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Full text of "Anglia; Zeitschrift für englische Philologie"

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\      oC 


A  N  G  L  I  A. 

ZETTSCtllMFT 

FLU 

EN&LISCHE  PHILOLO&IE. 

IIRRAUSGEGKISKN 
VON 

RTCHAIM)  PAUL  WUELCKER. 


MIT    EINEM    KRITISCHEN    ANZEIGER. 


HERAUSGEGEBEN 


MORITZ  TRAUTMANN. 


V.   BAND. 


HALLE  A/s. 
MAX     NIEMEYER. 


^ 


^q^'^ 


VERZEIGHNISS 


mitarbeiter  an  der  Zeitschrift  'Aiiglia'. 


Dr.  I).  Aslicr  in  Leipzig. 

Dr.  Gr.  ßaist  in  Madriil. 

Dr.  II.  Balg  in  Barmen. 

Prof.  dr.  W.  M.  Baskervill  in  Nasli- 
ville,  Tenn.  U.  S.  A. 

M.  Beeil  in  Zeitz. 

R.  Boyle,  St.  Petersburg. 

Dr.  A.  Brandl  in  Wien. 

Prof.  dr.  H.  Breymann  in  München. 

Prof.  dr.  B.  ten  Brink  in  Strassburg. 

Dr.  F.  Charitius  in  Jena. 

Oberlehrer  0.  Collmann  in  Posen. 

Prof.  dr.  N.  Delins  in  Bonn. 

Oberl.  C.  Deutsehbein  in  Zwickau. 

F.  Dünne  in  Lippstadt. 

Biblioth.  prüf.  dr.  H.  Düntzer  in  Köln. 

Prof.  dr.  A.  Ebert  in  Leipzig. 

Dr.  E.  Einenkel  in  Gohlis  b.  Leipzig. 

Prof.  dr.  K.  Elze  in  Halle. 

Oberl.  dr.  A.  Fritzsche  in  Leipzig. 

Fred.  J.  Fnrnivall,  direktor  der 
'  New  Sliaksp.-8oc.'  in  London. 

Dr.  IL  Gabler  in  Plauen. 

Dr.  H.  Gering,  docent  an  der  Uni- 
versität Halle. 

Arcliivar  prof.  dr.  Chr.  Grein  in 
Hannover  f. 

Oberl.  dr.  M.  Hartiuann  in  l^eipzig. 

Dr.  E.  Ilauffe  in  (Jreifswald. 

Dr.  P.  Henuig  iu  Leipzig. 

Director  prof.  dr.  W.  Hertzberg  in 
Bremen  f- 

Biblioth.  dr.  A.  Holder  in  Karlsruhe. 

Oberlehr.  dr.  K.Horstniann  in  Berlin. 

Dr.  F.  Kluge,  docent  au  der  Uni- 
versität Strassburg. 

Dr.  J.  Koch  in  Berlin. 

Oberbiblioth.dr.  R.Köhler  in  Weimar. 

Dr.  H.  Krebs,  Taylor  Inst,  in  Oxford. 


Prof.  dr.  F.  A.  Leo  in  Berlin. 

Dr.  S.  Levy,   lektur  in  Strassburg. 

Dr.  0.  Lohmann  in  Lüneburg. 

W.  Merkes  in  Bonn. 

W.  Mushacke  in  Berlin. 

Prof.  dr.  A.  Napier  in  Göttingeu. 

Dr.   J.  Phelan    in    Louisville,    Ky. 

U.  S.  A. 
Dr.  L.  Pröscholdt  in  Homburg  v.  d.  II. 
Prof.  dr.  K.  Kegel  iu  Gotha. 
Oberl.  dr.  D.  Kohde  in  Hamburg. 
Oberl.  dr.  F.  Rosenthal  in  Hannover. 
Prof.  dr.  K.  Sachs  in  Brandenburg 

a.  d.  H. 
Oberlehrer  dr.  W.  Sattler  in  Bremen. 
Prof.  dr.  J.  Schipper  in  Wien. 
Dr.  G.  Schleich  in  Hamburg. 
Director  dr.  Alexander  Schmidt  in 

Königsberg. 
Dr.  0.  Schöjjke  in  Dresden. 
Dr.  A.  Schröer  in  Wien. 
Prof.  dr.  K.  J.  Schröer  in  Wien. 
Prof.  dr.  E.  Sievers  in  Jena. 
Prof.  W.  W.  Skeut  in  Cambridge. 
Miss  L.    Toulmin  Smith  in  London. 
Dr.  F.  H.  Stratnuinn  in  Köln. 
Prof.  dr.  11.  Suchier  in  Halle. 
H.  Sweet  in  London. 
Dr.  (t.   Tanger  in  Berlin. 
Prof.  dr.  iM.  Trautmann  in  Bonn. 
Prof.  dr.  H.  Varnhagen  in  Erlangen. 
Prof.  dr.  W.  Wagner  in  Hamburg  j . 
Dr.  K.  Weiser  in  Czernowitz. 
Dr.  'l'li.  Wissmann  in  Wiesbaden. 
Dr.  H.Wood  inNew  Bedford  U.S.  A. 
Prof.  dr.  K.  P.  Wiilcker  in  Leipzig. 
Dr.  W.  Zeitlin  in  Gomel  in  Russland. 
Dr.  U.  Zernial  in  Berlin. 
Prof.  dr.  J.  Zupitza  in  Berlin. 


;[  N  H  A  L  T. 


B.  teu  Blink:  Das  altenglische  suftix  cre 1 

G.  Schleich:  Zu  den  sprichwürtern  lleucling's 5 

L.  Ton  Im  in  Smith:   Ballad  by  Thomas  Occleve  addressed  to  Sir 

John  Oldcastle  (a.  d.  1415) ^> 

A.  Fritzsche:  Ist  die  altenglische  'Stoiy  of  Genesis  and  Exodus" 

das  werk  eines  verfassersV 1'5 

Das  metrum 50 

Der  reim 5'> 

Die  alliteration 55 

Phonetik ^>'^ 

Grammatik "~ 

Syntax ""^ 

Wortschatz "^-^ 

Anmerkungen ^^ 

E.  Eiuenkel:  lieber  den  vcrlasscr  der  neuangelsiichsischen  legende 

von  Katharina '" 

A.  Wort-  und  jjhrasenvergleich -'1 

B.  Der  vers "'•' 

{'.    Geist  und  stil  der  dichtungeu 1"'' 

A.  Ebert:  Zur  angelsächsischen  Genesis 1-1 

K.  J.  Schröer:  Zu  Marlowe's  Faust l'VJ 

A.  Schröer:  'A  comedy  concernynge  thre  lawes'  von  Joluin  Bale 

Literarhistorisches l.ST-  l(J(i  und  2:52 -2:;s 

Text  des  dramas 1*'" 

Lexicalische  anmerkungen -'^-^ 

Excurs  über  die  metrik 2:)^ 

E.  Einen  kel:    Eine  englische  Schriftstellerin  aus  dem  anlange  des 

12.  Jahrhunderts -'•'• 

D.  Roh  de:  Nekrolog  auf  Ilertzberg 2S:! 

A.  Schröer:  The  Grave -''" 

0.  LohnianTi:  Byron's  Manfred  und  sein  verhältniss  zu  dichtungeu 

ver\vant(^n  inhalts -'•'' 


w 


INlIAl   1. 

Seite 

Hrili:    <^>iu'llcii    und    plan  ilor  'Kcj^ontk'  oi  (Jmtdc  \\'(iiii(.'n"  luul 

ilir  vi-rliältniss  /.ur  ' ("oiil'cssiu  Auiantis' 'A\'A 

1.    Dil'  iinollon  dor  'Le^yendc  of  (ioodo  Wunion'   ....  H\\ 
11.    Das  verliältnitss  dor  'Confossiu  Auianiis'  zur  'Lof^cndc 

ot'  Ciüode  Wtnnon' H(>."> 

111.    Der  plan   der  'Legende   ot"  (ntude  Women'  und  seine 

austühiuug ">TI 

S.ittler:  Beiträge  zur  i)räpubitionlehie  im  Neuengiiseheii 

\V.    ii>  ilic  Ol',  lo  die  frot/i ;iS;^ 

W'I.    t/(f  hcy  <>/;  l/ie  keij  lo 't'.lt; 

XNil.    kiiiil  of  /lim,   kind  in  hiiit ;<'.)'.! 

Will,    in  a  loud  voicc,  wilh  a  (loud)  voicc 105 

Ehert:  Zum  Exodus 4U".t 

Hartmaun:    Ist    könig   Aelfred    der   Verfasser   der   alliterieren- 
den iiliertragung  der  Metra  des  Boetius I II 

r.  U'üleker;  Ueber  das  Vcreeüibueli 151 

.  Wisfiuiann:  Zur  luittelengliselien  worthefuniing IOC» 

r.  Wiilcker:  L.  Butkinc 5(i| 


1  iilialr  des   A  iize'i<j;'('rs. 

Alois  BraudI,  Thomas  of  Ereeldoiine.     Von  ^V.  Musliaeke     ...       I 
U.  Lüdteke,   Tlie  Krl  of  Toulous  and  the  Kmperes  of  Almayn.    Von 

F.  Dönne 1 

(J.  Tanger,   The   First  and  Heeond   (.^uartos   aud   tlie  First  Folio  of 

Hamlet:   Their  Relation  to  Eaeh  Other.   Von  Gustav  Tanger      7 
O.  Zielke,  Sir  Orfeo,  ein  englisches  feenniiireiien  aus  dem  niittelalter. 

Von  Eugen  Eine nkel l;i 

Richard  H.  Hutton,  .Sir  Walter  Scott  (Englisli  Meu  of  Letters).   Von 

A.  Brand I is 

C.  Ilorstiuann,  Altenglisehe  Legenden.     Von  M.  iraiitmann   ...     21 
Sidnej^  J.  llerrtage,    Catliolicon  Auglicum:   an  Knglish-Latin  Word- 

Ijook,  dated   1  lS;i.     Von  Lucy  Toni  min  Suiith     .     .     .    •.     .     Jü 
.1.  Schipper,  Luglische  uiotrik  in  historischer  und  systematischer  ent- 

Wicklung  dargestellt.     Von  Eugen  Einen kel ;i(l 

David  Asher,    Ueher  den  Unterricht  in  den 
neuern   sprachen,   spez.  der  Englischen, 
an  unseren  Universitäten  u.  h.  schulen, 
(»ustav  Körting,  (Jedanken  u.  bcraerkungen 
über   da»   Studium    der  neuern  sprachen   j 
auf  den  deutschen  hochschulen.  / 

Ankündigung  einiger  demnächbt  erscheinenden  werke (il 

Vurzi;ichnisH  der  rezensionsexemplare (h 

E.  Ilau.iknecht,  'i'he  Romaunce  of  the  Sowilc^ne  of  Bahylone.     Von 

(i.  Schi  eich dO 

1     "^     1  .M,.,     .All  Ang!o-Sa,\ou  Diclionary.     \'(»ii  K.  VVijlcker     .     .       71 


Von  iM.  Traut  mann 


INHALT.  VK 

Soite 

A.  Napier,    L'eber   die   werke   des   aUenglisclien    erzbischofs  Wulf- 

stan.     \'on  demselben 77 

A.  n.  BuUens  üld  Plays.     Von  K.  Boyle 7!i 

E.  Sievers,  Angelsächsische  grammatik.     Von  F.  Kluge     .     .     .    .  M 
E.  Einenkel,  Ueber  die  Verfasser  einiger  neuangelsächsischer  schrit- 
ten.    N'on  W.  Merkes sn 

Zur  altengl.  wortbetonuug.    Eine  entgegnung.    Von  J.  Schipper  .  ^s 

Zur  alt-  und  mitteleuglischen  Verslehre.     Von  AI.  Trautmann    .     .  111 
W.  Eilers,    Die   erzähUuig  des   pt'arrers  in   Chaucer's   Canterbury- 

geschicliten.    Von  J.  Koch ['Mi 

J.^Zupitza,    Chaucer   the  Book  of  the  Tales  of  Caunterbury.     Von 

demselben i;js 

J.  Schipper,  Englische  metrik.     Von  E.  Einenkel  (fortsetzung)    .  i;ut 

Jahresbericht  für  germanische  philologie.     Von  M.  Trautmann  111 

Verzeichniss  der  recensionsexemplarc 1  l.j 


DAS    ALl^ENGLTSCHE  SUFFIX  ERE. 

Der  von  Ötratmann,  En<j,-1.  Stud.  III,  273  gegebenen  an- 
regung  folgend,  teile  ich  hier  mit  was  ich  zur  aufhellung  der 
dort  berührten  frage  beizubringen  vermag. 

Es  handelt  sich  um  die  quantität  des  ersten  e  in  ae.  -ere. 
Da  die  vergleichuug  der  übrigen  germ.  dialekte  zu  keinem 
sicheren  resultate  führen  kann  so  lange  die  beurteiluug  des 
betrefieuden  Suffixes  in  manchen  derselben  selbst  zweifelhaft 
ist,  sehen  wir  uns  auf  folgende  kriterien  beschränkt:  I.  den 
altengl.  versbau;  II.  die  mittelengl.  betonung;  III.  den  mittel- 
engl.  reim. 

1.  Die  anwendung  der  mit  -ere  gebildeten  Wörter  im  ae. 
verse  nötigt  zur  annähme  eines  langen  e:  also  ere.  Es  ist 
hierbei  gleichgültig,  ob  man  von  der  theorie  der  vier  oder  der 
zwei  hebungen  ausgeht. •  Rieger  kommt  in  dieser  hinsieht  zu 
keinem  andein  resultat  als  Schubert  und  ist  nur  consequeuter 
als  dieser,  insofern  er  in  solchen  und  ähnlichen  fällen  aktuelle 
länge,  Schubert  nachwirkung  früherer  länge  annimmt.  Das 
zeugniss  der  ae.  metrik  wird  daher  wol  jeder  gelten  lassen 
müssen,  der  dem  neuesten  fortschritt  auf  diesem  gebiete  nicht 


'  Vgl.  die  von  Rieger,  Alts,  und  Ags.  Verskunst  s.  53  citierten 
halbverse:  mid  boccrutn  Dan.  KM^j,  suine  böceras  Wy.  71'\  pces  J>c  üs 
\eornerus  Phoen.  424'%  and  bdceras  Andr.  GOT»',  besonders  aber  das 
gleichfalls  von  ihm  angeführte  beispiel  Rats.  2s,  7  f . : 

Nu  ic  eo)u  bindere 
and  swingere,  (sona  weorpere). 
Die   von   uns  eingeklanuuerte  halbzeile  koninit  nur  vom  Standpunkt  der 
vierhebungstlieorie  in  betracht,  von  deren  lichtigkeit  ich  übrigens  —  um 
dies  beiläufig  zu  sagen  —  noch  ininu-r  iii»er/.eugt  bin    und  bei  grösserer 
müsse  auch  andere  zu  überzeugen  mich  bemühen  werde. 

AngUa,  V.  band.  1 


2  TK.N    liRIN'K, 

liuliliirt.  cl.  li.  der  iiiolit  Mllonfalls  auch  kuv///cilcn  mit  bloss  einer 
liebiiiii:  für  zulässig  hält.  Bei  solehcr  amialime,  die  einen 
absoluten  niangel  an  rhythniiscbcni  g-crühl  verrät,  ist  eben 
ungefähr  alles  nioglieh;  nur  hört  die  möglichkeit  auf,  aus 
metrischen  erseheinungen  überhaupt  noch  Schlüsse  auf  sprach- 
liche dinge  zu  ziehen. 

II.  Die  mittolcnglische  betonung  spricht  gleichfalls  für  e. 
Kurzes  e  in  -ere  Avürdc  in  der  zweiten  liälfte  des  lo.  Jahrhun- 
derts notwendig  tonlos  geworden  sein,  gerade  so  gut  wie  das  e  im 
Suffix  -er  {-der,  -/her)  in  fiurjer,  moder,  hrolher  u.  s.  w.  -ere 
trägt  jedoch  einen  so  entschiedenen  tiefton,  dass  dieser  sogar, 
wenn  reim  oder  rhythmus  es  verlangt,  die  rolle  des  hochtons 
übernehmen  kann.  Sehr  häufig  finden  wir  bei  Chaucer  und  bei 
anderen  dichtem  inillere,  ridcre,  heggere  u.  s.  w.  betont,  ja  für 
den  reim  ist  diese  betonung  in  allen  versformeu,  die  auf  lat. 
oder  rom.  vorbild  beruhen,  regel.  —  Bei  den  dichtem,  welche 
die  tradition  der  ae.  metrik,  wenn  auch  unter  dem  einfiusse 
der  eindringenden  neuen  rhythmen,  fortführen,  finden  wir  be- 
tonungen  wie  ridere  (Lagamon)  oder  heggere  (liorn),  aber  auch 
—  wie  es  scheint  —  ridere:  Lagam.   14249  f.: 

heo  haefde  to  iueren 
fiftene  hundred  rideren. 

Die  hs.  hat  freilich  rtdern ,  das,  wenn  richtig,  ridern  betont 
werden  niüsste;  der  jüngere  text  liest  jedoch  rideres,  und  es 
unterliegt  keinem  zweifei,  dass  hier  neben  dem  Stabreim  der 
endreim  ebenso  entschieden  beabsichtigt  ist,  wie  an  den  von 
Stiatmann  a.  a.  o.  citierten  stellen,  wo  übrigens  ridere  betont 
werden  muss: 

!)2Si)     llaiiiun  j^c  ridere 

siiiat  his  agene  iferc. 
löDSi»    <&  niid  liim  brohte  herc 

an  liundred  riditre, 

III.  Die  angeftihrten  stellen  weisen  alle  drei  darauf  hin, 
daßs  La^amon,  sofern  er  genau  reimte,  -ere  mit  geschlossenem 
e  sprach.  Die  Schreibung  r'idcere  (im  letzten  beispiel),  die  nicht 
vom  dichter  herrühren  wird,  verschlägt  nichts,  da  die  bs.  auch 
hcec  =  hec,  fwi  =  fei  bietet.  Dagegen  ist  bei  Chaucer  im 
selben  suffix  der  offene  c-laut  vorherrschend;  \'^\.  meliere :mcre 
ST   Hi/.'jri,    :  forhere  (infin.)  eb.  U0/;{1()7  und,    da  -eslere  eine 


DAS  ALTKNGLlSCHK  SUFFIX  r.RK.  3 

niiseliuiig  aus  ae.  -cairc  inul  -ere  bildet,  happesieres  :  heres  eb. 
5S/2017.  Gleicbwol  war  die  ausspräche  mit  geschlossenem  e 
dem  dichter  bekannt;  er  macht  sie  sich  in  seinen  sämtlichen 
dichtungen  einmal  zu  nutze,  wobei  er  dem  reim  auf  -er  (altfr. 
-ier)  zu  liebe  das  auslautende  e  apoknpiert:  ironger  :  dc\r/rer 
ST  197/2102.  Wenn  man  will,  kann  man  hier  von  einer 
suftixvertauschung  reden.  Immerhin  sind  wir  berechtigt,  ja 
genötigt,  das  e  in  ae.  -ere  im  ganzen  einem  westsächsischen 
d'  in  Wörtern  wie  ra'd,  dii'd  gleichzusetzen. 

Laut  und  Schreibung  dürften  auf  folgende  weise  zu  er- 
klären sein.  Das  e  als  «-undaut  aus  germ.  oder  lat.  ä,  wie 
in  mece,  eise  oder  im  suffix  -ere  aus  *  ärja,  wird  ursprünglich 
=  e"  gelautet  haben.  In  hochtoniger  silbe  aber  entwickelte 
sich  dieses  e"  zu  e,  während  in  tieftoniger  der  otfene  laut  sich 
auf  westsächsischem  und  anderen  gebieten  erhielt.  In  der 
ältesten  zeit  bedeuteten  ce  und  e  qualitativ  wol  dasselbe  wie 
(e  und  e:  ui  =  W,  e  =  5"  oder  e.  Später  wurde  a"  zu  e",  so- 
dass ce  von  da  ab  gewöhnlich  den  offenen  ^-laut  bezeichnete,^ 
Zu  jener  späteren  zeit  aber  drückte  e  unter  dem  hochton  nur 
e,  unter  dem  tiefton  <^«  oder  c  aus.  Nehmen  wir  an  — ■  und 
eingehende  Untersuchung  dürfte  diese  annähme  bestätigen  — , 
dass  auf  den  in  betraciit  kommenden  Sprachgebieten  in  tief- 
toniger silbe  der  offene  e-laut  häutiger  gewesen  sei  als  der 
geschlossene,  so  hätten  wir  nun  auch  die  erklärung  für  Schreib- 
ungen wie  Mfred,  Ciiihred,  yEpelred  u.  s.  w.,  sowie  die 
Anglia  I,  52S  f.  von  mir  übersehenen  Inrcd  und  dte^red.  — 
P.  J.  Cosijn,  De  Taalvormen  von  AclfVed's  Pastoraal  (abge- 
druckt aus  den  Taalkundige  bydragen)  s.  1 1  bemerkt,  das  e 
in  diesen  formen  beruhe  wol  auf  dem  tiefton. '^  Dies  wird  rich- 
tig sein,  wenn  auch  in  einem  andern  sinne)  als  dem  von  Cosijn 
gemeinten.     Die    tieftonige    silbe   erklärt   uns,   wie   der  oli'eue 


'  Daher  der  2-umlaut  aus  engl,  ä  (genii.  ai)  wesisächsisch  durcli  ^ 
dargestellt  wird. 

2  Den  Zusatz  'doch  vergl.  her  (hie)'  hätte  er  sich  besser  erßpart.  — 
Den  ausdruck  'tiefton'  statt  'zweiter  hochton'  kann  man  im  vorliegen- 
den Zusammenhang  acceptieren,  da  der  zweite  hochton,  wenn  ihm  der 
erste  unmittelbar  vorangeht,  im  allgemeinen  auf  derselben  stufe  stehen 
dürfte  mit  einem  tiefton,  der  auf  der  langen  silbe  eines  ableitunga- 
suffixes  ruht. 

1* 


4  TliN   liRlNK,    UAS  ALIENGLISCIIE  SUFFIX   KRE. 

lauije  «'-laut  (der  t\ir  .K'frcd  z.  b.  (luicli  die  binduug  Alnred  : 
red  Owl  iiud  Ni;^htingale  701  sicher  i;estellt  scheint)  duicli  e 
ausgedrückt  wurde.  Dass  luau  zur  altenglischen  zeit  die 
Schreibung  d'  iVir  die  tieftouige  silbe  niciit  liebte,  ergibt  sich 
auch  daraus,  dass  im  Durhanibuch  neben  -ere  :  -are  steht, 
hl  der  übergangsepoche  schrieb  man  -ere,  -are  oder  auch 
-are. 

Stkassiujkg.  1?rrnhari)  tkn  Brink. 


zu  DEN    SPRICllWOKirrEUX   HENDINGS. 

Im  vierten  l/ande  dieser  zcilscltrifl ,  s.  1 80  //".  h<il  lierr  pro  f. 
Varnhayen  die  Sprichwörter  JJendiny's  weh  der  Cambridger  und 
Oxforder  handschrift  veröffentlicht.  Auch  ich  hatte  dieselben  im 
jähre  1878  nach  diesen  beiden  handschrift en  abgeschrieben,  und 
herr  professor  Zupitza,  dem  ich  neben  so  vielem  anderen  auch 
die  einführung  in  die  kenntniss  der  Altenglischen  handschrift  en 
verdanke,  hat  die  gute  gehabt ,  meine  abschriften  ?nit  den  ori- 
ginalen zu  vergleichen.'^  Es  finden  sich,  nun  einige,  wenn  auch 
zum  grössten  teile  nur  geringfügige,  abweichungen  zwischen  mei- 
ner abschrift  und  dem  drucke  von  Jarnhagen.  In  der  ho/fnung, 
Varnhagen  mit  der  verö/fenilichung  derselben  einen  kleinen  dienst 
filr  seine  weiteren  arbeiten  am  Jlendlng  erweisen  zu  können, 
mache  ich  dieselben  hier  bekannt  und  erlaube  mir,  zugleich  eiJiige 
bemerkungen  über  die  bescha/J'enheit  der  beiden  handschriften 
hinzuzufügen. 

Im  inhaltsverzeichniss  der  handschrift  Gg  I  1  der  Universi- 
tätsbibliothek zu  Cambridge  s.  G'',  sp.  l,  z.  19  sind  die  Sprich- 
wörter unter  dem  titel  Lcs  prouerbis  de  hendiui",-  aufgeführt. 
Der  eigentliche  text  beginnt  auf  s.  470^',  z.  20  der  linken  spalte. 
Auf  z.  18  der  rechten  spalte  steht  die  Überschrift.  Zeile  19  /*•/ 
ganz  unbeschrieben,  doch  kann  man  aus  einer  rasur  noch  die 
buchstaben  lies  erkennen,  die  sich  an  die  grosse  initiale  J  von 
Jhesu  (1,1)  anschlössen.  Die  verse  1.  2.  4.  5.  7  Jeder  Strophe 
stehen  ijnmer  auf  der  linken  spalte  des  blaltes,  die  verse  3  und 
6  auf  der  rechten,  gewöhnlich  neben  dem  2.  und  ö.  verse;  in 
der  ersten  Strophe  stehen  sie  neben  vv.  1  und  4.     .)///  roter  tinte 


'  Ich  habe  damals  u.  a.  auch  den  Iwein  ahgcstiliricbcn  und  beabsich- 
tige, denselben,  so  sorgfältig  auch  der  druck  bei  Ritson  sein  mag,  neu 
herauszugeben. 


6  SCHLEICH, 

sind  fiKSser  der  ühersclirif'i  du'  dem  llendhicj  hczw.  Mareol  zu- 
geiriesenen  sjn-ichnörter  zum  Schlüsse  der  siroplie  geschrieJteti. 
Die  hs.  stammt  vermutlich  ans  der  zweiten  hiVfte  des  13.  Jahr- 
hunderts. Jedenfalls  ist  sie  ä'ter  als  0.  —  In  der  Oxforder 
handschrift  (b'odl.,  Digbij  80,  hl.  140')  ist  immer  erst  die  linke, 
dann  die  rechte  spalte  der  seile  beschrieben;  nur  die  erste  zeile 
der  rechten  spalte  von  bl.  110"  ist  frei  gehliehen:  auf  der  ent- 
sprechenden zeile  der  linken  spalte  steht  die  Überschrift  mit 
mter  tinte.  Zu  anfang  jeder  zeile  ist  ein  grosser  buchstabe  ge- 
macht und  rot  nachgezogen.  Initialen,  die  durch  drei  zeilen 
hindurchgehen,  /inden  sich  hin  und  ivieder,  am  runde  steht  dann 
immer  der  entsprechende  kleine  buchstabe.  Ueher  das  alter  von  0 
vgl.  E.  Stengel,  Codicem  msc.  Diyby  8G  descripsit  u.  s.  m.,  s.  103; 
danach  gehört  die  hs.  in  die  zeit  Eduard' s  I.  und  noch  in  das 
13.  Jahrhundert.  —  In  beiden  handschrift en  zeigt  sich  neben  der 
gewöhnlichen  schwarzen  tinte  noch  andere  schwarze  tinte.  In  C 
ist  am  rande  neben  Strophe  35  von  anderer  liand  nnd  mit  anderer 
tinte  ein  zum  texte  anscheinend  in  keiner  beziehung  stehendes 
boo  geschrieben.  In  0  findet,  sich  öfter  als  in  C  andere,  und 
zwar  dunklere,  tinte,  doch  scheint  dieselbe  hier  immer  von  der- 
selben hand  gehraucht  zu  sein:  bei  dem  nach  nout  übergeschriebe- 
nen be  ö  ß,  2  [s.  r.  anm.  dazu)\  bei  c  in  wilde  0,  3;  kc  in 
rouke  11,  3;  o  und  ill  in  wole  wille  11,  7;  i  in  \\em\m^  10  ist 
mit  dunklerer  tinte  aus  e  corrigiert.  —  In  beiden  hss.  stosscn 
wir  auf  rasuren:  der  Schreiber  von  C  halte  31,  0  bis  wel  incl. 
dicht  an  31,  5  anzusetzen  begonnen  {über  die  reihenfolge  der 
verse  in  C  s.  oben),  radierte  dann  aber  die  irorte  aus,  so  dass 
Habin  jetzt  gerade  da  steht ,  wo  zuerst  wel  stand;  vgl.  auch 
das  oben  zu  6'  1,  1  (bezw.  bl.  MiS^,  z.  19)  bemerkte.  In  0  steht 
to  6,  3  auf  einer  rasur;  gleichfalls  o  und  ill  vo)i  wole  willo 
11,7;  So  14,8;  imch  liouses  17,2  /.s7  es  ausradiert;  f  in  of'te 
21,  1  und  in  eftsoue  23,  2;  ef  in  eft  24,  7;  e  in  werk  32,  7; 
ene  /«  l>icleue  4G,  5.  —  Das  cursiv  gedruckte  e  hinter  k  in  C 
{z.  b.  Wke  0,  .'jj  ist  in  der  hs.  dadurch  angedeutet ,  dass  durch 
den  letzten  nach  rechts  uttlen.  gehenden  bogen  des  k  ein  kleiner 
strich  nach  links  gemacht  ist ^  der  oben  links  zu  einem  häkchen 
umgebogen  ist.  Ein  häkchen  ?vie  über  r  in  were  C  14,  10,  das 
/'.  mit  c  auflöst,  ist  auch  über  g  in  Ilcnding'  m  der  Überschrift 
von  C,  nach  qd.  und  li.  (=  Q//r/d  Wending)  C  3  und  noch  öfter 
bei  den  abkürzungcn  für  Quod  Ileiidiiij^'.      Auch  der  querstrich 


zu  DEN  SPRICHWOERTERN   HENDINGS.  / 

des  t  in  fort  C  20,  5  Is/  recli/s  zu  einem  häkelten  nach  unlen 
umgehogen.  —  Es  isl  mir  mifgepdlen,  dass  J\  bei  regelung  der 
Orthographie  uil  C  4,  1;  Uith  6,  3;  uille  ö  4,  4;  uonte|>  26,  1 
schreibt  statt  vil,  Vitli,  ville,  voutc)^  der  handschriffen,  nährend 
er  sonst  iinmer  u  nur  da  gebraucht  hat ,  wo  es  ?virkHcJi  vokal 
ist,  und,  wo  das  handschrifl liehe  u  nicht  reiner  vokal  ist ,  v  da- 
für gesetzt  hat.  Auch  0  1,  1  hätte  ich  mich  der  JtandscJirifl 
angeschlossen  und  Vuis  statt  Uuis  drucken  lassen.  Ebenso  hätte 
ich  y  der  hss.  nicht  in  g  verändert.  Weder  in  C  noch  in  0 
findet  sich  g  an  stelle  von  g  oder  y;  wo  V.  für  diese  laute  g 
druckt,  hat  die  hs.  y,  jvas  in  beiden  hss.  oft  schwer  von  p,  in 
C  auch  von  w  {s.  unten  zu  C  18,  3  iind  31,7)  zu  scheiden  ist: 
vgl.  s.  anm.  zu  C  1  und  0  22,  3,  fvo  die  hs.  nicht  trej^e,  so7i- 
dern  treye  liest.  JVs  Schreibweise  nötigt  ihn  dorm  auch,  hinter 
nglit  6"  13,  4  sie  hinzuzufügen,  ?vährend  uyht,  genau  nach  der 
hs.  gedruckt,  nichts  auffallendes  gehabt  hätte.  Für  z  in  nadleez 
f  8,  4  und  godeleez  15,  7  bietet  die  hs.  ein  zeichen,  welches 
mit  dem  bekannten  zeichen  für  g  (g)  sehr  leicht  verwechselt  iver- 
den  kann.  Wie  V.  die  lesart  der  hs.  folk  is  ?nit  folkis  (gen. 
sing.)  C  1,  1  {ii.  s.  7v.)  wider  gibt,  so  hätte  er  auch  Foleis  C  12,  7 
und  Workleis  25,  1  drucken  lassen  sollen,  man  is  {hs.)  statt 
manis  C  24,  7  ist  gewiss  nur  ein  druck  fehler.  Ebenso  ist  wol 
auch  unselinis  ne\'ir  cafeiid  C  6,  8  nichts  als  ein  versehen  des 
druckers  für  unseli  {nämlich  c-liilde)  nis  {hs.)  nevir  aferid. 
Ebenso  denke  ich  über  JMislieriude  men  he  me  biwieien  statt 
M.  m.  lieme  (=  hem,  him)  (hs.)  b.  0  38,  7.  Für  J^iu  ekle  C 
8,  5;  au  other  10,  5;  an  o|nr  32,  7:  ]m\  erend  37,  4;  an  othir 
44,  6  liest  die  hs.  \n  neide,  a  nother,  auo}>ir,  ]>\  nerend,  anothir. 
Die  Schreibweise  von  V.  halte  ich  in  diesen  fällen  nicht  für  genau 
genug.  Es  spricht  durchaus  nichts  dagegen,  dass  7venigstens  der 
Schreiber  von  C  wirklich  ]>i  nekle  u.  s.  w.  gesprochen  hat.  Fin- 
den wir  doch  dichtungen,  wo  solch  ein  auslautendes  n  oder  t  als 
anlaut  mit  dem  folgenden  worte  verlnmden  sogar  den  Stabreim 
tragen  kann  {vgl.  Anglia  I  126,  5  und  6;  ferner:  .Voe  on  9.no]m- 
day  ?iymmeg  efte  )^e  dovcnc  //////.  Poems  B,  ed.  Morris  4SI; 
Sej^p'e  wo  wol^-er  nel  be  but  nedes  to  wende  Will,  of  Pal.  1679; 
The  ^othyr  was  a  mlke  out  of  Troy  seife  Bestr.  Tr.  63;  And 
raliphe,  j^at  rother  of  the  nied  sustcr  eb.  13226),  und  in  einigen 
Wörtern  hat  sich  solch  ein  n  selbst  bis  in's  Neuengl.  hinein  er- 
halten {vgl.   uickname   und  Zupitza  zu   Guy  612   und  Skeai  im 


8  SCHLEICH,    ZU  1>1-.N   SrKlCHWOl'K  1  KKN   IIKX'DINGS. 

G/oss.  zu  Ul'l.  witer  N).  —  Hieran  reihe  ich  noch  folgende  be- 
merkungen. 

Zu  C:  d  ///  lieudiiiiT  '2  aus  e{t/ras)  a{nderem)  corr.;  ssal 
(fis.)  statt  ssall  5,  G;  ]>  in  )>oueli  15,  3  aus  e.  a.  corr.;  t  in  ]>ai 
17,4  üb{er)  d{en)  a{ndern)  b{uchstahen);  yorde  st.  ])OYde  18,3; 
spiele  19,  3  {hs.),  aber  unter  dem  ersten  1  ein  tiigungspunkf-^ 
euis  St.  Ollis  22,  0;  missce  st.  niissee  24,  2  {s.  V.'s  anmerkung 
dazu)]  foryeldetli  st.  forweldetli  31,  7;  antlier  {Schreibfehler  für 
aiiothery)  st.  autlier  32,  4;  \)\  st.  p[a]t  37,  1;  o  67.  a  37,  5;  fint 
St.  find  38,  1;  mocliil  st.  niocliel  38,  2;  ]'ai  sl.  ];»at  39,  3;  li]?ir 
sl.  \\]nQ  39,  7;  ni?/r)ns  st.  in  |>is  41,  (>  {s.  l'.'s  anmerkung  dazii)\ 
with  [pe  balle]  st.  wi)>  42,4;  nicket  st.  niekit  42,5;  r  m  ciave 
42,  8  nicht  ganz  deutlich;  sieliit  st.  sithit  44,  7  {s.  l'.'s  amnerkung 
dazu)]  sowil  st.  sovvel  46,  3. 

Zu  0:  inen  (hs.)  st.  mon  2,  0;  ic  m  wcre  4,  9  üb.  d.  a.  b.; 
isoten  sl.  isotten  7,7;  r  in  drawc  10,2  aus  e.  a.  corr.]  e  in 
renke  11,3  üb.  d.  a.  b.  {wegen  der  tinle  s.  oben)]  das  letzte  e 
in  nevere  12,  1  aus  t  corr.]  d  in  mid  13,  6  aus  t  corr.]  im 
ersten  e  m  leve  15,  4  corr.]  d  in  j;,'()ld  15,  7  üb.  d.  a.  b.]  reeclie 
st.  reche  18,  2;  ou  («<?.:  lic  \\\\)  st.  on  19,  4;  )?an  (=  n-ann  0 
12,  5)  St.  |>au  20,  4;  hit  st.  liic  20,  6;  d  in  hdg-  {mit  strich  über 
den  drei  buchst  üben  =  Hg?zdmg)  zweifelhaft  22 ;  t  in  f>at  23,  6 
nicht  ganz  deutlich]  u  in  ])QW  25,  4  üb.  d.  a.b.]  t  m  ßetere  25,7 
aus  r  corr.;  men  sL  me  27,  2;  in  r  ?vv?i  douter  30,  2  corr.;  os 
31,  3  mit  langem  s  {Schreibfehler  für  f?);  j^  m  bigrovven  33,  1 
undeutlich]  d  m  and  34,4  üb.  d.  a.  b.]  uiiien  (.'')  .?/.  sullen  34,5 
{s.  V.'s  amnerkung  dazu)]  o  in  f>ou  35,  2  aus  e  corr.;  j^n  st.  j^ine 
36,  4;  t  m  ]>nt  43,  6  w^.  ^/.  a.  />.;  d  m  and  47,  5  desgl. 

Hamburg.  G.  Schleich. 


BALLAD  BY  THOMAS  OCCLEVE 

ADDRESSEl)   IX)   SIR   JOHN   OLDCASTLE, 

A.  D.  Ulf). 

The  followiog  poeni,  now  printed  for  tlic  first  tinic  froin 
a  Manusciipt  in  tlio  Pbillipps  libraiy  at  Clieltciiliain ',  lias  a 
somewhat  singular  liistoiy.  The  poet  Thomas  Oeclevc,  — 
who  was  a  couservative  by  natiirc  or  by  circumstances,  for 
he  was  bred  to  thc  law,  held  a  place  imder  tbe  king,  aiid 
was  a  warm  adbereut  of  tbe  cid  Roman  faitb,  —  wrote  it  in 
1415  for  tbe  purpose  of  appealing  to  tbe  rasb  but  big-bly 
esteemed  knigbt,  Sir  John  Oldcastle,  to  renounce  bis  o])inions 
as  a  follower  of  Wiclif,  warniug  bim  of  bis  errors  and  of  bis 
danger.  The  poem  is  a  strong  testimony  to  tbe  importance 
attacbed  to  Oldcastle's  influence  niore  tban  two  years  betöre 
bis  judicial  murder.  Wbether  it  was  written  prineipally  for 
Oldcastle's  eye,  or  wbether  it  ^vas  intended  as  an  evidence  of 
tbe  writer's  own  stability,  to  be  handed  al)out  at  court,  per- 
baps  to  fall  later  imder  tbe  king's  notiec,  we  can  not  teil;  tbe 


'  Phillipps  Ms.  SI51.  After  1  liad  collated  niy  eopy  witli  tlie  original 
Ms.  of  Occleve  at  Cheltenham ,  T  learnt  that  Dr.  Grosart  \nu\  included 
the  poem,  together  with  tlie  whole  of  James'  iiotes,  in  his  "Poems  &.c. 
of  Richard  James,  B.  D."  issued  in  ISSO.  As  the  imi)ression  of  that 
volume  is  limited  to  10«)  copies  for  Dr.  Grusart's  snb?cribor.s  and  fiiciids, 
and  as  moreover  his  print  is  madc  from  thc  copy  lA'  Occleve  made  by 
James  preserved  in  the  Bodleian,  instead  of  going  back  to  the  original 
Ms.,  —  which  the  good  Doctor  supposes  "has  disappeared  irrecoverably, 
apparently",  —  I  venture  to  offer  the  readers  of  Atig/ia  a  print  direct 
from  the  original  of  a  poem  interesting,  as  the  late  Mr.  Corser  said, 
"both  from  its  iutrinsic  valne  and  the  celebrity  of  its  hero".  James  in 
copying  made  a  few  mistakes;  for  the  benefit  of  those  possessing  Dr. 
Grosart's  splendid  book,  of  which  I  acknowledge  rayseif  a  favoiired  rc- 
cipient,  1  indicate  them  at  the  foot  of  the  pages. 


10  I..  TOri.MlX   SMllH, 

])rc?cr.t  is  thc  only  caily  Ms.  co])}'  kiiown.  It  is  liowever 
probahle  that  tliere  ^Yas  auotlier  original,  as  this  Ms.  iu  ^vllich 
it  is  fouiul  is  a  collection  wliich  contains  poems  made  on 
several  otlier  sj)ecial  occasions  by  Occleve.  The  volunie  may 
theieforc  be  that  in  which  hc  (or  sorae  fiicnd  for  liini)  gatheied 
up  iiis  scattered  shortcr  verses,  to  be  prcserved  froni  loss  wheu 
their  temporary  ])urposc  was  scvved.  About  two  hiiiidred  years 
later,  wheu  times  had  changed  and  the  doctriues  oncc  fcared 
or  despised  had  become  established  iu  the  land,  the  poem 
was  drawn  from  the  obscurity  in  which  it  had  lain  by  a 
learncd  antiquary  and  indefatigable  Protestant  preacher  Dr. 
Richard  James.  Hc  made  a  copy,  furuishing  it  with  many 
anuotatious  of  thc  controversial  nature  likely  to  be  suggested 
by  the  pleadings  of  a  Catholic  in  the  mind  of  a  rigid  Pro- 
testant; he  also  prefixed  a  dedicatory  cpistle  to  Sir  Henry 
Boureliier,  which  has  now  bcconie  famous  on  account  of  the 
reference  tlicrcin  to  Shakesjieare's  works  and  to  the  connec- 
tion  and  confusiou  between  Sir  John  Oldcastlc,  Sir  John  Fastolf, 
and  Falstaff.  James  seems  tq  have  h-ad  the  intention  of  print- 
iug  the  poem  with  bis  lucubrations,  for  he  entitles  tiie  whole, 
—  "The  Legend  and  defence  of  y*-'  Noble  Knig-lit  and  Martyr 
Sir  John  Oldcastel,  sett  forth  by  Richard  James,  Bachelour  of 
Divinitie,  and  fellowe  of  C.  C.  C.  iu  Oxford",  thus  at  the  out- 
set  giving  it  a  very  opposite  colour  to  that  intended  by  the 
author  of  the  poem,  who  certainly  did  not  meau  to  defend 
Oldcastle. 

Sir  John  Oldcastle ',  boru  about  1360,  was  son  of  Sir 
Richard  OMcastle,  of  an  old  family  in  Herefordsliire.  Little 
is  known  of  bis  early  life^,  nor  is  it  known  whcn  or  how  he 
became  a  followcr  of  Wiclif,  who  dicd  in  1385.  His  sympathy 
with  the  LoUards  appears  to  have  showu  itself  under  Richard  II 
in   13Ü5,   bat    it   did   not   prcvent   his    beeoming  sheriff  of  his 

'  Mr.  Thos.  Pliilpott,  tlie  Herald,  gave  Dr.  li.  James  a  note  whercin 
he  traeed  Sir  John  back  5  generations,  to  "Peter  üldcastell  of  the  ould 
Castle  wltliin  the  country  of  Ilereford,  esquyer".  See  last  Icaf  of  (Jren- 
ville  M».  XXXV. 

*  Mr.  C.  E.  Maurice  in  "Engli-sh  Po|)ular  Leaders"  IS75  Vul.  II,  and 
Mr.  Jas.  Gairdiicr  in  the  "Fortnigiitly  Review",  March  IST.'J,  "On  the  Histo- 
rical  Element  in  Shakespeare'd  Falstail"  have  given  valuable  epitomes 
of  liis  career. 


BALLAD  BY  THOMAS  OCCLEVE.  1  1 

native  eounty  uudev  Heiivy  IV  in  14(15,  nor  liindcv  Ins  beiiig; 
eraployed  by  the  same  king  on  a  militavy  expedition  in  1411 
(Maurice  p.  252).  He  was  manied  tliree  times.  His  cclebrity 
appears  to  date  from  bis  later  years,  after  bis  tbird  niarriage, 
—  to  Joan  g-rand-claugbter  of  tbe  Z''^  Lord  Cobbani,  Lady 
of  Cobbam  in  ber  own  rigbt,  —  wbicb  took  place  al)out 
1409,  as  we  know  from  bis  being  sumnioned  to  Parlianient 
as  Lord  Cobbam  on  26  Oetober  1400,  Tbis  lady,  wbo  was 
heiress  and  sole  representative  of  ber  family,  was  married 
five  times;  Sir  Jobu  Oblcastle  was  ber  fourtli  liusband,  but 
tbougb  be  bore  tbat  title  less  tban  ten  years,  lie  is  tbe  ouly 
one  of  tbose  five  Lords  of  Cobbam  whose  memory  lives,  it  is 
he  who  is  called  "tbe  good  Lord  Cobbam",  and  is  frequeiitly 
so  referred  to.  He  was  esteemed  for  bis  probity  by  tbe  king, 
Henry  V,  with  wbom  be  was  probably  on  friendly  terms;  wben 
his  priestly  accusers  began  to  attack  bim  for  bis  beretical 
opinions,  Henry  essayed  to  move  bim  privately,  and  bis  eueraies 
proceeded  at  first  witb  great  caution.  But,  proviag  stubboru, 
the  king  allowed  the  cburch  to  proceed  against  bim,  and  on 
25  Sept.  1413  he  was  imprisoued,  and  soon  nfterwards  brougbt 
before  a  Council  of  bisbops  in  London.  Here  be  "took  out  of 
bis  bosom  a  bille  endented"  containing  tbe  points  of  his  faith 
and  opinions,  wbicb  be  more  fulh^  declared  at  a  second  sittiug. 
Firmly  adberiug  to  tbese,  be  was  at  lengtb  coudennied  as  a 
heretic,  and  all  who  sbould  belp  or  defeud  bim  werc  to  be 
excommuuicate.  The  Statute  for  burning  beretics  bad  bcen 
passed  in  tbe  2nd  year  of  Henry  IV  (1401)  under  wbicb 
sentence  might  have  beeu  carried  out  at  once.  But,  says  Cap- 
grave^,  "tbe  lord  king  took  bim  under  tbe  protection  of  iiis 
grace  in  tbe  hope  of  gainiug  bim",  and  gave  bim  40  days 
reprieve,  committing  bim  to  tbe  Tower.  Hence  however  be  es- 
caped;  the  moukisb  bistorians  say  tbat  be  lurked  about  tbe 
country  and  "mad  bim  strong  to  distroie  tbe  kyng  and  mauy 
othir",  joining  a  Lollard  rising  wbicb  broke  out  iu  St.  Giles 
Fields  near  London  on  6  Jan.  1414,  —  a  rising  immcdiately 
frustrated  and  put  dowu.  Wbether  Oldcastle  were  conccrned 
with  these  men  or  not,  wbicb  is  uncertaiu,  be  kept  out  of  the 
hands  of  the  law  for  four  vears,   duriug  wbicb  time  it  is  prob- 


»  Book  of  the  lUusirions  Henrics.     Translatcd  l>y  F.  C.  Iliui!:est(.n. 
Rolls  Series  1S58  p.  127. 


12  T-  TOULMIN  SMITH, 

.il)lc  that  in  llcrefordsliire  aiul  Wales  lie  was  activcly  sprcad- 
ing  the  Lollard  opinioiis.  CapiJ:rave  says  that  he  "causecl  his 
cinissavics  to  scatter  niauy  writiugs  in  the  ways  and  places 
of  public  resort,  hypocritieally  setting  forth  the  glovy  and  in- 
creasc  of  the  lealm  as  thcir  object,  bat  really  intended  to  stir 
up  the  hcarts  of  the  pcoplc".  Occleve's  poem  too  bears  witness 
that  hc  did  not  allow  hinisclf  to  be  forgotten,  for  it  was  writ- 
ten,  as  the  title  infornis  us,  when  the  king  was  at  Southamp- 
ton  on  his  way  to  Harlleur  the  first  tinie  to  begin  his  Frcneh 
wais,  that  is,  in  August  1415,  just  in  the  middle  of  the  period 
(if  OhUastle's  hiding.  At  last  however,  a  reward  of  1000 
luarks  liaviug  beeu  set  on  his  head,  he  was  traced  by  meaus  of 
some  Lollard  books  found  at  St.  Alban's.  and  was  taken  in  Mont- 
gonieryshire,  in  Wales,  by  four  scrvants  of  the  Earl  of  Powis, 
not  without  a  struggle,  "for  he  was  very  strong".  He  was 
brought  to  London,  and  this  tinie  eondenined  not  only  as  a 
herctic  but  as  a  traitor,  and  on  Christnias  Day,  1417,  hc  was 
hanged  and  burut  at  the  new  place  of  execution  in  front  of 
the  gate  of  St.  Gile's  Hospital,  then  a  place  surrounded  by 
fields,  outside  Londcni. 

Such  are  the  outlines  of  Oldcastle's  career.  Partizanship 
and  the  ignorance  of  later  times  threw  a  cloud  of  mistakes 
round  iiis  history,  which  were  not  dispelled  by  the  use  to 
which  Shakespeare  put  his  nanie  m  the  First  pari  of  Ilenry  IV, 
in  the  inunensely  populär  character  afterwards  known  as 
Falstafif.  Mr.  Gairdner  remarks  that  he  was  "little  an  ob- 
Ject  of  po])ular  syni))athy  in  his  own  day,  or  for  a  long  time 
after".  Hut  the  traditionary  ei)ithct  attaching  to-  his  name,  — 
"the  good  Lord  Cobham",  —  the  fact  that,  in  spite  of  the  price 
on  his  head  and  the  threat  of  excommunication,  he  remained 
araong  the  people  unbetrayed  for  four  years,  and  the  evidence 
of  personal  friendship  shown  (see  e.  g.  Stanzas  2,  4,  13,  62 
to  64)  by  the  author  of  this  poem,  who  was  a  Londoner, 
a  i)oet  about  the  court,  tend  to  prove  that,  if  not  a  universal 
fa\<iritc,  lic  was  greatly  beloAcd  nud  cstceniod.  Hc  was 
naturally  regarded  with  horror  and  dislikc  by  the  monkish 
historiaus,  writiiig  in  the  li,i;ht  of  the  old  order  of  tliings; 
but  Oll  tlic  otlier  band,  after  Foxe,  in  15()4,  had  enrolled  him 
aniong  the  uiartyrs  to  the  new  faith  in  his  ^cfs  und  Monu- 
meiUs,   defending    liiiii    against   the   frcsh    attacks   of  Nicholas 


P.ALLAD  P.V    IIIOMAS  OCCf-EVE.  \',] 

Harpsfield  and  the  accusation  of  beiiig-  a  tiaitor,  other  wiiteis 
followed  who  took  up  bis  cause  with  warm  elianii)ioiislnp. 
Holinshed  in  1577  calls  liini  "a  valiant  cajjtaiue  and  a  hardie 
gentleman."  In  a  populär  plav  acted  betöre  158S  (autbor 
unknown),  The  Famous  Vicloriea  of  Henry  V,  be  is  brougbt  in  as 
oue  of  tbe  companions  of  Henry,  but  bears  au  insignificant  part. 
Sbakespeare,  baving-  introduced  bim  into  tbe  l'irsl  Pari  of 
Henry  IV  üi.^  tbe  jovial  buäbon  and  LoUard  coward,  tbus  casting 
obloquy  upon  bis  cbaracter  and  giving-  great  ofl'ence  to  bis  des- 
eeudants  (as  appears  by  James'  prefatory  letter,  about  1G25), 
was  obliged  wben  tbis  play  was  printed  in  1598,  and  in  bis 
Second  Purt  of  Henry  IV,  to  ebange  tbe  name,  benee  our  pre- 
sent  Falstalf.'  It  must  bave  been  to  Sbakespeare's  ridiculous 
representation  tbat  Jobn  Trappe  alluded  in  1657  wben  be 
noted  tbat  "N.  D.,  autbor  of  Tbe  tbree  Conversions,  batb  made 
Sr.  Jobn  Oldeastle  tbe  Martyr,  a  ruffian,  a  robber,  and  a  rebel. 
His  autbority  is  taken  from  tbe  Stage-players"."-  Probably  to 
counteract  tbis,  and  to  correct  false  impressious,  tbere  was 
publisbed  in  1600  The  first  pari  of  Ihe  Iriie  and  honorablc 
hisiorie  of  the  Life  of  Sir  John  Oldeastle,  Ute  good  Lord  Co/j- 
ham.  Tbe  autbor  of  tbis  play  is  unknowu.  Two  editions 
were  printed  in  1600,  tbe  title-page  of  oue  bore  tbe  nauic  of 
Sbakespeare,  perbaps  to  make  it  seem  tbat  be  would  aid  in 
repairiug  tbe  miscbief  be  bad  done.  Tbe  play  is  entirely  in 
favour  of  Oldeastle,  representing  bim  as  tbe  beloved  benefactor 
of  tbe  poor,  tbe  intercessor  for  tbe  condenined  Lord  Powis, 
tbe  vietim  of  tbe  Bisbop  of  Rocbester's  bäte  and  of  attempts 
to  embroil  bim  in  a  plot  against  tbe  king.  Cobbam  and  bis 
wife  are  botb  taken  prisoner,  and  after  various  adventures 
make  tbeir  escape  to  Wales  by  means  of  tbe  grateful  belp  of 
Lord  and  Lady  Powis.  Witb  tbis  bappy  event  tbe  story  ends: 
the  rest  of  bis  life  and  martyrdom  were  perbaps  reserved 
for  a  "Second  Part",  wbicb  bowever  is  not  known  to  bave 
appeared.  Tbe  disregard  of  some  bistorical  facts,  —  e.  g.  wben 
Oldeastle  is  made  to  say  to  bis  wife, 

"Come  up  to  London  to  jouv  sister's  liouse", 

'  For  several  extracts  bearing  on  tho  FalstalV  ciuestion ,  and  notes 
thereon,  see  uiy  edition  of  Dr.  lnglel)y's  "Centurie  o^  Traysc"  for  the  New 
Shakspere  Sociely,  18711  pp.  2(17-  2(>1»  &c. 

'^  Centurie  of  Prayse  p.  269. 


I  4  L.  TOULMrN  SAIITH, 

tlie  real  Lady  Coblmni  liavin--  heeii  an  oiily  child;  ov  I.ord 
Powis  uiade  a  tViciid  iusfead  of  an  cneniy,  —  was  nothing 
bcside  the  desire  to  hold  up  tlie  hcro  in  an  admirable  liglit. 

In  10(11  api)Caicd  The  Mirror  of  Marlyrs,  or  lli» Life  and 
hciiih  of  Sir  JofiH  OtdciLsIle,  Knighl,  Lord  Cobham,  a  long  pocm 
in  G-line  stanzas,  by  John  Weaver  (the  same  of  which  tbe  4^'' 
i^tanza  oontains  an  allnsion,  believed  to  be  the  earliest,  to  Shak- 
spcare's  Jidius  Ccesar).  Tbc  pocni  supposes  Oldcastlc  hiniself 
after  deatb  to  lelatc  bis  story,  treating  hini  tVoni  the  point  of 
view  of  '-a  truc  faith  i)iofcssing  Protestant".  Wboever  John 
Weever  niight  bc,  be  was  very  ill-iuforraed  as  to  the  faets 
of  bis  bero's  lue,  mingling  up  in  extraordinary  confusion 
the  deeds  of  Lis  wife's  grandfather,  Sir  John  Cobham,  with 
those  of  Oldcnsüc,  giving  the  lalter  soniebody  eise's  father 
and  wife,  and  even  niakiug  bim  page  in  bis  youth  to  Sir 
Thomas  Mowbray,  a  jjrobable  fact  which  belonged  to  the  life 
of  Sir  John  Fastolf,  tbe  warrior  of  Henry  V.  He  was  anxions 
(perhaps  in  order  to  rebut  the  accusations  of  eoward  and  traitor) 
to   show   that   Oldcastle   fought   against   tbe   French   and  else- 

wbere, 

"in  wars  abroad,  in  civil  broiles  at  home". 

The  Protestant  spirit  of  the  time  bere  desires  to  viudicate  the 
fair  fame  of  the  niartyr,  whom  Weever  exalts  as  bearing  com- 
])any  with  Wiclif  and  Jcrome  Präge  (sign.  F  2^).i 

A  few  years  later  IJichard  James,  as  we  have  seen,  con- 
tributcd  bis  quota  towards  the  reputation  of  Oldcastle.  In 
1647  George  Daniel  of  lieswick,  in  his  poeni  on  The  Reigne 
of  llenrie  tlie  Fiflh,  takcs  oecasion  to  blame  Shakspeare  for 
his  scandal  cn  Oldeastle's  uame, 

"Tlie  wortliy  ö«"  wliom  Falstaflfe's  ill-vs'd  namo 
Personales  on  the  stage,  lest  scaudall  niiglit 
Creep  backward,  and  blott  Martyre,  were  a  shame, 
Though  Shakspeare  ötury,  and  Fux  legend  write. 

*  *  *  * 

Ilere  to  evince  the  scandall  has  been  tlirown 

Vpon  a  nauie  of  honour,  (cbaractred 

Froin  a  wrong.  person,  eoward  and  buffoon)." 


'  Weever'»  pocm,  a  rare  volume,  was  reprinted  with  others  by  Mr. 
II.  II.  iV\\)\)A  for  the  Roxljurglie  Club,  sec  llystorie  of  the  mosle  noble 
Iciiijhi  l'lustdas.     Lomlon  IS7:i. 


BALLAD  HY  THOMAS  OCCLEVE.  15 

We  find  also  Thomas  Füller  in  bis  Clnirch  Hislonj,  IG^T),  and 
again  in  bis  Worlhies  of  England,  1G62,  striking  up  boldly  for 
Oldcastle  against  tbe  errors  still  abounding.  "Stage  poets  bave 
tbemselves  been  vciy  bold  witb,  and  others  vevy  mciTv  at, 
tbe  memory  of  S'-  Jobn  Oldcastle,  wliom  tbey  bave  fancied  a 
boon  companiou,  a  jovial  royster,  and  yet  a  coward  to  boot, 
contrary  to  tbe  credit  of  all  cbronicles,  owning  bim  a  mar- 
tial  man  of  merit.  Tbe  ))est  is,  S""-  Jobn  Falstaße  batb 
relieved  tbe  memory  of  S'-  Jobn  Oldcastle,  and  of  late  is  sub- 
stituted  Buttbone  in  bis  place;  but  it  matters  as  little  wbat 
petulant  poets  as  wbat  malicious  piipists  ba^e  written  against 
bim."  1     (See  Note  on  Tenn^-sou  at  eud  of  tbis). 

Tbe  trutb  seems  to  be,  as  Mr.  H.  H.  Gibbs  siiggests,  tbat 
'probably  tbe  contemporary  view  of  tbe  LoUards  was  as  niucb 
too  bad,  amougst  tbeir  opponents,  as  tbe  dislant  view  of  tbe 
days  of  Elizabetb  was  too  good,  amongst  tbe  reapers  of  tbe 
seed  tbey  bad  sown".  But  tbe  interest  of  contemporary  testi- 
mony,  written  before  Oldcastle  bad  a  title  to  martyrdom,  is 
tberefore  all  tbe  greater. 

Of  tbe  autbor  of  tbe  poem,  Tbomas  Occleve,  we  know 
but  little  beyond  wbat  be  biniself  teils  in  bis  writings.  Ile 
represents  bimself  in  one  of  bis  sbortcr  poems,  La  Male  Regle 
de  T.  Hoccleve-,  as  a  fine  gentleman  in  bis  youngcr  days, 
enjoying  life,  diniug  at  tbe  tavern,  boating  ou  tbe  river,  and 
for  bis  generous  speuding  beld  as  "a  verray  gentil  man"  by 
bis  compauions.  He  teils  us  tbat  be  lived  at  Cbestcr's  lun 
by  tbe  Strand,  it  may  tberefore  be  concluded  tbat  be  was, 
like  Cbaucer,  bred  to  tbe  law,  tbougb  be  says,  furtber  on,  tbat 
be  bad  tbougbt  of  being  a  priest,  before  be  was  marricd. 
Chester's  Inu  (or  Strand  Jnn)  was  one  of  tbe  nine  minor 
Colleges  or  "Inns"  of  Chancery,  wbere  studcnts  Coming  to  Lon- 
don to  study  law  w^ere  entered  and  took  up  tbeir  abodc  on 
probatiou;  it  stood  ou  part  of  tbe  ground  now  covered  by 
Somerset   House:    bencc    tbey   usually    passed    to    tbe    Middlc 

'  Church  History;  Uiü5,  Book  IV,  cent.  XV  p.  lüS. 

2  Printed  by  Masun.  Tliis  poem  is  addressed  to  the  "eerthly  god, 
helthe",  and  is  believed  to  have  beeu  written  aboiit  14üG  whcn  the  poct 
was  about  3ü  yeurs  old.  From  varions  alliLsions  in  tliis  to  liis  "buiert 
cotidian"  &c.  and  in  De  lUgiininc,  it  is  ovident  thar  lic  liad  Lad  lua'.tli 
early  in  life. 


IG  I-    lOUI.MIN  SMITH, 

Teniple,  onc  of  tbe  foiir  great  luns  of  Court.  Whether 
Oecleve  eanied  bis  studies  so  far  as  this  wo  do  not  leani. 
It  is  perbaps  more  probable  tbat  bc  coiitiuued  resideiice  bere 
tor  bis  {'(inveniciR'G  wben  be  became  oue  of  tbe  Clerks  of  tbe 
l'rivv  Seal.'  As  it  is  in  tbe  sanie  poem,  De  Reghnhie,  in 
wbic'b  be  began 

"Musyng  iipone  the  restless  besynesse 
*  *  *  * 

At  Ciliestres  Inne  right  fast  by  tlie  Stronde 
As  I  lay  in  my  bcdde  upou  a  nyglit", 

tbat  be  says  be  bas  been  in  tbe  office  of  tbe  Frivy  seal  for 
24  years,  it  seems  probable  tbat  be  was  tben  living  and  com- 
luoniug  in  tbe  Inn,  with  otber  Clerks  of  court;  wberever  be 
may  bave  dwelt  in  bis  Student  days.  He  says  also  tbat  tbe 
king  bad  given  bim  an  annuity  for  life  of  20  marks, 

"but  paiement  is  harde  to  gete  now  adayes", 
an  old  coniplaint,  wliicb  be  put  fortb  in  bis  own  bebalf  and 
tbat  of  bis  fellow-elerks  in  a  bailad  to  tbe  Under-treasurer 
Somer.  Besides  tbis  bc  mentions  tbat  bis  income  was  but  six 
niarks  a  ycar,  and  be  eomplains  of  bis  poverty.  Tbis  work 
De  Regiminc  was  writlen  in  bis  "green  age"  before  bc  bad 
growu  old,  about  1412.     Tbe  poct  in  it  mentions  tbat  bc  bad 

a  wife, 

"Onely  for  love  I  checs  liir  to  uiy  uiate", 

but  wbo  sbe  was  we  know  not. 

We  get  to  fcel  tbis  old  poct  ^vas  a  lo\able  cbaracter,  frec- 
bandcd  in  bis  youth  tbougb  perbaps  too  free-living,  mucb  foiider 
of  song  and  poetry  tban  of  dcsk-woik:  wbo  understood  real 
woman-bood   so   well  (tbougb    be  would   not  bave  tbem  niake 


'  "In  tlicse  iKjuses  of  ("liaunccry  liue  and  common  togcthor,  Attuineis, 
Soliciteis,  and  Clarks  belonging  to  the  Conrts,  as  well  of  mere  and  strict 

Law,  as  of  equily  and  conscience in  tliese  houses  or  Coliedges 

the  fyrones  and  young  gentlemen,  at  tlieir  comming  vp,  are  initiated  to 
malte  first  liere  an  essay  and  a  tryall  of  the  study  of  the  Law,  whicli  if 
they  iilie,  and  have  a  desire  to  proceed,  they  reniooue  siiortly  after,  to 
one  of  the  innes  of  Court  .  .  .  Kuery  inne  of  Court  iiath  two  or  three 
Innes  of  Chancery  belonging  unto  it,  viu.  to  the  Middle  Temple  belong 
New  Inne,  and  eometimes  Strand  Inne."  The  Tlnrd  üniversiUe  of  Eng- 
land,  by  .Sir  George  Huck,  printed  at  the  cnd  of  liowe's  cdition  of 
Slow's  Anna/s  of  liugland.     lO.'H   \).  lOTfi. 


ÜALLAI)  nV    I  HOAIAS  OCCLKVK.  17 

"argimients  in  holy  writ")';  wlio  niarricd  for  love,  wlio  was 
a  frieud  of  Chaucer  and  Gower,  wbose  lieart  was  torn  with 
distress  when  tliose  be  lionouied  and  estcenicd  took  wliat  he 
deemed  tlie  lost  and  bitter  way  of  bcresy. 

Froni  a  bailad  to  tbe  Duke  of  York  containetl  in  tbe 
Phillipps  Ms.  8151  (fo.  32'^),  Thomas  Tyrwhitt  in  ITSfj  poiutcd 
out  in  a  letter  to  Mr.  Masou^  that  Oceleve  must  bavc  livcd 
to  an  advanced  age,  perbaps  nearly  SO,  since  bc  mentictns 
Prince  Edward^  (who  was  born  in  1441)  and  bis  tutor,  "Maister 
Picard",  and  cannot  tberefore  bave  written  tbe  poeni  tili  about 
1447  or  1448;  corroboratory  of  tbis  be  says  that  bis  sight  is 
failing  but  tbat  pride  will  not  let  bim  wear  speetacles,  and 
that  consequeutly  bis  book  is  "foul";  — 

"pryde  is  vn  to  luc  so  grcct  a  tb 
brtt  tlie  speetacle  fovbedith  he  lue. 
Ont  vp  on  pryde,  eaiiser  ot"  my  wo, 
My  sight  is  hurte  thurgli  hir  aduersitee". 

Tb  US  be  fears  tbat  bc  does 

"nat  to  thc  ordre  of  endytyiig-  obeye, 
Aud  my  eolours  sette  oi'te  sytlie  awry". 


'     Trust,  parfite  love,  and  entire  charite, 
Ferveut  will,  aud  entalentid  corage, 
All  thewis  gode,  as  sittith  well  to  l)t;, 
Have  woiuon  e'r  of  custoiuc  aud  usago, 
And  well  thei  conuiu  mannis  irc  aswago 
With  softe  wordis,  discretc  and  benigne 
What  thei  be'  inward  thei  shewe  outvvard  by  signe. 
"Womanis  herte  unto  uo  cruiltie 

Euclinid  is,  but  they  be  eliaiitable, 
Pitous,  devote,  füll  of  humiiitie, 

Shamefaste,  debouaire,  aud  amiable, 
Dredefull,  and  of  wordis  mesurable; 
What  wonien  these  have  not  paraventure 
Folowith  not  thc  waie  of  ther  uature. 
Leiler  of  Ciipide.     Written  1  Kri.     iStanzas  l'.l,  r.d,  lines  :5:<T- ;<5o.     Uny's 
Chaucer.  1721.  p.  53G-,  and  in  uiany  earlier  editions. 

-  Tliis  letter  of  Tyrwhitt's,  the  substance  of  which  was  used  by 
Mason  in  the  Introduetion  and  Notes  to  bis  l'ocnis  of  llaccleve,  IT'.Mi,  is 
fastened  inside  the  cover  of  the  Phillipps  Ms.,  wliicli  (bruierly  belongcd 
to  Mason.    The  ballad  is  piinted  by  Mason. 

3  Richard,  Duke  of  York,  was  falher  to  Edward  w  ho  was  aficrwards 
King  Edward  IV.  Edward,  son  to  the  rcigning  kiug,  ll(3ury  \  I,  was  w>t 
born  tili  14.54. 

Aiiglia,  V.  baiiii.  2 


IS  L.   rOULMlN  SMIIH, 

riiis  bnllad  of  oii^lit  '.t-liuc  st:ur/as  addrcsscd  l)y  Occlcve  to 
"luv  ^nui'ious  Itird  ol'  ^drk"  is  also  iiitcrestiu^i;'  Ijccausc  it 
sliows  tlic  Nvoaltliy  and  splendid  York  as  a  patron  oi'  vcrse, 
askiii^^  tlie  old  \uk'\  tor  a  supi)!}'  ol'  liis  hallads;  it  sliows  too 
thc  IVioiidsldi»  that  Ot'i'k'M"  loinid  in  Maistcr  l'ieard  ol"  liis 
houscliold.     llo  hogins, 

"(m)  litil  puuifilet,   and  streij^lit  llioe  dresse" 
to   tlu>   Diiko, 

St.  1     "  Keiuonil)rc  liis  W(trtliyn08S(i  I  cliaif^c  theo, 
llow  ones  at  London  dcsirod  ho 
Of  nie,  l't  aiu  hls  sciuant  aud  slial  ay, 
'l'ü  haue  ut"  my  baladea  swicli  plentee 
As  tiier  wercn  renienynf^c  vn  to  lue. 
And  tbr  nat  wole  I  to  liis  wil  seyn  uiay, 
But  fulfille  it  as  lertborth  as  I  niay, 
]ic  thow  an  owter  6f  iny  nycetee 
For  my  good  lordes  Inst  and  ^^anio  and  play". 

After  teiliiig  tliis  "litil  i)am(ilet"  not  to  appear  belbre  the  priu- 
eess,  it  is  not  j,^ood  enouji-h  Ibr  her,  tliough  lic  wisbes  to  re- 
eoniineud  himself,  bc  continues, 

St.  5  "  than  aftirward 

Byscche  thow  )?»   worthy  Princc  Edward 
I'i  hc  the  leye  apart  for  what  may  tyde, 
Lest  thee  beholde  uiy  Maistir  Pieard; 
1  warne  thee  )->*  it  shal  be  t'iil  hard 
For  theo  and  nie  to  halte  on  auy  syde 
But  he  espic  vs;  yit  uo  t'orce,  abyde! 
Let  him  locke  on,  his  herte  is  to  me  ward 
So  freendly  ]?*  our  shaiuc  wole  he  hyde" 

and  tlien  be  {^o.oh  on  to  speak  of  bis  failing  siglit  and  bis  bad 
writiiifr.  "La  Maie  Kegle"  befove  ineutioued  is  a  pocni  ad- 
drcssed  to  tbe  "eeitbly  god,  })iler  of  lyf,  thow  beltlic!"  in  wliicb 
be  larnents  bis  "sniert  eotidian"  and  bis  lost  bcaltli. 

He  Icl't  bebind  bim  several  })oems,  long  and  sbort,  IMtts 
in  lOl'J  gives  a  list  of  seveu  works  "et  alia  niulta",  Tauner's 
Jiibliotbcca  Uritannico-llibernica  in  1748  bas  a  niucb  longer 
list,  including  botb  prosc  aud  poctry.  (See  also  Warton's  llist. 
of  Englisb  Poetry,  ed.  1S71,  Vol.  III,  j)]).  42,  43  aud  notes.)  Most 
of  tbese  still  reniain  in  mannscnipt.  'JMiose  bitberto  j)rinted 
arc,  a  Leiter  of  Cuiiiä,  of  GS  7-line  stanzas  (written  in  1402), 
aniong  poonis  at  tbe  end  of  seveial  editions  of  Cbaucer; 
six   (not   sixteen,   as  stated   in  llazlitt's  Waiton,   1S71,  Vol.  III, 


F.ALLAD  ]'.Y  THOMAS  OCCI.KVK.  19 

p.  42,  uote)  of  the  Minor  ponm  out  of  thc  lMiillii)i)s  Ms.  sif)!, 
written  at  various  times,  these  were  priutcd  as  "Poems  of 
Hoccleve"S  London  179(),  by  Mr.  G.  Masou,  to  wliom  tlie  Ms. 
tlieu  belongetl;  De  Regim'tne  Prtncipum,  a  conipilation  fioni 
Coloiina,  aud  two  otbcr  writers,  by  wbicb  be  is  best  knowu, 
aud  wherein  is  bis  ianioiis  lanicut  on  tbc  deatb  of  bis  "dcre 
maister  Cbaiiccr":  tbis  was  edited  by  Tbos.  Wiigbt  for  tlie 
Koxbui-gbe  Club,  1M3();  tbe  story  of  Jouatbas,  vcrsilied  out  of 
the  Gesta  Roiuanoniiu,  wbieb  was  printed  by  W.  Ürowne  in 
bis  ShephertVs  l'ipe  in  101  1.  William  Browne  luid  gieat  ad- 
iuiratiou  for  Occleve,  of  wbom  lie  says 

"Theic  urc  low  such  swaines  as  hc 
Now  a  daj'cs  for  barmoiiy." 

In  printing'  tbis  tale  lie  proposed  "as  tbis  sball  please,  1  may 
be  drawne  to  publisb  the  rest  of  bis  workes,  being  all  i)erfect 
in  niy  hauds".  8bcpbeard's  Pipe,  l(jll,  C  Ü  and  7.  Bat  be 
docs  not  seeni  to  bave  reeeived  sufficicnt  cueourag-ement,  and 
so  we  have  lost  tbe  ebanee  of  kuowing  all  Occleve's  works 
through  bis  means.- 

It  had  beeu  supposed,  says  Tyrwbitt,  tbat  Oecleve  favoured 
thc  new  oj)iuions;  Walsiugbam,  foUowed  by  Pitts  and  Tanner, 
cbarged  bim  with  heresy.  —  A  greater  niistake  w'as  ue\er 
made  by  chrouicler,  it  is  evident  tbat  he  was  a  staunch  ad- 
herent  of  tbe  old  faitb.  His  iudiguation  is  great  at  tbc  prc- 
sumption  of  tbe  common  people  to  tbink  for  themselves  in 
matters  of  religion,  our  fathers  were  content,  wiiy  cannot  wc 
be  so?  (st.  20),  but  now-a-days  a  baililf  or  a  workman,  eveu 
womeu,  "thougb  tbeir  wit  be  tbin",  tbink  t(»  nieddle  in  it! 
(st.  18,  19).  In  vigorous  langnage  bc  dcnounces  such  novcUies. 
Ilis  orthodoxy-'  appears,   not  only  in  his  beseeching  call  to  tbc 

'  The  Mss.  spell  the  uame  with  or  without  tlie  LI.  I  t'ollow  Mr. 
Wright,  who  adopted  Occleve,  that  being  the  spelling  of  thc  l»cat  iMs. 
of  De  Reghnine. 

^  There  may  be  other  poems  of  Occleve  extant  iu  print,  Imt  liieao 
are  all  I  have  been  able  to  liiid.  The  above  sketch  docs  not  cluiiii  to 
be  auy  thing  like  an  exhaustive  account  of  the  poet's  life  or  character, 
such  as  might  be  gained  by  greater  research  into  his  wiirks  aiul  clse- 
where  than  I  have  now  the  opportun ity  of  making. 

=*  See  also  his  opinions  as  to  "dainpnal)le  erronr"  and  "hcrcaye"  in 
De  llegimme  Principttm,  Wright's  ml.  p.  11.  'I'ho  "wreochc"  tlicre  spokcMi 
of  was  John  Badby,  buint  in  Ulu, 

2* 


20  L.  TOL'LMix  s^rnH, 

noble  OUk-astlc,  l)ut  in  unniistiikeablc  in  a  sliort  baladc' "foite 
tost  apres  que  les  osses  dn  Koi  Kiehaid  feurent  ai)portez  a 
Westuionster".  Tbe  reuioval  of  llicbaid  Il's  lemains  from 
Langley  to  West  nii  übt  er  Abbey  took  place  in  14  KJ,  about  tbe 
tiiiie  of  Oidcastle's  trial  and  tbe  loUard  movement.  Oecleve 
relleels  witb  sadness,  — 

St.  1     "W'lier  as  1'^  tliis  huul  wout  was  für  to  bc 

Of  sad  by-leeue  and  constant  vnion, 

And  as  l't  holy  chirche  be  taglite  nie 

with  heitc  buxuui  Itn-ned  cur  lessun,  — 

Nuw  lian  \ve  changid  oiir  condicion. 

Alias!  an  heop  of  vs  the  feith  weirc^e; 

we  wadcn  to  deepe  in  presuuipcion 

)'t  vs  nat  deyneth  vn  to  god  obeye. 
St.  2 

We  lekken  nat  thoj^li  Ciystes  lore  dcye, 

The  feend  liath  uiaad  vs  dionke  of  tlio  poisoii 

üf  lierosie,  and  lad  vs  a  wrong  weyo, 

]»'  torne  siial  to  our  citnfusion 

Bijt  if  l't  left  bc  tliis  abiision". 

He  calls  Henry  V,  tbcn  rcccntly  conielo  tbe  tbrone,  "cbampion 
litr  boly  cbircbe". 

—  "iooke  vp  tliow  Albion, 

(jiod  tlianke,  and  for  thy  cristou  l'rincc  pieye, 

>Syn  lic  is  fo  to  tbis  rebcllion". 

As  beconics  a  loyal  worsbipper  of  tbe  existing-  order  of  tbings, 
be   bas  a  good  word  for  llicbard  and  bis  queen,   pointing  out 

"with  what  hunour  lie  broght  is  to  this  toun" 
J'tii-  hiirial  in  tbe  Abbey:  closing:  witb  tbe  prayer,  - — 

"And  whert'  as  \>^  uieu  crrcn  and  foniiiyo, 
Walkynge  blyndly  in  tlie  dirk  aleyc 
Of  hercsie,  o  lord  Gord  preyc  I  thcc 
Knsjjiic  licni,  ]>*  no  lenger  thcy  foleie, 
'J'o  feithcH  path  heai  lede  thy  pitee". 

Tbe  Pbillipps  Ms.  8151  is  a  sniall  octavo  of  87^  inebes 
l<»n<r  by  ü'/-,  ^vide,  containing  17  \ellum  leaves,  in  an  old  dark 
leatber  biuding  stamped  Nvitb  tbe  Royal  arnis  of  England,  it  is 
Kai<l  to  lia\e  belonged  to  i^incc,  Henry  son  of  James  I,  and 
bas  since  tiien  passcd  tbrougJi  many  bands  (Di-.  Askew,  J\lr.  G. 
Mason,  Hisbop  ileliei'^  Sir  'l'iiomas  Pbillipps).  It  is  a  piain  Ms. 
\sitb   only  two  sniall  colouied  inilial  letteis,   tbe  band  Ibat  of 


'  Philijpps  Mh.  si.'jI   fo.  .'il''.      1  liis  \i\iu-tt  was  not  piinted  b}'  Mason. 


BALLAD  BY  THOMAS  OCCLI':VE.  21 

15«''  Century,  the  lieadings  to  the  poems  are  in  awotlier  and  a 
larger  liaud,  but  probably  contempoiaiy.  The  Latiu  notos 
whicb  occur  in  the  margin  to  7  of  the  stanzas  are  in  a  some- 
what  later  Land  and  ink,  this  is  confirmed  by  a  Singular  cir- 
cumstance.  The  Ballad  to  Sir  John  Oldcastle  is  the  first  in 
the  volume,  beginiug  on  what  is  now  fo.  1 ;  between  the  second 
and  third  leaves  of  the  ballad  have  at  sonie  time  been  placed 
five  other  leaves  which  contain  the  latter  (and  greater)  part 
of  a  Complahii  of  the  Virgin,  the  first  leaf  of  which  seems  to 
be  lost.  Catch-words  at  the  bottom  of  the  leaves  do  not 
abound,  but  on  the  inner  bottom  corner  of  tbc  back  of  fo.  2, 
are  the  catcb-words  ''0  Oldcastel",  answeiing  to  the  first  words 
on  the  top  of  fo.  8  wbere  the  Oldcastle  ballad  continues. 
These  two  catch-words,  which  must  have  beeh  written  aftcr 
the  poems  were  originally  copicd  iuto  the  book,  at  the  tinic 
when  the  five  leaves  were  unstitched  and  put  into  their  wrong 
place,  are  written  apparently  by  the  same  band  as  the  Latin 
marginal  notes.i 

In  printing  I  expand  most  of  the  contractions,  &  into  and, 
the  final  r  ofteu  though  not  always  has  a  curl,  which  I  print  e. 
p^  =  p'at,  and  11  I  print  \\e.  The  lines  nearly  always  begin 
with  initial  eapitals. 

The  volume  coutains  10  —  or  ineludiug  the  [»art  Com- 
plaint,  17  —  jjieces,  of  which  a  lit^t  is  given  by  jMason  in  ihc 
lutroduction  to  his  "Poenus  of  Hocclcve",  he  ])rinted  ouly  thosc 
six  which  he  thought  threw  light  on  the  poet's  personal  history. 

Dr.  Richard  James,  the  copier  and  anuotator  of  this  poem 
to  Oldcastle  in  1625,  was  nephew  of  Dr.  Thomas  James,  a 
stauch  dcfender  of  Protestautism  in  the  reign  of  Queen  Eliza- 
beth. Itichard  was  born  1592,  becanie  a  fcllow  of  Christ 
Church,  Oxford,  took  Orders,  and  travellcd.  He  was  a  learncd 
mau  and  a  great  rcader,  aud  becamc  a  fricud  of  Seiden  and 
Sir  Robert  Cottou,  with  the  last  of  whom  he  cngagcd  in  nuich 
literary  and  bookish  work,  about  1624.  He  was,  says  Mr. 
Corscr  (who  first  publishcd  James'  Ker  htucastrcnse  for  the 
Chetham   Society,   Manchester,    1845),   active   in   cxposiug  the 


'  Tyrwhitt  suggests  tliat  probably  the  first  Icaf  ol'  tlic  Cuiuidiiint 
having  been  lost,  the  iivc  leaves  were  iiioved  so  that  the  Oldcastle  pucin 
beginiug  on  the  first  leaf  luight  give  the  book  the  appearancc  of  beiiig 
perfect. 


22  t.    lOl'l.MlN   SMl  III, 

.'.•ri(i|tti«>iis  aiul  onors  ol'  tlic  l\(miij5li  i'luircli;  licnt'C  liis  interc>st 
in  Ocdevc  s  ijoeiii  to  OUU'astlc,  \Yluch  otlcrcd  liiiu  many  points 
of  foninicnt.  as  avcII  as  of  gloiifying  one  who  was  to  him  so 
j;reat  a  hero.  James,  tbcn,  copicd  out  the  entirc  poeni,  (with 
its  Latin  refevences)  and  madc  voluniinous  uotes  on  sixtcen 
of  thc  stauzas;  bis  own  copy  to  wliieh  he  made  additions  or 
concetions  in  thc  niargin  is  in  the  l>odleian  Librarj'',  known 
as  James  jMs.  ol.  Fiom  this  copy  of  James'  some  one  els^e 
made  a  fair  copy  of  the  wbolc,  Dedicatory  letter,  Poem,  notes 
and  all,  wbich  is  now  in  the  British  Museum,  known  as  Gren- 
villc  Ms.  XXXV.  1  Janics  made  a  few  errors  in  words,  and 
mis-num1)ered  the  stanzas,  lunning  on  from  50  to  60,  instead 
of  51,  which  niistakcs  are  faithfully  foUowed  by  the  second 
copyist. 

James'  notes  are  lengthy  and ,  after  the  fashion  of  thc 
eontroversial  writing  of  17*''  Century,  rambling-  and  studded 
with  quotations:  tbey  hreathe  a  spirit  of  batred  to  the  Ivomisb 
church  and  of  partizanshi])  for  the  Wiclcvists.  The  last  and 
longest  of  these  notes  was  })rinted  by  Mr.  Corser  in  the  Her 
Linic(islrcnse\  the  whole  including  the  Dedicatory  Letter"^,  have 
been  lately  i)rinted  with  loving  and  appreciative  carc  by  Dr. 
Grosart  in  liis  "Poems  &q.  of  Richard  James,  B.  D,"  mentioned 
above;  I  am  therefore  relie^■ed  from  the  necessity  —  my  object 
hcre  being  Occleve  and  not  James  —  of  giving  more  than  a 
few  passages  which  seem  to  illustrate  the  subject  of  the  poem. 
The  Chief  interest  of  James'  effort  to  us  lies  in  bis  applica- 
'tion  of  the  two  greatest  namcs  of  English  literature.  Whilc 
lic  rei)rebends  Shakespeare,  who  appears  to  have  taken  the 
])opular  ])aj)istical  view  of  the  great  lollard's  character,  for 
bis  treatment  of  Oldcastle,  in  another  place  he  calls  in  Chaucer 
as  a  witness  against  the  Komish  practice  of  pilgrimages.  "Of 
})ilgrimages  even  to  the  holie  land  we  maye  reade  uo  great 
comniendations  in  Sainct  Jerom  and  Gregorie  Nyssen:  ofothers 

8cc  Erasmus   bis  dialouges See  also  Chaucer's  Canter- 

burye  tales  thetherward,  and  Lydgate's  in  the  returne:  sce  allso 
the   answcarc   of  S""   John    Oldcastell    himself  in   Bale's   brief 

'  1  do  not  tliiiik  thc  (ircnvülc  Ms.  is  in  Janica'  uwn  liand,  though  it 
niay  hc  contciupijraiy. 

"^  Tliis  Dedicatory  letter  is  also  giveu  in  iny  edition  of  the  "Centurie 
of  Traysc",  p.  104. 


MAI. LAD   BY  THOMAS  OCCLEVE,  23 

Croniclc  of  liis  iiKirtyrdomc"  (Note  to  Stan/.a  .")(»),  l'robably 
Janics  appreciatcd  thc  ouc  poet  as  little  as  tlic  othcr,  bat  at 
least  he  made  use  of  such  weapous  as  he  fouiid  a:ood  to  hi;^  haiid. 

A  few  days  after  the  above  was  writtcu  j\Ir.  Tcuiiyt^oii 
published  a  volume  of  "Ballads  and  Poems"  (November,  ISSO) 
amoiig  which  is  onc  on  Sir  John  Oklcaslle,  Lora  Cohham.  The 
treatment,  or  mis-tieatment,  of  the  subject  by  fovraer  poets  is 
happily  redeemed  by  this  fine  poem  of  our  later  singer,  who 
vibrates  with  stein  feeling  fov  tiic  persecuted  heio  whilc  cou- 
deusing  with  masterly  band  the  ineidents  of  bis  character,  bis 
taith  and  bis  sufferings. 

The  poem  itself  is  before  the  leader,  I  will  only  point 
out  that  from  Stanza  35  to  61  the  author  devotes  himself  to 
rehearsiug  the  errors  of  the  hevetics,  whom  he  denounces  in 
general,  and  returns  specially  to  Oldeastle  in  St.  62. 

I  add  at  the  eud  a  few  notes  of  explanation  or  eluci- 
dation. 

Ceste  feust  fö«cte  au  temps  ([mc  le  Rö//  Henri  le  Vt 
q?<6'  Dien  pardoint  fenst  a  Haiiipton  sur  son  primer  passage 

vers  Harfiete. 


1  ' 

fo.  1.    rPhc  laddre  of  lieuene,  1  meene  charitee, 
JL    Coinandith  vs,  if  our  brotliir  be  falle 
In  to  errour,  to  haue  of  him  pitee, 
And  seeke  weyes  in  our  wittes  alle 
How  we  luay  him  ageyn  to  vertu  call; 
And  in  gretter  errowr  nc  knowc  i  nuon 
Than  tliow  }?*  dronke  haast  lieresios  gallc 
And  art  fru  Crystes  feitii  twyuued  aad  goou. 

2 
Alias  Y  thow  ]?*  wer  a  manly  kuyglit 
And  shoon  ful  cleer  in  fauious  worthynesso, 
Standynge  in  the  faucja*  of  eutry  wight, 
Haast  lost  the  style  of  cristenly  pröwessc 
Amoug  alle  heni  )?t  stände  in  the  cleeniesse 
Of  good  byleeue;  and  no  man  \\i\k  tliee  liulditli 
Sauf-  cursid  caitifs,  lieircs  of  dirkncase: 
For  vcrray  routhe  of  thee  myn  litvte  coldith. 


'  The  stan/.as  are  not  figured  in  tlie  Ms.,  I)ut  it  is  hcre  doiie  for  thc 
saKe  of  reterence. 
-  James  has  saif. 


21  1..    lÜULMlN   S.MI  111, 


'l'liow  liaust  niand  ;i  t'aii-  pt'/'uuitucioii 
Kro  C'rystes  lorc  to  teendly  doctiyao, 
From  houoiir  ;ind  fro  douiinacioii 
Uu  to  rcpreel'  and  mescheuoiis  vnync, 
Fro  Crysten  folk  to  hetheuly  couyiic, 
Fro  seuretee  vnto  viisikirnesse, 
Fro  ioic  and  cse  vnto  wo  and  pyno, 
Fro  light  of  trouthe  vnto  dirk  falsncsac. 

4 

to.  1  v^-    0  Oldcastcl,  alias!  what  eilid  thee 

To  slipjte  in  to  tiic  snare  of  lieresie? 
riiiirj^h  whieh  thow  foo  arte  to  tlie  Trinitce, 
And  to  the  blissid  virgyne  Marie, 
And  to  the  innumtvable  holy  oo/wpaignie 
Of  heuene,  and  to  al  holy  chirehe,  alias! 
To  longe  haast  thow  bathid  in  "p^  folie, 
Ryse  vp,  and  ponrge  thee  of  thy  trespas. 


Aiisusiinusiie  gcynt  Austyn  seith,  whiles  a  mau  abydith 

•Kir..iis»imc  lu  heresie  or  scisme,  and  list  nat  nee 

lenuH'iüwtls;  'i'l'er  fro,  his  soule  fro  God  he  diuidith, 

queiiiiibet  Aud  nuiy  nat  saned  becn  in  no  degree. 

■Uli  Kcciositc  i'or  what  man  liolditii  nat  the  vniteo 


C'iitholioiv  noii 
teilet  viiiiateiii 


Of  holy  Chirehe,  neithir  liis  baptecnic, 
ncMiic  i)ai)tis-   Jse  his  aluicsse  how  large  ]>^  it  be 

III US,    ueqiic       ,,,111        1  •  <•  "-■       ' 

eicniosyna       lo  licltlie  hi»j  i^rolytc,  ue  goil  qweeme. 

'luantumcum- 
<iuc  copiosa, 
iieque  mor8]iro  j. 

Cliristi  nomine 

cere7.ot'eru"rd    "^"'^  Y'^^  '"<jr  ""^r  hc  scith  thus  also, 
saiutcm'.       Thogh  ]H  an  litretyk  tbr  Crystes  uame 

•  Shedc  ins  blood,  and  hid  lyf  for  Cryst  forgo, 
JShal  nat  hiiu  sane;  alias  the  harni  and  shauie! 
May  uat  thy  sinert  thy  sturdy  herte  attanie. 
übeic,  obeie,  in  the  nanie  of  Jhesii! 
Th(jn  art  of  inerit  and  of  honur  hune', 
Conquere  lieni  two,  and  the  arme  in  vertu. 


'  Dr.  Grosart  prinis  ihis  l'amv,  but  I  venture  to  disagree  from  him : 
/ttmc  =  lialt,  wantiiig,  agrees  with  the  rymc  of  three  other  liues  of  the 
stau^a,  and  it  makes  good  sonse,  while  /\ime  does  neithcr.  The 
"8oul  of  merit  &  of  honour"  could  not  be  gpposed  to  virtue.  Com- 
pare  tho  use  of  halle  iu  St.  5  of  the  lincs  to  the  Duke  of  York  (juoted 
before,  p.  l'^. 


BALLAD  BY  THOiMAS  OCCLliVE. 


25 


fo.  2 

De  TUeotlosij 
illustrislrape- 
ratoris  o^jodi- 
ciiciali  huniili- 
tato, respieo  in 

liistoria  tri- 
pavtita,  libO. 
IXO,  vbi  uar- 

rat,  '  Cum 

apiid  Tlicsalo- 

nicam   liraita- 

tem',  «ftc. 


If  thyn  hy  herte,  bolnynge  in  errour, 

To  holy  chirche  ean  uat  buxum  be, 

Beholde  Theodosius  Empt'rour, 

How  huiuble  and  buxum  vn  to  god  was  lic; 

No  reward  took  lie  of  bis  diguitec, 

But  as  a  lamb  to  holy  chirche  obeido, 

In  the  scripture  may  men  rede  and  se 

How  meekly  of  the  Bisshop  grace  he  proide. 


Thoffense  which  ]'*  he  ageyn  god  wroghte 
\Yas  uat  so  greet  as  thyu,  by  many  fold, 
And  yit  ful  heuy  he  was  and  it  forthoghte, 
Obeyjnig  as  |'rtt  holy  chirclie  hath  wold. 
Thow  )'t  thy  soulc  to  the  feend'  haast  sold, 
Bye  it  agayn  thurgh  thyu  obedienco, 
Thyn  heresie  is  al  to  hoor  and  old, 
Correete  thee,  at  Crystes  reut'rencel 

9 

And  for  thy  soules  helthe,  do  ecke  so, 
Thy  pryde  qwenche  and  thy  prcsunipcion, 
Wher  thow  haast  been  to  Crystes  feitli  a  tb 
Plante  in  thyu  herte  a  deep  contricion, 
Aud  hennes  foorth  be  Crystes  Champion. 
Tbe  welle  of  luercy  rouncth  al  in  brcdc, 
Dryuke  thereof,  syn  ther  is  swich  foysonn, 
Thyn  hertes  botel  ther  of  fill,  1  rede. 

10 
fo.  2  V"-     Thow  haast  offendid  god  woudirly  sore, 
Aud  natliclees  if  thow  the  wilt  auicudc, 
Thogh  thy  gilt  wer  a  tbowsand-  tyuies  nioro, 
Axe  hiui  mcrcy  and  he  wole  it  thee  sende. 
Thow  art  unwys,  thogh  thow  thee  wyse  p/ttcude, 
And  so  been  all  of  thyn  opiuioun, 
To  God  and  holy  chirche  thow  thee  bende, 
Caste  out  tliy  venym  thurgh  confcssiouu. 

11 
Thow  seist  confession  auriculeer 
Scriptum  est,    Ther  uccdith  noon,  but  it  is  the  contrario, 

OBtcnditc    vos     ,,„  ,       ,  .  .         ■  .    ,  ,      .  ...  • 

sacerdotibxis.     Ihow  lookist  Ulis,  thy  siglitc  IS  notiuug  clcerc, 


'  James  has  fecnds. 

2  The  Ms.  has  it  writtcn 


•2l> 


L.    lOULMlN  S.MI  111, 


Moly  writ  thor  in  is  tliy»  adiursiirio, 
Aii«l  clorkos  ;ill<'  tVo  tliy  conccit  vuric 
1"  ('lysfes  purtie  liolilcn  aud  inayntoeuc. 
l.ove  l't  conccit  lest  )>'  thow  iniscario 
Waar  of  tlie  sword  of  gud,  for  it  is  kccuc. 


Ati);ustiuiig  de 
visitalioiic  iu- 
firmorum  ilicit. 
■In  muro  civi- 
tatis    SUJKTJUC 

ai'i'oufuihis  CS 
lapis  vivus.  in 
cujus  ii'ilificio 
non  auditur 
soouris  aut 
iiiallcus.     Hie 

pcrfereulhis 
est  strei)itu8, 
UicaUjiciendus 
est  lapidi  mal- 
leus,  hie  eou- 
terendum  est 
totuiii  lapidis 
supervacuum : 
Btrepitus  pec- 
catorum  tuo- 
rum  recordatio 
super  nuibus 
pcrstrei>at  in 
aure  sacerdo- 
tis  huuülliiiia 
tua  confessio'. 


12 
Heer  in  this  iyf,  vn  to  ^o*^!  luorcy  crie, 
And  witli  the  ax  or  hanier  of  penancc 
Smytc  on  the  stoon,  slce  tliyn  obstinucie, 
Haue  of  thy  synnos  heiiy  rcmcuibrancc. 
Rowne  in  the  preestes  ere,  and  the  greuancc 
Of  thy  soule  meekly  to  him  coufesse, 
And  in  the  wal  of  henene  is  no  doutance 
'l'how  shalt  a  tjwik«;  stoon  be  for  thy  gooduessc. 


0  üldcastel,  how  hath  the  feend  theo  bleut, 

Wher  is  thy  knyghtly  herte,  art  thow  his  thralV 

Thow  errest  foule  eeke  in  the  sacraiuent 

üf  the  Auter,  bnt  how  in  special 

For  tu  declare,  it  needith  not  at  ai, 

It  knowen  is  in  many  a  Rcgioun. 

Now  syn  the  feend  hath  youen  the  a  fal, 

Qwyte  hira,  let  see,  ryse  vp  and  alyngc  him  doiin. 


fo.  S.' 


14 
Ryse  vp  a  uianly  knyght  out  of  the  slow 
Of  lieresie,  o  lurker,  as  a  wrecche 
Whcr  as  thow  erred  haast,  correcte  it  now, 
Hy  huniblesse  thow  mayst  to  uiercy  strecehe; 
To  holy  chirche  go,  and  ther  fecchc 
The  holsuin  oylc  of  absolucion. 
If  thow  of  soules  hurt  ne  shauie  reccho 
Thow  Icesist  heuene,  and  al  knyghtly  reuoMn. 


15 


I'ar  cas  thow  to  thy  seif  shanic  it  arettist 

Vnto  Prciatz  of  holy  chirche  obeie, 

If  it  80  bc,  thy  conccit  thow  mis  scttist. 


'  Fivc  IcavcB  havc  been  insej'ted  here  by  soine  onc  who  has  unsewn 
fhc  book  and  stitched  thcra  here  in  the  wrong  place;  they  contaiu  the 
lattcr  part  of  a  pocni,  the  "(Jomplcyntc"  of  the  Virgin.  The  last  onc,  fo.  7, 
ends  "Ceste  ('oniplüynte  paramont  feuHt  translateo  au  cow/mandenieut 
de  nia  danie  de  Hercford  ipic  dicu  jfardoynt".  The  Oldcaatel  balade 
coDtinues  on  fo.  ^. 


HALL.Vn  IW  THO.MAS  OCCI.EVE.  27 

Wliat  man  ariirht  c;m  in  liis  liortc  woyc 
The  troutlie  of  tliat?     To  Jt-^u  Ciyst  1  soye 
Principally  is  )'t  uhedieuce. 
Goil  hath  oideyned  pieestes  to  purveye 
Salue  of  penance  tor  mannes  offense. 

16 
f.  8  \o-    Vuto  seint  Perir  and  his  successours 

And  so  foorth  doun,  god  hath  liis  power  Icnt. 

Go  to  the  Preest,  correcte  thyn  errours, 

With  herte  contryt  vn  to  god  y-bcnt; 

Despute  no  luore  ot  the  sacraraent, 

As  holy  chirche  biddith  folwe  it, 

And  hennes  forward,  as  by  uiyn  assent, 

Prt-Äume  nat  so  mochil  of  thv  wit. 


I  putte '  cas,  a  p>vlat  or  a  preest 
Him  viciously  gou<;rne  in  his  lyuynge, 
Thow  oghtist  reewe  ou  it,  whan  thow  it  soest, 
And  folwe  him  nat,  but  aftir  his  techynge 
Thow  oghtest  do,  and  for  thyn  obcyynge 
Thow  shalt  be  sauf,  &  if  he  teche  amis, 
Toforn  god  shal  he  ycue  a  rekenynge 
And  l't  a  streit,  the  greet  ptvil  is  his. 

18 

liete  holy  chirche  medle  of  the  doctryne 
of  Crystes  lawes,  and  of  his  byleeue, 
And  lete  all  othir  folke  therto  enclyne, 
And  of  our  feith  noon  argunientes  nieeuc. 
For  if  we  niighte  our  feith  by  reson  precuo 
habet  meritum  ^^^  shoUlc  HO  uicryt  of  our  feith  haue. 


Ac 


But  uow  a  dayes,  a  Baiilif  or  Keeuc ' 
Or  mau  of  crafr,  wole  in  it  dote  or  rauc. 

19 
Some  wom/«en  eckt'  thogh  liir  wit  bc  thyune 
f.  9.    Wole  arguiueut[e]s  make  in  holy  writ, 
Lewde  calatesi  sittith  down  and  spynno, 
And  kakele  of  suuiwhat  elles,  for  your  wit 
Is  al  to  feeble  to  despute  of  it! 
To  Clerkes  grete  apparteneth  )h  aart, 
The  knowleche  of  pS  god  hath  fro  yow  shit; 
Stynte  and  Icve  of,  for  right  sclendrt-  is  yviir  paart. 


'  James  has  pul,  which  spoils  tiie  metre. 
^  James  has  ör  a  Reeue. 


2^  L.    lOULMlN  SMirH, 

2(t 

Oliv  tatlros  ohlo  ;uul  inodres  lyiicil  wel, 

Aiul  t:i{j;l\te  hir  children,  as  he?«selt'  taght  wert* 

Of  lioly  fhirclie,  and  axid  iiat  a  del 

"  Wliy  staut  tliis  word  heorc'"  and  "why  tliis  word  thert'"? 

"Wliy  spake  god  tlius,  aud  seitli  tlius  cllcs  wherc, 

'•  Wliy  dide  lie  tliis  wyse,  and  luyglite  han  do  tluis"? 

Olli-  tadres  inedled  no  thiug  of  swich  goio, 

Ih  oghtc  bcen  a  good  luirour  to  vs. 

21 

If  laiid  to  thee  be  falle  of  heritagc 
Wliich  )'t  thy  Fadir  hecld  in  reste  &  pces, 
■\Vitli  title  just  &  trcwc  in  al  his  uge, 
Aud  his  fadir  before  liiiu  brygelees ', 
And  his  aud  his,  and  so  foortli,  duutelees 
I  am  füll  seur,  who  so  wolde  it  thee  reue, 
Thow  woldest  thee  deflfondo  and  puttc  in  prces, 
Thy  right  thow  woldest  nat  thy  thankes  leue. 

22 
fo.  0  \^-    Right  so,  whert'  as  our  goode"'^  tadres  oldc 
Possessid  wert*  and  hadden  the  seisyne 
Peisihlc,  of  Cr3Stes  feith  aud  no  man  woldc 
Ini)ngne  hir  right,  it  sit  vs  to  enclyne 
Ther  to,  let  vs  no  fcrthcr  ymagyne 
But  as  ]H  they  dide  occupie  our  right, 
And  in  ourc*  hcrtes  fully  determyne 
Uur  title  good,  and  keepe  it  with  our  inight. 

'l.i 
Wlio  so  hath  right,  and  nat  welc  it  dcll'ündc 
iL  is  HO  manhode,  it  is  cowardyse: 
Aud  US  in  this  cas,  he  shal  god  offendo 
So  grcuously,  )?t  he  shal  nat  soullyse, 
'l'lio  maugree,  for  to  berc'  in  no  wyse. 
Fro  (,'ryst  )^t  right  first  greew,  and  if  ]'t  wc 
Nat  »huln  sustecne  it,  we  bcen  ful  vriwyse: 
hiin  seif  is  feith,  right,  trouthe,  and  al  bontee. 

21 

T.cgc  Nemo.     ^  ''C  Cristeu  EinptTour  Justiniau, 
'Nemo  cii-riruH  ^\>j  jj  {y  writcu  who,  SO  list  it  sec, 

Vül      CUJUHllMCt  ' 

aiuriuB  coii.ii-   Madc  a  law  defl'ending  cuerye  man 


'  .Jami-s  lias  Ori/gllees. 
■^  James  lias  good. 


B.VLLAD  BY  THOMAS  OCCI.EVli. 


29 


tionis   de    fiele 

Christiana 
l)ublice   tnrbis 
coadunatis    et 

audieutibus 
tractare    coue- 
tiir  in  ijosterum 
ex  hoc  tiimul- 
tus   et  perfidiic 
occasionem  re- 
quireus  &c.  et 
ibi  expressatur 
pcEua  iu  bujus- 
modi   causia 
exequendis'. 


Of  what  condicion  or  what  degree 
t*  he  wer«;  of,  nat  sliolde  hardy  be 
Fol-  to  despute  of  the  feith  openly; 
And  the?-<;  vp  on,  sundry  peynes  sctte  he, 
I*t  pt'ril  shokle  es-ohuctl  be  tlierb}-. 

25 
Bewar  Oldcastel,  and  for  Crystes  sake 
Clymbe  no  niore  in  holy  writ  so  hie! 
Rede  the  stoiie  of  Lancelot  de  Lake, 
Or  Vegece  of  the  aart  of  Cliiuah-ie, 
The  seege  of  Troie,  or  Thebes;  thee  applie 
'J'o  thynge  )'*•  may  to  thordre  of  kiiight  longe, 
To  thy  correcciou  now  haaste  and  hie, 
For  thow  haast  been  out  of  ioynt  al  fo  h)nge. 


fo.  Kl. 


'2Ü 
If  thee  list  thyng  rede  of  auctoritee, 
To  thise  stories  sit>  it  thee  to  goon 
To  Judicuui,  Regum,  and  Josue, 
To  Juditli  and  to  Paralipomenon, 
And  Machabe  and  as  siker  as  stoon, 
If  }'t  thee  list  in  heiu  baj^te  thyn  ye, 
More  auteutik  thiug,  shalt  thow  fjiule  noon 
Ne  luore  pertinent  to  Chiualrie. 


Knyghtes  so  dide  in  tjmes  }'*  be  past, 
Wlian  they  had  tendienesse  of  liir  office. 
In  Crystes  fcitli  they  stooden  stidcfast, 
And  as  ]?t  the  preest  hir  soules  novicc 
Hein  goostly  fedde,  and  yaf  heni  the  noticc 
Of  Crystes  love,  with  obcdience 
They  took  it:  but  now  regneth  swieh  nialice 
That  buxumnesse  is  put  in  abstinence. 

28 
fo.  10  \o-    0  Constantyn,  thow  Priuce  of  hy  nobleye, 
ü  cristen  Eiuptvour,  whose  worthynessc 
Dosdeyned  nat  to  holy  chirche  obeye, 
liut  didest  al  tliy  peyne  and  bisynesse 
With  wel  disposid  spirit  of  nieeknesse 
The  Ministres  of  god  lor  to  iionure; 
llow  thow  writgliti.st  hast  thow  so  strong  witnesse 
That  lyue  it  shal,  wliil  the  world  wole  (indure. 


James  bas  fit. 


30  I-  TOI'LMIN   SMini, 

21» 

Dl'  admiraMii  1  luiW  ti>l»k  lUlt  *>n  tlu'C  llir  COlTOCtioil, 
liouori-     i|iu'iii  1  xi  i-  •  » 

i'.msu.uiiuus  Ne  vp  ou  luiiu  tliuw  vat  iu>  iiiijement. 
iiii|.i;r;it..r  ix-  <,y^^■^^.\^  „.jy  to  s^'^i  tl'V  Kooll  atVectiuii, 
sia-  Miuisiris    Thow  sciilost  tlicy  Iteoii  jjjoildes  to  vs  seilt, 

ita  soriliitur.        »       ,    .      .      .  ■  •  •       ^ 

i>ou8  vos  oou-  Ami  )'t  it  IS  nothiug  cuiiuenieiit, 

siituitsaoenio-  j-j    ^^      jjjjj,j  jjliülde  s^odcles  iui'e  and  deeuie. 

tomaoaityoi.is  Tliow  wciv  a  iioblo  and  a  wortliy  Uej^eiit, 

i.i.'ouo8avoi)is  ANcl  was  byset  oii  tlicc  thy  diadeeuie. 

jiiJicamur,  vos 

UUtClll  IlOll  iio- 

tt'stis  abhoiiii-  30 

uibuä  jiulioari. 

lilessid  be  {,'od,  fro  wlioiu  deryiied  is 
AI  graco,  our  lige  loid  whicli  \>^  ia  now 
Our  Icitliful  ciistcn  Piince  aud  King  in  this 
Kolwifh  tliy  »Icppe».    o  für  shaiiie  thow 
Oldcastcl,  thow  liaast  lunge  tyuie  ynow 
Folwed  tlio  fecnd  tliogli  tliow  iio  lenger  do, 
Do  by  11]}'  leed,  it  slial  be  lor  tliy  prow, 
Klee  iVo  tlie  Feeiid,  l'olwe  tiio  I'rineea  two. 

31 
lo.  11.     Keward  had  and  consideraeioun 

V'n  to  tlie  tligniteOs  ot'  tho  ptvsones, 
Thow  art  of  a  scars  reputaeioun, 
A  fiüward  herte  haaat  thow  lor  the  iioncs. 
Bowe  and  correcte  thee,  coiue  of  at  ones, 
Foule  haast  thow  lost  thy  tiiue  uiany  a  day, 
For  thyn  vnfeith  luen  niaken  luany  niones; 
To  god  retorne,  and  witli  bis  leith  dwell  ay! 

32 
Thogh  God  the  haue  souffrid  regne  a  whyle, 
lie  nat  to  l)old,  bc  war  of  bis  vengeance, 
lle  taricth,  for  thow  sholdiat  reconsylc 
Thee  to  liyui,  and  leue  thy  mesereaiinee. 
llolauni  to  thee  now  wert'  a  variaunee 
Fro  the  feend  to  our  lord  god,  and  IVo  vice* 
Vn  to  vertu,  )>*  wert'  bis  by  pleaaiinee. 
And  liis  niodres,  man  kyudea  luediatrice. 

3:; 
Sonic  of  thy  fetheres  weren  pliikkid  late 
And  uio  aluiln  be,  thow  shalt  it  nat  aaterte; 
Thow  art  niit  wya  ageyne  god  to  debat(^, 


'  JauiCH   end   this   liiie  with  fru,   and   jints  vice  before  vnio ,   at  the 
liegining  of  the  m-xt  line. 


15ALLAD  I'.V    IHOMAS  OCCI.KVE.  31 

'J'he  flood  of  pryde  caste  out  of  tliyn  lieite. 
Grace  is  alyiie,  to  god  thee  couueite, 
Thow  luaist  been  bis,  if  thee  list  hiw< '  ubeie; 
It"  thow  nat  wilt  so,  soner  »halt  thow  sineitc 
Than  hertc  of  man  may  tlij'^nke  or  tonge  seye. 

34 
fo.  1 1  V"-    Alüiighty  god,  thow  lord  of  al  and  Syrc, 
Withouten  whom  is  no  goodnessc  wroglit, 
This  knyght  of  thyn  liabiindant  grace  euspyie, 
Remeuibic  how  doeiY'  p^  tliow  haast  hiiu  boght. 
He  is  thyn  handwerk,  lord  refuae  \üm  noght, 
Thogh  he  thee  haue  agilt  outrageously 
Thow  ]>t  for  m^rcy,  deidest  change  his  thoght, 
Benigne  lord,  enable  h'un  to  nierey! 

35 
Yee  ]>^  perufcvted  him,  yee  folk  daiupnable, 
Yee  heretikes  \>^  hau  him  betrayed 
That  manly  was,  worthy  and  honurable, 
ür  |>t  he  hadde  of  your  venyui  assajed,  — 
I  doute  it  nat  your  wages  shal  be  payed 
Sharply,  but  yee  correete  your  trespas 
In  your  fals  errowr  shul  yee  boeu  outrayed, 
And  been  enhabited  with  Sathanas. 

36 
Yee,  with  your  sly  coloured  argumeutcs 
AVhich  )>t  conteueu  nothyng  ])ut  falshode, 
Han  in  this  Knyght  put  so  leeudly  ententes 
l»t  he  is  ouercharged  with  the  lode 
Whicb  yee  han  leid  ou  his  good  old  knyghthode; 
That  now  a  wrecchid  knyght  nien  callt-  inay. 
The  lak  of  feith  liath  (luenehid  his  ujanhodc, 
His  force  ageyn  god  uiight  is  at  assay. 

37 
fo.  12.    IM-ynce  of  preestes  our  lige  lord  yee  ealle 
In  scorn,  but  it  is  a  style  of  honour, 
Auetoritee  of  l'reost  e.xcedith  alle 
Eerthely  powcrs,  thogli  it  seeuie  sour 
To  the  taast  of  your  deteytable  errour. 
They  )'t  in  tlie  feith  l^een  coustaiiiiL  and  sad 
In  seiut  Tetres  wordes  lum  good  fauoiir, 
Aud  fayn  been  to  fulllillt'  |'i  he  Itad. 


James  omita  him. 


32  L.  TOri.MlN   SMITH, 


All«'  oertlu'ly  prim-es  und  othir  mon 
Byssliops  to  obeic  couiw/audiil  he. 
Yee  hau  no  ji;roiiud  to  holdo  tlicr  ayon; 
Spiritiu'l  tliynges  passe  iu  di^nitce 
Alle  the  tliynges  tempoiel  )?*  be, 
As  iiioche  as  dooth  the  soulc  tlie  bod}-. 
In  tho  scriptuies  seiche  aud  yee  shul  see 
\>ut  it  no  lees  at  al  is  haidily. 

'l'wo  lij^htes  god  luade  in  tho  finnament 
Of  heiieue,  a  luctrc  made  he'  and  a  lesse, 
Tlie  j^^rettei-  light  to  tlie  day  liatli  ho  lent 
It  ftir  to  siTue  in  his  eleer  hriglitnesse, 
The  smaller  to  the  uyght  in  soothfastnesse 
He  lente  also,  to  helpe  it  witli  his  lif<lit. 
Two  dignitees  they  toknen  in  iiknesse 
Auetoritee  papal,  and  kynges-  might. 

40 
tu.  \2  v»     Looke  how  nioclie  and  how  grcet  diuersitee 
Betwixt  the  sonne  ther  is  and  the  luoone, 
So  raoche  is  a  poi)e8  auctoritee 
Aboue  a  kj'ngea  uiight;  good  is  to  doone 
l't  yee  aryse  out  of  yowr  errour  soone, 
I"  thert'  in  walwid  lian,  goon  is  l'ul  yorc. 
And  liut  yee  do,  god  1  byseeehe  a  boone 
I'i  in  the  t'yr  yee  l'eele  uiay  tho  sore. 

41 
Yee  ]?*■  nat..sette  bj^  jueestcs  power 
Trystes  Rebeis  and  foos  loen  may  you  callf, 
Yee  waden  in  p/rsuu)pcio(/n  to-'  fer, 
Your  soules  to  tlie  t'eend  yee  foule  tlirallt?. 
Yee  seyn,  a  preest,  in^  deedl)^  synne  fall^ 
If  he  so  go  to  messe  he  niay  nat  luake 
Crystes  body,  falsly  ye  erren  ailt' 
I't  hohlen  so,  to  deepe  yee  r.msake. 

42 
As  wfl  niay  a  preest  |'t  is  vicMoiis 
1"  at  precious  budy  niakc,  day  by  day, 

'  Jüincs  oniits  /«;. 

•'  .Janii'H  has  hyiilces.         ■'  James  has  so. 

■'  Jaiues  lias  on. 


BALLAD  BY  THOMAS  OCCLEYE.  33 

As  may  a  preest  ]?'  is  ful  vertuoiis; 

But  waar  the  preest,  his  soule  it  hurte  may, 

Aud  shal  but  he  be  cleene,  it  is  no  uay. 

Be  what  he  be,  the  preest  is  instruineut 

Of  god,  thurgh  whos  wordes  trustith  tliis  ay, 

The  preest  uiakith  the  blessid  sacrament. 

43 
fo.  13.    Yee  medle  of  al  thyng,  yee  moot  shoo  tlie  goos, 
How  knowen  yee  what  lyf  a  man  is  ynueV 
Your  fals  coneeites  renne  aboute  loos; 
11'  a  preest  synfull  be  and  fro  god  tvvynne, 
Thurgh  penitence  he  may  ageyn  god  wyunc. 
No  wight  may  cleerly  knowen  it  or  gesse 
I>t  any  preest  beynge  in  deedly  synne 
For  awe  of  god  dar  to  the  messe  him  dresse. 

44 

Yee  seyn  also  ther  sholde  be  no  pope 
But  he  the  beste  preest  wert?  vp  on  lyue-, 
0!  wher  to  graspen  yee  so  fer  and  grope 
Aftir  swich  thyng,  yee  mowe  it  neuevc  dryue, 
To  the  knowleche  nothyng  thert*  of  stryiie, 
Medle  nat  ther  with,  let  al  swich  thyng  passe, 
For  if  ]?t  yee  do  shul  yee  neuere  thryue; 
Yee  been  ther  in  as  lewde  as  is  an  asse. 

45 
Many  man'  outward  seemeth  wondir  good. 
And  in  ward  is  he  wondir  fer  ther  fro, 
No  man  be  Juge  of  \>^  but  he  be  wood, 
To  god  longith  )?*  knowleche  and  no  mo. 
Thogh  he  be  right  synful,  sooth  is  also 
Tlie  liy  power  )>*  is  to  him  co?«mittid 
As  large  as  petres  is,  it  is  right  so, 
Amonges'-^  feithful  folk,  this  is  admittid. 

46 
fo.  13  yo-    What  is  the  lawe  the  werse  of  nature, 
If  l't  a  Juge  Yse  it  nat  aright. 
No  thyng,  God  wot,  auyse  hm  }'t  the  eure 
Ther  of  hath  take,  looke  he  do  but  right; 
Waar  }>*  he  nat  stonde  in  his  owne  iight, 
Good  is  J?t  he  his  soule  keepe  and  saue, 


'  James  has  men. 
2  James  has  among. 

Anjrlia,  Y.  band. 


34  L.  TOULMIN  SMITH, 

Yonr  frtls  eonceites  puttith  to  tho  fli«cht 
1  rode,  aud  Crystes  uitvc-y  axo  aud  haue. 

47 
Yee  that  prtfteuden  folweis  for  to  be 
Of  Crystes  disciples,  nat  lyue  sholde 
Aftir  the  riesshly  lustes  as  doon  yee 
h^  rekken  nat  whose  Avyf  ye  take  and  holde; 
Swic'li  lyf  the  disciples  nat  lyue  wolde, 
For  cursid  is  the  synnc  of  advoutrie, 
But  yee  ther  in  so  hardy  been  and  bolde, 
|j'  yee  no  synne  it  holden,  ne  folie. 

4S 
If  yee  so  holy  been  as  yee  witnesse 
Of  yowr  seif,  thanne  in  Crystes  feith  abyde. 
The  disciples  of  Cryst  had  hardynesse 
For  to  appeere,  they  nat  wolde  hera  hyde 
For  fere  of  deeth,  but  in  his  cause  dyde. 
They  fledden  nat  to  halkes  ne  to  hernes, 
As  yee  doon,  ]?^  holden  the  feendes  syde 
Whiche  am  of  dirknesse  the  lanternes. 

•19 
fo.  14.    Ne  neuere  they  in  forcible  maneere 

With  wepnes  roos  to  slee  folk  and  assaillf, 
As  yee  diden  late  in  this  contree  beere, 
Ageyn  the  King  stryf  to  rere  and  bataiik'. 
Biessid  be  god,  of  your  purpos  j^ee  failk 
And  faillt'  shuln,  ye  shuln  nat  foorth  ther  with 
Yee  broken  meynee^  yee  wrecchid  rascaill«.' 
Been  al  to  weyk,  yee  han  ther  to  no  pitli. 

50 
Also  yee  holden  ageyn  pilgriniages 
Whiche  arn  ful  goode  if  ]>^  folk  wel  hem  use, 
And  eckt'  ageyns  the  niakyng  of  ymages. 
What!  al  is  nat  worth  p^  yee  clap|)e  and  niiise. 
How  can  yee  by  reson  your  seif  excuse 
1"^  yee  nat  erren,  whan  yee  folkt'  excite 
To  vice,  and  stir  heni  vertu  to  refnse. 
Waar  goddes  strook,  it  peisith  nat  a  lyte. 

51 
For  to  visite  Sointes  is  vertu 
If  ]>^  it  doon  be  for  deiiocioun, 
And  elles  good  is  be  ther  of  oschu, 


BALLAD  HY  THOMAS  OCCLEVE.  35 

Meede  wirkith  in  good  cntenciomi. 
Be  cleene  of  lyf,  aud  be  in  orisoun, 
Of  syune  talke  nat  iu  thy  viage, 
Let  vertu  pyde  thee,  fro  toun  to  toun, 
And  so  to  man  profitith  pilgrimage. 

52 
fo.  14  vo.    And  to  holde  ageyn  ymages  raakynge,  — 

Be  they  niaad  in  entaiüt?  or  in  peyntiire,  — 
Is  greet  errour,  for  they  yeuen  stirynge 
Of  thoghtes  goode,  and  causen  men  honure 
The  seint  after  whom  maad  is  that  ligure, 
And  nat  worsshippe  it,  how  gay  it  be  wroght. 
For  this  knowith  wel  euery  creature 
t*  reson  hath,  J^t  a  seint  it  is  noght. 

53 
Right  as  a  spectacle  helpiih  feeble  sighte 
Whan  a  man  on  the  book  redith  or  writ. 
And  causith  him  to  see  bet  than  he  mighte. 
In  M'hieh  spectacle  his  sighte  nat  abit 
But  gooth  tlinrgh,  and  on  the  book  restith  it; 
The  same  may  men  of  ymages  sej'e 
Thogh  the  ymage  nat  the  seint  be,  yit 
The  sighte  vs  myngith  to  the  seint  to  preye. 

54 
Ageyn  possessions  yee  holden  eek 
Of  holy  Cliirche,  and  that  is  eek  errour, 
Your  inward  ye  is  ful  of  smoke  and  reek; 
While  heert'  on  eerthe  was  oiir  SauueoM?-, 
Whom  Angels  diden  s^?"uice  and  hono«r, 
Purses  had  he,  why?  for  his  chirche  sholde 
So  haue  eek  aftir,  as  seith  mine  Auetowr; 
Yee  goon  aP  mis,  al  is  wrong  pt  yoe  holde. 


fo.  1.').    Justinian  Emp<?ronr  had  swich  cheertoe 

To  holy  chirche,  as  )''  seith  tlie  scripture, 

tt  of  goodes  how  large  or  greet  plentee 

It  had  of  yifte  of  any  creature, 

Him  thoghte  it  youe  in  the  best  mesure 

Ijt  mighte  bee«,  his  herte  it  loued  so; 

Yee  neutve  yaf  liem  good  pt-rauenture, 

What  title  han  yee,  aght  for  to  take  ho?«  fro. 


'  James  omits  a/. 

3* 


36  L.  TOULMIN  SMITH, 

5« 
And  if  yee  liad  uglit  youe  hein  or  tliis  time, 
St.indyuse  in  the  fcith,  as  yco  oghten  stonile, 
Shülden  tbey  now  for  your  diauge  and  your  cryme 
Despoillid  been  of  J't  they  haue  in  hondeV 
Nay  )''  no  sliile  is,  yee  shull  undirstonde, 
They  nyght  and  day  hiboureii '  in  prayecre 
For  lieiu  that  so  yaf,  styntitli  and  nof.  fonde 
To  du  SD,  l'or  first  boght  wole  it  be  deere. 

57 
Presunipcion  of  wit,  and  ydilncsse. 
And  couetyse  of  good,  tho  vices  thrce 
Been  cause  of  al  your  ydil  bysynesse. 
Yee  seyn  eek  goodes  commune  oghtcn  be, 
I»t  nient  is  in  tymc  ol"  necessitee, 
But  nat  by  violence  or  by  inaistrie, 
My  good  to  take  of  lue,  or  I  of  thee, 
For  |?t  is  verray  wrong  and  robberie. 

58 
fo.  15  yo-    If  )jt  a  man  the  soothe  teile  shal, 

IIow  jH  yoiii-  ht-'rtes  in  this  caso  been  set, 
For  to  ryfle  is  yowr  entente  final, 
Yee  han  be  bisy  longe  aboute  a  net, 
And  fayu  wolde  han  it  in  the  watir  wet, 
'l'he  fissh  to  take  which  yee  han  purposid; 
But  god  and  our  lord  lige  hath  yow  let, 
It  nis,  ne  shal  been,  as  yee  han  supposid. 

5!) 
Men  seyn  yee  purpose  hastily  appeere 
The  worm  for  to  sleen  in  the  pcsecod, 
Come  on  whan  yow  list,  yee  shul  rewe  it  deere, 
The  feend  is  your  cheef;  and  our  heed  is  god. 
Thogh  we  had  in  our  handes  but  a  clod 
Of  eertlie,  at  your  hcedes  to  alynge'-^  or  caste, 
Wert'  wejjne  ynow,  or  a  small  twig  or  rod, 
The  feith  of  Cryat  stikith  in  vs  so  faste. 

6ü 
We  dreden  nat,  we  han  greet  auantage, 
Whethir  we  lyue  or  elles  alayne  be  we, 
In  Crystes  feith,  for  vp  to  heuenes  stage 
If  we  80  die,  our  soules  list  shul  be. 
And  on  \>^  othir  part  yee  feendes  yee 


'  James  bas  laüourei's.  ^  James  has  lUn/je. 


BALLAD  BY  THOMAS  OCCLRVE.  37 

In  thc  (lirk  halke  of  lielU'  sliiil  (iosceiidc. 
And  Vit  with  vs  ahit  this  cluuiteo, 
Onr  desir  is  ]>^  yee  yuw  wolde  aniendc. 

til 
fo.  16.     Yee  holden  many  an  olhir  enour  mo 
Than  may  be  writen  in  a  litil  spacc, 
But  lak  of  leisir  me  cowanandith  ho. 
Aluiighty  God  byseeche  I  of  bis  gnice 
Enable  yow  to  seen  bis  blessid  face, 
Which  J?t  is  0  god  and  ptrsones  three. 
Remembre  yoAv  heuene  is  a  miry  place, 
And  helle  is  fiil  of  sharp  aduersitee. 

Ü2 
Yit  Oldcastel,  for  bim  )?«  his  blood  shadde 
Vp  on  the  crois,  to  bis  feith  torne  agayn, 
Forgete  nat  the  loue  be  to  vs  hadde, 
I't  blisful  lord,  p^  for  a.\\e  us  was  slain. 
From  bennes  forward  trouble  nat  tby  brayu 
As  thow  hast  doon  ageyn  the  feith  ful  sore; 
Cryst  of  tby  soule  glad  be  wolde  and  fayn, 
Reto?i/'ue  knyghtly  now  vn  to  his  lore. 

03 
Repente  thee  and  with  bim  make  accord, 
Conquere  meryt  and  honour  let  see,' 
Looke  how  our  cristen  Prince,  our  lige  lord, 
With  many  a  lord  and  knyght  beyoud  the  See, 
Laboure  in  armes,  and  thow  hydest  thee 
And  darst  nat  come,  and  sliewe  tby  visage. 
0,  fy  for  shame,  how  can  a  knyght  be 
Out  of  tboniir  of  this  rial  viage? 

C! 

fo.  16  \o-    Suni  time  was  no  knyghtly  turn  no  wbcrt', 
Ne  no  maubode  shewid  in  no  wyse, 
But  Oldcastel  wolde  his  thankes  be  thcrf. 
How  hath  the  cursid  fiend  changid  the  gyse! 
Flee  from  bim  and  allf  his  wirkes  despyse. 
And  p^  y-doon,  vn  to  our  cristen  kyng 
Thee  hie  as  faste,  as  ]?*  thow  canst  dyuyse, 
And  bumble  eek  thee  to  him  for  any  thyng. 
* 
Cest  tout. 


38  L.   rOULMIN  SMllH, 


Notes. 

Stanza  .'?.     rni/iic,  union,  oomhination, 

Staii/,:i  4.  /'oo  to  i/(c  Trinilic.  Oldcastlc  iu  a  (lcclaratii)n  of  Christian 
beliof  which  he  made  to  thc  king  betöre  he  was  biouglit  to  trial 
thus  spoke  of  the  Tniiity.  "1  believe  that  there  is  bat  one  God 
Alluighty,  iu  and  of  whose  godhead  aie  these  threo  persons,  the 
Father,  the  Son,  and  tho  Holy  Ghost,  and  that  those  thiee  persons 
are  the  seif  sanie  God  Ahuight}."  Foxe,  Acts  and  Monmneuts,  ed. 
1S4I,  III  p.  324.  Wiclif  and  liis  followers  did  not  oppose  the  doctrine 
of  the  Triuity;  the  word  iu  his  writings  siiuply  stand»  for  God,  "the 
uiost  coiuplete  and  inclusive  way  of  speakiug  of  God",  as  a  Wiclif 
Scholar  kindly  informs  lue.  As  heretics  they  were  deemed  enemies  ot 
God,  hence  the  present  lines. 

St.  5.  For  this  Quotation  from  Augustine  see  Au(/.  Opera  (Benedictine 
ed.),  Ven.  UJ:}] ,  Tom.  VI  in  App.  col.  32  C.  This  edition  has 
"quamlibet"  for  the  "quantuiucunque"  of  the  Ms. 

St.  7.  The  note  refers  to  the  Historia  Tripartila  of  Aurelius  Cassiodo- 
rus.  üb.  IX ,  cap.  30  where  the  story  is  told  of  the  execution  of  thc 
l'hessalouicans  by  Theodosius,  aud  the  penance  iuiposed  on  him  by 
St.  Ambrose. 

St.  11.  Oldcastle  was  strongly  opposed  to  confession  to  priests,  he 
seems  to  have  acknowledgcd  confession  to  God  only.  When  he 
was  tried  in  1413  the  archbishop  of  Canterbury  offered  to  shrive 
him  if  he  would  confess.  "I  never  yet  trespassed  against  j'ou,  and 
therefore  I  will  not  do  yt",  said  he,  but  knelt  down  in  Court  and 
publicly  acknowledged  his  sius  to  God.'  At  his  death,  when  urged 
by  the  Duke  of  Bedford  to  confess,  "lie  said  that  thongh  I'eter  and 
Paul  were  present  he  would  not  confess  to  them".  Capgrave's 
llluslrious  Hcnries,  Rolls  Series,  1S5S  p.  142. 

St.  12.  Augustine  De  visiiaiione:  Aiuj.  Opera,  Venet.  1631,  Tom.  Vlin 
App.  col.  2.53  D.  The  manuscript  has  "securis"  instead  of  "strepitus" 
in  the  first  sentence;  and  omits  "quadrandi"  before  "supervacuum", 
and  "sit"  before  "pecatorum".  One  of  the  "foure  pcyntes""  of  üld- 
castle's  Confession  of  Faith,  made  on  his  first  trlal  was;  "As  for  the 
sacrament  of  penance,  I  beleve  that  it  is  nedfull  to  cvery  man  that 
shall  be  saved,  to  forsake  synne,  and  do  due  penance  for  syuue 
bifore  doon,  wyth  trewe  confession,  very  contrition,  and  duhe  satis- 
faction,  as  Goddes  lawe  lymitetli  and  teclieth,  and  ellys  may  not  be 
saved.  Whych  penaunce  1  desir  all  men  to  do".  Wilkin's  Concilia, 
Vol.  III,  p.  3Ö4. 

St.  13.  The  first  point  of  Oldcastle's  Confession  of  Faith  related  to  the 
Lord'a  supper,  he  declared  his  belief  that  "the  most  worschipfuU 
sacrament  of  the  autcr  is  Cristes  body  in  forme  of  bred".    Wilkin's 

'  Foxe,  Acts  and  Monuments,  ed.  1S4I.  Vol.  III,  p.  330. 


BALLAD  I5Y  THOMAS  OCCLEVE.  39 

Concilta  IT;$7,  Vul.  III,  p.  ;<öl:   sco  also  Foxe,  Acts  dud  Monumcnls, 
ed.  1>544,  Vol.  III,  p.  330.    Mach  bitteruess  arose  over  Uns. 

St.  15.  Oldcastle  "repudiated  entirely  the  authority  of  Pope  and  bishops, 
aud  declared  them  to  be  Antichrist"  (Gairdner,  Fortnightly  Rov. 
March,  ]s73).  He  and  his  defender  James  were  of  one  niind,  "lu 
Gods  name  lett  it  still  be  the  dutye  of  priests  and  prclats  to  direet 
the  people,  but  lett  them  knowe  that  they  dii-ect  men  aud  nott 
beastes,  men  that  have  reasonable  soules  and  undcrstandings,  and 
whoe  have  on  them  a  greater  necessitie  of  obeying  God  then  men". 
(James'  Note  to  Stanza  18).    See  also  Stanza  44. 

St.  18,  19.  Wiclifs  translation  of  the  Bible  qnickly  threw  it  opeii  tj  the 
discussion  of  all,  "he  translated  the  Scriptures  from  Latin  into  the 
English,  not  the  angelie  tongue,  whence  it  becomes  by  his  means 
common  and  more  open  to  laymen  and  to  women  who  can  read 
than  it  is  to  tolerably  learned  and  very  intelligent  Clerks,  and  thus 
the  Gospel  pearl  is  scattered  and  trampled  npon  by  swine". 
Knighton  (Twysdeu's  Hist.  Ang.  Script.  Decem  p.  2044). 

Calale  {callcl.  callat,  calol),  an  opprobrious  word  applied  to  women, 
meauing  a  railer,  a  vixen,  probably  from  the  French  callollc  a  coife 
or  little  light  cap  worn  by  women.  In  the  Winter's  Tale(actII,  sc.  3) 
Leontes  in  a  rage  with  Pauline  calls  her 

"a  callcl 
Of  bouudless  tongue,  who  late  hath  beat  her  husband, 
And  now  baits  me". 

St.  21.  Brygelees  =  brigeless,  without  debate,  in  peace  and  (piietnoss. 
Chaucer  has  (Tale  of  Melibeiis)  "myne  adversarios  hau  begonnen 
tliis  debaat  aad  Injge  by  hire  outrage".  I.  2872  (1  —  Text  edition, 
p.  118  of  Tyrwhitt.  "If  a  man  falle  in  bryge  for  worldly  richesses". 
Wiclifs  Works,  ed.  Arnold  Vol.  III  12S. 

St.  25,  26.  Here  we  have  a  list  of  books  deemed  suitable  for  a  chival- 
rous  knight  —  the  Bible  was  "unkindly",  not  appropriate  to  his 
degree,  in  dealing  with  holy  writ  he  was  "out  of  Joint";  —  if  he 
must  read  such  things,  at  least  let  him  keep  to  the  Old  Testament, 
to  the  books  of  Judges,  Kings,  Joshua,  Judith,  the  Chroniclcs  and 
Maccabees,  which  are  pertinent  to  chivalry.  The  history  of  Lance- 
lot de  Lake  and  the  Stories  of  the  Sieges  of  Troy  and  of  Tlieijcs 
would  be  knightly  reading.  Vcgetius  was  a  Roman  writer  in  the 
end  of  the  4th  century  A.  D.,  who  compiled  a  work  in  five  books 
on  military  art,  Rei  inUilaris  instituta,  which  long  maintained  its 
popularity.  Thotv  haust  bcen  cntt  of  ioynl  al  to  longe.  Com- 
pare  Hamlet  ActI,  sc.  5,  "the  time  is  out  of  Joint".  The  French 
have  an  expression  somewhat  similar,  "etre  hors  des  gonds",  to  bo 
very  angry,  it  is  more  an  cquivalent  now  to  our  "  to  bc  beside  oue'a 
seif",  than  "to  be  unhinged",  its  literal  meauing. 

James'  note  on  these  stanzas  may  be  permitted  here,  curious 
from  the  contrast  of  ideas;  he  also  quotes  a  ballad  on  Oldcastle 
which  he  found  in  the  Cotton  library. 


40  I  •  TOULMIN  SMll'H, 

"l\tr  tlic  si):ieo  ol'  live  Imiulred  years  as  La- novo  obscrves  in 
lii;<  politique  iHscourses,  witli  sucli  like  books  people  entertained 
tlu'ir  loasuio.  Tlie  daunger  aud  mischicf  of  them  he  hath  also  thcre 
well  reiDOiubeied ,  to  wliieli  I  luaye  adde  that  certeiuly  thely]  wcre 
of  sott  pollieic  iuventcd  by  the  Ingeinois  of  rapistiie  to  keepe  people 
fi-oiu  a  desire  of  roading  aud  periising  lioly  scriptiire,  aud  other 
books  of  Grcekc  and  Latin  instniction,  where  they  have  since 
learned  tliat  the  wholc  fraiue  of  the  hiter  ignoble  Roman  supersti- 
tion  is  lueerc  iiuposture,  and  so  their  Lancelots  and  Amadises  and 
Kuights  of  tbe  Sunnc  and  other  no  lesse  faI)ulous  legends  have  had 
their  tinie,  and  are  now  alluiost  everie  where  goiug  into  obliviou. 
Bat  as  Occlevc  here  so  aliso  another  chaiupion  of  the  tiuic  reviles 
üur  religious  kuight  for  readlng  Scripture  aftir  this  uiauner. 

Hit  is  uukyndly  for  a  knijt 

That  shuld  a  kynges  castcl  kepe 
To  bable  the  Bibel  day  aud  nijt 

In  restyng  tyme  when  he  shuld  slepe; 

And  carefoly  awey  to  crepe, 
For  [?  fro]  alle  the  chief  of  chivalrie. 

Wel  aught  hym  to  waile  and  wepe, 
That  suyclic  lust  hath  in  lollardie." 

This  is  taken  from  a  poeiu  in  the  Cotton  Ms.  Vesp.  B  XVI  fo.  2, 
priuted  in  Wright's  "rolitical  Poeuis  and  .'^ongs",  Rolls  Series,  il 
p.  24:i,  from  vvhich  I  give  the  lines,  James  having  made  scveral 
mistakes.  The  song  is  füll  of  allusions  to  Oldcastle  and  his 
"lollardie". 

St.  Xi.  Here  Occleve  must  rcfer  to  the  condemuation  of  Oldcastle  iu  lli."}; 
and  proves  hiuiself  only  too  good  a  prophet  as  to  what  would  foUow. 

St.  35,  37.  Occleve,  in  his  trouble  at  the  errors  of  the  noble  knight, 
turns  upon  those  who  have  led  him  astray.  From  St.  35  to  ül  the 
poet  addresses  the  "rascaill"  heretics  in  general,  not  Oldcastle  in 
particular.  "Pritice  of  Priesis"  seenis  to  iiave  been  a  word  of  re- 
proach  against  the  king  used  by  the  Wiclevites  or  attributed  to 
them:  Foxe,  commentiug  ou  Statute  2  Hen.  V,  c.  7,  says:  "if  these 
ruraours  were  words  spoken  against  the  king,  as  calling  him  a 
tyrant,  an  'usurper  of  the  crown',  the  'Prince  of  priests'  <&c.,  why 
tlien  be  nonc  of  these  words  expressed  in  their  indictments,  or  left 
in  records".    Acis  und  Moiiumen/s,  ed.  1844  Vol.  III  p.  35B. 

St.  10.  That  in  ikc  fyr  yec  feele  may  the  sore.  The  first  recordcd 
martyr  for  the  reformed  doctrine,  William  Sawtre,  was  burnt  in 
1401;  the  second,  John  Badby,  in  140!)  or  1410.  People  evidently 
by  1415  were  getting  acc'ustomed  to  the  terrible  fires  of  the 
church. 

St.  41  — 13.  In  the  Cur.s(n-  jMundi  (witten  perhaps  30  or  40  years  before 
this  poem),  is  a  Suggestion  of  confession  by  a  priest  who  "in  dedly 
sin  huö  sangen  messe"  II.  2b3üO  -28373. 


HALLAD  HY  THOMAS  OCCLEVE.  41 

yt.  i'.i.     Fee  moot  shoo   the  goos.      "To   shoe   the  goose"   w:is  a  pro- 
verbial  expression  for  any  useless  uudertaking. 

"And  who  wyll  smattcr  what  euery  man  doosc 
May  go  lielpe  to  shoo  the  goose." 

Parliament  of  Byrdes  (circa  155(»),  in  Haxlitt's 
Populär  Poetry  IIT  p.  179. 
"It  is  as  much  pittie  to  see  a  woman  weepe,  as  it  is  to  see  a  goose 
goe  bare-tboted."  Withal's  Dictionaiy,  ed.  lt)31  p.  571). 

St.  48.     They  ßeddeti  nat  (o   lialkes  ne  to  hernes.     Occleve   here  cvi- 
dently  alludes  twittingly  lo  Oldeastle's  hidlng  himself  in  nooks  aud 
Corners.    '■'•Halke,  or  hyrne,  angulus",  Promptoriura  Parvulonnu. 
"seken  in  every  halke  and  every  herne 
Particiliar  seien ces  for  to  lerne", 

Chaucer,  Frankleiu's  Tale,  v.  11,  4.3.i. 
"Herne,   a  nook   of  land  projecting  into  another  district,  parish,  or 
field."  Forby's  Vocab.  of  East  Anglia.     Ib'MK 

The   lines   prefixed   to  Speght's  edition   of  Chaucer,    1598  afford  a 
curious  parallel  to  Occleve's  word,  — 

"The  Reader  to  Geffry  Chaucer. 
Eea.      Where  hast  thou  dwelt;  good  Geffrey,  al  this  while 

Vnknown  to  vs,  save  onlj'  by  thy  bookes 
Chan.    In  haulks,  and  hernes,  God  wot,  and  in  exile". 
St.  49.    This    appears    to    allude    to    the    rising   in    St.  Giles    fields   in 

January,  1414. 
öt.  50.  Touching  pilgrimages  Oldeastle's  fourth  point  was;  —  "Also  I 
suppose  this  fully,  that  every  man  in  this  erthe  is  a  pilgrime  towarde 
blys,  or  towarde  peyne;  and  that  he  that  knoweth  not,  ne  wol  not 
knowe,  ue  kepe  the  holy  comandementes  of  God  in  his  lyvyng  herc, 
albeit  that  he  be  goo  on  pylgrimage  to  all  the  world,  and  he  dy  so, 
he  shall  be  dampned-,  and  he  that  knowyth  the  hoiy  comandenientys 
of  God,  and  kepeth  hein  hys  end,  ho  shal  be  saved,  tho  he  nevir  in 
hys  ly  ve  go  on  pilgi  ymage  as  inen  use  now,  to  Cantirbury,  or  to  Rome, 
or  to  any  other  place".  Wilkin's  Concilia,  Vol.  III  p.  355.  See  also 
the  Quotation  froin  James,  before  p.  22. 
St.  51,  52.  The  third  point  of  Oldeastle's  "confession"  touches  Images; 
—  "And  as  of  yuiages,  I  undirstonde  that  thei  be  not  of  bileve,  but 
that  thei  were  ordeyned  syth  the  bileve  was  gewe  of  Crist  be  sutfer- 
aunce  of  the  Churche,  to  be  kalenders  to  Icwed  men,  to  repcesont 
and  brynge  to  myndc  the  passion  of  our  lord  Jiiesu  Crist,  and  niar- 
tirdom,  and  good  lyvyng  of  other  seyntes,  and  that  who  so  it  be 
that  doth  the  worschipe  to  dede  ymages  that  is  duhe  to  God,  or 
putteth  seych  hope  or  trust  in  help  of  them  as  he  sliuld  do  to  God, 
or  hath  affeccion  in  on  more  than  in  an  other,  he  doth  in  that  the 
grete  synne  of  mawmentrie"  [idolatry].  Wilkin's  Concilia,  III  p.  :i5.'>. 
St.  53.  Evidently  Occleve  was  familiär  with  the  nse  of  si)ectacle8,  see  be- 
fore, p.  17,  Quotation  from  his  bailad  to  the  Duke  of  York.    Spectaclea 


42  L.  roL'LMiN'  sMi rn,  hai.lau  hy  ihomas  occlevk. 

arc  bolioved  to  liavo  bocu  known  to  Ko^or  Bacon  in  l'idT,  scc  liis 
Opus  Majiis,  Jcbb's  ed.,  p.  352:  tlic  Italiaus  claiiu  to  have  mvcutcd 
thoiu  towards  tlie  end  ot'  thc  ceutury. 

St.  51.  That  the  ohurch  had  too  great  possessions  was  oue  of  tlio 
strougest  coiuplaiuts  of  the  Wiclevites,  and  Oldcastle  carried  on  thc 
war.  Speaking  ot"  his  writiugs  Capgrave  says,  "one  billct  was  tound 
anioug  the  rest,  in  which  the  king  was  begged  to  take  all  the 
touiporalities  of  the  chmch  into  his  own  hands,  and  this  billot 
was  even  presented  to  rhe  king  by  a  coilain  Henry  Greyndore". 
Illustrious  Benries  p.  1 10. 

St.  ():?.  The  king  had  just  sailed  on  his  tirst  expedition  against  the 
Fronch,  which  was  to  cnd  in  Agincourt.  It  seenied  to  Occleve  out 
of  the  course  of  right  that  a  great  knight  sliould  not  scck  honour 
with  it. 

IllGUGATI",    LONUO.N'.  LuCY    TOULMIN    SmITH. 


N  0  T  E.     - 

Au  interesting  account  and  abstract  of  üccleve's  pocm  on  Oldcastle 
is  givcn  iu  T/ie  Kenlisk  Garland,  by  Miss  Ue  Vaj'ues,  London,  1SS2, 
Vol.  II  p.  ITti,  the  Sheets  of  wliich  the  authoress  has  kindly  sent  me. 
1  take  this  opportunity  of  rendering  uiy  acknowledgments  also  to  thc 
Kcd.  ^lark  Pattisou,  of  Oxford,  for  his  kind  assistance  in  hunting  up 
Occlcve's  latin  quotations. 

Jan.  1882.  L.  T.  S. 


IST  DIE  ALTENGLI8CHK 

'STORY   OF   GENESIS   AND   EXODUS'   DAS 

WERK  EINES   VERFASSERS? 

Das  gedieht  wurde  uns  zugänglich  gemacht  durch  die  aus- 
gäbe eiues  englischen  gelehrten: 

Tlie  Story  of  Genesis  and  Exodus,  An  early  English  song,  about  A.  D. 
1250.  Now  first  edited  from  a  unique  MS.  in  tlie  iibrary  of  Corpus 
Christi  College,  Cambridge.  Witii  Introduction,  Notes,  and  Glossary, 
by  Eichard  Morris.     Eavly  English  Text  Society,  l'^b5. 

Der  herausgeber  hat  das  ms.  allerdings  nicht  selbst  in  bänden 
gehabt,  doch  bürgen  die  verschiedenen  collatioueu  anderer 
(siehe  s.  V)  wol  für  eine  correcte  widergabe  des  textes.  Den 
Vorwurf  der  inconsequenz  kann  man  jedoch  dieser  ausgäbe 
nicht  ersparen,  und  conseqnenz  ist  ja  wol  das  mindeste,  was 
man  bei  widergabe  alter  texte  verlangen  darf.  So  findet  man 
bisweilen  die  olfeubar  falsche  lesart  des  ms.  im  texte  und  am 
rande  mit  bescheidenem  fragezeichen  die  conjectur,  bisweilen 
im  gegenteil  die  conjectur  im  texte  und  die  lesart  des  ms.  in 
der  note.  Entweder  wollte  Morris  das  gedieht  abdrucken,  und 
dann  gehörten  seine  conjecturen  nicht  in  den  text,  oder  aljcr 
er  wollte  den  text  des  gedichtes  kritisch  herstellen,  und  dann 
mussteu  otienbar  fehlerhafte  lesarten  des  ras.  entschieden  in  die 
noteu  verwiesen  werden.  Ebenso  hätten  wir  die  eigennamen 
lieber  mit  grossen  buchstaben  gesehen;  das  gelegentliche  vor- 
kommen von  majuskeln  in  fällen,  wo  sie  nicht  hingeliörcn, 
wurde  besser  in  den  noten  erwähnt.  Schliesslich  bedauern 
wir,  dass  sich  der  wünsch  des  herausgebers,  das  beigegebene 
glossar  möge  'useful  for  reference'  sein,  deshall)  nicht  crriillcn 
konnte,  weil  es  zum  teil  sehr  lückenhaft  ist.  Dass  Morris 
manche  uns  jetzt  unzweifelhaft  scheinende  conjectur  nicht  fand, 
liegt   daran,    dass   ihm   (auch    bei    der   zweiten   au.sgabe)    die 


44  KKii/scHi'":, 

(liiolle  (los  izeilielites  nicht  bekannt  ^v:u•.  Die  zweite  ausgäbe 
erschien  London  ISTo  und  trägt  den  zusatz:  Sccond  and  revised 
cdition.  Die  ändcrungen  sind  nur  geringfügig,  das  wesentlichste 
ist  der  neu  beigegebene  Index  of  rimes.  Morris'  hauptverdienst 
besteht  jedenfalls  darin,  dass  er  uns  die  Story  of  Genesis  and 
ExoiUis  zugänglich  machte,  dann  aber  auch  in  den  noteu  und 
der  einleituug,  welche  letztere  zum  teil  seinem  werke  Outlines 
of  Knglish  aeeidence  entnommen  ist. 

Einzelne   teile   des   gedichtes    sind  auch  in  die  lesebiicher 
übergegangen  und  dort  erklärt  worden: 

V.  29— 40S  Wülcker,  Ae.  lesebiich  1  s.  1—8. 

V.  12S1 — 1:}40  Zupitza,  Ae.  Übungsbuch  s.  47 — 48. 

V.  1907— 2.53(5  Mätzner,  Ae.  spracbproben  I,  1  s.  7.5—90. 
An  aufsätzen  sind  zu  erwähnen: 
II  i  Im  er,    Ueber  die  Sprache  der  altenglischen  Story  of  Genesis  aud 

Exodus,  üyuiiiasialprograinm,  Sondershausen  1S76.  34  s.  4. 
Külbing,  Zu  der  mitteleuglischen  Story  of  Genesis  and  Exodus.  Eng- 
lische Studien  III,  273—334. 
Erwähnt  wird  das  gedieht  bei  Warton ,  History  of  English 
poetry,  ed.  Hazlitt,  London  71,  vol.  II,  In  der  liste  der  ae. 
denkmäler  s.  28  wird  G.  u.  E.  als  erstes  der  werke  aufgeführt, 
die  in  die  zeit  von  125ü  — 1300  fallen;  s.  35  werden  die 
ersten  35  verse  des  gedichtes  abgedruckt,  um  die  Vorliebe 
des  dichters  für  widerholung  derselben  reime  zu  beweisen. 
V.  21  fehit,  bei  3Iorris  steht  er  in  klammern,  ist  also  wol  von 
ihm  ergänzt. 

Ten  Brink  (Geschichte  der  englischen  literatur,  seite  246) 
'macht  zunächst  auf  die  quelle,  'die  zwischen  den  jähren 
1109  — 1175  entstandene  llistoria  scholastica  des  gelehrten 
französischen  priesters  Petrus  Comestor'  aufmerksam,  giebt  zu, 
dass  der  dichter  im  anfange  der  G.  wol  auch  andere  quellen 
vorübergehend  benutzt  haben  mag.  Die  darstellung  nennt  er 
einfach,  ziemlich  nüchtern,  jedoch  nicht  ohne  leben,  nicht  un- 
gefällig. Ö.  248  fährt  er  fort:  'Die  G.  scheint  bald  nach  ihrer 
entstehung  einen  anderen  dichter  gereizt  zu  haben,  in  ähnlicher 
art  eine  Exodus  zu  schreiben.  Vermutlich  war  dieser  andere 
dichter  ein  kiostei'genosse  oder  etwa  in  irgend  einem  geist- 
lichen amt  der  nachfolger  des  Verfassers  der  Genesis;  ja  die 
möglichkcit,  dass  er  mit  diesem  identisch  sei,  ist  nicht  unbe- 
dingt abzuweisen,  wenn  sie  auch  die  wahrscheinlicid^eit  nicht 
für  sich  hat.     In  sprachlicher  hinsieht  unterscheidet  der  Exodus- 


STORY  OF  GRNESIS  AND   EXODUS.  45 

(lichter  sich  nur  durch  leise  angedeutete  nüancen  von  seinem 
Vorgänger.  In  versification  und  stil  hat  er  sich  an  diesem 
heraugebihlet  und  ahmt  ihn  mit  glück  nach,  wenn  er  auch 
kein  "lied"  zu  dichten  vorgibt.' 

Da  die  von  ten  Brink  in  aussieht  gestellte  veröfteutlichung 
des  beweisniaterials  bisher  noch  nicht  erfolgt  ist,  und  wir  uns 
somit  in  völliger  unkenntniss  über  die  gründe  befinden,  die 
ten  Brink  zur  annähme  zweier  Verfasser  bewogen,  müssen  wir 
diese  frage  vor  der  band  als  eine  offene  ansehen.  Fest  steht 
bisher  nur,  dass  G.  u.  Ex.  um  1250  im  östlichen  binnenland 
entstanden  ist,  dass  als  quelle  die  Historia  scholastica  des 
Petrus  Comestor  zu  gründe  lag  und  endlich,  dass  dei-  (oder 
die)  Verfasser  geistlichen  Standes  war.  Im  folgenden  gehen 
wir  näher  auf  die  verfasserfrage  ein  und  werden  prüfen,  ol) 
ten  Brink's  annähme  zweier  dichter  haltbar  ist. 

Sehen  wir  für's  erste  zu,  ob  ein  vergleich  der  ae.  G.  u.  H. 
mit  der  quelle  uns  irgend  welche  anhaltspuukte  gibt. 

Aus  V.  15—28 

Cristene  men  ogen  ben  so  fagen 
so  fueles  am  quan  he  it  sea  dagcn, 
tSan  luan  hem  telled  soöe  tale 
WiÖ'  londes  speche  and  wordes  smalc 
Of  blisses  dune,  of  sorwcs  dale; 
Quhu  Lucifer-,  Öat  deuel  dwale, 
[ßrogt  mankinde  in  sinne  and  bale] 
And  held  hem  sperd  in  helles  male 
til  god  srid  him  in  manliched, 
dede  mankinde  böte  and  red, 
And  nuspered  al  Öe  fendes  Sped, 
And  halp  Öor  he  sag  niikel  ned. 
Biddi  hie  singen  non  oöer  led 
Öog  hie  folgen  idelhed. 

kann  man  mit  recht  folgern,  dass  der  dichter  die  absieht  halte, 
uns  nicht  nur  eine  kurze  paraphrase  von  G.  u.  E.  zu  geben, 
sondern,  dass  er  in  derselben  weise  die  übrigen  hervorragen- 
den Schriften  des  alten  und  neuen  testaments  zu  behandeln 
dachte. 

Deutet  doch  schon  die  wähl  der  quelle  diese  absieht  .'in: 
die   Historia   scholastica   Mag.   Petri    Comestoris   war  so  recht 


>  Ms.  Wid. 
*  lucifer. 


46  FRITZSCHE, 

(las  werk,  dein  er  sieh  hiev  anschliessen  konnte.  Coniestor  er- 
zählt uns  im  anseliluss  an  die  bibel  die  wichtigsten  beg-eben- 
heiteu  aus  der  biblischen  geschiehte  in  leidlicher  kürze  und 
ohne  von  den  in  andern  werken  so  zahlreichen  und  gelehrten 
digressionen  einen  mehr  als  massigen  gebrauch  zu  machen. 

Sehen  wir  zunächst  die  ae.  G.  u.  E.  als  das  werk  eines 
Verfassers  an,  so  sind  wir  zu  der  annähme  berechtigt,  dass  der 
ae.  dichter  mit  E.  den  ersten  teil  seines  Werkes  abschloss;  in 
ihm  behandelt  er  ungefähr  den  dritten  teil  von  Comestor's 
werk,  indem  er  sich  nicht  auf  G.  u.  E.  allein  beschränkt,  son- 
dern auch  die  wichtigsten  begebenheiten  der  übrigen  3  bücher 
des  Peutateuch  in  kürze  berichtet.  Ein  zweiter  teil  sollte  dann 
voraussichtlich  im  anschluss  an  Coniestor  die  bücher  der  Rich- 
ter, Könige,  Thobias,  Jeremias,  Ezechiel,  Daniel,  Judith,  Esther 
und  Maccabäer  behandeln,  der  dritte  teil  endlich  die  Evangelien 
und  Historiam  libri  Actuum  Apostolorum.  Mag  er  nun  diesen 
plan  wirklich  ausgeführt  haben,  oder  das,  was  wir  besitzen, 
alles  sein,  was  er  schrieb,  jedenfalls  war  die  absieht  eine 
vollständig  zeitgemässe  und  ihre  ausführung  von  wesentlichem 
iuteresse  und  nutzen  für  seine  Zeitgenossen. 

Glauben  wir  dagegen  an  zwei  dichter,  so  ist  nur  die  eine 
annähme  möglich,  nändich  die,  dass  der  Verfasser,  der  die  ab- 
sieht ausgesprochen  hatte,  die  ganze  bibel  zu  paraphrasieren, 
nur  bis  an  den  schluss  von  G.  kam,  und  dass  ein  anderer  das 
begonnene  werk  im  sinne  seines  Vorgängers  fortsetzte,  ohne 
dessen  plan  zu  ende  zu  führen.  Zum  beweise  zweier  Verfasser 
hat  man  mit  recht  beigc))raclit,  dass  G.  sowol  als  E.  einen 
selbständigen  schluss  haben.  Nach  genauerer  prüfung  der 
schluss verse  von  G.  kann  mau  sich  jedoch  unbedingt  der  an- 
sieht von  Morris  anschlicssen,  der  dieselben  einem  'subsequent 
transcriber'  zuschreibt.  Zwei  dieser  verse  enthalten  eine  'cap- 
tatio  l)enc\olentiac'  für  den  Verfasser,  vier  derselben  eine  der- 
gleichen für  den  Schreiber,  weitere  zwei  endlich  sind  dem  leser 
gewidmet.  Nun  kann  ich  mir  aber  kaum  denken,  dass  ein 
Verfasser  am  ende  seines  wcrkes,  das  ihm  sicher  sauern  schweiss 
gekostet,  so  bescheiden  gewesen  wäre,  den  Schreiber  und  leser 
als  würdigere  und  bedeutsamere  personen  hinzustellen,  als  seine 
eigene  Wenigkeit.  Aus  der  feder  eines  sdneibers  konnten  da- 
gegen die  verse  leicht  iliessen,  mau  merkt  es  ihm  an,  wie  froh 
er  ist,  nun  mit  der  G.  fertig  zu  sein,   und  wie  schwer  es  ihm 


STORY  OF  GEMESIS  AND  EXODUS.  47 

geworden  wäre,  die  schlussverse,  sein  eigenes  product,  zn  unter- 
drücken. Den  Verfasser  hätte  er  lieber  ganz  totgeschwiegen, 
ihm  mehr  als  ein  reimpaar  zu  widmen,  bringt  er  nicht  über 
sich;  was  fienge  denn  der  Verfasser  an,  wenn  der  hochwichtige 
Schreiber  dem  geneigten  leser  das  werk  nicht  zugänglich  machte? 
Schneiden  wir  also  die  schlussverse  ab  und  betracliten  v.  2524 
als  das  ende  von  G.,  dann  schliessen  sicli  auch  die  anfangs- 
worte  von  E. 

Her  mi  biginned  Exodus 
vortrefflich  au.     Jedenfalls  sind  die  schlussverse  von  G.  höchst 
verdächtig  und  dürfen  keinesfalls  als  beweis  für  zwei  Verfasser 
angesehen  werden,  ebensowenig  wie  deren  fehlen  die  entgegen 
gesetzte  annähme  beweisen  würde. 

Für  die  schlussverse  der  E.  lässt  sich  unschwer  ein  ge- 
nügender grund  finden.  Ist  der  Verfasser  ein  anderer  als  der 
Genesisdichter,  warum  sollte  er  dann  nicht  seinem  werke  auch 
einen  selbständigen  schliisspassus  anfügen;  ist  aber  G.  u.  E.  das 
werk  desselben  dichters,  so  sind  die  verse  ebensowenig  auf- 
fällig, mag  nun  mit  E.  das  ganze  werk  oder  der  erste  teil 
eines  gedichtes  von  grösserem  umfange  abschliessen. 

Eine  andere  frage  ist  nnn,  wie  ein  abschreiber,  der  G. 
und  E.  copierte  (unser  ms.  ist  ja  wol  von  derselben  band), 
dazu  kam,  die  schlussverse  in  G.  zuzufügen.  Dieselben  könn- 
ten dann  ihre  entstehung  einem  früheren  schreiber  \erdauken, 
der  nur  G.  copierte  oder  wenigstens  vorläufig  damit  abschloss. 
Späteren  abschreibein  war  es  nicht  zu  verdenken,  dass  sie 
den  schluss  der  G.  auch  dann  copierten,  wenn  sie  G.  und  E. 
abzuschreiben  hatten,  Hessen  diese  verse  doch  ihrer  arl)eit  ge- 
bührende gerechtigkeit  widerfahren. 

Wie  benutzt  nun  der  dichter  seine  quelle?  Die  ersten 
5 — 600  verse  müssen  einer  besonderen  Untersuchung  voibehal- 
ten  bleiben.  Für  das  ganze  werk  im  übrigen  folgt  der  Ver- 
fasser der  quelle  nicht  sklavisch  aber  doch  so  ziemlich  genau; 
nach  vers  600  finden  wir  im  ae.  gedichte  kaum  etwas,  das 
nicht  aus  Comestor  genommen  wäre.  In  G.  liegt  den»  dichter 
die  G.  des  Comestor  zu  gründe,  in  der  E.,  die  man  besser  ein 
leben  des  Moses  nennen  würde,  benutzt  er  Exodus  und  zalil- 
reiche  stellen  aus  Leviticus,  Numeri  und  Deuteronomium.  Ein 
reiner  zufall  ist  es  jedenfalls  nicht,  dass  die  Marge  veimiliou 
letters'    (Morris,   preface  VI)   im    beginne   neuer   perioden   der 


48  FRirZSCHE, 

alteiiirlischen  diolitun::-  iicwölnilicli  nach  den  anfniii;'  eines  ucuen 
capitcls  des  lateinisclieii  werkes  hczeicliuen.    IMaii  vergleiche: 

V.  517  und  Coiuestor;  Gen,  XXI, 

V.  577     „  „  „      XXIV, 

V.  tili»     „  .,  „      XXXV, 

V.  05'.»    „  „  „      XXXVI II  etc. 

V.  25Glt  und  Comestor,  Ex.  III, 

V.  25s;<    „  „  „  IV, 

V.  25b7     „  „  „  V, 

V.  2709     „  „  „  Vn  etc. 

Comestor  war  für  seine  zeit  ein  recht  gelehrter  herr,  er 
citiert  gelegentlich  Plato,  Aristoteles,  Epicur,  Augustin,  Isidor, 
jMethodius,  Josephus  u.  a.,  unser  Engländer  erwähnt  nur  Me- 
thodius  und  Josei)hus  an  stellen,  wo  sich  ihr  iiauie  auch  bei 
Comestor  findet.  Der  ae.  dichter  kürzt  seine  quelle  oft  ganz 
bedeutend,  besonders  dann,  wenn  sich  Comestor  in  langatmigen 
und  höchst  gelehrten  digressionen  ergeht,  die  jedenfalls  unserm 
dichter  ebenso  uninteressant  waren,  wie  sie  unverständlich  für 
seine  leser  gewesen  sein  würden.  Ein  eingehender  vergleich 
würde  bew'eiseu,  dass  der  ae.  dichter  eine  gute  auswahl  trift"t 
und  mit  verständigem  l)licke  vor  allem  das  herausfindet,  was 
seiner  zeit  zu  wissen  not  that.  Wenn  er  des  (ifteren  schlüpfrige 
stellen  geflissentlich  übergeht,  so  möchte  ich  das  nicht  mit 
ten  Brink  jtrüderie  nennen,  sondern  es  ist  dies  eine  folge  der 
im  ganzen  delikaten  art  der  behandlung.  Muss  er  unsittliche 
handlangen  erwähnen,  um  den  gang  der  handlung  nicht  zu 
.unterbrechen,  dann  plaidiert  er  wenigstens  für  mildernde  um- 
stände, so  z.  b.  V.  1152 — 54.  Das  verdienst  des  englischen 
dichters  besteht  also  hauptsächlich  auch  darin,  dass  er  eine 
gute  auswahl  trifft,  ist  dies  aber  geschehen,  dann  folgt  er  auch 
seiner  quelle  in  ziemlich  engem  anschlusse. 

Anders  steht  es  mit  vers  1 — 60Ü;  hier  reicht  Comestor  als 
(|uelle  nicht  aus,  besonders  die  crschaffung  der  weit,  der  sün- 
denfall  und  anderes  ist  wesentlich  verschieden  dargestellt.  So 
berichtet  z.  1>.  Comestor  die  crschaffung  der  engel  am  zweiten 
tage,  im  ae.  gedieht  wird  deren  Schöpfung  und  fall  auf  den 
ersten  tag  verlegt.  Augustin,  Quaestiones  in  Genesim,  Petrus 
Loniiiardus,  ferner  auch  Aelfric,  De  vcteri  Testamento  (Grein, 
Jiibliothek  der  ags.  prosa,  s.  20,  1.  20)  stimmen  hier  mit  dem 
ac.  dichter  überein. 


STORY  OF  GENESIS  AND  EXODUS.  49 

Von  vers  269 — 354  scheint  es  fast,  als  ob  der  Verfasser 
Aleimi  Ecdicii  Aviti  Poeniatiim  de  Mosaicae  Historiae  Gestis 
libri  V  (Migne,  Patrologia  tom.  \ÄX)  benutzt  liätte.  Die  be- 
treffende stelle  steht  im  zweiten  buche  'De  orijrinali  peccato' 
und  ist  ja  wol  auch  in  der  interpolierten  stelle  der  Caed- 
mon'scben  Genesis  bereits  verwendet.  Die  evzählung-  von 
Lucifer's  und  der  menschen  fall  wird  in  derselben  weise  be- 
richtet, nur  dass  Avitus  weitschweifiger  ist.     V.  321  lautet: 

Wente  (sc.  der  teufel)  in  to  a  wirnie,  and  tolde  Eue  a  tale. 
Nun   können    aber   die  folgenden  vcrse  kaum  'a  tale'  genannt 
werden;   im    lateinischen   des   Avitus   dagegen    lesen   wir  eine 
recht    bombastische    erzählung;    der  teufel  in    schlangengestalt 
beginnt  mit  einer  schmeichelnden  apostrophe: 

0  feli-K  mundique  decus  pulcherrima  virgo 
und  in  demselben  tone  fährt  er  dann  fort,  volle  15  hexameter 
hindurch.  Nachdem  nun  Eva  durch  diese  Schmeicheleien  den 
Worten  der  schlänge  zugänglicher  gemacht,  rückt  diese  jetzt 
endlich  mit  ihrem  ansinuen  heraus.  Auch  die  nun  folgenden 
verse  ähneln  den  Worten  des  Avitus,  so  dass  eine  benutzuug 
dieses  dichters  zum  mindesten  nicht  ausgeschlossen  ist. 

Für  V.  506 — 510  könnte  man  auf  Beda,  De  rationc  tempo- 
rum  LXIX  verweisen,  doch  ist  zu  bemerken,  dass  die  vorge- 
brachte ansieht  den  Schriftstellern  des  mittelaltcrs  ziemlich  ge- 
läufig ist. 

Zu  vers  78  ff.  bringt  K()lbing ',  angeregt  durch  ten  Brink, 
zwei  stellen  aus  dem  Cumpoz  des  Philipp  von  Thaun  bei,  die 
indess  nur  einen  recht  schwachen  anklang  an  das  ae.  gedieht 
haben.  Einen  ausdruck  wie  'un  iur  natural'  konnte  der  dich- 
ter recht  wol  aus  der  con^•ersation  kennen,  beweist  er  doch 
schon  durch  die  unten  zu  berührende  Verwendung  zahlreicher 
Wörter  romanischer  abkuuft,  dass  ihm  das  Französische  nicht, 
fremd  ist. 

So  ist  mit  Sicherheit  nur  das  eine  festzustellen,  dass  neben 
dem  werke  des  Comestor  im  anfange  der  G.  vielleicht  auch 
andere  lateinische  schriftsteiler  benutzt  wurden,  eine  annähme, 
die  sich  jedoch  weiter  unten  noch  modiiicieren  wird. 

In  der  art  der  behandlung  der  lateinischen  quelle  lässt 
sich  ein  unterschied  zwischen  G.  u.  E.  nicht  auffinden,  so  dass 

'  A.  a.  o.  s.  275. 

Anglia,  V.  baiul.  4 


50  FRITZSCIIK, 

wir  also  hierdurch  keinen  grund  zur  annähme  zweier  ver- 
lasser irewinnen,  im  geirenteil  macht  die  iibereiustimmeude 
behandlung  derselben  iiucllc  die  Verfasserschaft  eines  dichters 
glaublich.  

Im  folgenden  behandle  ich  metrum,  reim  und  alliteratiou 
und  bemerke  im  voraus,  dass  auch  hier  unterschiede  von  be- 
dcutung  sich  nicht  finden  lassen;  znlilcn  werden  das  gesagte 
zur  genüge  beweisen. 

Das  metruin. 

Die  meisten  der  von  Morris  aufgestellten  gesichtspunkte 
sind  zutrefleud;  in  einigen  bin  ich  anderer  ansieht,  ich  stelle 
daher  hier  die  hauptregelu  des  verses  zusammen: 

1.  Jeder  regelmässige  vcrs  besteht  aus  vier  betonten  (hebiing)  und 
vier  unbetonten  siiben  (Senkung),  mit  andern  Worten  aus  vier  jaml)en 
(jambischer  dimeter): 

z.  b.  V.  l'.i:  til  güd  srid  him  in  uiänliclit''d 

2.  Die  erste  senlvung  kann  l'ehlen;  der  vers  liat  dann  folgende 
gestalt: 

'     I  w  '     ,  w  '     i  w  ' 

z.  b.  V.  28:  Öög  hie  folgen  idel-hed. 
Wir  haben  solcher  verse 

in  Gen.  Ex. 

640  41ü     d.  i. 

25,22  o/o  25,3  «/q. 

3.  Nach  der  letzten  hebung  ist  eine  überschiessende  Senkung  erlaubt : 

z.  b.  V.  22:  And  held  hem  sperd  in  helles  m4le 
in  Gen.  Ex. 

()80  410'   d.  i. 

■2ö,^  "yo  25,3  "o. 

4.  Zwei  unbetonte  siiben  in  der  Senkung  nach  der  ersten  j  zweiten 
und  dritten  hebung  werden  verschleift;  der  erste  der  vocale  ist  durch- 
weg e  (endungen:  -e,  -er,  -en,  -ed)  selten  sind  es  andere  vocale: 

V.  1.  Man  ög  to  lüuen  Öat  rimes  ren 
2.  Öe  wisseö-  wel  Öe  logede  men 
514.  Matüsale  was  boren  is  süne 
ti55.  woren  stalwuröi  b6ren  bi  täle 


'  Die  Übereinstimmung  der  zahlen  unter  2.  und  3.  ist  eine  rein  zu- 
liillige;  die  verse,  in  denen  die  erste  Senkung  fehlt,  fügen  keinesfall.s 
r<!golniiissig  eine  überschiessende  s(!nkung  hinzu;  nur  sehr  gelegentlich 
trifft  beides  in  einem  verse  zusamiiien. 

-  M.s.  Wisset. 


STOKY  OF  GENESIS  AXl)  EXODUS.  51 

2555.  Süiniue  he  deden  in  vn-Öewed  swinc 
2567.  And  öhögeu.  and  spredden  in  li'mde  ^ör 

5.  Verschleifbare  endungen  stehen  auch  selbständig  in  der  Senkung: 

V.  488.  oc  6f  is  kinde  wören  br6gt 

648.  ben  boren  alle  t)(e)  in  *  werlde  wünen 
2G11.  Egipte  wimmen  c6men  ner 
2612.  And  boden  Öe  childe  tetteu-  Öer. 
Daher  müssen  würter  wie  boren,  worett  immer  zweisilbig  angesetzt  wer- 
den, auch  wenn  sie  born,  worn  geschrieben  sind  (einüuss  des  /). 

6.  Das  e  der  endung  wird  vor  einem  vocale  elidiert,  zählt  also  nicht 

als  Silbe: 

322.  And  senked(e)^  hire  hur(e)^  aldre  bäle 
2638.  And  his  corüü(e)  on  bis*  ht^ued  he  dede. 
Andere  vocale  werden  nicht  elidiert: 

244.  Hu  A'dam^  fei  in  pine  ströng 
3118.  Nu  ic  rede  Öät  ge  flen. 

7.  e  ist  Stumm,  wenn  es  grundlos  hinzugefügt  wurde;  ferner  in  der 
Verbalendung  -ede: 

V.  2543.  öe  cgten(e)de  king  Amönaphis*' 
1396.  faiger^  welcumed(e)  hi-  Öer  Eliezer" 
2728.  And  he  him"answered(e)  modi  and  böld. 
S.   Die   erste   Senkung   zählt  auch   zwei  silben,   ohne  dass  eine  der- 
selben notwendig  ein  e  enthalten  müsste  (auftakt): 
V.  502.  Öat  Adam^  forles  for  iuel  dede 
2635.  And  Öis  king  wurÖ  him  in  hörte  mild. 
Wir  haben  in  Gen.  Ex. 

57  20     d.  i. 

2,25%  1,85  ",0  solcher  verse. 

9.  Die  Senkung  nach  der  zweiten  und  dritten  hebung  fehlt  öfter-,  iu 
Gen.  Ex. 

119  81     d.  i. 

4,69  o/o  4,99%. 

Aber  wenn  wir  vergleichen  v.  172  on  werkle,  ferner  184,  254,  264  etc. 
mit  V.  60  in  werld  und  ähnlichen  fällen,  in  denen  der  Schreiber  das  e 
der  endung  unterdrückte,  so  kann  kaum  ein  zweifei  darüber  entstehen, 


'  Elision,  siehe  unter  6. 

-  Siehe  Kölbing,  a.  a.  o.  s.  309. 

^  Siehe  unter  7. 

*  Ich  wähle  absichtlich  verse,  in  denen  sich  neben  der  clisionssilbe 
doppelte  Senkung  findet;  wäre  die  eiision  nicht  als  regel  :inzuselien, 
hätten  wir  hier  drei  silben  in  der  Senkung. 

'-  Ms.  adam. 

^  Ms.  amonaphis. 

'  Siehe  unter  8. 

»  Ms.  eliezer. 

4» 


f)2  FRITZSCHE, 

ilass  ein  solclios  e  (zum  mindesten  in  den  dativen)  restituiert  werden 
muss.  Dadurch  kouinien  in  G.  25  und  in  E.,  wo  der  sehreiber  nach- 
lässiger wurde,  22  solcher  fälle  in  abzuj^;. 

Zwischen  der  dritten  und  vierten  hehunfif  die  Senkung  fehlen  zu 
lassen  war  wol  statthaft,  daher  folfi^t  die  betonte  reinisilbe  öfter  direct 
einer  andern  hebunj;,  doch  gehören  (hinn  die  .<.  und  l.  hebung  demsel- 
ben Worte  an,  in  G.  58,  in  E.  :V.\  mal;  18  mal  in  (t.,  T  mal  in  E.  ist  ein 
Verbalsubstantiv  auf  -ing: 

V.  ;u.  i^u  giue  me  seli  timinge 
;<787.  üf  Öo  rekleüites '  for  württing, 
ferner  sind  es  substantiva  eomposita,   wie  wimmän,   chapmau,   chäpfare, 
stiwärd,  furward,  childhcde,  so 

V.  G5:}.  vten  chiidre  and  vten  wimmen 
2ti^0.  And  brögt  hire  a  fostre  wimraan, 
oder  es  sind  adjeetiva  wie  slepi,  redi,  ?6ri,  wen',  so 
V.  S71.  Ile  wören  dri'inken  and  slepi 
liTöy.  To-mörwen  beci  her  alle  redi-; 
ferner  eigennamen: 

V.  818.  A'bram  siÖen  and  Sarrä-' 
329'».  A  welle  he  funde  at  Marach.* 
Die   betonung   der  eigennamen   ist  übrigens   durchaus  nicht  fixiert; 
bald   müssen   wir  lesen   A'bram,   A'dam,   Moyses,   bald   Adam,   Abräm, 
Moyses.     Auch   Wörter   romanischen  Ursprungs  wechseln  den  accent,  so 
prisün  2040,  2094,  2119 
prisun  204(),  2ü74,  211(5. 
Stehen  jedoch   die  ol)en  erwähnten  doppelt  gehobenen  Wörter  nicht 
im  reime,  so  zählen  sie  als  hebung  und  Senkung: 
V.  1428.  for  wedding  ör  for  morgen-giue 
2782.  t>u  stondes  seli  stede  up-on. 
Zieht  man   nun   die  fälle   doppelter   hebung  von  jenen  119  resp.  81 
ab,  so  bleiben  noch  ;{B  resp.  2(1,  in  denen  das  fehlen  der  Senkung  noch 
unerklärt  bleibt.     Alle  diese  02  fälle  linden  sich  zwischen  der  2.  und  ',i. 
hebung,  und  es  zeigt  sich  hier  die  erscheinung,  dass  bestimmte  Wörter 
oft  an  diesen  stellen  stehen,  so  z.  b.  /"o/c  an  20  stellen,  chi/d  1233,  2572, 
ger  115.     Ferner  rverld  (nom.   und  acc),   sperd  etc.     Vielleicht  hatten 
diese   Wörter   wegen   der  schweren   consonantenverbindungen  Ic,  Id,  rd, 
rld   die  kraft  von  zweisilblern,   wie  Morris  annimmt,  oder  aber  der  Ver- 
fasser beabsiclitigte  durch  das  fehlen  der  Senkung  eine  art  cäsur. 
10.  Wir  haben  verse  mit  nur  drei  hebungen  in 
Gen.  Ex. 

29  19     d.  i. 

1,14%  1,17%. 


'  Ms.  Keklefates. 

'^  Der  vers  liat  5  lieltiingtMl,  siehe  unten   II, 

^  Ms.  sarra. 

*  Ms.  marath. 


STORY  OF  GENESIS  AND  EXODUS.  53 

z.  b.    V.  :<.  hu  man  niay  liini  wel  löken 
;{;)4.  And  neit^ere  on  6(5er  sen 
2914.  And  deden  t>e  firme  töken. 
11.  Es  finden  sich  verse  mit  fünf  Hebungen  in 
Gen.  Ex. 

24  12     d.  i. 

0,95  0  0  0,74%. 

z.  b.  V.  110(1.  vp  tö  Öo  dunes  t^c  woie  härd  and  strong 
2752.  And  dede  hem  tidelike  to  ti'me  gön. 

Die  aus  G.  sowol  als  aus  E.  aiiirezogenen  beispielc  be- 
weisen zur  geniige,  dass  der  bau  des  verses  in  beiden  gedich- 
ten  genau  derselbe  ist,  und  es  wäre  in  der  tat  sehr  merkwür- 
dig, wenn  zwei  Verfasser  nicht  nur  genau  denselben  bau  des 
verses,  sondern  sogar  dieselben  durchschnittszahlcn  der  vor- 
kommenden Unregelmässigkeiten  aufwiesen. 

Der  reim. 

Zwei  verse  sind  stets  durch  den  reim  7a\  einem  rcimpaar 
verbunden;  der  reim  ist  einsilbig  (männlich)  oder  zweisilbig 
(weiblich).  Als  zweisilbige  reime  sind  die  anzusehen,  welche 
von  w^örtern  gebildet  werden,  die  auch  im  Innern  des  verses 
selbständig  für  zwei  silben  gelten. 

V.  398.   And  leded  samen  gunkor  lif 
2646.   He  säl  Egyptes'  bäle  ben. 

Daher  sehe  ich  reime  in  -amen,  -ale  als  zweisilbige  an. 

Wir  haben  in 

G.  E. 

paare  mit  männlichem  reim     92S  (73,2  %)      608  (74,7  "  o) 
paare  mit  weiblichem  reim      340  (26,S  %)     2()5  (25,3  "  o)- 
In   6.  begegnen  wir  133  verschiedeneu  reimen  (3(1  davon 
fehlen  in  E.),  in  E.  haben  wir  12S  verschiedene  reime  (2.')  da- 
von fehlen  in  G.). 

In  den  ersten  '250  reimpaaren  sind 
verschiedene  einsilbige     zweisilbige  reime 

in  G.     130  46  sa.  176  also  74  I      .    ,    ,    , 

.     „  .-.    ,      -.,  ,  Wiederholungen. 

in  E.     132  45  sa.  h  /  also  (3  ( 

Die  beliebtesten  reime  sind  die  folgenden: 

-on  G.  74  (5,83  o,«)  E.  87  (10,7  «/o)^ 


'  Ms.  egyptes. 

2  Der  grund  des  wesentlichen  Unterschiedes  der  procentzahlcn  ist 
klar;  eigenuamen  wie  Aaron,  Pharaon  werden  oft  in  den  reim  gesetzt, 
nun  kommt  der  erstere  iu  G.  gar  nicht,  der  letztere  nur  selten  vor;  ferner 


51  FKllZSCHE, 

-am  G.  50  (;i,!)-l  »  „) '  E.   Hl  ( I  ,!I7  '^  „) 

-e  ;U)  l2,Ht>  %)-^  12(1, IT«;,,) 

-cd  ÖD  (l,:»'.)  »/o)  1(»  (l,'.)2  0/o) 

-igt  42  (:<,:u '%)3  i;»  (2,:m'';o) 

-0  ;<2  l2,rv2"',)  1(1  C^ltT-Zo) 

-üUi  2(1  (2,05  %)■•  10  (i,2;{«;o) 

-oud  20  (1,85%)  27  (;5,;i2  «/o)  !* 

-orou  42  (l^^noo)"  i:5  (l,«i<>°/o) 

-uiiion  2()  (2,05  "o)  15  (1,^5  »/o). 

Das  öl'tere  vorkoninien  der  rcinic  in  -orcii,  -igt,  -e,  -am, 
-on  ist  zugleich  auch  der  gruud  für  den  unistaud,  dass  wir  in 
G.  nur  lol>  verscliicdeuc  rcinic  haben,  während  wir  in  der  an 
verszahl  viel  geringeren  E.  128  zählen,  Eigennamen  sind  wol- 
gecignet  für  den  reim,  und  so  fand  der  dichter  in  G.  seltener 
gelegcnhcit  zur  Verwendung  anderer,  in  E.  dagegen  treten  nur 
wenige  eigcnnanien  auf  (öfter  nur  Aaron,  Moyses,  Pharaon), 
und  so  niusstc  der  dichter  wol  oder  übel  zu  anderen  reimen 
greifen.  Ten  Brink  meint,  inan  könne  aus  der  öfteren  Wieder- 
holung gewisser  reime,  ja  derselben  Wörter  im  reime  vielleicht 
auf  eine  strophisclic  gliederung  des  gedichtes  schliesscn.  Ich 
kann  diese  Wiederholungen  nur  als  zubillige  ansehen,  wenigstens 
will  es  mir  nicht  glücken,  etwas  sicheres  und  regelmässiges 
auslindig  zu  machen. 

Neben  reimen  haben  auch  assonanzen  einen  platz.  In  G. 
sind  es  die  folgenden: 

muucu  I  binuuien  l'.lT  iiam  |  Cauahau  725 

cuinen  |  wunen  :i05  Abrain  | 
wunen  |  nuuiou  ;5G7  Iciuan  781 

bad  I  Iraab  441  Jurdan  805 

Cayiu  I  kill  5 1:5  man  i)00 

Wimen  |  ciimcii  509,  Sül  bigan  |  Al)rain  1)21 

Abraham  |  fian  118'.»  on-on  |  hom  2i;ii) 


ist  in  E.  der  infinitiv  ffon  oft  iu  den  reim  gesetzt,  spricht  doch  der  dich- 
ter hier  von  den  Wanderungen  der  kinder  Israels. 

'  Wegen  Adam,  Bellam,  Abram,  Aram,  Jlelcain,  Mcsopothamiam  etc. 

*  (1.  liat  öfter  Nor,  'J'liare,  Mambre,  Bersabo. 

^  Wegen  öfterer  Wiederholung  des  reimpaares: 
fort5  glod  Öis  .  .  .  dais  nigt 
Öo  cam  t5e  . . .  dais  ligt. 

*  Wegen  öfteren  (h)üld  |  told  in  G. 

*  Wegen  Moyses  hond,  lond  etc. 

'*  In   (t,   wird   oft   geburt  eines  sohnes  oder  einer  tochter  berichtet. 
Keim:  boren  \  biforcn  in  G.  20  mal,  in  E.  nur  7  mal. 


SlOKY  OF  GENESIS  AND  EXODUS.  55 

Joseph  j  swc'i)  2()S5  fut  |  oc  2i;»7, 

sunen  |  ciinieu  2175  cuuien  |  inuiiou   l(i2l 

naiu  I  Laban  IC.."):» 
hond  I  wroug  2(l(i;{. 

In  E.:      ('San  |  Abraham  :>201  agen  |  letcn  :55U$' 

wuncn  I  Climen  :?2S0  mod  |  boc  ;{60:5 

Elim  I  Sin  ;)3(l7  oc  |  mod  'M)T,i 

Wimen  |  nnmcn  ;U15  mm  |  dun  1021 

Abraham  |  Canaan  3477. 
Mau  sieht,  es  sind  iii  beiden  gcdichten  so  ziendiidi  die- 
selben. An  falschen  und  ungenauen  reimen  seien  erwähnt: 
seien  \  s/rcbeu  lUVJ  und  Eliazur  \  »r  WM.  Andere,  diu  ihren 
grnnd  in  irrtUniern  des  absch reibers  linden,  erwähne  ich  in  den 
noten,  zahheieh  sind  sie  nicht. 

Der  zwang-  des  reimes  nötigt  den  dichter  bisweilen  zur 
anwendung  eines  tlickwortes,  dergleichen  weist  sowol  G.  als 
E.  auf,  doch  ist  deren  vorkoninien  bei  weitem  nicht  so  häufig 
wie  iu  andern  ae.  gedieh teu.     Angeführt  seien: 

iwis(sc)  Hl.  109.  15!).  IHiS.  1515.  2521;  wilterlike  7);i).  7;tl.  i;!22.  15(>1. 
2:i20.  21157.  2777.  2S1().  2'JIS.  :MOS;  sikerlike  15(t0.  2;n!t;  and  dodc 
unskil  342;  if  ic  can  ni7;  and  wcl  it  dedo  (WKi.  724.  Si)C;  so  it  gan 
bcu  1236;  Iflf  Josephus  ne  legc5  mo  12*^1;  if  we  rigt  muneu  1350; 
ic  wot  1473.  1839;  wurö  ic  war  20(52;  weihi-.wci  20S8;  soÖ  it  is  2'>42 ; 
wel  hem  raai  beu  öe  god  be^  hold  32S4;  so  it  is  sclcnÖ  3972;  ^is  is 
luisdon  21)42;  t5at  wcrc  mis-dou  4142. 

Die  allit  oral  Ion. 

Neben  dem  schmucke  des  reimes  weist  unser  gedieht  auch 
den  der  alliteration  auf;  dieselbe  folgt  jedoch  keineswegs  be- 
stimmten regeln,  ihre  Verwendung  beweist  aber,  dass  die  Eng- 
länder des  13.  Jahrhunderts  die  poetische  form,  in  welche  ihre 
vorfahren  ihre  producte  kleideten,  noch  keineswegs  vergcsseu 
hatten;  sie  waren  von  altersher  noch  so  daran  gewöhnt,  dass 
sie  sich  nur  mit  einiger  anstrengung  davon  losmachen  konnten, 
und  da  nun  unser  dichter  nicht  eben  zu  sorgfältig  hierin  ver- 
fuhr, wendet  er  die  alliteration  in  ziemlicher  ausdehnung  an. 
Die  umfangreichste  Verwendung  zeigen  die  ersten  sechshundert 
verse.  In  seiner  eiuleitung,  v.  1 — 28,  folgte  der  dichter  keiner 
quelle,  aber  metrum  und  reim  hinderten  ihn  einigermasseu  am 
freien  gebrauche  der  spräche,  in  den  nächsten  versen  bis  \crs 


'  Vielleicht:  agen  |  leten  Ijen. 


50  KKllVSCMK, 

(>(»(»  liat  er  diese  Schwierigkeit  iibciwinulen,  sich  an  inctruni 
luul  reim  iicwöhiit,  uud  hier  ist  es  denn  auch,  wo  er  am 
h:iutig:steu  alliteratioiien  verwendet.  Wie  wir  bereits  oben  be- 
rührten, lehnt  sich  der  dichter  erst  von  v.  600  au  enger  au 
seine  quelle  und  eben  dadurch  wird  er  wieder  etwas  beschräukt 
im  freien  gebrauche  der  si)rache-,  die  wähl  der  Wörter,  der  aus- 
drucksweise hängt  oft  von  dem  Lateinischen  seiner  quelle  ab. 
Haben  wir  nuu  zwar  oben  zugegeben,  dass  die  benutzung 
anderer  lateinischer  werke  als  quelle  an  und  für  sieh  nicht 
unmöglich  sei,  so  muss  uns  doch  der  umstand,  dass  gerade 
da,  wo  wir  in  Verlegenheit  geraten,  die  quelle  zu  ahnen,  die 
alliteration  ihre  grösste  ausdehnung  zeigt,  auf  eine  andere  an- 
nähme führen.  ]Man  wird  ruhig  glauben  dürfen,  dass  der  dich- 
ter neben  Comestor  keine  anderen  w^erke  zur  band  hatte,  und 
was  wir  bei  ihm  mehr  oder  anders  als  bei  Comestor  finden, 
mag  reminiscenzen  aus  seiner  eigenen  lectüre  zugeschrieben 
werden.  Es  würde  diese  annähme  zugleich  ein  recht  günstiges 
licht  auf  den  dichter  werfen,  er  war  kein  bioser  compilator, 
sondern  verstand  es,  von  seinen  durch  lectüre  erlangten  kennt- 
uissen  gelegentlich  in  freier  weise  gebrauch  zu  macheu. 

Wenn  man  von  alliteration  in  einem  metrischen  und  ge- 
reimten gedichte  des  13.  Jahrhunderts  spricht,  so  ist  es  einiger- 
massen  schwer,  den  gesichtsjiunkt  zu  bestimmen,  von  dem  man 
hierbei  auszugehen  hat.  Zweifelsohne  sind  wir  nicht  berech- 
tigt, denselben  massstab  anzulegen,  der  als  norm  für  die  zeit 
gilt,  in  der  die  alliterierende  form  die  einzige  war  und  in  der 
sie  auf  ihrem  höhepuiikte  stand.  Eine  der  zu  entscheidenden 
fragen  ist  die,  ol;  die  vocale,  d.  h.  der  Spiritus  lenis,  noch  allite- 
rierende kraft  haben.  Ich  glaube  dies  nicht  und  lasse  daher 
diese  art  der  alliteiation  vollständig  aus  dem  spiele;  in  gleicher 
weise  scheint  mir  der  unterschied  zwischen  s  purum  und  s  im- 
purum  verwischt  zu  sein; 

V.  2782.  Öu  stondes  seli  stede  up-on 

hat  daher  für  mich  drei  stäbe.  Eine  andere  folge  des  ge- 
lockerten characters  der  alliteration  ist  die  erscheinung,  dass 
dieselbe  nicht  mehr  ausschliesslich  auf  einen  vers  beschränkt 
bleibt,  sondern  oft  auf  das  reimpaar  sich  ausdehnt;  dass  übri- 
gens nur  he1)ungen,  also  betonte  silben,  alliterieren  können, 
erhellt  aus  der  natur  des  metrischen  verses  und  bedarf  kaum 
der  crwähnung. 


STORY  OF  GENESIS  AND  EXODUS.  57' 

Dem  dichter  die  absiclit  zuzuschicihen,  die  allitcration 
anzuwenden,  darf  man  nicht  wagen,  wir  können  eben  nur  das 
Vorhandensein  derselben  constatieren  und  müssen  sie  als  aus- 
fluss  einer  angeborenen  neigung  eines  dichtcrs  dieser  zeit  an- 
sehen. 

Betrachten  wir  zunächst  die  einzelnen  verse,  in  denen  sich 
alliteration  zeigt.    Wir  finden  in 

G.  •      E. 

1.  verse  mit  2  Stäben       :h6*I  (14,55  «»o)      232(14,31%) 

2.  verse  mit  3  Stäben        30  (1,42  "/o)  1(5  (1,09  0,0) 

3.  verse  mit  4  Stäben  1  (0,040/0)  0  (0,00  0/0). 

Folgende  beispiele  zur  erläuterung;  in  zweifelhaften  fällen 
dienen  die  accente  zur  bezeichnung  der  hebungen.  Es  allite- 
rieren : 

1.  a)  die  erste  und  zweite  hebung: 

V.  2.  Öe  wisseÖ'  wei  5e  logede  meu 
2551.  Do  sette  sundri  hem  to  waken 

b)  die  erste  und  dritte  hebung  (selten): 

22.  And  held  hem  sperd  in  helles  male 
2916.  Möyseses  migtful  wönd 

c)  die  erste  und  vierte  hebung: 

201.  And  blew  ?or-in  a  liues  blast 
25(37.  And  öhogen,  and  spredden  in  londe  ?ior 

d)  die  zweite  und  dritte  hebung: 

87.  frö  (5at  time  we  teilen  äy 
2537.  Godes  bliscing  be  wiÖ  vs 

e)  die  zweite  und  vierte  hebung: 

17.  San  man  hem  telled  so?ie  tale 
2541.  And  bi  ööere  seuene  kinges  sei 

f)  die  dritte  und  vierte  hebung  (siehe  auch  unten): 

1.  Man  og  to  luuen  Öat  rimes  ren 
2546.  for  Ebris^  adden  seli  siÖ. 

2.  a)  die  erste,  zweite  und  dritte  hebung: 

141.  Öe  mone  is  more  bi  mannes  tale 
2782.  Öu  stondes  seli  stede  up-on 

b)  die  erste,  zweite  und  vierte  hebung: 

268.  fro  swinc,  and  sorwe,  and  deades  strif 
2606.  Ghe"~bad  it  ben~to  hire  brogt 

c)  die  erste,  dritte  und  vierte  hebung: 

235.  Mdyden,  for  sehe  was  mäd  of  man 
2961.  Tt  was  on  fendes  wise  wrogt 


Ms.  WisseÖ.        -  Ms.  ebris. 


58  IKll/SCHK, 

d)  die  /.weite,  dritto  und  vierlo  hobun^;: 
V.  :<"l.  In  blisso  ^ll3  lodou  Icslot'iil  lit 
27T(t.  In  ^o  dcsord  depe  sumdel 

3.  die  erste,  zweite,  dritte  und  vleitc  hebunj;: 

V.  1(1(1^.  Abräluuu  lic  bröghten  wel  lilii^c  bi'ide 

Auch  vertue  mit  der  allitenitionstorm  a  a  b  b  kouuneu  vor,  so: 
V.  :W.K  And  uiJiful  neddre,  lo^i  and  liöer 
2581.  Ciod  it  i?eald  Öesc  wifes  wel 
oder  a  b  a  b  : 

V.  isöT.  fole  of  Säleni'  i^or-forc  waa  sl:if?en. 

Bei  der  betiaclituiig-  der  allitcricrcudeu  icirupaare  über- 
gehe ich  die  vollständig,  in  denen  nur  zwei  stäbe  «tehen,  im 
übrigen  sind  sie  nicht  so  zahlreich  wie  die  einzelnen  versc  mit 
zwei  Stäben  (ca.  400  in  G.  u.  E.)  und  daher  wol  rein  zufällig. 

Wir  haben  in 

G.  E. 

1.  reinipaare  mit  3  stäben:  117  (9,22%)  66  (8,11)  »/o) 

2.  reimpaarc  mit  1  und  mehr  .stiibeu:      29  (2,2s  %)  10  (1,23  "/o). 

Die    verschiedenen    formen    dieser    allitcratiou    sind    sehr 
zahlreich;  die  anführung  folgender  bei^spicle  wird  genügen. 
Es  alliterieren: 

1.  a)  zwei  siübe  des  ersten  mit  einem  stabe  des  zweiten  versee: 
V.  97.  üt'  waters  froren,  of  yses  wal, 
Öis  middel  werld  it  luket  al; 
101.  It  mal  ben  boten  heuene-rof;^ 
It  hileÖ^  al  Öis  werldes  drof, 
2921.  Öe  ferden  al  bi  fendea  red, 

fendes  hem  gouen  sinful  sped; 
:M73.  öe  ge  sülen  to  dai  here  spi'ken ; 
üc  he  c5e  slög,  gu  for  to  wrikcn. 
b)  ein  stab  des  ersten  mit  zwei  Stäben  des  zweiten  verses: 
.59.  Öat  was  t5e  firme  morgen  tid, 

Öal  euere  sprong  in  werld[e]  wid. 
29.5.  Öowgte  öis  (juead  "hu  ma  it  ben, 
Adam  ben  king  and  Kue*  quuen 
2717.  And  Möyses'^  drug  him  to  Öe  strond; 
And  stille  he  dalf  him  [in]  Öe  sond; 
28;j.5.  dog  drechede  he  til  god  cfft]  bad. 

And  brogte  him  l)ode  Öe  made  him  glad. 


'  Ms.  salem.        ^  Ms.  heucne-Rof. 
■■•  Ms.  hiled.        "  Ma.  eue. 
•'  Ms.  moyaes. 


STORY  OF  GENESIS  AND  EXODUS.  59 

2.  a)  zwei  stäbc  des  ersten  mit  zwei  Stäben  des  zweiten  verses: 
V.  ID.  Of  blisses  dune,  ot  sorwes  dale; 
Quhu   Lucifei-',   Öat  deiiel  dwale, 
161.  And   tagte    fuel  on  walkene  bis  fligt, 
11c  fis  on  water  bis  flotes  uiigt. 
3951.  And  wente  is  herte  on  wcrrc  Öbogt; 
Wicke  giscing  it  haucÖ-  al  wrogt. 

b)  ein  stab  des  ersten  und  drei  stäbe  des  zweiten  verses: 

13.  Ut  of  latin  Ms  song  is  dragcn 

on  engleis  speche,  on  soöc  sagen; 
2271.  And  al  öo  briöere,  of  frigti  niod, 

feilen  bi-foru  Ü^at  louerd-is  fot, 
3115.  Ben  at  euen  fölc  sinn  to  sämen, 

A'nd  ilc  folc  is  to  fode  Iräiuen, 

c)  drei  stäbc  des  ersten  mit  einem  stabc  des  zweiten  verses: 

175.  Öe  sulde  bim  her,  in  swinkes  strif, 
to  fode,  and  srud,  to  helpcn  Je  lif; 
903.  Oc  summe  seiden  ?>at  it  was  Sem,'' 

Öis  prest  and  king  of  Salem,* 
2989.  smale  to  sen  and  sarp  on  bite, 

In  al  Egypte-'  flog  öis  smite. 
3455.  Abutc  Öis  munt  Öu  merke  make," 
If  erf  or  man  t5or-one  take. 

In  G.  noch  folgende  beispiele  von  fünf  stäben: 
525.  t5or  is  writeu  quat  agte  awold, 
Öat"  Öis  werld  was  water  wold. 
853.  wunded  öor  was  gret  folc  and  slagen, 
<5e  fifwe  flen,  öe  fowre  ben  tagen; 

Schliesslich  sei  noch  erwähnt,  dass  es  der  diclitcr  sehr 
liebt,  die  hebung  vor  dem  reim  mit  dcmscll)cn  fonsonantcu  be- 
ginnen zu  lassen,  mit  dem  die  reimsilbc  anhebt  (alle  dic!?o 
beispiele  sind  unter  den  verschiedenen  rubriken  bereits  auf- 
gezählt), z.  b.: 

V,  2ü.  deuel  dwale  2546.  sele  sii5 

41.  stund  and  stede  2557.  burges  beren 

60.  werld[e]  wid  25*^l.  wifes  wel. 

Man  muss  zugeben,  dass  gerade  an  dieser  stelle  die  allite- 
ration  sehr  hervortritt;  ich  zählte  solcher  fälle 

in  G.  162  (6,38%),        in  E.  94  (5,s  "/o). 


'  Ms.  lucifer.         *  Ms.  haued.         ^  Ms.  sem. 
*  Ms.  salem.  '•>  Ms.  egypte.        "  Ms.  made. 

"  Ms.  dat. 


60  vkh/sciie, 

Die   folirende   veiirleicliondc   tahollc  diont  /-um  beweise  unserer 

i)eli.nii])tuni!:,    ilass    im    anfange    der   G.   die   allitcration   einen 

grösseren  umfang  hat. 

Wir  haben  in 

G.  G.  G.  E. 

1— HOO.  «01—253»;. 

vorso  mit  zwei  Stäben  lOSCITjfio/o)  264(13,5S"/o)  369(14,550/0)  232(14,;n''/o) 
versc  mit  drei  Stäben      17C2>:{"o)     l'.l  ((»,98"  ,,)      3f)(l,r2''o)       1»^  (I,<>^"/o) 
reimpaare  mit  drei 

Stäben  •■<:!(11%,)        84(8,76%)     ]|7(9,220o)       06(8,19%) 

roimiiaarc  mit  vier 

nnd  mehr  Stäben       9(3%)         2()(2,l"o)         29(2,28%)       in  (1,23%) 
verse,  in  denen  die  3. 

n.  4.  liebiing  alliter.  54  (9%)        108  (5,64%)     162  (6,38%)      94(5,8%) 

Hieraus  ergibt  sich,  dass  in 

G.  G.  G.  E. 

1— (iOO.  601~2636. 

34,33%  25,42  0  0  2^,74",,  24,82% 

sämmtlichcr  verse  neben  dem  reim  die  alliteration  in  grösserem 
oder  geringerem  umfange  zeigen.  Ein  vergleich  zwischen  G. 
imd  E,  bezüglich  metrum,  reim  und  alliteration  beweist  dem- 
nach, dass  nicht  der  geringste  unterschied  von  bedeutung  her- 
vortritt: in  einem  punkte  kann  sogar  ein  unterschied  zwischen 
einem  teile  der  G.  und  dem  rest  dieses  gedichtes  constatiert 
werden,  der  sich  nicht  aufweisen  lässt  zwischen  dem  haupt- 
teile der  G.  und  der  E.  Würde  es  schon  schwierig  sein,  zwei 
werke  eines  dichters  ausfindig  zu  machen,  die  in  ihrem  me- 
trischen auf  bau  so  genau  übereinstimmen,  wie  G.  und  E.,  so 
käme  man  vollends  in  Verlegenheit,  sollte  man  erklären,  wie 
'ein  dichter  das  werk  eines  andern  so  erfolgreich  nachahmen 
konnte,  dass  er  sogar  in  Zufälligkeiten,  deren  eine  die  allite- 
ration in  einem  reimgedicht  ist,  ihm  vollständig  gleichsteht. 
Die  schon  hieraus  hervorgehende  untunlichkeit  der  annähme 
zweier  verschiedener  dichter  mag  es  entschuldigen,  wenn  wir 
etwas  lange  bei  diesen  nicht  gerade  unterhaltenden  formalen 
crörterungcu  verweilten.  Wir  wenden  uns  im  folgenden  zur 
spräche  unseres  gedichtes. 


Der  dichter  der  ae.  Story  of  Genesis  and  Exodus  ist  kein 
poetisches  genie  wie  sein  Vorgänger  Caedmon,  oder  der  dich- 
ter der  ags.  Exodus,  selbst  dem  Verfasser  der  jüngeren  ags, 
Genesis  steht  er  nach.     Wir  dürfen  nicht  in  unserer  ae.  G.  u.E. 


STORY  OF  GENESIS  AND  EXODUS.  Ol 

die  hochpoetische  spräche  früherer  zeiteu  zu  fiudeu  horten;  ist 
doch  die  ags.  spräche  an  und  für  sieh  schon  mächtiger,  poe- 
tischer als  das  Altenglische  des  13.  Jahrhunderts.  Das  13.  Jahr- 
hundert hatte  noch  keine  fest  ausgebildete  spräche,  die  wogen 
des  nimmer  rastenden  sprachprozesses  giengen  ausserordentlich 
hoch  und  Schriftsteller,  die  zu  dieser  zeit  schrieben,  niussten 
sich  ganz  uaturgemäss  im  bestündigen  kämpfe  mit  der  spräche 
befinden.  Die  Unsicherheit  und  Unbestimmtheit  ist  der  grund, 
dass  weder  die  zeit  der  bildung  einer  spräche,  noch  perioden 
eines  umwälzenden  Überganges  bedeutende  dichter  hervorbringen 
können.  Wirklich  poetische  genies  einer  jeden  nation  schreiben 
stets  in  einer  fest  ausgeprägten  spräche,  sei  es  dass  ihre 
schriftstellerische  tätigkeit  in  eine  zeit  fällt,  die  mit  der  sprach- 
bildung  bereits  abgeschlossen  hat,  oder  sei  es,  dass  sie  genial 
genug  sind,  dieselbe  für  ihren  gebrauch  zu  normieren  und  dass 
sie  so  für  sich  und  ihre  nachfolger  der  Unbestimmtheit  ein 
ende  machen.  Zu  diesen  dichtem  gehört  der  Verfasser  der  ae. 
G.  u.  E.  nicht;  er  liegt  im  kämpfe  mit  der  spräche,  und  es  ist 
klar,  dass  dies  einen  nachteiligen  eiufluss  auf  das  ganze  werk 
ausüben  muss.  Sein  stil  ist  im  allgemeinen  einfach  und 
schmucklos,  ja  fast  etwas  kahl,  seine  spräche  ist  wuchtig  und 
massiv,  dabei  aber  etwas  schwerfällig;  manchmal  erhebt  er 
sich  zu  einer  ernsten  und  nüchternen  beredsamkeit;  der  sinn 
seiner  worte  bleibt  öfter,  trotz,  oder  vielmehr  wegen  seiner  ein- 
fachheit  dunkel  und  ist  nur  zu  verstehen,  wenn  man  die  lat. 
quelle  zur  band  nimmt.  Den  rühm  darf  man  jedoch  der 
dichtung  bei  allen  ihr  anhaftenden  mangeln  nicht  absjjrechen, 
dass  sie  von  religiösem  geiste  getragen  und  durchdrungen 
ist,  und  deshalb  wird  sie  stets  einen  eindruck  auf  den  leser 
machen. 

Ich  bringe  die  bemerkungen  über  die  spräche  des  ge- 
dichtes  unter  vier  capitel:  Phonetik,  grammatik,  syntax,  Wort- 
schatz. 

Die  laut-  und  fiexionslehre  und  zum  teil  auch  der  Wort- 
schatz ist  von  Hilmer  a.  a.  o.  bereits  behandelt  worden.  Ein 
genaueres  eingehen  auf  diese  punkte  bleibt  uns  jedoch  schon 
deshalb  nicht  erspart,  weil  wir  vor  allem  den  beweis  liefern 
müssen,  dass  die  berührten  Verhältnisse  in  vollem  umfange 
für  beide  teile  des  gedichtes  gelten;  ich  benutze  natürlich  das 
material,  soweit  es  von  Hilmer  zusammengestellt  ist.     IJei  der 


»'»2  FUTTZSCHE, 

liiutlelire  scheint  es  mir  tuiiliclier,  von  den  ags.  lauten  auszu- 
stellen; mauelie  gleiche  ae.  laute  haben  einen  durchaus  ver- 
schiedenen Ursprung,  der  bei  dieser  art  der  behandluug  besser 
herNortritt. 

V  li  0  11  0  t  i  k. 

Die  vocalo. 
1.    Kurze  vocalc  in  betonten  silben. 

A.  ags.  it. 

1.  entspricht  ae.  «: 

ags.  Wirt«     ae.  man  1.  A.  2G49. 

ags.  />at    ae.  dal  (51.  25G3. 

ags.  com  urspr.  vocal  «  [cuman],    ae.  cam  11-J.  15S.  2üu3.  2G08.' 

ags.  ««7«  [niman]    ae.  7iam  S5.  20ü.  26U2.  2(UM. 

ags.  faran    ae.  faren  137.  3009. 

ags.  ^e-macian    ae.  maken  2TS.  3529. 

ags.  da^iau     ae.  (lagen  10.  91. 

aga.  sce-umu    ae.  same  234.  2972. 

ags.  ^e-af    ae.  ga/  232.  2091. 

2.  wird  vor  (m  und)  7t  mit  folgendem  consonantea'-'  zu  ae.  o: 

ags.  /und    ae.  lond  103.  2567. 

ags.  hand    ae.  hond  104.  2790. 

ags.  stran;^     ^ß-  slrong  244.  2559. 

ags.  /««^     ae.  /o//y  1099.  2500. 

ags.  fand  [ßndan]     ae.  fand  1280.  2712. 

ags.  sprang  [sprinp:,an]     ae.  sprong  Cd.  2740. 

ags.  cam/!*     ae.  comZ/  2564.^ 

B.  ags.  brechung  ea. 

1.  wird  ae.  zu  a  (d.h.  urspr.  a  bleibt;  die  brechung  tritt  nicht  ein): 

ags.  neahl  (gewülmlich  niht)  ae.  nagl  1078.  3142.  3832;  ge- 
wohnlich nlgi,  siehe  unten. 

ags.  caki    ae.  ugle  33s4,  hagt  460. 

ags.  forweard    ae.  furward  1719.  3014. 

ags.  heard    ae.  /mrrf  1228.  2930. 

ags.  meahliX  ae.  w/</^//  584.  3797;  gewöhnlich  jedoch  //i?^// und 
subst.  inigl,  vgl.  manslagl  485,  ags.  i7j/</;  für  unsere  form  ist 
sieaht  anzusetzen. 

ags.  eal    ae.  al  25.  3098. 

ags.  weaxan    ae.  7vaxen  1128.  2548. 

ags.  ivearninn     ae.  warnen   15si,  UH?var(ne)de  480.  2082. 

'  cowi  130  ist  wol  nur  versehen  des  Schreibers. 

'^  Nicht  vor  /«  und  n  .schlechthin,  wie  Hiimer  behauptet. 

^  Einziges  beispiel  vor  wr,  wol  besser  mit  liihuer  direct  von  aga. 
camO,  als  mit  Morris  von  ndl.,  schw.,  diin.  /(am  abzuleiten,  in  welchem 
b  bereit»  ver.itummt  ist. 


STORY  OF  GENESIS  AND  EXODUS.  68 

ags.  eart    ae.  art  351).  2730. 

ags.  sealt    ae.  sali  1131.  32^0. 

ags.  5t'aÄ  {seön)    ae.  .sai^r  20.  2722. 

ags.  stearf  {steorfan)    ae.  5/a//  4b  1.  4133. 

2.  wird  über  a,  ä  zu  o: 

ags.  ceald  {calci,  cahl)    ae.  fo/^/  1943. 

ags.  eald  {ald,  äld)    ae.  old  732.  414(5;  Ärt/^/  421.  2".ni. 

ags.  beald  {bald,  bald)    ae.  hold  323.  272s. 

ags.  weald  {ivald,  iväld)    ae.  wold  (hügel)  !)3s.  3892. 

ags.  healdeti  {häklet),  häldeti)    ae.  Itoldel  1132. 

3.  wird  (seltener)  zu  ae.  e: 

ags.  t?a/</a     ae.  egte  1349. 
ags.  eahlotia,  eahletia    ae.  eglcude  1199.  2543. 
ags.  heurd    ae.  frt^/'rf  3584. 
ags.  t-arrf    ae.  t'/v/  21(». 
ags.  hearn-leum    ae.  hern-team  374S. 
ags.  healdan    ae.  helden  3274. 
ags.  ivealdan    ae.  weiden  910.  21 13.  3738. 
ags.  ^t?a/f/    ae.  ^t'A/  1884.  275^.' 
C.  ags.  <?  (/-Umlaut  von  «,  oder  «z-umlaut  von  /). 
1.  bleibt  ae.  e. 

a)  f- Umlaut  von  a: 

ags.  meu    ae.  ?ntf«  75o.  3036. 

ags.  heran    ae.  fe«;/'^«  118.  2557. 

ags.  siede    ae.  siede  117.  2782.- 

ags.  lellan     ae.  ^t?//<;«  651.  2755. 

ags.  len^ra  {lan^)    ae.  /<?/<^,  lengere  1594.  1736.  2593. 

ags.^<?/     ae.  bei,  hel{l)re  1713.  3753.  2820. 

b)  ö-umlaut  von  i: 

ags.  brecun    ae.  breken  3147. 

ags.  rvrecen  (part. ;  wrecan,   got.  vrikan,  vrikuns)    ae.  ivrekcn 

2028.  3067.  3148.  3281. 
Das  ags.  prälix  ^6'  wird  zu  ^  oder  /,  ist  aber  nur  selten  erhalten. 

ags.  geneahhe  (genah/ie)    ae.  ynog  3670.  3sl5.  3S6s.  39Ht;  y/iu;/ 

2156.    Dagegen  anog  von  ags.  ii-neahhe  600.  3365. 
ags.  ^eman^    ae.  y/wo«^  3419.    Dagegen  among  von  ags.  ti-tnunj: 

700.  2684.  3876.  3895. 
ags.  ^etvis    ae.  ?/w/a%  ww,  iwisse  91.  109.  159. 


'  Die  form  (^t'ä/f/  25s!  ist  niclit,  wie  Hilmer  annimmt,  direct  aus  dem 
ags.  herübergenommen,  d.  h.  ea  blieb  nicht  ea^  sondern  ea  ist  nur  eine 
andere  Schreibart  für  e,  wie  öfter  in  G.  u.  K.  Also  ags.  ;;eald  wird  ae. 
geld  und  wird  2581  nur  geald  geschrieben. 

-  siede  reimt  nur  mit  dede  {did),  7nide  (präp.  und  adv.),  bedc  (ags. 
;<:,ebed),  quede  (ags.  crvcde),  d.  h.  durchgängig  mit  urspr.  kurzen  vocalen, 
die  beiden  einzigen  ausnahmen  sind  2651  dede  \  chUd-hede  (ags.  Iiäd) 
und  2757  dede  \  est-dede  (ags.  dd'd). 


64  FRITZSCHE, 

FtMiier  in  den  i^irticipien : 

irvreken  I85ü  ybiried  "i.i'il» 

iivrogl  '.\'l\h  y-oteii  241ti. 

D.  a^s.  /. 

1.  erh'ilfen  als  ae.  /: 

af?s.  sivinc    ae.  swinc  2(»8.  2555. 

ags.  iniht    ae.  /«?}//  54,  2794. 

ags.  .v«'/7c,  a'Wh/c    ae.  ^w/'/c  I4:{.  'MVHS\  swiulc  632. 

ags.  hira    ae.  Ļv  233.  2591. 

ags.  präfix  bi  stets  ae.  bi. 

2.  geschwächt  zu  ae.  e: 

ags.  sinewe    ae.  senwe  1S04.  1805. 

ags.  ^i/    ae.  ^^/■3ll. 

ags.  ^/V/t'  {dyde)    ae.  r/t?rft'  24.  2757. 

ags.  for^iani     ae.  /orgeten  1152.   2702.  2705. 

ags.  bi^itan     ae.  bigeien  1532.  4028;  (jr^/«?  1497. 

ags.  ^«/«M    ae.  genen  in  f.    1508.   2398,    part.  2458.   2009  (reim: 
liuen),  gelte  301.' 
Dagegen  ist  «  erhallen  in  giuen  inf.  11.  1013,   giueti  part.  31CG,   ^// irap. 
1492.     giue  1.  Sgl.  3078. 

3.  ist  ausgefallen,  wenn  es  ags.  im  inf.  und  3.  pl.  pr.  j  vertrat: 

ags.  In/ian    ae.  /iiuen  1. 
ags.  ?iiacian     ae.  maken  278.  3529. 
ags.  mcn^ian    ae.  %nengen  408. 
ags.  lufiatS    ae.  /ww^n  49.  3586. 

4.  wird  zu  u: 

ags.  ^iinm     ac.  gumnies  2700. 

ags.  «nc    ae.  ,y?/nc  283(i;  gunker  398. 

ags.  Ä*"Ä  (ä^ö«^)     ;ie.  gunge  2281.  2756;  ^/«^<?  4049. 

E.  ags.  brechung  co. 

1.  wird  zu  ae.  e: 

ags.  heofon    ae.  heuene,  lieuonc  40.  2s  1;  heuenward  3025. 
.  ags.  Iieorte    ae.  //tr/t?  518.  2568. 
ags.  eor'de    ae.  t'r^e;  40.  3196. 
ags.  tveoruld    ae.  w<f;7^/  38.  4103. 
ags.  /r^ora    ae.  here  380.  2554;  ^rt*  2855. 
ags.  seolf  (si/f)    ae.  se/f  1806.  2889. 
ags.  /Vo/a  (fe/a)    ae.  /"^/^  2371,  3197. 
ags.  feor    ae.  /Vr,  /<?ar  36.  2616. 
ags.  scofon     ac.  seue  489.  3439. 

2.  wird  zu  ae.  /,  oder  besser:  urspr.  /  bleibt  erhalten  gegenüber  ags. 
brechung: 

ags.  seolfor  {sylfor)    ae,  siluer  2370,  3619. 
ags.  siveoslor,  got.  svislar    ae,  sisler  766.  3855. 
age,  meolc,  meoloc    ae.  milche  2788, 


'  n  wol  durch  versehen  des  Schreibers  wegen  des  folgenden  n  {yiame) 
abgefallen. 


STORY  OF  GENESIS  AND  EXODUS.  05 

ags.  beorhl,  briht    ae.  brigl  WVl.  3255. 
ags.  leoge'ha  (leoSa)    ae.  äfftüe  S95. 

F.  ags.  0. 

1.  entspricht  ae.  o: 

ags.  jjforf    ae.  //ü^/  5.  3605. 
ags.  brohl    ae.  broffl  62.  3216. 
ags.  ^orft'/t    ae.  boden  1430.  -1115. 
ags.  sivol;i,eH    ae.  swoigcn  1976. 
•  ags.  rvorpen    ae.  worpen  1943.  2923. 
ags.  ^o/Y'«    ae.  Z/o?v//,  &«?•«  S4.  2572.  3 182. 

2.  wird  getrübt  zu  «: 

ags.  scofen  {scüfan)    ae.  *WMf«  107. 

ags.  sceolde    ae.  *?</</<?  172.  2564. 

ags.  wolde    ae.  wWrft' 214.  2563,  rvulden  l(f7 1.3324;  neheii7Volde 

912,  wolden  3756. 
ags.  Wörrf    ae.  auch  murd  736.  2S1S.  3726.  4U04,  bodetvurd'WsjA. 

2880.  2913  neben  der  gewöhuliclien  form  7vord. 
ags.  dorsle    ae.  durste  2593;  durslen  1863. 

G.  ags.  «. 

1.  entspricht  ae.  m: 

ags.  ftjirA    ae.  bürg  812.  3713. 

ags.  /m/m    ae.  luue  8.  2705.  4081. 

ags.  du7-u    ae.  rfwrt'  1082.  3155. 

ags.  sumer    ae.  sumeriid  1224. 

ags.  .SM?«<    ae.  .sm;*^  46.  2629. 

ags.  Jiu    ae.  nu  356.  2884. 

ags.  lufian  lußaS    ae.  /«/wf«  1.  3586. 

ags.  sivuiicen    ae.  stvunkeu  1656. 

ags.  TVunden    ae.  ivunden  2597. 

ags.  druncen    ae.  dr unken  871.  1154. 

ags.  cumen    ae.  cumen  305.   346.   2562.    2733   und   an   mehr  als 

fünfzig  stellen,   daneben   comen  \\\\  reimend  auf  )tnnuit  als 

Schreibfehler, 
ags.  numen     ae.  numen  198.  343.   2753.    2769   und   an  mehr  als 

fünfundvierzig  stellen,  nomen  3039  reimend  auf  cumen  als 

Schreibfehler, 
ags.  /?//    ae.  /m/  109.  255ti,  neben  f'ol  211. 

2.  wird  zu  o: 

ags.  rf^Mw///    ae.  domme  2S2I. 

H.  ags.  (e. 

1.  wird  zu  ae.  ö: 

ags  cefter    ae.  afire  1652,  «/"to-  2919. 
ags.  cepp/e    ae.  rt/>;:»/6'  1129. 
ags.  dce^    ae.  /^^a«  83.  3143,  da  ff  es  3297. 
ags.  mce^    ae.  ?««?"  371.  2748. 

ags.  bced     ae.  Z*«^/  41.    2569    neben    hed  258.  1292;    hiddan  und 
beudan  scheinen  ineinander  überzugehen. 

AugUa,  \'.  band.  5 


(i6  FKITZSCHE, 

2.  wird  ZU  ae.  e: 

ags.  hlwdder    ae.  Icddrc  IGOT. 
ags.  /■«■/    ae.  fct  209!>. 
;{.  ags.  toga'dere    ae.  togider  Js9^.  377'J. 
I.  ags.  y  (/-iiiulaut  von  ?/)■ 

1.  wird  ae.  i  oder  bleibt  y. 

ags  y/V/  (got.  ?<fr//.y)    ae.  iuel  502.  2S1S.  :{718,  hvel '^\0,  yuc'/'H)'A, 

ijwcl  subst.  78S. 
ags.  cyn  (got.  Am«/)     ae.  kin  652.  3829. 
ags.  byrian,  byr^ian    ae.  birien  250.  3851. 
ags.  fc//r/(C    ae.  ^?V/  2257. 
ags.  cynin^     ae.  Ä:/«(^t?  30,  ki/iy  290.  29S0,  «////y  2517,  Icuglond  1202. 

2.  bleibt  tirsprüngliches  u: 

ags.  lyddriau,  lydrian,  tydran    ae.  tudei-ed  030,  Inder ande  lti-1. 

11.   Lange  vocale  in  betonten  silben. 
A.  ags.  rt. 

1.  bleibt  ae.  a: 

ags.  wflc    ae.  ivac  1197.  152S,  daneben  wooc  1874. 
ags.  /»ö    ae.  Öa  1204,  gewöhnlicli  Ö«. 
agß.  cnäpa     ae.  kiiape  477.  25S5. 

2.  wird  ae.  o«: 

ags.  läc    ae.  /t>«c  1798. 

ags.  pä    ae.  3oö  3894.  4130. 

altn.  mal    ae.  ?«oa/  81. 

ags.  lär    ae.  /o«?'  177.  181.' 

ags.  ivä    ae.  ?i;<>ö  237.  880,  neben  ivo. 
Lajamon,  Häli  Meidenliud,  Ancren  Kiwle  lial)on  neben  oa  bisweilen  auch 
uo,  so  aoti,  der  Übergang  von  ags.  ä  zu  ae.  o  geht  demnach  durch  die 
mittelstufen  ao  und  oa. 

3.  wird  meist  zu  o: 

ags.  !är    ae.  lore  3035. 

-  ags.  sär    ae.  wr  1048.  3050. 

ags.  sTväl    ae.  *wo/  304. 

ags.  läti    ae.  /o2r  309.  2090. 

ags.  ö^aw    ae.  orven  120.  2020. 

ags.  ^läd    ae.  ^/örf  70. 

ags.  scräti    ae.  scro^  339.  2095. 

ags.  sc««    ae.  son  3293. 

ags.  säwon    ae.  sowen  2347.  3108,  av></<^«  3329. 

ags.  cnärvon     ae.  knowen  '1S12. 

ags.  ^ciifon    ae.  youen  844.  2922.  2975. 

ags.  numon     ae.  nomen  10  Ki.  2740. 

ags.  //«/<?«     ae.  //f>/t;«  101.  2905. 

4.  wird  zu  t': 

ags.  -Ä«r/    ae.  -/<6y/,  z.  b.  childhcd  2052,  mauHched  23,  ideUied  28. 

'  Vgl.  Wülcker,  Ae.  le-sebuch  1   123,  v.  183. 


STOKY  OF  GKNESIS  AND  EXODUS.  67 

B.  ags.  c  bleibt  erhalten  als  ae.  e: 

ags.  bat    ae.  bene  2511. 
ags.  sped    ae.  sped  25.  2548. 
ags.  )ven    ae.  tveu  73.  3271. 
ags.  fet    ae.  /i;^  3151. 
ags.  secau    ae.  seketi  3598. 
ags.  M^<^^    ae.  /t<;rf<?  2161.  3165. 
ags.  Mran    ae.  At-re?«  1370.  3492. 

C.  ags.  t  bleibt  erhalten  als  ae.  i  oder  y. 

ags.  w//    ae.  wif  231,   w^/t'^  2581. 

ags.  IS    ae.  y^  97.  99. 

ags.  nip    ae.  /a'ö   1915.  2545,  nyd  273. 

ags.  sthvard    ae.  stitvard  2255.  2712. 

ags.  2?vrt     ae.  üVm  467,  yrt'  2452. 

ags.  sar    ae.  a-c//-  3848,  scliir  1835,  ^/r  518.  3580. 

ags.  ^lidan     ae.  gliden  370.  952. 

D.  ags.  ()  bleibt  erlialteu  als  ae.  o: 

ags.  huc     ae.  /'oc  523.  2522,  booc  4124,  //r^At'A-  3635,  büken  4. 
ags.  ?//<;^/     ae.  rnod  333.  3577,   wiö^W  36,  inood  128. 
ags.  ^t)</     ae.  (jod{c)  1191.  3033,  ^öor/  1341.  1348.  4107. 
ags.  mur    ae.  wore;  2968. 
ags.  mdnap    ae.  moned  145.  2592. 
ags.  mödor    ae.  modcr  122.  2589. 
ags.  comoH    ae.  comen  1979.  2611  {cuiiien  1065). 
ags.  /o/>    ae.  /öt)'  4148. 
ags.  ()/>t'r    ae.  oöt'r  93.  3613. 
ags.  5W/(!     ae.  slog  483.  3474,  a/m./  2668.  4081. 
ags.  droh    ae.  <^ro^  478.  3909,  drug  27)7. 

ags.  wtsdum    ae.  ivisdom  37;  in  rvisdam.Sf)  uiuss  ein  verkürztes 
ö  zu  gründe  liegen. 

E.  ags.  ü  bleibt  ae.  u: 

ags.  Äw.y    ae.  hus  1619.  3041. 

ags.  ^<iM     ae.  tun  713.  2570,  ^rtW«  2739.'  «, 

ags.  -rwm    ae.  on-rum  945.  4000. 

ags.  /<</a?i    ae.  lutcn  1926. 

ags.  tö6'a«    ae.  luken  98. 

ags.  AM     ae.  hu  244.  3077,  ^/mAm  20. 

ags.  müp    ae.  tnäcües  2216,  wi«f/A  2655. 

ags.  c«/)6'    ae.  kub'e  289,  cwÖVn  2996. 

ags.  cäp    ae.  Amö  2666,  se/ku'()  128(>.  1557. 

F.  ags.  y  {2-umlaut  von  il). 

1.  wird  ae.  i: 

ags.  bryd-eulo    ae.  bridale  1674. 

ags.  /?/?'    ae.  /«V  99.  333s,  /«f/-  103.  3786. 

2.  geht  ae.  zu  m  zurück: 

ags.  lynan    ae.  /Mn</t'  866. 


'  Schreibung  orv  =  w  nur  selten  in  (j.  und  E. 


68  FRirZSCHE, 

ags.  pryta     ae.  prnd  IIXHJ,  adj.  S5s.  1414. 
G.  ags.  o". 

1.  wird  zw  ae.  e: 

ags.  </«•/    ae.  del  230.  3239. 

ags.  rikd    ae.  rd^rf  401.  2547,  read  3063,  ?r^rf  1222. 

ags.  dAd    ae.  rft'^t;  355.  2Gti2,  dead  29b3. 

ags.  AYt'//'    ae.  sel'd'he  1341. 

ags.  hlcefdi^e    ae.  leuedi  968.  2616. 

ags.  67^««;    ae.  c/<?«g  605.  3454. 

ags.  rcedan    ae.  i-eden  1534.  2934. 

ags.  /cedafi    ae.  /<?</t'M  2301. 

ags.  Uvran    ae.  /^?v/t  354.  34i^6. 

2.  wird  zu  ae.  ö': 

ags.  rf<K/     ae.  </<>/<;   151.  152.  952.  1512.  3243. 

ags.  rvcepeii    ae.  wopeti  469.  3228.  40G2  neben  wepen  3283. 

ags.  mce^e    ae.  wö^  1761,  auch  die  nebenform  niäge  und  der 

pl.  mäxas  würde  mog  ergeben, 
ags.  ^rielan    ae.  grölen  1984,  subst.  gret  3888  neben  ^rtv/  1577. 

1978.  22b9.  3717. 
ags.  m(£st    ae.  moste  isi).  2972. 
ags.  d'r    ae.  ör  4.s.  2929  neben  ear  36.  2562. 
n.  ags.  eä  wird  ae.  <?: 

ags.  beäh    ae.  ftt?//6'  1390.,  2140. 

ags.  hreäm    ae.  r^wi  1962.  2613. 

ags.  bcäm    ae.  fctv«  1606. 

ags.  edm    ae.  <??«  1758. 

ags.  beam-leäm    ae.  bereutem  954,  beruteam  3748. 

ags.  </(.'«</    ae.  rf^rf,  </^rf<;  217.  2465. 

ags.  deäti    ae.  </^rf  214,  2716,  dead  312.  2573. 

ags.  ceas    ae.  cÄ<?5  433.  2736. 

ags.  creäp    ae.  <;/•<?/>  2924. 

ags.  beäd    ae.  ftdjrf  909,    forbed  213.   2932,    daneben  i/«^/  lül5. 

1375.  2653,  bal  53.  882,  forbead  311.  2984. 
I.  ags.  eo  wird  -ae.  ^: 

ags.  feönd    ae.  /t'wrf  341.  2929. 

ags.  breösl    ae.  6rt'^/  343. 

ags.  peöf    ae.  Ö^/"  1773,  Öefie  (Iheß)  3512. 

ags.  freö    ae.  /rt*  623.  3244. 

ags.  deöp    ae.  rft?pg  2770,   diej)  1873,  so  auch  /»Vjjr^  neben  heegl 

und  /j/^^6'. 
ags.  teuH     ae.  /<^«  934.  3005,  leen  1344. 
ags.  /^<;ö?<     ae.  den  803.  4007. 
ags.  freun     ae.  /Vf«  2787. 
ags.  ccosan    ae.  diesen  3429. 
ags.  //t'«/     ac.  ^6'/  483.  3958. 


'  Nach  Ililmer  a.  a.  o.  s.  12  wegen  der  im  altn.  liäufig  begegnenden 
t'oruien  mit  ä. 


STORY  OF  GENESIS  AND  EXODUS.  09 

ags.  bföu    :ie.  ben  15.  2554. 

ags.  fdö//  ae.  fef  72,  fe/len  ()5. 
Die  vocale  der  unbetonten  silben  und  die  flexionssilben  sind  durch- 
gängig zu  e  geschwächt,  die  ausnahmen  sind  sehr  geringfügig,  ich  führe 
an:  heuonc  270.  2S1.  332,  henones  2*^7  {sicuone  Wöh,  trotz  ags.  slef'en, 
wol  nach  analogie  jenes  gebildet,  oder  eiufluss  des  ulv]'}),  heuod  11!I3, 
hungur  3313,  nmongus  1620,  butnler  2055  neben  buleler  2115,  sclibnn 
2181,  godun  1430,  ^o^?</«  2809  (ags.  &05m),  lechurhed  1997,  die  nordengl. 
formen  hiderande  164,  sigande  1436,  specande  2821,  offrande  129^  neben 
offrende  1309.  3551,  wuniende  2742,  lockende  2822,  slondende  3149; 
Wiusanf  489.  577.  1190  neben  dusenl,  Wiusenl  527.  3175.  706.  3217.  Sehr 
oft  steht  /  für  ^,  so:  &2V/rf2  27,  /rm  467,  drinkilden  492,  öt'/ii  53S,  crt/Zt?) 
750,  wUiirlikc  1618,  ÖMr  1068  neben  3YW<;/'  1366.  3187,  /<6'//rf  1636,  w/Ai7 
1252.  3144,  m/cM'  1671.  1728.  3875  neben  ?««cA<?/  1209.  2690.  2877,  miHel 
26,  findin  1877,  Irewiti  2037,  louerdis  2272  neben  louei'des  138s,  c/t-;»'/ 
2631,  prophetis  3674.  Ags.  ?<  wird  durch  ae.  «  vertreten  in  den  Verbal- 
substantiven auf  -big,  so: 

ags.  rveorpung    ae.  7vurding{e)  "^92.  3787  etc. 
Die  zusammengesetzten  vocale  verdanken  ihre  cntstehung  zum  grossen 
teile  der  auflösung  oder  der  ein  Wirkung  von  consonanten,  so: 

ags.  a^,  eg    ae.  ai,  ay,  ei,  ey\  auch  aig,  eig. 

ags.  rtw,  u^    ae.  ou. 

ags.  ^ow    ae.  eu.    Beispiele  siehe  unter  consonanten. 

Nur  selten  werden  ags.  einfache  vocale  durch  unorganische  diphthonge 
wiedergegeben : 

1.  ags.  mä-la-wä    ae.  weüa-wci  2088. 
ags.  fliese    ae.  p.eis  591. 

ags.  pä    ae.  I5ei  573. 

ags.  wösc    ae.  weis  2289  (wol   vorher  Übergang  zur  2.  klasse, 

W(BSC). 

2.  lowii  neben  /«//.,  owt  neben  ui. 

Wenn  Hilmer  auch  c-^^rt',  ags.  e^e,  hierzu  beibringt,  ist  er  im  irrtum; 
hier  wird  ags.  c  nicht  durch  ei  wiedergegeben,  sondern  i  ist  durch  das  ^ 
entwickelt  worden;  haigrc,  ags.  h&ra  wird  wol  auf  dieselbe  weise  nach 
eiufügung  eines  unorganischen  g  entstanden  sein;  dass  ßeiZing  aus  dem 
ags.  ßit  entstanden  sei,  ist  H.  selbst  zweifelhaft.  Was  II.  über  die  aus- 
spräche der  vocale  bemerkt,  ist  richtig;  beachtenswert  ist  der  wechscl 
zwischen  c  und  i  im  reime,  der  auf  einen  z-gehalt  des  e  hinweist. 
Ebenso  bestätigt  der  reim  die  gleiche  ausspräche  von  ai,  ag,  ei,  ey  (wol 
als  geschlossenes  6').  Man  vgl.  übrigens  Ellis,  On  early  English  Pronun- 
ciation;  E.  knüpft  an  den  abdruck  einiger  verse  seine  bemerkungen  über 
den  wert  der  laute. 

Die  consonanten. 
Die   liquiden   /,  w?,  n,  r   geben   kaum   zu  einer  bemerkung  anlass. 
Der  ausfall  des  /  in  tverde  32  kommt  sicher  auf  rechnung  des  Schreibers, 
die    vocalisierung    des   /  in  romanischen   Wörtern  ist  nicht   conscquent 


70  FRITZSCHK, 

iliircliirotÜlirt       Floxioiisw  tallt  zum  teil  alt,  über  min  ans /'in  siehe  /'•,  in 
Nvcehselt  mit  n  in 

brinfires  lHi4  neben  bri/n/ir  '.A, 

bercn-tein  054  neben  bcrcm-tem  3!)(>:{. 
Das  u  ist  im  allgemeinen   erhalten ,  bisweilen  fällt  es  aus  und  bewirkt 
dehuung  des  vocals.    Das  /•  ist  ausgefallen  in  spekcii  20 lO,  ?ve/ccn  ;!2s;{, 
dagegen  grundlos  eingeschoben  in  sur(/erun  2tii)(),   suriurcn  330^,  miscr- 
likc  2t'.5y,  fonverti  3439. 

Labiale. 

A.  ags.  b  =  ae.  b: 

ags.  bad    ae.  bad  41.  3011. 
ags.  camb    ae.  comb  25(54. 
ags.  sib    ae.  *•/&  22S,  ^/ftftf  2503. 

ags.  webb,  dän.  w^lf/",  ae.  weph  40'J(i,  doch  wol  nur  des  reimes 
wegen. 

B.  ags.  p  =  ae.  jj: 

ags.  ])/iht    aQ.  pligl  12Ü9.  3()11. 

ags.  creöpan    ae.  ci-epen  610,  cropcn  2074. 

ags.  we;öp     ae.  ^yt'p  232S,  3SS8. 
Das  p  wird  dem  folgenden  f  assimiliert  in 

ags.  ceäpfara    ae.  chufare  1051  für  cliaff'are\ 
wird  ae.  unorganisch  eingeschoben  in 

ags.  dremde    ae.  drempte  1041  u.  ü. 

ags.  demed    ae.  dempt  2038. 

C.  ags.  /'. 

1.  =  ae.  /■; 

ags.  faru    ae.  /«/r  1434.  2771. 

ags.  bilaf    ae.  ftZ/t;/"  (571,  bileaf  1332.  277ti,  bilcpli  2662. 
ags.  biceftau    ae.  Mafien  1333.  3377. 
Neben  uifarcii  auch  vl-pharen  3017.  3071. 

2.  inlautend  zwischen  vocalen  wird  es  zu  w,  wiedergegeben  wird 
dieser  laut  durch  ?<,  w,  /"w,  /'m:  wiues  2363,  wiwes  543,  wifrocs  857,  da- 
gegen auch  /<v/'t'S  453.  550.  024.  2581,  7vißiuf  450.  485  und  bes.  im  dat.  sg. 
ivif'c  2764.  Daneben  wifuede  1588;  //wt'?J  4097,  /mc/t  308.  2044,  liucs 
gen.  1477.  3042.  Auch  nach  cousonanten  kalucs  1013. 

Assimilation  des  f  findet  statt  in 

ags,  hivf'de    ae.  liaddc  193.  3302. 

ags.  wifman    ae,  wiinmmi  374,  tvimmen  2570. 

D.  ags.  w. 

1.  erhalten: 

a)  ags,  tvif    ae.  w?/  231.  2764. 

ags.  werian    ae.  wtw»  851.  2564. 

ags.  w/iV^    ae.  rvlile  J2288.  3614. 

ags.  wrcec  rvracu    ae.  rvreck  552.  3396. 

b)  ags.  breöwan    ae.  hrewen  4054. 

ags.  cneuwon    ae.  knowen  2h~i2.  .'i()37. 
ags.  neörvc    ae.  Ht'Wf  604.  1286. 


STORY  OF  GENESIS  AND  EXODUS.  71 

.'Ige.  dwala    ae.  dwalc  "JO.  4055. 

ags.  swinc    ae.  swinc  268.  2554. 

ags.  Iwelf    ae.  trvelme  fi«3. 

ags.  itvenligd'a    ae.  twaidde  3641. 

ags.  prveor    ae.  öwei-ied  1324,  Öwtv<  3(i0!). 

Nach  ags.  6-  ist  6'*  in  der  ausspräche  gleichfalls  erhalten,  wird  aber 
durch  u  wiedergegeben: 

ags.  cwede    ae.  quede  1463. 
ags.  CTveman    ae.  quemed  Sfi. 
ags.  cwedan    ae.  quetien  1792.  3525. 
2.  In  cwhnaii,  schon  ags.  daneben  ctcinan,  ist  es  gän/.lich  geschwun- 
den.    Ags.  A/y  wird  durch  yw  wiedergegeben,   siehe  unten  unter  guttu- 
ralem h.     Ueber  (rerv  3301,  /t'W^6'  1576   siehe   Hilmcr  a.  a.  o.  8.  17,   vgl. 
auch  g/etv  459. 

Dentale. 

A.  ags.  d  =  ae.  d: 

ags.  rfgo'p    ae.  dcp{e)  1942.  2770. 

ags.  drifan    ae.  driuen  1()17.  4096. 

ags.  budoii    ae.  boden  1067.  3544. 

ags.  fc/(5f/    ae.  &/orf  1074.  2816. 

ags.  fe^</  ae.  bede  631.  2981. 
Ags.  ^Z  ist  vielfach  noch  nicht  zu  Ö  geworden,  so  fader,  moder  etc. 
Eingeschoben  ist  es  in  d{h)iindcr  (ags.  pünor)  lio^.  3462,  dhunerff  'l'.HH), 
aldre  (ags.  ealra)  2926  neben  aldcrbesl  3390,  und  altierneder  3997.  ,-i»f/ 
=  a  3463  und  a/i</  =  m  1470  sind  zweifelsohne  versehen  des  Schreibers. 
Weggefallen  ist  d  in  gol  1872,  an  206  und  an  20  weiteren  stellen  meist 
vor  consonanten,  vgl.  auch  ant  485,  anti  1397.  2164.  Ausgefallen  ferner 
in  answeren  (subst.)  2673  neben  andsivere  3081  und  andsrvcrede  272s. 
3605.  4109.  Zu  t  ist  es  geworden  in  ags.  pusend,  ae.  Zuseiit,  Susant, 
dhusent  527.  3412;  ags.  beäd,  ae.  /;««  53.  882. 

Zu  ö  ist  es  geworden  im  pl.  des  prUr.  und  im  part.,  d.  ii.  der  grannna- 
tische  Wechsel  ist  aufgegeben,  so  wurtien,  dagegen  murd  995.  1197;  so 
queden  1496,  ags.  ^ecweden.  Das  gilt  auch  für  ;•  und  s,  so  ags.  curon, 
ae.  chosen  543;  doch  forloren  pl.  und  part.  241.  Is46.  3468. 

t5  wird  ferner  geschrieben  für  d  in  e'Öemotied  15s4,  neben  eöimodcs 
2249,  so  auch  mod  3603  für  mod.  Öon  für  don  2460.  ff/a'')  1779  (reim: 
Galaad),  fjla<5e  2297  (reim:  ^cftöf),  sonst  glad.  In  v.  3671  ist  mit  Morris 
glad  zu  lesen.  Goti  {God)  3979.  4132.  S^Öt'«  (reim:  queÖen)  1791.  ^;-M«a 
3278,  reim:  slund,  also  Schreibfehler.  Fälschlich  ferner  in  folgenden 
fällen:  louerti  robl ,  quetie  Aüll  ,  sitzen  1295,  .yrMÖ3169,  sriÖen  ls7s, 
fragen  3722,  3<;ar  1090,  dard  3778,  ai^^/<;  3801,  5^/«6'9  1365,  wurti  3993, 
w/r2f  1786,  werWe  901,  /<;&  3348. 

B.  ags.  ^  =  ae.  f: 

ags.  ^a/    ae.  tale  450.  4092. 

ags.  //-t'dw    ae.  trerv  3301,  <re«  3305,  Ireen  1127. 

ags.  wce^t'/-    ae.  water  638.  2594,  wa/<r<;,  tvallren  164^.  2745. 


72  FKirzscmi:, 

ags;.  f'ivt     ;u'.  fct  -Jints,  feile  iHKi. 
ags.  ^e<U    ao.  gel  585.  2S15. 
Ausgofiillon   ist  t  in  folg.  2.  pers.  sg.  (hides  ITÜs,   ransakes  177;«,  rcv/fi 
/M  "J'.KVl.  Standes  27s-2,  su/des  3;i84,  fet-Zc^  3974,  ^mt'j?  3518. 

Das  r  wiril  öfter  thireh  ///  wiedorgcgoben ,  wol  mir,  um  das  jetzt 
uocli  in  Euglaud  allgeniein  übliche  anlautende  l  mit  nachstürzendem 
luiuchlaute  zu  bezeichnen,  so:  tliaunen  32  neben  tauiien  1Ü22.  I2'.)(i.  iheii 
ljl4  neben  /t-«,  leen,  ags.  /cv>n,  1344.  300.5.  Iho  731  neben  /o  123.  2(1.53. 
Auslautend  sollt  3(iS5.  3()SS,  ags.  sol,  leih  =  /t'/  33S5.  In  Iholen  .508 
stellt  ///  für  ags.  />,  ÖW<?/t  11  SO.  3GG1;  so  auch  hauelh  3796,  miuli  2055. 
Siehe  ferner  '<^ad  =  ddt  311,  6?«-.^/  =  hurg  727,  wjYcwf  330.  Ucber  Ion 
KUO  und  /o9'6V  2724  siehe  Hilnier  a.  a.  o.  s.  19. 
C.  ags.  p  =  ae.  ö: 

ags.  pincan    ac.  'fiinken  234.  2403. 
ags.  /)«/</6'    ae.  3«/</6'  3200,  'Öorjl{e)  94S.  2015. 
ags.  />/•«//    ae.  tiralles  971.  3720. 
ags.  weortian,  wurÖan    ae.  rvurtien  41.  2810. 
ags.  Iirade    ae.  rö9"6'  1784.  3064; 
ags.  (5  wird  zu  ae.  d  in 

ags.  byrden  ae.  burdene  1467. 
Ausgefallen  ist  5  in  wuriikc  1456,  7vursipe  2757,  wursipen  511  (ags. 
ivur?)like,  wiirÖscipe),  sighe  51»,  a-«//«  1041.  1813.  Anlautend  wird  es 
zu  ^  wenn  das  vorhergehende  wort  auf  n,  s,  d,  t  endet,  meist  jedoch 
lindet  in  G.  u.  E.  dieser  Wechsel  nicht  statt,  siehe  Hilmer  a.  a.  o.  s.  19. 
Ferner  wird  Ö  zu  t  in  folgenden  fällen,  die  wol  einem  verschreiben  zu- 
zurechnen sind:  toknet  640,  wil  44.  52  u.  ö. ,  semet  2169,  sendet  1412. 
Als  ///  erscheint  es  in  tholen  508,  mulh  2655 ;  als  Öh  neben  t5  in  Shing, 
'Öliu,  Mögt  etc.  Es  steht  für  c  in  bislernesse  1942-,  für  g  in  (^elde  1713, 
fiund  10,  vgl.  auch  gu  =  9«  365.  366,  dgei-e  4052;  wo  es  nur  Wieder- 
holung des  vorlicrgehenden  ö  ist. 

Sehr  oft  erscheint  an  stelle  des  ags.  p  in  G.  u.  E.  ein  d  und  es 
ist  sehr  fraglich,  ob  alle  diese  fülle  auf  rechnung  eines  nachlässigen 
Schreibers  zu  setzen  sind;  es  käme  vor  allen  darauf  an,  zu  wissen, 
welche  form  das  d  in  diesen  fällen  hat,  ist  es  ö  (d.  h.  fehlt  nur  der 
(luerstrich),  dann  kann  kein  zweifei  sein,  dass  in  allen  diesen  fällen 
wirklich  ?)  zu  lesen  ist.  Die  ersclieinung  findet  dann  ihre  erklärung  in 
der  gewühuheit  des  sclueibers,  die  striche  durch  das  ö  erst  nachträglich 
zugleich  mit  anderen  zeichen  hinzuzufügen.  So  hat  das  ms.  an  mehr 
als  zwanzig  stellen  haued,  an  ungefähr  ebensoviel  stellen  haueti\  der 
Schreiber  musste  zum  mindesten  sehr  nachlässig  sein.  Unaufgeklärt 
bliebe  dabei  immer,  wie  ihm  beim  durchcorrigieren  gerade  diese  form 
so  oft  entgehen  konnte,  da  sonst  mit  geringen  ausnahmen  die  3.  sg. 
und  der  pl.  richtig  mit  5  geschrieben  ist;  vgl.  jedoch  leded  398,  lesled 
III.  2510,  makcd  1591,  quad  536;  wurd  995,  biginned  2538,  tauned  3444, 
kclped  4062,  dinked  2407,  hi/ed  102,  bered  2705,  knoivned  134,  ctepcd 
637.  Den  versen  472  und  1251  zu  liebe  für  {li)adde  noch  eine  neben- 
form  {k)auedc  anzusetzen,  ist  unnötig,  der  sinn  fordert  freilich  das  prät., 
der  Schreiber  setzte  fälschlich  das  präsens. 


STOKY  OF  GENESIS  AND  EXODUS.  73 

Ebensowenig  M'ie  bei  haiieÖ  der  folgende  laut  eine  Verwandlung  des 
Ö  in  d  bewirkt  haben  kann,  ist  auch  in  folgenden  fällen  eine  solche 
ein  Wirkung  nicht  denkbar:  rvid  für  7vi(i  (vor  a,  b,  h,  m,  s,  w)  an  etwa 
15  stellen.  Ferner  bird  25!)1,  wurd  9!)5.  3174,  moned  593.  597.  (515.  3134. 
3042.  3()70.  Fast  öfter  als  bei  auslautendem  Ö  lässt  der  Schreiber  bei 
anlautendem  Ö  den  strich  weg,  auch  hier  würde  man  vergebens  nach 
irgend  welcher  regel  suchen,  am  häufigsten  werden  einsilbige  Wörter, 
die  dem  äuge  des  Schreibers  leicht  entgehen  mochten,  hiervon  betroffen, 
so  dat  an  etwa  20  stellen,  do)-,  dan,  de.  Auch  inlautendes  d  an  steife 
von  Ö  findet  sich,  wennschon  seltener,  so  deden  an  10  stellen,  aide 
875.  878.  2B74,  kude  2\\i.2:m),  lode/ike'M'M,  sidcn  ■2Aö'->.:V2m,  smide  2cm. 
272(),  rervde  2008,  oder  3(103.  4070;  ferner  dritlide  3311,  tfvenlide  3041; 
Ordinalzahlen  über  20  kommen  sonst  nicht  vor,  also  immerhin  traglich, 
ob  Ö  hier  ohne  weiteres  für  d  einzusetzen  ist. 

D.  ags.  s  =  ne.  s: 

ags.  scel    ae.  sei  417.  2709. 

ags.  sleän    ae.  slen  2837,  s/o  1939.  3505. 

ags.  snälon,  smilen    ae.  smilen  2109.  3807. 

ags.  sp?-un^on,  Sprüngen    ae.  sprungen  1804.  4023. 

ags.  bisen    ae.  bisne  472.  2822. 

ags.  htis    ae.  Ims  1619.  3041. 
Ags.  sc  ist  Zischlaut  (ne.  sh)\  derselbe  wird  widergegeben  durch 

s    sad  58.   116.  208.  206.  072.  1784;    safi  (ags.  sceafl)  3^99;    safte 

(sceapan,  gesceaft)  127.  349.  3628;  sal  12.  2046  u.  ö.;  sal  2.  sg. 

1815;  sah  1042.  1043.2794;  saltu  1041.  1813;  samc  ('Ags.  scenmu) 

234.  302.  349.  351;  san  {sccenan)  373;  sarp  29S9.  3577;  senkedc 

322;  Süden  214.  1788;  sir  (scir)  518.  3045.  3580;  5/?vrf327;  sond 

{sccond)  2714;    srid  23.   351.  379.  15.39;   sridde  271;  srifte  422. 

3692;    srud    176.   271.  795.  857.  2367.  3169;    sul  303.  3984  u.  ö; 

ßs  162.  221.  299.  752;  fleis  591.  1013.  2089;  ftes  3316;  weis  2289. 
SS    fisses  2945;  flesses  349;  rvasscn  {wascan)  2291.  2442. 
sc    biiscede  163.    897.  1552;    bliscing  1508.  2537;    blisce  3518;    scir 

3848;  in  gisce  3515,  neben  gisse  3517  entspricht  sc  ags.  ts,   so 

auch  c  und  ch  in  m27<;6'  3728  und  milche  2903.  3603.  3732,  ags. 

mills. 
sk    f'roskes  2977;  aske  1008.  3024, 
^6'^    sckade  850  neben  ^CöiSTc'  302.  2314. 

sh     sitad  148;  ä-Äc'  1825;  shenl  754;  */(//</6'  4157. 
5cA     sc/ülde'2b2^;    sehe ten  ■lll;    sehet  Alb;    schinen  \b\\\    sehe  T.ib. 

2019;  schir  1835. 
5^    ;yö'<^  1444.  1447.  1698. 
ch    che  1227. 
gh    ghe  237.  339.  2592. 
g    ge  1024. 

In   der  ags.   Verbindung  scr  ist  auch  im  Ae.  das  c  übenill  er- 
halten scrid  1419.  2021;  scroti  1055.  2695. 

E.  z  steht  unter   französischem   cinfluss  in   romanischen  Wörtern  und 

als  zeichen  des  plurals. 


7  1  FKir/scHi':, 

<Tii  1 1  urale. 
A.  iifid.  f. 

1.  als  toiniis  oihalten  vor  u,  o,  u,   vor  consoiiaulcii,    am  oiule,    vor 

floxioTitf-«'.  im  inlaut  zwischen  vocalcii: 
ags.  com    ae.  com  IJI.  '260.^  comen  IDTii.  2(;il. 
ags.  cosl    ae.  costful  3^80. 
ags.  ciY<i    ae.  AmöV  2S9,  cm&c'  470.  2."y,)4. 
ags.  cleöpian    ae.  ctepcn  119S.  40!)',l. 
ags.  c/d'ne    ae.  c/t'«t;  ()05.  o45-l. 
ags.  creöpan    ae.  crepen  ülO.  25()ü. 

ags.  Wc    ae.  ft<)c  523.  2.")22,  booc  412  1,  //(^/Ica-  ;«;:»:),  //r/At'«  4. 
Ferner:    mac  3.)41,    /b/c  GüT.  77().  2544,    folkcs ,  folckcs  186;?. 
27S5.  4034. 

2.  zu  palataleni  ch  verstuft 

a)  im  anlaut  vor  ags.  e  und  i  {ca,  co,  eä,  <?o): 
ags.  cerran    ae.  charen  1712.  3010. 

ags.  cild    ae.  cÄiM  96ti.  2()32  neben  »///^/t'*  2624. 

ags.  circe    ae.  chirche  511.  31!)7. 

ags.  czrföM     ae.  clädcn  1927.  2722. 

ags.  c^o?-/    ae.  cherl  2715. 

ags.  ceösan    ae.  diesen  433.  342'.). 

ags.  <;<?«/"    ae.  cÄ«/"  2889. 

ags.  cedpfaru    ae.  chafare  1951.   - 

b)  inlautend  zwischen  vocalen,  deren  zweiter  im  Ae.  <?' oder  ? 
sein  muss: 

ags.  td'can    ae.  techen  2792. 

ags.  feccan    ae.  f ecken  1303.  2303. 

ags   reccau    ae.  recken  2122.  2124. 

ags.  dreccan    ae.  di-ecken  1420.  2835. 

ags.  ?7C6'    ae.  rickelike  2442,  rickere  1280.  3937. 

ags.  7V(eccc    ae.  wecke  2467,  wechdede  2400. 

ags.  sprd'c    ae.  speche  0()5,   doch  specunde  2821,  spcken  2(»I0. 

3400,  biseken  2492.  3600. 
agö.  /rt/ccV    ae.  mickel  1209.  2^77,   michil  1071.3875  neben  w<</it'/ 

20.  389,  wi/A-?7  1252.  3144. 
.  ai;s.  ^wrcecca    ae.  w?-ecckes  (gemination)  lo7  1.   1080. 
ags.  wracu    ae.  7vreck(e)  552.  3396. 

c)  nach  consonanten  vor  folgendem  6': 
ags.  ciVc^    ac.  ckircke  511.  2405.  3197. 
ag.s.  /?y/ct'    ae.  pilckes  377. 

ags.  c'arc<7    ae.  arche  500. 
Nicht  zum  quetschlaut  wurde  c  vor  ags.  f  und  ?/  in  folgenden  füllen: 
kennen  210,  ags.  cennan,  urspr.  vocal  a,  got.  kannjan. 
kepen  2453.  3378,    subst.  /ct'j;   939.  2002,    ags.  cdpan  cypan,    ahd. 

kaufen,  lat.  caupo,  urspr.  vocal  m. 
AiV/,  kidde   1051.   2357,    ags.   ci/fian,   y  =  «'-umlaut   von   w  (cimdian, 

cüSian,  cfjdan). 
kin  '152.  2759,  Mgs.  6'y?(,  ij  =  /-iimlaut  von  ?/,  got.  kuni:,  von  derselben 
Wurzel:   kinde  78.  410,  kindelike  2500,  kindei'edes  4127. 


STORY  OF  GENESIS  AND   EXODUS.  75 

läng  1843  u.  ö.,  :if?s.  ci/nin^  urspr.  cunh}^\  daneben  j?ing  "iri  17.  :!!»;<;<, 
guglond  12(j4,   so  auch  g  für  k  in  Zeugen  1571,  ^rw/«/;  5ti(>,  uuage- 
kehrt  c  für  g  vü.  oc  =^  og  197. 
/t/?v  1536.  2451.  2919,  ags.  cyre,  urspr.  vocal  m,  got.  kiusan. 
kiste  l(i52.  2355,   ags.  cyssan,  y  =  /-unilaut  von  u,  ahd.  chussiaii. 
Ausgefallen  ist  e  in  selU  1026  neben  ^^///c  466,  /  3(19,  «2«//  3631. 
Eingefügt  wird  es  in  aucter  612.  625  neben  auier  1297  und  alter  75S. 
Die  gutturale  tenuis  wird  widergegeben  in  G.  u.  E. 

1.  durch  c  oder  k  vor  a,  o,  u: 

cald ,  cam,   camel ,  kagte,  kalues\  com,   comb,  komen\  cuppc, 
cursing,  kupjte,  ätmÖ. 

2.  durch  c  vor  r  und  /: 

crauen,  crepen,  crisme,  clcnc,  clepen. 

3.  durch  k  vor  n : 

knol,  knowen,  ktie,  knigt. 

4.  durch  k  vor  e  und  i: 
kepen,  kennen,  kiste,  kin. 

5.  durch  q  vor  ags.  7V: 
queden,  qtiemen,  quead. 

6.  Inlautend  meist  durch  k,  doch  brocle,  tvrocie. 

7.  Am  ende  durch  c:  boc,  booc,  mac,  doch  lok,  buk. 

Das  c  vor  i  in  rom.  Wörtern  ist  =  s.     riciuination  ck  und  kk: 
Zicke  29SS,   tihikke  3102,  w/ArAtf  3574. 

B.  ags.  g. 

1.  ^  ae.  g  (als  gutt.  spirans  und  media): 

ags.  gamcn    ae.  gamen  411.  349S. 

ags.  ^()rf    ae.  god  1191.  3033. 

ags.  grcctan    ae.  greten  1975.  3207. 

ags.  jfrt/'    ae.  ^t;/-  150.  389 1. 

ags.  gifän    ae.  ^m^n  11.  1613,  part.  3166. 

ags.  geong    ae.  ginge  4049,  gunge  2281.  2256. 

ags.  bygan,  bycgan    ae.  ii«^«;/«  21()().  2246. 

ags.  byxp:,an    ae.  biggede  1137,  bigging  718,  biging  3163. 

ags.  beorgan    ae.  bergen  1060,  borgen  llo2.  2686. 

ags.  fe»«-^  (burh)    ae.  Z^wr^t?  812. 

ags.  dreäg  {drcäh)    ae.  rfre^  429.  2877. 

ags.  AtJM;^     ae.  A^«i7  3899. 

2.  ^  wird  vocalisiert,  ä^,  ce^  gibt  «/,  a?/;  c^  gibt  f/,  ey: 

ags.  /«^,  /ög^M    ae.  lay  1201,  pl.  /«^t^A-,  /r/zV/fA'  2446.  2456. 

ags.  dccg    ae.  dai  79,  gen.  ^/a/.?  113,  daigcs  3294,  pl.  </rt-7fÄ-  3297, 
daigcsVl^hh,  2471,  rfa«^  596. 

ags.  mceg     ae.  mae  371    2697. 

ags.  plegan    ae.  pleide  1214. 

ags.  ?-t'^?J    ae.  rd?Vi  32(i5.  3326. 
Inlautend  entwickelt  das  g  des  öfteren  ein  /(also  vocalisation  und  dennoi-li 
beibehalten)  daigening  11  neben  daiening  \V1V>\,  daning  1808;  /fl/yt'5.  ^/«///f.« 
s.  oben,  faiger  1140.  2659  neben  fair  126,  /Vn/t;  2393.  3193. 


70  l-KU/^CllK, 

;<.  ^  wird  zu  ;ie.  w. 

ags.   borgen  {heot\-a)i)     ao.    bonveii  '>'>(1.   :U»  1 1    iicbeu    borgen 

1102.  2lM>. 
ag-s.  fo/^ian    ae.  fohven  4ut.  ;nS7  neben  folgen  28.  3272. 
ags.  uKs^c    ac.  mouies  (gen.)  1051. 

ags.  //»<^on(noi-cllimnbr.)  ae. mj^wef«  33 l(i  neben  nmgcn  1818.3017. 
ags.  *ö;-^  {sorh)    ae.  sortve  179.  3742  neben  ^o^-zyt'  68. 
ags.  Z/;^«'/«     ae.  öWf«  l2o.  2()2(i. 
^\■oitel•c  beisplele  (prät.  und  pait.)  s.  Ilümer  a.  a.  o.  s.  21. 
l.  Abgefallen  ist  ^  im  affi.x  i^,  so  in 

scli  2m.  4079,  n'eri  97.5.   1493,  wut-y^e  5^4.  ;i797,  /ifU  578. 
Fonior  wegen  vorhergehendem  /  in 
ags.  sli^    ae.  s(i  3958 
ags.  wi^     ae.  w;   1854.  3220. 
ags.  byri;<;    ae.  fefr/  2257. 
Ausgefallen   ist  ;<;   in  /«tV  IGO.  Kil.  1124,   ags.  /"mäö/,   die  gewölinliche 
form  ist  fiigel  221.  3323,   daneben  f'oueles  570.  947.     Eingescliobcn  ist  g 
naeh   t  in  /^6'/rf  2o25,   (lyt?«  (^t'/t)  3413,    (./t'/i  (^6'm)  3824;    ferner  in  ölige 
1021,   digere  3483,   m?/^«;  1328,  preige  4028,  asironomigc  7!>2.     S.  Ililmer 
a.  a.  o.  s.  22. 
C.  ags.  Ii. 

a)  als  gutturale  aspirata 

1.  fällt  anlautend  al) 

«)  vor  /:  ags.  hläford    ae.  louerd  30.  2079. 
ags.  hUcfdi^e    ae.  lenedi  968.  2612. 
ags.  hlystan    ae.  //5f<?/t  1220.  2814. 
;?)  vor?-:  ags.  ///-«Öt'    ae.  ra'^e  1784.  3664. 
ags.  Iireäm    ae.  rt'/w  1962.  2613. 
ags.  hrlm    ae.  rim-frosl  3328. 
ags.  Ar«?/"    ae.  keuene-rof  101.' 

ags.  hreärv,  hreöwan,  ae.reu  IKiO,  rt'W  1828,  r(;wadj.3l51. 
Keriior  /-f»/«  1162,  rew/i,  reweli  1968.  2328,  rervlike  3106. 

2.  während  /<  in  obigen  fällen  wegen  der  Schwierigkeit  und  härte 
der  ausspräche  ganz  wegfiel,  wird  es  vor  ags.  w  zur  gutt.  tenuis 
(später  wird  /*  wenigstens  in  der  Schriftsprache  restituiert): 

ags.  hwä    ae.    quo   359.   2823,    qimn    1003,    qnase  2870,    quam 

1768,  quuam  6!»6. 
ags.  Iiwcel    ae.   quat  171.  4160,    quuat  1310,    so   auch   qual-so 

1324,  quual-so-euere  270. 
ags.  hivcer,  hrvär    ae.  (/««?•  l.ill,    y/av  762,    ywör  356,    quuor 

2428,  quor-so  3107. 
ags.  /«w?/    ae.  </M?Yt'   205,   2011,    quilcs   186,     qtnlum  801,     ^m/ 

4000. 
ags.  Äw«7c     au.  </«//<;  1572.  3764,  «/(«Y/ct' 2080,  (/mV  3631,  qwel  110. 
ags.  AwJ^    ae.  -/««Y  2810. 
ags.  hrvce^er    ae.  quetSer  1471.  3272. 


'  Ms.  heucne-Iiof. 


STORY  OF  GENESIS  AND  EXODUS.  77 

3.   aiu   ende   iind   vor   cousonariten ,   besonders   vor  /  tritt  für  h  das 
ursprüngliche  g  wieder  ein: 

a)  ags.  purh     ae.  durg  195.  377.  2554,   t)hurg  588.  2192.  2554. 
ags.  beorh  {beor^)    ae.  bo-g  926. 

ags.  bearh  {beor^au)    ae.  barg  133Ü.  3477. 

b)  ags.  cniht    ae.  kuigl  283. 
ags.  Höht    ae.  ligl  44.  3256, 
ags.  nikt    ae.  wi^/  43.  3293. 
ags.  ceht    ae.  «^^  742.  2090. 

ags.  eaht    ae.  agle  3384,  Aöf^/  486. 

ags.  bipuhle    ae.  biMogte  1183,  ^i&o^^  37  neben  bitiohte  36. 

ags.  Z>?v)Ä/6'  ae.  ^/ro^/  219.  608,  brogte  870.  2634,  broglen  3546. 
Ausnahmen:  i'/7ci6;^n9lu,  brocte-1'il,  dowle?- \S-l~,  doivtresTi\.\,  dou- 
tres  1764.  .yöw^  2S70,  tiowgle  295,  vnachleied  796,  a'/<«</<?  1469  (sclireibfeh- 
ler);  siehe  Hilmer  a.  a.  o.  s.  21. 

b)  als  hanchlaut  wird  h  willkürlich  weggelassen  und  hinzugefügt, 
wurde  demnach  nicht  mehr  beachtet. 

Einerseits:  adde  240.  264>;  adden  239.  2546;  rt«7  3066.3183;  «?y/1228; 
as  1760;  ate  373.  3638;  alted  813;  auede  1251;  auen  1505.  3680;  aueti 
2425.  2469.  2621;  bi-ofte  1408;  bi-oue'Ö  11.59;  <?  2341.  2708;  egesl  143.  1224; 
<?W  2999;  elles  4157;  e?r^  2855.  3773;  eVien  2188;  ^«f  2559;  m  3887;  is  482. 
1737;  Öfteres  3096;  ö5/^/  1056,  yoten  2416.  Anderseits:  hagt  486.  2044. 
2082;  hagte  431.  2582;  //^/rfc'  (=  ekle,  alter)  457.  1527;  Aa//<r  {all)  2340; 
Äö/«  926;  herdes  2410;  /«<??•/"  2991;  hcuerUc  368;  Ä2V  (/)  34.  2783;  ä/«ä-6' 
432;  hold  419.  2911;  /wr  958;  hunframe  554;  Itunne  (unnan)  2249;  /m/t- 
wresle  537;  A?«-<;  (owr)  322.  2206. 

Eingeschoben  wird  Ä  öfter  nach  Ö  zur  bezeichnung  des  scharfen 
ne.  th,  wie  auch  nach  t  zur  bezeichnung  eines  scharfen  ;,  ferner  nach  g 
in  vnghere  3047,  ghe  237  etc. 

Die  bisher  behandelten  lautlichen  Verhältnisse  würden  zum 
mindesten  beweisen,  dass,  wenn  man  zwei  Verfasser  annimmt, 
beide  genau  derselben  zeit  und  g-egend  unbedingt  angehören 
mussten. 


Oraniiiiatili. 

Die  flexion  bietet  nicht  den  geringsten  anhält  zur  annähme 
zweier  dichter.  Die  aufstellungen  von  Morris  und  Hilmer  über 
diesen  punkt  sind  ziendich  erschöpfend,  ich  beschränke  mich 
auf  einige  kurze  bemerkungen. 

Zu  Morris  s.  23,  1.:  sune  bildet  den  plural  durchaus  regelmässig 
sunes  529.  540.  1251.  1703.  1906.  1979.  2158.  2413.  2471.  2765.  3402  etc, 
reimend  mit  wanes  540.  1479.  1496.  2294;  daneben  begegnen  uns  die 
plurale  sivnen  und  wunen,  jedoch  nur  iui  reime  mit  einer  verbalform 
auf  -unen,  so: 

sunen  \  Wimen  (inf.,  3.  pl.)  647.    1147.   1897.  2899 


7  s  FKIIZSCHK, 

(auch   V.  3482   sehe   ich   wuneu   als  iuf.  au,   nicht  wie  Morris  als  subst.; 
vgl.  2752  and  dcdc  liem  üät-Hke  to  lune  gon). 
suiicn  I  muncii  557.  KMi), 
ivunen  \  inunen  ÜSS.  3137, 
vgl.  auch       sunc  (sg.)  |  ivuneu  (inf.)  403.  'J31, 

suiies  (pl.)  I  tvune  (sg.) 
torner  folgende  assonanzeu 

sunen  |  cmnen  2175, 
ivunen  \  cumen  SUl.' 
Durch  den  reim  werden  ferner  noch  folgende  pl.  auf  n  gefordert: 

fi>u  43S  (reim:  uf/on),  bedeii  {deden)  TMVl  (reim:  ledeu),  colen  26b'i 
(reim:  Öo/en),  sou  (schuhe)  27*Sl   (:  lipon),  treu  3305  (:  reu),  sieden 
3441  (:  deden  3.  pers.  pl.). 
Ausserhalb  des  reimes  kann  ich  nur  folgende  pl.  auf  n:  belegen: 

fon  2693,    (eilen   2Ü12,    feren    1275.   2845   (feres  (159,    /"ere  3783), 

goren  '6ibS,  lolen  2258,  Iren  3155,  7veden  Tdiiil-     Winter,  ger,  nigl 

kommen  nicht  ausschliesslich  auch  für  den  plural  vor;  man  bildet 

auch:  winlres  1211,  ger  es  2153,  gere  213Ü,  nigtes  5'JO.     Ferner  be- 

beachtc  man  die  ags.  pl.  wulkne  Uli.  103.  13().  101.030  (gen.  sg.  2S8) 

und  eine  503.  505. 

Zu  3.    Zu  den  von  Morris  und  Hilmer  angeführten  spuren  eines  gen. 

auf  e  (in:   helle  nigl  89,    helle  bale  2525,    slerre  name  134,    safle  sanie 

349,  werlde  nigl  1318)  füge  ich  hinzu: 

helle  yine  253U,  luue  bände  2092,  liue  dages  4119,  dure  pin  1078, 
dure  treu  3155,  milche  and  hunige  lond  2788,  toude  weige  2081^ 
liirdnesse  fare  2771,  drtigle  numen  21U7  (vgl.  swerdes  slagen  3721). 
Auch  spuren  eines  dativischen  e  sind  zu  finden:  in  (on,  lo)  londe 
208.  728.  301 U;  uom.  und  acc.  lond,  to  manne  306,  to  honde  1340, 
gode  3740,  fro  gode  022.  1007.  12s5.  2b00.  3931.  3930,  lo  borde 
1210,  on  (^in)  werlde  38.  170.  174.  ls4  u.  ö. 

Be/Ä1glich  des  weiteren  zur  flexiouslehre  verweise  ich  auf 
Morris  uud  Hilmer;  aus  deu  bemerkungeu  uud  citatcn  des 
letzteren  geht  zur  genüge  hervor,  dass  weder  G.  noch  E.  be- 
sondere eigentündichkeiten  zeigen,  die  nicht  beiden  gedichten 
gemeinsam  wären. 

S  y  11 1  a  X. 

llihner  behält  sich  eine  behandlung-  der  syntactisehen  Ver- 
hältnisse  in    G.  und  E.   xoyJ      Einer   solchen   wird   durch   die 


•  Dass  reime  auf  -unen  und  -wies  in  G.  häufiger  sind  als  in  E.  liegt 
am  behandelten  stufte 

-  Die  citate  lliimer's  zur  /«-decliuation  weisen  häufige  druckfehler  auf. 

3  Mö.  lond  weige-,  ich  stelle  e  her  des  metrums  halber. 

"  Die  Überschrift  der  abliaiidlung  lautet:  Ucl)er  die  spräche  der  ae. 
Story  üf  G.  a.  E.     I.  Laut-  und  Flexionslehre. 


STORY  OF  GENESIS  ÄND  EXODUS.  79 

folgenden  bemeikuug-eu  wol  kaum  vorgegvitteu;  ich  erörtere  nur 
einige  wenige  punkte,  in  denen  G.  u.  E.  übereinstimmen,  wäh- 
rend ich  unterschiede  zwischen  beiden  bez.  der  syntax  über- 
haupt nicht  zu  finden  vermochte.  —  Einer  der  wichtigsten 
punkte,  durch  welche  der  prosaische  und  poetische  stil  sich 
unterscheiden,  ist  die  Verknüpfung  der  Satzglieder.  Der  prosaist 
bleibt  mehr  oder  minder  strengen  regeln  unterworfen,  dem  dich- 
ter, der  mit  metrum  und  reim  sich  schon  genügend  herumzu- 
schlagen hat,  gestattet  man  grössere  freiheiten.  Zur  hervor- 
hebung  des  einen  oder  andern  Satzteiles  muss  ihm  eine  ab- 
weichung  von  der  gewöhnlichen  Wortstellung  erlaubt  sein. 
Das  subject  steht  hinter  dem  verb: 

1.  in  eingeschobenen  sätzen  und  in  Sätzen,  die  mit  tfus,  So,  dar  etc. 
beginnen  (wie  im  Ne)  37.  40.  7ü.   1(56«.  2095.  273.5.  3.52-1.3841  u.  ö.; 

2.  wenn  der  nebensatz  dem  hauptsatze  vorangeht  134S.  397S; 

3.  im  zweiten  zweier  durch  and  verknüpfter  sätze  2513.  28I7/1S; 

4.  des  reimes  wegen;  aus  verschiedenen  anderen  gründen  1S43.  21)97. 
2369.  2S69.  3301   u.  s. 

Des  öfteren  wird,  wie  auch  im  Ags. ,  das  subject  durch  das  pro- 
nomen  wiederholt:  v.  459  Jobal  is  broder  —  he ,  602  Arches  winduye 
wtdon  ü  is,  1305  dere  childe  —  he,  so  auch:  2494.  2553.  3S39. 

Das  object  steht  emphatisch  vor  verb,  oder  subject  oder  vor  bei- 
den: V.  1613  And  Öis  lond  ic  sal  giuen  diu  sed,  263S  And  his  corune  on 
Ms  heued  he  dede\   ferner  165S.   1711.  2033.  2092.  2631.  2640.  2757.  2793 

Präpositionen  stehen  oft  nach  dem  nomen  und  zwar  meist  des  reimes 
wegen,  so  1753  spac  htm  lo,  2598  t5d?  water  on,  ferner  1325.  1776.  1825. 
2580.  2586.  2608.  2663;  auch  inmitten  des  verses,  780  cam  Mm  on,  3650 
hem  cam  an.  In  der  ags.  poesie  steht  die  präposition  in  der  rcgel  nur 
dann  nach  dem  nomen,  wenn  sie  einen  alliterationsstab  trägt. 

Wie  die  präposition  steht  aucli  das  adjectivum  oft  des  reimes  wegen 
nach  dem  nomen:  656  cMIdre  smale,  67  deuel  drvale ,  S8s.  1037.  109(i. 
2959  wiches  ivod,  3713.  3848.  3953,  selbst  zwei  adjectiva,  so  975.2723. 
2780.  Im  innern  des  verses:  1113  sinne  unkinde  (um  eine  silbe  elidieren 
zu  können,  ebenso  3713),  ferner  3727  aus  metrischem  gründe. 

Weiter  verdienen  folgende  punkte  beachtung: 

Der  infinitiv  nach  dem  hilfsverben  mugen,  suUen,  don ,  willen  steht 
ohne  lo,  ebenso  wird  gunnen  {—  lo  do)  als  hilfsverb  mit  derselben  con- 
struction  verwendet;  so  1344.  1534.  1581  u.ö.,  2750.  2755.  2831  u.ö.  Auch 
als  selbständiges  verb,  so  49  1.  676.  1599.  Andere  verba,  die  den  iniinitiv 
ohne  lo  haben  sind: 

1.  leten  (wie  ne.):  2419  Mm  let  sen,  629.  1809.  2610.  2574.  2639.  2796. 
2850.  3056. 

2.  sen:  1605  and  sag  —  a  leddre  slonden.  1952.  2722  he  sag  chiden, 
21i;ijl'o  3o  sag  Moyses  ßer  brennen,  3222.  —  Bisweilen  folgt  das 
part.,  2606  sag  öis  child  wel  faire  wrogt. 


80  FRITZSCHE, 

3.  weueir.  si)9  /le  wemii-n  Iwii  siker.  34t)S.  -1017.  Mit  folg.  part.  iy('.2 
ivemic  /lim  slagen 

4.  wissen: 

lO   luit  folg.  object  779.   1154.   WVl'l.   272U.  3374; 

b)  mit  folg.  fial,  das  jeilodi  wegfallen  kann:  7tjS  if  he  rvisten  ghe 
wäre  is  ivif,  3781  For  Clioi-e  ivel  wisle  tiat  grct  per  etc.  1538. 
174i).  1794.  2607.  3054.  3841. 

c)  mit  folg.  inteiTogativpvonomeu :  t)01  wisle  ho  man  Quat  kinde 
he  was  kumen  fro ,  35s3  tio  wisle  he  wel  quilc  hauen  il  don 
Ui32.  2217.  23SU.  2051.  2731. 

d)  mit  folg.  inf.  (wusste,  dass):  801  dar  hc  quilum  her  wislen 
Wimen,  2032  ghe  wisle  of  water  it  boren  hen,  1545  umL  2701 
ist  der  inf.  ben  weggelassen,  2812. 

e)  mit  folg.  part.  präs.:  !»77  wisle  sere  drogen  (für  drogende'^) 
sori  for  drisl. 

f)  loiiO  he  wislen  hiin  bergen  fro  de  dead,  verstanden  es,  ihn  ete. 

5.  don  (bewirken,  lo  cause):  1()20  dat  dede  ine  her  Öis  siglc  sen, 
2560  Ile  deden  heni  crepen('})  dikes  long,  1060.  2351.  2752.  284s. 

0.  bidden:  1549  bad  him  of  his  kindes  louerd  ben,  2005  bad  il  ben 
lo  hire  brogl,  1595.  2141.  3154.  3429  u.  s.  Aber  2932  forbed  to 
gun,  2570  bad  —  ?vimme)i  ben  sei  —  and  dal. 

Die  conjunction  dal  in  nebensiitzen  wird  oft  unterdrückt:  1735  3'o 
sag  lacob  Laban  wur'Ö  wroti,  3317  Moyses  wurd  war  de  folc  was  wrod, 
1757.   1794.  2616.  3320. 

Auch  das  relativprononien  wird  bisweilen  unterdrückt:  751  ilc  ding 
deied  dor-inne  is  driuen,  109S.  Präposition  und  relativprouomen  wird 
gelegentlich  getrennt,  wie  auch  ne. ;  902  Qual  kinde  he  7vas  kumen  fro, 
2032  dal  ghe  ne  niigle  him  bringen  on  (das,  wozu  sie  ihn  nicht  bringen 
konnte),  2017  of  dal  hin,  dor  he  was  bigole  and  fosired  in,  3716  Quilc 
(sc.  gelenisse  men)  meii  niai  gel  wundren  on. 

In  den  meisten  negativen  sätzen  genügt  eine  Verneinung:  empha- 
tisch stehen  deren  zwei:  722  wöm  childre  ne  bar,  1154  ne  wiste  he  il 
nogt,  2901  dog  ne  tagte  ic  nagt,  3006  ne  sai  non  ben,  1859.  2083. 
3472.  34S8. 

Die  construction  der  hypothetischen  sätze  ist  in  G.  u.  E.  dieselbe 

1.  10S4  If  du  frend  hauest  and  will  don  red,  bid  him,  497  Ic  tvile 
rigt  teilen,  if  ic  can,  .3980  If  du  wilt,  ic  agen  sal  charen,  214  if 
he  wulde  him  silden  fro  de  ded,  dal  he  sulde  (oratio  obliqua). 

2.  2797  If  he  it  iverne  and  be  dor-gen  Ic  sal  de  iechen. 

3.  1593  If  lacob  took  her  also  a  wif,  ne  bode  ic,  3976  had  ic  an 
swcrd,  ic  sluge  de. 

4.  2647  If  dor  ne  wore  helpe  tiven  lopen,  dis  child  adde  .  .  .  be  dropen, 
3729  dor  drette  god  hem  alle  to  slen  (und  alle  würden  geschlagen 
worden  sein),  if  Moyses  ne  wore  dor  agen,  39S.'i  if  din  asse  ne 
wcre  widdragen.  Her  suldes  du  nu  wurden  slagen. 

'Man'  als  unpersönliches  pronomen  steht  mit  dem  singular  und 
plural;    wenn  ein  adjectivum  dabei  steht  oder  ein  relativpronomen  folgt 


STORV  OV  GKNESIR  ANO  KXODUS.  gl 

ist  nur  der  pluial  zulässig.     1  iss  3fan  callen  ist  daher  wol  nur  irrtuui 
für  men  callen. 

Die  participien  7vent ,  gon ,  uumen  (dieselbe  bedeutung  wie  (jou), 
Climen  werden  stets  mit  dem  hilfsverb  ben  conjugiert. 

Das  verb  ivur'(^en  ist  selbständiges  zeitwort,  so  41.  53.  57.  2()bo.  281(1. 
2917,  oder  es  ist  copula,  so  067  wur'Öen  frigü,  lü;i2.  20!»1  tvurQ  soS,  i;i02 
nmrti  swet ,  98().  2635  wurh  milde,  1735.  3577.  3963  wur'(i  rvroti,  3013. 
3099  7VU7-'Ö  hard,  oder  es  dient  mit  dem  part.  pass.  zur  bildung  des  passi- 
vums,  so:  2887.  3419  TVurtS  don,  59S  TVWÖ  dragen,  3174  wurti  ivrogi, 
641  nmrtSen  senl ,  2050  rvwtien  ofrigl ,  634.  2135  wurde  uumen,  1943 
wurde  ivorpen,   3721  wurden  singen. 

Beliebt  ist  die  redensart:  WMrö  war  721.  1308.  1462.  1494.  2o62. 
2983.  3317.  4112. 

Das  part.  präs.  liebt  unser  dichter  nicht  sonderlich,  nur  die  folgen- 
den kommen  vor:  tuderimde  164,  drogende^l'i('^),  sigande  143(),  brennende 
2653('?),  beiende  2713,  wuniende  2742,  specande  2821,  lockende  2822. 
Schliesslich  mache  ich  auf  folgende  ausdrücke  aufmerksam: 
Die  ne.  redensart  is  (fvas)  /o  come  hat  auch  G.  u.  E.:  ivas  lo  cumen 
962;  ben  gel  for  lo  cumen  2069.  2127;  senl  htm  dal  is  lo  cumen  2825. 
Das  subst.  sake  in  folgenden  ausdrücken:  for  füre  frendes  saken  1392, 
for  dredes  sake  2806,  for  is  saken  3731. 

ful  of:  ful  o  blis  HO,  ful  o  lif  111,  ful  of  wil  203,  /)//  of  swele 
blis  210.  382,  ful  0  stinc  2556,  ful  of  erf  3712. 

sumdel:  sumdel  ligllike  1218,  dcpe  sumdel  2770,  sumdel  sollt  3688, 
sumdel  fordred  2953. 

Beachtenswert  ist  auch  die  ait  zu  zälden:  669  Sexti  lond-speches 
and  .XII.  mo\  739  Sexli^  ger  and  ßflene  ?no]  3751  Iwo  .11.  hundred 
men  and  to-  do  .XL.  and  ten\  3305  And  Ihen  and  sexli  palme  tren\ 
1894  .IX.  score  ger  and  fiue  lold\  3S91  .VII.  score  ger  and  .III.  told. 
Beim  zählen  der  Jahre  steht  winler  neben  ger  (so  auch  ags.)  567.  919. 
3348.  3735  etc.  Man  beachte  die  gleichen  verse  1059  And  he  so  deden 
als  he  hem  bead]  3801  And  he  il  dede  als  he  him  bead. 

Endlich  führe  ich  die  ausdrücke  für 'sterben'  und 'fötoii' an:  ileigen 
3127,  deied  751;  slarf  (und  andere  formen  desselben  verb)  4sl.  65s.  732. 
1893.  1958.  2975.  2982.  31(12.  4133;  lo  ben  dead  1768.  2431.  2493.  2767. 
2838.  3106.  3102.  3855;  lo  wurden  dead  677.  1234.  2513.  2946.  3020; 
ferner  484  TU  he  fei  dun  on  dedes  swog;  2716  And  he  fei  dun  in  dedes 
bond,  vgl.  344  Dedes  ttvo  bondes  on  hem  ben  comen\  3396  Ben  al  fled 
dun  in  dead  es  tvrech;  513  Or  Enoch'^  ivenle  fro  werldes  wune\  649  And 
or  he  was  on  werlde  led\  930  (J\iane  ic  childles  of  werlde  fare\  2435 
Or  dan  he  ?visle  off  iverlde  faren-.^  4145  Moyses  is  faren;  2390  or  ic  of 
werlde  chare\  1506  Or  or  de  fader  dede  his  ending\  1886  Rachel  adde 
de  life  forloren\  1S92  And  fond  his  modcr  of  werlde  gon;  .■ts84  Aaron 
do  wenle  of  Uwe  dor;  242()  Quilc  lime  hise  ending  sulde  ben\  2iT.i '/nun 
it  wurd  mid  him  don\   2440   So  he  forlel  dis  werldes  slrif\  25(i4    Ur  lie 


'  Ms.  Sex.        -  Ms.  livo.        ^  Ms.  enoch. 

AuL'lia,  \'.   baiiil. 


82  FRITZSCHK, 

was  ut  of  tverUie  boren  \  410:i  Öcr  Öm  sali  ben  of  werlde  mnnen\  ;54j7 
It  (leud  doh'n .  mt  stones  slagen,  Or  to  dead  witi  goren  dragen\  ;M)ü4 
fhi  sali  nie  ratie  </<>/<'  doleii  dead;  'A^^'l  Alle  he  olde  deden  dor  /in\ 
4(tyi>  Alle  ei/es  he  dritten  in  deudes  weph. 

Die  angeführten  ausdrücke  sind  ein  beweis  für  die  geienkigkeit,  die 
sich  bisweilen  neben  der  gewühnliclien  Schwerfälligkeit  dos  Stiles  zeigt. 
—  Was  teu  Brink  unter  den  'leise  angedeuteten  nuancen',  durchweiche 
Ci.  u.  E.  stilistisch  sicli  unterscheiden  sollen,  verstanden  wissen  will, 
bleibt  mir  auch  nach  eingehender  prüfung  des  Stiles  beider  gedichte 
unerklärt. 

VVoriscliatz. 

Die  \ eiscliiedeuheit  des  in  G.  u.  E.  behandelten  stoftes  macht 
es  erklärlich,  dass  eine  beträchtliche  anzahl  von  vocabeln  in  dem 
einem  gedichte  vorkommen  und  in  dem  andern  fehlen  nmss. 
Es  fragt  sich  nun,  ist  ihre  anzahl  zu  gross,  als  dass  man  sie 
dem  verschiedeneu  stoße  zuzuschreiben  berechtigt  wäre. 

Die  auzahl  der  beiden  gedichten  gemeinsamen  Wörter  be- 
trägt c.  850,  weitere  c.  525  Wörter  der  G.  fehlen  der  E.,  weitere 
300  der  E.  fehlen  der  G.,  d.  h.  also  38,1 8  "/o  des  G.-wortschatzes 
fehlt  der  E.,  21,1  "/o  des  E.-wortschatzes  fehlt  der  G.,  oder  mit 
anderen  Worten,  auf  100  verse  von  G.  fallen  20,7  Wörter,  die 
E.  nicht  aufweist,  auf  100  verse  von  E.  20,3  Wörter,  die  G. 
nicht  hat.  Unter  diesen  525,  resp.  300  Wörtern  sind  die  ein- 
gerechnet, die  im  resj).  andern  gedichte  in  andrer  form,  hier 
als  einfaches  Substantiv,  dort  als  zusammengesetztes,  hier  als 
verbum  compositum,  dort  als  verbum  simplex  sich  finden. 
Bringt  man  diese  in  abzug,  so  bleiben  der  G.  320  (darunter 
über  40  romanischen  Ursprungs),  der  E.  210  (etwa  25  roma- 
nische) eigen,  d.  h.  auf  100  G.-verse  12,62,  auf  100  E.-verse 
12,S9.  Ich  meine  nun,  diese  Verschiedenheit  liegt  lediglich  in 
dem  stoße,  und  der  gemeinsame  Wortschatz  scheint  mir  hin- 
reichend umfänglich  und  characteristisch,  um  für  ein  und  den- 
selben verfas.ser  zu  sprechen. 

Wo  hätten   z.  b.   die   folgenden   vocabeln   der  G.   in  E.  vorkommen 
künnen: 

apple ,  aried ,  arsnietike ,  arwe,  asirononüge ,  aller,  bege ,  beben, 
biganiie ,  buteler,  bullere,  cislernesse,  erisnie,  cu]/pe,  ßgure,  firma- 
rnenl ,  /ier-isles ,  holocuusl,  huntere ,  pilches ,  prisun,  solsiices, 
spoUed,  swinacie,  lurtul,  waines,  windoge\ 

'  Als.  liun. 


STORY  OF  GENESIS  AND  EXODUS.  83 

ebensowenig  leicht  konnten  folgende  Wörter  der  G.  in  E.  vorkommen: 
ainigdeles ,  askes ,  asse,  berdes,  htein,  husk,  canticle,  colen,  comb, 
corune ,    cuuelstaf,    domnie ,   flegeskin,  foslre ,  fostren,  froskes, 
gnattes,  hau,  huni,   lepre,  loderman,  nut,  {h)opperes,  pa/metren, 
podes,  polheuedes,   reklefat,  rimfrost,  skipperes,  iabernacle,  teile, 
(Hb uz,  Tvond,  ivirtiel. 
Auffällig  könnte  es  scheinen,  dass  z.  b.  ands/veren,  und  subst.  and- 
sjvere  öfter  in  E. ,   tndce  milche  4  md  in  E. ,   beide  nicht  in  G. ,   biinien 
2  mal   in  G.,  buxum  3  mal  in  G.  und  nicht  in  E.  vorkommen.     Jedoch 
ist  die  zahl   der   Wörter,   über  deren  fehlen  resp.  vorkommen  mau  sich 
wundern  könnte,   zu  gering,   um  irgend  etwas  zu  beweisen;    selbst  bei 
werken ,  die  notorisch  demselben  Verfasser  angehören ,  ist  diese  erschei- 
nung  in  so  bescheidenen  grenzen  durchaus  keine  Seltenheit. 

Zu  erwähnen  sind  ferner  einige  w'enige  Wörter ,  die  bei  gleicher 
form  verschiedene  bedeutuug  haben,  so  ivold  =  hiigel  938.  3892,  macht, 
gewa!t  195S  u.  ö.,  herrscher  3412,  opfer  311(5;  agte  =  furcht  und  besitz, 
dead  =  dealh  und  deed ,  dede  =  death,  dead,  deed  und  did.  Einem 
reinen  zufall  ist  es  zuzuschreiben,  wenn  das  verb  raken  in  G.  im  sinne 
von  'zerstreuen'  (schw.  7-aka),  in  E.  dagegen  im  sinne  von  'sammeln' 
(ags.  rwcan),  das  subst.  dr o f  ra  G.  im  sinne  von  'Versammlung',  in  E. 
=  ne.  dregs  verwendet  wird.  Diese  beiden  sind  wol  die  einzigen  dieser 
art,  dagegen  Hesse  sich  die  zahl  der  Wörter,  die  innerhalb  desselben  ge- 
dichtes  in  verschiedener  bedeutung  gebraucht  werden,  leicht  verdoppeln. 
Morris  sagt  in  seiner  vorrede,  dass  der  Wortschatz  dem  des  Brut,  des 
Ormulum  und  anderer  'Semi-Saxon'  werke  des  12.  und  anfang  des 
13.  Jahrhunderts  entspräche.  Es  ist  hier  nicht  der  ort,  diese  frage  zu 
berühren,  die  fremden  bestandteile  des  Wortschatzes  bedürfen  jedoch 
einiger  bemerkungen. 

Das  altnordische  dement  zählt  nach  Hilmer,  a.  a.  o.  s.  4,  folgende 
Wörter:  verhai  flitlen,  forswetien,  greitiel,  ransaken,  rapeii,  /t'^  21  GS  in  G.; 
betien,  elten  in  E. ;  cald  3367.  1446;  deigen  3127.  751  in  G.  undE.;  adj.  ille, 
fer,  witter,  wal  in  G.  und  E.,  wü  in  G.,  uglike  in  E.  (ugging  auch  in  G.), 
subst.  ugging  in  G.  und  E.,  clipping-time ,  felage,  flur,  latfe,  lowe,  kides,  lit, 
windoge  in  G.,  bone,  skie,  podes  in  E.,  endlich  al,  fro,  til,  hetien,  quetien, 
tiefen,  botien  in  G.  und  E.  Die  gleiche  Verteilung  des  nordischen  ele- 
mentes  auf  beide  gedichte  ist  nicht  zu  übersehen. 

Die  liste  der  romanischen  wörter  ist  bei  Morris  unvollständig,  Hilmer 
erweitert  sie,  ich  füge  die  gesperrt  gedruckten  hinzu,  streiche  mit  Hilmer 
in  der  liste  von  Morris  bissop,  prest,  mounl,  neue,  ferner  gegen  Hil- 
mer tempkiiio,  ein  wort,  welches  direct  der  lat.  quelle  entnommen  und 
als  eigenname  anzusehen  ist. 

alter  {auter,  aucter),  amigdcles,  ursmctike,  aslronondge,  bigamie, 
beste,  buteler,  canticle,  cauc,  charite,  chartre,  chaslhed,  Cheru- 
bim., circiimciciaun ,  circumcisc  (subst.),  circurncis  (adj.),  cir- 
cumcised  (psLvt.),  cisternesse,  corune  (er une),  cite (seile),  coueren 
(verb),  crisme ,  cuppe  (kuppe),  decimas,  desert  (deserd,  diserd), 
dragun,  fehle  (adj.),  feiti,  fest,  fin  (adj.),  fin  (subst.),  firma- 
ment ,  flum,  fruit,  funl,  geius  (adj.),  gisarme,  grape  (ivingrape), 

6* 


S4  FRITZSCHK, 

grannlc  (veib),  </rfiied  (vorb),  gruchedcn  (verb),  holocausl{um), 
{h)ostcl,  ideles ,  iurne ,  iusted  (verb),  /echerie  {/eche7--craf(e,  -fare, 
•like,  lechur-hed),  leniil,  lepre,  leUre,leun,ma7-lyr,meister,merci, 
mester,  melal,  miracle,  musike,  offiz,  ojfrande,  offren  (verb)S 
olie  {ölige),  orgel ,  paid  (verb),  pais,  paradis,  person,  place, 
pluie,  ple)iie(t:>),  poitre  (jn\j.)>  pft^ifft-',  presenl,  primices,  prhice,  pris, 
pn'sii/i,  pi-imawr,  promissioun, prophel,  röche,  sacren{\Qvh),  sacri- 
[ice,  seruen  (verb),  seruise,  solstice,  sort,  spices,  spien  (verb), 
spirit.  slri/,  striuing,  suriurn  {surgeruii),  sminacie,  table,  lab  er - 
uacle,  temple,  lur,  ydolatrie-^ 
also  S5  substantiva,  1 1  verba,  5  adjectiva. 

G.  bat  circa  7ö,  E.  circa  ö5,  etwa  HO  sind  beiden  gemeinsam.  Einige 
dieser  Wörter  romanischen  Ursprunges  zeigen  eigenheiten  des  anglo- 
normannischen  dialectes,  so  au  in  grauiitcn,  oh  in  circumcicioun ,  pro- 
missioun, e  au  stelle  von  ie  in  buteler. 

So  wären  wir  denn  am  ende  unserer  Untersuchung.  Geben 
wir  selbst  den  unterschied  in  leise  angedeuteten  nuancen  zu 
und  beachten  wir  ferner  die  geringe  Verschiedenheit  in  einigen 
teilen  des  Wortschatzes,  so  sind  doch  diese  punkte  bei  weitem 
nicht  hinreichend,  um  die  autorschaft  zweier  verschiedener 
dichter  zu  beweisen.  Die  gründe,  auf  welche  ich  meine  be- 
hauptung,  dass  ein  dichter  der  Verfasser  von  G.  und  E.  war, 
stütze,  sind  also  folgende: 

1.  die  benutzung  derselben  quelle  in  durchaus  überein- 
stimmender weise; 

2.  derselbe  vers  in  bezug  auf  metrimi,  reim  und  alliteration ; 

3.  dieselbe  spräche  in  rücksiciit  auf  phonetik,  grammatik, 
Syntax  und  Wortschatz;  Übereinstimmung  gewisser  eigen- 
tümlicher redensarten  und  ausdrucksweisen. 

Annierkiiiigeu. 

Im  folgenden  gebe  ich  neben  citaten  nach  der  quelle 
einige  vorschlüge  zu  textänderungen.  Eine  grosse  anzahl  der 
Kölbing'schen  coujecturen  war  auch  von  mir  ohne  kenntniss 
von  dessen  Beitrügen  gemacht  worden,  ein  umstand,  der  be- 
weist, dass  dieselben  bei  einem  vergleiche  des  gedichtes  mit 
der  quelle  eben  jedem  sich  aufdrüngen  mussten. 

V.  04.  hali  froure.  Wülcker  sagt,  liali  froure  sei  die  Übersetzung 
von  paraclelus\  Külbing  glitt  -ihm  hierin  ausnahmsweise  einmal  recht. 
Ich  kann  paraclelus  im  Comestor  nicht  finden,  sollte  es  aus  anderer 
quelle  sein?    Aus  Avitus  ist  es  nicht. 


'  Siebe  Miiliei-,  Etym.  würterbucii  11,  l.j7. 


STORY  Ol-'  GENESIS  AND  EXODUS.  85 

V.  200  —  206.  Verse  mit  wirklich  dichterischem  schwuiige.  Die 
trockne  lateinische  prosa  lautet:  Factus  est  aulem  homo  ad  imaginem 
Dei ,  quantum  ad  animam  id  csl  qiioad  essentiam  el  ralioncm ,  ad  ima- 
fj/inem',  quoad  vh-lules  ad  simUiludinem  Del  factus  est.  Sed  imago  Bei 
est  anima  in  essentia.  et  ratione  eins  quia  spirilus  f actus  est  el  ralio- 
nalis  ut  Deus.     Simi/iludo  in  virtutibus  quia  bona  iusta  sapiens. 

V.  535.  Quingentesimo  anno  sccundae  ciliadis  cxarscrunt  liomines 
in  alterutrum  coeunies.  Septingcnlesimo  anno  secundae  ciliadis  filü 
Seth  concupierunt  ßlias  Caym  et  indc  orli  sunt  gigantes  et  incepta 
tcrtia  ciliade  mundavit  diJuvinm. 

V.  690 — 692.  Scheint  mir  mehrfach  entstellt.  Dixerunt  aliae  (sc. 
nationes)  Bei,  aliae  Bai,  aliae  Baal ,  aliae  Baalim.  Ich  schlage  vor 
zu  lesen : 

Sum  higte  Bei,   and  sum  Balim 
And  sum  Baal,  and  sum  Bai. 

V.  S15.  Nach  cariathi  ist  wol  tun  ausgefallen,  das  t  am  ende  von 
carialkt  scheint  mir  darauf  hinzuweisen;  metrisch  würde  der  vers  da- 
durch erträglich,  der  reim  bliebe  freilich  schlecht.  Die  erklärung,  die 
Comestor  und  nach  ihm  der  ae.  dichter  gibt,  beruht  auf  einem  irrtum. 
Das  hebr.  "r'ix  ist  nicht  nur  zahhvort,  sondern  auch  der  name  eines 
riesen.     Cariatharhe  ist  nach  Jos.  XIV,  15  'Arba's  stadt'. 

V.  965.    Ms.  ahre  ist  wie  bei  Comestor  abkürzung  für  Ahramae. 

V.  993—95  sind  gedanken  des  ae.  dichters. 

V.  UKi  hat  so  keinen  sinn.  Ich  schlage  im  anschluss  an  v.  1124 
non  fis  non  fuel  tior-inne  mal  be  vor:  Non  mai  non  dain  tvas  sen  "Öoron. 
Für  mai  Hesse  der  vers  auch  maiden  zu. 

V.  1191 — 1193  sind  nicht  leicht  zu  verstehen.  Morris  sagt  zu  v.  1193 
that  is,  she  was  to  buy  a  veil  for  her  head.  Mit  Morris'  veil,  ebenso 
wie  mit  Aelfric's  keafod^eivmlon  und  unserem  ae.  versc  ist  nichts  an- 
zufangen. Weder  die  Vulgata  noch  die  Septuaginta  sprechen  von  einem 
Schleier.  Gen.  XX,  k;  lautet:  And  unto  Sarah  he  Said:  Behold,  I  have 
given  ihy  brother  a  thousand  pieces  of  silver:  behold  he  is  to  Ihee  a 
covering  of  Ihe  eyes,  unto  all  that  are  wilh  thee,  and  wilh  all  olher:  thus 
she  was  reproved.  Das  hebr.  C";'^^'  r^ö?  bedeutet  wörtlich:  velamen 
oculorum,  wie  die  Vulgata  hat,  oder  Tifirjv  zov  TtQogiönov,  wie  die  Sep- 
tuaginta liest,  aber  beide  ausdrücke  sind  bildlich  zu  verstehen,  velamen 
oculorum  heisst  'sühnegeld'.  Abimelech  gibt  der  Sarah  1000  silberlinge, - 
ihre  äugen  damit  zu  bedecken,  d.h.  damit  sie  das  ihr  zugefügte  leid 
nicht  mehr  als  eine  beleidigung  ansehen  solle;  man  vgl.  die  redensarten 
'to  wink  at'  und  unser  deutsches  'ein  äuge  zudrücken'.  Luther's  Über- 
setzung des  verses  ist  richtig,  nur  der  schluss  'und  das  war  ihre  strafe' 
ist  wie  das  engl,  thus  she  was  reproved  fehlerhaft,  es  muss  vielmehr 
heissen:  und  damit  du  gerechtfertigt  seist.  —  Der  ae.  dichter  fand  in 
seiner  quelle  eine  weitschweifige  erklärung  und  übertrug  nur  die  folgen- 
den worte:  ivel)  ad  pepla  emenda  ut  legas  faciem  {ne  ameris). 

V.  1288.  Ms.  sitihinges,  von  Morris  als  eigennamen  angesetzt  ist  ver- 
schrieben für  sigdhinges,  visionis.  —  Comestor:  Vade  in  lerram  visionis 
und   dann  erklärend:    Terram  visionis  dixit  illam  partem  Judaeae  quae 


86  FRl  lysCHE, 

est  in  monlanis.  (jiiia  et  ipsa  a  longe  et  de  illa  loiuje  videri  polest,  quae 
ab  Vsaiti  ral/is  visionis  dicitur. 

V.  r2;i5.  Ms.  siSeii,  Morris  schlJifrt  siden  vor,  Comestor:  Unde  dixil 
Ysaias:  Krit  mons  domus  domini  in  verliee  montiitm. 

V.  14S8.     Lies  men,  das  ms.  bat  7/Jrt«. 

V.  149(».    pulment,  Comestor:  Cum  eoxissel  pulmenlum  lenliculae. 

V.  1565.  Juste  vocatus  est  Jacob.  Ferner:  Dictus  est  Jacob,  id  est 
supplantator. 

V.  Iti32.  Vocnl  cam  Bethel,  id  est  domum  Dei  vel  secundum  Jo- 
sephum  'hosliam  Bei'. 

V.  1(175.  Vespere  atttem  facto  subintroduxil  Lijam ,  dans  ßliae  an- 
cillam  nomine  Zelphani.    Jacob  vero,  ut  dicit  Josephus,  per  ebrietalem  etc. 

V.  1770.  teil  Brink  wirft  dem  dichter  prüderie  vor,  sollte  er  hierbei, 
im  aug:e  haben,  dass  derselbe  die  folgende  stelle  der  lat.  quelle  unbe- 
nutzt liess.  Ciiffifjue  intraret  (sc.  Laban)  labcrnacnlum  Rahcl,  illa  subler 
stramina  cameli  abscondit  ydola  et  sedit  desuper  et  quaerenli  patri  ait: 
yc  irascalur  dominus  mens,  quod  nequeo  ei  assurgere  quia  iuxla  con- 
sueludinem  feminaruin  nunc  accidit  milii. 

V.  1815.  Josephus  dicit  hoc  nomen  Israel  hebraice  sonare  reluc- 
tantem  angelum  sacrum. 

V.  1847.  Egressa  est  aulem  Dina  ut  videret  mulier  es  illius  rcgionis, 
quia  ut  ait  Josephus,  Sichimilibus  solemnilatem  habentibus  sola  transivit 
ad  urhem  empturu  ornamenia  mulierum  provincialium. 

V.  1887.  Erexilque  Jacob  litulam  supra  sepulchrum  eins  quod 
apperit  usque  in  praesentem  diern. 

V.  1893.  Nee  lyiulla  eliam  post  adventum  eins  compleli  sunt  dies 
l'saiae  cenlum  ocloginta  annoi'um  vel  secundum  Josephum  centum  oclo- 
ginta  quinque  annorum. 

V.  1923  f.  Increpavil  eum  pater  et  ait:  Nuniquid  ego  et  mater  iua 
et  fratres  tui  adorabimus  supra  terram.  Die  quelle  bot  keinen  stoff 
für  V.  1928.  Vielleicht  nach  Jos.  II,  2:  Presagium  enim  somnii  colligens 
(sc.  Jacob)  et  sapienter  eventum  colligens  gandebal  eo  quod  ingens  ßlio 
fcHcilas  portendi  viderelur:  evenlurum  olim  lempus  quando  tarn  a  paren- 
libus  quam  a  fratribus  adoralione  dignus  haberetur. 

V.  1985.  Erat  enim  tunc  in  inferno  quidam  locus  bealorum  longe 
semotus  a  locis  penalibus,  qui  ob  qnietem  el  separa/ionem  ab  aliis  sinus 
dicebatur. 

V.  2007.  Der  dichter  tat  entschieden  klug  daran,  Gen.  38  (Com. 
Gen.  89)  gänxlicli  zu  übergehen. 

V.  2089.    Lies  Sin,  ms.  ÖV. 

V.  2110.  Zu  lesen  ist  wol:  Örislen  he  für  ?irist  hem,  der  Schreiber 
nahm  fälschlich  Se  feite  für  das  subject. 

V.  2216.  Ist  muSes  =  öflfaungen  (mund)  der  sacke  oder  =  mund- 
vorratV  (Jomestor:  Jussilque  Joseph  minislris  suis  nt  implerenl  saccos 
eorum  et  reponereni  singulorum  pecunias  in  saccis  suis,  dalis  supra 
cibariis  in  viarn. 

V.  2263.  Pax  vobis,  Detis  vesler  dedit  vohis  eam  pecuniatn;  quam 
mihi  dedistis  ego  habco. 


STORY  OF  GENESIS  AND  EXODUS.  87 

V.  2417.     Lies  der,  ms.  hat  f^or. 

V.  2458—68.    Weder  bei  Comestor  noch  in  der  bibel. 

V.  2501.    Nach  der  bibel  und  Comestor  war  Joseph  110  jähre  alt. 

V.  2549.  \Aq^  crafUike,  ma.  eraft/ike,  Couiestor:  Sapienter  opprima- 
mus  eum.    Morris'  conjectur  bestätigt  sieb. 

V.  2553.  Ms.  hurges  feten  and  ramescn  \  Kölbing  fasst  feten  richtig 
=  Phitom.  Comestor's  worte  lauten:  Coxerunt  ergo  lateres  ex  (/uibus 
aedißcaverunt  regi  civilales  laber naculorurn  Philhoiicm  el  Ramessen. 

V.  2563.  And  if  Öat  folc  hem  wulde  deren, 

Öe  dikes  comb  hem  sulde  weren. 
Ich  schlage  vor  im  anschluss  an  die  quelle:  nc  eas  (sc.  civitates)  inun- 
dare  ßuvius  valeret ,  folc  in  ßu7n  zu  ändern,  hem  bezieht  sich  dann  auf 
burges.  Bei  der  hochflut  sollte  das  wasser  sich  in  den  dikes  verlaufen, 
und  der  nach  der  stadtseite  aufgeworfene  dikes  comb  die  burges  gegen 
jede  Überschwemmung  sichern. 

V.  2594.  Ich  nehme  mit  Kölbing  waiteres  für  wateres  an.  Comestor 
hat  zwar  nur:  Et  videns  puerum  eleganiem  ahscondit  eum  tribus  mensibus, 
dagegen  spricht  Josephus  von  den  observatores  regis. 

V.  2603.  Ms.  Teremuth,  Comestor:  Terimiit,  Josephus  Ant.  II,  95: 
0eQ,i(oiO^ig.  Es  scheint  als  ob  Comestor  den  Josephus  wirklich  kannte. 
Zu  OsQ/xov&ic  vgl.  Jablonsky,  Opuscula  I,  150.  Eusebius,  Praep.  evang. 
IX,  27  nennt  des  künigs  tochter:  Ml()(nc. 

V.  2627.  Simdren  heisst  hier  'entwöhnen'.  Es  geht  dies  aus  der 
quelle  hervor:  Äblaclatum  reddidit  filiae  Pharaonis  quae  adoptavil  eum 
filium. 

V.  2859.    Moyses  steht  hier  fehlerhaft  für  Aaron. 

V.  2947.    Was  ist  Irike?    Comestor:  fluviis.  rivis  et  paludibus. 

V.  2959.  Ich  lese  im  Comestor :  Fecerunlque  simililer  Jamnes  et 
Mambres,  vgl.  Kölbing. 

V.  3134.  Josephus,  Ant.  I,  3.  Miovafjg  xov  Niaäv,  oq  eati  Eav&ixbq, 
fitjva  7iQ(öTov  ercl  xalq-  eoQVtttc  ojQiOf  xazu  rovxov  e^  Aiyvmov  xovq 
"^EßQttiovq  TCQOuyaytäv  •  ovxog  6'  uvx(5  xui  nQoq  anäaaq  xuq  siq  zo  S^eiov 
xi/iaq  rjQynv^  inl  [livxoiys  nQÜofiq  y.al  ojvaq  xcd  xijv  uXXrjv  Stoixrjotv 
xov  TiQwxov  xi')a/.iov  fksfpvXccSe.  Zu  Kölbiugs  uote  (v.  147)  bemerke  ich, 
dass  nach  dem  exil  der  beginn  des  bürgerlichen  und  kirchlichen  jahres 
auf  den  herbst  fiel,  nur  ausnahmsweise  rechnete  man  das  letztere  auch 
dann  noch  vom  März  an,  so  1.  Macc.  IV,  52,  X,  21,  2.  Macc.  XV,  37. 

