearo Sc. Vll. King
[The abscnce of the brothurs death Although our royal
Speech is not duc, I Tlio lucnioric bo groene, and that it vs bc- brother's death is
assumo, to a cut, or titted stiU ficsh in the me-
to the note-taker's To bare our liarts in greife, and our whole niory of U8 all, and
carelessness] kingdome, it bofilsustosuspeud
To be contracted in one browe of woe all state-showa , we
12 lANOKK, KIKSI AND SKC. QUAKIOS ANP laUST KOIUI DK IIAMLEI".
Ycl so farro liath lUsorotiou fouijrlit wilh luust, uovortlu'U'ss,
uature chaugc oiir mouru-
ThiU wo witli wisi'st sorrowo tliiiiko ou lihu iiig suits iuto criin-
TogctUfr with remcmbranci.' of our seines son, piiriile, scarlet,
'riierefore our sometiine Sistor, iiow our siiico my lato tle-
liueenc parted brothor's ro-
■Piriuiveriall io.vutresse to tliis warlikc State lict hns now becoino
Havio \vi' as twero with a defeatcd ioy our dearest cousort.
^Vith an auspitious, and a dropiiiug eye, (liatUani Two Diss.
Witli nürtli in funcrall, aiul with dirdgo p. U(i)
in niarriago,
hl oquall Scale waigliing delight aml dole
Taken to wifo:
Sollte Mr. F. uirklich nicht beinerkt haben, dass für das verstäiul-
niss dessen, was in Q, wirklich nach dieser liickc folgt, diese einleiten-
den Worte des köni^js un um gän Jülich nötig sind (cf. anch Trans, s. 15'.»,
no. I.'i)? Also Mr. F. glaubt nicht, dass hier Qi, wie so oft, sein original
nur unvollständig widergibtV Wäre dieser anfaiig in dem original zu
Q, auch nicht vorliandeu gewesen und dasselbe jemals aufgeführt wor-
den — was hätten die andächtigen Zuschauer wol davon halten sollen,
dass der könig Hamlet (Q, seil) mit Sonne anredet (zeüe 2(j, 10, 51)V
Mussten sie (da in den vorhergehenden teilen von Q, wol der verstorbene
könig, auch sein narae Hamlet bekannt geworden, aber nicht sein vcr-
wantschaftsverhältniss mit dem jungen Hamlet) nicht glauben, der gegen-
wärtige könig sei Hamlet's leiblicher vatcr? Was konnten sie sich bei
der tiefen trauer denken, in der Hamlet erscheint, die er selbst be-
spricht, und die vom könige getadelt wird? Dass Hamlet ib. z. iJS so
wunderbar albern ausruft:
'Hirn haue l lost 1 must of force foregoe'
macht die sache nicht besser. Und trotz<lem soll das fehlen von etwas
anderem als von des 'uute-taker's carelessness' heriührenV
Mit bczug auf die leicht zu bemerkende Übereinstimmung von Qo
und Br. lässt sich nach dem eben gesagten verstehen, dass der deutsche
bcarbeiter des Br. die oben hervorgehobene liicke in Q, wol bemerkt
und auf die natürlichste, sich selbst aufzwingende weise er-
gänzt hat: Hamlet's trauer nuisste motiviert worden, daher 'our royal
hrollicr's t/eath is siill fresh in ihc memory of ns all'; ebenso die auf-
fallend schnelle heirat, welclie einen so gewaltigen contrast zu dieser
trauer bildet, daher der anfang Allkowjh. Dazu kommt noch, dass das
deutsche original an der hier aus dem Br. in englischer Übersetzung
herangezogenen stelle klar genug beweist, wie der Übersetzer sich eines
gewissen anübersetzens an Q^ schuldig gemacht hat. Die stelle lautet
(Colin, Shak. in Germ. s. "iöö): 'Obschon unsers herrn brudcrs tod in
frisclum gedäctitniss bey jedermann ist, und uns gebietet, alle soleuni-
tätcn einzustellen, werden wir doch anjetzo genötigt, unsere schwarze
traueikleider in carmosin, purpilr und Scharlach zu verändern etc.' Das
vertangliche be/il .steht dem /jebictel gegenüber, oÜ"enbar durch anlehnung
an Qa. Hätte Mr. F., statt sich mit einer Übersetzung zu begnügen, das
deutsche original zu rate gezogen, so wi'irdc Ihm die ähnlichkeit zwischen
Br. und Q^ weniger auffallend erschienen sein. Was ist sonst noch von
EINENKEL, SIR ORFEO, HEKAUSGEGEP.EN VON ZIELKE. 13
auffallender übereinstiimuuns? übrij;:? Ich bleibe also bis auf weiteres bei
meiner ansieht, dass Br. aus Q, stamme, ohne mitbeuutzung von Q^.
Wenn Mr. ¥., um noch diesen puukt zum schluss zu berühren, auf
s. XVII (Fw. Qä) sagt, dass die F, nach der 'play-copy of tlie 1(504 ms.'
gedruckt sei, so stehen dem zwei punkte entgegen, die ich in den Trans,
erörtert habe: die beschaffenheit der bühuenweisungeu in F, im vergleiche
zu Qo und die in ersterer enthaltenen interpolationen der Schauspieler,
d.h. Varianten in Fi, die sich auch schon in Q, ebenso oder ähnlich vor-
finden. Die Schauspieler trafen ihre willkürlichen änderiingen in ihren
rollen. Wer aber sollte interpolationen in eine 'stago-copy" eintragen?
Ich nehme also als quelle für F, die zusammengewobeneu rollen der ein-
zelnen Schauspieler an.
Bis Mr. F. meine beweispuukte entkräftet und bessere an ihre stelle
gesetzt hat, glaubeich, ohne halsstarrig oder vernagelt zu sein, bei meiner
ansieht verharren zu dürfen.
BhRUN, 8. MAEKZ 1882. CiUSTAV TANGER.
Sir Orfeo, ein euglisches feemiiärchen aus dem niiltelalter.
Mit eiiileitung und annicrkuugen heraus^, von 0. Zielkc.
Breslau (\V. Koebner) ISSO. 8. 137 selten.
Kezensent ist seines wissens der dritte, dem obiges schriftchen zur
begutachtung vorliegt. Rezensionen über dasselbe erschienen bereits in
den Englischen Studien (V, s. lüG — 70) von Lindner und iru Literatur-
blatt für germ. und rom. Philologie (II, s. 135—37) von "VVissmaun. Die
urteile meiner geehrten Vorgänger lauten im allgemeinen sehr günstig,
und auch ich kann nicht umhin, den tleiss und die kenutnisse, die der
herausgeber bei seiner arbeit bekundet, lobend hervorzuheben.
Was meine ausstellungeu anlangt, so sollen dieselben ja nicht den
schein erregen, dass nun auch ich für meinen teil etwas finden und
sagen wolle. iJenu abgesehen davon, dass ich manches, was meine Vor-
gänger auszusetzen fanden, nicht unbedingt unterschreibe, beabsichtige
ich hier nur das zu erwähnen, was mir am meisten anfgefallen ist.
Die innere einriclitiing der ausgäbe ist wol aus den früheren rezen-
sionen liinreicliend bekannt. An ihr habe ich das erste auszusetzen.
Dreissig Seiten umfasst (noch dazu mit dem meist eine halbe seite
einnehmenden apparate) der text des Orfeo, hundert selten dagegen die
zutat des herausgebers! Das ist denn doch wol etwas zu viel des guten.
In der tat hätte sich vieles vereinfachen lassen. Den ersten teil der ein-
leitung, der den inhalt der dichtung angibt, hätten wir gerne entbehrt;
an seine stelle konnte besser der 'schluss' treten, in welchem übrigens
die letzten sätze jenes ersten teiles nur in erweiterter und vertiefter ge-
stalt widerkehren. Von dem zweiten teile der einleitiing, der die stehen-
den redensarten und tlickwörter der dichtung behandelt, wird in an-
merkungen sehr vieles widerliult. In dem vierten teile, 'die spräche'.
1 4 EINENKEL,
lijitteu wir uns mit einer i;iuflelu(' uml mit der beliaixUniifi; der eiulunp^en
beiTniifjt. l>ureh eine besondere abliandhnif? der formen waren zaidreiehe
widerliohmgen unveruieidlioli, und der lirsf^. iiiitte genau {renomuien in
diesem absehnitte noeh viel öfter auf die lautlelire zurückweisen müssen,
als er dies schon getan liat. Wenn die Vermutung des rezenseuteu der
Studien, der hrsg. habe 'ursprünglich auch die französischen laute in
betracht ziehen wollen' richtig ist, so möchten wir durchaus nicht be-
dauern, dass er nicht dazu gekommen ist. Der Prozentsatz der franzö-
sischen Worte den deutschen gegenüber ist, wie ja aucli der rezensent
an anderer stelle zugiltt, viel zu gering dazu. Allenfalls Initte sich das
nötige in den amucrkungcn abtun lassen.
Der die Überlieferung behandelnde teil bringt dagegen nur notwen-
diges und dankenswertes: die drei verschiedenen texte des Sir Orfeo
gehen unabhängig von einander auf ein verlorenes original zurück, dem
der te.\t des Auchinleck-ms. am nächsten steht, während für die beiden
anderen noch eine ihnen gemeinsame zwischeuvorlage angenommen werden
muss. Alle drei texte waren bereits herausgegeben, aber in ungenügender
weise. Den naheliegenden versuch zur herstellung des Wortlautes oder
nur des dialektes des urtextes hat der hrsg. nicht gemacht. Der rezen-
sent des Literaturblattes hat ihm diese Zurückhaltung sehr verübelt. Mit
unrecht, wie wir denken. Der hrsg. entschuldigt sich mit der bemerkung,
dass zur herstellung eines kritischen textes die abweichungen der mss.
zu gross seien und der reim selbst au zweifellos echten stellen sich als
zu wenig verlässlich erweise, und wir haben dies fast auf jeder seite
bestätigt gefunden. Und zwar in dem maasse, dass wir die Vermutung
des hrsgs., die texte zeigten uns das gedieht in ganz verschiedenen ent-
wicklungsstadien, und dass deshalb von einem originale im gewönlichen
verstände dieses Wortes wol nicht die rede sein könne, vollen glauben
schenken. Sei dem aber wie ihm wolle, jedenfalls ist uns der getreue
alldruck eines verderbten textes immer noch lieber als ein sogenannter
kritischer tcxt, der sich leicht liest, dafür aber von willkürlichkeiten
wimmelt, ein übelstand, der in unserem falle ganz unvermeidlich ge-
wesen wäre. Uebrigens ist der text der einen hs. (A) gar ni(^ht der art,
dass er einen kritischen text so sehr vermissen Hesse.
Was nun diesen text selbst anlangt, so will mir die; crgänzung des
eiuganges aus der hs. II doch bedenklich erscheinen. Dieser eingang
mit seinen gelehrten nachweisen steht do(;h in gar zu sehroÜ'em gegen-
satze zu der in der eigentlichen dichtung herrscluniden natiirwiiclisigen
frische und (ünfachheit. Noch bedenklicher wird diese ergänzung durch
dii' tatsachc, dass der fragliche eingang in der (üigliscluin bearbeitung des
Lay le Kreine der Marie d(! France sich wörtlich wideründet.
Zu welchem gedichte dieser eingang ursi>rilngiich gehörte, wird
sich wol schwerlich jemals endgiltig erweisen lassen. Aus dem inneren
heraus gewiss nicht. Dagegen wäre schon ein, wenn auch schwacher,
anhält gewimnen , wenn wir wiissten, ob auf dem weggesehnittncn blatte
von A, dei' älfeKtcm handsdiritt, ausser den ondvers(!n von Tristrem
no(;li so viel v(;rs(! räum hatten, als der besprochene eingang von text
SIR ORFEO, HERAUSGEGEBEN VON ZIF.LKE. 15
H bietef. Es ist eben zu bedauern, dass der lirsj^. die liandsclnift nicht
selbst in liänden hatte.
In den texterklärungen, welche die aumerkuugen bringen, ist der
hrsg. nicht immer glüeklicli gewesen. Es ist hier vieles zu erwähnon,
und wir wollen uns deshalb so kurz als möglich fassen.
Zu den anfangsversen von 0 : In feldijs and medetvys flowis spring
— In grovys and 7Vodys foules sing — bemerkt der hrsg.: 'flowis bäche.
Die Wörterbücher weisen das wort für das Me. nicht auf, doch ist die be-
deutung durch das ae. flnivan {fluerc) und durch das ne. substant. flow
sichergestellt.' Unserer ansieht nach liegt es hier doch viel näher, an
eine fehlschrift aus flowrys zu denken. Auf seite 9 zitiert der hrsg. ja
mehrere stellen, die den gedanken mit denselben Worten widergeben. Am
besten würde zu unseren verseu passen : pe foules singip Jntn springip pe
flonris Alis. 6999.
Zu 0 VI heisst es: 'prevy/> (they thrive) für dasgc\vöhnlicliorc/'y»ry//.
Woher der hrsg. die bedeutung to thrive hat, sagt er nicht. Meines wissens
heisst prevcn v.'ie proven stets prüfen, sicii erweisen oder älmliclies.
In v. 20 fällt dem hrsg. auf, dass il auf den plural layes be/.ogon
wird. Wir finden darin nichts auffiilliges. In Gen. u. Ex. kann man die
erseheinung häufig beobachten. So z. b. : Cherubin hauet bc gales sperd;
ne sulen il neuere bcn undon; — )ie sulen il uenermore ben opened.
385, 387. Longe it (seil. )>e ydeles) iveren Qor forhid, 1875. 1/ (seil, de
froskes) cropen 2974. // wif or man Öor — otie take, It dea'Ö öoleii,
3457. Ebenso in Bestiary (Kel. Ant. I): tiis merehaueti manie slefnes,
iuanie and sille, oc il ben welille 553. Seuene costes in here Idnde, alle
it ogen lo ben us minde 7SS. Gen. u. Ex. und Bestiary sind wie ürfeo
Produkte des mittellandes.
V. 25 will hrsg. betonen: Orfe'o was a king. Dass jedoch der name
O'rfeö betont wurde, ersehen wir aus versen wie:
515 f. EiiericJi gode harpdnr is welconi me lo
for mi lordes love, sir O'rfeo
541 f. pal was mi lörd sir O'rfeo.
Alias wre'che, whal schäl y dd,
ebenso in ü 17 f.:
pey tele J>em write as il wer dd,
And per among is sir Ü'rfewd.
Auch im Innern des verscs ist es bequemer O'rfed zu lesen statt Orfe'o,
weshalb ich auch hier diese betonung befiirworfen möchte.' Nach der-
hebung -d würde dann die seukung fehlen. Bei einem eigenuamen nichts
auffälliges. Gegen diese durch mehrere reime gestützte betonung sträubt
sich nur der reim Ireive — Orfewe {'lA—'lA). Dass diese betonung gerade
in den eingangsversen sich findet, kann unseren verdacht gegen die echt-
heit desselben nur bestärken.
' Damit erklärt sich auch die von AVissmann mit grossem bedenken
bemerkte erseheinung, dass in den) versc; drei liebungen auf einander
folgen möchten. Er will jedenfalls lesen: O'rfeo (eo als diphthong ge-
fasst) ftxis a hing. Orfeo ist aber, wie wir oben sahen, dreisilbig.
1 (■> EINENKEL,
Ueberhaupt vermisson wir in der vi)rli(\i::i'iuloii ausgäbe eine 'inetrik'.
Wo SU viel tjesajjt war, kouiite es auf ein paar wortc luelir nicht au-
koiiiiuen. Und unser vers ist in der tiit so eintaeli, dass sich seine charak-
terisirung mit ein paar worten abtun liess. Melir als der rezeusent des
Literaiurbhittes darüber sagt, wird sich kaum sagen lassen.
Die bemerkuug zu v. 39 gehörte iu den apparat. lu noch höherem
masso gilt dies von der zu v. 51:5.
V. 4."<. Das and in Jnd he mi;^l her — He schulde /nttke ist nicht
autV.ufassen: And he j>at ini^t etc. Dies wäre eine bei dieser satzstellung
unniiigliche cllipse. And ist hier conjunktion und gleichbedeutend mit
^if, n'hen und ist iu unserer und der späteren zeit nicht eben selten.
Die erkiäruug zu v. TS leidet an Unklarheit. Der vers selbst scheint
verderbt.
V. so. Wenn reneyd in And was reneyd out of hir will, renegata
= vei'lassen bedeuten soll, wozu dann oul hier. Eine andere erklärung
kann ich nicht geben. Vielleicht ist hörfehler aus 7vel neh anzunehmen.
Zu V. S5 And bad hem go (fnd hir al hold sagt hrsg.: ' al beim inf.
= to ist mehr den nördlichen gegenden eigen.' Warum steht dann aber
at nicht auch bei go'i Nach bidde steht überhaupt höchst selten inf. mit
Präposition. Das al bildet mit hold ein wort (= lo retain) und war mit
ihm zusammen zu drucken.
Ich bezweifle sehr, dass in v. 111 i cnje J>e mersye {()) am '■i\o{}\tQ\-
ter acc' vorliegt, pe ist jedenfalls dativ. Der häufige gebrauch der foruiel
hat />e nicht zu to j>c werden lassen.
V. 1()T f. And gif pou mähest ous ylel,
Whar pou be, pou worst yfet.
ylel liier als tardare, also lardulos gefasst gibt keinen sinn. Besser ist
ylet = redarlio, hinder-ung-niss, schwierigkeil. Das subst. mit der Vor-
silbe weiss ich allerdings nicht zu belegen, der inf. dagegen erscheint öfter
uiir ihr verbunden. Wechsel der art sind auch beim subst. häufig.
Der Wendung /'c//- pe maislerye liegt ursprünglich wol die Vorstellung
unseres 'um die wette', mhd. 'in 7viderslrtt' zu gründe. Hieraus ent-
wickelten sich dann naturgemäss die hyperbolischen bcdeutungen.
V. 2.'.',». He, pal hudde yjved pe fowe and griis
And 071 bed pe purpui'-biis etc.
yieed versteht hrsg. richtig als kleidung, da es ein iveden, kleiden nicht
gibt. Sinn und wortslellung wird aber (bidurch fremdartig. Vielleicht
ist hier missverstäiidniss anzuehmen und das y die verslümmelte i)räpo-
sitiun in von 7ved zu trennen; in 7ved und on bed würden dann passend
einander gegenüberstehen.
kneland in v. 24;j ist nicht lediglich nördliche form, sondern auch
im mittellande das gewöhnliche: 7vith a slarande slon, slondande alofte,
pal bere bluschande bemeg, Gaw. 1S18— Jl); gold so clare schinand, Ama-
dace (Stephens) S(ij ; ivysehande Allit. I'oenis (Morris) A. 14; Quo inade
doniine and ijao spectande, («en. u. Ex. 2S2() ; fare'd on hiin figlunde Best. 1 ;■)'.) ;
hunne cu7neh her on gangande ebenda (J54; rennande cunie'i) a gunyiiny
eltemla (WiT-, s.andand stille as a slone Brunne s. 21!).
Zu V. 2(i(j bemerkt hrsg.: 'Für lochine A hat 0 löschend, offenbar
SIK ORFEO, HERAUSGKGEP.EN VON P^IELKE. 17
aus tochined entstanden.' Wie so das und nacli welchen lautgesetzen?
Das nächstliegende ist doch, an io sehenden zu denken, dessen bedeutung
vortrefflich zur Umgebung passt. Für das d im part. perf. siehe Laj.
unter scendeu.
V. 287 f. And oper white he mi^l him se
as a gret ost hi him ie
him {se) kann man doch kaum für den ethischen dativ halten. Viel wahr-
scheinlicher ist es derselbe dativ, der oben bei pley (v. 04) besprochen
wurde. Von einem Wechsel der tempora sehen wir in den obigen versen
nichts, denn wir halten ie für ae. teah, ich, dessen h, wie häufig im Orfeo
zu beobachten, abgefallen ist.
V. 361 f. pe bonsour was avo?ved al
Of ich man er divers animal
Hrsg. sagt: 'avowed muss hier die bedeutung covered oder adorried
haben und ist vielleicht nur Schreibfehler für anourned.' Wir begreifen
nicht, wie hrsg. hier in zweifei sein konnte. Oben v. 239 hatte er fowe.
das er richtig auf /ViA zurückführt; unser vowen kann daher nichts anderes
sein als fägian, später fuhen = färben, schmücken. Damit tällt natür-
lich die Vermutung, dass 0 mit amelyd und amelt (für animal) das rich-
tige haben könnte.
Zu hcm penkep v. 440 heisst es: 'Die intransitive bedeutung, welche
eigentlich dem ae. pyncan zukommt, ist hier auf ae. pencan übertragen.'
Was für eine geschraubte Übersetzung kommt aber dann heraus! Der
Vorgang ist doch ein ganz anderer, punchep und penchep ist hier ein
und dasselbe; e ist als aus weichung von i (y) dem w-umlaut zu fassen:
Lag. III, 33: pal was \sulel\ pare — wonder peh hil penclie {im jninche
im älteren texte) == wenn es auch wunder(bar) dünke. Denselben Vor-
gang haben wir in denl für dint duiit aus ae. dynl (vgl. Stratmauii). Er
ist sogar schon für das Altenglische nachzuweisen. Ho finden wir sceldig
für scyldig.
Zu V. 4SI: a hegger ybill ful narwe bemerkt hrsg., dass er den
eigentümlichen gebrauch von bilden sonst nicht nachzuweisen wisse.
Jedenfalls ist bill (für bild, buld) hauptwort und // wie oben die ver-
kürzte präposition.
Dass asay in v. 5C() ein anderes wort sein soll als asay in v. 4ö0
sehen wir nicht ein. Die aufforderung zum sprechen haben wir schon
in sjyeke und wir können darum das folgende asay nicht wider mit
sprechen übersetzen. Der sinn der stelle ist doch ganz klar; es heisst:
Sänger, mir gefällt deine musik, ich will dich königlich belohnen! So
sprich denn und du kannst es erproben (seil, was ich verspreche).
Wir sehen, der hrsg. hätte in diesem teile seiner arbeit etwas auf-
merksamer verfahren können und bemerken nur noch, dass wir nur das
wichtigste und auffälligste besprochen haben.
Was nun die im 'Schlüsse' behandelte, vielumstrittene (luelle unseres
gedichtes angeht, so glauben wir mit dem hrsg., dass wir in ihr ein
verlorengegangenes französisches lay suchen müssen, dessen Inhalt dem
ersten englischen erzähler oder abfasser der dichtuug nur noch schwach
erinnerlich war.
Au^liu, V. band, Aiiz. 2
18 BRANDL,
l)ie :uis dem Fnuizüsisclieii nicht i'r kl urbaren eif;-enn;uuen können
uns liüchstens den gediinken «alie legen, dass der erzJihler oder dichter
an klussiseher bildung genippt hatte, ehe er seine luinstrelfahrten be-
gann. Denken wir nur daran, aus welch' bunten eleiueuten die spiel-
nianns/.nnft sieh zusammensetzte. Besondere beaelitung verdienen hier
die namen Phtto und Jhko. AVenn der rezeusent der Studien mit seiner
annähme einer italieniseheu (inelle recht haben sollte, würden wir die-
selben in ganz anderer form haben. Was Drfeo betrifft, so hat sich oben
gezeigt, dass dieser nauie ganz anders betont wird als im Italienischen,
abgesehen davon, dass ähnliche Vorgänge, wie hier der Übergang der
eudnng eus zu eo auch sonst, ganz ohne einwirkung einer fremden
Sprache sich, nachweisen lassen. So linden wir in Barbour's legenden
(llorstmann) neben den gewühnlichen formen Bailltolcniciv, Mathew auch
häutig solche auf -o. Auf die form llci^n)rodis wird der gen. rezensent
wol keinen zu grossen nachdruck legen wollen. Sie lässt sich aus dem
Französischen ebenso schwer erklären als aus dem Italienischen. Da-
gegen ist eine angleichung an die biblische Herodias^ sehr wol denkbar.
Man vergleiche nur die form Pilato, die 0 für den namen Plulo hat. In
dem geiste des dichters mischten sich eben aus seiner Schulzeit her bib-
lische mit klassischen erinnerungen.
Ungeachtet der obigen ausstellungen ist und bleibt die neue aus-
gäbe des .S7/- Orfco eine tüchtige leistung, die der schule, aus der sie
hervorgegangen, alle ehre macht. Die vorhandenen ausgaben waren in
mehr als einer beziehuug mangelhaft. Der hrsg. hat sie durch seine
arbeit überflüssig gemacht, und wir sagen ihm dafür unseren pflicht-
schuldigen dank.-
CiOHLlS-LElPZIG, IM NO\\ 1881. l^UGEN EiNENKEL.
Enj;lish Mcu of Letters. Sir Walter Scott by liicbard II.
lluttoD. 8. 177 8s. Loiidüu (Macmillau) 1879. 2 s. G d.
Die Sammlung E. M.L. ist nicht für ein fachwissenschaftlichos, son-
dern für ein allgemeines publikum berechnet, und danach werden sich
auch die ansprüche der kritik zu richten haben. Nicht auf ueuheit, Voll-
ständigkeit und kleinliche genauigkcit des mitgeteilten kommt es hier an,
wenigstens nicht in erster linie: genug, wenn das bild des betrellenden
autors richtig, klar und lebenilig gezeichnet ist. Übwol selten direkt,
leisten diese bücher doch indirekt der Wissenschaft grossen Vorschub,
' Zielke, Orf. a. i;34, anm.
■■^ Auf (ien druck sclieint der hr.sg. sehr grosse Sorgfalt verwendet
zu haben. Wir fanden nur folgende (h-uckfehler:
seile !i5 consst/l für conseyl,
„ 41 as/v für sa?v,
„ 42 urs]>riiittjliclieu für ursprünglich,
„ 4S siu/it für sciiiul,
„ (i1 yarne für tjramc,
„ 123 droiv^c für drerv^e.
SIR WALTER SCOTT, BY HUTTON. 1 9
und es ist zu verwundern, warum noch kein deutscher Verleger den plan
gefasst hat, eine ebenso lange reihe unserer dichter auf ähnliehe weise
XU popularisiren; luaugel würde sich weder an lesera, noch an berufe-
nen monographen fühlbar machen.
Von diesem Standpunkte aus kann man die vorliegende monograplue
Scott's nur mit befriedigung aus der band legen. H. hat sich natürlich
durchweg auf Lockhart gestützt, aber nicht bloss einen auszug gegeben,
sondern den stoff selbständig durchdrungen und die grundgedanken
scharf hervorgehoben. Er betont vor allem das spezifisch schottische und
localpatriotisclie in den socialen und dichterischen, guten und weniger
guten eigentümlichkeiten Scott's, so dass man deutlich sieht, wie Scott
nur deshalb ein so wahrer romantischer dichter geworden, weil er ein
ganzer Schotte und als solcher selbst noch unter halb mittelalterlichen
Sitten, anschauungen und Umgebungen aufgewachsen war. Was Scott
gross machte, bildete andererseits auch seine schwäche, lieber den
Schotten hinaus zum kosmopoliten hat er es in politik und kunst nie
gebracht; und auf echt schottischen clanstolz führt H. zum grösseren
teile auch das persönliche unglück zurück, welches den unvorsichtigen
erbauer von Abbotsford gerade zu der zeit traf, als er sein haus für
sicher fiiudirt hielt und bereits seinem ältesten söhne einen eignen herd
gab. Lockhart erfährt hiebei eine berichtigung: er scheint namentlich
James Ballantyne einige dinge vorgeworfen zu haben, welche Scott nie
geltend machte, wegen welcher er sogar seinen unglücklichen, obwol nicht
unschuldigen gescliäftsteilhaber von allem tadel freisprach.
Selbstverständlich hat H. auch Carlyle's berühmten essay über Scott
benutzt (ob auch Elze und Brandes?) und ebenfalls gegen eine stelle darin
polemisirt. C'arlyle hat nämlich behauptet, dass sich Scott in der charak-
terzeichnung von Shakspere und Goethe bedeutend unterscheide: Scott
gestaltet seine Charaktere nicht vom herzen nach aussen, sondern von der
haut nach innen, never getting near the heart of them. H. will diesen
ausspruch auf die Zeichnung von Scott's frauencharakteren beschränkt
wissen, während er zweifelt, ob Goethe mit ausnähme des Götz was
ever successful with his pictures of men. Wilhelm Meister is, as Nie-
buhr truly said, "a menagerie of tame animals" (s. 1()7). Ich glaube
nicht, dass diese ausstellung Il.'s so treÜ'eud ist wie die obige gegen
Lockhart. Sein einwarf bezieht sich nur auf die züge, auf den stolf
der Charaktere, und in dieser hinsieht wird man allerdings bei Goethe's
männern mehr Rousseau'sches naturevangelium und sichgehcnlassen, bei
denen Scott's mehr Selbstbeherrschung und 'backbone' finden. Es handelt
sich aber bei Carlyle nicht um den stoÜ", sondern um die art, wie die
Charaktere beschrieben und entwickelt werden; mit andern Worten: nicht
um ihren moralischen, sondern um ihren künstlerischen wert. Und da ist
es ohne zweifei Scott's sitte, von einer neuauftretenden person zuerst
kostüm und Umgebung ausführlich zu beschreiben und auch in der folge
ihre handlungeu lieber durch typische eigenschaften und äussere zufalle
zu motiviren, als auf psychologischen feinheiten und individuellen ge-
fühlsergüsscn zu verweilen, während Goethe von vornherein und dauernd
den hauptaccent auf das seelische legt. Ich lasse ein paar beispiele aus
2*
20 BR ANDI,, SIR WAI IKR SCOTT, HY HUTTON.
solcheu Stelleu Scott's folgen, \voU'ho direkt von Goethe heiiiliergcnonmien
sind, denn bei dieser geuieinstunkeit im stoff wird sich das vorgehen der
beiden dichter luu besten vergleichen lassen, lu der übersetztiug oder
vielmehr bearbeitung der ballade vom 'Untreuen knaben' hat sich Scott
mit dem l)äumendeu ross uud der romantischen kriegslust des buhlen so
eingehend beschäftigt, dass er über diesen /.utaten sein gebrochenes ehe-
versprechen uud biemit den kern seiner schuld, seines Charakters völlig
vergass. Aehnlich hat Scott die kostümscene aus dem 'Egmout' in 'Kenil-
worth' mit behaglicher breite nacherzählt, die feinfühligen reden Egmont's
aber, welche darauf folgen, mit einer kur/.en phrase abgeschnitten. Und
auch im Götz darf der biedere haudegeu bezeichnender weise nicht mehr
klagen, dass ihm 'das leben sauer gemacht' werde, sondern Scott hat
diesen tretflichen zug von Individualität geopfert, um den typ us des
eisernen faustritters desto schärfer hervortreten zu lassen. Ausserdem
hat 11. in einem unbewachten augenblicke selbst eine äusserung sich ent-
schlüpfen lassen, welche entschieden mehr zu Carlyle's ansieht stimmt als
zu seiner eigenen; er sagt nämlich s. 12S: 'His (Scott's) imagination was
less the Imagination of iusight tlian the imagination of one wliose mind
was a great kaleidoscope of human life and fortimes'.
Man kann sogar noch weiter geheu und behaupten, dass Scott auch
im praktischen leben den weg ab extra dem ab intra vorzog; sonst hätte
er sich z. b. nicht von äusserlichen polizeimaassregeln die vollständige aus-
rottung des katholicismus in Irland erwarten können (s. HO).
Schliesslich noch eine ergänzung. Lockhart und Elze habeu bereits
den tiefgehenden einfluss berührt, welclien Bürger's bailaden auf die
weckung von Scott's dichtergeist, Goethe's Götz von Berlichingen auf
die entstehung seiner ersten romantischen epen genommen, ein einfluss,
der von Scott selbst freimütig eingestanden wurde und seine ganze poe-
tische richtung bestimmen half. Ein neuer biograph hätte sich danach
immer noch sehr verdient machen können, wenn er einer so wichtjgen
kunstübertragung genauer nachgespürt und namentlich das drama 'The
House of Aspen', welches noch nie auf seine quellen hin untersucht
wurde, einmal in die Untersuchung hereingezogen hätte. Es würde sicli
dabei gezeigt haben, dass diese tragödie von 17',)'.», ritterstückmässig
wie sie ist, das deutliche Verbindungsglied zwischen der Götzübersetziing
von ]Ti)8 (gedruckt ITD'JJ und den Götzankläugeu im 'Lay of the Last
Minstrel' (begonnen 1802) und 'Marmion' bildet. Statt dessen hat H. alle
diese beziehungen des jungen Scott zur deutschen literatur stillschweigend
übergangen, ausser dass er die Übertragung des Götz später einmal ausser-
halb des chronologischen Zusammenhanges und ganz l)eiläufig erwähnt
(8. 107). Es ist der mühe wert, nach dem gründe dieses Stillschweigens
zu fragen. Die angezogenen tatsachen sind für das innere verst.ändniss
und den entwicklungsgang des grossen scliotrischen dichters zu wesent-
lich, als dass man sie selbst in einer monographie von nur 177 selten
so ganz hätte übergehen dürfen. Eine halbe seite mehr hätte wol auch
nicht geschadet. Sollte etwa antideutscher Chauvinismus dabei im spiele
seinV Mancher deutsche leser könnte auf diese Vermutung verfallen,
wenn er sich noch erinnert, wie Li. 1871 als redakteur des 'Speetator' '
TKAUr.MANN, ALTEXGL. LEGENDEN, IIERAUSG. VON IIORSTMANN. 21
Deutschland wegen der anncxion von Elsass-Lothringcn auf das heftigste
angriff, so dass Bismarck dem blatte den postvertrieb entzog. Ich glaul)c
aber nicht, dass wir auf einen so parteiischen und kleinlichen crklärungs-
grund angewiesen sind, um so weniger, als H. auch den eintluss seiner
eigenen laudsleute auf Scott, z. b. des Monk-Lewis, übergieng. Es ist
vielmehr die sitte englischer monographen, ungleich mehr die anlagen,
lebensschicksale und charaktereigeutümliclikeiten eines dichters, sowie
den einfluss derselben auf seine werke zu schildern, als sein verhältniss
zu literarischen Vorgängern und mustern; mit anderen worten: ungleich
mehr die entwicklung des künstlers als seiner kunst zu verfolgen. Im
ersteren punkte stehen wol die englischen monographen den deutschen
im ganzen und grossen voran; sie mussten ihn auch mehr kultiviren,
denn sie hatten nicht für eine gelehrte klasse zu schreiben, wie der
deutsche forscher, sondern fast immer für ein allgemeines publikum, und
dies kümmert sich bekanntlich mehr um das erlebte, selbstproducirte
und sinnenfällige, als um das erlernte und die feinen, nur dem geübten
äuge sichtbaren fäden geistiger Wechselbeziehungen. Andererseits aber
sollte über dem rein biographischen doch auch das kunsthistorische de-
ment in England nicht vernachlässigt werden, sonst sinkt die literatur-
geschichte zur literateugeschichte herab.
Wien, 28. Februar 1882. A. Brandl.
Altenglische Legenden. Neue folge. Mit einleitung und an-
raerkuugen herausg. von C. Horst mann. Heilbronn (Hen-
ninger) 1881. Gr. 8. CXXXVm und Ö3G Seiten. 21m.
Eine 138 selten umfassende einleitung handelt in ihrem ersten haupt-
abschnitte 'über bedeutung und Stellung der legende'. Es wird
zunächst (s.I — XXIII) ihr aufkommen und ihre entwicklung als bestandteil
des gottesdienstes dargelegt; auf s. XIX—XXIII wird als beispiel für die
steUuiig, welche sie innerhalb des gottesdienstes eiiinahni, aus dem Bre-
viarura Aberdonense das ofticium am feste des hl. Machor abgedruckt;
weiterhin (s.XXYlII ff.) wird über entstehung und entwicklung der legen-
densammlungen gehandelt. Am Schlüsse des ersten hauptabschnittes heisst
es: 'Auf den lateinischen legendarien beruhen die altenglischen legen-
den Sammlungen, die fast alle mit rücksicht auf die predigt, auf den Vor-
trag an die gemeinde angelegt sind und also praktischen zwecken dien-
ten. Die jüngeren Sammlungen, wie Barbour's altschottische legenden,
das Festial des Job. iAIirkus von Lilleshul in Shropshire, Bokenham's Lives
of Saints, sind aus der Legenda Aurea ausgezogen, welche auch wörtlich
in's Englische übertragen wurde (ed. Caxton). Für die altern Sammlun-
gen sind, trotz grosser Übereinstimmung mit der Legenda Aurea, ältere
legendarien als quelle anzunehmen.' Der zweite hauptabschnitt handelt
von den alt[raittel]englischen legendensammlungen. Zuerst von
der südenglischcn (s. XLlV— LVII). Uebcr die hss. dieser Sammlung,
22 TRAU r.M ANN,
sowio über ilon inliiilt und gefronsoitiji:es verhältniss hatte H. schon in
der vorrede zu seinen 'Altenglisclion Lciijenden', Paderborn 1875, aus-
tiihrliehes fregeben ; hier ist von weiteren ihm seitdem bekanntgewordenen
liss. die rede. 8odann (s. LVIl -LXXXIX) wird von der nordengli-
schc'H honiilien-(nnd legenden-)sannnlnng gehandelt, im besondern 1. von
der ursprünglichen Sammlung der Evangelia Dominiealia; 2. der Samm-
lung der Vernon'schen hs.; 3. der horailien- und legendensammlung der
manuscripte Harl. -JlMti und C'ott. Tib. E VII. An dritter stelle wird die
schottische legendensammlung (Barbour's) besprochen (s. LXXXIX— CIX);
an vierter das Fcstial des Johannes Mirkus, eine prosasammlung, die in
zalilreichen und vielfach von einander abweichenden liss. und drucken
auf uns gekonunen ist (s. CIX - CXXMl); an fünfter eine kleinere, nur
in eiucr hs. vorhandene Sammlung des 15. jlis., Oshern Bokenhams Lives
of Saints (s. CXXVIII — CXXX); und endlich an sechster die ö/^(mittel-)
englische Übertragung der Lcgcnda Äurea, die im jähre 1438 angefertigt
wurde und in verschiedenen hss. und zwei drucken von Caxton vorliegt
(s. CXXX — CXXXVIII). Horstmauu hat alle fachgenossen durcli diese
darlegungen zu danke verpflichtet. Ist auch manches für manchen nicht
neu, so ist doch schon die zusammenfassende darstellung des ganzen
verdienstlich und konnte, wie sie ist, eben nur vom vorzüglichsten unter
den kennern der mittelenglischen legende gegeben werden.
Die texte, welche uns 11. bietet, sind: I. A) die nordenglische
legendensammlung des ms. Harl. 4196- mit den darunter gesetzten
lesarten von ms. Cott. Tib. E. VII (s. 1 — 173). Die Sammlung enthält die
legenden: 1. Andreas, 2. Bischof Nicolaus, 3. Lucia, 4. Ap. Thomas,
ö. Auastas, ti. Stejjhan, 7. Ev. Johannes, S. Thomas Beket, !J. In festo
I'urificationis Mariae, Kl. Agathe, 11. De festo Petri ap. quod dicitur in
cathedra, 12. In f. Annuncialionis Mariae, 13. In f. ss. app. Philipi)i et
Jacobi, 14. De inventione Crucis, 15. In Nativitate Johannis Bapt., 10. In
f. 86. app. Petri et Pauli, 17. Maria Magdalena, 18. Christina, 19. Ap. Jaco-
bus, 20. In f. 8. Petri ad vincula, 21. Biscliof Sixtus, 22. Laurentius,
23. Assumptio Mariae, 24. Passio Bartholemaci ap., 25. De Decollatione
Johannis ap., 20. In f. Exaltationis s. Crucis, 27. Matthaeus, 28. Passio
ap. Simonis et Judae, 2',». De omnibus sanctis, 30. Commemoratio fidelium
defnnctorum, 31. Martin, 32. De s. Bricio, diacono s. Martini, 33. Csccilia,
34. Katharina. Anhang: Alexius aus mss. Ashmole 42 und Gg V, 31.
B) Aus Barbour's legendensammlung: S. Machor. II. Einzellegenden,
aus verschiedenen hss.: 1. 8. Eustas, 2. Comcnt le sauter noustre damc
fu primes controue, 3. Seynt Mergrete, 4. Seynt Katerine, 5. S. Kateryne,
0. De Erkenwalde, 7. Legende vom hl. blut zu Hayles, 8. Vita s. Ethel-
dredae Eliensis, 9. Tlie Legend of ss. Wolfade and Ituffyn, 10. The Child
of Bristowe, II. Tlic Tale of the .Smyth and his Dame, 12. Marieniegende
vom guten ritter und seinem eifersüchtigen weibe, 13. A Tale of an in-
cestuous doughtcr, 11. Legende vom crucifix, 15. Ipotis, 10. De princii)io
creationis mundi, 17. The Htasyona of Jerusalem (Pilgerfahrt nach Jeru-
salem), IS. Zwei gcschicliten aus der hölle (a. klage einer seele, b. strafe
des ebebruchs), 19. S. Giles, von Lydgate, 20. ö. Edmund and Fremund,
von Lydgate, 21, Margarete, von Lydgate, 22. S. Cristofer, 23. Of s. John
ALTENL. LEGENDEN, HERAUSGEGEBEN VON HORSTMANN. 23
)J0 euangelist, 24. S. Eustas von John Partridge. Anhang: 1. Meidau Mare-
grete, 2. Zwei Marienlegenden, ;?. Sprüche des h. Beda, 4. Ypotis.
Von besonderem intercsse ist mir unter diesen stücken ein bisher
nicht bekannt gewesenes gedieht in stabzeilen, eine legende, in welcher
berichtet wird, wie der hl. Erkenwald einen leichnara tauft. In der ein-
leitung zu dem betreffenden gediclite (s. 26()) sagtH.: 'Diese legende ge-
hört zu der gruppe der westnördlichen alliterirenden, grossenteils unge-
reimten dichtungen der zweiten hälfte des 14.jhs., wie Troy Book, Morte
Arthur, Gawayne, Allit. Poems ed. Morris, Susanna u. a., denen von
anderer seite schottischer Ursprung (als werke des schottischen dichters
Huchown) zugeschrieben wird.'
Die anderen gedichte, w'elche Horstmann meint, sind Gola<jrus and
Gawaiie und T/ie Jiitiirs of Arlher. Indessen nicht alle diese gedichte
sind von 'anderer seite', d. h. von mir, als schottisch und von Huchown
herrührend bezeichnet worden. Ich habe nur von zweien — lassen wir
die frage ob schottisch oder nicht einmal bei seite — , von Morte Arlhui-
und Susanne, bewiesen, und wie ich glaube mit den zwingendsten grün-
den bewiesen, dass sie Huchown's werke sind. (Sieh Anglia I, 134 ff'.).
Von den übrigen in frage stehenden stücken ist (ebenda s. 118 tf.) ge-
zeigt worden, dass sie mit Huchown nichts zu tun haben können, dass
vielmehr der Gawayn und die Alliterative Poems (The Pearl, Clean-
ness, Patience) von einem besondern dichter, das Troy Book wider von
einem besondern, Golagrus and Gawane ebenfalls von einem besondern
und ebenso The Antiirs of Arther von einem besondern dichter verfasst
sind, dass also die betreffenden neun stücke nicht von einem, sondern
von fünf dichtem herrühren.'
Es liegt nahe genug zu fragen: Ist das von Horstmann bekanntge-
gebene stück das werk des einen oder des anderen dieser fünf dichter?
oder gehört es keinem derselben?
Wir sind in der glücklichen läge, mit grosser bestimmtheit antwor-
ten zu können: die legende vom hl. Erkenwald ist geschrieben
vom dichter des Sir Gawayn und der Allit. Poems.
Auf diesen deutet zunächst das vorkommen der folgenden ^vörter,
von denen ich die fett gedruckten teils überliaupt, teils in der angegebe-
nen bedeutung ausser in E (Erkenwald) nur noch in G (Gawayn) und
AP (Allit. Poems, ed. Morris) nachzuweisen vermag:
to auay 174, zeigen fo brayde 19ü, sich bewegen
to baithe 257 lo breue 10;{, berichten
biffripide SO, umfing bürde 260, es gebührte sich
to blysne 87, glänzen busmar 214, höhn
' Horstmann glaubte zuerst die Susanna dem dichter des von ihm
in Herrig's Archiv b. 5.'} abgedruckten Evanf/elium Nicodemi zuteilen zu
dürfen. Sieh Anglia 1, i;54 anm. Währenddes druckes seiner ausgäbe
der Susanna (Anglia 1, 93 ff.) änderte er seine meinung und bezeichnete
dieselbe als vom dichter des Sir Gawayn and the Green Kniyht stam-
mend. Sieh a. a. o. 93 anm. Die zweite Vermutung ist ganz ebenso un-
haltbar wie die erste.
21
1 KAU I.MANN,
dos öfi, gouiai'li. nuiin
ticbonertc \'l'^, iVeuiuilidikoit, liüt-
liohkeit
/(> ditic lli>, sfhliessiMi, bot'estigcn
to f'oltve 3 'S, tauten
to fnlsenc 124, helfen
ijlent 241, glitt
to glew 171. rufen, beten'
lo (jlisiH- 7^, glänzen
glode 75
gynge 137, gesellschaft, seha;ir
hathel 10^, mann, edler
hclle-hole 291,
to here 325, preisen
iapes 23S, scherze
to laite 155, suchen
to layne 179, leugnen
to lathe 30S, laden
10 laue 314, fliessen, netzen
to lethe 347, mildern
lodly 32S, verhasst
lome G8, 149, gerät
loves 349, hände
Iure 328, Verlust
metely 50, angemessen
/<> ntyutie 104, 2(19, denken, sich er-
innern
lo mynte 145, schlagen, berühren
to nayle 119, anweüden
MO/t' 38, 152, geschäft
to refete 304, erfrischen
)-eken 135, 245, edel, würdig
roii/c II, 91, stark
roynish 52,
s/ent 331,
spak/y 312, schnell
lo spyr 93, forschen
to stabte 2, setzen, gründen
sladde 274, fest
to teme 15, sich nahen
lome :n3, zeit
thryuandly 47, tüchtig
10 walc 73, wälcn
lo wilere 185, lehren
tvothe 233, schade, unheil
yepely 88, schnell.
Das sind sehr auffallende und bei der kürze von E sehr zahlreiche
Übereinstimmungen. Noch bestimmter aber weist das folgende auf den
dichter von G und AP:
E gebraucht für den begriff 'mann' in Übereinstimmung mit G und
AP die Wörter ivchc 73, tidk 109, Icdc 146 und 150, segye 159, renke 271,
freke 287 und 323. Unter diesen ausdrücken ist von besonderer Wichtig-
keit lulk^ das, abgesehen vom Troy Book, in keinem andern der vor-
handenen stabreimenden gedichte nachgewiesen werden kann.
Der begriff des sagens wird in E, abgesehen von andern ausdrücken,
gegeben durch lo lonseti {touseti'^) fvordes 178, lo warpe wordes 321 und
329, to nourne 101, 152, 195. Alle drei ausdrücke sind sonst einzig in G
und AP nachweisbar.
Für den begriff des gehcns gebraucht E wie G und AP lo hoghe 59,
to buske 112, to raike 139, to helde 19(3, lo skelle 278. Die beiden letzten
ausdrücke sind wider bloss noch dem dichter von G und AP eigen.
Ist es hiernach im höchsten grade wahrscheinlich, dass E mit G und
AP den nämlichen Verfasser hat, so wird die Wahrscheinlichkeit zur ge-
wissheit, wenn wir einen vergleichenden blick auf den versbau werfen.
Unter den ersten 300 versen von E finden sich 33, deren eine hälfte
ein drittes schweres wort mit reimstab hat, nämlich 6. 15. 35. 38. 39. 46.
' Nicht mit lo glogli (Troy Ijook) zusammenzustellen, wie Horstmann
tut, sondern mit glewcd = called, prayed (Patience 164). In K 171
heisst es: Hot glew fllorstmann glow) we alle opone godde\ Patience 164:
Bot vclion gleived oh Ins god.
ALTENGL. LEGENDEN, HEKAUSGKGEHEN VON HOKSTMANN. 25
50. 57. 60. 62. 82. 91. 109. 114. 133. 138. 143. 147. 163. 170. 100. 106. 2'21.
224. 231. 244. 254. 268. 260. 270. 282. 283. 204. Dies stimmt vurtiefflich
mit den zahlen, welche ich auf s. 20 meiner schrift 'Uebcr Verfasser und
entstehiingszeit einiger allit. gedichte des Altengl., Halle 1S76' verzeich-
net habe; in einem gleich langen stücke hat Cleanness 24, Patience 20,
Gawayn 31 verse der fraglichen art.
Von versen, die von der gewöhnlichen reirastellung aa: ab abgehen,
finden sieh in dem bezeichneten stücke des E 12, nämlich 7. 112. 122.
192. 208. 281 die nur zwei reime, und 16. 22. 92. 116. 179. 295 die vier
reime haben. Wider auffallende Übereinstimmung mit Cleanness mit 13,
Patience mit 7 und Gawayn mit 16 solchen versen (sieh a. a. o. s. 30),
In E, wie in G, Gl und P (sieh ebenda), reimen w und ivh mit ein-
ander. Dies ist der fall in den versen 185 — 86:
Sithen^ we wot not qwo \oh art, witt-re vs l'i-selwent'
In worlde quat weghe ]>ou was & quy |?ow )7us ligges.
Der reim des spiritus asper mit dem lenis ist in E so beliebt wie
in G, Gl und P; ich finde ihn in den ersten 300 versen 11 mal: 4. 17. 40.
90. 127. 137. 196. 108. 208. 232. 253. Diesen 11 fällen stehen in Cl eben-
falls 11, in P 15 und in G 19 gegenüber (sieh a. a. o. s. 31).
Keine so auffallende, doch eine durchaus genügende Übereinstimmung
ist es endlich, dass E unter den ersten 300 versen 11 mit drei zusammen-
gesetzten reimen {sp st cl etc.) zeigt, während auf Cl 19, P 20 und G 22
derartige verse kommen.
Nach allem kann es nicht zweifelhaft sein, dass E mit G und AP
den nämlichen Verfasser hat.
Zum Schlüsse muss ich noch der behauptuug Horstmann's (Altengl.
Leg. s. 527) M'idersprechen, dass dem Verfasser des E auch ein stabreimen-
des gedieht, enthaltend Prophezeiungen und miracula des heil. Thomas
Beket, zuzuschreiben sei. Die 10 ersten verse dieses Stückes lauten nach
Horstmann's mitteilung so:
Thomas rides fro Rome, l^e man ]>at right kennes.
He faris forth by a faire towne, Pise it is hotyn^.
There fyndes he masons \poiie a toure makand
A belfrey of alabastre, j^ere belles shul hengynt*.
Thomas to the werk went, and wäre was sone
Of a lovely Image of our<? lady ]>a/ he most lovedc'.
Sho was tired in a tabernacle, & noman of hir toke hede.
Than Thomas called^ )7e maister-mason<?, ]>at J?e werk makid^;.
Sey, sir, by ]?i fay, whi hast )7ou so lowe set
This semely lady wilh hir sont', prince of al otliir?
Unter diesen zehn zeilen ist kaum eine, die der dichter von Erkenwald,
Gawayn, Pearl, Cleanness und Patience geschrieben haben könnte.
Bonn. ^Moritz Trautmann.
26 I.. roLT.Mix sMirii,
Catbolioon Anj^lieum: an English-Latiu Wonl-book, dated
14So. Edited tVom the two Mss. by Öidney J. Herrtage,
with Pretace by Henry 15. Wbeatley. London. Publisbcd lor
tbe Early EngHsb Text Society by M. Triibner. 1881. 20 sh.
The present voluiue is the taidy fullilment of a long-proiuised iu-
tontion. How that int-ention arosc it wcie perliaps not unworthy to teil.
Wlien, tbur aud twenty years ago, Üean Troiich ipad liis paper oa "Sorae
Detioiencies in om- Euglish Dictionaries", the seed sown feil on good
groilud; and the members of the Philological Society in London, with
the enthusiasin of youth, formed a project to bring out a new dictionary
that should be worthy of the English language. From suiall beginnings
the work grew, aud it was soon discovered tliat for the liglit historical
treatment of the hmguuge great Stores of mateiial literatiirc, either in
uianuscript or very rare print, were still inaccessible to workers, notwith-
stiinding the labours of Collier, HalliwcU, Thomas Wright and others,
— to whose names be all honour due. To surmount this obstacle the
Early English Text Societj- was in 1864 called into existence; the parent,
and perhaps still the niore valuable in its results, of several Societies
with special objects in English literature that have subsequeutly arisen.'
I need liardly say that an energetic spirit has animated them all, the
names of F. J. Furnivall and Prof. Skeat are as well known in Germany
as in England; not so much those of the quiet workers and editors who
have contributed their substantial quota to those Societies. In 1S()5 Mr.
Albert Way completed for the Camden Society his elaborate and masterly
edition, begun come years betöre, of the Promptorium Parvulorum, the
earliest English-Latin dictionary known, enriched with a wealth of arch;eo-
logieal illustration that raade it a model for all editors to come. Mean-
whiie the Philological Society, in their Transactions of the same year
l&ti5, published a Paper read by Mr. H. B. VVlieatley, entitled "Chrono-
logical notices of the Dictionaries of the English Language"; obviously
it was necessary to know what had been attempted and done before in
this field. This interesting paper called attention, with useful biblio-
graphic notes, to no less than 111 dictionaries, beginning with the Promp-
torium written in ]4iü and coming down to Dr. Latham's edition of John-
son's Dictionary in 1SB4. During the first 176 years after 1 140, i. e. tili
Hnn, so little was the idea of e.xplaining English words in England
thought necessary, that English word-books are to be sought in the books
used for teaching other tongues; the list for that period including Eng-
lish-Latin dictionaries and the fanious English-French work, Palsgrave's
"Lesclarcissement de la langue Fran^oise", amounts to but 12 works
in all. In and after 1010, Mr. Wheatley's list for the next 248 years deals
with English dictionaries as we now accept the word, i. e. to give the
meanings in English only, compreliending 12!) works produced during
that jjeriod on the meaning and etymology of English speech. Even
this list is not cxhaustive, several well-known books being omitted, such
' 1 he C'haucer, Ballad, New Shakespeare, and Dialect Societies.
CATHOLICON ANGLICUM, ED. BY HERRTAGE. 27
as W. Horinan's Vulgaria, 1519, in the earlicr ffroup, and thc valuable
special dictionaries of the old and provincial language by J. Jamieson
(180S), Robert Nares (1S22), J. 0. Halliwell (1S47), and Thomas Wright
(1857), in the later list. The efforts made in Germany up to 1S()4, by
Bassler, Stratmann and Müller, were however recognized.
Starting with vigour the E. E. T. Society in their first and second
Reports announced, as part of their work "relating to onr language and
ifs dialects". a series of rare early dictionaries. The Promptorium being
already out, they led oflf in 1S67 with the Manipulus Vocabulorum, a
curious English-Latin compilation by Peter Levins in 1570, being the first
boük of its kind (though several have appeared since), in which the
English words are arranged in the alphabetic order of their consonantal
rimes, the vowels of those rimes foUowing the usnal order of vowels
and diphthongs. Mr. H. B. Wheatley, who edited this first riming dic-
tionary, added a luost useful index to the English words, and an iuter-
esting introduction containing bibliographic notices of other works of
the kind, bat beyond a very few quotations he did not enter into iilustra-
tion of the words emploj'ed.
From various causes — death, illness, great expense involved by
soine, diversion of resources to other subjects — the production of other
early dictionaries by the Society has tili the last few years been relin-
guished. But the printlng of the Cathoiicon Anglicum of 1483 from the
original Mss., the second on Mr. Wheatley's list and next to the Promp-
torium, has long been a cherished object; and Mr. Wheatley and another
editor having in turn been unable to take up the work, it was put into
the hands of Mr. Herrtage, who, after devoting three years to the task,
has brought it to a successful conclusion. The thanks of all students
of English are due to this editor for enabling the Society at length to
redeem a promise in a manner so well worthy of its early reputation.
Levins' Manipulus existed in print before (though extremely rare),
but the Cathoiicon is only known in two manuscripts, one belonging to
Lord Monson whlch has already uudergone some vicissitudes, the other
is Add. Ms. 15, 562 of the British Museum. Mr. Way made great use of
Lord Monson's Ms. in his admirable notes, and again has bis Lordship
kindly lent it for the benefit of the public in the preparation of this
edition. Mr. Herrtage adopts it as the basis of his text because it is
perfect, and is fuUer and more correct than tlie Additional Ms. This
latter however, though it has lost several leaves and contains many
errors, has ben useful for coilatiun and Alling up gaps. Lord Monson's
Ms. is moreover dated, 14^3, while about the Add. Ms. there is uncer-
tainly of date ranging from 1450 to 1475.
The Promptorium, compiled by a Doniinican friar of Norfolk, is cal-
culated to give about 12,000 words as our earliest list of English, of the
East Anglian dialect. The importance therefore of the Cathoiicon which,
only 43 years later, brings its list of about SOOO ', drawn probably from
' The number is really larger, as this calculation was made from
the Monson Ms. before the collation with the Additioual Ms., which
2S I. lOllMlN SMlllI,
tho north east o\' Kiiijland (Mr. Horrtap' sjivc's reasoiis l'or assiijuins it
to ilio UDPfli of tlie oast Kidinj; ot Yorkshire) is at once luanifcst. The
cdiror lias not only jriven a (.'arctuUy collated ti'xt exactly ropresenting
the manuscriiit (witliout correcting orrors ot" the old sovibe), but lias done
that wliicli is the pith of cverv good dictionary or glo.^^sary, he has added
passages tVoui eonteuiporary and oldcr writiugs to illustrate the usage
of every doubtful or dit'Hcult word. Passing by "the difficult and
daugerous grouud of etymohigies" he has devoted his notes and quota-
tious to that which bears "upon the history of the word itself as shown
by its use in various authors", herein dilTering froiu the practico of Mr.
Way, wliose rieh notes often also went to explaiii soniething of the thing
reprosouted by the word. As natmally niany words occur common to
both eoUeetions, a System of murks is adopted by wliich the reader
readily sees what words have been already annotated by Mr. Way, and
wliat words occur in the Catholicou which are not found in the Promp-
torium; the editor has forgottcn to say (what may be presumed to bc
true) that all the uu-marked words are ccmimon to both dictionaries,
and are frcijueutlv annotated by himsclf. It is to be regretted that tho
editor did not give the results of his comparison with the Promptorium
in tigiires; to coiint the marks under merely the letters A and B shows
:{21 fresh words not in the earlier work, from which some idea may be
gained of the vaiue of the Catholicon in new material.
The field travelied over by Mr. Herrtage in search of his illustra-
tions is very wide, and here appears the less cause for regret at the
delay of the publication, as he has been able to turn to good account
a large mass of carly literature which has been made accessibie during
the eightcen years since Mr. Way's book appeared. The publicatious of
the Surtees Society (Yorkshire), to the extent and value of wliich to the
Student of English the editor bears high testimony, have been a rieh
mine for iustances, especially of northern words; while the exertions of
the Camden and Early English Text, and in a lesser degree of the New
Shakspere, Societies, and of the editors of the Government Series issued
by the Master of the Kolls, have thrown open a new world of material
here freely drawn upon. Nor have tiie works of [jrivate editors been
less rcsorted to, the reprints of Professor Arber and the word-books of
Halliwell, Wright, Jamieson, Stratmann and Mätzner have been laid under
cotitribution; while the older word-books, especially the curious early
vocaluilaries edited by T. Wright for Mr. Mayer in 1S()7 (of which rare
volume we are glad to see that Prof. Wiilcker promises a new edition)
lind reciprocal illumination in the Catholicon. On the whole, for use of
opportunities this edition Stands the test of comi)arison with the learned
and öchoiarly (but less practica!) work of F. 11. Stratmann, Herrtagc
relerring to about 11.') authorities (exclusive of modern word-books) for
illustration of his löH' Century words, againat 207 authorities ((uoted by
Stratmann for his collection from the 12ti> to l.")*'' centuries.
contains Homc words not in the formcr. Mr. Iferrtagc lias markcd all
äucli additions.
CATHOLICOX ANGLICUM, KD. RV HKRRTAGE. 29
To him wlio seeks something ruore thau the study of language
these notes supply a fiind of amuseiueut and instiuetion. An example
or two must suffice. The "baulk" which is known to the Student of
aneient land-systems (see Maiue's Village Commimities pp. S5, Sil) is lieie
expounded iu common use: "abalke betwyx twa furris", '■'■balke, a lidge
of land betwene two fiirrowes "^ and several quotations and citations from
Tusser's and Palladius' woiks ou Husbandry show the diftereut uses of
a balk. The testimony given as to what is a bye-law, or as the Catholi-
con spells it "byrelawe", is also interesting to the Student who recog-
nizes in this a right of the parish and other old populär institutions.
