Skip to main content

Full text of "Anleitung zur lateinischen Palaeographie"

See other formats


ANLEITUNG 

ZUR 


LATEINISCHEN  PALAEOGRAME 


VON 


W.  WATTENBACH 

PKOFESSOK  IN  BERLIN. 


Dritte  Auflage. 


LEIPZIG 
VERLAG  VON  S.  HIRZEL. 

MDCCCLXXVIII. 


Druck  von  J.  B.  Hirsch  fehl  in  Leipzig. 


VORWORT. 


Die  autographirten  Blätter,  welche  ich  hier  der  Oeffentlichkeit  über- 
gebe, hatten  ursprünglich  eine  solche  Bestimmung  nicht.  Nur  handschriftlich 
vorhanden,  dienten  sie  zur  Unterstützung  meiner  Vorträge  über  lateinische 
Paläographie,  und  waren  lediglich  aus  dem  Bedürfniss  der  Zeitersparung  her- 
vorgegangen. Autographirt  wurden  sie  zuerst  auf  den  Wunsch  meiner  Zu- 
hörer im  Jahre  1866,  und  ich  würde  sie  schon  damals  dem  Buchhandel  über- 
geben haben,  wenn  nicht  die  Zeit  Verhältnisse  es  unmöglich  gemacht  hätten. 
Nur  eine  kleine  Anzahl  von  Exemplaren  konnte  ich  dem  Germanischen  Mu- 
seum zu  Nürnberg  zustellen;  sie  war  im  Anfang  des  Jahres  1869  erschöpft, 
und  da  es  an  Nachfrage  nicht  fehlte,  habe  ich  mich  zu  einer  neuen  Bearbeitung 
entschlossen.  Deutlich  genug  hat  es  sich  herausgestellt,  dass  ein  Bedürfniss 
nach  einem  solchen  Hülfsmittel  vorhanden  ist,  und  dass  auch  die  Mangelhaftig- 
keit dieses  Versuches  nicht  abschreckend  wirkte.  Seit  der  ersten  Veröffentlichung 
desselben  ist  nun  freilich  durch  mein  Buch  über  das  Schriftwesen  im  Mittelalter 
(1871,  zweite  Auflage  1875)  eine  sehr  nothwendige  Ergänzung  dazugekommen, 
allein  es  fehlt  noch  immer  die  historische  Entwickelung  der  Veränderungen 
des  ganzen  Schriftcharakters,  welche  beim  Vortrag  durch  Vorzeigung  von 
Proben  sich  mit  Leichtigkeit  anschaulich  machen  lässt;  und  wenn  ich  auch 
jetzt  in  der  Einleitung  diesen  Gegenstand  etwas  eingehender  behandelt  habe, 
so  musste  ich  mich  doch  auf  einen  kurzen  Umriss  beschränken  und  konnte 


nur  so  viel  bieten,  als  zum  Verständniss  der  folgenden  Blätter  durchaus  un- 
entbehrlich ist.  Am  schmerzlichsten  vermisste  bisher  der  Anfänger  auf  diesem 
Gebiete  eine  zweckmässig  ausgewählte  Folge  von  Schriftproben,  deren  er  sich 
zu  seinen  Studien  bedienen  konnte;  diesem  Bedürfniss  aber  ist  jetzt  abge- 
holfen durch  die  Schrifttafeln  zum  Gebrauch  bei  Vorlesungen  und  zum  Selbst- 
unterricht herausgegeben  von  W.  Arndt,  Berlin  1874  u.  1878.  Auf  diese 
beziehe  ich  mich  vorzüglich,  auch  ohne  immer  die  einzelnen  Tafeln  anzu- 
führen. Von  anderen  nachgerade  in  zahlloser  Menge  vorhandenen  Schrift- 
proben führe  ich  die  wichtigeren  an,  ohne  jedoch  hier  nach  Vollständigkeit 
zu  streben;  ein  jeder  wird  die  ihm  zugänglichen  leicht  einreihen  können.  In 
Bezug  auf  die  autographirten  Blätter  ist  es  vielleicht  nicht  überflüssig  zu  be- 
merken, dass  es  keineswegs  darauf  abgesehen  war,  die  erstaunliche  Mannig- 
faltigkeit der  Schriftformen  auch  nur  annähernd  zu  erschöpfen,,  sondern  nur 
die  wesentlichsten  Formen  hervorzuheben;  auch  kann,  da  alle  Nachbildungen 
aus  freier  Hand  gezeichnet  sind,  auf  vollständig  genaue  Uebereinstimmung 
mit  den  Originalen  kein  Anspruch  gemacht  werden.  Für  diese  dritte  Aus- 
gabe sind  jene  Blätter  vollständig  neu  bearbeitet  worden. 

Berlin  im  Juni  1878. 

W.  Wattenbach. 


Die  Hauptgattungen  lateinischer  Schrift. 


i 

Capitalschrift. 

Die  Capitalschrift ,  welche  den  Steinschriften  der  Augusteischen  Zeit 
am  meisten  sich  nähert,  ist  in  einzelnen  vollständigen  Handschriften  und 
vielen  Fragmenten  uns  erhalten.  Reiche  Beiträge  haben  die  Palimpseste  ge- 
liefert. Noch  haben  D  E  M  Q  ihre  Normalform,  und  nur  ausnahmsweise 
kommen  Abweichungen  von  der  gleichen  Höhe  aller  Buchstaben  vor. 

Die  zahlreich  vorhandenen  älteren  Nachbildungen  dieser  Schriftgattung 
haben,  da  sie  auf  Nachzeichnung  beruhen,  nicht  die  unbedingte  Zuverlässigkeit, 
welche  nur  photographisch  zu  erreichen  ist.  Es  kommen  daher,  während 
früher  vorzüglich  auf  die  Publicationen  von  A.  Mai  und  Silvestre  zu  ver- 
weisen war,  jetzt  vornehmlich  in  Betracht  die  Tafeln  der  Londoner  Palaeo- 
graphical  Society  und  die  systematische  Sammlung:  Exempla  codicum 
Latinorum  litteris  majusculis  scriptorum.  Ediderunt  C.  Zangemeister  et 
Gruil.  Wattenbach.  Pleidelb.  1876.  Die  photographische  Aufnahme  lässt 
namentlich  auch  spätere  Zuthaten,  wie  die  Interpunctionen  in  einigen  Hand- 
schriften, als  solche  erkennen.  Hervorzuheben  ist  noch  die  Schrift  von 
G.  H.  Pertz,  Ueber  ein  Fragment  des  Livius  (rect.  Sallust)  in  den  Abhand- 

Wattenbach,  Lat.  Palaeogr.  3-  Aufl.  I 


—  2  — 

hingen  der  Berliner  Akademie  von  1847,  mit  dem  Facsimile,  welches  wieder- 
holt ist  in  Sallustii  opera  ed.  Kritz,  Vol.  III.  Die  Schrift  ist  vorzüglich  schön 
und  merkwürdig,  eine  photographische  Aufnahme  aber  nicht  mehr  möglich. 

Zu  dieser  Schriftgattung  gehören  auch  die  wenigen  Fragmente  lateinischer 
Schrift  in  den  Herculanensischen  Papyrusrollen,  doch  nicht  alle,  und 
gerade  daraus  sehen  wir,  dass  schon  so  früh  eine  Einmischung  von  Cursiv- 
formen  und  ein  Uehergang  zur  Uncialform  auch  in  Abschriften  litterarischer 
Werke  stattgefunden  hat.  Der  Zustand  dieser  Fragmente  lässt  aber  nur  eine 
Nachzeichnung  zu,  und  bei  der  Undeutlichkeit  der  Schriftzüge  auf  dem  ver- 
kohlten Papyrus  ist  zuverlässige  Genauigkeit  nicht  zu  erreichen.  Die  in  den 
Volumina  Herculan.  II  facsimilierten  Fragmente  des  Gedichts  de  hello  Actiaco 
und  die  Tafeln  I— III  der  Exempla  zeigen  jedoch,  dass  durchweg  die  Formen 
der  Buchstaben  sich  weiter  von  der  Normalform  entfernen,  als  es  in  den  Per- 
gamenthandschriften der  Fall  ist.  Die  leichtere  und  flüchtigere  Schrift  auf 
dem  zarteren  Material  wird  in  dieser  Richtung  eingewirkt  haben.  Eine  Nach- 
bildung in  Farben,  aber  wenig  genau,  ist  im  Museo  Borbonico  XVI,  25. 

Schon  hieraus  ergiebt  sich,  wie  unbegründet  es  ist,  aus  der  grösseren 
Reinheit  der  Schrift  ein  höheres  Alter  folgern  zu  wollen.  Sie  war  eine  ab- 
sichtlich festgehaltene  Kunstform,  welche  man  für  Prachthandschriften  an- 
wandte, nachdem  schon  lange  auch  andere  Schriftgattungen  üblich  waren. 
Merkwürdiger  Weise  scheinen  alle  Majuskelhandschriften  des  Vergil  in  Ca- 
pitalschrift  geschrieben  zu  sein.  Unter  diesen  ist  der  berühmte  Mediceo-Lau- 
rentianus  mit  einer  Unterschrift  in  Uncialen  versehen,  welche  die  Entstehung 
der  Handschrift  erst  in  die  Zeit  Odoacar's  setzen  würde.  Allein  ein  Blick 
auf  dieselbe  (facs.  Pal.  Soc.  pl.  86)  lehrt,  dass  sie  nicht  ursprünglich  zu  dieser 
Handschrift  gehört,  sondern  nachträglich  zugesetzt  ist;  vgl.  Ribbeck,  Prolegg. 
critt.  p.  223.  Es  widerspricht  also  auch  diese  Handschrift  nicht  dem  allge- 
meinen Satze,  dass  höheres  Alter  anzunehmen  ist  bei  regelmässiger,  aber 
nicht  gekünstelter  und  gleichsam  gemalter  Schrift,  bei  guter  alter  Orthogra- 
phie und  Abwesenheit  von  Interpunctionen  und  hervortretenden  Initialen.  In 
jüngere  Zeit,  vielleicht  des  ausgehenden  vierten  Jahrhunderts,  nicht,  wie  Pertz 


meinte,  in  Augusteische ,  gehören  hiernach  die  schedae  Vaticanae  cod.  3256 
mit  den  dazu  gehörigen  Blättern  der  Berliner  Bibliothek,  facs.  bei  Pertz  in 
den  Abhandlungen  der  Berl.  Akad.  1863.  Hier  beginnt  jede  Seite  mit  einer 
farbigen  Initiale. 

Die  nachweisbar  jüngsten  Handschriften  dieser  Art  sind  der  Pariser 
Prudentius,  vermuthlich  gegen  Ende  des  6.  Jahrh.  sehr  schön  geschrieben 
(Exempla  t.  15.  Pal.  Soc.  pl.  29.  30),  und  der  Turiner  Sedulius,  in  welchen 
Capital-  und  Uncialschrift  wechseln,  wohl  aus  dem  7.  Jahrhundert  (Exempla 
t.  16). 

Diese  Schriftgattung  blieb  im  Gebrauch  für  Ueberschriften,  Titel,  Ini- 
tialen; sie  wurde  in  karolingischer  Zeit  künstlich  hergestellt  und  der  Normal- 
form wieder  mehr  genähert;  man  schrieb  so  die  ersten  Seiten  von  Pracht- 
handschriften, ja  ganze  Handschriften  in  genauer  Nachbildung  antiker  Muster. 
Vorzüglich  beliebt  war  eine  kleine  zierliche  Schrift,  gewöhnlich  capitalis 
rustica  genannt;  sie  findet  sich  in  Saint  Augustine's  Psalter  (Cott.  Vesp. 
A.  1.  Pal.  Soc.  pl.  19),  einer  der  ältesten  Nachahmungen  der  von  Augustin 
nach  Canterbury  mitgebrachten  Handschriften,  wo  die  ersten  Blätter  so  ge- 
schrieben sind.  Besonders  merkwürdig  ist  der  Utrechter  Psalter,  dreispaltig 
in  cap.  rustica,  mit  Bildern,  und  eben  deshalb  älterer  Vorlage  genau  nachge- 
ahmt, um  die  Eintheilung  des  Raumes  festzuhalten  Die  Bilder  zeigen  angel- 
sächsischen Stil  und  sind  sicher  nicht  älter  als  das  neunte  Jahrhundert,  viel- 
leicht erheblich  jünger;  s.  die  vollständige  Autotypie  (1873)  und  Proben  in: 
Reports  addressed  to  the  trustees  (1874);  Birch,  The  history,  art  and  palaeo- 
graphy  of  the  Ms.  styled  the  Utrecht  Psalter  (1876);  Arntz,  Beknopt  histo- 
risch overzigt  over  den  oorsprong  van  het  Quicunque,  Utrecht  1874. 

Handschriften  dieser  Gattung  sind  immer  ohne  Worttrennung;  Inter- 
punction  wohl  nur  im  Sedulius  ursprünglich;  in  dem  Herculan.  Epos  de  bello 
Actiaco  sind  die  Worte  durch  Puncte  getrennt. 


—  4  — 
II 

Uncialschrift. 

Völlig  ausgebildet  bestand  Jahrhunderte  lang  neben  der  Capitalschrift 
die  zweite  Kunstform  der  Uncialschrift,  ein  Wort,  welches  durch  den  neueren 
Sprachgebrauch  seine  bestimmte  Bedeutung  erhalten  hat,  indem  es  die  Schrift 
bezeichnet,  in  welcher  A  D  E  M  die  jüngeren  abgerundeten  Formen  haben, 
und  einzelne  Buchstaben  über  und  unter  die  Zeilen  reichen.  In  den  flüchtig 
geschriebenen  Wandschriften  von  Pompeji  finden  sich  viele  Anklänge,  aber 
noch  nicht  die  Uncialform  des  M.  Dagegen  ist  die  Existenz  dieser  Schrift- 
gattung  in  völlig  ausgebildeter  Gestalt  im  vierten  Jahrhundert  nicht  zu  be- 
zweifeln. Zwar  ist  von  dem  durch  Gr.  Waitz  in  seiner  Schrift:  Ueber  das 
Leben  und  die  Lehre  des  Ulfila  (Hann.  1840)  bekannt  gemachten  Cod.  Paris. 
Lat.  8907  nachgewiesen,  dass  die  Randschrift  in  Cursive  aus  dem  5.  Jahr- 
hundert herrührt,  aber  der  Text  der  Acten  des  Concils  von  Aquileja  a.  381 
in  Unciale  ist  wahrscheinlich  bald  nachher  geschrieben  (Exempla  t.  22).  Dem 
vierten  Jahrhundert  schreibt  auch  Th.  Mommsen  den  Veroneser  Palimpsest 
des  Livius  zu,  s.  die  Abhandlungen  der  Berliner  Akademie  von  1868  und: 
Analecta  Liviana.  Ediderunt  Th.  Mommsen  et  Gr.  Studemund.  Lips.  1873,  4<> 
mit  photogr.  Schriftproben.  C.  Zangemeister  setzt  den  Palimpsest  des  Cic. 
de  rep.  (Exempla  t.  17)  in  das  vierte  Jahrhundert,  und  der  Evangeliencodex 
von  Vercelli,  welchen  sehr  alte  Tradition  dem  Bischof  Eusebius  (f  371)  zu- 
schreibt (Exempla  t.  20),  kann  recht  wohl  aus  seiner  Zeit  sein.  Vorzüglich 
schön  geschrieben  und  von  noch  fehlerloser  Orthographie  ist  die  von  Th. 
Mommsen  in  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akademie  mit  Facs.  heraus- 
gegebene Zeitzer  Ostertafel ,  welche  bald  nach  447  geschrieben  sein  muss 
(Exempla  t.  23).  Die  besonders  sorgfältig  interpungierte  Evangelienharmonie, 
welche  Bischof  Victor  von  Capua  546  gelesen  hat,  ist  wahrscheinlich  kurz 
vorher  auf  dessen  Befehl  geschrieben  worden,  s.  Codex  Fuldensis,  ed.  E. 
Ranke,  Marb.  et  Lips.  1868.  Exempla  t.  34).  Die  Vermuthung  eines  hohen 


5  — 


Alters  haben  die  vorhieronymianischen  Ueber Setzungen  der  H.  S.  (Itala)  für 
sich,  von  welchen  kürzlich  verschiedene  Fragmente  von  E.  Ranke  u.  a. 
veröffentlicht  sind. 