V.  3201.  Ms,  .XXIII.  score.  Comestor:  Habilatio  autem  filiorum  Israel 
in  Äegypio  fuit  qvadringenlorum  Iriginla  annorum.  Dieselbe  zahl  2.  Mos. 
12,  40,  dagegen  1  Mos.  15,  13. 

V.  3210.    Ms.  pharaofh,  Comestor:  Phihalärotli. 

V.  3213.  Immulalumque  est  cor  Pharaonis  tulitque  trecenlos  currus 
propi'ios  et  trecenlos  ab  Aegyptiis. 

V.  3293.  Für  ms.  fair  piler  ist  zu  lesen  fier  piler.  Comestor:  Do- 
minus autem  ut  dux  esset  ilineris  praecedebat  eos  per  diem  in  columna 
nubis  contra  fervorem  solis  et  per  noctem  in  columna  ignis  contra 
tenebras. 


88  FKirZSCHK, 

V.  ;U<2!i.  Morris  soliläii-t  richtig  so</cii  l'iir  ins.  /lujvti  vor.  Comcstor: 
(Juod  vidfnU's  [iUi  Israel  di.vcruni  'Maii/ui'  hl  csl  'Quid  hoc  est'?  itidc 
ddnccps  Jlanna  dicUiin  est. 

V.  33tiJ).  EgressHS  est  dulein  Amalec  nl  pugnaret  adversus  Raphi- 
dim.  Straho  ait:  Amalec  fuit  ftUus  Ismael,  a  quo  Amalecitae ,  qui  et 
Ismaelitae ,  ipsi  sunt  Sarraceni.  Hos  dick  Josephus  pugnaces,  inhahi- 
lantes  Goboch ,  vel  Jalfoth  et  Petram  a  circumslanlibus  conductos  ad 
bellum  adversus  Hebraeos. 

V.  337S.    Ad  custodiam  castrorum. 

V.  339S.    Et  vocavit  illud:  Bominus  exuliatio  mea. 

V.  3tiSl.  Ms.  dried  ist  kein  irrtuui,  wie  Morris  in  seinen  noten  an- 
nimmt. Comestor:  Surgensque  populus  congregavit  sibi  coturniccs  duo- 
hus  diebus  et  siccavit  eos. 

V.  3805,    Fuerunt  au/em  percussi  qualuor  deccm  milia  et  septuaginta. 

V.  3S40.     Et  folüs  dilalalis  amigdala  protuUsse. 

V.  3*^01.  Comestor:  cum  essel  cenlum  vigenti  triam  annorum.  Mau 
lese  also: 

.VI.  score  ger  and  .TU.  told. 

V,  4090.     Qui  ad  bellum  possunt  procedere. 

V.  4145  f.  Moyses  cenlum  viginti  annorum  erat  quando  mortuus  est, 
nee  dum  tarnen  caligaveral  oculus  eins  nee  dentcs  eius  moli  sunt.  Et 
/leverunt  eum  ßlii  Israel  iriginta  diebus.  Et  non  surrexit  ultra  prophela 
in  Israel,  sicut  Moyses  quem  nossel  Dominus  facie  ad  faciem ,  id  est 
adeo  familiaritate.  Hoc  capilulum  finale  iit  ferunt  apposuit  Esdras, 
sicut  ab  illo  loco :  'Ascendit  Moyses'  usque  ad  hunc  locum  ferunt  Josue 
npposuisse. 


In   der  folgenden  liste  stelle  ieli   die  capitelanfängc  des  Comestor 
mit  den  entsprechenden  versen  des  ae.  gedichtcs  zusammen. 

Genesis, 

fv.  4«)  Com.  Gen.  cap.  III)  v.  355  Com.  Gen.  cap.  XXIII 

V.  53                        cai).  I  V.  409                      cap.  XXV 

V.  !I3                        cap.  IV  V.  429                      cap.  XXXVIII; 

V.  1 13                      cap.  V  vgl.  Jos.  I  2,  2  und  3. 

V.  129                     cap.  VI  V,  493                     cap.  XXIX 

V.  157                      cap.  VII  V.  517— 60              cap.  XXXI 

V.  1H5                      cap.  VIII  (V.  557                      cap.  XXXHI) 

V.  199                     cap.  IX  V.  5G1                     cap.  XXXII 

V.  207                      cap.  XIII  V.  509                      cap.  XXXIII 

V.  213                      cap.  XV  V.  577                      cap.  XXXIV 

V.  219                     cap.  XVI  V.  019                     cap.  XXXV 

V.  224                     cap.  XVII  v.  047                     cap.  XXXVI/VII 

V.  231                     cap.  XVIII  V.  059                     cap.  XXXVIII 

V.  245                     cap.  XX  v.  075                     cap.  XXXIX 

V.  291                    cap.  XXI  V.  078                    cap.  XL 

V.  333                      cap.  XXII  V.  097                      cap.  XLI 


SrORY  OF  GENESIS  AND  EXODUS. 


89 


V.  72.5  Com.  ( 

leii.cap.  XLII 

1    VJ^l. 

V.  1633  Com. 

(4cn.cap.  LXXIV 

V.  736 

cap.  XLIII  j  bibcl 

V. 1695 

cap.  LXXV. 

V.  741 

cap.  XLIV 

V.  1703 

cap.  LXXVII 

V.  765 

cap.  XLV 

V.  1709 

cap.  LXXVIII 

V.  S3l 

cap.  XLVI 

V.  1735 

cap.  LXXIX 

V.  !H7 

cap.  XLVII 

V.  17S5 

cap.  LXXX 

V.  025 

cap.  XLVIII 

V.  1^03 

cap.  LXXXI 

y.  1*63 

cap.  XLIX 

V.  1822 

cap.  LXXXII 

V.  087 

cap.  L 

V.  1^17 

cap.  LXXXIII 

V.  KKtö 

cap.  LI 

>  vgl. 

V.  18^5 

cap.  LXXXIV 

V.  1033 

cap.  LH 

bibel 

V. 1^91 

cap.  LXXXV 

V.  1(193 

cap.  LIII 

V.  1905 

cap.  LXXXV II 

V.  1133 

cap.  LIV 

V.  1989 

cap.  LXXXVIII 

V.  1159 

cap.  LV 

V.  2009 

cap.  XC 

V.  1195 

cap.  LVI 

V.  2045 

cap.  XCI 

V.  1265 

cap.  LVII 

V.  2095 

cap.  XCII 

V,  1281 

cap.  LVI  11 

V.  2153 

cap.  XCIII 

V.  1337 

cap.  LIX 

V.  2219 

cap.  XCIV 

V.  1359 

cap.  LX 

V.  233;» 

cap.  XCVI     , 

V.  1431 

cap.  LXI 

V. 2391 

cap.  XCVII 

V.  1457 

cap.  LXVI 

V.  2393 

cap.  XCVIII 

V.  1479 

cap.  LXVIII 

V.  2417 

cap.  C 

V.  1513 

cap.  LXIX 

V.  2430 

cap.  ClI 

V.  1527 

cap.  LXXII 

V.  2410 

cap.  CIV 

V.  1577 

cap.  LXXIIl 

V.  2491 

cap.  CV. 

Exo 

d  u  s. 

V.  2537  Com. 

Ex.  cap.  I 

V.  3101  Com 

Ex.  cap.  XXIII 

V.  2539 

cap.  II 

V.  3121 

cap.  XXIV 

V.  2569 

cap.  III 

V.  3133 

cap.  XXV 

V.  2583 

cap.  IV 

V. 3159 

cap.  XXVI 

V.  2587 

cap.  V 

V.  3179 

cap.  XXVII 

V.  2665 

cap.  VI 

V. 3209 

cap.  XXIX:  XXX 

V.  2709 

cap.  VII 

V.  3213 

cap.  XXXI 

V.  2767 

cap.  VIII 

V,  3291—94 

cap.  XXX 

V. 2803 

cap.  IX 

V.  3295 

cap.  XXXII 

V.  2839 

cap.  X 

V. 3303 

cap.  XXXIII 

V.  2851 

cap.  XI 

V.  3309 

cap.  XXXIV 

V.  2893 

cap.  XII 

V.  3351 

cap.  XXXV 

V.  2909 

cap.  XIII 

V.  3369 

cap.  XXXVI 

V.  2933 

cap.  XIV  XV 

V.  3399 

cap.  XXXVII 

V.  2963 

cap.  XVI 

V.  3137 

cap.  XXXVIII 

V.  2985 

cap.  XVII 

V.  3461 

cap.  XXXIX 

V. 3001 

cap.  XVIII 

V.  3493 

cap.  LX 

V.  3015 

cap.  XIX 

V.  3533 

cap.  LXXII 

V. 3023 

cap.  XX 

V.  3537 

cap.  LXXIIl 

V. 3033 

cap.  XXI 

V. 3595 

cap.  LXXIV 

V. 3063 

cap.  XXII 

V.  3611 

cap.  LXXVII 

\M  FKIT/SCHi:,    SldKY  OF  CENKSIS  AND  KXODUS, 

V.  ."^61«»  Coiu.  Ex.  c;ip.  LXXXVUI        v.  .i^TT  Com.  Nuiu.  cap.  XXV 

V.  ;i635  Lev.  cap.  XIU  v.  iissi                     cap.  XXVI 

V.  ;u;ao  Nimi.  cap.  XIII  V.  :iS',t3                     cap.  XXVIII 

V.  :<647  c:ip.  XIV  v.  .tlKl?                      cap.  XXIX 

V.  oJiTä  cap.  XV  V.  :?i»ll                    cap.  XXXI 

V.  ;{Hs7  cap.  XVI  V.  ;i!)l'.)                     cap.  XXXII 

V.  36<»5  cap.  XVII  v.  3089                     cap.  XXXIII 

V.  3706  cap.  XVIII  v.  4043                     cap.  XXXIV 

V.  3747  cap.  XX  v.  4077                     cap.  XXXV 

V.  3791  cap.  XXI  V.  40^5                ~     cap.  XXXVI 

V.  3S07  cap.  XXII  V.  40<I9                     cap.  XXXVIII 

V.  3S45  cap.  XXIIl  ¥.4124          Deut.  cap.  XVIII 

V.  38.=>4  cap.  XXIV  v.  4117-54              cap.  XX. 

Zwickau.  A.  I<"kitzsche. 


UEBER  DEN  VERFASSER 

DER  NEUANGELSAECHSISCHEN  LEGENDE 

VON  KATHARINA. 

Im  folgenden  aufsatze  soll  die  frage  bebandelt  werden: 
Ist  die  neuangelsäcbsisebe  legende  der  beiligen  Katbarina  von 
Alexandrien  ein  werk  des  Verfassers  der  Liflade  of  St.  Juliana 
und  der  Liflade  etc.  of  St.  Margarete  oder  ein  werk  des  Ver- 
fassers der  Hali  Maidenbad? 

Zu  diesem  zwecke  seien  bier  Wörter  und  pbrasen,  vers 
und  Stil  der  in  betracbt  kommenden  denkmäler  unter  einander 
verglieben. 

Dieser  aufsatz  sebliesst  sieb  als  dritter  teil  an  des  Ver- 
fassers abbandlung:  'Ueber  die  Verfasser  einiger  ueuangels. 
Schriften,  Leipzig,  bei  Gustav  Fock,  ISSl'.i 

A.   Wort-  und  plirasenvergleicli. 

1.  Häufig  vorkommende  würter. 
Bei  dem  grossen  umfange  der  Katbarineulegende  müssen 
wir  Wörter,  welcbe  die  anderen  hier  zu  beachtenden  Schriften 
mit  Vorliebe  anwendeten,  in  dieser  fast  in  doppelter  anzabl  er- 
warten.2  Wir  werden  also  worte,  die  z.  b.  in  Jul  und  Kath 
gleich  oft  verwendet  sind,  als  beweise  der  einheit  der  Verfasser- 
schaft nicht  in  anspruch  nehmen  können. 

Von  der  Jul  und  Marg  trennt  nun  die  Kath  der  relativ  seltene  ge- 
brauch von  Wörtern  wie   drililin  (in  Kath  nur  5  mal:  v.  075.  1)95.  1095. 


'  Für  die  einleitungen  der  einzelnen  kapitel  vergleiche  man  den 
ersten  teil  dieser  abhandlung. 

-  Diese  angäbe  ist  nicht  genau,  das  grössenverhältniss  der  hier  ver- 
glichenen Schriften  mag  hier  folgen:  Kath  besteht  aus  2541  versen. 
Wollten  wir  die  übrigen  gleichfalls  in  verse  auflösen,  so  würden  bei 
der  Marg  ungefähr  1970,  bei  HM  ebenso  viel,  bei  Jul  1740  heraus- 
kommen. 


\)2  l'IMAKKl, 

1120.  li;<T),  ^«'(»/v/t'  (mir  I  mal:  v.  ir>SS),  Iu<)t'r  (nur  1  mal:  5ö7.  il()'2. 
1-241.  lö-js).  lufsum  (nur  .{  mal:  Ittl.  M.SO.  2:^;»T)  und  mciuful  (2  mal: 
l(i(U>.  2(172).  Das  in  Jul  und  iMarg  so  häulit;;c  hlcsccn  l'cldt  \i\  Katli  ganz. 
In  bezUiT  ;uif  //iV«  gelit  Katli  mir  Mariv:  es  fohlt  in  beiden,  dafür  geht 
aber  in  bezug  auf  munnicn  Kath  wider  mit  Jul.  Entsprechend  seinem 
dreimaligen  vorkommen  in  Jul  finden  wir  es  in  Kath  5  mal  (7 IG.  972. 
1202.  1711.  2122),  während  es  in  Marg  nicht  weniger  als  16  mal  anzu- 
trerton  ist.  AVoniger  stark  sind  die  abweicluingeu  bei  anderen  Wörtern. 
Genau  aber  stimmt  kein  einziges.  Bei  den  angeführten  Wörtern  stimmt 
nun  Kath  liäutig  zu  HM.  Freilich  sind  bei  anderen  die  abweichungen 
zwischen  beiden  nur  um  so  grösser.  So  haben  wir  in  Kath  ecke  (ewig) 
5  mal  (299.  302.  475.  874.  1638),  ebenso  oft  leien  (162.  207.  1373.  2062. 
2091),  heien  9  mal  (234.  160.  511.  1019.  1041.  1506.  1786.  2413.  2539), 
Wörter  die  in  UM  ganz  fehlen.  Das  flickwort  sjvitie  findet  sich  in  Kath 
27  mal,  dagegen  sticht  das  nur  7 malige  vorkommen  dieses  wortes  in 
HM  gar  zu  sehr  ab.  Ziehen  wir  nun  die  häufigen  Wörter  der  HM  zum 
vergleiche  heran,  so  tritt  der  abstand  zwischen  Kath  und  Horailie  noch 
stärker  hervor.  Die  Wörter:  edelich,  leamen ,  carien,  leke ,  tvlnicful, 
Itcndc,  riue,  spuse,  passen,  fruit  und  (a)couerc'n  finden  sich  in  Kath  gar 
nicht,  die  Wörter:  Itit  (Kath  v.  34),  (uke?i  (550),  fals  (319)  je  nur  einmal. 
Die  Wörter:  jvU/e  (69.  1463),  bn/che  (1210.  1467),  Iure  805.  1650)  je  nur 
zweimal.  Halbwegs  stimmen  beide  nur  in  dem  gebrauche  der  Wörter 
(a)kasien^  und  mede-  überein.  Dagegen  stimmt  Kath  im  seltenen  oder 
nichtgebrauch  dieser  eben  angeführten  Wörter  zu  den  beiden  legenden. 
Wie  wir  sehen,  nimmt  Kath  im  gebrauche  der  in  den 
anderen  Schriften  häufigen  Wörter  eine  mittellstellung  ein 
zwischen  Jul  und  ]\[arg  einerseits  und  HM  andererseits.  Diese 
selbständige  Stellung  von  Kath  würde  noch  mehr  hervortreten, 
wenn  wir  auch  die  in  ihr  häufig  vorkommenden  Wörter  zum 
vergleiche  heranzögen.  Wir  müssen  aber  in  rücksiclit  auf  den 
'grossen  umfang-  der  Kath  den  anderen  Schriften  gegenüber 
hierauf  verziehten.  Das  meiste  übrigens,  was  man  hier  anzu- 
führen versucht  wäre,  wird  in  der  Synonymik  zu  genauerer 
besprcchung  gelangen. 

2.  Seltene  Wörter. 
Auch  hier  werden  wir  wol  besser  tun,  die  Wörter  der 
Kath  nicht  mit  zum  vergleiche  heranzuziehen.  Die  seltenen 
Wörter  entweder  der  HM  oder  der  Jul  und  Marg  werden  wir 
dagegen  wol  sämmtlich  in  Kath  erwarten  dürfen.  Sollte  uns 
diese  erwartung  täuschen,  so  würde  uns  dies  nötigen,  für  die 
letztere  einen  besonderen  Verfasser  anzunehmen. 

'  In  Kath  ü  mal:  1127,  1239.  1360.  1558.  1989.  -2002. 

^  In  Kath  8  mal:  :{'^.  11 6.  567.  7r.9.  soi.  1046.  2382.  2412. 


NEUANGELSAECHS.  LEGENDE  VON  KATHARINA.  93 

Von  den  11  seltenen  Wörtern,  die  Jul,  Marg  und  HM  «j^emein  waren, 
finden  wir  in  Kath  9.  Nur  ealetich  und  sclmcke  fehlen.  Um  nun  allzu 
häufige  widerliolungeu  zu  vermeiden  und  ein  glatteres  ergebnisis  zu  er- 
halten, wollen  wir  diese  11  worte  als  nicht  selten  von  dem  folgenden 
vergleiche  ausschliessen. 

Ausser  ihnen  fanden  wir  in  Jul  74  seltene  Wörter.  Voa  diesen  gehen 
ab  als  ihrer  hedeutung  nach  dunkel:  dicke,  filcn  und  ,7:uheliin//t'.  Von 
den  übrigen  71,  welche  ihrem  sinne  nach  sämmtlich  in  Kath  vorkommen 
könnten,  finden  wir  daselbst:  Zu  erndunge  ein  ernden  2158;  cnatves 
2070;  acweUen  1826.  1891;  dusten  1991.  2025;  dearne  57-J.  1341;  dear'm 
533.  1135.  2047;  zu  froure  ein  frouren  287.  1603;  greihen  1993;  ^uren 
1G2.  2040;  heterliche  777.  2108;  healden  ßS5;  hird  Si;  Mhendeliche  21^1; 
liiten  17sl;  leosen  1530;  liderien  1554;  leas  lülO;  amid  heapes  1996;  zu 
ollinen  ein  ollilnunge  1502;  ai-uddeu  918;  reame  164;  sleweii  374;  alster- 
ten  699;  schrenchen  1189;  sker  870;  slakien  2160;  üatreohe  41;  ]mrs 
1880;  w'mdi  376;  unwine  1228;  zu  Imvihelin  ein  wihele  1051;  wm-dmunt 
218;  wepmon  2355;  unwreste  1266. 

Zusammen  nur  34  Wörter.  Es  ist  dies  eiu  für  die  an- 
nähme eines  Verfassers  für  Jiü  und  Kath  sehr  ungünstiges 
ergebniss. 

In  Marg  fanden  wir  ausser  den  11  obenerwähnten  180  seltene  Wör- 
ter. Von  diesen  gehen  ab,  erstens  als  ihrer  bedeutung  nach  dunkel: 
bilede,  bascin,  crahien,  crenchen,  cnurned,  glcdunde,  heunluuge,  hUeluvit\ 
zweitens  die,  welche  ihres  sinnes  halber  in  Kath  nicht  erwartet  werden 
dürfen,  als:  hlamon,  bleiiie,  freoiii,  grüne,  geneow,  leine,  lake,  smeor- 
bYiti,  smoke,  smecche,  spetewil,  swarlien,  snerchen,  ulpreasten,  (aper, 
7vwtiunge. 

Es  bleiben  uns  also  156.  Von  diesen  sind  in  Kath  zu  finden, 
erstens  26,  die  ihr  mit  Jul  gemein  waren  und  desshalb  schon  in  dem 
vorigen  Verzeichnisse  enthalten  sind'-*,  ferner  die  folgenden:  ante})i  \'l',Vi-^ 
eilin  1699;  zu  ebien  eiu  t'rtö  626;  ernden  2 lob \  blikien  2^'d6\  beoden  Hbl] 
che  (irren  2260;  copnien  802;  diueren  619;  drup  2050;  firslen  2331;  feinen 
179;  gi-ure  1968;  fernen  1591;  gleo  146;  gersurn  799;  glislen  838;  zu 
gleam  ein  gleamin  1668;  limpen  471;  loken  schliessen  791;  ledien  1530; 
zu  linnunge  ein  comp,  blinnunge  1694;  meanen  \2A^\  molM'\  mislich 
38;  notvcin  1176;  onde  H9',i]  rondin  l!t98;  rendin  1999;  ra/ft' 919;  zu 
liouered  eiu  houere,    das  ms   K  zu  houcrede  ändert  1063;   sturien'MW-^ 


'  Ist  in  Stratmann  unter  bile  zu  suchen  und  findet  sich  schon  im 
Ags.,  wo  es  den  sinn  von  innocens  hat.  Es  war  dies  wort  daher  im 
zweiten  teile  in  das  verzeichniss  der  seltenen  Wörter  aufzunehmen.  Der 
fehler,  so  unbedeutend  er  ist,  lässt  sich  jetzt  nicht  wieder  gut  machen. 
Gleichzeitig  bemerke  ich ,  dass  das  vor  kurzem  erschienene  Supplement 
des  Stratmann'schen  Dictionary  nicht  mehr  benutzt  werden  konnte. 

•2.  Vergleiche  auch  den  zweiten  teil  meiner  abhandl.:  lieber  die  Ver- 
fasser etc.  auf  s.  91. 


^t  1  F.INENKF.L, 

se/iuth-rc'ii  !>!>'.•;  stri/wii  T;};<;  zii  sc/inul  eiu  sclii'uclen  '.»12;  zu  sinarl  ein 
smeriliche  "iOU);  steap  iUtl;  tam-tin  1254;  /«//<,'«  erzählen  795;  bituineH  Mva- 
si'lilioösen  ItJö*»;  J'eolcn  1G;<;  zu  lorench  ein  7vreiichful  8!)2-,  unwite  1054-, 
HTi'stlin  2o(;3;  ivanlen  1122;  ironien  aufhören  22IS;  westum  (59. 

Ziisaiumeii  7;{  \vörter,  also  noch  nicht  die  hälfte  von  der 
zahl,  die  wir  e^^vartcn  nüissten.  Dieser  vergleicli  ist  eben- 
falls sehr  ungüustijr  iür  die  annähme  eines  einzigen  Verfassers 
von  Marg:  und  Kath  ausgefallen. 

Abgesehen  von  den  obenerwälinten  11  fanden  wir  in  HM  118  sel- 
tene Wörter.  Ziehen  wir  von  dieser  zahl  die  Wörter  ab,  deren  sinn 
dunkel  ist,  als:  hearmen,  ignahene ,  ellunge ,  aul ,  wci7nere,  nohlunge, 
forUich.  fcskin,  fumplen,  slikdinde\  ferner  die  Wörter,  denen  ihie  be- 
deutiiug  in  Kath  vorzukommen  nicht  gestattet,  als:  leine,  leirwite,  stal, 
erles,  measding,  chaffere,  unboteUch,  heueldbed,  screpen,  brokeruggel, 
biilge,  l>rift,  heddeii,  /vurSu/ige,  7valewen  (sicli  wälzen),  so  bleiben  uns 
noch  94.  Von  diesen  finden  sich  in  Kath  nur  die  folgenden:  eilin  lü99-, 
zu  eine  ein  clnien  072;  framien  2S^;  feinen  179;  griire  19ü8;  forhohien 
993;  litnpen  471;  otide-  893;  swike  1961;  bismere  551;  sclmldi  229ti; 
schunien  811;  sähe  358;  somen  532;  wone  (mangelnd)  67;  7Vop  2364;  bi- 
rvenien  beweinen  2362;  eUvilen  2364;  beten  1210;  loken  791;  kenchen 
2042;   svürles  1612. 

Zusammen  22  Wörter.  Dies  ergebniss  beweist,  dass  auch 
Kath  und  HM  nicht  von  ein  und  demselben  Verfasser  herrüh- 
ren können. 

3.  Normannisches  sprachelemcnt. 

Das  normannische  Sprachelement  beschränkt  sich  in  Kath 
auf  folgende  Wörter: 

aromaz  1612;  bare  2349;  beast  2067;  crottanl  133;  c/e7'k  412.  581; 
cte/-gie  538.  583;  c/e7'gesse  75;  coinl  580;  C7'0S  727;  C7'uche  1171';  cruche7i 
728;  cuple7i  1059;  curt  hof  398;  dute  2463;  doiien ,  afr.  {7'e)dote7'  h-re 
reden  2111;  daTne  2111;  fals  319;  grace  298.  1255;  bi^ule7i,  afr.  guUer 
1054;  herUage  83;  liun  1847;  Tnaimez  59.  143.  204.  267.  435.  1779-  2100; 
mal  2015;  77ieislre  120.  447.  468.  534.  738;  77ieislrie  134;  77ieish'en  548. 
588.  655.  1280;  7/w-acle  1175.  1426;  poure  50.  64;  prince  blH.  \b'i\\  place 
1316;  j>^/  1461;  purp7e  1461;  puisun  2344;  passiu7i  2466;  pileg/i/n  2504; 
reisun  2248;  so/  107;  soüiche  259;  solschipe  324.  359.  1961;  {de)spulien 
560.  1315;  sauure  1438;  seruen  2104;  saue7i ,  afr.  sauve7'  1025;  5Co/^- 
maislre  522;  schurge,  afr.  escorgie  1551;  leTnple  52.  143.  1489;  ^Mnt  list 
>553;    uirgi/ie  2342;   y7/iage  1476. 

Es  sind  diess  50  fremdwörter,  welche  73  mal  verwendet  sind. 

'  Beide  worte  bedeuten  da8sell)e.  Das  eine  geht  auf  den  casas 
rectuH,  das  andere  auf  den  casus  obliquus  des  normannischen  Wortes 
zurück. 


NEUANGELSAECHS.  LEGENDR  VON  KATHARINA.  95 

Das  fremdsprachliche  elemeut  ist  daher  iu  Kath  ebenso 
seh  wach  vertreten  als  in  Jul  und  Marg,  obgleich  wir,  wenn 
die  im  ersten  teile  dieser  abhandlung-i  bestrittene  ansieht  Mor- 
ton's  begründet  wäre,  gerade  in  dieser  legende  die  meisten 
fremdwörter  erwarten  müssten,  da  iu  dem  hitzigen  streite 
zwischen  Katharinen  und  den  philosophen  die  spitzfindigsteu 
theologischen  fragen  zur  spräche  kommen  und  umständlich  ab- 
gehandelt werden. 

Von  HM  trennt  hier  Kath  ein  sehr  grosser  abstand.  Nach 
HM  müssten  wir  in  Kath  über  100  fremdwörter  erwarten. 

4.  Synonymik. 
Um    den    überblick    zu   erleichtern   und   widerholungen  zu 
vermeiden,   wollen  wir,   soweit   das  material   uns  dies  ermög- 
licht 2,    im    folgenden    die    synonymen    aller   hier   untersuchten 
Schriften  einander  gegenüber  stellen. 


a) 

freude 

,  wonne 

,  glück. 

Kath 

Jul 

Marg 

HM 

1 

iial 

mal 

mal 

mal 

blisse^    .    .    . 

.    = 

Kl 

2 

7 

14 

muhrhÖe*    .     . 

.    = 

S 

5 

5 

a 

wuune^  .     .     . 

.    = 

7 

S 

11 

15 

wele"     .    .    . 

.    = 

0 

4 

10 

w, 

gleo  141).  16S2 

.    = 

2 

— 

1 

— 

sehlöe  895  .    . 

.    = 

1 

7 

:{ 

;{ 

lust  1527     .     . 

.    = 

1 

— 

1 

4 

delit   .     . 

— 

— 

— 

7 

likiuge    . 

— 

— 

— 

;{ 

contbrt    . 

— 

— 

— 

s 

este    .    . 

— 

— 

— 

2 

35  26  38  70 

Von  Jul  trennt  Kath  der  häufige  gebrauch  von  selh'd'e,  der  seltene 
von  blisse,   von  HM  der  seltene  gebraucli  von  multrZe,   der  häutige  von 


'  Siehe  meine  oben  citierte  abh.  teil  I,  s.  43 — 49.  Vgl.  aucli  Oscar 
Schreiber:  Ueber  die  Herschaft  der  fiauzösischeu  Sprache  in  England  etc. 
(Beilage  zum  programm  der  realschule  Annaberg  für  das  jähr  18S0).  Lei- 
der lag  mir  diese  gründliche  arbeit  während  der  aufertigung  der  ersten 
beiden  teile  meiner  abhandlung  nicht  vor. 

-  Siehe  meine  oben  citierte  abh.  teil  I,  s.  52. 

3  847.  1533.  1634.  1723.   1772.  18U9.  2198.  2327.  2369.  2376. 

*  141.  1423.  1742.  1777.  2199.  2217.  2306.  2383. 

5  1511.  1534.  1641.  1710.  1773.  2328.  2381. 

e  1511.  1534.  1643.  1710.  2140.  2328. 


\K)  F.INENKF.L. 

<lc'li(.     Kein  so  scliarfor  unterschied  trennt  Kath  von  Marg,  «U»el>  ist  auch 
hier  .vt-A/öf  /.u  häutig,  tiin/irdt'  zu  selten  verwendet. 

b)    unglüclv,  not,  (|ual,  weh. 


Kath 

.lul 

Marg 

HM 

ii>:ll 

mal 

mal 

mal 

tintreolie'   .     .     . 

= 

" 

2 

1 

,  — 

pine-  ..... 

= 

~ 

rt 

4 

4 

tene^      .     .     .     . 

= 

(i 

1 

— 

4 

wa* 

^ 

."> 

1 

li 

5 

nowcin-'  .... 

= 

1 

— 

:! 

— 

weane  1 172.  2i:5.') 

= 

■) 

2 

2 

11 

sorlie  1 170.  17(10 

—- 

2 

l 

4 

G 

sar  117(1.  17()(t     . 

= 

2 

t; 

2 

:i 

wondreaÖe  021    . 

= 

1 

4 

— 

1 

ueod  242s  .     .     . 

= 

1 

1 

— 

— 

derf  .... 

— 

2 

2 

— 

heariu    .     .     . 

— 

2 

— 

— 

hittornesse 

— 

1 

— 

— 

unsehliSe     .     . 

— 

1 

1 

— 

bale  .... 

.-_ 

1 

— 

2 

balesiö    .    . 

— 

— 

1 

— 

care    .    .    . 

— 

— 

1 

8 

earmÖe     . 

— 

— 

— 

5 

wasicS  .     . 

— 

— 

2 

trubuil     . 

— 

— 

1 

unhap 

— 

— 

— 

1 

:^7 

;m» 

27 

55 

Von  Jul  und  Marg  trennt  Katli  hier  die  Verwendung  tinireohe  und 
lene,  Jul  im  besonderen  die  von  su7\  Von  HM  trennt  Kath  der  ge- 
brauch bezw.  nichtgel)rauch  von  tinireohe,  pine,  tene,  no?vcin,  weane, 
snrite,  care  und  earmde. 

c)    sünde,  unrecht. 


Kath 

Jul 

Marg 

HM 

mal 

mal 

mal 

mal 

.      =      () 

1 

— 

l 

^=      '.i 

4 

Kl 

10 

=      2 

— 

1 

i; 

11 

•) 

11 

17 

woh'' 

sunne  \n.  1177.  12ol 
bruche   1210.   I4i)7 

Der   gebrauch    von    ?voh   und  sunne  scheidet  hier  Kath   von   Jul, 
Marg  und  HM,  von  letzterer  im  besonderen  der  von  brucite. 


'  41.  404.  «20.   l.-)04.    IM  1.   l'.lll.  2I(.I. 

•■^  42.  KKJl.   iy:j5.  2109.  2182.'  242:».  2:^2^ 

3  403.  020.  V.W.i.   1503.  1813.  1911. 

*  1172.  1751.  1773.  2134,  2328. 

'"  1170.  1098.  1800.  2428. 

«-  502.  1195.  1199.  1230.  1243.  1350. 


NEUANGELSAECH.S.  LEGENDE  V'OX  KATHARINA.  97 

d)    verehren  jjreisen. 

Kath         Jul  Marg  HM 

mal                mal  mal  mal 

herien  i =15            13  15  6 

heien=' =    9            10  12  — 

greten^ =    (i              1  —  — 

wurÖchen  274.  509.  65!»     =     ;i              2  4  — 

wurcischipen  55.  59       .     =     2            —  —  1 

35~        26  Yl  7^ 

Das  fehlen  bezw.  der  seltene  gebrauch  von  greien  trennt  Jul  und 
Marg  von  Kath.  Geringer  oder  vielmehr  schwerer  erkennbar  ist  der 
unterschied  zwischen  HM  und  Kath. 

e)   gewähren,  gestatten. 

Kath         Jul  Marg  HM 

mal                mal  mal  mal 

leuen* =     5              4  4  — 

gelten* =    4             2  0  1 

letten  792.  813.  1901     .     =     3               l  3  — 

leanen  10S6.  164S      .     .     ==1     2            —  —  — 

lasten  1SU8 =     1            —  —  — 

)>olien —              3  2  4 

)?awieu —              1  1  — 

15            n  16  5" 
Der  abstand  zwischen  Kath,  Jul  und  Marg  ist  hier  unbedeutend, 
um  so  grösser  der  zwischen  Kath  und  HM. 

f)   dulden,  ertragen. 

Kath         Jul  Marg  HM 

mal                mal  mal  mal 

drehen^ =10              G  ti  S 

drahen' =     5              2  3  1 

l^olien« =11              2  1  — 

)?rowien  927.   1140.  1162     =     3            —  —  — 

abeoren  1555    .    .    .    .    =    1           —  —  1 

3Ö            lÖ  W  iF" 
Durch  die  ungemeine  Vorliebe  für  polten  nimmt  Kath  den  übrigen 
Schriften  gegenüber  eine   Sonderstellung  ein.     In  beziehung  auf  drehen 
und   drahen  (für  Scheidung   dieser  worte   siehe  teil  I,  s.  55)  ist  ihr  ab- 
stand von  Jul  und  Marg  gering,  bedeutender  von  HM. 


'  147.    IhC).   224.  249.  353.  434.  460.  511.   1041.    1507.   1786.  2043.  2075. 
2413.  2539. 

2  234.  460.  511.  1019.  1041.  1506.   1786.  2413.  2539. 

3  222.  899.  1466.   1483.  2119.  2303. 
*  771.  1908.  2173.  2177.  2416. 

^  768.  1591.  2402.  2420. 

6  626.  6?S.  966.   10S9.   1100(?).    1166.    1383.    1753.   1914.  2426. 
^   1089.  1U^3  (ms.  R:  drahen).   1914.  2132.  2467. 
«  229.  927.    1006.    1031.    1044.    1141.    1162.   1208.    1441.  2127.  2159. 
Auglia,   V.  band.  7 


9S 


EINENKEL, 


<;)   erzürnen,  är^jern.' 

Katli  Marg  UM 

mal  null  mal 

gremien- =    «  —  1 

wraöÖen  23S.  1333.  23(J3     =     3  —  4 

tenen  549 =    1  —             1 

deruen  16S4      .    .    .    .    =     1  :>  2 

eilen   1699 =     1  1  1 

greuen —  —  3 

sweamen      ....          —  —  2 

sorheu —  —  1 

drecchen      ....         —  —  1 

12  6  16 

Von  Jul   und   Marg   trennt  Katli   der   gebrauch  von  {fremien,  von 
.Marg  noch  im  besonderen  der  von  deruen. 


h)  jammern,  sc 

hreien. 

Kath 

Jul 

Marg 

HM 

mal 

null 

mal 

mal 

jeien-' 

t^ 

s 

3 

■  . 

juren  102.  2040    .     . 

=^     2 

2 

1 

— 

wepin  2357.  23S6 

=     2 

— 

—  ' 

— 

luden  145.  2352    .     . 

=     2 

— 

— 

— 

t'eotin  103    ...    . 

=     1 

— 

1 

— 

wenien  2362      .     .    . 

=     1 

— 

— 

1 

remen  2371  .... 

=     1 

— 

\ 

— 

jellen  2040  .... 

=     1 

— 

1 

— 

rann 

— 

1 

1 

— 

wepnen      .     . 

— 

— 

— 

1 

grenien      .     . 

— 

— 

— 

2 

geomerien 

— 

— 

— 

1 

screaraen  .     . 

— 

— 

— 

1 

greden  .    .    . 

— 

— 

— 

1 

15 


11 


In  Kath  und  HM  ist  der  begriff  fast  völlig  verschieden  belegt.  Von 
Jul  scheidet  Kath  das  überwiegen  von  ^eien  zum  nachteile  der  übrigen 
ausdrücke,  die  dort  (in  .Jul)  fehlen.  Mit  Marg  dagegen  liisst  sich  eine 
gewisse  Übereinstimmung  nicht  ableugnen. 

Die  begriffe  i)  sich  beugen,  neigen,  und  k)  trügerisch,  sind  merk- 
würdigerweise in  Kath  so  selten  zu  belegen,  dass  eine  verglcichung  hier 
nicht  statthaft  erscheint.* 


'  Für  .Jul  siehe  teil  I,  s.  55. 

2  303.   1407.  2100.  2120.  2270. 

=•  102.  207.   1373.  2002.  2091. 

■*  .Siehe  teil  I,  8.  52,  z.  1 1  Ü'. 


2305 


NEUANGELSAECHS.  LEGENDE  VON  KATHARINA.  90 

1)    viele,  manch  ein.' 

Kath       Marg        HM 

mal  mal  mal 

moni(e)2 =12  8  IG 

feole^ =10  —  4 


22  8      .      20 

feole  ist  in  Kath  ebenso  beliebt  wie  moni{e).    In  HM  dagegen  ist 
es  stark  zurückgesetzt,  in  Marg  fehlt  es  ganz. 


m) 

zusammen.' 

Kath 

mal 

Marg 

mal 

MH 

mal 

somen^     .     . 

.   .   =   s 

— 

1 

togederes'^    . 

. 

.     .     =     4 

4 

6 

somet 

.     .           — 

1 

— 

12  5  7" 

Kath  zieht  hier  ein  wort  vor,  das  Marg  und  HM  zurücksetzen  und 
umgekehrt.^ 

Folgende  sind  die  ergebnisse  unserer  vorstehenden  ver- 
gleichungen: 

Wir  prüften  Katli  und  Jul  auf  den  beleg  von  7  begriffen, 
und  nur  in  der  belegung  eines  begriffes  (e)  war  eine  Überein- 
stimmung zu  verzeichnen.  Marg  und  HM  konnten  wir  mit 
Kath  sogar  auf  den  beleg  von  10  begriffen  vergleichen,  aber 
auch  hier  stimmte  letztere  nur  zweimal  (in  e  und  h)  zu  Marg 
und  nur  einmal  (in  d)  zu  HM. 

Auch  diese  Untersuchung  hat  ergeben,  dass  Kath  den 
übrigen  Schriften  gegenüber  eine  Sonderstellung  einnimmt. 


'••Für  Jul  siehe  teil  I,  s.  56,  z.  11. 

2  87.  581.  696.  738.  947.  1575.  1712.  1850.  1572.  2082.  2299.  2354. 

3  89.  120.  122.  161.  800.  862.  950.  2081.  2234.  2507. 
^  532.  932.  975.  1420.  1688.  1691.  1692.  2090. 

5  114.  990.  1792.  226S. 

^  In  den  ersten  beiden  teilen  unserer  abhandlnng  erwähnten  wir, 
dass  für  den  begriff  des  magdtums  Jul  und  Marg  nur  das  comp,  mei^- 
had  gebrauchten,  während  HM  ausschliesslich  das  comp,  mcidenhad  A\im 
verwendet.  Kath  geht  hier  mit  der  Homilie,  denn  obwol  das  Bodl.  ms 
nur  jneiWiad  zeigt,  so  ist  doch  durch  die  Übereinstimmung  der  beiden 
anderen  hss  das  comp,  meidenhad  für  Kath  als  völlig  gesichert  zu  be- 
trachten, da,  wie  wir  später  einmal  nachzuweisen  gedenken,  die  drei 
texte  der  Kath  von  einander  völlig  unabhängig  sind.  Noch  zu  erwähnen 
wäre,  dass  in  Kath  für  den  h&gnfl  glaube  neben  einem  häufigeren  bi- 
leaue  noch  das  simplex  leauc  (384.  386.  787.  834.  963)  vorkommt,  ein 
wort,  welches  in  den  übrigen  hier  zu  untersuchenden  schritten  nicht  zu 
finden  ist. 

7* 


100  KINENKEI-, 

5.   Phrasen  und  Wendungen. 

Von  häufigen  HM,  Jul  und  Marg  gemeinaanitn  phrasen  finden  wir 
in  Kath  nur  die  Zusammenstellung  von  ivelc  und  ivunne  (v.  1511.  1534. 
ITlü.  •2X1%)  und  die  formein  eadi  meiden  (v.  1244.  1823.  1!)78.  2157.2525) 
und  seit  meiden  (v.  14G4),  während  die  Zusammenstellungen  von  milile 
und  meitihad  oder  menske  und  )nei'd'/iad  der  Kath  fehlen. 

Von  häufigen  Jul  und  Marg  gemeinsamen  phrasen  finden  wir  in 
Kath  die  folgenden:  Zusammenstellungen  von  /wien  und  herien  (v.  4()ü. 
511.  1041.  1500.  ITST.  2413),  von  sar  und  sorlie  (1700.  2350),  Inuien  und 
I eilen  (952)  und  die  forraeln  leflich  lieh  (1553)  und  deäti  drehen  (Oü7. 
IIOU.  1106.  13S3.  2426.  2407);  es  fehlen  jedoch  die  Zusammenstellungen 
von  buhen  und  beien,  und  die  formel  lo  rvraöer  heule.  Auch  der  in  Jul 
und  Marg  so  beliebte  gebrauch,  dem  namen  des  Verfolgers  der  Jungfrau 
das  beiwort  luüere  beizufügen,  findet  in  Kath  kein  beispiel,  ebenso 
wenig  als  die  auf  s.  58  des  ersten  teiles  besprochenen  hyperbolisierenden 
redensarten  der  UM. 

Alle  diese  phrasen  und  Wendungen  konnten  wegen  der  allgcmein- 
heit  ihrer  bedeutung  in  Kath  sehr  wol  vorkommen,  dass  viele  von  ihnen 
in  letzterer  sich  nicht  finden,  muss  bei  ihrer,  den  anderen  Schriften 
gegenüber  fast  doppelten  länge  doppelt  schwer  wiegen. 

Dagegen  ist  der  umstand,  dass  die  UM  und  Marg  gemeinsamen 
phrasen:  ßcsches  (fleschliche)  /'ulde(n)  und  lichomes  {lichomliche)  lus((es) 
in  Katli  nicht  anzutrelfon  sind,  wol  nur  auf  stoffliche  Verschiedenheit 
zurückzuführen. 

Von  den  der  Kath  eigentümlichen,  häufigen  redensarten  seien  hier 
nur  die  folgenden  erwähnt:  CYist  (oder  sod)  Godd  and  Godes  Sune  (612. 
956.  1111.  1353.  20!)5).  Zusammenstellungen  von  leoue  +  subst.  (772. 
1040.  1386.  1659.  215s.  2421.  2451.  2453)  und  von  prorvien  und  polien 
(!i27.  1140.  1162),  phrasen,  welche  die  übrigen  Schriften  nicht  kennen. 

lu  der  besprechuDg  der  übrigen  nicht  Läufigen  redeweu- 
dungen  beginnen  wir  am  besten  mit  HM. 

Die  Übereinstimmungen  zwiselien  Kath  und  HM  an  nicht 
häufigen  phrasen  und  Wendungen  sind  so  gering  an  zahl,  dass 
wir  sie  oline  rücksicht  auf  ihre  beweiskraft  sännntlich  hierher 
setzen  können. 


Vers  Kath 

50.  poure  ba  7  riche 
240.  schead  ba  of  god  7  of  uuel 
554.  inoh  raÖe 
557.  wi?5  luöer  eie 
603.  in    alre   worlde    world    a   on 

ecnesse 
943.  ischal  leote  ühtliche 
1079.  Ah  beo  nu  so?ü  cnawes 
1521.  7   ich    liabbe   to    him    treowe- 
liclie  itake  nie 


Seite  TTM 

39.  Dass. 

25.  schead ba  of  god  7  of  imh^I 

33.  Dass. 

43.  godes  luöere  eie 

29.  from  worlde  into   worlde  a  on 

ecnesse 
17.  |m  wult  lete  ühtliche 
25.  beo  jui  soft  cnawes 
7.  7  tac  l'c  to  him  treweliche 


NEUANGF.LSAECHS.  LEGENDE  VON  KATHARINA. 


10  i 


Seite  H  M 

33.  beo  Ye  cnot  icnute  anesof  wed- 

lac 
3.  as  ti  muÖ  ulet) 
5.  7   trukie   for  a   mon  of  laia  |)e 

heouenliche  lauerd. 
23.  Dass. 


Vers  Kath 

1525.  7  swa  ]>e  cnot  is  icnut  bitulien 

US  tweien 
1596.  Feire  ulet5  ]n  mnt) 
21S().  \>e  is  ileued  todei  for  a  mon  of 

lara  bim  ]>c't  is  lauerd  of  lif. 
21(51.  wiö  kerapene  crime 

Wie  man  sieht  sind  dies  alles  plivasen,  die  in  damaliger 
zeit  landläufig"  gewesen  sind,  und  die  zum  teil  sich  bis  in  die 
altangelsäehsische  sprachperiode  zurück  verfolgen  lassen.  Für 
unsere  Untersuchung  haben  sie  kein  gewicht. 

Die  phraseniibereinstimmuugen  zwischen  den  drei  legenden 
sind  nun  ausserordentlich  zahlreich,  so  zahlreich,  dass  wir  hier 
nur  die  wichtigeren  derselben  anführen  und  besprechen  können. 
Der  unterschied  zwischen  diesen  und  den  gewöhnlichen  land- 
läufigen phrasen  wurde  teil  I,  s.  59  f.  genauer  bezeichnet. 

Wir  besprechen  zuerst  eine  stelle,  die  mit  geringen  abänderungen 
sich  in  allen  drei  legenden  findet. 


Vers         Kath 

1552.  7  swa  nien  dide 
(seil,  beot)  sone  ]?et 
hire  lef  lieh  lieh  lit5e- 
rede  al  o  blöde. 


Seite  Jul 

17.  7  leggeÖ  se  lut5er- 
liche  on  hire  leof- 
liche  lieh  []7at]  hit 
li5eri  o  blo?e. 


Seite         Marg 
5.    j'e  awaride  wit5er 
Iahen  leiden  swa  lu 
(5erliehe  on  hire  leof 
liehe  lieh  ]>ct  hit . .  . 
liöerede  o  blöde. 
In  allen  drei  legenden  ist  von  der  Stäupung  der  heiligen  die  rede. 

Die   übereinstimmenden   worte   sind  in  Kath  die  erweiteruug  eines 
laccrarc  der  quelle,  in  Marg  und  Jul  sind  dieselben  zugefügt. 

Wir  lassen   die  stellen  folgen,  Avelche  Kath  und  Marg  im 
besonderen  mit  einander  gemein  haben. 

Kath  371.    7  all  wurcheÖ  his  (n^im/.  j    Marg  9.    7   halt    tiue   bestes   bute 
goddes)  wil  bute  mon  ane       |  mon  ane. 

Die  übereinstimmenden  worte  sind  sowol  in  Kath  als  in  Marg  nicht 
übersetzt,  sondern  eingeschoben. 

Kath  330.    ]>Q  ]>et  Giws  demden  7  |   Marg  3.    ^let  Giwes  fordemden  ant 
heat5e  hongeden  j  heaöene  ahongen. 

In  den   quellen  beider  legenden  finden   sich  nur  die  worte:  quem 
Judei  crucißxerunt. 
Kath  918.    7  ta  he  hefde  arud  us 
of  tlie  feondes  rake  I 

Tu  beiden  legenden  einschiebsei. 
Kath  1536.    Mi   swete   lif  se  softe- 
liche  he  smeceheö  me  7  smel- 
leö  '^et  al  me  puncheÖ  sauure 
7  softe  ]Tel  he  sent  me  etc. 


Marg  11.  ]:'e  arudde  me  so  redlich 
of  his  reowliche  rake. 

Marg  4.  he  is  leoflukest  lif  for  to 
lokin  uppon  ant  swotest  to 
smeallcn  ne  his  swote  sauur 
ne  his  almihti  mihte  etc. 


102  EINENKEL, 

lu  Kath  erweitoriintr  von:  ille  dulcedo  et  dilcctio  nwa,  in  M;ug 
eingeschoben. 

Kath  1541.     stille   {'ine  wordes  for      Marg  4.    for  iinwurö  )?t'/ wite  )ni  wel 
ha  beo3  me  unwur?»  ]>ci  wite  ine  beoö  j'ine  wordes. 

^VL  to  wisse 

In  Kath  Übersetzung  von:  dcsine  ergo  Imperator,  desine  la'ia  jam 
snadere  quae  sit  scelus  etiam  cogitarc.    In  Marg  eingeschoben. 
Kath   UiOl.     schinende    schenre   of  '    Marg  9.     steappre  ]'ene  stcorren  ant 
(ms  R:    }'eu    eui)    jimstanes  j^enc  gimstanes. 

steapre  )'en  eui  steorre 

lu  Marg  erweiteruug  von:  {OcuU  ejus)  vclnl  mar/jaritcw  splende- 
bant.  in  Kath  eingeschoben. 

Kath  2000.    Almihti  Godd  cui5  nu  :    Marg  7.     and   cud  Yi  luahte  on  lue 
yi  mihte  almihti  godd. 

In  Kath  Übersetzung  von:   ut  manifesiam  polentiae  luae  virlutem 
iniuentes  etc.    In  Marg  Übertragung  von:  Conforla  me  Christe. 
Kath  22(1'.).     wid  eawles  of  irne         |    Marg  (i.     Dass. 

In  Kath  Übersetzung  von;  ferreis  hasüUbus.    In  Marg.  eingeschoben. 
Kath  24S1.     Do   nu  )?enne  hihend-      Marg  Tl.    do  nu  brotier  hiheatliche 
liehe  ]?<?/  te  is  ihaten.  ]yet  te  is  ihaten. 

In  Kath  Übertragung  von :  tu  jam  impiger  age  et  redde  expictum 
quod  a  tiranno  accepisti  mandatuyn.  Die  quelle  von  Marg  hat  hier:  f rater 
tolle  nunc  gladium  (gedruckt:  gaudium). 

Wollten  wir  die  obigen  Übereinstimmungen  durch  verfasser- 
einheit  erklären,  so  hätten  wir  hier  die  seltsame  erscheinung, 
dass  ein  bear])eiter  bei  stellen,  die  er  einfach  übersetzen  konnte, 
sich  einer  früheren  arbeit  erinnert  und  dieselbe  benutzt.  Ab- 
gesehen von  ihrer  widernatürlichkeit,  sträubt  sich  jedoch  gegen 
diese  annähme  die  reihe  von  ergebnissen,  die  unsere  früheren 
vergleichungen  zu  tage  förderten.  Es  bleibt  uns  daher  nichts 
übrig,  als  anzunehmen,  dass  der  eine  bearbeiter  die  bearbei- 
tung  des  anderen  kannte  und  benutzte.  Die  bearbeitung  sage 
ich,  denn  die  angeführten  Übereinstimmungen  sind  derart,  dass 
die  annähme,  der  eine  bearbeiter  habe  nur  die  vorläge  des 
anderen  gekannt,  zu  ihrer  erklärung  nicht  mehr  genügt.  Wer 
der  benutzende  war  und  wer  der  benutzte  lehrt  ein  schneller 
blick  auf  unsere  obige  Zusammenstellung:  der  Verfasser  von 
Marg  war  e.s,  welcher  Kath  kannte  und  benutzte.  Gegen  diese 
annähme  spricht  nur  eine  unserer  Übereinstimmungen  (Kath 
ltJ61  und  Marg  9).  Aber  die  worte,  um  die  es  sich  hier  han- 
delt, gleichen  so  sehr  jenen  vielgebrauchten  phraf-en,  dass  wir, 
hätten  wir  nicht  gewissenhaft  sein  wollen,  sie  sicher  unerwähnt 
gelassen  haben  würden.      Der  Verfasser  von  Kath  konnte  sehr 


NEUAXGELSAECHS.  LEGENDE  VON  KATHARINA.  103 

leicht  von  selbst  auf  diese  worte  kommen,  der  von  Marg  sich 
ebenso  leicht  bei  Übertragung  der  betreffenden  stelle  ihrer  er- 
innern. 

Gleichwie  in  Marg  so  finden  sich  auch  in  Jul  eine  unge- 
mein grosse  anzahl  von  phrasenübereinstimraungeu  mit  Kath. 
Wir  werden  daher  auch  hier  uns  auf  die  besprechung  der 
wichtigeren  beschränken  müssen. 

Folgendes  war  es,  was  wir  fanden: 
Kath  710.    Ich  hit  am  Michel  Go-      Jul  37.     Ich  hit  am   quot5   Ipe  un- 

des  heb  engel   7  of  heueue  wiht  godes  heb  engel  for  te 

i-sende  for  to  segge  |?e  l'us.  segge  \>e  ]ns  isent  te  from 

heouene. 

In  Kath  Übersetzung  von:  Ego  sum  Michael  archang eins  testamenli 
domini,    missus    a   deo    evaiigeMzare   haec   tibi.      Die    (juelle    von    Jul 
bat  nur:  Angelus  Domini  sum.      Misil  ine  ad  te,   ut  {sacrifices  et  non 
moriaris). 
Kath  894.    ()?e  deouel)  wearp  bam      Jul  .{9.     Ich  hit  am  l?at  warp   ut 

ut  sone  of  paraise  selhöe        |  adam  7  eue  of  paraise  selhtSe. 

In  Kath  Übersetzung  von:  {genus  Inimanum  per  diaboluni)  a  para- 

disi  deliciis extusum  etc.    Jul  quelle  schreibt:  Ego  sum,  qui  feci 

Adam  et  Evam  in  paradiso  praevaricari  (i.  e.  sündigen). 

Kath  903.    lihte  nu  leate  of  heouen-  !   Jul  (53    übtest  bider  to  us  of  beo- 

lich  limen  uenliche  leomen. 

Kath  quelle:  His  novissimis  icniporibus  {Christus)  praesentiam  suani 
nohis  exhihuii.    In  Jul  eingeschoben. 
Kath  1294.    alle   italde   bi  ta!e  M  ,    Jul  71.     alle   italde   bi  tale   seoue 

si?5e  tene  siöe  tene. 

Kath  quelle:  quinquaginla.    Jul  quelle:  numevo  septuaginta. 
Kath  1430.    wiÖ   se  swiöe  lufsume      Jul  21.    bire    lufsume    leor    lilies 

leeres    se   rudife  7  se  reade  ilicnesse  7  rudi  ase  rose. 

ilited  eauereucb  leor  as  lilie 

i-leid  to  rose  > 

In  Kath  Übertragung  von:  Viiltus  auiem  illorum  rosei  coloris  decore 
emicahant,  oder  vielleicht  eher  Übersetzung  eines  späteren:  inter  lilia 
roseis  floribus  vertianlia   etc.     Jul   quelle  hat  hier  nichts  als:   (videns) 
pidchritudinem  ejus. 
Kath  1445.    7  biburiedeu  bam  dearn-  ■    Jul  77.     7  duden  bire  bodi  [n-in  in 

liehe    as    hit    deh   Drihtines  a   stanene  l'ruh  hebliche  as 

cnihtes  hit  deh  halbe  to  donne. 

Kath  quelle:  Bor  um  Corpora  (Christiani)  noctu  rapientes  sepelie- 
runt.  Jul  quelle:  Et  condiens  corpus  cum  aromatibus  et  lineamenlis 
pretiosis  (einige  hss  fügen  hinzu:  in  locellum). 

Kath  1503.    Ful  wel  ichuUe  \^et  tu      Jul  15.    ich  cbulle  }?at  he  wite  lüt 
(ms  R:  hit)  wite  j  ful  wel. 

In  Kath  und  Jul  eingeschoben. 


1(I-J 


EINENKKL, 


Kath  2(iii;<.  7cleopedetow;irdheueiie      Jiil  ;>T.    stille  bute  steauenc  ou  lieh 

ful  liehe  wiö  hire  heoite  ah  i  in  hire  heorte  cleopedc  (ha) 

wi?  stille  steuene.  to  ciiste. 

Katli  quelle:   Virgo  itiierea  erectis  in  coelum  ocnlis  lacilac  ora'ionis 
vcrha  ad   deuin  fundehat.    Jul  quelle:   Juluma  aulcm  ingemiscens  ama- 
rissime  twc/amavil  ad  Dominum. 
Kath  2346.    ah  het  swiÖe  don  hire      Jul  ;M.    Ah  hellte   swi^e  dun  Iure 

ut  of  hise  siht5e  (ms  R:  his  1  ut  of  his  chsiÖe. 

ehsih"^'e,  ebenso  ms  B).  | 

Kath  quelle:  Virginem  a  conspeclu  sno  ahslraclam  Jubel  (.  .  .  .  de- 
coHari).    In  Jul  eingeschoben. 

Am  wichtigsten  und  beweiskräftigsten  sind  jedenfalls  die  Überein- 
stimmungen in  der  beschrcibung  des  folterrades,  das  ja  in  beiden  legen- 
den eine  bedeutende  rolle  spielt.  Wir  geben  dieselben  so  weit  als  mög- 
lich vollständig  und  setzen  sie  zu  besserer  vergleichung  in  versen  ein- 
ander gegenüber: 


Jul  57  f. 
7  (he)  lette  o  wodi  wise 
a  swi?5e  wunderlich  hweol 
meten  7  makien 
7  ]?urhspitien  hit  aP 
spaken  7  feilen 
]nc'ke'  7  l'reofalt 
wit5  irnene  gadien. 


Kath  191(1  ff. 
Hat  hwil  ha  wed  j'us 
inwi(5  |?eos  j'reo  dahes 
garken  fowr  hweoles 
7  let  l'urh  driuen  l^refter 
\>Q  speaken  7  te  felien 

wiÖ  irnene  gadien  y 

8wa  ]>  te  pikes 

7  te  irnene  preones 

se  scharpe  7  se  starke 

borien  ]>\xx\i  7  beeren  fortü 

feor  o  \>el  o(5er  half 

"^el  al  '\>et  hweol  ^  beo  j^urspited 

mid  kenre  pikes  ]>Qii  eni  cnif  }    kene  to  keorucn 

rawe  bi  rawe.  al  }>at  ha  rinen  to 

T.et  tenne  turnen  hit  1    ase  neil  cniues 

ewifrliche  abuten  v  7  het  0  lif  7  o  Icomen 

1  swingen  hit  swiftliche 
7  turnen  hit  abuten. 
In  Kath  eine  freie  aber  immerhin  sinngetreue  widergabe  der  fol- 
genden, hie  und  da  etwas  dunkeln  stelle  der  vorläge:  .Tube  ergo  ul  infra 
Iriduutn  hoc  sinl  facta';  i/uatuor  i-olae  el  sicul  ego  diciavero  extre7ni 
rotarum  orbes  el  inlimi  circuii  clavis  prorninenlibus  el  acutis  prae/igan- 
lur.  liadü  vero  arliculares  quibus  aUrinsecns  rolarum  orbes  juncli  le- 
guntur  servis  praeaculis  denso  ordine  el  fnordaci  acumine  imbuanlur. 
Has  juxta  rolas  Kalerina  exp^sila  vo/ubilem  impehim  sedens  inlue- 
alnr  etc.      Die  quelle  der  Jul  hat  dagegen  nur:    Tuuc  praefeclus  jussil 


'  Ms  H  fügt  iviti  ein,  welches  ms  R  fehlt. 
*  Mss  R  und  B:  pe  (bexw.  le)  hweoles. 


NF.UANGELSAECHS.  LEGENDE  VON  KATHARINA.  1  05 

addiici  rotam  fcrream  ei  ßgi  in  eos  g'adios  acutos  el  super  ipsain  rotam 
imponi  virginem  etc. 

Gleich  von  vornherein  war  zu  erwarten,  dnss  wie  in  Marg 
so  auch  in  Jul  sich  eine  nicht  geringe  anzalil  von  wörtlichen 
Übereinstimmungen  mit  Kath  nachweisen  lassen  würden.  Hat 
doch  eine  frühere  Untersuchung  erwiesen,  dass  Jul  und  ]\Iarg 
von  ein  und  demselben  Verfasser  herrühren.  Hier  wie  dort 
lässt  sich  kein  sicherer  beweis  dafür  beibringen,  dass  in  Kath 
die  andere  legende  oder  deren  quelle  benutzt  wäre^,  wol  aber 
finden  wir  viele  bestimmte  anzeichen  dafür,  dass  das  gegen- 
teil  statt  hatte.  Hier  wie  dort  sind  die  meisten  dieser  Über- 
einstimmungen der  art,  dass  sie  auf  selten  des  Verfassers  der 
anderen  legende  die  bekauutschaft  mit  der  Katharinabearbei- 
tung voraussetzen. 

Die  ergebnisse  dieses  unseres  Vergleiches  sind  also:  Kath 
ist  nicht  von  dem  Verfasser  der  H  M,  noch  von  dem  der  Marg 
und  Jul.     Dieser  letztere  kannte  jedoch  und  benutzte  Kath. 

B.   Der  vers. 

Auch  für  diesen  abschnitt  sind  wir  rücksichtlicli  der  Ver- 
weisungen auf  die  Morton'sche  ausgäbe  beschränkt,  da  die  von 
Hardwick  hierzu  wegen  des  umfauges  ihrer  selten  gar  nicht 
geeignet  ist.  Morton  hat,  wie  oben  bereits  angedeutet,  das 
versmaass  der  Kath  nicht  richtig  erkannt.  Er  hielt  es  für 
alliteration  und  suchte  demgemäss  den  text  nach  deren  ge- 
setzen  in  verse  zu  teilen.  Dass  er  häufig  in  sinnstörender 
weise  sätze  teilte  oder  verband,  war  die  einfache  folge  dieses 
seines  irrtums.  Es  mussten  eben  reimstäbe  aus  der  ferne 
herbeigeschafft  werden,  wenn  in  der  nähe  keine  zu  sehen 
waren. 

Um  bei  unseren  verscitaten  misverständnissen  aus  dem 
wege  zu  gehen,  werden  wir  daher  zuerst  die  Morton'schen 
Stab  (halb)  verse  in  Otfridische  vierheber  umzuwandeln  haben. 
Gleich  hier  will  ich  bemerken,  dass  auch  unter  den  nach  unse- 
ren  gesetzen   geteilten   versen   einzelne  widersinnige  teilungen 


'  Das  einzige,  was  man  hier  anführen  könnte,  wäre  die  Überein- 
stimmung von  Kath  1294  mit  Jul  71.  Jedoch  ist  hier  die  überset/.ung 
in  beiden  legenden  fast  gleich  frei.  Wir  werden  wol  aucli  hier  eine  der 
gewöhnlichen  phrasen  vor  uns  haben.  Darauf  deutet  übrigens  die  allite- 
ration, die  einen  gewöhnlichen  schmuck  jener  phrasen  bildet. 


10(3  EIN  ENKEL, 

sowie  auch  t'cbloibafte  vcrsc  sich  finden  werden,  l)cidcs  jedoch 
nur  scheinbar,  da  die  anderen  texte  hier  ergänzend  und  be- 
richtigend eintreten. 

An  folgenden  stellen  ist  unsere  teiluug  eine  andere  als  bei  Morton: 
V.  60  f.  De  riche  reotieren  7  scheop  |  7  hu!e  hrva  se  milUc  etc.  V.  65  f. 
In  pis  hurh  tvas  \  wuniende  a  meiden  \  stviiie  gnng  of  ^ercs  etc.  110 — 11 
bilden  einen  lialbvers.  V.  154  f.  Sone  se  Mre  sonde  com  again  \  7  seide 
Iure  pe  so'de  etc.  V.  1(57  f.  ah  for  dred  of  deati  didenpet  deonelcs  lac  etc. 
V.  171  heorte  i-7vundet  vmi'Ö  \  for  pc  wrccches  /'et  ha  seh  \  srva  rvi-a^e 
workes  tvttrchen  etc.  V,  1S9  as  al  pe  tvorld  is  wealt  \  purh  Ms  wiss- 
mvje  etc.  V.  193  7  7vral  an  Mre  breosle  \  biforen  Mre  ied  |  and  Mre 
tuuge  etc.  V.  2(15  run  of  jmt  halefule  \  [blöd]  al  biblodked  etc.  V.  217 
^if  />«  hil  Hilde  \  7  p:,eone  (0  Ms  wur'fimunl  etc.  V.  230  T)es  heuenlichc 
latierÜ  luued'  |  treorve  bileaue  etc.  V.  243  schal  wurde  se  ford  |  ?</  of  Ins 
wit  etc.  V.  287—88  ist  nur  ein  halbvers.  V.  291  f.  alsiva  schulen  alle  \ 
hahben  endinge  \  ^if  he  pni  walde  etc.  V.  297  f.  ah  he  fnrh  Ms  milce  \  7 
godlec  of  Ms  grace  |  make'd'  harn,  pet  ha  beon  \  eche  bulen  ende  etc. 
V.  304  f.  for  he  is  hare  alrc  Schupjiend  \  7  scheop  ham  in  sum  Urne  etc. 
V.  317  f.  7  li  mut)  murie  |  7  witli  7  wise  \  tvordes  Ml  weren  etc.  V.  340  f. 
Ah  gel  ne  punched  ow  narvl  itioh  \  lo  forleosen  ow  pus  \  i  pullt  mis- 
bileaue  etc.  V.  3()1  f.  pd  now'der  slurie  ne  mähen  \  ?i6' '  sleoren  ham 
seinen  etc.  V.  377  f.  Pe  Keiser  wundrede.  Mm  \  swide  of  swuche  wor- 
des  etc.  V.  3S9  f.  hwen  Jm  forcwitiesl  for  pi  Godd  \  ure  undeaöliche 
godes  etc.  V.  4()7  f.  dearneüclie  to  hini  \  7  sende  i-sealede  writes  etc. 
V.  477  f.  Ah  sone  se  ich  seh  pe  leome  \  of  pe  so'de  lare  etc.  V.  504  f. 
Ah  tm  pu  seist  pet  ha  beob'  |  al  wealdende  godes  etc.  V.  528  f.  De  King 
fvas  switSe  wel  \  icwemet  7  walde  \  7viten  gif  ha  weren  etc.  V.  554  f.  Ich 
mihle  inoh  ratie  tvel  \  hahben  aweali  Mre  etc.  V.  558  f.  Ah  gel  me punched 
bclere  \  /et  ha  heo  ear  ouercumen  etc.  V.  581  makie  se  monie  |  Clerkes 
to  cumen  etc.  V.  (iot)  f.  7  in  cwalmhus  \  Com  a  sonde  7  seide  Mre  etc. 
V.  005  Nes  tis  meiden  nawihl  \  perfore  i-mengel  etc.  V.  634  f.  ne  penche 
ge  neauer  hwat  \  ne  hu  ge  schulen  seggen  \  for  ich  wule  giuen  ow  \  ba 
lunge  7  lale  \  pQt  an  ne  schal  of  alle  \  ower  widerwines  witen  \  hwat  he 
warpe  a  word  again  ow  etc.  V.  001 — 62  nur  ein  halbvers.  V.  066  f. 
/»et  an  engel  ne  come  \  Uhlende  tvid  swuche  \  leome  fram  heuene  etc. 
V.  070  f.  for  al  pe  cwarlerne  of  Ms  cume  \  leifede  o  leie  etc.  V.  076  f. 
hald  hardilichc  \  0  pGt  tu  haues  bigunnen  etc.  V.  090  f.  7  swuch  wunder 
ham  schal  \  punchen  of  pi  wisdom  etc. 

Da  wir  in  Übereinstimmung  mit  unserem  früheren  ver- 
fahren ein  stück  von  700  versen  als  material  für  unsere  Unter- 
suchung für  völlig  genügend  erachten,  so  können  wir  hier  ab- 
brechen und  zu  der  prüfung  des  verses  selbst  übergehen.'^ 

'  Morton^hat:  inahennc\  wol  nur  verdruckt? 

"^  lieber  die  im  folgenden  zur  anwendung  gelangenden  criterien  siehe 
teil  I:  Die  form  unserer  schritten  (s.  3  if.j.    Ich  mache  besonders  auf  die 


NEUANGELSAECHS.  LEGENDE  VON  KATHARINA.  107 

Durch  die  texte  B'  und  R  werden  folgende  mangelliat'te  verse  be- 
richtigt: 

Vers  21.  7  nömeliche  in  a  lönde    B:  lont. 
22.  Ylirie  het    B  und  R:  hatte. 
39.  süme  J?urh  fearlac    B:  summe. 
48.  7  sende  heast  7  bode    B:  heaste. 
65.  I'n  l^is  bürh  was    R:  j^is  ilke  b.  w, 
68.  feir  ant  freolich    B:  feire. 

119.  Ipet  nane  ne  was  hire  euening    B:  |?  nan  nes  h.  e. 
125.  wiÖ  alle  hise  crefti  crökes    R:  his,  ebenso  B. 
132.  pet  dl  ha  cneowen  häm     B  und  R:  icneowen. 
189.  as  al  ]>e  wörld  is  wealt    B:  iweld,  R:  i-wald. 

194.  and  hire  tüuge    R:  ant  tunge  of  hire  uuic5,  ähnlich  B. 

195.  }'e  häli  täken    B  und  R:  l^e  h.  rode  taken. 
243.  üt  öf  his  wit    B:  witte. 

246.  to  witlese  )?ing    B  und  R:  uuwit(e)lese. 

250.  seheliche  schäft    B  und  R:  Schaftes. 

282.  Ah  l^er  nis  bot  a  Gödd    B:  buten  an. 

286.  7  i  ^is  World  i-set    B:  weorlde. 

287.  US  for  to  fröuren  7'  for  to  fremien    B  u.  R:  ant  to  fr. 
329.  7  Seggen  pe/  he  is  G6des  Süne    B  fehlt  pet. 

331.  7  heaöe  höngedeu    B:  heaSene,  R:  heöene. 
343.  Ipet  is  as  nöwt  wür"5    B:  ase 
370.  7  alle  wörldliche  J^inges    ß:  \>ing. 
476.  ne  gelp  ich  nawt  ]?röf    B:  ne  gelpe  ich. 
495.  wiö  mönnes  hönden     B  und  R:  al  wiö. 
497.  ebnen  wiÖ  üte  sihtie     B:  bute  (für  wiÖ  ute). 
531.  as  mon  forwende    B:  fore-,  R:  uore-seide. 
581.  Clerkes  to  cümen    B:  cumene. 
600.  7'  in  cwälmhiis    B:  -huse. 

628.  7  ;il  ]>et  ha  drüben    B:  drehen,  R':  drehden. 

629.  for  )?i  deore  lüue    R:  deorewuröe. 

650.  to  ünderneome  me    B  und  R:  me  to  underneomene. 


beraerkungen  zu  punkt  4  aufmerksam.  Die  hier  angeführten  beispiele  für 
krasis  und  elision  könnten  noch  bedeutend  vermehrt  v.erden.  So  finden 
wir  im  Poema  morale  (ed.  Lewin)  v.  168  po'dre  =  peobre,  ebd,  vv.  15G, 
249,  354  pis  =  pe  is,  ebd.  v.  141  pit  (E.  e.  T)  =  pa  Int  (L);  ferner  in 
Old  Engl,  Hom  (ed.  Morris)  I.  Series,  p.  233  mihli  =  7nihie{n)  In.  —  Dieser 
hin  weis  scheint  mir  sehr  notwendig.  Einer  meiner  recensenten  (vgl. 
Literaturblatt  für  germ.  u.  rom.  philologie  1S81,  no.  12)  hat  das  beweis- 
verfahren der  den  vers  behandelnden  kapitel  gar  nicht  verstanden,  weil 
er  eben  jene  bemerkungen  entweder  nicht  genügend  berücksichtigte 
oder  (wahrscheinlicher)  weil  er  sie  völlig  übersah. 

>  Bodl.  ms  34 ,  fol.  1  ff.  Von  diesem  bisher  für  die  textkritik  von 
Kath  noch  gar  nicht  benutzten  ms  wurde  mir  die  collation  besorgt  von 
George  Parker  in  Oxford.  Ich  verfehle  nicht,  dem  genannten  herrn 
für  seine  gründliclie  arbeit  hiermit  meinen  dank  abzustatten. 


lOS  KTNI'NICRT., 

65S.  6ÖiT  i-wönti'  to  |'t.''     B  und  11:  ol^cr  wenden  tv  ]'e. 
fi(U).  ]h'I  wii»  G6tUl  iVulor     R:  Godd  hch  fedcr. 
(iST.  of  witti  wordes     B:  wittie. 
Ferner  ist  leicht  und  olme  wilUcür  zu  berichtigen  v.  öiM  />e  wuueti 
bi  Westen,  lies  /'t'  ivunieti  etc.;  J^c  alre  mseste,  worauf  sich  ivuneii  be- 
zieht ist   pluralisch   zu  fassen   und  ist  die  Übertragung  eines  omnes  — 
philosophos  der  vorläge. 

Von  B  und  R  nicht  oder  doch  nicht  genügend  berichtigt  und  auch 
sonst  schwer  herstellbar  bleilieu  die  folgenden  luangclliaften  verse.  Um 
eine  hebuug  zu  lang  sind: 

Vers  S5.  näwt  tbr  j'i  )'<■/  hlre  |>ülite  — 

!()('>.  ne  lüuede  ha  nane  lihte  plähcn  — 

111.  ah  eauer  ha  hofde  on  häli  writ  — 

1:54.  7  cwet5en  hire  ]>e  ineistrie  — 

\W.\.  Soue  se  hire  sönde  com  ajain  — 

163.  7  j'cütinde  im]nildelicli(j  — 

183.  Stikl  stille  äne  hwile  — 

18S.  7  wisedt'im  as  wislichö  — 

260.  öc^er  ]nirh  mare  mädschipe  — 

270.  of  göld  6Ö6r  of  selu6r  — 

272.  of  süne  ö(56r  of  raöne  — 

.S07.  7  nä  tim6  nes  n eauer  — 

321.  üre  bileaue  7  üre  lei  ■^- 

341.  \>cl  alle  öwer  leasunges  — 

35().  7  smirkeude  sme'Öeliche  — 

361.  ^et  n6w5er  stürie  ue  raahcn  — 

381.  for  sütel  is  7  eÖ-sene  — 

411.  to  alle  ]'e  i-cudde  Clerkes  — 

117.  7  mäken  hebest  in  liis  halle  — 

■im.  towi'ird  bis  büri-boldes  — 

477.  Ah  s6ue  se  ich  heb  ]'e  leome  — 

485.  Ichüllc  furdön  )^e  wisdoui  — 

487.  he  sciS,  7'  awarpc  j^e  wit  — 

498.  earen  wiöüteu  horingc    — 

49!).  honden  büten  felinge  — 

.i06.  7  wült  ^et  ich  do  bam  wiirc^schipe  — 

.514.  ah  wördes  \ni  baues  inöbe  — 

.526.  of  wörldliche  wisdonics  — 

hih.  \>el  weren  in  I^ast  londe  — 

.568.  melden  ou  hchliche  — 

573.  ge  schulen  bco  mine  reaties-men  — 

574.  in  alle  mine  dearne  rünes  — 
597.  büte  bifore  düsio  — 

621.  ne  for  na  wörldes  wöndreaÖ6  — 

624.  7  leadt'n  unlaheliche  — . 
Chi  eine  hcbung  zu  kurz  sind  dagegen  die  verse: 
25.  }^el  he  was  öf  him  siker  —        |      54.  eiicban  wiÖ  hia  lak  — 
46.  i  }?e  m6der  biirh  —  |    127.  lit  6f  be  weie  -- 


NRUANGELSAECHS.  LEGENDE  VON  KATHARINA. 


109 


KU.  lipon  hain  seinen  — 
161.  I-t'önd  ter  swiÖe  feole  — 
167.  äh  for  died  of  deaö  — 
193.  bifören  hire  tet5 
199.  äs  te  Keisar  stöd  — 
212.  gif  ]?ü  ]ns  ilke  geld  — 
217.  gif  |ni  hit  jülde  — 
232.  7  nowfjer  blöd  ne  biin  — 
243.  schal  würÖe  se  forÖ  — 
256.  De  feond  pet  findet)  — 
284.  ha  alle  weren  — 
292.  jif  he  ]7et  walde  — 
298.  makeÖ  ham  ]>et  ha  bcon  • 
315.  7  feng  on  jn'is  to  speken 
322.  hefde  Iahe  spiiing  — 
337.  7'  aräs  of  deaÖ  — 
354.  teos  meiden  lette  lütel  — 
367.  Nis  büten  an  Gödd  — 
400.  gif  ]>u  wilt.  \>i  wii  — 
427.  7  )n-efter  j^enne  — 
430.  Yel  ha  get  lefde  — 


i    453.  of  wisdom  7'  of  wit  — 

470.  ]fel  ha  me  lerden  — 

493.  Deos  niaumez  beon  imäket 

528.  De  King  was  swiÖe  wel  — 

539.  Ah  )ni  cwiÖen  ha  — 

541.  hic5er  to  cümen  — 

553.  pet  in  ham  dearieÖ   — 

561.  7  gif  ha  )>a  get  wüle  — 

564.  ich  hire  wile  d6u  — 

569.  ower  gong  hider  — 

596.  ear  j^en  J^is  dai  — 

610.  7'  bigon  to  him  — 

616.  pi  Faderes  wisdom  — 

622.  ah  wearnedes  ham  wel  ^ 

625.  7  elnedes  swä  — 

642.  Lauerd  wünne  wiö  me  — 

651.  möten  misse  j^rof  — 

655.  meistre  ham  swa  — 

663.  in  alre  w6rlde  wörld  — 

668.  pel  ha  was  süm  del  — 


I  698.  jnirh  hare  forbisne  — . 
Es  sind  dies  35  zu  lange  und  46  zu  kurze,  zus.  also  81  mangelhafte  versa. 
Es  stimmt  dies  ergebniss  also  Avider  zu  dem,  welches  wir 
aus  der  prüfung  eines  gleich  langen  Stückes  der  HM  erhielten, 
während  durch  dasselbe  Kath  von  Jul  und  Marg  scharf  ge- 
schieden wird,  in  welchen  beiden  wir  unser  versmass  verhält- 
nissmässig  streng  beobachtet  fanden. 

C.   Geist  und  stil  unserer  diclitungen. 

Katharina  und  ihre  quelle. 
Als  quelle  zu  unserer  Katliarinenlegende  hat  Ch.  Hardwick 
die  im  Cottonian  Library  unter  Calig.  A.  VIII  16 '  befindliche 
Passio  Sanctae  Katerinae  Virgiuis  nachgewiesen,  von  der  mir 
durch  die  gütige  verniittelung  von  Miss  L.  Toulmin  Smith ^ 
abschritt  besorgt  wurde.  Nach  Hardwick's  ansieht  stammt 
die  hs  noch  aus  der  mitte  des  12.  Jahrhunderts.  Ein  gleich 
hohes  alter  hat  eine  handschrift  derselben  lateinischen  legende, 
welche  sich  unter  ßep.  II,  no.  64,  fol.  6ü'' — lOO-'  in  der  biblio- 
thek  der  Stadt  Leipzig  befindet. 


'  A.  a.  0.  (siehe  teil  I,  s.  4).  H.  druckt  fälschlich  15.  Die  Passio 
beginnt  hier  auf  fol.  169  (165  nach  alter  Zählung). 

^  Ich  erfülle  eine  angenehme  pHicht,  wenn  ich  der  genannten  dame 
für  die  vielen,  im  inleresse  dieser  arbeit  übernommenen,  selbstlosen  be- 
mühungen  hier  ötlentlich  meinen  aufriclitigsten  dank  abstatte. 


1  10  EINENKM., 

Der  durch  die  leipzig-er  handsclirift  ergänzte  und  berich- 
tigte text  des  londoner  ms  ist  es,  den  wir  unserer  folgenden 
vergleichuug  von  Kath  mit  ihrer  quelle  zu  gründe  legen. ^ 

Der  Verfasser  der  vorläge  sagt  iu  eiuer  eiiileituiig-,  dass  er  das  leben 
der  heiligen  niederschreibe,  damit  sie  als  gottesstreiterin  der  nachweit 
zum  Vorbild  diene.  Wende  ihm  jemand  ein,  dass  es  jetzt  keine  Christen- 
verfolgungen mehr  gäbe,  ein  solches  Vorbild  daher  unnütz  sei,  so  erwidere 
er,  dass  Katharina  nicht  nur  mit  ihren  heidnischen  bedrängern,  sondern 
auch  mit  ihren  eignen  begierden  und  dem  teufel  für  ihren  gott  gekämpft 
habe.  Die  sinnlichen  begierden  aber  und  der  teufel  seien  heute  noch 
ebenso  zu  fürchten  als  zu  Katliarina's  zeit.  —  Dies  der  Inhalt  der  ziem- 
lich umfänglichen  einleitung,  die  der  bearbeiter  weggelassen  hat.  Die 
Übereinstimmung  beginnt  erst  mit  der  exposition  der  geschichtc. 

Vers  l — 42.  Die  römischen  Imperatoren  Constantin  und  Maxentius 
geraten  mit  einander  in  kämpf.  Maxentius  wird  geschlagen,  und  da 
sein  feind  durch  einen  glücklichen  zufall  von  der  Verfolgung  abgehalten 
wird,  gelingt  es  ihm,  Alexandrien  zu  erreichen  und  sich  der  ganzen 
landschaft  zu  bemächtigen.  Sowie  er  seine  herrschaft  gesichert  sieht, 
beginnt  er  mit  allem  eifer  die  Christen  zu  verfolgen.  —  Dies  stück  ist 
sehr  frei,  stellenweise  sogar  falsch  übertragen.  Die  abweichungen  finden 
sich  meist  dort,  wo  von  acht  römischen  Verhältnissen,  die  dem  Verständ- 
nisse des  sächsischen  lesers  sicher  zu  fern  -lagen,  die  rede  ist. 

V.  4;$ — G4.  So  beruft  er  eines  males  seine  untertauen  ohne  unter- 
schied des  glaubens  zu  einem  opferfeste  nach  der  haujjtstadt  und  be- 
droht, die  sich  zu  konmien  weigern,  nut  den  härtesten  strafen.  —  Auch 
hier  ist  sehr  frei  übertragen.  Die  vorläge  gibt  den  Wortlaut  des  ediktes, 
die  bearbeitung  gibt  den  inhalt  desselben  in  indirecter  rede  und  stark 
abgekürzter  gestalt.  Auch  erzählt  die  erstere,  der  kaiser  habe  den  an- 
gekommenen durch  einen  herold  kund  geben  lassen,  wo  xind  was  sie  zu 
opfern  hätten ,  bestimmungen ,  die  in  der  bearbeitung  an  das  edikt  an, 
bezw.  in  es  eingesclilossen  sind.  Von  den  reichen  opfern  des  kaisers  und 
seines  gefolges,  sowie  von  dem  lebhaften  treiben  und  getümmel  auf  den 
Opferplätzen  schweigt  die  bearbeitung  gleichfalls. 

V.  65 — 200.  In  derselben  Stadt  wohnt  eine  Jungfrau.  Sie  ist  mit 
irdischen  gutem  gesegnet  aber  älternlos.  Ihr  vater  hat  sie  frühzeitig 
durch  gelehrte  unterrichten  lassen,  und  sie  hat  deren  lehren  so  wol  be- 
griffen, dass  sie  viele,  die  sie  zu  prüfen  kamen,  nach  kurzem  Wort- 
gefechte überwand.  Da  lernt  sie  das  Christentum  kennen ,  und  sofort 
wirfr  sie  alle  weltliche  gelehrsamkeit  bei  seite  und  hält  sich  einsam  und 
nur  mit  frommen  gedanken  beschäftigt  in  ihrem  vaterhause.  So  sitzt  sie 
eines  tages  in  ihre  gedanken  versunken,  als  der  lärm  des  opferfestes  zu 
ihren  obren  dringt  und  als  sie  die  Ursache  erfuhren  hat,  begibt  sie  sich 
zum  tempel.    Dort  angekommen  bemerkt  sie,   wie  viele  Christen  wider- 


'  Schon  Ilurdwick  in  der  von  uns  citierten  schritt  vergleicht  Kath 
und  original ,  aber  in  einer  für  unsere  zwecke  völlig  ungenügenden 
weise. 


NEUANGELSAECHS.  LEGENDE  VON  KATHARINA.  1  1  1 

willig  dem  geböte  des  kaisers  gehorchen,  und  nach  kurzem  schwanken 
entschliesst  sie  sich,  dem  kaiser  selbst  entgegen  zu  treten  und  ihn  auf 
das  frevelhafte  seines  beginnens  aufmerksam  zu  machen.  —  Geschickt 
ist  hier  ein  einschiebsei,  in  dem  der  bearbeiter  das  zaudern  der  Jung- 
frau vor  ihrem  kühnen  entschlusse  ausmalt: 

Dohte  ]7ah,  as  ha  wes 

]7uldi  7  ]7olemod, 

se  jung  l^ing  as  ha  was 

hwat  hit  mihte  jeinen 

]>a,  (mss  )?ah)  ha  hii-e  aue  were 

agein  so  kene  Keisere 

7  al  Ins  kineriche. 
Das  hierauf  folgende  stossgebet  wird  von  der  vorläge  nur  erwähnt.    Die 
bearbeitung  gibt  den  Inhalt  kurz  (in  4  versen)  an.' 

V.  2U7 — 308.  Die  Jungfrau  redet  den  kaiser  an.  Sie  verweist  ihm 
seinen  götzendienst.  Nicht  leblosen  dingen  sondern  Gott  allein  gebühre 
Verehrung.  Jene  seien  vergänglich,  er  aber,  ihr  einiger  schüpfer,  sei 
ohne  anfang  und  ende.  —  Hiermit  bricht  in  der  bearbeitung  die  rede 
der  Jungfrau  ab.  In  der  vorläge  gibt  Katharina  dem  kaiser  weiter  zu 
bedenken,  wie  schwer  er  den  bestrafen  würde,  der  sich  der  untertanen- 
pflicht  gegen  ihn  treulos  entzöge.  Genau  so  treulos  handle  er  an  Gott,  und 
er  solle  sich  deshalb  nicht  wundern,  wenn  ihn  schwere  strafe  treffe,  wun- 
dern solle  er  sich  vielmehr,  dass  ihn  solche  nicht  schon  getroffen  hätte. 
V.  309 — 353.  Der  kaiser,  nachdem  er  sich  von  seinem  staunen  über 
die  Schönheit  der  Sprecherin  und  die  kühnheit  ihrer  worte  erholt,  er- 
widert: er  würde  ihre  rede  schön  nennen,  wäre  sie  nur  mit  Wahrheit 
und  Vernunft  im  einklange.  Sie  habe  kein  recht,  seinen  glauben  zu 
lästern.  Sein  Ursprung  sei  rechtlich  und  gesetzlich.  [Die  vorfahren 
hätten  mit  und  in  ihm  glücklich  gelebt,  das  volk  sei  durch  ihn  gross 
und  mächtig  geworden.  Aberglaube  könne  man  es  nicht  nennen,  wenn 
man  das  verehre,  was  ein  alter  von  so  vielen  Jahrhunderten  ehrwürdig 
mache.]  Ihr  glaube  dagegen  sei  so  sinnlos,  dass  kein  vernünftiger 
mensch  ihn  gutheissen  könne.  Was  gäbe  es  wol  dümmeres,  als  den  für 
einen  Gott  zu  halten,  den  die  Juden  kreuzigten,  den  eine  Jungfrau  gebar 
u.  s.  w.  Das  könne  man  den  Christen  noch  alles  hingehen  lassen,  wenn 
sie  nur  den  gottesdienst  anderer  nicht  brächen  und  störten  und  götter 
schmähten,  deren  woltaten  sie  doch  genössen.  —  Das  eingeklammerte  ist 
der  inhalt  eines  Stückes,  dass  nur  in  der  vorläge  sich  findet.  Das  übrige 
ist  sehr  frei  übersetzt. 

V.  354 — 76.  Die  Jungfrau  mit  einem  verächtlichen  lächeln  um  die 
lippen  ergreift  wider  das  wort,  widerholt  aber  nur  in  umständlicherer 
weise  ihre  früheren  argumente,  einzelnes  jedoch  durch  beispiele  näher 
beleuchtend.  —  Diese  rede  ist  vom  bearbeiter  ausserordentlich  zusammen- 
gezogen, die  beispiele  sind  unterdrückt. 


*  Bei  stücken,  von  denen  neben  dem  inhalt  nichts  besonderes  ver- 
merkt ist,  stimmen  vorläge  und  bearbeitung  wörtlich  oder  nahezu  wört- 
lich überein. 


1  12  EINKNKEL, 

V.  377 — 517.  Der  kaiser,  voiwuudert  uud  —  wie  der  bearbeiter 
hinzusetzt  —  aufgebracht  über  ihre  reden,  ruft  aus:  Du  könntest  nicht 
gelehrter  sein,  wenn  du  auf  den  gj^uinasien  unserer  philosophen  gross 
gebogen  worden  wärest  (oder,  wie  die  bearbeitung  sclircibt:  Ich  erkenne 
wo),  duss  du  frühzeitig  in  den  wissenscliaften  unterrichtet  worden  bist), 
doch  dann  würdest  du  unsere  götter  nicht  verliöhuen.  Wir  wollen  jedoch 
zunächst  unser  fest  beenden,  dann  sollst  du  zu  mir  kommen  und  könig- 
lichen lohn  erhalten,  wenn  du  dich  meinem  willen  beugst.  Wenn  nicht, 
fügt  die  bearbeitung  hinzu,  erwarten  dich  die  ärgsten  quälen.  Dann 
schickt  er  heimlich  einen  boten  zu  den  grössten  gelehrten  seines  reiches 
und  verspricht,  sie  hoch  zu  belohnen,  wenn  es  ihnen  gelänge,  die  be- 
hauptungen  des  mädchens  zu  widerlegen.  Das  fest  ist  beendet  und  der 
kaiser  lässt  die  Jungfrau  vor  sich  bringen.  Er  fragt  sie  nach  nanien, 
abkunft,  Vergangenheit,  und  sie  weiss  an  ihre  antworten  in  geschickter 
weise  wieder  eine  bekehrungspredigt  anzuknüpfen.  Dieselbe  ist  in  der 
bearbeitung  wieder  um  mehr  als  die  hälfte  gekürzt,  umfasst  aber  darum 
doch  noch  50  verse.  Drastisch  sind  die  worte,  die  Maxentius  diesem 
Wortschwalle  entgegensetzt: 

Nat  ich  hwuch  )n  j'oht  beo,  — 

—  ah  wordes  }ni  haues  inohe  v 

ah  f'ole  nu  ane  hwile 

7  tu  schalt  i-finden 

hwa  ]:'e  onswerie. 
In  der  vorläge  findet  sich  nichts,  was  diesen  worten  entspräche.  —  Wir 
machen   darauf  aufnicrksani,    dass   in    der   rede  der  Jungfrau  gerade  die 
bissigsten  ausfülle  gegen  das  lieidentum  und  seine  bezw.  seinen  bekenner 
in  der  bearbeitung  gestrichen  sind. 

V.  518 — 97.  Mit  fünfzig  gelehrten  kehrt  der  böte  zurück.  Als  der 
kaiser  sich  nach  ihrer  gelehrsanikeit  erkundigt,  erklären  sie,  die  weisesten 
des  ostlandes  zu  sein  und  fragen  nun  ihrerseits  den  kaiser,  warum  er 
sie  habe  kommen  lassen.  Als  sie  erfahren,  dass  sie  um  eines  'einfäl- 
tigen mädchens'  willen  den  weiten  weg  haben  zurücklegen  müssen,  ge- 
raten sie  ausser  sich,  bequemen  sich  aber  endlich  doch  dazu,  in  einer 
disputation  gegen  dasselbe  aufzutreten. 

V.  5t»S— 721.  Die  Jungfrau  wird  inzwischen  gefangen  gehalten.  Als 
man  ihr  ankündigt,  dass  sie  am  anderen  tage  ihren  glauben  öffentlich 
verteidigen  soll,  fällt  sie  zur  erde  und  bittet  (Jott  um  Weisheit  und  kraft 
zu  dem  kommenden  kämpfe.  Ein  engel  erscheint  und  versichert  sie  der 
erfüUung  ilires  gebetes.  Er  verschwindet  und  die  Jungfrau  blickt  ge- 
fasst  in  die  zukunft. 

V.  722 — 95.  Am  anderen  morgen  lässt  der  kaisnr  gelehrte  und 
Jungfrau  vor  sich  bringen.  Von  allen  selten  strömt  man  herbei,  um  dem 
seltsamen  kample  beizuwohnen.  Auf  der  einen  seite  steht  die  Jungfrau, 
das  äuge  fromm  zum  himmel  gewendet,  auf  der  anderen  die  gelehrten, 
ihre  gegnerin  mit  höhnischen  blicken  musternd.  Schon  beginnt  der 
kaiser  ärgerlich  zu  werden,  weil  die  zeit  vergeht  und  kein  anfang  ge- 
macht wird,  als  die  Jungfrau  zu  ihm  gewendet  anhebt:    Kaiser,  du  hast 


NEUAXGELSAECHS.  LEGENDE  VON  KATHARINA.  113 

den  streit  ungleich  geteilt.  Jene  sind  fünfzig,  ich  bin  allein.  Jenen  liast 
du  im  falle  des  sieges  hohe  belohnung  zugesagt,  mir  aber  nichts.  Zwar 
bin  ich  gewiss,  dass  mein  Gott  mir  dieses  Streites  mühe  herrlich  belohnen 
wird,  aber  doch  bitte  ich  dich  um  etwas,  das  du  billiger  weise  nicht 
versagen  kannst.  Siege  ich  jenen  ob,  so  versprich  du,  meinen  glauben 
anzunehmen.  Der  kaiser  weist  ihr  ansinuen  barsch  zurück,  und  die 
Jungfrau,  ohne  ihn  eines  weiteren  wortes  zu  würdigen,  wendet  sich  zu 
den  rednern.  —  Hübsch  ist  hierbei  die  stolze  Verachtung  der  Jungfrau 
gezeichnet.     Der  bearbeiter  schreibt: 

Yis  meiden  mid  tet  ilke 

lokede  on  ot5er  half 

7  lette  him  i-wurÖen. 
Noch  ist  zu  erwähnen ,  dass  hier  die  worte  Dens  tuus  durch  /'/  Lauerd 
7  ti  lef  widergegeben  sind.  Dass  indess  auch  der  Verfasser  der  vorläge 
Christus  als  den  geliebten  der  Jungfrau  oder  überhaupt  jeder  seinem 
dienste  sich  widmenden  juugfraii  aufgefasst  wissen  will,  dafür  haben  wir 
zahlreiche  beweise. 

V.  796  —  97.5.  Die  rede,  in  der  die  Jungfrau  die  gelehrten  zum 
kämpfe  herausfordert,  ist  in  der  bearbeitung  geschickt  an  die  damals 
und  früher  so  gebräuchlichen  gelfe  angeglichen.    So  wenn  es  heisst: 

schome  ow  is  to  schuderen 

lengre  under  scheide 

7  schunien  '^et  ge  schulen  to 

Scheotet5  forö  sum  word 

7  let  US  onswerien, 

\>et  meast  kempe  is  cud 

7  kenest  of  ow  alle 

cume  cuöe  ]'rof  etc. 

Einer  der  reduer  erwidert:  an  ihr  sei  es,  den  kämpf  zu  beginnen,  um 
ihretwillen  hätten  sie  den  weiten  weg  hierher  machen  müssen.  Auch 
diese  antwort  ist  kriegerisch  angehaucht  und  dadurch  glücklich  erwei- 
tert, dass  die  Jungfrau  aufgefordert  wird,  zuerst  zu  sagen,  was  sie  wolle. 
Denn  dass  sie  dies  nicht  wussten,  war  eben  der  eigentliche  grund,  warum 
die  gelehrten  den  anfang  nicht  machen  konnten.  Die  Jungfrau  erzählt 
nun,  wie  sie  von  früh  auf  in  dea  weltlichen  Wissenschaften  unterrichtet 
worden  sei,  dieselben  aber  sofort  als  wertlos  bei  seite  geworfen  habe, 
nachdem  sie  die  lehre  Christi  kennen  gelernt  und  schliesst,  nachdem  sie 
das  wesen  dieses  gottes  auseinandergesetzt,  mit  den  begeisterten  worten : 
er  sei  es,  den  sie  als  ihren  herrn  und  geliebten  anerkenne,  er,  der  ihr 
in  diesem  kämpfe  den  sieg  verschaffen  werde.  —  Die  bearbeitung  ver- 
weilt hier  besonders  lange  bei  der  doppelnatur  Christi  als  mensch  und 
gott.  So  wird  es  ihr  möglich,  mit  auslassuug  der  folgenden  rede  des 
gelehrten  und  der  kurzen  antwort  der  Jungfrau,  die  übernächste  von 
dieser  doppelnatur  handelnde  rede  des  gegners  sofort  folgen  zii  lassen. 
Die  weggelassene  rede  ist  voller  höhn  und  Schmähungen  gegen  das 
Christentum  und  widerholt  zum  grossen  teil  die  vorwürfe  und  einwände, 
die  früher  der  kaiser  Katharinen  gegenüber  gemacht  hatte.     Der  gelehrte 

Angliii,  V.  baiiil.  § 


l  1  l  KINENKEL, 

Itrhiijt  nun  die  bekannten  bedenken  vor:  Wie  konnte  ein  gott  todes 
sterben,  wie  ein  mensch  dem  tode  entrinnen.  Gern  will  ich  zugeben, 
dass  er  eines  (wie  die  bearbeitung  unriclitig  übersetzt:  beides)  war, 
beides  zusammen  konnte  er  nicht  tun. 

V.  97t> — lt:u).  Die  jungtVau  legt  dem  gegner  umständlich  dar,  wie 
dies  dennoch  sei  und  fordert  schliesslich  ihn  wie  seine  genossen  zur  an- 
nähme des  christentumc-s  auf.  Bis  hierher,  abgesehen  von  einigen  kleinen, 
bedeutungslosen  erweiterungen  folgt  die  bearbeitung  der  vorläge  schritt 
für  schritt.  In  der  vorläge  kommt  nun  die  Jungfrau  weiter  zu  sprechen 
auf  die  Zeugnisse  und  hindeutungen  für  und  auf  das  Christentum,  welche 
in  heidnischen  büchern  zu  finden  seien  und  citiert  hierbei  Plato  und 
die  Sibylla.  Diesen  ihren  eigenen  Schriftstellern  niüssten  sie  doch  not- 
wendig glauben  schenken.  Dieser  etwa  zwei  dritteile  der  ganzen  rede 
umfassende  teil  ist  gestrichen. 

V.  11.31 — 115.3.  Der  redner  geht  auf  den  in  der  bearbeitung  ge- 
strichenen teil  der  rede  seiner  gegnerin  nicht  ein,  auch  in  der  vorläge 
nicht;  seine  entgegnung  gipfelt  in  dem  bedenken:  wie  konnte  Gott,  der 
doch  andere  vom  tode  errettete,  den  tod  selbst  erleiden.  —  Die  worte, 
mit  denen  der  bearbeiter  diese  entgegnung  einleitet:  dass  alle  der  rede 
der  Jungfrau  mit  gespanntester  folgten,  sind  nicht  impasserid  eingescho- 
ben.   Sie  bereiten  den  leser  auf  die  kommende  katastrophe  vor. 

V.  1154 — 1243.  Die  Jungfrau  erwidert,  nicht  die  göttliche,  nur  die 
menschliche  uatur  in  Christo  habe  die  todesqualen  am  kreuze  erlitten. 
Und  nur  dadurch,  dass  er  diese  natur  annahm  und  in  ihr  den  tod  er- 
dultete,  habe  er  den  teufel  überwinden  und  die  menschheit  erlösen 
können. 

V.  1244—1447.  Nachdem  so  noch  mehreres  hin-  und  hergeredet 
worden,  zeigt  sich  die  macht  Gottes  an  den  gelehrten.  Sie  verstummen 
und  blicken'  wie  verzaubert  einander  an,  und  als  der  kaiser  sie  darum 
schilt,  erhebt  sich  einer  von  ihnen  und  erklärt  in  kurzen  Worten,  dass 
nicht  die  Jungfrau  sie  besiegt  habe,  sondern  der  geist  des  gottes,  den 
sie  alle  gläubig  zu  bekennen  entschlossen  seien.  Da  ergrimmt  der  kaiser 
und  befiehlt,  die  gelehrten  lebendig  zu  verbrennen.  Als  diese  ihr  urteil 
vernommen,  bitten  sie  die  Jungfrau  um  die  taufe;  diese  aber  beruhigt 
sie:  in  ihrem  blute  würden  sie  die  taufe  euipfahen.  Das  urteil  wird  voll- 
streckt, die  glut  tötet  sie,  lässt  aber  ihre  leiber,  ja  sogar  ihre  kleider 
unversehrt.  Zahlreiche  bekehrungen  sind  die  folge  dieses  Wunders,  und 
auch  diese  neubekehrten  erleiden  den  tod,  wie  die  bearbeitung  hinzu- 
fügt.   Die  leiber  der  märtyrer  werden  heimlich  der  erde  übergeben. 

V.  1448 — 1543.  Da  der  kaiser  erkennt,  dass  trotz  des  statuierten 
exempels  die  Jungfrau  an  ihrem  glauben  festhält,  versucht  er  es  mit  list. 
Diese,  die  neue  scene  einleitenden  worte  konnte  die  bearbeitung  mit 
recht  sich  ersparen.  Ob  der  kaiser  mit  seinen  verheissungen  es  ernst 
meint  oder  nicht,  geht  deutlich  genug  aus  der  art  derselben  hervor.  In 
der  bearbeitung  heisst  es,  dass  der  kaiser,  nachdem  er  die  Jungfrau 
wieder  zu  sich  befohlen  (ohne  dass  jedoch  gesagt  wäre,  dass  sie  vorher 
weggeführt  worden) ,  ihr  (übereinstimmend  mit  der  vorläge)  die  ver- 
lockensten   Versprechungen    gemacht   habe.      Wenn   sie   seinen   göttern 


NEUANGELSAECHS.  LEGENDE  VON  KATHARINA.  115 

opfere,  solle  sie  nach  seiner  gattin  die  erste  im  reiche  sein,  ein  gedanke, 
dessen  weitere  ausfiihrung  in  der  bearbeitnng  nur  kurz  angedeutet  ist. 
Er  werde,  heisst  es  weiter,  ihr  eine  bildsäule  setzen  und  ihr  wie  einer 
seiner  göttinnen  einen  terupel  bauen.  Die  worte  jedoch:  sie  solle  nur 
glauben,  wie  sehr  er  über  ihre  gottlosigkeit  betrübt  sei  und  wie  sehr 
er  fürchte,  dass  die  gütter  für  ihre  lästerung  sich  an  ihr  rächen  würden, 
sind  wieder  gestrichen.  Bedeutender  noch  sind  die  kürzungen  in  der 
antwort  der  Jungfrau.  Mit  beissendem  spotte  weisst  sie  in  der  vorläge 
das  ansinnen  des  kaisers  zurück.  Was  nütze  ihr,  heisst  es  dann  weiter, 
eine  bildsäule;  der  regen  würde  sie  beschmutzen,  die  vögel  sich  auf  sie 
setzen  und  sie  verunreinigen,  und  kinder  und  hunde  den  fuss  derselben 
zu  ihrem  abort  machen.  Der  bearbeiter  hat  wol  geglaubt,  dass  ein  sol- 
ches benehmen  und  solche  worte  einer  braut  Christi  nicht  anstehen.  So 
wird  denn  in  der  bearbeitung  der  wortsprudelnde  spott  der  vorläge  zu 
einem  sanften  lächeln  und  die  mehr  als  unzarte  Zurückweisung  zu  den 
schlichten  und  doch  dichterisch  schönen  worten : 

Feire  uletS  ):'i  muS 

7  murie  ]>\i  makest  hit. 

Ah  ich  drede  pet  tis  dream 

drahie  toward  deaÖ 

as  de(5  mereminnes' 

'Schön  und  lustig  klingen  deine  worte,  doch  ich  fürchte,  sie  gleichen 
dem  gesange  der  nixen,  der  zum  tode  lockt.'  Nutzlos,  fährt  sie  dann 
in  Übereinstimmung  mit  der  vorläge  fort,  sind  alle  deine  bemühungen. 
Gott  hat  mich  zu  seiner  braut  erwählt,  und  ich  werde  nicht  von  ihm 
lassen.  In  der  vorläge  warnt  weiterhin  der  kaiser  Katharinen  vor  einem 
vorschnellen  entschlusse  und  stellt  ihr  den  sicheren  tod  in  aussieht, 
wenn  sie  sich  nicht  beuge.  Sie  aber  erwidert:  Christus  zauderte  nicht, 
für  mich  den  tod  zu  erleiden ,  für  mich  muss  es  eine  freude  sein ,  für 
ihn  zu  sterben.  Du  hast  mich  jetzt  in  deiner  gewalt,  bald  aber  wirst 
du  in  der  gewalt  des  teufeis  sein,  der  die  strafen,  die  du  mir  jetzt 
zuerteilen  magst,  dir  in  ewigen  quälen  zurückzahlen  wird.  Du  wütest 
jetzt  allein  gegen  mich,  bald  aber  wirst  du  gegen  dein  eigenes  haus 
deinen  zorn  richten,  denn  auch  aus  ihm  sind  bereits  viele  der  schaar 
Christi  zuerteilt.     Alles  dies  ist  gestrichen. 

V.  1544 — 1563.  Der  kaiser,  über  ihre  starrköpfigkeit  ergrimmt,  be- 
fiehlt, die  Jungfrau  zu  entkleiden,  zu  stäupen  und  dann  in  ein  finsteres 
gefängniss  zu  sperren.  Die  drohung  Katharinen s,  dass,  wenn  er  sie  jetzt 
des  tageslichtes  beraube,  er  später  in  ewiger  finsterniss  werde  weilen 
müssen,  ist  wieder  weggelassen.  Die  Züchtigung,  die  in  der  vorläge  in 
grausamster  weise  vollzogen  wird,  erscheint  in  der  bearbeitung  in  viel 
milderer  gestalt.  In  letzterer  wird  die  Jungfrau  mit  knotigen  geisein 
geschlagen ,  während  erstere  eiserne  ruten  anwenden  und  die  knechte 
bei  der  Züchtigung  abwechseln  lässt.     Als  der  kaiser  die  Jungfrau  endlich 


'  Dies  die  lesart  von  B  und  R.     C,  offenbar  verderbt,  liest:   as  deti 
mare  pet  lu  muimest. 

8* 


l  1  li  KINENKEL, 

fragt,  ob  sie  iliren  sinn  nun  geiindcrt,  erlüilt  er  nicht  nur  wie  frülun- 
drohnngen,  sondern  diesmal  noch  obendrein  seheltworte'  zur  antvvort. 
Alles  dies  ist  wieder  übergangen.  Endlich  wird  die  Jungfrau  auf  zwölf 
tage  und  ohne  nahrung  in  ein  dunkeles  gefiingniss  geworfen.  Wieder 
übergangen  ist,  was  die  vorläge  weiter  erzählt  von  den  engein,  durch 
welche  Christus  seiner  dieuerin  trost  bringen  Hess,  von  der  hiiniulischen 
klarheit,  mit  der  diese  den  kerker  erfüllten,  und  von  den  Wächtern,  die 
dies  mit  schreck  wahrnahmen,  es  aber  dem  kaiser,  aus  furcht  vor  seinem 
grimme  nicht  zu  sagen  wagten.  Alles  dies  wird  zum  grossen  teil  später 
an  geeigneterer  stelle  widerholt  und  dort  von  dem  bearbeiter  auch 
benutzt. 

V.  15G3 — 1834.  Der  kaiser  muss  auf  einige  zeit  die  Stadt  verlassen 
und  die  gattin  benutzt  seine  abwesenheit,  die  junjifrau  zu  sehen  und  zu 
sprechen.  Die  gründe,  warum  sie  für  diese  eingenommen  ist,  diese  ihre 
teilnähme  aber  verheimlicht  wissen  will,  sind  in  der  bearbeitung  als 
selbstverständlich  nicht  erwähnt,  in  der  vorläge  jedoch  umständlich  dar- 
gelegt. Sie  hat  von  ihrer  disputation  mit  den  gelehrten,  von  deren  be- 
siegung und  tod,  von  der  grausamen  behandlung  der  Jungfrau  u.  s.  w. 
gehört  und  nur  die  furcht  vor  dem  gatten  hat  sie  bis  jetzt  zurück  ge- 
halten, ihre  teilnähme  offen  zu  zeigen.  Sie  erzählt  dem  feldobersten 
Porphirius  (der  ihr  zufällig  begegnet  und  dem  sie  vorher  strengste  Ver- 
schwiegenheit und  pas'sende  vorsichtsmassregeln  gegen  die  gesehwätzig- 
keit  der  wachen  anempfohlen)-  einen  traura,  der  ihr  vorausgezeigt,  was 
später  zwischen  ihr  und  der  heiligen  vorgeht  und  bittet  ihn  endlich,  ihr 
die  Zusammenkunft  mit  dem  wundersamen  mädchen  zu  ermöglichen. 
Der  Porphirius  der  vorläge  gibt  seine  einwilligung  und  begründet  nun 
in  ähnlicher,  nur  in  noch  umständlicherer  weise  als  vorher  die  kaiserin, 
warum  er  sich  gleichfalls  für  die  Jungfrau  interessiere,  und  am  ende 
heisst  es:  er  bestach  die  wachen  und  führte  die  kaiserin  um  mitternacht 
in  den  kerker.  Anders  die  bearbeitung,  welche  kurz  sagt:  Porphirius 
willigte  gerne  ein  und  führte  sie  zur  nachtzeit  in  den  kerker.  —  Den 
.  eintretenden  strömt  ein  wunderbares  licht  entgegen,  so  dass  sie  geblen- 
det und.  erschreckt  zur  erde  sinken.  Die  Jungfrau  ermuthigt  sie,  und 
als  sie  sich  erheben,  sehen  sie,  wie  engel  der  heiligen  wunden  pflegen. 
Die  vorläge  erzählt  nun  weiter  von  greisen,  welche  die  Jungfrau  um- 
gaben, und  deren  häuptern  ein  wundersamer  glänz  entstrahlte.  Aus  den 
bänden  eines  derselben  habe  die  heilige  eine  kröne  genommen ,  der 
kaiserin  auf  das  haupt  gesetzt  und  gesagt:  Das  ist  sie,  die  ich  mir  zur 
leidensgenossin  auserkor  und  dies  ihr  begleiter,  der  gleichfalls  bald  einer 
der  unseren  sein  wird.  Zuletzt  hätten  die  greise  die  kaiserin  beglück- 
wiinsciit  mit  den  worten:  sie  werde,  wie  sie  gehofft,  mit  ihren)  himm- 
lischen geliebten  bald  auf  ewig  verbunden  und  in  die  schaar  der  heiligen 
frauen  des  himmels  aufgenommen  sein.  Alles  dies  überspringt  die  be- 
arbeitung und  geht  sofort  auf  dfe  trostesworte  über,   welche  die  heilige 

'  0   canis   irnpudenlissime!    fac   (/undcumfpie  nequissima   mens  ex- 
cogilare  polest  etc. 

■^  Das  eingeklammerte  nur  in  der  vorläge! 


NEUANGliI.SAFXHS.  LKGENDE  VON  KATHARINA.  1  17 

der  in  ilirem  entschlusse  zaudernden  zuruft:  Sei  unbesorgt,  deine  leiden 
werden  kurz  sein  und  wenn  sie  qualvoll  sind,  so  wird  der  lohn  für  sie 
um  so  herrlicher  sein.  Zaudere  nicht,  deinen  zeitlichen  gatten,  der  zwar 
heute  in  seiner  macht  strahlet,  morgen  aber  ein  frass  für  würmer  sein 
wird  (diese  letztere  hindeutung  fehlt  in  der  bearbeitung),  einzutauschen 
gegen  einen  gatten,  der  in  ewiger  treue  und  reinheit  dir  zur  seite  stehen 
wird  u.  s.  w.  Auf  die  nun  folgende  frage  des  Porphirius,  ob  und  wo- 
mit Christus  seinen  Streitern  den  verlust  an  irdischen  gütern  im  himmel 
ersetze',  beschreibt  nun  Katharina  die  freuden  des  jenseits.  Vorlage 
und  bearbeitung  Aveichen  hier  sehr  stark  von  einander  ab.  In  ersterer 
macht  die  Jungfrau  gelehrte  hinweisungen  auf  die  hinfälligkeit  alles 
irdischen  und  im  besonderen  auf  die  der  Staaten  und  Städte.  Das  himm- 
lische Vaterland,  um  das  so  viele  die  weit  verachteten,  gleiche  einem 
Staate,  in  dem  ewig  die  sonne  scheine,  ewige  freude  herrsehe,  kurz  alles 
schöner  und  besser  sei,  als  man  es  sich  denken  könne,  eine  beschreibung, 
die  sie  mit  mehreren  citaten  aus  der  h,  schrift  belegt.  Anders  die  be- 
arbeitun.:?.  Mit  hintansetzung  alles  übrigen  greift  sie  den  vergleich  des 
himmels  mit  einem  Staate  oder,  wie  sie  schreibt,  mit  einer  'hiirh'  (=  Stadt) 
heraus  und  knüpft  daran  jene  begeisterte  und  farbenprächtige  Schilderung, 
auf  die  schon  Hardwick  hindeutete,  und  von  der  wir  gern  hier  eine  probe 
gäben,  wenn  sich  nur  unbeschadet  seines  Inhalts  ein  kleineres  stück  aus 
dem  ganzen  heraustrennen  Hesse.  —  Gestärkt  und  getröstet  verlassen 
kaiserin  und  feldherr  den  kerker.  Als  Porph5'rius  zu  seinen  kriegern 
zurückkehrt  und  diese  ihn  fragen,  wo  er  so  lange  mit  der  kaiserin  ge- 
weilt habe,  berichtet  er  das  ebenerlebte  und  bekehrt  auch  sie  zum 
christentume. 

V.  1S35 — 1924.  Unterdess  erhält  die  Jungfrau  durch  einen  engel 
speise  und  trank  vom  himmel.  Dann  erscheint  ihr  auch  Christus,  sie 
zu  beglückwünschen  und  ihr  trost  zuzusprechen.  Eine  kleine  erweite- 
rung  ist  hier  zu  verzeichnen.  Mit  hindeutung  auf  die  ihn  begleitende 
jungfrauenschaar  spricht  der  heiland  zu  ihr:  lo!  wiü  hwucclte  icli  liahbe 
i-diht  lo  do  pe  i  nd  kinedom  pet  is  lin  wid  nie  i-meane  as  nii  leofmoti.  — 
Der  kaiser  ist  inzwischen  zurückgekehrt  und  befiehlt,  die  Jungfrau  vor 
sich  zu  bringen.  Die  wurte,  mit  denen  seine  person  in  die  erzählung 
wieder  eingeführt  wird,  sind  allerdings  wenig  schmeichelhaft-,  aber 
erstens  hören  wir  sie  nicht  aus  dem  munde  der  Jungfrau  und  zweitens 
ist  gerade  im  folgenden  die  vorläge  derart  benutzt  worden,  dass  der 
Charakter  des  kaisers  in  der  bearbeitung  in  bedeutend  milderem  lichte 
erscheint.  In  ersterer  lässt  der  kaiser  die  Jungfrau  vor  sich  kommen 
'um  zu  sehen,  ob  der  hunger  sie  nun  gefügiger  gemacht  habe'.  Als  er 
sieht,  dass  wider  sein  erwarten  ihre  Schönheit  noch  viel  strahlender, 
blendender  sich  entwickelt  hat,  gerät  er  in  wut  und  befiehlt,  die  Wäch- 
ter zu  foltern ,  um  zu  erfahren ,  wer  ihr  speise  zugesteckt  habe.    Die 

'  Die  vorläge  fügt  den  grund  dieser  frage  hinzu:  weil  er  der  an- 
führer  der  ersten  cohorte  und  reich  an  weltlichen  gütern  war. 

*  Vnder  />is  com  pc  f'urs  Maxence  pe  ivode  wulf,  l>e  heu()ene  /ntiid 
again  etc. 


t  18  EINENKEI,, 

Jungfrau  fühlt  uiitleid  mit  den  scluildloseu  und  berichtet  deshalb,  wie 
ihr  geschehen.  Um  nun  seinen  trabanten  gegenüber  nicht  gar  zu  grausam 
zu  erscheinen,  zieht  der  kaiser,  auf  neue  listen  sinnend,  mildere  saiten 
auf:  es  sei  ihm  leid,  dass  eine  Jungfrau  aus  künigliclieni  geblüte  durch 
lügenh.ifte  zauberer  so  sich  habe  umgarnen  lassen,  dass  sie  die  götter, 
die  ihre  väter  verehrt,  vera1)scheue  und  schmähe.  Alles  dies  ist  in  der 
bearbeitung  übergangen.  In  dieser  beginnt  die  rede  des  kaiscrs  erst 
jetzt:  Wol  sei  es  ihm  lieber,  wenn  sie  am  leben  bliebe,  als  dass  sie 
stürbe.  Die  wal  aber  zwischen  tod  und  opfer  könne  er  ihr  nicht  er- 
lassen. Die  Jungfrau  erwidert:  leben  möchte  ich  schon,  doch  um  den 
preis  des  opferns  nicht.  'Denn',  fährt  sie  in  der  vorläge  wider  allein 
fort,  'wenn  du  aucli  meinen  leib  zerstückelst,  mein  gott  wird  mir  einen 
ewigen  leib  dafür  geben,  lieber  meinen  geist  hast  du  keine  gewalt,  er 
kehrt  zu  seinem  schöpfer  zurück.  So  bereite  mir  denn ',  und  hier  be- 
ginnt wieder  die  bearbeitung,  'quälen,  so  furchtbar,  als  du  sie  erdenken 
magst.  Ich  fürchte  sie  nicht,  da  mein  geliebter  mich  erwartet;  er,  dem 
ich  (keine  brüllenden  stiere,  wie  die  vorläge  hinzufügt,  keine  schuldlosen 
Schafe,  sondern)  mich  selbst  zu  opfern  gedenke,  gleichwie  er  dereinst 
sich  mir  geopfert  hat.'  In  der  bearbeitung  schliesst  hier  die  rede  der 
jungtrau.  In  der  vorläge  hält  sie  dem  kaiser  nochmals  das  entsct/.liclie 
Schicksal  vor  äugen,  das  ihn  im  jenseit  erwarte  und  schliesst  mit  der 
aufforderung,  er  solle  seine  eiteln  götzen  abschwören  und  den  wahren 
glauben  annehmen.  Da  ruft  'ut  deo  viotentus  dendbus  frendens'  der 
kaiser  aus:  Wie  lange  sind  wir  feige  genug,  es  zu  dulden,  dass  jene 
unsere  götter  mit  schmach  beflecke.  Lassen  wir  ihr  es  hingehen,  so 
wird  bald  ihre  ganze  secte  denselben  ton  anschlagen.  So  ergreift  sie 
dann  und  martert  sie  zu  tode.  Dann  wird  sich  ja  zeigen,  ob  ihr  gott 
die  mac'it  besitzt,  ihr  zu  helfen.  Da  raten  ihr  einige  der  zuhörer,  sie 
möge  sich  ihrer  jugendlich  zarten  gestalt  und  ihrer 'sonnenhafteu' Schön- 
heit erbarmen  und  dem  kaiser  willfahren.  Sie  aber  erwidert:  Kümmere 
euch  meine  Schönheit  nicht,  sie  wird  bald  verwelken  und  der  würmer 
-beute  sein.  Klagt  um  euch  selber,  denn  euch  erwarten  die  quälen  der 
hölle.  Ihre  rede  macht  auf  die  angeredeten  einen  so  tiefen  eindruck, 
dass  einige  von  ilirem  heidentume  sich  lossagen.  Alles  dies  übergeht 
die  bearbeitung. 

V.  1925 — ^OSO.  Da  kommt  der  stadfpräfect  Cursates,  'ein  manu 
Belials',  und  spricht:  0  grosser  kaiser!  (wie  lange  willst  du  der  spott 
eines  weibes  sein?  in  der  bearbeitung  gestrichen)  Katharina  weiss  noch 
nicht,  was  schmerz  ist.  Lass  ein  folterrad  bauen  und  sie  zusehen,  wie 
es  arbeitet,  dann  wird  sie  sich  Vjeugcn;  wenn  nicht,  so  wende  es  sofort 
an  ihr  selbst  an,  /^et  alle /^vx  Itil  bihaUied  schulen g7-urc  liabhen '  (Übersetzung 
von:  ad  terroi-em  Cltrislianorinn  inaudilo  pcreat  exemplo).  Dass  Cur- 
sates durch  seine  worte  den  kaiser  (hier  in  der  vorläge  einmal  rex  ge- 
nannt) 'ad  novam  accendil  insaniam  el  formentum  lormentis  accumulat' 
erhellt  zur  genüge  aus  seinen  Worten  und  ist  vom  bearbeiter  wol  des- 
halb übergangen.  Dass  das  folterrad  noch  eher  als  befohlen  fertig  war, 
dem  kaiacr  aber  noch  lange  nicht  schnell  genug  fertig  wurde,  erwähnt 
die    bearbeitung    gleichfalls    nicht.      Die    Ijezeichnung    des    kaisers    als 


NEUANGKLSAECHS.  LEGENDE  VON  KATHARINA.  1  19 

'sucviens  bclua'  ist  vom  bearbeiter  gleichfalls  beseitigt.  Die  art  der 
Verwendung  der  mascliine  wird  nun  genau  beschrieben.  Sie  ist  entsetz- 
lich 'pGt  grure  grap  euch  mon  hiven  he  lokede  pron\  worte,  die  wider 
nicht  eingeschoben  sind,  sondern  dem  lateinischen  '•{roiae  . .  .)  ierrorem 
circumspeclaniibus  inculichant'  entsprechen.  Dass  die  Jungfrau  aber  bei 
dem  aubÜcke  derselben  völlig  ruhig  bleibt,  da  sie  durch  Christus  gestärkt 
weder  quälen  noch  Schmeicheleien  fürchtet,  ist  wider  gestrichen.  Auch 
sind  hier  einige  Umstellungen  zu  bemerken.  Die  Jungfrau  wird  nun  in  die 
maschine  'hineingesetzt'.  Das  folgende  stossgebet  ist  in  der  bearbeituug 
wieder  stark  zusammengestrichen.  Da  erscheint  ein  engel,  der  der 
maschine  einen  solchen  schlag  versetzt,  dass  die  stücke,  tod  und  ver- 
derben verbreitend,  umherfliegen.  Die  erwähnung  eines  ähnlichen  bib- 
lischen Vorganges  ist  von  dem  bearbeiter  übergangen.  Die  Christen 
frohlocken,  die  beiden  jammern,  und  sogar  der  kaiser  ist  entsetzt.  Diese 
letzteren  züge  sind  kaum  merklich  erweitert.  Dass  der  kaiser  auch  jetzt 
noch  vor  wnt  mit  den  zahnen  knirscht  und  auf  neue  quälen  sinnt,  ist 
wieder  gestrichen. 

V.  2051 — 22S9.  Da  tritt  die  kaiserin  herzu  und  hält  ihm  in  den 
heftigsten  Worten  das  törichte  seines  benehmens  vor,  er  sähe  ja,  wie 
gross  und  mächtig  der  gott  der  Christen  sei,  er  solle  deshalb  davon  ab- 
lassen, ihn  und  seine  dienerin  zu  bekämpfen.  Da  ergrimmt  der  kaiser, 
lind  die  treulosigkeit  seiner  Untertanen,  die,  durch  das  beispiel  der 
kaiserin  verführt,  sich  jetzt  in  massen  von  den  göttern  abwenden,  macht 
ihn  vollends  rasend.  'Redest  du  irre',  ruft  er  der  gattin  zu,  'oder  bist 
du  besessen.  Bei  den  göttern  schwöre  ich,  dass  ich,  wenn  du  nicht 
augenblicks  widerrufest,  dich  zu  tode  martern  und  deinen  leib  wilden 
tieren  zum  frasse  vorwerfen  lassen  werde '.  Dies  ist  die  rede  des  kaisers 
in  der  bearbeitung.  In  der  vorläge  gibt  der  kaiser  umständlich  die 
gründe  an,  warum  er  so  und  nicht  anders  gegen  seine  gattin  verfährt: 
'Hast  auch  du  die  götter  verlassen,  sie,  die  die  stützen  unserer  herr- 
schaft  sind?  Wehe  mir!  ich  verfolgte  den  feind  in  der  ferne  und  muss 
ihn  nun  in  meinem  eigenen  hause  finden.  Wenn  ich  dich  jetzt  schonte, 
würden  nicht  die  übrigen  frauen  des  reiches  deinem  beispielc  folgen 
und  ihre  gatten  gleichfalls  zu  ihrem  aberglauben  verleiten,  würde  nicht 
bald  das  ganze  land  sich  zu  des  christengottes  fassen  krümmen?'  Die 
bearbeitung  streicht  dies  und  schiebt  dafür  eine  kurze  antwort  der 
kaiserin  ein,  in  der  dieselbe  sich  entschlossen  erklärt,  alles,  was  er  ihr 
auferlegen  würde,  um  ihres  neuen  geliebten  willen  geduldig  zu  ertragen. 
Als  man  sie  abführt,  bittet  sie  die  heilige  um  Stärkung  und  trost,  und 
diese  weist  sie  hin  auf  die  wonne  der  himmlischen  ehe,  deren  sie  binnen 
kurzem  teilhaftig  sein  werde.  Nachdem  sie  die  grausamsten  martern 
erduldet  hat,  wird  die  kaiserin  enthauptet.  Ihr  körper  aber  wird  von 
Porphirius  und  seinen  kriegern  heimlich  bestattet.  —  Als  man  den  kaiser 
von  der  Übertretung  seines  gebotes  benachrichtigt  und  dieser  viele  un- 
schuldige hart  bestrafen  lässt,  kommt  Porphirius  herbei  und  gesteht, 
dass  er  selbst  den  leichnam  der  kaiserin  habe  begraben  lassen.  Dies 
oder  nur  unwesentlich  mehr  hat  die  bearbeitung  von  der  rede  tles  feld- 
herru.      In    der    vorläge   wirft    Pophirius    dem    kaiser   ferner   vor,    wie 


120  RINENKF.I-, 

imiuenschlich  sein  befehl  gewesen,  wie  er  daher  die  schuldigen  lieber 
belohnen  als  bestrafen  solle  und  schliesst  endlich,  indem  er  offen  sich 
zum  Christentum  bekennt.  Da  eriiebt  der  kaisor  ein  schmerzensgebrüU, 
das  die  ganze  königsburg  durchtünt:  0  ich  unglückseliger!  0  ich  be- 
klagenswerter! Warum  bin  ich  geboren?  Alles  ist  dahin!  Auch  mein 
bester  freund,  die  stütze  meines  reiches,  hat  mich  jetzt  verlassen.  Er 
ist  es  gewiss,  der  das  herz  der  gattin  den  gesetzen  der  väter  entfremdet. 
Aber  so  weh  er  mir  getan,  lieber  wäre  es  mir,  wenn  er  sich  bekehrte, 
als  wenn  er  stürbe.  Er  lässt  nun  die  kriegcr  des  Porphirius  vor  sich 
bringen,  um  näheres  über  dessen  bekehrung  zu  erfahren.  Als  auch  sie 
sich  zum  Christentum  bekennen,  übergibt  er  einige  derselben  den  hen- 
kern,  um  durch  ihre  quälen  die  andern  abzuschrecken.  Porphirius  aber, 
ihrer  standhaftigkeit  nicht  sieher,  weiss  geschickt  durch  aufreizende 
werte  den  zorn  des  kuiscrs  auf  sich  zurück  zu  lenken.  Auf  diese  Vor- 
gänge ist  vom  bearbeiter  in  den  versen  22ü7 — 70  hingedeutet.  Der 
kaiser  stellt  nun  (jetzt  erst  beginnt  seine  rede  in  der  bearbeitung)  dem 
Porphirius  die  wähl  zwischen  tod  und  bekehrung,  und  befiehlt,  da  er 
den  tod  wählt,  ihn  mit  seinen  begleitein  zu  enthaui)ten  und  die  leiber 
als  nahrung  für  wilde  tiere  liegen  zu  lassen.  'Quod  el  facium  csl'  sagt 
die  vorläge,  die  bearbeitung  aber  schreibt,  dass  trotz  des  kaiser- 
lichen Verbotes  die  körper  der  enthaupteten  in  der  nacht  bei  seite 
gebracht  und  herrlich  begraben  wurden.  '  Denn  Gott  wollte  nicht, 
dass  seiner  bekenner  leiber  schmachvoller  Vernichtung  preisgegeben 
würden,  er,  der  ihnen  verheissen,  dass  kein  haar  ihres  hauptes  verloren 
gehen  solle.' 

V.  22',)0— 248.').  Nochmals  versucht  der  kaiser  an  der  jungtrau  seine 
Überredungskunst,  aber  wider  vergebens,  und  so  verurteilt  er  denn  auch 
sie  zum  tode.  Als  sie  zum  richtplatze  geführt  wird,  sieht  sie,  wie  eine 
menge  tVaucu  und  (wie  beide,  vorläge  und  bearbeitung,  hervorheben) 
vorzüglich  Jungfrauen  ihr  nachfolgen,  die  ihr  herbes  loos  beklagen  und 
beweinen.  Die  heilige  verweist  ihnen  dies:  sie  bedürfe  keines  mitleides, 
-da  sie  auf  dem  wege  sei  zu  ihrem  ewigen  glücke,  zu  ihrem  herrn  und 
geliebten;  Sich  selbst  sollten  sie  beklagen,  da  sie  dereinst  in  höllen- 
qualen  ewig  sterben  würden,  wenn  sie  nicht  bei  zeiten  von  ihrem  Un- 
glauben abstünden.  Dies  gesagt,  bittet  sie  den  henker,  'als  schon  sein 
Schwert  über  ihr  blitzte'  (ein  einschiebsei  der  bearbeitung)  um  frist  zu 
einem  gebete  und  als  ihr  dies  gewährt  worden,  sie  gebetet  (einige 
kürzungen  sind  in  diesem  gebete  zu  bemerken)  und  ihren  geist  dem 
ht-rrn  empfohlen  hat,  ertönt  eine  stimme  vom  liin)mel,  die  sie  beglück- 
wünscht und  der  eifiillung  des  gebetenen  versichert.  Die  stimme  ver- 
stummt und  die  heilige  emi)langt  ergeben  den  todesstreich. 

V.  24S()— 2.t4I.  Da  geschehen  zwei  wunder.  Das  eine  bestand  (buin, 
da.ss  anstatt  des  blutes  dem  halse  der  enthaupteten  (als  zeichen  ihrer 
Jungfräulichkeit)  milch  entströmte.  Das  andere,  dass  vom  himmel  engel 
herabstiegen  und  den  körper  der  enlhauideten  auf  den  berg  Sinai  trugen, 
wo  an  ihrem  grabe  viele  wunder  geschahen  und  noch  geschehen. 


NEUANGELSAECHS.  LEGENDE  VON  KATHARINA.  121 

jlarg    -  Jul  uud  K;ith. 

Die  Stellung,  die  der  Verfasser  von  Kath  seiner  vorläge 
gegenüber  einuimmt,  ist  ^öllig  verschieden  von  der  art,  wie 
der  Verfasser  der  beiden  anderen  legenden  deren  quellen  be- 
nutzt.    Wir  werden  uns  deshalb  kurz  fassen  können. 

Wie  iu  diesen  beiden  so  bestehen  auch  in  Kath  die  abweichungen 
in  Umstellungen,  Streichungen  und  erweiteruugen.  Während  aber  in  Marg 
und  Jul  die  erweiterungeu  häufig,  die  Streichungen  dagegen  selten  und 
unbedeutend  waren,  so  findet  hier  gerade  das  gegenteil  statt.  Und  wenn 
dort  am  häufigsten  und  stärksten  reden  und  gebete  erweitert  wurden, 
so  werden  dieselben  in  Ivath  gerade  mit  verliebe  gekürzt,  bezw.  ganz 
gestrichen. 

Es  ist  nicht  zu  verkennen ,  dass  auch  dem  Verfasser  von  Kath  die 
himmlische  ehe  des  gottessolmes  mit  der  erdenjungfrau  eine  vertraute 
Vorstellung  war  (schon  durch  seine  vorläge  musste  sie  ihm  dies  werden), 
aber  ihr  zu  liebe  den  der  vorläge  zu  gründe  liegenden  glaubenscontlict 
in  einen  liebesconflict  umzuwandeln,  dieser  gedauke  lag  ihm  fern.  Die 
stellen,  in  denen  er  selbständig  und  ohne  Vorgang  der  quelle  auf  diese 
ehe  hindeutet,  sind  so  selten  und  unbedeutend,  dass  wir  stark  im  zweifei 
sind,  ob  Kath  überhaupt  für  Jungfrauen  geschrieben  wurde.' 

Obgleich  nun  der  verf  von  Kafh  in  der  hervorhebung  der  meiden- 
liad  und  überhaupt  alles  dessen,  was  mit  der  himmlischen  ehe  zusammen- 
hängt, kaum  weitergeht  als  seine  vorläge^,  so  hat  er  dennoch  den  charac- 
ter  der  Jungfrau  so  behandelt,  wie  er  einzig  einer  gottesbraut  gebührt. 
Mehr  noch  als  in  den  vorlagen  von  Marg  und  Jul  ist  in  der  von  Kath 
das  weseu  der  Jungfrau  leidenschaftlich,  rachsüchtig,  mit  einem  worte 
unweiblich;  anistatt  aber  solche  züge  wie  der  Verfasser  der  erstgenannten 
legenden  zu  verstärken  und  zu  vermehren,  mildert,  bezw'.  streicht  der 
Verfasser  von  Kath  dieselben  alle  oder  fast  alle.  Dieselbe  behaudlung 
lässt  der  Verfasser  dem  character  des  gegners  der  Jungfrau  zu  teil  wer- 
den. In  der  quelle  einer  jener  hinterlistigen,  blutdürstigen  Wüteriche, 
wie  sie  wol  in  jenen  barbarischen  zelten  oft  vorgekommen  sind,  wie 
sie  aber  zum  gegenständ  einer  dichtung  sich  nicht  eignen ,  wird  er  von 
dem  dichter  in  einer  weise  vermenschlicht,  dass  der  unparteiische  leser 
ihm  seine  teilnähme,  ja  sein  mitleid  nicht  versagen  kann. 

Einen  teufel  haben  wir  in  unserer  legende  nicht.  Der  character' 
dessen  aber,  der  ibn  vertritt,  würde,  wenn  der  lieschränkte  räum,  der 
iinu  in  der  dichtung  hier  zuerteilt  ist,  einen  sicheren  schluss  gestattete, 
gleichfalls  jene  mildernde  band  des  Verfassers  erfahren  haben. 

Die  abueigung  des  dicliters  gegen  erregte  scenen,  blutige  kata- 
strophen  u.  s.  w.  ist  schon  iu  der  milderung  des  charaeters  derjenigen 
figur  bedingt,   welche  die  meisten  dieser  scenen  veranlasst.     Auch  hier 


'  Marg  und  Jul  lassen  diese  ihre  bestimmung  deutlich  durchblicken. 
ISiehe  teil  I,  s.  81 ;   teil  11,  s.  121. 

'•  Wir  sehen  dies  äusserlich  schon  daran,  dass  das  w'ort  meulenhäd 
in  der  ganzen  umfangreichen  legende  nur  drei  mal  vorkommt. 


1  l'l  EINENKEL, 

weiss  der  dichter  iiiiiass  /u  halten,  wo  der  Verfasser  von  Marti;  und  dul 
des  grassen  und  unghiublicho.n  nicht  genug  bekoiumen  kann. 

Gedanken  wie  die  teil  IT,  s.  121),  z.  11—1(5  erwälinten,  linden  sich 
in  Kath  nur  dort,  wo  die  vorläge  zu  ihnen  einen  hestiuinUcu  aulasss  bot. 
^^ie  sind  hier  zum  grossen  teil  wörtliche  Übersetzungen. 

Pas  vorstehende  lässt  schon  erraten,  dass  nnser  nrteil  über  geistige 
und  künstlerische  betlihignng  hier  ganz  anders  ausfallen  muss,  als  das, 
welches  wir  über  den  Verfasser  von  Marg  und  Jul  abgaben.  Es  ist 
allerdings  nicht  zu  leugnen,  dass  die  fabel  der  Kath  vor  denen  der  bei- 
den anderen  legenden  unverkennbare  vor/äige  voraus  hat,  und  manche 
Schönheiten  der  neuags.  dichtung  nicht  auf  die  gescliicklichkeit  des  Ver- 
fassers, sondern  auf  seine  vorläge  zurückzuführen  sind,  lunnerhin  bot 
jedoch  diese  vorläge  so  viele  mängel,  dass  es  eines  begabten  dichters 
bedurfte,  sie  auszumerzen  oder  in  Schönheiten  umzugestalten.  Die 
meisten  der  besprochenen  abweichungcu  der  bearbeitung  von  ihrer 
quelle  sind  schon  oben  als  Vorzüge  gekennzeichnet  worden.  Es  bleibt 
uns  nur  wenig  zu  erwähnen  übrig.  Durch  die  Streichung  der  ebenso 
gelehrten  als  langweiligen  einlcituug',  die  beseitigung  der  vielen  hemmen- 
den und  störenden  zwischeugespräche,  die  vereinfacliung  der  motive  hat 
das  ganze  sicherlich  nur  gewonnen. 

Auch  dass  der  bearbeiter  consequent  jene  überflüssigen  hindeu- 
tungen auf  inhalt  und  geist  einer  folgenden  rede  beseitigte,  ist  ihm  zum 
lobe  anzurechnen.  Am  meisten  zu  loben  ist  jedoch  die  conse([uenz,  mit 
der  er  das  in  der  vorläge  zum  schaden  der  handlung  sich  so  breit 
machende  reflectierende  dement  beschnitt  und  einschränkte.  Erst  hier- 
durch erhält  die  erzählung  eine  dramatische  lebcndigkeit,  von  der  in  der 
quelle  so  gut  wie  nichts  zu  spüren  ist. 

Diese  Vorzüge  werden  nun  noch  gehoben  durch  einen  einfachen, 
grossen  stil  und  eine  edle  spräche,  die  allerdings  stellenweise  in  folge 
von  zu  naher  berührung  mit  dem  lateinischen  original  langatmig  und 
dunkel  wird,  die  aber  meist  in  knapper  kürze  wie  in  schwunghafter  be- 
geistcrung,  je  nach  seiner  art,  dem  gedankcu  sich  anzuschmiegen  weiss. 

Dies  alles  sind  Vorzüge,  die  gewiss  sciion  im  keime  in  der  vorläge 
vorhanden  sind,  die  aber,  wir  widerholen  es,  nur  ein  wahrer  dichter  aus 
ihr  zu  entwickeln  im  stände  war.  Sie  bewirken  es,  dass  auch  heute 
noch  unsere  neuags.  Kafharinenlegende  mit  intercssc,  ja  mit  genuss  ge- 
lesen werden  kann.* 

Aueh  dieser  unser  letzterer  vergleich  hat  bewiesen,  dass  Kath 
von  dem  Verfasser  von  Marg  und  Jul  nicht  herrühren  kann. 


'  Wie  wir  oben  gesehen  haben,  wurde  von  dem  Verfasser  von  Marg 
und  .Jul  eine  solche  gerade  erweitert,  bezw.  zugefügt. 

^  Sicher  gegen  seine  absieht,  aber  ebenso  sicher  zu  grossem  vorteile 
für  die  crzäliiung  hat  der  bcarlteiter  die  energische  gestalt  des  gegen 
die  wogen  des  (;iiristliclien  fanatismus  vergebens  ankämpfenden  kaisers 
in  den  Vordergrund  des  Interesses  gerückt.  Die  Tyrannick  Love  etc. 
von  Dryd(;n  (eine  dramatiMierung  unserer  legende)  war  uns  leider  unerreich- 
bar, verstand  D.  jedoch  seine  kunst,  so  tat  er  dassellte;  denn  die  einzige 
dramatisch  wirksame  Hgur  in  unserer  dichtung  ist  die  des  kaisers. 


NEUANGELSAECHS.  LEGENDE  VON  KATHARINA.  123 

Kath  und  HM. 
Die  oben  geinachten  Wahrnehmungen  bringen  zwar  die  Kath  der 
HM  in  eben  dem  masse  näher,  wie  sie  dieselbe  von  Jul  und  Marg  ent- 
fernen. Doch  .sind  die  Übereinstimmungen  im  stile  und  in  der  Zeichnung 
des  characters  der  goltcsbraut  so  wenig  massgebend,  dass  sie  nur  eben 
nichts  gegen  die  annähme  der  verfassereiuheit  beweisen.  Die  ergebnisse 
der  früheren  vergleiche  würden  daher  in  dieser  frage  allein  den  aus- 
schlag  geben  müssen. 


Kommen  wir  mm  zu  den  evgebnissen  unserer  Unter- 
suchung! 

Wir  stellten  uns  oben  die  beiden  fragen:  bat  der  Verfasser 
der  neuags.  Katharinenlegende  auch  die  legenden  der  St.  Juliane 
und  St.  Margarete,  oder  wenn  nicht  diese,  dann  wenigstens  die 
homilie  Hali  Meidcnhad  geschrieben? 

Die  angestellten  vergleiche  beantworteten  die  erste  frage 
alle  mit  einem  mehr  oder  weniger  entschiedenen  'nein'.  Schwie- 
riger ist  die  erledigung  der  anderen.  Doch  fanden  sich  auch 
hier  so  schwere  bedenken,  dass  eine  bejahung  auch  dieser 
zweiten  frage  unmöglich  erscheint. 

Als  ein  ergebuiss  von  zweiter  Wichtigkeit  ist  noch  anzu- 
führen, dass  der  Verfasser  der  legenden  der  St.  Juliaue  und 
St.  Margarete  die  Katharinenlegende  kannte  und  benutzte. 

Mit  hinzunahme  der  ersten  beiden  teile  unserer  abhand- 
lung  stellt  sich  demnach  unser  gesammtresultat  wie  folgt: 

Von  den  vier  untersuchten  neuags.  Schriften  enstaud  zu- 
erst die  legende  der  heiligen  Katharina  von  Alexandrien,  dann, 
von  der  band  eines  anderen  Verfassers,  die  Liflade  etc.  of  St. 
Margarete  und  die  Liflade  of  St.  Juliana,  zuletzt  aber,  oder 
mindestens  nach  der  Liflade  etc.  of  St.  Margarete  von  der  band 
eines  dritten  die  homilie  Hali  Meidenhad. 

Alle  diese  schritten  sind  im  sogenannten  Otfridischen  vers- 
masse  abgefasst. 

GoHLis  BEI  Leipzig.  Eugen  Einenkel. 


ZriJ    AXCJKLSAKdlSLSClJEN   GF.NESIS. 

Die  sogen.  Cüdnionische  Genesis  ist,  abgesehen  von  der 
\(»n  Sievers  so  grüudlich  untersuchten  intcri)o\ierten  i)artic, 
noch  nicht  gegenständ  einer  besonderen  eingehenden  literar- 
g-eschichtlichen  behandlung  gewesen,  denn  was  Oötzinger  in 
seinem  bekannten  schriftchen  darüber  äussert,  will  wenig*  be- 
deuten, wenn  er  auch  einzelne  richtige  bemerkungen  macht. 
Tieim  fortschreiteri  meiner  Literaturgeschichte  des  Mittelalters 
sah  ich  mich  daher  g:enötigt,  die  arbeit  selbst  zu  unternehmen 
und  um  zu  einem  sicheren  urteil  über  die  angelsächsische 
dichtung  zu  gelangen,  durfte  ich  nicht  die  zeitraubende  mühe 
scheuen,  dieselbe  schritt  für  schritt  mit  der  bibel,  selbstver- 
ständlich der  Vulgata,  zu  vergleichen.  Natürlich  war  von  der 
oben  erwähnten  Interpolation  abzusehen.  Aber  auch  die  der- 
selben vorausgehende  partie  fasse  ich  in  dem  vorliegenden  auf- 
satzc  nicht  in's  äuge,  denn  so  weit  ihr  überliaupt  die  bibel  zu 
gründe  liegt,  erscheint  die  behandlung  derselben  doch  etwas 
eine  andere,  so  dass  man  wol  daran  denken  kann,  für  diese 
erste  partie  einen  besonderen  Verfasser  anzunehmen.  Auf  diese 
frage  aber  genauer  einzugehen  habe  icli  hier  nicht  die  absieht. 
Ich  beschränke  mich  hier  also  auf  die  der  Interpolation  fol- 
gende partie,  von  vers  852  bis  zum  Schlüsse  der  dichtung. 
Sie  erstreckt  sicli  vou  cap.  '^,  v.  S  bis  caj).  22,  v.  13  des  ersten 
buches  Mose, 

Um  die  art,  wie  der  Verfasser  seine  vorläge  behandelt  hat, 
zu  zeigen,  unterscheide  ich  zunächst  zusätze  und  weglassungen. 

Die  Zusätze  sind  einmal  zum  zwecke  der  erklärung  des 
biblischen  berichts,  dann  insbesondere  zur  motivierung  der  be- 
richteten li.'indlungen  gemacht.  Betrachten  wir  zunächst  den 
ersten  fall.  So  wird  v,  908,  wo  CJott  die  schlauge  verflucht, 
diese  als  /'e(5elens  bezeichnet,  um  zu  crkläien,  dass  sie  auf  ihrer 


EBERT,    ZUR  ANGELSAECHSISCHEN  GENESIS.  125 

brüst  gebt.  So  wird  die  antwort  Kain's  auf  Gottes  frage,  wo 
Abel  sei:  Nescio.  Num  cuslos  fralri<  mei  snm  ego?  (c.  4,  v.  9) 
widergegeben:  Ne  can  ic  Abeles  br  ne  fbre,  lileömceges  slb:  nc 
ic  hijrde  wces  hrd(^er  mhies  (v.  1006  tf.)  —  um  das  durcb  hyrde 
übertragene  custos  zu  erklären.  Cap.  16,  v.  5  beginnt  Sara, 
über  Hagar  erbittert,  ihre  zornige  rede  gegen  Abraham:  Inlque 
agis  contra  me,  ohne  diese  worte  direct  zu  begründen:  unser 
dichter  erklärt  sie  mit  den  Worten:  pafodest  pugena,  pcel  mepeörv- 

mennen drehte  dogora  gehwam  dcedwn  and  wordum  v.  2246. 

Cap.  20,  V.  9  macht  der  von  Gott  bedrohte  Abimelech  dem 
Abraham  den  Vorwurf,  dass  er  ihn  in  diese  läge  gebracht,  indem 
er  sagt:  quae  non  dehuisli  facere,  feclsti  nobis.  Was  Abimelecb 
meint,  ergibt  sich  aus  dem  vorher  erzählten;  der  angelsächs. 
dichter  aber  hält  es  trotzdem  für  nötig,  den  Abimelech  selbst 
den  Vorwurf  ausdrücklich  darlegen  zu  lassen  v.  2679  ff.,  wobei 
dieser  in  seiner  rede  noch  wesentlich  verschärft  wird.  — ■  Auch 
kleine  Veränderungen  nimmt  der  Verfasser  zum  zwecke  der  er- 
klärung  vor,  so  lässt  er  den  Lamech  sogleich  den  'mann',  den 
er  tötete  (c.  4,  v.  23),  als  den  Kain  bezeichnen  (v.  1095);  so 
gibt  er  die  fiUae  homtnu?n  (c.  6,  v.  2)  durch  frauen  aus  dem 
geschlechte  Kain's  wieder,  indem  er  die  /ilü  Bei  aus  dem  ge- 
schlechte Seth's  sein  lässt  (v.  1245)1;  so  überträgt  er  die /ow^^.? 
ahyssi  in  der  erzählung  von  der  sindflut  (c.  7,  v.  12)  durch  wille- 

hurnan of  cedragehwfcre  (v.  1373);  so  ersetzt  er  in  der  rede 

des  Abraham  zu  Lot  das  fratres  enim  sumus  (c.  13,  v.  8)  durch 
eine  genauere  angäbe  des  verwantschaftsverhältnisses:  Ic  com 
fivdera  pln  s'thgehyrdum,  pü  ?nhi  suhterga  {\.  1900  f.);  so  scheint 
es,  dass  er  in  der  an  Abimelech  gerichteten  rede  Gottes  (c.  20, 
V.  7)  das  quia  propheta  est  (sc.  Abraham)  ersetzt  durch  die  er- 
klärenden Worte:  he  is  —  gleäw,  mceg  seif  [w«Ö  god\  sprecan, 
geseon  sweglcijning  (v.  2657  f.). 

Ebenso  finden  sich  manche  Zusätze,  um  eine  von  der  bibel 
berichtete  handlung  zu  motivieren.  So  wird  v.  1431  11".  Noah's 
wünsch  zu  landen,  angeführt  als  grund,  warum  er  die  vögel 
aussendet.  Um  die  Wanderung  der  nachkommen  Noah's  nach 
dem  lande  Sennaar  (c.  11,  v.  1)  zu  motivieren,  lässt  sie  der 
dichter    ein    'geräumigeres    land'    suchen   (vers  1651).      Die 


'  So  erklärt  auch  Bcda  (In  Pentat.  couimeut.  Genes,  cap.  ^>)  diese 
ausdrücke. 


1  •!{')  EREKT, 

tcilnaliino  der  buiulcsi;enosseii  Abrahani's  an  der  befreiung 
Lot's  (c.  14.  V.  15)  wird  diireb  eine  bitte  Abrabani's  begründet 
(v.  'J025);  der  segenssprucb  Melehisedeeh's  (e.  14,  y.  18)  dnrch 
Abrabam';^  sieg  (v.  2107  If.V  die  bitte  Lot's,  dass  er  naeb  der 
nahen  stadt  Segor  statt  nach  dem  berge  fliehen  dürfe  (c.  19, 
V.  18),  durch  die  begleitung  seiner  frauen,  die  keinen  so  wei- 
ten weg  /u  t'iisse  machen  können  (v.  2512  iT.). 

Es  gibt  aber  noch  andere  arten  von  Zusätzen,  und  zwar 
solche,  die  für  den  angelsächsischen  dichter  recht  bezeich- 
nend sind.  So  ergreift  er  gerne  die  gclegenheit,  im  detail  aus- 
zumaleu,  was  in  der  bibel  nur  mit  wenigen  strichen  gezeichnet 
oder  auch  blos  angedeutet  ist,  und  es  sind  dies  nicht  allein 
natur-,  sondern  auch  characterschilderungen,  landscbaftsbilder 
und  historische  geniälde,  die  selbst  zu  längeren  episoden  wer- 
den. Da  zeigt  sich  uns  denn  auch  die  poetische  begabung  des 
Verfassers.  Durch  wie  manche  hübsche  einzelne  züge  ist  die 
sindflut  veranschaulicht;  und  dem  bilde  ist  noch  ein  beson- 
derer reiz  verliehen  durch  das  lebhafte  interesse,  das  es  in 
seiner  ausführung  an  der  arche  und  ihren  bewohnern  erweckt, 
wie  in  der  stelle:  Si^t)ati  wide  räd  rvolcnum  under  ofer  holmes 
hrincg  hof  sclcste  u.  s.  w.  (v.  1392  iL).  Wie  reizend  ausgeführt 
ist  die  kleine  episode  von  dem  ausflug  der  zweiten  taube, 
worin  der  dichter  erzählt,  wie  dieselbe  den  Ölzweig  gewann 
(v.  1464  ff.).  So  wird  ferner  der  anbau  des  landes  durch 
Noah,  den  nur  eine  zeile  in  der  bibel  anzeigt,  in  sieben  ver- 
sen  geschildert  (v.  1555  ff.);  ebenso  darauf  ausführlich  die 
trunkenheit  Noah's  und  seine  Verspottung.  Besonders  be- 
gierig aber  nimmt  der  Angelsachse  die  gelegeuheit  zu  einer 
kani])fesschilderung  wahr,  welche  ihm  der  cap.  14  berichtete 
krieg  des  königs  der  Elamiter  mit  dem  von  Sodom  bietet; 
werden  hier  in  der  bibel  nur  die  localitäten  und  das  resultat 
näher  angezeigt,  so  gil)t  unser  dichter  (v.  1982  ff.)  ein  leben- 
diges gemälde  der  schlacht,  allerdings  einer,  wie  sie  die  Angel- 
sachsen lieferten,  mit  dem  ganzen  lärm  der  auf  heim  und  lin- 
denschildc  dröhnenden  Speere  und  Schwerter;  auch  fehlt  nicht 
der  schwarze  Odinsvogel,  der  leichengierige  rabe.  So  wird 
auch,  um  von  kleineren  Zusätzen  dieser  art  abzusehen,  der 
brand  von  Sodom  und  seiner  umgegend  mit  kräftigem  pinsel 
gemalt  (v.  2545  iü).  Aber  auch  psychische  Vorgänge  werden 
treffend  geschildert,  so  der  zorn  des  Kaiu,  wie  er  sich  aus  den 


ZUR  ANGELSAECHSISCHEN  GENESIS.  127 

bekleninumgcn  des  ceids  entwickelt:  pa't  ivoes  iorn  nere  hefig  cet 
heortan :  hygewcelmas  teäh  heornc  on  hreöstum  hlätende  ni<5,  yrre 
for  (cfstum  (v.  979  ff.),  wo  die  bibel  (c.  4,  v.  5)  nichts  als  die 
Worte:  Iruiusque  est  Cain  vehementer  bot.  Noch  sei  erwähnt 
wie  unser  dichter  bei  der  blossen  erwähnuug  der  Verheiratung 
Abraham's  in  der  bibel  (c.  11,  v.  29)  ein  bild  der  Sara  ent- 
wirft, indem  er  sie  nicht  nur  lieblich  und  edel  nennt,  sondern 
sie  auch  in  acht  angelsächsischer  weise  als  gute  hausfrau  be- 
zeichnet in  den  worten:  Hie  pä  winira  fela  moruld  hryttedon,., 
sine  cetsomne  sibhe  hcöldon  geära  mengeo  (v.  1724  ff.). 

Schon  die  art  dieser  zusätze,  noch  mehr  ihre  ausfiihrung, 
zeigt,  wie  bereits  angedeutet,  dass  der  Verfasser  die  bibel  nicht 
blos  in  angelsächsischer  spräche,  sondern  auch  im  angelsäch- 
sischen geiste  bearbeitete.  Er  lässt  die  von  ihm  erzählten 
haudlungen  gleichsam  in  seinem  volke  vor  sich  gehen,  indem 
er  die  einrichtuugen,  sitteu  und  gebrauche,  tugeuden  und  fehler 
desselben,  ja  selbst  die  natur  seines  laudes,  so  weit  dies  mög- 
lich ist,  in  die  zeit  und  scene  der  biblischen  erzählung  über- 
trägt. Da  werden  nicht  blos  die  ämter  und  würden  der  Angel- 
sachsen den  biblischen  substituiert  (s.  v.  1S70  und  2 178),  nicht 
blos  im  geschlechtsregister  Adam's  ein  Stammhalter  wie  Cainan 
als  aldordema,  weard  and  wha  bezeichnet  (v.  11 56  f.),  was  sich 
wol  rechtfertigen  Hesse,  sondern  ein  anderer  dort,  Geared, 
geradezu  wie  ein  angelsächsischer  fürst  characterisiert  mit  den 
Worten:  gumum  gold  britfade  (v.  1181).  wSelbstverständlich  sind 
dem  Angelsachsen  die  jjatriarchen,  wie  Abraham  und  Lot,  von 
adeliger  geburt  (v.  1716,  vgl.  auch  v.  2771).  Auch  hier  be- 
steht der  reichtum  in  ringen,  gewundenem  gold  und  kleinodien: 
Lot  vergisst  sie  nicht  mitzunehmen,  als  er  nach  Sodom  zieht 
(v.  1930  f.),  obgleich  in  der  bibel  (c.  13,  v.  12)  nichts  weiter 
gesagt  ist,  als  dass  er  nunmehr  in  Sodom  wohnte.  —  So  wird 
das  geschrei,  das  von  Sodom  zu  Gott  kam  (c.  18,  v.  21),  für 
ealogälra  gylp  erklärt  (v.  2408).  —  So  wird  ferner  der  ab- 
schluss  eines  bündnisses,  das  Abimelech  von  Abraham  erbittet, 
in  angelsächsischer  form  gegeben  (v.  2828  ff.).  Des  Verfassers 
nationalität  offenbart  sich  auch  recht  in  seiner  kenntniss  des 
Seewesens  und  seiner  liebe  zum  meere:  die  erstere  zeigt  er 
namentlich  bei  der  Schilderung  der  arche,  die  er  durch  einen 
ton,  der  im  w^asser  immer  härter  wird,  verkitten  lässt 
(v.  1322),   die  andere  durch  erwähnung  des  meeres  bei  seinen 


12S  EHERT, 

uaturscbilderuugen,  so  z.  b.  sclnnimeru  —  in  der  scböuen  aiis- 
fübruug:  der  stelle,  wo  Gott  Abraham  auf  den  sterneubimmel 
bliekeu  beisst.  die  vermeliruug  seines  irescbleebtes  zu  erfahren 
(e.  15,  V.  5)  —  die  Sterne  über  der  breiten  meeresbranduug 
(v.  2192),  so  verhüllt  die  nacht  bei  ihrem  einbrach  in  Sodom 
die  laguütredmas,  scts  and  ^id  Icnid  (v.  2449  fi'.,  c.  19,  v.  4). 

Die  persönlichkeit  des  dichters  tritt  aber  auch  direct  her- 
vor, indem  er  es  nicht  unterlässt,  an  wichtigen  stellen  seine 
teilnähme  an  dem  erzählten  zu  bezeigen.  So  ruft  er  nach  der 
Verweisung  der  erzältern  aus  dem  paradiese  aus:  Wir  hörten 
nun,  wo  unser  schlimmes  unheil  erstand  und  das  weltelend 
(v.  939  f.);  und  der  mord  Kaiu's  veranlasst  ihn  zur  klage  über 
den  Sündenfall,  dessen  folge  jener  mord  war,  der,  ein  steck- 
linir,  weite  zweige  trieb,  aus  denen  breite  bliitter  jeder  bosheit 
sprossten  —  und  noch  zu  des  dichters  zeit  (v.  957  Ö",).  So 
rühmt  er  Abraham  ob  des  sieges,  durch  welchen  er  Lot  be- 
freite (v.  2092).  Einen  solchen  subjectiven  character  haben 
noch  andere  stellen,  wie  die  schöne,  worin  der  dichter  sagt, 
dass  nach  der  Vertreibung  aus  dem  paradiese  doch  den  erz- 
ältern  noch  der  trost  des  gestirnten  himmels  und  der  frucht- 
baren erde  geblieben  wäre  (v.  952  ff.).  Beachtenswert  ist,  dass 
ganz  im  gegenteil  Avitus  in  seiner  dichtuug  hervorhebt,  wie 
hässlich  die  erde  im  vergleich  mit  dem  verlorenen  paradiese 
dem  ersten  menschenpaare  erschienen  sei  (1.  III,  v.  2(ti  rt.i. 

Endlich  finden  sich  noch  eine  anzahl  zusätze,  die  beson- 
sondere  theologische  Studien  des  Verfassers  verraten.  Auf  eine 
stelle,  V.  1541  f..  hat  schon  Götzinger  (s.  IS)  aufmerksam  ge- 
macht; dort  werden  die  namen  der  vier  weiber  der  arche 
gegeben.!  Dazu  kommen  noch  folgende  .stellen:  In  dem  ge- 
.scblechtsregister  Genes,  c.  5  wird  das  scheiden  Enoch's  durch 
die  Worte  angezeigt:  et  non  apparuit  quia  tuUt  evm  Dens  (v.  24); 
unser  dichter  berichtet  ausführlich  seine  himmelfahrt  und  be- 
merkt dabei,  er  wäre  lebend  mit  dem  könig  der  engel  aus 
diesem  vergänglichen  leben  gefahren:  on  päm  gearrvum,  p>e  his 
gäsl  onftng,  (kr  hine  to  monnum  mödor  hrohte  (v.  1212);  soll  dies 

'  Nicht  der  vier  Schwiegertöchter,  wie  Götzinger  sagt,  sondern  der 
drei  und  des  weibe3  Noah's.  —  Eine  andere  stelle  wird  von  Götzinger 
irrtümlich  als  abweichung  vom  biblischen  texte  angeführt;  G.  hat  hier 
nicht  das  ags.  original,  sondern  die  Übersetzung  Grein's  vor  äugen  ge- 
habt, die  allein  die  falsche  Zahlenangabe  enthält. 


ZCR  AXGELSAKCHSISCHEN:  GENESIS.  129 

nur  beissen:  im  mutterleibe?  —  Der  rabe  kebrt  zur  aiche  nicht 
zurück,  weil  er  eine  leiche  zum  frasse  findet  (v.  1447):  das- 
selbe motiv  findet  sich  auch  bei  Avitus  IV,  v.  566.  —  Genes, 
c.  9,  V.  6  heisst  es:  Quicunqne  ejfuderit  liumanum  sangmnem,  fun- 
ditur  sanguis  illius:  ad  imaginem  quippe  Bei  [actus  est  homo. 
Unser  dichter  gibt  den  letzteren  satz  wörtlich  wieder,  fiiirt 
dann  aber  noch  hinzu:  cclc  liafah  mägnüte  metodes  and  engla, 
pära  pe  healdun  tvile  liälige  peärvas  (v.  1530  f.).  —  V.  1648 
wird  der  name  Ebrei  von  Eher  hergeleitet.  —  V.  1661  ff.  wird 
der  türm  von  Babel  nicht  blos  zum  rühme,  sondern  auch  zur 
erinnerung  an  den  aufenthalt  in  diesem  lande  errichtet.  — 
Y.  1767  wird  Hara  (Carran)  als  Assyrien,  oder  als  in  Assyrien 
bezeichnet  (vgl.  Gen.  c.  11,  v.  31  und  c.  12  init).  —  Lot's  frau 
steht  als  salzsäule  noch  immer  da  (v.  2565  ff".).  Dasselbe  wird 
u.  a.  auch  in  dem  gedichte  'De  Sodoma'  (aus  dem  4.  Jahrb.) 
erzählt  (v.  121  ff'.).     Dies  sind  die  wichtigsten  stellen. 

Auch  die  weglassuugen  characterisieren  den  dichter  und 
sein  werk.  Sie  haben  verschiedene  gründe.  Einzelne  stellen 
scheinen  mir  von  dem  dichter  übergangen  zu  sein,  weil  er  sie 
selbst  nicht  verstanden;  so  c.  3,  v.  22,  wo  Gott  sagt:  Ecce  Adam 
quasi  UHUS  ex  nohis  [actus  est  u.  s.  w.,  oder  c.  4,  v.  1 ,  wo  Eva 
spricht:  Possedi  hominem  per  Deum,  oder  c.  4,  y.  7.  Weit  mehr 
stellen  aber  sind  weggelassen  aus  dem  gründe,  weil  sie  dem 
angelsächsischen  leser  auch  in  der  bearbeituug  unverständlich 
und  uninteressant  sein  mussten.  So  alle  erkläruugeu  von  namen 
—  deren  verständniss  ja  eine  keuntniss  des  Hebräischen  voraus- 
setzte —  wie  von  Noah  (c.  5,  v.  2S),  Babel  (c.  11,  v.  9),  Segor 
(c.  19,  V.22),  Bersabee  (c.  21,  v.  31),  ähnlich  auch  c.  16,  v.  130^; 
die  uamensveränderuugen  von  Abraham  und  Sara  (c.  17,  v.3u.  15). 
Auch  das  von  Gott  Abraham  gebotene  opfer  der  verschiedenen 
tiere  und  die  sich  daran  reihende  vision  cap.  15,  v.  S  musste 
einem  Angelsachsen  zu  fremdartig  erscheinen;  so  blieb  die 
ganze  stelle  bis  v.  18  weg.  Ebenso  wurden  die  'azyma',  welche 
Lot  den  engein,  seinen  gasten,  vorsetzt  (c.  19,  v.  3),  als  rein 
jüdische  sitte  weggelassen.  Auch  den  zu  starken  anthro})o- 
morphismus  c.  8,  v.  21,  wo  Gott  den  duft  vou  Xoah's  opfer 
riecht,  durfte  wol  als  zu  unchristlich  der  dichter  niciit  seinen 
lesern  bieten.  Aus  demselben  gründe  blieb  gewiss  die  stelle 
weg,  worin  Abraham,  gegen  Abimelech  sich  entschuldigend, 
sagt,   dass  Sara  wirklich  seine  Schwester,  nämlich  seine  stief- 

Auglia,   V.   band.  9 


130  EHERT, 

Schwester  sei  (c.  20,  v.  12).  Auch  wird  dem  dichter  irrelig-ios 
erschieneil  sciu,  dass  Sara  nach  der  gehurt  Isaac's  sagt,  Gott 
liahe  t«ie  zum  geh'ichter  gemacht  (c.  21,  v.  iy),  und  so  übergieug 
er  dies  lieber.  Ob  auch  ein  religiöses  motiv  den  dichter  bei 
der  weglassuug  der  iutervention  Abraham's  für  Sodom  (c.  18, 
V.  "22  ft".)  bestimmte,  sei  dahin  gestellt.  —  Otfenbar  aus  achtung 
vor  Abraham  lässt  er  die  vorwurfsvolle  rede  Pharao's,  da  sie 
allerdings  wol  begründet  w^ar,  weg  (c.  12,  v.  18).  —  Hier  und 
da  tinden  sich  auch  kürzungeu  um  widerholungen  zu  vermei- 
den, wie  im  c.  9.  Endlich  luit  der  Verfasser  auch  aus  ästhe- 
tischer rücksicht  einzelne  partieeu  als  ganz  uninteressant  weg- 
gelassen, wie  blosse  nameuangaben,  die  ausserdem  der  allite- 
rierenden dichtung  grosse  Schwierigkeiten  bereiten  mussten,  so 
die  uamen  von  köuigen  und  Völkern  bei  den  kriegen  der  Ela- 
miten  gegen  8odoni  c.  14;  so  die  aufzählung  der  geueratiouen 
der  söhne  Noah's  c.  10  und  11;  auch  die  angäbe  eines  datums 
wird  einmal  übergangen,  wie  des  aufhörens  der  siudtlut 
(c.  8,  V.  13  f.). 

So  sehen  Avir,  wie  der  dichter  mit  verständiger  Überlegung 
sich  Überall  bemüht,  den  alttestamentlichen  stoff  dem  natio- 
nalen und  christlichen  bewusstsein  seines  Volkes  entsprechend 
zu  behandeln  und  so  ihm  sympathisch  und  auch  im  einzelneu 
verständlich  zu  macheu;  zugleich  sucht  er  durch  die  ausfüh- 
rung  dem  stoil'e  einen  i)oetischen  reiz  zu  verleihen,  ühue  etwas 
wesentliches  aufzuopfern.  Dieser  teil  der  'Genesis'  hat  keinen 
so  rhetorischen  character,  wie  er  in  der  angelsächsischen  dich- 
tung häufig  begegnet,  sind  doch  hier  der  reden  weniger  als  in 
der  biblischen  vorläge,  indem  der  Inhalt  mancher  von  diesen 
nur  durch  den  dichter  erzählt  wird';  freilich  zeigt  dieser  ab- 
schnitt auch  kein  so  reiches  colorit  als  die  beiden  anderen 
oder  der  Exodus,  aber  er  hält  sich  auch  frei  von  schwulst  in 
seiner  verhältnissmässig  einfachen  ausdrucksweise,  die  je- 
doch der  kunst  nicht  entbehrt.  Letzteres  gibt  recht  zu  er- 
kennen das  geschlechtsregister  von  Adam  bis  Noali,  welches 
der  Verfasser  nicht  weglassen  zu  dürfen  glaubte,  in  der  grossen 
mannigfaltigkeit  der  ausdrücke  für  leljen  und  sterben.  Da 
zeigt   sich   der    gelehrt   gebildete   dichter,    welchen   die  ganze 

'  .So  vgl.  e.  n  ,  V.  7  f.  uikI  (icn.  v.  1(^4  f.,  c.  la,  v.  14  und  Gen. 
V.  194«  ff.,  c.  l'J,  V.  1  und  Gen.  v.  2432. 


ZUR  ANGELSAECHSISCHEN  GENESIS.  131 

arbeit  verrät.  Dass  dieser  teil  der  Genesis  nicht  von  Cädmon 
sein  kann,  ist  für  jeden,  der  das  gedieht  gründlich  studiert  hat, 
indem  er  es  mit  der  bibel  verglich,  selbstverständlich;  denn 
wenn  mau  auch  von  allem  andern,  was  gegen  eine  solche 
annähme  spricht  und  in  der  vorstehenden  Untersuchung  sich 
niedergelegt  findet,  absieht,  so  zeigen  gar  manche  stellen  oH'en- 
bar,  dass  der  dichter  bei  der  abfassung  seines  werkes  die  bibel 
vor  äugen  hatte,  selbst  sie  gelesen  und  studiert  hat,  er  hätte 
sonst  kürzungen  und  Umstellungen,  wie  sie  sich  hier  und  da 
finden,  nicht  in  der  art  wie  es  geschehen  vornehmen  können. ^ 

Dies  darzulegen  wäre  zu  weitläufig  und  ist  auch  unnötig. 
Denn  wenn  man  die  mitteilung  Beda's  über  Cädmon  (Hist. 
eccles.  1.  IV,  c.  24)  sorgfältig  liest  und  unbefangen  erwägt, 
kann  man  keinen  zweifei  darüber  hegen,  dass  weder  der  hier 
betrachtete,  noch  ein  anderer  abschnitt  der  Genesis  von  Cäd- 
mon verfasst  ist.  Wie  sich  aus  der  nachricht  Beda's  ergibt, 
waren  seine  frommen  carmiua  vielmehr  hymnusartige  ge- 
dichte,  die  im  gesang  vorgetragen  wurden,  also  gedichte  ganz 
anderer  art  als  die  Genesis. 

Stellen  wir  einmal  die  einzelnen  punkte  der  Beda'schen 
Überlieferung,  welche  diesen  character  der  dichtung  Cädmon's 
bekunden,  kurz  zusammen. 

Der  äussere  anlass,  welcher  den  frommen,  aber  ganz  unge- 
bildeten klosterknecht  zum  dichter  machte,  war  bekanntlich 
die  beschämung,  die  er  darüber  empfand,  dass  er  bei  dem  mit 
seinen  genossen  eingenommenen  maLle,  wenn  die  harfe  hernm- 
gieng,  nicht  auch  etwas  singen  konnte.  Keligiöse  Inspiration 
kommt  ihm  zu  hülfe.  Er  verfasst  also  ein  Med,  wie  er  es 
vortragen  konnte,  wenn  ihm  wider  im  kreise  der  ge- 
nossen die  aufforderung  wurde. 

Im  kloster  zweifelt  man  an  der  begabung  Cädmon's  und 
unterwirft  ihn  einer  prüfung.  Exponehantque  Uli,  heisst  es 
da  weiter,  quendam  aacroe  historiae  sive  doctrinae  sermonem, 


'  Auch  versteht  er  swischen  deu  zeilen  zu  lesen.  Wenn  er  v.  1507 
bei  gelegenheit  des  opfers  Noah's  sagt,  dass  dieser  in  seiner  jugend 
durch  gute  taten  die  gnade,  die  ihm  von  Gott  wurde,  verdient  hatte,  so 
ist  er  zu  dieser  in  der  bibel  fehlenden  benjerkung  durch  c.  S,  v.  21  ge- 
führt worden,  wo  es  heisst:  seasus  el  cogilulio  Ituvtaui  cordis  in  ma- 
lum  prona  sunt  ah  adolesccnlia  sua.  Noah  hatte  eine  ausnähme 
gemacht. 

9* 


1  32  EBER  r, 

praeclpientes  eum,  si  possef.  hunc  in  madiilationcm  carminis  trans- 
ferre.  At  iUe  suscepto  neyolio  ah'til,  et  mane  rcdiens  o/ifimo  car- 
innte  quod  iuhehatw  compositum  redidif.  In  der  weise  liess  sieh 
wol  eine  hymne,  aber  kein  gedieht  in  der  art  der  Genesis 
verfassen.  Die  worte  exponchant  nnd  doctrinae  sind  wol  zu 
beacliten.  Es  wurde  Cädmon  ein  bibeltext  erklärt;  nicht  also 
eine  stelle  der  bibel  xorcrzählt  oder  nur  vorgelesen. 

Cädmon  wurde  nun  in  das  klostcr  aufgenommen  und  ihm 
die  bibel  gelehrt.  Alles,  was  er  durch  hören  lernen  konnte  {quae 
audiendo  discere  poterat),  rief  er  sich  zurück  und  verarbeitete 
es  in  sich,  verwandelte  es  in  ein  liebliches  gedieht  und  trug 
es  in  reizendem  gesange  («mym^«<e  re^o^i an f/o)  seinen  lehrern 
vor.  So  'sang'  er  von  der  Schöpfung  der  weit  und  von  den 
meisten  geschichten  der  heiligen  schrift,  von  den  schrecken  des 
jüngsten  gerichts  und  von  der  herrliehkeit  des  paradieses,  aber 
er  machte  auch  mehrere  gediclite  von  den  woltaten  und  ge- 
richten  Gottes,  und  in  allen  diesen  strebte  er  die  menschen 
von  der  slinde  abzuziehen  und  zu  einem  guten  leben  anzu- 
regen. Der  gegenständ  dieser  zuletzt  erwähnten  'carmina' 
wirft  auch  ein  licht  auf  die  art  seiner  ])()etischen  behandlung 
der  biblischen  stolze.  Cädmon  wird  ohne  frage  nur  in  einer 
form  oder  stilart  der  poesie  gedichtet  haben,  also  in  derselben 
form  von  den  woltaten  und  gerichten  Gottes  wie  von  der 
Schöpfung  der  weit  gesungen  haben;  und  bei  der  behandlung 
des  einen  wie  des  andern  themas  verfolgte  er  eine  didactische 
tendenz,  sein  frommer  sinn  war  es  ja,  der  ihn  zum  dichter 
machte:  zu  dieser  hier  von  Beda  ausgesprochenen  didactischen 
tendenz  passt  vollkommen  das  doctrina  in  der  oben  citierten 
stelle,  nicht  minder  die  bcnierkung  Heda's  im  eingange  des 
kapitels,  dass  durch  Cädmon's  gediclite  viele  zur  Verachtung 
des  weltlichen  lebens  entflammt  worden  wären. ^ 

Nach  allen  diesen  einzelnen  momenten  der  erzählung 
Beda's,  der  selbst  sicher  Cädmon's  gediclite  gekannt  hat  und 
überhaupt  gewiss  ein  ganz  treuer  berichterstatter  hier,  wie 
auch  sonst  in  seinem  werke,  war,  da  er  in  seiner  kindheit 
vielleicht  noch  ein  Zeitgenosse  Cädmon's  und  dessen  kloster  nicht 
sehr   fern   von   dem  seinen    lag  (etwa  10  deutsche  meilen)  — 


'  Ebenso  auch  der  satz  ini  einj^angß  des  bcrichts  lieda's:   qnia  car- 
iitiiia  rel iyioni  el  pielali  apla  facere  solcbal. 


ZUR  ANGELSAECHSISCHEN  GENESIS.  133 

nach  allen  diesen  momentan  war  Cädmon's  poesie  eine  didac- 
tisch-lyrische.  Dafür  spricht  auch  die  grosse  zahl  der  biblischen 
stotfe,  die  er  nach  ßeda  behandelt  hat.  Wenn  endlich  Beda 
aber  noch  bemerkt,  dass  nach  Cädmon  auch  andere  im  volke 
der  Angeln  religiöse  gedichte  {religiosa  poemaia)  zu  machen 
versuchten,  aber  keiner  ihm  gleichkommen  konnte,  so  braucht 
man  hier  nicht  auch  an  hymnendichter  zu  denken.  Religiöse 
gedichte  konnten  auch  solche  wie  die  Genesis  genannt  wer- 
den. Ihre  Wirkung,  meint  Beda  nur,  war  eine  weit  geringere.^ 
Denn,  fügt  er  hinzu,  Cädmon  war  nicht  von  menschen  in  der 
sangeskuust  unterrichtet,  vom  himmel  emptieng  er  die  gäbe. 

Die  epochemachende  bedeutung  Cädmon's  liegt  aber  darin, 
dass  er  zuerst  in  der  Volkssprache  christliche  stoffe  behandelte; 
er  verfuhr  dabei  als  ein  ungelehrter  manu  aus  dem  volke  selbst 
wie  ein  volkssänger,  wie  der  scop^  der  im  Beöwulf  von  der 
Schöpfung  singt:  den  stolf  emptieng  er  wie  jene  durch  mündliche 
Überlieferung  und  bearbeitete  ihn  zum  gesange,  zum  münd- 
lichen vortrage.  Indem  er  aber  von  haus  aus  uunationale,  litera- 
rische, d.  h.  in  bächern  überlieferte,  stotfe  in  der  weise  der 
volkssänger  behandelte,  zeigte  er,  wie  das  fremde  material 
dem  genius  der  nation  assimiliert  werden  konnte,  und  schlug 
so  die  brücke  zu  einer  kuustpoesie  überhaupt,  die  nach  ihm 
eben  mit  der  behandlung  derselben  religiös -christlichen  stotie 
beginnt. 

Leipzig.  Adolf  Ebekt. 


'  Es  ist  wül  zu  beachten,  dass  der  satz,  worin  Beda  von  den  uach- 
folgern  Cädiiiou's  spricht,  sich  unmittelbar  an  jenen  anscliliesst,  worin  er 
von  der  Wirkung  der  carmlna  Cädmon's  gesprochen. 


zu  :\IARL0WE'S  FAUST. 

Dem  text  \on  Marlowe's  Faust  ist  schon  vielfach  ein- 
gehende Sorgfalt  zugewendet  worden;  auch  in  diesen  blättern. 
Eine  lesart  scheint  mir  noch  nicht  in  erwägung  gekommen, 
auf  die  ich  hier  aufmerksam  machen  möchte.  Ich  habe  darauf 
bereits  in  meiner  ausgäbe  von  Goethe's  Faust  I.  s.  XXV  hinge- 
wiesen. —  Es  besteht  wol  kein  zweifei  mehr  darüber,  dass  das 
deutsche  volksmässige  Faustdrama,  das  Lessing  und  Goethe, 
wenn  auch  in  verschiedenen  redactionen,  kannten,  auf  Mar- 
lowe's  Faust  zuriick/Aiführen  ist,  den  englisclie  comödianten 
nach  Deutschland  brachten.  Die  texte,  die  unsere  genannten 
dichter  kannten,  besitzen  wir  nicht.  Wenn  aber  in  ihren  be- 
arbeitungen  bezeichnende  zöge  vorkommen,  die  nicht  in  den 
deutschen  Volksbüchern,  wol  al)er  bei  Marlowe  zu  finden  sind 
so  gestattet  dieser  umstand  den  schluss,  dass  sie  in  den) 
text  des  deutschen  volksschauspiels  auch  erlialtcn  waren,  den 
-Lessing  oder  Goethe  kannte. 

Es  ist  imn  anziehend,  w'cnn  in  hinblick  auf  diese  Verhält- 
nisse der  text  von  Goethe's  Faust  zuweilen  aus  dem  Mar- 
lowe's  licht  erhält,  wie  z.  b.  in  meiner  ausgäbe  zu  L  12(34 — 1273 
bemerkt  ist,  ebenso,  wenn  Goethe's  text  zur  emendation  einer 
stelle  bei  Marlowe  herbeigezogen  werden  kann. 

Lidcin  Faust  den  l)ei  Goethe  als  pudel  eingeschlichenen 
Mephistopheles  beschwört  sagt  er  l.  v.  91 8  ff.: 

'Erst,  zu  begegnen  dem  tiere, 
Braucli'  ich  den  Spruch  der  viere', 

worunter  er,  wie  auch  der  weitere  verlauf  der  bescliwörung  zeigt, 
die  geistcr  der  vier  elemente  meint:  des  fcuers,  des  wassers,  der 
luft,  der  erde.     So  werden  in  den  zauberbücliern,  wiein'DorJ. 


K.  J.  SCHKOEEK,    ZU   MAKI.OWe's  FAUST.  135 

Fausti  sobwarzer  Rabe'  u.  dergl.i  die  'Spiritus  quatuor  elemeu- 
taies'  als  'allzeit  dienstbare  geister' citieit.  Daneben  figurieren 
in  dem  genannten  zauberbucbe  aueb  nocb  die'spiritus  planetares, 
astrales'  etc.  und  wunderlicbe  kreise,  in  der  mitte  der  name 
Jehova's  etc.  —  Diese  letzteren  kreise  und  die  zeicben  der 
plaueten  werden  ausdriicklicb  in  der  rede  Faust's  vor  der 
eigentlicbeu  teufelsbescbwörung  bei  j\Iarlowe  erwäbnt.  Die 
bescbwörung  selbst  ist  lateiniscb.  Der  text  in  allen  ausgaben 
ist  corrupt  und  icb  weiss  niclit,  ob  in  dem  wüst  der  erwäbn- 
ten  literatur  von  zauberbiicbern  etwa  eine  bescbwörungsformel 
zu  finden  ist,  nacb  der  er  sieb  ganz  berstellen  Hesse.  In  der 
Praxis  Magica  Faustiana,  Passau  (angeblich)  Anno 
1527  in  Scbeible's  Kloster  V,  1157  finde  icb  die  stelle: 
'Cito  Cito  Cito  veni  nee  morare  velis'.  Sie  klingt  an  an  die 
corrupte  stelle  bei  Mario we  'quod  üuneraris',  die  wol  zu  lesen 
ist:  'quid  tu  tnoraris'l 

Die  stelle,  die  uns  aber  besonders  interessiert,  ist  die,  in 
der  die  vier  elementargeister  genannt  sind,  die  Faust  an- 
ruft, indem  er  Mepbistopbeles  bescbwört.  Sie  müssen  in  dem 
Puppenspiel,  das  Goetbe  kannte,  bei  der  bescbwörung  auge- 
rufen worden  sein,  da  dies  bei  Mario  we  scbon  der  fall  war. 
Ueber  Lateiniscbes  im  Puppenspiel,  wie  dergleicben  scbon 
Marlowe  bat,  das  von  mancben  puppeuspielern  tibersetzt  wird, 
manchmal  Deutscb  neben  dem  Latein,  siebe  0.  Scbade,  das 
Puppenspiel  Dr.  Faust  (sonderabdruck  aus  dem  Weimar. 
Jahrb.  V,  1856)  s.  14,  24.  —  Der  eingang  der  lateinischen  be- 
scbwörung bei  Marlowe  lautet  nun  nacb  den  ausgaben:  'Sint 
mihi  DU  Achei^ontis  propitii!  valeal  numen  iriplex  Jehovce,  ignei, 

aeri,  aquitani  Spiritus! ' 

Es  hiess  ursprünglich: 

'Sint  mihi  dii  Acherontis  propitii! 

Valeat  numen  triplex  Jehovce! 

( Valeant)  ignis,  aeris,  aqum,  lerrcc  Spiritus! ' 

Ein  verschlimmbesserer  dachte,  das  iriplex  numen  Jehovce  (die 
heilige  dreifaltigkeit)  sei  mit  den  nachfolgenden  Worten,  die 
die  vier  demente  bezeichneten,  näher  bestimmt  und  er  machte 


'  Die  literatur  dieser  bücher  s.  in  F,  Peter's  Literatur  der  Faustsage. 
3.  ausg.  1857,  s.  16.  Neudrucke  in  Scheiblc's  Kloster  II,  III,  V.  S.  auch 
Düntzer,  Goethe's  Faust  s.  222. 


136  K.  I.  sciiKOiF.R,  /.v  maki.owk's  faus r, 

aus  den  vier  Worten  drei,  indem  er  "quce  lerne  in  eins  zu- 
sammenzog, das  dann  aquUani  verlesen  wurde.  Wie  immer. 
Soviel  ist  klar,  der  unverständliche  gallimatias:  ignei ,  airi, 
aquitani  spirilus!  ist  nichts  anderes  als  eine  anrufung  der 
geister  des  feuers,  der  luft,  des  wassers  und  der  erde,  wie  sie 
auch  in  Goethe's  Faust  vorkömmt  und  auch  im  volksmässigcn 
deutschen  Faustdrama,  danach  zu  schliessen,  \orgekommen 
sein  wird. 

Wien.  K.  |.  Schroeer. 


'A  COMEDY  CONCERN  YNGE  THRE  LAWES' 
A^ON  JOHAN  BALE. 

Die  englischen  Miracle-Plays  hatten  im  laufe  der  entwick- 
lung  des  englischen  dranias  immer  mehr  an  Interesse  verloren 
und  hinter  den  moralitäten  zurücktreten  müssen,  die  dem  Zeit- 
geschmäcke des  15.  und  16.  Jahrhunderts  besser  entsprachen. 
Das  Moral-Play  war  dem  Miracle-Play  gegenüber  ein  entschie- 
dener fortschritt  und  das  allmälige  verschwinden  des  letzteren 
mit  geschichtlicher  notwendigkeit  eingetreten,  obwol  die  morali- 
täten ihrer  tendenziösen  richtung  wegen  vielfach  unterdrückt 
wurden. 

Die  entstehung  der  jüngsten  mysteriensammlung i,  die  uns 
Wright  aus  einer  hs.  von  1592  herausgegeben  hat,  setzt  der- 
selbe herausgeber  in  die  erste  hälfte  des  15.,  wenn  nicht  in 
den  ausgang  des  14.  Jahrhunderts.  Von  da  an,  und  die  altern 
Sammlungen  natürlich  noch  von  früherer  zeit  an,  erbten  sie 
sich  den  kommenden  generationen  fort,  ohne  bei  denselben  ein 
ungeschwächtes  Interesse  zu  finden.  "Wright  teilt  uns  mit  (a.  a. 
0.  p.  XVII),  dass  wir  die  früheste  nachricht  über  diese  spiele 
in  einer  'proclamation  for  Whitsone  playes'  finden,  die  strenge 
befehle  erlässt  für  aufrechthaltung  der  Ordnung  bei  denselben, 
da  ja  die  aufführungen  'not  only  for  the  augmentation  and  iu- 
crease  of  the  holy  and  catholick  faith  of  our  Saviour  Jesu  Christ 
...  but  also  for  the  comenwelth  and  prosperity  of  this  citty'  ab- 
gehalten würden.  Diese  proclamation  ist  aus  dem  24.  regierungs- 
jahre  Heinrich's  VIII.,  also  etwa  von  1533.  Bezeichnend  ist 
es,  dass  eine  solche  proclamation  nötig  war.     Während  man 


'  The  Chester-Plays,  a  collection  of  Mysteries  foimded  upon  scriptural 
subjects,  and  foriuerly  represeiited  by  the  Trades  of  ehester  at  Whit- 
suntide,  edited  by  Thomas  Wriglit.  London,  pn'nted  for  the  Shakespeare 
Society,  1843—47. 


li?S  \.  sc  iiKcn-.i'K. 

die  unl)0(iuoiiien  politisolien  logungcn,  die  sich  in  den  interludcs 
auf  der  hühne  zeigten,  niederzuhalten  bestrebt  war,  suchte  mau 
mit  allen  n\itteln  die  harndosen  alten  spiele  zu  halten.  Es 
half  aber  alles  nichts  mehr.  Denn  wie  Ebert  in  seiner  be- 
kannten abhandlung  über  die  englischen  mysterien  (in  Ebert's 
Jahrb.  I,  168  f.)  treffend  sagt:  die  mysterien  in  ihrer  typischen, 
seit  Jahrhunderten  fest  krystallisierten  gcstalt  einer  wahren 
fortentwicklung  nicht  fähig,  hatten  aber  nur  die  alternative  der 
Integrität  im  grossen  und  ganzen,  oder  des  Untergangs. 

So  verliefen  die  alten  Miracle  Plays  aus  mangel  an  teil- 
nähme im  Saude. 

Wenn  es  nun  heisst,  dass  in  der  ersten  hälfte  des  10.  Jahr- 
hunderts die  Miracle  Plays  auf's  neue  durch  Johan  Haie  auf- 
genommen wurden,  so  müssen  wir  liiefür  einen  besonderen 
grund  suchen.  Dieser  liegt  offenbar  in  der  Persönlichkeit 
des  Verfassers,  auf  die  wir  zunächst  eingehen  müssen.  Alles 
was  Bale  schrieb  und  tat,  trägt  deutlich  den  Stempel  seiner 
geistesrichtung.  Um  das,  was  er  geleistet,  richtig  zu  beurtei- 
len, müssen  wir  uns  daher  erst  ein  wenig  mit  seiner  Indivi- 
dualität bekannt  machen. 

Johan  Bale  war  bekanntlich  einer  der  eifrigsten  Vor- 
kämpfer der  reformation  in  England  zu  anfang  des  IG.  jahrh. 
Ausser  seinen  dramatischen  j)roductionen  ist  von  ihm  nur  sein 
grosses  literarhistorisches  werk  'Scriptorum  illustrium  maioris 
Britanniae  . .  .  Catalogus,  Basel  1557 — 59  in  weiteren  kreisen 
bekannt.  Wie  seine  schriftstellerische  tätigkeit  aber  eine  aus- 
gedehnte war,  so  war  auch  sein  leben  sturmbewegt  und  erlcb- 
nissreich.  Eine  kurze  skizze  desselben  wird  zur  characteristik 
des  mannes  dienlich  .sein.  Geboren  ward  Johan  Bale  1495  in 
Cove  bei  Dunwich  in  Suffolk.  Da  die  altern  viele  kinder 
zu  ernähren  hatten,  wurde  der  12jährige  knabe  in  das  Carme- 
litcrkloster  zu  Nor  wich  geschickt,  darauf  entweder  zu  den 
Benediktinern  von  llulme,  Norfolk,  oder  zu  den  Whitcfriars 
\oii  Iloln  (tdci-  Holm  in  Northumberland;  von  da  kam  er  nach 
Cambridge  in  das  Jesus  College  (oder  St.  John's,  die  an- 
gaben differieren)  wo  er  1529  die  würde  eines  B.  D.  erhielt. 
Lord  Wendworth  soll  ihn,  wie  er  selbst  in  seiner  biographie 
erzählt,  die  er  zum  Schlüsse  der  Centuria  Octava  seines  Scrip- 
torum  Catalogus  beigegeijen  hat,  dem  katholizismus  abtrünnig 
gemacht  haben.     Es  scheint  mir  wahrscheinlich,   dass  weniger 


BALE,  COMEDY  CONCERNYXGK  IHRE  LAWES.  139 

dogmatische  rücksichten  ihn  bewegt,  nls  die  iibeizeugniig,  dass 
die  ehelosigkeit  der  priester  ein  unhaltbares  prinzip  sei,  aus 
dem  all  das  unheil  und  der  verfall  der  kirchenzucht  ent- 
sprungen sei.i  Dies  zeigt  sich  fast  in  jedem  schriftchen,  das 
er  schreibt.  So  nahm  er  'faithful  Dorothy'  zum  weihe,  indem 
er,  wie  er  sich  ausdrückt,  dem  satze  folgte:  qui  non  conti- 
nel,  nuhat. 

Zunächst  seheint  er  die  pfarre  von  Thorndeu  in  Sutfolk 
erhalten  zu  haben.  Sein  rücksichtsloser  eifer  muss  ihn  bald 
bei  den  Katholiken  verhasst  gemacht  haben.  Einige  predigten 
zogen  ihm  Verfolgungen  von  Seiten  des  bischofs  von  York, 
Lee,  und  des  von  London,  Stokesley,  zu.  Cromwell  schützte 
ihn  aber  erfolgreich  und  zwar,  wie  Bale  sagt,  ob  editas  comcc- 
dias.  Diese  notiz  ist  wichtig,  obwol  wir  freilich  nicht  wissen 
können,  welche  dramen  damit  gemeint  sind. 

Als  aber  1540  Cromwell  zum  danke  für  seine  dienste 
hingerichtet  wurde,  sah  sich  Bale  bald  ohne  schütz  und  so 
verliess  er  England,  das  der  neuen  lehre  sich  bald  wider 
verschloss  und  weilte  acht  jähre  in  den  Niederlanden.  Hier 
verfasste  er,  wie  er  selbst  berichtet,  'Anglico  sermone  ojius- 
cula  multa\ 

Mit  dem  regierungsantritt  Eduard's  VL  im  jähre  1517,  auf 
den  Bale  schon  lange  seine  hoffnungen  gesetzt,  ward  er  nach 
England  zurückgerufen  und  ihm  znnäch&t  fhe  recfo?y  of  Bishop- 
stoke,  Hampshire  übertragen.  Die  angaben  über  Bale's  leben 
sind  dürftig  und  zum  teil  widersprechend.  Er  selbst  fasst  sich 
zu  kurz.  Man  hat  aus  den  werten  auf  dem  titelblatte  des 
buches  'The  lahoryouse  Journey  und  serche  of  Johan  Leytand 
for  Englandes  Antiquilies' :  'Emprented  at  London  hy  Johan  Bale, 
Anno  1549'  geschlossen,  dass  Bale  in  dem  jähre  eine  buch- 
druckerei in  London  gehabt  habe  (Tanuer,  Bibliotheca  Bri- 
tannico-Hibernica,  p.  69:  'Et  Londini  arti  typographiaj  operam 
dedit.  Anno  1549').  So  bemerkt  auch  Cooper,  Ath.  Cant.,  nur 
in  unbestimmten  ausdrücken:  'He  was  also  about  or  betöre 
this  time  vicar  of  Swaöham,  Norfolk'.    Wenn  nun  die  leztere 


'  Dies  finde  ich  auch  in  der  eiuleitung  zu  God's  Promyses,  Dudsley  I. 
ausgesprochen:  'Bishop  Nicolsou  insinuates  that  bis  dislike  to  a  statc  of 
celibacy  was  the  means  of  bis  conversion,  more  than  any  doubts  which 
he  entcrtained  ubout  the  truth  of  liis  faith'. 


l  1(»  A.  SCHKOKFK, 

Stelle  vielleicht  nicht  nur  ein  'living'  war,  dessen  beziige  Bale 
geuoss,  so  wird  er  vermutlich  vor  seiner  niederlassuug  in 
liishopstoke  dort  gewesen  sein.  Denn  in  Bishopstoke  befand 
er  sich,  als  Edi.ard  im  August  1552  nach  dem  nahen  Soutli- 
ampton  kam.  Bale  beschreibt  in  der  einleitung  zu  seiner 
*^'ocacyon  to  the  Bishoprick  of  Ossorie'  ausführlich,  wie  er  bei 
Joner  gelcgcnheit  sich  trotz  arger  krankheit  auf  den  weg  ge- 
macht, um  den  könig  zu  sehen.  Die  folge  war  tags  darauf, 
den  IG.  August  1552,  die  ernennung  Bale's  zum  bischof  von 
Ossory  in  Irland.  Der  junge  könig  mag  aus  mitleid  dem 
armen  eine  beförderuug  zugedacht  haben,  des  köuigs  ratgeber 
aber  wussten  vermutlich  wol,  wen  sie  auf  diesen  gefährlichen 
poiten  hinschickten.  Bale's  läge  war  auch  eine  verzweifelte. 
Wie  Ja  heute  noch,  gieng  es  damals  in  Irland  gar  drunter  und 
drüber,  nichtacbtung  der  gesetze  und  antagonismus  den  eng- 
lischen eindringlingen  gegenüber  war  obenauf.  Aus  ein  wenig 
spfiterer  zeit  hat  uns  Ja  Spenser  ein  recht  anschauliches  bild 
davon  entworfen  in  seinem  'View^  of  the  present  state  of  Ire- 
land'.  War  nuu  die  Stimmung  schon  ohnedies  eine  gefährliche, 
so  musste  ein  mann  von  der  schrotfen  härte  und  rücksichtslosig- 
keit  Bale's  sich  bald  unmöglich  machen.  Als  vollends  1553 
der  Junge  könig  starb  und  Mary  auf  dem  trone  folgte,  gieng 
in  Irland  alles  wieder  zurück,  was  zu  gunstcn  der  reformation 
geschehen  war.  Aus  der  Schilderung,  die  Bale  in  seiner  'Vo- 
cacyon  to  the  Bishoprick  of  Ossorie'  von  seinen  erlebnissen 
gibt,  will  ich  eine  für  unseren  zweck  besonders  wichtige  stelle 
hier  folgen  lassen. 

Als  Mary  als  königin  proclaraiert  ward,  musste  hiezu 
eine  feierlichkcit  abgehalten  werden  und  Bale  hatte  dabei 
einen  .schweren  stand.  'What  a  do  I  had  tliat  Dayc  with  the 
Prebendaryes  and  Prestes  abought  wearinge  the  Cope,  Croser, 
and  Myter  in  Procession,  it  were  to  muclie  to  write'  klagt  er. 
*1  toke  Christes  Testament  in  my  llande,  and  vveat  to  the 
Market  Crosse  (in  Kilkenny),  the  people  in  great  Nombre 
fohtwinge.  Therc  toke  I  the  XIII.  Chap.  of  S.  Paule  to  the 
Komanes,  declaringe  to  thcm  breuely  what  the  Autoritie  was 
of  the  worldly  Powers  and  Magistrates,  what  Reuerence  and 
Obodicnce  were  due  to  the  same.  In  the  meane  Tyme,  had 
the  Prelates  gotcn  II.  disgyscd  Presto»,  one  to  beare  the  Mytar 
afore   nie,   and   an    othcr   the  Croser,   makinge  III.  Procession 


BALE,  COMEDY  CONCERN' YNGE  THRE  T.AWES.  141 

Pageauntes  of  oiie.  The  yonge  men,  in  the  Forenouc,  played 
a  Tragedye  of  Gods  Promyses  iu  the  olde  Lawe,  at  the 
Market  Crosse,  with  Organe,  Piainges,  and  Souges  very  aptely. 
In  the  Afternone  agayne  they  played  a  Commedie  of  San  et 
Johan  Baptistes  Preachinges,  of  Christes  ßaptisynge, 
and  of  his  Temptaciou  in  the  Wildernesse,  to  the  sraall 
Contentacion  of  the  Prestes  and  other  Papistes  there.' 

Bale's  läge  ward  von  tag  zu  tag  bedrohlicher;  mehrere 
seiner  dienstleute  wurden  ermordet  und  endlich  ihm  selbst 
nach  dem  leben  getrachtet.  Mit  bewatiiieter  macht  musste  ihn 
der  btirgermeister  aus  seinem  hause  erretten  und  so  flüchtete 
der  bisehof  bei  nacht.  Doch  wohin  sollte  er  sich  wenden? 
England,  das  ihn  in  diese  läge  gebracht,  war  ihm  nun  selbst 
verschlossen.  So  richtete  er  seine  äugen  auf  Deutschland.* 
Nach  vielfachen  abenteuern,  die  hier  zu  erzählen  zu  weit  führen 
würde,  gelangte  er  dahin,  hielt  sich  zuerst  in  Frankfurt  a.  M., 
dann  dauernd  in  Basel  auf  Massenhaft  flüchteten  englische 
Protestanten  nach  Deutschland,  und  besonders  nach  der  Schweiz. 
So  werden  in  Strype's  Memorials  (IV,  240)  Wesel,  Frankfurt, 
Strassburg,  Basel,  Zürich,  Genf  als  städte  aufgezählt,  in  denen 
sich  diese  zusammenfanden,  wo  sie  ihre  religion  ungestört 
ausüben  konnten,  wo  ihnen  'incredibilis  humauitas  et  civium 
omnium  omnia  oÖlcia  charitatis  plenissima'  entgegen  kamen, 
und  von  wo  aus  sie  hofften,  durch  schriftstellerische  tätigkeit 
die  Sache  der  reformation  zu  fördern.  Leider  gab  es  unter 
ihnen  auch  vielfach  meinuugsverschiedenheiten  und  streit.  'At 
Basil  was  Bale,  for  the  printing-presses'  sake'.  Hier  erschien 
denn  auch,  neben  anderem,  sein  hauptwerk,  der  Scriptorum  . . . 
Catalogus,  1557 — 59.  Als  endlich  1558  Elisabeth,  mit  der 
Bale  schon  früher  iu  beziehung  gestanden,  zur  regierung  kam, 
kehrte  der  zum  zweiten  male  verbannte  heim,  um  endlich  ruhe 
zu  finden.  Auf  sein  bistum  Üssory  verzichtete  er  und  blieb 
bis  zu  seinem  tode  im  jähre  1563  in  Canterbury,  wo  er  1559 
eine  präbeude  an  der  kathedrale  erhalten  hatte.  Dort  ist  er 
auch  begraben. 

lieber  Bale's  leben  und  seine  ausgedehnte  schriftstellerische 
tätigkeit    ward    in    neuerer    zeit    am    erschöpfendsten    beriebt 


'  'In  (jicnnaniiiin  tiitissimmn  ('hrisliana'  pietatis  portum',   sagt  er  in 
seiner  biograpliie. 


l   1*2  A.  SCHROKKK. 

erstattet  iu  Cluiiles  Henry  aiul  'llioinitsou  Cooper's  Athcüje  Cau- 
tiibri^ieuses,  Cambruli::e  1858^  vol.  1,  225  tt".  Ooopcr  gibt  ein 
ausführliches  verzeiehniss  vou  Bale's  schrit'teii,  das  vornclniilieh 
aut  Bale's  eigenen  angaben  iu  seinem  JScriptoriini  Catalogus 
beruht,  ddcli  auch  aus  Tanuer's  Bibliotheca  Britaunico-Hiber- 
uiea,  London  1748,  \).  G8  ft'.,  sowie  vermutlich  aus  eigener  cin- 
sichtnahme  der  cataloge  des  British  Museum  und  der  Bodleiana 
ergänzt  ist.  Ich  habe  selbst  eiu  verzeichuiss  und  eine  genaue 
beschreibuug  aller  drucke,  die  sich  noch  im  British  Museum  iu 
London  und  iu  der  Bodleiana  iu  Oxford  liudeu  (Cambridge 
hat  davou  leider  uiclits)  angelegt.  Es  geht  daraus  hervor, 
dass,  wie  begreiflich,  vieles  nicht  mehr  erhalten  ist,  was  Cooper 
anführt  (wer  weiss,  ob  überhaupt  alles  im  drucke  erschien?!); 
trotzdem  sind  die  wichtigeren  schritten  vorhanden;  andere 
tauchen  vielleicht  noch  an  andern  bibliotheken,  vielleicht  auch 
au  deutscheu  auf.  Da  Bale  Jedenfalls  einen  hervorragenden 
platz  in  der  englischen  reformationsgesciiichte  einuimmt,  so  wird 
ihm  wol  früher  oder  später  von  einem  kirchenhistoriker  eine 
zusammenhängende  behandlung  zu  teil  werden  müssen. ^  Für 
einen  solchen  wird  es  wol  jedenfalls  >on  wert  seiu,  zu  wissen, 
was  uoch  da  ist;  ausserdem  glaube  ich,  dass  selbst  die  blosse 
aufzählung  der  noch  in  alten  drucken  erhaltenen  werke,  die 
ja  nach  damaligem  gebrauche  meist  den  inhalt  schon  auf  dem 
titelblatte  anschaulich  machen,  ein  bild  von  der  literarischen 
])ersönlichkeit  des  mannes  zu  geben  im  stände  ist,  und  darum 
denke  ich,  es  möge  eine  solche  aufzählung  hier  i)latz  linden, 
zumal  den  lesern  dieser  Zeitschrift  die  'Athena;  Cantabrigieuses' 
vielleicht  nicht  überall  zugänglich  sind. 

Ich  konnte  mich  begreiflicherweise  zum  teile  nur  flüchtig 
mit  dem  inhalte  der  einzelnen  Schriften  vertraut  machen, 
gebe  aber   gelegentlich  einige  bemerkungen  zur  characteristik 


'  Eine  kleine  auswalil  aus  Bale'a  achriftcn  mit  einer  kleinen  einlei- 
tung  ist  eröchienen  unter  dem  titel:  Select  works  of  John  Bale  D.  D. 
containing  the  Exaiuination.s  of  Lord  Cobhani,  William  Tlioiije  (let/.teres 
habe  ich  in  keinem  alten  drucke  mehr  vorgefunden),  Anne  Aakewe  and 
the  Image  of  both  churches,  edited  for  the  Taiker  Society  by  the  Rev. 
Henry  (JhriHtmaö  M.  A.  Cambridge  1S1!I.  Grosart  sagt  darüber  in  der 
einleitung  zu  hciner  herauHgabe  der  'Temptacyou  of  our  forde':  "The 
Mcmoir  introductory  to  the  Selectiou  of  our  Worthy's  Work,  issiied  by 
the  Parker  Society,  is  empty  as  the  Seleetion  is  inadequate". 


BALE,    COMEDY  CONCEKNYNGE  THRE  LAWES.  143 

derselben.  Die  auorduung  gebe  ich,  soweit  es  möglich  ist,  chro- 
nologisch, und  zwar  wo  ein  anderer  anhaltspunct  fehlt,  nach 
dem  druckjahr.  Die  reihenfolge  ist  dieselbe  wie  die  Bale's 
und  Cooper's,  ausser  wo  das  gegeuteil  besonders  bemerkt  ist. 
Ich  teile  dazu  die  ganze  literarische  arbeit  Bale's  in  vier 
Perioden  ein:  Die  1.  periode  reicht  bis  1540,  die  2.  begreift 
Bale's  aufenthalt  in  den  Niederlanden  bis  zum  regierungsantritt 
Eduard's  VI.  1547;  die  3.  periode  reicht  bis  1553,  bis  zu  Bale's 
zweiter  flucht;  die  4.  periode  enthält  Bale's  eifriges  arbeiten  in 
Deutschland  und  seine  letzten  lebeusjahre  in  England.  Ich 
setze  vor  jedes  werk  den  lateinischen  titel,  den  Bale  demsel- 
ben in  seinem  Catalogus  gegeben,  sowie  die  zahl,  unter  der  es 
Cooper  anführt.     Die  dramen  lasse  ich  hier  bei  seite. 

I.  In  die  erste  periode  haben  wir  mehrere  latein.  werke 
zu  setzen,  die  Bale  noch  in  katholischem  sinne  geschrieben, 
kurze  Zusammenstellungen  über  die  geschichte  der  Carmeliter 
und  anderes  derart,  das  zum  teil  noch  handschriftlich  erhalten 
ist.  Uns  geht  dies  weniger  an;  siehe  darüber  die  liste  bei 
Cooper  und  Tanner;  in  vielen  fällen  gibt  Cooper  aber  auch 
nur  die  angäbe  Bale's  in  seinem  Catalogus  wieder.  Dieser 
reicht  natürlich  nur  bis  zum  jähre  1557.  Was  davon  etwa 
gedruckt  worden  ist,  ist  schwer  festzustellen;  vermutlich  nicht 
viel.  Bezeichnend  ist  es,  dass  unter  den  in  drucken  erhal- 
tenen werken,  wie  wir  sehen  werden,  nur  wenig  lateinisch 
geschriebene  sind.  In  die  erste  periode  haben  wir  aber  jeden- 
falls comödien  zu  setzen,  deren  er  ja  in  seiner  biograi)hie  er- 
wähnt. Welche  dramen  damals  abgefasst  wurden,  ist  nicht 
sicher.  Bale  selbst  sagt  zu  aufang  oder  zu  ende  eines  jeden: 
Compyled  —  Anno  1538.  Dies  mag  ja  wahr  sein,  aber  wie 
wir  sehen  werden,  müssen  vor  der  drucklegung  noch  Über- 
arbeitungen vorgenommen,  zum  mindesten  anspielungen  inter- 
poliert worden  sein,   die  auf  eine  spätere  zeit  hinweisen. 

II.  Von  werken,  die  vermutlich  während  Bale's  erstem 
exile  entstanden,  sind  folgende  in  drucken  vorhanden: 

1.  In  Apocalypsim  Joaunis.  Cooper  54. 
The  ymage  of  Botli  cluii-clics  after  the  moste  wonderfnl  and 
heauenly  Ilevelaeion  ot  Saiiicte  John  the  Euaugelist,  contayuyng  a  veiy 
IVutel'iill  exposydon  or  raruplirase  vpon  the  sauie,  wherin  it  is  cot'erred 
with  the  other  scriptures  and  aucforities.  Copyled  by  John  Bale.  Im 
kolophon:    Imprinted  at    London    in    Flete    strete    a   lytle    aboue    tlie 


IM  A.  SCHROERU, 

ounduyto  l>y  ino  .lohn  Wvor.  \h:A).  Ciiui  priu.  tiilinipr.  s.  l>araiif  fol^t: 
Tlic  Seoond  part  ot"  tlie  1.  «)f  l>.  C'li.  after  .  .  .  .,  wobei  ein  klciuos  titel- 
bild,  .lolianiies  sehroibeml  darstellend,  während  Gott  vater  nnd  söhn 
ihm  diotiert.  Dasselbe  kolophon  ohne  jähr.  Danach  folgt:  The  'l'hirdo 
part .  .  .  .,  mit  einem  titelbild:  götzenanbetnng  darstellend,  mit  demselben 
kolophon  nnd  darin  der  Jahreszahl  1550.  —  Alle  drei  teile  sind  wol  zu- 
gleich in  einem  bände  ersclüenen.  Geschrieben  wurden  die  drei  teile 
1.541,  1545,  1547,  also  während  Bale's  erstem  exil  und  nach  seiner  rüek- 
kehr  zum  druck  betordert.  Black  letter,  4»,  in  eights,  L  4,  L  s,  LI  .'5. 
Br.  M.  119-^.  e.  17. 

Hiervon  ist  im  Br.  M.  I(il9.  b.  4  eine  andere  ausgäbe,  aucli  alle 
drei  teile  in  einem  bände,  ohne  jähr;  der  catalog  gibt  1551  ?  Im  kolophon: 
Impr.  at  London  by  Jhou  Day,  dwelling  at  Aldersgate,  and  William  Seres, 
dwellinge  in  Peter  CoUedge.  Zahlreiche  nette  kleine  biblische  holzschnitte 
sind  in  den  text  gedruckt.    Black  letter,  S",  in  eights,  T  8,  A  4,  Rr  8. 

Eine  dritte  ausgäbe,  auch  ohne  jähr,  wozu  der  catalog  15ß(i? 
ansetzt,  ist  in  Br.  M.  219.  b.  1  enthalten.  Printed  at  London  by  Thomas 
Käst.  Auch  alle  drei  teile  in  einem  band.  Einige  biblische  holzschnitte. 
Black  letter,  5»",  in  eights,  T  7,  U  5,  Sss  4. 

Eine  ausgäbe  des  2.  teils  allein,  ohne  ort  und  jähr,  ist  erhal- 
ten in  Bodl.  Mason  A  A.  68  und  üouce  B.  :{02.  Zum  Schlüsse  zwei  holz- 
schnitte, darstellend:  The  poore  persecuted  churche  of  Christe,  or  iui- 
macMilate  spowse  of  the  lambe,  eine  engelsfigur,  die  von  gekrönten 
draclien  angegeifert  wird,  und:  The  proude  paynted  churche  of  the  popo, 
or  synnefull  Synagoge  of  Sathan,  ein  üppiges  weib,  zu  ihrer  seite  obige 
gekrönten  tiere,  vergnügt  schmunzelnd,  während  priester  und  könige 
sie  anbeten.     Black  letter,  12**,  in  eights  CVII,  143  blätter. 

Dies  scheint  so  das  richtige  vademecum  der  Protestanten  gewesen 
zu  sein,  wofür  auch  die  für  die  zeit  niedliche  ausstattung  der  ausgaben 
spricht.  Das  buch  ist  aucli  in  die  Select  Works,  Cambridge  1849  aufge- 
nommen. 

2.  Homo  peccaM,  contra  Bonerum.    Cooper  57. 

Yet  a  course  at  the  Komyahe  foxe:  A  dysclosynge  or  openynge 
of  the  Manne  of  synne,  cötayncd  in  the  late  Declaratyon  of  the  Popes 
olde  faythe  made  by  Edmonde  Boner,  byshopp  of  London.  Wherby 
wyllyam  Tolwyn  was  Ihan  newlye  professed  at  paules  Crosse  openlye 
into  Antichristes  Romyshe  relygycm  agayne  by  a  newe  solempne  othe  of 
obedyence,  notwythstadynge  the  othe  made  to  hys  prynce  afore  to  the 
contrarye.  An  alphabetycall  dyrectorye  or  Table  also  in  the  ende  therof 
to  the  spedye  fyndynge  out  of  the  pryncypall  matters  therin.contayned. 
Compyled  by  Johan  Harryson.  Im  kolophon:  Thua  endeth  the  Manne 
of  synne  wyth  hys  Dysclosynge,  collected  by  Joha  harrysö  in  the  yeare 
frö  Cbristes  incarnacyö  MDXLH.  ad  impreuted  at  Zurik  by  Olyuer 
Jacobson.    Anno  domini  15i:t  the  .X.  daye  of  Dccebre. 

Black  letter,  S",  in  eights,  P  4,  auch  die  blätter  gezählt  fol.  99 s^; 
P>r.  M.  i')W).  a.  22  und  Bodl.  Doucc  II.  80.  In  dem  exemplar  der  Bodl. 
stellt  auf  dem  titelblatte,  indem  der  namc  Harryson  unterstrichen  wird, 
eine  etwas   spätere   handschriftliche   note:    als   Bale  se  y  Image  of  both 


BALE,    COMEDY  CONCERNYNGE  THRE  LAWES.  145 

churches  pag.  2 ;   desgl.   wo   im   kolophon  der  name  vorkoiuint:  als  Bale 
vide  pag.  2. 

In  Fox's  Martyrology  1.  editiou,  p.  574  werden  die  beiden  namen 
Harrison  und  Stalbiidge  als  Pseudonyme,  deren  sich  Bale  bedient,  genannt; 
auch  Tanuer  in  seiner  Bibliotheca  erwähnt  dieselben. 

3.  Mysterium  iniquitatis.     Cooper  5S. 

A  mysterie  of  inyquyte  contained  within  the  heretycall  Ge- 
nealogye  of  Ponce  Pantolabus,  is  here  botb  dysclosed  and  confuted 
By  Johan  Bale,  An.  M.  D.  VIII,  Emprynted  at  Geneua  By  Mychael 
Woode.  1045.  Nach  einem  Inhaltsverzeichnisse  folgt:  A  mysterye  of 
inyqite  opened  of  Johan  Bale,  by  the  manifestacion  of  Ponce  Pantolabus 
Geuealogye  of  Heresye,  in  the  year  of  our  lord  M.  D.  and  VIII.  Im 
kolophon:  Thus  endeth  the  openinge  of  a  darke  mysterye  of  inyquite 
latelye  spredde  abrode  in  Englande,  by  Ponce  Pantolabus,  and  dys- 
closed by  Johan  Bale.  1542.  (sie!)  Black  letter,  S^,  in  eights,  M  8.  Br. 
M.  C  37  b. 

4.  Contra  Antichristos.    Cooper  59. 

The  Epistel  Exhortatorye  of  an  Inglyshe  Chrystian  vnto 
his  derely  beloued  coütrey  of  Ingland  agaj'nst  the  pompouse  popj'sh 
Bisshops  therof,  as  yet  the  true  membres  of  theyre  fylthye  father  the 
great  Antychryst  of  Rome.  Made  by  Henry  Stalbrydge.  Zum  Schlüsse 
steht:  written  from  Basyle  a  citie  of  the  Heluecyans  by  me  Henry  Stal- 
brydge. Darauf  noch  appendix  und  inhaltsverzeichniss.  —  Black  letter, 
8",  in  eights,  E  4.  Die  Jahresangabe  fehlt.  Hievon  ist  ein  exemplar 
in  der  Bodl.  Tanner  GJ.  Eine  andere  ausgäbe  bietet  Bodl.  Tanner  51, 
wo  leider  das  titelblatt  fehlt.  Es  schliesst:  written  from  Basyle  a  cyte 
ot  the  Heluecyanes  by  me  Henrye  Stalbrydge  in  the  yeare  from  Christes 
incarnacyon  1544  and  the  fyrstdaye  of  August.  Black  letter,  S",  in 
eights  D  S. 

Henry  Stalbrydge  ist,  wie  schon  oben  bemerkt  worden,  ein  Pseudo- 
nym Bale's. 

5.  Certamen  Joannis  üldecastelli.    Cooper  00. 

A  brefe  chrunycle,  concerning  the  examination  and  death 
of  the  blessed  Martir  Sir  John  Oldcastell,  the  Lord  Cobliam,  collected 
together  by  John  Bale.  Nach  dem  ältesten  drucke,  London  1544,  der 
jetzt  weder  in  London  noch  Oxford  vorhanden  ist,  ward  das  buch  neu 
gedruckt  im  Harleian  Miscellany  London  1729,  II,  233  ff.  Spätere  auf- 
lagen 15ü0(?),  1729. 

Es  ist  auch  in  die  Select  Works,  Cambridge  1849  aufgenommen. 
Mit  der  erzählung  des  martyriuras  des  wackern  Lollardenfiihrers  Sir  John 
Oldcastle  eröffnete  Bale  eine  reihe  von  märtyrergeschichten,  die  zugleich 
Zeugnisse  für  die  richtung  seiner  historischen  Studien  bieten. 

6.  Acta  cuilibum  Anglicorum.     Cooper  iJl. 

The  Actes  of  Englysh  votaryes,  comprehendynge  their  vn- 
chast  practyses  and  examples  by  all  ages  from  the  worldes  begynnynge 
to  thys  present  yeare,  collected  out  of  their  owne  legendes  and  Chro- 
nycles  By  Johan  Bale.  Lerne  herin  (good  reader)  to  proue  all  spretes, 
and  to  judge  false  myracles,   rebukynge  no  Christen  beleuer,  but  those 

Aiiglia,  V.  baud.  10 


140  A.  SCHKOKKU, 

obstyiiate  livpocryte*;  onlye,  whyclio  yet  lyiie  ;ittor  tlicir  popes  olde 
rulea.  Reude,  bat  hiugh  not.  Im  kolophon:  Piiuted  at  Wesel  In  the 
yearc  of  our  Lorde  God  154ü.  Wie  mau  sdiou  ans  dem  titel  sehliessen 
kann,  eutbält  dies  bnch  anch  fast  aiisschliesslicli  sclimut/>if;e  gesehichten 
der  katholischou  geistlielikeit,  recht  derb  erzälilt,  und  ist  so  inhaltlich 
unserer  comödie  nahe  verwaut.  S.  Ötrype'a  Memorials  II,  -12S.  —  Black 
letter,  b**,  in  eights  K  7.     Kr.  M.  C.  ;J7.  c.  12. 

Von  diesem  werke  erschien  einige  jähre  später  eine  erweiternde  Um- 
arbeitung in   zwei  teilen:   The  first  two  partes  of  the  Actes  or  vnchast 

examples  of  the  Englysli  votaryes,   gathered  out gewidmet  könig 

Eduard  VI.,  London,  Thomas  Uaynalde  1548,  und  The  second  part  Lon- 
don 155(1,  beide  in  einem  bände  im  Br.  M.  C  37a;  black  letter,  b",  in 
eights  L  4  und  r  8.  —  Spätere  ausgaben  hievon  erschienen:  London 
A.  Hele  1551,  London  J.  Tj'sdale  15()0,  erhalten  im  Br.  M.,  ersteres  auch 
Bodl.  Malone  502. 

Darauf  lässt   Balc    in    seiner   aiifzälilinig-,    mul    nach    ihm 
Coopcr  (62)  folgen: 

7.  Dialogos  iinosdam. 
A  dialüge  or  communycacyon  to  be  had  at  a  table  bet- 
wene  two  chyldren,  gathered  out  of  tho  huly  scriptures,  by  Joliau 
Bale,  for  his  II  yonge  sonnes  Johan  und  Paule.  To  be  sold  in  Ffletc 
strete  at  the  signc  of  the  croune,  uexte  vnto  the  whyte  ftVyres  gate. 
Imprynted  at  London,  for  Kicharde  Ffoster,  Anno  MDXLIX.  Ein  Zwie- 
gespräch, in  dem  Paulus  iunior  filius  fragt  und  Johanucs  senior  filiiis 
antwortet",  wobei  auf  dem  raude  sorgfältig  die  bibelstellen  verzeichnet 
sind,  aus  denen  die  doktrinen  entnommen.  Es  erinnert  uns  dies  au 
Luther's  tätigkeit  im  hause.  Angefügt  ist:  A  confession  of  the  synner, 
after  the  saered  scrypturs,  collected  by  Johan  Bale,  at  the  request  of  a 
faythfull  frynde  of  hys. 

Black  letter,  S",  10  s.,  Bodl.  Douce  B.  55. 

S.  Super  Ann«  Askeuue  martyrio.  Lib.  2.  Coopcr  (»8,  Oit. 
The  first  examynacyon  of  Anne  A  ske  we,  latelye  marlyred 
in  Smythfelde,  by  the  Komysh  popes  vpholders,  witli  the  Elucydacyon  of 
Johan  Bale.  Im  selben  bände:  The  lattre  examinacyon  of  A.  A.  1. 
m.  i.  Sm.  by  the  wycked  Synagoge  of  Antichrist,  with  the  Elucydacyon 
of  Johan  Bale.  Beide  teile  im  kolophon:  Thus  endeth  the  first  (rcsp. 
lattre)  examination  (resp.  couflict)  of  A.  A.  Imprcnted  at  Marpurg  in 
the  lande  of  Hessen,  in  Nouembre  Anno  1510,  rcsp.  10.  die  Januarii 
anno  1547.  Es  ist  dies  die  zweite  märtyrergeschichte,  mit  der  Bale  die 
gemüter  aufregen  wollte,  und  zwar  diesmal  aus  der  jüngsten  Vergangen- 
heit genonnnen.  Rührend  und  voll  einfalt  sind  die  mitgeteilten  iicder 
der  unglücklichen.  In  den  Roxburglie  Ballads  I,  31  ist  eine  bailade: 
An  Askew,  '1  um  a  Woman  Poor  and  Blind' mitgeteilt,  die,  wenn  auch 
vielleicht  nicht  von  der  märtyrerin  selbst  verfasst,  so  doch  wol  zur  zeit 


'  Aehnlich  wie  in  den  Luciduricii,  iilier  die  wir  in  nächster  zeit 
eine  umfassende  Untersuchung  V(m  Karl  Schorbach  in  Strassburg  zu  er- 
warten haben. 


J3ALE,    COMEDY  CONCERNYNGE  THRE  LAAVES.  147 

ihrer  eriuorduiig  gesungen  wurden  sein  mag.  Die  titelblUtter  sind  mit 
dem  bilde  der  raärtyrerin ,  mit  bibel  und  palmenzweig  in  den  bänden, 
geschmückt.  —  Black  letter,  S",  in  eights  F  7  und  I  7.  Br.  M.  C.  21,  a.  \. 
Aufgenommen  ist  das  werkchen  in  die  Select  Works  of  J,  Bale,  Cam- 
bridge 1S49. 

III.  In  die  dritte  periode,  die  zeit  der  ersten  beiiukehr 
Bale's  werden  vermutlich  falleu: 

1.  Ad  Elizabetam  regis  filiam.     Cooper  7U. 

A  Godly  Medytacyon  of  thc  Christen  sowie  concerninge  a  loue 
towardes  God  and  hys  Christe,  compyled  in  frenche  by  lady  Marga- 
rete quene  of  Nauerre,  and  apteiy  translated  into  Englysh  by  the 
ryght  vertuouse  lady  Elyzabeth  doughter  to  our  late  souerayne  Kynge 
Henri  the  VIII.  Zu  diesem  Übersetzungswerke  der  prinzessin  Elisabeth 
ist  von  unserem  autor  eine  art  einleitung  geschrieben:  The  Epystle  de- 
dycatory  To  the  ryght  vertuouse  ....  lady  Elizabeth  ....JohanBale 
wysheth  helth  with  dayly  increace  of  Godly  knowledge.  Das  ganze, 
sammt  dem  13.  psalm  in  versen  'touched  afore  of  my  lady  Elizabeth' 
scheint  mehr  oder  minder  Bale's  arbeit  oder  wenigstens  unter  seiner 
Icitung  entstanden  zu  sein.  Ein  holzschnitt  steht  auf  der  zweiten  und 
auf  der  letzten  seite,  die  prinzessin  knieend  darstellend,  vor  ihr  Christus 
ermalmend.  Imprented  in  the  yeare  of  our  lorde  1548  in  Apryll.  Ohne  ort. 
Vielleicht  ist  Bale  der  drucker?  Black  letter,  S",  in  eights  F  8.  Br.  M. 
C.  12,  d.  1;  Bodl.  Malone  5ü2. 

2.  Brytanniae  scriptores.     Cooper  23. 

[Da  Bale  und  Cooper  die  lateinisch  geschriebenen  werke  von  den 
englischen  gesondert  aufzählen,  weicht  die  Zählung  von  meiner  ab.  Ich 
briuge  alles,  was  vorhanden  ist,  und  dies  hier  ist  ausser  den  Acta  Roman. 
Poutif.  das  einzige  in  lateinischer  spräche.] 

Illustrium  maioris  Britanuia?  scriptorum,  hoc  est  Anglia^, 
Cambria?  ac  ScoticB  Summariura  ...  autore  Joanne  Balaeo  Sudovolea 
Ipswich  1548.  Dies  ist  der,  köuig  Eduard  gewidmete,  erste  nicht  voll- 
endete entwurf  von  Bales  grossem,  lateinisch  geschriebenen  werke,  das 
1557 — 59  zu  Basel  unter  dem  titel  Scriptorum  illustrium  maioris 
Britanniae  . . .  Catalogus  erschien.  Beide  drucke  sind  nicht  selten  auch 
auf  deutschen  bibliotheken  zu  finden ,  so  z.  b.  in  AVieu.  Näher  darauf 
einzugehen  ist  hier  xmuötig,  da  alle  literaturgeschichten  das  werk  be- 
sprechen. Es  sei  nur  bemerkt,  dass  wir  über  Bale's  leben  und  werke 
selbst,  in  der  zweiten  ausgäbe  auf  p.  702  ff.  die  wichtigsten  uachrichten 
tiuden,  die  ich  ja  oben  widerholt  herbeigezogen  habe. 

3.  Super  Lelandi  itinerarium.     Cooper  72. 

The  laboryouse  Journey  and  serche  of  Johan  Leylande, 
für  Englandes  Antiquities,  geuen  of  hym  as  a  newe  yeares  gyfte  to 
Kynge  Henry  the  VIII.  in  the  jXXXVII.  yeare  of  his  Reygne,  with  de- 
claracyons  enlarged  by  Johan  Bale.  Emprented  at  London 
by  Johan  Bale,  Anno  MDXLIX.  Unseres  autors  teilnähme  an  diesem 
werke  des  antiquars  könig  Heinrich's  VIII.  ist  nicht  blos  eine  redak- 
tionelle; von  ihm  ist  die  Epistle  Dedycatory  an  Prynce  Edward  the  VI., 

lü* 


14S  A.  SCMROI'.KR, 

die  rretace,  uud  pniktisclie  leinen,  die  er  aus  jedem  capitel  zieht.  Sielie 
darüber  Strype's  Meiuorials  II,  320  f.  Wichtig  ist  zum  Schlüsse  des  büch- 
leins  a  Kegistre  of  Wryters.  Aus  dem  Wortlaute:  Emprented  by  J.  1>. 
hat  man  geschlossen,  dass  Bale  zu  der  zeit  selbst  drucker  oder  Verleger 
gewesen.  —  Black  letter,  Iti",  in  eights  H  7,  Br.  M.  201.  a.  1!>;  Bodl. 
Douce  B.  öö. 

Neu  erschien  das  buch  1772.  Tanner  a.  a.  o.  führt  nach  diesem  noch 
ein  schriltchen  au:  'Super  itinerarlo  Lelandi,  lib.  1.  Lond  . . .  MDX("IV.  S". 
Hie  tractiitulus  idem  forte  cum  proxime  prsecedenti'. 

4.  Contra  cleri  coelibatum.    Cooper  71. 

[Bale  und  nach  ihm  Cooper  setzen  dies  vor  das  letztgeu.  werk.] 
The  Apology  of  Johan  Bale  agaynste  a  ranke  Papyst, 
aunswering  both  hym  and  hys  doctours,  that  ueyther  their  vowes  nor  yet 
their  priesthode  are  of  thc  Guspell,  but  of  Antichrist.  Anno  Do.  MCCCCC.L. 
A  brefe  exposycyon  also  vpö  the  XXX.  Chaptre  of  Numeri,  which  was 
the  first  occasion  of  thys  present  vaiyaunce.  Es  ist  wider  dem  Prynce 
Edward  the  VI.  gewidmet.  Impr.  at  London  by  Jhon  Day,  dwelling  ouer 
Aldersgate.  These  books  are  t.  b.  s.  at  his  sliop,  by  the  lytle  Conduit 
in  Chepe  Syde.  C.  pr.  a.  impr.  s.  Auf  der  letzten  seite  steht  ein  zwei- 
tes kolophon:  A  d^'spatche  of  vowes  and  presthode,  by  thc  wurd  of 
God.  Compyled  by  Johan  Bale.  S.  Strype's  Memorials  II,  429  f.  Black 
letter,  S",  in  eights  U  8.     159  bl.    Br.  M.  C  25  b.,  Bodl.  Douce  B.  55. 

5.  Expostulationes  in  P^pistam.  '  Cooper  75. 

Ohne  Jahresangabe  findet  sich  in  Bodl.  Mason  A  A.  (iS  und  Douce 
B.  o02:  An  Expostulation  or  complaynte  agaynste  the  blas- 
phemyes  of  a  franticke  papyst  at  Uamshyre.  Cöpiled  by  Johan 
Bale.  Cum  priu.  a.  i.  s.  per  septcnuium.  Impr.  at  London  by  Johau 
Daye.  Black  letter,  12",  2;j  bl.  Es  ist  to  the  rj^ght  hygh  and  myghtic 
Prynce,  Johan  Duke  of  Northumberlande  gewidmet.  Eine  moderne  hand- 
schriftliche notiz  dazu  sagt:  In  Dudley  E.  of  VVarwick,  created  D.  of 
Northumbcrlaud  11.  Octo.  1551.  Stow's  Aunals  p.  1022.  Edit.  1005.  Also 
wird  das  buch  wol  nach  1551  zu  setzen  sein.  Tanner,  Bibl.,  erwähnt  es 
und  sagt:  tempore  Edw.  VI.  —  S.  darüber  Strype's  Memorials  111,  209. 
Strype  setzt  das  buch  ohne  weiteres  iu's  jähr  1552. 

IV.  Die  Periode  der  zweiten  flucht  uud  des  aufonthalts 
in  Basel: 

1.  De  uocatione  ad  episcopatum.  Cooper  79. 
The  vocacyon  of  Johä  Bale  to  the  bishoprick  of  üssorie 
in  Ireläde  his  persecuciös  in  y  same,  and  finall  delyueraunce'.  Im  kolo- 
phon: Iniprynted  in  Korne,  before  the  castell  of  S.  Angell,  at  f  signe 
of  S.  Peter,  in  Deccmbre,  Anno  D.  1553.  Auf  dem  titelblattc  ist  ein 
holzsehnitt:  ein  bittender  schäfer  mit  einem  friedlichen  lamm,  daneben 
ein  wüster  räuber,  der  sein  scliwert  zieht,  während  sein  hund  auf  das 
lamm  losstürzt;  darunter  steht:  The  Engiish  Christiä,  The  Irishe  Papist. 
Black  letter,  S»,  in  eights  G  8.  Br.  M.  C.  37,  b.  5;  Bodl.  Malone  504, 
Douce  B.  300.  Das  büchlein  ward  nougerliMickt  im  Ilarlcinn  Miscellany 
VI,  p.  402  11".,  1745. 


BALE,    CO^IEDY  CONCERNYXGE  THRE  LAWES.  149 

2.  Contra  Honeri  articuloi?.  Cooper  so. 
A  declaiation  of  Edmunde  Bonners  articJes,  concerning 
the  clearyge  of  Lödon  dyocesc  whereby  that  exeerable  Antychiiste,  is 
in  his  riglUe  colours  veueled  iu  the  yeare  of  cur  Lord  a.  1554.  By  Jolm 
Bale.  —  Iiuprynted  at  London  hy  Jlion  Tysdall  15öl.  Zu  ende  der 
Preface  steht:  Wrytten  froui  Basilie  in  Heluetia.  An.  1554.  —  Bonner, 
bischof  von  London,  war  bekanntlich  einer  der  gefürchtetsten  Verfolger 
der  Protestanten.  Black  letter,  8»,  70  blätter.  Br.  M.  t;95  a.  34;  Bodl. 
Douce  B.  024,  Line.  S.  C.  451  (unvollständig). 

;}.  »Super  obitu  Lutheri.     Cooper  (si.)  gibt  an  s".     154(i. 
The    true    hystorie    of   tho    Christen    departynge    of   the 
reverede  mä  D.  Martyne  Luther,   collecfed  by  Justus  Jonas,  Michael 
Cellius,  and  Joannes  Aurifaber,  whych  were  present  therat,  and  trans- 
lated  into  Englysh   by  Johan  Bale.     Dies   bringt  der  catalog  der 
Bodl.  unter  B.  19.  Th.  B.  5   und   fügt   hinzu  n,  p.  or  d.  8".     Leider  war 
es,  als  ich  das  buch  verlaugte,  'by  uiistake  sold  amongst  the  duplicates'. 
Tanner  Bibl.  führt  c.-^  an  und  zwar  soll  es  danach,  um  1547  iu  Marp(urg) 
erschienen   sein.     Vermutlich   ist  das  buch  eine  Übersetzung  des  folgen- 
den deutschen  werkes,  das  sich  in  der  wiener  hof bibliothek  beiludet: 
Vom   Christlichen   abscheid   aus  diesem  tödlichen  leben  des  Ehrwir- 
digen  Herren   l).  Martini  Lutheri,   bericht,   durch  D.  Justum  Jonam, 
M.  Michaelum  Celiura,  und  ander  die  dabey  gewesen,  kurtz  zusamen 
gezogen.     Anno   M.  D.  XLVL      Auf  dem   titelblatte  ein  holzschnitt 
Luther's,   mit  der  Umschrift:  D.  Martinus  Luther.    In  Silencio  et  spe 
erit  fortitudo  vestra. 
Im   koluphon,  in  dem  auch  Johannes  Aurifaber  genannt  ist,   heisst  es: 
Gedruckt  inn   der   Churfürstlichen   Stadt  Zwickaw,   durch  Woltf  Meyer- 
peck.     8",  black  letter,  in  quarten,  C  '^. 

4.  Confessionera  Joannis  Lambert!.     Cooper  S2. 

A  treatyse  made  by  Johan  Lambert  vnto  kynge  Henry  the  VHL 
concernynge  hj-s  opynyon  in  the  sacramet  of  the  aultre  as  they  call  it 
or  supper  of  the  lorde  as  the  scripture  nameth  it.  Anno  do.  1538. 
Vorangeschickt  wird  :  To  the  reader.  Johan  Bale  to  the  Christen  reader. 
Darauf  folgt:  Johan  Lambertes  sentence  to  kynge  Henry  the  VIIL  Auf 
dem  titelblatte  ein  holzschnitt,  Meritum  Christi  und  Spes  darstellend. 
Zum  Schlüsse  folgende  bemerkungen,  wol  von  Bale:  Though  Johan  Lam- 
bert wrote  sumwhat  more  concernynge  thys  matter  to  the  kynge.  Yet 
came  there  no  more  to  my  hädes  in  the  vncorrected,  yea  rather  cor-' 
rupted  coppj'e  whych  I  receyued.  —  In  the  jeare  of  our  lorde  a. 
MDXXXVIU  was  thys  seruaüt  of  God  bret  1  Smythfelde  at  London,  by 
the  only  vyolence  of  the  spirytuall  mynysters  of  Antichrist,  in  october. 
—  Black  letter,  8«,  in  eights  d  8.  0.  o.  u.  J.  Br.  M.  C.  25.  a.  10.  Der 
catalog  gibt  1555?  als  jähr.  Ueber  Lambert  findet  man  näheres  in  The 
Acts  and  Monuments  of  John  Foxe,  London  1838.  V.  ISl  ff.  Daselbst  ist 
auch  p.  237  abgedruckt  'A  Treatise  by  John  Lambert  upon  the  Sacra- 
ment,  addressed  to  tlie  kiug'. 

5.  Hier   wäre  nun   wol  der  Scriptorum  .  .  .  catalogus,   Basile« 
1557 — 5!)  einzureihen,  den  wir  schon  genannt  haben. 


lÖO  A.  SCllKOKKK, 

t).  Act.  l\.  1'.     Cuitpor  ;>l. 

Acta  Kuiu  auor  um  To  u  t  i  i'ic  um  a  disporsiuiio  iliscipulorum 
Christi  usquo  ad  touipora  rauli  quarti,  qui  nunc  in  Ecclcsia  tyninnizat, 
ex  Joanuis  Baloi  Sudouol^ij  Anii,!i  maiorc  catalogo  An^licoruni  scriptor. 
(lesuiuptus. 

l>icf*cs  lateinisch  iieschriebenc  bucli  iyt  niclit  selten  auch  auf 
deutschen  biLiliothckeu.  Die  älteste  ausgäbe  ist  wol  die  von  Hasil 
löhS.    S". 

Das  werk  wurde  in's  Französische  iiberset/>i:  Les  vies  des  Eves- 
ques  ot  Tapes  de  Ktunc  dei)uis  la  dispersion  ...  de  Jeiia  Baleus  Ang- 
luis  ....  inipriuie  a  Geneue  par  Conrad  Radius  151)1,  7(K)  seilen  (diese 
Übersetzung  enthält  noch  zum  Schlüsse:  '.rable  de  choses  lueinorables 
eoutenues  eu  ees  vies  des  Euet^ques  ou  Papcs  de  Komc;  und  dann  auf 
ii  bliittein:  Descriptiou  de  la  fiu  et  vie  malheureuse  du  Pape  Alexander 
sixieme)  und  in's  Deutsche:  Bäpstlicho  Geschichte  aller  Röuiischcn 
Bäpste,  auch  irer  lüruembsten  geschichteu,  häudel  uud  Thatoa  .  .  .  durch 
Zachariam  Müntzer  aus  Büdingen  verdeutscht.     1571.     8°. 

."Später  erst  folgte  eine  englische  Übersetzung  unter  dem  titel:  The 
Pageant  of  Popes,  cout:iyniuge  the  lyucs  of  all  the  Bishops  of  Roine, 
fruui  the  begiuning  of  them  to  the  yeare  of  Grace  1555  ....  writtcn  in 
Latin  by  Maister  Bale.  and  now  Englished  with  sondiye  additious  by 
J(ohn).  Öttudley).  London,  Thomas  Marshc  1574.  Klein  (jnart,  2u(l  fol. 
Br.  M.  C.  37,  d".  li. 

Die  Examinatio  Guiiehui  Thorp  lucreseos  aecusati  .  .  .  (Cooper  88) 
siehe  in  den  Select  works,  Cambridge  181',). 

Ausser  (Ich  genamitcn  werken  werden  in  den  londoner 
bczw.  oxforder  catalogen  noch  folgende  Bale  zugeschrieben, 
ob  mit  recht,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden: 

1.  A  bryefe  and  playne  declaracion  of  certayne  scntecea 
in  this  litle  boke  folowing  to  satisfie  the  consciences  of  them  that  haue 
judged  rae  therby  to  be  a  fauourcr  of  the  Anabaptistes.  Enthält:  To 
the  reader;  A  Brife  and  faythfull  declaration  of  the  true  fayth  of  christ, 
uiade  by  certejne  men  susspected  of  hercsye  in  these  articles  folowing. 
Hier  die  angäbe  SIDXLVÜ.  Per  nie  J.  B.  Kein  ort.  Darauf  prologe,  dann: 
The  Articles  of  the  Christen  fayth;  The  .Sakrament  of  Baptysine;  The 
öupper  of  the  Lordo;  Of  the  very  Christian  kyugdome;  The  weapons 
wherwyth  a  very  Christian  ought  to  fyght;  üf  holy  Matrimony;  To  the 
reader.    Black  letter,  S",  in  eight«  C  4.    Bodl.  Eis.     Art.  B.  S. 

■J.  An  aduionishion  to  the  Bishoppes  of  Winchester,  London 
and  others  etc.  Froiu  Koane  by  Michael  Wood.  Anno  MDLUI  the 
tirst  of  October.  -    Black  lettcr,  S",  nur  ein  bogen.     Br.  M.  (>'JS.  b.  1. 

H.  ^Vhcther  (Christian  faith  maye  bc  kepte  sccret  in  the 
heart,  with<mt  confessiou  therof  openly  to  the  worlde  as  occasion  shall 
serue.  Also  what  hurt  cömeth  V)v  the  that  hath  received  the  Gospell, 
to  be  presel  at  masse  vnto  the  simple  and  vnlearned.  From  Roane. 
Anno  MDLIII.  —  lilack  lettcr,  12",  ohne  paginierung,  8  blätter,  Bodl. 
iMason  C.  C.  51}. 


RALE,    CO.MRDY  CONCliKNYNdE  THKE  I.AWES.  151 

•J.  Ebenso  im  l^riiisli  iMiisciini,  (iOS.  I).  5,  blnck  IcUer,  S",  in  cights 
ß  3:  A  Soveraiguc  Cordial  t'or  ;i  cliristiau  Couscicnce.  Auf  dem  titel- 
blatt  zehn  verso: 

Content  tliiselt'e  wiih  pacience 
With  Christ  to  bear  the  crus  of  paine  etc. 
From  Koaiio,  the  XT.  day  of  Maj^  A.  D.  MDLIIII.     Es  ist  eine  christliche 
erbauuugsiede. 

Von  den  sonst  von  ßale  augeführteu  englischen  werken 
ist  der  titel  eines  besonders  interessant,  nämlich  die  'Missa 
crai)uIosorum'  (Cooper  77).  Sollte  dies  eine  Übersetzung  von 
Thomas  Murner's  Geuchmat  sein,  die  1519  zu  Basel  er- 
schien? ' 

Im  allgemeinen  Hesse  sich  die  richtung  von  ]*)ale's  schrift- 
stellerischer tätigkeit  in  wenigen  Worten  etwa  folgendemiassen 
characterisiercn:  Kaie  fasste  die  durcli  die  reformatiou  aufge- 
worfenen fragen  vom  Standpunkte  des  historikers  an.    An  der 


'  Die  lateinisch  widergegebenen  anfangsworte  stimmen  freilich  nicht 
mit  denen  der  Geuchmat,  doch  diese  könnten  ja  auch  einer  selbstän- 
digen vorrede  angehören.  Vielleicht  war  dies  werk  auch  nur  eine  be- 
arbeitung  des  Muruerschen.  Es  steht  damit  gar  nicht  im  Widerspruch, 
dass  Murner  auf  katholischer  seite  stand  und  als  bekämpfer  des  Luther- 
tums sogar  von  lleiurich  MII.  nach  England  berufen  ward,  wo  er  sich 
bis  i^um  jähre  1523  aufhielt.  Die  Geuchmat  fällt  aus  dem  rahmen  der 
tendenziösen  schriftsteilerei  heraus,  wie  wir  ja  aus  Murner's  '  Vorred' er- 
sehen, worin  es  zu  anfang  hcisst: 

Gezwungen  ding  find  ich  geschribcn 
Sindt  nie  hing  bestendig  belyben 
Solt  ich  denn  stets  selb  zwingeu  mich 
Studieren,  lesen,  synnerich 
Vn[l  nit  do  zwischen  sehimpftVed  tribeu 
So  wurdt  myn  ernst  nit  lang  belyben 
Denn  zwischten  sorgen  die  man  dreyt 
Sol  man  zu  zj'ten  bruchen  freydt  etc. 
Wenn   nun  die  'Missa  crapulosorum'  auch  als  solch  ein  werk  wie 
Älurner's  Geuchiiiat  anzusehen  wäre,  zeigte  sich  Bale  da  von  einer  neuen 
Seite,  von  der  humoristischen  nämlich,  die  ihm  sonst  nicht  sehr  eigen  ist, 
denn  wenn  er  auch  zoten  nicht  abhold  ist,  so  schwelgt  er  in  ihnen  doch 
nur  um  seiner  tendcnz  zu  dienen,  während  er  hier  doch  harmloser  wäre. 
Sein   ganzes  argumentieren   dreht   sich   zwar  beständig  um   die   slinden 
zwischen  beiden  geschlechtern,  doch  mit  einer  doktrinären,  nüchternen, 
tadelnden   bissigkeit;   in   einer  Geuchmat  müsste  er  sich  dann  wol  'auf- 
geknöpft' zeigen.    Dies  wäre  ja  wol  denkbar,  er  teilt  uns  ja  selbst  zum 
Schlüsse  des  Verzeichnisses  seiner  werke  mit:  'facetias  ac  iocos  sine  certo 
numero  feci,  multaque  transtuli'. 


ir»"2  A.  ^C}^KOEl•:K, 

liaiul  tlcr  iiosi'iiifli  tc  suchte  er  (luicli  latsaclion  die  imlinlt- 
l)arkeit  des«  Uatliolisclien  reginieiites  mnviderlcglicli  zu  erweisen. 
Die  doirinatischcn  streitininkte  wird  er  vcrnmtlicli  nicht  beson- 
ders erläutert  haben.  Neues,  grosses  hat  er  niciit  gcschatlen. 
Eine,  wie  er  glaubte,  unleugbare  gesehiebtliche  Wahrheit  suchte 
er  mit  allen  nütteln,  von  allen  selten  handgreillich  und  in  die 
äugen  springend  \orzufiihrcn,  sodass  man  dieselbe  nicht  mehr 
umgehen  konnte.  80  entwickelt  sich  die  literatur,  die  kultur 
überhaupt.  Neue  ideen,  neue  richtungen  gewinnen  die  weit 
nicht  von  selbst  für  sich.  Ein  nicht  origineller,  ideenloser, 
arbeitsamer  gcist  verbreitert  sie  nachher  und  bringt  sie 
zum  durchbruch.  lieber  ihn  schlagen  die  wellen  zusammen, 
ihm  bleibt  nur  das  verdienst  des  ernsten  willens  und  der 
arbeit. 

lieber  seine  dramatischen  werke  macht  uns  Bale  auch  in 
seinem  Catalogus  mitteilung.  Leider  beschränkt  sich  die  aus- 
kunt't  wider  nur  auf  die  lateinisch  gegebenen  titel,  anfangs- 
wortc  und  auf  die  anzahl  der  stücke.  Dennoch  können  wir 
auch  hieraus  einiges  lernen.  Er  sagt,  er  habe  'in  Idiomale,  ma- 
terno  comcedlas  suh  uario  melrorum  gener e'  verfasst: 

Vitam  D.  Joannis  Baptistse,  Lib.  14.  —  De  christo  duodenni,  Com.  1. 

—  De  baptismo  &  tcntatione,   Com.  2.  —  De  Lazaro  resuscitato,  Com.  ]. 

—  De  consilio  puntificum,  Com.  1.  —  De  Simone  leproso,  Com.  1.  —  De 
coena  Do.  &  pedum  lotione,  Com.  1.  —  De  passione  Cliristi,  Com.  2.  — 
De  ßcpultura  &  resunectione,  Com.  2.  —  .Super  utroque  regia  coniiigio, 
Lib.  2.  —  De  scctis  Papisticis,  Lib.  2.  —  Ergo  Mouioa  &  Zoilos,  Lib.  2.  — 
rroditioncs  Papistarum,  Lib.  2.  —  Contra  adiiltciaiitcs  Dei  uei'lnira,  Lib.  1. 

—  De  Joanne  An  glomm   rege,   Lib.  2.    -     De  imposturis   'l1ioni;e 
'Becketi,  Lib.  \.   —    De  magnis  Dei  promissionibus,  Lib.  1.    —   De 

prsedicatioue  Joannis,   Lib.  1.    —    De  Cliristi  tentatione,  Lib.  1. 

—  Corruptiones  legum  diuinarum,  Lib.  1.  —  Ainoris  imaginem, 
Lib.  \.  —  Pammacliii  tragcedias  transtuli,  Lib.  4. 

Es  ist  eine  stattliche  anzahl;  ob  davon  viele  gedruckt  wor- 
den, ist  sehr  fraglich;  erhalten  sind  uns  nur  die  fünf  hier  gesperrt 
gedruckten  (deren  Identität  sich  aus  den  im  Catalogus  b.eigefüg- 
ten  anfangsworten  ergibt):  das  historisch-allegorische  Schauspiel 
Kynge  Job  an  und  die  vier  religiösen  dramen  The  chefe 
promyscs  of  God,  Jolian  Bai)ty8tes,  The  temptacyon 
of  our  lorde  und  die  Comedy  concernynge  thre  lawes. 
Kynge  Johan  gelit  uns  zunächst  nichts  an;  es  ist  dies  stück 
das  bekannteste  unter  den  werken  Hale's,  ausser  seinen  literar- 
historischen  arbeiten,    und  zudem  findet  sich  eine  ausführliche 


BALE,  COMEDY  CONCERNYNGE  THRE  LAWES.  153 

analy!>e  desselben  in  Klcin's  Gescliiehte  des  Dninias  XIII, 
148  ff.,  freilich  in  der  jenem  buche  eigenen  art  und  weise.' 
Auch  Ward  widmet  in  seiner  trefflichen  History  of  English 
Dramatic  Literature  dem  Kynge  Julian  besondere  aufmerk- 
sam keit. 

Unter  den  vier  erhaltenen  religiösen  dramen  gehören  die 
drei  ersten  näher  zu  einander;  sie  sind  die  eigentlichen  Miracle 
Plays  (eine  benennuug,  die  wir  unten  bedeutend  modificieren 
werden),  d.  h.  scenischc  darstellungen  einer  biblischen  handlung 
oder  doktrin,  ohne  allegorie.  Eine  kurze  Inhaltsangabe  wird 
dies  veranschaulichen. 

A  Tragedye  or  Enterlude,  luanyfesting  the  chefc  pro- 
myses  of  God  iinto  Man  by  all  ages  in  the  olde  lawe  from  the 
fall  of  Adam  to  the  Inearnacyon  of  the  Lorde  Jesus  Christ."^ 

Den  einleitenden  prolog  spricht  Baleus  prolocutor  und  sagt 
darin  unter  anderm: 

You  therefore,  good  friends,  I  lovingly  exhort 
To  weigh  such  matters,  as  will  be  uttered  lierc, 
Of  whom  ye  niay  look.  to  have  no  trifling  sport 
In  fantasies  feigned,  nor  such  like  gawdish  gear, 
und  ehe  er  abgeht  sagt  er: 

They  come,  that  thereof  will  show  the  certitude. 
Actus  Primus.  Pater  Ccelestis  beschliosst,  da  der  mensch  nicht 
so  ist,  wie  er  sein  sollte,  '  plages  of  correccyon,  most  grevouse  and  sharpe, 
hys  wanton  lustes  to  slake'  zu  senden.  Er  beginnt  mit  Adam  primus 
homo,  dem  er  seinen  sündenfall  vorwirft  und  sein  gebot  verkündet, 
dass  das  menschengeschlecht  und  das  der  schlänge  in  feindschaft  leben 
solle;  als  zeichen  hiefür  solle  die  schlänge  kriechen  und  das  weib  mit 
schmerzen  kinder  gebären.    Dies  ist  das  erste  promise. 

Actus  iSecundus.  Pater  Ccelestis  und  Justus  Noah;  auf 
bitten  Noah's  mit  dem  menschengeschlechte  die  geduld  noch  nicht  zu 
verlieren,  verspricht  Gott  die  erhaltung  desselben  durch  Noah's  haus. 
Als  zeichen  dafür  solle  Noah  zur  zeit  den  regenbogen  erkennen. 


'  Den  Klein'schen  comuientar,  wie  z.  b.  bühnenweisungen  wie  die 
folgenden:  'Nun  fragt  Kynge  Jolian,  die  legitime  kröne  von  Gottes 
gnaden  weiter  zurückschiebend  auf's  rechte  ohr,  und  mit  einem  ruck  von 
vorn  nach  hinten,  so  dass  sie  auf  dem  Occiput  zu  sitzen  kommt'  oder: 
'Nun  wird's  dem  Kynge  doch  zu  toll,  dass  er  sich  die  kröne  bis  an  die 
nasenwurzel  mit  gel)allter  faust  antreibt  — '  u.  dgl.  m.,  auf  die  nichts  im 
stücke  hinweist,  müssen  wir  uns  jedenfalls  wegdenken.  Ein  Hanswurst 
war  weder  Bale  noch  sein  Kynge  Johan! 

^  Pas  stück  ward  neugedruckt  in  Dodsley's  Collection  uf  old  plays, 
neue  ausgäbe  I,  211 — ;r22,  mit  moderner  Schreibung  und  Interpunktion. 
Der  titel  steht  so  im  kolophon ,  wobei  nocii  folgt:  Cum])ylcd  i)y  .Johan 
Bale,  Anno  Domini  1.5;<b.  Ohne  ort  und  drnckjahr.  Der  alte  druck  be- 
findet sich  im  British  Museum  C.  :{4,  c.  2. 


ir>  1  A.  SCHKOr.FK, 

Ai'lus  Tortins.  Tator  Cu'lotis  und  A  Itraliaui  Ficiclis.  (lott; 
siuiit  aufs  iioiie  auf  strato  wogou  des  sündigen  wandeis  in  Sodom  und 
Cioniorilia,  doeli  auf  Abraliam"si  bitton  {i^cwiilirt  (lOtt  die  rettung  von  Lot 
und  desiion  faniilio,  und  gibt,  um  der  gosnnl;encn  weit  wider  zn  hilfe 
zu  kommen .  dem  frommen  Abralnuu  sein  'eovenant  or  tliird  promise', 
dass  'all  generations  in  tliy  seed  tdiall  be  blesscd'  und  'In  circnmeision 
shall  tliis  tliing  be  expressed'. 

Im  Actus  Quartus  erscheint  Pater  Ca^lestis  abermals  ergrimmt 
über  der  uicnscbbcit  sünden,  und  Moses  Sauctus  bittet  ihn  um  nacli- 
sichr.     (lott  gibt  seinem  flehen  nach  und  spricht: 

I  add  this  covonant  unto  my  promises  past. 

Kaise  tliem  np  1  will  a  prophet  from  among  them, 

Not  unlike  to  thee,  to  speak  niy  words  unto  them, 

—  The  l'assover  lamb  will  be  a  token  just 

()f  this  strong  covonant. 
Im  Actus  Quintus  ist  es  David  Kex  J'ius,  der  den  Pater 
Cnlostis  wegen  der  neuen  sünden  der  menschen  und  seiner  eigenen 
um  gnado  anfleht.  Gott  hat  wider  erbarmen,  erlegt  ihm  harte  strafen 
auf,  als  trost  verspricht  er  ihm  aber,  dass  aus  seinem  stamme  der  er- 
lösor  kommen  werde.  Als  zeichen  liiefiir  solle  er  es  ansehen,  dass  er 
den  tempel,  den  er  Gott  erbauen  wolle,  nicht  selbst  vollenden  werde. 

Im  Actus  Sextus  verkündet  Gott  dem  Esaias  Prophota  einen 
weiteren  'covonant  of  healtir,  niiiiilich: 

a  rod  sliall  shoot  forth  frnm  the  old  stocke  of  Josse, 

And  a  bright  blossoni  froiu  tliat  root  will  ariso. 

Als  zeichen  dafür 

a  maid  of  Israel 

.Shall  conceivc  and  bear  that  Lord  Innnanuel. 
im  sicbenteii  Akte  endlich  heisst  Gott  den  Johannes  l)ai)tisla 
das    kommen    Christi    verkünden   und   als    ZA'ichen ,    den   lioiland    zu   er- 
kennen, solle  er 

Among  all  other  whom  thou  shalt  baptize  there, 
lipon  whom  thou  seest  the  Holy  Ghost  descend 
In  shape  of  a  dove,  restiug  upon  his  Shoulder, 
Hold  him  for  the  same  that  shall  the  worlde  amend. 
Baiews  i>rolücutor  beschliesst:   Christus  ist  es  erst,  der  die  weit  auf  den 
rechten  weg  führen  kann,  denn 

The  will  of  the  flcsh  is  proved  hcre  small  treasure,  ' 
And  so  is  nian's  will,  for  the  grace  of  God  doth  all. 
iAIore  of  this  matter  concludo  hereafter  we  shall. 

I'ie  schlnasworte  sind  bezeichnend. 

Dieses  stück  ist  länger  als  die  beiden  folgenden,  da  alle  sieben 
Zeitalter  darin  erledigt  werden  niussten.  Es  ist  etwas  matt  und  er- 
müdend und  iidt  weniger  anspielungen  und  polemisclier  tendenz. 

A  brefe  (Joraedy  or  Enterlude  of  Johan  Baptystes  preaeh - 
yngc  in   the   wyldernesse,   openynge  the  craftye  assaultea  of 


BALE,    COMEDY  CONCKKNYNGK    IHRE  LAWES.  155 

the  hy  pocr.v  tcs,  \vi  th  the  g  loi'yuuso  B;ip  t yuio  uf  tlic  Lor de  Jesus 
Christ.     Coiupylcd  by  Johau  Bale.    Auuo  MDXXXVIII.' 

Nach  dem  einleitenden  prologe  Incipit  Comffidia.  Joannes  Bap- 
tista  tritt  auf  und  spricht: 

As  a  uiassenger,  I  coiuc  to  geue  yow  warnynge, 
That  your  lorde  your  kynge,  your  sauer  and  rodeiucr, 
With  helth,  grace  and  peace,  to  yow  ys  hydrc  couimyiigc. 
Applye  ye  therfor,  dehiyc  the  tymc  no  longer, 
Biit  prcpare  hys  waye,  makynge  the  rough  pathes  smother. 
Stryke  downe  the  mountaynes,  fyll  vp  t!ie  valleyes  agayne, 
For  all  men  shall  se,  their  mercyfull  sauer  playue. 
Turba  uulgaris,  Publicanus,  Miles  ariuatus,  denen  Joannes  die 
ankunft  des   heilandes  verkündet,  vernehmen  die  frohe  botschaft  gerne, 
bekennen  ihre  sünden  und  werden  getauft.    Diese  scene  ist  schlicht,  ein- 
fältig und  ansprechend.     Joannes  fährt  fort  zu  predigen,   doch  alsbald 
erscheint  Pharisa?us: 

As  is  Said  abroade,  thys  fcllawe  preuchetli  ucwe  lernynge, 
Lcte  vs  dyssemble,  to  vnderstaude  hys  meauyngc. 
und  Sadducams: 

Wele  pleased  I  am,  that  we  exaiuyne  hys  doynges, 
Hys  doctrine  parauenture  luyght  hyiidre  eis  our  lyuynges. 
Die  beiden  disputieren  nun  mit  Johannes  und  gehen  dann  fort,  um  sich 
zu  berathen. 

Hier  erkennen  wir  gleich  die  tendenz  und  unscrn  autor.  Pharisäer 
und  Sadduzäer  bedeuten  die  katholischen  priester. 

Es  tritt  nun  Christus  selbst  auf.  Das  Zwiegespräch  mit  Johannes, 
der  es  nicht  wagen  will,  ihn  zu  taufen,  ist  ganz  würdig  gehalten,  und 
endet  mit  der  taufe  Christi,  wobei  Gottvaters  stimme  sich  vom  himmcl 
hören  lässt. 

Baleus  Prolocutor  macht  wider  den  schluss:  Ermahnung,  dass 
man  dem  evangelium  Christi  allein  folgen  solle. 

Ganz  in  derselben  art  ist: 

A  brefe  comedy  or  enterlude  eoncernynge  the   tempta- 
cyon  of  our  lorde  and  sauer  Jesus  Christ  by  Sathan  in  the 
desart.    Compyled  by  Johan  Bale.    Anno  MDXXXVIII.- 
In  der  Prajfatio  von  Baleus  Prolocutor  heisst  es  u.  a.: 
For  assaultes  of  Sathan,  lerne  here  the  remedye, 
Take  the  worde  of  God,  lete  that  be  your  defence. 


'  Neugedruckt  im  Harleyan  Miscellany  1,  202 — IG.  Zu  der  Jahreszahl 
macht  der  hcrausgcl)cr  die  aumcrkung:  The  year  in  wliich  Henry  the 
Eighth  dcclared  liis  disgust  witii  the  See  of  Rome. 

-  Dies  stück  ist  now  tirst  repriuted  and  cdited  by  the  Rev.  Alexan- 
der B,  Grosart  in  den  iMiscellanies  of  the  Füller  Worthies'  Library  1. 
(printed  for  private  circulation,  ISTO,  156  copies  only)  mit  einer  guten 
kleinen  einleitung  und  ein  paar  noten,  leider  nicht  irei  von  druck- 
fehlern. 


IM)  A.  SCllKOKKK, 

So  \v\  II  l'lirisl  toatli  yow,  in  oiir  next  l'onioilyo, 
Erucstly  proni  it,  in  ymir  (|nyck  intellyi;enco. 
Jesus   Christus   belindot  sich  in  lior  wililnis  ;illoin.     Dann  naht  sich  ilun 
Satan   tontatov,   versucht    ihn    in    bekannter  weise  und  wird  vuni  hci- 
land  /.nriickgewiesen: 
rn>uyde  wyll  1  so,  that  thy  kyugcdomc  sliall  dccayc 
Gitds  worde  sliall  bc.  liearde,  id' tlic  worlde  thonj;h  thu  sayc  naye. 
Satan  bescidiesst  nun,  um  bessern  erl'ülK  zu  liaben,  sich  an  pharysccs 
and   scrybes,   false   prestes   and   byshoppcs   und  den   vycar  of 
Konie   zu  machen.     Christus   sagt  aber  seinen   sieg  vorus.    Angelus 
[»rimus  und  secundus  kommen  nun,   Christus  zu  dienen,  bringen  ihm 
speise  und  preisen  ilm.     Dann   'Angelus  primus.     Fiebern  allocjui- 
tur",  secundus  desgleiclieu,  und  Jesus  (Jhristus  s[)richt  auch.  Baleus 
Prolocutor   beschiiesst.     Die   tendenz   geht  dahin,   dass  einerseits  die 
bibcl    allein    zur    geltung  zu   kommen   hat,    andrerseits   die   katholische 
kirche  als  leind  der  bibel  und  anhänger  des  tcutels  erseheint.     Wenn  man 
damit  z.  b.  das  22.  spiel  der  Coventry-Mystcries  vergleicht,  wo  Christus 
auch   zum   Schlüsse   das  publikum  anspricht,    so  sieht  man  deutlieh  den 
unterschied;   von  der  tcndeu/,,  die  bibel  als  schütz  gegen  den  teufcl  in 
den  Vordergrund  zu  stellen,  zeigt  sich  da  keine  spur. 

Das  vierte  der  religiösen  dranieii,  das  mir  das  bei  weitem 
wiclitigstc  und  interessanteste  zu  sein  scheint,  ward  der  j;'C- 
lelirtcn  weit  noch  nicht  durch  eine  neiüicraus<ial)C  zug;inj;lich 
};-emacht.  Warum  niclit,  ist  vielleicht  erklärlich.  Wenn  auch 
vielleicht  nicht  der  bedeutend  grössere  umfang;,  so  mag-  die 
hevrcn,  die  ja  nicht  eigentlich  philologische  zwecke  verfolgen, 
der  gelegentlich  untlätige  Inhalt  von  der  AerötJt'entlichung  abge- 
halten haben.  Es  zeigt  sich  darin  nändich  'bilious  Bale'  in 
seiner  ganzen  rücksichtslosen  art. 

Warton  schenkt  in  seiner  History  of  English  l'oetry  (IV, 
7;{  f.)  dem  drnina  schon  besondere  aufmevksamkcit,  obwol  er 
auch  an  dem  unsaul)eren  tone  anstoss  nimmt;  und  in  einem 
geistreich  geschriebenen,  lesenswerten  französischen  werke  über 
die  geschichte  des  englischen  dramas  vor  Shakspere  von  Jusse- 
rand'  wird  unsere  coraödic  ausftihrlich  besprochen.  Nur  leider 
muss  den  Verfasser  sein  beleidigtes  katholisches  gemüt  etwas 
zu  weit  fortgerissen  haben,  und  er  betrachtet  von  vornherein 
das  ganze  von  dem  eindrucke  aus,  den  ihm  Bale's  bildniss, 
das  als  holzschnitt  dem  ersten  drucke  beigegeben  ist,  machte: 
'. .  .  une  face  bcstialc,   un  large  nez,  la  partie  iuförieure  du 

'  La  tlieatri;  en  Angleterro  depuis  la  con(|u'etojusqu'aux  predicesseurs 
immediats  de  Shakcapeare  par  J.  Jusserand,  l'uris  187S,  s.  202  ff. 


l'.ALE,    COMEDY  CONCERNYN'Gli  THRE  LAWES.  157 

visage  proeminente,  une  barl)e  irröguliere  et  rüde  .  .  .'  stellt  er 
daran  aus,  und  fährt  in  der  art  fort.  Heutzutage  können  wir 
freilich  über  die  witze  damaliger  zeit  oft  nur  die  aehisel  zucken, 
aber  historisch  betrachtet  sieht  das  ja  alles  ganz  anders  aus. 
Plumpe  zoten  waren  nicht  allein  Bale  geläufig,  sondern  seiner 
zeit  überhaupt. 

Das  sind  aber  dinge,  um  die  es  sich  hier  gar  nicht  han- 
delt. Die  bedeutuug  dieser  Bale'schen  comödie  liegt  in  der 
eigenartigen  Stellung,  die  sie  in  der  geschichte  des  englischen 
dramas  einnimmt,  und  darum  erscheint  mir  die  veröftentlichung 
derselben  w'iinschenswert.  Ich  bringe  hiermit  eine  zuverlässige 
ausgäbe  nach  den  vorhandenen  drucken,  und  gebe  zu)iäehst 
den  text  mit  ein  paar  erläuternden  noten  danach.  Daran 
schliesse  ich  die  besprechuug  der  Bale'schen  dramen  in  ihrem 
Verhältnisse  zu  den  dramen  der  zeit,  und  zum  scldussc  einen 
excurs  iil)er  die  metrik. 

Bale's  Comedy  concernynge  thre  lawes  erschien 
ohne  angäbe  des  druckjahres  vermutlich  in  Deutschland.  Auf 
dem  titelblatte  wie  im  kolophon  heisst  es  wie  in  seinen  übrigen 
dramen:  Comjjvled  hy  Johan  Bale  Anno  MDXXXVIil,  und 
dies  gibt  uns  die  zeit  der  eutstehung,  die  zu  bezweifeln  wol 
kein  grund  vorhanden  ist.  Gedruckt  wurde  das  stück  aber 
wol  erst  später,  was  aus  dem  angefügten  souge  vpou  Bene- 
dictus  hervorgeht,  den  ich  wie  auch 'The  commauudemen- 
tes  breuelye'  mitabdrucke.  Dieser  'songe'  sieht  eigentlich 
aus,  als  wäre  er  direkt  durch  die  tronbesteigung  Eduard  des  VI. 
(1547)  veranlasst,  durch  die  nun  eine  wenduug  zu  gunsten  des 
Protestantismus  zu  erwarten  sei.     Strophe  IX  heisst  es: 

kynge  Edward  the  sixt,   to  haue  Gods  lawe  restorde, 
Foluwest  Josias,  therof  to  take  recorde. 

Zum  Schlüsse  des  dramas  selbst  aber  finden  sich  einige  ähn- 
liche anspielungen.  Die  verse  'iOül  ff.  beziehen  sich  auf  Hein- 
rich VIIl.  und  zwar  'your  late  Josias'  auf  den  gestorbenen. 
Dass  Bale  den  alten  sünder  trotz  dem  und  jenem  lobpreist, 
ist  erklärlich,  da  der  junge  könig,  auf  den  er  seine  hoffnuug 
setzt,  des  frühereu  söhn  war.  Ferner  ist  Eduard  v.  2(173 
schon  kynge  und  v.  2Ü&0  kann  ([uene  Katheryue  wol  nur 
Katharina  Parr  sein,  die  Heinrich  den  \'1II.  überlebte,  denn 
in  dem  angeblichen  jähre  15;i8  war  die  erste  Katharina  schon 


1  ÖS  A.  SCIIKOEEK, 

lauge  geschiecleu,  wälircml  Katluiriua  Howard  wiUei-  vor  lieiu- 
ric'h  steiben  imisstc.  Die  verse  sind,  wenn  nicht  vielleicht 
neu  eingeschoben,  so  doch  nach  1547  vciändeit  worden.  Von 
dem  hotlnunggcbenden  jungen  Eduard  überhaupt  konnte  schon 
lö3S  die  rede  gewesen  sein,  da  er  1537  geboren  wurde.  Es 
ist  also  wol  wie  in  Kynge  Johan'  eine  spätere  revision  an- 
gelegt worden  und  der  druck  des  Stückes  nach  1547  anzu- 
setzen, vielleicht  gerade  in  dies  Jahr  und  vielleicht  so  mit  ein 
grund  für  Bale's  rückberufung  nach  der  heimat  gewesen.  Im 
k(dophon  lieisst  es  nach  der  Jahreszahl  153S:  and  lately  in- 
prented  per  Nicolaum  liamburgenscm.  Wer  der  drucker 
Nicolaus  Hamburgensis  gewesen,  ist  mir  nicht  gelungen,  aus- 
tindig  zu  machen.  Vielleicht  erfreut  mich  ein  in  alten  drucken 
kundiger  mit  einer  auskunft  über  ihn. 

Dieser  erste  druck  ist  in  einoni  vollatändigeu  exemplare  in  der 
Büdleiana  zu  Oxford,  Maloiie  502  erliaiten  (M);  ein  anderes  bis  auf  das 
titcll)latt  vollständiges  ist  iiu  British  J\Iuseuni  (L);  ein  drittes  unvollstiiu- 
diges  exeuiplar  in  der  Bodleiana,  Tanner  155  (T),  es  feldt  der  1.  bogen. 
Der  druck  ist  in  black  letier,  klein  octav,  in  eiglits.  T  hat  auf  dem 
rande  ein  paar  spätere  handschriftliciie  noteu  ohne  wert,  z.  b.  uacii 
v.  :}y5:  'Idolatrye  spcketh'. 

Die  verse  habe  ich  gezählt,   desgleichen  gebe  ich  die  Seiten  nach 

art   von   custoden ,   obwol   im   drucke  ja  nur  AI,  A  II,  A  III B  I, 

i;  II.  B  111  .  .  u.  s.  \v.  angegeben  sind.  Die  abkürzungen  wie  y"  =  the, 
yi  =  that,  fio  =  from,  graUt  =  graunt,  S.  vor  einem  heiligenamen  = 
Saynt,  &  =  and  oder  et,  habe  ich  aufgelöst  und  cursiv  gegeben,  ebenso 
die  zahlen. 

Druckfehler  sind  unter  dem  texte  verzeichnet.  Die  iuterpunk- 
tion  gebe  ich  genau  nach  den  drucken,  ausser  wenn  es  anders  beson- 
ders bemerkt  ist;  aus  dem  kumma  in  der  cäsur  ist  nämlich  auf  die 
rhythmische  abteilung  zu  schlieasen ;  ganz  vereinzelt  hat  das  komma  die 
gestalt  eines  längeren  Striches  (wie  in  allen  deutschen  drucken),  es  ist 
meist  wie  heute  und  oft  statt  dessen  nur  ein  punkt  (wol  roheit  des  drucks). 
Die  Orthographie  gelte  ich  auch  genau  nach  den  drucken,  da  einerseits  nichts 
damit  gewonnen  i.st,  wenn  man  dieselbe  mouernisiert,  und  da  man  andrer- 
seits aus  der  alten  noch  sehr  viel  lernen  kann.  Soweit  sind  wir  in  der 
englischen  philologie  noch  lange  nicht,  dass  wir  die  Orthographie  einzelner 
Sprachperioden  normalisieren  könnten!  Es  ist  sogar  nicht  unmöglich, 
dass  unser  druck  nach  des  dichters  handschrift  gedruckt  wurde.  Wir 
erhalten  nämlich  über  diese  und  seine  Orthographie  aufschluss  durch 
Collier's  ausgäbe  des  Kynge  Johan,  der  ein  manuscript  des  dramas 
zu   gründe  gelegt  ist,   dessen   zweite   hälfte   ungefähr   von  Bale   selbst 


'  Vgl.  p.  VII  der  preface  in  der  ausgäbe  dieses  dramas  von  J.  Paync 
Collier,  London,  priuted  für  the  Camden  .Society  18:58. 


BALE,  COMEDY  CONCERNVNGE  THKE  LAWES.  159 

geschrieben  sein  soll.  Die  erste,  iiiclit  von  Bale  geschriebene,  hälfte  ist 
aber  sorgfältig  von  Bale  corrigiert,  was  uns  der  herausgeber  leider  nicht 
veranschaulicht  hat.  Aus  der  zweiten  hälfte  nun  können  wir  doch  einiges 
lernen.  So  wird  z.  b.  das  pronomen  it  von  Bale  in  der  regel  it  ge- 
schrieben, nur  vereinzelt  yt,  so  auf  p.  71;  in  der  ersten  hälfte  steht  aber 
in  der  regel  yt.  Unser  druck  der  Thre  law  es  verhält  sich  darin  wie 
Bale's  handschrift.  So  mag  es  zu  erklären  sein,  dass  v.  l'J58  das  yt 
vom  drucker  für  die  abkürzyng  von  that  angesehen  wurde,  da  er  nur 
it  erwartete. 

Die  bühnenweisungen  sind  lateinisch  und  daher  auch  so  gedruckt, 
die  namen  natürlich  auch.  Im  texte  kommen  häufig  ganze  lateinische 
verse  vor,  die  dann  so  gedruckt  werden,  wenn  aber  nur  ein  teil  der  zeile 
lateinisch  ist,  bleibt  der  druck  deutsch.  Manchmal  stehen  die  bühnen- 
weisungen nicht  am  gehörigen  platze,  was  ich  geändert  und  ange- 
merkt habe. 

Die  strophische  gliederung  ist  leider  nicht  immer  berücksichtigt. 
Die  verse  sr2— 3,  S15  — 0,  lülO— 7,  iulü— 20,  lu25— ü  u.a.m.  stehen  in 
eine  zeile  gedruckt,  wobei  es  aber  interessant  ist,  dass  häutig  der  zweite 
vers  mit  grossem  anfangsbuchstaben  beginnt,  wie  z.  b.  lüU) — 20:  I  gape 
for  empyre,  And  worshypp  desyre.  Ferner  sind  häufig  die  einzelnen 
Strophen  nicht  durch  Zwischenräume  geschieden,  obwol  gelegentlich  durch 
eingerückte  zeilen  angedeutet.  Ich  halte  es  für  überflüssig,  diese  otTen- 
baren  plumpheiten  des  druckers  einzeln  zu  verzeichnen  und  mache  die 
Strophen  ersichtlich.  Andrerseits  sind  aber  im  drucke  oft  Zwischen- 
räume gelassen,  die  einen  abschnitt  dem  sinne  nach  bezeichnen,  manch- 
mal aber  auch  wol  ohne  sinn  und  aus  versehen.  Wo  ich  da  geändert, 
ist  es  besonders  bemerkt. 

Schliesslich  seien  noch  die  holzschnittc  erwähnt.  1.  Titelblatt. 
In  der  mitte  ist  der  titel  auf  einem  aufgerollten  blatte  gedruckt;  über 
demselben  stellt  uns  ein  holzschnitt  die  Verführung  Eva's  durch  die 
schlänge  dar.  Auf  der  linken  seite  sehen  wir  Gottvater,  die  gefallenen 
menschen  strafend,  auf  der  rechten  die  Vertreibung  aus  dem  paradiesc 
durch  den  engel  mit  dem  flanimenschwerte;  unten  Adam  in  harter  arbeit 
und  Eva  mit  ihren  kindern. 

Auf  seite  G  11-^  haben  wir  ein  wolausgeführtes  brustbild  Bale's  en 
face,  das  im  wesentlichen  zu  demjenigen  stimmt,  das  wir  zu  beginn 
des  Scriptorum  Catalogus,  Basel  1557— .59  abgedruckt  finden',  doch  ist 
der  ausdruck  in  unserem  drucke  weniger  leidenschaftlich.  Ein  nüch- 
ternes, etwas  hartes,  derbes  gesicht,  das  immer  noch  den  eindruck  der 
geradheit  macht.    Mir  scheint  es  noch  kein  'face  bestiale'  zu  sein. 

Von  dem  drama  soll,  wie  Hazlitt  (Hdb.  o.  E.  E.  Lit.  s.  2;})  angibt, 
ein  späterer  druck,  London  1502  bei  Cohvell  erschienen  sein,  der  aber 
weder  in  London  noch  in  Oxford  vorhanden  ist. 

*  Jusserand's  oben  erwähnte  ebenso  originelle  als  geistreiche  be- 
schreibung  von  Bale's  bild  scheint  mir  fast  besser  auf  das  im  Catalogus 
als  auf  das  in  unserer  comödie  zu  stimmen. 


lOU  A.  SCHKOEKR, 

AI  A  Comedy  coueernynge  tbre  lawes, 

of  nature,  Moses,  &  Christ,  corrupted  by  the 

S(ul(»inytes.      Pli.arysees  and    Papystcs, 

Compyled  by  Johan  Bale. 

Anno  M.  D.  XXXVin. 

I  u  t  e  r  1  o  c  u  1 0  r  e  s. 

Dens  pater.  Natura  lex, 

Mosch  lex,  Clirisli  lex. 

Iiifitlelitas,  uel  Kuaii<;eliuin. 

Idolulatria.  Sodomisunis. 

Arabifio,  Auaricia. 

Pscudodoctrina,  Ilypocrisis, 

Vindicta  Dei,  Fides  Christiana. 
Baleus  prolocutor. 

A  II'*  A   Couiedye   coueernynge   tlne  lawes, 

Compyled  hy  Johan  Bale. 

Baleus  prolocutor. 
In  ych  couiuienwelthe,  lüost  high  preheiuynence 
Is  due  vnto  lawes,  for  soch  commodyte, 
As  is  had  by  them.    For  as  Cicero  geueth  sentence 
Where  as  is  no  lawe,  can  no  good  order  be, 
In  nature,  in  people,  iu  howse  nor  yet  in  citie.  5 

The  bodyes  aboue,  are  vnderueth  a  lawe, 
Who  coulde  rule  the  worlde,  were  it  not  vndre  awe? 

Lyke  as  Chrysippus,  füll  clarkely  doth  dyflfyne, 

Lawe  is  a  teacher,  of  uiatters  necessary, 

A  knowledge  of  thynges,  both  naturall  and  deuyne  lo 

Perswadynge  all  truth,  dysswadynge  all  iniury. 

A  gyfte  of  the  lorde,  deuoyde  of  all  obproby, 

An  wholesüiD  doctryne,  of  uien  dyscrete  and  wyse, 

A  grace  from  aboue  and  a  very  lieauenly  practyse. 

Our  lieauenly  maker,  mannys  lyuynge  to  dyrect,  15 

The  lawes  of  Nature,  of  Bondage,  nnd  of  Grace, 

Scnt  into  thya  worlde,  with  vycyousnesse  infect, 

In  all  ryghteousuesse,  to  walke  before  hys  face. 

But  Infydelyte,  so  worketh  in  euery  place, 

'i'hat  vnder  the  heauena,  no  thynge  is  pure  and  cleane,      20 

So  moch  the  people,  to  hys  peruer.se  wayes  leane. 


•5.  füll:  lull  in  den  drucken. 


BALE,    COMEDY   CONCERN YNGE  THRE  LAWES.  161 

The  lawe  of  Natura,  hys  fylthy  dysposycyon, 
Corrupteth  with  ydoUes,  and  stynkynge  Sodometry,         A  11^ 
The  lawe  of  Moses,  with  Auaryce  aud  Ambycyon,         Piiefatio. 
25    He  also  pohiteth.    And  euer  contynually, 

Christes  lawe  he  defyleth,  with  cursed  hypocre^y, 
And  with  false  doctryne,  as  wyll  apere  in  presence, 
To  the  edyfyenge,  of  thys  Christen  audyence. 

Of  Infydelyte,  God  wyll  hymself  reuenge. 

3U     With  plages  of  water,  of  wylde  fyre  and  of  sworde. 
And  of  hys  people,  due  homage  he  wyll  chalenge, 
Euer  to  be  knowne,  for  their  God  and  good  lorde, 
After  that  he  hath,  those  lawes  agayne  restorde, 
To  their  tirst  bewtye,  commyttynge  them  to  fayth. 

35    He  is  now  in  place,  marke  therfor  what  he  sayth. 

Actus   Primus. 
Deus  Pater. 
I  am  Deus  pater,  a  substaunce  inuysyble. 
All  one  with  the  sonne,  and  holy  ghost  in  essence. 
To  Angell  and  Man,  I  am  incomprehensyble, 
A  strength  infynyte,  a  ryghteousnesse,  a  prudence, 
40    A  merey,  a  goodnesse,  a  truth,  a  lyfe,  a  sapyence. 
In  heauen  and  in  earth,  we  made  all  to  our  glory. 
Man  euer  hauynge,  in  a  specyall  memory. 

Man  I  saye  agaj'ue,  whych  is  our  owne  elect, 
Our  chosen  creature,  and  seruaunt  ouer  all,  A  111» 

45    Aboue  the  others,  peculyarly  select,  i^e  Legibus  .umms 

,,,       ,  ,  ,  11  Coiuifilia. 

lo  do  vs  homage  aud  on  our  naiue  to  call, 
Acknowledgynge  vs  for  hys  author  princypall, 
Indued  hym  we  haue,  with  gyftes  of  specyall  grace 
And  lawes  wyll  we  sende,  to  gouerne  hym  in  place, 

50    Steppe  fourth  ye  Ihre  lawes  for  gydau«ce  of  Mawkynde 

Whom  most  inteyrly  in  hart  we  loue  and  fauer. 

And  teach  hym  to  walke,  accordynge  to  our  mynde, 

In  clennes  of  lyfe,  and  in  a  gentyll  beliauer. 

Depely  instruct  hym,  our  mysteryes  to  sauer, 
55     By  the  workes  of  fayth,  all  vyces  to  seclude. 

And  preserue  in  hym,  our  godly  symylytude. 

Natura?  lex. 
Of  duty  we  ought,  alwayes  to  be  obeysaunt, 
To  our  commaundement,  for  iust  it  is  and  plesauut, 


50.  fourth:  fourih  in  den  drucken. 

Anglia,  V.  band.  \\ 


11)  2  A.  SCHROKER, 

Moseh  lex. 
Your  pieceptes  are  true,  and  of  perpetuall  streugth 
On  iustyce  giounded,  as  wyll  apere  at  leugth.  GO 

Christi  lex. 
Proudenesse  ye  abhorre,  with  lykc  iiicouuenj'entes, 
All  they  are  ciirsed,  wych  go  frowi  your  commauMdemeHtea 

Deus  Pater. 
Our  lawes  are  all  oue,  though  yow  do  tlire  apere 
Lyke  wyse  as  our  wyll,  is  all  one  in  efi'ect. 
But  bycause  that  Mau,  iu  hyniself  is  not  clere  ü5 

To  tyme  aud  persone,  aa  now  \ve  haue  respect, 
A  Iin»    And  as  tlire  teachers,  to  hyiu  we  yow  dyrect, 
De  legibus  Though  yc  be  but  one.     lu  tokeu  tliat  we  are  thre, 
Comcedia.  Dystyucte  in  persone,  and  one  in  the  deyte. 

Naturj«  lex. 

We  consydre  that,  for  as  concern\uge  Man,  70 

Füure  seuerall  tymes,  are  uioch  to  be  respected. 

üf  Innocency  firat,  of  hys  trausgressyon  than, 

Than  tlio  longe  season,  wherin  lie  was  afriycted^ 

Fyually  the  tyme,  wherin  he  was  redemed. 

Of  pleasure  is  the  tirst,  the  seconde  of  exyle.  75 

The  third  doth  pouuysh,  the  fort  doth  reeoneyle, 

Moseh  lex. 
Whan  Angell  was  luade,  thys  lawe  he  had  by  and  by, 
To  serue  yow  hys  lorde,  and  with  lawes  to  proseeute 
Thys  lawe  was  geuen  Man,  in  tyme  of  innoeency. 
In  no  wyse  to  eate,  of  the  forbydden  frute.  80 

These  two  lawes  brokeu,  both  tliey  were  destytute, 
üf  their  tirst  fredome,  tu  their  most  hygh  decaye, 
Tyll  your  only  sonne,  ded  ma«nys  whole  rau/tsome  paye. 

Christi  lex. 
Whan  Angell  in  heauen,  and  Man  in  paradyse, 
Those  lawes  had  broke«.     The  lawe  of  wycked  Satha«       85 
Impugned  your  lawes,  by  craft  und  subtyle  practyse. 
Where  yow  sayd.     Eate  not.     He  sayd  vnto  the  woma/<, 
Eate,  ye  ean  not  dye,     As  Godes  ye  shall  be  than. 
By  thys  first  of  all,  your  lawes  Man  proued  true. 
And  Sathans  lawe  false,  whych  he  now  dayly  rue.  90 

Deus  pater. 
A  Uli-'  Lete  hym  tha?t  beware,  how  he  our  lawes  neglect 
LriurnH.    ^-^'^'y  ^^  Angell,  and  Man  we  gaue  lyberte, 


78,  89.  lawea:  laude«  in  den  drucken. 


BALE,    COMKDY  CONCERNYNGE  THKE  LAWES.  163 

Aud  they  onlye  feil,  becommynge  a  frowarde  sect, 
Not  by  our  mocyon,  but  their  owne  vanyte. 
95    For  that  we  gaue  thein,  to  their  felycyte. 
Abused  they  haue,  to  their  perpetuall  euyll. 
Man  is  uow  mortall  and  Angell  become  a  deuyll. 

Lose  Mau  we  wyll  not,  though  he  from  vs  doth  fal 
Our  loue  towardes  hym,  wyll  be  moch  better  than  so 
KM)    Thu  lawe  of  Nature,  teaehe  thu  hym  firat  of  all, 
Hys  lorde  God  to  knowe,  and  that  is  ryght  to  do. 
Charge  aud  enforce  hym,  iu  the  wayes  of  vs  to  go, 
Thu  lawe  of  Moses,     And  Christes  lawe  fynally 
Rayse  hym  aud  saue  hym,  to  our  perpetuall  giory. 

Na t Urse  lex. 
105    For  tyme  of  exyle,  than  I  must  be  hys  teacher.   '"  ''' 

Deus  Pater. 

Yea,  for  thre  ages,  both  gyde  and  gouerner 

From  Adam  to  Noah,  from  Noah  to  Abraham, 

And  than  to  Moses,  whych  is  the  soune  of  Amram, 

/. 
Natura;  lex. 

Where  must  1  remayue,  for  the  tyme  1  shall  be  here? 

Deus  Pater. 
110    In  the  hart  of  Man,  hys  couscyence  for  to  stere, 

To  ryghteouse  lyuj^nge,  aud  to  a  iust  beleue,  '• 

In  token  wherof,  thys  hart  to  the  I  geue.  1 

Bic  pro  suo  signo  cor  minislral, 

Thu  shalt  want  no  grace,  to  cont'ort  hym  with  all,     A  llll^ 
115    If  he  to  the  fayth,  of  my  first  promyse  fall.  ^'^  legibus 

diuiuis  Conioedia. 

Moseh  lex. 
Then  my  course  is  next,  for  tyme  of  hys  po?mishment? 

Deus  Pater. 
For  thre  ages  more,  to  the  must  he  consent. 
From  Moses  to  Dauid  ixom  thens  to  the  Jewes  exyle 
And  so  fourth  to  Christ,  whych  wyll  Mau  reconcyle. 

Moseh  lex. 
120    Where  shall  I  swete  lorde,  for  that  same  seaso«  dewell 

Deus  Pater. 
With  soch  harde  rulers,  as  wyll  the  people  compell. 
Our  mynde  to  fulfyll,  without  vayne  gaudes  or  fahles 


114.  confort:  i.  d.  dr.  coufort. 
122.  without:  i.  d.  dr.  withuot. 


11' 


164  A.  SCHKOEER, 

For  a  sygne  of  thj's,  holde  these  satuc  stony  tables. 

Hie  pro  signo  lapideus  dal  ei  labulas. 

All  they  tliat  obserue,  cur  huves  iuuyolablye,  125 

Shall  euery  where  prosi>ere,  increase  and  multyplye 

Christi  lex. 
Then  I  perceyue  well,  my  course  is  last  of  all. 

Deus  Pater. 
What  though  it  be  so?  yet  art  thii  prynoypall, 
Our  all  the  worlde,  thy  beaiues  shalt  thu  extende, 
And  styll  contyuue,  tyll  the  worlde  be  at  an  ende.  130 

Christi  lex. 
Where  shall  I  father,  for  that  same  tyme  perseuer? 

Deus  Pater. 

With  the  faythfuU  sort,  must  Ihn  conlynue  euer. 

Thu  shalt  my  people,  returne  from  farre  exyle, 

And  for  euermore,  to  uiy  grace  reconc.yle. 
A  \  •'■    Take  thys  precyouse  boke,  for  a  token  euydeut.  135 

Actus     A  seale  of  my  couenaunt,  and  a  lytiyuge  testament. 

Hie  pro  signo  dat  ei  nouum  leslamenlum. 

Thej'  that  beleue  it  shall  lyue  for  eueruioro, 

And  they  that  do  not,  wyll  rue  their  folye  sore. 

Blessed  shall  he  be,  that  yow  my  lawes  wyll  kepe. 

In  cytie  and  felde,  whether  he  do  werke  or  slepe.  140 

Hys  wyfe  shall  encreace,  hys  land  shall  frutyfye. 

And  of  hys  eneniyes,  he  shall  haue  vyctorye. 

The  skye  wyll  geue  rayne,  wha/t  seasonable  tyme  shall  be, 

The  workes  of  hys  ha/tdes,  shall  haue  prosperyte. 

Cnrsed  shall  they  be,  that  wyll  not  our  lawes  fulfyll,        145 

Without  and  withiu,  at  market  and  at  myll. 

Of  corne  and  catteli,  they  shall  haue  non  increase, 

Within  their  owne  howse,  shall  sorowes  neuer  cease 

Neuer  shall  they  be,  without  byle,  botche,  or  blayne, 

The  pestylence  and  poxe,  wyll  worke  them  deadly  payne:     150 

Shewe  thys  vnto  Man,  and  byd  hyra  take  good  hede,' 

Of  our  ryghteousnesse,  to  stände  alwayes  in  drede. 

We  vysyte  the  synne,  and  the  great  abhomynacyon, 

Of  the  wycked  sort,  to  thirde  and  fort  generacyon. 

'J'hu  lawe  (jf  Nature,  in.stiiict  hym  lirst  of  all,  155 

Thu  lawe  of  Moses,  correct  hym  for  hys  fall, 


primus. 


131.  father:  färbet  i.  d.  dr. 

149,  Neuer:  nener  i.  d.  dr. 

150.  Nach  payne  (iin  fragezeichcu  i.  d.  dr. 


HALE,  COMEDY  CONCERNYNGE  THRE  r,AWES,  165 

And  thu  l:iwe  of  Ohrist,  geue  hym  a  gocily  mynde. 
Rayso  hym  vnto  grace,  and  saue  hym  from  thc  fynde. 
Our  heaiienly  blessynge,  be  with  yow  euerychone,        A  V'^ 

De  legibus 
,  ^  .  1  (liuiiiis  CoiiKodia. 

Omnes  snaui. 
160    All  prayse  and  glory,  to  your  maieste  alone. 

Christi  lex. 
Hero  styll  to  tarry,  I  thynke  it  be  your  mynde. 

Naturae  lex. 
My  offyce  ye  knowe,  is  to  instruct  Mankynde.  '   ' 

Moseh  lex. 

Than  God  be  with  yow,  we  leaue  ye  here  behynde. 

Exeunt. 

Finil  AciHS  jtrinms. 

/ 
Incipit  Actus  secundus. 
Naturae  lex. 
The  lawe  in  effect  .  is  a  teacher  generali, 
165    What  is  to  be  done.  and  what  to  be  layed  asyde 
Biit  as  touchynge  me  the  first  lawe  naturall 
A  knowledge  I  am  whom  God  in  Man  doth  hyde, 
In  hys  whole  workynge,  to  be  to  hym  a  gyde, 
To  houour  hys  God  and  seke  hys  neybers  helth, 
170     A  great  occasyon,  of  peace  and  publyque  welth, 

A  sore  Charge  I  haue,  Mankynde  to  ouer  se. 
And  to  instruct  hym,  hys  lorde  God  to  obaye. 
That  lorde  of  heauen  graunt,  I  may  so  do  my  dewtie 
That  he  be  pleased,  and  Man  brought  to  a  staye. 
175     Hys  bryttle  nature,  hys  alyppernesse  to  waye, 

Moch  doth  prouoke  me.     But  if  God  set  to  hande,         A  VI* 
He  shall  do  füll  wel.     For  non  maye  hym  withstande.      -^"tus 

secunaus. 

Infidelitas. 
Brom,  brom,  brom,  brom,  brom.     Bye  brom  bye  bye. 

Bromes  for  shoes  and  powcherynges, 

botes  and  byskyns  for  newe  bromes, 
Brom,  brom,  brom. 

Marry  God  geue  ye  good  euen, 


156 — 157.  Eine  zeile  Zwischenraum  in  d.  dr. 

163.  Exeunl  steht  in  den  drucken  nach  Incipit  Actus  secundus,  in 
einer  zeile  mit  Natur.ne  lex. 

Nach  177  die  folgenden  vier  zeilen:  Brom,  brom  u.  s.  w.,  von  denen 
2  und  3  vielleicht  als  verse  aufzufassen  sind ,  stehen  als  musiktext  in 
drei  zeilen  unter  je  vier  notenlinien,  worin  aber  keine  noten  stehen. 


16G 


A.  SCHKOKKK, 


A  VI'- 

Naturie    lex 
corrupta. 


AVIIa 

Actus  BecuuduB. 


And  tlio  lioly  iii;in  saynt  .Steucn, 
Sende  ye  a  ^ood  newe  yeare.  tbO 

1  wolde  haue  biought  ye  the  paxe, 
Or  eis  an  ymage  of  waxe. 
If  I  had  knowne  ye  heare. 

I  wyll  my  seife  so  handle, 

Tliat  ye  shall  haue  a  candle,  185 

Whan  1  conie  liythei-  agayue, 

At  thys  your  sodcii  niot!}ou, 

1  was  in  such  deuocyon, 

1  liad  nerc  broke  a  vayue. 

Natura^  lex. 
Thut  uij-ght  haue  done  ye  smart.         100 

lufidelitas. 
Nu,  no,  it  was  but  a  l'art, 
For  pastyme  of  my  hart, 
I  wolde  ye  had  it  forsoth. 
In  serupp  or  in  sowse, 
But  for  noyaunce  of  the  howse,  195 

For  easement  of  your  toth, 

Now  haue  I  my  dreame  in  dede, 

God  sende  me  wele  to  spede, 

And  swete  saynt  Antony. 

1  thought  I  shuld  mete  a  knauc,  200 

And  now  that  fortune  I  haue 

Amonge  thys  cumpany. 

Natura;  lex. 
Why  dost  thu  call  me  kuaue? 

lufidelitas. 
1  sayd.  1  wolde  be  your  slaue, 
Yf  your  grace  wolde  me  haue,  205 

And  do  your  workc  ancn, 
1  wolde  so  rubbe  your  botes, 
Therofe  shuld  from  the  rotes, 
Whan  ye  shuld  do  thera  on, 

Natura  lex. 
Thu  art  dysposed  to  mocke,  210 

Hone  mayst  thu  haue  a  knocke, 
If  thu  with  me  so  game. 

lufidelitas. 
Your  iiiouth  shall  kysse  my  docke, 


HALB,    COMÜDY  CONCERNYNGK   IHRE  LAVVES.  167 

Your  tonge  shall  it  vnlocke, 
215    Bat  I  saye  what  is  j^our  naiueV 

Naturae  lex. 
I  am  the  lawe  of  Nature. 

Infidelitas. 
I  thoiight  so  by  your  stature, 
And  by  your  auncyent  gature, 
Ye  were  of  soch  a  raturc, 
22(»     Whan  I  tirst  heard  ye  spekc. 
Ye  coinmoned  with  God  lately, 
And  now  ye  are  hys  bayly, 
.Mau  kyude  to  rule  dyscretely, 
Welcome  syr  huddy  peke.  :     /  / 

Natur 36  lex. 
225     If  thu  vse  soch  vyllauye. 
1  shall  dysplease  the  trulye. 

Infidelitas. 
By  the  masse  I  the  defye, 
With  thy  whole  cuckoldrye, 
AiJd  all  that  with  the  holde.        ;i 

Naturje  lex. 

230     Wby  dost  thu  me  blaspheme, 

And  so  vngodly  deme?  :  i 

(<^ 
Infidelitas. 

For  by  thys  blessed  boke, 

I  went  ye  had  bene  a  coke,  ^  A  VII'> 

And  that  made  me  so  bolde,  '^  Natur«  lex 

235     For  a  coke  ones  hauynge  age  '  corrupta. 

With  a  face  demure  and  sage,  ^ 

And  auncyent  to  beholde.  ' 

As  yow  haue  here  in  place,  '^ 

With  a  bearde  vpou  your  face, 

240    What  is  he  but  a  coke  olde  ?  ' 


Natur«  lex. 
Ye  are  dysposed  to  dallye, 
To  leape  and  ouersallye, 
The  com  passe  of  your  wytte? 
1  counsell  ye  yet  in  season, 
245     Sumwhat  to  folowe  reason, 
And  gnawe  vpon  the  bytte, 


i ;  1  /    /, 


168 


A.  SCllKOKKK, 


A  Villa 

Aclus  secundus. 


A  VI  11'' 

Xaturic    lex 
comipta. 


Int'idolitas. 
Then  aftei-  oiu-  great  madnessc, 
Ltite  vs  fall  to  sume  sadiiesse, 
And  teil  me  what  yc  in  tende. 

Natura3  lex. 
God  scut  me  vnto  Man,  250 

To  do  the  best  T  ean, 
To  cause  hym  to  amende. 

Soch  creatures  as  want  reason. 

My  rules  obye  yche  season, 

And  that  in  euery  bordre.  255 

The  sunne  aud  luone  doth  nioue, 

\Nith  the  other  bodyes  aboue, 

And  neuer  breake  their  ordre. 

The  trees  and  herbes  doth  growe, 

'J'he  see  doth  ebbe  and  flowe,  260 

And  varyeth  not  a  nayle. 

The  ttoudes  and  wholsom  sprynges, 

With  other  naturall  thynges, 

Their  course  do  neuer  fayle 

The  beastes  and  byrdes  engendre,      265 

So  do  the  fyshes  tendre, 

Aecordynge  to  their  kynde 

Alonlye  man  doth  fall, 

From  good  lawes  natural!, 

By  a  frowardc  wycked  mynde.  270 

Infidelitas. 
Now  wyll  1  proue  ye  a  lyar, 
Next  cosyne  to  a  fryar. 
■  And  on  the  gall  ye  rubbe. 
Ye  saye  they  folowe  your  lawe. 
And  varyee  not  a  gtrawe, 
Whyeh  is  a  tale  of  a  tubbe, 

The  sunne  onea  in  the  clyppes, 
Awaye  the  clerenesse  slyppes 
And  darkened  is  the  daye, 
Of  the  planetes  influence,  280 

Aryseth  the  peatylence. 

To  many  ones  decaye, 


275 


256.  moue:  mone  i.  d.  dr. 
272.  fryar:  frxar  i.  d.  dr. 
274.  they:  thy  i.  d.  dr. 


KALE,    COMEDY  CONCERN YNÜE  TIIRE  LAWES.  1()9 

Doth  not  the  see  so  rage, 
That  non  can  it  aswage, 
285    And  swellowe  in  towne  and  streateV 
The  ayre  whych  geueth  breathe, 
Siimtyme  infecteth  to  deathe, 
By  hys  most  pestylent  heate. 

The  beastes  oft  vndemure, 
290    Whych  were  left  to  mannys  eure, 
Wyll  hym  sumtyme  deuoure. 
Thus  are  your  rules  forgote, 
As  thynges  of  slendre  note, 
In  creatnres  daye  and  houre, 

Naturse  lex. 
295    It  is  the  wyll  of  God, 

To  vse  them  as  a  rod, 

Of  hys  iiist  ponnyshment. 

Whan  Man  doth  not  regarde, 

The  lorde  nor  hys  rewarde, 
300    Nor  to  hys  lawes  consent. 

They  neuer  are  so  ronnysh 
But  whan  God  doth  Man  ponnysh, 
for  hys  vnhappynesse. 
Froin  God  they  neuer  fall, 
305     Nor  from  lawes  naturall,  ßa 

Doynge  hys  busynesse.  Actus  secimdus. 

Infidelitas. 
And  yow  are  the  same  lawo, 
That  kepe  them  vndre  awe, 
By  your  most  polytyke  wytt? 

Naturae  lex. 
310    God  hath  appoynted  me, 
Mankynde  to  ouerse, 
And  in  hys  hart  to  sytt. 

To  teache  hym,  for  to  knowe. 
In  the  creatnres  hygh  and  lowe, 
315    Hys  gloryouse  mageste, 
And  on  hys  name  to  call, 
Or  power  celestyall, 
In  hys  necessyte. 


302.  But:  Bnt  i.  d.  dr. 
305.  T  beginnt  hier. 
309.  your:  youy  i.  d.  dr. 


I7t) 


A.  SCIIKOKKK, 


Naturse  lex 
corrupta. 


Blla 

Actus  secundus. 


Tti  thynko  liyni  ouorliiatyugo, 

And  wonderfuU  in  workynge,  :r2(i 

And  that  he  createth  all, 

Both  gouevne  and  conseiue. 

From  them  he  neuer  swciue, 

That  to  such  fayth  wyll  fall. 

Int'idelitas. 
In  dede  here  is  good  sport.  325 

But  whj'  do  yow  resort, 
Vnto  thys  prcsent  place? 

Natur*  lex. 
Man  ahvayes  to  exhort, 
To  sckc  all  helth  and  confort, 
Of  the  only  God  of  grace.  .330 

First  in  the  hartes  reioyce, 
And  than  with  open  voyce, 
To  worshypp  iiym  alono. 
Knowledgynge  hys  deyte, 
Hys  power  and  eternyte,  335 

Whan  he  shall  niake  hys  luoue. 

Int'idelitas. 
I  shall  kepe  ye  as  well  froin  that, 
As  my  grandame  kept  her  cat, 
From  lyckyngc  of  her  creame. 

Natur«  lex. 
What  wylt  thu  kepe  me  fro?  340 

'i'ell  me  ere  thu  farther  go, 
My  thynke  thu  art  in  a  dreame. 

Infidelitas. 
From  causynge  of  Mankyndc, 
To  geue  to  God  hys  mynde, 
ür  hys  obedyence.  345 

Naturaä  lex. 
What  is  thy  uameV  teil  me. 

Infidelitas. 
Marry  Infydelyte, 
VVhyeh  neuer  wyll  agrc, 
To  your  benyuolence. 

Natura  lex. 
Thu  cannyst  not  kepe  me  from  man.    350 


BALE,    COMEDY  CONCERNYNGE  TJIKE  LAUES.  171 

Iiifidelitas. 
Yet  wyll  I  do  the  best  I  can, 
To  trouble  ye  now  and  than, 
That  ye  shall  not  preuayle. 
I  wyll  cause  ydolatrye 
355    And  most  vyle  sodomye, 
To  worke  so  ongracyouslye, 
Ye  shall  of  your  purpose  faylc. 

Na t Urse  lex. 
I  defye  the  wycked  fynde, 
With  thy  whole  venemouse  kynde, 
360    God  putteth  now  in  my  mynde, 
To  flc  thy  cumpanye. 

Infidelitas. 
Ye  are  to  blessed  a  Saynt, 
And  your  seif  so  wele  can  paynt, 
That  I  must  mc  acquaynt 
365    With  yow,  no  remedye. 

Naturae  lex. 
Auoyde  thu  cruell  eneniye, 
1  wyll  non  of  the  trulye,  / 

But  shurne  thy  cumpanye, 
As  I  wolde  the  deuyll  of  hell.  Exil. 

Infidelitas. 
370    And  are  ye  gone  in  dede? 

Small  wyttam  be  your  spede,  >.   .  i 

Except  ye  take  good  hede,  B  II  i' 

I  wyll  be  next  of  your  counsell.  Xatur»  lex 

Now  wyll  I  worke  soch  masterye, 
375    By  Graftes  and  sutyle  polycye, 
The  lawe  of  natura  to  poyson. 
With  pestylent  ydolatrye, 
And  with  most  stynkynge  sodomye, 
That  he  shall  haue  no  foyson. 

380    Where  are  these  vyllen  knaues? 
The  deuyls  owne  kychyn  slaues, 
That  them  I  can  not  se. 
I  coniure  j'ow  both  here, 
And  Charge  ye  to  apere, 
Lyke  two  knaues  as  ye  be. 


corrupta. 


364—5.  Das  komnia  nach  acqaynt  i.  d.  dr. 


172  A.  SCIIROKKK, 

S  u  il  0 111  i  s  lu  u  s.    M  o  u  ;i  c  h  u  s. 
AuiIh>  is  il  iiamo  fiill  clcune, 
Kuowe  yc  not  what  I  ineane? 
And  are  so  good  a  clarke. 

Infidelitas. 
By  Tetragrammaton, 

I  Charge  ye,  apere  anon,  390 

And  come  out  of  the  darke. 

S ü d 0 m i s m u s.  Inlrant  siinu!. 

Haue  in  than  at  a  dash, 
With  swash  myry  annet  swash, 
Yet  raayc  I  not  be  to  rash, 
B  lila  For  niy  holy  Orders  sake.  395 

Actus  secundus. 

Idololatria.    Necroiuantic. 
Nor  I  sonne  by  my  trouth, 
Cha  caute  a  corage  ot"  slöutli, 
And  aoch  a  comberousc  couth, 
Ych  wote  not  what  to  do. 

Infidelitas. 
At  Christinas  and  at  Paske.  400 

Ye  luaye  daunce  the  deuyll  a  uiaske, 
Whyls  hys  great  cawdion  plawe. 
Yow  soch  a  prati  mynyon, 
And  yow  now  in  relygyon, 
Soch  two  I  neuer  sawe.  405 

Is  not  tby  namc  ydolatrye? 

Sodomismus. 
Yes,  an  wholsom  woman  verelye, 
And  wele  seane  in  Phylosophye, 
Mennys  fortunes  she  can  teil, 
She  can  by  sayenge  her  Aue  niarye,    410 
And  by  othcr  chaimes  of  sorcerye, 
Ease  men  of  toth  ake  by  and  bye, 
Yea,  and  fatche  the  deuyll  from  hell. 

•Slie  can  mylke  the  cowe  and  hunte  thefoxe, 
And  helpe  men  of  the  ague  and  poxe,    415 
So  they  Itrynge  moneyc  to  the  boxe, 
Whan  they  to  her  raake  nione. 
She  can  fatch  agayne  all  that  is  lost, 
And  drawe  drynke  out  of  a  rotten  post, 

410.  Aue:  Ane  i.  d.  dr. 


BALE,    COMEDY  CONCERN YNGE  THRE  LAWES.  173 

420    Without  the  helpe  of  the  holye  Ghost,  B  III b 

In  workynge  she  is  alone.  Natur«  lex 

corrupta. 

Infidelitas. 
What,  sumtyme  thu  wert  an  he. 

Idololatria. 
Yea,  but  now  ych  am  a  she, 
And  a  good  mydwyfe  per  de, 
425     Yonge  chyldren  can  I  charme. 