The notes to the name "Zö?/^; elegius, nomen proprium", settlc the
doubts, if there were any, as to the meaning of the oath of Chaucer's
Prioress (Prologue to Cant. Tales, 1. 120). One iustance of the curious
elucidation of a word now changed in signification must serve as indica-
tion of the matter to be found in this direction. The adjective-adverb
enlireiy now means tvholly, allogellier, as in "the house belongs entirely
to me", but in such phrases as "you are entirely wrong", "he is entirely
mine" the word bears besides this meaning a forgotten subjective sense,
which is clearly shown by these iustances of its older usage. The Catholi-
con has '■'■Knlyrly^ intime", with the foliowing annotation: "In the Gesta
Romanorum, p. 171 we read, 'He praythe the enter ly, J^at }70u make for
him of this litle quantite a shirte'. Cooper renders inlimus by '■intierly
beloued; a high and especial friende: iniime, very inwardly; from the
bottome of the hearte'. In Polit. Religious and Loue Poems, ed. Furni-
vall, p. 41, the word is used as an adjective: 'besechinge you euer with
myn enlerly hert'." To these iustances might be added others not here
referred to from the Ms. of the York mystery plays (15*1' cent.), and
from the address so frequently to be met with in old correspondence
e. g. "Right trusty and enferly welbeloved frend", Paston Letters, ed.
Gairdner Vol I, p. 117.
Enough has been said to show how carefully the editor has per-
formed his work. Several slips may be noted in matters of reference,
but these are most difficult to avoid and may well claini iudulgence.
A more serioiis mistake, though also perhaps condonable, is the astonish-
ing remark that "anno regni regis Henrici 7i post conquestum quinto-
decimo" is "an instance of the application of the term 'conquestns' to
the accession of Henry VII." He is evidently not aware of the old custom.
(in iise also still in France as I have been informed) of referring to the
kiugs of England as third, fourth, &e. of their name after the Comiuest;
a custom which probably began with the Edwards, to avoid confusion
between those of the name betöre and after that event, and then, its
origin being forgotten, became extended (O the Henries by analogy.
But we can warmly join in the editor's satisfaction that the Camden
Society has, in joining the E. E. T. Society in the production of his
volume, recognized it "as a worthy companion to Mr. Way's admirable
work". Greater recommendation it could scarcely have.
How the great Dictiouary of the Philological Society, after having
slumbered for a while, has awakcned to pursue its streuuous course
30 F.INENKEL,
witli renowed t'orco aud proiuise uf fulülment, calliiig ou all lovers of
Eugiisli to its aid, has been already noticed in these pages. The print-
ing of the Catholicou is one of tlie stones by tlie way towards that nieat
munuuieut of the English lauiiiiaü;e.
HiGHGATE, London, n. Lucy Toulmi.v Smuh.
Jauuiiry, IsS'i.
Enirli^^che Metrik in liistoriseiier und systeniatiseber entwick-
luu^^ dargestellt von Dr. J. Schip])cr. Erster teil: alteuglisclie
nietrik. Bonn. ^'erlaJ? von Emil Strauss, 1882. 505 Seiten. 8.
1 ;i ui. 50 pf.
Nach längerer zeit liegt wider ein werk vor uns, das nicht mir in
deutschen fachgenössischen kreisen, sondern auch in England sich Ver-
breitung und anerkeunung verschalten wird.
Der Verfasser bemerkt im eingange, dass ihm in der behandlung
der englischen versmasse zwar schon viele vorangegangen seien, dass
diese jedoch alle ihren gegenständ vom ästhetischen und empirischen
Standpunkte aus betrachtet hätten, während doch nur die historische
betrachtungsweise allein als wahrhaft erspriesslich und in das wesen der
Sache eindringend angesehen werden könne. Dr. Guest sei der einzige
seiner Vorgänger, der dies erkannt und in seiner Ilistory of English
Rhythms berücksichtigt habe. Doch auch dieses werk sei nicht von dem
nutzen gewesen, den es hätte stiften können, da sein Verfasser durch
die irrige Voraussetzung, dass allen englischen versmassen die alte stab-
reimende langzeile zu gründe liege, zu ganz unannehmbaren Schlüssen
gekommen sei.
Wenn es jedoch bisher noch keine den anforderungeu des heutigeu
Standes der Wissenschaft entsprechende darstellung der englischen metrik
gebe, 80 seien doch eine reihe von Untersuchungen über einzelne fragen
und gebiete derselben vorhanden. Diese, glaubt der Verfasser, würden
als grundlage für eine historische behandlung der englischen metrik
genügen.
Die einteilung der perioden, zu der der verf. nunmehr schreitet,
fällt naturgemäss, im ganzen und grossen wenigstens, mit der der sprach-
perioden zusammen. Der uns vorliegende erste band betrachtet die poe-
tischen formen der angelsächsischen und der, wie er sich ausdrückt, alt-
englischen, nach neuerer benennung mittelenglischen zeit. Der zweite
und, wie wir glauben, letzte band wird die der ncuenglischen zeit be-
handeln.
Kapitel 2 und .i behandelt die bedeutung verschiedener metrischer
grundbegriffe wie: rhythmus, takt, (juantität, accent u. s. w. Die arbeiten
WeHtphal'.-i, .Scherer's, Hümer's, Brücke's und anderer sind hier benutzt
und teilweise wörtlich angezogen. Das 4. kapitel behandelt die wort-
Itctonuug im (iermani.schcii und Romanischeh, sowie deren Verwendung
im reime. .Sclum hier nimmt der Verfasser Stellung zu der in neiierer
SCHIPPER, ENGLISCHE METRIK. 31
zeit vielumstritteneu trage, ob für das Alt- und Mittelcnglische eine dem
Alt- und Mittelhoclideutscheu analoge behandluug des nebentons anzu-
nehmen sei. Der Verfasser meint, dass nur vollere büdungssilben wie
-ing, -and, nicht aber, oder doch nur selten auch flexiousendungeu
den nebenton tragen dürfen. Inwiefern dies begründet, werden wir weiter
unten sehen, zunächst möchten wir nur auf die iiuentschiedenheit des
ausdrucks 'oder doch nur selten' aufmerksam machen. Bei gelegenheit
des zu vorübergehender geltung kommenden romanischen betonungs-
prinzips sind wie schon mehrfach oben die gründlichen Untersuchungen
Lubarsch's benutzt.
Dass auch bei des Verfassers anschauung noch der quantität ein be-
deutender einfluss auf den rhythmus eingeräumt wird, kann auffallen.
Die der Brücke'scheu schritt entnommenen ahd. beispiele bieten noch
die letzten reste eines betonungsprinzipes, dass dereinst auf den ganzen
Versbau einen entscheidenden eintluss ausübte. Sollten die vom verf.
beigebrachten engl, beispiele nicht analog aufzufassen sein? Nachdem
der verf. im kap. 6 über die verschiedene bedeutung der versfüsse und
versmasse in antiker und moderner dichtung sich ausgesprochen, geht
er in kap. 7 über auf die zwei arten des reimes, den stab- und den end-
reim. Der verf. bekennt sich, was den ersteren anbetrifft, zu der von
Vetter und Hildebrand verfochtenen zweihebungstheorie. Die zur be-
legung der acsonanz angeführten beispiele sind aber doch nicht die
einzigen, vielmehr gerade die selteneren ihrer art, die häufigsten sind
reime wie milite : leohte : puhle u. s. w. Dies kann als beweis dienen,
dass jene reime nicht als assonanzen, sondern als unvollkommene voll-
reime aufgefasst werden müssen. Was die entstehung des endreimes
angeht, so stellt sich der Verfasser auf die seite Grimm's, welcher gegen
Wackernagel annimmt, dass der reim in den germanischen sprachen selb-
ständig ohne einwirkung der mittellat. poesie entstanden sei. Ob aber
die von Meyer aus Beowulf, Caedmon, Andreas entnommenen beispiele
diesen Vorgang zu verdeutlichen im stände sind, ist doch noch sehr die
frage. Das sporadische vorkommen des reimes in jenen dichtungen
scheint uns im gegenteil darauf hinzudeuten, dass wir es hier mit etwas
rein zufälligem, unvermeidlichem zu tun haben. .Sie können doch sicher-
lich nicht als Vorstufen jener entwicklung betrachtet werden, die in den
bekannten versen der Elene oder gar in denen des Rbyming Poem voll-
endet vor uns liegt.
Das 1. kapitel des die angelsächs. zeit behandelnden 2. abschnittes
bringt im allgemeinen wenig neues. Der verf. polemisirt gegen Lach-
mann und dessen anhänger, die den viermal gehobenen halbvers ütfrid's
auch in den halbversen der Stabreimdichtungen erkennen wollen, und
exemplitizirt dann die gesetze der letzteren nach den Untersuchungen
Vetter's, Hildebrand's und vorzüglich Rieger's. Auch Koch's Granmjatik
ist mehrfach benutzt. Das 2. kap. beschäftigt sich mit dem verfalle des
Stabreimes. Zur besprechung kommen die homilien und biblischen para-
phrasen Aelfric's, oder genauer, nur das Buch der Richter, da dies das ein-
zige ist, was bis jetzt in verse eingeteilt vorliegt. Der verf. sagt, die form
desselben lasse erkennen, dass Aelfric von den alten gesetzcn der allitc-
32 EINENKKI,,
lireudon hin^zcile zwar iiu grossen und gauzon kemitniss habe, jeden-
falls aber keine genauere, oder dass er sich wenigstens in keinerlei
weise an dieselbe binde, sie vielmehr bald ganz frei handhabe, bald ganz
ausser acht lasse. Wie wir uns dies genauer zu denken haben, darüber
lässt uns der verf. im dunkeln. Dass Aelfric von den alten stabreimgesetzen
keine gründliche kenntniss besessen oder, sagen wir genauer, für diesel-
ben kein sicheres gefiihl gehabt habe, dies halten wir bei eiueui so über-
aus volkstüiulichen versuiasse wie die stabzeile es war, für geradezu un-
möglich. Für um so unmöglicher, als um 1065, also beinahe ein Jahr-
hundert später, noch ein beispiel für die genaue bekanntschaft dieser
alten regeln vorliegt, eher lässt es sich schon denken, dass Aelfric die-
selben absichtlich nicht befolgt. Dass er dabei den zweck verfolgte,
sich seine arbeit zu erleichtern, wird sich angesichts der nicht seltenen
häufung der Stabreime und der durchführung eines derselben durch
mehrere zeileu kaum festhalten lassen. Wahrscheinlicher ist es, dass
sein augenmerk auf eine neue, ihm selbst noch ungewohnte dichtform
gerichtet war. Wir wollen es mit diesen andeutungen bewenden lassen,
wir werden unten auf die dichtungen Aelfric's zurückkommen.
Kap. 3 behandelt die dichtungen, in denen stab- und endreim zu-
sammen auftreten. Was Byrhtnoös tod und Be Domes Daege angeht,
so können wir unseren eben ausgesprochenen zweifei nur widerholen.
Derartige ganz unvermeidliche gleichklänge konnten unmöglich. zu dem
im Reimliede so gewant gehandhabten endreim führen, der noch zu Laja-
mon's zeit völlig in den windeln liegt. In der tat steht in bezug auf
reimgenauigkeit das Reimlied völlig allein in der altenglischen dichtung,
und die annähme, dass man es hier mit einer vom auslande her einge-
führten kunstform zu tun habe, hat, ganz abgesehen von dem mehrfachen
besuche der insel durch den Nordmannen Egil sehr viel wahrscheinliches
für sich. Auch die verse der Elene reichen in dieser beziehung nicht
an das reimgedicht heran, zu so verführerischen Schlussfolgerungen das
gegenteil auch führen müsste.
Ganz anders steht es mit den endreimversen der Chronik. Der
verf. w'ar scharfsichtig genug, die weite kluft, welche beide gedichte
von einander trennt, zu bemerken. Tm reimgedicht grösste reimgenauig-
keit neben strenger beobachtung der gesetze des stabverses. In den
gedichten der chronik eine willkür in beiden beziehungen, wie sie ärger
in den gcdicliteu Aelfric's niclit vorkommen kann, ein gegenstück dazu
bildet das erwähnte ungereimte, aber in strengen stabversen abgefasste
gedieht auf Eadward vom jähre KXiö. In diesen beiden hauptrichtungen,
in der behandlung des langverses findet der verf. die weitere entwick-
lung des langverses klar augedeutet. Die eine richtung, die conserva-
tive, strenge, hält an den alten gesetzen fest oder sucht sie vielmehr bei
völliger Verwerfung des endreims noch zu verschärfen. Die andere, die
fortschrittliche, freie richtung führt zu einem endgereiniten kurzen vers-
paare, dass indess, wie der verf. besonders hervorhebt, ja nicht mit dem
nach romanischem vorbilde entstandenen dreitaktigen oder gar mit dem
häufig vorkommenden viertaktigen kurzen reimj^aare verwechselt werden
dürfe, so sehr es denselben auch äusserlich gleiche.
SCHIPPER, ENGLISCHE METRIK. 33
Mit eiuer allgemeinen betrachtiing dieser letztern nach lat. und tVz.
Vorbildern entstandenen rythinen und formen beginnt der 3. abschnitt.
Ihr unterschied von den aus der volkstümlichen langzeile entstandenen
ist hier dahin angegeben, dass bei den letzteren die ursprüngliche zwei-
hebigkeit der halbzeilen bei ungeregelter zahl und iiille der Senkungen
und des auftaktes bestehen bleibt, während bei den ersteren ein neuer
grundgedanke, der der regelmässigen aufeinanderfolge betonter und un-
betonter Silben und der der silbenzählung sich geltend macht.
Zunächst besprochen werden das Poeina Morale und das Ormulum,
das letztere steht seinem vorbilde, dem antiken jambischen septenar, am
nächsten. Der erste halbvers ist stets akatalektisch, der zweite katalek-
tisch; beide zusammen haben stets 15 silben. Der Verfasser will die an-
nähme Koch's und ten Brink's, dass dem versschema zu liebe Orm der
engl. Wortbetonung •häufig gewalt angetan habe, nicht gelten lassen. Er
lülft sich mit der sogenannten schwebenden betonung, die ja hier und
da auch in mittellat. gedichten sich nachweisen lässt. Es wird sich hier
eine einigung avoI leicht erzielen lassen. Koch und ten Brink dachten
wahrscheinlich weniger an den natürlichen Vortrag, an das ruhige lesen,
wie der Verfasser, als an die scansion. Anders steht es mit dem l'oema
Morale. Der dichter desselben hatte, wenn wir dem verf. glauben wollen,
das gleiche Vorbild, aber anstatt es pedantisch nachzuahmen, suchte er
nur den geist desselben zu erfassen und ihn mit den freiheiteu der ein-
heimischen dichtung zu beleben. Hier finden wir, wie in der früheren
zeit dieselben freiheiten den auftakt und die Senkungen betreffend, und
wir halten es deshalb durchaus nicht für nötig, zur herstellung einer
aunäherung an die lat. Vorbilder zur elision, apokope oder verschleifung
zu greifen, um so weniger, als trotz dieser hilfsmittel noch zahlreiche
fälle zweisilbiger, ja dreisilbiger senkung übrig bleiben. Dass im
Ormulum, wie im Poema Morale der erste halbvers stumpf, der zweite
klingend endigt, wird vom verf. bemerkt. Es war dies durch das Vor-
bild geboten. Das auffälligste kennzeichen dieses verses wird jedoch
leider nicht hier, wo man dies erwartete, sondern erst später an einem
viel weniger geeigneten orte (kap. G) erwähnt. Wir meinen die eigen-
tümliche tatsache, dass weder der gewissenhafte Orm noch der freier
dichtende verf. des Poema Morale ein kurzstämmiges zweisilbiges wort
als versausgang zulässt. Die grössere freiheit des letzteren zeigt sich
nur darin, dass er hie und da dreisilbige, auf der ersten betonte an stelle
der zweisilbigen langstämmigen eintreten lässt. Eine ähnliche freilieit
gestattet er sich am ausgange des ersten halbverses, der allerdings wie
der des Ormulum zumeist mit einer einsilbigen hebung endet, häufig
aber doch von einem zweisilbigen, kurzstämmigen worte gebildet wer-
den kann, während langstiimniige, wo sie überhaupt vorkommen, tlieils
durch die bereits in der handschrift ausgeführte apokope, theils durch
die möglichkeit der elision zu einsilbigen reducirt werden können.'
' Genau so, aber ausnahmslos regelmässig, ist die in demselben vers-
maasse verfasste Hymn to God, Old Engl, lloni. fSor. II Appi'ndix ge-
reimt. Auch in der vorhergehenden Hj'uiii to the \ irgin 1 wechseln nur
kurzstämmig zweisilbige mit einsilbigen.
Auglia, V. baud, Auz. 3
34 ElNENKEL,
Diese vertretuiii;- iler zweisillügen l;uija:st;inuuij:;en (lurcli die (h-eisilltigon,
auf der ersten betonten uml die gleichstelluug der einsilbigen mit den
zweisilbigen kurzstäniiuigen würtern erinnert so lebhaft an das alt- und
uiittelhoeluleutsche verfahren, nnd ist überhaupt so aulfiillig, dass wir
das schweigen des Verfassers hier niclit verstehen können. Die apokope
der rtexions-t' im langstämmigen zweisilbigen Wörtern geht höchst walir-
sclieinlirh auf den dichter selbst zurück, war aber siclier etwas ganz
widernatürliches. Hier, wo die tonlosigkeit der endung nicht so deut-
lich vorlag, wie bei den kurzstiimmigen , musste eben durch einen auch
äusscrlich angedeuteten herzhaften strich geholfen werden.'
Noch etwas anderes verdient bei dem Poema Morale hervorgehoben
zu werden. Der verf. sagt, dass seinem vorbilde gemäss der erste halb-
vers des engl, gedichtes vier, der zweite drei hebungen habe. Wir wollen
hierüber niclit mit ihm rechten, nur möchten wir wissen, wie der verf.
diese seine behauptung angesichts der naclilblgenden versc aufrecht er-
halten will:
l>e hine seltne forjet for wiue ot5er for chiUle 25,
Nolde hit maje do for meie ne suster for bro'i^er Ib",
On helle is hunger and \>\yst iuele twa ifere 231,
l'cre is waning and wop efter eiche strete '2'S',],
]'e luuede reuing and stale, hordom and drunke 255,
And a )?es deonles weorke bliöeliche swunke 25(5,
\>a, pe were swa lese bet me hine mihte ileue 257,
And weren al to gredi of seolure and of golde 260,
Neuro sunne ^ere ne scint) ne mono ue steorre 277,
Iuele cristeneuien hi beoi^ heore ifere 295,
öef we seruede god, swa we doö erminges 321,
)'ere is alre rairhöe raest mid englene sänge 353,
l'i nabbed hi naht iliche alle of godes mihte 380,
}'et al J7et wes and is, is feie wurse and lese 392.
Die beispiele sind dem texte der ausgäbe Lewin's entnommen und be-
weisen, dass die hoiVnung des verf., die Unebenheiten, wie er sie nennt,
würden bei einer kritischen ausgäbe mit hilfe der verschiedenen lesarten
sich leicht beseitigen lassen, sich nicht erfüllt hat. Dies ist um so auf-
fallender, als der herausgeber, wie seine 'metrik' beweist, denselben an-
schauungen wie der verf. des vorliegenden werkes huldigt und daher in
um so grössere Versuchung geraten musste, den text nach der dem verf. er-
wünschten richtung herzustellen. So ist, um nur eines der auffallendsten
beispiele anzuführen, seine betonung:
^e luuede reuing and stale hördom and driinke.
So leicht gerade hier eine derartige gewaltsamkeit zu vermeiden sein
würde, völlig gleich zu steilen der betonung:
)?er bieÖ naddren and snäken (seite 97) und '
ne suster för br6Öer (seite 98).
' Die schriftlich angedeutete apokope findet wich nur, bis auf etwa
zwei ausnalniKui, iiei langstämuiigen Wörtern.
SCHIPPER, ENGLISCHE METRIK. 35
Wir werden später seilen, ob es auch in den letzteren füllen durchaus
nötig ist, seine Zuflucht zu einer betonung zu nehmen, deren uunatUrlich-
keit der verf. selbst sich nicht verhehlen kann (sieh s. 97—98).
Das 4. kap. behandelt die form des mittelengl. Pater Nosters. Der
verf. gesteht den versen desselben vier hebungen zu und führt dieselben
auf den franzüsischen achtsilbler zurück, wie wir ihn unter anderem in
Wace's Roman de Brut haben. Auch dies wollen wir dahingestellt sein
lassen, wir können jedoch nicht umhin, angesichts der hilfsmittel, die der
verf. anwendet, um den engl, vers diesem seinen franz. vorbilde nahe zu
bringen unsere bedenken und zwar hier im verstärkten masse zu wider-
holen. Die elisiunen, Verschiffungen, taktumstellungen, schwebenden be-
tonungen u. s. w. machen sich hier in solcher masse notwendig, dass man
fast glauben möchte, nur ein gründlich in der modernen verstechnik ge-
bildeter habe diese verse so wie der verf. es behauptet lesen können.
Für manche dieser metrischen freiheiten finden sich allerdings auch in
der gleichzeitigen literatur schriftlich angedeutete beispiele. Aber ein-
mal sind dieselben im verhältniss zu dem gebrauch, den der verf, von
ihnen macht, äusserst selten, oder sie kommen bei einem dichter vor,
dessen sonstiges verhalten gegen die spräche ihre Volkstümlichkeit sehr
verdächtig machen muss. Die natürlichste annähme ist hier wol, dass
der leser sich so viel als möglich an den prosaischen wortton hielt und
im übrigen die reimsilben genügend herhorhob. Der verf. kommt doch
trotz all seiner hilfsmittel nicht gänzlich um die zweisilbigkeit und das
völlige fehlen der Senkung lieruni. Wozu also betonungen wie:
from alle üuelt? he scal blecen üs (s. 109)
G6da-e \\h\e Jni hü sciilt iseon (s. llu)
l'cnchet) nü men hwilch wuröing : king
hwa swa ne forgefeÖ heore hating : J^ing (s. 111),
die der leser gewiss erst dreimal hätte überlesen müssen, ehe er sie so,
wie der verf. es wünscht, hätte herausbringen können. Das ruhige, natür-
liche lesen konnte doch nur betonen:
J'enchetJ nu men hwilch würÖing
hwa swä ne forjefeÖ heore hating,
und der verf. kann die betonung der letzten worte doch um so leichter
zugeben, als ja auch er einige zeilen weiter ein fesining zulässt. Zweifel-
hafter ist ein anderer vers: per God scdl herbdnjen üs, doch auch hier wird-
das äuge des an den jambischen rhythmus sich allmälig gewöhnenden lesera
sicher nicht auf die unbedeutenden worte per und scal, sondern gewiss
auf das wort God gefallen sein. Die Senkung scal ergab sich dann von
selbst und das wort herbergen wird dann das Schicksal der zusammen-
gesetzten Wörter geteilt haben. Wenn der verf. — vielleicht durch Orm
verleitet — den sprung von der altgerm. wortbetonung zur franz. silben-
zählung für so leicht hält, so musste er allerdings zu der eigentündichen
erkcnntniss gelangen, dass trotz der von ihm angenommenen metrischen
freiheiten 'nur etwa ein fünftel' der verse des l'ater Noster regelmässig
gebaut sind. Unserer ansieht nach bieten die sämmtlichen verse dieses
gedichtes nur sehr weniges, was der gesammfen frühgermanischeu dich-
3*
30 KINENKKL,
tnng niclit als eij^eutiiinlioli zuerk:umt wercUni nuissto. Vim versen wie
/iMt' n-t-godes hihc (s. IH»), <^eren betonung niis glciclitalls höchst zweifel-
haft erscheint (ein doppelkonsonantischor anlant des folficnden Wortes,
der die hebunj,' ivt stüt/.on könnte, wie oben bei und sndkcii, liej^t liier
nicht vor!) wird weiter unten die rede sein.
Scptenare, mit alexandrinern gemischt, haben wir, nach des verf.
ansieht in der umfangreichen Passion of our Lord und in dem kürzeren
gedichte The Woman of Samaria, mit welchen sich das 5. kapitel be-
schäftigt. Der verf. sucht das auffällige, das iu dieser versmischung
liegt, abzuschwächen durch den hinweis auf die tatsache, dass in der
Elisa'bethanischen zeit die gleiche misch ung beliebt gewesen sei. Doch
ist hiergegen zu bemerken, dass, während dort die aufeinanderfolge vcm
septenaren und alexandrinern eine kunstmässig berechnete ist, hier in
unseren gedichten dieselbe eine völlig regellose sein würde. Der verf.
scheint zu der annähme von alexandrinern neben den septenaren durch
den umstand gezwungen gewesen zu sein, dass viele von den ersten
halbversen der gedichte (seiner ansieht nach wenigstens) nur für drei
hebungen genügenden platz boten, das heisst also, dass die verse, von
denen wir auf seite ;{4 aus dem Poema Morale eine an zahl anführten,
hier in so grosser menge vorkommen, dass ihnen gegenüber ein mittel
wie das oben angeführte {nuddren und smiken) nicht mehr anwendbar
erschien. Doch mag dem sein wie ihm wolle; interessant ist jedenfalls
der umstand, dass immer noch .eine ziemliche menge verse übrig blei-
ben, die selbst für die hebungen des alexandriners zu wenig platz
bieten. Man vergleiche z. b. die folgenden halbverse der Passion: Of
l>e prophcte - 2(1; Yf ye me sechcp - 185; }^et maysler and byscop
— •2:{S-, l'is we iherdc — '247; and fullede kinyes — <)78; ~ murc te
voiuhi :5(t; - Idin lo seruy 40; — and wold prechy TH; — l>el were
vwdy 74; — //// kabheÖ y-maked 8(); — jmi }>eier so dudc lUi); - peler
vor l>e 201; - ives mine iwune 207; — is sividc sirong 236; — hivore
kn,ii,l,as (: was) 2:57; — In nusten vor whon 242; - Jml wes myd
kayphas (: was) 27U; - ich segge vor me 2<)4; - h'os wordes hc
spek 31-0; — lo schedcn (für schedden) Ins blöd 340; -~ in gywene honde
357; — mori: nc Icsse 3(;(i; — ibiessed beo hc 4ii7; — nnl>c of me 415;
— bnle cesar (: far) 430; - J>e giwene läng 40S; — l'ul halte iesus (: /ms)
500; — from dej>e lo line 021 ; - goi, lieom blessy (: fiel hang) 040; — in
fury hinge 000; — J'is us granly 7o:; : seynte Mary 704; — eorles and
boiides (i7S; Pilales^ upon 373.
Wenn wir auch den früheren vereinzelten beispielen gegenüber die
annähme einer verderlmiss durch die Schreiber nicht ganz ausscliliessen
wollen, so wird sich diese annähme angesiclils der oben gegebenen grossen
anzahl von versen nicht mehr aufrecht erhalten lassen. Ist dies alier der
fall, HO ist der verf., wenn er consequent sein will, hier zur annähme von
nur zweimal gehobenen halbversen gezwungen. Dass er diesen schritt
in der tat getan, werden wir weiter unten sehen.
' Der n:ime kommt in ilcin gediditc häufig vor und wird immer rich-
tig J'ilnles lictont.
SCHll'l'üR, ENGLISCHE METRIK. 37
Es wird sich liier doch verlohuon, einen achuellcii blick auf die
art zu werfen, wie wir für unseren teil diese Schwierigkeit zu lösen
denken. Die natürliche bctonnng, denn auf diese kann es doch hier
nur ankommen, sprach vöndy, mody, hicssy und auch bei dem lesen der
vcrse war diese betonuiig die nächstliegende. Höchstens bei dem roma-
nischen servy wäre ein schwanken des tones möglich, obgleich auch nicht
wahrscheinlich. Zahlreiche reime und zwar nicht nur die oben ange-
führten, sondern auch viele hier unerwähnt gelassene, beweisen uns
nun, dass aucli die endung einen ton besass und zwar einen solchen,
dass sie stark genug war, den reim allein und ohne beihilfe der Stamm-
silbe zu tragen. Dasselbe gilt von den eigenuamen L'ayphas , Jesus,
auch Mary, Pei.cr, die gleich den vorigen den ton der stamm- oder
hauptsilbe nicht entbehren können. Alle diese worte werden behan-
delt genau wie die Zusammensetzungen ivhniiion (: hwan) 5öS, ieof-mon
(: bigon) 55S, denen der Verfasser notgedrungen zwei töne zugestehen
muss und auch zugesteht. Dahingestellt müssen wir vor der band
lassen, ob auch eine einfache flexiousendung diesen zweiten ton erhal-
ten und damit den reim allein tragen kann. Einen anhält für diese Ver-
mutung bietet uns der reim des stets langvocalischen pronomcns mc,
mit der flexiousendung des langstämmigen sone 336. Wendet man nun
diese betonung auf beide vershälften an, so bemerkt man, dass nicht
nur die gefahr der zweihebigkeit völlig beseitigt wird, sondern dass die
zahl der vermuteten alexandriner mehr und mehr sinkt und die der
septenare mehr und mehr steigt. Lauter septenare würden wir haben,
wenn die eben besprochene tonfähigkeit der flexionssilben sich bewahr-
heiten sollte.
Auffällig ist mir weiterhin eine betonung, vvie sie mehrfach in dem
von dem verf. gegebenen stücke der Passion vorkommt. Der verf. betont:
Anön he hine bileuede more to vondy
Ac 6n hine biträyede ]?at et of his(?) brede
Müchel V(')ik him fülede wj'te ge for hwon u. a. m.
Was für ein zwingender grund liegt hier vor, diese verse als alexandriner
aufzufassen? Warum erhalten die schlussworte der ersten halbverse nicht
zwei hebungen? Es macht sich dies an anderen stellen doch notwendig,
da andernfalls nicht einmal die drei hebungen des alexandriners heraus-
kommen würden, so in Äs liU neyhi ecket 85; alle lo-gädere 169; pu on-
swerede 24'«; froin eorpe to heouenc 633; In tveren elleouene\ ferner in
ac gcf US hdrrabdn (: on) 374; and gun him hokerij (: by) 450; hi bcop
of gälile (: beo), wo die zweite hebung noch zum Überflusse durch den
reim sicher gestellt ist. Ein beispiel für diese betonung in der mitte
des verses haben wir in wdliien mid me 16S. Diese betonung wo tun-
lich (d. h. im Innern des halbverses nur dann, wenn dem dreisilbigen
Worte noch eine tonlose silbe als Senkung folgt) angewendet, würde
gleichfalls die septenare um ein bedeutendes auf kosten der alexandriner
vermehren.
Auf die Unregelmässigkeit der versschlüsse des gedicktes werden
wir weiter unten zurückkommen.
38 KINENKEf-,
(n'iiau so wie mit der Passiun ist es mm mit der S;iui;uiterin;
auch liier soll eine mischung von Jilexandrinern und septenaren vor-
liegen, doch aueli hier lassen sieh unter beriicksiolitigung der oben be-
sprochenen betonung die meisten der alexaudriner zu sei)tenaren niaehen.
Zu bemerken ist. dass die versausgänge dieses gediehtes zum untersehied
von denen des vorigen genau so regelmässig wie im Poema Morale beschaffen
sind. Wie dort werden hierzu nur zweisilbige, langstämmige verwendet
und nur dreisilbige auf der ersten betoute können die stelle jener ver-
treten. Der reim was auf Messyas muss hier also ein um so grösseres
bedeukeu erregen, doch w'oUeu wir, obgleich auch für den Verfasser die
betonung Mcssf/as sieher zu stehen scheint (s. lit», z. 1 v.u.), aus diesem
vereinzelten beispiele keinen allzu kühnen schliiss ziehen. In betreff
der eäsur des verses ru; gehört is jedenfalls zur zweiten vershälfte. Der
Schreiber scheint zweifelhaft gewesen zu sein, er setzt den punkt vor
und nach is\ ähnliche kühnere cäsurcn finden sich öfter in dem gediehte,
so yeuc . drinke 23, mihte . iseoii (57.
Das umfangreiche kapitel (! polemisirt nun endlich oiVen und un-
verhüllt gegen die von Jessen, i'rautuiann und anderen vertretene be-
kannte ansieht, der zufolge die behandiung des nebentones, wie wir
sie in alt- und mittelhochdeutschen dichtungen finden, auch für die
mittelenglische periode anzunehmen ist. Vielleicht wäre es besser ge-
wesen, hätte der Verfasser diese ausführuugen an einer früheren stelle
gebracht, denn, wie man auch leicht au» meinem referat hat ersehen
können, hängt vieles von dem, was in den vorhergehenden fünf kapiteln
behandelt wurde, eng zusammen mit der oben erwähnten tlieorie des
nei)entones. Es ist uns unmöglich, auf die einwürfe und beweise, welche
in diesem kapitel aufgehäuft sind, njit der ausführliciikeit einzugehen,
in der sie abgefasst wurden. Es ist dies auch nicht nöthig, da sich bei
genauerer prüfung herausstellt, dass sie sämmtlich auf mehr oder weniger
schwankenden grundlagen stehen. Wenn z. b. der verf. zum beweise,
dass im Mittelenglischen bereits der versaccent im 'allgemeinen und mit
nur seltenen ausnahmen' mit dem wortaccent übereinstimmt, die dichtung
Orm's anführt, so mag sich über den begrÜY von 'selten' streiten lassen. Wir
von unserem Standpunkte aus können diese ansieht nur als eine auf zu
rosiger anschauuug der tatsachen begründete bezeichnen. Und wenn ferner
im Ormulum in der tat neben den gewöhnlichen zweisilbig längs tämmigen
versschlüssen auch kürzstämmige sich finden, so versehwinden dieselben
trotz des nachweises, dass die langstämmigen worte die kurzstämmigen
der zahl nach doppelt übersteigen, im Verhältnisse zu der unmassc der
erst<;ren (etwa 1 (»,()()()) so sehr, dass sie höchstens im stände sind, einen
zweifei auf die Quantität der betreffenden worte zu werfen. Ueberhaupt
aber können wir uns gegen beweise, die dem werke Orm's, eines dichters,
der jeden augenblick die accentgesetze seiner spräche verletzt, nicht aus-
drücklich genug verwahren. Was die dem Pater Noster entnommenen be-
obachtungen anlangt, so ist es doch überhaupt noch nicht festgestellt, nach
welchen versprinzipien es gedichtet wurde, da ja ein nebeneinanderbe-
stehen zweier verscliiedcner metrischer Systeme, trotz der so bestimmt
ausgedrückten gegenteiligen ansieht des verf. nicht nur denkbar, sondern
SCHIPPEK, ENGLISCHE METRIK. 39
geradezu selbstverständlich ist. Denn mit dem eintritt eines neuen me-
trischen Systems, das, wie erwiesen, später die allein herrschaft gewinnt
(freilich mit einigen kompromissen) wird doch das alte nicht' eben so
plötzlich aufgehoben, sondern gelit naturgemäss eine zeit" lang neben
dem andern her. Bei den in septenaren und alexandrincrn gedichteten
liedern aber sind die aus ihrer absrammuug gezogeneu Schlüsse schon
deshalb sehr fraglichen wertes, weil diese abstammung überhaupt vorerst
noch eine Vermutung ist, wie der verf. denn auch an den betreöenden
orten sich demgemäss ausdrückt.
Alles zusammengenommen, gewinnen wir aus der polemik dieses
kapitels die Überzeugung, dass in unserem streitfalle wenigstens je nach
dem Standpunkte alles aus allem bewiesen werden kann, falls man das
einzige beweismateriai, welclies hier allein einen sicheren grund bieten
kann, unbeachtet uud unbenutzt lässt. Wir meinen die reime. Aus den
reimen wurde dereinst die (ieftonigkeit der flexiousenduugen und damit
die natur des alt- uud mittelhd. viermal gehobenen verses, der grundlage
für alle sich später entwickelnden versgestaltungen, erschlossen uud das
einzige, sichere schlüssse gestattende, sind daher auch in unserem falle
die reime. Wenn wir in genügender anzahl reime anführen können,
welche flexionseudungen mit einander oder mit hochtouigen Wörtern bin-
den, so ist auch die tonfähigkeit dieser endungeu und damit auch der
viermal gehobene vers für die fragliche epoclie der englischen literatur
oder genauer zunächst nur für das eine der Untersuchung unterliegende
engl, gedieht nachgewiesen.
Im Altengl. sind wir freilich mit dem reime recht karg bedacht,
das sogenannte Reimgedicht ist für die zeit seiner entstehung so muster-
haft gereimt, dass dieser umstand allein schon für die form des gedich-
tes eine fremde herkunft wahrsclieinlicli macht-, und die wenigen und
kleinen poetischen stücke der Chronik liefern ein viel zu unbedeutendes
material, um sichere Schlüsse zu gestatten. Nur im vorbeigehen sei hier
auf reime wie: wyrceän : stvcnceän, licorläs : baräs, maetidün : beceoro-
dän, srvib'e sleärc : [under-]/'c'oddän aus dem gedichte auf den tod des
eroberers hingewiesen.
Das erste gedieht, welches uns genügendes material an reimen
liefern kann, ist Lajamon's Brut. Zwar wird man gegen diese wähl
geltend machen, dass der Brut nicht an allen stellen gereimt sei und
man daher nicht wissen könne, wo reim beabsichtigt sei und wo nicht.
Jedoch hoffen wir dieses bedenken durch die vorsichtigste auswahl unserer
beispiele entkräften zu können. Nur der nächsten Umgebung und mitte
längerer gereimter stellen werden wir unsere beispiele entnehmen uud
andererseits darauf achten, ob ein einzelner reim nicht in öfterer wider-
holuug nachgewiesen, dessen absichtlichkeit also als unzweifelhaft hinge-
stellt werden kann. Auch ist es ein gebot der vorsieht, bei der auswahl
die letzten beiden bände der Madden'schen ausgäbe zu bevorzugen.
Ehe wir an unsere aufgäbe herantreten, zuvor noch einige einleitende
bemerkungen. Es ist leicht zu sehen, wie im Althd. der tiefton entstand.
Er entstand dadurch, dass einfache mehrsilbige worte gleich zusammenge-
setzten behandelt wurden. Den Übergang von einem zum andern bildeten
40 EINKNKKL,
zusaniuienset'ziingou mit bildungssilben, deren selbständige bedeutuiii;- all-
mählich erhlasst war. Ganz abgesehen davon, dass anch die flexionssilben
doreinst'selbständige werte gewesen waren. Eine Senkung konnte fehlen
in dem worte /icilvliiol, später konnte sie es in lieilantwnX schliesslieli auch
iu licilfm, und wollte man reimen, so hatte man die wähl, entweder beide
silbeu oder mir die letzte zu reimen. Dass nur die mit langer Stamm-
silbe versehenen zweisilbigen Wörter sieh so den zweisilbigen coraposi-
tionen gleichstellen konnten, hat seinen einfachen grund darin, dass nur
bei ihnen die erste silbe so lange gehalten werden konnte, dass sie dem
ersten höchstbetonten teile der wortcompositiou voll entsprach, während
die Silben von knrzstämniigen Wörtern in der ausspräche so schnell auf
einander folgten, dass beide zusammen nur etwa dem ersten oder zwei-
ten Worte der composition entsprachen. Ein anderer weg zu dem tief-
tone der flexionsendung zweisilbiger Wörter war folgender: Es finden
sich im Althd. viele Wörter, die, ursprünglich zwei- und positione langsil-
big, mit eingeschobenem anomalen vocal auch als dreisilbige vorkommen.
Das letztere ist sogar das gewöhnliche und die rückkchr zur alten ge-
stalt ist das zeichen einer abgescluvächten spräche. Dass der Übergang
vom einen zustand zum andern sprungweise erfolgte, ist nicht denkbar und
ebenso wenig denkbar wäre es gewesen, dass die letzte silbe eines solchen
dreisilbigen, die zuerst in ganz natürlicher, am versschluss sogar notwen-
diger weise den nebenton hatte, nach der zusammenziehung diesen ton
verlor. So haben wir hifeluliün und hifelhän, yiporakhi und pipörgcn,
besamö und hesmü. Auch Übergänge, wie die von meiitjän zu vicinän,
gisclljö und giscllo, wo die älteren formen der vollen dreisilbigkeit noch
sehr nahe stehen, werden hier nicht ohne einwirkung geblieben sein.
Ganz dieselben Verhältnisse lagen nun auch im Alt- und Mittelengl.
vor. Nehmen wir nun noch hinzu, dass das Vorbild in England wie in
Deutschland derselbe dimeter jambieus acatalecticus war, so niüsste es
geradezu wunder nehmen, wenn in England wie in Deutschland nicht
derselbe in derselben weise betonte vers hätte entstehen wollen.
Die folgenden dem Brut entnommenen reime werden wir zur er-
leichterung der auffassung mit beispielen aus altlid. dichtungen begleiten
und zwair, so weit uns dies möglich, aus dem Annoliedc, da dies der
zeit und der reimfreiheit nach dem Brut überaus nahe steht. Und nun
zu unserer aufgäbe.
Wir beginnen am besten mit dem dreisilbigen reime. Die hier ver-
wendeten Wörter hal>en den hauptton auf der ersten, den nebenton auf
der letzten. In den dreisilbigen reimen kommt daher vorzüglich der
gleichklang der ersten und letzten in anschlag, während der reim der
mittelsten silben unwesentlich ist, da diese keinen ton tragen.
Vollreime nach dem nuister fxllorane : giboraiie (Crist 1 23, ."57) fin-
wir inj Brut nicht allzu häufig, zu erwähnen wären ' : istvorcne : forlorcne
II ^:i, scomede : gromede II 151, o'iici'c : hroticre II 188. Um so häufiger
.sind halhreime oder assonanzen, unter denen nach dem vorbilde herige :
' Die im folgenden gegebenen beispiele sind einer abhundlung ent-
nommen, die sich mit dem endrcim in La3araon's Brut beschäftigen wird.
(
SCHIPl'EK, ENGLISCHE METRIK. 4 1
menif/e An. L. 442 die folgenden: hcuenc : hcoueae IIT 2(), ivunie \ icu-
menc III 295, iivitene : scipene II ISU (ähnlich 21'.»), ihouene : isworcne
III 200, jvunien : siimeres II 189 noch die unscliuhligsten sind. Kühner
sind schon hauene : licvle'be III K^O, clcopcdcn : sleucne II ^S, und mehr
noch Iceuardu : lumene I 64, für ^Yelche wir in vurisiin : diurftigin An. L.
600 ein gutes beispiel haben.
Die eben angeführten reime leiten uns nun über zu den dreisilbigen,
in denen nur die letzten, d. h. die mit dem tieftone versehenen endsilbeu
mit einander reimen. In der tat wird es einem schwer, zu glauben, dass
in hauene : hwlede III 136, halc^ed : ifule;^ed III ISO, clerekes : hokeres
ni 195, beiene : ifarenc III 209, seclüeu : susieren III 15, vgl. ediliu : vor-
derin An. L. 34S, mehr als die endsilbeu reimen. Bei logadcre : miichele
I TS, inakede : smi'Öege III 235, hateren : iverieti III 237, hauede : scipene
III 242, islurmedc : viakeden und bei den eigennamen Zangustel : Melhä-
hel I 114 ist dies sicher nicht mehr anzunehmen. Zu der annähme des
reimes im tiefton ist man jedoch gezwungen bei reimen, in welchen
einer der reimteile derart gebrochen ist, dass nur das letzte einsilbige
wort mit der letzten silbe des dreisilbigen reimt. Hierher gehören reime
wie Hercules : ives I 56, Tolencs : wes : J>es I 76, Jms : Memhricius I 39. 43
und die unzählig vorkommenden reime des hauptwortes men (plur.) mit
der flexionssilbe -en. Der reim men : kaiseren^ III 109 ist ein vollreim.
Es gibt natürlich hier auch lialbreime, zu denen am häufigsten heom
(dativ von heo) benutzt wird. Als beispiele aus dem An. L. wählen
wir für den vollreim man : (jcncrian 224, offene : e 79S für den halbreim
brunieun : slurtn 1 26.
Wie oben schon angedeutet, giebt es auch in der spräche Lajamon's
ein ungemein grosse menge von Wörtern, die bald eine zweisilbige, bald
eine dreisilbige ausspräche gestatten. Wir erwähnen nur hauede, ^cuetie,
burege, cküderen, seoieuen, deigede, aneotvesle, feierest, muchele für
hafde, gif<^e, burhe, children, seoluen, deide, aneowste, feirest, mucle.
Wir wollen zunächst einige belege aus dem An. L. anführen: havilc :
sagiü 178 : laute 403, : virmaniitn 662, : sagile *^00, haviiin : sprachin 340,
'• laniin 496; aber irgezzin : helii 412, hallin: dadin 620, vuristin : diurf-
ligin 600 aber vurslin •.brustin 732, weriHe : vehtinde ISO, -. sedele 372,
sonst werlt, rverlti leider nicht im reime, beachtenswert ist aber werille
: siverlin 454.
Im Brut haben wir nun teils in folge der noch freiereu behandlung
des anomalen vokals, teils wegen des noch grösseren materials eine weit
bedeutendere auswahl derartiger reime. Wir führen nur an: sweucne :
geue'de III 132 (sonst giße), haleged : ifulegcd III ISO (sonst ifufxed),
clerekes : hokeres III 195 (sonst Clerkes), am stärksten ist wol 7nurie :
Ämbresburie II 268 für -burhe, und ivunede : munede für vmnte II 260,
III 187. Da gewiss niemals munede gesprochen worden ist und die
Schreibung höchstens ein Streiflicht auf die art, wie man derlei zwie-
spältige reimworte beim lesen in Übereinstimmung zu l)ringen suchte
' Um den gleiehklang deutlicher zu machen, hat der dichter hier ein
anorganisches n angefügt, kaiseren ist der acc. sing.
42 KlNENKIiL,
(\v:ilirsclR'iiilicli wiirdo ilas n iu muntc lUngcr gelullton als gowöliulich),
so stehen wir mit diesem letzten beispiele eigentlich schon mitten in
den iiliergangsroimcn, d. h. in den reimen, welche durch die Zusammen-
stellung eines dreisilbigen, zu denen wir auch die zusammengesetzten
rechnen dürfen, mit einem echt zweisilbigen gebildet werden.
An. 1>. diuniti : gUunte 7(1, Käitiiiye : slurmc 2 is, iniic : hritnif/en '1\\{\,
ZHclevin : cinli 320, [scif]mcnigin : Kitbin ;<32, jvidovin : sidde (101, (jujcrwa
: varitva Cil, vogilc •.\Ar-\noltc 7114, \owji-\slirmn\ widere 848, nakiii :
manig man 422. Brut loscdcn : peoden III 44, : leodcn III 207, da^;^cn :
mnkicn II :>1, ■.iva^c^enWl'l, fallclilcTi : /'usco'bWWM, itvratiede : swe(5c
III 104, lüö aber Lundotc : s/viido I :m.{, bo^cde : leode III 8!), Noreinc :
Ihncne III 88. 2ö2, bilicddc : cleopcde III 211», leodcn : clcopeden il 204,
ihaUn : inaidcnen HI IS, medcive : siede III 214, ^arewe : parc III s!»,
drihtcne : lilite III 187, Saide : maidene III .'<8, spekene : /f^Mc' III 104, /o-
gadere : gode III 180, togaederc : j^ede III 0, e^ene '. ise^en II 109 (vgl.
Ct ichin : eigine An. L. 536), Sexlorins : Bocus 111 ö, weoren : iveorede III
101, ctinncsmen : cud'den II iOO, Itccsle mcn : Iceden II 203, ibrohl lo nie :
fehle II 132, Tvidcn sce : bli'Öe IU 13, i'ce^emcn : rwsden II 203, Aa'^6' »«t'/t
: isechcn I 303, Fcbtis : seide fms II 0.^.
Oder solche, wo das zweisilbige einen positione langen stamm hat:
An. L. Alexanderin : laniin 2ll0, gescephle : bezzislc 54, gcsindin : Sicilia
362, hinnan : India 370, yi?iHö : längere 694, lasterin : gebuUlin 814, ^mm
Äj<rt : Sünden 62, Crislisman : minnan 70, {mcin-]strcinge man : bidwingan
276. Brut Brutles : Fulgenes II 8, ilefcde : craftes I 101, [Jr-J5M/Y'.swit'« :
Brüllen III 48, Lundene : ^unge II 101, : londc II 208, funde : ivunede
III 234, hureden : eor'den III 233, ccldre : a'dele III 272, winlren : won-
drieh II 105, : tvutieden II 2s4, felde : werede III 108, onswerede : wor-
den I 45, bodede : Brülle III 132, bcondes : wuncden III 218, marken:
slurien III 251, hceuene : habben I 309, hingen : niinenen^ III 208, c«n-
rtf* »t<?« : Brüllen II 36, sundes-mon : Bünden II 144, isomned wes : /o?t-
rf6'5 III 6, «/"/t'r Ä6'ö»i : imahtcn III 240, i'rt/ft' Z'tfö : scchle III 45, öcä' /o :
(erde 111 70, Penda : sende fm HI 243, Penda : iwunded fm HI 270,
5/^<?n /o': cnihlcs I 420, biwilcn hcom : iivinnen HI 07, bu^en lo : bignn-
ncn H Ol.
Mit diesen reimen ist genau genommen für jeden, der überhaupt
sich überzeugen lassen will, die tieftonigkeit der fle.\ionscndungen iu
zweisilbigen langstämmigen Wörtern auch für das Mittelenglische bereits
hinlänglich erwiesen. Wir werden jedoch noch überzeugenderes finden.
Zusammenstellungen wie rf^Y/f : hccnede II 130, ;:;eorenden : 7vi/)nen
I 420, Iceucdi : nuHdi II 157, childere : hinge II 115, roncnen (für rönnen
liedcr) : monnen II 105, Brullcs : bnrcden H 2, hierzu vgl. man Brulles :
biburden I 325 führen uns nun ganz alimälilicli hiTiüber zu den gleich-
massig zweisilbigen. Ausgeführt finden wir die zusaramenziehung in
häf den : haben 11 147, childrcn : olden II lOs, Pcnda : J>enne lll 260,
wende : wefde HI 15(».
' Nunnation zur bessern angleichung der reimworte. Das letztere m
ist jedoch von späterer band ausgekrazt.
SCHIPPEK, ENGLISCHE METRIK. 43
Bei beideu reiimvürteru ist ziisamuien/.iehuii<^ eiuf^etroten und da-
durch zweisilljigkeit ermüglielit in den reimen : \h(e7-]/jenvcn : ^erwcn
n 95, hwfde : wcvfde I 345, Dcenscccn : hilcefdcen II 101. Interessant ist
hier die Schreibung icornne : ihornne I 36.'{, wo das c der mittelsilbe
nicht ganz ohne nachwirkung geschwunden ist.
Die andere art des Überganges der drei- zu den /.wcisilbigeu reimen
brauchen wir hier nur tlüclitig anzudeuten.
Wir liatten oben reime wie sinin sttu : siauloi, isumncd 7vcs : londcs,
welche genau so gereimt sind wie die gleichmässig zusammengesetzten:
An. L. ivishcil : vili hreihl 192, wichafl-.iri crafl 292. Brut swikedoin:
rvimmon II 202, wifmon: schie<i on III 2-19, f cor lieh: deope dich II 93.
Ebenso vergleichen sich nun den reimen vorh(sam : gehorsam 246, wep-
inon : wifmon I 79, alsiva : baltva I lol, ford-tvard : orchccrd II 116 die
reime wifinen : [iviti-\inncn II 65, cmncn ■.burmen (für hurhmeu) II 145,
seitS nie : heJine III SS und von diesen führt uns ein kurzer sprungloser
weg zu den aus gleichmässig einfachen Wörtern gebildeten reimen: Au. L.
suster : Laster 965, wunler : {jr ante 2 IS, 226. Brut hundred : wunder II
101. 224, : Ltinden II 93 -.gründen III 77 ■.gründe I 332. 334, II 191, III
199, Walwain : bihaluen III 66, J->ohte : dohter II 221, das häufige drihtin :
lihte : nilite etc. Nehmen wir nun etwa die beiden letzten Wörter als
ende der entwickelung, so wird man mir zugeben, dass sich eine scharfe
grenze zwischen den zwei- und einhebigcn reimen gar nicht ziehen lassen
würde, selbst wenn eine solche nötig wäre. Die obigen beispiele zwingen
uns geradezu, die zweihebigkeit der laugstämmigen zweisilbigen Wörter
anzunehmen.
Die oben gegebenen beispiele von zweisilbigen reimen, welche durch
zusammengesetzte und einfache Wörter gebildet sind, in denen also die
haupttonigeu und die nebentonigen silben mit einander reimen, leiten uns
nun über zu den für uns wichtigsten, beweiskräftigsten, den reimen der
nebentonigen flexionsendung mit einem einsilbigen worte. Uebergänge
hier anzuführen ist überflüssig. Der gleichklaug des ersten teiles der Zu-
sammensetzung mit der Stammsilbe des einfachen Wortes wird schwächer
und schwächer, bis endlich nur noch die flexionsendung und der zweite
teil der Zusammensetzung mit einander reimen. Die weiter oben auf
s. 41 — 42 angeführten reime, wo die Zusammensetzung aus drei silben be-
steht, kann den Vorgang noch deutlicher machen.
Die so entstehenden reime sind im An. L. sehr häutig. Das do-rt
verwendete einsilbige reimwort ist man, das meistens eine rückbildung
der schon gewöhnlichen endungen -in, -en zu -an veranlasst, doch fin-
den sich auch halbreime wie man-.sichen 710. Halbreime anderer art
sind quam: virlouchinan S12, : ginadin 112. Im Mittelenglischen, wo das
hierzu verwendete wort meist 7nen oder heom, seltener mon, nom, com
lautete, macht sich diese ziemlich gewaltsame angleichung weniger nötig.
Hier finden wir die vollreime 7nen : stretcn 111 72, : i?vur'den III 164,
: koren III 166, : biirhen III 169, : agen III 291, : isohten II 192 etc.'
Doch finden sich auch angleichungen wie mon : habbeon III 277, wif-
' Meine oben erwähnte Untersuchung wird weitere beispiele bringen.
41 KINK-NKICL,
moii : Indon 1 172. ILillireiiuc aiml: hcoin : tri'^cr-luiiqicn 111 57 (wie ja
Iteoiu und mcn aiu'li initoiiuindcr reiiiion, wie iintci" anderen ein reim auf
derselben i<eite uns lehren kann), : bUiv'uvcii 111 20| , : afolcn III 19'.),
wi<)// : ihakn ITI iöC». 'iSö, : Londen III 122, bvivoii : a^-^^cn 111 l:t, : lialden
111 41, (/<)/< : fcoilcn III 71, agon : moi'cn III 120, oii : slancn HI lsr>,
thiiilt-ii lll 77, rt/<«// : iijrclen 111 2G7, : }n- asten 111 117, : niounen 111 1^1,
: ///itvt III 2(>0, auch langsilbige wie r/J« : iuortien lll 2(ill, /^/wh : weoren
III 11, H^?« : eorlen III 47, auch stärkere wie slrcvm : uoldcn 111 1S9, //(^/// :
hcoldcH III 77 etc. etc.
Ebenso reimt die flcxioussilbe -e. Meistens mit me , pe , he, sehr
häufig aber auch mit dem worte ^'6' {sce, sea), wie ja oben rviden sce mit
mit hlidc 111 12 AW reimte; so finden wir se {sea, sw) : isome (für isonnie)
III V.Vl, : iseiie 111 229, : ferde I 47, : swein (dativ, für s/veine) 1 119,
: lU-ssc III 200, : ende III 201, : Brtiläine III 281, : Jnisende 111 284, : saüe
II 14, noicke I 394, II 15, : fundc III 222. Halbreime werden gebildet
mit hilfe von Ireo, preo, meist aber vermittelst lo, ido, JHt, swa etc.
Ganz unzweifelhaft reimt auch die fle.\ionssilbe -es. Eine angleichung
an reime wie Luces : ivces 111 81, : tis II 2, Flandres : rvcs 111 115, vobis :
in'is II 103, cernis : hvis III 190 war natürlich und unvermeidlich. Leider
fanden wir aber nur die reime: 7vas : cunues 11 007, aräs : aermes III US.
Um so häuliger ist die flcxioii -ed im reime zu finden. Keime wie
hireil : istronged II 4, : isoinned 111 38, Modred: ilimbred III 127, bli<ie-
mod : ibiissed III 19! (wie hali mol hundrcd III 277) bieten einen ein-
fachen Übergang zu den reimen iued : iuosired III 277, imenged : bei \\\
142, isel : isemed 111 93, dccd : idemed I 425 und den halbreimen hidce-
led : cerd II 107, swg : iwunded I 341, wod : bidceled II 3, : iwra'^'fted
II 76, bhveaued : god I 130—131, die genau so behandeld sind wie die
lehnworte abbed : god II 124. 127 (man vgl. abbede : gode H 123), : räd
II 125. 129, maumei : god 111 170 und das germ. bar-fol : göd I 377.
Von den deutschen fiexionsendungen wurde sonst nur die des Super-
lativs -est, deren tieftonigkeit ja auch der verf. der 'Metrik' zugesteht,
-im reime mit einsilbigen Wörtern augetroffen, nicht dagegen die gleich-
lautende -der überhaupt selten am versschlusse sich lindcTiden zweiten
pcrson des praesens, ebenso wenig die dritte und die gleichlautende
cndung des plurais indicativ, zum mindesten uiclit im vollreime. Doch
vgl. mim mit : Tvnrched I 404.
Wie bereits oben angedeutet, musste die behandlung der endungcn
der fremdwörter, unter diesen vornehmlich die der cigennamen im reime
zu einer gleichen behandlung der einheimischen anspornen, wenn jene
nicht erst der ausfluss der behandlung dieser war.'
' Dass die lateinisclicn zweisilbigen würter mit langer erster von
den englischen dichtem jener zeit genau so behandelt wurden wie die
germanisclien, d. h. am versschlusse zwei hebungen erhielten, vermulet
schon I'rautinann, La;^am()n"s vers (Anglia 11 s. 170). Dass die deut-
schen dichter so verfuliren, dafür haben wir die sichersten
beweise in den reimen des gedichtes Delleinrico, Müllenhoff
und Scherer, Denkm. XVlIl. Die obigen reime beweisen, dass es
im I^ngli.schen dasselbe war. Es wirft dies ajif die versschlÜKse des
Poema .Moralc und des Ormulum ein ganz neues licht.
SCHIPPER, ENGLISCHE METRIK. 45
Reime wie Austin : in I 2, : ?nin IIl l'-iS, : hlm III 192, S'aler -.per :
fcr I 175 beweisen hier freilich nicht genug, da deren endnngen vermut-
lich nach dem vorbilde des Lateinischen betont wurden. Um so mein-
beweisen jedocli reime wie Euander : Tcucer III 5, :«?r 111 77, -.war III 74,
Brutus : us I (U, Gallus : Jnis II 2ü u. s. w. Genau so wird, wie wir oben
sahen, die endung von Penda gereimt. Gleiche behandlung erfährt die
von Octa : wa II ISl. 27(1. 277, : ma II 182. 183. ISO, : swa II 27S, : l>a
II 270 und eine angleichung war hier um so leichter, als ja die flexions-
silbe -e zu Lajamon's zeit noch mit der älteren -a vertauscht werden
konnte, so z. b. in den reimen: Penda : kinelonda III 274, Melga : kinga
II 113, kempa : strengtia I 65, londa : honda I 83, sioida : punda 1 151,
libba : sibba I 155, genau wie An. L. Agj-ippa : birehta 486, moUa : wolla
550 u. s. w.
Es gibt nun noch eine andere art von tieftonreimen, nämlich solche,
in denen fiexionssillie mit flexionssilbe, tiefton mit tiefton reimt, und die
aus zwei- und dreisilbigen Wörtern genau so entstehen wie die oben be-
schriebenen aus den zwei- und dreisilbigen Zusammensetzungen. Wir er-
halten auf die oben angedeutete art reime wie Cddwa(ti)lun : /ondhi III
25G, : kempen III 257, : Änglen III 257, : eorlen III 258, : stunden III 275,
: icunden III 277, : ihaten III 27S, balutven : ileoten III 258, beor^en : kün-
den II 451 5 solcher reime finden sich III 58—59 nicht weniger als 32
hintereinander; andswarcdc : kinge III 123, iherde : icorne III 250, kene :
smitie lII 55, iheled : ineoZered 111 203, hundcs : togaderes III-274, gripcs :
fu^eles III 120, knihles : swcincs II 34. Aus dem Althd. vgl. man die
reime gehelfen : geluleren Arnsteiner Maricnleich v. 207, ßUen : fd/ien v. 37,
mä/o : herigo v. 1, beide aus dem leich vom heiligen Georg; tujike : gecelle
An. L. 284.
Ein genaueres eingehen auf diese art von reimen ist hier nicht am
platze. Es ist diess auch nicht nötig, denn das gegebene genügt
vollauf, die reim- und damit die tonfähigkeit der flexious-
endungeu zweisilbiger langstämmiger Wörter zu erweisen.'
Wir kommen nun zum Schlüsse. Genau so wie die zwei- und drei-
hebigen am versschlusse betont werden müssen, so können sie (ein muss
ist dies nicht) auch im versiunern betont werden und das resultat der
Übertragung dieser betonung aus dem schhisse in das innere des verses
ist eben der gesuchte viermal gehobene Otfrid'sclie vers.
Dass Lagamon der einzige war, welcher diese art der betonung-
kannte und dichterisch verwendete, ist von vornherein undenkbar. In
der tat finden sich auch in anderen gedichten tieftonreime, die uns be-
weisen, dass Lajamon in dieser beziehung nicht allein stand, sondern
sich nach einem herrschenden brauche lichtete. Es wird gewiss die
' Vgl. jetzt auch den excurs über die metrische form der '(!omedy
concernyngc thre lawes' von A. Schröer, Angiia V, 23S ff.; siehe beson-
ders s. 245 — 46. Wir erblicken in diesem excurs ein sicheres anzeirhen
dafür, dass auch in weiteren kreisen die anschauungen über den tiefton
im Alt- und Mittelenglischen sich allgemach zu klären heginnen. Zu be-
dauern ist nur, dass der Verfasser seine bemerkuiigen nicht weiter aus-
führte.