Diese  Schrift  lässt  sich  daher  in  ihrem  geschichtlichen  Verlauf  ver- 
folgen, und  es  konnte  in  den  oben  erwähnten  Exempla  eine  Reihe  von  Proben 
gegeben  werden,  deren  Zeit  wenigstens  annäherungsweise  bestimmt  ist.  Doch 
ist  schon  vom  6.  Jahrhundert  an  die  Uncialschrift  nicht  mehr  die  allgemein 
übliche,  und  namentlich  die  kirchlichen  Handschriften  kalligraphische  Kunst- 
werke, bei  welchen  zur  Schätzung  des  Alters  kaum  ein  Anhalt  zu  finden  ist. 
Dagegen  ist  in  anderen  Veränderung  und  Verfall  sehr  sichtbar,  wie  in  den 
oberen  Schriften  vieler  Palimpseste  und  sonst.  Zu  den  jüngsten  Beispielen 
gehören  Prosperi  chron.  bald  nach  584  geschrieben  über  Cicero's  Verrinen 
(Exempla  t.  4);  aus  dem  7.  Jahrhundert  Fragm.  Gregorii  Turon.  Lugd. 
(Arndt,  Schriftt.  4b,  Exempla  t.  45)  und  andere  bei  Silvestre;  cod.  Salmas. 
Paris.  10318  der  Anthologie  (Exempla  t.  46)  mit  Randbemerkungen  in  mero- 
wingischer  Schrift;  Syn.  Chalcedon.  a.  451  über  Fronto  (Exempla  t.  31);  Legum 
Langobardarum  cod.  Sangall.  s.  VII  (Exempla  t.  47.  48.  Mon.  Germ.  Legg. 
vol.  IV  farbig)  und  cod.  Vercell.  s.  VIII  (Exempla  t.  50);  cod.  Trevir.  a.  719 
(Exempla  t.  49);  Greg.  Dial.  cod.  Ambros.  um  750  in  Bobio  geschrieben 
(Pal.  Soc.  121);  das  754  geschriebene  Evangeliar  von  Autun  (Bibl.  de  l'Ecole 
des  chartes  VI,  4,  217);  Pauli  D.  Hist.  Langob.  fragm.  Asis.  s.  G.  Waitz 
im  Neuem  Archiv  I,  537,  doch  ohne  Schriftprobe;  cod.  Vat.  5007  der  Gesta 
epp.  Neapol.  am  Ende  des  8.  Jahrh.  geschrieben,  s.  Mon.  Germ.  SS.  Rerum 
Langob.  p.  399  u.  tab.  V.;  cod.  Lucensis  der  Gesta  pontiflcum  Romanorum 
aus  derselben  Zeit,  s.  die  Beschreibung  von  P.  Ewald  im  Neuen  Archiv  III, 
342.  Diese  kleine  gedrängte  geschäftsmässige  Unciale  ist  von  der  kalligra- 
phischen sehr  verschieden;  sie  wechselt  in  derselben  Handschrift  mit  anderen 
Gattungen.  Vorzüglich  schöne  Proben  aus  einer  in  solcher  Weise  gemischten 
Handschrift  giebt  Leopold  Delisle,  Notice  sur  un  manuscrit  Merovingien 
contenant  des  fragments  d'Eugyppius,  appartenant  a  M.  Jules  Desnoyers. 
Paris  1875.  4°. 


6  — 


Von  Abkürzungen  kommt  in  der  Uncialschrift  nur  eine  kleine,  genau 
bestimmte  Anzahl  vor ;  dass  man  in  Manuscripten  für  den  Handgebrauch  deren 
mehr  gehabt  habe  und  aus  solchen  Vorlagen  sich  die  zahlreichen  Fehler  un- 
serer Uncialcodices  erklären  lassen,  sucht  aus  dem  Wiener  Livius  M.  Gitl- 
bauer  nachzuweisen:  De  codice  Liviano  vetustissimo  Vindobonensi,  Vind.  1876. 
Von  technischen  Siglen  erfüllt  sind  juristische  Handschriften,  namentlich  der 
Palimpsest  des  Gajus  (Ausgabe  von  Studemund  1874.  Exempla  t.  24). 
Diese  vielleicht  noch  dem  5.  Jahrhundert  angehörige  Handschrift  zeigt  uns  auch 
zuerst  das  Eindringen  von  Minuskelformen  in  die  Uncialschrift.  Die  Buch- 
staben b  m  r  s  sind  es,  welche  zuerst  aus  der  Cursive  in  die  Bücherschrift 
aufgenommen  werden,  später  und  seltener  n.  In  der  Florentiner  Handschrift 
der  Pandecten,  vermuthlich  vom  Ende  des  6.  Jahrhunderts,  steht  die  Hand 
eines  Schreibers  (manus  XII)  der  Minuskel  schon  sehr  nahe  (Facs.  nur  in 
Brencmannni  hist.  pandectarum  a.  1772  ad.  p.  155;  anderer  Hände  in  der 
Ausg.  von  Th.  Mommsen  vol.  II,  nebst  genauer  Beschreibung  in  der  Vor- 
rede. Exempla  t.  39). 

Eine  ähnliche  Mischung  zeigt  um  dieselbe  Zeit  die  Hand  des  Bischofs 
Victor  von  Capua  in  dem  vorher  schon  angeführten  Fulder  Codex.  Eine 
sehr  merkwürdige  und  alterthümliche  Mischung  findet  sich  in  den  Fragmenten 
eines  Griech.  Lat.  Glossars  auf  Papyrus  bei  Tychsen  in  den  Commentatio- 
nes  Soc.  Gott.  vol.  IV  (1820)  u.  Th.  Bernd  im  Rhein.  Mus.  f.  Philol.  V, 
301 — 329  (1837).  Ueber  andere  Handschriften  aus  diesem  Jahrhundert,  welche 
schon  nicht  mehr  als  uncial  bezeichnet  werden  können,  s.  unten  §  VI. 

Als  absichtlich  festgehaltene  oder  neubelebte  Kunstform  müssen  wir 
die  schöne  Uncialschrift  bezeichnen,  welche  aus  den  Schreibschulen  der  Irländer 
und  Angelsachsen  hervorgegangen  ist,  und  auch  in  karolingischer  Zeit  wieder 
häufig  angewandt  wurde. 

Bevor  wir  nun  die  weiteren  Veränderungen  der  Schrift  verfolgen, 
müssen  wir  noch  den  Blick  auf  andere  Schriftgattungen  werfen,  welche  eben- 
falls nicht  ohne  Einfluss  auf  die  Gestaltung  der  Minuskel  gewesen  sind. 


—  7  — 


III 

Tironische  Noten. 

Die  altrömische  Stenographie  ist  benannt  nachTiro,  dem  Freigelasse- 
nen des  Cicero ;  berichtet  wird,  dass  schon  Ennius  sie  erfunden,  Tiro  sie  ver- 
vollkommnet habe.  Nach  und  nach  ist  der  Notenvorrath  weiter  vermehrt 
worden. 

Die  notae  sind  aus  Buchstabentheilen  zusammengesetzt,  so  sinnreich, 
dass  der  Notar,  der  davon  seinen  Namen  hat,  sich  nach  dem  System  die 
Wortzeichen  selbst  bilden  konnte.  Die  Notare  waren  in  der  Anwendung  der 
Zeichen  sehr  geschickt  und  kamen  unseren  Stenographen  gleich.  Der  Auf- 
schwung der  Stenographie  in  neuester  Zeit  hat  auch  auf  die  Noten  wieder 
grössere  Aufmerksamkeit  gelenkt. 

Der  erste  Entzifferer  war  Carp entier  in  seinem  Alphabetum  Tironia- 
num  (1747 f.),  worin  er  ein  Formelbuch  der  k.  Kanzlei  aus  Ludwigs  des 
Frommen  Zeit  (cod.  Paris.  2718)  herausgab;  die  Noten  sind  darin  mit  aus- 
geschriebenen Worten  gemischt.  Es  giebt  aber  auch  Verzeichnisse ,  aus 
welchen  schon  Trithemius  Mittheilungen  gemacht  hat,  dann  hat  Gruter 
1603  eine  grosse  Sammlung  veröffentlicht.  U.  F.  Kopp  hat  1817  in  seiner 
Palaeographia  critica  zuerst  das  Princip  ihrer  Zusammensetzung  richtig  er- 
kannt und  nachgewiesen,  und  ein  analytisches  Lexicon  gegeben.  Von  neueren 
Arbeiten  ist  hervorzuheben:  Jules  Tardif,  Memoire  sur  les  notes  Tiro- 
niennes,  in  den  Memoires  presentes  par  divers  savants  ä  l'Academie  des  In- 
scriptions,  2e  serie,  tome  3e  ,  1852.  Eine  Uebersicht  giebt  Th.  Sickel,  Die 
Urkunden  der  Karolinger  I,  326 — 339  (1867).  Jetzt  arbeitet  auf  diesem  Ge- 
biete vorzüglich  W.  Schmitz,  der  seine  verschiedenen  Untersuchungen  zu- 
sammengefasst  hat  in  den  Beiträgen  zur  Lat.  Sprach-  und  Literaturkunde, 
Leipzig  1877;  nicht  aufgenommen  ist  die  Ausgabe  der  Madrider  Noten  in  der 
Zeitschrift  Panstenographikon,  und  der  Berner  Noten  als  Beilage  zum  3.  und 
4. "Heft  dieser  Zeitschrift.   Ueber  die  Genfer  Handschrift  giebt  A.  Uhlemann 


—  '8  — 

Nachricht  im  Literaturblatt  (Beilage  zum  Correspondenzblatt  des  k.  Steno- 
graph. Instituts  zu  Dresden)  1878  N.  1. 

Eine  schöne  grosse  Probe  von  Isidors  Origg.  I  c.  27  in  Noten,  eine 
andere  aus  den  westgoth.  Gesetzen  und  Formeln,  beide  mit  Worten  in  ge- 
wöhnlicher Schrift  gemischt,  giebt  A.  Mai,  Nova  Coli.  VI;  eine  andere  Auctt. 
class.  V;  Th.  Sickel,  Mon.  graph.  VIII,  10  eine  Seite  aus  dem  Lex.  Tiron. 
vom  Anfang  des  9.  Jahrh.  in  Goetweih,  welches  wie  das  ältere  Casseler,  aus 
Fulda  zu  stammen  scheint;  Silvestre  eine  Seite  aus  einer  Wörtersammlung 
s.  X.  und  eine  andere  aus  einem  Psalter.  Diese  Psalter  und  andere  Schriften 
in  Noten  sind  vielleicht  Uebungstücke  gewesen.  Im  Catal.  des  Bibl.  des 
Departements  I,  234  ist  ein  Facs.  des  cod.  Laudun.  444  eines  Glossar.  Gr. 
Lat.  mit  Noten;  C.  W.  Müller,  De  codicibus  Virgilii  im  Ind.  lectt.  Bern.  1841 
p.  7  u.  spec.  III  giebt  Nachricht  von  einem  Virgilcommentar  s.  IX  mit  Noten 
in  den  Scholien.  Bei  Champollion-Figeac,  Chartes  Latines  VII c  eine  urkund- 
liche Aufzeichnung  in  Noten. 

Bemerkenswerth  ist  die  Anwendung  der  Noten  bei  den  Emendatoren 
der  Handschriften  für  ihre  Bemerkungen,  z.  B.  in  dem  oben  S.  5  angeführten 
merow.  Codex  ed.  Delisle  pl.  1  u.  5,  Arndt,  Tafel  5a.  Häufig  sind  solche 
Noten  in  den  für  Carls  des  Gr.  Zeitgenossen  Hildebald  von  Coeln  abge- 
schriebenen Büchern,  und  hierhin  werden  doch  auch  wohl  die  Randzeichen 
des  Cod.  Flor,  der  Digesten  gehören,  s.  Th.  Mommsens  Vorrede  p.  XXXVII. 
Vgl.  auch  H.  Hagen  in  Rhein.  Mus.  XXXIII  (1877)  S.  159  über  die  verkannte 
Bemerkung  in  Noten  'non  habet  glossam'  zu  Dositheus'  s^^rjvev/Liara. 

Die  Kenntniss  dieser  Noten  war  noch  im  neunten  Jahrhundert  den 
Notaren  völlig  geläufig;  unter  Ludwig  dem  Deutschen  jedoch  verlor  sich  die 
Kenntniss  derselben  im  Ostfrankenreiche,  während  sie  sich  im  Westreiche 
noch  etwas  länger  erhielt.  Nur  einige  wenige  Zeichen  blieben  als  Abkürzungs- 
zeichen im  Gebrauch,  oder  hatten  doch  auf  deren  Gestaltung  Einfluss.  Um 
1174  versuchte  Johann  von  Tilbury  in  England,  weil  das  alte  System 
zu  verwickelt  und  schwierig  und  deshalb  seit  Jahrhunderten  ganz  vergessen 
sei;  in  seiner  'ars  notaria'  ein  neues  aufzustellen ;  aus  dem  Hauptzeichen  'nota' 


—  9  — 


und  dem  Hülfszeichen  'titula'  bestehend ,  sollte  es  in  60  Tagen  zu  lernen 
sein,  so  dass  man  so  rasch  schreiben  wie  sprechen  könne.  Er  scheint  aber 
nie  damit  fertig  geworden  zu  sein;  s.  Val.  Rose  im  Hermes  (1874)  VIII, 
303  —  326. 