With  whysperynges  aud  whysshynges, 

With  crossynges  and  with  kyssynges 

With  blasynges  and  with  blessynges,  i  r    j 

That  spretes  do  them  no  barme. 

Infidelitas. 
430    Then  art  thu  lyke  to  Clisthenes, 

To  Clodius  and  Euclides, 

Sardinapalus  and  Hercules, 

Whych  themselues  oft  transfourmed. 

Into  a  womannys  lyckenes, 
435     With  agylyte  and  quyckenes, 

But  they  had  Venus  syckenea, 

As  writers  haue  declared. 

Sodomismus. 
Lete  her  teil  fourth  her  matter. 

Idololatria. 
With  holye  oyle  and  watter, 
440    I  can  so  cloyne  and  clatter, 
That  I  can  at  the  latter, 
Manye  suttyltees  eontryue. 
I  can  worke  wyles  in  battle,  B  Ulla 

If  I   do   OneS    but   Spattle,  Actus  secuudus. 

445    I  can  make  corne  and  cattle, 
That  they  shall  neuer  thryue. 

Whan  ale  is  in  the  fatt, 
If  the  bruar  please  me  natt, 
The  cast  shall  fall  downe  Hat, 
450    And  neuer  haue  any  strength. 

No  man  shall  tonne  nor  bake,  ' 

Nor  meate  in  season  make, 

If  I  agaynst  hym  take, 

But  lose  hys  labour  at  length. 

455    Their  wellys  I  can  vp  drye, 
Cause  trees  and  herbes  to  dye, 


174  A.  SCHKOKKK, 

And  slee  all  puilerye, 

Wheie  as  men  doth  me  moue. 

I  call  make  stoles  to  dauuce, 

And  eaithen  pottes  to  piaunce.  IGÜ 

1  hat  uon  shall  thern  enhaunce, 

And  du  but  cast  luy  gloue. 

I  haue  Charmes  for  the  plowgh, 
And  also  for  rhe  cowgh, 
She  shall  geue  mjike  ynowgli,  465 

Ho  longe  as  I  am  pleased. 
Apace  the  mylle  shall  go, 
B  Uli'-  So  shall  the  credle  do, 

Naturw  lex  ^q^j  t^e  musterde  querne  also, 

corrupta.  ' 

No  man  therwith  dyseased.  470 

Infidelitas. 
Thau  ait  thu  for  me  fytt. 

Sodomismus. 
The  woman  hath  a  wytt, 
And  by  her  gere  can  sytt, 
Though  she  be  sumwhat  olde. 
It  is  myne  owne  swete  bullye,  475 

My  muskyne  and  my  mullye, 
My  gelouer  and  my  cullye, 
Yea,  myne  owne  swete  hart  of  Golde. 

Infidelitas. 
1  saye  yet  not  to  bolde. 

Idololatria. 
Peace  fondelinge,  tush  a  button.  480 

Infidelitas. 
VVhat  wylt  thu  fall  to  rautton? 
And  playe  the  hungry  glutton, 
Afore  thys  cumpanye? 
Ranke  luue  is  füll  of  heate, 
Where  hungry  dogges  lacke  raeate,     4b5 
•  They  wyll  durty  puddynges  eate, 

For  wante  of  bcfe  and  conye. 


B  Va 


Hygh,  luynyon  for  monye, 

As  good  is  draffe  as  honye, 

Whan  the  daye  is  whote  and  sonnye,     190 


Actus  secuiiduH.  ßy  the  blcBsed  rode  of  kent. 


BALE,  COMEDY  CONCERNYNGE  THRE  LAWES.  175 

Sodomisnius. 
Saye  fourth  your  mynde  good  mother, 
For  thys  man  is  nou  other, 
But  our  owne  louynge  brother, 
495     And  is  very  wele  content. 

Idololatria. 
I  neuer  mysse  but  paulter, 
Our  blessed  ladyes  psaulter, 
Before  saynt  Sauers  aulter, 
With  my  bedea  onea  a  daye. 
500    And  thys  is  my  commen  cast, 
To  heare  Masse  first  or  last. 
And  the  holy  frydaye  fast, 
In  good  t3'me  mowt  1  it  saye. 

With  blessynges  of  Saynt  Germyne, 
505     I  wyll  me  so  determyne, 

That  neyther  foxe  uor  vermyne, 

Shall  do  my  chuckens  härme. 

For  your  gese  seke  saynt  Legearde, 

And  for  your  duekes  saynt  Lenarde, 
510    For  horse  take  Moyses  yearde, 

There  is  no  better  charme. 

Take  me  a  napkyn  folte, 

With  the  byas  of  a  holte,  „  ,,,^ 

For  the  healjmge  of  a  colte,  j^.^^,,^..^  j^^ 

515    No  better  thynge  can  be.  cnnupta. 

For  lampes  and  for  bottes, 
Take  me  saynt  Wylfrides  knottes. 
Aud  holy  saynt  Thomas  lottes, 
On  my  lyfe  I  waraude  ye. 

520    For  the  cowgh  take  Judas  eare, 

With  the  parynge  of  a  peare, 

And  drynke  them  without  feare 

If  ye  wyll  haue  remedy, 

Thre  syppes  are  for  the  hyckock, 
525    And  six  more  for  the  chyckock, 

Thus  maye  my  praty  pyckock, 

Recouer  by  and  by. 

If  ye  cannot  slepe  but  slumber, 
Geue  otes  vnto  saynt  Vncumber, 
530    And  beanes  in  a  serten  number, 

Vnto  saynt  Blase  and  saynt  Blythe. 
Geue  onyons  to  saynt  Cutlake, 


ITÜ 


A.  SCHROEHK, 


B  VI" 

Actus  secundus. 


And  garlyke  to  sayut  Cyryake, 
If  ye  wyll  shurne  the  head  ake, 
Ye  »hall  haue  tlieiu  at  queue  Lytlie.     5'35 

A  draimue  of  a  sliepes  tyrdle, 

And  good  saynt  Franees  gyrdle, 

With  tlic  hamlet  of  an  liyrdle, 

Are  wliolesom  for  the  pyppe, 

Besydes  these  charmes  afore,  540 

I  haue  featea  many  more, 

That  1  kepe  styll  in  störe, 

Whoiue  now  I  ouer  hyppe. 


Infidelitas. 

It  is  a  spoart  I  trowe, 
To  heare  how  she  out  blowe, 
Her  witche  Graftes  on  a  rowe, 
By  the  Masse  I  must  nedes  sniyle. 
Now  I  praye  the  lete  me  knowe, 
What  sedes  that  thu  cannyst  sowe, 
Mankynde  to  ouer  throwe, 
And  the  lawe  of  nature  begyle. 


545 


)5Ü 


Sodouiismus. 
My  seife  I  so  behaue, 
And  am  so  vyle  a  knaue, 
As  nature  doth  depraue, 
And  vtterlye  abhorre. 
I  am  soclie  a  vyce  trulye, 
As  Gi)d  in  hys  great  furye, 
Ded  ponnysh  most  terryblye, 
In  Sodomc  and  in  Gomorre. 


555 


BVlb 

Natura;  lex 
oorrujita. 


In  tlic  tleslic  1  am  a  fyre,  560 

And  soch  a  vyle  desyre, 

As  brynge  men  to  the  myrc, 

Of  fowle  concupyscencie. 

We  two  togytlier  begänne, 

To  sprynge  and  to  growe  in  manne,     5()5 

As  'l'homas  of  Aquync  scanne. 

In  tlie  fort  boke  of  hys  sentence. 

I  dweif  amoiige  the  Sodomytes, 

The  Beniamytes,  and  Madyanytes, 

And  now  the  popysh  hypoerytea,        570 

Embrace  me  euery  where. 

I  am  now  become  all  «pyrytuall, 

For  the  clergye  at  Korne  and  ouer  all, 


BALE,    COMEÜY  CONCEKNYNGE  IHRE  LAWES.  177 

For  want  of  wyues  to  me  doth  fall, 
575    To  God  thcy  haue  no  t'eare. 

The  chyldren  of  God  I  ded  so  luoue, 
That  they  the  doughters  of  men  ded  loue, 
VVorkyuge  soch  wnyes  as  ded  not  behoue, 
Tyll  the  floude  them  ouer  weiit. 
58ü     With  Noes  sonne  Cham  I  was  half  ioyned, 
Whan  he  hys  dronken  father  scorned, 
In  the  Gomorytes  I  aso  reigned, 
Tyll  the  hand  of  God  them  brent. 

I  was  with  Ünan  not  vnacquaynted, 
5S5     Whan  he  on  the  grounde  hys  increase  shed, 

For  me  hys  bietherne  Joseph  accused, 

As  Genesis  doth  teil. 

Dauid  ones  warned  all  men  of  vs  two, 

Do  not  as  mules  and  horses  wyll  do,  B  Vll» 

590    Confounded  be  they  that  to  ymages  go,     ^"tus  secimUus. 

Those  are  the  wayes  to  hell. 

Both  Esaye  and  Ezechiel, 
Both  Hieremy  and  Daniel, 
Of  vs  the  abhomynacyons  teil, 
595     With  the  prophetes  euerychon, 

For  vs  two  God  strake  with  fyie  and  watter. 
With  battayle,  with  plages  and  fearfuU  matter, 
With  paynefull  exyle,  than  at  the  latter, 
Into  Egipt  and  Babylon. 

000    As  Paule  to  the  Romanes  testyfye, 

The  gentyles  alter  Idolatrye, 

Fell  to  soch  bestyall  Sodomye, 

That  God  ded  them  forsake. 

Who  foloweth  vs  as  he  confesse, 
605    The  kyngedome  of  God  shall  neuer  possesse, 

And  as  the  Apocalyps  expresse, 

Shall  synke  to  the  burnynge  lake. 

VVe  made  Thalon  and  Sophocles, 

Thamiras,  Nero,  Agathocles, 
ülO    Tiberius  and  Aristoteles, 

Themselues  to  vse  vnnaturallye 

1  taught  Aristo  and  Fuluius, 

Semiramis  and  ilorteusius, 

Crathes,  Hyliscus  and  Pontius,  ^  Vllb 

615    Beastes  to  abuse  most  monstruouslye.  ^corrupu!' 

lufidelitas. 
Marry  thu  art  the  deuyll  hymselfe, 

Anglia,  V.  band.  12 


17S  A.  SCHROEER, 

Idülolatria. 
If  ye  knewe  hör  he  coulde  pelfe, 
Ye  wolde  sayc  he  werre  soch  au  eile, 
As  uou  vuder  heauen  were  eis 

Infidclitas. 
The  fellawe  is  wele  decked  620 

Dysgysed  and  wele  necked, 
Büth  knauebalde  aud  pyepecked, 
He  lacketh  nothyuge  but  bela: 

Sodomismus. 
In  the  first  age  I  begänne, 
And  so  perseueide  with  manne,  625 

And  styll  wyll  if  I  canne, 
So  longe  as  he  endure. 
Tf  monkysh  sectes  renne, 
And  popysh  prestes  contynue, 
Whych  are  of  my  retynue,  630 

To  lyue  I  shall  be  sure. 

(Jleane  luarryage  they  forbyd, 
Yet  can  not  their  wayes  be  hyd, 
Men  knowe  what  hath  betyd, 
Whan  they  haue  bene  in  parell.  635 

Oft  haue  they  buryed  quycke, 
B  Villa  Soch  ais  were  neuer  sycke, 

Actus  secuudus.  FuU  many  a  propre  trycke, 

They  haue  to  helpe  their  quarell. 

In  Rouie  to  me  they  fall,  640 

Both  Byshopp  and  Cardynall, 
Monke,  fryre,  prest  and  all, 
More  ranke  they  are  than  antes. 
Exauiple  in  popc  Julye, 
Whych  sought  to  haue  in  hys  furye,    645 
Two  laddes,  and  to  vse  theui  beastlye, 
From  the  Cardynall  of  Nantes. 

Infidelitas. 
Well,  yow  two  are  for  my  mynde, 
Steppe  fourth  and  do  your  kyude, 
Leaue  neuer  a  poynt  be  hynde,  650 

That  inaye  corrupt  in  man, 
The  lawe  wryt  in  hys  hart. 
In  hya  Hesli  do  thy  part.  Ad  Sod. 


045.  to:  lo  i.  d.  dr. 


BALE,    COMEDY  CONCERNi^NGE  THRE  LAWES.  I79 

r..    ^""^^^y^'^''^^  to  peruart,  Ad  Idol. 

b55    Do  thu  the  best  thu  can. 

Here  haue  I  pratye  gy nn es, 
BotJi  brouches,  beades  and  pynnes 
With  soch  as  the  people  wynnes 
Vnto  ydolatrye.  ' 

660    Take  thu  part  of  them  here,        Ad  Mol 
Beades,  rynges,  and  other  gere 
And  shortlye  the  bestere,  ß  Vlllb 

To  deceyue  Man  properlye.  Natur,  lex 

corrupta. 

lake  thys  same  staffe  and  scrvnne 
665    With  a  God  here  of  a  chyppe,         ' 

And  good  beldame  forewarde  hyppe 

To  set  fourth  pylgrymage. 

Set  thu  fourth  Sacramentals,      Ad  Sodo 

Say  dyrge  and  synge  for  trentals, 
670    Stodye  the  popes  Decretals, 

And  mixt  them  with  buggerage, 

Here  is  a  stoole  for  the, 
A  ghostlye  father  to  be, 
To  heare,  Benedicite, 
675    A  boxe  of  Creame  and  oyle. 

Here  is  a  purse  of  rellyckes,       Ad  Idol. 
Kagges,  rotten  bones,  and  styckes, 
A  taper  with  other  tryckes, 
Shewe  them  in  euery  soyle. 

Sodomismus. 
680    I  wyll  corrupt  Gods  Image, 
With  most  vnlawfull  vsage, 
And  brynge  hym  into  dott'age, 
Of  all  concupyscence, 

Idololatria. 

Within  the  flesh  thu  art, 

685    But  I  dwell  in  the  hart, 

And  wyll  the  sowie  peruart, 

From  Gods  obedyence,  ^* 

''  '  NaturiB  lex 

corrupta. 

Infidelitas. 
Spare  non  abhomynacyon, 
Nor  detestable  fashyou, 
690    That  mannys  ymagynacyon, 
By  wyte  maye  comprehende. 
To  quycken  our  spretes  amonge, 

12* 


180 


A.  SCHROEER, 


Syuge  üüw  some  myry  songe, 
But  lete  it  not  be  louge, 
Least  we  to  moch  offende.  695 

Post  cantionem,  Infidelitas  alta  iioce  (licet,    üremus. 
üMnipote/js   sempiterue   L)eus,    qui    :ul   imaginem   et  similitudinem 
uoatram  formasti  luicos,  da  qiutsimius,  ut  sicut  eurum  sudoribus  uiuimus, 
ita  eorum   uxoribus,   tiliabus  et  domicellis  perpetuo  frui  mereamur.    Per 
dominum  nostriim  Papam. 

Infidelitas. 
Now  are  these  whoresons  forth, 
It  wyll  be  aomwliat  wortli, 
To  se  how  they  wyll  wurke, 
The  one  to  poyson  the  hart, 
The  other  the  outwarde  part,  700 

Ingenyously  wyll  lurke. 

The  lawe  of  nature  they  wyll, 

Infect,  corrupt  and  spyll, 

With  their  abhomynacyon. 

Idolatry  with  wyckednesse,  705 

And  Sodouiy  with  fylthyuesse, 

To  hys  most  vtter  dampnacyon. 

These  two  wyll  hym  so  vse, 

Ich  one  in  their  abuse, 

And  wrappe  hj^m  in  soch  euyll,  710 

That  by  their  wycked  cast, 

He  shall  be  at  the  last 

A  moraell  l'or  the  deuyll. 


Cb 

Natur«    lex 
corrupta. 


Now  vnderneth  her  vvynges, 

Iddlatry  hath  kynges,  715 

With  their  nobylyte. 

Both  dukes,  lordes,  knyghtes  and  earles, 

Fayre  ladyes  with  their  pearles. 

And  the  whole  commenalte. 


Clla 

Actuu  uecuuduB. 


Wifhin  the  bownes  ot*  Sodoiuye,  720 

Doth  dwell  the  spirytuall  clergye, 

Pope,  Cardinall  and  pryat. 

Nonne,  Chanon,  Monke  and  iryre, 

With  so  many  eis  as  do  deayre, 

To  reigne  vndre  Antichrist.  725 

Deteatynge  laatrymonye, 
They  lyue  abhomynablye, 
And  burn  in  carnail  lust. 
>Shall  I  teil  ye  larther  newes? 


BALE,    COMKDY  CONCERNYNGE  THRE  LAWES.  181 

730    At  Roiue  for  prelates  are  stewes, 
Of  both  kyndes.     Thys  is  iust. 

The  lawe  of  Nature  I  thynke, 
Wyll  not  be  able  to  wynke, 
Agaynst  the  assaultes  of  them. 
735     They  hauynge  so  hygh  prelates, 
And  so  manye  great  estates, 
Frora  hens  to  Hierusalem. 

Pause  now  a  lyttle  whyle, 
Myne  eares  doth  me  begyle, 
740    If  I  heare  not  a  sounde. 

Yon  folke  hath  sped  I  gesse, 

It  is  so  by  the  Messe, 

Awaye  now  wyll  I  rounde.  Exit. 

Natura?  lex. 

I  thynke  ye  marnele,  to  se  soch  alteracyon, 
745    At  thys  tyme  in  me,  whom  God  left  here  so  pure?' 

Of  me  it  cometh  not,  but  of  mannys  operaeyon, 

Whome  dayly  the  deuyll,  to  great  synne  doth  allure, 

And  hys  nature  is,  fiill  bryttle  and  vnsure. 

By  hym  haue  I  gote  thj^s  fowle  dj^sease  of  bodye, 
750    And  as  ye  se  Kere,  am  now  throwne  in  a  leprye. 

I  wrought  in  hys  hart,  as  God  bad  ernestlye, 
Hym  oft  prouokynge,  to  loue  God  ouer  all,  C  11^ 

With  the  inner  powers,  But  that  false  Idolatrye,    Actus  secundus. 
Hath  hym  peruerted,  bj'-  slayghtes  dyabolycall. 
755    And  so  hath  Sodomj'e,  through  hys  abuses  carnall, 
That  he  is  now  lost,  oftendj^nge  without  measure, 
And  I  corrupted,  to  my  most  hygh  dyspleasure. 

I  abhörre  to  teil,  the  abusyons  bestyall. 
That  they  daylye  vse,  whyeh  boast  their  chastyte, 
760    Some  at  the  aulter,  to  incontynency  fall. 

In  confessyon  some,  fall  beastiy  occupyed  be. 
Amonge  the  close  nonnes,  reigneth  thys  enormyte. 
Soch  chyldren  slee  they,  as  they  chaunce  for  to  haue. 
And  in  their  preuyes,  prouyde  them  of  their  graue. 

765    Ye  Christen  rulers,  se  yow  for  thys  a  waye, 
Be  not  illuded,  by  false  hypocresye. 
By  the  stroke  of  God,  the  worlde  wyll  eis  decaye 
Perrayt  prestes  rather,  Gods  lawt'iiU  remedye 


741.  Yon:  Yen  i.  d.  dr. 


182  A.  SCHKOKEK, 

Tlian  tlicy  shnld  incurre,  most  bestyall  Sodomye. 

Keganle  not  the  pope,  not  yet  hya  whorysli  kyngedoiu      770 

For  lic  is  tlie  niaster,  of  Gomor  and  of  Sodouic. 

Witli  uiau  haue  I  bono,  whych  hath  ine  thus  defyled, 

VVitli  hlolatiye,  and  vncleane  Sodoniyc. 

And  worthye  I  am,  frora  God  to  be  exyled, 

Pytie  me  yet  lorde,  of  tliy  most  bownteouse  mercye.         775 

I  wyll  fourth  and  mourne,  tyll  thu  sende  remedye 

Prouiyse  hast  thu  made,  to  a  jn^loryouse  lyberte, 

To  brynge  hcaue«  and  earth,  tha/(  wylt  thu  (l  trust)  restorc  me. 

C  III*  Incipil  actus  tertius. 

Jloseh  lex. 
THe  lorde  perceyuynge,  hys  first  Uiwc  thus  corrupted, 
With  vncleane  vyces,  seut  me  hys  lawe  of  Moses,  780 

To  se  hym  Ibr  synne,  substancyallye  corrected, 
And  brought  in  agayne,  to  a  trade  of  godlynes. 
For  I  am  a  lawe,  of  rygour  and  of  hardenes. 
1  strayghtly  commaunde,  and  if  it  be  not  done, 
I  thretten,  I  curse,  and  slee  in  my  anger  sone.  785 

To  God  I  requyre,  a  perfyght  obedyence, 

Condempnyngc  all  soch,  as  do  it  not  in  elfect. 

I  shewe  what  synne  is,  I  bürde/*  sore  maunys  co«scyence 

To  hym  am  I  death,  whan  hys  lyfe  is  infect. 

Yet  if  he  take  hede,  to  Christ  I  hym  dyrect,  700 

Forgeuenesse  to  haue,  with  lyght,  hclth  and  saluacyon, 

Least  he  shuld  dyspayre,  and  fall  into  dampnacyon. 

Infidelitas. 
Ha,  ha,  ha,  lia,  ha,  ha,  ha,  ha,  ha,  ha,  ha, 
A  pastyme  quoth  A,  I  knowe  not  the  tyme  nor  whan, 
I  ded  laugh  so  moch,  sens  1  was  an  honest  man.  795 

Beleuc  me  and  ye  wyll,  I  neuer  saw  soch  a  sport 
I  wolde  ye  had  benc  there,  that  ye  myght  haue  made  the  fort. 

Moseh  lex. 
Where  woldest  haue  had  me?  teil  me  good  brother  myne. 

CIU'^  Infidelitas. 

^corrupta!'  -^^  ''''^  Myuorassc  öcr,  late  yester  uyght  at  complyne. 

Moseh  lex. 
At  the  MynorasseV     Why,  what  was  tlierc  a  do?  800 

Infidelitas. 
For  soch  an  other,  wulde  I  to  Southampton  go. 


BALE,  COMEDY  CONCERN YNGE  THRE  LAUES.  183 

In  dcdo  ycster  <h\je,  it  was  thoir  dedycacyon 
And  thydre  in  Gods  uame,  cauie  I  to  se  the  fashyou. 
An  olde  frj're  stode  fortli,  with  spectacles  ou  hys  nose 
805     Bcgynnynge  thys  Antcme,  a  luy  faith  I  do  not  glose. 

Lapides  preciosi. 
Moseh  lex. 
And  what  ded  folowe  uf  thys? 

Infidelitas. 
I  shall  teil  ye  ser  by  Gods  blys. 
Then  came  Dame  Isbell,  an  olde  Nowne  and  a  calmc, 
Crowynge  lyke  a  capon,  and  thus  began  the  Psalrae. 

Sa'pc  expugnauerunt  nie  a  inuciiliilc  mca. 
Moseh  lex. 
810    And  what  includeth  thys  mysterye? 

Infidelitas.  C  Ulla 

A  symple  probleme  of  bytcherye.  ^'^'"^  Tertms. 

Whan  the  fryre  begönne, 
Asore  the  Nonne, 
To  synge  of  precj-ouse  stones. 
815     From  my  youth  sayt  she, 
They  haue  confort  me, 
As  it  had  bene  for  the  nones. 

Moseh  lex. 
I  assure  the  playne,  I  set  not  by  sucli  gaudes, 
Thy  vsage  shewe  the,  to  be  brought  vp  amonge  baudes. 

Infidelitas. 
820     It  was  a  good  world,  wha/;  we  had  soch  wholso««  storyes 
Preached  in  our  churche,  on  sondayes  and  other  feryes; 

With  vs  was  it  merye, 
Whan  we  went  to  Berye. 
And  to  our  lady  of  grace, 
825    To  the  blonde  of  hayles, 

Where  no  good  chere  fayles, 
And  other  holye  place. 

Whan  the  prestes  myght  walke, 
And  with  yonge  wyues  talke. 


Nach  805  und  809:   Lapides  preciosi  und  Scepe  cxp  .  .  .  steht  unter 
je  vier  leeren  notenlinien. 


184  A.  SCHROEER, 

Tlum  liad  wc  cliyldren  plciitj'c.  S.HO 

Than  cuckoldes  rayght  leape, 

A  score  on  a  heapc, 

Now  is  therc  not  one  to  twentye. 

Wlian  the  Moukes  were  fatto, 

And  ranke  as  a  ratte,  835 

With  bellyes  lyke  a  Bore. 

C  ITTU'  Then  all  thyngea  were  dere, 

Mosch  lex  Both  befe,  breade  and  bere, 

coTTup  .1.  ^^^^_  grudge  tbc  iourers  sore. 

Whan  Bysboppcs  luyght  l)urne  SK» 

And  from  the  trutli  turne, 

The  syllye  syniple  sowie. 

Tliau  durst  no  man  creake, 

Open  niouthe  nor  speake, 

üf  Christ  nor  yct  of  Powle.  845 

Now  are  the  knaues  bolde, 

With  Scriptures  to  holde, 

And  teache  them  euery  where. 

The  Carter,  the  sowter,     . 

The  bodger,  the  clowter,  850 

That  all  wyll  awaye  I  fere. 

As  vs  80  they  pulle, 

Our  lynynges  are  dulle, 

We  are  now  lyke  to  fall. 

If  we  do  not  fyght,  855 

For  the  churches  ryght, 

By  the  Messe  we  shall  lose  all. 

-Biit  I  praye  ye  ser,  teil  me  what  is  your  name? 

Moseb  lex. 
The  lawe  of  Moses,  to  lyc  I  were  to  blame. 

C  V»  Infidelitas. 

'^'^t'i'us'"   ^"  these  same  partyes,  what  do  ye  now  intende?  860 

Moseh  lex. 
Mankyndc  to  refounne,  that  he  hys  lyfe  amende. 
I  shewe  what  synne  is,  and  what  thynge  pleaseth  god, 
I  confort  the  iust,  and  the  yll  I  ponuysh  with  rod, 
The  co/Huion  peoplc,  haue  thought  it  coiouiodyouse, 
Dyuerse  Goddes  to  haue,  with  rytes  superstycyouse.         865 


850.  the  clowter:  ther  cl.  in  den  drucken. 


BALE,    COMEDY  CONCERNYNGE   IHRE  LAWES.  185 

My  cojwiDuundemeiit  is,  to  seke  one  God  alotie. 
And  in  all  their  nedes,  to  hym  to  make  their  mone. 
Amonge  the  Gentyles,  was  it  thought  no«  iiiiiirye, 
If  a  man  wer  hurt,  to  slee  hys  aduersarye. 
870    Thys  thynge  I  forbyd,  and  saye,  thu  shalt  not  kyll, 
Lawe  is  the  reuenger,  the  man  maj'c  de  no  y!l. 

Some  persones  there  are,  that  inordynatlye  loue. 
These  are  perswaded,  all  thynges  them  to  behoue. 
Whych  I  inhybyte,  saynge  contynuallye, 
875     No  rape  shalt  thu  do,  nor  yet  commyt  aduouterye. 
Thu  shalt  do  no  theft,  nor  couete  that  is  not  thj'ue, 
Agaynst  thy  neyber,  shalt  thu  not  falsely  dyffyne. 

Infidelitas. 
We  maye  do  uothynge,  if  we  be  pynned  in  thus. 
Neyther  yow  nor  God,  to  that  harde  trade  shall  brynge  vs. 
880    We  must  haue  one  God,  and  worshypp  hym  alone? 
Marry  that  in  dede,  wolde  make  a  Türke  to  grone. 
If  we  be  stryken,  we  maye  not  stryke  agayne?  C  V'» 

A  proper  bargavne,  and  dyscretelye  vttered  playne,    Moseh  lex 

^  ,  ,o  corrurta 

For  cumpanyes  sake,  ye  saye  we  maye  not  louer 
885    1  defye  your  worst,  and  to  yow  there  is  my  gloue. 

Moseh  lex. 
What,  thu  wylt  not  fyght?  thy  wyttes  are  better  tha«  so 

Infidelitas. 
In  the  quarell  of  loue,  I  shall  proue  ye  ere  I  go, 
By  the  Messe  I  thynke,  to  put  ye  to  your  fence. 

Moseh  lex. 
Thu  were  mocli  better,  to  kepe  thy  pacyenee. 

Infidelitas. 
890    Nayc  by  cockes  sowie  frj'ud,  I  must  lay  j-e  on  the  coate 
In  loues  cause  thu  fyght,  ye  maye  sone  haue  me  a  floate 
Naye  haue  at  your  pylche,  defende  ye  if  j'e  maye. 

Moseh  lex. 
Soch  a  fole  art  thu,  as  seke  thyne  owne  decaye. 
If  I  ones  meddle,  to  the  it  wyll  be  death, 
895    Dedyst  thu  neuer  hear,  that  lawe  sleath  m  hys  wreath 

Infidelitas. 
By  the  blessed  lorde,  than  wyll  1  playe  Robsons  part. 

Moseh  lex. 
Whye,  what  part  wylt  thu  playe?  _ 


1^6  A.  SCHROKliK, 

Intidclitas. 
By  cockos  sowie  gciie  ouer.  so  sonc  as  1  tele  smart. 

.M  OS  eh  lex. 
It  wvU  bo  to  liito,  if  l  oncs  eupple  with  the. 

Infidelitas. 
C  VI''     Then  Ictc  mc  ulone,  and  we  sliall  sone  agre,  900 

Actus  ter-  And  I  shall  bc  glad,  to  bc  aequayntcd  with  ye. 

Moseh  lex. 
Acqiiayntaunce  good  fellawe,  tliu  niayst  sone  haue  of  me. 

Infidelitas. 
The  worst  fault  I  haue,  I  am  hastye  now  and  thaw, 
But  it  is  sonc  gono,  1  toke  it  of  a  woman. 
Bat  what  meane  those  tables,  that  yc  haue  in  your  hande  V    90.5 

Moseh  lex. 

Kepe  sylence  a  whyle,  and  thu  shalt  vnderstande. 
Thre  thynges  1  declare,  the  first  are  the  preceptes  morall. 
Next,  the  lawes  iudycial,  and  last  the  rytes  ceremonyal 
The  morall  preceptes,  are  Gods  co;«maundeme/*tes  ten, 
Whych  ought  euermore,  to  be  obserued  of  all  men.  910 

The  lawes  of  Nature,  the  morall  preceptes  declare, 
And  the  plesau/tt  workes,  to  God  they  teache  and  prepare 
They  sturre  man  to  fayth,  and  prouoke  hym  also  to  loue 
To  obeye,  to  serue,  and  to  worshypp  God  aboue. 
In  two  stonye  tables,  God  wrote  thera  first  of  all,  915 

That  they  shuld  remaync,  as  thynges  contynuall. 
The  first  hath  but  thre,  whych  te?tde  to  Gods  hygh  honour, 
Seuen  hath  the  seconde,  and  they  concerne  our  neybour. 
The  first  doth  expounde,  the  first  lawe  naturall, 
The  next  the  other,  makynge  them  very  formall.  920 

In  sprete  is  the  first,  Ihal  wc  shuld  God  honour  and  loue, 
To  outward  workynge,  the  seconde  doth  vs  raoue. 
C  VP'    Forbyddyugc  all  wroMges,  preseruyngo  iust  marryage, 
Moeeh  lex  Nofryshynge  true  peace,  and  other  godly  vsage. 

Infidelitas. 
What  is  the  eflfect,  of  your  lawes  judycyall?  925 

Moseh  lex. 
Soch  thynges  to  cowimaunde,  as  are  cyuyle  or  tcmporall. 

From  vyce  to  refrayne,  and  outwarde  iniurye, 
Quyet  to  conserue,  and  publy(iue  honestie. 


914.  serue:  serne  i.  d.  dr. 


BALK,  COMKDY  CONCERNYNGE  THRE  LAWES.  187 

These  aro  lo  support,  the  lawes  of  the  seconde  table. 
930    Ceremonyall  rytes  are  also  commendable, 

In  holy  dayes,  garme/ites,  temples,  and  consecracyons, 
Sacryfyces  and  vowes,  with  oflferynges  and  expiac3'0?js 

Whych  are  vnto  Christ,  as  fygnrs,  types  and  shadowes 
As  Paule  doth  declare,  in  hys  pystle  to  the  Hebrues, 
935    These  are  only  fygures,  and  outwarde  testymonyes, 
No  man  is  perfyght,  by  soch  darke  ceremouyes. 
Only  perteyne  they,  vnto  the  thirde  co?«maundement, 
Of  the  Sabboth  daye,  tyll  Christ  the  lorde  be  present. 

In  hys  death  endyng,  the  whole  Judaycal  presthode. 

Infidelitas. 
940    Good  dayes  luyght  ye  haue,  ye  speake  it  füll  wele  by  the  rode. 
A  am  a  poore  lad,  and  by  my  trouth  bent  ernestlyc, 
To  wayte  vpon  ye,  and  to  be  your  very  lackye. 

Moseh  lex. 
What  art  thu  called,  I  praye  the  hartelye.  C  VII» 

Actus  tertius. 

Infidelitas. 
Graye  fryre  am  1  non,  by  the  Messe  I  ca?i  not  flatter, 
945    I  am  Infydelyte,  to  teil  the  truth  of  the  matter. 

Moseh  lex. 
And  hast  thu  so  longe,  dyssembled  thus  with  me? 

Infidelitas. 
Yea,  for  aduauntage,  to  smell  out  your  subtylyte. 

Moseh  lex. 
Auoyde  hens  I  saye,  thu  false  Infydelyte. 

Infidelitas. 
Naye  that  I  wyll  not,  by  Yngham  Trynyte. 

Moseh  lex, 
950     VVylt  thu  nod  in  dede,  tha«  wyll  I  fet  hyther  the  poure 

Of  iudges  and  kyngcs,  to  subdue  the  withi«  thys  houre,    Exit. 

Infidelitas. 
Soch  knyghtes  wyll  I  haue,  as  shall  coHfounde  the/«  all 
As  Sadducees  and  scrybes,  with  the  sect  pharysaycal 
By  helpe  of  my  chyldren  Idolatry  and  Sodomye. 
955    The  Lawe  of  Nature,  I  kest  ones  in  a  leprye. 

I  haue  yet  two  more,  Ambycyon  and  Couetousnes, 


ISS  A.  SCIIKOKF.K, 

Wliyoli  wyll  do  as  inocli,  t(i  tho  lawe  of  Moses. 
Wlicie  are  luy  whoresons,  tliat  they  coine  not  awaye. 

A  u  a  r  i  t  i  a.    ,1  u  r  i  s  c  o  n  s  u  1 1  u  s. 
Yea,  whorcson  on  thy  face,  euen  in  tliy  best  arayo, 
I  wyll  thu  knowe  it,  I  am  a  worshypfiill  Doctour,  960 

A  Scr)'be  in  the  lawe,  and  a  profytablc  pioctour. 

Infidelitas. 

C"VII'>  Goppe  with  a  vengeauncc,  how  coiucst  tlui  so  aloft 

:\ios."ii  lex 

^■"""'"^'-  Auai-itia. 

I  sliall  teil  the  mau,  if  thu  wylt  connneu  niore  soft. 

B}'  fayned  flatterye,  and  by  coloured  adulacyon. 

Ambycyon  here  also,  rose  out  of  a  lyke  foundacyon.        965 

Infidelitas. 
Come,  axc  me  blessynsc  lyke  praty  boyes  apace. 

Ambitio. 
I  wyll  not  bowc  sure,  to  soch  a  folysh  fice. 

Infidelitas.- 
Axe  blessynge  I  saye,  and  makc  nie  no  uiore  a  do. 

Ambitio. 
Ynsemclye  were  it,  we  prelates  shuld  do  so. 

Auaricia. 
For  no  cumpulsyon,  wyll  T  do  it  by  swotc  Marye.  970 

Infidelitas. 
1  must  fatchc  ye  in,  there  is  no  remedyc. 
A  noughty  whoreso?i8,  haue  I  brought  ye  vp  hytherto? 
And  knowe  not  your  father:  ye  shal  drynke  both  ere  I  go. 

A  mbo  sini  ul. 
No  more  at  thys  tynie.     Korsoth  we  crj'C  a  mercye. 

Infidelitas. 
Downe  on  your  knecs  tlia«,  and  a.xc  nie  blessyng  shortely.    975 

Arabo  simul. 
Blesse  me  ge.ntyll  father,  for  swete  saynt  charyte. 

Infidelitas. 
Ajyse  noughty  knaues,  God  lete  ye  neuer  to  thee. 
Though  amonge  our  seines,  we  murmour  bragge  and  face, 


BALE,  COMEDY  CONCERN YNGE  THRE  LAWES.  189 

Somtyme  for  lucre,  somtyme  for  the  hyghar  place.      C  Vlll^ 
980    Yet  for  aduautage,  in  thys  we  all  agre,  ^^"^'"s  tertius. 

To  biynde  the  rulers,  aud  deceyue  the  comniynalte. 

Auaiitia. 
Art  aduysed  of  that,  by  the  Messe  we  are  in  dede, 
Yet  of  our  knaueryes,  the  foles  wyll  neuer  take  hede. 

To  labour  with  a  spade, 
9S5    Our  colour  wolde  it  fade, 

We  maye  not  with  that  trade, 

We  loue  so  moch  our  ease. 

We  must  lyue  by  their  sweate, 

And  haue  good  drynke  and  meate, 
990    Whan  they  haue  not  to  eate, 

The  substaunce  of  a  pease. 

We  leade  them  in  the  darke, 
And  so  their  conseyence  marke, 
That  sturdy  they  are  and  starke, 
995     In  euery  wycked  euyll, 
We  teache  ydolatrye 
And  laugh  füll  merelye, 
To  se  yeh  cumpanye, 
Rönne  headlondes  to  the  deuyll. 

1000    If  we  maye  haue  the  tythynges, 
And  profytable  offerynges, 
Whe  care  not  to  what  doynges, 
They  customablye  fall.  C  Vlllb 

We  are  soch  mercenaryes,  Moseh  lex 

.       ,         ,        ,  corrupta. 

1005    And  subtyle  propryetaryes, 
As  from  the  tiock  all  carries, 
The  wolle,  skynne,  flesh  and  all. 

In  our  perambulacyons, 

We  loke  for  commendacyons, 
1010     And  lowlye  salutacyous, 

In  teuiple,  liowse  and  strete, 

Our  lowsye  lafyne  liowres, 

In  borowes  and  in  bowres, 

The  poore  people  deuowres, 
1015    And  treade  them  vndre  fete. 

Ambitio. 

I  am  Ambycyon, 
whose  dysposycyon, 
Is  honour  to  appete, 
1  gape  for  empyre, 


U»0  A.  SCHKOEEK, 

Aud  woishypp  desyre,  1020 

As  Minos  ded  in  Crete. 

I  lüke  vp  Aloft, 

And  loue  to  lye  soft, 

Not  carynge  tor  my  Hocke. 

Haue  I  ones  the  tlese,  1025 

with  pygges,  laiubes  and  gese 

They  maye  go  turne  a  socke. 

Lucifer  1  made, 

So  hyghly  to  wade, 

To  God  he  wolde  be  equall,  1030 

Of  Adam  and  Eue, 

1  slcwe  the  beleue, 

And  caused  them  to  fall, 

What  nede  I  reheaice. 
Da  The  gyauntes  inost  fearce,  1035 

Actus  tertius.  With  tlie  buyldcrs  of  Babell. 

Nemrod  the  ty raunt, 
with  them  there  applyaunt, 
Agreed  to  my  counsell. 

From  me  wolde  not  go,  1040 

Cruell  Pharao, 

No  more  wolde  Amalech, 

Öaul,  Achitophel, 

Absolon,  Jesabel, 

Nor  Adomsedech,  1045 

I  made  lioboam, 

And  Hieroboam, 

With  Nabuchodonosor. 

Triphon,  Alchimus, 

and  Simon  magus,  1050 

To  abuae  them  euermor. 

In  pryde  I  excede. 

And  no  people  fede, 

But  with  lyes  for  aduauntage. 

As  Mantuane  teil,  10.55 

To  leade  men  to  hell, 

I.S  my  nioöt  commen  vsage. 

llygh  thynges  I  attempt. 

And  wyil  rae  excmpt, 

From  prynces  iurysdyceyon.  1060 

i  am  soch  an  euyll, 


BALE,    COMEDY  CONCERNYNGE  THRE  LAWES.  1  9 1 

As  brynge  to  the  deuyll, 
Without  anye  contradyccyon. 

Infidelitas. 
Here  is  a  prelate,  euen  for  myne  owne  touth, 
1065    Soch  an  other  is,  not  in  the  whole  south. 

Clappe  thu  somwhat  more,  as  thu  hast  begunne, 

Ich  lyke  wele  your  talkynge,  by  the  holy  Nuune.  D^ 

Moseh  lex 

Auaritia.  com,pta. 

I  Covetyse  am,  ^ 

The  deuyll  or  hys  dam, 
lüTO    für  I  am  insacyate. 
I  rauysh  and  plucke, 
I  drawe  and  I  sucke, 
After  a  woluysh  rate. 

Father  nor  mother, 
1075    Syster  nor  brother, 

I  spare  not  in  my  moode. 
I  feare  neyther  God, 
Nor  hys  ryghtfuU  rod. 
In  gatherynge  of  goode. 

1080    Both  howse  and  medowe, 

from  the  poor  wydowe, 

I  spare  not  for  to  take. 

Ryght  heyres  I  rob, 

And  as  bare  as  Job 
1085    The  fatherles  I  make. 

With  me  toke  Nadab, 
Nabal  and  Achab, 
With  all  the  clergye  of  Bell. 
Judas  and  Giezi, 
1090    with  the  so/mes  of  heli, 

And  the  sonnes  of  Samuel. 

Jannes  and  Jambres, 
Also  Diotrephes, 
Wrought  wylfuU  wyckednesse. 
1095    So  ded  Menelaus, 

with  false  Andronicus, 
And  all  for  Conetousnesse. 

Ambitio. 
With  vyces  seuen, 


lu94.  wylfuU:  wylfnll  in  den  drucken. 


l  \)'l  A.  SCHROKKK, 

1  dose  vp  heauen, 
I)  IIa  And  speare  vp  paradyce.  IIOÜ 

A.uis  tertius.  I  oppeu  hell, 

By  iiiy  counsell, 
Mayuteyuyiige  eiiery  vyce. 

Auaritia. 

Für  syluer  and  golde, 

with  falsehed  1  holde,  1165 

Supportynge  euery  euyl. 

1  haue  it  in  awe, 

for  to  clioke  the  lawe, 

An  bryugc  all  to  the  deiiyil. 

Int'idelitas. 
By  the  blessed  trynyie,  1110 

No  men  more  tyt  for  me, 
To  do  my  busynes. 
Ainbycyon  to  begyle, 
And  Auaryce  to  defyle, 
The  lawe  of  Moyses.  1115 

Teil  nie  first  of  all,  what  wylt  thu  do  Ambycyon. 

Ambitio. 

I  am  thyne  owue  chylde,  thu  knowest  uiy  dysposycyon. 
I  wyll  sure  do,  as  ded  the  Phylyatynes. 

Infidelitas. 
VVhy,  what  ded  those  kuauesV 

A  lubitio. 
They  stopped  vp  Al»raha/rts  pyttes,  as  (jenesis  diffines     1120 
With  mudde  and  with  uiyre,  and  left  them  füll  uucleane 

Infidelitas. 
By  that  sauie  practyse,  teil  lue  what  thu  dost  meane. 

Ambitio. 
With  fvllhy  gloses,  and  dyrty  exposycyons, 
Of  (joda  lawe  wyll  I  hyde,  the  pure  dysposycyous. 
The  keye  of  knowledge,  I  wyll  also  take  awaye,  1125 

Dil''     By  wrastynge  the  text,  to  the  scripturea  aore  decaye. 

.M<im;li    lex 

"""'""''•  Infidelitas. 

And  what  wylt  thu  do,  my  fellawe  CouetousnesV 

Auaritia. 
A  vayle  wyll  I  sprede,  vjjon  the  face  of  Moses, 


BALE,  COMEDY  CONCERN YNGE  THRE  LAWES.  193 

That  non  shal  perceyue,  tbe  clereness  of  hys  contenaunce. 
1130     Whych  is  of  the  lawe,  the  meanyng  and  true  ordynauMce 

Infidelitas. 
Why,  what  wyll  ye  saye.  vnto  the  co///maundeme/jtes? 

Ambi  tiü. 
We  must  poyson  them,  with  wyll  workes  and  good  intentes. 
Where  as  God  doth  saj-e,  No  straimge  goddes  thu  shalt  haue, 
With  Sayntes  worshyppynge,  that  clause  we  wyll  depraue. 
ll.Jö     And  though  he  co/«maunde,  (o  make  uo  carued  ymage, 
For  a  good  intent  j'^et  wyll  we  baue  pylgrymage. 
Though  he  wjil  vs  not,  to  take  hys  name  in  vayne, 
With  tradycyons  yet,  therunto  wyll  we  constiayne. 

No  Sabboth  wyl  we,  with  Gods  worde  sanctyfye, 

1140    But  with  lyppe  labour,  and  j'dle  ceremonye. 

To  father  and  niother,  we  maye  owe  non  obedyence, 
Our  relygyon  is,  of  so  gieat  excelleuce. 
Though  we  do  not  slee,  yet  luaye  we  heretykes  burne, 
If  they  wyll  not  sone,  from  holy  scripture  turne. 

1145     What  though  it  be  sayd,  Thu  shalt  do  uo  fornycacyo«, 

Yet  wyll  we  mayntene,  moch  greatter  abhomynaeyon    DlII» 
Though  theft  be  forbyd,  yet  wyll  we  contynuallye,      Actus  ter- 
Robbe  the  poore  people,  thiough  prayer  and  purgatorye 
God  hath  inhybyted,  to  geue  false  testymonye, 

1150    Yet  we  wyll  condempne,  the  Gospeli  for  heresye. 

We  shuld  not  couete,  our  neybers  howse  nor  wyfe, 
Hys  seruaunt  nor  beast,  jet  are  we  therin  most  ryfe. 
Of  men  make  we  swyne,  by  the  draffe  of  our  tradycyons 
And  cause  the»«  nothynge,  to  regard  but  superstycyo?«s. 
1155     As  dogges  vuresonable,  on  most  vyle  carren  fede, 
So  wyll  we  cause  them,  seke  ydolles  in  their  nede. 

And  alwayes  their  grou/<de,  shail  be,  for  a  good  inte«t. 

Infidelitas. 
More  mj'scheues  I  trowe,  the  deuyll  coulde  not  inuewt 
Than  yow  two  can  do  by  the  Messe  ye  are  alone, 
lltiO    Lyttle  coulde  I  do,  were  ye  ones  from  me  gone, 
To  the  corruptynge,  of  the  lawe  of  Moyses, 
Go  forwarde  therfor  in  your  deceytfulnes. 

Auaritia. 
With  superstycyons  the  Jewes  ceremonyall  lawes, 
I  wyll  so  lia«dle,  they  shall  not  be  worth  (wo  strawes. 
11 G5     The  lawes  Judycj^all  .  through  cawtels  and  delayes, 
I  wyll  also  drowne,  to  all  ryghteouse  me/tnys  decayes 

Anglia,   V.  band.  13 


U)l  A.  SCHRORKK, 

To  set  thys  forwarde,  we  must  haue  sopliysfiye, 
Phylosopliye  and  Logyck,  as  scyence  nceessarye. 
The  byshoppes  luust  holde,  their  prestes  in  iguorau/tce 
D  Illb    With  longe  latyne  houres,  least  knowledge  to  them  chaunce.  1 170 
Mosih  lex  Lete  them  haue  lowge  matteus,  lo«ge  eue«songes  a/al  lo«ge  Masses. 

c<>rnii>tii.     .       ,      ,  11  1  I 

And  tliat  wyll  luake  them,  as  dull  as  euer  were  asses. 
That  they  shall  neuer,  be  able  to  prophecye, 
Or  yet  preach  the  truth,  to  our  great  iuiurye. 

Lete  the  cloysteieis,  be  brouglit  vp  euer  in  sylence,        1175 

Without  the  scriptures,  in  payne  of  dysobedye/<ce. 

Se  the  laye  peuple,  praye  neuer  but  in  latyne, 

Lete  them  haue  their  Crede,  and  seruyce  all  ia  latyne 

That,  a  latyne  beleue,  maj'c  make  a  latyne  sowie, 

Lete  them  nothynge  knowe,  of  Christ  uor  yetofpt/wle    ItSO 

If  they  haue  Englysh,  lete  it  be  for  aduau/itage, 
For  pardons,  for  Dyrges,  for  otferynges  and  pylgrymage. 
I  recken  to  make  them,  a  newe  Crede  in  a  whyle, 
And  all  in  Englj^sh,  their  conscye/tce  to  begyle. 

lufidelitas. 
Rehearce  vuto  me,  the  Artycles  of  that  Crede.  11S5 

Auaritia. 
The  artycles  are  these,  geue  care  and  take  good  hede 

First  they  shall  beleue,  in  our  holy  father  Pope, 

Next  in  hys  decrees,  and  holy  decretals. 

Then  in  holy  church,  witli  sencer,  Crosse  and  cope, 

In  the  Ceremonyes,  and  blessed  Sacrame/ttals.  1190 

D  Ulla  In  purgatury  then,  in  pardons  and  in  trentals, 
Actus  ter-  Jq  praynge  to  sayntes,  and  in  saynt  Frawces  whoode, 

In  our  lady  of  Grace,  and  in  the  blessed  roode. 

They  shall  beleue  also,  in  rellyckes  and  relygyon. 

In  our  ladyes  psalter,  in  fre  wyll  and  goud  wurkes.        111)5 

In  the  eraber  dayes,  and  in  the  popes  remyssyon, 

In  bedes  and  in  belles,  not  vsed  of  the  turkes. 

In  the  golden  Masses,  agaynst  soeh  spretes  as  lurkes 

Witli  charmes  and  blessynges.  Thys  crede  wyll  bryuge  in  moneye. 

In  Englj'sh  therfor,  we  wyl  it  clarkely  co/meye.  1200 

lufidelitas. 
Yea,  and  burne  the  knaues,  that  wyll  not  beleue  that  crede. 
That  into  the  dytche,  the  blynde  the  blynde  maye  lede 

Ambitio. 
Then  I  holde  it  best,  that  we  alwayes  condempne, 
The  Byble  readers,  least  they  our  actes  contempne. 


BALE,    COMEDY  CONCERNYNGE  THRE  LAWES.  195 

Infidelitas. 
1205    Yea,  neuer  spiue  them,  but  euermore  playe  the  bytar, 

Expressynge  alwayes,  the  tropes  and  types  of  thy  mytar. 

Ambitio. 
Wh}^  what  dost'thu  thynke,  my  mytar  to  sygnyfy?    . 

Infidelitas. 
The  mouth  of  a  wolfe,  and  that  shali  I  proue  by  awd  by. 
If  thu  stoupe  downewarde.  loo,  se  how  the  wolfe  doth  gape. 

r2iu    Redye  to  deuoure,  the  lambes,  least  any  escape.  D  Ulli' 

But  th}'  wohiyshnesse,  by  thre  crownes  wyli  I  hyde,    ^loseh  lex 
Makynge  the  a  pope,  and  a  captayne  of  all  pryde. 
That  whan  thu  doest  slee,  soch  as  thy  lawes  conte/Mpne 
Thu  mayst  saye,  Not  I,  but  the  powers  ded  them  condempne. 

1215    These  Labels  betoken,  the  lawes  of  se  non  and  can  non 

Ambitio. 
I  trowe  thu  woldest  saye,  the  iwo  lawes  Cyuyle  and  Canon. 

Infidelitas. 
As  1  spake  I  thought,  and  styll  thynke  by  saynt  Johan 
Yea,  persecute  st}'ll,  the  instructers  of  the  people. 
And  thu  Couetousnesse,  lete  no  bell  rynge  in  steple, 
1220    Without  a  profyght.    Tush,  take  moneye  euery  whear 

So  nygh  clyppe  and  shaue,  that  thu  leaue  neuer  a  heare. 

Auaritia. 
I  caused  the  pope,  to  take  but  now  of  late, 
Of  the  Graye  fryres,  to  haue  canonyzate, 
Franciscus  de  pola,  thre  thousawd  duckates  and  more, 
1225    And  as  nioch  besydes,  he  had  not  longe  afore, 
For  a  Cariiynall  hatte,  of  the  same  holy  order, 
Thus  drawe  we  to  vs,  great  goodes  ivom  euery  border. 
Pope  Clement  the  seue/tth  payed  ones  for  hys  papacye 
Thre  ho/idred  thousa/td,  good  duckates  of  lawful  monye 

Infidelitas. 
1230    I  maruele  how  he,  coulde  come  to  so  moch  good. 

Auaritia. 
Yes,  yes,  by  pollage,  and  by  shedyngc  Christen  blood. 
Crosers  and  mytars,  in  Rome  are  good  merchandyce       D  V» 
And  all  to  lyttle,  to  maynteyne  their  pompe  and  vyce.   a«*"«  t«"^- 


1209.  how:  hom  i.  d.  dr. 

1221.  Nach  heare  ein  fragezeichen  i.  d.  dr. 


13=* 


196  A.  SCHROKEK, 

A  in  b  i  t  i  o. 
The  pope  t'or  whoredom,  hatli  in  Roine  iimi,  Viterbye 
Of  golde  and  syluer,  a  wonderfull  snbstau/tce  yearlye  1235 

Tusli  they  be  in  Englande,  tliat  moch  rather  wolde  to  dwell, 
Whores  in  their  dyoceses,  than  the  readeis  of  Christes  Gospell. 

In  t'ideli  tas. 
They  do  the  better,  for  by  the/«  they  luaye  hane  profyght 
As  t'or  the  otlier,  do  tronhle  thein  daye  and  nyght, 
Well,  now  steppe  forewarde,  and  go  do  j'oiir  busynes,  1240 

To  the  conuptyuge,  of  the  lawe  of  Moyses. 

Auaritia. 
Doubt  not  but  we  shall,  make  hym  a  ciepple  blynde. 

Infidelitas. 
Synge  then  at  our  farwel,  to  recreate  onr  niynde. 

Finita  canliuncula  exeuni  ambo. 
Infidelitas. 
Now  am  1  left  alone, 
And  these  livo  iuerehaii«tes  g(nie,      1245 
Their  uiyschefes  to  conclude. 
I  thynke  within  a  whyle, 
They  wyll  trappe  and  begyle 
The  worthj'  lawe  of  Jude. 

Aoibycyon  first  of  all,  1250 

With  hys  rytes  bestiall, 
wyll  make  the  people  swyne. 
In  dralle  wyll  he  thewt  lede, 
And  with  tradycyo//s  fede 
D  Vj  Where  they  shall  suppe  or  dyne:       1255 

Moseh    lex 

corruiit:i.  Couetousnes  wyll  warke, 

That  many  oiie  shall  barke, 

Lyke  dogges  agaynst  the  trulli. 

Some  shall  Gods  worde  defylc, 

and  some  wyll  it  reuyje  12(ii) 

Soch  beastlynesse  ensuth. 

Ambycyon  hath  thya  houre 

All  the  whole  spirytiial!  poure 

And  maye  do  what  him  lust. 

Now  couetousncsse  doth  riile,  I2G5 

And  hath  both  horse  and  luule, 

All  uiatters  by  hym  dysQUSt. 


1237.  than:  thaii  i.  d.  dr 


BALE,  COMEDY  CONCEKNYNGR  THRE  l.AWES.  197 

Now  byshopiyck.es  are  solde, 
und  the  holy  ghost  for  gold 
1270    The  pope  doth  bye  and  seil. 
Tlie  trutli  maye  not  be  tolde, 
vndre  paynes  uiauy  folde 
With  sendynges  downe  to  hell. 

The  people  prestes  do  laniysh, 
1275    And  theii-  goodes  fro?/?  them  rauysh. 
Yea,  and  all  the  worlde  they  blyude. 
All  prynces  do  they  mock, 
And  robbe  the  syllye  flocke 
Nothynge  they  leaue  behyude. 

1 280    On  the  face  of  Moyses, 

A  vayle  they  haue  cast  doughtles. 

The  lyght  of  the  la^\e  to  hyde. 

Least  Me«  to  Christ  shiild  comme, 

irom  ceremonyes  dowrae 
1285    As  to  their  heauenly  gyde. 

The  lawe  can  neuer  be, 
at  anye  lyberte, 

Where  soch  two  eneniyes  raigne,  ^  Vl-i 

Now  is  it  tyme  to  walke,  ^°*'"^  '"''"«• 

1290    of  thys  uiore  wyll  I  talke, 

whan  I  come  hyther  agayne.  Exil. 

Mose h  lex. 
If  pytie  maye  moue,  your  gentyll  Christen  hartes, 
Lete  it  now  sturre  ye,  to  luourne  thys  heauye  chau^ice. 
Two  enemyes  with  me,  haue  played  most  wyeked  partes. 
1295     And  left  me  starke  blynde,  God  kuoweth  to  my  sore  greuaunce, 
And  I  thynke  also,  to  your  more  hynderaunce. 
To  leade  yow  to  Christ  somtyme,  a  gyde  I  was. 
Now  am  I  so  blynde,  I  can  not  do  it,  Alas. 

Most  rygorouslye,  those  enemyes  now  of  late. 
1300    Ded  fall  vpon  me,  and  spoyle  me  of  my  syght. 

One  was  Ambycyon,  whych  euer  ought  me  hate. 

And  Couetousnesse  the  other  enemye  hyght. 

Now  forsoth  and  God,  in  their  most  cruell  spyght, 

The  one  made  me  blynde,  the  other  made  me  lame, 
1305    And  wha«  they  had  done,  ther  at  they  had  great  game. 


1267—68  eine  zeile  Zwischenraum  i.  d.  dr. 

1303.  Now:  Now  i.  d.  dr.;    ein  o  mit  einem  e  darüber,  wie  in  altern 
deutschen  drucken,  wol  für  eine  deutsche  druckerei  sprechend. 
1305—6  eine  zeile  Zwischenraum  i.  d.  dr. 


UlS  A.  SCHKOKRK, 

riiiis  ;i  blyiulo  frv|)i)le,  1  wandor  lierc  alono, 
Abydyiiiro  tlie  tyme,  aud  gnice  ot"  restaiuacyoii, 
By  tlie  souue  ot"  God  To  whom  I  mako  my  iiione. 
My  cause  to  pytie,  and  graunt  mc  supportacyon, 
Least  1  be  left  here,  to  vtter  desolacyon,  ];{H» 

Aud  extreme  decaye,  without  any  remedye, 
D  VU'   If  he  ded  not  helpe,  of  goodnesse  and  of  mercyc, 

Mosi'li  lex 

corruptii.  Ye  Christen  prynces,  God  hath  geuen  yow  the  poure, 
With  scepture  aud  sworde,  all  vyces  to  correct. 
Let  not  Ambycyon,  nor  Couetousnessc  deuoure,  1315 

Your  faytlit'iiU  subiectes,  nor  your  oft'ycers  infect. 
Haue  to  your  clergye,  a  dylygeut  respcct 
Aud  se  they  do  not.  corrupt  the  lawes  of  God, 
For  that  doth  requyre,  a  terryble  heauye  rod. 

God  gaue  lue  to  man,  and  let't  me  in  tables  of  stono,      i:<"2(i 
That  1  of  hardencsse,  a  law  shuld  specyfye, 
But  the  pharysees,  corrupted  me  anone, 
And  toke  from  lue  cleane,  the  quyuernesse  of  bodye, 
With  clerenessc  of  syght,  aud  other  pleasures  manye. 
Now  wyll  1  to  Christ,  that  he  maye  nie  restore,  1325 

To  luore  perfeccyou,  than  euer  I  had  aforc. 
Finil  Actus  tertius. 

Incipii  Actus  quarlus. 
Euangeliuw. 
Vnfaj-thfiilnesse  hath  corrupted  eucry  Lawe, 
Tu  the,  gret  decaye,  of  Adams  posteryte. 
Were  it  nott  for  me,  whych  now  do  hytlicr  drawe, 
All  flesh  wolde  perysh,  no  man  shuld  saued  be.  1330 

I)  \Tla  1  am  Christes  Gospell,  and  iufallyble  veryte, 
A.tutj     Soch  a  power  of  God,  as  saueth  all  that  beleue, 
No  burdene  rwr  yoke,  that  any  man  wyll  greue. 

In  the  bloude  of  Christ,  I  am  a  füll  forgeuenesse, 

Where  faytb  is  grou/tded,  with  a  sure  confydence.  1335 

I  am  soch  a  grace,  and  so  hygh  tydyuges  of  gladnesse, 

As  rayse  the  syuner,  aud  pacyfye  hys  conscycnce. 

I  am  sprete  and  lyfe,  I  am  necessarye  scjence. 

I  requyre  but  loue,  for  ma^niys  iustyfycatyon, 

With  a  fayth  in  Christ,  for  hys  heltli  and  saluacyon.       1340 

Ipfidelitas. 
(Jods  beueeou  haue  ye,  it  is  ioye  of  your  lyfe, 
1  haue  hearde  of  ye,  and  of  my  mastres  your  wyfe. 


1314.  sworde:  s werde  i.  d.  dr. 


BALE,    COMRDY  COiNCJiRNYNGE    IHRE  LAWES.  l*Jl) 

Euaiifi^eliuw,  ' 

If  thu  heardest  of  me,  it  was  by  the  voycc  ot'  God. 

Infidelitas. 
Naye,  he  tliat  spake  of  ye,  was  sellynge  of  a  Cod, 
1845     l  an  03'ster  bete,  a  lyttle  beyonde  quene  hythe, 

A  northcn  man  was  hc,  and  besought  yQ  to  be  blythc, 

Eiiang-eliiiwi, 
If  he  spake  of  me,  he  was  somc  godly  preacher, 

Infidelitas. 
Naye  ser  by  the  roode,  nor  jet  a  wliolsom  teacher. 

Euangeliu/«. 
After  what  raaner,  ded  he  speake  of  me?  teil. 

Infidelitas. 

135Ü    He  sworo  lyke  a  mau,  by  all  co/itentes  of  the  Gospell 
He  swore  and  better  swore,  yea,  he  ded  sweare  and 

sweare  agayne.     D  VIl'' 

Christi  lex 
LuaUgellUZ/i,  cormpta. 

That  speakynge  is  soch,  as  procureth  eteruall  payne. 
Wyll  not  the  people,  leaue  that  most  wycked  folye? 
And  it  so  dampuable?     To  heare  it  I  am  sorj^e. 
1355    But  what  dedyst  thu  meane,  wha»,  thu  spakest  ofmy  wyfe? 

Infidelitas. 
Notbynge,  but  1  thought,  it  was  ioye  of  your  lyfe, 
That  ye  were  so  good,  to  your  neybers  as  ye  are. 

Euangeliuw^, 
Why,  how  good  am  1?  thy  fantasye  declare. 

Infidelitas. 
Ye  easc  thom  amonge,  if  it  be  as  I  heare, 
13G()     Whan  ye  are  a  broade,  there  is  fyue  myry  chearc. 

E  u  a  n  g  e  1  i  u  w« , 
As  thu  art,  thu  speakest,  after  they  hartes  abundauncc 
For  as  the  man  is,  socli  is  bys  vttcrauncc. 
My  wyfe  is  the  church,  or  Christen  congregacyon, 
Regenerate  in  sprete,  doynge  uo  vyle  operaeyon, 


1350,  contentes:  cötentetes  i.  d.  dr. ;  die  Seitenüberschrift  zu  D  VII '^ 
lautet  i.  d.  dr.:  Moseh  lex  corrupta. 

1301.  abundaunce:  abundance  i.  d.  dr. 


200  A.  SCHROKER, 

Both  cleanc  and  holy,  withont  eyther  spott  or  wrynclc    1365 
Tlie  luuibe  witli  liys  blonde,  ded  lier  wasli  and  bespryncle. 
Thys  is  not  the  cluircli,  of  dysgysed  liypocrytes 
()f  apysh  shauelynges,  or  papystycall  sodomjtes. 
Nor  yet  as  they  call  it,  a  temple  of  lyme  and  stone. 
But,  a  lyuysh  buyldynge,  grounded  in  fayth  alone,  137ü 

1)  Vlll-«  ün  the  harde  rocke  Christ,  whych  is  the  sure  foundacyon. 
Actus     And  of  thj-s  clmrch  some,  do  reigne  in  euery  nacyon, 
And  in  all  cowtrayes,  though  tlieir  nombre  be  but  small 

Infidelitas. 
Their  nomber  is  soch,  as  hath  ro/me  ouer  all 
The  same  Danes  are  they,  nien  prophecy  of  playne,         1375 
Whyeh  shuld  ouer  ro/me,  thys  realme  yet  ones  agayne. 

E  u  a  n  g  e  1  i  u  wi , 
What  Danes  speakest  thu  of?  thy  luoanyngo  siiowe  luore  clcrlye. 

I  n  f  i  d  e  li  t  a  s. 
Dane  Johau,  Dane  Robert,  Dane  Thomas,  and  Dane  harrye. 
These  same  are  those  Danes,  that  laye  with  other  me«nys  wyues. 
And  occupyed  their  la«des»,  to  the  detrymenl  of  their  lyues.     1380 
These  are  accounted,  a  great  part  of  the  churche, 
For  in  Gods  sernyce,  they  honourablye  wurche, 
Yellynge  and  cryenge,  tyll  their  throtes  are  füll  sore. 

Euangeliu/w, 
That  church  was  descrybcd,  of  Esayc  longe  afore. 
Thys  people  (saytli  God)  witli  ther  lyi)pes  honour  me      1385 
In  vayne  worsliyp  they  teachynge  me/tnys  fatuyte. 
Apparaunt  is  that  church,  and  open  to  the  eyes, 
Their  worsliyppynges  are,  in  outwarde  ceremonyes. 
That  cou/tterfet  church  sta/ideth  al  by  me«uys  tradycyons 
Without  the  scriptures,  and  without  the  hartes  atfeccyons.  1390 
DVllD'  My  church  is  secrete,  and  euermore  wyll  be, 
ciiriuti  lex  Adoryügc  the  father,  in  sprete  and  in  veryte. 

corrupta.  /•  ^,     i       i  ,  i  i     •  i     i         i 

By  the  worde  ot  God,  thys  Church  is  ruled  onlye, 

And  doth  not  cons3St,  in  outwarde  ceremonye. 

Thys  congregacyun,  is  the  true  Church  mylytau/it  1395 

Those  cou7<terfet  desardes,  are  the  very  Church  malygnauat. 

To  whom  Christ  wyll  saye,  I  knowe  no«  of  your  sort. 

In  fideli  tas. 
Moch  are  they  to  blanie,  that  ther  bretherne  so  report 

E  u  a  n  g  e  1  i  u  //« , 
SSoch  are  no  bretherne,  but  enemyes  to  Christas  blöde. 
As  put  ealuacyon,  in  shauen  crowne,  mytar,  or  whode.    14uo 


BALE,    COMEDY  CONCERNYNGE  THRR  LAWES.  201 

Infidelitas. 
I  praye  ye  how  longe,  haue  your  swete  spowse  co/ityuued 

Euangeliuwi 

Sens  the  begyunytige,  and  now  is  in  Christ  reuued. 
Adam  had  promyse,  of  Christes  incarnacyon, 
So  had  Abraham,  with  hys  whole  generacyou. 
1405    Whych  was  vnto  them,  a  preachyuge  of  the  Gospell, 
Into  saluacyon,  and  delyueraunce  from  hell. 

Infidelitas. 
By  thys  tyme  I  hope,  ye  haue  a  fayre  inerease? 

Euangeliu/« 
She  is  not  barren,  but  beareth  and  neuer  cease. 
The  Corinthes  first  epystle,  hath  thys  clere  testymony 
1410    In  Christo  Jesu,  per  Euangelum  vos  genui. 

I  haue  begote  yow,  in  Jesu  Christ  sayth  powle, 

By  the  Gospel  preaehynge,  to  the  comfort  ofyur  sowie    E^ 

Actus  Quar- 

Infidelitas.  tus. 

Than  are  ye  a  cnckolde,  by  the  blessed  holy  masse, 
As  I  sayd  a  fore,  so  coraeth  it  now  to  passe. 
1415     For  I  am  a  prophete,  by  hj^gh  inspiracyon  led. 
Now  lyke  I  my  seif,  moch  better  than  I  ded. 
Ye  sayt  that  saynt  paule,  begate  your  wyfe  with  chylde 

Euaugeliu/rt 

By  mysunderstawdynge,  thu  art  vngracyously  begylde 
An  only  mynyster,  was  paule  in  that  same  doynge, 
1420    That  he  therin  ded,  was  by  the  Gospell  preaehynge. 

Hys  mynde  is  the  Gospell  to  haue  done  i/uii  operacyon 
And  thys  must  thu  holde,  for  no  earnall  generacyon 

Infidelitas. 
Marry  so  they  saye,  ye  fellawes  of  the  newe  lerynge. 
Forsake  holychurch,  and  now  fall  fast  to  wyuynge, 

E  u  a  n  g  e  1  i  u  /« , 
1425    Naye,  they  forsake  whoredome,  with  other  dawpnable  vsage. 
And  lyue  with  their  wyues,  in  lawfull  marr}age, 
whyls  the  popes  oyled  swarme,  raigne  styll  in  their  olde  buggerage. 

Infidelitas. 
Yea,  poore  marryed  men,  haue  very  moch  a  do, 
I  counte  hym  wysest,  that  can  take  a  snatche  and  to  go. 

Euangeliu/«, 
1430    Thu  semest  one  of  them,  that  detesteth  matrymonye, 


202  A.  SCIIKOKKK, 

Wliycli  is  aforo  (mxI,  ;i  state  botli  iust  aud  hol3'0. 
Of  soch  as  tliu  :irt,  sayut  paulo  ded  piophecye, 
K''       By  tlic  holy  Ghost,  that  a  serten  cuwjpanye, 
Christi  u>x  In  the  latter  dayes  tVom  the  truth  of  God  shuld  tall 

Attendynge  to  spretes,  of  errour  dyabolycall.  14:^5 

Wliycli  in  hypocrcsy,  wyll  teaclic  lyes  for  aduauiitago, 
With  inarked  coiiseyences,  imliybytyngc  luanyago. 
riiu  aperest  bj^  thy  fnites  to  be  lufydelyte. 

Infidclitas. 
I  am  nou  otlicr,  biit  eueu  the  very  he, 
Aud  hythcr  now  couio  I,  to  cow/meu  tlie  matter  with  ye     14 10 

Euaugeiiuw/, 
Auoyde  cursed  fyiide,  aud  get  the  out  at  the  gates. 

Infidelitas. 
Naye  first  wyll  I  serue  ye,  as  I  lately  serued  your  mates 
Aud  hens  wyll  I  not,  for  thys  place  is  for  me. 
AVho  shuld  höre  rcmaync,  but  Infydelyte? 

Euaugeliu?«, . 
Well,  thau  for  a  tyme,  I  must  depart  from  hens,  1445 

But  thys  first  wyll  I  saye,  before  thys  audyens. 
Easyer  wyll  it  be,  coneernynge  ponnysliment, 
To  Sodom  and  Gomor,  in  the  daye  of  iudgement, 
'l'han  to  those  cyties,  that  resyst  the  veryte, 
At  the  suggestyons,  of  Infydelyte.  1450 

That  people  wyll  be,  for  euer  and  euer  lost, 
For  it  is  the  great  synne,  agaynst  the  holy  Ghost.' 
In  the  olde  lawe  first,  the  father  hys  mynde  exprest, 
-Than  came  hys  so/me  Christ,  and  made  it  more  manyfest. 
And  now  the  holy  (rhost,  is  come  to  close  vp  all,  1455 

E  IIa     If  he  be  not  heard,  extreme  dawjpnacyon  wyll  fall. 
Actus     No  prayer  remayneth,  nor  expyacyou  for  syiine, 

To  thcm  that  no  profyght,  of  the  worde  of  God  wyll  wyunc. 
Take  good  hede  therfor,  and  saye  that  ye  haue  warnyng 

Exil. 
Infidelitas, 

God  sende  your  mother,  of  yow  to  haue  a  fondelynge.     1  lüo 

By  the  masse  I  thyiike,  he  is  wele  out  of  the  waye, 

Now  wyll  I  eontryue,  the  dryft  of  an  other  playe. 

I  must  worke  soch  waycs,  Christes  lawe  niaye  not  contynue, 


14:jJ.  fall:  fall  i.  d.  dr. 
14:^7.  With:  Witth  i.  d.  dr. 
144:}.  Nach  me  ein  V  i.  d.  dr. 


BALIi,    COMEDY  CONCEKNYNGE  THRE  LAWES.  203 

In  a  whyle  am  I  lyke,  to  luiiie  non  eis  of  my  ret.ymie. 
1465     Companyons  1  want,  to  begynue  thys  tragedye, 

Namely  talse  doctryne,  and  hys  brother  hypocresye. 

They  wyll  not  be  longe,  I  suppose  now  verelye, 

By  cockes  sowie  me  thynke,  I  se  soch  a  cnmpanye. 

Hem  I  saye  chyldren,  wyll  not  my  voyce  be  hearde? 
M70    As  good  is  a  becke,  as  is  a  dewe  vow  garde. 

By  my  honestie  welcome,  myne  owne  cowpanyons  botli. 

Pseudodoctrina.  Intranl. 

Thu  sbalt  sui-e  haue,  a  lyiieiy  of  tho  samc  cloth, 
Gramercyes  by  God,  my  olde  frynde  Infydelyte. 

hypocrisis. 
What  brother  suyp  snap,  hovv  go  the  worde  with  the? 

Infidelitas. 
1475     What,  fryre  flyp  Aap,  how  saye  ye  to,  Benedicite? 

hypocrisis. 
Marry  nothyuge  bat  well,  tbr  I  crye  now  aduau«tage 

Infidelitas.  EIIi> 

At  her  purse  or  arse,  teil  nie  good  fryre  succage?      *^c^"rupta!^ 

Hypocrisis. 
By  the  Messe  at  both,  for  I  am  a  great  penyteusar. 
And  syt  at  the  pardo?«,^  Tush,  I  am  the  popes  owne  vycar 
148(»    If  thu  lackest  a  pece,  I  knowe  where  thu  mayst  be  sped. 
With  coyse  of  a  score,  and  brought  euen  to  thy  bed. 

Pseudodoctrina. 
Art  thu  not  ashamed,  to  talke  so  lyke  a  kuaue? 

Hypocrisis. 

No,  for  it  is  soch  gere,  as  the  holyest  of  vs  wyll  haue, 
Pope,  Cardjniall,  byshop,  mo/jke,  chanon  prest  and  fryre,     ' 
1485    Not  one  of  ye  all,  but  a  woman  wyll  desyre. 

Pseudodoctrina. 
Our  Orders  permyt  vs  not,  to  haue  them  in  marryage 

Hypocrisis. 
No,  but  ye  fatche  them  in,  by  an  other  carryage. 
Ye  do  euen  as  we  do,  we  both  are  of  one  rate. 


Nach  1471  Pseudodoctrina:  Pseudodctrina  i.  d.  dr. 


2'»  l  A.  SCHKOF.I'.K, 

Infi  doli  tut?. 
l\v  tlio  Messe  I  l;ui{;li,  to  lieare  thys  wlioroson  pratc 

Pseudodoctrina 
AVliat  t'aslij'ou  vse  ye,  to  vs  heie  intyniate.  I4!)0 

Hypocrisis. 
Ego  distiiigiio.  wiiether  ye  wyll  haue  lyous  or  parys. 

Pseudodüctiina. 
Ot  tliem  büth  to  shewe,  it  wyll  not  bc  farre  amys. 

Hypocrisis. 
K  lll=»   In  parys  we  baue,  the  man  teil  of  Saynt  lewes, 
Actus     Whych  women  seke  uioch,  for  helpe  of  thcir  bare/mes. 

iiuartus.     ,•,*,.  ,  ,  ,     ,, 

tor  be  it  ones  layed,  vpon  a  womawnys  bellye,  1495 

Slie  go  thens  with  chyldc,  the  myracles  are  seaue  there  daylye. 
And  besydes  all  thj's,  ye  wolde  maniele  in  co/(tcssyon, 
\Vhat  Olli"  tathcrs  do,  to  assoyle  theni  of  transgressyon 

Jolian  Thessecelius,  assoyled  a  yonge  woman  ones, 
Behynde  the  hygh  aulter,  tyll  she  cryed  out  of  her  bones.  150() 
And  as  for  lyons,  there  is  the  length  of  our  lorde, 
In  a  great  pyller.    She  that  wyll  with  a  coorde, 
Be  fast  bounde  to  it,  and  take  soch  chaunce  as  fall, 
Shall  sure  haue  chylde,  for  within  it  is  hollowe  all. 

Tush,  I  coulde  teil  ye,  of  moch  luore  wondre  tha«  this,    1505 
In  course  to  heare  theni,  1  thynke  ye  wolde  ye  blys. 

Pseudodoctrina. 
As  thu  hast  bcgunne,  go  forewardc  in  it  and  teil. 

Infidelitas. 
Soch  a  knaue  1  suppose,  is  not  from  hcns  to  liell. 

Hypocrisis. 
In  our  rclygyon,  was  an  liolye  popysh  patryarke, 
Whych  of  all  bawdrye,  luyght  bc  the  grcat  monarko.       1510 
The  uo/mes  to  confesse,  he  weut  from  place  to  place,  . 
And  two  ho«dred  of  them,  he  broached  in  that  space. 
Many  spyces  he  eate,  liys  currage  to  pruuoke. 
E  III  •'  Soch  a  fellawe  was  he,  as  of  that  gere  had  the  stroke. 

fhrigti   lex 

Pseudodoctrina. 
Now  somwhat  wyll  1  teil,  to  co«firme  lliy  tale  vvithall      1515 

1  r.t".  in :  in  i.  d.  dr. 


BALE,  COMEDY  CONCEKNYNGE  THRE  LAWES.  205 

In  kynge  ferdyna«ds  tyme,  in  Spayne  was  a  Caidynall 
Petrus  mendoza,  was  the  very  mau  that  I  meane, 
Of  lemans  he  had,  great  nombre  besydes  the  quene, 
One  of  hys  bastardes,  was  earle,  an  other  was  duke, 
1520    Whom  also  he  abused,  and  thought  it  no  rebuke. 

Joannes  Cremona,  an  other  good  Cardynall, 
For  reformacyon,  of  the  clergye  spyrituall, 
Game  ones  into  Engla«de,  to  dawjpne  prestes  mafrymonj^e. 
And  the  next  nyght  after,  was  take?«  doynge  bytcherye. 
1525     Doctor  Eckius  also,  whych  fearcely  carae  to  dyspute, 
In  lipsia  with  luther,  myndynge  there  hym  to  coMfiite 
For  marryage  of  prestys,  thre  chyldren  had  that  yeare, 
By  thys  maye  ye  se  that  snmijme  we  make  niery  cheare. 

Infidelitas, 
Marry  that  ye  do,  I  shall  beare  ye  recorde  now. 
1530    But  how  wyjl  ye  answere,  for  breakynge  of  your  vow? 

Pseudodoctrina. 
We  neuer  breake  vowe,  so  longe  as  we  do  not  marr^^e, 
Though  we  in  whoredom,  be  neuer  so  bolde  and  busye. 

Infidelitas. 
By  your  order  than,  ye  maye  walke  moch  at  large. 
What  hast  thu  hypocresj^e?  to  laye  for  thy  dyscharge. 

Hypocrisis.  E  IV» 

1535     Saynt  Frawces  habyte,  with  the  holy  gyrdle  and  whode,     ^^^tus 
Non  can  go  to  helle,  that  theriu  dye  by  tlie  rode, 
In  case  saynt  Frances,  be  sure  vpon  tlieir  S3'de, 
Eis  maye  they  fortune,  to  be  of  tlieir  purpose  wyde. 
For  I  reade  of  one,  that  shuld  haue  gone  to  the  deuyll 
1540    But  the  spretes  of  helle,  coulde  do  to  hym  non  euyll. 

Tyll  saynt  Frances  came,  and  toke  i'vom  hym  hys  cowle, 
Then  went  he  to  helle,  the  fryres  ded  heare  hym  ho  wie. 
I  wyll  therfor  serue,  Saynt  Frances  with  hart  and  mynde 
With  dayly  memoryes,  that  he  maye  be  my  frynde. 
2545    And  than  I  care  not,  for  all  the  deuyls  in  hell, 

That  I  haue  tolde  yow,  is  more  true  than  tlie  Gospel. 

Infidelitas. 
Then  are  ye  more  sure,  tha«  monkes  for  your  heretage, 
For  their  landes  are  here,  but  ye  clayme  heauen  for  aduauntage, 

Pseudodoctrina. 
Yet  is  it  to  them  a  very  plesaunt  thynge, 
1550    Their  abbot  at  home,  to  be  called  lordc  and  kynge. 


206  A.  SCHROEKR, 

Infidelitas. 
Naye,  inonke  and  ohorle,  for  here  is  uo  kynge  but  one, 
If  lie  Ite  :i  kynge.  hj's  luace  is  a  uiary  bone, 

Ami  liys  crowne  a  cow  torde.    Soch  knaues  as  coiuc  t'roiu  tlie  cart, 
Miist  be  oalled  kyuges,  for  playenge  a  popysh  part. 

Pseudodoctrina, 
It  becolue  not  the,  the  Koniysh  pupe  so  to  lurche.  1555 

K  l\'''    t'ousyderyuge  he  is,  the  hyghost  uf  the  churcUe. 

rUristi  lex 
eorrupta.  .  . 

1  utidelitas. 
If  he  be  the  hyghest.  than  is  he  the  wethor  cocke, 

Psoiidodoctriua. 
Ah,  now  1  perceyue,  thu  art  dysposed  (o  inocke, 
üf  all  holy  churche,  he  is  the  pryncypall  heade. 

Infidelitas: 
Marry  that  is  true,  he  sendeth  out  bulles  vndre  lead        15()ü 
And  he  hath  two  keyes,  the  one  to  open  hell, 
The  other  speareth  heauen,  thus  do  newe  heretykes  tel 
They  repoit  also,  that  dogges  haueuo  deuoeyo?«, 
To  hys  holy  lawes,  nor  to  hys  olde  instruccyon. 

Pseudodoctrina. 
Why  shuld  dogges  hate  hymV  make  that  more  euydeut.    15ü5 

Infidelitas. 
They  loue  no  pese  porrege,  nor  yet  reade  hearynges  in  lent, 
Stockfysh  nor  oysters,  but  curse  hym  body  and  bone, 
And  wolde  hjs  reade  sprottes,  and  rotte«  fysh  were  gone 
Tusb,  I  heare  them  1,  and  that  maketh  nie  füll  sad. 

Ilypocrisis. 
Eyther  thu  doest  mock,  or  eis  thu  art  sure  uiad.  1570 

Infidelitas. 
I  heare  tlie  people,  complayne  very  moch  of  the. 

Pseudodoctrina. 
What  is  their  pratlinge,  I  praye  the  hartely  teil  me. 

Infidelitas. 

They  saye,  thu  teachest,  nothyng  but  lowsy  tradycions 
V.  W •>■    And  lyes  for  lucre,  with  dauinable  sujterstycyons. 
Aotn»      And  thus  they  coMclude,  /Aa/ the  draffe  of  popysh  prystes   1575 

Is  good  ynough  for  awyne,  by  whoiu  they  meane  the  papystes. 


BALE,    COMEDY  CONCERNYNGE   IHRE  LAWES.  207 

Yea,  and  they  saye  also,  the  dyet  of  men  is  all, 
To  most  vyle  carren,  the  dogges  wyll  sonest  fall. 

Pseudodoctrina. 
Than  do  they  compare,  the  papystes  vnto  dogges. 

Infidelitas. 
1580    Harry  that  they  do,  and  to  soch  swynysh  hogges, 

As  in  swyll  and  sosse,   are  brought  vp  all  tlieir  lyfe. 

Soch  are  the  papystes,   they  saye  both  man  and  vvyt'e. 

They  saye  of  the  also,  that  thu  art  a  noughty  knaue, 

By  prowlynge  and  lyenge,  ye  fryers  wolde  all  haue. 
1585    Thyne  order  they  saye,  is  spronge  euen  out  of  hell, 

And  all  thys  knowledge,  they  haue  now  of  the  Gospell. 

Hypocrisis. 
Why,  where  is  he  now,  I  besych  the  hartely  teil. 

Infidelitas. 
B}'^  the  messe  abroade,  and  I  wara/Kle  ye  maketh  reueil. 
I  commoned  with  hym,  and  he  ded  vs  despyse, 
1590     Agaynst  hym  therfor,  sumwhat  must  we  deuyse. 

Pseudodoctrina. 
Marry  that  must  we,  or  eis  it  wyll  be  wronge. 
He  wyll  sure  destroye  vs,  if  we  do  suffer  hym  longe. 
Nedes  must  we  serue  hym,  as  we  ones  serued  Christ. 

Infidelitas. 
Why  madbrayned  whoresoyis,  how  ded  ye  haz/dle  Christ? 

Pseudodoctrina.  E  V'^ 

1505    As  he  preached  here,  we  followed  ixom  place  to  place,  ^eo"i^iV„ta^ 

To  trappe  hym  in  suare,  and  hys  doctryne  to  deface. 

Than  founde  we  the  meanes,  to  put  hym  so  to  death. 

Least  he  agaynst  vs,  shuld  open  any  more  breath. 

And  we  set  foure  knyghtes,  to  kepe  hym  downe  in  hys  graue. 
1000    That  he  neuer  more,  our  lyuynge  shuld  depraue. 

And  thus  must  we  serue,  the  Gospell,  no  remedye, 
Eis  wyll  he  destroye,  our  lyuynge  pcrpetuallye. 
Better  one  were  lost,  than  we  shuld  perysh  all, 
As  Cayphas  ones  sayd,  in  counsell  pharysaycall. 

Infidelitas. 
1605    By  God  and  wele  sayd.     Wha?«  ye  haue  hym  in  hys  graue, 

Stampe  hym  downe  tyll  he  shyte.  and  serue  hym  lyke  a  knaue. 

1003.  lost:  loft  i.  d.  dr. 


208  A.  SCHROEER. 

Hypocrisis. 
\Ve  luust  so  ordre  hyiu,  tliat  he  go  no  more  ;it  large. 

P  a  e  u  cl  o  d  o  c  t  r  i  n  a. 
Foure  knjghtes  wyll  we  hyre,  whow/  we  shall  streyglitly  Charge, 
To  kepe  hyra  downe  harde.   The  first  are  aml)ycyouse  prelates, 
Then  couetouse  lawers,  that  Gods  worde  spyghtfuUy  hates,     lülO 
Lordes  without  lernynge,  aud  iustyces  vnryghtfull, 
These  wyll  kepe  hym  duwne,  and  rappe  liym  on  the  scull. 
E  NT"      Tber  souieuers  und  ther  scribes,  1  wara/ule  ye  shal  stere 
Aoius       With  balyues  and  catchpolies,  to  holde  hym  downe  eiiery  whero. 
I  trowe  Rugge  and  Corbet,  At  Norwych  wyll  do  their  part,     1015 
With  whartou  of  Bongaye,  and  tbr  my  sake  i)ut  hym  to  smart. 


yiiartiis. 


Hypocrisis. 
Aud  1  wyll  rayse  vp,  in  the  vnyuersytees, 
The  seueu  slepers  there,  to  aduau«ce  the  popes  decrees 
As  Uorbel  and  Duus,  Durande  and  Thomas  of  Aquyne 
The  mastre  of  seutens,  with  Bachon  the  great  deuyne  1620 

He»ricus  de  Ga«dauo,  Aud  these  shall  read  ad  cleru?A*,"1 
Aristotle  and  Albert,  de  secretis  mulierum, 
With  the  cowmentaryes,  of  Auiceu  and  Aueroyes, 
And  a  Phebo  Phebe,  whych  is  very  good  for  boyes. 

Infidelitas. 
Yea,  and  lete  the  pope,  as  Gods  owne  vycar  here,  1625 

In  hys  hande  there  crosses,  and  ih'e  crowues  on  hys  head  here. 
Hys  power  betokenynge,  in  heaue//,  in  earth,  and  in  hell 
That  he  maye  commaunde.  all  kynges  to  subdue  the  Gospell. 

P  ö  e  u  d  o  d  o  c  t  r  i  n  a. 
Hys  seife  maye  do  that,  he  nede  co;«mauude  non  other. 
Is  not  he  the  head,  of  the  holy  church  our  tuother?  163Ü 

Maye  not  he  make  sayntes,  and  deuyls  at  hys  owne  pleasure? 
Whych  hath  in  hys  hawdes,  the  keyes  and  churches  treasure? 
So  wele  as  he  made,  Sayn/  Herma«  first  a  saynt, 
And  twenty  years  aft(;r,  of  heresye  hym  attaynt? 
E  VP'  First  he  sent  hym  to  lieaiien,  by  hys  canoiiyzacyon,  1635 

riirUti  lex        And  from  thens  to  helle,  by  an  excommunycacyon, 
We  reade  of  Formosus,  that  after  he  was  dead, 
One  pope  hys  fyngars,  an  other  cut  of  hys  head. 
And  threwe  hys  carkas,  into  the  floude  of  Tyber, 
With  the  head  and  fyngars,  as  Piatina  doth  remember.         1640 


1610.  couetouse:  conetouse  i.  d.  dr. 

1613.     Tlier;  auf  dem  unteren  rande  der  vorigen  seite  ist  das  Stich- 
wort Their  gedruckt. 

1626    here,  so  d.  dr.  1633.  first:  first  i.  d.  dr. 

1640-41.  Eine  xeile  zwiijchenraum  i.  d.  dr. 


BALE,  COMEDY  CONCEKNYNGE  THRE  LAWES.  209 

In  token  that  he,  is  iudge  ouer  quyck  and  dead, 
And  niaye  da/«pne  and  saue,    by  hys  pardons  vndre  lead, 
Syluester  the  secowde,  to  the  deuyll  hyinself  ones  gaue 
For  that  hygli  uffyce,  that  he  luyght  dampne  and  saue. 
1G45     He  oti'ered  also,  hys  stones  to  Sathan,  they  saye, 

For  prestes  chastyte,  and  so  went  their  marryage  awaye. 

Hypocrisis. 
Here  is  one  cominynge,  enquyre  what  he  iutende. 

Infidelitas. 
Ha?  it  13  the  Gospell,  tVom  hym  God  vs  defende. 

Exil  secreio. 
Pseudodoctrina. 

iShewe  me  brother  myne,  who  ded  the  hyther  sende. 

Euangelium. 
1650    The  father  of  heauen,  of  hys  mere  benyuolence, 
I  desyre  therfor,  to  haue  fre  audyence. 

Pseudodoctrina. 
Ye  mynde  thau  to  preache,  atbre  thys  cumpanye? 

EuangeHum. 
In  the  lawes  of  God,  wolde  I  instruct  thewi  gladlye. 
For  non  other  waye,  there  is  vnto  salnacjon, 
1655    But  the  worde  of  God,  in  euery  generacyon, 

That  quj'ckeneth,  that  sauetb,  that  bryngeth  vnto  heaue«        E  VII» 
As  before  hys  death,  Christ  taught  the  Apostle  aleuen.  Actus 

Pseudodoctrina. 
Preache  here  thu  shalt  not,  without  the  auctoryte, 
Of  pope  or  byshopp,  or  of  some  of  their  aäynyte. 

Euangelium. 
1660    Gods  worde  neuer  taketh,  hys  autoryte  of  man. 

Pseudodoctrina. 
Thu  shalt  not  here  preache,  do  thu  the  best  thu  ean. 

Hypocrisis. 
Gods  blessynge  on  j-our  good  hart,  it  is  spoken  euen  like  a  man. 
Ye  knowe  thj^s  daye  ser,  we  haue  a  füll  holy  feast, 
And  must  go  processyo/i,  with  the  blessed  rode  of  reast. 
1665    We  haue  longe  mattens,  longe  laudes,  loiige  houres,  longe  pryme. 


1650.  heauen,  of:  heauen,  of  i.  d.  dr. 
1657.  taught:  taugh  i.  d.  dr. 
1665.  pryme:  pyyme  i.  d.  dr. 

Auglia,  V.  band.  14 


210  A.  SCHKOEKK, 

Masse,  eue/<souü;o,  cowjplyne,  aiui  all  inust  be  doue  \n  tyme. 
Seusyuj^e  of  the  aultois,   and  castjuf^c  ot'  holy  watcr, 
lloly  breade  luakyiii^c,  ^vith  uthor  ueci'ssaiy  matter. 

Kuaugclium. 
Haue  («od  cummau/ulod,  any  socli  thyngca  to  be  doneV 

Pscudodoctrina. 
What  is  that  tu  theV  go  meddle  thu  with  uldo  slioue.      1070 
Caunyst  thu  saj^e  but  they,  arc  good  syguyfycaeyünsV 

Euangelium. 
1  saye  they  are  frutes,  of  your  ymagyuaeyons 
To  brynge  in  lucre,  and  darken  Gods  hygh  glorye, 

E  VII 1»   Of  yow  God  doth  axe.  no  soch  vayne  beggcrye. 

Christi  lex  Christ  neuer  seut  hys,  to  shewe  sygiiyfyeaeyons,  1G75 

corrupta.    ,,         ,  ,  ,  n      i     '    i    '• 

But  nys  lyuynge  wurde  to  all  the  Christen  nacyons. 

Ye  forsake  the  lurde,  as  Esaias  doth  teil, 

And  hyghly  blaspheme,  the  hulie  of  Israel. 

In  hys  tirst  chaptre,  thys  hurryble  senteuce  is, 

Quis  haec  frustranea  qujesiuit  de  manibus  iiestris.  HJSü 

Who  hath  requyred,  of  yow  soch  sacryfyce'? 

In  vayne  utter  yuw,  that  vncu?/autiun(led  aeruyce. 

Your  incense  tu  me,  is  great  abhuiuyuaeyon, 

I  sore  abhorre  it,  and  much  detest  your  fashyon. 

Whan  }e  praye  to  nie,  I  geue  ye  non  attendauace,  IG85 

But  auert  uay  face  (sayth  God)  and  luy  cou/ttenaunce, 
By  thys  ye  niaje  se,  that  the  lorde  doth  no  regarde, 
Your  ma//gy  uiutter\'nge,  neyther  grau/tt  it  any  rewarde 
No  ina/t  wylleth  Paule,  to  speake  in  the  congregacyon 
In  a  staunge  lauguage,  without  iuterpretacyon.  !()',)(» 

In  your  latyne  houres,  the  flocke  do  ye  not  consydre, 
But  declare  your  selues,  to  be  Romysh  all  togydre: 
Be  not  led  about  (sayth  Paule)  by  any  straunge  lernynge, 
What  eis  is  yuur  doctrync,  but  a  blynde  popysli  thyngeV 
Ile  testyfyeth  also,  Non  enim  vt  baptizareiu,  1095 

Misit  nie  Christus,  scd  ut  euangelizarem. 
Christ  hath  not  lue  sent,  that  1  shuld  baptyse,  sayth  Paule. 
E  Vlllii  But  to  pieach  h^'s  vvorde,  to  the  confort  of  mannys  sowie. 
Actu«     Loo,  though  baptyiue  be,  a  thynge  very  necessarye, 

Yet  inust  it  geue  place,  to  Gods  werde,  no  remedye.       1700 
Why  than  preferre  ye^  your  draflysh  cerenionyesV 
To  the  (iosjjell  preachyngeV     0  daiupnable  iniuryes. 


H)H(j.  complyne:  cuplyue  i.  d.  dr. 

IGSS.  neyther  graunt:  neyher  (jrant  i    d.  dr. 

lOÜU.  interjj.:  iuterp.  i.  d.  dr. 


BALE,    COMEDY  CONCERNYNGE  THRE  LAWES.  211 

Hypocrysis. 
Why  suffer  ye  hym,  to  pratle  here  so  longe?  >■ 

Pseudodoctrina. 
Get  the  hena  shortly,  or  with  the  it  wyll  be  wronge. 

lüfidelitas.  Iniral. 

1705    Peace  be  here  and  God,  Mastre  doctour,  by  your  leaue, 
That  I  maye  declaie,  a  pardone  here  in  luy  sleue, 
üf  our  hidy  of  Boston,  Ingham,  and  saynt  Johannes  t'rarye, 
With  the  indulgence,  ot  blessyd  sayut  Autouye. 

Pseudodoctrina. 
Wele,  take  thy  pleasure,  and  do  it  hardelye. 

Hypocrisis. 
1710     Syr,  he  doth  me  wronge,  for  thys  daye  it  is  my  stacyon. 
To  preache  my  brotherhede,  and  gather  my  lymytacyon 

Pseudodoctrina. 
Who  first  speake  first  spede,  steppe  fourth  and  reade  thy  pardon, 
And  whan  he  hath  done,  your  course  is  father  warde?t 

Euangeliuw«, 
What  conrse  appo3'nt  ye,  for  preachyng  of  the  Gospel 

Pseudodoctryna. 
1715    I  wolde  thy  Gospell,  and  thu  wäre  both  uow  in  hell.     EVIllb 

Christi    lex 

Euangelium.  -  com,pta. 

Why,  and  shall  thys  baggage,  put  by  the  wordofGod? 

Pseudodoctrina. 
Thu  wylt  not  be  answered,  tyil  thu  feie  a  sharper  rod. 

Infidelitas. 

Good  Christen  people,  I  am  come  hyther  verelye, 

As  a  true  proctour,  of  the  liowse  of  saynt  Antonye. 
1720    Of  cleaue  remyssyon,  I  haue  brought  ye  indulgence, 

A  pena  and  culpa,  for  all  your  synne  and  offeuce. 

By  the  auctoryte,  of  pope  Leo  and  pope  Clement, 

Pope  Bouyface,  pope  Pius,  pope  Johan  and  pope  Innocent. 

And  here  I  blesse  ye,  with  a  wynge  of  the  holy  Ghost, 
1725    Fro?«  thonder  to  saue  ye,  and  ixom  spretes  in  euery  coost. 

Lo,  here  is  a  belle,  to  hange  vpon  your  hogge, 


1710.  wronge:  wroge  i.  d.  dr. 
1719.  proctour:  poctour  i.  d.  dr. 


14^ 


•2r2  A.  SCHROEEK, 

And  saue  your  cattell,  tVom  tlio  bytyngc  of  a  dogge. 

So  luany  as  wyll  cuuie,  to  th>s  holy  fratcniyte, 

Coiue  payo  your  uioiicyL',  und  ye  ahail  luviie  letters  of  lue 

Pseudodoc  trina. 
Lete  nie  haue  a  letter,  for  I  wyll  be  a  brother.  17;50 

Hypocrisis. 
Then  geue  me  a  belle,  for  1  wyll  be  an  otlier. 

E  u  a  u  g  e  1  i  u  /« , 
0  (lampnable  leadynge,  of  Babylonicall  sodomytes, 
Your  seiues  ye  declare,  to  be  sliamefuil  hypocrytos. 
Lorde  pytie  thy  peoi)le,  and  take  awaye  tlieso  gydes, 
These  scoruers,  these  robbers,  these  cruell  liomycydes     1735 
¥■>■       Soch  prophetes  are  they,  as  God  ded  neuer  sende, 
Actus     As  Hieremy  savth,  they  dampnable  wayes  pretende. 

(juartus. 

Wo  hypoerytes  wo,  for  here  ye  tryfle  and  niocke, 
With  ehristen  people,  (md  the  kyugedo/w  of  heaue«  vplocke 
Ye  counte  it  a  ganie,  to  lose  tliat  Christ  hath  bought,     ITio 
With  hys  precyouse  bloud.  and  here  luost  derely  sought 
Oh  ye  are  wreteiies,  and  pestylenf  Autichrisres, 
Mynysters  of  Dagon,  and  mosl  deciytfull  papystes. 

Lyke  rauenouse  wolues,  i)uore  wydowes  ye  deuoure, 

By  tyttie  of  prayer,  eternall  dampnacj'ou  is  youre,  1745 

Your  o wne  dreaines  ye  folowe,  but  matter  much  uiore  wayghtye, 

Ye  do  not  esteme,  as  iudgenie«t,  faythe,  and  mercye. 

Wo  pharysees  wo,  ye  luake  cleane  outwardlye, 

But  inwardes  ye  are  fall,  of  couetousnesse  and  baudrye, 

-  l-'aynteil  tuuibes  are  ye,  aperynge  ryglil  bevvtyfiill,  1750 

But  within  ye  stynke,  and  haue  thuuglites  very  shamefull. 
Ye  shewe  the  jjrophotes,  your  doynges  yet  beare  wytnesse, 
How  thynke  ye  to  auoyde,  that  poynt  of  vnryghteousnesse? 
Oh  ragynge  serpewtes,  and  vyperotise  generacyon, 
How  can  ye  escape,  the  daunger  of  dampnacyon?  1755 

Pseudodoetrina. 
F''      Wlio  uiado  tho  so  holde,  to  niedie  within  niy  eure? 
Oiristi  lex  And  tcaehe  newe  lernynge?  An  herofvke  art  tliu  snre. 

cürni]jta.       .  •'     ^  •' 

11  due  serch  were  niade,  we  shuld  lynde  the  (1  thynke)  no  pryst. 

Euangelium, 
Yes,  anoynted  of  Ood,  Ijut  no  popysh  Antichrist. 

1751).  aperynge:  apryenge  i.  d.  dr. 


BALF,  COMEHY  CONCERNYNGE  THRE  LAWES,  213 

Pseiulortocf  riiia 
I7()i)     I^ere  nie  so,  wliere  are,  the  lettci's  of  tliy  ordersV 

Euangeliiim. 
Where  Christ  hys  seif  is,  a7id  not  in  these  same  borders 
No  soeli  pryst  am  1,  as  is  anoynted  with  oyle, 
Bat  thc  lioly  Gost,  for  I  am  uon  of  thys  soyle. 

Pseudodüctriiia. 
Here  I  attaclie  the,  for  a  biisye  scysraatyke. 
1765     And  wyll  the  acciise,  for  an  haynouse  heretyke. 

La\"e  handes  vpon  hj'ni,  ond  depryuc  hym  of  thys  aparell. 
Hie  teste  spoliatum.  soräidioribus  induunt. 
Leo,  thus  wyll  I  ha«dle,  all  tXviin  thal  shall  take  thy  quarell 
Holde  awaye  with  tliys  gere,  and  laye  it  fourth  a  syde. 

hypocrisis. 
Naye,  tarry  brother  myne,  for  away  shalt  thu  not  slyde 

EuangeliuM«, 
1770     I  am  not  goynge,  why  doest  thu  slaunder  me? 

Infidelitas. 
Biirue  hym  to  ashes,  and  shewc  to  liym  uo  pytie. 

Pseudodoctrina. 
Brent  shall  he  not  be,  if  he  wyll  no  niore  do  so.  F  11 'i 

Fellawe  how  yavst  thu?  wylt  thu  here  abiure  or  no?     ^^ctus 

quartus. 

Euangelium. 
I  wyll  neyther  abiuro,  uor  yet  recant  Gods  gloryc. 

Pso  udodoetriua. 
1775    I  offered  thc  reason.  and  therto  thu  W3'lt  not  applye, 
Wele  get  the  forewarde,  for  thu  shalt  sure  dye. 
The  temporall  power,  shall  iudge  the  to  the  fyre, 
At  our  accusemeut,  and  hol}'  relygyouse  desyre. 

Euangelium. 
fhough  yow  for  my  sake,  impryson  men  cruellye, 
1780    Famysh  them,  stocke  them,  and  them  with  fagotes  frye 
Hurt  me  ye  shall  not  for  I  can  neuer  dje. 
And  they  for  my  sake,  shall  lyue  perpetuallye. 

Pseudodoctrina. 
Here  is  a  pratynge,  with  a  very  vengeaunce  hens. 


1762.  oyle:  olye  i.  d.  dr. 

1782.  for:  foy  i.  d,  dr.5  perpetuallye:  petpet.  i.  d.  dr. 


21-1  A,  SCHKOEKK, 

Hypocrysis. 

riiys  horryble  heretyke,  now  shall  wc  well  recouipeus 

lilxcunt  cum  eo. 
Infi  de  Utas. 

Yea,  burne  hym  wele  tryre,  and  lete  hyrn  no  longer  raygne,    1785 
Laye  on  grene  fagotes,  to  put  hym  to  the  uiore  payne. 

By  the  messe  I  laiigh,  to  se  hpw  thys  gere  doth  wurke 
He  is  lyke  of  thew,  to  haue  no  more  gracc  than  a  turke, 
For  soch  knaues  they  are,  as  a  man  shull  not  lyghtly  f'ynde, 
And  rake  hell  ouer.     Companyo«s  they  are  to  my  niynde     IT'.IO 
F  lli»  My  busyuesse  all,  is  now  at  a  good  conclusyon, 

Chnsti  lex       Tluit  1  liauc  hevc  brought,  these  ihre  lawes  to  co//fusyon 
Now  shall  I  be  able,  to  lyue  here  peaceablye, 
And  make  froAvlyke  chere,  witli  hey  how  fryska  Jolyo. 
The  lawe  of  Nature,  I  kcst  first  in  a  leprye.  171)5 

By  the  secrete  helpe,  of  ydolatrye  and  sodomye. 

The  lawe  of  Moses,  I  made  a  crypple  blynde, 

Auaryce  and  Ambycyon,  to  helpe  me  were  not  behynde 

And  now  C'hrlstes  lawe,  I  haue  brent  for  hcresye, 

By  helpe  of  false  doctiyue,  and  my  cosync  hypocrosye,        l'^ou 

On  these  sauie  Ihre  lawes,  all  othcr  lawes  dopende, 

And  can  not  prcuayle,  now  these  are  at  an  ende. 

If  (.■hriston  gouerncrs,  do  not  these  lawes  vpholde, 

riieir  cyuylc  ordynau«ces,  wyll  sone  be  very  colde. 

Well,  thys  valeau7<t  George,  hath  made  them  all  to  stoupe   18(i5 

Cheare  now  maye  1  make,  a7id  set  cocke  on  the  houpe. 

Fyll  in  all  the  pottes,  and  byd  me  welcome  hostesse, 

And  go  call  me  hyther,  myne  owne  swete  mynyo?«  Besse 

Finii  Actus  (piarlus. 

F  lila  Incipit  Actus   quinlus. 

Vindicta  Dei. 
Quid  gloriaris  m  maliciaV  qui  potens  es  in  iniquitate. 
Thu  vengeable  wretche,  replete  with  poyson  and  vyce,        1810 
Why  doest  thu  thus  reioyce,  in  crueltie  and  malyce? 
Ihynkest  thu  that  God  slejteth,  and  wyll  not  hys  defewde 
And  that  thy  myschefe,  shall  neuer  haue  an  ende? 
The  bloude  of  innocentes,  to  hym  for  vengeau«ce  call 
And  therfor  thys  houro  luust  I  fearecly  vpo«  the.  fall  1815 

Infidelitas. 
Thu  sprete  of  the  ayre,  I  strayghtiy  coniure  the  here. 
By  panton  and  Craton,  and  charge  the  to  com  no  nere. 


1791.  concluayou:  concfufyon  i.  d.  dr. 


BALE,    CO.MEUY  CONCERNYNGE   IHRE  LAWES.  215 

Vindicta  Dei. 
Thynkest   thu   to   stoppe  rae,   with   thy  t'olj'sh  coHiuracyon 
Whom  God  seiideth  hytlier,  for  fhy  abhoinyuacyou? 

lufidelitas. 
1820    What  art  thu  called?  thu  uame  to  lue  rehearcc. 

Vindicta  Dei. 
I  am  vindicta  Doi,  iu  ponnyshment  niost  fearce, 
With  watcr,  with  swerde,  and  with  fyre  I  must  the  pearce. 

lufidelitas. 
Bo  good  in  thy  ofi'yce,  and  thu  shalt  haue  moneye  and  nieate. 

Vindicta  Dei. 
By  fylthy  re wardos,  tliu  eannyst  not  me  intreate, 

1825     But  tliat  I  wyll  do,  as  Clod  hath  me  commaunded.  F  111'' 

For  if  worklly  g}ftes,  my  furye  uiyght  haue  chauged,        ßestauratio 
The  vnyuersall  worlde,  had  not  bene  drowued  with  water,    (Uuiuarum, 
Nor  Sodome  and  Goraor,  with  so  fyery  tearfuU  matter. 
Nor  yet  the  Israelytes,  with  terrour  of  the  sworde, 

1S30    With  hungre  and  pestylence,  in  the  angerofGods  worde, 

Pharao  in  Egipte,  the  plages  had  neuer  feite, 
Myght  I  haue  bene  stopped,  for  syluer  or  for  gelte, 
Into  Egipte  1  brought,  ten  terryble  po?inyshmentes 
Vpon  the  people,  for  breakynge  hys  commau»deme«tes. 
1835    Tlieir  wholsom  waters,  I  tourued  into  blonde, 

I  multyplyed  frogges,  to  poyso«  therwith  their  foude 

I  made  waspes  and  dranes,  them  greuously  to  stynge, 
And  all  kyndes  of  flyes,  sone  after  ded  I  in  brynge 
Vpon  their  cattel,  1  threwe  the  foule  pestylence, 
1S40    Both  botche,  bylc  and  blayne,  they  had  for  their  oflfeuce. 

Lyghtenynges  and  haylynges,  destroyed  their  corne  and  frute, 
A  swarne  of  hnngry  locustes,  their  pastours  destytute 

The  Space  of  thre  daj^es,  1  gaue  them  palbable  darkenesse, 
1  slewe  the  first  goote«,  of  ma/i  and  beast  for  thy  rudenes     F  Ulla 
1845    For  1  neuer  stryke,  but  for  the,  Infydelyte.  -^(^tus  quiutus. 

Infidelias, 
Stryke  for  me  quoth  A  ?    By  the  mary  Masse  1  defye  the 

Vindicta  Dei. 
What,  thu  wjdt  not  so,  thy  braynes  are  not  so  lyght. 


1825.  Die  Seitenüberschrift  zu  F  III'j  lautet  in  den  drucken:  Christi 
lex  corrupta. 


216  A.  SCHKOEKK, 

1 11  fidellt  as. 
Augor  nie  nut  tu  inocli,  lor  if  thu  do,  1  t'yght. 

Muilicta  Doi. 
All  th.1t  wyll  not  lielpe,  thy  wycked  workyn^os  iiow, 
Whan  tho  strunger  coiiio,  tlio  weaker  niiist  ncdos  bowe     1850 
The  hnve  o\'  Nature,  intoctod  ihn  ha^t  with  a  lepryc? 

Tiifidelitas. 

Nayc,  it  was  not  I,  but  tbat  wytche  Idolatrye, 

And  that  polde  shorne  knaue,  that  luen  call  Sodomye 

Vindicta  Dei. 
Of  whoui  spronge  they  firstV  but  of  Infydelyto? 
Thertbr  thu  sliaH  haue  that  plage  of  penalte,  1855 

Whych  tliey  first  tasted,  for  their  iuycjuyte. 
For  those  two  vyees,  1  drowned  the  woilde  with  water. 
In  tokou  wher  of,  1  plage  the  with  the  same  matter. 
hie  Infidelilalem  lympha  perculil. 

lufidelitas, 
Tusli,  1  defye  thy  worst.    Thys  shall  not  diyue  uic  hence 
For  after  the  floude,  with  Cham  had  1  resydeuce,  1860 

And  so  contyuucd,  tyll  Moysos  läwe  cauie  in, 
^Vith  liys  iolye  tryckes,  a  newe  rule  to  begyn. 

F  IUI'-  Vindicta  Dei. 

^^"^tcKuin"   -^"^^  liyiu  thu  coriuptcdest,  with  Auaryee  «nr/ Ambycyo7i, 
diiijuanini.  And  SO  dcdyst  leaue  hyui,  in  myscrable  co/ulycyo«, 

Thu  shalt  haue  therfor,  tbat  than  to  theiu  was  due,         1865 
Most  terryble  battayle,  the  Israelytes  vntiuc, 
That  tyme  ded  suflfer,  for  their  infydelyte, 
Wherfor  with  thys  swerde,  1  iustlje  bannysh  the. 

By  cause  thu  shalt  here,  gcue  place  to  Christes  gospel 
Glaäio  InßdclUalem  denuo  ccdil. 

Infidelitas. 
Yet  wyil  I  not  hens,  but  agaynst  ones  rel)ell.  ISTd 

Ded  not  I  reuiayne,  with  Judas  and  other  nioreV 

\\  hau  Christ  prcached  here,  and  taught  theui  tu  ve.vt  hyin  sore? 

Yes  and  after  that,  was  1  with  öinion  Magus, 

With  .Saunder  Coppersrayth,  with  Elimas  and  Denietrius. 

And  now  1  perseuer,  aiuonge  the  ranke  rable  of  papystea    1875 

Teachyng  ther  shorlynges,  to  pläye  the  Antichrystes. 

Vindicta  Dei. 
The  innocent  bloude,  of  sayntes  contynuallye, 
Dotii  call  vnto  God,  to  reuenge  their  iniuryc, 
Agaynst  false  doctryne,  and  cur.'ied  hypocresye, 


BALE,    COMEDV  CONCERNYNGE  THRE  LAWES.  217 

18S0    Whom  thu  hast  rayscd,  the  glory  of  the  Clospell, 

Tu  darken,  and  hys  tVyndes,  most  myserably  to  quell, 
Wherfor  thu  shalt  haue,  lyke  as  thu  hast  deserued 
For  thy  wycked  doynges,  thy  punyähiue/Jt  now  doubled.    F  V» 
Ignis  ipsiiw  preocdet,  the  Prophete  Dauid  sayfh  thus  Actus  Quiu- 

1885    Kique  inflauiiuabit  in  cireuitu  iniiuicos  eius. 

A  oonsumyiige  fyro,  shail  rönne  betöre  the  iudge, 
Hys  enemyes  eonsuiuynge,  they  shal  fyndc  no  refuge. 

Ob  scelera  et  culpas  lioiuinum,  ritusy««?  nephandos 
In  cineres  ibit  tellus,  tenuemi/Mf?  tauillam. 
1890    As  Mantuan  writeth,  for  the  wyckednesse  of  the, 
The  earth  to  ashes,  by  fyre  shall  tuined  be. 
Ignis  flamma  Inßde'ilatem  locum  eccire  cogel 

Infidelitas. 
Credo,  credo,  credo,  I  saj^e,  Credo,  credo,  credo, 
To  the  deuyll  of  helle,  by  the  Messe  I  wene  1  go. 

Exil. 

Deus  pater. 

As  ye  haue  scane  here,  how  I  haue  strycken  with  fyre 
1895     The  pestyleut  vyce,  of  Infydeiyte. 

So  wyll  I  destroye,  in  the  fearceuesse  of  inyno  yre, 

All  sectes  of  crrour,  with  their  enormyle, 

Whych  hath  rysen  out,  of  that  inyquyte. 

For  as  it  is  sayd,  that  my  hande  liath  not  sett, 
190Ü    Shall  vp  by  the  j-ote,  no  power  maye  it  lett. 

The  Apostle  Johan,  in  the  Apucalyps  doth  saye, 
He  sawe  a  newe  heaueu,  and  a  newe  earth  aperynge. 
The  olde  earth  and  see,  were  taken  cleane  awaye, 
That  heaue/t  is  maymys  fayth,  that  earth  hys  vnderstaudyuge, 
1905    Whom  we  haue  renued,  by  cur  most  secret  workynge.    F  VIj 
The  olde  cancred  earth,  exylynge  with  tho  see,  Restauratio 

Whych  is  superstycyon,  aud  Infydeiyte.  diuiuanmi. 

S.  newe  Hierusalem,  tlie  sayd  Johau  also  se, 
As  a  bewtyfuU  bryde,  prepared  to  her  husbande. 
1910    Our  true  faythfull  cliurche,  is  that  same  fayr  eytie, 

Whom  we  haue  clensed,  by  the  power  of  our  ryght  hande. 
As  a  spouse  to  Christ,  in  euery  Christen  lande. 
Bannyshynge  the  sectes,  of  Babylonicall  poperye, 
That  she  in  the  sprete,  maye  walke  to  our  glorye. 

1915    Resort  ye  thre  lawes,  for  yow  wyll  I  clere  also, 
Of  soch  infeccyons,  as  by  Infydeiyte, 
Ye  haue  receyued,  That  ye  with  her  maye  go, 
Declarynge  the  wayes,  of  Christen  lyl»erte. 


1905,  Seitenübersclir, :  Restauratio:  Sest.  i.  d,  dr. 


218  A.  SCHROEKK, 

Tliat  vs  she  raaye  take,  without  perploxlto, 

For  her  only  God,  and  be  our  pooplo  styll,  1920 

In  our  lawcs  walkynge,  accordyng  to  our  wyll. 

Onines  simul. 
At  your  c'oumiaiuidenicut,  wo  are  niost  blossod  lorde. 

Heus  pater. 
.Vpprochc  uygliar  tlian,  aud  yc  sliull  be  rcstorde. 

Tliu  lawc  of  Natura,  wo  firstc  bcgynnc  with  tlic, 

Kestorynge  the  agayne,   to  thy  first  puryte.  J!>25 

Auoyde  Idolatrye,  Auoyde  vyle  Sodoiuye, 
V  VI;«    Wc  Charge  ye  uoniorc,  thys  lawe  to  putryfye. 
Actus     Kepe  styll  that  same  hart,  for  a  sygne  perpetuall, 

That  thu  wert  writtcn,  in  luannys  hart  first  of  all. 

'1  hu  lawe  of  Moses,  gcue  nie  that  vayle  from  the,  1!I30 

No  longar  shalt  thu,  neyther  blynde  nor  croked  be. 

Hens  thu  Ambycyon,  and  cursed  Couetousnes, 

I  here  bannysh  yow,  from  thys  lawe  euer  doughtles. 

Lose  not  those  tables,  whych  are  a  token  true, 

That  thu  in  the  flesh,  shalt  eueriuore  contynue.  1935 

'I'liu  lawe  of  the  (Tospell,  though  thu  be  last  of  all. 

In  operacyon  yet,  thu  art  the  pryneypall. 

From  the  I  exyle,  hypucresy  and  false  doctryne, 

With  all  that  depcnde,  vpon  the  papystycall  lyne. 

Iveseriie  the  same  boke,  for  a  sygne  of  heaue//ly  poure,    li)lt) 

For  that  boke  thu  art,  that  Johan  from  heauen  dcd  deuoure. 

Natura?  lex. 
Euerlastyngc  praysc,  to  thy  gloryouse  maieste. 

Mos  eh  lex. 
Our  licaue«ly  gouernour,  great  is  thy  gracyouse  pytie 

Christi  lex. 
Of  mankynde  thu  art,  the  eternall  felycyte. 

Naturae  lex. 
Now  leauest  thy  seruauntes,  in  thy  perpetuall  peace.       l'Jlö 
To  do  the  seruyce,  from  hens  wyll  we  not  ceace. 

Moseh  lex. 
For  our  eyes  haue  seane,  what  thu  hast  now  prepared. 
F  VI''    For  thy  peoplcs  helth.  whych  hath  bcne  here  declared 

KeKtauratio 

fiiuiiiarum  Christi  lex. 

legum. 

A  lyght  thu  hast  sent,  whych  is  thy  ioyouse  Gospell. 

To  the  consolacyon  of  the  howse  of  Israel.  1950 


BALE,    COMEDY  CONCERNVNGE  IHRE  LAWES.  219 

Natura?  lex. 
In  reioyce  of  thys,  make  we  somc  melodye. 

Moseh  lex. 
The  iiaiiic  of  üur  God,  to  prayse  aud  inagnytyc. 

Christi  lex. 
I  assent  therto,  and  wyll  synge  very  gladlyc. 
Hie  ad  Bei  gloriam  caniabiint.     In  exilii  Israel  de  Acgypto,    f  el 

aliud  sinäle. 

Daus  pater. 

Now  haue  we  destroyed,  the  kyngedom  of  Babylon, 
1955    And  throwne  the  great  whore,  into  the  bottowdessc  pyt, 

Restorynge  agayne,  the  true  fayth  and  relygj^on, 

In  the  Christen  cliurche,  as  we  haue  thought  it  fyt, 

Depurynge  these  lawes,  so  do  contynue  j-t. 

Man  is  our  creature,  and  hatli  grace  in  our  s}ght, 
1960    To  dwell  with  hym  now,  is  our  wholo  liartes  delyght 

Man  is  our  people,  hys  God  we  are  agayne, 
With  hym  wyll  we  haue,  contynuall  resydence. 
Awaye  wyll  we  wype,  from  hym  all  sorowe  and  payue: 
He  shall  uo  lougar,  dyspayre  for  hys  offence, 
1965    Nor  haue  \n  hys  sowie,  any  carefull  doubt  of  conscye«ce 
The  olde  popyshnesse,  is  past  whych  was  dawjpuacyon, 
We  liaue  now  renued,  our  Christen  eongregacyon, 

Staude  fourth  christe?i  fayth,  and  take  our  aduertyseme«t  F  VII  a- 
We  here  appovnt  the  to  gouerne  our  eongregacyon.         Actus 

Olli"  •   ,  1  1  1  '  quilitus. 

1970    öe  thu  do  nothyuge,  without  the  adraonyshment, 

Of  these  thre  lawes  here.    Enprent  their  declaracyon 
Of  my  swete  promyses,  and  than  make  thu  relacyon, 
To  my  folke  agayne,  that  they  maye  walke  to  me. 
Without  popysh  dreames,  in  a  perfygt  lyberte. 

Fides  Christiana. 
1975    Most  heaiienly  maker,  in  that  thu  doest  commaunde  rae, 
Euermore  wyll  I,  lull  prompt  aud  dylygent  be. 

Dens  pater. 
Thu  lawe  of  Nature,  shalt  teache  mau  God  to  knowe 
And  that  to  refuse,  wherby  any  yll  maj-e  growe. 


195S.  In  yt  ist  das  t  in  den  drucken  etwas  über  die  zeile  gerückt, 
so  dass  das  wort  der  abkürzung  für  that  gleichsieht,  doch  der  reim  ver- 
langt hier  yt  =  it;  vgl.  über  yt  die  einleitung. 

1963.  sorowe:  svrowe  i.  d.  dr. 

1975.  that:  ML  drucken  yt,  wobei  das  t  etwas  unter  die  zeile  herab- 
gerUckt  ist;  T  hat  das  t  etwas  über  die  zeile  hin  aufgerückt,  also  die  ge- 
wöhnliche abkürzung  für  that. 


220  A.  scurof;kk, 

Nadirae  lex. 
Fioui  tliys  yoiir  piecept,  shull  I  not  varyc  1  trovve. 

ücus  pater. 
Toache  thu  hyiu  also,  to  worshyp  one  God  aboue,  1980 

Aiid  hyd  pooro  iicybtT,  to  prosccutc  witli  loue. 

Mosch  lex. 
1  hopc  blessetl  lorde,  to  do  as  um  shall  behoue 

De  US  pater. 
Aud  thu  shalt  toache  hyui,  lu  loue  God  in  hys  hart. 
Aud  those  to  forgeue,  by  whiiiu  he  suft'crcth  smart. 

Christi  lex. 
In  your  appoyntmcntes,  wyll  I  do  also  uiy  part.  1985 

Dens  pater. 
Worke  thu  in  the  heart,  a  knowledge  neeessarye, 
In  the  flesh  worke  thu,  by  outwardc  cereraonye. 
F  VII')   Change  thu  to  the  spret,  the  workynges  of  these  two, 
Rostauratio  And  causc  our  people,  in  a  perfyght  wayc  to  go. 
diuiuar.im.  'l'ake  licdc  christc//  fayth,  to  the  teachynges  of  these  thre     1990 
And  niouo  our  people,  to  walke  in  the  veryte. 

The  prouiyses  we  niade.  in  all  these  thre  ar  Gospell, 
We  wolde  thu  shuldest  so,  to  our  cougregaeyon  teil. 
Our  euerlastynge  blessynge,  be  with  yow  euermore. 

Onines  siiuul. 
l'o  thy  Bwete  naiuc  lorde,  prayse  aud  perpctuall  honoure.    1995 

Fides  Christi  an  a. 
It  liath  pleased  God,  to  put  nie  in  thys  oft'yce, 
To  goucrne  hys  churche,  and  Christen  congregacyon, 
And  theriu  (o  do,  as  j'C  shall  nie  entyce. 
Geue  nie  I  praye  yow,  soch  wholsoni  exhortacyon, 
As  maye  be  to  Man,  a  clere  edyfycacyon.  2000 

And  1  wyll  be  glad,  to  take  your  aduertyscnient. 
As  it  shall  becouie,  any  chylde  obedyent. 

Christi  lex. 
Ye  speake  it  füll  wele,  tha«  marke  what  shall  be  sayed 
And  dylygentlye,  loke  that  it  be  obeyed. 

Natur*  lex. 
The  effect  of  me.  is  for  to  knowe  the  lorde.  2005 


19S0.  Toache:  Theache  i.  d.  dr. 


RALE,    COAIEDV  CONCERNYNGE  THRE  LAWES.  221 

Euerkstynge,  stronge,  uiost  gracyouse  and  godlye. 
And  as  touchynge  Man,  to  haue  fraternall  coneorde, 
Fauer  to  noriysh,  and  to  do  non  iniurye. 
To  kepe  couenauHtes  made,  and  loue  true  luatiynionye. 
2010    These  noble  etfectes,  so  temper  yovv  in  Man. 

That  them  to  fulfyll,  he  do  the  best  he  can.  F  Villa. 

Actus  quiutus. 

Mo  seh  lex. 
The  eflfect  of  me,  is  for  to  worshyp  ihe  lorde. 
As  one  God  alone,  and  to  fle  from  Idolatrye. 
Not  to  slee  or  stele,  nor  yet  to  beare  false  recorde, 
2015    To  shewe  what  is  synne,  and  to  seke  the  remedye, 

Publyque  peace  to  holde,  und  sore  to  po/*nysh  the  gyltye. 
From  these  good  eö'ectes,  se  that  Ma/<  neuer  swerue, 
Than  shall  he  be  sure,  that  God  wyli  hym  preserue. 

Christi  lex. 
The  effect  of  me,  is  for  to  luue  the  lorde, 

2020     In  the  innar  sprete,  aud  to  fauer  frynde  and  enmye, 
And  in  all  puyntes  eis,  with  Gods  wyll  to  accorde 
To  preache  remyssyon,  to  saue  aud  to  iustyfye. 
In  Christ  all  to  seke,  lyfe,  iustyce,  peace  and  mercye. 
These  heauenly  effectes,  in  Man  so  iucorporate, 

2025    That  he  maye  in  sprete,  be  nevvlye  regenerate. 

Fides  Christiana. 
More  öwete  thau  honye,  are  your  thre  cxhortacyons, 
And  regestred  they  be,  in  my  memoryall. 
Now  wyll  1  forewarde,  to  all  the  Christen  uacyons, 
And  se  in  effect,  these  lawes  obserued  all, 
2030    To  the  abolyshment,  of  the  dreames  papystycall. 

Now  the  lyght  is  come,  the  darkenesse  dyeth  awaye, 
I  trust  in  the  lorde,  men  wyll  walke  in  the  daye. 

Good  Christen  people,  to  these  thre  lawes  applye, 
First  knowe  that  ye  haue,  a  lyuynge  God  aboue, 
2(t35     Than  do  hym  honour,  aud  hys  name  magnyfye,  F  Villi» 

Whorshyp  hym  in  spret.  as  the  (iospel  yow  doth  moue  -^ttus  quiu- 
Thau  obeye  your  kynge,  lyke  as  shall  yow  behoue, 
For  he  in  liys  lyfe,  that  lorde  doth  represeut, 
To  sauegarde  of  the  inst,  and  synners  ponnyshment. 

2040     Se  that  ye  regarde,  soch  lawes  as  he  doth  make, 

For  they  are  of  God,  as  Salomon  doth  report. 

Of  these  lawes  doubtles,  those  lawes  their  ground^nges  take. 

To  the  publyque  welth,  to  geue  ayde,  streyjgth  and  co;/<fort 

For  preseruacyon,  of  all  the  Christen  sort. 
2045    In  no  case  folowe,  the  waycs  of  Reygnolde  Pole, 

To  hys  dampnacyon,  he  doubtles  playeth  the  fole. 


222  A.  SCHROEER, 

Haue  a  due  respecf,  vnfo  your  contreye  natyue, 

Whych  hatli  broufjht  ye  vp,  and  geuen  ye  norryshment, 

Euch  from  your  cradles,  to  tliese  dayes  mitrytyue, 

So  that  ye  maye  do,  to  her  welth  and  preferiuent,  2050 

Älyiiyster  to  her,  no  hatefull  detryment. 

A  dogge  to  hys  frynde,  wyll  neuer  be  vnlouynge, 

Lete  reason  in  ye,  not  lose  hys  naturall  workynge. 

Natura*  lex. 
AVho  lyueth  without  lawe,  shal  perysh  without  lawe 
And  thertbr  we  haue,  thre  lawes  to  yow  descrybed,         2055 
That  after  their  lyue,  ye  shuld  in  your  lyuynge  drawe 
We  haue  also  shewed,  how  they  haue  bene  corrupted, 
By  tbwle  Idolaters,  and  sodomytes  poluted. 
Ga       By  couetouse  prestes,  and  by  ambycyouse  prelates, 
Kestaiiratio  Hypociy ticall  tVyres,  false  doctours  and  false  curates. 

diiiinaruin 


leguni. 


Mos  eh  lex. 
Who  hath  restored,  these  same  thre  lawes  agayneV 
But  your  late  Josias,  and  valeau?it  kynge  Henrye, 
No  prynce  afore  liym,  toke  euer  yet  soch  payne, 
Fro?«  Engla?tde  to  ba/tnysh,  Idolatrye  a«^/  fovvle  sodomye 
Couetousnes.    Ambycyoy«,   false  doctryne  and  hypocresye.   2065 
It  was  he  that  brought,  Christes  veryte  to  lyght, 
Whan  he  put  the  pope,  with  hys  fylthynes  to  Hyght. 

Christi  le:;^. 
Frow  damnable  darkenesse,  as  my  brother  here  doth  saye. 
He  hath  delyuered,  thys  realine  ot  Englande  godlye 
Bryngynge  hys  subiectes,  into  the  Irue  path  waye,  2070 

Of  their  sowles  sauegarde,  if  they  now  folowe  it  wyselye. 
And  left  them  he  hath,  the  same  waye  styl  to  tbrtylye, 
Hys  noble  sonne  Edwarde,  soch  a  kynges  of  god  elect 
As  questyonles  wyll,  perfourme  it  in  efFect. 

Fides  Christiana. 
l'raye  all  to  the  lorde,  for  the  longe  contynuaunce,  2075 

Of  hys  graces  lyfe,  in  thys  worldes  habytacyon. 
And  that  of  hys  nobles,  he  haue  true  mayntenaunce, 
In  the  pryncyples,  of  thys  most  worthy  foundaeyon, 
That  he  maye  to  Christ,  brynge  vs  from  desolacyon. 
l'raye  for  quene  Kateryue,  and  llie  noble  lorde  protectour  2080 
With  the  whole  counsell,  that  God  be  their  directour, 

Amen. 


206S.  brother:  bother  i.  d.  dr. 


BALE,    COMEDY  CONCERNYNGE  IHRE  LAWES.  22v> 

Into  fyuc  personages  niaye  tlie  partes  of  thys  Comedy  he  deuyded.  Gi> 

The  Prolocutour.  Tlie  larve  of  Nature. 

Chrislen  fayth.  Couetousnesse. 

Infydelyte.  False  doctryne. 

The  first.  The  seconde. 

The  laive  of  Moses.  The  lawe  of  Christ. 

Idolatrye.  Amhycyon. 

Hypocresye.  Sodomye. 

TJie  third.  The  fourt. 

Dens  pater. 
Vindicta  Bei. 
The  fifi. 

The  aparellynge  of  the  six  vyces,  or  frules  of  Infydelyte. 

Lete  Idolatry  be  decked  lyke  an  aide  wytche,  Sodomy  lyke  a  monke 
of  alt  sectes,  Amhycyon  lyke  a  hysliop,  Couetousnesse  lyke  a  phuryse 
or  spyrituall  larver,  false  doctryne,  lyke  a  popysh  doctour,  and  hxfpo- 
cresy  lyke  a  graye  fryre.  The  rest  of  the  partes  are  easye  ynough  to 
coniecture. 

(Bildnlss  Bale's)  G  IIa 

A  songe  vpou  ßeuedictus  GII^' 

Compyled  by  Johan  Bale. 

I.    iJenedictus  dominus,  Deus  Israel, 

Whych  hath  ouerthrowne,  the  ruyghty  Idoll  Bei, 
The  false  god  of  Ronie,  by  poiire  of  the  Gospell, 
And  hath  prepared,  from  the  depe  lake  of  hell, 
Redemptionem  plebis  sue. 

IL    Et  erexit  cornu,  of  mercy  helth  aud  grace, 
That  cruell  tyraunt.  uow  clerely  to  deface, 
Whose  bloudy  kyngedome,  demynysheth  apace, 
By  the  worde  of  God,  whych  lately  hath  take  place. 
In  domo  Dauid  pueri  sui, 

III.  Sicut  locutus  est,  the  loide  celestyall, 

That  Romysh  Antichrist,  is  lyke  to  haue  a  fall, 
VVith  hys  vvhole  rable,  of  sectes  dyabolycall. 
And  now  the  nombre,  wyll  florj^sh  ouer  all, 
Prophetarum  eins. 

IV.  Salutem  ex  inimicis,  now  we  maye  dayly  heare, 

The  enemyes  of  Christ  with  hym  doth  wytnesse  beare    G  Illa 
Säule  is  become  a  paule,  and  preacheth  euery  wheare, 
Now  maye  we  receyue,  most  heauenly  wholsom  geare 
De  manu  eorum  qui  oderunt  nos. 


224  A.  SCHKOKER, 

V.    Ad  tacieudam,  misericordiam, 

The  sonne  of  our  God,  frorn  liys  hygli  glory  cam, 
Tu  redeme  the  synne.    of  tlie  ohyldien  of  Adam, 
Aud  to  reiiieiubre,  to  faytlifiiU  Abraliani, 
Testamenti  sui  sancti. 

VI.    Insiuiaiuliiu),  wliych  God  liatli  made  afore,  ' 

Vnto  our  fathers,  hc  wyll  kepe  eucrmore, 
Prouiesed  he  hath,  if  \ve  rcgardc  hys  lore, 
Forsakyuge  the  pope,  with  hys  daiupuable  störe, 
Daturum  se  nobis. 

\\l.    Vt  sine  tiuiore,  froni  Komysh  tyrauntes  fre, 

Tlie  lorde  grauiit  vs  grace,  that  \ve  niaye  Speakers  be, 
LH'  liys  holy  worde,  aud  therin  to  agre, 
That  in  tlie  Gospell,  and  Christen  lyberte, 
Seruiamus  illi. 

VIU.    In  sanctitate,  and  purenesse  of  lyfe, 

Lete  vs  now  trauayle,  both  mayden  man  and  wyfe, 
All  ryghtwys  doyngcs,  in  vs  be  euer  ryfe, 
That  we  perseuer,  without  debate  or  stryfe, 
Omnibus  diebus  nostris. 

IX.    Tu  puer  propheta,  elected  of  the  lorde,  G  IIl'' 

kynge  Edwarde  tlie  sixt,  to  haue  Gods  lawe  restorde, 
Folowest  Josias,  therof  to  take  recorde, 
In  all  thy  doyuges,  and  in  Gods  holy  worde, 
Parare  vias  eius. 

X.    Ad  dandam  scientlam,  for  nienuys  helth  and  sauegarde 
Christes  holy  Gospel,  by  the  is  frelye  hearde, 
V\  herin  doth  consyst,  their  lyfe  and  füll  rewarde, 
With  preseruacyon,  from  daungerouse  ieoparde, 
Feccatorura  eorum. 

XI.    Per  uisccra,  misericordije, 

Christ  our  dere  luaster,  vs  dayly  ouerse, 
Least  we  here  pei'ysh,  in  our  inyqiiyte, 
Our  medyatour,  contynually  is  he, 
<»riens  ex  alto. 

Xli.    llluiijinare,  swete  lorde  we  the  desyre, 

i'o  uien  in  darkenesse,  and  in  the  popysh  myre, 
Lete  not  hys  baggage,   thy  faythfull  seruauntes  tyre, 
But  vs  delyuer,  froin  thein  and  froiu  hell  fyrc, 
In  uiam  pacis. 

Amen. 


RALE,  COMRDY  CONCERNYNGE  THRE  LAWER.  225 

^mi"  The  coiuiuaundeiuentes  breuelye. 

Lüue  thy  lorde  God.    Sweare  thii  non  othe. 
Thy  sabbath  kepe,    Please  thy  fryndes  bothe. 
Wytnes  non  y!l.     Holde  no  mauTiys  wyfe. 
Biybe  no  nianuys  .^ood.     Slee  not  with  kiij^e. 
Wysh  no  niannys  howse,    Nor  oxe  nor  asse. 
As  thn  wylt  haue,    Do  thu  lyke  casse. 

'I'hu8  endet h  thys  Coraedy  concernynge  thre  lawes,  of  Natura 
Moses,  and  Chri.st,  oorrupted  by  the  Sodomytes,  Pharisees  and  papystes 
most  wycked. 

Compyled  hy  Johan  Bale.  Anno  M.  D.  XXXVIII,  and  lately  in- 
pi-ented  per  Nicolaum  Bauiburgenseiu. 


Lexiealisclio  beinerknii^en. 

Der  rühmlieh  bekannte  redaeteur  des  von  der  London  Philologieai 
Society  unternommenen  grossen  englischen  Wörterbuchs,  Dr.  Jas.  A.  H. 
Murray,  bat  mich,  als  ich  ilm  auf  mehrere  seitsame  Wörter,  in  dieser 
Bale'schen  comödie  aufmerksam  machte,  ihm  meine  abschrift  derselben 
zu  leihen,  um  dieselbe  für  das  wilrterbueh  durchzusehen.  Es  werden 
somit  alle  interessanten  worte,  auch  solche,  die  nur  der  zeit  iiires  ersten 
Vorkommens  wegen  wichtig  sind,  in  dem  grossen  werke  ihren  platz 
finden.  Da  die  Vollendung  des  letzteren  aber  noch  recht  ferne  liegt,  so 
wird  es  vielleicht  doch  nicht  überflüssig  sein,  schon  hier  einiges  aus  dem 
vorliegenden  deukmal  zum  mittelenglischen  oder  besser  gesagt  frühneu- 
englischen  Wörterbuche  beizutragen.  Es  ist  mir  eine  angenehme  pflicht, 
herrn  Dr.  Murray  auch  öffentlich  meinen  dank  auszusprechen  für  die 
freundliche  hilfe,  die  er  mir  hie/.u  aus  den  Sammlungen  für  das  Wörter- 
buch beigebracht,  wie  auch  für  manche  wertvolle  bemerkung  aus  d.mi 
reichen  schätze  seiner  eigenen  kenntnisse. 

Auf  eine  Untersuchung  der  spräche  und  des  dialektes  lasse  ich 
mich  hier  grundsätzlich  nicht  ein.  Dazu  fehlen  die  vorarbeiten,  und  ein 
Bale'sches  drama  ist  bei  seiner  verwahrlosten  form  und  den  unreinen 
reimen  jedenfalls  nicht  das  deukmal,  mit  dem  der  anfang  gemacht  wer- 
den soll.  Was  darin  bei  ausgaben  für  jetzt  getan  werden  muss,  ist  nach 
meiner  unmassgeblicheu  meinung  veröflentlichung  zuverlässiger  texte,  nicht 
solcher  mit  modernisierter  Schreibung,  wobei  man  freilich  nicht  gleich 
glauben  darf,  es  sei  z.  b.  die  Schreibung  ronnysh  :  ponnysh  etwas  anderes 
als  praktische  Convention,  um  das  nebeneinanderstehen  von  n  und  n  zu 
vermeiden.  Zweifeln  Hesse  sich  bei  swerde  1S22,  1868,  was  wegen  der 
ähnlichkeit  zwischen  e  und  o  leicht  verdruckt  sein  kann;  doch  ist  die 
form  mit  e  gut  mittelenglisch,  s.  Stratraann. 

17.5.  slyppernesse  =  slipperinesse  von  einem  adjectiv  slipper, 
der  altern  form  von  slippery,  die  noch  bei  Shakspere  sicli' findet. 

Nach  177.     byskyns  =  buskins. 

Auglia,   V.  band.  ^e 


226  A.  SCHKOKKK, 

ISl  paxe-  hier  wol  nic-ht  für  pax  brciid  =  liostie,  sondern  pax- 
borde  ^Mu  Silber-  oder  goldtälelclien  mit  dem  bilde  Christi,  das  symbohscli 
statt  der  hostie  geküsst  wurde.  S.  die  aumerkung  vm  pax  brede  im 
Promptorinm  Parvulorum  (ausg.  London  ls4:i)  p.  .i^b. 

•)üs  rotes  hier  wol  die  scluihsohlen,  ein  ganz  individueller  ge- 
brauch des  Wortes  root,  das  in  der  bibel  und  nocli  bei  Miitou  übertragen 
in' der  bedeutung  von  bottom  gebraucht  wird,  z.  b.  tbe  roots  ot  hell 

•)lo  docke,  gew.  =  schwanzstumpf,  hier  aber  geradezu  =  podex. 
öib'  gature  :  rature  sind  sonst  unerhörte  Wörter,  wahrscheinlich 
scherzhafte  ueubildungen  von  gait:rate,  wobei  der  parallelismus  von 
«täte  :  stature  mitgewirkt  haben  mag.  Aehnlich  findet  sich  in  Johan 
Baütvstes  s.  109:  to  appeyse  thy  hature  (im  reime  aut  nature),  das 
ich  als  eine  neubildung  aus  hate  ansehn  möchte.  Dies  wort  iindet  sich 
bei  lialliwell:'  llature.  Poison;  veuom.  (A.— S.) 

Then  was  ther  a  dragon  grete  and  grymme, 
Pulle  of  hature  and  of  venym. 

Ms.  Cantab.  Ff.  II.  33,  f.  24(5. 
Die  bedeutnng  hass  passte  dem  sinne  nach  auch  hier.    Halliwell  beruft 
sich  aber  durch  das  (A.-S.)  auf  ein  altenglisches  Etymon.  Bosworth  ags. 
dict   bringt  richtig  'hatter;   g.  m.  n.  hattres  =.  Uaging,   poisonous,  K. 
Die  belegstelle  K  ist  Kemhle's  glossar  zu  Beowulf,  und  es  ist  wol  rebes 
andhattres  v.  25->4  gemeint.     Heyne  in  seiner  Beowultansgabe  seh  agt 
in   der   anmerkung  zu   dieser   stelle   ein  subst.  andhätor  vor;  jedentalls 
glaube  ich,   dass  »lies  nichts  mit  me.  hature  zu  tun  haben  kann.     \_gl. 
scherzhafte  neubildungen  im  reime  bei  Skelton,  Ellynour  Uummyug  oa*  ft. 
This  ale,  sayde  she,  is  noppy; 
Let  vs  syppe  and  soppy. 
And  not  spyll  a  droppy, 
'  For  so  mote  I  hoppy, 

It  coleth  well  my  croppy. 
-    Desgleichen  v.  083  tf.  seynty  :  paynty  :  faynty  u.  a.  m.  ,     ,    .  ^,    ,,    , 

■'•'-1  huddy  peke  oder  hoddy  peke  kommt  melirnials  bei  bkelton 
vor  "vgl  darüber  Skelton  ed.  Dyce  II.  250:  'hoddy peke  is  a  c<.mmon 
tcrm  of  contempt  or  reproaclie,  and  is  generally  e(|uivalent  t..  -  iuol  . 

vTG  a  tale  of  a  tubbe.  Diese  redensart  hat  Murray  schon  aus 
etwas  früherer  zeit;  die  bedeutung  ist  'a  falsehood,  lie';  W  ist  auch 
über  den  Ursprung  im  Ungewissen  und  meint,  es  sei  vielleicht  ahnlicU 
entstanden,   wie   das   moderne   stumping,   eine  rede  von  einem  baum- 

stumpf  herab. 

277      clyppes,  verkürzt  aus  eclipse,  s.  Skeats  Lty.nolog.  Dict 
:m.     ronnysh.     Das   o  ist  =   u,    wie  in   dem   darauf  reimenden 
ponnysh;  beide  buchstaben  wechseln  ja  in  kurzer  silbe,  wo  sie  den  getrüb- 
ten laut  haben  ähnlich  wie  in  wurd,  word  in  der  damaligen  Orthographie 
häufig.     Halliwell  hat  runish.  violeiit;  iierce;  rough.     Im  alliteneiendeu 

.  A  Dh'tionaiy  of  Archaie  and  i'rovincial  WohIh,  l.y  .1.  0.  Halliwell, 
London  iSüO. 


BALE,    COMEDY  CONXERNVNGE  THRl^:  LAWES.  227 

Syr  Gawayne   findet   sich    auch    runish,    so   z.  b.  v.  304,  457;   vgl.   dazu 
Mätzner's  aumerkun^  in  seinen  Spiachproben  I.  315,   wo  wei'tere  bele-e 
angeführt  werden.    Die  ableitung  Mätzner's  von  altnord.  hrynja  stürzcrn 
erklingen  ist  sehr  ansprechend.  ' 

36S.  shurue.  Dies  ist  ein  eigentümliches  wort.  Wie  hier  in 
I  wyll  shurne  thy  cumpanye,  findet  es  sich  v.  534:  If  ye  wyll  shurne 
the  head  ake.  Ausserdem  fand  icli  es  in  Johan  Baptystes,  Priefacio- 
shurne  their  deuylysh  practyse.  Ich  glaube,  es  ist  nebenform  von  to 
scorn;  das  u  bietet  keine  Schwierigkeit.  Die  bedeutung  ist  aber  die 
von  to  shun.  Murray  hält  es  für  eine  kreuzuug  zwischen  diesen  bei- 
den Worten  und  bringt  bei,  dass  to  scorn  noch  heute  im  südlicheu 
Schottland  ähnlich  wie  to  shun  gebraucht  wird. 

371.  wyttam.  Weiss  ich  nicht  zu  erklären;  auch  Murray  nicht 
M.  vermutet  einen  schottisciien  collectiv-pliiral;  vgl.  feddrem  Lvndsav 
Pap.  206.  '      ''  •' 

379.  foyson  in  den  dramen  der  zeit  sehr  häufig  und  auch  bei 
Shakspere;  Halliwell  gibt  die  bedeutungeu:  ].  pleuty,  abundance;  2  the 
natural  Juice  or  moisture  of  the  grass  or  uther  herbs;  the  heart  and 
strength  ot  it  (Suftblk).     Hier  ist  es  ^  menge,  wie  nfrz. 

393.  swash  myry  anne.t  swash.  Was  das  heissen  soll,  ist  rätsel- 
batt.  myry  ist  vielleicht  miry,  schlammig;  doch  was  ist  annet?  Man 
wäre  versucht  auf  unnet  zu  schliessen,  da  neben  unethe  auch  anethe 
vorkommt,  wenn  unnet  nicht  schon  früh  im  Mittelenglischen  verschwun- 
den wäre,  wie  man  aus  Stratmann's  belegstelleu  entnehmen  muss. 

397.  Cha  caute  =  I  have  caught,  aus  Ich  ave,  Tch  a'  c  VH 
Ych  wote  V.  399,  Ych  am  v.  423,  euery  chone  v.  159;  1  chyll,  Skelto'u 
Elyn.  Rumm.  1.»  ./    ;  , 

402.  cawdrou  =  ne.  caldron,  me.  caudron  eiu  kessel,  s.  Mätzner 
Wtb.  plawe  =  to  parboil  ([lalliwell). 

440.  cloyne  and  clatter.  Das  verb  und  das  Substantiv  ciatter 
ist  zu  der  zeit  sehr  gebräuchlich,  vgl.  Lyndsay,  Satyre  of  the  thrie  Estaits 
V.  (il(j  clitter,  clatter  (das  clitter  ist  wol  ebenso  zu  erklären  wie  ebd 
V.  021  brittil  brattil),  v.  b05  crak  and  clatter.  Die  Verbindung  cloyne 
and  clatter  erinnert  sich  Muiray  schon  gehört  zu  haben,  er  hatte  aber 
kernen  beleg  für  cloyne.  J-:r  vergleicht  es  cumberländ.  to  clowen  = 
to  bustle  about.  Wie  to  clatter  die  bedeutung  ausplaudern  hatte, 
so  mag  to  cloyne  lügenhaft  schwätzen  bedeuten.  Vgl.  dazu  das 
Substantiv  cloyner  im  Kynge  Johan: 

(fragu)   A  pryste  and  a  traytour?  how  may  that  wele  agree? 
(antw.)   Amonge  crafiye  cloyners  there  hatli  not  bene  a  gretter. 
451.     tonne  ==  neiiengl.  to  tun;  Halliwell  hat  ton  =  to  mash  ale 
was  ja  hier  ganz  gut  passt,  vgl.  bei  Skelton  'The  'i'unnyng  of  Elynour 
Kuiuni^'nge'. 

468.    credle  =  ueueugl.  cradle,  s.  Mätzner's  VVti). 

473.    gere.     Es  ist  schwer  zu  entscheiden,  was  gere  hier  bedeutet, 

'  Murray  erinnert  mich  an  die  .stelle  in  SiKikspcre's  Lear  IV  0   •>4o  IT 
Vgl.  dazu  die  aumerkung  in  Delius'  Shakspereausgabe.  '    ' 

15* 


>■).-)$  A.  SCHROFRR, 

da  es  überhaupt  alles  uiöslichc  bedeuten  kann.  So  ist  es  aueh  =  pu- 
dendum  u.uHebre,  wie  Murray  mir  mitteilt,  also  haben  wir  wahrsehemlich 
hier  eine  zote.  Doeh  gere  kann  auch  =  business  sein,  also  =  'She 
i^  „ot  loo  old  to  stand  to  her  business',  vgl.  v.  17S7  und  andererseits 
V.  lT6b.    Bei  Skelton  hat  gere  die  gewülmliohe  bedeututiK  von  kleidunj^-, 

t  FÄ  c  h  t. 

475  bullye  'a  companion,  a  familiär  term  of  address'  (Ilalliwoll). 
Vgl  bully-iouk,' bully  Hercules,  My  band,  bully  u.a.m.  bei  Shakspere, 
Meri-y  Wives  I.  3,  G,  11;  II.  1,  225;  11.  3,  IS,  29  u.  s.  f.     Auch  bei  Skelton, 

Magnyfyeence  7r)7,  .     ,         , 

47G     muskyne,  diminutiv  v.m  m(.use;  iMurray  kennt  em  doppel- 
tes diminutiv  mousikin  im  Schottischen.  -  mullye-,  iMurray  vermutet, 
es  könnte  dies  aus  mulier  entstanden  sein.    Bei  Skelton,   Elyiu.ur  Rum. 
V.  224  kommt  ein  wort  mullyng  vor,  auch  als  kosenamen: 
He  calleth  me  his  whytyng 
His  mullyng  and  his  mytyng  etc. 
Dyce  verweist  hiebei  auf  eine  stelle  in  den  (.'..vcntry  Mysteries  (ausgäbe 
von  Halliwell,  London  1841)  s.  UJt),   wo  einer  der  hirten  das  Christkind- 
lein  'fayre  mullynge,  fayre  babe'  nennt. 

477.  gelouer  =  gillyflower,  Chaucer  hat  gilotre.  —  cuUye. 
Heute  bedeutet  a  cuUy  einen  dummkopf  und  betrügen,  die  frühere  be- 
deutung  des  wortes  im  Englischen  ist  aber,  wie  mir  Murray  mitteilt  = 
to  fondle;  dies  hier  soll  die  erste  belegstelie  sein,  und  zwar  mit  der 
bedeutung:  sweetheart. 

4S0.  button.  Halliwell  hat  button  In  der  bedeutung  V(m  'a  small 
cake'-  ferner  aber  buttons  =  sheep's  düng.  Vielleicht  meinte  Tdolo- 
latri'a  letzteres  und  Infidelitas  ersteres,  und  wir  haben  es  mit  einem 

Wortspiel  zu  tun. 

490  whote  für  bot  bedarf  wol  kaum  der  erwähnung,  da  dergl. 
zur  zeit  sehr  gewöhnlich  ist;  das  gebiet  dieser  lautlichen  erscheinung  ist 
freilieh  noch  unbestimmt. 

-.10  Moyses  yearde  der  zeit  häufig  für  Moses'  rod. 
512  a  mapkyn  folte.  folte  =  folded,  wie  huilt  statt  bnilded. 
5 1:5.  the  byas  of  a  holte.  In  den  kugeln,  die  hei  dem  englisciien 
play  at  bowls  verwendet  werden,  wird  an  einer  stelle  blei  eing^-gossen, 
um  so  der  etwas  abgeplätteten  scite  (the  blas)  jenes  Übergewicht  zu  ver- 
leihen, das  die  kugel  in  der  vorgeschriebenen  curve  laufen  lässt.  Murray 
gibt  mir  einen  beleg  von  1570:  'As  you  have  set  yourbias,  so  runneth 
your  bowle'.  Ferner  eine  curiose  stelle  aus  l'nttcnham's  Arte  ot  Kng- 
lish  Poesie  (15S9)  mit  der  erklärung:  'globeV  sphereV  or  the  teatV 
And  nf  her  breasts. 

Her  bosome  sleake  as  Paris  plaster. 
Heide  vp  twö  balles  of  alabaster, 
Eche  byas  was  a  little  cherrie: 
ür  eis  I  thinke  a  strawberie. 

Da  bei   einem   l)Owl  blas  sowol  die  abgeplättete  scite,   wie  das  Überge- 
wicht selbst  bezeichnet,  so  ist  hier  die  Ursache  mit  der  Wirkung  bezeichnet 


BALE,    COISIEDY  CONCERNYNGR  THRK  LAWES.  220 

und  bias  bedeutet  das  in  die  kugel  eingesetzte  matei'ial,  in  den  ange- 
führten Versen  in  geschraubter  weise  über,  in  unserer  stelle  die  spitze 
eines  bolzen. 

516.  lainpes,  nenengl.  lampass,  erklärt  Halliwell  mit  'an  ex- 
crescence  of  flesh  above  the  teeth  in  horses,  which  prevents  their 
eating';  bottes  sind  'a  kind  of  worras  troublesome  to  horses'  (Halliw.). 
Beide  Wörter  enthält  aueh  Webster's  Pict.  Vgl.  'He  hath  either  sonie 
Worms  or  botts  in  his  brain'  in  The  History  of  Jacob  and  Esau, 
Dodsley  II.  189.     Auch  bei  Shakspere. 

524.  hyckock  ist  nenengl.  hiccough  oder  kiokiip;  chyckock  ist 
vielleicht  eine  neubildung;  sollte  es  denselben  stamm  haben  wie  neuengl. 
to  choke,  altengl.  aceocan?  Murray  vermutet,  es  wäre  =  chincough, 
keuchhusten. 

534.     shurne  s.  zu  368. 

536.  tyrdle.  Halliwell  hat  tirdels  =  sheep's  düng.  Häufig  findet 
man  in  den  draraen  der  zeit  torde,  so  z.  b.  Bale,  Temptacyon  p.  23:  it 
is  not  worth  a  torde.  Auch  in  unserem  drama  v.  1553;  vgl.  modern- 
englisch  vulgär  a  turd. 

538.  hamlet  of  an  hyrdle? 

539.  pyppe.    Halliwell:  pip,  The  lues  venerca. 

617.  pelfe,  neuengl.  to  pilfer.  Vgl.  das  Substantiv  pelf  bei 
Webster  und  MüUer's  Etymol.  Wtb. 

621.  necked.  Halliwell  führt  an:  'The  turning  up,  or  plait,  of  a 
cap,  was  formerly  called  its  neck';  necked  ist  demnach  hier  =  ver- 
kappt; wol  nicht  wie  Skelton,  why  come  ye  nat  to  courte,  v.  607'longe 
necked',  was  langhälsig  bedeutet. 

622.  knauebald.  Der  zweite  bestandteil  des  wortes  dürfte  das- 
selbe bald  sein,  das  sich  in  pie bald  findet.  —  pyepecked  =  neuengl. 
pied,  buntscheckig.  Halliwell  hat  ein  piepicked  =  piebald.  Der 
zweite  bestandteil  findet  sich  wider  in  neuengl.  peckled  =  speckled, 
das  Webster's  Dict.  hat,  aber  als  'obsolete'  bezeichnet.  Auch  Halliwell 
hat  das  wort  mit  derselben  bedeutung  und  bemerkt  hiezu:  'still  in 
use'.  Vgl.  mit  der  ganzen  stelle  Skelton,  Why  come  ye  nat  to  courte? 
V.  606  ff.: 

Thou  peuysshe  pye  pecked, 
Thou  losell  longe  necked! 
Thus  dayly  they  be  decked,  . . 

Hier  kann  pye  pecked  heisseu  sowol  gescheckte  als  auch  verhackte 
elster,  letzteres  in  ähnlich  despektierlicher  weise  wie  etwa  das  deutsche 
'gerupfter  spatz'.  —  bestere,  sich  anschicken,  neuengl.  bestir,  mittel- 
engl.  bisturien,  -stirien,  -sterien  reflexiv.,  s.  Mätzner,  Wtb. 

"Ol.  lurke  =  neuengl.  to  lurch  in  der  bedeutung  stehlen,  ver- 
schlingen, nicht  in  der  von  neuengl.  to  lurke.  Stratraanu  (Diction.) 
hat  noch  keine  form  mit  palatalisiertem  k. 

S39.  iourer?  etwa  frz.  jureur,  wobei  das  ou  statt  des  u  aus 
praktischen  rticksichten  gesetzt  wäre?  Vgl.  'fals  endytars,  quest-gangars 
and  jurars'  in  den  Towneley  Myster.  S.  203. 


TM)  \.  SCHROKKK, 

S;>(».  büdf^LM-.  IhiUiwoll  (und  luteli  Wchs^lor)  liaUou  lt(Mlü:o  -=  u 
patch;  a  bodjjer  wird  dalier  oliensu  tiickschuster  bodoutoii,  wie  die  da- 
neben stebenden  ausdriicko  f^owter  und  clowter. 

S5t5.  wreath  =  neucugl.  wrath,  doch  veniiutlieli  uicht  von  alt- 
cugl.  wraJi,  sondern  von  wr«iiÖo. 

940.  Yughani  Tryuyte.  'Injiliam,  in  tlic  liinul.  ot'  ILii)|)ing,  Co. 
o(  Norfolk.'  'Chapel  ded.  to  tlie  Iloly  Trinity.'  Im  1-1.  jahrh.  ward -da- 
selbst "a  College  or  Priory  of  the  order  ot'  thc  Holy  Trinity'  gegründet. 
S.  Nicholas  Carlisle  Topograph.  Diction.  of  England,  London  ISOS.  Aehn- 
lich  V.  1707. 

',Ki"2.  goppo.  llalliwell  liat  gope,  to  talk  vulgarly  and  loud,  to 
snatch.  or  grasp.  —  with  a  vengeaunce.  Lieber  den  gebrauch  dieser 
redensart  iin  neuereu  und  modernen  Engliscli  hat  kürzlicli  W.  Sattler 
wertvolle  beitrüge  gebracht  (Anglia  IV.  ;{0;5  if.).  Leider  bin  ich  nicht  in 
der  läge  das  frühste  vorkommen  derselben  nachzuweisen,  mir  scheint  sie 
aber  ursprünglich  ein  tluch  zu  sein.  Vgl.  Kynge  Johan  8.  l>5:  'a  very 
vengeaunce  take  the';  s.  7.):  'a  vengeaunce  take  it!'  'with  a  ven- 
geaunce' wäre  wörtlich:  'mit  fluch',  'mit  meiner  Verwünschung  dazu', 
und  'goppe  with  a  vengeaunce'  etwa  durcli  'Ja  schwätze  nur  zu,  zum 
hcnker!'  zu  übersetzen.  Vgl.  Shakspere,  Coriol.  II.  2,  (i  'lie  's  vengeaunce 
proud',  was  Delius  in  seiner  anmerkung  hiezu  durch  '  Er  ist  verflucht 
stolz'  übersetzt.  llalliwell  in  seinem  Dictionary  gil)t  vengeanco  ein- 
fach mit  'vcry'  wider. 

971.  fatche  =  fetch;  Murray  sagt:  'old  northern  form  like  wratch 
instcad  of  wretch'.  —  a  pcasc  =  neuengl.  a  pea;  hier  noch  die  ur- 
sprüngliche form  (zurückgehend  auf  alteugl.  pise,  wenn  nicht  pese,  was 
bei  Bosworth  nicht  belegt  ist),  die  durch  missverstandeneu  collektiveu 
gebrauch  einen  neuen  singiilar  mit  weglassung  des  s  gebildet  hat,  wie 
im  Deutschen  trümmcr  :  trumm. 

990.  headlondes  für  headlonges  nach  einer  im  Südenglischeu  be- 
kannten lautlichen  crscheiuung.  Vgl.  Haie,  'I'lie  Temptacyou  of  our  lorde 
p.  30:  throwe  them  headlondes,  into  the  deuyls  domynyon. 

1018.  appete.  Dies  verb,  das  offenbar  franz.  appeter  ist,  fehlt 
Mätzner,  Stratmann;  Webster  schreibt  es  Chaucer  zu.  llalliwell  hat  aus 
etwas  späterer  zeit  substautiva  appetencc  und  appety  =  desire. 

1025.  fiese  ist  hier  wol  neuengl.  fleece;  to  turne  a  socke,  er- 
klärt Murray,  ist  wörtlich  'turning  a  stocking  outside  in'  und  bedeutet, 
ähnlich  wie  'go  and  turn  a  plough  then!'  'a  very  slight  thing  to  do'. 
Vgl.  Skelton,  Magnyfycence  \'MV1:  Trymmc  at  her  taylc,  or  a  man  can 
turne  a  socke. 

1100.  speare,  neuengl.  nur  to  sjjar.  Die  Orthographie  scheint  hier 
doch  auf  länge  hinzuweisen.  —  wrastynge  the  text.  wrast  =  neuengl. 
wrcst,  altcngl.  wrsestan  verdrehen;  vgl.  11.  Hible,  IL  Peter  ü,  10. 

115.Ö.  carren  =  neuengl.  Carrion;  vgl.  Mätzner's  wtb.  unter  ca- 
roigne. 

IISO.    sencer,  rauchfass.    S.  Mätzner  unter  censer. 

1192.  saynt  Frances  whoode.  Wie  v.  400  whote  für  hot,  so 
hier  whoode  für  hood.     HalliwcU  hat  ein  whod,  a  hood. 


BALE,    COMEDY  CONCERNYNGE  IHRE  LAWES.  231 

1205.  bj't.'ir.  Wcbstor  hat  uiitei-  biter  die  bedcutmig;  'one  wlio 
ciioats  or  dctVauds'aus  dem  Spectator.  Jedenfalls  scheint  cshier  schiuäher, 
verleumdei-,  zii  bedeuten  und  ist  das  simplex  zu  back  biter.  Ob  das 
compositum  aber  in  dieser  bedeutung  nicht  das  ältere  ist,  will  ich  nicht 
entscheiden.  Mittelenglisch  hat  to  bite  nicht  genau  diese  bedeutung, 
8.  Mätzner's  wtb. 

1242.    crepple  krüppel,  s.  Mätzner  unter  crupel. 

125(>.  warke,  vgl.  dazu  das  Substantiv  warke  bei  Spenser,  Globe 
ed.  S'.\  in  den  reimen  marke  :  warke  :  barke  (schiflf). 

1295.  starke  blynde,  vgl.  die  etymologie  Traulraann's  (im  an- 
zeiger  zur  Anglia  IV,  s.  56),  der  das  wort  als  'eine  laiendeutung  aus 
ae.  Stare  blind'  ansieht. 

1323.  quyuernesse,  wol  =  beweglichkeit,  von  einem  jetzt  ver- 
alteten adjektiv  quiver,  Shakspere  II.  Henry  IV.,  III.  2,301:  'a  little 
quiver  fellow';  altengl.  cwiferlicc  (Bosworth). 

1370.  lyuysh  =  lebendig;  Ilalliw.  livish,  lively,  'true  and  livish 
faith'  Becon's  works. 

1395.     dcsardes  =  dastards,  s.  Skeat's  Etymol.  Diction. 

1470.     becke,  hier  oifeubar  =  wink,  s.  Mätzner's  wtb. 

1480—1.  Zu  dieser  zotigen  stelle  vgl.  eine  ähnliche  bei  Hkelton, 
Magnyfycence  1590—1: 

Nay,  uaj-,  für  Icsse  I  Warrant  you  to  be  sped, 
And  brought  home,  and  layde  in  your  bed. 

Coyse  ist  vielleicht  eher  =  chois  als  =  coise  bei  Mätzner. 

1524.  bytcherye  =  adulterium,  abgeleitet  von  bitch,  das  auch 
im  Moderneuglischen  eine  obscöne  nebenbedeutung  hat. 

1535.     whode  s.  zu  1192. 

1552.  marybone  ist  wol  marrow-bonc.  Vgl.  dazu  Halliwell,  der 
anführt:  'mar row-bones  and  cleavers,  importaut  Instruments  in 
rough  music,  performed  by  butchers  on  the  occasion  of  marriages  etc.' 
Was  die  form  marybone  anlangt,  so  bemerkt  Webster  zu  marrowbone, 
das  ja  kuiebein  und  die  kiiiee  bedeutet,  'supposed  to  be  a  burlesque 
corruption  of  Mary-bonc,  in  allusion  to  the  genuflections  made  to  the 
Virgin  Mary'. 

1553.  cow  torde  s.  v.  536  tyrdle. 

16()4.     rode  of  reast,  vgl.  dazu  Skelton,  Elynour  Rummyng  207  ff.: 

Than  cometh  an  otlier  gest; 
She  swered  by  the  rode  of  rest, 
Her  lyppes  are  so  drye, 

und  dazu  Dyce's  anmerkung,  II.  I(i7,  der  einen  weitern  beleg  aus  Barclay's 
First  Ecloge  beibringt:  That  is  hardly  saidc,  man,  by  the  roode  of 
rest.  reast  findet  sich  im  reime  auf  ha8t(e)  in  den  Coveuty  Mysteries 
s.  124,  obwol  die  stelle  nicht  sicher  ist. 

]ti70.  go  med  die  thu  with  old  shone.  Achnlich  in  Bale's  Jo- 
han  Baptystes  s.  105: 

Go  teaclie  thy  olde  shoes,  lyke  a  busye  pratlynge  fole, 


232  A,  SCHROKEK, 

1745.  tyltlo  of  prayer.  tyttle  ist  hier  violU'iclit  nielit  iiciioiigl. 
:i  tittle  =:  ein  bis  sc  heu;  Halliwell  hat  eiu  ti  1 1  le-j^uose  =  a  toolish 
blab,  eine  schnattergans.  Webster  bringt  eiu  verl>  uud  Substantiv  tittle- 
tattle,  schMützen  und  gescluvät/,,  eines  bei  Sidney,  das  andere  'rare'; 
vgl.  dazu  Schmidt,  Shakesp.  Lex.  Stratmann  hat  das  verb  titelcn,  doch 
nicht  to  tattle.  Es  ist  dies  wol  eine  bildung  wie  chit-chat,  tit  for 
tat  u.  a.  ui.  Möglicherweise  ist  also  hier  ein  Substantiv  tyttle,  geschwät-o, 
geplapper  anzunehmen. 

1750.     Paynted  tumbes ist  hier  wol  eine  biblische  anspie- 

liiug,  worauf  mich  Murray  aufmerksam  gemacht.  Vgl.  dazu  H.  Bible 
S.  Matthew  XXIII,  27:  'yc  are  like  unto  whited  sepulchres,  which 
indeed  appeur  beautiful  outward,  but  are  within  füll  of  dead  men'a 
bones,  and  of  all  uncleanness'. 

1794.  fryska.  Vermutlich  ein  ausruf  der  histigkeit,  selbst  gebil- 
det von  frisk. 

1806.    houpe  ^  neuengl.  a  hoop,  a  quart  pot, 

1842.  swarne  =  swarm.  Ich  habe,  obwol  ein  druckfehler  nicht 
unwahrscheinlich  ist,  dennoch  das  n  im  te.\te  belassen,  und  nicht  swarme, 
wie  V.  1427,  gesetzt,  weil  der  Wechsel  zwischen  n  und  m  besonders  im 
Südenglischen  doch  noch  eine  frage  ist,  die  der  Untersuchung  bedarf. 

1^72.  vext,  schottischer  infinitiv,  wie  mir  Murray  mitteilt.  Vgl. 
mixt,  V.  ()71. 

1S76.  shorlynges,  gleichbedeutend  mit  shaveling  und  diesem 
analog  gebildet  (Ilalliwell). 


Bale  nennt  ^Tlie  ebefe  promyses  of  God'  'a  tragedie  or 
cnterlude',  Molian  Inaptystes'  und  'The  temptacyon  of  our 
lorde'  'a  brefe  comedy  or  enterlude',  und  das  hier  ^■eröftcnt- 
lichte  drama  'A  comedy'.  Diese  elassischen  namen  soll  Bale 
zuerst  für  englische  dramen  angewendet  haben.  Die  namen- 
gebung  war  zu  der  zeit  aber  recht  willkürlich  und  auch  der 
umstand,  dass  Bale  die  scenarische  einteilung  äussserlich  nach 
art  des  antiken  dramas  einrichtete,  ist  nicht  von  belang.  Be- 
zeichnend ist  es  aber,  dass  er  die  drei  erstgenannten  seiner 
dramen  auch  mit  dem  namen  interludes  bezeichnete.  Bei 
dem  begriffe  des  interlude  müssen  wir  von  der  ursprünglichen 
Wortbedeutung  des  Zwischenspieles  ausgehen;  interludes  sind 
vor  allem   ei nzel spiele,   der  Inhalt  mag  ernst  oder  komisch, 


•  A  newe  mery  and  wittie  Comedie  or  Enterlude,  newely  imprintcd, 
treating  vi)on  the  Historie  of  Jacob  and  Esau,  taken  out  of  the  XXVII. 
Chap.  of  the  lirst  booke  of  Moses,  entituled  Genesis.  Gedruckt  in 
Dodsley's  Collection  11.     Das  drama  erhielt  die  licenz  1557 — 8. 


KALE,    COMRDY  CONCERNYNÜE  THRE  LAWES.  2o3 

religiös  oder  weltlicb  sein,  uud  zwar  sind  sie  oft  gelegenheits- 
stücke.  Der  unterschied  zwischen  den  Miracle-Plays  und  man- 
chem interlude  ist  inhaltlich  oft  höchst  gering;  so  haben  wir 
in  dem  interlude  von  'Jacob  uud  Esau'i  eigentlich  nichts 
anderes  als  ein  eiuzelmysterium ,  freilich  schon  mit  mehr  in- 
dividueller gestaltung.  Das  interlude  war  und  ward  immer 
mehr  Schauspiel.  Als  solches  konnte  es  ja  ganz  gut  auch 
biblisches  Schauspiel  sein.  Es  war  natürlich  dadurch,  dass  ein 
stück  einzeln  erschien,  auch  dessen  einteilung  und  abrundung 
zu  einem  ganzen  bedingt. 

Die  drei  besprochenen  'interludes'  Bale's  aber  hatten  einen 
inneren  Zusammenhang  untereinander  und  sind  auch  mit  jedes- 
maliger bezugnahme  auf  einander  in  einer  bestimmten  reihen- 
folge  gespielt  worden,  wie  wir  aus  den  mitgeteilten  proben 
und  der  citierten  stelle  aus  der  ^Vocacyon  to  the  bishoprick  of 
Ossorie'  ersehen  können,  die  uns  über  die  drei  dramen  ja  alles 
sagt,  was  wir  zu  wissen  brauchen.  Unter  den  aufs.  152  genannten 
dramen,  die  das  leben  Johannes  des  täufers  in  'libris  14' 
zum  gegenstände  hatten,  und  ebenso  unter  den  das  leben 
Jesu  behandelnden  haben  wir  uns  wol  auch  zusammenhängende 
reihen  von  spielen  zu  denken.  Da  sie  von  Bale  vor  den  uns 
erhaltenen  comödien  angeführt  werden,  sind  sie  wol  auch  zeit- 
lich früher  zu  setzen,  und  nichts  berechtigt  uns  anzunehmen, 
dieselben  wären  in  irgend  einer  weise  tendenziös  gewesen. 
Sie  mögen  den  gewöhnlichen  Miracle-Plays  ähnlich  gewesen 
sein.  Anders  aber  müssen  wir  jedenfalls  die  drei  erhaltenen 
interludes  ansehen,  die  der  form  nach  wol  den  Miracle-Plays 
nahe  standen,  doch  wesentlich  tendenziöse  gelegenheitsstücke, 
d.  h.  interludes  waren,  die  erst  Bale's  autipäpstlichcr  richtung 
ihren  Ursprung  verdanken  können. 

Es  scheint  mir  nicht  wahrscheinlich,  dass  die  drei  stücke, 
deren  aufführung  zu  einem  besonderen  zwecke  von  Bale  insce- 
uiert  ward,  aus  einer  schon  lange  vorher  verfassteu  serie  heraus 
gegriffen  wurden,  da  sie  in  Bale's  catalog  auch  einzeln  ange- 
führt werden;  jedenfalls  waren  es  gelegenheitsstücke  und 
man  könnte  sagen  'interludes'.  Von  dem  mysteriencharacter 
trugen  sie  aber  noch  den  Zusammenhang  untereinander  an  sich. 
Wenn  nicht  aus  Bale's  eigner  mitteilung,  könnten  wir  das  ja 
aus  den  schhissworten  der  Chefe  Promyses  ersehen.  Dennoch, 
wenn  vielleicht  auch  die  verlorenen  stücke  Mysterien  gewesen 


"23  l  A.  SCUKOlvER, 

sein  möiion,  dlo,  (Miiallouon  sind  es  doch  niclit.  Die  bibliscliou 
stottc  lliuleu  wir  auch  in  intorludcs  der  zeit;  die  Verteilung 
eines  stoftcs  aut"  mehrere  zusanunenhäugende  stücke  ward, 
wenn  auch  von  den  Mysterien  entnonmien,  doch  bahl  gemein- 
gut  des  dramas  überhaupt:  die  Bale'schcn  dramen  dienen 
einer  bestimmt  ausgesprochenen  tendcnz  und  damit 
hören  sie  auf,  Miracle-Pla^'s  in  dem  alten  sinne  des  wortcs  zu 
sein.  Tendenz  war  wol  auch  in  der  ängstliclicn  crhaltung  der 
Mysterien,  diese  selbst  aber  waren  und  blieben  eben  spiele. 

In  Bale's  dramen  aber  zeigt  sich  die  refbrmatorischc  tcn- 
denz  als  das  einzige,  worum  es  ihm  zu  tun  ist.  Wenn  die- 
selben auch  an  die  Mysterien  anklingen  und  als  solche  viel- 
leicht auch  ausgegeben  wurden,  weiss  mau  doch  gleich,  wozu 
Bale  sie  verfasst.  Sie  sollten  protestantische  Miracle- 
Plays  sein,  um  einerseits  den  katholischen,  bisherigen,  den 
rang  abzulauten,  andrerseits  aber  hatten  sie  wie  die  Moralitics 
von  der  bühnc  aus  eine  doktrin  zu  a erfechten,  und  zwar  für 
die  neue  lehre  propaganda  zu  machen. ^ 

Interessant  ist  diesbezüglich  eine  äusscrung  Bale's  aus 
seiner  Verbannung,  in  seiner  'Ei)istcl  Exhortatoryc  of  au  Ing- 
lyshe  Christian'  (ein  buch,  das  er,  wie  wir  oben  gesehen,  unter 
dem  Pseudonym  Henry  Htalbrydge  1541  in  die  weit  hinaus- 
sante),  die  uns  Collier''  mitteilt: 

'Aonc  leave  ye  unvexed  and  uniruh/ed  —  no,  not  so  much 
as  ihe  poore  in'tnsircis ,  and  players  of  cnierludes,  hut  ye  are 
dohig  triili  them.  So  long  as  Ihey  played  lyes,  and  sauge  haudy 
songes,  blasphemed  (ind,  and  corrupled  mens  conscicnces ,  ye 
neuer  blamcd  Ihew,  bnl  wcrc  veryc  wellconlen(cd.     I>ut  sens  Ihey 

'  E.S  sei  liier  crwiilint,  tbiss  f^ogenül)ci'  den  refonuaturisciien  toudcuz- 
stiickoD,  sicli  aucii  von  gegnerischer  seite  älinlielie  bestrel)ungen  erkennen 
l.Hssen.     So  zeigt  z.  b.  Tlie  Interludc  of"  Yonth  (zuerst  gedruckt  1504) 
deutlich  katholiselie  tendenzen,  weshalb  Collier  es  in  die  rcgierungs- 
xoit  der  Mary  setzt.     Es  ist  darin  aber  doch  matt  und  kraftlos.    Katho- 
lische aiisijielungeu   sind   das   häufige  erwähnen  der  Virgin  Mary  und 
die  niahnung  von  Humility  an  den  neubekehrten  Youth: 
llcre  i)c  beads  foi-  your  devotion, 
And  keep  you  from  all  teniidation; 
für   beads  stellt  in  der  zweiten  ausgäbe  von  Cojjland  ohne  «Iruckjahr, 
books. 

2  Hist(;ry  of  English  Dramatic  Poetry,  London  \K\\,  I.  i;{2  f.  Ich  ver- 
mute nämlich,  dass  'Edward  iStalbridge'  nur  ein  versehen  Collier's  ist. 


BALI-:,  COMEOY  CONCERXVXGK  THKE  LAWKS.  235 

pcrsuadcd  Ihc  pcoplc  (o  trorsliip  llicijr  Lnrde  God  anjght,  ac- 

cordtjng   to  hijs  holic  kvres  and  not  yaiws,  and  to  acknoledge 

Jesus   Chrysi  for  thc'ir  onehje  rcdecmer  and  saviour,   n-ilhout 

ijoiir  lowsie  legerdemains,  ye  never  n-ere  pleased  wilh  them.' 

Collier  hält  dies  für  direkt  gegen  die  Verordnung  Heinrich 

des  VIII.  gegen  'songs,  plays  and  interludes',  die  die  bibel  und 

das  dogma  in  ihrer  eigenen  weise  auslegten,  gerichtet. 

Wenn  wir  nun  für  die  drei  coniödien  und  ebenso  für  einige 
andere,  uns  nur  dem  nanien  nach  erhaltene  stücke  Bale's  den 
namen  Mysterien  oder  Miracle-Piays  zulassen,  müssen  wir  hin- 
zufügen, dass  es  aber  eben  Miracle- Plays  des  16.  Jahrhunderts 
waren,  die  der  gan7xn  zeitströmung  nach  den  interludes  näher 
Stauden  als  den  ^lysterien  und  eine  eigenartige  niischgatt- 
ung  für  sich  bilden. 

Dass  Bale  die  alteu  Mysterien  aber  kannte  und  duich  sie 
angeregt  an  sein  wcik  gieng,  scheint  mir  nicht  nur  aus  der 
eben  mitgeteilten  stelle  hervorzugehen,  sondern  auch  sonst  nicht 
unwahrscheinlich.  Das  manuskript  seines  Kyngc  Johan  stammt 
aus  Ipswich,  wo  das  stück  von  den  gilden  aufgeführt  worden 
war.  Sollten  diese  gilden  früher  nicht  Mysterien  gespielt  hal)en? 
Ipswich  ist  nicht  ferne  aou  Cove  (Dun wich),  Bale's  geburtsort. 
Ausserdem  mag  er  in  seinem  klosterlebeu  genug  gelegeuheit, 
solche  spiele  zu  sehen,  gefunden  haben. 

Dennoch  muss  bemerkt  werden,  dass  die  anlchuung  au  die 
vorhandenen  muster  keine  direkte  ist.  Iiale's  behandlung  ist 
durchaus  selbständig;  die  tragedy  or  cnterlude  von  den  Chefe 
promyses  of  God  mit  ihrer  ganzen  doktrinären  langweile  ist 
wol  Bale's  eigen! um.  An  ])oetischem  werte  stehen  die  alten 
spiele  mit  ihrer  naivetät  und  ihrem  liumor  hoch  über  Bale's 
Produktionen,  die  uns  höchst  abgcsciimackt  vorkonnncn.  ^Vn 
die  stelle  der  handking  tritt  hier  eine  sciir  weitschweifige  rhe- 
torik',  sagt  Ebert  (a.  a.  o.)  von  den  letzteren. 

Eine  andere,  weit  schwierigere  frage  ist  es  aber,  in  welche 
gattuug  von  dramatischen  erzeugnissen  wir  die  beiden  andern 
uns  erhalteneu  dramcn  Bale's,  den  'Kynge  Johan'  und  unsere 
'Comedy  concernyuge  thre  lawes'  hintun  sollen. 

Als  Miracle-Play  können  wir  die  Thre  lawes  doch  nicht 
wol  auffassen.  Eine  biblische  handlung  oder  doktriu  wird  hier 
nicht   veranschaulicht.     Das   auftreten   Gottes  erinnert  freilich 


2:U>  A.  SCIIRORKK, 

äiisscrlii'li  an  die  Mysterien,  das  auftreten  der  drei  besetze  und 
der  allegorischen  repräsentanten  der  laster  an  die  Moralitäten, 
Die  fi:cstalt  des  viee,  die  den  drei  oben  besprochenen  dranien 
t'ehlt,  ijlternininit  hier  intidelity  mit  seinen  helfershelfern.  Haie 
selbst  nennt  sein  stück  schlechthin  'a  Coniedy'.  Jedenfalls  ist 
es  eine  soudererseheiuung,  die  wir  im  sinne  der  zeit  am  besten 
eine  satire  nennen  könnten.  Als  satire  gegen  den  katholizismus 
ist  es  eine  der  verwegensten,  rücksichtslosesten  und  herbsten, 
die  sich  denken  l:issl  und  die  drei  reformatorischen  Mysterien 
sind  im  vergleiche  damit  nur  schwache  vorspiele. 

Es  ist  nicht  richtig,  wenn  es  bei  Warton  (History  of  Engl. 
Poetry  IV.  73)  von  dieser  comödie  heisst:  'it  is  a  satirical  play 
against  popery,  and  perhaps  the  first  of  the  kind  in  our 
language'.  Wenige  jähre  vorher  ward  Sir  David  Lynd- 
say's  'Satyre  of  the  thrie  Estaits'^  in  Schottland  vor  dem 
königlichen  hofe  gespielt.  Der  herausgeber  Hall  sagt  darüber 
(p.  XLV  der  preface):  'This  play,  which  is,  in  fact  a  ^'Morality" 
on  a  large  scale,  was  acted  at  Cui)ar,  in  1535.  We  are  in- 
fornied  that  the  court  of  James  sat  nine  hours  to  listen  to  it, 
and  are  relieved  to  learn  from  lines  1910 — 25,  that  there  was 
a  break  in  the  middle,  to  allow  the  audience  to  refresh  and 
restore  themselves'.  Diese  grosse  Moralität  ist  aber  nichts  an- 
deres als  ein  reformatorisches  teudenzstück,  wie  Lyndsay's 
dichtung  überhaupt  grosscntcils  stark  tendenziös  war.  Sie  blieb 
zwar  dabei  immer  noch  dichtung.  Wenn  von  einem  englischen 
drama  der  zeit  die  rede  sein  kann,  das  jene  ideen,  die  im 
11.  Jahrhundert  im  Piers  Plowman  ihren  vollendetsten  ausdruck 
fanden,  zuerst  mit  durchschlagender  Wirkung  auf  der  bühne 
zur  darst eilung  brachte,  so  war  es  Lyndsay's  Satyre  of  the 
thrie  Estaits.- 

Dennoch  ist  der  cintluss  dieser  dramatischen  satire  nicht 
so  sehr  in  der  'C(»medy  concernyngc  tlire  lawes'  zu  erkennen, 
wie   vielleicht  im  'Kyugc  Johan'.     Heide  stücke,  'Kynge  Johan' 


'  Herausgegeben  für  die  Early  Knglisli  Text  Society  von  Fitzedward 
Hall,  London   lS»i9. 

■^  Ich  halte  es  für  meine  pfiicht,  zu  erklären,  dass  ich  über  diese 
Periode  der  englisclien  literaturgeschichte  sehr  viel  den  Vorlesungen  des 
lierru  prof.  ten  Brink  verdanke,  denen  ich  im  s.  s.  1879  in  Strassburg 
beiwohnte.  Selbstverständlich  wird  kein  billligdenkender  für  irgend  eine 
ansieht,  die  ich  hier  vorbringe,  prof.  t.  Br.  verantwortlich  machen. 


BALE,    COMEDY  COXCERN'YNGF.    IHR!',  I.AWF.S.  2^57 

und  Lyudsay's  'Satyie',  sind  ihrem  charnctcr  nach  Moralitä- 
teu  mit  allegorischen  fig:uren;  in  beiden  stücken  wird  das 
Staatsoberhaupt  in  einer  fatalen  läge  inmitten  hilfe-  und  schutz- 
flehender Untertanen  und  intriguiereuder  Schmeichler  und  länke- 
schmiede  dargestellt.  Die  ranke  und  alles  unheil  kommt  natür- 
lich vom  pfaftentum,  die  reformation  muss  rettung  bringen. 
'Kynge  Johan'  ist  in  gewisser  hinsieht  eine  historie,  doch  ist 
dies  im  gründe  nur  äusserlich.  Der  geschichtliche  könig  wird 
hier  zu  hilfe  genommen,  um  dem  lebenden  einen  um  so  deut- 
licheren wink  geben  zu  können.  Bale  war  ja  Historiker,  und 
auf  dem  boden  der  geschieh te  fussend,  operierte  er  in  allem  und 
jedem.  In  Lyndsay's  'Satyre'  ist  es  ein  King  Humanity,  Rex 
Humanitas,  aber  mit  bestimmter  anspielung  auf  den  anwesen- 
den Jacob  den  V. 

Diesen  beiden  stücken  muss  man  wol  die  Comedy  concer- 
nynge  thre  lawes  anieihen.  Der  plan  ist  wie  in  jenen  der, 
dass  durch  darlegung  des  tatsächlichen  gebarens  des  katholizis- 
mus  die  biblische  lehre  geradezu  zu  schänden  wird,  woraus 
sich  als  notwendige  folge  der  schluss  ergibt,  dass  mit  demsel- 
ben gebrochen  werden  müsse.  Die  fabel  des  Stückes  selbst  ist 
recht  arm  und  die  ausführung  nur  reich  an  all  dem  unsaubern 
material,  das  der  Verfasser  zu  einem  und  demselben  zwecke  in 
seinen  historischen  arbeiten  gesammelt  hat.  Ob  das  stück  auf- 
geführt worden,  darüber  haben  wir  zwar  keine  notiz,  doch  ist 
es  wol  wahrscheinlich.  Interessant  ist  hiefür  die  an  Weisung 
über  'The  ai)arellynge  of  the  syx  vyces,  or  frutes  of  Infydelyte', 
die  das  erste  beispiel  einer  solchen  costümweisuug  sein  soll. 

Bedeutsamer  aber  als  der  einfluss  Lyndsay's  scheint  der 
Skelton's  auf  Bale  gewesen  zu  sein.  Von  Skeltou's  dramen 
ist  uns  nur  Magnyfycence  erhalten,  eine  Moralität  ohne  her- 
vorragende bedeutung,  die  auch  eher  den  Kynge  Johan  beein-. 
flusst  haben  mng,  als  die  Comedy  concernynge  thre  lawes.  Im 
allgemeinen  scheint  mir  aber  Skelton  den  grössten  einfluss  auf 
Bale  gehabt  zu  haben.  Das  schauderhafte  metrum,  obwol  in 
noch  schlimmerer  Verwahrlosung,  und  die  diktion,  die  ganze  flut 
von  zoten  und  die  rücksichtslose  Verwegenheit  im  angritfe  auf 
kirchliche  übelstände  scheint  Bale  von  Skelton  gelernt  zu  haben. 
Viele  stellen,  worte  und  Wendungen  scheinen  direkt  von  Skel- 
ton entnommen  zu  sein.  Leider  ist  auf  ihn  freilich  das  talent 
nicht  übergegangen,  mit  dem  dieser  die  tollsten  und  unbändigsten 


23S  A.  MJHRiiEKK. 

hökeireinie  mit  siinulelndeni  witze  ])elel)te,  Wälncml  Skolton 
ein  höchst  oriirincller  kauz  und  wumlerlieher  heiliger  war,  der 
sich  ohne  viel  2:e\visseiisbisse  eiu  nicht  ehelich  angetrautes  <re- 
niahl  in's  haus  nahm  —  eiu  schritt,  den  er  freilich  durch  die 
versicheruuj:  rechtfertiirte,  er  habe  dieselbe  stets  als  sein  \veib 
betrachtet  — ,  sehen  wir  ßale  mit  encrgie  und  kurzer  ent- 
schlossenheit  mit  der  christliciien  lehre  in's  reine  kommen.  Er 
ist  nüchtern  und  schrotJ',  er  bricht  mit  seiner  verganirenheit  und 
verficht  seine  neue  überzeuguug  mit  dem  unermüdlichen  eifer 
und  ernste  des  reformators.  Von  seinen  poetischen  jjroduk- 
tionen  können  wir  uns  nicht  augezoiren  fühlen.  Er  besass  nicht 
den  kecken  humor  des  übermiitiiren  Skelton,  aber  auch  nicht 
den  würdigen  halt  des  reinen,  frommen  William  Langland. 
Er  war  eben  ein  Streiter,  wie  ihn  seine  zeit  hervorrief  —  und 
brauchte. 


Excurs  über  die  luetrik.' 

Abgesehen  von  der  literarhistorischen  bedeutung,  ist  das  Bale'sche 
stück  vor  allem  in  ujetrischer  hinsieht  interessant,  uud  ich  ljenüt/:e  die 
gelegenheit,  etwas  auf  diese  eigentümliche  art  der  versbildung  einzugehn. 

In  einer  früheren  arbeit  über  die  anfange  des  blankverses  iu  Eng- 
land (Anglia  IV,  s.  1 — 72)  habe  ich  darzulegen  versucht,  wie  vom  Earl 


•  Als  das  manuskript  dieser  abhandlung  sich  bereits  iu  der  druckerei 
befand,  ist  das  umfassende  werk  meines  verehrten  lehrers,  prof.  Schipper, 
'  l-^nglische  Metrik,  1.  Bunn,  E.  ötrauss  l^Sf  erschienen.  Ich  hatte  im 
w.  s.  lST9,Si)  prof.  Sch.'s  Vorlesungen  über  mitteienglische  metrik  bis  vor 
(.'haucer  besucht  und  war  daher  über  das  wesentliche  des  nun  erschie- 
nenen Luches  bis  zur  periode  vor  (haucer  unterrichtet,  was  ich  um  so 
mehr  auch  hier  dankbar  anerkennen  muss,  da  mir  jene  Vorlesungen  von 
grossem  nutzen  gewesen,  ohne  dass  ich  dies  im  einzelnen  jedesmal  her- 
vorheben kann.  Hätte  ich  gewusst,  dass  der  erste  band  sich  su  weit  iu 
die  von  mir  behandelte  perinde  hinein  erstrecken  würde,  hätte  ich  meine 
arbeit  gar  nicht  unternouimen.  Ich  möchte  dieselbe  auch  am  liebsten  in 
let'/.tcr  stunde  noch  zurückziehen,  wenn  nicht  gerade  die  darin  zu  er- 
örternden fragen  die  hauptveranlassung  zu  vorstehender  pubiication  des 
Bale'schen  dramas  gewesen  wären.  Um  den  metrischen  aufschwung  im 
lü.  Jahrhundert,  über  den  ich  im  4.  bände  dieser  Zeitschrift  gehandelt, 
im  rechten  lichte  erscheinen  zu  lassen,  wullte  ich  gerade  das  ärgste  Zerr- 
bild der  metrifcchen  confusion,  die  jenem  aufschwunge  vorausgieng,  vor- 
führen. Ausserdem  möchte  ich  den  abdruck  des  folgenden  durch  den 
umstand  zu  rechtfertigen  suchen,  dass  ich  als  anhängt-r  der  vierhebig- 
keitstheurie  auch  beweisgründe  herbeiziehe,  auf  die  in  prof.  Schippers 
buche  kein  bezug  genommen  wird.  Durch  die  Zuvorkommenheit  der 
redaktiun  ward  mir  noch  während  des  druckes  mein  uianu.skript  zu  noch- 
maliger durchsieht  überlassen.  Im  wesentlichen  musste  ich  dasselbe  frei- 
lich unverändert  lassen ;  ich  strich  nur  gelegentlich  einiges  oder  kürzte, 
wo  ich  auf  prof.  Schipper's  buch  verweisen  konnte. 


BALE,  COMEDY  COXCEKXYNGE  IHRE  LAWES.  239 

of  Surre}-  an  ein  entscheidendei-  Wendepunkt  in  der  entwicklunj?  der 
englischen  metrik  zu  datieren  ist,  indem  das  heute  in  Deutschland  und 
England  geltende  prinxip  der  Übereinstimmung  von  wort-  und  versaccent, 
verbunden  mit  einem  meist  zweitaktig  auf-  oder  absteigenden,  streng 
regelmässigen  rhythmus,  von  ihm*7.iieröt  mit  durcligreil'endem  erfolge  auf- 
genommen ward.  Ihm  folgten  nun,  da  dies  ja  in  der  geschichtlichen 
entwicklung  bedingt  war,  leicht  die  Zeitgenossen  und  späteren.  Das  grosse 
verdienst  Surrey's  wird  aber  erst  klar,  wenn  man  sieht,  wie  es  unmittelbar 
vor  ihm  gewesen.  Lesen  wir  heutzutage  Surrcy'sche  verse,  so  finden  wir 
ihre  bildung  ganz  natürlich  und  stossen  uns  nur  gelegentlich  au  härten, 
die  ich  a.  a.  o.  als  überbleibsei  des  älteren  metrischen  gebrauchs  cliarac- 
terisiert  habe.  Doch  man  versuche  einmal  unbefangen  z.  b.  au  Skel- 
ton'sche  verso  heranzutreten,  und  man  wird  die  Schwierigkeit  bald  er- 
kennen, darein  System  zu  bringen.  Dieselbe  Schwierigkeit  begegnet  be- 
sonders bei  den  dramatischen  compositionen  der  zeit  und  kaum  bei 
irgend  welchen  mehr  als  bei  denen  Bale's,  wie  jeder  leser  wol  bemerkt 
haben  Avird.  Häufig  glaubt  man  alexandriner  zu  finden,  dann  zeigt  sich 
wider  eine  reihe  septenare,  dann  gar  achthebige  verse,  und  nun  wider 
vierhebige  mit  anapästischem  rhythmus;  dann  stossen  wir  auf  fünffüssige 
Jamben:  alles  wirr  durcheinander,  das  heisst,  meist  eine  reihe  von  einer 
Sorte  zusammen,  und  wenn  die  geschichte  nicht  zusammengeht,  verfällt 
man  in  einen  andern  rhythmus  und  versucht  es  in  diesem  für  einige  wei- 
tere verse. 

Die  auf  alten  traditionen  beruhenden  rhythmen  bilden  die  eine  seite, 
die  von  der  Ohaucer'schen  kunstdichtung  ausgegangenen  die  andere  seite 
des  bildes.  Beide  richtungen  führen  zu  extremen,  beide  beeinflussen  sich 
aber  auch  in  guter  und  schlechter  weise.  Die  verskunst  im  beginne  des 
IG.  Jahrhunderts  ist  ein  verworrenes  gebilde;  mit  Sicherheit  ist  kaum  von 
irgend  einer  reihe  von  versen  zu  sagen,  wie  dieselben  skandiert  werden 
müssen.  Bildet  man  sich  ein,  alte  alliterierende  langzeilen  vor  sich  zu 
haben,  so  liest  man  solche  aus  versen,  die  nicht  entschieden  nur  halb- 
verse  sind,  heraus.  Glaubt  man,  es  mit  alexandrinern  zu  tun  zu  haben, 
so  nimmt  man  keinen  anstand,  solche  herauszubringen;  der  freiheiten 
untl  iiolprigkciten  sind  so  viele,  dass  man  nach  keiner  seite  hin  weit  fehl 
gehen  kann,  freilich  auch  auf  keiuer  auf  xinbedingt  festem  boden  steht. 
Wenn  ich  es  deshalb  nun  für  gewagt  halte,  ein  literarisches  produkt  der 
zeit  herausgreifend,  dessen  metrik  constatieren  zu  wollen,  so  glaube  ich. 
vielleicht  dem  Verständnisse  der  englischen  verskunst  vor  beginn  der 
ncuenglischen  periode  dadurch  näher  zu  kommen,  dass  ich  die  Vorbe- 
dingungen, die  quellen,  aus  denen  jene  verse  entstanden  sein  können, 
betrachte  und  ihre  entwickelnng  verfolge. 

Die  knüttelverse,  denu  so  kann  man  sie  alle  nennen  —  die  Eng- 
länder nennen,  was  sie  nicht  skandieren  können,  doggerel  rhymes — , 
erhielten  sich  im  englischen  drama  noch  lange,  nachdem  in  der  lyrischen 
dichtkunst  die  formen  der  neuen  kunstpoesie  herrschend  geworden  waren; 
wir  finden  sie  zum  zwecke  komischer  Wirkung  bekanntlich  in  Shakspere. 
Es  deutet  dies  darauf  hin,  dass  wir  für  die  metrik  im  drama  eine  ältere, 
mehr  volkstümliche   traditiou  anzunehmen  haben,   die  nicht  so  bald  den 


•2  |l»  A.  SCHROKKR. 

lu'iH'ii  luniien  «bis  iVlil  räiiiuto.  Dioso  alte  tiadition  selion  wir  zum  toil 
aiK'h  in  ilon  aiton  Mysterien;  es  ist  auch  dort  liiinli^er  Wechsel  der  rhytii- 
uieu,  künstlich  u:eltaute  partieen  »ind  holprijje.  An  der  {jauzeu  Verwir- 
rung ist  aber,  wie  icli  "laube,  der  älteste  rliythniiis  schuld,  den  die  Enj?- 
länder  mit  ihren  stammes^euossen  auf  dem  contineute  f^emeiusani  liaben, 
die  alliterierende  langzeile.'  Ihr  eiuHuss  und  ihr  kämpf  mit  den 
romanischen  rhythmen  ist  es,  der  der  englischen  motrik  eine  so  compli- 
zierte  entwicklung  bereitet  hat,  in  die  Chauoer  zuerst  etwas  Ordnung 
brachte,  die  aber  bald  nachher  wider  aus  raud  und  band  gieng,  bis  sie 
Surrey  endgiltig  consolidierte. 

Die  alliterierende  langzeile  hat  sicli  im  Englischen  liekannt- 
lich  viel  länger  erhalten  als  im  Deutsclien;  ym  ende  des  1 1.  jaiirh.  blühte 
sie  besonders  in  den  westlichen  grafschaften  in  lierrlichen  scihöpfiingen 
anfs  neue  auf.  lieber  ihre  gestalt  aber  gehen  die  meinungen  sehr  aus- 
einander. Während  einer  der  bewährtesten  kenner  mittelenglischer  poesie, 
Rev.  Professor  W.  W.  Skeat,  in  seinem  Essay  on  alliterative  Poetry  (in 
vol.  111  der  ausgäbe  von  Bishop  Percy's  Folio  Ms.)  ])raktisch  an  die  frage 
herantritt  und  vom  staudi)unkte  seines  modernen  Sprachgefühls  der  halb- 
zeile  zwei  oder  drei  'loud  syllables'  zuerkennt,  liaben  die  deutschen  ge- 
lehrten vor  allem  nach  dem  Ursprünge  des  verses  gefragt.  Die  einen  be- 
trachten die  langzeile  als  eine  verliindiing  zweier  halbzeilen  von  je  vier 
hebungen  und  leiten  dieses  metrum  auf  ein  urarisches  metrum  zurück. 
Die  andern  wollen,  wenn  sie  auch  vielleicht  so  ein  altererbtes  metrum 
zugeben,  dessen  fortentwicklnng  in  historischer  zeit  im  (Termanischeu 
nicht  gelten  lassen.  Zum  mindesten  im  Altsächsischen,  Altenglischeu 
und  Altnordisciien  soll  dies  unmöglicli  sein.  Eine  anzahl  bedeutender 
gelehrten  hat  die  vicrhebigkeitstliec>rie  zu  guusten  der  zweihebigkeits- 
theorie  bereits  fallen  gelassen,  und  es  hat  beinahe  den  anschein,  als  wäre 
die  frage  damit  abgeschlossen.  Dennoch  ist  letztere  tiieorie  noch  nicht 
erwiesen  und  auch  noch  durchaus  nicht  allgemein  angenommen.  Bern- 
hard ten  Brink  hält  in  seiner  Englischen  Literaturgeschichte  an  der  alten 
ansehauung  fest  -  so  viel  ich  weiss  auch  Karl  Müllenholf —  und  ebenso 
Uosenthal,  der  über  die  mittelenglische  langzeile  eine  sein-  dankenswerte 
abhandlung  geschrieben  (Anglia  I,  11  4  iV.).  Man  muss  nämlich  nicht  ver- 
gessen, von  welcher  bedeutung  die  pausen  sind  und  welchen  spielraum 
sie  gewähren 

Ferner  muss  man  auch  nicht  vergessen,  dass  mittelenglische  dichter 
und  spiellcute  verschiedenen  eintliissen  unterlegen  sind,  so  wie  heutige 
leser.  Wir  Germanisten  sind  an  die  mittelhochdeutschen  tieffJJnc  gewöhnt 
und  hören  in  einem  vcrse  wie: 

Er  reitet  so  freudig  sein  mutiges  pferd 
dieselben   ganz  gerne  heraus,    was  anderen  vielleicht  entgeht  (vgl.  dazu 
Scheren,  Z.  Gesell,  d.  d.  Spr.'-'  fWi). 


'  Es  war  mir  eine  freudige  Überraschung,  zu  ersehen,  dass  auch  in 
prof.  Schipper's  buche  der  Zusammenhang  der  langzeile  mit  dem  doggerei 
rhi'me  des  Iti. Jahrhunderts  beli:iui)tet  wird.  I(di  wiisste  davon  noch  nichts, 
als  ich  das  obige  schrieb. 


BALE,    COMEDY  CONCERNYNGE  THKE  LAWES.  241 

Verhälttiissmässig  rein,  weil  unter  direktem  einflusse  alter  tradition, 
finden  wir  die  alliterierenden  langzeilen  im  Syr  Gawayne.  Nun  betrachte 
man  einmal  ein  paar  verse  aus  den  prächtigen  Übersetzungsproben,  die 
uns  teu  Brink  in  seiner  Lit.-G.  s.  425  f.  davon  gibt.  Wir  können,  wenn 
wir  wollen,  die  schönsten  achthebigen  langzeilen  herauslesen: 

Der  abenteüer  anfang  war  für  A'rtüs  dies  wunder. 
Als  sich  im  jungen  jähre  die  jügendkraft  ihm  regte.  — • 
In  raschem  flüss  verrinnt  ein  jähr,  bringt  rastlos  das  neue 

(alexandriner  kann  man  deswegen  nicht  leicht  in  der  moderndeutschen 
nachbildung  finden,  weil  hier  das  end-e  im  Deutschen  und  Englischen 
verschiedene  geltung  hat).  Was  aber  das  nächstliegende  ist,  das  ist  die 
möglichkeit,  die  verse  vierhebig  statt  achthebig  zu  lesen.  Leute,  denen 
die  alte  skansion  fremd  ist,  werden  vermutlich  lesen: 

Hoch  zum  himmel  vor  der  heerde  fliegen. 
Ist  aber  im  ersten  oder  zweiten  halbverse  der  eine  tiefton  nicht  leicht 
zu  übergehen,  so  erhalten  wir  fünfhebler,  freilich  mit  zweisilbigen  Senk- 
ungen, die  uns  heute  nicht  mehr  geläufig  sind: 

Es  stiebt  von  der  linde  das  diirre  läub  zur  erde, 

Es  falbt  das  gras  der  wiese,  das  grün  war  und  saftig. 

So  werden  heute  viele  lesen,  so  lasen  wahrscheinlich  auch  in  mitteleng- 
lischer zeit  viele.  Belegstellen  aus  der  ganzen  mittelenglischen  literatur 
könnte  man  in  masse  beibringen;  ich  wählte  aber  absichtlich  modern- 
deutsche verse,  da  wir  in  bezug  auf  diese  ein  viel  sichereres  rhythmisches 
gefühl  besitzen. 

Dass  wir  aber  ein  achttaktiges  metrum  zu  gründe  zu  legen  haben, 
scheint  mir  ausserdem  durch  das  verhältniss  der  alten  langzeile  zu  den 
lateinisch -romanischen  rhytlimen,  dem  septenar  und  dem  alexandriner 
wahrscheinlich  gemacht.  Die  alte  langzeile  scheint  nämlich  so  tief  im 
rhythmischen  gefühle  der  Engländer  nachgewirkt  zu  haben,  dass  die  frem- 
den rhythmen  sich  erst  mit  dem  alten  einheimischen  auseinanderzusetzen 
hatten,  bevor  sie  aufnähme  fanden.  Wir  haben  im  Mittelenglischen  weder 
regelrechte  alexandriner  noch  septenare  wie  im  Romanischen  und  La- 
teinischen. (Vom  Ormulum  etwa  können  wir  hier  leicht  absehen,  da  es 
das  werk  eines  theoretisierenden  gelehrten  ist.)  Alle  freiheiten  der  alten 
langzeile  sind  in  ihnen  widerzufinden.  Dazu  scheint  der  Wechsel  von 
alexandrinern  und  septenaren  doch  einen  tiefern  grund  zu  haben. 
Der  septenar  ist  ein  katalektischer  oder  brachykatalektischer  tetrameter, 
je  nachdem  er  weiblich  oder  stumpf  auslautet.  Der  alexandriner,  der  wie 
die  alte  langzeile  in  zwei  teile  zerfällt,  kann  nun  als  Verbindung  zweier 
katalektischer  oder  brachykatalektischer  dimeter  gelten,  je  nachdem  die 
cäsur  und  der  versausgang  klingend  oder  mit  pausierung  der  vierten 
hebungen  stumpf  sind.  Es  ist  also  der  alexandriner  nichts  als  ein  sep- 
tenar mit  innerer  katalexe.  Den  tetrameter  aber,  das  achttaktige  metrum, 
müssen  wir  zu  gründe  legen,  und  so  deckt  sich  hiemit  die  langzeile. 
Es  ist  aber  sogar  der  ausdruck  septenar  nicht  richtig,  denn  wir  haben 
auch   akatalektische  tetrameter.     Ein   paar   verse  aus  Kobert  Manning's 

Anglia,   V.  biiiid.  16 


242  A.  SCHROKI'K, 

Cluonicle,  in  der  iu;iu  die  alexandriner  am  reinsten  anuiniuit,  luöjijen  dies 
illustrieren.     Mätzner,  Sprai-hpr.  s.  '2\)~i: 

7     Henry  kyng,  our  priuce,  at  Westuiynster  kirke. 
l'e  t^rlys  döuhter  öf  Prouince,  )'e  fairest  may  o  lif, 
Hir  ndiue  is  Helianöre,  of  gentille  nortüre, 

1(1     Hijönd  l'e  se  )'at  wore  was  nun  suilk  cr6atiire, 
lu  Iüj?16nd  is  sehe  coroüued,  )'at  lady  f?eut, 
Tiio  sönnes,  luo  doüliteres  fre  Jhesus  lias  |'am  lent, 
Edward  &  Kdiuündc,  knyglit  gckie  in  stöure, 
Of  Laicestre  a  stoiinde  was  Edmunde  erle  &  Huure. 

15     Vnto  )'e  Seottis  kyng  was  uiärried  Margarete, 

Of  Bretayü  Beatriee  51  ng  pe  erle  lu'ul  )'at  mayden  suete. 

Alexandriner  sind  liier  v.  7,  1),  11»,  11,  12,  14,  lö;  septenare  v,  8,  l'S-^  ein 
akatalektischer  tetrauieter  v.  10. 

Gegen  die  skansion  der  ersten  halbverse  von  v.  7 — 8  und  15— IG 
wird  wol  nichts  einzuwenden  sein.  Y.  15—10  wäre  wol  auch  anders  zu 
messen,  wie  überhaupt  jeder  andere  vers.  Ebenso  wird  man  meine 
skansion  der  halbverse  13 — ^14  gelten  lassen  können.  Daraus  folgt  aber, 
dass  ohne  scheu  ein  dreihebiger  vers  mit  einem  vierhebigen  reimt,  wobei 
eben  der  dreihebige  in  der  letzten  hebung  die  dritte  und  vierte  vereint. 
Es 'scheint  mir  daraus  mit  Sicherheit  hervorzugelien,  dass  uiclit  der  alexan- 
driner zu  gründe  liegt,  ob  wol  derselbe  tatsächlich  vorherrsclit,  sondern 
ein  achttaktiges  metrum. 

Es  wären  die  romanischen  rhythmen  nie  so  populär  und  beliebt 
geworden,  wenn  sie  nicht  auf  vorhandenes  analoges  gestossen  wären. 
So  ergab  es  sich  ganz  von  selbst,  dass  sie  sich  besonders  in  der 
epischen  dichtung  heimisch  machten,  llobert  of  Gloucester  und  Robert 
Manning  sind  die  besten  beispiele  hiefür.  Die  alexandriner  und  sep- 
tenare sind  eben  nichts  als  die  fortsetzung  der  alten  langzeile  in 
etwas  moderner  gestalt,  indem  das  bindemittel  der  alliteration  mehr 
schwand.  Oft  wissen  wir  nicht  recht,  was  wir  aus  einer  zeile  heraus- 
lesen sollen:  einen  alexandriner,  einen  septcnar  oder  eine  langzeile.  Je 
mehr  sich  die  dicliter,  besonders  im  süden  Englands,  von  der  alten 
tradition  entfernten  und  den  fremden  cinüüsseu  ausgesetzt  waren,  desto 
mehr  gelang  es  ilmen,  die  fremden  masse  genauer  widerzugeben,  doch 
eigentlich  blieben  die  englischen  verse  immer  in  dem  altüberlieferten 
rliythmus.  Es  muss  melodieen  gegeben  haben,  achttaktige  recitierende 
melodieen,  in  die  sich  alles  fügen  musate,  das  alte  wie  das  neue.  Die 
alte  langzeile  und  die  romanischen  rhythmen  bewegten  sich  darin  in  einer 
Wechselwirkung  aufeinander.  Während  die  alte  langzeile  mit  ihren  frei- 
heiten  einen  Wechsel  zwischen  alexaudrinern  und  septenaren  veranlasste, 
hatten  diese  andrerseits  die  kraft,  die  alte  achttaktigkeit  in  einer  zeit 
zu  erhalten,  in  der  dieselbe  wenigstens  stellenweise  leichter  genonimen 
wurde.  Dort  nämlich,  wo  die  alte  tradition  weniger  stark  nachwirkte, 
wäre  die  langzeile  vielleicht  ganz  und  gar  zur  viertaktigkeit  herabge- 
sunken, wenn  die  einwirkung  der  fremden  tetrameter  dem  nicht  vorge- 
beugt hätte.     Diese  tendenz  ist  nämlich  unverkennbar  und  im  10.  jh.  schon 


HALE,    COMKDY  CONCEKNYNGE  THRE  LAWES.  243 

SO  sehr  vorgeselintten,  dass  man  in  vielen  fällen  die  langzeile  nur  luelir 
theoretisch  achttaktig  lesen  kann,  wie  wir  weiter  unten  sehen  werden. 

Wie  es  kommen  konnte,  dass  die  acht  hebungen  sich  zuweilen  auf 
vier  reduzierten,  wäre  für  den  ausgang  der  inittelenglischen  periode  eher 
erklärlich,  nämlich  auf  die  weise,  wie  ich  oben  die  iibersetzungsproben 
aus  Syr  Gawayii  besprochen  habe.  Es  wäre  also  ein  absterben  der  alten 
tradition,  eine  abstumpfung  gegenüber  dem  alten  rhythmischen  gefiihl 
anzunehmen. 

Doch  vielleicht  liegt  die  sache  tiefer.  Wir  finden  ja  in  altenglischer 
zeit  langzeilen,  die  viel  schwerer  die  acht  hebungen  aufweisen,  als  solche 
aus  dem  14.,  15.,  16.  jahrh.  Sollte  man  ihre  achthebigkeit  erst  aus  ihrer 
späteren  entwickluug  allein  rechtfertigen  können.  Das  wäre  ja  gerade  das 
gegenteil  von  dem  absterben  einer  alten  tradition.  Diejenigen  gelehrten, 
die  die  altenglische  langzeile  nur  vierhebig  messen,  selbst  wenn  sie  der 
althochdeutschen  die  acht  hebungen  belassen,  sagen:  die  tieftüne  hätten 
sich  im  Englischen  eben  frühzeitig  abgeschwächt  und  so  sei  die  lang- 
zeile vierhebig  geworden. 

Ob  es  sich  mit  den  tieftöneu  auch  wirklich  so  verhalte,  scheint  mir 
doch  nicht  ganz  so  sicher,  wie  es  auf  den  ersten  anblick  aussehen  mag. 
Da  wird  uns  vielleicht  die  weitere  Sprachentwicklung  zu  hilfe  kommen. 

Die  betonungsverhältnisse  im  Englischen  sind  verschieden  von  denen 
im  Deutschen.  Ich  habe  in  meiner  obenerwähnten  abhandlung  (im  vier- 
ten bände  der  Anglia  s.  13,  38  u.  ö.)  die  auffallenden  betonungen  in  den 
blankversdichtungen  um  die  mitte  des  16.  Jahrhunderts  besprochen  und 
da  irriger  weise ,  sowie  meine  herren  Vorgänger  auf  diesem  gebiete ,  die 
Engländer  miteingeschlossen,  geglaubt,  im  Englischen  gäbe  es  über- 
haupt eine  festgeregelte  tonabstufung,  wie  wir  sie  im  Deutschen  haben. 
Ich  habe  das  schwanken  der  betonung  in  zusammengesetzten  Wörtern 
verzeichnet  und  daraus  geschlossen,  dass  hierin  ein  grosser  unterschied 
des  Mittelenglischen  und  Frühneuenglischen  vom  Alodernenglischen  zu 
sehen  sei.  Ein  längerer  aufenthalt  in  England  hat  mich  darüber  eines 
anderen  belehrt.  Auch  im  heutigen  Englisch  ist  ein  eigentümliches 
schwanken  in  der  Verlegung  des  haupttous  bald  auf  deu  einen,  bald  auf 
den  andern  bestandteil  eines  zusammengesetzten  Wortes  zu  bemerken.  Be- 
tonungen wie  scasidc,  afternu'on  hört  mau  sehr  häufig  neben  seäside  und 
dflcrnoon,  was  die  Wörterbücher  lehren.  Besonders  verwirrend  wirkt  der 
gebrauch  der  präpositionalcompositionen  auf  den  fremden  beobachter.  Die 
besten  Wörterbücher  geben  z.  b.  an,  dass  direct,  dislinct,  divine  zu  spre- 
chen sei;  man  hört  aber  jetzt  y^oX  QhQVi^ooh  direct,  dislinct.  Ueberrascht 
man  nun  einen  Engländer  in  flagranti  mit  der  frage,  wie  es  eigentlich 
zu  heissen  habe,  weiss  er  in  der  regel  keinen  bescheid  zu  geben.  Es 
hängt  dies  aber  von  dem  zusammenhange,  in  dem  das  wort  im  satze 
steht,  ab,  und  von  dem  nachdruck,  den  die  eine  oder  die  andere  silbe 
desselben  dadurch  erhält.  Ich  hörte  den  seeligen  Dean  Stanley  im  attekte 
divine,  divine  aussprechen;  ferner  in  einer  anderen  predigt:  'men  who 
delude,  yes,  tvho  delüde  themselves  and  delude  others\ 

Ich  als  Deutscher  glaubte  freilich,  delude  und  delude  zu  hören. 
Das  ist  aber  eben   der  irr  tum,  den  Sweet  meint,   wenn  er  sagt  (Sound 

16* 


244  A.  SCIIROKKR, 

Notation  p.  5S,  aus  den  Trausactioua  der  Loudouer  riiilolügical  Society 
1S80 — Sl,  part.  II):  'no  Gt'iman  ever  pronounces  English  ^Iximpudding 
(p-h:mpMd/ii)  corrcclly  :  ahvays  cilher  (ph:mp:Md/(i)  or  (p:li!iupMd?q) 
—  loh  bemerke  hier,  dass  -stroug  stress,  :halt-strong  or  medium 
bedeutet  — ,  the  lalhr  heing  ivhal  he  hcars  {ainl  wluil  is  murked  in  the 
pronouncing-diclionitries),  tlie  f'ormer  wluil  the  wrillen  ivord  and  the 
associalions  of  his  own  lauguage  snggesi  to  htm'. 

Sweet  erwähnt  dies  an  einer  stelle,  wo  er  ganz  dasselbe  an  seinen 
landsleuten  bezüglich  der  ausspräche  des  Französischen  ausstellt,  indem 
diese  nämlich  frz.  Paris  als  (p:ar-i)  zu  hören  glauben.  Zur  erklärung 
dieses  umstandes  bemerkt  er:  'This  is  a  natural  tendency  of  the  ear,  no- 
thing being  inore  di/J'icull  lo  identify  ihan  }>er/'eclly  level  stress'. 

Aus  der  bemerkung  über  'plumpuddiug'  ersehn  wir,  dass  Sweet  im 
heutigen  Englisch  also  doch  auch  einen  'Icvel  stress'  annimmt,  und  zwar 
nicht  bei  allen  mehrsilbigen  Wörtern,  sondern  bei  solchen,  deren  bestand- 
teile  nach  unsern  begriflfen  im  Verhältnisse  des  hoch-  und  tieftons  zu 
einander  stehn.'  Ich  möchte  dies  auf  alle  zusammengesetzten,  in  denen 
die  zweiteiligkeit  noch  im  sprachbewusstsein  lebt,  ausdehnen  und  be- 
schränken; tieftüne  gibt  es  nämlich  im  Neuhochdeutschen  und  Modern- 
englischen  auf  eudungssilben  nicht  mehr. 

Wir  verstehen  jetzt  das  scheinbare  seaside,  afternoon  und  seaside, 
aflernoon,  distinct  und  distinct,  deliide  und  delude.  Beide  Silben  sind 
gleich  betont,  d.  h.  gleich  tonfähig  und  der  oratorische  oder  logische 
accent  kann  nun  dahin  fallen,  wohin  er  Jeweilig  passt. 

Zusammengesetzte  präpositionen  wie  into,  unto,  upon  u.a.m.  neh- 
men den  liauptton  bald  auf  die  eine,  bald  auf  die  andere  silbe,  je  nachdem 
sie  im  satze  stehen.  So  glaube  ich  z.  b.  ruht  in  der  Verbindung  between 
ineals  der  hauptton  in  beliveen  eher  auf  der  ersten,  als  auf  der  zweiten 
silbe.     Man  kann  ja  auch  moderne  verse  anführen,  so  z.  b.  aus  Tennyson: 

With  blessings  beyond  hope  or  thought  (Miuer's  DaughteD 
Well  I  was  musing  upon  that,  the  Queen  (i^ueeii  Mary  i,  4). 
Man  könnte  nun  geneigt  sein,  in  solchen  fällen  einfach  den  vers- 
accent  zu  versetzen,  denn  derlei  tonschwankungen  erscheinen  uns  Deut- 
schen unzulässig.  Die  grammatiken  sagen  darüber  nämlich  nichts;  dies 
hat  aber  wol  nur  seinen  grund  darin,  dass  diese  Schwankungen  nicht 
gerade  häufig  vorkommen,  und  wenn,  den  Engländern  nicht  auffallen. 
Die  Wörter  verzichten  nämlich  auf  einen  bestimmten  accent  von  vorn- 
herein und  ändern  denselben,  sowie  die  Stellung  im  satze  es  verlangt. 
Meist  stehen  sie  aber  in  stereotypen  i)hrasen  geborgen  und  erhalten  auf 
diese  weise  einen  gewöhnlichen  accent,  der  theoretisch  als  der  ihnen 
eigene  angegeben  wird,  üb  in  romanischen  compositionen  die  tendenz, 
den    accent  so   weit  als   möglich   zurückzuwerfen,   als   ein   immer  mehr 


'  So  fiel  mir  z.  b.  immer  auf,  wie  Mr.  Sweet,  der  sonst  in  bewunde- 
rungswürdiger weise  das  Deutsche  aussprechen  kann,  den  namen  'I'raut- 
mann  aussprach,  nämlich  mit  vollkommenem  level  stress  auf  beiden  be- 
standfeilen, als  ob  er  zwei  verschiedene  worte  mit  gleichem  nachdrucke 
hervorbringen  wollte. 


J! ALK,    COMKOV  CONCliRNYNGE  THHK  LAAVK.S.  245 

durcligreifcndes  prinzip  angesehen  werden  darf,  ist  docli  nicht  so  sicher. 
Warum  haben  wir  denn  im  16.  Jahrhundert  so  häufig  die  accente  weiter 
zurückgeworfen  als  heutzutage?  Das  stünde  ja  mit  dem  fortschreiten 
jenes  prinzips  gerade  im  Widerspruch.  Es  waren  diese  zweiteiligen  Wör- 
ter eben  damals  über  ihre  Stellung  in  den  phrasen  noch  nicht  im  reinen, 
und  so  hatte  sich  ein  gewöhnlicher  accent  bei  ihnen  noch  nicht  in 
dem  masse  festgesetzt  wie  heute.' 

Leider  kann  ich  diese  fragen  nur  flüchtig  berühren,  weil  uns,  um 
dieselben  in  ein  gesichertes  System  zu  bringen,  eingehende,  sorgfältige 
aufzeichnungen  über  die  betonungen  im  satze  noch  fehlen.  Solche  ge- 
naue aufzeichnuDgen  werden  wol  einiges  licht  darülier  bringen,  wie  viel 
die  syntaktische  Stellung  eines  Wortes  und  wie  viel  die  bedeutung  sei- 
ner bestandteile  den  accent  bedingen.'*  Wir  werden  da  auch  sehen,  wo 
Willkür  oder  zufall  zu  gelten  hat.  Im  Deutschen  sind  wir  darin  besser 
berichtet;  die  worttöne  schwanken  nur  in  wenigen  zusammengesetzten 
Präpositionen,  d.  h.  sie  schwanken  auch  in  ein  und  derselben  gegend, 
bei  ein  und  derselben  person.  Nominalcompositionen  aber  schwanken 
bei  uns  meist  nur  insofern,  als  wir  bei  manchen  in  verschiedenen  gegen- 
den  verschieden  betonen  und  ausserdem  bei  gleichartigen  compositionen 
oft  verschieden  verfahren,  ohne  bis  jetzt  zu  wissen  warum. 

lieber  die  englischen  satzbetonungsverhältnisse  hat  Henry  Sweet 
die  eingehendsten  Untersuchungen  unternommen;  wann  er  dieselben  bei 
seiner  vielseitigen  tätigkeit  veröffentlichen  wird,  weiss  ich  freilich  nicht. 

Warum  man  z.  b.  im  Vulgärlondonerischen  meist  Hyde-Park,  Guild- 
Iläll  hört,  warum  man  ebenda  in  der  bewillkommnuugsphrase  'how  are 
you  this  evening'  das  persönliche  fürwort  am  stärksten  betont,  was 
Dickens  so  häufig  verspottet,  ist  mir  noch  ein  rätsei.  Vielleicht  werden 
uns  Sweet's  arbeiten  darüber  klarheit  bringen.  Das  eine  aber  glaube  ich 
geht  aus  dem  gesagten  bereits  zur  genüge  hervor,  dass  wir  im  Neueng- 
lischen andere  tonverhältnisse  haben  als  im  Deutschen,  dass  nämlich  in 
Wortverbindungen,  in  denen  wir  im  Deutschen  hoch-  und  tiefton  unter- 
scheiden, im  Englischen  das  prinzip  des  level  stress  herrscht,  der 
nicht  nur  die  betouung  des  einzelnen  Wortes,  sondern  auch  die  des 
ganzen  satzes  beeinflusst. 

Ich  habe  hier  beim  Neuenglischen  nur  von  compositen  gesprochen, 
weil   nur   bei  diesen   heute   ein  level  stress  anzunehmen  ist,   und  zwar 
darum,  weil  der  logische,  oratorische  accent  im  Neuenglischen  sowie  im. 
Neuhochdeutschen  jene  sogenannten  tieftöne,  die  auf  cndungs-  oder  ab- 
leitungssilben  waren,  übergangen  hat. 

Gehen  wir  aber  auf  das  Mittelenglische  zurück,  so  erhalten  wir  noch 
weitere  einblicke  in  das  wesen  der  sogenannten  tieftöue  im  Englischen. 

•  Der  häufige  unterschied  in  der  betonung  gleichlautender  nomina 
und  verba,  wie  z.  b.  cönduct  :  coiidüc,/,  wo  das  verb  in  der  regel  den 
accent  auf  die  letzte  silbe  verlegt,  erklärt  sich  ja  auch  leicht  durch  die 
sehr  häufige  Verwendung  des  verhs  im  partizip.  präs.  im  satze. 

2  Man  vgl.  die  bedeutungsvollen  bemerkungen  von  Sievers  in  seinen 
Grundzügen  der  Phonetik  (2.  aufl.  seiner  Grundzüge  der  Lautphysiologie) 
Leipzig  1S81,  3.  5  f. 


2-16  A.  SCHKOEKK, 

Um  Ulli'  siflioioui  bodeii  zu  stehen,  nehmen  Nvir  Chaiicer.  Das  in  die 
jiugen  fallendste  sind  die  reime  auf  die  partizipialendunj^^  -ing.,  wenn  da- 
durch die  Stammsilbe  eines  einsilbigen  verbs  in  die  Senkung  tritt.  Reime  wie 
Coming  :  )veddi)nj,  loiighing  :  mak'uig,  livitig  :  nothing  sind  bei  Chaucer  so 
gewöhnlich,  dass  sie  nicht  als  gelegentliche  lizenzen  aufgefasst  werden 
können. 

>'crfoIgen  wir  die  partizipialendung  in  den  verschiedeneu  dialektcn 
und  den  früheren  pcrioden,  so  finden  wir  dieselbe  immer  voUtönig  be- 
wahrt, trotz  der  mangelhaften  artikulation  des  endkonsouanten,  der  ja 
im  heutigen  SUdenglisch  gauz  fehlt,  und  dessen  mangelhafte  artikulation 
iiberliaupt  die  hauptveraulassung  des  Übergangs  von  -nd  zu  -ng  gewor- 
den ist.  V'erglciclieu  wir  damit  den  verlauf  der  endung  im  Deutschen, 
so  wird  der  unterschied  deutlich.  Mittelhoclideutsch  reimt  stvebende  : 
lebende,  lächende  :  machende,  ja  es  kommt  sogar  elision  des  n  vor,  wie 
senede,  fveinde  für  senende,  iveinende  (vgl.  dazu  Sievers,  Paul-Braune's 
Beitr.  IV,  531). 

Auch  die  fortentwickiuug  in  den  deutsclien  dialekfen  beweist  den 
geringen  tonwert,  den  die  präsentischc  partizipialendung  im  Deutschen 
hatte.  Dass  im  Englischen  das  g  in  -ing  nicht  den  unterschied  bewirkt, 
beweist  die  scliottische  form  -and,  mit  der  es  sich  genau  so  verhalt  wie 
mit  -ing.  Der  einwurf,  dass  die  bequemlichkeit,  leichte  reimsilben  zu 
bekommen ,  hier  die  Verwendung  von  -ing  im  reime  veranlasst  habe, 
scheint  mir  doch  nicht  ganz  berechtigt.  Chaucer  war  doch  kein  so 
elender  reimeschmied.  AVarum  wurden  denn  dann  nicht  auch  endungen 
wie  -ed,  -en  von  ihm  im  reime  verwendet,  die  doch  ebenso  bequem  gewesen 
wären?  Die  Verwendung  von  -ing,  -and  im  reime  muss  doch  durch  einen 
ganz  andern  tonwert  bedingt  gewesen  sein,  als  ihn  die  entsprechende 
endung  im  Deutschen  hatte.' 

Man  könnte  nun  ebensogut  auch  andere  endungen  anführen ,  wie 
-y  (altengl.  -ip;\  -ren  in  doughtren,  childrcn,  -est  (das  superlativsuffix, 
wobei  ich  nur  an  das  Modcrnenglische  zu  erinnern  brauche).  Doch  die 
eine  möge  genügen,  da  ich  ja  hier  die  sache  nicht  erschöpfen,  sondern 
nur  andeuten  kann.  Ich  möchte  im  Englischen  eine  grössere  bewahrung 
der  sogenannten  tieftöne  annehmen.  Im  Mittelenglischen  ergeben  sich 
noch  durcli  die  erweichung  von  kousonanten  weitere  tieftonige  silben, 
wie  die  auf  -oive,  verschiedenen  Ursprungs.  Ich  habe  Anglia  IV,  27  f. 
schon  darauf  hingewiesen.  Altengl.  swalewe  hat  mittelengl.  im  genitiv 
swallowes,  also  tiefton  auf  der  silbe  -oiv.  Der8cll)e  bleibt  dem  worte 
und  iritt  in  eine  linic  mit  altengl.  tieftönen.  So  linden  wir  bei  Chaucer 
analüg  den  reimen  auf  -ing,  solche  auf  -oive,  -awe  mit  der  Stammsilbe 
vorher  in  der  Senkung.    Modernes  englisches  wie  deutsches  Sprachgefühl 

'  Man  könnte  hier  erinnern,  dass  auch  innerhalb  des  Mittelhoch- 
deutschen die  endung  in  substantivierten  partizipien  stark  tieftonig  und 
rcimfähig  wird,  z.  b.: 

l'arziväl  der  wigant 
erbeizte  nider  al  zehant 

(Parziv.  ed.  Lachm.  45«,  23). 
Doch  -ant  i.st  hier  ableitungs-  und  nicht  mehr  endungssilbe. 


BALR,    COMEDY  CONCERNVNGK  THRK  L WVJ'S.  247 

wird  durch  dergleichen  verletzt;  wie  haben  wir  uns  dies  :il'er  zu  Di. 's 
zeit  zu  erklären?  Einerseits  durch  das  längere  bewahren  der  tieftöne 
als  im  Deutschen,  andererseits  durch  den  im  Englischen  wol  schon  in 
altenglischcr  zeit  herrschenden  level  stress,  demgemäss  es  eigentlich 
tieftöne  gar  nicht  gab. 

Der  level  stress  bestand  niclit  nur  wie  heute  bei  noininalconipositis 
wie  plumpiidding,  scas'ule  u.  dgl.  ui.,  sondern  auch  noch  in  vollem  masse 
bei  Wörtern  wie /äv'«»/,  sorrow,  grcedy,  faircst.  Der  oratorische,  d.h.  der 
logische  aceent,  machte  dem  mit  der  zeit  ein  ende,  denn  durch  die  streng 
auf-  oder  absteigenden  zweisilbigen  vcrsfiissc  der  neuen  knnstpoesie  ge- 
riet der  level  stress  in  eine  schiefe  läge.  Chancer  stellte  die  tieftöne  in 
den  reim  und  die  haupttöne  wurden  dadurch  zur  Senkung.  Dem  wider- 
strebte der  logische  aceent.  Chaucer  war  der  aufänger,  Surrey  aber  der 
Vollender,  und  obwol  auch  er  noch  spuren  des  mächtigen  nachwirkens 
der  alten  tieftöne  (oder  richtiger  gesagt,  der  mit  der  Stammsilbe  an  ton 
gleichwertigen  aber  logisch  minder  wichtigen  silben)  zeigt,  brach  der 
logische  aceent  dennoch  wenigstens  im  reime,  der  hervorragendsten  heb- 
ung  des  ganzen  verses,  durch. 

Es  scheint  nun  aber  diesem  tonwerte  der  uebensilben  eine  grund- 
lehre  englischer  Sprachentwicklung  zu  widersprechen:  lernen  doch  unsere 
kinder  schon  in  der  schule,  die  englische  spräche  sei  diejenige,  an  der 
das  allmählige  absterben  der  formen  am  deutlichsten  zu  sehen  sei.  Diese 
schulmeinung,  so  richtig  sie  sein  mag,  verführt  aber  zu  leicht  zu  einem 
grossem  irrtum.  Man  unterscheidet  nicht  zwischen  schulsprache  und 
dialekt.  Die  gebildete  Umgangssprache  verhält  sich  im  Deutschen  ganz 
anders  zu  der  mundart,  wie  im  Englischen.  Wir  bemühen  uns,  die  ge- 
schriebene literatursprache  so  viel  als  möglich  auch  in  der  Umgangs- 
sprache zum  ausdruck  zu  bringen.  Die  mundart  verkürzt,  indem  sie 
viele  neben  Silben  synkopiert  imd  apokopiert.  Es  ist  dadurch  ein  grosser 
gegensatz  zwischen  Schriftsprache  und  mundart  auch  in  der  silbenzahl 
eines  satzes  vorhanden ,  die  es  im  Englischen  nicht  gibt.  Die  gebildete 
modernenglische  ausspräche  steht  auf  derselben  stufe  der  entwicklung 
wie  die  vulgärsprache.  Der  Engländer  schreibt  zwar  auch  /  give  wie 
der  Deutsche  ich  gebe,  bemüht  sich  aber  nicht,  das  end-e  auszusprechen. ' 
Es  ist  oft  unmöglich,  neuenglische  verse  genau  in's  Deutsche  zu  über- 
setzen ,  ohne  ein  längeres  metrum  zu  hilfe  zu  nehmen.  Man  versuche 
aber  einmal  irgend  eine  deutsche  mundartprobe  wörtlich  in's  Vulgärlon- 
donerische zu  übertragen  oder  umgekehrt,  und  man  wird  sehen,  dass  der 
unterschied  in  der  silbenzahl  aufhört. 

Es  scheint  mir  also  die  behauptung,  dass  die  tieftöne  sich  im  Eng- 
lischen frühzeitig  abgeschwächt  hätten,  durch  ihre  tatsächliche  entwick- 
lung in  der  spräche  nicht  gerechtfertigt.  Es  scheinen  mir  im  gegenteil 
die  sogenannten   tieftöne  im  Englischen  sich  ganz  anders  beliauptet  zu 


'  Der  Verlust  der  infinitivendung  hat  wenig  zu  sagen.  Es  ist  in  den 
ältesten  denkmälern,  sowie  in  gutaltenglischer  zeit  in  mehreren  dialekten 
das  -«  nicht  vorhanden,  ausserdem  spielt  der  »-laut  im  Englischen  eine 
ganz  eigene  rolle,  auf  die  näher  einzugehen  hier  nicht  der  ort  ist. 


248  A.  SCHKOKKK, 

IihIioii,  als  im  Uoiitsi'luMi.  Wir  selion  dies  im  Noiionf^lisohcn  in  doni  W\A 
streas  auf  den  bcstaiulteilcu  zusaiumengosctztei-  würter,  im  Mittoleug- 
lisclien  in  dem  lovel  stross  iiuf  denselben  wie  auch  auf  tieftouigou 
onduugs-  und  ableitungssilbcn.  Aus  dem  Altenglischen  können  wir  hier 
ilon  levol  stress  nicht  ableiten,  weil  wir  durch  diesen  ja  etwas  im  alt- 
englischen  verse  beweisen  wollen,  und  da  befänden  wir  uns  in  einem 
üirlcel.  Es  scheint  mir  aber  doch  kein  unberechtigter  schluss,  dass  wir 
dieselben  betunungsprinzipien,  die  wir  im  Mittel-  und  Neuenglisclien  ver- 
folgen können ,  und  die  im  Neueuglischeu  dem  Mittelcnglischen  gegen- 
über bereits  etwas  au  boden  verloren  haben,  in  vollem  masse  dem  Alt- 
englischen zuerkennen  können.' 

Wenn  ich  nun  im  Altenglischen  die  herrschaft  des  level  strcss  über 
hoch-  und  tieftonige  silben  annehme,  so  möchte  ich  mir  erlauben,  daran 
einen  erkläruugsversuch  der  altenglischen  langzeilc  'zu  knüpfen,  mit  dem 
ich  mich  nur  mit  aller  bescheidenheit  und  vorsielit  hervorwage,  da  diese 
frage  doch  nicht  so  schnell  zu  entscheiden  ist.  Sehr  würde  ich  mich 
freuen,  wenn  von  anderer  seite  dieselbe  aufgenommen  würde,  sollte  dabei 
auch  meine  theorie  über  den  häufen  geworfen  werden. 

Das  gewichtigste  argument  gegen  die  vierhebigkeit  der  halbzeile 
sieht  mau  in  der  Stellung  der  reimstäbe,  doch  ich  weiss  nicht,  ob  es  ge- 
rechtfertigt ist,  diese  von  Rieger  so  minutiös  aufgestellten  regeln  als 
grundlage  der  langzeilc  hinzustellen.  Das  wesentliche  sind  doch  wol  die 
acht  takte. 

Wenn  der  level  stress  die  kraft  hatte,  den  sogenannten  tieftöneu 
eine  höhere  geltung  zu  verleihen,  so  zog  er  andrerseits  die  folge  nach 
sich,  dass  haupt-  und  nebenton,  beide  au  inteusität  des  tones  verlieren 
konnten,  und  zwar  nicht  nur  an  inteusität  einander  gegenüber,  sondern 
auch  andern  silben  gegenüber,  die  wir  nach  den  gesetzen,  die  wir  für 
die  altgermanische  betonuug  zu  gründe  legen,  als  unbetont  bezeichnen 
möchten.  Statt  in  der  altengl.  langzeile  von  abschwächuug  oder  verlust 
der  nebentöue  zu  si)rechen,  könnte  mau  füglicher  von  einer  ausgleich- 
uug  der  töne  reden.  Es  kann  der  alten  tradition,  und  wol  einer  alten 
rezitierenden  melodie  gemäss  die  hebung  auf  eine  tieftonige  silbe  fallen; 
die  tieftonige  silbe  ist  aber  mit  der  huchtonigen  so  ausgeglichen,  dass 
beide  beinahe  ohne  bemerkbaren  nachdruck  hervorgebracht  werden  und 
so  beinahe  unbetont  erscheinen.  So  wird  nun  aber  der  unterschied 
zwischen  den  betonten  und  unbetonten  silben  ein  sehr  geringer.  Dem- 
gemäss  fällt  die  hebung  in  dem  traditionellen  rhythmus,  wenn 
keine  regelrecht  hoch-  oder  tieftonige  silbe  vorhanden  ist,  naturgemäss 
auf  eine  streng  genommen  unbetonte. 

Hierin  nun  liegt  das  punctum  saiiens.  Da  die  unbetonte  silbe  eine 
hebung  tragen  kann,  wenn  keine  bessere  daist,  al»er  nicht  muss,  steht 
es  jedem  frei,   zu  lesen  wie  er  will.     W^er  unter  dem  einfiusse  des  alten 


•  Ich  kann  hier  niclit  darauf  eingehen,  wie  vermutlich  auch  im  Alt- 
deutschen das  verhältnisK  von  hoch-  zu  tiefton  ein  anderes  war  als  heute, 
und  wie  wir  aus  der  deutschen  nietrik  des  17.  Jahrhunderts  darüber 
noch  interessantes  lernen  könnten. 


HALT',    COMEDY  CONCEKNYNGE    11!KR  I.AWES.  219 

rhythmus  steht,  wird  demgetnäss  8  takte  rezitieren,  wer  aber  demselben 
fremd  gegenüber  steht,  wird  so  viele  hebungen  herauslesen,  als  ihm  aus 
dem  betreffenden  verse  allein  mit  notwendigkeit  hervorzugehen  scheinen. 
Hierin  liegt  auch  die  Versöhnung  mit  den  anhängern  der  zweihebigkeits- 
theorie;  sie  können  mit  demselben  rechte  achthebige  langweilen  vierhebig 
lesen,  wie  mancher  Engländer  des  15.  und  16.jahrh.,  der  ausserhalb  des 
einflusses  jener  tradition  stand,  seine  langzeilen  so  gelesen  haben  wird. 

Im  Altenglischen  liefen  freilich  andere  einflüsse  nicht  in  dem 
masse  parallel  wie  in  spätmittelenglischer  zeit,  und  da  kann  ich  mich 
nicht  entschliessen,  die  langverse  anders  als  achttaktig  zu  lesen,  freilich 
mit  modificationen. 

Es  sagt  Wilhelm  Scherer  einmal  bei  gelegenheit  der  besprechung 
des  altgermanischen  verses  (in  der  2.  aufl.  seines  buches  'Zur  Gesch.  d. 
deutschen  Sprache'  s.  634)  folgendes:  'welchen  andern  beweis  haben  wir 
für  die  giltigkeit  irgend  welcher  metrischen  regeln,  als  ihre  durchführ- 
bar keit?' 

Den  grössten  teil  der  überlieferten  altenglischen  langzeilen  können 
wir  achthebig  lesen,  wenn  wir  für  die  verderbten  stellen  naheliegende 
änderungen  conjicieren;  wie  dies  z.  b.  Heyne  (Beowulf^  s.  84,  dem  ich 
freilich  leider  in  anderen  punkten  nicht  beistimmen  kann)  getan.  Bei 
anderen  aber  müssen  wir  an  den  tonausgleichenden  einfluss  des  level 
stress  denken,  durch  den  die  Schwierigkeit,  die  nötige  hebungszahl 
herauszubringen,  behoben  wird.  Wider  bei  anderen  müssen  uns  aber 
die  pausen  helfen,  sei  es  pausierung  der  letzten  hebung,  ähnlich  wie 
beim  septenar,  wie  wir  dies  schon  oben  besprochen,  oder  auch  vielleicht 
hie  und  da  durch  innere  pausen,  wobei  eine  hebung  das  gewicht,  oder 
vielleicht  besser  gesagt,  die  Zeitdauer  zweier  takte  auf  sich  nimmt. 

Da  trotz  vielfacher  Verderbnisse  der  Überlieferung  mir  auf  diese 
weise  die  altengl.  langzeile  noch  immer  als  achthebig  erscheint,  zögere 
ich  nicht  weiter,  der  mittelenglischen,  bei  der  die  achthcbig- 
keit  sich  auch  aus  anderen  gründen,  wie  oben  gezeigt,  als  wahrschein- 
lich erweist,  dieselbe  zu  gründe  zu  legen. 

Es  kann  nun,  wie  gesagt,  eingewendet  werden,  dass  die  allitera- 
tion  dem  prinzipe  des  level  stress  widerspreche;  dem  kann  ich  nur  ent- 
gegensetzen, dass  es  mir  nicht  erwiesen  scheint,  dass  diese  in  englischen 
langzeilen  auf  den  rhythmus  selbst  noch  einfluss  gewonnen  hat.  Sie  war 
schmuck,  wie  der  reim  schmuck  ist,  um  eine  gewisse  strophische  gliede- 
rung  ersichtlich  zu  macheu.  Dass  das  zusammenfallen  von  haupthebungen 
und  Stäben  nicht  das  wesen  der  sache  ausmachte,  beweisen  die  ausnah- 
men und  die  Weiterentwicklung  im  Mittelenglischen.  Wie  man  gewöhn- 
lich kein  unwichtiges  wort  in  den  reim  setzen  wird,  so  pflegte  man  auch 
kein  solches  mit  dem  Stabreime  zu  versehen.  Der  logische,  oratorische 
nachdruck,  der  mit  dem  Stabreime  verbunden  war,  fand  sich  naturgemäss 
meist  auf  haupthebungen  ein;  die  tonwerte  der  anderen  brauchten  des- 
halb nicht  geringer  zu  sein. 

Ich  habe  der  alliterierenden  langzeile  hier  so  viel  räum  gewid- 
met, weil  sie  es  ist,  die  uns  die  knüttelverse  des  tti.  jahrlumderts  er- 
klären muss. 


250  A.  SCHKOl'KK, 

Professor  l>.  teu  Brink  setzte  auseinandor',  wie  im  stilo  und  in 
der  inctrik  Skelton's  zwei  verschiedene  einflüsse  ziisaminenträt'en:  einer- 
seits der  einfluss  der  duroh  Chaucer  neubenründeten  kunstpoesie,  andrer- 
seits der  des  Stils,  der  an  die  roniaupoesio  des  enü^Iischen  nordens  und 
Westens  erinnert.  Die  tbl^e  ist  anfangs  ein  unsicheres  schwanken  zwi- 
schen beiden  Stilen,  später  ein  nobenoiiiander  beider  Stile  in  reiner  aus- 
bildung.  Ein  muster  des  kuuststils  ist  The  Bowgc  of  Court;  die 
andere  richtunjif  zeigt  sich  z.  b.  in  einigen  satiren  Skelton's  gegen  seinen 
rivalen  Sir  Christopher  Garneshc. 

Man  könnte  wol  im  allgemeinen  sagen,  dass  sich  die  ganze  me.  mctrik, 
in  der  sicli  nicht  der  direkte  eintluss  der  Cliaiicer'schcn  kunst  zeigt,  auf  (bis 
altengl.  aclittaktige  nietrum  zurückführon  Hesse.-  Das  achttaktige  metrum 
ist  aber  eigentlich  nur  eine  Verbindung  je  zwei  viertaktiger  kurzzeilen  zu 
einer  langzeilc.  Das  einzige  mittel  strophischer  gliederung  war  ja  auch  in 
der  altgermanischen  poesie  die  anordnung  von  lang-  und  kurzzeilen  nach 
einem  bestimmten  systeni.  Es  lilsst  sich  dies  wol  auch  in  dem  berühmten 
mittelengl.  kuckuckslied  (vgl.  darüber  ten  Brink's  Lit.-G.  I,  ;(S1)  erkennen, 
das  uns  zugleich  mit  den  zugehörigen  musiknoten  und  einem  lateinischen 
texte  in  einer  handschrift  aus  der  mitte  des  lü.  Jahrhunderts  erhalten  ist 
und  das  uns  EUis  (OEEP.  II.  ■12t;)  mitteilt: 

1.  Svracr  is  icumen  in.     Ehude  sing  cuecu.'' 

2.  Growcj?  sed  and  blowe]'  med  and  spring)'  )'e  wdc  nu. 
:{.   Sing  cuccu. 

•1.  Awe  biete]?  after  lomb.    IhouJ;  aftcr  cakic  cu. 

.T.  Bullae  Sterte}'  .  bücke  uertej'  Murie  sing  cuccu. 

i).  Cuccu  Cuccu 

7.  Wel  singes  ]>ii  cuccu  ne  swik  jui  uauer  nu. 

8.  Sing  cuccu  nu.     Sing  cuccu. 
'.♦.  Sing  cuccu.     Sing  cuccu  nu. 

Die  beigegebene  musik  und  der  lateinische  text  zeigen  uns  deutlich  die 
achttaktigkeit  resp.  viertaktigkeit  der  verse.  Alle  versc  sind  hingzcilen 
ausser  vers  :i  und  5,  welche  viertaktigc  kurzzeilen  sind,  wie  die  musik 
beweist. 

Es  ist  nun  niclit  nötig,  dass  die  kurzzeilen  so  viele  rliythmischc 
pausen  erhalten,  dass  von  ihnen  fast  nichts  mehr  übrig  bleibt.  Es  kann 
dies  stattfinden  und  es  muss  dann  der  vers  theorctiscli  doch  als  viertaktig 
gellen,   meist  aber  erleiden   die   kurzzeilen   nur  einfache  katalexe  oder 


'  In  seinen  Vorlesungen  über  die  geschieh te  der  englischem  literatur 
seit  I.'jUO,  denen  icli  im  s.  s.  l^^TVI  zu  Strassburg  mit  grossem  interesse 
beiwohnte.  Diesem  cc^lleg  verdanke  icli  iilicrhaupl  viel,  und  besonders  den 
metrischen  bemcrkungcn  darin  die  anregung  zu  dieser  meiner  arbeit,  wobei 
ich  l'reilich  für  etwaige  gewagte  aufstclluugen  allein  verantwortlich  bin. 

■^  Was  ja  gar  nicht  damit  im  widerspruclie  steht,  dass  sich  in  der 
lyrik  fremde  ötrophisclie  Systeme  mit  den  einlieimischen  vermengt  und 
diese  beeinflusöt  lial)en ,  iilinlicii  wie  wir  das  für  die  epische  langzeilc 
wahrscheinlich  zu  machen  versuchten. 

^  Der  entsprechende  lateinische  text  beginnt: 

1.    Perspicc  christicolä  <juc  dignaci6  — , 


HALE,    COMEDY  CONCEKNYNGE    IHRE  LAWES.  251 

bracliyk.-italexc;  dies  ist  besonders  dort  der  fall,  wo  die  kurzverse  selb- 
ständig für  sich  vorkoinnien  und  in  folge  des  liiiizukommens  des  reimes 
mit  dein  lateinischen  diiueter  der  hyinnenpoesle  zusauuuenfallen.  Doch 
es  folgt  auch  zuweilen  nach  einem  bestimmten,  wenn  auch  etwas  lockeren 
Systeme  auf  eine  reihe  langzeilen  eine  solche  von  kurzzeileu.  Wir  haben 
dies  z.  b.  im  alliterierenden  Syr  Gawayne. 

Selbständig^  aber  entwickelte  sich  die  kurzzeile  in  ganz  origineller 
weise  ausserhalb  strophischer  Systeme  mit  allen  freiheiteu,  die  die  alte 
tradition  erlaubte,  im  Skeltonical  metre.  Man  nimmt  hierin  gewöhn- 
lich die  grösste  Willkür  und  regellosigkeit  bezüglich  der  zahl  der  heb- 
ungen  an,  sowie  eine  solche  bezüglich  der  rei'uzahl  in  der  tat  obwaltet. 
Man  teilt  dem  Skeltonical  metre  in  der  regel  zwei  oder  drei  hebungen 
zu  und  wird  die  verse  auch  ohne  scheu  so  lesen  können,  obwol  es  man- 
chen darunter  gibt,  der  für  alle  vier  hebungen  platz  hat.  (lieber  wirk- 
liche, auch  theoretisch  nur  zweihebige  Skelton'sche  verse  weiter  unten.) 
Warum  die  drei  oder  zwei  hebungen  aber  an  der  sache  nichts  ändern,  wird 
nach  dem  vorhin  erörterten  klar  sein.  Ist  der  dimeter  katalektisch,  so  blei- 
ben nur  drei  hebungen  übrig.  Da  aber  die  hebungen  überhaupt  in  folge  des 
level  stress  nicht  besonders  hervortreten  können,  findet  es  sich  von  selbst, 
dass  innerhalb  des  traditionellen  viertaktigeu  rhythmus  sich  auch  silbeu 
zu  einem  verse  reihen,  die  streng  genommen  zu  wenig  tonwert  besässen, 
um  vier  hebungen  zu  veranlassen.  So  ist  es  dann  erklärlich,  dass  man, 
wenn  man  nicht  eine  rezitierende  melodie  zu  gründe  legt,  zweitaktig 
lesen  wird,  wo  nur  zwei  hebungen  durch  den  darauf  ruhenden  logischen 
accent  bemerkbar  sind.  Es  mag  sogar  bei  der  rezitierenden  Vortrags- 
weise über  die  pausierten  takte  hinweggegangen  worden  sein.  Ein  paar 
verse  aus  Skelton's  Elynour  Rummyng  mögen  dies  veranschaulichen: 
v.  522  ff.    Anöther  broüght  her  gärlyke  hedes, 

Anöther  broüght  her  bedes 

Of  iet  er  cöle, 

To  6fFer  to  the  äle  pole: 

Söme  broüght  a  wymble 

S(5me  broüght  a  thymble, 

Söme  broüght  a  s.yike  lace 

Söme  broüght  a  pyncase, 

odpr  v.  .580  ff.     But,  syr,  among  all 

That  sät  in  that  hall, 

There  was  a  prycke  medenty 

Sat  lyke  a  seynty, 

A'nd  begän  to  paynty  u.  s.  w. 
Es  ist  klar,  dass  die  hebungen  hier  auch  anders  zu  verteilen  wären. 
Aus  der  alliteration,  die  hier  überhaupt  nicht  stark  bemerkbar  ist,  kann 
man  im  Mittelenglischen  überhaupt  nicht  auf  die  skansion  schliessen.  Es 
bleibt  unserm  gutdünken  überlassen,  wie  wir  lesen  wollen.  Verse  wie 
522,  582  können  nur  viertaktig  sein;  vers  524  wird  aber  nur  zweihebig 
sein,  desgleichen  wol  auch  58(i-  1,  wenn  wir  dieselben  lesen  und  nicht 
rezitieren;  dies  ändert  aber  am  prinzip  gar  nichts. 


'ir»2  A.  SCIIKOKKK, 

\'oii  (loiiisollHMi  gesiohtspuTiktc  aus  miisson  wir  dio  lang/.oilc  ho- 
trju'htou. 

George  Gascoi gno  liat  uns  über  dio  englisclie  niotrik  des  !(i.  Jahr- 
hunderts wertvolle  kundc  liiiitcrhisson  in  seinen  'Certayne  Notes  of  In- 
struction in  Engiish  vcrse'  1575,  aus  denen  ich  einige  der  wichtigsten 
stellen  in  meiner  oben  erwähnten  abhandlung  (Auglia  IV,  s.  19  ff.)  mit- 
geteilt habe.  Gascoigne  beklagt,  dass  hinter  den  unwiderstehlich  vor- 
dringenden jambischen  rhythmen,  ältere,  weniger  monotone  zurückstehen 
müssten,  so  z.  b.  eines,  das  er  durcli  zwei  verse  illustriert,  deren  skansion 
er  durch  eine  hier  niclit  widerzugebendc  Zickzacklinie  bezeichnet,  die  ich 
aber  in  unsere  gewöhnlidie  be/.eichnungsart  genau  übersetze: 

No  wight  in  this  world,   that  wealth  can  attayne, 

.  ^      -L  V.     V  .         '  '  ^^    v^    j_ 

Vnlesse  he  beleue,  that  all  is  but  vayne. 

_ .     _?       ^  ^  '-       _      _'_   v^   w      ' 

Dies  sind  zwei  ganz  gewöhnliche  'duggciel  rliymcs'.  Man  vgl.  damit  ein 
paar  aus  Shakspere,  Com.  of  Errors  III,  i. 

:{^.    Who  talks  within  therc?  ho!  open  tlie  door 

79.    Ay,  when  fowls  have  uo  feathers  and  fish  have  no  fin 

Man  glaube  nun  aber  ducli  nicht,  dass  dies  skansionsschema,  das  der  ge- 
lehrte (Tuscoignc  für  diese  zwei  verse  da  aufgestellt,  als  regcl  für  alle 
'doggerei  rhymes'  anzusehen  ist;  Gascoigne  gibt  uns  doch  selbst  zu  ver- 
.stehen,  dass  in  den  älteren  rhythmen  eine  nunmehr  verschwundene  ab- 
wechslung  geherrscht  habe.  Neben  den  citiertcn  verscu  aus  der  Com.  of 
Errors  finden  sich  anders  gemessene: 

74.  Break  any  breaking  here,  and  I'll  break  your  knave's  pate 

v^  — \_/       '  ~       K^  —  K^       —  K-y  —  K^  — • 

75.  A  man  may  break  a  word  with  you,  sir,  and  words  are  but  wind. 
81.    For  a  fish  without  a  fin,  there's  a  fowl  without  a  feather: 

S2.    If  a  crow  hclp  us  in,  sirrah,  we'll  pluck  a  crow  together 

j-        ^/        ^-  V_/  —  (yy )  >^/  -    -  \^       -'■        K^ V_/ 

(ich  bemerke  hier,  dass  anreden,  ausrufe  u.  dgl.  wie  v.  75  sir  und  v.  82 
sirrah  häufig  nicht  mit  in  den  rhythmus  zu  zählen  sind). 

Nun  vergleiche  man  damit  einmal  regelrecht  alliterierende  langzcilen 
aus  dem  Syr  (iawaync.  Während  wir  obigen  Shaks})ere'schcn  vers  81 
ganz  gut  als  eine  alte  laugzeile  lesen  könnten,  können  wir  auf  verse  aus 
dem  Syr  (iawayne  auch  Gascoigne's  obiges  scliema  anwenden,  wobei 
natürlich  zwei  -^  statt  eines  -  stehen  können,  und  der  auftakt  seine  frei- 
heit  hat: 

:uj(i.    J^^en  eomaündcd  ):'e  kyng  ])G  km'i^t  for  to  ryse; 

v_/         \_^  -  _-/      ^^         —  ^^  -  v>        v-/  

&  h6  ful  radly  vp  rös,  &  rüchched  hym  fayrö 

Die  alliterierende  langzeile  und  ihre  verschiedenartigen  fortsetzungen  im 
15.  und  Ki.  Jahrhundert  können  nach  den  dargelegten  prinzipien  in  fol- 
genden Schemen  .sich  bewegen: 


HALE,    COMEDY  CONCERXYiN'GK  THRK  LAWES.  253 

1.  Vollmessung,  als  akatalektischer  tetrameter.' 

2.  Als  katalektischer  tetrameter,  d.  h.  als  septenar  und  zwar  mit  ein- 
facher katalexe  klingend,  mit  brachykatalexe  stumpf. 

3.  Als  zweifach  katalektischer  tetrameter,  mit  katalexe  zu  ende  und 
innerer  katalexe  nach  der  cäsur,  besser  gesagt  als  Verbindung 
zweier  katalektischer  dimeter,  d.  h.  als  alexandriner;  natürlich  auch 
hier  stumpf  oder  klingend  in  derselben  weise. 

4.  Es  kann  auch  vorkommen,  dass  der  erste  dimeter  katalektisch, 
der  zweite  akatalektisch  ist,  also  die  umkehr  des  septenars. 

5.  Bei  mangelhafter  beschwerung  der  hebungen,  in  folge  deren  nur 
vier  hebungen  genügenden  ton  wert  besassen,  um  sich  bemerkbar 
zu  machen,  erscheint  die  halbzeile  nur  zweihebig;  die  zahl  der 
Senkungen  ist  ohne  belang.  Dies  ist  das  Gascoigne'sche  Schema 
des  doggerel-rhyme. 

6.  Wird  ein  halbvers  zweihebig,  der  andere  dreihebig,  d.h.  vierhebig 
katalektisch,  so  entsteht  ein  fünftaktiges  metrum,  das  eventuell 
mit  dem  jambischen  funfhebler  zusammenfällt. 

Dies  sind  die  möglichkeiten,  innerhalb  deren  sich  die  langzeile  be- 
wegen konnte.  Wir  haben  aber  noch  eines  umstandes  zu  gedenken,  der 
für  das  verständniss  des  doggerei  rh3'me  von  bedeutung  ist.  Es  ist  dies 
der  einfluss  der  neuen  kunstpoesie  des  IG.  Jahrhunderts  und  deren  kämpf 
mit  dem  doggerei  rhyme. 

In  den  drameu  der  ersten  hafte  des  16.  Jahrhunderts  und  gelegent- 
lich darüber  hinaus,  ist  nämlich  die  doggerel-rhyme-form  nicht  die  un- 
umschränkt herrschende.  Vielmehr  ist  es  gerade  eine  regellose  mischung 
dieser  verwilderten  langzeilen  mit  jambischen  fünf-,  sechs-  und  sieben-, 
ja  acht-heblern,  die  die  lesung  solcher  dramen  so  schwierig,  so  zweifel- 
haft macht. 

Es  macht  sich  nämlich  häufig  das  bestreben  bemerkbar,  in  den 
formen  der  kunstpoesie  zu  dichten,  und  wo  der  doggerei  rhyme  an  solche 
anklingt,  kommt  es  nicht  selten  vor,  dass  nun  in  diesen  einige  zeilen 
weiter  gereimschmiedet  wird.  Andrerseits  wird  die  kunstpoesie  durch 
die  alte  langzeile  auch  unterstützt.  Es  scheint  mir  nicht  unwahrschein- 
lich, dass  die  in  der  zweiten  häifte  des  10.  Jahrhunderts  so  beliebte  Ver- 
bindung des  alexandriners  mit  dem  septenar,  die  in  reiner  gestalt  viel- 
leicht auf  Surrey  zurückgeht,  ursprünglich  eine  anlehnung  au  die  lang- 
zeile, den  katalektischen  und  zweifach  katalektisclien  tetrameter  gewesen 
sei.  Es  wäre  dies  metrum  eben  eine  kunstmässige  regelung,  eine  Ord- 
nung des  ungeordnet  bereits  vorliegenden. 

Allmälich  findet  man  auch,  dass  die  formen  der  kunstpoesie  als  die 
für  die  ernsten  partieen  des  dramas  einzig  schicklichen  betrachtet  wer- 
den, wenn  auch  deren  ausführung  noch  holpert,   während  für  die  rüpel- 


'  Es  muss  bemerkt  werden,  dass  vereinzelte  fälle,  in  denen  der  achte 
fuss  sogar  klingend  ausgeht,  nichts  gegen  die  annähme  einer  vierten 
hebung  bei  dreihebig  klingender  halbzeile  beweisen;  es  ist  dies  nur  die 
folge  der  abstumpfung  gegenüber  derartigen  traditionellen  hebungen, 
die  dieselben  einmal  schematisch  mitzählte  und  ein  andermal  leichtsinnig 
ignorierte. 


254  A.  SCHKOKER, 

sronon  oder  so^far  für  die  woite  des  genioiiKM»  nianncs  der  doj^gerel 
rhyme  ausrewandt  wird.  Koi  Sliakspere  ist  dies  bekanntlich  bereits  feste 
regel,  wenn  auch  nicht  überall.' 

Ehe  ich  aber  auf  die  doggerei  rhyuies  in  einzelnen  dranien  eingehe, 
uiuss  ich  noch  eine  erscheiniiug  berüliren,  die  höchst  eliarakteristisch  für 
die  entwicklnng  der  uietrik  der  zeit  ist,  und  zwar  für  die  eutwicklung 
iu  entgegengesetzter  richtung,  auf  dem  gebiete  der  kunstpoesie.  Ich 
meine  8ir  Thomas  Wiat,  den  freund  Surrey's,  dessen  metrik  uns  deut- 
lich zeigt,  wie  auch  die  richtung  der  kunstpoesie  zu  lächerlichen  extre- 
men führen  konnte  und  niusste. 

Wiat  strebt  nämlich  in  erster  linie  strenge  gieichmässigkeit  der 
silbenzahl  an;  er  nimmt  sich  die  Italiener  zum  muster.  Er  baut  sonetto 
mit  zehn-  oder  elfsilbigen  versen. 

Wie  aber  die  englische  wortbetonung  dabei  wegkommt,  wird  gleich 
das  erste  seiner  gedichte  in  'l'ottel's  Miscellany  (Arber's  reprint  p.  .'{3) 
zeigen: 

The  longe  loue,  that  in  my  thought  1  harber, 
And  in  my  hart  doth  kepe  his  residence, 
Into  my  face  prcasetli  with  bold  pretence. 
And  there  campeth,  displaying  his  banuer. 
She  that  me  Tearns  to  loue,  and  to  suffer, 
And  willes  that  my  trust,  and  lustes  negligence 
Be  reined  by  reason,  shame,  and  reuerence, 
With  his  hardinesse  takes  displeasure. 
Wherwith  loue  tcTthe  hartes  forest  he  fleeth, 
Leauyng  his  enterprise  with  paine  and  crye. 
And  there  him  hideth  and  not  appeareth. 
What  may  1  doV  when  my  maister  feareth, 
But  in  the  tield  with  him  to  liue  and  ^ye, 
For  good  is  the  life,  endyng  faithfully. 

Abgesehen  von  der  Verletzung  des  jambischen  rhythmus  im  vers- 
innern,  sind  die  reime  liarber  :  banner  :  s  uff  er,  ferner  tieeth  :  appearetli 
eigentümlich.  Sie  wären  zu  erklären  durch  gäuzliche  Vernachlässigung 
der  tonwerte,  wobei  jede  zweite  silbe  einen  accent  kriegte  und  die  letzte 
im  reim  stehen  müsste,  ohne  riicksicht  aut  ihren  wert.  Auf  appeareth 
reimt  aber  auch  feareth  und  hier  scheint  der  reim  sich  auch  auf  die 
Stammsilben  zu  erstrecken.  Doch  lesen  wir  z.  b.  die  verse  (Tottel's 
Mise.  :iS): 

Because  1  still  kept  thee  fro  lyes,  and  blame. 
And  to  my  power  ahvayes  thee  lionoured, 
Vnkind  tongue,  to  yll  hast  thou  nie  rendred, 
For  such  desert  to  do  me  wreke  and  shame. 
In  nede  of  succour  most  when  that  I  am, 


'  Als  doggerei  rhymcs  sind  auch  die  unregehnässigen  verse  in  Lyly's 
'The  woman  in  the  moonc'  aufzufassen,  die  ich  Anglia  IV,  (K)  zum  teil 
als  prosa  angesehen  habe.  Wir  sehen  daselbst  z.  b.  (a.  a.  o.  s.  Gl)  auch, 
wie  ein  kunatmässiger  vers  mit  einem  doggercl  rhyme  reimt. 


RALE,    COMEDY   CONCEKNYNGE  THRE  LAWES.  255 

To  aske  reward  :  tliou  standst  like  one  afraied, 
Alway  inost  cold  :  and  if  one  word  be  sayd,  etc. 


oder  |).  Ob: 


Desire  encreasyng  ay  my  hope  vncertaiue: 
That  lüiie  or  wait  it,  alike  doth  nie  payue. 
]).  G',):    Loue,  Fortune,  and  uiy  minde  which  de  remember 
Eke  that  is  now,  and  that  that  ouce  hath  bene: 
Tormeut  luy  hart  so  sore  that  very  often 
I  hate  and  enuy  them  beyonde  all  measure. 
oder  p.  53: 

Behold,  Loue,  thy  power  how  she  desplseth: 

My  greuous  payn  how  litle  she  regardeth, 

Right  at  her  ease,  and  litle  thee  she  dredeth. 
Weaponed  thou  art,  and  she  vnarmed  sitteth: 
To  the  disdainful,  all  her  lifo  she  leadeth:^. 
Behold  Loue,  how  proudly  she  triumpheth, 
I  am  in  hold,  bat  if  thee  pitie  meueth: 

Go,  bend  thy  bow,  that  stony  hartes  breaketh: 

And  as  his  lord  thee  lowly  here  entreateth. 
Dergleichen  reime  sind  bei  Wiat  nicht  selten,  so  z.  b.  auch  auf  p.  83: 
warriour  :  endeuour  :  ouer  u.  a.  m.  Sie  beweisen  aber  wol  nicht,  dass  Wiat 
so  skandiert  haben  wird,  wie  es  aus  den  zuerst  angeführten  verseu  (von 
p.  33)  hervorgehen  könnte.  Wie  in  diesen  die  reime  apeareth  :  feareth  so 
werden  wir  noch  vielmehr  in  denen  von  p.  3S,  58,  68,  (59  blosse  reime 
für's  äuge  anzunehmen  haben;  Wiat  zählte  ängstlich  genau  10  oder  11 
Silben  die  zeile  und  sah  darauf,  dass  die  letzten  ihren  reim  fanden.  Ob 
der  weibliche  versausgang  mit  einem  männlichen  (honoured  :  rcndred, 
bene:  often,  triumpheth  :  meueth),  oder  blos  weibliclie,  sonst  unbetonte 
endungen  mit  einander  reimten  (despiseth  :  regardeth),  oder  einmal  ein 
wort  mit  einem  andern  in  der  Stammsilbe  reimt  und  zugleich  mit  einem 
dritten  blos  in  der  endung  (dredeth  :  sitteth  :  leadeth),  kümmerte  ihn  nicht 
viel.  Tieftöne,  die  nachgewirkt  haben  könnten,  wie  in  dem  hochbeton- 
ten -ing  bei  Chaucer,  das  Wiat  auch  noch  sehr  oft  hat,  besitzen  die  reim- 
silben  hier  nicht.  Es  handelt  sich  lediglich  nur  um  die  silbenzahl.  Ver- 
gleichen wir  mit  Wiat's  Übersetzung  dieses  Petrarca'schen  sonetts  (p.  33) 
die  Übersetzung  Surrey's  (bei  Tottel  p.  8  f.),  so  finden  wir  ausser  dem  vor- 
kommen von  liueth  einmal  im  zweiten  fusse  und  Taketh  einmal  zum 
versbeginne,  ganz  reine  neucnglische  jamben  ohne  Verletzung  des  wort- 
oder  versaccents. 

Wiat  ist  kunstdichter  und  gieng  in  der  nachahmung  der  italienischen 
muster  nur  zu  weit.  In  vielen  seiner  dichtungen,  vielleicht  den  späteren, 
hat  er  die  oben  gekennzeichnete  versmessung  ganz  abgestreift  und  dichtet 
in  tadelloser  form.  Es  ist  dies  vermutlich  dem  einflusse  seines  freundes 
Surrey  zuzuschreiben,  der  sich  auch  in  den  meisten  übrigen  gedichten, 
die  Tottel's  Sammlung  enthält,  woltätig  kund  tut.  Die  verse  aber,  die 
Wiat  noch  ohne  jenen  heilsamen  einfluss  verfertigt,  zeigen,  wohin  die 
grosse  metrische  Verwirrung  und  Unklarheit  der  begrifte  auf  dem  gebiete 
der  kunstdichtung  führen  konnte. 


256  A.  SCHROEER, 

Es  ist  wol  kein  ziitall,  wenn  wir  bei  hotrachtuiifj  des  knüttel  verses 
im  en^lisclieu  dniuia  an  jene  ältesten  spielsaninilunf^en  anknüpfen  können, 
die  unter  deiu  nanien  der  'Towneley  Mysteries  bekannt  sind.  Wir 
haben  darin  meist  alliterierende  langzeilen  mit  binnenreim,  demzufolge 
sie  in  kreuzweise  reimende  kurz/.eilen  zerfallen.  In  gleicher  weise  Hesse 
sieh  das  prinzip  iu  den  Cuventry  Plays  nachweisen.  Ich  glaube  aber 
meine  diesbezügliche  Untersuchung  jetzt  weglassen  zu  können,  da  ja  in 
prüf.  Schipper's  metrik  darüber  ausführlich  gehandelt  ist,  wenn  auch  vom 
Standpunkte  der  zweihebigkeitstheorie.  So  wende  ich  mich  gleich  zu  Lynd- 
say  und  Skelton,  die  für  Bale  doch  am  meisten  iu  betracht  kommen. 

Lyndsay's  'Satyre  of  the  tlirie  Estaits'  beginnt  mit,  alliterie- 
renden laugzeileu,  die  aber  bald  in  halbzeilen  verlaufen: 
The  Fäther  and  fiunder  of  faith  änd  felicitie 
Thät  your  fässioun  förmed  to  Ins  similitüde 
Arid  bis  b'one,  our  Säuioür,  scheild  in  necessitie,  — 
That  böeht  j6w  from  bäillis     räueon  ri'ule, 
Kepleadgeänd  bis  personäris     \vith  Ins  hart  bli'ide, 
The  halie  Gaist,  gouernour    and  groüuder  of  grace, 
Of  wisdöme  and  weilfair     baith  fountaiue  and  tlüde, 
Gif  50W  all  that  I  sie    seasit  in  this  place, 
And  scheild  jöw  from  sinne. 
And  with  his  Spreit  jöw  inspyre, 
Till  r  haue  schäwin  my  desyre 
Silence,  Sinieraine,  I'  requyre; 
For  now  I'  bcgiu. 

Nun  folgen  regelmässige  fünffüssige  jamben: 

Tak  tent  to  nie,  my  friends,  and  hald  jow  cöy  — 
die  aber  bald  in  vierfüssige  übergehen.  Die  vierfüssigen  zeigen  die  frei- 
heiten  des  fehlens  der  Senkungen,  der  katalexe  u.  a.  m.  Die  fünffüssigeu, 
die  nicht  selten  weibliehe  cäsuren  zeigen,  linden  sich  recht  geschickt  ge- 
messen; Lyndsay  bediente  sich  dieses  kunstmässigeu  uietrums  z.  b.  auch 
im  Testament  of  S(iuyer  Meldrum.  Im  allgemeinen  ist  der  gebrauch 
der  kunstmässigeu  rhytlimeu  auf  die  ernsteren  jjartien  beschränkt.  Der 
grüaste  teil  des  Stückes  ist  in  viertaktigen  halbzeilen  von  verschiedener 
reimordnung  geschrieben,  doch  finden  danelien  recht  derbe  doggerei  rhymes 
besonders  in  den  rüpelscenen  räum.  Oft  sind  dieselben  in  ziemlich  reinem 
jambischen  rhythmus,  regelrechte  septenare,  doch  platzen  darauf  wider  rohe 
verse,  ohne  Senkungen,  die  aber  trotzdem  durch  ihre  Verwendung  zeigen, 
wie  viel  takte  ihnen  zukommen.  Eine  kleine  probe  wird  genügen  :  v.  IKßOff. 
Diligence.  Loiipe  now,  gif  thou  list;  for  thoü  hes  lost  the  ledder 
l'aupcr.        It  is  füll  weil,  thy  kind  to  loi'ip  and  licht  in  a  ledder. 

Thou  sal  be  faine  to  fetch  agane  je  ledder,  ör  I  loi'ip. 

I  sdil  Bit  heir,  intö  this  tcheir,  tillT  haue^tümde  the  stoup.' 

'  Die  inneren  reime  faine  :  agane,  heir  :  their  beweisen  nichts  für 
eine  atrophe;  sie  sind  zu  der  zeit  oft  ohne  system  eingemengt,  so  wie 
die  alliteration. 


BALE,    COMEDY  CONCERNYNGE  THRE  LAWES.  257 

Dil  ige  nee.  Swyitli!  begger!  bögill!    haist  tlie  away! 

Thow  iirt  över  pert    to  spill  oür  play. 
Pauper.       I  wil  not  gif,  for  al  jour  play,  wörth  an  s6wis  färt; 

For  thair  is  rieht  lytill  play  at  my  hüngrie  hart. 
Diligenee.  Quliat  Devill  aus  this  crucket  carle'? 

Pauper.  Marie!   Meikill  sörröw. 

I  cän  not  get,  thöcht  I  gäsp,  to  beg,  nör  to  börrow. 
Diligenee.  Quhair  deuill  is  this  thou  dwels?    Or  quhats  thy  intent? 
Pauper.       I  dwell  into  Läwthiane,  ane  myle  fra  Tranent. 
Diligenee.  Qubäir  wald  thou  be,  carle?    The  süth  tö  me  shaw.  u.  s.  w. 

Es  ist  wol  kaum  nötig,  noeh  weiteres  hinzuzufügen,  da  die  skansion, 
die  ich  beigefügt,  wol  hinreicht.  Interessant,  obwol  gar  nicht  unge- 
wöhnlich, ist  vers  1958,  in  dem  der  zweite  halbvers  von  vier  hebungen 
und  zwei  Senkungen  den  ersten,  einen  regelrechten  jambischen  dimeter 
ergänzt.  Auf  den  letztangeführten  vers  passt  schema  5)  Gaseoigue's 
doggerei. 

Bezüglich  der  wortbetonung  ist  nichts  besonderes  zu  bemerken. 
Lyndsay  steht  auf  dem  Chaucer'scheu  Standpunkt,  bindung  der  tieftöne 
im  reime,  wie  Ingland  :  lyand,  oder  weiblicher  reim:  tarie  :  Marie,  defendit 
:  bendit,  doch  darüber  geht  er  in  der  regel  nielit  hinaus. 

Am  wichtigsten  erscheint  aber  Skelton. 

Skeltou's  knüttelverse  erwähnten  wir  bereits  mehrfach,  und  aus 
dem,  was  wir  über  seine  kurzverse  gesagt  haben,  ergibt  sich  das  wiesen 
seiner  langzeilen  von  selbst.  Wir  müssen  dabei  ein  für  allemal  an  das 
oben  aufgestellte  schema  von  sechs  mögliehen  entwicklungen  erinnern. 

Am  interessantesten  ist  in  metrischer  hinsieht  das  interlude  Magny- 
fycence. 

Langzeilen  mit  und  ohne  alliteration  Hessen  sieh  in  menge  anfüh- 
ren, so  z.  b.: 

2507     Syth  vnto  me  formest  this  pröcesse  is  erectyd, 

Herein  I  wyll  aförse  me  to  shewe  yoü  my  mynde. 

Fyrst,  from  your  niagnyfycence  syn  must  be  abieetyd,  etc. 

Doch  die  langzeilen  treten  nicht  ungemischt  auf.  Das  abbrechen  in  kurz- 
zeilen  ist  sehr  gewöhnlieh;  häufig  aber  enthält  die  eine  seene  langzeilen, 
die  andere  kurzzeilen.  Nun  ist  es  aber  bei  der  eigentümlichen  aus- 
gleichung  der  töne  natürlich,  dass  langzeilen  mit  sechs,  sieben  oder  acht 
schwachen  hebungen  von  kurzzeilen  mit  vier  kräftigen  hebungen  nicht 
gar  weit  differieren.  So  ist  das  leichte  übergehen  von  einer  reihe  lang- 
zeilen in  eine  von  kurzzeilen  zu  erklären.  Innerhalb  solcher  reihen  kann 
man  oft  im  zweifei  sein,  wie  ein  einzelner  vers  zu  lesen  sei.  Gerät  nun 
aber  der  dichter  bei  schwach  gehobeneu  langzeilen  den  kurzzeilen  nahe, 
so  sucht  er  durch  plötzliches  überspringen  in  den  andern  rhythmus  diesen 
deutlich  erkennbar  zu  machen.  Ebenso  umgekehrt.  So  haben  wir  z.  b. 
von  V.  40G  an  eine  reihe  viermal  gehobener  halbzeilen: 

Nowe  to  the  deuyll  I  the  betake, 

For  in  fayth  ye  be  well  met    etc. 

Anjjlia,  V.  band.  17 


25S  A.  SCHROEER, 

Diese  schwellen  nun  aber  au,  so  die  verse 

43G — 7     Colin terfet  maters  in  the  lawe  ol'  tho  laude, 
Wytb  goldo  and  grotes  thej'  grose  my  hande, 

453—4     Whan  the  noppe  is  rughe,  it  wolde  be  shorne; 
CouQterfet  haltj^nge  without  a  thorne. 

Da  wird  es  nun  schwierig,   dieselben  auf  den  viertaktigcn  rhythuius  zu 
rc/.itieren,   der  dichter   schränkt  sich   ein,   bis   er   wider  auf  vierhebige 
verse  ohne  doppelte  Senkungen  herabkouiiut: 
4()T     To  counterfet  she  wyll  assay 

All  the  newe  gyse,  fresshi'  and  gaye, 
And  be  as  praty  as  she  may, 
And  iet  it  ioly  as  a  iay: 
uiul  nun  beginnt  er  mit  absieht  regelrechte  langzeilen: 

47U  Counterfet  precliynge,  and  byleue  the  contrary; 
Counterfet  couscj'ence,  peuysshe  pope  holy; 
('ounterfet  saduesse,  with  delynge  füll  luadly  etc. 
Häufig  finden  sich  aber  lang-  und  kurzzeilen  nebeneinander;  es  wäre  zu 
untersuchen,  inwieweit  im  einzelnen  die  Überlieferung  schlecht  ist.  Es 
ist  so  ein  Wechsel,  zwar  kein  Wechsel  im  rhythmus,  sondern  nur  ein 
Wechsel  der  pause  im  rhythmus,  je  nachdem  der  reim  zu  ende  oder  in 
der  mitte  sich  einstellt.  So  werden  wir  vielleicht  auch  eine  andere  art 
des  'Skeltonical  metre'  erklären  müssen ,  die  sich,  wie  in  anderen  Skel- 
ton'schen  dichtungen,  so  auch  in  Magnyfycencc  findet,  nämlich  die  z wei- 
he big  en  verse,  die  möglicherweise  aus  den  vierhebigen  durch  binnen- 
reim  entstanden  sind.  Wir  haben  oben  widerholt  unter  theoretischen 
vierhebigen  nur  zwei  wirkliche  hebungen  angenommen;  wo  nun  aber  in 
einer  langem  reiheiifolge  solche  zweihebler  allein  vorkommen,  muss  man 
wol  aucli  ein  anderes  prinzip  zu  gründe  legen,  nämlich  das  der  zwei- 
hebigkeit.    So  z.  b. : 

870  ff.     That  usetli  nie; 
He  can  not  thee 
A  very  fon, 
A  very  asse, 
Wyll  take  vpon 
To  compasse   etc. 
In    Lyndsay's   Satyrc   haben    wir  fiinffüssigc  jaraben   in  längerer 
reihenfolge  angetroffen   und  werden  dort  wol  einen  solchen  rhj^hnuis 
für  die  betrettenden  partieen  zu  gründe  legen.    Es  ist  daselbst  eben  der 
einfiuss  der  kunstpoesic  zu  erkennen.     In  Skelton's  Magnyfycencc  finden 
wir  gelegentlich  auch  fiinffüssige  Jamben,  so  v.  203—4,  '241  u.a.m.,  aber 
in   der  regel   befinden   sich    diese   unter  langzeilen,   scheinbaren  alexan- 
drinern  und  septenaren;  wir  werden  sie  deshalb  auch  als  langzeilen  an- 
sehen müssen  und  auf  das  Schema  unter  (!)  verweisen. 

Obwol  bezüglich  der  silbenraessung  und  der  wortbetonung  in  denk- 
rnälern  dieses  metrischen  zustandes  keine  Schlüsse  zu  ziehen  sind,  wie 
ich   sie   in   meiner  oben  angefülirten  abhaudluug  bei  Surrey  und  seinen 


BALE,    COMEDY  CONCERNYNGE  THRE  LAWES.  259 

nachfolgein  gezogen,  so  verdient  doch  ein  punkt  bei  Skelton  besondere 
beachtung. 

Die  hebungen  in  der  langzeile  können  wie  gesagt  auch  auf  hebungs- 
unfähige Silben  gesetzt  werden,  doch  nur  im  versinnern.  Bei  dreihebig 
klingendem  versausgange  kann  die  vierte  hebung,  d.h.  der  klingende  nach- 
klang der  dritten  aus  einer  silbe  von  beliebigem  tonwert  bestehen.  Der 
reim  ruht  auf  der  dritten  hebung.  Reimt  aber  die  vierte  hebung  allein,  so 
muss  in  gut  mittelenglischer  zeit  diese  silbe  eine  sogenannte  tieftonige 
sein.  Dieses  gesetz  konnte  sich  unmöglich  abschwächen.  Nun  finden 
sich  aber  dennoch  bei  Skelton  gelegentlich  verse  wie  die  folgenden. 
Ware  the  Hauke: 

160—1     The  cliürch  is  thüs  abüsed 
Repröched  and  polütyd 
Magnyfycence : 

685 — 6    By  the  armes  of  Calys,  well  concevued!  i 

When  we  haue  hym  thyder  conuayed 
1670 — l     Notwithständynge  to  yoü  be  it  sayde', 

To  trüst  in  me  he  is  büt  dyssayued 
16S2 — 3    That  he  knöwe  not  büt  that  I'  haue  supplyed 
All  that  I  can  bis  matter  för  to  spede. 

Der  erste  fall  wäre  dadurch  halbwegs  zu  rechtfertigen,  dass  man  nach 
langer  Wurzelsilbe  der  endung  -ed  einen  tiefton  beilegt,  wie,  freilich  mit 
weit  mehr  recht,  reime  wie:  höly  :  madly  :  föly  gelegentlich  vorkommen. 
In  den  zwei  nächsten  fällen  sollen  wol  wider  die  endungen  -ed  reimen  und 
obwol  ihre  skansion  etwas  fraglich  ist,  scheint  es  gar,  als  ob  der  weib- 
liche unbetonte  nachklang  als  reimsilbe  dienen  sollte;  im  letztangeführten 
reimpaare  reimt  supplyed  deutlich  mit  spede.  Dies  geht  doch  über  die 
grenzen  des  erlaubten  hinaus.  Sehen  wir  ferner  ein  verspaar  1741—2, 
das,  wenn  es  richtig  überliefert  ist,  folgendermassen  lautet: 

Say  sömwhat  nöwe,  let  se,  for  yoür  seife 

Syr,  yf  I  myght  permytted  be, 

so  liegt  die  Versuchung  nahe,  auch  Skelton  die  schuld  zu  geben,  dass  er 
gelegentlich  auch  reime  nur  fiir's  äuge  geschrieben,  wie  wir  das 
bei  Wiat  gesehen. 

Endlich  komme  ich  zu  der  metrik  des  hier  mitgeteilten  Bale'schen 
dramas  selbst.  Ich  habe  all  das  vorhergehende  vorausschicken  zu  müssen 
geglaubt,  um  eine  gruudlage  zu  gewinnen.  Ich  fasse  nämlich  die  verse  in  der 
'Comedy  concernynge  thre  lawes'  ebenfalls  als  langzeilen  auf,  die  auf  die 
alliterierende  alte  langzeile  zurückgehen,  und  zwar  auf  eine  achttaktige. 
Man  könnte  versuchen,  die  verse  als  fünffüssige  Jamben  mit  mehrsilbigen 
Senkungen  und  häufig  weiblichen  cäsuren  zu  lesen,  etwa  folgendermassen  : 
Where  as  is  no  lawe,  can  no  good  order  be, 
In  nature,  in  people,  in  howse  nor  yet  in  citie. 

1  Wol  =  say  ed. 

17* 


200  A.  SCHROF.ER, 

Pocli  wenn  wir  auch  manchmal  mit  mehr  oder  weniger  zwang  so  lesen 
können,  so  geht  dies  oft  durchaus  nicht  an,  z.  b.  v.  75),  150  u.a.m.  Wir 
werden  uns  dann  zunäclist  versucht  fühlen,  den  alexandriner  zu  gründe 
zu  legen.  Doch  wenn  nuu  auch  z.  b.  v.  2it  gauz  regelmässig  wäre,  wie 
sollten  wir  dann  v.',W  lesen?  Etwa  als  füuffiissigenjambusV  Jambischer 
fünffiissler  und  alexandriner  sind  nun  aber  diejenigen  rhythmen  der  kunst- 
poesie,  die  überhaupt  in  betracht  kommen  können.  Ist  es  nicht  mög- 
lich, einen  derselben  als  grundlage  der  vorliegenden  verse  zu  betrach- 
ten, so  müssen  wir  sie  ein  für  alle  mal  bei  seite  lassen. 

AVir  müssen  auf  das  alte  i)rinzip  der  achttaktigen  langzeile  zurück- 
greifen, die  sidi,  wie  oben  gezeigt  ward,  in  sechs  verschiedenen  mög- 
lichen gestalten  bewegt.  Sehr  wichtig  und  für  die  skansion  ein  unschätz- 
barer fingerzeig  sind  die  kommata  oder  punkte  in  der  cäsur,  die  in  mittel- 
englischen  handschriften  ja  nicht  selten  sind.  In  unserem  druck  sind 
sie  zuweilen  ausgelassen,  was  wol  nur  zufall  ist.  Die  zweiteiligkeit  der 
langzeile  zeigt  sich  auch  in  dem  abbrechen  in  halbzeilen,  sobald  der 
binnenreim  eintritt.  Wie  wir  gesehen  hal»en,  wurden  an  einigen  stellen 
sogar  noch  langzeilen  geschrieben,  wo  bereits  halbzeilen  eingetreten 
waren,  und  unser  druck  geht  ja  möglicherweise  auf  eine  originalhand- 
schrift  des  Verfassers  zurück.  So  wie  wir  in  folge  der  doppelten  katalexe 
Schema  3)  sehr  häufig  erhalten,  so  haben  wir  in  den  kurzzeilen  auch  vor- 
wiegend nur  drei  hebungen  zu  lesen,  natürlich  mit  katalexe  oder  brachy- 
katalexe  der  vierten. 

Dadurch,  dass  die  achttaktigkeit  der  langzeile,  wie  mir  wenigstens 
scheint,  streng  gewahrt  blieb,  musste  natürlich  manche  silbe  gleichsam 
als  lückenbüsser  eine  hebung  übernehmen,  die  ihr  sonst  nicht  zugekommen 
wäre.  Jede  silbe,  die  nach  einer  hochbetonten  folgt  und  vollen  wert  einer 
silbe  besitzt,  d.  h.  gewöhnlich  nicht  übergangen  wird,  kann  eine  hebung 
tragen.  So  werden  wir  v.  7s."i  thretten,  v.  SS3  proper  (weil  die  letzte  silbe 
vor  dem  folgenden  b  nicht  zu  verschleifen  ist),  v.  18(j7  süft'er  betonen 
müssen.  Bale  braucht  nämlich  hebungsfähige  Silben,  es  ist  als  ob  er 
dieselben  erzwingen  wollte,  um  den  alten  rhytliraus  zu  bewalii-en.  Es 
nehmen  sich  in  folge  dessen  die  verse,  in  denen  nach  neuenglischer  an- 
schauung  zwei  weibliche  ausgänge  nur  in  der  letzten  silbe  reimen,  höchst 
unmetrisch  aus,  wenn  man  sie  mit  gleichzeitigen  produkten  der  kunst- 
poesie  vergleicht.  Die  tendenz  gieng  bezüglich  der  letzten  zwei  hebun- 
gen im  Mittelenglischen  deutlich  dahin,  entweder  klingende  reime  zu  bil- 
den, die  aus  den  zwei  letzten  hebungen  bestanden  —  womit  dann  das 
stummwerden  der  letzten,  die  katalexe,  zusammenhing  oder  bei  vier- 
hebig  stumptem  reime  zwischen  dritter  und  vierter  hebung  die  Senkung 
nicht  zu  vernachlässigen. 

Bale  reimt  nun  auch  häufig  weiblich,  wie  v.  929  ff.  table  :  cöramen- 
dable,  cönsecräcyons  :  expiacyöns,  v.  935 — ti  testymönyes  :  ceremönyös, 
und  ebenso  vierhebig  stumpf  mit  Senkung  vor  der  vierten  v.  925— ü  judy- 
cyäll  :  t6mporäll ,  doch  auch  sehr  häufig  ohne  Senkung:  v.  917 — S 
lionoür  :  neyboür,  1323 — 1  bodye  :  manye,  221 — 2 — 3  lätely  :  bayly  :  dys- 
cr(''tely,  13.")3  1  fölye  :  s«!»rye,  s.'j— 7  Sathän  :  wuman  u.  a.  m.  (Skelton  zeigt 
dergleichen  auch,   doch  viel  seltener);  oft  auch  in  einem  verse  mit,  im 


BALE,    COMEDY  CONCERNVNGE  THRE  LAWES.  261 

andern  ohne  Senkung  vor  der  reimsilbe:  868 — 9  iniurye  :  ädiiersärye, 
1167 — S  sophystrye  :  necessarye,  225 — 0  vyllanye  :  trülye,  1052 — 3  cümpa- 
nye  :  glädlye  u.  a.  m.  (Es  ist,  wie  schon  oben  bemerkt,  nichts  auffälliges, 
dass  ein  dreihebiger  vers  mit  einem  vierhebigen  reimt,  oder  umgekehrt, 
vgl.  in  unserem  denkmale  v.  61 — 2,  120 — 1,  125—6,  752—4,  759—61  u.  ö.) 
Die  angeführten  fälle  wären  nun  meist  reime  von  regelrechten  tieftönen. 
Doch  Bale  beschränkt  sich  nicht  auf  solche.  Er  nimmt  auch  seine  er- 
zwungenen tieftöne  zu  hilfe.  Wie  wir  oben  bemerkten,  dass  die  end- 
silben  von  Wörtern  wie  thretten,  suflfer  als  hebungen  dienen  müssen,  so 
gebraucht  Bale  ähnliche  sogar  im  reime,  wenn  es  not  tut.  Wir  haben 
v.  1639—40  die  reime  Tyber  :  remember,  105 — 6  teächer :  göuerner,  71—3 — 4 
respected  :  afflycted  :  redemed,  1882  —  3  deserued  :  döubled,  2055 — 7 — 8 
descrybed  :  corrüpted  :  poluted,  ähnlich  v.  433 — 7,  779 — 81.  Wir  haben 
dies,  wenn  auch  nicht  so  häufig,  doch  bereits  bei  Skelton  wahrgenommen. 
Bisher  befanden  wir  uns  aber  noch  innerhalb  des  regelrechten  rhythmus, 
dem  zu  liebe  derartige  freiheiten  zugestanden  werden  mögen.  Anders 
aber  verhält  es  sich  mit  versen  wie  5S0 — I — 2  oder  5S4 — 5 — 6.  Wir  haben 
in  diesen  die  tonlose  silbe  -ed  als  reimsilbe  verwendet,  denn  es  ist  zu 
betonen  ioyned,  scörned,  reigned,  vnacqaynted,  accused,  womit 
das  einsilbige  shed  reimt.  Die  fälle  sind  vereinzelt,  doch  nicht  zu  be- 
streiten. Ebenso  finden  wir  v.  66S — 9—70  die  reime  sacramentäls  : 
trentäls  :  Decretäls,  die  in  anderer  skansion  v.  1 188 — 90 — 91  wider- 
kehren decretfils  :  sacramentäls  :  trentäls.  Sacramentäls  und 
trentäls  reimen  dreihebig  klingend,  jedoch  zugleich  in  der  weiblichen 
endung  mit  decretäls  stumpf,  wobei  das  -als  des  letztgenannten  Wor- 
tes einmal  die  vierte  hebung  trägt,  das  andere  mal  die  dritte.  Da  es 
doch  wahrscheinlich  ist,  der  dichter  habe  in  sacramentäls  :  trentäls 
die  erste  reimsilbe  als  die  entscheidende  betrachtet,  so  macht  er  sich  des- 
selben Verstosses  schuldig,  dem  wir  bei  Wiat  begegneten,  nämlich  dass 
er  bei  einem  weiblichen  ausgange  die  dort  natürlich  unbetonte  weibliche 
endung  mit  einer  männlichen  silbe  reimen  lässt.  Theoretisch  freilich, 
wenn  wir  trentäls  als  zwei  alte  hebungen  ansehen ,  wäre  die  sache  ja 
ganz  in  der  Ordnung,  da  ja  dreihebiger  und  vierhebiger  vers  im  reime 
gebunden  werden  dürfen. 

Solchen  unrhythmischen  reirabindungen  gegenüber,  wie  auch  den 
'erzwungenen'  tieftönen,  wie  ich  diese  genannt,  muss  aber  vom  Stand- 
punkte der  Sprachgeschichte  entschieden  protest  eingelegt  werden.  Dazu 
gab  die  spräche  nicht  die  berechtigung.  Bale  bediente  sich  dieser  silben 
im  reime,  weil  er  gar  kein  rhythmisches  gefühl  besass,  oder  wenigstens 
nicht  befragte,  und  bildete  reime  für's  äuge.  Die  zahlreichen  vierhebig 
stumpfen  reime  ohne  Senkung  zwischen  dritter  und  vierter  hebung,  wie 
V.  3,  39,  50,  85,  87,  1353—4  n.  s.  w.,  gegen  die  man  schematisch  nichts 
einzuwenden  hätte,  und  noch  mehr  die  reime  auf  die  endung  -ed  werden 
wol  auch  unter  die  kategorie  der  reime  für's  äuge  fallen  müssen  und 
zwar  deshalb,  weil  im  16.  Jahrhundert  die  logische  wortbetonung  in 
der  metrik  danach  drängte,  sich  alleinige  geltung  zu  verschaffen.  Bios 
in  der  verstiegenen  kunstpoesie  Wiat's,  aus  der  oben  ein  paar  beispiele 
vorgebracht  worden  sind,   konnte  eine  ausschliesslich  silben  zählende 


'2l>2  A.  SCHROF.EK, 

vorsnu'ssuiif,^  plat/,  i;ieit'eii,  d\e  beim  vortnip;  voninitlicli  jode  zweite  silbe 
in  die  liebiuig  setzte  und  banner  :  suffer  :  eudure  :  harber  reimte,  so  wie 
Hans  Sachs  deklamierte: 

Und  Doktor  Märtini'is  Luther 

Zu  Wittenberg  Augustiner. 

Ausserhalb  des  eintlusscs  der  ueuen.kunstpoesie  konnte  eine  solche  beto- 
nungsweise eben  nur  dort  sich  einstellen,  wo  richtiges  metrisches  gefiihl 
gar  nicht  mitsprach  und  es  auch  gar  nicht  darauf  ankam,  vcrse  für  die 
deklamation  zu  schreiben,  sondern  ein  traditionelles  achttaktiges  und  ver- 
mutlich nach  einer  melodie  recitiertes  rhythmisches  schema  auszufüllen. 

Bale's  versmessung  beweist  nur  vollends,  dass  die  achthcbigkeit  der 
langzeile  damals  nur  traditionell  gewesen  sein  kann,  wenigstens  im  süd- 
lichen mittelland.  Dass  ein  metrisch  feinfühliger  dichter  solche  verse 
meist  vierhebig  gelesen  haben  wird,  zeigen  uns  die  oben  auf  8.252 
mitgeteilten  verse  Gascoigne's.  Es  sagt  ten  Brink  selbst  einmal  (in  seiner 
Lit.-Gesch.  s.  194):  'Freilich  ist  es  sehr  zweifelhaft,  ob  man  gegen  den 
ausgang  des  mittelalters  die  alliterierenden  verse  noch  so  richtig  zu  lesen 
vermochte,  wie  man  sie  der  tradition  gemäss  baute.' 

Wir  sehen  nun,  dass  in  der  alten,  traditionellen  dichtungsform  einer- 
seits und  in  der  kunstpoesie  extremer  richtuug  andrerseits,  ein  ähnlich 
verunglücktes  resultat  zu  tage  treten  musste.  Bei  ersterer  war  es  die  folge 
der  Unklarheit  über  und  der  gleichgiltigkeit  gegen  die  wirklichen  tonwerte 
der  Silben;  bei  letzterer  die  prinzipielle  nichtberücksichtigung  des  accentes, 
die  syllabiercnde  versmessung  nach  dem  muster  der  romanischen  dichter.' 

Einen  punkt  muss  ich  aber  noch  berühren,  der  für  den  doggerei 
rhyme,  das  verwilderte  kind  der  alten  langzeile  in  betracht  kommt,  näm- 
lich die  inneren  pausen. 

Pausen  zum  Schlüsse  einer  langzeile  oder  auch  einer  halbzeile  sind 
ja  ganz  gewöhnlich.     Es   hat   dann  die  letzte  hebung  das  volle  gewicht 
zweier  takte  zu  tragen.     Doch  warum  sollte  bei  einem  rezitierenden  rhyth- 
mus  nur  der  letzte  takt  pausiert  werden  können?    Verse  wie 
105.    For  tyme  of  exyle,  than  1'  must  be  hys  teacher 
r08.   And  thän  to  Moses,  whych  is  the  sonne  of  A'mräm 
859.   The  läwc  of  Moses,  to  lye  I  were  to  blämc 
981.   To  blynde  the  rülers,  and  deceyue  the  cömmynält6  . 
nötigen    uns,    wenn   wir   sie  nach   dem   angenommenen   rhythmus   lesen 
wollen,   nach  der  ersten  hebung  eine  pause  zu  machen.     Aehnliche  fälle 
sind  vers  lOO,  147,  155—0,    160,   744,   801,   868,  911,   942,  955,  962,   1125, 


'  Als  ich  den  obengenannten  aufsatz  im  1.  bände  der  Anglia  schrieb, 
war  mir  der  Zusammenhang  des  doggerei  rhyme  mit  der  alten  langzeile 
noch  nicht  so  wahrscheinlich  wie  jetzt;  ich  hätte  daher  mit  dem  versuche 
regelmässiger  skansion  auch  bei  Bale  jeder  zweiten  silbe  eine  hebung 
gegeben  und  ohne  w  eiters  brethren  :  chiidren  reimen  lassen,  wie  bei  Wiat. 
Jetzt  möchte  ich  doch  nur  auf  gewi.ssc  dichtungcn  des  letzteren  den  satz 
beziehen,  den  ich  Anglia  IV,  4,  anm.  zu  allgemein  hingestellt  habe  und 
den  prof.  Schipper  (Englische  Metrik  I,  531,  anm.)  begreiflicherweise  be- 
anstandet. 


BALE,  COMEDY  CONCERNYNGE  THRE  LAWES.         263 

117(3,  1309  u.  a.  lu.  Meist  handelt  es  sich  da  um  ein  stummes  e,  das  den 
tiefton  und  die  zweite  hebung  tragen  sollte,  worauf  ein  unbetontes  wort 
(and,  of,  to,  the,  oder  wenigstens  eine  unbetonte  silbe:  [vp]ou  u.a.m.) 
folgt.  Das  unbetonte  wort  dient  nämlich  als  'schlechter  taktteil'  zum 
dritten  takte  und  trennt  diesen  somit  deutlich  von  dem  ersten  und  pau- 
sierten zweiten.  So  befindet  sich  die  erste  hebung  in  einer  ähnlichen 
läge  wie  die  letzte  einer  zeile,  sie  schliesst  gewissermasscn  ein  ganzes 
deutlich  ab  und  kann  daraufhin  eher  den  wert  zweier  hebungeu  auf  sich 
nehmen.  Es  erinnert  dies  an  die  Stellung  tieftoniger  hebungen  im  Mittel- 
hochdeutschen. Es  liesse  sich  die  annähme  innerer  pausen  vielleicht 
recht  weit  zurück  in  die  älteren  perioden  englischer  rhythmik  verfolgen^ 
worauf  ich  jetzt  freilich  verzichten  muss. 

Es  erübrigt  noch,  die  strophische  gliederung  der  versc  in 
unserer  comedy  zu  besprechen.  Vor  allem  sind  dabei  die  langzeilen 
von  den  kurzzeilen  zu  scheiden.  Die  langzeilen  sind  in  Strophen  nach 
der  reimordnung  ababbcc  abgefasst',  also  z.  b.  gleich  v.  ] — 5(i.  Im 
dialoge  aber  erscheint  es  unbequem  und  untunlich,  die  Strophenform  bei- 
zubehalten, und  es  treten  reimpaare  ein,  z.  b.  v.  57— 69.  Die  Strophe 
bleibt  aber  nicht  auf  monologe  beschränkt,  sondern  zeigt  sich  auch  im 
dialoge,  sobald  den  einzelnen  rednern  eine  längere  reihe  von  versen,  die 
für  sich  eine  Strophe  bilden  kann,  eingeräumt  wird,  z.  b.  v.  70 — 104. 
Unter  den  reimpaaren  finden  sich  gelegentlich  auch  drei  reime  (wie  z.  b. 
V.  1425—7),  auch  vier  reime  (z.  b.  v.  946— 9).  In  den  kurzzeilen  herrscht 
die  Strophenform  aabccb;  dieselbe  findet  sich  erweitert  zu  aaabcccb 
(z.  b.  V.  217 — 224,  350 — 373  u.  ö.).-  Dabei  sind  aber  die  zwischenreden 
zu  berücksichtigen,  die  bald  mit  zur  Strophe  gehören  (z.  b.  v.  350,  471), 
bald  ausser  derselben  stehend  sich  im  reime  an  dieselbe  anschliessen  (z.  b. 
v.  190,  216).  Auch  an  reimpaare  schliessen  sich  gelegentlich  zwischen- 
reden im  reime  an,  so  z.  b.  v.  1475. 

(Es  ist  wol  kaum  nötig,  zu  erwähnen,  dass  im  Bale'scheu  verse  die 
bekannten  mittelengl.  freiheiten  der  doppelten  Senkungen  [so  z.  b.  v.  244, 
309,  419,  420  u.  ö.],  des  auftaktes  [z.  b.  v.  290,  347,  354  u.  ö.],  desgl.  auch 
im  zweiten  halbverse  [z.  b.  v.  746,  S85,  960,  972  u.  ö.]  sich  finden,  sowie 
die  freiheiten  in  der  silbenmessung,  die  freilich  nicht  im  einzelnen  falle 
festzustellen  sind,  da  ja  kein  regelmässiger  rhythmus  von  vcrsfüssen, 
sondern  nur  von  takten  vorliegt.) 

Die  metrik  in  den  andern  erhaltenen  dramen  Bale's  ist  die- 
selbe wie  die  hier  geschilderte,  nur  fehlen  die  kurzzeilen.  In  monologeii 
und  längeren  reden  finden  sich  dieselben  Strophen  nach  ababbcc,  in 
dialogen  reimpaare.  Bezüglich  des  Kynge  Johan  ist  Ward  (H  E  D  L 
I,  98)  geneigt,  den  ersten  teil  Bale  abzusprechen.  In  metrischer  hinsieht 
wenigstens  zeigt  der  erste  teil  ganz  den  character  und  die  eigeuheiten 
der  Bale'scheu  dramen. 


'  Es  ist  hierüber  nun  zu  verweisen  auf  Schipper,  Engl.  Metr.  I,  417, 
wo  dieselbe  strophenform  in  den  Chester-Plays  und  bei  Skelton  nachge- 
wiesen wird. 

2  Vgl.  nun  Schipper,  Engl.  Mtr.  I,  353  ff.,  360  ff,,  woraus  von  neuem  der 
Zusammenhang  mit  den  alten  mysteriensammlungen  ersichtlich  ist. 


204  A.  SCHKOF.EK.    1?ALE,  COMEDY  CONCKRNYNGK  IHRE  LAWES. 

Jedenfalls  aber  dürfte  es  klar  sein,  dass  die  metrische  gestalt,  in 
der  uns  unsere  comedy  vorliegt,  wenn  man  von  einer  au  gründe  liegen- 
den melodie  absähe,  nicht  einheitlich  zu  skandieren  wäre.  Die  pausen 
im  innern  wie  zum  Schlüsse,  die  erzwungenen  tieftöne,  die  reime  für's 
äuge  zeigen  eine  traurige  Verwahrlosung  metrischer  anschauungen.  Die 
sillieu/.ähluug  im  verse  stand  in  vielen  lallen  im  widersprach  mit  der 
prosabetOTiung,  in  andern  lallen  wider  im  einklang.  Auch  Skelton  reimt 
(wenn  auch  nur  vereinzelt)  abused  :  polutyd,  zugleich  aber  waste  mit 
a  buskyn  lacyd  (Magnyf.  764). 

Der  logische  accent  entwertete  die  tieftöne  der  endungen  im  reime, 
wenn  die  Stammsilbe  gefahr  lief,  in  die  Senkung  zu  geraten;  der  level 
stress,  der  bei  Chaucer  noch  mittelenglische  reimbindungen  veranlasste, 
musste  wenigstens  im  reime  in  der  neuenglischen  periode  vor  dem  logischen 
accente  zurücktreten,  wie  oben  bereits  bemerkt  worden.  Dazu  war  der 
einfluss  der  jambischen  rhythmen  nicht  länger  zu  verleugnen.  Lyndsay's 
Satyre  ist,  wie  wir  gesehen,  ein  sonderbares  gemisch  von  kunstpoesie  und 
alter  tradition.  Letztere  wich  immer  mehr  zurück  und  obwol  sie  sich  im 
drama  noch  lange  erhielt,  befanden  sich  die  verseschmiede  ihr  gegenüber 
doch  in  ratloser  Verlegenheit.  Bale  weist  in  der  hinsieht  wol  den  gipfel- 
punkt  der  Verwirrung  und  der  daraus  entspringenden  iiolprigkeit  auf,  wie 
auf  der  andern  seite  Wiat  das  entgegengesetzte  extrem.  Dem  gegenüber 
konnte  nur  ein  bedeutendes  talent  die  often  vorliegenden  fragen  auf- 
greifen und  durch  die  tat  beantworten.  Von  diesem  gesichtspunkte  aus 
können  wir  Surrey's  Verdienste  vim  die  formvollendung  der  englischen 
poesie  erst  gebührend  würdigen.  Auf  ihn  ist  es  zurückzuführen,  was 
E.  Höpfner'  schön  mit  folgenden  Worten  ausspricht:  'In  dem  bevorzugten 
England  ist  bald  nach  der  mitte  des  IG.  Jahrhunderts  das  neue  haus 
unter  dach  gebracht  und  die  nation  ist  mit  ihren  höheren  lebensinteressen 
eingezogen-,  schon  in  der  elisabethischen  aera  erschliesst  sich  die  blute 
der  cultur,  die  dichtung,  mit  dem  saft  und  der  färben-  und  formenfülle 
der  ursprünglichen  und  der  neu  zugeführten  bildungselemente.' 

Wien.  Arnold  Schroeer. 


'  E.  H.,  Reförmbestrebungen  auf  dem  Gebiete  der  Deutschen  Dich- 
tung des  1().  und  17.  Jahrhunderts.  Jahresbericht  des  k.  Williehn-Gym- 
nasium,  Berlin  JSüli,  s.  'A. 

Berichtigung.  V.  i;(M  im  texte  ist  swerde  zu  belassen,  wie 
vv.  1S22,  1868. 


EINE 

ENGLISCHE   SCHRIFTSTELLERIN  AUS   DP:M 
ANFANGE  DES  12.  JAHRHUNDERTS. 