40 EINENICliL,
mühe lohnen, wenn wir n:ieh dorartigeu f^cdichten eine kleine unischau
halten.
Es ist. nun uiclir uötig, bei allen gedieliten dieser uud der vorher-
gehenden zeit die mühsame probe zu machen, ob die verse sämmtlich vier
hebungeu tragen können oder nicht, obgleich eine solche probe immer
das ausschlaggebeude sein wird.' Ein leicht iiandliches erkcunungszeichen
haben wir in dem dem vierhebigen verse eigontüudichen und ilin vom
Stabverse einerseits wie vom romanisch gebauten andererseits streng son-
dernden rli^'tlimus, auf welches merkmal, so verschwommen es auch auf
den ersten blick erscheint, auch der verf. grosses gewicht legt, wie aus
vielen stellen seiner metrik zu entnehmen ist. Während mänlich das hin-
und lierwerfeu der Senkungen und des auftaktes von einer vershalfte
zur andern dem stabverse jenen schon oft hervorgehobenen, grossartig
wogenden aber unruhigen Charakter verleiht, bringt die gleichmässigere
Verteilung der Senkungen in den Ütfrid'schen vierlieber jenen regelmässig
auf- und abschwebenden, eigentlichen rhytlimus, der, in welcher gestalt
und in welcher spräche er auch auftritt, deutlich sich dem obre verrät,
sobald man ihm nur einmal aufmerksam gelauscht hat. Dieser rhythmus
ist es, der uns von einem versuche, das Rhyming Poem unserem vier-
heber zuzuweisen, von vornherein abschreckt, ungeachtet seiner reime.
Er ist es auch, der uns den ütfrid'schen vierheber auch in gedichten er-
kennen lässt, deren reimlosigkeit sie sicher als dem Stabreime zugehörig
erscheinen lässt. Auf diesen rhythmus hin- wagen wir es, ein verzeich-
niss der alt- und mittelenglischeu dichtungen zu geben, die unseres er-
achtens den sogenannten Lachmann'schen betonungsgesetzen sich fügen.
Mag auch hie und da eines derselben uns späterhin streitig gemaclit wer-
den, im ganzen und grossen wird sich unser verzeicliniss sicher nur ver
mehren.
Wie in der lat. hymneupoesie, so gibt es auch in deren nachahmung
einen gereimten und einen ungereimten vierheber. Nach dem letzteren
musste ein dicliter, dessen spräche für den endreim nicht eingerichtet
war, naturgemäss zuerst greifen. Wie in England so war dies gewiss
auch in Deutschland der fall. Leider jedoch fehlen uns für die nach-
ahmung des reimlosen dimeter jamb. acatalecticus vor ütfrid die belege.
Gewiss sind sie verloren gegangen. Den ersten und einzigen beleg
dieser nachahmung haben wir in dem gedieh te auf himinel uud
hülle, welches aus dem anfange des II. Jahrhunderts stammt.^
' Wie untrüglich sie ist, hat Trautmann's Untersuchung eines Stückes
aus BcDwulf bewiesen (Anglia II llH»— (iT).
- Nicht allein auf ihn liin- dii! gediciite, welche genauer auf die an-
wendliurkeit unserer bctoiuingsgcsetze geprüft wurden, sind im folgen-
den mit einem * versehen.
^ .Seltsamer weise hat genau wie jetzt nocli viele der betreffenden
engl, dichtungen so auch dieses gedieht das Schicksal gehabt, lange zeit
für sogenannte poetische prosa gehalten zu werden, bis llaujit (siehe
iMonatsbcr. d. Berliner Akad. l>^.")(i, 5(JS -SO) in seinen versen den reim-
losen Otfrid'schen vierheber erkannte. Um analuga aus der engl, litera-
tiir wird man jetzt nicht mehr verlegen sein. An das Ormuium, wie
Haupt, wird man frciilich nicht mehr denken dürfen.
SCHIPPER, ENGLISCHE METRIK. 47
Zu dieser klasse gehören erstens der zeit nach das gedieht auf den
tod Eadwigs*, in der Sachsenchronik (zum jähre U59). Dasselbe wurde,
obwol es schon Thorpe in verse abzuteilen versucht hatte, bis jetzt all-
gemein für prosa gehalten. Ferner die dichtungen Aelfric's, von denen
uns ausser dem in der Auglia abgedruckten Liber Judicum* allerdings
nur seine von Thorpe herausgegebenen Homilien zugänglich waren; von
diesen letzteren die Depositio S. Cuthberti Episcopi und die Depositio
S. Martini Episcopi sich ganz sicher unseren versregeln fügen. Ihren ab-
schluss findet die klasse bereits zwischen 1200 — 12;U) in den legenden
der heiligen Jungfrauen Katharina*, Margaretha* und Juliana* und in
den homilien llali Meidenhad* und Sawle Warde*.
Wie die religiöse und lehrhafte dem reimlosen, so wendet sich die
annalistische dichtung mit Vorliebe dem gereimten vierheber zu. Als zur
letzteren klasse gehörig sind zu nennen: die öfter erwähnten gedichte
der Sachsenchronik auf den tod des edelings Alfred* und auf den des
eroberers*, au welche sich inhaltlich völlig passend der Brut Lagamon's*
anschliesst.
Hier ist nun der ort, der wenigen gedichte erwähnung zu tun,
deren Verfasser vielleicht aus maugel an Übung zwischen alten und
neuen versprincipien hin- und herschwanken. Ich gebrauche
diese worte ten Brink's (Geschichte der engl. Literatur s. 258) um zu
zeigen, dass auch andere und erfahrene gelehrte ein solches, vom verf.
der 'Metrik' (s. 122) für undenkbar erklärtes, hin- und herschwanken für
möglich halten.
Als mittelding zwischen stabzeile imd vierheber, eine versmisch-
ung, die mit dem allmählichen herabsinken des vierhebers aus den geist-
lichen in die laienschichten unvermeidlich wurde, sind zu nennen die
Sprüche Aelfred's. Als zwitter von franz. silbenzählung und vierheber
ist das Ormulum zu betrachten. Das innere der verse desselben ist völlig
nach franz. art gebaut, nur der regelmässige, auf zweisilbige, langstäm-
mige Wörter ausgehende schluss erinnert noch an das tieftongesetz des
vierhebers. Beide eben erwähnte arten der mischung kommen abwech-
selnd zum Vorschein im Bestiary.
Wir kehren nun zu dem gereimten vierheber zurück. Das letzte
uns bekannte beispiel desselben haben wir im King Hörn. Der Sprung
vom Brut bis zum King Hörn wird ausgefüllt durch die dichtungen, deren
Vorbild allgemein in dem mittellatein. septenar gesucht wird. Hier sind
zu nennen das Poema Morale*, The Woman of Samaria* und ün God
Ureisun of ure Lefdi*; auch sie bestehen aus gereimten vierheberu, aber
nur die zweiten halbverse sind durch den reim mit einander verbunden,
und nur auf den schluss dieser reimhalbverse ist eine grössere Sorgfalt
verwendet, da nur er von zweisilbig, langstämmigen oder von deren
Vertretern, den dreisilbigen auf der ersten betonten, gebildet werden
kann. Diese letztere regel wird von dem verf. eines anderen gedichtes,
der Passion, nicht beachtet, trotzdem aber könnte die abstammung vom
lat. septenar auch für die Passion angenommen werden, wenn man an-
nimmt, dass der dichter der letzteren, die aus vielen reimen erschlossene
betonung der lat. versschlüsse
4S EINRNKKL,
Fortüiiae rut;i v61vitür dcscendü mönioiatüs
U'tar contra vitiä cannini' rebölli
nicht mein- kannte oder niclit beachtete.
Allen diesen 5j;*i'l'«''ti?" ist ansser ihrer betonung- und ihrem rhyth-
nius eine anftÜUige, mit der z,eit im allgemeinen zunehmende missachtung
der alten stabreimge.setze gemeinsam.
Wir kehren nun zu unserer rezension der 'Metrik' zurück. Mit
der behandlung der l'ornien des Brut und der si)rüche AltVed's können
wir uns kurz fassen.
Von einer gleichartigkeit der rhytlimen der sprüclie und des Brut,
wie sie in einer hallcschen dissertation vom jähre IST'J' hervorgehoben
wird, haben wir höchstens an einigen wenigen stellen, die vorzüglich
nach dem, wie Wülcker ausgeführt hat, später angefügten Schlüsse zu
liegen, etwas spüren können, und wir trugen eben deshalb bedenken,
die Sprüche völlig der Stabdichtung zuzuweisen. Im übrigen wird die
beregte gleichartigkeit der rhythmen sich bei jedem genaueren vergleiche
als trügerisch herausstellen.
Die bemerknng auf s. 157, dass alle die verse des Brut, welche von
Trautmann ('noch nicht 10 unter lüü', Anglia II, 165) als fehlerhaft oder
anstüssig bezeichnet werden, da sie sich den Otfridischen versgesetzen
nicht fügen, als zweihebige kurzzeilen seines Stabverses durchaus regel-
recht gebaut sind, ist gewiss recht überflüssig, da wir mit viel grösserem
recht dem entgegenstellen könnten, dass alle die verse, welche die stab-
reimgesetze verletzen, und dies ist gewiss mehr als die hälfte, wider
nach unseren gesetzen ganz regelrecht gebaut sind.
Dass der verf. , obgleich er den rhythmus des Brut für zweihebig,
also mit dem der ächten stabreinidichtung für gleich erklärt, doch
wenigstens für gewisse verse die vierhebigkeit zugibt (s. 1(30 — IUI), war
von vornherein zu erwarten, da a.n vielen stellen dieser vierhebige rhyth-
mus sich ganz unabweisbar dem obre aufdrängt; dass mit der vom verf.
,verfochtenen zweihebigkeit nicht durchzukommen ist, lässt sich übrigens
noch auf andere, einfachere art beweisen. Alle die halbverse, welche
ausser mit den zwei Stabreimen noch mit einem endreime in der weise
versehen sind, dass <lie silbe, welche den endreim bildet, nicht zugleich
auch einen der stabrciime trägt, wie z. b. die folgenden:
7 /'agan his i?/a(M'e | pe. 7p/n\e ]>e he ?^;eoren here II 2
and .seoöÖen Inder a] ]>'a lond | stod in his ajere hond II G
]?a he to Eüiwwic. com \ T^ulgenes him wcs aforen on II 9 etc.-,
für alle diese verse, und es sind deren nicht wenige, ist doch mindestens
dreilu'bigkeit anzunehuien, da ein endreim auf der Senkung einfach un-
möglicli ist. DassellK! gilt von den halbversen, welche neben den bei-
den Stabreimen durch einen endreim aui' der bildungssilbe verl>unden
sind, wie die folgenden verse:
' <iropp, On th(' language of the Proverbs of Alfred.
- \Voll)cmcrkt k(jmnien derartige verse im iihyming Poem nicht vorl
SCHIPPER, ENGLISCHE METRIK. 49
}?ene /eorÖe dsei in J^ere fvike | heu ^ifuen him to wurÖscipe
heb heo is aiid Aali | /ared men heo /uuieö for [n
pe /eorÖe hebte Jupiter | of alle Jnnge he is whar.
Die ait, wie der verf. sich um die Schwierigkeit, welche die obigen bei-
spiele darbieten, herumzuwinden sucht (s. 159 — 160) wird kaum anklang
finden. Bei den worten Ju't/i, Jupiter könnte man sich ein 'verklingen'
der nebentonigen reimsilben noch gefallen lassen. Die dazugehörigen
reime sind jedoch selbständige worte und als solche doch notwendig
stark zu betonen. Auf die weiter oben gegebenen beispiele lässt sich
dieses hilfsmittel natürlich gar nicht anwenden.
Zu dem in kap. 8 behandelten Marienliede bemerkt der verf., dass,
obgleich der grüsste teil des gedichtes den Charakter der altnationalen
langzeile trage, doch einige verse desselben einen entschieden septe-
narischen rhythmus besitze. An den charakter des stabverses erinnert
unserer ansieht nach nur die alliteration , die wir trotz ihrer grösseren
häufigkeit auch hier nur als zufallig, höchstens als sehr entbehrliclien
schmuck erachten können. Was den rhythmus betrifft, so ist er überall
so echt septenarisch , dass es uns wunder nimmt, warum der verf. das
gedieht nicht ohne weiteres zu dem Poema Murale und der Samariterin
stellte. Sollte der grund vielleicht nur der sein, dass verse, wie die oft
angeführten, von denen viele wie PleieÖ and s/veietü, Ne weopen ue
murnen sogar für den alexandriner noch zu kurz sind, hier häutiger als
sonst vorkommen? Man vgl. das oben s. 37 gesagte.
Wichtig für uns sind in diesem gedichte reime wie ö/veu doii pe
würschipe : /nid stvütle müchele gledschipe v. 14. Dieselben reime v. G.5 — 00
und 143—44. per he doÖ tvursehipe : eleane from alle queadscJiipe v. 42.
ouer alle wümm'en : öiier alle 7vepmcn v. 20 u. s. w. Da in diesem ge-
dichte die versschlüsse bis auf wenige ausnahmen' genau so behandelt
sind wie in dem Poema Morale, so würden diese reime eine gleichstellung
der betonung von missen, reste, sunne, rode u. s, w. mit der von fvur-
chipe tvep?nen u. s. w. bedeuten, welchen letzteren Wörtern wir doch hier,
am versschlüsse, notgedrungen zwei hebungen zugestehen müssen.
Auch der reim tni leoue lefdie : pu hwdle de't ich liuii' v. 12 ver-
dient beachtuDg; er stellt sich, wie noch ein anderer reim des gedichtes
dwe/uhtSe : fulde v. 94, jenen im Lajamon so häufigen zwiespältigen reimen
an die seite.
Ob das in demselben kapitel behandelte gedieht A Lutel Soth Sermun
sich gleichfalls den Lachmann'schen tongesetzen lügt, könnte beweifelt
werden. Für das innere der verse ist dies wol noch anzunehmen. Die
regellosigkeit der versschlüsse erinnert stark an die Passion. Die vier-
taktigen kurzzeilen, die das gedieht zuweilen unterbrechen scheinen der
französischen manier nachgeahmt. An die Stabreimdichtung ist hier noch
' Auch diese ausnahmen, also halb verse wie safle meiden and we'l
teuren : ne neuer niore ne wurÖ iburen 08, hure Icrüne is dl bise't : so pet
nö pinf/ häm ne let 50, sind zum unterschiede von der Passion so geartet,
dass liiau ihnen vier hebungen zugestehen kann bezw. miiss.
Augliu, V. band, Anz. 4
50 EINENKF.L,
weniger zu denken als beim vorigen gedielite. Stabreime sind liier so
selten, dass eine hervorbebung derselben gerade so überflüssig ist, als
sie es etwa bei unserem Nibeluugeuliede sein würde.
Ueber die form des Bestiarius bleibt uns nach dem oben ausge-
führten nur noch wenig /u sagen übrig. Was die stabreiraenden und
die zugleich stab- und endreimenden stücke desselben angeht, so winl
es trotz der erwartung des Verfassers wol niemand versuchen, an ihnen
die vierhebigkeit durchzuführen. Der rhythmus im gegenteil zeigt wie der
der Sprüche Aelfred's eine auffallende verwan tschaft mit dem der echten
Stabreimdichtung; eine tatsache, an der einzelne verse, wie die vom verf.
auf s. ITT) angelührten nichts ändern können, ({leichwol dürften sich der
durclifiihrung der zweihebigkeit kaum mindere Schwierigkeiten in den weg
stellen, als dies beim Brut der fall war.
Sonst ist nur zu erwähnen, dass während auf der einen seite ge-
wisse stellen, wie die vom verf. s. 17<i, §82 angeführte, an die franz.
art erinnert, auf der andern seite sich stellen finden, welche wie die auf
8. 177 TS als septenarisch angeführte eine l:»et(mung in Lachmann'schem
Stile zu fordern scheiTien. Scheinen, sage ich, denn auch hier ist der Vers-
bau so verworren, dass sich nichts genaues bestimmen lässt. Ein stetes
obwalten der zwei hebungen auch an solchen stellen zu erkennen mag
für den zum theoretisireu geneigten als einfaches, leicht fassliches raerk-
mal viel verlockendes haben, den tatsächlichen Verhältnissen scheint es
uns nicht zu entsi)rechen.
Ueber die in kap. 1) behandelte form des King liorn haben wir uns
oben bereits ausgesprochen. Hier Tuir noch einiges zur wi(b!rlegung der
vom verf. fiir seine ansieht beigebrachten momente.
Wenn der verf. oben gewisse, seiner ansieht nach mangelliafte verse
aus einer zweiten handschrift zu bessern sucht, so kthinen wir dagegen
nichts einwenden. Nur möcliten wir, dass der verf. die gleiche, l)illige
milde auch gegen uns übe. Hätte er die absieht da/,u gehabt, so würde
er gewiss die meisten der verse, welche er als dem Lachmann'schen be-
tonungsgesetzen sich nicht fügend beibringt, unerwähnt gelassen haben.
Denn abgesehen von jenen versen, deren berichtigung, wie die vor
kurzem erschienene kritische ausgäbe des^ King Hörn durch Wissmann
l)eweist, sogar notwendig ist, finden sich unter den vom verf. angeführ-
ten viele, deren besserung ebenso wenig scliw ierigkeit macht. Auf der
andern seite ist die betonung d(!s verf. häufig eine irrige. Wir würden
z. 1i. betonen: In he'ortc he lidäde 7V('> : And ]>i'(s liire hifxdilc Jh). Man
könnte die hebung auch auf And verlegen, aber /'Mi: als auf das folgende
hinweisend ist hier rhetorisch hoch betont. Ferner betonen wir: Bis he
nögt so tiniirn; pü schall beo diibbed /cni^l\ Are came seue 'nigl\ To
(so zu lesen statt Fo) depe he heni olle brösle; Ainomj hem Ä Jmlf pe
tjijde. Wir könnten in dem vorretzten beispieie das zeichen der apokope
auch weglassen, da wir uns vor zwei- und dreisilbiger senknng durchaus
nicht scheuen.
Dass in di(!ser zeit öfters kurz- und l.angstänunige zweisilbige Wörter
unter einander reimen, können wir wol fiir einsilbige, nicht aber auch
SCHIPPER, ENGLISCHE METRIK. 51
für zweisilbige (auf der ersten betonte) zugeben. Das beispiel heue :
wSne , das er oben aus dem Poema Morale anführte, beweist nichts, da
die Quantität von benc (vgl. Siratmannl) zum mindesten zweifelhaft ist
und das hier auf s. Is4 gegebene Icdc : ^ede noch weniger, da die Stamm-
silbe des letzteren wortes (altengl, ge-eode) sicher lang war.' Ebenso
zweifelhaft ist die annähme, dass in unserem gedichte in zweisilbigen
Wörtern die flexionsendung am versschlusse wegfallen könnten. Der eine
der angeführten reime he : deie lautet in der kritischen ausgäbe anders
und riclitig he : ]>e (altengl. peon), und was den zweiten betritft, so ist
doch zu berücksichtigen, dass die mss. 0 und H um den auslautenden
vocal von «luenc zu retten, dem Infinitiv heon gleichfalls ein hier ganz
unberechtigtes flexions-t? angefügt haben, eine gewaltsamkeit, die gerade
im gegenteil für die unentbehrlichkeit der endung des anderen reim-
wortes, also für unsere ansieht spricht.
Für makedt' durchgängig für unser gedieht die contrahirte form
anzunehmen ist nicht notwendig. In feirliedc : maked'c ist der reim nur
für die letzten tieftonigen silben anzunehmen. Wie häufig im Lajamon
zu beobachten, so ist auch hier der altgermanische wortton, der z. b. in
feiresle : hesie (King H.) noch besteht, dem dränge nach gleiehmässigem
Wechsel von hebung und Senkung erlegen. Aus dem Deutschen vgl.
man z. 1). den reim wcrill'e : vehliiidc An.L. ISO. Ebenso sind aufzufassen
reime wie beggerc : ßsscre. Sie reimen trotz des gleichklanges der zwei-
ten nur auf der dritten silbe.
Auf Seite 185 — 80 sind wider jene stellen häutig, weiche teils sich
leicht berichtigen lassen, teils durch die kritische ausgäbe schon berich-
tigt sind. Auf sie wie auf die oben zurückgewiesenen gründet sich nun
des Verfassers schlussurteil über die form des King Hörn, welches sich
kurz dahin zusammenfassen lässt, dass die verse des gedichtes unter ein-
fluss des romanischen versprinzipes (genauer, wenn wir recht verstehen,
des alexandriners) aus den halbversen der alten stabzeile entstanden
seien. Für diese auffassung gilt das oben auf seile 50, zeile 18 — 22 be-
züglich des Bestiarj^ gesagte.
Des Verfassers ausführungen auf seite 191, anm. betreifend will ich
nur folgendes bemerken. Der ansieht des verf. entgegen möchte ich be-
haupten, dass es auch jetzt noch gegenden gibt (ich erwähne nur die
Umgegend von Köln und Bonn, also gleichfalls niederdeutsches gebiet),
wo in Wörtern wie al-len, ham-mer deutlich die doppelkonsonanz ge-
trennt gesprochen und damit der zweiten silbe ein leicht hörbarer nebeu-
ton verliehen wird. Dass diese ausspräche und betonung die ursprüng-
liche, dereinst allgemeine gewesen ist, beweist doch wol die Sprach-
geschichte. Was im besondern die englische spräche angeht, so geben wir
ohne weiteres zu, dass die tlexionssilben, die wir schon im 14. Jahrhun-
dert der stummheit nahe sehen, noch vorher tonlos gewesen sein müssen
' Aehnliche auffällige verschen begegnen auf s. VAh, wo die worte
imefeii : IjcU-h und die formen sle/i-ii : /wlfii (plur. ])raet.!) als entschieden
kurzstämmige hingestellt werden.
4*
52 ElNENKEL,
(v^l. Metrik s. 13S -üii). Fenior geben wir zu, dass zur zeit unseres
gediehtes diese toulosigkeit sehr nahe, Ja in einzelnen, vor allen den
uördliehereu, gebieten bereits eingetreten war. Nur dies eine behaupten
und halten wir fest, dass diese unterschiedslose tonlosigkeit der
t'lexionsendungen für unseren King Hörn sowie für alle in dem oben
gegebenen verzeichniss genannten dichtungen noch nicht anzuneh-
men ist.
Das 1(1. kapitel überschreibt sich 'Die alliterirende langzeile strenger
richtung im 13. bis 15. jahrliundert;' und behandelt die form der südengl.
heiligenlegenden und homilion aus dem anfange des 13. Jahrhunderts
und die der nordengl. romanzen und allegorien, welche mit der mitte
des 14. Jahrhunderts einsetzen und erst mit dem ende des 1(5. Jahrhun-
derts ihren abschluss erreichen. Wir lernten oben die dichtungen Ael-
fric's als Vertreter des verfall« der stabreimdichtuug kennen. Da muss
es doch auffallen, dass hier legenden wie die der Juliane und Margarete,
deren form, wie selbst der verf. zugeben muss und teilweise weiter aus-
führt, ganz mit der der Aelfric'schcn paraphrase übereinstimmt, hier zu
den Stabreimdichtungen strenger richtung gezählt werden. Nach der art,
wie der verf. die form der Aelfric'schcn dichtungen auffasst, hätte man
erwarten sollen, dass die langzeilen, die dort bereits in prosa aufzu-
gehen drohen, hier nach verlauf von über 200 jähren kaum noch er-
kennbar sein würden. Der verf. scheint dies auch eingesehen zu haben,
dass er aber gerade die Ilali Meidenhad als au prosaischen und prosa-
ähnlichen stellen reich erkennt, scheint uns doch ein starker Irrtum.
Die homilie lässt sich ebenso leicht wie die legenden und sogar leichter
noch als die dichtungen Aelfric's in scharf von einander abgegrenzte
verse umwandeln. Will man durchaus eine prosaische stelle, so wird
man eine solche in der Margarethenlegende ünden. Genaueres iiierüber
gibt meine abhandlung: Ueber die Verfasser einiger neuangeisächsischer
Schriften s. 1 l(j — 117. Im ganzen jedoch ist der vers der legende dem
vom verf. angenommenen verfall noch genau so nahe, oder nacli unserer
^ ansieht genau so fern, ja genau genommen ferner noch, als der der Aelfric'-
schcn dichtungen. liier wie dort Verwendung des Stabreimes, wenn er
den dichtem gerade in den weg läuft, hier wie dort häutige halbverse
mit nur zwei bedeutenderen Wörtern, die jedoch nicht, wie der verf
will, zur zweiliebigkeit auffordern oder gar zwingen, da überall dort.
Wo jene zwei Wörter zur herstcllung unserer vier hebungen nicht mehr
genügen, ohne weiteres eiu drittes ebenso gewichtiges, ja selbst ein vier-
tes hinzutreten kann. Der verf. betrachtet nun die form der legendeji
als Zwischenglied zwischen der altenglischen stabzeile strenger richtung
einerseits und den um die mitte des 11. Jahrhunderts entstehenden
romanzen andererseits. Vcju allem anderen abgesehen ist es aber doch
kaum denkbar, dass der aller regel spottende Stabreim der legenden d(;n
allileratiouskiinsteleien der nordenglischon diclitungen al,s vorläiii'er oder
Vorbild gedient habe! Doch mag dem sein wie ihm wolle, die haupt-
aache ist jedenfalls, dass wol die legenden, nicht aber auch die gests
und romanzen, wie schon der rliythmus verrät, sich unseren betonungs-
gesetzen fügen, wie denn auch der versuch Rosenthal's (Anglia I, 11411'.),
SCHIETKR, ENGOSCllE MRIRIK. 53
sie auch Itoi den letzteren anzuwenden, als gänzlich niisslungeu anzu-
sehen ist. Der aunalime, dass die formen der gests und die der alten
Stabdichtungen in eine reihe zu stellen sind, steht sicherlich nichts im
wege. Wenn wir Jedoch nach direkten vorlagen für die ersteren suchen,
so bleibt uns nur die vermuthung, dass Zwischenglieder zwischen beiden
wol bestanden haben, aber verloren gegangen sind, da ein unmittelbares
zurückgreifen auf die altenglischen muster gewiss sehr wenig Wahrschein-
lichkeit für sich hat. Was nun den Stabreim dieser gedichte (der gests)
angeht, ihre strophische gliederung und ihr durch den eiufluss des reimes
und fremder verspriuzipien beschleunigter verfall in kap. 11 und 12 in
ebenso fassliclier wie eingehender weise dargestellt. Die betrachtung der
übrigen kapitel dieses baudes behalten wir uns für später vor.
AVenn das gesammturteil über das bisher betrachtete nicht so aus-
fällt, als wir gewünscht hätten, so liegt, wie wir gesehen, der grösste
teil der schuld an der Stellung, welche verf. zur wortbetonung im Alt-
englischen einnimmt. Die Zurückweisung der tonfähigkeit der flexions-
silben hatte zur einfachen folge, dass alle die versmasse, welche nicht
einen der franz. art sich nähernden bau erkennen Hessen, aus dem ver-
bände, dem sie ihrer innersten natur nach angehören, herausgerissen und
zu den alten stabversen geworfen wurden. So kam es, dass der verf.
(allerdings in viel geringerem grade) denselben fehler begieng, den er im
eingange seines werkes seinem Vorgänger Guest vorwarf, nämlich den,
dass er dem einflusse des Stabreims all zu weite grenzen zog, dass er
die alte epische langzeile noch in gedichten erkannte, die mit ihr nichts
als etwa hie und da einen Stabreim gemein haben.
Wir wissen in der tat nicht, wie der Verfasser dazu kam, an einer
auffassung festzuhalten, gegen die nicht weniger als alles spricht, und
beklagen es aufrichtig, dass er so viel fleiss und mühe auf die Zurück-
weisung einer ansieht verschwendete, deren allseitige anerkennung, wie
entsprechende Vorgänge in der geschichte der deutschen metrik uns nur
zu nahe legen, nur noch eine frage der 'zeit sein kann. Ein glück für
das werk ist es, dass beides, die Verwendung des Stabreimes wie des
nebentones, sich so bald verlor bezw. auf gewisse sehr enge gebiete ein-
schränkte, so dass also nur für die ersten abschnitte des werkes ein
schnelles veralten zu befürchten sein wird.
Was die erwähnte Zurückweisung der form nach angeht, so würde
es besser gewesen sein, wenn der verf. sie als selbständige abhandlung
in eine unserer Zeitschriften hätte einrücken lassen. Hier stört sie nur
gar zu sehr den Zusammenhang des im ganzen nicht ohne geschick an-
gelegten Werkes. (Fortsetzung folgt.)
London im april. Eugen Einenkel.
54 TRAUTMANN,
Ueber den Unterrieht in den Neuem Sprachen, speziel-
ler der Engl i sc heu, an unseren Universitäten und luHieren
schulen. Ein niahnruf an die Unterrichtsbehörden von Dr.David
Asher, corresp. niitglied der Berliner Gcsellsch. für das stud.
der neuern sprachen und literaturen. Berlin (Langenscheidt)
Gr. S. 46 SS. 80 pf.
Gedanken und Bemerkungen über das Studium der Neuern
Sprachen auf den Deutschen Hochschulen. Von Dr. Gustav
Körting, ordentl. professor der ronian. und engl, philol. an
der Königl. theol.-philos. Akademie zu Münster i. W. lleil-
bronn (Henninger) 1882. 8. 83 ss. 1 m. 40 pf.
In der eiuleitung der schritt von Aslicr heisst es: 'In dem streben
nach wissenscliaftlielikeit auf allen gebieten betleissigt man sich seit
etwa 11) — \2 Jahren auch dem Studium der neuern sprachen dieselbe
wissenschaftliclie pflege angedeihen zu lassen wie der mntterspraehe.
Man verfolgt ihre geschichte bis zu den ältesten stufen liiuauf, iractirt
an den Universitäten die ältesten denkniäler ihrer literaturen, cdirt und
commentirt bisher noch ungedruckte handschriften oder veranstaltet neu-
drucke solcher, dringt immer tiefer in die etymologie der Wörter ein
und studirt selbst die dialckte. Dies ist nun alles sehr zu billigen . . .;
nur zu oft aber vergisst man dabei, dass die erste bedingung zu sol-
chem Studium, namentlich für diejenigen, welche nicht bloss einen philo-
logischen, sondern einen praktischen zweck (ich meine den des Unter-
richts an schulen) damit verbinden und vor äugen haben, die vollstän-
dige kenntniss der lebenden spräche ist . . . Manche der herren Profes-
soren blicken auf die lebenden sprachen mit einem gefühle der Verach-
tung und schämen sich fast sie zu sprechen , oder wenn sie sich herab-
lassen sich darin auszudrücken, auch nur richtig auszusprechen.' Weiter-
hin heisst es: 'Die folgen solcher verkehrter anschauung, die auch, wie
es schciiit, von oben gepflegt wird, können denn auch nicht ausbleiben.'
Es wird nämlich, wie sodann ausgeführt wird, im Neuenglischen nichts
gelernt auf den Universitäten, und es werden keine geeigneten lehrer ge-
bildet. Wie mit den Ichrern, führt der folgende abschnitt aus, so ist es
auch mit den grammatiken, welche in unsern schulen benutzt werden,
nicht zum besten bestellt. 'Wenn ein kaufmaun oder händlcr auf dem
markte mit falschem gewichte oder falschem maasse seine waare verkauft,
verfällt er der polizeilichen strafe. Um fehlerhufu; lehrbiicher kümmert
sich die gesetzgebuug nicht.' Der letzte abschnitt bringt vorschlage zur
besserung der jetzigen zustände. Wenn wirklich an unseren Universi-
täten 'moderne philologie' gelehrt werden solle, und wenn unsere hoch-
schulen die künftigen lehrer befähigen sollen, den Unterricht in den
neueren sprachen mit erfolg zu erteilen, so müsse ein ganz anderes
System als das bisherige platz greifen. Zunächst müsse die lebende
.Sprache nach allen richtungen hin gründlich gelehrt werden, und es seien
die älteren stufen nur nebenher zu berücksichtigen. 'Der docent mag
ASHER, UNTERRICHT I. D. N. SPR., KOERTING, STUDIUM D. N. SPR. 55
für sicli forschen, so tief er wolle, und alte Schriftdenkmäler und haud-
schriften ediren, wol auch für solche, die in der lebenden spräche vor-
gerückt sind und des Unterrichtes darin nicht mehr bedürfen, ein colleg
über Altenglisch lesen und Schriften in dieser spräche von den zuhörern
übersetzen und commentiren lassen. Sein hauptaugenmerk aber sollte
stets die lebende spräche sein.' Zur prüfung, wird sodann vorgeschlagen,
solle man nur solche bewerber um das höhere lehramt zulassen, die sich
durch eine schriftliclie clausurarbeit über eine genügende Vorbildung im
Neuenglischen, bezw. Neufranzösischen, auszuweisen vermögen ; zu exarai-
natoren solle der staat nur männer bestellen, welche im stände seien,
derartige schriftliche leistungen zu begutachten und bei der mündlichen
prüfung sich ausschliesslich des Englischen bezw. des Französischen zu
bedienen; niemand solle in den öffentlichen schulen die neuern sprachen
lehren dürfen, der nicht mindestens die censur 2 erhalten habe und zum
Unterricht in allen klassen befähigt gefunden worden sei. ' Dazu aber
wäre es wünschenswert und wesentlich', schüesst dieser abschnitt, 'dass
besondere inspektoren ernannt werden, um den Unterricht in den neuem
sprachen an den höheren schulen des Deutschen Kelches zu überwachen
und darauf zu sehen, dass diese punkte auch strenge innegehalten wer-
den und keine schlaffe praxis einreisse.'
Asher's khigen über neusprachlichc lehrer, die ungenügendes leisten,
entbehren, wie kein kundiger leugnen wird, nicht der berechtigung; es
sieht vielfach noch recht trübe aus in dieser beziehung. Es ist auch
zuzugeben, dass das Neuenglische, bezw. das Neufranzösische, noch nicht
auf allen Universitäten diejenige pflege findet, ohne welche die heran-
bildung tüchtiger lehrer nicht denkbar ist. Es ist aber bei der neuheit
dieser fächer als Studiengegenstände der Universität nicht verwunderlich,
dass noch nicht alles auf der höhe steht; und wir dürfen nicht zweifeln,
dass binnen kurzem, wo sie not tut, abhilfe geschaffen werden wird.
Nicht beizustimmen ist der ansieht Asher's über die behandlung des Alt-
französischen und Altenglischen. Zunächst ist es nicht richtig, dass die
erste bedingung zum Studium der älteren stufen die vollständige kenut-
niss der lebenden spräche sei. Vielmehr kann man ebenso wol mit der
ältesten oder einer älteren stufe anfangen, um zur jüngsten vorzudringen,
wie man von der jüngsten nach rückwärts gehen kann; das ausgehen
von der ältesten stufe würde sogar, wenn nicht aus anderen gründen
davon abzusehen wäre, erhebliche vorteile bieten. Hauptsächlich aber
ist Asher nicht beizustimmen, wenn er die älteren stufen nur beiläutig
studirt wissen will. Es ist ja ganz richtig, der lehrer braucht in der
klasse zunächst nur Neuenglisch und Neufran/.ösisch, und innerhalb ge-
wisser grenzen kann jemand vortrefflichen Unterricht geben, ohne je Alt-
französisch und Allenglisch getrieben zu haben. Dennoch ist es nötig,
dass der künftige lehrer der neuern sprachen nicht nur beiläufige, son-
dern gründliche Studien im Altfranzösischen, bezw. Altenglischcn, mache.
Bei dem unterrichte in unseren höhern schulen kommt es nicht nur darauf
an den Schülern eine gewisse summe von kenntnissen zu übermitteln,
sondern auch darauf sie anzuhalten, dass sie den lehrstoff mit dem ver-
stände auffassen; nicht nur auf beibringung von fertigkciten, sondern
56 TKAUTMANN,
auch auf das ilonkou und llndou lehren. Ein lohror aber, »ler alteupf-
liselie und alltVanzüsifelic t^tudien geuiaclit hat, der nicht allein weiss
was in der lebenden spräche ist, sondern auch warum es ist, und wie
CS geworden ist, der die geschichte uud den xusanuneuhang der ditigc
sieht, gibt eine bessere gewähr für die crteilung jenes vom geisto der
Wissenschaft getragenen Unterrichtes, der allein in unseren höhern schulen
angetrotVen werden sollte, eine unvergleichlich viel bessere gewähr als
ein lehrer. der solche Studien nicht gemacht hat. Da das Studium des
Altfranzösischen, bexw. Altenglischcu, in so hervorragender weise ge-
eignet ist, die neusprachlichen lehrer zu ihrem künftigen berufe aus-
rüsten zu helfen, so kann von einem nur beiläufigen betreiben dieses
Studiums auf der Universität schlechterdings nicht die rede sein. — Was
Asher's behauptung betrilVt, dass manche professoreu die kunst, fertig
englisch oder französisch zu sprechen, gering anschlagen und als blosse
sprachmeisterci brandmarken, so beruht sie wol auf niissvcrständniss oder
Irrtum. Man kann sich doch kaum denken, dass es derartige professoreu
gebe, hu gegentcil, ich bin überzeugt, dass jeder neusprachliche pro-
fesBor die allseitige beherrschuug einer lebenden spräche tür eine schwere
kunst hält und eine ehre darein setzt, das Neufranzösische, bezw. Neueng-
lische, auch wenn er das hauptgewicht seiner lehrtätigkeit auf die ältere
spräche uud literatur legt, leicht und sicher, gewant und richtig zu
schreiben und zu sprechen.
Die Schrift von Körting bringt eine reihe von gcdanken und vor-
schlagen, die in weiten kreisen beachtung linden werden. Im eingangc
wirft der Verfasser die frage auf: 'Wer ist berechtigt, sich dem aka-
demischen Studium der neueren sprachen zu widmen V' Er habe, ant-
wortet er, keinerlei Voreingenommenheit gegen die realschule; er habe
fleissige und wissenschaftlich strebsame schüler von ihr wie vom gymna-
sium gehabt. Aber die von der realschule kommenden seien in einem
punkte in entschiedeneui nachfeile, darin nämlich, dass sie kein Griechisch
verstehen. Die kcnntniss des Griechischen sei unumgänglich notwen-
• dig für den 'neuphilologen'. Während ihm die lateinische spräche, we-
nigstens in den Schriftstellern, welche auf der schule gewöhnlich gelesen
werden, nur iu einer gestalt entgegentrete, lerne er die griechische anders
bei Homer, anders bei Ilerodot und wider anders bei den Attikern kennen.
Das sei aber eine trelfliche anleitung zum philologischen denken, eine
herrliche cinführung in die Sprachvergleichung. Und wie die griechische
spräche so sei auch die griechische literatur unentbehrlich, weil sich an
sie die literaturen der neueren Völker so vielfach ang(;lehnt, weil die
neueren literaturen aus ihr so oft ihre ästhetischen maasse entliehen
uud eine solche fülle von Stoffen und gedanken geschöpft haben. — Wie
bekannt ißt vielfach ausgesprochen worden, dass die Vorbildung der von
den realschulen kommenden wie für die Universitätsstudien im allgemeinen
so auch für das Studium der neuern sj)raclicu unzulänglich sei; nicht
selten ist auch gesagt worden, dass ehemaligen realschülern, wegen des
unwissenechaftlichen Unterrichtes, den sie genossen, der rechte wissen-
schaftliche sinn fehle. Ich kann nicht leugnen, ich habe mit ehemaligen
realöchüleru zu tun gehabt, die mir diese behauptungen voll zu bestä-
ASHER, UNTERRICHT I. D. N. SPR., KOFKTING, STUDIUM D. N. SPR. 57
tigen schieneu; luuss aber liinzufiigen, dass icli auoli inancheii ehemaligen
gymnasiasten kennen gelernt habe, auf den sie gleich gut angcwant wer-
den konnten. Auf der andern seite liabe ich, wie Körting, eine statt-
liche zahl von schiilern gehabt, die, abgesehen von einem punkte, eine
für das Studium der neuern sprachen vollkommen ausreichende Vorbildung
auf der realschule erhalten hatten, und noch mehr solche, die, obwol auf
der realschule gebildet, nicht nur von echt wissenschaftlichem streben
beseelt waren, sondern auch gutes geschick zeigten, wissenschaftliche
dinge wissenschaftlich zu behandeln. Ich kann nach diesen erfahrungen
nicht denken, dass die von den realschulen gewährte vorl)ildung so gar
verwerflich sei und kann die von ihr zur Universität kommenden nicht
für so ganz untauglich zu wissenschatftlichen Studien halten. Der eine
punkt, den ich oft und immer wider als einen mangel bei realschülern
empfunden habe, ist die unkenntniss des Griechischen. Es ist ja un-
zweifelhaft richtig, man kann im Studium der neueren sprachen, sei es
in grammatischer, sei es in literaturgeschichtlicher hinsieht, in die weite
und in die breite gehen, ohne des Griechischen zu bedürfen; alier plötz-
lich macht sich denn doch einmal an sehr entscheidender stelle die un-
kenntniss dieser spräche unangenehm fühlbar, und vieles lässt sich ohne
Griechisch überhaupt nicht tun. Körting hat die notwendigkeit des
Griechischen schön und überzeugend dargelegt; ich kann ihm nur bei-
stimmen, wenn er vom studirenden der neuern sprachen, auch vom ehe-
maligen realschüler, keuntniss des Griechischen fordert. Wie diese von
den realschülern erworben werden solle, ob das Griechische als Pflich-
tiger oder nur als wahlhafter lehrgegenstand auf den Stundenplan der
realschule zu setzen sei; ob realschule und gymnasium künftig in eine
neue art von gelehrtenschule, welche die Vorzüge beider mit einander
vereinigt ohne ihre mängel zu besitzen, zusamuienfliessen sollen, das
sind dinge, über welche wir uns hier nicht in erörterungcn einlassen;
hier kommt es allein darauf an, nachdrücklich hervorzuheben: der studi-
rende der neueren sprachen muss kenntniss des Griechischen mit zur
Universität bringen.
Eine andere forderung Körting's ist: Das Französische und Eng-
lische, welche das prüfungsreglement zu einer gruppe vereinigt, müssen
von einander gelöst werden. Die eine spräche habe mit der anderen keine
engere gemeinschaft, und das Studium des Französischen müsse vielmehr
im zusammenhange mit den romanischen, das studi\im des Englischen im
zusammenhange mit den germanischen sprachen betrieben werden. Der
hauptgrund für die trennung aber sei, dass die französische und eng-
lische Philologie für sich allein schon gebiete von solcher ausdehnung
seien, dass mit beiden sich gleichmässig vertraut zu machen, wie doch
von einem künftigen lehrer des Französischen und Englischen gefordert
werden müsse, geradezu ein ding der Unmöglichkeit sei. Wer in einer
fremden spräche die lehrbefähigung für alle klassen erworben habe, der
habe genug geleistet. Trennung der beiden fächer werde ebenso sehr
der schule wie der Wissenschaft zum vorteile gereichen. Auch in diesem
punkte schliesse ich mich durchaus an Körting an und meine, er wird
bei allen kundigen auf Zustimmung rechnen dürfen.
5S TRAUr.MANN,
Wenn KürtiniT als dio wiinsfhcnswertcsten voilMTuhiiiijjcii von stmlion-
iiiul priituiijjsfik'lioin hinstellt
1. Franziisisch für alle, Latein (nebst EngliseliV) für die mittleren
kiassen,
2. Knjrliscli für alle. Deutseli (nebst Französisch?) für die mittleren
klassen,
so ist oline weiteres xuzugeben, dass dies die beiden natürlichsten ver-
binduntren sind. Aber soll nicht inu;h der, welcher das Französische zu
seinem hauptfaehe macht, die lehrbefähigunf? im Deutschen erwerben?
Die mutterspraehe ist der ausgangs- und Stützpunkt alles fremdspracli-
liehen Unterrichtes, und das erlernen einer fremden spräche ist zum
grossen teile nichts als ein stetes beziehen des fremden und neuen auf
das heimische und bekannte. Ohne wissenschaftliche kenntniss des Deut-
schen ist die rechte befähigung zum wissenschaftlichen Unterricht in
fremden sprachen überhaupt nicht denkbar. Das ist eine so einfache
Wahrheit, dass wir holVcTi dürfen, die nächste Ordnung unserer prüfungs-
vcrhältnisse werde ihr rechnung tragen. Das gegenwärtig noch in gel-
tuug stehende preussische 'reglement' begnügt sich damit, von den-
jenigen, welche im Deutschen nicht unterrichten wollen, den uaehvveis
der allgemeinen bildung in diesem fache, und genau genommen nicht
einmal so viel ', zu verlangen. Das ist für Sprachlehrer sicherlich zu
wenig; Sprachlehrer, gleichviel ob sie im Deutschen unterrichten wollen
oder nicht, müssen aus dem eben angeführten gründe mehr als die all-
gemeine bildung in der mutterspraehe besitzen. Im reglement kommt
das Deutsche aueh insofern nicht zu seinem rechte, als von den künf-
tigen lehrern ausser einigem andern verlangt wird: entweder kenntniss
der gcschichte und entwicklung des Deutschen sowie die fähigkeit, alt-
und mittelhochdeutsche texte zu lesen, oder dafür solche kenntuissc in
der Philosophie, welche befähigen, die philosoi)hische Propädeutik auf
gymnasien zu lehren. Durch diese bestimuiung geschieht es, dass eine
menge lehrer mit der facultas docendi für Deutsch ausgerüstet werden,
die gar nicht im stände sind, wirklichen Deutschen Unterricht zu geben.
.Möchte "bei der neuordnung unserer Prüfungsangelegenheiten, die ja
hoffentlich in nicht zu ferner zeit kommen wird, der grundsatz maass-
gebend sein: ein wissenschaftlicher Sprachlehrer ohne wissenschaftliclie
kenntniss des Deutschen ist ein unding; und möchte dem entsprechend
festgesetzt werden , dass sich jeder bewcrbcr um das höhere lehrauit,
gleichviel ob alt- oder neusprachler, einer prüfung im Deutschen zu
unterwerfen habe und mit fremdsprachlichem Unterricht nur dann be-
traut werden könne, wenn er die lehrbefähigung im Deutschon erworben
hat. Es versteht sich von selbst, dass der philosoph mit der deutschen
' 'Ob die bei jedem schuliimtscandidaten erforderli(;he allgemeine
l>ildung in der deutschen spräche bei denen, welche nicht darin unter-
richten wollen, vorhanden ist, namentlich ob sie dieselbe sicher und an-
gemessen zu gebrauchen wissen, hat die commis-Sion hinreichende
gelegen hei t, bei den übrigen teilen' der schriftlichen und
wiiindlichen prüfung zu erkennen, weshalb eine besondere
Prüfung in dieser hinsieht nicht stattfindet.' Reglern, s. 10, § 24.
ASHER, UNTERRICHT I. D. N. SFR., KOERTING, STUDIUM D. N. SPR. 59
facultas doceudi wegfallen müsste. — Noch aus einem andern gründe
ist es dringend wünschenswert, dass die fremdsprachlichen lelirer auch
gründliche kenntniss der muttersprache erwerben. Das gegenwärtige
Deutseh trieft, wenigstens im munde der meisten -gebildeten' und in den
meisten büchern, von entbehrlichen fremdwörtern und undeutschen Wen-
dungen. Dies hängt unzweifelhaft zum grossen teil zusammen mit unseren
Schuleinrichtungen. Wir legen zu viel wert auf die erlernuug fremder
Zungen und zu wenig auf guten Unterricht in der muttersprache. Wir
treiben (lassen wir die alten sprachen einmal bei seite) Französisch und
Englisch in der realschule 1. Ordnung, in der realschule 2. urdnung, in
der höheren bürgerschule, in der höheren mädchcnschule, in handels-
und gewerbeschulen, in allen möglichen privaranstalten, sogar im seminar
für volksschuUehrer. In einigen dieser lehranstalten, so namentlich im
seminar für volksschuUehrer, ist der fremdsprachliche Unterricht unnütz,
ja, weil er bloss ein naschen sein kann, geradezu verderblich. Und diesem
zu viel des fremdsprachlichen steht in allen anstalten ein zu wenig des
deutschen Unterrichtes gegenüber. Einerseits ist die Stundenzahl durch-
weg zn gering, andrerseits wird viel mehr unzulänglicher (oft unglaub-
lich elender) Unterricht im Deutschen gegeben, als in anderen fächern.
Die fruchte bleiben nicht aus. Das stopfen mit fremden sprachen bei
mangelhaftem Unterricht im Deutscheu ist die Ursache, dass den schillern
das richtige Sprachgefühl abhanden kommt; fremde Wörter und Wen-
dungen sind ihnen geläufiger als deutsche, und selbst wo sie deutsche
Wörter, gebrauchen, ist ihr ausdruck auf schritt und tritt undeutsch.
Man lese einmal, um sich hiervon zu überzeugen, die deutschen aufsätze
irgend einer höheren schule! Schon heute wird uns in den zeitnngen
und den meisten büchern ein Deutsch verabreicht, bei dem fühlenden
und reinlich denkenden leuten schlimm wird; was aber wird erst ge-
schrieben werden, wenn das heranwachsende gcschlecht die zeitnngen
und bücher macht! Hier droht grössere gefahr als mit den Verhältnissen
nicht vertraute ahnen. Es ist eine schöne sache mit dem lernen vom
auslande und der gerechten Würdigung auch des fremden, aber wir
müssen nicht selber dabei vor die hühner gehen; keinen verständigen
kann es stören, dass neben unseren eingesessenen Wörtern auch einge-
wanderte zur bezeichnung von aussen gekommener dinge stehen, aber
mit dem ewigen anschleppen von fremden ausdrücken, für die wir gute
deutsche haben, machen wir uns vor Gott und der weit lächerlich. Es
ist in letzter zeit manches gegen den unfug getan worden; ich erinnere
nur an die Verdienste Stephan's. Aber mehr noch muss geschehen, und
eine der wirksamsten maassregeln in dieser hinsieht würde sein dafür zu
sorgen, dass die lehrer ordentlich Deutsch lernen. - Kehren wir jetzt
zu der frage zurück: 'welches sind die wünschenswertesten Verbindungen
von prUfungs- und lehrfächern?', so trage ich kein bedenken, unter mit-
berücksichtigung der alten sprachen, folgende gruppen aufzustellen:
1. Deutsch, Lateinisch und Griechisch für alle kiassen; Französisch,
oder Englisch, oder geschichte für mittle.
2. Deutsch, Lateinisch und Französisch für alle kiassen; Griechisch,
oder Englisch, oder geschichte für mittle,
GO TKAUIMANN,
n. Deutsch . (iriofliisoli uiid Eiigliscli für alle kI:is9on; L;i(oinisch,
oder Fraiuösiseh, oder jjcschiclitc für mittle,
l. Gescluchte für alle klassen; Deutsch und Französiseh, oder Deutsch
uud Euplisch, oder Deutsch und Lateinisch (bczw. Criechisch) für
mittle.
Natürlich dürften diese grupi»en nicht unverrückbar feststehen; ein ge-
wisser Spielraum wäre sogar seiir wünschenswert. Es wäre z. b. nichts
daireiron einzuwenden, dass Jemand zu geschichte für alle klassen nicht
Deutsch und Französisch oder Deutsch und Englisch, oder Deutsch und
(Trieehisch, oder Deutsch und Lateinisch für mittle, sondern dafür Deutsch
für alle klassen erstrebte. Immer aber wäre darauf zu halten, dass die
Ichrliefähigung in einer fremden si)rachc von einer mindestens gleich
hohen im Deutschen begleitet würde. — Auch deu mathematischen und
naturwissenschaftlichen lehrcrn wäre eine kleine facultas doceudi im
Deutschen äusserst gesund.
Eine sehr berechtigte forderung Körting's ist wider die, dass ge-
trennte lehrstühle für romanische und englische philologie zu errichten
seien. Die Vereinigung beider gehe bei dem gegenwärtigen umfange der
beiden tlicher nicht an; und es sei dringend zu wünschen, dass die mit
der Scheidung noch rückständigen Universitäten den übrigen bald nach-
folgen. Ja noch weiter müsse die Scheidung gehen: wenn nicht an allen,
so müsse wenigstens an den grösseren Universitäten neben dem roma-
nischen noch ein besonderer französischer lehrstuhl errichtet werden.
Der studireude der neueren sprachen hat zwei dinge in's äuge zu
lassen: er hat die geschichte und entwicklung, sowie die literatur der
spräche, die er einst lehren will, zu studiren; und auf der andern seite
muss er sich die lebende spräche bis zu dem grade zu eigen machen,
dass er sie mit einiger Sicherheit schreiben und S])rechen kann. Körting
will nun, dass auf den Universitäten lediglich der erste teil dieser Studien
getrieben werde, der zweite dagegen in einer besonderen reichsanstalt.
Die Professoren, führt er aus, seien durcli ihre Vorlesungen über literatur-
geschichte, metrik, geschichte und entwicklung der spräche, durch mit
den studirenden anzustellende Übungen im erklären alter texte ii. s. w. be-
reits so stark in anspruch genommen, dass man ihnen nicht noch den Unter-
richt im Neufranzösischen, bczw. Neuenglischen, aufbürden körine. Bei
der Wirksamkeit sog. Icktoren komme nichts rechtes heraus. Darum sei
eine neusprachliche reichsanstalt zu errichten. Diese anstalt würde nach
Körting's plan aus zwei abteilungen bestehen, einer französischen, die in
l'aris, und einer englischen, die in London ihren sitz hätte. Jede ab-
teilung würde ein geeignetes gebäude mit einer kleinen handbibliothek
und einem lesezimraer, in welchem die bessern französischen, bczw. eng-
lischen, Zeitungen und Zeitschriften ausliegcn, angewiesen erhalten und
von einem akademisch gebildetcTi neuphilologen, der mit sitte, spräche
und einrichtungen des betreffenden landes genau vertraut wäre, geleitet
werden. Der Unterricht würde ausschliesslicli in der fremden spräche
von franzüsischen, bczw. englischen, lehrern erteilt werden und sich auf
'theorie und praxis der ausspräche, recitationslehre, stylistik und vor
allem auf conversation' erstrecken. Der studiencursus würde am 1. Sep-
ASHER, UNTERRICHT T. D. N. SPR., KOERTING, STUDIUM D. N. SPR. 61
teraber beginnen und am 31. Mai enden. So dass die Zöglinge 9 monate
in ihr verbringen würden. Die zahl der täglichen Unterrichtsstunden
würde 2—3 befragen und ausserdem würde den z(5glingen zu empfehlen
sein, geeignete Vorlesungen an den pariser (londoner) hochschulen zu
besuchen u. s. w. — Körting hat ganz recht, wenn er die professoren
als schon so schwer belastet bezeichnet, dass sie nicht noch besonderen
neuenglischen und neufranzösischen Unterricht geben können; dies gilt
ganz besonders von den Komanisten. Auch seiner behauptung über die
Wirksamkeit der lektoren ist zuzustimmen, und seine reichsanstalt ist
entschieden ein guter gedanke. An der möglichkeit der austuhrung
brauchte man nicht zu verzweifeln, wie denn Körting mit recht in dieser be-
,1-iehung an das archäologische Institut in Rom erinnert; und das Studium
der neueren sprachen würde einerseits dadurch, duss viele in den stand
gesetzt würden, die betr. spräche in ihrer heimat kennen zu lernen,
andererseits dadurch, dass die Zöglinge zum abschreiben, einsehen und
vergleichen von handschriften angeleitet, bezw. benutzt würden, eine
mächtige fürderung erfahren. Wenig oder gar keinen anklang aber wird
Körting mit der forderuug finden, dass der nensprachliche unterriclit auf
der Universität nur 'ein rein wissenschaftlich theoretischer' sein solle,
dass er das Studium der neueren sprachen in zwei stücke, theorie und
praxis, Universität und reichsanstalt, zerreisseu will. Was wird geschehen,
wenn sich die studirenden drei bis vier jähre lang zwar mit der geschichte
des Französischen und Englischen und mit allerhand grammatischen, me-
trischen und literarischen fragen beschäftigen, aber dem lebenden Franzö-
sisch und Englisch, den sprachen, die sie einst lehren sollen, zeit und
aufmerksamkeit nicht widmen? Wer mit einiger gewantheit im schrift-
lichen und mündlichen gebrauche des Französischen, bezw. Englischen,
zur Universität kommt, wird am ende seiner sechs bis acht semester nicht
nur keine fortschritte gemacht, sondern viel von dem, was er wusste,
verlernt haben. Und wer, wie die meisten gymnasiasten, mit dürf-
tigen kcnntnissen im Neufranzösischen und Neuenglischen kommt, ist
gezwungen, eine kostbare zeit vorübergehen zu lassen, ohne sich die-
jenigen dinge aneignen zu können, welche er als künftiger lehrer am
nötigsten braucht. Es ist eine ganz unabweisbare notwendigkeit: die
studirenden müssen vom ersten semester an neben dem iVltfrauzösischen
und Altenglisciien auch das Neufranzösische und Neuenglische und neben
rein theoretischen auch rein praktische dinge treiben. Dies ist auch die
beste gewähr dafür, dass sich wissen und können, sowie die kenntniss'
dessen was war mit der kenntniss dessen was ist gehörig durchdringt.
Der gedanke, dass die studirenden die für den künftigen lehrer unent-
behrlichen fertigkeiten erst und ledigli(;h in der reichsanstalt erwerben
sollen, ist nicht ausführbar. Ein aufenthalt von neun monaten in Paris
oder London kann die erwarteten fruchte nur tragen, wenn die zöglinge
bereits gut vorbereitet in die betr. anstalt eintreten. Es ist ja eine be-
kannte tatsache, dass wir aus aus einem fremden lande, das wir zur er-
lernung seiner spräche besuchen, desto mehr mitzunehmen pficgen, je
mehr wir schon mitbringen. Aber junge leute, welche drei bis vier
jähre in nur sehr lockeren l>eziehungen zum Neucuglischen, bezw. Neu-
b'2 TKvrr.MANX,
französischen, j:;ost:inilen liätten , würden lier/Jich woni-^^ niithiingen und
entsprechend wenig mit nach hause nehmen. Die reichsanstalt kann nur
leisten was sie soll, wenn die Universität tiiclitij»; vorarbeitet, und so
weist selbst die reichsanstalt auf kräftige förderung der neiienglisehen
und ueufranzösischen Studien selion auf der Universität. -^ Es fragt sich,
in weicher weise diese förderung geschehen soll. Für das geeignetste
mittel dazu halte ich die errichtung von besonderen ueuenglischen und
neufranzösischen professuren. Unter einem professor des Neuenglischeu
— reden wir der kürze halber nur von der einen spräche — stelle ich
mir einen mann vor, der wie der professor der englischen philologie
das ganze geliiet \imfasst, aber wie jener im Altengiischen, so seiner-
seits im Neuenglischeu seine hauptstärke hat. In Sonderheit beherrscht
er diese spräche so vollkommen, dass er sie so lautgetreu, richtig und
tliessend spricht und so leicht un<l fertig schreibt wie ein gebildeter
Engländer. Er hat eine gründliche lautwissenschaftliche Schulung, ist
ein fein scheidender synonymiker, ein gewanter Stilist und ein gediege-
ner etyiiiolog. Er kennt nicht allein das buchmässi^e Englisch und die
spräche der gebildeten gesellschaft, sondern auch die haui)tsächlich(;n
eigcntümlichkeiten der hervorragendsten mundarfen. Er hat die ent-
wicklung des Neuenglischen zu einem gegenstände seiner besonderen
aiifmiM-ksamkeit gemacht, so dass er weiss, welche unterschiede bestehen
zwischen dem heutigen Englisch und dem Englisch, wie es vor 50, vor
liio, vor 2(10 jähren gesprochen wurde. Er ist ausserdem ein genauerer
kenncr der neuenglischen literatur als sein altenglischer amtsgenossc zu
sein braucht und verfolgt mit besonderer teilnähme die literarischen
Strömungen und erzeugnisse der gegenwart. Er hat endlich eine nicht
zu oberHäcliliclie kenntniss der neueren politischen und kulturgeschichte
der Engländer, ihrer öffentlichen eiiuichtuugen, ihres landes, ihrer sitten
und gewohnheiten u. s. w. Es leuchtet ein, dass ein solcher mann in
ganz anderer weise geeignet wäre, die leitung der neuenglischen Studien
zu übernehmen als ein lektor. Einem lektor fehlt die Übersicht über das
ganze; ein mann, wie er eben beschrieben worden, überblickt das ganze
und scluöpft aus dem vollen, und dies ist zu einer erspriesslichen Wirk-
samkeit durchaus notwendig. Für mich steht es fest, dass für die Vor-
bildung der neusprachlichen lehrer erst dann in zulänglicher weise ge-
sorgt sein wird, wenn der Staat neufranzösische und neiienglische profes-
suren errichtet, Solltt; jemand meinen, dass in Deutschland nicht niänner
zu finden wären, welche das Neufranzösische, bezw. Neuenglische, in
dem soeben geforderten maasse beherrschen, so würde ich solche zweifei
nicht teilen. Zahlreiche beispicie könnten angeführt werden, dass sich
iJcutsche einer fremden spräche ganz und vollständig bemächtigt haben.