Cäsar  schrieb,  was  nicht  jeder  verstehen  sollte,  so,  dass  er  d  für  a 
setzte  u.  s.  f.  immer  den  vierten  Buchstaben  (Suet.  c.  46);  Augustus  setzte 
b  für  a,  für  z  aber  aa  (Suet.  c.  88).    Er  machte  also  ein  x  für  ein  u;  ob 
jedoch  diese  Redensart  davon  oder  von  der  Vertauschung  der  Zahlenwerthe 
X  und  V  herrührt,  ist  streitig,  s.  Germania  XIII,  270;  XIV,  215;  XX,  8. — 
Im  Mittelalter  begnügte  man  sich  in  der  Regel  damit,  an  die  Stelle  der  Vo- 
cale  entweder  verschieden  zusammengestellte  Punkte  oder  je  den  folgenden 
Consonant  zu  setzen;  bei  unanständigen  Worten  verstärkte  man  die  Deckung, 
und  schrieb  für  zerse  (penis)  zgrcg  (Eccl.  Colon,  codd.  p.  122).    Im  cod. 
Harl.  3362  f.  47  ist  an  einer  bedenklichen  Stelle  auch  für  die  Consonanten 
je  der  folgende  gesetzt  (Wright  and  Halliwell,  Reil.  ant.  I,  91).  Die  Einfüh- 
rung beider  Arten  schreibt  Hrabanus  Maurus  (Operum  ed.  Col.  1626 
Vol.  VI;  334,  Goldast  SS.  Alam.  II,  93)  dem  h.  Bonifatius  zu.   Sie  finden 
sich  beide  oft  angewandt  in  Glossen  und  für  die  Auflösung  von  Räthseln, 
wofür  sonst  auch  Runen  gebraucht  wurden;  auch  einfach  als  Spielerei,  nicht 
selten  in  Unterschriften  der  Abschreiber.    Der  Pabst  Benedict  VIII  unter- 
schrieb Thfpfklbctxc,  wo  der  letzte  Buchstabe  griechisch  ist  (Galetti  del  Pri- 
micerio  p.  249).  Die  Aufschrift  BRCHKDKBCPNP  BNSCXLFP  blieb  Ban- 
dini I,  656  unverständlich.   Eine  Anleitung  zu  künstlicherer  Buchstabenver- 
tauschung  aus  England  s.  XV  bei  Wright  and  Halliwell  II,  15.  Verschiedene 
Arten  gemischt  in  Pertz'  Archiv  VII,  756,  der  Unterschrift  des  cod.  legis 
Alam.  Monac.  4115,  s.  VIII.    Ziffern  statt  der  Vocale  in  Libri's  Auctions- 
Catalog  (1859)  S.  59  n.  248:  Ciceronis  Officia  s.  XIV.  In  Bonifatius'  Briefen 
sind  griechische  und  irische  Initialen  gemischt;  nicht  alles  ist  erklärt,  s.  Jaffe, 
Bibl.  III,  12.  233.  244.  283.    Die  Geheimschrift  der  Hildegard  v.  Bingen 
(Haupts  Zeitschr.  VI,  321)  ist  offenbar  willkürlich  erfunden.  Auch  griechische 
Buchstaben,  oft  fehlerhaft,  wurden  in  solcher  Weise  angewandt,  z.  B.  von  dem 

Wattenbach,  Lat.  Palaeogr.  3.  Aufl.  2 


10  — 


Kanzler  Winitharius  (s.  H.  Bresslau,  Diplomata  centum,  Berol.  1872  p.  176), 
und  so  konnte  ans  Missverständniss  statt  Godefridus  gelesen  werden  Twaeti- 
haoyc,  s.  J.  Grimm's  Kl.  Sehr.  II,  338. 

Unenträthselt  ist  die  aus  gewöhnlichen  Buchstaben  bestehende  Geheim- 
schrift im  Cod.  Christ.  314  saec.  X.  (Pertz'  Archiv  XII,  274),  von  welcher 
ich  Abschrift  habe,  so  wie  die  ähnlichen  Zeichen  Gerberts.  Verschiedene 
geheime  Alphabete  im  Münchener  cod.  18628  aus  Tegernsee  s.  XI,  wo  auch 
noch  tironische  Noten  vorkommen,  f.  95,  und  im  Wiener  1761  s.  XI.  Eine 
Geheimschrift  erdachte  sich  Salimbene  in  seiner  Gefangenschaft  (Chron.  ad 
a.  1241  p.  58)  und  Benedict  de  Pileo  (Festschrift  d.  Heidelb.  Philologen vers. 
1865  S.  102).  Ueber  die  Geheimschrift  Rudolfs  IV.  von  Oesterreich  s.  Kürsch- 
ner in  den  Mittheilungen  der  Centralcommission  XVII,  71 — 80.  Die  Chiffern 
eines  alchimistischen  Codex  von  1426  habe  ich  im  Anz.  d.  Germ.  Mus.  XVI, 
265  erklärt,  andere  im  Receptenbuch  in  München  444  f.  140.  Alchymistische 
Recepte  im  Archivio  centrale  in  Florenz  in  einem  Büchlein  von  dünnen  Blei- 
platten ;  die  Geheimschrift  ist  auf  der  letzten  Seite  erklärt.  In  dem  vom  Ger- 
manischen Museum  herausgegebenen  Hausbuch  sind  hebräische  Buchstaben 
angewandt.  Gegen  Ende  des  15.  Jahrhunderts  werden  Chiffern  im  diploma- 
tischen Gebrauch  schon  häufiger  und  künstlicher,  doch  liegt  es  uns  hier  fern 
darauf  näher  einzugehen;  Geheimschrift  der  Mailänder  Visconti  im  Wiener 
cod.  2398  (Tabulae  codd.  II,  68). 


IV 

Altrömische  Cursive. 

Unter  Cursive  pflegt  man  eine  Schrift  zu  verstehen,  in  welcher  die 
Buchstaben  nicht  mehr  abgesondert  neben  einander  stehen,  sondern  unter  sich 
in  Verbindung  gebracht  und  dadurch  in  ihrer  Form  bedeutend  verändert  sind. 
Von  stark  veränderten  Formen  bieten  uns  schon  die  in  Pompeji  flüchtig  an 


die  Wände  gekritzelten  Schriftzüge  viele  Beispiele,  15.  die  Inscriptiones  parie- 
tariae  ed.  Zangemeister,  im  Corpus  Inscriptt.  Latt.  IV  mit  den  sehr  lehr- 
reichen Tafeln  über  die  veränderte  Gestalt  der  einzelnen  Buchstaben.  Auch 
die  Inschriften  der  Catacomben  in  De  Rossi's  Eoma  subterranea  christiana 
sind  damit  zu  vergleichen.  Aber  weder  hier  noch  in  den  Fragmenten  Her- 
culan.  Papyrus  ist  eine  fortlaufende  Cursive.  Davon  sehen  wir  die  Anfänge 
auf  einigen  der  1875  in  Pompeji  im  Hause  des  L.  Caecilius  Iucundus  ent- 
deckten 132  Triptyehen  und  Diptychen,  beschrieben  und  soweit  sie  lesbar 
sind,  mit  Facs.  herausgegeben  von  Griulio  de  Petra,  Le  Tavolette  cerate 
di  Pompei,  Roma  1876,  4.  (Atti  della  R.  Accademia  de'  Lincei,  2.  serie,  3.  vol.) 
Probe  bei  W.  Arndt,  Tafel  26.  Einige  von  diesen  zeigen  grosse  Aehnlichkeit 
mit  der  Schrift  der  Wachstafeln,  welche  in  Siebenbürger  Bergwerken  ge- 
funden sind,  Urkunden  einer  armen  Provinzialbevölkerung  aus  dem  zweiten 
und  dritten  Jahrhundert  unserer  Zeitrechnung;  s.  darüber  Massmann,  Li- 
bellus  aurarius  sive  tabulae  ceratae  et  antiquissimae  et  unicae  Romanae, 
1840.  4.,  wo  aus  Inschriften  die  Formveränderung  der  einzelnen  Buchstaben 
mit  vielen  Beispielen  belegt  ist,  und  über  die  neueren  Funde  Detlefsen  im 
23.  und  27.  Bande  der  Sitzungsberichte  der  Wiener  Akademie.  Vollständig 
gesammelt  mit  photogr.  Facs.  im  CIL.  III  von  Zangemeister.  Dass 
diese  Schriftart  auch  förmlich  in  Schulen  gelehrt  wurde,  beweisen  die  an 
verschiedenen  Orten  gefundenen  Backsteine  mit  Alphabeten  und  Vor- 
schriften, s.  Paur  im  14.  Band  der  Wiener  Sitzungsberichte,  Arn  et h  im 
Jahrbuch  der  k.  k.  Centralcommission  zu  Erforschung  der  Baudenkmale, 
Wien  1856,  und  Janssen,  Musei  Lugduno-Batavi  Inscriptiones  Graecae  et 
Latinae,  Lugd.  Bat.  1842. 

Dieser  Schrift  verwandt,  aber  eigenthümlich  ausgebildet  ist  die  Schrift 
der  kaiserlichen  Kanzlei,  aus  welcher  sich  Fragmente  des  5.  Jahrhunderts 
in  Aegypten  erhalten  haben.  Darüber  handelt  Jaffe  beiMommsen,  Ueber 
die  Fragmente  zweier  lateinischer  Kaiserrescripte,  Jahrbücher  des  gemeinen 
deutschen  Rechts  VI,  415;  wo  auch  das  Alphabet  aus  den  Wachstafeln  und 
den  Rescripten  zusammengestellt  ist.    Nachbildungen  geben  Mass  mann  im 


12  — 


Libellus  aurarius,  N.  de'Wailly  in  den  Memoires  de  l'Institut  XV,  1  pl. 
I — III,  und  Champollion-Figeac,  Chartes  et  Manuscrits  sur  Papyrus, 
(Paris  1840)  pl.  14.  Die  Schrift  ist  sehr  gross,  mit  einem  gewissen  vor- 
nehmen Charakter,  und  die  Buchstaben  sind  wohl  mit  einander  verbunden, 
aber  ihre  Gestalt  nicht  wesentlich  dadurch  verändert. 

Nicht  direct  hieraus  hervorgegangen,  und  von  sehr  verschiedenem  Cha- 
rakter ist  die  alt  römische  Cursive,  wie  sie  vermuthlich  schon  aus  dem 
vierten  Jahrhundert  vorliegt  und  in  ihrer  Entstehung  aus  der  Unciale  sich 
beobachten  lässt,  in  den  Anweisungen  für  den  Maler  bei  W.  Schum,  Das 
Quedlinburger  Fragment  einer  illustrirten  Itala  (Theologische  Studien  und 
Kritiken  1876);  ferner  in  den  Scholien  zum  Juvenal  (A.  Mai,  Auctt.  class.  III; 
Exempla  tab.  5),  zum  Terentius  Bembinus  (Exempla  t.  8.  9),  den  Correcturen 
zu  Livii  palimps.  Taur.  (Mommsen  et  Studemund,  Analecta  Liviana  ad 
p.  31).  Jünger  sind  die  Scholien  zur  Itala  Fuldensis  (E.  Ranke,  Fragmenta 
versionis  antehieronymianae,  Marb.  1860  cum' Suppl.  a  1868;  Ex.  t.  21),  zum 
Vergilius  Med.  (Ex.  t.  10),  zum  Prudentius  (Ex.  t.  15)  und  die  Randbemer- 
kungen zum  Prosper  (Ex.  t.  4).  Aus  der  Mitte  des  6.  Jahrh.  sind  die  Unter- 
schriften des  Victor  ep.  Capuanus  bei  E.  Ranke,  Novum  Test,  ex  manuscr. 
Victoris  Capuani,  Marb.  1868,  und  Ex.  t.  34. 

Völlig  ausgebildete,  fortlaufend  geschriebene  Cursive  zeigt  die  Rand- 
schrift des  arianischen  Bischofs  Maximin  bei  Waitz  in  der  oben  S.  4  ange- 
führten Schrift,  vgl.  Ex.  t.  22,  welche  aber,  wie  Bessell  nachgewiesen  hat, 
wegen  Benutzung  des  Codex  Theodosianus  jünger  als  438  sein  muss.  Für 
die  weite  Verbreitung  dieser  Schriftart  zeugt  das  griech.-lat.  Glossar  (Notices 
et  Extraits  XVIII,  2,  pl.  18;  Arndt  t.  27),  welches  vermuthlich  aus  Aegypten 
stammt. 

Wieder  eine  andere  Schrift,  gross  und  flüchtig,  mit  sehr  mannig- 
faltigen Buchstabenformen,  die  durch  Verbindung  mit  einander  stark  ver- 
ändert und  verzogen  sind,  zeigen  die  Urkunden  auf  Papyrus,  aus  Ravenna, 
Arezzo,  Neapel,  von  444  an.  Das  Hauptwerk  darüber  ist  Marini,  I  Papiri 
Diplomatici,  Romae  1805  f.   Zuerst  bekannt  wurde  die  sog.  Charta  plenariae 


—   13  — 


securitatis  von  565 ,  anfangs  irrig  Testamenten  Julii  Caesaris  genannt,  fasc. 
im  Supplement  zuMabillon's  Diplomatik,  auch  bei  Champollion-Figeac  a.a.O. 
feuilles  8 — 10;  1 — 7  eine  Urk.  von  552.  Vorzüglich  schön  Massmann,  Die 
gothischen  Urkunden  in  Neapel  und  Arezzo,  Wien  1838.  Pal.  Soc.  2  u.  28 
von  572.  Diese  Schreibart  hat  sich  in  Italien,  wenn  auch  nicht  unverändert, 
doch  in  unmittelbarer  Fortdauer,  sehr  lange  erhalten,  wovon  Fumagalli, 
Delle  instituzioni  diplomatiche ,  Vol.  I,  Silvestre  und  Sickel  Proben  aus 
dem  8.  und  9.  Jahrhundert  geben;  am  längsten  in  Unteritalien,  wo  endlich 
Friedrich  II  das  fast  unleserlich  gewordene  Gekritzel  der  Notare  verbot. 
Vgl.  die  Schriftproben  im  Codex  diplomaticus  Cavensis  I  und  II  (Neapel 
1873  u.  1875.  4.). 

Auch  zu  Bücher  Schriften  wurde  diese  Cursive  verwendet,  zu  Schriften, 
welche  erst  damals  neu  verfasst  wurden,  wie  die  Gesta  Pontificum  Romano  - 
rum  (s.  Pertz  im  Archiv  V,  70—  75,  Facs.  bei  Scotti,  Memoria  supra  un 
codice  palimpsesto,  Neap.  4.  s.  a.)  und  grammatische  Tractate;  doch  auch  zu 
Abschriften  älterer  Werke,  wie  der  Josephus  Ambros.  auf  Papyrus  (Pal.  Soc. 
pl.  59),  Valerii  res  gestae  Alexandri  über  dem  Turiner  Cod.  Theodosianus 
(Exempla  t.  25).  In  der  Canonensammlung  s.  VI.  medii  sind  die  Daten  so 
geschrieben  (Ex.  41),  und  bei  L.  De  Ii  sie,  Notice  sur  un  manuscrit  Mero- 
vingien  contenant  des  fragments  d'Eugyppius,  appartenant  k  M.  Jules  Des- 
noyers  (Paris  1875,  4.)  erscheint  neben  anderen  Schriftgattungen  auch  diese 
in  den  ausgezeichnet  schönen  Schriftproben. 

Zu  den  echten  Proben  dieser  Schrift  gehört  aber  nicht  das  fabelhafte 
sardinische  Lobgedicht  auf  den  König  Ihaletus,  obgleich  die  paläogra- 
phische  Fälschung  weit  besser  als  die  Fabrikation  des  absurden  Inhalts  ge- 
lungen ist.  Die  Prüfung  der  Pergamene  di  Arborea  durch  eine  Com- 
mission  der  Berliner  Akademie,  in  welcher  Jaffe  die  paläographische  Unter- 
suchung übernahm  (Monatsbericht  vom  Januar  1870  S.  64  — 104),  ist  trotz 
der  noch  immer  erneuten  Rettungsversuche  für  die  Wissenschaft  endgültig. 