Unter  den  gebeten  und  predigten,  welche  die  Morris'sclien 
Old  English  Homilies  uns  darbieten,  nimmt  neben  einigen  klei- 
neren stücken  vor  allem  die  sog.  Wobunge  of  ure  Loiierd 
unsere  aufmerksamkeit  in  ansprach.  Wir  finden  in  ihr  nichts 
von  jener  sucht  zu  allegorisieren,  nichts  von  jenen  oft  au's  un- 
glaubliche streifenden  erklürungen  von  stellen  heiliger  Schriften, 
welche  die  lectüre  der  erbauungsschrifteu  aus  jener  zeit  zu  einer 
nicht  gerade  angenehmen  Unterhaltung  machen.  In  ergreifen- 
den tönen  hören  wir  hier  ein  menschenherz  das  lob  des  heilandes 
singen  und  diesem  zuletzt  mit  den  innigsten  und  glühendsten 
werten  die  liebe  erklären. 

Diese  liebeserklärungen  an  göttliche  personen  sind  in  der 
blütezeit  der  klöster  durchaus  nichts  seltenes.  Das  teuer  des 
gemütes  fand  in  der  Verehrung  seiner  gottheiten  einen  stoß',  den 
es  mit  um  so  heisserer  glut  ergrilf  und  durchdrang,  je  fester 
ihm  jeder  natürliche  ausweg  durch  das  eherne  gelübde  ver- 
schlossen war. 

Zu  diesem  licbeskultus  gab  in  hervorragender  weise  an- 
stoss  das  hohe  lied,  in  dessen  figuren  man  schon  frühzeitig 
göttliche  personen  erkennen  zu  müssen  glaubte,  und  das  denn 
auch  in  allen  hierhergehörigen  Schriften  stark  geplündert  er- 
scheint. 

So  wurde  dann  die  Jungfrau  Maria  das  frauenideal  des 
mannes,  des  mönches,  Christus  das  mannesideal  der  frau,  der 
uonne.  Das  geschlecht  des  Verfassers  aller  dieser  liebesschrif- 
ten  ergibt  sich  deshalb  ganz  von  selbst  aus  dem  gegenstände 


"K^iS  EINENKEL, 

(lesscUten.  l>cr  vertnsscv  der  Urcisuu  of  nie  Let'di'  war  ciu 
mann,  ^\'ir  wüssteu  dies,  selbst  wenn  die  audentnngen  in  den 
letzten  versen  nicht  vorhanden  wären,  nnd  —  könnten  wir  fort- 
l'ahrcn  —  der  verfiisser  der  Wohnn^e  of  nre  Louerde  war  — 
eine  Iran.  Kein  schluss  ist  cinfaelier  nnd  naheliegender  als 
dieser.  Morris  jedoch  und  nach  ihm  tcn  Hrink  machen  das 
ganze  zu  einer  'allegoric,  in  der  eine  "reine  seele"  oder  die 
''heilige  kirche"  Christo  die  liebe  erkläre '.'- 

Man  weiss  in  der  tat  für  den  ersten  augenblick  nicht  recht, 
was  ^lorris  bewogen  hat,  einer  so  einfachen  dcutung  sich  zu 
begeben  und  eine  so  fernliegende  vorzuziehen.  Es  gehört  aller- 
dings zu  den  Seltenheiten  im  mittelalter,  dass  eine  frau  die  feder 
ergreift,  aber  vorgekommen  ist  es  doch,  und  durch  das,  eine 
höhere  bildung  begünstigende  klosterleben  war  die  möglichkeit 
gegeben,  dass  es  vorkommen  konnte.  Das  einzige,  was  Morris 
für  seine  deutung  beizubringen  vermöchte,  ist  der  umstand,  dass 
dort,  wo  die  Ancren  Riwlc  besonders  stark  von  der  Wohunge 
benutzt  erscheint,  einmal  von  der  liebe  Christi  zur  'reinen  seele 
oder  zur  heiligen  kirche'  die  rede  ist.^  Wenn  jedoch  der  ge- 
nannte gelehrte  seine  ansieht  allein  auf  diese  vereinzelte  und 
noch  dazu  ganz  unvermittelt  auftretende  andeutung  stützt,  so 
könnten  wir  gewiss  mit  viel  grösserem  rechte  das  ganze  Luue- 
kai)itel  für  unsere  ansieht  in  anspruch  nehmen,  in  welchem 
ausser  der  berührten  stelle  einzig  und  allein  die  gläubige  Jung- 
frau als  gegenständ  der  göttlichen  liebe  genannt  wird,  ganz  ab- 
gesehen davon,  dass  die  benutzung  einer  allegorie  noch  gar 
nicht  beweist,  dass  der  benutzende  eine  allegorie  schreiben 
wollte.  Wir  würden  jedoch  gern  die  deutung  Morris'  gelten 
lassen,  wenn  der  Inhalt  der  Woh,  selbst  nur  mit  einem  worte 
für  dieselbe  spräche.  Dies  ist  aber  nicht  der  fall,  und  dass 
dies  nicht  der  fall  ist,  ist  um  so  befremdlicher,  als,  wie  wir 
wissen,  die  allegoristen  unserer  zeit  alles  tun,  damit  dem  leser 
der  sinn  ihrer  bilder  gleichsam  in  die  äugen  springe. 

'  Morris,  (Jld  Knj,d.  Houiilies  Series  I,  s.  191— l'.tfl.  Besonders  reich 
an  derartigen  Maricngebclcu  und  -licdern  ist  das  von  dein8ell)en  gelehrten 
herausgegebene  Old  Engl.  Miscellany,  London  1S72. 

■■'  Morris  a.  a.  o.  Prcfaee  X;  teu  Brink,  Geschichte  der  englischen 
Literatur  bd.  1,  s..  '2b'j. 

^  Morton,  Ancren  Riwle,  a  Treatise  on  the  Ruies  and  Duties  of  Mo- 
nastic  Life,  London  1853.    Siebe  s.  396. 


EINE  ENGLISCHE  SCHRIFTSTELLERIN,  267 

Unsere  autfassiing,  dass  die  Wohuuge  die  schrift 
eines  weibes  ist,  dass  die  in  dieser  scbrift  lautwer- 
denden g-efühle  nicht  erdichtet,  sondern  dem  eigensten 
Innern  der  Verfasserin  entsprossen  sind,  tritt  daher  jetzt 
schon  voll  und  ganz  in  kraft,  einfach  deshalb,  weil  sie 
die  zunächstliegende,  weil  sie  die  natürlichste  ist. 

Sie  des  weiteren  zu  stützen  und  zu  begründen,  dazu  sollen 
die  folgenden  Zeilen  dienen. 

Wir  w^ollen  im  nachstehenden  uns  nicht  nur  auf  die  Woh. 
beschränken,  sondern  zwei  kleinere  Schriften,  die  wie  Jene  die- 
selben Stoffe  auf  gleiche  weise  behandeln  und  die  Morris  daher, 
hätte  er  sie  eingehender  betrachtung  für  wert  erachtet,  genau 
wie  die  Woh.  hätte  deuten  müssen,  in  den  kreis  unserer  be- 
trachtung hineinziehen.  Es  sind  dies:  1.  die  Ureisun  of  God 
Almihti  und  2.  der  Lofsong  of  ure  Louerde,  beide  in  der  Samm- 
lung der  Old  Engl.  Hom.  befindlich. 

Ein  nicht  zu  unterschätzender  beweis,  der  für  unsere  an- 
sieht spricht,  liegt  in  der  eingangs  hervorgehobenen  Innigkeit 
und  wärme  des  tones,  den  wir  in  allen  unseren  Schriften  be- 
obachten können.  Eine  solche  lebendigkcit  und  doch  zugleich 
einfachheit  des  ausdrucks,  eine  solche  glut  und  tiefe  der  empfin- 
dung  lässt  sich  nicht  erdichten,  sie  muss  der  ausfluss  und  das 
abbild  wahrster,  innerster  erlebnisse  sein.  Freilich  sind  zu  allen 
Zeiten  geister  ersten  ranges  fähig  gewesen,  sich  in  den  anschau- 
ungs-  und  gefühlskreis  ihrer  nebenmenschen  zu  versetzen.  Aber 
dass  ein  solcher  zu  unserer  zeit  gelebt  und  gewirkt  habe,  kann 
durch  nichts  wahrscheinlich  gemacht  werden.  Was  für  ein  aus- 
sehen gebete,  die  nicht  eigene,  sondern  fremde  gefühle  aus- 
drücken sollen,  zu  unserer  zeit  erhielten,  das  sehen  wir  deut- 
lich an  den  frauengebeten,  die  in  Hali  Meidenhad  (45 — 47)' 
und  Ancren  Riwle  (26 — 40)  enthalten  sind.  In  welch  kaltem, 
trockenem,  ja  fast  geschäftsmässigem  stile  sind  sie  geschrieben. 
Und  doch  entwickeln  die  Verfasser  an  anderen  orten  eine  hohe 
poetische  begabung  und  eine  nicht  zu  verachtende  stilistische 
gewantheit. 

Ein  umstand,  der  von  noch  grösserer  Wichtigkeit  gleichfalls 
für  unsere  ansieht  spricht,  liegt  darin,  dass  die  merkmale,  welche 
die  frauenschriften  aller  zeiten  (ausser  natürlich  der  modernen) 


•  Cockayne,  Hali  M.,  an  Alliterative  Homily,  London  1866. 


26S  EINENKEL, 

keiinzeicbuen,  sich  auch  in  uuseier  Wohunge  etc.  widerlinden. 
Phantasie  uud  gefühl  stehen  im  Vordergründe,  während  das  ge- 
dankliche dement  bedeutend  zurücktritt. 

Unsere  Schriften  gehen  auf  in  gefühl  und  Schwärmerei.  Sie 
gleichen  dem  letzten  seufzer  eines  sterbenden.  Ein  hauch  der 
süssesten  hoflfnung  und  zugleich  der  bittersten  resignation  durch- 
zieht sie  alle. 

Nach  einem  anfall  von  welterinnerung  ruft  die  Verfasserin 
der  Ureisuu  of  G.  A.  aus: 

Herr  Jesu,  deine  gnade!    Wie  kann  ich  nur  etwas  lieben  ausser 
dir.    Warum  hatte  ich  nicht  immer  vor  äugen,  wie  du  dich  für  mich 
am  Ivreuze  wandest.    Warum  warf  ich  mich  nicht  zwischen  diese  arme, 
die  du  so  ausbreitetest  und  ötinetest,  wie  es  die  mutter  tut,  ihr  teures 
kind  zu  umarmen.    Ja,  ganz  so,  wie  die  mutter  dem  kinde,  rufst  du, 
himmlischer  herr,   uns   zu:   Wer  mein  leben,   wer  mein  liebstes,   wer 
stellt  sich  zwischen  uns?    Wer  will  umarmt  sein?!* 
Hierher  gehört  auch  der  schluss  des  ganzen,  ein  hilferuf  an  die 
heilige  Jungfrau,  sowie  die  nicht  enden  wollenden  liebes-koseworte, 
welche  dem  geliebten  am  eingange  der  gebete  gespendet  werden. 
Als    bei  spiel   von   gemütvoller  tiefe  und   zugleich  himmel- 
anstrebender   Phantasie    übersetzen    wir    am    besten    eine    der 
schönsten  stellen  der  Woh.    Es  findet  sich  hier  zwar  einiges, 
was  dem   heutigen  geschmacke  nicht  recht  munden  will,  und 
wir  bitten  an  solchem  orte,  wo  sogar  unsere  Übersetzerfreiheit 
uns  halt  zu  machen  gebietet,   veraltetes  so  kühn  als  möglich 
den  forderungen  einer  verzärteiteren  zeit  anzupassen;  das  ganze 
aber  wird  auch  jetzt  noch  auf  uns  wirken   und  die  tiefe  und 
Wahrheit  des  Schmerzes  ahnen  lassen,  dem  es  entfloss. 

Die  Verfasserin  ist  im  geiste  den  leiden  ihres  geliebten  gefolgt 
bis  zu  dessen  Verspottung  im  hause  des  hohenpriesters.  Dann  heisst 
es:  Wehe!  was  soll  ich  nun  tun?!  Nun  mag  mein  herze  brechen, 
mein  äuge  in  tränen  zerfliessen.  Oh,  jetzt  ist  mein  geliebter  verurteilt 
zum  tode.  Ach,  niin  führt  man  ihn  hin  zum  Calvarienberge,  zum 
todesplatze.  Oh  siehe,  auf  seinen  baaren  schultern  trägt  er  sein  kreuz. 
Mein  teurer,  die  schlage  treffen  mich,  mit  denen  man  dich  deinem  tode 
entgegenpeitscht.  Oh,  wer  dir  alles  nachfolgt,  mein  liebster,  deine 
freunde  betrübt,  mit  schmerzen  und  klagen,  deine  feinde  voller  höhn, 
dir  zur  schäm  und  schände.  Oh,  jetzt  haben  sie  ihn  hingebracht.  Ach, 
jetzt  erheben  sie  das  kreuz,  richten  auf  den  verfluchten  stamm.  Wehe, 
nun  entkleiden  sie  meinen  geliebten.  Oh,  jetzt  treiben  sie  ihn  hinauf 
mit  ruten  und  geissein.  Ach!  wie  lässt  der  jammer  mich  leben,  wenn 
ich  meinen  liebsten  am  kreuze  erblicke,  sehe,  wie  man  seine  glieder 


'  Anregung  zu  diesem  bilde  gab  A.  R.  23U. 


EINE  ENGLISCHE  SCHRIFTSTELLERIN.  269 

verrenkt,  dass  ich  au  seinem  leibe  jeden  kuochen  zählen  kann.  Wehe, 
wie  sie  nun  durch  deine  schönen  hände,  deine  herrlichen  fasse  nägel 
schlagen  in  das  harte  holz.  Oh!  wie  von  deinen  händen  und  teuren 
füssen  das  blut  so  jammervoll  herabströmt  u.  s.  w. 

Wir  wollen  uns  hiermit  begnügen,  obgleich  es  uns  leicht 
sein  würde,  mebreres  hierher  gehörige  beizubringen.  Einiges 
davon  jedoch  soll  weiter  unten  bei  anderer  gelegenheit  seinen 
platz  finden. 

Es  ist  wahr,  dass  die  literatur  unserer  zeit  überhaupt  ein 
nicht  gerade  männliches  gesiebt  zeigt,  immerhin  aber  wird  man 
den  weiblichen  Charakter  in  solch  ausgeprägter  weise  in  keiner 
Schrift  finden  als  in  den  unseren.  In  der  tat  ist  unsere  Ver- 
fasserin, oder  —  wenn  man  will  —  sind  unsere  verfasserinneu 
nur  nach  den  besprochenen  seiten  hin  originell.  Denken  da-  ^^< 
gegen  scheint  wenig  ihre  sache  gewesen  zu  sein.  Denn  wo 
sich  so  etwas  wie  ein  gedanke  findet,  kann  mau  bestimmt  darauf 
rechnen,  dass  hier  irgend  eine  fremde  scbrift  in  freier,  oder,  wie 
auch  häufig-  der  fall,  in  genauer  weise  benutzt  ist. 

Um  dies  zu  zeigen,  wählen  wir  eines  der  kleinern  stücke. 
Die  Wohunge  deshalb  nicht,  weil  hier  der  nachweis  in  grossen 
Zügen  schon  von  Morris  geführt  worden  ist.  Die  Ureisun  of 
G.  A.  wird  sich  ihrer  kürze  wegen  am  besten  zu  unserem 
zwecke  eignen. 

Der  erste  gedankenähnliche,  nach  der  schaar  von  hyperbeln  des 
einganges  auftauchende  satz:  Jesu,  du  bist  so  schön,  dass  die  engel  an 
dir  sich  nicht  satt  sehen  können ,  rindet  sich  zum  teil  wörtlich  ähnlich 
ausgedrückt  in  Sawles  Warde ',  s.  2511  und  Hali  Meidenhad  s.  31),  aber 
auch  schon  im  Poema  Morale-  v.  39().  Die  weitere  ausführung  dieses  ge- 
dankens,  dass  des  heilandes  Schönheit  sogar  die  sonne  bei  weitem  über- 
strahle, finden  wir  Ancren  Riwle  s.  lUO  und  Sawles  VV.  s.  25'J.  —  Dass 
Christus  in  dem  gereinigten  herzen  der  Jungfrau  gleichwie  in  einem 
zimmer  Wohnung  nehme,  ist  ein  in  Ancren  R.  häufig  gebrauchtes  bild. 
Vgl.  dort  VV.  34,  92,  9S — 100,  134.  —  Die  sonst  meines  wissens  nicht  vor- 
kommende phrase:  .  . .  ne  muhen  o  none  wise  beddeii  in  one  breosle  ist 
wörtlich  entlehnt  aus  Hali  M.  s.  43.  —  Die  stelle:  tiel  tet  uni  tierinne  ne 
beo  ilicked  of  J'Oi-nes  ist  gleichfalls  wörtlich  aus  Hali  M.  s.  9  herüber- 
genommen, wo  dieser  gedanke  richtiger  verwendet  ist,  als  in  der  Ureisun. 
^  Das  verfahren  des  'f'ol  chepynon'  (siehe  A.  R.  208,  ein  hier  übrigens 
sehr  häufiges  bild),  der  ein  wertloses  ding  (die  freuden  der  weit)  teuer 
erkauft  (mit  seiner  seele)  und  ein  wertvolles  ding  (den  himmel),  für  dessen 
annähme  man  ihm  noch  belohnung  verspricht,  ausschlägt,  ist  schon  AR 


>  Morris,  Old  Enjjl.  Hom.  I,  s.  245—207. 

■■*  Lewin,  Poema  M.,  kritischer  text,  Halle  1881. 


270  EINENKEL, 

398 — 400  {ifeniigend  gegeiselt.  —  Zu  '  tvi'd  7nom  so7-  and  tcone  and  eine 
of  monnes  speche'  vgl.  man  HM  27  (unten)  'tvi<H  moni  sar-  lene'  und  da- 
selbst 27  (oben)  das  vernünftigere  'luounes  eine'  (männlicher  beistand). 
—  Der  vergleich  des  gekreuzigten  mit  einer  mutter,  die  zärtlich  ihre 
arme  nach  ihrem  lieblingen  ausstreckt,  rindet  sich  mit  teilweise  wört- 
lichen anklängen  AR  2:U)  und  402.  Vorzüglich  ist  die  stelle:  luvt  nani 
ich  ipin  ennes  so  istreihte  and  ispred  on  7-ode,  sowie  eine  inhaltlich 
ähnliche  weiter  unten  als  antw'ort  zu  betrachten  auf  A  R  402  pencheD'  ^if 
^e  ne  otven  eatie  lo  luuien  pene  kiny  of  blisse  pet  lospi'el  so  ioutvard  ou 
Ins  ermes  and  buhd  ase  uorlo  beoden  cos  adune  tvard  his  heaued.  —  Die 
Worte:  hvoa  so  euer  wule  habben  lot  7vii!i  /'e  of  pine  blisse  etc.  erinnern 
an  AR  ;<5S,  deutlicher  noch:  nis  he  nowt  treo7ve  ifere  fei  nule  noni  scotlen 
ipe  Iure  ase  ipc  bi-^ete  an  AR  300;  der  nebensatz  findet  sieh  hier 
wörtlich.  —  Die  worte:  ne  7vene  7io77ion  lo  stillen  nnö  esle  to  fe  sleorre7i 
ist  gleichfalls  AR  364  wörtlich  entnommen.  —  Anregung  zu  dem  ge- 
danken:  hwi  ne  cusse  ich  pe  S7veteliche  ine  gosle  tvid  S7vele  7nunegunge 
of  pine  goddeden  gab  AR  102:  J>u  scholdest  i  fine  heorle  bur  bisechen 
7ne  cosses,  mehr  noch  AR  i:5():  bihold  ofte  peron  {seil,  on  pe  crucißx) 
7  cus  pe  ivunde  siuden  ine  s/vele  munegunge  of  pe  sotüe  ivunden  etc.  — 
Der  ausruf:  ItTvi  ne  con  ich  wowen  pe  tvi'd  S7vele  luuetvordes,  alre  pinge 
sivetesl  ist  die  rückwirkung  der  '  JFo7Vunge'  von  seiten  Christi  AR  3!<6 — 98, 
wo  wir  auch  die  redensart  'alre  pinge  sivotesl'  widerfindeu.  —  Die  Vor- 
stellung, dass  die  grosse  der  Sünden  gleichwie  schmutz  auf  ihren  wangen 
den  geliebten  sie  (die  Verfasserin)  zu  umarmen  abhält,  findet  sich  AR 
321,  deutlicher  noch  3!)(;  vorgebildet.  Das  bild  leitet  die  Verfasserin  zu 
einem  ähnlichen,  in  dem  indess  nicht  die  Jungfrau,  sondern  Christus  als 
waschend   dargestellt  ist.     Sie  schreibt:  Was  nützt  es  dann  (d.  i.  wenn 

ich  so  sündig  bin),   dass  du  dein  blut  am  kreuze  vergössest! 

Wolltest  du  nicht  sündige  seelen  damit  waschen,  nicht  von  Sünden  kranke 
damit  heilen.  Wer  ist  nun  ungewaschen,  der  dieses  heilsame  nass  in 
seinem  herzen  trägt.  Wer  bedarf  noch  der  heilung,  wenn  ihm  ein  so 
kräftiges  heilmittel  zur  Verfügung  stehet,  sobald  er  ihm  nur  vertrauet? 
Mein  himmlischer  arzt,  der  du  aus  dir  selbst  für  uns  eine  so  kräftige 
arzeuei  bereitetest,  gesegnet  seist  du  ewig  {ibiesced  beo  pu  euer),  lliezu 
vgl.  man  AR  394  f.:  Child  pet  heued  S7vuche  vuel  pet  him  bihouede  be'Ö 
of  blöde  er  litt  7vere  iheled  muchel  luuede  pe  r/ioöer  liif  fei  rvolde  Aitwt 
pis  bet)  Tnakien,  Pis  dude  ure  Lauer d  us  pet  iveren  so  silce  of  sunne  7 
so  isuled  per  mide  pet  no  pi7ig  71c  muhten  helen  us  ne  clense7i  us  bute  his 
blud  oue:  uor  so  he  hit  7Volde:  Ins  luue  makede  us  beÖ  perof:  ibiesced 
beo  he  euere.  —  Der  ausruf:  a'  iesu  />i/i  ore  findet  sich  öfter  in  AR 
z.  b.  20  und  SO;  ausser  hier  und  in  den  frauenschriften  ist  er  nicht  an- 
zutreffen.' —  Der  gedanke,  dass  schon  ein  tropfen  des  blutes  Christi  ge- 
nüge, alle  menschen  von  ihren  Sünden  reinzuwaschen,  scheint  auch  ent- 
lehnt, wenigstens  finden  wir  ihn  im  Ijofsong  of  ure  L.  (211)  wörtlich 
wider.  Irren  wir  nicht  sehr,  so  stammt  auch  er  aus  AR.  —  Die  bitte, 
dass  Christus  um  seiner  kreuzeswunden  willen  ihre  fünf  sinne  von  allen 


'  Vgl.  dagegen  Mätzner,  Altengi.  Wb.  s.  104.  R.  W. 


EINE  ENGLISCHE  SCHRIFTSTELLERIN.  271 

blutigen  sünden  reinwaschen  seile,  ist  nur  die  ungeschickte  Verdrehung 
einer  stelle  des  in  AR  gegebenen  gebetes:  swete  Jesu  vor  mine  sunnen 
ahonged  ope  rode  vor  peo  Uke  uif  wunden  pet  tu  on  hire  hieddest  hei 
mine  blodi  soule  of  alle  pe  wunden  pet  heo  is  ?nide  iwunded  purh  mine 
uif  Wittes  i  pe  murdgungc  of  kam.  Besser  schon  passt  zar  dieser  stelle 
der  AR  das  spätere  pine  wunden  heben  (i.e.  mögen  heilen)  pe  wunden 
of  mine  soule.  —  Die  Übersetzung  der  bibelstelle:  Ich  liuie  nout  ich: 
auh  crist  liue'd  in  me  (Galater  IT,  20)  ist  sicher  der  A  R  352  entnommen, 
wo  sie  sich  wörtlich  widerfindet  (doch  auch  im  Lofs.  of  ure  L.  211).  — 
Die  geschickte,  an  die  Jungfrau  Maria  gerichtete  captatio  benevolentiae: 
Um  Sünder  zu  retten,  wurde  Christus  dein  söhn,  und  unsertwegen  wurdest 
du,  die  Jungfrau,  zur  mutter  Gottes.  Hätte  es  keine  sünder  gegeben,  du 
wärest  nicht,  wo  du  bist,  in  der  höchsten  Seligkeit,  geht  allerdings  in 
letzter  reihe  auf  die  im  mittelalter  gäng  und  gäbe  christlich-mythologische 
grundanschauung  zurück,  ist  aber  doch  zunächst  nur  die  uutzanwendung 
eines  in  HM  vorkommenden  gedankens;  diese  schreibt  von  Maria:  pat 
\}ied\  offride  hire  meidenhad  earst  to  ure  lauer d  for  hwen  pat  he  cheas 
hire  himong  alle  wimmen  for  to  beon  his  moder  7  purh  hire  meidenhad 
moncun  alesen.^  —  Die  seltsame  metapher  ' heorte  eihen'  wird  in  A  R 
überaus  häufig  gebraucht.  .Sonst  ist  sie  meines  Wissens  nicht  nachzu- 
weisen. —  Die  hinweisung  auf  und  beschreibung  von  den  duUe  neues 
=  den  stumpfen  kreuzesnägeln,  die  erfindung  irgend  eines  scharfsinnigen 
bibelauslegers,  findet  sich  AR  292. 

Wie  wir  sehen,  besteht  also  die  Ureisun  of  G.  A.  geradezu 
aus  teilweise  wörtlichen  anklängen  an  fremde  Schriften,  denn 
was  übrig  ist,  hat  teils  nur  den  zweck,  die  lücken  zwischen 
den  einzelneu  plagiaten  auszufallen,  teils  bewegt  es  sich  in  so 
allgemeinen  ideeu,  dass  belege  aus  ÖW,  HM  oder  AR,  so  leicht 
sie  wären,  ohne  gewicht  bleiben  müssteu. 

Wie  in  der  Ureisun,  so  ist  nun  auch  in  den  beiden  anderen 
Schriften  jener  mangel  an  eigenen  ideen  bezw.  jener  reichtum 
an  plagiaten-  zu  beobachten,  wenn  auch  nicht  in  gleich  auf- 
fälliger weise.  Und  da  auch  sie,  wie  die  U'rcisun,  nur  die  SW, 
HM  und  AR,  d.h.  solche  Schriften  benutzte,  die  ganz  oÜ'enbar 
und  lediglich  für  und  an  frauen  geschrieben  sind,  so  haben  wir  hier 
wider  einen  beweis  dafür,  dass  ihre  Verfasser  frauen  waren. 


(ki<ih 


'  Soll  jedenfalls  lieissen  alesend.  Der  satzbau  ist  an  dieser  stelle 
etwas  verworren. 

^  Das  obige  will  den  fraucnschriften  durchaus  nicht  den  geistigen, 
viel  weniger  den  poetischen  wert  absprechen,  den  wir  früher  lobend  her- 
vorhoben. Vorzüglich  im  Lofsong,  mehr  noch  in  der  Wohunge,  sind  die 
mehrzahl  der  geraubten  gedanken  so  glücklich  verwendet,  so  eng  mit 
dem  ganzen  verbunden,  dass  man,  ohne  die  belegstellen  zu  kennen,  sie 
als  solche  nicht  herausfühlen  kann. 


272  EINENtCEL, 

Den  stürksteu  beweis  für  die  riebtigkeit  unserer  ausicbt 
bilden  aber  jene  stellen,  in  denen  der  veif.  aus  seiner  sonstigen 
scbeueu  zurUckbaltung;  bervortritt  und  uns  einen  blick  tun  lässt  in 
sein  eigenstes  ieb,  auf  sein  früberes  und  gegenwärtiges  scbicksal. 
Dieser  stellen  sind  zwar  nur  wenige,  aber  sie  genügen,  die 
Morris'scbe  bebauptung,  dass  bier  eine  vage  'pou7'  souV  oder 
gar  die  'Holy  Church'  zum  beiland  rede,  für  jeden  hinfällig  zu  J^ 
uiacben,  der  nicbt  die  scbuellfertige  deutuugsgabe  unserer  bomi- 
listen  besitzt. 

Da  diese  stellen  eines  weiteren  commentars  nicbt  bedürfen, 
sondern  einfach  angeführt  zu  werden  brauchen,  so  können  wir 
bier  schliessen,  indem  wir  auf  den  folgenden  teil  hinweisen,  in 
welchem  eine  andere  Untersuchung  die  ausbebung  und  Über- 
setzung dieser  stellen  nötig  macht. 

II. 

Wir  sind  oben  beim  Stellennachweise  umständlicher  ver- 
fahren als  sonst,  weil  sieb  aus  diesem  abschnitte  mehr  als  ein 
schluss  ziehen  lässt.  Vergleichen  wir  nämlich  die  der  BW  und 
HM  mit  den  der  AU  entnommenen  bildern  und  gedanken  der 
zahl  nach,  so  zeigt  sich  deutlich,  dass  die  letztere  bei  weitem 
stärker  benutzt  ist  als  die  beiden  andern  zusammengenommen. 
Dieselbe  erscbeinung  zeigt  sich  bei  den  übrigen  frauenscbriften, 
wie  wir  nachzuweisen  jederzeit  gern  bereit  sind.  In  der  tat  ist 
von  der  übcreinstimnmng  der  anscbauungen  u.  s.  w.  bier  ganz 
zu  schweigen,  die  benutzung  der  AR  durch  diese  Schriften  ist 
so  stark,  dass  sie  nur  durch  ausnehmend  häufige,  ja  tägliche 
lectüre  dieser  ersteren  erklärt  werden  kann.  Die  AR  muss 
unserer  Verfasserin  geradezu  die  stelle  des  evangeliums  ver- 
treten haben.  Lässt  es  sich  doch  kaum  nachweisen,  dass  dieses 
buch  der  bücher  in  unseren  Schriften  mehr  als  zwei  oder  drei 
mal  unmittelbar  (!)  benutzt  ist. 

Angesichts  dieser  auffälligen  tatsache  erinnern  wir  au  die 
manung,  die  am  ende  seines  wcrkes  der  Verfasser  der  AR 
seinen  pflegobefohlcn  zuruft: 

In  (lieHem  buche  leset  jeden  tag  —  jeden  tag,  sei  es 
weniger  oder  mehr.  Denn  wenn  ihr  oft  darin  leset,  wird  es  auch 
mit  Gottes  beistand  von  grossem  nutzen  sein.  Das  hoflfe  ich;  denn 
sonst  würde  mir  die  zeit  leid  tun,  die  ich  daran  wendete.  Und  weiss 
Gott,   ich   würde  mich  eher  entschliessen  nach  Rom  zu  reisen,  denn 


EINE  ENGLISCHE  SCHRIFTSTELLERIN.  2  /  o 

diese  arbeit  von  neuem  zu  beginnen.  Findet  ihr  nun,  dass  ihr  handelt, 
wie  ihr  geschrieben  leset,  so  danket  Gott  innig  dafür,  wenn  aber 
nicht,  so  bittet  ihn  um  gnade  und  gebt,  so  viel  in  euerer  macht  lieget 
euch  mühe,  besser  zu  handeln. 

Man  versteht,  wo  wir  hinaus  wollen.  Wir  halten  es  für 
nicht  unwahrscheinlich,  dass  unsere  Verfasserin  mit 
einer  der  drei  Jungfrauen  der  Ancren  Riwle  identisch 
ist.  Das  material  ist  hier  allerdings  auf  beiden  selten  etwas 
karg  bemessen,  doch  wird  es,  denken  wir,  genügen,  den  ver- 
such eines  dahingehenden  nachweises  zu  crmögliclien. 

Sollte  unsere  Untersuchung  den  gewünschten  erfolg  nicht 
haben,  so  wird  sie  doch  nicht  völlig  zwecklos  sein,  denn  ab- 
gesehen von  der  gelegcnheit,  die  sie  uns  bietet,  ein  oben  nur 
im  umrisse  gegebenes  capitel  zu  vollenden,  wird  sie  dinge  zu 
tage  fördern,  die  ein  allgemeines  Interesse  verdienen  und  so 
vielleicht  andere  zum  anfassen  bewegen,  wenn  wir  aus  mangel 
an  kräften  das  Werkzeug  niederlegen  müssen.  Gehen  wir  also 
getrost  vorwärts. 

Das  erste,  was  unser  unternehmen  in  frage  stellt  oder  doch 
ein  sicheres  ergebniss  erschwert,  ist  die  scheinbare  tatsache, 
dass  die  A  R  unter  den  damaligen  nonnen  und  ancren  ein  be- 
liebtes und  viel  gebrauchtes  buch  war. 

Der  einzige  grund,  worauf  sich  diese  tatsache  stützt,  liegt 
in  der  verhältnissmässig  grossen  zahl  der  uns  erhaltenen  oder 
verlorenen  handschriften  der  AR.  Es  lässt  sich  aber  dieser 
umstand  auch  auf  andere  w^eise  erklären  und  mildern.  Wir 
wissen,  dass  Schriften  von  dem  umfange  der  A  R  sich  viel  leich- 
ter erhielten  als  weniger  umfangreiche,  die  ihre  erhaltung  meist 
nur  dem  umstände  verdanken,  dass  sie  an  giössere  werke  an- 
gebunden oder  angeschrieben  wurden.  So  ist  es  denn  leicht 
möglich,  dass  die  uns  bekannten  mss.  der  AR,  wenn  nicht  die 
vollzahl,  so  doch  die  bedeutende  mehrzahl  derer  bilden,  die 
überhaupt  jemals  vorhanden  waren. 

Alles  übrige,  die  geistesrichtung  des  Verfassers  mit  den 
in  den  damaligen  nonnenklöstern  herrschenden  Verhältnissen, 
spricht  gegen  die  annähme  einer  grossen  beliebtheit  und  Ver- 
breitung der  AR. 

Wie  sehr  die  damaligen  nonnen  und  ancren  in  weltsucht 
versunken  waren,  dafür  können  wir  allein  aus  der  AR  viele 
Zeugnisse  beibringen. 

Auglia,  V.  band.  Jg 


274  EINRNKEL, 

Die  nonnonklöstcr  wurden  häufig  für  nielits  als  für  versor- 
gungsanstnlten  aiigeselicn  und  benutzt.     Auf  ?:.  108  licisst  es: 
'Ilöebst  luiscliicklich  ist  es,  dass  man  in  ein  ancrenliaus,  ein  ge- 
fiingniss  Gottes,  eine  statte  der  cntbelnungeu,  in  der  unverhiiilten 
absieht  kommt,  dort  melir  bequemlielikeit  und  freiheit  zu  finden,  als 
man  in  der  aussenwelt  haben  konnte.' 
Keiu  wunder  war  es,  wenn  solche  nonnen  die  Vorschriften  der 
kirche  nur  hissig  erfüllten.     Die  art,  wie  von  vielen  die  kastei- 
uugen  geübt  wurden,  ruft  in  dem  Verfasser  eine  ungemeine  cnt- 
riistung  hervor: 

'Behandele  sich  keine  zu  zart,  wenn  sie  sich  nicht  ewigen  schaden 
zufügen  will Leider  Gottes  jedoch  sind  viele  ancren  so  be- 
dacht auf  ihr  fleischliches  wolbefinden,  fürchten  so  übermässig,  dass 
ihr  liaupt  ihnen  schmerze  oder  ihr  körpcr  zu  schwach  werde,  und  so 
sorgen  sie  um  ihren  leib,  während  ihre  scele  von  sünden  krank  und 
kräuker  wird'  (3(;S). 
Solchen  verzärtelten  nonnen  stellt  der  verf.  die  drei  Schwestern 
geradezu  als  muster  hin: 

'Alles,  was  ich  von  fleischestötuug  sagte',  spricht  er,  'hat  keinen 
bezug  auf  euch,  meine  lieben  Schwestern.'     Thr  erlogt  euch  manchmal 
mehr  auf,   als  mir  selbst  erwünscht  ist.    Es  bezieht  sich  auf  solche, 
die  hier  wol   mit  gutem   rate   schnell  bei  der  hand  sind,   sich  selbst 
aber  nichtsdestoweniger  allzu  sanft  anfassen'  (378). 
Der  l)lick  solcher  nonnen  war  natürlich  sehr  wenig  auf  himm- 
lische dinge   gerichtet,   ihre  aufnierksamkoit  lenkten  sie  nach 
wie   vor  auf  das,  was  aussen   vorgieng.     Der  Verfasser  tadelt 
diese  sünde  mit  den  uns  koniischschcincnden,  aber  sicher  (wie 
ja  auch  das  folgende  beweist)  bitterernst  gemeinten  Worten: 

'Man  sagt  den  ancrcu  nach,  dass  fast  jede  eine  alte  klatsch- 
schwester  habe,  die  ihr  alle  klatschgeschichten  des  landes  zuträgt, 
eine  elster,  die  ihr  alles  zugackert,  was  sie  hört  oder  sieht.  So  dass 
das  Sprichwort  entstanden  ist:  Von  dem  markte,  aus  der  mühle,  der 
schmiede  und  dem  ancrenhause  bringt  man  neuigkeiten  mit'-(ss). 
So  fanden  denn   weltliche  leidenschaften   leichten   eingang  in 

'  An  l)lutsver\vantschaft  ist  bei  diesem  ausdrucke  natürlich  nicht  zu 

denken: but  there  is  no  valid  reason  to  bclieve,  with  Smith  and 

Wanley,  that  they  werc  the  Authors  own  sisters.  The  contrary  may 
cven  fairly  be  inferred  from  bis  uniform  silence  npon  the  suiiject,  espe- 
cially  upou  occasions  when  it  would  iiave  beeu  natural  to  him  to  allude 
to  it  liad  such  consanguinity  existed  between  them.  When  he  addresses 
thcril  as  bis  dear  sisters,  hc  only  uses  the  form  of  speech  commonly 
adopted  in  convents,  whore  nuns  are  usually  spoken  of  as  sisters  or 
mothers,  and  monks  as  brothers  of  or  fathers.  —  Morton,  Ancren  ]iiwle, 
Preface  XI. 


EINE  ENGLISCHE  SCHRIFTSTELLERIN.  275 

die  liäuser  der  damaligen  iionueu  imd  ancren.    Zauk  und  zwist 
waren  nicht  selten: 

'Vor  allem  diese  lehre  (d.  i.  die  der  eintracht)  sollten  normen, 

wenn  es  mir  nachgieuge,  sich  zu  nutzen  machen  —  heisst  es  s.  254  — 

denn  viele,  Gott  sei  es  geklagt,  gleichen  den  fiichsen  Simson's,  welche, 

die  köpfe   von   einander  abwendend,   an  ihren  zusammengebundenen 

schwänzen  feuerbriinde  tragen ,    wie  im  buche  der  richter  erzählt  ist.' 

Wie   uns   die   iu's    einzelnste  gehenden  Verwarnungen  auf  den 

Seiten  114,  116,  12S  u.  s.  w.  bezeugen,  kamen  sogar  unsittlich- 

keiten  der  schlimmsten  art  häufig  genug  vor. 

Ausnahmen  gab  es  gewiss,  und  von  den  drei  Schwestern 
abgesehen,  wird  auch  eine  solche  von  dem  Verfasser  (auf  s.  3S2) 
erwähnt.  Aber  gerade,  dass  er  sie  erwähnt  und  mit  dieser  ge- 
nugtuung  erwähnt,  beweist,  dass  er  frei  genug  dachte,  um  nicht 
schwarz  sehen  zu  wollen,  dass  er  besseres  berichten  würde, 
wenn  er  es  könnte. 

Solcher  gestalt  also  waren  die  zustände  des  nonnentums, 
als  der  Verfasser  die  Ancren  Riwle  schrieb.  Dass  er  mit  seinen 
auf  Vertiefung  und  verinncrlichung  der  liebe  zu  Christo  gehen- 
den lehren,  so  geschickt  und  verlockend  oder,  wie  wir  jetzt 
sagen  dürften,  rücksichtslos  er  sie  vortrug,  vor  einem  solchen 
liörer-  und  leserkreise  ein  prediger  in  der  wüste  bleiben  würde, 
konnte  ihm  selbst  nicht  verborgen  bleiben.  Hören  wir  hierüber 
seine  eigenen  worte.  In  der  eiuleitung  zu  seinem  achten  teile 
sagt  er: 

'Oben  am  anfange  sagte  ich,  dass  ihr  nicht  so  töricht  sein  sollt, 
euch  zur  befolgung  der  äusseren  regeln  (Observanzen)  durch  gelübde 
zu  verpflichten.     Dasselbe  sage  ich  hier  nochmals.    Auch  schreibe  ich 
dieselben  für  niemand  als  für  euch  allein.     Dies  sage  ich  deshalb, 
damit  andere   ancren  nicht  etwa  sagen,   dass  ich  aus  eige- 
ner machtvollkommenheit  ihnen  neue  regeln  mache.' 
Der  Verfasser  weiss  also,  welche  aufnähme  bei  vielen  sein  buch 
erfahren  würde.     Denn  dass  die  Opposition  sich  nicht  nur  gegen 
den   ausfluss   der   strengeren   richtung  des  Verfassers,   sondern 
gegen  diese  richtung  selbst  sich  wendete,  ist  ein  nur  zu  nahe- 
liegender schluss.     Dieses  bewusstseiu  seines  alleinstehens  be- 
stimmte wol  auch  den  Verfasser,  bei  herstellung  seines  werkes 
fast   ausschliesslich    auf  seine    drei   pflegebcfohlenen   rttcksicht 
zu  nehmen  ^   und  nur  dann  auch  den  weiteren  leserkreis  eines 


'  Ein  buch,  das  letzte,  ist  sogar  ausdrücklich  nur  für  die  3  Schwestern 
verfasst,  von  kleinem  abschnitten  ganz  zu  schweigen. 

18* 


•27()  KINKNKKL, 

hlickcs  zu  wiirdijrcn,  wenn  es  sieli  nni  constaticvung'  eines  war- 
nenden beisjueles  oder  um  eine  liigc  handelte. 

Die  drei  seliwestern  freilich,  die  er  bei  jeder  geleg:enheit 
lobt,  ja  deren  religionseifcr  er  mehr  als  einmal  zu  zügeln  sucht', 
waren  das  gerade  gegenteil  von  den  oben  beschriebenen.  Bei 
ihnen  konnte  er  für  seine  lehren  ein  empfängliches  gemüt  er- 
warten. Und  in  der  tat  wird  jeder,  der  die  Wohungc  nur  ein- 
mal aufmerksam  durchgelesen,  wissen,  wie  tief  die  frauenschrif- 
ten  im  allgemeinen  und  die  AK  im  besonderen  auf  deren  Ver- 
fasserin eingewirkt  bat. 

Stellen  wie  die  folgenden: 

'Mit  diesen  beiden  (Icreuzes) hölzern  sollet  ihr  entzünden  das  feuer 
der  liebe  drinnen  in  euerem  herzen.  Schauet  oft  sie  an  und  bedenket, 
ob  ihr  nicht  grosse  Ursache  liabt,  den  herrn  der  sccli<^keit  zu  lieben, 
der  so  nach  euch  die  arme  ausstreckt  und  so  sein  haupt  zu  euch 
herabneigt,  als  wollte  er  euch  küssen'  (402). 
Oder  weiter  oben  s.  34: 

'Nach  dem  messekuss,  wenn  der  priester  (die  hostic)  weihet, 
dann  vergesset  ganz  die  weit  um  euch,   dann  streift  alles  fleischliche 
von  euch  ab  und  mit  glühender  liebe  umfanget  eueren  geliebten,  der 
vom   himmel   herabgestiegen    und   in   das  gemach   eures  herzcns  ge- 
zogen  ist;   und  haltet  ihn  fest,   bis  dass  er  euch  gewährt  habe,   was 
immer  ihr  wünschen  müget.' 
vStellen,  sagen  wir,  wie  diese,  mussten  an  den  nonnen  der  ge- 
wöhnlichen  art,   unverstanden   vorfibei-gehen.     In  dem  gemüte 
der  Verfasserin  der  Woiiunge  unTl  der  übrigen  Schriften  riefen 
sie,  wie  überhau])t  die  liohe,  stellenweise  grossartige  poesie  des 
ganzen  Luuekapitcls  eine  völlige  Umwälzung  hervor.    Schmerz 
und  klage  um  den  verlust  der  weit,  so  stark  sie  sind,   mit  so 
grosser   gewalt   sie  noch   hie  und   da  hervorzubrechen  suchen, 
sie  werden  hinabgedrängt,  vergessen,  und  der  numd  strömt  über 
von  jauchzen  und  entzücken  über  die  schöniieit  und  milde  des 
göttlichen  geliebten.     Stellen,  wie  die  oben  angeführten,  sind 
nicht  nur  häufig  wörtlich  benutzt,    die  in  ihnen  waltenden  ge- 
danken   bilden    geradezu   die   grundlage,    auf  der   unsere 
schritten   ruhen,   die   grundstimmung,   die  von   anfang 
bis  zu  ende  sie  durchklingt. 

lliemit  freilich  sind  wir  auf  iinscrm  wege  schon  etwas  vorauf- 
geeilt. Ehe  wir  weitet*  geiien,  haben  wir  uns  noch  einiger  dinge  zu 
entledigen,  die  unserem  fortgange  sonst  hinderlich  sein  würden. 


»  Vgl.  noch  Ali  112. 


EINL«;  ENGLISCHE  SCHKIFXSTELLEKIN.  277 

Ein  vergleich  der  drei  Juugfraueu  der  AR  mit  der  i)er- 
söuliehkeit,  die  uns  iu  allen  drei  fraueuscliriften  entgegentritt, 
würde  bei  letzteren  die  eiuheit  der  Verfasserschaft  voraussetzen. 
Diese  Voraussetzung  aber,  so  einleuchtend  sie  an  und  für  sich 
ist,  durfte  sich  wegen  der  kleinhcit  der  drei  stücke  niemals  end- 
giltig  beweisen  lassen.  Um  nun  einen  möglichst  festen  bodeu 
unter  unsere  füsse  zu  bekommen,  wollen  wir  uns  mit  den  au- 
deutuugeu,  welche  die  Wohunge  uns  bietet,  begnügen,  ohne  je- 
doch auf  gelegentliche  Seitenblicke  auf  die  übrigen  stücke  völlig 
verzieht  zu  leisten. 

Nachdem  so  alles  nötige  erledigt,  gehen  wir  weiter. 

Was  zunächst  mehr  nebensächliches  angeht,  wie  die  spräche, 
so  stimmt  dieselbe  ganz  vortrelflich  zu  unserer  annähme.  Die 
spräche  der  Woh.  zeigt  der  der  A  R  gegenüber  einen  fortschritt 
von  etwa  20 — 30  jähren,  so  dass  beide  Schriften  sehr  wol  kurz 
nach  einander  etwa  binnen  10  jähren  geschrieben  sein  können. 
Dieser  Widerspruch  löst  sich  von  selbst  auf,  wenn  wir  folgendes 
erwägen:  Wir  wissen,  dass  die  drei  Jungfrauen  der  AR  noch 
'in  der  blüte  ihrer  jugeud'  standen,  während  wir  dem  Verfasser 
der  letzteren  in  riicksieht  auf  seine  vielseitigen  erfahruugen  und 
sein  verhältnissmässig  ausgebreitetes  wissen  nicht  anders  als 
ein  hohes  alter  zugestehen  können.  Es  wäre  nun  sehr  sonder- 
bar, wenn  eine  erscheinung,  die  wir  noch  alle  tage  beobachten 
können,  nicht  auch  für  damals  die  rogel  gebildet  hätte,  das 
heisst,  wenn  der  greis,  der  die  AR  schrieb,  nicht  eine  menge 
von  archaismen  noch  in  seiner  rede  bewahrte,  da  die  Jugend 
dieselben  längst  abgestreift  hatte. ^ 

Dass  der  sprachabstand  dem  altersabstand  nicht  gleich  ist, 
hat  seinen  einfachen  grund  darin,  dass  auch  für  die  spräche 
des  zäheren  alters  eine  angleichung  an  die  des  jüngeren  ge- 
schlechtes allmälich  stattfinden  muss.  Der  sprachabstand  von  ' 
etwa  25  jähren  lässt  uns  daher  auf  einen  altersabstand  von 
etwa  50  jähren  schliessen.  Die  ansieht,  dass  x\.R  und  Woh.  in 
dem  kurzen  Zeiträume  von  etwa  1225 — 35  entstanden,  wird  hier- 
durch nur  wahrscheinlicher,  wie  die  Sachen  bei  uns  stehen. 


'  Es  ist  dies  ein  paukt,  deu  man  bishmg  bei  altersbestiramung  von 
denkmjüern  nur  'j;nnz  ungcnügeiul  berücksii'litigt  hat.  Obige  tatsaclie  in 
rechnung  gezogen,  würden  die  altersbestiuuuiuigcn  solcher  denkmäler, 
in  denen  der  Verfasser  angaben  über  sein  alter  gemacht  liat,  sich  wesent- 
lich anders  stellen. 


278  EINENKFX, 

Dass  die  drei  scliwesteni  fäliii^  waieii,  eine  sehrift  wie  die 
Wobuuge  7.U  verfasseu,  lässt  sich  zwar  nicht  beweisen  (es  mliss- 
tcn  denn  die  worte  des  Verfassers  der  Ali:  öe  hahbeö  of  ]>eos 
blissen  i-nriten  on  Oi5er  slude  auf  schriftstellerische  versuche  von 
seilen  der  drei  Schwestern  zu  beziehen  sein  0,  aber  doch  höchst 
wahrscheinlich  machen.  Konnten  sie  doch  nicht  nur  lesen  und 
schreiben  (20,  27G,  286,  422),  sondern  hatten  geradezu  eine,  auch 
nach  unseren  begrilfeu  höhere  bildung  genossen.  Sie  waren  der 
französischen  (44)  und  der  lateinischen  spräche  mächtig,  aus 
welcher  letzteren  sie  schon  in  früher  Jugend  gedichtc  lernten 
(240)-  und  auch  jetzt  noch  eine  menge  von  lateinischen  gebeten 
auswendig  wissen  (20,  290).  Die  kenutuiss  der  latein.  spräche 
mag  allerdings  in  klöstern  nicht  selten  gewesen  sein,  lässt  uns 
eine  andeutuug  auf  s.  424  doch  schlicssen,  dass  dieselbe  hin 
und  wider  sog-ar  bei  laienschwestern  vorkam.  Unbedingt  not- 
wendig war  sie  jedoch  gewiss  nicht,  denn  der  verf.  der  AR 
sagt  einmal,  dass,  wer  die  (angeführten)  gebete  im  Lateinisch 
nicht  könne,  sie  auf  Englisch  oder  Französisch  sagen  solle  (44). 

Dass  die  Verfasserin  der  Wohunge  Französisch  versteht, 
wird  neben  anderem  durch  den  ausgiebigen  gebrauch,  den  die- 
selbe von  dem  französischen  sprachelemeut  macht,  sehr  nahe 
gelegt.  Bei  einer  anderen  ortes'^  angestellten  Untersuchung  fan- 
den wir  in  der  nur  9  drucksciten  (die  gewöhnlichen  der  E.  E.  T. 
.Soc.)  umfassenden  schrift  nicht  weniger  als  42  77  mal  verwen- 
dete normannische  Wörter,  Eine  für  die  entstehungszeit  ausser- 
ordentlich hohe  zahl.  Aehnlich  stellt  sich  der  fremdwortbestand 
bei  den  übrigen  frauenschriften.  Beweise  für  ihre  kenntniss  des 
Lateinischen  gibt  uns  die  Verfasserin  durch  die  beiden  latein. 
citate,  die  sie  fast  wortgetreu  übersetzt. 

Auffallen  darf  uns  diese  höhere  bildung  bei  trauen  da- 
maliger zeit  nicht  allzusehr.  Sie  war  das  zeichen,  das  Vorrecht 
höherer  geburt,  und  dass  die  Jungfrauen  der  AR  sowie  die  Ver- 
fasserin der  Wob.  den  höheren  kreisen  entstammen,  dafür  haben 
wir  deutliche  beweise. 


'  Die  stelle  lässt  sich  natürlich  auch  anders  deuten.  Wir  verlassen 
uns  auch  deshalb  nicht  auf  dieselbe,  sondern  führen  sie  nur  der  ge- 
wiösenhaftigkeit  wegen  an. 

^  Ilolie  medilaciuns  beofH  biclupped  in  oiie  uers  l'el  was  ;zare  iteilil 
(C  und  T  ergänzen  ow)  viine  leoue  susIren. 

3  Ueber  die  Verfasser  einiger  neuags.  Schriften  teil  I,  s.  47,  anm.  1. 


EINK  ENGLISCHE  SCHRIFTSTELLERIN.  279 

Der  Verfasser  der  AR  sehreibt  (168): 

'Der  fünfte  gruud  (nämlich  die  weit  zu  verhissen)  ist  der,  dass 

edle   hericn   und   fruuen    sehr  freigebig  sind.*     Wer  aber  übertrifft 

anilere   an   tVeigebigkeit?     Der,   welcher   mit  St.  Petrus   sagen  kann: 

Herr,   wir  haben  alles  zurückgelassen   und  sind  dir  nachgefolgt.    Ist 

dies  nicht  ein   mächtiges   almosen?    Ist   dies   nicht  eine  bedeutende 

spendung?   Nun,  meine  lieben  seh  western,  künige  und  kaiser 

haben  ihren  lebensunterhalt  durch  das  freigebige  almosen, 

dass^ihr-  zurückgelassen  habt.' 

Eine  stelle  ist  dies,  die  nicht  bloss  uns  interessiert,  sondern  eine 

allgemeiuere  beachtung'  verdient.     Wir  können  nicht  genug  auf 

dieselbe  aufmerksam  machen.    Ebenso  merkwürdig,  ja  fast  noch 

merkwürdiger  und  rätselhafter  ist  eine  andere  hierher  gehörige 

stelle: 

'Ihr,  meine  lieben  Schwestern  —  heisst  es  aufs.  192  — ^  bedürfet 
von  allen  ancren,  die  ich  kenne,  am  wenigsten  der  Stärkung  gegen 
derartige  (d.  i.  äussere)  prüfuugen,  ausser  gegen  die  der  krankheit, 
denn  ich  wüsste  keine,  die  mehr  der  bequemliclikeit  (eise),  der  Zu- 
friedenheit und  des  ihr  nötigen  sich  zu  erfreuen  hätte,  als  ihr  dreie 
dies  könnt.  Dank  sei  dem  herrn  dafür.  Denn  weder  um  kleidung 
noch  um  uahrung  braucht  ihr  zu  sorgen ,  weder  für  euch  noch  für 
euere  mägde.  Jede  von  euch  empfängt  von  einem  freunde 
alles,  was  ihr  not  tut,  und  die  magd  braucht  nach  brod 
oder  Zuspeise  nicht  weiter  zu  gehen  als  zu  seiner  halle 
(halle!)  Weiss  Gott!  manche  andere  weiss  wenig  von  solchem  glück 
(eise),  sondern  ist  oft  genug  dem  mangel,  der  schände  und  dem  kunimer 
ausgesetzt.  Wenn  ihnen  dies  (seil,  diese  blätter)  zu  bänden  kommen 
sollte,  so  wird  es  ihnen  zum  tröste  gereichen.  Ihr  aber  möget  mehr 
die  zarte,  denn  die  harte  seite  der  prüfungen  fürchten,  die  ich  äussere 
nannte.  Denn  gerne  würde  der  höchste  euch  zu  willen  sein 
und  euch  mit  Schmeicheleien  verderben,  wenn  ihr^  dazu 
nicht  zu  vernünftig  wäret.  Viel  redet  man  davon,  wie  artige 
mädchen  ihr  seid  und  um  eurer  gute  und  edeln  gesinnung  willen  von 
vielen  begehrt  werdet  und  wie  ihr,  die  drei  töchtcr  eines  vaters  und 
einer  mutter,  allen  der  weit  entsagtet  und  nonnen  wurdet.' 
Es  mag  wahr  sein,  dass  es  manche  ancren  sehr  schlimm 
hatten,  darum  musste  aber  den  unseren  der  jähe  Wechsel  von 


'  Die  logischen  und  syntaktischen  mängel  in  dem  obigen  citate  Hessen 
sich  nicht  völlig  beseitigen.    Allzu  frei  durfte  nicht  übersetzt  werden. 

-  Text  7ve,  der  sinn  verlangt  jedoch  ^e,  wie  aucli  der  herausgeber 
übersetzt. 

^  Wie  der  herausgeber  dazu  kommt,  das  Itexie  des  textes  zu  altengl. 
haeges  zu  stellen  und  mit  sorcerer  zu  übersetzen,  ist  nicht  ersichtlich. 
Es  ist  nichts  anderes  als  das  auf  s.  42,  380  verwendete  =  JSe  highest. 

"  Der  text  gibt  hier  keinen  sinn.    Vielleicht  hat  T  das  richtige. 


2S0  EINENKEL, 

übcrfluss  zu  bescliräukung-  niclit  weniger  fiililbav  sein,  und  mau 
Nvirci  es  daher  als  keinen  ^viderspruch  eniptindcn,  wenn  die  Ver- 
fasserin der  Wob.  unter  Seufzern  und  klagen  der  vergangeneu  Zei- 
ten gelenkt,  die  sie  zwar  niederzukämpfen  sucht,  die  aber  trotz- 
dem immer  wider  hervorbrechen  und  sogar  in  den  worteu  selbst- 
losester entsagung  noch  nachklingen,  wie  in  den  folgenden: 

'Ach,  wozu  sollte  ich  reich  sein,  da  du  ja  arm  wärest,  mein  ge- 
liebter.    Deshalb,   süsser  Jesu   Christ,   will  ich  arm  sein  um 
deinetwillen,  wie  du  es  wärest  aus  liebe  zu  mir'  (279). 
Lebereinstimmend  hiermit  und  noch  deutlicher  ist  eine  stelle 
des  Lofsong  of  ure  L.  (211 — 13).    Auf  das  vorhergehende  sich 
beziehend  ruft  die  Verfasserin  aus: 

'Deine  gnade,  herr,  wenn  ich  in  meinem  gebete  so  hoch  hinauf 
geklommen  bin  und  doch  so  tief  stehe  und  um  irdischer  Verluste 
willen  so  grossen  kummer  in  meinem  herzen  fühle;  gütiger 
Gott,  dein  erbarmen!    Ich  sterbe!    denn  dass  ich  eben  von  solchen 
dingen   sprach,   ist  tötjiche  sünde.     Hoher,  rettender  Gott,   hilf  mir 
und  heile  hiervon  mein  herze.    Lieber  herr  Jesu  Christ,  senke  dein 
äuge  zu  mir,   die  ich  so  tief  stehe  und  zu  dir  von  dingcu  rede,   die 
mir  nach  meinen  sünden  am  meisten  verderblich  sind.     Hoher,  retten- 
der Gott,  neige  dich  zu  mir  und  erhöre  mein  gebet.' 
Trotz  aller  beschwörungcn   und  bitten   kommt  die  Verfasserin 
jedoch  immer  und  immer  wider  auf  den  punkt,  den  sie  so  gern 
vermeiden   möchte,    bis   sie   endlich   sich  zu  trösten  sucht  mit 
den  Worten  (21o): 

'Gewiss  wird  all  meiu  erdenleid  sich  zur  frcude  wandeln,  weun 
ich  Gott  liebe  in  treuem  glauben.  Herr!  dies  glaube  ich  und  liebe 
dich  und  will  dich  mehr  noch  lieben,  herr,  in  diesem  leide,  denn 
früher  in  all  meinem  glücke.  Denn  dieses,  das  weiss  ich  sicher, 
würde  mich  völlig  betrogen  haben,  wärest  du,  herr,  mir  nicht  gnädig 
beigestanden. 

Die  zuletzt  citierten  stellen  deuten  nicht  nur  auf  einen 
schnellen  Wechsel  von  übcrlluss  zu  bcschränkuug,  sie  weisen 
für  die  Verfasserin  wie  für  die  drei  schwestein  auf  eine  ticfer- 
liegeude,  einschneidendere  Wandlung  ihres  Schicksals.  Wo  sind 
die  eitern,  avo  die  sonstigen  vcrwantcu  der  letzteren,  dass  sich 
trotz  des  grossen  rcichtums  freunde  ihrer  anneh)nen  müssen? 
Das  ist  eine  frage,  die  sich  angesichts  der  letzten  stelle  der 
Ali  sich  unabweisbar  uns  aufdrängt.  In  der  Ali  sell)st  erhal- 
ten wir  auf  diese  frage  keine  antwort.  Wol  aber  eine  völlig 
genügende  in  der  Wohunge.     liier  auf  s,  275  heisst  es: 

'Nun,  mein  süsser  Jesu,  aus  liebe  zu  dir  bin  ich  ge- 
schieden  aus   der  sippe  des   blutes,   und  leibliche  biüdcr 


EINE  ENGLISCHE  SCHRIFTSTELLERIN.  281 

haben  ü  b  e  r  d  i  e  s  s  mich  Verstössen.  A  b  e  r  d  i  e  s  k  ü  m  m  e  r  t  m  i  o  li 
nicht,  so  lan^e  ich  dich  halte'  etc.' 
Die  Verfasserin  war  im  Toiherg-eli enden  bemüht,  ein  nnbestreit- 
bares  anreclit  auf  die  liebe  Christi  zu  finden.  Aber  ibre  auf- 
ricbtigkeit  treibt  sie  sofort  au,  das  wahre  au  der  sacbe  zu  g-e- 
stehcn.  Kiebt  sie  loste  die  bände  des  blutes,  sondern  ibre  brü- 
der  haben  dieselben  gewaltsam  zerrissen  und  sie  so  gezwungen, 
für  die  freudeu,  die  die  weit  ihr  hätte  bieten  können,  ersatz 
in  der  liebe  zum  Gottessohne  zu  suchen.  Wer  den  ersten  an- 
stoss  zu  dieser  katastrophe  gegeben,  lässt  sich  mit  voller  bc- 
stimmtbeit  nicht  sagen.  Doch  findet  sich  einiges,  was  uns  an- 
deutet, in  welcher  richtung  wir  zu  sucben  haben. 

Dass  zunächst  die  weit  die  drei  Schwestern  (die  richtig- 
keit  unserer  Schlüsse  vorausgesetzt)  nicht  von  aller  schuld  frei- 
spricht, sehen  wir  daran,  dass  der  Verfasser  der  AR  dieselben 
als  übelbeleumundet  hinstellt  (380).  Ein  umstand,  der  durch 
die  stelle  eines  früher  gegebenen  citates  niclit  aufgehoben  wird, 
da  das  dort  gespendete  lob  sich  nur  auf  ihre  hohe  geburt  und 
auf  ihre  Schönheit  beziehen  kann.'-  Hierzu  kann  man  die  worte 
der  Wohunge  vergleichen,  wo  es  277  heisst: 

'Du,  Christus,  batest  mich,  zu  bedenken,  wie  du  t'iu-  mich  kämpf- 
test, damit  ich  weltliche  (irdische)  arniut  noch  schände  von  übe  1er 
Leute  mund  etc.  fürchte.' 
Doch  auch  noch  anderes,  wenn  auch  nicht  deutlicheres,  wissen 
unsere  Schriften  über  diesen  punkt  zu  berichten. 

Eine  stelle  der  Wohunge  schildert  uns  die  heissen  kämpfe, 
welche  die  Verfasserin  in  ihrem  innern  gegen  ende  ihres  welt- 
lebens  zu  bestehen  gehabt: 

'Drei  feinde  fochten^  S^gG"  niich,  und  auch  jetzt  noch  muss  ich 
ihre  streiche  fürchten,  und  ist  es  fjut  für  niicli,  wenn  ich  mich  durch 
deine  gnade  vorsicliti,'^  schütze:  die  weit,  mein  fleisch  und  der  teufe). 
Die  weit  will  mich  zur  sklavin,  mein  fleisch  zur  ehrlosen  machen,  der 
teufel  durch  diese  beiden  mich  zur  höUe  schleppen.  Feig  war  ich  und 
schwach  und  nahe  dem  falle,  meine  feinde  aber  grausam  und  so  stolz 
und  kühn,  dass,  wenn  sie  mich  so  schwach  und  so  mutlos  und  so 
mich   ihnen   zuschwanken   sahen,   sie   um   so  heftii;er  mich  angrift'en. 


^  Vgl.  s.  21.  Es  ist  dies  die  für  unsere  erste  Untersuchung  wich- 
tigste stelle.  Auch  auf  das  an  eine  ' lene  susler'  gerichtete  sehhisswort 
der  Wohunge  inacheu  wir  aufmerksam.  Ahgeseiien  von  den  aurli  in  ihm 
sich  findenden  anklängen  an  die  AR  (170,  ;551)  sielit  es  den  gewöhnlichen 
geleitworten  der  damaligen  Schreiber  sehr  wenig  ähnlich.  Es  geht  daher 
gewiss  auf  die  Verfasserin  selbst  zurück. 

2  Siehe  s.  279. 

^  Text  filüen.    Der  sinn  aber  verlaugt  fahlen. 


'2S2  ÜNENKEL,    EINE  ENGLISCHE  SCHKIFISTELLERIN. 

Sie  hoft'ten  aus  mir  unglücklichen  ganz  ihr  oigentuiu  zu  machen,  und  es 
wäre  ihnen  dies  gelungen,  wäre  die  hilfe  nicht  nahe  genug  gewesen. 
Schon  grinsten  sie  vor  froudc  einander  an,  wie  wölfe,  die  ihrer  beute 
sich  freuen.  Aber  dadurch,  dass  du  nicht  völlig  sie  über 
mich  triumphieren  liessest,  noch  duldetest,  dass  sie  mich 
gänzlich  in  schände  und  sündc  und  später  in  (hüllcn-)pein 
brachten,  dadurch  erkannte  ich,  dass  du  mich  zu  deiner 
geliebten  und  braut  haben  wolltest.' 
Hierzu  vergleicht  sich  die  folgende  stelle  der  AR: 

•Erkennet  —  heisst  es  hier  auf  s.  174  —  dass  ihr  ...  in  den 
frieden  der  kirche  geflohen  seidi  denn  es  ist  keine  unter 
euch,  die  nicht  einmal  ein  dieb  war  an  Gott.  Draussen 
aber  erwartet  man  euch,  wie  ihr  sehr  woi  wissen  müget, 
gleichwie  man  diebe  erwartet,  die  sich  in  der  kirche  schütz 

begeben  haben Bittet  fleis.-ig  Gott,  wie  der  dieb,  der  im 

schütze  der  kirche  ist,  dass  er  euch  vor  allen,  die  euch  erwarten  (auf- 
lauern) schütze  und  bewahre.' 

Wir  wollen  schliessen.  Auch  für  die  zuletzt  nugeführten 
citate  Hessen  sich  Aveitere  belegstellen  beibringen,  auch  auf  sie 
widerum  Schlüsse  bauen  u.  s.  w.  Da  wir  aber  jetzt  schon 
keinen  sicheren  boden  mehr  unter  den  füssen  spüren,  so  halten 
wir  e."<  für  besser  hier  schon  halt  zu  machen,  als  in  die  gefahr 
des  versinkens  zu  geraten. 

Von  den  ergebnii-sen  dieses  aufsatzes  halten  wir  nur  das  des 
ersten  teiles  fest:  Die  Wohunge  of  ure  Louerd,  die  Urei- 
sun  of  God  Almihti  und  der  Lofsong  of  ure  Louerde 
sind  von  frauen,  jedenfalls  nonnen  (ancrcn)  vcrfasst. 

Was  den  zweiten  teil  angeht,  so  hat  die  hier  veifochtene 
ansieht  gewiss  sehr  viel  für  sich.  Doch  l^ekennen  wir  gerne, 
dass  das  für  dieselbe  beigebrachte  beweismaterial  noch  nicht 
genügt,  sie  unanfechtbar  zu  machen.         u-, -'•*.,  ^,:/ .-/./< 

Vielleicht  gibt  unser  letzter  teil  den  anstoss  zu  einer  Unter- 
suchung, die  mit  besseren  mittein  ausgerüstet  und  von  einer 
anderen  seite  ausgehend,  zu  sichereren  ergebnissen  gelangt. 

GoHLis  Leipzig.  Eugen  Einenkel. 


NEKROLOG. 

Durch  eine  eigenartige  Verkettung  von  uniständeu  ist  es 
gekommen,  dass  in  diesen  blättern  erst  jetzt  eines  im  jähre  1S79 
heimgegangenen  gelehrten  gedacht  wird,  der  unter  den  deut- 
schen forschem  auf  dem  gebiete  der  englischen  litcratur  eine 
der  hervorragendsten  stellen  einnahm. 

Wilhelm  Adolf  Hoguslaiv  Hertzherg' 

wurde  am  0.  Juni  1S13  in  Halberstadt  geboren.  Xachdem  er 
auf  dem  gymnasium  seiner  Vaterstadt  für  die  Universität  vor- 
gebildet war,  studierte  er  von  1531 — 35  iu  Bonn  und  Halle 
Philologie.  Unter  seinen  lehrern  übte  namentlich  Bernhardy  auf 
ihn  einfluss  aus,  der,  das  bedeutende  taleut  des  jungen  manues 
erkennend,  ihm  mit  rat  und  ermutigung  zur  seite  stand.  Nach- 
dem er  auf  grund  einer  abhandlung  über  Properz  promoviert 
war  und  das  facultätsexamen  abgelegt  hatte,  absolvierte  er  in 
Halberstadt  das  vorgeschriebene  i)robejahr,  Avar  dann  3  jähre 
mitglied  des  seminars  für  gelehrte  schulen  in  Stettin  und  wurde 
hierauf  als  collaborator  an  das  gymnasium  seiner  Vaterstadt 
berufen.  Die  glänzenden  anlagen  des  jungen  gelehrten,  sein 
unermüdlicher  fleiss  und  eine  hierzu  in  innigster  beziehung 
stehende  bedeutende  productivität  hatten  schon  in  jener  zeit' 
seinem  namen  in  der  philologischen  weit  einen  guten  klang  er- 
worben. Kicht  weniger  hervorragend  war  seine  tätigkeit  als 
Schulmann.  Eine  rasche  carriere  konnte  einer  so  ausserordent- 
lichen kraft  nicht  fehlen.  IS  VI  wurde  Hertzberg  eine  ober- 
lehrerstelle an  der  höheren  bürgerschule  in  Elbing  übertragen. 


'  Als  qnelle  diente  bei  einer  icilio  von  eiuzclheiten  der  vortrefflich 
geschriebene  nekrolog  der  Weser/.eitnng  (August  2S.— 31.  1ST9)  aus  der 
feder  von  Dr.  C.  Bulle.  K. 


2S  1  KOHDK, 

In  AYcU'lier  weise  er  in  seinem  neuen  ^Yil■kunti•skl•eisc  dem  ihm 
entireiicriicbraeliten  vertrauen  entspracli,  geht  am  besten  daraus 
hervor,  dass  er  bei  der  IS  15  eintretenden  vaeanz  des  direetorats 
mit  der  leitung-  der  sehule  betraut  Avunle.  So  sah  sieh  Hert/.- 
berg:  als  director  einer  anstalt,  deren  hauptfäeher  seineu  ur- 
sprüngliehen  Studien  fern  lagen.  Dass  er  nieht  ungern  seine 
Stellung  mit  der  direction  eines  gymnasiums  vertauscht  haben 
würde,  wird  man  natiirlieh  finden.  Dennoch  war  er  zu  sehr 
gewissenhafter  sehulniaun,  als  dass  er  sich  nicht  ganz  seiner 
schule  hätte  hingegeben,  nicht  ganz  die  intcresseu  derselben 
hätte  zu  den  seinigen  machen  sollen.  Dass  er  sich  eingehend 
mit  dem  Französischen  beschäftigte,  zeigt  eine  1848  in  Jahu's 
Jahrb.  veröflentlichte  recension  von  'Lentz,  Elementarbucb  der 
französisclicn  »Sprache'.  Ein  zufall  führte  ihn  zum  Studium  des 
Englischen.  Einer  dei'  Acrtreter  dieser  spräche  war  zum  militär 
eingezogen  worden;  die  stunden  durch  einen  anderen  fachmanu 
zu  besetzen  war  nicht  möglich,  der  director  übernahm  es  daher, 
selbst  die  liicke  auszufüllen.  Es  war  nicht  liertzberg's  ait,  sich 
mit  einem  unterrichtsgegeustande  nur  soweit  zu  beschäftigen, 
wie  es  direct  die  zNvecke  des  Unterrichts  erforderten.  Bei  der 
begcisterung,  mit  der  er  sich  einem  neuen  gegenstände  des 
Studiums  hinzugeben  pflegte,  und  seiner  wunderbaren  sprach- 
lichen begabung  lebte  er  sich  bald  so  vollständig  in  das  fremde 
idiom  ein,  dass  er  sich  in  demselben  mit  grösster  Sicherheit 
mündlich  und  schriftlich  ausdrückte.  Dass  die  fertigkeit  im 
praktischen  gebrauche  einer  spräche  bei  IIertzl)erg  weniger  die 
frucht  von  besonders  zu  diesem  zwecke  angestellten  Studien 
war,  als  vielmehr  das  natürliche  ergebniss  seiner  fähigkeit  und 
gewolmheit,  sich  beim  Studium  der  grammatik  und  literatur 
ganz  in  den  geist  der  spräche  zu  versetzen,  braucht  wol  kaum 
erwähnt  zu  werden.  Neben  den  arbeiten  des  amtes  und  den 
Studien,  die  zu  demselben  in  nächster  bezieliuug  standen,  wur- 
den in  den  ersten  jähren  des  clbingei-  aufenthaltes  die  forsch- 
ungen  auf  dem  gebiete  der  klassischen  i)hilologie  rüstig  fort- 
gesetzt. Die  1S43 — 45  erschienene  grosse  ausgäbe  von  Pro- 
])erz  reiht  sich  den  hervorragendsten  pliik)logischen  ar))citen  an. 
Dennoch  sollten  jähre  vergeiien,  bis  sie  die  gel)ühren(le  aner- 
kenuung  fand.  Günstigere  aufnähme  fanden  die  zahlreichen 
Übersetzungen.  Erwähnung  mögen  hier  funlen:  Babrios'  fabeln, 
1840;  die  'kleineren  gedichte,  welche  dem  Yirgil  zugeschrieben 


W.  HERTZRERG.  285 

werden',  1S56;  die  Aeneis,  1859;  vier  komödieu  des  Plaiitus, 
1861;. neue  satyren  des  Juvenal,  18G1.  Den  schwierigen  an- 
forderungen,  die  an  den  Übersetzer  eines  dicliters  lierantreten, 
war  Hertzberg  gewachsen  wie  wenige,  denn  in  ihm  vereinig- 
ten sich:  ein  tiefes  poetisches  gefühl,  'ein  empfindliches  ohr  für 
die  gesetze  des  wolklanges',  eine  ausserordentliche  leichtigkeit, 
sich  ganz  in  den  geist  des  autors  zu  versetzen,  und  eine  un- 
umschränkte herrschaft  über  die  form.  Nehmen  wir  noch  hinzu, 
dass  Hertzberg  mit  der  grössten  soigfalt  arbeitete  und  trotz 
seiner  glücklichen  Ijeanlagung  nicht  müde  wurde,  die  feile  an- 
zulegen, so  wird  es  uns  erklärlich,  dass  seine  Übertragungen 
nicht  nur  demjenigen,  w^elchem  die  betreffende  spräche  fremd 
ist,  einen  würdigen  ersatz  des  Originals  bieten,  sondern  auch  von 
Philologen  gern  zur  band  genommen  werden.  So  erklärte  der 
selige  Wilhelm  Wagner,  der  bekanntlich  das  Neuenglische  wie 
seine  muttersprache  beherrschte,  er  lese  Hertzberg's  Übersetzung 
der  Canterbury  Tales  ebenso  gern  wie  das  original. 

Von  1850  an  lässt  sich  in  Hertzberg's  arbeiten  ein  hin- 
neigen zur  neueren  philologie,  speciell  der  englischen  verfolgen, 
das  immer  entschiedener  auftritt  und  ihn  zuletzt  zu  grösseren 
arbeiten  auf  dem  gebiete  der  alten  spiachen  nicht  mehr  kommen 
lässt.  Worin  der  grund  dieser  erscheinung  liegt,  dürfte  schwer 
zu  entscheiden  sein.  Bei  jedem  gelehrten,  dessen  Studien  auf 
einem  weiten  arbeitsfelde  liegen,  hängt  es  viel  vom  zufall  ab, 
welchen  teil  er  während  einer  bestimmten  periode  besonders 
cultiviert.  Der  fall,  dass  ein  })hilolog-e  nach  hervorragenden 
leistungeu  auf  dem  gebiete  der  alten  philologie  sich  vorzugs- 
weise der  neueren  zuwendet  ist  ja  nicht  selten;  ich  erwähne 
nur  die  namen  Eduard  Mätzner  und  Wilhelm  Wagner,  deren 
werke  ebenso  wie  die  Wiliielm  Hertzberg's  den  beweis  liefern, 
dass  ein  eingehendes  Studium  der  alten  die  vorzüglichste  schule- 
fiir  das  verständniss  der  neueren  ist. 

Bei  Hertzberg's  edlem  charakter,  seiner  begeisterung  für 
alles  gute  und  schöne  und  seiner  reichen  begabung  musste 
seine  pädagogische  und  directoriale  tätigkcit  eine  glückliche 
,"iein.  Anerkennung  seiner  mitbürger  wurde  ihm  in  reichem 
masse  zu  teil.  Auch  in  den  leitenden  kreisen  wusste  man  seine 
kraft  zu  schätzen;  es  wurde  jedoch  übel  vermerkt,  als  er  in 
der  zeit  der  reaktion  seinen  freien  politischen  ansichten  rück- 
haltslos ausdruck  gab.    8o  kam  es,  dass  seine  wähl  zum  director 


2S0  ROHIU', 

in  Anklani  uielit  bcstätig-t  wurde.  Unter  diesen  umständen 
mociite  es  ihm  nicht  schwer  werden,  sich  zu  eutschliesscn,  einem 
rufe  nach  Bremen  folge  zu  leisten. 

In  Uremen,  wohin  llertzberg'  1S5S  übersiedelte,  leitete  er 
bis  ostern  ISÜC)  die  haudelsschule,  jetzt  realschule  I.  o.,  dann 
ein  Jahr  handelsschule  und  gyninasium  und  hierauf  bis  an  sein 
Icbenscude  die  letztere  anstalt.  In  kurzer  zeit  fühlte  er  sich 
heimisch  in  den  neuen  Nerhältnissen,  die  ihm  um  so  mehr  zu- 
sagen mussten,  als  seine  Stellung  eine  unabhängige  war,  und 
seine  Wirksamkeit  allgemein  die  grösste  anerkennung  fand. 
Dem  gedankeu,  von  Bremen  zu  scheiden,  trat  er  nur  einmal 
uäher,  als  von  Hamburg  aus  an  ihn  die  anfrage  ergieng,  ob 
er  eventuell  geneigt  sein  würde,  die  dircctorstolle  der  gelehrten- 
schule,  des  Johanneums,  zu  übernehmen.  Der  zufall,  an  dem 
seine  wähl  in  Hamburg  scheiterte,  wurde  gewiss  in  Bremen  als 
ein  glücklicher  bezeichnet,  da  der  hochverdiente  schulmann  und 
gelehrte  der  stadt  erhalten  blieb. 

Die  arbeitskraft,  die  Hertzberg  zu  geböte  stand,  war  eine 
ausserordentliche.  Man  muss  staunen,  wenn  man  bedenkt,  dass 
er  neben  seiner  tätigkeit  als  director  einer  grossen,  mit  jedem 
jähre  sich  erweiternden  anstalt,  als  iuspector  verschiedener 
schulen,  als  niitglied  des  scholarchats,  zweier  Prüfungskommis- 
sionen und  der  bürgerschaft  noch  zeit  fand  zu  einer  ausgedehn- 
ten literarischen  tätigkeit.  Nachdem  llertzberg  trotz  dieser  an- 
gestrengten arbeit  sich  jähre  lang  einer  verbältnissmässig  guten 
gesundheit  erfreut  hatte,  traten  im  frühlingc  1879  die  spuren 
eines  magenleideus  auf,  dass  sich  als  unheilbar  erweisen  sollte. 
Ein  sanfter  tod  endete  am  7.  Juli  das  tätige  leben  des  hoch- 
verdienten mannes.  Was  er  seinen  angehörigen,  freunden, 
Schülern  und  mitbüi'gern  gewesen  ist,  wird  gewiss  bei  allen  in 
dankbarem  andenken  bleiben. 

In  der  Wissenschaft  wird  Hertz])erg's  name  einen  ehren- 
vollen ])latz  behalten.  Mit  welchem  eifcr  und  welcher  energie 
er  ihr  gedient  bat,  davon  folgendes  beispiel.  Nach  mehrjäh- 
rigen angestrengten  Studien  war  es  Hertzberg  während  seines 
aufeiithaltcs  in  Stettin  gelungen,  die  ausgäbe  des  Properz  zum 
abschluss  zu  bringen.  Die  arbeit  liegt  druckfertig  vor.  Da,  an 
dem  zur  absendung  an  den  Verleger  festgesetztem  tage  geht  das 
manuskrijtt  in  llammen  auf;  und  der  junge  gelehrt,  weit  ent- 
fernt,  durch  dieses  geschick  rautlos  zu   werden,   opfert  wider 


W.  HERTZRERG.  287 

melirere  jalire,  um  das  werk  neu  zu  schreiben.     Eine  ähnliche 
ausdauer  zeigten  bekanntlich  Newton  und  Carlyle. 

Welche  Verdienste  sich  Hertzberg  um  das  Studium  der  eng- 
lischen spräche  erworben  hat^  davon  könnte  fernerstehenden 
das  nachfolgende  verzeichniss,  das  wir  der  gute  des  sohnes, 
Dr.  H.  Hertzberg  verdanken,  eine  annähernde  Vorstellung  geben. 
'Was  aber',  heisst  es  tretfeud  im  Shakespeare-Jahrb.,  bd.  XV, 
'Wilhelm  Hertzberg  uns,  den  mitgliedern  dieser  gesellschaft, 
uns  Deutschen  allen  gewesen  ist,  die  wir  Chaucer  und  Shake- 
speare lieben,  das  hier  des  weiteren  ausführen,  hiesse  eulen 
nach  Athen  tragen.' 

1S4S. 
Recension  von  Lentz,  Eleraentarbuch  der  französ.  spräche  (Jalm's  Jahr- 
buch 52,  p.  80—83). 

i  S5;{. 
Gedichte  von  Alfred  Tennyson.    Dessau.    Kafz.  10. 
Dift'usion  of  knowledge  amoug  cattle,  Household  Words,  Part  XXXVIII, 
May  (no.  165). 

1857. 
Recension  von  Byron's  Manfred  und  Longfellow's  balladen  und  liedern, 
übersetzt  von  A.  K.  Nielo  (Neue  Jalirbüchcr  für  Pliilol.  und  Piidag., 
bd.  70,  h.  n,  s.  574— 5S;5), 

1859. 
Nach  A.  Barbier  (gediclite).    Breui.  sonntagsblatt  1851),  no.  20. 

1802. 
Irisehe  dichtungen  (Brem.  sonntagsblatt  vom  13.  Juli,  no.  2s). 
Das  TeufelsschitT,  nach  Thomas  Hood  (I^reiu.  sonntagsbl.  v. !».  März,  no.  10). 
Englische  dichtungen  in  deutscher  Übertragung  (Brem.  sonntagsbhxtt  vom 

9.  Februar,  no.  0). 

1864. 
Der  herr  der  inscln  von  W.  Scott.    Uebers.  von  W.  Hertzberg.    Bremen, 

Geisler,    XX   und    200.     8,     (Sr.    höh.    Friedrich  VUl.,    lierzog   von 

Schleswig-Holstein  gewidmet.) 
Aus  Longfellow's  erzählungen  (Brem.  sonntagsblatt  1864,  no.  43  und  44). 

I S05. 
Aus  Longfellow's  er/Jililungen  (Brem.  sonntagsblatt  Is65,  no.  17). 

IsOO. 
Geoffrey  Chauccr's  Canterburygeschichtcn,   übers,  etc.  von  W.  IL,   Hild- 
burghausen, bibl.  inst.   ISO*;,  074  s. 

1807  (oder  08?). 
Nachlese  zu  (;hauccr,  Jahrb.  für  roman.  und  engl.  Lit.  VIII,  2.  129 — 109. 
Deutsche  bilduug  in  England  im  10.  und  17.  Jahrhundert  (recension  von 

George  ('lKii)inan's  Tragedy  of  Alphonsus,  Emperor  of  Gennany  cd. 

Elze,  Weserzcituug). 


2S8  KOHDR,    W.  HERrZP.RRG. 

1S6S. 
Shakespeare's  draniat.  werke  nach  der  Schlegel-Tieek'schen  Übersetzung 
revidiert  herausg.  durch  die  deutsche  Sli.-gesellschal't,  Berlin,  Georg 
Reimer:  Heinrich  A'III.,  übers.,  eingeleitet  und  erläutert  von  W.  H. 
(2.  autl.   1S7G). 

1 S09. 
Shakespeare,  Liebes  leid  und  lust  (2.  aufl.  1ST7). 

1870. 
Shakespeare,  Die  comödie  der  irrungen  (2.  aull.  1S77). 
„  Titus  Andronicus  (2.  aufl.  1S77). 

„  Die  beiden  Veroneser  (2.  aufl.  1S77). 

1871. 
Die  quellen   der  Truilussage   in   ihrem  verhiiltniss  zu  Sh.'s  Troilus  und 

Cressida  (Shakesp.-Jahrh.  VI,  p.  1(19—220). 
Shakespeare,  Troilus  und  Cressida  (2.  aufl.  1877). 
„  Ende  gut,  alles  gut  (2.  aufl.  1877). 

„  (^yrabeiin  (2.  aufl.  1877). 

1872. 
Lord  IJyron  (2  aul'siitze  in  den  Prcuss.  Jahrhiicliern  ls72,  s.  <)01 — 18  und 
(l'.ll-- 70',)). 

187;{. 
Californische  novellen  von  Bret  Harte.     Ucbersetzt  von  W.  H.    Leipzig, 
guandt  &  Händel,  X  und   DK». 

1875. 
Shakespeare-Studien   von    Friesen   (recension    in   der  Weserzeituug   vom 

9.  und   10.  Januar). 

1878. 
The  Liliell   of  Englishe   Policje   ^4'M].    Text  und  metrische  Übersetzung 

von  W.  II.     Lciijzig,  liirzel,  12(t  s. 
Aletrisclies,  grammatisches,  chronologisches  zu  Shakesp.'s  dramen  (Shakc- 

speare-Jahrb.  XIII). 
Shakespeare  in  neuer  bühnenbearbeitung  von  Oechelhäu.ser  (recension  in 

der  Gegenwart,  no.  29,  s.  -ll  — 14). 
Eine  griechische  quelle  zu  Shakespeare's  sonctten  (Shakesp.-Jahrb.  XIII). 
Shakespeare's  Coriolan  von  Schmidt  (recension  in  dem  Jahrlt.  für  roman. 

und  engl.  Lit.,  s.  181—191). 

1^80. 
(Shakespeare  und  seine  Vorläufer,  Shakesp.-Jahrb.  XV.) 

Hamburg.  D.  Rohde. 


^THE   aPvAVE.' 

Benjamin  Thoipe  bringt  in  seineu  'Analecta  Anglo-Saxonica' 
s.  153  f.  das  unter  dem  titel  'The  Grave'  oder  'Fragment  on 
Death'  (wie  es  der  erste  herausgeber,  Conybeare,  nannte)  be- 
kannte bruehstück  eines  alliterierenden  gediehtes  von  der  gattuug 
der  gespräche  zwischen  seele  und  leichnam,  und  sagt  Vorrede 
Seite  XI,  dass  Uhe  text  here  given  is  fuimded  on  a  careful  and 
repeated  collation  tvith  Ihe  manuscript'.  Da  ich  zufällig  wäh- 
rend eines  besuches  von  Oxford  den  Codex  Ms.  Bodl.  343,  der 
auf  fol.  17C  auf  einer  übriggebliebenen  halben  seite  das  ge- 
nannte fragment  in  einer  band  des  12.  jli.  enthält,  in  die  band 
bekam,  sah  ich  dasselbe  durch,  und  da  erschien  es  mir  nicht 
ganz  überflüssig,  das  stück  nochmals  zu  veröflentlichen;  im 
folgenden  gebe  ich  einen  diplomatisch  getreuen  abdruck  der 
verse,  jedoch  zu  langzeileu  geordnet. 

Öe  wes  bold  jebyld  .  er  jni  iboreu  were. 
t5e  wes  molde  imynt  .  er  Öii  |  of  moder  come. 
ac  hit  nes  no  idiht  .  ne  J^eo  deopnes  iineten. 
nes  jyt  1  iloced  .  hu  long  hit  j^e  were. 
5    Nu  me  J^e  bringseO  .  ]?er  öu  beon  scealt.  | 

Nu  me  sceael  ]?e  meten  .  and  ]'a  mold^  seotiÖa. 
Ne  biß  no  j^iu  hus  healice  1  itinbred. 
hit  bitü  unheh  and  hih  .  f'onne  \n\  list  |?erinne. 
Se  helewages  ]  beo'fi  laje  .  sidwajcs  unheje, 
10    f>e  rof  bib  ibyld  J?ire  bro.ste  ful  neli  | 

Swa  Öu  scealt  on  molde?  .  wuuien  ful  cald<'. 
Dimme  and  deorcse  .  ]?et  den  |  fuhet  on  \\on(\e 
Dureleas  is  pcnl  hus  .  and  dearc  hit  is  wiöinnen. 


1.  Die  I  deuten  zeilcnende  der  hs.  an.  —  Zwischen  hold  und  gebyld 
rasur  eines  ge. 

G.  sceal  Th.     mold  Th. 

7.  Zwischen  hus  und  healice  rasur  eines  zweiten  hus. 

11.  mold  Th.     cald  Th. 

12.  hond  Th. 

Anglia,   V.  band.  19 


"290  SCHKOF.l'R,     IHK  C.RAVF.. 

DaT  ]>n  Itist  j  iVste  Milytt  .  tiia/  da  ^  llo^^  )'a  ca'^e. 
Ij     laiilic  is  /'«7  et^r^  liiis  |  .  ««y/  ^ruu  inue  to  wnnien. 

Der  ]ni  scealt  wunien  «/n/  wiuMies  )'e  to  dele^. 

ßus  tun  I  bist  ile^d  .  aiul  ladiest  J'ine  tVonden. 

Nefst  Öu  neune  tVeoiul  .  )'e  j'c  wylle  |  l'aren  to. 

Drt't  efie  wule  lokien  .  hu  |'o  />(ef  hus  )'e  likie. 
2U     Dädt  aifre  undoii  |  .  ^c  wule  ^a  duro. 

.     (Hilf  l'O  ivt'ter  liliten. 

lor  sone  |'u  bust  hidlie  .  «//^/  lad  to  iseonno.  | 

für  sone  bi^  )>in  luefcl  .  laxes  hireucd. 
al  bit'S  ^es  laxes  feirues  Ibrsceden. 
25    naele  hit  naii  mit  fingres  fcire  stracien. 

Die  gebräueliliclieu  nbkiir/uiii::en,  (Imchstrielienes  )>,  i  habe 
ich  aiilgelüst  uuil  cursiv  gedruckt,  ebenso  die  eud-<?-schleiieii  in 
molde  (6,  11),  calde  (11),  honde  (12),  welch  letztere  Thorpe 
ganz  ignoriert.  Die  letzten  drei  verse,  die  von  einer  späteren 
band  des  13.  jh.  sehr  unleserlich  auf  den  untern  rand  gekritzelt 
sind,  bieten  einige  Schwierigkeit,  /'orsceden,  in  dem  das  o  sehr 
undeutlich  und  das  s-ce  noch  unsicherer  ist,  könnte  auch  /?;■- 
odei-  /'enrorden  gelesen  werden;  fir  oder  /'er  ist  natürlich  in /)jr 
zu  ändern.  Zwischen  vers  T.)  (der  auch  durch  die  rcinibindung 
der  beiden  halbverse  eine  Sonderstellung  einnimmt)  und  24/25 
besteht  ein  Widerspruch;  wenn  das  haupl  '  fax  es  bh-eued'  ist, 
könnte  man  als  gleichbedeutend  '(ies  faxes  felnies  fonvorden' 
verstehen;  v.  25  soll  man  das  haar  aber  siraclan  (==  schlichten, 
eigentlich  -^  streicheln,  vgl.  Alfred's  Cura  Past.  ed.  Sweet  303), 
da  muss  es  also  doch  noch  vorhanden  sein  und  zw-ar  f<irscede)i 
=  zerrauft.  Dazu  passt  auch  vollkommen  das  adv.  feire,  ae. 
fiebere,  wofür  'IMiorpe  ohne  allen  grund  feimj  liest,  was  somit 
aus  den  Wörterbüchern  zu  streiciien  ist.  Bekanntlich  galt  ja 
Germanen  wie  Griechen  die  Schönheit  des  haupthaares  sehr 
viel.     S.  darüber  u.  a.  Grimm,  Kechtsaltert.  239  f. 

Wien.  Arnold  Schrof.kr. 


lö.  Na(;li   hus   rasur  von   7  (tcvTi  hcf^\   die   vorläge  war  wol  aueli  mit 
deutlich  markierter  cäsur  f^eachriebeii,  wodurch  die  irruiif;?  erklärlich. 
21.  Keine  liicke  in  der  h». 
24.  ferscedeni  ha. 
2ö.  feire\  l'ein(/  Th. 


BYRON'S  MANFRED 

UND   SEIN  VEKHAELTNIS8  ZU  DICHTUNGEN 

YERAV ANTEN   INHALTS. 

Aus  zwei  grÜDden  ist  Manfred  die  interessanteste  unter 
den  dramatischen  dichtungen  Byron's:  Kein  held  derselben  trägt 
in  so  ausgeprägter  weise  des  diehters  eigenste  ziige,  und  Byron 
zeigt  sicli  hier  als  geistesverwandten  Aisehylos',  Moliere's  und 
Goethe's,  Prometheus,  Don  Juan  und  Faust  haben  einen  zug 
mit  Manfred  gemeinsam,  der  den  tragischen  konflikt  in  sich 
trägt  und  deshalb  auch  nur  dramatisch  behandelt  werden  konnte. 
Dieser  zug  ist  das  sichauflehnen  gegen  die  göttliche  weltord- 
nung,  gegen  das  uufassbare  wesen,  welches  die  geschicke  der 
menschen  lenkt,  Unterschieden  sind  diese  Charakteren  nur  durch 
das  maass  des  cgoismus,  welches  ihnen  beigegeben  ist.  Bei 
Prometheus  ist  dasselbe  am  kleinsten,  er  ist  der  woltäter  der 
menschen  und  leidet  eben  deshalb  für  sie,  er  ist  fast  ein  griechi- 
scher Christus.  Ihm  gegenüber  steht  D(m  Juan,  der  Vertreter 
des  ausgeprägtesten  egoismus,  zwischen  beiden  Faust  und  Man- 
fred. Bei  Faust  ist  der  egoismus  durch  das  ringen  nach  selbst- 
veredelung  gemildert,  bei  Manfred  desgleichen  durch  die  tiefe 
liebe  zur  natur  und  den  schweren  kämpf  mit  dem  eigenen  ich. 
Dadurch  ist  in  beiden  fällen  eine  gewisse  concentration  auf 
dieses  eigne  selbst  ))edingt,  die  sich  bei  Manfred  zur  misan- 
thropie  und  zum  pessimismus  steigert,  im  Faust  dagegen  sich 
zuletzt  zu  weltbeglückenden  bestrebungen  erweitert.  —  Fehlt 
bei  Don  Juan  die  läuterung  gänzlich,  so  ist  sie  bei  Faust  und 
Maufred  die  leitende  idee;  doch  während  sie  sich  bei  jenem 
im  kämpfe  soavoI  mit  dem  eignen  selbst  als  auch  mit  äusseren 
einflüssen  vollzieht,  bleibt  sie  bei  diesem  auf  das  ringen  mit 
dem  bewusstsein  der  schuld  beschränkt.  Es  bedarf  nicht  der 
erwähnung,  dass  Goethe  und  Byron  viel  von  ihrem  wesen  auf 

19* 


592  I.OHM  A\N\ 

die  obavaktere  ihrer  lielilen  übeitrniien  liaben,  Avährend  Meliere 
uiul  Aiiseliylos  ihren  werken  lern  lileihen.  Die  beiden  letztge- 
nannten stehen  denmacii  dnrchaus  über,  Goethe  dagegen  und- 
mehr  noch   Byron  stehen  in  ihren  werken. 

Wie  sehr  dies  besonders  für  liyron  gilt,  zeigt  die  ent- 
stehuugsgeschiehtc  des  dramatischen  gedich'tes,  die  wir  hier  an 
der  band  des  von  dem  dichter  mit  seinem  verlcgcr  Murray  ge- 
führten l)riet\vechsels  verfolgen  wollen.  Interessant,  doch  aus 
dem  gesagten  erklärlich,  ist  hier  der  Widerspruch,  in  dem  sich 
der  dichter  mit  der  dramatischen  form  seines  werkes  befindet. 
Wie  wir  sahen,  konnte  nur  eine  solche  dem  Inhalt  angemessen 
sein,  und  doch  bestimmt  Byron  es  nicht  für  die  bühne,  freute 
sich  vielmehr,  es  für  dieselbe  unmöglich  gemacht  zu  haben,  da 
seine  beziehungen  zu  Driiry  Laue*  ihm  das  theater  verleidet 
hatten.  Er  sagt  in  dem  briefe  an  Murray  vom  15.  Febr.  1817, 
in  dem  auch  zuerst  Manfred  erwähnt  wird:  1  forgot  to  mention 
lo  you  a  klnd  of  'Poem  in  dialogue'  in  blank  verse  or  Drama\ 
in  dem  nächsten  vom  25.  Febr.  nennt  er  es:  'a  kincl  of  Drama'. 
Als  er  dann  am  9.  März  Murray  d.en  III.  akt  übersendet  mit 
dem  bemerken,  das  ganze  nicht  ohne  vorherigen  bescheid  zu 
verörtentlichen,  weil  er  keine  gute  meinung  davon  habe,  nennt 
er  es  wider:  'dramatic  poein' .  In  seinem  briefe  an  Moore  vojn 
25.  März  dessell)en  Jahres  erwähnt  er  es  als  'a  sorl  of  niad 
Drama'  und  '«  Uedhim  iragedtf .  Sein  brief  von  demselben 
datum  an  Murray  bezeichnet  es  als  'Wilch  Drama'.  Er  habe, 
sagt  er  darin,  keine  hohe  meinung  davon,  er  schätze  es  auf 
300  Guineen,  doch  könne  Murray  es  verbrennen,  wenn  es  ihm 
und  Gifford  so  beliebe.  In  dem  briefe  vom  9.  Apiil  will  er 
die  jjezeichnung  'a  Poem'  haben,  'denn',  sagt  er,  'es  ist  kein 
drama,  und  ich  will  es  nicht  mit  einen  so  **  namen  genannt 
wissen  — ',  "a  Poem  in  dialogue"  oder  —  "Pantomime",  wenn 
sie  wollen,  alles,  nur  kein  koulissensynonym.'  Hier  gibt  er 
auch  das  motto: 

'Tliere  are  iiiore  fliinj;«  in  licuvcn  .'uid  oarlli,  Ihjratio, 
Tlian  are  dreaint  (jT  in  your  jiliilohupliy.' 

Aus  den  angeführten  daten  cigibt  sich  die  abfassungszeit 
j\lanfred's:  es  sind  die  ersten  monate  des  Jahres  1817,  der  ort 

'  (icrade  hier  wurdo  es  im  jähre   IS(;:i  aufgetiilirt.     Vj^l.  I'Mzo,   T.ord 
Byron  h.  4!)1  (2.  aiiil.  lieriiii  isyi). 


BYROn's  MANFRED.  293 

ist  Venedig-,  wo  sich  der  dichter  seit  mitte  NoATinber  des 
vorigen  jahres  aufgehalten  hatte.  Man  braucht  nur  einen  blick 
auf  das  zu  werfen,  was  ihn  damals  beschäftigte,  um  zu  sehen, 
dass  die  conceptiou  des  Werkes  nicht  in  diese  zeit  fällt,  son- 
dern früher,  in  die  seines  schweizer  aufenthaltes,  wo  das  werk 
auch  bereits  begonnen  wurde. 

In  Venedig  verliebte  sich  der  dichter  in  Marianna  Segati, 
die  frau  'eines  kaufmanns  von  Venedig',  in  dessen  hause  er 
sein  quartier  aufgeschlagen  hatte. 

Die  beschreibung  dieses  excentrischen  wesens  kehrt  oft  in 
den  briefen  aus  dieser  zeit  wider.  Besonders  fesselten  ihn  die 
dunkeln,  orientalischen  augeu  der  geliebten,  doch  auch  ihr 
originelles  tun  und  treiben.  Nachdem  er  im  April  ein  seit 
Februar  anhaltendes  heftiges  fieber  glücklich  überstanden,  trat 
er,  kaum  genesen,  eine  reise  nach  Rom  an,  von  wo  er  aber 
bereits  ende  Mai  wider  nach  Venedig  zurückkehrte.  Dem  leser 
des  Maufred  kann  es  nicht  entgehen,  dass  die  eindrücke  wäh- 
rend dieser  ersten  monate  des  jahres  1817  nicht  darin  nieder- 
gelegt sind,  wenn  man  nicht  etwa  den  phantastischen  Charak- 
ter der  ersten  fassung  des  3.  aktes  mit  den  fieberphantasieen 
des  dichters  in  Verbindung  bringen  will.  Auch  das  Studium  der 
armenischen  spräche  bei  den  mönchen  des  klosters  St.  Laza- 
rus, welches  Byron  wählte,  um,  wie  er  au  Moore  schreil)t,  mit 
etwas  recht  hartem  seine  aufmerksamkeit  zu  zwingen,  steht  in 
keinerlei  beziehung  zu  Manfred,  es  sei  denn,  dass  der  bischof, 
'ein  schöner,  alter  bursche,  mit  einem  hart  Avie  ein  komet', 
ihm  einige  züge  für  den  abt  von  St.  Mauritius  geliefert  hat. 
Man  kann  sich  wol  vorstellen,  dass  Byron  mit  dem  christlich- 
frommen manne  ähnliches  besprochen  hat,  wie  Manfred  mit 
dem  abt. 

Von  der  reise  nach  liom  ist  der  eindruck,  den  das  Coliseum 
bei  nacht  auf  ihn  machte,  im  III.  akt,  scene  1  verwertet. 

Doch  das  sind  alles  einzelheiten,  die  conceptiou  fällt  in 
die  Schweiz.  Es  ist  die  poetische  Verschmelzung  der  eindrücke, 
welche  er  auf  der  mit  llobhouse  vom  17.  bis  29.  September 
unternommenen  reise  in's  Berner  oberland  erhalten  hatte,  mit 
den  philosophischen  ansichten  des  dichters.  Dies  ist  die  aus- 
gesprochene absieht  Byron's,  denn  er  schreibt  an  Moore  am 
25.  März  1817:  '/  wt^ote  a  sort  of  mad  Drama,  for  thc  sake  of 
introducing  for  Alpine  scenery  in  description'.    Ueber  diese  reise 


294  LOHMANN, 

hat  ByiiMi  ein  tai;ebiu'li  j;el'tilnt,  welches  für  seine  Schwester 
bestiiumt  ist.  Dieser  mnstaiul  fallt  für  die  fabel  im  Manfred 
einiirerniassen  iii's  jicwioht.  Denn  was  für  Manfred  Astarte, 
das  ist  die  sdnvester  für  den  dichter,  welcher  in  den  einige 
nionate  der  conecption  Maufreds  vorhergehenden  Stanzas  und 
besonders  der  'Epistle  to  Augusta'  (IV,  s.  25  ff.  der  Tauchnitz- 
ausgabe)  in  ihr  das  einzige  wesen  verehrt,  das  ihn  liebt  und 
\ersteht.  Die  Sehnsucht  nach  diesem  wesen  durchzieht  auch 
unser  dramatisches  gedieht.  Bereits  am  29.  Sei)t.  schickte  er 
das  tagebuch  ab  (brief  an  Murray  vom  30.  Sept.).  Der  Wort- 
laut desselben  lässt  sich  verschiedentlich  in  der  dichtuug  ver- 
folgen.    Man  vgl.  Manfred  I,  2: 

— to  be  thus  — 

Grcy-li;iir"d  witli  aiii^uisli,  like  tliese  blasted  pincs 
Wrecks  of  ;i  single  wiiitei",  barkless,  branehless, 
A  bliü:htcd  tnmk  upon  a  ciirsed  rood  — 

mit  dem  bericht  vom  19.  September:  'Passed  whole  n-oods  of 
withered pines,  all  wilhered,  —  tnmks  stripped  and  barkless, 
Ufeless,  done  hy  a  single  irinler:  their  appeanmce  remindcd 
ine  of  me  and  my  family'.  Die  letzten  worte  zeigen,  welcher 
art  Byron's  naturverehrung  war.  Es  ist  nicht  die  harmonische 
frcude  an  der  natur  und  der  Schönheit  ihrer  geschöpfe,  nicht 
jenes  sich\ersenken  in  das  detail,  wie  wir  es  bei  Shaksperc 
und,  ihm  folgend,  bei  der  seeschule  finden;  es  ist  vielmehr  ein 
hinneigen  zu  immerwährendem  vergleich  zwischen  den  persön- 
lichen Verhältnissen  des  dichters  und  gewissen  zuständen  in 
der  natur.  Da  nun  Byron,  wie  wir  später  sehen  werden,  nach 
seiner  ehcscheidung  ganz  besonders,  die  leere  seines  lebens 
fühlte  und  bereits  —  nicht  ohne  eine  gewisse  blasiertheit  — 
mit  demselben  abgeschlossen  zu  haben  wähnte,  so  fesselte  ihn 
die  natur  auch  mehr  in  ihrer  Wildheit  und  öde,  als  in  ihrer 
harmouie.  —  Zu  den  versen: 

The  miats  boil  up  around  the  glaciers;  clouds 

Rise  Curling  fast  beneath  me,  white  and  sulphury, 

Like   foani   from   the   ruuscd  ocean  of  deep  Hell,  — 

stelle  man  die  folgende  stelle  des  Swiss  Journal:  'The  clouds 
rose  from  Ute  opiiosile  Valley,  curling  u/)  perpendicular  pre- 
cqnces,  like  Ihe  foain  of  Ihe  ocean  of  hell  —  il  was  white 
and  sulpliury  and  iimneasurahly  deep  in  appearance.'  —  Aehn- 
lich  ist  der  cindruck,  den  Manfred  und  Byron  von  der  harmonie 


BYRON'S  MANFRED.  295 

des   Alpeulioins    und   dem  geläutc  der  kuliglocken  empfangen. 
In  beiden  erweckt  es  weichere  gefiihle: 

The  uatural  iiiusic  of  thc  mountain  reed  — 
Vor  licre  thc  j)atiiaichal  days  are  uot 
A  pastoral  table  —  pipes  in  the  liberal  air, 
Mix'd  with  thc  sweet  bells  of  thc  sauntering  herd; 
My  soul  would  drink  thosc  echoes. 

Byron  berichtet  vom  19.  September: 

'A  shcpord  on  a  very  stecp  and  high  clitf  playing  npou  his  pipe.    Our 
Swiss  shcperd's  pipe  was  sweet,  and  his  tune  agrecable.'    Weiter  heisst 
es:  'The  miisic  of  the  cow's  bells  (for  their  vvealth,  like  the  patriarchs' 
is  cattle)  in  the  pastures  which  reach  to  a  height  far  above  any  niouu- 
tains  in  Britain,   and  the  shepcrds  shoutiug  to  us  from  crag  to  crag 
and   playing  on   their   reed's  where  the  steeps  appeared  almost  inac- 
cessible,   with  the  surrounding  sceueiy,   rcalised  all  that  1  have  ever 
hcard   or   iuiagiued    of  'pastoral   cxistence:    —  miich   uiore   so   than 
Greece  or  Asia  Minor,  for  there  we  are  a  little  too  niuch  of  the  sabre 
and  musket  order,  aud  if  thcre  is  a  crook  in  one  band,  you  are  sure 
to  see  a  gun  in  the  other:  but  this  was  pure,  unmixed  —  solitary, 
savage   and   patriarchal.    As   we  went  they  played  the  "Ranz  des 
Vaches"  and  other  airs,  by  way  of  farewell.' 
Wer  fühlt   beim   lesen   dieser   worte   nicht    die   Rousseau'sche 
rückkehr    zur   uatur    hindurch?     Rousseau    und    Byron   waren 
vcrwante  natureu  —  die  vergleichungspuukte  hat  Elze  a.  a.  o. 
s.  343  tf.  in  geistvoller  weise  zusammengestellt  —  daher  musste 
auch   dieselbe  landschaftliche  scenerie  dieselben  empfindungen 
hervorrufen.    Besuchte  doch  Byron  mit  der  'Nouvelle  Heloise'  in 
der  band  die  orte,  die  Rousseau  darin  beschrieben.    Beide  fühl- 
ten in  der  reinheit  der  Alpenluft  den  Widerspruch  der  mensch- 
lichen Verhältnisse  zu  den  forderungöu  der  natur:  'The  pcoplc', 
fügt  Byron  am  20.  Sept.  gleichsam  neidisch  hinzu:  'looked  free, 
and  liappy,   and  rieh  [rvhich  last  Ifnplies  neHher  of  the  former). 
Derselbe  gedanke  findet  sich  in  Schiller's  'Braut  von  Messina', 
und  ist  wol  auch  durch  Rousseau's  einfluss  entstanden: 

'Wol  dem,  selig  nmss  ich  ihn  preisen. 
Der  in  der  stille  der  ländlichen  flur, 
Fern  von  des  lebens  verworrenen  kreisen, 
Kindlich  liegt  an  der  brüst  der  natur' 

und  weiter: 

'Auf  den  bergen  ist  freiheit,  der  hauch  der  grüfte 

Steigt  nicht  hinauf  in  die  reinen  lüfte; 

Die  weit  ist  vollkommen  überall, 

Wo  der  mensch  nicht  hinkommt  mit  seiner  quäl.' 


-'K)  I.OIIM  ANN, 

Im  .MaiilVcd  ist  der  acnisj;iiicr  eine  solelic  in  seelischer 
nnd  köi})oiliclier  gesimdlieit  lilüliende  natur,  wie  sie  sieh  der 
dichter  darhte  und  wie  er  sie  in  den  folgenden  Zeilen  geschil- 
dert liat: 

a  peasant  of  the  Alps  — 
Thv  limnble  virtiies,  liospitablc  hoiiie, 
And  spirir  patient,  pious,  proiul,  and  free. 
Thy  self-respeet,  grafted  on  inuücent  thouglits; 
Thy  days  of  health,  aud  nights  of  sleep,  tliy  toils, 
By  danger  dignified,  yet  guiltless;  hopes 
Of  clieerfid  old  age  and  a  quiet  grave, 
With  cross  and  garland  over  its  green  turf, 
Aud  thy  grandcldldren's  love  for  epitaph. 

Manfred  IT,  I. 

Beiden,  dem  dichter  wie  seinem  helden,  bleibt  aber  trotz 
des  Verständnisses  füi-  das  einfache  glück  des  Alpenbewohncrs 
dieses  selbst  unerreichbar.  Die  unnatur  der  Verhältnisse,  in 
denen  Byron  aufgewachsen  ist  und  deren  einfluss  er  unter- 
worfen bleibt,  wird  ihm  durch  den  kontrast  klar.  So  fühlt  er 
gerade  liier  am  meisten  die  ohumacht,  gegen  diese  gegebenen 
\  erhältnisse  anzukämpfen,  und  aus  dit3sem  bewusstsein  entstehen 
sein  weitschmerz  und  die  Selbstmordgedanken.  Die  Situation 
Manfred's  im  I.  akt  ist  daher  von  Byron  gewiss  selbst  empfun- 
den worden,  und  wenn  er  auch  nicht  tatsächlich  zum  todes- 
sprunge  bereit  stand,  von  dem  ihm  die  rauhe  Wirklichkeit  in 
der  j)erson  eines  andern  zurückhalten  musste,  so  hat  er  sich 
doch  vielleicht  zugerufen: 

Hold,  niaduian!  —  though  avveary  of  thy  life 
Stain  not  our  pure  vales  with  thy  guilty  blood!  — 

Endlich  noch  eine  Zusammenstellung: 

' —  —  the  sunbüw's  rays  still  arch 
The  torrent  with  the  uiany  hues  of  heaven. 
And  roll  the  sheeted  silver"s  waving  eolum 
ü'er  tlie  crajf's  headlong  itcrpendicular. 
And  fling  its  lines  of  foaming  light  along. 
And  to  and  fro,  like-the  pale  eourser's  tail, 
The  Giant  steed,  to  be  bestrode  by  Dcath, 
As  told  in  the  Apocalypse.'  Manfred  II,  '1. 

Im  Swiss  Journal  heisst  es  am  22,  September: 

'J'he  torrent  is  in  a  shape  curving  over  the  roek,  like  the  tail  of  a 
white  horse  Streaming  in  the  wind,  such  as  it  inight  bc  conceived 
would  be  that  of  the  "pale  horse"  on  which  Death  is  mounted  in 
the  Apocalypse.' 


BYRON'S  MAXFRED.  297 

Fragen  wir  nun,  was  aou  dem  cliaraktcr  Manfred's  bleibt, 
wenn  wir  die  Byron'scbe  uaturverebrung  beiseite  lassen,  so 
antwortet  der  dicbter  selbst  in  dem  bereits  citierten  briefe  vom 
15.  Februar  1817: 

'the  hero  a  kind  of  magician,  who  is  tormented  by  a  species  of 
remorse,  the  cause  of  which  is  half  left  unexplained.  He  wanders 
about  invoking  spiiits,  which  appear  to  liiin,  and  are  of  no  use;  he 
at  last  goes  to  the  very  abode  of  the  Evil  Principle  in  propiia  per- 
sona, to  evocate  a  ghost,  which  appears,  and  gives  him  an  ambiguous 
and  disagreeable  answer;  and  in  the  third  act  he  is  found  by  atten- 
dants  dying  in  a  tower,  where  he  had  studied  his  art' 

In  dieser  inbaltsangabe  ist  der  dicbter  in  zwei  punkten 
ungenau,  was  sieb  daraus  erklärt,  dass  er  zur  zeit  des  briefes 
sich  der  vor  etwa  einem  halben  Jahre  geschehenen  conception 
nicht  mehr  völlig  bewusst  war:  denn  die  antwort  Astarte's  ist 
eine  versöbuende,  wie  wir  später  zeigen  wollen,  ebenso  ergibt 
sich  die  art  der  schuld  mit  bestimmtheit  aus  dem  werke.  Die 
letztere  betreffend,  höre  man  doch  Manfred's  eigene  geständ- 
nisse,  und  man  wird  keinen  augenblick  zweifeln.  Zutreffend 
sind  des  dichters  worte  'half  unexplained'  nur  für  den  I.  akt, 
wo  Manfred  selbstvergessenheit  fordert  und  uns,  wie  die  geister, 
die  er  ruft,  im  unklaren  lässt  über  das,  was  er  vergessen  will. 
Anders  ist  es  im  II.  akt.  Der  Alpenfee  legt  er  ein  förmliches 
geständniss  seiner  schuld  ab,  wenn  er  von  seiner  Schwester 
Astarte  spricht  und  sagt:  '1  loved  her  and  desiroy'd  her'.  Als 
die  fee  dann  fragt:  'nith  ihy  hand?'  antwortet  er  schnell: 

Not  with  my  hand,  but  heart  —  which  broke  her  heart  — 
It  gazed  on  mine,  and  wither'd.    I  have  shed 
Blood,  but  not  hers  —  and  yet  her  blood  was  shed  — 
I  saw  —  and  could  not  stanch  it. 

Der  wein,  den  der  biedere  Alpenjäger  ibm  bietet,  ruft  die  er- 
innerung  an  das  vergossene  blut  der  seil  wester  wach: 

't  is  blood my  blood!  the  pure  warm  stream 

Which  ran  in  the  veins  of  my  fathers,  and  in  ours 
When  we  were  in  our  youth,  and  had  oue  heart, 
And  loved  each  other  as  we  should  not  love, 
And  this  was  shed:  but  still  it  rises  up, 
Colouring  the  clouds,  that  shut  me  out  from  heaven. 

Und  weiter  gesteht  er  seinem  gefährten:  'wy  emhrace  tvas  fittaV. 
Dies  bestätigt  der  held,  als  er  den  schatten  der  Astarte  be- 
schwört : 


208  LOHMANN, 

l'hou  lovedst  me 
Too  imuh,  ;is  1  lovctl  tlioc:  wo  wcrc  uot  luade 
To  tortiiro  tluis  euch  othcr,  thoiij^li  i(  wcrc 
The  doatllicst  sin  to  luve  as  wo  havc  lovod.' 

Die  scliwcrc  I)lutscluiUl  drückt  also  Manfred.  Hyritn  nun 
]illoj;te  sii'li  i:ern  in  seelische  zustände  anderer  hinein  zu  denken. 
Man  viil.  darüber  Elze,  a.  a.  o.  s.  409.  Mit  Shelley  hat  der  dich- 
ter (»t't  über  die  gcschwisterehe  gesprochen.  Derselbe  war  be- 
kanntlich der  ansieht,  dass  dieselbe  nicht  unbedingt  sündlich 
sei,  und  in  der  tat  konnte  er  sich  dabei  aul"  den  alttestanient- 
liclien  Vorgang  berufen.  Dass  nun  Byron  ebenfalls  dies  prob- 
lem  auf's  lebhafteste  beschäftigte,  ist  um  so  erklärlicher,  als 
man  ihn  ja  selbst  unerlaubter  beziehungen  zu  seiner  schwcstcr 
beschuldigte,  ein  Vorwurf,  dessen  Dichtigkeit  jetzt  allgemein 
anerkannt  ist.  Diesen  leereu  verläunulungeu  räum  zu  geben 
lag  aber  so  recht  im  charakter  Jiyron's,  Daneben  reizte  die 
religiöse  art  des  problenis  seinen  skepticismus  auf's  höchste, 
sodass  er  später,  IS21,  im  Oain,  es  nochmals  bearbeitete.  Hier 
ist  es  zugespitzt  in  dem  gespräch  Adah's  mit  Lucifer.  Jene 
sagt  zu  Cain,  ihrem  gatten  und  bruder:  '7  love  thee'.  Lucifer 
hört  diese  worte  und  fragt  sie :  'Morc  than  thy  molher,  and  ihy 
slre'f'  Verwundert  sagt  Adah:  '/  do.  Is  thal  a  sin,  ioo?  No, 
noi  }jcl'\  antwortet  dieser:  'U  one  day  will  be  in  yom^  children'. 
Hiermit  hängt  es  auch  zusammen,  wenn  die  geister  Manfred 
"hy  thy  hrothcrhoi)d  of  Cain'  verfluchen.  Da  Maufred  nur  der 
intellektuelle  urheber  von  Astarte's  tode  ist,  so  ist  das  tertium 
comparationis  sowol  das  verhältniss  zur  Schwester,  als  auch 
der  ruhelose  zustand,  der  dem  allerdings  verschiedenartigen 
verbrechen  folgt.  Weniger,  als  man  wol  glauben  möchte,  be- 
einflusste  den  dichter  bei  der  dramatischen  bearbeitung  der 
briefwcchsel  der  Lucrezia  Horgia  mit  dem  cardinal  Hembo,  wel- 
chen er  auf  seiner  reise  aus  der  Schweiz  nach  Venedig  in  Mai- 
land auf  der  Ambrosianischen  bibliothek  mit  grossem  interesse 


'  Wenn  R.  Gottschall,  a.  a.  o.  :v.i5,  sagt:  'Manfred'a  gellebte  ist  er- 
mordet worden  um  seinetwillen  —  auch  er  hat  einen  mord  begangen', 
so  ist  dies  nach  dem  angeführten  nur  in  soweit  zutrcflend,  als  mau  an 
einen  Selbstmord  Astarte's  zu  denken  hat,  dessen  intellektueller  urheber 
allerdings  Manfred  ist.  Dieselbe  auffassung  findet  sich  l)ei  Kutscher: 
Manfred,  eine  Tragödie  von  Lord  Byron  in  ihrem  inneren  Zusammen- 
hange entwickelt,  eine  Abliandlung  zur  riiflosoj)hio  der  Kunst.  Berlin 
1S44.    Seite  7. 


byron's  ]manfred.  299 

gelesen  hatte.  Das  verbältniss  der  F.iu'iezia  zur  Astaite  wie 
des  Mautred's  zu  Cäsar  Borgia  gibt  eben  keine  anbaltspunkte; 
DIU'  die  schuld  ist  dieselbe,  der  boden  auf  dem  sie  entstanden, 
ist  durchaus  verschieden. 

Dies  ist  die  schuld  des  dranias  Maufred;  in  ihrer  siihnung 
besteht  die  handlung  desselben.  Dass  die  schuld  der  zeit  nach 
vor  das  drama  fällt,  tut  dem  dramatischen  charakter  keinen 
abbruch,  ebenso  wenig-  wie  dem  könig  Oedipus  des  Sophokles. 
Durchaus  Byron  eigentümlich  ist  die  art  und  w^eise,  wie  sich 
diese  siihnung  vollzieht:  Der  dichter  charakterisiert  sein  drama 
in  dem  briefe  vom  15.  Februar  1817  als  a  very  wild,  mcla- 
physical  and  inexplicalAe.  Dem  entsprechend  nennt  auch  Scherr, 
Geschichte  der  Englischen  Literatur,  2.  aufläge,  Leipzig  1865, 
s.  233  Manfred  ein  metaphysisches  drama.  Besser  könnte  man 
es  wol  als  ein  psychologisches  bezeichnen;  denn  das  eigentlich 
dramatische  des  Stückes  liegt  doch  nur  in  der  seelischen  ent- 
wickluug  des  beiden.  Es  stützt  sich  hierauf  eben  der  haupt- 
vorwurf,  den  mau  Byron  macht,  dass  es  nämlich  seinen  dramen 
au  handlung  fehle.  Und  das  ist  gewiss  recht!  Byron  bleibt 
selbst  hier  lyriker,  indem  er  seine  subjektiven  empfindungen 
stets  auf  seine  beiden  überträgt.  Daher  will  er  auch  ein  mental 
theatre,  daher  erklärt  sich  sein  gegensatz  zu  Shalispere,  wobei 
freilich  ein  gewisser  neid  mit  im  spiele  war,  und  daraus  er- 
geben sieh  auch  die  mängel  seiner  dramen,  die  Elze  a.  a.  o. 
s.  405  ff.  zusammengestellt  hat.  Byron  ist  darin  den  englischen 
romanschriftstellern  ähnlich,  die  das  innere  drama'  sich  vor- 
zugsweise zur  aufgäbe  machen.  Der  verlauf  der  sühnung,  der 
'handlung'  im  Manfred,  lässt  sich  nun  kurz  so  darstellen:  In 
dem  monolog,  mit  dem  der  erste  akt  beginnt,  und  welcher  dem 
Faust's  ähnlich  ist,  führt  uns  der  held  in  seine  gedankenweit 
ein.  Von  dem  nagenden  bewusstsein  der  schuld  kann  ihn  nichts 
befreien,  weder  philosophie  noch  alle  freuden  des  lebens;  alles 
das  ist  ihm:  as  ra'm  un/o  the  sands,  Since  that  all  nameless  hour. 

Wie  Faust  sieht,  Mass  wir  nichts  wissen  können',  so  kommt 
auch  Manfred  zur  erkenntniss:  'The  Tree  of  Knowledge  is  not 
that  of  Life';  wie  jener  sagt: 

'Mich  plagen  keine  skrupel  noch  zweifei, 
Fürchte  mich  weder  vor  hölle  noch  teufel. 
Dafür  ist  mir  auch  alle  freude  entrissen', 

SO  sagt  auch  Manfred: 


3tH)  LOHMANN, 

1  havo  no  dread, 
And  t'eel  the  curse  to  Imvc  no  natural  fear, 
Nor  tlutteriug  throb,  that  beats  with  hopes  or  wishes, 
Or  lurking  love  of  soiuething  on  the  earth. 

Beide  ergeben  sich  der  miigie,  beide  rufen  geister.  Doch  wäh- 
rend Faust  seine  ohnmacht  dem  erdgeist  gegenüber  erkennen 
niuss,  gehorchen  die  geister  des  unbegrenzten  weitaus  Maufred's 
mächtigem  ruf,  wenn  auch  widerwillig.  Er  verlangt  selbstver- 
gessenheit; doch  die  zu  geben  steht  nicht  in  ihrer  macht.  Sie 
bieten  ihm  den  tod,  al)er  der  wäre  nur  ewige  fortsetzung  seiner 
(jual,  das  Schicksal  eines  Ahasverus,  Berauschung  für  den 
augenblick  ist  die  Wirkung  ihrer  erscheinung.  Der  siebente 
geist,  Manfred's  eigener  steru,  tritt  ihm  in  gestalt  eines  schönen 
weibes  entgegen.  Manfred  ist  entzückt,  liebend  will  er  es  um- 
fassen, da  zergeht  das  trugliild,  und  er  sinkt  zusammen,  un- 
glücklicher als  ZUV01-.  Denn,  wie  Hötscher  a.  a.  o.  s.  13  zeigt, 
ist  die  gestalt  die  eigene  Schwester  Astarte.  Manfred's  stern 
kann  nur  diese  gestalt  annehmen,  d.  h.  die  des  gegenständes 
seiner  frevelhaften  leidenschaft.  Sein  entzücken  ist  also  ein 
rückfall  unter  ihre  herrschaft,  welcher  neue  kämpfe  mit  dem 
eigenen  selbst  nötig  macht.  Fluchend  verlassen  ihn  die  geister, 
zu  ewiger  gewissensqual  ihn  verdammend.  —  Nun  (sc,  2)  eilt 
er  hinaus  auf  den  gij)fel  der  Jungfrau.  Er  fühlt  seine  ohnmacht 
dem  eignen  innern  gegenüber  zu  vergessen,  was  geschehen  ist. 
Die  erhabene  Schönheit  der  natur  erregt  in  ihm  nur  das  bittere 
gefühl  des  eigenen  und  überhaupt  des  menschlichen  elcnds. 
Doch  da  ertönt  das  Alpenhorn  und  das  melodische  geläute  der 
kuhglocken,  und  ihre  einfache  melodic  erweckt  in  ihm  weichere 
gefühle,  wie  im  Faust  der  ostergesang.  Doch  während  Faust 
die  moralisclie  krise  übersteht,  wächst  in  Manfred  die  Verzweif- 
lung. Schon  will  er  den  todessprung  tun,  da  hält  ihn  der 
biedere  Alpenjäger  von  dem  frevelnden  beginnen  zurück.  So 
weit  der  I.  akt.  Im  II.  akt  lernen  wir  den  Alpenjäger  näher 
kennen.  Er  ist  vom  dichter  zur  kcmtrastierung  eingeführt:  dem 
frieden  des  geistig  gesunden  mannes  wird  der  innere  Zwie- 
spalt, seiner  einfachheit  Manfred's  seelische  kraft  entgegenge- 
stellt.    Manfred  selbst  sagt:' 

I  can  bear  — 


In  life  what  others  could  not  brock  to  dream, 
But  perish  in  their  slumber. 


BYRON's  MANFRED.  301 

Xach  kurzem  gespräcli  scheiden  sie,  und  man  ftiblt,  dass 
zwischen  ihnen  weitere  Verbindung  nicht  möglich  ist.  Das 
einzige  gefilhl,  das  sie  teilen,  ist  die  liebe  zur  natur,  zu  den 
unsterblichen  Alpen;  doch  auch  dies  ruht  auf  verschiedenen 
grundlagen,  bei  dem  Jäger  auf  christlicher,  bei  Manfred  auf 
pantheistischer.  Nun  (scene  2)  ruft  dieser  die  Alpen  fee,  eine 
Verkörperung  des  reizes,  den  der  waldbach  im  regenbogen- 
glanze  auf  den  dichter  ausübte  (s.  Swiss  Journal,  22.  Septbr.). 
Doch  auch  die  fee  vermag  ihm  nicht  zu  geben,  was  er  ver- 
langt. Gehorsam  will  sie  für  die  ungewisse  aussieht  auf  hilfe; 
da  bäumt  sich  Manfred's  stolz,  und  er  entlässt  sie,  wie  er  sie 
gerufen.  Sein  geist  ist  mächtiger  als  die  natur.  Noch  einmal 
hat  er  in  dem  geständniss,  welches  er  ihr  gemacht,  sein  ganzes 
elend  empfunden  und  gleichsam  wider  durchlebt.  Einsam  ist 
er  aufgewachsen,  fern  von  menschen,  nur  im  regem  verkehr 
mit  der  natur,  mit  ihrer  grosse  und  ihren  geheimnissen,  in  die 
sein  kraftvoller  geist  eingedrungen  ist.  Nur  einen  menschen 
hat  er  geliebt,  die  Schwester,  sein  verklärtes  selbst. 
Her  faults  were  mine,  her  virtues  were  her  own. 
Der  fluch  der  einsamkeit  hat  sich  an  ihm  vollzogen,  seine 
liebe  hat  die  schwester  in  Verzweiflung  und  tod  getrieben: 

The  red-hot  breath  of  the  most  loue  Simoon 
Which  dwells  bat  in  the  desert,  and  sweej^s  o'er 
The  barren  sands  which  bear  no  shrubs  to  bhist 
And  revels  o'er  their  wild  and  arid  waves 
And  seeketh  not,  so  that  it  is  not  sought, 
But  being  met  is  deadly. 

Diese  worte  zeichnen  Manfred  (III,  1).  Astarte  war  die  blume, 
die  der  Simoon  auf  seiner  bahn  zerstörte.  AVie  nun  diesen  ein 
bestimmtes  etwas  treibt,  so  handelt  auch  Manfred  unter  einem 
fatum,  dem  unheilvollen  stern,  unter  dem  er  geboren  ist.  Doch 
wie  er  den  siebenten  geist,  seinen  stern,  seinem  rufe  gehorsam 
gemacht  hat,  so  zeigt  er  nun  auch  (akt  II,  3)  seine  Überlegen- 
heit über  das  böse  prinzip  selbst,  über  Ariman.^  Er  begibt 
sich  in  die  halle  Ariman's,  und  unbekümmert  um  das  drängen 
der  geister,  kniet  er  nicht  vor  ihrem  herrscher.  Denn  der  seiner 
eigenen  kraft  bewusste  geist  ist  keinem  Untertan,  und  nichtig 


*  Der  dichter  sagt  selbst,  dass  ihm  hier  die  totenbeschwörung  des 
Pausanias  im  leben  des  Timon  von  Plutarch  und  ähnliche»  vorgeschwebt 
habe. 


'M'2  LOHMANN, 

(liinkt  ihm  alle  innclit  der  verueiucudcii  iicistor,  die  ihn  als 
eheultiirtig-  anerkeimeu  mlisseii.  Auf  sein  geheiss  ruft  Nemesis 
den  geist  Astaite's,  und  Manfred  erkennt  Jet/t,  gcslilint  und 
geläutert,  die  zügc  der  geliebten  sclnvester,  die  ihm  bei  der 
ersten  erseheinung,  als  er  noch  nicht  die  ganze  sittliche  kraft 
erreicht  hatte,  unkenntlich  geblieben  waren.  Weder  Nemesis 
noch  Ariman  vermögen  Astarte  zum  sprechen  zu  bringen,  erst 
Manfrcd's  Schilderung  der  tiefe  seines  elemls  entringt  ihr  die 
erlösenden  worte: 

'IV)  murrow  cnds  tliinc  enrtlilj'  ills. 

l  nd  nun,  akt  III,  ist  Manfred  versöhnt: 

There  is  a  calm  upun  nie  — 
Inexplicable  stülness! 

So  l)edarf  er  auch  nicht  nieiir  des  mittlers.  Daher  bietet  ihm 
der  abt  v(ui  St.  Mauritius,  ein  christ  gesunder  Überzeugung,  die 
vcriiuttclung  der  kirche  \crgebcns  an.  Die  siihuung  der  schuld 
hat  Manl'red  selbst  \ollzogen:  ' Ihere  is  no  fuhirc  ixntg  dtn  deal 
llidi  Jiis/ice  0)1  iJie  sel/'-condemn'd  He  deals  <tn  k'is  otrti  sonl'.  Zu 
spät  ist  es,  dass  diese  siihuung  auf  dem  vom  Christentum  vor- 
geschriebenem wege  geschehe,  denn  von  anfang  an  ist  Manfred 
auf  anderen  wegen  gegangen  als  die  übrigen  menschen.  Hei 
dem  versöhnten  tritt  nun  die  liebe  zur  natur  in  ihre  vollen 
rechte  ein.  Von  der  sonne,  ' tlie  idol  of  earlij  nnlure\  ninnnt  er 
abschied  in  Worten,  die  zu  dem  schönsten  gehören,  was  Byron 
gedichtet  hat  (scene  2).  liier  ist  eben  der  berührungsj)unkt, 
den  wir  gewöhnlichen  menschen  mit  Manfred  haben  —  wäh- 
rend uns  das  volle  verständniss  für  seiu  leiden  fehlt.  Ebenso 
teilen  wir  auch  von  Byron's  subjektiven  cmpfindungen  meist 
nur  seine  naturverciiruug,  weniger  seinen  weitschmerz.  Wenn 
daher  aucii  Manfred  einsam  stirbt  wie  Macbeth  und  Richard  III. 
(denn  der  abt,  der  im  fromme«  cifcr  bei  ihm  bleibt,  steht  doch 
geistig  in  keiner  bcziehung  zu  ihm,  sondern  bleibt  ihm  völlig 
fern),  so  fühlt  der  zuschauci'  docii  mit  jenem,  während  er  bei 
diesen  sich  nur  über  ihr  selbstverschuldetes,  furchtbares  ende 
entsetzt.  Sterl)end  noch  verbleibt  Manfred  sieger  über  die  geister, 
die  er  sich  im  leben  Untertan  gemacht  hat. 

Dies  ist  der  gedankengang  des  dramas.  Haben  wir  im 
I.  akt  Manfred's  Überlegenheit  über  die  elementaren  geister  ge- 
sehen, im  II.  seinen  triumpii  üb(M"  das  böse  prinzip  in  /irojiria 
persona,  und  l)eider  (»hiimacht,  <lem  sieb   in  reue  verzehrenden 


BYROn's  MANFRED.  303 

ZU  helfen,  der  dann  durch  eigne  kraft  die  siihnung-  erringt,  so 
vervollständigt  der  III.  akt  die  selbsterlösung  dem  Christentum 
gegenüber.  Hier  fehlt  der  feindschaftliche  sinn  Manfred's,  hier 
ist  nicht  das  titanenhafte  ringen  der  beiden  ersten  akte.  Wir 
sehen  hier  zwei  edle  menschen  vor  uns  im  gegensatz  zu  ein- 
ander. Diesen  stellt  frommer,  edlei-  eifer,  jenen  gütige,  wenn 
auch  entschiedene  Zurückweisung  in's  rechte  licht.  Wenn  da- 
her Kötscher  a.  a.  o.  s.  2  und  G.  Sand  in  dem  'piiantastischen 
drania'  dem  dicliter  ein  besonderes  verdienst  aus  der  Umarbei- 
tung des  IIL  aktes  machen,  so  scheint  uns  das  nicht  gerade 
gerechtfertigt.  Es  lag  doch  wol  auf  der  band,  dass  alles  ge- 
hässige in  dem  charakter  des  abtes  und  alles  ])ossenhafte  im 
benehmen  Manfred's  demselben  gegenüber  in  diametralem  gegen- 
satz zu  dem  tiefernsten  geist  des  Stückes  stand.  So  bedurfte 
es  auch  Gift'ord's  mahnung  nicht,  dass  Byron  die  Umarbeitung 
in  diesem  sinne  vornahm,  denn  er  selbst  erkannte  in  der  ersten 
fassung  die  hefen  des  fiebers. 

Unklar  bleibt,  wie  der  dichter  in  dem  eingangs  angezogenen 
briefe  vom  15.  Februar  1817  die  woite  der  Astarte  als  eine 
ambiguoiis  and  disagreable  anstver  bezeichnen  konnte,  da  sie  doch 
Manfred  die  erlösung  verkündigten. 

Dass  die  darstellung  von  Manfred's  Untergang  durch  die 
lektüre  deutscher  gespenstergeschichten  beeintlusst  war,  sieht 
man  leicht,  wenn  man  das  bekannte,  auch  der  Tauchnitz-edition 
der  Byron'schen  werke  beigegebene  fragment  (vol.  \',  s.  431  fl".) 
liest.  Dasselbe  ist  am  17.  Juni  18 IG  geschrieben,  und  Moore 
erzählt  uns  die  veranlassung  in  folgender  weise: 

'Diiring  a  week  of  raln  iit  thi.s  timo,    liaving  aumsed  themsclves  with 
reading  Germau  gliost-stories,    tliey  (Mrs.  Shelley  and  Byrun)  aj^roed 
to   write   soiuething  in   imitalion    of  tlieiu.     "You  and  I'\    said  Lord 
Byron  to  jVlrs.  Shelley,  "will  publish  ours  together".    ile  theu  began 
hia  tale  of  the  Vampire.' 
Bekannter   ist  der  roman  der  Mrs.  Shelley:  Frankenstein,   der 
auf  diese    weise    entstand.     Jenes  A'ampir-fragmcnt  hat   aller- 
dings auch  eine  gewisse  berühmtheit  erlangt,    indem  des  dich- 
ters  arzt  und  langjähriger  bcgleiter,  Dr.  Polidori,  es  unter  Byrou's 
namen  herausgab  und  damit,  besonders  in  Frankreich,  grosses 
aufsehen  erregte.    Auch  Schiller's  'Geisterseher'  iiat  Byron  einige 
Züge  entlehnt.     Am  2.  April  1817  schreibt  er  an  Murray: 

'.Schiller's  Anuciiian   a  novel    which   took    a   great   hold  of  nie  whcn 
a  boy.     It  is  also  called  "the  fJhostseer",   and  I  n(ner  \valk(!d  down 


304  LOHMANN. 

St.  Mark's  by  mooulight  withoiit  thiukiug-  of  it,  and  "at  nine  o'clock 

he  died".' 
Durdiaus  dem  dicbter  eiiicntümlicli  ist  nun  aber  der  pan- 
theimus,  der  den»  cliarakter  seines  lielden  anhaftet,  ebenso 
dessen  niisauthropic  und  pessiniismus ,  alle  drei  Byron'sche 
Züge.  Dei-  erste'  lindet  seinen  ansdrnck  besonders  in  den  sieben 
ireistern,  welche  auf  Manfrod's  gehciss  (akt  I)  erscheinen.  Auch 
die  Alpenfee  gehört  zu  denen,  welche  die  erde  regieren  (siehe 
akt  II,  sc.  2).  Freilich  steht  über  allen  'Jlie  overruVtng  Infinite 
—  the  Maker'  (akt  II,  sc.  4).  Wenn  er  auch  die  sonne  an- 
betend apostrophiert,  so  bleibt  sie  ihm  doch  nur  ein 

—  luatcrial  God. 
And  representative  of  the  Unknown  — 
Who  cliose  thee  for  his  shadow. 

Ein  Gott  war  sie  früher: 

Ere 
The  luystery  of  tliy  niakiiij?  was  reveard! 

Wir  sehen  also  im  Manfred  Hyron's  dcistisclien  Standpunkt 
mit  dem  ])antheistischen  Öhelley's  im  Widerspruch,  der  gerade 
zur  zeit  der  conception  des  dramas  in  der  Schweiz  grossen 
einlluss  auf  ihn  ausübte.  Pessimismus  aber  und  misanthroi)ie, 
oder  mit  einem  worte:  der  Weltschmerz  ist  der  bekannte  gruud- 
akkord,  der  sich  durch  alle  werke  Byron's  zieht.  Nur  schein- 
bar ist  der  pessimismus  mit  der  naturverehrung  unvereinbar. 
Die  natur  ist  und  bleibt  schön: 

How  beautiful  ia  all  tliis  visible  world! 
How  «^lorious  is  its  action  and  itself! 

Doch    wir   menschen    sind    unglückselig   veranlagte   geschöpfe. 
Hören   wir  den  dichter  weiter  durch  den  mund  seines  beiden: 

But  we,  who  name  ourselvea  ita  sovereigns,  we, 

Half  dust,  half  dcity,  alike  unfit 

Tu  sink  or  soar,  with  our  lui.x'd  essence  loake 

A  conflict  of  ita  elenieuta,  and  breathe 

The  lueath  of  degradatiou  and  of  pride, 

Contending  with  low  want»  and  lofty  will, 

Till  our  mortality  predominatcs. 


'  Don  Juan  TTT,  10 1   vertritt  diese  anschauung  geradezu,  indem  der 
dichter  ausruft: 

My  altars  are  the  mountains  and  the  ocean, 

Earth,  air,  stars;  all  that  Springs  tVoni  the  great  Whole, 

Who  hath  produced,  and  will  reccive  the  soul. 


BYRON'S  MANFRED.  3()5 

Der  kämpf  der  lofty  will  mit  den  low  wanU,  das  ist  eben  der 
conflikt  im  Manfred,  welchem  er  erlegen  ist.  Interessant  ist  hier 
die  parallele,  welche  Hamlet's  Charakter  bietet.  Beide,  Man- 
fred unter  dem  drucke  seiner  schuld,  Hamlet  unter  dem  der 
seine  kräfte  übersteigenden  aufgäbe,  kommen  zu  dem  schluss, 
dass  tod  besser  gei  als  leben,  wenn  man  nur  wiisste,  was  dann 
wäre.  Man  vergleiche  nur  den  bekannten  monolog  'To  he  or 
not  to  he'  mit  dem  Manfred's  (II,  2):  We  are  the  ßols  of  time 
and  error  etc.,  welchen  Goethe,  Werke  33,  155  eine  Steigerung 
desselben  nennt.  Byron  nun  trug  die  Stimmung,  in  die  ihn 
seine  unglücklichen  familienverhältnisse  zur  zeit  der  conception 
versetzt  hatten,  in  sein  drama  hinein,  das  ein  Stimmungsbild 
ist,  wie  alle  seine  drameu.  Er  sagt  dies  geradezu  am  Schlüsse 
des  schweizer  tagebuchs: 

'I  am  a  lover  of  nature  and  an  admiier  of  beauty.  I  can  bear  fatigue 
and  welcome  privation,  and  have  seen  some  of  the  noblest  views  in 
the  World.  Bat  in  all  this  —  the  recollection  of  the  bitterness,  and 
more  especially  of  recent  and  more  home  desolation,  which  must  ac- 
company  me  through  life,  have  preyed  upon  me  here,  and  neither  the 
music  of  the  sheperd,  the  erashiug  of  the  avalanche,  nor  the  torrent, 
the  mountain,  the  glacier,  the  forest,  nor  the  cloud  have  for  one  mo- 
ment  lightened  the  weight  upon  my  heart,  nor  enabled  me  to  lose 
my  own  wretched  identity  in  the  majesty,  and  the  power,  and  the 
glory  around,  above,  and  beneath  me.' 

Manfred  ist  misanthrop,  doch  wird  er  es  nicht  in  folge 
getäuschter  illusionen,  wie  Timon.  Er  steht  von  vornherein 
einsam  da,  ohne  menschliche  Interessen  zu  teilen,  weil  er  eben 
als  ausserordentliches  wesen  aufzufassen  ist,  mit  kraftvollerem 
denken,  aber  auch  deswegen  mit  stärkeren  leidenschaften  als 
andere  menschen.  Der  einzige  berührungspunkt  ist  der  mortal 
clay.  Weil  er  nun  im  kämpfe  dagegen  unterlegen  ist,  so  hasst 
er  die  menschen;  deshalb  flieht  ei-.     Er  sagt  zur  Aljjenfee: 

—  if  the  beings,  of  whom  is  was  one  — 

Hating  to  be  so,  —  cross'd  me  in  my  path, 

I  feit  myself  degraded  back  to  them, 

And  was  all  clay  again. 

So  meidet  er  die  gesellschaft  anderer  menschen: 
Because  my  nature  was  averse  from  life; 
And  yet  not  cruel;  for  I  would  not  make, 
But  find  a  desolation. 

Ihm   fehlt   nicht   das   mitleid  mit  menschlicher  schwäche.     Da 
Manfied  weiss,  dass  er  nur  allein  sein  schweres  geschick  tragen 

Ansjlia,  V.  band.  .,.. 


3()G  T.OIIMANN, 

kaim,  so  will  or  es  auch  keiiieiu  uiulein  zuwälzen.  Daher 
spricht  ihm  auch  der  ^eniseDJäger  //üs  ctudioits  feeling  for  an- 
other's  jxiin  /u. 

So  ist  auch  Kyrou  niisanthro]),  oder  richtig-er,  er  hat  niisuu- 
thropisehe  stimnumgen.  Und  Nvenn  er  ja  recht  gehabt  bat,  mit 
den  nieuscheu  uu /Alfrieden  zu  sein,  so  war  es  damals,  als  er 
Mautred  dichtete.  Die  Gesellschaft,  deren  lieblini;-  er  lange  ge- 
wesen, verfolgte  ihn  mit  dem  übertriebensten  hasse,  und  keine 
beschuldigung  war  zu  hässlich  (wir  erinnern  an  die  von  Mrs. 
Stowe  erhobene),  die  man  nicht  auf  ihn  geworfen  hätte.  Byron 
war  nun  einmal  der  siindenbock  der  durchweg  verkommenen 
höheren  kreise  der  englischen  gesellschaft.  Dies  bestätigt  Dis- 
raeli  in  seinem  roman  'Venetia',  worin  bekanntlich  in  Lord 
Plantagcnet  Cadurcis  Hyron's  leben  und  Charakter  geschildert 
ist.  Das  englische  publikum  war  damals  'in  one  of  ils  periodical 
f'its  t)f  moralUy ',  und  dabei  bedurfte  es  'a  sorl  of  rvhipping  jboy, 
by  whose  vicarious  ugonies  all  the  ti-ansgressors  of  the  same  class 
are,  it  Is  supposed,  sufficicnlly  chasliscd  {\\.'kii\^.,  s.  18).  Gewiss 
konnte  die  gesellschaft  keinen  stein  auf  den  dichter  werfen, 
er  war  nnndestens  nicht  schlechter  als  sie,  und  zum  guten  teil 
hatte  sie  ihn  zu  dem  gemacht,  was  er  war.  Seine  misanthropie 
war  w^enigstens  ihr  werk,  und  seitdem  spielte  er  am  liebsten, 
wie  er  an  die  gräfiu  Blessington  schreibt,  deu  ^sublimen  misan- 
thropen'.  Elze,  a.  a.  o.  s.  326,  hat  nun  recht,  wenn  er  darin 
nichts  sublimes  zu  finden  vermag.  Im  Manfred  spielt  Byron 
diese  seine  lieblingsrolle,  doch  schon  am  10.  März  1817  ver- 
wahrt er  sich  in  seinem  briefe  au  Moore  lebhaft  dagegen, 
dass  Jetlrcy  ihn  für  einen  misanüu-opical  and  gloomy  gentlcman 
halte.  Er  sei,  fährt  er  fort,  a  facetioua  comparäon,  well  to  üo 
rvith  (hose  ivilh  wliom  1  am  inümate  and  as  loquacious  and  laugh- 
ing as  if  I  were  a  much  cleverer  fellow.  Vom  misanthropeu  zum 
Satiriker  ist  es  nun  nicht  weit,  und  das  ist  ja  Jiyron  in  erster 
linic.  So  auch  im  Maufred.  Hier  ist  die  satire  der  Nemesis 
in  den  mund  gelegt: 

I  was  detain'd  repairin^  shattei'd  thrones, 

Marrying  foola,  rebtoriiif^c  dyiiawtiea, 

Avenf^ing  luen  upon  their  euemies, 

And  inaking  tlieui  repeut  tlieir  own  rcvcnge; 

Goading  tlie  wise  to  madncss;  froin  tlio  diill 

Sliaijing  out  oracle«  to  rule  tlic  world 

Afrcah,  for  they  were  waxing  out  of  dato. 


BYRON's  MANFRED.  307 

And  luortals  dared  to  ponder  for  themselves, 
To  weigh  kings  in  the  balance,  and  to  speak 
Of  freedom,  the  forbidden  fruit. 

Nach  dem  gesagten  bleibt  die  Identität  Byron's  und  Mau- 
fred's  nicht  mehr  zweifelhaft.  Doch  muss  man  darin  nicht  so 
weit  gehen  und  die  dem  drama  zu  gründe  liegende  schuld  dem 
dichter  selbst  zur  last  legen.  Als  abgetan  können  wir  ja  die 
beschuldigung  der  Mrs.  Stowe  ansehen;  doch  wundern  müssen 
wir  uns,  dass  ein  mann  wie  Goethe  (a.  a.  o.  s.  154)  eine  schwere 
mordschuld  auf  Byron  wälzt,  um  die  fabel  des  Stückes  zu  be- 
leuchten: 'Als  ein  junger,  kühner,  höchst  anziehender  mann  ge- 
winnt er  (Byron),  die  neigung  einer  florentinischen  dame,  der 
gemahl  entdeckt  es  und  ermordet  seine  frau.  Aber  auch  der 
morder  wird  in  derselben  nacht  auf  der  Strasse  tot  gefunden, 
ohne  dass  jedoch  der  verdacht  auf  irgend  jemand  könnte  ge- 
worfen werden.  Lord  Byron  entfernt  sich  von  Florenz  und 
schleppt  solche  gespenster  sein  ganzes  leben  hinter  sich  drein. 
Dies  märchenhafte  ereigniss  wird  durch  unzählige  anspielungen 
in  seinen  gedichten  wahrscheinlich'  u.  s.  w.  Dass  dieser  mord 
der  schuld  in  Manfred  ähnlich  ist,  muss  ^eder  in  abrede  stellen, 
der  das  drama  genau  gelesen  hat.  Woher  Goethe  die  erzäh- 
lung  hat,  sagt  er  nicht;  jedenfalls  hat  Moore  recht,  wenn  er 
entschieden  die  glaubwürdigkeit  derselben  bestreitet.  Die  ge- 
heime schuld  spielt  allerdings  in  allen  werken  Byron's  eine 
grosse  rolle,  doch  nicht  allein  bei  Byron,  sondern  auch  bei  vielen 
seiner  romantischen  Zeitgenossen.  Dieselbe  schuld,  unter  der 
Manfred  leidet,  drückt  auch  den  Rene  Chateaubriand's.  Beide 
sind  Personifikationen  des  Zeitgeistes,  und  der  krankt  an  dem 
weitschmerz,  welcher  alle  literatureu  Europa's  durchzog.  Es 
würde  hier  zu  weit  führen,  wollten  wir  dieser  zeitkrankheit 
nachforschen.  Die  treffendste  darlegung  ihrer  Ursache  gibt  wol 
Alfred  de  Musset  in  seiner  'Confessiou  d'un  enfant  du  siecle', 
wenn  er  sagt  (s.  22,  Paris,  Charpcnticr  1878):  Le  peuj)le  qui  a 
passe  par  93  et  par  1814  porle  au  coeur  deux  hlessures.  Tout 
ce  qui  elait  n'est  plus;  toul  ce  qui  sera  n'esl  pas  encore.  Was 
ist  bei  dieser  leere  erklärlicher,  als  dass  man  sich  in  die  reine, 
unverfälschte  natur  unter  Rousseau's  führung  flüchtet,  dass  selbst 
das  heiligste  im  menschen  Schwankungen  unterworfen  ist,  und 
dass  ihre  nachwirkung  in  der  litcratur  jener  zeit  lebendig  ist? 
Bei  keinem  findet  dies  bestimmteren  ausdruck  als  gerade  bei 

20* 


30S  LOH  MANN, 

Bvrou.  Kciuer  fiel  so  wie  er  \ou  einem  exticni  in's  amlerc,  war 
deshalb  uuzutViecleucr  mit  sich  selbst,  zweifelte  mehr  im  Gott 
uml  deu  meuseheu.  Daher  seine  misauthropischen  und  pessi- 
mistischen stimmun-en,  sein  schwanken  vom  pantheismus  Sbel- 
ley's  zum  deismus  und  von  da  zum  katholicismus,  zu  dem  er 
sich  wie  mancher  romantiker  hingezogen  fühlte.  Im  Älanfred 
machte  er  im  Jahre  1S16— 17  Opposition  gegen  das  Christen- 
tum, und  1S23  sagt  er  in  seinen  'Conversations  with  Kennedy': 
dass  er  sich  bestrebe,  seineu  frieden  mit  dem  Christentum  zu 
machen,  'denn',  fügt  er  hinzu:  '/  have  no  happiness  in  my  prc- 
senl  unsettled  notions  of  religlon:  A.  de  Musset  drückt  diesen 
conflikt  a.  a.  o.  s.  348  so  aus:  Dieu,  Je  nc  l'ai  pas  cherche  dans 
Ics  lemples;  »mis,  gräce  au  cid,  oü  Je  le  troiwe,  Je  n'ai  pas  cn- 
core  appris  a  ne  pas  treinhler. 

Zum  Schlüsse  müssen  wir  die  Originalität  Manfred's  ver- 
teidigen. Sie  ist  von  verschiedenen  selten  angegrilTen;  unter 
anderen  auch  von  Goethe,  wenn  er  a.  a.  o.  sagt:  'dieser  selt- 
same, ^geistreiche  dichter  (Byron)  hat  meinen  Faust  in  sich  auf- 
genommeu  und,  hypochondrisch,  die. seltsamste  nahrung  daraus 
gesogen.  Er  hat  die  seinen  zwecken  zusagenden  motive  auf 
eigne  art  benutzt,  so  dass  keins  mehr  dasselbige  ist,  und  gerade 
deshalb  kann  ich  seinen  geist  nicht  genugsam  bewundern.  Diese 
Umbildung  ist  so  aus  dem  ganzen,  dass  mau  darüber  und  über 
die  ähulichkeit  mit  dem  vorbild  höchst  interessante  Vorlesungen 
halten  könnte;  wobei  ich  freilich  nicht  leugne,  dass  uns  die 
düstere  glut  einer  grenzenlosen,  reichen  Verzweiflung  am  ende 
lästig  wird'.  Um  nun  aber  den  Faust  'in  sich  aufzunehmen', 
musste  der  dichter  ihn  doch  wenigstens  genauer  kennen,  als 
dies  tatsächlich  der  fall  war.  Byron  verstand  zu  wenig 
Deutsch,  um  den  Faust  im  original  zu  lesen,  worüber  er  in 
seinen  briefen  oft  sein  bedauern  ausspricht,  so  musste  denn 
Mr.  Lewis  ihm  und  Shelley,  wie  er  am  12.  Oktober  1817  an 
Murray  schreibt,  einige  scenen  daraus  übersetzen.  Byron  fügt 
hinzu:  some  good,  some  bad.  Einiges  hat  Byron  bekanntlich 
poetisch  bearbeitet,  Goethe  hat  also  unrecht,  Manfred  'eine 
melodische  paraphrase'  seines  Faust's  zu  nennen.  Beide  dich- 
tungen  wie  iiire  Verfasser  sind  aus  dem  Zeitgeist  hervorge- 
gangen. Bei  Goethe  und  seinem  Faust  ist  die  richtung  posi- 
tiv: sein  hcld  ringt  sich  zur  Vollkommenheit  empor;  bei  Byron 
und  seinem  Manfred  negativ:  sein  held  bleibt  im  tode  noch  das 


BYRON'S  MANFRED.  HOO 

vom    weltscbmerz   ergriffene   kiud  des  Jahrhunderts.     So  fragt 
A,  de  Musset  a.  a.  o.  s.  14: 

'Byron  lui  (Goethe)  ri'ponclit  par  iin  cri  de  doiileiir,  qui  fit  tressailler 
la  Grece,  et  suspendit  Manfred  sur  les  abimes  eonime  si  le  neant  eüt 
ete  le  mot  de  renigme  hideuse  dont  il  s'enveloppait.' 
Abgesehen  davon  besteht  eine  grosse  Verschiedenheit  zwischen 
Manfred  und  Faust.  E.  Gottschall  hat  in  dem  aufsatze  'Byron 
und  die  Gegenwart'  in  'Unsere  Zeit'  1S66,  II,  481—511  Man- 
fred die  Achillesferse  Faust's  genannt,  weil  diesem  das  sittliche 
gewissen  fehlt.  Während  das  ringen  mit  dem  schuldbewusst- 
sein  so  sehr  Byron's  tragödie  durchzieht,  dass  Goethe  es  ein 
'widerkäuendes  herumarbeiten'  nennt,  so  fehlt  dies  im  Faust, 
teil  II,  gänzlich.  Im  untergange  ist  daher  Manfred  viel  grösser 
als  Faust.  Denn  während  des  letzteren  rettung  mit  recht  von 
Gottschall  als  eine  escamotage  bezeichnet  wird,  triumphiert 
Manfred  über  die  geister  und  sendet  sie  zur  hölle.  So  hat  er 
auch  mit  ihnen  keinen  vertrag  geschlossen,  sondern  ruft  ihnen 

im  todeskampfe  zu: 

luy  past  power 
Was  purchased  by  no  compact  with  thy  crew, 
But  by  superior  science  —  penance,  daring, 
And  length  of  watching  —  strength  of  rnind  —  and  skill 
In  knowledge  of  our  fathers  —  when  the  earth 
Saw  men  and  spirits  Walking  side  by  side, 
And  gave  ye  no  siipremacy:  I  stand 
Upon  my  strength  —  I  do  defy  —  deny  — 
Spurn  back,  and  scorn  ye!  — 

Ein  weiterer  unterschied  ist  der;  dass  Faust  eine  mehr 
sich  vor  unseru  äugen  in  ihrer  Unersättlichkeit  des  genusses 
entwickelnde,  dabei  aber  in  Läuterung  begriffene,  Manfred  hin- 
gegen eine  von  vornherein  in  sich  abgeschlossene  menschen- 
seele  ist,  an  die  die  Versuchung  der  bösen  geister  deshalb  nicht 
mehr  herantreten  konnte: 

Thou  didst  not  tempt  nie,   and  thou  couldst  not  tempt  me; 
I  havc  not  been  thy  dupe,  nor  am  thy  prey  — 

Die  geister,  die  er  ruft,  sind  ihm  von  keinem  nutzen;  denn  die 
selbstvergesseuheit  können  sie  ihm  ebenso  wenig  geben,  wie  die 
schönen  eindrücke,  die  der  dichter  auf  seinen  reisen  empfieng, 
ihm  die  own  rvrelched  idenlUy  für  einen  augenblick  vergessen 
machen. 

Was  endlich  im  Manfred  ganz  fehlt,  ist  die  schliessliche 
aussöhnung  mit  dem  christentume,  wie  sie  uns  der  schluss  des 


'MO  LOH.MANN, 

Faust,  teil  II,  /ciirt.  üicser  :rei;"ensatz  wird  prfk'isicrt  in  Man- 
freds gesj)iäi'h  mit  dem  abt,  dem  jedenfalls  würdigen  und 
keineswegs  durch  zclotismus  verletzenden  Vertreter  des  Christen- 
tums, und  vorher  mit  dem  sehlichtfrommcn  gemscnjägcr.  Beide 
weist  er  zurück,  des  letztern  gebetc  und  nuihnung  zur  demut, 
des  abtes  und  der  kirche  vermittelung.  Manfred  fühlt  keine 
reue  im  christlichen  sinne: 

The  uiiud  which  is  imiuoital,  makcs  itsclf 
Requital  for  its  good  and  evil  thoughts 

its  innatc  sensc 

.     .     .    is  absorb'd  in  sulVerrauce  or  in  joy, 
Born  tVom  the  knowiedgo  of  its  own  dcsert. 

Wenn  er  also  auf  eigner  kraft  fusst,  so  tritt  er  damit  nicht 
bloss  den  geistern,  sondern  auch  dem  Christentum  entgegen, 
indem  er  selbstgerechtigkeit  für  sich  fordert. 

Die  geistige  verwantschaft  Faust's  und  Manfred'«  veran- 
lasste selbst  einen  kritiker  in  der  Edinburgh  Review  vom 
jähre  1817,  Byron  zu  beschuldigen,  Marlowe's  Faust  benutzt 
zu  haben.  Der  schluss  der  ersten  fassung  des  3.  aktes  bietet 
allerdings  einige  ähnlichkcit,  indem  beide  von  ihren  dienern 
tot  in  dem  türme  gefunden  werden,  wo  sie  sich  mit  gebeim- 
nissvollen,  verbotenen  Wissenschaften  beschäftigten.  Der  dichter 
hatte  die  geuugtuuug,  das«  noch  in  demselben  jähre  ein  anderer 
kritiker  in  derselben  Zeitschrift  die  Originalität  Manfred's  ver- 
teidigte. Der  ungenannte  Verfasser  dieses  aufsatzes  (Review 
LVI,  418  tf.j  sagt  t reifend: 

'Faustus  is  a  vulgär  sorcerer,  teinpted  to  seil  bis  soul  to  the  Devil 

for  the  ordinary  prizc   of  sensual   pleasure,   and  earthly  power  and 

glory   —   and   who   shrinks  and   shudders  in  agony  when  the  torfeit 

comes  to  be  exacted.     The  style,  too,  of  Marlow,  though  elegant  and 

scholarlike,  is  weak  and  childish  coiupared  witli  the  depth  and  force 

of  mucli  of  what  we  liave  quoted  from  Lord  Byron;  and  the  disgust- 

ing  buffoonery  and   low  farce  of  which  his  piece  is  principally  made 

up,  place  it  much  more  in  contrast,  than  in  any  tern)8  of  comparison, 

with  that  of  his  noble  siicccssor. 

"Weiter  als  auf  bestimmte,  sich  aus  der  verwantschaft  der 

Charaktere  ergebende  anklänge  kann  sich  in  der  tat  diese  ähn- 

lichkeit   nicht  erstrecken,    und  nur  persönliche  feindschaft  des 

ersten    kritikers    konnte    Marlowe's   werke   den   Vorzug  geben. 

Ueberdies    versichert    Byron   in   seinem  briefe  an  Murray  vom 

12.  Oktober  1817,  Marlowe's  Faust  nie  gelesen  zu  haben,  und 

wir  haben  keinen  grund,  ihm  nicht  zu  glauben. 


KYKOX'S  MANFRED.  311 

Mehr  ciiiHuss  auf  sein  werk  räumt  der  dicbter  dem  Prome- 
theus des  Aischylos  ein,  den  er  dreimal  des  Jahres  in  Harrow 
gelesen  habe.  In  dem  eben  citierten  briefe  sagt  er  von  diesem 
werke:  'il  has  abvays  been  so  much  in  tny  head,  that  I  can 
easily  conceive  its  hiflueyice  over  all  or  any  (hing  (hat  I  have 
rvritten'.  Und  was  gefiel  Byron  so  sehr  im  Prometheus?  Nichts 
anderes  als  sein  unbändiger  stolz,  mit  dem  er  trotz  der  grosse 
seines  seelischen  und  körperlichen  leideus  Zeus  gegeniibertritt. 
Prometheus  fühlt  sich  als  der  mit  list  bezwungene  gegner  des 
höchsten  gottes,  dem  er  früher  im  kämpfe  gegen  Kronos  bei- 
gestanden hat.  Als  ihm  die  erste  Okeanide  Unterwerfung  unter 
Nemesis  anrät,  ruft  er  entrüstet: 

'Fleh'!    Bete!     Krieche  hin  zum  hohen  Herrn! 
Ich  acht'  ihn  doch  für  weniger  als  nichts!' 

Diese  worte  sind  die  erkläruug  zu  dem,  was  Manfred  den 
geistern  zuruft  (I,  1): 

The  mind,  the  spirit,  the  Promethean  spark, 

The  lightuing  of  my  being,  is  as  bright, 

Pervading,  and  far  darting  as  yoiu-  own, 

And  shall  not  yield  to  yours,  though  coop'd  in  clay! 

Beider  leid  ist  ohne  ende.  Für  Manfred  wäre  der  tod 
nicht  erlösung  von  dem  nagenden  gedauken, 

Nor  to  slumber,  uor  to  die 

Shall  be  in  thy  destiny  —  ' 

hatten  ihm  die  geister  fluchend  zugerufen.  Und  so  sagt  Prometheus 

'Gar  schwer  wol  dann  erträgst  du  meine  leiden, 
Dem  nie  zu  sterben  das  geschick  bestimmt.' 

Unter  den  'Occasional  Pieces'  (vol.  IV)  findet  sich  ein  gedieht 
'Prometheus'.  Auch  dies  verdankt  dem  schweizer  aufenthalt  seine 
entstehung.  Es  ist  zu  Diodati  im  Juli  IS  IG  gedichtet,  also  fast 
gleichzeitig  mit  der  conception  des  Manfred.  Hier  sagt  der  dichter  :- 

And  the  inexorable  Heaven, 

And  the  deaf  tyranny  of  Fate, 

The  ruling  principle  of  Hate, 

Which  for  its  pleasure  doth  create 

The  things  it  may  annihilate 

Retiised  thee  even  the  boon  to  die: 

The  wretched  gift  eternity 

Was  thine  —  and  thou  hast  borne  it  well. 

Näher  als  Manfred  ist  Lucifer  im  Cain  mit  Prometheus 
verwant,  und  die  worte,  mit  denen  K.  Gottschall  a.  a.  o.  s.  499 


IU2  LOHMANN,    1?YK0N'S  MANFRED. 

den  B\  roii'sclien  tciifel  vom  Goetlic'sohen  Mephisto  scheidet, 
passeu  genau  auf  den  titanen:  'eine  idealgestalt  voll  erliaben- 
heit  des  denkens  und  empfindens,  voll  grandiosen  titanischen 
trotzes,  ein  apostcl  des  freien  gedankens,  der  an  dem  trone  der 
himmlischen  allmacht  rüttelt.  Gott  ist  ihm  ein  grosser  tyrann, 
der  auf  seinem  einsamen,  ungeheueren  trone  weiten  erschaft't, 
um  die  ewigkeit  erträglicher  für  seine  ungeteilte  einsamkeit 
zu  machen'.  Was  nun  Manfred  vom  Prometheus  unterscheidet, 
ist  bereits  eingangs  erwähnt;  jener  bleibt  egoist,  d.  h.  mensch, 
dieser  ist  gott,  er  leidet  aus  liebe  zu  den  menschen: 

'Ich  fehlte  willig  und  ich  läugn'  es  nicht; 

Den  menschen  liilfreich,  schafft  ich  mir  die  not.' 

Diesem  gedanken  gibt  auch  Byron  in  dem  erwähnten  gedichte 

ausdruck: 

Thy  Godlike  crime  was  to  be  kind 
To  render  with  thy  precepts  less 
The  sum  of  human  wretchedness. 

Wenn  wir  nun  zum  schluss  hier  Manfred  noch  mit  Don 
Juan  hier  in  parallele  stellen,  so  geschieht  dies  nicht  wegen 
des  egoismus,  den  beide,  wenn  auch  in  verschiedenem  maasse, 
besitzen,  sondern  da  beider  Untergang  sich  aus  einer  verhäng- 
nissvollen Charakteranlage  ergibt.  Im  Manfred  ist  diese  in  dem 
Stern,  dem  siebenten  der  erscheinenden  gcister  verkörpert,  wäh- 
rend Don  Juan  durch  den,  freilich  mehr  sinnlichen  trieb  zur 
Schönheit!  zu  gründe  geht: 

'Je  t'ai  dit  vingt  fois,  j'ai  une  i)ente  naturelle  ä  me  laisser  k  tout  ce 

qui  m'attire (akt  111,  sc.  7).'    'Pour  moi',  sagt  er  vorher  (1,  2), 

'la  beaute  me  ravit  partout  oü  je  la  trouve,  et  je  cede  facilement  ä 
cette  douce  violence  dont  eile  nous  entraine.' 
Dagegen   finden    wir  im   Manfred  den  knabenhaften  trotz, 
mit  dem  Don  Juan  allen  niahnuugcn  des  himmels  als  verstock- 
ter Sünder  widersteht,  zu  titanenhaftem  ringen  nach  selbstver- 
edelung  gesteigert. 

LUENEBURG.  O.    LOHMANN. 


'  Auch  Byron  hat  diesen  /,ug  Don  Juan's,  wenn  auch  in  edlerer  form. 
Schönheit  entzückte  ilin  üljerall  und  in  jeder  erscheinung.  Bezeichnend 
ist  es,  wie  scliöne  kindcr  ihn  oft  zu  langem  anschauen  fesselten,  und  er 
sie  reich  beschenkte. 


QUELLEN  UNI)  PLAN  DER  ^LEGENDE  OF 

GOODE   WOMEN'   UND    IHR  YERHAELTNLSS 

ZUR   ^CONFESSIO  AMANTIS'. 

Chaucer's  Legende  von  den  guten  frauen  verdient  ein  näheres 
eingehen  nicht  nur  in  folge  der  Wichtigkeit,  die  sie  in  chrono- 
logischer hinsieht  besonders  durch  ten  Biink's  Untersuchungen 
in  seinen  Studien  erhalten  hat,  sondern  auch  weil  sie  wie 
kein  anderes  werk  des  dichters  uns  ein  zugleich  einheitliches 
und  inhaltsreiches  bild  von  seiner  Vertrautheit  mit  der  römischen 
literatur  gibt.  Der  quellen  unsers  gedichtes  ist  zwar  schon 
gedacht  worden  —  so  von  Sandras  in  einem  besondern  ab- 
schnitte (s.  113  ft'.)  seiner  Etüde  sur  G.  Chaucer,  von  Bartsch 
in  seiner  dankenswerten,  der  ausgäbe  des  Albrecht  von  Halber- 
stadt vorausgeschickten  abhaudluug  über  Ovid  im  Mittelalter, 
von  Hertzberg  in  seiner  Übersetzung  von  Chaucer's  Canterbury- 
geschichten  (s.  42  der  eiuleitung,  anm.  67)  — ,  jedoch  nirgends 
vollständig,  und  ausserdem  nirgends  in  der  weise,  dass  man 
ernstlich  nachgeprüft  hätte,  ob  denn  die  citate  des  dichters 
durchgängig  richtig  und  ob  sie  auch  nur  annähernd  geeignet 
wären,  dem  leser  einen  begiiff  von  den  in  der  tat  benutzten 
autoren  zu  geben.  Letzteres  i-t  hier  versucht  worden  und  zwar 
unter  gleichzeitiger  heranziehung  von  Gower's  Confessio  Amanlis 
und  den  beiden  Sammelwerken  Boccaccio's:  De  casibus  virorum 
illustrium  und  De  mulieritjus  claris  liber.  Dabei  legten  es  ge- 
wisse beziehungen,  die  sieh  bei  einer  vergleichung  des  rahmens 
des  Gower'schen  werkes  mit  dem  prologe  des  Chaucer'schen 
herausstellten,  dem  Verfasser  nahe,  auf  das  verhältniss  beider 
werke  zu  einander  näher  einzugehen,  wie  auch  beziehungen 
äusserer  art,  die  sich  zwischen  der  LoG'^'  und  dem  'Buche 
von  den  berühmten  Frauen'  ergaben,  eine  Untersuchung  des 
planes  unseres  gedichtes  wünschenswert  machten. 


3  l  4  BECH, 

Wenn  ii'li  nun  im  l'olgonden  erst  die  qiielien  der  einzelneu 
le^enilen  und  dann  die  des  prologes  darzulegen  versuche,  so 
geschieht  dies,  um  hei  dem  leser  nicht  von  vornlicreiu  mis- 
trauen  gegen  meine  tuhruug  zu  erwecken,  da  der  weg  zu 
den  quellen  des  prologes  voller  Unebenheiten  ist,  während  wir 
uns  auf  der  suche  nach  den  quellen  der  einzelneu  legenden 
wenigstens  auf  ebener  Strasse  befinden,  wenngleich  Cliaucer 
auch  hier  oft  genug  sich  den  bösen  scherz  gemacht  hat,  die 
Wegweiser  herumzudrehen. 


I.    Die  quellen  der  'Leü,iMHle  of  (loodc  Women'. 

Ueber  seine  zur  Legenda  Clcoiia/ rlc  Mnrliris,  Egipti 
Reg  ine  benutzte  quelle  erfahren  wir  von  Ohaucer  nichts  als 
eine  unbestimmte  andeutung  über  deu  wert  derselben,  wenn 
er  sagt  (vers  123): 

And  this  is  storial,  sooth  it  ys  no  fable. 

Um  diese  geschichtliche  vorläge  unseres  dichtcrs  aufzufinden, 
gilt  es  seine  Schilderung  der  Seeschlacht  und  des  todes  der 
Cleopatra  im  äuge  zu  behalten.  In  beiden  punkten  stimmt 
Chaucers  darstellung  am  besten  mit  der  Überlieferung  überein, 
ilic  Florus  (Epiiomc  Herum  Iloinanurum  lib.  4,  caj).  11)  wider- 
gibt. Wenn  uns  Chaucer  im  anfaug  seiner  legende  (v.  13)  er- 
zählt, dass  die  veranlassung  zum  kriege  zwischen  den  beiden 
triumvirn  die  war,  dass  Antonius  sein  weib,  die  schwester 
des  Oktavian,  verlassen,  so  teilt  Florus  dies  nicht  ausdrück- 
lich mit.  Sollte  nun  unser  philologisches  gewissen  mit  der  an- 
nähme einer  darauf  bezüglichen  randbemerkung  nicht  zufrieden 
zu  stellen  sein,  so  liegt  es  am  nächsten,  auf  Orosius  zurückzu- 
gehen, der  unter  starker  bcnutzung  des  Florus  diese  geschichtc 
weit  ausführlicher  erzählt  und  über  den  in  rede  stehenden  punkt 
folgendes  berichtet  (I/is/orianmi  lihri  Septem  a.dversus  paganos. 
lib.  VII,  cap.  19): 

Qua  clatus  pecunia  denuntiavi  bellum  Caesari  atrjuc  Üctaviae,  sorori 
Caesaris,  uxuri  suae,  repudiura  indici  jussit  et  Cleopatram  sibi  in 
Alexandria  occunere  iuipcrayit. 

Wenn  man  Orosius  im  übrigen  mit  Chaucer's  darstellung 
vergleicht,  könnte  man  auf  den  ersten  blick  glauben,  unser 
dichter  sei  diesem  gefolgt,  indem  er  sich  in  seiner  bekannten 
weise  das  für  seinen  zweck  passende  herausgesucht  hätte,  zu- 


chaucer's  legende  of  goode  women.  315 

mal   wenn   man  das  ende  der  Cleopatra  in  demselben  kapitel 
Iblgendermassen  geschildert  tindet: 

Deinde  imminente   Caesare   turbataqiie  civitate  idem  Antonius  sese 

ferro  transverberavit  ac   semianimis   ad   Cleopatram  in  monumentnru 

in  quod  se  illa  luori  coudiderat  perlatus  est.     Cleopatra  postquam  ad 

triumphum   se   servari  intellexit  voluntariam  mortem  petens  serpentis 

(ut  putatur  morsu)  in  sinistro  tacta  bracchlo  exanimis  inveuta  est. 

Aber  abgesehen  davon,  dass  Gh.,  wie  wir  unten  sehen  werden, 

gewisse,   sich    nur   bei   Florus   findende  angaben  über  den  tod 

der  königin  benutzt  hat,   berichtet  Orosius  über  den  gang  des 

gefechtes  nichts  weiter  als: 

Ab  hora  quinta  usque  in  horam  septimam  incerta  vincendi  spe  gra- 
vissime   utrimque  caedes   acta:   rcli(iuum  dioi  cum  subsequente  nocte 
in  victoriam  Caesaris  declinavit. 
Bei   Florus   hingegen  finden  wir  die  kurze  skizze  zu  dem  von 
unserm  dichter  lebensvoll  ausgeführten  bilde  des  seetreflens. 

Was  die  benutzuug  des  Florus  selbst  angeht,  so  lässt  Ch. 
das,   was   sein   gewährsmann    von    dem   königlichen  aufwände 
des  Antonius  in  Egypten  erzählt,  unerwäimt;   ebenso  berichtet 
er   nichts   von    dem   ort   der  Schlacht  und  der  zahl  und  grosse 
der   schifte.     Erst   bei   der  Schilderung  des  Seegefechts  werden 
die  folgenden  angaben  des  Florus  von  ihm  direkt  benutzt: 
Caesaris  naves  a  triremibus  in  senos,   non  amplius  ordines  creverant. 
Itaque  habiles  in  omnia  quae  usus  poscebat,   ad  impetus  et  recursus 
tlexusque  capiendos   illas   graves   et  ad  omnia  praepeditas ,   singulas 
plures  adortas,  missilibus  simul   tum   rostris,   ad  haec  ignibus  iactis, 
ad  arbitrium  dissipavere. 
Vergleicht  man  hierzu  die  frische,  ganz  wie  selbsterlebtes  dar- 
gestellte  episode  bei   Ch.  (v.  56 — ?(►),   so  wird  mau  sofort  die 
anregung  durch  Florus  herausfühlen.     Dabei  ist  hier  die  vorläge 
geschickt  erweitert  und  zugleich  im  eingange  von  der  allitera- 
tion  ein  sehr  wirksamer  gebrauch  gemacht  worden;    man  ver- 
gleiche V.  56  flf.: 

Up  gooth  the  trumpe,  and  for  to  slionte  and  iV^ete, 
And  paynen  hem  to  ^ette  on  with  the  A'onnc; 
With  ^risly  soune  out  ^ooth  the  ^rete  //onne, 
And  Äertely  they  Aurtelen  al  attones. 

Ganz   übereinstimmend  ist  die  sich  hier  anschliessende  angäbe 
betreffs  der  flucht  der  königin,  Ch.  v.  75: 

Fleeth  ek  the  (jueene  with  al  hir  purpre  sayle, 

entsprechend  Florus'  Worten: 

regina  cum  aurea  puppe  vcloque  purpureo  se  in  altum  dedit. 


3  IG  HKcn, 

Um  zu  den  vorhcieitunucn  iihcrzuuelion,  die  Cle()}):itra  zur 
wiiidevolleu  beisetzuu^^  des  Autonius  uud  zu  ihrem  eigenen  tode 
trifft,  so  berichtet  sie  Ch.  anscheinend  ganz  eigentümlich;  wenn 
wir  aber  seine  worte  näher  mit  denen  seiner  quelle  vergleichen, 
so  wird  sich  ergeben,  dass  auch  hier  Florus  die  grundzlige  zu 
Chaucer's  darstelluug  geliefert  hat.     Bei  ihm  heisst  es: 

incautiorem   nacta  eustodiaui,    in   Mausoleum  se  (sepulcra  regum  sie 
vocant)  recipit.    Ibi  luaxiuios,  ut  solebat,  cultus,  in  difFerto  odoribus 
solio,  iuxta  suum  se  coUocavit  Antonium:  admotisque  ad  venas  serpen- 
tibus,  sie  moite,  quasi  somuo,  soluta  est; 
bei  Ch.  aber  (v.  92  ti'.): 

Bat  OD  the  morowe  she  wol  no  lenger  d welle, 

But  made  hir  subtil  werkmen  make  a  shrync 

Of  alle  the  rubees  and  the  stones  fyne 

In  al  Egipte  that  she  koude  espye; 

And  put  the  shryne  fiil  of  spicerye, 

And  let  tlie  corps  enbawme;  aiad  forth  she  fette 

This  dede  Corps,  and  in  the  shryne  yt  shette. 

And  next  the  shryne  a  pitte  than  dooth  she  grave. 

And  alle  the  serpentes  that  she  myght  have, 

She  put  hem  in  that  grave,  and-thus  she  saide  .  .  . 

And  wyth  that  worde,  naked,  with  ful  good  herte, 

Amonge  the  serpents  iu  the  pit  she  sterte. 

And  ther  she  chees  to  han  hir  buryinge. 

Anooii  the  ueddres  gönne  hir  for  to  stynge, 

And  she  hir  deeth  reeeveth  with  good  ehere, 


Die  angäbe: 

And  put  the  shryne  ful  of  spicerye 

ist  offenbar  der  bcmerkung  des  Florus: 

in  diflferto  odoribus  solio 
nachgebildet.  Das  lateinische  original,  wie  es  uns  jetzt  vor- 
liegt, ist  zwar  so  zu  verstehen,  dass  Cleopatra  sich  in  diesen 
mit  sj)czercien  gefüllten  sarg  gelegc  habe,  indessen  Ch.  pflegt 
iitjcr  solclie  einzcliieiten  frei  zu  verfügen,  indem  er  sie  nach 
gutdlinkcn  von  einer  andern  pcrson  berichtet.  Will  man  letz- 
teres nicht  annehmen,  so  n)öge  man  sich  vorstellen,  dass  der 
text  des  dichters  infolge  einer  Umstellung  von  suum  und  se 
lautete: 

Ibi  maxinios,  ut  solebat,  induta  cultus  iu  diflerto  odoribus  solio  iuxta 

se  suum  collocavit  Antonium. 

Ferner  ist  es  auch  nicht  unwahrscheinlich,  dass  Ch. 
maximos  ut  aolebat  induta  eultua 


chaucer's  legende  of  goode  women.  317 

auf  den  sarg  bezogen  hat,  und  daher  seine  bemerkung  stammt 

(v.  93  flf.): 

But  made  hir  subtil  werkmen  make  a  shiyne 
Of  alle  the  rubees  and  the  stones  fyne 
In  al  Egypte  that  she  koude  espye; 

Wie  kommt  nun  CMi.  zu  der  seltsamen  angäbe,  dass  sieh 
Cleopatra  ein  grab  habe  graben  und  es  mit  schlangen  füllen 
lassen  und  dann  hineingestiegen  und  so  von  ihnen  getötet  sei? 
An  der  bereits  oben  angeführten  stelle  berichtet  Florus  von  der 
königin  zunächst: 

in  Mausoleum  se  (sepulcra  regum  sie  vocant)  recipit. 
Wenn  also  bereits  der  römische  schriftsteiler  bei  den  Icsern 
seiner  zeit  die  kenntniss  eines  mausoleums  nicht  voraussetzte, 
so  ist  Ch.  seine  unkenntniss  nicht  zu  verargen.  Er  nahm  das 
erklärende  sepulcra  in  der  gewöhnlichen  bedeutnng  'grab'  und 
meint  nach  seiner  weise  ganz  richtig,  dass  die  königin  in  ein 
grab  gesprungen  sei,  das  sie  sich  neben  dem  des  Antonius 
habe  graben  lassen.  Es  war  ferner  bei  der  Vorstellung,  die  er 
von  einem  grabe  hatte,  nichts  natürlicher,  als  dass  er  aus  der 
weiter  unten  sich  findenden  kurzen  bemerkung:  admotis  ad  venas 
serpentihus  schloss,  das  grab  selbst  sei  mit  schlangen  gefüllt 
gewesen.  Unmöglich  wäre  auch  nicht,  dass  diese  annähme 
dem  dichter  auch  dadurch  geläufig  wurde,  dass  er  eine  ähnliche 
geschichte  wie  das  deutsche  mährchen  von  der  bösen  Stief- 
mutter, die  in  ein  fass  voll  schlangen  gesteckt  wird,  kannte.' 

Bei  den  Schriftstellern,  die  vor  Ch.  die  geschichte  Cleo- 
patra's  erzählen  und  deren  berichte,  so  weit  sie  mir  bekannt 
waren,  ich  von  Plutarch's  Anlonius  bis  zu  Boccaccio's  De  casibus 
virorum  illusirium  verglichen  habe,  findet  sich  letztere  fassung 
nicht,  wol  aber  in  dem  von  Furnivall  in  den,ö<?</  Texts  of 
Chaucer's  Minor  l'oems  {Part  I)  mitgeteilten  The  Cronycle  made 
hij  Chaucier  und  in  Gower's  Confessio  (bd.  3,  s.  361,  z.  25).  Das 
Ch.  zugeschriebene  gedieht  ist  jedoch  nach  art  einer  poetischen 


'  Es  ist  ja  überhaupt  nicht  unwahrscheinlich,  dass  (!h.  in  den  er- 
vveiterungen  und  Zusätzen  zu  seinen  quellen  einzelne  züge  aus  einhei- 
mischen sagen  entlehnt  hat.  So  kiJnnte  die  angäbe  {Legenda  Adriane 
V.  214),  dass  Theseus  sich  verpflichtet,  im  falle  seiner  rettung  der  Phädra 
seinen  söhn  zum  manne  zu  geben,  die  im  übrigen  mit  v.  119  im  Wider- 
spruch steht,  entstanden  sein,  und  ebenso  der  zusatz  zu  Leg.  PliiJomene 
V.  14(t,  Philomene  habe  dem  das  gewebe  überbringenden  knappen  iliren 
Siegelring  zur  legitimierung  mitgegeben. 


3 1 S  ni'.CH, 

iubaltsaui^abe  von  eiueui  Icscr  der  Z,o6' //' niederg-eschrieben,  uiul 
ikr  unbekauute  Verfasser  berichtet  teilweise  mit  Ch.'s  eigcuen 
WDiton '  folireudes  von  Cleopatra  (a.  a.  o.  s.  VT): 

(rrete  Kayson  Cleopatre  is  thy  Kyuduessc 
Be  putte  in  myiule  and  also  tliy  liyeness 
Ot"  Kf^ypte  ([weene  and  utVter  that  was  slayne 
'riiync  Anthonye  by  Octovyan  the  Roiuayne 
With  ^rct  richchesse  tliou  made  his  aepultuic 
And  affter  hiui  thee  list  uo  leuger  dnre 
For  in  a  pitte  with  thee  serpentes  to  taite 
Thowe  wente  al  naked  so  thy  dethe  to  inake. 

Da  —  und  so  laug:e  als  —  wir  nun  keine  andere  (iiielle  mit 
dieser  fassung  kennen,  sind  wir  l)ereelitigt,  anzunehmen,  dass 
sie  Gower  von  Gh.,  dem  sie  eigentümlich  ist,  entlehnte,  wenn 
er  a.  a.  o.  sagt: 

Auiong  these  other  upon  the  grene 
1  sigh  also  the  wofull  (luene 
Cleopatras,  which  in  a  cave 
With  serpents  hath  her  seif  begrave 
All  qnick,  and  so  she  was  to-tore, 
For  sorwe  of  that  she  hadde  lore 
Antonie,  which  her  love  hath  be. 

Dies  ist  gleichzeitig  die  einzige  stelle,  wo  Gower  Cleopatra 
erwähnt. 

Die  weglassungen  und  zusätze,  die  der  dichter  Florus 
gegenüber  fiir  nötig  gehalten  hat,  sind  der  lobenswerten  ab- 
sieht entsprungen,  die  Zuneigung  der  beiden  liebenden  als  mög- 
lichst innig  darzustellen  und  besonders  die  treue  der  Cleopatra 
hervorzuheben. 

Schliesslich  sei  erwähnt,  dass  Ch.  die  crzählung  De  Marco 
Antonio  Ir'mnwiro  el  Cleopalra  Egipli  i-eghui,  die  Boccaccio  in 
seinem  voihin  genannten  werke  bringt,  ebenso  wenig  benutzt 
hat  wie  die  De  Cleopatra  reybui  Efjiptiorum  in  dessen  JJe 
mulierihus  claris  liher. 

Für  die  Legenda  Teshe  IJablhni  l/arth-is  hat  unserm 
dichter,  wie  er  v.  20  {Äa.<>o  seith  Ihus)  selbst  sagt,  die  anmutige 
geschiclite  Ovid's  (Metam.  IV,  05  — 100)  als  vorläge  gedient. 
Nichts  zeigt  die  bedeutende  iil>erlegcnhcit  Ch.'s  über  Gower 
besser  als   eine   kurze  vergleichung  der  copicen,   welche  beide 


'  \'gl.  weiter  unten. 


chaucer's  legende  of  goode  women.  319 

dichter  hier  von  ihrem  vorbilde  geliefert  haben.  Ch.  kann  nicht 
genug  gelobt  werden,  dass  er  die  erzählung  Ovid's,  die  durch 
die  naive  einfachheit  des  stofies  und  die  Zierlichkeit  der  dar- 
stellung  bewundernswert  ist,  fast  wort  für  wort  widergegeben 
hat.  Nicht  weniger  verrät  sich  sein  dichterisches  geschick  in 
seineu  zAisätzen,  die  teils  dazu  dienen,  abweichende  verliält- 
nisse  des  altertums  seinem  leserkreise  zu  veranschaulichen, 
teils  der  glatteu,  aber  deshalb  auch  oft  knappen  Schilderung 
seines  Originals  mehr  wärme  und  reichlichere  psychologische 
motivierung  zu  verleihen.  Gower  (bd.  l,  s.  324—329)  hat  olfen- 
bar  die  absieht  gehabt,  sich  seiner  quelle  gegenüber  möglichst 
selbständig  zu  verhalten.  Aber  mit  welchem  erfolg!  Für  die 
dialoge  und  monologe,  die  Ovid's  darstellung  jene  dramatische 
lebendigkeit  verleihen,  zeigt  er  kein  künstlerisches  äuge,  und 
statt  ihrer  flicht  er  höchst  abgeschmackte  gebete  ein.  Ja,  wir 
müssen  geradezu  an  seiner  poetischen  begabung  verzweifeln, 
wenn  wir  sehen,  wie  er  die  schönsten  momente  dieser  liebes- 
geschichte  entstellt  hat.  Statt  der  in  ihrer  natürlichkeit  reizen- 
den erzählung  von  dem  Stelldichein  der  liebenden  hinter  der 
beiden  häusern  gemeinsamen  wand,  statt  der  Unterredung  durch 
die  von  anfang  an  in  ihr  befindliche  spalte  und  der  schönen  kuss- 
scene,  sowie  statt  der  anrede  an  die  hindernde  böse  wand  macht 
uns  Gower  folgende  alberne  mitteilung  (s.  325): 

And  thus  betwene  hem  two  they  set 
An  hole  npon  a  wal  to  make, 
Through  which  they  have  her  couuseil  take 
At  alle  times,  whan  they  uiight. 

Sollte  mau  nicht  meinen,  hier  eine  stelle  aus  Shakespeare's 
Sommeruachtstraum  zu  hören?  Und  nun  erst,  wenn  er  das 
tragische  ende  der  beiden  liebenden  so  darstellt,  dass  er  den 
Pyramus  sich  bis  zum  heft  {up  to  Ihe  hare  hille)  iu  sein  schwert 
stürzen  und  sich  auf  dasselbe  schwert  auch  noch  Thisbe  spiesseu 
lässt,  wie  er  am  Schlüsse  seiner  erzählung  berichtet  (s.  329): 

The  swerdes  pointe  ayein  her  herte 
She  set  and  feil  down  therupon, 
Wherof  that  she  was  dede  anone. 
And  thua  both  on  a  swerd  bledend 
They  were  fuund  dede  liggend. 

In  der  tat  eine  eines  mirakelspiels  würdige  scene!  Nimmt  man 
noch  hinzu  die  Umständlichkeit  seiner  rede,  sowie  die  dürftig- 


320  J^ECH, 

kcit  uud  uubeliolfeulieit  seines  vcrses,  so  niiiss  man  sagen, 
dass  Gower  eine  copie  geliefert  hat,  aus  der  das  seböne  minia- 
tuibild  ()vid's  kaum  widerzucrkenuen  ist,  während  Chaucer's 
legende  sich  getrost  ihrem  \orbilde  zur  seite  stellen  darf. 
Boccaccio  (in  seinem  De  muUeribus  claris  über)  ist  zu  gcwau- 
ter  Stilist,  um  derartige  plumpe  änderungen  vor.uinehmen,  aber 
der  Schleier  der  naivität  und  der  Unschuld,  den  Ovid  über  seine 
zarte  erzähluug  gebreitet  hat,  ist  unbarmherzig  zerrissen  durch 
die  reale  einlcitung  und  die  noch  realere  Schlussbetrachtung 
des  beissblUtigen  Italieners. 

Als  quellen  zur  Legeuda  /Hdonis,  Martiris  Cartha- 
ginis  Reg  ine  nennt  Ch.  gleich  im  eingang  Virgil  und  Ovid. 
Diese  angäbe  ist  richtig.  Nachdem  er  in  den  verscn  7 — 27 
seiner  legende  eine  art  Inhaltsangabe  von  dem  zweiten  buche 
der  Aeneis  gebracht  hat,  gibt  er  vers  30  und  31  an,  dass  er 
das  von  Virgil  im  dritten  buche  erzählte,  weil  ausserhalb  seines 
planes  liegend,  absichtlieh  übergehe.  Vers  38—234  folgt  die 
widergabc  von  Aeneis  I,  305—756,  während  v.  237—420  dem 
inhalte  des  vierten  buches  entsprechen. 

Der  vergleich  der  legende  mit  ilireni  original  zeigt  ferner, 
dass  Ch,  den  N'irgil  durchgängig'  gut  verstanden  und  wider- 
gegeben hat.  Dabei  hat  er  sich  jedoch  die  ihm  als  dichter 
zustehende  freie  Verfügung  über  den  stoß"  gewahrt.  Ganz  wie 
ein  dramatischer  dichter  passt  er  alles,  was  er  seiner  vorläge 
entnimmt,  der  dem  ganzen  zu  gründe  liegenden  idce  an.  In 
diesem  sinne  sind  die  zunächst  folgenden  änderungen  Chaucer's 
gegenüber  dem  original  aufzufassen.  V.  136 — 160  gibt  er  eine 
selbständige  Schilderung  des  besonders  vorteilhaften  flussern  und 
des  gewanten  benehmens  des  Aeneas  und  führt  gleichzeitig 
den  gedankeu  aus,  dass  ihm  ausserdem  als  fremden  und  als 
unglücklichen  die  Sympathie  einer  frau  zu  teil  werden  musste; 

«  Wenn  (;h.  die  eine  stelle  {Aeu.  IV,  lUit): 

nie  dies  primiuu  Icti  prinm.sque  malonim 
Causa  fuit; 

widergiljt  mit  (v.  :!().">): 

—  this  was  tlie  firste  morwe 
Of  liire  f^ladnesse  and  f^ynnynge  of  hir  Borwe, 
so  scheint  er  leti  im  sinne  von  lacli  f^enommen  zu  haben.    Das  recht  ist 
ottenbar  auf  seite  der  modernen  crklärer,   wenn  gleich  die  antitliese  gar 
Dicht  schlecht  wäre. 


chaucer's  legende  of  goode  womex.  321 

hiermit  tut  der  dichter  deu  ersten  schritt,  um  einem  seine  heldin 
etwa  trefiendeu  tadel  vorzubeugen.  Demselben  zwecke  dient 
die  angäbe,  dass  sich  Aeneas  nur  deshalb  auf  die  ankunft  des 
Ascanius  freute,  weil  er  gewusst  hätte,  dass  Cupido  dessen  ge- 
stalt  angenommen,  um  ihm  die  liebe  der  königin  sicher  zu  ge- 
winnen, während  es  doch  bei  Virgil  ausdrücklich  heisst  (I,  643): 

Aeneas  —  neque  enim  patrius  consistere  menteiu 
Passus  amor  —  rapidum  ad  navis  praemittit  Achaten, 
Ascanio  ferat  liaec  ipsumque  ad  inoenia  ducat; 
Oiuuis  in  Ascanio  cari  stat  cura  parentis. 

Endlich  sind  auch  die  gründe,  welche  Dido,  als  sie  sich 
dem  beiden  ganz  zu  eigen  gibt,  entschuldigen  sollen,  völlig 
andere  geworden.     Man  halte  Virgil's  verse  (IV,  170  fi'.): 

—  neque  enim  specie  famave  movetur 
Nee  iani  furtivum  Dido  meditatur  auioreui; 
Coniugium  vocat;  hoc  praetexit  nomine  culpara. 

gegen  die  Chaucer's  (307  flf.): 

For  there  hath  Eneas  yknyled  sog, 

And  tolde  hir  al  his  herte  and  al  liis  woo; 

And  sworne  so  depe  to  hire  to  be  trewe 

For  wele  or  woo,  and  change  for  noo  newe, 

And  as  a  fals  lover  so  wel  kan  pleyne, 

That  sely  Dido  rewed  on  his  peyne, 

And  toke  hyra  for  housbonde,  and  became  his  wit'e 

For  evermor,  while  that  hem  laste  lyfe. 

Die  dramatische  begabung  unseres  dichters  zeigt  sich  also 
hier  darin,  dass  er  die  vorhandenen  motive  geschickt  umzu- 
ändern und  ebenso  ganz  neue  vorzubringen  versteht.  So  sehr 
auch  dadurch  bei  ihm  die  hauptperson  gewinnt,  so  geschieht 
dies  doch  nicht  ganz  und  gar  auf  Unkosten  der  anderen  Charak- 
tere, in  diesem  falle  des  Aeneas;  denn  letzterem  wird  wenigstens 
gelegenheit  geboten  (vers  370  ff.),  der  königin  als  gründe  für 
.seine  abreise  die  erscheinung  seines  vaters  Anchises  und  deu 
von  Mercur  überbrachten  befehl  anzugeben,  so  dass  er  bei  dem 
leser  nicht  alle  achtung  verliert. 

"Wie  Cb.  hier  in  besonderem  maässe  die  fähigkeit  zeigt, 
den  Stoff  für  ein  drama  herzurichten,  so  offenbart  er  in  andern 
legenden,  zumal  in  der  von  der  Adriane,  die  nicht  minder 
schätzenswerte  eigenschaft,  lebhaft  und  schlagfertig  zu  dialogi- 
sieren. Dass  er  endlich  auch  in  der  abfassuug  von  monologen 
nichts  weniger  als  ungeschickt  gewesen  sein  würde,   zeigt  die 

Anglia.  V.  Ijuiul.  21 


322  Ri'CH, 

i^erinle  in  unscrm  i;air/eii  uodiclite  i^Tosse  /alil  passend  eing:c- 
l'itjrter  apostrophcn. 

Die  in  nnserer  lef!;endc,  da  wo  die  draniatisclic  lösunj;"  ein- 
tritt (v.  ;>29  IV.) ,  ü:csoliiekt  ang:el)rachte  a])Ostroplie,  in  der  der 
tlicMitor  dio  ^ertranensseli,^•kcit  der  frauen  tadelt,  enthält  auch 
eine  ant/ählune:  der  inannig:faehen  hemühungen,  die  Aeneas 
macht,  um  Dido  in  dem  filauben  an  die  beständijikeit  seiner 
zuueiiiuni:  zu  erlialten,  wobei  es  heisst  {'.\\S  11',): 

—  and  songes  wolde  lio  ni.ake, 
Justen  and  dooTi  of  urnies  many  tliyngo.s, 
Send  hire  lotrcs,  tokens,  brochos,  and  ryngcs. 

Mit  dieser  benierkung-  bep'eht  Cli.  den  leicht  verzeihliehen  fehler, 
den  antiken  Charakter  seiner  crzählung-  durch  anfiihrung  ritter- 
licher aufnicrksamkeiten  seiner  zeit  in  etwas  zu  stören.  Zu 
der  anfzählung  selbst  verg-leiche  man  ihres  verwauten  inhalts 
wegen  folgende  veise  bei  Gowcr  (bd.  I,  s.  12:*.): 

Biit  lie  Ibrdoth  it  all  to  sorc, 
And  riglit  of  such  a  niancr  lorc 
Tlier  l»en  lovers,  fortliy  if  thou 
Art  one  of  heiu,'  teil  and  s;iy  how, 
Whan  thou  hast  taken  any  thinge 
Of  lovea  yefto  or  oucho  or  ringe 
Or  toke  upon  Mhi  l'nr  t.Iie  colde 
Soine  goodly  word  that  the  was  tolde 
Of  frendly  cliere  or  token  or  letter, 
Wherof  (hin  liortc  was  the  better, 
Of  tliaf  she  sende  the  grctinge. 

Auch  die  .t<'//.  IV,  12!) — \-^i\)  cnt.s])rechende,  mit  einem  ge- 
wissen behagen  ausgemalte  Jagdscene  (v.  263 — 292)  erinnert 
eher  an  den  aufbruch  eines  fiirsten])aares  des  niittelalters  zur 
jagd  und  man  erhiilt  ganz  den  eindruck,  dass  der  dichter  hier 
als  kcnner  und  liebhaber  schildert,  was  duich  die  stelle  im 
/,'(//:/'  itf  ilif  Dnriicsse  v.  ',)  \\  If.  nur  bestätigt  wird.  In  der  tat 
auffallende  anaciironismcn  begegnen  uns  aber  unter  folgenden 
geschenken  (v.  18*.>  IV. j: 

'l'her  nas  eourserii  wel  ybridied  noon, 

Ne  Htedc  for  the  justyng  wel  (o  goon, 

Ne  large  i)alfi(!y',  esy  for  the  noones, 

Ne  Juwel  frette  fid  of  riche  stoones, 

Ne  sakkes  ful  of  gold,  of  large  wyghto, 

Ne  rul)ee  noon  that  shyiielh  liy  n3ght(!, 

Ne  gentil  hawteyn  faukone  heron(!er, 


chaucer's  legende  of  goode  women.  323 

Ne  hound  for  hert,  or  wilde  boor  or  deer, 
Ne  coupe  of  golde,  with  floryns  newe  ybette, 
That  in  the  londe  of  Lybye  inay  ben  gette, 
That  Dido  ne  hath  hit  Eneas  isente, 

Doch  ist  der  dichter  gerade  hier  zu  entschuldigen,  da  seine 
vorläge  (I,  633  ff.)  wol  die  für  die  zurückgebliebenen  gefährteu 
bestimmten  gaben  der  Dido,  aber  nichts  von  solchen  für  Aeneas 
selbst  erwähnt.  In  Cbaucer  aber  einen  Ebers  oder  Kingsley  zu 
suchen,  wäre  ein  weit  schlimmerer  anachronismus  von  selten 
des  lesers. 

Den  schluss  der  Chaucer'schen  legende  (v.  430 — 440)  bil- 
det eine  geschickte  widergabe  des  ersten  briefes  der  Dido  an 
Aeneas  {Heroid.  VII,  1 — 9). 

Gower  (band  II,  seite  4 — 6)  berichtet  unsere  geschichte  so 
oberflächlich  und  bringt  dabei  so  wenig  tatsächliches,  dass 
sich  ausser  dem  von  ihm  selbst  citierten  briefe  der  Dido  keine 
besondere  quelle  nachweisen  lässt.  Nur  darauf  soll  hinge- 
wiesen werden,  dass  er  bei  Übersetzung  der  anfangsverse  der 
epistel  —  zugleich  die  einzigen  verse,  die  er  benutzt  hat  — 
höchst  seltsame  sachen  zu  tage  fördert,  indem  er  die  verse 
Ovid's: 

Sic  ubi  facta  vocant,  udis  abiectus  in  herbis. 

Ad  vada  Maeandri  concinit  albus  olor. 

Nee  quia  te  nostra  sperem  prece  posse  inoveri, 

Alloquor:  adverso  movimus  ista  deo. 

folgendermassen  widergibt : 

(Dido)  A  letter  unto  her  knight  hath  write 
And  did  him  pleynly  for  to  wite, 
If  he  made  any  tarieng 
To  drecche  of  liis  ayein  comming, 
That  she  ne  luight  him  feie  and  se, 
She  shulde  stonde  in  such  degre 
As  whilora  stood  a  swan  to-fore 
Of  that  she  hadde  her  make  lore 
For  sorwe  a  fether  into  her  brain 
She  shof  and  hath  her  selve  slain. 
As  king  Menander  in  a  lay 
The  soth  hath  founde,  where  she  lay 
Spraulend  with  her  winges  twey 
As  she,  which  shulde  thanne  deie 
For  love  of  him,  which  was  her  make. 
And  so  shal  I  do  for  thy  sake, 
This  quene  saide,  wel  I  wote. 

21* 


32 1  r.iXH, 

OtVenbar  hat  liier  Oowcr  va/is  Mcmnulri  statt  vadn  Meanilri 
g:elesen.  Dom  ueucnüber  vereloiclic  man  die  klare  übcrset/ung 
derselben  stelle  durch  ("haiu'er  (\,  KU)  l!.): 

'Kyj^lit  so",  i|11(k1  s1k\  'as  tlic  wliite  swuiino 
Ayoiist  liis  ili'Otli  Itogynncth  for  to  synj^c; 
Uy^lit  so  to  yow  1  niake  uiy  ooinployiiyiif^c, 
Nat  tliat  1  trowc  to  geton  yow  a{»aym', 
For  wel  1  woot  that  hit  is  al  in  vaync, 
Syn  that  tlie  goddys  ben  contrariouse  to  nie. 

Die  erzählung;  Boceaccio's  kommt  diesmal  nicht  in  hetracht. 

Das  aufsuchen  dei-  ({uellen  der  Lcgenda  }'j>siphi/e  el 
Medee  Marl iris  ergibt  im  allgemeinen  dieses  resultat:  Die  ver- 
anlassung zum  Argon auteu7Aii;'  (Ch.  \.  29 — ^94)  und  das  aben- 
teuer  des  Jason  in  Kolchis  (Ch.  v.  213 — 288)  sind  der  llisloria 
Troiand  des  Guido  de  Columna  entnommen.  Der  sehluss  der 
legende  (Ch.  2S9— 310)  beruht  auf  Ovid's  bricf  der  Medea  au 
Jason  {//rr.  Xll).  Die  in  diese  eiugesehobene  geschichtc  von 
Hypsijjyle  und  Jason  (Ch.  102—212)  ist  zum  grossen  teil  Ch.'s 
eigener  erlindung  zuzuschreiben,  nur  am  ende  ist  Ovid's  brief 
der  Hypsipyle  an  Jason  (J/rr.  VI)  br.nutzt.  In  der  einleituug 
(v.  1—28)  ist  Ch.  selbständig.' 

Sehen    wir   nun    zu,   was   es  für  eine  bewantniss  mit  den 

von  eil.  selbst  citiertcn  autoren  hat.    Zunächst  l'ührt  er  Ovid  au 

(v.  29  ff'.): 

In  'l'essalyc,  as  üvyde  telletli  us, 
Ther  was  a  knyght  that  highte  Pelieus, 
'I'hat  had  a  biother  wliich  that  hight  Eson. 

u.  s.  f.  Diese  angäbe  ist  ganz  seltsamer  art,  denn  von  dem 
ganzen  berichte  üi)er  Jason's  farailie  und  Jugend,  sowie  von 
der  aufforderung  des  Peleus  u.  s.  f.  findet  sich  im  siebenten 
buche  der  Metamorphosen,  worauf  nur  das  citat  bezogen  wer- 
den kann,  gar  nichts;  vielmehr  ist  dieser  passus,  wie  schon 
angedeutet,  aus  Guido  von  Colonna  entlehnt.  Die  angäbe  ist 
deshali)  noch  nicht  geradezu  falsch  zu  nennen.  Denn  dass  es 
Chaucer  nicht  darauf  ankam,  seine  quelle  überhaupt  zu  ver- 
schweigen, beweist  der  umstand,  dass  er  sie  beim  Übergang 
zur  geschichte  der  Hypsipyle  deutlich  nennt  (v.  97): 

AI  he  this  not  rehersed  of  (iiiydo, 
Yet  seyth  Ovide  in  hys  Epistolcs  so. 


'  I);inaeli  iiioiliii/.ieit  HJch  die  ang:il)e  l»ei  Bartseh  a.  a.  o.  s.  XXI,  G. 


chaucer's  legende  ov  goof>e  women.  325 

Die  bcrufiing  auf  Ovid  wird  also  zu  erklären  sein  aus  dem  oft 
hervortretenden  streben  unseres  diehters,  möglichst  viel  gewährs- 
männer  anzuführen,  und  wird  nicht  auf  die  nächsten  verse  zu 
beziehen,  sondern  als  allgemeiner  hinweis  darauf  zu  betrach- 
ten sein,  dass  die  geschichte  von  Jason  auch  von  Ovid  er- 
zählt wird. 

Sein  nächstes  citat  betrifft  die  Arg onaufica]  er  sagt  (v.  S7): 

With  Jason  wente  the  strenge  Hercules, 
And  many  another  that  he  with  him  dies. 
But  who-so  axeth  who  is  with  him  goon, 
Let  him  rede  Argonauticon, 
For  he'  wol  teile  a  tale  longe  ynoughe. 

Es  liegt  nun  sehr  nahe  anzunehmen,  dass  Ch.  die  Argonautica 
des  Valerius  Flaccus  selbst  benutzt  hat,  zumal  da  er  im  folgen- 
den die  landung  des  Jason  in  Lemnos  und  seinen  liebeshandel 
mit  der  Hypsipyle  berichtet.  Doch  werde  ich  unten  zeigen, 
dass  von  der  geschichte  der  Hypsipyle,  wie  Ch.  sie  erzählt, 
auch  nicht  ein  vers  auf  eine  benutzung  jener  Überlieferung  hin- 
weist. Ja  es  ist  sogar  wahrscheinlich,  dass  der  dichter  nicht 
mehr  als  den  titel  jenes  Werkes  gekannt  hat.  Er  war  näm- 
lich genötigt,  die  teilnähme  des  Hercules  an  der  Argonauten- 
fahrt zu  erwähnen,  da  er  diesem  bei  dem  werben  des  Jason  um 
die  lemnische  königstochter  eine  wichtige  rolle  zuteilt.  Dabei 
mochte  es  ihm  wünschenswert  erscheinen,  seinen  lesern  mitzu- 
teilen, wer  sich  sonst  noch  an  dem  zuge  beteiligt  hätte.  Seine 
nächste  quelle,  die  ihm  augenblicklich  vorlag,  Hess  ihn  dabei 
im  stich,  indem  Guido-  nur  ganz  allgemein  berichtet  (fol. 3-'): 
Parata  igitur  navi  predicta  et  inmissis  in  eam  siugulis  abnndanter 
que  causa  navigationis  exposcit  multi  nobiles  de  thesalia  multa  strc- 
nuitate  conspicui  cum  eodem  Jasone  ingrediuntur  in  ipsam.  Inter 
(juus  fuit  ille  vir  vere  fortissimus  et  fortis  hercules  nuncupatur  uatus 
ut  scripsere  poete  ex  Jove  et  Almena  Amphitrionis  uxore. 
Daran  schliesst  sich  ein  excurs  über  die  wichtigsten  taten  und 
die  Säulen  des  Hercules,  aber  die  übrigen  teilnehmer  bleiben 
ungenannt.  Ch.  musste  somit  sich  avo  anders  zu  informieren 
suchen.  Was  lag  ihm  nun  näher  als  des  von  ihm  oft  genann- 
ten Dares  Phrygius  werk  De  excidlo  Troiae  historia?  Und  was 
sagte  ihm  Dares  (kap.  I  ende)? 


'  Ueber  Argonauticon  —  he  vgl.  Hertzberg  s.  42,  anm.  67. 
-  Nach  dem  Sirassburger  drucke  von  1480. 


I52G  BECK, 

Denionstrare  eos  q  nie  um  Jasone  profecti  sunt,  non  nostruin  est: 
sed  qui  vult  eos  cognoscere  Argonautas  Icgat. 
Der  dichter  konnte  nnn  in  der  tat  nicht  mehr  tun,  als  die  an- 
gäbe des  Darcs  wörtlich  anführen  (v.  ^9  ti".): 

But  who-so  axeth,  who  is  with  hira  goon, 

Let  him  rede  Argonau ticou, 

For  he  wol  teile  a  tale  longe  ynoughe. 

Was  ferner  die  beiden  eitate  (97  If.): 

AI  be  this  not  rehersed  of  Guydo, 
Yet  seyth  Ovyde  in  hys  Epistoles  so; 
und  (;ni): 

Wel  kan  Ovyde  her  letter  in  verse  endyte; 

angeht,   so    ist   ihre    beziehung   aus   dem    im   anfang  gesagten 
deutlich.     Die  bemerkung  Chaucer's  (190  tf.): 

Ye  gete  no  more  of  me,  but  ye  wol  rede 
The  original  that  telleth  al  the  cas. 

wird  besser  weiter  unten  besprochen. 

Für  die  nähere  Untersuchung  der  (juellen  zu  unserer  legende 
emptiehlt  es  sich,  zunächst  die  geschichte  der  Hypsipylc  (vers 
95 — 212)  und  dann  das  übrige  zusammen  zu  behandeln.  Um 
das  bestimmte  vorwegzunehmen,  so  sind  anfang  und  schluss 
dieser  episode  (v.  95 — 101  und  v.  192 — 212)  aus  Ovid's  brief 
der  Hypsipyle  an  Jason  {Her.  VI)  geschöpft.  Woher  stammt 
nun  das,  was  uns  Ch.  v.  102 — 189  berichtet,  die  aufnähme 
des  Jason  bei  Hypsipyle  und  die  bemühungen  desselben,  durch 
Hercules  vermittelung,  sowie  durch  freigebigkeit  und  geheuchelte 
Schüchternheit  ihre  liebe  zu  gewinnen?  Wenn  wir  zunächst 
nachsehen,  was  Chaucer's  Zeitgenossen  hiervon  wissen,  so  er- 
wähnt Gower  in  seiner  Couf.  Am.  gar  nichts  von  einem  aben- 
teuer  des  Jason  auf  Lemnos,  nicht  einmal  den  namen  Hypsi- 
pyle nennt  er.  Auch  Boccaccio  berichtet  in  seinem  iJemulicri- 
hus  Claris  über  unter  dem  abschnitte  De  Ysiphile  Regina  Lemni 
nichts  weiter  als: 

Ea   igitur   regnante   seu   vi   ventoruni   inipulsus  seu  e.\  proposito  de- 

vectus  cum  argonautis  in  colcon  redeuntibus  Jason  frustra  prohibenti- 

bu8  feminis  occupato  litore  a  regina  hospitio  atque  lecto  susceptus  est. 

Guido  von  Colonna^  hingegen  gedenkt  überhaupt  nur  der  lan- 

dung  der  Argonauten  in  Troas. 

'  'Factum  est  presens  opus  a  iudice  Guidone  de  messana.  Anno 
dorainice  incarnationis  Millesimo  ducenteaimo  octuagesimo  septimo  eius- 
dcm  prime  indictionis.' 


chaucer's  legende  of  goooe  womex.  327 

Einen  bericht  aus  dem  alteitume  linden  wir  einmal  hei 
Statins  in  der  Thehais  (V,  335  ff.),  wo  Hypsipyle  selbst  über 
die  landuug-  der  helden  in  Lemuos  und  über  ihr  verliältniss 
zu  Jason  auskunft  gibt.  Sie  erzählt  uns,  dass  die  Argonauten, 
die  sie  übrigens  mit  namen  aufzählt,  durch  den  stürm  und  die 
Lemnierinnen  an  der  landung  gehindert  wurden,  dann  aber 
um  frieden  baten  und  ihn  auch  erhielten.  Ueber  ihren  ver- 
kehr aber  mit  Jason  teilt  sie  nur  mit  (454  ff.): 

cinerem  furiasque  meonim 
Testoi-  ut  externas  non  sponte  aut  crimine  taedas 
Attigerim,  seit  cin-a  deum,  etsi  blandus  Jason 
Virginibus  dare  vincla  novis;  sua  jura  cruentum 
Pliasin  habent:  alios '  Colchi  generalis  amores. 

Die  letzte  ausführliche  darstelluug  dieser  episode  findet  sich 
bei  Valerius  Flaccus  {Argonauticon  lib.  II,  v.  312  ff.).  Flaccus 
erwähnt  nichts  von  einem  stürm,  mit  dem  die  Argonauten  zu 
kämpfen  haben.  Die  Lemnierinnen  sehen  sie  herankommen, 
validis  remis,  und  beschliessen  in  einer  Versammlung,  ihnen  auf- 
nähme zu  gewähren.  Zu  dem  zwecke  senden  sie  den  beiden 
die  Iphinoe  als  botiu  entgegen,  um  sie  ihrer  friedlichen  ge- 
sinnung  zu  versichern.  Nachdem  er  die  aufnähme  und  fest- 
liche bewirtung  der  Argonauten  berichtet  hat,  fährt  der  dich- 
ter fort  (v.  349  ff.): 

dapibus  coeptis  niox  terapora  fallunt 
Noctis,  et  in  seras  durant  sermonibus  umbras. 
Praecipueque  ducis  casus  luirata  requirit 
Hypsipyle,  quae  lata  traliant,  quae  regis  agat  vis, 
Aut  undc  Haemoniae  molem  ratis:  unius  haerct 
Alloquio,  et  blandes  paulatim  colligit  igues, 
lam  non  dura  toris,  Veneri  nee  iniqua  revcrsac; 
Et  deus  ipse  raonis  spatiuuKiue  indulget  aiuori. 

Von  einem  anhaltenden  werben  des  Jason  mit  hille  des 
Hercules  wird  hier  also  ebenfalls  nichts  erzählt.  Und  auch 
was  die  umstände  angeht,  unter  denen  die  landung  erfolgt,  so 
findet  sich  hier  von  allen  der  eine  mit  Chaucer's  Schilderung 
übereinstimmende  zug,  dass  Hypsipyle  eine  botiu  (bei  Chaucer 
einen  boten,  vgl.  v.  112: 

This  messagerc  adoun  hym  gan  to  hye) 
ZU  den  beiden  sendet.     Aber  abgesehen  davon,  dass  das  motiv 


'   Vorwurf   gegen    'Medea,    quae    cum    sponte    tum    ciimiue   taedas 
attigit '. 


32S  BV.CU, 

zu  dieser  seiuhmj?  hei  beiden  ein  durchaus  versehiedenos  ist 
{.lr(/on.  II,  324: 

Venus  ipsa  volous  dat  teuii)ora  jungi 

und  Ch.  V.  119  tV. : 

jiskynge  heni  anoon 
If  they  were  broken,  or  woo  begoou, 
Or  hadde  nede  of  lodesuien  or  vitayle; 
For  socoure  they  shulde  nothinge  fayie, 
For  it  was  outerlj'  the  quenes  wille) 

erinnert  in  der  art  der  lauduug-  der  lielden  und  ihrer  aufnähme 
auch  nicht  einziger  vers  der  darstellung  Chaucer's  an  die  des 
Flaccus. 

Da  "wir  nun  nirgends  einen  gleich  ausführlichen  und  ähn- 
lich motivierton  bericht  von  dem  abenteuer  des  Jason  auf 
Lcmnos  finden  können,  müssen  wir  Chaucer's  eigener  phan- 
tasie  das  autorrecht  dieses  passus  zusprechen. i  Dabei  ist  mir 
jedoch  in  zwei  punkten  einige  von  aussen  kommende  anregung 
wahrscheinlich.  Einmal  scheint  dem  dichter  für  das  mitleids- 
volle und  besonders  gegen  unglückliche  fremde  hilf  bereite  wesen 
der  llypsi])yle  das  benehmeri  der  Dido  gegen  Aeneas  und  seine 
geführten  als  vorbild  gedient  zu  haben.  Zumal  der  eine  vers 
bei  Chaucer  (109): 

To  doon  hem  socour,  as  was  hir  u  sau  nee, 
erinnert  zu  sehr  an  den  zur  sentenz  gewordenen  ausspruch  der 
Dido  {Jen.  I,  630): 

Non  ignara  mali  miseris  succurrere  disco. 
Ferner  verrät  die  verniittelung  des  Hercules  einen  einfluss  des 
Guido,  der  diesem  beiden  eine  ähnliche  rolle  bei  anknüpfung 
des  liel)esverhältnisses  zwischen  Jason  und  Medea  in  Kolchis 
zuteilt.  Nicht  nur  wird  dort  Hercules  stets  als  begleiter  des 
Jason  genannt,  sondern  gerade  er  ist  es,  der  (fol.  (3''  unten) 
durch  seine,  die  aufnierksamkeit  aller  tischgenossen  fesselnden 
crzälilungen  ermögliclit,  dass  sich  die  beiden  liebenden  ilirc  Zu- 
neigung gestehen  und  ein  Stelldichein  verabreden  können.    Ob- 


'  Bei  dieser  auffassung  kuinmun  die  folgenden  verse  zu  ilirem  reclitc 

(v.  1S5  ff.): 

As  God  wolde  that  1  leyser  had  and  tyme 
By  processe  al  his  wowyng  for  to  ryme. 

Auch   können   nun   die   worte  (v.  I!)2):    T/ic  so/he  is  this  so  verstanden 

werden,  dass  Cli.  bis  dahin  fingierte»  erzJiiiit  hat. 


chaucer's  legende  of  goode  women.  320 

gleich  die  art  der  vermittelung  des  Hercules  bei  Ch.  eine  gauz 
andere  ist,  wird  doch  eine  beabsichtigte  vorausnähme  dieses 
zuges  wahrscheinlich,  da  der  dichter  bei  Schilderung  des  Ver- 
hältnisses zwischen  Jason  und  Medea,  wobei  er  durchaus  Guido 
folgt,  jenes  beiden  mit  keinem  worte  gedenkt. 
Wenn  nun  Ch.  sagt  (v.  190  flf.): 

Ye  gete  no  more  of  lue,  but  ye  wol  rede 
The  origiücal  that  teile th  al  the  cas. 

80  kann  die  im  letzten  verse  enthaltene  angäbe  sich  nur  auf 
das  unmittelbar  vorher  gesagte  beziehen  (v.  187  ti'.): 

But  in  this  house*  if  any  fals  lover  be, 

Ryght  as  hiraselfe  now  dothe,  ryght  so  did  he, 

With  feynynge,  and  with  every  sotil  dede. 

Unter  the  original  ist  dann  der  brief  der  Hypsipyle  zu  ver- 
stehen, wo  in  der  tat  das  feyning  und  die  soiU  dedes  des  Jason 
zur  genüge  hervortreten. 

Als  vorläge  zu  den  nach  ausscheidung  der  episode  von 
Hypsipyle  übrig  bleibenden  versen  29 — 94  und  213 — 312  haben 
wir  im  eingange  Guido  von  Colonna  hingestellt,  den  auch  der 
dichter  nennt  (v.  97): 

AI  be  this  not  rehersed  of  Guydo, 
Yet  seyth  Ovyde  in  hys  Epistoles  so; 

da  indessen  einerseits  Guido's  Historia  destructionis  Troiae  mit 
der  Desiruction  de  Troges  des  Benoit  de  Sainte-More  in  der 
fortlaufenden  erzählung  fast  wörtlich  übereinstimmt,  Chaucer 
aber  andrerseits  bei  [anfiihrung  seiner  quelle  nachweislich  oft 
gelogen  hat,  so  muss  man  zunächst  vermuten,  Ch.  habe  den 
Benoit  benutzt,  weil  er  den  Guido  nennt.  Dass  Jedoch  Guido 
hier  in  der  tat  die  vorläge  unseres  dichters  gewesen  ist,  er- 
gibt sich  aus  folgender  er  wägung:  Ch.  bringt  nichts,  was  sich 
nur  bei  Benoit  findet,  und  alles,  was  er  bringt,  findet  sich  bei 
Guido,  darunter  auch  eine  stelle,  die  sich  nicht  bei  Benoit  fin- 
det. Guido  (fol.  5'^)  tadelt  nämlich  das  verfahren  des  Oetcs, 
seine  tochter  Medea  neben  Jason  platz  nehmen  zu  lassen  und 
sie  dadurch  in  Versuchung  zu  führen.  Dabei  geht  er  von  der 
folgenden  moralischen  betrachtung  aus: 

Seimus  enim  mulieres  animuiu  seraper  virorura  (text:  vinim)  appetere 

'  Für  Ulis  house  wüsste  ich  keine  andere  deutung  als 'das  haus,  wo 
gerade  die  legende  gelesen  wird'. 


i>i>l>  f.tXll, 

sicnt  uppetit  luatoria  seuipiT  tonnani  et  tmi)o  Itomnu.     0  utiuiuu  nia- 

toria   transiens   soiiiel   ad   l'orniaiu   jiosset  dioi   suo   contcnta  t'onuato. 

8ed   sioiit   ail   t'oniiaui   do   tonua   i)roc'0(iiM'e   iiiateriaui   notum  est,   sie 

luulieiis   coricupiscontia  dissoluta  procodoio  de  viri)  ad  virmu  uti(]uc' 

esse    oreditur    sine    line,    cum    sit   quaedam    pnifimditas  sine  fundo, 

nisi   forte   pudoris   labes  ali(|ua  abstinentia  hmdanda  concluserit  sub 

teniiinis  lionestatis. 

Dieser  sentenz  Giiido's  verdanken  otVenhar  die  worte  Chaucer's 

V.  210 — "22 1   ihre  entsteliung-,  weungleioh  das,  was  hier  von  den 

iVauen,  dort  von  einem  manne  gesagt  ist;  es  lieisst  da  nämlich: 

Tu  t'ok'os  couien  is  this  duke  Jasoun, 

Tliat  is  of  luve  devourer  and  dragoun, 

As  natnre  appeteth  forme  alwey, 

And  from  a  forme  to  forme  it  passen  may, 

Or  as  a  welle  that  were  botomelcs, 

Kyglit  so  kan  Jason  ne  liave  no  pes, 

For  to  desircn,  tluirgh  bis  appotitc, 

To  doon  witli  gcntil  w^'mmen  hys  dolytc; 

This  is  bis  lusto,  and  liis  felicite. 

Unser  dichter  hat  nnn  das  werk  Guidü's  nach  dem  mir 
vorliegenden  drncke  von  fol.  ["  bis  .fol.  10*^  beuntzt.  Den  bei 
dem  anfban  seiner  legenden  stets  befolgten  grnndsatz,  nur  das 
unbedingt  nötige  zu  sagen  und  alles  irgendwie  anstössigc  aus- 
zulassen, hat  eil,  auch  hier  beobachtet.  Gerade  das  erstcrc 
|)rinzii»  war  hier  der  schwülstigen  und  nicht  von  der  stelle 
kommenden  schreil)art  Guido's  gegenüber  am  j)latze.  Denn 
nicht  nur  duich  die  eingeflochtenen  langen  moralischen  bctrach- 
tungen  \erliert  hier  der  leser  den  faden  der  eigentlichen  cr- 
zählung,  sondern  nocii  mehr  durch  die  neigung  Guido's,  bei 
nennung  irgend  welchen  namens  alles  ihm  darüber  aus  mittel- 
alterlicher geschichte,  legende  und  etymologie  bekannte  mög- 
lichst weit  ausholend  anzuführen. 

Der  schluss  dieser  legende  (v.  289 — 312)  beruht  auf  dem 
briefc  der  Medea  an  Jason  {//er.  XU),  von  dem  folgende  verse 
benutz!  sind:  192,  öi,  109,  112;  v.  VA,  11,  19  führt  der  dichter 
wörtlicii  als  aus  ihrem  briefc  entnommen  an.  In  der  einleituug 
gibt  Ch.  seinem  abscheu  vor  Jason  ausdruck,  der  sogar  zwei 
frauen  betrogen  habe.  Es  sei  aber  eine  traurige  tatsachc,  fährt 
der  dichter  fort,  dass  gerade  solche  treulose  liebhaber  mehr  er- 
folg hätten,    als  die,   welche  sich  redlich  bemühten,   die  gunst 


'  Die  konstruktiftn  wird  klarer,  wenn  man  airjue  statt  nliquc  liest. 


CHAUCKR's  legende  OF  tiOODE  WOMEN.  331 

ihrer  danieu  zu  gewinnea.  Dabei  bezieht  er  t^ich  auf  folgen- 
des, stilistisch  Dicht  sehr  klare  beispiel  (v.  22  ff.):  'Denn  der 
fuchs,  obgleich  er  falsch  ist  und  die  hühner  verrät,  frisst  immer 
den  zarten  kapaun,  den  der  brave  mann,  der  dafür  bezahlt 
hat,  essen  sollte.  Obgleich  dieser  auf  den  kapaun  ein  anrecht 
hat,  pflegt  der  falsche  fuchs  doch  nachts  seinen  anteil  daran 
zu  haben'.  Ob  dieser  vergleich  vielleicht  aus  dem  Renart 
stammt,  bin  ich  in  ermangelung  der  betreöenden  ausgäbe  nicht 
im  stände  zu  sagen. 

Gower  bringt,  wie  schon  erwähnt,  von  dem  abenteuer  des 
Jason  auf  Lemnos  nichts,  wohl  aber  erzählt  er  sehr  ausführ- 
lich die  geschichte  von  Jason  und  Medea  {Conf\  Am.  bd.  II, 
s.  236 — 258).  Er  weist  deutlich  auf  seine  quelle  hin  mit  fol- 
genden Worten  (s.  236,  v,  4): 

Wherof  the  tale  in  speciall 
Is  in  the  boke  of  Troie  write. 

Dass  hierunter  das  werk  des  Benoit  de  Sainte-More,  das  den 
titel  trägt:  Deslrucüon  de  Troyes  oder  Boman  de  Troyes  zu  ver- 
stehen ist  und  nicht  die  IJistoria  deslructUmis  Troiae  des  Guido 
von  Colonna  ergibt  sich  aus  der  bereits  vorhin  angewanten 
Schlussfolgerung:  Gower  erzählt  nichts  von  dem,  was  sich  nur 
bei  Guido  findet,  und  alles  was  er  erzählt,  findet  sich  bei 
Benoit,  darunter  auch  eine  stelle,  die  sich  nicht  bei  Guido  fin- 
det. Guido  (fol.  8'^)  schliesst  die  aufzählung  der  mittel,  die 
Medea  Jason  zur  erfolgreichen  bestehung  seiner  abenteuer  über- 
gibt, mit  der  kurzen  notiz: 

et  sie  de  singulis  suceessive  Medea  Jasonem  diligenter  instruxit  qui- 
bus  processibus  sive  modis  possit  ad  optatae  vietoriae  gloriaui  per- 
veniie.  Medea  igitur  suis  instructionibus  et  doetrinis  sie  deiuum  tinem 
imposuit  et  data  Jasoni  licentia  reeedendi  ante  diei  eomiuinantis 
lucis  adventum  [Jasoni]  in  deeretam  sibi  eameram  furtivis  passibus 
se  recepit. 
Bei  Benoit  dagegen  heisst  es  (nach  Frommann  in  der  Ger- 
mania II,  8.  71,  v.  536  ö".): 

Mes  garde  qe  naies  ublie 
Par  ce  qauras  en  victorie 
Si  rent  as  deux  uierci  et  glorie 
Troiz  foiz  k>i  fai  atfliction 
Aprez  iraiz  uer  le  moutou 
La  toison  prent  lui  lai  ester 
Ne  ti  chaut  plus  a  demorer 
Isnelement  fai  ton  afaire 


332  i'.KCH, 

Et  isnolomoiit  ton  ropiiire 
Non  ui  sai  plus  ([C  onseigner 
Mos  douoenient  te  uoil  prier 
Qe  de  tot  ce  rien  oblier 
Des  or  ten  puis  hui  uics  iiler 
Ne  poons  plus  ester  ensenble 
Granz  ior  est  ia  si  con  rnoi  seuble. 
Entre  ses  braz  yason  la  prent 
Cente  tbis  la  baise  douceuient 
Apres  a  pris  de  li  congiez. 

Diese  veise  jiibt  Gower  (II,  s.  248,  z.  23)  folgeudcrma.sscu  wider: 

Lo,  thus  Medea  tbr  Jason 

Ordeineth  and  praieth  therupon, 

That  he  nothing  tbryete  sholde, 

And  eke  she  praieth  him  that  he  woldo, 

Whan  he  hath  all  hls  armes  done, 

To  grounde  knele  and  tlionke  anone 

The  goddes,  and  so  torth  by  ese 

The  flees  of  gokle  he  shulde  sesc. 

And  whan  he  had  it  sesed  so, 

That  than  he  were  sone  ago. 

Withouten  any  tarieng. 

Wlian  this  was  said  into  weping 

She  fei,  as  she  that  was  through-nonie 

With  love,  and  so  fer  overeome, 

That  all  her  worlde  on  him  she  sctte. 

Bat  whan  she  sigh  there  was  no  lette, 

That  he  niot  nedes  part  her  fro, 

She  toke  him  in  her  armes  two 

An  hundrod  times  and  gau  him  kissc. 

Gower  und  Cbaucer  haben  also  die  gescbichte  von  Jason  und 
Medea  völlig  unabhängig  von  einander  nach  vcrwanten  quellen 
erzählt. 

Cli.  fuhrt  als  ge\Yährsniaun  für  seine  Legeiida  Lucrecic 
fiiime,  Murliris  zunächst  Ovid  an,  dessen  crzählung  in  den 
Fasten  (Hb.  II,  721 — 802)  in  der  tat  seine  haui)t(iucllc  gewesen 
ist.  Wenn  unser  dichter,  wie  man  zugeben  muss,  hier  sein 
Vorbild  in  einigen  punkten,  riicksichtlicb  wirkungsvoller  anti- 
these  und  schöner  darstellung  iil)crhau])t,  nicht  erreicht,  so  kann 
uns  das  nicht  auffallen,  wenn  wir  die  verschiedene  Stellung  be- 
denken, die  beide  dichter  ihren  Vorgängern  und  ihrer  spräche 
gegenüber  einnehmen.  Während  Ovid,  gebildet  an  den  meister- 
wcrkcn  griechischer  spräche,  zugleich  in  der  blütezcit  römischer 
literatur  lebte,   war  es  Ch.,   dem   vater  der  englischen  poesie, 


chaucrr's  lkgende  of  goodk  womrn.  333 

bestimmt,  die  noch  im  werden  begriffene  eng-lische  spräche  für 
den  poetischen  gebrauch  fast  ganz  neu  zu  bihlcn  und  zu  fixieren. 
Kein  wunder  also,  wenn  er  nicht  diese  gewalt  über  die  spräche 
hat,  wenn  er  nicht  so  mit  ihr  spielen  kann  wie  der  römische 
dichter,  der  dabei  durch  sein  ungewöhnliches  talent,  die  ihm 
nachgerühmte  hixuries  ingenii,  unterstützt  wurde.  Dies  ver- 
hältniss  ist  zu  berücksichtigen,  wenn  wir  die  verse  {Fasten  II, 

759  fl'.): 

Illii  revixit, 
Deque  viri  coilo  dulce  popendit  onus 

SO  übersetzt  finden  (v.  04  fli",): 

And  slie  anoon  up  roos,  with  blysfiil  ehere, 
And  kyssed  hyin,  as  of  wives  ys  the  wone. 

Oder  wenn  unser  dichter  das  kunstvolle  distichon  (805): 

lustat  amans  hostis  j)recil)n8  pretioquo  minis(iue 
Nee  prece  nee  pretio,  nee  uiovet  ille  uiinis 

widergibt  mit  den  worten  (v.  125): 

She  axetli  grace,  and  seyde  al  that  she  Ican. 

Im  übrigen  muss  auch  hier  zugestanden  werden,  dass  Ch. 
ohne  direkte  entstelluug  der  Überlieferung  es  wol  verstanden 
hat,  einerseits  nebenpersonen  und  nebenumstünde  auszuscheiden, 
gewisse  härten  in  der  darstellung,  die  sich  aus  einer  steten 
rücksichtnahme  Ovid's  auf  den  rahmen  seines  werkes  erklären, 
zu  glätten  und  besonders  den  tendenziösen  anspielungen  auf  die 
politische  bedeutung  der  geschichte  aus  dem  wege  zu  gehen, 
andrerseits  aber  die  so  gekürzte  und  gereinigte  darstellung  zu 
vertiefen  und  zu  erwärmen.' 

Ausser   auf  Ovid   beruft  sich  unser  dichter  auch  zweimal 

auf  Livius  (v.  4): 

As  saytlio  Ovyde,  and  'Tifus  Lyvyiis 
und  (193): 


'  Vielleicht  hat  Ch.  oiniual  sein  original  ialscli  verstanden,  wenn 
er  vers  7(57 :  htm  dederal  cniUum  lucis  praenunliiis  ales  übersetzt  mit 
(v.  78)  0»  monve,  rvlian  Ihe  hrid  hetjmi  lo  synge,  denn  ge\V()hnlich  kräht 
auch  bei  ihm  der  halin;  vgl.  z.  b.  Aid.  Ed.  vol.  11,  s.  2:{0,  v.  Ijo  fl".  Zu- 
gleich sei  hier  auf  eine  falsche  lesart  in  Morris'  text  v.  ".17  hingewiesen, 
wo  es  hei.sst:  And  hc  forlhe-ryghl  iit  he  lo  Roine  ys  come.  OtVenbar 
ist  forllie-rit  (=:  ridefh,  wie  hier  It'.t  /in/  —  findctli\  vgl.  Roinaunl  of 
Ihe  Rose  198(»;  abil  =  ahideth  :  ?vitl  und  il>id.  oOlö,  preleril:  ubil  —  abi- 
delh)  zu  lesen. 


334  HECH, 

Aiui  tims  oudoth  Lucresse 

The  noble  wvte,  Titus  beryth  wittnesse. 

lleitzberiT  (s.  42  il.  einl.,  auni.  07)  beliauptet  mm,  letzteres 
citat  sei  falsch;  doch  glaulte  ich,  seine  riclitigkeit  erweisen  zu 
können. 

Nachdem  Ovid  die  Lucrctia  die  ihr  anjjetane  schmach 
ihren  verwauten  hat  erzählen  lassen,  berichtet  er  von  ihren 
angehörio!:en  nur  (829): 

Dant  veniam  facto  genitor  coniuxque  coacto. 
Ch.  konnte  diesen  flir  die  entwieklung  des  j^anzcn  so  wich- 
tigen monient  nicht  so  kurz  l)erUhren,  er  war  verpilichtet,  dem 
leser  mit  einigen  Worten  wenigstens  mitzuteilen,  wie  die  ihr 
nahe  stehenden  personen  die  Lucretia  entschuldigten.  Klingen 
Jedocli  die  worte,  die  unser  dichter  bringt,  wirklich  wie  wenn 
sie  sein  köpf  und  sein  herz  geschaöen  hätten?    Er  sagt  (168  K): 

And  the\'  answerden  alle  unto  hir  fey, 
That  they  forgaf  hyt  hyr,  for  hyt  was  ryght. 
Hyt  was  no  gilt;  hit  lay  not  in  hir  myght. 
And  seyden  hire  ensaniples  many  oon. 

Dieser  zusatz  ist  doch  keine  Verschönerung  des  Originals,  wie 
wir  sie  sonst  von  Ch.  gewöhnt  sindl  Was  für  einen  sinn  hat 
die  hemerkung  nnto  hir  fei/'?  Wozu  sollen  die  verwauten  aus- 
drücklich schwören,  dass  sie  ihr  verzeihen?  Wie  seltsam  klingt 
ferner  die  behauptung  bei  Ch.  hyt  was  ryght.  llyt  was  no  gilt. 
Hütte  unser  dichter  selbst  einen  solchen  trostgrund  vorgebracht? 
Ich  bezweifle  es.  Und  endlich,  wie  kommt  Ch.  zu  der  psycho- 
logisch nicht  zu  rechtfertigenden  bemerkung:  And  seyden  hire 
ensaiiiißles  nuiny  oonl  Die  einzige  möglichkeit,  diese  fragen  zu 
beantworten,  scheint  mir  das  zugeständniss,  dass  hier  eine  flüch- 
tige benutzung  des  Livius  vorliegt.  Bei  ihm  heisst  es  (Hb.  I, 
cap.  58)  nach  der  aufforderung  der  Lucretia:  sed  date  dextras 
fidemque  haud  impune  adnltero  fore  folgendermassen:  dant  or- 
dine  otnnes  fidem:  consolantur  acgrarn  animi,  avertendo  noxam 
ah  coacta  in  auctorem  delicti:  meutern  pecure,  non  corpus  et 
Wide  consilinm  (ifuerit,  culpatn  abesse.  Betrachtet  man  die 
hier  hervorgehobenen  worte  etwas  näher,  so  wird  man  sehen, 
wie  gut  sie  in  ihrem  zusammenhange  bei  Livius  stehen,  wie 
sie  aber  herausgerissen  die  \eranlassung  zu  Chaucer's  worten 
wurden.  Auch  zu  der  seltsamen  l)emerkung  And  seyden  hire 
ensaniples   moiiy   o/>n   scheint    Livius    veranlassung   gegeben    zu 


CHAUCER'S  LEGENDE  OF  GOODE  AVOiMKN.  335 

haben,  iudem  er  die  Lucretia  so  ihre  rede  schliessen  lässt:  Nee 
Ulla  delnde  mpiidica  Lucretiae  exemplo  vivet.^ 

Eine  besondere  stütze  für  die  richtigkeit  meiner  ansieht 
finde  ich  darin,  dass  Gower,  der  bis  zu  dieser  stelle  ebenfalls 
Ovid  - —  aber  noch  viel  genauer  als  Ch.  —  gefolgt  ist,  sich  mit 
jener  kurzen  bemerkung  des  römischen  dichters  ebenso  wenig 
zufrieden  gab  und  deshalb  gleichfalls  aus  derselben  geschicht- 
lichen quelle  schöpfte,  jedoch  zum  vorteil  seiner  darstellung 
ausführtlicher  {C.  A.  bd.  III,  s.  261): 

And  he  whieh  wolde  her  wo  restroifine^, 

Her  husbond,  a  sory  man, 

Com  forte  th-  her  all  tliat  he  can 

And  swore^  and  eke  her  fader  both, 

That  they  with  her  be  noiight  wroth 

üf  that  is  do  ayein  her  wille^ 

And  praiden  her  to  be  stille, 

For  they  to  her  have  all  foryive. 

But  she  which  thought  nonght  to  live, 

Üf  hem  woll  no  foryivenesse 

And  Said  of  tliilke  wickednesse, 

Which  was  to  her  body  wrought^, 

All  were  it  so  she  raight  it  noiight, 

Never  afterward  the  world  ne  shall 

Reproven  her.*^ 

Bei  den  nächsten  versen  geht  zwar  Gower  wider  auf  Ovid  zu- 
rück, aber  alles,  was  bei  ilim  auf  seite  2()3  steht,  ist  eine  ge- 
drängte Inhaltsangabe  vom  59.  kajiitel  des  J^ivius  (lib.  I),  von 
dem  er  eine  stelle  fast  wörtlich  widergibt: 

(Brutus)  said  hem  tho, 
That  they  anone  withoute  lette 
A  bere  for  the  bod}-  fette. 
Lucreee  and''  therupon  l)!edend 
He  laidc  and  so  forth  out  criend  » 


'  Ob  diese  wenigen  zeilen  aus  Livius  benäts  als  glosse  zu  der  be- 
treffenden stelle  in  Ovid's  Faulen  angeführt  wurden,  können  die  ent- 
scheiden, die  gelegenheit  haben,  in  englischen  biblioHieken  eoiumentierte 
handschriften  ans  jener  zeit  einzusehen. 

-  Livius:  consolu7ilur  aef/ratn  auiiiii. 

^  Hiid.:  daiil  ßdevt. 

^  Hjid.:  coacla. 

••  Ibid.:  celtniim  corpus  est  lantiim  rio/alii?u. 

•*  Ibid.:  Ni'c  ulla  de'mde  im\mdka  Lucreüae  exemplo  invet.. 

'  Luereceu? 


330  HKCH, 

Ile  goth  mit«  tlie  uiaiket  place 
()f  Koiue  and  in  a  litol  spaoe 
riiroujjh  iTV  tlic  cite  was  asscnibled, 
And  every  mannes  herte  trembled, 
Wlian  they  the  soth  herde  of  the  cas. 

Dazu  vcii:::leiehe  man  aus  Livius  die  worte:  Klalnm  domo  l.ucre- 
litte  corpus  in  forum  dcferunl ,  conscieniquc  7/iir(iC!//n,  ul  /ll ,  rcl 
Htnuie  atque  nxliynllate  liom'ntes:  pro  sc  quisque  scelus  rcgium 
(IC  vim  qucruu/ur.  Hierzu  konnut  noch,  dasa  Gower  im  an- 
schluss  an  die  gescbichte  der  Lucretia  die  der  Virginia  cbcn- 
t'nlls  nach  Livius  (111,  ka]).  41  11".)  l)cri('litet. 

Chaueer  und  Gower  sind  also  unabhängig  von  einander 
Ovid  als  baui)tquelle  gefolgt  und  haben  sich,  wo  ihnen  ihre 
vorläge  nicht  genügenden  aufsclduss  gab,  beide  —  der  eine 
weniger,  der  andere  mehr  —  bei  l^ivius  rats  erholt. 

Auch  die  angäbe  unseres  diciiters  v.  9 — 12  ist  richtig: 

Nat  oonly  that  these  payens  hir  comende, 
But  that  i-clcped  ys  in  oure  legende 
The  grete  Austyne,  hath  grete  compassyoun 
Of  this  Lncresse  that  starte  in  Ronie  tonn. 

Augustin  widmet  in  seinem  werke  De  civil atc  A*/ der  besprech- 
ung  unserer  gescbichte  ein  ganzes  kai)itel  (lib.  I,  caj3.  XIX), 
•  dmc  indessen  die  tat  der  Lucretia  in  ihrer  ganzen  ausdehnung 
zu  billigen. 

Eine  ungenauigkeit  dagegen  hat  sich  Ch.  zu  schulden 
kommen  lassen  bei  einem  citate  aus  der  bibel,  das  ich  mir 
im  Interesse  unseres  geschlechtes  zu  berichtigen  crlaul)e.  Am 
Schlüsse  seiner  legende  sagt  er: 

For  wel  I  wot,  that  Christe  hiiuself  telleth, 
That  in  Israel,  as  wyde  as  is  the  londe, 
That  so  grete  feythe  in  al  the  londe  he  ne  londe, 
As  in  a  wouian. 

Der  lieir  sagt  dies  nämlich  niclit  von  einer  frau,  sondern  vom 
liaujitinann  zu  Kapernaum,  wie  aus  Luc.  7,  9  hervorgeht: 
hu(,  (luililo  Jesus  miralus  et  conversus  sequenlibus  sc  turhis  dixit: 
Amen  dico  vobis,  nee  in  Isroel /antom /idem  inveni  {ehei\so  Maith. 
8,  lOj.  Zu  den  frauen,  mit  denen  er  in  berührung  kommt,  sagt 
Christus  gewöhnlich:  Fides  luu  le  salva?n  fecit,  vade  in  pace 
(vgl.  Lucas  7,50;  ibid.  8,48;  Marc.  5,34).  Nur  zudem  kana- 
näischen  weihe  sagt  er  (Matth.  15,  28):  0  muUer,  magna  est  /ides 
hin:  /inl   lihi  siful   ris. 


chaucer's  legende  of  goode  women.  337  ~ 

Zum  Schlüsse  sei  erwähnt,  dass  Boccaccio  {De  nndieri- 
hus  claris  über)  in  dem  abschnitte:  De  Lucrecia  Collatini  con- 
juge  frei  nach  Livius  erzählt  mit  ausnähme  der  einen  wörtlich 
widergegebeneu  stelle:  Eyo  me  si  (Liv.  els'i)  pecalo  ahsohio  sup- 
plicio  mm  Uheror  (Liv.  libero)  nee  ulla  deinceps  (Liv.  cleinde) 
impudiea  Lncrecie  vivet  exempio. 

Da  die  Lcgenda  Adriane  de  Athenes  in  so  vielen  punk- 
ten mit  der  erzählung  Gower's  (6'.  A.  bd.  II,  s.  302 — 311)  tiber- 
einstimmt, so  empfiehlt  es  sich,  von  vornherein  beide  Überliefe- 
rungen gleichmässig  zu  berücksichtigen.  Während  Cb.,  abge- 
sehen von  dem  hinweis  (v.  335)  auf  den  am  ende  benutzten 
brief  der  Ariadne  an  Theseus,  keine  andeutuug  über  seine 
quellen  hat  fallen  lassen,  bringt  Gower  der  reihe  nach  fol- 
gende citate  s.  302,  z.  19:  So  as  Ihese  olde  hohes  lale\  ibid. 
z.  23:  as  telleth  the  poele  und  s.  304,  z.  8:  as  saith  the  gest. 
Da  auf  die  gest  und  die  olde  hohes  nach  Kissner's*  ausfüh- 
rung  nichts  zu  geben  ist,  so  bleibt  als  einziger  anhält  Ute 
poete.  Der  dichter  xca  t^oyjiv  ist  aber  für  Gower  Ovid,  wie 
unter  the  phUosopJire  bei  ihm  fast  immer  Seueca  zu  ver- 
stehen ist,  " 

Ovid  berichtet  nun  wirklich  in  den  Metamorphosen  (VII, 
456  ff.)  die  grundzüge  unserer  geschichte  in  folgender  w^eise: 
Minos'  zieht  in  den  krieg,  um  den  tod  seines  sohnes  Andro- 
geus  zu  rächen  (VII,  458).  Unterwegs  legt  er  in  Oenopia  an 
(472),  wo  er  vergebens  den  Aeacus  zur  teilnähme  auffordert,  da 
dieser  mit  der  attischen  königsfamilie  eng  befreundet  ist  (486). 
Der  sehluss  des  buches  (490—856)  enthält  die  ankunft  des 
athenischen  königssohnes  Ceplialus,  sein  gesuch  um  hilfe,  seinen 
aufenthalt  daselbst  und  seine  abfahrt  mit  den  hilfstru])pen  nach 
Athen.  Im  achten  l)uche  wird  erzählt,  wie  Minos  Megara  be- 
lagert, das  ihm  durch  verrat  der  Scylla,  tochter  des  köuigs 
Nisus,  zufällt.  Sein  abzug  von  Attika,  nachdem  er,  wie  0\id 
sich  unbestimmt  ausdrückt,  feges  caplis  Jnstissimus  auclor  Hosti- 
hiis  imposuit.  Klage  und  Verwandlung  der  Scylla  (VIII,  1 — 151). 
Abstammung  und  gestalt  des  Minotaurus  (ergänzt  durch  v.  136 


'  Chaucer  in  sehien  bcziehungen  zur  italienischen  literalur  (s.  10). 

■■*  Dass  Minos  richter  in  der  Unterwelt  sei  (v.  1),  iionnte  Ch.  nach 
Gossrau  zu  Aen.  VI.  4;V2,  aus  dieser  stelle  selbst  wissen,  oder  aus  Clmul. 
R.  P.  2.  232  oder  Stat.  Theh.  S.  22,  alles  werke,  die  unser  dichter  gekannt 
und  benutzt  hat. 

AngUa,  V.  band.  22 


:'>3S  HICH, 

uiul  i;>0\  Minos  lässt  für  ihn  das  labyiinth  (Uucb  Dacdaliis 
hauen,  das  kurz  bescbriehen  wird,  liereits  zweimal  ist  die 
senduniT  von  opfern,  die  alle  neun  Jahre  stattlindet,  erfol^:;!; 
unter  der  dritten  ist  Theseus,  der  das  unjieheuer  mit  hilfc  der 
Ariadne  besiei,'t.  Er  entllieht  mit  ihr  und  verlässt  sie  in  Naxos 
(Dia),  liaet'hus  nimmt  sich  ihrer  an  und  versetzt  ihre  kröne 
an  den  himmel  (VIll,  152—182). 

(Ml.  und  Gowcr  bringen  die  erzählung  ganz  in  der  reihen- 
folge,  wie  sie  hier  0\  id  beobachtet,  wobei  es  selbstverständlich 
ist,  dass  sie  l)eide  die  nur  äusserlich  angeknüpfte  ejiisode  von 
Cephalus'  autenthalt  in  Aegina  (VII,  UIO  —  856)  wegliessen. 
Die  geschichte  von  der  Scylla  (VIII,  1  — 151)  berichtet  nur  Ch. 
(v.  15 — 35)  und  lässt  sie  dabei  in  Athen  vor  sich  geben.  Auch 
erwähnt  nur  er  die  insel  Oenoj)ia  (v.  270),  wenn  auch  bei  einer 
ganz  andern  gelegenbeit  als  Ovid  {Metam.  VII,  490  fl".).  Endlich 
lindet  sich  die  stcllificierung'  der  Ariadne  {Mctam.  VIII,  180) 
auch  nur  bei  ihm  berichtet  (v.  338).  Nur  bei  Gowcr  hingegen 
sind  Pasipbac  und  Daedalus  genannt,  sowie  die  insel  Chio 
{Metam.  VIII,  174:  Diam). 

Beide  dichter  haben  also  Ovid  unabhängig  von  einander 
benutzt.  Auch  ihre  zusätze,  die  besonders  durch  den  von  Ovid 
often  gelassenen  punkt  der  gegenseitigen  annäherung  beider 
liebenden  veranlasst  w'urdcn,  sind  ganz  verschiedener  art.  Bei 
Ch.  befindet  sich  'J'heseus  in  einem  türme,  bei  dem  eine  laube- 
ist,  von  der  aus  die  königstöchter  eines  al)ends  seine  klagen 
hr»ren.  In  einem  längeren  gespräche  verständigen  sie  sich  über 
seine  rettung  und  lassen  ihn  von  dem  kerkcrmeister  herbei- 
holen. Theseus  drückt  beredt  seinen  dank  aus  und  will  da- 
für zeitlebens  ihr  diener  sein:  doch  Ariadne  lehnt  dies  ab  und 
macht  ilim  den  Vorschlag,  er  solle  sie  nach  tiitung  de«  Mino- 
taurus  zum  weihe  nehmen  und  dann  mit  ilir,  Phädra  und  dem 
kerkcrmeister  entfliehen,  was  tun  zu  wollen  er  sich  hoch  und 
teuer  \erschwört.  Er  tötet  das  ungeheuer  und  entflieht  nachts 
mit  seinen  rettern.  Gower  hingegen  berichtet  nicht,  durch  wessen 
vermittelung  Theseus  und  Ariadne  bekannt  werden,  noch  flicht 
er  jene  dramatisch  lebhaften  gcs))räche  zwischen  den  beteilig- 
ten personen  ein.     Bei  ihm  erlässt  Minos  infolge  der  tötung  des 


'  Sit  venia  verbi! 

•'  Im  mitteliiltf-rlichen  siniK;! 


chaucer's  legende  of  goode  women.  339 

MinotauiTis  den  tribut  und  macht  dem  noch  einige  tage  ver- 
weilenden Theseus  das  leben  möglichst  angenehm: 

Theseus  dwelt  a  day  or  two, 

Where  that  Minos  great  chere  him  ded. 

Man  erwartet  unter  diesen  umständen,  dass  der  held  in  allen 
ehren  um  Ariadne  anhält.  Doch 'moral  Gower'Mässt  nun  erst 
den  Theseus  seine  retterin  entehren  und  dann  mit  ihr  entfliehen. 
Man  wird  zugeben,  dass  beide  dichter  diese  episode  so  selb- 
ständig als  möglich  behandelt  haben. 

Auch  die  benutzung  des  briefes  der  Ariadne  an  Theseus 
{Her.  X)  ist  bei  unsern  dichtem  eine  verschiedene,  indem  sich 
bei  Gower  nur  schwache  anklänge  nachweisen  lassen,  während 
Gh.  V.  296—332  zum  teil  wörtlich  Her.  X,  1—66  widergibt. 

Zwei  erweiterungen  jedoch  gehören  beiden  dichtem  zu- 
gleich an,  einmal  die  angäbe  des  Zweckes,  zu  dem  Androgeus 
sich  in  Athen  befindet,  und  dann  die  art  der  besiegung  des 
Ungeheuers  durch  Theseus.  Ueber  den  ersteren  punkt  berich- 
tet Gh.  V.  9  ff.: 

Mynos,  that  was  tlie  myglity  kyuge  of  Crete, 
That  wan  an  hundred  citees  strenge  and  grete, 
To  scole  hath  sent  liys  sone  Androgeus 
To  Athenes  of  the  which  hyt  happeth  thus, 
That  he  was  slayne,  lernynge  philosophie, 
Ryght  in  that  citee,  uat  Init  for  envye. 

Etwas  ausführlicher  heisst  es  bei  Gower  (s.  302): 

Minos,  as  telleth  the  poete, 

Tlie  which  whilom  was  king  of  Crete, 

A  sone  had  and  Androchee 

He  hight.    And  so  befell  that  he 

Unto  Athenes  for  to  lere 

Was  sent  and  so  he  bare  him  there, 

For  that  he  was  of  high  lignage, 

Such  pride  he  tokc  in  his  corage, 

That  he  foryetcn  hatli  tlie  scoles 

And  in  riot  aiuong  the  fooles 


'  Die  erklärung  Panli's  (s.  XIV)  von  diesem  beinamen,  den  Ch.  im 
linvoyc  zum  Troi/us  (bk.  V,  v.  1870)  seinem  freunde  gil>t,  wird  bestätigt 
durch  Conf.  Am.  bd.  111,  s*.  :57;{,  wo  («ower  von  seinem  beichtvater  die 
ermahnung  zu  teil  wird: 

But  go  there  vertue  moral  dwelleth 
Where  ben  thy  bokes  as  men  telleth, 
Which  of  long  time  thou  hast  write. 

22* 


340  HKCH, 

He  (lidde  uiany  thinges  wronge 

Ami  useil  tliilke  lifo  so  longe, 

'l'il  ate  last  of  tliat  he  wiouglit 

He  fuuml  tlie  inischole,  wliicli  lie  soiight, 

Wliorof  it  fe!l  that  lie  was  slain. 

Hiiie  eiitlehming  des  einen  dicliters  von  dem  andern  an  dieser 
stelle  ist  bei  ihrer  sonstigen  sclbständij^keit  durcliaus  nnwalir- 
sebeinlich,  vielmehr  werden  sie  verwante  glossierte  und  kom- 
mentierte liandscluit'ten  des  Ovid  benutzt  haben,  deren  es 
gerade  in  England  im  13.  und  N.  jahrhd.  verschiedene  gab' 
(vgl.  Bartsch  a.  a.  o.  s.  XLIII).  llebrigens  lag  die  annähme 
dieses  grundes  für  den  aufentbalt  des  Androgeus  in  Athen  sehr 
nahe,  wenn  man  die  meinung  bedenkt,  die  das  mittclalter  vou 
dieser  stadt  hatte,  und  für  die  beispielsweise  im  Speculuin 
Regum  des  Gottfried  von  Viterbo  sieh  folgender  beleg  fin- 
det {Monum.   Germ.  bd.  XXII,  s.  38,  z.  159): 

De  Jove  prinio  rege  Athcnionsi: 
A  .love  nostroruu)  venit  generatio  regum 
A  Jove  principiiim  recipit.  descriptiu  regimi 
A  Jove  pliilosoplii  dogm.ata  pjima  legnnf. 
Rex  erat  ex  rege  qnondara  patre  natus  Atiienis 
Indeque  quadrivü  triviique  scientia  venit, 
Legis  et  artis  ibi  rex  ydionia  dedit. 

Ebenso  ist  bei  dem  andern,  beiden  dichtem  gemeinsamen, 
Zusätze  die  benutzung  vcrwauter  randbemerkungen  anzuneh- 
men.    Es  heisst  bei  Gower  (s.  300,  z.  20): 

And  over  this  so  aa  I  say 
Of  pitcli  she  tüke  hitn  a  pelote, 
The  which  lic  shiildc  into  tho  throte 
Of  Miiiotaure  oaste  riiiiit. 


'   Unsere   dichter   selbst   bieten  heweiestellen  für  das  Vorhandensein 
solcher  liandsfhriftcn-,  vgl.  l'rol.  LoGlf    :i2S: 

For  in  pleyne  text  vvithouten  nede  of  glose 
Thdu  hast  translated  tlie  Roniaunce  of  the  Kose, 
und   (,'iiiif.  Am.  l)d.  I,  s.  50,  z.  27: 

For  it  is  nought  mj'  common  use 
'i'o  speke  of  viccs  and  verhisc, 
But  all  of  love  and  of  his  lorc, 
For  Venus  bokes  of  no  more 
Me  teclien  nouther  text  ne  glose. 
(Jower's  hcmcikiiiig  könnte  sogar  direkt  auf  konimcnfierte  Ovid-hss.  be- 
zogen werden. 


chaucer's  legende  of  goode  women.  341 

entsprechend  Ch.  118  ff.: 

And  we  shal  make  hira  ball  es  eke  alsoo 

Of  wexe  and  towe,  that  whan  he  gapeth  faste, 

Into  the  bestes  throte  he  shal  hem  caste, 

To  sleke  hys  himger,  and  encombre  hys  tethe.' 

Die  zutat  selbst  verdankt  offenbar  ihre  eutstehung  einer  stelle 
aus  der  geschichte  vom  drachen  zu  Babel,  die  ja,  um  mich 
so  auszudrücken,  nur  eine  schwestersage  von  der  vom  Mino- 
taurus  ist;  man  vergleiche  also  Daniel  kap.  14,  v.  26:  Tuüt  ergo 
Daniel  picem  et  adlpem  et  pilos  el  coxit  pnriter:  fecitque 
massas  et  dedit  in  os  draconis  el  diruptus  est  draco. 

Dafür  dass  zur  zeit  unserer  dichter  nicht  viel  mehr  be- 
kannt war  als  sie  beide  bringen,  weise  ich  wider  auf  den  um- 
stand hin,  dass  Boccaccio  in  seinen  hier  verglichenen  werken 
von  Theseus  und  Ariadne  nur  eiuzelheiten  bringt,  die  nicht 
über  das  von  Ovid  und  vielleicht  noch  von  Hyginus  mitgeteilte 
hinausgehen.  Letzterer  Schriftsteller  ist  möglicher  weise  von 
Ch.  eingesehen  worden  wegen  mangelhaften  Verständnisses  der 
Ovid'schen  verse  {Melam.  VIII,  170  ff'.):  et  Actaeo  bis  pastum 
sanyuine  monslrum  Tertia  sors  annis  domuit  repeüia  novenis. 
Hyginus  berichtet  nämlich  in  seinen  Fabeln  (XLl):  Institidt 
autem  ut  anno  unoquoque  sepienos  liberos  suos  Minotauro  ad 
epulandnm  mitterent.  Wenn  nun  Ch.  kurz  hinter  einander  zwei- 
mal (v.  41  und  5G)  angibt,  der  tribut  sei  jährlich  abgesant 
worden,  und  einmal  (v.  47),  es  sei  jedes  dritte  jähr  der  fall 
gewesen,  so  kann  dieser  Widerspruch  veranlasst  sein  durch  ein 
hin-  und  herschwanken  zwischen  der  ihm  unklaren  und  des- 
halb falsch  verstandenen  angäbe  Ovid's  und  der  deutliciien  an- 
gäbe des  Hyginus.  Es  liegt  aber  auch  die  möglichkeit  nahe, 
dass  wir  es  hier  mit  einer  schlecht  überlieferten  stelle  oder 
gar  mit  einem  Int  er  dum  dormitat  unseres  dichters  zu  tun  haben, 
zumal  da  das  v.  39 — 42  gesagte  ganz  unmotiviert  v.  53 — 56 
noch  einmal  gesagt  wird.  Zwischen  den  beiden  letzten  an- 
nahmen wird  man  sich  auch  zu  entscheiden  haben,  wenn  man 
hört  (v.  78  ff".),    dass   die   beiden  königstöchter   gewohnt  hätten 


'   Bei   Ovid  {.Her.  X,  loi)  tötet  Theseus  den  iMinotauius  mit  einem 
knorrigen  baumpfahl: 

Nee  tua  mactasset  nodose  stipite,  Thesen, 
Ardua  parte  virum  dextcra,  parte  bovem! 


342  KECH, 

(dhirc  thc  indijstrc  s/rclc  (>/'  .ll/n'tws.^  Seltsam  klingt  es  Jiucb, 
weun  Adriane  (v.  211  IV.)  den  Tliescus  schwören  lässt,  iliier 
l»eieits  sehr  verständigen  Schwester  Phädra  seinen  söhn  zum 
manne  zu  gehen,  während  es  von  ilini  seihst  kurz  Norher 
heisst:  (v.  ISO): 

A  scniely  knyglit  was  tliis  Theseus  to  see, 
And  yonge,  bat  of  tweuty  yere  aiul  three. 

Zum  Schlüsse  sei  erwähnt,  dass  Morris  in  seinem  glossar 
(.i/d.  Fji.  \,  201')  dem  W(ute /''/t///^6'  (v.  77)  eine  nichts  weniger 
als  romantische  bedeutuug  unterlegt.  Vielleicht  hilft  hier  die 
anmerkung  in  Wiilcker's  Lesebuch  (teil  T,  s.  151)  zu  12,21  auf 
den  rechten  weg.- 

Die  Legenda  Philomcne  wird  aus  ähnliehen  gründen  wie 
die  vorhergehende  legende  mit  der  entsprechenden  erzähhmg 
hei  Gower  (hd.  II,  s.  313 — 330)  besser  zusammen  behandelt. 
Während  Ch.  seine  quelle  nicht  ausdrücklich  nennt,  tut  dies 
Gower  mit  den  werten  (s.  313,  z.  1):  The  clerke  Ovide  icllclh 
Ihus.  In  der  tat  ist  für  beide  dichter  Ovid's  darstcllung 
{Mcfam.  VI,  124 — 074)  die  vorläge  gewesen,  die  sie  jedoch 
ganz  selbständig  benutzt  haben.  Ch.  erzählt  nur  bis  zu  dem 
momcnte,  wo  sich  die  beiden  Schwestern  widerfinden.  Die 
schreckliche  räche  der  Proguc  wird  er  unerwähnt  gelassen 
haben,  nicht  nur  um  damit  nicht  gegen  die  teudeuz  seines 
Werkes  zu  Verstössen,  sondern  auch  um  seinen  besonderen 
leserkrcis  nicht  durch  die  sich  dal}ei  otlenbarendc  rohheit  zu 
verletzen.  Von  diesem  letzteren  gesichtspunkte  aus  hat  Ch. 
überhaupt  verschiedene  zu  haarsträubende  züge  mit  recht  und 
erfolg  zu  mildern  gesucht.  In  eigenen  Zusätzen  dagegen  ist 
er  hier  äusserst  sparsam,  wenn  mau  von  den  eingangsvcrseu 
(v.  1 — IG)  absieht. 

'  Es  sei  darauf  hingewiesen,  dass  die  wortc,  die  hier  stören,  an  ihrer 
stelle  sind  Lcf/.  Philom.  TS  ff.: 

And  him  conveycth  tliruiigh  the  niaister  strete 
Of  Athenes. 
Könnte  aber  die  obige  stelle  nicht  aucli  übersetzt  werden:  'Sie  wolinten 
gerade  über  dem  herrn  von  Athen".''   Dies  würde  sehr  gut  passen  zu  v.  70: 
Doune  in  tlie  buthunie  derke,  and  wondcr  lowe. 
2  liei   .Scliultz:  I)as  kocßschc  Lehen  zur  Zeil  der  Minnesaenger  fin- 
det sich  nichts  darüber. 


CHAUCEK's  LKGHNÜF.  Ol-   ÜOODE  AVOMEN.  313 

Gowcr  hingegen  folgt  der  darstellung  Ovid's  bis  zu  ende 
ohne  das  geringste  bemühen,  das  gefiihl  des  lesers  in  etwas 
zu  schonen,  und  fügt  anscheinend  selbständig  eine  ausführliche 
Schilderung  des  treibeus  der  verwandelten  im  walde  hinzu. 
Die  erzählung  Ovid's  selbst  erweitert  er  durch  eine  anzahl 
Selbstgespräche  und  durch  gebete  an  Venus  und  Cupido  sowie 
an  Apollo. 

Wenn  beide  dichter  (Ch.  122:  And  Ihus  in  leres  lat  I  Proigne 
d/velle,  And  of  hlr  suster  forthe  I  n-ol  rjow  teile,  und  Gower 
s.  319,  z.  15:  }\ow  leve  we  this  hing  and  quene,  And  tornc  ayein 
to  Phllomenc)  au  einer  und  derselben  stelle,  wo  Ovid  (v.  571) 
unvermittelt  weiterzählt,  eine  ähnliche  übergaugsformel  ge- 
brauchen, so  können  wir  ebensowenig  einen  einfluss  des  einen 
auf  den  andern  annehmen,  als  wenn  Ch.  zu  Ovid's  erzählung 
hinzusetzt,  Philomele  habe  dem  das  gewebe  überbringenden 
kuai)pen  ihren  Siegelring  zur  bestätiguug  übergeben,  und  wenn 
Gower  berichtet,  sie  habe  das  gewebe  eingewickelt  und  dann 
ihr  Siegel  daraufgedrückt. i  Entweder  hielten  die  dichter  letz- 
teres der  sitte  ihrer  zeit  gemäss  für  ganz  selbstverständlich 
oder  beide  dachten  an  eine  damals  bekannte  mittelalterliche 
episode. 

Die  völlige  Selbständigkeit  Chaucer's  und  Gower's  in  der 
widcrgabc  ihrer  gemeinsamen  quelle  ist  im  übrigen  offenbar. 

Bei  Boccaccio  findet  sich  nichts  von  Philomele  erzählt. 

Die  grundlage  für  die  ganze  Legenda  Phillis  bildet  der 
brief  der  Phyllis  an  Demoj)hoon  {Her.  II),  auf  den  auch  unser 
dichter  allgemein  in  den  versen  91,  KU,  162  hinweist.  Mit 
grossem  geschick  hat  Ch.  —  und  ich  zweifle  nicht,  dass  er  es 
selbst  getan  hat  —  es  verstanden,  auf  grund  der  wenigen  tat- 
sächlichen angaben  der  epistel  ein  fein  gearbeitetes  mosaik- 
bildcheu  zusanmienzusetzen.  Hier  sehen  wir  den  dichter  recht 
in  seinem  element,  wo  sein  reger  geist  in  dem  streben  aufgeht, 
aus  einigen  dürftigen  andcutungeu  ein  ebenmässiges  ganze  zu 
schaffen. 

Wenn  Ch.  die   in   dem   briefe    scll)st   nicht  enthaltene  an- 


»  Seite  320,  zeilc  2S: 

And  lappcd  it  to-gider  Iho 
And  set  her  signet  tlior-upon 
And  sent  it  iinto  Progue  auou. 


an 


BECH, 


gäbe  (^v.  1 1),  (lass  Denioplmon  luifder  lieiiukclir  von  Troja  nach 
Thracieu  gekonmicn  sei,  nicht  einer  landbenicikung  seiner 
Ovicl-hs.  entnoiunicn  hat,  so  hat  er  sie  aus  der  Uisloria  de- 
sirncli'inls  Troiae  des  Guido  von  Colon  na  ji'eschöpft,  wo 
der  sohu  des  Theseus  neben  Athamas  unter  den  griechischen 
beiden  genannt  wird,  die  sich  ans  dem  Schiffbruch  auf  der 
riickkehr  retten.  Von  einer  landung  l)cidcr  in  Thracieu  wird 
freilich  weder  hier  (fol.  77^  o.)  noch  unter  dem  abschnitte  ^'c- 
qiiHur  de  exi/io  demofonlis  ei  cUtame  (fol.  78^)  etwas  erzählt. 

Der   berieht  von  dem  scliitlbruch  (v.  IS — 30)  ist  zunächst 
durch  zwei  andeutungen  in  dem  briefe  veranlasst  II,  45: 

et  laceras  etiara  puppes  furiosa  rcteci: 
Ut,  qua  deserer,  firma  cariiia  foret; 
Remigium  dedi,  (jao  me  fugiturus  abircs. 


und  II,  107 


Quae  tibi,  Dcmophoon,  longis  enoribus  acto 
Threicias  portus  hospitiuuKjuc  dcdi. 


Was  sonst  von  der  heftigkeit  des  sturmes  und  dem  loben  des 
meeres  gesagt  wird,  ist  eine  oflcnbare  nachbildung  von  Virgil's 
Aen.  I,  81—147. 

Im  einzelnen  verirleiche  man  folgende  verse: 


vcrs  C  haueer: 

l'».  Byli>  nde   hini   coiiic   a  wynde 

and  eke  a  raync; 
10.  That  shole  so  sore,  liys  saylle 

inyghtc  not  stünde. 

22.  So  derke  hyt  was,  lic  kouthc 
Do-\vlier  go, 

26.  The  see  by  nyght  as  any  toiche 
brende,    For  wode, 

2^.  'I'il  Neptunus  hath  ofhynicom- 
passyoun,  And  Thetis,  Cho- 
rus, Triton  and  they  alle, 
And  niaden  hini  \\\)on  a  hjnde 
to  falle. 


vcrs  Virgil: 

85.  Una  Eurus(iue  Notus(iue  ruunt 

crebeniue  procellis    Africus, 
lo2   Talia  jactanti   stridens  Aqui- 

lune  procella    Vcluni  adversa 

ferit, 
Sil.  ponto  nox  inciibat  atra. 

'.»().  et  crcbris  mieat  ignibus  aether. 


112.  Et  dicto  citius  tuniida  aequora 
placat,  Collectasque  fugat 
nubes  soleinquc  redueit.  Cy- 
«lotlioe  simul  et  Triton  ad- 
nixus  acutü  Detruduut  navis 
i  seopulo;  levat  ipse  tridenti; 

Um  nun  dem  apokryphen  meergreis  Chorus  auch  ein  unter- 
kommen zu  verschaHen,  vermute  ich,  dass  Chauccr  diese  ganze 
Virgil-stelle  ziendich  genau  im  gedächtuiss  hatte  und  in  seiner 
Schilderung  frei  nachahmte.  Dabei  mochten  ihm  aber  doch 
die  namen  der  meergötter,   die  Neptun  behilliich  waren,   ent- 


chaucer's  legknde  of  goodk  women.  345 

fallen  seiu,  so  dass  er  vorzog,  gerade  die  stelle  bei  dem  römi- 
scben  dichter  einzusehen,  an  der  dieser  am  ausführlielistcn 
das  gefolge  Neptun's  aufzählt,  nämlich  Ae>i.  V,  822  ft'.,  wo  es 
heisst : 

Tum  variae  coniitum  facies,  iumiania  cete, 
Et  senior  Glaiici  choriis,  Inousque  Palaemou, 
Tritonescjue  citi,  Phorcique  exercitus  oiunis; 
Laeva  tenet  Thetis,  et  Melite,  Panopaeaque  virgo, 
Nesaee,  Spioque,  Thaliaque,  Cymodoceqiie. 

Hieraus  wird  nicht  nur  die  entstehung  des  namens  Chorus 
klar,  sondern  auch  die  bezeichnung:  and  they  alle. 

Das  von  Ch.  v.  34 — 47  berichtete  erinnert  ebenfalls  sehr 
an  da-«,  was  uns  bei  Virgil  {Aoi.  I,  173  tf.)  von  Aeneas  und 
seinen  gefährten  mitgeteilt  wird,  die  ermüdet  und  verhungert 
ans  land  kommen:  auch  daran,  wie  Aeneas  sich  aufmacht,  um 
sich  in  dem  lande  selbst  nach  hilfe  umzusehen.  Ferner  ent- 
spricht das  benehmen  der  Phyllis  gegen  Demophoon  ganz  dem 
wcseu  der  Dido,  wie  es  sich  Aeneas  gegenüber  offenbart  (vgl. 
besonders  Aen.  IV,  373  if.).  Jedenfalls  aus  eigener  erfindung 
fügt  der  dichter  hinzu,  dass  ihn  die  bewohuer  des  landes 
achtungsvoll  behandelt  hätten,  da  er  an  aussehen  seinem  vater 
Theseus  geglichen  habe.  Im  übrigen  ist  die  ganze  stelle 
V.  54 — 71,  abgesehen  von  der  auf  den  plan  des  ganzen  werkes 
bezüglichen  bemerkung  v.  61 — 65,  auf  folgenden  versen  des 
briefes  aufgebaut  (75  fit".): 

De  tanta  rerum  turba,  i'atisciuo  pareutis 
Sedit  in  ingenio  Cressa  relicta  tuo. 
Quod  sohim  excusat,  sohim  luiraris  in  illo. 
Haeredom  patriae,  peilitle,  tVaudis  agia. 

Während  dann  die  versc  72  und  73  Her.  II,  31 — 34  entsprechen, 
ist  vers  74: 

Aud  piked  of  liyr  al  the  good  iie  luyglito, 

eine  summarische  angäbe  dessen,  was  Ovid  die  Phyllis  107 — 1 16 
aufzählen  lässt.  Der  vorwand,  den  Demophoon  v.  71) — 81  für 
seine  rückkehr  nach  Athen  angibt,  ist  von  Ch.  ganz  der  Situa- 
tion angemessen  erfunden;  auch  dass  er  ir^ich  als  könig  von 
Thracien  huldigen  Hess  (v.  85  ff".),  wird  nicht  unwahrscheinlich 
aus  Her.  II,  111  ff.: 

Quae  tibi  subieci  latissima  regna  Lycurgi 
Nomine  femiueo  vix  satis  apta  regi: 


O 16  HKCH, 

Si'liliesslioli  ist  das  ende  der  l'hyllis  (v.  '.»2)  iiaiiz  übeicinstini- 
Dicnd  mit  Ovid  berichtet  (111): 

('(>ll;i  (|ii»)i|iio,  iiiliili;>  quia  so  iiocteiula  lacortis 
rraebuonint,  laqueis  iuiitlicuisse  übet. 

Nachdem  der  dichter  in  wcnigien  kräftigen  Worten  seinem 
abschen  vor  der  handlungsweise  des  Demophoon  ausdrnck  ge- 
geben (V.  97 — 100),  bringt  er  v.  103 — iOl  eine  recht  geschickte 
nnd  von  gutem  verständniss  zeugende  Übersetzung  der  versc 
//('/•.  11,  1  —  lo7,  soweit  sie  niclit  absch Weitungen  enthalten  wie 
die  versc  81 — 106,  und  soweit  sie  nicht  bereits  zum  aufbau 
der  legende  selbst  verwertet  worden  sind. 

Bei  erwähnung  des  unistaudes,  dass  Demoi)iioon  ganz 
seinem  vater  im  guten  und  schlechten  gleicht,  weist  Ch.  auf 
die  tamilienähnlichkcit  bei  Reinhard  Fuchs  hin  (v.  51  ff.): 

hyt  canic  hym  of  naturc, 
As  düothe  the  fox  Kenardc,  thc  foxcs  sonc; 
Of  kyudc  he  koude  hys  olde  fadres  wonc 
Witlionte  lore,  as  kau  a  drake  swymme 
Whau  liit  ys  caught  and  caricd  to  thc  biyinuic. 

Welche  stelle  aus  dem  Roinan  de  Renarl  hier  vorbild  gewesen 
ist,  kann  ich  nicht  sagen  aus  dem  zu  v.  22  ff  der  Lajeiida 
Ypsiphilc  etc.  mitgeteilten  gründe.'  Doch  wird  es  nicht  über- 
flüssig .^ein  zu  bemerken,  dass  der  dichter  an  diesen  beiden 
stellen  der  LodW  zum  ersten-  male  in  seinen  werken  die 
tiersage  l)erührt. 

In  Gower's  Vfnif.  Am.  habe  icii  keine  ansj)ielung  weder 
auf  die  tiersage  im  allgemeinen,  noch  auf  Reinhard  Fuchs 
sj)cciell  gefunden.'' 


'  Vffl.  hier  s.  %\V  o. 

■^  Mau   luüsste  denn   folgende  stelle  aus  TroUus  (bk.  I,  str.  .VI)  hier- 
horziehen  wollen: 

As  proude  Bayard  gynuctli  für  to  .skippe 
Out  of  the  wey,  so  priketh  lilm  liis  coruc, 
'l'it  lie  a  iasah  have  of  the  longo  whippo, 
'l'han  thynketh  iie,  'Though  i  piaunce  al  byforue, 
First  in  the  trayse,  ful  fat  and  newe  ahorne, 
Yet  am  I  but  an  hors,  and  horses  lawe 
I  inote  endure,  and  with  my  feeres  drawe'. 
'  Uei)er  das  bekanntwerden  der  tiersage  in  England  vgl.  tcn  Ikink, 
Lucralnrgcschiclue  1,  s.  '6T6.  370.  '.VM.  458, 


chaucer's  Lügende  of  goode  women.  347 

Gower  hat  die  g-cscliiohtc  von  Phyllis  ebenfalls  erzählt 
bd.  II,  s.  26 — 31.  Während  bei  Oh.  Demophoon  anf  der  riick- 
fahrt  von  Troja  infolge  lieftigen  stnrmes  bei  Phyllis  hilfe  sncht, 
kommt  er  bei  Gower  anf  der  hinfahrt  ^  zn  ihr,  zwar  anch  ./*■ 
Eolus  htm  hodde  hioire,  aber  doch  nicht  hilflos.  Die  Werbung 
des  beiden  um  Phyllis  sowie  der  grund  seiner  abfahrt  sind  bei 
beiden  dichtem  ebenftills  ganz  verschieden  geschildert.  Gegen- 
über der  sieh  hier  anschliessenden  unifangreicheu  widerga])c 
des  briefes  der  Phyllis  bei  Ch.  bringt  Gower,  der  zwar  s.  28, 
z.  5  ihren  brief  erwähnt,  durchaus  nichts,  was  sich  als  cnt- 
lehnung  daraus  hinstellen  Hesse,  wol  aber  schildert  er  aus- 
führlich die  läge  der  verlassenen  und  ihr  vergebliches  hoffen 
auf  rückkehr  des  geliebten,  wobei  er  eine  episode  aus  der 
geschichte  von  Hero  und  Leander  einflicht.  Man  vergleiche 
bei  ihm  s.  29,  z.  4: 

And  tho  she  liatli  do  sot  up  liglit 
In  a  lanterne  ou  high  uloftc 
lipon  a  tuuro,  where  slic  goth  ofte 
In  hope,  that  in  hia  conmiinge 
IIc  shulde  sc  the  light  breiininge, 
Wherof  he  miglit  his  weies  right 
To  conie,  wherc  shc  was  by  night. 

mit  Herold.  XIX,  33  ff: 

Sic  ubi  Inx  acta  est  et  noctis  amicior  hora 
Exliibuit  pniso  sidcra  clara  die; 
Protinus  in  smnnia  vigilantia  luniina  turre 
Poniunis,  assuetae  signa  nutamque  viae. 

Gower's  quelle  überhaupt  wird  die  stelle  aus  Ovid's  Rem. 
Am.  591 — 6(^8  gewesen  sein,  wie  ein  vergleich  ergibt  von  Cvnf. 
Am.  s.  29,  z.  30: 

—  she  gan  to  renne 
Into  an  lierber  all  her  owne, 
Wherc  niany  a  wonder  wofuU  inone 
Shc  uiadc  that  no  life  it  wist 
As  she,  which  all  her  joic  luist, 
mit  Ov.  591: 

Qnid  nisi  secretae  laeserunt  Phyllida  silvae: 
Certa  necis  causa  est:  incumitata  fuit 


'  Vielleicht  hat  Gower  hier  die  geschichtliche  talsache  der  al)wechs- 
luug  halber  entstellt,  weil  er  bereits  früher  (6'.  A.  1,  3:^8— :{4 1)  Dcniophoon's 
und  Athainas'  heimreise  von  Troja  erwähnt  hatte. 


olS  HFCII, 

und  Adii    (  .  ./.  s.  ;iO,  z.  14: 


With  that  lipon  a  greno  bougli 

A  ceinte  of  silkc,  whieh  ehe  thcre  had, 

She  knetto,  and  so  herself  she  lad, 

That  she  about  her  white  swerc 

It  did  and  iieiige  her  selven  therc 


mit   Or.  (i02: 


Et  spectat  zonani  i)allida  facta  suaiii. 

Adspicit  et  laiuos :  dubitat  refugitiiiie  (juod  audet: 

Kt  tiiiiet:  et  digitos  ad  sua  coUa  retVrt. 

Beide  dichter  haben  aliso  hier  ganz  verschiedene  quellen 
unabhängig-  von  einander  benutzt. 

Boccaccio  hat  auch  diese  geschiclite  nicht  berichtet. 

Als  letzte  ist  uns  die  Legenda  Y perjnysli'c  überliefert 
worden.  Sie  beruht  in  ihren  dem  Inhalte  nach  wichtigsten 
teilen,  den  versen  49 — (>(»  und  111 — IGl,  auf  dem  briefe  der 
llypernniestra  an  Lynceus  {Her.  XIV),  dessen  benutzuug  dies- 
mal unserm  dichter  bequem  gemacht  war,  da  Ovid  (v.  21  tf.) 
seine  Heldin  dem  söhne  des  Aegyptus  die  ganze  begebenheit 
zusammenhängend  in's  gedächtniss  zurückrufen  lässt.  Auch  hier 
l)ietet  Ch.  widerum  beweise  für  die  Selbständigkeit  seiner  dich- 
terischen auffassung  imd  seines  geschmackes.  Er  beschränkt 
sich  durchaus  auf  die  Schilderung  der  hochzeit  des  Lynceus 
und  der  Hypermnestra  und  vermeidet  jede  anspielung  darauf, 
dass  gleichzeitig  die  andern  söhne  des  Aegyptus  mit  den  übrigen 
Üanaiden  bei  derselben  gelegenheit  wirklich  ermordet  werden, 
worauf  Ovid  seine  heldiu  ausser  an  andern  stellen  besonders 
V.  35  ft'.  so  hindeuten  lässt: 

Circuni  nie  gemitus  moricntum  audire  videbar. 
Et  tanien  audibam,  (]Uo(h|iic  verelnir,  erat. 

Indem  Ch.  diesen,  ich  möchte  fast  sagen,  hypertragischen  liinter- 
grund  wegliess,  der  zugleich  rllcksiclitlich  der  anzahl  etwas  zu 
gigantisches  hatte,  milderte  er  das  haarsträubende  der  be- 
gebenheit in  sehr  geschickter  weise.  In  gleichem  sinne  ist 
die  abweichung  Chaucer's  an  der  folgenden  stelle  zu  erklären: 
Ovid  sagt  nändich,  dass  IIyj)ermnestra  wirklich  den  dolch 
dreimal  erhoben  habe,  imi  den  geliebten  zu  erstechen,  v.  44  IT.: 

—  et  capio  tela  tremente  manu. 
Non  ego  falsa  loquar:  ter  acutum  sustulit  ensem, 
Ter  male  bublato  recidit  ense  manu». 


chaucer's  legende  of  goode  women.  349 

Adniovi  jugulo;  sine  me  tibi  vera  fateri; 

Admovi  jugulo  tela  pateino  tuo. 

Sed  timor  et  pietas  crudelibus  obstitit  ausis. 

Ch.  konnte  dies  nicht  berichten,  wenn  er  nicht  den  eindruck 
vernichten  wollte,  den  die  v.  15  ff.  gegebene  Charakterschilde- 
rung seiner  heldin  auf  den  leser  gemacht  hatte.  Er  zieht  es 
daher  vor,  hier  das  original  fein  abzuschwächen  und  gerade  den 
inneren  kämpf  mehr  zu  betonen ,  indem  er  erzählt  (v.  1 22  ff.) : 

As  colde  as  eny  froste  uow  wexeth  shee, 
For  pite  by  the  harte  streyneth  hir  soo, 
And  drede  of  dethe  dotli  hir  so  inoohe  woo, 
That  thries  doun  she  fil  in  swich  a  were, 
She  ryst  hir  up  and  sfakereth  her  and  there, 
And  on  hir  handes  taste  loketh  she. 
'Alias,  shal  niyn  handes  blody  be?    etc. 

Durchaus  selbständig  zeigt  sich  unser  dichter  in  den 
Versen  61 — 110,  in  denen  er  mit  seinem  bekannten  geschick 
zu  dialogisieren  uns  fein  motiviert  in  den  einzelnen  ziigen  die 
scene  vorführt,  wo  Egiste  seiner  tochter  den  auftrag  erteilt, 
ihren  gatten  zu  ermorden,  und  ihr  dazu  den  dolr-h  samt  dem 
Schlaftrunk  übergibt.  Besonders  bemerkenswert  und  acht  dra- 
matisch erfunden  ist  der  umstand,  dass  die  innigste  liebe  gegen 
seiue  tochter  und  das  starrste  festhalten  an  dem  mordplane 
sich  in  das  herz  <les  königs  teilen.  Bei  aller  Selbständigkeit 
indessen  mag  Ch.  doch  durch  den  Ovid'schen  vers  (11): 

Aut  illo  jtigulet,  quem  nou  bene  tradidit  ense, 
augeregt   sein,    gerade   diese   episode    auszumalen;    auch   mag 
eine  bei  Statins  erwähnte  darstellung  das  ihre  dazu  beigetrageu 
haben  {Theh.  IV,  132): 

—  perfectaque  vivit  in  auro 
Nox  Danai,  lontes  furiaruui  laiupade  nigra 
Quinciiiaginta  ardent  thalami:  pater  ipse  cruenfcis 
In  l'oribus  laiidatque  nel'as  atquo  inspicit  enses. 

Was  ferner  die  eiuzelheiten  dieses  passus  angeht,  so  ist  die 
erwähnung  des  Schlaftrunkes,  den  Egiste  seiner  tochter  ein- 
händigt (v.  105  ff.),  ebenfalls  durch  eine  bemerkung  des  römi- 
schen dichters  veranlasst  (v.  42): 

Quaeque  tibi  dedcrant  vina,   soporis  erant; 
wie  auch  das  v.  87  gebrauchte  bild: 

And  quolie  as  dootii  tlie  lef'e  of  aspe  grene; 
dem  Ovid'schen  (v.  40): 


ii.'d)  RF.CH, 

Frigida  populeas  ut  qiuitit  aura  oomas; 
Aut  sie  aut  etiam  tremui  inaj?is 

seinen  nisj)iunfr  vonlankf. 

Selhständi;^  ist  unser  dichter  .auch  in  den  versen  15— IH, 
in  denen  er  sowol  seiner  liebliugsl)esch:ifti<>'ung:  wie  dem  ge- 
schniacke '  seines  Zeitalters  huldigt,  wenn  er  den  Charakter 
seiner  heldiu  aus  einer  besonderen  coustellation  der  planeten 
am  tage  ihrer  gehurt  erklärt. 

Ks  erübrigt  noch  die  (luellen  für  die  allgemeinen  geschicht- 
lichen angaben,  die  Ch.  seiner  erzählung  vorausschickt,  v.  1 — 14 
und  V.  38 — 48,  aufzufinden.  Zunächst  sei  darauf  hingewiesen, 
dass  den  aufmerksamen  leser  hier  einige  Unebenheiten  stören. 
Wenn  uns  auch  bereits  das  altertum  abweichende  Überliefe- 
rungen von  dieser  erzählung  bietet,  so  finden  wir  dort  doch 
die  namen  der  beiderseitigen  väter  übereinstimmend  genannt; 
auch  Boccaccio  weicht  hiervon  in  dem  abschnitte  De  llijpcr- 
mcsfra  Arg'morum  Regina  nicht  ab.  Ch.  dagegen  nennt  bis  zu 
ende  den  vater  der  töchter  stets  Egisfe  oder  Egistis  (i.  e.  Aegyplus) 
und  den  der  söhne  stets  /)anoo{\.e.  Danaus).  Diese  Unebenheit 
lässt  sich  erklären,  WTun  auch  iiicht  entschuldigen,  durch  an- 
nähme einer  liüchtigen  benutzuug  des  Hyginus,  bei  dem  es 
heisst  {Fah.  168): 

Dauaus  Beli  filius  ex  pliu'ibus  conjugibus  (juinquaginta  tilias  habiiit 
totidemque  filios  frater  Aegyptus,  (jui  Daiiaiuii  tVatiem  et  tilias  ejus 
interficere  voluit,  ut  reguuiu  ])aternum  äolus  obtineret,  filiis  uxores  a 
fratre  poposcit.  Danaus  re  cognita  Minerva  adiutrice  ex  Africa  Argos 
profugit.  —  At  Aegyptus  ut  resciit,  Danaum  prolugisse,  miltit  iilios 
ad  persequenduni  fratrem  et  eis  praecepit,  ut  aut  Danaum  interfice- 
rent  aut  ad  se  non  reverterentur.  Qui  postquam  Argos  venerunt, 
oppugnare  i)atruiiin  coepcrunt.  Danaus  ut  vidit  se  eis  obsistere  non 
l)osse,  pollicetur  eis  filias  suas  uxores,  ut  piigna  absisterent;  impetra- 
tas  sororcs  patrueles  acceperunt  uxores,  quae  patris  iussu  vii'os  suos 
interfecerunt.  Sola  Hypermestra  etc. 
In  dieser  darstellung,  die  übrigens  Hyginus  eigentümlich  ist, 
werden  demnach  zwei  mordpläne  erwähnt:  bei  dem  ersten  ist 

•  Vgl.  Dante  im  Paradiso  XXII,  1  Kl  Ü".: 

—  io  vidi  '1  scgno 
(;iie  sogae  il  'I'auro,  e  fui  dentn»  da  esso. 
O  gloriose  stelle,  o  lume  prcgno 
l>i  gran  virtü,  dal  (|uale  io  riconoseo 
Tiitto,  (jiial  che  si  sia,  il  mio  ingegno,    etc.; 
siehe  aneh  ten  Hrink,  Lileraturgesclnchle  I,  8.  340  o. 


chaucer's  legende  of  goode  women.  351 

Aegyptus  mit  seinen  söhnen  aktiv,  Danaus  mit  seinen  töclitern 
passiv  beteiligt;  bei  dem  zweiten,  auf  den  es  hier  allein  an- 
kommt, ist  das  verhältniss  umgekehrt.  Ich  nehme  nun  an, 
dass  Ch.  infolge  flüchtiger  Orientierung  die  uamen  der  beteilig- 
ten Väter  verwechselt  hat. 

Ferner  verspricht  unser  dichter  v.  38: 

And  I  slial  after  rnake  niensloim. 
Of  Danoo  aud  Egistis  also. 

kommt  aber  durchaus  nicht  seinem  versprechen  nach.  Endlich 
beschränkt  sich  Ch.,  wie  bereits  vorhin  erwähnt,  von  vorn- 
herein auf  die  Schilderung  der  hoehzeit  des  Lynceus  und  der 
Hyperranestra;  trotzdem  sagt  Egiste  zu  seiner  tochter  (v.  95): 

And  whan  thyn  housbonde  ys  to  bedde  goo, 
Wbile  that  he  slepeth  kut  hj's  throte  atwoo; 
For  in  my  dremes  hyt  is  warned  me, 
How  that  my  nevywe  shal  my  bane  be, 
But  which  I  not;  wherfore  I  wol  be  siker. 

Die  bemerkung  'aber  welcher  von  ihnen  mein  mörder  sein  soll, 
weiss  ich  nicht'  könnte  jedoch  nur  am  platze  sein,  wenn  Ch. 
die  geringste  andentung  darüber  hätte  fallen  lassen,  dass  auch 
die  andern  söhne  gleichzeitig  ihre  hochzeit  feiern  und  dem 
gleichen  verliängniss  entgegengehen.  Eine  entschuldigung  dieser 
Unebenheiten  wird  unten  versucht  werden. 

Während  nun  Chaucer's  legende  von  der  Hypermnestra  in 
ihren  hauptteilen  nicht  die  geringsten  beziehungen  zu  Boccaccio's 
vorhin  erwähnter  erzählung  verrät,  lässt  sich  für  den  teil,  mit 
dem  wir  es  hier  zu  tun  haben,  keine  mehr  beziehungen  bietende 
(juelle  auffinden  als  die  entsprechende  stelle  bei  Boccaccio  [De 
mulie}'ibi(s  c/arls  Über),  die  ich  deshalb  ganz  hersetze: 

(.'oUigitur  autem  ex  historiis  antiquoium  duos  quondam  in  Egypfo 
fuisse  fratres,  Beli  piisti  filios,  spectabili  preeiuinentes  iuiperio,  qiio- 
rum  Danaus  unus,  alter  autem  Egistus  nuncui)atus  est.  Nee  prolis 
anil)()ltus  ecjua  iuit  fortuna,  esto'  numerus  esset  e(|iius;  uam  Danao 
qninquaginta  fuere  filie,  filii  totidera  Egisto.  Sane  cum  liabuisset  ora- 
culo  Danaus,  quoniam  manu  nepotis  ex  fratre  occiderctur  et  elam 
angeretur  timore  plurimo  cum  ex  tarn  ingenti  multitudine  nesciret 
cuius  suspcctas  deberet  habere  manus,  contigit  ut  etc. 

Es  ergeben  sich  also  folgende  Übereinstimmungen:  der 
küüig  weiss  nicht,  welcher  von  seinen  nelTcn  sein  mürder  sein 

•  Conj.  =  QU  am  vis. 


;^r>2  ni'.cH, 

wird  [L'h.  i»S  und  99),  weshalb  er  sie  alle  zu  töten  beschliesst.  — 
Beide  schreibeu  cousequent  Eg'tslus  statt  Eyiptus.  —  Bei  Boc- 
caccio erfährt  der  könij:  das  ihm  drohende  unheil  durch  ein 
Orakel,  bei  (Jh.  durch  einen  trauui  (Ch,  v.  97). 

Die  erste  Übereinstimmung  nun  ist  zu  natürlich,  indem  sie 
einen  umstand  betrift"t,  der  sich  Jedem  leser  von  selbst  auf- 
dr:in>rt,  mag  er  nun  die  geschichte  in  dem  briete  Ovid's  oder 
bei  Hyginus  oder  bei  ApoUodor  nachlesen.  Wenn  wir  ferner 
l)ei  beitleu  stets  von  Egisius  statt  von  Egiplus  hören,  so  ist  die 
möglichkeit  zu  erwägen ,  dass  hier  im  mittelalter  ül)crhaupt 
Et/isfKS  statt  Eg'iptHs  gelesen  wurde.^  Letzteres  tcstzustcllen  bin 
ich  selbst  nicht  in  der  läge,  da  Gower  in  seiner  Conf.  Am.  die 
in  Rede  stehende  geschichte  nirgends  erwähnt,  Dirk  Potter - 
aber,  der  allein  (nach  Bartsch  s.  XXV)  in  seinem  Minnen  Loep 
4,999 — 1094  dies  tut,  mir  nicht  zugänglich  ist.  Es  sei  jedoch 
darauf  hingewiesen,  dass  einmal  der  name  Kgistus  dem  mittelalter 
re<'ht  bekannt  sein  musste,  da  der  träger  dieses  namens  nicht 
nur  bei  Hyginus  sowol  als  mörder  des  Agamemnon  (/•>///.  117) 
wie  auch  als  mörder  des  Alreus  [Fah.  88)  genannt  wird,  sondern 
auch  bei  Guido  von  Colonna  in  den  abschnitten  De  nece  Aga- 
memnonis  (fol.  77'-')  und  Ue  lloresle  vhuUcante  mortem  jta/ris  in 
y/iorfe  malris  et  recuperdtione  regni  sui  (fol.  78'^)  verhältniss- 
mässig  oft  begegnet;  und  dass  andererseits  die  angäbe,  dass 
Egiptus  das  heimatsland  des  Egiplus  gewesen  sei,  wie  sie  auch 
l)ei  Boccaccio  lauten  müsste,  einem  leser  jener  zeit  bedenklich 
vorkommen  mochte.-'  Was  endlich  die  zuletzt  genannte  Über- 
einstimmung angeht,  so  findet  sich  auch  für  sie  eine  einfache 
erklärung.  Wenn  nämlich  Hyginus  {Fab.  168)  berichtet:  Danaus 
re  cognitn  Minerva  adiutrice  ex  Africa  Argos  profugit,  so 
konnte  die  angäbe  Minerva  adiutrice  für  Boccaccio  die  ver- 
anlassung geworden  sein,  seinen  lesern,  die  Latein  und  daher 

'  Erwähnenswert,   wenn   aucli   ohne   beweiskraft,  ist  die  stelle  aus 
(ieiu  unten  nälier  liesprochcnen,  auf  gruud  der  Zo^/ W  verfassten  f^edichte 
Tlic  Crouycle  riiadc  by  Chaucier,  wo  ea  von  Lynceua  heisst: 
Which  was  the  sone  of  daun  Danao 
Egistes  hrother  thy  fader,  — . 
^  War  I  lu'2  -1  ris  geli(;iuischiciI)or  des  graten  von  Holland;  sein  werk 
in  vier  liänden  herausgegeben  von  J'.  [jeendertz.     Leiden  1815 — 47. 

^  Hyginus  (/•'«//.  Itis)  nennt  iVtllicii  die  heimat  der  briider  etwas  all- 
gemeiner A  tri  ka. 


chaücer's  legende  of  goode  women.  353 

auch  ein  weuig  vou  den  einrichtungen  des  alteitums  verstehen 
mussten,  zu  erzählen,  Danaus  sei  durch  ein  orakel  gewarnt 
worden.  1  Dieselbe  angäbe  konnte  aber  für  Ch.  veranlassung 
werden,  seinen  lesern,  bei  denen  er  im  allgemeinen  keine 
klassischen  kenntnisse  voraussetzen  konnte,  in  volkstümlicher 
redeweise  zu  berichten,  Egiste  habe  geträumt,  einer  seiner 
neffeu  werde  ihn  töteu.- 

Es  wird  sich  somit  aus  dem  näheren  eingehen  auf  die 
aufgestellten  Übereinstimmungen  ergeben  haben,  dass  sie  nicht 
als  zwingende  beweise  für  die  abhäugigkeit  Chaücer's  von 
Boccaccio  gelten  können.  Dazu  tritt  noch  als  nicht  zu  unter- 
schätzendes negatives  moment  der  umstand,  dass,  von  diesen 
einzelnen  punkten  der  einleitung  abgesehen,  Inhalt  und  aus- 
führung  unserer  legende  vou  der  erzählung  des  italienischen 
dichters  vollständig  verschieden  sind.  Das  resultat  ist  also, 
dass  Ch.  seine  einleitenden  angaben  aus  Hyginus  {Fab.  16S) 
geschöpft  hat,  und  dass  man  die  möglichkeit  einer  gelegent- 
lichen benutzung  der  entsprechenden  stelle  bei  Boccaccio  nicht 
ableugnen  kann. 

Um  noch  auf  die  oben  erwähnten  Unebenheiten  in  Chaücer's 
darstellung  zurückzukommen,  so  entschuldige  ich  sie  damit, 
dass  er  unterlassen  hat,  die  letzte  band  an  diese  seine  letzte 
legende  zu  legen,  —  ob  nun  weil  er  darüber  gestorben  ist 
oder  die  königiu  Anna»,  lasse  ich  dahingestellt. 

'  So   erwähnt  auch  Gower   ein   orakel  der  Minerva,   weuu  er  von 
Admetus  erzählt  (111,  I4i»ft".): 

Alcest  his  wife  goth  for  to  prey 

With  sacrifice  iinto  Minerve, 

Aö  she,  which  wolde  thank  deserve, 

To  witc  answere  of  the  j^t)ddesse, 

How  tiiat  the  lorde  of  his  sikeuesse, 

Wheroi"  he  was  so  wo  beseine, 

Recover  miglit  his  liele  aycine. 

Lo,  ihus  she  cride  and  thus  she  praide, 

Till  atte  last  a  vuis  her  saide,  etc. 
2  Wenn  auch  Boccaccio  nicht  den  Ilygiuus,  sondern  bloss  den  Apollodor, 
der  hier  zum  grossen  teil  quelle  auch  für  Hyginus  gewesen  ist,  benutzt  haben 
sollte,  so  verschlägt  das  an  dieser  stelle  weuig,  da  das  Minerva  adiuirice, 
auf  das  es  hier  ankommt,  die  wörtliche  Übersetzung  des  ApoUodorischeu 
v^oi^sniv7i4  Äi^ijvüq  avnö  ist  (vgl.  Apol/od.  Bibliolli.  lib.  11,  cap.  1.  1). 
^  Vgl.  unten. 

Aiiglia,  V.  band.  qo 


354  nECH, 

ludessen  köuncu  diese  Tüchtigkeiten  allein  es  noch  nicht 
wahrscheinlich  machen,  tlass  Ch.  hier  sein  gedieht  hat  ah- 
biechen  niiisscn,  da  wir  ilini  in  der  Legenda  Adriane  eine 
gleiche  anzahl  ähnlicher  Unebenheiten  nachgewiesen  haben. 
Ziendich  sicher  wird  unsere  annähme  erst  durch  die  folgenden 
beiden  gründe:  einmal  fuhrt  Ch.  iu  den  übrigen  legenden,  in 
denen  er  einen  brief  Ovid's  benutzt,  —  also  in  der  der  Dido, 
der  nijpstpyle  und  Medea,  der  Ariadnc  und  der  Phyllh  —  stets 
gegen  das  ende  hin  seine  heldin  selbst  redend  ein  und  weist 
zugleich  stets  an  einer  oder  gar  mehreren  stellen  auf  ihren 
brief  liin;  beides  geschieht  hier  nicht.  Zweitens  hat  Ch.  allen 
seinen  legenden  einen  förndichen  sciduss  gegeben,  während  es 
hier  einfach  heisst  (v.  100): 

—  she  säte  hir  duun  ryght  thoo, 

Til  she  was  kaught  and  fetied  iu  prisoun. 

This  talc  ys  sayde  for  this  couclusioun. 

Schliesslich  sei  noch  das  urteil  Tyrwhitt's  erwähnt,  das 
nach  einer  anmerkung  zu  v.4481  der  Canl.  Tal.  (Routl.  Ed.  s.  120) 
lautet:   The  last  s/onj  o/'  Ili/per/nnestra  /"s  scemitigly  un/inished. 

Wenn  ich  dazu  übergehe,  die  quellen  des  Prologue  <>f 
Mne  Gnnde  fi)/mnien  darzulegen,  werde  ich  mich  zunächst 
für  eine  der  l)eiden  in  den  Odd  Tex(s  »f  Chaucer's  Minm'  Poems 
(Part  I)  mitgeteilten  Versionen  desselben  zu  entscheiden  haben. 
Dass  Gg.  4.  27  die  frühere  fassung  ist,  wie  Furnivall  im 
Alhemeum  71,  Octob.  8.028  11".  meint,  ist  auch  meine  ansieht. 
Fair  fax  MS.  10  trägt  den  Charakter  einer  endgiltigen  fassung, 
jenes  hingegen  den  einer  vorläufigen.  Einmal  sind  die  versc 
(Jg.  207—312,  die  die  weitläufige  aufzählung  des  Ch.  zu  ge- 
böte stehenden  materials  enthalten,  in  einer  wünschenswerten 
kürze  zu.sammengefasst  in  folgenden  vcrsen  {Fairfax  MS.  10, 
v.  550— r)S): 

And  in  thy  Ijokes  alle  tliou  slialt  liem  l'ynde 
liave  lieni  in  tliy  legende  now  alle  in  niynde 
1  niene  uf  heiu  tiiat  ben  in  tliy  knowyng. 

Ferner  enthalten  die  sich  nur  in  der  obengenannten  Version 
lindenden  abschnitte  552  —  505  und  508—577  die  von  dem 
dichter  für  die  innere  und  die  äussere  form  seiner  ganzen 
legende   aufgestellte    disposition,   die,   da   sie   tatsächlicii  '   zur 


'  Vgl.  weiter  unten. 


chaucer's  legende  of  goode  woMeK.  355 

ausführuDg  gekommen  ist,  nur  in  einer  endgiltigeu  fassung 
stehen  konnte.  Eudlicli  hat  sich  auch  die  ideo  des  prologs  in 
dieser  fassung  insofern  weiter  entwickelt,  als  die  Alceste  samt 
ihrem  symbole,  dem  masslicbchcn,  dem  dichter  hier  nur  mittel 
zum  zwecke  geworden  ist,  zu  dem  zwecke  nämlich,  seine  herrin 
und  königin  zu  feiern,  während  in  der  früheren  Version  seine 
rühmenden  worte  in  vollem  umfange  der  thracischen  königin 
als  einer  in  hervorragender  i  weise  guten  frau  galten. 

Diese  erwäguugen  mögen  hier  genügen  mein  verfahren  zu 
rechtfertigen,  wenn  ich  im  folgenden  die  bisher  allgemein  an- 
genommene fassung-,  wie  sie  sich  nach  Fair  fax  MS.  16  auch  in 
der  Aldine  Edition  findet,  zu  gründe  lege.  Zugleich  sei  darauf 
hingewiesen,  dass  die  im  vergleiche  zu  den  einzelnen  legenden 
freie  und  selbständige  anläge  des  prologs  das  anführen  be- 
stimmter quellen  erschwert,  so  dass  sich  au  manchen  stellen 
nur  schwache  anklänge  au  verwantes  nachweisen  lassen. 

Zu  Prol.  V.  1 — 8  vergleiche  man  besonders  der  form  des 
ausdrucks  wegen  TroijLll,  str.  128  (Aid.  Ed.  IV,  s.  189): 

*But  wene  ye  that  eveiy  wreche  woot 

The  parfit  blisse  of  loveV  why  uay,  iwys! 

They  wenen  al  be  love  if  oon  be  hote; 

Do  way,  do  way!  they  note  nothyng  of  thia! 

Men  moste  axe  at  seintes  if  it  is 

Avight  fayre  in  heveu;  whyV  for  they  kan  teile; 

And  axen  fendes;  is  it  foule  in  Helle'. 

V.  17 — 34  spricht  Ch.  über  die  Wichtigkeit  alter  bücher, 
die  er  mit  grossem  eifer  und  besonderer  Vorliebe  studiere.  In 
ähnlicher  weise  äussert  er  sich  in  der  einleitung  zu  The  Js- 
sembly-  of  Foules  v.  15 — 25: 

üf  usage  olde,  what  for  luste,  what  for  Iure, 
On  bookes  rede  I  ofte,  as  I  yow  tolde. 
But  why  that  I  speke  al  this?    Not  yore 
Agon,  hit  liapped  me  for  tu  lieholdo 
Upun  a  buokc  was  writc  wyth  lettres  olde; 
And  therupou,  a  ccrteyne  thing  to  lerne, 
The  longe  day  ful  fast  I  rad  and  yerne, 


»  Vgl.  Truijl.  V,  Str.  220: 

Alceste, 

That  was  of  creatures  (but  nien  !ie) 
That  ever  weren,  kyudest,  aml  flu!  beste. 
'  Die  titel  werden  hier  citiert,  wie  sie  in  der  Aldine  Edition  .stehen. 