Auch der aus.s])rache, obgleich die erlangung einer echten ausspräche
noch vielfach für etwas gehalten wird, wozu einer besonders beanlagt
sein müsse. Dass in dieser hinsieht noch so wenig erreicht wird, liegt
nicht an der Schwierigkeit der sache, sondern an der unberatenkeit und
Verkehrtheit, mit der sie meist angefasst wird. Leute, die gegenüber
dem dringen auf genaue ausspräche von 'läutschwindel' reden, stellen
sich ein übles zengniss aus. Es handelt sich da durchaus nur um dinge,
i
ASHEK, UNTERRICHT I. D. N. SPR., KOERTING, STUDIUM D. N. SPR. 63
die lehrbar und lernbar sind; lebrbar für jeden, der die eleinente der
lautwisseuschaft inne hat, und lernbar für jeden mit gesunden obren
und fehlerlosen Sprachwerkzeugen. — Sollte es nicht ausführbar sein,
an allen Universitäten neufranzösische und neuenglische profossuren zu
errichten, so luüssten, wo es nicht geschähe, wenigstens lektoren ange-
stellt werden. Das wäre freilich nur ein notbehelf; aber weniger dürfte
nicht geschehen. Und zwar müssten die angestellten nicht Engländer
und Franzosen, sondern geborene Deutsche sein. Ich halte nämlich, ent-
gegen der herrschenden meinuug, die letzteren für weitaus begehrenswerter
als die ersteren — in der regel wenigstens; ausnahmsweise könnte ja
wol auch einmal das umgekehrte zutreffen. Was mir am meisten gegen
geborene Franzosen und Engländer spricht ist der umstand, dass sie fast
nie des Deutschen genügend mächtig sind, i(;h meine auch wissenschaft-
lich mäclitig; denn auch auf der höchsten stufe des fremdsprachlichen
Unterrichtes ist gründliche kenntniss der muttersprache des lernenden
nicht zu entbehren, und vieles Uisst sich nur auf dieser grundlage iu's
reine bringen. Dem, geboreneu Deutsclien gibt die zwischen ihm »ind dem
Schüler bestehende gemoinsamkeit der mutterspraclio einen nicht hoch
genug anzuschlagenden vorteil vor dem ausländer, einen viu'teil, gegen
den die vollkommenere beherrschung der fremden spräche, welche der
Franzose oder Engländer etwa voraus hat, leicht in die wage fällt. Der
Deutsche kennt ausserdem besser die bedürfnisse des lernenden und
braucht diese nur dieselben wege zu führen, die er einst aeH)er gegan-
gen ist. — Wenn ich von der errichtung neufranzösischer und ueueng-
lischer professuren rede, so verstehe ich darunter natürlich für jede der
beiden sprachen besondere i)rofessuren. Die gedeihliche Vertretung bei-
der fächer ist für den gewöhnlichen sterblichen einfach nicht möglich.
Mau kann eine fremde spräche sprechen wie die muttersprache; aber
zwei oder noch mehr fremde sprachen sind wol noch nie von einem
menschen so vollkommen wie die muttersprache beherrscht worden. Eine
fremde spräche steht der muttersprache in klarer sonderung gegenüber;
aber zwei fremde sprachen stossen und mischen sich im köpfe. Gewiss
gibt CS leute, die in einem halben dutzend zungeu etwas zu essen und
zu trinken verlangen, waaren anpreisen, oder sich über das wetter
unterlialten können; aber leute, welche auch nur zwei fremde sprachen
mit voller Sicherheit beherrschen, sind mir wenigstens noch nicht be-
gegnet. Da es sich nun bei einem professor doch um viel mehr als die
fähigkeit fertig sprechen zu können handeln würde, so leuchtet ein, dass
es ein unbilliges verlangen wäre , ihm die Vertretung zweier sprachen
zuzumuten.
Noch ein sehr beachtenswerter Vorschlag Körting's ist, dass die bo-
fähigung zum höheren lehramt in zukunft nicht durch eine, wie bisher,
sonders durch zwei prüfungen dargetau werden solle. Die eine würde
sich beziehen auf den 'theoretisch -wissenschaftliehen', die andere auf
den 'praktischen' teil. Die erste will K. abgelegt wissen nach ablauf
der universitätsstudien, die zweite ein jähr später, nach dem austritt aus
der reichsanstalt. Wenn wir zu den romanistischen und anglicistischen
Professoren auch neufranzösische und neuenglijiche bekämen, was, wie
64 EINENKKL, ERKI. VERUNG. PROSPECTUS.
gesagt, ilriugeiul notwoiulig ist, dann uiiisste es natürlich freigestellt: sein,
ob sieh jemand zuerst dieser oder Jener priit'ung nntorzielien wollte-,
ebenso würde ea sich von selber verstehen, dass die eine priit'ung vor
dem protessor des Alt französischen bezw. Altenglischen, die andere vor
dem Professor des Neufranzösischen, bezw. Neuenglischen, abgelegt
werden luiisste. Es wäre indessen nicht mit K. ein 'theoretisch-wissen-
schaftlicher" und ein 'praktischer', sondern ein alt- und ein noutVanzö-
sischer, ein alt- und neuenglisclier teil zu unterscheiden.
Auf die zahlroicheu übrigen fiageu, welche die Körting'sclie schrift lie-
handelt und anregt, gehe ich hier aus uiaugel an zeit und räum nicht ein, son-
dern hofft', ich werde eine andere gelegenheit zu ihrer erörterung linden.
Bonn im maer/ 1882. Morit/ Trautmann.
E R K L A E K U N G.
In folge meines i)lötzlichen umzuges nach London konnten die cor-
rekturbogen meines im vorigen hefte dieser zeitscluitt helindlichen auf-
aatzes betitelt: 'Eine engl. Schriftstellerin aus dem anfange des 1:5.' Jahr-
hunderts' mir nicht rechtzeitig zugehen, und ist daher dieser aufsatz
leider ohne meine vorherige durchsieht in druck gegangen.
London. Eugen Einenkel.
PROSPECTUS.
TEE ENGLISH AND SCOTTISH POPULÄR BALLADS,
EDl'l'ED HY
FRANCIS J. CHILD,
IM<OFESSOR IN HARVARD UNIVRRSITY.
The Populär Rallads existing; in tlie Eu^lisli laiiguage,
thougli tbeir .surpassiii^- nierit has bcen aiiiply recognizcü, liave
iiever beeu collected iuto one body. The Sequestration of the
Percy Folio f'orbade, uiitil lately, the thouj^ht of such an under-
takiiig. That treasury of the Enj;lish ballads is novv open to
the worhl, but Scottish collectious still reniaiii in the seelusion
' Gedruckt 12-, man vgl. s. 277 u. Als versehen von meiner seile
bitte ich zu herichtigen: s. 205, z. 1 v. u. streich 'dann'; 0. 272, z. 1.") v. u.
Htr. 'ist', B. 27S, z. I.'} lies 'nonnenklöstern'; s. 27!), z. l(j v. u. I. 'vornehmste'
at. 'höchste'; dahinter ist die auf die anmerkung :', weisende zifler aus-
gefallen. Gleichfalls durch naclilässigkeit des setzers ist ausgelassen
'freiiden' zwischen '.illen' und 'd(r' s. 271(, z. il v. u. Ander<!s berich-
tigt .«sich von selbst.
PROSPECTUS. 65
of manuscvipt; amoiig tbem tliat of Motheiwell, second only in
importance to tbe Pcrcy. Besides uupublislied coUeclions, there
are scattered baüads preserved in private eopies.
Not only a large portion of tbe remains of tlie ballads of
tbe Euglisb peojile is imprintcd; tbe texts of mucb tbat is in
print are vitiated by editoiial cbanges. Percy's free treatnient
of bis texts is notorious. Wben tbe Folio was publisbed by
Messrs Haies and Furnivall, we gained as mucb tbrougb tbe
restoration of genuine reading-s, as by tbe discovery of ])ieces
tili tben uukuown. Scott and Jamieson were less arbitrary
tban Percy, but tbey were far from scrupulous, as Scott in
later days confessed and regretted. It cauüot be said even
(»f Kinlocb and Motberwell tbat tbey followed tbe only rigbt
rule, tbat of makiug uo uuacknowledgcd cbanges in tbe tcxt
delivered tbem.
It is almost superfluous to add tbat not even tbe already
known and publisbed versions of tbeEuglisb and Scottisb ballads
liave ever beeu brougbt togetber, to be studied in coujunction
witb eacb otber and witb kiudred ballads of otber nations.
It is now proposed to publisb tbe Euglisb and Scottisb
Populär Ballads, so far as is possible, in tbeir entirety and
tbeir i)urity. Tbe coUection will embrace every accessible
independeut version of every ballad, witb tbe important varia-
tions of copies wbicb appear to be of tbe sanie proximate
derivation. All tbe manuscrii)t collections or texts tbat exist
in public libraries, and most (it is boped all) oftbose tbat are
known to be in private bands, all ])rinted texts, and also a
certaiu number of copies receutly obtaincd from recitation, will
be combiued. No text will be taken at second band, w'bere it
is possible to go back to tbe sourcc, and an absolute fidelity
to tbe liest procurable text will be niaintained.
Each ballad will bave a proper prefacc, and iu tbe case
of tbose ballads wbicb tbe Englisb bave in conuiion witb otber
nations, an account will be given of related traditions. 'Vhc
work will bave a general introduction, füll Indexes, and a
careful glossary, and no cffort Avill be spared to make it in
every respect complete and accuratc.
The work will be issued in about Eigbt Parts, eacb Part
containing nearly two bundred and iifty pages. It will be printed
iu tbe best style of tbe Kiversidc Press, ou extra laid paper.
Aiiglia, V. Icind, Anz. 5
Tlie cdition will l)C limited to ono tliousand copics, eaeli
ot' which will l)C uuinbercd, aud tbc iianic oC its puicliascr
iccorded.
The n'ork irill hc piihlished by snhscription onii/, and Ameri-
can subscrihers are rctjncs/cd ti> send Iheir Orders lo lloughUni,
Mifflin i\- Vit., l Park S/reet, J)ns/o)i. Sabscribers in England
and im t/ie Contincnl can address lletinj Stevens, 4 Trafalgar
Square, Lmidon.
\\q'\ EUiot Stock, ü2 Paternoster liow, London E. C, wird
demnächst erscheinen:
The l)il)liog:rai)hcr, a Jonrnal devotcd to Book-Loore.
Lhe following- papers will appear in early number of Tbc
IJiblioii-rapber: Aceonnt of Richard de Bury and bis 'Philo-
bibliou' (Samuel Timmins). — Thomas Bercula, Printer at Lon-
don 1520 — 25 (William ßlades). — Letters of Indulgence prin-
ted by Caxton 1480— 1489 (Henry l^radshaw). — Oxford Fugi-
tive Literature of the Nineteenth Century (F. Madan). — Wood
Engravers of tlie Low Countries in the Fifteenth Century
(W. M. Conway). — Lives of Great Books (Professor Haies
and Henry B. Wheatley). — La Rochefoucauld and bis Eng-
lish Translators (A. Granger Hutt). — The Marquis of Wor-
cester: A bitherto undescribed edition of the X'entury of Inven-
tions' (W. H. Prosser). — Notes on Jeremiah Shakerley's Works
(J. H. Hind). — The Text of 'Vulgaria Whitintoni' (William
Blades). — Early Needlework and Lace Pattern Books (Alan
S. Cole). — The Publisher of Tyndall's First New Testament
(Henry BradshawO- — List of Books Relating to Municipal and
Local G(»vernment (G, Laurence Gomme). — Account of Lin-
nseus's. Books (B. Daydon Jackson). — Notes on Bath Biblio-
graphy (C. P. Edwards). — Titles for Sham Books (Benj. R.
Wheatley). — Irisb A'ernacular Presses before the Union (Henry
Bradshaw). — Children's Literature of the Last Century (Charles
Wclsh). " An Undescribed Tract of Sir Samuel Morland 'Tbc
Poor Man's Dial' fRichard P. Prosser). — Account of the P^oun-
der of the Law List (Frederic Boase). — Lists of English
Dictionaiics and English Grammars (H. B. Wheatley). — The
'Qucstions' of Miss Richmal Magnall (J. E. Bailey).
The Bibliograpber will he issüed Manihly, Price One
Shilling, and will he laslefutly jirinled in anlifjue slyle. II can
I'KOSPKCTUS. TKAUTMANN, RECEN'Sl'ONSEXRMPLARE. 67
he ohiaincd of amj Bookseller; or if will be senf Inj thc Publisher,
post free, lo anny address, f'or 12.9. per anmim.
In (lemselbeu verlagc soll erscheinen:
The Antiquary's Library,
The Antiquary's Library will be issued in sets of
Thrce Yolumes, at the Subsriptlon Priee of £ 1, 5 s. The
Vohimes will be uniform, in handsome Dcmy Svo sizc, and
will ])e i)rinted in the best manner, tastefuUy adorncd with
initial letters and head and tail pieces, ou handmadc paper,
with rough edges and wide niargin, and will be bound in
moroceo, Roxburgh Binding, with gilt lincs and gilt top, or
they can be had in paper boards, with printed label Though
thcse volumes will have uo published price aftixed to them,
they will be such as would ordinarily be issued at 15 s. each.
A very restricted uumber of Large Paper and Vellum copies
will also be issued at reasonable prices. — The following are
the works which ^Yill be issued for the first year's subscription:
Folk Lore Relics of Early Village Life. By G. L. Gomme. —
The Game and Playe of the Chesse. A verbatim reprint of
the first edition printed by Caxtou 147 1. — Personal Orna-
ments and their Associatious. Bv H. B. Wheatley.
Ausser von den besproehnen büchern sind \on den folgen-
den abziige eingeliefert worden:
Englische Studien. Organ für englische philologie unter mitberiicksich-
tigung des englischen Unterrichts auf höheren schulen. Herausgegeben
von Dr. Eugen K öl hing, ao. professor der engl, philologie an der
Universität Breslau. V. band, l.heft. Heilbroun (Henniuger) 1^S2.
Angelsächsische Gramnaatik von Eduard S i e v e r s. Halle (Max Niemeyer)
1*^S2. Preis 2 m. *^(t pf.
Chaucer, The Book of the Tales of Canterbury. Prolog. Mit Varianten
zum gebrauch bei Vorlesungen. Herausg. von Julius Zupitza. Berlin
(Weidmann) 1S82.
Apocryphal Legends. By E. M. Thompson, F. S. A. (Read April 20,
ISSl). From the Journal of the Archa^ological Association.
Der Dichter Caedmon und seine Werke. Von Hugo Balg. Bonner
(lissertation 1SS2.
Eine Geschichte der relativen Pronomina in der englischen Sprache.
Von Paul Noack, Dr. phil. Göttingen (Calvör) 1S82.
lieber die älteste raittelenglische Version der Assumptio Mariae, Von
F. Gierth. Breslauer dissertation ISSl.
6S
lK\l I.MWN. Kl'A I .NMi i.\M- M'.MI'LAKl';.
Ein Beitrag zui- (icscliichte der rossossivpronomon in dor niül. Siiraclic.
Von 0. Brcitkronz. Erlanger clissertatiDU lss-2.
Die lOiigliüchen Maskenspiele. Von AI tred Sörgcl. llallisclie diss. 1SS2.
l'ebersiclit über die grauimatischeu aliweieluingen vom heutigen Sprach-
gebraueh bei Shakespeare (II. teil). Von Oberlehrer Karl Deutsch-
bein. Programm der /wickaner realsebule 1. ordn. Ostern 1882.
Kurzer Leitfaden tler Oeachichte der englischen Literatur von Stopford
A. Brooke, M. A. Deutsch bearbeitet und mit anuierkuugeu ver-
sehen von Dr. A. Matthias. Autorisirte deutsche ausgäbe. Berlin
(Langenseheidt) lss2.
Repetitorium der englischen Sjjrach- und Literaturgeschichte, mit beson-
derer berücksichtignng der altengliöchen (angelsächsischen) und mittel-
englischen Periode, nebst bibliographischen uotizen, Inhaltsangaben und
grammatikalischen fragen zur beantwortung für kandidatcn und studi-
rende der modernen jjhilologie, bearbeitet von Dr. John Wilkins.
l'reis 1 mark. Berlin (Kühl) 18^1.
Select Specimens of English Literatnre chronologically arranged by Dr.
Rudolph Degenhardt. Bremeu (Küiitmanu) isTii.
The Cricket on the Hearth. A Fairy Tale of Home. By Charles
Dickens. Zum gebrauch in schulen uud zum privatstudium mit
sprachlichen und sachlichen bemerkungen (unter steter bezugnahme
auf Fölsing's englische grammatik uud die van Dalen-Langenscheidt'-
schen Unterrichtsbriefe) ausgestattet vonr Prof. Dr. A. Hoppe, Ober-
lehrer uud lehrer der englischen spräche am Berlinischen gymnasium
zum Grauen Kloster. Vierte verbesserte und vermehrte aufläge. Berlin
(Langenseheidt) 1882. Preis ungeb. 1 m.
English Vocaliulary. A choice collection of English words and idio-
matical phases. The pronunciation marked after the method Toussaint-
Langeuscheidt by Charles van Dal en, Dr. Fiffh edition thouroughly
revised. Berlin (Langenseheidt) 1882. Price: 1 m., buund 1,20 m.
(Trammatik der Englischen Sprache nebst methodischem Übungsbuche.
Naturgemässe anleituug zux erleruung und einübung der ausspraciie,
der formenlehre und der syutax. Für den gebrauch in schulen wie
auch für den selbstuntericht. Von Dr. Und. Sonnenburg. D. verb.
aufläge. Berlin (Springer) 1S82.
Englisches Uebungsbuch. Method. anleituug zum ül)ersetzen aus dem
Deutschen in's Englische. Mit Deutsch-Englischen mustersätzen und
einem vollst, wörterbliche. Von Dr. R. Sonnen bürg. Zweite abt: Zur
einübung der syntakt. regeln. 2. verb. aufi. Berlin (Springer) 1882.
Ki-manjues snr remjjloi de l'article en vieux iVancais. Par J'aiil (Jell-
rich. Leipziger dissertation 1881.
Zur .Methode des französischen Unterrichts von Dr. Kühn, ord. lehrer.
Beilage zum progr. des kgl. real^ymnasiums zu Wiesbaden. Ostern l'^s'i.
Uazelnuta (^Satliered from his own Bush by R. Köhler. Loebau i. VV.
(Skrzecsek) 1882.
Die Spr:ichforschung in (;iner neuen Phase. Von J. Oldenburg, ilam-
liiirtr (< Hdfiibiirg).
I
ANGLIA.
Anzeiger zu hand V.
Herausgegeben
von
Moritz Trautmann.
The Romauuee of tlie Sowdone of Habj'lonc and of
Ferumbras liis Sone wbo coiiqueredc ]\onic. Ke-editcd
fiom the uuiquc Ms. oi' tbe late Sir Thomas l*iiilli})])s, with
lutioductioD, Notes, and Glossary, by Emil Hausknecht,
Ph. D. London: Published for the Early English Text Society
l)y M. Trübner. 18S1.
Die vorliegende ausgäbe bringt uns die zweite bis jetzt bekannte
englische version der Fierabrasromanze und bildet somit ein seitenstück
zu dem von S. J. Herrtage für die E. E. T. S. 1879 veröftentlichten Sir
Ferumbras. Wenn sie auch im wesentlichen auf den vorarbeiten beruht,
welche Hausknecht in seiner von der philosophischen fakultät zu Uerlin
genehmigten inauguraldissertation isTll bekannt gemacht hat, so beschränkt
sich der herausgeber doch keineswegs in der einleitung auf eine einfache
widergabe der dissertation, sondern liefert daselbst mehrfach erweiterte
und vertiefte resultate.
Er spricht zunächst von der beliebtheit, deren sich sowol die Karls-
dichtungen überhaupt, als auch ganz besonders die Fierabrasromanzen
zu erfreuen gehabt haben (s. V — IX). Mit recht drückt er sich etwas
zurückhaltend aus bezüglich der von G. Paris (Hist. Poet, de ('harlc-
magne, s. 1:^3—4) aufgestellten ansieht über die Verbreitung der Karls-
sage in Russland (s. VI). Das von den Russen gesungene lied über den
fall in Roncesvals scheint in der tat sehr modernen datums zu sein, vgl.
F. Liebrccht's besprechung von L. Gautier, Les Epopees Frang. in der
Germania XXVI, s. :J6S.
Nach einem überblick über die provenzalisehe und altfranzösische
gestalt der Fierabrasdichtung (s. IX— XV) geht IT. zur (|ucllenuntersuchiing
sowol des Sir Ferumbras, als auch des Sowdon über (s. XVI XXXI\').
Angliii, V. band, Anz. G
70 SCHLEICH,
Aul'ilio (|iiolle dos orsfoiiMi i;oiliclili's luu'li i'iiiUKil ziiriii'k/.iiUoimnou, iiacli-
dom er ihivou solion ausliilirlicli in simiut «lisscrtation (s. M) — 4(0 ^espro-
rhon hatte, dazu sali er sich iiaiiiontlicli diircli den umstand genötigt, ihiss
Hcntage in seiner ausgäbe des Sir Fernnibras die von Hauskneclit in
seiner (Jissertation vertretene ansieht, dass dies gedieht als eine ziendieh
eng an das original sieh anschliessende Übersetzung eines französischen
gedichtes angeseiien wenlen mnss, zu bekänipl'en versucht hatte. Haus-
knecht bleibt auch jetzt noch bei seiner ansieht, wenn es ihm aucli nicht
möglich ist, die unmittelliare quelle des Sir Kerumbras nachzuweisen:
jedenfalls, meint er, haben wir dieselbe inuerlialb der französ. version
der Fierabrasdichtungen zu suchen, und wenn auch nicht in einer der
beiden grossen gruppen, denen sich die bis jetzt bekannten französ. iis.
zuweisen lassen, so (b>c.li in einer hs., die mit ilmen aus derselben ur-
ijuelle geflossen ist (s. XXI -XXII). — Im gegensatz zum Verfasser des
Sir Ker. scheint der des Sowdon mit grösserer freiheit zu werke gegangen
zu sein: diese dichtung könnte man schon eher zwar nicht nut riicksicht
auf die conception, aber doch in anbetracht der beliandlung des stolVes
ein originalwerk nennen (s. XXXllI). Abgesehen von der cinzeldarstellung,
bei welcher der dichter des Sowdon alle ei)isoden und nebenumstäude
übergieng nnd sich mehr an den gesanuutiuhalt hielt, ist der unterschied
zwischen den beiden Verfassern hauptsächlich dadurch gekennzeichnet,
dass sich der dichter des Sowdon nicht auf die widergabe der dichtung
iieshränkt hat, welche mau für gewöhnlich mit dem luuneii Fierabras be-
legt, sondern dass er im ersten teil (I !IC.2) auch di(! zcrslöiung Roms,
die den im eigentlichen Fierabras zur darstellung gelangenden eräugnissen
vorangeht, behandelt hat: erst im zweiten teile steht er auf dem boden
des Fierabras im engeren sinne des wortcs. Sein gedieht kommt also
der von G. Paris so genannten IJalanromanze viel nälier als alle anderen
Fierabrasdichtungen. Eine reconstruction dieser alten, für uns verloren
gegangenen dichtung auf grund des Sowd. ist indessen nicht mehr mög-
lich (s. XXX1\'). Der zweite teil unseres gedichtes zeigt nun mit den
übrigen Fierabrasdichtungen vergliclien die grösste ähnlichkeit mit der-
jenigen fassiing, welche uns in der zu Hannover aufbewahrten hs. des
afrz. gcdfchtes erhalten ist; diese selbst als quelle für den zweiten teil des
Sowd. anzusehen, ist aber doch auf grund mehrfacher verschiecUinheiten
(s. XXXli und XLIX, bczw. XXIX— XXXI) nicht zulässig: llau^iknecht
glaubt nur zu der annahni(> berechtigt zu sein, dass das original dieser
hs. sehr ähnlich gewesen sein muss (s. XXXI II). Anders steht es mit
dem ersten teil. Für diesen will Hausknecht die unmirtelbarc (juelle in
der gleichfalls zu H:innover, und zwar in derscdbcn hs., welche den
Fierabras enthält, aufbewahrten Destructioii (b; Itome sehen (s. XXXUI).
Freilich decken sich der erste teil des Sowd. und die Destr. auch nicht
volWtändig, aber die abweichungen zwischen den beiden dichtungen sind
docli derart, dass man mit II. wol sagen kann: 'The dilVtirtnices in the
subject-matter may be explained b) the tcndency ot the i)oct lo follow
bis original only :is far as the priucipal events are cou(;erned, liut to liave
his own waj' in the arrangcmeut of Iht^ subject-matter, and especially
tu ilcal fredy with secoii'lai}' iiHi(]<;nfs' (s. XXVI).
HAUSKNECHT, SOWDONE OE P.AHYLONE. 71
Weiter behandelt Hausknecht in der eink^itung die spräche do8
Sowdon. Wie die endnnj^en -est in der 2. sgr., -elh in der 3. sg., -en im
pinr. praes., -est in der 2. f^j^j. praot. /eitlen, Efehört der Sowd. unter die
dic.htnnf^en des östlichen niittellaudes. Die weiteren i>"'!i'"ii»'''fikalischon
eifi;ontiiiiilichIvciten ütinniien mit diesem rcsidtate iibercin. Icli niüclite
es aber für die entstehuugszeit unseres gediclites — anfang des lö.jalir-
hunderts — nicht mehr mit H. als besondere eigentümlichkeiten gerade
dieses dialektes ansehen, dass i bezw. y, der nmlaut von u, mit ursprüng-
lichem i und langes, aus ae. ä entstandenes, o mit ursprünglicliem d
reimt (s, XXXV): solche reime finden sich ende des 14. jhs., wie ich
Angiia IV, 309 bezw. 30S gezeigt habe, auch an der grenze des west-
lichen niittellaudes zum Süden hin; ebenso lassen sich auch aus jenen
gegcnden, nicht nur aus dem östlichen mittellande, die bekannten drei
formen , die sich aus ae. pcer entwickelt haben , mehrfach nachweisen
(Angiia IV, 309). Die soeben besprochnen verbalendungen sind mit
grosser regelmässigkeit durchgeführt: nur einmal habe ich .s- gefunden
in der 2. sg. praes. (94(i) und zwar an einer stelle, welche vermutlich
aus einer anderen dichtung entlehnt ist (vgl. anm. zu 939); in der 3. sg.
praes. auch nur einmal und zwar in einem verse, welcher ein sicheres
verderhniss enthält (vgl. zu 1154); auch s in der 3. plur. praes. ist mir
nur einmal (9()S) begegnet und auch dieses an einer verdächtigen stelle
(vgl. anm. zu 9()(j). — Zu den wenigen fällen, wo der plur. der subst.
nicht auf s endigt (s. XXX VI), möchte ich noch admyral und sapkire
hinzufügen: vgl. 89 Where he ye, viy kviyes Itooldc, || My Barotts and
my Ailiityral {: shatle)'^ (vgl. dagegen l'xo-otts, Adinyralls (Uid Ißukes Io4)
und 115() He eaityhl Iris hclriie in. yrelc //t', || '/'//«/ wroylil was o/'r/oade
fyne Stele \\ li'itli J'er/is j>iff/i/ , Rubeis and Supliire. — In einer mehr
verallgemeinernden forui hätte II. die beiden folgenden eigentümlichkei-
ten zur Sprache bringen können: wenn nämlich keine andersartigen bei-
spiele als die von ihm s. XXXVIIl angeführten vorkommen, so scheint
der dichter im praet. und part. praet. der sw. vb. das d nur bei sol-
chen Verben ausgelassen zu haben, welche auf eine dentalis ausgehen:
e, welches sich z. b. in conimannde (3. sg. praet.) f)? und discouinf^ile
(part. praet.) 14(14 am stamme zeigt, ist natürlich nicht ein rcst des alten
bindevokals vor d, sondern ein unorganisches anliäiigsel, welches sich
z. b. an liylit (part. praet.) 1125 nicht findet. — Kbenso lässt sich das
verstummen des e im plur. mehrsilbiger Substantive wie in anderen wer-
ken, so au(;h im Sowd. auf bestimmte fälle zurückführen: nach den s. XL
angeführten beisjiielen kommt es nämlich nur dann vor, wenn das mehr-
silbige Substantiv auf eiiit^ der liquiden /•. n, I, oder aid' einen diphthong
ausgellt {somers, snnutons, dere/es, fclows).
Im folgenden kajtitel liespricht der hrsg. die metrischen eigentümlich-
keiten unseres gediclites. Dasselbe ist in vierzeiligen Strophen mit der
reimstellung ab ab abgefasst. Der reim erscheint vielfach verwahrlost zum
teil durch den schreiber und in diesem falle hat li. manche glückliche
änderung in Vorschlag gebracht — , zum teil durch den dichter sellist. Wie
der reim, so zeigt auch <lie innere gestalt der vcrse, dass der dichter keine
grosse gewantheit im ver. bau gehabt haben kann: im allgemeinen haben ilie
6»
72 SCHLEICH,
verse vier licbungon, LI. will aber auch einif^einal drei um! Ciiiil hobungeu
geluuilen i>al>en (s. XL— XL\'). — Nächst der befrachtuiij;: der reinio hat
sicli der iierausgeber in diesem kapitel namentlich der des stropheul>aues
zugewant und gezeigt, dass man sich nicht zu der ansieht bestimmen
hissen darf, dass der Sowd. in achtzeiligen »trophen abgefasst ist, wie
es allerdings hie und da scheinen kann. 'The t'ew eight-line stauzas may
be owing either to the in advertence oi' the poet, who somewhat care-
lessly eniployed oue of the two rhyme-eudings of one stanza a third
and t'iinrth time in the t'ollowing one, or, perhaj)« also, he intentionally
reüiined that rhyme-eudiug, and he iuserted eight-line stanzas amongst
those of four verses as a mere matter of Variation' (s. XLll). Zu der
letzteren ansieht kann ich mich nicht bekennen, ich neige mich lieber
der ersteren zu und sehe wie iu den oben angegebenen eigentiimlich-
keiten, so auch hierin eine schwäche, zum mindesten eine Sorglosigkeit
des dichters, wenn er sich iu der neuern Strophe nicht auch nacii neuen
reimen umsah. Denn dieser mangel des Strophenbaues würde selbst dann
noch fortbestehen, wenn wir auch manchmal achtzeilige strophen an-
nähmen. 2T(;7 — 2774 hätten wir z. b. eine Strophe mit dem reimschema
ababcaca (also wie die von II. s. XL besprochene 1411 tf. und wie
57y ff.): hier würde sich der reim a (iJierön : done : Irone : ic/ion) noch
über 2774, also über die achtzeilige Strophe, hinaus fortsetzen: Sonuiön
ClTiCt): tjcliön (2778). Die zwölf verse 1(155 — lOllO, von denen H. (s. XL)
lo5!i iV. zu einer achtzeiligen Strophe nach dem schema ababacac zu-
sammenzunehmen geneigt ist, zieht sich ein f-reim hindurch: vieii: ten :
kenc : wene : greiie : mene.
Für die altersbestimmung bieten erstens einige oUenbare anleh-
nungen an Chauccr (s. XLVI) und zweitens die betrachfung des end-f
(s. XXXVIII tf.) den nöMgen anhält. IJeide umstände führen uns auf
den anfang des 15. jhs. hin (s. XLYll). Das eud-c ist wahrscheinlicli iu
der Sprache des dicliters schon stumm gewesen ; für den richtigen Wechsel
von liebung und Senkung scheint freilich solch ein etymologisch berech-
tigtes c hie und da erforderlich zu sein (s. XXXIX), aber aus den reimen
hat IL kein beispiel angeführt, das die obige annähme widerlegen könnte,
und das felden der Senkung lässt sich auch sonst vielfach im Sowd. nach-
weisen. Die zahl solcher end-f ist zitmilich gross: zum teil sind sie aus-
geschrieben, zum teil durch den bekannten bogen angedeutet. Dass wir
diesen mit e auflösen müssen, scheint mir abgesehen von Schreibungen
wie Alisaundrc !)84, ('assauui/rn !tsü (wo die iis. /• mit bogen hat) nament-
lich daraus hervorzugehen, dass der Schreiber mit diesem bogen 8og:ir
einmal das betonte e in der letzten silbe eines Wortes von romanischem
Ursprung angedeutet hat: pcrre : roialle Mild.
Zum Schlüsse der cinleitung gibt uns der Iierausgeber noch eine
beschreibiing der hs., bespricht das verhältniss seiner ausgäbe zu der
des iioxburghe Club, bringt zur (juellenuntersuchung einige nachlräge
aus der hannoverschen hs. und liefert schliesslich eine ausführliche In-
haltsangabe der dichtung (s. XI^\ 11— LXVJI).
Es folgt nun der te.\t des Howd., von anmcrkungen, einem glossar
und einem verzeichniss der eigen namen begleitet (s. 1 — 144). Leider sind
i
HAUSKNECnr, SOWDONE OF BABYLONE. 73
trotz der sonst so i;:ros>i?on s;iiil»(M-kcir des textalMiniclu's oinifjo, aller-
din^s si^'lii- geriiij;tiii;ii;c, dnickfcliku- stcliLMi ji;-cl)liol)i'n. lltO ist zu lesen
pat statt ijal\ ',W\) iniiss es nach Introd. XLlll clnddc lieissen st. ckidc\
]()i)',» ist zu lesen lic st. ho (n. sg. niasc.); ITö;) Tlio (aits/vcrcdc Sorlij-
hrauncc) st. To (a. ^S.); zum Schlüsse der direkten reden ■iill. o2:<. KiTl
fehlen die anfiihrungsstriehe. Zu einem irrtum kann die anm. zu i;M9
anlass geben: ^cas h an erratuni for ras\ Es ist nämlich im texte ganz
richtig ras gedruckt. Diese bemerkung iindet ihre crkliirung wol in dem
umstände, dass in der druckerei der E. E. T. 8. kleinere änderungeu auch
nocli au der stereotypierten platte vorgenommen werden. — Die her-
stelluug des kritischen textes hat viel sorgt'alt erfordert, da sich manche
versehen in der hs. finden. Sogleich der erste vers machte eine Ver-
besserung nötig: anstatt God in gloi-yc of myglitesle moost sehlägt H.
auf grund von ähnlichen stellen vor G. in gl. of mxjghles moost. Der
Schreiber kam, wie mir sclieiut, zu seinem versehen, indem er an mageslc
dachte, das sich häufig in ähnlichem zusammenhange wie hier inygltics
findet (z. b. Destr. T. Prol. ]). — Mit einem anderen versehen haben wir
es 2(i80 zu tun: Tliay ihankcd god, ihal ihay liim liadde \\ Gyfcn ihayc
suche grace lo spcde. Für ihay liim schlägt II. hcm vor; ihayc will er
ganz auslassen: ich möchte Ihare dafür lesen. — Für einen Schreibfehler
halte ich auch wercn statt rvere 171: 'Ccr/es' quod Savaris 'JhiI ivcrcu
no righte,\\It tvcrc righl a foule myschaunce\ Ich meine, dass wercn
unter einfluss des folgenden no für ivere verschrieben ist. — Weniger
grund, einen Schreibfehler anzunehmen, liegt ;>4t) bei sloones : moonc vor.
Fälle nämlich, wo ein sg. mit einem pl. reimt, begegnen nach Introd.
XLII öfter; aber, wie H. tiS poundis : dromondc in poundc : dromondc
ändern will, so könnte man auch hier lesen: {a crotvn of precious) siooiie:
vgl. f>e sadel . . . tvilh gold was frei and prelious slon, Ferumbras ;U')t)3. —
Auch fvynde (= to go) : hende 25H8 braucht man vielleicht nicht für einen
blossen Schreibfehler zu halten: möglichenfalls haben wir es hier mit einer
sprachlichen eigentilmlichkeit des Schreibers zu tun. Altengl. e hat sich ja
öfter im Mittelenglischcn in / (y) verwandelt (Mätzner, Gr. I, KU): vgl. fille
(ae. feoll zu fcallan) in unserem gedichte 1210 und 25(i9; rist (ne. rccsl)
Zupitza, Lesebuch XX, 15; ryst (ae. rcslan) ebenda, glossar; rist (ae.
reslan) Rol. 10;5S. Vielleicht ist wynde aber auch nichts anderes als ae.
windan (= to go, vgl. Zupitza zu Guy ;5ST2). Immerhin erscheint die
von H. vorgeschlagene änderung von wynde in tvende mit rücksicht auf
den reim recht zweckmässig. — Zu messaugc = inessage 17.'i3 vgl. ines-
singe bei Storm, Engl, riiil. 1, 2!)ö.
Ich schliesse hiermit meine bemcrkungen über ein buch, welches
Seite für seite die grösste Sorgfalt und das eingehendste nachdenken
verrät. Ganz besonders verdient die gründlichkeit hervorgehoben zu wer-
den, mit welcher Hausknecht die quellenuntersuchung durchgeführt hat.
Sollten diese zeilen zur emi)fehlung des liuches etwas beizutragen im
Stande sein, so hätten sie ihren zweck erreicht.
Hamburg. (j. Schleich.
74 \vrKi.ci<.KK,
An Anjrlo-Sax'tn Dictioiuiiv based on thc Mnuusciipt Collcc-
tiitus oi thc hite Joseph IJoswoith, editcd and culariicd by
T. Nortbeote roller. Oxford 1882. Part I A— Fir. Part II
Fir — Hwi.
Im jalire l^ii'^ verüffentlirhte ,J. Bosworth sein 'Uictiouary of tlie
Auglo-Saxon Language'. Ks war daher schon Vorjahren der wünsch
ausgesprochen worden, eine neubearboitung dieses werkes vori^unehiuou,
vielerlei versehen, welche diese erste ausgäbe aufweist, dabei zu ver-
bessern und vor allem den, durch das ertVcuIiche weiterschreiten dos
Studiums auf angelsächsischem gebiete nengebotenen stotT zu verwerten.
Schon Boswortli selbst beschäftigte sich am ende seines Icbens mit der
neubearbeitung seines Wörterbuches; doch arbeitete er nicht allein daran,
sondern zog junge gelehrte, darunter auch mehrere Deutsche, mit au
das unternehmen. Eine solche umfangreiche arbeit, ein buch, welches
den ganzen Wortschatz der angelsächsischen literatur umfassen sollte,
konnte nur langsam vorwärts schreiten. So waren denn bei B.'s tode
nur die 2sS ersten seifen (welche jetzt Part I bilden) soweit fertig aus-
gearbeitet, dass sie dem drucke übergeben werden konnten. Für die
folgenden buchstaben war aber auch schon reiches material gesammelt,
allerdings noch weit von Vollständigkeit entfernt. Es war also die auf-
gäbe des herausgebers, das vorhandene möglichst zu vervollständigen.
Dies war der grund, warum das, schon lä-ngst angekündigte werk erst
jetzt, und auch jetzt nur teilweise erschienen ist.
Zunächst wollen wir einmal prüfen, inwieweit sich die neue auf-
läge von der ersten unterscheidet!
Aeusserlicli finden wir gleich, dass, obgleich jetzt mehr auf der
seite als früher steht, die buchstaben, welche in B' nur 197 selten ein-
nahmen, jetzt auf 570 stehen, also eine sehr stattliche erweiterung er-
fahren haben. Allein auf den vier Seiten (i5— GS eingeschl. wurden nicht
weniger als ca. .io neue Wörter gegeben. Ausserdem sind bei Wörtern,
die schon in B' vorhanden waren, viele neue citate aufgeführt, ferner,
wo frülitr nur die stellen angegeben oder das citat ungenau angefühlt
wurde, ist jetzt die ganze stelle al)gcdruckt. Dadurch wurde auch man-
cher fehler berichtigt. Ein beispiel möge hier genügen. Wir linden B':
DancoJ'C [bau =^ bone\ co/>a = disease]. Ah erysipelas, a burniny nkcr,
Sl. Anthonys ßrc\ üjnis saccr: — Bancopc, Jml is oman Lib. Medicus
p. 1, c. 'Mh — Nach diesem citate muss jeder col>e in dieser stelle für
einen nominativ halten und so setzte auch Bosw. bancopc au. In B- da-
gegen ist die stelle ausgedrückt: wi<) bancoÖe, 'd(el is oman, niiii. colonan.
Ausserdem führt (Jrcin eine stelle für dieses wort (in der form bancoön)
an und so gibt B'^ bancoöa m., banco/>, bancodc fem., an.
Ein sehr grosser teil der neuangeführten stellen ist dem Sprach-
schätze Grcin'a entnommen. V^erglcichen wir nun Grein mit B'^, so er-
gibt sich, dass auch die meisten neuaufgenummcnen Wörter aus dem
Sprachschatze stammen, dass die lateinischen Übertragungen der Wörter,
welche bei Grein stehen, meist wörtlich aus diesem werke abgedruckt
sind, das» mit einem wortc Grein's Sprachschatz einfacii in B'^ hinein-
BOSWOKlIl's A(5S. nicr. ED. HY lOLLEK. 75
fjearbcitot winde. l>ie ;itigetulutcn stelleu bei (iioin werdcu allerdings
nicht alle angeführt und so behält Gr. immei' noch seinen wert. Allein,
da wie verf. ganz sicher weiss, diese ausnutzung Grein's in solchem um-
fange ganz ohne wissen dieses gelehrten oder seiner hinterlassenen ge-
schehen ist, so müssen wir dieses verfahren nach deutschen ansichten
als ein durcliaus unerlaubtes bezeichnen.
Um Jedoch gegen einen verstorbenen, der hohe Verdienste um das
Angelsächsische sich erworben hat, nicht ungerecht zu werden, sei be-
merkt, dass auch ausser durch aufnähme von Grein, Bosw. es sich hat
angelegen sein lassen, durch eigne Sammlungen sein werk zu vermehren.
Viele neue belege wurden aus der prosaischen literatur und den giussen
genommen, wo also der Sprachschatz gar nicht in betracht kommen konnte.
Leo's Wörterbuch wurde von Toller (Bosworth konnte es nicht mehr be-
nutzen) nicht herangezogen. Die ausnutzung Grein's war dem Sprach-
schatze wenigstens in sofern von vorteil, als einige druckfehler berichtigt
wurden, an denen Gr. leider recht reich ist. Z. b. bei bdi wird Gr. I, "7
aus Beow. v. 2803 angeführt, bei B-^ steht dafür richtig v. i-ios. Ausser-
dem wurden bei dieser gelegenheit auch die citate aus den dichtungen
nach Gr. und nicht mehr nur nach ausgaben, welche jetzt oft nur schwer
zugänglich sind, angeführt. Caidmon's werke wurden z. b. in B' meist
nur nach den blättern der handschrift, die allerdings nicht nur bei Junius
und Thorpe, sondern auch bei Grein angegeben sind, angeführt. Es ist
aber eine recht tüchtige arbeit, sich darnach l)ei Gr. zu finden. In B- da-
gegen werden Gr.'s versa citiert und die einzelnen stücke: Genesis, E.\o-
dus u. s. w. unterschieden.
Eine grosse bereicherung erfuhren auch die eigennamen, sowol
personen- als Ortsnamen. Man vgl. z. b. einen so umfangreichen artikel
wie den über BasUius, der frülier gar nicht im wc5rterbuche stand, oder
Ba<5an u. a., die jetzt ausserordentlich vermehrt erscheinen.
Hier ist allerdings auch gleich der ort, um einen scharfen tadel
auszusprechen, wie es überhaupt nur möglich war, so veraltetes zu
bringen, wie wir es unter Cccdmon und Cynewulf, oder unter .El fr cd
und JLIfric lesen. Hier ist auf arbeiten der letzten dreissig jähre gar
keine rücksicht genommen und es wird B- nur dazu dienen, alte falsche
ansichten immer wider zu ver!)rcitcn. Ausführliche lenensbeschreibungeu
passen nicht in das wörterl)ucli, allein leicht hätte auf ai-bciteu, wie die
von Dietrich über J'.lfrie liingewiesen werden können; anerkannt falsches
durfte auf keinen fall wider gedruckt werden. — Manche namenserklä-
rungen, wie Bcadoivulf, Bcaduwulf=^ Beotvu/f, werden auch nur wenige
für richtig halten.
Nun ein anderer punkt! Gewiss wird man die wirklichen Vermeh-
rungen des Werkes freudig bcgrüssen, wenn aucii dasselbe dadurch noch
teurer als früher wurde und nicht von allzu vielen Privatleuten gekauft
werden wird! Es hätte sich aber vieles ersparen lassen, wenn in B-
uicht in noch grösserm maassstabe als in B' nicht nur alle etwas ab-
weichende formen besonders angeführt worden, sondern auch die ein-
zelnen casus. Die kenntniss der formenlehre darf man doch wol bei
jedem benutzer des Wörterbuches voraussetzen! Es finden sich aber
76 WUFLCKER, HOSWOKl n'S AGS. DICT. ED. BY TOLLER.
iu B- niolit um- i;;iii/, ^owünlielie practorita und paitit'ipioii , wie bacen,
htht hä'd bosoiulors auf^otiilirl, suiidoni aiicl» .sogar /.. I). ba'ccs(, ba'cep.
FmiiK'ii wie bciicnc = lo a sign , dal. o/' bettccii wären liocli wahrlich
nicht einzeln anxufiihien ijowesen! baldlicc bihiet einen besoiidern aitiiicl,
batdlicost wider einen andern, wenn auch mit verweis auf baldlice. Da-
durch wird das werli unnötiger weise ausgedehnt und ausserdem verliert
es ganz die Übersichtlichkeit, oft gibt dadurch auch Bosw. ein und dieselbe
steile /.wciuial, vgl. z. b. baldra und bald. l>ie liebriiisclieu etyniologicn
sind, was gewiss ein forlschritt, in B- weggeiasf^en, allein die ableitungcn
aus dem Sanskrit (vgl. t. b. fol) h.ätlen auch fehlen dürfen. Wer die ent-
spreclieuden formen im Sanskrit nachsehen will, der hat andre hilfsmittel
z,u gebrauchen, im worterbuche einer bestimmten spräche muss njan sich
beschränken,^ hier l)raucht man auf (Jotisch, Allnurdisch, Altsächsisch
zurückzugehen. Oft wird auch Altenglisch angeführt. Nach welchen
grundsätzen ist nicht recht einzusehen. Warum wird manchmal eine
stelle aus iMiaucer, WyclilVe u. a. Schriftstellern angeführt, dann wider,
wo dies verfahren ebenso berechtigt gewesen wäre, nichtV
Auch wäre das buch recht vereinfacht worden, wie schon oben
hingedeutet wurde, wenn nicht häufig ganz ähnliche bildungen ausein-
ander gerissen und besonders behandelt worden wären, bacslitul ueben
bwcslilo/, ba'cystre neben ba'ccsirc zu stellen ist unnötig, bcado und
bcadii ist vereinigt; bei beudu ist dann nur eine Verweisung, bcadu-
ijriina, bcadulircetjl , bcadiilcoma aber werden besonders neben bcado-
gritna u. s. w. angeführt.
Neben dieser unnötigen Vermehrung der Wörter ist aber widerum
anzuerkennen, dass eine anzahl, die meist aus Lyc in B' übergicngeu
und die gar nicht angelsächsisch sind, weggelassen wurden. So baclii-
Icrs, barbacan, baron u. a. Auch sonst blieben eine anzahl unrichtiger
formen weg, 'z. b. bcendan zu bindan iu B', bcerceden zu ridan in B' u. a.
Manche Wörter werden jetzt richtiger als früher erklärt, z, b. bcefmcg =
via baliwi, inare in B*, in B ' = occani ßuclus , mare. Nicht überein-
stimmen wird man mit dem Verfasser iu der art, wie er bisweilen be-
deutungen aufstellt. Wir finden z. b. bei b(vr in B'-': bd'r, c i. \.Äbier\
fcrclnon. — 2. A coiich, pallel, lillcr, grabatus. Dazu wird angeführt:
on liis j'cgna handiim on beere boren wces = manibus ^ninislrorum pur-
tabalur in grabülo bd, 5. l'J. grabatus bedeutet allerdings: lager, ruhe-
bctt, feldbett. Hier aber hat der übersetzci oifenbar b(er iu seiner ge-
wönlicheu bcdeutung = bahre , genouimen , und Hess dieseu begriff für
grabatus als einen sehr ähnlichen eintreten.
Nun noch einiges äusserliche! Warum führt das erste heft einen
besonderen titel (A — Fir), das zweite heft dagegen keinen?
AeuBserlich fällt ferner auf, dass bisweilen die Stichwörter mit
grossen anfangabuchstaben gedruckt sind, andre mit kleinen, ohne dass
man gründe für diesen unterschied sieht. Nicht etwa sind es nur eigen-
namen, sondern es wurde gedruckt z. 1». Cceg , Va'ppe, Ccerse , Valan,
(aiHc:, daneben camb, cain]>ian, Cancer, capitol, cappa u. s. w.
Ebenso wenig gieichuiässig wurde das Latein behandelt. Anfangs
finden wir keine länge- und kürzezeichen auf dem Latein. Im buchstaben
■UTJELCKER, NAPIER, UEHER WULFSTAN'S AVERKE. 77
C stehen diese zeiclien iimiier häufiger utul vou D ;in scheinen sie diiich-
gefilhrt werden m sollen. WozuV Kanu man nicht kenntniss dos Latein
bei lesern des Wörterbuches vorausset'zen ? Jedenfalls nimmt es sich
komisch aus, wenn wir findeu z. b. forcbodap lungc ȟii spra'ca Kmc =
pröiuoüittbii liiifjua tnea clo/juium luum. Und weshalb wird nicht auch
mea und unim mit /.ciclien verseilen':' Sollen etwa nur die schwereren
Wörter accentuiert werden?
Fassen wir unser urteil über die neue ausgäbe zusannnen (so weit
man nach den zwei heften urteilen kann), so ist diese neuausgabe ein
entschiedner fortschritt gegen die erste. Der Wortschatz ist sehr ver-
mehrt, teils durch eigne Sammlung, teils allerdings durch die unberech-
tigte aufnähme des Sprachschatzes von Grein. Viele Wörter, welche nicht
angelsäclisisch, blieben weg, falsche formen wurden Iterichtigf, die an-
fiihrungen der stellen wurden sehr vermehrt. Das l>uch alter wäre noch
vereinfacht und noch übersichtlicher geworden, wäre zusammengehöriges
auch wirklich zusanmiengestellt worden. Darauf zu achten inöehten wir
dem herausgeber besonders anempfehlen.
Wie weit die arbeiten von Toller gehen, können wir nicht ent-
scheiden, wahrschcinlicli sind wir ihm für viele der Verbesserungen dank
schuldig!
Dankenswert ist, dass dem ersten hefte schon eine erkläruiig der
abkürzungen beigegeben ist, eine rücksicht auf den lescr, welche wir
nicht überall finden. Wir vermissen allerdings manche, z. b. Grimm,
Wrtbch., ferner eine anführung von Grein's Bibliothek als ganzes.
Dass Grimm's Deutsche Rechtsaltertümer mit Gm. R. A abge-
kürzt werden, während die anderen werke dieses gelehrten mit Grmm.
A. u. E., Grmm. JJ. M., Grmm. Gesch. D. S., beruht wol nur auf einem
druckfehler!
Zum Schlüsse sei noch der wünsch ausgesprochen, dass die folgen-
den hefte möglichst rasch folgen mögen!
Leipzig. Kicjiakd Paul \\'uelcker.
Napier, Arthur. Uebcr die werke des altenulischon
erzbischüfs Wull'staii. iDauguraldissertatiou der Universi-
tät Göttingen. Weimar 1882.
Nachdem ITol William Eistob als beitrag zu Ilickes' Tltesaurns
eine a1»schrift und kritik geliefert hatte von Lupi Sermo ad Anglos, und
diese nachher von Hickes in seiner De Aul. l'u. septentr. ulililatc disser-
lalio veröffentlicht worden war (s. !I9 ff.), wurde dieses stück mehrfach ver-
öffentlicht. So von Ebeling in seinem Angelsäc/isise/ieii (s. !(> ff'.), von
Ivieger in seinem Altsächsischen, Angelsächsischen und Altfriesischen
Lesebuche (s. 181 ff.). Endlich von Sweet im Anglo-Saxon Reader
(s. 103 ff.). Eine lateinische Übersetzung finden wir in Langebeck's
Scriptores Rer. Danicarum Medü Aevi II s. 403 ff', no. LXV.
7S \\ riM.CKl'.K, NArilvK. IKI l'K W IM.KS 1' AN's WKKKR.
Uobor üi'ii vort'iissiv; l.upiis liamlelto Wanloy in seinoiu Caialogus
8. 140 IT. Er liielt ihn für denselbeu, welcher erzbiscliof von York uml
Woreestor war von l(i02 — "2;! und wies ihm ausser dem Scrmo ad Änglos
noch 02 liomilieu und geistliche schritten zu. Damit wurde also, da kein
späterer literarhistoriker die ansichten von Wanley angefochten hat, Wulf-
stan eine wichtige stelle in der literaturgeschichte angewiesen. Er stellte
sich neben ^Elfric als mitvertreter der nachblute der angelsUcha. prosa.
Woifergetlirdcrt wurde aber die frage seit Wanley nicht. Dies geschieht
erst in der vorliegenden schrift!
Zuerst behandelt Napicr wie Wanley die frage, wer Lupus, der Ver-
fasser des Sermo war. Hier kömmt Napier zum selben ergebuiss wie
Wanley, dass Athulf, bischofvon Hereford(!)!iS— 1012), nicht unser Lupus
gewesen sein kann , besonders weil sein bischoftum niemals von Dänen
gelitten , Lupus aber seinen Sermo gegen die einfülle der Dänen ge-
schrieben hat. Daher stimmt Napier mit Wanley üborein, in Lupus den
erzbischof Wulfstan zu sehen. Als neuen grund für diese ansieht bringt
Napier noch vor, dass drei von den handschriften, welche den Sermo
enthalten, der kathedralbibliothek von Worcestcr angehörten, lieber
Wulfstan's leben handelt Napier nicht weiter, da wir darüber recht aus-
führliches in Raine's bearbeitung der Fasli Eboracenses, Lives of ihc
Arclibishops of York, by W. R. Dixon (London l*5ü:i) finden. Den zwei-
ten teil von Wanley's bchauptung aber, dass Wulfstan eine anzahl andrer
homilien, ausser dem Sermo zuzuteilen sei, zu prüfen, dies ist der eigent-
liche gegenständ der dissertation.
Napier geht bei dieser uucersuchung sein- vorsichtig zu werke.
Daher ergeben sich ihm als sicher von Wulfstan herstammend nur die
von Wanley a. a. o. unter I, II angeführten homilien, die sich auch in
allen hss. in gleicher folge finden. Viele der anderen homilien sind zu-
sammengeflickt aus predigten ^Elfric's oder aus den Blickliughomilien,
andre sind nur bearbeitungeu und ausführungen von kirciicngesetzen.
Eine aiizahl wies Wanley nur darauf hin Wulfstan zu, weil sie mit den
Worten 'Leofeslan men' oder ähnlich anfangen und dieses W. ein Wulf-
stan'scher anfang zu sein schien. Allein viele der homilien des Ver-
cellibuches beginnen mit denselben worteu, ohne dass man sie darauf hin
Wulfstan zuteilen wird. Ausserordentlich wird aber die Untersuchung,
welche homilien, die W. aufzählt, acht seien, dadurch erschwert, dass
ihanchnisl dieselben homilien in verschieden hss. verschiedene anfange,
predigten widcrum, welche nichts mit einander /u tun haben, genau den
gleichen schluss zeigen. Dadurch aber kann man auch oftmals aus W.'s
angaben nichts entnehmen, weil er in vielen fällen nur die mehreren
predigten gemeinsamen anfangs- oder schlussz-eilen gibt.
Ausser den predigten I und II wird noch der bogenannte 'Hirten-
brief Wulfstau'ö' ausführlich behandelt. Gewönlich steht in den hss. der
eingang zu iliesem hirtenbriefe: Wulfstan areebiscop ;^rcled u. s. w. Doch
diesen weist Napier als nicht ursprünglich zurück. Die hss. des hirten-
briefe» zerfallen in zwei gruppen, indem die (Janibridger Corpus (y'hristi-hs.
(», 14) der einen, die (Jambriilger (.'orpus Christi-hs. (s. 1^), Cotton. 'i'ib.
A ;i und Bodl. Jun. \yd einer andren fassuug angehören. B (= C.C.C. a. 14)
I
BOYLE, HULLEN's OLD PLAYS. 79
zeigt die ursprüngliche anordmmg der ein/.eluen abschnitte des briefes.
Weiter ergibt die Untersuchung: der hirteubrief ist kein einheitliches, in
sich abgeschlossenes ganze, sondern besteht aus zwei teilen, wovon der
eine, der bei N. s. 48 — 55 abgedruckte, Wulfstan zuzuteilen ist, dagegen
der andere, bei N. s. 55 — 61 , rührt nicht von unserem erzbischot'e her,
sondern ist nur eine fragmentarische abschrift kirchlicher vorscliriften.
Zum Schlüsse gibt N., s. "iS — 62, den text von homilie I, II und
der beiden teile des hirtenbriefes, unter sorgfältiger heranziehung und
benutzuug aller hss. Anmerkungen, kritischer und erklärender art, bil-
den das ende der schrifr.
Der Verfasser führte sich durch vorliegende schritt gleich als einen
kenntnissreichen und vorsichtigen forscher auf angelsächsischem gebiete
ein, wir wollen daher hotfen, dass die abhandlung, wozu die dissertation
nur eine Vorarbeit bildet, eine umfangreiche über Wulfstan und seine
Schriften nebst ausgäbe derselben nicht gar zu lange auf sich warten
lässt. Allerdings ist diese arbeit keine leichte, doch Napier zeigte, dass
er dieselbe ausführen kann.
Leipzig. Richard Paul Wuelckek.
A. H. BULLEN'S OLD PLAYS.
Last year Mr. Bullen fiuished the re-issue of Day's Plays to which
I called attention in the Anglia. It is ueedless to enlarge on the merits
of the work. Nobody who has seen the re-issue can fail to admire its
wonderful gct-up. Those who, like myself, have had occasion to work
at Day's Plays can testify that the carefulness and faithfulness of the
editing deserve all praise. Apart from this however the undertakiug
deserves the gratitude and support of all Shakespeare students for atfor-
ding the means of settling a long disputed Shakespeare question. A note
in no. 7 of Mr. Bullen's re-issue called my attention to a striking verbal
coincidence in Pericles and Day's Law Trickes. Üu iuvestigating Law
Trickes I found reason to conjecture that the passage in (|uestion occur-
red in a scene not by Day but Wilkens. In Eng. Stud. V. 2. 1 asserted
my belief that the author of the above mentioued passage in Law Trickes
was also the author of acts I and II of Pericles, and added that furtlier
search would probably show this author to be Wilkens. A subseiiuent
comparison of Wilkens' style in his undoubted work 'The Miscries of
Enforccd Marriage' with Pericles I and II, The Travels of the Threc
English Brothers and Law Trickes not ouly confirmed my belief but en-
able me to put my finger ou the parts in l'hree Engl. Brothers and Law
Trickes which were writteu by Wilkens. These results were laid beforc
the New Sl\akspcre Society in a paper read in March last. The coinci-
denccs in expression and the siuiilarity in metrical structure and gramma-
tical peculiaritißs make it as nearly certain as evidence of this nature can
be, that Delius was right in his conjecture expressed so long ago in the
Sh.-Jahrbuch as to Wilkens' share in Pericles.
80 BOYI.P, BULI.EN's OLD PLAYS.
Only 011»' c"i>|)y ot Days l'lays was suhfciilied tor tVoin (lerm^ny
(Royal Liluaiy, Berlin).
Mr. BiilU'n is now oiif:a}.^i'(i iu au is.suo in fuur voluiiu'8, oacli volnuie
i-oiitainiDi:: t'oiir plays, ot' old draiiias niost ot llioni Tiovcr rcprintcil and
inany novor publishod. Vol. 1 is now in tlio hands ot" Mr. Bullen'a sub-
scri'>ers and contains:
I. 'l'lio 'l'raf^i'dy of Noro hy an iiiiknnwii aiillior. Ki'i'i and lt>:<'j, 1'".
lV 'l'lio Maydos Metamorpliosis Hiod, ito Usually altriI)u(od tu I>yly,
l)iit prohably Day'?;.
S. Tho Martyred JStnildicr IH:<s, It". Tlu; solo oxtaiil prodnclion of
Houry Shirley.
4. The Noble Souldior by t^(,iniu('l) H(owloy) l(i:M, V<\
Of tliosc tlio lirs(, probably tlio production of a yonnj^ aiilhor who
wroto littlc or noflntij; für tlic staj^o afterwards, is a niost iutcrcstinir,
powerfu! play. \o\. 11 will probably bo roady in November and will ronlain
Dirk of DevoTisliire (lleywood ?), Lady Mollier (probably by (ilaptliorne
and in .Mr. IWillen's opinioii betler tlian auy of (ilaptitorne'a pnlilislied
pla\ s). Captain Uuderwit (autlior unknown), 'i'he Tra^edy of !Sir .lolin
van Oldon-Barncvclt (wliieh Mr. Bullen is inclincd to give to Chaputan).
Aniougst tlic plays which arc to appear later I niay uicntiou Tlio iirst
Part of tlie Truc and Houourable llistory of tlie Life of 8ir John Old-
castle, iVoni two separate cditions lliOo.