14 


V 

Die  Nationalschriften. 

Ueber  diese  Bezeichnung  sind  einst  heftige  Streitigkeiten  geführt  wor- 
den. Man  hat  mit  Recht  die  ursprüngliche  Meinung  Mabillon's  zurückgewiesen, 
welcher  in  diesen  Schriften  nationale  Producte  der  verschiedenen  Völker  sah; 
wohl  aber  kann  man  dennoch  den  Namen  gebrauchen,  indem  allerdings  diese 
Schriftarten  unter  den  Völkern,  deren  Namen  sie  führen,  auf  gemeinschaft- 
licher Grundlage  ausgebildet  wurden.  Diese  Grundlage  ist  die  römische  Cur- 
sive,  verbunden  mit  Elementen  der  Uncialschrift ,  und  es  ist  deshalb  nicht 
zu  verwundern,  wenn  man  in  den  verschiedenen  Schriften  oft  der  vollstän- 
digsten Ueberein Stimmung  in  einzelnen  Eigentümlichkeiten  begegnet.  Auch 
ist  deshalb  eine  ernstliche  Beschäftigung  mit  der  römischen  Cursive,  so  selten 
sie  auch  für  praktische  Zwecke  uns  entgegen  tritt,  dringend  zu  empfehlen, 
weil  dadurch  allein  ein  sicheres  und  gründliches  Verständniss  der  National- 
schriften zu  gewinnen  ist,  und  auch  die  gewöhnliche  Minuskel  noch  Nach- 
wirkungen dieser  Schreibarten  enthält. 

Als  nämlich  überall  nach  und  nach  wieder  geordnetere  Zustände  ein- 
traten, und  auch  wissenschaftliche  Beschäftigung  mit  neuem  Eifer  getrieben 
wurde,  bildete  man  die  ganz  verwilderte  Schrift,  der  unbequemen  Majuskel- 
schrift entsagend,  wieder  kalligraphisch  aus,  und  so  entstanden  diese  Spiel- 
arten, welche  durch  das  Uebergewicht  des  Frankenreiches  und  seiner  Cultur, 
und  durch  die  grössere  Einfachheit  und  Zweckmässigkeit  der  Minuskel  immer 
mehr  beschränkt  und  endlich  überwältigt  wurden. 

Ausgesondert  habe  ich  von  diesem  Abschnitte  die  irische  und  angel- 
sächsische Schrift,  weil  diese  ohne  Einwirkung  der  Cursive  entstanden  ist, 
während  dagegen  die  Schrift  der  päbstlichen  Kanzlei  als  eine  Abart  der  lan- 
gobardischen  betrachtet  werden  kann. 

a.  Langobardische  Schrift. 
Aus  der  verwilderten   Schrift   mit  phantastischen  Initialen  verziert 
(z.  B.  bei  Mabillon  S.  353)  bildete  sich  im  neunten  Jahrhundert  eine  neue 


—   15  — 


Kunstform,  welche  besonders  in  Montecassino  und  La  Cava  sehr  zierlich 
entwickelt  wurde  und  im  elften  Jahrhundert  unter  dem  Abt  Desiderius  ihren 
Höhepunkt  erreichte,  auch  sehr  reich  mit  Initialen  und  Bildern  geschmückt 
wurde.  Prachtvolle  Nachbildungen  davon  findet  man  bei  Silvestre,  in  West- 
wood's  Palaeographia  sacra  pictoria,  und  ohne  Farben  auch  bei  Seroux  d'Agin- 
court;  jetzt  eine  reiche  Fülle  schöner  Proben  in  der  Bibliotheca  Casinensis, 
und  der  Paleografia  artistica  di  Montecassino  (Longobardo-cassinese)  2.  Heft 
1877,  3.  Heft  1878.  Diese  Schrift  wurde  nach  und  nach  immer  eckiger 
(Lombard  brise),  oft  geradezu  gitterförmig  und  dadurch  schwer  zu  lesen. 

In  der  ältesten  Zeit  ist  diese  Schrift  der  merowingischen  sehr  ähnlich, 
und  es  kann  daher  nicht  auffallen,  dass  die  Bezeichnung  mancher  Hand- 
schriften unsicher  und  bei  verschiedenen  Autoren  verschieden  ist.  Dazu  gehört 
der  jetzt  Bamberger  Codex  des  Gregorius  Turon.  de  cursu  stellarum,  etwa 
s.  VIII,  facs.  von  G.  F.  Haase  in  einem  Breslauer  Programm  von  1853;  der 
Veroneser  Isidor  s.  VIII  bei  Sick el  I,  2,  Exempla  t.  29.  30,  der  Münchener 
Orosius  bei  Silvestre  vol.  III.  Der  Mailänder  Isidor  aus  Bobio  s.  IX  (Pal. 
Soc.  92)  zeigt,  dass  diese  Gestaltung  doch  auch  dem  nördlichen  Italien  nicht 
fremd  war;  wesentlich  aber  fand  sie  ihre  Ausbildung  in  den  langobardischen 
Fürstenthümern  Unteritaliens  und  hat  auch  davon  ihren  Namen. 

Eine  sehr  kleine  bewunderungswürdig  gleichmässige ,  schöne  Schrift 
mit  zierlichen  bunten  Initialen  finden  wir  in  der  Bibel  von  La  Cava  s.  IX, 
von  der  Silvestre  eine  schöne  Probe  giebt  (grössere  Codex  dipl.  Cavensis 
in  App.  Vol.  L).  Ueber  die  Handschrift  mit  ihren  Randglossen  gegen  die 
Arianer  s.  auch  Ziegler,  Bruchstücke  einer  vorhieron.  Uebersetzung  der 
Petrusbriefe,  Sitzungsber.  der  Münchener  Akad.  1876  S.  654  ff.  Eine  kleine 
Probe  giebt  auch  Pertz  im  Archiv  V,  452.  Ebenda  zu  S.  14  ist  die  Unter- 
schrift des  Abtes  Desiderius;  seiner  Zeit  gehört  auch  die  Handschrift  des 
Widukind  (Mon.  Germ.  SS.  III)  und  des  Leo  von  Ostia  (ib.  VII.  Arndt  T.  32), 
so  wie  das  Registrum  Johannis  VIII  papae,  facs.  bei  Schafarik  und  Pa- 
lacky,  Aelteste  Denkmäler  der  böhmischen  Sprache,  Abhandl.  d.  böhm.  Ges. 
d.  Wiss.  V.  Folge  1.  Band.  Die  schöne  Probe  aus  dem  Vat.  4222  des  Augustin, 


16  — 


welche  A.  Mai,  Nova  Patrum  Eibl.  I  tab.  12  giebt,  setzt  dieser  in  das  neunte 
bis  zehnte  Jahrhundert.  Ich  erwähne  noch  das  schöne  Facs.  bei  Ant.  Rocchi, 

II  Ritmo  Italiano  di  Montecassino  del  secolo  X  (1875),  den  Wiener  Virgil 
s.  X  bei  Sickel  IV,  7,  den  Bamberger  Paulus  Diac.  bei  Arndt  T.  7. 
Gegen  das  Ende  des  13.  Jahrhunderts  verschwindet  diese  Schriftgattung. 

In  einem  Inventar  aus  Montecassino  von  1497  (bei  Caravita,  I  co- 
dici  e  le  arti  a  Montecassino  I,  389)  werden  Bücher  in  littera  moderna 
und  in  littera  longobarda  unterschieden.  Sonst  heisst  diese  Schrift  auch 
littera  Beneventana,  und  mit  demselben  Namen  bezeichnete  man  wohl  auch 
die  ganz  eigentümliche  Schrift  der  päbstlichen  Bullen  (s.  Marini,  I  Pa- 
piri  Diplomatici  p.  226),  doch  ist  diese  eine  ganz  besondere  Fortbildung  der 
römischen  Kanzleischrift.  Johannes  X  nennt  sie  920  (Jaffe  n.  2728)  scripta 
notaria.  Diese  Schrift,  die  wieder  bedeutende  Varietäten  umfasst,  blieb  mit 
dem  alten  Material,  Papyrus,  welches  aber  schon  im  11.  Jahrh.  ausging,  bis 
in  den  Anfang  des  12.  Jahrhunderts  üblich,  obgleich  die  Gläubigen  sie  oft 
nicht  lesen  konnten;  cf.  Chron.  s.  Huberti  c.  25,  Mon.  Germ.  SS.  VIII,  585. 
Facs.  von  Paschalis  I  a.  819  Jul.  11  (JarY6  1939)  bei  Gloria  tav.  22;  Bened. 

III  a.  855  Oct.  7  (Jaffe  2008)  bei  Champollion-Figeac,  Chartes  et  Doc. 
sur  Papyrus,  feuilles  XL  XII;  Nicol.  I  a.  863  Apr.  28  (Jaffe  2049)  bei  Le- 
tronne,  Dipl.  Meroving.  pl.  48;  Joh.  VIII.  a.  876  Oct.  15  (Jaffe  2280) 
Champ.  F.  1— IX;  877  Juni  (J.  2335)  f.  X;  Stephan  V  a.  891  Mai  (J.  2664) 
im  sog.  Apparatus  Koppianus;  Silv.  II  a.  999  Nov.  (J.  2994)  Bibl.  de  l'Ecole 
des  chartes  XXXVII,  108;  Joh.  XVIII  a.  1004  Oct.  (J.  3015)  u.  unbestimmte 
Fragmente  bei  Lupi,  C.  D.  Bergom.  I,  762  u.  Marini  Tab.  I  n.  XL.  LH; 
Urban  II  a.  1097  Mart.  27  (J.  4255)  Mab.  Dipl.  Suppl.  in  fine;  1098  Apr.  3 
Mon.  Graph.  V,  4;  Pasch.  II  a.  1104  Oct.  24  (J.  4463a)  ib.  V,  6;  und 
noch  einige  mangelhafte  Proben  bei  Mab.  und  in  Schannat's  Vindiciae.  In 
manchen  dieser  Bullen  sind  nur  noch  geringe  Reste  der  Kanzleischrift,  oft  nur 
in  dem  A  von  Anno,  wie  bei  Clem.  II  (J.  3151)  in  Sverges  Tractates  ed. 
Rydberg.  Auch  von  Alexander  II  ist  im  Berliner  Archiv  ein  Privileg  vom 
13.  Jan.  1063  (J.  3383). in  gewöhnlicher  Schrift;  Nicol.  II  v.  25.  Apr.  1061 


17  — 


bei  Hickes,  Thes.  I,  177  hat  die  Schrift  der  kaiserlichen  Kanzlei.  Noch 
unter  Urban  II  und  Paschalis  II  kommt  beiderlei  Schrift  vor,  dann  ver- 
schwindet die  alte  Kanzleischrift  und  räumt  den  Platz  einer  sehr  zierlichen 
und  ungemein  deutlichen  Minuskel;  von  dieser  sind  vorzügliche  Proben  in 
reicher  Auswahl  in  Sickel's  Monumenta  Graphica. 

Eine  eigen thümliche ,  nur  scheinbar  altertümlich  aussehende  Schrift 
ist  die  sogenannte  littera  Sancti  Fe  tri.  Sie  heisst  auch  scrittura  bol- 
latica,  auch  scrittura  liegese,  und  soll  nach  Marini,  Diplom  atica  Pon- 
tificia  (Romae  1841)  durch  Adrian  VI  in  die  Dataria  apostolica  eingeführt 
sein;  noch  ein  Breve  Sixtus  IV  von  1484  bei  Gloria  tav.  28,  2  hat  huma- 
nistische Schrift;  Breven  von  1640  u.  1673  bei  Merino  t.  54  sind  noch 
erträglich,  von  vollendeter  Hässlichkeit  ein  Breve  von  1754  bei  Chassant, 
Paleographie  des  Chartes  et  des  Manuscrits  du  11.  au  17.  Siecle,  pl.  9.  Es 
ist  eine  greuliche,  verzerrte,  schwer  lesbare  Schrift,  welcher  deshalb  jetzt 
gleich  eine  Abschrift  beigelegt  zu  werden  pflegt.  Spanisch  heisst  sie  letra 
despedazada. 

Während  ein  näheres  Eingehen  auf  das  schwierige  Feld  der  älteren 
päbstlichen  Diplomatik  hier  unmöglich  ist,  will  ich  doch  den  einen  Umstand 
hervorheben,  dass  die  gewöhnlich  für  eigenhändig  gehaltenen  Unterschriften 
der  Päbste  und  Cardinäle  nur  von  ihren  Schreibern  herrühren;  sie  selbst 
machten  oder  vollendeten  nur  das  davor  stehende  Zeichen.  Wer  in  einem 
grösseren  Archive  dieselbe  Unterschrift  durch  eine  Reihe  von  Bullen  verfolgt, 
wird  sich  von  der  Wahrheit  dieser  Behauptung  bald  überzeugen;  s.  Das 
Schriftwesen  im  Mittelalter  (2.  Ausg.)  S.  391. 


b.  Westgothische  Schrift. 

In  Spanien  hat  die  Schrift  eine  der  langobardischen  sehr  ähnliche 
Ent Wickelung  gewonnen,  welche  jedoch  durch  manche  Eigenthümlichkeiten 
sich  unterscheidet.  Das  Hauptwerk  darüber  ist  Merino,  Escuela  paleogra- 
phica^  Madrid  1780  f.    Daraus  sind  auch  die  Proben  gewöhnlich  genommen 

Wattenbach,  Lat.  Palaeogr.  3.  Aufl.  3 


18 


welche  man  in  anderen  Büchern  findet;  ein  mangelhafter  Auszug*  ist  von 
Del  gras,  Compendio  di  Paleografia  Espanola,  Madrid  1857. 

Auf  der  Synode  von  Leon  soll  1096  unter  Vorsitz  des  neuen  Erz- 
bischofs  Bernhard  von  Toledo,  eines  Cluniacensers,  und  des  Legaten  Renerius 
beschlossen  sein  -ut  de  cetero  omnes  scriptores  omissa  littera  Toletana,  quam 
Gulfilas  Gothorum  episcopus  adinvenit,  Gallicis  litteris  uterentur'.  Doch  hat 
man  die  Acten  nicht,  und  Bernhards  eigene  Unterschrift  unter  einer  Urkunde 
von  1113  (Champollion-Figeac,  Chartes  Lat.  Frang.  etc.  n.  VI)  ist  west- 
gothisch.  Die  Unterschrift  scheint  autograph  zu  sein,  und  sicher  muss  er  die 
Urkunde  gesehen  haben,  welche  in  einer  schönen  und  gut  lesbaren  west- 
gothischen  Schrift  ausgestellt  ist.   Sie  ist  aber  das  letzte  mir  bekannte  Beispiel. 

Zu  bemerken  ist,  dass  Merino  die  Andalusische  Bibel  in  Toledo  (Mm. 
V,  2.  3;  Arndt  t.  8)  auf  der  Tafel  als  a.  708  bezeichnet,  weil  die  Editoren 
der  Biblia  Complutensis  sie,  die  nach  der  Tradition  dem  Isidor  von  Sevilla 
gehört  haben  sollte,  älter  als  die  Eroberung  ansetzten;  ebenso  die  beiden 
Bibeln  von  Alcalä  (läm.  VI,  1.  2.)  saec.  VIII.  Aus  dem  Text  geht  hervor, 
dass  alle  drei  aus  dem  10.  Jahrhundert  sind. 