T6* 


350  HECH, 

For  out  of  olde  feldj's,  as  nieu  seytli, 
C'oiuetli  al  tliis  newe  corne  fro  yerc  to  ycre; 
Aud  oute  of  olde  bokes,  in  good  feythe, 
Cometh  al  this  newe  scieuce  that  lueu  lere. 

liul  am  sclilusse  desselbeu  gedichtes  {x.  091  ff,): 

1  wooke,  and  other  bookes  toke  nie  to 
To  rede  upon ;  and  yet  I  rede  alway. 
I  hope  ywyse  to  rede  so  somine  day, 
That  I  shal  mete  soniethyng  for  to  fare 
The  bet,  aud  tlius  to  rede  1  wol  not  spare. 

Auch    die   oft   citierte    stelle   im    J/aus-e  nf  Farne  II,  144  tl".   ist 
hierher  zu  ziehen: 

For  wlien  thy  laboiir  duon  al  ys, 
And  hast  ymade  rekenyuges, 
Instid  of  reste  aud  newe  thynges, 
T'hüu  goost  houie  to  thy  house  anoon, 
And,  also  dombe  aa  any  stoon, 
Thou  sittest  at  anothcr  bookc, 
Tji  fully  dasewyd  ys  thy  looke,  — . 

lui  anschlusse  hieran  sagt  uns  der  dichter,  dass  seine  liebe 
zu  den  l)Uchern  nur  gestört  werde,  um  im  frühling  der  Ver- 
ehrung des  massliebehens  platz  zu  machen.  Ch.  kommt  somit 
auf  das  eigentliche  thenia  seines  ])r(»loges,  und  wir  sehen,  dass 
das  von  den  büchern  gesagte  nur  mittel  zum  zweck  war.  Aber 
der  zweck  ist  nun  erreicht  und  das  thema  auch!  Wie  kommt 
der  dichter  dazu,  noch  einmal  [Prol.  v,  97  ff.)  darauf  zurück- 
zukoiuhienV     Er  sagt  dort: 

Bat  wherfore  that  1  spake  to  yive  credence 
To  olde  stories,  and  doou  lieiu  rcvereuce, 
And  that  nien  mosten  uiore  tliyng  beleve 
Theu  they  uiay  seen  at  eighe  or  elles  preve; 
That  shal  I  seyn,  whaue  that  I  see  uiy  tyme; 
1  niay  nat  all  attones  speke  in  ryine. 

Das  wherfore  hat  er  uns  ja  bereits  v.  25  ff.  zur  genüge 
angegeben,  und  wenn  er  etwa  mit  v.  101  andeuten  wollte, 
dass  er  später  darauf  zurückzukommen  gedächte,  so  tut  er 
dies  im  verlauf  des  prologes  durchaus  nicht.  Wir  können  also 
nicht  umhin,  die  vcrse  97 — 102  als  eine  Unebenheit  in  der 
composition  zu  betrachten.  In  der  ursi)riinglichen  fassung  {(ig. 
4.  27j  hingegen  ist  das  zurückkommen  auf  die  hokys  olde  er- 
kläilich,    weil   dort   eine  neue  Veranlassung,   ihnen  glauben  zu 


chaucer's  legende  of  goode  women.  357 

schenken    angeführt    wird.      Dort    iicisst    es    im    anschluss  an 

die  verse: 

ftbr  thys  werk  ys  al  oi'  anothyr  tuiine 
Of  old  Story  er  swich  stryf  was  bcgunne 

folgendcrmassen  (v.  81  ff.): 

Bat  whorfore  that  I  spak  to  yeve  credence 
To  bokys  o!de  and  don  hcm  reuerence 
Is  für  meu  shulde  autüriteis  heleue 
There  as  there  lyth  non  othyr  asay  be  prcue 
ffor  iiiyu  enteat  is  or  I  fro  yow  fare 
The  nakede  tixt  in  englis  to  deolarc 
Of  manye  a  story  or  ellis  of  luanye  a  gestc 
As  autourys  seyn  and  leuyth  hem  If  yow  lestc. 
Mit  V.  16: 

Bernarde,  the  monke,  ne  saugh  nat  alle  parde! 

deutet  eil.  auf  die  mystischen  eontcmplationen  Bernhard's 
von  Clairvaux  hin,  jenes  mannes,  den  Dante,  Parad.  XXXI, 
V.  58,  der  ehre  würdigte,  an  stelle  der  Beatrice  sein  führer 
zu  sein. 

Der  dichter  hebt  v.  66 — 83  ausdrücklich  hervor,  dass  er 
das,  was  er  zum  preise  des  massliebchens  sagt,  zum  grossen 
teil  seinen  Vorgängern,  und  zwar  lyrischen  dichtem,  verdankt. 
Wer  diese  Vorgänger  waren,  hat  ten  Briuk,  Sindien  s.  158  mitte 
und  in  anm.  86  dargetan.'  Zugleich  ist  ebendaselbst  s.  156—64 
zu  vergleichen,  wo  der  Verfasser  nachzuweisen  versucht,  dass 
das  unter  Chaucer's  nanien  gehenden  gedieht  The  F/o/rer  (ind 
the  Leaf  nicht  von  diesem  herrührt,  sondern  von  einer  dichterin, 
die  besonders  das  im  vorliegenden  prolog  gesagte  stark  bis  in 
einzelheiten  hinein  benutzt  hat.'^ 

Unser  dichter  ist  sich  aber  zugleich  der  verschiedenen 
Stellung  bcwusst,  die  er  in  der  Verehrung  des  massliebchens 
jenen  leuten  gegenüber  einnimmt.  Bei  ihm  ist  nicht  das  niass- 
liebchen  das  Sinnbild  der  liebe  und  der  geliebten  (vgl.  ten  Briuk 
a.  a.  0.),  sondern  er  personifiziert  es  als  die  tugendhafteste  frau 
aus  dem  altertum,  deren  geschichte  er  uns  v.  510 — 16  erzählt,  als 
die  der  Alceste.    So  verstehe  ich  wenigstens  die  verse  193 — 96: 


'  Vgl.  auch  Fiirnivall  am  ende  des  aufsatzes  'The  Flowcv  and  (he 
Leaf  and  Chaucer's  'Legende  of  Goode  Women'  im  Alhencemn  12.  Juli 
S.  4»)  ft". 

2  Dieser  anficht  ist  aucli  Funiivall  in  der  cbengenannteu  abliandlung 
beigetreten. 


3ö8  BECH, 

No  I  not  wiio  scrvotli  loot',  iic  who  ilio  tluiir, 
AVol  bniwki'u  tlu'y  \\cv  scrviec  or  labuiir, 
Vov  tliis  tliiiig  is  al  ot'  aiiothor  tomu", 
Ot"  ulilc  storyo,  er  swicho  tliiugo  was  begounc. 

Viellek'ht  wollte  aber  Cli.  mit  den  beiden  letzten  vcnsen  anch 
auf  die  ganze  leyendensanunhuiii-  hinweisen,  die  in  der  tat  nur 
aus  o!(fi;  sfurics  zusammengesetzt  ist.' 

Um  zu  den  einzellieiten  zuriiekzukclireu,  so  nuiss  ich  mieh 
bei  dem  l)ilde  von  der  liarfe  (v.  SO — 0;>)  beuniige\i,  zwei  von 
demselben  gegenstände  entlehnte  vergleiche  anzuluhren  {Troijl. 
1,  Str.  105):^ 

Or  arfow  liko  an  assc-  to  tlic  liarpo, 

Thal  liorcth  sown,  wlian  nieu  tlic  strenges  plye, 

But  in  li)s  niyiulo  of  tbat  uo  nielu(l}o 

May  synkeu  liiiu  to  ghulilcn,  lor  tliat  he 

So  dul  is  of  bis  bestbüitec? 

und  ebenda  II,  str.  148: 

For  tbough  the  beste  liarppoiir  uppon  lyve 
Wohl  upon  thc  beste  sowned  joly  liarpe, 
Were  bis  uaylcs  i)oyntes  nevere  so  sebarpe, 
It  sbokle  niakeu  every  wygbt  to  dulle, 
To  bere  bis  gleo,  and  of  liis  strokcs  fülle. 

Zu  dem  v.  112  IT.  gebraueliten  l)ildc: 

—  as  rede  as  rose 
Tbat  in  the  brest  was  of  tbc  beste  tbat  day, 
That  Agcnorcs  dogbtre  laddc  away. 

vergleiche  mau  .UcO/m.  II,  858 — Gl: 

—  i\liratiir  Agenore  nata, 
Qiiud  t.un  forinosus,  (juod  proelia  nulla  niinctur. 
.Sed  (|iiamvis  miteni,  nietuit  contingere  prinio. 
Mox  adit,  et  flores  ad  Candida  porrigit  ora. 

Zu  V.  125  ir.  ist  otlenbar  77/6'  fhjinaunl  of  Ihc  Rose"^  v.  59 — 91 
benutzt,  eine  stelle,  die  der  dichter  auch  im  Hohe  of  (he  Duchessc 
(v.  '110  15)  verwertet  hat.  Indessen  hat  er  das  dort  gesagte 
hier  bedeutend  verschönert  und  verbessert;  man  veigleiche  nur 
die  stelle  v.  \'M) — 39,  wo  die  kleinen  vögel  den  vogellanger  ver- 
spotten.    Den  Versen  115 — 47: 


'   Yüv  letzteres   sprieiit  die   vorbin   aus   Gfj.    1.  27   v.  7"J  —  S'J  ange- 
führte stelle. 

'■'   Vgl.  ovoq  raSn  rr/v  '/.{ quv. 

^   Das  frauüösisebe  original  war  mir  nicht  zur  band. 


CHAUCEK'S  legende  Ol-   GOODE  WOMEX.  350 

'Blessed  bc  seyut  Valentync! 

l''ür  Ol»  Ins  clay  I  cliecs  yovv  to  bc  niyne, 

Witliouten  repentyng  myu  hertc  swetc!' 

entsprechen  folgende  Zeilen  in  The  Assemhhj  of  Foules  (vers 
309—11): 

For  this  was  on  seyut  Valentynes  day, 

Whan  every  foule  coineth  there  to  chese  his  uiakc, 

üf  eveiy  kynde  that  uienne  thynkc  may. 

Die  IGü — 66  personificiert  aufgcf'übitcn  Danugcr,  Pitee  etc. 
finden  sich  im  Rom.  of  thc  Rose  ebenso  gebraucht,  wenn  sich 
auch  keine  specielle  stelle  daraus  als  Vorbild  anführen  lässt. 
Eine  fernere  bcziehuug  zu  demselben  werke  ist  in  den  versen 
213  und  '231 — 35  wahrscbeinlicii:  In  der  art  und  weise,  wie 
der  dichter  hier  den  gott  der  liebe  und  die  Alceste  auftreten 
lässt,  'scheint  er  nicht  unabhängig  zu  sein  vom  Rom.  of  Ihc 
Rose  V.  1003  fl'.,  wo  das  eintreten  des  'God  of  Love'  und  der 
'ßeaute'  in  den  reigen  so  geschildert  wird:  " 

Thc  God  of  Love,  jolyf  and  lyght, 
Laddc  on  his  honde  a  lady  bright, 
Of  high  prys,  and  of  grete  degre 
—  This  lady  callcd  was  Beaute  — 
Aud  au  arrowc,  of  which  I  tolde. 

Auch  die  beschreibung  der  kleidung  des  'God  of  Love'  er- 
innert an  eine  stelle  aus  dem  jugendwerke  des  dichters.  Man 
vergleiche  hier  220  ff.  mit  Rom.  of  the  ßose  888  ft". 

Ueber  die  Ballade  (v.  249 — 69)  und  die  darin  genannten 
namen  werde  ich  in  einem  besonderen  abschnitte  sprechen. 

Das  versunkensein  des  dichters  in  den  anblick  des  mass- 
liebchens,  das  bereits  v.  178 — 82  so  geschildert  wurde: 

Adoune  ful  softely  I  gau  to  synkc. 
And  lenynge  on  myn  elbowe  aud  ujyn  syde, 
The  longc  day  1  shoopo  nie  for  tabide 
Für  uotliing  ellis,  aud  1  shal  nat  lyc, 
But  für  to  loke  lipon  the  daysie; 

wird  auch  hier  besonders  hervorgehoben  308: 

I,  knelyng  by  this  floure,  in  good  entente 
Aboüde,  to  kuowcn  what  this  peplc  nicntc, 
As  stille  as  auy  stou;  — 


und  315 


What  dostow  here, 

So  nygh  myn  oune  floure,  so  boldely? 


Es  \v:iio  mm  iiu>i;lioli,  dass  Cli.  zu  diessor  insccnicrung  vcr- 
aulasst  sei  tlurili  die  ait  und  weise,  wie  Daute  sich  zu  dem 
bilduissc    der    Jungfrau    Maria    hingezogen  fühlt   im   Pargaiorio 

X.   11  If.: 

—  »luivi  era  immagiuata  (lUoUa, 
Che  ad  aprir  1'  alto  amor  volse  la  eliiave. 
Ed  avea  in  atto  impressa  csta  favclla, 
'Ecce  Aucilla  Doi'  si  propriamentc 
Comc  ligura  in  ccra  si  suü:golla, 
'Non  toner  pur  ad  im  loco  la  uientc', 
Disse  il  dolce  Maestro,  che  m'  avea 
Da  quella  parte,   ondc  il  coro  ha  la  geute: 

Diese  annähme  gewinnt  dadurch  an  wahrsclieinlichkeit,  dass 
Ch.  gleich  im  nächsten  verse  den  gott  der  liehe  ein  hild  ge- 
hraucheu  lässt,  das  sich  in  ehendemselben  gesange  des  Piirga- 
torio  gleichfalls  iindet.  Der  'God  of  Love'  führt  dem  dichter 
seine  unwürdigkeit  nahe  mit  folgenden  Worten  (v.  317): 

'Yt  were  better  worthy  trewely 

A  worin e  to  ncghen  ner  luy  flour  than  thow.' 

Das  gleiche  bild,  wenn  auch  etwas  weiter  ausgeführt  und  mit 
etwas  anderer  beziehung,  braucht  Daiite,  Purgalorio  X,  121  fl'.: 

0  siiperbi  Cristiau,  uiiseri,  lassi, 

Che,  della  vista  della  niente  infermi, 

Fidauza  avete  uei  ritrosi  passi; 

Nou  v'  accorgete  voi,  che  uoi  siam  venni 

Nati  a  formar  1'  angelica  farfalla, 

("he  vola  alla  giustizia  senza  schenui  ? 

Di  ehe  1'  animo  vostro  in  alto  galla? 

Voi  siete  quasi  cntomata  in  difetto, 

Si  coiue  veriue,  in  cui  formazion  falla. 

Dass  wir  ai)er  überhaupt  das  recht  haben,  an  eine  entleh- 
nung  Chauccr's  aus  Dante  gerade  hier  zu  denken,  zeigt  uns 
ein  wöriliches  citat  des  dichters  aus  Dante  —  zugleich  die 
nächste  nachweisbare  entlehnung  —  in  folgenden  versen  des 
prologs  (v.  358  ff'.): 

Envie  ys  lavendere  of  the  court  alway; 

For  she  ne  parteth  neither  nyght  ne  day, 

Out  of  the  house  of  Cesar,   thus  seith  Dante; 

Diese  stelle  findet  sich,  wie  bereits  Kissner  a.  a.  o.  s.  74  an- 
gegeben, im   Inferno  XIII,  v.  04  11".: 

La  ineretrice,  che  mai  dall'  ospizio 
Di  Cesarc  non  torse  gli  occhi  putti, 
Morte  commune,  e  delle  corti  vizio,  — . 


chauckr's  legende  oe  goodk  women.  361 

EDdlich  könnte  auch  noch  der  folgende  verglcicii  dci-  Ick- 
tiire  der  Göttlichen  Komödie  seine  entstehung-  verdanken.  Cli. 
sagt  V.  373  ff.: 

Tbis  shoolde  a  ryghtwis  lord  have  in  bis  tbougbt, 
And  nat  be  like  tiraiintes  of  Luiubardye, 
Tbat  bau  no  reward  but  at  tyrannje. 

Der  dichter  konnte  sich  hier  auf  die  zahlreichen  giausanikeiteu 
der  tyrannen  der  Lombardei  (oder  Italiens  überhaupt)  beziehen, 
von  denen  uns  Dante  im  Inferno  berichtet.  Möglich  ist  es  je- 
doch, dass  er  hier  eigene  erfahrnugen  verwertet,  die  er  auf 
seinen  italienischen  reisen  zu  machen  gelegenheit  gehabt  hatte, 
welch  letzterer  ansieht  Sandras  s.  21  ff.  huldigt. 

Bei    der    ermahnung    zur    milde   gegen    die   untergebenen 
(370  ff.)  wird  als  gewährsmann  the  philosofre  citiert.    Hierunter 
ist   8eneca    zu   verstehen,   der   in  der  tat  diese  tugend  nach- 
drücklich empfiehlt.    So  sagt  er  De  dementia  lib.  I,  c.  3,  §  3: 
Nullum  tainen  dementia  ex  omnibus  magis  quam  regem  aut  priucipem 
decet.    Ita  enim   magnae  vires  decori  gloriaequae  sunt,   si  illis  salu- 
taris  potentia  est:   nam  pestifera  vis  est  valere  ad  noceudum.     Illius 
deraum  maguitudo  stabilis  fundataque  est  quem  omnes  tam  supra  so 
esse  quam  pro  se  sciunt, 
ibid.  c.  5,  §  4: 

Quid   enim   est   mirabiluis   quam   eum   cuius  irae  nibil  obstat,   cuius 
graviori   seutentiae  ipsi  ([ui  pereuut  adseutiiintur,   (iuem  uemo  inter- 
pellaturus   est,   immo,    si  vebementius   excanduit,    nee   deprecaturus 
quidem  ipsum  sibi  manum  inicere  et  potestate  sua  in  melius  placidi- 
usque  uti?  hoc  ipsum  cogitantem:   Occidere  contra  legem  nemo  non 
potest,  servare  nemo  praeter  rae.     Magnam  fortunam  magnus  aninius 
decet,  qui,  nisi  se  ad  illum  extulit  et  altior  stetit,  illum  quoque  infra 
terram  deducit.    Magni  autem  animi  est  proprium  jilacidum  esse  tran- 
qiiillumque    et   iuiurias   oftensionesque   superne   despicere.     Muliebre 
est  t'urcre  in  ira,  ferarum  vero  nee  generosarum  quidem  praemordere 
et  urgere  proiectos.    Elephauti  leonesque  transeunt,  quae  impulerunt 
iguobih's  bestiae  pertinacia  est. 
Ch.  scheint  indessen  diese  stelle  aus  Seneca  schon  citiert  und 
mit  Zusätzen  versehen  vorgefunden  zu  haben. ^     Denn  während 
Seneca  von  der  natur  der  löwen  nichts  sagt  als:  leones  trans- 
eunt quae  impulerunt,  lieisst  es  bei  Ch.  v.  391  ff.: 


'  Vielleiclit  bei  Isidorus  oder  dem  von  Sandras  s.  112  genannten 
bischof  Theobald,  Verfasser  eines  Werkes  De  naluris  animalium.  Gower 
bringt  denselben  vergleich  (bd.  III,  s.  206,  z.  1 — 17),  doch  hat  er  oder 
seine  quelle  nur  die  beiden  aus  Pliniiis  und  Seneca  oben  angeführten 
stellen  selbständig  benutzt. 


362  lucii, 

Für  li»),  llio  f;('nfil   kyiiilo  ol'  ilio  lyouu! 
i'tii"  wliaii  ;i  II30  otrcmlitli  liini  or  bilotli, 
llo  witli  liis  tayle  awoy  tlie  tlyo  smydictli 
AI  csely;  for  of  liis  gentrye 
Hym  tleynoth  uat  to  wieke  liyiu  011  a  flie, 
As  dootli  a  ciure  or  elles  auother  best. 

Kür  die  hier  mitgeteilten  eigentiiniliebkeitcu  des  löwen  iiuiss 
ich  mich  begniiiicii,  stellen  verwiintcn  inhalts  an/nluhrcn.  80 
lesen  wir  bei  Plinius  {Jatur.  Ilisi.  lib.  VllI,  c.  16): 

1. colli  tautum  ox  tViis  dementia  iii  siippliees:  prostrafis  parcit  et 
ulü  saevit,  in  viros  prlus  <]iiani  in  feminas  l'reniit,  in  iiit'autos  nun 
nisi  magna  tarne.  —  Leonum  animi  index  cauda  sient  et  eiiuorum 
aiires.  Nanujuc  et  hac  notas  j^enerosissiniu  cuique  natura  tribuil; 
immota  ergo  pbieidus,  eicniens  blandienticpie  siniilis,  (piod  rarum  est: 
cclsior  enim  iracundia  eins.  In  prineipio  terra  vorberatur:  increnieuto 
terga,  ceu  qiiodam  iucitamento  flagelhmtur. 
Ferner  heisst  es  in  The  Persones  Tale  (AUl.  Ed.  III,  s.  oOl): 

Now   ben   ther  gonoral   signes  of  gcntilcsce-, Anotlier  ia  to  bo 

benigne   to   liis   goode   subjectis;   wlierforc,   as  saith  Senek,   thor  is 

notliiiig  more  eovenablc   to  a  man  of  lieigli  estate,  than  dcl)onairtt'' 

and   pite;   and  thertore  thisc  flies  that  meu  clepeu  bces,  whan  tbay 

makc  here  king,   tliay  diesen  oun  tiiat  hatli  no  pricko  wher-with  lic 

may  stynge. 

Der   nächste   und    zugleich    letzte   quellennachweis  betrifTt 

die  geschichtc  der  Alccste.     V.  510  ff.  sagt  der  gott  der  liebe 

zum  dichter: 

llastow  nat  in  a  bnok  lytli  in  Lliy  elieste 
The  gretc  gooducssc  of  the  quene  Aleestc, 
That  tnrned  was  into  a  dayesyc? 
She  that  for  hire  huusboudo  chees  to  dyc 
And  cke  to  goun  to  iielle,  rather  than  he, 
And  Krcules  reseowed  hire,  parde, 
And  broghl  hir  out  of  helle  agayno  to  blys? 

Darauf  erwidert  Chaiicer: 

'Yis, 
Now  knowe  1  hire.   And  is  thia  good  Aleeste 
The  dayesie  and  myn  owene  liertes  restcV 

Aus  dieser  antwort  geht  klar  hervor,  dass  die  Verwand- 
lung der  Alceste  in  ein  mas.sliebchen  dem  dichter  ganz  neu, 
mithin  von  ihm  sell)st  erfunden  war;  eine  tatsache,  auf  die 
wir  bereits  oben  (s.  357)  folgende  Worte  des  dichter»  bezogen 
(v.  196  ff.): 

For  thia  thing  is  al  of  another  tonne, 

Of  olde   btorye ,  er  avvidie  thiuge  waa  begönne. 


chaucek's  i-egexde  of  üoodk  women.  363 

Weuu  wir  also  die  vorläge  zu  den  vorhin  eiticrteii  versen 
(510  il'.)  finden  wollen,  müssen  wir  datici  von  den  w'ortcn:  That 
lurncd  /ras  into  a  dayesijc,  als  einer  zwiscbcnbcnicrkung',  die  viel- 
leicht nur  des  reimes  auf  dijc  wegen  criblgte,  al)8eheu.  Gibt 
man  dies  zu,  so  ist  das  buch  in  Chaucer's  biicherpult,  in  wel- 
chem die  geschichte  von  der  Alceste  erzählt  war,  der  Hyginus 
gewesen.  Bei  ihm  heisst  es  iu  der  fabel  von  Alcestis  {Ilt/ff. 
Fab.  LI): 

Et  (Adinetus)  illud  ab  Apollinc  accepit,  ut  pro  se  alius  voluntarie 
moreretur,  i)rü  quo  quam  uoque  patcr,  neqiio  mator  luori  vuliiissciil, 
uxor  se  Alcestis  obtulit,  et  pro  eo  vicaria  inoilc  intcriit,  (|nani  pustea 
Hercules  ab  infcris  revocavit. 
Mehr  als  dies  l)ringt  Ch.  weder  hier  noch  an  der  stelle  im 
Troylus  V,  str.  220,  wo  er  von  ilir  sagt: 

—  whcn  hire  housboiul  was  in  jupartj-c 
To  dj-e  hyiuself,  but  if  slie  wolde  dye, 
iSho  ches  tbr  liym  to  dye,  and  gooii  to  helle, 
Aud  staif  auoii,  as  iis  tlic  bokes  teile. 

Und  auch  was  Gower  (bd.  111,  s.  IID  fi'.)  von  der  Al- 
ceste berichtet,  ist  nur  eine  weitschweifige  widergabe  Jener 
kurzen  notiz. 

Weuu  man  mir  hicr])ei  den  eiuwurf  machen  sollte,  dass 
die  dürftige  fabel  des  Hygiuus  nicht  genug  stoHf  geboten  hätte 
für  eine  Legenda  Alcestis^  wie  sie  doch  Ch.  v.  5 19  in  aussieht 
stellte,  so  Aveise  ich  auf  die  kärglichen  andeutuugcn  hin,  aus 
denen  er  z.  b.  die  legende  der  Phyllis  oder  den  hauptteil  der 
Legenda  Adriane  aufbaute.  Ausserdem  war  ihm  ja  die  mög- 
lichkeit  geboten,  episoden  aus  dem  leljen  der  königin  Anna 
iu  allegorischer  darstellung  einzuflechten.i  Dass  übrigens  von 
Alcestis  uicht  viel  bekannt  war,  scheint  mir  auch  daraus  her- 
vorzugehen, dass  Boccaccio  in  seineu  beiden  hier  verglichenen 
werken  sie  gar  nicht  erwähnt. 

Was  nun  die  allegorische  einkleidung  der  geschichte  an- 
geht, so  hat  bereits  Sandras  s.  57  fll".  auf  das  DUlic  de  la  /hur 
de  la  margherile  des  Froissaif-  vergleichsweise  hingewiesen. 
Ich  glaube  jedoch,  dass  Ch.  von  diesem  gedieh te  hier  direkt 
beeinflusst  ist.  Bei  Froissart  verwandelt  Jupiter  die  zur 
erde  fallenden  tränen  der  am  grabe  ihres  Cepheus  weinenden 


>  Vgl.  weiter  unten. 

-  Mitgeteilt  von  Bartsch,  Allfr.  (Jhrcslom.  s.  iiU'J— 4u2. 


M^A  wKCu, 

llcrös'  in  niassliehi'licn.  Der  seine  beeide  anf  die  weide  tiei- 
I)cnde  Mereur  hat  znerst  die  frende,  im  Januar  diese  blunien  zu 
entdecken,  und  sendet  einen  aus  ihnen  gewundeneu  kränz  durch 
den  bieten  Lires  an  Ceres,  die  dem  Mereur  nun  ihre  ihm  lange 
V(nentbaltene  Zuneigung  schenkt.  Chaucer  geht  etwas  weiter: 
Wäiirond  (Uirt  Jupiter  nur  die  tränen  der  Hero  in  massliebchcn 
verwandelte,  versetzt  hier  (v.  525)  derselbe  gott  die  Alceste  an 
den  sternenbimniel,  wofür  nun  die  weisse  kröne  des  masslieb- 
chcns  zeugniss  ablege.  Denn  das  massliebchen  sei  von  der 
C'vbele  —  entsprechend  also  der  Ceres  bei  Froissart  —  zur  er- 
innerung  an  die  Alceste  und  ihr  zu  ehren  geschaflcn  worden. 
]\Iercur  ist  dann  hier  nicht  erwähnt,  wol  aber  Mars,  der  ihr 
eine  rote  kröne  statt  rubinen  verleiht. 

Wie  nahe  es  lerner  unserem,  bekanntermassen  mit  der 
astronomie  sehr  vertrauten,  dichter  lag,  gerade  auf  den  ersten 
teil  dieser  erdichtung  zu  kommen,  geht  auch  daraus  hervor,  dass 
er  selbst  einmal  in  seiner  komischen  Verzweiflung  das  gleiche 
Schicksal  befürchtet  hatte;  vgl.  The  llouse  of  Farne  II,  v.  70: 

'0  God',  thought  1,  'that  madeste  kyndo, 
Shal  I  noon  other  weyes  dye? 
Whcr  Joves  wol  me  stellefye, 
Or  what  thinge  may  this  sygnifye?' 

Nun  beruft  sich  Ch.  (v.  526),  dafür  dass  Jupiter  die  Alceste 
unter  die  sterne  versetzt  habe,  auf  Agaton,  einen  namcu,  mit 
dem  man  bis  jetzt  wenig  anzufangen  gewusst  hat.  Sandras  hat 
s.  1  U)  eine  hy})Othcsc  zum  besten  gegeben,  die  er  am  Schlüsse 
selbst  als  (roji  nveniurcuse  bezeichnet,  und  Kissner  (s.  '.))  nennt 
den  autor  Agaton  kurzweg  unfindbar.  Meinerseits  sei  folgende 
^ermutung  einer  gütigen  bcachtung  empfohlen,  bis  sich  eine 
Ijcsscre  gefunden  hat:  Ch.  hat  von  Macrobius  die  Commenlarü 
hl  Somnium  .Sci/>ion/s  nachweisbar  gekannt  und  benutzt  (vgl. 
tcu  Brink,  Siudicu  s.  So  und  101).  Es  liegt  also  nahe,  dass  er 
auch  die  SalLU'ualia  desselben  Verfassers,  eine  nachbildung  von 
Plato's  Symposion,  bei  der  au  stelle  philosophischer  philologische 

'  Sandras  a.  a.  o.  ist  also  ungenau,  wenn  er  sagt,  Ileres  selbst  haV)0 
bei  Froissart  die  gestalt  des  räassliebchens  angenommen.  Wenn  er  da- 
gegen in  lieres  den  namen  Ilero  findet,  so  mag  er  recht  haben,  und  viel- 
leicht ist  dann  der  name  Lirrs  ans  Leander  entstellt.  Von  den  namen 
der  frauen,  die  nach  der  sonstigen  iilierlicf'eriing  zu  Cepheus  in  irgend 
einer  bezichung  stehen,  hat  keiner  ähnlichkeit  mit  LI  er  es. 


chaucer's  legende  of  goode  wo.men.  365 

gespräche  treten,  iu  den  bänden  gehabt  und  einigermassen  ge- 
kannt bat.  In  diesem  werke  wiid  uns  sowol  Alceste  als  Aga- 
thou  genannt,  wenn  auch  nicht  gerade  beide  an  derselben  stelle. 
Einmal  bemerkt  Macrobius  gegenüber  einer  falschen  auffassuug 
des  Coruutus  (lib.  V,  c.  XIX,  3): 

Sed  me  pudet,  quod  tantus  vir,  Graecarum  etiam  doctissimus  littera- 
runi,  ignoravit  Euripidis  nobilissimain  fabulaui  Alcestira.  in  hac  enim 
fabula  in  scaenam  Orcus  inducitur  glacliiiiu  gestans  quo  crinem  ab- 
scidat  Alcestidis  et  sie  lo(juitur  (folgt  das  griechische  citat). 

Ferner  heisst  es  ebenda  lib.  II,  c.  I,  2: 

Nostruni   hoc  convivium,   quod  et  heroici  saeciüi  pudieitiam  et  nostri 

condnxit  elegantiam,  in  quo  spleudor  sobrius  et  diligens  parsimonia, 

Agathonis  convivio  vel  post  magniloquentiam  Piatonis  non  coiupo- 

nere  tantum  sed  nee  praeterre  dubifaverim. 

Ch.  ist  nun  wahrscheinlich  beim  suchen  nach  material  für  die 

geschichte   der   Alceste   durch   ein   citat  auf  die  erstere  stelle 

verwiesen   worden  und  hat   bei   der  gelegenheit  sich  über  den 

rahmen  des  ganzen  werkes  unterrichtet,    wobei  sich  ihm  auch 

der   name    Agathon    einprägte.     Diesen   namen    aber   als   den 

eines  autors  anzuführen,  mochte  Ch.  noch  durch  folgende  stelle 

im  Purgatorio  veranlasst  sein  (XXII,  106): 

Euripide  v'  e  nosco,  cd  Antit'onte, 
Simonide,  Agatone  ed  altri  piüe 
Greci  che  giä  di  lauro  ornar  la  fronte. 

Die  bemerkung:  As  letleth  Agaion  (v.  520)  würde  sich  somit 
von  der  des  Froissart  (a.  a.  o,  s.  401,  v.  13):  ce  dist  li  escrip- 
ture  nur  durch  den  gelehrten  anstrich  unterscheiden. 

Die  hier  voigetragene  Vermutung  wird  demjenigen  unge- 
zwungen erscheinen,  der  weiss,  welche  gedankensprünge  — 
teils  mit,  teils  ohne  erfolg  —  gemacht  worden  sind,  um  auf 
namen  wie  Edijmptisleyre,  LoUlus,  Corinna,  /jnisis  bezw.  Zauzis 
zu  kommen. 


ir.  I)as  verhältuiss  der  'Confessio  Anianiis'  zur  'Lea^eude 
of  (ioode  Woiueii'. 

Bei  einer  gegenüberstellung  von  Gower's  Conf.  Am.  und 
Chaucer's  loGW  wird  wol  Jeder  beiden  gedichten  ihren  ero- 
tischen Charakter  und  die  fast  ausnahmslose  Zugehörigkeit  ihrer 
crzählungen  in's  nltertum  als  gemeinsame  cigentündichkeiten 
zugestehen. 


300  ni'CH, 

Doch  (\\c  iiltorcinstinnuuii^  geht  weiter.  Ich  ylaube  zeigen 
zu  können,  dass  Gowcr  die  wesentlichsten  punkte  aus  Chaueer's 
ProfiH/iw  in  der  eiideitung-  und  dem  Schlüsse  der  Con/'.  Am.  ver- 
wertet hat.' 

Es  handelt  sieh  dabei  zunächst  um  die  stelle  Con/'.  Am. 
l»d.  I,  s.  1'),  z.  3  bis  s.  48,  z.  18.  Vergleichen  wir  sie  im  einzelnen 
mit  rliancer's  darstelluny-,  so  sehen  ^vir,  dass  die  veriiältniss- 
mässi-;-  kurze  scliilileiung-  der  Jahreszeit  (s.  45,  z.  Oj: 

And  tlnt  was  in  tlio  nionetli  of  May, 
Wliiin  cvcry  brid  liath  chose  liis  uiake 
Aud  thenketh  liis  uicrtlies  für  to  inakc 
Of  love,  tliat  lie  liatli  aclieved 

ganz  im  eiuklange  steht  mit  dem,  was  im  prolog  v.  125—177 
geschildert  Avird.  Dass  Gowcr  sich  vor  liebesweh  auf  die  erde 
sinkend  tlarstellt,  entsj)rieht  dem  umstände,  dass  Cli.  behufs 
Verehrung-  des  massliebeheus  niederkniet  (v.  115).  Wie  bei  Ch. 
V. '213  treten  auch  hier  (s.  46,  z.  15)  zunächst  der 'G od  of  Love 
and  qucne  botlie'  auf.  Gower  weicht  dabei  unbedeutend  ab, 
indem  er  den  'King  of  love'  nur  vorübergehen  und  sich  dann 
entfernen  lässt,  während  Venus  allein  dableibt.  Dagegen  stimmt 
er  wider  mit  Ch.  überein  in  dem,  was  er  von  den  blicken  des 
licbesgottes  sagt;  mau  vgl.  Gower  s.  46,  z.  16: 

IJiit  he  tliat  kirii;  wliat  eyen  wrotlie 
llis  clierc  awc^'ward  fro  nie  caste 

mit  Ch.  V.  TM: 

Kor  steniely  uii  iih!  ho  j^an  hcliolde. 

So  rhat  liis  h)kiii,'^  dooth  uiyn  herto  colde 

und  ibid.  v.  285: 

For  drede  of  Lovcs  wordos,  and  hia  olierc. 
Unbedeutend  sind  Gower's  abweichungeu,  wenn  er  den 
liebesgott  nur  mit  einem  feurigen  i)feil  auftreten  lässt,  wäh- 
lend derselbe  bei  Chauccr  (v.  235)  zwei  führt,  und  wenn 
er  uns  mitteilt,  dass  der  gott  mit  dem  pfeil  sein  herz  verwun- 
det (s.  40,  z.  20): 


'  Die  hier  in  Ijctracht  k<(nimernlen  vcrse  de«  proh)^«  der  LoGlf 
sind  mir  den  (!nts]»rech(Mid(;ii  der  fassunf^  des  MS.  Grj.  1.27  verglichen 
woiih'ii.  I)ie  al»\v('i(;hiinj(en  sind  datiei  jedoch  so  nnl)e(leutend ,  dass 
iiirc  anf/.äldnnj;  iiijertliissi};  erHc.lieint;  damit  hänj^t.  ziisaiuiucn,  <iaHS  sieh 
ni(;!il  nacliwei.Hcn  lässf,  wcdcher  version  etwa  (Jower  f^cfoij^t  sei. 


chaucer's  legende  of  goodk  womkn.  367 

A  firy  dart  me  tboiight  he  heute 
And  thiowe  it  through  luin  herte  rote, 

eiue  höchst  überflüssige  mauipulatioii,  da  ja  Gower  vorher  be- 
reits vor  liebesweh  seufzt. 

Ferner  wird  bei  beiden  die  köuigiu  als  besonders  mit- 
leidsvoll geschildert.  In  diesem  letzteren  punkte,  wie  auch  im 
folgenden,  scheint  Gower  das,  was  Ch.  den  'God  of  Love'  und 
die  köuigiu  sagen  lässt,  combiniert  zu  haben.  So  erinnern  die 
Worte  des  dichters  und  der  Venus  bei  Gower  (s.  47,  z.  14 — 25) 
teils  an  die  vorwürfe  des  'God  of  Love'  (Ob.  v.  ;510  ll'.j,  teils 
au  die  entschuldigenden  und  begütigenden  Worte  der  Alceste 
(Ch.  342 — 361).     Die  verse  bei  Gower  lauten: 

Madame,  I  am  a  mau  of  thine 
That  in  thy  court  have  longe  served 
And  axe  that  I  have  deservod 
Some  wele  after  my  longe  wo. 
And  she  began  to  loure  tho 
And  Saide:  there  be  many  of  you 
Faitours,  and  so  uiay  be  that  thou 
And  riglit  suche  one  and  by  faintise 
ISaist  that  thou  hast  me  do  servicc. 
Art  netheles  she  wiste  wele 
My  Word  stood  ou  an  other  whele 
Withouteu  auj^  faiterie. 

Im  schluss  der  einleitenden  scene  (s.  47,  z.  26  bis  s.  48,  z.  18) 
trägt  Venus  dem  dichter  auf,  er  solle  seine  liebeskraukheil,  um 
sie  loszuwerden,  beichten  (aus  welcher  beichte  eben  sein  werk 
besteht),  gerade  wie  Alceste  Chaucer  v.  431  ff  und  475  IT.  be- 
iiehlt,  zur  sühne  seines  vergebens  die  legenden  zu  dichten. 

Endlich  glaube  ich  auch  die  beschreibuug,  die  Ch.  von 
dem  aufzuge  des  gefolges  der  Alceste  v.  285  tf.  und  219—22 
gibt,  in  der  Schilderung  des  aufzuges  bei  Gower  am  Schlüsse 
seines  Werkes  (bd.  III,  s.  357  IT)  widerzuerkennen.  Man  be- 
achte dabei  im  einzelneu  die  Übereinstimmung  folgender  stellen. 
Gower  (bd.  III,  s.  358,  z.  11): 

Garlondes,  nought  of  o  colour, 

Some  of  thc  lefe,  some  of  the  floure, 

And  some  of  grete  perl  es  were. 

mit  Cb.  2l(;  IT: 

And  upon  that  a  wliito  oorowne  she  beer, 
With  flourouus  «male,  und,  I  shal  uat  lye 


368  BKCH, 

For  al  the  worlilo  vyj?ht.  as  a  tlaysye 

Ycoruuiied  ys  witli  white  lovos  lyh-. 

So  woro  the  tlowruuns  of  hiie  coroime  white; 

Ft>r  of  oo  perle,  fyiie,  oriental, 

lliie  white  eorouiie  was  iiuakeil  al, 

und  (lowiT  (l)(l.  III.  s.  :)'yl,  z.  29): 

Which  weie  ordeined  Ibr  tlie  nones, 
With  iiiiu  caiii  all  the  worlil  atones 
mit  eil.  ■1\)\: 

l'ul  i-oileynly  they  stynten  al  attoncs. 

And  knelede  domie,  as  it  were  for  the  nones. 

Wenn  man  nun  nocli  liinzuuimmt,  dass,  wie  Oh.  v.  17 — 28, 
so  auch  Gower  in  seiueuQ  Prologus  (bd.  I,  s.  4  ff.)  ganz  ähnlich 
von  dem  wert  der  alten  biicher  spricht,  so  muss  man  zugeben, 
dass  letzterer  ta.st  alles,  was  er  l)ei  der  Verschiedenheit  seiner 
inscenierung  aus  Chaucer's  j)rolog  benutzen  konnte,  in  der  tat 
benutzt  hat. 

Zugleich  sei  gegenüber  dem  etwaigen  einwurf,  dass  die 
hier  erwiesenen  Übereinstimmungen,  blos  ein  neuer  beweis  für 
die  allgemeine  Verbreitung  des  Roman  de  la  Rose  und  des  mass- 
liebchencultus  in  Jener  zeit  seien,  darauf"  hingewiesen,  dass  es 
eine  höchst  seltsame  erscheinung  wäre,  wenn  leute  von  so  ganz 
verschiedener  dichterischer  begabung  wie  Chaucer  und  Gower 
gleiche  entlehuungeu  zu  gleichem  zwecke  vorgenommen  hätten. 
Ueberdies  könnte  der  versuch  einer  solchen  erklärung  nur  bei 
einem  teil  der  Übereinstimmungen  gemacht  werden,  indem  für 
den  andern  teil  sich  schwerlich  eine  andere  quelle  als  Chaucer's 
prolog  nachweisen  lässt. 

Ferner  scheint  mir  auch  die  widerholte  rühndiche  hervor- 
hebung  der  Alceste  in  der  Conf.  Am.  hau|)tsächlich  eine  folge 
der  Verherrlichung  dieser  frau  im  prolog  zur  Lo  GW  zu.  sein. 

Ch.  hatte  zwar  bereits  an  zwei  stellen  des  Troytus  (bk.V, 
str.  220  und  ebenda  2.'»5),  den  er  Gower  dediciert  hatte,  und 
den  dieser  —  wol  zum  dank  dafiii-  —  als  lieblingslektüre  seiner 
dame  in  der  Conf.  Ain.^  anfühlt,  auf  die  tugeuden  der  Alceste 

•   lid.  II,  a.  Wh,  /.  IS: 

<>r  eilca  Ihat  her  list  coininaunde 
To  rede  and  here  of  .Troilii.i, 
Rif^ht  as  she  wold  or  öo  or  tliua 
1  am  all  redy  to  con.sent. 


chaucer's  legende  of  goode  a\'omen.  369 

besonders  hiugevviesen,  aber  ich  bezweifle,  ob  jeue  Strophen 
allein  Gower  veranlasst  hätten,  sie  gleichfalls  so  rühmend  zu 
erwähnen,  wenn  er  nicht  kenntniss  von  ihrer  Verherrlichung- 
im  prolog  zur  Zo 67/' gehabt  hätte. 

Bd.  III,  s.  145  fif,  erzählt  Gower,  dass  Darius  seinen  drei 
dienern  die  frage  vorgelegt  habe,  welches  von  den  drei  dingen: 
könig,  wein,  weib  das  stärkste  sei.  Der  dritte  diener  erklärt 
sich  in  übereinstimnmng  mit  dem  könig  für  die  treue  des 
weibes  und  führt  als  hauptbeleg  die  gescliichte  der  Alceste ' 
an,  die  er  so  einleitet  und  erzählt  (s.  149  tf.): 

AmoDg  the  men  is  no  solas, 

If  that  there  be  no  woruau  there, 

For  but  if  that  the  womau  were, 

This  wurldes  joie  were  awey. 

Through  hem  meu  finden  out  the  wey 

To  knightliode  and  to  worldes  faiue, 

They  make  a  man  to  drede  shame 

And  honour  for  to  be  desired. 

Through  the  beaute  of  hem  is  fired 

The  dart,  of  which  Cupide  throweth, 

Wherof  the  jolif  peine  groweth, 

Which  al  the  worlde  hath  under  fote. 

A  woman  is  the  mannes  böte, 

His  life,  his  deth,  his  wo,  liis  wele. 

And  this  thing  may  be  shewed  wele, 

How  that  women  ben  good  and  kinde, 

For  in  ensample  thus  I  finde: 

Whan  that  the  duke  Admetus  lay    etc. 

Es  wird  nun  die  geschichtc  der  Alcestis  erzählt  ganz  auf 
grnnd  der  fabel  des  Hyginus  (vgl.  hier  s.  363  o.),  nur  kann 
Gower  auch  hier  nicht  unterlassen  einen  besondern  zusatz  zu 
machen,  indem  er  die  köuigin  in  dem  tempel  der  Minerva^ 
hilfe  suchen  und  dort  die  mitteilung  erhalten  lässt,  dass  sie 
selbst  für  ihren  kranken  gemahl  sterben  dürfe  (vgl.  hier  s.  353,. 
anm.  1).     Der  schluss  lautet: 


*  Sandras  (s.  58)  nimmt  der  darin  vorkommenden  personennamen 
wegen  an,  die  geschichte  der  Alceste,  wie  sie  hier  bei  Gower  erzählt 
wird,  entstamme  einer  orientalischen  mährchen-  oder  legendensamnilung. 
Indessen  gehören  die  betreifenden  iiamen  zu  den  bekanntesten  der 
griechisch-persischen  profangeschichte,  abgesehen  von  Zorobabel,  der 
sich  Esdra  II,  c.  2,  v.  2  ff.  öfters  findet,  und  von  Manacliaz,  den  ich 
noch  nicht  gefunden  habe. 

'^  Veranlasst  durch  die  worte  des  Hyginus:  ab  Apolline  accepif  ut  etc. 

Anglia,  V.  bar.d.  24 


37ü  nv.CH, 

So  ni:iy  a  iiiau  liy  rosoii  taste, 
How  uext  aftcr  tlic  god  above 
Tlie  trouth  ot'  women  aml  tlie  luve, 
In  wliom  that  alle  grace  is  founde, 
Ts  uiif^htiest  upon  tliis  groundc 
And  niost  beliovely  luanyfolde. 

Diese  tendenziöse,  sonst  jiixr  nicht  in  G()\ver'.s  manier  liegende 
einleitung  der  geseliiehtc  mit  der  besonderen  hcrvorhebunii'  des 
irvmdn  f/uo(I  u)ul  k'mde  und  der  nicht  \vcni<i;er  uusscrgewöhn- 
liche  schlnss  erinnern  zu  sehr  an  Cliaucer's  prolog. 

Und  nicht  zufrieden  iiierniit  lässt  Gower  die  Alceste  noch 
einnull  auftreten  als  die  dritte  unter  den  vier  mosi  commended 
Homen  (bd.  III,  s.  362,  z.  29),  die  er,  wie  Ch.  seine  ladics  niaitenc, 
als  besonders  hervorragend  von  der  übrigen  menge  abgesondert 
erscheinen  lässt. 

Von  einer  sonstigen  nachdrücklichen  hervorhebung  der  Al- 
ceste in  der  übrigen  literatur  wissen  wir  nichts,  also  wird  die 
besondere  bctonung  ihrer  tugenden  seitens  Gower's  der  seitens 
Chaucer's  ihren  Ursprung  verdanken,  wozu  noch  der  umstand 
kommen  mochte,  dass  Gower  wusste,-  dass  sein  Zeitgenosse  und 
freund  unter  der  Alceste  die  königin  Anna  verherrlichte. 

Ich  folgere  nun  aus  den  oben  dargelegten  übereinstimmungeu 
des  rahmens  der  C(»if.  Am.  mit  dem  j)rologc  zur  Zo^'W  sowie 
aus  der  auffallenden,  beiden  dichtem  allein  gemeinsamen  Ver- 
herrlichung der  Alceste,  dass  Gower  den  i)rolog  Chaucer's  stark 
benutzt  hat. 

Hiermit  tritt  nicht  nur  Pauli's  Vermutung  (C.  A.  s.  XXIX), 
dass  Gower  zum  dichten  in  englischer  spräche  durch  Ch.  über- 
haupt angeregt  sei,  in  die  reihe  der  tatsachcn,  sondern  wir 
sehen  auch,  dass  Gower,  ausser  der  erwiderung  auf  die  schluss- 
verse  des  Troylus,  ganz  besonderen  gruud  hatte,  Ch.'s  schrift- 
stellerischer tätigkeit  am  ende  seines  Werkes  (bd.  III,  s.  374 
anmerk.)  rühmend  zu  gedenken.  Ferner  geht  hieraus  ebenfalls 
hervor,  dass  die  Conf.  Am.  nicht  vor  frühjahr  1385,  dem  von 
tcn  Brink  für  die  abfassung  des  proIogs  zur  /.o  6' /F  festgestell- 
ten datum,  entstanden  sein  kann. 

Bei  der  Untersuchung  der  quellen  der  Chaucer'schen  legen- 
den haben  wir  (iowei*  keine  cntlehnung  aus  ihrem  inhalte  nach- 
\s eisen  können,  nur  seine  kiiizf!  mitteihing  über  den  tod  der 
Cleojiatra  fvgl.  hier  s.  3l7j   mai^ht   einstweilen  eine  bcnutzung 


chaucer's  legende  of  goode  women.  371 

der  Legenda  Cleopatrk  in  diesem  punkte  wabischeinlich.  Wenn 
wir  ferner  unter  der  schaar  der  jungen  leute  {Conf.  Am.  bd.  III 
s.  361)  Cleopatra  neben  Thisbe,  in  derselben  reihenfolge  wie 
Ihre  legenden,  auftreten  sehen,  so  dürfen  wir  diese  tatsache 
die  unter  umständen  chronologischen  wert  haben  könnte,  niclit 
zu  sehr  betonen,  da  beide  frauen  zusammengehören,  indem  sie 
sich  selbst  töten  und  ihren  geliebten  zugleich  veranlassung  zum 
tode  werden. 

Schliesslich  sei  darauf  hingewiesen,  dass  wie  Chaucer  von 
der  konigm  Anna,  so  Gower  von  ihrem  gemahl,  dem  könig 
Kichard  {Conf.  Am.  bd.  I,  s.  2  anmerk.),  sich  den  auftrag  zur 
abfassung  seines  gedichtes  erteilen  lässt. 

III.  Der  plau  der  *  Legende  of  Goode  Womeir  und  seine 

ausführuiig;. 

Um  uns  über  den  plan  unseres  dichters  rücksichtlich  des 
ursprünglich  beabsichtigten  unifaugs  der  legende  klar  zu  werden, 
gehen  wir  am  natürlichsten  und  sichersten  von  Chaucer's  eigenen 
angaben  im  prolog  zu  der  legende  selbst  aus,  wobei  wir  aus 
den  obeni  angeführten  gründen  auch  hier  die  Überlieferung 
von  Fair  fax  J/v.  16  zu  gründe  legen. 

Der  dichter  lässt  den  'God  of  Love'  folgendes  sagen  (v.  548): 
But  now  I  Charge  the  upon  tliy  lyfe, 
That  in  thy  legende  thou  make  of  tliys  wyfe, 
Wban  thou  hast  other  smale  ymaade  betöre.  ' 
Wir  erfahren   also   aus   diesen   Worten,   dass  Ch.  den    auftrag 
oder  die  absieht  hatte,  die  legende  der  Alceste  zu  dichten,  aber 
erst   nachdem   er  ihr   andere,    verhältnissmässig  un)>edeutende 
legenden  vorausgeschickt  hatte.     Welche  frauen  nun  in  diesen 
andern  legenden  verherrlicht  werden  sollten,    ergibt  sich  deut- 
lich aus  den  versen  554  ft".: 

Thise  other  ladies  sittynge  here  arowe, 
Ben  in  thy  balade,  yf  thou  kanst  lieni  knowe, 
And  in  thy  bookes  alle  thou  shalt  heiu  fynde; 
Have  them  in  thy  legende  now  alle'iii  niynde, 
I  mene  of  heni  that  ben  in  thy  knowyng. 
For  here  l)en  twenty  thousande  moo  sittyng 
Thanne  thou  knowest,  goode  wommen  alle, 
And  trewe  of  love  for  oght  that  may  befalle. 

'  Siehe  s.  354. 

21* 


'M'l  RECIf, 

Diese  other  hnlics  sitlyngc  here  (innre  sind  aber  offenbar  iden- 
tisch mit  den  Utdijes  nietUetie  (283),  ebenso  wie  die  Iwenly 
thousande  moo  t/iuinw  tluin  knoiresl  dem  of  /ri/mcii  s/rich  n  lr(i<(s 
(285)  entsprechen. 

Wir  haben  also  die  neunzehn  IVaiien,  deren  legenden 
ilcr  dichter  vor  der  der  Alceste  zn  schreiben  beabsichtigle,  iu 
der  Büllade  zu  suchen,  wo  Ch.  zum  ])reise  der  könin'in,  die 
der  '(Jod  of  Love'  führt,  foljcende  achtzehn  trauen  als  ihr 
noch  nicht  ebenbürtig  nennt:  äV/^t,  Penelopee,  Marcia  Caloun, 
Ysoude,  Eleyne,  Lavyne,  Lncrcsse,  PoUxene,  Cleopatre,  Teshc, 
Hera,  Dido,  Laudomiu,  Phillis,  Canace,  Ysiphlle,  ]^/>er?nys/re, 
Adri(i)ie.  Die  neuuze iinte  ergibt  sich  ungezwungen,  wenn 
wir  neben  i'siphi/e  die  mit  dieser  in  einer  und  derselben  legende 
als  hauptperson  behandelte  und  hier  doch  nicht  genannte 
Medea  stellen. 

Damit  sind  Hertzberg's  (s.  611)  und  ten  Hrink's  {Studien 
s.  123)  bcmiihungen,  die  nötige  anzahl  guter  trauen  anderweitig 
aufzntinden,  unnötig  geworden. 

In  welchem  Verhältnisse  stehen  ferner  die  von  Ch.  tatsäch- 
lich iu  seiner  legende  geschilderten  trauen  zu  den  hier  ge- 
nannten? Unser  dichter  hat  bekanntlich  folgende  zehn  be- 
handelt: Cleopalria,  Tesbe,  Dido,  Vsiphile  et  Medea,  Lucrecla, 
Adriane,  Philoynene,  Phillis^  Vperimjslre.  Diese  frauen  sind  aber, 
wie  die  dort  herxorgehobenen  namen  zeigen,  sämmtlich  in  der 
lUülade  genannt  bis  auf  PJiilomenc.  Was  nun  diesen  letzteren 
namen  angeht,  so  müssen  wir  für  unseru  dichter  die  berech- 
tigung  beanspruchen  —  die  bei  dem  weiten  abstand,  in  dem 
sich  die  Legenda  Philomene  von  dem  prologe  dem  räume  und 
vielleicht  noch  mehr  der  zeit  nach  befand,  gar  nicht  ungereimt 
erscheinen  wird  — -,  dass  er  es  iur  zweckmässig  und  wünschens- 
wert halten  konnte,  gerade  diese  legende  mitzubeliandeln.  Denn 
die  sonst  nahe  liegende  annähme ,  dass  durch  schuld  eines 
Schreibers  PoUxene  an  stelle  der  Pldlomene  in  die  Ballade  ge- 
kommen sei,  muss  vor  der  band  abgewiesen  werden,  da  die 
Überlieferung  im  MS.  Gg.  427  ebenfalls  lüetct: 

And  J'ol  lijxcue  tliiit  Itouglitc  luve  ao  dorc. 

Im  übi-igen  ist  also  festzulialten,  dass  es  Chaucer's  deut- 
lich ausgesprochene  und  nach  möglichkeit  im  äuge  behaltene 
absieht  war,  die  iu  der  Ballade  genannten  guten  frauen  durch 


chauchk's  legknde  of  goode  women.  373 

erzälilung  ihrer  leg'cuden  zu  verlicrrliclieu,  zu  denen  als  letzte 
und  beste  die  legende  der  Alceste  kommen  sollte.  Das  ein- 
gehen aber  auf  die  sonstigen  den  plan  unseres  gediebtes  be- 
treti'enden  angaben,  die  nun  durchgängig  eine  sekundäre  be- 
deutung  erlangt  liaben,  kann  nur  den  zweck  liaben,  sie  gegen- 
über dem  gewonnenen  resultate  in  das  rechte  liebt  zu  stellen. 
Wenn  wir  dabei  zunächst  die  notiz  Lydgate's  betrachten 
im  Prologuc  lo  Ihe  Translation  of  Boccaccio' s  'Fall  of  Princcs' 
(Aid.  Ed.  I,  S.SO): 

This  poete  wrote,  at  the  request  of  the  qiienc, 

A  Legende  of  perfite  holyuesse, 

Of  good  Wüiuen  to  fynd  out  nynetenc 

That  did  excell  in  bounte  and  fuyrcnes, 

Bat  for  bis  laboiir  and  besinesse 

Was  importable  bis  wittes  to  enconibre 

In  all  this  world  to  fynd  so  grete  a  nombrc  — , 

SO  sehen  wii-,  dass  dieser  dichter  nicht  auf  die  seltsame  Ver- 
mutung gekommen  sein  würde,  Ch.  habe  nicht  neunzehn  gute 
frauen  auffinden  können,  wenn  er  den  hinweis  auf  die  Ballade 
(Ch.  554  ff.)  beachtet  hätte. 

Ferner  hat  die  im  Courl  of  Love  (v.  loS)  enthaltene  auf- 
führuug  der  Alceste  und  ihrer  neunzehn  begleiterinnen  durch 
die  von  ten  Rrink,  Sludien  s.  168  ff",  bewiesene  nnächtheit  des 
betreffenden  gedichtes  ihren  wert  verloren. 

Einige  beachtung  hingegen  verdient  die  äusserung,  die  Ch. 
in  den  Canl.  Tales  ^  dem  Man  of  Law  in  den  mund  legt.  Er 
lässt  diesen  folgende  sechzehn  frauen  als  in  der  'seinies 
legende  of  Cupide',  die  er  einen  ' large  vohwie'  nennt,  behan- 
delt ^  und  zwei  als  nicht  behandelt  anführen:  Lucrece,  Thisbe, 
Dido,  Phillis,  Beianire^,  Ilermione ,  Adriane,  Vsiphilee,  Hero, 
Heleinc,  Briseide,  Ladomia,  Medea,  Uipcrmeslra^  Penelope,  Alceste; 
von  Canace  und  der  tochter  des  königs  AntiocJms  führt  der 
rechtsgelehrte  aus,  dass  sie  der  dichter  absichtlich  nicht  be- 
handelt hat.     Wie   bereits  Hertzberg  a.  a.  o.  bemerkte,   fehlen 


•  Die  Six-Text  Ed.  stand  mir  nicht  zu  geböte.  —  Des  lescrs  wegen 
lege  ich  liier  die  Routledge  Ed.  (IKI.ä  If.),  die  die  bctrelfenden  namen  in 
erkennbarerer  form  als  die  Aid.  Ed.  (bd.  TI,  s.  171  fl".)  bietet,  zu  gründe 
und  bemerke  dabei  nennenswerte  abweichungen. 

2  Vgl.  V.  4476:   Whal  shuld  I  teilen  hcm,  sin  thcy  \)en  lolde'f 

^  Aid.  Ed.:  Dyane. 


in  1  m-CH, 

hier  von  den  in  der  A  t>  ^' /(' wirklich  behandelten  fraueu  Cleo- 
palra  nnd  P/tHot/ie/w,  welch  letztere  wir  auch  in  der  auizähhiug 
der  liitUiide  verniissten;  Medea  aber,  die  in  der  Ballade,  eben- 
falls fehlte,  ist  hier  ausdrücklicli  neben  ]\siphil€e  genannt. 
Dagegen  ist  das  verhältniss  zu  den  in  der  ßi/lladc  als  zu  be- 
handelnd aufgeführten  trauen  dieses:  beiden  katalogen  gemein- 
sam ist  die  mehrzahl,  nämlich,  wenn  wir  der  aufzählung  des 
rcchtsgelehrten  folgen,  Lucrece,  Thisbe,  Dido,  PhiUis,  Adriane, 
[Mcdca],  rsiphilcv,  Ilero,  llclelne,  Ladomia,  Uipermcstra,  Penc- 
lope,  Alccste ',  C<tnace  (vom  rcchtsgelehrten  ausdiiicklich  ihre 
nichtbchandlung  uu)tiviert).  Nur  von  dem  rcchtsgelehrten  wer- 
den genannt:  Deianirc,  JJermione,  Priseide  und  die  toclitcr  des 
köuigs  Antlochus  (letztere  als  absichtlich  nicht  behandelt);  hin- 
gegen nur  in  der  Ballade:  Marcia  Caloun,  Vsondc,  Lauijne, 
Poli.vene,  Cleopalre. 

Es  handelt  sich  nun  darum  festzustellen,  in  welchem  ver- 
hältniss der  inhalt  der  Pallade  zu  der  aufzählung  des  rcchts- 
gelehrten steht.  In  der  Ballade  gibt  Chaucer  selbst  die  nanien 
der  guten  frauen  an,  welche  angäbe  -  er  nachher  den  'God  of 
Love'  als  inhaltsverzeichniss  für  die  ganze  legende  bezeichnen 
und  bestimmen  lässt.  Der  dichter  war  also  hier  genötigt  ge- 
nau zu  sein,  so  genau  wenigstens,  als  es  bei  einer  vorläufigen 
Inhaltsangabe,  die  —  wol  zu  bemerken!  —  in  beiden  fassungen 
des  prologs  genau  denselben  Wortlaut  behalten  hat,  nur  mög- 
lich war.  An  unserer  stelle  in  den  Canf.  Tales  dagegen  ist  es 
der  rechtsgelehrte,  durch  den  die  aufzählung  geschieht,  dem 
man  also,  da  er  ja  aus  dem  gedächtniss  rekapituliert  und 
keine  bestimmte  anzahl  angibt,  eine  abweichung  in  bczug  auf 
nennung  einer  dort  nicht  genannten  oder  weglassung  einer 
dort  genannten  frau  nicht  verargen  konnte. 

Dass  wir  überhaupt  die  äusseruugen  des  rcchtsgelehrten 
nicht  iiiil  zu  genauem  maasse  messen  dürfen,  ergibt  sich 
aus  iolgcnden  stellen:  einmal  wird  Ihe  Irce  of  Phillis  (4485) 
zwar  bei  Gower^  {Conf.  Am.  bd.  II,  s.  IjO,  z.  25)  erwähnt,  aber 
nicht  in  der  I.egenda  Phillis  selbst.  Ebensowenig  ist  Medea  in 
ihrer   legende    als    mörderin    ilner   kinder    bezeichnet    worden, 

'  Im  Fairfax  MS.  lli  (prol.  v.  255,  202,  209)  My  iady  genannt,  an 
den  entapiechendeu  stellen  in  Qg.  427:  Alcesle. 

■^  Und  in  dem  wahrscheinlich  unächten  Complaynlc  of  a  Loveres  Lyfe 
(Aid.  Ed.  VI,  .s.  T.'.l,  V.  OS). 


chaucer's  lf.grxde  of  goode  women.  375 

während  liier  von  ihr  die  auch  sonst  ungenaue  angäbe  gcniaelit 
wird:  Ihy  litel  chUdrm  hangln^  hij  Ihe  hals  (4193).  Endlich 
führt  die  Legende  of  Goode  Women  die  bezeichnung  The  Seintes 
Legende  of  Cupide  meines  wisseus  nur  hier  in  den  werten  des 
rcchtsgelehrten. 

Der  in  rede  stehende  abschnitt  der  Catit.  Tales  scheint  mir 
aber  vor  allem  dem  zwecke  zu  dienen,  die  ganze  persönlichkeit 
des  rechtsgelehrten  zu  kennzeichnen.  Wie  dabei  Ch.  mit  dem 
jedenfalls  formelhaften:  de  per  dieux  jeo  assenie^  (4-150),  mit 
der  juristischen  definition:  BehesI  is  dcite  (4461),  und  mit  den 
vcrsen  4463  ff.: 

Für  svviche  lawe  as  mau  ycveth  auotlier  wight, 
He  shuld  hlmsclvcü  usen  it  by  right. 
Thus  wol  üur  text.  — 

auf  den  beruf  des  sprechenden  hindeutet,  so  zeichnet  er  ihn 
durch  den  literarischen  erguss  als  einen  einige  gelehrte  bildung 
besitzenden  mann,  der  in  den  EpistoUs  und  in  Melumorphoseos 
bescheid  wusste  und  auch  von  den  musen  gehört  hatte,  thal 
men  clepe  Pierides.  Gleichzeitig  benutzte  aber  Ch.  die  beson- 
ders passende  gelegenheit,  gerade  den  'Mau  of  Law'  die  u ich t- 
behandluug  der  legende  der  Conace,  die  doch  in  der  Ballade 
in  aussieht  gestellt  war,  motivieren  zu  lassen.  Der  dichter 
hatte  indessen  nicht  nur  in  der  Ballade  die  Canace  genannt, 
ohne  vielleicht  im  momente  der  abfassung  mehr  von  ihr  zu 
wissen  als  dass  sie  unglücklich  geliebt  hatte,  sondern  schon 
früher  in  der  Assembly  of  Foules  2S8  ff".: 

Seniyrarais,  Candace^,  and  Hcicules, 
Biblys,  Dido,  Tesbe,  and  Piraiuus, 
Tristram,  Isoude,  Paris,  aud  Achilles, 
Eleyne,  Cleopatrc,  aud  Troylus, 
Silin,  and  ekc  tlic  mother  of  liomulus:  — 
Alle  these  were  peynted  ou  that  other  syde, 
And  al  her  love,  and  in  what  plite  tliey  didc. 

Ch.  hatte  also  doppelten  grund  von  sich  sagen  zu  lassen  (4506): 

And  therfore  he  of  ful  aviscment 
Nold  never  write  in  non  of  his  sermons 
Of  swiche  unkinde  ahhominatious. 


'   Vgl.  ton  Briuk,  Lileralunjcsch.  I,  s.  4lu  o.  und  ' bciichdguugeu'  dazu. 
^  An  die  eigentliche  trägerin  dieses  namens  {Act.  Apost.  8,  27)  zu 
denken  verbietet  der  Zusammenhang. 


376  RECH, 

Wenn  nun  der  loclitsgelehrte  bei  der  gclcgcuhcit  (4501: 
()/•  r/!t's  (!/'  Tyr'nis  Apollnnlus)  auf  die  i;-esebielitc  der  toelitev  des 
Autioclius  zu  spreeben  konnnt,  die  Oli.  zwar  trüber  nicnials 
erwäbut  bat,  so  erwäge  man,  dass  sie,  Aom  juristiscben  Stand- 
punkt hetrac'litet,  als  seitcnstüek  zu  der  der  Cauaee  geliört, 
uml  dass  desbalb  beide  liöclist  wabiscbciulieli  in  der  leebts- 
wisseusebalt  als  bekanute  historische  fälle  ZAisammen  citiert 
wurden.  Ich  fasse  also  den  tadel  des  Juristen  auf  als  her\'or- 
ircgangen  aus  seinem  durch  die  schwer  zu  ahndenden  fälle  von 
physischer  liebe  zwischen  geschwistern  und  zwischen  vater  und 
tochter  tief  verletzten  rechtsgefiibl. 

Bei  dieser  auffassung  wird  zugleich  die  annähme  einer 
invectivc  Cbaucer's  gegen  Gower  beseitigt,  welcii  letzterer  jene 
beiden  geschiehten  ziemlich  ausführlich  und  gerade  nicht  unge- 
schickt in  seiner  Conf.  Am.  bebandelt  hatte.  Stand  doch  dieser 
annähme  das  gleichzeitige  zugeständniss  gegenüber,  dass  Ch. 
die  erzäblung  des  'Man  of  Law'  selbst  höchst  wahrscheinlich 
aus  der  Conf.  Am.  entlehnt  bat,  ja  dies  sogar  durch  bewusste 
abänderungen  anzudeuten  scheint. 

So  viel  zur  beiläufigen  erklärung  einer  stelle,  die  in  litera- 
rischer hinsiebt  neben  den  oben  festgestellten  angaben  des  pro- 
logs  nur  noch  untergeordneten  Avert  besitzt.  Was  endlich  die 
erwähnung  von  Die  hook  of  twenly-ßve  Ladies  am  ende  der 
Cant.  Tales  (Aid.  Ed.  III,  s.  369)  angeht,  so  erklärt  sie  sich, 
wie  bereits  Tyrrwhitt  (vgl.  Koutledge  Ed.  s.  584)  erwähnte,  aus 
einem  verseben  von  XXV  für  XIX. 

^\'ir  haben  schon  oben  gesehen,  dass  Lydgate,  der  bereits 
in  der  generation  nach  Chaucer  lebte,  die  beabsichtigten  neun- 
zehn Ijczw.  zwanzig  legenden  bei  weitem  nicht  vollständig 
gesehen  hatte;  zugleich  liat  sich  dort  der  von  ihm  angegebene 
grund  als  hinfällig'  herausgestellt.  Wie  viel  er  kannte,  hat  uns 
derselbe  dichter  leider  nicht  gemeldet,  aber  icii  denke,  nichts 
zwingt  uns  anzunehmen,  dass  mehr  als  neun  legenden  von  Ch. 
verfasst  und  der  mit-  und  nachweit  ül)erliefert  worden  sind. 
Im  gegenteil  lassen  sich  einige  gründe  dafür  anführen,  dass 
nur  die  überlieferten  neun  legenden  vorhanden  gewesen  sind. 


'  Dies  stimiüf  also  z,u  der  in  arnri.  (i  zum  Inirod.  Disc.  lo  Ihe  C.  T. 
("Aid.  Ed.  J,  20«)  ausgesprochenen  tatsaclic:  Ihal  Dan  John  rvrote  for  Ihc 
niDSi  pari  in  u  f/real  hurry,  und  conscijuenihj  wUhoul  much  accuracy. 


chaucer's  legende  of  goode  women.  377 

EiDmal  deuten  die  freilich  nur  spärlichen  stellen,  in  denen 
der  dichter  in  den  leiieuden  selbst  sich  seines  ursprünglichen 
planes  erinnert,  darauf  hin.  So  lässt  Ch.  sich  am  ende  des 
prologs  (v.  576)  vom  'God  of  Love'  die  Weisung  erteilen: 

For  who-so  shal  so  many  a  storye  teile, 
Sey  shortly  or  he  shal  to  longe  d welle. 

In  demselben  sinne  spricht  er  sich  auch  in  seiner  ersten  legende, 
der  von  Cleopatra,  aus  (v.  37  if.): 

They  weddyng  and  the  feste  to  devyse 
To  me  that  have  ytake  swich  emprise, 
Of  so  many  a  storye  for  to  luake, 
Yt  were  to  longe,  — . 

Von  hier  ab  erfahren  wir  nun  lange  zeit  nichts  mehr  von  dem 
plane  des  Werkes,  bis  Cli.  wider  in  der  vorletzten  legende,  der 
von  Phyllis,  darauf  zu  sprechen  kommt.  Aber  da  ist  nicht  mehr 
von  'many  a  slorye'  die  rede,  vielmehr  si)richt  eine  gewisse  er- 
mattung  aus  den  worten  des  dichters,  der  Gott  bittet,  ihn  seine 
legende  noch  vollenden  zu  lassen.    Er  sagt  {Leg.PlülL  61  ft".): 

But  I  am  agroteyd  here  beforne, 

To  write  of  hem  that  in  love  ben  forsworne 

And  eke  to  haste  me  in  my  legende, 

Which  to  performe,  God  me  grace  sende.. 

Therfore  I  passe  shortly  in  thys  wyse. 

Mit  legende  in  diesen  versen  ist  offenbar  die  ganze  LoGJf  ge- 
meint. Und  ich  denke,  wenn  Ch.  von  der  ersten  legende  ab 
nichts  wider  von  seinem  plane  bis  zur  vorlezten  erwähnt,  so 
können  diese  worte  keine  blosse  phrase  sein,  sondern  deuten 
vielmehr  auf  einen  baldigen  abschluss  hin,  der  auch  schon  mit 
der  nächsten  legende  erfolgte,  deren  scliluss  in  bezug  auf  seine 
ächtheit  anzuzweifeln  ich  keine  veranlassung  sehe.  Der  dich: 
ter  sagt  da  {Leg.  ]^penn.  160): 

—  —  she  säte  hir  doun  ryght  tlioo, 

Til  she  was  kaught  and  fetred  in  ))risouii. 

This   tale  ys  sayde  for  this  conclusioun. 

Ausserdem  hatten  wir  bei  gelegenheit  der  bcsprechung  der 
quellen  der  letzten  legende  (vgl.  hier  s.  354  o.)  gesehen,  dass 
mehrere  gründe  zu  der  annähme  nötigten,  dass  Ch.  sie  nicht 
mehr  in  gewohnter  weise  hatte  vollenden  können. 

Aus  den  eignen  andeutungen  des  dichters  also  können 
wir  einmal  schliessen,  dass  er  selbst  und  zwar  mit  der  zuletzt 


^78  iu:cH, 

übcilictcrtcu  loiroiulo,  tlor  Mm  Ilijpcniincsini,  ;il)i;;cscblosscn  bat. 
l'orncr  lauter  im  Ihxileinn  US.  I'air/'ax  10'  die  iibovscbrift  des 
proloijes:  The  proloyc  of  L\  goode  Jf'i/minen.  Ein  besonders 
wiebtiires  eudlieb  und  jedenffills  altes  zeuguiss  dafür,  dass  nicht 
nicbr  als  die  iil)erlieferien  neun  leiicnden  vorbanden  waren,  be- 
sitzen wir  in  dein  von  Furnivall  unter  den  Poems  tillrihutcd  to 
Chuucer-  mitgeteilten  gedichte  The  Cronyde  made  hy  Chaiicier. 
Dieses  nach  art  einer  poetischen  inhaltsangahe  auf  grund  der 
LoGlf  verfasste  gedieht  enthält  neun  Strophen,  die  aus  je  vier 
in  dem  versmaass  der  legende  geschriebenen  reimpaaren  be- 
stehen; Jede  dieser  Strophen  aber  ist  dem  gedanken  und  dem 
Wortlaut  nach  ein  genauer  auszug  aus  einer  Chaucer'schen 
legende.  In  dieser  weise  sind  besungen:  Cleopalre,  Adryane, 
Gode  Dydo  qtvene  of  Cartage,  Liicresce  of  Romc,  Phillees,  Thcshe 
i)f  Ikihilloigne,  Isiphyle,  Ypermistra  the  gode  rvyffe,  the  (Jivenc 
AIccste.  Wenn  auch  die  reihcnfolge  der  einzelnen  frauen  im 
übrigen  eine  andere  ist,  so  können  wir  doch  die  für  uns  hier 
wichtige  tatsache  constatieren,  dass  ebenso  wie  in  der  LoGJf 
Cleopalre  die  erste  und  l'jiermisira  die  letzte  ist.  Ein  fernerer 
vergleich  dieser  frauen  mit  den  in  der  legende  behandelten 
zeigt,  dass  hier  nur  Pliilomene  und  ß/edea-^  fehlen;  letztere  wird 
indessen  wenigstens  in  der  der  Isiphyle  gewidmeten  strophe, 
mit  der  sie  ja  auch  in  einer  legende  zusammen  behandelt  ist, 
erwähnt.  Hei  der  für  die  Alcesle  bestimmten,  letzten  strophe 
ist  dem  Verfasser,  wie  l)ereits  Furnivall  zu  dieser  stelle  be- 
merkte, (las  misgeschick  passiert,  die  Alcesle  mit  der  Alcyonc 
zu  verwechseln,  so  dass  er  nun  eine  skizzc  von  der  im  ein- 
gaug  zum  Hohe  of  ihe  Duchesse  widergegebenen  erzäblung  von 
Seys  and  Alcyone  liefert.  Ausserdem  sei  noch  auf  die  \'orbc- 
merkung  zu  dem  in  rede  stehenden  gcdichte  hingewiesen,  die 
so  lautet:  Jlere  notve  folotvc  Ihe  uaines  of  Ihe  nyene  ivorship- 
fnllest  Lndyes  Ihol  in  alle  cronycles  and  sloryal  hohes  haue 
hco  fointdoi  of  truihe  of  consiaunce  and  verluous  or  rcproched 
tvomanhode.  hy  Chaucier.     Dem    aufmersamen  lescr  wird  dabei 


'  Vgl.  Odd  Tcxts  of  Chaucer's  Minor  Poems  (l';ufc  I,  s.  2.j). 

^  Herausgesehen  mit  den  Odd  Texl  of  Chauccr's  Minor  Poems 
(Tart  I,  s.  VI  ir.). 

'  Es  ist  ein  iiumerliin  seltsamer  zufall,  tlass  Philomene  und  Medea 
auch  in  der  Ballade  nicht  genannt  waren,  obgleich  ihre  legenden  über- 
liefert .'sind. 


chaucer's  legende  oe  goode  women.  379 

die  cähnliclikeit  der  stelle:  Ihat  in  alle  cronijcles  and  stör  tat  bokes 
haue  bcu  /blinden  mit  der  oben  aus  Lydg*ate  citicrtcn: 
But  for  his  labour  and  besinesse 
Was  importable  his  wittes  to  encombre 
Tu  all  this  workl  to  fynd  so  grete  a  nombre 

nicht  entgangen  sein. 

Haben  wir  endlich  einen  bestimmten  anhält,  wann  Ch.  sein 
werk  abgeschlossen  hat?  Leider  nicht!  Auf  den  ersten  blick 
konnte  es  wol  scheinen,  als  wenn  uns  der  dichter  einen  solchen 
in  den  folgenden  versen  des  prologs  geben  wollte  (v,  181  tf.): 

Thou  shalt  while  that  thou  lyvest,  yerc  by  yore, 
The  moste  partye  of  thy  tyme  spende 
lu  workyug  of  a  glorious  legende, 
Of  goode  wyinmen,  maydenes  and  wyves, 
That  weren  trew  in  lovyng  al  hire  lyves. 

Wenn  wir  nämlich  diese  Weisung  so  verstehen  könnten:  'Du 
sollst,  so  lange  du  lebst,  jedes  Jahr  den  grössten  teil  deiner 
zeit  damit  zubringen,  eine  erhabene  legende  zu  dichten  aus 
der  zahl  guter  Jungfrauen  und  frauen,  die  ihr  ganzes  leben 
lang  treu  im  lieben  waren',  so  hätten  wir  gewonnen  spiel. 
Denn  hielten  wir  dann  das  für  die  abfassung  des  prologs  von 
ten  Brink  {Stadien  s.  149)  aufgestellte  datum  —  frühjahr  13Sö  — 
fest,  so  bekämen  wir,  da  der  dichter  neun  legenden  verfasst 
hat,  als  datum  des  abschlusses  das  Jahr  1394.  Mit  diesem 
jähre  aber  würden  wir  zugleich  auch  den  grund  für  die  nicht- 
voUendung  der  in  aussieht  gestellten  zwanzig  legenden  erhal- 
ten, indem  laut  einer  angäbe  bei  ton  Briuk  (ebenda  anm.  70) 
die  königin  Anna,  auf  deren  bcfehl  Chaucer  die  legende  be- 
gonnen hatte,  im  jähre  1394  am  7.  Juni  zu  Sheen  starl).  Doch 
diese  conjunctur  ^vär'  zu  schön  gewesen',  als  dass  sie  bestand 
haben  könnte.  Denn  einmal  bezieht  sich  a  glorious  legende  auf 
die  ganze  Sammlung,  wie  der  folgende  vers  Of  goode  wymmen, 
maydenes  and  n-yves  zeigt.  Ferner  scheint  die  bestimmuug  yere 
by  yere  nicht  mehr  wert  zu  haben  als  den  einer  tautologie  für 
das  daneben  stehende  niüle  that  thou  lyvest.  Endlich  fehlt  die 
rechte  erklärung  dafür,  dass  der  dichter  jedes  jähr  nur  eine 
legende  verfassen  sollte.  Könnte  man  annehmen,  dass  er  der 
königin  vielleicht  an  jedem  nanienstage  eine  hätte  überreichen 
sollen,  so  wäre  ja  dies  bedenken  erledigt.  Dem  widerspricht 
jedoch  die  bestimmung  496:  Änd  7vhan  this  book  ys  made, 
give  it  the  quene.    Hier  aber  wider  abzuhelfen,  indem  man  unter 


oSO  HKCII, 

/fiis  l'oolx-  iUmi  piolou'  vorstände,  scheint  trotz  der  stattlichen  an- 
/.ahl  \(Mi  'ü\\  \ eisen  etwas  iiewajit. 

W'w  nilisscn  deshalb  auf  ein  bestimmtes  datum  vcrzichtcu 
und  uns  mit  dem  oben  aus  Chaucer's  eigenen  äusseruugen  ge- 
wonnenen resultate  begnügen,  dass  ilm  das  gefühl  der  abnähme 
seiner  kiäfte  zum  möglichst  schnellen  abschlusse  trieb. 

Zum  schluss  will  ich  nach'/Anveiseu  versuchen,  wie  Ch. 
dazu  kam,  seinem  werke  gerade  diese  form  zu  geben. 

Schon  bei  Hyginus  finden  wir  Zusammenstellungen  unter 
rubriken  wie  (243):  Quae  se  ipsae  inlerfecerunf  oder  (254): 
ijuae  pUssimae  fuerunl  vel  püssimi.  In  den  blossen  aufzäh- 
lungen  jedoch,  wie  sie  uns  dort  Ijegegnen,  dlirfen  wir  nicht 
die  vorl)ilder  für  die  gestalt  der  legende  suchen.  Eine  ganz 
andere  Übereinstimmung  ergibt  sich  indessen  zwischen  der  an- 
läge unseres  gedichtes  und  der  des  De.  mulicrihiis  claris  über 
des  pjoccaccio.  Irgend  eine  eutlehnung  aus  dem  stoffe  dieses 
Werkes  haben  wir  ja  Chaucer  in  den  einzelnen  legenden  nicht 
nacli weisen  können,  nur  in  einigen  ])unkten  der  einleitung  zur 
Leijcnda  Vjiermyslre  mussten  wir  die  liiögliciikeit  einer  benutzung 
des  mittelalterlichen  Sammelwerkes  neben  dem  des  Hyginus 
zugeben.  Gleichwol  wage  ich  einen  einfluss  dieses  werkes  auf 
die  gestaltung  der  Leyenäe  km  den  guten  frauen  zu  behaupten 
und  lasse  zur  begründung  meiner  ansieht  zunächst  einen  kurzen 
überblick  über  das  Buch  von  den  herühmlen  frtiuen  folgen. 

Nach  der  mir  vorliegenden  ausgäbe  ^  bringt  Boccaccio  in 
lateinischer  ))rosa  104  biographieen  berühmter  frauen  von  Eva 
bis  zur  Johanna  Uiei'iisalcm  cl  Sicilie  regina.  His  zur  Cenobia 
palmirenorum  Regina  gehören  sämmtliclie  frauen  dem  altertum, 
nur  die  sich  anschliessenden  sechs  letzten  der  späteren  zeit  an; 
dabei  folgen  die  geschichten  alle  uuverbunden  auf  einander. 
Dem  eigentlichen  voiwort  geht  eine  ausführliche  widmung  an 
Andrea  de  Acciaroul'^  de  Florenlia,  Atleville  comilissa 
\oraus,  deren  anfang  ich  heisetzc: 

'  Das  werk  von  Ilortis:  Studj  snlle  opere  Uuinc  del  Boccaccio. 
'I'ricst  IST'),  war  mir  nicht  zur  hand.  Benutzet  liabc  icli  aus  der  hiesigen 
d(imheirnl>ibIiotliei<  einen  schönen  erstlingsdruck  (83  blätter  in  kleinlolio 
oiine  dluckort  und  Jahreszahl),  dem  das  andere  Ina  laufe  dieser  arbeit 
b'inut/.te  werk  De  cusibns  virorum,  illusirimn  vorgebunden  ist. 

■^  In  einem  aii8/>uge  aus  ]>aldelli's  Vila  del  lioccaccio  linde  ich  öfters 
einen  Siniscalco  AcciaiuuU  genannt. 


chaucer's  legende  of  goode  women.  381 

Pri()ie,  inulier  egregia,  paululura  ab  inerti  viilgo  semotns  et  a  ceteris 
fere  solutus  curis  in  eximiara  nuiliebris  sexus  laudem  ac  auiictn-uui 
solatium  pocius  quam  in  magnuni  reipuhlice  commodura  libelluui  scripsi. 
Verum  dum  meeum  animo  vcrsarem  cuinam  illum  itrimum  transiuitte- 
rem,  ne  penes  me  marceret  otio,  et  ut  alieno  fultus  favore  securior 
iret  in  publicum,  adverteremque  satis  non  principi  viru  sed  potius, 
cum  de  mulieiibus  loqueretur,  alicui  insigiii  femine  destiaandum  fore, 
exquirenti  digniorem  ante  alias  venit  in  mentem  italicum  jubar  illud 
pert'ulgidum  ac  singularis  non  tarn  feminarum  sed  et  Regum  gloria, 
Johanna  sereuissima  iherusaleni  et  ^icilie  regina,  cuius  pensatis  tarn 
inclite  prosapie  et  avorum  fulgoribus  quam  novis  a  se  forti  pcctore 
quesitis  laudibus,  in  desiderium  mittendi  illum  humilem  devotumque 
ante  solium  sne  celsitudinis  incidi.  Tandem,  quod  adeo  vigens  regius 
fulgor  est  et  opusculi  teuuitas  et  fere  semisopita  favillula,  timens,  ne 
a  pociori  lumine  minus  omnino  fugaretur  in  tenebras,  sensim  retraxi 
consilium  et  nova  indagine  multis  aliis  perquisitis  ad  extremum  ab 
illustri  regina  in  te  votum  detiexi  meum,  nee  immerito.  Nam  etc. 
Die  letzte  erzähluug  baudelt,  wie  gesagt,  De  Johanna  Hieru- 
salem  et  Sicilie  regina  und  beginnt  t'olgeudermassen: 

Johanna  hierusalem  et  Sicilie  regina  preter  ceteras  mulieres  origine, 
potentia  et  moribus  evo  nostro  illustris  est  femina,  de  qua,  ni  videretnr 
omisisse  odium,  sanctius  erat  tacuisse  quam  scripsisse  pauca.  etc. 
Im  weitereu  verlaufe  erzählt  uns  Boccaccio  von  der  erlauchten 
verwantscliaft  der  königiu,  von  der  grosse  und  dem  reichtum 
ihrer  herrschaft,  von  ihrer  kraftvollen  regierung-,  von  ihrem  in  den 
schwersten  schicksalsschlägeu  bewährten  Charakter  und  endlich 
von  ihrer  leutseligkeit  und  hoheit  vereinenden  persönlichkeit. 

Wenn  wir  nun  in  den  hier  hervorgehobeneu  punkten  die 
Legende  of  Goode  Wome)i  vergleichen,  so  ergeben  sich  folgende 
Übereinstimmungen: 

1.  Beide  werke  bringen  ausschliesslich  geschichten  von  frauen, 
wobei  das  englische  sich  auf  die  'guten  trauen'  beschränkt, 
während  das  lateinische  das  umfassendere  thema  n  ou  den 
'berühmten  frauen'  ])ehandelt. 

2.  In  beiden  werken  gehören  die  erzählungeu  fast  sämmtlich' 
in's  altertum. 

3.  In  beiden  folgen  die  geschichten  unvermittelt  auf  einander 
und  werden 

4.  nur  durch  einen  prolog  zu  einem  })lanvollen  ganzen  ver- 
bunden. 

5.  In  beiden  prologcu  haben  die  Verfasser  die  widnunig  ihres 
Werkes  einer  königiu  zugedacht,  sind  al)er  beide  zu  be- 
scheiden,   dies    direkt    auszusprechen    und    behclfcn    sich 


3S2  BF.CH,    CHAUCER'S  I.ir.EXDE  OF  COOIM':  \VOMRN. 

eler  eine  mit  iiennun^-  einer  \vUrclig'en  stell  Vertreterin,  der 
andere  mit  anwendun^'  der  alleg:orie. 

G.  Ik'ide  dichter  lassen  in  ihren  pndoiien  (iun-hblieken,  dass 
ihr  werk  die  frucht  einer  angenehmen  erholnngszeit  ist;  für 
Chaucer  vergleiche  man  das  stimmnngsbild  bei  ten  Briuk 
(Sfudien  s.  14S  Ü'.),  für  Boccaccio  die  oben  citierteu  worte: 
panlnlum  ah  iner/i  vulgü  semutus  et  a  ccleris  feve  solutus  curis. 

7.  Hätte  Ch.  seine  legende  vollendet,  so  hätten  beide  werke 
mit  einer  geschichte  derselben  königin  abgeschlossen,  der 
die  Widmung  gall;  der  in  der  tat  das  werk  Boccaccio's 
krönenden  erzähluug  De  Johamia  Hierusalein  et  Sici/ie  7'egina 
würde  dann  eine  Legetida  Alcestis  entsprochen  hal)en,  in 
der  eh.,  ganz  wie  im  prologe,  mit  Zugrundelegung  der 
überlieferten  Alcestesage  auf  das  leben  der  königin  Anna 
in  allegorischer  darstelluug  bezug  genommen  hätte;  vgl. 
li-nl.  V.  548  ff.: 

Bat  iiow  1  eliargc  tlio  upuu  thy  lyfe, 

That  iu  thy  legende  thuii  uiake  of  thys  wyfe, 

Whan  thou  hast  other  smale  yiuaade  betöre-,  — 

und  hier  s.  363.  Was  für  tatsachen  Ch.  dabei  hätte  zur 
darstellung  bringen  können,  lässt  sich  ungefähr  aus  der 
oben  im  auszuge  widergegebenen  geschichte  Boccaccio's 
von  der  königin  Johanna  schliessen. 

Aus  diesen  Übereinstimmungen  folgere  ich,  dass  Boccaccio's 
werk  füi-  Chaucer  veranlassung  wurde,  seinem  gedichte  die  form 
zu  gel)en,  die  es  hat,  oder  genauer  gesagt  im  falle  seiner  Voll- 
endung gehabt  haben  würde,  und  schliesse  mit  der  beluiuptung: 
Wie  später  das  in  prosa  geschriebene '/>^ca//ie/v>>i(?' das 
muster  w  urde  für  die  'Cauterburij  Tales',  so  wurde  schon 
hier  das  in  prosa  geschriebene  ' De  mulier'ihus  ctaris 
liber'  das   muster  für  die  'l.egcinlc  of  Goode  Hörnen'. 

Zv.\V7..  I\I.    Hl'XH. 


BEITRAEGE  ZUR  PRAEPOSITIONSLEHRE  DI 
NEUENGLISCHEN. 

XV. 

to  die  i)f,     to   die  from, 

sterilen  (in. 

Ausserdem:  hy,   durch,  von;   tvifh,   durch,  vor; 

for,  aus,  wegen,  für. 

Auffälliger   weise   findet   sich    der   durchaus   nicht   seltene 
gebrauch  von  from  nur  gelegentlich  angegeben,  so  von  Lucas 
unter  (o  die;  /rom  repletion,  an  tiberfüllung  sterben;  unter 'ster- 
ben': to  die  frmn  fear,  from  {of)  hurujer]  unter  'verhungern': 
to  die  of  (trifh  or  from)  hunyer,  l<>  die  from  nxntl. 
Mätzner  II,  1,  238  sagt  nur: 
'sterben,  kranken  an,  von  etwas  haben  ebenfalls  o/" zur  bezeichnuug 
des  grundes. 

Daneben  die  for  und  willi,  perisli,  slarve  witk  (by)'. 
Die  meisten  gramniatiken  begnügen  sich  mit  of,  an  (einer 
krankheit),   andere  ewähnen  daneben  by,  durch,  fir,  lür   oder 
auch  ?vith,  vor. 

Johnson  unter  to  die  sagt: 

:;.    //  has  by  before  an  instrumenl  of  dealh. 

hy  (he  sivord  —  hy  famine. 
4.    It  has  of  hefore  a  disease. 
Ogilvie,  Imperial  Dictionary: 
'Ulis  Word  is  foUowcd  by  of  or  by. 

Men  die  of  disease;  ofa  fever;  ofsickness;  ofafall;  of  grief. 
They  die  hy  the  sword,  by  famine,  by  pesti/ence.  by  violence, 
by  sickness,  by  disease. 

In  some  cases  cuslom  has  eslahlished  llte  use  of  the  one,  lo  the 
exciusion  of  the  other;  hui  in  many  cases  eil  her  by  or  of  inay  be 
used  at  the  pleasure  of  the  wriler  or  Speaker. 
Das   ist   nun   freilich    wahr,   aber  es  ist  niciit  bloss  inter- 
essant,  sondern   zumal   für  Nichtcngländer  nützlich  und  sogar 
notwendig,  einen  bestimmten  anhaltepuukt  dafür  zu  hal)eu,  in 


3S4  SATTLEU, 

welclicu  fällcMi  die  eine  oder  aiulerc  präposition  gebraucht 
werden  kann.  Dies  annähernd  festzustellen  soll  in»  fol>>enden 
versucht  werden.  Denn  mit  dem  blossen  'l)elieben'  kommt  man 
in  vielen  fällen  doch  nicht  aus,  da  der  gebrauch  nicht  ein  will- 
kürlicher ist,  demselben  vielmehr  ein  tieferes  gesetz  zu  gründe 
liegt.  Die  anwendung  verschiedener  präpositionen  nach 
gewissen  verben  erklärt  sich  ja  überhauj)t  daraus,  dass  durch 
dieselben  eben  verschiedene  beziehungen  oder  Verhält- 
nisse zum  ansdruck  gebracht  werden.  Bei  sterben,  to  die 
überwiegt  nun  der  eigentlichen  bedeutung  nach  die  causalc 
beziehung  in  dem  maasse,  dass  die  übrigen  nur  vereinzelt  zum 
ansdruck  gelangen.  Am  deutlichsten  zeigt  sich  dies  noch  im 
Französischen,  wo  diese  verschiedenen  l)ezichungen  \)Q\  mourh' 
gleichzeitig  durch  die  eine  präposition  de  vertreten  werden; 
also  tnourir  d'une  maladie,  du  Cholera;  —  de  froid,  de  faim,  de 
so\f\  —  de  tendresse  et  de  recomiaisance,  de  joie,  de  peur,  de 
rirc\  —  de  sa  helle  mot^t,  de  la  mort  naturelle,  d'une  helle  epee\ 
du  coup,  de  sa  main,  d'un  ixngnard. 

Im  Englischen  dagegen  wird  zwar  bei  krankhciten,  dem 
deutschen  sterben  an  entsprechend,/«  die  r^/"  gebraucht,  doch 
haben  sich  daneben  zur  bezeichnung  des  instrumentalen  und 
modalen  Verhältnisses  auch  andere  präpositionen,  wie  with, 
mit  und  hij,  von  eingel)ürgert.  Andrerseits  hat  sich,  wol  unter 
dem  eintlusse  des  französischen  de,  in  zahlreichen  fällen  das 
einfache  of  auch  bei  anderen  Ursachen  als  krankheiten  er- 
halten, wo  das  Deutsche  präpositionen  mit  stärker  ausge- 
prägter ca usaler  bedeutung,. wie  aus  oder  vor  erfordert.  So 
ist  beispielsweise  to  die  of  hunger  nicht  an  hunger,  sondern 
hungerst,  \()r  hunger  sterben,  verhungern.  Aehnlich  ver- 
hält es  sich  mit  lo  die  of  thirsi ,  of  laughing,  of  sorrorv 
und  einer  ganzen  menge  von  ausdrücken,  die  nachstehend  zu- 
sammengestellt sind. 

A.    Körperlich. 
a)    von  krankheiten. 

1.    o f,  an. 

1.    II e  flid  nol  die  of  old  ugc,  tmt  of  tlie  (KJHC  und  fever. 

Tiinbs,   'l'lüngs  nol  (jenerally  Icnown.  (>0. 

'  D:i».s  wir  aller  eines  todcs,  liuti  j^er»  sterlien,  nicht  aber  d  iirstes 
stcrljen  sagen,  lii-nilit  im  j^iiinile  tlocli  wol  ant"  riicksicliten  des  wolklanges. 


PRAEPOSTTIONSLEHRE.  385 

2.  Sir  Mkliuel  Le  Flemmim/  died  of  an  apopl ectic  fit. 

Boswell ,  Johns.  1,  2()6. 

3.  The  author  died  of  a  fit  of  apopJ exy.  Id.  3,  58. 

4.  Jersey  died  of  apoplexy.        Stanhope,  Hisl.  of  Engl.  2,  222. 

5.  After  a  conßnement  of  a  few  7veeks  Darlmoulh  died  of  apoplexy. 

Mac.  Bist,  ü,  l.Ui. 
G.    T/iey  evenlually  died  of  asphyxia.       Chamb.  J.  26. ji.  Hl.  207. 

7.  He  was  dying  of  ivhut  she  called  black-pox ,  a  violent  form  of 
smallpox.  Lonsdale,  Sisler  Bora  65. 

8.  In  this  case  Ihe  kind  selecled  was  'hemorrhoida/  cholic'  ofwhich 
ihe  Czar  is  stated  to  have  died. 

Lord  MahoH,  Rist,  of  Engl.  J,  272. 

9.  He  ihat  dies  before  sixly,   of  u  cold  or  consumplion ,   dies  in 
realily,  by  a  violenl  deutli.  Johnson,  Lell.  Bosw.  1,  192. 

10.  People  do  not  die  of  irißng  Utile  colds.         J ästen,  Pr.  Pr. 

11.  /  could  not   ascertain    Ihat    Sir   Hildehrand  died  of  any  formal 
complaint.  Scott,  R.  R. 

12.  A    young    lady,    dying    of   consumption ,    had    received   muck 
kindness.  Chamb.  J.  11. /6.  81.    389. 

13.  The  young  lady  died  of  a  consumption.         Bosw.  J.  3,  8ü. 

14.  31rs.  Ternple  died  ufa  consump tion  al  Lyons.     Johns.  Young. 

15.  Harris,  tke  historian,  died  of  a  consumptio n. 

Pisraeli,  Miscell.  l,  03. 
IC.    It  7vas  commonly  supposed  that  Sister  Bora  was  dying  of  con- 
sumption. Lonsdale,  S.  D.  242. 

17.  Mr.  Warningham  died  of  a  decline  at  Genua. 

Warren,  Diurry  1,  cap.  7. 

18.  Only  seven  died  of  long  old-standing  diseases  7vhich  they  had  be- 
fore they  sailed.  All  Fear.  1802.    179. 

19.  In   the  fleels  dwing  the  Russia?i  war,   one  thousand  five  hundred 
and  sevenly-four  died  of  disease.  Id.  18()3.    182. 

20.  Several  rabbils  had  died  of  the  disease. 

Chamb.  J.  2(i./3.  81.    207. 

21.  The  cliild  ultimately  recovered,  to  die  of  another  disease. 

Lonsdale,  S.  D.  232. 

22.  TuUibardine  died  of  disease  and  sorrow. 

Mahon,  Bist.  3,  328. 

23.  Do  those  tvho  die  of  my  disorder  gener ally  continue  in  the  pos- 
session  of  their  inlellects?  Warren,  Diary  1,  cap.  4. 

24.  I)r.  Manteucci  landed  in  England  only  to  die  of  a  fever. 

Acad.  27.y8.  81.    168. 

25.  Pope  relates  that  Ütway  died  of  a  fever.      Johnson,  Olway. 

26.  Shenstone  died  of  a  putrid  fever.  Id.  Shenst. 

27.  Fifleen  officers  died  of  fever  in  a  day.        Mac.  Bist.  4,  22*<. 

28.  They  shipped  him    off  to  make  a  forlune,   or  to  die  of  fever  at 
Madras.  Id.  Clive.  4. 

29.  There  died  this  morning  of  a  cruel  fever 

One  Ragozini.  Shak.,  Meas.  4,  3,  74. 

Auglia,   V.  Ijaiid.  25 


386  SATTLER, 

30.    Calchiioj  cold  in  a  hoatiufi-juitiy  on  thc  Thames,  TJiomson  died  of 

a  fei' er.  S/iutv,  IJisl.  of  Engl.  LH.  384. 

.31.    Jereiny   Taylor  died  ut  Lisbon  of  a  fever.  Id. 

32.  Cowley  died  of  a  fever  caused  by  i/iiprudetice  and  e^xcess.     Id. 

33.  Burits  died  of  fever  in  /he  31  »>  year  of  his  life.  id. 

34.  Tlie  overproud  man  died  ofganyrene  in  ilie  hapless  loe. 

Chamb.  J.  IST«.    13. 

35.  Prince  Pierre  Bonaparte  died  on  Friday  of  goul. 

Times  \\.\\.  81. 
30.    He  died  of  heart-complaint.  Mac.  Johns. 

37.  He  died  of  an  inflammalion  of  tlie  längs. 

Johnson,   Halifax. 

38.  IVhelher  Ihe  young  advcnlurer  made  a  forhoie,  or  died  of  a  liver 
coinplaint.  Mac.  Hast.  219. 

30.    Dryden  died  of  a  mortification  in  Ins  leg.    Jolms.  Dryden. 

40.  In  /his  year  Dryden  died  of  a  mortification  in  /he  leg,  combined 
jvilh  dropsy.  Shaw,  llist.  of  Lil. 

41.  Be  tliat  is  far  ojf  shall  die  of  the  pe slHence.     Ezek.  (i,  12. 

42.  Holhein  died  ofplague  in  iöl'.i.  Graphic. 

43.  Now  Elisha  was  fallen  sich  of  his  sickness  whereof  he  died. 

2  Kings  13,  14. 

44.  Jeffreys  died  of  the  slone.  Mac.  Hist.  h,  (ii). 

2.  from,  an. 
40,    Thc  masses  fvho   die  young  and  in  middle  life,  from  ailments 

that  are  difficult  to  be  warded  off.  W.  Chambers. 

40.    He  died  quitc  as  much  from  starvation  as  from  discasc  of  thc 

heart.  Sala.  111.  A'. 

47.    The  animal  had  died  from  disease  of  ihe  lungs. 

Punch  12./3.  si.    112. 
4S     Herr   Tf'eiprecht  has  died  from  lung  disease. 

Graphic  y./4.  81.    ;U3. 
4it.    Il  is  a   worse  bore   if  he  dies  from  an  accident  ihan  if  from  an 

illtiess.  Trollope,  Am.  Senat. 

50.    She  was  taicen  ill  on  thc  stagc,  and  died  from  the  malady  which 

supervened.  Chamb.  J.  1870.    14. 

Ol.    Tlte  passenger  wen/  on  shore,  and  ii;  a  fori  night  died  from  small- 

pox.  All  Year. 

52.  Eighty-eighl  pcrsons  died  from  smalljiox  in  London  last  week. 

111.  N.  14./5.  81. 

53.  fJue  of  Ihe  house  surgeons  said  /hat  he  died  from  tetanus. 

Times  7./4.  81. 

Einige  auf's  gerjulewol  zur  band  genoninieue  numinern  der 
Times  fl8Sl)  liefern  unter  den  t od esan zeigen  {Dealhs)  wei- 
tere beispiele.     So  findet  sich: 

died  of  anenrism  2(;.;8.     —  apoplexy  23.  24. /8.     —  Bright's  disease 
27.^8.   — consumption'l.'iX.     -  rapid  consumplion  ^H.jS.   — acute 


PRAEPOSITIONSLEHRE.  387 

dysentery  6./4.  —  erysipelas  2./4.  (54.)  —  fever  4./4.  (55.)  — 
typhoid  fever  4. ,4.  —  heart  disease  2./4.  23./S.  —  phiisis  25./8. 
—  acute  pneumonia  2./4. 
died  fro7n  Cancer  18.  S.  —  typhoid  fever  24.;8.  (56.)  —  iyiflamma- 
tion  of  the  lungs  31./4.  (57.)  —  acute  inflammation  ofthe  lungs 
26./8.    —  lock-jaiv,  caused  hy  a  slight  accident  9./9. 

b)    von  wuuden,  Unfällen. 
1.    of,  an. 

58.  We  ivere  necessitated  io  have  the  leg  cul  off,  whereof  he  died. 

CromweU,  Leti. 

59.  Those  that  do  die  of  il  (the  hiting)  da  seldom  or  never  recover. 

Shak.  Ant.  5,  2,  254. 
CO.    fVe  are  sorry   Io  hear  ihal  Mr.  S.  has  died  of  the  injuries  he 
received  last  ?veek.  Athenceum  12./3.  81.    367. 

61.  Eighl  persons  have  died  of  their  injiiries.      111  N.  26. /2.  81. 

62.  The  7nan  ivho  is  uniiijured  hy  the  flame  will  die  of  suffocation. 

Chamb.  J.  10./9.  Sl.  579. 

63.  Seven  died  of  rvounds  received  in  action.    All  Fear  1S63.  182. 

64.  He  died  of  Ms  rvounds  that  same  evening.  Id. 

65.  Tery  many  of  which  will  die  of  their  tvounds. 

Cromivell,  Leti.  4,  359. 

66.  Be  died  of  his  rvounds,  however,  a  few  days  aflerwards. 

Hut  ton,  A  Hundred  years  ago. 

67.  Lord  Slrathallan  died  of  a  wo  und  at  Gull  öden. 

Mahon,  Hist.  3,  328. 

68.  Ethelred  died  of  rvounds  received  in  battle.       Mac  Fa7-lane. 

69.  Johl  died  of  his  rvounds.  Scott,  It.  R. 

70.  Admiral  Benhotv  died  of  his  wounds.     Slanhope,  Hist.  1,  69. 

71.  Guiscard  died  of  his  rvounds,  or  rather  of  his  brnise. 

Id.  2,  217. 

72.  Died  of  wounds  received  at  Majuba  Hill.        III.  iV.  27./2.  81. 

2.  from,  an,  in  folge. 

73.  William  III  had  died  from  an  accident  of  the  same  kind. 

Athenceum. 

74.  It  is  a  rvorse  bore  if  he  dies  from  an  accident  than  if  from  an 
illness.  Trollope,  Am.  Senat. 

75.  In  the  North-western  Provinces  OSti  persons  died  from  thebites 
of  snakes  and  other  wild  animals.  Chamb.  J. 

76.  In  India  ynore  than  200000  persons  die  annually  from  snake-bile. 

Id.  1S76.    822. 

77.  Died  from  the  e ff  ects  of  a  hicycle  accident.     Times  22. jS.  81. 

78.  The  creature  had  evidently  died  from  the  effects  of  a  shot. 

Graph.  15./10.  81.    391. 

79.  He   had  several  broken  ribs  and  other  injuries,  from  the  effects 
of  rvhich  he  died  next  day.  Id.  1./10.  81.    358. 

25* 


3SS  SATTLFK, 

50.  Mtuihul  MdHiii/  (lit'd  from  llic  cf/ i'c Is  af  ti  (jitiisliol  Wdiiiul  forty 
ycurs  uftcr  ils  rcceplion.  Cluniib.  ./.  25»./ 10.  Sl.    \S\)'i. 

51.  riicrc  dicd  dl  ihis  üiiie  aitolluT  of  llie  J^linislers,  tite  Duke  of  New- 
Ciistlc,  fr  Olli  u  fall  of  Jiis  /lorsr.  Slaii/iojw,  Jlist.  1,  222. 

i*2.    Olli'  of  lliein  ilied  from  <i  jnckdxe  /round  in  tlw  fool. 

Cliamli.  ./. 
S,t.    IL-  dies  cmtludllij  froiH  irouiids  rcccivcd  oii  u  borricdde. 

Atlieii. 

c)    s  o  11  s  t  i  ^'  e  \  Q,  r  u  n  1  a  s  s  u  ii  g  e  n. 
I.  ()/',  an,  vor,  {i^eiiitiv  (linnj^ers). 
^•l.    Ihn  slu\  beim/  vtorldl,  of  lliul  boy  did  die. 

ShdK.   Midx.  2,  1,   l:}'). 
S5.    lichards  iufori/idul  said  lltal  Je/freys  died,  not  o  f  drin  h' ,  bat  of 

(he  slonc.  Mac.  Hisl.   h,  O'.t. 

so.    It  lidil  litip/x'nefl  l/idl  Sardli'.'i  Itu.^band  dicd  of  lii.s  o/rn  ecccesses. 

Buhver,  AI. 
87.    ll  is  ilie  fruit,  of  Hee/zebub's  orcliard ;  many  have  died  of  i(. 

Buiiyan,  P.  /'. 
SS.    Jn  Hibirnidu  Morcliioness  liad  been  CAceedingly  shocked  tlial  men 

sliould  die  of  Hunger.  Dick.  D. 

SO.    It  wo  nid  lake  nie  loiuj  lo  die  of  liuiiyer.  Eliot,  Ü.  D. 

'JO.    The  State  would  not  leave  liiin  lo  die  of  liunyer  in.  a  di/ch. 

Mac.  Clive. 
'1 1 .  Multiludes  had  died  of  m is ery  in  tlieir  wnnilerings.  Eliot,  D.  D. 
'.)2.    I  feel  as  if  1  ivere  dying  of  old  age.  Mac.  Diary. 

'.t.5.    The  rvoman  I  7Vas  did  not  die  of  old  age.         Sjiectator  ;50(j. 
'.•4.    He  did  not  die  of  old  age.  Tivtbs,  Things  etc.  Oo. 

',).").    He  had  died  of  poison,  and  bu/fled  the  law. 

All  Fear  1H(>7.    2-4(». 
9().    She  died  of  hard  work,  privalion  and  ill  Ireatment. 

Burnell,  Thal  Lass  o'  L. 
•J7.    Three  of  the  curiuus  creatures  died  of  s larvation. 

All  Year  1879.  404. 
!)S.    They  sat  down  to  die  of  slarvation.  Chanib.  J. 

!»'.l.    /  know  of  one  poor  siriiggling  clergyman  who  has  died  of  siinide 
slürvation  and  pov er ly.  Graphic.  2(i./3.  81.    IJO.'i. 

100.  The  Government  has  published  a  J'a.Uantentary  reiurn  in  which  il 
is  obliged  to  udmit  tinti  lol  pcrsons  died  of  absolute  slarva- 
tion. Punch  30./4.  Sl.    V.y.i. 

101,  Falsta/f  shall  die  of  a  sweat.  Sliak.  H.  B.  4.  5,  5,  14(). 
1ii2.    The  chance  of  losing  Iheir  comels  and  dying  of  thirst. 

Chanib.  .1 . 
lo.',.    (Jlwuy  is  Said  to  have  died  of  rvant.  Johnson,  Oliv. 

loj.    /  shall  die  of  it  (being  tnrned  out  inlo  the  streel),  cousin. 

Tennyson,  Qu.  Mary  .5,  2. 
lo").    There   is    niuch    ti>   Ihrire   upon   und  Utile  lo  die  of,   in  the  air  of 
the  Criineu.  All  Year  ISöS.    70. 


PRAEPOSITIOXSLF.HRE.  389 

2.   from,  an,  in  folge  von,  vor,  genitiv  (linngers). 
100.    Hc  died  from  excessive  drinking.  Graphic, 

107.    People  soyneiimes  die  from  eating  Ihe  oclopus.        Chamb.  J. 
1  OS.    In  ihrce  weeks  aftcr  ihe  yo  nng  fei  low  died  fr  o  m  ihe  cffe  c  l  s.  Id. 

109.  Many  others  had  died  from  ils  effecls.  Graphic. 

110.  This  genllemun  died  from  Ihe  effecls  of  an  exlra-dose  of  prussic 
acid.  Times. 

111.  Fem  even  of  ihe  oldesl.  die  purely  from  exhav stion  or  decay. 

Timbs,  Things  not  generally  known.  58. 

112.  She  saw  her  hnshand  al  last  literally  die  from  hunger. 

Bulw.  E.  Ar. 
li:i.    Many  poor  crealures  die  from  inabilily  lo  swallow  ihe  nourish- 

7nenl  offered  (o  ihem.  Chamb.  J . 

IIJ.    He  died  at  lasl  wilhoul  disease,  simply  from  old  age. 

Athen.  20.-8.  81.    T.W). 

115.  He  had   died  in   ihe  middle  of  Ihc  night  from  an  overdosc  of 
laudanum.  W.  Chambers. 

116.  A  large  number  of  naiives  are  dying  from  poison.      111.  JS. 

117.  Yes,  dying  all  from  starvation.  Chamb.  J. 

118.  He  died  quite  as  much  from  starvation  as  from  disease  of  the 
heart.  Sala,  111.  N. 

119.  ]\o  one  died  from  wani  at  Longßeld.  W.  Chambers. 
12(1.    llie  water  was  nnßt  for  man  or  treust;  the  caltle  died  from  it. 

Chamh.  J. 

B.    Geistig. 

1.    of,   an,   vor. 

121.  He  died  of  despair  in  a  Iragical  manner  soon  aftcr  Ins  return 
from  Hanover.  Contemp.  Review,  Apr.  81.    640. 

122.  She  died  shorlly  after  of  adversily  and  chagrin. 

Beaconsfield,  End, 

123.  He  would  have  died  of  c hange  of  habit.         Bulwer,  Maltr. 

124.  5/^6'  thought  herseif  neglected,   and  died  of  disappoiniment. 

.Johnson,  Savage. 

125.  /  shoitld  die  of  duliness  if  1  iived  here.  Chamb.  J. 

120.  jSay,  let  her  langnish 

Ä  drop  of  blood  a  day;  and,  being  aged 

Die  of  this  folly.  Shak.,  Cymb.  1,  1,  158. 

127.  The  poor  child  would  cerlainly  have  died  of  fright. 

Ruffini,  D.  Ant.  291. 

128.  An  evenl  thai  caused  his  widow  lo  die  of  grief.      Chamb.  J. 

129.  Rushworth  died  ofa  broken  heart.       Disraeli,  Mise.  1,  71. 

130.  If  Alice  had  died  of  a  broken  hearl.  Bulwer,  Alice. 

131.  She  died,  Sir,  of  hearl-break.  Mackenzie,  La  Roche. 

132.  ll  tiearly  made  me  die  of  laughing.  Mac,  Lett. 

133.  1  was  ready  to  die  of  laug  hl  er.  Anslen,  Pr.  Pr. 

134.  But  died  ihy  sister  of  her  love,   my  bog! 

Shak.,  Tw.  2,  4,  122. 


390  SATTLER, 

l.Sn.    Macdianilid  dicd  of  orcr-sl inli/  and  cxhaustion. 

Disradi,  MisccU.  l,  ()4. 
136.    A  tjicat  tiu/nlur  of  tjoitinj  auiliors  liavc  died  of  ovcr study. 

Id.  1,  (i:<. 
l.'iT.    //■  il  piciisc  God  f/tiii  1  i/iusi  die  of  over study, 

ih-ydc/i.  Leu.  Disr.  Misccll.   I,  ISd, 
13S.    Slic  dicd  of  ihal  passion.  Tltackeray,  Enyl.  Rum. 

V.vy    Mcn  of  (he  niosl  venerable  diyniiy  died  of  rage  and  s harne. 

Mac.  Hast.  27;{. 
t  li'.    77<(«  1  must  speak,  she  Said,  ihongh  1  die  of  sha7ne. 

Capl.  Taylor,  Thiig. 

141.  TuUibardine  died  of  disease  and  sorrow.    Mahon,  Mist.  1$,  328. 

142.  /  think  1  could  die  of  sorrow.  Troll.,  Am.  Senat. 

143.  I'hey  will  die  of  spile  and  vexalio n.      Filzgerald,  Phoebe. 

144.  Sociulistn  would  soon  haue  died  of  its  own  slerility. 

Nation  24./2.  81.    12;). 

2.   from,  an,  vor. 

145.  Oihers   were  so   lerrißed  /hat  ihey  died  from  ihe  effecis  of  the 
shock.  Vornhill  2(i(i. 

146.  One  of  the  patienls  died  from  ihe  effecis  of  the  shock. 

III.  News. 

147.  Sotne  of  (he  seamen  who  were  7Vounded  by  the  arrows  of  the  South 
Sea  Island  savages  died  from  sheer  fright.  Graphic. 

14S.    Af(er  a  short  limc  he  died  from  overexposure. 

Acad.  l()./9.  81.    207. 

149.  Two   men  were  killcd  (by  ligh(ning)  on  the  spol,  four  more  died 
soon  af(er  from  (he  shock.  AU  Year  18(13.    272. 

150.  Lady  li.  has  since  died  from  (he  shock  to  ihe  System  caused  by 
Ihe  fire.  Graphic  l(J./4.  81.    303. 

Der  Übersichtlichkeit  weji'en  mögen  aus  den  vorstehenden 
beispielen  hier  diejenigen  ausdrücke  zusammengestellt  werden, 
bei  denen  sich  sowol  of  wie  from  gebraucht  findet: 

of  old  age  \.  '.i2.  113.  1)4.   —  from  old  age  114. 

of  a  disease  18.  li).  20.  21.  22.  —  from  a  disease  46.  47.  48. 

of  (typhoid)  fever  24—33.  54.  56.  —  from  fever  hl. 

of  inflammalion  of  (he  Inngs  37.  —  from  inflammation  of  (hc 
lungs  57. 

of  black  pox  7.  —  from  black  pox  51.  52. 

of  a  fall  153.  —  from  a  fall  81. 

ofwounds  63—72.  —  from  wounds  82.  83. 

of  drink  85.  —  from  exccssive  drinkiug  106. 

of  frighl  127.  —  from  fright  147. 

of  Hunger  88.  8!).  DO.  —  from  hunger  112. 

of  poison  !)5.  —  from  poison  116. 

of  s larvation  !I7.  !)8.  \)\\.  100.  —  from  s larvalion  46.  117.  11*>. 

of  wan(  loü.    —  from  wan(  11'.). 


PRAEPOSITIONSLEHRK.  391 

Dass  der  gebrauch  des  from  entschieden  neueren  da- 
tums  ist,  lässt  sich  aus  Johuson's  völligem  schweigen  darüber 
schliessen,  wird  aber  auch  durch  die  beispiele  selbst  weiter 
erwiesen.  Es  widerholt  sich  also  auch  hier  die  bekannte  er- 
scheinung,  dass  of  in  der  neueren  spräche  vielfach  durch  from 
ersetzt  oder  verdrängt  wird.i  Allerdings  ist,  wie  die  zahl  der 
beispiele  (12  unter  150)  zeigt,  der  gebrauch  des  from  noch 
verhältnissmässig  seltner-,  doch  beschränkt  er  sich  keineswegs 
allein  auf  solche  fälle,  wo  der  tod  nur  in  folge  einer  krank- 
heit  oder  eines  Unfalles  eingetreten  ist.  Während  die  mehr- 
zahl  der  beispiele  eine  solche  annähme  durchaus  nicht  gerecht- 
fertigt erscheinen  lässt,  macht  dann  freilich  in  anderen  fällen 
sich  ein  moment  geltend,  das  den  gebrauch  des  einfachen  of 
ausschliesst.  So  findet  sich  nur  lo  die  from  (he  effects  of 
(beispiel  108 — 10.  145.  146),  aber  nicht  of  the  e/fec(s.  Man 
kann  wol  sagen:  hc  died  of  a  fall  (hQ\»\^.  153),  aher  Jie  died  of 
a  fall  of  his  horse  würde  eben  so  wenig  möglich  sein,  wie  im 
Deutschen:  'er  starb  an  einem  stürze  seines  pferdes',  statt  'in 
folge  eines  Sturzes',  from  a  fall  of  his  horse  (beisp.  81). 

Zu  bemerken  ist  noch,  dass  f7'om  bei  geistigen  Verhält- 
nissen nur  selten  vorkommt  (beisp.  145 — 50),  hier  vielmehr 
neben  of  (beisp.  121 — 44)  tvilh  in  gebrauch  ist  (beisp.  ISO — 99). 

3.  for. 

Ogilvie  verurteilt  den  gebrauch  desselben,  freilich  ohne 
weitere  gründe,  indem  er  nur  bemerkt  ' thc  use  af  for ,  hc  died 
for  thirst,  is  not  elegant  nor  common'. 

Johnson's  theorie:  'for  conmionhj  hefore  a  privative, 
and  of  hefore  a  positive'  ist,  wie  sich  aus  den  beispielen  (162. 


'  So  heisst  auch  leiden  au  regelmässig  lo  suffer  from\  dagegen 
St.  Mark,  5,  25:  und  (das  weib)  hatte  viel  erlitten  von  vielen  ärzten, 
and  had  suffered  many  lliings  of  many  physicians. 

-  Nach  dealli  findet  sich  dagegen  nie  of,  sundern  from  oder  by, 
cmised  by.  Beispiele  dafür  liefert  jede  Wochenübersicht  der  geburten 
und  todesfälle  in  den  londoner  Zeitungen.  So  heisst  es  in  einem  artikcl 
von  AH  the  Year  Round  JSöS,  5ö7: 

deaths  from  consumplion,  old  age,  ihe  scane  cause,  citolera,  diar- 
rhoea,  influenza,  ivounds,  preventible  disease  u.  s.  w. 

— by  inlemperance,  cold,  hanging  and  suffocation,  preventible 

disease. 
—  caused  by  scarlalinu,  lyphus  and  inlemperance  u.  s.  w. 


Myi  SAllLEK, 

163)  ergibt,  (Uurhaus  niolit  immer  sticlilialtig-.  Er  iuü;t  aber 
tVeilii'h  selbst  liin/ai:  '//wse  j>r(ie/>(>sifions  are  not  aüraijs  (ruly 
distinguished '. 

Seine  beispielc  sind: 
IM.  Al  fifsl  shc  slarllcs,  ihcn  fHands  d/iuiz'd; 

At  lugi  witli  (error  s/w  f'rom  Itence  doth  fhj, 
And  loallis  thc  tvd/'ri/  glttss  ivlwrcin  she  g<iz'</, 
And  s/iuiis  it  still,   dlt/io'  for  t/iirsl  shc  dies. 

Ihivies. 
l.")2.   Be  in  (he  loadcn  vineyard  dies  for  thirst.  Addison. 

löH.    Hipparclius   heing  passionately  fand  of  his   own   ivife,    who   nuis 
enamoured  of  Hadryllus,  leaped  and  died  of  his  fall.         Id. 

Allerdings  ist  der  natur  der  sacbe  nach  der  gebraucb  des 
fnr  zur  bezeiclinung  des  grundes,  der  arsaebe  ein  bescbränk- 
ter.     Es  findet  sieb  iudei-scn 

1.  Nach  unalogie  dcrjcnigeu  verba,  'bei  denen,  wie  bei  (o  lony, 
hnnyer,  (hirst  u.  s.  w.;  der  i^egen  stund  des  sfrebeus  und  Verlangens 
im  weitesten  sinne  durch /br  ausgedrückt  wird' (Mätzner  II,  1  wntvv  for,  la) 
in  Verbindung  mit  })ersonen,  selten  mit  saclicn  =  (o  languisk  ivi(h 
affecdon  (mourir  poiirj. 

154.  ^'uy,  bat  1  know  tvho  loves  him. 
If'ho  in  dcs)}i(e  of  all,  dies  for  him. 

Shak.,  Ada.  3,  2,  ()!). 

155.  If  he  lovc  Caesar,  all  he  can  da 

Is  (0  himself;    (ake  (houghf,  and  die  for  Caesar. 

Id.  Caes.  2,  1,  IST. 
15().    /   niay   say   tha(  I  am  dead  drunk  for  your  sake,   tvhich  is  more 

/hau  I  die  for  you.  Steele,  Le((. 

157.    She  is  made   lo   imderstand  (ha(  il  is  a  man  of  qualiUj,   who  dies 

for  her.  Spec(a(.  226. 

15S.    The  youtiy  man  acknowledged  (hat  (hcy  died  for  Rebecca. 

Tatler. 
15!>.    One  of  Ihcm  said,  he  woidd  die  for  her.  Goldsm.,  Vic. 

lüo.    I  almos(  die  for  food,    and  Icl  nie  have  it. 

Shak.  2,  7,  IUI. 
Kil.    I'ear  masler,  I  can  go  no  für  (her:   (),  I  die  for  food. 

Id.  2,  (i,  2. 

2.  Nacii  analogic  von  (o  (remhie  for  fear,  (o  tvecp  for  joy,  in  Ver- 
bindung mit  abstrakten,  luv  angäbe  eines  subjektiven  grundes. 
ltJ2.    He  was  ready  (o  die  for  fear.  Bunyan,  P.  V. 
l(j.'5.    IVho  as  Cervan(cs  injorms  us,  died  for  love  of  ihe  fair  Marcella, 

Field.,  Jos.  Andr. 
KU.    Their  ßsh  siinkcth,  because  iherc  is  no  ivaler,  and  die(h  for  l hirst. 

Isaiah  50,  '.). 
165.    Some  (ifficcrs  liuil  died  for  waiit  of  a  morsel  of  brcad. 

Mac.  üist.  1,  295. 


PRAEPOSITIONSLEHRE.  393 

4.   hy.      5.   )vitli. 

Es  ist  bereits  oben  bemerkt,  dass  die  bedeutuug  des  to  die, 
sterben,  im  grmide  nur  eine  eausale  ergänzung  zulässt.  Man 
kann  eben  nicht  sagen,  ich  sterbe  von  dir  oder  mit  dem  messer. 
Insofern  dasselbe  aber  dem  passiven  to  he  kill ed,  getötet  wer- 
den, in  der  bedeutung  nahe  kommt,  so  kann  dabei  wie  auch 
bei  anderen  intransitiven  verben  die  Ursache  auch  durch 
h\j  oder  with  ausgedrückt  werden.  Indessen  treten  hier  doch 
mannigfache  Verschiebungen  ein.  Während  das  instrumen- 
tale wlih  bei  lo  die  nur  selten  zur  angäbe  des  mittelbaren 
Werkzeuges,  wie  he  /ras  killed  with  the  sword,  er  wurde  mit 
dem  Schwerte  getötet,  dient,  nimmt  es,  wie  bei  andren  verben 
z.  b.  lo  tremhle  tvith  fear,  vor  furcht  zittern,  bei  bezeichnung 
von  gemütszuständen  eine  mehr  eausale,  oder  zum  ausdruck 
eines  mehr  begleitenden  umstandes  eine  mehr  modale  färbung, 
dagegen  das  mehr  eausale  /;//  eine  modale  färbung  an.  So 
ündet  sich  denn  lo  die  of  the  peslilence  und  by  the  pestilence 
(beisp.  41.  16(i.  167.  168),  by  the  sword  und  with  ihe  sword 
(beisp.  167.  168 — ^181)  oft  unmittelbar  neben  einander.  In  an- 
deren fällen  widerum  hat  by  ausschliesslich  modale  bedeu- 
tung. Aus  diesem  gründe  scheint  es  auch  nicht  zweckmässig, 
die  verschiedenen  beispiele  des  to  die  by  und  with  nach  diesen 
verschiedenen  gesicbtspunkten  zu  ordnen. 

4.   by.  • 
16t).    Be  thal  is  far  off  shall  die  of  the  pestiU'iice;  and  he  thal  is  near 

shall  fall  by  the  sword ;  and  he  /hat  remainelh  and  is  bcsieycd 

shall  die  by  ihe  famine.  Ezek.  <>.  12. 

167.    IV hy   will  ye  die,    ihou  and  thy  people,   by   ihe  sword,   by  the 

famine  atid  by  the  peslil ence.  Jercm.  27,  13. 

16S.    Thns  saith  the  Lord,  he  (hat  rcmaineth  in  this  cily  shall  die  by  the 

sword,  by  the  famine,  and  by  the  peslil  ence.      Id.  3S,  2. 
160.    He  must  pwye  himself  to  the  sadsfuction  of  u  viyilanl  tribinial  or 

die  by  fire.  Mac.  llanke. 

170.  The  bishop  wotild  probably  have  heen  compelled  lo  resiyn  his  diy- 
nity,  had  he  not  died  by  a  sudden  fit  of  apoplexy. 

Linyard,  Jlisl.  of  Engl. 

171.  If  1  meet  any  of  'eni,   they  shall  die  Inj  this  hand. 

Thack.  Viry. 

172.  /  um  not  to  die  by  your  hand.  Chamb.  J.  2. JA.  bl.    222. 

173.  he  died  the  day  he  7vas  condcnined,  opparently  by  poison. 

Bulw.,  K.  Chili. 

174.  A  Judge  of  this  name  died  by  poison.        JS'utes  and  (Jueries. 


HO 4  ■  SATTLER, 

175,    VhatlcrioH  dicd  b  ij  s  nie /de,  luforc  he  had  complcled  his  eighlecnth 

!/i'<":  S/uifv.,  Bist,  of  Lii. 

ITti.    li  IJ  HO  dis/i<ni(-si  ivound  shall  llecior  die.     Pope,  11.  22,  354. 

Uiizweitclliaft  modal  sind: 
JT7.     Thcy   havc  d'wd  in   l/iv  priinc   of  life,    und   nutny   of  ihcm   (> y   a 

apccdy  dcalh.  Vornhill  22(i. 

ITS.    Hc  ihal  dies  hcforc  si.viy,  o  f  a  cold  or  coiisiimi>lion,  dies,  in  reality, 

by  a  violcnt  dcatit.  Johns.  Leu.  (Hoswell  I,  192). 

IT'.t.    Mi/ton  dicd  by  a  '/iiicl  and  sileni  eiVi>iralion.        Id.  Mill. 

;').    wi(h. 
l'^tt.    My  ImsUand  and  l/iree  of  my  babes  died  ivilli  it.  (llie  diseasc). 

AU  Year. 
\'^\.  lle  (hat  is  in  (he  field  shall  die  ivitk  (he  smord.  Ezck.  7,  15. 
1*^2.    1  am  dyiny  with  curiosily  lo  see  wlial  he  is  likc. 

ßraddon,  Äsphod. 
l*»:i.  1  thouyht  1  shoii/d  have  died  wilh  the  effort.  Goldsni.  Vic. 
181.    ü,   this  will  make  my  mother  die  wilh  yrief. 

Shak.,  K.  J.  ;5,  3,  5. 
1S5.    1  should  die  wilh  hunycr,  ?vere  I  al  peace  wilh  ihe  woi'ld. 

Disraeli,  Mise,  of  Lil.  1,  315. 
l"^(i.    1  am  positively  dyiny  wilh  hunger.-  Scoll,  R.  R. 

187.    Wenl  they  noi  quickly,  I  should  die  wilh  lauyhiny. 

Shak.,  Shretv.  3,  2,  343. 
1^'^.    1    Ihouyhi   ihe   iwo    Misses   Flamboronyh   tvoiild   have  died  wilh 

I aiiyhing.  Goldsm.  Vic. 

\^\).    Belinda  was  here  ready  lo  die  wilh  rage  and  jealousy. 

Spect.  272. 
l'.lü.    She  would  have  been  ready  lo  die  wilh  s harne. 

Eliol,  Ad.  B.  I,  20S." 
Es  finden  sich  demnach  lu  die: 

1.  of  a   diseasc    is     22.    —    from   a  disease  4() — 4S.    —    willt,  a 

disease  180. 

2.  ofa  fit  of  apoplexy  3.  —  by  a  fit  of  apoplexy  170. 
.  3.    of  gricf  12S.  —  jvilh  grief  184. 

4.  of  hunger  '»S — 90.  —  from  hunger  112.  —  wilh  hunger  185.  186. 

5.  of  laug  hing  132;  laughler  133.  —  tvilh  laughing  187.  188. 
0.    of  I ove  134.  —  for  I ove  164. 

7.  of  pestilence  41.   166.  —  by  pestilence  167.  168. 

^.  of  poison  95.  —  from  poison  116.  —  by  poison  173.  174. 

9.  fif  shnnic  139.  140.    -  ivilh  shame  I90. 

10.  by  ihe  sword  167.  168.  t-  with  the  sword  181. 

11.  of  ihirsl  102.  —  for  Ihirsl  151.  152.  164. 

12.  of  wanl  103.  —  from  wanl  119.  —  for  rvant  165. 

i:{.    ofa  wound  63 — 72.  —  from  a  Wound  82.  83.  —  by  a  wound  176. 

Zum  Schlüsse  mögen  noch  einige  ausdrücke  folgen,  die  in 
ahn  Hell  er  weise  wie  lo  die  konstruiert  werden. 


PRAEPOSITIONSLEHRE.  395 

1.  dead: 

Mi\  Richardsoti  is  dcad  of  an  apopicxy.  Jo/uis.,  Lcit.  (1762). 
John  Ireton  is  dcnd  of  fever  in  Ireland.  Carl.,  Cromw.  Lclt.^^M'o. 
Mamj  a  man  dead  by  the  cxecuiion  of  (he  lafv  they  had  seen. 

All  Year  1867.   240. 
Tivelve  of  the  crew  tvere  dead  htj  hard  labour  and  bad  food. 

Swift,  Gull. 
Threc  fellows  are  half  dead  already  wilh  fear.    Capt.  Taylor,  Thug. 

2.  to  expire. 

After  three  hours  the  boy  expired  of  ex  haus  (ton.  Chamb.  J. 

I(  oecasioned  a  fever,  of  rvhich  he  expired  a(  (he  end  of  (hree  days. 

Sco((,  R.  R. 
He  expired  suddenly  of  hcar(-disease.  Alhen.  .5.,  II.  81.  599. 
Yes,  I  was  (o  die!  (o  expire  ofthirs(  and  hang  er.  Taylor,  Thug. 
1  am  ready  to  expire  with  vexadon.  Warren,  Diar.  I,  5. 

3.  (0  be  famished. 

Being  almost  famished  with  hang  er,   hc  pu(  his  finger  frequently  to 
his  mouth.  Swif(,  Gull. 

4.  to  be  ill,  (0  fall  ill,  to  be  taken  HL 

1  have  been  extremely  ill  of  an  asthma  and  dropsy. 

Bosw.,  Johns.  Le(t,  4,  179. 
She  was  taken  ill  of  a  cold.  Bulw.,  Malt. 

My  brother  feil  ill  of  a  bad  fever.  All  Year. 

The  poor  creature  has  fallen  ill  o  f  a  fever.  W.  Coli.  Bl.  R.  2,  42. 
She  feil  ill  of  a  fever  and  died.  Field.,  Jos.  A. 

A  lady  ivhose  li((le  girl  had  been  ill  of  the  measles.  Bulw.,  AI. 
On  Saturday  a  tvoman  and  three  children  feil  ill  of  the  small-pox. 

Lady  Montague,  Le(t. 
He  sends  his  tove  to  his  bro(her,  (heu  ill  of  a  sprain.  Thack.,  Virg. 
One  of  my  children  was  (aken  ill  wi(h  a  dangerous  disorder. 

All  Year. 
The  English,  lying  ill  with  fever ,  got  the  natives  (o  rouse  (hem. 

Chamb.  Joiirn. 
1  slill  lag  very  ill  wilh  fever.  Thack.,  Virg. 

The  king  of  Sweden  is  ill  wi(h  inflammation  of  (he  lungs. 

Graph.  19.;3.  81.  274. 
Poor  dear  old  Goody  was  ill  with  (he  sore  knee  in  (he  village. 

Thack.,  Virg. 
He  was  lying  dangerously  ill  with  typhus.  Athen. 

5.  (o  perish. 

Nazir  Jung  perished  by  the  hands  of  his  own  followers. 

Mac,  Clive  17. 
J  perish  with  hunger.  S(.  Luke  15,  17. 

Their  female  adendants  were  in  danger  of  perishing  with  hunger. 

Mac,  Hus(.  29«. 


'.VM\  SATTLKK, 

NACHT  HAG. 

An  /icirrss,  iclto  ilf/iiu/  of  her  flrst  c/ii/il,  Inid  lefl  liim  her  cstalc. 

Johus.,  Rbl.   HtT. 
Childrcn  ivcrc  ilyiiuf  of  hKiujcr  in  ihcir  inothcrs'  arins. 

Moricy,  Eiujl.  La.  12. 
//<■  dictf  vf  poison.  Sir  Henri/  Siihwi/,  Lctl.  —  Eley.  Episllcs  !to. 
Ihujiies!  Ict  them  die  of  ihirst.  Bostvcll,  L.  of  Johns.  1,  217. 

.1///  hrothcr  dicd  of  drunken  joy.  Johns.,  Rbl.   IKi. 

1  ihini:  thcy  tvil/  die  of  a  panic. 

Mrs.  El.  MonKiyiie.  Letl.     -  fCIcy.  EpisÜcs  452. 
Hc  dicd  of  sorrow  and  shame.  Athen.  18./2.  82.    222. 

She  is  //lade  lo  unders/o/id  ihat  ii  is  a  >/>a/i  of  '/na/ity  ivho  dies  for  her. 

Specl.  2(i(>. 
I  have  painted  a  beautifnl  woi/ia/i,  a/td  a//t  despairi/K/,  dyiuff  for  her. 

Id.  2.iS. 
A  dcbtor  of  his,  no  Uiter  ihan  las'  year,  died  for  ivanl. 

Goldsm.,  f'ic.  IÜk 
I  trish  thai  ihe  hapjdesi  here  muy  noi  die  rvilh  envy. 

Pope,  Leu.  —  Eleg.  Epist/es  2(iV). 
J\)  die  is  ihe  fa'e  of  /na/i ;  to  die  wii h  lingering  anyuish  is  yenerally 

his  folly.  Bostvell,  L.  of  Johns.  4,  109. 

1  thonght  I  shonld  have  died  wilh  Ihe  e  ff  ort.        Golds.,  Vic.  V.Vl. 
Poor  Levelt  died  in  his  bed  by  a  siidden  siroke. 

Johns.,  Lelt.  Bostv.  4,  104. 
My   lord   chanceUor    Bacon   is   lalchj   de  ad  of  a  long  and  vanishing 

weak/iess.  Hoivell,  Letl.  (1()25).  —  Eleg.  Ep.  \2[). 

Her  b rother  has  been  Hl  of  a  fever. 

Lady  Russell,  Lell.  flOST).  —  Id.  157. 
I  feil  Hl  of  (t/i  epidc/iiic  fever.  Sierne,  Lell.  —  Id.  411.. 

A  fvortia/i  feil  Hl  of  ihe  s/nall-pox. 

Mrs.  El.  Mo/Uague,  Lell.  —  Id.  144. 


XVI. 

Ihe  kcy  of,    Ihe  key  to, 
der  Schlüssel  zu. 

Audi  iil)cr  <licsc  Verschiedenheit  des  Sprachgebrauchs  ^ebcn 
würtorliüchcr  und  grarnraatikcn  keine  weitere  auf  klärung.  Aller- 
dings linden  sich  l)ci  T^ucas  beide  ausdnicksweiscn  erwähnt, 
doch  an  verscliiedener  stelle  und  of  mw  in  Zusammensetz- 
ungen, wo  es  nach  analogie  vieler  anderer  fälle  dem  Deut- 
schen entspricht.  Allein,  'wenn  statt  des  mit  ö/ gebildeten 
genitivs  oft  ein  zusammengesetztes  Substantiv  eintritt:  o,  police- 
of/icer  nel>en  an  mspeclor  of  police,  so  darf  in  vielen  bezeich- 
nungen  der  bcstimmti:  artikcl  nicht  fehlen' (Schmidt,  Lchrb. 


PRAEPOSITIONSLEHRE.  397 

der  engl.  Sprache  II,  §  236,  1.  auru.).     Dies  gilt  auch  für  key, 
mit   dem    uuterschiede   freilich,   dass  bei  einfacher  Zusammen- 
setzung  der   unbestimmte  artikel  a,   wie  im  Französischen 
de:  wie  clef  de  caisse,  de  secretaire,  de  hureau  gebraucht  wird, 
während  der  bestimmte  artikel  dem  deutschen  'zu'  entspricht. 
Wenn  Lucas  nun  unter 
kaiumerschlUssel  —  key  of  a  cliamher\  schrankschliissel  —  key  of  a 
piess,  cupboai'ä  etc.]  Stubenschlüssel  —  key  of  a  rooin,  chamber-key\ 
hausschlüssel  —  key  to  the  street-door,  house-key, 
angibt,   so   stimmen   die  drei  ersten  fülle  vollständig  mit  dem 
obengesagten   überein,   letzteres  aber  ist,   in  der  allgemeinheit 
wenigstens,   unrichtig.     Denn  die  nachstehenden  beispiele  wer- 
den auf  das  überzeugendste  dartun,  das  in  der  gewöhnlichen 
bedeutung  des  wortes  key  of  ausschliesslich  im  gebrauch  ist. 

A  key  io  findet  sich  nur  dann,  wenn  1.  Schlüssel  figür- 
lich 'an  explanalion  of  anyllüng  difficuW  (Johnson)  bedeutet, 
und  2.  als  nachschlüssel,  double  key,  wo  es  entweder  allein, 
oder  mit  false  in  Wendungen  wie  'ich  habe  einen  Schlüssel 
zu  d.  h.  einen  zu  der  betretfendeu  sache  passenden,  gehörenden, 
zutritt  gewährenden  schlüsser,  vorkonmit. 

1.    a  key  of. 
Bei  Shakespeare: 

1  nighüy  lodye  her  in  au  uppei'  lorvcr, 
The  key  iv hereof  myseJf  have  ever  kept.     Geul.'?,,  1,  30. 
/  will  use  her  as  the  key  of  Ihe  cuckoldy  roytie's  coffer. 

Wiv.  2,  2,  285. 
//  is  in  viy  aulhorily,  to  coininand 
The  keys  of  all  the  posler iis.  Wiiit.  1,  2,  4(11. 

'Tis  in  my  memory  lock'd, 
And  you  yourself  shall  keep  the  key  of  il.     Hl.  1,  3,  SO. 
These  couniries  were  ihe  keys  of  Aonnaiidy.         // .(>  />'.  1,  1,  114. 

Aus  der  älteren  spräche: 
/  have  the  keys  of  hell  and  of  dentlt.  Apoc.  1,  18. 

And  the  key  of  the  ho  use  of  David  will  I  lay  upon  Ins  Shoulder. 

Isaiah  ll,  22. 
And  I  will  give  unto  thee  the  keys  of  the  kingdotn  of  heaven  (umMch 

will  dir  des  hiuimelreiches  Schlüssel  geben).      St.  Matth.  10.  lit. 
To  him  was  yiven  the  key  of  the  hotlomless  pit.  Apoc.  9,  l. 

(rive  nie  the  masler-key  of  all  the  doors.     Chapman,  Alphons  1,  1. 
In  a  sale  of  merchandise  deposiied  in  a  cellar  or  wareroom  the  delivery 
of  the  key   of  the  place  in  tvhich  the  yoods  are  deposited ,   is  held 
to  he  equivalenl  to  actual  delivery  of  the  articles  to  the  purchascr. 

Scotch  Law. 


39S  SATTLKR, 

ll   is   ihe  priviltuje  of  oiir  nu/iirt',   tlial  cvery  matt  shoiihl  licep  llw  kexj 

of  his  own  breast.  South,  {b.  Johnson). 

Hidf  the  key  of  the  jaclc.  Swift  (b.  Johnson). 

Faiher  keeps  the  key  of  the  box.  Thack.,  Virg. 

He  had  ajtp/ied  lo  htm  for  the  k ey s  of  the  Inii Idi iitj  anil  been  lefused. 

Graphic. 
Stity  yirl  —  there  is  the  key  of  the  cell ar.  Bulw.,  E.  Ar. 

.lohn  has  the  key  of  the  cellar.  Troll.,  Pr.  M. 

Ii  was  the  key  of  the  Chamber,  where  her  husband  lay  dead. 

Eliot,  Ad.  B.  135. 
1  took  the  key  of  the  Chamber  of  him.  Sterne,  S.  J. 

The  keys  of  this  ehest  had  been  long  lost.      Masson,  Chatlerton. 
ff  ho  does  not  keep  back  the  key  of  a  doset.  Thack.,  ]\ewc. 

ff'e  have  the  key  of  Clara's  cot  tage.  Marryat,  Ühild. 

The  key  of  your  desk  there,  for  inslance.  Collins,  Jez.  D. 

The  key  of  the  laboralory  door  will  be  secured  this  day.  Id. 

He  ahvays  kept  a  key  of  the  Workshop  door  in  his  pocket. 

Eliot,  Ad.  B.  2,  195. 
A  certain  gute ,  with  the  key  of  fvhieh  ihey  had  been  intrusted. 

Edgeworth,  Patr. 
Key  of  the  iron  safe:  key  of  the  private  ledger  —  and  so  on. 

Collins,  Jez.  D. 
She  took  the  key  of  the  iron  safe  from  its  pigeon-hole.  Id. 

The  milier  was  not  even  allowed  to  keep  the  key  of  his  own  mill. 

Chamb.  Journ. 
Yoii  have  a  key  of  the  office.  .  Id.   10./ 12.  81.    71)3. 

/  delivered  to  him  the  key  of  my  portmanteau.        Sterne,  S.  J. 
He  would  like  lo  pul  me  in  a  room  of  which  he  ahme  had  the  key. 

Contemp.  liev.  4.lb\.    6d0. 
Give  the  key  of  my  rooms  to  the  porter.  Payn,  By  Pr. 

He  made  him  give  up  Ihe  key  of  his  Irunk.         Hughes,  Tom  Br. 
fVhereof  some  of  the  lucky  dweHers  have  a  key.     Thack.,  Newc. 

2.    a  key  to. 
A  key  to  the  Narrative  of  the  four  Gospels.        By  Canon  Noi-ris. 
David  Fallen  is  Dead  or,  a  Key  to  the  Play.  Bulwer. 

Stowe,  H.  B.;  a  Key  to  Uncle  Tom's  Cabin.     Lond.  1853. 
//  was  a  something  in  which  was  the  key  to  all.  Bubv.  K.  Ch. 

She  seems  the  living  key  lo  Ihem.  Id. 

Here  ivas  the  key  to  il  all,   I  thoughl. 

Chamb.  Journ.  14./5.  81.    312. 
The  key  lo  ihe  cipher  is  only  known  lo  the  Foreign  Ofßce. 

Chamb.  Journ. 
This  easy  self-conßdence  is  Ihe  key  to  the  defeats  we  have  suffered. 

Graphic  23./4.  81.    386. 
An  emblein  wilhoui  a  key  to  il,  is  no  more  than  a  tale  of  a  tub. 

U Estrange  (Johnson). 
These  are  Ihe  keys  lo  ha p piness.  Eliot,  Lift.   V. 


PRAEPOSITIONSLEHRE.  399 

The  key  lo  many  mysieries  could  onhj  he  found  at  ilie  head-quarlers. 

Martin,  Pr.  Üonsorl. 
The  simple  key  lo  ihe  mystery  is  ihut  iny  friend's  business  is  done  in 

the  midst  of  a  deusely  crowded  lahouring  populalion.       Graphic. 
The  key  lo  the  myslery  lies  in  Ihe  facl  Ihal  for  ceniuries  Russia  had 

knorvn  nothing  of  poUtical  life.  Wallace,  Russia  2,  225. 

The  key   lo   Ihe  posilion   of  ihe  Socia/isls  of  the  Chair  lies  in  their 

hislorical  melhod.  Contemp.  Rev.  2./S1.    239. 

The  key   lo   this  riddle  is  Miss  Ludlow's  deeply  inier esling  paper  on 

Indian  Educalion.  The  Nation  17.,;}.  81.    1S5. 

He  might  easily  find  in  this  fact  alone  a  key  lo  much  of  the  Singular 

shyness  of  üamlhorne  himself.        Harper's  Monthly  2./S1.   466. 
Ulis  Iheory  represenls  everything  plainly,  and  is  a  key  lo  Iheir  thoughls. 

Burnet  (b.  Johnson). 
Thal  sharpened  steel  is  the  true  key  io  heaven  or  hell.  C'hamb.  J . 
Some   of  them   working   in   the  mosl   dangerous  parts  of  the  mine  had 

fa/se  keys  to  their  Davys.    Mrs.  Burnet,  Thal  Lass  o'  Lotvrie  54. 
If  I  had  not  a  key  to  every  draiver  in  molher's  bureau. 

Goldsm.,  Sloops.  .3. 
Vereinzelt   finden    sich    davon    ausnahmen,    wo    die    über- 
tragene bedeutung  mehr  zurücktritt. 
Thou  that  didst  bear  the  key  of  all  my  c o  unsels. 

Shak.,  H.  V.  2,  2,  96. 
Woe  unto  you,  lawyers,  for  ye  havc  laken  aivay  the  key  of  know- 
ledge.  St.  Luke.  11,  52. 
They  had  ihemselves  taken  aivay  the  key  of  knowledge. 

Max  Müller,  Chips. 
Those  tvho  are  accuslomed  to  reason  have  goi  t'ie  true  key  ofbooks 
{les  clefs  d'un  livre).    .  Locke  (b.  Johnson). 

XVII. 

kind  of  him,    kind  in  hltn. 
freundlich  von. 

Nach  einer  grossen  anzald  von  adjcctiven  und  den  ent- 
sprechenden Substantiven  wird  das  deutsche  'vim'  durch  of^ 
oder  in  ausgedrückt.  Est  ist  gut,  schlecht,  freundlich,  grausam 
u.  s.  w.  von  ihm,  it  is  good,  bad,  kind,  criiel  of  oder  in  him. 

1.   of 

It  was  a  little  bad  of  you.  Troll.,  Am.  Sen. 

No7v  that  was  Christian-l ike  of  mc.  Beaconsf,  Endym. 

Hom  Ihoughtless,  how  cruel  of  me.  W.  Collins,  Bl.  R.  1,  liH». 

'  Ganz  vereinzelt  steht:  AW',  this  is  not  well  fr  am  you,  .lulia  =  as 
Coming  from  you.  Sherid.,  Riv.  '-i,  2. 


400 


SATTLER, 


Thal  /ras  vrri/  coiiragrous  o/'  i/dii.  Filzf/.,   P/iocbe. 

ll  was  not  so  very  extra  va  ij  au  l  af  liiiii.  l'liamb.  Jourii. 

Krcessire/i/  foo/is/t  of  mc.  W.  l'ollins.  Bl.  11.  1,  '1\'6. 

Noihintf  could  he  more  gallant  of  liim.  T/iack.,  f'irg. 

Uoiv  viTy  good  of  ijou!  IV.  Collins,  BL  R.  2,  122. 

Hoiv  very  good  of  her!  M'Cart/iy,  Donna  Qu.  \,   127. 

Hotv  very  good  and  I honghlful  of  you.  KUol,  Dan.  D. 

He  lUd  not  ihink  il  liandsonie  of  you.  Bulwer,  K.  Ch. 

It  /ras  rery  lian d a o //le  of  llie  youiig  yeople. 

Clia//ü/.  Jour/i.  20.,  11.  81.    703. 
Bat  Ulis  is  id/e  of  you.  Te/inyson,  Queen  Mary  4,  2. 

lls  very  il l-natured  of  you.  Eliot,  Br.  Jac 

It  was  higlily  imvioral  a/id  i//i proper  of  Mr.   fVarringlon. 

Thaclc,  Virg. 
It  is  really  i/tsole/it  of  tlie  /nan.  Eliot,  Ad.  B.  81. 

Though  it  was  very  ki/id  of  you,  J  did  iioi  lilce  il. 

ßur/ietl,  Lass  o'  L.  81. 
It  /ras  rery  ki/id  of  you. 
Very  kind  of  her ! 
r  m  sure,  sir,  it's  very  ki/id  of  you. 
Jt's  unconmionly  kind  of  you. 
No,  thal's  very  ki/id  of  you. 
It's  very  kind  of  Lady  Usha/tl. 
Very  kind  of  ihe  old  nia/i,  is  it  not'.' 
Thal's  nice  of  him  —  isn't  it,  said  Mary. 
Oh,  heautiful  Mariana,  how  noble  of  you. 
It  ivas  so  /loble  a/id  good  of  hi/n. 
So  very  obligi/ig  of  Mr.  Fra/ikl 
Which  I  thought  very  prelty  of  her. 
Bow  very  j/leasing  and  proper  of  hi//i. 
Bo?v  very  provoking  of  these  me/i. 
Il  is  rather  qai/it  of  you. 
Il  ivas  very  stupid  of  //le. 
Very  iho  ughtfui  of  Colonel  Ca/npbell. 
l'kat  is  very  thoug hl ful  of  him. 
This  fvas  very  tliouqhtful  of  you,  Mr.  lt. 

I  thought  il  very  well  do/ie  of  him. 
Thal  7vas  well  do/ie  of  /ne. 
Well  Said  of  his  revere/ice!  a/id  his  honour  the  baro/iel,  whal  said  he'.' 

Vo/ige,  Love  a/id  Life  14. 

II  niay  be  /vicked  of  nie.  Kliol,  ha/i.  I). 
I'erhaj/s  il  is  /vicked  of  me.  Id. 
C'o/ne,  that  s  /eise  of  you,  said  Adam.  LI.  Ad.  B.  f). 
Il  ivas  very  /vrong  of  Lisabd.                                   Mulock,  L.  f.  L. 


Dicke/is,  Chr.  C. 

Beaconsf.,  E/idy/n. 

Eliot,  Ad.  B.  114. 

Id.  Bau.  I). 

Sherid.,  Riv.  4,  1. 

Troll.,  Am.  Sen. 

Macaul.,  Lelt. 

Troll.,  Pr.  Min. 

Punch  19./2.    81. 

('ha//d/.  Jou/-/i.  S./IO.  81.    648. 

Ausle/i,  Em/na. 

Id. 

Id. 

Bick.,  Bomb. 

Troll.,  Pr.  Min. 

}V.  Collins,  Jez.  I). 

Aasten,  Emma. 

(Jhamb.  .lourn. 

Id. 

Ausle/i,  Emma. 

Id. 


2.    i/i. 


J  am  /vasliiig  your  whole  mor/nng  —  loo  bad  in  me.     Bulwer,  AI. 
Ulis  IS  not  tß  r  CO  Uli II g  in  a  sensible  dog.  Eliol,  Mch. 


PRAEPOSITIONSLKHRK.  40  J 

So   cnnsiderale   in  you,    cousin  Daiiias! 

Buhver,  Lady  of  L.  5,  2. 
Ellher  were  dish  onoui-ahle  in  you,  and  hoth  uncharilable  to  ourself. 

11.  Jonson,   Sejun.  .">,  7,   10. 
How  yood  il  was  in  you,  my  dear  Mr.  B.  Auslen,  Pr.  J'r. 

Very  handsotne  in  you.  Bai  wer,  AI. 

Wliich  1VUS  so  unconnnonly  faceiioiis,  and  kind  too  in  Mr.  Feeder. 

Dickens,   Üomb. 
l'cry  nalural  in  Mr.  Hainpden!  Carlyle,  Cromwell  4,  Wj. 

//  was  tiohle  in  you.  Buitver,  AI. 

Il  will  be  anything  bnl  slirewd  in  you.  Bick.,  Domh. 

Il  is  %iery  stränge  in    if aller.  Bulwer,  E.  Ar. 

Strange  in  a  man  who  liad  so  Utile  lo  allach  him  to  the  World. 

Trevel.  Mac.  2,  83. 
Itnjniidence  in  inoney  inalter s  would  be  unpardo)iable  in  nie. 

Austen,  /'.  /'. 
T/ial  is  not  very  unreasonub I e  in  a  person  ivho  is  young. 

Beaconsf.,   Kndym. 

Häufig  wird  das  alliicineiue  es,  dies  ist  durch  ciueu  mit 
zu  eiugeleiteteu  verkiiiztcii  Subjektsatz  uälier  bestiuiuit,  dessen 
Subjekt  das  vou  of  oder  in  reuierte  vvoit  ist. 

Es  ist  gut,  schlecht,  tVeuudlich,  graiisaai  u.  s.w.  von  ihui  zu  = 
es  ist  gut,  schlecht,  freundlich,  grausam,  tlass  er  .  .  . 

1.   of. 
Il  lias  been  loo  bad  of  you  to  leai^e  all  litis  lo  me. 

Cluinib.  Journ.  Ti.j'6.  81.    552. 
How  bad  of  me  to  lalk  in  lliat  way.  Id.  I./IO.  81.    037. 

//  would  be  base  of  me  lo  re<iuile  tlie  good  Sainarilun  by  running  off 

wilh  the  ass.  Id. 

Il  was  very  bold  of  nie  lo  ask  you  lo  take  Ulis  Irouble. 

Elioi,  Dan.  D. 
Il   was  very  considerale  of  Judge  P.  lo  do  an  act  of  courlesy  lo  a 

young  lady  in  L.  llarpers  Moni  hl  y  4./sl.    798. 

It's  cowardly  of  me  lo  keep  away.  Eliot.  Ad.  B.  2,  188. 

Il  was  very  cruel  of  you  to  go  lo  London.  Id.  Dan.  D. 

It  is  cruel  of  you  to  imugine.  l'ayn,   Ifhut  He  Cosl  Her. 

0,  it  was  cruel  of  me  to  ireal  Ihevi  so!  Tkack.,  Virg. 

How  dear  of  you  to  come  to  me.  Beaconsf..  Endym. 

It  would   be   only  fair   of  him    lo   give   them   reasonable  facililies  for 

Publishing  engravings.  Acadeniy. 

Il  is  foolish  of  nie  lo  have  turned  the  wrong  stop. 

' Puuch   1  1./5.  81.    228. 
It  is  very  good  of  you  to  say  so.  All  the  Year. 

So  very  good  of  them  lo  send  her  ihe  whole  way!     Auslen,  Emma. 
I  ihought  il  ?vas  very  good  of  him  lo  be  sorry  for   i^i Uly. 

Chanib.  Journ. 

AugUa,  V.  band.  26 


4(V}  SMILKR, 

/.  ,.  ..  ,00,1  ofyou,  ,0  l.ononr  n.r  h,  '^--/^^^^^    ^^^    ,.    ,^  ,,^, 

7/0«'  </  0  <> '/  0/-  ijou  1 0  encouratjc  mc  ^'/-  ' '  "^  'j- 

i/  «VKs-  »VT,/  v<.<></  of  tiou  lo  vom,'.  /•-/'"/■  -''"■'•     ••.• 

//  ;rrt.v  rtr//  </ooä  of  you  lo  lldnic  of  cvcnjümu/.  Id.   Pou.   P. 

Shf  saiiL  il  tras  »jood  of  you  lo  com,'.  '  • 

//  /*•  yoo,l  of  y,uf  loh,-  wil/iny  lo  /isl,-»  lo  »,c.  J"- 

ll  /v  very  >/oo,'l  of  i/oii  lo  prorid,-  for  „uunnui.  ^<'- 

I,  ,s-  exlrcmehi  r,oo'd  of  ,/our  yrac,-  lo  conliunc  lo  make  me  happy. 

Mrs.  /'.'/.  Mon((tf/HC  Lcll. 
II  >r„s  v<-r,i  </ood  of  him  lo  cwi,:.  T/iack.,  l  in/. 

II  h  so  ven,  yood  of  luv  lo  ihink  of  n,c.  hol.    Am    S,,^ 

ll  h  cxceedinghi  luindsom,'  of  /um  lo  say.  I'M    hin    l>. 

ll  ,ra^  hcarlless  of  her  lo  vom,-  ahroud.  V//./c/..,      in.h 

irs  doubh,  ill-manncrcd  of  m,-  lo  show  my  cioycr.  "^ 

ll  was  in-nalm-cd  of  ll.  lo  Wll  l/iis  lale  on  me.  -^6-0//,  A_  «• 
//  i,  ill-nalnred  of  yoii  nol  to  le/l  me  .sv>.  ^m/l,  Leu. 

ll  was  very  imperlineul  of  /ihn  lo  wrlie  lo  you  al  all. 

Ausleii,  Ir.  J'r. 

lls  veru  indecenl  of  Ihronda  lo  yo  alwul  praisiny  l/iat  yirl. 

^  l'Jiot,  Dan.  V. 

ll   was  mosl  iudecorous   of  Mr.  Harry  lo  /uive  everbdieved  in  /eis 
,     .     ,     ll  J /lack.,  /  try. 

hrollier  s  dealli.  ,  ,        ,, 

U  was  injudicious  of  ^ewmun  lo  ll.row  oul  Oefore  usl/ius  <ü..iplly 

an  ovinion.  ^'•''«'/'^^'  ^""'^   ''  "  '^^   ^*''- 

//  is  vero  kind  of  you  lo  come  oul  at  Uns  lale  /lour. 

■'  Allsten,  tmma. 

ms  ivas  very  kind  nf  you  lo  he  persuaded  lo  come  Id. 

I  ■     I      r  ,„■,/  /..  c//,/  il  ( liamh.  Journ. 

ll  IS  very  kind  of  you  lo  say  il. 

11  is  really  kind  of  you  to  come  lo  me.  H  .  (olmshL  11  2,  lU». 
llow  kind  of  you  10  come  and  see  me.  MrarUiy.  D.Qmx.  1,  S^^- 
ll  is  very  kind  of  you  lo  come.  ''^'">'^      ""•      • 

ll  is  very  modesl  of  you  nol  lo  insisl  upon  ll"S  P^int- 

^  \V.  Collins,  Jez.  1). 

11  is  nol  nice  of  me  lo  lauy/i  al  my  /losless.  C/unnh.  Journ. 

II  is  loo  nice  ofyou  to  run  down  and  .see  us  m  llus  way. 

1(1.    l./KK  M-    "•"'■ 

.    ,  ,      /.  ^     „,./.  ,/  Dick.,  Domh. 

ll  ainl  riyhl  of  you  to  ask  iL  ^"^    > 

ll  was  ce'rlainly  rüde  of  l/iem  In  make  .such  remarics 

Chamh.  Journ. 

n  is  very  wcak  and  silly  of  me  lo  he  .so  Iremhiy.  l>ic/c  Pomb. 
II  is  small  of  me  l»  he  ve.ced,   I  k.uur.  IJumh.  Journ 

II  is  very  unkind  of  me  lo  sjn-ak  so  of  him.  hhol.  Ihm.  I). 

ll  was  very  unkind  of  her  lo  he  well  in  your  ahsence. 

Sherid.,  llw.  2,  1. 

He  i/iouahl  il  very  well  doue  of  Mr.   /.'.  lo  invile  l/iem. 

•^  Allsten,  Emma. 

irs  wieked  of  me  In  .say  so.  T/iaclc,  Virg. 


fRAEPOSlTlONSLEHRE.  403 

ll  was  venj  wrong  of  nie  to  kec}»  aiiij  rcmenihraiiccs. 

Allsten,  Emnta. 
ll'ud  he  wrong  of  nie  to  say  nolhiih/ud  turn  her. 

Eliot,  Ad.  B.  2,  287. 

2.   in. 

It  would   he   ahsurd  in   him   to  s/t  hi/   and  mete  every  molion  of  the 

skoemaker's  Itand.  Macaul.,  hell. 

Il  fräs  had,  very  hud  in  ine  ayainst  siicli  a  creatnre. 

Aasten,  M.  P.  277. 
//  is  not  heconiing  in  yoit,  to  lliroiv  yourself  al  the  liead  of  any  you/ig 

felloiv.  Payn,  By  Pr. 

ll  wonld  he  niore  becominy  in  her  to  heh<ive  as  other  young  ladies  (to. 

Eliot,   Dan.  D. 
ll  was  hold  in.  me  to  dispute  wilh  you.  Hör.  If'alpole,  Lelt. 

It  ivould  he  hat  civil  in  honour  never  to  risl:  the  loss  of  a  geutleman. 

Sherid.,  Rio.  4,  1. 
It  is  at  leasl  coiir leous  in  you  to  say  so.  ßubver,  K.  Ch. 

Il  is  cruel  in  you  to  go  to   f'ienna.  Id.  AI. 

ll  is  fair  in  you,  to  taice  your  own  hiaine  on  your  own  Shoulders. 

Scott,  IL  R. 
Il  would  have  heen  very  foolish  in  him  lo  helierc  his  niolher's  words. 

Eliot,  Ad.  B.  2,  282. 
It  would  have  heen  foolish  in  him  to  make  a  (/uarrel  for  a  grievance 

such  as  thal.  Troll.,  Pr.  Min. 

'Ttvill  he  generous  in  you,  Lydia.  Sherid.,  Riv.  H,  3. 

It  7Vas  very  Utile  like  a  gentleman  in  you  to  ojfer  it. 

Troll.,  Am.  Sen. 
Il  is  very  good  in  you,  1  replied,  lo  allow  nie  to  be  wilh  you  thus. 

Boswell,  Johns.   1,  2;i7. 
Il  is  very  good  in  your  grace  to  Ihink  of  me. 

Mrs.  El.  Monlague,  Letl. 
The  Major  replied  thal  it  fvas  hard  in  Cleopaira  lo  require  the  tvorld 

lo  be  all  heart.  Dick.,  Donih. 

Il   is   ueither  just   nor  high  min  ded  in  you  lo  ei'ince  so  ungracious  a 

reluctance.  Bulwer,  AI. 

It  is  honest  in  you  to  confess.  Dick.,  Domh. 

It  seems  ijnpertinent  in  nie  to  say  thal   I  don'l  helieve  in  ghosls. 

Bulwer,  K.  Ch. 

I  feel  thal  is  was  impertinent  in  me  to  express  it. 

Payn,   Whal  De  Co  st  Her. 

II  was   improvidenl   in   him   to    concenlrale  such  intensily  of  feeling 
lipon  relalions.  Trevelyan,  Macaul. 

1  Ihoughl  it  would  he  imprude nl  in  him  lo  seilte  so  early. 

Aasten,  Emma. 
1  think  it  very  impudeut  in  you  to  make  such  a  requesl.  Mac,  Lelt. 
Perliaps  it  is  indelicale  in  me  to  apply  a  yeneral  remark. 

Bulwer,  AI. 

26* 


A{)\  SATTLKR, 

U  /?<•     -  //  ivou.'d  he  vcri/  i it  c liuj a)t  l  in  its.  S/icrii/.,  lliv.  ö,  1. 

Johnson   Sttiil  coni/tUiCt'nl/i/  il  ir<is  Lind  in  i/on  lo  Inkt'  il  <>//'.   and  noi 

unkind  in  /liiu  lo  )>ul  il  on.  Hos/r..  Jo/uis.   [,   Tis. 

It  was  so  l>ind  in  ijon  lo  iliink  of  ihcni.  I>n//t>.,  AI. 

Uoiv  kind  in  him  lo  n'riif!  Id.  Malt. 

It  n'oiild  hc  t'iit/  kind  in  tjou   lo  ohserih'  oni/  dt'/icifncic's  in  l/ie  diciion. 

Pope,  Zell, 
ll  /ras  naluro!  in   L>rd  Sinn/io/ir  lo  hold  lliol  .  .  .  Athen. 

Ue  ihom/ht  il  woultl  hc  />rojier  in  /.ndi/  h'lon-nce  lo  befjin  Ihe  conversa- 

lion.  llnl/r..  Mallr. 

Il  tnit/hl  noi  In-  (/nile  rii/hl   in  nie  lo  horron^  nuhirij  of  a  slran<ier. 

W.  'Vollins.  Je:.'  D. 
Il  seenis  '(nile  sei  fish  In  ine  lo  visIt  lo  ndd  lo  i/onr  lobonrs. 

/  lolii  him  how  shiihl'i/  ii  n'as  in  him  lo  ahse/it  liiniself. 

Au  Sien,  Emma. 
It  h/IS  heen  verij  sillij  in  ine  lo  be  so  hajiinj.  Iliiliver,  Mall. 

Stn/iid  il  was  in  nie  lo  delay.  Cujil.  Taylor,  (Jon f.  of  a  'riuuj. 

Il  iros  eu'lremeli/  n nbeeoiirin  1/  in  a  sensible  man.  lo  beliave  as  he  did. 

Klioi.  Ad.  B.  2,  sr.. 
It   is   very   iini/e  11  eio  n s   in   yoii    lo   vieiilion  all  Ihal  yoii  kiteir  lo  iinj 

disadvonl'u/e.  Allsten,  J'r.  Pr. 

Site  seems  lo  fear  ihal  ii  ironlil  seein  it ngracious  in  her  lo  be  absenl. 

Payn,   K'hal  Ue  Cost  Her. 
'Tis  innre   n nreason  ahle   in  yoii  lo  objeel  lo  a  lady  yoii  know  iiolh- 

iiui  II f.  'Sherid.,  Rio.  2,   I. 

YiiH  ihiiik  it  is  wickelt  in  nie  lo  lolk  in  ihis  hrulal  way. 

Tliack.,  Neivc. 
K  helher  il  be  ivise  in  ns  lo  inenr  odiuni.  MacauL,  hell. 

Il  mal/  be  irroiuj  in  ine  lo  Sjieak  lo  yoii  as  freeiy. 

//'.  Vollins,    />/.   /.'.   1,  ITf,. 
//  ?/v/.s"  very  ivroiiy  in  liini  lo  make  such  a  requesl. 

McCarthy,  I).  fjuix.   1,  (iO. 
J'erhaj'S  il  was  wroiuj  in  Mr.  V.  lo  ojfer  lo  walk  wilh  you. 

Troll.,  Am.  Seil. 
\>c\  uuverk  iiizt  eil   11  e  Ix;  11  spitzen: 
It   was  characl  er  is  lic   of  him  ihal  he  luimed  Deronda  for  imitalion 

aloiiy  wilh  Ihe  Mallingers.  Kliol,  Ihtn.  IK 

Il   Winild   liave    beeii    iniieli    innre   be e o in i n ij  in   ijou  if  you  lind  shoirn 

soine  jirojier  feeliiiy.  Dick.,  bomb. 

Il  woiild  be  tnoHsTr Oll s  in  nie  if  I  did  nlheririse.  Id. 

W.    Niicli  Hti  It.st  ;nif  i  vfiii. 

Il  is  a  r/real  folly  of  you.  Francillon,  Slranye  ff'alers. 

Il  7Vould  be  Ihe  heii/hl  of  ab sn r ili I ij  in  u  man  .  .  .  lo  /lublish  an  edilion 

of  .Sofihodes.  Mac,  Jahns.   l(i(i. 

//  woiilil  be  III  eie  affeelalioii  in  nie  lo  pr  elend  not  lo  Lnoio. 

Maeau'..   Treeef.  2,   IIS. 


PRAEPOSITIONSLEHKE.  405 

Il's  a  sorc  fanll  in  mc  as  l'ni  so  hot.  Iviol,  Ad.  D.  268. 

As't  7verc  malicious  u/norance  in  Idm.  B.  Jonson,  Calo  1,  l. 

/  (hink  il's  an  impertinence  in  them  lo  ask  in  that  roaxf. 

Troll.,  Am.  Sen. 
Thal  tvas  a  rare  im  pulse  in   him ,   niuch   as  ihe  brolhers  loved  cacli 

other.  .  Eliot,  Ad.  B.  2,  48. 

It  wonid  he  black  inyraiilude  in  me  lo  hinl  ul  such  a  Ihing. 

Dick.,  JJomb. 
Indeed,   il  looks  like  exlreme  vanilij  in  me,  lo  ajfecl  being  a  man  of 

such  consequence.  Fielding,  Jos.  A. 

XVIII. 

in  a  loud  voice,    rvilh  a  (hnid)  voice, 
mit  flaut  er)  stimme. 

Wenn  Lucas  in  seinem  wörterbuche  unter  stimme:  mit 
lialber  stimme,  in  a  low  voice,  und  unter  leise:  mit  leiser 
stimme,  in  a  low  voice  anführt,  Deutschbein  aber  in  seiner 
grammatik,  lektion  65,  iL  auf  ' to  speak  in  a  Ion)  voice,  mit 
leiser  stimme  sprechen'  als  anglicismus  besonders  aufmerk- 
sam macht,  so  müsste  man  nach  dem  grundsatzc  qui  lacel 
consenlire  videtur  annehmen,  dass  der  dem  Deutschen  entspre- 
chende ausdruck  with  a  .  .  .  voice  entweder  gar  nicht,  oder 
wenigstens  nicht  in  der  Verbindung  a  low  voice  vorkomme. 
Nun  ergibt  sich  indessen  aus  den  nachstehenden  beispicleu, 
dass  zum  ausdruck  des  modalen  mit  aucii  im  Englischen 
with  a  .  .  .  voice  von  alters  her  nicht  selten  ist,  während  frei- 
lich dem  französischen  //.  haute  voix,  h  voix  hasse  entsprechend 
in  a  voice  als  vorherrschend  bezeichnet  werden  muss. 

1.    in  a  voice. 
Whal  nol  dressed?  he  exdaimed,  in  a  voice  of  impalieni  rage. 

Buhv.,  Malir. 
The  foul  ßend  haunts   Tom  in  Ute  voice  of  a  nighlingale. 

Shak.,  Lr.  3,  G,  32. 
ISay,  sir,  Adam  Said,  in  a  calmer  voice.  Eliot,  Ad.  B.  2,  24. 

He  begnn  lo  decUiim,  in  a  clear,  sweel  voice. 

Jejferies,  Hodge.  42. 
Dcar  friends,  she  said,  in  a  clear  but  not  loud  voice. 

Eliot,  Ad.  B.  20. 
üpon  my  word,  Said  thc  old  lady,  in  a  deep  voice.  Id.  3(14. 

Is  ihut  llie  Chance  you  menlioned,  he  dcmanded  in  a  faullering  voice. 

Dick.,  Chr.  Car. 
He  spooke  in  a  firm  distincl  voice.  Eliot,  Ad.  B.  2,  190. 


■1<H)  SATTLER, 

Indccd.   sir.    saut   M/s.  J\)t/sc)\    in  a  hard  voice. 

Eliot,  Ad.  B.  2,  u\. 
Stop  a  hit,  sir,  soid  Adam,  in  n  hur  d  ftcronplonj  voice.  Id.  2,  10. 
Htxrt  —  killcd!  ansivrrcil  thr  man,  in  a  hoursc,  grating  voice. 

Chamb.  Jottrn.  I./Ki.  Sl.    IV29. 
1  musi  fjo,  sfie  Said  in  a  hoarse  voice.  Troll.,  Am.  Scn. 

And  H'hen  da  you  go  lo  school,  asked  kis  lords/iip  in  a  kind  voice. 

Beaconsf.,  Endym. 
ril  speak  in  a  monstrons  iillle  voice.  Sliak.,  Mds.  1,  2,  54. 

The  clergyman  read  the  Service  in  a  lively,  agreeable  voice. 

Thack.,  Virg. 
Then   why   did  the  beggar  send  for  nie,   caUed  oul  General  Sir  George 

Tufio,  in  a  lond  and  resolute  voice.  Thack.,  Nerve. 

Herc  a  wniter  arinounces,  in  a  lond  voice.  Id. 

Tkis  is  a  pleasure,  Said  he,  in  rather  a  low  voice.    Auslen,  Emma. 
He  Said  in  Italian,  and  in  a  low  voice.  Bulwer,  E.  Ar. 

My  dear  Paul,  said  Louisa  in  a  low  voice.  Dick.,  Bomb. 

Site  Said  in  a  low  voice:  Bless  you.  Id. 

She  Said  in  a  very  low  voice  .  .  .  Beaconsf'.,  Endym. 

Speaking  .'ilowly,  and  in  a  low  voice.  LI. 

God  liave  mercy  on  us,  he  said  in  a  low  voice.    Eliot,  Ad.  B.  2,  1 17. 
God  bless  him,  said  Adam,  in  a  lofv  voice.  Id.  186. 

In  a  low  voice  she  poured  forth  her  sovi.  Id.  231. 

One  of  the  walchers  said,  in  a  low  ßrm  voice. 

M'Carlhy,  Donna  Qu.  1,  8. 
He  stopped  the  cicerone  in  her  prattle,  saying  in  a  low  voice. 

Thack.,  Newc. 
Mr.  Lambert  read,  in  a  low  voice,  a  praycr.  Id.  Virg. 

He  was  speaking  in  a  low  bul  ahnost  angry  voice. 

Troll.,  Pr.  Min. 
He  was  speaking  in  a  measured  and  hollow  voice. 

Beaconsf.,  Endym. 
As  she  is  looking  over  the  letter  C  in  a  mtittering  voice,  she  says. 

Special.  226. 
l'o  him  in  Ihinc  own  voice.  Shak.,  Tw.  4,  2,  71. 

He  had  said  in  a  quict  voice.  Thack.,  Virg. 

She  spoke  i?i  a  f/uiet,  low  voice.  Eliot,  Ad.  B.  2,  291. 

She  Said  in  rather  a  sad  voice.  Id.  295. 

And  Said  in  a  voice  severe.  Longf.,  P. 

He  spoke  in  a  voice  exceedingly  so  fl  and  pleasunt.     Thack,  Newc. 
Her  ladyshi]!   is   in   a   sweel  sieep,    says   the   (Äiplain   in   a   very  soft 

voice.  Id.  Virg. 

Mary,  said  the  man  in  a  slcrn  voice.  Chamb.  Journ. 

He  sal  talking  lo   them   the  whole  time,   in  a  voice  a  Utile  subdued, 

bat  audible  to  everybody.  Allsten,  Emma. 

Teil  him,  Betty  said,  in  rather  a  stranger  voice. 

Eliot,  Ad.  B.  2,  2:i(i. 
He  Said  to  nte  in  a  very  sweet  voice.  Thack.,  Newc. 


PRAEPOSinONSLEIIKE.  107 

Il's  a  Mclliodis  prcacitin',  auswered  Mr.  Casson,  in  a  Ircblc  aiid  whcezij 

voice.  Elioi,  Ad.  B.  11. 

Monsieur!  cried  my  princcss,  in  a  woundcd  voice. 

AI!  Year  3./4.  S].    512. 

2.    wilh  a  .  .  voice. 
No,  they  said,  tvith  one  voice.      Yonge,  Hopes  and  Fears.  2,  if32. 

0  heaven!  cried  Harry,  wiUi  a  voice  iremhiinr/  with  emotion. 

Thack.,  Virg. 
Wliat  end  do  you  propose   lo   scrve,   askcd  Miss  H.  willi  agitated 

voice.  Chamh.  Journ. 

Slie  Said  witJi  a  cliildisli  sobhing  voice,  Don'l  iaik  lo  me  so. 

Eliol,  Ad.  B.  214. 
No,  said  Adam,  tviili  a  convulsed  voice.  Id.  2,  14. 

TVitli  a  faltering  voice  I  asked  him.  Warren,  Biar. 

Then  with  a  grim  and  sttrly  voice,  lie  hid  tliem  awake. 

Bunyan,  P.  P. 
You  See  wliat  I  came  lo,  lie  says,  willi  a  Iiearl  —  hroken  voice. 

Tliack.,  Nerve. 
Thongh  llwy  cry  in  mine  ears  witli  a  loud  voice,  yet  will  1  not  hear 

l/iem.  Ezekiel  8,   IS.' 

Festus  said  willi  a  loud  voice,  Paul,  lliou  arl  beside  ihysclf. 

Acts  20,  24. 
And  slie  spake  out  with  a  loud  voice.  Sl.  Luke  1,  42. 

Tlie  unclean  spiril  cried  out  with  a  loud  voice.  Id.  4,  :i3. 

And  one  of  thcm  lurncd  back,  and  wilh  a  loud  voice  glorificd  God. 

Id.  17,  15. 
IVhcn  Jesus  had  cried  with  a  loud  voice.  Id.  2:5,  20. 

About  ihe  ninth  honr  .fesus  cried  wilh  a  loud  voice. 

St.  Mallh.  27,  4ü. 
And  al  ihe  ninlh  hour  Jesus  cried  willi  a  loud  voice. 

St.  Mark.  15,  34. 

1  read  them  a  porlion  of  ihe  Service  with  a  loud  unajfecled  voice. 

Groldsm.,  Vic. 
üpon  ivhich,  wilh  a  loud  voice,  he  bid  ihe  poslilion  stop.  Id. 

InsuUing  chancc  ne'er  called  wilh  loud  er  voice  on  swelling  morlals 

lo  be  proud  no  more.  Johns.,  Rarnbl.  ICO. 

Steward!  cried  Pickersgill,  wilh  a  loud  voice.    Marryat,  Cutters, 
üpon  which  Mr.  Jack,  with  a  loud  voice,  chosc  lo  make  rcmarks. 

Thack.,  Virg. 
So  now  he  repealed  his  order   lo  her,  fvilh  a   voice  uninlentionally 

loud.  Troll.,  Pr.  Min. 

He  said  with  pale  Ups  and  a  low  hurried  voice. 

Eliot,  Ad.  B.  2,  156. 

'  Wie  überhiiupt  in  der  älteren  spräche,  so  findet  sich  im  'Book 
of  Coiumoü  Prayer'  regelmässig:  ihe  Minister  shall  read  wilh  a  loud 
voice,  with  an  audible  voice. 


40S  SAITLEK,    l'RARPOSTTIONSLEHRE. 

My  ijood  !/(>ii/itj  friciiil.   criid  l/w  i'olonel  iviili  a  trcmhling  voicc. 

Thack..  Neivc. 
Slay  a  Utile,  crial  t/ic  coun'i'ss,  ivith  a  irembling  voice.  Id. 
Yt'S,  sir,  He'.ly  ansivcrcd,  tvilli  a  trcmiil otis ,  alinosl  whispering  voicc. 

Eliot,  Ad.  B.  \T.\. 
Hc  ivoke,  hc  rose,  he  spread  /li.i  arws  abroad  Cryiiuj  ivith  a  loud  voicc 

'a  sail,  a  sail!  Tennyson,  E.  Ardcn. 

I  think  yoH  must  he  Lockrvood,  .said  Harry,  tvil/i  ratlier  a  Iremulous 
voice.  Thack.,  Virg. 

3.    in  (witli)  a  .  .  .  tone. 
In  äbnlu'lier  weise  findet  sicli  auch  neben  in  a  .  .  lunc  — 
Lucas:    to  <;pe(tk  in  a  Ion-  tone  of  voicc,   leise  spredien,    mit 
i^eiläuipfter   stimme   sprechen   —   with  a  .  .  tone,   im  j;anzen 
jedoch  wol  verhältnissniässig  seltener. 

Wenige  beispiele,  zumeist  aus  Eliot,  Adam  Hede,  niöj^cn 
liier  noch  eine  stelle  finden. 
He  Said  in  a  high  sharp  lone.    2,  10. 
So,  Said  Adam,  in  an  abrupt  decided  tone.    25. 
]tc  talked  to  her  even  in  a  inore  caressing  tone.     'A'2. 
Von  liave  ttothing  ou  your  mind,  I  asked  in  a  gentle  lone. 

If'arren,  Diary  1,   1. 
1  was  nfrnid,  1  should  have  missed  yon,  1  said,  in  a  kind  lone.   Id. 
He  Said,  tvon'l  you  hang  on  my  arm,  in  a  pl eading  lone.   A.  B.  91. 
Is  she  dead?  he  asked  in  a  low  tone.     147. 
i'oH  ivant  to  speak   to  me,  hc  said  in  that  low,  consirainedly  t/uict 

tone.     \'ih. 
Saying,  in  a  //uict  bul  decided  tone.     102. 

/  inqnired  in  a  respectful  tone.  Warren,  Diary  1,  cap.  I. 

He  Said,  in  a  more  suhdxied  lone.  A.  B.  181. 

Teil  Ihem,   im  gone,  he  said,  in  a  nLuffled  tone  of  agitalion.     207. 
Dinah  spoke  again,  in  a  tone  niadc  stronger  by  irrrcpressiblc  emotion.  21 1. 
Al  last  Hetty  spoke,  in  a  lone  of  beseeching.     215. 
She  then  spoke  hnrriedly  in  a  louder,  pleadiny  tone.     217. 
fVell,  lad,  said  Ihirtle,  in  a  gcnlle  tone.     227. 
Dill  ever  anybody  sce  thc  Uke?  she  said  7vith  a  suddcnly  Iowered 

tone.     1,  :U»4. 
Ay,  man,  Said  Bartle,  with  a  tone  of  sarcaslic  consolation.     2,  0'.». 

/  might  whispcr, 
Thought  wiih  Icss  sweet  a  tone,  your  mcssage  to  liim. 

Biüwcr,  Dnchcss  de  la  Fall,  '.i,  'i. 

Bremen.  '  W.  Satiler. 


ZUM  EXODUS. 

Meines  eraclitens  hat  mau  bisher  die  bedcutuug  der  soge- 
nanuteu  episodc,  v.  362 — 445,  so  wenig  lichtig  erkannt,  dass 
man  schliesslich  zu  dem  beliebten  und  allerdings  sehr  bequemen 
mittel  grilf,  sich  ihrer  ganz  zu  entledigen,  indem  mau  sie  kurz- 
weg für  eine  interpolation  erklärte.' 

Die  stelle  steht  aber  in  der  innigsten  beziehung  zu  dem 
vorausgehenden:  der  dichter  motiviert  in  ihr  die  menge  der 
durch  das  rote  meer  ziehenden  Juden  und  zeigt  zugleich  das  ziel 
ihrer  fahrt.  Von  v.  olO  an  wird  der  zug  der  Juden  geschil- 
dert, und  nachdem  der  schaaren  Juda's,  Ruben's  und  Siraon's 
im  einzelnen  ausführlich  gedacht  ist,  heisst  es  v.  346:  Mcrgen 
fort5  gewät,  pä  pihr  folcnuc^en  for  cefler  dictum  und  hernach 
V.  351:  cymi  ceffer  cymie,  unmittelbar  darauf  folgt  eine  bis  jetzt, 
so  viel  ich  weiss,  nicht  erklärte  stelle:  cü<5e  (rghwUc  ma'ghurga 
rillt,  sivä  him  Moses  bedd,  eorla  (C(5elo.  Dieses  recht  der  mag- 
schaften,  das  jedem  stamme  bekannt  war,  so  wie  es  ihnen 
Moses  verkündet  hatte,  war  der  anspruch  auf  das  von  Gott 
ihnen  verheissene  Kanaan;  und  ich  glaube  daher,  dass  in  den 
Schlussworten  dieser  stelle  statt  (vbeio  (('bei  (das  Ja  für  ebel  sich 
auch  geschrieben  findet)  zu  lesen  ist,  also  der  männer  heimat. 
In  solchem  glauben  zog  das  beer  getrost.  Nun  folgt  die  motivie- 
ruug,  indem  der  dichter  fortfährt;  JJ/m  rv(es  an  fmder  d.  h.  sie 
hatten  einen  einzigen  Stammvater  (das  war  nändich  Abraham), 
der,  heisst  es  weiter,  landrihl  ^epah,  d.  h.  das  recht  auf  das 
land  sc.  Kanaan.  In  der  sogen,  episode  wird  nun  vom  dichter 
zunächst  die  gemeinsame  abstammuug  der  Juden  von  Abraham 
gezeigt,   dessen  vater  'der  neunte  von  Xoah  an  war'  (v.  378), 


'  Wie   dies  noch    kürzlich  in  der  bonner  dissertatiun  von  H.  Bai 
Der  Dichter  Caedmon  und  seine  Werke,  geschehen  ist. 


\  1  0  F.HER  r,   /UM  Exonus. 

und  ihre  irrossc  zahl  erklärt.  Als  Ahrnhnni  u;iinlieh  seine  treue 
^e^en  (Jott  auch  ilureh  die  sehiirfste  probe,  die  liiiig'ahe  seines 
sohncs  zum  opfer,  bestanden,  wurde  ihm  der  segen  des  herrn: 
/j(r(  pines  ctjnnrs  and  cneöfrmd^a  randwi^gendra  rhu  nc  cunnoii 
ijide  ofer  enri^an  ealle  crcpflc  lo  gc^ecgennr  so^um  irnrdum  u.  s.  w. 
V.  V^A  tV.  und  diese  Abraham  gewordene  verheissung-  endigt  mit 
der  andern,  dass  jene  zahlreichen  nachkommen  Kanaan  be- 
sitzen sollen,  V.  442 — 45:  ac  hie  gesi/f/td  he  sd'm  Uvcönum  öö 
Egypie  ingependc  bind  Cananca,  leöde  Jnne,  frcöhearn  fceder, 
f'iilcn  scio.s't  (was  nur  eine  paraplirase  von  Gen.  kap.  22,  v.  17 
ist:  possidehit  seinen  fuum  porlas  in'ünicorwn  suorum).  Mit  diesen 
Worten  schliesst  zugleich  die  sogen,  cpisode,  die  in  der  tat  gar 
keine  ist,  vielmehr  ein  duichaus  integrierender  teil  des  Werkes. 
Wenn  das  opfer  Abraham's  so  ausführlich  erzählt  wird,  so  ist 
das  durch  die  bedeutung,  welche  hier  der  Abraham  gewordene 
scgen  hat,  wol  motiviert.  Auch  dass  der  dichter  die  stelle 
mit  Noah's  seefahrt  beginnt,  hat  weiter  keinen  zweck,  als  in 
jioetischer  form  diesen  ahnhcrrn  Ai)raham's  einzuführen,  um 
des  letzteren  abstammung  nachzuweisen.  Die  lücke,  welche 
nach  V.  440  in  der  handscbrift  sich  lindet,  hat  offenbar  mit  der 
sogen.  Cjjisodc  gar  nichts  zu  tun;  sie  wird  nur  eine  darstellung 
der  Verfolgung  der  Aegypter  enthalten  haben,  die  in  dem  uns 
crhaltnen  texte  fehlt,  da  das  nach  der  lücke  folgende  mit  der 
flucht  der  Aegypter  beginnt. 

Leipzig.  Adolf  Ehert. 


IST  KOENIG  AELFREI)  DER  VERFASSER 

DER  ALLITERIERENDEN  UEBERTRAGUNG 

DER  METRA  DES  BOETIUS? 

Bekauiitlich  knüpft  sich  die  entstehung  der  literaviscben 
angelsächsischen  prosa  an  den  namcn  könig  Aelfred's.  Mag 
auch  die  missionstätigkeit  der  angelsächsischen  geistlichen  ohne 
zweifei  manche  jetzt  der  Vergessenheit  anheimgefallene  blute  der 
beredsandceit  eniporgetriehen  haben,  mag  auch  in  den  Witena 
Gemots  einfluss  und  beredsamkeit  von  jeher  band  in  band  ge- 
gangen sein,  so  bleibt  diesem  könig  doch  das  verdienst,  der  erste 
gewesen  zu  sein,  der  seinem  volke  muster  eines  klaren,  popu- 
lären prosastils  sichtbar  vor  augcn  führte.  Wenn  man  die  be- 
deutende ausdehnung  seiner  arbeiten  in  dieser  richtung  über- 
schaut ■ —  bedeutend  auch  nach  dem  sichtenden  processe,  wel- 
chem die  moderne  kritik  den  von  alter  zeit  her  überlieferten 
katalog  seiner  Schriften  unterworfen  hat  — ,  so  möchte  es 
scheinen,  dass  der  könig  selbst  sich  seiner  stärke  als  Prosa- 
schriftsteller bewusst  war.  Immerhin  jedoch  würde  damit  die 
möglichkeit  eines  gelegentlichen  streifzuges  auf  das  gebiet  der 
poesie  sehr  wol  vereinbar  sein.  Asser  berichtet  uns  ja,  dass  Ael- 
fred  als  kuabe  für  die  vaterländische  dichtkunst  sehr  empfäng- 
lich war  und  manches  lied  auswendig  wusste.  Ohne  auf  die 
mit  seinem  namen  wirklich  in  Verbindung  gesetzten  poetischen 
denkmäler  bezug  zu  nehmen,  Hesse  sich  sehr  wol  denken,  dass 
er  sich  diese  begeisterung  bis  in  das  reife  manncsalter  erhal- 
ten habe,  und  dadurch  angeregt,  hier  und  da  selbst  als  dichter 
aufgetreten  sei. 

So  gibt  es  in  der  tat,  von  unsicheren  fällen  abgesehen, 
zwei  unbestreitbare  beispiele  dieser  art.  Am  Schlüsse  seiner 
prosavorrede   zur   Übersetzung   der  Cura  Fastoralis  findet  mau 


11  "2  II  ART. MANN, 

einen  alliterierenden  piohiü'  von  10  Zeilen,  nnd  den  sehluss 
des  iiesamniten  werkes  bildet  ein  ebenfalls  in  stal)reinicn  gc- 
sebiiebeuer  epilog  von  80  zeilen.  Allcrdini;s  muss  man  nun  zu- 
irebeii,  dass  eine  eigentiielie  dichternatuv  uns  aus  dieseu  verscn 
iiiebt  entg:ej::entritt.  Das  poetiscbe  darin  bescbränkt  sieh  auf 
das  alliterierende  versniaass,  und  auch  dies  fällt  durebaus  nicht 
unter  den  klassischen  typus.  Der  hcrausgeber  des  'llirdcboc' 
ist  daher  nicht  übertrieben  streng,  wenn  er  die  fraglichen  verse 
als  'dogyerel  lines'  charakterisiert.* 

Auffallender  muss  es  freilich  auf  den  ersten  blick  er- 
seheinen, des  königs  namen  au  der  spitze  eines  so  umfäng- 
lichen Werkes  zu  finden,  wie  die  alliterierende  Übertragung 
der  Metra  des  Boetius.  AVird  ihm  dieselbe  mit  recht  zuge- 
schrieben, oder  gehört  sie  in  eine  spätere  zeit?  Diese  frage 
soll  auf  den  folgenden  selten  behandelt  werden. 

Was  erstlich  die  äussere  Überlieferung  der  Metra  anbetritVt, 
so  ist  darüber  folgendes  zu  bemerken.  Die  alte  pcrgament- 
handschrift,  die  man  als  Cott.  Otho  A.  ()  zu  bezeichnen  pflegt, 
und  die  nach  Wanley  'vivoile  Alfredo  nut  saltem  paulo  posl'  i^c- 
schrieben  ist-,  enthält  die  Aclfrcd'sche  l)carbeitung  von  Boetius' 
werk  mit  der  bearbeitung  der  Metra  in  stabreim,  während  die 
B<»dlcianische  liandschrift  NE,  C  8,  11,  welche  nach  Wanley's 
angäbe  aus  dem  anf!\nge  des  12.  Jahrhunderts  stammt,  die  Metra 
nur  in  prosaischer  bearbeitung  enthält.  In  der  prosaischen  vor- 
rede, welche  an  der  spitze  des  gesanimten  wcrkes  in  beiden 
handschriftcn  steht,  wird  ausdrücklich  künig  Aelfred  als  Ver- 
fasser der  allitericreudcn  Übertragung  bezeichnet. 

Werfen  wir  jetzt  einen  blick  auf  die  über  unsere  frage 
bisher  zum  ausdruck  gelangten  ansichten.  In  älterer  zeit  dachte 
nicnuind  daran,  das  werk  dem  königc  abzusprechen.  So  sagt 
liawlinson'',  der  erste  herausgcl)er,  in  seiner  vorrede: 

'neque  mihi  sane  dubiura  (luin  utraiiue  ista  Bocthianonmi  cariuininn 
vcrsii)  ab  eodem  prodierit  Aelfredo,  prior  cum  advcrsis  presaus  sen- 
sum  dumtaxat  auctoris  exprimcre  «atis  habcret,  posterior  autem,  cum 


'  Sweet,  in  seiner  ausgäbe  von  Aeifred's  Pastoral  Gare,  s.  473. 

^  Wanl.  Catal.  etc.  Oxon.  1705  s.  217.  Ueber  die  Schicksale  dieser  hs. 
Vf,'l.  Fox'h  ausgäbe  von  Aeifred's  Boetius,  London  i8li4,  s.  III— IV. 

•'  lioethii  de  consnlai'utnc  j^kHosopIdac  libros  V  anglo-saxonice  rcdditos 
ab  Aelfredo  inclyto  Anglu-Saxonum  lege  ad  apographum  Junianum  ex- 
pressos  edidit  Christoph.  Kawlinson,  Oxon.  1098  (vorrede  s.  II). 


METRA  DES  P.OETIUS.  413 

otiHiu  poste.i  nactus  de  poetica  parte  poetice  qualitercunque  reddenda 
cügitaret'. 
Und  weiter  bemerkt  er  über  den  charakter  dieser  Übertragung: 
'De  poeseos  huius  indole   ac  genio   haud  aliud   in   praesentia  habeo 
quod  dicaui,  quam  quod  colorem  quendam  habeat  a  vulgaii  ac  soluto 
sermone   insigniter  discrepauteiu;   quanquaui  ad  v\;<og  Caediuonianum 
haudquaquaui  adsurgat'. 
H  ick  es'  machte  die  waiirnehmimg,  dass  der  stil  der  alliterie- 
reuden  metra  oft  nicht  im  geringsten  vom  gewöhnlichen  prosa- 
stile   al)weiclie,   drückte   aber   keinerlei   zweiiel    über  die  Ver- 
fasserschaft  des   köuigs   aus.     Wanley-  in   seinem  Catalogus 
schliesst   sich   au  Rawlinsou   an.     Denn  er  widerholt  die  oben 
zuerst  angezogenen   worte  desselben    und  führt  sie  mit  folgen- 
der bemerkung  ein: 

'Utranique  metroruiu  Latiuorum  versioneui  tuto  AcItVedo  regi  posse 
adscribi  arbitratur  (seil,  liawlinson),  cuius  quideui  rei  dii'licultateui  sie 
argiitissime  solvit', 
und  nun  folgen  die  citicrten  worte.  Sharon  Turner''  drückt 
sich  über  den  stil  der  alliterierenden  metia  ähnlich  aus  wie 
Hickes,  bestreitet  aber  deswegen  ebenso  wenig  die  Verfasser- 
schaft des  königs.  Das  gleiche  gilt  von  Con ybeare-*,  der  die 
grosse  cinfachheit  der  diction  durch  ein  bewusstes  streben 
seitens  des  königs  zu  erklären  sucht,  so  klar  als  möglich  zu 
schreiben.  Cardale^  bemerkt  in  der  vorrede  zu  seiner  aus- 
gäbe der  Aelfred'sclien  prosaübcrtraguug  des  Boetius,  in  deren 
anhaug  er  eines  der  metra  mitteilt: 

'The  poetical  versions  of  the  metra  were  a  subsequent  work,   under- 
takeii,  doubtless  in  tiuies  of  greatcr  tranquiliity  and  leisuie.' 
Ebenso  wenig  hatte  Fox'',  der  zweite  herausgeber  der  metrischen 
Übertragung-,  irgend  welciie  zweifei  über  den  Verfasser: 


'  Uickebii  Ihesaurus  ling.  seplenl.     Oxou.  1795,  1  s.  177 — 7S. 

*  A.  a.  o.  s.  85. 

3  Sil.  'l'urner,  Hislory  of  llte  Anylo-Saxons  from  tlie  earliest  tiuies 
to  the  Norman  eouquest,  170!».    Pariser  ausgäbe  von  1840,  II  s.  (i5. 

^  lUuslralions  of  Anglo-Saxou  poeinj,  ed.  by  ('onybeare,  Loudou 
1820,  8.  258—59. 

*  Kiug  Alfred's  Aiu/lo-Saxon  Version  of  Boetfiius  de  Conso/a(io/ie 
P/ii/osophiac  with  an  Englisli  translatiun  aud  iiotcs  by  Cardale.  London 
1829.  (.Jak.  CJriium  in  seiner  anzeige  dieses  werkes,  Gütt.  (iel.  Anz.  18;{:i, 
s.  1587,  bedauert,  dass  Cardale  die  Metra  uicht  mitgeteilt  haiie,  die  doch 
ein  wichtiger  teil  von  könig  Aelfred's  werke  seien.). 

'•  King  Alfnul'«  Anylo-Saxon  Version  of  llie  me/res  of  Itoelliins 
with  an  Englisli   liaiisialiou  and  notes  by  the   lit-v.  S.  Fo.\,  London  1835. 


1  1  \  HARTMANN, 

■WluMi  tlu'  kiuü;  h;ul  overourno  tlic  clitliculties  wliicli  besot  hiiu,  he 
rediu-eil  tlie  traiislation  nf  tlio  iiu'tros  to  tliut  tonn  in  wliicli  tl\ov  liave 
boiMi  banded  ilowii  to  us,  bein^  at  once  a  momiment  of  loyal  iiidustry 
aud  a  pure  specimen  of  the  poetry  of  the  Auglo-Saxons'.  (!) 
Edwiu  G liest'  hetrachtet  die  Verfasserschaft  des  königs  als 
sicher,  bemerkt  aber  zugleich: 

'Alfred's  versitioation  shows  poorly  beside  that  of  Caediuon.    He  socuis 
fo  have   had   little  niore  eoiiimand  ovcr  bis  rliythni  tlian  some  <»f  our 
iuo»iorn  poets". 
Auch  Arend-,  in  seiner  Geschichte  der  angelsächsischen  Litera- 
tur, schliesst  sich  der  hergebiachteu  nieinung  an: 

'zeker  is  het,  dat  /.ij  (i.e.  de  vertaiing  der  Metra)  cene  eclile  proeve 
van  Angel-Saksiöclie  (liclitkunst  aanbiedt,  en,  gt'üjk  troiiwons  de 
bewerkinj^  van  den  •^ebeelcn  Iioethius,  con  heerlijk  f^cdeiiktecken 
is  van  kuninfj;lijken  ijver  en  unverpoosde  vlijt.  Zij  kenuierkt  overal 
den  echt  wijsgeerigen  en  verliebten  geest,  welke  den  edelen  vorat 
bezielde'. 

In  dem  nändichen  jähre  aber,  in  welchem  dies  letzt  er- 
wähnte werk  verütlentlicht  wurde,  erklärte  sich  Thomas 
Wrif^ht'  in  entschiedener  weise  gegen  die  authenticität  der 
angelsächsischen  Metra.  Dieser  brachte  im  wesentlichen  drei 
arguniente  dagegen  voi:  1.  der  Verfasser  ]>egeht  den  groben 
fehler,  dass  er  drei  nietra  zu  versiiicieren  unterlässt,  weil  sie 
in  könig  Aelfred's  prosaiibertragung  nicht  durch  die  gewöhn- 
liche formel  eingeführt  wurden;  2.  die  metra  sind  ausserordent- 
lich schwach  vom  dichterischen  Standpunkte  aus;  3.  der  Ver- 
fasser hat  eine  höchst  mangelhafte  kenntniss  des  klassischen 
altertums  und  begeht  fehler  selbst  da,  wo  Aelfred  das  rich- 
tige hat.  Auf  grund  dieser  drei  arguniente  bestreitet  Wright 
die  verfasserschalt  des  königs.     Nach  ihm   gehören  die  metra 


Wideraufgelegt  in  Bohn's  Anti(|.  Lib.  London  islil  (Prt'fuce). .  Ein  ano- 
nymer recensent  von  Fox's  Boetius  im  Gcnllemuu's  Mufiazine,  London 
ls:5.'),  8.  49,  sagt:  Alfred's  poctical  versiou  of  the  uietres  waa  a  sub- 
se(|uent  work.  'i'he  introduction  originally  prefixed  to  the  Gott.  ms.  and 
tberefore  pro])erly  given  by  Mr.  Fox,  is  evidently  not  the  production  of 
Alfred  himself.  'l'hese  lines  are,  however,  an  additional  proof,  ilany  were 
waiiting,  that  our  glorious  king  Alfred  was  the  translator  oi  Boethius 
and  the  authc^r  of  the  metrical  Version. 

'  E.  (Juest,  Hisl.  of  Eiufl.  HItyllmis,  London   isijs,  II,  s.  .')(»  ft'. 

•^  .L  r.  Arend,  i'roeve  cencr  f/escitiedeitis  der  diclilkunsl  en  fraaije 
letlcren  oitder  de  Anyet-Saksen,  Amsterdam  1842,  s.  SO. 

^  'l'li.  Wright,  JJiof/rap/tia  llritanicn  Lileraria,  AiigU»-Sa.\.on-J^eriod, 
Lomluii    \s\2,  H.  [»<;  -07,  40(1      l();j. 


METRA  DES  BOETIUS.  415 

irgend  einem  unbekannten  dicbterlin^-  des  zehnten  Jahrhun- 
derts au. 

Seitdem  sind  die  ansichten  der  gelehrten  über  diese  frage 
geteilt  gewesen.  Verschiedene  traten  Tiionias  AN'right  bei.  So 
Pauli',  der  allerdings  kein  neues  argument  vorbringt.  Ebenso 
Weiss-;  dieser  hat  eine  zu  hohe  meinung  vom  könige,  als 
dass  er  ihn  sich  als  Verfasser  der  metra  denken  könnte.  Ohne 
zu  bestreiten,  dass  die  metra  vom  könige  in  versform  umgesetzt 
worden  sind,  erklärt  er  doch  nachdrücklich,  dass  diejenigen 
metra,  welche  uns  erhalten  sind,  auf  keinen  lall  von  ihm  her- 
rühren können.  Aehnlich  spricht  sich  Bouterwek' aus.  Auch 
G.  Guizot*  bestreitet  sehr  entschieden  die  verfas.serschaft  des 
köuigs,  widerhült  aber  im  gründe  nur  die  einwände  Wright's. 
Auch  Morley^  schliesst  sich  den  genannten  an,  ohne  iudess 
etwas  neues  vorbringen  zu  können.  Wülcker''  erklärte  sich 
gelegentlich  für  die  Wright'sche  ansieht.  Kieger'  hält  die 
metra  für  das  werk  irgend  eines  späteren  Verfassers. 

Andere  erklären  sich  nicht  bestimnd  für  oder  gegen.  So 
Ettmüller^,  der  sich  darauf  beschränkt  zu  sagen,  dass  die 
alliterierende  bearbeitmig  der  metra  dem  könig  zugeschrieben 
wird.  Auch  Hammerich'-'  scheint  über  die  frage  nicht  in's 
reine  gekommen  zu  sein. 

Andererseits  fehlt  es  nicht  an  solchen,  die  trotz  Wright 
Aelfred's  ansprüche  auf  das  in  rede  stehende  werk  weiter  ver- 
treten haben.  So  M.  Tupper'**,  Verfasser  einer  gereimten  neu- 
englischen Übersetzung  der  metra.     Tupper  verdient  besondere 


'  Pauli,  Alfred  der  Grosse,  Berlin  1851,  s.  22.'j— 2ü. 

-  Weiss,  Geschichte  Alfred' s  d.  Gr.,  Schaff  hausen  1852,  s.  212. 

^  Caedmon,  lierausg.  von  Bouterwek,  Gütersloh  1854,  pref.  s.  XLIX. 

*  G.  Guizot,  Alfred  le  Grand,  2''  ed.  Paris  180:5,  s.  2ü5— 2ü(i. 

'•>  Morley,  Enylish   IVrilers,  London  1807,  I,  s.  4(l(». 

'•  \^\.  Paul  und  Braune's  Beiiräge  z.fj.  d.d.sp.  I,  1874,  s.  241  aniu. 

"  Kieger,  All-  und  Atigelsächs.   rerskunsl,  Halle  1N7(),  s.  ;{2 — 35. 

•*  Kttniiiller,  Handbuch  der  Deulsclieii.  Lileraturf/eschich/e  etc.,  Leipzij^ 
1847,  s.  145. 

'•'  Hammerich,  De  episk-krisle/iye  oldkrad  hos  de gotiske  folli,  KjöIksu- 
havn  187.},  s.  !)(). 

'"  King  Alfreds  Poems  now  first  tmued  into  English  Metrc^s  by 
M.  F.  Tupper,  London  1850.  Wider  abgedruckt  in  der  sogen.  'Jubilee 
Edition'  von  AellVed's  werken,  T^ondon  ls5s,  1,  s.  158  -  24!»  und  in  Fo.v's 
ausgäbe  des  Boetius,  London  lsi)4,  s.  2G.'i — 'S'o'l. 


41G  IIARIMANK, 

eiwäbuuui:  als  ein  bewuudeicr  des  ilicbterischeii  wertes  der 
inefvn,  wobei  es  allcrding:s  tVaiclieb  ist,  ob  er,  unter  dem  ein- 
tiusse  einer  art  von  selbsttäuscbunj;-  stehend,  nicht  sowol  das 
oriirinal  als  seine  eigene  iibertra^unu  bcnvnndert.  In  bezuj;-  auf" 
die  iVa^liche  autbeuticität  bemerkt  er:  '7/  maij  be  iiwre  learned 
/o  (hndit,  bul  il  is  far  innre  sensible  lo  be/ieve'.  Dietrich' 
citieit  widerholt  könig  AellVed  als  den  Verfasser  der  metra,  bat 
Jedoch,  wie  es  scheint,  niemals  die  t"raf::e  eingehender  unter- 
sucht. Grein-  druckt  die  metra  als  Aelfred's  werk  ab.  Die 
zehn  einleitenden  verse  schreibt  er  einem  andern  Verfasser  /u, 
erbebt  jedoch  keinerlei  zweifei  darüber,  dass  die  metra  selbst 
vou  Aelfred  herrühren.  Sweet''  sieht  sie  ebenfalls  als  AellVe- 
disch  au,  ohne  indess  VVri<;bt's  einwänden  entgegenzutreten. 
Ten  Brink^  endlich  erklärt  sich  entschieden  zu  gunsteu  der 
autbeuticität.  Wenngleich  indess  es  nach  seinen  äusserungeu 
nicht  unwahrscheinlich  ist,  dass  Wright's  Standpunkt  aufzu- 
geben ist,  so  hat  er  doch  nicht  alle  Schwierigkeiten  aus  dem 
wege  geräumt.  Ueber  einen  wichtigen  punkt  spricht  er  nur 
andeutungsweise,  und  ein  argument  des  englischen  krilikers, 
bei  weitem  nicht  das  geringste,  berücksichtigt  er  überhaui)t  gar 
nicht.  Kurz,  auch  nach  ten  Brink  kann  die  frage  durchaus 
noch  nicht  als  entschieden  betrachtet  werden.  Dieselbe  soll 
daher  in  den  folgenden  seifen  einer  eingehenden  Untersuchung 
unterzogen  werden. 

In  anbetracht  des  umstandes,  dass  alle  sjiäteren  einwände 
und  Zweifel  auf  die  Wright'sche  kritik  von  1842  zurückgehen, 
und  seitdem  nichts  wesentlich  neues  vorgebracht  worden  ist, 
wird  der  natürlichste  weg  der  Untersuchung  der  sein,  Wright's 
argumeute  sorgfältig  nach  einander  zu  prüfen.  Nachdem  ich 
dieselben  auf  ihren  wahren  wert  zuriudigefüiirt  habe,  gedenke 
ich    die   authenticität    der   metra   noch  durch  einige  andere  er- 


'  Il:iupt'ä  Zeifscliiifr  t.  il.  A.  ls.');(,  s.  2IS— 21!t.  Aiit/bt-Saxouica  {um- 
vorsitätöprogramui  von  iM;irliuif()  Is.'jj,  s.  VI.  Nit'dnei's  Zeilschri/'l  für 
liisl.    llu-oL  WA),  8.  2;il. 

■^  <Jrcin'8  Bibl.  d.  (((js.  Poesie  etc.  11.  Ijd.  Te.xt  II.  (Jöttingen  1S58, 
ß.  2y5    :<:t'.),  ».  112    41:5. 

^  Sweet,  (Jliaraclerislics  <>/  ays.  poelry,  in  »idii  2.  huiide  (l(!r  neuen 
auHgub(5  von  Warton's  IliHloiy  of  Engl,  l'oetry.     London  1*>7I,  a.  S. 

*  ten  Blink,  Gesc/iie/i(e  der  eiif/liseiieii  Lilerulnr  I.  I)d.  lierlin  1^77, 
M.  liMi     Itrj. 


METRA  DES  BOE TILTS.  4  J  7 

wä-ungen  ausser  zweifei  zu  stelleu.  Der  I)e(iueniliehkeit  halber 
bezeichne  ich  die  lateinischen  metra  mit  A,  die  augelsächsische 
l)rosaiibertiagung  derselben  mit  B,  uud  die  alliterierende  Über- 
tragung mit  C.i 

Doch  vor  allem  ist  der  hier  uud  ila  auftretende  Irrtum  zu 
beseitigen,  dass  C  auf  A  beruhe,  dass  der  augelsächs.  dichter, 
wer  immer  es  gewesen  sein  mag,  den  Intein.  text  der  metra 
vor  sich  gehabt  hätte,  als  er  seine  Zeilen  schrieb.  Auf  grund 
einer  derartigen  anschauung  sprechen  Turner'^,  Conyl)eare^, 
Tupper^  von  der  grossen  freiheit,  die  der  Verfasser  von  C 
sich  bei  der  behandlung  der  lateinischen  metra  des  Boetius 
gestattet  hätte.  Auch  Grein  ^  scheint  dieser  anschauung  gehul- 
digt ZU  haben.  Wenigstens  vergleicht  er  C  mit  A  und  lind  et 
dabei,  dass  neun  lat.  metra  von  A  in  C  fehlen.  Giein's  an- 
sieht hierüber  lässt  sich  nicht  mit  absoluter  Sicherheit  feststellen, 
indess  könnte  jemand  aus  seinen  Worten  sehr  wol  entnehmen^ 
dass  der  Verfasser  von  C  bei  seiner  arbeit  A  vor  sich  hatte,' 
und  neun  metra,  sei  es  mit  oder  ohne  absieht,  ausliess.  Dies 
würde  indess  eine  irrige  Vorstellung  sein.  Ich  habe  diese  frage 
eingehend  gei)rüft  und  kann  daher  mit  Sicherheit  behaupten, 
dass  der  Verfasser  von  C  sich  niemals  die  mühe  nahm,  das  lat! 
original  aufzuschlagen,  dass  er  ausschliesslich  nach  B  arbeitete.« 
Die  ähnlichkeit  zwischen  C  und  B  ist  so  schlagend,  als  mög- 
lich. Nicht  nur  folgt  0,  mit  einigen  sehr  unbedeutenden  aus- 
nahmen, getreu  dem  gedankengange  so  wie  er  in  B  vorliegt, 

»  Leider  f?ibt  es  keine  ^enaiio  IteHcliieilniiif?  der  lis.  Coti.  Otho  A.  (i. 
Einige  punkte  würden  vieileiclit  schon  dur<-li  den  eharakter  dersell.en 
zu  entscheiden  sein.  Ol.  die  aj^s.  flössen  in  der  lat.  C.  C.  C.  (!.  hs.  des 
Boetius  irgend  welchen  be/.ug  zu  Aelfred's  werk  haben,  ist  noeii  nicht 
untersucht.  Wanley  sagt  a.  a.  o.  s.  läl :  'In  eo  haben/tu-  A.  M.  Boelhiilibri 
de  ConsoL  Philos.  Priinns  el  pars  lihri  secundi  tum  in  texlu  quam  in 
margine  glossatur  Saxouice'. 

^  A.  a.  o.  s.  (50. 

3  A.  a.  o.  s.  2.59. 

"  Jubilee  Edition  of  King  Alfred's  Works,  I,  s.  179. 

^  A.  a.  o.  s.  4i;(. 

^  Dies  ist  allerdings  schon  von  Th.  Wright  bemerkt  worden,  a.a.O.  s.  57, 
doch  nicht  mit  dem  nötigen  naclidruck:  'The  melra  are  lillle  more  than 
a  transposilion  of  ihe  words  of  Alfreds  oivn  prose,  wilh  here  and  there 
a  fnv  additions  and  ullerations  lo  niake alliti-ralion'.  Ks  war  nötig,  diesen 
punkt  gleich  am  eingange  der  untersucliung  klar  zu  stellen. 

Aiiglia,  V.  band.  «- 


418  IIAKTMAN'X, 

soiuloin  CS  liehält  aueli,  so  weit  als  dies  iibcrlmu])!  mit  der 
uatiir  der  alliteiafioii  AOiciiibar  ist,  die  woitc  und  weuduiigen 
\i>n  r>  l»ei.  Wo  iiuiner  sich  in  C  Zusätze  tindeu,  die  in  der 
reiiel  unbedeutend  sind  und  meist  einen  rein  ausfüllenden 
Charakter  haben,  sind  sie  niemals,  in  keinem  einzigen  bei- 
spiele,  aus  A  entlehnt,  ja  sie  sind  nicht  einmal  indirekt  durch 
A  hervoriieruf'en.  Nur  wenige  Zeilen  in  C  finden  keinen  ent- 
si)rcchenden  text  in  B.  Hier  sei  iudess  einer  möglichen  fal- 
schen auftassung  A'orgebeugt.  Der  ags.  umdichter  verfuhr  nicht 
so  mechanisch,  dnss  er  sich  bei  seiner  arbeit  ausschliesslich 
darauf  Iteschränkte,  ii  zu  lesen.  Wenn  man  aus  einigen  stellen 
einen  schluss  ziehen  darf,  so  las  er  die  ganze  ags.  luosaüber- 
tragung  durch,  ehe  er  sich  an  die  alliterierende  umdichtung 
der  Metra  mnchte.     Diese  stellen  sind  "iO,  j,-_gj(: 

swelcum  he  ;tn'or 
on  liis  Iif(la3;iiai  jelicost  w.-ps, 

welche  wortc  auf  der  \orhergehenden  pidsa Übertragung  be- 
ruhen, und  T),  14^45: 

jnef.  liit  SCO  Gcc  no  niot  iim.au  geondsctnan 

suiine  für  ]'a;m  sweartiuu  niistiiui,  au-  pa3iu  In  jeswitSrad  woor^ion, 

auch  diese  verse  hal)eu  ihre  (juelle  in  den  Schlusssätzen  der 
vorhergehenden  jirosa. 

Nachdem  so  die  wirkliche  grundlage  von  (J  festgestellt  ist, 
hat  es  durchaus  nichts  überraschendes,  wenn  sechs  verschiedene 
metra  des  Boetius,  welche  Aclfred  in  B  ausliess  —  ich  brauche 
hier  nicht  zu  untersuchen  aus  welchen  gründen  — ,  wenn  diese 
metra. auch  in  C  fehlen:  1,3.4.  ^ji-  •'>?!•  3- i-  Diese  auslassungeu 
sind  ohne  irgend  welche  bedeutung  für  unsere  frage. 

Nach  diesen  Vorbemerkungen  untersuche  ich  zuerst  den  be- 
weis Wright's,  welchen  ich  als  den  gewichtigsten  betrachte:  der 
umstand  nändich ,  dass  der  umdichter  drei  verschiedene  metra 
(I,  „.  n,  j.  IV,  7),  die  ihren  gebührenden  platz  in  Aelfred's  jjrosa- 
üljcrtragung  hatten,  vollständig  ausgelassen  hat.  Nach  Wright 
hätte  der  Verfasser  von  C  dieselben  aus  reiner  nachlässigkeit 
übersehen,  weil  er  in  der  ))rosa  Aelfred's  an  ilirer  spitze  nicht 
die  f(u*mel  fand,  durch  welche  ein  metruni  in  der  regel  einge- 
leitet wird. 

nichtig  ist  allerdings,  wie  Wright  sagt,  dass  Aelfred  in 
seiner  j)rosa  die  Übersetzung  eines  metrums  gewrdiidich  durch 
eine  gewisse  forincl  einführt.     Ja  noch  mehr!    In  den  meisten 


METRA  DES  P.OETIUS.  419 

fallen  ist  niclit  nur  eine  derartige  einleitende  forme!  vorhanden, 
sondern  der  Verfasser  charakterisiert  auch  in  der  regel  jedes 
nietruni,  unmittelbar  nachdem  er  es  gegeben  hat,  als  'leoti', 
einmal  als  ' fijtte',  so  dass  dasselbe,  von  diesen  zwei  stehenden 
formein  so  zu  sagen  eingerahmt,  sehr  leicht  erkenn l)ar  wird. 
Die  einleitende  formel  ist: 

'öa  onjan  he  sin;i;an  (ancli  jiddian  oder  jliowiaii)  and  eins  c\va>5'; 
die  Schlussformel  lautet: 

'^a  se  Wisdom  fia  V>\^  leo'Ö  asnnjen  hfefde,  ?>a  otc. 
Beide  diese  formein  werden  bei  den  folgenden  metren  gebraucht: 

1)1-  i-.-.-      I'i  4- 5- ()• -•  S-     III)   l- 2-  3-  4- 5-  (;•  :•  ()•  10-  I-2-     I  *^7  2- 4- r,- ti-     ^ i  'l- hi 

d.  h.  also  in  24  fällen  von  1^0.'  Nur  die  einleitende  formel 
wird  gebraucht:  II,...  III.  ^.,|.  IV,  j.  3.  Weder  die  eine  noch  die 
andere  kommt  vor:  I, ,].  7.  11,2-  IV,  7.'- 

Wenn  man  nun  bedenkt,  dass  Aelfred  seinem  lateinischen 
texte  durchweg  sehr  frei  gegenübersteht,  so  Hesse  sich  sehr  wol 
fragen,  ob  er  iiberhau])t  die  absieht  hatte,  diese  vier  metra  in 
seine  version  als  metra  aufzunehmen,  oder  ob  er  es  nicht  lieber 
vorzog,  aus  irgend  welchem  gründe,  sie  nur  seiner  eigentlichen 
prosa  einzuverleiben.  Das  weglassen  beider  formein  scheint  für 
diese  auffassung  zu  s})]-echen.  Indess  ist  dieselbe  kaum  anwend- 
bar auf  Metrum  1, 7.  Ich  will  keinen  besonderen  wert  darauf 
legen,  dass  sich  die  bearbeitung-  dieses  metrums  in  ihrem  ganzen 
tone  von  dem  eigentlichen  i)rosatcxte  abhebt  und  sich  dadurch 
als  metrum  kennzeichnet.  Allerdings  findet  man  an  seiner 
spitze  nicht  die  gewöhnliche  formel,  indess  scheinen  die  un- 
mittelbar vorhergehenden  sätze  sehr  dafür  zu  sprechen ,  dass 
wir  es  hier  mit  einem  metrum  zu  tun  haben.  Nachdem  näm- 
lich die  Philosophie  zuvor  von  dem  nebel  gesjjrochen,  welcher 
das  geistige  äuge  verdunkelt,  fährt  sie  fort: 

'ac  ic  hie  sceal  ?erest  getSiunian,  Vi?et  ic  sitS^an  ciy  e?i  nueje  ^;l>t.  sofie 

leoht  on  Öe  jebrinjan', 
was  nur  bedeuten  kann:  Ehe  die  philosophische  belehrung,  wie 
sie   in  der  vorhergehenden  prosa  gegeben  worden  ist,   in  dem 


'  Ich  sage  30,  nicht  31.  Denn  was  uian  zuweilen  das  erste  metrum 
nennt,  ist  weiter  nichts  als  die  historische  oinUitung  zu  dem  ganzen 
werke. 

^  Es  ist  nicht  korrekt,  wenn  Wright  (1.  c.  s.  li»3)  mit  hezug  auf  die 
metra  I,  c-  n,o.  IV,  7  angibt:  'In  Ikese  ihree  instances  only  lie  has  omiitcd 
llml  expression  in  Ibe  ]>rosetu'i'S}on,  ivliicli  led  ihe  ivriler  of  Ihe  mclrical 
i^ersion  to  over/ook  I/k'iii  eiilirch/  . 

27* 


■l'JO  HARIMANX, 

nächsten  buche  mit  vorteil  fortgesetzt  werden  kann,  nuiss  der 
das  geistige  äuge  veidunkehule  nebel  beseitigt  werden.  Dies 
geschieht  durch  das  nictruni. 

Die  nietra  liaben  im  allgemeinen  keinen  |)hilos<»j»liischen 
inlialt,  sondern  bilden  gewissevmassen  ruhepunktc  nacli  den  ab- 
strakten erörteruugeu  der  ])rosa.  Andererseits  wird  das  in  trage 
stehende  stück  von  AeltVcd  alleidings  niciit  als  '/('i)<)'  bezeichnet, 
doch  lolgt  unmitteil»ar  daraul"  eine  wendung,  welche  sich  eben- 
falls mehr  als  ein  mal  nach  iler  Übertragung  eines  metrums 
lindet: 

'i^a  ^eswijode  se  Wisdoiu  anc  lytle  hwile'. 
Diese  wendung  wird,  sei  es  in  derselben  form,  sei  es  mit  einer 
geringen  änderung,  nach  den  folgenden  metris  gebraucht,  und 
zwar  nur  in  diesen  fällen:  II,,;.  III,  |.  IV,4.r,.  V,.2.  Dies  scheint 
ziemlich  deutlich  darauf  hin  zu  weisen,  dass  der  könig  selbst 
von  vornherein  diesen  teil  des  textes  als  ein  metrum  angesehen 
wissen  wollte. 

A\'ie  ist  nun  al)ei'  das  nichtVorhandensein  der  drei  anderen 
metra  I,,;.  U,  ,.  IV,  7  in  C  zu  beurteilen?  Zuerst  entsteht  hier 
die  frage,  ob  diese  auslassung  nicht  \  iel  mehr  auf  rechnung  des 
Schreibers  als  auf  die  des  Verfassers  von  C  zu  setzen  ist.  Dass 
wir  es  hier  nicht  mit  dem  muster  eines  Schreibers  zu  tun  haben, 
geht  daraus  hervor,  dass  er  olfenbar  aus  reiner  naeblüssigkeit 
den  grössten  teil  des  23.  metrums  ausgelassen  hat.  Obgleich 
dies  eine  unzweifelhafte  tatsache  ist,  so  scheint  sie  doch  noch 
niemandem  aufgefallen  zu  sein.  Denn  die  herausgeber  der  metra, 
Kawlinson,  Fox  und  (uein,  drucken  das  fragliche  stück,  (dme 
irgendwie  anzugeben,  dass  es  ein  fragmcnt  ist,  und  aus  der 
Übertragung  'ruj»j)er's  sieht  mau,  dass  er  es  ebenfalls  nicht  be- 
merkt hat.     i\lan  braucht  aber  nur  v.  7 — 9  zu  lesen: 

VVe  .sciilon  [^cali  jita  iiiid  öotlos  fylste 
culdiiiü  ainl  leasiiiii  |>iiiiio  iii;^e|'onc 
littan  liispi'lliiiii  clc. 

und    (hiiuit    die  eiitsjirochenden  worte  der  j)i-osaül)ertragung  zu 
vergleichen  (XXXV, ,j): 

'\ve  sciilou  ^at  of  Pallium  li-asniu  .spcllnni  1^0  sum  bispoll  reccan'. 
Diese  worte  bestehcu  niciit  für  sich  selbst,  sondern  dienen  nur 
dazu,   die    unmittelbar   darauffolgende  geschichte  von  Orpheus 
und    Eurydice   einzufühlen.      Und   am   ende  des  ganzen  linden 
sich  die   uorle: 


METKA  DES  BOETIUS.  421 

'(5a   SC   Wiödüiu    öa   ^Jis    leuö    swiöo    lustb;crlicc   and   joscoadwislice 

asuujen  hajfdc'  etc. 
so  ilass  über  den  chaiakter  des  voiausgebcuden  textcs  keinerlei 
zweifei  bestellen  kann.  Da  mm  diese  gescliielite  von  Orpheus 
und  Eurydice  in  C  weggelassen  ist*,  obgleich  der  unidiehter 
dazu  keineswegs  durch  die  prosaübertragung  verleitet  werden 
konnte,  und  obgleich  er  selbst  sie  deutlich  genug  eingeleitet 
hat,  so  kann  die  auslassuug  nur  dem  Schreiber,  nicht  dem  um- 
dichter selbst  zur  last  gelegt  werden. 

Nachdem  so  einmal  diese  nachlässigkeit  des  Schreibers 
erwiesen  worden  ist,  darf  man  ihm  wol  zutrauen,  dass  er  im 
stände  war,  drei  metra  ganz  und  gar  auszulassen?  Diese  mög- 
lichkeit  ist  nicht  schlechterdings  ausgeschlossen.  Wenn  man 
jedoch  die  oben  festgestellte  tatsache  in  betracht  zieht,  dass  C 
ausschliesslich  auf  B  und  nicht  auf  A  beruht,  und  dass  die 
iibertraguugeu  der  drei  fraglichen  metra  das  gemeinsame  kenu- 
zeichcn  haben,  dass  sie  sich  durch  keinerlei  äussere  bezcich- 
nung  von  dem  umstehenden  texte  abheben,  so  ist  sehr  wol 
denkbar,  dass  die  auslassungen  in  C  auf  rechnung  des  ver- 
i'assers  selbst  zu  setzen  sind.  Es  kann  durchaus  nicht  einge- 
räumt werden,  dass  man  aus  der  tatsache  der  auslassuug  ein 
argument  gegen  die  Verfasserschaft  des  königs  herleitet.  Wright 
meint,  die  auslassuug  in  C  sei  ein  grober  Schnitzer,  der  unmög- 
lich vom  könige  sell)st  begangen  worden  sein  kann,  sondern 
nur  von  einem  mechanisch  arbeitenden  bearbeiter.  Da  er  am 
cingange  der  bezüglichen  abschnitte  die  gewöhnliche  formel 
nicht  bemerkte,  so  kam  er  überhaupt  nicht  auf  den  gedauken, 
dass  in  diesen  fällen  metra  vorlägen,  und  Hess  sie  daher  ganz 
aus.  Dies  ist  aber  doch  nicht  eine  ganz  genaue  darstellung 
des  Sachverhaltes.  Obwol  Wright  sehr  wol  wusste,  dass  ß  die 
quelle  von  C  ist,  kam  er  durch  die  unbestreitbare  tatsache  der 
auslassuug  zu  dem  allzu  raschen  Schlüsse,  dass  die  metra  nicht 
von  Aclfrcd  herrühren  können.  Wenn  jemand  zu  tadeln  ist, 
so  ist  es  niclit  der  Verfasser  von  C,  sondern  der  von  B.  Für 
jemanden,   der  nicht  das  lat.  original  zur  band  hat,  dürfte  es 


'  Man  sieht  nicht  recht,  wie  'I'urner  (1.  c.  s.  (lö — 611)  sagen  kann: 
'The  r cader  who  compa?-es  tlie  description  of  the  golden  age  and  (he 
storics  of  Eurgdice  and  Circe,  inserled  before  from  Alfrcd's  prosc  tvith 
his  translations  of  thc  sanie  inio  verse,  wHi  perceive  ihal  his  poetry  has 
not  increased  Iheir  i)ilerest '. 


['l'l  HARIMANN, 

kaum  mö^lü'li  sein,  die  iibertrnj;iing-en  der  drei  nictra  aus  dem 
übrigeu  anj:clsäehs.  texte  licrauszulinden,  kaum  möj;lich  sein, 
den  punkt  anzugeben,  wo  sie  anfangen.  Und  man  kann  daher 
nicht  unverständiger  weise  zweifeln,  ob  Aelfi'cd  überhaupt  die 
absieht  hatte,  sie  als  eigentliche  metra  zu  geben.  Dies  gilt 
besonders  von  metrüm  I,  u.  Denn  dieser  teil  ist  sogar  mit  der 
vorausgehenden  prosa  durch  die  partikel  'fortan'  direkt  ver- 
knüpft. Es  würde  daher  unbillig  sein,  dem  Verfasser  von  C 
deswegen  einen  Vorwurf  machen  zu  wollen.  So  wie  er  arbei- 
tete, war  es  nicht  anders  möglich,  als  dass  er  die  drei  nictra 
ausliess.  Es  ist  schlechterdings  unzulässig,  von  dieser  gruud- 
lage  aus  könig  Aclfrcd's  Verfasserschaft  anzufechten.  Nach- 
dem er  einmal  seine  inosaUbertragung  des  Boetius  vollendet 
hatte  —  für  ihn,  unter  den  damaligen  Verhältnissen,  wahrlich 
keine  kleine  aufgäbe  — ,  war  es  dann  nicht  ganz  natürlich, 
dass  er  sich  nun  nicht  noch  einmal  die  arbeit  aufbürdete,  den 
text  der  lat.  metra  zu  entziffern"?  Der  metra,  die  ihm  ohne 
zweifei  als  ein  schweres  lesestUck  oft  ziemlich  rätselhaft  er- 
schienen sein  müssen.  Man.  bedenke  nur,  dass  die  dichtung 
des  Boetius  oft  recht  dunkel  ist,  wegen  ihrer  ausserordent 
liehen  gedrängtheit  und  ihrer  mannigfachen  anspielungen  mytho- 
logischer und  anderer  art,  die  für  einen  gelehrten  des  9.  Jahr- 
hunderts nicht  selten  ganz  unverständlich  sein  mussten.  Diese 
crwägungen  lassen  es  ganz  begreiflich  erscheinen,  dass  Aelfred 
als  grundlage  für  seine  umdichtung  nicht  den  lat.  text,  sondern 
seine  eigene  prosaübertragung  nahm.  Man  darf  annehmen,  dass 
ein  gewisser  Zeitraum,  vielleicht  von  einigen  Jahren,  zwischen 
den  beiden  arbeiten  liegt.  In  der  Zwischenzeit  konnte  ein 
gcist  wie  der  Aclfrcd's  nicht  unbeschäftigt  bleiben.  Und  so  ist 
CS  durchaus  nicht  auffällig,  dass  er  bei  wideraufnahme  seiner 
arljcit  behufs  umdichtung  der  metra  die  drei  fraglichen  slückc 
ganz  übersah,  die  ja  kein  äusserliches  kennzeichcn  trugen  und 
so  in  dem  texte  gewissermassen  begraben  lagen. 

Noch  eine  erörterung  in  bezug  auf  metrum  IV,  7.    Unmittel- 
bar nach  der  Übertragung  derselben  liest  man  die  worte: 

'Sa  sc  Wisdom  Öa  Öis  spell-areht  li;ot'de'. 
Die  anwendung  des  wortes  spell  auf  den  vorhergehenden  text 
sjjricht  erstens  dafür,   dass  könig  Aelfred  selbst  bei  abfassung 
seiner   prosaübertragung   diesen   teil  nicht  als  ein  metrum  an- 
geschen wissen  wollte,   und  zweitens  musste  sie  den  Verfasser 


METRA  DES  BOETIUS.  423 

von  C  zu  der  nunahnio  verleiten,  (LiSkS  es  s^ich  liier  um  einen 
teil  der  eigentliehen  i)iosa  handele.  Denn  nach  dem  allge- 
meinen sprachgebrauche  der  prosaübeitragung  bedeutet  spcd 
prosa,  im  gegensatze  zu  leoti,  ^yd,  fylle,  welche  ausdiiicke  für 
metrum  stehen.  In  diesem  sinne  wird  spcll  oder  spelUan  vor 
den  folgenden  metris  gebraucht:  II,  4. 5, ,;.  7.  >,.  III,  1. 2-  3.  i-  5.  u.  7- s- 
IQ.  1  !•  I^M'  2-  3-  4-  5-  (,•  V,  0.  -,,  und  nach  folgenden  metris:  II,  4.  -.  7. 
III,  2- .(•  5- 6- :•  0.  IV,  2;  d.h.  also  in  33  verschiedenen  fällen.  Nur 
eine  wirkliche  ausnähme'  gibt  es  in  Aelfred's  Boetiusvon  dieser 


•  Eine  anscheinende  ausnähme  findet  sich  im  2.  verse  des  7.  metrums: 
'jliowordnm  göl  gyd  a^t  spelle'. 
Hier  scheinen  die  beiden  ausdrücke  unterschiedslos  gebraucht  7a\  sein. 
Indess  steht  in  der  hs.  nicht  cel,  sondern  tesl.  Diese  lesart  gibt  Iceinen 
sinn.  Sie  in  cel  zu  ändern  ist  nicht  tunlieh,  denn  wie  sollte  man  sich 
den  buchstaben  vor  dem  t  erklären?  Andrerseits  ist  Ettmiiller's  Ver- 
besserung: 'gijd  ecle  spelle'  doch  allzu  gewaltsam.  Die  Aviikliche  emen- 
dation  dürfte  folgende  sein:  Statt  lesl  ist  zu  lesen  cefl.  Bekanntlich  ist 
nur  ein  geringer  unterschied  zwischen  der  ags.  form  von  /"  und  s.  Ur- 
sprünglich befand  sich  vielleicht  über  dem  fl  ein  kleiner  strich,  die  ab- 
kürzung  für  er,  der  indess  aus  versehen  weggelassen  sein  kann.  So 
kommt  man  zu  der  befriedigenden  lesart: 

•^liowordum  jöl  gj^d  ?efter  spelle', 
d.  h.  nach  der  vorhergehenden  prosa  begann  die  philosophie  zu  singen.  — 
Eine  andere  scheinbare  ausnähme  ist  der  gebrauch  von  spelliau  in  dem 
unmittelbar  auf  das  J4.  metrum  folgenden  satze: 

'l^fi  se  Wisdöm  ]?a  5is  \iot)  äsunjen  haifde,  ]>ii  orijan  he  cft  spelliau 

and  cwaeÖ'. 
Aus  dem  doppelpunkte,  welchen  Grein  nach  diesem  satze  setzt,  sieht 
man ,  dass  er  eine  irrige  anschauuug  von  den  ags.  metren  hat.  Denn 
nach  dieser  interpunktion  würde  der  in  rede  stehende  satz  natürlich  das 
folgende  metrum  einführen,  so  dass  also  ein  metrum  auf  das  andere 
folgen  würde.  Doch  zeigt  ein  blick  auf  die  oben  citierten  sätze  hin- 
länglich, wie  der  satz  zu  verstehen  ist.  Er  kündigt  nämlich  einfach  die 
auf  das  metrum  folgende  prosa  an,  und  musste  daher  besser  ganz  aus- 
gelassen werden,  wenn  die  metra  für  sich  gedruckt  werden.  Es  sei  hier 
ein  für  allemal  bemerkt,  dass  die  ags.  metra  durchaus  nicht  unabhängig 
für  sich  bestehen.  Ihre  richtige  stelle  ist  zwischen  den  prosaabschnitteu 
der  Übertragung  des  Boetius.  Nur  aus  äusseren  gründen  werden  sie  von 
den  lierausgebern  separat  gedruckt.  Dass  sie  nicht  für  sich  bestehen 
geht  auch  daraus  hervor,  dass  nicht  selten  in  den  rnetreh  auf  die  vor- 
hergehende prosa  be/.ug  genommen  wird,  und  /.war  nicht  nur  so,  dass 
der  betrcft'ende  ausdruck  auf  B  beruht,  sondern  auch  so,  dass  er  eigens 
vom  Verfasser  eingeschoben  wird.  Doch  diese  stellen  werden  weiter 
unten  zu  besprechen  sein. 


424  IIAKIMANN, 

Minvoiidunu    des   wortcs,    und  ilicsc  liiidct  sioli  im  'iö.  metrum, 
wok'lics  ltci:iiuit: 

'•"Solicr  mi  fiii  spoll  bc  ]';vni  ofermodum', 
wörtlich   aus   B   entlehnt,     liier  beruht  der  gebrauch  von  spc/l 
nur   auf  einer   naohhissigkeit   des   Verfassers,    der   unmittelbar 
vorher  geschrieben  hatte: 

'J>ji  sc  Wisilüiu  i^;i  Ms  spoll  arolit  lia't'do,  ^;l  onj;;iu  hc  cl't  sinjau  and 

?us  cwaßt»'. 
Man   sieht   daraus,   dass    Homer   nicht   der  einzige  dichter  ist, 
der   zu   Zeiten    schläft.     Doch    kann    diesem    einen  falle  ncl)en 
den  :>3  oben  angeführten  keine  grosse  bedeutuug  zugeschrieben 
werden. 

Wir  kommen  nun  zu  dem  zweiten  argumeute,  welches 
Wright  gegen  die  Verfasserschaft  des  könlgs  vorbringt.  Das- 
selbe ist  aus  dem  geringen  dichterischen  werte  der  metra  ent- 
nommen : 

'Ilad  they  lioou  writicn  l»y  llic  kiiij,',  tlicy  would  ccrtaiiily  li;ivc  pos- 

scssed  soinc  of  tlic  hiji;hcr  charactcristlcs  ol'  Ant^lo-Saxon  poctry'. 
Hier  betreten  wir  einen  boden,  der  in  den  äugen  mancher  leute 
als  besonders  gefährlich  gilt.  In  diesen  tagen  hochentwickelter 
philologischer  kritik  ist  literarische  Würdigung  bei  vielen  fast 
in  miskredit  gekommen.  Charitius ',  in  seiner  Untersuchung 
ül)er  den  angelsächsischen  Guthlac,  lehnt  es  sogar  ausdrück- 
lich ab,  sich  auf  irgend  etwas  derartiges  einzulassen,  da  man 
l)ei  der  Subjektivität  derartiger  kritik  zu  einem  wirklichen 
resultate  nicht  kommen  könne.  Man  könnte  hier  auch  an  die 
widerstreitenden  urteile  erinnern,  die  oft  von  verschiedenen 
Uritikern  ül)cr  ein  und  dasselbe  gedieht  gefällt  worden  sind. 
Hielt  nicht  Thorpe  das  werk,  welches  unter  dem  nanieu  Crist 
bekannt  ist,  für  eine  unzusamrncnhängende  reihe  unbedeuten- 
der religiöser  gedichtc,  die  viel  zu  gewöhnlich  seien,  als  dass 
sie  die  mühe  einer  ernstlichen  Untersuchung  verlohnten?  Und 
hatte  nicht  Dietrich,  den  man  mit  recht  den  entdecker  des 
Crist  nennen  könnte,  eine  ganz  andere,  unendlich  höhere  niei- 
nung  davon  V  'J'horpe-  widerum  schäztc  die  von  ihm  veröfl'ent- 
lichtc  pariser  Übertragung  der  psalmcn  sehr  hoch:  Dicendi  gencri 

•  Charitius,  Lelicr  die  aiif/tisächs.  r/cflichlc  vom  /iL  Gnllüac.   «S.  diese 
zeitschr.  II,  s.  27:5. 

*  Libri   psa/morum    vcrsio    atilif/na    lalina    cum    parap/irasi   atiglo- 
saxonica  etc.  cd.  li.  Tliurpc,  Oxun.  IS.'JS,  pracf.  s.  V. 


METRA  DES  ÜOEITUS.  425 

inaicslas  incsl  yravUas  et  icrsiLs  clajoitlui  >ion  vulgari  conciiUKiti 
sunt'.  Ten  Biiiik  i  liiugegen  stellte  die  uämliclien  psaluicii 
vom  (lichtcrisc'hen  gcsicbtspunkte  aus  ziemlich  tief.  Gauz  ähn- 
lich in  bezug  auf  unsere  mctra.  Fox  hält  sie  für  ein  achtes 
muster  angelsächsischer  dichtkunst,  und  Tupper,  ihr  libersetzer, 
gerät  fast  bei  jedem  stück  in  ckstnsc  ii!)er  vermeintliche  dich- 
terische Schönheiten.  Sein  ganzer  commentar  fast  ist  ein  ström 
bewundernder  begcisterung,  vor  der  jeder  einwand  des  profanen 
kritikers  als  eine  art  literarischen  liochverrats  erscheint.  Auf 
der  anderen  seite  steht  Wright's  ansieht  über  die  metra,  die 
wir  schon  oben  kenneu  gelernt  haben.  Ten  Briuk  bemerkt: 
'Grosse  poesic  wird  man  nach  dem  gesagten  in  den  metren 
nicht  erwarten  dürfen',  und  Svycct  erklärt,  dass  sie  fast  jed- 
weden dichterischen  wertes  baar  seien. 

Wie  sehr  aber  auch  derartige  wi(lcrs])rechende  urteile  den 
Verächtern  literarischer  kritik  stütze  zu  verleihen  scheinen,  so 
sind  sie  doch  keineswegs  hinreichend,  die  berechtigung  der- 
selben zu  erschüttern.  Dass  naturcn  vorhanden  sind,  denen  es 
au  der  hier  nötigen  fähigkcit  gebricht,  ist  allerdings  eine  un- 
leugbare tatsache.  Es  gibt  eine  i)hysische  farbciibliudheit  und 
es  gibt  eine  ästhetische  farbenblindheit.  Es  soll  nicht  gesagt 
weiden,  dass  Thorpc  daran  gelitten  hat.  Aber,  mit  aller  an- 
erkennung  seiner  grossen  Verdienste  um  die  angelsächs.  literatur, 
wird  man  doch  immerhin  sagen  können,  dass  der  sinn  für  das 
schöne  bei  ihm  nicht  zu  besonders  hoher  entwicklung  gelangt 
war.  Aber  auch  noch  andere  umstände  können  sich  der  ge- 
rechten Würdigung  einer  dichterischen  Produktion  hindernd  in 
den  weg  stellen.  In  dem  besondern  falle,  angelsächs.  poesie, 
kann  mangel  an  Vertrautheit  mit  dem  ganzen  innkreise  ihrer 
Schöpfungen  ein  ernster  uachteil  sein.  Wer  nicht  durch  aus- 
gedehnte lektüre  sicli  in  die  eigentündiche  form,  in  welcher 
dieses  volk  das  schöne  zur  darstellung  brachte,  so  zu  sagen 
con  aniore  versenkt  hat,  der  kann  sich  über  den  wert  eines 
einzelnen  gedichtes  sehr  leicht  täuschen.  Und  endlich  ist  die 
frage  über  den  poetischen  wert  der  metia  durch  den  umstand 
verdunkelt  worden,  dass  es  sich  hier  um  köuig  AellVed  handelt. 
Die  bewunderung  die  nmn  diesem  nuinne  entgegen  bringt,  hat 
das  urteil  mehr  als  eines  kritikers  getrübt.     Ich  unterschrcil)e 


'  tcu  Blink,  Gcsclmhle  der  engl.  Lilcralur  s.  (Jl. 


426  IIAKT.MANN, 

vou  herzen  die  nieiminir  Freenian's ',  der  den  könig-  nidcrholt 
als  einen  der  vollendetsten  eliarakteren  in  der  j;cseliicbte  be- 
zeichnet. Ich  hewnndere  seinen  scelenadel,  seine  wahrheits- 
liel)e,  die  fast  eiuzi^^e  art,  in  welcher  das  leben  des  beiden  nnd 
die  tätigkeit  des  gelehrten,  des  volksbildners  bei  ihm  vereinigt 
erscheint.  Doch  ist  nicht  zu  ersehen,  was  alles  dies  mit  der 
ästhetischen  Würdigung-  seiner  pocsieen  zu  tun  hat,  wie  sich 
diese  verschiedenen  elcniente  mit  einander  verwechseln  lassen. 
Tatsache  ist,  dass  das  gefiibl  der  bewnnderung  für  den  könig 
veranlassung  gegeben  hat  sowol  zu  dem  irrtume  von  Tupper 
wie  zu  dem  von  Wright.  Nach  der  anschauung  des  erstercn, 
der  in  hohem  grade  an  dem  übel  zu  leiden  scheint,  welches 
Lord  Macaulay  irgendwo  als  'lues  Boswelliana'  bezeichnet,  nuiss 
könig  Aelfred  notwendiger  weise  ein  grosser  dichter  sein,  weil 
er  in  jeder  andern  beziehung  gross  ist.  Nach  Tb.  Wright  hin- 
widerum  kann  er  unmöglich  der  Verfasser  der  metra  sein,  weil 
sie,  ein  armseliges  werk  vom  literarischen  Standpunkte  aus,  zu 
seiner  anschauung  vom  könige  als  einem  klassischen  Schrift- 
steller nicht  stimmen.  Beide  anschauungen  aber  beruhen  auf 
trugschUissen.  Beide  anschauungen  vermengen  elemente,  die 
keinen  Zusammenhang  mit  einander  haben.  Das  beispiel  Lud- 
wig's  XIV.,  der  als  sittlicher  Charakter  allerdings  nicht  wert 
ist,  Aelfred  die  schuhriemen  zu  lösen,  mag  zeigen,  dass  ein 
könig  in  mancher  hinsieht  gross  sein  und  seinem  eignen  Zeit- 
alter sogar  als  ein  idealer  typus  des  königtums  erscheinen  kann, 
und  dabei  doch  im  stände  ist,  schlechte  verse  zu  schreil)en. 
Und  das  beispiel  Cicero's  ist  ein  schlagender  beweis  dafür, 
dass  poesie  und  prosa  zwei  sehr  verschiedene  gebiete  sind, 
dass  man  sehr  wol  auf  dem  einen  glänzendes  leisten  und  auf 
dem  audeni  fiasco  machen  kann. 

Doch  lassen  wir  einstweilen  die  Verbindung  des  namens 
Aclfred's  mit  den  metren  bei  scite.  Fragen  wir  uns:  was  sind 
sie,  an  und  für  sich  betrachtet?  Welchen  dichterischen  wert 
baljen  sie  in  den  äugen  des  unparteiischen  kritikers?  Die  ant- 
wort  auf  diese  frage  kann  nur  die  sein,  dass  sie  fast  alles 
dichterischen  Verdienstes  baar  sind,  wie  Sweet  sich  ausdrückt, 
und  wenn  llcinzel,  in  seiner  schrift  über  den  stil  altgcrman. 
dicbtung,   ihrer  auch  nicht  einmal  erwähnung  tut,   weil  er  sie 


'  Freeman,  Hisl.  of  thc  Norman  conqucsl,  Oxturd  IbTd,  I,  8.  4S  Jf. 


METRA  DES  BOETIUS.  427 

Dicht  als  poesie  im  eig'eiitlichen  sinne  des  Wortes  auerkennt, 
so  kann  mau  ihn  darum  nicht  tadeln.  Mau  braucht  nur  C  mit 
ß  zu  vergleichen,  um  obiges  gesammturteil  gerechtfertigt  zu 
lindeu.  Schon  die  geradezu  sklavische  art,  mit  der  sich  der 
Verfasser  von  C  au  die  worte  und  wendungeu  von  B  hält, 
indem  er  nicht  selten  eine  zeile  ohne  änderung  herübernimmti, 
in  der  regel  aber  sich  begnügt,  lahme  und  bedeutungslose  füll- 
worter  einzusetzen,  namentlich  erweiternde  ausdehnung  des 
Subjektes  und  Objektes,  solche  züge  sind  ein  hinreichender  be- 
weis dafür,  dass  der  flug  der  ])hantasic  dem  Verfasser  fremd 
war  und  dass  er  gänzlich  ausser  stände  war,  frei  über  den 
alliterierenden  rhythmus  zu  gebieten.  Hier  und  da  trifft  er 
w^ol  einmal  eine  verhältnissmässige  glückliche  wendung,  eine 
erinnerung  aus  dem  reichen  schätze  angelsächs.  dichtkunst. 
Aber  diese  fälle  sind  'rari  nanles  in  gurgiie  vasto',  welche  die 
über  das  ganze  sich  lagernde  dichterische  mattheit  nur  um  so 
deutlicher  hervortreten  lassen.  Allerdings  vermag  ich  nicht, 
mich  der  ansieht  von  ten  ßrink  und  Kieger  anzuschlicssen, 
nach  denen  schon  der  charakter  der  metra  des  Boetius  eine 
l)oetische  behandlung  in  angelsächs.  spräche  nicht  zugelassen 
hätte.  Wenn  wir  nicht  das  an  dichterischen  Schönheiten  so 
reiche  angelsächs.  gedieht  Phönix  besässen,  so  könnte  jemand 
ebenso  gut  sagen,  dass  die  eleganten  disticha,  die  diesem  ge- 
dichte  zu  gründe  liegen,  sich  für  angelsächs.  poesie  nicht  eigne- 
ten. Alles  kon)mt  auf  den  eigentümlichen  geist  des  dichters 
an.  Vielleicht  findet  ten  Briuk's  bemerkuug  auf  das  eine  oder 
das  andere  der  metra  auwendung.  Aber  im  allgemeinen  ist 
ihr  iuiialt  sehr  mannigfacher  art.  Sie  erstrecken  sich  auf  gegen- 
stände, die  nicht  selten,  und  zwar  mit  erfolg,  von  angelsächs. 
dichtem  behandelt  worden  sind.  Oder  zeichnen  sich  diese  nicht 
besonders  in  der  darstellung  des  seelenschmerzes,  des  kummers 
aus?  Finden  sie  nicht  eine  sehr  glückliche  und  ergreifende 
spräche,  wenn  es  sich  darum  handelt,  Gottes  macht  und  herr- 
lichkeit  zu  preisen  oder  die  gewaltigen  dieser  erde  zu  schil- 
dern? Ja,  ich  bin  sehr  geneigt  anzunehmen,  dass  ein  wahrer 
dichter,  selbst  in  den  fällen  den  rechten  ton  angeschlagen  haben 

'  XI,,.  XX, H3.  XXIV,,,.  XXV,,.,,,.,,,.  XXVlil.i.  XXX,,,.  Dazu 
nocli  VI,  s.  XXI,,,,.  XXI\',o:i.  wo  die  iiudciuiiir  eine  äusserst  unbedeu- 
tende ist. 


4'2S  HAK  IM  ANN, 

wiiiilc.  wo  der  inliiilt  sich  gcj;cii  ixtctisclic  bcliaiKlluui;"  zu 
sti;iul)on  scheint.  Ficiliih  würde  dauii  der  hvteinische  text 
nicht  unbeträchtlich  yai  ändern  gewesen  sein.  Der  ani;clsäehs. 
dichter  musstc  sich  l)eguiii5cn,  die  allgemeinen  leitenden  gc- 
dankcn  festzuhalten,  und  ihnen  eine  individuelle  auspräg-ung 
gelten.  Ktwas  derartiges  aber  war  lur  den  Verfasser  Non  C 
unerreichbar.  Selbst  in  den  nietren,  deren  inhalt  erzählen- 
der art  ist,  und  daher  die  niöglichkeit  einer  epischen  behand- 
lung  darbot,  selbst  da  ist  der  stil  so  matt  und  ungeschickt, 
wie  irgendwo  anders.  Selbst  dieser  aufgäbe  war  der  umdich- 
ter nicht  gewachsen. 

Wie  schwach  aber  auch  die  nietra  sein  mögen,  nuin  darf 
nimmer  zugeben,  dass  sie  aus  diesem  gründe  niciit  von  könig 
AellVed  stammen  können.  Nur  dann  würde  dies  annehnd)ar 
sein,  und  selbst  da  nur  bedingungsweise,  wenn  könig  Aelfrcd 
irgend  ein  gelungenes  poetisclies  werk  hinterlassen  hätte.  Dies 
ist  aber  nicht  der  fall.  Ohne  i)aradox  zu  sein,  wird  man  sehr 
wol  sagen  können:  Die  mctra  sind  von  könig  Aelfred,  nicht 
(»bgleich,  sondern  gerade  weil  sie  poetisch  nicht  geraten  sind, 
gerade  weil  sie  so  sind,  wie  sie  sind.  Die  metra  tragen  durch- 
weg das  gcpräge  eines  lehrhaften  geistes,  wie  er  mit  wahr- 
hafter jioesie  sich  nicht  verträgt.  Der  Verfasser  scheint  sich 
als  eine  art  lehrer  zu  fühlen,  er  scheint  sich  immer  daran  zu 
erinnern,  dass  er  zu  einem  ungebildeten  volke  spricht,  bei  dem 
er  nicht  el)en  viel  voraussetzen  darf.  Daher  maeht  er  oft  halt, 
um  eine  ciklärung  einzullechten.  Kr  bemüht  sich  sichtlich,  so 
verständlich  als  nur  irgend  denkbar  zu  reden.  In  diesem 
streben  veidünnt  er  seine  gcdankcn  oft  in  ganz  unleidlicher 
weise,  mit  einer  Steifheit  und  ungelenkhcit  im  stile,  dass  man 
sofort  siehi,  der  Verfasser  ist  im  reiche  der  dichtkunst  nicht 
zu  hause. 

Ein  aufmerksamer  leser  der  i)rosawerke  Aelfred's  kann 
nicht  zweifeln,  dass  seine  ganze  bcgabung  und  beanlaguug 
nicht  nach  dei'  seite  der  kunst  lag,  die  Jcuumd,  der  sich  darauf 
verstand,  charakterisicit  als  'o/"  imaginalion  all  compact'.  JSie 
verraten  einen  geist,  der  mit  heissem  bemühen  nach  Wahrheit 
ringt,  der  es  sich  zur  aufgäbe  setzt,  sie  andern  mitzuteilen, 
einen  geist,  dessen  bestreben  es  ist,  bildung  zu  erwerben  und 
zu  verbreiten,  um  dadurch  sein  volk  zu  heben,  einen  ehrlichen 
und  nüchternen  literarischen  arbeiten    Seine  mühsame  tätigkeit 


METRA  DES  BOETIUS.  429 

als  bearbeite!"  lateinischer  prosatexte  war  nicht  die  sache  eines 
phantasiemensclieu.  »Sie  hatte  ihren  Ursprung  in  seinem  leiden- 
schaftlichen wahihcits-  und  wissensdrange.  Die  poesie  konnte 
das  gebiet  einer  solchen  natur  unmöglich  sein.  Und  wenn  mau 
dazu  noch  die  unruhen  bedenkt,  die  seine  regierung  einleiteten 
und  den  grössten  teil  derselben  erfüllten,  die  allezeit  bedrohte 
läge  seines  Vaterlandes,  seine  ausgedehnte  täligkeit  auf  dem  ge- 
biete der  Verwaltung  und  gesetzgebung,  und  —  last,  not  least  — 
Jenes  eigentümliche  körperliche  leiden,  welcbes  er  wie  'einen 
dorn  im  fleische'  empfunden  haben  nuiss,  so  kann  man  sich 
nicht  wunderu,  dass  seine  allgemeine  geistige  lichtung  mehr 
auf  das  utile,  als  auf  das  dulce  gieng.  Was  war  nun  aber 
der  gedanke  des  königs,  wenn  er  als  dichter  vor  sein  volk 
trat?  Ich  gestehe,  ich  bin  durchaus  nicht  geneigt,  ihm  des- 
halb den  Vorwurf  der  anmassung  oder  der  unbescheidenheit  zu 
machen.  Es  muss  sich  eine  erklärung  finden  lassen,  die  mit 
dem  Charakter  Aelfred's  nicht  im  Widerspruche  steht.  Und 
diese  erklärung  bietet  sich  zwanglos  in  der  bcschaßenheit  des 
Originaltextes  selljst.  Nachdem  der  köuig  es  sich  einmal  vor- 
genommen hatte,  seine  landsleute  mit  demselben  bekannt  zu 
machen,  musste  er  ihnen  wol  oder  übel  die  metra  in  ])oe- 
tischer  form  geben,  s(»  wenig  neigung  er  auch  selbst  für  diese 
aufgäbe  fiUden  mochte.  Wenn  anders  er  seinem  lat,  autor 
volle  gerechtigkeit  widerfahren  lassen  wollte,  konnte  er  sie 
nicht  umgehen.  Und  übrigens  hat  er  diese  notwendigkeit  von 
vornherein  eingesehen.  Dies  geht  deutlich  genug  aus  den 
Worten  'leoti,  gyd,  fille'  hervor,  mit  denen  er  oft  genug  die 
entsprechenden  prosaabschnitte  bezeichnet.  Dieselben  würden 
ganz  und  gar  nicht  am  ])latze  sein,  wenn  sie  sich  auf  wirk- 
liehe prosa  bezögen.  Sie  lassen  sich  nur  unter  der  Voraus- 
setzung erklären,  dass  der  ^erfasser,  von  dem  ersten  augen- 
blicke  an,  wo  er  seine  Übertragung  unternahm,  die  feste  ab- 
sieht hatte,  den  mctris  diejenige  form  zu  geben,  die  ihnen  zu- 
kam. Dass  er  seiner  aufgäbe  schliesslich  nicht  gewachseu  war, 
kann  die  frage  über  die  autorschaft  durchaus  nicht  irgendwie 
beeinflussen. 

Es  erübrigt  noch  die  prüfung  des  dritten  und  lelztcu  bc- 
weises  von  Th.  Wright.  Derselbe  gründet  sich  auf  die  arm- 
seligen klassischen  kenntnissc  des  umdichters.  Wriulit  liMt 
hier  namentlich  zwei  schnitzer  im  äuge,  durch  welche,  wie  er 


A'M)  HARIMANN, 

i,^laiil)t.  clor  toxt  arg  voriiiistaltct  worden  ist.    Met.  XXYI,  7  ist 
näiiilifli  vdii  Odysscus  gesagt: 

lio  wa\s  [>iäci;i  j'imhi  tMor 
and  KOtie  rices  liirdi', 

während  die  itrosaiibertraguug  liest  (XXXVIII, ,): 

'i^:i  ^io(l:l  waion  luitono  l^acise  and  llotin' 
Die   andere   stelle    iindct    sicdi    inetra    XXX,;,,    wo   Homer   ge- 
nannt wird: 

Firjjiles  fitond  and  läreow, 

wälirend  man  im  ])rosate\te  liest: 
'se  \v:i's  Fii7;ili('s  laredw'. 

Sind  diese  gründe  wirklich  genügend,  um  auf  sie  hin  die 
metra  Aelfred  abzusi)rechen  V  Ich  antworte:  nein.  Was  das 
erste  ljeisj)iel  anbelangt,  so  ist  natürlich  von  vornherein  die 
m(»glichkeit  nicht  ausgeschlossen,  dass  Aelfred  selbst  löucige 
schrieb,  und  das  irgend  ein  puristisch  verbessernder  schreibcr 
daraus  hracia  machte.  Indess  selbst  wenn  das  letztere  von 
Aelfred  herrührt,  so  liegt  doch  darin  durchaus  nichts  ))edcnk- 
liches.  (rewiss  würde  die  uachlässigkeit  schwer  in's  gewicht 
fallen,  wenn  wir  an  Aelfred's  Zeitalter  denselben  maassstab  an- 
legen könnten,  wie  an  dieses  unser  neunzehntes  Jahrhundert. 
Dass  'riiracien  und  Ithaca  nicht  beliebig  verwechselt  werden 
können,  dürfte  selbst  einem  quartancr  nicht  unbekannt  sein. 
Es  ist  aber  ein  durchaus  unwissenschaftlicher  anachronismus, 
ein  Zeitalter  mit  dem  maasse  eines  andern  zu  messen.  Man 
mache  sich  nun  einen  deutlichen  begriff  von  dem  allgemeinen 
zustande  der  bildung  unter  den  Angelsachsen  jener  zeit,  und 
man  wiid  den  fraglichen  fehler  im  gründe  sehr  erklärlich  und 
verzeihlich  finden.  Aehnliches  kommt  damals  auch  sonst  y(n-. 
Ich  erinnere  nur  daran,  dass  in  der  einlcitung  zur  angelsilchs. 
chronik  gesagt  wird,  die  Briten  kämen  aus  Armenien,  und 
zwar  iindet  sich  diese  lesart  in  allen  drei  hs.  (Cott.  Tib.  B.  IV, 
Hodl.  Land.  (iiif).  Cott.  l)(»m,  A.  VIll),  wohingegen  Basda,  aus 
dem  das  bctreHende  stück  genommen  ist,  Armorica  liest. 

Uebrigens  ist  es  nicht  unmöglich,  dass  in  unserem  falle 
die  \ertauscliung  auf  einer  absieht  beruht.  Natürlich  war  dies 
niclit  das  bediirfniss  der  allitcrati(tn.  Denn  als  ein  auslän- 
disches mehrsilbiges  wort  konnte  I-^acige  sehr  wo!  mit  Hioda 
alliterieren.'      Aber   vielleicht   zog   der  \'erfasser  Thracien  vor 

'  Iti(*t;er,  AH-  niid  /nu/c/sth/is.   l  crsknnsl,  Halle   ISTd,  h.  II,  anni. 


METRA  DES  l'.OETIUS.  431 

als  einen  geographisclien  nanien,  der  damals  veihältnissniässig 
besser  bekannt  war  als  Ithaca,  ein  wort,  welches  selbst  für  die 
gebildeten  seiner  landsleute  nicht  weniger  fremdartig  geklungen 
haben  muss  als  z.  b.  'J'apaling  oder  Amarakanthak  für  einen 
gebildeten  Europäer  des  neunzehnten  jalirhunderts.  In  dem 
bestreben,  so  verstündlich  zu  schreiben,  als  die  natur  seines 
textes  es  nberhau])t  gestattete,  mochte  er  Thracieu  für  Ithaca 
unterschieben.  Ein  fall  von  schlagender  äbnlichkeit  findet  sich 
in  der  prosaübertraguug  des  Boetius  7,  o.  Da  wird  Crösus  als 
könig  von  Griechenland  bezeichnet,  während  im  lateinischen 
texte  steht:  regem  Lyäorum.  Soll  man  etwa  daraus  schliessen, 
dass  die  prosaübertragung  des  Boetius  nicht  von  Aelfred  her- 
rührt? Es  sei  hier  nur  noch  dies  bemerkt,  dass  für  Aelfred's 
geographische  begriffe  Thracien  allerdings  ein  griechisches  land 
war,  wie  es  ja  in  der  tat  damals  zum  byzantinischen  reiche 
gehörte.  So  begreift  er  in  dem  einleitenden  kapitel  seines  Oro- 
sius,  nachdem  er  von  Moesieu,  Thracien  und  Macedonien  ge- 
sprochen hat,  diese  länder  unter  der  allgemeinen  bezeichnung: 
'tids  land  syndon  Creca  lande'.  Und  wir  wissen  positiv,  dass 
er  diese  anschauung  auch  auf  alte  zeiteu  überträgt;  denn  in 
der  geschichte  von  Orpheus  und  Eurydice  (Boetius  26,6)  liest 
man  die  worte:  'Fh'acia,  s/o  tvces  an  Creca  rice',  und  zwar  sind 
diese  letzteren  worte  ein  erklärender  zusatz  des  königs  selbst. 
Es  war  im  gründe  doch  gar  nicht  so  absurd,  wie  Th.  Wright 
anzunehmen  scheint,  einen  griechischen  fürsten,  Odysseus,  mit 
einem  griechischen  lande  in  Verbindung  zu  bringen.  Ein  argu- 
ment  gegen  die  authenticität  der  metra  lässt  sich  daraus  nicht 
herleiten. 

Das  nändiche  gilt  in  bezug  auf  das  amlere  Symptom  einer, 
wie  Wright  annimmt,  groben  Unwissenheit  des  Verfassers  der 
stalneime:  Homer,  der  freund  des  Vergil! 

Hier  kann  man  nun  in  der  tat  der  ansieht  sein,  dass  der 
Verfasser  das  wort  freond  als  eine  ])assende  alliteration  zu 
Firgilies  einfügte,  um  seinen  vers  auszufüllen.  Ist  es  aber  aus- 
gemacht, dass  der  text  dadurch  so  gar  sehr  entstellt  wurde? 
Ich  gestehe,  ich  vermag  dies  nicht  zu  sehen.  Denn  mit  dem- 
selben rechte,  mit  dem  Aelfred  den  Homer  als  lehrer  des  Vergil 
bezeichnet,  mit  demselben  rechte  kann  er  ihn  auch  den  freund 
desselben  nennen.  Es  frngt  sich  nur,  wie  sind  die  beiden  aus- 
drücke zu  verstehen.    \'crsteht  man  den  ersten  in  id)ertragenem 


\',V1  HARIWIANK, 

sinne,  nun,  so  ist  dies  natürlich  auch  dem  zweiten  j2:ci;enüber 
eilaulit.  Die  stelle  würde  dann  bedeuten:  Homer,  dessen  dich- 
tunir  Verteil  die  entwickclunu  seiner  eignen  dichterischen  f'ähig"- 
keiteu  verdankt  und  mit  dem  er  sich  daher  durch  bände  der 
liebe  und  Zuneigung  verbunden  fühlte.  \  ielieicht  spielt  ten  liriuk 
aut"  etwas  derartiges  au,  wenn  er  bemerkt:  'Die  misverständ- 
nisse  der  englischen  j)oesie,  die  man  der  englischen  prosa  zur 
last  legt,  lösen  sich  bei  genauerei'  prüfung  in  einer  weise  anl', 
die  auf  den  dichter  sogar  ein  günstigeres  licht  wirft  als  auf  den 
Prosaiker'.  Aber  freilieh,  oh  es  gestattet  ist,  die  Schwierigkeit 
so  gar  sehr  günstig  für  den  Verfasser  hinweg  zu  erklären,  dass 
ist  doch  sehr  fraglich.  Nach  dem  eindrucke,  den  ich  aus  dem 
Studium  der  Aelfred'schen  sehriften  gewonnen  habe,  ist  es  kaum 
zulässig,  die  woite  lareoir  und  freoiiü  in  einer  derartig  ver- 
geistigten bedeutung  aufzufassen.  Das  ist  nicht  die  einfache 
und  klare  art,  welche  Aelfred's  stil  kennzeichnet.  Nichts  liegt 
ilnu  ferner  als  glänzende  concetti,  euphuistische  Wendungen. 
Es  dürfte  doch  weit  mehr  dem  Standpunkte  jener  zeit  ent- 
sprechen, wenn  wir  lareoTV  sowol  als  freond  in  dem  eigent- 
lichen sinne  verstehen,  so  dass  dann  einfach  ein  historischer 
Irrtum  vorläge,  durch  den  die  beiden  dichter  chron<dogisch  zu- 
sammengebracht wären.  Es  ist  ja  nicht  wol  denkbar,  dass  die 
Angelsachsen  jener  zeit  eine  sehr  klare  Vorstellung  von  Homer 
gehabt  haben.  Wir  wissen  zufällig,  dass  der  angelsächsische 
glo.ssator  des  Aklhelm'schen  buches  De  Viryinilule  ihn  als  eine 
art  von  Sophisten  oder  redner  ansah.'  Und  der  angelsächsische 
bearl)eitcr  des  Apuleianischen  Herbariums  nennt  ihn  einnuil  'se 
mwra  cdlihiv'.'-  Aelfred  selbst  fand  allerdings  den  Homer  im 
Orosiiis  erwähnt  (1,7),  doch  gab  ihm  diese  stelle  keinerlei  an- 
hält iil)er  die  zeit,  in  welcher  Homer  lebte.  Soweit  ich  zu  sehen 
vermag,  spricht  durchaus  nichts  gegen  die  gegcl)ene  interpreta- 
ti<tn,  und  da  sie  nwi'  /'rrotit/  ebens<»  wol  wie  auf  A/;v'o//;  anwen- 
dung  findet,  so  ist  kein  grund  ^<»rhanden,  deswegen  die  autor- 
schaft  des  köuigs  zu  bezweifeln. 


'  Die  a{(s.  f^losseii  im  l)rii,ssolcr  codex  von  ANIhclm'.s /><'  l  irginitule, 
ed.  Boiitcrwck  in  Hiuipt'H  Ktsclir.  f.  d.  ;i.  lHr>;j  .s.  4ti;{:  Ilomernni  |  tvord- 
SHolerau;  v^l.  »■  I;"»''  HopliiHina  |  ivurdsnoli-noifj^  .s.  ISI  (»ratores  (^1.  rlie- 
tore«,  (^riiiniuatii-i)  wordsiiolere. 

'  Lt'i'chd Ollis,  Jf'i)itiuiiiiiiif/  and  Sliircrufl  nf  curlij  EiKjland,  cd.  by 
Cockayne,  1,  Lundoii  l*>t;l,  0.  lOS. 


METRA  DES  BOETIUS.  433 

Doch  hier  luüchtc  ein  etwaiger  irrtnni  abzuwehren  sein. 
Wenn  J,  Grimm'  bei  seiner  Vermutung-,  dass  die  form  Elene 
für  die  bekanntschaft  des  angelsächsischen  dichters  mit  einem 
griechischen  texte  der  legende  s])richt,  auch  an  den  ausfall 
der  anlautenden  aspirata  denkt,  so  würde  die  Schreibung  Ome- 
rii^  im  metruu)  und  im  jnosatexte,  wie  auch  in  der  Orosius- 
bcarbcitung,  ebenfalls  die  bekanntschaft  Aelfred's  mit  dem 
(niechischen  bedingen.  In  der  tat  scheint  diese  ansieht  hier 
und  da  geliegt  zu  werden.  Ohne  grossen  nachdruck  auf  eine 
stelle  bei  Th.  Wright-  zu  legen,  der  einmal  bemerkt: 

'  VVe  luiglit  bring:  mmy  passages  together  wliich  seem  aliuost  to  prove 

that  Homer   coutinued   to   be   read  in  the  schools  tili  tlie  end  of  the 

i;iti>  Century', 
ist   hier   besonders   an   Thorpe  zu  erinnern.     Dieser  scheint  in 
der  tat  anzunehmen,  dass  Aelfred  den  Homer  im  griechischen 
Urtexte   las.     Denn   in   seiner   Orosiusausgabe    bemerkt   er  ge- 
legentlich der  werte  'bcet  wideriende  folc  Aelhiopiam'  (1,2)- 

'this  is  a  translation  of  uf^iv^oraq  Ald^ioTiTiuQ  lliad.  A.  422'. 
Natürlich  kann  Thorpe  nur  meinen,  dass  Aelfred  hier  eine 
klassische  reminiscenz  einfügte;  denn  der  lateinische  text  ent- 
hält kein  dem  underiende  entsprechendes  wort,  so  dass  dieses 
ein  selbständiger  zusatz  Aelfreds  ist.  Derselbe  findet  aber  eine 
ganz  einfache  erklärung,  ohne  dass  man  deswegen  zu  der  an- 
nähme zu  kommen  braucht,  Aelfred  verstand  Griechisch.  Un- 
bedeutend wie  dieser  zug  scheinbar  ist,  so  erkennt  man  doch 
daraus  das  wahrhaft  menschenfreundliche  herz  dos  königs.  Als 
er  im  Orosius  las,  dass  die  königin  Semiramis  die  Aethiopier  un- 
gerechter und  grausamer  weise  mit  krieg  überzog,  da  enii)fand 
er  eine  regung  dos  mitleids,  und  dieses  gelühl  fand  seinen 
ausdruck  in  dem  wortc  underiende.  Dass  Aelfred  von  der 
griechischen  s])rache  nichts  verstand,  bedarf  für  den  kenner 
seines  lebens  und  seiner  schriftcn  kaum  einer  darlegung.  Wir 
brauchen  nicht  mit  Gidel-'  zu  sagen:  'Alfred  ne  connaissait  pas 
le  gree,  puisqu'{\)il  a  Iradiiit  du  laltn  e)i  mxon  les  fahles  d'K.fope'. 
Wir  würden   übel  daran  sein,   wenn  wir  auf  dieses  argument 


'  Andreas  und  Elene,  herausg.  von  J.  Giiium,  Cassel  lb4(».  Vor- 
rede 8.  LH. 

2  A.  a.  o.  I,  s.  4(t. 

^  Nouvelles  e'ludes  siir  la  HUeralnre  grecque  moderne,  par  M.  V\\.  Gidel, 
Paris  1878,  s.  188. 

Aiiglia,  V.  bui\il.  28 


\'^\  IIAKIMWN, 

iuiiiowiesen    wären.     Die   saolie  ist  an  sich  so  klar,   das«  eine 
widerloguuü:  Tiiorpe's  gänzlii'ii  iilteillüssig-  wäre. 

Nooh  eine  benierkun^  in  hezuj?  auf  die  Schreibweise  Omerus 
und  Klcnc.  Es  lässt  sich  nachweisen,  dass  es  im  An^^elsächsischeu 
eine  weitverbreitete,  fast  ausnahmslos  angewante  regel  war,  dass 
die  anlautende  aspiration  i;riechischer  worte  oder  worte  von  ange- 
nommener griechischer  hcrkunft  wegliel,  wenn  diese  in  der  einhei- 
mischen rede  gel)raucht  wurden.'  Dies  lässt  sich  durch  zahlreiche 
belege  erhärten-,  neben  denen  nur  wenige  ausnahmen  zu  ver- 
zeichnen sind.     Die  erklärung  dieser  eigentümlichkeit  ist  nicht 


'  Fritschc,  in  dieser  zeitsclirifr  hd.  II,  s.  -157,  bemerkt:  'Das  li  der 
lat.  nanien  wurde  im  Angelsiiclis.  nicht  ausj^esproclien'.  Aueh  für  die 
lat.  iiauien  war  die  re^jel  nicht  ausnalinislos.  .So  sehreibt  Örosius  (i,  37 
Homnius. 

-  Aelfred  selbst  schrieb  Elena,  obwol  er  Helena  in  seineu  hit.  texten 
fand:  Gros.  ],,i-  *',  s- an-  Ba'da  1,«.  Dassell)e  wort  findet  man  noch  am 
anfang  des  13.  Jahrhunderts  so  f^eschrieben.  Es  kommt  nämlich  Kiemlich 
häutig  im  Lajamon  vor,  und  zwar  überwiegt  in  beiden  handschriften  die 
Schreibung  ohne  h  entschieden.  Normannischer  oinfluss  fieng  damals  eben 
an,  die  heimische  Überlieferung  zu  durchkreuzen.  Ferner  sclMeii)t  Ael- 
fred Erco!  (oder  Krcules,  auch  Krculus),  wo  seine  lat.  texte  Hercules 
boten:  Oros.  l,i  (2  mal).  ,0.  3,,j. ,,  (2  mal),  Boet.  Ki,  ^.  39,/.  (so  auch  noch 
l)ei  Chaucer,  Monk's  Tale  105).  EHcc  für  Heike:  Oros.  3,  a.  Ellespon- 
tus  1,1.  Ircania  Oro.s.  1,,  (vgl.  1,12.  3,5.11),  Aespenis  Oros.  l,i.  In  Ael- 
fred's  Baeda  (s.  4!»3  ed.  Wheloc)  lesen  wir:  omeliorum.  Dasselbe  wort 
findet  sich  ohne  li  in  der  Überschrift  der  hs.  Cott.  Vcspas.  D.  14  (Wanl. 
Catal.  s.  2ti3),  in  einer  angelsächs.  glosse  des  lo.  jahrhuudert's  (Wright, 
^'olume  of  Vocab.  I,  Loiid.  1S57,  s.  2ss)  und  im  Ormultnn  (2(>1  text).  In 
Aelfred's  Ba'da  findet  man:  ' ymen  bec'  =  libri  Injmnorum  (s.  4iM),  und 
'ervico  melre  (ebenda).  Unter  den  geschenkeu  des  bischofs  Leofric 
(Wanl.  Catal.  s.  so)  befanden  sich  '  11  ymneras'  und  'Liher  Prudentü 
ymuoru/n'.  Im  Liber  Medicinalis  (Wanl.  Catal.  s.  72)  findet  sich  der 
name  eelioli  opinis,  und  eplafilon.  Es  gab  im  Angelsächs.  einen  ' Exa- 
meron  (Wanl.  Catal.  s.  72,  00),  vgl.  dazu  das  angelsächs.  transscrijjt  eines 
griech.  textes  in  der  li.s.  Cott.  (Jalb.  A.  IS,  von  dem  ein  teil  abgedruckt 
ist  im  Lingard's  Antiquifics  uf  the  Anglo-Saxon  (Jhurch,  ISit'.i.  Mir  nur 
zugänglich  in  einer  deutschen  Übersetzung  von  F.  II.  Breslau  ls47,  s.  311). 
Noch  bei  (Jhaucer  findet  man  geschrieben:  Omerc  (House  of  Farne  387), 
Eclor  (Troyl.  2,  171),  «rwww//^  (Troyl.  5,  1826).  Die  constante  Schreibung 
Erodes  in  der  hs.  des  Ileliand  scheint  eine  angelsächs.  band  zu  verraten. 
(Sievers,  in  seinem  Ileliand,  Halle  is7s,  einl.  s.  XV,  spricht  nicht  davon, 
vgl.  Schmeller,  Heliand,  pronmium  s.  IX).  Ich  weiss  sehr  wol,  dass  dies 
nicht  die  gewöhnliche  schreiltung  des  namens  im  Angelsächsischen  ist. 
Die  Evangelien,  das  Ev.  Nie.  und  die  meisten  hss.  der  Sachseuchronik 
schreiben  Herudes.     Was   hss.   angelsächs.   poesie   anbelangt,   so  ist  er 


AIETKA  DES  BOETIUS.  435 

schwer  zu  finden.  Nachdem  im  jähre  ('()4  Theodor  und  Adrian 
in  England  angekommen  waren,  wurde  die  griechische  spräche 
etwas  lebendiges  für  die  gelehrten  Englands  und  Ba^da  konnte 
in  dem  letzten  teile  seiner  kirchengeschichte  schreiben: 

'Siipersunt  de  eorum  discipulis  qiii  Latinaui  Graecaraque  linguaiu  aeqiie 

ut.  propriaiu  in  qua  nati  suut  norunt'. 
Und   speziell    vom    bischof  Tobias   von  Rochester  berichtet  er 

uns  (.'),  2:0- 

'Ita  Graecaiu  quoque  cum  Latina  edidicit  linguaiu  ut  tarn  notas  ac 
familiäres  sit)i  eas  quam  nativitatis  suae  loquelam  haberet'. 
Solche  Verhältnisse  blieben  nicht  ganz  ohne  einfluss  auf  die 
heimische  spräche.'  Hier  sei  nur  dies  bemerkt,  dass  die  in 
einen  lebendigen  besitz  der  griechischen  spräche  gelangten 
angelsächsischen  theologeu  natürlich  sehr  bald  bemerkten,  wie 
wenig  das  einheimische  //  dem  griecliischen  Spiritus  asper 
lautlich  entspiach,  und  da  dersell)e  im  Griechischen  überhaupt 
nicht  durch  einen  besonderen  buchstaben  ausgedrückt  wurde, 
so  zog  man  es  bei  der  Umschreibung  in's  Angelsächsische  vor, 
ihn  überhaupt  gar  nicht  besonders  zu  bezeichnen.  Dies  ist 
allem  anscheine  nach  auf  englischem  boden  eine  allgemeine 
orthographische  regel  geworden,  die  auch  von  solchen  ange- 
nommen wurde,  welche  keine  kenntnissc  des  Griechischen  be- 
sassen.  Dai'aus  folgt,  dass  die  auslassung  des  spiritus  asper  bei 
der  angelsächs.  transscription  griech,  worte  für  den  betreffenden 
schriftsteiler  durchaus  keine  kenntniss  des  Griechischen  bedingt. 
Doch  zurück  zu  unserem  eigentlichen  thcma.  Die  zwei 
letzten  einwürfe  Wright's  sind  otfenbar  aus  einer  übertriebenen 
Vorstellung  von  der  altklassischen  gelehrsamkeit  des  königs 
entstanden.     Hier   widerum    hat   die  grosse   seines   Charakters 

meines  Wissens  nur  ein  einziges  mal  Erodes  geschrieben,  nämlich  Andr. 
126,  während  man  Jul.  2iK{,  Fat.  Apost.  ;}(>  Herodes  liest,  was  allerdings 
der  aliiteration  wegen  in  Erodes  zu  ändern  ist.  lieber  dieses  wort  konnte 
man  eben  verschiedener  meinung  sein.  Da  es  im  neuen  testamente  vor- 
kam, so  konnte  es  als  griechisch  angeselien  und  demgemäss  behandelt 
werden,  während  andere  es  als  nichtgriechiscli  betrachteten  und  daher 
mit  h  schrieben.  Jedenfalls  weist  die  ausscliliessliclie  Schreibung  ohne  // 
in  der  Cott.  hs.  des  lleliand  auf  eine  ags.  schrciligewohnhcit  hin.  l)iesell)e 
war  ja  den  altern  germanischen  dialekten  des  koutinents  unbekannt. 

Anm.  Auch  noch  in  hss.  des  15.  jh.  kommt  die  Schreibung  Elene 
vor,  vgl.  mein  Altenglisches  lesebuch  II,  s.  185  ff.,  z.  4.  26.  28.  32.  38.  56 
und  sonst.  K-  W. 

'  N'gl.  E.xcurs. 

28* 


430  11  AKl  M  ANN, 

iu  (1er  ireseliichte  dazu  verleitet,  ilm  mit  voUkoinniciilieiten  aus- 
zustatten, tlie  er  uiuiioicli»'li  I»esitzeu  konnte.' 

Gauz  naturjjeinfiss  nuisstc  AeltVed's  kenntniss  des  giiechi- 
selien  und  rüinischeu  altert  ums  in   vieler  liezieliuiii;:  mangelhaft 

'  Wright  und  l'horpc  sind  übrigens  nicht  die  einzigen,  die  in  dieser 
hinsieht  zn  weit  gegangen  sind.  Von  heransgebern,  welche  Aelfred  die 
Alpen  Mnnlgiop  =  mo)is  Joris  nennen  hissen  (luetr.  Boet.  l,Kii).  kann 
man  kaum  sagen,  dass  sie  sich  den  stand  der  klassischen  bildnug  des 
k(»nigs  wirklich  vergegenwärtigt  haben.  Kigentihnlicher  weise  hat  sich 
iliese  so  ot!eubar  irrige  ableitung  seit  dem  Ktyuioiogiciim  Magnum  bis 
auf  unsere  tage  herab  fortgepÜ.'in/.t.  Und  doch  spricht  alles  dagegen. 
Zuerst  das  allen  germanischen  sprachen  gemeinsame  gesetz,  dass  der  be- 
stimmende teil  eines  compositums  stets  an  erster  stelle  steht.  Zweitens 
die  Unmöglichkeit,  dass  lateinisches  v  im  Angelsächsischen  zu  p  wird. 
Das  r  von  Jovis  wird  im  Ags.  entweder  u  (vgl.  Bouterwek:  C'aedmon, 
pref.  8.  LH)  oder  b  (Aell'r.  Boet.  ;{.'i,  4.  ;{s, ,.  ;U),  ,;  Oros.  ."<,«;  luetr.  2ri,  35.  ,7) 
oder  /■  (Aelfr.  Oros.  1,  i-^;  vgl.  auch  die  form  a/i/atores  auf  dem  Frank'- 
schen  kästchen,  bei  Stephens,  Old  Runic  Monum.,  London  ISdS,  s.  47."), 
und  die  form  jrrafosl  =  propst  bei  Kemble,  Cod.  Dipl.  VI,  London 
lS4b,  s.  154).  Drittens  die  Unmöglichkeit,  dass  Aelfred  ein  solches  M'ort 
gebrauchte.  Es  Hesse  sich  kaum  denken,  dass  er  es  aus  einem  latei- 
nischen autor  genommen.  Da  aber  keiu  lateinischer  autor  die  Ali)en  je- 
mals mons  Jovis  nennt,  so  luiisste  mau  diese  hilduiig  auf  den  könig  selbst 
zurückführen.  Das  ist  aber  unannehmbar.  Ein  so  tief  von  christlicher 
anschauung  dnrchdrungener  mann  wie  Aelfred  konnte  nicht  auf  einen  sol- 
chen ausdruck  kommen.  Denkbar  würde  er  sein  bei  einem  gelehrten  der 
renaissance,  von  denen  ja  viele  unbewusst  eine  antik-heidnische  auschau- 
ungs-  und  darstellungsweise  annahmen.  Nicht  so  bei  Aelfred.  Uebrigens 
würde  er  sich  damit  der  gcfahr  ausgesetzt  hal)cn,  von  seinen  landsleuten 
nicht  verstanden  zu  werden,  von  denen  doch  nicht  abzunehmen  war,  dass 
sie  an  Jupiter  irgend  w«Hches  interesse  hatten.  —  Hier  sei  schliesslich 
noch  auf  eine  verscliiedene  lesart  bei  Aelfr.  Oros.  4,-2  aufmerksam  ge- 
macht. Da  hat  Bosworth:  'Öone  7ve^  ^cworhlc  ofer  {inuni  Jof)  stva  Öo/uie' 
und  zwar  sind  die  eiugekhiuimerten  worte  aus  der  Land.  hs.  geuonnuen. 
l'horpe  liest:  'tionne  ive^  ^eworhle  ofer  munti.  for  siva.  Sonne'.  Die  rich- 
tigkeit  der  lesart  tnitnt  Jof  =  mons  Jovis  ist  sehr  zweifelhaft.  Unmittel- 
bar vorher  wiir  gesagt:  'JJe  com  lo  Alpis  <i<i)n  munliim'.  Wie  sollte  für 
diese  klare  bezeichniing  nun  phitzlich  gesetzt  werden:  muni  Jof'i  Uebri- 
gens kommt  Aelpis  ti  mal  im  I.  kapitel  des  Urosius  vor.  Alles  in  allem 
genommen  ist  inunl  f/iop  -^=  mons  Jovis  unlialti)ar.  Wie  nun  allerdings 
diese  eigeutiindiche  form  zu  erklären  ist,  ist  mir  selbst  noch  rätselhaft. 
A  n  m.  Es  scheint  dem  verf.  entgangen  zu  sein,  dass  sich  glossen  finden 
(vgl.  z.  b.  meine  neuausg.  der  VVright'schen  Glossarien  s.  :{4I.  '.ibb  u.  s.): 
Alpium,  munt^eofa;  Alpes,  munt  iofes  clifu.  Das  Vorhandensein  einer  sol- 
chen erklärung  des  nauicui  Atpes  lüsst  sich  also  nicht  hinwegbringen.  An 
andrer  stelle  werde  ich  ausfiihrlichents  darüber  geben.  K.  VV. 


METRA  DES  HOETIUS.  437 

sein.  Hat  es  dcini  für  Wriglit  nichts  aut'talliyes,  dass  AeltVed 
in  seiner  unzweifelliaft  ächten  prosaabeitragiing  des  Boetius 
den  Odyssens  als  könig  von  Ractien  bezeichnet?  Allerdings  ist 
es  ja  nicht  absolut  sicher,  dass  AeltVed  selbst  ursprünglich  für 
diesen  irrtuni  verantwortlich  zu  machen  ist.  Denn  die  werte 
des  Boetius  vela  neritü  ducis  müssen  gewiss  für  manchen  mittel- 
alterlichen abschreiber  eine  unlösbare  Schwierigkeit  enthalten 
haben  und  waren  daher  mancher  vcrderbnug  ausgesetzt.  Ja, 
in  der  alten  i)crner  haudschrift  der  Consolatio  ist  die  silbe  ne 
von  ncritii  unverkennbar  zu  dem  vorhergehenden  worte  her- 
übergezogen, so  dass  die  stelle  lautet:  vclani  relii  ducis.^  Es 
ist  ja  nicht  unmöglich,  dass  Aelfrcd  in  der  von  ihm  l)enutzten 
iiandschrift  eine  in  ähnlicher  weise  verderbte  stelle  vorfand. 
Immerhin  aber  zeigt  schon  die  blosse  annähme  dieser  lesart, 
dass  er  nur  eine  dunkele  kenntniss  des  klassischen  altertums 
I)esass.  Mau  sieht  dies  besonders  deutlich,  wie  überhaupt  seine 
mangelhafte  kenntniss  des  Lateins,  wenn  man  seine  Orosius- 
übertragung  mit  dem  urtexte  vergleicht,  bei  dessen  bearbeitung 
er  ja  natürlich  besonders  in  gefahr  war,  versehen  zu  begehen. 
Ganz  zu  geschweigeu  davon,  dass  er  den  römischen  eigenuaracn 
ziemlich  übel  mitspielt,  nicht  unähnlich  Chaucer's  Frankeleyne, 
der  den  M.  Tullius  Cicero  in  zwei  oder  drei  verschiedene  per- 
sonen  zerlegt.-  Die  misverständnisse  sind  da  ganz  eigentüm- 
licher art.     So  liest  man  z.  b.  bei  Orosius  ö,  4 : 

'(Fal)ius)  fecit  tacinus  ctiam  ultiiuis  barbaris  Scythiae,  non  dicaiii 
Romanae  fidei  et  moderationi  exsecrabile.  Quin^entis  cnim  principi- 
bus  eorum,  quos  societate  invitatos  deditionis  jure  siisceptM'at,  luanus 
praecidit'. 

Die   scene   ist  in   Spanien,   zeit  der  viriathische  krieg.    Nach- 
dem sich  mclireie  feindliche  Städte  unterworfen  hatten,  machte 
Fabricius   eine   grosse   zalil   ilirer  einwohncr  durch  einen  treu- 
bruch  unsciiädlich.     Darüber  die  klage  des  Orosius.    Wie  über-  ' 
setzt  nun  Aelfred  diese  stelle?  (0,2): 

'se  consul  jedyde  eallum  Ronianuni  (Sa  bysinerlicestan  dsede  Öa  he 
aspeon  of  .'Sei^fünn  syxluind  niauna  to  liitn  Ins  je<Noftena  and  öa  hi 
him  to  coman,  bet  hini  eaüuni  Öa  hauda  ofaceorfan '. 

Man  sieht,  Aelfred  fasst  die  rhetorisclie  phraseologie  seines  tex- 
tes   wörtlich   auf!     Einfach    und    nüchtern  in  seiner  denk-  und 


'  Peiper's  Boetius,  de  Cons.  Phil.,  Lips.  1S71,  s.  *>S. 
^  Cliaucer,  Prolog  zur  erzählung  des  Frankel.  13—14. 


43S  HAK  1  MANN, 

redcwcise,  halte  er  kein  vcMständniss  i'dr  ihetoriselicn  ponip. 
Kill  andorcs  cigcutiiinlichcs  inisvcistäiuliiij^s  limlct  t^icli  in  meinem 
Oros.  5,,,.     hl  (Iciu  lat.  toxto  hatte  Aelfied  gefunden: 

'Quinctilius  Varus  cmii  tribus  logiouihus  ;i  Cieriii;inls l'imditus 

deletus  est'. 
Und  doch  übersetzt  er: 

'hcorii  wear^  .tIc  otslajon,  hutDii  ^aiu  consiilc  amini'. 
Wie  erklärt  sieh  dieser  irrtuin?    Wol  daraus,  dass  Aclfrcd  nicht 
nur  die  oliigo  stelle,  sondern  auch  die  im  Orosius  (0,  .,i)  unmittel- 
bar folgenden  worte  unrichtig  auffasste: 

'quam   reipublieae  chidoin   Caesar  Aufi;ustiis   adoo  gravitcr   tiilit,    ut 

saepe  per  vim  doloris  capitt  i)aricti  collidciis  elamarct:  Quinctili  Varc, 

redde  Icgioues'. 
Aelfrcd  scheint  sich  vorgestellt  /,u  hal)cn,   dass  Augustus  diese 
Worte   au  Varus   selbst   richtete,    der   bei  ihm   stand.     Und  er 
fährt  dann  fort: 

'öonc  consiil  lie  liet  afsleaii'. 
Das  will  uns  kaum  glaublich  erscheinen,  steht  al)er  doch  da. 
Auch  im  Boetius  fehlt  es  nicht  an  ähnlichen  irrtümern,  im 
Boetius,  den  er,  wie  ich  gruud  habe  anzunehmen,  bearbeitete, 
nachdem  er  schon  Jahie  hindurch  als  Übersetzer  tätig  gewesen 
war.*  So  misvcrsteht  er  in  einem  falle  das  adjectivum  librum  für 
einen  eigennamcn  und  bereichert  dadurch  die  alte  geschichte  mit 
einer  persou  namens  [jl/erins.-  Manche  seiner  vertauschungen, 
das  Hesse  sich  unschwer  zeigen,  erklären  sich  nicht  sowoi  aus 
dem  streben,  dem  zu  bearbeitendeu  texte  eine  art  nationales 
gewand  anzuziehen,  wie  man  oft  sagt,  als  aus  einem  einfachen 
misverständniss.     Hierher   scheint  mir  z.  b,  die  berühmte  vcr- 


'  Ich  kann  micli  liior  aut'  eine  begriiudung  dieser  annainne  nicht  ein- 
lassen. Vielleicht  finde  ich  später  einmal  gclegenheit,  meine  ansieht  über 
die  rcihenfo'.ge  der  werke  AeltVed's  zusammenhängend  zu  entwickeln. 

2  Doch  noch  nicht  so  schlimm,  als  wenn  (totfrid  von  Viterbo,  durch 
falsche  lesung  einer  stelle  des  Paulus  Diaconus,  aus  den  worfen  hoc  loco 
einen  neuen  geschichtsschreiber  Tociaciis  schafft  (Wattenbach,  Deutsch- 
lands (»eschichtsqu.  i.  M.  II\  Berlin  1S75,  s.  '111),  oder  wenn  der  verf. 
des  pruvenzalischen  Agnesspieles  den  söhn  des  ^vÄia^tan  Apoäixes  nennt, 
nach  einem  misverständniss  seiner  latein.  quelle:  'Crudelissima  omnium 
feininaruin  in  fi/ium  meum  voluisti  apodixiii  luae  artis  magicae  demon- 
slrare'.  Uebrigens  ist  es  selbst  einem  so  bedeutenden  Uritiker  wie  Fabri- 
cius  passiert,  dass  er  aus  der  griechischen  i)ezeichnung  für  rote  tinte: 
//f/.f'oiov  y.ö-y.aivov,  einen  neuen  griechischen  autor:  Melanios  Coccitms 
herausgelesen  hat.  Vor  wenigen  jähren  erst  citierte  ein  französischer 
autor  die  werke  'd'un  cerlain  M.  l  crem  de  blullguri'. 


AIF.TKA  DES  BOETIUS.  439 

tauscbuiig  von  Fabi icius  mit  VVeUiud  zu  gchöicii.  Denu,  wenn 
er  das  bcwusste  streben  gehabt  hätte,  den  inhalt  des  ßoetius 
zu  uatiouulisicren,  so  cutsteht  die  frage:  Warum  nahm  er  denn 
solche  namen  wie  Papiniauus,  Parnienides,  Euripides  in  seinen 
text  mit  herüber,  mit  denen  seine  landsleute  doch  kaum  irgend- 
wie bekannt  gewesen  sein  können.  Als  einen  irrtuni  möchte 
ich  auch  die  Übersetzung  von  classlca  durch  scipliere  betrach- 
ten. ^  Doch  ich  enthalte  mich  weiterer  belege  für  eine  tatsache, 
die  jedem  Icscr  der  AelfredVchen  Schriften  auffallen  niuss.'-  Sein 
gedächtniss  soll  dadurch  nicht  verunglimpft  werden.  Haben  wir 
doch  bei  keinem  angelsächsischen  Schriftsteller  eine  so  reiche 
gelegenheit,  kenntniss  antiker  Verhältnisse  zu  erforschen,  wie 
gerade  bei  Aelfred.  Wir  sehen  wol  gelegentlich,  dass  Aelfric 
Cappadocien  für  eine  Stadt  ansieht^^  dass  Cynewulf  in  einem 
seiner  rätsei  einen  vogel  naniens  Pernex  durch  ein  misverständ- 
niss  dieses  lateinischen  adjcctivums  fabriciert*,  dass  der  Über- 
setzer der  psalmen  aus  einem  lateinischen  futurum  den  länder- 
namen  Metibor  herauslas.-^  Aber  kein  anderer  angelsächsischer 
Schriftsteller  hat  jemals  den  kühnen  und  grossen  gedanken 
gehabt,  werke  wie  Orosius  und  Boetius  in  der  Volkssprache 
zu  bearbeiten,  kein  anderer  daher  hat  sich  so  sehr  der  gefahr 
ausgesetzt,  Irrtümer  zu  begehen.  Doch  der  wert  eines  mannes 
bemisst  sich  nicht  nach  solchen  dingen  und  am  allerwenigsten 
eines  mannes  wie  könig  Aelfred.  Seine  Verdienste  sind  zu 
gross,  als  dass  sie  dadurch  geschmälert  werden  könnten.  Wenn 
man  nur  einen  augenblick  an  den  zustand  Englands  zu  jener 
zeit  denkt,  an  den  niedergang  oder  die  Vernichtung  jener 
grossen  brcnnpunktc  der  bildung,  zu  denen  in  den  glücklichen 


'  Vgl.  Ahlli.  Gloss.  in  Haupt's  Ztschr.  f.  d.  A.  1SS:<,  s.  4t)T:  classi- 
bus  1  bymum  t   hcre. 

-  Mit  unrecht  findet  (iui/.ut  luitTiillig  (1.  e.  s.  IHS),  dass  Aelfred  den 
Agamemnon  als  cascre  bezeichnet.  Dies  woit  wurde  in  sehr  weitem 
sinne  gebraucht.  So  wird  David  in  einem  psalra  casere  genannt  und  der- 
selbe name  wird  bei  Lajamon  auf  Arthur  angewant  (II,  525,  ,3).  Kelle  zu 
Otfrid  4,27.10  citiert  eine  stelle  au')  Baeda:  'Jesus  hnpcrator  crcdcnüum'. 

^  Aelfric's  Homilies  ed.  Thorpe  1814,  s.  'M). 

*  Cynewulf's  Ra'ts.  41,  (id. 

*  Libri  psalra.  versio  etc.  ed.  'i'horpe  ISH5,  59,3.  107,«. 

Anm.  Aus  den  Glossarien  hätten  sich  diese  beispiele  noch  ausser- 
ordentlich vermehren  lassen,  glosscn  wie  z.  b.  Dalmatic  Öaere  bürge  (also 
=  Stadt)  treffen  wir  zu  dutzenden  an.  R.  W. 


440  HARTMANN, 

tagen  IMioodt'i's  und  Uaihi's  sehaaroii  von  \vi!>!scii*;(liirstigen 
schiilein  vom  icstlaiulo  aus  {?cwallfahrlct  waren,  als  zu  den 
«juellen  der  Weisheit  und  gelelusand^eit,  so  kann  man  sicli  nur 
wundern,  dass  AellVed,  ein  laie,  der  erst  im  reiten  nuinnesalter 
Lateinisch  lernte,  doch  noch  so  viel  erreicht  hat.  Die  zeiten 
waren  damals  \orhei,  wo,  nach  dem  ang:elsäclisischcn  s]>rich- 
worte,  eine  trau  mit  einem  kinde  auf  dem  arm  unversehrt  von 
meer  zu  lueer  gehen  konnte.  Selbst  zu  t'riedcnszeiteu  zwangen 
die  ewig  drohenden  einlulle  der  nordischen  piraten  den  könig, 
stets  auf  der  hut  zu  sein.  Eine  weniger  hochstrehende  scele 
würde  dem  übermenschlichen  drucke  erlegen  sein.  Mit  einem 
anderen,  weniger  edlen  geiste  am  rüder  des  Staates  würde  das 
schwach  glimmende  licht  der  kultur  gänzlich  erloschen  sein. 
Aelfred's  unvergänglicher  rühm  ist  es,  das  heilige  teuer  genährt 
und  durch  seine  mühevolle  literarische  tätigkeit  den  arbeiten 
künftiger  generationen  vorangeleuchtet  zu  haben.  Wir  wissen, 
leider  nur  durch  s})ärliche  Zeugnisse,  dass  bald  nach  Aelfred 
eine  ausgedehnte  prosaliteratur  in  der  heimischen  spräche  auf- 
kam. Diese  literatur  verdankt  ihren  Ursprung  dem  könig  Ael- 
fred. Aelfric  selbst  fühlte  sich  gewiss  l)edeutsam  angeregt  durch 
das  beispiel  seines  erlauchten  Vorläufers.  So  war  die  tätigkeit 
des  königs  reich  an  fruchtbaren  keimen,  und  sein  name  lebte 
fort  bis  auf  späte  geschlechter  als  ein  symbol  für  alles  gute 
und  edle  und  weise  und  grosse.^ 

Nachdem  wir  so  Wright's  ansieht  ausführlich  widerlegt 
haben,  bleibt  noch  die  frage  übrig,  ob  sich  die  authenticität 
der  metra  durch  positive  gründe  stützen  lässt.  In  der  tat  fehlt 
es  nicht  an  solchen.  Hierher  gehört  vor  allem  die  in  prosa 
aljgefasste  vorrede,  welche  dem  ganzen  werke  vorausgeht,  und 
welche  sich  in  beiden  haiidschriften  tindet.  Darin  lieisst  es: 
'Öa  he  Öas  boc  lijefde  jleornode  and  of  Laedene  to  EnjUscmu  spellc 
gewende  and  gcwohrte  hi  oft  fo  leoöe  swa  swa  heo  nu  gedon  is'. 


'  Vgl.  Wiilckcr  über  die  .spricliwörter  könig  AelfrcMl's  im  1.  bände 
von  Paul  und  Branne's  Beitrügen.  Dazu  eine  stelle  einer  ags.  predigt 
in  Wheloc.'s  ausgabt;  von  AelfnMl's  Bseda  s.  lO'.t:  'Cyuin^c  ^erisl  rihlwis- 
nyss  und  wisdom;  lihn  is  numa  ;i,cselt  of  so'^um  reccendoine  ^ml  he  hine 
sylfne  and  sidfUan  las  Icoda  mid  rvisdome  wissi^e  and  rvel  ^crihll(cce; 
^CBl  folc  bi'd  ;!;esceli^  fHiir/i  snoterne  cynm^,  si^eftesl  and  ^esundfnll  ()urh 
^esceadwisne  reccetuC.  Ob  der  Verfasser  dieser  xeilen  hierbei  ni(dit  an 
könig  Aelfred  gedacht  iiatV 


METRA  DES  ROETIUS.  441 

Warum  tcn  Brink  diese  vorrede  als  nichtaelfiodisch  ansielit, 
ist  mir  iinersichtlich.  Sie  findet  sich  in  beiden  handscliriften. 
Und  sie  trägt  so  offenbar  den  Stempel  der  aclitlicit,  nicht  nur 
iu  der  phraseologie,  die  liier  und  da  an  eine  andere  vorrede 
des  köuigs  erinnert,  sondern  auch  in  ihrem  ganzen  tone.  Die 
wahrhaft  kindliehe  einfalt  des  gemiits,  mit  der  sie  geschrieben 
ist,  die  tiefe  frömmigkeit,  die  sich  darin  ausdrückt,  die  liebens- 
würdige bescheidenheit,  die  gegen  das  ende  hin  hervortritt,  das 
sind  acht  Aelfredische  ziige.  Ganz  begreiflicher  weise  schickte 
er  gerade  seiner  beaibeitung  des  Boetius  eine  V(urede  voraus. 
War  dies  doch  sein  reifstes  und  in  vieler  beziehung  auch  sein 
wichtigstes  werk.  Machte  es  doch  auf  seine  landsleute  einen 
grossen  eindruck.  Es  war  so  zu  sagen  das  geistige  vermächt- 
niss,  welches  er  seinem  volke  hinterliess.  Einem  solchen  werke, 
welches  so  voll  von  seinem  eigenen  geiste  war,  und  auf  wel- 
ches er  so  viel  Sorgfalt  verwant  hatte,  schickte  er  naturgemäss 
eine  vorrede  voraus. 

Vielleicht  könnte  man  gegen  die  authenticität  der  vorrede 
gerade  den  umstand  geltend  machen,  dass  darin  die  alliterierende 
Übertragung  der  metra  erwähnt  wird.  Doch  lässt  sich  dieser 
beweisgrund  bei  ernstlicher  prüfung  nicht  halten.  Nur  dies 
geht  daraus  hervor,  dass  der  künig  selbst  seine  aufgäbe  dann 
erst  als  wirklich  vollendet  ansah,  nachdem  er  die  metra  in 
])oetische  form  umgegossen  hatte.  Erst  dann  setzte  er  dem 
werke  die  prosavorrede  voraus.  Vielleicht  haben  wir  uns  die 
Sache  folgendermasseu  zu  denken :  Nachdem  er  die  prosaüber- 
tragung  des  Boetius  beendet  und  seinen  freunden  gezeigt  oder  auch 
teilweise  vorgelesen  hatte,  drangen  diese  in  ihn,  sie  abschriften 
des  Werkes  nehmen  zu  lassen.  Der  könig  mochte  ihren  bitten 
nachgeben,  wenn  auch  vielleicht  widerstrebend,  da  er  eben 
seine  arbeit  noch  nicht  als  beendet  ansehen  konnte.  Hierauf 
mag  ein  gewisser  Zeitraum  verflossen  sein,  bis  er  niuse  fand, 
sie  wider  aufzunehmen.  Inzwischen  war  die  prosaübertragung 
bekannt  und  beliebt  geworden.  Ihr  erfolg  ermutigte  natürlich 
den  Verfasser,  die  woite  der  ersten  ühertragung  so  weit  als 
möglich  beizubehalten,  als  er  daran  gieng,  die  metra  in  vers- 
form zu  bringen.  Dieser  endgiltigen  form  des  werkcs  wurde 
dann  die  vorrede  hinzugefügt.  S(dche  natürlich,  welche  die 
erste  ausgäbe,  wenn  man  so  sagen  darf,  vorzogen,  setzten  ihr 
die  vorrede   der   zweiten  ausgäbe  vor.     Bei  einer  solchen  an- 


4  4  2  HA  Kl. MANN, 

iKibiuc    lallt    (las    obiue  bctlonkcn  uciicn  die  voirodc  sclbstvcr- 
^täudlk'b  wcii;. 