Arden of Kevcrsham 1.t!I2.
Two Traj^edies in One by Robert Yarrinj^ton Kidl.
The Yorki^hire Tragedy l(;u'>.
As Mr. Bullen liniits his issuc to l.")0 eopies, Ins reprint will soon
be e.\eC88ively rare. ITis list however not yet beinj]? filled iip, he has
tili now only S.5 subscribers, there is tinie cnough for those who liave
not yet subscribed to do so. The terms are I guinea per vol. and he
hopes to be able to publish the volumes at intervals of fi months. Up
to tlie present time Mr. Bullen is not covering his own expenscs, a cir-
cumstance ratlier discouraging when we eonsider that his is the first
attempt" to bring many valuable hitherto unknown plays into notiee.
From the interest manifestcd in Germany in all branches of English
literature, Mr. Bullen hopes for support from German scholars siifficicnt
to enablc him to carry on his undertaking witliout suffering a pecuniary
lo88. As to the importance of the undertaking tliere cannot hc a doubt.
<>ne Shakespeare question may be regarded as settled by Mr. B.'s lirst
undertaking. But there is another play of the same period, Tinion of
Athens, as to whieh wc want light, and to wliieli perhaps one of those
!"> plays in Eg. Ms. 1, 1)91 to which Mr. Bullen alludcs or some other
unpublished play, may give us the kcy at any moment.
.Mr. Bullen's address is: Clarence Ilouse, (xodwin Iload, New Town,
Murgate.
Sr. Pkieksüukg, seit. 1S82. K. Bovi.k.
KLUGE, SIEVERS, AGS. GRAMMATIK. 81
Angelsächsische (iiammatik von Eduard »Sievers (auch
u. d. t. ^Sammluug: kurzer germanischer grammatikeu, heraus-
gegeben von prof. Braune, 111. teil'). Halle (M. Kiemever) 18S2.
Preis 2, SO m.
Au angelsächsischen gnimmatlken fehlte es bei uns nicht; aber es
gab keiue, die man mit gutem gewissen hätte empfehlen können. Jede
der vorhandenen deutschen giammatiken bot iu dem oder jenem punkte
ein wenig mehr als die andere, aber keine vertrug sich mit den fort-
schritten, welche die vergleichende gcrm. grammatik im letzten Jahrzehnt
gemacht hat. Hier bot sich eine schöne, äusserst lohnen swerte aufgäbe,
die bei dem gegenwärtigen blühen der ags. Studien wol mehr als einen
fachmann reizen konnte.
Sievers' ags. grammatik hat uns wirklich in der angenehmsten weise
überrascht; sie erfüllt weit mehr, als man voraussehen konnte. Zu der
von Professor Braune edirten Sammlung kurzer giammatiken der germ.
dialekte gehörig, schien sie — bes. nach dem vorgange von Paul's mhd.
grammatik — eine kur/.e und bündige Übersicht der haupterscheinungen
werden zu sollen. Und nun liekommen wir ein buch von lOli Seiten,
von einer reichhaltigkeit und annähernden Vollständigkeit, wie wir sie
nicht erwarteten.
Um gegen das buch volle gerechtigkeit zu üben, müsste man eigent-
lich eine durchgehende vergleichung etwa mit den jüngsten grammatikeu
von Körner oder Grein anstellen: der unterschied ist ein so immenser,
dass einer, der den fortschritten der germ. grammatik nicht gefolgt ist,
den abstand nicht begreifen wird. Aber auch keuner der ags. grauiiuatik,
die den neueren erseheinungen gefolgt oder selbständig auf dem gebiete
der ags. grammatik tätig gewesen sind, werden von der fülle dessen,
was Sievers bietet, auf das augeuehmste überrascht sein, wenn sie au(;h
manches von dem hier zum ersten male gebotenen bereits diu'cli eigene
arbeit gefunden und vielleicht ihren schülern durch Vorlesungen u. s. w.
überliefert haben mögen.
Sievers bietet zum ersten male eine ausführliche laut- und formen-
lehre mit Unterscheidung der verschiedenen dialekte, meist auf grund
eigener Untersuchungen und Sammlungen. Durch die umfassende dar-
stellung der dialekte ist Holtzmann"s lautlehre, in folge ihres reichen
materials bisher zum wertvollsten gehörend, wol in allen punkten über-
holt ; und die übrigen gedruckten ags. grammatikeu fallen jetzt endlich
einer laugst verdienten Vergessenheit anheim. In der tat, sie lieferten
nicht einmal das äussere gerippe des vorliegenden buches, können
nur selten als grundlage gedient haben, und doch wird man kaum
etwas gutes, das sie enthalten, bei S. vermissen. Eine reihe dinge, die
sich in manchen grammatiken linden, wird man vergebens in der neuen
grammatik suchen, so z. b. einen neutr. plur. /«.vV/ 'zwei' (Heyne, (irimm
und andere); aber mit vollstem recht schweigt S. diese form tot, sie ist
durch einen irrtum Lye's in die neueren hilfsmittcl geraten. S. bietet
überhaupt nichts, das er nicht durch eigene oder fremde beobaclitung
stützen kann. Auf diese weise allein ist die neue grammatik einer immer
$2 KI.UGK,
grösseion voivi>llki>nminnuij lliliii;-: die lu'dhaclitmii; »'rwoitcMt sich auf
einer testen j;nimila>;e. So iniielite ieli wofreii der bei S. lehlendeii, von
Heyne verzeielinoten Hexion von (//// aut" das uiatiM'ial bei Hoswortli r»>ller
verweisen; aneli für das bei S. feldende scliw. nentr. (jeJ>eode finden sieh
elKMula belege. Sievers führt uns nicht inuner sein niatcrial mit bclef>en
vor, aber die fülle des j^ebofenen '/.(^\^t dem kenncr, dass überall genaue
Studien ym gründe liegen, und man wird, was bei den früheren grainma-
tiken nnniöglieh war, mit vertrauen auskunft in der neuen grannnatik
suthen.
Wo S. erkliiningeii von spracherschciniingcn gilit — in laut- und
tlexionslehre — . bietet er meist gutes, selten zweifelhaftes und discni-
tables. Zuweilen fügt er die bezügliche liferatur an-, umfang und anläge
des bnchea gestatteten es laut vorwort s. NIM nicht, stets auf die vor-
arlieiten und materialien anderer zu verweisen. Ich glaube, hier wäre
im Interesse derjenigen, welche Angelsächsisch ohne lehrer lernen, eon-
seipiente angäbe der erkiärungsiiteratur von grossem wert g((wesen;
diejenigen, welche durch ;ikadeniischeu Unterricht eiugefiilirt werden,
sich keinesfalls mit den wenigen angaben bei Sievers begnügen dürfen.
Auch fällt eine gewisse einfürmigkeit in den öfters auf nebensäch-
liche dinge bezUglicheu citaten auf, won(d)en man literaturnachweise
über wesentlichere punkte gelegentlich vcrmisst. Jedenfalls haben wir
in Sievers' buche die erste wissenschaftliche grammatik des Angelsäch-
sischen, welche dem gegenwärtigen stände der Sprachstudien entspricdit;
:innähernde Vollständigkeit, Zuverlässigkeit, innere abrnndung, durch-
sichtige gliedernng sind die hauptvorzügc der neuen ags. grannnatik,
von welcher man die nachhaltigste Wirkung auf die ganzen ags. Studien
erwarten darf Wenn ich es nun unternehme, einige spracherscheiniingen
hier vorzubringen, die bei S. meiner ansieht nach nicht in ihrem ganzen
nmfiinge erkannt oder dargestellt sind, so laufe ich wol nicht gefahr,
als mangelnder kriiikus angesehen zu werden. Da wir es einmal mit
einer vullsländigen , umfassenden (nicht einer i)rogran)inmässig kurzen)
grammatik zu tun haben, dürfen evenluelle rrweiterungcn wol innner
wünschenswert erscheinen.
Man vermisst bei Sievers ij hl ein lautgesetz, das Iloltzuiann s. lOtl
behandelt: «lie ilexion vid'(/, nuvgcs, mwgc, plnr. uiaf/tis, maga, mäffum
weist auf das gleiche geaetz hin, won.ach dwfj : dugas gilt. Zu sd'l ge-
hört der dat. plnr. S()liim\ got. *U^/itinn Clekunon'i) ist ae. //icnmti (aber
li'keia ^= ae. Ui-ce). Zu sl(ii>aii kommen vic^lfach formen mit a vor, bes.
s/t'i/in/ {=^ got. *.v/t'y;M/.s); vgl. noch sla/utii iiil'. Leechd. 1, 2 IC». Ilnm. II, ftCd; ;
s//'i/iitA Moni. I, KIO; slt'ipi-ndc Ibtm. 11, 12); sZ/'/j/crc 'schiäfer' llom. II, \2')\
Str.iim.ann bezeugt eimr form s/oji- mehrl'.ieh als frülimittelengl. Obwol
dem ahd. prälix a- im Ae. stets w- entspricht, ist ndul. ä-hamhe ae. ä-cninba.
Hierher gehören formen wie tw. s}var (g(»t. ♦.svwtvw.s- neben .vwov 'schwer',
:ie. ////, /</'/ (ahd. lala, an. liH)\ vgl. bes. an. /ini/ä^^M'.. /iiAra (got. *///(? A:«)
'Speichel'. Uie 55 f)", aiini. ."t angefilhrlen formen la/jini, iva<ion (pra(^(. plnr.
zu licffaii, ivcijan) sind l.iutgesfifzlich aus den älttMcn (got.) INjun, wc-
iiuii entwickelt. l);izu kommt das nach ihrer .iiialogie gtiitildefe iianwn
'^'.',\»)\ iioeli lindere ^/-foiiueii nn ine ieh gelesiii zu haben. Dass nun die
i
SIEVERS, AGS. GRAMMATIK. S3
verba dieser iiblautsieilie iiiclit, alle li haben, möchte ich für Übertragung
aus dem conj. halten: her an wäre *bartm, bereina aber ist b<cren\ und
weil sonst indicativ und conjunctiv pract. gleich waren oder liemacht
wurden (bü/on : bidcn, slcjion : sieperi, Jtitoti : Zielen, lueon : lucen für
*lycen), wurde die eine form gern verdrängt; da ä als vokal der 6'-reihe
selten war, zog man den konjunktivtypus mit w vor. Dass gelegentlich
der conj. den ind. lHM'intlu.<st, zeigen die von S. § 42(» If. aufgeführten
dialekt. dyrsle, geiiujsic, wohin ich auch milite (aus inaltla) neben mih-
ten (gut. maliU'ina) zähle, üebrigens weisen die hinlänglich bei Strat-
mann bezeugten me. praet. ^oven, göteit, boi-en, waren, spuketi (= qcäfon,
geälon, bchoii, wcero)i, sprcecoti) u. a. darauf iiin — sofern nicht einzelne
von ihnen nacii den zugehörigen part. zu erklären sind — , dass in der
älteren spräche die (e-formen nicht ausschliesslich im geitrauche waren.
Da formen wie bivron u. s. w., die hauptsächlich Jenem gesetz über den
wecdisel von te : ä entgegen sind, auf diese weise leicht erklärt werden
können, darf ich von kleineren abweichungen, wie einem md'r/as, wol ab-
sehen; auch der Wechsel von ind'//e : 7/tti(/e (me. mötve) bedarf weiter keiner
erklärung, ebenso wenig d'-cumba neben ä-cutnba = mhd. d-kaiiibe.
Das auffallendste beispiel für das angeführte gesetz ist das folgende,
das uns auf ein neues prol)lem überführt. Wie got. niegs, viaje, 'meijani
im Ae. als md'g, mdffa, md(ju)ii erscheint, solte dem got. ^tV, Jere (jeram)
natürlich ein ^Jd^r, *jära (*järum) entsprechen, und als reJlexe dieser Ur-
formen haben ne. year uiul das erstarrte yore 'einst' zu gelten, dessen
ae. entsprechung bereits erstarrtes adverb in der form geura ist. Wir
stehen hier vor dem bekannten prolilem, dem 8. durch die Überschrift
'diphthongierung durch palaiale' gerecht zu werden sucht i^ 74 ff. Ich für
meinen teil schliesse mich nach wie vor der erklärung von prof. ten Brink
(Anglia 1, .")20) an, wonach schrcnbeiregel die scheinbare diphthongierung
veranlasst hat: ce, ge siiul zeichen für A' (/.y), »/' (y/) resp. _/, und <lus
folgende a kann als schreibform für (v, d- oder für a, ä gelten; so ist
gear nichts als jd^r, gearß nichts als jdru. Also die ae. laiitgesetze und
die spätere entwicklung wenden bei prof. ten Brink's annähme erklärt,
während jede andere annähme mit beiden factoren nicht hinlänglich rech-
net. S. äussert sich nicht darüber, ob er die palataldiphthonge für gleich-
wertig mit den sonstigen eu, eo hält, ob ea in gear 'Jahr' ein anderer laut
sei als ea in ceaf oder /tv/.v, ob eo in geoc, ceole, geoce, geonior dieselbe
geltung hat. .Sind niciit die ea tonloser sill>en wie siveiigeas, sereun der
beste beweis geigen echte diplithongeV Freilich ist zu/jigeben, dass die
palatulisierung der gutturale noch immer ein problem der (•om|)liciertesten
Sorte ist; da bleiitt noch sehr viel zu erklären. Aber das scheint mir
siclier, dass man einen faktor mehr als bisher geschehen zuziehen uiuss,
wenn man den sprachregeln gerecht werden will: keinenfalls hat das ags.
gifan (g'ufau). geaf, geafon oder gilan, geal. gealon einen guttural, da
stets nach dem g ein palafalzeichen i, e folgt; wenn wir nun im Neu-
englisclien und schon früher für den palatal einen guttural lindcMi, so
kann das nur auf nordischem einÜusse beruhen, d. h. ne. lo give, lo gel
beruhen auf einer Vermischung des echt engl. worti>s mit dem entsprechen-
dcu uord. Worte. Das gleiche hat z. b. auch von ui\ guesi neben ae. giesi
S4 KLUGE,
(an. (/t'sir) zu gelton. Eine andere eiklärung dieses problems sehe ich
nicht; dieser versuch der rettunt? der älteren lautregeln setzt nord. ein-
tiuss in etwas grösserem umfange, als man auf den ersten blick zu-
geben möchte, voraus. Aber wer die lehuwörterfrage unter den neuen
methodischen gruudsätzeu betrachtet, wird die möglichkeit meines er-
kliirungsversuches zugeben. Wenn an stelle des ae. ceg das an. egg
in's Englische übergefiilirt ist — und das wird niemand bezweifeln — ,
kann auch t/ive, gel auf nord. einfiussc beruhen. Jedenfalls bedarf die
lehuwörterfrage im Mittelenglisclien einer gründlicheren behandlung als
ihr bisher zu teil gewm-dcn ist. Auf die paiutalfrage und das sich daran
anschliessende problcm kann icli jct/.t nicht so eingehen, wie es der
gegenständ erforderte. Au kleiuigkeiten bemerke ich dazu nur, dass
ein einmaliges gcasne ij 7t, anm. W doch nur ein wertloser Schreib-
fehler für gd'sue ist; sodann zu ?< .">", anm. 1 kann ich nicht glauben,
dass das ä von ae. gän zweifelhaften Ursprungs ist; dass das part. —
was S. selbst andeutet — nicht *gegou lautet, deutet mit vollster Sicher-
heit auf entstchung aus gui-\ auch könnte dem ahd. gä- im Altengl.
nur *gfu- (= *gh(;) entsprechen; zur erklärung vgl. mein et3'm. wörterb.
s. gehen.
Zu §202 vermisse ich eine anmerkung, worin für altes />/ dieselbe
entwicklung wie für //> behauptet wird. Für got. n^pla haben alte glossen
noch naellü\ wenn später ncMl erscheint, so wirkt dasselbe gesetz, das
auch aus felj^ ein feld macht. Die gleiche erscheinuug haben wir in ae.
wd'dl = ahd. wadal (got. *w^J>f(i) Kz. 2G, '.»7, Paul und Braune's Beitr.
N'III, .1:55, in iiüdl = ahd. mindil (an. mcl, got. *iinnj>l), in «r// = Ps. d(^l.\
darnach sclieint das gesetz nur für langsilbige stamme zu gelten. Kurz-
silbige wie boll : bold, se'de/ : seil : seid zeigen eine andere behandlung
der Verbindung /»/.
In § 214 scheint die formulierung der regel vielmehr lauten zu
müssen: nach langem, dunkelm vokal (vgl. ten Brink, Anglia II, 177)
und nach ?■ und / wird g (g-) zu h: ich glaube nicht, dass jemals *wih
frir wlg, *lw}/i für iwig, *stve/i für s?veg, ''/e/i für leg, *md'li für nid'g
vorkommen. Es wird also wol nur die gutturale weiche Spirans in die
entsprechende harte übergehen, nicht auch die palatale (bei welcher
nur folgende tonlose konsonanz als suflix gleiche Wirkung hat, stiliÖ
für .s7/«jra). Wenn Sievers das g in heagum (dat. zu lieal)) für gramma-
tischen weciisel hält (§ 234. 295), so glaube ich, dass eher eine ver-
kehrte analogie etwa nach hurh : burgiun, gennk : genogum im spiele
ist; jedenfalls hat ähnliche analogie formen wie preoh (S. § 22."!, anm. 2)
geschaffen.
Zur deklination mache ich hier keine kleineren nachtrage, da Mr.
riatt soeben eine reihe einzelner beobaclituugon im auschluss an Sievers'
grammatik an anderm orte gibt. Nur einen punkt möchte ich ausführlich
besprechen, den schon S. in umfassenderer weise, als sonst bislang ge-
schehen, behandelt hat: die entwicklung der alten «^-stamme, die unter
liiindigcr Verwertung des Lateinischen und (iriechischen, sowie der altgerm.
(lialcktc in i; '.»(i, i:{:'., 1S2, 2(;:{, 2ss zur spraclie kommen ; es handelt sich da-
bri für mich zuniich.st um unerklärte uuilautserschcinungen in der deklina-
I
SIEVKKS, AGS. (iRA.MMATIK. S5
tiun. Zunächst luöclite ich d-g gegen S. zu den umgelauteteu /c-stäuiuicn
ziehen, da got. waililjus = ae. wäg 'niauer' (§ 27;i) ein *«^als uiulunts-
lose tonn voraussetzt. So könnte der nach § !K) anm. unerklärte umlaut
von fld'sc wol nur ia (uner alten /;-bihlung fhiiskiz seinen gruud liaben,
wofern man nicht zu einem nrsi)riiiiglicli neutralen / t-taujuie greifen will.
Bei dem in den Ld. bezeugten ncutr. sifc 'sieb" (ahd. sib n.) ist möglicher-
weise übertritt eines aiten /z-slammes in die allerdings aussterbende neu-
trale /'-delciinatioü anzunehmen. Aber das neutr. flys neben fleos (nhd.
vlies neben älterem vicus) aus ßeusiz, ßcusoz, oid'ti neben claÖ (vgl. Bos-
worth-Toller), /idl u. (Beow. ;= an. hci/f n. aus Ita'Uiz) neben //«/ör (Jul.)
Ue)i n. neben skr. rcknas, grandor in der Zusammensetzung neben au.
grand n. bieten weiteres material zur geschichte der rt^-stämmc im Ger-
manischen. Für das masc. hläw , lild'w beweist ahd. (eo (d. pl. (eirun)
neutr. und got. Idaiiv neutr. entstehung aus ///«/woc, hlahvizM.\ dasselbe
gilt von hraw, hrdw (vgl. ahd. reir, abulg. crevo, crt'vcse neutr.). Das
i von ae. Iiill u. (statt * hell = an. hjall) weist auf einen /2-stamm, wie
nach dem mlat. fillrum auch ae. feit, ahd. vilz ueutr. 'a\\( felloz, filliz be-
ruhen. Zu mhd. /laz ist ac. der plur. lueleru bezeugt; auch hrcadru
(Blickl.-Gl.) und das bei Leo bezeugte lid'mcdru (zu luhned) komineu
weiterhin in betracht.
Zum uumerale, prouomen, vcrbum gebe ich nur einige kurze nach-
trage. § ;r2S war neben ieoda auch das im Westsächsischen bezeugte
teogotia (Lye aus Beda; ausserdem begegnete mir die form in Kemble's
Cod. Dipl.-, vgl. üogotiian Fast. ('.) anzuführen. Jn § ;i 47 vermisse ich
weihwylc und samhwglc\ i; ;i:f!i hätte zur erklärung von Uca (eigentlich
wol Vcii) das interessante adv. )d(vgcs, igdiegcs 'am selben tage' Ilom.
II, löO. KIT, Ges. s. (W) einen platz verdient. — Ein weiteres beispiel zum
alten konjunktivumlaut (§ 377 und nachtrage s. Kid) \^i hliepen Cur. Fast.
s. 214 — 215. — Zu § 383, aum. 4 beachte ä-siwen, a-seowen Leechd. II, 20. —
Sind die § 384a angeführten leod'au uud reodati mit Ö bezeugt? — i; 390 a. 1
war das praet. gang des Beow. zu erwähnen, das gewiss so ofc und so
gut belegt ist wie geong\ auch die doppelte participalform ivcpen und
wupen zu ivej)un (von Körner und Zupitza bezeugt) war an/.ufilhren. —
§ 4(J3a. 1 nehme ich anstoss an leoran , das S. zur /«-klasse zieht; ich
halte das praes. für ein st. v. got. *tizan, *lais (vgl. Iriidan), wozu leorde
nach den von Faxd ßeitr. VII, 130 ff. beigebrachten anaiogien zu be-
urteilen wäre. — Von cidan ^ 382 kenne ich nur schw. formen (vgl.
Hom. II, 470; Gosp.-Thorpe s. 123. 102); dafür Hesse sich nnan 'reg-
nen' als st. V. einsetzen, sein praet. rdn begegnet Blickl.-Gloss. 200''
uud öfters im Mittelenglischen; natürlich ist das häutigere rinde die
ältere korrekte form des denominativs. Auch cinan (part. Idcincn Ilom.
I, 330) fehlt; ebenso § 3112 a. 1 calan (= an. kald) vgl. part. ofcalen
Hom. II, 248 und sonst, üb slceppan § 3'.»2, 4 nicht vielmehr got. slap-
pan ipp — pn) ist, will ich vorläufig nur andeuten (§ 89a ist cct doch
nur junges Substitut unter aulehnung an das compositions-fß/ 'all' für
el, vgl. ahd. alles 'anders'; so wäre umgekehrt sieppan Substitut für
slceppan im anschluss an die umlautverba. Ist nicht ä-dtvd'seun anzu-
setzen? Die übrigen ce als umlaute von a lassen sich alle durch an-
AngUa, V. band, Anz. 7
S6 MKKKF.S,
lohüung au die primitiva erklären), l'uter >; "ilS hätte f/edcn, forden
(nortlmuibr. gedocu) ^ -1"2'J einen platz verdient, da man aus ij liS niciit
sieht, wie der nnihiut zu erklären ist: da nicht ein -///- das sut'fix sein
kann, luuss -iiiu- die ableitunjr sein und ein * tlo-ina- (den = *decn) zu
gründe liegen.
SrRASsi'.rKG, 17, g. 82. l'\ Ivi.ugk.
lieber die Verfasser eini>;er nenaii^elsäclisiselier sclirif-
ten von Dr. Eug-eu Eiiicnkel. Leipzig- ISSl (G. Fock). S.
i;^'2 Seiten.
In der ausgäbe der 'Lifiade of St. Juliana' (aus der mitte des
la. jalirluuulerts) bemerkt 0. Cockayne, dass es für ihn mehr und melir
walirscheinlich werde, dass, im anschluss an James Mortun's meinung,
Ancren Kiwle, Ilali Meidenhad, St. Margaret, Juliana und CaÖerine als
vom bisehof Richard le l'oure herstammend zu betrachten seien, nach-
dem er sich schon sechs jähre vorher im Vorwort der ausgäbe der pre-
digt llali Meidenhad älnilich ausgedrückt und <lem Verfasser wenigstens
bi.sehöfliehen rang zugesclirieben liatte. Die priifung der von C'ockayne
und Morton gegebenen mitteilung ist nun teilweise ausgefiiiut in der
ol»en erwähnten schrift von Einenkel, welche, den le Poor-gedanken aus
dem spiele lassend, die frage zu beantworten sucht: 'Sind St. Juliana,
Uali Meidenhad und St. Margaret von einem Verfasser?'
Die anläge der Einenkcrschen arbeit ist die folgende. Nailulem E.
den leser mit dem gegenstände im allgemeinen bekannt gemacht hat, be-
liandelt er zunächst die form der zu besprechenden schrillen, was um so
mehr nötig war, als nicht allein die ansichten darüber ziemlich aus ein-
ander gehen, sondern auch, weil der vers, in dein die stücke vorliegen,
als ein hauptkennzeichen für die spätere beweisführung zu dienen hatte.
Darauf nimmt der Verfasser bezug auf die verschiedenen handschriften,
in denen uns die texte überliefert sind und sucht diejenigen besonders
auszuscheiden, die sich für die vergleichung derselben unter einander
und zur beantworluug der in rede stehenden frage weniger zu eignen
sdieiiien. Auf seite 1") kommt E. dann zur genauen aufstelhuig seiner
ersten hauptfrage: 'Rührten Juliane und llali M. von einem und dem-
sellien Verfasser herV Zur Untersuchung dienen dann die folgenden
teile: a) vergleichung der mundarlen; b) vergleichung von Wörtern und
redeiisarten: a) häufig vurkon)mende Wörter, /?) seltene Wörter, 7) franzö-
sische Wörter, d) sinnverwante Wörter, ^) redensarten; c) vergleichung
des Verses beider Schriften; d) vergleichung des Stiles in denselben;
e) zusammenfassendes, di(! aufgeworfene frage verneinendes urteil. Als-
dann wird die zweite hauptfrage aufgestellt: Ist St. Margaret ein werk
der Verfassers der Jul. oder ein werk desjenigen der llali M., welche in
nahezu ganz derselben weise behandelt wird.
RINENKKL, VKKFASSKR KIXIGEK Nl'.UACiS. SCHKIFTEiV. 87
Bcz,iigliih iks verscs liilut E. die ansiclit Morton'« uud llardcwick'ö
über die Ca^eriue und diejenige von Cockayne und (eu Brink über Mar-
garete und Hall M. an, erklärt dann aber (s. .j), indem er «ieli hierin an
Trautmann ansehliesst, dass in den betreuenden stücken die nändiclien
verse vorliegen, weiche vir, abgeselien vom endreime, in Utfrid's evan-
gelienbuche finden, üiess benutzt der Verfasser später, um durch die
Untersuchung, mit welchem gesciiick die geset/.e des ütfrid'schen verses
zur geltung gebracht sind, für die beantwortuug seiner frage einen wich-
tigen anhaltspunkt zu finden. Hiermit aber hob E. einen ganz riclitigen
punkt hervor und gab somit sclion von vorniiereiu seiner beweisfülirung
grössere glaubwürdigkeit als diejenige Morton's und Cockayne's hat. Unter
den beiden handschriiteu der Juliane, dem Uoyal-ms. und dem Bodl.-ms.,
wählt E. die letztere für seine Untersuchung, weil sie, wie sich aus ein-
uuddreissig neben einander gesetzten stellen ergibt, der handschrift näher
stehe und im ganzen auch bessere verse aufweise. Eine ähnliche Unter-
suchung hätte nun auch für die andern zu vergleichenden dichtungeu,
Marg. und Hali M., angestellt werden sollen, doch wird diese, ohne dass
ein grund angegeben, übergangen.
Sich nunmehr zu seiner ersten frage wendend, sieiit der Verfasser
von einer betrachtung der mundarteu der Jul. und Hali M. aus richtigen
gründen ab und misst mit recht einer vergleieliung der Wörter und redens-
arten grössere bedeutung zu, da gerade hier die eigenart, neigung und
bildung des Verfassers der ursclirift hervortreten muss uud selbst nicht
durch die willkürlich vorgehenden änderuiigen eines abschreibers ausge-
löscht werden kann. Das ergebniss dieser vergleieliung zeigt uns nun
vierzehn Wörter, die in Jul. vor der Hali M. mit besonderer Vorliebe vor-
kommen und einundzwanzig Wörter, <tie hier häufig, dort aber gar nicht
oder selten anzutreffen sind , so dass dieser umstand den Verfasser mit
recht zu der annähme führt, Jul. und Hali M. können nicht von demselben
manne herstammen, eine annähme, die durch das ergebniss der ferneren
Untersuchung über die seltenen Wörter in beiden schritten und des franzö-
sischen Sprachstoffes als wahrscheinlich und endlich als tatsache erwiesen
wird angesichts der al)weichungeu , ilie sich in beiden stücken zeigen,
bezüglich der anwendung sinnverwanter Wörter, formelartiger ausdrücke
und Wendungen, namentlich aber bezüglich der behandlung des verses
und der art des Stiles.
Damit kommt der Verfasser zu seiner zweiten frage, die dahin ent-
schieden wird, dass Marg. und Jul. von demselben Verfasser herrüiiren
und dass jene aller Wahrscheinlichkeit nach zuerst entstanden ist. —
Die arbeit von Einenkel bietet viel gutes und ist ein schätzenswerter
beitrag in der entscheidung der von Cockayne angeregten frage, die an-
läge derselben ist durchaus richtig, übersichtlich und klar. In der aus-
führung der arbeit zeigen sich jedoch stellenweise mängel und unzuver-
lässigkeilen, die bei dir sonst anscheinenden Sorgfalt des Verfassers um
so mehr in die äugen springen. Bei der prüfung der belegstellen näm-
lich auf 8. :<S tf. sind uns mehrfach ungenauigkeiten aufgestossen. Dies
ist der fall gleich bei'm ersten worte ev/ic, von dem angegeben wird,
dass es in Hau M. tVhle und in Jul. B nur viermal vorkomme, obschon
7*
88 scHiprEK,
es sich iu llali M. riiiitiiial uacliwoisoii läsyt. .Iiil. aber y.ci,^t cclic nicht
weniger als siebenmal: Jul. ;>. ir>. 1\. Wh. ;>5. 77. 7it; = 7 mal; llali M.:
7. ;<ö. l:{. 47. 17; = r> mal. Dieselbe ungenauigkeit zfigt sich auch bei
akvuiu'ii und dri/ili/i , während .st'o/v/r ganz beweisuutahig wird, da es
sich iu llali M. nicht zwei-, sondern tünfmal (.'>. :>. ;>. 17. 21) und in .liil.
uur sechsmal zeigt. Ausserdem tinden wir hruchc in llali M. nicht sechs-,
sondern achtmal und coru'ti statt sechs- sogar vierzehnmal. Diese bei-
spiele Hessen sieh wol noch bedeutend vermehren, so dass es autfallend
ist, warum Wissmanu, der in seiner besprechung (Literaturblatt f. G. u.
K. l'h. 11 s. A\Vo) so vieles au E.'s arbeit auszusetzeu hat, uicht auf diese
dinge hinweist.
Eine unverkennbare lücke in der arbeit y.eigt sich darin, dass die
trage nach den handschriltcn uur bei der .luliane, nicht al)er bei den
übrigen schritten behandelt wurde. Wissmaiin hat meines erachtens mit
recht auf diese versäumniss hingewiesen.
Anstatt des ausdrnckes ueuangelsächsiscli hätten wir früh mittel-
englisch lieber gesehen.
Wenn auch nicht alles an der arbeit tadellos ist, so bleibt sie doch
wertvoll, und die von uns gemachten ansstellnngen, sowie andere, die
man etwa noch machen könnte, dürften schwerlich an den er/.icilen er-
gel>nisscn etwas ändern.
Bonn, mai 1882. ■ W. IMekkes.
ZUK AiyiKNdLlsCIlKN WOHTBETONUNG.
Eine entgegnung.
Wer die durch meine 'Altenglische Metrik' neuerdings angeregte
controverse' ülier die zweihebigkeit oder vierhebigkeit der altengiisclicn
lang/eile, und die anwetidung der Lachm.inn'.schcn regeln alt- und ndul.
metrik und Wortbetonung auf die altenglische spräche unbefangenen sinnes
verfolgt hat. dem wird es nicht entgangen sein, dass sich in den von
Wissmann u. a. verölfcntlichten , der vierliebungstheorie und den Lach-
mann'bcheu regeln sich anschliessenden metrisctien Untersuchungen einer-
seits und in der von mir in dem obengenannten werke ausgeführten dar-
stellnng der altenglischen wortbetonung, sowie in der daraus resultieren-
den weiteren be^ründunic der zwciliebungsthcorie andererseits zwei ver-
' Vgl.: a) Altenglische Metrik von Dr. .1. Sclii|)per, Bonn, verlag
von Kniil Strauss ISSI (XXVll u. 'MV.) s.) S"; b) die recension dersellten
von Dr. Wissmann im Literatnrbfatt für germ. und ntm. I'hilologie 1SS2,
no. 1, 8. 1:{:(—I ;}'.»; e) des verf. entgegnung 'Zur /.wcihebnngstlicorie der
alliterierenden halbzeile' in den Kngl. Studien bd. V, s. 4S8— 4'.).'{; d) die
recen.^ion von Dr. Kincndud in der Anglia bd. V, lieft 2, s. 30— r),'J; e) den
aufsatz von Dr. Wissmann 'Zur mittchüiglischen worlbetonnng' in der
Anglia bd. \ , heft .'$, s. 4(l(i ."jOO. llauittsächlich auf diese letztere arbeit
beziehr sich die vorliegende abli.indliiiig.
ZUR ALTENGL. WOR IHE rOXUNG. 89
schiedeno inethoden der tbrsclmiif; gCi^-eiiüberstclKMi : tiic synthe-
tische und die analy tisclie.
Wissniann und seine nicinungsgenossen stellen die Laclimann'-
schen regeln dei- worthetdnung und im zusammenhange damit die
vierhebigkeit des alliterierenden halbverses als ein für die alt-
englische spräche in gleicher weise wie für die altdeutsche spräche und
poesie giltigos gesetz (man könnte sagen dogma) hin und treiben auf
grund dieses, angeblich allgemein giltigen, gesetzes altenglische metrik
und textkritik.- Sie suchen die Übereinstimmung des versrhythmus und
der wortbetouung gewisser, für sie in betracht kommender dichtungen
mit den Lachmann'schen regeln nachzuweisen und die betreffenden texte
an solchen stellen, welche sich jenen regeln nicht fügen, mit denselben
in einklang zu bringen, w.ährend sie die nach anderen versprinzipien ge-
bauten altenglischen gedichte nur soweit in betracht ziehen, als sie aus
ihnen stützen für ihre ansieht gewinnen zu können glauben.
Im gegeusatze hiezu war mein bestreben darauf gerichtet, aus den-
jenigen uns überlieferten altenglischeu poetischen denkmäleru, deren
rhythmischer bau nicht zweifelhaft war, zunächst das wesen der alt-
englischen spräche seiher in bezug auf ihre wortbetonung zu ermitteln
und daraus auf grund der tatsache, dass im allgemeinen in der accen-
tuierenden poesie der versrhythmus mit der natürlichen wortbetonung
in einklang steht, den Charakter der in metrischer hinsieht zweifel-
haften werke zu bestimmen.
Fragt man, welche gründe ich hatte und noch habe, gegen die An-
wendung der Lachmann'schen regeln auf gewisse formen der altenglischen
poesie zu protestieren, so sind diese beweggründe zum teil bereits in
meiner 'Altenglischen Metrik' an verschiedenen stellen angegeben wor-
den. Gleichwol mögen sie hier noch einmal wider der Übersichtlichkeit
und Vollständigkeit wegen in kürze zusammengestellt werden :
1. Die annähme, dass zwei ganz verschiedene prinzipicn
der wortbetonung-', wie sie bei anwenduug der Lachmann'schen betonungs-
- Vgl. Wissmann, Anglia V, s. -JGG: 'Da ich mich in derselben (sc.
der ausgäbe des King Ilorn) bezüglich der wortbetonung und der alten
langzeile auf den Standpunkt Lachmann's stelle' etc.
^ Ich sehe mich genötigt, dieses wort durch den druck besonders
hervorzuheben, weil die beiden begriffe ' verschiedene prinzipieu
der wortbetonung' (wie sie vorliegen sollen in tieftoniger, hebungs-
lahigei- behandlung der fiexionsendung in Wörtern bezw. reimen wie firc :
li(rc\ finde : binde einerseits und verklingender, tonloser behandlung der
nämlichen silben andererseits, also <ire:ldrc\ find a : binde) und ver-
schiedene versprin zipen oder metrische prinzipicn (wie sie vor-
liegen in den oben einander gegenübergestellten nationalen und fremd-
metrischcn versarten') von meinen beiden obengenannten herren receu-
senten widerholt mit einander werwechselt bezw. idcntificiert worden
sind, nämlich von Dr. Wissmann schon im Literaturblatt a. a. o., wie ich
bereits in meiner eutgegnung 'Zur zwcihebungstheorie der alliterierenden
halbzeile' (Engl. Studien V, s. 4^s ff.) erwähnt habe und neuerdings von
Dr. Einenkel, der mit berufung auf eim; äusserung teu Brink's bemerkt
(Anglia V, heft 2, s. 47), dass 'gewisse altenglische dichter zwischen alten
und neuen versprinzipien hin- und herschwanken' und dann behauptet,
90 SCHIPl'KU,
rojjelu in der allitoiifieiuleti, im wesentlichen nnf einer testen an/.uhl von
hebnngen bernhenden iiingzeile und den darans abgeleiteten rliythiuen
einerseits und in den nach fremden, spec. nach romanischen metrischen
vor!)ildern jjebauten ji'leiclitaktigen, auf einem regelmässigen weclisel von
Senkungen und hebnugen beruhenden rhytlnnen andererseits vorliegen
sollen, durch einen beträchtlichen Zeitraum neben einander, ja
sogar in einem und demselben denkmale verwen düng gefunden haben
sollen, ist praktisch undenkbar, weil bei abweichender wortbeton-
ung in den neueingefiihrten rhytlimen kaum ein allgemeines vcrstUndniss
derselben, geschweige denn ihre tatsächlich nachgewiesene rasche Popu-
larität m()glich gewesen wäre.
2. Die anhänger der Lachmainr schon regeln sind unter
sich keineswegs einig über die gebiete und grenzen der anwendnng
derselben auf das Alteuglisctie, wie aus folgender Zusammenstellung ihrer
diesbezüglichen äusserungen ersichtlich ist:
Während alle übrigen Vertreter jeuer gesetzc den halbvers der allite-
rierenden langzeile für vierhebig erklären, spricht sich Trautmann aufs
eutschiedentste mit berufung auf Vetter's Muspilli, also doch dessen grün-
den gegen die giltigkeit der Lachmann'schen gesetze in bezug auf die
angelsächsische alliterierende langzeile beipflichtend, für die zweihebig-
keit selbst des angelsächsischen halbverses aus/' Andererseits will er
nun doch die Lachmann'schen hetonungsgesetze auf ein '200 jähre jüngeres
denkmal, Lagamou's Brut, dem er die nämliche eutstchung wie dem Ot-
frid'schen verse gibt, angewendet wissen. Dem gegenüber erklärt wider
dass ich ein solches hin- und herschwanken Altengl. Mctr. s. 122 für
undenkbar erklärt habe. Ich äusserte mich dort aber fast wörtlich wie
oben: Traktisch ganz undenkbar ist es, dass zwei grundverschiedene
prinzii)ien der betonung etc.' — Eine anzahl von diclitungen, welche
'zwischen alten und neuen versprinzipien hin- und herschwanken',
wur<lcn von mir in absch. III, kap. *<, überschrieben: 'Die alliterierende
langzeile freier richtung in Verbindung mit dem se|)tenar und den franzö-
sischen metren', gleichfalls mit dem von Einenkel citicrten hinweis auf
ten Brink's Gesch. d. engl. Lit. s. 25S besprochen. Die wortbetonnng
aber schwankt nach meiner Überzeugung in diesen gedichten nicht hin
und her; sondern ist in allen versen derselben ein und dieselbe.
' Vgl. Anglia II, s. IGS. Hi'.l, wo Trautmaun sagt: 'Die ansieht, dass
der halbe stabvers vier hobungen habe, ist nicht haltbar. Wer sich dai'auf
steift, sie doch zu halten, kommt entweder zu solchen Widersprüchen
wie .Schubert, der in seiner Schrift: "De Anglosaxonura arte mctrica"
vier hebungen iiehauptet, schliesslich alier doch verse mit drei und sogar
zwei hebungen zugeben muss, oder zu der wundervollen jjausenlehre
.jcssen'ö. Wer sich diese zu eigen machon kann, der hat freilich ge-
wonnen. Wenn man im innorn sowol wie am ende des verscs, so oft
der überlieferte text die vier hctningon nicht hergaben will, eine ver-
schwiegene hebung, ja zwei solche, annchinen darf, so kann man nicht
nur alle halben stabzcilen, sondern die poetische und prosaische literatur
aller Zeiten und Völker in verse von vier hebungen bringen. Doch wir
brauchen uns gegen die vierhebuhgslchre nicht zu ereifern. F. \'etter
liat dieselbe im metrischen teile seines buches "Zum Muspilli" bereits
vor sechs jähren so glänzenrl widerlegt, dass sie ül)cr kurz oder lang
auch von den jetzt noch widerstrebenden gelehrten aufgegeben werden
wird'.
ZUR ALTF.NGr,. WOK rUKlONUNG. 91
Wissiujiiin den vers des Brut (ni. E. mit recht) als priiiz-ipiell identiscli
mit dem angelsäclisisehen (l^ing Hörn s. 57). Ebenso liält ton Brink
den vers in Alfred's Proverbs mit recht für den in der auflösung be-
griffenen angelsächsischen langvers (Gesch. d. engl. Lit. s. 190). Ein-
en kel dagegen erklärt ihn neuerdings wider als 'mittelding zwischen
Stabzeile und vierheber' (Anglia V, heft 2, s. 47). - Jessen, dem Wiss-
maun in der anwendung der Lachmaun'schen gesetze auf den King Hörn
folgt, spricht die Überzeugung aus, dass zur zeit Chaucer's das gesetz II
(nebenton folgt auf lange silbe und auf tonlose silbe) vollständig ver-
schwunden, und die englische versilication durchaus schon die moderne
sämratlicher germanischer sprachen war (Zeitschrift f. deutsche Phil. II,
s. 139). Rosenthal sucht als anhänger der vierhcbimgstheorie — im
Widerspruch mit Jessen — die anwendung der Lachmaun'schen gesetze
konsequenter weise auch auf die vou der angelsächsischen langzeile im
bau prinzipiell nicht abweichende altenglische langzeile des 11. Jahrhun-
derts anzuwenden (Anglia I, s. 422 If.). Wissmann will zwar (Literatur-
blatt f. rom. u. germ. Phil., III. Jahrg., 4. April 1SS2, s. l.'iti) nicht alles,
was Rosenthal a. a. o. gesagt hat, vertreten, zweifelt aber nicht — also
gleichfalls im Widerspruch mit Jessen — , dass das grundschema aiich
dort die alte langzeile von acht, nicht von vier hebungen ist. Eiu-
'enkel dagegen erklärt den versuch RosenthaFs, die giltigkeit der Lach-
maun'schen gesetze auch für die langzeile der ^<'.y/6' jener zeit nachzu-
weisen, als vollständig misslungeu (Anglia V, heft 2, s. 5!]), was ihn je-
doch nicht hindert, der jüngsten, hierhergehörigen arbeit von Schröer
(Anglia V, heft 1, s. 137 — 264), worin dieselben rhythmischen bezw. be-
tonnngsgesetze sogar auf denkmäler des 10. (!) Jahrhunderts angewant wer-
den, in einer anmerkung seiner recension (s. 45) zustimmende erwähnung
zu tun. Dieser zuletzt genannte junge gelehrte dagegen hebt wider her-
vor (a. a. 0. s. 240), dass Roseuthal, der an der viorhebungstheorie fest-
halte, 'über die mittelenglische langzeile eine sehr dankenswerte abhand-
lung geschrieben' habe und knüpft daran die malmung, nicht zu ver-
gessen, 'von welcher bedeutung die pausen sind und welchen Spielraum
sie gewähren', worüber wir ja bereits Trautmann's, von der seinigen aller-
dings wider etwas abweichende ansieht vernommen haben (s. oben an-
merkung 4).
So sind die anhänger dieser synthetischen methode der Untersuchung,
welche die anwendbarkeit der Lachniann'schen regeln auf die altenglische
alliterierende langzeile bczw. andere altenglische versarteu nachweisen
und daraus den charakter dieser versarten bestimmen wollen, weit davon
entfernt, zu resultaten gelangt zu sein, welche auch nur von ihnen selber
übereinstimmend als richtig anerkannt würden.
Gegen die vierhebungstheorie und die anwendung der Lachmanu'-
schen gesetze auf die altenglischen sprachforraen sprechen nun weiter
folgende umstände:
1. Die wissenschaftliche begründung der zweihebungstheorie der
gerraanischou alliterierenden langzeile, die von vielen forschcrn, nament-
lich auch von Rieger, als richtig erkannt ist, und die seither keine Wider-
legung gefunden hat, so dass es für die angelsächsische langzeile nicht
02 SCHIPPI'R,
geboten war, neue Untersuchungen anzustellen, zumal, da aneh ein an-
hänger der anwendbarkeit der Lachinann'schen regeln fiir's Altenglische,
Trautmann, wie oben bemerkt, seine entschiedene zustiuniuing zu jener
aut'tassung der angelsächsischen langzeile gegeben hat.
2. Die in lateinischen uachbildungeu alliterierender halbzeilen oder
langzeilen zu tage tretende praktische Zustimmung angelsächsischer und
altenglischer dichter zur zweihebungstheorie (vgl. Ae. Metr. s. IT, anm. d
und s. 228).
3. Die ausdrückliche Zustimmung der ältesten, noch mit den letzten
erzeugnissen altnationaler alliterierender verkunst gleichzeitigen metriker
des ausgehenden K». Jahrhunderts zu der zweihebigen skansion der halb-
zeile (vgl. die von mir beigebraclUen belege in den Engl. Studien V,
s. -HKt— Dl).
4. Die im wesentlichen auf dem Sprachgefühle, dem praktischen
verständniss der eigenen spräche, beruhende Zustimmung neuenglischer
theoretiker, wie Guest, Skeat u. a.
•T. Die praktische Zustimmung neuenglischer und ncuhochdeuteclier
dichter und Übersetzer, wie z. b. Stevens in seiner Übersetzung des
Phoenix, Ettmüllor, Grein, W. Jordan in seinen Nibelungen, welche in
ihren, der alten germanischen langzeile nachgebildeten, versen tatsäch-
lich (Jordan auch in theoretischen ausfülirungen) nur zwei hebuugen im
halbverse annehmen, wobei noch zur vergleichung der umstand von be-
sonderer Wichtigkeit ist, dass die altenglische spräche, wie auch Ellis,
.Morris u. a. englische forscher zugestehen, mit der neuhochdeutschen
vielfach auf derselben stufe der flexionsfähigkeit steht, da sie einen viel
schnelleren gang der entwickeiung bezw. der abschleifung der flexions-
endungen durcligemadit hat, als die deutsche spräche der gleichzeitigen
epoche, weshalb die wortbetonung der neuhochdeutschen flexionssilben
mit viel grösserer bcrechtigung zur Illustration der aitenglischen dienen
kann, als die der alt- oder mittelhochdeutschen sprachformen.
t). Das ni ch t vor handeusein irgend einer nötigung, in
gleichzeitigen poetischen denkmälern eine verschiedene be-
liandlung der wortbetonung annehmen zu müssen, also übereinstim-
mende ver\\endung der natürliclien wortbetonung in der altnatio-
nalen alliterierenden langzeile und in den neueingeführten,
fremden mustern nachge liiideten rhythmen.
Um diesen letzteren punkt zu beweisen, unternahm ich es im dritten
abschnitte meiner Altengl. Metrik, uamentlicli im sechsten kapitel, das
wesen der altenglischen wortbetonung auf analytischem wege zu unter-
suchen und halte die allgemeinen resultate dieser Untersuchung in jeder
hinsieht aufrecht, um so mehr, als die ungriife meiner gegner mir noch
weitere belege für die richtigkeit jener ergebnisse geboten haben.
Bei einer toten spräche ist eine Untersuchung des tonverhältnisses
ihrer Wörter für die zeit, in der sie noch eine lebende, gesprochene
spräche war, nur an einem teile der in ihr uns überlieferten denkmäler,
nämlich an dem in jioetischer form abgefassten bestandteile, anzustellen.
Und zwar gibt es weiter nur einen ('inzigen weg der Untersuchung, bei
ZUR ALTKNGL. WORTI'.RTONUNG. 93
der uicht nacli (Ut (luaniitär, sundeni uacli dem accouf geregelten poe-
tischen form der germanischen sprachen, nämlich denjenigen: den wort-
accent aus dem rhythmischen accent, mit dem er theoretisch in
Übereinstimmung zu sein hat, und praktisch tatsächlich in der regel
mehr oder weniger in Übereinstimmung ist, zu eruieren. Da nun aber,
wie eben angedeutet, diese Übereinstimmung des wortaccentes mit dem
rhythmischen accent wie in allen accentuierenden dichtungcu so auch
in den altenglischen keineswegs ausnahmslos zu tage tritt, da manchmal
ein und dasselbe wort mit verschiedener betonung im rhythmus ein und
desselben gedichtes behandelt ist, so würde der wirklich uuzweifelliafte
wortaccent mittelst des rhythmischen accentes nur durch numnierische
vergleichung der verschiedenen betonungsarten aus dem bedeutenden
überwiegen der einen derselben zu erkennen sein, wenn wir nicht das
hilfsmittel der vergleichung mit der lebenden neuenglischen und neu-
hochdeutschen, sowie mit den übrigen lebenden und toten germanischen
sprachen besässen, und wenn wir nicht dem fundamentalgesetze der ger-
manischeu Philologie allgemeine gilrigkeit zusprechen könnten , dass der
hauptton des Wortes auf der Stammsilbe ruht, im gegensatz zu den
schwächer betonten bildungs- und beugungssilben, bei compositis auf
dem ersten specialisierendem teil im gegensatz zu dem schwächer be-
tonten zweiten generellen teil des wortes. Diesem gesetze — von neben-
sachen, wie partikelkomposition, können wir hier absehen — sucht sich
die accentuierende rhythmik mögliclist genau zu fügen oder wenigstens
in nicht zu auffallenden widerstreit mit demselben zu geraten. Nun ist
es kkr, dass die Schwierigkeit, mit diesem gesetze der erforder-
lichen congruenz des rhythmischen accentes mit dem wortaccent in Über-
einstimmung zu bleiben um so grösser ist, je regelmässiger der
rhythmus gegliedert ist, also grösser bei den gleichtaktigen,
auf regelmässiger folge von hebung und Senkung beruhenden metron, als
bei den alliterierenden, im wesentlichen nur auf einer festgesetzten
anzahl von hebungen beruhenden verskunst, wo diese hebungen nicht
notwendigerweise von einander durch Senkungen getrennt zu werden
brauchen, oder auch durch mehrere Senkungen von einander getrennt
werden können.
Folglich liisst sich aus den gleicktaktigen rhythmen"', in
welchen es demnach die aufgäbe des dichters ist, die in natürlicher
rede am stärksten betonten einsilbigen wörter und die am
stärksten betonten silben mehrsilbiger wörter eines satzes oder satz-.
teiles mit dem rhythmischen accent, also den hebungen des me-
trums, die schwächer betonten mit den Senkungen in Überein-
stimmung zu bringen, besser erkennen, welche silben der nicht
mehr gesprochenen sprachformen stark, und welche schwach be-
5 Namentlich denjenigen Orm's, weil er 'der strengste an liänger_ des
(sagen wir: ursprünglich) ungermanischen prinzips eines regelmässigen
wechseis von gehobenen und ungehobenen silben ist" und welcher daher
um so willkommener ist (entgegne ich Wissmann auf seine behaupUing
Anglia V, s. 4(i7, z. IT), als er 'am anfange der altenglischen entwickc-
lungsperiode statt am ende derselben steht'.
«M sciiipri-K,
tont waren, als ans diMn al litorioicn ili'n inctrun!, in wek-liom
(.liesos verliällniss, wie eben bonioikt, nicht so klar vorliegt.
Ans demselben i^rnnde sind die gleich taktigen luetren viel ge-
eigneter, nus über die relative tonstiirke der nnbetonten Sil-
ben aut'schhiss zn geben, als die alliterierende langzeile, weil in
jenen der dichter, nni die Schwierigkeit der ertorderlichcn congruenz des
rhythmischen accentes mit dem wortaccent zn überwinden, viel öfter, als
bei den freieren, alliterierenden rhythnien in die notwendigkeit versetzt
wird, den nnbetonten silben, soweit es, ohne die Verständlichkeit der
Wörter zn beeinträchtigen, möglich ist, gewalt anzntnn, d.h. sie anszn-
stossen, mit den betonten silben znsamnienzn/.iehen oder ihre von ihm
gewünschte nichtberücksichtignng im rliythmns, wenn die völlige be-
seitignug nicht znlässig ist, dem rythmischen vcrständniss seines lesers
bezw. recitators zu überlassen. Es folgt hieraus weiter, dass diejenigen
unbetonten silben, welche sich die gleiche behandlung im rhyth-
mns gefallen lassen müssen, welche also der clision. synkopo, apokope,
versolileifung unterworfen werden können, auch hinsichtlich ihrer
tonstärko sich gleich oder mindestens sehr ähnlich sein müssen.
War nun dieser im obigen angegebene grund, dass die gleichtak-
tigen rhythmen geeigneter sind zur erforschung der altenglischen wort-
betonnng, als die alliterierende langzeile, der eine hauptanlass, der mich
bestimmte, jene zum ausgangspunktc meiner Untersuchung zu machen,
so kam noch weiter eine ans dem umstände sich ergebende zwingende
nötigung hinzu, dass die coniroverse sich bisher nur um die wortbetonung
in der alliterierenden langzeile gedreht hat, und die beurteilung der wort-
betonung in dieser widerum mit der controverse über die vierhebungs-
iind zweihebuugsflicorie im engsten zusammenhange steht. Für eine un-
abhängige kritik konnte mir also weder die AVissmann'sche vlerhebuugs-,
noch die Vetter'schc zweihebungstheorie, so sehr ich auch von der rich-
tigkeit der letzteren überzeugt war und bin, in bezug auf eine Unter-
suchung über die wortbetonung als ausgangspunkt dienen; beide konn-
ten und mussten vielmehr an einem dritten objekte, nändich an den er-
geljnissen einer Untersuchung der wortbetonung in den ältesten gleich-
taktigen englischen nietren ihren prüfstein finilen.'' Dafür war allerdings
die von selbst einleuchtende annähme unerlässlich, dass ebenso wie die
wortbetonung in der neuhochdeutschen oder ueuenglischen alliterierenden
langzeile keine von der wortbetonung in den gleichtaktigeu rhythmen
verschiedene ist, so auch die altenglischc wortbetonung in den gleich-
taktigen rhythmen keine andere war, als die in der gleichzeitigen allite-
rierenden langzeile vorliegende wortbetonung. indess, dass diese Vor-
aussetzung ans dem oben fs. '.)0) angegel)cnen gründe eine absolut not-
wendige und daher richtige ist, wird von Wissmann selber indirekt
zugegeben, indem er darzutun sucht, dass auch bei Orm u. a. gleich-
zeitigen dichtem dieselben Lachmann'schen gesetze der wortbetonung
'• Damit sind die bedenken von Wissiii^inu (Anglia V, s. Kit; u. Iti")
und Einenkel (ibid. Anz. s. :i8) hinsichtlich meiner methode der Unter-
suchung beantwortet.
ZUR ALTENGL, WOR rHKrONUN(T. 95
nachweisbar seien, denen er für die alliterierende langzeile und die daraus
abgeleiteten rhythmen giliij^keit zuspricht. Freilich gerät nun Wissuiann
auf diese weise durch die mittel seiner polemik in Widerspruch mit dem
ziele derselben: Kr will meine behauptung, dass zwischen der behand-
lung der wortbetouung in den gleichtaktigcn raetren und derjenigen in
der alliterierenden langzeüe keinerlei unterschied gewesen sei, wider-
legen, miisste also den von Jessen u.a. angenommenen unterschied, gegen
welchen ich Opposition mache, constatieren, und sucht nun dennoch dar-
zutun, dass wirklich kein unterschied vorhanden war', nämlich dass die
Wortbetonung in den Orm'schen und andern fremden metrischen rhyth-
men nicht im Widerspruch stehe mit den Lachmann'schen betonungs- und
versprinzipien (Anglia Y, s. 475).
Also die Streitfrage kommt wider darauf hinaus, wie ich sie
auch vom anfang an nicht anders aufgefasst habe: Sind die Lach-
mann'schen w'ortbetonungs- und versprinzipien für die alt-
englische poesie giltig oder nicht?
Das eingreifendste dieser gesetze ist, wie bl^reits (Äe. iMetr. s. \2h)
bemerkt wurde, das erste, dass nach langer w-urzelsilbe die unmittelbar
folgende den ton hat, d. h. tieftonig sei, nach der übereinstiramendcn
bezeichnungsweise Jessen's und Wissmann's isi seinem King Hörn. Ist
die unhaltbarkeit dieses geseties im Alteuglischcn aus der rhythmischen
Verwendung der hiehergehijrigeu Wörter erwiesen, so fällt damit schon
die ganze Jessen-Wissmaun'sche theorie hinsichtlich der anwendung der
Lachmann'schen gesetze auf die altengl. sprachformen in sich zusammen
(vgl. Wissmann. Anglia V, s. 480).
In den weitaus zahlreichsten fällen ist es das flexivische c zwei-
silbiger Wörter, auf welches dieses gesetz anwendung finden wird; z. b.
iu Wörtern wie löri-, pd^lc, wenden, w^elche nach jener annähme auf dem
' Dieses indirekte zugestäudniss W.'s ist ein wesentlicher schritt
zur endlichen erledigung der frage. Einenkel ist freilich noch w-eit davon
entfernt, den nämlichen schritt zu tun. Während \\. mich aus den Orm'-
schen rhythmen zu widerlegen sucht, bemerkt jeuer (a. a. o. s. 7*^)_: 'Ueber-
liaupt können wir nns gegen beweise, die dem werke < >rm's, eines dich-
ters, der jeden augenblick die acceutgesetze seiner spräche verletzt, nicht
ausdrücklich genug verwehren'. Einenkel zieht es vor, die hebungs-
fähigkeit der tiexionssilben aus den reimen in Lajamon's Brut nachzu-
weisen, bedenkt aber nicht, dass seine beispiele nur bei annähme der
vierhebigkeit des halbverses auf giltigkelt anspruch erlieben köimen,
und dass die vierhebigkeit des halbverses wider nur bei zu-
lässigkeit der flexionsendungen als hebungsfähiger reimsil-
ben, also bei anwendung der Lachmann'schen betonung.-jgesetze, um deren
giltigkeit oder uiigiltigkeit fiir's Altenglische sich ja gerade die Streit-
frage dreht, durchführbar ist. Ein solches beweisverfahren ist also
ein beständiges sich drehen im kreise, womit nichts erreicht werden
kann. Wenn wir reime aus den frühesten gleichtaktigen rhyth-
men, und zwar nicht etwa in 'genügender' anzahl (vgl. a. a. o. s. .'((»),
sondern genauer in statistisch die tonlose Verwendung der flexionssil-
hen weit überwiegender anzahl anführen können, wodurch flexions-
endungen mit hochtonigCTi Wörtern bezw. silben gebunden werden, erst
dann ist die tonfähigkeit dieser endungon nachgewiesen. Diesen nach
weis erwarte ich von meinen gegnern.
^H» SCHII'PEK,
rii'xivisclic'.i i vloii lou iiaboii iiml oiue licUimf;; tra^i'ii UrmiuMi, wälirond
dies in Wörtern wie spt'kt', boren nicht der f;Ul ist.
Im o^egensatze liiezu habe ich beweisen wollen (Ae. Metr. s. 127)
und glaube es ans der ffleiclien behandliing der betiolYenden silben im
versrhythmus bewiesen zu haben, dass keinerlei iinterschied oder we-
nigstens keine ungleichartigkeit in der tonstärke der flexions-
end uugcn vorhanden ist, dass sowol diejenigen nach langen, wie
diejenigen nach kurzen Stammsilben tonlos sind (ib. s. 141).
Das ist meine behauptung und auf die begriindung derselben ist
mein beweisverfahren gerichtet.
Leider hat Wissmann, statt diese behauptung, deren richtigkeit er
bekämpfen will, zunächst genau zu referieren (am besten mit den eigenen
werten des gegncrs), derselben wider eine ihm convenierende fassung
gegeben/ Er sagt (s. 107): 'Was Seh. aus Orm und gleichartigen gc-
dichten dieser zeit vor allem beweisen möchte, ist die vollkommene gleich-
stelluug aller tonlosen mit den stummen ableitnngs- und Hcxionssilbeu
und damit die absolute hebungsunfähigkeit der ersteren'.