Angeblich  aus  dem  6.  Jahrhundert  ist  der  Augustin  de  baptismo,  wel- 
cher als  Autograph  galt,  bei  Merino  III,  1  (Arndt  8a);  aus  dem  8.  der  Wol- 
fenbtitteler  Prosper  (Weissenb.  64),  von  welchem  Walther  im  Lex.  dipl. 
tab.  II  eine  Probe  giebt,  in  noch  wenig  entwickelter  Uebergangschrift. 

Innerhalb  der  schon  kalligraphisch  ausgebildeten  Schrift  sind  verschie- 
dene Gattungen,  welche  sich  wesentlich  auf  zwei  zurückführen  lassen.  Me- 
rino, welcher  diese  Schreibart  überhaupt  als  'Gothica  redonda'  bezeichnet, 
unterscheidet  Castilische  und  Andalusische;  eine  Linie  von  Cartagena  über 
Toledo  nach  Santiago  bilde  die  Grenze:  südlich  davon  brauchte  man  die 
gedrängtere  spitzigere  Schrift,  wie  in  der  Andalusischen  Bibel,  die  andere 
in  Castilien  und  Leon.  Daneben  hält  sich  eine  andere  hässliche  und  schwer 
lesbare  Schrift  (Merino  lam.  IV),  welche  man  als  cursiv  bezeichnen  kann; 
Anwendung  derselben  in  Büchern  ist  nicht  bekannt,  ausgenommen  in  dem 
Hieronymus  Mer.  III,  3,  Arndt  8b,  welcher  aus  dem  8.  Jahrh.  sein  soll. 


—   19  — 


Westgothisches  Alphabet  in  seinen  verschiedenen  Formen  bei  Merino 
Mm.  XVI ,  die  sehr  eigentümlichen  Abkürzungen  XIV.  XV,  die  Zahlzei- 
chen IX ,  2. 

Kalligraphisch  schön  mit  feiner  sauberer  Schrift  sind  schon  die  codd. 
Casin.  4.  u.  19,  welche  zusammen  gehören,  mit  Randglossen  aus  dem  8. 
Jahrh,,  s.  Bibl.  Casin.  I,  tab.  III,  1.  X,  1.  Aus  dem  8.  Jahrh.  soll  das  Sacra- 
mentarium  Gelionense  der  Pariser  Bibliothek  sein,  aus  welchem  Graf  Bas- 
tard livr.  14  acht  Tafeln  giebt  mit  reichster  Auswahl  der  phantastischen 
Initialen  aus  Fischen  und  Vögeln;  daraus  Tymms  u.  Wyatt  pl.  8.  Ebenso 
die  Hs.  in  Alby  29,  welche  ich  für  westgothiseh  halte,  Facs.  im  Catal.  des 
Manuscrits  des  Departements  I  (1849)  p.  487.  Aus  dem  prachtvollen  Mar- 
tyrologium  von  919  Pal.  Soc.  95.  Arndt  tab.  29.  Aus  dem  Pariser  cod. 
Fond  latin  2855  von  951  eine  Seite  Silv.  III;  auch  eine  Urkunde  von  1077. 
Hs.  von  1095  bei  Arndt  8e  aus  Merino  läm.  13.  Aus  der  prachtvollen  1109 
nach  zwanzigjähriger  Arbeit  vollendeten  Handschrift  des  Beatus  super  Apo- 
cal.  (Brit.  Mus.  11,695)  Westwood  Palaeographia  sacra  pictoria  farbig,  Pal. 
Soc.  pl.  48.  49;  Arndt  t.  31.  Schöne  u.  seltsame  Initialen  farbig  bei  Ba- 
chelin-Deflo renne,  Catalogue  de  livres  rares,  Paris  1878. 

Jüngere  Handschriften  und  Urkunden  haben  kaum  noch  schwache 
Nachklänge  westgothischer  Formen. 

c.  Merowingische  Schrift. 

Diese  Schrift  ist  nie  zu  kalligraphischer  Durchbildung  gelangt,  weil 
ihre  eigentümliche  Entwickelung  durch  die  karolingische  Reform  abgeschnitten 
wurde.  Sie  begegnet  uns  vorzüglich  in  Urkunden,  aus  welchen  sie  ja  auch 
hervorgegangen  ist,  wird  aber  da  verkünstelt  und  verschnörkelt,  die  Buch- 
staben sehr  zusammengedrängt  und  deshalb  oft  schwer  zu  lesen.  Auch  Bücher 
sind  darin  geschrieben,  und  hier  erscheint  diese  Schrift  oft  neben  entarteter 
Uncialschrift ,  mit  ihr  gemischt  und  wechselnd.  In  Bezug  auf  den  Sprach- 
gebrauch ist  zu  bemerken,  dass  man  merovingische  Schrift  entweder  die 
Schrift  nennen  kann,  welche  im  merowing.  Reiche  gebräuchlich  war,  und 

3* 


—  20 


innerhalb  welcher  viele  Varietäten  vorkommen,  oder  die  Schrift  welche  mit 
der  merow.  Urkundenschrift  am  meisten  Verwandtschaft  zeigt,  wie  z.  B.  Arndt 
Taf.  11  (nach  E.  Ranke,  Par  palimpsestorum  Wirceburg.  Wien  1871).  In 
diesem  Sinn  gebraucht  Mabillon  das  Wort,  indem  er  Handschriften,  welche 
im  merow.  Reiche  geschrieben  sind,  als  langobardisch  bezeichnet.   Ich  würde 
es  vorziehen,  den  aus  Corbie  stammenden  Venantius  Fortunatus  (Mab.  p.  353, 
Arndt  6)  als  merowingisch  zu  bezeichnen.    Vgl.  damit  den  Codex  canonum 
Paris.  3836  Colb.  784  s.  VIII  (Pal.  Soc.  8.  9)  u.  die  Unterschrift  des  Evang. 
v.  Aütun  von  754  (oben  S.  5).     Schöne  Proben   geben  Silvestre  und 
Sickel,  Graf  Bastard,  Champ ollion-Figeac  in  den  Chartes  et  Manu- 
scrits  sur  Papyrus,  auch  aus  dem  Avitus  auf  Papyrus  die  Etudes  paleogra- 
phiques  et  historiques  sur  le  Papyrus  du  sixieme  siecle,  Greneve  1866,  von 
L.  Delisle,  A.  Rilliet  u.  H.  Bordier;  1  Seite  Pal.  Soc.  68.    Besonders  aus- 
führlich behandelt,  mit  vielen  vortrefflichen  Proben,  ist  diese  Schriftgattung 
von  Mabillon  in  seinem  hierfür  noch  immer  classischen  Werke  De  Re  Di- 
plomatica,  und  von  N.  de  Wailly  in  den  Elements  de  Paleographie ,  Paris 
1838.   Verschiedene  Schriftarten  in  derselben  Handschrift  in  der  S.  5  an- 
geführten Notice  von  L.  Delisle;  auch  Arndt  T.  28.    Für  die  Schrift  der 
merowingischen  Urkunden  ist  noch  vorzüglich  anzuführen:  Letronne,  Di- 
plomata  et  Chartae  Merovingicae  aetatis  in  archivo  Franciae  asservata,  Paris 
1848,  wo  alle  erhaltenen  Originale  facsimilirt  sind;  zu  vergleichen,  da  nicht 
alle  echt  sind,  mit  dem  später  erschienenen  Texte  von  Jules  Tardif  in 
den  Inventaires  et  documents  publies  par  ordre  de  l'Empereur  (Monuments 
historiques),  Paris  1866  mit  14  Tafeln  in  Fol.  maj.  als  Serie  II.  Schöne 
Nachbildungen  von  Urkunden  des  8.  Jahrhunderts  giebt  auch  Kopp  in  sei- 
nem Werk  de  Tachygraphia  veterum:   in  der  Kanzlei  Karls  des  Grossen 
hielt  man  mit  geringer  Veränderung  an  dem  alten  Brauche  fest.   Deshalb  ist 
auch  hier  schon  das  classische  Werk  Sickels  über  die  Urkunden  der  Karo- 
linger zu  erwähnen,  nebst  den  dazu  gehörigen  Schrifttafeln  aus  dem  Nach- 
lasse von  U.  F.  von  Kopp  (Wien  bei  C.  Gerold's  Sohn  1871),  worin  15 
Tafeln  nach  karolingischen  Diplomen  von  753  bis  820,   mit  sämmtlichen 


■ —  21  — 


Kanzlerunterschriften,  enthalten  sind.  Vgl.  auch  Herquet,  Specimina  diplo- 
matum  monasterio  Fuldensi  exhibitorum,  Cassel  1867.  Eine  ausgesuchte  Folge 
in  kleineren  Bruchstücken  bietet  das  Musee  des  Archives,  Paris  1867,  4. 
Urkunden  von  680  u.  750  Pal.  Soc.  119.  120. 


VI 

Halbuncialschrift. 

Während  aus  der  Cursive  sich  neue  Schriftgattungen  entwickelten,  hielt 
man  doch  zugleich  auch  an  der  überkommenen  Uncialschrift  für  Bücher  fest, 
mischte  diese  aber  häufig  in  zunehmendem  Grade  mit  Formen,  welche  theils 
aus  der  Cursive  stammen,  theils  durch  Degeneration  in  der  Uncialschrift  selbst 
entstanden.  Den  Anfang  dieser  Bildung  berührten  wir  schon  oben  bei  der 
Uncialschrift.  Schon  im  sechsten  Jahrhundert  entstanden  auf  diese  Weise 
Handschriften,  welche  grosse  Aehnlichkeit  mit  der  späteren  Minuskel  haben, 
und  die  man  deshalb  auch  vorkarolingische  Minuskel  nennen  kann.  In 
der  eigentlichen  Bücherschrift  bestand  ein  specifischer  Unterschied  von  der 
Uncialschrift  nicht,  und  man  konnte  deshalb  auch  ein  Manuscript  dieser  Art 
als  Romana  scriptura  geschrieben  bezeichnen,  wie  es  im  elften  Jahrhun- 
dert im  Catalog  der  Bibliothek  von  Saint-Pere  de  Chartres  geschah  (Bibl.  de 
FEcole  des  chartes  III,  5,  266),  ein  Ausdruck  mit  welchem  sonst  die  reine 
Uncialschrift  im  Gegensatz  der  Urkundenschrift  gemeint  ist,  wie  im  Chron. 
Fontanellense  (Mon.  Germ.  II,  287 — 289).  Halbuncial  ist  schon  die  gleich- 
zeitige Fortsetzung  der  Fasti  consulares  von  487  bis  494  im  Veroneser  Pa- 
limpsest  (Exempla  30);  ferner  der  509  oder  510  geschriebene  Hilarius,  bei 
Mabillon  S.  355,  Nouveau  Traite  III,  263,  Ottley  VI,  9.  Ottley  war  durch 
den  antiken  Charakter  der  Bilder  in  der  von  ihm  behandelten  Handschrift  der 
Aratea  (Archaeologia  XXVI)  so  erfüllt  von  dem  Glauben,  dass  hier  unmöglich 
eine  spätere  Nachahmung  vorliegen  könne,  dass  er  den  vergeblichen  Versuch 
machte,  die  Existenz  karolingischer  Minuskel  schon  in  antiker  Zeit  nachzu- 


22 

weisen.  Konnte  mm  auch  dieser  Versuch  nicht  gelingen,  so  verdanken  wir 
ihm  doch  eine  schöne  Zusammenstellung  von  Schriftmustern,  unter  welchen 
namentlich  das  aus  dem  Nouveau  Traite  III  pl.  46  entlehnte  von  dem  517 
in  Verona  geschriebenen  Sulpicius  Severus  (per  me  Ursicinum  lectorem  eccl. 
Veron.  Agapito  consule)  die  frühe  Entstehung  dieser  alten  halbuncialen  Minuskel 
mit  einem  dafür  so  seltenen  urkundlichen  Datum  nachweist.  Vgl.  Exempla  32. 
Dass  die  Unterschrift  mit  dem  Texte  erst  später  abgeschrieben  sei,  ist  be- 
hauptet, aber  nicht  wahrscheinlich.  Dieselbe  Schrift  finden  wir  in  dem  Pabst- 
catalog  bis  523,  fortgesetzt  bis  c.  530  aus  Corbie  (cod.  Paris.  12097,  Mab. 
p.  357;  Ex.  40)  nebst  der  dazu  gehörigen  Canonensammlung  (Ex.  41.  42); 
in  dem  Cölner  Pabstcatalog  bis  auf  Agapit  (535.  536),  fortgesetzt  bis  auf 
Gregor  I  (Ex.  37.  38),  mit  der  wenig  jüngeren  Canonensammlung  (Ex.  44). 
Aehnlich  mehrere  Proben  aus  Veroneser  Handschriften  bei  Sickel  I,  2.  III.  1. 
IV,  2  und  bei  A.  Mai,  Nova  Patrum  Bibl.  I  Tab.  12  u.  13;  auch  die  obere 
Schrift  über  den  gothischen  Fragmenten  bei  A.  Mai,  Ulphilae  Specimina,  wie- 
derholt in  Aschbach's  Geschichte  der  Westgothen ;  in  Berlin  der  Codex  Theol. 
Lat.  fol.  354  von  Gregor' s  Moralien  (Arndt  5).  Auch  den  Gregor  von  Tours 
(Arndt  13)  kann  man  dahin  rechnen. 

Durch  die  karolingische  Reform  wurde  diese  Schreibart  verdrängt, 
aber  noch  lange  finden  wir  ihre  Ausläufer  in  den  Handschriften  der  Volks- 
rechte, welche  von  den  damals  noch  schreibkundigen  Laien  geschrieben 
wurden,  und  von  der  Einwirkung  der  Schule  Alkuins  nicht  berührt  waren. 
So  der  überaus  fehlervolle  Papian  (Arndt  14)  und  die  Lex  Romana  Wisi- 
gothorum  (Arndt  15a). 

VII 

Irische  Schrift. 

Vom  sechsten  Jahrhundert  an  war  Irland  das  Hauptland  der  Kalligra- 
phie, und  auch  hier  bildeten  sich  eigenthümliche  Schriftgattungen  aus,  welche 
aber  von  den  früher  erwähnten  Nationalschriften  unterschieden  werden  müssen, 


—  23  — 

weil  sie  nickt  auf  dem  Boden  der  Cursive  erwachsen  sind.  Die  Bewohner 
der  Insel  hiessen  damals  Scotti,  und  deshalb  hat  man  später  auch  ihre  eigen- 
thümliche  Schrift  Scriptura  Scottica  genannt.  Hauptwerke  darüber  sind: 
Astle,  The  Origin  and  Progress  of  writing,  1783  und  1803,  Westwood, 
Palaeographia  sacra  pictoria,  und  Miniatures  and  Ornaments  of  Anglo-Saxon 
and  Irish  manuscripts,  1868,  mit  ausserordentlich  schönen  farbigen  Nach- 
bildungen, F.  Keller,  Bilder  und  Schriftzüge  in  den  irischen  Manuscripten 
der  schweizerischen  Bibliotheken,  Mittheilungen  der  Antiquarischen  Gesell- 
schaft in  Zürich,  VII,  3.  1852.  Verschiedene  englische  Prachtwerke,  welche 
in  neuester  Zeit  erschienen  sind,  beschäftigen  sich  vorzüglich  mit  der  Orna- 
mentik, und  sind  auf  dem  Continent  leider  schwer  zugänglich.  Viele  schöne 
Proben,  doch  ohne  Farben,  giebt  die  Palaeographical  Society.  Vgl.  F.  W. 
Unger,  La  Miniature  Irlandaise,  Revue  Celtique  I,  9 — 26.  Hof  mann  in 
den  Sitzungsberichten  d.  Münch.  Akademie  1871  S.  675. 