Weudoii  wir  uns  luui,  nacli  der  vonodc,  zu  den  mctrcn 
selbst,  iu  der  tat  lässt  sieb  ibre  autlieiiticität  aus  ilmeii  selbst 
erbärtcii.  Zablreicb  sind  die  liier  anzuflibreiuleii  beweise  aller- 
dings nicbt,  al)er  das  ist  ja  nur  natiirlii'b,  wenn  man  bedenkt, 
dass  C  sieb  ausserordentlii'b  en^'  an  15  anscbliesst.  Zablreicb 
würden  sie  nur  dann  sein  können,  wenn  der  zu  lirunde  lici;ende 
text  frei  bcbandclt  worden  wäre.  Dann  würde  es  Icicbt  sein, 
die  loujuis  ieonin,  die  s})uvcn  von  AelCred's  oiii;inaleni  geiste, 
zu  erkennen.  Aber  die  metra  entlialten  äusserst  wenig  selb- 
ständiges, kaum  einen  gedanken,  der  nicbt  seinen  entsprecbcn- 
dcn  ausdruck  in  15  bätte.  Ofl'enbar  hat  man  sieh  durch  diese 
Wahrnehmung:  abhalten  lassen,  eine  genaue  vergleiehung  von 
B  und  C  vorzunehmen.  Natürlich  können  hier  nur  selbständige 
Zusätze  in  betracht  gezogen  werden.  Und  doch  lässt  sich,  aus 
diesen  quantitativ  allerdings  sehr  unbedeutenden  Zusätzen,  nach- 
weisen, dass  der  Verfasser  von  B  identisch  ist  mit  dem  Ver- 
fasser von  C.      Hierher  gehört  zuerst  die  stelle  nietr.  9,«,: 

']>xr  Avses  swific  swcotol,  Ifivt  we  sjcdon  oft, 
pxt  se  Jiinvald  ne  dcÖ  äwiht  ^ödes, 
5if  sc  wcl  nelc  f>c  Ins  jeweald  hafaÖ'. 

Dieser  gedankc   gil)t   den    sehlusssatz   von    H   16,  ,   wider,   wo 
es  beisst: 

'Hu   no   wa's  jciio^   swcDtol   ^;et   so  aiiwoald  liis  a^encs  ftonccs  jod 

na?8  Öa  se  jod  na-s  öc  lic  to  com'r" 
Aber  der  dichter  fügte  hinzu:  'bcc/  wc  swömt  oft'.  Wo  sagte 
er  es  oft?  Keine  ähnliche  stelle  findet  sich  in  dem  metrischen 
teile,  wol  ai)er  kommt  derselbe  oder  ein  ähnlicher  gedanke 
mehrere  male  in  dem  langen  prosaabscbnitte,  der  unmittelbar 
vor  dem  bezüglichen  mctruni  steht,  vor.     Da  beisst  es  10,  §  1: 

'sc  anweald  n.'cfro  ne  biö  -^oA,  hnUm  se  god  sie  öc  hinc  lutbbe'. 

Und  eb  nda  §  2: 

'Uwa  t  wenst  Öu  Öonne  hwaet  godcs  se  anweald  sie  Öonuc  he  on  nane 
wisan  his  agnes  crajftes  ne  maeg  forbugan  ?5a>t  ho  ÖaBt  ilce  yfel  ne 
^^eÖafige  oÖrinu  monnum  öc  he  a;r  oÖruin  dydeV  hu  ne  is  sc  anweald 
Sonne  c^a^r  nauhtV' 

Und  ebenda  §  3 : 

*Hwa;t  h wenst  (5uV  jif  sc  weoröscipc  and  se  anweald  agues  tJonces 
j^od  wa'ie  and  his  selfes  anweald  htefde ,  hwaet^er  he  wolde  ßam  for- 
cuöestum  mannum  fol^ian  swa  )ie  nu  hwiluin  deÖV' 


MEIRA  DES  BOETIUS.  443 

Ebenda: 

'Nu  Öe  is  swiöe  openlice  jecytJed  öjet  Öis  andwoarde  rice  and  öas 
woruld  ^csfflÖa  and  t5es  anwcald  of  heora  agnuni  gccyude  and  heora 
agnes  jewealdcs  naulit  jodes  ne  sieut'. 
Ebenda: 

'."^if  se  anweald   i^oune  of  bis  ajenre  jecynde  and  uf  bis  ajcnos  je- 
wealdes  ^od  wa^-e,  ne  uuderfeuge  hc  na't'rc  Sa  yfelan  ac  e^a  jodan'. 
Ebenda: 

'Bc  L>a^ui  tSu  niibt  ongitan,  51!"  t)A  gcs.TlÖa  (?iscs  andwoardau  lifcs  ?nrh 
hie  seife  beora  selfie  jewcald  abton  and  of  lieora  ajnuni  jooynde  j;ode 
wftron,  Öonnc  woldun  lii  simle  ou  öam  clifian  L»e  liim  jod  n)id  worbte'. 
Ebenda: 

'Hit  is  nii  hra^Öost  to  secjanue  be  eallum  tJivm  woruldgesa^löum  öe 
seo  wyrd  bl•euJ^,  Öa?t  vxv  uanwulit  on  nis  ^a?»  to  wilnianue  seo,  for- 
?am  t>e  i^aer  nanwuht  jecyudeliees  godes  on  nis  öa?s  de  of  hini  cuinc'. 
Das  ^iud  die  betrellendcu  stellen,  im  ganzen  siel)en.  Was  sich 
daraus  ergibt,  liegt  auf  der  band.  Indem  der  Verfasser  von  C 
am  ende  des  folgenden  metrums  zu  dem  nändichcn  gedanken 
hinzufügt:  'bcct  ivc  sccdon  ofC ,  ideutiticiert  er  sich  oftenbar  mit 
dem  Verfasser  des  vorausgehenden  prosaabschnittes,  d.  h.  er  ist 
könig  Aelfred. 

Ein  ähnlicher  zusatz  findet  sich  am  anfange  des  einund- 
zwanzigsten metrums: 

'Wel  lä!  monua  bearn  jeond  middanjeard 

friora  »ghwilc  fundie  to 

l^feni  ecum  jode  |'e  we  ymb  sprecaS 

and  tö  Ö^iu  jes^löum  Öe  we  secjaö  ymb'. 

Hier  ebenfalls  identificiert  sich  der  dichter  des  metrums  mit  dem 
Verfasser  der  vorausgehenden  prosa,  d.  b.  er  ist  könig  Aelfred. 

Man  wird  nicht  einwenden  wollen,  dass  die  fraglichen  Zu- 
sätze von  dem  unbekannten  umdichter  des  10.  Jahrhunderts  ab- 
sichtlich eingefügt  worden  seien,  um  den  glauben  zu  erwecken, 
dass  seine  arbeit  das  werk  des  königs  sei.  Dieser  einwand 
würde  psychologisch  ganz  widersinnig  sein.  Nur  so  viel  sei 
hier  bemerkt,  dass,  wenn  ein  falscher  wirklich  die  absieht  ge- 
habt hätte,  seine  verse  als  die  Aelfred's  auszugeben,  er  sie 
wol  etwas  häufiger  und  etwas  in  die  äugen  fallender  ausge- 
führt haben  würde.  Es  muss  daher  die  obige  erklärung  der 
beiden  stellen,  nach  welcher  der  gebrauch  der  ersten  person 
in  einer  bezugnahme  auf  die  vorhergehende  ])rosa  in  direkter 
und  schlagender  weise  auf  könig  Aelfred  als  Verfasser  hinweist, 
als  die  einzige  mögliche  und  natürliche  augesehen  werden. 


444  HAK  TM  ANN, 

Nol)eii  (lioscm  solilnjicMidon  howcisc  sei  noch  auf  etwas 
aiitloies  Iiiii<;-c wiesen,  aul  eine  eii;entiimli('likeit  der  datstcllung" 
AcKVed's,  die  aucli  an  einer  stelle  der  nietra  liervorliitt.  leh 
meine  den  ziisatz  im  2t».  metrnni,  v.  it>9 — 17.").  Indem  da  der 
Verfasser  das  veiliältniss  zu  erklären  sueiit,  in  wclelirn)  die 
erdt^  /u  dem  sie  umgebenden  wasscr  und  /,u  dem  den  ganzen 
.ni(l(i<i)t^card  einseldiessenden  himmel  steht,  gcbraueht  er  das 
gleiehuiss  von  dem  dotter  inmitten  des  eies: 

'j^a^iii  aiilicüst  )>e  ou  ivje  bi? 
^ioleca  on  nüddaii.  ^lide^  liw;v^rc 
a?j  ymbütan:  swa  stCHt  call  woorukl 
stille  un  tille,  streamas  ymbutau 
lajuflüda  jelac  lyfte  and  tunjia 
and  sio  scire  sccll  scriöeö  ymbutau 
döjora  gehwylce,  dyde  lanje  swä'. 

Wenn  nuiu  nun  die  prosaiil)ertragung  des  Boctius  mit  dem 
lateinischen  originale  vergleicht,  so  sieht  num,  dass  der  könig 
diese  art  von,  wenn  ich  so  sagen  darf,  hausbackenen  vergleichen 
sehr  liebt.  Charakteristisch  für  seine  Stellung  als  lehrer  seines 
Volkes,  verschmäht  er  nichts,  wenn  es  dazu  dient,  seinen  ge- 
danken  klar  und  verständlich  zu  machen.  Folgendes  sind  die 
hierhergehörigen  fälle : 

16,,:  'Hu  ne  wile  he  i^onne  dun  swa  hy  dydon  and  jit  doÖ  eallc 
Öa  ricu  Öe  him  under  beoÖ  uÖÖe  awcr  on  neaweste  forslean  and  t'or- 
heregian  swa  swa  fyres  lij  deÖ  dryne  lueÖ  feldV 

20,,:  wo  er  von  dem  Unglücke  spricht,  durch  welches  ilor  nunisch 
zu  dem  wahren  gute  gebracht  wird,  fügt  er  liinzu:  'nwa  iswa  mid  an^le 
fisc  gefan  je  n  bi()'. 

24-,,:  Um  zu  erklären,  dass  alles  glück  von  dem  wahren  gute  ab- 
hängt, setzt  er  hinzu:  'swa  swa  ealle  wjcteru  cumaÖ  of  Öscre  SJC 
and  oft  ealle  cuniaÖ  to  Öasre  sse'. 

:i5, 3  fügt  er  am  Schlüsse  einer  längeren  abstrakten  erörterung  in 
ziemlich  origineller  weise  hinzu: 

'nu  ic  Öe  andette  Öast  ic  haibbe  fnnden  dura  Öser  öaer  ic  ler  geseah 
ane  lytle  cynan,  swa  Öa^t  ic  uneaöe  mihte  geseon  swiÖe  lytellne  scinian 
leohte«  of  Öisum  Öeostrura,  and  ßeah  Öu  me  tjelitest  fer  Öa  duru,  ac 
ie  hire  ne  mihte  maie  aredian,  buton  Öaet  ic  hlre  jiapode  ymbuton 
Öaet  öe  ic  Öa;t  lytle  leoht  ;3;eseah  twinclian'. 

30,,:  'se  wisdom  and  eac  oÖre  crseftas  n;ebbaÖ  nan  lof  ne  na;nne 
weorÖBcipe  on  Öise  worulde,  ac  licjaÖ  forsewene  swa  swa  meox  under 
fei  tun  el' 

:ui,  7:  'swa  swa  ailces  huses  wah  biÖ  fiest  aejÖer  gc  on  Öa^re  flore 
ge  on  V)Hdm  hrofe,  swa  biÖ  ajlc  -^wX  on  .öode  fa;st,  for  Öasm  he  is  ailces 
jodea  «jöer  gc  hrof  je  flor'. 


METRA  DES  BOETIUS.  445 

37,1  vergleicht  or  ungerechte  künige  mit  tollen  hunden : 
'se  Öe  hiora  (seil.  Öejna)  weit,  ne  raurnÖ  naufter  ne  frieud  ne  fiend 
Öe  ma  öe  wedende  huud'. 
37,  .i   erweitert  Aelfred  in   charakteristischer  weise  einen  satz  des 
Boetiiis.     Dieser  sagt  von  jemandem,  der  sklave  seiner  fleischlichen  lüste 
ist:  'sordidai  suis  voluptate  detinetnr'.     Aelfred  seinerseits  begnügt  sich 
nicht  mit  der  Übersetzung:    'he  bits  anlicost  fettuui  swinum',   sondern  er 
fügt  zu  weiterer  erkliiruug  hin/.ti: 

'öe   simle  willuaÖ   ücjan  on  fulum  soluiu  and  lii  nyllai^  iispylijan  on 

hluttrum  wicterum,    ac  öeah  hi  seldum  hwoune   beswemde   weuröon, 

Öonne  sleaÖ  he  eft  on  Öa  solu  and  bewealwiaÖ  Öair  on'.' 

3S,  2  spricht  er  von  dem  plötzlichen  Zusammenbruch  der  maclit  der 

gottlosen  und  fügt  hinzu:  'swa  swa  jreat  beam  wyrcö  hludne  dynt  Öonne 

men  Lnpst  wenaö". 

3s,  i  wo  gesagt  wird,  dass  ein  teil  der  gottlosen  ewige  strafen  zu  lei- 
den hat,  während  der  andere  im  himmlischen  teuer  gereinigt  wird,  fügt 
er  hinzu:  'swa  her  biö  sylfor\ 

38,5  verweilt  er  ausführlich  bei  der  ausmalung  eines  gleichnisses, 
welches   sich  im  Lateinischen  nur  andeutungsweise  findet: 

'8u   waest  Öset  Öa  men  Öe  habbaÖ  unhale  eajan ,   ne  niajan  ful  eaöe 

locian    ougeau  Öa   sunnan   öonne    hio   beorhtost  sciuÖ,   ne  furÖum  on 

fyre  ne  on  nanwuht  beorhtes  hi  ne  lyst  locian,  jif  se  aeppel  lef  biö'. 

39,1  vergleicht  Aelfred  die  aufregung  der  seele  durch  hass  mit  der 

aufregung  des  meeres  durch  stürm: 

'forhwi   drefe  ge  eowru  mod  mid  unrilitre   fiouiise   swa  swa  yÖ.i  for 
winde  Öa  sae  hreraÖ'. 
39,4:   'ne   cymÖ   he   nsefre   to   opeuum   ende   buton   he  ha'bbe   swa 
scearp  andjet  swa  ÖJBt  fyr'. 

Das  allegorische  gleichniss  vom  rade,  welches  Aelfred  3i»,7  einfügt, 
um  in  drastischer  weise  die  be/,iehung  der  geschöpfe  zum  scliöpfer  zu 
erläutern,  ist  zu  ausgedehnt,  um  hier  citiert  zu  werden.  Mit  seinem  aus- 
führlichen verweilen  bei  kleinen  einzelheiten  erinnert  es  an  die  lange 
allegorie  Otfrid's  über  den  rock  Christi  (4,  ^a).  Es  ist  nicht  ganz  richtig, 
mit  Fox  zu  sagen,  dass  'this  whole  section  is  king  Alfred's  original 
production'.  Dtrselbe  wurde  vielmehr  dazu  durch  eine,  allerdings  nur 
kurze,  stelle  seines  lateinischen  textes  veranlasst.  Doch  hat  er  es  sehr 
ausgedehnt,  vielleicht  allzu  sehr,  und  zugleich  in  eine  populäre  form 
gekleidet.  Während  l>ei  Boetius  das  gleichniss  einen  streng  wissen-' 
schaftlichen  charakter  hat,  setzt  Aelfred  au  die  stelle  der  geometrischen 
figur  des  Originals  ein  rad,  um  seinen  gedanken  dadurch  anschaulicher 
zu  machen. 


'  Diese  tiere  scheinen  bei  den  Angelsachsen  keine  uuwiclitige  rolle 
gespielt  zu  haben.  Vgl.  II.  I^eo,  Rcctitudines  singulanini  /icrsotutrum, 
nebst  einer  einleitenden  abhaudlung  über  landansioälung  (und  angeisächs. 
Ortsnamen!),  landbau,  gutsherrliche  und  bäuerliclie  Verhältnisse  der  Angel- 
sachsen, Halle  1832,  s.  128— li't;  vgl.  Gesetze  könig  Ina's  41:  ',^if  mon 
aceorfe  «nne  treowe  Öajt  mjeje  örittij  swina  und  er  stand  an  and 
wyrö  uudyrne,  gesylle  sixiis  scilliuja'. 


446  HAKIMAXN', 

;U), ,,  vergleii'lit  Aeltiotl  den  im  besitz  iler  gottlosen  beliudliclien 
reic'htuin  luit  einer  art  von  arznei.  die  der  arzt  (Jott  ihnen  eingibt,  um 
dadurch  ihre  seeieu  zu  heilen: 

'se   7;oda   Uvea,   ^;et  is   5od   lac•na^    iiiora  uiod  uiid  ^aln  welan,   wile 
liiet  hi  ousiten  hwonau  hiui  se  wola  come'. 
41,3   gol)rau('ht   der   Verfasser   das   gleicliniss  vom  piloten,  um  den 
Charakter  der  Vorsehung  zu  erklären: 

'swa   swa  jod  scipstyra  onjit  micelne  \vindhret)8e  :vr  aav  hit  weor(Se 
and  l»a*t  fealdan  fi;et  seji  and  eac  liwilum  lecjau  "Öoue  mjest  and  laitan 
t^a   betin  je,   jif  he   ivv   ^\ve()re8   windes    ba'tte,    wa^rnati  he  hine  wit5 
^a>t  weder". 
Aus  diesen    zaliheiclien   beispiclen   dürfte  wol  zur  genüge 
bervlugelieu,  dass  in  der  tat  die  der  sphäre  des  täglichen  lebeus 
entlohnten    vergleiche    ein    charakteristischer  zug  von  Aelfred's 
Stile  sind.     Der  vergleich  mit  den»  eidotter  im  20.  nietrum  ver- 
dient daher  beachtet  zu  werden.    Wenn  6r  auch  selbstverständ- 
lich keine  zwingende  beweiskraft  hat,  so  mag  er  doch  immerhin 
dazu  dienen,  das  auf  auderni  wege  gewonnene  resultat  zu  be- 
kräftigen. 

Schliesslicii  wäre  noch  zu  fragen,  oi)  vielleicht  der  sprach- 
liche Charakter  der  metra  auf  könig  Aelfred  als  Verfasser  hin- 
weist, liier  allerdings  gestehe  ich,  vermag  ich  nur  einige  kleine 
beitrage  zu  liefern.  Da  die  alliterierende  Übertragung  sich  in 
Worten  und  Wendungen  eng  an  den  prosaentwurf  anschliesst, 
so  können  natürlich  die  ergebnisse  nicht  eben  bedeutender  art 
sein.  Denn  nur  solche  worte  können  hier  in  botracht  kommen, 
die  in  der  poetischen  Übertragung  hinzugefügt  sind.  Und  so- 
dann ist  der  angelsächsische  ])hilolog  nicht  in  der  glücklichen 
läge,  ein  Corpus  totius  Anglo-Saxonicitatis  zu  besitzen.'     Bos- 

'  Bis  daliin  sind  behauptungen  über  das  vorkommen  ags.  worte  mit 
vorsieht  aufzunehmen.  So  sagt  z.  b.  Sweet,  in  der  vorrede  zu  seiner 
ausgäbe  des  Hirdeboe:  ^ leorningcniltl,  tbr  which  Alfred  eniploys  ^e^n, 
has  a  distinctly  late  eharacter'.  Sweet  iibersielit,  dass  im  Hirdeboe  25, « 
leorningcnililas  steht!  Ferner  sagt  Sweet  in  seiner  anzeige  von  Skeat's 
auHgalie  der  ags.  und  north,  iilterlr.igiing  des  Johannisevangeliums  (Akad. 
l'57'.t,  Jan.  J^Oi);  'tlie  wurd  linna  had  given  way  (o  cocc  as  e:irly  as  the 
time  of  Alfred'.  Doch  Itima  findet  sieh  Marc.  1  I,  :)o.  i.h- 72  (2  mal);  Luc. 
22,  :,i.  ,,„. ,;,.  Das  compos.  Itan-crcil  steht  Aelfr.  IJasda  l,.^-,;  Matth.  14, .^r/, 
Marc.  14, :,.,.  Aelfric's  astron.  Tractat  (ed.  VVright  in  den  Populär  'IVeatisea 
on  Science  etc.  s.  (>,  14). 

Anm.  Auch  glossen  sprechen  gegen  diese  behauptung,  vgl.  z.  b  ein 
glossar  ans  denj  Ki.  oder  1 1.  Jh.  (in  meiner  neuausgabe  s.  2iW)  (/ulJus  ^^  hana, 
während  allerdings  Aelfric's  glo.s.s;ir  ya//M.v  mit  6V>f  übersetzt.     K.  W. 


METRA  DKS  HORTirS.  447 

worth's  Wörterbuch  ist  für  philologische  zwecke  weuig-  verwert- 
bar. Ja,  wir  besitzen  Doch  nicht  einmal  ein  Aelfred'scbes  glossar. 
So,  wie  die  Verhältnisse  jetzt  noch  liegen,  luiiss  für  die  })rosa 
wenigstens  jeder  sein  eigener  lexicograph  sein. 

Das  wenige,  was  ich  in  bezog  auf  unsere  frage  beizu- 
bringen vermag,  ist  folgendes: 

Das  woit  magister  kommt  zweimal  in  deu  metren  vor:  13,.^o  »ud 
3(1,4.  Während  es  in  der  ersten  stelle  aus  B  entlehnt  ist,  ist  es  an  der 
zweiten  selbststiindig  eingefügt.  In  der  angelsächsischen  poesie  findet 
sich  dies  wort  sonst  nirgends.  Dagegen  ist  es  in  Aelfred's  Schriften  so 
häufig,  und  zugleich  so  ausserordentlich  selten  in  der  übrigen  prosaischen 
literatur,  dass  man  es  mit  recht  als  ein  Aelfred'sches  wort  ansehen  kann: 
Ba;da  \,^..2^.  2,  ao-  'i,ii-  4,  .j.  5. 27.  'h  \o- -lo',  Hird.  Boc  109,,-..  117,  o.  45.5,  .^o*, 
Gros.  3,9;  Boet.  25.  21»,  o.  31,,.'  Dies  wird  um  so  auffälliger,  wenn  man 
beachtet,  dass  die  angelsächsischen  Übersetzer  der  evangelien-,  welche 
das  wort  ziemlich  häufig  in  ihren  lateinischen  texten  '  fanden,  es  offenbar 
vermieden.  Sie  nehmen  es  auch  nicht  ein  einziges  mal  herüber,  sondern 
geben  es  ausschliesslich  durch  lareow.  Folgendes  sind  diese  stellen: 
Matth.  9,  „.  10, 04.  ,5.  12, 3H.  17, ,,-,.  19,  ,r..  22, ,«. .,.  ■,^.  23, «.  ,0-  20, ,«;  Marc.  2, ,,. 
5,35-  9,i7-3s-  l<',n-2o-35-  12,  ,4.  ,.j.  3-.!-  13,,.  14,,-,;  Luc.  3,,.^.  «,4o(2mal).  7, 4,. 
9,38-  10,25-  ll,-.ü-  12,, 3-  18,  IS.  19,  •,«.  20, .,,.., ,.3,.  22,,,;  Joh.  1,  3«.  3, .,.  ,„.  8, 4. 
11,18.  13.  ,3.  ,4.  20,  ,6-  Ausserhalb  Aelfred  ist  mir  das  wort  nur  ein  mal 
aufgestossen,  Aelfric  Exod.  I,,,,  wo  es  dem  lat.  w^rt^/A'/tv  entspricht.  In 
seinen  homilien  gebraucht  Aelfric  nur  lareotv.  Diese  tatsachen  scheinen 
sehr  dafür  zu  sprechen,  dass  magister  kein  eigentlich  populäres  wort  im 
Angelsächsischen  war,  ungleich  dem  altdeutschen  meisUa-,  sondern  ledig- 
lich auf  gelehrter  einführung  durch  künig  Aelfred  beruht.  Das  vorkommen 
in  den  metren  deutet  stark  auf  könig  Aelfred  als  Verfasser  hin. 

Die  Verbindung  von  liiviet  mit  Ii/vur^u  kommt  nur  zwei  mal  in  den 
metren  vor:  1 1,5.2  (welche  stelle  in  Grein's  Sprachschatz  übergegangen 
ist)  und  20, :,.  Während  es  in  letzterem  falle  die  in  B  gebrauchte  dimi- 
nutivform  lavcelhivegumuga  ersetzt,  ist  es  in  dem  ersten  falle  ein  selb- 
ständiger Zusatz  des  umdichters.  Dieser  ausdruck  hwa'lhwugu  (var.: 
-lavig u,  -hvegu,  -hugu)  ist   in  Aelfred's  werken  ausserordentlich  häufig: 


'  Anm.  Vollständig  ist  dieses  verzeichniss  nicht,  so  ist  z.  b.  die 
'Epistola  Alexandri  ad  Arist<»telem'  übersehen.  Vgl.  diese  zeitschr.  bd.  IV, 
s.  139  tf.  (z.  1).  z.  3,  7,  .'»s).  K.   \V. 

■^  Ohne  zweifei  ist  die  angelsächs.  Übertragung  der  evangelien  das 
werk  mehrer  männer.  Hier  sei  nur  darauf  hingewiesen,  dass  Matth.  1-  11 
incl.  das  wurt  p/uuiseus  stets  durch  sim<li'.rlialig  gegeben  wird,  während 
U)- 2;!  das  lat.  wort  ebenso  constant  beibehalten  ist.  Erst  kap.  27  taucht 
sunderlialig  wider  auf  Vgl.  'l'rench,  ün  the  Author.  Version  of  the  New 
Test.  Londim  1S5*>;,  s.  4n.  Eadie,  Hist.  of  the  Engl.  Bible,  London  lb7(j, 
il,  s.  135,  3ti5. 

3  Als  selbstverständlich  nehme  ich  an,  dass  die  angelsächs.  evange- 
lien auf  dem  lat.  texte  beruhen.  Tliorpe  vergleicht  allerdings  geiegent- 
licli  das  Griechische. 


44S  IIARTMAMN', 

BtiMl.  1,:...,  (2  m:il)2,5.  ci.  :<, ,  (2  mal)  ,,  ,o.  1,,.  :>,,;  Hinl.  Hoc.  71, .,.,.  117,,. 
157,5.  U55,,;,.  171,  «V  19",,:,.  "iSI,-:..  2S7, ,.  2\\[\, ,.,.  iUCt, ,.  ;i2l,u,.  :52r,, .,.  ,„.  ,.^. 
349,  ,0.  3(;7,„.  395,22.  455,,,;-,  Boot,  3,,.  7,..  11,,.,.  13.  14, o.  IS,^.  2(1,,.  a. 
32, ,.  33, ,.  34, ,.  ..  ,i  (2  mal)  -  (2  mal) .,.  „,.  3.-), ,. ,,.  :'(>, ,. ;,.  38, ;,  (4  mal).  39, 4 
(2  mal)  7,  il.  li.  im  sfanzen  59  mal  in  Aclfrecrs  pritsascluirtcn.  (Wie  mir 
herr  prüf.  Wiilcker  sagt,  ist  es  auch  iu  den  Solihxiuii'ii  häiilifj.)  Ebenso 
verbindet  AeltVed  gern  /in'ii,7;i{  mit  hivylc:  Ba-da  2,,.'  3,  .2.  .j«.  4,  9. 22- as- 27- 
•>.  j- II- u- 20;  Hird.  Boc.  397,  .j,,.  u»,  imtl  mit  Itu:  Bjeda  3,,,,.  4,  ,.).  .27.  5,, 
(2  mal)  ,.,  lind  mit  (ele:  Oros.  3,7.  Allerdings  kommt  nun  das  wort  ancli 
sonst  vor,  nämlich,  was  prosa  anlangt,  im  Conf.  Ecglt.,  öfters  in  den 
Leechdouis  nnd  in  den  Blickling  Homilien,  in  gebundener  rede  aber  nur 
zwei  ni:il,  in  den  motrisclien  psalmen  89,  ,5.  93,  „.  Mit  zwingender  not- 
wendigkcit  fiilirt  daher  das  vorkommen  des  ansdrucks  nichf  auf  könig 
Aelfred.  Doch  mag  er  immerhin  als  zu  den  stileigentiimlichkeiteu  des- 
selben gehörig  betrachtet  werden. 

Eafne,^,  oder  ealiü^  ist  ein  häufiges  fiillwort  in  den  metren:  7, /,o.  53. 
Iti,.,,.  21,,.-,.  22,1.-,.  2S,  57. 6;i-  In  der  poesie  findet  es  sich  sonst  nirgends. 
Was  Aelfred's  Schriften  anlangt,  so  habe  ich  es  mir  aus  dem  Hirdeboc 
zwölf  mal  notiert:  9,5.  239,,,.  2(13,,«.  283,5.  2S5,  ,7.  293,  ,4.  329,  ,7.  395,  .j... 
413,.,o...,.  421,,,.  4.53,  a. 

Das  wort  ymbhoga  findet  sich  zwei  mal  in  den  metren,  während  es 
au  den  betrett'enden  stellen  von  B  nicht  steht:  7, 3,;.  .-,3.  Es  ist  häufig  im 
Hirdeboc:  99,  .,4.  127,  ,3.  137,  j.  141,«.  317,,,.  401,3.,«.  431,  ,3.  ..«■  31.  In  der 
poesie  kommt  das  wort  ausser  den  metren  nirgends  vor. 

Die  Verbindung  mcertium  gcfrcege,  nietr.  2(J,  2  findet  sich  in  angel 
.sächsischen  poesie  nur  noch  in  dem  prolog  Aelfred's  zum  Hirdeboc. 
Doch  mag  dies  vielleicht  mit  lediglich  äusseren  gründen  zusammen- 
hängen. 

Hiermit  ist  unsere  untersiicliuiifi:  beendet.  Fassen  wir  alles 
zusammen,  so  ergibt  sicii  als  endresultat  tolji;endes: 

Die  arguniente  Wriglit's  gegen  die  äehtlieit  der  metra  haben 
sich  als  ])seudoargunicnte  lierausgestellt,  d.  h.  die  metra  ent- 
halten sclilocliterdings  niclits,  was  dagegen  angeführt  werden 
k()unte.  im  gegenteil,  dieselben  haben  uns  elemente  au  die 
lijuid  gegeben,  durch  welche  es  in(">gli(h  wurde,  ihre  üchtheit 
wol  über  jeden  zweifei  sicher  zu  stellen.  König  Aelfred  und 
niemand  anders  ist  ihi'  \erfasser. 

.Mierdiiigs   eifähit    sein   rühm   dadurch  keinen  Zuwachs, 
und  mancher  seiner  Verehrer  hätte  vielleicht  gewünscht,  dass 


'  Interessant  ist  es,  zu  vergleichen,  wie  die  nändiche  stelle  Bfcda's 
von  Aelfred  und  von  Aelfric  übersetzt  wird.  Bjeda:  '  ut  genii  Anglo- 
rum  aliquos.minislros  miltei'cl'.  Aelfred:  ' ficel  he  Angeltieode  ort  ßreo- 
lene  onsendc  hrvylce  liugu  larc'u7Vas\  Aelfric  (Hom.  II,  s.  122):  'tiiel 
he  Aiigelcynne  sume  lareotvas  äsende'. 


METRA  DES  BOETIUS.  449 

Wright's  ansieht  die  riehtio-e  wäre.  Doch  diese  frage  ist 
hier  ganz  nebensäohlioh.  Denn  in  der  Wissenschaft  handelt 
es  sich  um  walirheit  und  um  weiter  nichts  als  Wahrheit. 


Excurs   zu  Seite  458. 

Auch  sonst  lassen  sich  spuren  des  (Tiiechischen  im  Angelsiich- 
sischen  nachweisen.  Die  eio^entliche  Volkssprache  ist  allerdiuss  durch 
das  Griechische  nicht  bereichert  worden.  Aber  z.  b.  der  angelsächsische 
Urkundenstil  enthält  eine  nicht  unbedeutende  /.ahl  j^riechischer  iehnwürter. 
Im  5.  und  0.  bände  von  Kemble's  Codex  J)ip/(win/ieus  habe  ich  an  70 
verschiedene  griechische  Wörter  ge/.ählt,  von  denen  einige,  wie  basUeus, 
agins,  clerononnts.  cosmus,  sopliia,  thcus,  häufig  erscheinen.  Ausserdem' 
gibt  es  angelsächsische  worte,  welche  direkte  Übersetzungen  aus  dem 
Griechischen  sind,  und  daher  kaum  vor  6(54  anzusetzen  sind.  Dazu  ge- 
hört z.  b.  gelatiung,  als  widergabe  von  txxlrioiu.  Hierher  ist  ferner  zu 
rechnen  Hcelaud,  welches  wort  sicli  auch  in  den  germanischen  sprachen 
des  koutinents  findet.  Auf  welche  weise  wir  uns  Jesus  durch  heiland 
übersetzt  denken  sollen,  darüber  sagt  uns  R.  v.  Räumer  nichts  (Einfluss 
des  Christentums  auf  die  althochd.  .Sprache,  Stuttgart  1S4.5.  s.  :555— 35»>). 
Grimm's  Wörterbuch  gibt  heiland  als  Übersetzung  von  Sa/valor  (Jesus). 
Doch  ist  dies  schwerlich  richtig.  Für  die  ältere  spräche  würde  ueriand 
die  richtige  widergabe  von  Salvator  =  Jesus  sein,  wie  denn  Ulfilas  in 
der  tat  nasjands  und  nicht  hniljands  hat.  Der  Schlüssel  zu  dem  rich- 
tigen verständniss  von  Hnüand  =  heiland  liegt,  wie  schon  vor  langer 
zeit  von  dem  ersten  herausgeber  des  Ormulum  (zu  v.  4270— 71)  vermutet 
worden  ist,  in  einer  falschen  etymologie  des  wortes  Jesus.  Da  dies  im 
neuen  testamente  vorkam,  so  sah  man  es  als  ein  griechisches  wort  an 
und  brachte  es  mit  läoixta  zusammen.  Nach  einem  langen  abschnitte  zu 
urteilen,  den  man  in  einem  der  evangelischen  commentare  Ba'da's  findet, 
über  die  allegorische  bedeutung  der  sechs  buchstabcu  des  wortes  'hiaovg, 
scheint  der  Verfasser  selbst  an  den  griechischen  Ursprung  des  wortes  ge- 
glaubt zu  haben.     Bestimmt  wissen  wir  dies  von  Orm,  denn  er  schreibt: 

' —  Jesuss  o  Grickisshe  mal 

onn  Ennglissh  iss  Haileude'. 
Natürlich  hat  Orm  aus  älteren  (piellen  geschöpft.  So  würde  also  das 
wort  'heil.-ind'  nicht  volk.>tiimlicheu  Ursprungs  sein,  wie  Vilmar  annehmen 
will  (Deutsche  Altertümer  im  Heliand  als  Einkleidung  der  evangelischen 
Geschichte.  2.  ausg.  Marburg  ls(i2,  s.  <)(»),  sondern  einfach  auf  theo- 
logische gelehrsamkeit  zurückgehen.  Wenn  man  nun  die  in  p:ngland  in 
der  zweiten  hälfte  des  7.  Jahrhunderts  vorhandene  kenntniss  des  Grie- 
chischen beachtet,  und  ferner  die  tatsache,  dass  das  nämliche  wort  sich 
in  den  kontinental-deutschen  sprachen  findet,  so  wird  zum  mindesten 
sehr  wahrscheinlich,  dass  es  von  Angoisatdiscn  zuerst  gebildet  worden 
ist.     Es   ist  nicht   wol   denkbar,    dass   diese  eimni  kirchlichen  ausdruck 

Anglia,  V.  baiiil.  24 


4.')0  IIAKT.MANN,    METRA  DKS  KORTIUS. 

von  ileu  genuauisclien  stümiuen  oiitüoluMi,  NveU-hen  sie  selbst,  erst  clwisten- 
tum   und   kultur   brachten.     So  wird  ukih  im  allü:enieinen  die  regel  aut- 
stelleu   köuueu,   dass   bei   übereinstimuiung   der   übersct/.ten  kirchheheu 
•lusdriicke   des   Angelsächsischen   und   der  kontincntul-gcruian.  sprachen 
die   Priorität  jenen   /.ukonunt.      -    Das   wort  munuclif  ==  kloster  scheint 
•vuf  xotro^^ioy  /.u  beruhen,  deren  zweiter  teil  darin  übersetzt  ist.    Als  ein 
wihrscheinlich  auf  griechischen  eintliissen  beruhendes  wort  sei  noch  der 
ags   ausdruck  für  Aethiopier  erwähnt,  welcher  in  zwei  tonnen  vorkoinu.t: 
Sixelheanvan  und  Sir,elwaras.    Der  erste  teil  desselben  kommt  auch  zu- 
sammengezogen  vor:  N/7.    -    Nicht  nur  poetisch  kommt  es  vor,  sondern 
z    b    auch   AellVic  N'um.   12, ,;    Homil.  l,.„-,4- juu-  H,  ,72- 4s-2- wo- 4««;    Astron. 
(bei  Wri'dit,   Popul.  Treat.   ou   science  dur.  the  m.  a.   s.  Vl)\    eialeituug 
zum   Neuen  Testam.  (bei   Grein,    1.  band  der  Denkm.  ags.  prosa  s.  1:.); 
Aldh    Gloss.  (Haupts  zeitschr.  is.'.l^  s.  .Ml).'     Wie   der   zweite  teil   von 
Sixelliearwa  zu  erklären  sei,  vermag  icli  nicht  anzugeben,  ich  linde  auch 
nirgends   eine  Vermutung  darüber  ausgesprochen.     Ueber  den  ersten  teil 
da-e-en     Si-,d  =  sonne,  kann  kein  zweilel  bestehen,   und  Si:^elwaras 
bedeutet' darnach  ganz  einfach  sonnenmänner.    Wie  soll  man  sich  diese 
ausdrueks weise   erklären?    Vielleicht  geht  sie  zurück  auf  einen  einttuss 
des  bischofs    Theodor,   von   dem   B-.eda   sagt:   ' Nalus   ex  Tarso  CUiciae 
vir   et  saeculari  el  diviaa  Vüeralura  Graece  el  Lalinc  mstruclus  .     Nach 
diesen   worteu    darf  man   wol   annehmen,   dass   Theodor   die  berühmten 
\ethiopica  des  Heliodor  gelesen  hatte,   ein  roman,   der  sich  seit  seinem 
erscheinen  bis  an  das  ende  des  mittelalters  einer  ausserordentlichen  be- 
liebtheit   erfreute  (vgl.  Kohde,  Der  griech.  Roman  und  seine  Vorlauter, 
leipzi"-  is7(i    s  522).    In  diesem  romane  werden  die  Aethioper  mengen 
bezu-"zu  Helios  gesetzt.     Helios  ist  der  ytvä>ari<i  der  königlichen  würde, 
HeJs  ist  der  beschützer  des  landes,  Helios  ist  der  gott,  den  sie  beson- 
ders anbeten.     Es  lässt  sich  denken,   dass  Theodor  seinen  schulern  von 
diesem  berühmten  romane  erzählte,    und  dass  ihre  einbildungskratt  sich 
damit  lebhaft  beschäftigte.     Durch  den  roman  angeregt,  nannten  sie  die 
Aethiopier    sonncnleute    und   verschaiftcn    (h.rch    ihren    eiuHuss   diesem 
Worte  allgemeine  geltung. 

Leipzig.  ^^'  ^'  ^'^^^<^^^^  Hartmann. 

.  Auch   in    der  ags.    Übertragung   der   schrift:    De  nelnisinnrienle 
miruhitilni^    c    XXX 111   lindet  sicli  silheanvau.     S,>elmanns  Isall.Ui,  .U 

wiin  u.  8.     Aeifr.  (ien.  2,   i:5  sillu-ariveiui.  ^^-   ^^ ■ 


UEBER   DAS  VERCELLIBUCH. 

Von  den  vier,  für  keiintuiss  der  angelsächsischen  dichtung 
wichtigsten  handschriften,  des  Jieowult;  des  sog.  C^i^dnion,  des 
Lxeterbuches  und  der  Vercellihs,  wurde  die  letztgenannte  am 
spätesten  bekannt. 

In  Vercelli  selbst  wusste  man,  dass  eine  ziemlich  umfang- 
reiche handschrift  vorbanden  sei,  welche,  obgleich  die  l)iich- 
staben  lateinische,  doch  in  einer  unverständlichen  spräche  o-e- 
schrieben  sei.  Man  vermutete  allerdings,  dass  man  eine  angd- 
sachsische  handschrift  liätte.  Nachdem  mau  aber  dieselbe 
einigen  gelehrten  Engländern  voigelegt  hatte  und  dieselben 
sie  nicht  lesen  konnten,  scheint  sie  ziemlich  in  vei-essenheit 
geraten  zu  sein. 

Das  verdienst  nun,  zuerst  auf  dieselbe  nicht  nur  auf- 
merksam gemacht,  sondern  auch  zugleich  eine  abschrift  eines 
teiles  derselben  genommen  zu  haben,  gebiUirt  einem  deutschen 
Juristen,  Prof.  Dr.  Fr.  Blume.  Dieser  gelehrte  hielt  sich  vom 
20.  März  1S21  bis  11.  Oktober  1823  in  Italien  auf  und  be- 
suchte dort  eine  menge  bibliotheken.  1822,  27.  Oktober  bis 
19.  November  (nach  eigener  angäbe),  hielt  er  sich  zu  Ver- 
celli auf.  Das  reiche  ergebniss  dieser  reise  wurde  1824  ver- 
ößentlicht  im 

Iter  Italiciiui.    Von  Dr.  Fr.  Blume.   Berlin  u.  Stettin.    1824 -.-JO. 
Ueber  unsere  hs.  sagt  er  hier  s.  99: 

'Das  andere  buch  (cod.  CXVII)  enthält  legenden  oder  hoaiilien  in 
angelsachsischer  spräche.  Dies  ist  um  so  nierkwiirdi-er,  da  keine 
kapitularbibliothek  in  Italien  andere  al.s  lateinische  oder  italienische 
handschritten  enthält;  selbst  griechische  linden  si(;h  nur  in  Verona 
und  vielleicht  in  Kaveiina'.  ' 

Ferner  wurde  nachricht  darüber  gegeben  von  Pertz,  nacii 
ßlume's  bericht,  im 

Archiv  für  ältere  deutsche  (beschichte.    Bd.  V  (enth.  J»crtz: 
Italiänische  reise)  535  ir.     Hannover  1824. 

29* 


4.-,  2  WÜKT.CKFR, 

Zehn  Jahre  nach  der  entdeck uiii;-  erschien  w  ider  eine  nnchricht 

iiher  unsere  hs,  von  lilunie  in» 

Rheiiiischen  Museum  für  .hirispiuaon/.,  jaliifj.  Is.i-'.    (TÜttinfijen 
is:t:$.    IV,  s.  2:;4  iV. 
ILudlich  erschien  GöttiniA-en   ISH-l: 

Bihliotheca    LiluMiruni    Man  nscriptoruui    Italica.     Indices 
Bibliütliecarum  Italiii'  ...  in  «upplcmcntnni  Itinoris   Italici  con- 
fjessit  Fridericus  Blume. 
Hier  findet  sich  s.  f)  die  nachricht  aus  Vcrcelli: 

Bil.liotheea   Capituli.     llomiliainm   lilun-   lin^ua   anglosaxoniea  elegan- 
tissime  scriptus.     Fol.  ("li.  CW  11. 
Blume  gibt  als  probe: 

de  pnnßcatione  snnclce  Marke.  Men  sa'sed  us  and  myno-atli  tliis 
halif,-e  godspel  bevyrre  arvynlhau  tide,  the  ve  nu  to  daige  gode  ad- 
militigum  to  lote  and  to  are  vyrdhiath,  tluvt  irre  (is).' 
Es  folgt  darauf  die  Übersetzung  dieser  Zeilen  iu's  Deutsche.  -  - 
AVeiterhin  gab  auf  eigne  betrachtung  der  hs.  nachricht  über 
dieselbe  gelieiuirat  Neigebauer:  Die  Bibliothek  des  ErzhiscJwf- 
lichen  Onmcapilels  zu   l'ercclli  m  no.  12  vom 

Serapeura.  Zeitschrift  für  Bihlic.thekwisseuschaft,  Ilandscliriften- 
kunde  und  ältere  Literatur.  Herausg.  von  Dr.  liol».  Naumann. 
Aclitzehnter  Jahrgang.  Leipzig  1«"'T. 
Dieser  aufsatz  (s.  1S9  tt")  enthält  über  die  hs.  nichts  neues. 
Nur  sei  hier  der  dort  erwähnten  ansieht  des  gelehrten  Italie- 
ners Gazzcra  gedacht:  Johannes  Scotus  Erigena  habe  sich  in 
Vevcelli   aufgehalten   und   durch   ihn  sei  die  hs.  nach   Vcrcelli 

gekommen.'- 

Nachdem  Blume  angegeben  hatte,  dass  sich  auch  angel- 
sächsische gcdichte  zwisciieii  den  liomilien  der  hs.  fänden,  wollte 
man  in  England  mögliehst  buhl  den  neuen  fund  den  freunden 
der  angelsächsischen  literatur  zugänglich  machen.  Kemblc  be- 
richtet darüber  in  seiner  unten  angefüintcn  ausgäbe  s.  V: 

In  the  hope  of  bringing  thcse  valuable  remains  to  England,  and  puLliwli- 
ing  them  herc,  1  set  out  in  the  sununer  of  iS.M  for  Veirelii;  but  liaving 
.sp<'nt  8ome  montlis  iit  tiaversing  (Jermany,  1  fonnd  mysclf,  at  tlic 
(^(m.uiencement  of  winter.  »tili  on  ihi«  side  tlie  Alps,  and  cut  off  froui 
all  hope  (.f  Crossing  them  by  the  storms  which  had  l.ri.ken  u])  ih.' 
passes.     On  rctnrning  t(.  England,  liowever,  1   fonnd  tli;it  one  portion 


«  Man  vgl.  unten  fol.  901-  (17).  ,       ,,1,  1 

2  Dieser  aufsafz  enthält  .-lusser  nnen<ilicli  vielen  driickbdiiern  mich 
eini^^e  sacliliclie  intiimcr.  U.-I..T  Kcmhle'H  ausgäbe  vgl.  unten.  F.;ilHch 
ist  "dass  die.  gedieht«'  wie  Andrrax  und.  FJaif  'auf  solche  angelisciie 
hoüiilien'  (wie  sie  die  hs.  enthält)  gegründet  seien,  lalsch,  dass  Kend.l.- 
nur  Anilreas,  nicht  auch  Kleac  verülf.-ntlicht  hätte  (vgl.  untim)- 


UEBER  DAS  VERCELLIBUCH.  453 

of  niy  plan  was  already  executetl.  The  tlien  oxisting  Ivocord  Com- 
luission  had  eiuployed  Dr.  Blum'  to  copy  the  Mamiscript,  and  had 
(jaused  tlie  poems  to  be  extracted  and  printed  iinder  the  care  of 
Mr.  Thorpe. 
Die  erste  iiusiiabe  der  iu  untrerer  lis.  entlialtneu  gediehte 
geschah  iu: 

Appendix  B.  to  Mr.  Cooper's  Report  for  IS'Mt. 
lieber  die  entstehung  des  Werkes  finden  sich  in  demselben  gar 
keine  angaben.  Nach  Kerable's  aussage  al)er  fertigte  Blume 
im  auftrage  der  Record-Comraission  am  anfange  der  dreissigcr 
Jahre  eine  abschrift  der  gediehte  au  und  Thorpe  leitete  den 
druck  für  die  Kccord-Coiumission.  Es  wurde  das  ganze  als 
Appendix  B  zu  Coopefs  Report  über  Rymeri  Foedera  gedruckt. 
Dies  war  also  die  erste  ausgäbe  der  gediehte  der  Vercelli-hs. 
Ueber  die  homilien  wurde  bisher  überhaupt  nichts  eingehen- 
deres veröffentlicht. 

Cooper's  weik  wurde  nur  in  250  exemplareu  ausgegeben. 
Eines  davon,  welches  Lappenberg  besass,  benutzte  Jak.  Grimm 
zur  ausgäbe  der  zwei  umfangreichsteu  gediehte  der  hs.,  von 
Andreas  und  von  Elene: 

Andreas  und  Elene.    Heransg.  von  Jakob  Grimm.    Cassel  ls40. 
Schon  bald  nach  dem  erscheinen  des  Cooper'schen  Werkes 
empfand  man  aucli  in  England  das  bedürfniss  nach  einer  neuen, 
leichter  zugänglichen  ausgäbe.     So  entstand: 

The   Poetry   of   the    Codex   Vercellensis,    with   an   English 
Translation.    By  J.  M.  Kemble.    Part.  I  The  Legend  of  St.  An- 
drew.   Part.  II   Elene  and  Minor  Poems.     London,  Printed  for 
the  ^-Elfric  Society  1S44  und  ISlü  (no.  h  und  no.  (i  der  veröffent- 
lichuugeu  der  -^Elfric  iSociety). 
Aus   der   oben   augeführten  stelle  aus  Kemblc's  vorrede  ergibt 
sich   also,  dass  Blume  eine  abschrift  anfertigte,   welche,   ohne 
neue  vergleich uug,  von  Thorpe  und  Kemble  benutzt  wurde. 

Eine  neue  vergleichung  wurde  seitdem  nur  für  Kiene  noch 
angestellt  von  Prof.  P.  Kuöil  in  Wien  und  vcröfilcntlicht  in: 
Cynewulf's  Elene.  Mit  einem  Glossar  herausgegeben  von  Julius 
Zupitza.  Berlin  IST". 
So  wurde  es  für  mich  ganz  uncrlässlich  notwendig,  für  meine 
neuausgabe  der  Bihlioihek  der  aHtje/säe/isischen  Poesie  eine  ver- 
gleichung der  hs.  an  ort  und  stelle  vorzunehmen.  Es  geschah 
dies  im  herbste  ISSl. 


'  So  wird  der  name  durchgängig  von  Kemble  geschrieben. 


•lÖ  1  WUEI.CKKK, 

Das  oiuolmiss  dc\  \or^lcioliuui:'  ist:  iVw  in  der  lis.  ontlial- 
louon  (i  ich  tun ^'on  sind  alle  Ijcroits  Ncrrillrntliclit.  Ks  stolicn 
alst»  Uoinc  andren  etwa  zwisclicn  den  prnsahoniilien  verl)i)ri;ci). 
Line  menge  kleiner  unü,cnauii;keiten  kann  ieli  horiclitigeu,  im 
iranzen  al)er  haben  Hlumc  und  Knüll  sehr  yut  g-elescn  und  ge- 
treu abii'esebriehcn. 

Genauere  angaben  über  die  hs.  und  über  verschen  der 
bcrausgcber  der  gedielite  werde  ieh  im  2.  I)ande  der  Hihliotheli 
briugeu.'  Da  al)cr  die  herausgäbe  der  noch  ganz  unbekann- 
ten prosabomilien  in  einem  bände  der  IHhHulhek  der  unijcl- 
sncJisischcH  Pmsd  wol  noch  längere  zeit  auf  sieh  warten  lassen 
wird,  will  ieb  hier  genaueres  über  die  boniilicu  der  Vereelli- 
baudsehrit't  gel)eu. 

leb  benutze  diese  gelegenheit  gerne,  um  dem  arehivar  der 
capitelbibliothek  zu  Vereelli,  herrn  eauouicus  Cauetti,  liier 
meinen  besten  dank  für  die  grosse  IVcundliehkcit,  mit  der  er 
mir  entgegenkam  und  meine  arbeiten  förderte,  aueh  ölfcutlieb 
auszusprechen. 

Die  lioniilieii  des  Yercellibuclics. 

Auf  dem  ersten  blatte  der  liandselirift  sind  noch  einzelne 
buchstalten  zu  lesen,  allein  trotz  der  in  früherer  zeit  (von  lUiimeV) 
angewanten  reagcnzicn  sind  keine  grösseren  stücke  mehr  zu  ent- 
zilVern.  Auch  das  jetzt  mit  fol.  1  bezeichnete  blatt  war  sicher- 
lich kein  ursprünglicher  anfang  der  hs. 

Auf  bl.  2  IT.  steht  eine  predigt  über  die  leiden  Christi, 
seine  grablegung  und  hölleufahrt  (1).  Sie  beginnt  mitten 
im  satze  und  wortc: 

scHu  (V)  l'o  .  .  .  .  l'Jiii  »c  luealit  ^n  ]';i  l'rowuiigo  solcltau 

l'o  l'judcr  wokJc  .  7  jctcolioil  lucfdc  |';et  ic  für  111:111 

cynries  hselo  ^cl'röwian  öccoldo.    Saga}?  uÖcr  ^ud 

öpcllcrc  \>xt  lic  urc  dryhtcn  mt  Ininc  )';bs  iiianncs 

caran  7  he  wscs  sona  jcfler  )'aiii  hal  geworden.     Da  hie 

)?a  ciist  oferfangcniie  ha-fdun.    |'a  gelnmdon  liie 

liinc  .  7  laiddun  a-rest  to  auiiaii  .  wjcs  «e  aiiiia  «weur 

j;ae8  caifan  )^c  Öy  '^^iva  was  biMceop  etc. 


'  «Soviel  sei  nur  aiidi  liier  .schon  bemerkt:  Herr  eaiionieua  <^'aiie(,U 
wusMte  nichts  genaues  darüber  anziif^fdieii,  wie  die  lis.  nach  Vereelli  kam. 
Doch  da  ziemlieh  tViilie  ein  hosiiiz  l'iir  aiif^elsäehsisclie  pilf^er  in  dieser 
Stadt  errichtet  worden  ist,  so  niaj^  aus  diesem  das  buch  in  die  bibliothek 
übergegangen  sein. 


UEBEK  DAS  VKRCELLIBUCH.  455 

Scbluss  auf  i)'': 

7  US  ]>'d, 
gitc  fbrjcaf  ]hvI  nu  iiis  uan»05uw<  ni  pearf  ]wi  he  helle  sece 
iic  he  biÖ  soiia  to  ecre  rcste  jelanled  syj'jnm  he  j'is  dca}; 
lice  lif  torl.Ttei^  ^if  he  lui  her  on  wonilde  soÖ  7  riht  iu  his 
lite  dou  wile.    Ac  utaii  we  uu  for]'an  a  sinjalicc  ussiu«  dryÄine 
liaiendau  ciiste  )'anc  secjan  eallro  l'au'e  caÖuiodiiesse  l'e 
sc  heotbnlica  cj-iiing  ivluiihtij  drillten  In  ]>as,  haijan  tid 
ealluwi  man  cynne  jecyMe  .  Utan  we  hine  nu  lufi3;an  ofer 
call  oÖre  Jnng  swa  we  nn  jehyraf)  \>cBt  he  us  lufude  7  us 
hyldo  to  forhte  J^aes  liim  sie  lof  7  wuldor  a  to  widan  fcore 
a  in  ecnesse  )?urh  eallra  worulda  woruld  AMEN, 
a  butan  ende. 

*.)''   oben   beginnt  eine   })rcdigt    über   das  jüngste   ge- 

richt  (2): 

MEN  DA  LEOFESTAN 
)'a's  myclan  domda^jes  worc  biÖ  swiöe  e^^cslic  7  andrys 
Iic  ealluw  ^esceaftu/zt  .  In  ]niiH  da'je  l'a  liloul^ricndan  lijeas  forban* 
■aa\>  J'fcne  blodjeniengdau  jcard  7  ]>&  ]>e  nu  her  syndon  on 
myeluwi  jylpe  7  on  unnyjtro  gesyhtSe  joldes  7  seolfres  7  jod 
webbes  7  woggestreoua  ac  we  sint  uu  ]fam  ^cliccost  for 
truwode  )>e  he  us  noto  (!)  uc  cynie  7  on  ]^ani  da^je  gewit  sun 
nan  leoht  7  monan  leoht  7  )'a  leoht  ealra  tungla:  7  on  ]>am 
da'je  biÖ  dryhtnes  rod  blöde  Üowende  betweox  wolcnu?« 

Schluss  auf  12-': 

Utan  we  nu  efstan  to  j'uu  j^a  liwile  pe  we 
ura  wcga  wealdan  uiotou  j^jer  hie  niefre  Icol'e  gedala]? 
ne  la)'e  jcsaniniaj^  ne  ua'frc  da^j  ne  cymei»  a!t'ter 
dseg  nc  niht  ;efter  nihte  .  ac  )'an-  bi?  ece  leoht  7 
blis  7  ece  wuldor  7  ece  jefca  niid  unim  dryhtne 
uiiddanjeardes  alysende  )>;tt  is  efne  )'e  ilca  jod 
sc  öc  leofa]?  7  ricsa|^  luid  t'a'dcr  7  mid  suna  7  mid 
p'dm  halgan  gaste  ]>a,m  is  wuldor  7  wyröniynd 
jnirh  ealra  worulda  woruld  aa  butan  ende.     anl. 

12*^   beginnt   eine   })redigt,    welche   guter   der   wahre 

Christ  besitzen  niuss  (3): 
BRoÖer  j>a  leofestan  ic  cy?e  }?{et  j^roo  |'ing  syiit  auest 
ontbreweardum  a^jhwylcu?«  nicn  nyd  behet'e  to  habbanne 
.1.  is  gleafa  .  Oöer  is  hiht  .  j'ridde  so?)  lufu  .  On  5ani  jelcatän 
is  ]Het  he  jclyt'e  on  god  fanler  ahiiilitijne  .  7  on  sunu  .  7  j'oue 
lialjau  gast  .  7  on  |ni  todaildan  j^ryncsse  7  on  jni  ]nu-h 
wuniendan  annysse  ii.  s.  iv. 

Schluss  bl.  IG'': 

witod 
lice  ]>reo  cyn  synt  aelmesscna  an  is  liclia?rtlic  \iwl  is 
]Hel  man  )'am  w;edliendan  sylle  to  jode  ]Het  he  nia^je  ot^er 
is  gastlic  \>(jcl  is  ^xet  man  forgife  pa?«  )?e  wiÖ  hine  gjylteÖ 


-lob  WÜELCKKR, 

l'riililo  ]'a'l  iiKui  |';i///  jyltiMuhin  5^tyro  7  ^■,'  ilwoüomlaii 
an  rihtan  jobrlngo  .  J'as  )'inj  us  jdafeiia?  jlcllau 
iiiid  tanler  7  mitl  suna  7  niid  j'am  haljafii)  ^■<;aste 
ä  in  ecnesse  Jnirli  eaira  woruUia  worulil  aa  Im 
tan  ende.    A.MEN. 

10^  beginnt  eine  predig't  iiber  jüngsstes  gciiclil  und 
älmliclic  gejccnstände  (l): 

MEN  l'a  l'Hitestan  Ic  cow  bitldo  7  oa^niodlice  hvi'o; 
]hiu  je  wepen  7  tbrhtien  on  j'ysse  meduiiclan  tidc 
für  eowru;;/  synnu«/  forj'an  nc  bioS  cowrc  tearas  7  oowrc 
hreowsunja  for  noht  jetealde  on  jntre  toweardan 
worulde  u.  s.  7V. 

Öcbluss  iiuf  •24»: 

Is  HS  j'on  niycel  ]'carl'  .  inon  .  |'at 
)'<Tt  WC  jejanjon  |'?es  lia?lendcs  scyldu  near  7  |nvs  dioflos 
strahle  fyr  7  lutien  wo  urnc  dryhten  god  swa  us  oft  be 
boden  is  \>o\\  jifÖ  iie  us  ece  lif  In  bis  wuldres  fa^gerncsso 
]nvx  he  leofaÖ  7  ricsaei  In  eah-a  worubla  woruhl  a  butan 
ende  amcN; 

Auf  25  '  ])eginnt  eine  predigt  über  die  geburt  Cbristi, 
mit  besonderer  Überschrift  versehen  (5): 

lo  middan  wintra  .  Ostende  nob  dnc. 
II KR  sejö  l'is  halije  godspel  be  j'an'e  bean  nicdouinesse 
l'isse  halgan  tide  )'e  uu  onweani  is  7  us  brre^  jnutte 
\ve  l'as  baljan  tiid  jeilet'elice  7  clainlicc  weoröien  jodes 
nanian  to  lofe  and  to  wukh-e. 

Schluss  auf  29-': 

7  we  bio(5  butan  synna  wonnnuni  7  bb^e  butan  un 
rotnesse  7  we  lifgcnde  butan  deaÖc  jastMcc  horijen 
we  ures  dryhtues  nanian  ba'leiules  cristes  be  leotaÖ 
7  ricsaÖ  üa  butan  ende  .7 

Auf  29'\bcginnt  das  gedieht  von  Andreas.  Es  geht 
bis  auf  52''. 

Dann  folgt  auf  52''  das  gedieht  von  den  Schicksalen 
der  zwölf  apostel.  Thorpc  und  Keniblc  halten  es  für  un- 
vollständig am  Schlüsse.  Es  schliesst  gerade  unten  auf  bl.  5)}''. 
Es  können  also  einige  zcilcn,  welche  auf  dem  neuen  blatte 
standen,  ^■crloren  gegangen  sein.  Viele  aber  waren  es  keines- 
falls, dies  beweist  der  Inhalt  der  letzten  verse,  die  eine  bitte 
des  dichtcrs,  für  ihn  zu  beten,  enthalten. 

Auf  bl.  54"  folgt  eine  predigt  ül)er  die  wunder  vor 
Christi  geburt  und  auf  der  flucht  nach  Aegypten. 
Audi  hier  steht  eine  besondere  Überschrift  (G): 


UEBER  DAS  VERCELLIHUCH.  157 

INcipit  nuri'iiro  miracula  quc  facta  fiioranf  ante  adii(cn)tii/« 

sahiatoris  dni  nri  ihn  xpi  .-j 
HER  s:iga(^  yuih  öas  m»ran  jcwyrd  |?e  to  )'yssuiu  dteje  je 
wearÖ  l^a'tte  ajliuihtij  dryhten  sylfa  j^iis  world  josolite  7  jnirh 
iinweimue  fsemnan  oii  |'as  wurld  aceuned  wa,'S  to  ]'au  |ni't  lie 
eall  luanna  cyn  fram  hellwara  wite  alysde  7  to  heofana  rices 
wuldre  jefremede. 
Schluss  auf  56'': 
Hwaet  we  nu  gehyrdoii  secjau  liwylcne  liwejii  da?l 
ymb  usses  dryhtnes  jeliyrd  swylce  eae  yinb  )7a\viin  (!)  |'e  lie  on  bis  oild 
hade  utau  we  nu  eorne  tiliau  ]'ait  we  )7e  selran  syu  ]'on  we  f^yl 
leca  bysena  usses  dryhtnes  beforan  us  reccau  7  rjiedau  je 
jehyraÖ  utan  we  healdan  sybbe  7  lufan  bctwiohs  us  )?onne 
gyldetJ  US  jod  ece  mede  a't  ussuin  ende. 

Auf  56^'  beginnt  eine  neue  jjredig't  ohne  Überschrift  (7): 
BVTAN  tweon  lar  is  halij  doiues  da'l  7  ealles  swi^ost 
jif  hio  hyre  jyme  leste  fram  adrifeÖ  7  alce  jitsunje 
afyrret5  7  j^yssa  vvoruldlicra  pinga  lufan  jewanij  7  \cel  niod  to 

Die   jiredigt  reicht  bis  auf  59"  (dieses  blatt  wurde  fälsch- 
lieh  als  49"^  bezeichnet).     Die  letzten   /.eilen  von    5S''  bis  59* 

oben  lauten: 

Ae  inid  jemetejunge  jefrajte 
wijen  7  US  fra//<  awiorp  |'a  wul  7  jearnien  7  onfon  f'a  jod  |'e  us  jehatenc 
synt  on  ]?a/«  ha>lendau  criste  7  mid  )'a//?  halejan  gaste  In  eah-a  woruhla 
4!)a  (st.  5<»-')   woruld  .- 

Dann  beginnt  eine  neue  predigt  ohne  Überschrift,  wie  auch 

die  zwei  folgenden  (S): 
MEN  DA  leofestan  manatü  us  7  nayndjaiS  on  ]?yssuni  bocum 
Ses  jrejorius  se  haleja  writere  se  Ms  jewrit  sette  7  wrat 
\oet  we  ymb  us  sylfe  eorne  |a^ucen  lan-eö  he  us  \ycvt  we  sien  jeniyndije 

Schluss  auf  61=': 

mid 
so3uni  jodes  )?rowerum  7  mid  ealluui  soÖtjestum  7  jccorenuni 
öam  jodes  suna  öam  j^e  aliofaö  7  rixa}^  mid  tVeder  7  mid  suua 
a  to  widan  feore  AMEN. 

Neue  predigt  beginnt  61''  (9): 
MEN  ?5a  leofestan  maua?)  us  7  mynjaj?  |>eos  lialije  boe  j^tt 
we  sien  jemyndije  ymb  ure  sawle  J^earfe  7  eae  swa  ures  )?a!S 
nehstan  daijes  7  j'sere  tosceadencsse  ure  sawle  j^fonne  his  of  Öam 

Schluss  auf  65": 

gif  we  J7a?nuc  swa  don  wyllaÖ 
[Kasur]  swa  us  dr3'hten  beden  hafaÖ  j^unue  motou 
we  mid  him  7  mid  his  jnuu  halejan  ja-ste  wunijeau  In  ealra 
worulda  woruld.    AmeN. 

Auf  derselben  seite  l)egiunt  eine  neue  predigt  (10): 
HER  sajaö  on  }?yssum  halejuwt  bocum  be  almihtiges 


-158  WirELCKEK, 

ilrvlitues  3;odspolk'  |'c  lic  liim  sylt'uni  l'iirli  liis  ^;i 
lialejau  luilitc  s^worlito  maiuiu///  to  bysono  7  tu  larc 
Si'liliiss  auf  71=': 
oiijlas  on  lieofeiui///  7  wo  syiulou  l'vder  jelac^ode  7  ^e 
liateiic  to  ]'aii  liaiejan  7  to  |'aiu  oynelycaii  i'^i^stulo  l'u-r 
tlrilitOQ  crist  wuna]'  7  rixai?  luid  callu///  lialejuin  a  butan 
cudo.     anioN. 

Es  folgen  imu  drei  i)rc(ligtcn  für  die  drei  \<:aM<<;(A/^;^(i.v ',  d.  li. 

für  die   drei    bet-  und  fasttage,   welche  dem  liimmel fahrt sfeste 

vorausgehen.     Die  erste  beginnt  71''  (11): 
Spei  to  Ibniian  jaii7;(la\t;o ' 
JIKN'  ^a  lool'ostan  ]'is  syiulon  lialijo  liajas  7  lialweiullice 
7  ussum  sawluiu  Lvcciloiulice  7  iis  5eriso^  pai  wc  hie  wel  bc 
jangon  luid  fa'stenuni  7  mid  jebedu/«  7  uiid  reliquia  sociiii//« 

Schluss  auf  73'': 

|>ysbc  lialjan  tide  tilicu  \ve  mi  foröan  t';et  wo  hie  ^edoflico  to  cia/w 
bc.saujen  mid  jastlicum  ma'jermm  j'c  ?)a'r  to  jcsct  is  se  jod  us 
Sft'ultiiinije  ]'e  ofcr  us  callc  liofaö  7  rixaö  AnicN. 
73''  beginnt  (12): 

Spei  to  ÖaUi  oöruiu  g'iugdjege' 
ölli'sandöej  (!)  wo  wa^ron  uianode  uien  |'a  Icot'cstau  j'issa  hali^a  (!) 
daja  biganjnes  lioniodoii  \ve  |';ct  jeo  h;v^«iie  liode  luel'don  |'ry 
dajas  syndcrlice  bctbian  liira  o^iiiin  jewunau  ]';t't  liie  onjiildou 

Schluss  auf  7ö'': 

l'jet  we  t5oime  eallc  ]'o  selrau  siou  ^e  oiiweardc  je  ofweardc  Ipxs 
jodspelle  .  7  ]'a  soöau  lufau  godes  7  inainia  eorne  healdea  arwioiÖ 
lice  oalliim  tidum  usses  lifes  jif  we  öus  doii  willac^  }^ouiic  je  earn 
ige  we  US  jodes  niiltsi'  7  bliese  7  a?fter  )n'ase  woruldc  ece  are  7  reste 
uiid  hini  7  mid  liis  haljiim  a  iu  ealra  worulda  woruld  ou  ecnesse.y 
75''  beginnt  (13): 

Spei  to  l'riddan  jaujda'je' 
DIS  IS*  se  )n-idda  da'j  men  pä,  leofestau  j'ysse  haljau  tide  J^c  us 
on  swiöe  wel  jelimpeö  l'a't  we  ealle  ea?)modlice  seiilou  drylitiie 
)>eowian 

Schluss  auf  76'': 

pnit  we  hih  l'a  haljau  lare  jehyren  swa  we  uii  dydou  ];a't  we 

syu  l'o  beteran  7  )^e  selran  for  ba^m  lilum  iu  ealra  worulda 

World  to  widan  feore  mid  ffcder  7  mid  suua  7  mid  |>auj  haljan 

jaate  In  eenesse  Amcu.      larspel  to  swylcere  tide  swa  man  wile^  (M) 

.MEN  (^a  leoi'estau  ]na  syut  halije  dajas  7  jastlice  7  ussu/« 

sawlum  la'cedomlice  7  we  miele  nydf^earfe  habbaÖ  ]hcI 

we  Öaet  jeornlice  gcl^eneen  7 'jemyneu  ]r,i  hwile  j'O  we  pa;re  tide 

'  Mit  roter  schritt. 

2  Mit  roter  schritt.     Das  erste  IS  steht  im  D  diin. 

^  Mit  roter  acbril't.     In  der  selben  zeile  mit  Amen. 


UEBER  DAS  VERCELLIBUCH.  450 

Bl.  77   hat   sehr  stark   durch  aiiwcudung-  von  rcagcnz  ge- 
litten.    Die  predigt  schlicsst  S()'\- 

witu  7  Oll  }'a  cciui  toi-wyid  jcscyredo  Ac  ]m't.  wc  uiotou  jofooiidü 
faran  uiid  iinim  drylitne  7  mid  liis  cnjluin  7  nüd  oallnin 
jodes  halguiu  011  }n)ne  heot'enlicaii  e^el  7  ]7a's  si^i^;ul  bnicaii 
on  ecnesse  amen  .- 

Auf  SO''  beg-innt  eine  neue  predigt  (15): 
ALIA  OMELIA  DE  DIE  IVDICII.» 
M  sa^ji^  US  on  ]'3'ssiiiu  bocuni  hu  sc  halja  tlioiuas  5odob  apst 
acsodc  urne  dryhten  hwajnne  antecristes  cynie  wjere 
c5a  \va;s  drybten  sprecende  to  him  7  t5us  c\v;cö   Hit  ;5cdatcuaö 
]kcI  liit  sie  on  i^am  nexstan  tide. 

Bl.  84  ist  sehr  stark  durch  rcagenz  beschädigt.     Auf  b5'' 
schliesst  obige  predigt. 

7  J'a'r  syfieian  wiiniat^  In  ecuiii  wul 
dre  7  hio  habbaö  syiuie  jofean  syööan  7  blisse  niid 
uruin  drylitne  ?iam  sie  symble  wulilor  7  wyröniyud  7 
ece  gefean  a  butau  ende  In  sela  sclorum  aiueN  .7 
Auf  demselben  blatte  beginnt  (16): 

OMELIA  EPYHFANIA  DNI.' 
M  sceolou  we  uü  hwylcuiu  hweju  wordum  sec;^au  be 
losere  arwoorÖnesse  |'ysse  haljan  tide  7  [n'sses  lial^an 
dfejes  .  Öajt  wses  on  [>yssum  da^je  j^e  nu  7\veai-d  is  t^ivi  ure 
dryhten  jefulwad  wolde  biou. 

Bl.  86''  ist  sehr  stark  durch  reagenz  beschädigt.     Öchluss 

auf  bl.  90  ^ 

7  mid  )n!licum  da-dum 
we  majon  )ni  heotbulican  riee  begitan  7  on  becyman 
7  mid  urne  dryhten  h?elende  crist  se  ^e  leofaö  7 
rixaÖ  nü  ä  ]nirh  eallra  woruld  ä  wonild  ä  butan 
ende  In  sclii  selörum  ameN. 
Noch  auf  90 '^  beginnt  (17): 

DE  PVRIFICATIONE  SCA  MARIA  (!)' 
M  SJßjeö  US  7  mynja]'  J^is  halije  jodspel  be  j^ysse  arwyrJian 
tide  l'c  we  nu  to  dtege  gode  a^lmilitigum  to  h>fe  7  to  are 
91a  wyröiii];  l^a't  is  se  feowertiga  dfcj  nu  toda-j  ures  drylitnes 

hallendes  eiistes  aeeunesse  u.  s.  w. 
Mit  91-'  beginnt  eine  andere  band. 
Der  schluss  dieser  predigt  steht  auf  91'': 

7  we  l^jer  habbaö  A  so?)e  sybbe  7  soöe 
lufau  In  ecnesse  7  soöue  jcl"ean  7  ecne  eard  7  eee  wuldor 
luid  hine  7  mid  bis  ]n\\\\  haljum  ä  in  eallra  woruld 
a  woruld  a  bulan  ende  in  sla  sclorum   am  .7 


•  In  schwarzer  schritt. 


460  WUELCKER, 

N,.ol)  unten  auf  04'"  steht  (18): 
DE  SCU  MARTINO  CONF.' 
'.iö>  M  Mivjou  \ve  uu  Invylcum  Invejo  worduiii  asccjau 
1)0  j':vro  arwyiiSnesse  |'ysse  haljan  tide 
7  bc  l'jvre  arwyröan  jebyrdo  7  be  ]>xs  lial^saii 
biseeopes  j^ysses  eadijau  weres  ]'C  we  nu  In  and 
weardnosse  his  tid  w'eoröiaÖ  7  maersiaÖ  )>e  uiarti 
mis  \v;vs  baten  w.ips  he  jode  swiöe  jecoren  on  his 
l'eawiim  was  he  in  pannana  j'a'ie  lUje^tSe  In  woniUl 
cnuH'n  In  anea  ^ani  tune. 

Die   liaudscln-ift  verschlechtert  sieb  nun   immer  mehr,   auf 
lOP'  ist  sie  abscheulich,  loi''   wird  sie  wider  Itcsser. 
Das  leben  Martin's  schliesst   lt»l'': 
,M  )i;et  we  l'a's  halgan  weres  scs  mar 
tiniis  lif  7  his  d;vda  onherien  l'ies  ]>e  nrc  ge 
luct  sie  7  wnton  hine  biddan  ]>xt  he  us  sie 
in  lieot'ouum  Innrere  wiÖ  iirne  dryhten  nu  we 
lier  on  eor?an  hine  jeond  niiddanjeard  wyr 
^ia|>  dryhten  us  to  j'ani  gel'ultumije  se  t)e 
leot'al>  7  rixa]?  ää  In  ealU-a  worulcbi  woruUl  a  bu- 
tan  ende    aiueN. 

Auf  lül'^  beginnt  das  gedieht:  Uede  der  scclc  an  den 
leichnam.  Es  ist  uns  nur  als  bruehstüek  erhalten.  Unten 
auf  H»3''  hört  es  auf.  104^'  beginnt  neues  blatt  und  ein  neues 
gedieht,  dessen  anfjing  aber  fehlt.  Der  sehluss  desselben  steht 
auf  1U4''.  Greiii  nennt  es  Be  monna  leäsc.  Auf  derselben 
Seite  steht  der  anfang  von  der  Vision  vom  kreuze.  Dieses 
gedieht  schliesst  unten  (mit  der  32.  zeile  von)  106^  Es  ist 
otVenbar  vollständig  erhalten.  106'^  wird  mit  den  honiilien  fort- 
gefahren.  Die  folgenden  liomilien  hal)en  keine  besondere  Über- 
schriften. 

10(5^  beginnt  (19): 
MEN  t5a  leofestan  us  jedafena)?  .-Brest 
\>sit  we  jemunen  7  jereccen  be  jode 
a-lniihtijnw  j^e  j^eworhte  heofonas  7  eorcSan 

7  i'alK-  .-^csceafia  )'one  we  scuhni  jelyfan  ln-yiilic;'e  (!)  on  haduw 
7  anliciu;  on  spede;  oöer  is  soölice  se  häd  a'biiihtijes  fa-der 
Oöer  is  jebnihtiges  siina  oi)er  ys  Jclmihtiges  halijes  gastes 
Die  predigt  schliesst  auf  \W': 
)7;lt  is  cce  med  7  j^a-r  is  lif  butan  deaÖe  7  jeogoÖ  butan  yhle 
7  leoht  butan  l^ystrum  7  jefea  butan  unrotnease  7  sybb  bu 
tan  ungcl7wa;rnesöc  7  orsorhneo  butan  dca)M!H  ege  to 


'  In  schwanger  schrift. 


UERER  DAS  VERCELUBUCH.  461 

lybbciiTie  7  ])-jer  is  ece  jesfelignesse  mid  fa^der  7  mid  |'am 
snna  7  mid  )?am  halijan  gaste.    A  butan  ende  aracN  :  - 

Auf  derselben  seite  109''  begiuut  eiue  neue  predigt  ('20): 
MENN  DA'  [Vor  Menn  ist  erst  M,  dann  ME  radiert] 
leofestan  ]?is  syndon  halije  dajas  7  hal 
wendlice  7  urum  sawlum  Ijecedonilice 
7  US  gedafeua)?  j^a't  we  hie  wel  bejanjeu 

mid  t;>?stenum  7  mid  jebnes  da-dum  7  mid  lialijum  gcbedum  7  mid 
reliquia  socnum  7   mi,'   iirum  eadmodlicum  janje  7  mid  eaUre 
heortan  onbr3M-dne8se  7  utun  hi'tan  iire  idelan  spra?ca. 

Der  schluss  lautet  112^^: 

7  Iner  ys  jefea 
butan  unrutnesse  7  }'au-  is  leolit  butan  j^ystrum  7  öa;r  is 
wüte  butan  awendendnesse  7  l'^er  is  ece  blis  7  ece  jefea  mid 
l'aiu  ecau  feder  7  öam  efeueeau  suna  7  mid  las  |>am 
efenecan  halijan  jaste  ä  butan  ende  .  - 

Auf  112"  beginnt  eine  neue  homilio  (21): 
MEN  DA  LEO 
l'cstan  US  ys  myeel  ]'eart"  )'a!t 

we  jod  lufien  uf  eallre  heortan  7  of  eallre  sawje  7  of  eallum 
maejene  7  syöÖan  ure  ]>a  netistan  j^fet  sj'ndon  ealle  cristcne 
menn  utan  hie  lufiau  eall  swa  iis  sylfo. 

Schluss  auf  116'': 

l'or 
]>Am  ye  he  is  ece  dryhteu  7  jefyllednes  7  fulfreraedues  eallra 
haligra  se  leofaÖ  7  rixaj?  mid  üeder  7  mid  suna  7  mid  Öam 
halijan  gaste  on  wuldre  7  un  wyrt5mynde  Tui  Imtan  ende 
on  ecnesse  .    - 

Es  folgt  nun  auf  116''  die  letzte  bomilie  obne  übeisclirift, 
doeh  ist  eine  zeile  leer  gelassen  (22): 
HER  sa>3;?>  hu  sc-s  isodorus  spnec  1)0  ^jerc  sawle  jedale  7  be 
]j:i^s  lichoman  .  He  cwa-M  min  sawl  on  noarunesse  is  jeseted 
7  min  gast  me  hata5  7  min  heorte  is  gedretedu  7  uiines  modes 
nearnnesse  me  n;ett  eallum  yflum  ic  enm  seald  .  cwa^Ö  seo  syn- 
fiille  sawl  7  eallre  unjes£elijnesse  ic  eom  liowrigon. 

Schluss  auf  12Ü'^: 
sc  liehoma  Ijemen  is  forJSam  ]'e  he  of  cSam  geworht  wjes 
7  he  eft  to  duste  jeweorÖan  sceal  .  Ac  nton  we  m  tia  leofestan 
c\v  se  halga  ysodorus  (!)  eadmodlice  biddan  god  ]>xt  he  us  gehealde 
lier  on  wortilde  7  on  J^aere  toweardan  se  ?»e  leotaÖ  7  ricsati 
aa  butan  ende  Tu  ecnesse. 

Auf  121  ^^  beginnt  Elcne  und  reicht  noch  ein  stück  auf  \?>V>. 

Dann    steht  ohne  Überschrift  eiu  stück  :uis  ciuciu   prosM  leben 


»  A  steht  im  D. 


4(,'>2  WUELCKRK, 

des  GüMäe.  Dass  der  jetzii!:e  aiiüiui;'  nicht  der  urspviiugliclie 
war,  beNveist  'sprecenan'  in  der  ersten  zeile.  Es  ist  dieselbe 
darstelhmg:  dieses  heiligeulebens,  welcbc  sich  vdllstündig-  Vesp. 
D  XXI  tiudet  nud  von  Goodwin  herans«;egcben  wnrde.  Ich 
g:ebe  einige  proben  mit  dem  Cottou  texte,  nach  Goodwin, 
znm  Nergleiebe. 

Die  Vercellihandscbrift  ijeginnt  133^': 
\V;i's  )ncr  in  |>;iui  sprecenan  i^latuie  sum  niycel  lila'w  uf  cor}'au  50 
worht  l'one  ylcan  l»h\>\v  in  jeara  iiien  brajcon  7  dulfou  for  feos 
l'iiijiiwi  ^a  Wies  j'itr  cm  oJre  sidan  "ö;l'S  lihcwes  ^etlolt'en  swylcc 
mycel  seaj'  011  ]>i\m  seal'c  ufan  se  eadija  wer  juMac  liim  liiis  7 
eaidmijötowe  jetinilirode  sona  on  tViiman  )>a'S  5o  lic  ]>üH  aneer 
setl  3es;et.  )'a  j'ohte  lie  |'H3t  lic  na\vi>or  para  ne  wyllencs  lia';^los 
ne  liuenes  brucan  woldc  ac  on  fellcniu/i  jesyrian  ]'cvl  ho  wuldc 
ealle  dajas  his  lit'es  alifi^eau. 

Goodwin  s.  2(5: 
Wa>s  )';er  on  }^aui  ealaude  sum  hlaw  niycel  ofer  eorcüan  je 
worht,  |>one  ylcan  luen  in  jeara  for  feos  wilniinja  jedult'on 
and  brjecon  .  \>a.  waes  J'aer  on  o}?re  sidan  }jtes  hlawas  jedolfen  swylce 
ni\cel  w;Bter-seaÖ  wsere  .  On  [»am  seaÖe  ufan  se  eadija  wer  Gulh- 
lac  him  hus  jetiuibrode,  sona  frtini  frurnan  j^ais  j^e  lie  pißt  jincer- 
setlc  jcsa't  .  |'a  jepolite  he  j'a;t  he  na?ior  ne  wyllenes  hraejlcs 
ne  linenes  brucan  nolde,  ac  ou  felleumu  jejyrelau  \>ivt  he  wolde 
ealle  bis  dajus  bis  lifes  alilian. 

Zur  \  ergleich ung-  stehe  hier  noch  das  stlick,  wie  die  teufel 
Gü^iläc  entführten. 

i;i5'': 
\>n  on  ]'8ere  nihte  stilnesse  jelauip  semninga  ])(et  pxr 
com  micel  micnejo  j^ara  werigra  jasta  7  hie  eal  ]fa'(  bus  mid 
heora  cyrme  ■i;efyldon  7  him  ou  aslce  healfe  lujuton  ufan 
7  neo}'an  7  a'jhwienou  wseron  hie  onsyne  egeslice  7  Inefdon 
heafdu  7  lanje  sweoran  7  mjenijre  onsyne  wicron  fulice. 

i:{5-': 
7  orfyruie  on  heora  bearde  7  luefdou  ruje  earan  7  wob  neb 
ejeslice  eagan  7  oudrysenlice  mu^as  7  heora  teÖ  wieron  horwcs 
tu.\u//<  ;^elice  7  Wim  wserou  j^a  hracan  lije  afylled  7  hie  wa-ron  on 
dry.senlice  on  stefne  7  hie  h;efdon  wo  sceancan  7  miclc  cneowu 
7  bindan  jreate  7  misscrence  tan  7  has  hrymedon  on  beora 
cleopunge  7  hie  swa  unjemetlice  brymdon  7  foran  mid 
forhtlicu/«  ejesuOT  7  ungej^wajrnessu?«  ]?a'/  hit  )nihte  ptp/  hit  call  be 
tweoh  heofone  7  eorÖan  bleoÖrode  )^am  ejeslicuz/t  stefuum  na38  ]>ii 
n.'eni.'^  ybünj  fo  \>aiü  »ytiiSaxi  hie  In  ]>((;/  bus  comon  hie  Öa  sona 
J'tine  hal;5an  wer  eallu//«  limu/«  gebunden u/«  iiine  tujon  7  beddon 
ut  of  ^a-re  cytan  ond  lue  bine  on  ]>(e(  swearte  fenn  la;ddon  7  hine 
Oll  )'a  iujrwibtan  wjeler  wurpon  7  licsencton. 


UEBER  DAS  VERCELLIBUCH.  463 

Goodwiu  8.  34: 
)'a  on  l'ajre  nihte  stilnysse  jelainp  scmniiija,  \>?ßt  pasr 
comon  mycele  lueniu  )n\ni  awj-rigedra  jasta,  and  lii  eall  ]'a't  luis  iiiid 
heora  cyiue  fyldoii;  aud  hi  on  ealce  healt'e  in^uton  iitan 
and  neoöan  and  eghwonen  .  Hi  waeron  on  ansyne  ejslice  and  hij  haifdon 
rnycele  heafda,  and  langne  sweoran,  and  manijre  ansyne:  hi  wajron  fnlice 
aud  orfyrme  on  heora  beai-dum;  and  hi  hasfdon  and  ruje  earan  and  hi 

ha^fdon  woh  nebh 
and  reÖelice  eajan,  and  fiilc  muÖas;  and  heora  toj^as  \v;eron  jelice  horsos 
twuxan;  and  hini  wan-on  )'a  |n-otan  luid  leje  jelylde,  and  hi  waTon  on 
gristlice  on  steine:  hi  luefdon  woje  sceaucan  aud  uiyccle  cneowu 
and  hindan  jreate,  and  miscrocetton  tan  and  has  runigendum 
stefuum;  and  hi  pn  swa  ungemetlicre  gestundum  foron  and  swa 
unmetlicre  ege,  j'cet  bim  ]7uhte  ]?set  liit  eall  be 

tweox  heofone  and  eorÖan  hleoj'rode  l^am  ejeslicum  stefnuni.    Naes  )'a 
uaeuij  yldeud  to  ]^aui  )>a!t  sy)'|'an  hi  on  ]>i^t  hus  comon  hi  \>a  sona 
]>one  haljan  wer  ealluiu  limum  jebundou,  and  hi  hiue  tiijon  aud  la'ddou 
ut  of  |:'aire  cytan,  and  liine  j'a  laddon  on  j^one  sweartan  fenn  aud  hine 
]ni  on  pa  orwehtan  water  bewurpou  and  besenctou. 

Die  geschichte  wird  d<anii  weiter  erzälilt,  wie  in  der  Cotton- 
liandsc'brift,  bis  zum  ers^cheineu  des  Bartholonueus  und  eiit- 
spricbt  der  davstelluug  dort.  Nach  der  stelle,  welche  sich  bei 
Goodwin  s,  40,  z.  10  findet,  ist  plötzlich  ein  schluss  im  \g\- 
cellibuche  darangesetzt. 

135'': 

7  )-»a  ajfter  pum  fleah  se  halija  juölac  mid 
l^am  apostole  süje  bartholomei  (bartlioloma?)  to  heofona  rices  wuldrc 
7  hine  se  hselend  pmi-  onteuj  7  he  psctr  leofatt  7  rixa|'  In  liecj 
fona  rices  wuldrc  a  butan  ende  ou  ecnesse  amen  liuit :  - 

Goodwin  benutzte  das  Vercellibruehstück,  wenn  auch  in 
ungenügender  weise.  15.  'Jliorpe  iiberlie.ss  ihm  eine  abschritt 
(wol  die  von  Blume  gefertigte V).     Goodwin  sagt  von  dem  Ver- 

cellibrucbstüeke: 

'It  is  Gurions,  as  presenting  a  text  very  different  from  the  Cottonian 
copy;  indeed  it  has  almost  the  appearanco  of  bcing  jiart  of  an  in-, 
dependent  translatioii,  tliough  1  believe  this  is  not  really  the  case'. 
Eine  vergleich ung  scheint  mir  sicher  zu  stellen,  dass  das  Ver- 
cellibueh  keine  andre  bearbeitung  der  legende  enthält,  sondern, 
abgesehen  von  kleinigkeiten,  denselben  text  wie  die  Colton- 
handschrift  bietet.  Dei-  schluss  wurde  vom  Schreiber  willkür- 
lich darangesetzt,  an  einer  stelle,  die  ihm  ungefähr  passend 
erschien. 

Ich  lasse  zum  Schlüsse  die  13.  homilie,  wovon  sich  ein 
teil  bei  Cooper  facsindlicrt  findet,  nun  vollständig  folgen. 


4G4  WrET.CKKR, 

Tri'':  Spol  tu  l'ridilan  jaujda^so.' 

nis  IS-  sf  )'ri(l(la  djej  men  ]'a  leotestan  )>ysse  title  l'c,  us 
on  s\vi^e  wcl  jelimpe^  ^-M  wc  oalle  eaiiiuodlice  sculoii  drylitne 
)>eo\vian  7  wel  t'or?  jela'Stan  )>«?/  \ve  nu  ivv  on  )'vssuui  da;s'iiu  l;vrde  w.t- 
rou  bii^  ]>au'  a\vi"^e  lierijcndlic  )'a^t  mau  ou  j'ouc  ^^^tdaii  siM'a^t  judes  he 
hoda  trcolice  tere  7  janje  7  ne  Uoto  hine  aslaciaTi  halijra 
danla  for  {»on  )'e  dryhten  iNus  cwa^j'  7  jehet  |'aiu  fa^stranian  men  7  ]n\ 
l'urli  wunijendan  In  jodes  willan;  (luof)-'  aiit  pciscueiaiieiit  usque 
In  fini'^  saluus  erit .  se  man  setie*  jnirliwunaÖ  In  jodum  dteduni  o^  lifes 
onde  lie  biö  hal  je  worden  .  swa  {niinne  swiöe'  wel  jeliniplic  is  l'a^t  we 
)>ysne  dsej  jedeflice  Itejanjen  niid  licofenlicii  nia\^euuui  *  sj'iidou 
)'a8  )'ry  dajas  to  eacan  o^rnm  {»injuiii  i'oi|>an  us  je.set.to  |'e  we 
litieude  sien  7  jif  wo*  mid  uros  licliamau  lustum  iiwict.  jiuicleaslices 
dydon  on  )>yssum  feowertcjum  nilituui  witi  jodes  willau  bete  lie  j'a-t 
on   |>yssuni  dajuni  nu  7  cla'nsije  liinc  )?«t  lie  maije  beon  ]>ys  moijeu 
lican  daeje  a^t  Jja're  haljan  dryhtnes  upafajnes  tide  claene 
{«t  dryhtnes  wiofode  7  j^a^r  oufon  weddes  ]>xs  ecan  rices  .  ]>aU  is  cris 
tcs  sylfes  lichoma  7  bis  blöd'  )'a^t  we  nu  nemna]?  liusl  seman  seÖe 

unuyttau'  lustas  drunccnucsse  7  l'yrenlusta  gytsunj 
7  unriiit''  jestrodu  hwa^t  wunaj»  |^ysses  mid  Öam  men  ofer  hj'du?« 
In  öa;re  byrjenne  nemj^e  öas  seonuwa  7  )?ara  bana  dust  In  j^icre 
eoröan  jewiteÖ  swa  swa  jliden^e  scuwa  ■]>xr  paat  la  jewiorÖau 
meahte  ]>iet  ?ia  drijan  bau  sprecau  mealiton  of  "fia3re  byrjenne 
to  <^am  men  |>e  hie  swa  jionu'  behoalde?  hie  cwjcdon  J^onue  öus 
tohwan  la  öu  earma  man  7  )ni  uu-^esa^lija  jymest  ^u  )'ysse 
wornlde  swa  swi^i  otiÖe  tohwan  bejahst  Öu  un;^esa'liga  po  inge 
weald  ofer  hreÖe  oÖÖe  fyreulustum  oöÖe  tohwan  beja-st  ciu  ]>e 
Öam  wajlhreowestan  hlaforöum  pxt  is  hleahtru  7  uncystum  be 
heald  me  7  sceawa  mine  ban  7  ondraed  |'e  j'inne  fyrenlust  7  j^ine 
jytsunje  |>£et  öu  eart  nu  ]>xt  ic  wjcs  io  {^ait  ie  com  nu  |?fet  Öu  wioröcst 
elt  )H'ah  ]ye  In  me  }?iirhwunode  idelnes  7  t'yrenlust  ne  t'or  niniÖe 
na-tVe  ujirihtwisnes  }'eali  Öe  nie  fyrenlust  jewemde  gefragte 
wal'c  nud  cia^nnesse  jeseohÖu  nie  In  duste  formolsnodj'e''  7  ]>urh 
]>nM  forlait  Öu  ['inne  {?one  yfelau  lust  öus  cleopedon  )?a  ban 
to  US  jif  hie  sprecan  meahton  of  l'Sßra  byrjenne  7  we  magon 
huru  ongytan  )'a  bysene  j^eah  po  hie  swijien  on  l^am  foröjewitc 
num  ure  agenre  tweonunge  emne  us  jcwiorÖeÖ  eft  .se  ilca 
deaÖ  l^a-t  he  us  adrifeÖ  of  eardunja  usses  lichoman  ütan  we  nu 


'  In  roter  schritt. 

-  In  roter  schritt.     Das  erste  LS  steht  im  D. 

^  So  hat  flie  hs. 

''  Im  facsimile  bei  Cooper  fi^ind  (ifters  buchstabcn  ;ius}^('stricheii  und 
iilicr  di<^  zeile  j:f('s('hri(iben ,  in  der  lis.  stehen  dirisclben  ohne  korrektur 
in  der  /.eile. 

•''  Am  :inl'antj(;  der  xciJt!  sind  zwei  löchei'  im  perj^amente. 

'•  Zwischen  ii/i  und  /•////  hxrh. 

"  So  tue  hs. 


uebf.r|'das  vkrcellibuch.  4()5 

py  jiornlicor  hine  ^el'encan  }>one  deati  |^e  we  hine  str  witon  a^i- 
|7an  pe  he  faeringa  cume  .  for)>an  he  ciiraeö  on  us  unsepingod 
tbr)7an  god  wolde  }'9et  }>aiu  raen  wme  his  ytemesta  dsj  uncuÖ 
l^aet  he  hine  für|jan  tu  }>an  jejearwode  butan  a^nigre  abiin 

76i>: 
nednesse  pset  biÖ  se  ejeslica  djijj  7  se  ondrysenlica  on' 
Öani  daege  dryhten  scrifeÖ  luanna  jehwylcura  ece  lif  swa  in 
heofena  rices  hyhöo  swa  on  helle  witü  swa  lie  nu  her  on  vvorulde 
Äecarnijan  wile  tiligen  we  nu  for]?an  )?anne  us  jod  forjife 
pxt  we  his  |>a  haljan  lare  jehyren  swa  we  nu  dydon  pset  we 
syn  )'e  beteran  7  pe  selran  for  ba^oi  lifum  in  ealra  worulda 
World  to  widan  feore  mid  faeder  7  niid  suna  7  luid  f>am  haljan 
gaste  In  ecnesse  Amen. 

Ein  vergleich  dieser  homilieu  mit  älinlicben  ergibt,  dass 
sich  verschiedene  auch  anderweitig-  finden.  So  stehen  no.  4  und 
no.  18  bei  Wanley,  Catal.  s.  114  und  s.  45  angeftihrt  No.  3 
kann  der  s.  13  erwähnten  entsprechen.  Doch  da  ich  darauf 
an  andrem  orte  ausführlicher  zurückkomme,  genüge  hier  die 
audeutung. 

LEIPZIG.  ,  R.    p.    WlELCKER. 


'  Hier  auf  der  riickseite  zeigen   sich  widcruui   die  zwei  löcher  im 
Pergamente. 


Aiisrlia,  V.  band. 


30 


ZUR  MITTKLENGLISCHEN  WORTBETONUNG. 

In  der  naolifolgendeu  Untersuchung:  beabsichtige  ich  die 
von  Schipper  in  seiner  eng-lisclien  Metrik '  gegebene  darstelinni;- 
der  niittelenglischeu  wortbetonung  einer  eingehenden  priifung  /u 
unterziehen  und  im  anschluss  hieran  seine  auffassuug  der  ger- 
manischeu und  mittelengi.  langzeilc  zu  beleuchten.  Schipper's 
buch  erschien  zu  derselben  zeit,  als  meine  ausgäbe  des  King 
Iloru  fertig  geworden  war.  Da  ich  mich  in  derselben  bezüg- 
lich der  wortbetonung  und  der  alten  langzeile  auf  den  Stand- 
punkt Lachmann's  stelle,  Schipper  aber  bezüglich  beider  punkte 
eine  entgegengesetzte  ansieht  verficht,  so  musste  es  meine  nächste 
aufgäbe  sein,  Schipper!s  beweisführuug  in  allen  punkten  nach- 
zui)rnfen,  um  gewisheit  zu  erlangen,  ob  ich  tatsächlich  meine 
ausgäbe,  was  das  metrische  anlaugt,  auf  einen  falschen  boden 
gestellt  hatte  oder  nicht.  Ich  glaube  bei  dieser  nachprüfung 
mit  vollkonmiener  Unbefangenheit  verfahren  zu  sein  und  hoffe  im 
folgenden  nicht  bloss  eine  vollständige  Widerlegung  Schipper's, 
sondern  auch  einen  nutzbaren  beitrag  zur  mittelengi.  metrik  ge- 
liefert zu  haben.  Im  anschluss  an  die  theoretischen  erörtorungen 
werde  ich  mir  alsdann  erlauben,  die  auffassuug,  die  Seh.  der 
wort-  und  versbetonung  des  King  Hörn  gibt,  zu  widerlegen  und 
meine  ausgäbe  im  einzelnen  ihm  gegenüber  zu  rechtfertigen. 

Schijjper  gründet  seine  mittelengi.  wortbet(mung  nicht,  wie 
mau  wol  erwarten  sollte,  auf  solche  werke,  welche  das  alte, 
nationale  metrum,  die  germanische  langzeile,  in  ihrer  orga- 
nischen fortentwickelung  aufweisen,  also  auf  werke  wie  La^amon 
und  King  Ilorn,  sondern  auf  uachbildungen  fremder  metreu, 
metren,  die  nicht  nach  germanischer  weise  blos  nach  den  heb- 

•  Dr.  J.  .Scliijiper,  Engfisclic  Metrik  in  liistorischcr  und  systeiu.'i- 
tisdier  Kntwi(!l<clmi-,'  duiKosffllt.  I.  teil:  Altoiif^^lisoiic  Metril;.  Bonn, 
t\  .StiauH»,   I^M. 


WISSMANN,    MITTELENGLISCHE  WORTHETONUNG.  467 

ungen  gemessen  werden,  sondern  auf  dem  prinzip  der  takt- 
gleichheit  beruhen,  und  deren  nachbildungeu  im  Englischen 
mit  mehr  oder  weniger  erfolg  einen  regelmässigen  Wechsel 
von  hebung  und  Senkung  eistreben.  Das  bedeutendste  dieser 
werke  ist  das  Ormulum. 

Es  war  ja  äusserst  verlockend,  Orni's  umfangreiches  und 
metrisch  genaues  werk  zum  ausgangspuukt  einer  darstellung 
der  mittelengl.  wortbetonung  überhaupt  zu  machen.  Aber  die 
bedenken,  die  sich  gegen  ein  solches  verfahren  erhoben,  lagen 
doch  auf  der  band.  Orm  ist  der  strengste  anhänger  des  un- 
germanischen Prinzips  eines  regelmässigen  wechseis  von  ge- 
hobenen und  ungehübeueu  silben.  Er  kennt  keine  zweisilbige 
Senkung,  selbst  keine  schwereren  fälle  der  verschleifung;  es 
darf  aber  auch  die  Senkung  nirgends  fehlen,  es  dürfen  also 
nicht  zwei  betonte  silben  zusammentrefien:  eine  betonung  wie 
gödspell  vermeidet  er  durchaus.  Orm  ist  also  eine  erscheinung, 
die  man,  statt  am  anfange  dieser  entwickclungsperiode,  erst  am 
ende  derselben  liätte  erwarten  dürfen.  In  der  tat  vergeht  ge- 
raume zeit,  ehe  das  von  ihm  vertretene  prinzip  durchdringt, 
und  die  entwicklung  der  englischen  verskunst  verläuft,  von 
Orm  abgesehen,  ganz  analog  der  deutschen  in  dem  gleichen 
Zeiträume,  in  welchem  ja  auch  nur  allmählich  das  prinzip  des 
fülleus  der  Senkung,  in  der  Lyrik  zuerst,  sich  geltung  verschafft, 
um  dann  freilich  bis  zur  blossen  silbenzählung  auszuarten. 

Auch  wenn  es  also  dem  veif.  gelungen  wäre,  alles,  was 
er  aus  Orm  beweisen  möchte,  überzeugend  darzutun,  würde 
man  doch  unter  hinweis  auf  die  fremdartigkeit  des  von  Orm 
befolgten  versprinzips  die  allgemeingiltigkeit  der  aus  dem  Or- 
mulum gezogenen  Schlüsse  bestreiten  können.  Lassen  wir  in- 
dessen diesen  gesiclitspunkt  vorläufig  ausser  acht  und  begnügen 
wir  uns  damit,  auf  diese  bedenken  hingewiesen  zu  haben. 

Was  Seh.  aus  Orm  und  gleichartigen  gedichten  dieser  zeit 
vor  allem  beweisen  möchte,  ist  die  vollkommene  gleichstellung 
aller   tonlosen  i    mit  den  stummen  ableitungs-  und  llcxious- 


'  In  meiner  sclirift:  King  Ilorn,  Untersuchungen  zur  mittelengl. 
Sprach-  und  Literaturgeschichte,  Strassb.  ISTfi,  unterschied  ich  s.  4:^  nur 
zwischen  hochtonigen,  tieftouigen  und  tonlosen  silben,  indem  ich  unter 
tonlosen  silben  alle  diejenigen  verstand,  welche  keine  hebung  zu  tragen 
im  Stande  sind,  also  alle  silben  mit  (stummem,  Lachm;inn)  e  nach 
kurzer    betonter    silbe    mit    einfacher    konsonanz:    spcke,   crislnie,    und 

30* 


46S  WISSMANX, 

Silben    und    tlaniit    die    absolute    hebun^suni'ühig'keit    der 
ersteren. 

Dieser  j)unkt  erscliieu  ihm  für  die  ganze  englische  wort- 
betonung  und  nietrik  so  wichtig-,  dass  er  es  für  nötig  erachtete, 
schon  in  der  einleitnng  seines  buches  s.  16  f  ausdrücklich  her- 
vorzuheben, dass  'an  eine  dem  alt-  oder  mittelhochdeutschen 
go])rnuche  anah^ge  Verwendung  der  t(udosen  tlexionssilben  im 
Englischen  jedenfalls  nicht  zu  denken  sei'.  Der  beweis  für 
diese  behauptuug  wird  im  kap.  G  angetreten.  Sehen  wir,  was 
Seh.  zu  ihrer  begründung  vorbringt. 

Zunächst  meint  der  verf.  s.  TiG,  dass  es  von  Orm,  der  be- 
züglich der  {[uantitfit  der  vokale  eine  so  genaue  bezeichnungs- 
methodc  durchgeführt  habe,  zu  erwarten  gewesen,  er  würde, 
wenn  wirklich  ein  so  wichtiger  unterschied  in  dem  tone  der 
endsilben  zweisilbiger  Wörter  vorhanden  gewesen,  diesen  unter- 
schied ebenfalls  durch  besondere  zeichen  angedeutet  oder  wenig- 
stens durch  verschiedene  Verwendung  im  rhythmus  berücksich- 
tigt haben.  "Was  die  Verwendung  im  rhythmus  betrifft,  so  wird 
hiervon  gleich  weiter  die  rede  sein,  und  ich  hoife  in  der  tat 
eine  verschiedenartige  l)ehandlung  tonloser  und  stummer  end- 
silben auch  bei  Orm  zu  erweisen.  Was  aber  das  erste  betriflt, 
so  ist  zu  bemerken,  dass  der  unterschied  zwischen  tonlosen  und 
stummen  silben  im  Mhd.  und  Me.  nur  durch  die  länge  oder 
kürze  der  voraufgeheudcn  silbc  bedingt  wird.  Ausserdem  möchte 
es  schwer  fallen,  überhaupt  (obwol  Orm  seine  verse  'nicht  etwa 
nach  der  quantität  einrichtete',  s.  Scli.  a,  a.  o.)  zu  erweisen, 
dass  Orm  irgendwo  die  tonverschiedenheit  zweier  silben  durch 
verschiedene  zeichen  ausgedrückt  habe. 

Betrachten  wir  die  Verwendung  der  silben  mit  unbetontem 

e  im  versinncrn.     Zur  füllung  der  Senkung  werden  tonlose  uud 

stumme  silben  gleichmässig  verwendet,    bei  Orm  nicht  anders, 

als   im    deutschen    metrum,    im    Me.    sowol    als  im  Mlul.     Man 

\erglciche  z.  b.  Oi'ui: 

hiitt  (jüdc'as  Suiu;  sholldf  wel; 
Kiug  Hörn: 


unter  tioi'tonif^en  silbon  alle  luit  dem  nebonton  hehaftet.on  sillien,  die  im 
verse  eine  hehung  fragen  dürfen,  zusammonlasate.  Silben  der  letz- 
teren art  mit,  unbetontem  c  werden  alHo  fünler  als  tonlos,  silljon 
mit  stummem  c  als  stumm,  Itcidc  arten  zusammen  als  uultetout  be- 
zeicliuet  werden. 


MITTKLENGLISCHE  WOKlßE TÖNUNG.  IG9 

Wliat  he  spok^'  uiijte, 
And  toldc'  liiin  ful  jare; 

Nibelungenlied  : 

Swie  vil  man  gott'  diende. 

Durcluius  im  iritum  befindet  sich  Scb.,  wenn  er  s.  139 
annimmt,  dass  nach  der  theorie  von  Jessen  und  andern  nur 
'tonlose  (sollte  lieissen  "stumme")  silben  (kurzvokalische  bei 
einfacher  endkousonanz)  —  wie  etwa  liafe  ic  1'29,  nimt5  aus 
nimcb  etc.'  von  der  elision  dürften  betrollen  werden,  und  nun 
daraus,  dass  Orm  stumme  und  tonlose  silben  in  dieser  hin- 
sieht gleich  behandle,  den  schluss  zieht,  Orm  kenne  überhaupt 
keinen  unterschied  unter  den  silben  mit  unbetontem  e.  Orm 
legt  sich  in  der  behandlung  der  Senkung  gewisse  beschränk- 
ungcn  auf.  Er  vermeidet  die  verschleifung  auf  der  Senkung 
(licd  von  K.  H.,  einl.  XIV,  o,  1))  und  kennt  keine  verschleifung 
auf  der  hebung  (a.  a.  o.  einl.  XVI,  o,  b),  verfährt  aber  sonst 
ganz  den  auch  für  deutsche  metren  feststehenden  gesetzen  ge- 
mäss, nach  denen  tonlose  und  stumme  e  mit  folgendem  vokal 
(oder  h  +  vokal)  verschmolzen  werden  {lüfc  o/J'  hm,  Uvfc  o/y 
hbu]  lüfe  he  Idc,  liv/'e  he  toc]  shollde  icc,  shoUde  he\  vgl.  lied 
von  K.  H.,  einl.  XIV,  3,  a  und  c,  und  XVI,  3,  a).  Auch  die  Syn- 
kope, apokope  und  krasis,  die  Orm  verwendet  um  einsilbige 
Senkung  zu  erlangen,  widersprechen  in  nichts  den  germanischeu 
metrischen  prinzipien. 

Was  aber  die  hcbungsfähigkeit  tonloser  cndsil))en  an- 
langt, so  verhält  es  sich  damit  folgendermassen.  Betonungen 
zweisilbiger  Wörter  wie  wenden,  levb  etc.,  die  wir  für  das  I\le. 
in  german.  metren  annehmen,  werden  überhaupt  im  versinuern 
selten  sein,  da  auf  gehobenes  tonloses  e  widerum  eine  schwache 
silbc  (im  Mhd.  nur  mit  unbetontem  c)  folgen  darf,  wie  im  K.  11. 
etwa  in  den  zeilen:  hi  rünge  pe  belle,  In  Hörnes  ilikc,  vielleicht 
auch  frani  länge  (o  hinge  (vgl.  s.  171  oben,  und  s.  477).  Für 
Orm  aber,  der  einen  regelmässigen  Wechsel  zwischen  hebungcn 
und  seidiungen  beobachtet,  sind  sie  geradezu  unmöglich.  Wol 
aber  erlaubt  sich  Orm  in  solchen  fällen,  also  bei  einer  durch 
Position  oder  von  natur  langen,  ersten  silbc,  eine  tonversetzung ', 
wie  dies  beim  auftakt  auch  im  deutschen  metrum  gestattet 
war  (s,  lied  von  K.  II.  s.  XVII),  z.  b.: 

'  Ich  bexwciflc ,  ob  wir  in  allen  diesen  fällen,  wie  Scli.  will,  schwe- 
bende bctonuntr  annehmen  dürfen. 


17(» 


WISS.MANN, 


(i//'hrr,  Crisfcss  li>aS7,  wcddedil,  ivcpcst.  oppunoi,  spruii<jcnn, 
Si^^dc,  iva'vc,  twiniic,  scffnc  oie. 
(Vi;l.  aiu'li  Seh.  ts.  127).  Von  Wörtern  mit  kurzer  ^t.'uumsilhe 
sind  mir  hei  lliielitigcr  durehsielit  des  j;-ediclites  in  dieser  Ver- 
wendung' nur  anfjrestosscn:  nf'crr  1034.  UU):i  und  /Wy/cVr  in  der 
liint"  mal  widcrkelireuden  zcile: 

fjulörr  and  !*uiie  and  lialij  gast 
G772.  lOVI'.Ki.  1117S.  11017.  18645.  Man  kann  hier  an  ver- 
läni::erun;^  des  vokales  oder  einiluss  des  sehwereren  sehluss- 
konsonanten  denken,  bei  oferr  ist  aueli  ilie  aualog-ie  von  loidcrr, 
dedikation  \)  u.  oft,  nicht  austjescldosscn,  bei  f'adcrr  das  Cormel- 
hal'te  der  zcile  nicht  ausser  acht  zu  hissen.  Schwerlich  aber 
werden  sich  tonversetzung-en  wie  j^ifc,  hndinni,  horäm,  godc  etc. 
nacliweisen  hissen;  im  aut'takt  ^venigstens  begeji'uen  sie  nicht. 
In  dreisilbigen  Wörtern  bei  betonter  erster,  langer  silbe 
war  die  regelmässige  tontblge  //pnmdi,  w'mtredoi  in  Orni  aus 
bereits  bekannten  gründen  nicht  möglich;  hier  mnsstc  eine 
tonversetzung  eintreten.  AV'cnn  nun,  wie  Seh.  will,  tonlose  und 
stumme  silbcn  gleichwertig  waren,  so  wäre  für  Orm  die  ein- 
fachste und  fast  allein  zulässige  tonversetzung  die  von  der 
zweiten  auf  die  dritte  silbe  gewesen,  so  dass  erste  und  dritte 
silbe  den  ton  erhielten.  Dies  ist  aber  nicht  der  fall.  Mit  ganz 
verschwindenden  ausnahn)en  trifft  der  ton  die  zweite  silbe,  ent- 
sprechend gernian.  regel  (vgl.  lied  von  K.  H.  XVllI,  2). 
Die  beispiele  sind  zahlreich: 

Crislcne,  luvpc'ne  (daneben  luvpenn,  doch  kein  hd'penc),  brascne, 
fircnc,  gUdcne\  seccle'ne,  J>riUcne\  kcrede  (nehan  /d'redd),  fnllhl- 
-   ncde,   fullhlncdenn,    lacncde,    Irow/vcdc,  sJiiß'ledenii,  slrcncde, 
WHndredcnn\  bcernenndc,  fiflennde,  fTUlinnde.  puscnnde,  }'ch- 
taindc,  ha'lcnndc\  Entjlisshc,  .liidisslcenn,  mennissLc  etc. 
Nur  in  c/riddedäiu  Sülo  und  fUledenn  14040  hat  die  schwerere 
endung  die  eigentlich  tonberechtigte  silbe  überwogen;  in  gödd- 
spelles  ist  auch  die  dritte  silbe  nach  unserer  theorie  tonfähig. 
Bei    betonter,  erster   kurzer   silbe  aber  ist  die  gernian. 
bctouung,   die  ja   in  diesen)  falle  auch  für  Orni  passte,   gc- 
bliebe  n : 

(iifedc  WÜVI.  17o:iH,  clcpcdenn  12'.»7'>,  fn')' cde  \\^22,  rvidewc^Wi2, 

ni;i^hcnndc  -J  ISS,  scfcnndc   11  OS.    11(1  J  neben  scoffnde, 

meistens  mit  folgender  schwacher  silbe  in  der  Senkung, 

so  dass  man  annehmen  darf,  dass  für  Orm  auch  dieses  gesetz 

german.  metrik  (s.  o.)  noch  fühlbar  gewesen  ist.    Es  begegnet 


MITTET-ENGLISCHE  WORTI5ETONUNG.  471 

keine  tonversctzuiii;'  auf  die  zweite  silbe,  wie  es  bei  langer 
Stammsilbe  die  regel  ist. 

In  Wörtern  mit  tieftoniger  silbe  au  der  dritten  stelle  ist 
die  regelmässige  betonung  fast  durchgängig  gewahrt.  Tonver- 
setzuugen  wie  afjtcrnvard,  fotvwcrlig  sind  erklärlich.  Es  findet 
sich  jedoch  kein  bodc/rord,  seofenntig  u.  s.  w. 

In  allen  diesen  fällen,  von  den  vier  besprochenen  aus- 
nahmen abgesehen,  triü't  also  die  tonversetzung  ein  tonloses, 
nach  unserer  theorie  hebungsfähiges  e.  Und  schon  hiermit 
wäre  ein  unterschied  in  der  behandlung  des  tonlosen  und  des 
stummen  e  auch  bei  Orm  nachgewiesen. 

Weiter  aber  beobachtet  Orm  einen  unterschied  zwischen 
tonlosen  und  stummen  endsilben  darin,  dass  er  am  Schlüsse 
des  septenars,  wie  schon  Jessen  hervorgehoben  und  mir  eine 
erneute  prüfung  des  gedichtes  bestätigt  hat,  ausschliesslich 
nur  zwei-  oder  mehrsilbige  Wörter  mit  tonloser'  end- 
silbe  verwendet,  also  zweisilbige  Wörter,  deren  erste,  oder 
dreisilbige,  deren  erste  und  zweite  silbe  von  natur  oder  durch 
})osition  lang  ist.  Ausnahmen  von  dieser  regcl  gibt  es 
nicht,  obwol  Schipper  deren  s.  129  f.  anführt,  die  ich  sofort 
bespreche. 

löfe,  das  Jessen  (Grundzüge  der  altgermanischen  Metrik, 
Zeitschr.  f.  deutsche  Philol.  von  Höpfuer  und  Zacher  11,  K5S  If.) 
als  gegen  seine  beobachtung  sprechend  namhaft  macht,  und 
das  Schipper,  Jessen  citierend,  für  sich  in's  feld  führt,  l)eruht 
auf  einem  Irrtum.  In  der  von  Rev.  Robert  Holt  besorgten  zwei- 
ten ausgäbe  des  Ormulum  von  R.  M.  White"'^  steht  z.  1445  das 
richtige  kcfe,  mit  langem  Stammvokal.  Ausserdem  führt  nun 
Seh.  a.  a.  o.  noch  weitere  versausgäuge  mit  angeblich  kurzer 
Stammsilbe  auf,  darunter  merkwürdiger  weise  dcfcU,  dcofcll  = 
ae.  dcöfi)l\  mciedd,  p.  p.  von  ac.  mdumi  pingere,  s.  211  bei  Ett- 
müller,  und  wake,  pl.  \  on  ae.  rväc,  ahd.  weih.    Es  bleiben  dann 


'  Also  mit  unbetontoui  c  uacli  hinger  sillie.  Mit  töncndt'ui  vukal 
begegnet  nur  das  udv.  wukcmalumm  5:5 1  und  ri;i(i.  Sonst  veruioiden  Orm 
sowol  wie  die  übrigen  me.  dichter,  die  sieii  des  gleichen  metrums  bedien- 
ten, tieftonige  silben  ,  jedenfalls  aus  dem  gründe,  weil  sonst  ihre  leser 
der  schlusssilbc  eine  volle  hebung  gegeben  hätten. 

-  Da  mir  die  erste  ausgäbe  von  White  nicht  i.w  geböte  steht,  ver- 
mag ich  nicht  zu  entscheiden,  ob  sich  Jessen  blos  verlesen,  oder  ob  White 
in  der  tat  an  der  angegebenen  stelle  lf>fe  hat,  das  dann  Holt  nach  der 
hs.  corrigiert  hätte.    (White  hat  lofe.    K.  W.) 


IT  2  WISSMANX, 

uoch  ^rdc.  (las  viclloiclit  schon  ac,  als  ^c-cödr  anzusetzen  ist; 
/i/c//.  (las  waliisclieinlk'li  unter  nordisclicui  einllussc  verlängert 
ist,  wie  die  schreibuniic  //'dl  andeutet,  und  si^c,  bei  welchem 
Worte  die  st'hrcil)uni;  xi^c  11421.  lllSl  gleichfalls  auf  Verlänge- 
rung, die  sclireil)ung  sig^e  (in  si^gc/'as/)  auf  ausspräche  des  g 
als  doppelkonsonanz  hindeutet,  wie  in  f/rigges,  heggcn,  f'aggerr, 
egge,  die  alle  als  versschliisse  vorkommen.'  Von  dreisilbigen 
Wörtern  begegnen  mit  versetzter  bctonung  wol  luclcnude,  da- 
gegen kein  hcepcuc,  gildcne,  oppncdenn  etc.,  da  hier  die  letzte 
silbe  stumm  wäre. 

Wenn  also  in  einem  werke  von  mehr  als  zehntausend 
Zeilen  nur  klingende  versschliisse  sich  linden,  so  kann  das  nicht 
auf  einem  zufall  beruhen.  Schi})per  will  dieses  misverhältniss, 
das  zwischen  den  klingenden  und  stummen  ausgängen  (wie 
ich  gezeigt  habe,  gibt  es  stumme  ausgänge  überhaupt  nicht) 
herrscht,  s.  12S  damit  erklären,  dass  'die  summe  der  langvoka- 
lischen  ebenso  wie  die  summe  der  durch  position  langen  wort- 
stämme  zusammengenommen  die  suirmic  der  wortstämme  nüt 
kurzem  Stammvokal  bei  einfacher  auslautender  konsonanz'  er- 
heblich übcrtrcne.  Diese  begründung  würde,  selbst  wenn  alle 
von  ihm  aufgeführten  versschlüssc  wirklich  kurze  Stammsilben 
hätten,   durchaus   nicht   genügen.      Worte  wie  spekenn,  gifcnn, 


'  Von  o/fe  sucht  Seh.  s.  l.U  wahrscheinlich  zu  uiaclien,  dass  Onn  hier 
(leni  uietruiu  zu  liebe  ein  e  an  das  gewöhnliche  o/f  gehängt  habe,  offe 
begegnet  jedueh  auch  im  versinuern,  ebenso  wie  oniie ,  und  zwar  beide 
in  adverbialer  geltung  (als  pustpusitiünen),  wie  stets  im  versausgang. 
offe  kommt  ausserdem  auch  sonst  vor,  z.  b.  in  der  hs.  0  des  K.  H.,  s. 
glossar  s.  134  und  bei  Stratuiann.  Aus  dieser  form  jedoch  schliessen  zu 
wollen,  dass  Orui  die  Verdoppelung  des  kunsonanten,  auch  wo  sie  ur- 
sprünglich ist,  als  solche  nicht  empfunden,  sondern  darin  nur  ein  zeichen 
der  kürze  des  voraufgehendeu  konsonanten  gesehen  habe  (Seh.  s.  i;<l  f.), 
ist  mehr  als  gewagt.  Ich  glaube  vielmehr  umgekehrt,  dass  ürm  die  kürze 
des  Vokals  in  offener  silbe  nur  darum  nicht  durch  Verdoppe- 
lung des  konsonanten  (in  Wörtern  wie  bei'c,  ninic,  ^ifenn  etc.)  be- 
zeichnet hat,  weil  sonst  die  gefahr,  den  konsonanten  doppelt 
zu  sprechen,  unvermeidlich  gewesen  wäre,  was  dann  auch  auf 
die  qualität  des  folgenden  stummen  e  eingewirkt  hätte.  Wenn  nun  d(}r 
Verfasser  aus  dieser  falschen  prämisse  weiter  den  sehiuss  zieht,  dass  für 
Orm  auch  in  wört'.'rn  wie  libhen,  scfpjen  etc.  die  betonte  silbe  als  kurz 
anzusehen  und  darum  die  endsilben  als  absolut  tonlos  (d.  h.  nach  unserer 
bezcichnung  stumm)  zu  betrachten  seien  (s.  1.(2),  so  bedarf  dies  keiner 
weiteren  Widerlegung. 


MITTELENGLISCHE  WOKTHEiONUNG.  173 

ircdcnn ,  farcnn,  lakenn,  siaic,  godc,  hodc ,  tvune  etc.  waren 
so  bequeme  und  naheliegende  versscldiisse,  dasss  sie  der  um 
passende  sclilussworte  so  oft  verlegene  dichter  sicher  nicht 
verschmäht  hätte,  wenn  er  sie  nicht  hätte  vermeiden  wollen. 
Die  weitere  erkläruug  Sch.'s  auf  s.  134  ist  in  ihrer  begrüudung 
unzutreffend,  denn  Orm  hat  durchaus  nur  die  uncontrahicrten 
participalformen  horcnn,  froren,  forhoren:  praktisch  deckt  sie 
sich  mit  unserer  ansieht  von  dem  charakter  stummer  silben. 

Nicht  anders  nun  verhält  sich  das  zweite  der  von  Seh. 
zu  seiner  beweisfiihrung  herangezogenen  gedichte,  das  Poema 
Morale,  nur  dass  dieses  sich  noch  enger  an  die  altnationale 
verskuust  anschliesst.  Hier  wird  kein  regelmässiger  Wechsel 
von  hebungen  und  Senkungen  erstrebt.  Zwischen  zwei  hebungen 
kann  die  Senkung  fehlen  (s.  auch  Seh.  s.  144).  Tonversetzung 
findet  darum  fast  nur  am  Schlüsse  der  ersten  vershälfte  oder 
der  zeile  statt  (z.  b.  mallinde,  endinge  etc.,  vgl.  lied  von  K.  H. 
eiul.  s.  XYIII).  Andrerseits  ist  zweisilbigkeit  der  Senkung  unter 
den  in  der  einleitung  zum  lied  von  K.  H.  gegebenen  grenzen 
gestattet.  Die  tonlosen  e  sind  im  Innern  des  verses  noch  durch- 
aus in  der  alten  weise  als  tonfähig  behandelt,  wenn  auch  die 
bcispiele  nicht  gerade  häufig  sind.  Mau  vgl.  (meine  zahlen  be- 
ziehen sich  auf  den  abdruck  der  Lamb.-  bezw.  Egerton-hs.  in 
Old  Engl.  Hom.  I.  Ser.  ed.  Rieh.  Morris,  s.  159  ff.)  291  he^e- 
nenicn,  293  cristenemen,  351  mid  cnglhne  sänge,  2()7  tind  po  pel 
wcren  getseres,  nicht  grlserh,  wie  Seh.  s.  143  betont;  319  ^1/  tve 
serueden  g()d{e),  258  p»  pe  sünegcde{n)  müchel. 

Zahlreiche  zweisilbige  ausgänge  mit  stummem  6*  am 
Schlüsse  der  ersten  vershälfte  beweisen,  dass  der  dichter  des 
P.  M.  noch  in  alter  weise  eine  letzte  stunmie  silbe  der  vorauf- 
gehenden hebung  zurechnet,  diese  ausgänge  also  einsilbigen 
rhythmisch  vollkommen  gleich  erachtet.*  Unter  den  396 
Zeilen  des  gedichtes  finden  sich  deren  mehr  als  achtzig,  ein 
weiterer  beweis,  dass  ihr  nichtvorkommcn  am  Schlüsse 
der  zeile  bei  Orm  und,  wie  wir  sehen  werden,  im  P.  M. 
nicht  in  dem  zustande  der  spräche  begründet  sein  kann.  Dass 
Orm  dieselben  nicht  verwendet,  hat  meines  erachtens  seinen 
grund  allein  in  der  von  ihm  angestrebten,  ül)ermässigen  korrekt- 
heit.     Beispiele  aus  dem  P.  M.  sind: 


'  Vgl.  hierzu  auch  Einenkel,  Anglia,  Anz.  zu  b.  V,  s.  33  f. 


17  l  WISSM'VNN, 

(/tv/f  2.   itude  itt),    ii/iicdc  9,   sliide  24.    l.'t.  sd.  2lt5,   biforeii  26. 
ITis,    ivcrc  .»l,    /orteten  '.\\.   !ls,    biiiimcn    11.  -IS.  50,    /üi/'c'  45, 
//tvvO    Iti,   dra?:en  4il,  /mmc-  50.  5S.  ISO.  ;ü7.  ;?;M,  uuicltcl  22.  tU). 
<i2.   M:f.  211.  ;<5;{.  'M\h.  ;>S'.J,    /mwfÖ'  tiö.  TO.  aST,   ;<:f«<,'  (sbst.)  74, 
hino/'f/i  ST,   /(j/f  (=■  /l-o/t')   1)7.  28«.  .•{öO,    /t'/vVt'  (sbst.)  KiO,    bi- 
,^tVt'«   105,    /fvrilc'H  ][S,    durc  124.  127,    /«/fr  I.H,    wuncd  KU», 
spclicn   14."),  Climen  154  etc. 
Daneben  hat  das  P.  M.  allerdinü;s  auch  eine  bcträchtliclic 
auzalil    von  ersten  versliälften  mit  vier  bebungen  und  klingen- 
dem  aushänge.     Dieselben   erledigen   sieb  jedoch  fast  alle  da- 
durch, dass  das  iiberfliessende  e  auf  folgenden  vokal  oder  auf 
h  -f-  vokal  verschlilVen  wird,  so  in: 

lilpv  isb'i,  gbde  and  (S\,  horde  andbh^  licsc  and\)\\  feniorin  147. 
151.   15().  204.  212.  214.  228.  242.  25:{.  272.  27(1.  ;{01.  :{05.  312.' 

In  einer  geringen  anzahl  von  fällen  möchte  man  an  ver- 
schleifung  mit  der  folgenden  Senkung  denken,  so: 

of  pinc  /'^  \\V.'>,  dotnc  />el  15."),  dciiu;  jui  l'.»0,  wis(^  jm)  (nach  der 
Digby-hs.),  fine  ne  2i)0. 

In  allen  andern  fällen  gibt  die  heranziehnng  der  übrigen 
hss.  das  richtige.  Seh.  liat,  wie  es  scheint,  seine  beobachtungen 
auf  den  von  Zupitza  im  1.  bände  der  Anglia  veröflentlichten 
te.xt  der  Digby-hs.  A  4  beschränkt,  sonst  würde  er  gesehen 
haben,  dass  vershälftcn  wie:  A)id  oii  pos  lopes  dic/les  wcrkcs, 
per  htnc  sendet  po  pe(  louedcn,  he  on  is  nmchele  morc  and  he- 
(cre  (s.  140  f.)  einer  korrcktur  durch  die  übrigen  hss.  bedürfen. 
Es  unterliegt  gar  keinem  zweifei,  dass  eine  kritische  ausgäbe 
des  gedichtes  einen  metrisch  vollkommen  korrekten  text  liefern 
könnte.- 

AVährcnd  also  die  erste  vershälttc  stumpfen,  und  zwar,  ganz 
nach  der  alten  weise,  ein-  oder  zweisilbig  stumi)fen,  klingen- 
den ausgang  aber  nur  dann  zeigt,  wenn  möglichkeit  der  ver- 
schleifung  vorhanden,  ist  der  scbluss  der  zeile  widerum  wie 
im  Orniulum  nur  klingend,  d.  h.  zweisilbig  mit  erster,  langer 
silbe  und  folgendem  tonlosen  c,  oder  dreisilbig  mit  kurzer  be- 
tonter silbe  an  erster  stelle,  z.  b.  25 — 2{j  houene  :  souene,  103  ff. 
forstvorenc  :  icorene  :  ihorene  :  forlorene.  Zw^ar  weiss  Seh.  s.  135 
auch   hier  einige  verssciilUsse  als  'entschieden  kurzvokalische' 


'  Ifli  will  iiiclit  mierwälmt  lassen,  da.'ia  auch  eine  beträchtliche  an- 
zahl stuiiinier  c  auf  diese  weise  verschliilcn  werden  könntni. 

■^  Die  kritische  ausgäbe  des  P.  M.  von  II.  Lewin,  welche  mir  zu  spät 
zukam,  scheint  gerade  auf  diese  Verhältnisse  nicht  genügend  riicksicht 
•LM  nehmen. 


MITTELENÜLISCIIE  WOK  IHK  lONUNG.  475 

und  (Icninacli  mit  folgendem  stummen  e  nandmft  zu  machen, 
doch  widerum  sehr  mit  unrecht;  denn  lme(cn,  Lamh.-lis.  z,  1I>1, 
237,  ist  ae.  gerne lun,  conveuire,  Ettm.  s.  19S,  das  darauf  rei- 
mende hcien  ist  ae.  helmi  emendare;  sielen  :  lielen  aher  z.  l.")!), 
160  sind  })lur.  prät.  ae.  slaHon,  luhlon} 

Es  kann  also  gar  keinem  zweifei  unterliegen,  dass  in 
diesen  beiden  hervorragendsten  mc.  nachbildungen  des  kata- 
lektischen  jambischen  tetrameters  (septenars)  mit  absieht  nur 
ausgänge  mit  tonlosem  e  in  der  letzten  silbe  verwendet  sind. 
Der  grund  hierzu  ist  nicht  schwer  zu  erkennen.  Zweifelsohne 
wurde  in  dem  lat.  Vorbild  die  letzte  silbe  als  zu  dem  vierten 
unvollständigen  takte  gehörend  empfunden,  der  durch  die  not- 
wendig eintretende  pause  sein  volles  maass  erhielt.  In  den 
englischen  nachbildungen  musste  gleichfalls  die  letzte  silbe  als 
einem  weiteren  takte  zugehörend  hervortreten.  Dies  war  aber 
nur  möglich  wenn  die  voraufgehende  betonte  silbe  lang  war. 
Nach  einer  kurzen  Stammsilbe  würde  ein  folgendes  (stummes) 
e  zur  voraufgehenden  hebung  gehörig  betrachtet  worden  sein, 
so  dass  in  diesem  falle  die  letzte  halbzeile  nur  drei  hebungen 
stumpf  erhalten  hätte.  Andrerseits  konnten  tieftonige  silben 
darum  nicht  verwendet  w^erden,  weil  dieselben  am  Schlüsse  der 
zeile  notwendig  eine  volle  hebung  tragen  müssen.  Worte  wie 
wimman,  ofsprung,  oiding  etc.  konnte  das  P.  j\l.  am  Schlüsse 
der  ersten  hälfte  mit  zwei  hebungen  gebrauchen,  doch  nicht 
am  ende  der  zeile,  weil  alsdann  der  katalektische  Charakter 
des  metrums  verloren  gegangen  wäre.  Zwischen  diesen  beiden, 
den  stummen  und  tieftonigen  silben,  stehen  nun  die  silben  mit 
tonlosem  c  mitten  inne,  und  gerade  dieses  eigentümliche  ver- 
halten der  besi)rocheuen  nie.  gedichte  liefert  uns  einen  neuen 
und  durchschlagenden  beweis  für  die  allgcmcingiltig- 
keit  der  von  Lachmann  für  das  Germanische  festge- 
stellten tonabstufungen. 

Fassen  wir  das  resultat  unserer  bisherigen  Untersuchung 
zusammen,  so  lautet  es: 

1.  Die  Senkung  wird  iu  beiden  gedicliteu,  von  Orni  unter  gewissen  be- 
schräiikuDgen,  nach  den  für  das  deiitsclic  metruui  nacii  unserer 
theorie  gültigen  gesetaen  behandelt. 

2.  Beide  gedichte  machen  zwischen  tonlosen  und  stuniuien  silben 
einen  unterschied  in  der  art,  dass 


Vgl.  auch  Einenkel  a.  a.  o.  s.  51  aum. 


476  WISSMANN, 

;i)  in  Onii  vou  i\ot\vondii^'  wcrdciulor  toiivorset/.ung  mit  vor- 
schwiiuiondeu  ausiialiineu  mir  tonlose  silbou,  nie  ein 
seh  liessende  s  stummes  c  betroffen  werden,  diis  1'.  M. 
aber  fianz  in  der  alten  weise  tonlose  silben  als  lieb- 
ungsfähig  verwendet; 

b)  Orm  und  das  P.  M.  nur  silben  mit  tonlosem  e  für  t'iiliig  er- 
acliteu,  die  letzte,  den  katalektisehen  versschluss  anzeigende 
Senkung  zu  bilden. 

Unser  ergebniss  bildet  also  in  allem  den  direkten  ci;cgcu- 
satz  zu  Scliipper's  residtat,  welches  s.  141  darin  gipfelt,  dass 
die  ilexionssilbcn  zwcisil])iger  wiMter,  einerlei  ob  dieselben  lange 
oder  knrze  Stammsilben  haben  mögen,  tonlos  in  seinem  sinne 
(d.  h,  nnfähig  einen  ton  zn  erhalten)  seien.  Auf  welcher  seite 
hier  die  Wahrheit  liege,  wird  nach  unserer  betrachtung  wol 
uienumdeu  mehr  zweifelhaft  sein. 

Bis  zu  diesem  punkte  dürfte  also  Schipper's  versuch,  die 
absolute  tonunfähigkeit  aller  silben  mit  unbetontem  e  zu  er- 
weisen, als  vollständig  misglUckt  anzusehen  sein.  Nun  sucht 
aber  8ch.  seine  resultate  durch  heranzichung  einer  weiteren 
reihe  poetischer  werke  dieser  epoche  zu  stützen,  deren  metrische 
eigentündichkeiten  auf  den  ersten  blick  geeignet  scheinen,  ihm 
rccliT  zu  geben.  Es  sind  dies  gedichte,  welche  die  ersten  nach- 
bildungen  romanischer  metren  auf  englischem  gebiete  enthalten. 
Wir  mussten  schon  bei  beginn  unserer  betrachtung  unsere  be- 
denken darüber  äussern,  dass  Seh.  zum  ausgangspunkte  seiner 
metrischen  Untersuchungen,  denen  er  allgemeine  giltigkeit  zu 
geben  gedachte,  nachbildungen  eines  latein.  metrums  wählte. 
Immerhin  hatte  num  es  hier  mit  einem  vorbilde  zu  tun,  dessen 
eigentümlichkeiten  man,  so  gut  es  gieng,  dem  heimischen  idiom 
anpassen  konnte,  ohne  die  überlieferten  sprach-  und  rhyth- 
mischen gesetze  direkt  zu  verletzen.  Die  im  Englischen  in 
dieser  epoche  nachgeahmten  romanischen  metren  aber  zeigten 
gerade  in  dem  j)unkte,  der  bei  unserer  gegenwärtigen  Unter- 
suchung besonders  in  betracht  kommt,  eine  sofort  in  die  äugen 
und  iu's  gehör  fallende  abweichung  von  den  german.  grund- 
gesetzen  der  verskunst.  Sie  misachteten  das  gesetz,  das  auf 
die  letzte  betonte  silbe  des  verses  keine  tonfähige  silbe  mehr 
folgen  dürfe.  In  den  hier  zunächst  in  betracht  kommenden 
metren,  dem  achtsilbigen,  zum  sogenannten  kurzen  reim])aare 
romanischer  herkunft  verwendeten  verse  und  dem  alexandriner 
wurde   die    überfliessende   silbe   am   Schlüsse,   im   alexandriner 


MITTEI.KNGLISCHE  WOKTP.ETONLTNG.  477 

auch  vor  der  Cäsur,  nicht  gezählt,  also  miinnlicber  und  weib- 
licher ause^ang  gleich  geachtet.  Dies  ahmte  man  in  den  eng- 
lischen nachljüdungen  getreu  nach,  i\[an  kann  also  im  gründe 
genommen  auch  liier  nicht  sagen,  die  unbetonten  silben  wur- 
den gleich  behandelt,  der  unterschied  zwischen  tonlosen  und 
stummen  silben  fiel  fort  (der  freilich  nach  Seh.  nie  bestanden), 
das  hiesse  der  sache  eine  durchaus  falsche  deutung  geben;  im 
versausgang  wird  eine  letzte  unbetonte  silbe  einfach  nicht  mehr 
gezählt.  In  der  tat  begegnen  in  allen  hierher  gehörenden  ge- 
dichten  stumpfe,  sei  es  ein-  oder  zweisilbige,  und  klingende 
ausgänge  neben  einander. 

In  dem  englischen  Paternoster  (Old  Engl.  Hom.  I.  Ser.,  s.  hh  ff.), 
weiches  in  dem  sog.  knrzen  (viertaktigen)  reimpaare  romanischer  her- 
kunft  gedichtet  ist,  finden  sich  bei  der  gleichen  anzahl  gehoben  ersilhen 
versausgänge   wie    is  :  iivis,    bereu  :  rveren   (int',),    ihorene  :  icorene, 
ibeden  :  reden,  rihle  :  7vihle\   in  der  den  alexandriuer  nachbildenden 
Passioun  of  our  Lord  (An  Old  Engl.  Mise.  ed.  Eich.  Morris)  ausgänge 
wie  bigon  :  ouercom,  furlore  :  peruore,  dede  :  lede,   dryhte  :  7nyhle, 
vadere  :  logadere  etc.  nebeneinander. 
Man   ist   um   so   weniger  berechtigt  hier  von  einer  gleich- 
stellung   der   tonlosen   und   stummen   silben    zu   reden,   als  im 
iunern    des   verses   in   diesen   gedichten    betonungen   nach  ger- 
manischer weise  noch  'gestattet  sind. 

Man  vgl.  aus  der  Passioun  peüu'ciie  dich  S'i,  gyrvene  kiug  848,  he- 
läre  115,  cheffüre  116. 
In  dem  gedichte  Doomsday,  in  septenaren  und  alexandrineru 
(Old  Engl.  Mise.  s.  162  IT.),  begegnet  eine  erste  vershälfte  päl 
mäkede  pe  qued,  dieselbe  zeile  in  dem  gedichte  Death  (a.  a.  o. 
168  ff.)  z.  187.  In  dem  letzteren  gedichte  begegnen  ferner  be- 
tonungen wie  si(ie<3  ischrüd  9,  pmcheb  iwk  13,  hereÖ  bvis  21, 
ivörmes  tfere  82  (zweite  halbzeile),  siehe  anhang  no.  13,  14.  Man 
beachte,  dass  auch  hier  überall  auf  die  gehobene  tonlose  silbe 
eine  schwache  Senkung  folgt. 

Also  auch  diese  gedichte  erweisen  sich  bei  näherer  be- 
trachtung  den  behauptungen  Schipper's  nicht  günstig.  Man 
kann  ja  zugeben,  dass  die  englische  spräche  auf  dem  wege 
war,  den  unterschied  zwischen  tonlosen  und  stummen  silben 
auszugleichen,  ja  dass  sie  auch  ohne  fremden  einlluss  dazu  ge- 
kommen wäre,  alle  unbetonten  endsilben  gleich  zu  behandeln. 
In  dieser  zeit  aber  wurde  ihre  metrische  Verschiedenheit  noch 
deutlicii  en\i)funden  und  noch  lange  erhalten  sich  ganz  beträcht- 
liche spuren  davon  in  den  nationalen  poetischen  formen.    Schipper 


-17S  WISSMANN, 

aber  i;hiul)t  ilicseu  unterK^cliicd  nii-lit  nur  für  die  von  ilini  bc- 
haiulelten  tVcnuliuetrischeii ,  soiulcrn  l'iir  alle  ine.  poetiseheu 
NA'erke,  ja  nicht  bloss  für  diese  epoche,  sondern  überhaupt  für 
das  i;:anze  gebiet  des  Euglisehcn  leugnen  zu  dürfen. 

Auf  die  bei  seinem  beweise  herangezogenen  nietrcn  be- 
schränkt waren  seine  resultate  von  geringer  praktischer  be- 
deutung.  Dass  in  den  aus  dem  Romanischen  entlehnten  metreu 
stunii)fer  und  klingender  vcrsausgang  gleiche  berechtigung  hatten, 
wurde  ja  bisher  gar  nicht  bezweifelt.  Auch  für  den  tetrameter 
an  sich  war  es  von  geringer  bedcutung,  ob  der  ausgang  ein 
stummes  oder  ein  tönendes  e  zeigte.  Bedeutung,  höchste  bedeu- 
tung  erlangten  die  ergebnisse  seiner  Untersuchung  erst,  wenn  sie 
auf  rein  deutsche  metren  übertragen  wurden.  Und  8ch.  zögert 
keinen  augenblick  dies  zu  tun.  Während  er  s.  125  noch  ver- 
spricht, die  iiugiltigkeit  der  Lachniaun'schen  regeln  auch  für 
La^amons  Brut  und  den  King  llorn  nachzuweisen,  begnügt  er 
sich  bei  besprechung  dieser  gedichte,  s.  \\u  und  s.  182,  auf  den 
im  l).  kai)itel  angul)lich  für  das  Altenglisehe  geführten  nach- 
weis  hinzudeuten  und  glaubt  sich  der  mühe  überhoben  'die  auf 
grund  der  Laclnnann'schen  gesetze  aufgebaute  theorie  Traut- 
mann's  ül)cr  das  weseu  und  die  eutstchuug  des  Lagamon-verses 
im  einzelnen  zu  widerlegen'.  Von  den  in  meinen  Untersuchungen 
zu  King  llorn  aufgestellten  i^rinzipien  der  mitteleuglischen  wort- 
und   versbetonung  ist  dann  gleichfalls  Weiter  keine  rede  mehr. 

ich  habe  bisher  durchaus  nur  mit  Sch.'s  eigenem  material 
operiert  und  mich  in  meiner  Widerlegung  auf  die  von  ihm  be- 
rücksichtigten werke  beschränkt  und  diese  nur  etwas  gründ- 
licher ausgebeutet.  Nur  der  \ollständigkeit  wegen  will  ich 
zum  Schlüsse  noch  der  behandlung  des  versausgauges  im  King 
llorn  gedenken,  obwol  ich  den  lesern  dieser  Zeitschrift  damit 
nichts  neues  sagen  werde;  doch  möchte  ich  damit  dartun,  dass 
Seh.  auf  diese  Verhältnisse  hätte  eingehen  müssen,  wenn  sein 
beweis  wirksam  ausfallen  sollte. 

Zunächst  haben  im  K.  11.  alle  Zeilen  mit  einsilbigem, 
stum|)fen  schluss  vier  hebungen  {And  his  göde  Imi^les  twö  Äl 
lo  fcire  tvere  f^ö),  desgleichen,  von  wenigen,  später  zu  bes})re- 
chenden  ausnahmen  abgesehen,  alle  verse  mit  schliesseudeni, 
stunmien  e  (z.  2!}  f.  A'lle  riche  männes  sünes  And  alle  stvilje  faire 
fpaiu's,  vgl.  ferner  z.  77  f.,  IG.')  f.,  201  f.,  .')8r)  f.,  ()0r>  f.,  1471  f.), 
die  letzte  stumme  silbc  wird  auf  der  licbunji:  verschliffen.    Macht 


MITTELENGLISCHE  WORTHE  lOKUNG.  479 

dagegen  ein  dreisilbiges  wort  den  scbliiss  mit  kurzer,  betonter 
erster  silbe,  so  bat  die  zeile  nur  drei  bebungen,  die  vierte 
trifft  das  letzte,  tonlose  e  (z.  685  f.  Ciist  and  seint  Slevene, 
Turne  pine  sn-euenc,  vgl.  1043  f.).  Bei  zweisilbigem  ausgang 
und  betonter  erster  langer  silbe  haben  wir  gleichfalls  drei 
bebungen,  die  vierte  ruht  auf  der  schliessenden  tonlosen  silbe 
{Alle  beon  he  hllpe).  Reime  wie  ti/ne  :  bi  me  549  f.,  siKe  :  milte 
(für  mil  pe  643  f.)  mögen  in  dieser  zeit  immerhin  noch  für  die 
tonfähigkeit  der  endsilben  in's  gewicht  fallen  (vgl.  Seh.  s.  185). 
Bei  dreisilbigem  ausgang  mit  betonter  erster  langer  silbe  und 
folgender  kurzer  silbe  trägt  diese  letztere  die  vierte  hebung 
und  die  letzte  silbe  ist  stumm  (1153  f.  pu  irensl  ich  beo  a 
beggere  Aiid  ich  am  u  fisshre);  ist  auch  die  zweite  silbe  laug, 
so  fällt  auf  diese,  wenn  uicht  tonversetzung  eintritt,  bereits  die 
dritte  hebung,  die  vierte  ruht  auf  dem  letzten,  tonlosen  e  (z.  69 
Of  alle  wimmanne,  177  He  was  pe  faire  sie,  179  We  beöp  of 
Süddenne  (vgl.  King  Hörn,  unters,  s.  45).  Das  sind  so  unver- 
kennbare, in  die  äugen  springende  unterschiede,  die  dabei  genau 
den  german.  betouungsgesetzeu  entsprechen,  dass  es  schwer 
fallen  muss,  dieselben  uicht  zu  bemerken. 

Wenn  wir  nun  fragen,  warum  Seh.  die  tonlosen  silben 
zu  absolut  tonunfähigen  machen  und  sie  auf  diese  weise  zu 
stummen  silben  herabdrücken  möchte,  so  lautet  die  antwort: 
um  im  "Me.  ein  hauptsächliches  argument  für  seine  theorie  der 
german.  langzeile  zu  gewinnen.  Schipper  ist  unbedingter  au- 
hänger  der  von  Vetter '  mit  einigem  glück  geltend  genuichtcn 
ansieht,  dass  der  regelmässige  alliterierende  langvers  aus  zwei 
durch  den  Stabreim  verbundeneu  gliedern  oder  halbversen  von 
je  zwei  hebungen  bestehe.  Zur  Unterstützung  dieser  ansieht 
bat  Seh.  auf  dem  gebiete  des  Ae.  nichts  wesentlich  neues  bei- 
gebracht. Er  beschränkt  sich  darauf,  in  einer  anm.  zu  s.  46 
vier  argumente  aus  Vetter's  schrift  für  diese  theorie  zusammen- 
zustellen, argumeute,  die  sich  nur  negativ  gegen  die  Lach- 
mann'sche  theorie  wenden,  aber  positiv  für  die  theorie  der  vier 
hebungen  nichts  erweisen. 

Dagegen  sucht  Seh.  vom  Me.  aus  jener  theorie  neue  stützen 
zuzuführen  durch  den  von  uns  bereits  als  misglückt  erkannten 
nachweis  der  absoluten  tonunfähi'ikeit  unbetonter  silben. 


'  Ferdinand  Vetter,  Uc^berdie  f^enuiui.  Alliftcr.itionspocsie.  Wien  ls72. 


4"^t>  WISSMAXV, 

War  diese  toiumfäliijrkeit  erwiesen,  so  fiel  damit  das  ge- 
setz,  da  SS  im  p:erm:in.  metriim  bei  klinjrendem  auspiiifre  die 
letzte  licbunji'  auf  der  kliiiiienden  silhe  ruhe.  Es  lielcn  ferner 
zahlreiehe  (neben-)iiel)iingen  im  innern  des  verscs.  Zahlreiche 
verse.  wie  feoUoi  pn  fa'ic,  madmcs  ino^c  ete.  aus  La^^amon, 
die  wir  nach  dem  scliema  '  '  ■  '  i  lesen,  konnten  nunmehr  bloss 
mit  zwei  liebuugen  gelesen  werden.  Von  da  ans  war  es  dann 
leicht  wahrsoheinlich  zu  machen,  dass,  um  die  gleichheit  des 
rhvthmus  zu  bewahren,  auch  in  versen  mit  drei  oder  vier  hocli- 
tonii:en  Worten  nur  zwei  hel)uniicn  zu  lesen  seien,  also  Jrrco 
scijien  göde.  uniln'  fiflcne  ^cr\  irfre  al  stva  hoo'e  l'tf.  Denn  für 
die  Senkung  hat  die  zweihebungstheorie  eine  grenze  nur  nach 
einer  seite:  sie  kann  an  jeder  stelle  fehlen,  doch  muss  jede 
halbzeile  mindestens  eine  Senkung  haben;  nach  der  andern 
gibt  CS  keine  beschränkuug,  denn  ein  maximum  von  sieben 
Silben  kann  man  kaum  als  eine  besehränkung  ansehen.  So 
will  denn  Seh.  im  La^amou  betonen: 

Oll  Iltilip^e  heo  comen  to  lande  \  j^al  maiden  tves  iholen  Lauiiie; 

Säturnus  heo  ^iuen  sdilterdoei  etc. 
Die  Senkung  ist  denn  auch  der  eigentliche  wunde  punkt 
der  zweihebungstheorie.  Wenn  Vetter  gegen  Lachmann's  vers- 
betonung  geltend  macht,  dass  l)ci  ihrer  konsequenten  durch- 
fiihrung  die  Senkungen  schliesslich  in  vielen  fällen  ganz  ver- 
schwinden, dass  verse  anzunehmen  sind,  die  nur  aus  gehobenen 
Silben  bestehen,  so  müssen  wir  umgekehrt  gegen  seine  theorie 
den  Vorwurf  erheben,  dass  in  ihr  die  Senkung  jeder  gesetz- 
niässigen  Ordnung  entbehre.  Es  fragt  sich,  welcher  Vorwurf 
schwerer  wiegt.  Zunächst  müssen  auch  die  anhänger  der  geg- 
nerischen theorie  (so  auch  Seh.  an  vielen  orten)  zugestehen, 
dass  im  germanischen  metrum  die  Senkung  zwischen  zwei 
hebungen  fehlen  darf.  Wenn  dies  an  einer  oder  an  zwei  vers- 
stellen  geschehen  kann,  warum  nicht  an  allen?  Ein  rhythmus 
bleibt  auch  dann  noch  bestehen,  da  nie  alle  gehobeneu  worte 
die  gleiche  tonhöhe  haben,  sondern  gewöhnlich  zwei  haupt- 
und    zwei    nebeuhebungen    vorhanden   sind.     Also  braucht  uns 

'  Es  kommt  auch  liier  bei  den  mit  dem  nebenton  versehenen  silben 
in  erster  iinie  auf  dio  fiillunj;  des  tai<tes  an,  die  wir  nicht  so  sehr  durch 
den  ton,  als  durch  volle,  {^etra^^ene  ausspräche  der  nehentonif^en  silben 
erreichen,  so  dass  wir  das  Schema  vielleicht  besser  wie  folgt  darsteilen: 
'  - '  -  (■/..  h.  in  Hiinies  ililce). 


AIITTELENGLISCHE  AVORTBETONUNO.  481 

selbst  das  von  Vetter  angefühlte  Leispiel  einer  aus  einem 
Worte  bestehenden  halhzeile  ranchvlggendi^n  nicht  zu  schrecken 
(s.  Seh.,  s.  47,  anni.  e).  Wol  aber  geht  nach  meiner  ansieht 
bei  annähme  der  zwcihebungstheorie  jeder  vernünftige  rhyth- 
mus  verloren.  Alan  lese  nach  dieser  die  aus  Beowulf  beliebig 
berausgegritfcnen  zeilen : 

veox  under  luilcnum  veurd-myiulum  /yi/r^  fyren-J>earfe  ongedl 
Beowulf  Tva's  breme\  leöf  leö(l-ci/ninff\  ne  gcfeäh  he  pcere 
fcbhtie  etc. 
oder  gar  aus  andern  dichtungen  zeilen  wie  üj)  tu  pdn  (rlmlh- 
tigan  gode,  um  sich  zu  überzeugcu.  dass  wir  mit  der  annähme 
von  Schipper's  und  Vetter's  theorie  die  absolute  formlosigkeit 
des  germanischen  metrums  begründen. 

Dass  die  altgermanische  langzeile  auf  ein  indogerma- 
nisches metrum  zurückgeht,  welches  nur  auf  der  quantität  be- 
ruhen konnte,  ist  wol  ziemlich  allgemein  zugestanden.  Erst 
im  Germanischen  wurden  gewisse  versstellen  durch  den  wort- 
tou  noch  besonders  her\  orgehobeu  und  schliesslich  unter  diesen 
gehobenen  silbeu  einige  wider  durch  den  äusserlichen  schnmck 
des  Stabreimes  ausgezeichnet.  So  falsch  es  nun  wäre,  in  den 
moderneu,  durch  den  eudreim  ausgezeichneten  i)oetischen  for- 
men in  diesem  äusserlichen  schmuck-  oder  biudemittel  das  aus- 
schlaggebende moment  der  poetischen  form  zu  erkennen  und 
alles  andere  für  nebensächlich  anzusehen,  ebenso  falsch  ist  es 
meines  erachtens,  wenn  man  den  Stabreim  zum  ausschliesslichen 
kennzeichen  einer  poetischen  form  macht.  Dies  aber  geschieht 
von  Seiten  der  vierhebungstheoretiker.  Zwei  gehobene  silben 
in  jeder  halbzeile,  das  ist  so  ziemlich  das  einzige  erforderniss, 
das  sie  an  den  rhythmus  der  verses  stellen;  für  die  Senkung 
wird  weder  ein  n)aass,  noch  ein  bestimmter  rhythmus  festge- 
setzt. Das  eigentlich  bedeutsame  ist  der  reim.  Nun  vermochte 
der  Stabreim  wol  den  rhythmus  in  bedeutendem  maasse  zu  be- 
einflussen, indem  er  die  reimenden  worte  vor  den  übrigen  be- 
sonders hervorhob,  ja,  ich  will  zugeben,  dass  er  im  stände  war, 
das  ursprünglicbe  maass  des  verses  zusammenzupressen,  wie 
dies  tatsächtich  im  Altnordischen  geschehen  ist,  wo  darum  auch 
das  altgerman.  metrum  zur  epischen  erzählung  untauglich  ge- 
worden ist;  aber  der  rhythnms  selbst  gieng  darum  nicht  ver- 
loren. Wie  wäre  es  sonst  möglich,  dass  auch  verse  ganz  ohne 
den    Stabreim    bestehen    konnten,    wie   sie   der  ae.  ])salter  auf- 

Auglia,  V.  band.  'S\ 


482  WISS.MANN, 

weist?  Wie  wäre  es  niiiglicli,  dass  in  s[Kiteicr  zeit  der  Stab- 
reim Silben  trilVt,  die  nach  der  zweihebuni^stheoric  in  der 
senknnjj  stehen,  wie  bei  AoKVicV  Dem  entsj)richt,  dass  mit 
dem  zerfall  der  alliteration  und  dem  eindringen  des  endrcimes 
der  viertaktiire  eharakter  der  halbzeile  immer  deutlicher  hervor- 
tritt, den  Seh.  schliesslich  selbst  nicht  mehr  leugnen  kann  (s.  KU 
und  besonders  s.  162),  wenn  er  diese  erscheinung  auch  auf  roma- 
nischen einiluss  zurückführen  möchte,  ohne  sie  doch  widerum 
direkt  von  einem  romanischen  vorbilde  abzuleiten. 

Zu  welchen  Widersprüchen  und  absondcrliehkeiten  Seh. 
durch  seine  theoric  geführt  wird,  mag  noch  im  folgenden  ge- 
zeigt werden.  Während  er  für  Lajamon  hier  und  da  die 
nM'tglichkeit  einer  skansion  nach  Lachmaun'scher  art  zugibt, 
aber  dennoch  bchauj)tet,  dass  jene  verse,  im  zusammenhange 
des  ganzen  passus  gelesen,  notwendig  denselben  zwcihebigen 
rhythmus  wie  die  andern  haben  müssten  (s.  157),  gibt  er  den 
verseu  des  King  Horu  vier  oder  (bei  klingendem  ausgauge)  drei 
hcbungen,  unterscheidet  daneben  aber  auch  noch  eine  anzahl 
verse,  die  nach  alter  weise  mit  zwei  hebungen  zu  lesen  seien. 
Also  finden  sich  in  einem  gedichte  von  1500  zeilen  zweifach, 
dreifach  und  vierfach  gehobene  verse  gleichberechtigt  neben 
einander.  Bei  Lajamon  musste  'im  zusammenhange'  derselbe 
rhythmus  herischen,  hier  scheint  das  nicht  nötig.  Indessen  den 
nie.  dichtem  passieren  noch  unbegreiflichere  dinge. 

Da  gil)t  es  mehrere  gedichte,  die  nicht  bloss  den  sei)tenar 
und  den  alcxandrincr,  sondern  beide  fremde  metren  und  die  alte 
langzcile  neben  einander  aufweisen  und  also  metren,  die  nach 
Seh.  vier,  sechs  und  sieben  gehobene  silbeu  haben,  ohne  jedes 
bedenken  gleichzeitig  verwenden.  So  ist  in  dem  gedichte  H)n 
god  Ureisuu  of  ure  Lefdi'  (Old  Engl,  llom.,  I.  Ser.  101.  ff.)  nach 
Seh,  viermal  gehoben  die  zeile  Ci^istes  müde  möder,  setj^ile  Mark. 
Dass  -ie  in  Marie  reimt,  tut  nichts  zur  sache,  die  alliteration  über- 
tönt hier  den  eudreim;  das  nachdrücklich  vorangestellte  l'risics 
steht  im  auftakt.     Vielfach  gcliohun  ist  ferner  die  zeile: 

mi  lil  aiul  iiii  toliöpe  min  hcdlti  inid  iwiaae. 

Hier  übersieht  Seh.,  dass  to  in  der  noniinalkomi)osition  den  ton 
liabcn  niuss.  ]\Ian  vgl.  hierzu  ein  s.  175  von  Seh.  gegebenes 
beis])iel,  wo  l)ci  der  bctonung  löname  die  zwei  hebungen  her- 
auskommen. 


MITTELENGLISCH K  WORTÜETONUNG.  483 

Daneben  finden  sich  nun  in  diesem  gcdichtc  auch  noch 
Zeilen,  die  nach  Seh.  nur  in  einer  der  beiden  vershälften  'durch- 
aus nur  zwei  liebungen'  haben  und  somit  ein  richtiges  metrisches 
zwittergebilde  darstellen.  Seh.  führt  deren  s.  105  zehn  auf,  sie 
sind  aber  viel  zahlreicher.  Ich  brauche  kaum  zu  versichern, 
dass  für  uns  halbzeilen  wie  7ie.  rveophi  ne  tma-nen,  pi  veir  iö 
iseonnc,  mid  {/üldene  chellh  etc.  regelmässig  vier  takte  hal)en. 
Nur  so  entgehen  wir  auch  der  gefalir,  dieselbe  zeilc  entweder 
als  langzeile  mit  vier,  oder  als  alexandriner  mit  sechs,  oder 
als  septeuar  mit  sieben  hebungen  zu  lesen,  in  der  sich  Seh. 
s.  1G7  befindet.    Die  zeile: 

vor  he  never  ne  beoÖ  setid  |'i  veir  iö  iseonne 

erlaubt  für  uns  nur  eine  auffassung.  Seh.  ist  allerdings  ge- 
nötigt, s.  1Ö7  (und  an  andern  stellen)  darauf  hinzuweisen,  wie 
durch  accentuation  höher  betonter  Senkungen  (so  ist  an  dieser 
stelle  statt  'hebungen'  zu  lesen),  aus  einem  zweihebigeu^  ein 
viertaktiger  vers  entstehen  konnte. 

So  kommen  wir  denn  praktisch  einander  näher.  Denn  für 
mich  ist  es  nicht  zweifelhaft,  dass  diese  nach  Sch.'s  theorie  so 
verschiedenen  metra  alle  nach  denselben  gesetzen  gebaut  sind 
und  als  gleichartig  empfunden  wurden.  Was  zunächst  den  tetra- 
meter  anlangt,  so  ist  er  im  gründe  genommen  weiter  nichts 
als  eine  strenger  gebaute  langzeile,  mit  stumpfen  ausgange  vor 


'  Es  ist  mir  nicht  entgangen,  dass  Schipper  unterscheidet  zwischen 
'gleichhebigen'  und  'gleichtaktigen'  versen-,  dass  'zweihebige'  verse  z.  b. 
von  'zweitaktigen'  sehr  verschieden  sind.  Ich  vermag  nur  niclit  recht 
zu  sehen,  worin  diese  Verschiedenheit  besteht,  liier  wie  dort  haben  wir 
zwei  gehobene  silben,  und  diese  sind  das  weseutliclie  im  verse.  Der 
unterschied  wird  also,  bestimmt  wird  das  nirgends  gesagt,  nur  darin 
bestehen,  dass  in  versen  der  ersteren  art  die  Senkung  kein  bestimmtes 
uiaass  hat,  während  sie  in  solchen  der  zweiten  art  im  aligemeinen  nur 
einsilbig  sein  darf.  Freiheiten  in  der  behandluug  der  Senkung  in  frem- 
den metren  führt  Seh.  auf  germanische  licenz  zurück  s.  KU).  Dass  diese 
freiheiten  sich  in  gewissen  grenzen  bewegen,  von  denen  sich  das  nach 
unserer  theorie  behandelte  germanische  metruui  nicht  entfernt,  während 
die  nach  Sch.'s  theorie  gemessene  langzeile  jeder  schranke  entl)ehrt,  ist 
Seh.  entgangen.  Auch  hat  er  es  versäumt,  über  den  charakter  der 
Senkung  in  jener  fremden  metren  genaue  Untersuchungen  anzustellen 
und  die  eventuellen  ergebnisse  dieser  Untersuchung  auf  die  german. 
langzeile  anzuwenden.  Freilich  würde  alsdann  die  zweihebungsHieorie 
nicht  einen  moment  stand  gehalten  haben. 

31* 


•ISI  WISSMANN, 

der  t'iisur  und  kliiii^endein  ausuaug-  am  Schlüsse.  Ich  g'laulie 
sogar,  dass  man  die  einführung-  dieses  nicht  gerade  häufig  vor- 
koniincnden  niittcHatcinischen  nictrunis  in  das  Englische  hau])t- 
siU'hlich  seiner  iibereinstinnnung  mit  der  germanischen  laugzeilc 
zn  verdanken  hat.  Ich  stehe  dartnn  auch  niclit  an,  die  ansieht 
Jessen's,  dass  Orni,  indem  er  am  Schlüsse  seines  verscs  nur 
tontahige  endungen  verwendete,  auch  das  zweite  glied  des  sep- 
tenars  als  ein  eigentlich  viertaktigcs  betrachtete,  prof.  Schipper 
gegenüber  wider  aufzunehmen.  Damit  soll  nun  aber  nicht  ge- 
sagt sein,  dass  wir  nun  wirklich  betonen  miissten  kindc,  tröwtvpc, 
und  die  endsilbe  bis  zu  einem  vollen  takte  zu  dehnen  hätten. 
Der  takt  wird  gefüllt  durch  die  am  Schlüsse  des  verses  nach 
der  tönenden  cndung  eintretende  pause.  Wenn  ich  in  meinen 
Untersuchungen  zu  King  llorn  s,  IS  sage,  dass  bei  klingendem 
ausgauge  die  vierte  hebung  auf  der  klingenden  silbe  ruht,  so 
ist  dies,  wenigstens  in  dieser  so  späten  zeit,  nicht  anders  zu 
verstehen.  Hier  sowol  wie  bei  Orm  wird  erst  durch  die  ])ause 
die  klingend  ausgehende  zcile  resp.  halbzeile  der  vierfach  ge- 
hobenen rhythmisch  gleichwertig,  wie  in  dem  l)ekannten  gleich- 
artigen, im  Me.  häufig  zur  Strophenbildung  vcrw'endetcn,  in) 
Deutschen  noch  heute  volkstümlichen  metrum,  das  noch  jüngst 
ein  österreichischer  dichter  mit  glück  verwendet  hat: 

Anheben  lässt  uns  allzusaium' 
Ein  lied  von  stiirkem  klanj^ö. 

Dem  entspricht  es  denn  durchaus,  dass  in  andern  nach- 
bildungcn  desselben  metrums  in  der  ersten  vershfilfte  neben 
vier  hebungcn  mit  stummpfem  schluss,  ganz  gcrman.  regel  ent- 
sprechend, auch  drei  liel)ungen  mit  klingendem  ausgange  be- 
gegnen. Es  dies  z.  b.  der  fall  mit  dem  gedichte  'The  Woman 
of  Samaria'  (An  Old  English  Älisc.  s.  84  ft'.).  liier  finden  sich 
neben  einander  die  halbzeilen: 

I'n  i/ic'sn  crisl  an  eör/>e  ivas,   Alle  lieo  be6j>  on  hohe  iivrf/lcii; 

A  h'itel  iefor  pe  If/me,  I't'o  tvi/nwion  liiin  onsweredc. 
Hierüber  genaueres  im  anhang  no.  2.  Nach  Sch.'s  ansieht  sind 
hier  sej)tenare  und  alexandriner  gemischt.  Damit  beschreibt 
er  das  metrum,  ohne  indessen  die  Vermischung  zu  erklären. 
Eine  hinreichende  erkläruhg  gibt  nur  die  annähme,  dass  auch 
bei  den  nachahmcrn  fremder  mctren  die  gcsetze  des  nationalen 
verscs,  der  alten  langzeile,  noch  fortwirkten.  Ganz  nnlxM'Cch- 
tigt    ist    darum    Sch.'s    versuch   s.   120,    dur(;h   beseitigung  einer 


MITTELENGLISCHE  WOKlliE  lONUNG.  485 

hebiiug'  in  der  ersten  hälfte  von  z.  05  dieses  gediehtes  ein 
reimpaar  von  angeblich  gleichartigen  langzeilen  (von  je  drei 
hebungen  in  der  ersten  halbzcile)  zu  gewinnen.  Gerade  durch 
diese  änderuug  würde  die  Ungleichheit  in  den  ersten  vcrshälf- 
ten  erst  herbeigeführt  werden. 

Auf  romanischen  eiufluss  aber,  und  zwar  den  des  alexau- 
drincrs,  ist  es  zurückzuführen,  wenn  in  der  zweiten  hälfte  dieser 
laugzeile  neben  dem  gewöhnlichen  klingenden  ausgangc  auch 
stumpfer  ausgang  sich  findet,  so  dass  wir  tatsächlich  nur  drei 
hebungen  haben  und  die  zweite  vershälfte  gegen  die  erste 
um  eine  hebung  gekürzt  erscheint.  Eine  erklärung  für  diese 
kürzung  ist  nicht  schwer  zu  geben.  Gieng  die  zweite  hälfte 
der  langzeile,  wie  es  beim  tetrameter  der  fall  war,  regelmässig 
klingend  aus,  so  musste  dies  bei  einer  längeren  folge  von  der- 
artigen Zeilen  gegenüber  der  ersten  hälfte  den  eindruck  einer 
kürzung  um  etwa  zwei  drittel  takte  hervorrufen.  Von  da  wurde 
die  kürzung  bis  zu  einem  vollen  takte  kaum  noch  empfunden. 
So  erhielt  mau  das  Schema  der  Nibelungcnzeile  (in  den  drei 
ersten  versen  der  Strophe),  welches  sich  bei  drei  hebungen 
klingend  in  der  ersten  vershälfte  mit  einer  der  häutigsten  for- 
men des  alexandriners  deckt  und  in  deutlicher  Zweiteilung  im 
Deutschen  noch  heute  eines  der  l)eliebtestcn  lyrischen  maasse 
bildet    und   u.    a.    von    Friedrich    von    Sallct   gerne   verwendet 

wurde,  z.  b.: 

Eiu  elsenbhinkcr  rittcr, 
Gehamischt  gunz  und  g-ar. 

Dieses  metruni  nun,  welches  in  seiner  ersten  hälfte  vier 
hebungen  mit  stumpfem  (ein-  oder  zwcisill)igcm)  oder  drei 
hebungen  mit  klingendem  ausgangc,  in  der  zweiten  hälfte  da- 
gegen drei  hebungen  entweder  mit  klingendem  oder  mit  stumjjfem 
ausgange  zeigt,  und  wclciies,  von  dieser  letztgenannten  form  ab- 
gesehen, durchaus  das  maass  der  alten  laugzeile  bildet,  ist  in 
vielen  gedichten  dieser  periode  verwendet.'  In  dem  schon  ge- 
nannten 'Ou  god  Urcisun  of  ure  Lcfdi'  (Old  Engl,  llom.,  I.  Öer. 
s.  191  fl")  haben  wir  als  erste  vershfilftcn : 

J)id  god  pu  ort  and  (jode  Icuf,    I>ü  crl  brilit  and  bUsful,    Bi- 
naren jnne  leofe  süne ;   Swnde  wcl  ham  likiti  cte. 
Die  zweite   halbzeile  hat  meistens  drei  hebungen  mit  klingen- 


'   Bereits  in   der  Saniariterin   begegnet   ein   rcirapaar  mit  stinnpfcni 
Schlüsse. 


•lSt>  WISSMANN, 

(Iciii  ausiiuiii;,  iluuchcn  aiu'li  iiooli  öfters  vier  licl)uiii;'en  mit 
stumprciii  sc'liliiss,  eine  loriii,  die  nur  aiil'  die  alte  langzeile 
/uiückgelicn  kann.  Auch  finden  sich  halhzAMlen  von  nur  drei 
hebuugcn:  1-15  JjcI  pc  dcoucl  Iial/ci)  hh\  1  U)  ]jct  ich  ivur()ic  pc. 
Näheres  im  nnhaug-  no.  1. 

Durchaus  in  dem  obeu  beschriebenen  mctrum  ist  gedichtet 
'A  Intel  soth  Scrninn'  (An  Old  Enji-l.  Mise.  s.  186  fl'.,  s.  anhang 
no.  3)  mit  zweiten  vershälftcn: 

ivcndit  to  helle,  and  spckefi  of  dorne  liiiie,  lö  pe  hi'diday, 
und,  das  umtaugreichste,  'The  Passioun  of  our  Lord'  (Old  Engl. 
Mise.  s.  37  ff.).  Auch  hier  ist  die  erste  halbzeile  noch  durchaus 
als  vicrtaktig  im  alten  sinne  anzusehen.  Alle  ersten  halbzeilcn 
mit  stumpfem  ausgange  hal)cn  vier  hcbungen,  vgl.  anhang  no.  1. 
In  dem  von  Seh.  s.  118  f.  ansgchobenen  abschnitte  aus  diesem 
gedichte  ist  darum  z.  23  zu  betonen  öfspriing  (dieselbe  halb- 
zeile begegnet  in  der  Moral  Ode  207  und  in  Doomsday  53), 
34  A'döm]  3()  fehlt  die  Senkung  zwischen  nouhl  und  ]jal\  37 
tehlt  auftakt  und  erste  Senkung;  KU  ist  zu  betonen  po  scydc 
üre  löuerd  crisl  (nicht  po  sef/de  urr  U'merd  c).  Ferner  findet 
sich  dieses  metrum  iu  einer  anzahl  strophischer  gedichte,  die 
zum  teil  schon  genannt  sind  (s.  oben)  und  im  anhange  ein- 
gehend erörtert  werden. 

"Wir  hal)en  also  nicht  nur  erwiesen,  dass  Schipper's  ver- 
such, die  anwendbarkeit  der  Lachmann'schen  bctonungsgesetze 
auf  das  Englische  zu  leugnen  und  damit  eine  stütze  für  die 
Zweihebungstheorie  zu  gewinnen,  misglückt  ist;  wir  gelangten 
durch  unsere  betrachtungen  auch  zu  einem  neuen  argumente 
für  unsere  thcorie  der  ae.  langzeile,  wonach  jede  hälfte  der- 
selben vier  hcbungen  hat.  Denn  wenn  noch  im  Me.  mit  halb- 
zeilen,  die  unleugbar  vierfach  gehoben  sind,  wie  z.  b.  aus  'On 
god  Ureisun  of  ure  Lefdi'  50  //am  pc/  snmiket5  dei  and  nihl, 
sich  solche  mischen,  die  nur  unter  anwendung  der  Lachmann'- 
schen bctonungsgesetze  das  gleiche  nuiass  erhalten,  wie  13  ÄUc 
cristhne  mcn,  oder  nur  durch  annähme  der  fortdauernden  Wirk- 
samkeit der  alten  versprinzipien  mit  Jenen  rhythmische  gleichheit 
gewinnen,  wie  72  s'njgc()  mid  siug'ci^,  so  ndissen  wir  darin  eine 
erwünschte,  wenn  auch  nicht  unerwartete  bestätigung  der  richtig- 
keit  unseres  Standpunktes  in  beiden  beziehungen  erkennen. 

Wenn  Schipper,  anm.  zu  s.  111,  aus  Siever's  aufsatz  'Zur 
Accent-  und  Lautlehre  der  germanischen  Sprachen'  in  Paul  und 


MITTKLENGLTSCHK  VVOKIKETONUNG.  487 

ßniuiie's  Beiträgen  IV,  r)22  IV.  den  scliluss  ziclit,  dass  Sicvcrs 
liiusichtlieli  der  eudiuigsvokalc  zweisilbiger  Wörter  im  Alid.  und 
Mild,  zu  einem  dem  seinen  analogen  resultate  komme,  so  weiss 
ich  jHcht,  auf  welche  stelle  jenes  aufsatzes  sich  Seh.  gründet. 
Meines  crachtens  dienen  Siever's  resultate  dazu,  die  Lach- 
maun'scheu  regeln  nur  zu  bestätigen.  Wenn  aus  goth.  nasida 
ae.  nerede,  mhd.  ncrclh,  aus  Jiaüsida  aber  ae.  lujrde,  nihd.  horte 
wurde,  so  beruht  die  elisiou  im  letzteren  falle  doch  wol  darauf, 
dass  nach  dem  Sprachgesetz  dem  auf  die  lauge  Stammsilbe 
folgenden  e  der  ton  gebührte;  nun  schien  aber  die  flexionssilbe 
wichtiger  zur  formbildung,  eine  betonuug  ho  reih  jedoch  war 
s})rachwidrig,  folglich  musste  der  mittlere  vokal  ausfallen,  da- 
mit der  wichtigere  vokal  au  die  richtige  tonstelle  trat.  Nicht 
anders  verfährt  z,  b.  noch  Orm.  Formen  wie  cwemnidc,  dcnimde 
(p.  prät.  pl.);  hauche,  lUllc\  deofj'les,  possiless,  tacness  etc.  be- 
ruhen auf  demselben  prinzip.  Dass  er  andrerseits  auch  ein 
c  auswirft,  um  zweisilbige  formen  zu  erhalten,  wie  hcn/J'ne, 
scffne,  fremmdc  etc.  widerspricht  dem  nicht. 

Nirgends  aber  macht  Sievers  in  der  angezogeneu  schrift 
gegen  Lachmanu's  hetonung  des  mhd.  verses  Opposition.  Im 
gegen  teil,  er  spricht  a.  a.  o.  s.  528  ausdrücklich  von  der  'ictus- 
fähigkeit  der  e  in  hörte,  hlinde  im  gegensatz  zu  dem  von  t(ige\ 
Er  will  nur  in  der  prosa  solche  silben  als  unbetont  betrachtet 
wissen.  Es  wird  ihm  aber  sicher  nicht  einfallen,  z.  b.  im  Tristan 
nach  Sch.'s  weise  betonen  zu  wollen :  Von  rtche  ze  nche,  Von 
lande  ze  lande,  oder  im  Iwein  den  versen:  Mhi  her  Gäwein, 
Hie  skia  da  stich,  Ir  not  nberwant,  Den  lop  unde  den  pris  etc. 
die  vier  hebungen  zu  verweigern.  Sind  nun  verse  aus  dem 
King  Hörn  wie:  Ui  tvenden  lo  wisse,  Ifis  feren  pu  wise,  For  to 
bihclde,  And  al  quic  hem  ße^  von  den  aufgeführten  beispielen 
aus  den  besten  dichtem  des  Mittelhochdeutschen  irgendwie 
verschieden? 

Auf  grund  der  vorangegangenen  prinzipiellen  auseinander- 
setzungen  bleibt  mir  nur  noch  übiig,   die  auffassung,  die  Seh. 


'  Ich  benutze  diesen  unlass,.  um  auf  eiu  verselicn  in  der  einleitung 
zu  meiner  ausgatie  des  King  Ilorn  liinzuweisen.  In  dem  abschuitt  ül)er 
die  nietrik  sind  einige  beispiele,  die  unter  11,2  geiiöi'ten,  unter  I,  2  ge- 
raten. Gleichzeitig  bitte  icli  auf  s.  XII,  z.  V.)  v.  u.  statt  'für  ae.  ;?  und' 
zu  lesen  'für  ae.  {/  im  inlaut  nach  dunklem  vokal  und  nach  konsonan- 
ten  und'. 


488  WISSNTAN'N, 

iKmu  luctniin  ilos  Kiiiü-  lloru  u'ibt,  im  einzelnen  zu  widerlegen 
unil  iiioiue  auisgabe,  die  Seh.  uooli  nicht  ziii-  IkuuI  hatte,  zu 
recht  l'ert  igen. 

Nach  der  l)ii^hcr  unter  deutschen  philologeu  zicüdich  ull- 
ireniein  ^iltigeu  ansieht  besteht  das  reini])aar  des  King  lluru 
ganz  wie  das  niittelhochd.  kurze  reini})aar  ans  versen,  die 
bei  klingendem  ausgange  drei,  l)ei  stumpfem  (ein-  oder  zwei- 
silbigem) ausgange  vier  gehobene  silben  aufweisen  (boispiele: 
A' lle  bcöii  Ite  blipc]  Jlte  sivijje  faire  yiiines,  ü' flc  hädiie  Hörn  bco 
/rö),  wobei  in  zeilen  der  ersten  art  die  vierte  hebung  auf  der 
klingenden  silbe  ruht.  Seh.  aber  findet  im  K.  II.  zweimal,  drei- 
mal und  viermal  gehobene  vcrsc  und  die  letzte  silbe,  einerlei 
ob  mit  stummem  oder  tonlosem  e,  ist  nicht  in  anschlag  zu 
bringen.  In  betreff"  des  letzteren  punktes  beruft  er  sich  auf 
den  im  G.  kapitel  seines  buches  angeblich  geführten  beweis 
der  absoluten  hebungsunfahigkeit  unbetonter  endsilben,  den  wir 
oben  zurückgewiesen  haben. 

Neben  versen  von  drei  hebungeu  mit  klingendem  aus- 
gange begegnet  aber  nach  Seh.  (s.  iS2f.)  auch  eine  nicht  unbe- 
trächtliche anzahl  von  versen  mit  drei  hebungeu  und  stumpfem 
ausgang.  Als  solche,  die  möglicherweise  mit  drei  hebungeu  zu 
skandieren  seien,  werden  aufgeführt: 
Z.  7  f.    Güdliild  lict  Ins  quen 

fairer  iie  luigtc  non  bcn. 

Während  Seh.  für  alle  von  ihm  bis  dahin  besprochenen 
fremden  mctrcn,  den  septenar,  das  rom.  kurze  reimpaar,  den 
alexandriner,  die  möglichkeit  des  fchlens  der  Senkung  nach 
deutschem  prinzip  zugesteht,  scheint  er  diese  möglichkeit  in 
rein  deutschen  metren  nicht  zugeben  zu  wollen.  Dem  worte 
Godläld  zwei  hcljungen  zu  geben  und  danach  die  Senkung  fehlen 
zu  lassen  hat  doch  gar  keine  schwieiigkeit.  Auch  in  der  Ibl- 
genden  zeile  fehlt  einfach  eine  Senkung.  So  erledigen  sich  nun 
fast  alle  weiter  aufgeführten  zeilen: 

xs  f.     (ich  eitlere  naeli  uicincr  ausgäbe)  ist  /a\  Icbcn: 
Miirri  ]^e  göde  king 
rod  6n  liis  ijlring.  - 
ST  f.     päyns  liiin  wt')lde  slcn 

<'>l'er  al  quic  flen  (nachdrUcklicli,  äliulicli) 
VMH        and  äl  quie  liein  fle. 
i:}'Jf.    Joanne  spak  him  ehild  Hörn 

In  Si'iddene  lie  was  iborn  (oder  I'n  Sudeune  ete). 


MITTELENGLISCHE  WORTBETONÜNG.  489 

Wie  Scb.  überhaupt  hier  eine  s('b^viel•igkcit  linden  konnte,  be- 
greife ich  nicht. 

KJ;}  f.     hö  hiin  späe  to  II6ni  cliikl 

würdes  swij^e  (0  wcl  swil>e,  C  |nxt  were)  inild. 
Z.  525  f.  bereitet  keine  Schwierigkeit.     In  519  habe  ich  aus  H 
ein  die  Senkung  fällendes  ]>i  aufgenommen.     1143  f.  entspricht 
die  betonung  gälüii  :  glöiün  einer  von  Lachmann  aufgestellten 
rcgel  (licd  von  K.  H.,  einl.  XVIII;  in  1143  ist  vielleicht  besser 
oric  statt   a  zu   lesen,   wie  ich  in  den  nachtragen  vorschlage). 
Einige  Schwierigkeit  macht  nur  z.  453  (in  454  ist  dühb'mg  ohne 
bedenken).    Ich   habe   C   belassen   und   betone:   tö  ml  lörd  pe 
king.     Leicht   wäre   die   ändcrung  löid'rd  (nach  H)   oder  khigc 
(nach  0,   dann   in    der   folgenden   zeilc   dubbinge).     Jedenfalls 
haben  wir  auch  hier  keine  'drei'  hebungeu.    Auf  keine  weise 
nun,  'wenn   wir  nicht  der  natürlichen,   sinngemässen  betonung 
arge  gewalt   antun    wollen',   mit  vier,   sondern   nur  mit  drei 
hebungen  können  nach  Seh.  gelesen  werden: 
95  f.    l^ii  art  gret  aud  strong 
fair  aud  euene  long, 
WO  ich  jedesmal  den  drei  ersten  Worten  je  eine  hcbung  gebe. 
Uebrigens  wäre  es  leicht  gewesen,   nach  011  die  Senkung  zu 
füllen.     Für  unbedenklich  halte  ich  auch  die  Zeilen: 

•2()7  f.    In  heortc  heo  hadde  wo 
And  )nis  hire  bil^öjte  ]'6. 
Auch  hier  füllen  OH  die  Senkung. 

Für  335  f.  schlage  ich  im  nachtrag  vor,  Harne:  unorne  zu 
lesen.    363  f.  betone  ich : 

]?ü  schalt  beo  dübbed  knijt 

A're  (ausg.  Er  }'an)  come  süiic  nijt. 
Z.  92  würden  OH  die  füllung  der  seid<ung  erlauben.     495  be- 
tone ich  hit  nerc  nögt  fnrlörn.    Die  stelle  ist  übrigens  unsicher. 
496  ist  unbedenklich.    506  kann  auch  in  der  fassung  von  C  \jwn- 
self)  keinen  anstoss  geben.    895  f.  stehen  nur  in  C;  ich  lese: 

änd  |;at  his  fader  sl(')j 

tu  hiiu  his  swerd  he  drog. 
Es  liegt  ein  besonderer  nachdruck  auf  diesen  Zeilen.     1111  f. 
folge  ich  OH,   desgleichen   1327  f.  (nicht  aus  metrischen  grün- 
den), ebenso  1375  f.  (gleichfalls  nicht  aus  metrischen  gründen). 

So  bliebe  nur  ein  reimpaar,  wo  alle  hss.  die  annähme 
von  nur  drei  hebungen  erlauben,  nämlich  601  f.  Die  fälle 
indessen,    wo   die   präposition   den   hochton   erhält,    wie  auch 


190  WISSMANN, 

L;u-Iini:uui  dir  das  Mlui.  zui;il)t,  siiul  nicht  selten.  Aucli  and 
tilclit  tWtors  in  der  lielmn^'.  Ich  nehme  daher  i;av  keinen  an- 
stand, auch  hier  /.u  betonen: 

Leite  ;U  liiro  lio  ii:im 
Aiid  iiito  hallo  cäiii 

ihiatus  ist  erlaul)t,  einl.  XVllI  f.).  Seh.  hätte  also  das  vor- 
kommen von  Versen  mit  nur  drei  hebuni|:cn  Modi  nicht  hin- 
l;in;;Iich  erwiesen'. 

Weiter  sncht  Schipper  darzntnn,  dass  auch  versc  mit  vier 
liel)nni::en  und  klingendem  ausgang-  vorkommen,  und  dies  mit 
mehr  herechtigung.  Derartige  versc  kommen  Ja  'am  ende  der 
ai)sclinitte  des  sinncs',  oder  wo  die  erzählnng  ruht,  auch  im 
Mild,  vor  (vgl.  Lachmann  zu  Iwein  722).  Wir  hätten  also  wenig 
grund,  dieselben  für  den  K.  II.  zu  leugnen.  Vier  hebungen  mit 
stummer  endsill)c  sind  natürlich  erlaubt.  Irrtümlicher  weise 
l'ührt  Seh.  als  beispiel  hierfür  unter  andern  G21  f.  (637  f.  meiner 
ausgäbe)  hcued  :  hircncd  auf,  wo  langer  Stammvokal  vorliegt; 
auch   13.^')  f.  (1379  f.  meiner  ausg.)  ist  nicht  ganz  passend. 

Von  den  verseu  mit  klingendem  ausgange  wurden  in  meiner 
ausgäbe  nach  0  oder  II  oder  nach  I)eiden  berichtigt  iS^)\  f.  und 
997  f.;  327  f.  gibt  keinen  anstoss,  ebenso  wenig  1153  f.  1301 
steht  Ilorn  im  auftakt,  ///  war  zu  tilgen,  vielleicht  ist  auch  noch 
die  Umstellung  nach  OII  vorzunehmen;  1302  steht //i'e//' im  auf- 
takt, für  fela^es  schlage  ich  in  den  nachtragen  chlldrcn  vor; 
89  i.st  zu  betonen: 

öif  his  fairnc'ssc  nere 

(vgl.  einl.  s.  XVIII);  in  90  war  alle  nach  011  zu  tilgen. 

Z.  1303  ist  amang  in  den  auftakt  zu  setzen,  vielleicht  als 
mong  nach  0;  mang  begegnet  z.  b.  auch  bei  Orm  im  auftakt. 
In  der  folgenden  zeile  war  Icue  nach  0  zu  streichen. 

Wirklich  vier  hebungen  könnte  man  annehmen  in  583  f. 
Jedoch  hatten  584  011  regelmässig  drei  hebungen  klingend. 
So  suchte  ich  auch  58;}  nacli  II  mit  Unterstützung  von  0  zu 
bessern.  Immerhin  bleibt  nts  non  schwer  für  den  auftakt. 
Vielleicht  ist  zu  lesen:  n/.v  nön  hctro  (statt  helere)  ünder  sunne 
(man  vgl.  'A  Luuc  Kon',  Old  Engl.  Mise.  s.  88,  154:  Nis  nm 
heicrc  linder  Jicnuene  gründe).  Die  Schwierigkeiten,  die  1389  f. 
bieten,  werden  in  den  anmmerkungen  zu  meiner  ausgäbe  be- 
sprochen. Die  möglichkcit,  auch  hier  mit  vier  hebungen  und 
klingendem    Schlüsse   zu   lesen,   will   ich  zugeben,  desgleichen 


MITTELENGLISCHE  WORlHRrONUNC;.  491 

für  (las  rciuii)<aar  1 11)13  f.,  dessen  erste  zcilc  in  allen  liss,  über- 
füllt ist  (ich  habe  mit  widerstreben  den  art.  vor  ihuj  i;'etili;,-t); 
1434  bat  nach  H  nur  drei  hebuugeu  (in  der  auni.  zu  dieser 
stelle  ist  statt  OH  vielmehr  OC  zu  lesen). 

Es  reimen  nach  Seh.  s.  184  zweisilbige  wortc  mit  kurzer 
auf  solche  mit  langer  Stammsilbe,  nicht  bloss  in  Zeilen  von 
drei  hebungen  und  weiblichem  ausgange,  sondern  auch  in  sol- 
chen von  vier  hebungen.  Als  einziges  beispiel  wird  297  f.  ge- 
nannt. Dieses  rcimpaar  ist  aber  in  allen  iiss.  variiert  (s.  m. 
ausg.  und  aum.).  Ich  habe  C  im  wesentlichen  belassen,  indem 
ich  Apelbrus  (besser  Aylbnis)  nur  einen  hochton  gebe  und  im 
folgenden  verse  nach  Verwandlung  des  inio  in  to  (OH)  zwei- 
silbigen auftakt  annehme,  gede  hat  langen  vokal,  wie  auch 
bei  Orm  (s.  oben).  Schwieriger  ist  z.  251  (von  Seh.  nicht  auf- 
geführt) siede  (ae.  stede,  s/ijde)  im  reim  auf  drcde  (ae.  drd'd). 
Ich  nehme  auch  hier  Verlängerung  des  vokals  an  und  streiche 
mit  0  das  opere  in  C.  Uebrigens  scheint  auch  hier  tiefere 
verderbniss  zu  herrschen. 

Unbedingt  mit  langem  vokal  und  demnach  klingenden  aus- 
gang  sind  anzusetzen  worte  mit  ursprünglichem  ä  in  offener 
silbe,  im  reime  auf  ae.  dj,  K.  II.  a  mit  dem  laute  rt?",  s.  lied 
von  K.  H.,  einl.  s.  VI.'  Dass  aber  gar  he  auf  deie  (mit  ver- 
stummter endsilbe)  oder  beon  auf  quene  reimen  sollte  (s.  Seh. 
a.  a.  0.  s.  184),  kann  ich  nicht  glauben  und  habe  auch  vergeb- 
lich in  Schipper's  buche  unter  den  abschnitten  über  den  reim 
nach  analogieen  geforscht. 

Es  ergibt  sich  also  aus  unserer  betraclitung  mit  Sicher- 
heit, dass  verse  von  vier  hebungen  und  klingendem  ausgange, 
wenn  überhaupt,  nur  in  ganz  beschränktem  maassc  in  unserem 
liede  für  zulässig  erachtet  werden  können,  wofür  es  jji  im  Mlid. 
an  analogieen  nicht  fehlt.  Die  tonfähigkeit  der  unbetonten  end- 
silbe wird  dadurch  in  keinem  falle  berührt. 

Ausserdem  will  nun  Seh.,  wie  wir  oben  schon  hervorhoben, 
s.  190  seines  buches  im  K.  H.  auch  noch  solche  zeilen  erkennen, 


'  Die  lis.  C  reimt  fairhcde  :  makede,  maked.e  :  vcrade.  Ich  daclito 
/-.iieist  daran,  dass  hier  nur  die  tonlosen  endsilbcn  reimten,  wie  mlid. 
Hagene  :  dcf/enc,  ebenso  in  ofherdc  :  andswarcdc,  {erde  :  hurede.  Docli 
war  in  allen  diesen  fällen  klingender  reim  leicht  herzustellen,  meist  auch 
in  anderen  hss.  überliefert,  so  dass  ich  ('  fallen  Hess,  Vgl.  Jedoch  Ein- 
enkel  a.  a.  o,  s.  45. 


402  WISS.MANN, 

in  denen  die  'zwei  liebuniicn  des  alten  lialbvcises  ....  noch 
seliail'  und,  ohne  die  niöglichkeit  oder  wahisolicinlielikeit  einer 
dritten  liebung  zuzulassen,  hervortreten'.  Die  aurgelulirteu  zeilen 
sind  durchaus  den  j^esetzen  des  deutschen  verses  entsprceheucl 
gebaut  und  zu  betonen: 

l'üt'.i  f.     hi  slöjen  änd  tu^tcn 
Yo  nijt  äml  )'e  u^ten. 

12.'i     hi  wenden  to  wisse  (oder:  lii  wenden  tö  wisse). 

215     tVam  kinge  to  kinge  (oder:  tVani  kiuge  to  kinge). 

^2'^^^    iu  Höines  ilike. 

1277     hi  ränge  j'e  bedle. 

Nach  Scliipi)er  weist  also  das  lied  von  King  Tlorn  verse 
von  zwei,  von  drei  (stuaij)f  und  klingend)  und  vier  (stumpf 
und  klingend)  hebungeu  auf.  Damit  wäre  die  absolute  form- 
losigkeit  als  prinzip  proklamiert,  die  wir  oben  schon  als  die 
konsecpieuz  der  von  Schipper  vertretenen  theorio  hingestellt 
haben. 

A  11  li  a  11  i?. 

Um  ein  möglichst  genaues  biki  der' besprocliencu  sogenannten  mc. 
laiigzeile  in  ihren  iVüliostcu  erscheinungeu  zu  geben,  folgt,  unter  den  im 
vuraufgeiieuden  aut'satze  dargelegten  gcsielitspunkten,  eine  Zusammen- 
stellung aller  halbzeilen  aus  den  ersten  und  l)edeuteud8ten  in  diesem 
metruin  abgefassten  gedichten.  Es  wird  dies  einerseits  die  nachpriit'ung 
meiner  aulYassung  dieses  metrums  erleichtern,  andererseits  vielleicht  auch 
zu  weiterer,  systematischer  Ibrschung  auf  diesem  gebiete  anregen. 

1.  In  dem  gedichte  'ün  god  Ureisun  of  urc  Lefdi',  Old  Engl,  llom., 
I.  Scr.,  XX,  s.  i;il  if.,  haben  wir  iu  der  ersten  versliiilfte 

1.  Vier  hebungen  mit  stumpfem  ausgang  und  zwar  a)  einsilbig  in 
den  Zeilen  4.  .").  7  (senkung  fehlt).  S  (s.  f.).  IJ  (zwei  Senkungen  fehlen). 
12.  l:{.  11.  1.5  (a/csed).  1!).  2(l.  21.  25  (s.  f.).  :3(l.  .Jl  (blissc  nc  mci).  M.  U. 
38  {neuer  nc  mei).  4o  (s.  f.).  41.  42.  4«.  50.  51  (s.  f.).  54.  57.  Ol.  G2.  6!?. 
68.  711.  7;t.  7s.  so.  m.  S2.  84.  {wüle  is).  S5.  88.  93.  96.  98.  99.  103.  109. 
113.  114.  115.  HC.  121.  121.  125.  129.  131.  132.  133.  134.  136.  149.  150. 
157.  159.  16(1.  161.  165.  166.  167.  170,  zusammen  68;  b)  zweisilbig  ohne 
müglichkeit  der  verschleifung,  z.  6.  21  \mauleiie).  23  (ivüinmön).  26.  53 
{rosc'i).  67.  7(;.  1(16.  1()7.  1(18.  117.  Vll  {nnwine).  \'M)  {ivureliiiie).  IM  (feiet). 
141.  146(V).  151.  169  {manuell),  zusammen  18;  c)  zweisilbig  mit  müglich- 
keit der  verschleifung,  z.  18.  71  (V).  '.)b  {/nuc  ne).  112.  r26(V).  Hj'6  {/icdnie). 
Summe  aller  stumpfen  ausgänge  92. 

2.  Drei  hebungen  mit  klingendem  ausgang:  a)  ohne  müglichkeit 
der  verschleifung,  z.  1.  2.  9.  17.  27.  28.  29.  33.  35.  37.  39.  13.  U  (iveopen 
nc).  45.  47.  4S.  49.  52.  55.  5()  (/>cl  kam  in  der  Senkung V).  58.  59.  (>5.  67. 
(i9.  72.  71.  75 ry).  77.  ^3.  86.  87.  *>!).  91.  92.  93.  100.  1(12.  lOl.  105.  110. 
111.    118.    119.    122.    123.    139.    140.    142.   143.   144.   145.  147.   153.   157.   168. 


.MITTELENGLISCHE  A\  OKTBETONTTNO.  493 

171,  zusammen  57;  h)  niüglicheiweise  vcrsehlifton,  «)  vor  vnUah'ii,  z,  3. 
10.  32.  00.  79.  *I7.  120.  12s  {(hawe'i).  152.  155.  Kil.  162,  ß)  vor  h  z.  90, 
y)  mit  der  folgenden  Senkung  {lo,  nc,  hi-)  z.  IG.  22.  138.  1  IS.  153,  zu- 
sammen 18.     Summe  aller  klingenden  ausgänge  75. 

3.  Vier  hebungen,  a)  versclileifbar,  z.  lol.  04  (?).  15(;;  li)  unver- 
schleifbar  135  {/i/it/ic/ic'). 

4.  Möglicherweise  mit  drei  hebungen  und  stumpfem  ausgange  sind 
zu  lesen:  z.  71  (AI  engiene  iverc).  12(1  {Voi-  is  hoUe  noync\  128  {Ne  pet 
he  me  dra?ve,  wo  vielleicht  langer  vokal  anzunehmen,  denn  141  reimt 
todraive  auf  farve,  zu  ae.  fw^nian).  Doch  kann  man  hi(!r  überall  auch 
vier  gehobene  silben  annehmen,  ohne  der  deutschen  wortbetonung  zwang 
anzutun. 

Die  summe  der  stumpfen  ausgiinge  übertrift't  die  der  klingenden 
etwa  um  ein  viertel. 

In  der  zweiten  vershälfte  haben  wir 

1.  drei  hebungen  mit  stumpfem  ausgang  z.  55(?).  50(?).  129.  130. 
145.  146.  166.  167.  Die  Zeilen  71.  99.  122.  157  sind  um  deswillen  un- 
sicher, weil  die  entsprechenden  reimzeilen  besser  mit  vier  hebungen  ge- 
lesen werden. 

2.  Vier  hebungen  mit  stumpfem  ausgang,  a)  einsilbig,  z.  72.  loo. 
121.  158;  b)  zweisilbig,  z.  13.  14.  41.  42.  65.  66.  67.  68.  119.  120.  125. 
126.  143.  144. 

3.  Alle  übrigen  zeilen  haben  drei  hebungen  mit  klingenden  aus- 
gang.   Z.  73  f.  reimt  öre  :  uorlore[ii\. 

2.  Das  gedieht  'i'he  Woman  of  Samaria',  Old  Engl.  Mise.  s.  84  ff. 
zeigt  in  der  ersten  versliälfte 

1.  vier  hebungen  stumpf,  a)  einsilbig  (alle  tieftonigen  ausgünge 
mitgerechnet),  z.  1.  6.  11.  14.  16.  17.  19.  20.  21.  22.  2i  {perdf).  25.28.29. 
33.  35.  37.  38.  43.  45.  46.  47.  48.  49.  52.  55.  56.  57.  58.  59.  61.  64.  65.  69. 
72  {buruh,  bureh).  73.  74.  76.  77;  b)  zweisilbig,  «)  unverschliüen  z.  2.  3. 
4.  8.  15(?).  23.  34.  35.  36.  60.  62.  68  (iseye),  ß)  verschlcif  bar  auf  vokale, 
z.  30.  31.  41.    Summe  der  stumpfen  ausgiinge  54. 

2.  Drei  hebungen  klingend,  a)  unverschlitfen,  z.  5.  12.  32.  39.  51. 
53.  63.  66;  b)  verschleifbar,  a)  auf  vokale,  z.  13.  18.  50.  54.  57.  67.  70. 
71.  75,  ,?)  auf/;,  z.  27,  y)  auf  die  folgende  Senkung  z.  26.  4(».  41.  44. 
Summe  der  klingenden  ausgange  21. 

3.  Vier  hebungen  klingend,  unverschieifbar,  z.  9  {bileuynije).  10 
{Heo  (luden  heore  louerdes  liestes,  vielleicht  dude  heore'^). 

4.  Möglicherweise  haben  drei  hebungen  z.  11  {AI  so  heo  wcrcn  aijon). 
15  (Äse  heo  ives  er  iwüned).  43  {And  (die  ]>iltce  J>i'il  bed/>).  19  {/"ih  he 
nöiipcr  ne  be'o).  72  {And  vrnen  ül  öf  }>e  bureuh).  74  {f'u  byle'ucde }>al  f(dk). 

Die  summe  der  stumpfen  ausgange  iibertritit  die  der  klingenden 
um  mehr  als  das  doppelte. 

Die  zweite  halbzeiie  hat  drei  halb/eilen  klingend  mit  ausnähme  von 
z.  55  f.  {Messyas  :  was). 

3.  Das  gedieht  'A  Intel  soth  Sermun',  Old  Engl.  Mise.  XX\',  s.  1^6  ff. 
besteht  zunächst   ans   einer   einlcitnng  von  acht  langzt-iion ,    deren  erste 


491  WISSMANN, 

hält'te  vier  lu'biiiif^en  stiiuipt'  /.iMij^t  in  z.  1.  !t.  in.  !.">  (iiacli  halbzeilcn  gje- 
ziililt),  zweisilliif;  z.  "•,  drei  liebuiiüen  kliiigoiul  haben  z.  3.  5.  11.  Die 
zweite  liältte  li:it  drei  hebiinjj^en  stiimpl  in  z.  2.  4.  14.  IG-,  klingend  0.  8. 
1(1.  l'i.  Dann  folgen  vier  kiir/.e  reiuipaare  lonianiseher  :ut.  In  dem 
oifjjentlielien  gediohte  liat  die  erste  iiallizeiie 

1.  vier  hebnngen  stumpf,  a)  einsilbig,  z.  'Mi.  'M.  h'A.  57.  03.  ü5.  71. 
73.  7!l  (/«//</  /inn).  "^3.  !lö.  97 ;  b)  zweisilbig,  nnverschlill'en,  z.  2ö.  27.  35.  45, 
47.  55.  (il.  ^'.1.  !il,  verschlilfen  77.    Summe  der  stumpfen  ausgiinge  22. 

2.  Drei  hebnngen  klingend,  unversehlillVn,  z.  2!).  31.  3!».  41.  43.  49. 
51.  5'J.  ()i).  75.  sl.  il3.  \)\),  verschleif  bar  S5.  st.  Summe  der  kling(inden  aus- 
giinge 15,  die  also  von  den  stumi)fen  um  ein  drittel  iibertrolfen  werden. 

3.  Vier  hebnngen  mit  klingendem  ansgang  zeigt  z.  (17  {AI  ho/n  is 
liirc  jHitcr  noster). 

Die  zweite  halbzeile  hat 

1.  drei  hebuugen  stumpf,  a)  einsilbig,  z.  54.  5(».  ()2(V).  G4.  70.  72. 
bC.  sb;  b)  zweisilbig,  z.  12.  44.  5(1.  52.  5S.  (Wt.  74.  7(;.  7S.  SO.  Summe  der 
stumpfen  ausgiinge  IS. 

2.  Drei  hebnngen  klingend  20.  2S.  30.  32.  34.  30.  3b.  40.  40.  48.  00. 
CS.  s2.  s4.  !)0.  92.  94.  90.  9s.  luo.  Summe  2o.  Die  zahl  der  stumpfen  und 
der  klingenden  ausgiinge  ist  also  nahezu  gleich. 

4.  In  dem  gedichte  'The  Passioun  of  our  Lord',  Old  Engl.  Mise, 
8.  37  If.  haben  wir  in  der  ersten  vershiilfte 

1.  vier  hebuugen  (alle  tieftonigcn  silben  am  Schlüsse  mitgerechnet) 
stumpf,  a)  einsilbig,  z.  7.  lo.  12.  13.  Kl.  19.  21.  23.  30.  31.  34.  30.  37.  38. 
41.  lil.  17.  53.  54.  50.  57.  (JO.  02.  03.  (15.  (39.  71,  72.  74.  79.  80.  82.  88,  89, 
9(1.  101,  3.  5.  (1.  s.  11.  is.  20.  21.  25.  28,  29,  31.  32.  33.  34.  47.  .50.  52.  53. 
57.  Ol.  02.  07.  09.  72.  74.  75.  77.  78.  81.  89.  93.  90.  97.  99.  200.  3.  9.  12. 
15.  19.  2(1.  24.  27.  28.  30.  37.  38.  39.  40.  45.  40.  49.  50.  51.  03.  04.  05.  CS. 
71.  72.  74.  77.  7s.  79.  s2.  84.  80.  90.  91.  92.  95.  98.  303.  4.  0.  9.  14.  15. 
IS.  21.  23.  31.  32.  33.  30.  44.  45.  47.  4s.  50.  53.  57.  00.  05.  09.  72.  75.  77. 
sl.  s2.  90.  91.  94.  95.  400.  3.  4.  7.  15.  2(».  21.  23.  24.  28.  30.  31.  37.  39. 
40.  12.  47.  49.  50.  51.  53.  54.  59.  Ol.  03.  07.  08.  70.  72.  73.  74.  77.  79.  S3. 
85.  91.-95.  501.  4.  5.  7.  8.  9.  10.  14.  10.  17.  20.  31.  34.  37.  40.  41.  42.  43. 
44.  45.  47.  48.  4i).  51,  52,  53.  54.  55.  5S.  03.  04.  05,  00.  07,  70.  72.  75.  70, 
87.  97.  !t9.  601.  2.  5.  0.  7.  9.  13.  1(1.  17.  23.  27.  35  (V).  30.  45.  49.  59.  00. 
05.  OS.  74.  79.  SO.  SS.  91.  94.  702.  703,  zusammen  240;  b)  zweisilbig, 
u)  unverschlift'en,  z.  1.  20.  39.  44.  49.  77.  124(?).  187.  202.  214.  217.  257. 
209.  280.  319.  392.  413.  48S.  500.  500.  512.  525.  52S.  540.  573.  594.  018. 
021.  020.  052.  090.  097.  704.  705;  ß)  verschliifen  auf  vokale,  z.  2.  58.  142. 
140.  1(;5.  171.  255.  328.  301.  378.  405.  400.  414.  513.  522.  530.  557.  559. 
5S0.  592.  000.  025.  093,  auf  //,  z.  0.  01.  235.  300.  070,  auf  die  folgende 
Senkung,  z.  17.  59.  83.  200.  329.  338.  401.  17(1.  502.  011;  zusammen  72. 
Summe  der  stumpfen  ausgiinge  31s. 

2.  Drei  hebungen  klingend,  a)  uuverschleifbar,  z.  4.  5.  8.  14,  22. 
25 (V).  20.  2S.  29(V).  32.  40,  42,  48.  04,  70,  70.  8.5.  80.  91.  92.  93.  94.  97. 
9s.  110.  13.  14.  15.  10.  17.  19.  22.  20.  30.  30,  37.  38.  39(V).  43.  44.  45.  51. 
5^.  00.  0(1.  OS.  70.   79.  SO.  82.  83.  81.  85.  80.  87  (V).  88.  90.  91.  94.  95.201. 


^IITTELENGLISCHE  WORIHETONUNG.  495 

4.  5.  0.  7.  8.  K».  11.  U).  21.  22.  32.  ;}4(?).  .J2.  53.  54.  51).  59.  ÜU.  Ol.  70. 
81.  85.  87.  S9.  97.    301.   5.  7.  10.   11.   13.  lt>.  22.  24.  25.  30.  35.  37.  40.  40. 

54.  59.  62.  04.  00.  73.  74.  70.  80.  83.  84.  85.  80.  99.  408.  II.  12.  18.  19. 
22.  25,  20.  29.  32.  33.  30.  38.  41.  45.  46.  48.  52.  55.  00.  04.  05.  06.  69.  71. 
78.  81.  84.  86.  87.  90.  90.  99.  503.  15.  19.  21.  23.  24.  20.  27.  30.  32.  33. 
35.  38.  39.  00.  in.  7s.  79.  84,  89.  91.  95.  604.  14.  15.  20.  22.  24.  30.  31.  32. 
34.  38.  40.  41.  42.  13.  44.  40.  47.  48.  53.  55.  Ol.  03.  04.  07.  09.  71.  72.  73. 
75.  77.  78.  83.  85.  80.  87.  89.  90.95.99.  700,  zusammen  213;  b)  verschleif- 
bar,  a)  auf  vokale,  z.  24.  27.  35.  43.  50.  51.  52.  00.  68.  73.  78.  84.  87.  99. 
100.  7.  9.  12.  35.  40.  11.  49.  50.  59.  73.  92.  9s.  226.  29.  3(».  43.  58.  07.  73. 
93.  94.  90.  99.  302.  8.  12.  39.  41.  42.  43,  49.  51.  52.  58,  63.  67.  68.  71,  89. 
93.  97.  98.  416.  27.  34.  56,  57,  58.  62.  75.  80.  97.  511.  29.  00.  69.  77. 
80.  81.  83(?).  96.  98,  603.  K»,  19.  37.  39.  51.  54.  56,  57.  58.  62.  66,  zu- 
sammen 89;  ß)  Ulli  h,  z.  11.  33,  75.  Sl.  95.  164.  213.  25.  41.  42.  47.  75. 
70.  320.  20.  27.  34,  ^7.  493.  «M.  <)s.  571.  82,  88.  90.  93.  650.  70.  81.  9s, 
zusammen  30;    •')  auf  die  folgende   Senkung,   z.  45,  07,  104.  27.  4s.  54. 

55.  63,  223.  31,  33.  44.  48.  S3.  88.  317.  70.  79.  Sb.  410.  17.  35.  S2.  92. 
502,  IS.  s5.  608.  12.  28.  84.  92.  700,  zusammen  33.  Summe  der  klingen- 
den ausgänge  305. 

Die  summe  der  verschleifbareu  ausgänge  ist  eine  so  beträchtliciie, 
dass  man  nicht  wol  an  einen  zufall  glauben  kann,  wenn  ich  auch,  da 
sonst  dreihebige  erste  halbzeilen  nicht  mit  Sicherheit  nachweisbar  sind, 
die  verschleifung  nicht  wirklich  vollzogen  sehen  miJclitc.  Unter  y)  Hessen 
sich  noch  weitere  fälle  von  2.  a)  auffiilueu. 

Die  klingenden  ausgänge  übertreft'en  die  stumpfen  etwa  um  ein 
Siebentel. 

3.  Vier  hebungen  klingend,  a)  versclilitfeu  auf  vokale,  z.  15.  is.  55. 
170.  262.  355.  409.  574.  629,  auf  h,  z.  123.  390,  auf  die  folgende  Senkung, 
z.  3.  90{?).  402(?),  443(?).  489;  b)  uuverschleifbar,  z.  9(V).  2s().  335('?). 
356(?).  301,  550(?).  568,  033. 

Eine  lialbzeile  mit  sicher  nur  drei  hebungen  ist  nicht  nachzuweisen. 
jMangelhaft  könnte  erscheinen  z.  551  And  yef  j>at  eclie  lif\  ähnlich  z.  505. 
507.  035.  074.  094.  Vergleicht  man  jedoch  halbzeilen  wie  217.  248,  wo  wir, 
selbst  um  drei  hebungen  zu  erhalten,  betonen  müssen:  }>is  ive  ilui-de, 
j>6  öaswercde,  so  haben  auch  die  genannten  Zeilen  nichts  auffallendes. 
Z.  280  hco  hitvuste  pe  düre  bestätigt  die  regel,  dass  auf  gehobenes  ton- 
loses c  wider  eine  schwache  silbe  als  Senkung  folgen  muss. 

Die  zweite  halbzeile  hat  durchaus  drei  hebungen,  und  zwar  stellen 
sich  klingende  und  stumpfe  ausgänge  (bei  letzteren  die  zweisilbigen,  bei 
ersteren  die  dreisilbigen  mit  erster,  kurzer,  betonter  silbe  eingerechnet) 
an  zahl  ziemlich  gleich,  ohne  jedoch  gleichmässig  verteilt  zu  sein.  Ur- 
sprünglich kurzer  vokal  in  olfener  silbe  scheint  schon  zum  teil  verlängert. 
Es  reimt  375  inu7ne :  prisune  \  lang  ist  vielleicht  auch  a  in  lawe  :  dawc 
(dai/e)  83.  325.  339.    Zu  bemerken  ist  der  reim  sone  :  lo  me  335. 

In  der  ersten  vershälfte  habe  ich  mit  allem  vorbehält  als  lang, 
demnach  mit  klingendem  ausgang,  betrachtet:  askape]>  121,  nakcd  234, 
<iuile  310,  Staues  179,  yele  (adv.)  187.  5s3.  Z.  009  reimt  ycl -xn^  fei.  Das 
wort  loucrd  ist  meistens,  namentlich  am  ausgänge  dcsr  ersten  versliälfto. 


196  AVISSMW'N, 

als  einsilbig  anzusehen,  so  z.  1U.  12ti.  12ii.  1-l.i.  I  |s.  3(i0.  34",  3G0.  423. 
431.  r>(M.  571».  ('.SS;  üjonit.  und  dat.  sind  zweisilbig  z.  45(>.  402.  5(>0;  228. 
55)(i  (lournh's).  Das  wort  Pj/Iates  hat  doppelte  betonung.  Pylales  am 
Schlüsse  der  halb/.eile  323.  5(15.  507,  PHdtes  meist  im  aultakt  z.  325.  331. 
33!i.  345.  347  etc.     Ob  auch  Pilales  z.  417? 

5.  Das  gedieht  'ün  Serving  Orist',  Old.  Engl.  Mise.  IX,  s.  i||  i\.  (in 
/.iemiichcr  vorderbniss  überliefert),  zeigt  iii  der  ersten  versliälfte 

1.  vier  liebiuigen  stumpf,  einsilbig,  z.  1  (sc'rue  we?).  2.  3.  4.  s.  9. 
12.  u;  (Senkung  fehlt).  17.  IH.  22.  23.  24  (s.  f.).  20  (s.  f.).  3  1.  44.  4(1.  50. 
52.  53.  57  Ibiscop).  58.  (>3.  05.  Cd.  73.  7S5  zweisilbig,  unverschlillen  40. 
55.  fil,  versehleifl)ar  4^-,   zusammi-n  .'U. 

2.  Drei  hebungen  klingend,  unveischlitfeu ,  z.  5,  0  (Senkung  über- 
füllt).   7.   Kl.   11  (zwcis.  auftakt).   Ki.   II.   15.   IN  (überfüllt).  20.  21.  27.  20. 

31.  33.  35.  3(i.  37.  3s  (Überfüllt).  15.  4s.  40.  51.  51.  5(i.  50  {/ä?ve?).  00. 
70.  71.  72.  71.  77,  verschlcifbar  z.  25.  30.  47.  00.  02.  07.  t;0.  75.  70;  zu- 
sammen 41. 

3.  Vier  hebungen  klingend,  verschlcifbar  /..  32,  unverschleifbar 
z.  30(V).  42.  43.  04. 

4.  Drei  hebungen  .«stumpf,  z.  41(?).  08(V). 

Die  zahl  der  klingenden  ausgiinge  bei  drei  hebungen  übertrifft  die 
der  stumpfen  bei  vier  hebungen  um  ein  viertel. 

Die  zweite  vershjilfte  zeigt  drei  hebungen,  mit  stumpfem  ausgangc 
z.  1 — s.  25 — 32.  51 — 50.  05 — 7s,  zusammen  30,  klingend  z.  9 -24.  33—42. 
43—50.  57 — 02,  zusammen  42.  Das  verhältniss  ist  also  nahezu  gleich. 
Zu  bemerken  ist  die  längere  aufeinanderfolge  desselben  reimes.  Ganz 
ähnlich  ist  das  gedieht 

6.  'Hwon  hol)-  chirche  is  onder  uote',  Old  Engl.  Mise.  VII,  8.80. 
Die  erste  vershäifte  hat 

1.  vier  hebungen  stumpf,  einsilbig,  z.  2.  5.  7.  s.  9.  12.  15.  18.  21. 
34,  zweisilbig,  unverschleifbar,  z.  0  {iVHr/>sf/i>e).  10.  2o.  33  {(layc'i).  35, 
verschlcifbar  z.  24,  zusammen   10. 

2.  Drei  hebungen  klingend,  unverschlift'en,  z.  1.  3.  1.  11.  13.  10.  22. 
23.  20.  27.  2s.  20.  30.  31.  32,  verschlcifbar,  z.  14.  17.  10.  25.  30,  zus.  20. 
Das  verhältniss  der  stumpfen  und  der  klingenden  ausgiinge  ist  also 
fast  gleich. 

Schwierigere  bctonungen  sind  z.  20  dl  /irre  weo7'ri'}>,  27  bispes  und 
cicreki's,  2S  kUxjes  and  edriis.  Die  zweite  versliälfte  zeigt  drei  hebungen 
stumpf  z.  10,  klingend  7-10.   11  —  10.  17—20.  21     24.  25--2S.  20.  30.  31. 

32.  3:1 — 30.     Hier  überwiegen  also  die  klingenden  ausgänge  bei  weitem. 

7.  in  (lieser  form  ist  u.  a.  auch  noch  abgcfasst  das  kurze  gedieht 
'Judas',  in  lieliquiae  Ant.  ed.  Wright,  s.  141,  danach  in  Mätzner's  Sprach- 
jirobcn  I,  1,   s.  1 14. 

Die  erste  versliälfte  zeigt  entweder  vier  hebungen  stumpf,  einsilbig, 
z.  1.  3.  5.  (;.  11.  12.  13.  \\{Sune  so  Jndds).  M\.  17.  IS.  22.  24.  20.  27,  zwei- 
silbig, z.  21.  23.  2s;  oder  drei  hebungen  klingend,  z.  2.  4.  7.  8.  0.  10.  15. 
10.  2(1.  25.  2s.  30.  :m.  32.  33.  Die  zweite  halbzeile  zeigt  diircligehends 
drei  licbiingcn,  entweder  mit  Htiiinpfem  oder  mit  klingeiohnn  schliiss. 


MITTELENGLISCHE  WORTl'.ETONrNG.  497 

In  den  späteren  in  dieser  luugzeile  gedichteten  werken,  den  legen- 
den, bei  Robert  of  Gloucester  etc.  bleibt  zwar  die  gnindform  noch  be- 
st'iheu.  Die  erste  vershülfte  zeigt  auch  hier  meist  nocii  entweder  drei 
hebuugen  klingend,  oder  vier  liebnngen  stumpf,  daneben  aber  mehren 
sich  die  vershält'ten  von  vier  hebungen  mit  klingendem  ausgang.  Die 
Senkung  wird  freier  behandelt;  sio  ist  oft  entschieden  zweisilbig,  sodass 
ein  daktylischer  rhythmus  entsteht.  Sie  darf  aber  auch,  ganz  in  der 
alten  weise,  fehlen.  Eine  umfassende  unter.suchung  würde  vielleicht  recht 
dankenswerte  resultate  zu  tage  fördern. 

8.  Eine  Strophe  von  vier  ganz  regelmassigen  tetrametern  (vier  heb- 
ungen stumpf,  drei  klingend)  mit  gleichem  endreim  steht  unter  dem 
titel  'Fortune'  in  An  Old  Engl.  Mise.  I,  s.  86. 

In  vierzeiligen  Strophen  sind  weiter  abgefasst: 

9.  'A  Prayer  to  our  Lady',  Uld  Engl.  Mise.  XXYII,  s.  l!)2f.  Hier 
haben  wir  in  der  ersten  hälfte 

1.  vier  hebungen  stumpf,  einsilbig,  z.  \().  11.  VI.  lli.  14.  ]')  16(?). 
is.  20.  ;M.  32.  M  (mi  flesc).  36.  3S  (mvirfe^).  3<».  42.  44;  zweisilbig,  unver- 
schleifbar,  z.  y.  24.  43,  zweisilbig  verschleifbar,  z.  14.  19;  zusammen  22. 

2.  Drei  hebungen  klingend,  unverschleifbar,  z.  1.  2.  3(?).  4.  5,6.  7. 
S.  21  (isänehcd).  27.  29.  3(1.  3.5.  40;  verschleifbar,  z.  22.  23.  25.  2S.  33. 
37.  41.  Verlängert  ist  vielleicht  e  in  mele  z.  26.  Zusammen  22.  Die  zahl 
der  stumpfen  und  der  klingenden  ausgänge  ist  also  gleich.  Die  zweite 
hälfte  geht  noch  stets  klingend  aus. 

10.  'A  Prayer  to  the  Virgin',  Old  Engl,  Mise.  XXIX,  s.  195  f.  Die 
erste  vershälfte  hat 

1.  vier  hebungen  stumpf,  einsilbig,  z.  I.  2.  4.  5.  S.  9  (wjtrci).  10.  11. 
13.  15.  16.  17.  IS.  19.  22.  25.  27.  2s.  30.  31.  32.  34;  zweisilbig,  unver- 
schliften,  z.  3,  6.  7  {makc  nel).  2i).  23.  24.  26.  33.  35,  zusammen  31;  wo- 
gegen die  zahl  der  klingenden  ausgänge  verschwindet. 

2.  Drei  hebungen  klingend,  z.  12,  II.  35(?). 

3.  Vier  hebungen  klingend,  verschleifbar,  i.  21  {/loueue  ich),  unver- 
schleifbar, z,  29.  35(?). 

Die  zweite  vershälfte  geht  mit  ausnähme  von  str.  4  und  5  (drei 
hebungen  stumpf)  klingend  aus. 

11.  Das  gedieht  'Erhörung',  Böddeker,  Ae,  Dichtungen  des  Ms, 
Harl.  2253.  WL.  XI,  s.  172,  hat  in  der  ersten  vershälfte  ausschliesslich 
vier  hebungen  mit  stumpfem  ausgänge,  zweisilbig  in  z.  1.  11.  15  (ver- 
schliffen). 19.  34;  vier  hebungen  klingend,  z,  29  (scole'^).  Der  ausgang 
der  zeile  ist  klingend  mit  ausnähme  von  str.  4  (drei  hebungen  stumpf), 

12.  Das  gleiche  maass  hat  WL,  XII,  Böddeker  a.  a.  o.  s,  174.  Der 
ausgang  der  ersten  halbzeile  in  z.  1.  2.  4  ist  wol  einsilbig  zu  lesen ;  vcr- 
schleifung  ist  möglich  in  z.  10.    Der  schluss  ist  stets  klingend. 

13.  Das  gedieht  'Death',  Old  Engl.  Mise.  XXlll,  s.  16s  ff.  (in  zwei 
handschriften),  in  Strophen  von  vier  langzeilen  mit  gleichem  endreim, 
zeigt  in  der  ersten  vershälfte  (nach  halbzeilen  gezählt) 

1.    vier  hebungen  stumpf,  a)  einsilbig,  /..'.'>.  7.  9.  13.  21.  27  (junni). 
29.  33.  49.  63  {las  fölc).  69.   73.   79.  so  (för /h').  97.    129.   139.    141   {ui  fitr). 
AngUa,  V.  biiiid.  32 


498  WISSMANN, 

151  (J'tii  hus).  IM  (Senkung  t'olilt).  l(il  {<>/'/'<).  U»7.  is.i  {df  J'f  oder 
Senkung  fehlt).  1^7  (V).  19!l.  2()1(?).  207  {iinvn'r  iseö).  209(?).  211.  2i:<. 
217.  225.  237  {/um  lil).  213  {/lun  df).  247  {him  öif).  257.  2(11  (J'iit  tvoüli); 
h)  zweisilbig,  imvcrschlitt'en,  z.  15.  2;i  {/icomv).  25.  41.  (»1.  s:i  {baly,  ae. 
heliß.  nu».  i:<7  (an'dricdf).  2(i;!  (/c//  sc/uil?),  vcrschliften  z.  5.  (i7(V),  zu- 
sauimeu  4^. 

2.  Drei  hebuugeu  klingend,  n)  unvorscliliÜen,  z.  L  10.  31.  35.  37. 
3;».  45.  53.  57.  5!).  (>5.  71.  75.  77.  sl.  M».  DI.  !)3  (str.  Xll).  i»9.  103.  105. 
107.  IM.  115.  117.  lU)(str.XV).  121  {crisle).  12:).  127.  131.133.135.143. 
145.  147.  14il.  155.  157.  155».  103.  ](i5.  Kii).  171.  173.  175  (str.  XXII).  177. 
179.  IM.  l^!t.  191.  193.  195.  205.  215.  219.  221.  223.  227.  229.  231.  235. 
239(?).  241.  243.  245.  251.  253.  255.  (str.  XXXII).  259,  zusammen  ö8; 
b)  verschleifbar,  z.  11.  17.  43.  47.  51.  55.  s7.  95.  KU.  113.  123.  1S5.  197. 
23.'!.  249.  2(>3,  zusammen  Iti.  Summe  aller  klingenden  ausgänge  ^3.  Die 
klingenden  ausgänge  übertreiTen  demnach  die  stumpfen  fast  um  das 
doppelte. 

3.  Möglicher  weise  nur  drei  hebungen  stumpf  haben  z.  7.  9.  13.  21. 
1^7.  201.  203.  207.  209.  Doch  sind  notwendige  betonungen  der  zweiten 
hall)zeile  wie  12S  böj>c  bijjau/Ue,  1S2  ivörmcs  ifere,  l^S  piH  />e'  bistod, 
oder  (erste  halbzeile)  45  pe  sdrie  soi'dc  derselben  art  wie  die  in  den  vor- 
iier  aufgeführten  zeilen  verlangten. 

Die  zweite  hall)zeile  geht  einsilbig  stumpf  aus  (drei  hebungen)  in 
den  Strophen  VII.  IX.  X.  XIX.  XXIV^  XXVI.  XXVIII.  XXIX.  XXXII; 
zweisilbig  in  den  Strophen  V.  VIII.  XXVII,  zusammen  52.  Alle  übrigen 
ausgänge,  zusammen  SO,  sind  klingend.  Das  verhältniss  ist  nahezu  das- 
selbe wie  in  der  ersten  halbzeile. 

14.  Das  gedieht  'Doouisday',  Old  Engl.  Mise.  XXII,  s.  1(12  ff.,  gleich- 
falls in  Strophen  von  vier  langzeilen  mit  gleichem  endreim,  hat  in  der 
ersten  vershälfte 

1.  vier  hebungen  klingend,  einsilbig,  z.  1.  3  (Senkung  fehlt).  5.  9. 
11.  13.  17.  19.  23(V).  41.  47.  49.  53.  03.  07.  77.  Sl;  zweisilbig,  z.  7.  25.01 
{siiiiHCu  iivrUen).  s3.  S5(?),  zusammen  22. 

2.  Drei  hebungen  klingend,  unverschlilVen,  z.  15.  27.  29.  ;n.  3.3. 
37.  43.  51.  59.  71.  75.  79,  verschleifbar,  z.  21.  35.  39.  45.  55.  57.  05.  09. 
73.  S7,  demnach  in  ziemlieh  bedeutendem  Prozentsatz.  Summe  der 
klingenden  ausgänge  22.  Die  summe  der  klingenden  und  der  stumpfen 
ausgänge  ist  also  gleich. 

Schwierigere  betonungen  in  den  halbzeilen  23  {J>äl  hi'uic'h  lütcl  iddn). 
47  { /'lil  mdicedc  />c  ijucil).  Ol.  S5  {für  kis  ln)!i{c)  nomc,  dieselbe  hallizeilo 
in  'On  god  Ureisun  of  ure  Lefdi'  120,  mit  der  form  hotie).  77  {inio  fnr- 
nnule  fiir);  betonung  in  der  zweiten  liälfte  z.  70  fedndcs  ifc'ri. 

Die  zweite  hälfte  geht  stumpf  aus  in  Strophe  4;  Strophe  5  reimen 
sperc  (sbst.),  were  (inf.),  bere  {\ni.)  auf -/trt'  (ae.  //«/•)•  Die  ül)rigen  aus- 
gänge (;{0)  sind  klingend  bei  regelmässig  drei  hebungen. 

15.  In  Strophen  von  meist  vier  langzeilen  ist  abgefasst  'Dialog 
zwi.•^(•il(■n  Li-ili  und  Seele',  IJöddcker  a.  a.  o.  s.  235,  meist  mit  gleiclu'ui 
eudroim,    mit    binnenreim  (alsr>  reimordnung  abababab)  in  Strophe  I. 


MITTELENGLISCHE  WORTHETONUNG.  499 

III.  VI  (nur  z.  il.   ir..   17).   VII  (t.ui-  /,.  51.  .V2).    VIII.  XU  (nur  l.  Mt.  ',)1. 
93).  XIII. 

Die  erste  lialbzeile  zeigt 

1.  vier  liebungen  stumpf,  a)  einsilbig  z.  I.  ."(.  .").  ;.  ];5.  25  (V).  33.35. 
37.  43  {lijuedcsl).  49.  51.  53.  (15.  71.  73.  79.  sl.  83  (Senkung  fehlt).  S7. 
S9.  91.  93.  95.  117.  121.  125  (s.  f.).  129.  143.  147.  149.  155  (s.  f.).  167 
{louerd  einsilbig).  171  (senknng  fehlt).  175.  179.  197.  199.  2(i5.  217  {söf- 
}rede).  233.  237.  239.  243.  245.  247,  b)  zweisilbig,  z.  55.  145.  157  (vCr- 
schleifbar).  165  {Crisics  ycoren).  1()9.  177  (versclileifbar).  227  (versehl.), 
zusammen  53. 

2.  Mit  drei  hebungen,  klingend,  a)  unverschliffen,  z.  9.  11.  15.  19. 
27.  29.  31.  41.  45.  57.  59.  (il.  G3.  67.  (19.  75.  77,  103.  109.  111  (s.  f.).  115 
(überfüllt),  131.  133.  135.  153.  161.  1()3.  173.  181.  183.  185.  187.  189.  201. 
207.  209.  211.  215.  219.  221.  223.  225.  229.  231.235.241;  b)  versclileifbar, 
z.  17.  21.  23.  39.  47.  ^5.  97.  99.  101.  1(15.  107.  115.  123.  127.  159.  191.  19.3. 
195.  203.  213.  Summe  der  klingenden  ausgäuge  66.  Dieselbe  übertrifft 
die  der  stumpfen  um  ein  fünftel.  Als  verlängert  habe  ich  angesehen 
cten  (inf.)  63  im  reime  auf  bclen,  freien,  und  hercn  (inf.)  31.  Verlängert 
scheinen  auch  fare  (inf.),  harc  (adj.),  karc  im  reime  auf  marc  (zweite 
halbzeile). 

3.  Vier  hebungen  klingend,  verschilften,  z.  113.  151,  uuverschleif- 
bar  z.  119(?). 

In  der  zweiten  halbzeile  überwiegt  klingender  ausgang,  z.  2—8. 
10—16.  18—24.  50—56.  58—64.  66—72.  74—80.  82—88.  90—96.  114—120. 
122-28.  130.  132.  144—50.  152—58.  160—66.  1(J8— 7t).  17(3.  178.  204.  206. 
220—28.  240.  242.  244—48,  zusammen  74. 

Stumpf  gehen  aus,  und  zwar  einsilbig,  z.  26 — 32.  34 — 40.  98 — 104. 
172—74.  180—^6.  1^8—94.  19(5-202.  208—14.  21(>.  218.  230—3^;  zwei- 
silbig, z.  42— 48:  106—112.  134.  13(i,   zusammen  47. 

Nach  z.  137  findet  sich  eine  Strophe  von  drei  kurzen  reimpaareu 
romanischer  bildung. 

16.  Mit  durchgehendem  binnenreira  ist  gedichtet  'The  Duty  of 
Christians',  Old  Engl.  Mise.  XXVII,  s.  141  ff. 

Reimordnung  a  b  a  b  a  b  a  b. 

b  hat  stets  drei  hebungen  mit  klingendem  ausgäuge;  a  hat  drei 
hebungen  klingend  nur  in  den  Strophen  V.  VI,  sonst  vier  hebungen 
stumpf,  doch  reimt  z.  13  on  rode  auf  biod  (god,  edmod),  73  biilcn  itijlile 
auf  ßlu  (nur Uli,  cnyht),  105  myldc  :  wilde  auf  is2nld  :  c/tiid. 

17.  Ueberschritten  wird  das  maass  von  vier  hebungen  in  dem  gleich- 
falls aus  Strophen  von  acht  zeilen  mit  binnenreim  bestehenden  gedieh tc 
'The  five  Joys  of  tlie  Virgin',  Old  Engl.  Mise.  VI,  s.  87  f.  Hier  zeigt 
nämlich  a  vier  hebungen  mit  klingendem  ausgange  (unversehliireu)  in 
den  Strophen  I.  IV.  VI.  VII,  1)  liat  hier  vier  hebungen  stumpf,  zwei- 
silbig in  Strophe  I.  Alle  zeilen  halien  vier  hebungen  stumpf  in  str.  II, 
vier  hebungen  stumpf  in  a  (zweisilbig),  drei  hebungen  klingend  in  b 
bat  Strophe  V.  In  atrophe  III  endlich  haben  alle  zeilen  drei  hebungen 
klingend. 

32* 


500  Wl^^M  ANN.    Mll  lIl.KNl'.l  l^LllF.  W'OKIÜE  TÖNUNG. 

18.  Vier  liohuu^ou  iu  allen  zoilou  hat  tlas  f;o(liclit  'A  Iiuic  Ron', 
OKI  Kn^l.  iMisc.  X,  s.  'X\  iV.  liier  hat  a  vier  hcbuii;;eu  klinf;oiul,  b  vier 
hebiiii-ren  stumpf  iu  iloii  Strophen  1.  11.  111.  V.  VI.  Vll.  1\.  X.  XUl. 
XIV.  XV.  XVI.  XXI.  XXII.  XXIV.  XXV.  XXVI;  alle  zcilou  haben  vier 
hobungen  klingonil  Strophe  XII  (botonung:  ^',>  A  s/vcie  if  fnl  icuöivc, 
'.tj  iVt'  Juirhtc  J'c  neuer  ycive)\  vier  hebnngen  stumpf  str.  XI  (betonung: 
äs  henry  urc  /ciiiff),  /.weisilbig  str.  A'lll;  a  vier  liebungen  stumpf, 
b  vier  hebuugcu  lillngend  str.  XVIll.  XX;  alle  vier  hebungeu  klingend 
Str.  XXll. 

hl  diesen  beiden  /.uletzt  genannten  gediehten  ist  also  mit  der  neuen 
form  aueh  das  alte  versprin/.ip  iiberwunilen ,  das  sich  in  den  bislicr  be- 
traehteleu  nietren  noch  wirksam  erhalten  liatte. 

WlliSüAUl'N.  TllEODÜK  Wl-sSM.VNN. 


L.  BOTKINE. 

In  den  letzten  tagen  des  Mai  dieses  Jalires  schied  ein 
junger  gelehrter,  Botkine,  aus  diesem  leben,  auf  welchen  man 
mit  recht  bei  allen  freunden  der  angelsächsischen  literatur 
grosse  lioflnungen  gesetzt  hatte:  mau  dachte,  dass  durch  Bot- 
kine's  bemühungen  es  gelingen  werde,  dem  studium  des  Angel- 
sächsischen in  Frankreich  boden  zu  gewinnen.  Leider  wurde 
B.  zu  früh  seiner  Wissenschaft  entrissen  und  wer  weiss,  wann 
wider  jemand  für  Verbreitung  des  Angelsächsischen  in  Frank- 
reich wirken  wird! 

Die  folgenden  nachrichten  über  Botkine's  leben  verdankt 
der  unterzeichnete  einem  freunde  des  verstorl)nen,  lierrn  prof. 
Ch.  Dupont  zu  Havre.  L.  Botkine  wurde  zu  Paris  im  jähre  1S53 
geboren.  Er  stammte  aus  einer  russischen  familie,  wurde  aber 
in  Frankreich  erzogen.  Nachdem  er,  vorzugsweise  in  Paris, 
studiert  hatte,  Hess  er  sich  in  Havre  nieder.  Hier  las  B.  einige 
werke  über  altenglische  und  angelsächsische  dichtung  und  dies 
erregte  in  ihm  den  wünsch,  Angelsächsisch  zu  studieren.  1S75 
begann  er  mit  dieser  beschäftigung  und  bereits  1S76  veröffent- 
lichte er  als  erste  frucht  dieses  Studiums:  Beowulf.  Analyse 
historique  et  gcographique.  Paris  1876;  dann:  Bcmnüf.  Epopöe 
Anglo-Säxonne.  Traduite  en  francals,  pour  la  premihre  fois, 
d' apres  le  texte  original  par  L.  Botkine.  Havre  1877  (vgl.  dar- 
über Anglia,  bd.  IV,  Anzeiger  s.  73  tf.  und  Literarisches  Ccntral- 
blatt  Jahrgang  1877  s.  1690).  Zwei  jähre  später  erschien:  La 
Chanson  des  Runes.  Texte  Anglo-Saxon,  traduction  et  notes  par 
L.  Botkine.  Havre  1879.  (Vgl.  darüber  Literarisches  Central- 
blatt  Jahrgang  1879,  s.  1535). 

Doch  noch  im  selben  jähre  begann  die  schwere  krauk- 
heit,  welche  Botkine's  streben  ein  frühes  ziel  setzte.  Die  letz- 
ten jähre  waren  nicht  mehr  dem  Angelsächsischen  gewidmet, 


5(>'2  w  L  illki:k,   ikiü'R  t.  r.oi'KiNK. 

soiulein  1>.  trieb  mit  eil'cv  iiliilosojihio.  Dieses  stiidiiini  setzte 
er  l)is  zu  seinen  letzten  lebenstagen  fort.  Am  28.  Miii  vcr- 
sebietl  er  im  29.  jiibre  seines  Icbeus.  Den  80,  Mai  wurden 
seine  sterblieben  roste  auf  dem  fricdbofe  zu  llavrc  begraben. 
Dr.  Uog'olubolf  aus  Moskau  bielt  in  dcutselier  sj)iuebc  die 
leiebcnrcde,  die  in  dem  satze  gipfelte:  Er  bat  niebt  um- 
sonst gelebt. 

Die  gesebiebtc  der  angelsäebsiscbeu  pbilologic  wird  l>ot- 
kine's  namen  stets  nennen,  doch  wollen  wir  boflen,  dass  auch 
die  französiscbc  Wissenschaft  seiner  nicht  vcrgisst  und  sein  an- 
denken dadurch  ehrt,  dass  andre  gelehrte  dahin  streben,  wie 
Hotkinc  als  einer  der  ersten  dafür  wirkte,  das  Studium  des 
Angelsächsischen  mehr  und  mehr  in  Frankreich  einzubürgern! 
Dann  hat  der  dahingegangene  auch  als  gelehrter  nicht  um- 
sonst gelebt  I 

Leipzig.  R.  P.  Wuklckkk. 


ANGLIA. 

Anzeiger  zu  band  V. 

Herausgegeben 

von 

Moritz  Trautmann. 


Thomas  of  Erceldoune,  lievausgeg^eben  von  Alois  B  ran  dl. 

[Sammlung-    eDgliscber    dcnkmäler    in    kritischen    ausgaben. 

Zweiter  band.]     lierliu,  AVeidmauu'sehe  buchhaudluug  18S0. 

8.    XII  und  148  selten.     3  ra.  G()  pf. 

Schon  J.  Murray  hatte  1S75  den  Thomas  von  Erceldoiine  veröfteut- 
licht,  allein  seine  ausgäbe  war  keine  textkritisehe.  Brandl  hat  es  sich 
nun  zur  aufgäbe  gemacht,  den  ursprünglichen  text  des  gedichtes  aus  den 
uns  erhaltenen  fünf  handschriften  zu  reconstruiren.  Von  diesen  gehören 
drei  dem  15.  jhd.  an:  T  (Thorton-ius.),  C  (Cambridge),  V  (Vitellius-Cott.), 
zwei  dem  Iß.  jhd.:  L  (Lansdownej,  S  (Sloane).  Der  berausgeber  weist 
nach,  dass  V  und  L  einerseits,  TSC  andererseits  aus  einer  gemeinsamen 
vorläge  stammen,  ferner,  dass  S  und  C  eine  eigene  Unterabteilung  bil- 
den. Mit  recht  legte  er  T  bei  der  reconstruction  des  textes  zu  gründe, 
weil  diese  handschritt  am  wenigsten  änderte,  ja  unreine  reime  unange- 
tastet Hess;  wenn  T  fehlte,  war  S  die  basis. 

In  das  gedieht  führt  uns  der  herausgeber  ein  durch  ein  kapitel 
])etitelt:  'Kinkleidung,  tendenz  und  Verfasser'.  Das  wichtigste  sei  aus 
demselben  angeführt. 

Der  unbekannte  dichter,  der  die  kämpfe  zwischen  England  und 
Scliottland  zu  weissagen  unternimmt,  stützt  sich,  wie  andere  mittelengl. 
l)ropheten,  auf  eine  autorität,  auf  die  des  Thomas  von  Erceldoune  (des 
iieutigen  Earlston,  etwas  nördlich  vom  Tweed  gelegen),  der  gewöhnlich 
den  beinamen  'Kymour'  trägt,  und  von  dem  die  geschichte  nur  weiss, 
dass  er  als  zeuge  in  einer  Urkunde,  die  zwischen  1230  und  124U  fällt, 
genannt  wird,  und  dass  er  wahrscheinlich  1294  tot  war.  Diesen  lässt 
der  dichter  ein  liebesabenteuer  bestehen  mit  der  kö;.igin  der  elfen,  die 
ihn   dann  n)it  sich  in  ihr   unterirdisches  reich  führt   und  erst  nach  drei 

AugUa,   V.   bniiil,  Aiiz.  1 


l  MUSHACKE, 

jähren  mit  iliui  an's  tasjesliclit  zuiiiolckolirt;  bi'vor  sie  aber  von  ilnu  scliei- 
ilet,  gibf  sie  ihm  auf  sein  dränj^en: 

'(iyff  lue  a  tokyn,  lady  gayo, 
That  i  may  saye,  i  spakc  with  the' 

die  Prophezeiungen,  das  thenia  unseres  gedichtes.  Der  herausgeber  legt 
dar,  dass  die  charakteristischeu,  ja  selbst  die  nebensächlichen  züge  dieser 
einkleidenden  romanze  andere  in  England  entstandene  werke  zeigen, 
namentlich  das  Itinerarium  Cambriae  von  Giraldus  Cambrensis  und  die 
Auutyrs  of  Arthure,  was  meines  erachtens  so  in  die  augou  springt,  dass 
man  zwoitellos  mit  dem  hrsg.  folgern  darf:  der  dichter  nahm  die  motivo 
zu  der  einkleidenden  romanze;  aus  traditionen,  die  schon  lange  vorher  in 
England  lebendig  waren. 

Bei  den  Prophezeiungen  geht  der  dichter  mit  Schlauheit  zu  werke: 
er  lässr  die  fee  zunächst  die  kriege  zwischen  England  und  Schottland 
von  dem  abfalle  Baliol's  129.")  bis  zur  Schlacht  bei  Otterburn  i:<ss  vorher- 
sagen, eräugnissc,  die  schon  hinter  ihm  lagen,  und  die  gewiss  die  leser 
für  die  zum  grössten  teile  fabiilirenden  folgenden  prophezeihungen  sicher 
machen  sollten.  Doch  auch  hier  zeigt  sich  an  einigen  stellen  in  der 
Chronologie  Verworrenheit,  die  der  hrsg.  berichtigt  und  besonders  auf 
die  ganz  willkürlichen  zahlen  der  gefallenen  aufmerksam  macht,  die  er 
damit  (nitschuldigen  zu  müssen  glaubt,  dass  der  dichter  für  das  volk 
und  nicht  für  gelehrte  schrieb. 

Die  prophezeihungen,  welche  auf  die  Schlacht  bei  Otterburn  folgen, 
lassen  sich  nicht  mit  historischen  fatsachen  in  einklang  bringen,  ausge- 
nommen die  eine  von  dem  'bastard',  der  aus  einen)  walde  kommen  soll 
(v.  610),  und  diese  deutet  der  hrsg.  scharfsinnig  (seite  H6 — 38)  auf  Hein- 
rich IV.,  herzog  von  Lancaster,  der  I.ÜH)  den  englischen  tron  bestieg. 
Die  gründe,  die  ihn  hierzu  bestimmen,  hier  einzeln  anzugeben,  würde 
zu  weit  führen;  ich  glaube  aber,  dass  sie  sämmtlich  auspruch  auf  Wahr- 
scheinlichkeit haben,  und  sie  werden  noch  dadurch  erhärtet,  dass  alles, 
was  der  dichter  vom  'bastard'  aussagt,  bei  Heinrich  IV.  zutrirt"t:  Hein- 
rich landete  im  Juli  i:{9(»  in  Yorkshire  (:  he  sali  into  Yngland  ryde  013), 
er  wurde  als  befreier  Englands  von  der  habsucht  liichard's  II.  begrüsst 
(vgl.  017 — 19),  um  Michaeli  1399  hielt  er  ein  grosses  parlament  (015— 10). 
Ist  aber  dieser  'bastard'  wirklich  Heinrich  IV.,  so  wirft  diese  tatsache 
bedeutendes  licht  sosvol  auf  die  zeit  der  abfassung,  als  auch  auf  die  ge- 
sinnung  des  <lichters  und  es  ist  leicht,  mit  dem  hrsg.  die  Schlüsse  zu 
zieiien:  Das  gedieht  ist  im  jähre  1  Kl!  entstanden  (vor  1402,  weil  der 
dichter  auf  die  grosse  schlaeht  bei  Hamildon  nicht  anspielt),  und  der 
dichter  war  ein  anhänger  der  Lancasterpartei,  für  deren  haupt  er  gesin- 
nung  zu  machen  sucht,  und  von  dem  er  sogar  projjhezeit,  es  werde  die 
hohe  aufgäbe  erfüllen,  iii's  heilige  land  zu  ziehen  und  dort  zu  sterben 
(v.  042).  Schon  der  den  Schotten  ungünstige  zug,  welchen  das  gedieht 
überall  bekundet,  beweist,  dass  der  Verfasser  ein  Engländer  war,  und 
der  hrsg.  bringt  noch  weitere  punkte  vor,  die  es  sehr  wahrscheinlich 
machen,  dass  der  norden  Englands,  der  .landslridi  an  der  .•^fliotli.sihcn 
grenze,  seine  engere  heimat  ist. 


THOMAS  OF  ERCELDOUNE,    HERAUSGEGEBEN  VON  BRANDL.  3 

Der  herausgebe!-  widmet  dann  seine  aut'mei'ksamkcit  den  metrischen 
eigentümlichkeiteu  des  gedichtes,  von  denen  folgende  hervorzulielien  sind: 
Jeder  vers  hat  vier  hebungen;  die  zahl  der  Senkungen  steht  nicht  fest, 
nianchiual  fehlen  sie  sogar  zwischen  zwei  hebungen.  Romanische  Wörter 
tragen  den  accent  bald  auf  der  ersten,  bald  auf  der  letzten  silbe,  und  in 
germanischen  Wörtern  findet  sich  zuweilen  schwebende  betouung  stärkster 
natur.  Je  vier  verse  sind  durch  gekreuzten  endreim  zu  einer  Strophe 
verbunden;  neben  dem  reime  findet  sich  auch  in  einer  grossen  zahl  von 
versen  der  volkstümliche  Stabreim.  Es  folgt  ein  kapitel  über  dialect  und 
Orthographie. 

In  der  lautlehre  ist  zunächst  unter  dem  vokale  ä  das  eindringen 
des  südlicheren  d  zu  vermerken.  Zu  den  angeführten  reimen  können 
noch  hinzugefügt  werden:  sldnc  :  bijgönc.  Partcp.  praet.  zu  gaugan  zu- 
sammengezogen in  gän  58  :  Gl»,  und  man  (altengl.  ?«()?*«) :  gone  inf.  157  :  159. 
Der  reim  rase  :  sayes  81  führt  den  hrsg.  auf  die  frage  der  Verwechselung 
von  a  und  ai  im  nördlichen  dialecte.  Im  gegensatze  zu  Böddeker  (Engl. 
Stud.  II,  ."MS  tf.),  der  für  a  und  ui  den  laut  ü  oder  ce  annimmt,  spricht 
er  sich  mit  J.  Murray  (Diai.  uf  the  Southern  Counties  of  Bcotland,  8.5;^) 
dahin  aus,  dass  im  diplithonge  ai  das  /,  wie  heute,  schon  damals  oft  stumm 
war.  Die  reime  zeigen  bei  pcl')-,  lavdr,  rvcere  ein  schwanken  zwischen  aa 
und  t't',  für  welchen  lautwechsel  der  hrsg.  auch  aus  anderen  nördlichen 
schriffstellern  belege  bringt,  üb  die  verdumpfung  des  betonleu  e  zw.  a 
vor  /•,  die  im  15.  jhd.  eintrat,  schon  bei  unserm  dichter  vorhanden,  scheint 
dem  hrsg.  nicht  sicher.  Ich  glaube  aber,  der  reim  murr  :  Dunbarr  ü(iü, 
den  der  hrsg.  nicht  citirt,  zeigt,  dass  e  im  altengl.  mcrran  schon  ver- 
dumpfung erlitten  hatte,  zumal  ja  auch  alle  handschriften  bereits  das  a 
schreiben.  Demgemäss  dürfte  auch  das  c  in  werre  schon  einen  bestimm- 
ten grad  der  verdumpfung  oder  richtiger  Vertiefung  erreicht  haben  und 
das  a  in  whare  (IS)  hätte  beibehalten  werden  kcinncn,  mit  der  änderung 
von  werre  in  warre. 

Charakteristisch  für  unsern  dialect  ist  ferner  die  tatsache,  dass  aus- 
lautendes betontes  //,  entstanden  aus  der  Verbindung  eines  hellen  vokals 
mit  folgendem  g,  h,  j,  in  einigen  fällen  mit  e  (z.  b.  lye,  altengl.  leogan: 
nie  318)  reimt;  für  i  ist  wichtig  der  reim  ßte  (altengl.  f^t,  pl.  von  fol) : 
ivete  (altengl.  witan)  355.  Für  den  ^Maut,  für  den  sich  zuweilen  ü  ge- 
schrieben findet,  nimmt  der  hrsg.  mit  Murray  und  Nicol  die  schottische 
ausspräche  oeu  ',\\\,  zum  beweise  sind  reime  mit  afrz.  u  angeführt  aus 
llainpole  und  Barbour.  Der  laut  des  altengl.  u  begegnet,  wenn  er  nicht 
gekürzt  ist,  als  ou  oder  o7v,  wie  ua  wird  auch  die  latein.  endung  oneni, 
afrz.  OH  behandelt;  kurzes  ?i  schwankt  oft  zu  o  hinüber.  Die  vokale  in 
den  afrz.  bildungssilben  hat  unser  dichter  nicht  mehr  rein  ausgesprochen; 
beweisend  sind  hierfür  reime  wie  baieUe  :  teile.  Stumm,  wie  in  jedem 
nördlichen  denkmale  dieser  periode,  ist  durch  das  ganze  gedieht  das 
end-t',  das  organische  sowie  das  unorganische;  dennoch  aber  hat  der 
hrsg.  dasselbe  im  texte  belassen,  weil,  wie  er  sagt,  im  andern  falle  das 
aussehen  des  gedichtes  ein  zu  fremdartiges  sein  würde. 

Die  bcmerkungen,  welche  der  hrsg.  über  die  konsonanten  macht, 
übergehe  ich.   da  sie  nur  cigcntiimlichkeitcn  der  einzelnen  handschrifteu 

1* 


4  DOENNE, 

Zinn  gej>eiist:vmle  haben;  liüehstens  vonliciit  lieivoigclioben  zu  werden, 
dass  die  handschrit'ten  nie  J'oinas,  sondern  lonias  zeigen;  denn  das  wort 
wurde,  wie  andere  griechische  eigennamon,  in  hitcinischer  form  aufge- 
nouunen,  und  das  neueuglische  Thomas  ist  gelehrte  rückbildung. 

Auch  in  bezug  auf  die  rtexion  hat,  der  hrsg.  mit  grosser  gonauig- 
keit  die  einzelniMi  handschrifton  untersuclir.  Was  die  untersucliung  der 
reime  ergibt,  also  für  die  bestininning  des  dialoktos  bcstimninicnd  ist,  ist 
folgendes:  Der  plural  des  practeritunis  hat  denselben  Stammvokal  wie  der 
Singular  (bekanntlich  drang  diese  uniformierung  zuerst  im  norden  durch). 
Eigentümlich  dem  nördlichen  dialektc  sind  auch  die  beiden  partcp.  praet. 
taut;  (von  laken)  und  slanc,  woneben  die  reime  auch  die  form  slaijne 
sichern,  sluue  und  slayne  liegen  um  diese  zeit  in  den  nördlichen  dialek- 
ten  im  streite  mit  einander.  Das  partcp.  praes.  hält  die  endung  -and  von 
dem  -ing  der  verbalsubstantiva  noch  streng  geschieden.  Die  endung  des 
partcp.  praet.  ist  -{e)ii.  Der  infinitiv  praesentis  erscheint  immer  oime 
sclduss-/(,  ausgenommen  ;^t»?/t' (: /««//<;,  altengl.  www«  159),  AXi'ä  gang  an  coxi- 
trahiert.  Die  persoualendungeu  sämnitlicher  verba  im  reime  sind  weg- 
gefallen, oder  durch  stummes  e  ersetzt;  nur  die  3.  person  sing.  ind.  praes. 
zeigt  t'^.  Die  flexion  des  adjectivs  ist  ganz  verloren,  die  des  Substantivs 
beschränkt  sich  auf  den  gen.  sing,  {s,  es,  is)  und  auf  diesell)e  flexion  im 
plural.  Veränderung  des  Stammvokals  im  plural  zeigt  sich  in  ßlc  :'"):(, 
ohne  pluralzeiclien  kommt  eine  reihe  wörtcr  vor,  wie  slone,  pere,  kni/fc. 
Bei  den  pronomiuibus  gibt  der  hrsg.  die  formen  von  T,  die  mit  denen 
Hampole's  übereinstimmen  und  gewiss  denen  des  dialektcs  am  nächsten 
stehen,  und  stellt  ihnen  die  formen  der  anderen  handschriften  gegenüber, 
die  südlichere  und  jüngere  formen  Uietcn. 

Wertvolle  anmcrkungen  und  ein  verzeichuiss  derjenigen  Wörter  unse- 
res gedichtes,  die  Stratinann  nicht  auft'ülirt,  deren  bedeutung  aber  meist 
durch  die  naheliegende  neuenglische  form  leicht  in  die  äugen  springt, 
bilden  den  schluss  der  in  jeder  be/.iehuug  trelfiiolien  ausgäbe. 

Bonn.  W.  ]Mu,siiack.i-;. 


The  Ell  of  Tolous  and  theEmpeies  ofAlniayn,  heraus- 
gegeben von  G.  Lüdtke.  | Sammlung  englischer  denkmäler  in 
kritischen  ausgaben.  Dritter  baiid.|  Berlin  (Weidmann)  18S1. 
8.     X  und  290  Seiten.     6  m. 

Die  romanze  vom  grafen  von  Toulouse  war  bereits  vt»n  Uitson  in 
den  Ancieut  Kngleisli  Metrical  Koniancees,  London  1802,  III,  s.  9:5— IM 
nach  einer  hs.  verölVentlicht.  Da  der  stoif  von  hohem  interesse  ist,  und 
auch  die  poetische  darstelhiug  in  vieler  be/.iehnng  vor  ähnlichen  er/.eug- 
nissen  der  mittelcnglischen  poesie  hervorragt,  war  es  wünschenswert,  dass 
sie  einmal  kriiisch  herausgegeben  werde.  I>iidtke  hat  sich  dieser  auf- 
gäbe mit  gewissenhafter  Sorgfalt  unterzogen  und  mit  grossem  geschick 
die  einschlägigen  fragen  gelöst.  Nachdem-  der  Verfasser  das  verhältniss 
der  vier  uns  bekannten  hss.  untersucht,  wobei  sich  herausstellt,  dass  die 


ERL  OF    rOI.OL'S,    HER  AUSGKCJl'l'.EN  VON  LUE!)  IKE.  5 

Cambridger  hs.,  nach  welcher  Kitson  seinen  text  gegeben  hat,  der  besseren 
gruppe  angehört,  innerhalb  dieser  wider  die  glaubwürdigere  ist,  legt  er 
die  grundsätze  für  die  herstellung  des  textes  dar.  Da  jener  hs.  sechs 
verse  fehlen,  und  Lüdtke  in  der  Zählung  den  übrigen  hss.  gefolgt  ist,  so 
stimiueu  die  verszahlen  dieser  neuen  ausgäbe  nicht  zu  der  von  Ritson. 
Um  L.'sche  Zählung  zu  bekommen,  hat  man  zu  Kitson's  verszahlen  von 
286 — 846  je  drei,  von  847 — 1218  je  sechs  zuzuzählen.  In  dem  zweiten 
teile  der  abhandlung  beschäftigt  sich  der  Verfasser  mit  der  spräche  des 
gedichtes  und  entscheidet  sich  auf  grund  der  reime  für  den  dialekt,  wel- 
cher im  nördlichen  teile  des  östlichen  mittellandes  gesprochen  wurde. 
Doch  sind  einige  der  s.  33  vorgebrachten  gründe  nicht  stichhaltig.  So 
sind  formen  wie  thore  und  wore  auch  dem  eigentlichen  mittellande  nicht 
fremd.  Aus  Gen.  and  Ex.  führe  ich  an:  dor  26,  64,  luS,  quor  356,  714, 
s25;  Best.  9"or  96,  103.  Auch  rt=  ae.  ä  findet  sich  dort,  gast  Best.  .550, 
776,  Gen.  and  Ex.  gast  202,  wac  1197,  hall  54,  3501.  Ueberdies  ist  für 
eine  zeit,  wo  der  einfluss  des  Südens  mächtig  wird,  eine  genaue  dialekt- 
bestimmung  äusserst  schwierig.  Je  mehr  man  dem  dichter  die  neigung 
zur  abstreifung  dialektischer  eigentümlichkeiten  zusprechen  will,  um  so 
höiier  könnte  man  seine  heimat  im  norden  ansetzen  und  formen  wie  ore, 
anon,  wo  etc.  für  südliehe  eindringlinge  erklären.  Um  sicher  zu  gehen, 
hätte  der  Verfasser  texte  anderer  dialekte  aus  dieser  zeit  zur  vergleiciumg 
heranziehen  müssen.  Als  zeit  der  abfassung  nimmt  L.  den  aufang  des 
15.  Jahrhunderts  an,  worin  man  ihm  beistimmen  kann.  Auf  s.  44 — 50 
handelt  L.  von  dem  dialekte  der  hss.,  von  denen  sich  eine  als  rein  mittel- 
ländisch, die  andere  als  nordhumbrisch  mit  spuren  einer  im  südlichen 
dialekt  geschriebenen  vorläge  herausstellt,  wodurch  die  spräche  des  dicli- 
ters  zugleich  näher  illustrirfc  wird.  Aus  der  metrik,  welche  den  3.  ab- 
schnitt bildet,  will  ich  nur  die  hübsche  klassification  der  in  unserem  ge- 
dichte  vorkommenden  Stabreime  hervorheben.  Im  folgenden  abschnitt  er- 
läutert L.  den  technischen  aufbau  unserer  romanze  und  führt  die  gründe 
au,  welche  ihn  bestimmten,  dem  bisher  üblichen  titel  The  Erl  of  Tolous 
noch  hinzuzufügen  and  the  Empercs  of  Almayn.  Der  5.  abschnitt  ent- 
hält eine  sehr  eingehende  Untersuchung  ül)er  den  Ursprung  und  die  vcr- 
wanteu  darstellungen  der  romanze  und  muss  als  ein  wertvoller  beitrag 
zur  mittelenglischcn  sagcugeschichtc  augeschen  werden.  Nach  L.  zer- 
fallen die  bearbeitungeu  desselben  sagcnstolfes  in  zwei  gruppen.  Der 
ersten  gruppe  gehören  7  spanische  und  2  provenzalische  redactioneu  an, 
der  zweiten  ausser  unserer  englischen  romanze  2  französische  darstellun- 
gen, ein  dänisches  gedieht  und  ein  deutsches  Volksbuch,  auf  dem  widerum 
das  Schauspiel  von  Hans  Sachs  beruht.  Die  verwantschaftlichen  bezieh- 
ungcn  und  der  scliliessliche  Ursprung  ist  so  eingehend  und  vorsichtig 
untersucht,  dass  kaum  anlass  zum  Widerspruch  gegeben  ist.  Entgegen 
der  auffassung  Ferd.  Wolfs  und  Grundtvig's,  die  als  gemeinsame  quelle 
des  Erl  of  Tolous  und  der  ihm  verwanten  bearbeitungeu  die  Gunhild- 
sagc  ansehen,  sieht  L.  in  ihnen  einen  nachklang  geschichtlicher  eräuguisse 
aus  dem  leben  der  kaiserin  Judith  (der  zweiten  gemahlin  Ludwig's  des 
Froramen)  und  des  grafcn  Bernhard  von  Toulouse,  Eine  nachi)rüfung, 
die  um  so  leichter  anzustellen  war,  als  in  bcilagen  der  Inhalt  von  zehn 


b         noKNNK,  i:ki.  ov  roi.oi's,  ukkausgegf.i^f.n  von  i.iTF.nrKK. 

vorscliiodoiioii  rt'liakti^luou  mirfjetoilt  ist,  tiilirte  niioli  zu  keiiuMU  abweiclieii- 
ilon  ergobuiss.  Auch  ist  die  uutersucliuiig  uur  unwesentlich  cUulurch  be- 
einträchtigt worden,  dass  das  dänische  gedieht  nicht  in  gleieli  eingehen- 
der weise  für  die  feststeilung  der  verwautsehaftsverliäUnisse  benutzt  wer- 
den konnte.  Vergleicht  mau  die  auf  s.  2()0  gegebene  zusannnenstellung 
der  verwanten  züge  des  Erl  of  Tolous,  sowie  des  aus  gleicher  quelle 
staniuienden  Miracle  de  la  marquise  de  (»luuline,  des  Talanus,  des  Ban- 
dello  und  Galniy  mit  den  entsprechenden  stellen  des  dänischen  gedich- 
tes,  so  sieht  man,  dass  die  stellen,  welche  ihnen  gemeinsam  sind,  sich 
auch  im  dänischen  gedichte  widertiuden;  es  sind  die  vom  Verfasser  mit 
Ib,  2e,  4c,  4G  (s.  20G,  z.  V^  steht  fälschlich  4g  statt  4G),  4h,  41  be- 
zeichneten abschnitte.  In  allen  genannten  bearbeitungen  tritt  deutlich 
der  Charakter  einer  liebesdichtung  hervor,  wodurch  sich  also  das  dänische 
gedieht  als  zur  zweiten  gruppe  gehörig  kennzeichnet.  Wie  im  Bandello, 
Palanus  und  Galmy  tritt  nur  ein  ankläger  gegen  die  fiirstin  auf,  was  eine 
gemeinsame,  vom  Krl  of  Tolous  unterschiedene  quelle  voraussctat.  In 
denselben  bearbeitungen,  mit  ausnähme  des  Miracle,  schenkt  die  fiirstin 
kurz  vor  ihrem  letzten  gange  dem  beichtiger  einen  kostbaren  ring,  wel- 
cher später  die  widererkennung  des  retters  ermöglicht.  Das  dänische 
gedieht  weiss  zwar  nichts  von  einem  ringe,  aber  das  seidene  hemde,  in 
welchem  die  königin  zum  richtplatze  geführt  war  und  welches  sie  dem 
ritter  auf  dessen  bitten  schenkte,  dient  gleichfall«  im  weiteren  verlaufe 
der  erzähluug  als  erkcnnungszeichen  des  befreiers,  woraus  man  auf  ver- 
wantschaft  schliessen  darf.  Im  Erl  of  Tolous  wird  zwar  eines  ringes  ge- 
dacht, aber  in  verschiedenem  zusammenhange.  Hier  schenkt  die  kaiserin 
dem  grafen  bei  der  ersten  begegnung  einen  ring,  der  wahrscheinlich  in 
demselben  sinne  gegeben  als  empfangen  wurde,  nämlich  als  liebeszeichcn, 
für  den  weiteren  verlauf  der  erzählung  aber  ohne  bcdcutung  ist.  Mit 
recht  meint  L.,  dass  die  darstcllung  bei  Bandello,  Palanus,  Galmy,  von 
denen  die  zwei  letzteren  die  Schenkung  eines  zweiten  ringes  erwähnen 
und  zwar  an  der  stelle,  wo  der  Erl  of  l'olous  davon  spricht,  auf  poe- 
tischer ausschmückung  beruht.  Wenn  wir  aber  die  quelle  jener  Versionen 
an  dieser  stelle  für  verderbt  halten  und  die  quellen  der  zwei  provenza- 
lischen  chroniken  hierin  übereinstimmen,  wird  man  verwantschaft  anneh- 
men müssen,  was  L.  s.  158  in  abrede  stellen  will.  In  der  XI.  beilage 
werden  die  ergebnisse  der  neuesten  forschungen  über  die  geschichtlichen 
eräugnisse  mitgeteilt,  welche  sich  allerdings  in  dem  nun  von  s.  2is — 275 
folgenden  te.xte  der  mitteleuglischen  romanze  so  deutlich  widerspiegeln, 
dass  sie  als  grundlage  angesehen  werden  müssen.  Den  schluss  der  arbeit 
bilden  eine  reihe  schätzenswerter  anmerkungen. 

Das  gesammturteil  über  die  vorliegenden  Untersuchungen  L.'s  möchte 
ich  dahin  zusammenfassen,  dass  sie  unsere  kenntniss  der  mittclenglischen 
ronjanzeiipocsie  erheblich  gefördert  hal)en  und  holfenllich  den  anstoss  zu 
weiteren  furscliungen  auf  diesem  ebenso  dankbaren  als  interessanten  ge- 
biete geben  werden. 

Bonn.  F.  Doenne. 


TANGER,    FIKSr  AND  Sl'X.  QUARTOS  AND  FIRST  FOLIO  OF  HAMLEl".       7 

Tlie  Firi^t  and  Secoiid  <^>uiirt()s  aud  tlie  First  Folio  of 
Hamlet:  Their  Relation  to  Eacb  Other.  By  Gustav  Tanger, 
Ph.  D.  Reprinted  from  The  New  Shakspere  Society's 
Trausactions,  1  SSO— 82. 

In  eleu  Transactions  of  thc  New  Sliak.  Soc.  ISSO — 82,  Parti,  liegen 
nun  endlich,  nach  mehr  als  einjähriger  Verzögerung,  auch  der  zweite  und 
dritte  teil  meiner  Haraletuntersuchungen  im  drucke  vor.  Einige  an- 
merkuugen,  welche  Mr.  Furnivall  unter  meinen  text  gesetzt  hat,  ertbr- 
tbrdern  teils  eine  erklärung,  teils,  so  weit  sie  sich  gegen  die  von  mir 
vertretene  theorie  richten  oder  zur  Stützung  der  seiuigen  dienen  sollen, 
eine  Zurückweisung.  Da  er  öffer  auf  seine  ausführungen  in  den  'Fore- 
words'  zu  Griggs's  Facsimilcs  der  Qi  und  Q.^  verweist  und  diese  als  dar- 
legung  seiner  theorie  gelten  können,  schien  es  geboten,  noch  einmal  einen 
prüfenden  blick  auf  die  'Forewords'  zu  werfen. 

Meine  erste  absieht  war,  meine  Ilamletstudien  als  einheitliches  werk- 
cheu  in  drei  teilen  erscheinen  zu  lassen:  1.  Hamlet  nach  Shakesp.'s  ms., 
2.  das  verhältniss  von  Q,  und  Folio,,  :\.  das  verhältniss  von  Q,  und  Qj. 
Die  abhandlungen  wurden  aus  hier  nicht  in  betracht  konnnendcn  grün- 
den englisch  geschrieben  und  für  die  'Transactions'  an  Mr.  Furnivall 
eingesant.  Trotzdem  seine  und  meine  ansieht  in  wesentlichen  punkten 
auseinandergehen,  war  Mr.  Furnivall  unparteiisch  genug,  teil  II  und  III 
für  die  'Trans.'  zurückzubehalten;  er  erklärte  aber,  dass  das  comite  den 
I.  teil,  welcher  'all  about  printer's  work'  sei,  nicht  drucken  wolle.  Ich 
war  hierüber  nicht  wenig  überrascht;  aber  freilich,  wenn  Tycho  Mommseu 
und  seine  bahnbrechenden  prolegomena  zu  Romeo  and  Juliet  bei  Mr.  F. 
keine  beachtung  gefunden  haben,  so  durfce  mein  sich  eng  an  jene  an- 
schliessender teil  I  kein  besseres  Schicksal  erwarten.  Ich  zog  ihn  des- 
halb zurück,  traf  die  nötigsten  änderungen  und  so  wurde  er  von  herrn 
prof.  Wülcker  mit  liebenswürdigster  bereitwilligkeit  für  Anglia  IV,  l 
angenommen.  Auch  teil  II  und  III  wäre  zurückgezogen  worden,  wenn 
ich  nur  in  Paris,  wohin  ich  mich  anfang  Oktober  1880  auf  längere  zeit 
begeben  hatte,  zeit  zur  Übersetzung  gehabt  hätte.  Dort  besorgte  ich 
schon  in  den  ersten  tagen  die  letzte  korrektur  der  beiden  englischen 
teile,  wo  ich  aus  missverständniss  in  den  neugeschriebenen  einleitenden 
Worten  und  sonst  noch  gelegentlich  (ss.  110,  127,  133  etc.)  auf  den  ersten 
teil  als  in  Anglia  IV,  2  statt  IV,  1  verweise.  Der  jetzt  vorliegende  band 
der  'Trans.'  sollte  bereits  Jan.  ISSl  erscheinen.  Doch  trat  Verzögerung 
auf  Verzögerung  ein,  und  als  ich  im  Jan.  1881  die  Ilarness  Prize-Essaya 
für  die  Anglia  recensirte,  hatte  ich  nach  den  niittcilungen  des  Mr.  F. 
grund  anzunehmen,  dass  teil  II  und  111  im  Juni  ISSl  herauskommen 
würden  und  verwies  in  diesem  sinne  auf  dieselben.  Dass  dieser  hinweis 
(Anglia  IV,  2  s.  27)  nun  auch  falsch  war,  da  der  band  erst  Febr.  1882 
erschienen  ist,  konnte  ich  also  damals  nicht  wissen  und  bitte  diese  Un- 
richtigkeit freundlichst  zu  entschuldigen  und  zu  verbessern. 

Ehe  ich  mich  gegen  Mr.  FurnivaU's  anmerkungcn  und  ansichtcn 
wende,  erfülle  ich  gern  die  angenehme  pHiclit,  ihm  meinen  ungeschmäler- 
ten dank  auszusprecheu  für  die  mühe,  welche  er  auf  die  Vervollständigung 


8  rVNGlK, 

iiioiuor  listen  (et",  i'ratis.  s.  \H,-)  iiml  auf  die  boifiiti^unii:  der  zeilen- 
imiumoru  auch  soinor  fucöiiiiilcüähluni;  vorwotulot  hat;  tlauobeu  iat  meine 
xähhiug  nach  Furuess'  Kepriut  der  Q,  (New  Var.  Hamlet  11)  stehen  ge- 
blieben. 

Durch  das  vorstehende  findet  Mr.  F. 's  erste  anmerkung  (Trans,  s.  1 10) 
ihre  genügende  erklärnng.  Zu  meiner  liste  der  bühnenweisungen  in  Qj 
und  F,  bemerkt  Mr.  F.  (s.  111):  'Why  arc  these  (d.  h.  die  unter  2,  3,  9 
gegebenen)  managerial  stage-business  directions  t'rom  Shakspcre's  Ms.  (see 
too  11,  40,  50,  51,  53,  55,  GO,  74,  75)  while  77  is  not?'  Mr.  F.  hatte,  als 
er  dies  schrieb,  wol  ganz  den  inhalt  und  zweck  meines  ersten  teils  ver- 
gessen? Vorgelogen  hatte  er  ihm  doch!  Und  wenn  er  auch  meinem 
daraus  gezogenem  Schlüsse  durchaus  nicht  beizustimmen  brauchte,  so 
musste  er  sich  doch  wenigstens  des  Standpunktes  erinnern,  den  ich  mit 
bezug  auf  den  Ursprung  des  Q.j-textes  eingenommen  und  nach  kräftcn 
vertreten  hatte:  ich  glaubte  nach  teil  1  gruud  zu  haben  zu  der  annähme, 
dass  (j.j  direkt  aus  Sh.'s  ms.  stamme,  und  musste,  falls  Q.i  durch  die  lieder- 
lichkeit  des  auch  von  Mr.  F.  als  liederlich  anerkannten  Qj-setzcrs  nicht 
absoluten  unsinn  oder  handgreifliche  sonstige  Verderbnisse 
enthielt,  alles  in  Qa  gebotene  als  authentisch  auffassen  und  den  wenn 
auch  sonst  noch  so  guten  fassungen  in  F,  vorziehen.  Lag  also  irgend  ein 
grund  vor,  die  von  Mr.  F.  lu  rausgegriffenen  bühnenweisungen  anders 
zu  beurteilen?  Unter  no.  77  fasste  ich  mehrere  in  Fi  gegen  schluss 
vorhandene  (von  Ileminge  und  Condell  aus  dem  gediichtniss  resp.  aus 
dem  text  ergänzte),  in  Qo  jedoch  fehlende  bühnenweisungen  zusammen 
(Trans,  s.  IKJff.)  und  legte  dies  fehlen  dem  nachlässigen  Qa-setzcr  zur 
last,  der  sich  meiner  ansieht  nach  auch  an  25,  31,  32,  56,  61,  73,  76 
vergangen  hat  (Trans,  s.  115  oben).  Hat  denn  Mr.  F.  vergessen,  dass, 
wenn  man  einem  gegner  inkonscqucuzen  nachweisen  will,  dies  nur 
von  dem  eigenen  Standpunkte  des  gegners  aus  geschehen  kann?  Aber 
Mr.  F.  hatte  sich  eben  um  diesen  Standpunkt  belreffs  Q.^  nicht  geküm- 
mert, oder  vornehm  verworfen  was  er  hätte  widerlegen  müssen. 
Nur  so  versteht  man,  wie  er  diese  anmerkung  unter  den  text  setzen 
konnte. 

In  einer  ferneren  anmerkung  (seite  15S)  sagt  Mr.  F.,  dass  für  ihn, 
.Mr.  Daniel,  Dr.  Nicholson  und  Dr.  Ingleby  meine  annähme  betreffs  der 
nauicn  Corambis  und  Montano  in  Q,,  die  ich  Trans,  s.  155— 15^  motivirt 
habe,  unmöglich  sei  und  stellt  so  einfach  nieinung  gegen  meinung,  ohne 
versuch,  die  meinige  zu  widerlegen.  Ich  habe  dieselbe  Anglia  IV,  2  s.  4  1 
bestimmter  formuliert  und  muss  abwarten ,  ob  die  majorität  der  Öhake- 
spearckritiker  meine  ansieht  ebenfalls  als  schlechthin  unmöglich  ver- 
werfen wird. 

Was  Mr.  F.  mit  seiner  anmerkung  aufs.  1S8  bezweckt,  leuchtet  nicht 
ein.  Da  ich  zu  den  Worten:  thc  casl  side  of  tite  cillic  (Qi  (iriggs's  Facs. 
XI II,  16;  Fiirness,  17(j2)  bemerke,  dass  hierbei  wol  an  die  east-side  von 
London  (bis  zur  London  Bridge  gehen  bekanntlich  di'' seeseliiffe  nur)  ge- 
dacht worden  sei,  so  war  es  mir  offenbar  nur  um  den  begriff  east  side 
zu  tun,  während  Mr.  F.  auf  'the  Tragedians  xjf  the  Cittie'  (Qa,  II,  2,  312) 
verweist. 


FIKSr  ANO  SECONÜ  QUARIOS  AXi:)   l-lKSl"  FOI.IO  Ol'    HAMI.Kr,  9 

Aehiilich  verhält  es  sich  mit  der  ersten  aniuerkuug  auf  derselben 
scite.  Zu  den  worten  der  Königin  (Q,  XIV,  10;  Furness  ITöii):  'Thcn  I 
perceiue  Ihere's  li-eason  in  Ms  lookcs'  sagt  mein  text,  dass  dies  {Ihcn  hier 
so  viel  wie  now,  d.  li.  nach  lloratio's  mitteilnng  von  des  königs  ansclilag 
auf  Hanilet's  leben)  ein  Widerspruch  sei  gegon  scene  XI  derselben  Q,, 
wo  die  königin  von  ihrem  söhne  über  den  wahren  charaktcr  des  Claudius 
so  vollkommen  aufgeklärt  wird,  dass  sie  sich  zur  mitverschworenen  ilires 
Sohnes  (Q,  XI,  105—107)  macht!  Dies  wird  doch  Mr.  F.  nicht  bestreiten 
wollen?  Was  soll  also  seine  bemerkung,  dass  jene  zeile  auf  den  au- 
schlag  auf  Hamlet  den  söhn  gehe? 

Gegenüber  der  letzten  hier  in  betracht  kommenden  anmerkung  des 
Mr.  F.  (Trans,  s.  190)  halte  ich  das  im  texte  gesagte  aufrecht.  Die  werte 
des  Bragart  Genllonan  (wie  der  Ostrick  der  Q^  in  Q,  genannt  wird) 
sind  keineswegs  so  albern  und  übertrieben  euphuistisch,  wie  die  des 
Originals  in  Q2.  Dass  bragart  die  von  Mr.  F.  angegebene  bcdeutung  ge- 
habt habe,  will  ich  durchaus  nicht  bestreiten,  wol  aber,  dass  uns  Q,  einen 
wirklichen  Bragart  Gentleman  (ihrem  rubrum  gemäss)  vorführe.  Der 
pirat  hatte  wol  noch  die  ergetzliche  erinneruug  an  das  original  im  sinne, 
weshalb  er  den  gentlemau  als  bragart  bezeichnete,  ohne  dass  es  ihm  ge- 
lang, einen  solchen  wirklich  nachzubilden.  Q,  weist  also,  wie  ich  Trans. 
a.a.O.  bemerke,  über  sich  selbst  hinaus  auf  eine  ausführlichere  quelle  hin,  die 
ich  eben  in  der  bühnenfassung  der  Qa  nachgewiesen  zu  haben  glaube. 

Was  die  'Discussion'  betrifft,  welche  Mr.  F.  an  meine  artikel  in 
den  Trans,  gehängt  hat  (leider  ist  sie  von  den  druckern  nicht  in  die 
Separatabzüge  mitaufgenommen),  so  muss  ich  den  ganzen,  gelinde  ge- 
sagt, befremdlichen  ton  derselben  der  hinreichend  bekannten  drastischen 
Schreibart  des  Mr.  F.  zu  gute  halten.  Wollte  ich  ebenso  antworten,  so 
fürchte  ich  würde  keine  deutsche  Zeitschrift  eine  derartige  kundgebung 
aufnehmen  wollen.  Deshalb  nur  ein  paar  worte  zur  sache  selbst.  Eines 
bin  ich  nicht  abgeneigt,  Mr.  F.  zuzugestehen:  dass  ich  besser  tue,  auf  das 
'Book  of  Stage-Directions'  zu  verzichten.  Mr.  F.'s  ansieht  aber  gewinnt 
dadurch  keineswegs  an  boden,  denn  die  darsteiler  des  Dumb-Sliow  muss- 
ten  ja  ebenso  gut  diesen  stummen  teil  der  rollen  abgeschrieben  haben 
wie  die  teile,  wo  sie  zu  sprechen  haben.  Auf  diese  weise  wird  dann 
also  auch  die  beschreibung  des  Dumb-Show  (die  mehr  als  alles  andere 
den  gedanken  an  solch  ein  bühnenweisungsbuch  in  mir  wach  licf)  'aus 
den  rollen'  in  die  Folio  gelangt  sein.  Es  macht  dies  meine  ansieht  nur 
um  einen  kleinen  punkt  einfacher  und  annehmbarer.  Wenn  aber  Mr.  F. 
nicht  einsieht,  dass  die  als  schauspielerische  Interpolationen  bezeichneten 
Varianten  nicht  so  leicht  wegzuleugnen  sind,  so  hat  er  einfach  nicht  be- 
achtet, dass  gewisse  unter  ihnen  (s.  z.  b.  meine  Variantenliste  zu  I,  1,  160; 
I,  2,  175;  III,  2,  H)0;  IV,  7,  170;  V,  2,  326)  schon  iu  Qi  sich  finden, 
also  da  jedenfalls  nicht  der  kritik  von  Heminge  und  Condcll 
zugeschrieben  werden  können.  Diese  fälle  zwangen  mich,  Inter- 
polationen seitens  der  Schauspieler  anzimehmen  und  zahlreiche  andere 
Varianten  daraufhin  /.u  prüfen.  Wie  heikel  eine  solche  entscheidung  war, 
wird  jedem  einleuchten;  wo  Q,  nicht  half,  lilieb  es  oft  zweifelhaft,  oh  H. 
und  C.  als  herausgeber,  oder  ob  die  darstellenden  Schauspieler  die  Urheber 


10  rwc.KK, 

iiiuiK'lior  variauiin  waren.  Koinou  aiigenl)lick  halte  icli  micli  gOfion  diese 
/.weifel  verschlossen  und  sage  aueli  ausdrücklieh  (Trans,  s.  121):  'The 
uiarks  affixed  to  the  dilVerent  varlations  can  be  only  tentative  in  many 
cases.'  Das  taetnni,  dass  solche  actors'  interpolations  vorliegen,  ist  nicht 
zu  bestreiten;  will  Mr.  F.  noch  mehr  Varianten  II.  und  C.  aufbiirden 
(anders  als  tentatively  kann  er's  natürlich  auch  nicht  tun)  so  kann  ich 
<loch  mit  demselben  recht  von  den  ihnen  zugeschriebenen  noch  manche 
ihnen  absprechen  und  den  schauspielern  zuweisen.  Die  grenze  zwischen 
diesen  beiden  arten  von  Varianten  kann  nur  eine  flüssige  sein,  und  was 
mich  bestimmte,  dies  II.  und  V.,  jenes  den  schauspielern  zuzuschreiben, 
wird  einem  unparteiischen  loser  besser  einleuchten  als  Mr.  F.,  dem  es 
schwer  wird,  von  seiner  eigenen  theorie  zu  lassen  und  einer  anderen 
gerechtigkeit  widerfalueu  zu  lassen.  —  So  viel  zur  Zurückweisung  der 
einwürfe  des  Mr.  F.  gegen  meine  beweisfiiluung.  Was  seine  eigene  be- 
trirt't,  so  sind  die  meisten  punkte  derselben  teils  in  'Trans.',  teils  Inder 
oben  erwähnten  recension  Anglia  IV,  2  berücksichtigt  worden.  Es  bleiben 
deshalb  hier  nur  noch  wenige  zu  besprechen  übrig. 

Mr.  F.  glaubt,  Q,  biete  uns  eine  verstümmelte  (räuberische)  widcr- 
gabe  eines  'first  cast',  nicht  von  Qo.  Shakespeare  habe  sich  nicht  vor 
1601 — 2  an  den  entschieden  in  die  dritte  periode  seines  schatVens  gehö- 
rigen IlamletstnIV  gemacht  (Forew.  Q-,  s.  X).  Um  diese  zeit  sei  also  auch 
der  'first  cast'  entstanden.  Die  liierfür  geltend  gemachten  abweichungen 
zwischen  Q,  und  Q.^  in  Wörtern,  phrasen,  .auffassung  der  Charaktere,  Ver- 
tiefung (resp.  vertlachung  in  Q,)  der  ganzen  anläge  des  Stückes,  ja  sogar 
gelegentliche  Varianten  in  der  aufeinanderfolge  von  reden  nnd  sceuen 
lassen  sich  aber  (cf.  Trans.)  auf  ganz  natürliche  weise  auch  anders  und 
zwar  zu  gunsten  unserer  theorie  erklären.  Zum  teil  stützt  sich  Mr.  F. 
(z.  b.  befretfs  der  vermeintlichen  Vertiefung  der  Charaktere  in  Q.^)  auf 
die  dürftigen  beweisgrüude  des  Ilarness  Prize-Kssayisten  Herford.  Dieser 
war  zu  dem  schluss  gelangt,  zwischen  dem  original  von  Q,  und  Q2  liege 
nur  eine  kurze  zeit  (so  auch  Mr.  F.).  Mir  will  es  aber  scheinen,  dass, 
wenn  man  eich  einmal  auf  den  Standpunkt  unserer  gegner  stellt  und  an 
einen  'first  cast'  glauben  will,  man  eher  Mr.  Herford's  preisgenossen 
Widgery  beistimmen  könnte,  welcher  sagt:  'the  improvements  elfecled 
wuuld  lead  US  to  assign  a  considerable  interval  betwecn  the  coni- 
position  of  the  first  quarto  and  its  revision.'  Bei  einem  jungen  dichter 
von  zwanzig  jähren  können  drei  jähre  (I(j(il — l(i04)  für  seine  geistige 
entwicklung  und  Weltanschauung  viel  ausmachen,  aber  unser  Sh.  stand 
damals  den  nicht  mehr  so  leicht  veränderlichen  Vierzigern  nahe.  Will 
man  also  von  einer  ersten  fassung,  einer  revision,  und  damit  von  einer 
hieran  zu  beobachtenden  Weiterentwicklung  des  Sh. 'sehen  geistes  und 
talentes  sprechen,  so  reicht  die  dafür  zugestandene  Zwischenzeit  von 
drei  jähren  nicht  aus. 

Zur  ferneren  Unterstützung  seiner  theorie  weist  Mr.  F.  darauf  hin, 
dass  das  verbrechen  des  Laertes  in  Qi  gegen  Q.2  gemildert  sei,  weil  der 
künig  selbst  die  Vergiftung  des  rapiera  vorschlage.  Aber  Mr.  F.  selbst 
verweist  am  rande  zu  der  betreffenden  stelle  auf  Q2  IV,  7,  l.'M— i:i7). 
Liegt  dort  nicht  in  den  worten  des  königs: 


FIRST  AND  SECOND  QUAK  TOS  AND  KIKST  FOI.IO  OK  HAMl.Er.  11 

(Hamlet)     'Will  not  penise  the  foyles,  so  tliat  with  easc 
Or  witli  a  littlc  shuffliug,  you  may  clioose 
A  sword  vnbated,  and  in  a  pace  of  practiso 
Requitc  liim  tbr  your  father  — ' 

der  gedanke  des  'unfair  play'  schon  deutlich  genug  ausgesprochen? 
Dass  X  bei  der  abfassung  seines  textes  vom  Schlüsse  des  Stückes,  wo 
in  Q2  die  Vergiftung  erst  an  den  tag  kommt,  hier  schon  (Q,  sc.  XV,  22  tf.) 
dieselbe  aus  seineu  spätem  uoteu  vorwegnahm,  ist  weder  einzig  in 
seiner  art  noch  seltsam:  X  kannte  die  unvollständigkeit  seiner  noti/.eu, 
sah  am  Schlüsse  die  Vergiftung  eine  so  wichtige  rolle  spielen,  glaubte 
dieselbe  au  diesem  orte  in  seinen  noten  übergangen  zu  haben  und  hier 
vorbereiten  zu  müssen.  Nicht  immer  hat  X  so  sorgfältig  gehandelt  (sonst 
wäre  Q,  an  sich  besser  ausgefallen),  aber  doch  zuweilen,  und  ein  auf- 
fallendes beispiel  dieses  Verfahrens  habe  ich  in  der  s(!eneuumstcllung  in 
(Qi  sc.  VI)  'To  be  or  not  to  be'  nachgewiesen  (cf.  Trans,  s.  172  f.);  ähn- 
lich hatte  X  zum  teil  den  anfaug  von  V,  2  für  die  berüchtigte  ganz  selb- 
ständige scene  (Q,  sc.  XIV)  zwischen  Iloratio  und  der  königin  vorweg- 
genommen (Trans,  ss.  IDU,  IST  f.).  Man  vergleiche  auch  die  stelle  in  Qi 
(sc.  III  65—70;  Furness  302 — *,I7),  wo  X  aus  den  wuitcn  der  Ofclia: 

'I  did  repell  his  letters,  deny  Ins  gifts 
As  you  did  Charge  me' 

schloss,  er  habe  unter  Polonius'  vermahnungen  an  Ofelia  diese  ver- 
gessen. Er  fügte  dort  also  etwas  demeutspreclicndes  hinzu.  Solcher 
vorwegnahmen  in  einzelnen  Wörtern,  phrascn  oder  zeilcn  habe  ich  noch 
mehrere  hervorzuheben  in  den  'Trans.'  gelegcuhcit  gehabt:  sie  sind  für 
das  verfahren  des  X  charakteristisch. 

Das  verliältnioS  zwischen  Sb.'s  Hamlet  und  der  Hysturic  (s.  VI 
Fw.  Qi),  welche  Mr.  F.  mit  Zuversicht  als  'prose  source'  of  the  play 
bezeichnet,  kommt  hier  wegen  seiner  noch  immer  nicht  beseitigten  Un- 
sicherheit als  beweisgruud  nicht  in  betracht,  und  ich  brauche  mich  um 
so  weniger  an  dieser  stelle  darauf  einzulassen,  als  die  'ITyst.'  meiner  an- 
sieht nicht  gefährlich  werden  kann. 

Was  die  frage  nach  dem  verhältniss  von  Q,  zu  dem  'Ik^straften 
Brudermord'  betriift,  so  kann  Mr.  F.  nicht  recht  zur  entscheidung  kommen. 
Der  einfachsten  annähme  (cf.  Anglia  IV,  2  s.  35  if.),  dass  Br.  aus  Q,  allein 
frei  abgeleitet  sei,  scheinen  ihm  einige  verdächtige  abweichungcn,  ja  sogar 
(anfang  der  ersten  rede  des  königs)  eine  auffallende  Übereinstimmung 
von  Br.  mit  Q2  zu  widersprechen.  Die  abweichungen  jedoch  sind  bei 
der  bekannten  art  der  Überlieferung  des  Br.  ohne  belang;  die  Überein- 
stimmung zeigt  Mr.  F.  folgendermassen  an: 

Qo  1603  Qto  1604  Bruderm.  1710 

[nothing]  C'laiul.  Thougli  yet  of  H  am let  our  dearo  Sc.  Vll.  King 
[The  abscnce  of  the  brothurs  death  Although  our  royal 
Speech  is  not  duc,  I  Tlio  lucnioric  bo  groene,  and  that  it  vs  bc-  brother's  death  is 
assumo,  to  a  cut,  or  titted  stiU  ficsh  in  the  me- 
to the  note-taker's  To  bare  our  liarts  in  greife,  and  our  whole  niory  of  U8  all,  and 
carelessness]  kingdome,  it  bofilsustosuspeud 
To  be  contracted  in  one  browe  of  woe  all  state-showa ,  we 


12     lANOKK,    KIKSI    AND  SKC.  QUAKIOS  ANP  laUST  KOIUI  DK  IIAMLEI". 

Ycl   so    farro  liath  lUsorotiou  fouijrlit  wilh  luust,  uovortlu'U'ss, 

uature  chaugc   oiir    mouru- 

ThiU  wo  witli  wisi'st  sorrowo  tliiiiko  ou  lihu  iiig  suits  iuto  criin- 

TogctUfr  with  remcmbranci.'  of  our  seines  son,  piiriile,  scarlet, 

'riierefore   our   sometiine   Sistor,   iiow  our  siiico  my  lato  tle- 

liueenc  parted   brothor's  ro- 

■Piriuiveriall  io.vutresse  to  tliis  warlikc State  lict  hns  now  becoino 

Havio  \vi'  as  twero  with  a  defeatcd  ioy  our  dearest  cousort. 

^Vith  an  auspitious,    and  a  dropiiiug  eye,  (liatUani   Two  Diss. 

Witli  nürtli  in  funcrall,  aiul  with  dirdgo  p.  U(i) 

in  niarriago, 

hl  oquall  Scale  waigliing  delight  aml  dole 

Taken  to  wifo: 

Sollte  Mr.  F.  uirklich  nicht  beinerkt  haben,  dass  für  das  verstäiul- 
niss  dessen,  was  in  Q,  wirklich  nach  dieser  liickc  folgt,  diese  einleiten- 
den Worte  des  köni^js  un  um gän Jülich  nötig  sind  (cf.  anch  Trans,  s.  15'.», 
no.  I.'i)?  Also  Mr.  F.  glaubt  nicht,  dass  hier  Qi,  wie  so  oft,  sein  original 
nur  unvollständig  widergibtV  Wäre  dieser  anfaiig  in  dem  original  zu 
Q,  auch  nicht  vorliandeu  gewesen  und  dasselbe  jemals  aufgeführt  wor- 
den —  was  hätten  die  andächtigen  Zuschauer  wol  davon  halten  sollen, 
dass  der  könig  Hamlet  (Q,  seil)  mit  Sonne  anredet  (zeüe  2(j,  10,  51)V 
Mussten  sie  (da  in  den  vorhergehenden  teilen  von  Q,  wol  der  verstorbene 
könig,  auch  sein  narae  Hamlet  bekannt  geworden,  aber  nicht  sein  vcr- 
wantschaftsverhältniss  mit  dem  jungen  Hamlet)  nicht  glauben,  der  gegen- 
wärtige könig  sei  Hamlet's  leiblicher  vatcr?  Was  konnten  sie  sich  bei 
der  tiefen  trauer  denken,  in  der  Hamlet  erscheint,  die  er  selbst  be- 
spricht, und  die  vom  könige  getadelt  wird?  Dass  Hamlet  ib.  z.  iJS  so 
wunderbar  albern  ausruft: 

'Hirn  haue  l  lost  1  must  of  force  foregoe' 
macht  die   sache  nicht  besser.     Und  trotz<lem  soll  das  fehlen  von  etwas 
anderem  als  von  des  'uute-taker's  carelessness'  heriührenV 

Mit  bczug  auf  die  leicht  zu  bemerkende  Übereinstimmung  von  Qo 
und  Br.  lässt  sich  nach  dem  eben  gesagten  verstehen,  dass  der  deutsche 
bcarbeiter  des  Br.  die  oben  hervorgehobene  liicke  in  Q,  wol  bemerkt 
und  auf  die  natürlichste,  sich  selbst  aufzwingende  weise  er- 
gänzt hat:  Hamlet's  trauer  nuisste  motiviert  worden,  daher  'our  royal 
hrollicr's  t/eath  is  siill  fresh  in  ihc  memory  of  ns  all';  ebenso  die  auf- 
fallend schnelle  heirat,  welclie  einen  so  gewaltigen  contrast  zu  dieser 
trauer  bildet,  daher  der  anfang  Allkowjh.  Dazu  kommt  noch,  dass  das 
deutsche  original  an  der  hier  aus  dem  Br.  in  englischer  Übersetzung 
herangezogenen  stelle  klar  genug  beweist,  wie  der  Übersetzer  sich  eines 
gewissen  anübersetzens  an  Q^  schuldig  gemacht  hat.  Die  stelle  lautet 
(Colin,  Shak.  in  Germ.  s.  "iöö):  'Obschon  unsers  herrn  brudcrs  tod  in 
frisclum  gedäctitniss  bey  jedermann  ist,  und  uns  gebietet,  alle  soleuni- 
tätcn  einzustellen,  werden  wir  doch  anjetzo  genötigt,  unsere  schwarze 
traueikleider  in  carmosin,  purpilr  und  Scharlach  zu  verändern  etc.'  Das 
vertangliche  be/il  .steht  dem  /jebictel  gegenüber,  oÜ"enbar  durch  anlehnung 
an  Qa.  Hätte  Mr.  F.,  statt  sich  mit  einer  Übersetzung  zu  begnügen,  das 
deutsche  original  zu  rate  gezogen,  so  wi'irdc  Ihm  die  ähnlichkeit  zwischen 
Br.  und  Q^  weniger  auffallend  erschienen  sein.     Was  ist  sonst  noch  von 


EINENKEL,    SIR  ORFEO,    HEKAUSGEGEP.EN  VON  ZIELKE.  13 

auffallender  übereinstiimuuns?  übrij;:?  Ich  bleibe  also  bis  auf  weiteres  bei 
meiner  ansieht,  dass  Br.  aus  Q,  stamme,  ohne  mitbeuutzung  von  Q^. 

Wenn  Mr.  ¥.,  um  noch  diesen  puukt  zum  schluss  zu  berühren,  auf 
s.  XVII  (Fw.  Qä)  sagt,  dass  die  F,  nach  der  'play-copy  of  tlie  1(504  ms.' 
gedruckt  sei,  so  stehen  dem  zwei  punkte  entgegen,  die  ich  in  den  Trans, 
erörtert  habe:  die  beschaffenheit  der  bühuenweisungeu  in  F,  im  vergleiche 
zu  Qo  und  die  in  ersterer  enthaltenen  interpolationen  der  Schauspieler, 
d.h.  Varianten  in  Fi,  die  sich  auch  schon  in  Q,  ebenso  oder  ähnlich  vor- 
finden. Die  Schauspieler  trafen  ihre  willkürlichen  änderiingen  in  ihren 
rollen.  Wer  aber  sollte  interpolationen  in  eine  'stago-copy"  eintragen? 
Ich  nehme  also  als  quelle  für  F,  die  zusammengewobeneu  rollen  der  ein- 
zelnen Schauspieler  an. 

Bis  Mr.  F.  meine  beweispuukte  entkräftet  und  bessere  an  ihre  stelle 
gesetzt  hat,  glaubeich,  ohne  halsstarrig  oder  vernagelt  zu  sein,  bei  meiner 
ansieht  verharren  zu  dürfen. 

BhRUN,    8.  MAEKZ    1882.  CiUSTAV    TANGER. 


Sir  Orfeo,  ein  euglisches  feemiiärchen  aus  dem  niiltelalter. 
Mit  eiiileitung  und  annicrkuugen  heraus^,  von  0.  Zielkc. 
Breslau  (\V.  Koebner)  ISSO.     8.     137  selten. 

Kezensent  ist  seines  wissens  der  dritte,  dem  obiges  schriftchen  zur 
begutachtung  vorliegt.  Rezensionen  über  dasselbe  erschienen  bereits  in 
den  Englischen  Studien  (V,  s.  lüG — 70)  von  Lindner  und  iru  Literatur- 
blatt für  germ.  und  rom.  Philologie  (II,  s.  135—37)  von  "VVissmaun.  Die 
urteile  meiner  geehrten  Vorgänger  lauten  im  allgemeinen  sehr  günstig, 
und  auch  ich  kann  nicht  umhin,  den  tleiss  und  die  kenutnisse,  die  der 
herausgeber  bei  seiner  arbeit  bekundet,  lobend  hervorzuheben. 

Was  meine  ausstellungeu  anlangt,  so  sollen  dieselben  ja  nicht  den 
schein  erregen,  dass  nun  auch  ich  für  meinen  teil  etwas  finden  und 
sagen  wolle.  iJenu  abgesehen  davon,  dass  ich  manches,  was  meine  Vor- 
gänger auszusetzen  fanden,  nicht  unbedingt  unterschreibe,  beabsichtige 
ich  hier  nur  das  zu  erwähnen,  was  mir  am  meisten  anfgefallen  ist. 

Die  innere  einriclitiing  der  ausgäbe  ist  wol  aus  den  früheren  rezen- 
sionen  liinreicliend  bekannt.     An  ihr  habe  ich  das  erste  auszusetzen. 

Dreissig  Seiten  umfasst  (noch  dazu  mit  dem  meist  eine  halbe  seite 
einnehmenden  apparate)  der  text  des  Orfeo,  hundert  selten  dagegen  die 
zutat  des  herausgebers!  Das  ist  denn  doch  wol  etwas  zu  viel  des  guten. 
In  der  tat  hätte  sich  vieles  vereinfachen  lassen.  Den  ersten  teil  der  ein- 
leitung,  der  den  inhalt  der  dichtung  angibt,  hätten  wir  gerne  entbehrt; 
an  seine  stelle  konnte  besser  der  'schluss'  treten,  in  welchem  übrigens 
die  letzten  sätze  jenes  ersten  teiles  nur  in  erweiterter  und  vertiefter  ge- 
stalt  widerkehren.  Von  dem  zweiten  teile  der  einleitiing,  der  die  stehen- 
den redensarten  und  tlickwörter  der  dichtung  behandelt,  wird  in  an- 
merkungen    sehr   vieles    widerliult.      In   dem   vierten    teile,  'die  spräche'. 


1 4  EINENKEL, 

lijitteu  wir  uns  mit  einer  i;iuflelu('  uml  mit  der  beliaixUniifi;  der  eiulunp^en 
beiTniifjt.  l>ureh  eine  besondere  abliandhnif?  der  formen  waren  zaidreiehe 
widerliohmgen  unveruieidlioli,  und  der  lirsf^.  iiiitte  genau  {renomuien  in 
diesem  absehnitte  noeh  viel  öfter  auf  die  lautlelire  zurückweisen  müssen, 
als  er  dies  schon  getan  liat.  Wenn  die  Vermutung  des  rezenseuteu  der 
Studien,  der  hrsg.  habe  'ursprünglich  auch  die  französischen  laute  in 
betracht  ziehen  wollen'  richtig  ist,  so  möchten  wir  durchaus  nicht  be- 
dauern, dass  er  nicht  dazu  gekommen  ist.  Der  Prozentsatz  der  franzö- 
sischen Worte  den  deutschen  gegenüber  ist,  wie  ja  aucli  der  rezensent 
an  anderer  stelle  zugiltt,  viel  zu  gering  dazu.  Allenfalls  Initte  sich  das 
nötige  in  den  amucrkungcn  abtun  lassen. 

Der  die  Überlieferung  behandelnde  teil  bringt  dagegen  nur  notwen- 
diges und  dankenswertes:  die  drei  verschiedenen  texte  des  Sir  Orfeo 
gehen  unabhängig  von  einander  auf  ein  verlorenes  original  zurück,  dem 
der  te.\t  des  Auchinleck-ms.  am  nächsten  steht,  während  für  die  beiden 
anderen  noch  eine  ihnen  gemeinsame  zwischeuvorlage  angenommen  werden 
muss.  Alle  drei  texte  waren  bereits  herausgegeben,  aber  in  ungenügender 
weise.  Den  naheliegenden  versuch  zur  herstellung  des  Wortlautes  oder 
nur  des  dialektes  des  urtextes  hat  der  hrsg.  nicht  gemacht.  Der  rezen- 
sent des  Literaturblattes  hat  ihm  diese  Zurückhaltung  sehr  verübelt.  Mit 
unrecht,  wie  wir  denken.  Der  hrsg.  entschuldigt  sich  mit  der  bemerkung, 
dass  zur  herstellung  eines  kritischen  textes  die  abweichungen  der  mss. 
zu  gross  seien  und  der  reim  selbst  au  zweifellos  echten  stellen  sich  als 
zu  wenig  verlässlich  erweise,  und  wir  haben  dies  fast  auf  jeder  seite 
bestätigt  gefunden.  Und  zwar  in  dem  maasse,  dass  wir  die  Vermutung 
des  hrsgs.,  die  texte  zeigten  uns  das  gedieht  in  ganz  verschiedenen  ent- 
wicklungsstadien,  und  dass  deshalb  von  einem  originale  im  gewönlichen 
verstände  dieses  Wortes  wol  nicht  die  rede  sein  könne,  vollen  glauben 
schenken.  Sei  dem  aber  wie  ihm  wolle,  jedenfalls  ist  uns  der  getreue 
alldruck  eines  verderbten  textes  immer  noch  lieber  als  ein  sogenannter 
kritischer  tcxt,  der  sich  leicht  liest,  dafür  aber  von  willkürlichkeiten 
wimmelt,  ein  übelstand,  der  in  unserem  falle  ganz  unvermeidlich  ge- 
wesen wäre.  Uebrigens  ist  der  text  der  einen  hs.  (A)  gar  ni(^ht  der  art, 
dass  er  einen  kritischen  text  so  sehr  vermissen  Hesse. 

Was  nun  diesen  text  selbst  anlangt,  so  will  mir  die;  crgänzung  des 
eiuganges  aus  der  hs.  II  doch  bedenklich  erscheinen.  Dieser  eingang 
mit  seinen  gelehrten  nachweisen  steht  do(;h  in  gar  zu  sehroÜ'em  gegen- 
satze  zu  der  in  der  eigentlichen  dichtung  herrscluniden  natiirwiiclisigen 
frische  und  (ünfachheit.  Noch  bedenklicher  wird  diese  ergänzung  durch 
dii'  tatsachc,  dass  der  fragliche  eingang  in  der  (üigliscluin  bearbeitung  des 
Lay  le  Kreine  der  Marie  d(!  France  sich  wörtlich  wideründet. 

Zu  welchem  gedichte  dieser  eingang  ursi>rilngiich  gehörte,  wird 
sich  wol  schwerlich  jemals  endgiltig  erweisen  lassen.  Aus  dem  inneren 
heraus  gewiss  nicht.  Dagegen  wäre  schon  ein,  wenn  auch  schwacher, 
anhält  gewimnen ,  wenn  wir  wiissten,  ob  auf  dem  weggesehnittncn  blatte 
von  A,  dei'  älfeKtcm  handsdiritt,  ausser  den  ondvers(!n  von  Tristrem 
no(;li    so    viel    v(;rs(!  räum  hatten,   als  der  besprochene  eingang  von  text 


SIR  ORFEO,    HERAUSGEGEBEN  VON  ZIF.LKE.  15 

H  bietef.     Es  ist  eben  zu  bedauern,  dass  der  lirsj^.  die  liandsclnift  nicht 
selbst  in  liänden  hatte. 

In  den  texterklärungen,  welche  die  aumerkuugen  bringen,  ist  der 
hrsg.  nicht  immer  glüeklicli  gewesen.  Es  ist  hier  vieles  zu  erwähnon, 
und  wir  wollen  uns  deshalb  so  kurz  als  möglich  fassen. 

Zu  den  anfangsversen  von  0 :  In  feldijs  and  medetvys  flowis  spring 
—  In  grovys  and  7Vodys  foules  sing  —  bemerkt  der  hrsg.:  'flowis  bäche. 
Die  Wörterbücher  weisen  das  wort  für  das  Me.  nicht  auf,  doch  ist  die  be- 
deutung  durch  das  ae.  flnivan  {fluerc)  und  durch  das  ne.  substant.  flow 
sichergestellt.'  Unserer  ansieht  nach  liegt  es  hier  doch  viel  näher,  an 
eine  fehlschrift  aus  flowrys  zu  denken.  Auf  seite  9  zitiert  der  hrsg.  ja 
mehrere  stellen,  die  den  gedanken  mit  denselben  Worten  widergeben.  Am 
besten  würde  zu  unseren  verseu  passen :  pe  foules  singip  Jntn  springip  pe 
flonris  Alis.  6999. 

Zu  0  VI  heisst  es:  'prevy/>  (they  thrive)  für  dasgc\vöhnlicliorc/'y»ry//. 
Woher  der  hrsg.  die  bedeutung  to  thrive  hat,  sagt  er  nicht.  Meines  wissens 
heisst  prevcn  v.'ie  proven  stets  prüfen,  sicii  erweisen  oder  älmliclies. 

In  v.  20  fällt  dem  hrsg.  auf,  dass  il  auf  den  plural  layes  be/.ogon 
wird.  Wir  finden  darin  nichts  auffiilliges.  In  Gen.  u.  Ex.  kann  man  die 
erseheinung  häufig  beobachten.  So  z.  b. :  Cherubin  hauet  bc  gales  sperd; 
ne  sulen  il  neuere  bcn  undon;  —  )ie  sulen  il  uenermore  ben  opened. 
385,  387.  Longe  it  (seil.  )>e  ydeles)  iveren  Qor  forhid,  1875.  1/  (seil,  de 
froskes)  cropen  2974.  //  wif  or  man  Öor  —  otie  take,  It  dea'Ö  öoleii, 
3457.  Ebenso  in  Bestiary  (Kel.  Ant.  I):  tiis  merehaueti  manie  slefnes, 
iuanie  and  sille,  oc  il  ben  welille  553.  Seuene  costes  in  here  Idnde,  alle 
it  ogen  lo  ben  us  minde  7SS.  Gen.  u.  Ex.  und  Bestiary  sind  wie  ürfeo 
Produkte  des  mittellandes. 

V.  25  will  hrsg.  betonen:  Orfe'o  was  a  king.  Dass  jedoch  der  name 
O'rfeö  betont  wurde,  ersehen  wir  aus  versen  wie: 

515  f.  EiiericJi  gode  harpdnr  is  welconi  me  lo 

for  mi  lordes  love,  sir  O'rfeo 
541  f.  pal  was  mi  lörd  sir  O'rfeo. 

Alias  wre'che,  whal  schäl  y  dd, 
ebenso  in  ü   17  f.: 

pey  tele  J>em  write  as  il  wer  dd, 
And  per  among  is  sir  Ü'rfewd. 
Auch  im  Innern  des  verscs  ist  es  bequemer  O'rfed  zu  lesen  statt  Orfe'o, 
weshalb  ich  auch  hier  diese  betonung  befiirworfen  möchte.'  Nach  der- 
hebung  -d  würde  dann  die  seukung  fehlen.  Bei  einem  eigenuamen  nichts 
auffälliges.  Gegen  diese  durch  mehrere  reime  gestützte  betonung  sträubt 
sich  nur  der  reim  Ireive  —  Orfewe  {'lA—'lA).  Dass  diese  betonung  gerade 
in  den  eingangsversen  sich  findet,  kann  unseren  verdacht  gegen  die  echt- 
heit  desselben  nur  bestärken. 


'  Damit  erklärt  sich  auch  die  von  AVissmann  mit  grossem  bedenken 
bemerkte  erseheinung,  dass  in  den)  versc;  drei  liebungen  auf  einander 
folgen  möchten.  Er  will  jedenfalls  lesen:  O'rfeo  (eo  als  diphthong  ge- 
fasst)  ftxis  a  hing.    Orfeo  ist  aber,  wie  wir  oben  sahen,  dreisilbig. 