In meinem ganzen buche findet sich nirgends ein einziger satz, der
sich mit dem eben citierten, von ^Vissmann mir untergeschoben, auch nur
einigermassen identilicieren Hesse. Ableitungs- und flexionssilben wer-
den in meiner oben citierten behauptung, wie man sieht, nicht iu dem
nämlichen zusammenhange genannt; im gegenteil, sie werden in § i\h
meines buches einander gegenüber gestellt, wie weiter unten noch be-
sonilers hervorzuheben sein wird. Ferner ist wider auf den aus der ver-
schiedenen nicthode der Untersuchung !?ich ergebenden unterschied in
der formuiierung der ganzen frage aufmerksam zu machen, welche uach
meiner auffassung lautet: Welche silben sind nach der verschiedenartigen
behandlung, die sie im rhythraus erfahren, als tieftonig und welche als
tonlos anzusehen? während W. die frage zu beantworten unternimmt:
Wie verhalten sieli die von ihm nach ihrer lautlichen beschntfenheit bezw.
'■ .Schon in meiner entgeguung (Engl. Studien V) auf seine recension
im Litteraturblatt musste ich, wie früher bemerkt, ein inkorrektes referat
meiner behauptung rügen. Leider gibt mir Wissmann's aufsatz in Anglia V
d:izu mehr als einmal anlass, so auch mit bezug auf s. -ItiS, wo W. be-
merkt: 'Ausserdem möchte es schwerfallen, überhaupt (obwol Orm seine
verse "nicht etwa nach der quantität einrichtete", s. Seh. a. a. o'.) zu er-
weisen, dass Orm irgendwo die ton Verschiedenheit zweier silben durch
verschiedene zeichen ausgedrückt habe'. Ich sage jedoch nur (Ae. iMetr.
.s. 12(5): 'Von Orm, der bezüglich der quantität der vokale durch seine
bekannte konsonantenverdoppelung nach kurzen vokalen eine so pein-
lich genaue bezcichnungsmethode durchgeführt hat, hätte man erwarten
sollen, da er doch in einer acceutuierenden spräche dichtete und seine
verse_ nicht etwa nach der quantität, sondern nach der Ijetonuug der Wör-
ter einrichtete, dass er, wenn wirklich ein so wichtiger unterschied in
dem tone der endsiiben zweisilbiger Wörter zwiscluni (lenen nach kurzer
und^ denen nach langer Stammsilbe vorhanden gewesen wäre, diese Ver-
schiedenheit doch ebenfalls durch besondere zeichen deutlich gemacht
haben würde'. Also ich stelle keineswegs die behauptung auf, wie
man nach VV."s andeutnng schliessen muss, 'dass Orm die tonvcrschie-
donheit zweier silben durch verschiedene zeichen ausgedrückt habe'.
ZUR ALTENGL. WüR TÜKTONUNG. 97
Zusammensetzung bereits als tieftunige und tonlose - neuerdings als
tieftonige, tonlose und stumme — unterschiedenen silbeu im rhythmusV
Mit dieser seiner veränderten bezeielinungsweise W.'s, so erwünscht sie
sieh mir auch im verhiufe dieser alihandlung erweisen wird, hängt nun
zunächst eine missversiändliclie aulYassung meiner benennung der ver-
schiedenen betonungsuuterschiede zusammen, wogegen ich mich zuerst
zu wenden habe. Ich gebrauche für die verschiedenen stufen der wort-
betonung die ausdrücke hoclitonig, ricftonig, tonlos, stumm und
habe keinen zwcifel darüber bestellen lassen, welchen sinn ich mit diesen
beneunungen verbinde. Hoclitonig nenne ich diejenige silbe eines Wor-
tes, welche den hauptaceent derselben trägt, wie die erste silbe in cfiniitg,
leeren etc.; tieftonig eine silbe, welche noch einen so starken neben-
aceent trägt, dass sie unter keinen umständen ausgestossen werden, in
altengl. zeit sogar nach bedürfniss gleichfalls als hebung verwendet wer-
den kann, wie dies am deutlichsten in compositis zu tage tritt, z. b. in
hedks'ctl, nu'mkinn, IdrspcU etc.; tonlos nenne ich eine silbe, welche so
schwach betont ist, dass sie im rhj^thmus in der regel nicht als iiebung
auftreten kann, wie die flexionssilben in löre, po^le, speke, nimed etc.;
stumm nenne ich eine silbe, wenn sie, obwol in der spräche noch
als tonlose silbe existierend, im rhythmus des verses tatsächlich
durch elision, apokope, synkope verstummt ist, wie in Hörn : iborn\
forloren : Hörn (Ae. Metr. s. 184); also überall, wenn Wörter, wie die
vorhin citierten lore, popc, speke, /tinie'd im rhythmus in der lautung
/o7-\ po^f, spek', nim'd auftreten. Solche silben also sind tonlos, weiche
für gewöhnlich nicht in die hebung treten können, wie denn
von Orm die flexionssilben nur im verhältniss von 2 : 300 aus Ungeschick
so verwendet werden (vgl. Ae. Metr. s. \21), und welche andererseits im
rhythmus je nai'h bedürfniss auch ganz ausfallen, also stumm werden
können."
In diesem sinne habe ich überall in meinem buche jene beneunungen
gebraucht, nicht aber in demjenigem sinne, welcher ihnen von W. s. 407,
anm. 1 unterlegt wird, wenn er sagt: 'In meiner schrift: Kingllorn, Unter-
suchungen zur mittelengl. Sprach- und Literaturgeschichte, Strassb. 1S7G,
unterschied ich s. 43 nur zwischen hochtonigcu, tieftouigen und tonlosen
Silben, indem ich unter tonlosen silben alle diejenigen verstand, welche
keine hel)ung zu tragen im stände sind, also alle silben mit (stummem,
Lachmann) e nach kurzer betonter silbe mit einfacher konsonanz: speke-,
crislene, und unter tiefronigen silben alle mit dem nebenton behafieten
silben, die im verse eine hebung tragen dürfen, zusammenfasste. Silben
der letzteren art mit unbetontem e werden also(?) fürder als ton los,
silben mit stummem e als stumm, beide arten zusammen als unbetont
bezeichnet werden'.
» Es folgt hieraus, dass ich den beneunungen hochtonig, tieftonig,
tonlos ganz dieselbe bedeutung unterlege, wie W. (a. a. o. s. 107, anm_. 1)
es in seiner schrift King Hörn (lS7f.) getan zu haben angibt; nur sind
wir über die objekte, denen diese benennnngen zukommen sollen, ver-
schiedener ansiciit.
08 sciiiri'KU,
Dass er amiiiuiiit, ich gebrauche die beiieiniiini;- 'stuumi' in dem
Lachiuainrschen siime. geht aus dem ersten satze auf s. 4(1!), hervor, wo
er sieh veraidasst sielit, mir eine Icorreivtur augedeihen zu lassen, indem
er behauptet: 'Durchaus im irrtum beiindet sich ISch., wenn er s. liiii
annimuit, dass nacli der tlieorie von Jessen und andern nur 'tonlose
(sollte heissen "stumme")'" silben (kurzvokalische bei einfacher eudkou-
souauz) — wie etwa kafe ic 1211, niind aus nimeti etc. von der elision
dürften betroft'en werden, und nun daraus, dass ürm stumme und tonlose
Silben in dieser hinsieht gleich behandle, den schluss zieht, Orm kenne
überhaupt keinen unterschied unter den silben mit unbetontem c\
In welcher weise W. hier wider meine hehauptung referiert hat,
wird der leser ersehen, wenn er den folgenden passus meines buches
mit dem obigen satze, welchen VV. daraus entnommen haben will, ver-
gleicht (Ae. Metr. § 0)5): 'Die tonabstufungen sind, wie § *.) ausgeführt
wurde: hochtonig, tieftonig, tonlos, stumm. Bevor eine silbe stumm
wird, muss sie tonlos geworden sein, oder mit andern werten: eine tief-
tonige silbe kann nicht sofort zu einer stammen werden, sondern nur,
wenn sie vorher zu einer tonlosen silbe wurde; nur eine solche, bezw.
der vokal einer solchen, kann der elision, synkope, versehleifung oder
apokope unterworfen sein.
Wie verhält sich nun der Sprachgebrauch des ürmulum und der
andern bisher betrachteten denkmäler in dieser hinsieht? Ist die elision
wirklich nur auf die nach der theorie von Jessen u. a. ton losen Sil-
ben (kurzvokalische bei einfacher endkonsouau/^) — wie etwa hafc ic 129,
liell aus Ite in, niin'Ö aus iiimc'd etc. beschränkt V — Keineswegs'.
Wo in aller weit sage ich denn, dass nach der tlieorie von
Jesöcn u. a. (wozu auch W. gehört) nur tonlose silhen (kurzvoka-
lische bei einfacher endkonsonanz; "Wissmann's eigene frühere detinition
vgl. oben) von der elision betroffen werden können? Ist es denn iden-
tisch, wenn man sagt: 'die nach der theorie von Jessen u. a. tonlosen
fcilben' und 'tonlose silben können nach der theorie von Jessen u.a. so
'" Es ist mir unmöglich, für diese korrektur eine andere erklärung
zu linden; denn dass ich ebenso wie mit W.'s terminologie in seinem
King llorn so auch in der den verschiedenen bcuennungen untergeleg-
ten iiedeutung mit Jessen üiiereinstimme, geht schon aus folgenden sätzen
dies<!S gelehrten zur evidenz hervor, weiche er in be/.ng auf das Mhd.
ausspricht: 'Der nebenton (tiefton) befindet sich auf dem wege zur ton-
losi^keit'. 'Die tonlosen silben nehmen gleichfalls eine schwankende
Stellung ein, indem ihr vok;il auf dem wege zur verstummung ist.'
Weiter s;tgt Jessen ganz ausdrücklich (a. a. o. II s. 128- 2S, anm. 2): 'Da
deutsche metriker «ias zur hebuiig taugliche c der nebensilben "tonlos"
nennen, miL^scn sie für das zur helmng unbrauchbare (wie in sagen)
eine änderte henennung wählen, und nennen es "das stumme", obgleich
es beweislich einen wirklichen laut bezeichnet; diese henennung habe
ich nicht aufgenommen. Ferner behaupten sie, diesen sog. "stunnn(!" e
sei im verse gar nicht zu zählen (also weder hebung noch srnkung) —
die wahrluiit lässt .sich nur mittelst derjenigen verse linden, die auch die
senkungCT) fest zählen (troehäcn, jamben) -^, dies beweist aber, dass
dieses e wirklich zählen und nicht zählen kann' — also ganz meiner he-
nennung und auffasHung enfHpr(;chend.
ZUR AI.Tl'A'GL. WORTHK I ONUNC;. 99
und so behandelt werden"? In dem ersteren falle bezieht sieh doeh der
znsatz 'nach der tlieurie von Jesse»! u.a.' auf das attribut, in dem zwei-
ten anf das verbum.
Es ist mir unbegreiflich, wie der satz im zusuuimenhange mit dem
unmittelbar vorangehenden, allgemein gehaltenen ersten absatz des i< 0:)
missverstanden werden konnte, da das 'wirklich' in diesem zusammen-
hange doch nur so viel bedeuten kann als 'vorausgesetzt, dass die den
beiden fragesätzen vöraugeschickte behauptung, dass nur eine tonlose
Silbe, nicht aber eine tieftonige silbe elidiert wird, richtig ist', und da
es doch aus dem ganzen inhalte des vorangehenden teiles des betreffen-
den kapitels klar ist, dass der begriff' nach meiner theorie tonlose silben'
(also auch bei vorangehender langer Stammsilbe, die nach Jessen u. a. tief-
tonig sind) der wenduug 'nach der theorie von Jessen u. a. tonlosen
Silben' (kurzvokalisch bei einfacher eudkonsonanz) gegenübersteht.
Ich müsste doch Wissmann's King Hörn, gegen welches buch sich
ein wesentlicher teil meiner polemik richtet, ausserordentlich unaufmerk-
sam gelesen haben, wenn ich nicht schon daraus allein gelernt hätte,
dass nach seiner auf den Lachmann'schen gesetzen beruhenden theorie
auch bei vorhergehender langer Stammsilbe unter gewissen bedingungen
der vokal der unbetonten silbe vor einem folgenden vokal oder // elidiert
werden kann.
Nur sind die Schlüsse, weiclie wir aus dieser tatsache ziclun, sehr
verschiedener art. Für seine sj^nthetische beweisfuhrung bedeutet diese
crscheinnng weiter nichts, als eine Übereinstimmung mit den Lachmann'-
schen gesetzen, von denen er dasjenige von der tieftonigcn silbe nach
langer Stammsilbe für die vierhebungstheorie am wenigsten würde ent-
behren können. Und so muss denn eine derartige silbe je nach bedUrf-
niss gerade so stark tönend wie die zweite silbe eines compositums, z. 1).
löiulfülk, kni^dtöd, dnf/li^l, gesi)rochea werden, jedenfalls im rhythmus
dieselbe function ausüben können, also ihrem eigentlichen wesen nach
tieftonig sein, — oder auch mit der gleichen leichtigkeit ausgestossen
werden können, wie es bei andern flexionssilben, wie in speke, nimed,
boren der fall ist.
Für uns-, die wir nicht ohne weiteres von der giltigkeit der Lach-
mann'schen betonungs- und versgesetze für die altenglische rhytlunik
überzeugt sind und vorziehen, das wesen der altengl. wortbetonung zu-
nächst auf analytischem wege zu untersuchen, ergibt sich aus dein
umstände, dass flexionssilben bei vorangehendem langem
vokal, wie in lore, brodle ebenso gut der elision, apokope, Syn-
kope, verschleifung unterworfen sind, als bei vorhergehender kurzer
Stammsilbe, wie in boren, spcke etc., und dass ferner die einen für
gewöhnlich ebenso wenig wie die anderen weder im Innern noch zu
ende gleichtaktiger rhythmen eine hebung tragen, weiter nichts als
das resultat, dass in beiden fällen die flexiousendungen hinsiclitiich ilirtu-
tonstärke gleichartig, nämlich tonlos sind.
Beide tatsachen: die elision, apokope, verschleifung des tlexivischen
c nach langer Stammsilbe (vgl. Ae. Metr. s. (12, ü;{), welche ja auch von
Wissmann nicht geiäugnet wird, und die Unfähigkeit der üe.xionssilbeu,
10() SCHUMM'.K,
ilie liebuug' im ihyrliuuis zu ti;if;i'n (vgl. Ao. Metr. ij (H), s. 127), sind
uiK'büewieseii , lotztcres «lurcli dou uuistiuid. djiss injedcui verse des
Onuuluin durchsclinittliili uiiudi'stens /.woi Wörter voikuiumeu, in
denen die tlexionsenduni?, der ref^cluiässigen betonungent-
spreebend, uuuecentuiort in der senlvunf? stellt, wälirend in
eirca iJtMKi versen nur etwa "in talic vorkommen, in welclien aus unge-
schiek des diebters die Hexii)M8silbc mit einer bebuuff des rbythnius zu-
samnient'iillt. Dieses numnierisebe" missverbäl tn iss der wenigen
im rbytiimns von einer bel)uug betrol^'encn ticxionsbilbeu zu den uneyd-
licb zablreieben. mit der senkung zusammeut'allenden Üixionssilbcn, wo-
rauf also für die beurteilung ilirer tonstärke alles ankommt, wird aber
von W. vorsebwiegen, indem er auf meine beispiele mittelst einfacher
citieriing der seiteuzabl als eine stütze für seine behauptung hinweist
(s. lT(t), dass die tiexionssilben nach langem Stammvokal in die hebung
treten können, während er die von ihm verzeichneten fälle mit kurzem
Stammvokal als ausnähme behandelt.
Obwol nun mit der coustatierung dieser beiden tatsachen allein schon
die gleichartigkeit und zwar die tonlosigkeit der tiexionsendungen nach
langem, wie derjenigen nach kurzem Stammvokal und damit die ungiltig-
keit der Lachmann'scheu betouuugs- und versgesetzc für das Altenglische
mit allen ihren eonseciucnzen für erwiesen gelten kann, möge doch noch
auf W.'s weitere einwände in kürze beziig genommen werden, — schon
deshalb, um noch einige andere, gewiss unbeabsichtigte entstellungen
meiner behauptungen, deren sich der Verfasser der oben citierten ab-
handlung, wie es scheint, in folge seines Unvermögens, sich in einen
ihm fremdartigen und unsympathischen ideengaug hineinzudenken, schul-
dig gemacht hat!
Sobald W. auf dreisilbige Wörter zu reden kommt und dafür bei-
spiele wie ti/>eniide, wiiilredea anführt, bemerkt er wider, um für seine
polemik den ihm convenierenden ausgangspuukt zu gewinnen, seinem
früheren unrichtigen referat gemäss (s. 470): '. . . . Wenn nun, wie Seh.
will, tonlose und stumme silben (nach der früheren VVissmann'schen, von
mir benutzten bezeichnungsweise = tieftonige und tonlose silben) gleich-
wertig waren, so wäre für Orm die einfachste und fast allein zulässige
tonversetzung die von der zweiten auf die dritte silbe gewesen,- so dass
erste und dritte silbe den ton erhielten". Dem gegenüber widerhole ich
noch einmal, dass jene allgemein gehaltene behauptung, welche
W. als die meinige hinstellt, um sie zu widerlegen, in dem ganzen
buche nirgends zu finden ist.
Wenn es mir betreffs der vorangehenden paragraphen schon rätsel-
haft war, wie er zu einer solchen Verdrehung meiner behauptung kommen
konnte, so ist es nnr betreffs der §§ ()4 und G5 meines buches, in denen
die dreisilbigen Wörter behanddt werden, ganz und gar unbegreiflich.
Denn ich sage dort, nachdem zuerst zaldreiche beispiele dreisilbiger Wör-
ter mit rhytlimi.>5ch betonter tieftoniger silben wie (jodnesscs, Crtsteue,
ärjHhiges gegeben worden sind, s. 141 und 145 ausdrücklich: 'In den
obigen beispielen kommen schon fast alle, jedenfalls die am häuligcsten
verwendeten ablei tiingssiiben (die komi)o«itioncn brauchen nicht l)o-
ZUR ALTKNGI.. U OK TBKTONt'Nfi. 1()1
sonders erwälmt /.u werdeu) vur, die als tieftonige silbeii, einerlei, ob
noch eine dritte, stets tonlose silhe folgt, in die hebung- treten können,
nicht müssen, nämlich //in/, iuf/. niu/, inge, uiu/e, isli, ishc, ere, are, ene,
esse, wo/.u von den flexionsenduugen nur nocli die flectierten compa-
rationsendungen des adjectivs crc und csle hinzutreten. Sonst
sind sämmtliche flexionsendungen zweisilbiger Wörter ton-
los, werden für gewöhnlich nicht im rhythmus in die hebung gesetzt
und können erst, wenn sie die endsilbe dreisilbiger wfirter bilden, eine
hebung des verses tragen, was aber in dieser i)eriode der spräche viel
seltener vorkommt, als die verschlcifung derselben mit der vorangehen-
den Silbe zu einer Senkung.'
Man wird bemerken, dass die von mir als tieft onig erklärten al)-
leitungssilben mit den von W. s. 470 citierten beisi)ielen übereinstimmen,
mit ausnähme der verbalendung ede, wovon der grund Ae. Metr. s. 143
zu finden ist, wo es heisst: ' Verbalfonuen sind nur in ga,nz vereinzelten
fällen mit solcher betonuug bei Orm anzutretten: In den 1500 ersten
versen nur zweimal: SinlJ'lcdcuH licinin bctivencna f'd 4!tT und W\)ilrede
menii and aide 716'. — Wissmann's aucli auf diese verbalform bezügliche,
durch sieben beispiele gegen zwei ausnahmen gestützte behauptung: 'mit
ganz verschwindenden ausnahmen trifft der tcm die zweite silbe' wird
durch keinen, nur entfernt ausreichenden statistischen nachweis erhärtet;
gegen die tieftonigkeit dieser verbalform aber spricht namentlich der
umstand, dass sie so gut wie nie in gleichtaktigen, gereimten gedichten
als reirasilbe verwendet wird, während dies bei den übrigen von mir
in Übereinstimmung mit W. für tieftouig erklärten silben bekanntlich
sehr oft der fall ist.
Wissmann's beispiele von betonter erster kurzer und dritter silbe
wie lufcdc, poledii bestätigen nur noch weiter meine behauptung von
der tonlosigkeit dieser verbalen ableitungssilbe. Wenn nun W. hinsiciit-
lich der von ihm besprochenen dreisilbigen Wörter die resümierende be-
merkung macht (s. 471): 'In allen diesen fällen, von den vier besprochenen
ausnahmen abgesehen, trifft also die tonversetzung ein tonloses, nach
unserer theorie hebungsfähiges c. Und schon hiermit wäre ein unter-
schied in der beiiandlung des t(»n!osen und des stummen c (= tieftonigen
und tonlosen nach seiner früheren beuennuug) auch bei Orm nachge-
wiesen', so behauptet er damit nichts, was ich etwa jemals bestritten
hätte. Im gegenteil, ich habe, wie oben bemerkt, gerade einen wesent-
lichen unterschied in der bchandlung tieftoniger und tonloser silben von
Seiten Urm's constatiert, und die einzige difterenz besteht widerum nur
in der beantwortung tler frage: 'Welche silben sind tieftonig und welche
tonlos?' indem W. auch die erste silbe der verbalendung edc nach langer
Stammsilbe für tieftonig erklärt , während ich sie ebenso wie die nach
kurzer Stammsilbe für tonlos erkannt habe.
Ueber die im weiteren verlaufe von W.'s arbeit berührte konso-
nantenverdoppelung Orm's kann ich nicht viel mit ihm rechten. Wenn,
wie allgemein zugestanden wird, die kürze eines vokals von Orm durch
das zeichen der Verdoppelung der folgenden konsonanten angedeutet
wird, wie doch auch aus Wörtern wie iss, lilss, <'//'/, onn, brinntftn, j>aim-
Auglia, \. Imiul, Aiiz. 8
I(i2 scmn'iiK,
ht'S i'te. (iiu i!;e^fH!>;iti: zu wüitcru wie '/asi. (Ich, lnvfcil, IJwslicss etc.)
liei-vorg:el\t, so ist es mir uiit'asfhar, wie durch die näiuliche konsonanten-
veidoppeluiij'' läiiguiij; des vorlierijeliendeii vokals l»e/.\v. der silbe ent-
stelle», und wie Orui die i»enutz.uug dieses Zeichens aus dem j;runde bei
»»(Venen sillieu unterlassen haben soll, 'weil sonst die getahr, den konsi>-
nanteu doppelt zu si)reehen, unvermeidlich gewesen wäre, was dann auch
.lul die t|uantität <les t'olgenden sfunimen <• eingewirkt hätte". Ich uiiichte
mir doch die frage erlauben, wo die gefalir liegt, Wörter wie nuincn.
cui/u'ii, ^ifi'"< trcdfn, shapen, bef'oreii etc., wenn sie numiiwn, ciinnncii.
(kommt vor: Orm l(ib:{'.t)- .~'//'<''i, (rcdden, shuppcn geschrieben worden,
mit doppelten konsonanten zu sprechen, liei cuiiuiien, of/'c, oioic hat
doch Orm diese getahr nicht gefiirclitet (freilich nadi W. auch nicht zu
fürchten brauchen). Wer spricht denn kom-iiii'ii , //cnoiii-mi'n , t/j/f-/t',
/,/iiji-jn', kof-fen etc.V"
Dass also Orm den kurzen vokal einer olfenen kurzen sill)e in zwei-
silbigen Wörtern lediglich analog der behandlungswcise eines kurzen aus-
lautenden vokals in einsilbigen Wörtern (/><,•, //6% i) uii bezeichnet gelassen
hat, ist mit Sicherheit anzunehmen. Und ebenso unzweifelhaft ist es,
dass überall, wo in (hm's te.xt in gescldossener silbe ein doppelkonsonant
vorkommt, derselbe für ihn als zeichen der kürze des vorangehenden
vokals gilt, und zwar gerade wie in den Wörtern iss, annd, (iltlcss, o>ni,
»i/f, onnc, o/Je etc., so auch in Wörtern wie habben, leggen, seggcn,
willc etc., denn in den präteritalformeu iHi/J'de, leggde, seggdc, ivollde.
(die er also nicht wie sonstige Schriftsteller liafde. li-^de schreibt) können
die nämlichen doppelkonsonanten doch ähnlich wie in slajindenii, lillless,
"{) > '^11 '^ "• ^- ^^- ^'^'' '^'"■'^'' 'l<-'s vorangehenden vokals ausdrücken. Wenn
also die konsonantenverdoppelung nichts weiter ist als ein zeichen,
so kann dies zeichen, welches die kürze des vorangehenden vokals
andeuten soll, unmöglich, wie Wissmann u. a. annehmen, dennoch die
länge desselben bewirken, und ist diese präujisse richtig, so muss
t's auch der schliiss sein, welchen ich Ae. Metr. s. 1:52 daraus gezogen
habe, wodurch dann das vorkommen von tonlosen versschlüssen in ganz
erheblicher anzahl zugegeben werden muss. Auch widerspricht sich W.
selber; denn wenn (Jrm Wörter wie spekcn, ;^ifen, farcii, suiie etc. ab-
sichtlich als versausgänge vermieden haben soll, so hätte er ja die kürze
des vokals der ersten silbe nur in üblicher weise durch kousona'ntenver-
iloppelung wie bei coinmen, oniie, o/fe etc. andeuten können und es wür-
den dann doch auch diese Wörter als Schlusswörter mit tieftoniger silbe
(bezw. nach W.'s neuester bezeichnung tonloser silbe) brauchbar gewor-
" Zur vergleichung ist eine bemerkung .Jessen'ö interessant (Zeit-
K(thrilt für deutsche Philologie II, s. 117, anm.), wo er hinsichtlich des
däui.sclicn Wortes aller .sagt: "Die Verdoppelung // ist nur auf dem i)api(!r
da und dient zur bezeiciinung (fes kurzen a: sie wird nämlich nicht wi(!
«lic romanische uihI altgermanisclie Verdoppelung, d. h. nicht wie die.
.scheinbare Verdreifachung /.. \u hflüiich, ausge.si>rochen, macht also keine
puf-itinn'. Ilbenso sind die; do|)pelfen lMicli>t.iben für Orni iibenill nur
als zeichen :iMf dem pajiier d.i iiiid iiewirken selii.stvcM-.stäiidlieli elieii.so
wenig ]ji».sitiiiii.
/IR AI.IKXOL. WORTI'.EIOXUXG. 103
den sein 'für den um passende schlussworte so oft verlegenen dichter'.
Armer Orm, du hast dich so redlich und doch auch erfolgreich bemüht,
gegen zehntausend passende Schlussworte für die veise deines gediehtes
zu rinden, und nun wird dir nach reichlicii sechshundert Jalu-en noch
dieser makel augehängt!
W. fährt fort (s. 47:)): 'Die weitere erkläruug Seh.'s auf s. I;M ist
in ihrer begründung unzutretfend, denn Orm hat durchaus nur die nu-
coutrahierten participialformen borenn, froren, forOorcu] praktisch deckt
sie sich mit unserer ansieht von dem Charakter stummer silben'.
Meine behauptung war folgende (Ae. Metr. s. 134): 'Es ist also
keineswegs die frage aufzuwerfen, wie es Koch, Gr. I. 2!)1 tut, ob sich
die i|uantität dieser stamme geändert habe: dieselben waren unzweifel-
haft kurz und die enduugen dieser Wörter waren vermutlich in vielen
fällen, wie z. b. in bareti, bifroren, forloreu in gewöhnlicher rede schon
mit dem stamme verschmolzen, so dass born, bifroru. forloni gesprochen
wurde. Nur so ist es erklärlich, dass derartige Wörter, wie es in der tat der
fall zu sein scheint, nur selten oder vielleicht gar nicht von Orm als schluss
der katalektischen (verdr. akat.) reihe verwundet werden, da sie hier niclit,
wie im Innern des verses, durch die folgende hebung und die regelmässig-
keit des wechseis zwischen seukung und hebung vor dem vollständigen
verstummen gesichert waren und also den von ihm sirenge beobachteten
klingenden versausgang des zw'citen gliedes leicht aufheben konnten".
Wenn bei Orm nur im innern des verses die daselbst sehr gut ver-
wendbaren zweisilbigen formen boren, froren, forloren vorkommen, so
folgt daraus nicht, dass sie in gewölmliclicr rede nicht bereits sehr
oft born, frtirn, forlorn gesprochen worden seien, und Orm sie also aus
diesem gründe als versschlüsse vennieden habe. Im ersten viertel des drei-
zehnten Jalirhunderts (teu Brink, Engl. Lit.-Uesch. s. 212) !el)te und dich-
tete Orm. Im zweiten viertel des drei/.ehnten Jahrhunderts entstand nach
W.'s annähme die von ihm herausgegebene dichtung King Horu (ib. s. jb).
In diesem gedichte linden sich, wie bereits früher bemerkt, die reime
Born : iborn, forloren : llorn, llorn : biforn\ diese formen mit verstumm-
tem c kommen also in einem durchaus volkstündichen gedichte derselben
zeit vor. Wo liegt nun das unzntretrende meiner i)egründungV
Praktisch deckt sie sich doch nicht so ganz mit W.'s ansieht von
dem Charakter stummer sill)cn. l)enn icli behaupte, dass Orm nur solche
Wörter von dem katalektischen versschlusse ausschloss, welche vermöge
der beschaftenheit der das tonlose e einschliesseuden konsonauten in gefabr
waren, dass die endung mit dem stannue verschmolzen werde, wodurch sie
alsdann den für den regelmässigen Ornrschen vers unzidässigen stumpfen
schluss herbeigeführt haben würden. P.ei Wörtern wie conie^'-, si^e, ^ede,
litel war diese gcfahr nicht vorhanden, wesliail» Orm sie cltenso unbe-
'- Dass das sehr oft, am versschlusse vorkommende comc kurz ist,
wird ebenso wenig durch die vereinzelte Schreibung conie widerlegt,
als die kürze des v. (iCi.') im versschlusse vorkommenden fcre durch
das häkchen über dem e erwiesen wird. Die kürze des / in llicl wird
dagegen mit Sicherheit erwiesen durch das häurig vorkonunende liilles
4()N0, 8002 etc. Die augebliche länge des e in gede ist nicht erwiesen.
8*
HM sciiii-rKK,
(loiiklicii. wie die imi;-ouu'iii viel zahlroiclu'ioii l;iii.i't>t;iiimii,i;eii (vji'l. Ae.
Metr. s. 12^, ainii. I) zuiässt.
Wenn also auch, wie die.-* beroit.-< in ilur Ae. Metr. w itieiliolt lioi-
vv>r^eiiobeu wurde, allerdiu^s wol ein unterseliied des yrades tler
toulusigkei t der tle\ioi»s eudiiu^eii naeh der untersten, mit
stuuiiuheit (also söllifi:eni verstummen) bezeiclineteu grenze hin /.n
Ueobacliteu ist, so ist nacli der oberen, mit tiet'tonigkeit lie-
/.eiehneten gren/.e hin keineswegs ein derartiger unterschied der ton-
stärke der tloxionssilbeu /.u eoustatieren, dass die iangstämmigen (wie
ich sie kurz bei^eielmen will) jener, die kurzstämmigen dieser, der ton-
losen gruppe angeiiörten: vielmeiir sind die liexionsendungen in beiden
tlillen tonlos.
l)us wird noch weiter und zwar in ganz evidenter weise belegt durch
das l'oema Alorale und durch die gleiclizeitigen, romauiselicn mustern
nachgebildeten rhythmen. l'reilich haben die von mir i;i^ I12, (V6 ungenihrten
tatsaclien für W. keine beweiskraft. Welciies aber sind die gründe, die er
vorbringt zu ihrer Widerlegung, und wie ist sein logisciies verfahren V
Wenn ein nicht sonderlicli strenger und geschickter dichter, wie der
Verfasser des Poeuia Morale, trotz des im strengen septenarischeu metrnm
notwendigen stumpfen scliiusses der ersten akatalek tischen vershälfte
formen gebraucht, wie forgcleii, Oinimcu, hercö, ära^en, muckel, havcd,
so beweisen dieselben tur VV. (8.47:5): 'dass der dichter des 1'. M. noch
in alter weise eine letzte stumme silbe der voraufgehenden hcbuug zu-
rechnet, diese ausgänge also einsilbigen rhytlimiscli vollkommen
gleich erachtet'. Wenn aber aucli formen wie ihcr'b, idcmd , bi-
/'cnchi), scc/ieö, fverkes als solclie anzutreffen sind, so ist es gar nicht
anders möglich, als dass diese verse (die in W.'s System nich't passen) inkor-
rekt sind (s. 471). Wenn die nämlichen, für den streng akatalektischeu
sehluss ungeeigneten wortformen beider kategorien von ürm meistens
streng \ ermieden werden, der dadurcli also doch auf's bestimmteste zu
erkennen gilit, dass solche silben als tonlose, aber doch deutlich hörbare
Silben den erforderlichen stumpfen, akatalcktisclien versschluüS aufhol)en,
.so hat dies nach W. 'seinen grund allein in der von Orm augestrebten,
übermässigen korrektheit' (s. 47:»). Wenn ürm ferner dennoch bisweilen
.solcher wortformen nicht entraten kann, aber sie dann jedesmal in con-
traliierter gestalt anwendet, wie wa^^n .■)y64. 5970, slanul für slamle'Ö,
wennd für loeruUul (Ae. iMetr. s. i:J9 — 1(»), auch trotz d^^s langstämmigen
Charakters (also gerade so wie das idcmd, ilier!) etc. im INjema Mor.ile)
und dadurch aufs unzweifelhafteste d(di\imentiert, dass er sieh um den
aitgermanisclien brauch und um die angeldiche allgemeingiltigkeit der
l.iichmann'schon regeln den kuckuck schert, so kommt dies weiter nicht
in betracht! Man ist doch sonst der ansichl: Was dem einen recht ist,
ist dem andern l)illigl Also —
'Erklärt mir, Oerindur,
Diesen Zwiespalt der naturi'
hl r, niiM nach (b'ui ol-igen noch nötig, auch die den nimani-
.ulicn uji.'Ucii nacligcbildrtiMi altenglisehen versarttju : den ale.Kandriner
ZUR ALTKNOr,. WOKTBI'.TON'UNG. 105
iler Ptission rlc. niul dns viLMtaktige uictnmi des Taler Nnytci- imclmials
wider als stützen unserer behauptnug von der tonlosigkeit der flexiuns-
silben in"s tretfen /.u t'ülirenV Leider können wir dem leser aueli dieses
schon von selbst einleuchtende argunient niclit ersparen, obwol W., wie
es ja nicht anders niiigiicli ist. zugestehen luuss, dass in der tat iu allen
hieher gehörenden gedichten stumpfe, sei es ein- oder zweisilbige (nach
W.'s erklänmg also kurzstäniniige formen bei einfacher konsonanz wie
spcken, nime'i^, hafe^ etc.) und klingende ausgänge neben einander l)e-
gegneu (s. 474). Denn W. hat hier die allerdings über alle Schwierig-
keiten hinweghelfende crklärung, dass bei klingender ciisiir und klingen-
dem versausgange dieser den ronianisclicn nietreu nactigebildeten rhjth-
nien die überselilagende silbe, einerlei ob nach langem stamm (also eine
nach W.'s früherer bezeichnung tieftouige) oder nach kurzem stamm mit
einfacher konsonanz (also eine tonlose) einfach nicht gezählt wurde, und
meint auf grund dieser erklärung sehr naiv, man könne also im gründe
genommen auch hier nicht sagen, die unbetonten silben wurden gleich be-
handelt, der unterschied zwischen tonlosen und stummen silben (nach
seiner frühereu bezeichnung tieftonigen und tonlosen silben) liele fort
(s. 477).
Aber man sage mir docii, worin hier der unterschied liestehtV Und
wie ist es denkbar, dass eine tieftonige silbe, wie in fui^ten, (lernen etc.
hier überhaupt nicht gezählt wird (vgl. Jessen's äusserung, anm. !l), wenn
sie doch, wie nach W. die nationalen metreu bekunden, tatsächlich so
stark tönend ist, dass sie eine helmng des verses tragen konnte? Wie
sollen derartige Wörter ferner als versausgange in solchen gedichten be-
handelt werden, in denen, wie in dem von W. liiefür citierren Doomsday
septeuare und alexandriner gemischt auftreten? Im alexandriner muss
dann doch notwendiger weise eine silbe der langstämniigen klasse (mög-
licher weise bei einem und demselben wort) verklingend gesprochen wer-
den, welche im septenar, wie es im Ürmulum und im Poema Morale
nach W. durchweg der fall ist, so stark tönend ist, dass sie noch ganz
an den tieftonigen klang, welchen die nämliche silbe im nationalen me-
trum haben soll, erinnert. Es ist doch gewiss viel natürlicher, gerade
in dem vermischten vorkommen verschiedener versarten eine neue stütze
für die tonlosigkeit der flexionsendungeu (welche weitaus den grössteu
teil der klingenden versausgange ausmachen) zu erkennen, als genötigt
zu sein, die endsilbe in einem worte v;\q polten beim alexandriner ver-
klingen zu lassen, und auf der andern seite anerkennen zu müssen
(wenn man nicht zugibt, dass das, was für den septenar Orm's und
das Poema Morale gilt, für den septenar solcher ungleichmetrischer
gedichte derselben zeit nun wider nicht gilt), dass sie im septenar
tönend zu sprechen sei, wie in den nationalen metren, wo sie ähn-
lich wie in wimman, ofsprung als hebung dienen konnte!
Und nun wird es auch klar, weshalb W. seine frühere eiuteilung:
hocbtonig, tiefionig, tonlos, aufgegeben und die von Jessen und mir
übereinstimmend gebrauchten beuennungen : hochtonig, tieftonig, tonlos,
stumm zwar adoptiert, die beiden letzten aber in abweicliender bedeu-
tung angewendet hat (obsvol er mir, wie früher bemerkt, tlen gel)rauch
106 -i iiirri K,
iliesor ItogiilVc in hoiiioiii .«iiiiiio mitorseliielion will). Wio aus ^cinor bc-
morkuii{; s. 175 /.um eisten mal klar crsiditlicli ist, nimmt er nun eine
touabstutuug' an, wie sie vorliegt in Wörtern wie eiuHiiy oder godspcl,
die erste silbe hoclitouig, die zweite tief'toniij, in ende die zweite tonlos
und in iiinwti die zweite stumm.
Weiter eonstatiert \Y. dort einen wichtigen uuterschieil, der
zwischen den tieftonigen und den nach seiner neuesten benennung
tonlosen (also den auf laugstämmige silben folgenden fiexionssilben)
lu tage tritt. Diese werden nämlich mit vorlielte (nach seiner auslebt)
als versschluss des septenars verwendet, jene dagegen nicht, 'weil die-
selben am schluss der zeile notwendig eine volle hebung tragen müssen'
und 'weil alsdann der katalektische ch.irakter dos metrums verloren ge-
gangen wäre'. Diese betibachtung W.'s, dass Wörter mit tieftoniger end-
silbe im Ormnlum und Poema Morale als versschliisse vermieden wer-
den, ist richtig. Von Wörtern, deren endsilbe mau als tieftonig ansehen
könnte, kommen im Ormulum nur a/ller (altar) 1707. 17i»5. 4211 etc.,
lafcrrd S5Sii. ;j(ill. ;it;i7. 0!i(»:{ etc., eniu/eU 22'^(l. 2290. 2()-i.^. ;i7:{;t etc. als
versschliisse vor, und nur dies letztere, wenn ich genau beobachtet habe,
auch mit schwebender betonuug im Innern des verses (2:57), was aber
wider durch die leichte ausstossung des c in dem häufig vorkommenden
eiDKjless paralysiert wird. Wir können also die endsilben dieser Wörter
nicht mehr als streng tieftonig ansehen, wie es entschieden geboten ist
bei Wörtern wie (Iriltkl'nt, mannkiini, (jitddspell , larsi>ell, rvifmnnn etc.,
welche nie als versschliisse vorkommen.
Also es wird von Orm eine strenge Unterscheidung in der
tonstärk.' der endsilbe bei Wörtern dieser beiden kategorien anerkannt.
Was folgt nun aber daraus? Wenn diese durchaus erklärliche Unter-
scheidung selbst v<m dem in gleichtaktigen rhythmen dichtenden Orm
strenge innegehalten wird, so wird sie doch auch in den gleichzeitigen,
nationalen rhytliujen, also im Lajaimni und ganz gewiss in dem noch
späteren King llorn bestehen.
Oder wie soll sonst folgender Widerspruch, in welchen sich W. ver-
wickelt hat, gelöst werden? Tni Lajamon, King llorn u.a. in nationalen
metren geschriebenen di(;litungen sollen endsilben der einen gruppe, wie
in Iure, finde, sowie end.'silben der andern gruppe, wie ixx godspeltCiuliiuj ,
die W. im King Hörn freilich, weil es so in sein System passte, mit dem
gemeinsamen namen 'tieftonige silben' bezeichnet, gleichartige tou-
stärke haben, jedenfalls ein und dieselbe function ausüben, näm-
lich eine hebung im verse tragen. Nach dem zeugniss des Ormu-
lum, l'oema Morale und Doomsday aber sind die ersteren wie in Iure,
l'iiule etc. (von W. hier nun gleichfalls mit der jetzt convcniercnden be-
zeichnung 'tonlose silben' versehen, /.um unterschied von den letzteren,
den 'tieftonigen", wie in f/odspel, cudiiuj) so schwach betont, dass sie
so gut wie nie eine hebung des verses tragen, sondern dass sie stets
nur entweder als senkung oder als kataicktischer (= klingender, vgl.
W. 8. 1'^l) ausgang des sejitcnars, sowie als kingender ansgang (bezw.
klingende cäsurj des in gemcinschaft mit jenem vorkommenden
alexaridriners dienen, die letzteren dagegen, die tieftonigen sind
ZUK AT.IKXGL. WOR rnK lONrNG. 1(>7
nofli st) stark bctunt, dass sie selir ol't sowul im vorsiuucni als aucli
im reime eine hebung tra,i>en, dagegen weder vom Ormulum noch vom
roeuia Murale als katalektischer versausgang verwendet werden, weil
dieser sonor die hebung tragen nnd den klingenden versschlnss ant'-
hebeu würde.
Nehmen wir noch liinzn, dass die auf lange stännue folgenden end-
silbeu ganz in derselben weise wie die auf kurze stamme folgenden im
versinnern, wie am schluss des akatalektisehen septenarischen halbverses
der elision, apokope nnd synkope unterworfen werden, also gänzlich ver-
stummen kiinnen (was bei den wirklich tieftonigen selbstverständlich nie
der fall ist), so folgt doch schon aus allem diesem — selbst wenn man
das schon früher in der Ae. Metrik nnd in der vorstehenden abhandhing
noch weiter bewiesene, gleichberechtigte vorkommen beider silbengruppeu
im katalektischen septenarischen versansgänge noch immer nicht zngeben
wollte — für jeden nn befangenen sinnes in dieser saclie nrtheilenden mit
gewissheit, dass die von W. neuerdings in übereinstimmnng mit mir als
tieftonig bezeichneten silben auf der einen, die nach langen wie die
nach kurzen stammen folgenden silben (von ihm als tonlose und stumme
silben nnterschiedeu) aber auf der andern tonstufe stehen, nämlich ton-
los sind und nach bedürfniss stumm werden können.
Damit ist die ungiltigkeit der Lachmann scheu regeln für das Alt-
englische dargetan, und da tonlose silben zweisill)iger Wörter nicht im
rliythmus den ton tragen, d. h. hebungsfähig sein können, so folgt daraus
mit unläugbarer conseqneuz die bereits durch den oben erwähnten Wider-
spruch hervorgehobene völlige unhaUbarkeit der vierhebungstlieorie der
aJtenglischen alliterierenden langzeile sowie die unbrauchbarkeit aller me-
trischen Systeme und darauf etwa fussender textausgaben, welche nach
Jenen gesetzen und dieser theorie ausgeführt werden.
Das war die Überzeugung, welche sich mir bei den vorarbeiten zu
meiner Allenglischen Metrik, namentlich bei dem Studium der metrischen
Untersuchungen von Trantmann, Kosenthal und Wissmann, mehr und
mehr aufdrängte. Diese Überzeugung, welche ich in der Ae. Metrik zu
begründen mich I)emüht habe, ist durch die von Einenkel und Wissmann
dagegen erhobenen einwände nur noch mehr befestigt worden, wie aus
der gegenwärtigen abhaudlung hervorgeht.
Möge mir nun hinsichtlich der resultate derselben die gewünschte all-
gemeinere zustin)mung der für diese fragen sich interessierenileu gelehrten
zu teil werden oder nicht, so wird mau doch das begreiflich linden, wie
ich nach W.'s äusserung (Anglia V, s. l^o die drei ersten sätze) bestimmt
hotfen darf, dass ich keine zeit und mühe mehr darauf verwenden kann,
über die richtigkeit oder Unrichtigkeit gewisser metrischer Untersuchungen
im einzelnen zu disputieren, so lange ich die grundsätze, nach denen
dieselben ausgeführt worden sind, für verfehlt halten muss. —
Hinsichtlicli der weiteren ausführungen ^V.■ö von seite 47S>— 7!) an
begnüge ich micli demnach damit, einige der von ihm aufgeworfenen
fragen zu beantworten und versciiiedene von ilim mir in rlcn mnnd ge-
legte beliauptungen als nicht von mir herrührend zurückzuweisen.
los SCHIPIMK,
/u >. i^o. al-isat/. 1 lu-uiorkc ich Iblgoudiv-;: Dio allo allitcricrondo
laugzeilc ist kein streng kunstmässig aiisgeltildetcs uietiuni, sondern dio
rieiero puetisclic t'oini altgeiiuaniseher iliclituug, die nur gewissen tradi-
tionellen regein folgte. Ihr wesen beruht auf rhythmiseiier griiitpiening
von hebuugen iiud Senkungen, die hebuugen aber sind die eigeutliehen
stützen des verses. lu einem vcrse oder versteile von lauter liebungen
ohne dazwischen fallende Senkungen noch einen rhythmus zu erkennen,
gelingt nur der gelehrten theorie. lu einem verse mit der regelmässigen
au/.ahl fester hebuugen aber, trotz ungewöhnlicli langer Senkungen noch
einen bestimmten rhythmus zu vernehmen, namentlich unter dem ein-
tluss beuaehbarter, logelmässig gebauter verse (vgl. Ae. Metr. s. 2;i(i) ist
und war in der pra.xis etwas ganz gewöhnliches (vgl. Ae. Metr. s. H\\,
auch anmerkung .1), zumal in den zelten des mitteialters, wo die reeita-
tion der dichtungen ein häutiges mittel ihrer Verbreitung und Überliefe-
rung war.
Zu s. ib\: '. . . falsch ist es meines erachtens, wenn man den stali-
reim zum ausschliesslichen kennzeiclien einer iioetischen form macht.
Dies geschieht von selten der vierhebuugstiieoretiker." Keineswegs. —
Es wurden ja vierhebige lang/ieileu ohne Stabreim bei Aelfric, La^amon
und andern dichtem von mir nachgewiesen und durchaus nicht als rhyth-
misch fehlerhaft bezeichnet.
Zu s. 4'>1 : 'Wie wäre es sonst möglich, dass auch verse ganz ohne
den Stabreim bestehen konnten, wie sie der ae. psalter aufweist? Wie
wäre es möglich, dass in späterer zeit der Stabreim silbeu trifft, die nach
der Zweihebungstheorie in der seukuug stehen, wie bei Aelfric V Ein-
lach weil in folge der namentlich in Nordenglaud überhandnehmenden
reimhäuf uug das gesetz der alliterierenden langzeile, dass der Stabreim
die betonte silbe zu treffen habe, nach und nach in Vergessenheit geriet
bezw. rai&sverßtanden wurde, und statt dessen die forderung geltung
fand, dass der vers, wie King James es ausdrückt, literall zu sein habe
i. e. ihat (he nudsl pairl uf ^o%ir hjne sali ryitnc vpon a Iciler (vgl. Engl.
Studien V, s. 191).
Zu dem folgenden satz W.s (s. IS2) ist zu bemerken, dass ich s. Kil
meines buches den einfiuss des altfranz. kurzen reimpaares, wie s. Iii2
den des alexandriners auf die entwickelung der langzeile freier richtung
mit deutlichen Worten hervorhebe, also diese erscheinung doch 'direct
von einem romanischen vorbilde ableite', freilich nicht von einem einzigen,
wenn das der sinn der Wissmanirschen beliaiiptung sein soll.
Zu s. IsJ: 'Während er für Lajamon hier und da die möglichkcit
einer skansion nach l.achniannscher art zugibt,' Wi(! sollte ich
dazu kouimenVV Ich empfehle herrn Wissmann, den betreifenden passus
fAe. Metr. s. 157) noch einmal zu lesen. Hoffentlich wird es ihm dann ge-
lingen, den sinn desselben ebenso klar zu fassen, wie er die Verschieden-
heit zwischen viertaktigen und vierhebigen (den von ihm mir zugeschrie-
benen ausdruck 'gleichhebige' gebrauche ich meines wisseus nirgends)
versen in der anmerkung s. |s.'{ richtig erkannt hat, obwol, wie er meint,
iiirgen«!« bestimmt gesagt wird, worin der untcrscliicd besteht (vgl. Jedoch
^ loO und namentlich i; 117).
ZUR ALTKNGI.. WORTIIKTOXUNG. 109
Zu y. ■!>»:!, amii.: Wimiu \V. i-twa aus uiiK-r iiiitorsucliunj; über den
charaktor der i?cukuui;c i» den t'reuideu uietren die zwcihelmngstheoric
wideiicfjcn will, welche nach den eventuellen ergebuissen einer solchen
'nicht einen uionient stand halten würde" (8.4^0, anni.), so wäre das ja
eine ebenso leichte, als dankenswerte arbeit. Icli überlasse ihm dieselbe
mit vergnügen.
Zu s. iS2 — ^7 unten und zu dem auhaug s. )'J2 lt.: Für die metrische
crklärung solcher gedichte, in welchen ich hinsichtlich ihrer rhyth-
mischen form eine vermengung verschiedenartiger metra erkannt habe,
können nach den ergebnissen der voranstellenden Untersuchung die Lach-
mann'scheu regeln nicht zur liasis einer anderen Untersuchung dienen.
Zu s. Ayl abs. 2: Während uns im I.,ajamon ein umfangreiches denk-
mal vorliegt, dessen langzeiliger metrischer Charakter jedenfalls aus dem
ganzen zusammenhange klar erkennbar ist, tritt uns in dem kurzen ge-
dichte King Hörn die alte langzeile in noch weiterer entwickelung, durch-
weg zu kurzzeilen aufgelöst und noch stärker von den gleichtaktigeu
metren beeinflusst, entgegen. Es ist also kein Widerspruch, wenn eine
behauptung, die auf Lasamon liezug hat, auf King Horu keine auwen-
duug findet, jedenfalls, wie das gedieht überliefert ist, von mir nicht an-
gewant wird.
King Hörn ist sicherlich, ganz abgesehen von der Streitfrage über
die giltigkeit der Lachmann"schen gesetze für das Altenglische, eines der
schwierigsten gedichte, um daran den textkritischen Scharfsinn zu üben.
Ich habe mich damit begnügt, den metrischen charakter des ge-
dichtes nach dem zustande, in welchem es uns überliefert ist, zu be-
leuchten; über die beziehung des metrums zur alten langzeile herscht ja
keine raeinungsverschiedenheit. W. hat meine l)eschreibung jenes me-
trums vortrefflich zum scliluss seiner arbeit resümiert mit den worteu
(s. 492): 'Nach Schipper weist also das lied von King Hörn verse von
zwei, von drei (stumpf und klingend) und vier (stumpf und klingend)
hebuQgen auf- Ganz unbegreiflich ist es mir nun aber, wie er dann,
nachdem er soeben die grenzen der form so klar und liestimmt
als möglich angegeben hat (er hätte noch hinzufügen können, dass
drei liebungen klingend und manchmal vier liebungen stumpf oder klin-
gend der gewöhnliche rhythmus sei), liehaupten kann: "Damit wäre
die absolute formlosigkeit als prinzip proklamiert, die wir oben schon als
die conse(jnenz der von Schipper vertretenen theorie hingestellt haben '.-
Man wird doch wol für ein mittelalterliches, volkstümliches, in einer
ungebildeten Volkssprache geschriebenes gedieht, welches nach des heraus-
gebers Überzeugung spuren mündlicher Überlieferung in den uns erhal-
tenen handschriften an sich trägt (King Hörn s. (i), eine ähnliche freiere
form des metrums zugeben können, wie man sie für so viele neuere
kunstgedichte (z. h. Schillers 'Handschuh", ohne «las metrum in parallele
stellen zu wollen) unbedenklich einräumen muss.
Auf die recensioii Kinenkels, der ja im wesentlichen mit Wiss-
mann auf dem nämlichen Lachmann'schen Standpunkte steht, im beson-
deren einzugehen, erschien uiir durch den sachlichen inhalt seiner aus-
110 >-i HirrKK. /iK \i 1 1 \i.i . woK rHKioxrxc;.
tiiliniuj^i'u niclit gclKttoii. l'io l'oriii ;il»or, in di-r sio voruotrajioii ;<iiul,
die sich eiuLTs^oits durch eiue y.uni teil uocli grössere iiiigeuaiiigkoit in
den roforaron als bei Wissniauu, andererseits durch einen j;ar zu posi-
tiven ton, mit dem die von ilini acceptierten tiieorien auilercr als unbe-
strittene Wahrheit hinbestellt werden und durch eine zu gerini;seh;itzigc
ausdrueksweise, mit der die von mir vertretene und bc.ü'rändete ansieht
besprüchen ist, charakterisiert, würde mir ein näheres eingehen auf seine
kritik geradezu untersagt haben.
Inzwischen hat sich eine andere stimme iilier diese ganze contro-
\erse und speeiell über die Eineukelsehe besi)reehung meines buches
vernehmen lassen in einer ebenso klaren als sachgemiissen recension des-
seliten. welelie in no. ;Mi2 der New- Yorker Zeitschrift 'The Nation" vom
12. Oktober d. j. erschienen ist. Der betrertende passus lautet so:
'This scclioii {seil, scction ;{) is ihe erux o/' i/n- boolc . and is
lioiitii/ (() i>rovo/:f miich lioslilc crilicism. Alieaili/ aiie sharf} revit'/r,
hy Eincnkel, hus appcared iit lltc Anglia (Anzeiijer V, IMl— 5;i). il c
Itavc IM sjtucc l'iir eiUeruiy iiilo llte coalroversy, and ciin only indicalc
ihc cartlintd jniinl. Schipj/er does not accept /'or Old KnyUsli llte iheory
uoinmonhj acceplcd for Mittelhochdeutsch) llial an inßection-vowel aflrr
u long siem-syllahle must be read witli a subsidiary acccnl (Neben-
ton) so US lu count für a füll versc-measure — thus löre — but asser Is
iliiii such vowels are usuaUy Hnaccenlcd (tonlos). The point, apparenUy
a Iri/h', is really widc-rcachiny in its coilsequenccs. if we side willt
Schipper, we shall reyard Layanuni's "Briil' - lo yife merely ane
sirihiny exatnple — us euniposed in ihe old allilerative rhylhm, fonr
heats lit ihe fuU Hne. Bul if we side wilh EinenLel, we shall have lo
reject its allilerative flow alloyether, and read ii by four-beat coitplels,
ihus gclliny eiyhl beais to the füll line. Üur decision will turn upon ilic
scansion uf ihe "Orniulum" . Schipper has subjecled Ihis poeni to a niosl
'searchiny exanänalion, and has shown ihal to apply to il such a nuihod
"/■ aceentualion as "lore" woukl nlterly ruin its versc-ßow. To which
■ Einenkcl replies by rejectiny the "Urrnuluni" us a Standard. II c
yoes eoeii so far as to asserl (ibid. p. ;5S) llial its anlhor "violales
ihc ruies of nccenl of his specch al every turn (Augenblick)" and
'lyain p. 17. ealls iis melre a "Zwitter" belween four-beat rhylhm and
l'rcnch syllable-counliny. When rubbish like this is pro/ferd for aryn-
ntenl, we can only hold onr brealh in arnazarnent. A crilic must indeed
be ut his jvits' e?id, when he accusrs Orm of violaliny ihe rules of Eny-
lish acccnl; for if there be any one poeni betwecn ihe tiines of " lico-
m'm//' and ihc limes of Cliaucer and Gower ihal is easy lo scan , il is
assuredly the "Ünnulnni". To an Knylish ear and tonyue the pocni
diirs Hill offer any difficulty n'orlh notiny. In trulh, Orm rvas, für his
day, a ntelricnl uud linyuislic yenius in contparison wilh whoin Layamon
and all nthers were the verlest blundercrs. Uence Schipper has done
n'isely in selectiny the "Orrnuluni ' as a Standard of ulier a nee'.
l'niiMrteiische Icser werrlen es mir nicht verargen, zumal da da.s
IdiirilVende organ aul' dem coritinent wenig vc^rbreitet ist, dass ich die
auf die vorliegende »Ireitfrage bezüglichen liemerku)igen des anonymen
l'KAUrMANX, /VK Afl- INI) Ml I I 1 IP N( ;i,. VI'KSI.r.llKF.. 111
receuseutcii, der sicli im i^aii/oii /.war aiuMkcnnciHl. kcineswcji^s ahci
iu allen punkten ztistininjond äussert, als die ersle cutschicdcu /.u
gunsten meiuer ;insiclit sieh geltend uiaclicnde kundgebunir hier mitge-
teilt habe.
Wien, im xovk.mi;ek iSKj. 1. Scmrpi'.K.
ZUK ALT- UND iM^^TELE^■(iLISCHEN VEIISEEHKE.
I.
I. Schipper sagt in seiner Metrik auf s. 121, und jetzt im vor-
stehenden aut'satze auf s. W, dass icli die Lachmann'scheu betonungs-
gesetze für die stabzeile auf das entschiedenste verwerfe, andier.'^eits
aber dieselben gesetze auf ein viel jüngeres denkmal, auf Laganiuus
Brut, angewendet wissen wolle. Der erste teil dieser behauptuug ist
richtig, der zweite ist falsch: ich verwerfe die giltigkeit der Lachmunn-
sehen betonungsgesetze überhaupt, also auch in bezug auf Lajamon.
Schipper verwechselt zwei ganz verschiedene dinge mit einander,
Lachmanu"s betonungsgesetze und Lachmann's versregeln.
Lachmann hat das nicht geringe verdienst, dass er den vers Otfrid"s
und die entsitrechenden mittelhochdeutschen als regelmässige verse von
vier hebungen erkannte und lesen lehrte. Kr fiel aber in den irrtuui,
dass er gewisse eigentümlichkeiten dieser verse auf wortbetonungsgesetze
zurückzuführen suchte, die es nicht gibt und nicht gab. Ich lese die
verse Otfrid"s, die entsprechenden mittelhochdeutschen, die des Brut und
einer ganzen reihe anderer mittelenglischer scdirifren wie Lachmann tat
oder tun würde, d. h. ich erkenne für die betreliend«n gediehte die giltig-
keit seiner versregeln an; aber ich leime die giltigkeit seiner beto-
nunggesetze ab.
Ich habe mich gegen diese letzteren bereits in meiuer schritt: Lacli-
niann's Betonungsgesetze und Otfrids Vers (Halle isTT), erklärt.' Wenn
Schipper diesell)e zur band nehmen will, so wird er dort entwickelt fin-
den, dass das sogen, gesetz der alisteigenden betonung von (Mfrid und
' Die althandiuiig wurde, wie sie l)is .^eite 2:; vorliegt. !)ereits im
Oetober 1ST5 vollendet uml den herausgebern der Beitiäge, II. Paul und
W. Braune, zum druck angelioten, von diesen aber nicht angenonnuen.
Es galt damals noch für ketzerei, an Lachmann "s beton ungsgesetzen zu
zweifeln. Erst zwei jähre später, nachdem Sie vers in seiTiem aufsatze
'Zur accent- und lautielirt; der germ. sprachen" (I'aul und Braune's Bei-
träge \\, 522 fr'.) sich ebenfalls gegen 'Lachmanns rhythmisches accent-
gesetz' ausgesprochen hatte, verötrentlichte ich meine arbeit unter hiuzu-
fügung der von s. 2."i an gegebenen iiemerkungen als ein selbständiges
schriftchen. Ich glaubte, als ich meinen aufsatz schriel», und auch später
noch als ich ihn druckte, der erste zu sein, der die giltigkeit (1er Lacli-
mannschen betonungsgesetze bestreitet, ersehe jedoch aus llerrig"s Archiv
b. 60, s. 4."j7, dass schon in \Mlmar"s Deutscher "Ver.^kunst. bearlteitet von
Grein, und in IIerrig"s Archiv li. ."vi, s. Itll'.i von Begemaun das erstere
gesetz ( ' ' ) angegrilVen ist.
I 1 - TR \ur>r \v\,
(k'ii iiilid. (lirlitoin örUM- uvltinoliou als bcl'ul^t wird, das5> eine mencc
OftVidischer wortforiuoii '^i^e^cn dasselbe streiten, dass lUe ciitwiekliiiig
der s{)raeiie niciit ttazu stimuit, luit eiiiein wurte, dass es nicht bestan-
den liabeii kanu. (lenaii nun auf diesem budcn stehe ieh auch iu bc-
tretV Lajaiuon's, und ieh habe in meinen» aufsatze über Lasanion's vers,
auf den sich Schipper bezieht, mit keinem worte die gütigkeit der Laeli-
mann'selien beton ungsgesetze in anspruch genommen.