Diese Irländer  haben  drei  scharf  unterschiedene  Schriftgattungen,  nämlich: 

1.  Uncialschrift,  z.  B.  in  S.  Kilians  Bibel  und  Columban's  Missal; 

2.  eine  grosse  runde  Halbuncialschrift,  kalligraphisch  ausgebildet,  vor- 
züglich zu  liturgischen  Büchern; 

3.  eine  kleine  spitzige  Schrift,  welche  man  als  cursive  bezeichnen 
kann,  die  aber  mit  der  altrömischen  Cursive  nicht  verwandt  ist.  Diese  hielt 
sich  länger  als  die  anderen  Gattungen,  und  blieb  namentlich  für  irische  Sprache 
im  Gebrauch.  Eine  fortlaufende  Reihe  von  Proben  bei  Eug.  0 'Curry,  Lectures 
on  the  Manuscript  Materials  of  ancient  Irish  History,  Dublin  1861.  Die  letzte 
ist  seine  eigene. 

Ausserhalb  unserer  Aufgabe  liegt  die  Geheimschrift  Ogham,  deren 
Ursprung  streitig  ist. 

Zu  Ueberschriften  und  Anfangszeilen  dienten  Majuskelbuchstaben, 
welche  in  seltsamer  Weise,  namentlich  mit  eckigen  Formen  anstatt  der  Run- 
dungen, verzerrt  wurden  und  auf  den  ersten  Blick  ganz  unkenntlich  sind. 
Vorzüglich  liebten  aber  die  Iren  den  reichsten  Farbenschmuck  und  verzierten 
die  Initialen  und  ganze  Seiten  mit  der  künstlichsten  Verflechtung  von  Spiralen 


24 


und  schmalen  farbigen  Bändern,  von  denen  Giraldus  Cambrensis  sagt:  'Sin 
autem  ad  perspicacius  intuendum  oculorum  aciem  invitaveris,  et  longe  penitus 
ad  artis  arcana  transpenetraveris,  tarn  delicatas  et  subtiles,  tarn  actas  et  arctas, 
tarn  nodosas  et  vinculatim  colligatas,  tamque  recentibus  adhuc  coloribus  illu- 
stratas  notare  poteris  intricaturas ,  ut  vere  haec  omnia  angelica  potius  quam 
humana  diligentia  iam  asseveraveris  esse  composita.'  Mindestens  wurden  die 
grossen  Buchstaben  mit  Reihen  rother  Punkte  umgeben;  ausser  diesen  aber 
sind  vorzüglich  charakteristisch  die  mit  Vorliebe  überall  angebrachten  Köpfe 
von  Schlangen,  Hunden  und  Vögeln.  Während  nun  diese  Ornamente  oft 
sehr  geschmackvoll  erscheinen,  sind  menschliche  Figuren  bis  zur  Caricatur 
verzerrt;  am  besten  gerathen  aber  sind  die  Gestalten  in  dem  Book  of  Keils 
in  Dublin,  welches  dem  h.  Columbkill  gehört  haben  soll  und  für  das  älteste 
gilt,  so  dass  wir  wohl  eine  wachsende  Entartung  auf  diesem  Gebiete  anzu- 
nehmen haben,  nachdem  man  anfänglich  die  aus  der  römischen  Welt  erhal- 
tenen Vorbilder  noch  leidlich  nachgeahmt  hatte.  Die  Pal.  Soc.  giebt  aus 
dem  Book  of  Keils,  welches  hier  ins  7.  Jahrh.  gesetzt  ist,  die  Tafeln  55 — 58. 
88.  89;  aus  den  Gospels  of  Mac  Regol  vom  Anfang  des  9.  Jahrh.  90  u.  91. 

Die  Schottenmönche  haben  sich  nun  bekanntlich  über  den  ganzen 
Continent  verbreitet,  und  theils  Bücher  mitgebracht,  theils  neue  geschrieben; 
daher  stammt  der  Reichthum  an  solchen  Schriften  in  der  Schweiz,  in  Würz- 
burg, in  Frankreich  und  Italien,  wo  Luxeuil  und  Bobio  Stiftungen  irischer 
Mönche  waren.  Sie  haben  auf  die  Ornamentation  fränkischer,  langobardischer, 
westgothischer  Handschriften  den  bedeutendsten  Einfluss  geübt,  und  auch  in 
Urkunden  begegnen  wir  ihren  Schriftzügen.  In  Fulda,  wo  ja  Marianus 
Scottus  gelebt  hat  (über  seine  irischen  Expectorationen  s.Zeuss,  Grammatica 
Celtica  I  p.  XXVIII  n.),  war  diese  Schrift  noch  im  1 1 .  Jahrhundert  ganz  üblich, 
im  zwölften  aber  entschuldigt  sich  schon  der  Compilator  der  Traditionen,  dass  er 
sie  nicht  recht  lesen  könne.  Der  Regensburger  Marianus  Scottus,  ein  be- 
rühmter Kalligraph,  hat  1019  den  Wiener  Codex  1247  sehr  schön  geschrieben, 
aber  in  ganz  gewöhnlicher  fränkischer  Minuskel.  Eine  irische  Glosse  über  sei- 
nem Namen  zeigt  dagegen  auch  irische  Schriftzüge,  s.  Revue  Celtique  I,  263. 


25  — 


VIII 

Angelsächsische  Schrift. 

Die  Angelsachsen  waren  Schüler  der  Iren,  hatten  aber  zugleich  auch 
andere  Lehrmeister  an  den  römischen  Missionaren.  Hier  vereinigte  sich  die  Ein- 
wirkung der  beiden  hervorragendsten  Kalligraphenschulen  des  Abendlandes. 
Proben  ihrer  verschiedenen  Schriftarten  sind  in  Fülle  zu  finden  bei  Astle,  in 
den  S.  22  angeführten  Werken  von  Westwood,  den  Heften  der  Pal.  Soc.  und  sonst 
an  vielen  Orten.  Von  den  Handschriften,  welche  Gregor  der  Grosse  an  S.  Au- 
gustin gesandt  hat,  ist  vielleicht  noch  etwas  übrig ;  die  Evangelien  im  Corpus 
Christi  College,  Cambridge  (S.  Augustine's  Gospels)  in  Uncialschrift  erscheinen 
nach  Digby  Wyatt  auch  in  Verzierung  und  Bildern  ganz  antik,  und 
möchten  wohl  römische  Arbeit  sein  (Pal.  Soc.  wo  sie  in  die  zweite  Hälfte 
des  7.  Jahrh.  gesetzt  werden,  pl.  33  der  Text,  34  u.  44  die  einzig  erhaltenen 
Bilder),  während  andere  Handschriften  sehr  ähnlich  erscheinen,  aber  doch 
wieder  durch  die  verdächtigen  rothen  Punkte  und  Schlangenköpfe  irische 
Einwirkung  verrathen,  und  also  in  England  entstanden  sein  werden.  Auch 
Urkunden  angelsächsischer  Könige  sind  in  Uncialschrift  geschrieben,  s.  das 
Prachtwerk:  Facsimiles  of  ancient  charters  in  the  British  Museum  I — III, 
1873-  1877  in  Folio,  ungemein  wichtig  und  reichhaltig  für  die  Geschichte 
der  Schrift  bis  995.  In  Lindisfarne,  dem  von  Iren  634  in  Northumberland 
begründeten  Bisthum,  wirkte  auch  nach  dem  Obsiegen  der  Angelsachsen  664 
die  irische  Schule  fort;  hier  Hess  Bischof  Eadfrith  (698—721)  zum  Andenken 
an  seinen  Vorgänger  Cuthbert  das  Durham  book  oder  S.  Cuthbert's  Gospels 
schreiben  (jetzt  Cotton  Nero  D.  IV,  s.  Waagen,  Kunstwerke  in  England 
I,  134  f.  Westwood,  Astle  pl.  14,  Pal.  Soc.  3—6  u.  22)  in  Halb  uncialschrift, 
zu  welcher  950  eine  angelsächsische  Interlinearversion  hinzugefügt  wurde. 
Illuminirt  ist  die  prachtvolle  Handschrift  ganz  in  irischer  Weise ;  die  Gestalten 
sind  sinnlos,  die  Ornamente  aber  ungemein  reich  und  schön,  die  Farben  vor- 
trefflich.   Hier  ist  auch  Gold  angewandt,  welches  den  Irländern  noch  fehlte. 

Wattenbach,  Lat.  Palaeogr.  3.  Aufl.  4 


2G 

Die  Angelsachsen  lernten  von  den  Römern  auch  die  Purpurfärbung  des  Per- 
gaments, oder  wussten  sich  dieses  kostbare  Material  zu  verschaffen ,  und 
waren  bald  hervorragende  Meister  in  der  Goldschrift,  welche  sie  mit  grosser 
Vorliebe  anwandten.  So  liess  im  7.  Jahrhundert  Wilfrid  von  York  die  Evan- 
gelien in  Gold  auf  Purpur  schreiben,  welche  für  ein  Weltwunder  galten. 

Auch  die  gewöhnliche  Schrift  lernten  die  Angelsachsen  von  den  Iren, 
haben  ihr  jedoch  einen  etwas  veränderten  Charakter  gegeben;  oft  aber  ist  die 
Herkunft  zweifelhaft  und  auch  der  Name  Scriptura  Scottica  umfasst 
beides.  Vielleicht  von  Bonifatius  eigener  Hand  rühren  die  angelsächsischen 
Glossen  des  S.  4  angeführten  Codex  Fuldensis  her,  in  kleiner  spitziger,  von 
Cursivformen  erfüllter  Schrift.  In  späteren  Jahren  bat  sich  Bonifatius  eine 
Abschrift  der  Propheten  aus,  die  claris  et  absolutis  litteris  geschrieben  war, 
'quia  caligantibus  oculis  minutas  litteras  ac  connexas  clare  discernere  non 
possum'.  Denn  so  verbessert  E.  Ranke  in  ep.  55  ed.  Jaffe  wohl  richtig 
für  discere.  Wie  verkehrt,  überflüssig  und  irreführend  der  übliche  Gebrauch 
besonderer  Typen  für  angelsächsische  Schrift  ist,  hat  J.  Grimm  schon  1833 
bemerkt,  wiederholt  Kl.  Schriften  V,  163. 

Bald  machten  die  Angelsachsen  sich  von  der  irischen  Barbarei  in 
Bildern  und  Initialen  los,  und  wenn  auch  die  angelsächsischen  Umrisszeich- 
nungen mit  ihren  langen  Gliedmaassen  und  fliegenden  Gewändern  sehr  grottesk 
sind,  so  lag  doch  darin  der  Keim  zu  einer  eigenen,  auf  Naturbeobachtung 
begründeten  Entwickelung  der  Kunst.  So  in  den  Bildern  zum  Caedmon, 
Archaeologia  24. 

Die  angelsächsischen  Missionare  brachten  diese  Schrift,  vorzüglich 
die  Minuskel,  wenn  wir  sie  so  nennen  dürfen,  in  das  fränkische  Reich,  wo 
sie  auf  die  Gestaltung  der  neuen  fränkischen  Minuskel  eingewirkt  hat  und 
etwa  bis  ins  11.  Jahrhundert  an  vielen  Orten  geschrieben  wurde.  Von  dem 
vermuthlich  684  geschriebenen  Epternacher  Martyrol.  mit  Randbemerkungen 
von  Willibrord  (Paris.  Lat.  10,837)  hat  schon  Papebroch  eine  Seite  in  Facs. 
gegeben  im  Propylaeum  Antiquarium  (Acta  SS.  Apr.  II).  Verschiedene  Proben 
sind  in  den  Mon.  Germaniae,  bei  W.  Arndt  Taf.  9.  33  35. 


—   27  — 

Dagegen  wirkte  bald  auch  die  fränkische  Schreibkunst  bedeutend  auf 
England  ein,  und  die  Schreibkünstler  von  Hyde  Abbey  oder  New  Minster 
bei  Winchester  im  zehnten  Jahrhundert  schrieben  in  karolingischer  Minuskel, 
wie  auch  ihre  eigentümliche  Ornamentik  fremder  Herkunft  ist;  ihr  grösstes 
Kunstwerk,  Grodemans  Meisterstück,  ist  das  Benedictionale  des  Bischofs  Ethel- 
wold  (963  —  984),  beschrieben  und  mit  vielen  Nachbildungen  herausgegeben 
von  John  Grage,  Archaeologia  Vol.  24.  In  dem  von  Wulfwin  mit  dem 
Beinamen  Cada  geschriebenen  Psalter  aus  dem  1 1.  Jahrhundert,  welcher  im 
Besitz  des  Herzogs  von  Berry  war  und  sich  jetzt  in  Paris  befindet  (Lat. 
Suppl.  333),  ist  in  schmalen  Columnen  neben  einander  der  lateinische  Text 
in  schöner  fränkischer  Minuskel  geschrieben,  der  angelsächsische  in  der 
Schrift,  welche  immer  mehr  als  dieser  Sprache  eigenthümlich  betrachtet 
wurde.  Facs.  bei  Silvestre  IV  und  in  dem  unvollendeten  Prachtwerk  des 
Grafen  Auguste  Bastard,  Librairie  de  Jean  de  France,  duc  de  Berry. 
Paris  1834. 

Nach  der  Eroberung  soll  König  Wilhelm  I,  wie  Ingnlf  von  Croyland 
berichtet,  den  modus  scribendi  Anglicus  verboten  und  den  modus  Gallicus 
eingeführt  haben;  doch  ist  das  nicht  wahr:  es  giebt  von  ihm  Urkunden  in 
angelsächsischer  Schrift  und  Münzen  mit  der  Rune  wen,  s.  Archaeologia  26, 
256  und  pl.  I.  Namentlich  für  englische  Sprache  erhielt  sich  die  einheimische 
Schrift,  endlich  jedoch  blieb  nur  das  eigenthümliche  Zeichen  für  th  übrig, 
welches  aber  zuletzt  unverstanden  wie  y  geschrieben  und  gedruckt  wurde. 
Im  1 2.  Jahrhundert  erscheint  die  Schrift  noch  in  voller  Uebung  in  dem  Psalter 
Eadwines,  der  mit  hohem  Selbstgefühl  von  sich  sagte: 

Scriptorum  princeps  ego,  nec  obitura  deinceps 
Laus  mea  nec  fama:  qui  sim  mea  littera  clama. 

Doch  ist  auch  hier  der  lateinische  Text  des  in  drei  Versionen  ge- 
schriebenen Psalters  in  fränkischer,  schon  völlig  ausgebildeter  Minuskel  ge- 
schrieben, nur  die  angelsächsische  Interlinearversion  in  der  Nationalschrift, 
welche  auf  diese  Bestimmung  eingeschränkt  erscheint.  Facs.  in  Westwood's 
Palaeographia  sacra  pictoria. 

  4* 


28  — 


IX 

Die  karolingische  Minuskel. 