1  (■>  EINENKEL, 

Ueberhaupt  vermisson  wir  in  der  vi)rli(\i::i'iuloii  ausgäbe  eine  'inetrik'. 
Wo  SU  viel  tjesajjt  war,  kouiite  es  auf  ein  paar  wortc  luelir  nicht  au- 
koiiiiuen.  Und  unser  vers  ist  in  der  tiit  so  eintaeli,  dass  sich  seine  charak- 
terisirung  mit  ein  paar  worten  abtun  liess.  Melir  als  der  rezeusent  des 
Literaiurbhittes  darüber  sagt,  wird  sich  kaum  sagen  lassen. 

Die  bemerkuug  zu  v.  39  gehörte  iu  den  apparat.  lu  noch  höherem 
masso  gilt  dies  von  der  zu  v.  51:5. 

V.  4."<.  Das  and  in  Jnd  he  mi;^l  her  —  He  schulde  /nttke  ist  nicht 
autV.ufassen:  And  he  j>at  ini^t  etc.  Dies  wäre  eine  bei  dieser  satzstellung 
unniiigliche  cllipse.  And  ist  hier  conjunktion  und  gleichbedeutend  mit 
^if,  n'hen  und  ist  iu  unserer  und  der  späteren  zeit  nicht  eben  selten. 

Die  erkiäruug  zu  v.  TS  leidet  an  Unklarheit.  Der  vers  selbst  scheint 
verderbt. 

V.  so.  Wenn  reneyd  in  And  was  reneyd  out  of  hir  will,  renegata 
=  vei'lassen  bedeuten  soll,  wozu  dann  oul  hier.  Eine  andere  erklärung 
kann  ich  nicht  geben.     Vielleicht  ist  hörfehler  aus  7vel  neh  anzunehmen. 

Zu  V.  S5  And  bad  hem  go  (fnd  hir  al  hold  sagt  hrsg.:  ' al  beim  inf. 
=  to  ist  mehr  den  nördlichen  gegenden  eigen.'  Warum  steht  dann  aber 
at  nicht  auch  bei  go'i  Nach  bidde  steht  überhaupt  höchst  selten  inf.  mit 
Präposition.  Das  al  bildet  mit  hold  ein  wort  (=  lo  retain)  und  war  mit 
ihm  zusammen  zu  drucken. 

Ich  bezweifle  sehr,  dass  in  v.  111  i  cnje  J>e  mersye  {())  am  '■i\o{}\tQ\- 
ter  acc'  vorliegt,  pe  ist  jedenfalls  dativ.  Der  häufige  gebrauch  der  foruiel 
hat  />e  nicht  zu  to  j>c  werden  lassen. 

V.  1()T  f.         And  gif  pou  mähest  ous  ylel, 
Whar  pou  be,  pou  worst  yfet. 
ylel  liier  als  tardare,  also  lardulos  gefasst  gibt  keinen  sinn.    Besser  ist 
ylet  =  redarlio,  hinder-ung-niss,  schwierigkeil.     Das  subst.  mit  der  Vor- 
silbe weiss  ich  allerdings  nicht  zu  belegen,  der  inf.  dagegen  erscheint  öfter 
uiir  ihr  verbunden.     Wechsel  der  art  sind  auch  beim  subst.  häufig. 

Der  Wendung /'c//-  pe  maislerye  liegt  ursprünglich  wol  die  Vorstellung 
unseres  'um  die  wette',  mhd.  'in  7viderslrtt'  zu  gründe.  Hieraus  ent- 
wickelten sich  dann  naturgemäss  die  hyperbolischen  bcdeutungen. 

V.  2.'.',».  He,  pal  hudde  yjved  pe  fowe  and  griis 
And  071  bed  pe  purpui'-biis  etc. 
yieed  versteht  hrsg.  richtig  als  kleidung,  da  es  ein  iveden,  kleiden  nicht 
gibt.  Sinn  und  wortslellung  wird  aber  (bidurch  fremdartig.  Vielleicht 
ist  hier  missverstäiidniss  anzuehmen  und  das  y  die  verslümmelte  i)räpo- 
sitiun  in  von  7ved  zu  trennen;  in  7ved  und  on  bed  würden  dann  passend 
einander  gegenüberstehen. 

kneland  in  v.  24;j  ist  nicht  lediglich  nördliche  form,  sondern  auch 
im  mittellande  das  gewöhnliche:  7vith  a  slarande  slon,  slondande  alofte, 
pal  bere  bluschande  bemeg,  Gaw.  1S18— Jl);  gold  so  clare  schinand,  Ama- 
dace  (Stephens)  S(ij  ;  ivysehande  Allit.  I'oenis  (Morris)  A.  14;  Quo  inade 
doniine  and  ijao  spectande,  («en.  u.  Ex.  2S2() ;  fare'd  on  hiin  figlunde  Best.  1  ;■)'.) ; 
hunne  cu7neh  her  on  gangande  ebenda  (J54;  rennande  cunie'i)  a  gunyiiny 
eltemla  (WiT-,  s.andand  stille  as  a  slone  Brunne  s.  21!). 

Zu  V.  2(i(j  bemerkt  hrsg.:    'Für  lochine  A  hat  0  löschend,   offenbar 


SIK  ORFEO,    HERAUSGKGEP.EN  VON  P^IELKE.  17 

aus  tochined  entstanden.'  Wie  so  das  und  nacli  welchen  lautgesetzen? 
Das  nächstliegende  ist  doch,  an  io  sehenden  zu  denken,  dessen  bedeutung 
vortrefflich  zur  Umgebung  passt.  Für  das  d  im  part.  perf.  siehe  Laj. 
unter  scendeu. 

V.  287  f.  And  oper  white  he  mi^l  him  se 

as  a  gret  ost  hi  him  ie 
him  {se)  kann  man  doch  kaum  für  den  ethischen  dativ  halten.  Viel  wahr- 
scheinlicher ist  es  derselbe  dativ,  der  oben  bei  pley  (v.  04)  besprochen 
wurde.  Von  einem  Wechsel  der  tempora  sehen  wir  in  den  obigen  versen 
nichts,  denn  wir  halten  ie  für  ae.  teah,  ich,  dessen  h,  wie  häufig  im  Orfeo 
zu  beobachten,  abgefallen  ist. 

V.  361  f.  pe  bonsour  was  avo?ved  al 

Of  ich  man  er  divers  animal 
Hrsg.  sagt:  'avowed  muss  hier  die  bedeutung  covered  oder  adorried 
haben  und  ist  vielleicht  nur  Schreibfehler  für  anourned.'  Wir  begreifen 
nicht,  wie  hrsg.  hier  in  zweifei  sein  konnte.  Oben  v.  239  hatte  er  fowe. 
das  er  richtig  auf /ViA  zurückführt;  unser  vowen  kann  daher  nichts  anderes 
sein  als  fägian,  später  fuhen  =  färben,  schmücken.  Damit  tällt  natür- 
lich die  Vermutung,  dass  0  mit  amelyd  und  amelt  (für  animal)  das  rich- 
tige haben  könnte. 

Zu  hcm  penkep  v.  440  heisst  es:  'Die  intransitive  bedeutung,  welche 
eigentlich  dem  ae.  pyncan  zukommt,  ist  hier  auf  ae.  pencan  übertragen.' 
Was  für  eine  geschraubte  Übersetzung  kommt  aber  dann  heraus!  Der 
Vorgang  ist  doch  ein  ganz  anderer,  punchep  und  penchep  ist  hier  ein 
und  dasselbe;  e  ist  als  aus  weichung  von  i  (y)  dem  w-umlaut  zu  fassen: 
Lag.  III,  33:  pal  was  \sulel\  pare  —  wonder  peh  hil  penclie  {im  jninche 
im  älteren  texte)  ==  wenn  es  auch  wunder(bar)  dünke.  Denselben  Vor- 
gang haben  wir  in  denl  für  dint  duiit  aus  ae.  dynl  (vgl.  Stratmauii).  Er 
ist  sogar  schon  für  das  Altenglische  nachzuweisen.  Ho  finden  wir  sceldig 
für  scyldig. 

Zu  V.  4SI:  a  hegger  ybill  ful  narwe  bemerkt  hrsg.,  dass  er  den 
eigentümlichen  gebrauch  von  bilden  sonst  nicht  nachzuweisen  wisse. 
Jedenfalls  ist  bill  (für  bild,  buld)  hauptwort  und  //  wie  oben  die  ver- 
kürzte präposition. 

Dass  asay  in  v.  5C()  ein  anderes  wort  sein  soll  als  asay  in  v.  4ö0 
sehen  wir  nicht  ein.  Die  aufforderung  zum  sprechen  haben  wir  schon 
in  sjyeke  und  wir  können  darum  das  folgende  asay  nicht  wider  mit 
sprechen  übersetzen.  Der  sinn  der  stelle  ist  doch  ganz  klar;  es  heisst: 
Sänger,  mir  gefällt  deine  musik,  ich  will  dich  königlich  belohnen!  So 
sprich  denn  und  du  kannst  es  erproben  (seil,  was  ich  verspreche). 

Wir  sehen,  der  hrsg.  hätte  in  diesem  teile  seiner  arbeit  etwas  auf- 
merksamer verfahren  können  und  bemerken  nur  noch,  dass  wir  nur  das 
wichtigste  und  auffälligste  besprochen  haben. 

Was  nun  die  im  'Schlüsse'  behandelte,  vielumstrittene  (luelle  unseres 
gedichtes  angeht,  so  glauben  wir  mit  dem  hrsg.,  dass  wir  in  ihr  ein 
verlorengegangenes  französisches  lay  suchen  müssen,  dessen  Inhalt  dem 
ersten  englischen  erzähler  oder  abfasser  der  dichtuug  nur  noch  schwach 
erinnerlich  war. 

Au^liu,  V.  band,  Aiiz.  2 


18  BRANDL, 

l)ie  :uis  dem  Fnuizüsisclieii  nicht  i'r  kl  urbaren  eif;-enn;uuen  können 
uns  liüchstens  den  gediinken  «alie  legen,  dass  der  erzJihler  oder  dichter 
an  klussiseher  bildung  genippt  hatte,  ehe  er  seine  luinstrelfahrten  be- 
gann. Denken  wir  nur  daran,  aus  welch'  bunten  eleiueuten  die  spiel- 
nianns/.nnft  sieh  zusammensetzte.  Besondere  beaelitung  verdienen  hier 
die  namen  Phtto  und  Jhko.  AVenn  der  rezeusent  der  Studien  mit  seiner 
annähme  einer  italieniseheu  (inelle  recht  haben  sollte,  würden  wir  die- 
selben in  ganz  anderer  form  haben.  Was  Drfeo  betrifft,  so  hat  sich  oben 
gezeigt,  dass  dieser  nauie  ganz  anders  betont  wird  als  im  Italienischen, 
abgesehen  davon,  dass  ähnliche  Vorgänge,  wie  hier  der  Übergang  der 
eudnng  eus  zu  eo  auch  sonst,  ganz  ohne  einwirkung  einer  fremden 
Sprache  sich,  nachweisen  lassen.  So  linden  wir  in  Barbour's  legenden 
(llorstmann)  neben  den  gewühnlichen  formen  Bailltolcniciv,  Mathew  auch 
häutig  solche  auf  -o.  Auf  die  form  llci^n)rodis  wird  der  gen.  rezensent 
wol  keinen  zu  grossen  nachdruck  legen  wollen.  Sie  lässt  sich  aus  dem 
Französischen  ebenso  schwer  erklären  als  aus  dem  Italienischen.  Da- 
gegen ist  eine  angleichung  an  die  biblische  Herodias^  sehr  wol  denkbar. 
Man  vergleiche  nur  die  form  Pilato,  die  0  für  den  namen  Plulo  hat.  In 
dem  geiste  des  dichters  mischten  sich  eben  aus  seiner  Schulzeit  her  bib- 
lische mit  klassischen  erinnerungen. 

Ungeachtet  der  obigen  ausstellungen  ist  und  bleibt  die  neue  aus- 
gäbe des  .S7/-  Orfco  eine  tüchtige  leistung,  die  der  schule,  aus  der  sie 
hervorgegangen,  alle  ehre  macht.  Die  vorhandenen  ausgaben  waren  in 
mehr  als  einer  beziehuug  mangelhaft.  Der  hrsg.  hat  sie  durch  seine 
arbeit  überflüssig  gemacht,  und  wir  sagen  ihm  dafür  unseren  pflicht- 
schuldigen dank.- 

CiOHLlS-LElPZIG,    IM  NO\\  1881.  l^UGEN    EiNENKEL. 


Enj;lish  Mcu  of  Letters.  Sir  Walter  Scott  by  liicbard  II. 
lluttoD.  8.  177  8s.  Loiidüu  (Macmillau)  1879.  2  s.  G  d. 
Die  Sammlung  E.  M.L.  ist  nicht  für  ein  fachwissenschaftlichos,  son- 
dern für  ein  allgemeines  publikum  berechnet,  und  danach  werden  sich 
auch  die  ansprüche  der  kritik  zu  richten  haben.  Nicht  auf  ueuheit,  Voll- 
ständigkeit und  kleinliche  genauigkcit  des  mitgeteilten  kommt  es  hier  an, 
wenigstens  nicht  in  erster  linie:  genug,  wenn  das  bild  des  betrellenden 
autors  richtig,  klar  und  lebenilig  gezeichnet  ist.  Übwol  selten  direkt, 
leisten    diese   bücher   doch   indirekt   der  Wissenschaft  grossen  Vorschub, 


'  Zielke,  Orf.  a.  i;34,  anm. 

■■^  Auf  (ien   druck   sclieint  der  hr.sg.   sehr  grosse  Sorgfalt  verwendet 
zu  haben.     Wir  fanden  nur  folgende  (h-uckfehler: 
seile  !i5  consst/l  für  conseyl, 
„     41  as/v  für  sa?v, 
„     42  urs]>riiittjliclieu  für  ursprünglich, 
„     4S  siu/it  für  sciiiul, 
„     (i1  yarne  für  tjramc, 
„   123  droiv^c  für  drerv^e. 


SIR  WALTER  SCOTT,    BY  HUTTON.  1 9 

und  es  ist  zu  verwundern,  warum  noch  kein  deutscher  Verleger  den  plan 
gefasst  hat,  eine  ebenso  lange  reihe  unserer  dichter  auf  ähnliehe  weise 
XU  popularisiren;  luaugel  würde  sich  weder  an  lesera,  noch  an  berufe- 
nen monographen  fühlbar  machen. 

Von  diesem  Standpunkte  aus  kann  man  die  vorliegende  monograplue 
Scott's  nur  mit  befriedigung  aus  der  band  legen.  H.  hat  sich  natürlich 
durchweg  auf  Lockhart  gestützt,  aber  nicht  bloss  einen  auszug  gegeben, 
sondern  den  stoff  selbständig  durchdrungen  und  die  grundgedanken 
scharf  hervorgehoben.  Er  betont  vor  allem  das  spezifisch  schottische  und 
localpatriotisclie  in  den  socialen  und  dichterischen,  guten  und  weniger 
guten  eigentümlichkeiten  Scott's,  so  dass  man  deutlich  sieht,  wie  Scott 
nur  deshalb  ein  so  wahrer  romantischer  dichter  geworden,  weil  er  ein 
ganzer  Schotte  und  als  solcher  selbst  noch  unter  halb  mittelalterlichen 
Sitten,  anschauungen  und  Umgebungen  aufgewachsen  war.  Was  Scott 
gross  machte,  bildete  andererseits  auch  seine  schwäche,  lieber  den 
Schotten  hinaus  zum  kosmopoliten  hat  er  es  in  politik  und  kunst  nie 
gebracht;  und  auf  echt  schottischen  clanstolz  führt  H.  zum  grösseren 
teile  auch  das  persönliche  unglück  zurück,  welches  den  unvorsichtigen 
erbauer  von  Abbotsford  gerade  zu  der  zeit  traf,  als  er  sein  haus  für 
sicher  fiiudirt  hielt  und  bereits  seinem  ältesten  söhne  einen  eignen  herd 
gab.  Lockhart  erfährt  hiebei  eine  berichtigung:  er  scheint  namentlich 
James  Ballantyne  einige  dinge  vorgeworfen  zu  haben,  welche  Scott  nie 
geltend  machte,  wegen  welcher  er  sogar  seinen  unglücklichen,  obwol  nicht 
unschuldigen  gescliäftsteilhaber  von  allem  tadel  freisprach. 

Selbstverständlich  hat  H.  auch  Carlyle's  berühmten  essay  über  Scott 
benutzt  (ob  auch  Elze  und  Brandes?)  und  ebenfalls  gegen  eine  stelle  darin 
polemisirt.  C'arlyle  hat  nämlich  behauptet,  dass  sich  Scott  in  der  charak- 
terzeichnung  von  Shakspere  und  Goethe  bedeutend  unterscheide:  Scott 
gestaltet  seine  Charaktere  nicht  vom  herzen  nach  aussen,  sondern  von  der 
haut  nach  innen,  never  getting  near  the  heart  of  them.  H.  will  diesen 
ausspruch  auf  die  Zeichnung  von  Scott's  frauencharakteren  beschränkt 
wissen,  während  er  zweifelt,  ob  Goethe  mit  ausnähme  des  Götz  was 
ever  successful  with  his  pictures  of  men.  Wilhelm  Meister  is,  as  Nie- 
buhr  truly  said,  "a  menagerie  of  tame  animals"  (s.  1()7).  Ich  glaube 
nicht,  dass  diese  ausstellung  Il.'s  so  treÜ'eud  ist  wie  die  obige  gegen 
Lockhart.  Sein  einwarf  bezieht  sich  nur  auf  die  züge,  auf  den  stolf 
der  Charaktere,  und  in  dieser  hinsieht  wird  man  allerdings  bei  Goethe's 
männern  mehr  Rousseau'sches  naturevangelium  und  sichgehcnlassen,  bei 
denen  Scott's  mehr  Selbstbeherrschung  und  'backbone'  finden.  Es  handelt 
sich  aber  bei  Carlyle  nicht  um  den  stoÜ",  sondern  um  die  art,  wie  die 
Charaktere  beschrieben  und  entwickelt  werden;  mit  andern  Worten:  nicht 
um  ihren  moralischen,  sondern  um  ihren  künstlerischen  wert.  Und  da  ist 
es  ohne  zweifei  Scott's  sitte,  von  einer  neuauftretenden  person  zuerst 
kostüm  und  Umgebung  ausführlich  zu  beschreiben  und  auch  in  der  folge 
ihre  handlungeu  lieber  durch  typische  eigenschaften  und  äussere  zufalle 
zu  motiviren,  als  auf  psychologischen  feinheiten  und  individuellen  ge- 
fühlsergüsscn  zu  verweilen,  während  Goethe  von  vornherein  und  dauernd 
den  hauptaccent  auf  das  seelische  legt.     Ich  lasse  ein  paar  beispiele  aus 

2* 


20  BR ANDI,,    SIR  WAI  IKR  SCOTT,    HY  HUTTON. 

solcheu  Stelleu  Scott's  folgen,  \voU'ho  direkt  von  Goethe  heiiiliergcnonmien 
sind,  denn  bei  dieser  geuieinstunkeit  im  stoff  wird  sich  das  vorgehen  der 
beiden  dichter  luu  besten  vergleichen  lassen,  lu  der  übersetztiug  oder 
vielmehr  bearbeitung  der  ballade  vom  'Untreuen  knaben'  hat  sich  Scott 
mit  dem  l)äumendeu  ross  uud  der  romantischen  kriegslust  des  buhlen  so 
eingehend  beschäftigt,  dass  er  über  diesen  /.utaten  sein  gebrochenes  ehe- 
versprechen uud  biemit  den  kern  seiner  schuld,  seines  Charakters  völlig 
vergass.  Aehnlich  hat  Scott  die  kostümscene  aus  dem  'Egmout'  in  'Kenil- 
worth'  mit  behaglicher  breite  nacherzählt,  die  feinfühligen  reden  Egmont's 
aber,  welche  darauf  folgen,  mit  einer  kur/.en  phrase  abgeschnitten.  Und 
auch  im  Götz  darf  der  biedere  haudegeu  bezeichnender  weise  nicht  mehr 
klagen,  dass  ihm  'das  leben  sauer  gemacht'  werde,  sondern  Scott  hat 
diesen  tretflichen  zug  von  Individualität  geopfert,  um  den  typ us  des 
eisernen  faustritters  desto  schärfer  hervortreten  zu  lassen.  Ausserdem 
hat  11.  in  einem  unbewachten  augenblicke  selbst  eine  äusserung  sich  ent- 
schlüpfen lassen,  welche  entschieden  mehr  zu  Carlyle's  ansieht  stimmt  als 
zu  seiner  eigenen;  er  sagt  nämlich  s.  12S:  'His  (Scott's)  imagination  was 
less  the  Imagination  of  iusight  tlian  the  imagination  of  one  wliose  mind 
was  a  great  kaleidoscope  of  human  life  and  fortimes'. 

Man  kann  sogar  noch  weiter  geheu  und  behaupten,  dass  Scott  auch 
im  praktischen  leben  den  weg  ab  extra  dem  ab  intra  vorzog;  sonst  hätte 
er  sich  z.  b.  nicht  von  äusserlichen  polizeimaassregeln  die  vollständige  aus- 
rottung  des  katholicismus  in  Irland  erwarten  können  (s.  HO). 

Schliesslich  noch  eine  ergänzung.  Lockhart  und  Elze  habeu  bereits 
den  tiefgehenden  einfluss  berührt,  welclien  Bürger's  bailaden  auf  die 
weckung  von  Scott's  dichtergeist,  Goethe's  Götz  von  Berlichingen  auf 
die  entstehung  seiner  ersten  romantischen  epen  genommen,  ein  einfluss, 
der  von  Scott  selbst  freimütig  eingestanden  wurde  und  seine  ganze  poe- 
tische richtung  bestimmen  half.  Ein  neuer  biograph  hätte  sich  danach 
immer  noch  sehr  verdient  machen  können,  wenn  er  einer  so  wichtjgen 
kunstübertragung  genauer  nachgespürt  und  namentlich  das  drama  'The 
House  of  Aspen',  welches  noch  nie  auf  seine  quellen  hin  untersucht 
wurde,  einmal  in  die  Untersuchung  hereingezogen  hätte.  Es  würde  sicli 
dabei  gezeigt  haben,  dass  diese  tragödie  von  17',)'.»,  ritterstückmässig 
wie  sie  ist,  das  deutliche  Verbindungsglied  zwischen  der  Götzübersetziing 
von  ]Ti)8  (gedruckt  ITD'JJ  und  den  Götzankläugeu  im  'Lay  of  the  Last 
Minstrel'  (begonnen  1802)  und  'Marmion'  bildet.  Statt  dessen  hat  H.  alle 
diese  beziehungen  des  jungen  Scott  zur  deutschen  literatur  stillschweigend 
übergangen,  ausser  dass  er  die  Übertragung  des  Götz  später  einmal  ausser- 
halb des  chronologischen  Zusammenhanges  und  ganz  l)eiläufig  erwähnt 
(8.  107).  Es  ist  der  mühe  wert,  nach  dem  gründe  dieses  Stillschweigens 
zu  fragen.  Die  angezogenen  tatsachen  sind  für  das  innere  verst.ändniss 
und  den  entwicklungsgang  des  grossen  scliotrischen  dichters  zu  wesent- 
lich, als  dass  man  sie  selbst  in  einer  monographie  von  nur  177  selten 
so  ganz  hätte  übergehen  dürfen.  Eine  halbe  seite  mehr  hätte  wol  auch 
nicht  geschadet.  Sollte  etwa  antideutscher  Chauvinismus  dabei  im  spiele 
seinV  Mancher  deutsche  leser  könnte  auf  diese  Vermutung  verfallen, 
wenn   er  sich  noch  erinnert,   wie  Li.  1871  als  redakteur  des  'Speetator' ' 


TKAUr.MANN,    ALTEXGL.  LEGENDEN,  IIERAUSG.  VON  IIORSTMANN.     21 

Deutschland  wegen  der  anncxion  von  Elsass-Lothringcn  auf  das  heftigste 
angriff,  so  dass  Bismarck  dem  blatte  den  postvertrieb  entzog.  Ich  glaul)c 
aber  nicht,  dass  wir  auf  einen  so  parteiischen  und  kleinlichen  crklärungs- 
grund  angewiesen  sind,  um  so  weniger,  als  H.  auch  den  eintluss  seiner 
eigenen  laudsleute  auf  Scott,  z.  b.  des  Monk-Lewis,  übergieng.  Es  ist 
vielmehr  die  sitte  englischer  monographen,  ungleich  mehr  die  anlagen, 
lebensschicksale  und  charaktereigeutümliclikeiten  eines  dichters,  sowie 
den  einfluss  derselben  auf  seine  werke  zu  schildern,  als  sein  verhältniss 
zu  literarischen  Vorgängern  und  mustern;  mit  anderen  worten:  ungleich 
mehr  die  entwicklung  des  künstlers  als  seiner  kunst  zu  verfolgen.  Im 
ersteren  punkte  stehen  wol  die  englischen  monographen  den  deutschen 
im  ganzen  und  grossen  voran;  sie  mussten  ihn  auch  mehr  kultiviren, 
denn  sie  hatten  nicht  für  eine  gelehrte  klasse  zu  schreiben,  wie  der 
deutsche  forscher,  sondern  fast  immer  für  ein  allgemeines  publikum,  und 
dies  kümmert  sich  bekanntlich  mehr  um  das  erlebte,  selbstproducirte 
und  sinnenfällige,  als  um  das  erlernte  und  die  feinen,  nur  dem  geübten 
äuge  sichtbaren  fäden  geistiger  Wechselbeziehungen.  Andererseits  aber 
sollte  über  dem  rein  biographischen  doch  auch  das  kunsthistorische  de- 
ment in  England  nicht  vernachlässigt  werden,  sonst  sinkt  die  literatur- 
geschichte  zur  literateugeschichte  herab. 

Wien,  28.  Februar  1882.  A.  Brandl. 


Altenglische  Legenden.  Neue  folge.  Mit  einleitung  und  an- 
raerkuugen  herausg.  von  C.  Horst  mann.  Heilbronn  (Hen- 
ninger) 1881.  Gr.  8.  CXXXVm  und  Ö3G  Seiten.  21m. 
Eine  138  selten  umfassende  einleitung  handelt  in  ihrem  ersten  haupt- 
abschnitte  'über  bedeutung  und  Stellung  der  legende'.  Es  wird 
zunächst  (s.I — XXIII)  ihr  aufkommen  und  ihre  entwicklung  als  bestandteil 
des  gottesdienstes  dargelegt;  auf  s.  XIX—XXIII  wird  als  beispiel  für  die 
steUuiig,  welche  sie  innerhalb  des  gottesdienstes  eiiinahni,  aus  dem  Bre- 
viarura  Aberdonense  das  ofticium  am  feste  des  hl.  Machor  abgedruckt; 
weiterhin  (s.XXYlII  ff.)  wird  über  entstehung  und  entwicklung  der  legen- 
densammlungen  gehandelt.  Am  Schlüsse  des  ersten  hauptabschnittes  heisst 
es:  'Auf  den  lateinischen  legendarien  beruhen  die  altenglischen  legen- 
den Sammlungen,  die  fast  alle  mit  rücksicht  auf  die  predigt,  auf  den  Vor- 
trag an  die  gemeinde  angelegt  sind  und  also  praktischen  zwecken  dien- 
ten. Die  jüngeren  Sammlungen,  wie  Barbour's  altschottische  legenden, 
das  Festial  des  Job.  iAIirkus  von  Lilleshul  in  Shropshire,  Bokenham's  Lives 
of  Saints,  sind  aus  der  Legenda  Aurea  ausgezogen,  welche  auch  wörtlich 
in's  Englische  übertragen  wurde  (ed.  Caxton).  Für  die  altern  Sammlun- 
gen sind,  trotz  grosser  Übereinstimmung  mit  der  Legenda  Aurea,  ältere 
legendarien  als  quelle  anzunehmen.'  Der  zweite  hauptabschnitt  handelt 
von  den  alt[raittel]englischen  legendensammlungen.  Zuerst  von 
der  südenglischcn  (s.  XLlV— LVII).     Uebcr  die   hss.  dieser  Sammlung, 


22  TRAU  r.M  ANN, 

sowio  über  ilon  inliiilt  und  gefronsoitiji:es  verhältniss  hatte  H.  schon  in 
der  vorrede  zu  seinen  'Altenglisclion  Lciijenden',  Paderborn  1875,  aus- 
tiihrliehes  fregeben  ;  hier  ist  von  weiteren  ihm  seitdem  bekanntgewordenen 
liss.  die  rede.  8odann  (s.  LVIl  -LXXXIX)  wird  von  der  nordengli- 
schc'H  honiilien-(nnd  legenden-)sannnlnng  gehandelt,  im  besondern  1.  von 
der  ursprünglichen  Sammlung  der  Evangelia  Dominiealia;  2.  der  Samm- 
lung der  Vernon'schen  hs.;  3.  der  horailien-  und  legendensammlung  der 
manuscripte  Harl.  -JlMti  und  C'ott.  Tib.  E  VII.  An  dritter  stelle  wird  die 
schottische  legendensammlung  (Barbour's)  besprochen  (s. LXXXIX— CIX); 
an  vierter  das  Fcstial  des  Johannes  Mirkus,  eine  prosasammlung,  die  in 
zalilreichen  und  vielfach  von  einander  abweichenden  liss.  und  drucken 
auf  uns  gekonunen  ist  (s.  CIX  -  CXXMl);  an  fünfter  eine  kleinere,  nur 
in  eiucr  hs.  vorhandene  Sammlung  des  15.  jlis.,  Oshern  Bokenhams  Lives 
of  Saints  (s.  CXXVIII — CXXX);  und  endlich  an  sechster  die  ö/^(mittel-) 
englische  Übertragung  der  Lcgcnda  Äurea,  die  im  jähre  1438  angefertigt 
wurde  und  in  verschiedenen  hss.  und  zwei  drucken  von  Caxton  vorliegt 
(s.  CXXX — CXXXVIII).  Horstmauu  hat  alle  fachgenossen  durcli  diese 
darlegungen  zu  danke  verpflichtet.  Ist  auch  manches  für  manchen  nicht 
neu,  so  ist  doch  schon  die  zusammenfassende  darstellung  des  ganzen 
verdienstlich  und  konnte,  wie  sie  ist,  eben  nur  vom  vorzüglichsten  unter 
den  kennern  der  mittelenglischen  legende  gegeben  werden. 

Die  texte,  welche  uns  11.  bietet,  sind:  I.  A)  die  nordenglische 
legendensammlung  des  ms.  Harl.  4196-  mit  den  darunter  gesetzten 
lesarten  von  ms.  Cott.  Tib.  E.  VII  (s.  1 — 173).  Die  Sammlung  enthält  die 
legenden:  1.  Andreas,  2.  Bischof  Nicolaus,  3.  Lucia,  4.  Ap.  Thomas, 
ö.  Auastas,  ti.  Stejjhan,  7.  Ev.  Johannes,  S.  Thomas  Beket,  !J.  In  festo 
I'urificationis  Mariae,  Kl.  Agathe,  11.  De  festo  Petri  ap.  quod  dicitur  in 
cathedra,  12.  In  f.  Annuncialionis  Mariae,  13.  In  f.  ss.  app.  Philipi)i  et 
Jacobi,  14.  De  inventione  Crucis,  15.  In  Nativitate  Johannis  Bapt.,  10.  In 
f.  86.  app.  Petri  et  Pauli,  17.  Maria  Magdalena,  18.  Christina,  19.  Ap.  Jaco- 
bus,  20.  In  f.  8.  Petri  ad  vincula,  21.  Biscliof  Sixtus,  22.  Laurentius, 
23.  Assumptio  Mariae,  24.  Passio  Bartholemaci  ap.,  25.  De  Decollatione 
Johannis  ap.,  20.  In  f.  Exaltationis  s.  Crucis,  27.  Matthaeus,  28.  Passio 
ap.  Simonis  et  Judae,  2',».  De  omnibus  sanctis,  30.  Commemoratio  fidelium 
defnnctorum,  31.  Martin,  32.  De  s.  Bricio,  diacono  s.  Martini,  33.  Csccilia, 
34.  Katharina.  Anhang:  Alexius  aus  mss.  Ashmole  42  und  Gg  V,  31. 
B)  Aus  Barbour's  legendensammlung:  S.  Machor.  II.  Einzellegenden, 
aus  verschiedenen  hss.:  1.  8.  Eustas,  2.  Comcnt  le  sauter  noustre  damc 
fu  primes  controue,  3.  Seynt  Mergrete,  4.  Seynt  Katerine,  5.  S.  Kateryne, 
0.  De  Erkenwalde,  7.  Legende  vom  hl.  blut  zu  Hayles,  8.  Vita  s.  Ethel- 
dredae  Eliensis,  9.  Tlie  Legend  of  ss.  Wolfade  and  Ituffyn,  10.  The  Child 
of  Bristowe,  II.  Tlic  Tale  of  the  .Smyth  and  his  Dame,  12.  Marieniegende 
vom  guten  ritter  und  seinem  eifersüchtigen  weibe,  13.  A  Tale  of  an  in- 
cestuous  doughtcr,  11.  Legende  vom  crucifix,  15.  Ipotis,  10.  De  princii)io 
creationis  mundi,  17.  The  Htasyona  of  Jerusalem  (Pilgerfahrt  nach  Jeru- 
salem), IS.  Zwei  gcschicliten  aus  der  hölle  (a.  klage  einer  seele,  b.  strafe 
des  ebebruchs),  19.  S.  Giles,  von  Lydgate,  20.  ö.  Edmund  and  Fremund, 
von  Lydgate,  21,  Margarete,  von  Lydgate,  22.  S.  Cristofer,  23.  Of  s.  John 


ALTENL.  LEGENDEN,    HERAUSGEGEBEN   VON  HORSTMANN.  23 

)J0  euangelist,  24.  S.  Eustas  von  John  Partridge.  Anhang:  1.  Meidau  Mare- 
grete,  2.  Zwei  Marienlegenden,  ;?.  Sprüche  des  h.  Beda,   4.  Ypotis. 

Von  besonderem  intercsse  ist  mir  unter  diesen  stücken  ein  bisher 
nicht  bekannt  gewesenes  gedieht  in  stabzeilen,  eine  legende,  in  welcher 
berichtet  wird,  wie  der  hl.  Erkenwald  einen  leichnara  tauft.  In  der  ein- 
leitung  zu  dem  betreffenden  gediclite  (s.  26())  sagtH.:  'Diese  legende  ge- 
hört zu  der  gruppe  der  westnördlichen  alliterirenden,  grossenteils  unge- 
reimten dichtungen  der  zweiten  hälfte  des  14.jhs.,  wie  Troy  Book,  Morte 
Arthur,  Gawayne,  Allit.  Poems  ed.  Morris,  Susanna  u.  a.,  denen  von 
anderer  seite  schottischer  Ursprung  (als  werke  des  schottischen  dichters 
Huchown)  zugeschrieben  wird.' 

Die  anderen  gedichte,  w'elche  Horstmann  meint,  sind  Gola<jrus  and 
Gawaiie  und  T/ie  Jiitiirs  of  Arlher.  Indessen  nicht  alle  diese  gedichte 
sind  von  'anderer  seite',  d.  h.  von  mir,  als  schottisch  und  von  Huchown 
herrührend  bezeichnet  worden.  Ich  habe  nur  von  zweien  —  lassen  wir 
die  frage  ob  schottisch  oder  nicht  einmal  bei  seite  — ,  von  Morte  Arlhui- 
und  Susanne,  bewiesen,  und  wie  ich  glaube  mit  den  zwingendsten  grün- 
den bewiesen,  dass  sie  Huchown's  werke  sind.  (Sieh  Anglia  I,  134  ff'.). 
Von  den  übrigen  in  frage  stehenden  stücken  ist  (ebenda  s.  118  tf.)  ge- 
zeigt worden,  dass  sie  mit  Huchown  nichts  zu  tun  haben  können,  dass 
vielmehr  der  Gawayn  und  die  Alliterative  Poems  (The  Pearl,  Clean- 
ness,  Patience)  von  einem  besondern  dichter,  das  Troy  Book  wider  von 
einem  besondern,  Golagrus  and  Gawane  ebenfalls  von  einem  besondern 
und  ebenso  The  Antiirs  of  Arther  von  einem  besondern  dichter  verfasst 
sind,  dass  also  die  betreffenden  neun  stücke  nicht  von  einem,  sondern 
von  fünf  dichtem  herrühren.' 

Es  liegt  nahe  genug  zu  fragen:  Ist  das  von  Horstmann  bekanntge- 
gebene stück  das  werk  des  einen  oder  des  anderen  dieser  fünf  dichter? 
oder  gehört  es  keinem  derselben? 

Wir  sind  in  der  glücklichen  läge,  mit  grosser  bestimmtheit  antwor- 
ten zu  können:  die  legende  vom  hl.  Erkenwald  ist  geschrieben 
vom  dichter  des  Sir  Gawayn  und  der  Allit.  Poems. 

Auf  diesen  deutet  zunächst  das  vorkommen  der  folgenden  ^vörter, 
von  denen  ich  die  fett  gedruckten  teils  überliaupt,  teils  in  der  angegebe- 
nen bedeutung  ausser  in  E  (Erkenwald)  nur  noch  in  G  (Gawayn)  und 
AP  (Allit.  Poems,  ed.  Morris)  nachzuweisen  vermag: 

to  auay  174,  zeigen  fo  brayde  19ü,  sich  bewegen 

to  baithe  257  lo  breue  10;{,  berichten 

biffripide  SO,  umfing  bürde  260,  es  gebührte  sich 

to  blysne  87,  glänzen  busmar  214,  höhn 


'  Horstmann  glaubte  zuerst  die  Susanna  dem  dichter  des  von  ihm 
in  Herrig's  Archiv  b.  5.'}  abgedruckten  Evanf/elium  Nicodemi  zuteilen  zu 
dürfen.  Sieh  Anglia  1,  i;54  anm.  Währenddes  druckes  seiner  ausgäbe 
der  Susanna  (Anglia  1,  93  ff.)  änderte  er  seine  meinung  und  bezeichnete 
dieselbe  als  vom  dichter  des  Sir  Gawayn  and  the  Green  Kniyht  stam- 
mend. Sieh  a.  a.  o.  93  anm.  Die  zweite  Vermutung  ist  ganz  ebenso  un- 
haltbar wie  die  erste. 


21 


1  KAU  I.MANN, 


dos  öfi,  gouiai'li.  nuiin 

ticbonertc  \'l'^,  iVeuiuilidikoit,  liüt- 

liohkeit 
/(>  ditic  lli>,  sfhliessiMi,  bot'estigcn 
to  f'oltve  3 'S,  tauten 
to  fnlsenc  124,  helfen 
ijlent  241,  glitt 
to  glew  171.  rufen,  beten' 
lo  (jlisiH-  7^,  glänzen 
glode  75 

gynge  137,  gesellschaft,  seha;ir 
hathel  10^,  mann,  edler 
hclle-hole  291, 
to  here  325,  preisen 
iapes  23S,  scherze 
to  laite  155,  suchen 
to  layne  179,  leugnen 
to  lathe  30S,  laden 
10  laue  314,  fliessen,  netzen 
to  lethe  347,  mildern 
lodly  32S,  verhasst 
lome  G8,  149,  gerät 
loves  349,  hände 


Iure  328,  Verlust 
metely  50,  angemessen 
/<>  ntyutie  104,  2(19,  denken,  sich  er- 
innern 
lo  mynte  145,  schlagen,  berühren 
to  nayle  119,  anweüden 
MO/t'  38,  152,  geschäft 
to  refete  304,  erfrischen 
)-eken  135,  245,  edel,  würdig 
roii/c  II,  91,  stark 
roynish  52, 
s/ent  331, 

spak/y  312,  schnell 
lo  spyr  93,  forschen 
to  stabte  2,  setzen,  gründen 
sladde  274,  fest 
to  teme  15,  sich  nahen 
lome  :n3,  zeit 
thryuandly  47,  tüchtig 
10  walc  73,  wälcn 
lo  wilere  185,  lehren 
tvothe  233,  schade,  unheil 
yepely  88,  schnell. 


Das  sind  sehr  auffallende  und  bei  der  kürze  von  E  sehr  zahlreiche 
Übereinstimmungen.  Noch  bestimmter  aber  weist  das  folgende  auf  den 
dichter  von  G  und  AP: 

E  gebraucht  für  den  begriff  'mann'  in  Übereinstimmung  mit  G  und 
AP  die  Wörter  ivchc  73,  tidk  109,  Icdc  146  und  150,  segye  159,  renke  271, 
freke  287  und  323.  Unter  diesen  ausdrücken  ist  von  besonderer  Wichtig- 
keit lulk^  das,  abgesehen  vom  Troy  Book,  in  keinem  andern  der  vor- 
handenen stabreimenden  gedichte  nachgewiesen  werden  kann. 

Der  begriff  des  sagens  wird  in  E,  abgesehen  von  andern  ausdrücken, 
gegeben  durch  lo  lonseti  {touseti'^)  fvordes  178,  lo  warpe  wordes  321  und 
329,  to  nourne  101,  152,  195.  Alle  drei  ausdrücke  sind  sonst  einzig  in  G 
und  AP  nachweisbar. 

Für  den  begriff  des  gehcns  gebraucht  E  wie  G  und  AP  lo  hoghe  59, 
to  buske  112,  to  raike  139,  to  helde  19(3,  lo  skelle  278.  Die  beiden  letzten 
ausdrücke  sind  wider  bloss  noch  dem  dichter  von  G  und  AP  eigen. 

Ist  es  hiernach  im  höchsten  grade  wahrscheinlich,  dass  E  mit  G  und 
AP  den  nämlichen  Verfasser  hat,  so  wird  die  Wahrscheinlichkeit  zur  ge- 
wissheit, wenn  wir  einen  vergleichenden  blick  auf  den  versbau  werfen. 

Unter  den  ersten  300  versen  von  E  finden  sich  33,  deren  eine  hälfte 
ein  drittes  schweres  wort  mit  reimstab  hat,  nämlich  6.  15.  35.  38.  39.  46. 


'  Nicht  mit  lo  glogli  (Troy  Ijook)  zusammenzustellen,  wie  Horstmann 
tut,  sondern  mit  glewcd  =  called,  prayed  (Patience  164).  In  K  171 
heisst  es:  Hot  glew  fllorstmann  glow)  we  alle  opone  godde\  Patience  164: 
Bot  vclion  gleived  oh  Ins  god. 


ALTENGL.  LEGENDEN,    HEKAUSGKGEHEN  VON  HOKSTMANN.  25 

50.  57.  60.  62.  82.  91.  109.  114.  133.  138.  143.  147.  163.  170.  100.  106.  2'21. 
224.  231.  244.  254.  268.  260.  270.  282.  283.  204.  Dies  stimmt  vurtiefflich 
mit  den  zahlen,  welche  ich  auf  s.  20  meiner  schrift  'Uebcr  Verfasser  und 
entstehiingszeit  einiger  allit.  gedichte  des  Altengl.,  Halle  1S76'  verzeich- 
net habe;  in  einem  gleich  langen  stücke  hat  Cleanness  24,  Patience  20, 
Gawayn  31  verse  der  fraglichen  art. 

Von  versen,  die  von  der  gewöhnlichen  reirastellung  aa:  ab  abgehen, 
finden  sieh  in  dem  bezeichneten  stücke  des  E  12,  nämlich  7.  112.  122. 
192.  208.  281  die  nur  zwei  reime,  und  16.  22.  92.  116.  179.  295  die  vier 
reime  haben.  Wider  auffallende  Übereinstimmung  mit  Cleanness  mit  13, 
Patience  mit  7  und  Gawayn  mit  16  solchen  versen  (sieh  a.  a.  o.  s.  30), 

In  E,  wie  in  G,  Gl  und  P  (sieh  ebenda),  reimen  w  und  ivh  mit  ein- 
ander.   Dies  ist  der  fall  in  den  versen  185 — 86: 

Sithen^  we  wot  not  qwo  \oh  art,  witt-re  vs  l'i-selwent' 
In  worlde  quat  weghe  ]>ou  was  &  quy  |?ow  )7us  ligges. 

Der  reim  des  spiritus  asper  mit  dem  lenis  ist  in  E  so  beliebt  wie 
in  G,  Gl  und  P;  ich  finde  ihn  in  den  ersten  300  versen  11  mal:  4.  17.  40. 
90.  127.  137.  196.  108.  208.  232.  253.  Diesen  11  fällen  stehen  in  Cl  eben- 
falls 11,  in  P  15  und  in  G  19  gegenüber  (sieh  a.  a.  o.  s.  31). 

Keine  so  auffallende,  doch  eine  durchaus  genügende  Übereinstimmung 
ist  es  endlich,  dass  E  unter  den  ersten  300  versen  11  mit  drei  zusammen- 
gesetzten reimen  {sp  st  cl  etc.)  zeigt,  während  auf  Cl  19,  P  20  und  G  22 
derartige  verse  kommen. 

Nach  allem  kann  es  nicht  zweifelhaft  sein,  dass  E  mit  G  und  AP 
den  nämlichen  Verfasser  hat. 

Zum  Schlüsse  muss  ich  noch  der  behauptuug  Horstmann's  (Altengl. 
Leg.  s.  527)  M'idersprechen,  dass  dem  Verfasser  des  E  auch  ein  stabreimen- 
des gedieht,  enthaltend  Prophezeiungen  und  miracula  des  heil.  Thomas 
Beket,  zuzuschreiben  sei.  Die  10  ersten  verse  dieses  Stückes  lauten  nach 
Horstmann's  mitteilung  so: 

Thomas  rides  fro  Rome,  l^e  man  ]>at  right  kennes. 

He  faris  forth  by  a  faire  towne,  Pise  it  is  hotyn^. 

There  fyndes  he  masons  \poiie  a  toure  makand 

A  belfrey  of  alabastre,  j^ere  belles  shul  hengynt*. 

Thomas  to  the  werk  went,  and  wäre  was  sone 

Of  a  lovely  Image  of  our<?  lady  ]>a/  he  most  lovedc'. 

Sho  was  tired  in  a  tabernacle,  &  noman  of  hir  toke  hede. 

Than  Thomas  called^  )7e  maister-mason<?,  ]>at  J?e  werk  makid^;. 

Sey,  sir,  by  ]?i  fay,  whi  hast  )7ou  so  lowe  set 

This  semely  lady  wilh  hir  sont',  prince  of  al  otliir? 

Unter  diesen  zehn  zeilen  ist  kaum  eine,  die  der  dichter  von  Erkenwald, 
Gawayn,  Pearl,  Cleanness  und  Patience  geschrieben  haben  könnte. 

Bonn.  ^Moritz  Trautmann. 


26  I..  roLT.Mix  sMirii, 

Catbolioon  Anj^lieum:  an  English-Latiu  Wonl-book,  dated 
14So.  Edited  tVom  the  two  Mss.  by  Öidney  J.  Herrtage, 
with  Pretace  by  Henry  15.  Wbeatley.  London.  Publisbcd  lor 
tbe  Early  EngHsb  Text  Society  by  M.  Triibner.  1881.  20  sh. 
The  present  voluiue  is  the  taidy  fullilment  of  a  long-proiuised  iu- 
tontion.  How  that  int-ention  arosc  it  wcie  perliaps  not  unworthy  to  teil. 
Wlien,  tbur  aud  twenty  years  ago,  Üean  Troiich  ipad  liis  paper  oa  "Sorae 
Detioiencies  in  om-  Euglish  Dictionaries",  the  seed  sown  feil  on  good 
groilud;  and  the  members  of  the  Philological  Society  in  London,  with 
the  enthusiasin  of  youth,  formed  a  project  to  bring  out  a  new  dictionary 
that  should  be  worthy  of  the  English  language.  From  suiall  beginnings 
the  work  grew,  aud  it  was  soon  discovered  tliat  for  the  liglit  historical 
treatment  of  the  hmguuge  great  Stores  of  mateiial  literatiirc,  either  in 
uianuscript  or  very  rare  print,  were  still  inaccessible  to  workers,  notwith- 
stiinding  the  labours  of  Collier,  HalliwcU,  Thomas  Wright  and  others, 
—  to  whose  names  be  all  honour  due.  To  surmount  this  obstacle  the 
Early  English  Text  Societj-  was  in  1864  called  into  existence;  the  parent, 
and  perhaps  still  the  niore  valuable  in  its  results,  of  several  Societies 
with  special  objects  in  English  literature  that  have  subsequeutly  arisen.' 
I  need  liardly  say  that  an  energetic  spirit  has  animated  them  all,  the 
names  of  F.  J.  Furnivall  and  Prof.  Skeat  are  as  well  known  in  Germany 
as  in  England;  not  so  much  those  of  the  quiet  workers  and  editors  who 
have  contributed  their  substantial  quota  to  those  Societies.  In  1S()5  Mr. 
Albert  Way  completed  for  the  Camden  Society  his  elaborate  and  masterly 
edition,  begun  come  years  betöre,  of  the  Promptorium  Parvulorum,  the 
earliest  English-Latin  dictionary  known,  enriched  with  a  wealth  of  arch;eo- 
logieal  illustration  that  raade  it  a  model  for  all  editors  to  come.  Mean- 
whiie  the  Philological  Society,  in  their  Transactions  of  the  same  year 
l&ti5,  published  a  Paper  read  by  Mr.  H.  B.  VVlieatley,  entitled  "Chrono- 
logical  notices  of  the  Dictionaries  of  the  English  Language";  obviously 
it  was  necessary  to  know  what  had  been  attempted  and  done  before  in 
this  field.  This  interesting  paper  called  attention,  with  useful  biblio- 
graphic  notes,  to  no  less  than  111  dictionaries,  beginning  with  the  Promp- 
torium written  in  ]4iü  and  coming  down  to  Dr.  Latham's  edition  of  John- 
son's  Dictionary  in  1SB4.  During  the  first  176  years  after  1 140,  i.  e.  tili 
Hnn,  so  little  was  the  idea  of  e.xplaining  English  words  in  England 
thought  necessary,  that  English  word-books  are  to  be  sought  in  the  books 
used  for  teaching  other  tongues;  the  list  for  that  period  including  Eng- 
lish-Latin dictionaries  and  the  fanious  English-French  work,  Palsgrave's 
"Lesclarcissement  de  la  langue  Fran^oise",  amounts  to  but  12  works 
in  all.  In  and  after  1010,  Mr.  Wheatley's  list  for  the  next  248  years  deals 
with  English  dictionaries  as  we  now  accept  the  word,  i.  e.  to  give  the 
meanings  in  English  only,  compreliending  12!)  works  produced  during 
that  jjeriod  on  the  meaning  and  etymology  of  English  speech.  Even 
this  list  is  not  cxhaustive,  several  well-known  books  being  omitted,  such 

'    1  he  C'haucer,  Ballad,  New  Shakespeare,  and  Dialect  Societies. 


CATHOLICON  ANGLICUM,    ED.  BY  HERRTAGE.  27 

as  W.  Horinan's  Vulgaria,  1519,  in  the  earlicr  ffroup,  and  thc  valuable 
special  dictionaries  of  the  old  and  provincial  language  by  J.  Jamieson 
(180S),  Robert  Nares  (1S22),  J.  0.  Halliwell  (1S47),  and  Thomas  Wright 
(1857),  in  the  later  list.  The  efforts  made  in  Germany  up  to  1S()4,  by 
Bassler,  Stratmann  and  Müller,  were  however  recognized. 

Starting  with  vigour  the  E.  E.  T.  Society  in  their  first  and  second 
Reports  announced,  as  part  of  their  work  "relating  to  onr  language  and 
ifs  dialects".  a  series  of  rare  early  dictionaries.  The  Promptorium  being 
already  out,  they  led  oflf  in  1S67  with  the  Manipulus  Vocabulorum,  a 
curious  English-Latin  compilation  by  Peter  Levins  in  1570,  being  the  first 
boük  of  its  kind  (though  several  have  appeared  since),  in  which  the 
English  words  are  arranged  in  the  alphabetic  order  of  their  consonantal 
rimes,  the  vowels  of  those  rimes  foUowing  the  usnal  order  of  vowels 
and  diphthongs.  Mr.  H.  B.  Wheatley,  who  edited  this  first  riming  dic- 
tionary,  added  a  luost  useful  index  to  the  English  words,  and  an  iuter- 
esting  introduction  containing  bibliographic  notices  of  other  works  of 
the  kind,  bat  beyond  a  very  few  quotations  he  did  not  enter  into  iilustra- 
tion  of  the  words  emploj'ed. 

From  various  causes  —  death,  illness,  great  expense  involved  by 
soine,  diversion  of  resources  to  other  subjects  —  the  production  of  other 
early  dictionaries  by  the  Society  has  tili  the  last  few  years  been  relin- 
guished.  But  the  printlng  of  the  Cathoiicon  Anglicum  of  1483  from  the 
original  Mss.,  the  second  on  Mr.  Wheatley's  list  and  next  to  the  Promp- 
torium, has  long  been  a  cherished  object;  and  Mr.  Wheatley  and  another 
editor  having  in  turn  been  unable  to  take  up  the  work,  it  was  put  into 
the  hands  of  Mr.  Herrtage,  who,  after  devoting  three  years  to  the  task, 
has  brought  it  to  a  successful  conclusion.  The  thanks  of  all  students 
of  English  are  due  to  this  editor  for  enabling  the  Society  at  length  to 
redeem  a  promise  in  a  manner  so  well  worthy  of  its  early  reputation. 

Levins'  Manipulus  existed  in  print  before  (though  extremely  rare), 
but  the  Cathoiicon  is  only  known  in  two  manuscripts,  one  belonging  to 
Lord  Monson  whlch  has  already  uudergone  some  vicissitudes,  the  other 
is  Add.  Ms.  15,  562  of  the  British  Museum.  Mr.  Way  made  great  use  of 
Lord  Monson's  Ms.  in  his  admirable  notes,  and  again  has  bis  Lordship 
kindly  lent  it  for  the  benefit  of  the  public  in  the  preparation  of  this 
edition.  Mr.  Herrtage  adopts  it  as  the  basis  of  his  text  because  it  is 
perfect,  and  is  fuUer  and  more  correct  than  tlie  Additional  Ms.  This 
latter  however,  though  it  has  lost  several  leaves  and  contains  many 
errors,  has  ben  useful  for  coilatiun  and  Alling  up  gaps.  Lord  Monson's 
Ms.  is  moreover  dated,  14^3,  while  about  the  Add.  Ms.  there  is  uncer- 
tainly  of  date  ranging  from  1450  to  1475. 

The  Promptorium,  compiled  by  a  Doniinican  friar  of  Norfolk,  is  cal- 
culated  to  give  about  12,000  words  as  our  earliest  list  of  English,  of  the 
East  Anglian  dialect.  The  importance  therefore  of  the  Cathoiicon  which, 
only  43  years  later,  brings  its  list  of  about  SOOO ',  drawn  probably  from 

'  The  number  is  really  larger,  as  this  calculation  was  made  from 
the   Monson    Ms.    before    the    collation    with  the  Additioual  Ms.,   which 


2S  I.    lOllMlN   SMlllI, 

tho  north  east  o\'  Kiiijland  (Mr.  Horrtap'  sjivc's  reasoiis  l'or  assiijuins  it 
to  ilio  UDPfli  of  tlie  oast  Kidinj;  ot  Yorkshire)  is  at  once  luanifcst.  The 
cdiror  lias  not  only  jriven  a  (.'arctuUy  collated  ti'xt  exactly  ropresenting 
the  manuscriiit  (witliout  correcting  orrors  ot"  the  old  sovibe),  but  lias  done 
that  wliicli  is  the  pith  of  cverv  good  dictionary  or  glo.^^sary,  he  has  added 
passages  tVoui  eonteuiporary  and  oldcr  writiugs  to  illustrate  the  usage 
of  every  doubtful  or  dit'Hcult  word.  Passing  by  "the  difficult  and 
daugerous  grouud  of  etymohigies"  he  has  devoted  his  notes  and  quota- 
tious  to  that  which  bears  "upon  the  history  of  the  word  itself  as  shown 
by  its  use  in  various  authors",  herein  dilTering  froiu  the  practico  of  Mr. 
Way,  wliose  rieh  notes  often  also  went  to  explaiii  soniething  of  the  thing 
reprosouted  by  the  word.  As  natmally  niany  words  occur  common  to 
both  eoUeetions,  a  System  of  murks  is  adopted  by  wliich  the  reader 
readily  sees  what  words  have  been  already  annotated  by  Mr.  Way,  and 
wliat  words  occur  in  the  Catholicou  which  are  not  found  in  the  Promp- 
torium;  the  editor  has  forgottcn  to  say  (what  may  be  presumed  to  bc 
true)  that  all  the  uu-marked  words  are  ccmimon  to  both  dictionaries, 
and  are  frcijueutlv  annotated  by  himsclf.  It  is  to  be  regretted  that  tho 
editor  did  not  give  the  results  of  his  comparison  with  the  Promptorium 
in  tigiires;  to  coiint  the  marks  under  merely  the  letters  A  and  B  shows 
:{21  fresh  words  not  in  the  earlier  work,  from  which  some  idea  may  be 
gained  of  the  vaiue  of  the  Catholicon  in  new  material. 

The  field  travelied  over  by  Mr.  Herrtage  in  search  of  his  illustra- 
tions  is  very  wide,  and  here  appears  the  less  cause  for  regret  at  the 
delay  of  the  publication,  as  he  has  been  able  to  turn  to  good  account 
a  large  mass  of  carly  literature  which  has  been  made  accessibie  during 
the  eightcen  years  since  Mr.  Way's  book  appeared.  The  publicatious  of 
the  Surtees  Society  (Yorkshire),  to  the  extent  and  value  of  wliich  to  the 
Student  of  English  the  editor  bears  high  testimony,  have  been  a  rieh 
mine  for  iustances,  especially  of  northern  words;  while  the  exertions  of 
the  Camden  and  Early  English  Text,  and  in  a  lesser  degree  of  the  New 
Shakspere,  Societies,  and  of  the  editors  of  the  Government  Series  issued 
by  the  Master  of  the  Kolls,  have  thrown  open  a  new  world  of  material 
here  freely  drawn  upon.  Nor  have  tiie  works  of  [jrivate  editors  been 
less  rcsorted  to,  the  reprints  of  Professor  Arber  and  the  word-books  of 
Halliwell,  Wright,  Jamieson,  Stratmann  and  Mätzner  have  been  laid  under 
cotitribution;  while  the  older  word-books,  especially  the  curious  early 
vocaluilaries  edited  by  T.  Wright  for  Mr.  Mayer  in  1S()7  (of  which  rare 
volume  we  are  glad  to  see  that  Prof.  Wiilcker  promises  a  new  edition) 
lind  reciprocal  illumination  in  the  Catholicon.  On  the  whole,  for  use  of 
opportunities  this  edition  Stands  the  test  of  comi)arison  with  the  learned 
and  öchoiarly  (but  less  practica!)  work  of  F.  11.  Stratmann,  Herrtagc 
relerring  to  about  11.')  authorities  (exclusive  of  modern  word-books)  for 
illustration  of  his  löH'  Century  words,  againat  207  authorities  ((uoted  by 
Stratmann  for  his  collection  from  the  12ti>  to  l.")*''  centuries. 


contains   Homc   words   not   in    the    formcr.     Mr.  Iferrtagc  lias  markcd  all 
äucli  additions. 


CATHOLICOX  ANGLICUM,    KD.  RV  HKRRTAGE.  29 

To  him  wlio  seeks  something  ruore  thau  the  study  of  language 
these  notes  supply  a  fiind  of  amuseiueut  and  instiuetion.  An  example 
or  two  must  suffice.  The  "baulk"  which  is  known  to  the  Student  of 
aneient  land-systems  (see  Maiue's  Village  Commimities  pp.  S5,  Sil)  is  lieie 
expounded  iu  common  use:  "abalke  betwyx  twa  furris",  '■'■balke,  a  lidge 
of  land  betwene  two  fiirrowes  "^  and  several  quotations  and  citations  from 
Tusser's  and  Palladius'  woiks  ou  Husbandry  show  the  diftereut  uses  of 
a  balk.  The  testimony  given  as  to  what  is  a  bye-law,  or  as  the  Catholi- 
con  spells  it  "byrelawe",  is  also  interesting  to  the  Student  who  recog- 
nizes  in  this  a  right  of  the  parish  and  other  old  populär  institutions. 
The  notes  to  the  name  "Zö?/^;  elegius,  nomen  proprium",  settlc  the 
doubts,  if  there  were  any,  as  to  the  meaning  of  the  oath  of  Chaucer's 
Prioress  (Prologue  to  Cant.  Tales,  1.  120).  One  iustance  of  the  curious 
elucidation  of  a  word  now  changed  in  signification  must  serve  as  indica- 
tion  of  the  matter  to  be  found  in  this  direction.  The  adjective-adverb 
enlireiy  now  means  tvholly,  allogellier,  as  in  "the  house  belongs  entirely 
to  me",  but  in  such  phrases  as  "you  are  entirely  wrong",  "he  is  entirely 
mine"  the  word  bears  besides  this  meaning  a  forgotten  subjective  sense, 
which  is  clearly  shown  by  these  iustances  of  its  older  usage.  The  Catholi- 
con  has  '■'■Knlyrly^  intime",  with  the  foliowing  annotation:  "In  the  Gesta 
Romanorum,  p.  171  we  read,  'He  praythe  the  enter ly,  J^at  }70u  make  for 
him  of  this  litle  quantite  a  shirte'.  Cooper  renders  inlimus  by  '■intierly 
beloued;  a  high  and  especial  friende:  iniime,  very  inwardly;  from  the 
bottome  of  the  hearte'.  In  Polit.  Religious  and  Loue  Poems,  ed.  Furni- 
vall,  p.  41,  the  word  is  used  as  an  adjective:  'besechinge  you  euer  with 
myn  enlerly  hert'."  To  these  iustances  might  be  added  others  not  here 
referred  to  from  the  Ms.  of  the  York  mystery  plays  (15*1'  cent.),  and 
from  the  address  so  frequently  to  be  met  with  in  old  correspondence 
e.  g.  "Right  trusty  and  enferly  welbeloved  frend",  Paston  Letters,  ed. 
Gairdner  Vol  I,  p.  117. 

Enough  has  been  said  to  show  how  carefully  the  editor  has  per- 
formed  his  work.  Several  slips  may  be  noted  in  matters  of  reference, 
but  these  are  most  difficult  to  avoid  and  may  well  claini  iudulgence. 
A  more  serioiis  mistake,  though  also  perhaps  condonable,  is  the  astonish- 
ing  remark  that  "anno  regni  regis  Henrici  7i  post  conquestum  quinto- 
decimo"  is  "an  instance  of  the  application  of  the  term  'conquestns'  to 
the  accession  of  Henry  VII."  He  is  evidently  not  aware  of  the  old  custom. 
(in  iise  also  still  in  France  as  I  have  been  informed)  of  referring  to  the 
kiugs  of  England  as  third,  fourth,  &e.  of  their  name  after  the  Comiuest; 
a  custom  which  probably  began  with  the  Edwards,  to  avoid  confusion 
between  those  of  the  name  betöre  and  after  that  event,  and  then,  its 
origin  being  forgotten,  became  extended  (O  the  Henries  by  analogy. 
But  we  can  warmly  join  in  the  editor's  satisfaction  that  the  Camden 
Society  has,  in  joining  the  E.  E.  T.  Society  in  the  production  of  his 
volume,  recognized  it  "as  a  worthy  companion  to  Mr.  Way's  admirable 
work".     Greater  recommendation  it  could  scarcely  have. 

How  the  great  Dictiouary  of  the  Philological  Society,  after  having 
slumbered  for  a  while,   has  awakcned   to  pursue   its   streuuous  course 


30  F.INENKEL, 

witli  renowed  t'orco  aud  proiuise  uf  fulülment,  calliiig  ou  all  lovers  of 
Eugiisli  to  its  aid,  has  been  already  noticed  in  these  pages.  The  print- 
ing  of  the  Catholicou  is  one  of  tlie  stones  by  tlie  way  towards  that  nieat 
munuuieut  of  the  English  lauiiiiaü;e. 

HiGHGATE,  London,  n.  Lucy  Toulmi.v  Smuh. 

Jauuiiry,  IsS'i. 


Enirli^^che  Metrik  in  liistoriseiier  und  systeniatiseber  entwick- 
luu^^  dargestellt  von  Dr.  J.  Schip])cr.  Erster  teil:  alteuglisclie 
nietrik.  Bonn.  ^'erlaJ?  von  Emil  Strauss,  1882.  505  Seiten.  8. 
1  ;i  ui.  50  pf. 

Nach  längerer  zeit  liegt  wider  ein  werk  vor  uns,  das  nicht  mir  in 
deutschen  fachgenössischen  kreisen,  sondern  auch  in  England  sich  Ver- 
breitung und  anerkeunung  verschalten  wird. 

Der  Verfasser  bemerkt  im  eingange,  dass  ihm  in  der  behandlung 
der  englischen  versmasse  zwar  schon  viele  vorangegangen  seien,  dass 
diese  jedoch  alle  ihren  gegenständ  vom  ästhetischen  und  empirischen 
Standpunkte  aus  betrachtet  hätten,  während  doch  nur  die  historische 
betrachtungsweise  allein  als  wahrhaft  erspriesslich  und  in  das  wesen  der 
Sache  eindringend  angesehen  werden  könne.  Dr.  Guest  sei  der  einzige 
seiner  Vorgänger,  der  dies  erkannt  und  in  seiner  Ilistory  of  English 
Rhythms  berücksichtigt  habe.  Doch  auch  dieses  werk  sei  nicht  von  dem 
nutzen  gewesen,  den  es  hätte  stiften  können,  da  sein  Verfasser  durch 
die  irrige  Voraussetzung,  dass  allen  englischen  versmassen  die  alte  stab- 
reimende langzeile  zu  gründe  liege,  zu  ganz  unannehmbaren  Schlüssen 
gekommen  sei. 

Wenn  es  jedoch  bisher  noch  keine  den  anforderungeu  des  heutigeu 
Standes  der  Wissenschaft  entsprechende  darstellung  der  englischen  metrik 
gebe,  80  seien  doch  eine  reihe  von  Untersuchungen  über  einzelne  fragen 
und  gebiete  derselben  vorhanden.  Diese,  glaubt  der  Verfasser,  würden 
als  grundlage  für  eine  historische  behandlung  der  englischen  metrik 
genügen. 

Die  einteilung  der  perioden,  zu  der  der  verf.  nunmehr  schreitet, 
fällt  naturgemäss,  im  ganzen  und  grossen  wenigstens,  mit  der  der  sprach- 
perioden  zusammen.  Der  uns  vorliegende  erste  band  betrachtet  die  poe- 
tischen formen  der  angelsächsischen  und  der,  wie  er  sich  ausdrückt,  alt- 
englischen, nach  neuerer  benennung  mittelenglischen  zeit.  Der  zweite 
und,  wie  wir  glauben,  letzte  band  wird  die  der  ncuenglischen  zeit  be- 
handeln. 

Kapitel  2  und  .i  behandelt  die  bedeutung  verschiedener  metrischer 
grundbegriffe  wie:  rhythmus,  takt,  (juantität,  accent  u.  s.  w.  Die  arbeiten 
WeHtphal'.-i,  .Scherer's,  Hümer's,  Brücke's  und  anderer  sind  hier  benutzt 
und  teilweise  wörtlich  angezogen.  Das  4.  kapitel  behandelt  die  wort- 
Itctonuug  im  (iermani.schcii  und  Romanischeh,  sowie  deren  Verwendung 
im    reime.    .Sclum   hier  nimmt  der   Verfasser  Stellung  zu  der  in  neiierer 


SCHIPPER,    ENGLISCHE  METRIK.  31 

zeit  vielumstritteneu  trage,  ob  für  das  Alt-  und  Mittelcnglische  eine  dem 
Alt-  und  Mittelhoclideutscheu  analoge  behandluug  des  nebentons  anzu- 
nehmen sei.  Der  Verfasser  meint,  dass  nur  vollere  büdungssilben  wie 
-ing,  -and,  nicht  aber,  oder  doch  nur  selten  auch  flexiousendungeu 
den  nebenton  tragen  dürfen.  Inwiefern  dies  begründet,  werden  wir  weiter 
unten  sehen,  zunächst  möchten  wir  nur  auf  die  iiuentschiedenheit  des 
ausdrucks  'oder  doch  nur  selten'  aufmerksam  machen.  Bei  gelegenheit 
des  zu  vorübergehender  geltung  kommenden  romanischen  betonungs- 
prinzips  sind  wie  schon  mehrfach  oben  die  gründlichen  Untersuchungen 
Lubarsch's  benutzt. 

Dass  auch  bei  des  Verfassers  anschauung  noch  der  quantität  ein  be- 
deutender einfluss  auf  den  rhythmus  eingeräumt  wird,  kann  auffallen. 
Die  der  Brücke'scheu  schritt  entnommenen  ahd.  beispiele  bieten  noch 
die  letzten  reste  eines  betonungsprinzipes,  dass  dereinst  auf  den  ganzen 
Versbau  einen  entscheidenden  eintluss  ausübte.  Sollten  die  vom  verf. 
beigebrachten  engl,  beispiele  nicht  analog  aufzufassen  sein?  Nachdem 
der  verf.  im  kap.  6  über  die  verschiedene  bedeutung  der  versfüsse  und 
versmasse  in  antiker  und  moderner  dichtung  sich  ausgesprochen,  geht 
er  in  kap.  7  über  auf  die  zwei  arten  des  reimes,  den  stab-  und  den  end- 
reim.  Der  verf.  bekennt  sich,  was  den  ersteren  anbetrifft,  zu  der  von 
Vetter  und  Hildebrand  verfochtenen  zweihebungstheorie.  Die  zur  be- 
legung  der  acsonanz  angeführten  beispiele  sind  aber  doch  nicht  die 
einzigen,  vielmehr  gerade  die  selteneren  ihrer  art,  die  häufigsten  sind 
reime  wie  milite  :  leohte  :  puhle  u.  s.  w.  Dies  kann  als  beweis  dienen, 
dass  jene  reime  nicht  als  assonanzen,  sondern  als  unvollkommene  voll- 
reime aufgefasst  werden  müssen.  Was  die  entstehung  des  endreimes 
angeht,  so  stellt  sich  der  Verfasser  auf  die  seite  Grimm's,  welcher  gegen 
Wackernagel  annimmt,  dass  der  reim  in  den  germanischen  sprachen  selb- 
ständig ohne  einwirkung  der  mittellat.  poesie  entstanden  sei.  Ob  aber 
die  von  Meyer  aus  Beowulf,  Caedmon,  Andreas  entnommenen  beispiele 
diesen  Vorgang  zu  verdeutlichen  im  stände  sind,  ist  doch  noch  sehr  die 
frage.  Das  sporadische  vorkommen  des  reimes  in  jenen  dichtungen 
scheint  uns  im  gegenteil  darauf  hinzudeuten,  dass  wir  es  hier  mit  etwas 
rein  zufälligem,  unvermeidlichem  zu  tun  haben.  .Sie  können  doch  sicher- 
lich nicht  als  Vorstufen  jener  entwicklung  betrachtet  werden,  die  in  den 
bekannten  versen  der  Elene  oder  gar  in  denen  des  Rbyming  Poem  voll- 
endet vor  uns  liegt. 

Das  1.  kapitel  des  die  angelsächs.  zeit  behandelnden  2.  abschnittes 
bringt  im  allgemeinen  wenig  neues.  Der  verf.  polemisirt  gegen  Lach- 
mann und  dessen  anhänger,  die  den  viermal  gehobenen  halbvers  ütfrid's 
auch  in  den  halbversen  der  Stabreimdichtungen  erkennen  wollen,  und 
exemplitizirt  dann  die  gesetze  der  letzteren  nach  den  Untersuchungen 
Vetter's,  Hildebrand's  und  vorzüglich  Rieger's.  Auch  Koch's  Granmjatik 
ist  mehrfach  benutzt.  Das  2.  kap.  beschäftigt  sich  mit  dem  verfalle  des 
Stabreimes.  Zur  besprechung  kommen  die  homilien  und  biblischen  para- 
phrasen  Aelfric's,  oder  genauer,  nur  das  Buch  der  Richter,  da  dies  das  ein- 
zige ist,  was  bis  jetzt  in  verse  eingeteilt  vorliegt.  Der  verf.  sagt,  die  form 
desselben  lasse  erkennen,  dass  Aelfric  von  den  alten  gesetzcn  der  allitc- 


32  EINENKKI,, 

lireudon  hin^zcile  zwar  iiu  grossen  und  gauzon  kemitniss  habe,  jeden- 
falls aber  keine  genauere,  oder  dass  er  sich  wenigstens  in  keinerlei 
weise  an  dieselbe  binde,  sie  vielmehr  bald  ganz  frei  handhabe,  bald  ganz 
ausser  acht  lasse.  Wie  wir  uns  dies  genauer  zu  denken  haben,  darüber 
lässt  uns  der  verf.  im  dunkeln.  Dass  Aelfric  von  den  alten  stabreimgesetzen 
keine  gründliche  kenntniss  besessen  oder,  sagen  wir  genauer,  für  diesel- 
ben kein  sicheres  gefiihl  gehabt  habe,  dies  halten  wir  bei  eiueui  so  über- 
aus volkstüiulichen  versuiasse  wie  die  stabzeile  es  war,  für  geradezu  un- 
möglich. Für  um  so  unmöglicher,  als  um  1065,  also  beinahe  ein  Jahr- 
hundert später,  noch  ein  beispiel  für  die  genaue  bekanntschaft  dieser 
alten  regeln  vorliegt,  eher  lässt  es  sich  schon  denken,  dass  Aelfric  die- 
selben absichtlich  nicht  befolgt.  Dass  er  dabei  den  zweck  verfolgte, 
sich  seine  arbeit  zu  erleichtern,  wird  sich  angesichts  der  nicht  seltenen 
häufung  der  Stabreime  und  der  durchführung  eines  derselben  durch 
mehrere  zeileu  kaum  festhalten  lassen.  Wahrscheinlicher  ist  es,  dass 
sein  augenmerk  auf  eine  neue,  ihm  selbst  noch  ungewohnte  dichtform 
gerichtet  war.  Wir  wollen  es  mit  diesen  andeutungen  bewenden  lassen, 
wir  werden  unten  auf  die  dichtungen  Aelfric's  zurückkommen. 

Kap.  3  behandelt  die  dichtungen,  in  denen  stab-  und  endreim  zu- 
sammen auftreten.  Was  Byrhtnoös  tod  und  Be  Domes  Daege  angeht, 
so  können  wir  unseren  eben  ausgesprochenen  zweifei  nur  widerholen. 
Derartige  ganz  unvermeidliche  gleichklänge  konnten  unmöglich. zu  dem 
im  Reimliede  so  gewant  gehandhabten  endreim  führen,  der  noch  zu  Laja- 
mon's  zeit  völlig  in  den  windeln  liegt.  In  der  tat  steht  in  bezug  auf 
reimgenauigkeit  das  Reimlied  völlig  allein  in  der  altenglischen  dichtung, 
und  die  annähme,  dass  man  es  hier  mit  einer  vom  auslande  her  einge- 
führten kunstform  zu  tun  habe,  hat,  ganz  abgesehen  von  dem  mehrfachen 
besuche  der  insel  durch  den  Nordmannen  Egil  sehr  viel  wahrscheinliches 
für  sich.  Auch  die  verse  der  Elene  reichen  in  dieser  beziehung  nicht 
an  das  reimgedicht  heran,  zu  so  verführerischen  Schlussfolgerungen  das 
gegenteil  auch  führen  müsste. 

Ganz  anders  steht  es  mit  den  endreimversen  der  Chronik.  Der 
verf.  w'ar  scharfsichtig  genug,  die  weite  kluft,  welche  beide  gedichte 
von  einander  trennt,  zu  bemerken.  Tm  reimgedicht  grösste  reimgenauig- 
keit neben  strenger  beobachtung  der  gesetze  des  stabverses.  In  den 
gedichten  der  chronik  eine  willkür  in  beiden  beziehungen,  wie  sie  ärger 
in  den  gcdicliteu  Aelfric's  niclit  vorkommen  kann,  ein  gegenstück  dazu 
bildet  das  erwähnte  ungereimte,  aber  in  strengen  stabversen  abgefasste 
gedieht  auf  Eadward  vom  jähre  KXiö.  In  diesen  beiden  hauptrichtungen, 
in  der  behandlung  des  langverses  findet  der  verf.  die  weitere  entwick- 
lung  des  langverses  klar  augedeutet.  Die  eine  richtung,  die  conserva- 
tive,  strenge,  hält  an  den  alten  gesetzen  fest  oder  sucht  sie  vielmehr  bei 
völliger  Verwerfung  des  endreims  noch  zu  verschärfen.  Die  andere,  die 
fortschrittliche,  freie  richtung  führt  zu  einem  endgereiniten  kurzen  vers- 
paare, dass  indess,  wie  der  verf.  besonders  hervorhebt,  ja  nicht  mit  dem 
nach  romanischem  vorbilde  entstandenen  dreitaktigen  oder  gar  mit  dem 
häufig  vorkommenden  viertaktigen  kurzen  reimj^aare  verwechselt  werden 
dürfe,  so  sehr  es  denselben  auch  äusserlich  gleiche. 


SCHIPPER,    ENGLISCHE  METRIK.  33 

Mit  eiuer  allgemeinen  betrachtiing  dieser  letztern  nach  lat.  und  tVz. 
Vorbildern  entstandenen  rythinen  und  formen  beginnt  der  3.  abschnitt. 
Ihr  unterschied  von  den  aus  der  volkstümlichen  langzeile  entstandenen 
ist  hier  dahin  angegeben,  dass  bei  den  letzteren  die  ursprüngliche  zwei- 
hebigkeit  der  halbzeilen  bei  ungeregelter  zahl  und  iiille  der  Senkungen 
und  des  auftaktes  bestehen  bleibt,  während  bei  den  ersteren  ein  neuer 
grundgedanke,  der  der  regelmässigen  aufeinanderfolge  betonter  und  un- 
betonter Silben  und  der  der  silbenzählung  sich  geltend  macht. 

Zunächst  besprochen  werden  das  Poeina  Morale  und  das  Ormulum, 
das  letztere  steht  seinem  vorbilde,  dem  antiken  jambischen  septenar,  am 
nächsten.  Der  erste  halbvers  ist  stets  akatalektisch,  der  zweite  katalek- 
tisch;  beide  zusammen  haben  stets  15  silben.  Der  Verfasser  will  die  an- 
nähme Koch's  und  ten  Brink's,  dass  dem  versschema  zu  liebe  Orm  der 
engl.  Wortbetonung  •häufig  gewalt  angetan  habe,  nicht  gelten  lassen.  Er 
lülft  sich  mit  der  sogenannten  schwebenden  betonung,  die  ja  hier  und 
da  auch  in  mittellat.  gedichten  sich  nachweisen  lässt.  Es  wird  sich  hier 
eine  einigung  avoI  leicht  erzielen  lassen.  Koch  und  ten  Brink  dachten 
wahrscheinlich  weniger  an  den  natürlichen  Vortrag,  an  das  ruhige  lesen, 
wie  der  Verfasser,  als  an  die  scansion.  Anders  steht  es  mit  dem  l'oema 
Morale.  Der  dichter  desselben  hatte,  wenn  wir  dem  verf.  glauben  wollen, 
das  gleiche  Vorbild,  aber  anstatt  es  pedantisch  nachzuahmen,  suchte  er 
nur  den  geist  desselben  zu  erfassen  und  ihn  mit  den  freiheiteu  der  ein- 
heimischen dichtung  zu  beleben.  Hier  finden  wir,  wie  in  der  früheren 
zeit  dieselben  freiheiten  den  auftakt  und  die  Senkungen  betreffend,  und 
wir  halten  es  deshalb  durchaus  nicht  für  nötig,  zur  herstellung  einer 
aunäherung  an  die  lat.  Vorbilder  zur  elision,  apokope  oder  verschleifung 
zu  greifen,  um  so  weniger,  als  trotz  dieser  hilfsmittel  noch  zahlreiche 
fälle  zweisilbiger,  ja  dreisilbiger  senkung  übrig  bleiben.  Dass  im 
Ormulum,  wie  im  Poema  Morale  der  erste  halbvers  stumpf,  der  zweite 
klingend  endigt,  wird  vom  verf.  bemerkt.  Es  war  dies  durch  das  Vor- 
bild geboten.  Das  auffälligste  kennzeichen  dieses  verses  wird  jedoch 
leider  nicht  hier,  wo  man  dies  erwartete,  sondern  erst  später  an  einem 
viel  weniger  geeigneten  orte  (kap.  G)  erwähnt.  Wir  meinen  die  eigen- 
tümliche tatsache,  dass  weder  der  gewissenhafte  Orm  noch  der  freier 
dichtende  verf.  des  Poema  Morale  ein  kurzstämmiges  zweisilbiges  wort 
als  versausgang  zulässt.  Die  grössere  freiheit  des  letzteren  zeigt  sich 
nur  darin,  dass  er  hie  und  da  dreisilbige,  auf  der  ersten  betonte  an  stelle 
der  zweisilbigen  langstämmigen  eintreten  lässt.  Eine  ähnliche  freilieit 
gestattet  er  sich  am  ausgange  des  ersten  halbverses,  der  allerdings  wie 
der  des  Ormulum  zumeist  mit  einer  einsilbigen  hebung  endet,  häufig 
aber  doch  von  einem  zweisilbigen,  kurzstämmigen  worte  gebildet  wer- 
den kann,  während  langstiimniige,  wo  sie  überhaupt  vorkommen,  tlieils 
durch  die  bereits  in  der  handschrift  ausgeführte  apokope,  theils  durch 
die    möglichkeit    der    elision    zu    einsilbigen    reducirt    werden   können.' 

'  Genau  so,  aber  ausnahmslos  regelmässig,  ist  die  in  demselben  vers- 
maasse  verfasste  Hymn  to  God,  Old  Engl,  lloni.  fSor.  II  Appi'ndix  ge- 
reimt. Auch  in  der  vorhergehenden  Hj'uiii  to  the  \  irgin  1  wechseln  nur 
kurzstämmig  zweisilbige  mit  einsilbigen. 

Auglia,    V.  baud,  Auz.  3 


34  ElNENKEL, 

Diese  vertretuiii;-  iler  zweisillügen  l;uija:st;inuuij:;en  (lurcli  die  (h-eisilltigon, 
auf  der  ersten  betonten  uml  die  gleichstelluug  der  einsilbigen  mit  den 
zweisilbigen  kurzstäniiuigen  würtern  erinnert  so  lebhaft  an  das  alt-  und 
uiittelhoeluleutsche  verfahren,  nnd  ist  überhaupt  so  aulfiillig,  dass  wir 
das  schweigen  des  Verfassers  hier  niclit  verstehen  können.  Die  apokope 
der  rtexions-t'  im  langstämmigen  zweisilbigen  Wörtern  geht  höchst  walir- 
sclieinlirh  auf  den  dichter  selbst  zurück,  war  aber  siclier  etwas  ganz 
widernatürliches.  Hier,  wo  die  tonlosigkeit  der  endung  nicht  so  deut- 
lich vorlag,  wie  bei  den  kurzstiimmigen ,  musste  eben  durch  einen  auch 
äusscrlich  angedeuteten  herzhaften  strich  geholfen  werden.' 

Noch  etwas  anderes  verdient  bei  dem  Poema  Morale  hervorgehoben 
zu  werden.  Der  verf.  sagt,  dass  seinem  vorbilde  gemäss  der  erste  halb- 
vers  des  engl,  gedichtes  vier,  der  zweite  drei  hebungen  habe.  Wir  wollen 
hierüber  niclit  mit  ihm  rechten,  nur  möchten  wir  wissen,  wie  der  verf. 
diese  seine  behauptung  angesichts  der  naclilblgenden  versc  aufrecht  er- 
halten will: 

l>e  hine  seltne  forjet    for  wiue  ot5er  for  chiUle  25, 
Nolde  hit  maje  do  for  meie    ne  suster  for  bro'i^er  Ib", 
On  helle  is  hunger  and  \>\yst    iuele  twa  ifere  231, 
l'cre  is  waning  and  wop     efter  eiche  strete  '2'S',], 
]'e  luuede  reuing  and  stale,     hordom  and  drunke  255, 
And  a  )?es  deonles  weorke    bliöeliche  swunke  25(5, 
\>a,  pe  were  swa  lese    bet  me  hine  mihte  ileue  257, 
And  weren  al  to  gredi    of  seolure  and  of  golde  260, 
Neuro  sunne  ^ere  ne  scint)    ne  mono  ue  steorre  277, 
Iuele  cristeneuien     hi  beoi^  heore  ifere  295, 
öef  we  seruede  god,     swa  we  doö  erminges  321, 
)'ere  is  alre  rairhöe  raest    mid  englene  sänge  353, 
l'i  nabbed  hi  naht  iliche    alle  of  godes  mihte  380, 
}'et  al  J7et  wes  and  is,  is  feie    wurse  and  lese  392. 
Die   beispiele   sind   dem   texte  der  ausgäbe  Lewin's  entnommen  und  be- 
weisen, dass  die  hoiVnung  des  verf.,  die  Unebenheiten,  wie  er  sie  nennt, 
würden  bei  einer  kritischen  ausgäbe  mit  hilfe  der  verschiedenen  lesarten 
sich  leicht  beseitigen  lassen,  sich  nicht  erfüllt  hat.     Dies  ist  um  so  auf- 
fallender, als  der  herausgeber,  wie  seine  'metrik'  beweist,  denselben  an- 
schauungen  wie  der  verf.  des  vorliegenden  werkes  huldigt  und  daher  in 
um  so  grössere  Versuchung  geraten  musste,  den  text  nach  der  dem  verf.  er- 
wünschten richtung  herzustellen.     So  ist,  um  nur  eines  der  auffallendsten 
beispiele  anzuführen,  seine  betonung: 

^e  luuede  reuing  and  stale  hördom  and  driinke. 
So   leicht   gerade   hier   eine   derartige  gewaltsamkeit  zu  vermeiden  sein 
würde,  völlig  gleich  zu  steilen  der  betonung: 

)?er  bieÖ  naddren  and  snäken  (seite  97)  und  ' 

ne  suster  för  br6Öer  (seite  98). 

'  Die  schriftlich  angedeutete  apokope  findet  wich  nur,    bis  auf  etwa 
zwei  ausnalniKui,  iiei  langstämuiigen  Wörtern. 


SCHIPPER,    ENGLISCHE  METRIK.  35 

Wir  werden  später  seilen,  ob  es  auch  in  den  letzteren  füllen  durchaus 
nötig  ist,  seine  Zuflucht  zu  einer  betonung  zu  nehmen,  deren  uunatUrlich- 
keit  der  verf.  selbst  sich  nicht  verhehlen  kann  (sieh  s.  97—98). 

Das  4.  kap.  behandelt  die  form  des  mittelengl.  Pater  Nosters.  Der 
verf.  gesteht  den  versen  desselben  vier  hebungen  zu  und  führt  dieselben 
auf  den  franzüsischen  achtsilbler  zurück,  wie  wir  ihn  unter  anderem  in 
Wace's  Roman  de  Brut  haben.  Auch  dies  wollen  wir  dahingestellt  sein 
lassen,  wir  können  jedoch  nicht  umhin,  angesichts  der  hilfsmittel,  die  der 
verf.  anwendet,  um  den  engl,  vers  diesem  seinen  franz.  vorbilde  nahe  zu 
bringen  unsere  bedenken  und  zwar  hier  im  verstärkten  masse  zu  wider- 
holen. Die  elisiunen,  Verschiffungen,  taktumstellungen,  schwebenden  be- 
tonungen  u.  s.  w.  machen  sich  hier  in  solcher  masse  notwendig,  dass  man 
fast  glauben  möchte,  nur  ein  gründlich  in  der  modernen  verstechnik  ge- 
bildeter habe  diese  verse  so  wie  der  verf.  es  behauptet  lesen  können. 
Für  manche  dieser  metrischen  freiheiten  finden  sich  allerdings  auch  in 
der  gleichzeitigen  literatur  schriftlich  angedeutete  beispiele.  Aber  ein- 
mal sind  dieselben  im  verhältniss  zu  dem  gebrauch,  den  der  verf,  von 
ihnen  macht,  äusserst  selten,  oder  sie  kommen  bei  einem  dichter  vor, 
dessen  sonstiges  verhalten  gegen  die  spräche  ihre  Volkstümlichkeit  sehr 
verdächtig  machen  muss.  Die  natürlichste  annähme  ist  hier  wol,  dass 
der  leser  sich  so  viel  als  möglich  an  den  prosaischen  wortton  hielt  und 
im  übrigen  die  reimsilben  genügend  herhorhob.  Der  verf.  kommt  doch 
trotz  all  seiner  hilfsmittel  nicht  gänzlich  um  die  zweisilbigkeit  und  das 
völlige  fehlen  der  Senkung  lieruni.     Wozu  also  betonungen  wie: 

from  alle  üuelt?  he  scal  blecen  üs  (s.  109) 

G6da-e  \\h\e  Jni  hü  sciilt  iseon  (s.  llu) 

l'cnchet)  nü  men  hwilch  wuröing  :  king 

hwa  swa  ne  forgefeÖ  heore  hating  :  J^ing  (s.  111), 
die  der  leser  gewiss  erst  dreimal  hätte  überlesen  müssen,  ehe  er  sie  so, 
wie  der  verf.  es  wünscht,  hätte  herausbringen  können.    Das  ruhige,  natür- 
liche lesen  konnte  doch  nur  betonen: 

J'enchetJ  nu  men  hwilch  würÖing 

hwa  swä  ne  forjefeÖ  heore  hating, 

und  der  verf.  kann  die  betonung  der  letzten  worte  doch  um  so  leichter 
zugeben,  als  ja  auch  er  einige  zeilen  weiter  ein  fesining  zulässt.  Zweifel- 
hafter ist  ein  anderer  vers:  per  God  scdl  herbdnjen  üs,  doch  auch  hier  wird- 
das  äuge  des  an  den  jambischen  rhythmus  sich  allmälig  gewöhnenden  lesera 
sicher  nicht  auf  die  unbedeutenden  worte  per  und  scal,  sondern  gewiss 
auf  das  wort  God  gefallen  sein.  Die  Senkung  scal  ergab  sich  dann  von 
selbst  und  das  wort  herbergen  wird  dann  das  Schicksal  der  zusammen- 
gesetzten Wörter  geteilt  haben.  Wenn  der  verf.  —  vielleicht  durch  Orm 
verleitet  —  den  sprung  von  der  altgerm.  wortbetonung  zur  franz.  silben- 
zählung  für  so  leicht  hält,  so  musste  er  allerdings  zu  der  eigentündichen 
erkcnntniss  gelangen,  dass  trotz  der  von  ihm  angenommenen  metrischen 
freiheiten  'nur  etwa  ein  fünftel'  der  verse  des  l'ater  Noster  regelmässig 
gebaut  sind.  Unserer  ansieht  nach  bieten  die  sämmtlichen  verse  dieses 
gedichtes  nur  sehr  weniges,  was  der  gesammfen  frühgermanischeu  dich- 

3* 


30  KINENKKL, 

tnng  niclit  als  eij^eutiiinlioli  zuerk:umt  wercUni  nuissto.  Vim  versen  wie 
/iMt'  n-t-godes  hihc  (s.  IH»),  <^eren  betonung  niis  glciclitalls  höchst  zweifel- 
haft erscheint  (ein  doppelkonsonantischor  anlant  des  folficnden  Wortes, 
der  die  hebunj,'  ivt  stüt/.on  könnte,  wie  oben  bei  und  sndkcii,  liej^t  liier 
nicht  vor!)  wird  weiter  unten  die  rede  sein. 

Scptenare,  mit  alexandrinern  gemischt,  haben  wir,  nach  des  verf. 
ansieht  in  der  umfangreichen  Passion  of  our  Lord  und  in  dem  kürzeren 
gedichte  The  Woman  of  Samaria,  mit  welchen  sich  das  5.  kapitel  be- 
schäftigt. Der  verf.  sucht  das  auffällige,  das  iu  dieser  versmischung 
liegt,  abzuschwächen  durch  den  hinweis  auf  die  tatsache,  dass  in  der 
Elisa'bethanischen  zeit  die  gleiche  misch ung  beliebt  gewesen  sei.  Doch 
ist  hiergegen  zu  bemerken,  dass,  während  dort  die  aufeinanderfolge  vcm 
septenaren  und  alexandrinern  eine  kunstmässig  berechnete  ist,  hier  in 
unseren  gedichten  dieselbe  eine  völlig  regellose  sein  würde.  Der  verf. 
scheint  zu  der  annähme  von  alexandrinern  neben  den  septenaren  durch 
den  umstand  gezwungen  gewesen  zu  sein,  dass  viele  von  den  ersten 
halbversen  der  gedichte  (seiner  ansieht  nach  wenigstens)  nur  für  drei 
hebungen  genügenden  platz  boten,  das  heisst  also,  dass  die  verse,  von 
denen  wir  auf  seite  ;{4  aus  dem  Poema  Morale  eine  an  zahl  anführten, 
hier  in  so  grosser  menge  vorkommen,  dass  ihnen  gegenüber  ein  mittel 
wie  das  oben  angeführte  {nuddren  und  smiken)  nicht  mehr  anwendbar 
erschien.  Doch  mag  dem  sein  wie  ihm  wolle;  interessant  ist  jedenfalls 
der  umstand,  dass  immer  noch  .eine  ziemliche  menge  verse  übrig  blei- 
ben, die  selbst  für  die  hebungen  des  alexandriners  zu  wenig  platz 
bieten.  Man  vergleiche  z.  b.  die  folgenden  halbverse  der  Passion:  Of 
l>e  prophcte  -  2(1;    Yf  ye  me  sechcp  -  185;    }^et  maysler  and  byscop 

—  •2:{S-,  l'is  we  iherdc  —  '247;  and  fullede  kinyes  —  <)78;  ~  murc  te 
voiuhi  :5(t;  -  Idin  lo  seruy  40;  —  and  wold  prechy  TH;  —  l>el  were 
vwdy  74;  —  ////  kabheÖ  y-maked  8();  —  jmi  }>eier  so  dudc  lUi);  -  peler 
vor  l>e  201;  -  ives  mine  iwune  207;  —  is  sividc  sirong  236;  —  hivore 
kn,ii,l,as  (:  was)  2:57;  —  In  nusten  vor  whon  242;  -  Jml  wes  myd 
kayphas  (:  was)  27U;  -  ich  segge  vor  me  2<)4;  -  h'os  wordes  hc 
spek  31-0;  —  lo  schedcn  (für  schedden)  Ins  blöd  340;  -~  in  gywene  honde 
357;   —  mori:  nc  Icsse  3(;(i;  —  ibiessed  beo  hc  4ii7;  —  nnl>c  of  me  415; 

—  bnle  cesar  (:  far)  430;  -  J>e  giwene  läng  40S;  —  l'ul  halte  iesus  (:  /ms) 
500;  —  from  dej>e  lo  line  021 ;  -  goi,  lieom  blessy  (:  fiel  hang)  040;  —  in 
fury  hinge  000;  —  J'is  us  granly  7o:;  :  seynte  Mary  704;  —  eorles  and 
boiides  (i7S;  Pilales^  upon  373. 

Wenn  wir  auch  den  früheren  vereinzelten  beispielen  gegenüber  die 
annähme  einer  verderlmiss  durch  die  Schreiber  nicht  ganz  ausscliliessen 
wollen,  so  wird  sich  diese  annähme  angesiclils  der  oben  gegebenen  grossen 
anzahl  von  versen  nicht  mehr  aufrecht  erhalten  lassen.  Ist  dies  alier  der 
fall,  HO  ist  der  verf.,  wenn  er  consequent  sein  will,  hier  zur  annähme  von 
nur  zweimal  gehobenen  halbversen  gezwungen.  Dass  er  diesen  schritt 
in  der  tat  getan,  werden  wir  weiter  unten  sehen. 

'  Der  n:ime  kommt  in  ilcin  gediditc  häufig  vor  und  wird  immer  rich- 
tig J'ilnles  lictont. 


SCHll'l'üR,    ENGLISCHE  METRIK.  37 

Es  wird  sich  liier  doch  verlohuon,  einen  achuellcii  blick  auf  die 
art  zu  werfen,  wie  wir  für  unseren  teil  diese  Schwierigkeit  zu  lösen 
denken.  Die  natürliche  bctonnng,  denn  auf  diese  kann  es  doch  hier 
nur  ankommen,  sprach  vöndy,  mody,  hicssy  und  auch  bei  dem  lesen  der 
vcrse  war  diese  betonuiig  die  nächstliegende.  Höchstens  bei  dem  roma- 
nischen servy  wäre  ein  schwanken  des  tones  möglich,  obgleich  auch  nicht 
wahrscheinlich.  Zahlreiche  reime  und  zwar  nicht  nur  die  oben  ange- 
führten, sondern  auch  viele  hier  unerwähnt  gelassene,  beweisen  uns 
nun,  dass  aucli  die  endung  einen  ton  besass  und  zwar  einen  solchen, 
dass  sie  stark  genug  war,  den  reim  allein  und  ohne  beihilfe  der  Stamm- 
silbe zu  tragen.  Dasselbe  gilt  von  den  eigenuamen  L'ayphas ,  Jesus, 
auch  Mary,  Pei.cr,  die  gleich  den  vorigen  den  ton  der  stamm-  oder 
hauptsilbe  nicht  entbehren  können.  Alle  diese  worte  werden  behan- 
delt genau  wie  die  Zusammensetzungen  ivhniiion  (:  hwan)  5öS,  ieof-mon 
(:  bigon)  55S,  denen  der  Verfasser  notgedrungen  zwei  töne  zugestehen 
muss  und  auch  zugesteht.  Dahingestellt  müssen  wir  vor  der  band 
lassen,  ob  auch  eine  einfache  flexiousendung  diesen  zweiten  ton  erhal- 
ten und  damit  den  reim  allein  tragen  kann.  Einen  anhält  für  diese  Ver- 
mutung bietet  uns  der  reim  des  stets  langvocalischen  pronomcns  mc, 
mit  der  flexiousendung  des  langstämmigen  sone  336.  Wendet  man  nun 
diese  betonung  auf  beide  vershälften  an,  so  bemerkt  man,  dass  nicht 
nur  die  gefahr  der  zweihebigkeit  völlig  beseitigt  wird,  sondern  dass  die 
zahl  der  vermuteten  alexandriner  mehr  und  mehr  sinkt  und  die  der 
septenare  mehr  und  mehr  steigt.  Lauter  septenare  würden  wir  haben, 
wenn  die  eben  besprochene  tonfähigkeit  der  flexionssilben  sich  bewahr- 
heiten sollte. 

Auffällig  ist  mir  weiterhin  eine  betonung,  vvie  sie  mehrfach  in  dem 
von  dem  verf.  gegebenen  stücke  der  Passion  vorkommt.    Der  verf.  betont: 

Anön  he  hine  bileuede    more  to  vondy 

Ac  6n  hine  biträyede    ]?at  et  of  his(?)  brede 

Müchel  V(')ik  him  fülede     wj'te  ge  for  hwon     u.  a.  m. 

Was  für  ein  zwingender  grund  liegt  hier  vor,  diese  verse  als  alexandriner 
aufzufassen?  Warum  erhalten  die  schlussworte  der  ersten  halbverse  nicht 
zwei  hebungen?  Es  macht  sich  dies  an  anderen  stellen  doch  notwendig, 
da  andernfalls  nicht  einmal  die  drei  hebungen  des  alexandriners  heraus- 
kommen würden,  so  in  Äs  liU  neyhi ecket  85;  alle  lo-gädere  169;  pu  on- 
swerede  24'«;  froin  eorpe  to  heouenc  633;  In  tveren  elleouene\  ferner  in 
ac  gcf  US  hdrrabdn  (:  on)  374;  and  gun  him  hokerij  (:  by)  450;  hi  bcop 
of  gälile  (:  beo),  wo  die  zweite  hebung  noch  zum  Überflusse  durch  den 
reim  sicher  gestellt  ist.  Ein  beispiel  für  diese  betonung  in  der  mitte 
des  verses  haben  wir  in  wdliien  mid  me  16S.  Diese  betonung  wo  tun- 
lich (d.  h.  im  Innern  des  halbverses  nur  dann,  wenn  dem  dreisilbigen 
Worte  noch  eine  tonlose  silbe  als  Senkung  folgt)  angewendet,  würde 
gleichfalls  die  septenare  um  ein  bedeutendes  auf  kosten  der  alexandriner 
vermehren. 

Auf  die  Unregelmässigkeit  der  versschlüsse  des  gedicktes  werden 
wir  weiter  unten  zurückkommen. 


38  KINENKEf-, 

(n'iiau  so  wie  mit  der  Passiun  ist  es  mm  mit  der  S;iui;uiterin; 
auch  liier  soll  eine  mischung  von  Jilexandrinern  und  septenaren  vor- 
liegen, doch  aueli  hier  lassen  sieh  unter  beriicksiolitigung  der  oben  be- 
sprochenen betonung  die  meisten  der  alexaudriner  zu  sei)tenaren  niaehen. 
Zu  bemerken  ist.  dass  die  versausgänge  dieses  gediehtes  zum  untersehied 
von  denen  des  vorigen  genau  so  regelmässig  wie  im  Poema  Morale  beschaffen 
sind.  Wie  dort  werden  hierzu  nur  zweisilbige,  langstämmige  verwendet 
und  nur  dreisilbige  auf  der  ersten  betoute  können  die  stelle  jener  ver- 
treten. Der  reim  was  auf  Messyas  muss  hier  also  ein  um  so  grösseres 
bedeukeu  erregen,  doch  w'oUeu  wir,  obgleich  auch  für  den  Verfasser  die 
betonung  Mcssf/as  sieher  zu  stehen  scheint  (s.  lit»,  z.  1  v.u.),  aus  diesem 
vereinzelten  beispiele  keinen  allzu  kühnen  schliiss  ziehen.  In  betreff 
der  eäsur  des  verses  ru;  gehört  is  jedenfalls  zur  zweiten  vershälfte.  Der 
Schreiber  scheint  zweifelhaft  gewesen  zu  sein,  er  setzt  den  punkt  vor 
und  nach  is\  ähnliche  kühnere  cäsurcn  finden  sich  öfter  in  dem  gediehte, 
so  yeuc  .  drinke  23,  mihte  .  iseoii  (57. 

Das  umfangreiche  kapitel  (!  polemisirt  nun  endlich  oiVen  und  un- 
verhüllt gegen  die  von  Jessen,  i'rautuiann  und  anderen  vertretene  be- 
kannte ansieht,  der  zufolge  die  behandiung  des  nebentones,  wie  wir 
sie  in  alt-  und  mittelhochdeutschen  dichtungen  finden,  auch  für  die 
mittelenglische  periode  anzunehmen  ist.  Vielleicht  wäre  es  besser  ge- 
wesen, hätte  der  Verfasser  diese  ausführuugen  an  einer  früheren  stelle 
gebracht,  denn,  wie  man  auch  leicht  au»  meinem  referat  hat  ersehen 
können,  hängt  vieles  von  dem,  was  in  den  vorhergehenden  fünf  kapiteln 
behandelt  wurde,  eng  zusammen  mit  der  oben  erwähnten  tlieorie  des 
nei)entones.  Es  ist  uns  unmöglich,  auf  die  einwürfe  und  beweise,  welche 
in  diesem  kapitel  aufgehäuft  sind,  njit  der  ausführliciikeit  einzugehen, 
in  der  sie  abgefasst  wurden.  Es  ist  dies  auch  nicht  nöthig,  da  sich  bei 
genauerer  prüfung  herausstellt,  dass  sie  sämmtlich  auf  mehr  oder  weniger 
schwankenden  grundlagen  stehen.  Wenn  z.  b.  der  verf.  zum  beweise, 
dass  im  Mittelenglischen  bereits  der  versaccent  im  'allgemeinen  und  mit 
nur  seltenen  ausnahmen' mit  dem  wortaccent  übereinstimmt,  die  dichtung 
Orm's  anführt,  so  mag  sich  über  den  begrÜY  von  'selten'  streiten  lassen.  Wir 
von  unserem  Standpunkte  aus  können  diese  ansieht  nur  als  eine  auf  zu 
rosiger  anschauuug  der  tatsachen  begründete  bezeichnen.  Und  wenn  ferner 
im  Ormulum  in  der  tat  neben  den  gewöhnlichen  zweisilbig  längs tämmigen 
versschlüssen  auch  kürzstämmige  sich  finden,  so  versehwinden  dieselben 
trotz  des  nachweises,  dass  die  langstämmigen  worte  die  kurzstämmigen 
der  zahl  nach  doppelt  übersteigen,  im  Verhältnisse  zu  der  unmassc  der 
erst<;ren  (etwa  1  (»,()()())  so  sehr,  dass  sie  höchstens  im  stände  sind,  einen 
zweifei  auf  die  Quantität  der  betreffenden  worte  zu  werfen.  Ueberhaupt 
aber  können  wir  uns  gegen  beweise,  die  dem  werke  Orm's,  eines  dichters, 
der  jeden  augenblick  die  accentgesetze  seiner  spräche  verletzt,  nicht  aus- 
drücklich genug  verwahren.  Was  die  dem  Pater  Noster  entnommenen  be- 
obachtungen  anlangt,  so  ist  es  doch  überhaupt  noch  nicht  festgestellt,  nach 
welchen  versprinzipien  es  gedichtet  wurde,  da  ja  ein  nebeneinanderbe- 
stehen zweier  verscliiedcner  metrischer  Systeme,  trotz  der  so  bestimmt 
ausgedrückten  gegenteiligen  ansieht  des  verf.  nicht  nur  denkbar,  sondern 


SCHIPPEK,    ENGLISCHE  METRIK.  39 

geradezu  selbstverständlich  ist.  Denn  mit  dem  eintritt  eines  neuen  me- 
trischen Systems,  das,  wie  erwiesen,  später  die  allein herrschaft  gewinnt 
(freilich  mit  einigen  kompromissen)  wird  doch  das  alte  nicht'  eben  so 
plötzlich  aufgehoben,  sondern  gelit  naturgemäss  eine  zeit"  lang  neben 
dem  andern  her.  Bei  den  in  septenaren  und  alexandrincrn  gedichteten 
liedern  aber  sind  die  aus  ihrer  absrammuug  gezogeneu  Schlüsse  schon 
deshalb  sehr  fraglichen  wertes,  weil  diese  abstammung  überhaupt  vorerst 
noch  eine  Vermutung  ist,  wie  der  verf.  denn  auch  an  den  betreöenden 
orten  sich  demgemäss  ausdrückt. 

Alles  zusammengenommen,  gewinnen  wir  aus  der  polemik  dieses 
kapitels  die  Überzeugung,  dass  in  unserem  streitfalle  wenigstens  je  nach 
dem  Standpunkte  alles  aus  allem  bewiesen  werden  kann,  falls  man  das 
einzige  beweismateriai,  welclies  hier  allein  einen  sicheren  grund  bieten 
kann,  unbeachtet  uud  unbenutzt  lässt.  Wir  meinen  die  reime.  Aus  den 
reimen  wurde  dereinst  die  (ieftonigkeit  der  flexiousenduugen  und  damit 
die  natur  des  alt-  uud  mittelhd.  viermal  gehobenen  verses,  der  grundlage 
für  alle  sich  später  entwickelnden  versgestaltungen,  erschlossen  uud  das 
einzige,  sichere  schlüssse  gestattende,  sind  daher  auch  in  unserem  falle 
die  reime.  Wenn  wir  in  genügender  anzahl  reime  anführen  können, 
welche  flexionseudungen  mit  einander  oder  mit  hochtouigen  Wörtern  bin- 
den, so  ist  auch  die  tonfähigkeit  dieser  endungeu  und  damit  auch  der 
viermal  gehobene  vers  für  die  fragliche  epoclie  der  englischen  literatur 
oder  genauer  zunächst  nur  für  das  eine  der  Untersuchung  unterliegende 
engl,  gedieht  nachgewiesen. 

Im  Altengl.  sind  wir  freilich  mit  dem  reime  recht  karg  bedacht, 
das  sogenannte  Reimgedicht  ist  für  die  zeit  seiner  entstehung  so  muster- 
haft gereimt,  dass  dieser  umstand  allein  schon  für  die  form  des  gedich- 
tes  eine  fremde  herkunft  wahrsclieinlicli  macht-,  und  die  wenigen  und 
kleinen  poetischen  stücke  der  Chronik  liefern  ein  viel  zu  unbedeutendes 
material,  um  sichere  Schlüsse  zu  gestatten.  Nur  im  vorbeigehen  sei  hier 
auf  reime  wie:  wyrceän  :  stvcnceän,  licorläs  :  baräs,  maetidün  :  beceoro- 
dän,  srvib'e  sleärc :  [under-]/'c'oddän  aus  dem  gedichte  auf  den  tod  des 
eroberers  hingewiesen. 

Das  erste  gedieht,  welches  uns  genügendes  material  an  reimen 
liefern  kann,  ist  Lajamon's  Brut.  Zwar  wird  man  gegen  diese  wähl 
geltend  machen,  dass  der  Brut  nicht  an  allen  stellen  gereimt  sei  und 
man  daher  nicht  wissen  könne,  wo  reim  beabsichtigt  sei  und  wo  nicht. 
Jedoch  hoffen  wir  dieses  bedenken  durch  die  vorsichtigste  auswahl  unserer 
beispiele  entkräften  zu  können.  Nur  der  nächsten  Umgebung  und  mitte 
längerer  gereimter  stellen  werden  wir  unsere  beispiele  entnehmen  uud 
andererseits  darauf  achten,  ob  ein  einzelner  reim  nicht  in  öfterer  wider- 
holuug  nachgewiesen,  dessen  absichtlichkeit  also  als  unzweifelhaft  hinge- 
stellt werden  kann.  Auch  ist  es  ein  gebot  der  vorsieht,  bei  der  auswahl 
die  letzten  beiden  bände  der  Madden'schen  ausgäbe  zu  bevorzugen. 

Ehe  wir  an  unsere  aufgäbe  herantreten,  zuvor  noch  einige  einleitende 
bemerkungen.  Es  ist  leicht  zu  sehen,  wie  im  Althd.  der  tiefton  entstand. 
Er  entstand  dadurch,  dass  einfache  mehrsilbige  worte  gleich  zusammenge- 
setzten behandelt  wurden.    Den  Übergang  von  einem  zum  andern  bildeten 


40  EINKNKKL, 

zusaniuienset'ziingou  mit  bildungssilben,  deren  selbständige  bedeutuiii;-  all- 
mählich erhlasst  war.  Ganz  abgesehen  davon,  dass  anch  die  flexionssilben 
doreinst'selbständige  werte  gewesen  waren.  Eine  Senkung  konnte  fehlen 
in  dem  worte  /icilvliiol,  später  konnte  sie  es  in  lieilantwnX  schliesslieli  auch 
iu  licilfm,  und  wollte  man  reimen,  so  hatte  man  die  wähl,  entweder  beide 
silbeu  oder  mir  die  letzte  zu  reimen.  Dass  nur  die  mit  langer  Stamm- 
silbe versehenen  zweisilbigen  Wörter  sieh  so  den  zweisilbigen  coraposi- 
tionen  gleichstellen  konnten,  hat  seinen  einfachen  grund  darin,  dass  nur 
bei  ihnen  die  erste  silbe  so  lange  gehalten  werden  konnte,  dass  sie  dem 
ersten  höchstbetonten  teile  der  wortcompositiou  voll  entsprach,  während 
die  Silben  von  knrzstämniigen  Wörtern  in  der  ausspräche  so  schnell  auf 
einander  folgten,  dass  beide  zusammen  nur  etwa  dem  ersten  oder  zwei- 
ten Worte  der  composition  entsprachen.  Ein  anderer  weg  zu  dem  tief- 
tone der  flexionsendung  zweisilbiger  Wörter  war  folgender:  Es  finden 
sich  im  Althd.  viele  Wörter,  die,  ursprünglich  zwei-  und  positione  langsil- 
big,  mit  eingeschobenem  anomalen  vocal  auch  als  dreisilbige  vorkommen. 
Das  letztere  ist  sogar  das  gewöhnliche  und  die  rückkchr  zur  alten  ge- 
stalt  ist  das  zeichen  einer  abgescluvächten  spräche.  Dass  der  Übergang 
vom  einen  zustand  zum  andern  sprungweise  erfolgte,  ist  nicht  denkbar  und 
ebenso  wenig  denkbar  wäre  es  gewesen,  dass  die  letzte  silbe  eines  solchen 
dreisilbigen,  die  zuerst  in  ganz  natürlicher,  am  versschluss  sogar  notwen- 
diger weise  den  nebenton  hatte,  nach  der  zusammenziehung  diesen  ton 
verlor.  So  haben  wir  hifeluliün  und  hifelhän,  yiporakhi  und  pipörgcn, 
besamö  und  hesmü.  Auch  Übergänge,  wie  die  von  meiitjän  zu  vicinän, 
gisclljö  und  giscllo,  wo  die  älteren  formen  der  vollen  dreisilbigkeit  noch 
sehr  nahe  stehen,  werden  hier  nicht  ohne  einwirkung  geblieben  sein. 

Ganz  dieselben  Verhältnisse  lagen  nun  auch  im  Alt-  und  Mittelengl. 
vor.  Nehmen  wir  nun  noch  hinzu,  dass  das  Vorbild  in  England  wie  in 
Deutschland  derselbe  dimeter  jambieus  acatalecticus  war,  so  niüsste  es 
geradezu  wunder  nehmen,  wenn  in  England  wie  in  Deutschland  nicht 
derselbe  in  derselben  weise  betonte  vers  hätte  entstehen  wollen. 

Die  folgenden  dem  Brut  entnommenen  reime  werden  wir  zur  er- 
leichterung  der  auffassung  mit  beispielen  aus  altlid.  dichtungen  begleiten 
und  zwair,  so  weit  uns  dies  möglich,  aus  dem  Annoliedc,  da  dies  der 
zeit  und  der  reimfreiheit  nach  dem  Brut  überaus  nahe  steht.  Und  nun 
zu  unserer  aufgäbe. 

Wir  beginnen  am  besten  mit  dem  dreisilbigen  reime.  Die  hier  ver- 
wendeten Wörter  hal>en  den  hauptton  auf  der  ersten,  den  nebenton  auf 
der  letzten.  In  den  dreisilbigen  reimen  kommt  daher  vorzüglich  der 
gleichklang  der  ersten  und  letzten  in  anschlag,  während  der  reim  der 
mittelsten  silben  unwesentlich  ist,  da  diese  keinen  ton  tragen. 

Vollreime  nach  dem  nuister  fxllorane  :  giboraiie  (Crist  1  23,  ."57)  fin- 
wir  inj  Brut  nicht  allzu  häufig,  zu  erwähnen  wären  ' :  istvorcne  :  forlorcne 
II  ^:i,  scomede  :  gromede  II  151,  o'iici'c  :  hroticre  II  188.  Um  so  häufiger 
.sind  halhreime  oder  assonanzen,  unter  denen  nach  dem  vorbilde  herige  : 

'  Die  im  folgenden  gegebenen  beispiele  sind  einer  abhundlung  ent- 
nommen, die  sich  mit  dem  endrcim  in  La3araon's  Brut  beschäftigen  wird. 


( 


SCHIPl'EK,    ENGLISCHE  METRIK.  4  1 

menif/e  An.  L.  442  die  folgenden:  hcuenc  :  hcoueae  IIT  2(),  ivunie  \  icu- 
menc  III  295,  iivitene  :  scipene  II  ISU  (ähnlich  21'.»),  ihouene  :  isworcne 
III  200,  jvunien  :  siimeres  II  189  noch  die  unscliuhligsten  sind.  Kühner 
sind  schon  hauene  :  licvle'be  III  K^O,  clcopcdcn  :  sleucne  II  ^S,  und  mehr 
noch  Iceuardu  :  lumene  I  64,  für  ^Yelche  wir  in  vurisiin  :  diurftigin  An.  L. 
600  ein  gutes  beispiel  haben. 

Die  eben  angeführten  reime  leiten  uns  nun  über  zu  den  dreisilbigen, 
in  denen  nur  die  letzten,  d.  h.  die  mit  dem  tieftone  versehenen  endsilbeu 
mit  einander  reimen.  In  der  tat  wird  es  einem  schwer,  zu  glauben,  dass 
in  hauene  :  hwlede  III  136,  halc^ed  :  ifule;^ed  III  ISO,  clerekes  :  hokeres 
ni  195,  beiene  :  ifarenc  III  209,  seclüeu  :  susieren  III  15,  vgl.  ediliu  :  vor- 
derin An.  L.  34S,  mehr  als  die  endsilbeu  reimen.  Bei  logadcre  :  miichele 
I  TS,  inakede  :  smi'Öege  III  235,  hateren  :  iverieti  III  237,  hauede  :  scipene 
III  242,  islurmedc  :  viakeden  und  bei  den  eigennamen  Zangustel :  Melhä- 
hel  I  114  ist  dies  sicher  nicht  mehr  anzunehmen.  Zu  der  annähme  des 
reimes  im  tiefton  ist  man  jedoch  gezwungen  bei  reimen,  in  welchen 
einer  der  reimteile  derart  gebrochen  ist,  dass  nur  das  letzte  einsilbige 
wort  mit  der  letzten  silbe  des  dreisilbigen  reimt.  Hierher  gehören  reime 
wie  Hercules  :  ives  I  56,  Tolencs  :  wes  :  J>es  I  76,  Jms :  Memhricius  I  39.  43 
und  die  unzählig  vorkommenden  reime  des  hauptwortes  men  (plur.)  mit 
der  flexionssilbe  -en.  Der  reim  men  :  kaiseren^  III  109  ist  ein  vollreim. 
Es  gibt  natürlich  hier  auch  lialbreime,  zu  denen  am  häufigsten  heom 
(dativ  von  heo)  benutzt  wird.  Als  beispiele  aus  dem  An.  L.  wählen 
wir  für  den  vollreim  man  :  (jcncrian  224,  offene  :  e  79S  für  den  halbreim 
brunieun  :  slurtn  1 26. 

Wie  oben  schon  angedeutet,  giebt  es  auch  in  der  spräche  Lajamon's 
ein  ungemein  grosse  menge  von  Wörtern,  die  bald  eine  zweisilbige,  bald 
eine  dreisilbige  ausspräche  gestatten.  Wir  erwähnen  nur  hauede,  ^cuetie, 
burege,  cküderen,  seoieuen,  deigede,  aneotvesle,  feierest,  muchele  für 
hafde,  gif<^e,  burhe,  children,  seoluen,  deide,  aneowste,  feirest,  mucle. 

Wir  wollen  zunächst  einige  belege  aus  dem  An.  L.  anführen:  havilc  : 
sagiü  178  :  laute  403,  :  virmaniitn  662,  :  sagile  *^00,  haviiin  :  sprachin  340, 
'•  laniin  496;  aber  irgezzin  :  helii  412,  hallin:  dadin  620,  vuristin  :  diurf- 
ligin  600  aber  vurslin  •.brustin  732,  weriHe  :  vehtinde  ISO,  -.  sedele  372, 
sonst  werlt,  rverlti  leider  nicht  im  reime,  beachtenswert  ist  aber  werille 
:  siverlin  454. 

Im  Brut  haben  wir  nun  teils  in  folge  der  noch  freiereu  behandlung 
des  anomalen  vokals,  teils  wegen  des  noch  grösseren  materials  eine  weit 
bedeutendere  auswahl  derartiger  reime.  Wir  führen  nur  an:  sweucne  : 
geue'de  III  132  (sonst  giße),  haleged :  ifulegcd  III  ISO  (sonst  ifufxed), 
clerekes  :  hokeres  III  195  (sonst  Clerkes),  am  stärksten  ist  wol  7nurie  : 
Ämbresburie  II  268  für  -burhe,  und  ivunede  :  munede  für  vmnte  II  260, 
III  187.  Da  gewiss  niemals  munede  gesprochen  worden  ist  und  die 
Schreibung  höchstens  ein  Streiflicht  auf  die  art,  wie  man  derlei  zwie- 
spältige  reimworte    beim    lesen   in    Übereinstimmung   zu   l)ringen   suchte 


'  Um  den  gleiehklang  deutlicher  zu  machen,  hat  der  dichter  hier  ein 
anorganisches  n  angefügt,    kaiseren  ist  der  acc.  sing. 


42  KlNENKIiL, 

(\v:ilirsclR'iiilicli  wiirdo  ilas  n  iu  muntc  lUngcr  gelullton  als  gowöliulich), 
so  stehen  wir  mit  diesem  letzten  beispiele  eigentlich  schon  mitten  in 
den  iiliergangsroimcn,  d.  h.  in  den  reimen,  welche  durch  die  Zusammen- 
stellung eines  dreisilbigen,  zu  denen  wir  auch  die  zusammengesetzten 
rechnen  dürfen,  mit  einem  echt  zweisilbigen  gebildet  werden. 

An.  1>.  diuniti :  gUunte  7(1,  Käitiiiye  :  slurmc  2  is,  iniic  :  hritnif/en  '1\\{\, 
ZHclevin  :  cinli  320,  [scif]mcnigin  :  Kitbin  ;<32,  jvidovin  :  sidde  (101,  (jujcrwa 
:  varitva  Cil,  vogilc  •.\Ar-\noltc  7114,  \owji-\slirmn\  widere  848,  nakiii : 
manig  man  422.  Brut  loscdcn  :  peoden  III  44,  :  leodcn  III  207,  da^;^cn  : 
mnkicn  II  :>1,  ■.iva^c^enWl'l,  fallclilcTi : /'usco'bWWM,  itvratiede  :  swe(5c 
III  104,  lüö  aber  Lundotc  :  s/viido  I  :m.{,  bo^cde  :  leode  III  8!),  Noreinc  : 
Ihncne  III  88.  2ö2,  bilicddc  :  cleopcde  III  211»,  leodcn  :  clcopeden  il  204, 
ihaUn  :  inaidcnen  HI  IS,  medcive  :  siede  III  214,  ^arewe  :  parc  III  s!», 
drihtcne  :  lilite  III  187,  Saide  :  maidene  III  .'<8,  spekene  :  /f^Mc'  III  104,  /o- 
gadere  :  gode  III  180,  togaederc  :  j^ede  III  0,  e^ene '.  ise^en  II  109  (vgl. 
Ct ichin  :  eigine  An.  L.  536),  Sexlorins  :  Bocus  111  ö,  weoren  :  iveorede  III 
101,  ctinncsmen  :  cud'den  II  iOO,  Itccsle  mcn  :  Iceden  II  203,  ibrohl  lo  nie  : 
fehle  II  132,  Tvidcn  sce  :  bli'Öe  IU  13,  i'ce^emcn  :  rwsden  II  203,  Aa'^6'  »«t'/t 
:  isechcn  I  303,  Fcbtis  :  seide  fms  II  0.^. 

Oder  solche,  wo  das  zweisilbige  einen  positione  langen  stamm  hat: 
An.  L.  Alexanderin  :  laniin  2ll0,  gescephle  :  bezzislc  54,  gcsindin  :  Sicilia 
362,  hinnan  :  India  370,  yi?iHö  :  längere  694,  lasterin  :  gebuUlin  814,  ^mm 
Äj<rt  :  Sünden  62,  Crislisman  :  minnan  70,  {mcin-]strcinge  man  :  bidwingan 
276.  Brut  Brutles  :  Fulgenes  II  8,  ilefcde  :  craftes  I  101,  [Jr-J5M/Y'.swit'«  : 
Brüllen  III  48,  Lundene  :  ^unge  II  101,  :  londc  II  208,  funde  :  ivunede 
III  234,  hureden  :  eor'den  III  233,  ccldre  :  a'dele  III  272,  winlren  :  won- 
drieh  II  105,  :  tvutieden  II  2s4,  felde  :  werede  III  108,  onswerede  :  wor- 
den I  45,  bodede  :  Brülle  III  132,  bcondes  :  wuncden  III  218,  marken: 
slurien  III  251,  hceuene  :  habben  I  309,  hingen  :  niinenen^  III  208,  c«n- 
rtf*  »t<?«  :  Brüllen  II  36,  sundes-mon  :  Bünden  II  144,  isomned  wes  :  /o?t- 
rf6'5  III  6,  «/"/t'r  Ä6'ö»i  :  imahtcn  III  240,  i'rt/ft'  Z'tfö  :  scchle  III  45,  öcä'  /o  : 
(erde  111  70,  Penda  :  sende  fm  HI  243,  Penda  :  iwunded  fm  HI  270, 
5/^<?n  /o':  cnihlcs  I  420,  biwilcn  hcom  :  iivinnen  HI  07,  bu^en  lo  :  bignn- 
ncn  H  Ol. 

Mit  diesen  reimen  ist  genau  genommen  für  jeden,  der  überhaupt 
sich  überzeugen  lassen  will,  die  tieftonigkeit  der  fle.\ionscndungen  iu 
zweisilbigen  langstämmigen  Wörtern  auch  für  das  Mittelenglische  bereits 
hinlänglich  erwiesen.     Wir  werden  jedoch  noch  überzeugenderes  finden. 

Zusammenstellungen  wie  rf^Y/f  :  hccnede  II  130,  ;:;eorenden  :  7vi/)nen 
I  420,  Iceucdi  :  nuHdi  II  157,  childere  :  hinge  II  115,  roncnen  (für  rönnen 
liedcr)  :  monnen  II  105,  Brullcs  :  bnrcden  H  2,  hierzu  vgl.  man  Brulles  : 
biburden  I  325  führen  uns  nun  ganz  alimälilicli  hiTiüber  zu  den  gleich- 
massig  zweisilbigen.  Ausgeführt  finden  wir  die  zusaramenziehung  in 
häf den  :  haben  11  147,  childrcn  :  olden  II  lOs,  Pcnda  :  J>enne  lll  260, 
wende  :  wefde  HI  15(». 


'  Nunnation  zur  bessern  angleichung  der  reimworte.    Das  letztere  m 
ist  jedoch  von  späterer  band  ausgekrazt. 


SCHIPPEK,    ENGLISCHE  METRIK.  43 

Bei  beideu  reiimvürteru  ist  ziisamuien/.iehuii<^  eiuf^etroten  und  da- 
durch zweisilljigkeit  ermüglielit  in  den  reimen :  \h(e7-]/jenvcn  :  ^erwcn 
n  95,  hwfde :  wcvfde  I  345,  Dcenscccn  :  hilcefdcen  II  101.  Interessant  ist 
hier  die  Schreibung  icornne  :  ihornne  I  36.'{,  wo  das  c  der  mittelsilbe 
nicht  ganz  ohne  nachwirkung  geschwunden  ist. 

Die  andere  art  des  Überganges  der  drei-  zu  den  /.wcisilbigeu  reimen 
brauchen  wir  hier  nur  tlüclitig  anzudeuten. 

Wir  liatten  oben  reime  wie  sinin  sttu  :  siauloi,  isumncd  7vcs  :  londcs, 
welche  genau  so  gereimt  sind  wie  die  gleichmässig  zusammengesetzten: 
An.  L.  ivishcil  :  vili  hreihl  192,  wichafl-.iri  crafl  292.  Brut  swikedoin: 
rvimmon  II  202,  wifmon:  schie<i  on  III  2-19,  f cor  lieh:  deope  dich  II  93. 
Ebenso  vergleichen  sich  nun  den  reimen  vorh(sam  :  gehorsam  246,  wep- 
inon  :  wifmon  I  79,  alsiva  :  baltva  I  lol,  ford-tvard  :  orchccrd  II  116  die 
reime  wifinen  :  [iviti-\inncn  II  65,  cmncn  ■.burmen  (für  hurhmeu)  II  145, 
seitS  nie  :  heJine  III  SS  und  von  diesen  führt  uns  ein  kurzer  sprungloser 
weg  zu  den  aus  gleichmässig  einfachen  Wörtern  gebildeten  reimen:  Au.  L. 
suster  :  Laster  965,  wunler  :  {jr ante  2 IS,  226.  Brut  hundred  :  wunder  II 
101.  224,  :  Ltinden  II  93  -.gründen  III  77  ■.gründe  I  332.  334,  II  191,  III 
199,  Walwain  :  bihaluen  III  66,  J->ohte  :  dohter  II  221,  das  häufige  drihtin  : 
lihte  :  nilite  etc.  Nehmen  wir  nun  etwa  die  beiden  letzten  Wörter  als 
ende  der  entwickelung,  so  wird  man  mir  zugeben,  dass  sich  eine  scharfe 
grenze  zwischen  den  zwei-  und  einhebigcn  reimen  gar  nicht  ziehen  lassen 
würde,  selbst  wenn  eine  solche  nötig  wäre.  Die  obigen  beispiele  zwingen 
uns  geradezu,  die  zweihebigkeit  der  laugstämmigen  zweisilbigen  Wörter 
anzunehmen. 

Die  oben  gegebenen  beispiele  von  zweisilbigen  reimen,  welche  durch 
zusammengesetzte  und  einfache  Wörter  gebildet  sind,  in  denen  also  die 
haupttonigeu  und  die  nebentonigen  silben  mit  einander  reimen,  leiten  uns 
nun  über  zu  den  für  uns  wichtigsten,  beweiskräftigsten,  den  reimen  der 
nebentonigen  flexionsendung  mit  einem  einsilbigen  worte.  Uebergänge 
hier  anzuführen  ist  überflüssig.  Der  gleichklaug  des  ersten  teiles  der  Zu- 
sammensetzung mit  der  Stammsilbe  des  einfachen  Wortes  wird  schwächer 
und  schwächer,  bis  endlich  nur  noch  die  flexionsendung  und  der  zweite 
teil  der  Zusammensetzung  mit  einander  reimen.  Die  weiter  oben  auf 
s.  41 — 42  angeführten  reime,  wo  die  Zusammensetzung  aus  drei  silben  be- 
steht, kann  den  Vorgang  noch  deutlicher  machen. 

Die  so  entstehenden  reime  sind  im  An.  L.  sehr  häutig.  Das  do-rt 
verwendete  einsilbige  reimwort  ist  man,  das  meistens  eine  rückbildung 
der  schon  gewöhnlichen  endungen  -in,  -en  zu  -an  veranlasst,  doch  fin- 
den sich  auch  halbreime  wie  man-.sichen  710.  Halbreime  anderer  art 
sind  quam:  virlouchinan  S12,  :  ginadin  112.  Im  Mittelenglischen,  wo  das 
hierzu  verwendete  wort  meist  7nen  oder  heom,  seltener  mon,  nom,  com 
lautete,  macht  sich  diese  ziemlich  gewaltsame  angleichung  weniger  nötig. 
Hier  finden  wir  die  vollreime  7nen  :  stretcn  111  72,  :  i?vur'den  III  164, 
:  koren  III  166,  :  biirhen  III  169,  :  agen  III  291,  :  isohten  II  192  etc.' 
Doch   finden  sich  auch   angleichungen   wie   mon  :  habbeon  III  277,   wif- 


'  Meine  oben  erwähnte  Untersuchung  wird  weitere  beispiele  bringen. 


41  KINK-NKICL, 

moii  :  Indon  1  172.  ILillireiiuc  aiml:  hcoin  :  tri'^cr-luiiqicn  111  57  (wie  ja 
Iteoiu  und  mcn  aiu'li  initoiiuindcr  reiiiion,  wie  iintci"  anderen  ein  reim  auf 
derselben  i<eite  uns  lehren  kann),  :  bUiv'uvcii  111  20|  ,  :  afolcn  III  19'.), 
wi<)//  :  ihakn  ITI  iöC».  'iSö,  :  Londen  III  122,  bvivoii  :  a^-^^cn  111  l:t,  :  lialden 
111  41,  (/<)/<  :  fcoilcn  III  71,  agon  :  moi'cn  III  120,  oii  :  slancn  HI  lsr>, 
thiiilt-ii  lll  77,  rt/<«//  :  iijrclen  111  2G7,  :  }n- asten  111  117,  :  niounen  111  1^1, 
:  ///itvt  III  2(>0,  auch  langsilbige  wie  r/J«  :  iuortien  lll  2(ill,  /^/wh  :  weoren 
III  11,  H^?«  :  eorlen  III  47,  auch  stärkere  wie  slrcvm  :  uoldcn  111  1S9,  //(^///  : 
hcoldcH  III  77  etc.  etc. 

Ebenso  reimt  die  flcxioussilbe  -e.  Meistens  mit  me ,  pe ,  he,  sehr 
häufig  aber  auch  mit  dem  worte  ^'6'  {sce,  sea),  wie  ja  oben  rviden  sce  mit 
mit  hlidc  111  12  AW  reimte;  so  finden  wir  se  {sea,  sw)  :  isome  (für  isonnie) 
III  V.Vl,  :  iseiie  111  229,  :  ferde  I  47,  :  swein  (dativ,  für  s/veine)  1  119, 
:  lU-ssc  III  200,  :  ende  III  201,  :  Brtiläine  III  281,  :  Jnisende  111  284,  :  saüe 
II  14,  noicke  I  394,  II  15,  :  fundc  III  222.  Halbreime  werden  gebildet 
mit  hilfe  von  Ireo,  preo,  meist  aber  vermittelst  lo,  ido,  JHt,  swa  etc. 

Ganz  unzweifelhaft  reimt  auch  die  fle.\ionssilbe  -es.  Eine  angleichung 
an  reime  wie  Luces  :  ivces  111  81,  :  tis  II  2,  Flandres  :  rvcs  111  115,  vobis  : 
in'is  II  103,  cernis  :  hvis  III  190  war  natürlich  und  unvermeidlich.  Leider 
fanden  wir  aber  nur  die  reime:  7vas  :  cunues  11  007,  aräs  :  aermes  III  US. 

Um  so  häuliger  ist  die  flcxioii  -ed  im  reime  zu  finden.  Keime  wie 
hireil :  istronged  II  4,  :  isoinned  111  38,  Modred:  ilimbred  III  127,  bli<ie- 
mod  :  ibiissed  III  19!  (wie  hali  mol  hundrcd  III  277)  bieten  einen  ein- 
fachen Übergang  zu  den  reimen  iued  :  iuosired  III  277,  imenged  :  bei  \\\ 
142,  isel  :  isemed  111  93,  dccd  :  idemed  I  425  und  den  halbreimen  hidce- 
led  :  cerd  II  107,  swg  :  iwunded  I  341,  wod  :  bidceled  II  3,  :  iwra'^'fted 
II  76,  bhveaued :  god  I  130—131,  die  genau  so  behandeld  sind  wie  die 
lehnworte  abbed  :  god  II  124.  127  (man  vgl.  abbede  :  gode  H  123),  :  räd 
II  125.  129,  maumei :  god  111  170  und  das  germ.  bar-fol :  göd  I  377. 

Von  den  deutschen  fiexionsendungen  wurde  sonst  nur  die  des  Super- 
lativs -est,  deren  tieftonigkeit  ja  auch  der  verf.  der  'Metrik'  zugesteht, 
-im  reime  mit  einsilbigen  Wörtern  augetroffen,  nicht  dagegen  die  gleich- 
lautende -der  überhaupt  selten  am  versschlusse  sich  lindcTiden  zweiten 
pcrson  des  praesens,  ebenso  wenig  die  dritte  und  die  gleichlautende 
cndung  des  plurais  indicativ,  zum  mindesten  uiclit  im  vollreime.  Doch 
vgl.  mim  mit :  Tvnrched  I  404. 

Wie  bereits  oben  angedeutet,  musste  die  behandlung  der  endungcn 
der  fremdwörter,  unter  diesen  vornehmlich  die  der  cigennamen  im  reime 
zu  einer  gleichen  behandlung  der  einheimischen  anspornen,  wenn  jene 
nicht  erst  der  ausfluss  der  behandlung  dieser  war.' 

'  Dass  die  lateinisclicn  zweisilbigen  würter  mit  langer  erster  von 
den  englischen  dichtem  jener  zeit  genau  so  behandelt  wurden  wie  die 
germanisclien,  d.  h.  am  versschlusse  zwei  hebungen  erhielten,  vermulet 
schon  I'rautinann,  La;^am()n"s  vers  (Anglia  11  s.  170).  Dass  die  deut- 
schen dichter  so  verfuliren,  dafür  haben  wir  die  sichersten 
beweise  in  den  reimen  des  gedichtes  Delleinrico,  Müllenhoff 
und  Scherer,  Denkm.  XVlIl.  Die  obigen  reime  beweisen,  dass  es 
im  I^ngli.schen  dasselbe  war.  Es  wirft  dies  ajif  die  versschlÜKse  des 
Poema  .Moralc  und  des  Ormulum  ein  ganz  neues  licht. 


SCHIPPER,    ENGLISCHE  METRIK.  45 

Reime  wie  Austin  :  in  I  2,  :  ?nin  IIl  l'-iS,  :  hlm  III  192,  S'aler  -.per  : 
fcr  I  175  beweisen  hier  freilich  nicht  genug,  da  deren  endnngen  vermut- 
lich nach  dem  vorbilde  des  Lateinischen  betont  wurden.  Um  so  mein- 
beweisen  jedocli  reime  wie  Euander  :  Tcucer  III  5,  :«?r  111  77,  -.war  III  74, 
Brutus  :  us  I  (U,  Gallus  :  Jnis  II  2ü  u.  s.  w.  Genau  so  wird,  wie  wir  oben 
sahen,  die  endung  von  Penda  gereimt.  Gleiche  behandlung  erfährt  die 
von  Octa  :  wa  II  ISl.  27(1.  277,  :  ma  II  182.  183.  ISO,  :  swa  II  27S,  :  l>a 
II  270  und  eine  angleichung  war  hier  um  so  leichter,  als  ja  die  flexions- 
silbe  -e  zu  Lajamon's  zeit  noch  mit  der  älteren  -a  vertauscht  werden 
konnte,  so  z.  b.  in  den  reimen:  Penda  :  kinelonda  III  274,  Melga  :  kinga 
II  113,  kempa  :  strengtia  I  65,  londa  :  honda  I  83,  sioida  :  punda  1  151, 
libba  :  sibba  I  155,  genau  wie  An.  L.  Agj-ippa  :  birehta  486,  moUa  :  wolla 
550  u.  s.  w. 

Es  gibt  nun  noch  eine  andere  art  von  tieftonreimen,  nämlich  solche, 
in  denen  fiexionssillie  mit  flexionssilbe,  tiefton  mit  tiefton  reimt,  und  die 
aus  zwei-  und  dreisilbigen  Wörtern  genau  so  entstehen  wie  die  oben  be- 
schriebenen aus  den  zwei-  und  dreisilbigen  Zusammensetzungen.  Wir  er- 
halten auf  die  oben  angedeutete  art  reime  wie  Cddwa(ti)lun  :  /ondhi  III 
25G,  :  kempen  III  257,  :  Änglen  III  257,  :  eorlen  III  258,  :  stunden  III  275, 
:  icunden  III  277,  :  ihaten  III  27S,  balutven  :  ileoten  III  258,  beor^en  :  kün- 
den II  451 5  solcher  reime  finden  sich  III  58—59  nicht  weniger  als  32 
hintereinander;  andswarcdc  :  kinge  III  123,  iherde  :  icorne  III  250,  kene  : 
smitie  lII  55,  iheled  :  ineoZered  111  203,  hundcs  :  togaderes  III-274,  gripcs  : 
fu^eles  III  120,  knihles  :  swcincs  II  34.  Aus  dem  Althd.  vgl.  man  die 
reime  gehelfen  :  geluleren  Arnsteiner  Maricnleich  v.  207,  ßUen  :  fd/ien  v.  37, 
mä/o  :  herigo  v.  1,  beide  aus  dem  leich  vom  heiligen  Georg;  tujike  :  gecelle 
An.  L.  284. 

Ein  genaueres  eingehen  auf  diese  art  von  reimen  ist  hier  nicht  am 
platze.  Es  ist  diess  auch  nicht  nötig,  denn  das  gegebene  genügt 
vollauf,  die  reim-  und  damit  die  tonfähigkeit  der  flexious- 
endungeu  zweisilbiger  langstämmiger  Wörter  zu  erweisen.' 

Wir  kommen  nun  zum  Schlüsse.  Genau  so  wie  die  zwei-  und  drei- 
hebigen  am  versschlusse  betont  werden  müssen,  so  können  sie  (ein  muss 
ist  dies  nicht)  auch  im  versiunern  betont  werden  und  das  resultat  der 
Übertragung  dieser  betonung  aus  dem  schhisse  in  das  innere  des  verses 
ist  eben  der  gesuchte  viermal  gehobene  Otfrid'sclie  vers. 

Dass  Lagamon  der  einzige  war,  welcher  diese  art  der  betonung- 
kannte und  dichterisch  verwendete,  ist  von  vornherein  undenkbar.  In 
der  tat  finden  sich  auch  in  anderen  gedichten  tieftonreime,  die  uns  be- 
weisen, dass  Lajamon  in  dieser  beziehung  nicht  allein  stand,  sondern 
sich    nach    einem    herrschenden   brauche   lichtete.     Es   wird   gewiss   die 

'  Vgl.  jetzt  auch  den  excurs  über  die  metrische  form  der  '(!omedy 
concernyngc  thre  lawes'  von  A.  Schröer,  Angiia  V,  23S  ff.;  siehe  beson- 
ders s.  245 — 46.  Wir  erblicken  in  diesem  excurs  ein  sicheres  anzeirhen 
dafür,  dass  auch  in  weiteren  kreisen  die  anschauungen  über  den  tiefton 
im  Alt-  und  Mittelenglischen  sich  allgemach  zu  klären  heginnen.  Zu  be- 
dauern ist  nur,  dass  der  Verfasser  seine  bemerkuiigen  nicht  weiter  aus- 
führte. 


40  EINENICliL, 

mühe  lohnen,  wenn  wir  n:ieh  dorartigeu  f^cdichten  eine  kleine  unischau 
halten. 

Es  ist.  nun  uiclir  uötig,  bei  allen  gedieliten  dieser  uud  der  vorher- 
gehenden zeit  die  mühsame  probe  zu  machen,  ob  die  verse  sämmtlich  vier 
hebungeu  tragen  können  oder  nicht,  obgleich  eine  solche  probe  immer 
das  ausschlaggebeude  sein  wird.'  Ein  leicht  iiandliches  erkcunungszeichen 
haben  wir  in  dem  dem  vierhebigen  verse  eigontüudichen  und  ilin  vom 
Stabverse  einerseits  wie  vom  romanisch  gebauten  andererseits  streng  son- 
dernden rli^'tlimus,  auf  welches  merkmal,  so  verschwommen  es  auch  auf 
den  ersten  blick  erscheint,  auch  der  verf.  grosses  gewicht  legt,  wie  aus 
vielen  stellen  seiner  metrik  zu  entnehmen  ist.  Während  mänlich  das  hin- 
und  lierwerfeu  der  Senkungen  und  des  auftaktes  von  einer  vershalfte 
zur  andern  dem  stabverse  jenen  schon  oft  hervorgehobenen,  grossartig 
wogenden  aber  unruhigen  Charakter  verleiht,  bringt  die  gleichmässigere 
Verteilung  der  Senkungen  in  den  Ütfrid'schen  vierlieber  jenen  regelmässig 
auf-  und  abschwebenden,  eigentlichen  rhytlimus,  der,  in  welcher  gestalt 
und  in  welcher  spräche  er  auch  auftritt,  deutlich  sich  dem  obre  verrät, 
sobald  man  ihm  nur  einmal  aufmerksam  gelauscht  hat.  Dieser  rhythmus 
ist  es,  der  uns  von  einem  versuche,  das  Rhyming  Poem  unserem  vier- 
heber  zuzuweisen,  von  vornherein  abschreckt,  ungeachtet  seiner  reime. 
Er  ist  es  auch,  der  uns  den  ütfrid'schen  vierheber  auch  in  gedichten  er- 
kennen lässt,  deren  reimlosigkeit  sie  sicher  als  dem  Stabreime  zugehörig 
erscheinen  lässt.  Auf  diesen  rhythmus  hin-  wagen  wir  es,  ein  verzeich- 
niss  der  alt-  und  mittelenglischeu  dichtungen  zu  geben,  die  unseres  er- 
achtens  den  sogenannten  Lachmann'schen  betonungsgesetzen  sich  fügen. 
Mag  auch  hie  und  da  eines  derselben  uns  späterhin  streitig  gemaclit  wer- 
den, im  ganzen  und  grossen  wird  sich  unser  verzeicliniss  sicher  nur  ver 
mehren. 

Wie  in  der  lat.  hymneupoesie,  so  gibt  es  auch  in  deren  nachahmung 
einen  gereimten  und  einen  ungereimten  vierheber.  Nach  dem  letzteren 
musste  ein  dicliter,  dessen  spräche  für  den  endreim  nicht  eingerichtet 
war,  naturgemäss  zuerst  greifen.  Wie  in  England  so  war  dies  gewiss 
auch  in  Deutschland  der  fall.  Leider  jedoch  fehlen  uns  für  die  nach- 
ahmung des  reimlosen  dimeter  jamb.  acatalecticus  vor  ütfrid  die  belege. 
Gewiss  sind  sie  verloren  gegangen.  Den  ersten  und  einzigen  beleg 
dieser  nachahmung  haben  wir  in  dem  gedieh  te  auf  himinel  uud 
hülle,  welches  aus  dem  anfange  des  II.  Jahrhunderts  stammt.^ 


'  Wie  untrüglich  sie  ist,  hat  Trautmann's  Untersuchung  eines  Stückes 
aus  BcDwulf  bewiesen  (Anglia  II  llH»— (iT). 

-  Nicht  allein  auf  ihn  liin-  dii!  gediciite,  welche  genauer  auf  die  an- 
wendliurkeit  unserer  bctoiuingsgcsetze  geprüft  wurden,  sind  im  folgen- 
den mit  einem  *  versehen. 

^  .Seltsamer  weise  hat  genau  wie  jetzt  nocli  viele  der  betreffenden 
engl,  dichtungen  so  auch  dieses  gedieht  das  Schicksal  gehabt,  lange  zeit 
für  sogenannte  poetische  prosa  gehalten  zu  werden,  bis  llaujit  (siehe 
iMonatsbcr.  d.  Berliner  Akad.  l>^.")(i,  5(JS  -SO)  in  seinen  versen  den  reim- 
losen Otfrid'schen  vierheber  erkannte.  Um  analuga  aus  der  engl,  litera- 
tiir  wird  man  jetzt  nicht  mehr  verlegen  sein.  An  das  Ormuium,  wie 
Haupt,    wird  man  frciilich  nicht  mehr  denken  dürfen. 


SCHIPPER,    ENGLISCHE  METRIK.  47 

Zu  dieser  klasse  gehören  erstens  der  zeit  nach  das  gedieht  auf  den 
tod  Eadwigs*,  in  der  Sachsenchronik  (zum  jähre  U59).  Dasselbe  wurde, 
obwol  es  schon  Thorpe  in  verse  abzuteilen  versucht  hatte,  bis  jetzt  all- 
gemein für  prosa  gehalten.  Ferner  die  dichtungen  Aelfric's,  von  denen 
uns  ausser  dem  in  der  Auglia  abgedruckten  Liber  Judicum*  allerdings 
nur  seine  von  Thorpe  herausgegebenen  Homilien  zugänglich  waren;  von 
diesen  letzteren  die  Depositio  S.  Cuthberti  Episcopi  und  die  Depositio 
S.  Martini  Episcopi  sich  ganz  sicher  unseren  versregeln  fügen.  Ihren  ab- 
schluss  findet  die  klasse  bereits  zwischen  1200 — 12;U)  in  den  legenden 
der  heiligen  Jungfrauen  Katharina*,  Margaretha*  und  Juliana*  und  in 
den  homilien  llali  Meidenhad*  und  Sawle  Warde*. 

Wie  die  religiöse  und  lehrhafte  dem  reimlosen,  so  wendet  sich  die 
annalistische  dichtung  mit  Vorliebe  dem  gereimten  vierheber  zu.  Als  zur 
letzteren  klasse  gehörig  sind  zu  nennen:  die  öfter  erwähnten  gedichte 
der  Sachsenchronik  auf  den  tod  des  edelings  Alfred*  und  auf  den  des 
eroberers*,  au  welche  sich  inhaltlich  völlig  passend  der  Brut  Lagamon's* 
anschliesst. 

Hier  ist  nun  der  ort,  der  wenigen  gedichte  erwähnung  zu  tun, 
deren  Verfasser  vielleicht  aus  maugel  an  Übung  zwischen  alten  und 
neuen  versprincipien  hin-  und  herschwanken.  Ich  gebrauche 
diese  worte  ten  Brink's  (Geschichte  der  engl.  Literatur  s.  258)  um  zu 
zeigen,  dass  auch  andere  und  erfahrene  gelehrte  ein  solches,  vom  verf. 
der  'Metrik'  (s.  122)  für  undenkbar  erklärtes,  hin-  und  herschwanken  für 
möglich  halten. 

Als  mittelding  zwischen  stabzeile  imd  vierheber,  eine  versmisch- 
ung,  die  mit  dem  allmählichen  herabsinken  des  vierhebers  aus  den  geist- 
lichen in  die  laienschichten  unvermeidlich  wurde,  sind  zu  nennen  die 
Sprüche  Aelfred's.  Als  zwitter  von  franz.  silbenzählung  und  vierheber 
ist  das  Ormulum  zu  betrachten.  Das  innere  der  verse  desselben  ist  völlig 
nach  franz.  art  gebaut,  nur  der  regelmässige,  auf  zweisilbige,  langstäm- 
mige Wörter  ausgehende  schluss  erinnert  noch  an  das  tieftongesetz  des 
vierhebers.  Beide  eben  erwähnte  arten  der  mischung  kommen  abwech- 
selnd zum  Vorschein  im  Bestiary. 

Wir  kehren  nun  zu  dem  gereimten  vierheber  zurück.  Das  letzte 
uns  bekannte  beispiel  desselben  haben  wir  im  King  Hörn.  Der  Sprung 
vom  Brut  bis  zum  King  Hörn  wird  ausgefüllt  durch  die  dichtungen,  deren 
Vorbild  allgemein  in  dem  mittellatein.  septenar  gesucht  wird.  Hier  sind 
zu  nennen  das  Poema  Morale*,  The  Woman  of  Samaria*  und  ün  God 
Ureisun  of  ure  Lefdi*;  auch  sie  bestehen  aus  gereimten  vierheberu,  aber 
nur  die  zweiten  halbverse  sind  durch  den  reim  mit  einander  verbunden, 
und  nur  auf  den  schluss  dieser  reimhalbverse  ist  eine  grössere  Sorgfalt 
verwendet,  da  nur  er  von  zweisilbig,  langstämmigen  oder  von  deren 
Vertretern,  den  dreisilbigen  auf  der  ersten  betonten,  gebildet  werden 
kann.  Diese  letztere  regel  wird  von  dem  verf.  eines  anderen  gedichtes, 
der  Passion,  nicht  beachtet,  trotzdem  aber  könnte  die  abstammung  vom 
lat.  septenar  auch  für  die  Passion  angenommen  werden,  wenn  man  an- 
nimmt, dass  der  dichter  der  letzteren,  die  aus  vielen  reimen  erschlossene 
betonung  der  lat.  versschlüsse 


4S  EINRNKKL, 

Fortüiiae  rut;i  v61vitür     dcscendü  mönioiatüs 

U'tar  contra  vitiä     cannini'  rebölli 
nicht  mein-  kannte  oder  niclit  beachtete. 

Allen  diesen  5j;*i'l'«''ti?"  ist  ansser  ihrer  betonung-  und  ihrem  rhyth- 
nius  eine  anftÜUige,  mit  der  z,eit  im  allgemeinen  zunehmende  missachtung 
der  alten  stabreimge.setze  gemeinsam. 

Wir  kehren  nun  zu  unserer  rezension  der  'Metrik'  zurück.  Mit 
der  behandlung  der  l'ornien  des  Brut  und  der  si)rüche  AltVed's  können 
wir  uns  kurz  fassen. 

Von  einer  gleichartigkeit  der  rhytlimen  der  sprüclie  und  des  Brut, 
wie  sie  in  einer  hallcschen  dissertation  vom  jähre  IST'J'  hervorgehoben 
wird,  haben  wir  höchstens  an  einigen  wenigen  stellen,  die  vorzüglich 
nach  dem,  wie  Wülcker  ausgeführt  hat,  später  angefügten  Schlüsse  zu 
liegen,  etwas  spüren  können,  und  wir  trugen  eben  deshalb  bedenken, 
die  Sprüche  völlig  der  Stabdichtung  zuzuweisen.  Im  übrigen  wird  die 
beregte  gleichartigkeit  der  rhythmen  sich  bei  jedem  genaueren  vergleiche 
als  trügerisch  herausstellen. 

Die  bemerknng  auf  s.  157,  dass  alle  die  verse  des  Brut,  welche  von 
Trautmann  ('noch  nicht  10  unter  lüü',  Anglia  II,  165)  als  fehlerhaft  oder 
anstüssig  bezeichnet  werden,  da  sie  sich  den  Otfridischen  versgesetzen 
nicht  fügen,  als  zweihebige  kurzzeilen  seines  Stabverses  durchaus  regel- 
recht gebaut  sind,  ist  gewiss  recht  überflüssig,  da  wir  mit  viel  grösserem 
recht  dem  entgegenstellen  könnten,  dass  alle  die  verse,  welche  die  stab- 
reimgesetze  verletzen,  und  dies  ist  gewiss  mehr  als  die  hälfte,  wider 
nach  unseren  gesetzen  ganz  regelrecht  gebaut  sind. 

Dass  der  verf. ,  obgleich  er  den  rhythmus  des  Brut  für  zweihebig, 
also  mit  dem  der  ächten  stabreinidichtung  für  gleich  erklärt,  doch 
wenigstens  für  gewisse  verse  die  vierhebigkeit  zugibt  (s.  1(30 — IUI),  war 
von  vornherein  zu  erwarten,  da  a.n  vielen  stellen  dieser  vierhebige  rhyth- 
mus sich  ganz  unabweisbar  dem  obre  aufdrängt;  dass  mit  der  vom  verf. 
,verfochtenen  zweihebigkeit  nicht  durchzukommen  ist,  lässt  sich  übrigens 
noch  auf  andere,  einfachere  art  beweisen.  Alle  die  halbverse,  welche 
ausser  mit  den  zwei  Stabreimen  noch  mit  einem  endreime  in  der  weise 
versehen  sind,  dass  <lie  silbe,  welche  den  endreim  bildet,  nicht  zugleich 
auch  einen  der  stabrciime  trägt,  wie  z.  b.  die  folgenden: 

7  /'agan  his  i?/a(M'e  |  pe.  7p/n\e  ]>e  he  ?^;eoren  here  II  2 

and  .seoöÖen  Inder  a]  ]>'a  lond  |  stod  in  his  ajere  hond  II  G 

]?a  he  to  Eüiwwic.  com  \  T^ulgenes  him  wcs  aforen  on  II  9  etc.-, 

für  alle  diese  verse,  und  es  sind  deren  nicht  wenige,  ist  doch  mindestens 
dreilu'bigkeit  anzunehuien,  da  ein  endreim  auf  der  Senkung  einfach  un- 
möglicli  ist.  DassellK!  gilt  von  den  halbversen,  welche  neben  den  bei- 
den Stabreimen  durch  einen  endreim  aui'  der  bildungssilbe  verl>unden 
sind,  wie  die  folgenden  verse: 


'  <iropp,  On  th('  language  of  the  Proverbs  of  Alfred. 

-  \Voll)cmcrkt  k(jmnien  derartige  verse  im   iihyming  Poem  nicht  vorl 


SCHIPPER,    ENGLISCHE  METRIK.  49 

}?ene  /eorÖe  dsei  in  J^ere  fvike  |  heu  ^ifuen  him  to  wurÖscipe 
heb  heo  is  aiid  Aali  |  /ared  men  heo  /uuieö  for  [n 
pe  /eorÖe  hebte  Jupiter  |  of  alle  Jnnge  he  is  whar. 

Die  ait,  wie  der  verf.  sich  um  die  Schwierigkeit,  welche  die  obigen  bei- 
spiele  darbieten,  herumzuwinden  sucht  (s.  159 — 160)  wird  kaum  anklang 
finden.  Bei  den  worten  Ju't/i,  Jupiter  könnte  man  sich  ein  'verklingen' 
der  nebentonigen  reimsilben  noch  gefallen  lassen.  Die  dazugehörigen 
reime  sind  jedoch  selbständige  worte  und  als  solche  doch  notwendig 
stark  zu  betonen.  Auf  die  weiter  oben  gegebenen  beispiele  lässt  sich 
dieses  hilfsmittel  natürlich  gar  nicht  anwenden. 

Zu  dem  in  kap.  8  behandelten  Marienliede  bemerkt  der  verf.,  dass, 
obgleich  der  grüsste  teil  des  gedichtes  den  Charakter  der  altnationalen 
langzeile  trage,  doch  einige  verse  desselben  einen  entschieden  septe- 
narischen  rhythmus  besitze.  An  den  charakter  des  stabverses  erinnert 
unserer  ansieht  nach  nur  die  alliteration ,  die  wir  trotz  ihrer  grösseren 
häufigkeit  auch  hier  nur  als  zufallig,  höchstens  als  sehr  entbehrliclien 
schmuck  erachten  können.  Was  den  rhythmus  betrifft,  so  ist  er  überall 
so  echt  septenarisch ,  dass  es  uns  wunder  nimmt,  warum  der  verf.  das 
gedieht  nicht  ohne  weiteres  zu  dem  Poema  Murale  und  der  Samariterin 
stellte.  Sollte  der  grund  vielleicht  nur  der  sein,  dass  verse,  wie  die  oft 
angeführten,  von  denen  viele  wie  PleieÖ  and  s/veietü,  Ne  weopen  ue 
murnen  sogar  für  den  alexandriner  noch  zu  kurz  sind,  hier  häutiger  als 
sonst  vorkommen?    Man  vgl.  das  oben  s.  37  gesagte. 

Wichtig  für  uns  sind  in  diesem  gedichte  reime  wie  ö/veu  doii  pe 
würschipe  :  /nid  stvütle  müchele  gledschipe  v.  14.  Dieselben  reime  v.  G.5 — 00 
und  143—44.  per  he  doÖ  tvursehipe  :  eleane  from  alle  queadscJiipe  v.  42. 
ouer  alle  wümm'en  :  öiier  alle  7vepmcn  v.  20  u.  s.  w.  Da  in  diesem  ge- 
dichte die  versschlüsse  bis  auf  wenige  ausnahmen'  genau  so  behandelt 
sind  wie  in  dem  Poema  Morale,  so  würden  diese  reime  eine  gleichstellung 
der  betonung  von  missen,  reste,  sunne,  rode  u.  s,  w.  mit  der  von  fvur- 
chipe  tvep?nen  u.  s.  w.  bedeuten,  welchen  letzteren  Wörtern  wir  doch  hier, 
am  versschlüsse,  notgedrungen  zwei  hebungen  zugestehen  müssen. 

Auch  der  reim  tni  leoue  lefdie  :  pu  hwdle  de't  ich  liuii'  v.  12  ver- 
dient beachtuDg;  er  stellt  sich,  wie  noch  ein  anderer  reim  des  gedichtes 
dwe/uhtSe  :  fulde  v.  94,  jenen  im  Lajamon  so  häufigen  zwiespältigen  reimen 
an  die  seite. 

Ob  das  in  demselben  kapitel  behandelte  gedieht  A  Lutel  Soth  Sermun 
sich  gleichfalls  den  Lachmann'schen  tongesetzen  lügt,  könnte  beweifelt 
werden.  Für  das  innere  der  verse  ist  dies  wol  noch  anzunehmen.  Die 
regellosigkeit  der  versschlüsse  erinnert  stark  an  die  Passion.  Die  vier- 
taktigen  kurzzeilen,  die  das  gedieht  zuweilen  unterbrechen  scheinen  der 
französischen  manier  nachgeahmt.    An  die  Stabreimdichtung  ist  hier  noch 


'  Auch  diese  ausnahmen,  also  halb  verse  wie  safle  meiden  and  we'l 
teuren  :  ne  neuer niore  ne  wurÖ  iburen  08,  hure  Icrüne  is  dl  bise't  :  so  pet 
nö  pinf/  häm  ne  let  50,  sind  zum  unterschiede  von  der  Passion  so  geartet, 
dass  liiau  ihnen  vier  hebungen  zugestehen  kann  bezw.  miiss. 

Augliu,  V.  band,  Anz.  4 


50  EINENKF.L, 

weniger  zu  denken  als  beim  vorigen  gedielite.  Stabreime  sind  liier  so 
selten,  dass  eine  hervorbebung  derselben  gerade  so  überflüssig  ist,  als 
sie  es  etwa  bei  unserem  Nibeluugeuliede  sein  würde. 

Ueber  die  form  des  Bestiarius  bleibt  uns  nach  dem  oben  ausge- 
führten nur  noch  wenig  /u  sagen  übrig.  Was  die  stabreiraenden  und 
die  zugleich  stab-  und  endreimenden  stücke  desselben  angeht,  so  winl 
es  trotz  der  erwartung  des  Verfassers  wol  niemand  versuchen,  an  ihnen 
die  vierhebigkeit  durchzuführen.  Der  rhythmus  im  gegenteil  zeigt  wie  der 
der  Sprüche  Aelfred's  eine  auffallende  verwan tschaft  mit  dem  der  echten 
Stabreimdichtung;  eine  tatsache,  an  der  einzelne  verse,  wie  die  vom  verf. 
auf  s.  ITT)  angelührten  nichts  ändern  können,  ({leichwol  dürften  sich  der 
durclifiihrung  der  zweihebigkeit  kaum  mindere  Schwierigkeiten  in  den  weg 
stellen,  als  dies  beim  Brut  der  fall  war. 

Sonst  ist  nur  zu  erwähnen,  dass  während  auf  der  einen  seite  ge- 
wisse stellen,  wie  die  vom  verf.  s.  17<i,  §82  angeführte,  an  die  franz. 
art  erinnert,  auf  der  andern  seite  sich  stellen  finden,  welche  wie  die  auf 
8.  177  TS  als  septenarisch  angeführte  eine  l:»et(mung  in  Lachmann'schem 
Stile  zu  fordern  scheiTien.  Scheinen,  sage  ich,  denn  auch  hier  ist  der  Vers- 
bau so  verworren,  dass  sich  nichts  genaues  bestimmen  lässt.  Ein  stetes 
obwalten  der  zwei  hebungen  auch  an  solchen  stellen  zu  erkennen  mag 
für  den  zum  theoretisireu  geneigten  als  einfaches,  leicht  fassliches  raerk- 
mal  viel  verlockendes  haben,  den  tatsächlichen  Verhältnissen  scheint  es 
uns  nicht  zu  entsi)rechen. 

Ueber  die  in  kap.  1)  behandelte  form  des  King  liorn  haben  wir  uns 
oben  bereits  ausgesprochen.  Hier  Tuir  noch  einiges  zur  wi(b!rlegung  der 
vom  verf.  fiir  seine  ansieht  beigebrachten  momente. 

Wenn  der  verf.  oben  gewisse,  seiner  ansieht  nach  mangelliafte  verse 
aus  einer  zweiten  handschrift  zu  bessern  sucht,  so  kthinen  wir  dagegen 
nichts  einwenden.  Nur  möcliten  wir,  dass  der  verf.  die  gleiche,  l)illige 
milde  auch  gegen  uns  übe.  Hätte  er  die  absieht  da/,u  gehabt,  so  würde 
er  gewiss  die  meisten  der  verse,  welche  er  als  dem  Lachmann'schen  be- 
tonungsgesetzen  sich  nicht  fügend  beibringt,  unerwähnt  gelassen  haben. 
Denn  abgesehen  von  jenen  versen,  deren  berichtigung,  wie  die  vor 
kurzem  erschienene  kritische  ausgäbe  des^  King  Hörn  durch  Wissmann 
l)eweist,  sogar  notwendig  ist,  finden  sich  unter  den  vom  verf.  angeführ- 
ten viele,  deren  besserung  ebenso  wenig  scliw  ierigkeit  macht.  Auf  der 
andern  seite  ist  die  betonung  d(!s  verf.  häufig  eine  irrige.  Wir  würden 
z.  1i.  betonen:  In  he'ortc  he  lidäde  7V('>  :  And  ]>i'(s  liire  hifxdilc  Jh).  Man 
könnte  die  hebung  auch  auf  And  verlegen,  aber /'Mi:  als  auf  das  folgende 
hinweisend  ist  hier  rhetorisch  hoch  betont.  Ferner  betonen  wir:  Bis  he 
nögt  so  tiniirn;  pü  schall  beo  diibbed  /cni^l\  Are  came  seue  'nigl\  To 
(so  zu  lesen  statt  Fo)  depe  he  heni  olle  brösle;  Ainomj  hem  Ä Jmlf  pe 
tjijde.  Wir  könnten  in  dem  vorretzten  beispieie  das  zeichen  der  apokope 
auch  weglassen,  da  wir  uns  vor  zwei-  und  dreisilbiger  senknng  durchaus 
nicht  scheuen. 

Dass  in  di(!ser  zeit  öfters  kurz-  und  l.angstänunige  zweisilbige  Wörter 
unter  einander  reimen,    können    wir  wol  fiir  einsilbige,    nicht  aber  auch 


SCHIPPER,    ENGLISCHE  METRIK.  51 

für  zweisilbige  (auf  der  ersten  betonte)  zugeben.  Das  beispiel  heue  : 
wSne ,  das  er  oben  aus  dem  Poema  Morale  anführte,  beweist  nichts,  da 
die  Quantität  von  benc  (vgl.  Siratmannl)  zum  mindesten  zweifelhaft  ist 
und  das  hier  auf  s.  Is4  gegebene  Icdc  :  ^ede  noch  weniger,  da  die  Stamm- 
silbe des  letzteren  wortes  (altengl,  ge-eode)  sicher  lang  war.'  Ebenso 
zweifelhaft  ist  die  annähme,  dass  in  unserem  gedichte  in  zweisilbigen 
Wörtern  die  flexionsendung  am  versschlusse  wegfallen  könnten.  Der  eine 
der  angeführten  reime  he  :  deie  lautet  in  der  kritischen  ausgäbe  anders 
und  riclitig  he  :  ]>e  (altengl.  peon),  und  was  den  zweiten  betritft,  so  ist 
doch  zu  berücksichtigen,  dass  die  mss.  0  und  H  um  den  auslautenden 
vocal  von  «luenc  zu  retten,  dem  Infinitiv  heon  gleichfalls  ein  hier  ganz 
unberechtigtes  flexions-t?  angefügt  haben,  eine  gewaltsamkeit,  die  gerade 
im  gegenteil  für  die  unentbehrlichkeit  der  endung  des  anderen  reim- 
wortes,  also  für  unsere  ansieht  spricht. 

Für  makedt'  durchgängig  für  unser  gedieht  die  contrahirte  form 
anzunehmen  ist  nicht  notwendig.  In  feirliedc  :  maked'c  ist  der  reim  nur 
für  die  letzten  tieftonigen  silben  anzunehmen.  Wie  häufig  im  Lajamon 
zu  beobachten,  so  ist  auch  hier  der  altgermanische  wortton,  der  z.  b.  in 
feiresle  :  hesie  (King  H.)  noch  besteht,  dem  dränge  nach  gleiehmässigem 
Wechsel  von  hebung  und  Senkung  erlegen.  Aus  dem  Deutschen  vgl. 
man  z.  1).  den  reim  wcrill'e  :  vehliiidc  An.L.  ISO.  Ebenso  sind  aufzufassen 
reime  wie  beggerc  :  ßsscre.  Sie  reimen  trotz  des  gleichklanges  der  zwei- 
ten nur  auf  der  dritten  silbe. 

Auf  Seite  185 — 80  sind  wider  jene  stellen  häutig,  weiche  teils  sich 
leicht  berichtigen  lassen,  teils  durch  die  kritische  ausgäbe  schon  berich- 
tigt sind.  Auf  sie  wie  auf  die  oben  zurückgewiesenen  gründet  sich  nun 
des  Verfassers  schlussurteil  über  die  form  des  King  Hörn,  welches  sich 
kurz  dahin  zusammenfassen  lässt,  dass  die  verse  des  gedichtes  unter  ein- 
fluss  des  romanischen  versprinzipes  (genauer,  wenn  wir  recht  verstehen, 
des  alexandriners)  aus  den  halbversen  der  alten  stabzeile  entstanden 
seien.  Für  diese  auffassung  gilt  das  oben  auf  seile  50,  zeile  18 — 22  be- 
züglich des  Bestiarj^  gesagte. 

Des  Verfassers  ausführungen  auf  seite  191,  anm.  betreifend  will  ich 
nur  folgendes  bemerken.  Der  ansieht  des  verf.  entgegen  möchte  ich  be- 
haupten, dass  es  auch  jetzt  noch  gegenden  gibt  (ich  erwähne  nur  die 
Umgegend  von  Köln  und  Bonn,  also  gleichfalls  niederdeutsches  gebiet), 
wo  in  Wörtern  wie  al-len,  ham-mer  deutlich  die  doppelkonsonanz  ge- 
trennt gesprochen  und  damit  der  zweiten  silbe  ein  leicht  hörbarer  nebeu- 
ton  verliehen  wird.  Dass  diese  ausspräche  und  betonung  die  ursprüng- 
liche, dereinst  allgemeine  gewesen  ist,  beweist  doch  wol  die  Sprach- 
geschichte. Was  im  besondern  die  englische  spräche  angeht,  so  geben  wir 
ohne  weiteres  zu,  dass  die  tlexionssilben,  die  wir  schon  im  14.  Jahrhun- 
dert der  stummheit  nahe  sehen,  noch  vorher  tonlos  gewesen  sein  müssen 


'  Aehnliche  auffällige  verschen  begegnen  auf  s.  VAh,  wo  die  worte 
imefeii  :  IjcU-h  und  die  formen  sle/i-ii  :  /wlfii  (plur.  ])raet.!)  als  entschieden 
kurzstämmige  hingestellt  werden. 

4* 


52  ElNENKEL, 

(v^l.  Metrik  s.  13S  -üii).  Fenior  geben  wir  zu,  dass  zur  zeit  unseres 
gediehtes  diese  toulosigkeit  sehr  nahe,  Ja  in  einzelnen,  vor  allen  den 
uördliehereu,  gebieten  bereits  eingetreten  war.  Nur  dies  eine  behaupten 
und  halten  wir  fest,  dass  diese  unterschiedslose  tonlosigkeit  der 
t'lexionsendungen  für  unseren  King  Hörn  sowie  für  alle  in  dem  oben 
gegebenen  verzeichniss  genannten  dichtungen  noch  nicht  anzuneh- 
men ist. 

Das  1(1.  kapitel  überschreibt  sich  'Die  alliterirende  langzeile  strenger 
richtung  im   13.  bis  15.  jahrliundert;'  und  behandelt  die  form  der  südengl. 
heiligenlegenden   und    homilion    aus    dem   anfange   des    13.  Jahrhunderts 
und  die  der  nordengl.   romanzen   und  allegorien,   welche  mit  der  mitte 
des   14.  Jahrhunderts   einsetzen   und  erst  mit  dem  ende  des  1(5.  Jahrhun- 
derts ihren  abschluss  erreichen.     Wir  lernten  oben  die  dichtungen  Ael- 
fric's   als   Vertreter  des  verfall«  der  stabreimdichtuug  kennen.     Da  muss 
es  doch  auffallen,  dass  hier  legenden  wie  die  der  Juliane  und  Margarete, 
deren  form,  wie  selbst  der  verf.  zugeben  muss  und  teilweise  weiter  aus- 
führt,  ganz  mit  der  der  Aelfric'schcn  paraphrase  übereinstimmt,  hier  zu 
den  Stabreimdichtungen  strenger  richtung  gezählt  werden.    Nach  der  art, 
wie  der  verf.  die  form  der  Aelfric'schcn  dichtungen  auffasst,  hätte  man 
erwarten   sollen,   dass  die  langzeilen,   die  dort  bereits  in  prosa  aufzu- 
gehen  drohen,   hier  nach   verlauf  von   über   200  jähren   kaum   noch  er- 
kennbar sein  würden.     Der  verf.  scheint  dies  auch  eingesehen  zu  haben, 
dass  er   aber  gerade  die  Ilali  Meidenhad  als  au  prosaischen  und  prosa- 
ähnlichen  stellen   reich   erkennt,    scheint   uns   doch   ein    starker  Irrtum. 
Die  homilie  lässt  sich  ebenso  leicht  wie  die  legenden  und  sogar  leichter 
noch   als  die   dichtungen   Aelfric's   in   scharf  von  einander  abgegrenzte 
verse   umwandeln.     Will   man   durchaus   eine   prosaische  stelle,   so  wird 
man  eine  solche  in  der  Margarethenlegende  ünden.     Genaueres  iiierüber 
gibt  meine  abhandlung:   Ueber  die  Verfasser  einiger  neuangeisächsischer 
Schriften   s.  1  l(j — 117.    Im   ganzen  jedoch   ist  der  vers  der  legende  dem 
vom  verf.  angenommenen  verfall  noch  genau  so  nahe,  oder  nacli  unserer 
^  ansieht  genau  so  fern,  ja  genau  genommen  ferner  noch,  als  der  der  Aelfric'- 
schcn dichtungen.     liier  wie  dort  Verwendung  des  Stabreimes,  wenn  er 
den   dichtem   gerade  in  den  weg  läuft,   hier  wie  dort  häutige  halbverse 
mit   nur   zwei   bedeutenderen   Wörtern,   die  jedoch   nicht,   wie  der  verf 
will,    zur   zweiliebigkeit   auffordern   oder   gar  zwingen,   da  überall  dort. 
Wo  jene  zwei  Wörter  zur  herstcllung  unserer  vier  hebungen  nicht  mehr 
genügen,  ohne  weiteres  eiu  drittes  ebenso  gewichtiges,  ja  selbst  ein  vier- 
tes  hinzutreten   kann.     Der  verf.   betrachtet  nun  die  form  der  legendeji 
als   Zwischenglied  zwischen  der  altenglischen  stabzeile  strenger  richtung 
einerseits    und    den    um    die   mitte    des    11.  Jahrhunderts    entstehenden 
romanzen    andererseits.     Vcju   allem   anderen  abgesehen  ist  es  aber  doch 
kaum  denkbar,  dass  der  aller  regel  spottende  Stabreim  der  legenden  d(;n 
allileratiouskiinsteleien  der  nordenglischon  diclitungen  al,s  vorläiii'er  oder 
Vorbild    gedient   habe!     Doch    mag   dem  sein  wie  ihm  wolle,   die  haupt- 
aache   ist  jedenfalls,   dass   wol    die  legenden,   nicht  aber  auch  die  gests 
und  romanzen,   wie  schon  der  rliythmus  verrät,  sich  unseren  betonungs- 
gesetzen  fügen,  wie  denn  auch  der  versuch  Rosenthal's  (Anglia  I,  11411'.), 


SCHIETKR,    ENGOSCllE  MRIRIK.  53 

sie  auch  Itoi  den  letzteren  anzuwenden,  als  gänzlich  niisslungeu  anzu- 
sehen ist.  Der  aunalime,  dass  die  formen  der  gests  und  die  der  alten 
Stabdichtungen  in  eine  reihe  zu  stellen  sind,  steht  sicherlich  nichts  im 
wege.  Wenn  wir  Jedoch  nach  direkten  vorlagen  für  die  ersteren  suchen, 
so  bleibt  uns  nur  die  vermuthung,  dass  Zwischenglieder  zwischen  beiden 
wol  bestanden  haben,  aber  verloren  gegangen  sind,  da  ein  unmittelbares 
zurückgreifen  auf  die  altenglischen  muster  gewiss  sehr  wenig  Wahrschein- 
lichkeit für  sich  hat.  Was  nun  den  Stabreim  dieser  gedichte  (der  gests) 
angeht,  ihre  strophische  gliederung  und  ihr  durch  den  eiufluss  des  reimes 
und  fremder  verspriuzipien  beschleunigter  verfall  in  kap.  11  und  12  in 
ebenso  fassliclier  wie  eingehender  weise  dargestellt.  Die  betrachtung  der 
übrigen  kapitel  dieses  baudes  behalten  wir  uns  für  später  vor. 

AVenn  das  gesammturteil  über  das  bisher  betrachtete  nicht  so  aus- 
fällt, als  wir  gewünscht  hätten,  so  liegt,  wie  wir  gesehen,  der  grösste 
teil  der  schuld  an  der  Stellung,  welche  verf.  zur  wortbetonung  im  Alt- 
englischen einnimmt.  Die  Zurückweisung  der  tonfähigkeit  der  flexions- 
silben  hatte  zur  einfachen  folge,  dass  alle  die  versmasse,  welche  nicht 
einen  der  franz.  art  sich  nähernden  bau  erkennen  Hessen,  aus  dem  ver- 
bände, dem  sie  ihrer  innersten  natur  nach  angehören,  herausgerissen  und 
zu  den  alten  stabversen  geworfen  wurden.  So  kam  es,  dass  der  verf. 
(allerdings  in  viel  geringerem  grade)  denselben  fehler  begieng,  den  er  im 
eingange  seines  werkes  seinem  Vorgänger  Guest  vorwarf,  nämlich  den, 
dass  er  dem  einflusse  des  Stabreims  all  zu  weite  grenzen  zog,  dass  er 
die  alte  epische  langzeile  noch  in  gedichten  erkannte,  die  mit  ihr  nichts 
als  etwa  hie  und  da  einen  Stabreim  gemein  haben. 

Wir  wissen  in  der  tat  nicht,  wie  der  Verfasser  dazu  kam,  an  einer 
auffassung  festzuhalten,  gegen  die  nicht  weniger  als  alles  spricht,  und 
beklagen  es  aufrichtig,  dass  er  so  viel  fleiss  und  mühe  auf  die  Zurück- 
weisung einer  ansieht  verschwendete,  deren  allseitige  anerkennung,  wie 
entsprechende  Vorgänge  in  der  geschichte  der  deutschen  metrik  uns  nur 
zu  nahe  legen,  nur  noch  eine  frage  der 'zeit  sein  kann.  Ein  glück  für 
das  werk  ist  es,  dass  beides,  die  Verwendung  des  Stabreimes  wie  des 
nebentones,  sich  so  bald  verlor  bezw.  auf  gewisse  sehr  enge  gebiete  ein- 
schränkte, so  dass  also  nur  für  die  ersten  abschnitte  des  werkes  ein 
schnelles  veralten  zu  befürchten  sein  wird. 

Was  die  erwähnte  Zurückweisung  der  form  nach  angeht,  so  würde 
es  besser  gewesen  sein,  wenn  der  verf.  sie  als  selbständige  abhandlung 
in  eine  unserer  Zeitschriften  hätte  einrücken  lassen.  Hier  stört  sie  nur 
gar  zu  sehr  den  Zusammenhang  des  im  ganzen  nicht  ohne  geschick  an- 
gelegten Werkes.  (Fortsetzung  folgt.) 

London  im  april.  Eugen  Einenkel. 


54  TRAUTMANN, 

Ueber  den  Unterrieht  in  den  Neuem  Sprachen,  speziel- 
ler der  Engl  i  sc  heu,  an  unseren  Universitäten  und  luHieren 
schulen.  Ein  niahnruf  an  die  Unterrichtsbehörden  von  Dr.David 
Asher,  corresp.  niitglied  der  Berliner  Gcsellsch.  für  das  stud. 
der  neuern  sprachen  und  literaturen.  Berlin  (Langenscheidt) 
Gr.  S.     46  SS.     80  pf. 

Gedanken  und  Bemerkungen  über  das  Studium  der  Neuern 
Sprachen  auf  den  Deutschen  Hochschulen.  Von  Dr.  Gustav 
Körting,  ordentl.  professor  der  ronian.  und  engl,  philol.  an 
der  Königl.  theol.-philos.  Akademie  zu  Münster  i.  W.  lleil- 
bronn  (Henninger)  1882.     8.     83  ss.     1  m.  40  pf. 

In  der  eiuleitung  der  schritt  von  Aslicr  heisst  es:  'In  dem  streben 
nach  wissenscliaftlielikeit  auf  allen  gebieten  betleissigt  man  sich  seit 
etwa  11) — \2  Jahren  auch  dem  Studium  der  neuern  sprachen  dieselbe 
wissenschaftliclie  pflege  angedeihen  zu  lassen  wie  der  mntterspraehe. 
Man  verfolgt  ihre  geschichte  bis  zu  den  ältesten  stufen  liiuauf,  iractirt 
an  den  Universitäten  die  ältesten  denkniäler  ihrer  literaturen,  cdirt  und 
commentirt  bisher  noch  ungedruckte  handschriften  oder  veranstaltet  neu- 
drucke  solcher,  dringt  immer  tiefer  in  die  etymologie  der  Wörter  ein 
und  studirt  selbst  die  dialckte.  Dies  ist  nun  alles  sehr  zu  billigen  .  .  .; 
nur  zu  oft  aber  vergisst  man  dabei,  dass  die  erste  bedingung  zu  sol- 
chem Studium,  namentlich  für  diejenigen,  welche  nicht  bloss  einen  philo- 
logischen, sondern  einen  praktischen  zweck  (ich  meine  den  des  Unter- 
richts an  schulen)  damit  verbinden  und  vor  äugen  haben,  die  vollstän- 
dige kenntniss  der  lebenden  spräche  ist  .  .  .  Manche  der  herren  Profes- 
soren blicken  auf  die  lebenden  sprachen  mit  einem  gefühle  der  Verach- 
tung und  schämen  sich  fast  sie  zu  sprechen ,  oder  wenn  sie  sich  herab- 
lassen sich  darin  auszudrücken,  auch  nur  richtig  auszusprechen.'  Weiter- 
hin heisst  es:  'Die  folgen  solcher  verkehrter  anschauung,  die  auch,  wie 
es  schciiit,  von  oben  gepflegt  wird,  können  denn  auch  nicht  ausbleiben.' 
Es  wird  nämlich,  wie  sodann  ausgeführt  wird,  im  Neuenglischen  nichts 
gelernt  auf  den  Universitäten,  und  es  werden  keine  geeigneten  lehrer  ge- 
bildet. Wie  mit  den  Ichrern,  führt  der  folgende  abschnitt  aus,  so  ist  es 
auch  mit  den  grammatiken,  welche  in  unsern  schulen  benutzt  werden, 
nicht  zum  besten  bestellt.  'Wenn  ein  kaufmaun  oder  händlcr  auf  dem 
markte  mit  falschem  gewichte  oder  falschem  maasse  seine  waare  verkauft, 
verfällt  er  der  polizeilichen  strafe.  Um  fehlerhufu;  lehrbiicher  kümmert 
sich  die  gesetzgebuug  nicht.'  Der  letzte  abschnitt  bringt  vorschlage  zur 
besserung  der  jetzigen  zustände.  Wenn  wirklich  an  unseren  Universi- 
täten 'moderne  philologie'  gelehrt  werden  solle,  und  wenn  unsere  hoch- 
schulen  die  künftigen  lehrer  befähigen  sollen,  den  Unterricht  in  den 
neueren  sprachen  mit  erfolg  zu  erteilen,  so  müsse  ein  ganz  anderes 
System  als  das  bisherige  platz  greifen.  Zunächst  müsse  die  lebende 
.Sprache  nach  allen  richtungen  hin  gründlich  gelehrt  werden,  und  es  seien 
die  älteren  stufen  nur  nebenher  zu  berücksichtigen.    'Der  docent  mag 


ASHER,  UNTERRICHT  I.  D.  N.  SPR.,    KOERTING,  STUDIUM  D.  N.  SPR.    55 

für  sicli  forschen,  so  tief  er  wolle,  und  alte  Schriftdenkmäler  und  haud- 
schriften  ediren,  wol  auch  für  solche,  die  in  der  lebenden  spräche  vor- 
gerückt sind  und  des  Unterrichtes  darin  nicht  mehr  bedürfen,  ein  colleg 
über  Altenglisch  lesen  und  Schriften  in  dieser  spräche  von  den  zuhörern 
übersetzen  und  commentiren  lassen.  Sein  hauptaugenmerk  aber  sollte 
stets  die  lebende  spräche  sein.'  Zur  prüfung,  wird  sodann  vorgeschlagen, 
solle  man  nur  solche  bewerber  um  das  höhere  lehramt  zulassen,  die  sich 
durch  eine  schriftliclie  clausurarbeit  über  eine  genügende  Vorbildung  im 
Neuenglischen,  bezw.  Neufranzösischen,  auszuweisen  vermögen  ;  zu  exarai- 
natoren  solle  der  staat  nur  männer  bestellen,  welche  im  stände  seien, 
derartige  schriftliche  leistungen  zu  begutachten  und  bei  der  mündlichen 
prüfung  sich  ausschliesslich  des  Englischen  bezw.  des  Französischen  zu 
bedienen;  niemand  solle  in  den  öffentlichen  schulen  die  neuern  sprachen 
lehren  dürfen,  der  nicht  mindestens  die  censur  2  erhalten  habe  und  zum 
Unterricht  in  allen  klassen  befähigt  gefunden  worden  sei.  '  Dazu  aber 
wäre  es  wünschenswert  und  wesentlich',  schüesst  dieser  abschnitt,  'dass 
besondere  inspektoren  ernannt  werden,  um  den  Unterricht  in  den  neuem 
sprachen  an  den  höheren  schulen  des  Deutschen  Kelches  zu  überwachen 
und  darauf  zu  sehen,  dass  diese  punkte  auch  strenge  innegehalten  wer- 
den und  keine  schlaffe  praxis  einreisse.' 

Asher's  khigen  über  neusprachlichc  lehrer,  die  ungenügendes  leisten, 
entbehren,  wie  kein  kundiger  leugnen  wird,  nicht  der  berechtigung;  es 
sieht  vielfach  noch  recht  trübe  aus  in  dieser  beziehung.  Es  ist  auch 
zuzugeben,  dass  das  Neuenglische,  bezw.  das  Neufranzösische,  noch  nicht 
auf  allen  Universitäten  diejenige  pflege  findet,  ohne  welche  die  heran- 
bildung  tüchtiger  lehrer  nicht  denkbar  ist.  Es  ist  aber  bei  der  neuheit 
dieser  fächer  als  Studiengegenstände  der  Universität  nicht  verwunderlich, 
dass  noch  nicht  alles  auf  der  höhe  steht;  und  wir  dürfen  nicht  zweifeln, 
dass  binnen  kurzem,  wo  sie  not  tut,  abhilfe  geschaffen  werden  wird. 
Nicht  beizustimmen  ist  der  ansieht  Asher's  über  die  behandlung  des  Alt- 
französischen  und  Altenglischen.  Zunächst  ist  es  nicht  richtig,  dass  die 
erste  bedingung  zum  Studium  der  älteren  stufen  die  vollständige  kenut- 
niss  der  lebenden  spräche  sei.  Vielmehr  kann  man  ebenso  wol  mit  der 
ältesten  oder  einer  älteren  stufe  anfangen,  um  zur  jüngsten  vorzudringen, 
wie  man  von  der  jüngsten  nach  rückwärts  gehen  kann;  das  ausgehen 
von  der  ältesten  stufe  würde  sogar,  wenn  nicht  aus  anderen  gründen 
davon  abzusehen  wäre,  erhebliche  vorteile  bieten.  Hauptsächlich  aber 
ist  Asher  nicht  beizustimmen,  wenn  er  die  älteren  stufen  nur  beiläutig 
studirt  wissen  will.  Es  ist  ja  ganz  richtig,  der  lehrer  braucht  in  der 
klasse  zunächst  nur  Neuenglisch  und  Neufran/.ösisch,  und  innerhalb  ge- 
wisser grenzen  kann  jemand  vortrefflichen  Unterricht  geben,  ohne  je  Alt- 
französisch und  Allenglisch  getrieben  zu  haben.  Dennoch  ist  es  nötig, 
dass  der  künftige  lehrer  der  neuern  sprachen  nicht  nur  beiläufige,  son- 
dern gründliche  Studien  im  Altfranzösischen,  bezw.  Altenglischcn,  mache. 
Bei  dem  unterrichte  in  unseren  höhern  schulen  kommt  es  nicht  nur  darauf 
an  den  Schülern  eine  gewisse  summe  von  kenntnissen  zu  übermitteln, 
sondern  auch  darauf  sie  anzuhalten,  dass  sie  den  lehrstoff  mit  dem  ver- 
stände auffassen;  nicht   nur  auf  beibringung  von  fertigkciten,   sondern 


56  TKAUTMANN, 

auch  auf  das  ilonkou  und  llndou  lehren.  Ein  lohror  aber,  »ler  alteupf- 
liselie  und  alltVanzüsifelic  t^tudien  geuiaclit  hat,  der  nicht  allein  weiss 
was  in  der  lebenden  spräche  ist,  sondern  auch  warum  es  ist,  und  wie 
CS  geworden  ist,  der  die  geschichte  uud  den  xusanuneuhang  der  ditigc 
sieht,  gibt  eine  bessere  gewähr  für  die  crteilung  jenes  vom  geisto  der 
Wissenschaft  getragenen  Unterrichtes,  der  allein  in  unseren  höhern  schulen 
angetrotVen  werden  sollte,  eine  unvergleichlich  viel  bessere  gewähr  als 
ein  lehrer.  der  solche  Studien  nicht  gemacht  hat.  Da  das  Studium  des 
Altfranzösischen,  bexw.  Altenglischcu,  in  so  hervorragender  weise  ge- 
eignet ist,  die  neusprachlichen  lehrer  zu  ihrem  künftigen  berufe  aus- 
rüsten zu  helfen,  so  kann  von  einem  nur  beiläufigen  betreiben  dieses 
Studiums  auf  der  Universität  schlechterdings  nicht  die  rede  sein.  —  Was 
Asher's  behauptung  betrilVt,  dass  manche  professoreu  die  kunst,  fertig 
englisch  oder  französisch  zu  sprechen,  gering  anschlagen  und  als  blosse 
sprachmeisterci  brandmarken,  so  beruht  sie  wol  auf  niissvcrständniss  oder 
Irrtum.  Man  kann  sich  doch  kaum  denken,  dass  es  derartige  professoreu 
gebe,  hu  gegentcil,  ich  bin  überzeugt,  dass  jeder  neusprachliche  pro- 
fesBor  die  allseitige  beherrschuug  einer  lebenden  spräche  tür  eine  schwere 
kunst  hält  und  eine  ehre  darein  setzt,  das  Neufranzösische,  bezw.  Neueng- 
lische, auch  wenn  er  das  hauptgewicht  seiner  lehrtätigkeit  auf  die  ältere 
spräche  uud  literatur  legt,  leicht  und  sicher,  gewant  und  richtig  zu 
schreiben  und  zu  sprechen. 

Die  Schrift  von  Körting  bringt  eine  reihe  von  gcdanken  und  vor- 
schlagen, die  in  weiten  kreisen  beachtung  linden  werden.  Im  eingangc 
wirft  der  Verfasser  die  frage  auf:  'Wer  ist  berechtigt,  sich  dem  aka- 
demischen Studium  der  neueren  sprachen  zu  widmen V'  Er  habe,  ant- 
wortet er,  keinerlei  Voreingenommenheit  gegen  die  realschule;  er  habe 
fleissige  und  wissenschaftlich  strebsame  schüler  von  ihr  wie  vom  gymna- 
sium  gehabt.  Aber  die  von  der  realschule  kommenden  seien  in  einem 
punkte  in  entschiedeneui  nachfeile,  darin  nämlich,  dass  sie  kein  Griechisch 
verstehen.  Die  kcnntniss  des  Griechischen  sei  unumgänglich  notwen- 
•  dig  für  den  'neuphilologen'.  Während  ihm  die  lateinische  spräche,  we- 
nigstens in  den  Schriftstellern,  welche  auf  der  schule  gewöhnlich  gelesen 
werden,  nur  iu  einer  gestalt  entgegentrete,  lerne  er  die  griechische  anders 
bei  Homer,  anders  bei  Ilerodot  und  wider  anders  bei  den  Attikern  kennen. 
Das  sei  aber  eine  trelfliche  anleitung  zum  philologischen  denken,  eine 
herrliche  cinführung  in  die  Sprachvergleichung.  Und  wie  die  griechische 
spräche  so  sei  auch  die  griechische  literatur  unentbehrlich,  weil  sich  an 
sie  die  literaturen  der  neueren  Völker  so  vielfach  ang(;lehnt,  weil  die 
neueren  literaturen  aus  ihr  so  oft  ihre  ästhetischen  maasse  entliehen 
uud  eine  solche  fülle  von  Stoffen  und  gedanken  geschöpft  haben.  —  Wie 
bekannt  ißt  vielfach  ausgesprochen  worden,  dass  die  Vorbildung  der  von 
den  realschulen  kommenden  wie  für  die  Universitätsstudien  im  allgemeinen 
so  auch  für  das  Studium  der  neuern  sj)raclicu  unzulänglich  sei;  nicht 
selten  ist  auch  gesagt  worden,  dass  ehemaligen  realschülern,  wegen  des 
unwissenechaftlichen  Unterrichtes,  den  sie  genossen,  der  rechte  wissen- 
schaftliche sinn  fehle.  Ich  kann  nicht  leugnen,  ich  habe  mit  ehemaligen 
realöchüleru   zu   tun   gehabt,   die  mir  diese  behauptungen  voll  zu  bestä- 


ASHER,  UNTERRICHT  I.  D.  N.  SPR.,    KOFKTING,  STUDIUM  D.  N.  SPR.    57 

tigen  schieneu;  luuss  aber  liinzufiigen,  dass  icli  auoli  inancheii  ehemaligen 
gymnasiasten  kennen  gelernt  habe,  auf  den  sie  gleich  gut  angcwant  wer- 
den konnten.  Auf  der  andern  seite  liabe  ich,  wie  Körting,  eine  statt- 
liche zahl  von  schiilern  gehabt,  die,  abgesehen  von  einem  punkte,  eine 
für  das  Studium  der  neuern  sprachen  vollkommen  ausreichende  Vorbildung 
auf  der  realschule  erhalten  hatten,  und  noch  mehr  solche,  die,  obwol  auf 
der  realschule  gebildet,  nicht  nur  von  echt  wissenschaftlichem  streben 
beseelt  waren,  sondern  auch  gutes  geschick  zeigten,  wissenschaftliche 
dinge  wissenschaftlich  zu  behandeln.  Ich  kann  nach  diesen  erfahrungen 
nicht  denken,  dass  die  von  den  realschulen  gewährte  vorl)ildung  so  gar 
verwerflich  sei  und  kann  die  von  ihr  zur  Universität  kommenden  nicht 
für  so  ganz  untauglich  zu  wissenschatftlichen  Studien  halten.  Der  eine 
punkt,  den  ich  oft  und  immer  wider  als  einen  mangel  bei  realschülern 
empfunden  habe,  ist  die  unkenntniss  des  Griechischen.  Es  ist  ja  un- 
zweifelhaft richtig,  man  kann  im  Studium  der  neueren  sprachen,  sei  es 
in  grammatischer,  sei  es  in  literaturgeschichtlicher  hinsieht,  in  die  weite 
und  in  die  breite  gehen,  ohne  des  Griechischen  zu  bedürfen;  alier  plötz- 
lich macht  sich  denn  doch  einmal  an  sehr  entscheidender  stelle  die  un- 
kenntniss dieser  spräche  unangenehm  fühlbar,  und  vieles  lässt  sich  ohne 
Griechisch  überhaupt  nicht  tun.  Körting  hat  die  notwendigkeit  des 
Griechischen  schön  und  überzeugend  dargelegt;  ich  kann  ihm  nur  bei- 
stimmen, wenn  er  vom  studirenden  der  neuern  sprachen,  auch  vom  ehe- 
maligen realschüler,  keuntniss  des  Griechischen  fordert.  Wie  diese  von 
den  realschülern  erworben  werden  solle,  ob  das  Griechische  als  Pflich- 
tiger oder  nur  als  wahlhafter  lehrgegenstand  auf  den  Stundenplan  der 
realschule  zu  setzen  sei;  ob  realschule  und  gymnasium  künftig  in  eine 
neue  art  von  gelehrtenschule,  welche  die  Vorzüge  beider  mit  einander 
vereinigt  ohne  ihre  mängel  zu  besitzen,  zusamuienfliessen  sollen,  das 
sind  dinge,  über  welche  wir  uns  hier  nicht  in  erörterungcn  einlassen; 
hier  kommt  es  allein  darauf  an,  nachdrücklich  hervorzuheben:  der  studi- 
rende  der  neueren  sprachen  muss  kenntniss  des  Griechischen  mit  zur 
Universität  bringen. 

Eine  andere  forderung  Körting's  ist:  Das  Französische  und  Eng- 
lische, welche  das  prüfungsreglement  zu  einer  gruppe  vereinigt,  müssen 
von  einander  gelöst  werden.  Die  eine  spräche  habe  mit  der  anderen  keine 
engere  gemeinschaft,  und  das  Studium  des  Französischen  müsse  vielmehr 
im  zusammenhange  mit  den  romanischen,  das  studi\im  des  Englischen  im 
zusammenhange  mit  den  germanischen  sprachen  betrieben  werden.  Der 
hauptgrund  für  die  trennung  aber  sei,  dass  die  französische  und  eng- 
lische Philologie  für  sich  allein  schon  gebiete  von  solcher  ausdehnung 
seien,  dass  mit  beiden  sich  gleichmässig  vertraut  zu  machen,  wie  doch 
von  einem  künftigen  lehrer  des  Französischen  und  Englischen  gefordert 
werden  müsse,  geradezu  ein  ding  der  Unmöglichkeit  sei.  Wer  in  einer 
fremden  spräche  die  lehrbefähigung  für  alle  klassen  erworben  habe,  der 
habe  genug  geleistet.  Trennung  der  beiden  fächer  werde  ebenso  sehr 
der  schule  wie  der  Wissenschaft  zum  vorteile  gereichen.  Auch  in  diesem 
punkte  schliesse  ich  mich  durchaus  an  Körting  an  und  meine,  er  wird 
bei  allen  kundigen  auf  Zustimmung  rechnen  dürfen. 


5S  TRAUr.MANN, 

Wenn  KürtiniT  als  dio  wiinsfhcnswertcsten  voilMTuhiiiijjcii  von  stmlion- 
iiiul  priituiijjsfik'lioin  hinstellt 

1.  Franziisisch  für  alle,    Latein  (nebst  EngliseliV)  für  die  mittleren 
kiassen, 

2.  Knjrliscli  für  alle.  Deutseli  (nebst  Französisch?)  für  die  mittleren 
klassen, 

so  ist  oline  weiteres  xuzugeben,  dass  dies  die  beiden  natürlichsten  ver- 
binduntren sind.  Aber  soll  nicht  inu;h  der,  welcher  das  Französische  zu 
seinem  hauptfaehe  macht,  die  lehrbefähigunf?  im  Deutschen  erwerben? 
Die  mutterspraehe  ist  der  ausgangs-  und  Stützpunkt  alles  fremdspracli- 
liehen  Unterrichtes,  und  das  erlernen  einer  fremden  spräche  ist  zum 
grossen  teile  nichts  als  ein  stetes  beziehen  des  fremden  und  neuen  auf 
das  heimische  und  bekannte.  Ohne  wissenschaftliche  kenntniss  des  Deut- 
schen ist  die  rechte  befähigung  zum  wissenschaftlichen  Unterricht  in 
fremden  sprachen  überhaupt  nicht  denkbar.  Das  ist  eine  so  einfache 
Wahrheit,  dass  wir  holVcTi  dürfen,  die  nächste  Ordnung  unserer  prüfungs- 
vcrhältnisse  werde  ihr  rechnung  tragen.  Das  gegenwärtig  noch  in  gel- 
tuug  stehende  preussische  'reglement'  begnügt  sich  damit,  von  den- 
jenigen, welche  im  Deutschen  nicht  unterrichten  wollen,  den  uaehvveis 
der  allgemeinen  bildung  in  diesem  fache,  und  genau  genommen  nicht 
einmal  so  viel ',  zu  verlangen.  Das  ist  für  Sprachlehrer  sicherlich  zu 
wenig;  Sprachlehrer,  gleichviel  ob  sie  im  Deutschen  unterrichten  wollen 
oder  nicht,  müssen  aus  dem  eben  angeführten  gründe  mehr  als  die  all- 
gemeine bildung  in  der  mutterspraehe  besitzen.  Im  reglement  kommt 
das  Deutsche  aueh  insofern  nicht  zu  seinem  rechte,  als  von  den  künf- 
tigen lehrern  ausser  einigem  andern  verlangt  wird:  entweder  kenntniss 
der  gcschichte  und  entwicklung  des  Deutschen  sowie  die  fähigkeit,  alt- 
und  mittelhochdeutsche  texte  zu  lesen,  oder  dafür  solche  kenntuissc  in 
der  Philosophie,  welche  befähigen,  die  philosoi)hische  Propädeutik  auf 
gymnasien  zu  lehren.  Durch  diese  bestimuiung  geschieht  es,  dass  eine 
menge  lehrer  mit  der  facultas  docendi  für  Deutsch  ausgerüstet  werden, 
die  gar  nicht  im  stände  sind,  wirklichen  Deutschen  Unterricht  zu  geben. 
.Möchte  "bei  der  neuordnung  unserer  Prüfungsangelegenheiten,  die  ja 
hoffentlich  in  nicht  zu  ferner  zeit  kommen  wird,  der  grundsatz  maass- 
gebend  sein:  ein  wissenschaftlicher  Sprachlehrer  ohne  wissenschaftliclie 
kenntniss  des  Deutschen  ist  ein  unding;  und  möchte  dem  entsprechend 
festgesetzt  werden ,  dass  sich  jeder  bewcrbcr  um  das  höhere  lehrauit, 
gleichviel  ob  alt-  oder  neusprachler,  einer  prüfung  im  Deutschen  zu 
unterwerfen  habe  und  mit  fremdsprachlichem  Unterricht  nur  dann  be- 
traut werden  könne,  wenn  er  die  lehrbefähigung  im  Deutschon  erworben 
hat.    Es  versteht  sich  von  selbst,  dass  der  philosoph  mit  der  deutschen 

'  'Ob  die  bei  jedem  schuliimtscandidaten  erforderli(;he  allgemeine 
l>ildung  in  der  deutschen  spräche  bei  denen,  welche  nicht  darin  unter- 
richten wollen,  vorhanden  ist,  namentlich  ob  sie  dieselbe  sicher  und  an- 
gemessen zu  gebrauchen  wissen,  hat  die  commis-Sion  hinreichende 
gelegen  hei  t,  bei  den  übrigen  teilen'  der  schriftlichen  und 
wiiindlichen  prüfung  zu  erkennen,  weshalb  eine  besondere 
Prüfung  in  dieser  hinsieht  nicht  stattfindet.'  Reglern,  s.  10,  §  24. 


ASHER,  UNTERRICHT  I.  D.  N.  SFR.,    KOERTING,  STUDIUM  D.  N.  SPR.    59 

facultas  doceudi  wegfallen  müsste.  —  Noch  aus  einem  andern  gründe 
ist  es  dringend  wünschenswert,  dass  die  fremdsprachlichen  lelirer  auch 
gründliche  kenntniss  der  muttersprache  erwerben.  Das  gegenwärtige 
Deutseh  trieft,  wenigstens  im  munde  der  meisten  -gebildeten'  und  in  den 
meisten  büchern,  von  entbehrlichen  fremdwörtern  und  undeutschen  Wen- 
dungen. Dies  hängt  unzweifelhaft  zum  grossen  teil  zusammen  mit  unseren 
Schuleinrichtungen.  Wir  legen  zu  viel  wert  auf  die  erlernuug  fremder 
Zungen  und  zu  wenig  auf  guten  Unterricht  in  der  muttersprache.  Wir 
treiben  (lassen  wir  die  alten  sprachen  einmal  bei  seite)  Französisch  und 
Englisch  in  der  realschule  1.  Ordnung,  in  der  realschule  2.  urdnung,  in 
der  höheren  bürgerschule,  in  der  höheren  mädchcnschule,  in  handels- 
und  gewerbeschulen,  in  allen  möglichen  privaranstalten,  sogar  im  seminar 
für  volksschuUehrer.  In  einigen  dieser  lehranstalten,  so  namentlich  im 
seminar  für  volksschuUehrer,  ist  der  fremdsprachliche  Unterricht  unnütz, 
ja,  weil  er  bloss  ein  naschen  sein  kann,  geradezu  verderblich.  Und  diesem 
zu  viel  des  fremdsprachlichen  steht  in  allen  anstalten  ein  zu  wenig  des 
deutschen  Unterrichtes  gegenüber.  Einerseits  ist  die  Stundenzahl  durch- 
weg zn  gering,  andrerseits  wird  viel  mehr  unzulänglicher  (oft  unglaub- 
lich elender)  Unterricht  im  Deutschen  gegeben,  als  in  anderen  fächern. 
Die  fruchte  bleiben  nicht  aus.  Das  stopfen  mit  fremden  sprachen  bei 
mangelhaftem  Unterricht  im  Deutscheu  ist  die  Ursache,  dass  den  schillern 
das  richtige  Sprachgefühl  abhanden  kommt;  fremde  Wörter  und  Wen- 
dungen sind  ihnen  geläufiger  als  deutsche,  und  selbst  wo  sie  deutsche 
Wörter,  gebrauchen,  ist  ihr  ausdruck  auf  schritt  und  tritt  undeutsch. 
Man  lese  einmal,  um  sich  hiervon  zu  überzeugen,  die  deutschen  aufsätze 
irgend  einer  höheren  schule!  Schon  heute  wird  uns  in  den  zeitnngen 
und  den  meisten  büchern  ein  Deutsch  verabreicht,  bei  dem  fühlenden 
und  reinlich  denkenden  leuten  schlimm  wird;  was  aber  wird  erst  ge- 
schrieben werden,  wenn  das  heranwachsende  gcschlecht  die  zeitnngen 
und  bücher  macht!  Hier  droht  grössere  gefahr  als  mit  den  Verhältnissen 
nicht  vertraute  ahnen.  Es  ist  eine  schöne  sache  mit  dem  lernen  vom 
auslande  und  der  gerechten  Würdigung  auch  des  fremden,  aber  wir 
müssen  nicht  selber  dabei  vor  die  hühner  gehen;  keinen  verständigen 
kann  es  stören,  dass  neben  unseren  eingesessenen  Wörtern  auch  einge- 
wanderte zur  bezeichnung  von  aussen  gekommener  dinge  stehen,  aber 
mit  dem  ewigen  anschleppen  von  fremden  ausdrücken,  für  die  wir  gute 
deutsche  haben,  machen  wir  uns  vor  Gott  und  der  weit  lächerlich.  Es 
ist  in  letzter  zeit  manches  gegen  den  unfug  getan  worden;  ich  erinnere 
nur  an  die  Verdienste  Stephan's.  Aber  mehr  noch  muss  geschehen,  und 
eine  der  wirksamsten  maassregeln  in  dieser  hinsieht  würde  sein  dafür  zu 
sorgen,  dass  die  lehrer  ordentlich  Deutsch  lernen.  -  Kehren  wir  jetzt 
zu  der  frage  zurück:  'welches  sind  die  wünschenswertesten  Verbindungen 
von  prUfungs-  und  lehrfächern?',  so  trage  ich  kein  bedenken,  unter  mit- 
berücksichtigung  der  alten  sprachen,  folgende  gruppen  aufzustellen: 

1.  Deutsch,  Lateinisch  und  Griechisch  für  alle  kiassen;  Französisch, 
oder  Englisch,  oder  geschichte  für  mittle. 

2.  Deutsch,  Lateinisch  und  Französisch  für  alle  kiassen;  Griechisch, 
oder  Englisch,  oder  geschichte  für  mittle, 


GO  TKAUIMANN, 

n.    Deutsch .   (iriofliisoli    uiid    Eiigliscli    für   alle   kI:is9on;   L;i(oinisch, 

oder  Fraiuösiseh,  oder  jjcschiclitc  für  mittle, 
l.    Gescluchte  für  alle  klassen;  Deutsch  und  Französiseh,  oder  Deutsch 

uud  Euplisch,  oder  Deutsch  und  Lateinisch  (bczw.  Criechisch)  für 

mittle. 
Natürlich  dürften  diese  grupi»en  nicht  unverrückbar  feststehen;  ein  ge- 
wisser Spielraum  wäre  sogar  seiir  wünschenswert.  Es  wäre  z.  b.  nichts 
daireiron  einzuwenden,  dass  Jemand  zu  geschichte  für  alle  klassen  nicht 
Deutsch  und  Französisch  oder  Deutsch  und  Englisch,  oder  Deutsch  und 
(Trieehisch,  oder  Deutsch  und  Lateinisch  für  mittle,  sondern  dafür  Deutsch 
für  alle  klassen  erstrebte.  Immer  aber  wäre  darauf  zu  halten,  dass  die 
Ichrliefähigung  in  einer  fremden  si)rachc  von  einer  mindestens  gleich 
hohen  im  Deutschen  begleitet  würde.  —  Auch  deu  mathematischen  und 
naturwissenschaftlichen  lehrcrn  wäre  eine  kleine  facultas  doceudi  im 
Deutschen  äusserst  gesund. 

Eine  sehr  berechtigte  forderung  Körting's  ist  wider  die,  dass  ge- 
trennte lehrstühle  für  romanische  und  englische  philologie  zu  errichten 
seien.  Die  Vereinigung  beider  gehe  bei  dem  gegenwärtigen  umfange  der 
beiden  tlicher  nicht  an;  und  es  sei  dringend  zu  wünschen,  dass  die  mit 
der  Scheidung  noch  rückständigen  Universitäten  den  übrigen  bald  nach- 
folgen. Ja  noch  weiter  müsse  die  Scheidung  gehen:  wenn  nicht  an  allen, 
so  müsse  wenigstens  an  den  grösseren  Universitäten  neben  dem  roma- 
nischen noch  ein  besonderer  französischer  lehrstuhl  errichtet  werden. 

Der  studireude  der  neueren  sprachen  hat  zwei  dinge  in's  äuge  zu 
lassen:  er  hat  die  geschichte  und  entwicklung,  sowie  die  literatur  der 
spräche,  die  er  einst  lehren  will,  zu  studiren;  und  auf  der  andern  seite 
muss  er  sich  die  lebende  spräche  bis  zu  dem  grade  zu  eigen  machen, 
dass  er  sie  mit  einiger  Sicherheit  schreiben  und  S])rechen  kann.  Körting 
will  nun,  dass  auf  den  Universitäten  lediglich  der  erste  teil  dieser  Studien 
getrieben  werde,  der  zweite  dagegen  in  einer  besonderen  reichsanstalt. 
Die  Professoren,  führt  er  aus,  seien  durcli  ihre  Vorlesungen  über  literatur- 
geschichte,  metrik,  geschichte  und  entwicklung  der  spräche,  durch  mit 
den  studirenden  anzustellende  Übungen  im  erklären  alter  texte  ii.  s.  w.  be- 
reits so  stark  in  anspruch  genommen,  dass  man  ihnen  nicht  noch  den  Unter- 
richt im  Neufranzösischen,  bczw.  Neuenglischen,  aufbürden  körine.  Bei 
der  Wirksamkeit  sog.  Icktoren  komme  nichts  rechtes  heraus.  Darum  sei 
eine  neusprachliche  reichsanstalt  zu  errichten.  Diese  anstalt  würde  nach 
Körting's  plan  aus  zwei  abteilungen  bestehen,  einer  französischen,  die  in 
l'aris,  und  einer  englischen,  die  in  London  ihren  sitz  hätte.  Jede  ab- 
teilung  würde  ein  geeignetes  gebäude  mit  einer  kleinen  handbibliothek 
und  einem  lesezimraer,  in  welchem  die  bessern  französischen,  bczw.  eng- 
lischen, Zeitungen  und  Zeitschriften  ausliegcn,  angewiesen  erhalten  und 
von  einem  akademisch  gebildetcTi  neuphilologen,  der  mit  sitte,  spräche 
und  einrichtungen  des  betreffenden  landes  genau  vertraut  wäre,  geleitet 
werden.  Der  Unterricht  würde  ausschliesslicli  in  der  fremden  spräche 
von  franzüsischen,  bczw.  englischen,  lehrern  erteilt  werden  und  sich  auf 
'theorie  und  praxis  der  ausspräche,  recitationslehre,  stylistik  und  vor 
allem  auf  conversation'  erstrecken.    Der  studiencursus  würde  am  1.  Sep- 


ASHER,  UNTERRICHT  T.  D.  N.  SPR.,    KOERTING,  STUDIUM  D.  N.  SPR.    61 

teraber  beginnen  und  am  31.  Mai  enden.  So  dass  die  Zöglinge  9  monate 
in  ihr  verbringen  würden.  Die  zahl  der  täglichen  Unterrichtsstunden 
würde  2—3  befragen  und  ausserdem  würde  den  z(5glingen  zu  empfehlen 
sein,  geeignete  Vorlesungen  an  den  pariser  (londoner)  hochschulen  zu 
besuchen  u.  s.  w.  —  Körting  hat  ganz  recht,  wenn  er  die  professoren 
als  schon  so  schwer  belastet  bezeichnet,  dass  sie  nicht  noch  besonderen 
neuenglischen  und  neufranzösischen  Unterricht  geben  können;  dies  gilt 
ganz  besonders  von  den  Komanisten.  Auch  seiner  behauptung  über  die 
Wirksamkeit  der  lektoren  ist  zuzustimmen,  und  seine  reichsanstalt  ist 
entschieden  ein  guter  gedanke.  An  der  möglichkeit  der  austuhrung 
brauchte  man  nicht  zu  verzweifeln,  wie  denn  Körting  mit  recht  in  dieser  be- 
,1-iehung  an  das  archäologische  Institut  in  Rom  erinnert;  und  das  Studium 
der  neueren  sprachen  würde  einerseits  dadurch,  duss  viele  in  den  stand 
gesetzt  würden,  die  betr.  spräche  in  ihrer  heimat  kennen  zu  lernen, 
andererseits  dadurch,  dass  die  Zöglinge  zum  abschreiben,  einsehen  und 
vergleichen  von  handschriften  angeleitet,  bezw.  benutzt  würden,  eine 
mächtige  fürderung  erfahren.  Wenig  oder  gar  keinen  anklang  aber  wird 
Körting  mit  der  forderuug  finden,  dass  der  nensprachliche  unterriclit  auf 
der  Universität  nur  'ein  rein  wissenschaftlich  theoretischer'  sein  solle, 
dass  er  das  Studium  der  neueren  sprachen  in  zwei  stücke,  theorie  und 
praxis,  Universität  und  reichsanstalt,  zerreisseu  will.  Was  wird  geschehen, 
wenn  sich  die  studirenden  drei  bis  vier  jähre  lang  zwar  mit  der  geschichte 
des  Französischen  und  Englischen  und  mit  allerhand  grammatischen,  me- 
trischen und  literarischen  fragen  beschäftigen,  aber  dem  lebenden  Franzö- 
sisch und  Englisch,  den  sprachen,  die  sie  einst  lehren  sollen,  zeit  und 
aufmerksamkeit  nicht  widmen?  Wer  mit  einiger  gewantheit  im  schrift- 
lichen und  mündlichen  gebrauche  des  Französischen,  bezw.  Englischen, 
zur  Universität  kommt,  wird  am  ende  seiner  sechs  bis  acht  semester  nicht 
nur  keine  fortschritte  gemacht,  sondern  viel  von  dem,  was  er  wusste, 
verlernt  haben.  Und  wer,  wie  die  meisten  gymnasiasten,  mit  dürf- 
tigen kcnntnissen  im  Neufranzösischen  und  Neuenglischen  kommt,  ist 
gezwungen,  eine  kostbare  zeit  vorübergehen  zu  lassen,  ohne  sich  die- 
jenigen dinge  aneignen  zu  können,  welche  er  als  künftiger  lehrer  am 
nötigsten  braucht.  Es  ist  eine  ganz  unabweisbare  notwendigkeit:  die 
studirenden  müssen  vom  ersten  semester  an  neben  dem  iVltfrauzösischen 
und  Altenglisciien  auch  das  Neufranzösische  und  Neuenglische  und  neben 
rein  theoretischen  auch  rein  praktische  dinge  treiben.  Dies  ist  auch  die 
beste  gewähr  dafür,  dass  sich  wissen  und  können,  sowie  die  kenntniss' 
dessen  was  war  mit  der  kenntniss  dessen  was  ist  gehörig  durchdringt. 
Der  gedanke,  dass  die  studirenden  die  für  den  künftigen  lehrer  unent- 
behrlichen fertigkeiten  erst  und  ledigli(;h  in  der  reichsanstalt  erwerben 
sollen,  ist  nicht  ausführbar.  Ein  aufenthalt  von  neun  monaten  in  Paris 
oder  London  kann  die  erwarteten  fruchte  nur  tragen,  wenn  die  zöglinge 
bereits  gut  vorbereitet  in  die  betr.  anstalt  eintreten.  Es  ist  ja  eine  be- 
kannte tatsache,  dass  wir  aus  aus  einem  fremden  lande,  das  wir  zur  er- 
lernung  seiner  spräche  besuchen,  desto  mehr  mitzunehmen  pficgen,  je 
mehr  wir  schon  mitbringen.  Aber  junge  leute,  welche  drei  bis  vier 
jähre  in  nur  sehr  lockeren  l>eziehungen  zum  Neucuglischen,  bezw.  Neu- 


b'2  TKvrr.MANX, 

französischen,  j:;ost:inilen  liätten ,  würden  lier/Jich  woni-^^  niithiingen  und 
entsprechend  wenig  mit  nach  hause  nehmen.  Die  reichsanstalt  kann  nur 
leisten  was  sie  soll,  wenn  die  Universität  tiiclitij»;  vorarbeitet,  und  so 
weist  selbst  die  reichsanstalt  auf  kräftige  förderung  der  neiienglisehen 
und  ueufranzösischen  Studien  selion  auf  der  Universität.  -^  Es  fragt  sich, 
in  weicher  weise  diese  förderung  geschehen  soll.  Für  das  geeignetste 
mittel  dazu  halte  ich  die  errichtung  von  besonderen  ueuenglischen  und 
neufranzösischen  professuren.  Unter  einem  professor  des  Neuenglischeu 
—  reden  wir  der  kürze  halber  nur  von  der  einen  spräche  —  stelle  ich 
mir  einen  mann  vor,  der  wie  der  professor  der  englischen  philologie 
das  ganze  geliiet  \imfasst,  aber  wie  jener  im  Altengiischen,  so  seiner- 
seits im  Neuenglischeu  seine  hauptstärke  hat.  In  Sonderheit  beherrscht 
er  diese  spräche  so  vollkommen,  dass  er  sie  so  lautgetreu,  richtig  und 
tliessend  spricht  und  so  leicht  un<l  fertig  schreibt  wie  ein  gebildeter 
Engländer.  Er  hat  eine  gründliche  lautwissenschaftliche  Schulung,  ist 
ein  fein  scheidender  synonymiker,  ein  gewanter  Stilist  und  ein  gediege- 
ner etyiiiolog.  Er  kennt  nicht  allein  das  buchmässi^e  Englisch  und  die 
spräche  der  gebildeten  gesellschaft,  sondern  auch  die  haui)tsächlich(;n 
eigcntümlichkeiten  der  hervorragendsten  mundarfen.  Er  hat  die  ent- 
wicklung  des  Neuenglischen  zu  einem  gegenstände  seiner  besonderen 
aiifmiM-ksamkeit  gemacht,  so  dass  er  weiss,  welche  unterschiede  bestehen 
zwischen  dem  heutigen  Englisch  und  dem  Englisch,  wie  es  vor  50,  vor 
liio,  vor  2(10  jähren  gesprochen  wurde.  Er  ist  ausserdem  ein  genauerer 
kenncr  der  neuenglischen  literatur  als  sein  altenglischer  amtsgenossc  zu 
sein  braucht  und  verfolgt  mit  besonderer  teilnähme  die  literarischen 
Strömungen  und  erzeugnisse  der  gegenwart.  Er  hat  endlich  eine  nicht 
zu  oberHäcliliclie  kenntniss  der  neueren  politischen  und  kulturgeschichte 
der  Engländer,  ihrer  öffentlichen  eiiuichtuugen,  ihres  landes,  ihrer  sitten 
und  gewohnheiten  u.  s.  w.  Es  leuchtet  ein,  dass  ein  solcher  mann  in 
ganz  anderer  weise  geeignet  wäre,  die  leitung  der  neuenglischen  Studien 
zu  übernehmen  als  ein  lektor.  Einem  lektor  fehlt  die  Übersicht  über  das 
ganze;  ein  mann,  wie  er  eben  beschrieben  worden,  überblickt  das  ganze 
und  scluöpft  aus  dem  vollen,  und  dies  ist  zu  einer  erspriesslichen  Wirk- 
samkeit durchaus  notwendig.  Für  mich  steht  es  fest,  dass  für  die  Vor- 
bildung der  neusprachlichen  lehrer  erst  dann  in  zulänglicher  weise  ge- 
sorgt sein  wird,  wenn  der  Staat  neufranzösische  und  neiienglische  profes- 
suren errichtet,  Solltt;  jemand  meinen,  dass  in  Deutschland  nicht  niänner 
zu  finden  wären,  welche  das  Neufranzösische,  bezw.  Neuenglische,  in 
dem  soeben  geforderten  maasse  beherrschen,  so  würde  ich  solche  zweifei 
nicht  teilen.  Zahlreiche  beispicie  könnten  angeführt  werden,  dass  sich 
iJcutsche  einer  fremden  spräche  ganz  und  vollständig  bemächtigt  haben. 
Auch  der  aus.s])rache,  obgleich  die  erlangung  einer  echten  ausspräche 
noch  vielfach  für  etwas  gehalten  wird,  wozu  einer  besonders  beanlagt 
sein  müsse.  Dass  in  dieser  hinsieht  noch  so  wenig  erreicht  wird,  liegt 
nicht  an  der  Schwierigkeit  der  sache,  sondern  an  der  unberatenkeit  und 
Verkehrtheit,  mit  der  sie  meist  angefasst  wird.  Leute,  die  gegenüber 
dem  dringen  auf  genaue  ausspräche  von  'läutschwindel'  reden,  stellen 
sich  ein  übles  zengniss  aus.     Es  handelt  sich  da  durchaus  nur  um  dinge, 


i 


ASHEK,  UNTERRICHT  I.  D.  N.  SPR.,    KOERTING,  STUDIUM  D.  N.  SPR.    63 

die  lehrbar  und  lernbar  sind;  lebrbar  für  jeden,  der  die  eleinente  der 
lautwisseuschaft  inne  hat,  und  lernbar  für  jeden  mit  gesunden  obren 
und  fehlerlosen  Sprachwerkzeugen.  —  Sollte  es  nicht  ausführbar  sein, 
an  allen  Universitäten  neufranzösische  und  neuenglische  profossuren  zu 
errichten,  so  luüssten,  wo  es  nicht  geschähe,  wenigstens  lektoren  ange- 
stellt werden.  Das  wäre  freilich  nur  ein  notbehelf;  aber  weniger  dürfte 
nicht  geschehen.  Und  zwar  müssten  die  angestellten  nicht  Engländer 
und  Franzosen,  sondern  geborene  Deutsche  sein.  Ich  halte  nämlich,  ent- 
gegen der  herrschenden  meinuug,  die  letzteren  für  weitaus  begehrenswerter 
als  die  ersteren  —  in  der  regel  wenigstens;  ausnahmsweise  könnte  ja 
wol  auch  einmal  das  umgekehrte  zutreffen.  Was  mir  am  meisten  gegen 
geborene  Franzosen  und  Engländer  spricht  ist  der  umstand,  dass  sie  fast 
nie  des  Deutschen  genügend  mächtig  sind,  i(;h  meine  auch  wissenschaft- 
lich mäclitig;  denn  auch  auf  der  höchsten  stufe  des  fremdsprachlichen 
Unterrichtes  ist  gründliche  kenntniss  der  muttersprache  des  lernenden 
nicht  zu  entbehren,  und  vieles  Uisst  sich  nur  auf  dieser  grundlage  iu's 
reine  bringen.  Dem, geboreneu  Deutsclien  gibt  die  zwischen  ihm  »ind  dem 
Schüler  bestehende  gemoinsamkeit  der  mutterspraclio  einen  nicht  hoch 
genug  anzuschlagenden  vorteil  vor  dem  ausländer,  einen  viu'teil,  gegen 
den  die  vollkommenere  beherrschung  der  fremden  spräche,  welche  der 
Franzose  oder  Engländer  etwa  voraus  hat,  leicht  in  die  wage  fällt.  Der 
Deutsche  kennt  ausserdem  besser  die  bedürfnisse  des  lernenden  und 
braucht  diese  nur  dieselben  wege  zu  führen,  die  er  einst  aeH)er  gegan- 
gen ist.  —  Wenn  ich  von  der  errichtung  neufranzösischer  und  ueueng- 
lischer  professuren  rede,  so  verstehe  ich  darunter  natürlich  für  jede  der 
beiden  sprachen  besondere  i)rofessuren.  Die  gedeihliche  Vertretung  bei- 
der fächer  ist  für  den  gewöhnlichen  sterblichen  einfach  nicht  möglich. 
Mau  kann  eine  fremde  spräche  sprechen  wie  die  muttersprache;  aber 
zwei  oder  noch  mehr  fremde  sprachen  sind  wol  noch  nie  von  einem 
menschen  so  vollkommen  wie  die  muttersprache  beherrscht  worden.  Eine 
fremde  spräche  steht  der  muttersprache  in  klarer  sonderung  gegenüber; 
aber  zwei  fremde  sprachen  stossen  und  mischen  sich  im  köpfe.  Gewiss 
gibt  CS  leute,  die  in  einem  halben  dutzend  zungeu  etwas  zu  essen  und 
zu  trinken  verlangen,  waaren  anpreisen,  oder  sich  über  das  wetter 
unterlialten  können;  aber  leute,  welche  auch  nur  zwei  fremde  sprachen 
mit  voller  Sicherheit  beherrschen,  sind  mir  wenigstens  noch  nicht  be- 
gegnet. Da  es  sich  nun  bei  einem  professor  doch  um  viel  mehr  als  die 
fähigkeit  fertig  sprechen  zu  können  handeln  würde,  so  leuchtet  ein,  dass 
es  ein  unbilliges  verlangen  wäre ,  ihm  die  Vertretung  zweier  sprachen 
zuzumuten. 

Noch  ein  sehr  beachtenswerter  Vorschlag  Körting's  ist,  dass  die  bo- 
fähigung  zum  höheren  lehramt  in  zukunft  nicht  durch  eine,  wie  bisher, 
sonders  durch  zwei  prüfungen  dargetau  werden  solle.  Die  eine  würde 
sich  beziehen  auf  den  'theoretisch -wissenschaftliehen',  die  andere  auf 
den  'praktischen'  teil.  Die  erste  will  K.  abgelegt  wissen  nach  ablauf 
der  universitätsstudien,  die  zweite  ein  jähr  später,  nach  dem  austritt  aus 
der  reichsanstalt.  Wenn  wir  zu  den  romanistischen  und  anglicistischen 
Professoren  auch  neufranzösische  und  neuenglijiche  bekämen,    was,    wie 


64  EINENKKL,    ERKI.  VERUNG.       PROSPECTUS. 

gesagt,  ilriugeiul  notwoiulig  ist,  dann  uiiisste  es  natürlich  freigestellt:  sein, 
ob  sieh  jemand  zuerst  dieser  oder  Jener  priit'ung  nntorzielien  wollte-, 
ebenso  würde  ea  sich  von  selber  verstehen,  dass  die  eine  priit'ung  vor 
dem  protessor  des  Alt  französischen  bezw.  Altenglischen,  die  andere  vor 
dem  Professor  des  Neufranzösischen,  bezw.  Neuenglischen,  abgelegt 
werden  luiisste.  Es  wäre  indessen  nicht  mit  K.  ein  'theoretisch-wissen- 
schaftlicher" und  ein  'praktischer',  sondern  ein  alt-  und  ein  noutVanzö- 
sischer,  ein  alt-  und  neuenglisclier  teil  zu  unterscheiden. 

Auf  die  zahlroicheu  übrigen  fiageu,  welche  die  Körting'sclie  schrift  lie- 
handelt  und  anregt,  gehe  ich  hier  aus  uiaugel  an  zeit  und  räum  nicht  ein,  son- 
dern hofft',  ich  werde  eine  andere  gelegenheit  zu  ihrer  erörterung  linden. 

Bonn  im  maer/  1882.  Morit/  Trautmann. 


E  R  K  L  A  E  K  U  N  G. 


In  folge  meines  i)lötzlichen  umzuges  nach  London  konnten  die  cor- 
rekturbogen  meines  im  vorigen  hefte  dieser  zeitscluitt  helindlichen  auf- 
aatzes  betitelt:  'Eine  engl.  Schriftstellerin  aus  dem  anfange  des  1:5.' Jahr- 
hunderts' mir  nicht  rechtzeitig  zugehen,  und  ist  daher  dieser  aufsatz 
leider  ohne  meine  vorherige  durchsieht  in  druck  gegangen. 

London.  Eugen  Einenkel. 


PROSPECTUS. 


TEE  ENGLISH  AND  SCOTTISH  POPULÄR  BALLADS, 

EDl'l'ED  HY 
FRANCIS  J.  CHILD, 

IM<OFESSOR   IN  HARVARD   UNIVRRSITY. 

The  Populär  Rallads  existing;  in  tlie  Eu^lisli  laiiguage, 
thougli  tbeir  .surpassiii^-  nierit  has  bcen  aiiiply  recognizcü,  liave 
iiever  beeu  collected  iuto  one  body.  The  Sequestration  of  the 
Percy  Folio  f'orbade,  uiitil  lately,  the  thouj^ht  of  such  an  under- 
takiiig.  That  treasury  of  the  Enj;lish  ballads  is  novv  open  to 
the  worhl,  but  Scottish  collectious  still  reniaiii  in  the  seelusion 


'  Gedruckt  12-,  man  vgl.  s.  277  u.  Als  versehen  von  meiner  seile 
bitte  ich  zu  herichtigen:  s.  205,  z.  1  v.  u.  streich  'dann';  0.  272,  z.  1.")  v.  u. 
Htr.  'ist',  B.  27S,  z.  I.'}  lies  'nonnenklöstern';  s.  27!),  z.  l(j  v.  u.  I.  'vornehmste' 
at.  'höchste';  dahinter  ist  die  auf  die  anmerkung  :',  weisende  zifler  aus- 
gefallen. Gleichfalls  durch  naclilässigkeit  des  setzers  ist  ausgelassen 
'freiiden'  zwischen  '.illen'  und  'd(r'  s.  271(,  z.  il  v.  u.  Ander<!s  berich- 
tigt .«sich  von  selbst. 


PROSPECTUS.  65 

of  manuscvipt;  amoiig  tbem  tliat  of  Motheiwell,  second  only  in 
importance  to  tbe  Pcrcy.  Besides  uupublislied  coUeclions,  there 
are  scattered  baüads  preserved  in  private  eopies. 

Not  only  a  large  portion  of  tbe  remains  of  tlie  ballads  of 
tbe  Euglisb  peojile  is  imprintcd;  tbe  texts  of  mucb  tbat  is  in 
print  are  vitiated  by  editoiial  cbanges.  Percy's  free  treatnient 
of  bis  texts  is  notorious.  Wben  tbe  Folio  was  publisbed  by 
Messrs  Haies  and  Furnivall,  we  gained  as  mucb  tbrougb  tbe 
restoration  of  genuine  reading-s,  as  by  tbe  discovery  of  ])ieces 
tili  tben  uukuown.  Scott  and  Jamieson  were  less  arbitrary 
tban  Percy,  but  tbey  were  far  from  scrupulous,  as  Scott  in 
later  days  confessed  and  regretted.  It  cauüot  be  said  even 
(»f  Kinlocb  and  Motberwell  tbat  tbey  followed  tbe  only  rigbt 
rule,  tbat  of  makiug  uo  uuacknowledgcd  cbanges  in  tbe  tcxt 
delivered  tbem. 

It  is  almost  superfluous  to  add  tbat  not  even  tbe  already 
known  and  publisbed  versions  of  tbeEuglisb  and  Scottisb  ballads 
liave  ever  beeu  brougbt  togetber,  to  be  studied  in  coujunction 
witb  eacb  otber  and  witb  kiudred  ballads  of  otber  nations. 

It  is  now  proposed  to  publisb  tbe  Euglisb  and  Scottisb 
Populär  Ballads,  so  far  as  is  possible,  in  tbeir  entirety  and 
tbeir  i)urity.  Tbe  coUection  will  embrace  every  accessible 
independeut  version  of  every  ballad,  witb  tbe  important  varia- 
tions  of  copies  wbicb  appear  to  be  of  tbe  sanie  proximate 
derivation.  All  tbe  manuscrii)t  collections  or  texts  tbat  exist 
in  public  libraries,  and  most  (it  is  boped  all)  oftbose  tbat  are 
known  to  be  in  private  bands,  all  ])rinted  texts,  and  also  a 
certaiu  number  of  copies  receutly  obtaincd  from  recitation,  will 
be  combiued.  No  text  will  be  taken  at  second  band,  w'bere  it 
is  possible  to  go  back  to  tbe  sourcc,  and  an  absolute  fidelity 
to  tbe  liest  procurable  text  will  be  niaintained. 

Each  ballad  will  bave  a  proper  prefacc,  and  iu  tbe  case 
of  tbose  ballads  wbicb  tbe  Englisb  bave  in  conuiion  witb  otber 
nations,  an  account  will  be  given  of  related  traditions.  'Vhc 
work  will  bave  a  general  introduction,  füll  Indexes,  and  a 
careful  glossary,  and  no  cffort  Avill  be  spared  to  make  it  in 
every  respect  complete  and  accuratc. 

The  work  will  be  issued  in  about  Eigbt  Parts,  eacb  Part 
containing  nearly  two  bundred  and  iifty  pages.  It  will  be  printed 
iu  tbe  best  style  of  tbe  Kiversidc  Press,  ou  extra  laid  paper. 

Aiiglia,  V.  Icind,  Anz.  5 


Tlie  cdition  will  l)C  limited  to  ono  tliousand  copics,  eaeli 
ot'  which  will  l)C  uuinbercd,  aud  tbc  iianic  oC  its  puicliascr 
iccorded. 

The  n'ork  irill  hc  piihlished  by  snhscription  onii/,  and  Ameri- 
can subscrihers  are  rctjncs/cd  ti>  send  Iheir  Orders  lo  lloughUni, 
Mifflin  i\-  Vit.,  l  Park  S/reet,  J)ns/o)i.  Sabscribers  in  England 
and  im  t/ie  Contincnl  can  address  lletinj  Stevens,  4  Trafalgar 
Square,  Lmidon. 

\\q'\  EUiot  Stock,  ü2  Paternoster  liow,  London  E.  C,  wird 
demnächst  erscheinen: 

The  l)il)liog:rai)hcr,  a  Jonrnal  devotcd  to  Book-Loore. 

Lhe  following-  papers  will  appear  in  early  number  of  Tbc 
IJiblioii-rapber:  Aceonnt  of  Richard  de  Bury  and  bis  'Philo- 
bibliou'  (Samuel  Timmins).  —  Thomas  Bercula,  Printer  at  Lon- 
don 1520 — 25  (William  ßlades).  —  Letters  of  Indulgence  prin- 
ted  by  Caxton  1480— 1489  (Henry  l^radshaw).  —  Oxford  Fugi- 
tive  Literature  of  the  Nineteenth  Century  (F.  Madan).  —  Wood 
Engravers  of  tlie  Low  Countries  in  the  Fifteenth  Century 
(W.  M.  Conway).  —  Lives  of  Great  Books  (Professor  Haies 
and  Henry  B.  Wheatley).  —  La  Rochefoucauld  and  bis  Eng- 
lish  Translators  (A.  Granger  Hutt).  —  The  Marquis  of  Wor- 
cester:  A  bitherto  undescribed  edition  of  the  X'entury  of  Inven- 
tions'  (W.  H.  Prosser).  —  Notes  on  Jeremiah  Shakerley's  Works 
(J.  H.  Hind).  —  The  Text  of 'Vulgaria  Whitintoni'  (William 
Blades).  —  Early  Needlework  and  Lace  Pattern  Books  (Alan 
S.  Cole).  —  The  Publisher  of  Tyndall's  First  New  Testament 
(Henry  BradshawO-  —  List  of  Books  Relating  to  Municipal  and 
Local  G(»vernment  (G,  Laurence  Gomme).  —  Account  of  Lin- 
nseus's.  Books  (B.  Daydon  Jackson).  —  Notes  on  Bath  Biblio- 
graphy  (C.  P.  Edwards).  —  Titles  for  Sham  Books  (Benj.  R. 
Wheatley).  —  Irisb  A'ernacular  Presses  before  the  Union  (Henry 
Bradshaw).  —  Children's  Literature  of  the  Last  Century  (Charles 
Wclsh).  "  An  Undescribed  Tract  of  Sir  Samuel  Morland  'Tbc 
Poor  Man's  Dial'  fRichard  P.  Prosser).  —  Account  of  the  P^oun- 
der  of  the  Law  List  (Frederic  Boase).  —  Lists  of  English 
Dictionaiics  and  English  Grammars  (H.  B.  Wheatley).  —  The 
'Qucstions'  of  Miss  Richmal  Magnall  (J.  E.  Bailey). 

The  Bibliograpber  will  he  issüed  Manihly,  Price  One 
Shilling,    and  will  he  laslefutly  jirinled  in  anlifjue  slyle.     II  can 


I'KOSPKCTUS.      TKAUTMANN,    RECEN'Sl'ONSEXRMPLARE.  67 

he  ohiaincd  of  amj  Bookseller;  or  if  will  be  senf  Inj  thc  Publisher, 
post  free,  lo  anny  address,  f'or  12.9.  per  anmim. 

In  (lemselbeu  verlagc  soll  erscheinen: 
The  Antiquary's  Library, 

The  Antiquary's  Library  will  be  issued  in  sets  of 
Thrce  Yolumes,  at  the  Subsriptlon  Priee  of  £  1,  5  s.  The 
Vohimes  will  be  uniform,  in  handsome  Dcmy  Svo  sizc,  and 
will  ])e  i)rinted  in  the  best  manner,  tastefuUy  adorncd  with 
initial  letters  and  head  and  tail  pieces,  ou  handmadc  paper, 
with  rough  edges  and  wide  niargin,  and  will  be  bound  in 
moroceo,  Roxburgh  Binding,  with  gilt  lincs  and  gilt  top,  or 
they  can  be  had  in  paper  boards,  with  printed  label  Though 
thcse  volumes  will  have  uo  published  price  aftixed  to  them, 
they  will  be  such  as  would  ordinarily  be  issued  at  15  s.  each. 
A  very  restricted  uumber  of  Large  Paper  and  Vellum  copies 
will  also  be  issued  at  reasonable  prices.  —  The  following  are 
the  works  which  ^Yill  be  issued  for  the  first  year's  subscription: 
Folk  Lore  Relics  of  Early  Village  Life.  By  G.  L.  Gomme.  — 
The  Game  and  Playe  of  the  Chesse.  A  verbatim  reprint  of 
the  first  edition  printed  by  Caxtou  147  1.  —  Personal  Orna- 
ments and  their  Associatious.     Bv  H.  B.  Wheatley. 


Ausser  von  den  besproehnen  büchern  sind  \on  den  folgen- 
den abziige  eingeliefert  worden: 
Englische  Studien.    Organ  für  englische  philologie  unter  mitberiicksich- 

tigung  des  englischen  Unterrichts  auf  höheren  schulen.    Herausgegeben 

von  Dr.  Eugen  K öl  hing,  ao.   professor   der   engl,  philologie  an  der 

Universität  Breslau.    V.  band,  l.heft.    Heilbroun  (Henniuger)  1^S2. 
Angelsächsische  Gramnaatik  von  Eduard  S  i  e  v  e  r  s.   Halle  (Max  Niemeyer) 

1*^S2.     Preis  2  m.  *^(t  pf. 
Chaucer,  The  Book  of  the  Tales  of  Canterbury.    Prolog.    Mit  Varianten 

zum  gebrauch  bei  Vorlesungen.    Herausg.  von  Julius  Zupitza.  Berlin 

(Weidmann)  1S82. 
Apocryphal  Legends.    By  E.  M.  Thompson,   F.  S.  A.  (Read  April  20, 

ISSl).    From  the  Journal  of  the  Archa^ological  Association. 
Der   Dichter    Caedmon   und   seine  Werke.     Von  Hugo   Balg.     Bonner 

(lissertation  1SS2. 
Eine    Geschichte    der   relativen    Pronomina    in   der   englischen   Sprache. 

Von  Paul  Noack,  Dr.  phil.     Göttingen  (Calvör)  1S82. 
lieber  die  älteste  raittelenglische  Version   der  Assumptio  Mariae,    Von 

F.  Gierth.    Breslauer  dissertation  ISSl. 


6S 


lK\l    I.MWN.     Kl'A  I  .NMi  i.\M- M'.MI'LAKl';. 


Ein  Beitrag  zui-  (icscliichte  der  rossossivpronomon  in  dor  niül.  Siiraclic. 
Von  0.  Brcitkronz.     Erlanger  clissertatiDU  lss-2. 

Die  lOiigliüchen  Maskenspiele.    Von  AI tred  Sörgcl.    llallisclie  diss.  1SS2. 

l'ebersiclit  über  die  grauimatischeu  aliweieluingen  vom  heutigen  Sprach- 
gebraueh  bei  Shakespeare  (II.  teil).  Von  Oberlehrer  Karl  Deutsch- 
bein.    Programm  der  /wickaner  realsebule  1.  ordn.     Ostern  1882. 

Kurzer  Leitfaden  tler  Oeachichte  der  englischen  Literatur  von  Stopford 
A.  Brooke,  M.  A.  Deutsch  bearbeitet  und  mit  anuierkuugeu  ver- 
sehen von  Dr.  A.  Matthias.  Autorisirte  deutsche  ausgäbe.  Berlin 
(Langenseheidt)  lss2. 

Repetitorium  der  englischen  Sjjrach-  und  Literaturgeschichte,  mit  beson- 
derer berücksichtignng  der  altengliöchen  (angelsächsischen)  und  mittel- 
englischen Periode,  nebst  bibliographischen  uotizen,  Inhaltsangaben  und 
grammatikalischen  fragen  zur  beantwortung  für  kandidatcn  und  studi- 
rende  der  modernen  jjhilologie,  bearbeitet  von  Dr.  John  Wilkins. 
l'reis  1  mark.    Berlin  (Kühl)  18^1. 

Select  Specimens  of  English  Literatnre  chronologically  arranged  by  Dr. 
Rudolph  Degenhardt.     Bremeu  (Küiitmanu)  isTii. 

The  Cricket  on  the  Hearth.  A  Fairy  Tale  of  Home.  By  Charles 
Dickens.  Zum  gebrauch  in  schulen  uud  zum  privatstudium  mit 
sprachlichen  und  sachlichen  bemerkungen  (unter  steter  bezugnahme 
auf  Fölsing's  englische  grammatik  uud  die  van  Dalen-Langenscheidt'- 
schen  Unterrichtsbriefe)  ausgestattet  vonr  Prof.  Dr.  A.  Hoppe,  Ober- 
lehrer uud  lehrer  der  englischen  spräche  am  Berlinischen  gymnasium 
zum  Grauen  Kloster.  Vierte  verbesserte  und  vermehrte  aufläge.  Berlin 
(Langenseheidt)  1882.    Preis  ungeb.  1  m. 

English  Vocaliulary.  A  choice  collection  of  English  words  and  idio- 
matical  phases.  The  pronunciation  marked  after  the  method  Toussaint- 
Langeuscheidt  by  Charles  van  Dal en,  Dr.  Fiffh  edition  thouroughly 
revised.    Berlin  (Langenseheidt)  1882.    Price:  1  m.,  buund   1,20  m. 

(Trammatik  der  Englischen  Sprache  nebst  methodischem  Übungsbuche. 
Naturgemässe  anleituug  zux  erleruung  und  einübung  der  ausspraciie, 
der  formenlehre  und  der  syutax.  Für  den  gebrauch  in  schulen  wie 
auch  für  den  selbstuntericht.  Von  Dr.  Und.  Sonnenburg.  D.  verb. 
aufläge.    Berlin  (Springer)  1S82. 

Englisches  Uebungsbuch.  Method.  anleituug  zum  ül)ersetzen  aus  dem 
Deutschen  in's  Englische.  Mit  Deutsch-Englischen  mustersätzen  und 
einem  vollst,  wörterbliche.  Von  Dr.  R.  Sonnen  bürg.  Zweite  abt:  Zur 
einübung  der  syntakt.  regeln.     2.  verb.  aufi.    Berlin  (Springer)  1882. 

Ki-manjues  snr  remjjloi  de  l'article  en  vieux  iVancais.  Par  J'aiil  (Jell- 
rich.     Leipziger  dissertation  1881. 

Zur  .Methode  des  französischen  Unterrichts  von  Dr.  Kühn,  ord.  lehrer. 
Beilage  zum  progr.  des  kgl.  real^ymnasiums  zu  Wiesbaden.    Ostern  l'^s'i. 

Uazelnuta  (^Satliered  from  his  own  Bush  by  R.  Köhler.  Loebau  i.  VV. 
(Skrzecsek)  1882. 

Die  Spr:ichforschung  in  (;iner  neuen  Phase.  Von  J.  Oldenburg,  ilam- 
liiirtr  (<  Hdfiibiirg). 


I 


ANGLIA. 

Anzeiger  zu   hand  V. 


Herausgegeben 

von 

Moritz  Trautmann. 


The  Romauuee  of  tlie  Sowdone  of  Habj'lonc  and  of 
Ferumbras  liis  Sone  wbo  coiiqueredc  ]\onic.  Ke-editcd 
fiom  the  uuiquc  Ms.  oi'  tbe  late  Sir  Thomas  l*iiilli})])s,  with 
lutioductioD,  Notes,  and  Glossary,  by  Emil  Hausknecht, 
Ph.  D.  London:  Published  for  the  Early  English  Text  Society 
l)y  M.  Trübner.     18S1. 

Die  vorliegende  ausgäbe  bringt  uns  die  zweite  bis  jetzt  bekannte 
englische  version  der  Fierabrasromanze  und  bildet  somit  ein  seitenstück 
zu  dem  von  S.  J.  Herrtage  für  die  E.  E.  T.  S.  1879  veröftentlichten  Sir 
Ferumbras.  Wenn  sie  auch  im  wesentlichen  auf  den  vorarbeiten  beruht, 
welche  Hausknecht  in  seiner  von  der  philosophischen  fakultät  zu  Uerlin 
genehmigten  inauguraldissertation  isTll  bekannt  gemacht  hat,  so  beschränkt 
sich  der  herausgeber  doch  keineswegs  in  der  einleitung  auf  eine  einfache 
widergabe  der  dissertation,  sondern  liefert  daselbst  mehrfach  erweiterte 
und  vertiefte  resultate. 

Er  spricht  zunächst  von  der  beliebtheit,  deren  sich  sowol  die  Karls- 
dichtungen überhaupt,  als  auch  ganz  besonders  die  Fierabrasromanzen 
zu  erfreuen  gehabt  haben  (s.  V — IX).  Mit  recht  drückt  er  sich  etwas 
zurückhaltend  aus  bezüglich  der  von  G.  Paris  (Hist.  Poet,  de  ('harlc- 
magne,  s.  1:^3—4)  aufgestellten  ansieht  über  die  Verbreitung  der  Karls- 
sage in  Russland  (s.  VI).  Das  von  den  Russen  gesungene  lied  über  den 
fall  in  Roncesvals  scheint  in  der  tat  sehr  modernen  datums  zu  sein,  vgl. 
F.  Liebrccht's  besprechung  von  L.  Gautier,  Les  Epopees  Frang.  in  der 
Germania  XXVI,  s.  :J6S. 

Nach  einem  überblick  über  die  provenzalisehe  und  altfranzösische 
gestalt  der  Fierabrasdichtung  (s.  IX— XV)  geht  IT.  zur  (|ucllenuntersuchiing 
sowol  des  Sir  Ferumbras,   als  auch  des  Sowdon  über  (s.  XVI     XXXI\'). 

Angliii,   V.  band,  Anz.  G 


70  SCHLEICH, 

Aul'ilio  (|iiolle  dos  orsfoiiMi  i;oiliclili's  luu'li  i'iiiUKil  ziiriii'k/.iiUoimnou,  iiacli- 
dom  er  ihivou  solion  ausliilirlicli  in  simiut  «lisscrtation  (s.  M) — 4(0  ^espro- 
rhon  hatte,  dazu  sali  er  sich  iiaiiiontlicli  diircli  den  umstand  genötigt,  ihiss 
Hcntage  in  seiner  ausgäbe  des  Sir  Fernnibras  die  von  Hauskneclit  in 
seiner  (Jissertation  vertretene  ansieht,  dass  dies  gedieht  als  eine  ziendieh 
eng  an  das  original  sieh  anschliessende  Übersetzung  eines  französischen 
gedichtes  angeseiien  wenlen  mnss,  zu  bekänipl'en  versucht  hatte.  Haus- 
knecht bleibt  auch  jetzt  noch  bei  seiner  ansieht,  wenn  es  ihm  aucli  nicht 
möglich  ist,  die  unmittelliare  quelle  des  Sir  Kerumbras  nachzuweisen: 
jedenfalls,  meint  er,  haben  wir  dieselbe  inuerlialb  der  französ.  version 
der  Fierabrasdichtungen  zu  suchen,  und  wenn  auch  nicht  in  einer  der 
beiden  grossen  gruppen,  denen  sich  die  bis  jetzt  bekannten  französ.  iis. 
zuweisen  lassen,  so  (b>c.li  in  einer  hs.,  die  mit  ilmen  aus  derselben  ur- 
ijuelle  geflossen  ist  (s.  XXI  -XXII).  —  Im  gegensatz  zum  Verfasser  des 
Sir  Ker.  scheint  der  des  Sowdon  mit  grösserer  freiheit  zu  werke  gegangen 
zu  sein:  diese  dichtung  könnte  man  schon  eher  zwar  nicht  nut  riicksicht 
auf  die  conception,  aber  doch  in  anbetracht  der  beliandlung  des  stolVes 
ein  originalwerk  nennen  (s.  XXXllI).  Abgesehen  von  der  cinzeldarstellung, 
bei  welcher  der  dichter  des  Sowdon  alle  ei)isoden  und  nebenumstäude 
übergieng  nnd  sich  mehr  an  den  gesanuutiuhalt  hielt,  ist  der  unterschied 
zwischen  den  beiden  Verfassern  hauptsächlich  dadurch  gekennzeichnet, 
dass  sich  der  dichter  des  Sowdon  nicht  auf  die  widergabe  der  dichtung 
iieshränkt  hat,  welche  mau  für  gewöhnlich  mit  dem  luuneii  Fierabras  be- 
legt, sondern  dass  er  im  ersten  teil  (I  !IC.2)  auch  di(!  zcrslöiung  Roms, 
die  den  im  eigentlichen  Fierabras  zur  darstellung  gelangenden  eräugnissen 
vorangeht,  behandelt  hat:  erst  im  zweiten  teile  steht  er  auf  dem  boden 
des  Fierabras  im  engeren  sinne  des  wortcs.  Sein  gedieht  kommt  also 
der  von  G.  Paris  so  genannten  IJalanromanze  viel  nälier  als  alle  anderen 
Fierabrasdichtungen.  Eine  reconstruction  dieser  alten,  für  uns  verloren 
gegangenen  dichtung  auf  grund  des  Sowd.  ist  indessen  nicht  mehr  mög- 
lich (s.  XXX1\').  Der  zweite  teil  unseres  gedichtes  zeigt  nun  mit  den 
übrigen  Fierabrasdichtungen  vergliclien  die  grösste  ähnlichkeit  mit  der- 
jenigen fassiing,  welche  uns  in  der  zu  Hannover  aufbewahrten  hs.  des 
afrz.  gcdfchtes  erhalten  ist;  diese  selbst  als  quelle  für  den  zweiten  teil  des 
Sowd.  anzusehen,  ist  aber  doch  auf  grund  mehrfacher  verschiecUinheiten 
(s.  XXXli  und  XLIX,  bczw.  XXIX— XXXI)  nicht  zulässig:  llau^iknecht 
glaubt  nur  zu  der  annahni(>  berechtigt  zu  sein,  dass  das  original  dieser 
hs.  sehr  ähnlich  gewesen  sein  muss  (s.  XXXI II).  Anders  steht  es  mit 
dem  ersten  teil.  Für  diesen  will  Hausknecht  die  unmirtelbarc  (juelle  in 
der  gleichfalls  zu  H:innover,  und  zwar  in  derscdbcn  hs.,  welche  den 
Fierabras  enthält,  aufbewahrten  Destructioii  (b;  Itome  sehen  (s.  XXXUI). 
Freilich  decken  sich  der  erste  teil  des  Sowd.  und  die  Destr.  auch  nicht 
volWtändig,  aber  die  abweichungen  zwischen  den  beiden  dichtungen  sind 
docli  derart,  dass  man  mit  II.  wol  sagen  kann:  'The  dilVtirtnices  in  the 
subject-matter  may  be  explained  b)  the  tcndency  ot  the  i)oct  lo  follow 
bis  original  only  :is  far  as  the  priucipal  events  are  cou(;erned,  liut  to  liave 
his  own  waj'  in  the  arrangcmeut  of  Iht^  subject-matter,  and  especially 
tu  ilcal  fredy   with  secoii'lai}'  iiHi(]<;nfs'  (s.  XXVI). 


HAUSKNECHT,    SOWDONE  OE  P.AHYLONE.  71 

Weiter  behandelt  Hausknecht  in  der  eink^itung  die  spräche  do8 
Sowdon.  Wie  die  endnnj^en  -est  in  der  2.  sgr.,  -elh  in  der  3.  sg.,  -en  im 
pinr.  praes.,  -est  in  der  2.  f^j^j.  praot.  /eitlen,  Efehört  der  Sowd.  unter  die 
dic.htnnf^en  des  östlichen  niittellaudes.  Die  weiteren  i>"'!i'"ii»'''fikalischon 
eifi;ontiiiiilichIvciten  ütinniien  mit  diesem  rcsidtate  iibercin.  Icli  niüclite 
es  aber  für  die  entstehuugszeit  unseres  gediclites  —  anfang  des  lö.jalir- 
hunderts  —  nicht  mehr  mit  H.  als  besondere  eigentümlichkeiten  gerade 
dieses  dialektes  ansehen,  dass  i  bezw.  y,  der  nmlaut  von  u,  mit  ursprüng- 
lichem i  und  langes,  aus  ae.  ä  entstandenes,  o  mit  ursprünglicliem  d 
reimt  (s,  XXXV):  solche  reime  finden  sich  ende  des  14.  jhs.,  wie  ich 
Angiia  IV,  309  bezw.  30S  gezeigt  habe,  auch  an  der  grenze  des  west- 
lichen niittellaudes  zum  Süden  hin;  ebenso  lassen  sich  auch  aus  jenen 
gegcnden,  nicht  nur  aus  dem  östlichen  mittellande,  die  bekannten  drei 
formen ,  die  sich  aus  ae.  pcer  entwickelt  haben ,  mehrfach  nachweisen 
(Angiia  IV,  309).  Die  soeben  besprochnen  verbalendungen  sind  mit 
grosser  regelmässigkeit  durchgeführt:  nur  einmal  habe  ich  .s-  gefunden 
in  der  2.  sg.  praes.  (94(i)  und  zwar  an  einer  stelle,  welche  vermutlich 
aus  einer  anderen  dichtung  entlehnt  ist  (vgl.  anm.  zu  939);  in  der  3.  sg. 
praes.  auch  nur  einmal  und  zwar  in  einem  verse,  welcher  ein  sicheres 
verderhniss  enthält  (vgl.  zu  1154);  auch  s  in  der  3.  plur.  praes.  ist  mir 
nur  einmal  (9()S)  begegnet  und  auch  dieses  an  einer  verdächtigen  stelle 
(vgl.  anm.  zu  9()(j).  —  Zu  den  wenigen  fällen,  wo  der  plur.  der  subst. 
nicht  auf  s  endigt  (s.  XXX VI),  möchte  ich  noch  admyral  und  sapkire 
hinzufügen:  vgl.  89  Where  he  ye,  viy  kviyes  Itooldc,  ||  My  Barotts  and 
my  Ailiityral  {:  shatle)'^  (vgl.  dagegen  l'xo-otts,  Adinyralls  (Uid  Ißukes  Io4) 
und  115()  He  eaityhl  Iris  hclriie  in.  yrelc  //t',  ||  '/'//«/  wroylil  was  o/'r/oade 
fyne  Stele  \\  li'itli  J'er/is  j>iff/i/ ,  Rubeis  and  Supliire.  —  In  einer  mehr 
verallgemeinernden  forui  hätte  II.  die  beiden  folgenden  eigentümlichkei- 
ten zur  Sprache  bringen  können:  wenn  nämlich  keine  andersartigen  bei- 
spiele  als  die  von  ihm  s.  XXXVIIl  angeführten  vorkommen,  so  scheint 
der  dichter  im  praet.  und  part.  praet.  der  sw.  vb.  das  d  nur  bei  sol- 
chen Verben  ausgelassen  zu  haben,  welche  auf  eine  dentalis  ausgehen: 
e,  welches  sich  z.  b.  in  conimannde  (3.  sg.  praet.)  f)?  und  discouinf^ile 
(part.  praet.)  14(14  am  stamme  zeigt,  ist  natürlich  nicht  ein  rcst  des  alten 
bindevokals  vor  d,  sondern  ein  unorganisches  anliäiigsel,  welches  sich 
z.  b.  an  liylit  (part.  praet.)  1125  nicht  findet.  —  Kbenso  lässt  sich  das 
verstummen  des  e  im  plur.  mehrsilbiger  Substantive  wie  in  anderen  wer- 
ken, so  au(;h  im  Sowd.  auf  bestimmte  fälle  zurückführen:  nach  den  s.  XL 
angeführten  beisjiielen  kommt  es  nämlich  nur  dann  vor,  wenn  das  mehr- 
silbige Substantiv  auf  eiiit^  der  liquiden  /•.  n,  I,  oder  aid' einen  diphthong 
ausgellt  {somers,  snnutons,  dere/es,  fclows). 

Im  folgenden  kajtitel  liespricht  der  hrsg.  die  metrischen  eigentümlich- 
keiten unseres  gediclites.  Dasselbe  ist  in  vierzeiligen  Strophen  mit  der 
reimstellung  ab  ab  abgefasst.  Der  reim  erscheint  vielfach  verwahrlost  zum 
teil  durch  den  schreiber  und  in  diesem  falle  hat  li.  manche  glückliche 
änderung  in  Vorschlag  gebracht  — ,  zum  teil  durch  den  dichter  sellist.  Wie 
der  reim,  so  zeigt  auch  <lie  innere  gestalt  der  vcrse,  dass  der  dichter  keine 
grosse  gewantheit  im  ver.  bau  gehabt  haben  kann:  im  allgemeinen  haben  ilie 

6» 


72  SCHLEICH, 

verse  vier  licbungon,  LI.  will  aber  auch  einif^einal  drei  um!  Ciiiil  hobungeu 
geluuilen  i>al>en  (s.  XL— XL\').  —  Nächst  der  befrachtuiij;:  der  reinio  hat 
sicli  der  iierausgeber  in  diesem  kapitel  namentlich  der  des  stropheul>aues 
zugewant  und  gezeigt,  dass  man  sich  nicht  zu  der  ansieht  bestimmen 
hissen  darf,  dass  der  Sowd.  in  achtzeiligen  »trophen  abgefasst  ist,  wie 
es  allerdings  hie  und  da  scheinen  kann.  'The  t'ew  eight-line  stauzas  may 
be  owing  either  to  the  in  advertence  oi'  the  poet,  who  somewhat  care- 
lessly  eniployed  oue  of  the  two  rhyme-eudings  of  one  stanza  a  third 
and  t'iinrth  time  in  the  t'ollowing  one,  or,  perhaj)«  also,  he  intentionally 
reüiined  that  rhyme-eudiug,  and  he  iuserted  eight-line  stanzas  amongst 
those  of  four  verses  as  a  mere  matter  of  Variation'  (s.  XLll).  Zu  der 
letzteren  ansieht  kann  ich  mich  nicht  bekennen,  ich  neige  mich  lieber 
der  ersteren  zu  und  sehe  wie  iu  den  oben  angegebenen  eigentiimlich- 
keiten,  so  auch  hierin  eine  schwäche,  zum  mindesten  eine  Sorglosigkeit 
des  dichters,  wenn  er  sich  iu  der  neuern  Strophe  nicht  auch  nacii  neuen 
reimen  umsah.  Denn  dieser  mangel  des  Strophenbaues  würde  selbst  dann 
noch  fortbestehen,  wenn  wir  auch  manchmal  achtzeilige  strophen  an- 
nähmen. 2T(;7 — 2774  hätten  wir  z.  b.  eine  Strophe  mit  dem  reimschema 
ababcaca  (also  wie  die  von  II.  s.  XL  besprochene  1411  tf.  und  wie 
57y  ff.):  hier  würde  sich  der  reim  a  (iJierön  :  done :  Irone  :  ic/ion)  noch 
über  2774,  also  über  die  achtzeilige  Strophe,  hinaus  fortsetzen:  Sonuiön 
ClTiCt):  tjcliön  (2778).  Die  zwölf  verse  1(155 — lOllO,  von  denen  H.  (s.  XL) 
lo5!i  iV.  zu  einer  achtzeiligen  Strophe  nach  dem  schema  ababacac  zu- 
sammenzunehmen geneigt  ist,  zieht  sich  ein  f-reim  hindurch:  vieii:  ten  : 
kenc  :  wene  :  greiie  :  mene. 

Für  die  altersbestimmung  bieten  erstens  einige  oUenbare  anleh- 
nungen  an  Chauccr  (s.  XLVI)  und  zweitens  die  betrachfung  des  end-f 
(s.  XXXVIII  tf.)  den  nöMgen  anhält.  IJeide  umstände  führen  uns  auf 
den  anfang  des  15.  jhs.  hin  (s.  XLYll).  Das  eud-c  ist  wahrscheinlicli  iu 
der  Sprache  des  dicliters  schon  stumm  gewesen  ;  für  den  richtigen  Wechsel 
von  liebung  und  Senkung  scheint  freilich  solch  ein  etymologisch  berech- 
tigtes c  hie  und  da  erforderlich  zu  sein  (s.  XXXIX),  aber  aus  den  reimen 
hat  IL  kein  beispiel  angeführt,  das  die  obige  annähme  widerlegen  könnte, 
und  das  felden  der  Senkung  lässt  sich  auch  sonst  vielfach  im  Sowd.  nach- 
weisen. Die  zahl  solcher  end-f  ist  zitmilich  gross:  zum  teil  sind  sie  aus- 
geschrieben, zum  teil  durch  den  bekannten  bogen  angedeutet.  Dass  wir 
diesen  mit  e  auflösen  müssen,  scheint  mir  abgesehen  von  Schreibungen 
wie  Alisaundrc  !)84,  ('assauui/rn  !tsü  (wo  die  iis.  /•  mit  bogen  hat)  nament- 
lich daraus  hervorzugehen,  dass  der  Schreiber  mit  diesem  bogen  8og:ir 
einmal  das  betonte  e  in  der  letzten  silbe  eines  Wortes  von  romanischem 
Ursprung  angedeutet  hat:  pcrre  :  roialle  Mild. 

Zum  Schlüsse  der  cinleitung  gibt  uns  der  Iierausgeber  noch  eine 
beschreibiing  der  hs.,  bespricht  das  verhältniss  seiner  ausgäbe  zu  der 
des  iioxburghe  Club,  bringt  zur  (juellenuntersuchung  einige  nachlräge 
aus  der  hannoverschen  hs.  und  liefert  schliesslich  eine  ausführliche  In- 
haltsangabe der  dichtung  (s.  XI^\  11— LXVJI). 

Es  folgt  nun  der  te.\t  des  Howd.,  von  anmcrkungen,  einem  glossar 
und  einem  verzeichniss  der  eigen namen  begleitet  (s.  1  — 144).    Leider  sind 


i 


HAUSKNECnr,    SOWDONE  OF  BABYLONE.  73 

trotz  der  sonst  so  i;:ros>i?on  s;iiil»(M-kcir  des  textalMiniclu's  oinifjo,  aller- 
din^s  si^'lii-  geriiij;tiii;ii;c,  dnickfcliku-  stcliLMi  ji;-cl)liol)i'n.  lltO  ist  zu  lesen 
pat  statt  ijal\  ',W\)  iniiss  es  nach  Introd.  XLlll  clnddc  lieissen  st.  ckidc\ 
]()i)',»  ist  zu  lesen  lic  st.  ho  (n.  sg.  niasc.);  ITö;)  Tlio  (aits/vcrcdc  Sorlij- 
hrauncc)  st.  To  (a.  ^S.);  zum  Schlüsse  der  direkten  reden  ■iill.  o2:<.  KiTl 
fehlen  die  anfiihrungsstriehe.  Zu  einem  irrtum  kann  die  anm.  zu  i;M9 
anlass  geben:  ^cas  h  an  erratuni  for  ras\  Es  ist  nämlich  im  texte  ganz 
richtig  ras  gedruckt.  Diese  bemerkung  iindet  ihre  crkliirung  wol  in  dem 
umstände,  dass  in  der  druckerei  der  E.  E.  T.  8.  kleinere  änderungeu  auch 
nocli  au  der  stereotypierten  platte  vorgenommen  werden.  —  Die  her- 
stelluug  des  kritischen  textes  hat  viel  sorgt'alt  erfordert,  da  sich  manche 
versehen  in  der  hs.  finden.  Sogleich  der  erste  vers  machte  eine  Ver- 
besserung nötig:  anstatt  God  in  gloi-yc  of  myglitesle  moost  sehlägt  H. 
auf  grund  von  ähnlichen  stellen  vor  G.  in  gl.  of  mxjghles  moost.  Der 
Schreiber  kam,  wie  mir  sclieiut,  zu  seinem  versehen,  indem  er  an  mageslc 
dachte,  das  sich  häufig  in  ähnlichem  zusammenhange  wie  hier  inygltics 
findet  (z.  b.  Destr.  T.  Prol.  ]).  —  Mit  einem  anderen  versehen  haben  wir 
es  2(i80  zu  tun:  Tliay  ihankcd  god,  ihal  ihay  liim  liadde  \\  Gyfcn  ihayc 
suche  grace  lo  spcde.  Für  ihay  liim  schlägt  II.  hcm  vor;  ihayc  will  er 
ganz  auslassen:  ich  möchte  Ihare  dafür  lesen.  —  Für  einen  Schreibfehler 
halte  ich  auch  wercn  statt  rvere  171:  'Ccr/es'  quod  Savaris  'JhiI  ivcrcu 
no  righte,\\It  tvcrc  righl  a  foule  myschaunce\  Ich  meine,  dass  wercn 
unter  einfluss  des  folgenden  no  für  ivere  verschrieben  ist.  —  Weniger 
grund,  einen  Schreibfehler  anzunehmen,  liegt  ;>4t)  bei  sloones  :  moonc  vor. 
Fälle  nämlich,  wo  ein  sg.  mit  einem  pl.  reimt,  begegnen  nach  Introd. 
XLII  öfter;  aber,  wie  H.  tiS  poundis  :  dromondc  in  poundc  :  dromondc 
ändern  will,  so  könnte  man  auch  hier  lesen:  {a  crotvn  of  precious)  siooiie: 
vgl.  f>e  sadel .  .  .  tvilh  gold  was  frei  and  prelious  slon,  Ferumbras  ;U')t)3.  — 
Auch  fvynde  (=  to  go)  :  hende  25H8  braucht  man  vielleicht  nicht  für  einen 
blossen  Schreibfehler  zu  halten:  möglichenfalls  haben  wir  es  hier  mit  einer 
sprachlichen  eigentilmlichkeit  des  Schreibers  zu  tun.  Altengl.  e  hat  sich  ja 
öfter  im  Mittelenglischcn  in  /  (y)  verwandelt  (Mätzner,  Gr.  I,  KU):  vgl.  fille 
(ae.  feoll  zu  fcallan)  in  unserem  gedichte  1210  und  25(i9;  rist  (ne.  rccsl) 
Zupitza,  Lesebuch  XX,  15;  ryst  (ae.  rcslan)  ebenda,  glossar;  rist  (ae. 
reslan)  Rol.  10;5S.  Vielleicht  ist  wynde  aber  auch  nichts  anderes  als  ae. 
windan  (=  to  go,  vgl.  Zupitza  zu  Guy  ;5ST2).  Immerhin  erscheint  die 
von  H.  vorgeschlagene  änderung  von  wynde  in  tvende  mit  rücksicht  auf 
den  reim  recht  zweckmässig.  —  Zu  messaugc  =  inessage  17.'i3  vgl.  ines- 
singe bei  Storm,  Engl,  riiil.  1,  2!)ö. 

Ich  schliesse  hiermit  meine  bemcrkungen  über  ein  buch,  welches 
Seite  für  seite  die  grösste  Sorgfalt  und  das  eingehendste  nachdenken 
verrät.  Ganz  besonders  verdient  die  gründlichkeit  hervorgehoben  zu  wer- 
den, mit  welcher  Hausknecht  die  quellenuntersuchung  durchgeführt  hat. 
Sollten  diese  zeilen  zur  emi)fehlung  des  liuches  etwas  beizutragen  im 
Stande  sein,  so  hätten  sie  ihren  zweck  erreicht. 

Hamburg.  (j.  Schleich. 


74  \vrKi.ci<.KK, 

An  Anjrlo-Sax'tn  Dictioiuiiv  based  on  thc  Mnuusciipt  Collcc- 
tiitus  oi  thc  hite  Joseph  IJoswoith,  editcd  and  culariicd  by 
T.  Nortbeote  roller.  Oxford  1882.  Part  I  A— Fir.  Part  II 
Fir — Hwi. 

Im  jalire  l^ii'^  verüffentlirhte  ,J.  Bosworth  sein  'Uictiouary  of  tlie 
Auglo-Saxon  Language'.  Ks  war  daher  schon  Vorjahren  der  wünsch 
ausgesprochen  worden,  eine  neubearboitung  dieses  werkes  vori^unehiuou, 
vielerlei  versehen,  welche  diese  erste  ausgäbe  aufweist,  dabei  zu  ver- 
bessern und  vor  allem  den,  durch  das  ertVcuIiche  weiterschreiten  dos 
Studiums  auf  angelsächsischem  gebiete  nengebotenen  stotT  zu  verwerten. 
Schon  Boswortli  selbst  beschäftigte  sich  am  ende  seines  Icbens  mit  der 
neubearbeitung  seines  Wörterbuches;  doch  arbeitete  er  nicht  allein  daran, 
sondern  zog  junge  gelehrte,  darunter  auch  mehrere  Deutsche,  mit  au 
das  unternehmen.  Eine  solche  umfangreiche  arbeit,  ein  buch,  welches 
den  ganzen  Wortschatz  der  angelsächsischen  literatur  umfassen  sollte, 
konnte  nur  langsam  vorwärts  schreiten.  So  waren  denn  bei  B.'s  tode 
nur  die  2sS  ersten  seifen  (welche  jetzt  Part  I  bilden)  soweit  fertig  aus- 
gearbeitet, dass  sie  dem  drucke  übergeben  werden  konnten.  Für  die 
folgenden  buchstaben  war  aber  auch  schon  reiches  material  gesammelt, 
allerdings  noch  weit  von  Vollständigkeit  entfernt.  Es  war  also  die  auf- 
gäbe des  herausgebers,  das  vorhandene  möglichst  zu  vervollständigen. 
Dies  war  der  grund,  warum  das,  schon  lä-ngst  angekündigte  werk  erst 
jetzt,  und  auch  jetzt  nur  teilweise  erschienen  ist. 

Zunächst  wollen  wir  einmal  prüfen,  inwieweit  sich  die  neue  auf- 
läge von  der  ersten  unterscheidet! 

Aeusserlicli  finden  wir  gleich,  dass,  obgleich  jetzt  mehr  auf  der 
seite  als  früher  steht,  die  buchstaben,  welche  in  B'  nur  197  selten  ein- 
nahmen, jetzt  auf  570  stehen,  also  eine  sehr  stattliche  erweiterung  er- 
fahren haben.  Allein  auf  den  vier  Seiten  (i5— GS  eingeschl.  wurden  nicht 
weniger  als  ca.  .io  neue  Wörter  gegeben.  Ausserdem  sind  bei  Wörtern, 
die  schon  in  B'  vorhanden  waren,  viele  neue  citate  aufgeführt,  ferner, 
wo  frülitr  nur  die  stellen  angegeben  oder  das  citat  ungenau  angefühlt 
wurde,  ist  jetzt  die  ganze  stelle  al)gcdruckt.  Dadurch  wurde  auch  man- 
cher fehler  berichtigt.  Ein  beispiel  möge  hier  genügen.  Wir  linden  B': 
DancoJ'C  [bau  =^  bone\  co/>a  =  disease].  Ah  erysipelas,  a  burniny  nkcr, 
Sl.  Anthonys  ßrc\  üjnis  saccr:  —  Bancopc,  Jml  is  oman  Lib.  Medicus 
p.  1,  c.  'Mh  —  Nach  diesem  citate  muss  jeder  col>e  in  dieser  stelle  für 
einen  nominativ  halten  und  so  setzte  auch  Bosw.  bancopc  au.  In  B- da- 
gegen ist  die  stelle  ausgedrückt:  wi<)  bancoÖe,  'd(el  is  oman,  niiii.  colonan. 
Ausserdem  führt  (Jrcin  eine  stelle  für  dieses  wort  (in  der  form  bancoön) 
an  und  so  gibt  B'^  bancoöa  m.,  banco/>,  bancodc  fem.,  an. 

Ein  sehr  grosser  teil  der  neuangeführten  stellen  ist  dem  Sprach- 
schätze Grcin'a  entnommen.  V^erglcichen  wir  nun  Grein  mit  B'^,  so  er- 
gibt sich,  dass  auch  die  meisten  neuaufgenummcnen  Wörter  aus  dem 
Sprachschatze  stammen,  dass  die  lateinischen  Übertragungen  der  Wörter, 
welche  bei  Grein  stehen,  meist  wörtlich  aus  diesem  werke  abgedruckt 
sind,   das»   mit  einem   wortc  Grein's  Sprachschatz  einfacii  in  B'^  hinein- 


BOSWOKlIl's  A(5S.  nicr.  ED.  HY    lOLLEK.  75 

fjearbcitot  winde.  l>ie  ;itigetulutcn  stelleu  bei  (iioin  werdcu  allerdings 
nicht  alle  angeführt  und  so  behält  Gr.  immei'  noch  seinen  wert.  Allein, 
da  wie  verf.  ganz  sicher  weiss,  diese  ausnutzung  Grein's  in  solchem  um- 
fange ganz  ohne  wissen  dieses  gelehrten  oder  seiner  hinterlassenen  ge- 
schehen ist,  so  müssen  wir  dieses  verfahren  nach  deutschen  ansichten 
als  ein  durcliaus  unerlaubtes  bezeichnen. 

Um  Jedoch  gegen  einen  verstorbenen,  der  hohe  Verdienste  um  das 
Angelsächsische  sich  erworben  hat,  nicht  ungerecht  zu  werden,  sei  be- 
merkt, dass  auch  ausser  durch  aufnähme  von  Grein,  Bosw.  es  sich  hat 
angelegen  sein  lassen,  durch  eigne  Sammlungen  sein  werk  zu  vermehren. 
Viele  neue  belege  wurden  aus  der  prosaischen  literatur  und  den  giussen 
genommen,  wo  also  der  Sprachschatz  gar  nicht  in  betracht  kommen  konnte. 
Leo's  Wörterbuch  wurde  von  Toller  (Bosworth  konnte  es  nicht  mehr  be- 
nutzen) nicht  herangezogen.  Die  ausnutzung  Grein's  war  dem  Sprach- 
schatze wenigstens  in  sofern  von  vorteil,  als  einige  druckfehler  berichtigt 
wurden,  an  denen  Gr.  leider  recht  reich  ist.  Z.  b.  bei  bdi  wird  Gr.  I,  "7 
aus  Beow.  v.  2803  angeführt,  bei  B-^  steht  dafür  richtig  v.  i-ios.  Ausser- 
dem wurden  bei  dieser  gelegenheit  auch  die  citate  aus  den  dichtungen 
nach  Gr.  und  nicht  mehr  nur  nach  ausgaben,  welche  jetzt  oft  nur  schwer 
zugänglich  sind,  angeführt.  Caidmon's  werke  wurden  z.  b.  in  B'  meist 
nur  nach  den  blättern  der  handschrift,  die  allerdings  nicht  nur  bei  Junius 
und  Thorpe,  sondern  auch  bei  Grein  angegeben  sind,  angeführt.  Es  ist 
aber  eine  recht  tüchtige  arbeit,  sich  darnach  l)ei  Gr.  zu  finden.  In  B-  da- 
gegen werden  Gr.'s  versa  citiert  und  die  einzelnen  stücke:  Genesis,  E.\o- 
dus  u.  s.  w.  unterschieden. 

Eine  grosse  bereicherung  erfuhren  auch  die  eigennamen,  sowol 
personen-  als  Ortsnamen.  Man  vgl.  z.  b.  einen  so  umfangreichen  artikel 
wie  den  über  BasUius,  der  frülier  gar  nicht  im  wc5rterbuche  stand,  oder 
Ba<5an  u.  a.,  die  jetzt  ausserordentlich  vermehrt  erscheinen. 

Hier  ist  allerdings  auch  gleich  der  ort,  um  einen  scharfen  tadel 
auszusprechen,  wie  es  überhaupt  nur  möglich  war,  so  veraltetes  zu 
bringen,  wie  wir  es  unter  Cccdmon  und  Cynewulf,  oder  unter  .El fr  cd 
und  JLIfric  lesen.  Hier  ist  auf  arbeiten  der  letzten  dreissig  jähre  gar 
keine  rücksicht  genommen  und  es  wird  B-  nur  dazu  dienen,  alte  falsche 
ansichten  immer  wider  zu  ver!)rcitcn.  Ausführliche  lenensbeschreibungeu 
passen  nicht  in  das  wörterl)ucli,  allein  leicht  hätte  auf  ai-bciteu,  wie  die 
von  Dietrich  über  J'.lfrie  liingewiesen  werden  können;  anerkannt  falsches 
durfte  auf  keinen  fall  wider  gedruckt  werden.  —  Manche  namenserklä- 
rungen,  wie  Bcadoivulf,  Bcaduwulf=^  Beotvu/f,  werden  auch  nur  wenige 
für  richtig  halten. 

Nun  ein  anderer  punkt!  Gewiss  wird  man  die  wirklichen  Vermeh- 
rungen des  Werkes  freudig  bcgrüssen,  wenn  aucii  dasselbe  dadurch  noch 
teurer  als  früher  wurde  und  nicht  von  allzu  vielen  Privatleuten  gekauft 
werden  wird!  Es  hätte  sich  aber  vieles  ersparen  lassen,  wenn  in  B- 
uicht  in  noch  grösserm  maassstabe  als  in  B'  nicht  nur  alle  etwas  ab- 
weichende formen  besonders  angeführt  worden,  sondern  auch  die  ein- 
zelnen casus.  Die  kenntniss  der  formenlehre  darf  man  doch  wol  bei 
jedem    benutzer  des   Wörterbuches   voraussetzen!     Es  finden  sich  aber 


76  WUFLCKER,    HOSWOKl  n'S  AGS.  DICT.  ED.  BY  TOLLER. 

iu  B-  niolit  um-  i;;iii/,  ^owünlielie  practorita  und  paitit'ipioii ,  wie  bacen, 
htht  hä'd  bosoiulors  auf^otiilirl,  suiidoni  aiicl»  .sogar  /..  I).  ba'ccs(,  ba'cep. 
FmiiK'ii  wie  bciicnc  =  lo  a  sign ,  dal.  o/'  bettccii  wären  liocli  wahrlich 
nicht  einzeln  anxufiihien  ijowesen!  baldlicc  bihiet  einen  besoiidern  aitiiicl, 
batdlicost  wider  einen  andern,  wenn  auch  mit  verweis  auf  baldlice.  Da- 
durch wird  das  werli  unnötiger  weise  ausgedehnt  und  ausserdem  verliert 
es  ganz  die  Übersichtlichkeit,  oft  gibt  dadurch  auch  Bosw.  ein  und  dieselbe 
steile  /.wciuial,  vgl.  z.  b.  baldra  und  bald.  l>ie  liebriiisclieu  etyniologicn 
sind,  was  gewiss  ein  forlschritt,  in  B-  weggeiasf^en,  allein  die  ableitungcn 
aus  dem  Sanskrit  (vgl.  t.  b.  fol)  h.ätlen  auch  fehlen  dürfen.  Wer  die  ent- 
spreclieuden  formen  im  Sanskrit  nachsehen  will,  der  hat  andre  hilfsmittel 
z,u  gebrauchen,  im  worterbuche  einer  bestimmten  spräche  muss  njan  sich 
beschränken,^  hier  l)raucht  man  auf  (Jotisch,  Allnurdisch,  Altsächsisch 
zurückzugehen.  Oft  wird  auch  Altenglisch  angeführt.  Nach  welchen 
grundsätzen  ist  nicht  recht  einzusehen.  Warum  wird  manchmal  eine 
stelle  aus  iMiaucer,  WyclilVe  u.  a.  Schriftstellern  angeführt,  dann  wider, 
wo  dies  verfahren  ebenso  berechtigt  gewesen  wäre,  nichtV 

Auch  wäre  das  buch  recht  vereinfacht  worden,  wie  schon  oben 
hingedeutet  wurde,  wenn  nicht  häufig  ganz  ähnliche  bildungen  ausein- 
ander gerissen  und  besonders  behandelt  worden  wären,  bacslitul  ueben 
bwcslilo/,  ba'cystre  neben  ba'ccsirc  zu  stellen  ist  unnötig,  bcado  und 
bcadii  ist  vereinigt;  bei  beudu  ist  dann  nur  eine  Verweisung,  bcadu- 
ijriina,  bcadulircetjl ,  bcadiilcoma  aber  werden  besonders  neben  bcado- 
gritna  u.  s.  w.  angeführt. 

Neben  dieser  unnötigen  Vermehrung  der  Wörter  ist  aber  widerum 
anzuerkennen,  dass  eine  anzahl,  die  meist  aus  Lyc  in  B'  übergicngeu 
und  die  gar  nicht  angelsächsisch  sind,  weggelassen  wurden.  So  baclii- 
Icrs,  barbacan,  baron  u.  a.  Auch  sonst  blieben  eine  anzahl  unrichtiger 
formen  weg,  'z.  b.  bcendan  zu  bindan  iu  B',  bcerceden  zu  ridan  in  B'  u.  a. 
Manche  Wörter  werden  jetzt  richtiger  als  früher  erklärt,  z,  b.  bcefmcg  = 
via  baliwi,  inare  in  B*,  in  B '  =  occani  ßuclus ,  mare.  Nicht  überein- 
stimmen wird  man  mit  dem  Verfasser  iu  der  art,  wie  er  bisweilen  be- 
deutungen  aufstellt.  Wir  finden  z.  b.  bei  b(vr  in  B'-':  bd'r,  c  i.  \.Äbier\ 
fcrclnon.  —  2.  A  coiich,  pallel,  lillcr,  grabatus.  Dazu  wird  angeführt: 
on  liis  j'cgna  handiim  on  beere  boren  wces  =  manibus  ^ninislrorum  pur- 
tabalur  in  grabülo  bd,  5.  l'J.  grabatus  bedeutet  allerdings:  lager,  ruhe- 
bctt,  feldbett.  Hier  aber  hat  der  übersetzci  oifenbar  b(er  iu  seiner  ge- 
wönlicheu  bcdeutung  =  bahre ,  genouimen ,  und  Hess  dieseu  begriff  für 
grabatus  als  einen  sehr  ähnlichen  eintreten. 

Nun  noch  einiges  äusserliche!  Warum  führt  das  erste  heft  einen 
besonderen  titel  (A — Fir),  das  zweite  heft  dagegen  keinen? 

AeuBserlich  fällt  ferner  auf,  dass  bisweilen  die  Stichwörter  mit 
grossen  anfangabuchstaben  gedruckt  sind,  andre  mit  kleinen,  ohne  dass 
man  gründe  für  diesen  unterschied  sieht.  Nicht  etwa  sind  es  nur  eigen- 
namen,  sondern  es  wurde  gedruckt  z.  1».  Cceg ,  Va'ppe,  Ccerse ,  Valan, 
(aiHc:,  daneben  camb,  cain]>ian,  Cancer,  capitol,  cappa  u.  s.  w. 

Ebenso  wenig  gieichuiässig  wurde  das  Latein  behandelt.  Anfangs 
finden  wir  keine  länge-  und  kürzezeichen  auf  dem  Latein.    Im  buchstaben 


■UTJELCKER,    NAPIER,    UEHER  WULFSTAN'S  AVERKE.  77 

C  stehen  diese  zeiclien  iimiier  häufiger  utul  vou  D  ;in  scheinen  sie  diiich- 
gefilhrt  werden  m  sollen.  WozuV  Kanu  man  nicht  kenntniss  dos  Latein 
bei  lesern  des  Wörterbuches  vorausset'zen  ?  Jedenfalls  nimmt  es  sich 
komisch  aus,  wenn  wir  findeu  z.  b.  forcbodap  lungc  ȟii  spra'ca  Kmc  = 
pröiuoüittbii  liiifjua  tnea  clo/juium  luum.  Und  weshalb  wird  nicht  auch 
mea  und  unim  mit  /.ciclien  verseilen':'  Sollen  etwa  nur  die  schwereren 
Wörter  accentuiert  werden? 

Fassen  wir  unser  urteil  über  die  neue  ausgäbe  zusannnen  (so  weit 
man  nach  den  zwei  heften  urteilen  kann),  so  ist  diese  neuausgabe  ein 
entschiedner  fortschritt  gegen  die  erste.  Der  Wortschatz  ist  sehr  ver- 
mehrt, teils  durch  eigne  Sammlung,  teils  allerdings  durch  die  unberech- 
tigte aufnähme  des  Sprachschatzes  von  Grein.  Viele  Wörter,  welche  nicht 
angelsäclisisch,  blieben  weg,  falsche  formen  wurden  Iterichtigf,  die  an- 
fiihrungen  der  stellen  wurden  sehr  vermehrt.  Das  l>uch  alter  wäre  noch 
vereinfacht  und  noch  übersichtlicher  geworden,  wäre  zusammengehöriges 
auch  wirklich  zusanmiengestellt  worden.  Darauf  zu  achten  inöehten  wir 
dem  herausgeber  besonders  anempfehlen. 

Wie  weit  die  arbeiten  von  Toller  gehen,  können  wir  nicht  ent- 
scheiden, wahrschcinlicli  sind  wir  ihm  für  viele  der  Verbesserungen  dank 
schuldig! 

Dankenswert  ist,  dass  dem  ersten  hefte  schon  eine  erkläruiig  der 
abkürzungen  beigegeben  ist,  eine  rücksicht  auf  den  lescr,  welche  wir 
nicht  überall  finden.  Wir  vermissen  allerdings  manche,  z.  b.  Grimm, 
Wrtbch.,  ferner  eine  anführung  von  Grein's  Bibliothek  als  ganzes. 
Dass  Grimm's  Deutsche  Rechtsaltertümer  mit  Gm.  R.  A  abge- 
kürzt werden,  während  die  anderen  werke  dieses  gelehrten  mit  Grmm. 
A.  u.  E.,  Grmm.  JJ.  M.,  Grmm.  Gesch.  D.  S.,  beruht  wol  nur  auf  einem 
druckfehler! 

Zum  Schlüsse  sei  noch  der  wünsch  ausgesprochen,  dass  die  folgen- 
den hefte  möglichst  rasch  folgen  mögen! 

Leipzig.  Kicjiakd  Paul  \\'uelcker. 


Napier,  Arthur.  Uebcr  die  werke  des  altenulischon 
erzbischüfs  Wull'staii.  iDauguraldissertatiou  der  Universi- 
tät Göttingen.     Weimar  1882. 

Nachdem  ITol  William  Eistob  als  beitrag  zu  Ilickes'  Tltesaurns 
eine  a1»schrift  und  kritik  geliefert  hatte  von  Lupi  Sermo  ad  Anglos,  und 
diese  nachher  von  Hickes  in  seiner  De  Aul.  l'u.  septentr.  ulililatc  disser- 
lalio  veröffentlicht  worden  war  (s.  !I9  ff.),  wurde  dieses  stück  mehrfach  ver- 
öffentlicht. So  von  Ebeling  in  seinem  Angelsäc/isise/ieii  (s.  !(>  ff'.),  von 
Ivieger  in  seinem  Altsächsischen,  Angelsächsischen  und  Altfriesischen 
Lesebuche  (s.  181  ff.).  Endlich  von  Sweet  im  Anglo-Saxon  Reader 
(s.  103  ff.).  Eine  lateinische  Übersetzung  finden  wir  in  Langebeck's 
Scriptores  Rer.  Danicarum  Medü  Aevi  II   s.  403  ff',  no.  LXV. 


7S  \\  riM.CKl'.K,    NArilvK.    IKI  l'K   W  IM.KS  1' AN's  WKKKR. 

Uobor  üi'ii  vort'iissiv;  l.upiis  liamlelto  Wanloy  in  seinoiu  Caialogus 
8.  140  IT.  Er  liielt  ihn  für  denselbeu,  welcher  erzbiscliof  von  York  uml 
Woreestor  war  von  l(i02  — "2;!  und  wies  ihm  ausser  dem  Scrmo  ad  Änglos 
noch  02  liomilieu  und  geistliche  schritten  zu.  Damit  wurde  also,  da  kein 
späterer  literarhistoriker  die  ansichten  von  Wanley  angefochten  hat,  Wulf- 
stan  eine  wichtige  stelle  in  der  literaturgeschichte  angewiesen.  Er  stellte 
sich  neben  ^Elfric  als  mitvertreter  der  nachblute  der  angelsUcha.  prosa. 
Woifergetlirdcrt  wurde  aber  die  frage  seit  Wanley  nicht.  Dies  geschieht 
erst  in  der  vorliegenden  schrift! 

Zuerst  behandelt  Napicr  wie  Wanley  die  frage,  wer  Lupus,  der  Ver- 
fasser des  Sermo  war.  Hier  kömmt  Napier  zum  selben  ergebuiss  wie 
Wanley,  dass  Athulf,  bischofvon  Hereford(!)!iS— 1012),  nicht  unser  Lupus 
gewesen  sein  kann ,  besonders  weil  sein  bischoftum  niemals  von  Dänen 
gelitten ,  Lupus  aber  seinen  Sermo  gegen  die  einfülle  der  Dänen  ge- 
schrieben hat.  Daher  stimmt  Napier  mit  Wanley  üborein,  in  Lupus  den 
erzbischof  Wulfstan  zu  sehen.  Als  neuen  grund  für  diese  ansieht  bringt 
Napier  noch  vor,  dass  drei  von  den  handschriften,  welche  den  Sermo 
enthalten,  der  kathedralbibliothek  von  Worcestcr  angehörten,  lieber 
Wulfstan's  leben  handelt  Napier  nicht  weiter,  da  wir  darüber  recht  aus- 
führliches in  Raine's  bearbeitung  der  Fasli  Eboracenses,  Lives  of  ihc 
Arclibishops  of  York,  by  W.  R.  Dixon  (London  l*5ü:i)  finden.  Den  zwei- 
ten teil  von  Wanley's  bchauptung  aber,  dass  Wulfstan  eine  anzahl  andrer 
homilien,  ausser  dem  Sermo  zuzuteilen  sei,  zu  prüfen,  dies  ist  der  eigent- 
liche gegenständ  der  dissertation. 

Napier  geht  bei  dieser  uucersuchung  sein-  vorsichtig  zu  werke. 
Daher  ergeben  sich  ihm  als  sicher  von  Wulfstan  herstammend  nur  die 
von  Wanley  a.  a.  o.  unter  I,  II  angeführten  homilien,  die  sich  auch  in 
allen  hss.  in  gleicher  folge  finden.  Viele  der  anderen  homilien  sind  zu- 
sammengeflickt aus  predigten  ^Elfric's  oder  aus  den  Blickliughomilien, 
andre  sind  nur  bearbeitungeu  und  ausführungen  von  kirciicngesetzen. 
Eine  aiizahl  wies  Wanley  nur  darauf  hin  Wulfstan  zu,  weil  sie  mit  den 
Worten  'Leofeslan  men'  oder  ähnlich  anfangen  und  dieses  W.  ein  Wulf- 
stan'scher  anfang  zu  sein  schien.  Allein  viele  der  homilien  des  Ver- 
cellibuches  beginnen  mit  denselben  worteu,  ohne  dass  man  sie  darauf  hin 
Wulfstan  zuteilen  wird.  Ausserordentlich  wird  aber  die  Untersuchung, 
welche  homilien,  die  W.  aufzählt,  acht  seien,  dadurch  erschwert,  dass 
ihanchnisl  dieselben  homilien  in  verschieden  hss.  verschiedene  anfange, 
predigten  widcrum,  welche  nichts  mit  einander  /u  tun  haben,  genau  den 
gleichen  schluss  zeigen.  Dadurch  aber  kann  man  auch  oftmals  aus  W.'s 
angaben  nichts  entnehmen,  weil  er  in  vielen  fällen  nur  die  mehreren 
predigten  gemeinsamen  anfangs-  oder  schlussz-eilen  gibt. 

Ausser  den  predigten  I  und  II  wird  noch  der  bogenannte  'Hirten- 
brief Wulfstau'ö'  ausführlich  behandelt.  Gewönlich  steht  in  den  hss.  der 
eingang  zu  iliesem  hirtenbriefe:  Wulfstan  areebiscop  ;^rcled  u.  s.  w.  Doch 
diesen  weist  Napier  als  nicht  ursprünglich  zurück.  Die  hss.  des  hirten- 
briefe» zerfallen  in  zwei  gruppen,  indem  die  (Janibridger  Corpus  (y'hristi-hs. 
(»,  14)  der  einen,  die  (Jambriilger  (.'orpus  Christi-hs.  (s.  1^),  Cotton.  'i'ib. 
A  ;i  und  Bodl.  Jun.  \yd  einer  andren  fassuug  angehören.   B  (=  C.C.C.  a.  14) 


I 


BOYLE,  HULLEN's  OLD  PLAYS.  79 

zeigt  die  ursprüngliche  anordmmg  der  ein/.eluen  abschnitte  des  briefes. 
Weiter  ergibt  die  Untersuchung:  der  hirteubrief  ist  kein  einheitliches,  in 
sich  abgeschlossenes  ganze,  sondern  besteht  aus  zwei  teilen,  wovon  der 
eine,  der  bei  N.  s.  48 — 55  abgedruckte,  Wulfstan  zuzuteilen  ist,  dagegen 
der  andere,  bei  N.  s.  55 — 61 ,  rührt  nicht  von  unserem  erzbischot'e  her, 
sondern  ist  nur  eine  fragmentarische  abschrift  kirchlicher  vorscliriften. 

Zum  Schlüsse  gibt  N.,  s.  "iS — 62,  den  text  von  homilie  I,  II  und 
der  beiden  teile  des  hirtenbriefes,  unter  sorgfältiger  heranziehung  und 
benutzuug  aller  hss.  Anmerkungen,  kritischer  und  erklärender  art,  bil- 
den das  ende  der  schrifr. 

Der  Verfasser  führte  sich  durch  vorliegende  schritt  gleich  als  einen 
kenntnissreichen  und  vorsichtigen  forscher  auf  angelsächsischem  gebiete 
ein,  wir  wollen  daher  hotfen,  dass  die  abhandlung,  wozu  die  dissertation 
nur  eine  Vorarbeit  bildet,  eine  umfangreiche  über  Wulfstan  und  seine 
Schriften  nebst  ausgäbe  derselben  nicht  gar  zu  lange  auf  sich  warten 
lässt.  Allerdings  ist  diese  arbeit  keine  leichte,  doch  Napier  zeigte,  dass 
er  dieselbe  ausführen  kann. 

Leipzig.  Richard  Paul  Wuelckek. 


A.  H.  BULLEN'S  OLD  PLAYS. 

Last  year  Mr.  Bullen  fiuished  the  re-issue  of  Day's  Plays  to  which 
I  called  attention  in  the  Anglia.  It  is  ueedless  to  enlarge  on  the  merits 
of  the  work.  Nobody  who  has  seen  the  re-issue  can  fail  to  admire  its 
wonderful  gct-up.  Those  who,  like  myself,  have  had  occasion  to  work 
at  Day's  Plays  can  testify  that  the  carefulness  and  faithfulness  of  the 
editing  deserve  all  praise.  Apart  from  this  however  the  undertakiug 
deserves  the  gratitude  and  support  of  all  Shakespeare  students  for  atfor- 
ding  the  means  of  settling  a  long  disputed  Shakespeare  question.  A  note 
in  no.  7  of  Mr.  Bullen's  re-issue  called  my  attention  to  a  striking  verbal 
coincidence  in  Pericles  and  Day's  Law  Trickes.  Üu  iuvestigating  Law 
Trickes  I  found  reason  to  conjecture  that  the  passage  in  (|uestion  occur- 
red  in  a  scene  not  by  Day  but  Wilkens.  In  Eng.  Stud.  V.  2.  1  asserted 
my  belief  that  the  author  of  the  above  mentioued  passage  in  Law  Trickes 
was  also  the  author  of  acts  I  and  II  of  Pericles,  and  added  that  furtlier 
search  would  probably  show  this  author  to  be  Wilkens.  A  subseiiuent 
comparison  of  Wilkens'  style  in  his  undoubted  work  'The  Miscries  of 
Enforccd  Marriage'  with  Pericles  I  and  II,  The  Travels  of  the  Threc 
English  Brothers  and  Law  Trickes  not  ouly  confirmed  my  belief  but  en- 
able  me  to  put  my  finger  ou  the  parts  in  l'hree  Engl.  Brothers  and  Law 
Trickes  which  were  writteu  by  Wilkens.  These  results  were  laid  beforc 
the  New  Sl\akspcre  Society  in  a  paper  read  in  March  last.  The  coinci- 
denccs  in  expression  and  the  siuiilarity  in  metrical  structure  and  gramma- 
tical  peculiaritißs  make  it  as  nearly  certain  as  evidence  of  this  nature  can 
be,  that  Delius  was  right  in  his  conjecture  expressed  so  long  ago  in  the 
Sh.-Jahrbuch  as  to  Wilkens'  share  in  Pericles. 


80  BOYI.P,    BULI.EN's  OLD  PLAYS. 

Only  011»'  c"i>|)y  ot  Days  l'lays  was  suhfciilied  tor  tVoin  (lerm^ny 
(Royal  Liluaiy,  Berlin). 

Mr.  BiilU'n  is  now  oiif:a}.^i'(i  iu  au  is.suo  in  fuur  voluiiu'8,  oacli  volnuie 
i-oiitainiDi::  t'oiir  plays,  ot'  old  draiiias  niost  ot  llioni  Tiovcr  rcprintcil  and 
inany  novor  publishod.  Vol.  1  is  now  in  tlio  hands  ot"  Mr.  Bullen'a  sub- 
scri'>ers  and  contains: 

I.    'l'lio  'l'raf^i'dy  of  Noro  hy  an  iiiiknnwii  aiillior.    Ki'i'i  and  lt>:<'j,  1'". 

lV    'l'lio  Maydos  Metamorpliosis  Hiod,   ito     Usually  altriI)u(od  tu  I>yly, 
l)iit  prohably  Day'?;. 

S.     Tho   Martyred  JStnildicr    IH:<s,    It".    Tlu;  solo  oxtaiil  prodnclion  of 
Houry  Shirley. 

4.     The  Noble  Souldior  by  t^(,iniu('l)  H(owloy)  l(i:M,  V<\ 

Of  tliosc  tlio  lirs(,  probably  tlio  production  of  a  yonnj^  aiilhor  who 
wroto  littlc  or  noflntij;  für  tlic  staj^o  afterwards,  is  a  niost  iutcrcstinir, 
powerfu!  play.  \o\.  11  will  probably  bo  roady  in  November  and  will  ronlain 
Dirk  of  DevoTisliire  (lleywood ?),  Lady  Mollier  (probably  by  (ilaptliorne 
and  in  .Mr.  IWillen's  opinioii  betler  tlian  auy  of  (ilaptitorne'a  pnlilislied 
pla\  s).  Captain  Uuderwit  (autlior  unknown),  'i'he  Tra^edy  of  !Sir  .lolin 
van  Oldon-Barncvclt  (wliieh  Mr.  Bullen  is  inclincd  to  give  to  Chaputan). 
Aniougst  tlic  plays  which  arc  to  appear  later  I  niay  uicntiou  Tlio  iirst 
Part  of  tlie  Truc  and  Houourable  llistory  of  tlie  Life  of  8ir  John  Old- 
castle,  iVoni  two  separate  cditions  lliOo. 

Arden  of  Kevcrsham   1.t!I2. 

Two  Traj^edies  in  One  by  Robert  Yarrinj^ton  Kidl. 

The  Yorki^hire  Tragedy  l(;u'>. 

As  Mr.  Bullen  liniits  his  issuc  to  l.")0  eopies,  Ins  reprint  will  soon 
be  e.\eC88ively  rare.  ITis  list  however  not  yet  beinj]?  filled  iip,  he  has 
tili  now  only  S.5  subscribers,  there  is  tinie  cnough  for  those  who  liave 
not  yet  subscribed  to  do  so.  The  terms  are  I  guinea  per  vol.  and  he 
hopes  to  be  able  to  publish  the  volumes  at  intervals  of  fi  months.  Up 
to  tlie  present  time  Mr.  Bullen  is  not  covering  his  own  expenscs,  a  cir- 
cumstance  ratlier  discouraging  when  we  eonsider  that  his  is  the  first 
attempt"  to  bring  many  valuable  hitherto  unknown  plays  into  notiee. 
From  the  interest  manifestcd  in  Germany  in  all  branches  of  English 
literature,  Mr.  Bullen  hopes  for  support  from  German  scholars  siifficicnt 
to  enablc  him  to  carry  on  his  undertaking  witliout  suffering  a  pecuniary 
lo88.  As  to  the  importance  of  the  undertaking  tliere  cannot  hc  a  doubt. 
<>ne  Shakespeare  question  may  be  regarded  as  settled  by  Mr.  B.'s  lirst 
undertaking.  But  there  is  another  play  of  the  same  period,  Tinion  of 
Athens,  as  to  whieh  wc  want  light,  and  to  wliieli  perhaps  one  of  those 
!">  plays  in  Eg.  Ms.  1,  1)91  to  which  Mr.  Bullen  alludcs  or  some  other 
unpublished  play,  may  give  us  the  kcy  at  any  moment. 

.Mr.  Bullen's  address  is:  Clarence  Ilouse,  (xodwin  Iload,  New  Town, 
Murgate. 

Sr.  Pkieksüukg,  seit.  1S82.  K.  Bovi.k. 


KLUGE,    SIEVERS,    AGS.  GRAMMATIK.  81 

Angelsächsische  (iiammatik  von  Eduard  »Sievers  (auch 
u.  d.  t.  ^Sammluug:  kurzer  germanischer  grammatikeu,  heraus- 
gegeben von  prof.  Braune,  111.  teil').  Halle  (M.  Kiemever)  18S2. 
Preis  2,  SO  m. 

Au  angelsächsischen  gnimmatlken  fehlte  es  bei  uns  nicht;  aber  es 
gab  keiue,  die  man  mit  gutem  gewissen  hätte  empfehlen  können.  Jede 
der  vorhandenen  deutschen  giammatiken  bot  iu  dem  oder  jenem  punkte 
ein  wenig  mehr  als  die  andere,  aber  keine  vertrug  sich  mit  den  fort- 
schritten,  welche  die  vergleichende  gcrm.  grammatik  im  letzten  Jahrzehnt 
gemacht  hat.  Hier  bot  sich  eine  schöne,  äusserst  lohnen swerte  aufgäbe, 
die  bei  dem  gegenwärtigen  blühen  der  ags.  Studien  wol  mehr  als  einen 
fachmann  reizen  konnte. 

Sievers'  ags.  grammatik  hat  uns  wirklich  in  der  angenehmsten  weise 
überrascht;  sie  erfüllt  weit  mehr,  als  man  voraussehen  konnte.  Zu  der 
von  Professor  Braune  edirten  Sammlung  kurzer  giammatiken  der  germ. 
dialekte  gehörig,  schien  sie  —  bes.  nach  dem  vorgange  von  Paul's  mhd. 
grammatik  —  eine  kur/.e  und  bündige  Übersicht  der  haupterscheinungen 
werden  zu  sollen.  Und  nun  liekommen  wir  ein  buch  von  lOli  Seiten, 
von  einer  reichhaltigkeit  und  annähernden  Vollständigkeit,  wie  wir  sie 
nicht  erwarteten. 

Um  gegen  das  buch  volle  gerechtigkeit  zu  üben,  müsste  man  eigent- 
lich eine  durchgehende  vergleichung  etwa  mit  den  jüngsten  grammatikeu 
von  Körner  oder  Grein  anstellen:  der  unterschied  ist  ein  so  immenser, 
dass  einer,  der  den  fortschritten  der  germ.  grammatik  nicht  gefolgt  ist, 
den  abstand  nicht  begreifen  wird.  Aber  auch  keuner  der  ags.  grauiiuatik, 
die  den  neueren  erseheinungen  gefolgt  oder  selbständig  auf  dem  gebiete 
der  ags.  grammatik  tätig  gewesen  sind,  werden  von  der  fülle  dessen, 
was  Sievers  bietet,  auf  das  augeuehmste  überrascht  sein,  wenn  sie  au(;h 
manches  von  dem  hier  zum  ersten  male  gebotenen  bereits  diu'cli  eigene 
arbeit  gefunden  und  vielleicht  ihren  schülern  durch  Vorlesungen  u.  s.  w. 
überliefert  haben  mögen. 

Sievers  bietet  zum  ersten  male  eine  ausführliche  laut-  und  formen- 
lehre  mit  Unterscheidung  der  verschiedenen  dialekte,  meist  auf  grund 
eigener  Untersuchungen  und  Sammlungen.  Durch  die  umfassende  dar- 
stellung  der  dialekte  ist  Holtzmann"s  lautlehre,  in  folge  ihres  reichen 
materials  bisher  zum  wertvollsten  gehörend,  wol  in  allen  punkten  über- 
holt ;  und  die  übrigen  gedruckten  ags.  grammatikeu  fallen  jetzt  endlich 
einer  laugst  verdienten  Vergessenheit  anheim.  In  der  tat,  sie  lieferten 
nicht  einmal  das  äussere  gerippe  des  vorliegenden  buches,  können 
nur  selten  als  grundlage  gedient  haben,  und  doch  wird  man  kaum 
etwas  gutes,  das  sie  enthalten,  bei  S.  vermissen.  Eine  reihe  dinge,  die 
sich  in  manchen  grammatiken  linden,  wird  man  vergebens  in  der  neuen 
grammatik  suchen,  so  z.  b.  einen  neutr.  plur.  /«.vV/ 'zwei' (Heyne,  (irimm 
und  andere);  aber  mit  vollstem  recht  schweigt  S.  diese  form  tot,  sie  ist 
durch  einen  irrtum  Lye's  in  die  neueren  hilfsmittcl  geraten.  S.  bietet 
überhaupt  nichts,  das  er  nicht  durch  eigene  oder  fremde  beobaclitung 
stützen  kann.    Auf  diese  weise  allein  ist  die  neue  grammatik  einer  immer 


$2  KI.UGK, 

grösseion  voivi>llki>nminnuij  lliliii;-:  die  lu'dhaclitmii;  »'rwoitcMt  sich  auf 
einer  testen  j;nimila>;e.  So  iniielite  ieli  wofreii  der  bei  S.  lehlendeii,  von 
Heyne  verzeielinoten  Hexion  von  (////  aut"  das  uiatiM'ial  bei  Hoswortli  r»>ller 
verweisen;  aneli  für  das  bei  S.  feldende  scliw.  nentr.  (jeJ>eode  finden  sieh 
elKMula  belege.  Sievers  führt  uns  nicht  inuner  sein  niatcrial  mit  bclef>en 
vor,  aber  die  fülle  des  j^ebofenen  '/.(^\^t  dem  kenncr,  dass  überall  genaue 
Studien  ym  gründe  liegen,  und  man  wird,  was  bei  den  früheren  grainma- 
tiken  nnniöglieh  war,  mit  vertrauen  auskunft  in  der  neuen  grannnatik 
suthen. 