2. Die giltigkeit der l.aeliuiann'sehen versregeln kann ich niclit
n\nhin anzuerkennen. Das will nicht sagen, dass ich alle die unerbitt-
lichen Sätze unterschreibe, die Lachmann über den alt- unil nnttelhochdeut-
schcn Versbau aufgestellt hat. Keineswegs. Auch habe ich mich wenigstens
gegen eine der in frage kummeudeu regeln bereits früher ausgespro-
elion, gegen die regel, dass die Senkung stets einsilbig sein müsse', wie
von anderen andere regeln schon vor mir bekämpft worden sind.'- Ich
betrachte auch mit anderen das bedingungslose gelteniassen der Lacli-
nniun'schen versregeln und die darauf gegründete 'lierstellung', sei es
mittel- und altdeutscher oder mittel- und altenglischer texte als unerlaubt,
Ja als eine fälschung des überlieferten Schrifttums. Aber ich kann mich
nicht verschliesseu gegen dinge welche sind, und das gewicht augen-
fälliger tatsachen bestimmt mich anzuerkennen, dass in Otfrid's und den
entsprechenden mittelhochdeutschen versen — sprechen wir zunächst nur
von alt- und mittelhochdeutschen versen die folgenden regeln beob-
achtet werden:'
1. Jeder vers hat vier hebungeu; Senkungen hat er bald vier, bald
drei, bald zwei, bald auch nur eine. Verse oiine alle Senkungen
sind selten.
■J. Die Senkung kann fehlen oder stehen wo sie will-, nur nach der
vierten hebung ist sie nicht zulässig.
:'i. ICiu wort von der form - ' kann nur eine liebuug haben, sei es
am ende, sei es im Innern des verses: (jcben, hole etc. Am ende
gelten solche Wörter einsilbigen gleich, so dass die regel 'die letzte
hebung ist die letzte silbe des verses' gewahrt bleibt.
I. Ein wort von der form ^^^ hat am ende des verses zwei hebungeu:
widere, yudeme etc.; im inuern bald eine, bald zwei: widere s^kjc-
len oder widere sag eleu.
.">. Ein worl von der form ^ hat am ende des verses zwei, im innern
des verses bald eine, bald zwei hebuugen; also am ende ere kmfen,
im iunern ebenso oder ere koufen.
' Lachmann's Betonungsgesetze s. 2'.i f. Die saehc ist die: Gewisse
dichter kommen, wenn wir in Wörtern wie Iterisctif'l sur/eie etc. die zweite
hübe als zur heltung gehörig ansehen, d. i. wenn wir ' verschleifnng auf
der hebung" zugelten, allerdings der forderung liachmann's, dass die
Senkung stets einsill)ig sein müsse, sehr nahe; bei anderen dagegen
bind zweisilbige Senkungen durchaus nichts ungewönliches, und manchen
haben sogar dreisilbige nichts anstössiges.
- Man sehe z. b. die beherzigenswerten worte H. Faur», Beitr. 1, 288 ft".
■' iJie mit die.s('n rbngeii v('rtrauten wollen uhmiic ausführlichkeif enf-
Hchnldigen. Ant d(;i- an(bM-en seitc! sei ansdriicklich bemerkt, dass ieh
nicht auf vollsfändigkeii ausgehe.
ZUR ALT- UND MI 1TELK\(,I,. VK kSI.KHKK. 113
(j. Kill wort von der foiui _- - hat. ;uu ende des verses drei liebungen:
visclarrr tvcmcudc: im iniiern hat ea zwei, und /.war entweder auf
der ersten und zweiten {wisolu) oder auf der ersten und dritten
{wisola), oder es liat bloss eine auf der ersten {//uiuodo).
7. Ein Wort von der form _^ hat im innern des verses entweder
nur eine hebuug, und xwar auf der ersten (li/iarcs), oder es hat
zweie, und zwar a) eine auf der ersten und eine auf der letzten
{liilares), b) eine auf der ersten und eine auf der zweiten (ht-
idres). Am ende des verses liat es zweie, und es könnte zweifel-
haft erscheinen, ob zu lesen ist /lUdrcs oder liilarc's. Otfrid und
andere dichter vermeiden würter dieser art am ende des verses;
bei andern linden wir sie, so z. b. im 13^. psalm, wo es heisst:
Noh trof ih des ne loui^ino
des tu tati tougino.
Von diesen regeln werden, wie ausdrücklich l»emerkt werden möge,
nicht alle von allen dichtem mit gleicher genauigkeit beobachtet; doch
hat ihre giltigkeit im grossen und ganzen noch niemand geleugnet, der
sich mit alt- und mittelhochdeutscher metrik beschäftigt liat.
3. Wenn ich Lachmanns versregeln als im grossen und ganzen
giltig annehme, seine betonungsgesetze aber entschieden verwerfe,
so trennt mich von ihm eigentlich nur die verschiedene ansieht über den
grund gewisser betonungen.' Lachraann meint, im Alt- und Mittcihoch-
deutschen wurde gesprochen z. b. wisi)l<i fitlld cndclen nchne, und weil
so gesprochen wurde, finden wir diese vom Neuliochdeutschen abwei-
chenden treftigungen in alt- und mittelhochdeutschen versen. Ich da-
gegen meine, im Alt- und Mittelhochdeutschen wurde in gewönliclun-
rede wie im Neuhochdeutschen, also wisohi fnllo endeten nd'nie, ge-
sprochen, und die zweiten treffe solcher Wörter [rvisoia nd'/ne) sind, w(»
sie sich in gebundener rede rinden, nicht wort-, sondern verstretfe.-'
Bei einer solchen annähme muss erklärt werden, wie alt- und mittel-
hochdeutsche dichter dazu kamen, im verse Silben zu treffigen, die in gc-
wön lieber rede treft'los waren.
Meine erklärung ist gegenwärtig noch dieselbe, welche ich Lachm.Be-
tonungsg. s. J.i f. gegeben habe, und die jetzt auch Einenkel, Anglia V,
Anzeiger s. 39 — 4(i gibt: In der stabreimenden dichtung durften die
Senkungen nach belieben gesetzt oder weggelassen werden. Auf grund
' Die Wörter ton und be tonung im sinne von icuis sind gänzlich
unpassend, wie jeder, der irgend urteil hat in solchen dingen, zugeben
wird und selber schon empfunden haben muss. Ich werde mir erlauben
anstatt icliis das in mitteldeutschen gegenden sehr übliche, vielleicht auch
sonst in Deutschland vorkommende wort treff (--schlag, hieb) zu ge-
brauchen; ich werde eine 'betonte' silbe eine treffige und eine 'unbe-
tonte" eine untreffige oder trefflose nennen; und für 'betonen" und
'betonung' wolle man mir treffigen und tretfigung, für 'hochton' und
'tiefton' haupttreff und nebentreff zu sagen gestatten. .Schmeller
in der vorrede zu den Carmina Burana (s. XII und XIII) nennt den icins
die Wucht und spricht von vierwuclitigen versen. Auch dies sind
passende ausdrücke.
- Siehe meine elien angc^führte sehrift s. 1 1 i'i'.
IRAl'lM ANN,
iliosi'r tVeilioit war os luö^licli, wiirtor wie cor/'biicntle Icoitwcrixl tlt'oj'-
slftlf lU'Irt'OfV, /iutlici'jti iiKincKitnic, rclilkcrnoii itUfmnte iiu vorse /.u ge-
l>ranolien. und sie wurden wie jeder weiss, liunten weise gebraueht.' Solche
Wörter waren dann aueh der endreimenden dielirunu- gerecht. Sagte aber
/.. b. Ottrid itotiliitrfii wiaditaiiies lioltlfnz, weshalb nicht auch, wenn es
iliiii in den vers passte, siiaznissi zcilmimga mciunsijon thionosles fra-
ijclti liniii/i ii'izzi'^ Und wenn er diese tret'tiguugeu zuliess, weshall» nielit
auch jinigKion smlida lu'ilt-tjun imiiine si/ir'^ Kr schrak denn auch, w'w
•ilibekannt, nicht davor zurück und brauchte es um so weniger zu tun.
als aic stabdichtung auf diesem wege bereits vorangegangen war. K»
werde hier nur auf ein paar bcispiele hingewiesen:
l';cr se wilda fügcl in j^ani wcstcnne Phoen. 2t»l
and und änwälde |nniim ägcnuni (i'igenüm?) Boeth. Jii, 2:1
nirgend üsser |'a he Nöc Gen. l.öU4.
l>ic iiltrigen hierher gehörigen fälle der alteuglischen und altsäch-
sischen gediclitc führt Rieger auf (Die Alt- und Ags. Verskunst IsTd,
s. .'»(> ff.). Und weon wir Horu's ansführungeu (l'aul und Braunes Bei-
träge s. li>4 ft'., besonders s. 172) beitreten — was kaum zu umgehen sein
dürfte — , so wächst die zahl solcher trettigungen noch um ein bedeu-
tendes, da dann z. b. in den folgenden vcrsen die gesi»errt gedruckten
Wörter mit zwei treHen zu lesen sind:
l'jcr Wies <>n bli'tdc brim wcallende Beow. s4S
|>e we calli' rr ne nn'-ahton Beow. '.112
liim l'a togcnrs |'e glcawrstan Kl. l>^it.
Wird nun weiter gefragt, wie es komme, dass nur Wörter mit langer
erster silbe (die durch den vtd<al sowol wie durch zwei oder mehr koiiso-
nanten lang sein kann) einen trclf auf die zweiten ehmen können, so habe
ich die antwort auch darauf bereits früher (Kaehni. Betonungsg. s. II -!■'•)
gegeben, und Kinenkel tritt ihr am vorhin angefiilirten orte gleichfalls
bei: Die älteren germanischen sprachen schieden zwischen kurzen und
langen vokalen nicht nur, sondern auch zwischen kurzen und langen
koiisonanten. Sic standen, was die konsonanten betrift"t, wie die mund-
arten um Köln und Bonn heute noch stehen und wie auch das gebildete
Italieuisclu; steht, das in ariKt viiio Inlo kurze /// n t, aber in ßamina
hiinbo, Itanno undn. Utilo Klitu lange in n ( etc. unterscheidet. Die ahd.
Wörter i/i/ino (ich mahne) und iiiuniio (der niänner) oder die ae. ivlnc
idcr frciuiii) und wliiiic (ich kämpfe) unterscheiden sich wie in der schrift
.s(t aucli in der ausspräche auf das deutlichste von einander, wie für kun-
dige nicht weiter bewiesen zu werden braucht: iiifino und wtnc hatten
kurzes, münm) und ivinnc Langes n. Solchen sprachen musste es widerstre-
ben, silben, die sowol in betrert"dcs vokais wie des konsonanten kurz waren,
üljer ihr gcwönliehes niaass hinaus zu veilängern, so dass sie die zeit für
hel)ung und folgende Senkung fiilUen. Lediglich dies ist der grund, dass
treftigungen wie .siluhm ihniuinn neriti.s /Ymn sinin Imjcs nicht vorkommen.
' Diese freiheit wider dankt natürlich ihr dasein der tatsache, dass
die gtrruianischen sprachen so viele Wörter haben, in denen zwei neben
einander stehende silben trcfüg sind.
ZUR ALT- UND MIT! EIJ'.NGL. VF.RSLEHRK. 1 1 '>
Jene treffigiingen (/»iscnde lore) welche den ncueru i;eiiuauisc'!ien
sprachen nicht mehr geläufig sind oder docli nur in volksniässigon go-
dichten und im gesange vorkommen, hissen sich völlig ungezwungen
ohne Lachmanns 'betonungsgesetze', ja besser olme sie als mit ihnen.
i)egreiteu. Freilich gehen sie, wie wir gesehen, zurück auf ein gesetz,
welches sämmtlichen germanischen sprachen inne wohnt; aber die von
Lachmann aufgestellten gesetze hat es nieujals gegeben.
-1. Wer sich auf den soeben dargelegten allein haltbaren Standpunkt
stellt, für den gibt es keinen streit über alt- und niittelenglische 'wortbeto-
nung", wie er von Schipper und Wissmann geführt wird. Schipper liat ganz
recht, wenn er behauptet, dass im Me. nicht luilnje Iure (nämlich in gewöhn-
licher rede!) gesprochen wurde: aber er hat unrecht, wenn er solclie
trefligungen für die spräche der dichter leugnet. Wissuiann hat ganz
recht, wenn er liest: wi'mnen hirceued und <ind f)c SaHlene Limj etc.;
aber er hat unrecht, wenn er es tut auf grund der Laclimann'scheu 'be-
tonungsgesetze". Es liegen, uui es noch einmal zu sagen, in solchen
verseu nicht wort-, sondern verstretfe vor, die von den dichtem nach
l)elieben gesetzt oder nicht gesetzt werden. — Es ist wol kaum nötig, lie-
sonders hervorzuheben , dass ein unterschied zu machen ist zwischen
den leichteren endungen wie -e -eii -cd und gewissen bildesilben, welche
wie 'Uiuj -ing -ind -and -isc -rj-c -ness durch ihre klangfülle das ge-
wicht selbständiger Wörter haben. Silben dieser art hatten sicherlich
früher wie noch heute, namentlich wenn ihnen leichtere vorangiengen
oder folgten, einen nebentretf auch in gewönlicher rede.
Für diejenigen, welche sich auf den unter ."i. dargelegten Stand-
punkt stellen, gibt es auch keinen hader um 'tonloses" und 'stummes" c.
Die sogenannten tonlosen c in ffd'be wende etc. und die sogenannten
stummen e in vile itcine etc. lauteten nicht um ein haar verschieden, und
weder dieses noch jenes hatte in gewöhnlicher rede den mindesten trelV.
Dass der dichter, wenu es ihm so genehm war, trefügen konnte (/(ein-
wende etc., hat allein seinen grund in der länge der Stammsilbe: und
dass in Wörtern wie vile ueme etc. nie ein zweiter trelV auf die endsillx'
gelegt wird, liegt an nichts als an der kürze der Stammsilbe.
II.
Die meinung, dass der halbe stabvers nicht zwei, sondern vier
hebungen habe und eins sei mit der Otfridischen kurzzeile, hat noch
immer ihre Vertreter bei uns. Von den blütenschweren ufern des Ganges
bis zum meerumrauschten Island eine einzige grosse vöikersippe,. deren
vielgestaltige sprachen auf einen Ursprung zurückgehen. Ein schöner
gedanke, einen indogermanischen urvers zu vermuten, aus dem alle vers
maasse der Griechen und Römer, der Deutschen und Franzosen u.s. w. ab-
zuleiten sind. Es wird auf Übereinstimmungen zwischen versmaasseu des
Veda und ältesten germanischen versmaassen hingewiesen. So schreibt
Scherer, Zur Gesch. der D. Spr."- 037: 'Vier jener verse, zwei langzeileu,
das metruni annsiubh, entspreclien der Otfridischen Strophe: drei jener
verse, laugzcile, lialbzeile, das nietrum //«(/«///, ergilit verdoppelt den Ijiik\ii-
In'itlr, woraus vielleicht die reimstrophe von drei langzeileu hervorgieiig".
Uli IKAl' IMANN',
Ich kann niclit urtoilou. o\> wirklich licziehiiu^en /.wischen alt-
iiulisohen uiul alt,ü:ennani.-<fhoii vci-sniaassou bes'auden. Das aber luiitc
icli mit W. Wackeniagel, N'etter, K. Hihlelirand, Kiegor u.a. für sicher,
(lass Ott'ricrs vers iiml die halbe stabzeile verschiedene dinge sind. Auch
die halbe stabzeiie, wie sie im Hildebrandliede vorliegt. Was Scheror
(a. a. u. s. (■>;!:{ tV.) zur Verteidigung der zuerst von Lachmanu beliaupteten
vier hebungen vorbringt, sind geistvolle und anregende Vermutungen
und erwägungen; beweise sind es nicht. Den Vermutungen und er-
wäguugen Seherer's steht die tatsache entgegen, dass sich alle halli-
verse des Hildebraudliedes völlig ungezwungen als zw eitret'lige lesen
lassen, dass aber ungefähr ein viertel den Otfridischen regeln mehr oder
weniger zuwiderlaufen. Ich rechne zu den widerstrebenden versen auch
solche w ie fdhein worlum, liSrroii (joleii, dslarliulo etc., denn auf fiiujar
tlandii, einen vers, der in Otfrid's mehr als l.">()0() kurzzeilen mit, wenn
ich recht zähle, nur drei gleichen beispielen des ersten buches (1, 7;
(i, 11; 7, !i) allein .steht, darf mau sich nicht berufen. Es sind dies so
wenig gute Ottridische verse, wie die sieben- und flinffüssigen he.\a-
meter, die sich vereinzelt bei den Griechen und Römern linden, gute
hexameter sind. Es ist Lachmann zuzugelten, dass sich im Hildebrand-
liede eine verhältnissmässig grössere zahl als im lleliand, in den ae.
und den hierhergehörigen an. gcdichteu solcher verse finden, die sich
als Ottridische Ic.-^en lassen. Aber dürfen wir von dem kleinen uns er-
haltenen stücke auf das ganze schliessenV Und ist nicht der Stabreim
im Hildebrandliede in so tretflicher Ordnung wie in den anderen eben
genannten gedichtenV l'nd vor allem: konnnen wir mit zwei treffen auf
den halbvers nicht von anfang bis ende glatt durch, während wir mit
vieren jeden augenblick scheitern?
Schipper stellt sich be/-iiglicli der stabzi^ile in die reihe derjenigen,
welche die viertreffigkeit des halbverses bestreiten und zweitreffigkeit
annehmen; und Engl. Stud. \', lUO '.tl weist er auf ein paar stellen aus
des schottischen königs Jakob licvlis and Cavielis und aus (J. Gascoigne's
Ct'rltiyne iS'otes hin, aus denen mit grosser bestimmtheit hervorgeht,
dass der Stabvers leuten, welche kurz vor seinem verenden und während
desselben lebten, ein viertretfiger war. Diese hinweise sind wertvoll und
führen einen der wuchtigsten schlüge gegen die sogenannte vierhebungs-
theorie. liosenthal kämpft Anglia 1, 11 I If. für <tie achttreffigkeit der stab-
zeile des 11. Jahrhunderts, und Schröer will uns Anglia V, 'i.'JS ff. gar die
langen zeileu in liale's Coinedy ('imcernijnffc Thrc Luwes als achttreffige
annehmbar machen. Die von Schipper angeführten stellen aus könig
.lakob's und (iascoigne's schritten lasscin diese versuche in ihrer ganzen
hinfiilligkeit erscheinen.
III.
Sämmtlichü oben unter I, "J aufgeführte regeln gelten für die verse
Eajamon's. Ich habe aus dieser tatsache in meinem aufsatze: lieber
den Vers La^amon's (Anglia 11, \WM\.), den schbiss gezogen, dass l.,a.sa-
uM»n's vers und der betreifende alt- und mittelhochdeutsche gleichartig
/.VK ALI- UND MITTELENGL. VEKSLEHKE. 117
Scliippci- leugnet dies. Für ihn sind die verse Lajamon's im grossen
und gan-zen zweitreffig, oft aber aucli (Metr. s. Kil) drei- und viertreflig.
Die gründe, welche Schipper für seine nieinung anführt, liaben wenig
überzeugendes.
Schon in Byrhtnoö, meint er, in Be Domes Dsege und in den
gedichten der Chronik zu den jähren 1036 und 1087 kommen wie im
Brut endreimende verse vor. 'Erkennt man die continuität der ent-
wicklung ein und desselben metrums in diesen dichtungen an, so ist
damit der metrische cliarakter des Brut bestimmt' (s. 14"^). — Ich erkenne
sie nicht an. Byrhtnoö und Be Domes Dsege gehih-en in eine reihe, und
die bezeichneten gedichte der Chronik und der Brut in eine andere. Die
gedichte der ersten reihe haben trotz des zufälligen oder beabsichtigten
endreimes zweitreffige halbverse, die gedichte der zweiten, trotz des
teils mangelhaften, teils fehlenden endreims viertreffige verse; in
den ersteren ist der Stabreim im wesentlichen in guter Ordnung, in den
letzteren ist er aus rand und band und läuft nur äusserlich mit. Dass
einzelne halbverse der ersteren sich als viermal gehobene lesen lassen
und eine anzahl verse der letzteren als zweimal gehobene, beweist nichts
(vgl. Anglia II, 167—68). Man muss sich nicht vom einzelnen bestim-
men lassen, wo nur die betrachtung des ganzen entscheiden kann.
Schipper meint weiter, die leichten endsilben waren schon tonlos
im Me. und die Laclimann'sciien betonungsgesetze sind unzulässig für
die spräche jener zeit (Metr. s. IIS); wenn sich zwar lesen lasse />e
feor^ie hd'hle Jtipücr oder of alle /nnge he is whiir, und wenn es scheinen
könne, dass man auf grund solcher verse * unter anwendung der Lacli-
mann'sciien betonungsgesetze' auch lesen müsse ne nu hie 7ve' bi/d've odQv
for live ne for dccpe, so sei dies eben nur schein; denn die ungiltigkeit
jener gesetze für das Mittelenglische sei in einem früheren kapitel nach-
gewiesen (ebd. s. 1.57). — Darauf ist zu erwidern: Die Lachmann'schen
'betonungsgesetze' galten allerdings nicht für jene zeit und haben über-
haupt nie gegolten; aber die Lachmann'schen versrcgeln galten für
Lagamon.
Schipper meint ferner, der rhythmus sei in den stücken, die er aus
dem Brut aushebt, wenn man dieselben nur im zusammenhange lese und
nicht einzelne verse herausgreife, durchweg derselbe (ebd. s. 157). —
Dazu stimmt übel was Seh. s. 160fi". ausführt, wonach bei Lajamon auch
viele drei- und viertreffige verse vorkommen.
Schipper weist auf s. 157 darauf hin, dass die von mir Anglia II
l(;Of. als anstössig bezeichneten verse des Brut sich vortrefflich in das
Schema der halben stabzeile fügen. — Das ist mir nicht neu; aber diese
wenigen ausnahmen kann mau doch nicht im ernste für die zweitreffig-
keit des Lagamon'schen verses geltend machen.
Von den gründen Schipper's hält nicht einer stich, und meine be-
hauptung, dass Lagamon's vers und Otfrid seiner gleich sind, ist nicht
im mindesten erschüttert worden. Der einzige weg, auf welchem die-
selbe widerlegt werden konnte, war zu zeigen, dass die von mir zug für
zng nachgewiesene Übereinstimmung zwischen Lajamon und Otfrid nicht
besteht. Aber diesen weg zu beschreiten hat Schipper nicht einmal ver-
Anjjlia, V. biuid, Auz. !•
IIS IKAUIMANN,
sucht. Ich k'lmc daher seinen bald zwei-, bald drei-, buhl vieitret'ligcn
vers ab, und bleibe ruhig bei dem glauben, dass Lajaniou in viertrefligen
Versen von ziemlicher regelniässigUeit gedichtet hat.
IV.
Schipper behandelt die verse Lajamon's in demselben kapitel mit den
versen der Sprüche Alt'red's. Mit unrecht. Die Sprüche Alt'red's gehören
vielmehr in belrelV des Versbaues zusammen mit der (zuletzt, Greifswald
ISSO, von E. Häufte herausgegebenen) Rede der Seele. In diesen beiden
und etlichen kleineren stücken linden wir die stabzeilc und den neu
aufgekommenen vers im kauipfe. Fängt man irgendw'o an, stabverse
zu lesen, so kommt man nicht weit; und fängt man an mit Otfridischen
versen, so kommt man wider nicht weit. Bald liegt unzweifelhaft die
eine, bald un/.weifclhaft die andere versart vor, und in vielen fällen ist
nicht zu entscheiden, was gemeint ist. Es hat nichts befremdliches, dass
dergleichen stücke, die zwischen der alten und neuen weise hin- und her-
schwanken, vorkommen-, ja es ist nur natürlich, dass sich einzelne dich-
ter zwischen diesem und jenem versmaasse nicht auskennen. Lajamon
aber gehörte nicht zu ihnen, sondern findet sich mit der neu aufge-
kommenen versart im ganzen vortrefflich ab.
V.
Ich habe widerholt in meinen Vorlesungen, zuerst im wincer 1S78 — TS),
darauf hingewiesen, dass ausser dem Brut und King llorn noch andere
in viertreffigen (doch nicht endreimenden) versen geschriebene stücke in
der frühmittelenglischen literatur vorhanden seien; im einzelnen habeich
namhaft gemacht die legenden Margarethe, Juliana, Katharina, sowie die
kleineren stücke Hali Mcidenhad und Sawles Warde. Auf lueiue veran-
lassung geschah es auch, dass E. Einenkel die betreffenden stücke wie
auf andere dinge so besonders auch auf dus metrum eingehend unter-
suchte. In betreff seiner ergebnisse im allgemeinen verweise ich auf
.seine arbeiten; über das metrum äussert er sich auf s. 5 seiner disser-
tation (vgl. oben Anz. s. 87) wie folgt: 'Was für verse wir in den be-
treffenden gedieh Ion vor uns haben, ist zuerst von 'J'rautmann richtig
erkannt worden. Ich habe seine mündlich gegen mich getane äusseruug,
dass verse in der weise unseres OllVid hier vorliegen, durchaus bestätigt
gefunden; noch mehr, ich habe gefunden, d;".ss alle unsere Schriften mehr
regelmässige verse enthalten als Trautmann glaubte'.
Schipper verkennt völlig die in frage stehenden verse und behandelt
sie an unrichtiger stelle — zugleich mit der stabzeile des 14. Jahrhunderts!
Einenkel zieht (Anglia V, Anz. s. 47) weiter hierher ein stück der
Chronik, das drei jüngere handschriften unter dem jähre 1159 geben.
Das ist richtig; auch mir war das stück als ein in viertreffigen versen
der fraglichen art geschriebenes bereits aufgefallen. Er zieht ausserdem
hierher vElfric's Buch der Richter, dessen Depositio St. Cuthberti und
Depositio St. Martini Episcopi als sich ganz sicher unseren regeln fügend.
Die beiden zuletzt genannten stücke habe ich nicht untersucht; im Buche
der Richter scheinen mir aber doch so viele verse zu widerstreben, dasa
ZUR ALT- UND MITTELRNGL. VERSLEHRE. 110
ich zweifelhaft liin, ob ich dieses stück als in schlechteii stabversen ver-
fasst ansehen, oder zu denen zählen soll, worin ein hin- und herschwanken
zwischen der alten und neuen weise stattfindet. Auf gleiche linie mit dem
Buche der Richter ist, wie mir scheint, auch die predigt De Octo Vitiis
zu stellen, die von Morris in den Old English Homilies (First Series
296 ft".) abgedruckt ist, und auf deren 'rhythm' bereits Skeat (a. a. o.
s. 329 f.) aufmerksam gemacht hat.
Drei kleinere stücke, die hierher gehören, sind meines wissens noch
nicht als in versen geschrieben bezeichnet worden: One Ureisun of Oure
Louerde, On Lofsong of Ure Lefdi und he Wohunge of Ure Lauerd. Alle
drei hat Morris in seinen Old English Homilies, First Series, abgedruckt
und zwar als prosa abgedruckt.' Es ist aber ein leichtes, sie in viertreffige
nach Otfrid's weise gebaute verse aufzulösen. Machen wir den versuch
mit dem anfange der Wohunge, die bei Morris auf s. 2(i9 beginnt:
ihesu swete ihesü .
t mi drüÖ . mi derling .
mi drihtin . mi healend .
mi hüniter . mi haliwci .
Swetter is müuegimge of ]>(; 5
]?en miklcu o muÖe .
Hwa ne mei lüue )n lüueli leorV
Hwat herte is swa hard
pkt ne mei to-melte
i ):'e munegiinge of )?e'? 10
Ah hwa ne mei liiue |^e
lüueliche ihesü?
for inwiÖ \>e ane
arn alle j'e jnnges
igedered |?at eauer 15
mühen maken äni mön
lüuewüröi to ööer .
feirnesse and lüfsum neb .
flesch hwit ünder schrüd
makes möni mon be lüued 20
te raöer . änd te mare .
Summe gold au Gersüm
and ahte 6f jns wörlde
makes lüued an hcriöd .
Sume'. fredom änd largesce 25
jjatl euer is menskli to 3iuen
]?en cwedli to wiÖ hälde .
Summe i wit and wisdom
and 3apschipe of werlde .
Summe i mäht and strengöe 30
to beo kid and kene ifiht
bis riht för to hälde .
' Ureisun s. 1^3 ff. u. 2o9 ft'., Lufsong s. 205 u. 305 Ü'., Wohunge 2(iM IT.
9*
riO TKAUT.MANN,
Sütuiue : uöbK'SCi' .
uiul helinesse of büriSe .
Summe i j'oaw . and höndelöic 3r)
and lästelöse lates .
Si'iiumei mrnske and inildeschipo
aud döbonäirtr
of hörti' and düdö .
And 3(''tte ouer äl )'isi 40
kinde makes sibbe freud
enchän to lüueu öÖör .
Nu mi dtrewür^e dnVci.
Y Uli lüue . mi lif .
mi k'of . mi h'uielcuest, 45
7 mi bi'oite haliwei .
mi säwle swetnesse .
i>u art lufsüm on U''or .
]>ü art al schenc ,
äl c'ngles lif is 50
ti ni'b tu bihäldcn .
"i"Y for Yi löor is
swa ün'möte li'ifsi'uu
and li'isti un to lökrui
|?at 3if ]?e forwäriedi' - 55
l'at wallün in bi'lli''
mihtcn bit echeliclie süont
äl l'at piuonde pik .
ne wäldo ham )^unelic'
böte a s6fte bc-kinde bäö . (io
for 3if hit swä mihte beont
•;- leuore ham were eauer märe
in wä för to welle
and 6 j^at welefüle wlite
('■auer mär to lökeni l>5
)^en in alle bliase böon
and forgän ]n sihöe .
l'ii ärt swa schene änd swa liwiti
)'ät )7e sünne were dosk
3if hit to ]n blisfule bleu TO
militc beo euenet.
I'a 3if l'at iwile änimon
for feirnösse lüuei lüue
iwile )'('; mi leue lif,
müder siine feirest . 75
ah ihesu mi swete iliesü
leue l'ät te lüue of ]>(;
beo äl mi likinge .
Bote nü i wile fnr ähtr
ll b'-fmon eht'HL- 80
ZUR ALT- UNI) .MITTELENGL. VKRSLEHKK.
121
for .'lihwei- wid oliätL'l
mon mal lüue clieape .
Ah is .-ini richerö )'en l'ü
Uli Irof j'at rixles iu liriicur .
]m art kid keist'-r 85
]^at al }ns werld wiähtes .
for as te häli
prophete danid cwiddes .
drihtines is te t'orÖe .
and äl \>Ät hit tiiUes 90 '
werld and al |^at trin wniie^' .
Heuene wiÖ ]>g lui'ihröcs
and ta- imiruete büsses .
AI is tin mi sweting .
and äl j^u wilt 3iue ine 95
3if i ]7e riht lüuie .
Ne mai i nä man 3iue nii huic
to swettere bi3ete .
Halde iwile |^a to ]>(• nii leuf
for )'e seif lüue )'e seinen . l(t<i
and för ]n knie leten
alle ot^re jnnges
]nit min lierte främ j'i lüue
mihte drähe and turnen.
Unter diesen ](i4 versen ist nur ein falscher: der ü2ste; dieser wird
aber richtig, wenn wir statt >n<ire setzen mar, wie im (Usten steht. Drei
andere sind dadurch unschön , dass der treif auf das nicht hinlänglich
gewichtige wörtchen mi gelegt werden muss: 2. 44 und 40; es dürfte
indessen nicht angehen, sie darum als falsch zu bezeichnen. Doch zwei,
die verse 52 und Sü, müssen, insofern sie keine Senkungen haben, als
anstössig bezeichnet werden. Unter 104 versen also nur zwei, welche
den oben unter 1,2 aufgeführten regeln zuwiderlaufen!
Versuchen wir es jetzt mit dem anfange des Lofs. of Ure Lefdi; sehen
wir zu, wie sich dieses stück zu den Lachmanu'schen versregeln verhält:
Royal Ms. 17 A 27, fol.
Swete lefdi
seinte marie
meiden ('mer meidnes
l'U bere j'at blisfüle bern .
]^e arerde mön cün
l'at wes adüu ifallet
J'urh ädämes sannen ,
and jnirh his häli pässiün
weorp }?en deouel adüu
and herehede helle .
Ich a säri sünful j'ing
bidde J^in äre .
10
Cott. Nero A XIV.
Swete leafdi
seinte marie
meiden oucr alle meidnes .
|>et l)ere tiet blisfüle bern .
]>et aredde al moncun up .
j^'ct was adun a-fallen .
öet )?uruti adaines sunne .
and ?iet )niruh his holi passiun
werp l'ene deouel adun .
and heriede helle .
icii on sori sunfule l'ingi
bidde bin ore .
r2'2 IKAUIMANN,
l'ät tu bi'o Uli iiiötiltl .>ot tu l»oc> iiii niotild
a^i'inos uiiuo säwlo iVni . ajeiiies inine soule ton .
)'at liä Iure lu- bitölh'-n . I"> |'ot lico Iure ne niuwcii bitcllen .
ah wi're lui' and iK-lp nu' aiili were nie . and Iiolp nip
niilzt'üle luöideu . niilzt'ule meiden i
in alle niiue nöodi'U . in alle niine neoden .
Mine \vider\vin[n]es
■-'(! häbbi'^ biset niö
on öuclie half abüteni
and sechet5 ujiue soule driu^ .
luÖre uiön and deoflon .
lia liäbbeCi nionie winuU'ii lieo liabboö nionie wunden
o IUI" nünan itV'stni't . 2;) on nie ifestnedi
l'e aewelli'-^i mi sawle \>et acwelleö luine soule .
bäte l>u böo Uli leclio . bute l'ii beo uii loche .
ich häbbe oftö ilu'iheii ich habbe ufte ibuwen
to alle uiine Juto tan . to alle luinc l'reo i-fon .
to )'c leont . and te j'oo w örld . ;i(» to )'e feoiid . and to )'e woild .
aut to lui flesches si'inue . and to luine flesch^ss sunne .
ich cnäwe lue schüldi . ich icnowe me gulti .
ant crie Icfdi uierci. and creie |'e leafdi merci .
för ich luibbe iiuäket 3cten for ich habbe iiuaked 3etcs
of alle luine fit" wittes wb of alle niine tif wittes .
to si'infule i'mj'öawe . to sunfule unj-'eawes .
.Mislokct . Mishcrcnüt . mis i-loked . mis ihercned .
Misispeken . Misifclet. mis ifeled . mis ispeken .
Misiliket swote smellcs . iloued swote sraelles .
pn'ide ant wilni'inge of pris Ki prüde and wilnuuge of prisi
me häbbeÖ säre iwi'indct . me habbeö sore iwunded .
älswa AvrcÖöe . and önde . ase wreÖÖe . and oude .
leasünge . Missware . lesunge . missware .
• luiele hälden treowöe , vuele i-holden treoui^e .
cursunge . bdcbiti'inge . 15 cursunge . bac bitunge .
ant fikelunge summe tide. and fikclimgei summe tide .
i ich habbe ihaued of 0(5er monnes ich habbe iheued of oöer monnes
mid w6h. ant wiÖ unrihte . mid woh . and mid unriht
i3('ue mis . iünne mis . ißeuen mis . and inumen mis .
änt ethalden öfte . .jo and mis etholden ofte .
spac to iiuel . ant släw to god. toveli spac . and slowi to Godd.
Scmeles änt unlüsti . ßcmeleasi and unlusti .
sum tirac to pleifül sumehwile to pleifuli
to dn'ipi oderwhiles. to drupi ofier hwiles .
ich habbe isüneget in mete 50 ich halibe i-suneged ine mete .
änt idninch bäftc'- . and ine drunche boÖe .
wi^ ficschea füb^e ifulet |müj and mid Hesches fuli^e ifuled me.
j'at icheiM lädliciie iliurt |nis icham lodlic.he i-hurt
ilicomc änt isäwlt'- ine licame . and ine soulei
wi^ ällcscrines pinen Ca wi('^ alle cuiines sunnen.
ZUR AT.r- UND MITTKLENGL. VliRSLEHRE. Vlo
In diesem stücke von liu voiseu sind mir zweie t'alscli, der Iste und
der 47ste. Jener wird riclitig, wenn wir /efdie (= leidige) setzen, was
die Verfasserin (s. Eiuenkel, Anglia V, 2(iö ff.) sicherlich meinte, dieser wenn
wir statt der auffallenden form monnes die zu erwartende inen setzen.
Es muss hervorgehoben werden, dass die eben mitgeteilten stücke
der Wohunge nnd des Lofsong in keiner weise 'hergestellt', sondern
buchstäblich so widergegeben sind, wie sie bei Morris stehen. Dass es
möglich gewesen sie so glatt in versa abzuteilen, die den Lachmann'schen
regeln folgen, kann nichts anderes bedeuten, als dass sie in solchen
versen gedichtet sind.'
Diese ansieht wird in nicht geringem grade dadurch bestätigt, dass
die punkte und übrigen zeichen unserer texte — denn auch diese sind
gewissenhaft nach dem Morris'schem drucke beibehalten worden — fast
durchweg an stellen stehen, die nach der dargelegten auffassung die
enden von versen und vershälften sind.
Was soeben an der Wohunge und am Lofsong gezeigt worden ist,
liisst sich mit gleichem erfolge an der Ureisun of Oure Louerde und an
sämmtlichen im eingange dieses abschnittes genannten stücken nach-
weisen. Viertel- und halbe selten lassen sich ohne anstoss in viertreftigc
verse bringen. Wo es mit dem verse hapert, liegt der grund in den
meisten fällen darin, dass es zugleich auch mit dem sinne hapert und
der text des dichters falsch überliefert ist.-^
Bei diesem stände der dinge wollen wir doch ja nicht die hier be-
sprochnen verse mit der stabzeile des 14. Jahrhunderts zusammenwerfen
und wollen uns nicht einreden lassen, dass dem Mittelenglischen viertreflige
verse, die den bei Ütfrid giltigen regeln gehorchen, unbekannt seien,
VI.
Nach Schipper (Metr. Sl») wurde seit dem ausgange des 12. und an-
fange des 13. Jahrhunderts der lateinische tetrameter catalecticus oder
septenar (und zwar der jambische) in England nachgeahmt, und solche
septenare sollen vorliegen im Poema Morale und im Ormulum.
Die dinge stehen ungünstig für diese behauptung Schipper's. Es
erhebt sich dagegen das sehr gewichtige l)edenken, dass Orm und der
dichter des Poema iMorale wahrscheinlich gar keine lateinischen septenare
kannten, mithin auch keine nachahmen konnten.
Die in England erwachsene lateinische literatur des 12. und i;5. jahrh.
besitzt eine menge gedichte, die als in trochäischen septenaren ge-
schrieben aufgefasst werden können. Ein solches ist z. b. das bekannte
Mihi est proposituni in taberna mori;
Vinum sit appositum morientis ori.
Aber gedichte in dem entsprechenden jambischen maasse fehlen für
diese zeit nicht nur in England, sondern, wenn ich nichts übersehe, auch
' Es versteht sich, dass einige verse auch anders aufgefasst werden
könnten als geschehen. So Messe sich z. b. Lofs. 15 auch lesen: fml ha
liire nc bHeHen, oder 2s auch ich hdbbe ofle ibxlieii.
2 Vgl. hierzu Eincnkel, Ueber die Verf.isser einiger Nfuanir(!lsäc.lis.
Schriften, s. 15 ^.
1*24 IK.MIM.WN,
iu Fnmkroifli iiml in Doiilsclilaml; uiitl Schipper weiss (!Mo(r. s. '.•(») seine
ineiiuuijr durch nichts besseres zu stütiseu ;ils durcli ein i;ediclit aus den
Carniina Burana, das an einigen stellen allerdings jambischen, im ganzen
aber trochäischeu gang hat.
Au/.unehmou, dass der dichter des 1*. M. oder ürm, oder beide
klassisch-lateinische Vorbilder nachahmten, ist noch weniger zulässig.
Denn einesteils dürfte es schwer sein nachzuweisen, dass dergleichen
Vorbilder damals in England überhaupt bekannt waren, und andresteils
würden das P.M. und das Ormulum sicherlich ganz anders aussehen, wenn
ihre verse z. b. Tereuzischen septenaren nachgebildet wären.
Bei dieser läge der dinge dürfte es geraten sein zu glauben , dass
Orm und der dichter des P. iM. ii!ierliaui)t nicht nachahmten, sondern sich
iu vorhandenen formen bewegten: dass ihre verse, oder vielmehr halb-
verse, gleichartig sind mit den versen des Brut, des King llorn, der
Margarethe, der Wolumge u. s. w.
Gegen diese meinuug spricht nicht, dass im P. M. nicht die ge-
wönlicheu kurzzoilen, sondern paarweise gereimte langzeilen vorliegen.
Haben wir z. b. im Brut gepaarte kurzzcilon und z. b. iu der Margarethe
einzelne, warum sollte nicht ein dichter auf den gedanken kommen,
zwei kurze zeilen zu einer langen zusammenzufassen und zwei so ge-
wonnene langzeilen durch den endreim zu binden?
Es spricht auch nicht gegen unsere ansieht, dass je die ersten halb-
verse männlich und je die zweiten weiblich ausgehen. Ein blick auf
zwei ungefähr gleichzeitige im selben versmaasse verfasste stücke, die
Samariterin und On (Jod Ureisun of Ure Lefdi, belehrt uns, dass diese
behandlung der langzeile um das jähr 1200 nicht allgemein war und auch
nicht plötzlich in's leben trat. Die Samariteriu hat eine ganze reihe
erster halbverse die weiblich ausgehen und wenigstens einen mit männ-
lichem ausgange; und die G. U. hat eine reihe zweiter halbverse mit
männlichem ausgange und eine noch ansehnlichere zahl erster die weib-
lich ausgehen. In diesen tatsachen liegen äusserst i)ündige beweise für
die gleich Wertigkeit, d. h. viertreffigkeit, der ersten wie zweiten halb-
verse der .Samariterin und G. U. nicht nur, sondern auch des P. M., das
gelegentlich erste halbverse mit weiblichem und zweite mit männlichem
ausgange bietet. Das letzte gedieht lässt sich von den beiden ersten
nicht trennen. Ist aber erwiesen, dass ihre zweiten halbverse ebenso
sicher wie ihre ersten viertreffig sind, so fehlt all und jeder grund zu
zweifeln, dass ihrem versmaasse der bekannte viertrefl'er zu gründe liegt.
Die langzeilen Orm's sind dieselben, welche uns in God Ureisun,
Samariterin und Poenia Morale vorliegen. Während aber die regel 'erster
halbvers mit männlichem, zweiter mit weiblichem ausgange' in G.U. und
und S. nur unvollkommen und auch im P.M. noch nicht mit ganzer strenge
durchgeführt ist, hat Orm einzig und allein erste halbverse die männ-
lich und zweite die weil>lich endigen. Orm brachte die entwicklung der
langzeile noch in einem anderen punkte zum abschlusse: die in den ge-
nannten gedichten mehr und mehr hervortretende neigung, heljung und
Senkung regelmässig mit einander wechseln zu lassen, ist bei ihm zum
iinv(;rltriichlichen gesetze geworden; lieber stellt er eine treulose silbe
ZUR ALT- UND Ml 1' 1 KLKNCU.. VICKSI.KIIRE. 125
in die licbmiü: und eine gewicliti^ere in tue i?t'iikui>g \v;is iibni;-v;us
gelegcutlich aucii sciue vurgänger tun — , ehe er sich entschliosst die
Senkung fehlen oder niehrsilliige Senkung eintreten zu lassen. Orni war
ein mann der regel. Neben seine peinlich genau geregelte Schreibung
stellte er seinen peinlich genau geregelten versbau. Uu,ter der hand
eines uiaunes wie Ünu musste die langzeiie, die bereits auf dem wege
zu einem solchen abschlusse war, das werden, was er aus ihr geuuvclit
hat. Es ist nicht die mindeste nötigung vorhanden, den biedern Onn für
den nachbildner eines fremden versmaasses zu halten, noch dazu eines
versmaasses, dessen vorkommen in der lateinischen literatur des 12. und
13. jahrliunderts bis jetzt gar nicht nachgewiesen ist. Ja selbst wenn es
uachgewisen würde, so wäre damit noch keineswegs ausgemaclit, dass
es von Orm nachgeahmt wurde.
Es kann gefragt werden, ob Orm wenigstens in einem falle, am
ausgange des zweiten halbverses, von der alten freiheit die Senkung aus-
zulassen gebrauch machte, ob er z. b. las forrpi pall O'n-m ilt wrohhlc
oder forrpi palt O'rrm ilt wrohhle, also ob er den zweiten halbversen
drei, oder wie er gemäss ihrer herkuuft hätte tun müssen, vier treffe
gab. Der umstand, dass er die zweiten halbverse fast ausnalimlos ndt
Wörtern schliesst, deren vorletzte silbe lang ist, spricht für viertreftig-
keit; dass er aber als letzte silbe dieser verse nie oder doch nur ein
oder zwei mal — eine solche zulässt, die wie -inf/ -and -ness wenigstens
einen nebentretf hat, scheint auf dreitreffigkeit zu deuten. Es dürfte
schwer, vielleicht unmöglich sein, die frage endgiltig zu entscheiden.
VII.
Mau hatte bisher angenommen, dass, wenn von einigen strophischen
gedichten abgesehen wird, die ersten englischen alexandriner von Robert
von Brunne gedichtet sind. Schipper nun will (Metr. s. 1 1 J ff.) diese vers-
art, und zwar gemischt mit 'septenaren', bereits in der Passion, also
einem gedichte der ersten hälfte des 13. Jahrhunderts, linden.
Für denjenigen, welcher zugibt, dass treftigungeu wie hcnde wiscre
wie in mittelhochdeutschen so auch in niittelenglischen versen möglich
und üblich sind, zeigt die Passion nicht einen einzigen alexandriner, und
Einenkel und Wissmann haV)en sich denn auch in diesem sinne gegen
Schipper's behauptung ausgesprochen.
In der Passion erblicken wir die im 12. jalirhundert anfgekouuneue
langzeile auf einer neuen stufe der entwicklung. Alle ersten halbverse
dieses umtanglichen gediclites lassen sich, mit verschwindend wenigen
ausnahmen, unter anwendung der bekannten regein mit vier treffen lesen;
von den zweiten halbversen Hessen sich viele el)euso lesen, beinahe die
hälfte jedoch widerstreben und geben nur drei hebungen her. Das kann
doch nur heissen: im ersten halbverse gelten die allen regeln, im zwei-
ten ist die vierte hebung aufgegeben. Und das ist nicht verwunderlich,
ja etwas anderes war, nachdem die langzeile angefangen hatte immer
nur auf eine treffiose silbe auszugehen, gar nicht zu erwarten. Im
ersten halbverse wurde die vierte hebung festgehalten, weil sie nicht
von trefflosen allein, sondern auch von trefiigen silbeu getragen wurde;
lud IKAir.MANN,
im /.weiten, wo sie oliiio ;iiit*ii;iliim' ;iiit' einer IrelVloson zu inlion kam.
nuisste sie scliliosslicli einselilat'en. In der Passion liegen die eisten enj;^-
liselieu siebeulreftii-en langzeiien vor. Bei Onn kann man zweifeln, ol»
sieben- oder achttrot'fig; in der J^assion ist die suche entschieden.
Schipper stellt mit der Passion znsainmen (Metr. s. 120) die Sama-
ritoriu. Wir haben aber gesehen , dass dieses stück achttreffige lang-
zeiien hat und mit der God Ureisuu of Ure Lefdi und dem Poeuia Mu-
rale in eine reiiie geiiört. Dagegen hat (abgesehen von einem kurzen
abschnitt nach vers S) A Intel Soth Sermun, ein gedieht, das Schipper
zur God Ureisun stellt, sieben treffige langzeiien wie die Passion, und in
dem nämlichen versmaasse sind drei ebenfalls von Morris im Old Eng-
lish Miscellany abgedruckte stücke: Hwon Holy Chireche is vnder Uote
(s. s'.i), On Serving Christ (s. 90— !i2) und The Annunciation (s. 100).
Bei Schipper's auffassung der Passion als einer mischung von ale.\an-
driuern und septenaren und des Lutel Soth Sermun als einer 'mischung
von alliterierenden langzeiien, septenarer, alexandrinern und kurzem reim-
paare' (.Metr. s. .').")0 unten) war es unvermeidlich, dass er auch die Chronik
Kobert's von Gloucester falsch beurteilte und als in alexandrinern und
septenaren geschrieben ansah. Genau in dem versmaasse dieses werkes
sind die zahlreichen heiligenleben, welche seit ungefähr 1300 in der süd-
hälfte Englands gediclitet werden. Wartou, in der Hist. of Engl. Poetry
(ausg. von Hazlitt II, s. .57, 04, üb,) hält ihrc versa wie die verse Kobert's
für alexandriner, und andere haben ihm zugestimmt. Wartou's meinung
ist aber ebenso wenig haltbar wie Schipper seine; es kann vielmehr nicht
im mindesten zweifelhaft sein, dass alle die betretVenden dichtuugeu in
paarweise gereimten siebenhebern verfasst sind. Die sache scheint mir
so zweifellos, dass ich mich, anstatt einen förmlichen beweis zu liefern,
mit der Vorführung einer probe begnüge. Wählen wir den anfang des in
Morris' und Skeat's Specimens aus Kobert's Chronik mitgeteilten Stückes:
Mvche Ap pc sorwe ibe . ofte in Kngehuide,
As 36 möwe her & er . ihiire & vnderstünde,
Of'moni bataile ]'at ä]> ibe. & p&t men ]>At lond nöme .
Verst, as 3e abbe]^ ihürd . Ipc emperöurs of Körne,
5 Si'iJ^j^e Saxons & Englisse . mid batayles strönge,
«& sii):')?e hü of Drnem.irch . ]>at hülde it al so longe;
Atte laste hü of Nörmandie . ]'at mäisters \m]} 3ut höre,
AVönne hit v^ hölde)^ 3ut . icholle trlle in wüch manere .
I'o William bästard hi'irde teile. of Iläraldes sufkelhede,
Hl Ibni he adde ymäd him king . & mid such falsh6de.
Vor }?at I6nd him was bitake . äs he w61 hit wüste
To wite hit tö hira wel . & he wel tö him tn'iste .
As piä hende he dude verst'. & messagers him sende,
l'at he vnderstöde him bet . is dede vor tö amende,
]'} N: l'öjte ön \>e grcte ü\> . j'at he him adde er ydö,
'i'o wite him wöl Kngelönd . & to spöusi is dÖ3ter also;
& hülde him \>h-<A' vörewärdc . as lie l)ih('t ek J'c kinge
ü. böte h(! diiib' bi-timc lic w öldi' . nrnde him öf^er tidinge,
ZUR ALI- UND MITTELENGL. VKKSI.EHKi:. 127
ki srclio liini öut ar twiiclf iuöu)'e. äiid is rijtes wiiinc,
20 I^at he ne ssolde abbe in al Engelond . an lierne to wite him inuc.
Sclilechter als in diesem stücke geht es mit den sieben treffen bei
Robert von Gloucester wol nie, oft aber viel besser 5 und wie mit ihm
verhält es sich mit den meisten heiligenleben , ^Yäh^end bei etlichen die
sieben hebungen auf das unzweideutigste hervortreten. Uebrigens hat
bereits Guest (Hist. of Engl. Rhj^thms II, "221) den vers, um welchen es
sich hier handelt, vollkommen richtig aufgefasst.
Unsere probe zeigt auch, dass von den regeln, welche noch in der
ersten hälfte des 13. Jahrhunderts in kraft stehen, wider ein stück verloren
gegangen ist. Während nämlich der ausgang des ersten halbverses in der
Passion im wesentlichen die alte strenge zeigt, finden wir hier ausgänge wie
teile (v.9) und wölde (v. IS); v. 32 aber heisst es He lel of-sende is kniT,les
und v. 52 /'«/ into fns balnile, wie früher allein regel war.
Im 15. Jahrhundert ist die siebeutreffige langzeile viel weniger häufig
als im 14.; im 16. und 17. jedoch wird sie wider viel gebraucht. Sie be-
gegnet paarweise gereimt nicht nur in zahlreichen balladeu und Volks-
liedern, sondern auch in den Übersetzungen erzählender lateinischer und
griechischer gedichte, wie in Phaer's Aeneide, Golding's Metamorphosen
und Chapman's Dias. Ja sie lebt bis auf den heutigen tag in dem so-
genannten coiitmon melre der kirchengesaugbücher. Hier werden zwar
in der regel vier kurze Zeilen gedruckt; aber der am ende der ersten
und der dritten fehlende reim spricht deutlich für Strophen von zwei
langzeilen.i
VIII.
Schipper hält (Metr. s. 227) die ersten vier zeilen in den anfaugs-
stropheu des Processus Talentorum (Townley Mysteries) für viertreffige
laugzeilen. Die erste Strophe lautet:
Cernite qui statis quod mirse sim probitatis,
Haec cognoscatis vos c;tdam ni taceatis,
Cuncti discatis quasi sistam vir deitalis,
Et majestatis, michi fando ne ueceatis,
Hoc modo mando;
Neve loquaces,
Sive dicaces,
Poscite paces,
Dum fero fando.
Ich kann nicht umhin, in den vier langen zeilen he.xameter zu
sehen. Demgemäss lese ich auch die zweite halb englische, halb latei-
nische Strophe nicht wie Schipper, sondern :
Stynt, 1 say, gyf me place, <iuia snin domini(S dominunm,
He that agans me sä}s rapielur lux oculorum,
Therfor gyf ye me space, ne tendam vim bracinorum,
And then get ye no gräce, cunlestor jih-a polörwu,
' Bereits richtig benierkt von iMurris und Skeat, Specimens s. 28:{.
1'2"*> rRAULiMANN,
('<ivi'(/iis;
Köwle I the .hird
Maxime piirc,
Töwnc quoquc jurc,
Mii pavedlis.
Für liexamoter der iiäinliclieu art halte ich auch die vier iaiii!;eii zeilen
der Strophen :>- ö. Die dritte ist vorne hiteinij^ch, liiiiteii englisch; die
vierte ist, wie die zweite, vorn englisch, hinten lateinisch; die fünTtc ist
fehlerhaft überliefert und dürfte so herzustellen sein:
Atrocc tnmipolcns, most luyghty oallyd in _\ 11; place,
/'//• (/uasi cnnclipolais. 1 gräunt nien girthe by niy g<')()d grace,
Tntd rcferl Imic ycns that nöne is wortliier in face
(Jniiu'liiim bona »w'/is doithe trowthe and right bi uiy trew lays.
Silele!
u. s. w. u. s. w.
Man Iteachte, wie der dichter den lateinischen (piantitätsregeln in den eng-
lischen haii)versen gerecht zu werden sucht, wie er den auftakt meidet und
besonders wie er den dnktylus des fünften fusses herausbringt. Dass
die letzten silben dieser verse selbständige und gewichtige wörter sind,
kann in anbetracht ihres sonstigen baues schwerlich gegen meine raeinung
geltend gemacht werden.
Dergleichen bindungen, dreitreffige kurzzeile englisch und zweite
hälfte eines hexanieters lateinisch, kommen auch sonst vor; 00 in einem
von Th. AV right in den Political Poems and Songs I, 270 ft". abgedruck-
ten gediclite vom jähre \:\b^, dessen anfang lautet:
Syngyn y wolde, but, alas! descendunt prospera yrala;
Englond sum tyme was reguorum rjcmma vocala;
Of manhode the tiowre ibi quondain ßoruil omnis;
Now gon ys that honowr; Iradualur lalia somnis.
Lechery, lust, and ijryde, hiec sunt quibus Anglia parct;
Sone trow^ih ys set asyde, die qualüer Anglia slarel.
Neiinzeilige Strophen von vier langen und vier kurzen versen, die
durch ein eintreffiges bindeglied an einander gefügt werden, sind im
Mittelenglischen nicht so ganz selten, und in den meisten fällen sind die
langen Zeilen viertrcftig. Aber Schipper geht, wie mir scheint, zu weit,
wenn er allein diese gelten lassen will. Man vergleiche z. b. die anfange
der Pagina Pastoruin und des Processus Noe mit einander.
Pagina Pastorum (Prima). Str. l—:^.
I.ord, what thay ar weylle that hens ar päsü',
Pur thäy noght feylle theym to downe cast;
Ilere is mekyllc unceylle, and long has it last,
Now in hart, now in heylle now in weytt, now in I)la3t,
Now in cäre,
Now in c^mfurthe agäne,
Now in fäyre, now in rÄne,
Now in hart fülle fane,
And äfter fülle säre.
ZUR ALT- UND MITTKI.ENGL. VEKSLEHRI':. 129
Thus this warld, as I say, tVirys on ylk syde,
For äfter oure play com sörows iniryde,
For he that most mäy when lie syttes in pn'de,
Wheii hit cümys on assäy is kosten downe wyde,
This is seyn;
When ryches is ht'',
Then cörays povertc
Horsman Jakcope
Wälkys then, I weyn.
1 thauk it Göd hark ye vvhat 1 inene
For even er for öd I have mekylle tcne,
As hevj^ as a söd I grete with myn eene,
Wlien I näp on uiy cod for care fliat has l)eiie,
And sörow.
Alle my shepe ar göne
I am not left oone
The röt has theym slone,
Now beg T and börow.
Processus Noe. Str. 1—3.
Myghtfnlle Göd veray, maker of all that is,
Thrc persons withöuten nay, öone God in endiess blis,
Tiioii miiide bothe nvght and day, beest, föwle, and fysh,
Alle creatures thät lif may brögiit thuu ;it ihi wisli,
As thou wel myght;
The sön, the möyne, verament,
Thou maid; the firmament,
The Sternes also fülle fervent,
To shyne thou maide ful briglit.
iVngels thou maide ful even, alle Orders that is,
To häve the blis in heven; this did thou more and les,
Fülle mervelüs to neven; yit was ther üiikyndnes
M(')re bi földes seven than I can welle cxpres.
For whi?
Of alle ängels in brightncs
God gaf Lücifer möst lightnes,
Yit prowdly he flyt his des,
And Set him even him by.
He thoght hymself as worthi as hyui that hym mäde,
In brightness, in bewty; therfor he hym degräde;
Put hym in a low degre soyne äfter, in a bräde,
IJym and alle his menye where he may be ungläd
For ever.
Shalle thay never wyn awäy
Henec unto dömys day
Bot bürne in bäylo for ay,
Shälie thay never dyssever.
130 KOCH,
Es kann darüber gestiitteu weidcu, ob in dein oder jenem vcrse
der Schmitz auf die eine oder andere silbe zu set/.en ist; aber es kann
kaum zweifelhaft sein, dass in der Pagina Pastorum viertreffige hmg-
zeilen und zweitreflige kurzzeilen, dagegen im Processus Noe sechs-
treftige langzeilen (alexandriner) und dreitreffige kurzzeilen vorliegen.
Schipper selber (Metr. 229 und ;i!i2) gibt, wenn auch nicht alexandriner,
so doch 'alexandrinerartige' langzeilen zu.
Sogar achttrettige langzeilen werden, wenn man niclit vorzieht,
i;{-zeilige Strophen anzunehmen, zugestanden werden müssen; so in den
beiden folgenden aus der Flagellatio der Townley Mysteries (s. 2(»7 -20s):
Sirs, äs he cäm from Jhericö a blynde man satt by the wuy,
'l'o hym walkand with many mo cryaud to hym thus cän he sa}-,
''i'hou s6n of David, öv thou go, of blyndnes hele thou me this day',
There was he helyd of alle his wo siehe wönders cän he wyrk alle wäy
At wylle;
He räsys men from de the to lyfe,
And cästes out devyls from thäme oft sythe,
Seke men cäm to hym fülle ryfe,
He helys thaym of alle ylle.
For alle thise dcdys of grcat lovyng IV thynges 1 häve fond certanly,
For which he is worthy to hyng, oone is our kyng that he wold be,
Oure säbbot däy in his wyrkyng he lettes not to hele the seke truly.
He säys oure temple he shäll downe bryng and in thi-e däyes big it on hy
All hole agane;
Die vier kurzen zeilen dieser letzten strophe sind ebenso deutlich drei-
treffig wie die der vorhergehenden viertreftig. Ueberhaupt sind in den
mirakelspielen viele Unregelmässigkeiten zu finden; Unregelmässigkeiten,
die man bei weitem nicht immer der schlechten Überlieferung zuschreiben
kann, und die dem metriker einen schweren stand geben.
IiONN, IM NOVEMBER 1882. INIORITZ TrAUTMANN.
Wilh. Eilers, Die eizählung des pfarrers in Chaucer's
Canter))urygesGhicliten und die Somme de Viccs et
de Vertus des Fröre Loren s. Erlanger dissertation. Er-
langen 1882. 4<». 66 Seiten.