Das  Capitulare  von  789  verordnet  eap.  71  sorgfältige  Correctur  der 
kirchlichen  Bücher;  sie  sollen  nur  von  erwachsenen  Männern  unter  beson- 
derer Aufsicht  geschrieben  werden.  Zu  der  neu  auflebenden  Kritik  des 
Textes,  welche  sich  namentlich  auch  auf  Herstellung  der  ganz  verwilderten 
Orthographie  und  Interpunction  richtete,  trat  die  Pflege  der  Handschrift.  Man 
ist  damals  für  Prachtstücke  zur  Uncialschrift  zurückgekehrt,  für  den  gewöhn- 
lichen Gebrauch  aber  wurde  eine  Minuskel  ausgebildet,  die  wesentlich  eine 
Reform  der  merowingischen  Schrift  unter  Einfluss  der  alten  Minuskel  dar- 
stellt. Sie  ist  zu  eigenthümlich,  als  dass  wir  sie  nicht  auf  einen  bestimmten 
Ausgangspunkt  zurückführen  müssten,  und  dieser  kann  kein  anderer  sein 
als  die  berühmte  Schule  im  Martinskloster  zu  Tours,  welcher  von  796  bis 
804  Alcuin  vorgestanden  hat.  Es  hat  freilich  Jaffe  dagegen  eingewandt, 
dass  bei  solcher  Herkunft  die  Schrift  einen  vornehmlich  angelsächsischen 
Charakter  haben  müsste,  allein  dieser  Grund  scheint  mir  nicht  stichhaltig  zu 
sein.  Denn  wenn  in  der  Schreibschule  zu  Tours,  deren  grosse  Thätigkeit 
unzweifelhaft  ist,  ein  anderer  Schriftcharakter  üblich  gewesen  wäre,  so  müsste 
sich  dieser  doch  wohl  in  den  zahlreich  erhaltenen  Handschriften  jener  Zeit 
noch  nachweisen  lassen.  Es  hatte  aber  auch  die  Schreibthätigkeit  schon  viel 
früher  begonnen,  von  781  ist  Godescalks  berühmtes  Evangeliar.  Am  Hofe 
wurde  fleissig  geschrieben  und  in  St.  Wandrille  errichtete  787  Abt  Gervold 
eine  Schreibschule.  An  vielen  Orten  wird  ähnliches  geschehen  sein.  Per- 
sönlich wird  Alcuin  hierauf  wenig  Einfluss  geübt  haben;  ein  Manuscript, 
welches  er  an  Arn  schickte  (Colon.  CVI),  zeigt  viele  verschiedene  Hände 
(Arndt  Taf.  33.  34.  37—40).  Aus  St.  Martin  stammt  der  Berner  Virgilcodex 
165  in  karol.  Minuskel,  s.  C.  W.  Müller,  De  codd.  Virgilii,  tab.  III,  spec.  III. 
Minuskel  und  Kanzleischrift  gemischt  ist  in  dem  Heidelb.  Paulus  D.  s.  die 
Ausgabe  von  G.  Waitz  tab.  IV.  So  blieben  längere  Zeit  verschiedene  Schreib- 
weisen neben  einander  im  Gebrauch;  Alcuins  Schüler  aber  verbreiteten  sich 


29  — 


durch  das  ganze  Frankenreicli  und  mit  ihnen  die  neue  Minuskel.  Sie  erinnert 
bald  mehr  an  merowingische  Schrift,  bald  an  die  Halbuncialschrift,  und  nimmt 
nicht  selten  auch  angelsächsische  Elemente  auf;  nach  und  nach  hat  sich  aus 
ihr  die  regelmässige  gerade  Minuskel  entwickelt.  Im  Gegensatz  zu  dieser 
ist  die  karolingische  Schrift  rundlicher,  noch  mehr  mit  cursiven  Elementen 
und  einzelnen  Uncialbuchstaben  gemischt;  die  Worttrennung  ist  unvollkommen; 
sehr  charakteristisch  für  die  ganze  Erscheinung  sind  vorzüglich  die  keulen- 
förmig nach  oben  verdickten  Langstriche,  welche  ihr  aus  der  merowingischen 
Schrift  noch  lange  blieben. 

Proben  dieser  Schrift  finden  sich  in  den  ersten  Bänden  der  Monu- 
menta  Germaniae,  in  W.  Grimm' s  Altdeutschen  Gesprächen,  v.  Karajan's 
2  deutschen  Sprachdenkmalen  (Sitzungsberichte  der  Wiener  Ak.  25,  324),  im 
Archiv  der  Wiener  Ak.  27,  Taf.  1  von  Co  z  roh  's  Hand  (821  848),  in  F. 
Kell  er 's  Ausgabe  des  Reichenauer  Nekrologes  (Mittheil,  der  Antiq.  Ges.  VI) 
von  850,  und  sonst  an  vielen  Orten;  Regensburger  von  821  u.  823,  Pal. 
Soc.  122  u.  123.  Recht  charakteristisch  erscheint  sie  in  den  Handschriften, 
welche  der  Probst  Manno,  unter  Ludwig  dem  Stammler  Vorsteher  der  Hof- 
schule, nach  der  Mitte  des  Jahrhunderts  schreiben  Hess,  und  bei  seinem  Tode 
der  Abtei  S.  Eugendi  (Saint-Oyan,  später  Saint-Claude  genannt)  vermachte; 
s.  das  schöne  Facs.  von  Pilinski,  Bibl.  de  l'Ecole  des  chartes  VI,  4,  218. 
Das  Sanctgaller  Antiphonar  cod.  359,  angeblich  von  Hadrian  an  Karl  ge- 
schickt, ist  wegen  des  Sanctgaller  Charakters  der  Schrift  augenscheinlich 
eine  Copie;  es  ist  ganz  facsimilirt  in  der  Ausgabe  von  Lambillotte,  Anti- 
phonaire  de  S.  Gregoire,  Brüx.  1851,  4. 

Wegen  der  Urkunden schrift,  welche  erst  unter  Ludwig  dem  Frommen 
von  der  Reform  berührt  wurde,  genügt  es  auf  Sickel's  schon  angeführtes 
Werk  zu  verweisen. 

Neben  der  Arbeit  für  den  täglichen  Gebrauch  war  aber  die  Richtung 
dieser  Zeit  auch  ganz  vorzüglich  der  Verfertigung  von  Prachtstücken  zuge- 
wandt, welche  vielleicht  niemals  an  Schönheit  übertroffen  sind.  Purpurnes 
Pergament,  Gold  und  Silber,  Capitalschrift,  nach  den  besten  alten  Inschriften 


30 


sorgfältigst  copirt,  verschiedene  Uncialformen,  dazu  Ornamente  und  Bilder  nach 
antiken  und  byzantinischen  Mustern  mit  feinem  Geschmack  ausgewählt,  alles 
vereinigt  sich,  um  wahrhaft  staunenswerthe  Kunstwerke  herzustellen.  Den 
Höhepunkt  erreichte  diese  Kunst  unter  Ludwig  dem  Frommen  und  Karl  dem 
Kahlen,  nach  welchem  sie  der  wachsenden  Nothder  Zeit  erlag.  Eine  ge- 
nügende Vorstellung  von  ihrer  Schönheit  gewährt  nur  das  grosse  Prachtwerk 
des  Grafen  Bastard,  Peintures  et  ornemens  des  Mannscrits,  classes  dans 
un  ordre  chronologique  pour  servir  ä  l'histoire  des  arts  du  dessin  depuis  le 
4e  siecle  jusqu'  ä  la  fin  du  16e.  Leider  aber  ist  dieses  im  grössten  Format 
erschienene  Werk  unvollendet;  20  Lieferungen  zu  8  Tafeln,  jede  1800  francs 
kostend,  sind  erschienen,  ohne  Text  und  ohne  irgend  ein  System.  Die  spä- 
teren Lieferungen  enthalten  merkwürdige  Proben  aus  merowingischen ,  west- 
gothischen,  lombardischen;  südfranzösischen  Manuscripten.  Ausser  Westwood, 
Silvestre,  Libri  in  den  Mon.  inedits,  der  Pal.  Society,  erwähne  ich  Arneth, 
Evangeliar  Karls  des  Grossen  in  der  Schatzkammer,  im  13.  Band  der  Denk- 
schriften der  Wiener  Akademie,  mit  schönen  Proben,  und  die  ältere  Abhandlung 
von  Sanftl  über  das  Evangeliar  von  St.  Emmeram  (Ratisb.  1786),  welches  für 
Karl  den  Kahlen  geschrieben  ist  Jorand,  Grammatographie  du  neuvieme  siecle, 
Paris  1837,  giebt  Alphabete  aus  einer  Bibel  Karls  des  Kahlen,  welche  in  merk- 
würdiger Weise  den  Einfluss  und  die  Benutzung  irischer  Elemente  zeigen. 

Unter  Karl  dem  Grossen  ist  die  Nachahmung  antiker  Vorbilder  durch- 
aus überwiegend,  und  neben  den  kirchlichen  Schriften  verwandte  man  ähn- 
lichen Fleiss  auch  auf  profane  Bücher.  So  ist  im  Vatican  ein  Terenz  mit 
Bildern,  welche  antike  Vorlagen  genau  wiedergeben  (ed.  Cocquelines  Romae 
1767),  ein  anderer  mit  Federzeichnungen  in  Paris  (Pal.  Soc.  36)  u.  s.  w. 
Besonders  merkwürdig  aber  sind  die  schon  erwähnten  Aratea,  deren  vorzüg- 
lichste Handschrift  (Harl.  647,  s.  Ottley  in  Archaeologia  Vol.  XXVI)  den 
Text  in  karolingischer  Minuskel,  die  Sternbilder  in  täuschend  antiker  Weise 
enthält,  während  im  Cod.  Cotton.  Tib.  B  5  die  Bilder  schon  verändert,  in 
den  Ornamenten  irische  Elemente,  im  Cod.  Harl.  2506  aus  dem  elften  Jahr- 
hundert angelsächsische  Umrisszeichnungen  an  die  Stelle  getreten  sind. 


31  — 


Für  das  unerschöpflich  reiche  Feld  der  Ausschmückung  der  Hand- 
schriften mit  Bildern  und  verzierten  Initialen  ist  vorzüglich  Waagen  sehr 
thätig  gewesen  und  hat  zu  weiterer  Bearbeitung  die  Wege  gewiesen.  Sehr 
empfehlenswert!!  ist:  The  Art  of  Illuminating  as  practised  in  Europe  from 
the  earliest  times.  Illustrated  by  Borders ,  Initial  letters  and  Alphabets,  se- 
lected  and  chromolithographed  by  W.  R.  Tymms,  with  an  Essay  and  In- 
structions by  M.  Digby  Wyatt,  Architect.  London  1860,  4.  Während  die 
Abhandlung  von  Wyatt  sehr  lehrreich  ist,  gewähren  die  100  Tafeln  einen 
guten  Ueberblick  über  die  successiven  Moden  und  Methoden  der  Ornamentik. 
Ueber  das  Prachtwerk  der  Sanctgaller  Kalligraphie,  das  Psalterium  aureum, 
ist  so  eben  in  glänzender  Ausstattung  von  dem  Hist.  Verein  von  St.  Gallen 
ein  Werk  erschienen,  dessen  lehrreicher  Text  von  Rudolf  Rahn  die  karo- 
lingische  Kalligraphie  vielfach  berührt,  welche  unter  Abt  Grimald  (seit  841) 
in  St.  Gallen  Pflege  fand  und  schöne  Werk  schuf.  Die  reiche,  aber  oft  un- 
verstandene, auf  keinen  eigenen  Studien  beruhende  Farbenpracht  dieser  Zeit, 
fremden  Vorbildern  nachstrebend,  erinnert  an  die  älteste,  ebenfalls  unter 
fremder  Einwirkung  stehende  Periode  hellenischer  Kunstgeschichte:  keine 
Fortbildung  schloss  sich  daran ;  und  zunächst  ist  es  nur  die  geschmackvolle 
Ausschmückung  der  Initialen,  in  welcher  die  eigene  Kunstthätigkeit  Fort- 
schritte zeigt. 

X 

Das  Zeitalter  der  ausgebildeten  Minuskel. 

Die  fränkische  Schrift  hat,  wie  wir  schon  gesehen  haben,  immer 
weitere  Ausbreitung  gewonnen  und  ist  endlich  zur  Alleinherrschaft  gekommen. 
Ihr  Entwickelungsgang  besteht  darin,  dass  bis  zum  zwölften  Jahrhundert  sie 
zu  immer  grösserer  Regelmässigkeit  vorschreitet.  Jeder  Buchstabe  hat  seine 
bestimmte  Form  und  steht  unabhängig  neben  dem  andern;  die  Striche  sind 
scharf  und  gerade,  die  Worte  vollständig  getrennt,  Abkürzungen  nur  mässig 
angewandt,  die  Interpunction  sorgfältig.  Es  ist,  mit  einem  Wort,  die  Schrift, 
zu  welcher  im  15.  Jahrhundert  die  Humanisten  zurückkehrten,  und  welche 


32  — 


dann  auch  von  den  Buchdruckern  nachgeahmt  wurde,  nachdem  man  zuerst  die 
allgemein  übliche  Mönchschrift  als  Vorbild  der  Lettern  benutzt  hatte.  Da- 
durch entstand  der  Gegensatz  der  sogenannten  lateinischen  Schrift  zur  deut- 
schen, den  man  vorher  nicht  gekannt  hatte. 

Natürlicher  Weise  vollziehen  sich  die  Veränderungen  der  Schrift  nicht 
vollkommen  gleichmässig ,  und  es  lassen  sich  locale  Verschiedenheiten  unter- 
scheiden; aber  diese  Abweichungen  sind  merkwürdig  gering  und  der  Ent- 
wickelungsgang  auch  in  grosser  Entfernung  sehr  übereinstimmend.  Freilich 
darf  man  nicht  mit  zu  grosser  Zuversicht  Altersbestimmungen  aufstellen;  es 
schrieb  auch  damals  ein  alter  Mönch  anders  als  ein  junger  Scholar.  Ein  sehr 
wichtiges  Gesetz  aber  ist  dieses,  dass  im  Allgemeinen  der  Westen  vor  dem 
durchschnittlichen  Standpunkt  um  ein  halbes  Jahrhundert  voraus  ist,  der  Osten 
um  eben  so  viel  zurückbleibt.  Bethmann  (Pertz'  Archiv  VIII,  69)  fand 
bei  der  Beschäftigung  mit  den  Handschriften  von  Mont-Saint-Michel  in  der 
Norman  die,  dass  man  geneigt  sein  würde;  sie  um  50  Jahre  zu  spät  anzusetzen, 
und  eine  Salzburger  Handschrift,  welche  durch  die  Erwähnung  des  Gratian 
der  Mitte  des  zwölften  Jahrhunderts  zugewiesen  wird,  trägt  ganz  den  Charakter 
des  elften.  Auch  stimmt  diese  Beobachtung  mit  den  Ergebnissen  der  Kunst- 
geschichte vollkommen  überein.  G.  von  Buchwald  (Zeitschr.  f.  Schlesw. 
Holst.  Lauenb.  Gesch.  VII,  298)  bemerkt,  dass  noch  der  Süden  resp.  Norden 
mit  dieser  Bestimmung  verbunden  werden  müsse. 