Wo  S.  erkliiningeii  von  spracherschciniingcn  gilit  —  in  laut-  und 
tlexionslehre  — .  bietet  er  meist  gutes,  selten  zweifelhaftes  und  discni- 
tables.  Zuweilen  fügt  er  die  bezügliche  liferatur  an-,  umfang  und  anläge 
des  bnchea  gestatteten  es  laut  vorwort  s.  NIM  nicht,  stets  auf  die  vor- 
arlieiten  und  materialien  anderer  zu  verweisen.  Ich  glaube,  hier  wäre 
im  Interesse  derjenigen,  welche  Angelsächsisch  ohne  lehrer  lernen,  eon- 
seipiente  angäbe  der  erkiärungsiiteratur  von  grossem  wert  g((wesen; 
diejenigen,  welche  durch  ;ikadeniischeu  Unterricht  eiugefiilirt  werden, 
sich  keinesfalls  mit  den  wenigen  angaben  bei  Sievers  begnügen  dürfen. 
Auch  fällt  eine  gewisse  einfürmigkeit  in  den  öfters  auf  nebensäch- 
liche dinge  bezUglicheu  citaten  auf,  won(d)en  man  literaturnachweise 
über  wesentlichere  punkte  gelegentlich  vcrmisst.  Jedenfalls  haben  wir 
in  Sievers'  buche  die  erste  wissenschaftliche  grammatik  des  Angelsäch- 
sischen, welche  dem  gegenwärtigen  stände  der  Sprachstudien  entspricdit; 
:innähernde  Vollständigkeit,  Zuverlässigkeit,  innere  abrnndung,  durch- 
sichtige gliedernng  sind  die  hauptvorzügc  der  neuen  ags.  grannnatik, 
von  welcher  man  die  nachhaltigste  Wirkung  auf  die  ganzen  ags.  Studien 
erwarten  darf  Wenn  ich  es  nun  unternehme,  einige  spracherscheiniingen 
hier  vorzubringen,  die  bei  S.  meiner  ansieht  nach  nicht  in  ihrem  ganzen 
nmfiinge  erkannt  oder  dargestellt  sind,  so  laufe  ich  wol  nicht  gefahr, 
als  mangelnder  kriiikus  angesehen  zu  werden.  Da  wir  es  einmal  mit 
einer  vullsländigen ,  umfassenden  (nicht  einer  i)rogran)inmässig  kurzen) 
grammatik  zu  tun  haben,  dürfen  evenluelle  rrweiterungcn  wol  innner 
wünschenswert  erscheinen. 

Man  vermisst  bei  Sievers  ij  hl  ein  lautgesetz,  das  Iloltzuiann  s.  lOtl 
behandelt:  «lie  ilexion  vid'(/,  nuvgcs,  mwgc,  plnr.  uiaf/tis,  maga,  mäffum 
weist  auf  das  gleiche  geaetz  hin,  won.ach  dwfj  :  dugas  gilt.  Zu  sd'l  ge- 
hört der  dat.  plnr.  S()liim\  got.  *U^/itinn  Clekunon'i)  ist  ae.  //icnmti  (aber 
li'keia  ^=  ae.  Ui-ce).  Zu  sl(ii>aii  kommen  vic^lfach  formen  mit  a  vor,  bes. 
s/t'i/in/  {=^  got.  *.v/t'y;M/.s);  vgl.  noch  sla/utii  iiil'.  Leechd.  1,  2  IC».  Ilnm.  II,  ftCd; ; 
s//'i/iitA  Moni.  I,  KIO;  slt'ipi-ndc  Ibtm.  11,  12);  sZ/'/j/crc  'schiäfer'  llom.  II,  \2')\ 
Str.iim.ann  bezeugt  eimr  form  s/oji-  mehrl'.ieh  als  frülimittelengl.  Obwol 
dem  ahd.  prälix  a-  im  Ae.  stets  w-  entspricht,  ist  ndul.  ä-hamhe  ae.  ä-cninba. 
Hierher  gehören  formen  wie  tw.  s}var  (g(»t.  ♦.svwtvw.s- neben  .vwov 'schwer', 
:ie.  ////,  /</'/ (ahd.  lala,  an.  liH)\  vgl.  bes.  an.  /ini/ä^^M'..  /iiAra  (got.  *///(?  A:«) 
'Speichel'.  Uie  55  f)",  aiini.  ."t  angefilhrlen  formen  la/jini,  iva<ion  (pra(^(.  plnr. 
zu  licffaii,  ivcijan)  sind  l.iutgesfifzlich  aus  den  älttMcn  (got.)  INjun,  wc- 
iiuii  entwickelt.  l);izu  kommt  das  nach  ihrer  .iiialogie  gtiitildefe  iianwn 
'^'.',\»)\  iioeli   lindere  ^/-foiiueii  nn  ine  ieh   gelesiii   zu  haben.     Dass  nun  die 


i 


SIEVERS,    AGS.  GRAMMATIK.  S3 

verba  dieser  iiblautsieilie  iiiclit,  alle  li  haben,  möchte  ich  für  Übertragung 
aus  dem  conj.  halten:  her  an  wäre  *bartm,  bereina  aber  ist  b<cren\  und 
weil  sonst  indicativ  und  conjunctiv  pract.  gleich  waren  oder  liemacht 
wurden  (bü/on  :  bidcn,  slcjion  :  sieperi,  Jtitoti  :  Zielen,  lueon  :  lucen  für 
*lycen),  wurde  die  eine  form  gern  verdrängt;  da  ä  als  vokal  der  6'-reihe 
selten  war,  zog  man  den  konjunktivtypus  mit  w  vor.  Dass  gelegentlich 
der  conj.  den  ind.  lHM'intlu.<st,  zeigen  die  von  S.  §  42(»  If.  aufgeführten 
dialekt.  dyrsle,  geiiujsic,  wohin  ich  auch  milite  (aus  inaltla)  neben  mih- 
ten  (gut.  maliU'ina)  zähle,  üebrigens  weisen  die  hinlänglich  bei  Strat- 
mann  bezeugten  me.  praet.  ^oven,  göteit,  boi-en,  waren,  spuketi  (=  qcäfon, 
geälon,  bchoii,  wcero)i,  sprcecoti)  u.  a.  darauf  iiin  —  sofern  nicht  einzelne 
von  ihnen  nacii  den  zugehörigen  part.  zu  erklären  sind  — ,  dass  in  der 
älteren  spräche  die  (e-formen  nicht  ausschliesslich  im  geitrauche  waren. 
Da  formen  wie  bivron  u.  s.  w.,  die  hauptsächlich  Jenem  gesetz  über  den 
wecdisel  von  te  :  ä  entgegen  sind,  auf  diese  weise  leicht  erklärt  werden 
können,  darf  ich  von  kleineren  abweichungen,  wie  einem  md'r/as,  wol  ab- 
sehen; auch  der  Wechsel  von  ind'//e  :  7/tti(/e  (me.  mötve)  bedarf  weiter  keiner 
erklärung,  ebenso  wenig  d'-cumba  neben  ä-cutnba  =  mhd.  d-kaiiibe. 

Das  auffallendste  beispiel  für  das  angeführte  gesetz  ist  das  folgende, 
das  uns  auf  ein  neues  prol)lem  überführt.  Wie  got.  niegs,  viaje,  'meijani 
im  Ae.  als  md'g,  mdffa,  md(ju)ii  erscheint,  solte  dem  got.  ^tV,  Jere  (jeram) 
natürlich  ein  ^Jd^r,  *jära  (*järum)  entsprechen,  und  als  reJlexe  dieser  Ur- 
formen haben  ne.  year  uiul  das  erstarrte  yore  'einst'  zu  gelten,  dessen 
ae.  entsprechung  bereits  erstarrtes  adverb  in  der  form  geura  ist.  Wir 
stehen  hier  vor  dem  bekannten  prolilem,  dem  8.  durch  die  Überschrift 
'diphthongierung  durch  palaiale'  gerecht  zu  werden  sucht  i^  74  ff.  Ich  für 
meinen  teil  schliesse  mich  nach  wie  vor  der  erklärung  von  prof.  ten  Brink 
(Anglia  1,  .")20)  an,  wonach  schrcnbeiregel  die  scheinbare  diphthongierung 
veranlasst  hat:  ce,  ge  siiul  zeichen  für  A'  (/.y),  »/'  (y/)  resp.  _/,  und  <lus 
folgende  a  kann  als  schreibform  für  (v,  d-  oder  für  a,  ä  gelten;  so  ist 
gear  nichts  als  jd^r,  gearß  nichts  als  jdru.  Also  die  ae.  laiitgesetze  und 
die  spätere  entwicklung  wenden  bei  prof.  ten  Brink's  annähme  erklärt, 
während  jede  andere  annähme  mit  beiden  factoren  nicht  hinlänglich  rech- 
net. S.  äussert  sich  nicht  darüber,  ob  er  die  palataldiphthonge  für  gleich- 
wertig mit  den  sonstigen  eu,  eo  hält,  ob  ea  in  gear  'Jahr'  ein  anderer  laut 
sei  als  ea  in  ceaf  oder  /tv/.v,  ob  eo  in  geoc,  ceole,  geoce,  geonior  dieselbe 
geltung  hat.  .Sind  niciit  die  ea  tonloser  sill>en  wie  siveiigeas,  sereun  der 
beste  beweis  geigen  echte  diplithongeV  Freilich  ist  zu/jigeben,  dass  die 
palatulisierung  der  gutturale  noch  immer  ein  problem  der  (•om|)liciertesten 
Sorte  ist;  da  bleiitt  noch  sehr  viel  zu  erklären.  Aber  das  scheint  mir 
siclier,  dass  man  einen  faktor  mehr  als  bisher  geschehen  zuziehen  uiuss, 
wenn  man  den  sprachregeln  gerecht  werden  will:  keinenfalls  hat  das  ags. 
gifan  (g'ufau).  geaf,  geafon  oder  gilan,  geal.  gealon  einen  guttural,  da 
stets  nach  dem  g  ein  palafalzeichen  i,  e  folgt;  wenn  wir  nun  im  Neu- 
englisclien  und  schon  früher  für  den  palatal  einen  guttural  lindcMi,  so 
kann  das  nur  auf  nordischem  einÜusse  beruhen,  d.  h.  ne.  lo  give,  lo  gel 
beruhen  auf  einer  Vermischung  des  echt  engl.  worti>s  mit  dem  entsprechen- 
dcu  uord.  Worte.     Das  gleiche  hat  z.  b.  auch  von  ui\  guesi  neben  ae.  giesi 


S4  KLUGE, 

(an.  (/t'sir)  zu  gelton.  Eine  andere  eiklärung  dieses  problems  sehe  ich 
nicht;  dieser  versuch  der  rettunt?  der  älteren  lautregeln  setzt  nord.  ein- 
tiuss  in  etwas  grösserem  umfange,  als  man  auf  den  ersten  blick  zu- 
geben möchte,  voraus.  Aber  wer  die  lehuwörterfrage  unter  den  neuen 
methodischen  gruudsätzeu  betrachtet,  wird  die  möglichkeit  meines  er- 
kliirungsversuches  zugeben.  Wenn  an  stelle  des  ae.  ceg  das  an.  egg 
in's  Englische  übergefiilirt  ist  —  und  das  wird  niemand  bezweifeln  — , 
kann  auch  t/ive,  gel  auf  nord.  einfiussc  beruhen.  Jedenfalls  bedarf  die 
lehuwörterfrage  im  Mittelenglisclien  einer  gründlicheren  behandlung  als 
ihr  bisher  zu  teil  gewm-dcn  ist.  Auf  die  paiutalfrage  und  das  sich  daran 
anschliessende  problcm  kann  icli  jct/.t  nicht  so  eingehen,  wie  es  der 
gegenständ  erforderte.  Au  kleiuigkeiten  bemerke  ich  dazu  nur,  dass 
ein  einmaliges  gcasne  ij  7t,  anm.  W  doch  nur  ein  wertloser  Schreib- 
fehler für  gd'sue  ist;  sodann  zu  ?<  .">",  anm.  1  kann  ich  nicht  glauben, 
dass  das  ä  von  ae.  gän  zweifelhaften  Ursprungs  ist;  dass  das  part.  — 
was  S.  selbst  andeutet  —  nicht  *gegou  lautet,  deutet  mit  vollster  Sicher- 
heit auf  entstchung  aus  gui-\  auch  könnte  dem  ahd.  gä-  im  Altengl. 
nur  *gfu-  (=  *gh(;)  entsprechen;  zur  erklärung  vgl.  mein  et3'm.  wörterb. 
s.  gehen. 

Zu  §202  vermisse  ich  eine  anmerkung,  worin  für  altes />/  dieselbe 
entwicklung  wie  für  //>  behauptet  wird.  Für  got.  n^pla  haben  alte  glossen 
noch  naellü\  wenn  später  ncMl  erscheint,  so  wirkt  dasselbe  gesetz,  das 
auch  aus  felj^  ein  feld  macht.  Die  gleiche  erscheinuug  haben  wir  in  ae. 
wd'dl  =  ahd.  wadal  (got.  *w^J>f(i)  Kz.  2G, '.»7,  Paul  und  Braune's  Beitr. 
N'III,  .1:55,  in  iiüdl  =  ahd.  mindil  (an.  mcl,  got.  *iinnj>l),  in  «r// =  Ps.  d(^l.\ 
darnach  sclieint  das  gesetz  nur  für  langsilbige  stamme  zu  gelten.  Kurz- 
silbige  wie  boll :  bold,  se'de/ :  seil :  seid  zeigen  eine  andere  behandlung 
der  Verbindung  /»/. 

In  §  214  scheint  die  formulierung  der  regel  vielmehr  lauten  zu 
müssen:  nach  langem,  dunkelm  vokal  (vgl.  ten  Brink,  Anglia  II,  177) 
und  nach  ?■  und  /  wird  g  (g-)  zu  h:  ich  glaube  nicht,  dass  jemals  *wih 
frir  wlg,  *lw}/i  für  iwig,  *stve/i  für  s?veg,  ''/e/i  für  leg,  *md'li  für  nid'g 
vorkommen.  Es  wird  also  wol  nur  die  gutturale  weiche  Spirans  in  die 
entsprechende  harte  übergehen,  nicht  auch  die  palatale  (bei  welcher 
nur  folgende  tonlose  konsonanz  als  suflix  gleiche  Wirkung  hat,  stiliÖ 
für  .s7/«jra).  Wenn  Sievers  das  g  in  heagum  (dat.  zu  lieal))  für  gramma- 
tischen weciisel  hält  (§  234.  295),  so  glaube  ich,  dass  eher  eine  ver- 
kehrte analogie  etwa  nach  hurh  :  burgiun,  gennk  :  genogum  im  spiele 
ist;  jedenfalls  hat  ähnliche  analogie  formen  wie  preoh  (S.  §  22."!,  anm.  2) 
geschaffen. 

Zur  deklination  mache  ich  hier  keine  kleineren  nachtrage,  da  Mr. 
riatt  soeben  eine  reihe  einzelner  beobaclituugon  im  auschluss  an  Sievers' 
grammatik  an  anderm  orte  gibt.  Nur  einen  punkt  möchte  ich  ausführlich 
besprechen,  den  schon  S.  in  umfassenderer  weise,  als  sonst  bislang  ge- 
schehen, behandelt  hat:  die  entwicklung  der  alten  «^-stamme,  die  unter 
liiindigcr  Verwertung  des  Lateinischen  und  (iriechischen,  sowie  der  altgerm. 
(lialcktc  in  i;  '.»(i,  i:{:'.,  1S2,  2(;:{,  2ss  zur  spraclie  kommen ;  es  handelt  sich  da- 
bri  für  mich  zuniich.st  um  unerklärte  uuilautserschcinungen  in  der  deklina- 


I 


SIEVKKS,    AGS.  (iRA.MMATIK.  S5 

tiun.  Zunächst  luöclite  ich  d-g  gegen  S.  zu  den  umgelauteteu  /c-stäuiuicn 
ziehen,  da  got.  waililjus  =  ae.  wäg  'niauer'  (§  27;i)  ein  *«^als  uiulunts- 
lose  tonn  voraussetzt.  So  könnte  der  nach  §  !K)  anm.  unerklärte  umlaut 
von  fld'sc  wol  nur  ia  (uner  alten  /;-bihlung  fhiiskiz  seinen  gruud  liaben, 
wofern  man  nicht  zu  einem  nrsi)riiiiglicli  neutralen  /  t-taujuie  greifen  will. 
Bei  dem  in  den  Ld.  bezeugten  ncutr.  sifc  'sieb"  (ahd.  sib  n.)  ist  möglicher- 
weise übertritt  eines  aiten  /z-slammes  in  die  allerdings  aussterbende  neu- 
trale /'-delciinatioü  anzunehmen.  Aber  das  neutr.  flys  neben  fleos  (nhd. 
vlies  neben  älterem  vicus)  aus  ßeusiz,  ßcusoz,  oid'ti  neben  claÖ  (vgl.  Bos- 
worth-Toller),  /idl  u.  (Beow.  ;=  an.  hci/f  n.  aus  Ita'Uiz)  neben //«/ör  (Jul.) 
Ue)i  n.  neben  skr.  rcknas,  grandor  in  der  Zusammensetzung  neben  au. 
grand  n.  bieten  weiteres  material  zur  geschichte  der  rt^-stämmc  im  Ger- 
manischen. Für  das  masc.  hläw ,  lild'w  beweist  ahd.  (eo  (d.  pl.  (eirun) 
neutr.  und  got.  Idaiiv  neutr.  entstehung  aus ///«/woc,  hlahvizM.\  dasselbe 
gilt  von  hraw,  hrdw  (vgl.  ahd.  reir,  abulg.  crevo,  crt'vcse  neutr.).  Das 
i  von  ae.  Iiill  u.  (statt  *  hell  =  an.  hjall)  weist  auf  einen  /2-stamm,  wie 
nach  dem  mlat.  fillrum  auch  ae.  feit,  ahd.  vilz  ueutr.  'a\\(  felloz,  filliz  be- 
ruhen. Zu  mhd.  /laz  ist  ac.  der  plur.  lueleru  bezeugt;  auch  hrcadru 
(Blickl.-Gl.)  und  das  bei  Leo  bezeugte  lid'mcdru  (zu  luhned)  komineu 
weiterhin  in  betracht. 

Zum  uumerale,  prouomen,  vcrbum  gebe  ich  nur  einige  kurze  nach- 
trage. §  ;r2S  war  neben  ieoda  auch  das  im  Westsächsischen  bezeugte 
teogotia  (Lye  aus  Beda;  ausserdem  begegnete  mir  die  form  in  Kemble's 
Cod.  Dipl.-,  vgl.  üogotiian  Fast.  ('.)  anzuführen.  Jn  §  ;i 47  vermisse  ich 
weihwylc  und  samhwglc\  i;  ;i:f!i  hätte  zur  erklärung  von  Uca  (eigentlich 
wol  Vcii)  das  interessante  adv.  )d(vgcs,  igdiegcs  'am  selben  tage'  Ilom. 
II,  löO.  KIT,  Ges.  s.  (W)  einen  platz  verdient.  —  Ein  weiteres  beispiel  zum 
alten  konjunktivumlaut  (§  377  und  nachtrage  s.  Kid)  \^i  hliepen  Cur.  Fast. 
s.  214 — 215.  —  Zu  §  383,  aum.  4  beachte  ä-siwen,  a-seowen  Leechd.  II,  20.  — 
Sind  die  §  384a  angeführten  leod'au  uud  reodati  mit  Ö  bezeugt?  —  i;  390 a.  1 
war  das  praet.  gang  des  Beow.  zu  erwähnen,  das  gewiss  so  ofc  und  so 
gut  belegt  ist  wie  geong\  auch  die  doppelte  participalform  ivcpen  und 
wupen  zu  ivej)un  (von  Körner  und  Zupitza  bezeugt)  war  an/.ufilhren.  — 
§  4(J3a.  1  nehme  ich  anstoss  an  leoran ,  das  S.  zur  /«-klasse  zieht;  ich 
halte  das  praes.  für  ein  st.  v.  got.  *tizan,  *lais  (vgl.  Iriidan),  wozu  leorde 
nach  den  von  Faxd  ßeitr.  VII,  130  ff.  beigebrachten  anaiogien  zu  be- 
urteilen wäre.  —  Von  cidan  ^  382  kenne  ich  nur  schw.  formen  (vgl. 
Hom.  II,  470;  Gosp.-Thorpe  s.  123.  102);  dafür  Hesse  sich  nnan  'reg- 
nen' als  st.  V.  einsetzen,  sein  praet.  rdn  begegnet  Blickl.-Gloss.  200'' 
uud  öfters  im  Mittelenglischen;  natürlich  ist  das  häutigere  rinde  die 
ältere  korrekte  form  des  denominativs.  Auch  cinan  (part.  Idcincn  Ilom. 
I,  330)  fehlt;  ebenso  §  3112 a.  1  calan  (=  an.  kald)  vgl.  part.  ofcalen 
Hom.  II,  248  und  sonst,  üb  slceppan  §  3'.»2,  4  nicht  vielmehr  got.  slap- 
pan  ipp  —  pn)  ist,  will  ich  vorläufig  nur  andeuten  (§  89a  ist  cct  doch 
nur  junges  Substitut  unter  aulehnung  an  das  compositions-fß/  'all'  für 
el,  vgl.  ahd.  alles  'anders';  so  wäre  umgekehrt  sieppan  Substitut  für 
slceppan  im  anschluss  an  die  umlautverba.  Ist  nicht  ä-dtvd'seun  anzu- 
setzen?    Die   übrigen   ce   als    umlaute   von   a   lassen    sich   alle  durch  an- 

AngUa,  V.  band,  Anz.  7 


S6  MKKKF.S, 

lohüung  au  die  primitiva  erklären),  l'uter  >;  "ilS  hätte  f/edcn,  forden 
(nortlmuibr.  gedocu)  ^  -1"2'J  einen  platz  verdient,  da  man  aus  ij  liS  niciit 
sieht,  wie  der  nnihiut  zu  erklären  ist:  da  nicht  ein  -///-  das  sut'fix  sein 
kann,  luuss  -iiiu-  die  ableitunjr  sein  und  ein  *  tlo-ina-  (den  =  *decn)  zu 
gründe  liegen. 

SrRASsi'.rKG,    17,  g.  82.  l'\  Ivi.ugk. 


lieber  die  Verfasser  eini>;er  nenaii^elsäclisiselier  sclirif- 
ten  von  Dr.  Eug-eu  Eiiicnkel.  Leipzig-  ISSl  (G.  Fock).  S. 
i;^'2  Seiten. 

In  der  ausgäbe  der  'Lifiade  of  St.  Juliana'  (aus  der  mitte  des 
la.  jalirluuulerts)  bemerkt  0.  Cockayne,  dass  es  für  ihn  mehr  und  melir 
walirscheinlich  werde,  dass,  im  anschluss  an  James  Mortun's  meinung, 
Ancren  Kiwle,  Ilali  Meidenhad,  St.  Margaret,  Juliana  und  CaÖerine  als 
vom  bisehof  Richard  le  l'oure  herstammend  zu  betrachten  seien,  nach- 
dem er  sich  schon  sechs  jähre  vorher  im  Vorwort  der  ausgäbe  der  pre- 
digt llali  Meidenhad  älnilich  ausgedrückt  und  <lem  Verfasser  wenigstens 
bi.sehöfliehen  rang  zugesclirieben  liatte.  Die  priifung  der  von  C'ockayne 
und  Morton  gegebenen  mitteilung  ist  nun  teilweise  ausgefiiiut  in  der 
ol»en  erwähnten  schrift  von  Einenkel,  welche,  den  le  Poor-gedanken  aus 
dem  spiele  lassend,  die  frage  zu  beantworten  sucht:  'Sind  St.  Juliana, 
Uali  Meidenhad  und  St.  Margaret  von  einem  Verfasser?' 

Die  anläge  der  Einenkcrschen  arbeit  ist  die  folgende.  Nailulem  E. 
den  leser  mit  dem  gegenstände  im  allgemeinen  bekannt  gemacht  hat,  be- 
liandelt  er  zunächst  die  form  der  zu  besprechenden  schrillen,  was  um  so 
mehr  nötig  war,  als  nicht  allein  die  ansichten  darüber  ziemlich  aus  ein- 
ander gehen,  sondern  auch,  weil  der  vers,  in  dein  die  stücke  vorliegen, 
als  ein  hauptkennzeichen  für  die  spätere  beweisführung  zu  dienen  hatte. 
Darauf  nimmt  der  Verfasser  bezug  auf  die  verschiedenen  handschriften, 
in  denen  uns  die  texte  überliefert  sind  und  sucht  diejenigen  besonders 
auszuscheiden,  die  sich  für  die  vergleichung  derselben  unter  einander 
und  zur  beantworluug  der  in  rede  stehenden  frage  weniger  zu  eignen 
sdieiiien.  Auf  seite  1")  kommt  E.  dann  zur  genauen  aufstelhuig  seiner 
ersten  hauptfrage:  'Rührten  Juliane  und  llali  M.  von  einem  und  dem- 
sellien  Verfasser  herV  Zur  Untersuchung  dienen  dann  die  folgenden 
teile:  a)  vergleichung  der  mundarlen;  b)  vergleichung  von  Wörtern  und 
redeiisarten:  a)  häufig  vurkon)mende  Wörter,  /?)  seltene  Wörter,  7)  franzö- 
sische Wörter,  d)  sinnverwante  Wörter,  ^)  redensarten;  c)  vergleichung 
des  Verses  beider  Schriften;  d)  vergleichung  des  Stiles  in  denselben; 
e)  zusammenfassendes,  di(!  aufgeworfene  frage  verneinendes  urteil.  Als- 
dann wird  die  zweite  hauptfrage  aufgestellt:  Ist  St.  Margaret  ein  werk 
der  Verfassers  der  Jul.  oder  ein  werk  desjenigen  der  llali  M.,  welche  in 
nahezu  ganz  derselben  weise  behandelt  wird. 


RINENKKL,    VKKFASSKR    KIXIGEK   Nl'.UACiS.  SCHKIFTEiV.  87 

Bcz,iigliih  iks  verscs  liilut  E.  die  ansiclit  Morton'«  uud  llardcwick'ö 
über  die  Ca^eriue  und  diejenige  von  Cockayne  und  (eu  Brink  über  Mar- 
garete und  Hall  M.  an,  erklärt  dann  aber  (s.  .j),  indem  er  «ieli  hierin  an 
Trautmann  ansehliesst,  dass  in  den  betreuenden  stücken  die  nändiclien 
verse  vorliegen,  weiche  vir,  abgeselien  vom  endreime,  in  Utfrid's  evan- 
gelienbuche  finden,  üiess  benutzt  der  Verfasser  später,  um  durch  die 
Untersuchung,  mit  welchem  gesciiick  die  geset/.e  des  ütfrid'schen  verses 
zur  geltung  gebracht  sind,  für  die  beantwortuug  seiner  frage  einen  wich- 
tigen anhaltspunkt  zu  finden.  Hiermit  aber  hob  E.  einen  ganz  riclitigen 
punkt  hervor  und  gab  somit  sclion  von  vorniiereiu  seiner  beweisfülirung 
grössere  glaubwürdigkeit  als  diejenige  Morton's  und  Cockayne's  hat.  Unter 
den  beiden  handschriiteu  der  Juliane,  dem  Uoyal-ms.  und  dem  Bodl.-ms., 
wählt  E.  die  letztere  für  seine  Untersuchung,  weil  sie,  wie  sich  aus  ein- 
uuddreissig  neben  einander  gesetzten  stellen  ergibt,  der  handschrift  näher 
stehe  und  im  ganzen  auch  bessere  verse  aufweise.  Eine  ähnliche  Unter- 
suchung hätte  nun  auch  für  die  andern  zu  vergleichenden  dichtungeu, 
Marg.  und  Hali  M.,  angestellt  werden  sollen,  doch  wird  diese,  ohne  dass 
ein  grund  angegeben,  übergangen. 

Sich  nunmehr  zu  seiner  ersten  frage  wendend,  sieiit  der  Verfasser 
von  einer  betrachtung  der  mundarteu  der  Jul.  und  Hali  M.  aus  richtigen 
gründen  ab  und  misst  mit  recht  einer  vergleieliung  der  Wörter  und  redens- 
arten  grössere  bedeutung  zu,  da  gerade  hier  die  eigenart,  neigung  und 
bildung  des  Verfassers  der  ursclirift  hervortreten  muss  uud  selbst  nicht 
durch  die  willkürlich  vorgehenden  änderuiigen  eines  abschreibers  ausge- 
löscht werden  kann.  Das  ergebniss  dieser  vergleieliung  zeigt  uns  nun 
vierzehn  Wörter,  die  in  Jul.  vor  der  Hali  M.  mit  besonderer  Vorliebe  vor- 
kommen und  einundzwanzig  Wörter,  <tie  hier  häufig,  dort  aber  gar  nicht 
oder  selten  anzutreffen  sind ,  so  dass  dieser  umstand  den  Verfasser  mit 
recht  zu  der  annähme  führt,  Jul.  und  Hali  M.  können  nicht  von  demselben 
manne  herstammen,  eine  annähme,  die  durch  das  ergebniss  der  ferneren 
Untersuchung  über  die  seltenen  Wörter  in  beiden  schritten  und  des  franzö- 
sischen Sprachstoffes  als  wahrscheinlich  und  endlich  als  tatsache  erwiesen 
wird  angesichts  der  al)weichungeu ,  ilie  sich  in  beiden  stücken  zeigen, 
bezüglich  der  anwendung  sinnverwanter  Wörter,  formelartiger  ausdrücke 
und  Wendungen,  namentlich  aber  bezüglich  der  behandlung  des  verses 
und  der  art  des  Stiles. 

Damit  kommt  der  Verfasser  zu  seiner  zweiten  frage,  die  dahin  ent- 
schieden wird,  dass  Marg.  und  Jul.  von  demselben  Verfasser  herrüiiren 
und  dass  jene  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  zuerst  entstanden  ist.  — 
Die  arbeit  von  Einenkel  bietet  viel  gutes  und  ist  ein  schätzenswerter 
beitrag  in  der  entscheidung  der  von  Cockayne  angeregten  frage,  die  an- 
läge derselben  ist  durchaus  richtig,  übersichtlich  und  klar.  In  der  aus- 
führung  der  arbeit  zeigen  sich  jedoch  stellenweise  mängel  und  unzuver- 
lässigkeilen, die  bei  dir  sonst  anscheinenden  Sorgfalt  des  Verfassers  um 
so  mehr  in  die  äugen  springen.  Bei  der  prüfung  der  belegstellen  näm- 
lich auf  8.  :<S  tf.  sind  uns  mehrfach  ungenauigkeiten  aufgestossen.  Dies 
ist  der  fall  gleich  bei'm  ersten  worte  ev/ic,  von  dem  angegeben  wird, 
dass  es  in  Hau  M.  tVhle  und  in  Jul.  B  nur  viermal  vorkomme,   obschon 

7* 


88  scHiprEK, 

es  sich  iu  llali  M.  riiiitiiial  uacliwoisoii  läsyt.  .Iiil.  aber  y.ci,^t  cclic  nicht 
weniger  als  siebenmal:  Jul.  ;>.  ir>.  1\.  Wh.  ;>5.  77.  7it;  =  7  mal;  llali  M.: 
7.  ;<ö.  l:{.  47.  17;  =  r>  mal.  Dieselbe  ungenauigkeit  zfigt  sich  auch  bei 
akvuiu'ii  und  dri/ili/i ,  während  .st'o/v/r  ganz  beweisuutahig  wird,  da  es 
sich  iu  llali  M.  nicht  zwei-,  sondern  tünfmal  (.'>.  :>.  ;>.  17.  21)  und  in  .liil. 
uur  sechsmal  zeigt.  Ausserdem  tinden  wir  hruchc  in  llali  M.  nicht  sechs-, 
sondern  achtmal  und  coru'ti  statt  sechs-  sogar  vierzehnmal.  Diese  bei- 
spiele  Hessen  sieh  wol  noch  bedeutend  vermehren,  so  dass  es  autfallend 
ist,  warum  Wissmanu,  der  in  seiner  besprechung  (Literaturblatt  f.  G.  u. 
K.  l'h.  11  s.  A\Vo)  so  vieles  au  E.'s  arbeit  auszusetzeu  hat,  uicht  auf  diese 
dinge  hinweist. 

Eine  unverkennbare  lücke  in  der  arbeit  y.eigt  sich  darin,  dass  die 
trage  nach  den  handschriltcn  uur  bei  der  .luliane,  nicht  al)er  bei  den 
übrigen  schritten  behandelt  wurde.  Wissmaiin  hat  meines  erachtens  mit 
recht  auf  diese  versäumniss  hingewiesen. 

Anstatt  des  ausdrnckes  ueuangelsächsiscli  hätten  wir  früh  mittel- 
englisch lieber  gesehen. 

Wenn  auch  nicht  alles  an  der  arbeit  tadellos  ist,  so  bleibt  sie  doch 
wertvoll,  und  die  von  uns  gemachten  ansstellnngen,  sowie  andere,  die 
man  etwa  noch  machen  könnte,  dürften  schwerlich  an  den  er/.icilen  er- 
gel>nisscn  etwas  ändern. 

Bonn,  mai  1882.  ■  W.  IMekkes. 


ZUK   AiyiKNdLlsCIlKN   WOHTBETONUNG. 
Eine  entgegnung. 

Wer  die  durch  meine  'Altenglische  Metrik'  neuerdings  angeregte 
controverse'  ülier  die  zweihebigkeit  oder  vierhebigkeit  der  altengiisclicn 
lang/eile,  und  die  anwetidung  der  Lachm.inn'.schcn  regeln  alt-  und  ndul. 
metrik  und  Wortbetonung  auf  die  altenglische  spräche  unbefangenen  sinnes 
verfolgt  hat.  dem  wird  es  nicht  entgangen  sein,  dass  sich  in  den  von 
Wissmann  u.  a.  verölfcntlichten ,  der  vierliebungstheorie  und  den  Lach- 
mann'bcheu  regeln  sich  anschliessenden  metrisctien  Untersuchungen  einer- 
seits und  in  der  von  mir  in  dem  obengenannten  werke  ausgeführten  dar- 
stellnng  der  altenglischen  wortbetonung,  sowie  in  der  daraus  resultieren- 
den weiteren  be^ründunic  der  zwciliebungsthcorie  andererseits  zwei  ver- 


'  Vgl.:  a)  Altenglische  Metrik  von  Dr.  .1.  Sclii|)per,  Bonn,  verlag 
von  Kniil  Strauss  ISSI  (XXVll  u.  'MV.)  s.)  S";  b)  die  recension  dersellten 
von  Dr.  Wissmann  im  Literatnrbfatt  für  germ.  und  ntm.  I'hilologie  1SS2, 
no.  1,  8.  1:{:(—I ;}'.»;  e)  des  verf.  entgegnung  'Zur  /.wcihebnngstlicorie  der 
alliterierenden  halbzeile'  in  den  Kngl.  Studien  bd.  V,  s.  4S8— 4'.).'{;  d)  die 
recen.^ion  von  Dr.  Kincndud  in  der  Anglia  bd.  V,  lieft  2,  s.  30— r),'J;  e)  den 
aufsatz  von  Dr.  Wissmann  'Zur  mittchüiglischen  worlbetonnng'  in  der 
Anglia  bd.  \ ,  heft  .'$,  s.  4(l(i  ."jOO.  llauittsächlich  auf  diese  letztere  arbeit 
beziehr  sich  die  vorliegende  abli.indliiiig. 


ZUR  ALTENGL.  WOR  IHE  rOXUNG.  89 

schiedeno  inethoden  der  tbrsclmiif;  gCi^-eiiüberstclKMi :  tiic  synthe- 
tische und  die  analy tisclie. 

Wissniann  und  seine  nicinungsgenossen  stellen  die  Laclimann'- 
schen  regeln  dei-  worthetdnung  und  im  zusammenhange  damit  die 
vierhebigkeit  des  alliterierenden  halbverses  als  ein  für  die  alt- 
englische  spräche  in  gleicher  weise  wie  für  die  altdeutsche  spräche  und 
poesie  giltigos  gesetz  (man  könnte  sagen  dogma)  hin  und  treiben  auf 
grund  dieses,  angeblich  allgemein  giltigen,  gesetzes  altenglische  metrik 
und  textkritik.-  Sie  suchen  die  Übereinstimmung  des  versrhythmus  und 
der  wortbetouung  gewisser,  für  sie  in  betracht  kommender  dichtungen 
mit  den  Lachmann'schen  regeln  nachzuweisen  und  die  betreffenden  texte 
an  solchen  stellen,  welche  sich  jenen  regeln  nicht  fügen,  mit  denselben 
in  einklang  zu  bringen,  w.ährend  sie  die  nach  anderen  versprinzipien  ge- 
bauten altenglischen  gedichte  nur  soweit  in  betracht  ziehen,  als  sie  aus 
ihnen  stützen  für  ihre  ansieht  gewinnen  zu  können  glauben. 

Im  gegeusatze  hiezu  war  mein  bestreben  darauf  gerichtet,  aus  den- 
jenigen uns  überlieferten  altenglischeu  poetischen  denkmäleru,  deren 
rhythmischer  bau  nicht  zweifelhaft  war,  zunächst  das  wesen  der  alt- 
englischen spräche  seiher  in  bezug  auf  ihre  wortbetonung  zu  ermitteln 
und  daraus  auf  grund  der  tatsache,  dass  im  allgemeinen  in  der  accen- 
tuierenden  poesie  der  versrhythmus  mit  der  natürlichen  wortbetonung 
in  einklang  steht,  den  Charakter  der  in  metrischer  hinsieht  zweifel- 
haften werke  zu  bestimmen. 

Fragt  man,  welche  gründe  ich  hatte  und  noch  habe,  gegen  die  An- 
wendung der  Lachmann'schen  regeln  auf  gewisse  formen  der  altenglischen 
poesie  zu  protestieren,  so  sind  diese  beweggründe  zum  teil  bereits  in 
meiner  'Altenglischen  Metrik'  an  verschiedenen  stellen  angegeben  wor- 
den. Gleichwol  mögen  sie  hier  noch  einmal  wider  der  Übersichtlichkeit 
und  Vollständigkeit  wegen  in  kürze  zusammengestellt  werden : 

1.  Die  annähme,  dass  zwei  ganz  verschiedene  prinzipicn 
der  wortbetonung-',  wie  sie  bei  anwenduug  der  Lachmann'schen  betonungs- 


-  Vgl.  Wissmann,  Anglia  V,  s.  -JGG:  'Da  ich  mich  in  derselben  (sc. 
der  ausgäbe  des  King  Ilorn)  bezüglich  der  wortbetonung  und  der  alten 
langzeile  auf  den  Standpunkt  Lachmann's  stelle'  etc. 

^  Ich  sehe  mich  genötigt,  dieses  wort  durch  den  druck  besonders 
hervorzuheben,  weil  die  beiden  begriffe  '  verschiedene  prinzipieu 
der  wortbetonung'  (wie  sie  vorliegen  sollen  in  tieftoniger,  hebungs- 
lahigei-  behandlung  der  fiexionsendung  in  Wörtern  bezw.  reimen  wie  firc  : 
li(rc\  finde  :  binde  einerseits  und  verklingender,  tonloser  behandlung  der 
nämlichen  silben  andererseits,  also  <ire:ldrc\  find a  :  binde)  und  ver- 
schiedene versprin  zipen  oder  metrische  prinzipicn  (wie  sie  vor- 
liegen in  den  oben  einander  gegenübergestellten  nationalen  und  fremd- 
metrischcn  versarten')  von  meinen  beiden  obengenannten  herren  receu- 
senten  widerholt  mit  einander  werwechselt  bezw.  idcntificiert  worden 
sind,  nämlich  von  Dr.  Wissmann  schon  im  Literaturblatt  a.  a.  o.,  wie  ich 
bereits  in  meiner  eutgegnung  'Zur  zwcihebungstheorie  der  alliterierenden 
halbzeile'  (Engl.  Studien  V,  s.  4^s  ff.)  erwähnt  habe  und  neuerdings  von 
Dr.  Einenkel,  der  mit  berufung  auf  eim;  äusserung  teu  Brink's  bemerkt 
(Anglia  V,  heft  2,  s.  47),  dass  'gewisse  altenglische  dichter  zwischen  alten 
und  neuen  versprinzipien  hin-  und  herschwanken'   und  dann  behauptet, 


90  SCHIPl'KU, 

rojjelu  in  der  allitoiifieiuleti,  im  wesentlichen  nnf  einer  testen  an/.uhl  von 
hebnngen  bernhenden  iiingzeile  und  den  darans  abgeleiteten  rliythiuen 
einerseits  und  in  den  nach  fremden,  spec.  nach  romanischen  metrischen 
vor!)ildern  jjebauten  ji'leiclitaktigen,  auf  einem  regelmässigen  weclisel  von 
Senkungen  und  hebnugen  beruhenden  rhytlnnen  andererseits  vorliegen 
sollen,  durch  einen  beträchtlichen  Zeitraum  neben  einander,  ja 
sogar  in  einem  und  demselben  denkmale  verwen  düng  gefunden  haben 
sollen,  ist  praktisch  undenkbar,  weil  bei  abweichender  wortbeton- 
ung  in  den  neueingefiihrten  rhytlimen  kaum  ein  allgemeines  vcrstUndniss 
derselben,  geschweige  denn  ihre  tatsächlich  nachgewiesene  rasche  Popu- 
larität m()glich  gewesen  wäre. 

2.  Die  anhänger  der  Lachmainr  schon  regeln  sind  unter 
sich  keineswegs  einig  über  die  gebiete  und  grenzen  der  anwendnng 
derselben  auf  das  Alteuglisctie,  wie  aus  folgender  Zusammenstellung  ihrer 
diesbezüglichen  äusserungen  ersichtlich  ist: 

Während  alle  übrigen  Vertreter  jeuer  gesetzc  den  halbvers  der  allite- 
rierenden langzeile  für  vierhebig  erklären,  spricht  sich  Trautmann  aufs 
eutschiedentste  mit  berufung  auf  Vetter's  Muspilli,  also  doch  dessen  grün- 
den gegen  die  giltigkeit  der  Lachmann'schen  gesetze  in  bezug  auf  die 
angelsächsische  alliterierende  langzeile  beipflichtend,  für  die  zweihebig- 
keit  selbst  des  angelsächsischen  halbverses  aus/'  Andererseits  will  er 
nun  doch  die  Lachmann'schen  hetonungsgesetze  auf  ein  '200  jähre  jüngeres 
denkmal,  Lagamou's  Brut,  dem  er  die  nämliche  eutstchung  wie  dem  Ot- 
frid'schen  verse  gibt,  angewendet  wissen.    Dem  gegenüber  erklärt  wider 


dass  ich  ein  solches  hin-  und  herschwanken  Altengl.  Mctr.  s.  122  für 
undenkbar  erklärt  habe.  Ich  äusserte  mich  dort  aber  fast  wörtlich  wie 
oben:  Traktisch  ganz  undenkbar  ist  es,  dass  zwei  grundverschiedene 
prinzii)ien  der  betonung  etc.'  —  Eine  anzahl  von  diclitungen,  welche 
'zwischen  alten  und  neuen  versprinzipien  hin-  und  herschwanken', 
wur<lcn  von  mir  in  absch.  III,  kap.  *<,  überschrieben:  'Die  alliterierende 
langzeile  freier  richtung  in  Verbindung  mit  dem  se|)tenar  und  den  franzö- 
sischen metren',  gleichfalls  mit  dem  von  Einenkel  citicrten  hinweis  auf 
ten  Brink's  Gesch.  d.  engl.  Lit.  s.  25S  besprochen.  Die  wortbetonnng 
aber  schwankt  nach  meiner  Überzeugung  in  diesen  gedichten  nicht  hin 
und  her;  sondern  ist  in  allen  versen  derselben  ein  und  dieselbe. 

'  Vgl.  Anglia  II,  s.  IGS.  Hi'.l,  wo  Trautmaun  sagt:  'Die  ansieht,  dass 
der  halbe  stabvers  vier  hobungen  habe,  ist  nicht  haltbar.  Wer  sich  dai'auf 
steift,  sie  doch  zu  halten,  kommt  entweder  zu  solchen  Widersprüchen 
wie  .Schubert,  der  in  seiner  Schrift:  "De  Anglosaxonura  arte  mctrica" 
vier  hebungen  iiehauptet,  schliesslich  alier  doch  verse  mit  drei  und  sogar 
zwei  hebungen  zugeben  muss,  oder  zu  der  wundervollen  jjausenlehre 
.jcssen'ö.  Wer  sich  diese  zu  eigen  machon  kann,  der  hat  freilich  ge- 
wonnen. Wenn  man  im  innorn  sowol  wie  am  ende  des  verscs,  so  oft 
der  überlieferte  text  die  vier  hctningon  nicht  hergaben  will,  eine  ver- 
schwiegene hebung,  ja  zwei  solche,  annchinen  darf,  so  kann  man  nicht 
nur  alle  halben  stabzcilen,  sondern  die  poetische  und  prosaische  literatur 
aller  Zeiten  und  Völker  in  verse  von  vier  hebungen  bringen.  Doch  wir 
brauchen  uns  gegen  die  vierhebuhgslchre  nicht  zu  ereifern.  F.  \'etter 
liat  dieselbe  im  metrischen  teile  seines  buches  "Zum  Muspilli"  bereits 
vor  sechs  jähren  so  glänzenrl  widerlegt,  dass  sie  ül)cr  kurz  oder  lang 
auch  von  den  jetzt  noch  widerstrebenden  gelehrten  aufgegeben  werden 
wird'. 


ZUR   ALTF.NGr,.  WOK  rUKlONUNG.  91 

Wissiujiiin  den  vers  des  Brut  (ni.  E.  mit  recht)  als  priiiz-ipiell  identiscli 
mit  dem  angelsäclisisehen  (l^ing  Hörn  s.  57).  Ebenso  liält  ton  Brink 
den  vers  in  Alfred's  Proverbs  mit  recht  für  den  in  der  auflösung  be- 
griffenen angelsächsischen  langvers  (Gesch.  d.  engl.  Lit.  s.  190).  Ein- 
en kel  dagegen  erklärt  ihn  neuerdings  wider  als  'mittelding  zwischen 
Stabzeile  und  vierheber' (Anglia  V,  heft  2,  s.  47).  -  Jessen,  dem  Wiss- 
maun  in  der  anwendung  der  Lachmaun'schen  gesetze  auf  den  King  Hörn 
folgt,  spricht  die  Überzeugung  aus,  dass  zur  zeit  Chaucer's  das  gesetz  II 
(nebenton  folgt  auf  lange  silbe  und  auf  tonlose  silbe)  vollständig  ver- 
schwunden, und  die  englische  versilication  durchaus  schon  die  moderne 
sämratlicher  germanischer  sprachen  war  (Zeitschrift  f.  deutsche  Phil.  II, 
s.  139).  Rosenthal  sucht  als  anhänger  der  vierhcbimgstheorie  —  im 
Widerspruch  mit  Jessen  —  die  anwendung  der  Lachmaun'schen  gesetze 
konsequenter  weise  auch  auf  die  vou  der  angelsächsischen  langzeile  im 
bau  prinzipiell  nicht  abweichende  altenglische  langzeile  des  11.  Jahrhun- 
derts anzuwenden  (Anglia  I,  s.  422  If.).  Wissmann  will  zwar  (Literatur- 
blatt f.  rom.  u.  germ.  Phil.,  III.  Jahrg.,  4.  April  1SS2,  s.  l.'iti)  nicht  alles, 
was  Rosenthal  a.  a.  o.  gesagt  hat,  vertreten,  zweifelt  aber  nicht  —  also 
gleichfalls  im  Widerspruch  mit  Jessen  — ,  dass  das  grundschema  aiich 
dort  die  alte  langzeile  von  acht,  nicht  von  vier  hebungen  ist.  Eiu- 
'enkel  dagegen  erklärt  den  versuch  RosenthaFs,  die  giltigkeit  der  Lach- 
maun'schen gesetze  auch  für  die  langzeile  der  ^<'.y/6' jener  zeit  nachzu- 
weisen, als  vollständig  misslungeu  (Anglia  V,  heft  2,  s.  5!]),  was  ihn  je- 
doch nicht  hindert,  der  jüngsten,  hierhergehörigen  arbeit  von  Schröer 
(Anglia  V,  heft  1,  s.  137 — 264),  worin  dieselben  rhythmischen  bezw.  be- 
tonnngsgesetze  sogar  auf  denkmäler  des  10. (!)  Jahrhunderts  angewant  wer- 
den, in  einer  anmerkung  seiner  recension  (s.  45)  zustimmende  erwähnung 
zu  tun.  Dieser  zuletzt  genannte  junge  gelehrte  dagegen  hebt  wider  her- 
vor (a.  a.  0.  s.  240),  dass  Roseuthal,  der  an  der  viorhebungstheorie  fest- 
halte, 'über  die  mittelenglische  langzeile  eine  sehr  dankenswerte  abhand- 
lung  geschrieben'  habe  und  knüpft  daran  die  malmung,  nicht  zu  ver- 
gessen, 'von  welcher  bedeutung  die  pausen  sind  und  welchen  Spielraum 
sie  gewähren',  worüber  wir  ja  bereits  Trautmann's,  von  der  seinigen  aller- 
dings wider  etwas  abweichende  ansieht  vernommen  haben  (s.  oben  an- 
merkung 4). 

So  sind  die  anhänger  dieser  synthetischen  methode  der  Untersuchung, 
welche  die  anwendbarkeit  der  Lachniann'schen  regeln  auf  die  altenglische 
alliterierende  langzeile  bczw.  andere  altenglische  versarteu  nachweisen 
und  daraus  den  charakter  dieser  versarten  bestimmen  wollen,  weit  davon 
entfernt,  zu  resultaten  gelangt  zu  sein,  welche  auch  nur  von  ihnen  selber 
übereinstimmend  als  richtig  anerkannt  würden. 

Gegen  die  vierhebungstheorie  und  die  anwendung  der  Lachmanu'- 
schen  gesetze  auf  die  altenglischen  sprachforraen  sprechen  nun  weiter 
folgende  umstände: 

1.  Die  wissenschaftliche  begründung  der  zweihebungstheorie  der 
gerraanischou  alliterierenden  langzeile,  die  von  vielen  forschcrn,  nament- 
lich auch  von  Rieger,  als  richtig  erkannt  ist,  und  die  seither  keine  Wider- 
legung gefunden  hat,  so  dass  es  für  die  angelsächsische  langzeile  nicht 


02  SCHIPPI'R, 

geboten  war,  neue  Untersuchungen  anzustellen,  zumal,  da  aneh  ein  an- 
hänger  der  anwendbarkeit  der  Lachinann'schen  regeln  fiir's  Altenglische, 
Trautmann,  wie  oben  bemerkt,  seine  entschiedene  zustiuniuing  zu  jener 
aut'tassung  der  angelsächsischen  langzeile  gegeben  hat. 

2.  Die  in  lateinischen  uachbildungeu  alliterierender  halbzeilen  oder 
langzeilen  zu  tage  tretende  praktische  Zustimmung  angelsächsischer  und 
altenglischer  dichter  zur  zweihebungstheorie  (vgl.  Ae.  Metr.  s.  IT,  anm.  d 
und  s.  228). 

3.  Die  ausdrückliche  Zustimmung  der  ältesten,  noch  mit  den  letzten 
erzeugnissen  altnationaler  alliterierender  verkunst  gleichzeitigen  metriker 
des  ausgehenden  K».  Jahrhunderts  zu  der  zweihebigen  skansion  der  halb- 
zeile  (vgl.  die  von  mir  beigebraclUen  belege  in  den  Engl.  Studien  V, 
s.  -HKt— Dl). 

4.  Die  im  wesentlichen  auf  dem  Sprachgefühle,  dem  praktischen 
verständniss  der  eigenen  spräche,  beruhende  Zustimmung  neuenglischer 
theoretiker,  wie  Guest,  Skeat  u.  a. 

•T.  Die  praktische  Zustimmung  neuenglischer  und  ncuhochdeuteclier 
dichter  und  Übersetzer,  wie  z.  b.  Stevens  in  seiner  Übersetzung  des 
Phoenix,  Ettmüllor,  Grein,  W.  Jordan  in  seinen  Nibelungen,  welche  in 
ihren,  der  alten  germanischen  langzeile  nachgebildeten,  versen  tatsäch- 
lich (Jordan  auch  in  theoretischen  ausfülirungen)  nur  zwei  hebuugen  im 
halbverse  annehmen,  wobei  noch  zur  vergleichung  der  umstand  von  be- 
sonderer Wichtigkeit  ist,  dass  die  altenglische  spräche,  wie  auch  Ellis, 
.Morris  u.  a.  englische  forscher  zugestehen,  mit  der  neuhochdeutschen 
vielfach  auf  derselben  stufe  der  flexionsfähigkeit  steht,  da  sie  einen  viel 
schnelleren  gang  der  entwickeiung  bezw.  der  abschleifung  der  flexions- 
endungen  durcligemadit  hat,  als  die  deutsche  spräche  der  gleichzeitigen 
epoche,  weshalb  die  wortbetonung  der  neuhochdeutschen  flexionssilben 
mit  viel  grösserer  bcrechtigung  zur  Illustration  der  aitenglischen  dienen 
kann,  als  die  der  alt-  oder  mittelhochdeutschen  sprachformen. 

t).  Das  ni  ch  t  vor  handeusein  irgend  einer  nötigung,  in 
gleichzeitigen  poetischen  denkmälern  eine  verschiedene  be- 
liandlung  der  wortbetonung  annehmen  zu  müssen,  also  übereinstim- 
mende ver\\endung  der  natürliclien  wortbetonung  in  der  altnatio- 
nalen alliterierenden  langzeile  und  in  den  neueingeführten, 
fremden  mustern  nachge  liiideten  rhythmen. 

Um  diesen  letzteren  punkt  zu  beweisen,  unternahm  ich  es  im  dritten 
abschnitte  meiner  Altengl.  Metrik,  uamentlicli  im  sechsten  kapitel,  das 
wesen  der  altenglischen  wortbetonung  auf  analytischem  wege  zu  unter- 
suchen und  halte  die  allgemeinen  resultate  dieser  Untersuchung  in  jeder 
hinsieht  aufrecht,  um  so  mehr,  als  die  ungriife  meiner  gegner  mir  noch 
weitere  belege  für  die  richtigkeit  jener  ergebnisse  geboten  haben. 

Bei  einer  toten  spräche  ist  eine  Untersuchung  des  tonverhältnisses 
ihrer  Wörter  für  die  zeit,  in  der  sie  noch  eine  lebende,  gesprochene 
spräche  war,  nur  an  einem  teile  der  in  ihr  uns  überlieferten  denkmäler, 
nämlich  an  dem  in  jioetischer  form  abgefassten  bestandteile,  anzustellen. 
Und  zwar  gibt  es  weiter  nur  einen  ('inzigen  weg  der  Untersuchung,    bei 


ZUR   ALTKNGL.  WORTI'.RTONUNG.  93 

der  uicht  nacli  (Ut  (luaniitär,  sundeni  uacli  dem  accouf  geregelten  poe- 
tischen form  der  germanischen  sprachen,  nämlich  denjenigen:  den  wort- 
accent  aus  dem  rhythmischen  accent,  mit  dem  er  theoretisch  in 
Übereinstimmung  zu  sein  hat,  und  praktisch  tatsächlich  in  der  regel 
mehr  oder  weniger  in  Übereinstimmung  ist,  zu  eruieren.  Da  nun  aber, 
wie  eben  angedeutet,  diese  Übereinstimmung  des  wortaccentes  mit  dem 
rhythmischen  accent  wie  in  allen  accentuierenden  dichtungcu  so  auch 
in  den  altenglischen  keineswegs  ausnahmslos  zu  tage  tritt,  da  manchmal 
ein  und  dasselbe  wort  mit  verschiedener  betonung  im  rhythmus  ein  und 
desselben  gedichtes  behandelt  ist,  so  würde  der  wirklich  uuzweifelliafte 
wortaccent  mittelst  des  rhythmischen  accentes  nur  durch  numnierische 
vergleichung  der  verschiedenen  betonungsarten  aus  dem  bedeutenden 
überwiegen  der  einen  derselben  zu  erkennen  sein,  wenn  wir  nicht  das 
hilfsmittel  der  vergleichung  mit  der  lebenden  neuenglischen  und  neu- 
hochdeutschen, sowie  mit  den  übrigen  lebenden  und  toten  germanischen 
sprachen  besässen,  und  wenn  wir  nicht  dem  fundamentalgesetze  der  ger- 
manischeu Philologie  allgemeine  gilrigkeit  zusprechen  könnten ,  dass  der 
hauptton  des  Wortes  auf  der  Stammsilbe  ruht,  im  gegensatz  zu  den 
schwächer  betonten  bildungs-  und  beugungssilben,  bei  compositis  auf 
dem  ersten  specialisierendem  teil  im  gegensatz  zu  dem  schwächer  be- 
tonten zweiten  generellen  teil  des  wortes.  Diesem  gesetze  —  von  neben- 
sachen,  wie  partikelkomposition,  können  wir  hier  absehen  —  sucht  sich 
die  accentuierende  rhythmik  mögliclist  genau  zu  fügen  oder  wenigstens 
in  nicht  zu  auffallenden  widerstreit  mit  demselben  zu  geraten.  Nun  ist 
es  kkr,  dass  die  Schwierigkeit,  mit  diesem  gesetze  der  erforder- 
lichen congruenz  des  rhythmischen  accentes  mit  dem  wortaccent  in  Über- 
einstimmung zu  bleiben  um  so  grösser  ist,  je  regelmässiger  der 
rhythmus  gegliedert  ist,  also  grösser  bei  den  gleichtaktigen, 
auf  regelmässiger  folge  von  hebung  und  Senkung  beruhenden  metron,  als 
bei  den  alliterierenden,  im  wesentlichen  nur  auf  einer  festgesetzten 
anzahl  von  hebungen  beruhenden  verskunst,  wo  diese  hebungen  nicht 
notwendigerweise  von  einander  durch  Senkungen  getrennt  zu  werden 
brauchen,  oder  auch  durch  mehrere  Senkungen  von  einander  getrennt 
werden  können. 

Folglich  liisst  sich  aus  den  gleicktaktigen  rhythmen"',  in 
welchen  es  demnach  die  aufgäbe  des  dichters  ist,  die  in  natürlicher 
rede  am  stärksten  betonten  einsilbigen  wörter  und  die  am 
stärksten  betonten  silben  mehrsilbiger  wörter  eines  satzes  oder  satz-. 
teiles  mit  dem  rhythmischen  accent,  also  den  hebungen  des  me- 
trums,  die  schwächer  betonten  mit  den  Senkungen  in  Überein- 
stimmung zu  bringen,  besser  erkennen,  welche  silben  der  nicht 
mehr  gesprochenen   sprachformen   stark,    und   welche   schwach   be- 


5  Namentlich  denjenigen  Orm's,  weil  er  'der  strengste  an liänger_ des 
(sagen  wir:  ursprünglich)  ungermanischen  prinzips  eines  regelmässigen 
wechseis  von  gehobenen  und  ungehobenen  silben  ist"  und  welcher  daher 
um  so  willkommener  ist  (entgegne  ich  Wissmann  auf  seine  behaupUing 
Anglia  V,  s.  4(i7,  z.  IT),  als  er  'am  anfange  der  altenglischen  entwickc- 
lungsperiode  statt  am  ende  derselben  steht'. 


«M  sciiipri-K, 

tont  waren,  als  ans  diMn  al  litorioicn  ili'n  inctrun!,  in  wek-liom 
(.liesos  verliällniss,  wie  eben  bonioikt,  nicht  so  klar  vorliegt. 

Ans  demselben  i^rnnde  sind  die  gleich  taktigen  luetren  viel  ge- 
eigneter, nus  über  die  relative  tonstiirke  der  nnbetonten  Sil- 
ben aut'schhiss  zn  geben,  als  die  alliterierende  langzeile,  weil  in 
jenen  der  dichter,  nni  die  Schwierigkeit  der  ertorderlichcn  congruenz  des 
rhythmischen  accentes  mit  dem  wortaccent  zn  überwinden,  viel  öfter,  als 
bei  den  freieren,  alliterierenden  rhythnien  in  die  notwendigkeit  versetzt 
wird,  den  nnbetonten  silben,  soweit  es,  ohne  die  Verständlichkeit  der 
Wörter  zn  beeinträchtigen,  möglich  ist,  gewalt  anzntnn,  d.h.  sie  anszn- 
stossen,  mit  den  betonten  silben  znsamnienzn/.iehen  oder  ihre  von  ihm 
gewünschte  nichtberücksichtignng  im  rliythmns,  wenn  die  völlige  be- 
seitignug  nicht  znlässig  ist,  dem  rythmischen  vcrständniss  seines  lesers 
bezw.  recitators  zu  überlassen.  Es  folgt  hieraus  weiter,  dass  diejenigen 
unbetonten  silben,  welche  sich  die  gleiche  behandlung  im  rhyth- 
mns  gefallen  lassen  müssen,  welche  also  der  clision.  synkopo,  apokope, 
versolileifung  unterworfen  werden  können,  auch  hinsichtlich  ihrer 
tonstärko  sich  gleich   oder  mindestens  sehr  ähnlich  sein  müssen. 

War  nun  dieser  im  obigen  angegebene  grund,  dass  die  gleichtak- 
tigen rhythmen  geeigneter  sind  zur  erforschung  der  altenglischen  wort- 
betonnng,  als  die  alliterierende  langzeile,  der  eine  hauptanlass,  der  mich 
bestimmte,  jene  zum  ausgangspunktc  meiner  Untersuchung  zu  machen, 
so  kam  noch  weiter  eine  ans  dem  umstände  sich  ergebende  zwingende 
nötigung  hinzu,  dass  die  coniroverse  sich  bisher  nur  um  die  wortbetonung 
in  der  alliterierenden  langzeile  gedreht  hat,  und  die  beurteilung  der  wort- 
betonung in  dieser  widerum  mit  der  controverse  über  die  vierhebungs- 
iind  zweihebuugsflicorie  im  engsten  zusammenhange  steht.  Für  eine  un- 
abhängige kritik  konnte  mir  also  weder  die  AVissmann'sche  vlerhebuugs-, 
noch  die  Vetter'schc  zweihebungstheorie,  so  sehr  ich  auch  von  der  rich- 
tigkeit  der  letzteren  überzeugt  war  und  bin,  in  bezug  auf  eine  Unter- 
suchung über  die  wortbetonung  als  ausgangspunkt  dienen;  beide  konn- 
ten und  mussten  vielmehr  an  einem  dritten  objekte,  nändich  an  den  er- 
geljnissen  einer  Untersuchung  der  wortbetonung  in  den  ältesten  gleich- 
taktigen englischen  nietren  ihren  prüfstein  finilen.''  Dafür  war  allerdings 
die  von  selbst  einleuchtende  annähme  unerlässlich,  dass  ebenso  wie  die 
wortbetonung  in  der  neuhochdeutschen  oder  ueuenglischen  alliterierenden 
langzeile  keine  von  der  wortbetonung  in  den  gleichtaktigeu  rhythmen 
verschiedene  ist,  so  auch  die  altenglischc  wortbetonung  in  den  gleich- 
taktigen rhythmen  keine  andere  war,  als  die  in  der  gleichzeitigen  allite- 
rierenden langzeile  vorliegende  wortbetonung.  indess,  dass  diese  Vor- 
aussetzung ans  dem  oben  fs.  '.)0)  angegel)cnen  gründe  eine  absolut  not- 
wendige und  daher  richtige  ist,  wird  von  Wissmann  selber  indirekt 
zugegeben,  indem  er  darzutun  sucht,  dass  auch  bei  Orm  u.  a.  gleich- 
zeitigen  dichtem  dieselben   Lachmann'schen  gesetze  der  wortbetonung 


'•  Damit  sind  die  bedenken  von  Wissiii^inu  (Anglia  V,  s.  Kit;  u.  Iti") 
und  Einenkel  (ibid.  Anz.  s.  :i8)  hinsichtlich  meiner  methode  der  Unter- 
suchung beantwortet. 


ZUR  ALTENGL,  WOR  rHKrONUN(T.  95 

nachweisbar  seien,  denen  er  für  die  alliterierende  langzeile  und  die  daraus 
abgeleiteten  rhythmen  giliij^keit  zuspricht.  Freilich  gerät  nun  Wissuiann 
auf  diese  weise  durch  die  mittel  seiner  polemik  in  Widerspruch  mit  dem 
ziele  derselben:  Kr  will  meine  behauptung,  dass  zwischen  der  behand- 
lung  der  wortbetouung  in  den  gleichtaktigcn  raetren  und  derjenigen  in 
der  alliterierenden  langzeüe  keinerlei  unterschied  gewesen  sei,  wider- 
legen, miisste  also  den  von  Jessen  u.a.  angenommenen  unterschied,  gegen 
welchen  ich  Opposition  mache,  constatieren,  und  sucht  nun  dennoch  dar- 
zutun, dass  wirklich  kein  unterschied  vorhanden  war',  nämlich  dass  die 
Wortbetonung  in  den  Orm'schen  und  andern  fremden  metrischen  rhyth- 
men nicht  im  Widerspruch  stehe  mit  den  Lachmann'schen  betonungs-  und 
versprinzipien  (Anglia  Y,  s.  475). 

Also  die  Streitfrage  kommt  wider  darauf  hinaus,  wie  ich  sie 
auch  vom  anfang  an  nicht  anders  aufgefasst  habe:  Sind  die  Lach- 
mann'schen w'ortbetonungs-  und  versprinzipien  für  die  alt- 
englische poesie  giltig  oder  nicht? 

Das  eingreifendste  dieser  gesetze  ist,  wie  bl^reits  (Äe.  iMetr.  s.  \2h) 
bemerkt  wurde,  das  erste,  dass  nach  langer  w-urzelsilbe  die  unmittelbar 
folgende  den  ton  hat,  d.  h.  tieftonig  sei,  nach  der  übereinstiramendcn 
bezeichnungsweise  Jessen's  und  Wissmann's  isi  seinem  King  Hörn.  Ist 
die  unhaltbarkeit  dieses  geseties  im  Alteuglischcn  aus  der  rhythmischen 
Verwendung  der  hiehergehijrigeu  Wörter  erwiesen,  so  fällt  damit  schon 
die  ganze  Jessen-Wissmaun'sche  theorie  hinsichtlich  der  anwendung  der 
Lachmann'schen  gesetze  auf  die  altengl.  sprachformen  in  sich  zusammen 
(vgl.  Wissmann.  Anglia  V,  s.  480). 

In  den  weitaus  zahlreichsten  fällen  ist  es  das  flexivische  c  zwei- 
silbiger Wörter,  auf  welches  dieses  gesetz  anwendung  finden  wird;  z.  b. 
iu  Wörtern  wie  löri-,  pd^lc,  wenden,  w^elche  nach  jener  annähme  auf  dem 


'  Dieses  indirekte  zugestäudniss  W.'s  ist  ein  wesentlicher  schritt 
zur  endlichen  erledigung  der  frage.  Einenkel  ist  freilich  noch  w-eit  davon 
entfernt,  den  nämlichen  schritt  zu  tun.  Während  \\.  mich  aus  den  Orm'- 
schen rhythmen  zu  widerlegen  sucht,  bemerkt  jeuer  (a.  a.  o.  s.  7*^)_:  'Ueber- 
liaupt  können  wir  nns  gegen  beweise,  die  dem  werke  <  >rm's,  eines  dich- 
ters,  der  jeden  augenblick  die  acceutgesetze  seiner  spräche  verletzt,  nicht 
ausdrücklich  genug  verwehren'.  Einenkel  zieht  es  vor,  die  hebungs- 
fähigkeit  der  tiexionssilben  aus  den  reimen  in  Lajamon's  Brut  nachzu- 
weisen, bedenkt  aber  nicht,  dass  seine  beispiele  nur  bei  annähme  der 
vierhebigkeit  des  halbverses  auf  giltigkelt  anspruch  erlieben  köimen, 
und  dass  die  vierhebigkeit  des  halbverses  wider  nur  bei  zu- 
lässigkeit  der  flexionsendungen  als  hebungsfähiger  reimsil- 
ben,  also  bei  anwendung  der  Lachmann'schen  betonung.-jgesetze,  um  deren 
giltigkeit  oder  uiigiltigkeit  fiir's  Altenglische  sich  ja  gerade  die  Streit- 
frage dreht,  durchführbar  ist.  Ein  solches  beweisverfahren  ist  also 
ein  beständiges  sich  drehen  im  kreise,  womit  nichts  erreicht  werden 
kann.  Wenn  wir  reime  aus  den  frühesten  gleichtaktigen  rhyth- 
men, und  zwar  nicht  etwa  in  'genügender'  anzahl  (vgl.  a.  a.  o.  s.  .'((»), 
sondern  genauer  in  statistisch  die  tonlose  Verwendung  der  flexionssil- 
hen  weit  überwiegender  anzahl  anführen  können,  wodurch  flexions- 
endungen mit  hochtonigCTi  Wörtern  bezw.  silben  gebunden  werden,  erst 
dann  ist  die  tonfähigkeit  dieser  endungon  nachgewiesen.  Diesen  nach 
weis  erwarte  ich  von  meinen  gegnern. 


^H»  SCHII'PEK, 

rii'xivisclic'.i  i  vloii  lou  iiaboii  iiml  oiue  licUimf;;  tra^i'ii  UrmiuMi,  wälirond 
dies  in  Wörtern  wie  spt'kt',  boren  nicht  der  f;Ul  ist. 

Im  o^egensatze  liiezu  habe  ich  beweisen  wollen  (Ae.  Metr.  s.  127) 
und  glaube  es  ans  der  ffleiclien  behandliing  der  betiolYenden  silben  im 
versrhythmus  bewiesen  zu  haben,  dass  keinerlei  iinterschied  oder  we- 
nigstens keine  ungleichartigkeit  in  der  tonstärke  der  flexions- 
end uugcn  vorhanden  ist,  dass  sowol  diejenigen  nach  langen,  wie 
diejenigen  nach  kurzen  Stammsilben  tonlos  sind  (ib.  s.  141). 

Das  ist  meine  behauptung  und  auf  die  begriindung  derselben  ist 
mein  beweisverfahren  gerichtet. 

Leider  hat  Wissmann,  statt  diese  behauptung,  deren  richtigkeit  er 
bekämpfen  will,  zunächst  genau  zu  referieren  (am  besten  mit  den  eigenen 
werten  des  gegncrs),  derselben  wider  eine  ihm  convenierende  fassung 
gegeben/  Er  sagt  (s.  107):  'Was  Seh.  aus  Orm  und  gleichartigen  gc- 
dichten  dieser  zeit  vor  allem  beweisen  möchte,  ist  die  vollkommene  gleich- 
stelluug  aller  tonlosen  mit  den  stummen  ableitnngs-  und  Hcxionssilbeu 
und  damit  die  absolute  hebungsunfähigkeit  der  ersteren'. 

In  meinem  ganzen  buche  findet  sich  nirgends  ein  einziger  satz,  der 
sich  mit  dem  eben  citierten,  von  ^Vissmann  mir  untergeschoben,  auch  nur 
einigermassen  identilicieren  Hesse.  Ableitungs-  und  flexionssilben  wer- 
den in  meiner  oben  citierten  behauptung,  wie  man  sieht,  nicht  iu  dem 
nämlichen  zusammenhange  genannt;  im  gegenteil,  sie  werden  in  §  i\h 
meines  buches  einander  gegenüber  gestellt,  wie  weiter  unten  noch  be- 
sonilers  hervorzuheben  sein  wird.  Ferner  ist  wider  auf  den  aus  der  ver- 
schiedenen nicthode  der  Untersuchung  !?ich  ergebenden  unterschied  in 
der  formuiierung  der  ganzen  frage  aufmerksam  zu  machen,  welche  uach 
meiner  auffassung  lautet:  Welche  silben  sind  nach  der  verschiedenartigen 
behandlung,  die  sie  im  rhythraus  erfahren,  als  tieftonig  und  welche  als 
tonlos  anzusehen?  während  W.  die  frage  zu  beantworten  unternimmt: 
Wie  verhalten  sieli  die  von  ihm  nach  ihrer  lautlichen  beschntfenheit  bezw. 


'■  .Schon  in  meiner  entgeguung  (Engl.  Studien  V)  auf  seine  recension 
im  Litteraturblatt  musste  ich,  wie  früher  bemerkt,  ein  inkorrektes  referat 
meiner  behauptung  rügen.  Leider  gibt  mir  Wissmann's  aufsatz  in  Anglia  V 
d:izu  mehr  als  einmal  anlass,  so  auch  mit  bezug  auf  s.  -ItiS,  wo  W.  be- 
merkt: 'Ausserdem  möchte  es  schwerfallen,  überhaupt  (obwol  Orm  seine 
verse  "nicht  etwa  nach  der  quantität  einrichtete",  s.  Seh.  a.  a.  o'.)  zu  er- 
weisen, dass  Orm  irgendwo  die  ton  Verschiedenheit  zweier  silben  durch 
verschiedene  zeichen  ausgedrückt  habe'.  Ich  sage  jedoch  nur  (Ae.  iMetr. 
.s.  12(5):  'Von  Orm,  der  bezüglich  der  quantität  der  vokale  durch  seine 
bekannte  konsonantenverdoppelung  nach  kurzen  vokalen  eine  so  pein- 
lich genaue  bezcichnungsmethode  durchgeführt  hat,  hätte  man  erwarten 
sollen,  da  er  doch  in  einer  acceutuierenden  spräche  dichtete  und  seine 
verse_  nicht  etwa  nach  der  quantität,  sondern  nach  der  Ijetonuug  der  Wör- 
ter einrichtete,  dass  er,  wenn  wirklich  ein  so  wichtiger  unterschied  in 
dem  tone  der  endsiiben  zweisilbiger  Wörter  zwiscluni  (lenen  nach  kurzer 
und^  denen  nach  langer  Stammsilbe  vorhanden  gewesen  wäre,  diese  Ver- 
schiedenheit doch  ebenfalls  durch  besondere  zeichen  deutlich  gemacht 
haben  würde'.  Also  ich  stelle  keineswegs  die  behauptung  auf,  wie 
man  nach  VV."s  andeutnng  schliessen  muss,  'dass  Orm  die  tonvcrschie- 
donheit  zweier  silben  durch  verschiedene  zeichen  ausgedrückt  habe'. 


ZUR  ALTENGL.  WüR TÜKTONUNG.  97 

Zusammensetzung  bereits  als  tieftunige  und  tonlose  -  neuerdings  als 
tieftonige,  tonlose  und  stumme  —  unterschiedenen  silbeu  im  rhythmusV 
Mit  dieser  seiner  veränderten  bezeielinungsweise  W.'s,  so  erwünscht  sie 
sieh  mir  auch  im  verhiufe  dieser  alihandlung  erweisen  wird,  hängt  nun 
zunächst  eine  missversiändliclie  aulYassung  meiner  benennung  der  ver- 
schiedenen betonungsuuterschiede  zusammen,  wogegen  ich  mich  zuerst 
zu  wenden  habe.  Ich  gebrauche  für  die  verschiedenen  stufen  der  wort- 
betonung  die  ausdrücke  hoclitonig,  ricftonig,  tonlos,  stumm  und 
habe  keinen  zwcifel  darüber  bestellen  lassen,  welchen  sinn  ich  mit  diesen 
beneunungen  verbinde.  Hoclitonig  nenne  ich  diejenige  silbe  eines  Wor- 
tes, welche  den  hauptaceent  derselben  trägt,  wie  die  erste  silbe  in  cfiniitg, 
leeren  etc.;  tieftonig  eine  silbe,  welche  noch  einen  so  starken  neben- 
aceent  trägt,  dass  sie  unter  keinen  umständen  ausgestossen  werden,  in 
altengl.  zeit  sogar  nach  bedürfniss  gleichfalls  als  hebung  verwendet  wer- 
den kann,  wie  dies  am  deutlichsten  in  compositis  zu  tage  tritt,  z.  b.  in 
hedks'ctl,  nu'mkinn,  IdrspcU  etc.;  tonlos  nenne  ich  eine  silbe,  welche  so 
schwach  betont  ist,  dass  sie  im  rhj^thmus  in  der  regel  nicht  als  iiebung 
auftreten  kann,  wie  die  flexionssilben  in  löre,  po^le,  speke,  nimed  etc.; 
stumm  nenne  ich  eine  silbe,  wenn  sie,  obwol  in  der  spräche  noch 
als  tonlose  silbe  existierend,  im  rhythmus  des  verses  tatsächlich 
durch  elision,  apokope,  synkope  verstummt  ist,  wie  in  Hörn  :  iborn\ 
forloren  :  Hörn  (Ae.  Metr.  s.  184);  also  überall,  wenn  Wörter,  wie  die 
vorhin  citierten  lore,  popc,  speke,  /tinie'd  im  rhythmus  in  der  lautung 
/o7-\  po^f,  spek',  nim'd  auftreten.  Solche  silben  also  sind  tonlos,  weiche 
für  gewöhnlich  nicht  in  die  hebung  treten  können,  wie  denn 
von  Orm  die  flexionssilben  nur  im  verhältniss  von  2  :  300  aus  Ungeschick 
so  verwendet  werden  (vgl.  Ae.  Metr.  s.  \21),  und  welche  andererseits  im 
rhythmus  je  nai'h  bedürfniss  auch  ganz  ausfallen,  also  stumm  werden 
können." 

In  diesem  sinne  habe  ich  überall  in  meinem  buche  jene  beneunungen 
gebraucht,  nicht  aber  in  demjenigem  sinne,  welcher  ihnen  von  W.  s.  407, 
anm.  1  unterlegt  wird,  wenn  er  sagt:  'In  meiner  schrift:  Kingllorn,  Unter- 
suchungen zur  mittelengl.  Sprach-  und  Literaturgeschichte,  Strassb.  1S7G, 
unterschied  ich  s.  43  nur  zwischen  hochtonigcu,  tieftouigen  und  tonlosen 
Silben,  indem  ich  unter  tonlosen  silben  alle  diejenigen  verstand,  welche 
keine  hel)ung  zu  tragen  im  stände  sind,  also  alle  silben  mit  (stummem, 
Lachmann)  e  nach  kurzer  betonter  silbe  mit  einfacher  konsonanz:  speke-, 
crislene,  und  unter  tiefronigen  silben  alle  mit  dem  nebenton  behafieten 
silben,  die  im  verse  eine  hebung  tragen  dürfen,  zusammenfasste.  Silben 
der  letzteren  art  mit  unbetontem  e  werden  also(?)  fürder  als  ton  los, 
silben  mit  stummem  e  als  stumm,  beide  arten  zusammen  als  unbetont 
bezeichnet  werden'. 


»  Es  folgt  hieraus,  dass  ich  den  beneunungen  hochtonig,  tieftonig, 
tonlos  ganz  dieselbe  bedeutung  unterlege,  wie  W.  (a.  a.  o.  s.  107,  anm_.  1) 
es  in  seiner  schrift  King  Hörn  (lS7f.)  getan  zu  haben  angibt;  nur  sind 
wir  über  die  objekte,  denen  diese  benennnngen  zukommen  sollen,  ver- 
schiedener ansiciit. 


08  sciiiri'KU, 

Dass  er  amiiiuiiit,  ich  gebrauche  die  beiieiniiini;-  'stuumi'  in  dem 
Lachiuainrschen  siime.  geht  aus  dem  ersten  satze  auf  s.  4(1!),  hervor,  wo 
er  sieh  veraidasst  sielit,  mir  eine  Icorreivtur  augedeihen  zu  lassen,  indem 
er  behauptet:  'Durchaus  im  irrtum  beiindet  sich  ISch.,  wenn  er  s.  liiii 
annimuit,  dass  nacli  der  tlieorie  von  Jessen  und  andern  nur  'tonlose 
(sollte  heissen  "stumme")'"  silben  (kurzvokalische  bei  einfacher  eudkou- 
souauz)  —  wie  etwa  kafe  ic  1211,  niind  aus  nimeti  etc.  von  der  elision 
dürften  betroft'en  werden,  und  nun  daraus,  dass  ürm  stumme  und  tonlose 
Silben  in  dieser  hinsieht  gleich  behandle,  den  schluss  zieht,  Orm  kenne 
überhaupt  keinen  unterschied  unter  den  silben  mit  unbetontem  c\ 

In  welcher  weise  W.  hier  wider  meine  hehauptung  referiert  hat, 
wird  der  leser  ersehen,  wenn  er  den  folgenden  passus  meines  buches 
mit  dem  obigen  satze,  welchen  VV.  daraus  entnommen  haben  will,  ver- 
gleicht (Ae.  Metr.  §  0)5):  'Die  tonabstufungen  sind,  wie  §  *.)  ausgeführt 
wurde:  hochtonig,  tieftonig,  tonlos,  stumm.  Bevor  eine  silbe  stumm 
wird,  muss  sie  tonlos  geworden  sein,  oder  mit  andern  werten:  eine  tief- 
tonige  silbe  kann  nicht  sofort  zu  einer  stammen  werden,  sondern  nur, 
wenn  sie  vorher  zu  einer  tonlosen  silbe  wurde;  nur  eine  solche,  bezw. 
der  vokal  einer  solchen,  kann  der  elision,  synkope,  versehleifung  oder 
apokope  unterworfen  sein. 

Wie  verhält  sich  nun  der  Sprachgebrauch  des  ürmulum  und  der 
andern  bisher  betrachteten  denkmäler  in  dieser  hinsieht?  Ist  die  elision 
wirklich  nur  auf  die  nach  der  theorie  von  Jessen  u.  a.  ton  losen  Sil- 
ben (kurzvokalische  bei  einfacher  endkonsouau/^)  —  wie  etwa  hafc  ic  129, 
liell  aus  Ite  in,  niin'Ö  aus  iiimc'd  etc.  beschränkt V  —  Keineswegs'. 

Wo  in  aller  weit  sage  ich  denn,  dass  nach  der  tlieorie  von 
Jesöcn  u.  a.  (wozu  auch  W.  gehört)  nur  tonlose  silhen  (kurzvoka- 
lische bei  einfacher  endkonsonanz;  "Wissmann's  eigene  frühere  detinition 
vgl.  oben)  von  der  elision  betroffen  werden  können?  Ist  es  denn  iden- 
tisch, wenn  man  sagt:  'die  nach  der  theorie  von  Jessen  u.  a.  tonlosen 
fcilben'  und  'tonlose  silben  können  nach  der  theorie  von  Jessen  u.a.  so 


'"  Es  ist  mir  unmöglich,  für  diese  korrektur  eine  andere  erklärung 
zu  linden;  denn  dass  ich  ebenso  wie  mit  W.'s  terminologie  in  seinem 
King  llorn  so  auch  in  der  den  verschiedenen  bcuennungen  untergeleg- 
ten iiedeutung  mit  Jessen  üiiereinstimme,  geht  schon  aus  folgenden  sätzen 
dies<!S  gelehrten  zur  evidenz  hervor,  weiche  er  in  be/.ng  auf  das  Mhd. 
ausspricht:  'Der  nebenton  (tiefton)  befindet  sich  auf  dem  wege  zur  ton- 
losi^keit'.  'Die  tonlosen  silben  nehmen  gleichfalls  eine  schwankende 
Stellung  ein,  indem  ihr  vok;il  auf  dem  wege  zur  verstummung  ist.' 
Weiter  s;tgt  Jessen  ganz  ausdrücklich  (a.  a.  o.  II  s.  128-  2S,  anm.  2):  'Da 
deutsche  metriker  «ias  zur  hebuiig  taugliche  c  der  nebensilben  "tonlos" 
nennen,  miL^scn  sie  für  das  zur  helmng  unbrauchbare  (wie  in  sagen) 
eine  änderte  henennung  wählen,  und  nennen  es  "das  stumme",  obgleich 
es  beweislich  einen  wirklichen  laut  bezeichnet;  diese  henennung  habe 
ich  nicht  aufgenommen.  Ferner  behaupten  sie,  diesen  sog.  "stunnn(!"  e 
sei  im  verse  gar  nicht  zu  zählen  (also  weder  hebung  noch  srnkung)  — 
die  wahrluiit  lässt  .sich  nur  mittelst  derjenigen  verse  linden,  die  auch  die 
senkungCT)  fest  zählen  (troehäcn,  jamben)  -^,  dies  beweist  aber,  dass 
dieses  e  wirklich  zählen  und  nicht  zählen  kann'  —  also  ganz  meiner  he- 
nennung und  auffasHung  enfHpr(;chend. 


ZUR  AI.Tl'A'GL.  WORTHK  I  ONUNC;.  99 

und  so  behandelt  werden"?  In  dem  ersteren  falle  bezieht  sieh  doeh  der 
znsatz  'nach  der  tlieurie  von  Jesse»!  u.a.'  auf  das  attribut,  in  dem  zwei- 
ten anf  das  verbum. 

Es  ist  mir  unbegreiflich,  wie  der  satz  im  zusuuimenhange  mit  dem 
unmittelbar  vorangehenden,  allgemein  gehaltenen  ersten  absatz  des  i<  0:) 
missverstanden  werden  konnte,  da  das  'wirklich'  in  diesem  zusammen- 
hange doch  nur  so  viel  bedeuten  kann  als  'vorausgesetzt,  dass  die  den 
beiden  fragesätzen  vöraugeschickte  behauptung,  dass  nur  eine  tonlose 
Silbe,  nicht  aber  eine  tieftonige  silbe  elidiert  wird,  richtig  ist',  und  da 
es  doch  aus  dem  ganzen  inhalte  des  vorangehenden  teiles  des  betreffen- 
den kapitels  klar  ist,  dass  der  begriff' nach  meiner  theorie  tonlose  silben' 
(also  auch  bei  vorangehender  langer  Stammsilbe,  die  nach  Jessen  u.  a.  tief- 
tonig  sind)  der  wenduug  'nach  der  theorie  von  Jessen  u.  a.  tonlosen 
Silben'  (kurzvokalisch  bei  einfacher  eudkonsonanz)  gegenübersteht. 

Ich  müsste  doch  Wissmann's  King  Hörn,  gegen  welches  buch  sich 
ein  wesentlicher  teil  meiner  polemik  richtet,  ausserordentlich  unaufmerk- 
sam gelesen  haben,  wenn  ich  nicht  schon  daraus  allein  gelernt  hätte, 
dass  nach  seiner  auf  den  Lachmann'schen  gesetzen  beruhenden  theorie 
auch  bei  vorhergehender  langer  Stammsilbe  unter  gewissen  bedingungen 
der  vokal  der  unbetonten  silbe  vor  einem  folgenden  vokal  oder  //  elidiert 
werden  kann. 

Nur  sind  die  Schlüsse,  weiclie  wir  aus  dieser  tatsache  ziclun,  sehr 
verschiedener  art.  Für  seine  sj^nthetische  beweisfuhrung  bedeutet  diese 
crscheinnng  weiter  nichts,  als  eine  Übereinstimmung  mit  den  Lachmann'- 
schen gesetzen,  von  denen  er  dasjenige  von  der  tieftonigcn  silbe  nach 
langer  Stammsilbe  für  die  vierhebungstheorie  am  wenigsten  würde  ent- 
behren können.  Und  so  muss  denn  eine  derartige  silbe  je  nach  bedUrf- 
niss  gerade  so  stark  tönend  wie  die  zweite  silbe  eines  compositums,  z.  1). 
löiulfülk,  kni^dtöd,  dnf/li^l,  gesi)rochea  werden,  jedenfalls  im  rhythmus 
dieselbe  function  ausüben  können,  also  ihrem  eigentlichen  wesen  nach 
tieftonig  sein,  —  oder  auch  mit  der  gleichen  leichtigkeit  ausgestossen 
werden  können,  wie  es  bei  andern  flexionssilben,  wie  in  speke,  nimed, 
boren  der  fall  ist. 

Für  uns-,  die  wir  nicht  ohne  weiteres  von  der  giltigkeit  der  Lach- 
mann'schen betonungs-  und  versgesetze  für  die  altenglische  rhytlunik 
überzeugt  sind  und  vorziehen,  das  wesen  der  altengl.  wortbetonung  zu- 
nächst auf  analytischem  wege  zu  untersuchen,  ergibt  sich  aus  dein 
umstände,  dass  flexionssilben  bei  vorangehendem  langem 
vokal,  wie  in  lore,  brodle  ebenso  gut  der  elision,  apokope,  Syn- 
kope, verschleifung  unterworfen  sind,  als  bei  vorhergehender  kurzer 
Stammsilbe,  wie  in  boren,  spcke  etc.,  und  dass  ferner  die  einen  für 
gewöhnlich  ebenso  wenig  wie  die  anderen  weder  im  Innern  noch  zu 
ende  gleichtaktiger  rhythmen  eine  hebung  tragen,  weiter  nichts  als 
das  resultat,  dass  in  beiden  fällen  die  flexiousendungen  hinsiclitiich  ilirtu- 
tonstärke  gleichartig,  nämlich  tonlos  sind. 

Beide  tatsachen:  die  elision,  apokope,  verschleifung  des  tlexivischen 
c  nach  langer  Stammsilbe  (vgl.  Ae.  Metr.  s.  (12,  ü;{),  welche  ja  auch  von 
Wissmann  nicht  geiäugnet  wird,   und  die  Unfähigkeit  der  üe.xionssilbeu, 


10()  SCHUMM'.K, 

ilie  liebuug'  im  ihyrliuuis  zu  ti;if;i'n  (vgl.  Ao.  Metr.  ij  (H),  s.  127),  sind 
uiK'büewieseii ,  lotztcres  «lurcli  dou  uuistiuid.  djiss  injedcui  verse  des 
Onuuluin  durchsclinittliili  uiiudi'stens  /.woi  Wörter  voikuiumeu,  in 
denen  die  tlexionsenduni?,  der  ref^cluiässigen  betonungent- 
spreebend,  uuuecentuiort  in  der  senlvunf?  stellt,  wälirend  in 
eirca  iJtMKi  versen  nur  etwa  "in  talic  vorkommen,  in  welclien  aus  unge- 
schiek  des  diebters  die  Hexii)M8silbc  mit  einer  bebuuff  des  rbythnius  zu- 
samnient'iillt.  Dieses  numnierisebe"  missverbäl  tn  iss  der  wenigen 
im  rbytiimns  von  einer  bel)uug  betrol^'encn  ticxionsbilbeu  zu  den  uneyd- 
licb  zablreieben.  mit  der  senkung  zusammeut'allenden  Üixionssilbcn,  wo- 
rauf also  für  die  beurteilung  ilirer  tonstärke  alles  ankommt,  wird  aber 
von  W.  vorsebwiegen,  indem  er  auf  meine  beispiele  mittelst  einfacher 
citieriing  der  seiteuzabl  als  eine  stütze  für  seine  behauptung  hinweist 
(s.  lT(t),  dass  die  tiexionssilben  nach  langem  Stammvokal  in  die  hebung 
treten  können,  während  er  die  von  ihm  verzeichneten  fälle  mit  kurzem 
Stammvokal  als  ausnähme  behandelt. 

Obwol  nun  mit  der  coustatierung  dieser  beiden  tatsachen  allein  schon 
die  gleichartigkeit  und  zwar  die  tonlosigkeit  der  tiexionsendungen  nach 
langem,  wie  derjenigen  nach  kurzem  Stammvokal  und  damit  die  ungiltig- 
keit  der  Lachmann'scheu  betouuugs-  und  versgesetzc  für  das  Altenglische 
mit  allen  ihren  eonseciucnzen  für  erwiesen  gelten  kann,  möge  doch  noch 
auf  W.'s  weitere  einwände  in  kürze  beziig  genommen  werden,  —  schon 
deshalb,  um  noch  einige  andere,  gewiss  unbeabsichtigte  entstellungen 
meiner  behauptungen,  deren  sich  der  Verfasser  der  oben  citierten  ab- 
handlung,  wie  es  scheint,  in  folge  seines  Unvermögens,  sich  in  einen 
ihm  fremdartigen  und  unsympathischen  ideengaug  hineinzudenken,  schul- 
dig gemacht  hat! 

Sobald  W.  auf  dreisilbige  Wörter  zu  reden  kommt  und  dafür  bei- 
spiele wie  ti/>eniide,  wiiilredea  anführt,  bemerkt  er  wider,  um  für  seine 
polemik  den  ihm  convenierenden  ausgangspuukt  zu  gewinnen,  seinem 
früheren  unrichtigen  referat  gemäss  (s.  470):  '.  .  .  .  Wenn  nun,  wie  Seh. 
will,  tonlose  und  stumme  silben  (nach  der  früheren  VVissmann'schen,  von 
mir  benutzten  bezeichnungsweise  =  tieftonige  und  tonlose  silben)  gleich- 
wertig waren,  so  wäre  für  Orm  die  einfachste  und  fast  allein  zulässige 
tonversetzung  die  von  der  zweiten  auf  die  dritte  silbe  gewesen,-  so  dass 
erste  und  dritte  silbe  den  ton  erhielten".  Dem  gegenüber  widerhole  ich 
noch  einmal,  dass  jene  allgemein  gehaltene  behauptung,  welche 
W.  als  die  meinige  hinstellt,  um  sie  zu  widerlegen,  in  dem  ganzen 
buche  nirgends  zu  finden  ist. 

Wenn  es  mir  betreffs  der  vorangehenden  paragraphen  schon  rätsel- 
haft war,  wie  er  zu  einer  solchen  Verdrehung  meiner  behauptung  kommen 
konnte,  so  ist  es  nnr  betreffs  der  §§  ()4  und  G5  meines  buches,  in  denen 
die  dreisilbigen  Wörter  behanddt  werden,  ganz  und  gar  unbegreiflich. 
Denn  ich  sage  dort,  nachdem  zuerst  zaldreiche  beispiele  dreisilbiger  Wör- 
ter mit  rhytlimi.>5ch  betonter  tieftoniger  silben  wie  (jodnesscs,  Crtsteue, 
ärjHhiges  gegeben  worden  sind,  s.  141  und  145  ausdrücklich:  'In  den 
obigen  beispielen  kommen  schon  fast  alle,  jedenfalls  die  am  häuligcsten 
verwendeten  ablei tiingssiiben  (die  komi)o«itioncn  brauchen  nicht  l)o- 


ZUR  ALTKNGI..   U  OK  TBKTONt'Nfi.  1()1 

sonders  erwälmt  /.u  werdeu)  vur,  die  als  tieftonige  silbeii,  einerlei,  ob 
noch  eine  dritte,  stets  tonlose  silhe  folgt,  in  die  hebung-  treten  können, 
nicht  müssen,  nämlich  //in/,  iuf/.  niu/,  inge,  uiu/e,  isli,  ishc,  ere,  are,  ene, 
esse,  wo/.u  von  den  flexionsenduugen  nur  nocli  die  flectierten  compa- 
rationsendungen  des  adjectivs  crc  und  csle  hinzutreten.  Sonst 
sind  sämmtliche  flexionsendungen  zweisilbiger  Wörter  ton- 
los, werden  für  gewöhnlich  nicht  im  rhythmus  in  die  hebung  gesetzt 
und  können  erst,  wenn  sie  die  endsilbe  dreisilbiger  wfirter  bilden,  eine 
hebung  des  verses  tragen,  was  aber  in  dieser  i)eriode  der  spräche  viel 
seltener  vorkommt,  als  die  verschlcifung  derselben  mit  der  vorangehen- 
den Silbe  zu  einer  Senkung.' 

Man  wird  bemerken,  dass  die  von  mir  als  tieft onig  erklärten  al)- 
leitungssilben  mit  den  von  W.  s.  470  citierten  beisi)ielen  übereinstimmen, 
mit  ausnähme  der  verbalendung  ede,  wovon  der  grund  Ae.  Metr.  s.  143 
zu  finden  ist,  wo  es  heisst:  '  Verbalfonuen  sind  nur  in  ga,nz  vereinzelten 
fällen  mit  solcher  betonuug  bei  Orm  anzutretten:  In  den  1500  ersten 
versen  nur  zweimal:  SinlJ'lcdcuH  licinin  bctivencna  f'd  4!tT  und  W\)ilrede 
menii  and  aide  716'.  —  Wissmann's  aucli  auf  diese  verbalform  bezügliche, 
durch  sieben  beispiele  gegen  zwei  ausnahmen  gestützte  behauptung:  'mit 
ganz  verschwindenden  ausnahmen  trifft  der  tcm  die  zweite  silbe'  wird 
durch  keinen,  nur  entfernt  ausreichenden  statistischen  nachweis  erhärtet; 
gegen  die  tieftonigkeit  dieser  verbalform  aber  spricht  namentlich  der 
umstand,  dass  sie  so  gut  wie  nie  in  gleichtaktigen,  gereimten  gedichten 
als  reirasilbe  verwendet  wird,  während  dies  bei  den  übrigen  von  mir 
in  Übereinstimmung  mit  W.  für  tieftouig  erklärten  silben  bekanntlich 
sehr  oft  der  fall  ist. 

Wissmann's  beispiele  von  betonter  erster  kurzer  und  dritter  silbe 
wie  lufcdc,  poledii  bestätigen  nur  noch  weiter  meine  behauptung  von 
der  tonlosigkeit  dieser  verbalen  ableitungssilbe.  Wenn  nun  W.  hinsiciit- 
lich  der  von  ihm  besprochenen  dreisilbigen  Wörter  die  resümierende  be- 
merkung  macht  (s.  471):  'In  allen  diesen  fällen,  von  den  vier  besprochenen 
ausnahmen  abgesehen,  trifft  also  die  tonversetzung  ein  tonloses,  nach 
unserer  theorie  hebungsfähiges  c.  Und  schon  hiermit  wäre  ein  unter- 
schied in  der  beiiandlung  des  t(»n!osen  und  des  stummen  c  (=  tieftonigen 
und  tonlosen  nach  seiner  früheren  beuennuug)  auch  bei  Orm  nachge- 
wiesen', so  behauptet  er  damit  nichts,  was  ich  etwa  jemals  bestritten 
hätte.  Im  gegenteil,  ich  habe,  wie  oben  bemerkt,  gerade  einen  wesent- 
lichen unterschied  in  der  bchandlung  tieftoniger  und  tonloser  silben  von 
Seiten  Urm's  constatiert,  und  die  einzige  difterenz  besteht  widerum  nur 
in  der  beantwortung  tler  frage:  'Welche  silben  sind  tieftonig  und  welche 
tonlos?'  indem  W.  auch  die  erste  silbe  der  verbalendung  edc  nach  langer 
Stammsilbe  für  tieftonig  erklärt ,  während  ich  sie  ebenso  wie  die  nach 
kurzer  Stammsilbe  für  tonlos  erkannt  habe. 

Ueber  die  im  weiteren  verlaufe  von  W.'s  arbeit  berührte  konso- 
nantenverdoppelung  Orm's  kann  ich  nicht  viel  mit  ihm  rechten.  Wenn, 
wie  allgemein  zugestanden  wird,  die  kürze  eines  vokals  von  Orm  durch 
das  zeichen  der  Verdoppelung  der  folgenden  konsonanten  angedeutet 
wird,  wie  doch  auch  aus  Wörtern  wie  iss,  lilss,  <'//'/,  onn,  brinntftn,  j>aim- 

Auglia,    \.  Imiul,  Aiiz.  8 


I(i2  scmn'iiK, 

ht'S  i'te.  (iiu  i!;e^fH!>;iti:  zu  wüitcru  wie  '/asi.  (Ich,  lnvfcil,  IJwslicss  etc.) 
liei-vorg:el\t,  so  ist  es  mir  uiit'asfhar,  wie  durch  die  näiuliche  konsonanten- 
veidoppeluiij''  läiiguiij;  des  vorlierijeliendeii  vokals  l»e/.\v.  der  silbe  ent- 
stelle», und  wie  Orui  die  i»enutz.uug  dieses  Zeichens  aus  dem  j;runde  bei 
»»(Venen  sillieu  unterlassen  haben  soll,  'weil  sonst  die  getahr,  den  konsi>- 
nanteu  doppelt  zu  si)reehen,  unvermeidlich  gewesen  wäre,  was  dann  auch 
.lul  die  t|uantität  <les  t'olgenden  sfunimen  <•  eingewirkt  hätte".  Ich  uiiichte 
mir  doch  die  frage  erlauben,  wo  die  gefalir  liegt,  Wörter  wie  nuincn. 
cui/u'ii,  ^ifi'"<  trcdfn,  shapen,  bef'oreii  etc.,  wenn  sie  numiiwn,  ciinnncii. 
(kommt  vor:  Orm  l(ib:{'.t)-  .~'//'<''i,  (rcdden,  shuppcn  geschrieben  worden, 
mit  doppelten  konsonanten  zu  sprechen,  liei  cuiiuiien,  of/'c,  oioic  hat 
doch  Orm  diese  getahr  nicht  gefiirclitet  (freilich  nadi  W.  auch  nicht  zu 
fürchten  brauchen).  Wer  spricht  denn  kom-iiii'ii ,  //cnoiii-mi'n ,  t/j/f-/t', 
/,/iiji-jn',  kof-fen  etc.V" 

Dass  also  Orm  den  kurzen  vokal  einer  olfenen  kurzen  sill)e  in  zwei- 
silbigen Wörtern  lediglich  analog  der  behandlungswcise  eines  kurzen  aus- 
lautenden vokals  in  einsilbigen  Wörtern  (/><,•,  //6%  i)  uii bezeichnet  gelassen 
hat,  ist  mit  Sicherheit  anzunehmen.  Und  ebenso  unzweifelhaft  ist  es, 
dass  überall,  wo  in  (hm's  te.xt  in  gescldossener  silbe  ein  doppelkonsonant 
vorkommt,  derselbe  für  ihn  als  zeichen  der  kürze  des  vorangehenden 
vokals  gilt,  und  zwar  gerade  wie  in  den  Wörtern  iss,  annd,  (iltlcss,  o>ni, 
»i/f,  onnc,  o/Je  etc.,  so  auch  in  Wörtern  wie  habben,  leggen,  seggcn, 
willc  etc.,  denn  in  den  präteritalformeu  iHi/J'de,  leggde,  seggdc,  ivollde. 
(die  er  also  nicht  wie  sonstige  Schriftsteller  liafde.  li-^de  schreibt)  können 
die  nämlichen  doppelkonsonanten  doch  ähnlich  wie  in  slajindenii,  lillless, 
"{) >  '^11 '^  "•  ^-  ^^-  ^'^''  '^'"■'^''  'l<-'s  vorangehenden  vokals  ausdrücken.  Wenn 
also  die  konsonantenverdoppelung  nichts  weiter  ist  als  ein  zeichen, 
so  kann  dies  zeichen,  welches  die  kürze  des  vorangehenden  vokals 
andeuten  soll,  unmöglich,  wie  Wissmann  u.  a.  annehmen,  dennoch  die 
länge  desselben  bewirken,  und  ist  diese  präujisse  richtig,  so  muss 
t's  auch  der  schliiss  sein,  welchen  ich  Ae.  Metr.  s.  1:52  daraus  gezogen 
habe,  wodurch  dann  das  vorkommen  von  tonlosen  versschlüssen  in  ganz 
erheblicher  anzahl  zugegeben  werden  muss.  Auch  widerspricht  sich  W. 
selber;  denn  wenn  (Jrm  Wörter  wie  spekcn,  ;^ifen,  farcii,  suiie  etc.  ab- 
sichtlich als  versausgänge  vermieden  haben  soll,  so  hätte  er  ja  die  kürze 
des  vokals  der  ersten  silbe  nur  in  üblicher  weise  durch  kousona'ntenver- 
iloppelung  wie  bei  coinmen,  oniie,  o/fe  etc.  andeuten  können  und  es  wür- 
den dann  doch  auch  diese  Wörter  als  Schlusswörter  mit  tieftoniger  silbe 
(bezw.  nach  W.'s  neuester  bezeichnung  tonloser  silbe)  brauchbar  gewor- 


"  Zur  vergleichung  ist  eine  bemerkung  .Jessen'ö  interessant  (Zeit- 
K(thrilt  für  deutsche  Philologie  II,  s.  117,  anm.),  wo  er  hinsichtlich  des 
däui.sclicn  Wortes  aller  .sagt:  "Die  Verdoppelung // ist  nur  auf  dem  i)api(!r 
da  und  dient  zur  bezeiciinung  (fes  kurzen  a:  sie  wird  nämlich  nicht  wi(! 
«lic  romanische  uihI  altgermanisclie  Verdoppelung,  d.  h.  nicht  wie  die. 
.scheinbare  Verdreifachung  /..  \u  hflüiich,  ausge.si>rochen,  macht  also  keine 
puf-itinn'.  Ilbenso  sind  die;  do|)pelfen  lMicli>t.iben  für  Orni  iibenill  nur 
als  zeichen  :iMf  dem  pajiier  d.i  iiiid  iiewirken  selii.stvcM-.stäiidlieli  elieii.so 
wenig  ]ji».sitiiiii. 


/IR   AI.IKXOL.  WORTI'.EIOXUXG.  103 

den  sein  'für  den  um  passende  schlussworte  so  oft  verlegenen  dichter'. 
Armer  Orm,  du  hast  dich  so  redlich  und  doch  auch  erfolgreich  bemüht, 
gegen  zehntausend  passende  Schlussworte  für  die  veise  deines  gediehtes 
zu  rinden,  und  nun  wird  dir  nach  reichlicii  sechshundert  Jalu-en  noch 
dieser  makel  augehängt! 

W.  fährt  fort  (s.  47:)):  'Die  weitere  erkläruug  Seh.'s  auf  s.  I;M  ist 
in  ihrer  begründung  unzutretfend,  denn  Orm  hat  durchaus  nur  die  nu- 
coutrahierten  participialformen  borenn,  froren,  forOorcu]  praktisch  deckt 
sie  sich  mit  unserer  ansieht  von  dem  Charakter  stummer  silben'. 

Meine  behauptung  war  folgende  (Ae.  Metr.  s.  134):  'Es  ist  also 
keineswegs  die  frage  aufzuwerfen,  wie  es  Koch,  Gr.  I.  2!)1  tut,  ob  sich 
die  i|uantität  dieser  stamme  geändert  habe:  dieselben  waren  unzweifel- 
haft kurz  und  die  enduugen  dieser  Wörter  waren  vermutlich  in  vielen 
fällen,  wie  z.  b.  in  bareti,  bifroren,  forloreu  in  gewöhnlicher  rede  schon 
mit  dem  stamme  verschmolzen,  so  dass  born,  bifroru.  forloni  gesprochen 
wurde.  Nur  so  ist  es  erklärlich,  dass  derartige  Wörter,  wie  es  in  der  tat  der 
fall  zu  sein  scheint,  nur  selten  oder  vielleicht  gar  nicht  von  Orm  als  schluss 
der  katalektischen  (verdr.  akat.)  reihe  verwundet  werden,  da  sie  hier  niclit, 
wie  im  Innern  des  verses,  durch  die  folgende  hebung  und  die  regelmässig- 
keit des  wechseis  zwischen  seukung  und  hebung  vor  dem  vollständigen 
verstummen  gesichert  waren  und  also  den  von  ihm  sirenge  beobachteten 
klingenden  versausgang  des  zw'citen  gliedes  leicht  aufheben  konnten". 
Wenn  bei  Orm  nur  im  innern  des  verses  die  daselbst  sehr  gut  ver- 
wendbaren zweisilbigen  formen  boren,  froren,  forloren  vorkommen,  so 
folgt  daraus  nicht,  dass  sie  in  gewölmliclicr  rede  nicht  bereits  sehr 
oft  born,  frtirn,  forlorn  gesprochen  worden  seien,  und  Orm  sie  also  aus 
diesem  gründe  als  versschlüsse  vennieden  habe.  Im  ersten  viertel  des  drei- 
zehnten Jalirhunderts  (teu  Brink,  Engl.  Lit.-Uesch.  s.  212)  !el)te  und  dich- 
tete Orm.  Im  zweiten  viertel  des  drei/.ehnten  Jahrhunderts  entstand  nach 
W.'s  annähme  die  von  ihm  herausgegebene  dichtung  King  Horu  (ib.  s.  jb). 
In  diesem  gedichte  linden  sich,  wie  bereits  früher  bemerkt,  die  reime 
Born  :  iborn,  forloren  :  llorn,  llorn  :  biforn\  diese  formen  mit  verstumm- 
tem c  kommen  also  in  einem  durchaus  volkstündichen  gedichte  derselben 
zeit  vor.     Wo  liegt  nun  das  unzntretrende  meiner  i)egründungV 

Praktisch  deckt  sie  sich  doch  nicht  so  ganz  mit  W.'s  ansieht  von 
dem  Charakter  stummer  sill)cn.  l)enn  icli  behaupte,  dass  Orm  nur  solche 
Wörter  von  dem  katalektischen  versschlusse  ausschloss,  welche  vermöge 
der  beschaftenheit  der  das  tonlose  e  einschliesseuden  konsonauten  in  gefabr 
waren,  dass  die  endung  mit  dem  stannue  verschmolzen  werde,  wodurch  sie 
alsdann  den  für  den  regelmässigen  Ornrschen  vers  unzidässigen  stumpfen 
schluss  herbeigeführt  haben  würden.  P.ei  Wörtern  wie  conie^'-,  si^e,  ^ede, 
litel  war  diese   gcfahr   nicht  vorhanden,    wesliail»  Orm  sie  cltenso  unbe- 


'-  Dass  das  sehr  oft,  am  versschlusse  vorkommende  comc  kurz  ist, 
wird  ebenso  wenig  durch  die  vereinzelte  Schreibung  conie  widerlegt, 
als  die  kürze  des  v.  (iCi.')  im  versschlusse  vorkommenden  fcre  durch 
das  häkchen  über  dem  e  erwiesen  wird.  Die  kürze  des  /  in  llicl  wird 
dagegen  mit  Sicherheit  erwiesen  durch  das  häurig  vorkonunende  liilles 
4()N0,  8002  etc.    Die  augebliche  länge  des  e  in  gede  ist  nicht  erwiesen. 

8* 


HM  sciiii-rKK, 

(loiiklicii.  wie  die  imi;-ouu'iii  viel  zahlroiclu'ioii  l;iii.i't>t;iiimii,i;eii  (vji'l.  Ae. 
Metr.  s.  12^,  ainii.  I)  zuiässt. 

Wenn  also  auch,  wie  die.-*  beroit.-<  in  ilur  Ae.  Metr.  w  itieiliolt  lioi- 
vv>r^eiiobeu  wurde,  allerdiu^s  wol  ein  unterseliied  des  yrades  tler 
toulusigkei t  der  tle\ioi»s  eudiiu^eii  naeh  der  untersten,  mit 
stuuiiuheit  (also  söllifi:eni  verstummen)  bezeiclineteu  grenze  hin  /.n 
Ueobacliteu  ist,  so  ist  nacli  der  oberen,  mit  tiet'tonigkeit  lie- 
/.eiehneten  gren/.e  hin  keineswegs  ein  derartiger  unterschied  der  ton- 
stärke  der  tloxionssilbeu  /.u  eoustatieren,  dass  die  iangstämmigen  (wie 
ich  sie  kurz  bei^eielmen  will)  jener,  die  kurzstämmigen  dieser,  der  ton- 
losen gruppe  angeiiörten:  vielmeiir  sind  die  liexionsendungen  in  beiden 
tlillen  tonlos. 

l)us  wird  noch  weiter  und  zwar  in  ganz  evidenter  weise  belegt  durch 
das  l'oema  Alorale  und  durch  die  gleiclizeitigen,  romauiselicn  mustern 
nachgebildeten  rhythmen.  l'reilich  haben  die  von  mir  i;i^  I12,  (V6  ungenihrten 
tatsaclien  für  W.  keine  beweiskraft.  Welciies  aber  sind  die  gründe,  die  er 
vorbringt  zu  ihrer  Widerlegung,  und  wie  ist  sein  logisciies  verfahren  V 

Wenn  ein  nicht  sonderlicli  strenger  und  geschickter  dichter,  wie  der 
Verfasser  des  Poeuia  Morale,  trotz  des  im  strengen  septenarischeu  metrnm 
notwendigen  stumpfen  scliiusses  der  ersten  akatalek tischen  vershälfte 
formen  gebraucht,  wie  forgcleii,  Oinimcu,  hercö,  ära^en,  muckel,  havcd, 
so  beweisen  dieselben  tur  VV.  (8.47:5):  'dass  der  dichter  des  1'.  M.  noch 
in  alter  weise  eine  letzte  stumme  silbe  der  voraufgehenden  hcbuug  zu- 
rechnet, diese  ausgänge  also  einsilbigen  rhytlimiscli  vollkommen 
gleich  erachtet'.  Wenn  aber  aucli  formen  wie  ihcr'b,  idcmd ,  bi- 
/'cnchi),  scc/ieö,  fverkes  als  solclie  anzutreffen  sind,  so  ist  es  gar  nicht 
anders  möglich,  als  dass  diese  verse  (die  in  W.'s  System  nich't  passen)  inkor- 
rekt sind  (s.  471).  Wenn  die  nämlichen,  für  den  streng  akatalektischeu 
sehluss  ungeeigneten  wortformen  beider  kategorien  von  ürm  meistens 
streng  \ ermieden  werden,  der  dadurcli  also  doch  auf's  bestimmteste  zu 
erkennen  gilit,  dass  solche  silben  als  tonlose,  aber  doch  deutlich  hörbare 
Silben  den  erforderlichen  stumpfen,  akatalcktisclien  versschluüS  aufhol)en, 
.so  hat  dies  nach  W.  'seinen  grund  allein  in  der  von  Orm  augestrebten, 
übermässigen  korrektheit'  (s.  47:»).  Wenn  ürm  ferner  dennoch  bisweilen 
.solcher  wortformen  nicht  entraten  kann,  aber  sie  dann  jedesmal  in  con- 
traliierter  gestalt  anwendet,  wie  wa^^n  .■)y64.  5970,  slanul  für  slamle'Ö, 
wennd  für  loeruUul  (Ae.  iMetr.  s.  i:J9 — 1(»),  auch  trotz  d^^s  langstämmigen 
Charakters  (also  gerade  so  wie  das  idcmd,  ilier!)  etc.  im  INjema  Mor.ile) 
und  dadurch  aufs  unzweifelhafteste  d(di\imentiert,  dass  er  sieh  um  den 
aitgermanisclien  brauch  und  um  die  angeldiche  allgemeingiltigkeit  der 
l.iichmann'schon  regeln  den  kuckuck  schert,  so  kommt  dies  weiter  nicht 
in  betracht!  Man  ist  doch  sonst  der  ansichl:  Was  dem  einen  recht  ist, 
ist  dem  andern  l)illigl     Also  — 

'Erklärt  mir,  Oerindur, 
Diesen  Zwiespalt  der  naturi' 

hl  r,  niiM  nach  (b'ui  ol-igen  noch  nötig,  auch  die  den  nimani- 
.ulicn    uji.'Ucii    nacligcbildrtiMi    altenglisehen   versarttju :    den    ale.Kandriner 


ZUR  ALTKNOr,.  WOKTBI'.TON'UNG.  105 

iler  Ptission  rlc.  niul  dns  viLMtaktige  uictnmi  des  Taler  Nnytci-  imclmials 
wider  als  stützen  unserer  behauptnug  von  der  tonlosigkeit  der  flexiuns- 
silben  in"s  tretfen  /.u  t'ülirenV  Leider  können  wir  dem  leser  aueli  dieses 
schon  von  selbst  einleuchtende  argunient  niclit  ersparen,  obwol  W.,  wie 
es  ja  nicht  anders  niiigiicli  ist.  zugestehen  luuss,  dass  in  der  tat  iu  allen 
hieher  gehörenden  gedichten  stumpfe,  sei  es  ein-  oder  zweisilbige  (nach 
W.'s  erklänmg  also  kurzstäniniige  formen  bei  einfacher  konsonanz  wie 
spcken,  nime'i^,  hafe^  etc.)  und  klingende  ausgänge  neben  einander  l)e- 
gegneu  (s.  474).  Denn  W.  hat  hier  die  allerdings  über  alle  Schwierig- 
keiten hinweghelfende  crklärung,  dass  bei  klingender  ciisiir  und  klingen- 
dem versausgange  dieser  den  ronianisclicn  nietreu  nactigebildeten  rhjth- 
nien  die  überselilagende  silbe,  einerlei  ob  nach  langem  stamm  (also  eine 
nach  W.'s  früherer  bezeichnung  tieftouige)  oder  nach  kurzem  stamm  mit 
einfacher  konsonanz  (also  eine  tonlose)  einfach  nicht  gezählt  wurde,  und 
meint  auf  grund  dieser  erklärung  sehr  naiv,  man  könne  also  im  gründe 
genommen  auch  hier  nicht  sagen,  die  unbetonten  silben  wurden  gleich  be- 
handelt, der  unterschied  zwischen  tonlosen  und  stummen  silben  (nach 
seiner  frühereu  bezeichnung  tieftonigen  und  tonlosen  silben)  liele  fort 
(s.  477). 

Aber  man  sage  mir  docii,  worin  hier  der  unterschied  liestehtV  Und 
wie  ist  es  denkbar,  dass  eine  tieftonige  silbe,  wie  in  fui^ten,  (lernen  etc. 
hier  überhaupt  nicht  gezählt  wird  (vgl.  Jessen's  äusserung,  anm.  !l),  wenn 
sie  doch,  wie  nach  W.  die  nationalen  metreu  bekunden,  tatsächlich  so 
stark  tönend  ist,  dass  sie  eine  helmng  des  verses  tragen  konnte?  Wie 
sollen  derartige  Wörter  ferner  als  versausgange  in  solchen  gedichten  be- 
handelt werden,  in  denen,  wie  in  dem  von  W.  liiefür  citierren  Doomsday 
septeuare  und  alexandriner  gemischt  auftreten?  Im  alexandriner  muss 
dann  doch  notwendiger  weise  eine  silbe  der  langstämniigen  klasse  (mög- 
licher weise  bei  einem  und  demselben  wort)  verklingend  gesprochen  wer- 
den, welche  im  septenar,  wie  es  im  Ürmulum  und  im  Poema  Morale 
nach  W.  durchweg  der  fall  ist,  so  stark  tönend  ist,  dass  sie  noch  ganz 
an  den  tieftonigen  klang,  welchen  die  nämliche  silbe  im  nationalen  me- 
trum  haben  soll,  erinnert.  Es  ist  doch  gewiss  viel  natürlicher,  gerade 
in  dem  vermischten  vorkommen  verschiedener  versarten  eine  neue  stütze 
für  die  tonlosigkeit  der  flexionsendungeu  (welche  weitaus  den  grössteu 
teil  der  klingenden  versausgange  ausmachen)  zu  erkennen,  als  genötigt 
zu  sein,  die  endsilbe  in  einem  worte  v;\q polten  beim  alexandriner  ver- 
klingen zu  lassen,  und  auf  der  andern  seite  anerkennen  zu  müssen 
(wenn  man  nicht  zugibt,  dass  das,  was  für  den  septenar  Orm's  und 
das  Poema  Morale  gilt,  für  den  septenar  solcher  ungleichmetrischer 
gedichte  derselben  zeit  nun  wider  nicht  gilt),  dass  sie  im  septenar 
tönend  zu  sprechen  sei,  wie  in  den  nationalen  metren,  wo  sie  ähn- 
lich wie  in  wimman,  ofsprung  als  hebung  dienen  konnte! 

Und  nun  wird  es  auch  klar,  weshalb  W.  seine  frühere  eiuteilung: 
hocbtonig,  tiefionig,  tonlos,  aufgegeben  und  die  von  Jessen  und  mir 
übereinstimmend  gebrauchten  beuennungen :  hochtonig,  tieftonig,  tonlos, 
stumm  zwar  adoptiert,  die  beiden  letzten  aber  in  abweicliender  bedeu- 
tung  angewendet  hat  (obsvol  er  mir,    wie  früher  bemerkt,  tlen  gel)rauch 


106  -i  iiirri  K, 

iliesor  ItogiilVc  in  hoiiioiii  .«iiiiiio  mitorseliielion  will).  Wio  aus  ^cinor  bc- 
morkuii{;  s.  175  /.um  eisten  mal  klar  crsiditlicli  ist,  nimmt  er  nun  eine 
touabstutuug'  an,  wie  sie  vorliegt  in  Wörtern  wie  eiuHiiy  oder  godspcl, 
die  erste  silbe  hoclitouig,  die  zweite  tief'toniij,  in  ende  die  zweite  tonlos 
und  in  iiinwti  die  zweite  stumm. 

Weiter  eonstatiert  \Y.  dort  einen  wichtigen  uuterschieil,  der 
zwischen  den  tieftonigen  und  den  nach  seiner  neuesten  benennung 
tonlosen  (also  den  auf  laugstämmige  silben  folgenden  fiexionssilben) 
lu  tage  tritt.  Diese  werden  nämlich  mit  vorlielte  (nach  seiner  auslebt) 
als  versschluss  des  septenars  verwendet,  jene  dagegen  nicht,  'weil  die- 
selben am  schluss  der  zeile  notwendig  eine  volle  hebung  tragen  müssen' 
und  'weil  alsdann  der  katalektische  ch.irakter  dos  metrums  verloren  ge- 
gangen wäre'.  Diese  betibachtung  W.'s,  dass  Wörter  mit  tieftoniger  end- 
silbe  im  Ormnlum  und  Poema  Morale  als  versschliisse  vermieden  wer- 
den, ist  richtig.  Von  Wörtern,  deren  endsilbe  mau  als  tieftonig  ansehen 
könnte,  kommen  im  Ormulum  nur  a/ller  (altar)  1707.  17i»5.  4211  etc., 
lafcrrd  S5Sii.  ;j(ill.  ;it;i7.  0!i(»:{  etc.,  eniu/eU  22'^(l.  2290.  2()-i.^.  ;i7:{;t  etc.  als 
versschliisse  vor,  und  nur  dies  letztere,  wenn  ich  genau  beobachtet  habe, 
auch  mit  schwebender  betonuug  im  Innern  des  verses  (2:57),  was  aber 
wider  durch  die  leichte  ausstossung  des  c  in  dem  häufig  vorkommenden 
eiDKjless  paralysiert  wird.  Wir  können  also  die  endsilben  dieser  Wörter 
nicht  mehr  als  streng  tieftonig  ansehen,  wie  es  entschieden  geboten  ist 
bei  Wörtern  wie  (Iriltkl'nt,  mannkiini,  (jitddspell ,  larsi>ell,  rvifmnnn  etc., 
welche  nie  als  versschliisse  vorkommen. 

Also  es  wird  von  Orm  eine  strenge  Unterscheidung  in  der 
tonstärk.'  der  endsilbe  bei  Wörtern  dieser  beiden  kategorien  anerkannt. 

Was  folgt  nun  aber  daraus?  Wenn  diese  durchaus  erklärliche  Unter- 
scheidung selbst  v<m  dem  in  gleichtaktigen  rhythmen  dichtenden  Orm 
strenge  innegehalten  wird,  so  wird  sie  doch  auch  in  den  gleichzeitigen, 
nationalen  rhytliujen,  also  im  Lajaimni  und  ganz  gewiss  in  dem  noch 
späteren  King  llorn  bestehen. 

Oder  wie  soll  sonst  folgender  Widerspruch,  in  welchen  sich  W.  ver- 
wickelt hat,  gelöst  werden?  Tni  Lajamon,  King  llorn  u.a.  in  nationalen 
metren  geschriebenen  di(;litungen  sollen  endsilben  der  einen  gruppe,  wie 
in  Iure,  finde,  sowie  end.'silben  der  andern  gruppe,  wie  ixx  godspeltCiuliiuj , 
die  W.  im  King  Hörn  freilich,  weil  es  so  in  sein  System  passte,  mit  dem 
gemeinsamen  namen  'tieftonige  silben'  bezeichnet,  gleichartige  tou- 
stärke  haben,  jedenfalls  ein  und  dieselbe  function  ausüben,  näm- 
lich eine  hebung  im  verse  tragen.  Nach  dem  zeugniss  des  Ormu- 
lum, l'oema  Morale  und  Doomsday  aber  sind  die  ersteren  wie  in  Iure, 
l'iiule  etc.  (von  W.  hier  nun  gleichfalls  mit  der  jetzt  convcniercnden  be- 
zeichnung  'tonlose  silben'  versehen,  /.um  unterschied  von  den  letzteren, 
den  'tieftonigen",  wie  in  f/odspel,  cudiiuj)  so  schwach  betont,  dass  sie 
so  gut  wie  nie  eine  hebung  des  verses  tragen,  sondern  dass  sie  stets 
nur  entweder  als  senkung  oder  als  kataicktischer  (=  klingender,  vgl. 
W.  8.  1'^l)  ausgang  des  sejitcnars,  sowie  als  kingender  ansgang  (bezw. 
klingende  cäsurj  des  in  gemcinschaft  mit  jenem  vorkommenden 
alexaridriners   dienen,   die   letzteren    dagegen,   die  tieftonigen  sind 


ZUK   AT.IKXGL.  WOR  rnK  lONrNG.  1(>7 

nofli  st)  stark  bctunt,  dass  sie  selir  ol't  sowul  im  vorsiuucni  als  aucli 
im  reime  eine  hebung  tra,i>en,  dagegen  weder  vom  Ormulum  noch  vom 
roeuia  Murale  als  katalektischer  versausgang  verwendet  werden,  weil 
dieser  sonor  die  hebung  tragen  nnd  den  klingenden  versschlnss  ant'- 
hebeu  würde. 

Nehmen  wir  noch  liinzn,  dass  die  auf  lange  stännue  folgenden  end- 
silbeu  ganz  in  derselben  weise  wie  die  auf  kurze  stamme  folgenden  im 
versinnern,  wie  am  schluss  des  akatalektisehen  septenarischen  halbverses 
der  elision,  apokope  nnd  synkope  unterworfen  werden,  also  gänzlich  ver- 
stummen kiinnen  (was  bei  den  wirklich  tieftonigen  selbstverständlich  nie 
der  fall  ist),  so  folgt  doch  schon  aus  allem  diesem  —  selbst  wenn  man 
das  schon  früher  in  der  Ae.  Metrik  nnd  in  der  vorstehenden  abhandhing 
noch  weiter  bewiesene,  gleichberechtigte  vorkommen  beider  silbengruppeu 
im  katalektischen  septenarischen  versansgänge  noch  immer  nicht  zngeben 
wollte  —  für  jeden  nn befangenen  sinnes  in  dieser  saclie  nrtheilenden  mit 
gewissheit,  dass  die  von  W.  neuerdings  in  übereinstimmnng  mit  mir  als 
tieftonig  bezeichneten  silben  auf  der  einen,  die  nach  langen  wie  die 
nach  kurzen  stammen  folgenden  silben  (von  ihm  als  tonlose  und  stumme 
silben  nnterschiedeu)  aber  auf  der  andern  tonstufe  stehen,  nämlich  ton- 
los sind  und  nach  bedürfniss  stumm  werden  können. 

Damit  ist  die  ungiltigkeit  der  Lachmann  scheu  regeln  für  das  Alt- 
englische  dargetan,  und  da  tonlose  silben  zweisill)iger  Wörter  nicht  im 
rliythmus  den  ton  tragen,  d.  h.  hebungsfähig  sein  können,  so  folgt  daraus 
mit  unläugbarer  conseqneuz  die  bereits  durch  den  oben  erwähnten  Wider- 
spruch hervorgehobene  völlige  unhaUbarkeit  der  vierhebungstlieorie  der 
aJtenglischen  alliterierenden  langzeile  sowie  die  unbrauchbarkeit  aller  me- 
trischen Systeme  und  darauf  etwa  fussender  textausgaben,  welche  nach 
Jenen  gesetzen  und  dieser  theorie  ausgeführt  werden. 

Das  war  die  Überzeugung,  welche  sich  mir  bei  den  vorarbeiten  zu 
meiner  Allenglischen  Metrik,  namentlich  bei  dem  Studium  der  metrischen 
Untersuchungen  von  Trantmann,  Kosenthal  und  Wissmann,  mehr  und 
mehr  aufdrängte.  Diese  Überzeugung,  welche  ich  in  der  Ae.  Metrik  zu 
begründen  mich  I)emüht  habe,  ist  durch  die  von  Einenkel  und  Wissmann 
dagegen  erhobenen  einwände  nur  noch  mehr  befestigt  worden,  wie  aus 
der  gegenwärtigen  abhaudlung  hervorgeht. 

Möge  mir  nun  hinsichtlich  der  resultate  derselben  die  gewünschte  all- 
gemeinere zustin)mung  der  für  diese  fragen  sich  interessierenileu  gelehrten 
zu  teil  werden  oder  nicht,  so  wird  mau  doch  das  begreiflich  linden,  wie 
ich  nach  W.'s  äusserung  (Anglia  V,  s.  l^o  die  drei  ersten  sätze)  bestimmt 
hotfen  darf,  dass  ich  keine  zeit  und  mühe  mehr  darauf  verwenden  kann, 
über  die  richtigkeit  oder  Unrichtigkeit  gewisser  metrischer  Untersuchungen 
im  einzelnen  zu  disputieren,  so  lange  ich  die  grundsätze,  nach  denen 
dieselben  ausgeführt  worden  sind,  für  verfehlt  halten  muss.  — 

Hinsichtlicli  der  weiteren  ausführungen  ^V.■ö  von  seite  47S>— 7!)  an 
begnüge  ich  micli  demnach  damit,  einige  der  von  ihm  aufgeworfenen 
fragen  zu  beantworten  und  versciiiedene  von  ilim  mir  in  rlcn  mnnd  ge- 
legte beliauptungen  als  nicht  von  mir  herrührend  zurückzuweisen. 


los  SCHIPIMK, 

/u  >.  i^o.  al-isat/.  1  lu-uiorkc  ich  Iblgoudiv-;:  Dio  allo  allitcricrondo 
laugzeilc  ist  kein  streng  kunstmässig  aiisgeltildetcs  uietiuni,  sondern  dio 
rieiero  puetisclic  t'oini  altgeiiuaniseher  iliclituug,  die  nur  gewissen  tradi- 
tionellen regein  folgte.  Ihr  wesen  beruht  auf  rhythmiseiier  griiitpiening 
von  hebuugen  iiud  Senkungen,  die  hebuugen  aber  sind  die  eigeutliehen 
stützen  des  verses.  lu  einem  vcrse  oder  versteile  von  lauter  liebungen 
ohne  dazwischen  fallende  Senkungen  noch  einen  rhythmus  zu  erkennen, 
gelingt  nur  der  gelehrten  theorie.  lu  einem  verse  mit  der  regelmässigen 
au/.ahl  fester  hebuugen  aber,  trotz  ungewöhnlicli  langer  Senkungen  noch 
einen  bestimmten  rhythmus  zu  vernehmen,  namentlich  unter  dem  ein- 
tluss  beuaehbarter,  logelmässig  gebauter  verse  (vgl.  Ae.  Metr.  s.  2;i(i)  ist 
und  war  in  der  pra.xis  etwas  ganz  gewöhnliches  (vgl.  Ae.  Metr.  s.  H\\, 
auch  anmerkung  .1),  zumal  in  den  zelten  des  mitteialters,  wo  die  reeita- 
tion  der  dichtungen  ein  häutiges  mittel  ihrer  Verbreitung  und  Überliefe- 
rung war. 

Zu  s.  ib\:  '.  .  .  falsch  ist  es  meines  erachtens,  wenn  man  den  stali- 
reim  zum  ausschliesslichen  kennzeiclien  einer  iioetischen  form  macht. 
Dies  geschieht  von  selten  der  vierhebuugstiieoretiker."  Keineswegs.  — 
Es  wurden  ja  vierhebige  lang/ieileu  ohne  Stabreim  bei  Aelfric,  La^amon 
und  andern  dichtem  von  mir  nachgewiesen  und  durchaus  nicht  als  rhyth- 
misch fehlerhaft  bezeichnet. 

Zu  s.  4'>1 :  'Wie  wäre  es  sonst  möglich,  dass  auch  verse  ganz  ohne 
den  Stabreim  bestehen  konnten,  wie  sie  der  ae.  psalter  aufweist?  Wie 
wäre  es  möglich,  dass  in  späterer  zeit  der  Stabreim  silbeu  trifft,  die  nach 
der  Zweihebungstheorie  in  der  seukuug  stehen,  wie  bei  Aelfric V  Ein- 
lach weil  in  folge  der  namentlich  in  Nordenglaud  überhandnehmenden 
reimhäuf uug  das  gesetz  der  alliterierenden  langzeile,  dass  der  Stabreim 
die  betonte  silbe  zu  treffen  habe,  nach  und  nach  in  Vergessenheit  geriet 
bezw.  rai&sverßtanden  wurde,  und  statt  dessen  die  forderung  geltung 
fand,  dass  der  vers,  wie  King  James  es  ausdrückt,  literall  zu  sein  habe 
i.  e.  ihat  (he  nudsl  pairl  uf  ^o%ir  hjne  sali  ryitnc  vpon  a  Iciler  (vgl.  Engl. 
Studien  V,  s.  191). 

Zu  dem  folgenden  satz  W.s  (s.  IS2)  ist  zu  bemerken,  dass  ich  s.  Kil 
meines  buches  den  einfiuss  des  altfranz.  kurzen  reimpaares,  wie  s.  Iii2 
den  des  alexandriners  auf  die  entwickelung  der  langzeile  freier  richtung 
mit  deutlichen  Worten  hervorhebe,  also  diese  erscheinung  doch  'direct 
von  einem  romanischen  vorbilde  ableite',  freilich  nicht  von  einem  einzigen, 
wenn  das  der  sinn  der  Wissmanirschen  beliaiiptung  sein  soll. 

Zu  s.  IsJ:  'Während   er  für   Lajamon  hier  und  da  die  möglichkcit 

einer   skansion   nach    l.achniannscher   art  zugibt,' Wi(!  sollte  ich 

dazu  kouimenVV  Ich  empfehle  herrn  Wissmann,  den  betreifenden  passus 
fAe.  Metr.  s.  157)  noch  einmal  zu  lesen.  Hoffentlich  wird  es  ihm  dann  ge- 
lingen, den  sinn  desselben  ebenso  klar  zu  fassen,  wie  er  die  Verschieden- 
heit zwischen  viertaktigen  und  vierhebigen  (den  von  ihm  mir  zugeschrie- 
benen ausdruck  'gleichhebige'  gebrauche  ich  meines  wisseus  nirgends) 
versen  in  der  anmerkung  s.  |s.'{  richtig  erkannt  hat,  obwol,  wie  er  meint, 
iiirgen«!«  bestimmt  gesagt  wird,  worin  der  untcrscliicd  besteht  (vgl.  Jedoch 
^  loO  und  namentlich  i;  117). 


ZUR  ALTKNGI..  WORTIIKTOXUNG.  109 

Zu  y.  ■!>»:!,  amii.:  Wimiu  \V.  i-twa  aus  uiiK-r  iiiitorsucliunj;  über  den 
charaktor  der  i?cukuui;c  i»  den  t'reuideu  uietren  die  zwcihelmngstheoric 
wideiicfjcn  will,  welche  nach  den  eventuellen  ergebuissen  einer  solchen 
'nicht  einen  uionient  stand  halten  würde"  (8.4^0,  anni.),  so  wäre  das  ja 
eine  ebenso  leichte,  als  dankenswerte  arbeit.  Icli  überlasse  ihm  dieselbe 
mit  vergnügen. 

Zu  s.  iS2 — ^7  unten  und  zu  dem  auhaug  s.  )'J2  lt.:  Für  die  metrische 
crklärung  solcher  gedichte,  in  welchen  ich  hinsichtlich  ihrer  rhyth- 
mischen form  eine  vermengung  verschiedenartiger  metra  erkannt  habe, 
können  nach  den  ergebnissen  der  voranstellenden  Untersuchung  die  Lach- 
mann'scheu  regeln  nicht  zur  liasis  einer  anderen  Untersuchung  dienen. 

Zu  s.  Ayl  abs.  2:  Während  uns  im  I.,ajamon  ein  umfangreiches  denk- 
mal  vorliegt,  dessen  langzeiliger  metrischer  Charakter  jedenfalls  aus  dem 
ganzen  zusammenhange  klar  erkennbar  ist,  tritt  uns  in  dem  kurzen  ge- 
dichte King  Hörn  die  alte  langzeile  in  noch  weiterer  entwickelung,  durch- 
weg zu  kurzzeilen  aufgelöst  und  noch  stärker  von  den  gleichtaktigeu 
metren  beeinflusst,  entgegen.  Es  ist  also  kein  Widerspruch,  wenn  eine 
behauptung,  die  auf  Lasamon  liezug  hat,  auf  King  Horu  keine  auwen- 
duug  findet,  jedenfalls,  wie  das  gedieht  überliefert  ist,  von  mir  nicht  an- 
gewant  wird. 

King  Hörn  ist  sicherlich,  ganz  abgesehen  von  der  Streitfrage  über 
die  giltigkeit  der  Lachmann"schen  gesetze  für  das  Altenglische,  eines  der 
schwierigsten  gedichte,  um  daran  den  textkritischen  Scharfsinn  zu  üben. 

Ich  habe  mich  damit  begnügt,  den  metrischen  charakter  des  ge- 
dichtes  nach  dem  zustande,  in  welchem  es  uns  überliefert  ist,  zu  be- 
leuchten; über  die  beziehung  des  metrums  zur  alten  langzeile  herscht  ja 
keine  raeinungsverschiedenheit.  W.  hat  meine  l)eschreibung  jenes  me- 
trums vortrefflich  zum  scliluss  seiner  arbeit  resümiert  mit  den  worteu 
(s.  492):  'Nach  Schipper  weist  also  das  lied  von  King  Hörn  verse  von 
zwei,  von  drei  (stumpf  und  klingend)  und  vier  (stumpf  und  klingend) 
hebuQgen  auf-  Ganz  unbegreiflich  ist  es  mir  nun  aber,  wie  er  dann, 
nachdem  er  soeben  die  grenzen  der  form  so  klar  und  liestimmt 
als  möglich  angegeben  hat  (er  hätte  noch  hinzufügen  können,  dass 
drei  liebungen  klingend  und  manchmal  vier  liebungen  stumpf  oder  klin- 
gend der  gewöhnliche  rhythmus  sei),  liehaupten  kann:  "Damit  wäre 
die  absolute  formlosigkeit  als  prinzip  proklamiert,  die  wir  oben  schon  als 
die  conse(jnenz  der  von  Schipper  vertretenen  theorie  hingestellt  haben '.- 

Man  wird  doch  wol  für  ein  mittelalterliches,  volkstümliches,  in  einer 
ungebildeten  Volkssprache  geschriebenes  gedieht,  welches  nach  des  heraus- 
gebers  Überzeugung  spuren  mündlicher  Überlieferung  in  den  uns  erhal- 
tenen handschriften  an  sich  trägt  (King  Hörn  s.  (i),  eine  ähnliche  freiere 
form  des  metrums  zugeben  können,  wie  man  sie  für  so  viele  neuere 
kunstgedichte  (z.  h.  Schillers  'Handschuh",  ohne  «las  metrum  in  parallele 
stellen  zu  wollen)  unbedenklich  einräumen  muss. 

Auf  die  recensioii  Kinenkels,  der  ja  im  wesentlichen  mit  Wiss- 
mann auf  dem  nämlichen  Lachmann'schen  Standpunkte  steht,  im  beson- 
deren einzugehen,   erschien  uiir  durch  den  sachlichen  inhalt  seiner  aus- 


110  >-i  HirrKK.  /iK   \i  1 1  \i.i  .  woK  rHKioxrxc;. 

tiiliniuj^i'u  niclit  gclKttoii.  l'io  l'oriii  ;il»or,  in  di-r  sio  voruotrajioii  ;<iiul, 
die  sich  eiuLTs^oits  durch  eiue  y.uni  teil  uocli  grössere  iiiigeuaiiigkoit  in 
den  roforaron  als  bei  Wissniauu,  andererseits  durch  einen  j;ar  zu  posi- 
tiven ton,  mit  dem  die  von  ilini  acceptierten  tiieorien  auilercr  als  unbe- 
strittene Wahrheit  hinbestellt  werden  und  durch  eine  zu  gerini;seh;itzigc 
ausdrueksweise,  mit  der  die  von  mir  vertretene  und  bc.ü'rändete  ansieht 
besprüchen  ist,  charakterisiert,  würde  mir  ein  näheres  eingehen  auf  seine 
kritik  geradezu  untersagt  haben. 

Inzwischen  hat  sich  eine  andere  stimme  iilier  diese  ganze  contro- 
\erse  und  speeiell  über  die  Eineukelsehe  besi)reehung  meines  buches 
vernehmen  lassen  in  einer  ebenso  klaren  als  sachgemiissen  recension  des- 
seliten.  welelie  in  no.  ;Mi2  der  New- Yorker  Zeitschrift  'The  Nation"  vom 
12.  Oktober  d.  j.  erschienen  ist.     Der  betrertende  passus  lautet  so: 

'This  scclioii  {seil,  scction  ;{)  is  ihe  erux  o/'  i/n-  boolc .  and  is 
lioiitii/  (()  i>rovo/:f  miich  lioslilc  crilicism.  Alieaili/  aiie  sharf}  revit'/r, 
hy  Eincnkel,  hus  appcared  iit  lltc  Anglia  (Anzeiijer  V,  IMl— 5;i).  il  c 
Itavc  IM  sjtucc  l'iir  eiUeruiy  iiilo  llte  coalroversy,  and  ciin  only  indicalc 
ihc  cartlintd  jniinl.  Schipj/er  does  not  accept  /'or  Old  KnyUsli  llte  iheory 
uoinmonhj  acceplcd  for  Mittelhochdeutsch)  llial  an  inßection-vowel  aflrr 
u  long  siem-syllahle  must  be  read  witli  a  subsidiary  acccnl  (Neben- 
ton) so  US  lu  count  für  a  füll  versc-measure  —  thus  löre  —  but  asser  Is 
iliiii  such  vowels  are  usuaUy  Hnaccenlcd  (tonlos).  The  point,  apparenUy 
a  Iri/h',  is  really  widc-rcachiny  in  its  coilsequenccs.  if  we  side  willt 
Schipper,  we  shall  reyard  Layanuni's  "Briil'  -  lo  yife  merely  ane 
sirihiny  exatnple  —  us  euniposed  in  ihe  old  allilerative  rhylhm,  fonr 
heats  lit  ihe  fuU  Hne.  Bul  if  we  side  wilh  EinenLel,  we  shall  have  lo 
reject  its  allilerative  flow  alloyether,  and  read  ii  by  four-beat  coitplels, 
ihus  gclliny  eiyhl  beais  to  the  füll  line.  Üur  decision  will  turn  upon  ilic 
scansion  uf  ihe  "Orniulum" .  Schipper  has  subjecled  Ihis  poeni  to  a  niosl 
'searchiny  exanänalion,  and  has  shown  ihal  to  apply  to  il  such  a  nuihod 
"/■  aceentualion  as  "lore"  woukl  nlterly  ruin  its  versc-ßow.  To  which 
■  Einenkcl  replies  by  rejectiny  the  "Urrnuluni"  us  a  Standard.  II c 
yoes  eoeii  so  far  as  to  asserl  (ibid.  p.  ;5S)  llial  its  anlhor  "violales 
ihc  ruies  of  nccenl  of  his  specch  al  every  turn  (Augenblick)"  and 
'lyain  p.  17.  ealls  iis  melre  a  "Zwitter"  belween  four-beat  rhylhm  and 
l'rcnch  syllable-counliny.  When  rubbish  like  this  is  pro/ferd  for  aryn- 
ntenl,  we  can  only  hold  onr  brealh  in  arnazarnent.  A  crilic  must  indeed 
be  ut  his  jvits' e?id,  when  he  accusrs  Orm  of  violaliny  ihe  rules  of  Eny- 
lish  acccnl;  for  if  there  be  any  one  poeni  betwecn  ihe  tiines  of  " lico- 
m'm//'  and  ihc  limes  of  Cliaucer  and  Gower  ihal  is  easy  lo  scan ,  il  is 
assuredly  the  "Ünnulnni".  To  an  Knylish  ear  and  tonyue  the  pocni 
diirs  Hill  offer  any  difficulty  n'orlh  notiny.  In  trulh,  Orm  rvas,  für  his 
day,  a  ntelricnl  uud  linyuislic  yenius  in  contparison  wilh  whoin  Layamon 
and  all  nthers  were  the  verlest  blundercrs.  Uence  Schipper  has  done 
n'isely  in  selectiny  the  "Orrnuluni  '  as  a  Standard  of  ulier a nee'. 

l'niiMrteiische  Icser  werrlen  es  mir  nicht  verargen,  zumal  da  da.s 
IdiirilVende  organ  aul'  dem  coritinent  wenig  vc^rbreitet  ist,  dass  ich  die 
auf  die  vorliegende  »Ireitfrage  bezüglichen  liemerku)igen   des  anonymen 


l'KAUrMANX,    /VK    Afl-    INI)   Ml  I  I  1  IP  N(  ;i,.  VI'KSI.r.llKF..  111 

receuseutcii,  der  sicli  im  i^aii/oii  /.war  aiuMkcnnciHl.  kcineswcji^s  ahci 
iu  allen  punkten  ztistininjond  äussert,  als  die  ersle  cutschicdcu  /.u 
gunsten  meiuer  ;insiclit  sieh  geltend  uiaclicnde  kundgebunir  hier  mitge- 
teilt habe. 

Wien,  im  xovk.mi;ek  iSKj.  1.  Scmrpi'.K. 


ZUK  ALT-  UND  iM^^TELE^■(iLISCHEN  VEIISEEHKE. 

I. 

I.  Schipper  sagt  in  seiner  Metrik  auf  s.  121,  und  jetzt  im  vor- 
stehenden aut'satze  auf  s.  W,  dass  icli  die  Lachmann'scheu  betonungs- 
gesetze  für  die  stabzeile  auf  das  entschiedenste  verwerfe,  andier.'^eits 
aber  dieselben  gesetze  auf  ein  viel  jüngeres  denkmal,  auf  Laganiuus 
Brut,  angewendet  wissen  wolle.  Der  erste  teil  dieser  behauptuug  ist 
richtig,  der  zweite  ist  falsch:  ich  verwerfe  die  giltigkeit  der  Lachmunn- 
sehen  betonungsgesetze  überhaupt,  also  auch  in  bezug  auf  Lajamon. 

Schipper  verwechselt  zwei  ganz  verschiedene  dinge  mit  einander, 
Lachmanu"s  betonungsgesetze  und  Lachmann's  versregeln. 

Lachmann  hat  das  nicht  geringe  verdienst,  dass  er  den  vers  Otfrid"s 
und  die  entsitrechenden  mittelhochdeutschen  als  regelmässige  verse  von 
vier  hebungen  erkannte  und  lesen  lehrte.  Kr  fiel  aber  in  den  irrtuui, 
dass  er  gewisse  eigentümlichkeiten  dieser  verse  auf  wortbetonungsgesetze 
zurückzuführen  suchte,  die  es  nicht  gibt  und  nicht  gab.  Ich  lese  die 
verse  Otfrid"s,  die  entsprechenden  mittelhochdeutschen,  die  des  Brut  und 
einer  ganzen  reihe  anderer  mittelenglischer  scdirifren  wie  Lachmann  tat 
oder  tun  würde,  d.  h.  ich  erkenne  für  die  betreliend«n  gediehte  die  giltig- 
keit seiner  versregeln  an;  aber  ich  leime  die  giltigkeit  seiner  beto- 
nunggesetze  ab. 

Ich  habe  mich  gegen  diese  letzteren  bereits  in  meiuer  schritt:  Lacli- 
niann's  Betonungsgesetze  und  Otfrids  Vers  (Halle  isTT),  erklärt.'  Wenn 
Schipper  diesell)e  zur  band  nehmen  will,  so  wird  er  dort  entwickelt  fin- 
den,  dass  das  sogen,  gesetz  der  alisteigenden  betonung  von  (Mfrid  und 


'  Die  althandiuiig  wurde,  wie  sie  l)is  .^eite  2:;  vorliegt.  !)ereits  im 
Oetober  1ST5  vollendet  uml  den  herausgebern  der  Beitiäge,  II.  Paul  und 
W.  Braune,  zum  druck  angelioten,  von  diesen  aber  nicht  angenonnuen. 
Es  galt  damals  noch  für  ketzerei,  an  Lachmann "s  beton ungsgesetzen  zu 
zweifeln.  Erst  zwei  jähre  später,  nachdem  Sie  vers  in  seiTiem  aufsatze 
'Zur  accent-  und  lautielirt;  der  germ.  sprachen"  (I'aul  und  Braune's  Bei- 
träge \\,  522  fr'.)  sich  ebenfalls  gegen  'Lachmanns  rhythmisches  accent- 
gesetz'  ausgesprochen  hatte,  verötrentlichte  ich  meine  arbeit  unter  hiuzu- 
fügung  der  von  s.  2."i  an  gegebenen  iiemerkungen  als  ein  selbständiges 
schriftchen.  Ich  glaubte,  als  ich  meinen  aufsatz  schriel»,  und  auch  später 
noch  als  ich  ihn  druckte,  der  erste  zu  sein,  der  die  giltigkeit  (1er  Lacli- 
mannschen  betonungsgesetze  bestreitet,  ersehe  jedoch  aus  llerrig"s  Archiv 
b.  60,  s.  4."j7,  dass  schon  in  \Mlmar"s  Deutscher "Ver.^kunst.  bearlteitet  von 
Grein,  und  in  IIerrig"s  Archiv  li.  ."vi,  s.  Itll'.i  von  Begemaun  das  erstere 
gesetz  (  '    '      )  angegrilVen  ist. 


I  1  -  TR  \ur>r  \v\, 

(k'ii  iiilid.  (lirlitoin  örUM-  uvltinoliou  als  bcl'ul^t  wird,  das5>  eine  mencc 
OftVidischer  wortforiuoii  '^i^e^cn  dasselbe  streiten,  dass  lUe  ciitwiekliiiig 
der  s{)raeiie  niciit  ttazu  stimuit,  luit  eiiiein  wurte,  dass  es  nicht  bestan- 
den liabeii  kanu.  (lenaii  nun  auf  diesem  budcn  stehe  ieh  auch  iu  bc- 
tretV  Lajaiuon's,  und  ieh  habe  in  meinen»  aufsatze  über  Lasanion's  vers, 
auf  den  sich  Schipper  bezieht,  mit  keinem  worte  die  gütigkeit  der  Laeli- 
mann'selien  beton  ungsgesetze  in  anspruch  genommen. 

2.  Die  giltigkeit  der  l.aeliuiann'sehen  versregeln  kann  ich  niclit 
n\nhin  anzuerkennen.  Das  will  nicht  sagen,  dass  ich  alle  die  unerbitt- 
lichen Sätze  unterschreibe,  die  Lachmann  über  den  alt-  unil  nnttelhochdeut- 
schcn  Versbau  aufgestellt  hat.  Keineswegs.  Auch  habe  ich  mich  wenigstens 
gegen  eine  der  in  frage  kummeudeu  regeln  bereits  früher  ausgespro- 
elion,  gegen  die  regel,  dass  die  Senkung  stets  einsilbig  sein  müsse',  wie 
von  anderen  andere  regeln  schon  vor  mir  bekämpft  worden  sind.'-  Ich 
betrachte  auch  mit  anderen  das  bedingungslose  gelteniassen  der  Lacli- 
nniun'schen  versregeln  und  die  darauf  gegründete  'lierstellung',  sei  es 
mittel-  und  altdeutscher  oder  mittel-  und  altenglischer  texte  als  unerlaubt, 
Ja  als  eine  fälschung  des  überlieferten  Schrifttums.  Aber  ich  kann  mich 
nicht  verschliesseu  gegen  dinge  welche  sind,  und  das  gewicht  augen- 
fälliger tatsachen  bestimmt  mich  anzuerkennen,  dass  in  Otfrid's  und  den 
entsprechenden  mittelhochdeutschen  versen  —  sprechen  wir  zunächst  nur 
von  alt-  und  mittelhochdeutschen  versen  die  folgenden  regeln  beob- 
achtet werden:' 

1.   Jeder  vers  hat  vier  hebungeu;  Senkungen  hat  er  bald  vier,  bald 

drei,  bald  zwei,  bald  auch  nur  eine.    Verse  oiine  alle  Senkungen 

sind  selten. 
■J.    Die   Senkung  kann  fehlen  oder  stehen  wo  sie  will-,   nur  nach  der 

vierten  hebung  ist  sie  nicht  zulässig. 
:'i.    ICiu   wort  von  der  form   -    '  kann  nur  eine  liebuug  haben,   sei  es 

am  ende,  sei  es  im  Innern  des  verses:  (jcben,  hole  etc.     Am  ende 

gelten  solche  Wörter  einsilbigen  gleich,  so  dass  die  regel  'die  letzte 

hebung  ist  die  letzte  silbe  des  verses'  gewahrt  bleibt. 
I.    Ein  wort  von  der  form  ^^^  hat  am  ende  des  verses  zwei  hebungeu: 

widere,  yudeme  etc.;  im  inuern  bald  eine,  bald  zwei:  widere  s^kjc- 

len  oder  widere  sag  eleu. 
.">.    Ein  worl  von  der  form      ^  hat  am  ende  des  verses  zwei,  im  innern 

des  verses  bald  eine,  bald  zwei  hebuugen;  also  am  ende  ere  kmfen, 

im  iunern  ebenso  oder  ere  koufen. 

'  Lachmann's  Betonungsgesetze  s.  2'.i  f.  Die  saehc  ist  die:  Gewisse 
dichter  kommen,  wenn  wir  in  Wörtern  wie  Iterisctif'l  sur/eie  etc.  die  zweite 
hübe  als  zur  heltung  gehörig  ansehen,  d.  i.  wenn  wir  '  verschleifnng  auf 
der  hebung"  zugelten,  allerdings  der  forderung  liachmann's,  dass  die 
Senkung  stets  einsill)ig  sein  müsse,  sehr  nahe;  bei  anderen  dagegen 
bind  zweisilbige  Senkungen  durchaus  nichts  ungewönliches,  und  manchen 
haben  sogar  dreisilbige  nichts  anstössiges. 

-  Man  sehe  z.  b.  die  beherzigenswerten  worte  H.  Faur»,  Beitr.  1, 288  ft". 

■'  iJie  mit  die.s('n  rbngeii  v('rtrauten  wollen  uhmiic  ausführlichkeif  enf- 
Hchnldigen.  Ant  d(;i-  an(bM-en  seitc!  sei  ansdriicklich  bemerkt,  dass  ieh 
nicht  auf  vollsfändigkeii  ausgehe. 


ZUR   ALT-   UND  MI  1TELK\(,I,.   VK kSI.KHKK.  113 

(j.    Kill  wort  von  der  foiui      _-  -  hat.  ;uu  ende  des  verses  drei  liebungen: 
visclarrr  tvcmcudc:  im  iniiern  hat  ea  zwei,  und  /.war  entweder  auf 
der  ersten  und  zweiten  {wisolu)  oder  auf  der  ersten  und  dritten 
{wisola),  oder  es  liat   bloss  eine  auf  der  ersten  {//uiuodo). 
7.    Ein  Wort  von  der  form  _^      hat  im  innern  des  verses  entweder 
nur   eine  hebuug,    und  xwar  auf  der  ersten  (li/iarcs),   oder  es  hat 
zweie,   und  zwar   a)  eine  auf  der  ersten  und  eine  auf  der  letzten 
{liilares),    b)  eine   auf  der   ersten    und   eine   auf  der   zweiten  (ht- 
idres).     Am  ende  des  verses  liat  es  zweie,  und  es  könnte  zweifel- 
haft erscheinen,   ob  zu  lesen  ist  /lUdrcs  oder  liilarc's.     Otfrid  und 
andere   dichter  vermeiden  würter   dieser   art  am  ende  des  verses; 
bei  andern  linden  wir  sie,  so  z.  b.  im   13^.  psalm,  wo  es  heisst: 
Noh  trof  ih  des  ne  loui^ino 
des  tu  tati  tougino. 
Von  diesen  regeln  werden,  wie  ausdrücklich  l»emerkt  werden  möge, 
nicht  alle   von  allen  dichtem  mit  gleicher  genauigkeit  beobachtet;   doch 
hat  ihre  giltigkeit  im  grossen  und  ganzen   noch  niemand  geleugnet,  der 
sich   mit  alt-   und  mittelhochdeutscher  metrik  beschäftigt  liat. 

3.  Wenn  ich  Lachmanns  versregeln  als  im  grossen  und  ganzen 
giltig  annehme,  seine  betonungsgesetze  aber  entschieden  verwerfe, 
so  trennt  mich  von  ihm  eigentlich  nur  die  verschiedene  ansieht  über  den 
grund  gewisser  betonungen.'  Lachraann  meint,  im  Alt-  und  Mittcihoch- 
deutschen  wurde  gesprochen  z.  b.  wisi)l<i  fitlld  cndclen  nchne,  und  weil 
so  gesprochen  wurde,  finden  wir  diese  vom  Neuliochdeutschen  abwei- 
chenden treftigungen  in  alt-  und  mittelhochdeutschen  versen.  Ich  da- 
gegen meine,  im  Alt-  und  Mittelhochdeutschen  wurde  in  gewönliclun- 
rede  wie  im  Neuhochdeutschen,  also  wisohi  fnllo  endeten  nd'nie,  ge- 
sprochen, und  die  zweiten  treffe  solcher  Wörter  [rvisoia  nd'/ne)  sind,  w(» 
sie  sich  in  gebundener  rede  rinden,  nicht  wort-,  sondern  verstretfe.-' 

Bei  einer  solchen  annähme  muss  erklärt  werden,  wie  alt-  und  mittel- 
hochdeutsche dichter  dazu  kamen,  im  verse  Silben  zu  treffigen,  die  in  gc- 
wön  lieber  rede  treft'los  waren. 

Meine  erklärung  ist  gegenwärtig  noch  dieselbe,  welche  ich  Lachm.Be- 
tonungsg.  s.  J.i  f.  gegeben  habe,  und  die  jetzt  auch  Einenkel,  Anglia  V, 
Anzeiger  s.  39 — 4(i  gibt:  In  der  stabreimenden  dichtung  durften  die 
Senkungen  nach  belieben  gesetzt  oder  weggelassen  werden.    Auf  grund 

'  Die  Wörter  ton  und  be tonung  im  sinne  von  icuis  sind  gänzlich 
unpassend,  wie  jeder,  der  irgend  urteil  hat  in  solchen  dingen,  zugeben 
wird  und  selber  schon  empfunden  haben  muss.  Ich  werde  mir  erlauben 
anstatt  icliis  das  in  mitteldeutschen  gegenden  sehr  übliche,  vielleicht  auch 
sonst  in  Deutschland  vorkommende  wort  treff  (--schlag,  hieb)  zu  ge- 
brauchen; ich  werde  eine  'betonte'  silbe  eine  treffige  und  eine  'unbe- 
tonte" eine  untreffige  oder  trefflose  nennen;  und  für 'betonen"  und 
'betonung'  wolle  man  mir  treffigen  und  tretfigung,  für  'hochton'  und 
'tiefton'  haupttreff  und  nebentreff  zu  sagen  gestatten.  .Schmeller 
in  der  vorrede  zu  den  Carmina  Burana  (s.  XII  und  XIII)  nennt  den  icins 
die  Wucht  und  spricht  von  vierwuclitigen  versen.  Auch  dies  sind 
passende  ausdrücke. 

-  Siehe  meine  elien  angc^führte  sehrift  s.  1 1  i'i'. 


IRAl'lM  ANN, 


iliosi'r  tVeilioit  war  os  luö^licli,  wiirtor  wie  cor/'biicntle  Icoitwcrixl  tlt'oj'- 
slftlf  lU'Irt'OfV,  /iutlici'jti  iiKincKitnic,  rclilkcrnoii  itUfmnte  iiu  vorse  /.u  ge- 
l>ranolien.  und  sie  wurden  wie  jeder  weiss,  liunten  weise  gebraueht.'  Solche 
Wörter  waren  dann  aueh  der  endreimenden  dielirunu-  gerecht.  Sagte  aber 
/..  b.  Ottrid  itotiliitrfii  wiaditaiiies  lioltlfnz,  weshalb  nicht  auch,  wenn  es 
iliiii  in  den  vers  passte,  siiaznissi  zcilmimga  mciunsijon  thionosles  fra- 
ijclti  liniii/i  ii'izzi'^  Und  wenn  er  diese  tret'tiguugeu  zuliess,  weshall»  nielit 
auch  jinigKion  smlida  lu'ilt-tjun  imiiine  si/ir'^  Kr  schrak  denn  auch,  w'w 
•ilibekannt,  nicht  davor  zurück  und  brauchte  es  um  so  weniger  zu  tun. 
als  aic  stabdichtung  auf  diesem  wege  bereits  vorangegangen  war.  K» 
werde  hier  nur  auf  ein  paar  bcispiele  hingewiesen: 

l';cr  se  wilda  fügcl        in  j^ani  wcstcnne    Phoen.  2t»l 

and  und  änwälde        |nniim  ägcnuni  (i'igenüm?)    Boeth.  Jii,  2:1 

nirgend  üsser  |'a  he  Nöc  Gen.  l.öU4. 
l>ic  iiltrigen  hierher  gehörigen  fälle  der  alteuglischen  und  altsäch- 
sischen  gediclitc  führt  Rieger  auf  (Die  Alt-  und  Ags.  Verskunst  IsTd, 
s.  .'»(>  ff.).  Und  weon  wir  Horu's  ansführungeu  (l'aul  und  Braunes  Bei- 
träge s.  li>4  ft'.,  besonders  s.  172)  beitreten  —  was  kaum  zu  umgehen  sein 
dürfte  — ,  so  wächst  die  zahl  solcher  trettigungen  noch  um  ein  bedeu- 
tendes, da  dann  z.  b.  in  den  folgenden  vcrsen  die  gesi»errt  gedruckten 
Wörter  mit  zwei  treHen  zu  lesen  sind: 

l'jcr  Wies  <>n  bli'tdc        brim  wcallende     Beow.  s4S 

|>e  we  calli'        rr  ne  nn'-ahton     Beow.  '.112 

liim  l'a  togcnrs         |'e  glcawrstan     Kl.  l>^it. 

Wird  nun  weiter  gefragt,  wie  es  komme,  dass  nur  Wörter  mit  langer 
erster  silbe  (die  durch  den  vtd<al  sowol  wie  durch  zwei  oder  mehr  koiiso- 
nanten  lang  sein  kann)  einen  trclf  auf  die  zweiten  ehmen  können,  so  habe 
ich  die  antwort  auch  darauf  bereits  früher  (Kaehni.  Betonungsg.  s.  II  -!■'•) 
gegeben,  und  Kinenkel  tritt  ihr  am  vorhin  angefiilirten  orte  gleichfalls 
bei:  Die  älteren  germanischen  sprachen  schieden  zwischen  kurzen  und 
langen  vokalen  nicht  nur,  sondern  auch  zwischen  kurzen  und  langen 
koiisonanten.  Sic  standen,  was  die  konsonanten  betrift"t,  wie  die  mund- 
arten  um  Köln  und  Bonn  heute  noch  stehen  und  wie  auch  das  gebildete 
Italieuisclu;  steht,  das  in  ariKt  viiio  Inlo  kurze  ///  n  t,  aber  in  ßamina 
hiinbo,  Itanno  undn.  Utilo  Klitu  lange  in  n  (  etc.  unterscheidet.  Die  ahd. 
Wörter  i/i/ino  (ich  mahne)  und  iiiuniio  (der  niänner)  oder  die  ae.  ivlnc 
idcr  frciuiii)  und  wliiiic  (ich  kämpfe)  unterscheiden  sich  wie  in  der  schrift 
.s(t  aucli  in  der  ausspräche  auf  das  deutlichste  von  einander,  wie  für  kun- 
dige nicht  weiter  bewiesen  zu  werden  braucht:  iiifino  und  wtnc  hatten 
kurzes,  münm)  und  ivinnc  Langes  n.  Solchen  sprachen  musste  es  widerstre- 
ben, silben,  die  sowol  in  betrert"dcs  vokais  wie  des  konsonanten  kurz  waren, 
üljer  ihr  gcwönliehes  niaass  hinaus  zu  veilängern,  so  dass  sie  die  zeit  für 
hel)ung  und  folgende  Senkung  fiilUen.  Lediglich  dies  ist  der  grund,  dass 
treftigungen  wie  .siluhm  ihniuinn  neriti.s  /Ymn  sinin  Imjcs  nicht  vorkommen. 

'  Diese  freiheit  wider  dankt  natürlich  ihr  dasein  der  tatsache,  dass 
die  gtrruianischen  sprachen  so  viele  Wörter  haben,  in  denen  zwei  neben 
einander  stehende  silben  trcfüg  sind. 


ZUR   ALT-   UND  MIT!  EIJ'.NGL.   VF.RSLEHRK.  1  1 '> 

Jene  treffigiingen  (/»iscnde  lore)  welche  den  ncueru  i;eiiuauisc'!ien 
sprachen  nicht  mehr  geläufig  sind  oder  docli  nur  in  volksniässigon  go- 
dichten  und  im  gesange  vorkommen,  hissen  sich  völlig  ungezwungen 
ohne  Lachmanns  'betonungsgesetze',  ja  besser  olme  sie  als  mit  ihnen. 
i)egreiteu.  Freilich  gehen  sie,  wie  wir  gesehen,  zurück  auf  ein  gesetz, 
welches  sämmtlichen  germanischen  sprachen  inne  wohnt;  aber  die  von 
Lachmann  aufgestellten  gesetze  hat  es  nieujals  gegeben. 

-1.  Wer  sich  auf  den  soeben  dargelegten  allein  haltbaren  Standpunkt 
stellt,  für  den  gibt  es  keinen  streit  über  alt-  und  niittelenglische  'wortbeto- 
nung",  wie  er  von  Schipper  und  Wissmann  geführt  wird.  Schipper  liat  ganz 
recht,  wenn  er  behauptet,  dass  im  Me.  nicht  luilnje  Iure  (nämlich  in  gewöhn- 
licher rede!)  gesprochen  wurde:  aber  er  hat  unrecht,  wenn  er  solclie 
trefligungen  für  die  spräche  der  dichter  leugnet.  Wissuiann  hat  ganz 
recht,  wenn  er  liest:  wi'mnen  hirceued  und  <ind  f)c  SaHlene  Limj  etc.; 
aber  er  hat  unrecht,  wenn  er  es  tut  auf  grund  der  Laclimann'scheu 'be- 
tonungsgesetze". Es  liegen,  uui  es  noch  einmal  zu  sagen,  in  solchen 
verseu  nicht  wort-,  sondern  verstretfe  vor,  die  von  den  dichtem  nach 
l)elieben  gesetzt  oder  nicht  gesetzt  werden.  —  Es  ist  wol  kaum  nötig,  lie- 
sonders  hervorzuheben ,  dass  ein  unterschied  zu  machen  ist  zwischen 
den  leichteren  endungen  wie  -e  -eii  -cd  und  gewissen  bildesilben,  welche 
wie  'Uiuj  -ing  -ind  -and  -isc  -rj-c  -ness  durch  ihre  klangfülle  das  ge- 
wicht selbständiger  Wörter  haben.  Silben  dieser  art  hatten  sicherlich 
früher  wie  noch  heute,  namentlich  wenn  ihnen  leichtere  vorangiengen 
oder  folgten,  einen  nebentretf  auch  in  gewönlicher  rede. 

Für  diejenigen,  welche  sich  auf  den  unter  ."i.  dargelegten  Stand- 
punkt stellen,  gibt  es  auch  keinen  hader  um  'tonloses"  und  'stummes"  c. 
Die  sogenannten  tonlosen  c  in  ffd'be  wende  etc.  und  die  sogenannten 
stummen  e  in  vile  itcine  etc.  lauteten  nicht  um  ein  haar  verschieden,  und 
weder  dieses  noch  jenes  hatte  in  gewöhnlicher  rede  den  mindesten  trelV. 
Dass  der  dichter,  wenu  es  ihm  so  genehm  war,  trefügen  konnte  (/(ein- 
wende etc.,  hat  allein  seinen  grund  in  der  länge  der  Stammsilbe:  und 
dass  in  Wörtern  wie  vile  ueme  etc.  nie  ein  zweiter  trelV  auf  die  endsillx' 
gelegt  wird,  liegt  an  nichts  als  an  der  kürze  der  Stammsilbe. 

II. 
Die  meinung,  dass  der  halbe  stabvers  nicht  zwei,  sondern  vier 
hebungen  habe  und  eins  sei  mit  der  Otfridischen  kurzzeile,  hat  noch 
immer  ihre  Vertreter  bei  uns.  Von  den  blütenschweren  ufern  des  Ganges 
bis  zum  meerumrauschten  Island  eine  einzige  grosse  vöikersippe,. deren 
vielgestaltige  sprachen  auf  einen  Ursprung  zurückgehen.  Ein  schöner 
gedanke,  einen  indogermanischen  urvers  zu  vermuten,  aus  dem  alle  vers 
maasse  der  Griechen  und  Römer,  der  Deutschen  und  Franzosen  u.s.  w.  ab- 
zuleiten sind.  Es  wird  auf  Übereinstimmungen  zwischen  versmaasseu  des 
Veda  und  ältesten  germanischen  versmaassen  hingewiesen.  So  schreibt 
Scherer,  Zur  Gesch.  der  D.  Spr."-  037:  'Vier  jener  verse,  zwei  langzeileu, 
das  metruni  annsiubh,  entspreclien  der  Otfridischen  Strophe:  drei  jener 
verse,  laugzcile,  lialbzeile,  das  nietrum //«(/«///,  ergilit  verdoppelt  den  Ijiik\ii- 
In'itlr,  woraus  vielleicht  die  reimstrophe  von  drei  langzeileu  hervorgieiig". 


Uli  IKAl' IMANN', 

Ich  kann  niclit  urtoilou.  o\>  wirklich  licziehiiu^en  /.wischen  alt- 
iiulisohen  uiul  alt,ü:ennani.-<fhoii  vci-sniaassou  bes'auden.  Das  aber  luiitc 
icli  mit  W.  Wackeniagel,  N'etter,  K.  Hihlelirand,  Kiegor  u.a.  für  sicher, 
(lass  Ott'ricrs  vers  iiml  die  halbe  stabzeile  verschiedene  dinge  sind.  Auch 
die  halbe  stabzeiie,  wie  sie  im  Hildebrandliede  vorliegt.  Was  Scheror 
(a.  a.  u.  s.  (■>;!:{  tV.)  zur  Verteidigung  der  zuerst  von  Lachmanu  beliaupteten 
vier  hebungen  vorbringt,  sind  geistvolle  und  anregende  Vermutungen 
und  erwägungen;  beweise  sind  es  nicht.  Den  Vermutungen  und  er- 
wäguugen  Seherer's  steht  die  tatsache  entgegen,  dass  sich  alle  halli- 
verse  des  Hildebraudliedes  völlig  ungezwungen  als  zw  eitret'lige  lesen 
lassen,  dass  aber  ungefähr  ein  viertel  den  Otfridischen  regeln  mehr  oder 
weniger  zuwiderlaufen.  Ich  rechne  zu  den  widerstrebenden  versen  auch 
solche  w  ie  fdhein  worlum,  liSrroii  (joleii,  dslarliulo  etc.,  denn  auf  fiiujar 
tlandii,  einen  vers,  der  in  Otfrid's  mehr  als  l.">()0()  kurzzeilen  mit,  wenn 
ich  recht  zähle,  nur  drei  gleichen  beispielen  des  ersten  buches  (1,  7; 
(i,  11;  7,  !i)  allein  .steht,  darf  mau  sich  nicht  berufen.  Es  sind  dies  so 
wenig  gute  Ottridische  verse,  wie  die  sieben-  und  flinffüssigen  he.\a- 
meter,  die  sich  vereinzelt  bei  den  Griechen  und  Römern  linden,  gute 
hexameter  sind.  Es  ist  Lachmann  zuzugelten,  dass  sich  im  Hildebrand- 
liede eine  verhältnissmässig  grössere  zahl  als  im  lleliand,  in  den  ae. 
und  den  hierhergehörigen  an.  gcdichteu  solcher  verse  finden,  die  sich 
als  Ottridische  Ic.-^en  lassen.  Aber  dürfen  wir  von  dem  kleinen  uns  er- 
haltenen stücke  auf  das  ganze  schliessenV  Und  ist  nicht  der  Stabreim 
im  Hildebrandliede  in  so  tretflicher  Ordnung  wie  in  den  anderen  eben 
genannten  gedichtenV  l'nd  vor  allem:  konnnen  wir  mit  zwei  treffen  auf 
den  halbvers  nicht  von  anfang  bis  ende  glatt  durch,  während  wir  mit 
vieren  jeden  augenblick  scheitern? 

Schipper  stellt  sich  be/-iiglicli  der  stabzi^ile  in  die  reihe  derjenigen, 
welche  die  viertreffigkeit  des  halbverses  bestreiten  und  zweitreffigkeit 
annehmen;  und  Engl.  Stud.  \',  lUO  '.tl  weist  er  auf  ein  paar  stellen  aus 
des  schottischen  königs  Jakob  licvlis  and  Cavielis  und  aus  (J.  Gascoigne's 
Ct'rltiyne  iS'otes  hin,  aus  denen  mit  grosser  bestimmtheit  hervorgeht, 
dass  der  Stabvers  leuten,  welche  kurz  vor  seinem  verenden  und  während 
desselben  lebten,  ein  viertretfiger  war.  Diese  hinweise  sind  wertvoll  und 
führen  einen  der  wuchtigsten  schlüge  gegen  die  sogenannte  vierhebungs- 
theorie.  liosenthal  kämpft  Anglia  1,  11  I  If.  für  <tie  achttreffigkeit  der  stab- 
zeile  des  11.  Jahrhunderts,  und  Schröer  will  uns  Anglia  V, 'i.'JS  ff.  gar  die 
langen  zeileu  in  liale's  Coinedy  ('imcernijnffc  Thrc  Luwes  als  achttreffige 
annehmbar  machen.  Die  von  Schipper  angeführten  stellen  aus  könig 
.lakob's  und  (iascoigne's  schritten  lasscin  diese  versuche  in  ihrer  ganzen 
hinfiilligkeit  erscheinen. 

III. 

Sämmtlichü  oben  unter  I,  "J  aufgeführte  regeln  gelten  für  die  verse 
Eajamon's.  Ich  habe  aus  dieser  tatsache  in  meinem  aufsatze:  lieber 
den  Vers  La^amon's  (Anglia  11,  \WM\.),  den  schbiss  gezogen,  dass  l.,a.sa- 
uM»n's  vers  und   der   betreifende  alt-   und  mittelhochdeutsche  gleichartig 


/.VK  ALI-  UND  MITTELENGL.  VEKSLEHKE.  117 

Scliippci-  leugnet  dies.  Für  ihn  sind  die  verse  Lajamon's  im  grossen 
und  gan-zen  zweitreffig,  oft  aber  aucli  (Metr.  s.  Kil)  drei-  und  viertreflig. 
Die  gründe,  welche  Schipper  für  seine  nieinung  anführt,  liaben  wenig 
überzeugendes. 

Schon  in  Byrhtnoö,  meint  er,  in  Be  Domes  Dsege  und  in  den 
gedichten  der  Chronik  zu  den  jähren  1036  und  1087  kommen  wie  im 
Brut  endreimende  verse  vor.  'Erkennt  man  die  continuität  der  ent- 
wicklung  ein  und  desselben  metrums  in  diesen  dichtungen  an,  so  ist 
damit  der  metrische  cliarakter  des  Brut  bestimmt'  (s.  14"^).  —  Ich  erkenne 
sie  nicht  an.  Byrhtnoö  und  Be  Domes  Dsege  gehih-en  in  eine  reihe,  und 
die  bezeichneten  gedichte  der  Chronik  und  der  Brut  in  eine  andere.  Die 
gedichte  der  ersten  reihe  haben  trotz  des  zufälligen  oder  beabsichtigten 
endreimes  zweitreffige  halbverse,  die  gedichte  der  zweiten,  trotz  des 
teils  mangelhaften,  teils  fehlenden  endreims  viertreffige  verse;  in 
den  ersteren  ist  der  Stabreim  im  wesentlichen  in  guter  Ordnung,  in  den 
letzteren  ist  er  aus  rand  und  band  und  läuft  nur  äusserlich  mit.  Dass 
einzelne  halbverse  der  ersteren  sich  als  viermal  gehobene  lesen  lassen 
und  eine  anzahl  verse  der  letzteren  als  zweimal  gehobene,  beweist  nichts 
(vgl.  Anglia  II,  167—68).  Man  muss  sich  nicht  vom  einzelnen  bestim- 
men lassen,  wo  nur  die  betrachtung  des  ganzen  entscheiden  kann. 

Schipper  meint  weiter,  die  leichten  endsilben  waren  schon  tonlos 
im  Me.  und  die  Laclimann'sciien  betonungsgesetze  sind  unzulässig  für 
die  spräche  jener  zeit  (Metr.  s.  IIS);  wenn  sich  zwar  lesen  lasse  />e 
feor^ie  hd'hle  Jtipücr  oder  of  alle  /nnge  he  is  whiir,  und  wenn  es  scheinen 
könne,  dass  man  auf  grund  solcher  verse  *  unter  anwendung  der  Lacli- 
mann'sciien betonungsgesetze'  auch  lesen  müsse  ne  nu hie  7ve' bi/d've  odQv 
for  live  ne  for  dccpe,  so  sei  dies  eben  nur  schein;  denn  die  ungiltigkeit 
jener  gesetze  für  das  Mittelenglische  sei  in  einem  früheren  kapitel  nach- 
gewiesen (ebd.  s.  1.57).  —  Darauf  ist  zu  erwidern:  Die  Lachmann'schen 
'betonungsgesetze'  galten  allerdings  nicht  für  jene  zeit  und  haben  über- 
haupt nie  gegolten;  aber  die  Lachmann'schen  versrcgeln  galten  für 
Lagamon. 

Schipper  meint  ferner,  der  rhythmus  sei  in  den  stücken,  die  er  aus 
dem  Brut  aushebt,  wenn  man  dieselben  nur  im  zusammenhange  lese  und 
nicht  einzelne  verse  herausgreife,  durchweg  derselbe  (ebd.  s.  157).  — 
Dazu  stimmt  übel  was  Seh.  s.  160fi".  ausführt,  wonach  bei  Lajamon  auch 
viele  drei-  und  viertreffige  verse  vorkommen. 

Schipper  weist  auf  s.  157  darauf  hin,  dass  die  von  mir  Anglia  II 
l(;Of.  als  anstössig  bezeichneten  verse  des  Brut  sich  vortrefflich  in  das 
Schema  der  halben  stabzeile  fügen.  —  Das  ist  mir  nicht  neu;  aber  diese 
wenigen  ausnahmen  kann  mau  doch  nicht  im  ernste  für  die  zweitreffig- 
keit  des  Lagamon'schen  verses  geltend  machen. 

Von  den  gründen  Schipper's  hält  nicht  einer  stich,  und  meine  be- 
hauptung,  dass  Lagamon's  vers  und  Otfrid  seiner  gleich  sind,  ist  nicht 
im  mindesten  erschüttert  worden.  Der  einzige  weg,  auf  welchem  die- 
selbe widerlegt  werden  konnte,  war  zu  zeigen,  dass  die  von  mir  zug  für 
zng  nachgewiesene  Übereinstimmung  zwischen  Lajamon  und  Otfrid  nicht 
besteht.     Aber  diesen  weg  zu  beschreiten  hat  Schipper  nicht  einmal  ver- 

Anjjlia,  V.  biuid,  Auz.  !• 


IIS  IKAUIMANN, 

sucht.  Ich  k'lmc  daher  seinen  bald  zwei-,  bald  drei-,  buhl  vieitret'ligcn 
vers  ab,  und  bleibe  ruhig  bei  dem  glauben,  dass  Lajaniou  in  viertrefligen 
Versen  von  ziemlicher  regelniässigUeit  gedichtet  hat. 

IV. 

Schipper  behandelt  die  verse  Lajamon's  in  demselben  kapitel  mit  den 
versen  der  Sprüche  Alt'red's.  Mit  unrecht.  Die  Sprüche  Alt'red's  gehören 
vielmehr  in  belrelV  des  Versbaues  zusammen  mit  der  (zuletzt,  Greifswald 
ISSO,  von  E.  Häufte  herausgegebenen)  Rede  der  Seele.  In  diesen  beiden 
und  etlichen  kleineren  stücken  linden  wir  die  stabzeilc  und  den  neu 
aufgekommenen  vers  im  kauipfe.  Fängt  man  irgendw'o  an,  stabverse 
zu  lesen,  so  kommt  man  nicht  weit;  und  fängt  man  an  mit  Otfridischen 
versen,  so  kommt  man  wider  nicht  weit.  Bald  liegt  unzweifelhaft  die 
eine,  bald  un/.weifclhaft  die  andere  versart  vor,  und  in  vielen  fällen  ist 
nicht  zu  entscheiden,  was  gemeint  ist.  Es  hat  nichts  befremdliches,  dass 
dergleichen  stücke,  die  zwischen  der  alten  und  neuen  weise  hin-  und  her- 
schwanken, vorkommen-,  ja  es  ist  nur  natürlich,  dass  sich  einzelne  dich- 
ter zwischen  diesem  und  jenem  versmaasse  nicht  auskennen.  Lajamon 
aber  gehörte  nicht  zu  ihnen,  sondern  findet  sich  mit  der  neu  aufge- 
kommenen versart  im  ganzen  vortrefflich  ab. 

V. 

Ich  habe  widerholt  in  meinen  Vorlesungen,  zuerst  im  wincer  1S78 — TS), 
darauf  hingewiesen,  dass  ausser  dem  Brut  und  King  llorn  noch  andere 
in  viertreffigen  (doch  nicht  endreimenden)  versen  geschriebene  stücke  in 
der  frühmittelenglischen  literatur  vorhanden  seien;  im  einzelnen  habeich 
namhaft  gemacht  die  legenden  Margarethe,  Juliana,  Katharina,  sowie  die 
kleineren  stücke  Hali  Mcidenhad  und  Sawles  Warde.  Auf  lueiue  veran- 
lassung geschah  es  auch,  dass  E.  Einenkel  die  betreffenden  stücke  wie 
auf  andere  dinge  so  besonders  auch  auf  dus  metrum  eingehend  unter- 
suchte. In  betreff  seiner  ergebnisse  im  allgemeinen  verweise  ich  auf 
.seine  arbeiten;  über  das  metrum  äussert  er  sich  auf  s.  5  seiner  disser- 
tation  (vgl.  oben  Anz.  s.  87)  wie  folgt:  'Was  für  verse  wir  in  den  be- 
treffenden gedieh  Ion  vor  uns  haben,  ist  zuerst  von  'J'rautmann  richtig 
erkannt  worden.  Ich  habe  seine  mündlich  gegen  mich  getane  äusseruug, 
dass  verse  in  der  weise  unseres  OllVid  hier  vorliegen,  durchaus  bestätigt 
gefunden;  noch  mehr,  ich  habe  gefunden,  d;".ss  alle  unsere  Schriften  mehr 
regelmässige  verse  enthalten  als  Trautmann  glaubte'. 

Schipper  verkennt  völlig  die  in  frage  stehenden  verse  und  behandelt 
sie  an  unrichtiger  stelle  —  zugleich  mit  der  stabzeile  des  14.  Jahrhunderts! 

Einenkel  zieht  (Anglia  V,  Anz.  s.  47)  weiter  hierher  ein  stück  der 
Chronik,  das  drei  jüngere  handschriften  unter  dem  jähre  1159  geben. 
Das  ist  richtig;  auch  mir  war  das  stück  als  ein  in  viertreffigen  versen 
der  fraglichen  art  geschriebenes  bereits  aufgefallen.  Er  zieht  ausserdem 
hierher  vElfric's  Buch  der  Richter,  dessen  Depositio  St.  Cuthberti  und 
Depositio  St.  Martini  Episcopi  als  sich  ganz  sicher  unseren  regeln  fügend. 
Die  beiden  zuletzt  genannten  stücke  habe  ich  nicht  untersucht;  im  Buche 
der  Richter  scheinen  mir  aber  doch  so  viele  verse  zu  widerstreben,  dasa 


ZUR  ALT-  UND  MITTELRNGL.  VERSLEHRE.  110 

ich  zweifelhaft  liin,  ob  ich  dieses  stück  als  in  schlechteii  stabversen  ver- 
fasst  ansehen,  oder  zu  denen  zählen  soll,  worin  ein  hin-  und  herschwanken 
zwischen  der  alten  und  neuen  weise  stattfindet.  Auf  gleiche  linie  mit  dem 
Buche  der  Richter  ist,  wie  mir  scheint,  auch  die  predigt  De  Octo  Vitiis 
zu  stellen,  die  von  Morris  in  den  Old  English  Homilies  (First  Series 
296  ft".)  abgedruckt  ist,  und  auf  deren  'rhythm'  bereits  Skeat  (a.  a.  o. 
s.  329  f.)  aufmerksam  gemacht  hat. 

Drei  kleinere  stücke,  die  hierher  gehören,  sind  meines  wissens  noch 
nicht  als  in  versen  geschrieben  bezeichnet  worden:  One  Ureisun  of  Oure 
Louerde,  On  Lofsong  of  Ure  Lefdi  und  he  Wohunge  of  Ure  Lauerd.  Alle 
drei  hat  Morris  in  seinen  Old  English  Homilies,  First  Series,  abgedruckt 
und  zwar  als  prosa  abgedruckt.'  Es  ist  aber  ein  leichtes,  sie  in  viertreffige 
nach  Otfrid's  weise  gebaute  verse  aufzulösen.  Machen  wir  den  versuch 
mit  dem  anfange  der  Wohunge,  die  bei  Morris  auf  s.  2(i9  beginnt: 

ihesu  swete  ihesü . 
t  mi  drüÖ  .  mi  derling . 
mi  drihtin  .  mi  healend  . 
mi  hüniter  .  mi  haliwci . 
Swetter  is  müuegimge  of  ]>(;  5 

]?en  miklcu  o  muÖe . 
Hwa  ne  mei  lüue  )n  lüueli  leorV 
Hwat  herte  is  swa  hard 
pkt  ne  mei  to-melte 
i  ):'e  munegiinge  of  )?e'?  10 

Ah  hwa  ne  mei  liiue  |^e 
lüueliche  ihesü? 
for  inwiÖ  \>e  ane 
arn  alle  j'e  jnnges 

igedered  |?at  eauer  15 

mühen  maken  äni  mön 
lüuewüröi  to  ööer . 
feirnesse  and  lüfsum  neb . 
flesch  hwit  ünder  schrüd 
makes  möni  mon  be  lüued  20 

te  raöer  .  änd  te  mare  . 
Summe  gold  au  Gersüm 
and  ahte  6f  jns  wörlde 
makes  lüued  an  hcriöd . 
Sume'.  fredom  änd  largesce  25 

jjatl  euer  is  menskli  to  3iuen 
]?en  cwedli  to  wiÖ  hälde . 
Summe i  wit  and  wisdom 
and  3apschipe  of  werlde  . 
Summe  i  mäht  and  strengöe  30 

to  beo  kid  and  kene  ifiht 
bis  riht  för  to  hälde . 


'  Ureisun  s.  1^3  ff.  u.  2o9  ft'.,  Lufsong  s.  205  u.  305  Ü'.,  Wohunge  2(iM  IT. 

9* 


riO  TKAUT.MANN, 

Sütuiue :  uöbK'SCi' . 

uiul  helinesse  of  büriSe  . 

Summe  i  j'oaw  .  and  höndelöic  3r) 

and  lästelöse  lates . 

Si'iiumei  mrnske  and  inildeschipo 

aud  döbonäirtr 

of  hörti'  and  düdö  . 

And  3(''tte  ouer  äl  )'isi  40 

kinde  makes  sibbe  freud 

enchän  to  lüueu  öÖör . 

Nu  mi  dtrewür^e  dnVci. 
Y  Uli  lüue  .  mi  lif . 

mi  k'of  .  mi  h'uielcuest,  45 

7  mi  bi'oite  haliwei . 

mi  säwle  swetnesse . 

i>u  art  lufsüm  on  U''or . 

]>ü  art  al  schenc , 

äl  c'ngles  lif  is  50 

ti  ni'b  tu  bihäldcn . 
"i"Y  for  Yi  löor  is 

swa  ün'möte  li'ifsi'uu 

and  li'isti  un  to  lökrui 

|?at  3if  ]?e  forwäriedi'  -  55 

l'at  wallün  in  bi'lli'' 

mihtcn  bit  echeliclie  süont 

äl  l'at  piuonde  pik  . 

ne  wäldo  ham  )^unelic' 

böte  a  s6fte  bc-kinde  bäö .  (io 

for  3if  hit  swä  mihte  beont 
•;-  leuore  ham  were  eauer  märe 

in  wä  för  to  welle 

and  6  j^at  welefüle  wlite 

('■auer  mär  to  lökeni  l>5 

)^en  in  alle  bliase  böon 

and  forgän  ]n  sihöe . 

l'ii  ärt  swa  schene  änd  swa  liwiti 

)'ät  )7e  sünne  were  dosk 

3if  hit  to  ]n  blisfule  bleu  TO 

militc  beo  euenet. 

I'a  3if  l'at  iwile  änimon 

for  feirnösse  lüuei  lüue 

iwile  )'(';  mi  leue  lif, 

müder  siine  feirest .  75 

ah  ihesu  mi  swete  iliesü 

leue  l'ät  te  lüue  of  ]>(; 

beo  äl  mi  likinge . 

Bote  nü  i  wile  fnr  ähtr 
ll  b'-fmon  eht'HL-  80 


ZUR  ALT-  UNI)  .MITTELENGL.  VKRSLEHKK. 


121 


for  .'lihwei-  wid  oliätL'l 

mon  mal  lüue  clieape  . 

Ah  is  .-ini  richerö  )'en  l'ü 

Uli  Irof  j'at  rixles  iu  liriicur  . 

]m  art  kid  keist'-r  85 

]^at  al  }ns  werld  wiähtes . 

for  as  te  häli 

prophete  danid  cwiddes . 

drihtines  is  te  t'orÖe  . 

and  äl  \>Ät  hit  tiiUes  90 ' 

werld  and  al  |^at  trin  wniie^' . 

Heuene  wiÖ  ]>g  lui'ihröcs 

and  ta-  imiruete  büsses  . 

AI  is  tin  mi  sweting . 

and  äl  j^u  wilt  3iue  ine  95 

3if  i  ]7e  riht  lüuie . 

Ne  mai  i  nä  man  3iue  nii  huic 

to  swettere  bi3ete  . 

Halde  iwile  |^a  to  ]>(•  nii  leuf 

for  )'e  seif  lüue  )'e  seinen  .  l(t<i 

and  för  ]n  knie  leten 

alle  ot^re  jnnges 

]nit  min  lierte  främ  j'i  lüue 

mihte  drähe  and  turnen. 
Unter  diesen  ](i4  versen  ist  nur  ein  falscher:  der  ü2ste;  dieser  wird 
aber  richtig,  wenn  wir  statt  >n<ire  setzen  mar,  wie  im  (Usten  steht.  Drei 
andere  sind  dadurch  unschön ,  dass  der  treif  auf  das  nicht  hinlänglich 
gewichtige  wörtchen  mi  gelegt  werden  muss:  2.  44  und  40;  es  dürfte 
indessen  nicht  angehen,  sie  darum  als  falsch  zu  bezeichnen.  Doch  zwei, 
die  verse  52  und  Sü,  müssen,  insofern  sie  keine  Senkungen  haben,  als 
anstössig  bezeichnet  werden.  Unter  104  versen  also  nur  zwei,  welche 
den  oben  unter  1,2  aufgeführten  regeln  zuwiderlaufen! 

Versuchen  wir  es  jetzt  mit  dem  anfange  des  Lofs.  of  Ure  Lefdi;  sehen 
wir  zu,  wie  sich  dieses  stück  zu  den  Lachmanu'schen  versregeln  verhält: 


Royal  Ms.  17  A  27,  fol. 
Swete  lefdi 
seinte  marie 
meiden  ('mer  meidnes 
l'U  bere  j'at  blisfüle  bern  . 
]^e  arerde  mön  cün 
l'at  wes  adüu  ifallet 
J'urh  ädämes  sannen  , 
and  jnirh  his  häli  pässiün 
weorp  }?en  deouel  adüu 
and  herehede  helle . 
Ich  a  säri  sünful  j'ing 
bidde  J^in  äre . 


10 


Cott.  Nero  A  XIV. 
Swete  leafdi 
seinte  marie 

meiden  oucr  alle  meidnes  . 
|>et  l)ere  tiet  blisfüle  bern  . 
]>et  aredde  al  moncun  up  . 
j^'ct  was  adun  a-fallen  . 
öet  )?uruti  adaines  sunne  . 
and  ?iet  )niruh  his  holi  passiun 
werp  l'ene  deouel  adun . 
and  heriede  helle . 
icii  on  sori  sunfule  l'ingi 
bidde  bin  ore . 


r2'2  IKAUIMANN, 

l'ät  tu  bi'o  Uli  iiiötiltl  .>ot  tu  l»oc>  iiii  niotild 

a^i'inos  uiiuo  säwlo  iVni .  ajeiiies  inine  soule  ton  . 

)'at  liä  Iure  lu-  bitölh'-n  .  I">      |'ot  lico  Iure  ne  niuwcii  bitcllen  . 

ah  wi're  lui'  and  iK-lp  nu'  aiili  were  nie  .  and  Iiolp  nip 

niilzt'üle  luöideu  .  niilzt'ule  meiden  i 

in  alle  niiue  nöodi'U .  in  alle  niine  neoden  . 

Mine  \vider\vin[n]es 

■-'(!      häbbi'^  biset  niö 

on  öuclie  half  abüteni 

and  sechet5  ujiue  soule  driu^ . 

luÖre  uiön  and  deoflon . 

lia  liäbbeCi  nionie  winuU'ii  lieo  liabboö  nionie  wunden 

o  IUI"  nünan  itV'stni't .  2;)     on  nie  ifestnedi 

l'e  aewelli'-^i  mi  sawle  \>et  acwelleö  luine  soule . 

bäte  l>u  böo  Uli  leclio  .  bute  l'ii  beo  uii  loche . 

ich  häbbe  oftö  ilu'iheii  ich  habbe  ufte  ibuwen 

to  alle  uiine  Juto  tan  .  to  alle  luinc  l'reo  i-fon  . 

to  )'c  leont .  and  te  j'oo  w  örld .  ;i(»      to  )'e  feoiid  .  and  to  )'e  woild  . 

aut  to  lui  flesches  si'inue .  and  to  luine  flesch^ss  sunne  . 

ich  cnäwe  lue  schüldi .  ich  icnowe  me  gulti  . 

ant  crie  Icfdi  uierci.  and  creie  |'e  leafdi  merci  . 

för  ich  luibbe  iiuäket  3cten  for  ich  habbe  iiuaked  3etcs 

of  alle  luine  fit"  wittes  wb     of  alle  niine  tif  wittes  . 

to  si'infule  i'mj'öawe  .  to  sunfule  unj-'eawes  . 

.Mislokct  .  Mishcrcnüt .  mis  i-loked  .  mis  ihercned  . 

Misispeken  .  Misifclet.  mis  ifeled  .  mis  ispeken  . 

Misiliket  swote  smellcs  .  iloued  swote  sraelles  . 

pn'ide  ant  wilni'inge  of  pris  Ki     prüde  and  wilnuuge  of  prisi 

me  häbbeÖ  säre  iwi'indct .  me  habbeö  sore  iwunded  . 

älswa  AvrcÖöe  .  and  önde  .  ase  wreÖÖe  .  and  oude  . 

leasünge  .  Missware  .  lesunge  .  missware  . 

•    luiele  hälden  treowöe  ,  vuele  i-holden  treoui^e  . 

cursunge  .  bdcbiti'inge  .  15     cursunge  .  bac  bitunge  . 

ant  fikelunge  summe  tide.  and  fikclimgei  summe  tide . 

i  ich  habbe  ihaued  of  0(5er  monnes  ich  habbe  iheued  of  oöer  monnes 

mid  w6h.  ant  wiÖ  unrihte .  mid  woh  .  and  mid  unriht 

i3('ue  mis  .  iünne  mis  .  ißeuen  mis  .  and  inumen  mis . 

änt  ethalden  öfte  .  .jo     and  mis  etholden  ofte  . 

spac  to  iiuel  .  ant  släw  to  god.  toveli  spac  .  and  slowi  to  Godd. 

Scmeles  änt  unlüsti .  ßcmeleasi  and  unlusti . 

sum  tirac  to  pleifül  sumehwile  to  pleifuli 

to  dn'ipi  oderwhiles.  to  drupi  ofier  hwiles . 

ich  habbe  isüneget  in  mete  50     ich  halibe  i-suneged  ine  mete  . 

änt  idninch  bäftc'- .  and  ine  drunche  boÖe  . 

wi^  ficschea  füb^e  ifulet  |müj  and  mid  Hesches  fuli^e  ifuled  me. 

j'at  icheiM  lädliciie  iliurt  |nis  icham  lodlic.he  i-hurt 

ilicomc  änt  isäwlt'-  ine  licame  .  and  ine  soulei 

wi^  ällcscrines  pinen  Ca     wi('^  alle  cuiines  sunnen. 


ZUR  AT.r-  UND  MITTKLENGL.  VliRSLEHRE.  Vlo 

In  diesem  stücke  von  liu  voiseu  sind  mir  zweie  t'alscli,  der  Iste  und 
der  47ste.  Jener  wird  riclitig,  wenn  wir  /efdie  (=  leidige)  setzen,  was 
die  Verfasserin  (s.  Eiuenkel,  Anglia  V,  2(iö  ff.)  sicherlich  meinte,  dieser  wenn 
wir  statt  der  auffallenden  form  monnes  die  zu  erwartende  inen  setzen. 

Es  muss  hervorgehoben  werden,  dass  die  eben  mitgeteilten  stücke 
der  Wohunge  nnd  des  Lofsong  in  keiner  weise  'hergestellt',  sondern 
buchstäblich  so  widergegeben  sind,  wie  sie  bei  Morris  stehen.  Dass  es 
möglich  gewesen  sie  so  glatt  in  versa  abzuteilen,  die  den  Lachmann'schen 
regeln  folgen,  kann  nichts  anderes  bedeuten,  als  dass  sie  in  solchen 
versen  gedichtet  sind.' 

Diese  ansieht  wird  in  nicht  geringem  grade  dadurch  bestätigt,  dass 
die  punkte  und  übrigen  zeichen  unserer  texte  —  denn  auch  diese  sind 
gewissenhaft  nach  dem  Morris'schem  drucke  beibehalten  worden  —  fast 
durchweg  an  stellen  stehen,  die  nach  der  dargelegten  auffassung  die 
enden  von  versen  und  vershälften  sind. 

Was  soeben  an  der  Wohunge  und  am  Lofsong  gezeigt  worden  ist, 
liisst  sich  mit  gleichem  erfolge  an  der  Ureisun  of  Oure  Louerde  und  an 
sämmtlichen  im  eingange  dieses  abschnittes  genannten  stücken  nach- 
weisen. Viertel-  und  halbe  selten  lassen  sich  ohne  anstoss  in  viertreftigc 
verse  bringen.  Wo  es  mit  dem  verse  hapert,  liegt  der  grund  in  den 
meisten  fällen  darin,  dass  es  zugleich  auch  mit  dem  sinne  hapert  und 
der  text  des  dichters  falsch  überliefert  ist.-^ 

Bei  diesem  stände  der  dinge  wollen  wir  doch  ja  nicht  die  hier  be- 
sprochnen  verse  mit  der  stabzeile  des  14.  Jahrhunderts  zusammenwerfen 
und  wollen  uns  nicht  einreden  lassen,  dass  dem  Mittelenglischen  viertreflige 
verse,  die  den  bei  Ütfrid  giltigen  regeln  gehorchen,  unbekannt  seien, 

VI. 

Nach  Schipper  (Metr.  Sl»)  wurde  seit  dem  ausgange  des  12.  und  an- 
fange des  13.  Jahrhunderts  der  lateinische  tetrameter  catalecticus  oder 
septenar  (und  zwar  der  jambische)  in  England  nachgeahmt,  und  solche 
septenare  sollen  vorliegen  im  Poema  Morale  und  im  Ormulum. 

Die  dinge  stehen  ungünstig  für  diese  behauptung  Schipper's.  Es 
erhebt  sich  dagegen  das  sehr  gewichtige  l)edenken,  dass  Orm  und  der 
dichter  des  Poema  iMorale  wahrscheinlich  gar  keine  lateinischen  septenare 
kannten,  mithin  auch  keine  nachahmen  konnten. 

Die  in  England  erwachsene  lateinische  literatur  des  12.  und  i;5.  jahrh. 
besitzt  eine  menge  gedichte,  die  als  in  trochäischen  septenaren  ge- 
schrieben aufgefasst  werden  können.  Ein  solches  ist  z.  b.  das  bekannte 
Mihi  est  proposituni  in  taberna  mori; 
Vinum  sit  appositum  morientis  ori. 
Aber  gedichte  in  dem  entsprechenden  jambischen  maasse  fehlen  für 
diese  zeit  nicht  nur  in  England,  sondern,  wenn  ich  nichts  übersehe,  auch 


'  Es  versteht  sich,  dass  einige  verse  auch  anders  aufgefasst  werden 
könnten  als  geschehen.  So  Messe  sich  z.  b.  Lofs.  15  auch  lesen:  fml  ha 
liire  nc  bHeHen,  oder  2s  auch  ich  hdbbe  ofle  ibxlieii. 

2  Vgl.  hierzu  Eincnkel,  Ueber  die  Verf.isser  einiger  Nfuanir(!lsäc.lis. 
Schriften,  s.  15  ^. 


1*24  IK.MIM.WN, 

iu  Fnmkroifli  iiml  in  Doiilsclilaml;  uiitl  Schipper  weiss  (!Mo(r.  s. '.•(»)  seine 
ineiiuuijr  durch  nichts  besseres  zu  stütiseu  ;ils  durcli  ein  i;ediclit  aus  den 
Carniina  Burana,  das  an  einigen  stellen  allerdings  jambischen,  im  ganzen 
aber  trochäischeu  gang  hat. 

Au/.unehmou,  dass  der  dichter  des  1*.  M.  oder  ürm,  oder  beide 
klassisch-lateinische  Vorbilder  nachahmten,  ist  noch  weniger  zulässig. 
Denn  einesteils  dürfte  es  schwer  sein  nachzuweisen,  dass  dergleichen 
Vorbilder  damals  in  England  überhaupt  bekannt  waren,  und  andresteils 
würden  das  P.M.  und  das  Ormulum  sicherlich  ganz  anders  aussehen,  wenn 
ihre  verse  z.  b.  Tereuzischen  septenaren  nachgebildet  wären. 

Bei  dieser  läge  der  dinge  dürfte  es  geraten  sein  zu  glauben ,  dass 
Orm  und  der  dichter  des  P.  iM.  ii!ierliaui)t  nicht  nachahmten,  sondern  sich 
iu  vorhandenen  formen  bewegten:  dass  ihre  verse,  oder  vielmehr  halb- 
verse,  gleichartig  sind  mit  den  versen  des  Brut,  des  King  llorn,  der 
Margarethe,  der  Wolumge  u.  s.  w. 

Gegen  diese  meinuug  spricht  nicht,  dass  im  P.  M.  nicht  die  ge- 
wönlicheu  kurzzoilen,  sondern  paarweise  gereimte  langzeilen  vorliegen. 
Haben  wir  z.  b.  im  Brut  gepaarte  kurzzcilon  und  z.  b.  iu  der  Margarethe 
einzelne,  warum  sollte  nicht  ein  dichter  auf  den  gedanken  kommen, 
zwei  kurze  zeilen  zu  einer  langen  zusammenzufassen  und  zwei  so  ge- 
wonnene langzeilen  durch  den  endreim  zu  binden? 

Es  spricht  auch  nicht  gegen  unsere  ansieht,  dass  je  die  ersten  halb- 
verse  männlich  und  je  die  zweiten  weiblich  ausgehen.  Ein  blick  auf 
zwei  ungefähr  gleichzeitige  im  selben  versmaasse  verfasste  stücke,  die 
Samariterin  und  On  (Jod  Ureisun  of  Ure  Lefdi,  belehrt  uns,  dass  diese 
behandlung  der  langzeile  um  das  jähr  1200  nicht  allgemein  war  und  auch 
nicht  plötzlich  in's  leben  trat.  Die  Samariteriu  hat  eine  ganze  reihe 
erster  halbverse  die  weiblich  ausgehen  und  wenigstens  einen  mit  männ- 
lichem ausgange;  und  die  G.  U.  hat  eine  reihe  zweiter  halbverse  mit 
männlichem  ausgange  und  eine  noch  ansehnlichere  zahl  erster  die  weib- 
lich ausgehen.  In  diesen  tatsachen  liegen  äusserst  i)ündige  beweise  für 
die  gleich  Wertigkeit,  d.  h.  viertreffigkeit,  der  ersten  wie  zweiten  halb- 
verse der  .Samariterin  und  G.  U.  nicht  nur,  sondern  auch  des  P.  M.,  das 
gelegentlich  erste  halbverse  mit  weiblichem  und  zweite  mit  männlichem 
ausgange  bietet.  Das  letzte  gedieht  lässt  sich  von  den  beiden  ersten 
nicht  trennen.  Ist  aber  erwiesen,  dass  ihre  zweiten  halbverse  ebenso 
sicher  wie  ihre  ersten  viertreffig  sind,  so  fehlt  all  und  jeder  grund  zu 
zweifeln,  dass  ihrem  versmaasse  der  bekannte  viertrefl'er  zu  gründe  liegt. 

Die  langzeilen  Orm's  sind  dieselben,  welche  uns  in  God  Ureisun, 
Samariterin  und  Poenia  Morale  vorliegen.  Während  aber  die  regel  'erster 
halbvers  mit  männlichem,  zweiter  mit  weiblichem  ausgange'  in  G.U.  und 
und  S.  nur  unvollkommen  und  auch  im  P.M.  noch  nicht  mit  ganzer  strenge 
durchgeführt  ist,  hat  Orm  einzig  und  allein  erste  halbverse  die  männ- 
lich und  zweite  die  weil>lich  endigen.  Orm  brachte  die  entwicklung  der 
langzeile  noch  in  einem  anderen  punkte  zum  abschlusse:  die  in  den  ge- 
nannten gedichten  mehr  und  mehr  hervortretende  neigung,  heljung  und 
Senkung  regelmässig  mit  einander  wechseln  zu  lassen,  ist  bei  ihm  zum 
iinv(;rltriichlichen   gesetze  geworden;   lieber   stellt  er  eine  treulose  silbe 


ZUR   ALT-  UND   Ml  1' 1  KLKNCU..  VICKSI.KIIRE.  125 

in  die  licbmiü:  und  eine  gewicliti^ere  in  tue  i?t'iikui>g  \v;is  iibni;-v;us 
gelegcutlich  aucii  sciue  vurgänger  tun  — ,  ehe  er  sich  entschliosst  die 
Senkung  fehlen  oder  niehrsilliige  Senkung  eintreten  zu  lassen.  Orni  war 
ein  mann  der  regel.  Neben  seine  peinlich  genau  geregelte  Schreibung 
stellte  er  seinen  peinlich  genau  geregelten  versbau.  Uu,ter  der  hand 
eines  uiaunes  wie  Ünu  musste  die  langzeiie,  die  bereits  auf  dem  wege 
zu  einem  solchen  abschlusse  war,  das  werden,  was  er  aus  ihr  geuuvclit 
hat.  Es  ist  nicht  die  mindeste  nötigung  vorhanden,  den  biedern  Onn  für 
den  nachbildner  eines  fremden  versmaasses  zu  halten,  noch  dazu  eines 
versmaasses,  dessen  vorkommen  in  der  lateinischen  literatur  des  12.  und 
13.  jahrliunderts  bis  jetzt  gar  nicht  nachgewiesen  ist.  Ja  selbst  wenn  es 
uachgewisen  würde,  so  wäre  damit  noch  keineswegs  ausgemaclit,  dass 
es  von  Orm  nachgeahmt  wurde. 

Es  kann  gefragt  werden,  ob  Orm  wenigstens  in  einem  falle,  am 
ausgange  des  zweiten  halbverses,  von  der  alten  freiheit  die  Senkung  aus- 
zulassen gebrauch  machte,  ob  er  z.  b.  las  forrpi  pall  O'n-m  ilt  wrohhlc 
oder  forrpi  palt  O'rrm  ilt  wrohhle,  also  ob  er  den  zweiten  halbversen 
drei,  oder  wie  er  gemäss  ihrer  herkuuft  hätte  tun  müssen,  vier  treffe 
gab.  Der  umstand,  dass  er  die  zweiten  halbverse  fast  ausnalimlos  ndt 
Wörtern  schliesst,  deren  vorletzte  silbe  lang  ist,  spricht  für  viertreftig- 
keit;  dass  er  aber  als  letzte  silbe  dieser  verse  nie  oder  doch  nur  ein 
oder  zwei  mal  —  eine  solche  zulässt,  die  wie  -inf/  -and  -ness  wenigstens 
einen  nebentretf  hat,  scheint  auf  dreitreffigkeit  zu  deuten.  Es  dürfte 
schwer,  vielleicht  unmöglich  sein,  die  frage  endgiltig  zu  entscheiden. 

VII. 

Mau  hatte  bisher  angenommen,  dass,  wenn  von  einigen  strophischen 
gedichten  abgesehen  wird,  die  ersten  englischen  alexandriner  von  Robert 
von  Brunne  gedichtet  sind.  Schipper  nun  will  (Metr.  s.  1 1 J  ff.)  diese  vers- 
art,  und  zwar  gemischt  mit  'septenaren',  bereits  in  der  Passion,  also 
einem  gedichte  der  ersten  hälfte  des  13.  Jahrhunderts,  linden. 

Für  denjenigen,  welcher  zugibt,  dass  treftigungeu  wie  hcnde  wiscre 
wie  in  mittelhochdeutschen  so  auch  in  niittelenglischen  versen  möglich 
und  üblich  sind,  zeigt  die  Passion  nicht  einen  einzigen  alexandriner,  und 
Einenkel  und  Wissmann  haV)en  sich  denn  auch  in  diesem  sinne  gegen 
Schipper's  behauptung  ausgesprochen. 

In  der  Passion  erblicken  wir  die  im  12.  jalirhundert  anfgekouuneue 
langzeile  auf  einer  neuen  stufe  der  entwicklung.  Alle  ersten  halbverse 
dieses  umtanglichen  gediclites  lassen  sich,  mit  verschwindend  wenigen 
ausnahmen,  unter  anwendung  der  bekannten  regein  mit  vier  treffen  lesen; 
von  den  zweiten  halbversen  Hessen  sich  viele  el)euso  lesen,  beinahe  die 
hälfte  jedoch  widerstreben  und  geben  nur  drei  hebungen  her.  Das  kann 
doch  nur  heissen:  im  ersten  halbverse  gelten  die  allen  regeln,  im  zwei- 
ten ist  die  vierte  hebung  aufgegeben.  Und  das  ist  nicht  verwunderlich, 
ja  etwas  anderes  war,  nachdem  die  langzeile  angefangen  hatte  immer 
nur  auf  eine  treffiose  silbe  auszugehen,  gar  nicht  zu  erwarten.  Im 
ersten  halbverse  wurde  die  vierte  hebung  festgehalten,  weil  sie  nicht 
von  trefflosen  allein,  sondern  auch  von  trefiigen  silbeu  getragen  wurde; 


lud  IKAir.MANN, 

im  /.weiten,  wo  sie  oliiio  ;iiit*ii;iliim'  ;iiit' einer  IrelVloson  zu  inlion  kam. 
nuisste  sie  scliliosslicli  einselilat'en.  In  der  Passion  liegen  die  eisten  enj;^- 
liselieu  siebeulreftii-en  langzeiien  vor.  Bei  Onn  kann  man  zweifeln,  ol» 
sieben-  oder  achttrot'fig;  in  der  J^assion  ist  die  suche  entschieden. 

Schipper  stellt  mit  der  Passion  znsainmen  (Metr.  s.  120)  die  Sama- 
ritoriu.  Wir  haben  aber  gesehen ,  dass  dieses  stück  achttreffige  lang- 
zeiien hat  und  mit  der  God  Ureisuu  of  Ure  Lefdi  und  dem  Poeuia  Mu- 
rale in  eine  reiiie  geiiört.  Dagegen  hat  (abgesehen  von  einem  kurzen 
abschnitt  nach  vers  S)  A  Intel  Soth  Sermun,  ein  gedieht,  das  Schipper 
zur  God  Ureisun  stellt,  sieben  treffige  langzeiien  wie  die  Passion,  und  in 
dem  nämlichen  versmaasse  sind  drei  ebenfalls  von  Morris  im  Old  Eng- 
lish  Miscellany  abgedruckte  stücke:  Hwon  Holy  Chireche  is  vnder  Uote 
(s.  s'.i),  On  Serving  Christ  (s.  90— !i2)  und  The  Annunciation  (s.  100). 

Bei  Schipper's  auffassung  der  Passion  als  einer  mischung  von  ale.\an- 
driuern  und  septenaren  und  des  Lutel  Soth  Sermun  als  einer  'mischung 
von  alliterierenden  langzeiien,  septenarer,  alexandrinern  und  kurzem  reim- 
paare'  (.Metr.  s.  .').")0  unten)  war  es  unvermeidlich,  dass  er  auch  die  Chronik 
Kobert's  von  Gloucester  falsch  beurteilte  und  als  in  alexandrinern  und 
septenaren  geschrieben  ansah.  Genau  in  dem  versmaasse  dieses  werkes 
sind  die  zahlreichen  heiligenleben,  welche  seit  ungefähr  1300  in  der  süd- 
hälfte  Englands  gediclitet  werden.  Wartou,  in  der  Hist.  of  Engl.  Poetry 
(ausg.  von  Hazlitt  II,  s.  .57,  04,  üb,)  hält  ihrc  versa  wie  die  verse  Kobert's 
für  alexandriner,  und  andere  haben  ihm  zugestimmt.  Wartou's  meinung 
ist  aber  ebenso  wenig  haltbar  wie  Schipper  seine;  es  kann  vielmehr  nicht 
im  mindesten  zweifelhaft  sein,  dass  alle  die  betretVenden  dichtuugeu  in 
paarweise  gereimten  siebenhebern  verfasst  sind.  Die  sache  scheint  mir 
so  zweifellos,  dass  ich  mich,  anstatt  einen  förmlichen  beweis  zu  liefern, 
mit  der  Vorführung  einer  probe  begnüge.  Wählen  wir  den  anfang  des  in 
Morris'  und  Skeat's  Specimens  aus  Kobert's  Chronik  mitgeteilten  Stückes: 

Mvche  Ap  pc  sorwe  ibe .      ofte  in  Kngehuide, 
As  36  möwe  her  &  er .      ihiire  &  vnderstünde, 
Of'moni  bataile  ]'at  ä]>  ibe.      &  p&t  men  ]>At  lond  nöme . 
Verst,  as  3e  abbe]^  ihürd .      Ipc  emperöurs  of  Körne, 

5    Si'iJ^j^e  Saxons  &  Englisse  .      mid  batayles  strönge, 
«&  sii):')?e  hü  of  Drnem.irch  .      ]>at  hülde  it  al  so  longe; 
Atte  laste  hü  of  Nörmandie .      ]'at  mäisters  \m]}  3ut  höre, 
AVönne  hit  v^  hölde)^  3ut .      icholle  trlle  in  wüch  manere . 
I'o  William  bästard  hi'irde  teile.      of  Iläraldes  sufkelhede, 

Hl     Ibni  he  adde  ymäd  him  king .      &  mid  such  falsh6de. 
Vor  }?at  I6nd  him  was  bitake .      äs  he  w61  hit  wüste 
To  wite  hit  tö  hira  wel .      &  he  wel  tö  him  tn'iste . 
As  piä  hende  he  dude  verst'.      &  messagers  him  sende, 
l'at  he  vnderstöde  him  bet .      is  dede  vor  tö  amende, 

]'}    N:  l'öjte  ön  \>e  grcte  ü\> .      j'at  he  him  adde  er  ydö, 

'i'o  wite  him  wöl  Kngelönd .  &  to  spöusi  is  dÖ3ter  also; 
&  hülde  him  \>h-<A'  vörewärdc .  as  lie  l)ih('t  ek  J'c  kinge 
ü.  böte  h(!  diiib'  bi-timc  lic  w  öldi' .       nrnde  him  öf^er  tidinge, 


ZUR   ALI-  UND  MITTELENGL.  VKKSI.EHKi:.  127 

ki  srclio  liini  öut  ar  twiiclf  iuöu)'e.      äiid  is  rijtes  wiiinc, 
20    I^at  he  ne  ssolde  abbe  in  al  Engelond  .      an  lierne  to  wite  him  inuc. 

Sclilechter  als  in  diesem  stücke  geht  es  mit  den  sieben  treffen  bei 
Robert  von  Gloucester  wol  nie,  oft  aber  viel  besser  5  und  wie  mit  ihm 
verhält  es  sich  mit  den  meisten  heiligenleben ,  ^Yäh^end  bei  etlichen  die 
sieben  hebungen  auf  das  unzweideutigste  hervortreten.  Uebrigens  hat 
bereits  Guest  (Hist.  of  Engl.  Rhj^thms  II,  "221)  den  vers,  um  welchen  es 
sich  hier  handelt,  vollkommen  richtig  aufgefasst. 

Unsere  probe  zeigt  auch,  dass  von  den  regeln,  welche  noch  in  der 
ersten  hälfte  des  13.  Jahrhunderts  in  kraft  stehen,  wider  ein  stück  verloren 
gegangen  ist.  Während  nämlich  der  ausgang  des  ersten  halbverses  in  der 
Passion  im  wesentlichen  die  alte  strenge  zeigt,  finden  wir  hier  ausgänge  wie 
teile  (v.9)  und  wölde  (v.  IS);  v. 32  aber  heisst  es  He  lel  of-sende  is  kniT,les 
und  v.  52  /'«/  into  fns  balnile,  wie  früher  allein  regel  war. 

Im  15.  Jahrhundert  ist  die  siebeutreffige  langzeile  viel  weniger  häufig 
als  im  14.;  im  16.  und  17.  jedoch  wird  sie  wider  viel  gebraucht.  Sie  be- 
gegnet paarweise  gereimt  nicht  nur  in  zahlreichen  balladeu  und  Volks- 
liedern, sondern  auch  in  den  Übersetzungen  erzählender  lateinischer  und 
griechischer  gedichte,  wie  in  Phaer's  Aeneide,  Golding's  Metamorphosen 
und  Chapman's  Dias.  Ja  sie  lebt  bis  auf  den  heutigen  tag  in  dem  so- 
genannten coiitmon  melre  der  kirchengesaugbücher.  Hier  werden  zwar 
in  der  regel  vier  kurze  Zeilen  gedruckt;  aber  der  am  ende  der  ersten 
und  der  dritten  fehlende  reim  spricht  deutlich  für  Strophen  von  zwei 
langzeilen.i 

VIII. 
Schipper  hält  (Metr.  s.  227)   die  ersten  vier  zeilen  in  den  anfaugs- 
stropheu  des  Processus  Talentorum  (Townley  Mysteries)  für  viertreffige 
laugzeilen.    Die  erste  Strophe  lautet: 

Cernite  qui  statis      quod  mirse  sim  probitatis, 
Haec  cognoscatis      vos  c;tdam  ni  taceatis, 
Cuncti  discatis      quasi  sistam  vir  deitalis, 
Et  majestatis,      michi  fando  ne  ueceatis, 
Hoc  modo  mando; 
Neve  loquaces, 
Sive  dicaces, 
Poscite  paces, 
Dum  fero  fando. 
Ich    kann    nicht   umhin,    in    den    vier  langen  zeilen  he.xameter  zu 
sehen.    Demgemäss  lese  ich  auch  die  zweite  halb  englische,  halb  latei- 
nische Strophe  nicht  wie  Schipper,  sondern : 

Stynt,  1  say,  gyf  me  place,      <iuia  snin  domini(S  dominunm, 
He  that  agans  me  sä}s      rapielur  lux  oculorum, 
Therfor  gyf  ye  me  space,      ne  tendam  vim  bracinorum, 
And  then  get  ye  no  gräce,      cunlestor  jih-a  polörwu, 


'  Bereits  richtig  benierkt  von  iMurris  und  Skeat,   Specimens  s.  28:{. 


1'2"*>  rRAULiMANN, 

('<ivi'(/iis; 
Köwle  I  the  .hird 
Maxime  piirc, 
Töwnc  quoquc  jurc, 
Mii  pavedlis. 
Für  liexamoter  der  iiäinliclieu  art   halte  ich  auch  die  vier  iaiii!;eii  zeilen 
der  Strophen  :>-  ö.     Die  dritte  ist  vorne  hiteinij^ch,   liiiiteii  englisch;  die 
vierte  ist,  wie  die  zweite,  vorn  englisch,  hinten  lateinisch;  die  fünTtc  ist 
fehlerhaft  überliefert  und  dürfte  so  herzustellen  sein: 

Atrocc  tnmipolcns,       most  luyghty  oallyd  in  _\  11;  place, 
/'//•  (/uasi  cnnclipolais.       1  gräunt  nien  girthe  by  niy  g<')()d  grace, 
Tntd  rcferl  Imic  ycns       that  nöne  is  wortliier  in  face 
(Jniiu'liiim  bona  »w'/is      doithe  trowthe  and  right  bi  uiy  trew  lays. 

Silele! 

u.  s.  w.     u.  s.  w. 

Man  Iteachte,  wie  der  dichter  den  lateinischen  (piantitätsregeln  in  den  eng- 
lischen haii)versen  gerecht  zu  werden  sucht,  wie  er  den  auftakt  meidet  und 
besonders  wie  er  den  dnktylus  des  fünften  fusses  herausbringt.  Dass 
die  letzten  silben  dieser  verse  selbständige  und  gewichtige  wörter  sind, 
kann  in  anbetracht  ihres  sonstigen  baues  schwerlich  gegen  meine  raeinung 
geltend  gemacht  werden. 

Dergleichen  bindungen,  dreitreffige  kurzzeile  englisch  und  zweite 
hälfte  eines  hexanieters  lateinisch,  kommen  auch  sonst  vor;  00  in  einem 
von  Th.  AV right  in  den  Political  Poems  and  Songs  I,  270  ft".  abgedruck- 
ten gediclite  vom  jähre  \:\b^,  dessen  anfang  lautet: 

Syngyn  y  wolde,  but,  alas!      descendunt  prospera  yrala; 

Englond  sum  tyme  was      reguorum  rjcmma  vocala; 

Of  manhode  the  tiowre       ibi  quondain  ßoruil  omnis; 

Now  gon  ys  that  honowr;       Iradualur  lalia  somnis. 

Lechery,  lust,  and  ijryde,      hiec  sunt  quibus  Anglia  parct; 

Sone  trow^ih  ys  set  asyde,  die  qualüer  Anglia  slarel. 
Neiinzeilige  Strophen  von  vier  langen  und  vier  kurzen  versen,  die 
durch  ein  eintreffiges  bindeglied  an  einander  gefügt  werden,  sind  im 
Mittelenglischen  nicht  so  ganz  selten,  und  in  den  meisten  fällen  sind  die 
langen  Zeilen  viertrcftig.  Aber  Schipper  geht,  wie  mir  scheint,  zu  weit, 
wenn  er  allein  diese  gelten  lassen  will.  Man  vergleiche  z.  b.  die  anfange 
der  Pagina  Pastoruin  und  des  Processus  Noe  mit  einander. 

Pagina  Pastorum  (Prima).    Str.  l—:^. 
I.ord,  what  thay  ar  weylle      that  hens  ar  päsü', 
Pur  thäy  noght  feylle      theym  to  downe  cast; 
Ilere  is  mekyllc  unceylle,      and  long  has  it  last, 
Now  in  hart,  now  in  heylle      now  in  weytt,  now  in  I)la3t, 
Now  in  cäre, 
Now  in  c^mfurthe  agäne, 
Now  in  fäyre,  now  in  rÄne, 
Now  in  hart  fülle  fane, 
And  äfter  fülle  säre. 


ZUR  ALT-  UND  MITTKI.ENGL.  VEKSLEHRI':.  129 

Thus  this  warld,  as  I  say,      tVirys  on  ylk  syde, 
For  äfter  oure  play      com  sörows  iniryde, 
For  he  that  most  mäy      when  lie  syttes  in  pn'de, 
Wheii  hit  cümys  on  assäy      is  kosten  downe  wyde, 
This  is  seyn; 
When  ryches  is  ht'', 
Then  cörays  povertc 
Horsman  Jakcope 

Wälkys  then,  I  weyn. 

1  thauk  it  Göd      hark  ye  vvhat  1  inene 
For  even  er  for  öd      I  have  mekylle  tcne, 
As  hevj^  as  a  söd      I  grete  with  myn  eene, 
Wlien  I  näp  on  uiy  cod      for  care  fliat  has  l)eiie, 
And  sörow. 
Alle  my  shepe  ar  göne 
I  am  not  left  oone 
The  röt  has  theym  slone, 
Now  beg  T  and  börow. 

Processus  Noe.    Str.  1—3. 
Myghtfnlle  Göd  veray,      maker  of  all  that  is, 
Thrc  persons  withöuten  nay,      öone  God  in  endiess  blis, 
Tiioii  miiide  bothe  nvght  and  day,      beest,  föwle,  and  fysh, 
Alle  creatures  thät  lif  may       brögiit  thuu  ;it  ihi  wisli, 
As  thou  wel  myght; 
The  sön,  the  möyne,  verament, 
Thou  maid;  the  firmament, 
The  Sternes  also  fülle  fervent, 
To  shyne  thou  maide  ful  briglit. 

iVngels  thou  maide  ful  even,      alle  Orders  that  is, 
To  häve  the  blis  in  heven;      this  did  thou  more  and  les, 
Fülle  mervelüs  to  neven;      yit  was  ther  üiikyndnes 
M(')re  bi  földes  seven      than  I  can  welle  cxpres. 
For  whi? 
Of  alle  ängels  in  brightncs 
God  gaf  Lücifer  möst  lightnes, 
Yit  prowdly  he  flyt  his  des, 
And  Set  him  even  him  by. 

He  thoght  hymself  as  worthi      as  hyui  that  hym  mäde, 
In  brightness,  in  bewty;      therfor  he  hym  degräde; 
Put  hym  in  a  low  degre      soyne  äfter,  in  a  bräde, 
IJym  and  alle  his  menye      where  he  may  be  ungläd 
For  ever. 
Shalle  thay  never  wyn  awäy 
Henec  unto  dömys  day 
Bot  bürne  in  bäylo  for  ay, 
Shälie  thay  never  dyssever. 


130  KOCH, 

Es  kann  darüber  gestiitteu  weidcu,  ob  in  dein  oder  jenem  vcrse 
der  Schmitz  auf  die  eine  oder  andere  silbe  zu  set/.en  ist;  aber  es  kann 
kaum  zweifelhaft  sein,  dass  in  der  Pagina  Pastorum  viertreffige  hmg- 
zeilen  und  zweitreflige  kurzzeilen,  dagegen  im  Processus  Noe  sechs- 
treftige  langzeilen  (alexandriner)  und  dreitreffige  kurzzeilen  vorliegen. 
Schipper  selber  (Metr.  229  und  ;i!i2)  gibt,  wenn  auch  nicht  alexandriner, 
so  doch  'alexandrinerartige'  langzeilen  zu. 

Sogar  achttrettige   langzeilen  werden,    wenn   man   niclit   vorzieht, 
i;{-zeilige  Strophen  anzunehmen,  zugestanden  werden  müssen;  so  in  den 
beiden  folgenden  aus  der  Flagellatio  der  Townley  Mysteries  (s.  2(»7 -20s): 
Sirs,  äs  he  cäm  from  Jhericö      a  blynde  man  satt  by  the  wuy, 
'l'o  hym  walkand  with  many  mo      cryaud  to  hym  thus  cän  he  sa}-, 
''i'hou  s6n  of  David,  öv  thou  go,       of  blyndnes  hele  thou  me  this  day', 
There  was  he  helyd  of  alle  his  wo      siehe  wönders  cän  he  wyrk  alle  wäy 
At  wylle; 
He  räsys  men  from  de  the  to  lyfe, 
And  cästes  out  devyls  from  thäme  oft  sythe, 
Seke  men  cäm  to  hym  fülle  ryfe, 
He  helys  thaym  of  alle  ylle. 
For  alle  thise  dcdys  of  grcat  lovyng      IV  thynges  1  häve  fond  certanly, 
For  which  he  is  worthy  to  hyng,      oone  is  our  kyng  that  he  wold  be, 
Oure  säbbot  däy  in  his  wyrkyng      he  lettes  not  to  hele  the  seke  truly. 
He  säys  oure  temple  he  shäll  downe  bryng     and  in  thi-e  däyes  big  it  on  hy 

All  hole  agane; 
Die  vier  kurzen  zeilen  dieser  letzten  strophe  sind  ebenso  deutlich  drei- 
treffig  wie  die  der  vorhergehenden  viertreftig.  Ueberhaupt  sind  in  den 
mirakelspielen  viele  Unregelmässigkeiten  zu  finden;  Unregelmässigkeiten, 
die  man  bei  weitem  nicht  immer  der  schlechten  Überlieferung  zuschreiben 
kann,  und  die  dem  metriker  einen  schweren  stand  geben. 

IiONN,    IM  NOVEMBER    1882.  INIORITZ    TrAUTMANN. 


Wilh.  Eilers,  Die  eizählung  des  pfarrers  in  Chaucer's 
Canter))urygesGhicliten  und  die  Somme  de  Viccs  et 
de  Vertus  des  Fröre  Loren s.  Erlanger  dissertation.  Er- 
langen 1882.   4<».    66  Seiten. 

Die  frage  über  die  völlige  echtheit  der  Parson's  Tale  ist  zuerst 
von  H.  Simon  in  einer  programmabhaudlung  (Schmalkalden  1S76),  die 
später  in  englischer  Übertragung  in  die  publicationen  der  Chaucer-Society 
aufgenommen  wurde,  angeregt  worden.  Der  Verfasser  suchte  in  derselben 
nachzuweisen,  da.ss  Chaucer  seiner  religiösen  Überzeugung  nach  ein  au- 
hänger  VViclif's  gewesen,  und  dass  demgemäss  alle  stellen  der  P.  T., 
welche  diesem  charakter  widersprechen,  später,  interpoliert  worden  seien, 
was  er  gleichzeitig  durch  hervorhebung  logischer  und  stilistischer  raängel 
dieser  schrift  zu   begründen   sucht.     Wenn  sich  die  letzteren  nun  aucli 


EILERS,    EKZAEHLUNG  D.  PFAKKKRS  IN  I).  CAN  1 1'..  TALES.  131 

keineswegs  ganz  wegleugueu  lassen,  so  ist  doch  der  versuch,  den  dich- 
ter zu  einem  Wiclifitcn  zu  stempeln,  nach  den  ausführungcn  in  meiner 
anzeige  von  Simun's  abhandlang  (Anglia  II,  öio  it.)  als  misshingeu  zu 
betrachten,  da  die  hierfür  vom  vei fasser  angezogenen  gründe  durchaus 
nicht  stichhaltig  sind.  A'ielmehr  stellte  ich  damals  die  behauptung  auf, 
dass  die  Ungereimtheiten  und  widerspräche  in  den  P.  T.  dem  original 
Chaucer's,  welches  er  in's  Englische  übertrug,  zur  last  zu  legen  seien. 
In  einem  ganz  ähnlichem  sinne  sprach  sich  A.  W.  Ward  in  seinem  mit 
meiner  recension  etwa  gleichzeitig  erschienenen  'Chaucer'  (s.  141)  aus. 
Nach  seiner  ansieht  enthält  die  schrift  entschieden  züge,  welche  des 
dichters  würdig  sind,  und  ihre  unvollkommonheiten  würden  am  besten 
durch  die  annähme  erklärt,  dass  sie  in  verstümmelter  und  unvollendeter 
form  auf  uns  gekommen  ist. 

Alle  diese  conjecturen  bedurften  jedoch  noch  der  bestätigung  durch 
einen  vergleich  mit  dem  vermuteten  original,  als  welches  für  gewisse 
partieen  der  P.  T.  Morris  das  altfranz.  prosawerk  des  Frere  Lorens 
'Li  Uhres  roiaux  de  Vices  et.  de  Verdis'  bereits  früher  (s.  seine  ausgäbe 
des  dichters  I,  2.51)  erkannt  hatte. 

Wir  verdanken  nun  dem  Verfasser  der  oben  bezeichneten  disser- 
tatiou  eine  eingehende,  sorgfältige  und  übersichtliche  Untersuchung,  in 
wie  weit  die  P.  T.  mit  dem  werke  des  französischen  möuches  überein- 
stimmt, welche  er  auf  grund  einer  copie  der  hs.  Cotton  Cleop.  A  V  an- 
gestellt hat.  Die  'Soinrne  de  Vices  et  Verlus'  zerfällt  nach  seiner  an- 
gäbe nun  in  folgende  abschnitte:  I.  Li  X  commandemenz,  \\.  Les  urtides 
de  Ja  foi,  III.  Li  VII  Cheveiain  pecchie,  IV.  La  inort,  V.  Li  bien  que 
li  kons  a  de  dieu,  VI.  La  patre-noslre,  VII.  Les  dons  de  sainl-espe?'it. 
Von  diesen  kommen  jedoch  bei  einem  vergleiche  mit  der  P.  T.  haupt- 
sächlich nur  III.  und  VII.  in  betracht,  während  von  den  andern  nur  ein- 
zelnes aufnähme  gefunden  hat.  Allein  die  anordnung  des  Stoffes  ist  in 
dem  englischen  texte  eine  ganz  abweichende.  Die  absieht  seines  verf. 
was  es,  eine  abhandlung  über  die  reue  zu  schreiben,  indess  Frere  Lorens 
die  ersten  drei  hauptstücke  des  christlichen  glaubens  erörterte  und  damit 
tractate  über  die  sünden  und  fugenden  verband.  Den  ersten  drei  ab- 
schnitten der  P.  IT^elit  daher  nichts  entsprechendes  in  der  franz.  schrift 
gegenüber,  der  'fV/iiche  thinges  apperleynen  and  hyhoven  to  j^enitence' 
lehnt  sich  hingegen  an  einige  Unterabteilungen  aus  dem  VII.  abschnitte 
(4  a,  b,  c)  der  Somme  etc.  an,  setzt  jedoch  mancherlei  hinzu,  was  sich 
dort  nicht  findet.  In  die  2.  Unterabteilung  jenes  {7vliat  is  confessioun'.'') 
schiebt  sich  dann  die  abhandlung  über  die  sieben  todsünden  ein,  welche 
in  der  So7nme  den  III.  abschnitt  bildet.  An  jede  derselben  schliesst 
die  P.  T.  aber  gleich  ein  entsprechendes  remedium  an,  welche  alle  dem 
VII.  abschnitte  des  franz.  textes  entnommen  sind.  Trotz  mancher  fast 
wörtlicher  Übereinstimmungen  zeigt  es  sich  hier  jedoch  au  der  eigentüm- 
lichen gruppierung,  an  verschiedenen  auslassungen,  Umstellungen  etc., 
dass  der  Verfasser  der  P.  T.  auch  in  den  einzelheiten  selbständig  vorzu- 
gehen verstand.  Auf  diesen  sündeutractat  folgt  die  fortsetzung  der  ab- 
teilung  über  die  beichte,  dann  die  abteihuig  über  die  besscning,  welche 
der  hanptsache   nach   mit   den   al)teiliingeD   5,  (i,  7   des  VII.  abschnittcs 


i;>2  KOCH, 

der  Soi/tiur  ziisauuiiontritVt ,  doch  einzelne  stellou  aus  lll.  und  \1.  aut- 
genomnien  hat.  Der  näcliste  absclinitt  der  P.  1".  'llliiche  Ihinges  dis- 
tourheii  penanucc',  ^c\\t  dann  wider  auf  VII,  4b  zurück,  indess  der 
schluss  Uhe  fruil  of  penannce'  ohne  parallele  bleibt. 

Nachdem  Kilers  das  verlijiltniss  der  beiden  texte  zu  einander  auf 
diese  art  untersucht  hat,  wobei  er  j^elcgenlieit  genommen,  die  eingangs 
erwähnten  Unebenheiten  in  der  1*.  T.  darzulegen,  wendet  er  sieh  zu  der 
trage,  wie  diese  verwantschaft  zwiäciien  beiden  zu  erklären  sei.  Auf 
grund  einiger  franz.  verse,  die  in  der  Somme  erscheinen,  glaubt  er  die 
von  einigen  (darunter  Warton  und  llertzberg)  ausgesprochene  ansieht, 
dass  der  gruudtext  in  lat.  spräche  abgefasst  war,  abweisen  zu  müssen, 
und  meint,  dass  die  P.  T.  direkt  oder  vermittelst  einer  engl.  Übersetzung 
nach  der  franz.  abhandlung  liearbcitet  sei.  Dass  jene  engl.  Übersetzung 
aber  nicht  der  Ayenbite,  der  unmittelbar  auf  die  Somme  zurückgeht, 
gewesen  sein  könne,  weist  er  dadurch  nach,  dass  er  mehrere  worte  des 
gleichen  romanischen  Ursprungs  an  (lersell)en  stelle  in  der  P.  T.  und  im 
franz.  texte  belegt,  wo  Ayenbite  solche  germanischen  Stammes  führt.  — 
Die  behaupturig,  dass  die  P.  T.  nicht  auf  einem  lat.  tractate  beruhe,  wird 
nun  scheinbar  auch  durch  die  Übereinstimmung  mehrerer  Wörter  roman. 
ableitung  mit  den  entsprechenden  in  der  Soinmr  bestätigt,  auf  welche 
Eilers  an  verschiedenen  stellen  aufmerksam  macht.  Doch  sind  diese  aus- 
drücke zum  grossen  teil  (z.  b.  Iianioys,  apjtaraUc,  lorne,  fclomj,  norice, 
Ireciterie,  custiimc  etc.)  auch  sonst  Chaucer  geläufig,  andere  bildungen 
(z.  b.  discord,  accidie,  penitence,  lionesi  etc.)  dagegen  können  ebenso  gut 
durch  das  Lateinische  veranlasst  sein,  wenn  sie  sich  nicht  ebenfalls  — 
in  Morris'  glossar  sind  sie  gar  nicht  oder  nur  mit  verweis  auf  die  P.  'V. 
angeführt  —  bei  ihm  belegen  lassen.  Das  einzige  bedenkliche  bliebe  das 
merkwürdige  w(»rt  bnsiliskoc  (:M2,  z.  2  v.  u.),  das  auch  in  ähnlicher  form 
(basilicoc)  im  franz.  texte  vorkommen  soll.  Doch  man  beachte  dabei  wol: 
es  steht  nicht  an  der  dem  Englischen  entsjjrechenden  stelle! 

Auf  einen  sehr  gewichtigen  grund,  eine  lat.  quelle  für  beide  anzu- 
setzen, deutet  dagegen  bereits  Ilertzberg  (s.  (JTo)  hin,  es  ist  die  stelle: 
/  can  y^ve  it  noon  oüicr  numc,  hui  in  Laiyn  il  is  i-clepid  cenlesimiis 
fructus  (secunduin  Hieronmum  ccntra  Foviniamim).^  Der  franz.  text  hat 
an  der  entsi)reclienden  stelle  freilich  'cenliesmc  fruil'-^  aber  ist  es  wahrschein- 
lich, dass  ein  bearl»eiter  ein  wort  aus  dem  Französischen  in  das  Lateinische 
überträgt,  wenn  er  kein  passendes  in  seiner  multersprache  lindetV 

Und  dies  ist  nicht  etwa  die  einzige  derartige  stelle;  gleich  darauf 
(I.  c.  346)  lesen  wir:  advoulrie,  in  Latyn,  is  for  io  sayn,  approching  of 
olhcr  vianncs  hcd  etc.  Ferner  verweise  ich  auf  llie  synne  Ihal.  men  clepe 
lardilas  gegenüber  dem  franz.  mauvaisiiez  (s.  Eilers  24,  Morris  327);  llie 
synne  of  rvorldly  sorwe  such  ns  is  clepid  Irislilia  gegenüber  dem  franz. 
irislescf  (Eilers  1.  c,  Morris  ;i2s),  forliludo  (E.  43,  M.  328)  gegenüber  franz. 
proescc,  auf  die  zuweilen  lat.  citierten  bibclstellen  (s.  Morris  s.  3(ii),  31.'), 
341),   welche   in  der  Somme  freilich  übergangen  sind,   und  endlich  auch 


'    Den  (;haucer   auch   sonst    benutzte;    s.   Chaucer-Socicty,    Essays, 
r.  111.  H.  2!)7  fl' 


EILEKS,    EKZAEHLUNG  D.  l'FAKKEKS  IN  D.  CANTB.  TALES.  133 

auf  die  lat.  kapitelübeiscliriiteii,  die  au  und  für  sich  zwar  ohne  viel 
bedeutung  sind,  doch  in  diesem  zusammenhange  der  beachrung  wert 
werden.  Kurz,  alles  spricht  dafür,  dass  beide  texte  aus  einem  hit.  origi- 
nale schöpften. 

Es  wäre  nun  die  frage  aufzuwerfeii ,  welche  von  beiden  bearbei- 
tungen  sich  genauer  an  die  gemeinsame  vorläge  anlehnt,  da  sie  doch 
beide  in  mehreren  punkten  von  einander  abweichen.  iSehr  wahrschein- 
lich ist  es  da  nun,  dass  die  Somine  eine  blosse  Übersetzung  sei,  da  die 
P.  T.  an  zwei  stellen  darauf  hindeutet,  dass  ihrem  Verfasser  auch  teile 
jener  bekannt  waren,  die  er  nicht  in  seinen  rahmen  aufnahm.  Wie  Eilers 
richtig  bemerkt  (s.  4;»  und  Gl),  sind  dies  eine  anspielung  (Morris  s.  ;i54: 
l  woldc  (eile  yow  the  ten  comaundemcnls  etc.)  auf  den  I.  abschnitt  der 
Somme  und  ein  teilweises  citat  aus  dem  VI.,  dem  Paternoster  (Morris 
s.  ;{(i4).  Dem  englisclien  bearbeitcr  ist  also  eine  gewisse  Selbständigkeit 
seiner  vorläge  gegenüber  zuzuschreiben. 

Man  wird  nun  gemerkt  haben,  dass  von  mir  bisher  der  name 
Chaucer's  als  der  des  Verfassers  der  P.  T.  vermieden  ist.  Es  ist  dies 
absichtlich  geschehen,  um  nicht  dem  urteile  über  die  autorschaft  dieser 
Schrift  vorzugreifen.  Eilers  stellt  sich  in  diesem  merkwürdiger  weise 
auf  selten  Simon's,  indem  auch  er  Interpolationen  annimmt,  welche  die 
ursprüngliche  abhandlung  des  dichters  in  Verworrenheit  gebracht  haben, 
und  zwar  sollen  insbesondere  diejenigen  abschnitte,  welche  mit  der 
Somme  übereinstimmen,  spätere  zusätze  sein.  Andererseits  meint  Eilers 
aber,  dass  der  versuch  Simon's,  die  echte  P.  T.  herzustellen,  verfehlt 
sei,  weil  sich  die  untergeschobenen  stellen  nicht  mehr  mit  Sicherheit 
nachweisen  Hessen.  Merkwürdig  nenne  ich  diese  auffassung,  weil  nach 
meinen  früheren  ausführungen  kein  grund  für  Interpolationen  gefunden 
werden  kann.  Nur  wenn  man  Chaucer  für  einen  Wicliüten  hält  —  worin 
meines  wissens  niemand  mit  Simon  übereinstimmt  -  darf  man  behaupten, 
dass  irgend  ein  orthodoxer  geistlicher  veranlassung  linden  konnte,  hier 
fälschungen  vorzunehmen.  Eilers  gibt  aber  nirgends  seine  meinung  hier- 
über ab,  und  bleibt  auch  eine  erklärung  schuldig,  wie  er  sich  die  Inter- 
polation entstanden  denkt. 

Es  bleiben  somit  nur  zwei  möglichkciteu  übrig,  die  logischen  und 
stilistischen  mängel  in  der  P.  T.  zu  deuten:  entweder  ist  das  ganze  stück 
unecht,  oder  es  ist,  wie  ich  a.  a.  o.  vermutete,  durchweg  eine  arbeit  Chau- 
cer's, deren  fehler  jedoch  teilweise  der  vorläge,  teilweise  der  noch  un- 
vollendeten gestaltung  auf  rechnung  zu  schreiben  sind.  Au  die  erste 
möglichkeit  hat  nocii  niemand  —  auch  Simon  nicht  —  gedacht,  und 
auch  ich  muss  mich  geradezu  gegen  die  Zulassung  einer  solchen  erklä- 
ren. Doch  mit  solchen  allgemeinen  behauptungen  ist  wenig  getan,  wenn 
man  nicht  bestimmte  gründe  anfüliren  kann.  Ich  will  daher  einige  an- 
geben, mache  jedoch  gleichzeitig  darauf  aufmerksam,  dass  die  ange- 
zogenen stellen  nicht  in  der  Somme  vorkommen.  Erstlich  tinden  wir  auf 
s.  279  (ich  eitlere  durchweg  nach  Morris)  Uliilke  Frenshe  so/uj:  J uy  lout 
perdu  moun  lemps  et  moun  labour  erwähnt,  den  Chaucer  auch  in  das 
gedieht  Fortune  (oder  Ballade  de  visage  sauns  peynture,  v.  7)  einllichr. 
Die   phrase   s.  2^0   'lunwd  itji  so  donn'  liiidet   sich   auch    in   Stcdfast- 

AiigUii,  V.  haml,  Aiu.  Hl 


131  KOCH, 

nesso  (r>all;ulo  sont  to  Kiug  Kioliaril),  inul  an  den  'Envoy'  daselbst  er- 
innert die  stelle  :Ui2. '22  IV.,  während  derselbe  grinulgedaiike  wie  :i01.  7  iV. 
in  der  ballade  Gentilesse  widerklinf^t.  Sprieliwürtüelie  redensarten 
jind  bilder  im  gcselimacke  des  dieliters  erkenne  ich:  29(>,  II  f..  :Us,  2('>lV., 
:{l!t,  7  IV.,  ;{47,  31  ff.,  ;U9,  1  f.,  354,2(1  1".  ete.  Auf  die  zeit  Chancer's  weist 
der  ausfall  gegen  die  modenarrheiten  s.  2!»0  ff.,  der  aueh  in  der  kraft 
des  ausdrueks  seiner  würdig  wäre.  Originalität  beweist  ebeuso  der  ab- 
schnitt 313,  13  ff".,  und  die  stelle  über  aberglauben  und  zauberet  (315,  2^  tf.) 
scheint  mir  gleichfalls  aus  seiner  feder  geflossen.  Spott  über  die  weiber, 
denen  er  gerne  hie  und  da  einen  kleinen  hiel)  versetzt,  treffen  wir  3 IS, 
21  Ö'.  nud  351, 13  ff.  an,  und  seine  bekannte  liebhaberei,  autoreu  zu  citieren, 
tritt  uns  fast  auf  jeder  seite  vor  äugen.  Alle  diese  ein/einen  züge,  die 
sich  übrigens  leicht  vermehren  Hessen,  in  ein  gesammtbild  vereinigt,  er- 
lauben keinen  zweifei,  dass  Chamer  mindestens  einen  gewissen  anteil 
bei  der  1'.  T.  hatte,  und  zwar  erstreckt  sich  dieser  nicht  nur  auf  ein  i)aar 
abschnitte,  die  sich  dadurch  vom  übrigen  ablösen,  sondern  ist  das  ganze 
stück  hindurch  erkennbar.  Aber  kompagniegeschäfte,  wie  sie  lieutzutage 
lustspieldichter  machen,  waren  zu  jener  zeit  meines  wissens  nocii  nicht 
erfunden,  und  so  muss  unser  dichter  aueh  wol  die  Verantwortlichkeit 
für  die  übrigen  weniger  gelungenen  partieen  der  abhandlung  mit  über- 
nehmen. Es  ist  selbstverständlich,  dass,  wenn  er  dieselbe  ganz  nach 
eigener  disposition  ausgearbeitet  liättc,  jene  yerslösse  nicht  vorgekommen 
wären,  und  dass  diese  nur  dadurch  entstanden  sein  können,  dass  er  bei 
seiner  Übersetzung  und  gleichzeitigen  umordnuug,  die,  von  ein/.elheiteu 
abgesehen,  entschieden  mit  geschick  durchgeführt  ist,  mancherlei  strich 
und  hinzusetzte,  ohne  zunächst  auf  den  Zusammenhang  zu  achten;  denn 
bei  nochmaliger  durchsieht  wären  ihm  gewiss  solche  Unebenheiten  nicht 
entgangen.  —  Ferner  ist  dabei  wol  zu  beachten,  dass  C^haucer  selbst 
nicht  geistlicher  war  und  sich  daher  an  allen  stellen  seiner  vorläge  genau 
anschloss,  wo  er  eigene  gedanken  nicht  vorzubringen  hatte.  Dies  erklärt 
dann  die  ungleicheit  des  stils  und  des  ausdrueks,  die  mit  recht  gelegent- 
lich ungelenk  und  dürftig  zu  nennen  sind.  Auch  für  den  ersten  teil, 
dem  in  der  Sominc  nichts  ähnliches  gegenübersteht,  haben  wir  jedenfalls 
eine  fremde  —  wahrscheinlich  auch  lateinische  —  (juelle  anzunehmen,  da 
man  Chaucer  kaum  so  umfassende  theologische  kenntnisse  zumuten  kann, 
wie  sie  dort,  trotz  einiger  Verwirrung  in  der  überlieferten  form,  zu  tagi; 
treten.  Endlicli  dürfen  wir  wol  in  einigen  fällen  die  vorhandenen  fehler 
auf  rechnung  des  abschreibers  setzen,  der  an  gewissen  stellen,  vielleicht 
durch  undeutlichkeit  in  der  originalhandschrifr  verwirrt,  etwas  auslies-s 
oder  lesefehler  in  den  Ziffern  begieng. 

Tritt  man  dann  unter  Voraussetzung  dieser  uuisläude  an  eine  unb(!- 
fangene  jjrüfung  der  dem  Verfasser  der  P.  T.  gemachten  vorwürfe,  so 
wird  es  sich  bald  zeigen,  dass  viele  derselben  ungereclitfertigt  sind. 

Ich  gehe  die  schwersten  der  reihe  nach  durch  und  beginne  mit  denen 
Simon'«,  da  Kilers  den  ersten  teil  nur  gelegentlich  in  Untersuchung  g(!- 
zogeii  hat. 

V.'V.  2(il,  12:  wliens  il  is  clcfied  /ffni/e/tcc  (vgl.  Simon'«  aiifsatz  in 
(Im    Ess.'iys    der   Ch.  S.  l'art  IM,  2-')!):    niigends   (imb't  sich  die  ;uit\vi)rt 


EILERS,    ER/AEHLUNG   I).   PFARKl'.KS  I\   I).  CANTR.  TALES.  i;}.'» 

auf  diese  frage.    Clianccr  Hess  sie  wahrscheinlich  absichtlich  fort,  vcrgass 
jedoch  die  obigen  worfe,  die  er  vorher  übersetzt  hatte,  zu  streichen. 

P.  T.  2(i.j,  21  tf.  (Sim.  252):  der  verf.  will  von  den  ihre  acdouus  of 
pfiiiU'iiee  sprechen,  geht  jedoch  unvermutet  zu  den  de  faules  über.  Ich 
nehme  daher  hinter  den  obigen  worten  eine  lücke  an,  welche  dadurch 
verursacht  ist,  dass  der  Schreiber  von  einem  Ihe  firsl  is  bei  der  aufzäh- 
lung  (\q):  acciouns  gleich  zu  dem  Ihe  ßrsl  is  bei  der  auf/ählung  der  de- 
fmiles  übersprang. 

P.  T.  2G(i, ;(  tf.  Simon  wirft  dem  verf.  vor,  penaunce  und  penileucc 
verwechselt  zu  haben.  Wie  jedoch  Eilers  (1.  c.  ()2,  4)  nachweist,  braucht 
er  überhaupt  diese  worte  promiscue. 

Simon  (1.  c.  255)  ist  der  ansieht,  dass  C'li.  nie  eine  so  ungleiche  ein- 
teilung  gemacht  haben  könne,  wie  sie  uns  in  der  P.  T.  entgegentrete, 
da  in  dieser  der  abschnitt  'confesskmn  of  moutli'  im  vergleiche  zu  den 
andern  ganz  uuverhältnissmässig  lang  sei.  Einmal  ist  dieser  umstand 
aber  dadurch  erklärt,  dass  er  das  material,  freilich  in  etwas  anderer 
reihenfolge,  so  in  seiner  vorläge  vorfand;  und  zweitens  vermisst  man 
auch  oft  genug  das  richtige  maass  in  seinen  dichtungen ,  indem  er  in 
mehreren  der  einleitung  und  nebensächlichen  schilderuugan  zu  viel  räum 
gewährt  (z.  b.  im  Parlament). 

P,  'J\  2(i8,  7:  In  lliis  penilence  or  contricions.  Simon  (s.  25(i)  be- 
hauptet, der  verf.  setze  einen  teil  gleich  dem  ganzen.  Ich  meine,  dass 
in  iliis  penilence  heissen  soll:  in  diesem  teile  der  reue. 

P.  T.  2s4  (Simon  25il),  letzte  zeile:  Die  liäufung  V^wV/.?«////,  Isuy, 
(jitod  David  etc.  beruht,  wie  ich  schon  früher  bemerkte,  otfenbar  auf 
Schreibfehler. 

P.  T.  2'^l3,  4  (Simon  2()(i,  Eilers  51):  wltelhir  il  oiighle  needes  be  doon 
or  noon.  Auch  hier  fehlt  wider  die  antwort.  Ich  erkläre  dies  wie  die 
stelle  2U4,  12. 

P.  T.  294,3:  Simon  (203)  und  Eilers  (5)  beanstanden  die  worte  77/c 
roole  of  ihese  seven  synnes  llianne  is  pride,  Ihe  fjeneral  si/nne  and  roolr 
of  alle  hannes.  Sie  sind  aber  offenbar  freie  Übersetzung  einer  stelle, 
welche  im  franz.  texte  so  lautet :  orf/ueil  — ,  car  ce  fu  li  prewiers  pec- 
chiez  el  e  li  comtnencemens  de  Ions  maus. 

P.  T.  2'J4,  lu:  c/tapilres,  und  351,211:  bul  so  heif/h  a  docirine  l  lere 
lo  dirines  (Simon  2(i3  ff.)  sind  freilich  ausdrücke,  die  nicht  in  den  rahmen 
der  P.  T.  passen;  doch  jeder  kenncr  Chaucer's  weiss,  dass  man  es  mit 
solchen  Widersprüchen  nicht  so  genau  nehmen  darf,  da  der  dichter  nicht 
alles  ursprünglich  für  die  CT.  bearbeitete,  sondern  früheres  oder  ausser- 
halii  liegendes  später  damit  vereinigte,  auch  ohne  die  nötigen  änderungcn 
vorzunehmen.  —  'M)s,  i;{:  /iiel  Lrelys  ist  durchaus  nicht  auffällig,  da  die  ab- 
handlung  nach  Eilers'  darstellung  ja  die  Verkürzung  einer  weit  längeren  ist. 

P.  T.  2'J4,  23:  Ypocrisy  ist  Schreibfehler  für  ypocrile  (Eilers  U,  I); 
ebenso  :M»3,  letzte  zi'üe:  envoye  für  nialice  (Eilers  Ui,  2). 

P.  T.  303—4:  ISow  halh  malice  luo  spices;  Eilers  (s.  Kl)  erkennt 
aber  drei;  wenn  U  nicht  überhaupt  Schreibfehler  für  III  ist,  so  könnte 
man  hier  auch  die  tcilung  folgendermassen  denken:  1.  hanliics  o/  harl, 
1.  10  irary:   a)  Iroulhe,  h)  ihe  ijroee  Ihal  Gad  halh  yeve  etc. 

10* 


i;>6  KOCH, 

r.  1'.  31(1,  -(•  11'.:  Eilers  (13,2)  liest  oinii  drei  teil  iiuj;-  ilieses  abschnittes 
heraus,  was  mit  den  ersten  Worten  daselbst  in  widersprueli  stellen  soll, 
leli  glaiilte,  dass  mit  bollie  .  .  .  »iml  eck  keine  so  strenfi;e  klassiliciening 
beabsichtigt  ist,  wie  sie  die  entsprechende  stelle  im  franz.  te.\te  zeigt. 

P. 'r.  :ni,  14  ft".:  \'on  den  dort  genannten  sixt'  Ihiiujvs  werden  nur 
drei  angeführt  (s.  Kilers  II,  1).  Auch  hier  kann  leicht  ein  sehreibver- 
sehen  vorliegen,  durch  welche  annähme  die  ganze  stelle  in  Ordnung 
gebracht  wäre. 

1\ '1'.  ."tl."}  IV. :  Wenn  hier  unter  die  abarten  des  zornes  -mwU  /lalcrie. 
ilouhlc  luinje,  iddc  icordcs  etc.  gerechnet  werden,  so  gibt  Eilers  (s.  IT)  IV.) 
die  richtige  erkläruug  dafür  ab.  Es  entspricht  dieser  abscimitt  nämlicii 
der  Unterabteilung  'pecc/iiez  de  »kUc  lioufue',  welche  der  franz.  text  nebst 
fjloloitif  zu  der  siebenten  todsünde  'pechie  de  In  houche'  zählt.  Dieser 
Zusammenhang  schien  dem  dichter  olVenbar  wenig  natürlich,  und  da 
schwören,  schelten,  drohen,  fluchen  etc.  besser  als  abarten  des  zornes 
iietrachtet  werden,  so  nahm  er  sie  zu  diesem  abschnitt,  schloss  jedoch 
gleich  die  anderen  mit  an,  die  eigentlich  mit  dieser  siinde  nichts  zu  tun 
haben.  Dass  diese  nicht  recht  hiiieinpassten,  sah  er  wol  selbst  ein,  und 
gab  daher  eine  —  allerdings  recht  dürftige  —  erläuterung  (s.  ;U7,  7  If.), 
warum  er  auch  ßaterie  dahiu  rechne.  Doch  wundern  darf  dergleichen 
uns  nicht:  Chaucer  nahm  es  mit  solchen  Zusammenstellungen  eben  nicht 
sehr  genau  (man  vgl.  z.  b.  die  Schilderung  Kn.  T.  ilHTtV.).  Die  ent- 
rüstung  Simon's  (s.  "idti)  ist  hier  also  wenig  angebracht,  und  ebenso  wenig 
sein  staunen  über  liji,  it.,  welche  stelle,  wie  Eilers  (15,2)  nachweist,  in 
Morris'  te.xt,  auf  den  Simon  eben  felsenfest  baute,  verderbt  ist. 

V.  T.  ."Utj,  2:5:  Soni  lesing  comelli,  for  he  woide  susleyne  Itis  word. 
Eilers  (IS,  1)  erblickt  in  dem  he  einen  grammatischen  fehler;  augenscheinlich 
sind  al)er  zwischen  comelh  und/br  einige  vvorte  durch  versehen  ausgefallen. 

P.  T.  .{.«(i,  1)  stellt  im  Widerspruch  zu  21)4,  ;5,  beruht  aber  auf  dem 
original,  da  auch  der  franz.  te.xt  es  hat  (Eilers  s.  2()). 

P.  '1'.  :5.'{2,  :<2  ft".:  Eilers  (s.  27)  meint,  dass  hier  im  vergleich  mit  dem 
franz.  te.\t  von  der  Unterdrückung  der  niederen  kleriker  durch  die  oberen 
die  rede  sein  solle.  Mir  scheint's  aber,  dass  Chaucer  absichtlich  abge- 
wichen sei  und  statt  des  obigen  von  der  Unterdrückung  der  kirche  durch 
den  adel  sprechen  will.     Somit  wäre  auch  diese  stelle  in  Ordnung.- 

P.  T.  :i:J4,  2.j :  Die  anklage  Eilers'  (s.  2n)  halte  ich  hier  gleichfalls 
für  ungerechtfertigt. 

P.  r.  3.")0,  (j  stimmt  nicht  zu  .■{.')l,2,  wie  iOilers  riciitig  hcrvorlu^ht. 
Ein  schreibversehen  ist  hier  nicht  anzunehmen;  der  verf.  muss  also  wol 
zuerst  eine  Zweiteilung  geplant  hal)en,  aber  durch  einen  blick  in  den 
tiriginalte.xt  an  eine  dritte  art  erinnert  sein,  die  er  anfügte,  ohne  die  vor- 
Ijcmerkung  zu  ändern. 

P.  T.  ;i.">:5,.'.  ist  etwas  verworren,  was  aber  widcrum  durch  einiluss 
der  vorläge  (s.  Kilers  s.  47)  erklärt  werden  kann. 

P.  T.  iSä")  ft'.:  Simon  (2(1S)  und  Eilers  (.")!  f.)  halten  hier  dem  verf. 
vor,  dass  er  noch  ganz  in  der  siebentem  todsüncU;  (lu.xuria)  stecke,  ob- 
w(»l  er  von  eveiii  si/iuie  sprechen  wolle.  Es  ist  wahr,  er  wählt  mehrere 
bei.-ipieie,   dit;  »ich  auf  jene  hezichen;    doch  nennt  er  .;.'>.'»,  20  ja  darunter 


EILERS,    EKZAEHLUNC;  1).  1'1'AKKEKS  IN  I).  CANll!.   1  ALES.  137 

auch  lioiiikidc  luul  drückt  i>icli  iiioi¥.t  su  allgciiiciii  uns,  dass  umu  seine 
Worte  auf  jede  beliebige  sünde  —  natürlich  auch  auf  'luxuria'  —  an- 
wenden kann. 

P.  T.  359,  2!)  ff.:  Diese  stelle,  welche  Simon  fiTl)  sowol  wie  Eilers  (.5(;) 
der  Unklarheit  bezichtigen,  wird  sofort  in  Ordnung  gebracht,  wenn  wir 
vor  And  laiderslonde  eine  lücke  ansetzen,  wozu  wir  durch  einen  ver- 
gleich mit  dem  franz.  texte  (Eilers  54)  berechtigt  sind.  Der  verf.  will 
offenbar  davon  handeln,  dass  die  lieichte  mit  Überlegung  {sayemcnl)  ge- 
schehen soll.  Es  fehlen  eben  die  worte,  welche  den  Übergang  vom 
vorigen  abschnitte  (die  beichte  darf  nicht  verzögert  werden)  bilden,  die 
vermutlich  vom  abschreiber  übersehen  sind,  woran  ja  der  zustand  des 
originaimanuscripts  schuld  gehabt  haben  mag.  Dadurch  erhalten  wir 
aber  gleichzeitig  die  vierte  condiciouu,  welche  wir  nach  der  einteilung 
.'<57,  2  zu  erwarten  haben. 

P.  T.  360,  y  ff.  habe  ich  schon  früher  gegen  .Simon  (271)  zu  recht- 
fertigen gesucht.  Nach  dem  citate  bei  Eilers  (s.  55)  zeigt  es  sich  über- 
dies, dass  die  stelle  bereits  im  originale  fast  wörtlich  so  lautete.  Meiner 
Widerlegung  eines  andern  Vorwurfs  Simon's  (Anglia  II,  542)  stimmt  sogar 
Eilers  bei  (5G,  1 ). 

P.  T.  362,  3(1  ff.:  Reue  und  mitleid  als  aluiosen  sind  auffällig,  dürf- 
ten jedoch  eher  aus  der  vermuteten  zweiten  vorläge  stammen,  als  erlin- 
dung  des  dichters  sein. 

P.  T.  365,18:  Die  hier  unpassende  erklärung  von  d/scijdinc  iSimon 
275)  deutet  Eilers  (tio  f.)  durch  mlssverständniss  des  Originals. 

P.  T.  3(i(;),  7:  Das  von  Simon  (275)  und  Eilers  (63)  incriminierte  l/iis 
is  übersetze  ich  mit  'dies  geschieht';  das  zweite  mal  i/thu/es  ist  durch 
»laueres  zu  ersetzen  (s.  Eilers  63, 1).  —  366, 15:  Simon  ereifert  sich  gegen 
den  ausdruck  schäme,  den  ich  schon  früher  zu  verteidigen  suchte.  Eilers 
(s.  f>2)  citiert  überdies  die  entsprechende  stelle  des  franz.  textes. 

P.  T.  3()7,  26  ff.:  Der  hier  vorliegenden  Verwirrung  (s.  Eilers  s.  63)  ist 
dadurch  abzuhelfen,  dass  man  die  worte  ihe  sccoitnde  zu  z.  31  zieht  oder 
ganz  tilgt;  denn  wahrscheinlich  entstand  dieselbe  durch  ein  versehen  des 
Schreibers,  den  drei  hinter  einander  folgende  und  sehr  ähnlich  anfangende 
Sätze  leicht  beirren  konnten. 

Man  sieht,  dass  die  gegen  den  verf.  der  P.  T.  erhobenen  anklagen 
teils  widerlegt,  teils  gemildert  sind,  so  dass  nun  wol  nii  mand  bedenken 
tragen  wird,  sie  als  echt  anzuerkennen.  Sie  gehört  in  der  überlieferten 
gestalt  allerdings  zu  Chaucer's  schwächeren  leistungen;  doch  hätte  er  ge- 
lebt, um  noch  die  letzte  band  daran  zu  legen,  so  hätten  wir  gewiss  ein 
werk  erhalten,  das  den  anderen  würdig  an  die  seite  treten  durfte. 

Kann  ich  also  den  folgerungen  Eilers'  am  Schlüsse  seiner  disscr- 
tation  nicht  beistimmen,  so  muss  ich  doch  betonen,  dass  diese  schrift 
einen  interessanten  boitrag  zur  förderung  des  richtigen  Verständnisses 
Chaucer's  liefert. 

Berlin,  oct.  1882.  J.  Koch. 


l.i^        KO«.il.    .1  l'll/.\,  CUAl'CKK    I'IU:  HOOK  Ol'    IHK  l'Al.KSOl'-CAlJNri!. 

Julius  Zui)it/.a,  Cluiuccr  tlic  Hook  of  tlic  Tales  of 
Caunterbury.  Prolog-.  iMit  vaiianteii  zum  gebrauch  bei 
vorlesuugeu.     IJcrliu  (Weidmaim)  1882.     32  s.     8". 

Es  ist  gewiss  ein  selir  zeitgeiiiiisbos  mid  nützliches  unterueliinen, 
studierenden  und  allen,  die  nicht  die  publicutiuneu  der  Cliaucer-Society 
zur  band  haben,  den  kritischen  ajjparat  zu  den  C.  T.  zugänglich  zu 
machen,  ohne  welchen  die  lektüre  des  dieliters  philologisch  unfruchtbar 
bleiben  luüsste.  —  Die  grundlage  in  dem  vorliegenden  hefte  bildet  das 
Ellesuiere-Ms.  (E),  neben  dem  noch  Ilengwrt  (II)  und  llarley  l'.i'M  (M) 
beriicksichtigung  linden;  nur  gelegentlich  wcrtlen  dagegen  citiert:  Corpus 
Christi  Coli.  Oxford,  llarlex'  1  Tös,  Lansdowiie,  Petworth,  Pariser,  Sloane 
und  Universit}'  Library,  Cambridge  und  die  früheren  lierausgeber.  — 
Zupitza's  textbehandlung  ist  auch  -hier  derartig,  dass  wesentliche  be- 
denken nicht  zu  erheben  sind,  wenn  hin  und  wider  auch  kleine  in- 
conse(iuenzen  auffallen.  Es  sei  mir  gestattet,  auf  einige  aufuierksam  zu 
machen.  Z.  bezeichnet  mitunti-r  elision  und  verschleifung  durch  unter 
die  betreffenden  vokale  gesetzte  punkte.  Nun  gilt  es  wol  als  gesichert, 
dass  tonloses  c  vor  vokalanlaut  verstummt,  und  so  linden  wir  es  auch 
im  vorliegenden  drucke  meist  ohne  Jenes  zeichen;  ich  verstehe  daher 
nicht,  warum  der  lierausgeber  z.  b.  v.  'IWA  luiur  dl  und  :i(i:i  eure  and 
sehreibt.  Ferner  hatten  die  liss.  ivcic  in  v.  lo,  41  und  isil;  im  ersten 
falle  folgt  darauf  ond,  im  zweiten  ihnc,  im  dritten  ltym\  warum  ist  denn 
jene  form  in  7vcr  geändert  V  \'.  4s,  5(),  (io  etc.  steht  kuddc  Itc  mit  den 
handschriften,  obwol  der  vers  liaddc  einsilbig  verlangt;  v.  1(3"^  etc.  ist 
dagegen  dieselbe  lesart  in  lind  Itc  verwandelt  (ähnlich  All  niailc  oollter).  — 
V.  112  haben  die  hss.  hukelcr,  was  dem  vers  und  der  herleitung  gemäss 
in  hoklcr  geändert  ist,  171  und  (JUS  ist  aber  bokc'er  beibehalten,  indess 
ö.5*^  bocicr  mit  der  hs.  iM  eingesetzt  ist. 

Es  ist  nun  nicht  meine  absieht,  alle  solche  äusserliclikeiten  anzu- 
zufiihren,  noch  lesarten  anzugreifen,  über  die  man  geteilter  meiniing  sein 
kiinute,  doch  möchte  ich  ein  paar  vorschlage  hier  äussern,  die  sich  auch 
ohne  lange  auseinandersetzung  empfehlen  dürften.  V.  s;5  haben  die  inss. 
cHcnc,  was  zweisiihig  gelten  muss;  Z.  schreibt  cucn,  doch  halte  ich  die 
änderung  nicht  für  nötig,  da  jene  form  sehr  gut  (wie  cucry  etc.)  vcr- 
schleift  gelesen  werden  kann.  —  V.  y2  setzt  Z.  mit  M  monelh,  obgleich 
ininilhc  in  Ell  sich  mit  Streichung  des  c  besser  in  den  vers  fügt,  wie  er 
es  V.  ii.51  behandelt.  —  V.  17'.)  entsclicidet  sich  Z,  für  die  lesart  ctoysleiiecs 
in  M,  trotz  der  tautologie  zu  v.  1^1,  auf  die  schon  llertzberg  (s.  5sHj  hin- 
gewiesen hat.  Die  lesart  der  anderen  mss.  reccltclcs  oder  dergl.  befrie- 
digt freilieh  wenig;  wie  will  man  aber  das  entstehen  derselben  erklären, 
wenn  cloysicrlces  wirklich  die  richtige  gewesen  wäre?  Ich  glaube,  dass 
Tyrwhitt  mii:  seinem  refflicHcs  auf'dem  richtigen  wege  war,  wenn  auch 
die  ftMin  viel  zu  altertümlich  scheint.  Mit  einer  kleinen  änderung  würde 
ich  daher  rculclces  (vgl.  v.  17:5)  vorschlagen,  das  sich  der  von  den  meisten 
überlieferten  form  sehr  nähert  und  auch  dem  sinne  wol  entspricht.  — 
V.  1!)7  streicht  Z.  thei\  d.jcli  lässt  es  sich  beibehalten,  wenn  man  das 
letzte  c  von  cndf  v.  r>iimiiiH'.n  lät-st.        V.  225  schreibt  Z.:  vnlii  a  poure 


EINENKKL,    SCIUI'PEK,  ENGLISCHE  MEIKIK.  1  o9 

ordre -^  leichter  wäre  clVciib.-ir  vnlo  n  [unirc  ordre.  V.  itiii  die  besten 
liss.:  whan  p(ü\  Z  streicht  letzteres;  ich  uicichtc  es  beibelialten  und  nach- 
her had  statt  hadde  lesen.  —  V.  "iTO  Z.:  ivolde,  llie  see\  einfacher  wol: 
ivoldc,  ike  see.  —  V.  20  1 :  Wäre  es  niclit  zu  empfehlen,  hier  mit  M  c/ol/ied 
oder  mit  ü  iclad  zu  setzen  und  dadurch  dem  vers  zur  richtigen  silben- 
zahl  zu  verhelfen?  —  V.  ;>!;}:  Wenn  sonst  were  oder  wereii  in  wer  ge- 
lindert worden  ist,  so  sclicint  es  mir  hier  besonders  an  der  stelle.  — 
V.  ;iSO  Z.:  boille  ihe  chiknes\  nicht  besser:  hoUle  llie  einknes'i  —  V.  :<s4: 
büken  a  pye  gegenüber  dem  hake  der  hss.  und  bei  Z.,  da  die  zweite 
silbe  dieses  wortes  mitzählt  und  schUiss-f  vor  vokal  der  regel  nach  zu 
elidieren  wäre.  —  V.  407  setzt  Z.  das  nichtssagende  wel  aus  M  ein,  ob- 
wol  es  den  vers  beschwert,  und  verschleift  (he  Iiaucnes.  Ebenso  halte 
ich  lluuine  in  v.  152,  das  auf  dieselbe  weise  uafgenommen  ist,  für  über- 
tliissig  und  würde  statt  dessen  alle,  das  Z.  in  ul  ändert,  beibelialten.  — 
V.  .i(3ö  streicht  Z.  mit  M  )vel\  ich  glaube  ohne  not,  da  das  letzte  e  von 
bcu/yepipc  wol  (vor  w)  elidiert  werden  könnte.  —  V.  (i2:{:  In  Überein- 
stimmung mit  V.  543  und  rücksichtlich  der  glätte  des  verses  wäre  besser 
somnour  zu  setzen,  wenn  man  überhaupt  elision  erleichtern  will.  — 
V.  ()"5  Z.:  yelow  (fs\  einfacher  wäre  es  yelive  as  zu  lesen  (ijehve  bei 
Morris,  Z.  gibt  diese  lesart  nicht  an).  —  V.  7115:  Z.  ändert  mit  M  wliUom 
in  lher\  mir  scheint  ersteres  dem  sinne  nach  den  Vorzug  zu  verdienen, 
imd  was  den  vers  betriift,  so  würde  ich  aiwnfures  dreisilbig  sprechen. 
Im  übrigen  unterlasse  ich  es  hier  auf  metrische  fragen  einzugehen,  da 
eine  auseinandersetzung  auf  diesem  gebiete  mich  zu  weit  abführen  würde. 
Doch  beabsichtige  ich  am  andern  orte  auf  sie  zurückzukommen. 

Weitere  hefte,  welche  diese  i)ublicationen  fortsetzen  sollen,  werden 
in  aussieht  gestellt,  und  wenn  ich  im  vorliegenden  auch  in  einzelnen  fällen 
von  der  auffassung  Zupitza's  abgewichen  bin,  so  bedarf  doch  im  allge- 
meiuen  das  unternehmen  eines  so  Ijewälirten  herausgebers  keiner  be- 
sonderen  empfehlung  meinerseits. 

Berlin,  oct.  1882.  J.  Kocii. 


Englische  Metrik  in  historisclier  und  svisteniatischcr  cntwic^k- 
luug  dargestellt  von  Dr.  J.  .Schipper.  Ester  teil:  altenglischc 
metrik.  Bonn.  Verlag  von  Emil  ötrauss,  1S82.  5(35  selten.  S. 
13  m.  50  pf.  (fortsetzung). 

Seit  dem  erscheinen  des  ersten  teiles  meiner  besprechung  des  Schip- 
per'schcn  Werkes  sind  die  in  der  ersteren  von  mir  berülirten  fragen  auch 
von  anderer  seite  zum  gegenstände  der  Untersuchung  und  kritik  ge- 
macht worden. 

In  der  Aprilnummer  des  Literaturblattes  für  germ.  und  runi.  l'hilo- 
logie  erschien  eine  recension  Wissmann's,  die,  wenn  sie  auch  in  manchen 
der  bemängelten  punkte  den  beweis  schuldig  blieb  (lecensent  verspricht 


11"  KINM'NKKL, 

eine  {^riiuillioliciT  bispri'cliuiij;  t'iir  oiiios  »li-r  iiärlistoii  lulUMlor  Auj;lia'), 
doch  sic'lierlich  nicht  die  schrulVe  zurück wcisinif;-  verdietito,  die  sie  von 
:?citeii  Schipper's  (in  den  Enfjlisclicii  Studien)  erfuhr.  Unseres  erachteus 
lindet  sich  in  der  recension  lubes  und  zwar  direkten  wie  indirekten 
lobes  fienug,  und  wenn  der  Verfasser  dasselbe  nicht  anerkennen  will, 
SU  ist  diess  in  seinem  eigenen  interesse  zu  beklagen.  Zur  saclie  selbst 
hat  dieses  Wortgefecht  recht  wenig  beigetragen  und  diess  war  auch  von 
vornherein  zu  erwarten;  wie  wir  früher  andeuteten,  wird  sich  über  ge- 
wisse, in  der  lue.  literaturperiode  auftauchende  versfornien  nicht  eher  ein 
endgiltiges  urteil  fällen  lassen,  als  bis  gründliche,  die  streitigen  fragen 
erschöpfende  ein/.eluntersuchungen  vorliegen. 

Wir  fahren  in  unserer  besprechung  fort. 

Kapitel  11  und  12  des  abschnittes  führen  die  stabzeile  bis  zu 
Skeltttn,  und  kajjitel  l'i  nimmt  die  in  kapitel  s  fallen  gelassene  ge- 
schichte  «les  septeuars  wider  auf.  Wie  wir  über  die  eintcilung  der  ge- 
dichte  iu  solche,  die  nur  in  alexandriuern,  in  solche,  die  vornehmlich  in 
septenaren ,  und  solclie,  die  in  einer  fast  gleichen  mischung  beider  ge- 
nannten versformen  geschrieben  sind,  denken,  darüber  hatten  wir  uns 
schon  früher  deutlich  genug  ausgesprochen.  Dass  natürlich  mit  dem 
fortschreiten  der  sprachentwickelung  der  septenar  seinen  namen  mehr 
und  mehr  mit  recht  verdient,  mit  anderen  Worten,  dass  die  allmählich 
sinkende  tonfähigkeit  den  früher  (Poema  Morale)  b  mal  gehobenen  vers 
zum  wirklichen  septenar  umschuf,  geben  auch  wir  in.  Die  frage  ist 
jedoch  hier  immer  noch,  ob  diese  völlige  ton  Unfähigkeit  schon  für  die 
im  Ilarl.  ms.  'IUI  uns  aufbewahrten  lieiligenlegendcn,  für  The  Life  of 
Thomas  Becket,  für  Robert  of  Gloucester's  chronik  und  andere  anzu- 
nehmen ist.  Dass  der  Verfasser  seite  21()  Jn«/  iiimcsl  fuurlenc  m^(  lie- 
tont,  vor  einer  beton iing  Jedoch  wie  z.  b.  seile  2i;i  Hys  dö^lrcn  lof'orc 
him  zurückscheut,  ist  sclion  vom  recensenten  des  Literaturblattes  als 
iuconse(iuenz  hingestellt  worden.  Die  Verwendung  des  acutes  im  ersteren 
lalle  scheint  zwar  andeuten  zu  sollen,  dass  wir  es  hier  mit  einer  bindiing 
von  zwei  selbständigen  Worten  zu  tun  haben.  Es  scheiut  uns  jedoch, 
dass  hiermit  dem  sprachbewusstsein  des  dicliters  doch  etwas  zu  viel  zu- 
gemutet wird. 

Das  septenarische  metrum  wird,  wie  verf.  ausführt  und  durch  aus- 
gehobene stücke  illustrirt,  nicht  nur  in  gcschichtliclien,  sondern  auch 
in  dramatischen  dichtungen  verwendet.  So  stellenweise  in  den  Towneley 
Misteries  und  in  einzelnen  moral  plays.  'J'rotz  dieser  mannigfachen  Ver- 
wendung kann  man  seit  Rottert  de  lirunnes  zeit  ein  zurücktreten  des 
mctriims  bemerken,  namentlich  seitdem  mit  dem  auftreten  Chaucer's  der 
tünfhebigc  vers  beliebt  wurde.  Der  ausser  kredit  gesetzte  septenar  aber 
zerfiel  später  gleich  einem  ähnlichen  versc  in  der  deutschen  metrik  durch 
einflechtung  von  binncnreimen  in  zwei  hälften,  in  welcher  gestalt  er 
schon  stellenweise  in  den  Towneley  Misteries  und  einzelnen  moral  plays 
zur  Verwendung  gelangt.  Dass  die  später  unter  dem  namen  den  jfouKer's 
measurc  bekannte  versform  in  der  tat  auf  den  zuerst  anfang  des  13.  jahr- 


Jetzt  erschienen. 


SCHri'PKK,    I'NCUISCHK  MEIKIK.  Ml 

hundoits  im  rDom.i  Mor.ilc  verwt'iKli'toii  ao'j;.  f^optoiiar  zuriickj^olit,  wollen 
wir  nicht  uniuittelbai-  in  abrede  stellen.  Wir  bestreiten  jedocli  wideruni 
entschieden,  dass  die  skandirung  des  ponUir's  mcasure,  wie  es  am  an- 
fange des  16.  Jahrhunderts  in  gebrauch  kam,  auf  die  skandirung  von 
gedichten  wie  etwa  die  des  erwähnten  Poema  Morale  ein  klares  licht 
werfen  kann.  Der  Zusammenhang,  wenn  ein  solcher  überhangt  anzu- 
nehmen ist,  dürfte  hier  vielmehr  folgender  sein.  Mit  dem  fortsclireiten- 
den  verstummen  der  endsilben  musste  den  jüngeren  geschlechtern  der 
Schlüssel  zur  richtigen  skandirung  der  septenarischen  gedichte  früherer 
Perioden  allmählich  verloren  gehen,  und  musste  es  ihnen  scheinen,  als 
ob  in  diesem  gedichten  in  der  tat  eine  mischung  von  ungleich  langen 
versen  vorliege.  Noch  leichter  war  ein  solcher  Irrtum  möglicli,  wenn 
derartige  gedichte  aus  einem  der  südlicheren  dialcktc  in  einen  der  nörd- 
licheren übertragen  wurden,  welche  letzteren,  wie  bekannt,  den  crsteren 
in  abschleifung  der  endungeu  weit  voraus  waren.  Dass  dann  kunst- 
geübte dichter  aus  dieser  scheinbaren  Unordnung  eine  bestimmte  orduung 
entwickelten,  widerspricht  durchaus  nicht  den  sonst  und  zu  anderen  zelten 
in  der  metrik  gemachten  bcobachtungen. 

Kap.  U,  mit  einer  erklärung  des  Unterschiedes  zwischen  viortak- 
tigem  und  vierhebigem  metrum  beginnend,  die  in  folge  der  vielfachen 
einschräukungen  und  verklausuliruugen  nicht  gerade  klar  und  scharf 
zu  nennen  ist,  behandelt  das  versmaass,  welches  man  nach  seiner  Ver- 
wendung nicht  unpassend  als  das  romanische  bezeichnen  könnte.  Der 
verf.  scheidet  die  in  diesem  metrum  verfassten  gedichte  in  zwei  haupt- 
gruppen.  In  die  erste  fallen  solche,  deren  vers  die  altgermanischen  eigen- 
heiten  und  freiheiten,  Senkungen  und  auftakt  betretfend,  bewahrte,  doch 
sich  unserem  vierheber  so  stark  nähert,  dass  er  kaum  von  ihm  zu  unter- 
scheiden ist;  in  die  zweite  gruppe  jene  gedichte,  die  den  romanischen 
einfluss  mehr  oder  weniger  stark  verspüren  lassen.  Als  zur  erstereu 
gruppe  gehörig  werden  besprochen  die  sog.  Surtees  Psalms,  Kobcrt  Mau- 
nyng's  Handlyug  Sinne  und  Rieh.  Rolle's  Pricke  of  Conscience;  als  zur 
zweiten  gehörig,  ausser  den  kaum  mehr  als  vorübergehend  berührteu 
Metrical  Homilies,  der  Cursor  Mundi  und  Barbour's  Bruce.  Wol  mehr 
aus  literargeschichtlicheu  als  aus  metrischen  rücksichten  wird  eine  dritte 
gruppe  gebildet  aus  den  hierher  gehörigen  gedichten  des  süd-  und  niittel- 
landes,  von  denen  Havelok,  Genesis  (auf  grund  der  von  .Morris  /.u  diesen 
gedichten  gelieferten  metrischen  Untersuchungen),  üwl  and  Nightiugale, 
Richard  Coer  de  Lion  und  andere  südliche  dichtungen  romantischen  In- 
haltes zur  besprechung  gelangen  Zum  schluss  werden  betrachtet  die 
hierher  gehörigen  gedichte  Chaucer's  und  Gower's.  Der  in  den  dicht- 
weisen beider  sich  abspiegelnde  gegensatz  ist  vom  Verfasser  in  klaren 
und  festen  zügen  gezeichnet.  Den  schluss  des  kapitels  und  abschnittes 
bildet  die  betrachtung  der  auf  grund  und  mit  beihiifc  dos  vierhelügen 
verses  gebildeten  strophenformen ,  wie  wir  sie  in  Owain,  Sir  Cleges, 
Amis  and  Amiloun,  sowie  in  einigen  teilen  der  Towneley  Misteries  ver- 
wendet finden. 

Dass  selbst  noch  in  gedichten  aus  der  mitte  des  II.  Jahrhunderts 
bedeutende  Zugeständnisse  an  das  altgermanische  betonungsprinzip  ge- 


\  \'l  KIWNKKL, 

iiiaclil  worili'ii,  wird  don  iiiclit  wiimlcr  utliiiicii,  \\i  li-!ior  wois^^,  ii;isy  sinirL'u 
dcsselbon  nucli  weit  über  Chaiuior  liinaus  walinioliniliar  sind.  IMicr  aiif- 
l'allou  kann  es  sclion ,  dass  dieselben  sich  in  iiördliclion  diclitiinj^aMi  lin- 
den. Wir  liönnten  die  lieispiele,  die  der  vcrf.  aus  den  Metrical  Ilomilies 
anführt,  vermehren.  Atier  sclion  zwei  der  von  ihm  selbst  bei^'ebrach- 
ten  reime  dürften  genügend  beweisen,  dass  die  alte  betonungsweise 
noch  liiureiehend  beicaunt  war,  um  ein  gelegentliches  rückgreifen  auf 
dieselbe  zu  gestatten.  Die  wurte  slvangcsle  (:  fcslc),  und  vor  allem 
mauhm  (:  f'undttn  nun)  sind  sicherlich  in  dieser  zeit  nicht  mehr  als  Zu- 
sammensetzungen em])funden  worden.  Und  wenn  auch  zugegeben  wer- 
den kann,  dass  der  eine  oder  der  andere  dieser  'uuertriigliclien'  reime 
nicht  auf  rechnnng  des  dichter.s,  sondern  auf  die  des  sclireibers  zu  setzen 
ist,  so  schwächt  dies  die  beweiskraft  derselben  doch  durchaus  nicht  ab; 
denn  hatte  der  dichter  dieselben  u.ls  irgend  einem  formellen  gründe  ver- 
schmäht, SU  waren  sie  doch  für  den  schreiber  vollauf  genügend,  ganz 
abgesehen  davon,  dass  mindestens  in  letzterem  falle  von  den  beiden  les- 
arten,  die  verf.  angibt,  nicht  die  t'ür  uns,  sondern  die  für  ihn  beweisende 
den  deutlichen  eindruck  der  korrektur  macht. 

Der  vierte  abschnitt,  über  die  poetischen  formen  der  späteren  Über- 
gangszeit handelnd,  beginnt  mit  einem  abriss  über  die  formelle  be- 
eintlussung  der  englischen  durch  die  mittelhiteinische  und  normannisch- 
lirovenzalische  poesie,  an  welchen  sich  eine  kurze  skizze  der  verschie- 
denen arten  des  endreimes  schliesst.  Wir  gehen  hierauf  nicht  weiter  ein, 
da  neues  nicht  beigebracht  wird,  bekennen  jedoch  gern,  dass  wir  vor- 
züglich die  letztere  für  besonders  gelungen  betrachten.  Wie  wir  über 
die  gleitenden  reime  (s.  2ys)  der  alt-  und  frühmittelenglischen  zeit  denken, 
brauchen  wir  nicht  zu  widerhulen  (siehe  den  ersten  teil  der  besprechung). 

In  kap.  2  -  7  folgen  nun  in  langer  reihe  die  bunte  scliaar  der 
Strophen  und  gedichtformen,  in  deren  Schöpfung  und  handhabung  das 
mittelalter  eine  uns  heute  kaum  noch  begreifliche  freude  empfand.  Die 
meisten  derselben  stammen  natürlich  von  den  Trovenzalen,  jenen  reim- 
künstlern  par  exccllence,  wie  sie  Verfasser  mit  recht  nennt,  denen  ja 
auch  unsere  mittelalterlichen  dichter  in  gleicher  weise  verpflichtet  sind. 
Es  würde  zu  weit  führen,  wollten  wir  die  ausführungen  dieser  reichen 
und  in  vieler  hinsieht  anziehenden  und  fesselnden  kapitel  hier  iiu  ab- 
riss geben.  Es  genüge,  auf  die  Vorzüge  derselben  hier  im  kurzen  hin- 
gewiesen zu  haben.  Das  material  war  allerdings  schon  von  Guest  bis 
zu  einer  gewissen  Vollständigkeit  gesammelt  worden.  Dasselbe  jedoch 
vervollständigt,  geschichtlich  vertieft  und  zur  gefälligen  anscluuiung  ge- 
bracht zu  haben,  ist  ein  nicht  zu  unterschätzendes  verdienst  .Schipjjer's, 
aut  welches  hinzuweisen  wir  als  unsere  pliicht  erachtet  haben  würden, 
auch  ohne  von  ihm  besonders  dazu  aufgefordert  zu  sein. 

Kui».  ^  bis  Schills;  bringt  die  geschichte  des  fünftakligen  jambischen 
verses  vor  und  nach  Chaucer,  führt  uns  also  stofflich  eine  starke  strecke 
zurück,  etwa  bis  an  das  ende  des  dritten  abschnittes,  wo  diese  ausfüh- 
rungen einen  geeigneteren  platz  hätten  linden  können,  so  weit  auch  der 
genannte  vers  in  die  folge/.eit  hinein  reichen  mag.  Die  bekannten  arbei- 
ten von  ."^keut  und  Ellis  sind  hier  benutzt.     Der  fünftakter,  der,  wie  ea 


scjiiim'i:k,  icxclisiiii'.  mkikik.  li;i 

Verfasser  für  widu-selioinlich  erkläi-t,  eine  iiaclibihUing-  des  frauzösiseben 
zehiisilblers  ist,  taiieht  ia  der  englischen  literatur  auf  gegen  das  endo 
des  13.  Jahrhunderts  und  zwar  mit  denselben  cäsur  und  verschluss  be- 
treffenden freihcitep,  die  seinem  rumänischen  vorfaluen  eigen  waren, 
ohne  jedoch  dabei  sich  der  die  Senkungen  angehenden  freiheiten  des 
germanischen  verses  zu  begeben.  Am  freisten  und  volkstiimliclisten 
wurde  der  fiinfraktcr  geliandhabt  von  Ciiaucer.  Vornehmlich  in  der  be- 
handlung  der  cäsur  ist  dieser  (lichter  bewundernswert,  und  Gower  sticht 
gerade  in  dieser  beziehung  unvorteilhaft  von  seinem  grossen  Zeitgenossen 
ab,  da  er  die  strengeren  gesetze  der  romanischen  metrik  auch  auf  seine 
englischen  verse  sich  zu  übertragen  bestrebte.  So  kommen  freiheiten, 
wie  fehlen  des  anftaktes  oder  doppelte  Senkung  oder  gar  völliges  feh- 
len der  letzteren  bei  ihm  niclit  vor;  freiheiten,  deren  sich  Chaucer  sehr 
häutig  lind  zwar  immer  in  glüikliehstcr  Übereinstimmung  mit  dem  in- 
lialte  bedient. 

AVic  als  dichter,  so  standen  auch  als  reimer  (»ccleve  und  l.ydgate 
weit  hinter  ihren  Vorgängern  zurück.  Sie  schliessen  sich  noch  enger  au 
die  französischen  muster  an  und  verletzen  sogar  lieber  die  betouungs- 
gesetze  der  spräche,  ehe  sie  von  jenen  abweichen.  Von  dem  bei  ('haucer 
sü  anmutenden  Wechsel  der  cäsur  ist  bei  ihnen  ein  sehr  geringer  ge- 
brauch gemacht. 

Von  Stepheu  Hawes  imd  Alexander  Barclay  (dem  bearbeiter  des 
Brand'schcn  Narreuschiffes),  deren  diclitungen  in  metrischer  beziehung 
nicht  gar  zu  stark  von  denen  Lydgate's  abweichen,  geht  der  verf.  über 
auf  die  schottischen  dichter  Robert  Henrisoun '  und  köuig  Jakob,  deren 
dichlweise  sich  widerum  der  französischen  glätte  nähert.  Einen  lebhaf- 
teren tonfall  haben  die  reimpaarc  von  Henry  the  Miustrel  und  Wallace. 
Am  vollendetsten  aber  und  mit  einer  dem  Südländer  Chaucer  gleich- 
kommenden^ ja  fast  übertretieuden  gewautheit  wird  der  vers  geliandhabt 
von  Dunbar,  welchem  Gawin  Douglas  nicht  ohne  erfulg  nachzueifern  sich 
bestrebt.  Ihnen  folgt  David  Lyndsay,  mit  welchem  die  bchandlung  des 
fünftaklers  von  der  erreichten  höhe  wider  um  ein  gutes  stück  herab- 
sinkt, da  dieser  dichter,  um  mit  den  Worten  des  verf.  zu  reden,  'es  nicht 
immer  verstand,  in  ähnlicher  weise  wie  seine  begabteren  Vorgänger  dem 
obersten  gesetze  der  verskunst  gerecht  zu  werden:  den  rhythmus  des 
metrums  mit  der  wort-  und  Satzbetonung  in  harmonische  Übereinstimmung 
zu  bringen'  (s.  539). 

Den  schluss  des  kapitels  bildet  ein  kurzer  rückblick  auf  die  ge- 
schichte  des  eben  betrachteten  verses.  Ein  Sachregister  schliesst  den 
band,  die  brauchbarkeit  des  Werkes  erhöhend. 


'  Der  verf.  bedauert,  aus  mangel  an  material  (es  lagen  ilim  nur  die 
wenig  umfangreichen  stücke  vor,' die  Irving  in  seiner  Ilistory  ol  tiie 
Seotish  Puetiy  anführt)  kein  endgiltiges  urteil  ü!»er  den  llenrisüiin'.><elieii 
funftakter  abgeben  zu  können.  Ein  einbliek  in  die  Laing'sche  ausgalie 
(The  Poems  and  Fables  of  Uobert  llenr\soun  now  lirst  cullected  with 
Notes  and  a  Mcmoir  of  his  Life  by  I).  Laing.  Edinburgh  \'^(<:<.  ^")  zeigje 
uns,  dass  iler  betretVende  vers  des  dichters  vom  verf.  im  ganzen  richtig 
und  zutreffend  gekennzeichnet  ist. 


I   1  1  I  KAI    IMANX.     lAlIRKSr.KKU  II  1    P.  (;i>.    \- .   I  U' T  I  SCI  II'    Tllll. 

Fasson  wir  nun  unser  urteil  über  tlas  voiliej;"on(le  werk  nueluuals 
in  kurzen  Worten  zusanien.  Wir  hatten  bei  gelei;enlieit  clor  Iiospreolnuii; 
des  ersten  teils  öfter  anlass,  den  ansehanunj^en  des  Verfassers  z,u  wider- 
spreelion,  und  wir  ü;huibten  dies  um  so  naohdriiekliolior  tun  zu  uüissen, 
als  wir  erkannton,  dass  diese  anschauungen  nicht  die  gewünschte  aus- 
sieht auf  bestand  haben  können,  und  ein  zeitiges  fallcnlass  n  derselben 
daher  von  grossem  vorteil  für  den  verf.  wie  für  sein  werk  sein  müsse. 
J?o  wie  der  erste  teil  uns  jetzt  vorliegt,  liegt  seine  Itedeutung  naoh  einer 
gan/>  anderen  als  d  r  vom  verf.  erwarteten  und  beabsiehtigten  riclitung. 
Sein  hauptwert  besteht  darin,  dass  er  den  anlass  gab  und  gel)en  wird  /.u 
einzoluutersuehungen,  ohne  welche  wir,  keinen  sicheren  scliritt  nach  vor- 
wiiris  lun  können.  Sie,  sowie  die  daran  sich  schliessenden  erörterungen 
werden  alles,  was  bei  dem  vorliegenden  material  klar  zu  legen  ist,  klar 
legen  und  so  es  dem  verf.  ermöglichen,  bei  gelegenhoit  einer  hoffentlich 
sich  recht  bald  nötig  machondjn  zweiten  aufläge  seine  bitjnungsgesetze 
auf  einer  sichereren  grundlage  aufzubauen,  als  ihm  dies  bei  der  ersten 
vergönnt  war. 

Unsere  ansieht  über  den  ersten  abschnitt  kann  jedoch  unser  urteil 
über  die  übrigen  teile  dos  Werkes  nicht  beeinträchtigen.  Und  in  der  tat, 
mit  jedem  schritte,  mit  dem  wir  uns  aus  dem  bereiche  des  streitigen 
betonungsgesetzes  entfernen,  wird  die  grundlage  der  Untersuchungen 
sicherer  und  die  ergebnisse  haltbarer. 

London,  im  siiPTEMiuiR.  Eugün  Einünkül. 


Jahresbericht  über  die  Erscheinungen  auf  dem  Gcl)iefc  der 
GerniMiiifschcn  Philologie.  llcraus«;cü;cbcn  von  der  (Jesell- 
•  Schaft  für  Deutsche  Philologie  in  Berlin.  Dritter  jahr- 
jang.    ISSl.    Berlin  (Calvary)  1882.   8.   322  seiten.  b  mark. 

Dieses  nützliche  unternehmen  tritt  jetzt  zum  dritten  male  vor  die 
ölfenlichkeit.  Man  sieht  schon  au  dem  grösseren  umfange  —  ;i22  seiten 
gegen  'l'M)  des  ersten  Jahrganges  -  dass  die  Verfasser  ihre  aufgäbe  tiefer 
gefasst  hallen  und  bemiilit  -Jnd,  ihre  übersieht  so  vollständig  und  brauch- 
bar wie  möglich  zu  machen. 

Ueber  den  inhalt  des  buches  berichten  wir  am  einfachsten  durch  mit- 
teilung  der  kapitelül)erschriften :  l.  Allgemeine  lexicographio.  II.  Na'uen- 
forscliung.  111.  Allgemeine  grammatik.  IV.  Neuhochdeutsche  Schrift- 
sprache. \.  Dialekte.  VI.  Deutsche  literaturgeschichte.  VII.  Alter- 
tumskunde. VIII.  Kulturgeschichte.  IX.  Recht.  X.  Mythologie,  Volks- 
kunde. XI.  Gotisch.  Xll.  Scandinavische  sprachen.  XIII.  Althoch- 
deutsch. XIV.  Mittelhoch<Ieutscli.  XV.  Englisch.  XVI.  Altsächsiscli. 
XVII.  Niederdeutsch.  XVIll.  Friesisch.  XIX.  Niederländisch.  XX.  La- 
tein. XXI.  (jieschichte  der  (Germanischen  pliilologie.  XXII.  Pädagogische 
abteiliing.     Autorenregister.     Sachregister. 


TKAUTMANX,    KKCENSIONSEXE.MPLARK.  145 

Ausser  den  herausgebeiu  Emil  Henrici,  K.  Kinzel,  H.  Lösch- 
hoi-u,  haben  sich  Wackerneil.  F.  Seiler,  E.  Peters,  Hötticher, 
Seelujann,  Frosch  iiml  John  Koch  an  der  iierstclhuiij  des  Jahres- 
berichtes beteiligt. 

Vom  letztgenannten  rührt  ausser  anderem  die  englische  abteilung 
her.  Kocli  gibt  als  unterschied  zwischen  seiner  und  der  von  mir  /,u 
Anglia  IV  gelieferten  übersieht  an,  'dass  die  letztere  nur  die  titel  der 
betrett'enden  werke  und  abhandlnngen  mit  kurzer  bezeichnung  der  etwa 
erschienenen  recensionen  bringt,  dabei  aber  das  gim/.c  gebiet  der  eng- 
lischen ijhiiologie  umfasst,  während  sein  ziel  ist,  eine  kurze  Inhaltsangabe 
derjenigen  Schriften  und  notizcn  zu  liefern,  welche  den  älteren  Zeitraum 
bis  ungefähr  1500  behandeln'. 

Wie  in  den  vorhergehenden  Jahresberichten,  so  tritt  auch  in  diesem, 
im  grossen  und  ganzen  wenigstens ,  das  bestreben  der  mitarbeiter  wol- 
tuend  hervor,  in  den  brennenden  fragen  nicht  partci  zu  ergreifen,  .son- 
dern nach  allen  seiten  gerechtigkeit  walten  zu  lassen,  nicht  zu  richten, 
sondern  zu  berichten.  Gewiss  der  allein  zweckdienliche  Standpunkt  für 
ein  unternehmen  wie  das  vorliegende. 

Schon  jetzt  ist  der  'Jahresbericht'  ein  willkommenes  handbuch  für 
den  fachmann;  gelehrte,  welche  in  angrenzenden  fächern  arbeiten,  können 
kein  bequemeres  und  zugleich  zuverlässigeres  mittel  finden,  sich  über 
die  neusten  leistungen  und  fortschritte  auf  dem  gebiete  der  deutscheu 
Philologie  zu  unterrichten;  und  junge  philologen,  welche  nach  Vollendung 
ihrer  universitätsjahre  im  zusammenhange  mit  den  germanistischen  Studien 
bleiben  wollen,  besitzen  im  'Jahresbericht'  den  besten  Wegweiser.  Möge 
das  unternehmen,  das,  wie  verlautet,  in  znkunftim  verlage  von  ('.  Keissner 
in  Leipzig  erscheinen  wird,  immer  mehr  freunde  gewinnen. 

BONX.  .AloKir/    TKAriMANN. 


Ausser  von  den  besprochueu  bücheru  sind  von  den  Iblgcu- 

dcu  abzUg-e  eingeliefert  worden: 

Englische  Studien.  Organ  für  englische  philologie  unter  mitberücksich- 
tigung  des  englischen  Unterrichtes  auf  höheren  schulen.  Herausge- 
geben von  Dr.  Eugen  Kölbing,  ao.  prof.  der  engl,  philol.  an  der 
Universität  Breslau.  V.  band,  2.  (schluss-)heft.  lleilbronn  (llenninger) 
1SS2.     *>.     S.  295—494. 

Baedae  Ilistoria  Ecclesiastica  Gentis  Anglorum  edidit  Alfred  Holder. 
Freiburg  i.  Er.  und  Tübingen  (Mohr)  1SS2.     1  ni.  äo  pf.    ^.    ;U.<  s. 

Barbour's  des  Schottischen  Nationaldichters  Legendensamnüung  nebst 
den  Fragmenten  seines  Trojanerkrieges.  Zum  ersten  male  herausge- 
geben und  kritisch  bearbeitet  von  C.  Horstmann.  II.  band.  Ileil- 
broun  (Henninger)  lsb2.     9  m.  lio  pf.     s.    aos  s. 

An  Etymological  Dictionary  of  the  English  Eanguaire  .irranged  mi  .ni 
Historieal  Basis  by  the  iiev.  Walter  VV.  Skeat.  M.  A.     Tart  l\'  .•«•in- 


1-1  (i  TRArr.MAN.V, 

ploting  tlie  Wink.    Oxford  (Clarendon  Pross).    Ins.  i;  d.    1.   Von  s.  lüT 

his  s.  Tii". 
l)ie  Spr:iflie  des  Kentiselien  l'salters  (Vespasian  A.  I).     Ein  Ueitraj;  zur 

Angelsäclisiselien  (iiannnatik  von  Rudolf  Zeuner.    Halle  (Nieiiiever) 

lss2.     4  ni.     ">.     112  s. 
Die  Siebenschläforlegende,    ilir   Ursprung   und   ilirc  A'erlireitung.      Kiiie 

uiyiliologisch-litcratuvgescliichtliclic  Studie   von  John   Koch.     I^eipzig 

(lieissner)  1^S;5.     5  lu.     s.     215  s. 
Hamlet  der   Koustabel   der  Vorsehung.      Eine  Shakespeare-StiuHe  von 

Karl  Dietricli.     Hamburg  (Nolte)  Is^if.     2  m.     S.     114  s. 
Eleventh  Annual  Address  of  thc  President   of  the  Philological  Sociefy. 

Delivered   at   the    Anniversary   Meeting,    Friday    litt''  May    |ss2,    by 

Alexander  ,1.  Ellis.     s.     14s  s. 
(".  Horstmanu,    S.  Alben   und   .Vmphabel,   eiu   Legeudenepos   in   drei 

IJüchern  von  Lydgate.     [S.  111 — 1!(5  der  festsclirift  zu  dem  öojiihrigen 

Jubiläum   der   Köuigstädt.   realschule  zu  Berlin.     Berlin  (Winkclmann 

vNi  Söhne)  1^82.     S.] 
Der  (ienetiv  im  Beowulf.     Von  Dr.  E.  Nader.     Sonderabdruck  aus  dem 

Programm  der  staats-oberrealschule  zu  Briinu  tVir  lss2. 
Die   Synonyma   im    Beowulfliede    mit   iiücksicht   auf   Composition    und 

Poetik   des  Gedichtes.     Von  Karl  Schemann.     S.     KU  s.     Miinsterer 

dissertation. 
licowulf.    An  Anglo-Saxon  Poem,  and  the  Fight  at  Finnsburg,    'l'rans- 

lated  by  James  M.  Garnett,   M.  A.,  LL.  D,    With  Facsimilc  of  the 

Unique  .Manuscript   in   the   British   Museum,    Gotton.  Vitellius  A  X\'. 

Boston  ((Jinu,  Heath,  v^  {,'o.)  18s2. 
On   thc   Use   of  tiie  Subjunctive  Mood   in  Anglo-Sa.\on  and  it»  Further 

History  in  Old  Engiish.    By  Gerold  Hotz.     ls^2.    s.    I  IC.  s.     Züricher 

dissertation. 
Der  Sprachunterricht  muss  umkehren!     Ein  Beitrag  zur  Uci)erbiirdungs- 

frage  von  Quousnuc  Tandem.     Heilbronn  (Heuninger)  iss2.     (>()  pf. 
-    s.  :5h  s. 
Der  neuenglische  Consonantismus  im  Verhältniss  zum  neuhochdeutschen. 

Von   Pr'üf.  VV.   Schmeisser.      Siebzehnter  Jahresbericht  der   landes- 

ober-realschule  (Wiener  Neustadt)  1S82.    s.    02  8. 
Das  Verhältniss  der  italienischen  Version  der  lieisebestilircibiing  Mande- 

ville's    zur  t'ranzösiHchen  von  Dr.  J.  V^ogels.     ."^ondcrabdiiick  aus  der 

lestschrift  für  das  gymnasiiim  zu  .Moers  zur  Jul»elfeicr  »ein(!s  .tdojähr. 

bestchens.     1SS2. 
Die  deutsch-französische  Aussprache.   1.  Tlicil.    Von  1'.  Mm- kel.    Beilage 

zum    Jahresbericht    der    höheren    biirgerschule   zu    Freil»iirg  i.  \>v.  vom 

schidjahr  JsM)— s|. 
Shakespeare  Grammatik  für  Deutsche  (Klcr  Uebersicht  über  die  gramma- 
tischen Abwcicliungen  vom  heutigen  Sprachgebrauch  bei  Sliakcspeare. 

\  on  C.  Deutschbein,  Oberlehrer.     Sonderabdruck  der  abhandbiugen 

in  den  programmcu  ibtr  Zwickaucr  realschiih!  I.  o,  zu  ostcni    l^sl   und 

|ss2.     Gölhcn  (Otto  Scliul/.(!)   Iss2.     I  m.  .'.u  pf     4.     .'.1  s. 


RECENSIOXSKXR.MPI.AKr:.  1  17 

History  of  thc  Engiisli  Laiigiiage  aud  Literatur^  IVoui  tlie  Earliost  Times 
iintil  tlie  Prcsent  Day.  lucliidiiig  tlio  Literature  of  Nortli-Auicviea.  By 
F.  J.  Bierbauiu,  Pli.  1).,  Professor  of  tlie  Ladies'  High-School  in  Heidel- 
berg. Heidcli)erg  (AVeiss)  and  London  ('riiibner)  l^^.'i.  s.  VI  11  und 
■2(i!l  Seiten. 

Annierlcnngen  zu  Macaulay's  History  cf  England  von  Ür.  U.  Tlinui. 
Erster  teil.  Zweite  sein-  vermehrte  und  verbesserte  aufläge.  Heil- 
broun  (Henniuger)  ISb'i.     S.     1.j4  s.     ;i  mark. 

Wörterbuch  des  schottischen  Dialekts  in  den  Werken  von  Scott  und 
Burns,  herausgeg.  von  Lu(h\.  liiert  lies,  lehrer  der  neuern  sprachen 
in  Augsburg.  Augsburg  (liieger)  lbs2.  s.  X  und  l!i:;  s.  (Geheftet 
:j  mark. 


JliitU.     J>viick  vun    /.'.    httrnis 


o 


MLmiNG  SECT.     0CT251977 


PE  Anglia;  Zeitschrift  für 

3  englische  Philologie 

A6 

Bd. 5  ^ 


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