Die frage über die völlige echtheit der Parson's Tale ist zuerst
von H. Simon in einer programmabhaudlung (Schmalkalden 1S76), die
später in englischer Übertragung in die publicationen der Chaucer-Society
aufgenommen wurde, angeregt worden. Der Verfasser suchte in derselben
nachzuweisen, da.ss Chaucer seiner religiösen Überzeugung nach ein au-
hänger VViclif's gewesen, und dass demgemäss alle stellen der P. T.,
welche diesem charakter widersprechen, später, interpoliert worden seien,
was er gleichzeitig durch hervorhebung logischer und stilistischer raängel
dieser schrift zu begründen sucht. Wenn sich die letzteren nun aucli
EILERS, EKZAEHLUNG D. PFAKKKRS IN I). CAN 1 1'.. TALES. 131
keineswegs ganz wegleugueu lassen, so ist doch der versuch, den dich-
ter zu einem Wiclifitcn zu stempeln, nach den ausführungcn in meiner
anzeige von Simun's abhandlang (Anglia II, öio it.) als misshingeu zu
betrachten, da die hierfür vom vei fasser angezogenen gründe durchaus
nicht stichhaltig sind. A'ielmehr stellte ich damals die behauptung auf,
dass die Ungereimtheiten und widerspräche in den P. T. dem original
Chaucer's, welches er in's Englische übertrug, zur last zu legen seien.
In einem ganz ähnlichem sinne sprach sich A. W. Ward in seinem mit
meiner recension etwa gleichzeitig erschienenen 'Chaucer' (s. 141) aus.
Nach seiner ansieht enthält die schrift entschieden züge, welche des
dichters würdig sind, und ihre unvollkommonheiten würden am besten
durch die annähme erklärt, dass sie in verstümmelter und unvollendeter
form auf uns gekommen ist.
Alle diese conjecturen bedurften jedoch noch der bestätigung durch
einen vergleich mit dem vermuteten original, als welches für gewisse
partieen der P. T. Morris das altfranz. prosawerk des Frere Lorens
'Li Uhres roiaux de Vices et. de Verdis' bereits früher (s. seine ausgäbe
des dichters I, 2.51) erkannt hatte.
Wir verdanken nun dem Verfasser der oben bezeichneten disser-
tatiou eine eingehende, sorgfältige und übersichtliche Untersuchung, in
wie weit die P. T. mit dem werke des französischen möuches überein-
stimmt, welche er auf grund einer copie der hs. Cotton Cleop. A V an-
gestellt hat. Die 'Soinrne de Vices et Verlus' zerfällt nach seiner an-
gäbe nun in folgende abschnitte: I. Li X commandemenz, \\. Les urtides
de Ja foi, III. Li VII Cheveiain pecchie, IV. La inort, V. Li bien que
li kons a de dieu, VI. La patre-noslre, VII. Les dons de sainl-espe?'it.
Von diesen kommen jedoch bei einem vergleiche mit der P. T. haupt-
sächlich nur III. und VII. in betracht, während von den andern nur ein-
zelnes aufnähme gefunden hat. Allein die anordnung des Stoffes ist in
dem englischen texte eine ganz abweichende. Die absieht seines verf.
was es, eine abhandlung über die reue zu schreiben, indess Frere Lorens
die ersten drei hauptstücke des christlichen glaubens erörterte und damit
tractate über die sünden und fugenden verband. Den ersten drei ab-
schnitten der P. IT^elit daher nichts entsprechendes in der franz. schrift
gegenüber, der 'fV/iiche thinges apperleynen and hyhoven to j^enitence'
lehnt sich hingegen an einige Unterabteilungen aus dem VII. abschnitte
(4 a, b, c) der Somme etc. an, setzt jedoch mancherlei hinzu, was sich
dort nicht findet. In die 2. Unterabteilung jenes {7vliat is confessioun'.'')
schiebt sich dann die abhandlung über die sieben todsünden ein, welche
in der So7nme den III. abschnitt bildet. An jede derselben schliesst
die P. T. aber gleich ein entsprechendes remedium an, welche alle dem
VII. abschnitte des franz. textes entnommen sind. Trotz mancher fast
wörtlicher Übereinstimmungen zeigt es sich hier jedoch au der eigentüm-
lichen gruppierung, an verschiedenen auslassungen, Umstellungen etc.,
dass der Verfasser der P. T. auch in den einzelheiten selbständig vorzu-
gehen verstand. Auf diesen sündeutractat folgt die fortsetzung der ab-
teilung über die beichte, dann die abteihuig über die besscning, welche
der hanptsache nach mit den al)teiliingeD 5, (i, 7 des VII. abschnittcs
i;>2 KOCH,
der Soi/tiur ziisauuiiontritVt , doch einzelne stellou aus lll. und \1. aut-
genomnien hat. Der näcliste absclinitt der P. 1". 'llliiche Ihinges dis-
tourheii penanucc', ^c\\t dann wider auf VII, 4b zurück, indess der
schluss Uhe fruil of penannce' ohne parallele bleibt.
Nachdem Kilers das verlijiltniss der beiden texte zu einander auf
diese art untersucht hat, wobei er j^elcgenlieit genommen, die eingangs
erwähnten Unebenheiten in der 1*. T. darzulegen, wendet er sieh zu der
trage, wie diese verwantschaft zwiäciien beiden zu erklären sei. Auf
grund einiger franz. verse, die in der Somme erscheinen, glaubt er die
von einigen (darunter Warton und llertzberg) ausgesprochene ansieht,
dass der gruudtext in lat. spräche abgefasst war, abweisen zu müssen,
und meint, dass die P. T. direkt oder vermittelst einer engl. Übersetzung
nach der franz. abhandlung liearbcitet sei. Dass jene engl. Übersetzung
aber nicht der Ayenbite, der unmittelbar auf die Somme zurückgeht,
gewesen sein könne, weist er dadurch nach, dass er mehrere worte des
gleichen romanischen Ursprungs an (lersell)en stelle in der P. T. und im
franz. texte belegt, wo Ayenbite solche germanischen Stammes führt. —
Die behaupturig, dass die P. T. nicht auf einem lat. tractate beruhe, wird
nun scheinbar auch durch die Übereinstimmung mehrerer Wörter roman.
ableitung mit den entsprechenden in der Soinmr bestätigt, auf welche
Eilers an verschiedenen stellen aufmerksam macht. Doch sind diese aus-
drücke zum grossen teil (z. b. Iianioys, apjtaraUc, lorne, fclomj, norice,
Ireciterie, custiimc etc.) auch sonst Chaucer geläufig, andere bildungen
(z. b. discord, accidie, penitence, lionesi etc.) dagegen können ebenso gut
durch das Lateinische veranlasst sein, wenn sie sich nicht ebenfalls —
in Morris' glossar sind sie gar nicht oder nur mit verweis auf die P. 'V.
angeführt — bei ihm belegen lassen. Das einzige bedenkliche bliebe das
merkwürdige w(»rt bnsiliskoc (:M2, z. 2 v. u.), das auch in ähnlicher form
(basilicoc) im franz. texte vorkommen soll. Doch man beachte dabei wol:
es steht nicht an der dem Englischen entsjjrechenden stelle!
Auf einen sehr gewichtigen grund, eine lat. quelle für beide anzu-
setzen, deutet dagegen bereits Ilertzberg (s. (JTo) hin, es ist die stelle:
/ can y^ve it noon oüicr numc, hui in Laiyn il is i-clepid cenlesimiis
fructus (secunduin Hieronmum ccntra Foviniamim).^ Der franz. text hat
an der entsi)reclienden stelle freilich 'cenliesmc fruil'-^ aber ist es wahrschein-
lich, dass ein bearl»eiter ein wort aus dem Französischen in das Lateinische
überträgt, wenn er kein passendes in seiner multersprache lindetV
Und dies ist nicht etwa die einzige derartige stelle; gleich darauf
(I. c. 346) lesen wir: advoulrie, in Latyn, is for io sayn, approching of
olhcr vianncs hcd etc. Ferner verweise ich auf llie synne Ihal. men clepe
lardilas gegenüber dem franz. mauvaisiiez (s. Eilers 24, Morris 327); llie
synne of rvorldly sorwe such ns is clepid Irislilia gegenüber dem franz.
irislescf (Eilers 1. c, Morris ;i2s), forliludo (E. 43, M. 328) gegenüber franz.
proescc, auf die zuweilen lat. citierten bibclstellen (s. Morris s. 3(ii), 31.'),
341), welche in der Somme freilich übergangen sind, und endlich auch
' Den (;haucer auch sonst benutzte; s. Chaucer-Socicty, Essays,
r. 111. H. 2!)7 fl'
EILEKS, EKZAEHLUNG D. l'FAKKEKS IN D. CANTB. TALES. 133
auf die lat. kapitelübeiscliriiteii, die au und für sich zwar ohne viel
bedeutung sind, doch in diesem zusammenhange der beachrung wert
werden. Kurz, alles spricht dafür, dass beide texte aus einem hit. origi-
nale schöpften.
Es wäre nun die frage aufzuwerfeii , welche von beiden bearbei-
tungen sich genauer an die gemeinsame vorläge anlehnt, da sie doch
beide in mehreren punkten von einander abweichen. iSehr wahrschein-
lich ist es da nun, dass die Somine eine blosse Übersetzung sei, da die
P. T. an zwei stellen darauf hindeutet, dass ihrem Verfasser auch teile
jener bekannt waren, die er nicht in seinen rahmen aufnahm. Wie Eilers
richtig bemerkt (s. 4;» und Gl), sind dies eine anspielung (Morris s. ;i54:
l woldc (eile yow the ten comaundemcnls etc.) auf den I. abschnitt der
Somme und ein teilweises citat aus dem VI., dem Paternoster (Morris
s. ;{(i4). Dem englisclien bearbeitcr ist also eine gewisse Selbständigkeit
seiner vorläge gegenüber zuzuschreiben.
Man wird nun gemerkt haben, dass von mir bisher der name
Chaucer's als der des Verfassers der P. T. vermieden ist. Es ist dies
absichtlich geschehen, um nicht dem urteile über die autorschaft dieser
Schrift vorzugreifen. Eilers stellt sich in diesem merkwürdiger weise
auf selten Simon's, indem auch er Interpolationen annimmt, welche die
ursprüngliche abhandlung des dichters in Verworrenheit gebracht haben,
und zwar sollen insbesondere diejenigen abschnitte, welche mit der
Somme übereinstimmen, spätere zusätze sein. Andererseits meint Eilers
aber, dass der versuch Simon's, die echte P. T. herzustellen, verfehlt
sei, weil sich die untergeschobenen stellen nicht mehr mit Sicherheit
nachweisen Hessen. Merkwürdig nenne ich diese auffassung, weil nach
meinen früheren ausführungen kein grund für Interpolationen gefunden
werden kann. Nur wenn man Chaucer für einen Wicliüten hält — worin
meines wissens niemand mit Simon übereinstimmt - darf man behaupten,
dass irgend ein orthodoxer geistlicher veranlassung linden konnte, hier
fälschungen vorzunehmen. Eilers gibt aber nirgends seine meinung hier-
über ab, und bleibt auch eine erklärung schuldig, wie er sich die Inter-
polation entstanden denkt.
Es bleiben somit nur zwei möglichkciteu übrig, die logischen und
stilistischen mängel in der P. T. zu deuten: entweder ist das ganze stück
unecht, oder es ist, wie ich a. a. o. vermutete, durchweg eine arbeit Chau-
cer's, deren fehler jedoch teilweise der vorläge, teilweise der noch un-
vollendeten gestaltung auf rechnung zu schreiben sind. Au die erste
möglichkeit hat nocii niemand — auch Simon nicht — gedacht, und
auch ich muss mich geradezu gegen die Zulassung einer solchen erklä-
ren. Doch mit solchen allgemeinen behauptungen ist wenig getan, wenn
man nicht bestimmte gründe anfüliren kann. Ich will daher einige an-
geben, mache jedoch gleichzeitig darauf aufmerksam, dass die ange-
zogenen stellen nicht in der Somme vorkommen. Erstlich tinden wir auf
s. 279 (ich eitlere durchweg nach Morris) Uliilke Frenshe so/uj: J uy lout
perdu moun lemps et moun labour erwähnt, den Chaucer auch in das
gedieht Fortune (oder Ballade de visage sauns peynture, v. 7) einllichr.
Die phrase s. 2^0 'lunwd itji so donn' liiidet sich auch in Stcdfast-
AiigUii, V. haml, Aiu. Hl
131 KOCH,
nesso (r>all;ulo sont to Kiug Kioliaril), inul an den 'Envoy' daselbst er-
innert die stelle :Ui2. '22 IV., während derselbe grinulgedaiike wie :i01. 7 iV.
in der ballade Gentilesse widerklinf^t. Sprieliwürtüelie redensarten
jind bilder im gcselimacke des dieliters erkenne ich: 29(>, II f.. :Us, 2('>lV.,
:{l!t, 7 IV., ;{47, 31 ff., ;U9, 1 f., 354,2(1 1". ete. Auf die zeit Chancer's weist
der ausfall gegen die modenarrheiten s. 2!»0 ff., der aueh in der kraft
des ausdrueks seiner würdig wäre. Originalität beweist ebeuso der ab-
schnitt 313, 13 ff"., und die stelle über aberglauben und zauberet (315, 2^ tf.)
scheint mir gleichfalls aus seiner feder geflossen. Spott über die weiber,
denen er gerne hie und da einen kleinen hiel) versetzt, treffen wir 3 IS,
21 Ö'. nud 351, 13 ff. an, und seine bekannte liebhaberei, autoreu zu citieren,
tritt uns fast auf jeder seite vor äugen. Alle diese ein/einen züge, die
sich übrigens leicht vermehren Hessen, in ein gesammtbild vereinigt, er-
lauben keinen zweifei, dass Chamer mindestens einen gewissen anteil
bei der 1'. T. hatte, und zwar erstreckt sich dieser nicht nur auf ein i)aar
abschnitte, die sich dadurch vom übrigen ablösen, sondern ist das ganze
stück hindurch erkennbar. Aber kompagniegeschäfte, wie sie lieutzutage
lustspieldichter machen, waren zu jener zeit meines wissens nocii nicht
erfunden, und so muss unser dichter aueh wol die Verantwortlichkeit
für die übrigen weniger gelungenen partieen der abhandlung mit über-
nehmen. Es ist selbstverständlich, dass, wenn er dieselbe ganz nach
eigener disposition ausgearbeitet liättc, jene yerslösse nicht vorgekommen
wären, und dass diese nur dadurch entstanden sein können, dass er bei
seiner Übersetzung und gleichzeitigen umordnuug, die, von ein/.elheiteu
abgesehen, entschieden mit geschick durchgeführt ist, mancherlei strich
und hinzusetzte, ohne zunächst auf den Zusammenhang zu achten; denn
bei nochmaliger durchsieht wären ihm gewiss solche Unebenheiten nicht
entgangen. — Ferner ist dabei wol zu beachten, dass C^haucer selbst
nicht geistlicher war und sich daher an allen stellen seiner vorläge genau
anschloss, wo er eigene gedanken nicht vorzubringen hatte. Dies erklärt
dann die ungleicheit des stils und des ausdrueks, die mit recht gelegent-
lich ungelenk und dürftig zu nennen sind. Auch für den ersten teil,
dem in der Sominc nichts ähnliches gegenübersteht, haben wir jedenfalls
eine fremde — wahrscheinlich auch lateinische — (juelle anzunehmen, da
man Chaucer kaum so umfassende theologische kenntnisse zumuten kann,
wie sie dort, trotz einiger Verwirrung in der überlieferten form, zu tagi;
treten. Endlicli dürfen wir wol in einigen fällen die vorhandenen fehler
auf rechnung des abschreibers setzen, der an gewissen stellen, vielleicht
durch undeutlichkeit in der originalhandschrifr verwirrt, etwas auslies-s
oder lesefehler in den Ziffern begieng.
Tritt man dann unter Voraussetzung dieser uuisläude an eine unb(!-
fangene jjrüfung der dem Verfasser der P. T. gemachten vorwürfe, so
wird es sich bald zeigen, dass viele derselben ungereclitfertigt sind.
Ich gehe die schwersten der reihe nach durch und beginne mit denen
Simon'«, da Kilers den ersten teil nur gelegentlich in Untersuchung g(!-
zogeii hat.
V.'V. 2(il, 12: wliens il is clcfied /ffni/e/tcc (vgl. Simon'« aiifsatz in
(Im Ess.'iys der Ch. S. l'art IM, 2-')!): niigends (imb't sich die ;uit\vi)rt
EILERS, ER/AEHLUNG I). PFARKl'.KS I\ I). CANTR. TALES. i;}.'»
auf diese frage. Clianccr Hess sie wahrscheinlich absichtlich fort, vcrgass
jedoch die obigen worfe, die er vorher übersetzt hatte, zu streichen.
P. T. 2(i.j, 21 tf. (Sim. 252): der verf. will von den ihre acdouus of
pfiiiU'iiee sprechen, geht jedoch unvermutet zu den de faules über. Ich
nehme daher hinter den obigen worten eine lücke an, welche dadurch
verursacht ist, dass der Schreiber von einem Ihe firsl is bei der aufzäh-
lung (\q): acciouns gleich zu dem Ihe ßrsl is bei der auf/ählung der de-
fmiles übersprang.
P. T. 2G(i, ;( tf. Simon wirft dem verf. vor, penaunce und penileucc
verwechselt zu haben. Wie jedoch Eilers (1. c. ()2, 4) nachweist, braucht
er überhaupt diese worte promiscue.
Simon (1. c. 255) ist der ansieht, dass C'li. nie eine so ungleiche ein-
teilung gemacht haben könne, wie sie uns in der P. T. entgegentrete,
da in dieser der abschnitt 'confesskmn of moutli' im vergleiche zu den
andern ganz uuverhältnissmässig lang sei. Einmal ist dieser umstand
aber dadurch erklärt, dass er das material, freilich in etwas anderer
reihenfolge, so in seiner vorläge vorfand; und zweitens vermisst man
auch oft genug das richtige maass in seinen dichtungen , indem er in
mehreren der einleitung und nebensächlichen schilderuugan zu viel räum
gewährt (z. b. im Parlament).
P, 'J\ 2(i8, 7: In lliis penilence or contricions. Simon (s. 25(i) be-
hauptet, der verf. setze einen teil gleich dem ganzen. Ich meine, dass
in iliis penilence heissen soll: in diesem teile der reue.
P. T. 2s4 (Simon 25il), letzte zeile: Die liäufung V^wV/.?«////, Isuy,
(jitod David etc. beruht, wie ich schon früher bemerkte, otfenbar auf
Schreibfehler.
P. T. 2'^l3, 4 (Simon 2()(i, Eilers 51): wltelhir il oiighle needes be doon
or noon. Auch hier fehlt wider die antwort. Ich erkläre dies wie die
stelle 2U4, 12.
P. T. 294,3: Simon (203) und Eilers (5) beanstanden die worte 77/c
roole of ihese seven synnes llianne is pride, Ihe fjeneral si/nne and roolr
of alle hannes. Sie sind aber offenbar freie Übersetzung einer stelle,
welche im franz. texte so lautet : orf/ueil — , car ce fu li prewiers pec-
chiez el e li comtnencemens de Ions maus.
P. T. 2'J4, lu: c/tapilres, und 351,211: bul so heif/h a docirine l lere
lo dirines (Simon 2(i3 ff.) sind freilich ausdrücke, die nicht in den rahmen
der P. T. passen; doch jeder kenncr Chaucer's weiss, dass man es mit
solchen Widersprüchen nicht so genau nehmen darf, da der dichter nicht
alles ursprünglich für die CT. bearbeitete, sondern früheres oder ausser-
halii liegendes später damit vereinigte, auch ohne die nötigen änderungcn
vorzunehmen. — 'M)s, i;{: /iiel Lrelys ist durchaus nicht auffällig, da die ab-
handlung nach Eilers' darstellung ja die Verkürzung einer weit längeren ist.
P. T. 2'J4, 23: Ypocrisy ist Schreibfehler für ypocrile (Eilers U, I);
ebenso :M»3, letzte zi'üe: envoye für nialice (Eilers Ui, 2).
P. T. 303—4: ISow halh malice luo spices; Eilers (s. Kl) erkennt
aber drei; wenn U nicht überhaupt Schreibfehler für III ist, so könnte
man hier auch die tcilung folgendermassen denken: 1. hanliics o/ harl,
1. 10 irary: a) Iroulhe, h) ihe ijroee Ihal Gad halh yeve etc.
10*
i;>6 KOCH,
r. 1'. 31(1, -(• 11'.: Eilers (13,2) liest oinii drei teil iiuj;- ilieses abschnittes
heraus, was mit den ersten Worten daselbst in widersprueli stellen soll,
leli glaiilte, dass mit bollie . . . »iml eck keine so strenfi;e klassiliciening
beabsichtigt ist, wie sie die entsprechende stelle im franz. te.\te zeigt.
P. 'r. :ni, 14 ft".: \'on den dort genannten sixt' Ihiiujvs werden nur
drei angeführt (s. Kilers II, 1). Auch hier kann leicht ein sehreibver-
sehen vorliegen, durch welche annähme die ganze stelle in Ordnung
gebracht wäre.
1\ '1'. ."tl."} IV. : Wenn hier unter die abarten des zornes -mwU /lalcrie.
ilouhlc luinje, iddc icordcs etc. gerechnet werden, so gibt Eilers (s. IT) IV.)
die richtige erkläruug dafür ab. Es entspricht dieser abscimitt nämlicii
der Unterabteilung 'pecc/iiez de »kUc lioufue', welche der franz. text nebst
fjloloitif zu der siebenten todsünde 'pechie de In houche' zählt. Dieser
Zusammenhang schien dem dichter olVenbar wenig natürlich, und da
schwören, schelten, drohen, fluchen etc. besser als abarten des zornes
iietrachtet werden, so nahm er sie zu diesem abschnitt, schloss jedoch
gleich die anderen mit an, die eigentlich mit dieser siinde nichts zu tun
haben. Dass diese nicht recht hiiieinpassten, sah er wol selbst ein, und
gab daher eine — allerdings recht dürftige — erläuterung (s. ;U7, 7 If.),
warum er auch ßaterie dahiu rechne. Doch wundern darf dergleichen
uns nicht: Chaucer nahm es mit solchen Zusammenstellungen eben nicht
sehr genau (man vgl. z. b. die Schilderung Kn. T. ilHTtV.). Die ent-
rüstung Simon's (s. "idti) ist hier also wenig angebracht, und ebenso wenig
sein staunen über liji, it., welche stelle, wie Eilers (15,2) nachweist, in
Morris' te.xt, auf den Simon eben felsenfest baute, verderbt ist.
V. T. ."Utj, 2:5: Soni lesing comelli, for he woide susleyne Itis word.
Eilers (IS, 1) erblickt in dem he einen grammatischen fehler; augenscheinlich
sind al)er zwischen comelh und/br einige vvorte durch versehen ausgefallen.
P. T. .{.«(i, 1) stellt im Widerspruch zu 21)4, ;5, beruht aber auf dem
original, da auch der franz. te.xt es hat (Eilers s. 2()).
P. '1'. :5.'{2, :<2 ft".: Eilers (s. 27) meint, dass hier im vergleich mit dem
franz. te.\t von der Unterdrückung der niederen kleriker durch die oberen
die rede sein solle. Mir scheint's aber, dass Chaucer absichtlich abge-
wichen sei und statt des obigen von der Unterdrückung der kirche durch
den adel sprechen will. Somit wäre auch diese stelle in Ordnung.-
P. T. :i:J4, 2.j : Die anklage Eilers' (s. 2n) halte ich hier gleichfalls
für ungerechtfertigt.
P. r. 3.")0, (j stimmt nicht zu .■{.')l,2, wie iOilers riciitig hcrvorlu^ht.
Ein schreibversehen ist hier nicht anzunehmen; der verf. muss also wol
zuerst eine Zweiteilung geplant hal)en, aber durch einen blick in den
tiriginalte.xt an eine dritte art erinnert sein, die er anfügte, ohne die vor-
Ijcmerkung zu ändern.
P. T. ;i.">:5,.'. ist etwas verworren, was aber widcrum durch einiluss
der vorläge (s. Kilers s. 47) erklärt werden kann.
P. T. iSä") ft'.: Simon (2(1S) und Eilers (.")! f.) halten hier dem verf.
vor, dass er noch ganz in der siebentem todsüncU; (lu.xuria) stecke, ob-
w(»l er von eveiii si/iuie sprechen wolle. Es ist wahr, er wählt mehrere
bei.-ipieie, dit; »ich auf jene hezichen; doch nennt er .;.'>.'», 20 ja darunter
EILERS, EKZAEHLUNC; 1). 1'1'AKKEKS IN I). CANll!. 1 ALES. 137
auch lioiiikidc luul drückt i>icli iiioi¥.t su allgciiiciii uns, dass umu seine
Worte auf jede beliebige sünde — natürlich auch auf 'luxuria' — an-
wenden kann.
P. T. 359, 2!) ff.: Diese stelle, welche Simon fiTl) sowol wie Eilers (.5(;)
der Unklarheit bezichtigen, wird sofort in Ordnung gebracht, wenn wir
vor And laiderslonde eine lücke ansetzen, wozu wir durch einen ver-
gleich mit dem franz. texte (Eilers 54) berechtigt sind. Der verf. will
offenbar davon handeln, dass die lieichte mit Überlegung {sayemcnl) ge-
schehen soll. Es fehlen eben die worte, welche den Übergang vom
vorigen abschnitte (die beichte darf nicht verzögert werden) bilden, die
vermutlich vom abschreiber übersehen sind, woran ja der zustand des
originaimanuscripts schuld gehabt haben mag. Dadurch erhalten wir
aber gleichzeitig die vierte condiciouu, welche wir nach der einteilung
.'<57, 2 zu erwarten haben.
P. T. 360, y ff. habe ich schon früher gegen .Simon (271) zu recht-
fertigen gesucht. Nach dem citate bei Eilers (s. 55) zeigt es sich über-
dies, dass die stelle bereits im originale fast wörtlich so lautete. Meiner
Widerlegung eines andern Vorwurfs Simon's (Anglia II, 542) stimmt sogar
Eilers bei (5G, 1 ).
P. T. 362, 3(1 ff.: Reue und mitleid als aluiosen sind auffällig, dürf-
ten jedoch eher aus der vermuteten zweiten vorläge stammen, als erlin-
dung des dichters sein.
P. T. 365,18: Die hier unpassende erklärung von d/scijdinc iSimon
275) deutet Eilers (tio f.) durch mlssverständniss des Originals.
P. T. 3(i(;), 7: Das von Simon (275) und Eilers (63) incriminierte l/iis
is übersetze ich mit 'dies geschieht'; das zweite mal i/thu/es ist durch
»laueres zu ersetzen (s. Eilers 63, 1). — 366, 15: Simon ereifert sich gegen
den ausdruck schäme, den ich schon früher zu verteidigen suchte. Eilers
(s. f>2) citiert überdies die entsprechende stelle des franz. textes.
P. T. 3()7, 26 ff.: Der hier vorliegenden Verwirrung (s. Eilers s. 63) ist
dadurch abzuhelfen, dass man die worte ihe sccoitnde zu z. 31 zieht oder
ganz tilgt; denn wahrscheinlich entstand dieselbe durch ein versehen des
Schreibers, den drei hinter einander folgende und sehr ähnlich anfangende
Sätze leicht beirren konnten.
Man sieht, dass die gegen den verf. der P. T. erhobenen anklagen
teils widerlegt, teils gemildert sind, so dass nun wol nii mand bedenken
tragen wird, sie als echt anzuerkennen. Sie gehört in der überlieferten
gestalt allerdings zu Chaucer's schwächeren leistungen; doch hätte er ge-
lebt, um noch die letzte band daran zu legen, so hätten wir gewiss ein
werk erhalten, das den anderen würdig an die seite treten durfte.
Kann ich also den folgerungen Eilers' am Schlüsse seiner disscr-
tation nicht beistimmen, so muss ich doch betonen, dass diese schrift
einen interessanten boitrag zur förderung des richtigen Verständnisses
Chaucer's liefert.
Berlin, oct. 1882. J. Koch.
l.i^ KO«.il. .1 l'll/.\, CUAl'CKK I'IU: HOOK Ol' IHK l'Al.KSOl'-CAlJNri!.
Julius Zui)it/.a, Cluiuccr tlic Hook of tlic Tales of
Caunterbury. Prolog-. iMit vaiianteii zum gebrauch bei
vorlesuugeu. IJcrliu (Weidmaim) 1882. 32 s. 8".
Es ist gewiss ein selir zeitgeiiiiisbos mid nützliches unterueliinen,
studierenden und allen, die nicht die publicutiuneu der Cliaucer-Society
zur band haben, den kritischen ajjparat zu den C. T. zugänglich zu
machen, ohne welchen die lektüre des dieliters philologisch unfruchtbar
bleiben luüsste. — Die grundlage in dem vorliegenden hefte bildet das
Ellesuiere-Ms. (E), neben dem noch Ilengwrt (II) und llarley l'.i'M (M)
beriicksichtigung linden; nur gelegentlich wcrtlen dagegen citiert: Corpus
Christi Coli. Oxford, llarlex' 1 Tös, Lansdowiie, Petworth, Pariser, Sloane
und Universit}' Library, Cambridge und die früheren lierausgeber. —
Zupitza's textbehandlung ist auch -hier derartig, dass wesentliche be-
denken nicht zu erheben sind, wenn hin und wider auch kleine in-
conse(iuenzen auffallen. Es sei mir gestattet, auf einige aufuierksam zu
machen. Z. bezeichnet mitunti-r elision und verschleifung durch unter
die betreffenden vokale gesetzte punkte. Nun gilt es wol als gesichert,
dass tonloses c vor vokalanlaut verstummt, und so linden wir es auch
im vorliegenden drucke meist ohne Jenes zeichen; ich verstehe daher
nicht, warum der lierausgeber z. b. v. 'IWA luiur dl und :i(i:i eure and
sehreibt. Ferner hatten die liss. ivcic in v. lo, 41 und isil; im ersten
falle folgt darauf ond, im zweiten ihnc, im dritten ltym\ warum ist denn
jene form in 7vcr geändert V \'. 4s, 5(), (io etc. steht kuddc Itc mit den
handschriften, obwol der vers liaddc einsilbig verlangt; v. 1(3"^ etc. ist
dagegen dieselbe lesart in lind Itc verwandelt (ähnlich All niailc oollter). —
V. 112 haben die hss. hukelcr, was dem vers und der herleitung gemäss
in hoklcr geändert ist, 171 und (JUS ist aber bokc'er beibehalten, indess
ö.5*^ bocicr mit der hs. iM eingesetzt ist.
Es ist nun nicht meine absieht, alle solche äusserliclikeiten anzu-
zufiihren, noch lesarten anzugreifen, über die man geteilter meiniing sein
kiinute, doch möchte ich ein paar vorschlage hier äussern, die sich auch
ohne lange auseinandersetzung empfehlen dürften. V. s;5 haben die inss.
cHcnc, was zweisiihig gelten muss; Z. schreibt cucn, doch halte ich die
änderung nicht für nötig, da jene form sehr gut (wie cucry etc.) vcr-
schleift gelesen werden kann. — V. y2 setzt Z. mit M monelh, obgleich
ininilhc in Ell sich mit Streichung des c besser in den vers fügt, wie er
es V. ii.51 behandelt. — V. 17'.) entsclicidet sich Z, für die lesart ctoysleiiecs
in M, trotz der tautologie zu v. 1^1, auf die schon llertzberg (s. 5sHj hin-
gewiesen hat. Die lesart der anderen mss. reccltclcs oder dergl. befrie-
digt freilieh wenig; wie will man aber das entstehen derselben erklären,
wenn cloysicrlces wirklich die richtige gewesen wäre? Ich glaube, dass
Tyrwhitt mii: seinem refflicHcs auf'dem richtigen wege war, wenn auch
die ftMin viel zu altertümlich scheint. Mit einer kleinen änderung würde
ich daher rculclces (vgl. v. 17:5) vorschlagen, das sich der von den meisten
überlieferten form sehr nähert und auch dem sinne wol entspricht. —
V. 1!)7 streicht Z. thei\ d.jcli lässt es sich beibehalten, wenn man das
letzte c von cndf v. r>iimiiiH'.n lät-st. V. 225 schreibt Z.: vnlii a poure
EINENKKL, SCIUI'PEK, ENGLISCHE MEIKIK. 1 o9
ordre -^ leichter wäre clVciib.-ir vnlo n [unirc ordre. V. itiii die besten
liss.: whan p(ü\ Z streicht letzteres; ich uicichtc es beibelialten und nach-
her had statt hadde lesen. — V. "iTO Z.: ivolde, llie see\ einfacher wol:
ivoldc, ike see. — V. 20 1 : Wäre es niclit zu empfehlen, hier mit M c/ol/ied
oder mit ü iclad zu setzen und dadurch dem vers zur richtigen silben-
zahl zu verhelfen? — V. ;>!;}: Wenn sonst were oder wereii in wer ge-
lindert worden ist, so sclicint es mir hier besonders an der stelle. —
V. ;iSO Z.: boille ihe chiknes\ nicht besser: hoUle llie einknes'i — V. :<s4:
büken a pye gegenüber dem hake der hss. und bei Z., da die zweite
silbe dieses wortes mitzählt und schUiss-f vor vokal der regel nach zu
elidieren wäre. — V. 407 setzt Z. das nichtssagende wel aus M ein, ob-
wol es den vers beschwert, und verschleift (he Iiaucnes. Ebenso halte
ich lluuine in v. 152, das auf dieselbe weise uafgenommen ist, für über-
tliissig und würde statt dessen alle, das Z. in ul ändert, beibelialten. —
V. .i(3ö streicht Z. mit M )vel\ ich glaube ohne not, da das letzte e von
bcu/yepipc wol (vor w) elidiert werden könnte. — V. (i2:{: In Überein-
stimmung mit V. 543 und rücksichtlich der glätte des verses wäre besser
somnour zu setzen, wenn man überhaupt elision erleichtern will. —
V. ()"5 Z.: yelow (fs\ einfacher wäre es yelive as zu lesen (ijehve bei
Morris, Z. gibt diese lesart nicht an). — V. 7115: Z. ändert mit M wliUom
in lher\ mir scheint ersteres dem sinne nach den Vorzug zu verdienen,
imd was den vers betriift, so würde ich aiwnfures dreisilbig sprechen.
Im übrigen unterlasse ich es hier auf metrische fragen einzugehen, da
eine auseinandersetzung auf diesem gebiete mich zu weit abführen würde.
Doch beabsichtige ich am andern orte auf sie zurückzukommen.
Weitere hefte, welche diese i)ublicationen fortsetzen sollen, werden
in aussieht gestellt, und wenn ich im vorliegenden auch in einzelnen fällen
von der auffassung Zupitza's abgewichen bin, so bedarf doch im allge-
meiuen das unternehmen eines so Ijewälirten herausgebers keiner be-
sonderen empfehlung meinerseits.
Berlin, oct. 1882. J. Kocii.
Englische Metrik in historisclier und svisteniatischcr cntwic^k-
luug dargestellt von Dr. J. .Schipper. Ester teil: altenglischc
metrik. Bonn. Verlag von Emil ötrauss, 1S82. 5(35 selten. S.
13 m. 50 pf. (fortsetzung).
Seit dem erscheinen des ersten teiles meiner besprechung des Schip-
per'schcn Werkes sind die in der ersteren von mir berülirten fragen auch
von anderer seite zum gegenstände der Untersuchung und kritik ge-
macht worden.
In der Aprilnummer des Literaturblattes für germ. und runi. l'hilo-
logie erschien eine recension Wissmann's, die, wenn sie auch in manchen
der bemängelten punkte den beweis schuldig blieb (lecensent verspricht
11" KINM'NKKL,
eine {^riiuillioliciT bispri'cliuiij; t'iir oiiios »li-r iiärlistoii lulUMlor Auj;lia'),
doch sic'lierlich nicht die schrulVe zurück wcisinif;- verdietito, die sie von
:?citeii Schipper's (in den Enfjlisclicii Studien) erfuhr. Unseres erachteus
lindet sich in der recension lubes und zwar direkten wie indirekten
lobes fienug, und wenn der Verfasser dasselbe nicht anerkennen will,
SU ist diess in seinem eigenen interesse zu beklagen. Zur saclie selbst
hat dieses Wortgefecht recht wenig beigetragen und diess war auch von
vornherein zu erwarten; wie wir früher andeuteten, wird sich über ge-
wisse, in der lue. literaturperiode auftauchende versfornien nicht eher ein
endgiltiges urteil fällen lassen, als bis gründliche, die streitigen fragen
erschöpfende ein/.eluntersuchungen vorliegen.
Wir fahren in unserer besprechung fort.
Kapitel 11 und 12 des abschnittes führen die stabzeile bis zu
Skeltttn, und kajjitel l'i nimmt die in kapitel s fallen gelassene ge-
schichte «les septeuars wider auf. Wie wir über die eintcilung der ge-
dichte iu solche, die nur in alexandriuern, in solche, die vornehmlich in
septenaren , und solclie, die in einer fast gleichen mischung beider ge-
nannten versformen geschrieben sind, denken, darüber hatten wir uns
schon früher deutlich genug ausgesprochen. Dass natürlich mit dem
fortschreiten der sprachentwickelung der septenar seinen namen mehr
und mehr mit recht verdient, mit anderen Worten, dass die allmählich
sinkende tonfähigkeit den früher (Poema Morale) b mal gehobenen vers
zum wirklichen septenar umschuf, geben auch wir in. Die frage ist
jedoch hier immer noch, ob diese völlige ton Unfähigkeit schon für die
im Ilarl. ms. 'IUI uns aufbewahrten lieiligenlegendcn, für The Life of
Thomas Becket, für Robert of Gloucester's chronik und andere anzu-
nehmen ist. Dass der Verfasser seite 21() Jn«/ iiimcsl fuurlenc m^( lie-
tont, vor einer beton iing Jedoch wie z. b. seile 2i;i Hys dö^lrcn lof'orc
him zurückscheut, ist sclion vom recensenten des Literaturblattes als
iuconse(iuenz hingestellt worden. Die Verwendung des acutes im ersteren
lalle scheint zwar andeuten zu sollen, dass wir es hier mit einer bindiing
von zwei selbständigen Worten zu tun haben. Es scheiut uns jedoch,
dass hiermit dem sprachbewusstsein des dicliters doch etwas zu viel zu-
gemutet wird.
Das septenarische metrum wird, wie verf. ausführt und durch aus-
gehobene stücke illustrirt, nicht nur in gcschichtliclien, sondern auch
in dramatischen dichtungen verwendet. So stellenweise in den Towneley
Misteries und in einzelnen moral plays. 'J'rotz dieser mannigfachen Ver-
wendung kann man seit Rottert de lirunnes zeit ein zurücktreten des
mctriims bemerken, namentlich seitdem mit dem auftreten Chaucer's der
tünfhebigc vers beliebt wurde. Der ausser kredit gesetzte septenar aber
zerfiel später gleich einem ähnlichen versc in der deutschen metrik durch
einflechtung von binncnreimen in zwei hälften, in welcher gestalt er
schon stellenweise in den Towneley Misteries und einzelnen moral plays
zur Verwendung gelangt. Dass die später unter dem namen den jfouKer's
measurc bekannte versform in der tat auf den zuerst anfang des 13. jahr-
Jetzt erschienen.
SCHri'PKK, I'NCUISCHK MEIKIK. Ml
hundoits im rDom.i Mor.ilc verwt'iKli'toii ao'j;. f^optoiiar zuriickj^olit, wollen
wir nicht uniuittelbai- in abrede stellen. Wir bestreiten jedocli wideruni
entschieden, dass die skandirung des ponUir's mcasure, wie es am an-
fange des 16. Jahrhunderts in gebrauch kam, auf die skandirung von
gedichten wie etwa die des erwähnten Poema Morale ein klares licht
werfen kann. Der Zusammenhang, wenn ein solcher überhangt anzu-
nehmen ist, dürfte hier vielmehr folgender sein. Mit dem fortsclireiten-
den verstummen der endsilben musste den jüngeren geschlechtern der
Schlüssel zur richtigen skandirung der septenarischen gedichte früherer
Perioden allmählich verloren gehen, und musste es ihnen scheinen, als
ob in diesem gedichten in der tat eine mischung von ungleich langen
versen vorliege. Noch leichter war ein solcher Irrtum möglicli, wenn
derartige gedichte aus einem der südlicheren dialcktc in einen der nörd-
licheren übertragen wurden, welche letzteren, wie bekannt, den crsteren
in abschleifung der endungeu weit voraus waren. Dass dann kunst-
geübte dichter aus dieser scheinbaren Unordnung eine bestimmte orduung
entwickelten, widerspricht durchaus nicht den sonst und zu anderen zelten
in der metrik gemachten bcobachtungen.
Kap. U, mit einer erklärung des Unterschiedes zwischen viortak-
tigem und vierhebigem metrum beginnend, die in folge der vielfachen
einschräukungen und verklausuliruugen nicht gerade klar und scharf
zu nennen ist, behandelt das versmaass, welches man nach seiner Ver-
wendung nicht unpassend als das romanische bezeichnen könnte. Der
verf. scheidet die in diesem metrum verfassten gedichte in zwei haupt-
gruppen. In die erste fallen solche, deren vers die altgermanischen eigen-
heiten und freiheiten, Senkungen und auftakt betretfend, bewahrte, doch
sich unserem vierheber so stark nähert, dass er kaum von ihm zu unter-
scheiden ist; in die zweite gruppe jene gedichte, die den romanischen
einfluss mehr oder weniger stark verspüren lassen. Als zur erstereu
gruppe gehörig werden besprochen die sog. Surtees Psalms, Kobcrt Mau-
nyng's Handlyug Sinne und Rieh. Rolle's Pricke of Conscience; als zur
zweiten gehörig, ausser den kaum mehr als vorübergehend berührteu
Metrical Homilies, der Cursor Mundi und Barbour's Bruce. Wol mehr
aus literargeschichtlicheu als aus metrischen rücksichten wird eine dritte
gruppe gebildet aus den hierher gehörigen gedichten des süd- und niittel-
landes, von denen Havelok, Genesis (auf grund der von .Morris /.u diesen
gedichten gelieferten metrischen Untersuchungen), üwl and Nightiugale,
Richard Coer de Lion und andere südliche dichtungen romantischen In-
haltes zur besprechung gelangen Zum schluss werden betrachtet die
hierher gehörigen gedichte Chaucer's und Gower's. Der in den dicht-
weisen beider sich abspiegelnde gegensatz ist vom Verfasser in klaren
und festen zügen gezeichnet. Den schluss des kapitels und abschnittes
bildet die betrachtung der auf grund und mit beihiifc dos vierhelügen
verses gebildeten strophenformen , wie wir sie in Owain, Sir Cleges,
Amis and Amiloun, sowie in einigen teilen der Towneley Misteries ver-
wendet finden.
Dass selbst noch in gedichten aus der mitte des II. Jahrhunderts
bedeutende Zugeständnisse an das altgermanische betonungsprinzip ge-
\ \'l KIWNKKL,
iiiaclil worili'ii, wird don iiiclit wiimlcr utliiiicii, \\i li-!ior wois^^, ii;isy sinirL'u
dcsselbon nucli weit über Chaiuior liinaus walinioliniliar sind. IMicr aiif-
l'allou kann es sclion , dass dieselben sich in iiördliclion diclitiinj^aMi lin-
den. Wir liönnten die lieispiele, die der vcrf. aus den Metrical Ilomilies
anführt, vermehren. Atier sclion zwei der von ihm selbst bei^'ebrach-
ten reime dürften genügend beweisen, dass die alte betonungsweise
noch liiureiehend beicaunt war, um ein gelegentliches rückgreifen auf
dieselbe zu gestatten. Die wurte slvangcsle (: fcslc), und vor allem
mauhm (: f'undttn nun) sind sicherlich in dieser zeit nicht mehr als Zu-
sammensetzungen em])funden worden. Und wenn auch zugegeben wer-
den kann, dass der eine oder der andere dieser 'uuertriigliclien' reime
nicht auf rechnnng des dichter.s, sondern auf die des sclireibers zu setzen
ist, so schwächt dies die beweiskraft derselben doch durchaus nicht ab;
denn hatte der dichter dieselben u.ls irgend einem formellen gründe ver-
schmäht, SU waren sie doch für den schreiber vollauf genügend, ganz
abgesehen davon, dass mindestens in letzterem falle von den beiden les-
arten, die verf. angibt, nicht die t'ür uns, sondern die für ihn beweisende
den deutlichen eindruck der korrektur macht.
Der vierte abschnitt, über die poetischen formen der späteren Über-
gangszeit handelnd, beginnt mit einem abriss über die formelle be-
eintlussung der englischen durch die mittelhiteinische und normannisch-
lirovenzalische poesie, an welchen sich eine kurze skizze der verschie-
denen arten des endreimes schliesst. Wir gehen hierauf nicht weiter ein,
da neues nicht beigebracht wird, bekennen jedoch gern, dass wir vor-
züglich die letztere für besonders gelungen betrachten. Wie wir über
die gleitenden reime (s. 2ys) der alt- und frühmittelenglischen zeit denken,
brauchen wir nicht zu widerhulen (siehe den ersten teil der besprechung).
In kap. 2 - 7 folgen nun in langer reihe die bunte scliaar der
Strophen und gedichtformen, in deren Schöpfung und handhabung das
mittelalter eine uns heute kaum noch begreifliche freude empfand. Die
meisten derselben stammen natürlich von den Trovenzalen, jenen reim-
künstlern par exccllence, wie sie Verfasser mit recht nennt, denen ja
auch unsere mittelalterlichen dichter in gleicher weise verpflichtet sind.
Es würde zu weit führen, wollten wir die ausführungen dieser reichen
und in vieler hinsieht anziehenden und fesselnden kapitel hier iiu ab-
riss geben. Es genüge, auf die Vorzüge derselben hier im kurzen hin-
gewiesen zu haben. Das material war allerdings schon von Guest bis
zu einer gewissen Vollständigkeit gesammelt worden. Dasselbe jedoch
vervollständigt, geschichtlich vertieft und zur gefälligen anscluuiung ge-
bracht zu haben, ist ein nicht zu unterschätzendes verdienst .Schipjjer's,
aut welches hinzuweisen wir als unsere pliicht erachtet haben würden,
auch ohne von ihm besonders dazu aufgefordert zu sein.
Kui». ^ bis Schills; bringt die geschichte des fünftakligen jambischen
verses vor und nach Chaucer, führt uns also stofflich eine starke strecke
zurück, etwa bis an das ende des dritten abschnittes, wo diese ausfüh-
rungen einen geeigneteren platz hätten linden können, so weit auch der
genannte vers in die folge/.eit hinein reichen mag. Die bekannten arbei-
ten von ."^keut und Ellis sind hier benutzt. Der fünftakter, der, wie ea
scjiiim'i:k, icxclisiiii'. mkikik. li;i
Verfasser für widu-selioinlich erkläi-t, eine iiaclibihUing- des frauzösiseben
zehiisilblers ist, taiieht ia der englischen literatur auf gegen das endo
des 13. Jahrhunderts und zwar mit denselben cäsur und verschluss be-
treffenden freihcitep, die seinem rumänischen vorfaluen eigen waren,
ohne jedoch dabei sich der die Senkungen angehenden freiheiten des
germanischen verses zu begeben. Am freisten und volkstiimliclisten
wurde der fiinfraktcr geliandhabt von Ciiaucer. Vornehmlich in der be-
handlung der cäsur ist dieser (lichter bewundernswert, und Gower sticht
gerade in dieser beziehung unvorteilhaft von seinem grossen Zeitgenossen
ab, da er die strengeren gesetze der romanischen metrik auch auf seine
englischen verse sich zu übertragen bestrebte. So kommen freiheiten,
wie fehlen des anftaktes oder doppelte Senkung oder gar völliges feh-
len der letzteren bei ihm niclit vor; freiheiten, deren sich Chaucer sehr
häutig lind zwar immer in glüikliehstcr Übereinstimmung mit dem in-
lialte bedient.
AVic als dichter, so standen auch als reimer (»ccleve und l.ydgate
weit hinter ihren Vorgängern zurück. Sie schliessen sich noch enger au
die französischen muster an und verletzen sogar lieber die betouungs-
gesetze der spräche, ehe sie von jenen abweichen. Von dem bei ('haucer
sü anmutenden Wechsel der cäsur ist bei ihnen ein sehr geringer ge-
brauch gemacht.
Von Stepheu Hawes imd Alexander Barclay (dem bearbeiter des
Brand'schcn Narreuschiffes), deren diclitungen in metrischer beziehung
nicht gar zu stark von denen Lydgate's abweichen, geht der verf. über
auf die schottischen dichter Robert Henrisoun ' und köuig Jakob, deren
dichlweise sich widerum der französischen glätte nähert. Einen lebhaf-
teren tonfall haben die reimpaarc von Henry the Miustrel und Wallace.
Am vollendetsten aber und mit einer dem Südländer Chaucer gleich-
kommenden^ ja fast übertretieuden gewautheit wird der vers geliandhabt
von Dunbar, welchem Gawin Douglas nicht ohne erfulg nachzueifern sich
bestrebt. Ihnen folgt David Lyndsay, mit welchem die bchandlung des
fünftaklers von der erreichten höhe wider um ein gutes stück herab-
sinkt, da dieser dichter, um mit den Worten des verf. zu reden, 'es nicht
immer verstand, in ähnlicher weise wie seine begabteren Vorgänger dem
obersten gesetze der verskunst gerecht zu werden: den rhythmus des
metrums mit der wort- und Satzbetonung in harmonische Übereinstimmung
zu bringen' (s. 539).
Den schluss des kapitels bildet ein kurzer rückblick auf die ge-
schichte des eben betrachteten verses. Ein Sachregister schliesst den
band, die brauchbarkeit des Werkes erhöhend.
' Der verf. bedauert, aus mangel an material (es lagen ilim nur die
wenig umfangreichen stücke vor,' die Irving in seiner Ilistory ol tiie
Seotish Puetiy anführt) kein endgiltiges urteil ü!»er den llenrisüiin'.><elieii
funftakter abgeben zu können. Ein einbliek in die Laing'sche ausgalie
(The Poems and Fables of Uobert llenr\soun now lirst cullected with
Notes and a Mcmoir of his Life by I). Laing. Edinburgh \'^(<:<. ^") zeigje
uns, dass iler betretVende vers des dichters vom verf. im ganzen richtig
und zutreffend gekennzeichnet ist.
I 1 1 I KAI IMANX. lAlIRKSr.KKU II 1 P. (;i>. \- . I U' T I SCI II' Tllll.
Fasson wir nun unser urteil über tlas voiliej;"on(le werk nueluuals
in kurzen Worten zusanien. Wir hatten bei gelei;enlieit clor Iiospreolnuii;
des ersten teils öfter anlass, den ansehanunj^en des Verfassers z,u wider-
spreelion, und wir ü;huibten dies um so naohdriiekliolior tun zu uüissen,
als wir erkannton, dass diese anschauungen nicht die gewünschte aus-
sieht auf bestand haben können, und ein zeitiges fallcnlass n derselben
daher von grossem vorteil für den verf. wie für sein werk sein müsse.
J?o wie der erste teil uns jetzt vorliegt, liegt seine Itedeutung naoh einer
gan/> anderen als d r vom verf. erwarteten und beabsiehtigten riclitung.
Sein hauptwert besteht darin, dass er den anlass gab und gel)en wird /.u
einzoluutersuehungen, ohne welche wir, keinen sicheren scliritt nach vor-
wiiris lun können. Sie, sowie die daran sich schliessenden erörterungen
werden alles, was bei dem vorliegenden material klar zu legen ist, klar
legen und so es dem verf. ermöglichen, bei gelegenhoit einer hoffentlich
sich recht bald nötig machondjn zweiten aufläge seine bitjnungsgesetze
auf einer sichereren grundlage aufzubauen, als ihm dies bei der ersten
vergönnt war.
Unsere ansieht über den ersten abschnitt kann jedoch unser urteil
über die übrigen teile dos Werkes nicht beeinträchtigen. Und in der tat,
mit jedem schritte, mit dem wir uns aus dem bereiche des streitigen
betonungsgesetzes entfernen, wird die grundlage der Untersuchungen
sicherer und die ergebnisse haltbarer.
London, im siiPTEMiuiR. Eugün Einünkül.
Jahresbericht über die Erscheinungen auf dem Gcl)iefc der
GerniMiiifschcn Philologie. llcraus«;cü;cbcn von der (Jesell-
• Schaft für Deutsche Philologie in Berlin. Dritter jahr-
jang. ISSl. Berlin (Calvary) 1882. 8. 322 seiten. b mark.
Dieses nützliche unternehmen tritt jetzt zum dritten male vor die
ölfenlichkeit. Man sieht schon au dem grösseren umfange — ;i22 seiten
gegen 'l'M) des ersten Jahrganges - dass die Verfasser ihre aufgäbe tiefer
gefasst hallen und bemiilit -Jnd, ihre übersieht so vollständig und brauch-
bar wie möglich zu machen.
Ueber den inhalt des buches berichten wir am einfachsten durch mit-
teilung der kapitelül)erschriften : l. Allgemeine lexicographio. II. Na'uen-
forscliung. 111. Allgemeine grammatik. IV. Neuhochdeutsche Schrift-
sprache. \. Dialekte. VI. Deutsche literaturgeschichte. VII. Alter-
tumskunde. VIII. Kulturgeschichte. IX. Recht. X. Mythologie, Volks-
kunde. XI. Gotisch. Xll. Scandinavische sprachen. XIII. Althoch-
deutsch. XIV. Mittelhoch<Ieutscli. XV. Englisch. XVI. Altsächsiscli.
XVII. Niederdeutsch. XVIll. Friesisch. XIX. Niederländisch. XX. La-
tein. XXI. (jieschichte der (Germanischen pliilologie. XXII. Pädagogische
abteiliing. Autorenregister. Sachregister.
TKAUTMANX, KKCENSIONSEXE.MPLARK. 145
Ausser den herausgebeiu Emil Henrici, K. Kinzel, H. Lösch-
hoi-u, haben sich Wackerneil. F. Seiler, E. Peters, Hötticher,
Seelujann, Frosch iiml John Koch an der iierstclhuiij des Jahres-
berichtes beteiligt.
Vom letztgenannten rührt ausser anderem die englische abteilung
her. Kocli gibt als unterschied zwischen seiner und der von mir /,u
Anglia IV gelieferten übersieht an, 'dass die letztere nur die titel der
betrett'enden werke und abhandlnngen mit kurzer bezeichnung der etwa
erschienenen recensionen bringt, dabei aber das gim/.c gebiet der eng-
lischen ijhiiologie umfasst, während sein ziel ist, eine kurze Inhaltsangabe
derjenigen Schriften und notizcn zu liefern, welche den älteren Zeitraum
bis ungefähr 1500 behandeln'.
Wie in den vorhergehenden Jahresberichten, so tritt auch in diesem,
im grossen und ganzen wenigstens , das bestreben der mitarbeiter wol-
tuend hervor, in den brennenden fragen nicht partci zu ergreifen, .son-
dern nach allen seiten gerechtigkeit walten zu lassen, nicht zu richten,
sondern zu berichten. Gewiss der allein zweckdienliche Standpunkt für
ein unternehmen wie das vorliegende.
Schon jetzt ist der 'Jahresbericht' ein willkommenes handbuch für
den fachmann; gelehrte, welche in angrenzenden fächern arbeiten, können
kein bequemeres und zugleich zuverlässigeres mittel finden, sich über
die neusten leistungen und fortschritte auf dem gebiete der deutscheu
Philologie zu unterrichten; und junge philologen, welche nach Vollendung
ihrer universitätsjahre im zusammenhange mit den germanistischen Studien
bleiben wollen, besitzen im 'Jahresbericht' den besten Wegweiser. Möge
das unternehmen, das, wie verlautet, in znkunftim verlage von ('. Keissner
in Leipzig erscheinen wird, immer mehr freunde gewinnen.
BONX. .AloKir/ TKAriMANN.
Ausser von den besprochueu bücheru sind von den Iblgcu-
dcu abzUg-e eingeliefert worden:
Englische Studien. Organ für englische philologie unter mitberücksich-
tigung des englischen Unterrichtes auf höheren schulen. Herausge-
geben von Dr. Eugen Kölbing, ao. prof. der engl, philol. an der
Universität Breslau. V. band, 2. (schluss-)heft. lleilbronn (llenninger)
1SS2. *>. S. 295—494.
Baedae Ilistoria Ecclesiastica Gentis Anglorum edidit Alfred Holder.
Freiburg i. Er. und Tübingen (Mohr) 1SS2. 1 ni. äo pf. ^. ;U.< s.
Barbour's des Schottischen Nationaldichters Legendensamnüung nebst
den Fragmenten seines Trojanerkrieges. Zum ersten male herausge-
geben und kritisch bearbeitet von C. Horstmann. II. band. Ileil-
broun (Henninger) lsb2. 9 m. lio pf. s. aos s.
An Etymological Dictionary of the English Eanguaire .irranged mi .ni
Historieal Basis by the iiev. Walter VV. Skeat. M. A. Tart l\' .•«•in-
1-1 (i TRArr.MAN.V,
ploting tlie Wink. Oxford (Clarendon Pross). Ins. i; d. 1. Von s. lüT
his s. Tii".
l)ie Spr:iflie des Kentiselien l'salters (Vespasian A. I). Ein Ueitraj; zur
Angelsäclisiselien (iiannnatik von Rudolf Zeuner. Halle (Nieiiiever)
lss2. 4 ni. ">. 112 s.
Die Siebenschläforlegende, ilir Ursprung und ilirc A'erlireitung. Kiiie
uiyiliologisch-litcratuvgescliichtliclic Studie von John Koch. I^eipzig
(lieissner) 1^S;5. 5 lu. s. 215 s.
Hamlet der Koustabel der Vorsehung. Eine Shakespeare-StiuHe von
Karl Dietricli. Hamburg (Nolte) Is^if. 2 m. S. 114 s.
Eleventh Annual Address of thc President of the Philological Sociefy.
Delivered at the Anniversary Meeting, Friday litt'' May |ss2, by
Alexander ,1. Ellis. s. 14s s.
(". Horstmanu, S. Alben und .Vmphabel, eiu Legeudenepos in drei
IJüchern von Lydgate. [S. 111 — 1!(5 der festsclirift zu dem öojiihrigen
Jubiläum der Köuigstädt. realschule zu Berlin. Berlin (Winkclmann
vNi Söhne) 1^82. S.]
Der (ienetiv im Beowulf. Von Dr. E. Nader. Sonderabdruck aus dem
Programm der staats-oberrealschule zu Briinu tVir lss2.
Die Synonyma im Beowulfliede mit iiücksicht auf Composition und
Poetik des Gedichtes. Von Karl Schemann. S. KU s. Miinsterer
dissertation.
licowulf. An Anglo-Saxon Poem, and the Fight at Finnsburg, 'l'rans-
lated by James M. Garnett, M. A., LL. D, With Facsimilc of the
Unique .Manuscript in the British Museum, Gotton. Vitellius A X\'.
Boston ((Jinu, Heath, v^ {,'o.) 18s2.
On thc Use of tiie Subjunctive Mood in Anglo-Sa.\on and it» Further
History in Old Engiish. By Gerold Hotz. ls^2. s. I IC. s. Züricher
dissertation.
Der Sprachunterricht muss umkehren! Ein Beitrag zur Uci)erbiirdungs-
frage von Quousnuc Tandem. Heilbronn (Heuninger) iss2. (>() pf.
- s. :5h s.
Der neuenglische Consonantismus im Verhältniss zum neuhochdeutschen.
Von Pr'üf. VV. Schmeisser. Siebzehnter Jahresbericht der landes-
ober-realschule (Wiener Neustadt) 1S82. s. 02 8.
Das Verhältniss der italienischen Version der lieisebestilircibiing Mande-
ville's zur t'ranzösiHchen von Dr. J. V^ogels. ."^ondcrabdiiick aus der
lestschrift für das gymnasiiim zu .Moers zur Jul»elfeicr »ein(!s .tdojähr.
bestchens. 1SS2.
Die deutsch-französische Aussprache. 1. Tlicil. Von 1'. Mm- kel. Beilage
zum Jahresbericht der höheren biirgerschule zu Freil»iirg i. \>v. vom
schidjahr JsM)— s|.
Shakespeare Grammatik für Deutsche (Klcr Uebersicht über die gramma-
tischen Abwcicliungen vom heutigen Sprachgebrauch bei Sliakcspeare.
\ on C. Deutschbein, Oberlehrer. Sonderabdruck der abhandbiugen
in den programmcu ibtr Zwickaucr realschiih! I. o, zu ostcni l^sl und
|ss2. Gölhcn (Otto Scliul/.(!) Iss2. I m. .'.u pf 4. .'.1 s.
RECENSIOXSKXR.MPI.AKr:. 1 17
History of thc Engiisli Laiigiiage aud Literatur^ IVoui tlie Earliost Times
iintil tlie Prcsent Day. lucliidiiig tlio Literature of Nortli-Auicviea. By
F. J. Bierbauiu, Pli. 1)., Professor of tlie Ladies' High-School in Heidel-
berg. Heidcli)erg (AVeiss) and London ('riiibner) l^^.'i. s. VI 11 und
■2(i!l Seiten.
Annierlcnngen zu Macaulay's History cf England von Ür. U. Tlinui.
Erster teil. Zweite sein- vermehrte und verbesserte aufläge. Heil-
broun (Henniuger) ISb'i. S. 1.j4 s. ;i mark.
Wörterbuch des schottischen Dialekts in den Werken von Scott und
Burns, herausgeg. von Lu(h\. liiert lies, lehrer der neuern sprachen
in Augsburg. Augsburg (liieger) lbs2. s. X und l!i:; s. (Geheftet
:j mark.
JliitU. J>viick vun /.'. httrnis
o
MLmiNG SECT. 0CT251977
PE Anglia; Zeitschrift für
3 englische Philologie
A6
Bd. 5 ^
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