Beispiele  der  ausgebildeten  Minuskel  bieten  in  vorzüglicher  Güte  und 
wegen  der  genauen  Zeitbestimmung  besonders  werthvoll,  die  Monumenta  Ger- 
maniae  aus  den  Chroniken  des  Bernold,  Ekkehard,  Sigebert,  des  Annalista 
Saxo,  Donizo  u.  s.  w.  Urkundenschrift  z.  B.  die  Origines  Guelficae.  In  dieser 
Zeit  ist  der  Unterschied  zwischen  Urkundenschrift  und  Bücherschrift  sehr 
gering  und  besteht  fast  nur  in  einigen  unwesentlichen  Schnörkeln. 

Die  Initialen  sind  oft  sehr  geschmackvoll  verziert,  und  werden  in  vielen 
Scriptorien  mit  hingebender  Liebe,  reicher  Fülle  der  Phantasie  und  nicht  ohne 
Kunstsinn  hergestellt.  Für  grössere  Miniaturen  verschwindet  aber  der  unter 
Karl  erneute  Einfluss  antiker  Muster ;  nur  hin  und  wieder,  vorzüglich  in  Italien, 


33  — 


ist  byzantinischer  Einflnss  merklich.  Sonst  erscheinen  rohe  Umrisszeichnungen, 
die  aber  den  Keim  des  bedeutenden  Fortschritts  enthalten,  welcher  im  zwölften 
Jahrhundert  hervortritt.  Eine  schön  ausgeführte  Folge  von  Alphabeten  in 
Farbendruck,  mit  Schriftproben,  vom  12.  bis  16.  Jahrhundert,  bei  Arnold 
und  Knoll,  Sammlung  von  Initialen,  I.  Leipzig  1867,  4. 

Gegen  den  Ausgang  des  zwölften  Jahrhunderts  beginnen  an  den  früher 
gerade  abgeschnittenen  untern  Enden  der  Buchstaben  starke  Abschnittslinien 
bemerklich  zu  werden,  dann  biegen  sich  die  Striche  selbst  unten  nach  vorn 
in  die  Höhe,  und  geben  dadurch  der  ganzen  Schrift  ein  verändertes  Ansehen, 
namentlich  wird  die  Aehnlichkeit  von  n  und  u  dadurch  herbeigeführt.  Man 
schreibt  viel  mehr,  und  deshalb  auch  rascher  und  nachlässiger,  die  Dinte 
wird  schlechter.  Die  Bettelmönche  ergiessen  ihre  Gelehrsamkeit  in  unge- 
heuer umfänglichen  Werken,  zu  welchen  der  Prior  nicht  geneigt  ist  das 
theuere  Pergament  zu  beschaffen,  und  daher  wird  von  ihnen  vorzüglich  der 
Gebrauch  der  Abkürzungen  auf  die  Spitze  getrieben.  Uns  erscheint  diese 
Aenderung  als  beginnende  Entartung;  aber  damals  zog  man  die  moderne 
Schrift  der  älteren  vor,  und  libri  de  littera  nova  standen  in  Bologna  höher 
im  Preise  als  libri  de  littera  antiqua.  Mancherlei  Varietäten  bildeten  sich, 
littera  Boloniensis  oder  Lombarda,  Aretina,  Parisina,  Anglicana  etc. 

Im  Laufe  des  vierzehnten  Jahrhunderts  wurde  die  Schrift  immer  eckiger 
gestaltet  und  es  bildet  sich  die  gitterartige  Schrift  aus,  welche  man  gothisch 
oder  Mönchschrift  nennt.  Ein  schönes  Beispiel  davon  gewährt  der  Liber 
Regalis  von  Westminster  bei  Westwood,  und  die  Statuts  de  l'ordre  du  St. 
Esprit,  institue  a  Naples  en  1352  par  Louis  d'Anjou,  ganz  facsimilirt  vom 
Grafen  Horace  de  Viel-Castel,  Paris  1853.  In  den  Verzierungen  herr- 
schen jetzt  die  im  13.  Jahrhundert  aufkommenden  von  abwechselnd  rother 
und  blauer  Farbe  durchaus  vor.  Daneben  beginnen  die  überaus  reichen 
Randverzierungen ,  bei  welchen  namentlich  das  Dornblattmuster  beliebt  ist, 
von  welchem  man  gegen  das  Ende  des  15.  Jahrhunderts  übergeht  zu  der 
Abbildung  ganzer  Pflanzen,  Blumen  und  Früchte  mit  Käfern  und.  Schmetter- 
lingen auf  Goldgrund,  wie  in  dem  berühmten  Gebetbuch  der  Anna  von  der 

Wattenbach,  Lat.  Palaeogr.  3.  Aufl. 


—  34  — 


Bretagne,  welches  in  einem  französischen  Prachtwerk  (Paris,  L.  Curmer,  1859, 
gr.  in -4.)  vollständig  reproducirt  ist.  Ein  sehr  schönes  Werk  dieser  Kunst- 
schule befindet  sich  im  Bruckenthalischen  Museum  in  Hermannstadt,  merk- 
würdig dadurch,  dass  die  letzten  Blätter  mit  Randverzierungen  versehen,  aber 
nicht  mehr  beschrieben  sind,  weil  der  Text  fertig  war.  Man  sieht  daraus, 
dass  die  verzierten  Blätter  für  elegante  Andachtsbücher  damals  fabrikmässig 
gearbeitet  wurden,  um  den  Text  nachträglich  einzuschreiben,  worauf  als  dritte 
Stufe  die  Ausmalung  der  Initialen  folgte.  Allein  die  Auszierung  der  Manu- 
scripte  fällt  in  dieser  Zeit  schon  ganz  der  Kunstgeschichte  anheim;  man  un- 
terscheidet förmliche  Schulen,  wie  die  giotteske  in  Italien  und  die  französisch- 
niederländische der  Künstler,  welche  für  die  Söhne  des  Königs  Johann, 
Karl  V  und  seine  Brüder,  die  unvergleichlich  schönen  Prachtwerke  geschaffen 
haben,  von  welchen  Silvestre  glänzende  Proben  giebt. 

In  der  Schrift  selbst  gab  es  eine  Menge  verschiedener  Arten,  textus 
quadratus  und  bastardus,  nebst  vielen  Abarten,  und  fractura  und  notatura  für 
Urkundenschrift.  Sehr  interessant  und  lehrreich  ist  die  ausführliche  Anlei- 
tung zur  Bildung  der  einzelnen  Buchstaben  in  notula  simplex,  d.  h.  in  gewöhn- 
licher Urkundenschrift,  welche  H.  Palm  im  Anzeiger  für  Kunde  der  deut- 
schen Vorzeit  1865  Nr.  2  u.  3  mitgetheilt  hat.  Kunstschreiber  aber  suchten 
ihren  Ruhm  darin,  die  Schriftarten  zu  vervielfältigen  und  mit  abenteuerlichen 
Namen  zu  belegen.  Herumziehende  Schreiblehrer,  wie  Johann  vamme  Haghen 
(Cod.  Berolin.  Lat.  f.  384)  stellten  Ankündigungen  mit  einer  Fülle  verschie- 
dener Proben  aus,  und  von  Leonhard  Wagner,  Mönch  zu  St.  Ulrich  und 
Afra  in  Augsburg,  der  1522  starb,  wurde  gerühmt,  dass  er  über  70  Schrift- 
arten verstanden  habe  zu  machen.  Während  man  nun  als  Bücherschrift  einer- 
seits die  eckige  Mönchschrift  beibehielt,  daneben  doch  gewöhnlich  eine  ein- 
fachere und  bequemere  Schrift  vorzog  (ein  hübsches  Uebungstück  ist  das 
ganz  phototypirte  Scriptum  super  Apocalypsim  cum  imaginibus,  Pragae  1873, 
4.),  scheute  man  sich  auch  nicht  vor  der  flüchtigsten,  kaum  kenntlichen  Cur- 
sive;  die  Humanisten  aber  restaurirten  verständiger  Weise  die  reine  Minuskel 
des  zwölften  Jahrhunderts. 


INHALTSVERZEICHNIS^ 


Die  Hauptgattungen  lateinischer  Schrift  Seite 

I.  Oapitalschrift  •  .  1 

II.  Uncialschrift   4 

III.  Tironische  Noten   7 

IV.  Altrömische  Cursive    10 

V.  Die  Nationalschriften   14 

a.  Langobardische  Schrift   14 

b.  Westgothische  Schrift   17 

c.  Merowingische  Schrift   19 

VI.  Halbuncialschrift   21 

VII.  Irische  Schrift   22 

VIII.  Angelsächsische  Schrift   25 

IX.  Die  karolingische  Minuskel   28 

X.  Das  Zeitalter  der  ausgebildeten  Minuskel    31 

Veränderungen  der  einzelnen  Buchstaben   35 

Von  den  Abkürzungen    56 

1.  Allgemeine  Abkürzungszeichen   59 

2.  Conventionelle  Zeichen  für  einzelne  Wörter   62 

3.  Von  den  einzelnen  Buchstaben   62 

4.  Abkürzungen  durch  Anfangsbuchstaben   67 

5.  Uebergeschriebene  Buchstaben   68 

6.  Auslassungen  in  der  Mitte   70 

7.  Weglassung  der  Endung   73 

Worttrennung   76 

Interpunctionen   78 

Zahlen   84 

Ziffern  .86 

Erklärung  der  in  der  Autographie  gebrauchten  Abkürzungen   90 


NACHTRAE  GE. 


Zu  S.  6 :  Herr  Dr.  Gitlbauer  hat  seine  Ansicht  mit  weiter  ausgeführten  und  neuen  Gründen  vertheidigt 
in  seinem  Aufsatz:  Ein  Wort  über  Madvigs  p]mendationes  Livianae.'  Abdr.  aus  Heft  5  der 
Zeitschrift  für  die  österr.  Gymnasien,  Jahrgang  1858. 

Zü  S.  28:  Es  scheint  doch  sehr  zweifelhaft  zu  sein,  ob  der  cod.  Colon.  CVI  wirklich  der  von  Alcuin  an 
Arn  geschickte  ist,  oder  ob  er  nicht  vielmehr  eine  gleichzeitige  Abschrift  ist. 


3  f 


A 

llrur.  ^  \    j  XfH-  JpiCuU*/  tVCK^i.  A(JiO?l  •    -ÖcL7~<XCCj  &H>tii&k{r  sUil+nr.  <\ 

^  2^  ,  fl^r-  U-   Cl  a  U  IC.  Otr^.  i>  cX.  .  Ci*  ,  u  ,11  ,0^f 

-plfU.  UJ ,  VV  LUrtKj .  ^fifW.  iL       &  (C  ,  o^r  (dt*,  ock*  Oi^/Ua^f":  ß  y>  j 

Mittenbachj  Lat  Pataeogr.  3. Aufl. 


36 


Ut  'X-  Hr»i  /in  ^au^^e^        cc  » tftcivi nJ(X~  4cdian  ^äi^^nJ^r^ 

Jh,XJJ.  mndr^  zi>^e£icv  d^re&f^  Uer^nj^rv^,  1U4  ^Ifitr^tricAb  %  e^bm  cL 
oJLJLuA.  '  X  V  Ä  -  »<L?J  utceK 

l 

J<t{,vk        ~/otnp. /bJ&nclic^r.  K.(rmrrtf  J)  Vvr f  u .  clwje  ^r^r»  Im  Vi.  (Xu dt  *?t  &nc- 

he  ha 

et  ^c^ir.  l,Äi<J. 


1>7 


rnvt  dem  (X>wcvt?~ ,  dir-  u-n  J\l\*&Klccn^.  dir\  irSrCm^n  aStren,  %jt*rJLu,tu^  iit~  ,  #  4  j" , 
i^>/  IT.  ~>VStf£  kr&tir*iv9t  V»i*  i*.  \  \  k>  .  Jonft  i>t  du  rtptlmctMty  ?brY+*  ht  tk 
,K/V.*V<  -kiinfy  6  ,  $  ,  <P (<*<!-  Cfov.V'bJ.    Um  ItOo  fafomAn  die  {t^a^u- 

C. 

erUidzf  faime  JcdcnJztnvU  Um±j<*»nd  tunj^  Anur  vi*  a^  ^ucdf^ß^ 

illlrro^t' U  oßr  die  ^n^4^n  $**r£sUd>(>n,  <tc  4Jci(4jk   C  ,  <*>  ^%ffcA£  *uj  Uj&*'  ^XiJe^t 

3rrr>^Lrv  in  de,*  U^c^an^f^n^U*,  Jtyervv.  L '  uttb'b}  4frfM  Ur  Kunde* 
die  WaeCmwi^  förrn  *iTt  z.  ß.  lq$i\*f£d  .  far  oUd  dilti t  lAr-J(nM- 

ou^yt  KasLcUr*  C  M^yi-  de^  <ftw>Cen  verloren  hat-,  ^  ^ ilc4.B*fx£ri£t~  Z  *  4}  - 

w         \sw  &  ^  ,  uro  y^jfL  du ßrd<crcrt  sV'ö'ie  dty  t~  asn  die  ä£h  Jfrrm 

V  (CCm.H'91)  Htfan  V jr*^A      Herr«},  tjf  ^  U-drl^fcA-'^em  £etUti~  C»  . 


3  8 


D 

Ut  VA.  Hat*.  LyLd 


e*L 

:  Y/T" 


39 


id  Ou^C  ^Anx,  Kjttvn,  LWtUn,  *)r  W  t  1f  >  tm-  -    hvlkAi,  jVkh:  ^klß&n,  ü  i       £tm i  - 

ojtr  (:  )6p'       (t ,  ciuX  $C  1  &      *ff>  Ävl  fumjl^jL  &M^n^^  tiuj  l^j 

Cod.  JU^n^        (jftj        ^  <Uwtn/'^  Aj&c&tlIJ*^  4  X//.  ^Yf^u/oxZCd^  Cju^  (fU<y*ns. 

XVI.  karrtet  (Im    fvrrn  f*~  p-  u-ttc^JL  "ÖuxLt  ml/h  f  Z<U> 

X-  M  )  tf^ ÄU,*^  öJttr&C  j^Wjr  1**-ktti~ ß«<M~-  i^^'^n^; 

t/cA<nv  Usn*.  in  ^Cc.  de  TUf.  ^n(Lh         ^£  /lV  Ac  ,  (ksuU-  %  ?t  ,  sy>0M^  fi-  ß 


4  0 


^/■fvv  es  qa*cL  Lrtr^uyu7^tiU  ^i/i  spyjhsr'  iMy^öW/w^.  Job™,  j^^du*^  w^icrt^A^  oLxj 

F. 

m  x  £.  Asm.  6  Ut  k  jk.  .  7uj^_  ßf  JU^t  Üj*.  JZ  p     •  y^ft  CK-  Mir 

Jf  <Ui^  ^rv^ruhj^rrrn^ }  xrt^is^ruUc'  dieJj         r^r  i  U       ]i  '  fn*^  ^  ^  1^  j  m^  ^^-J^ 


H. 

K  K 


uz 


Vfrhs  VM-y>ttt.  K^ryv^f>Jr  L<\m^  w  *  f  d.i.  <ief ßrU*4*.  <ijp*y~UZy  ^JU^f  ^U^m^-  \nr>\  Ohl 

^ti'Cljt  utyrj^  j-cCL.  Co 4.  Uf.  %/liomax.  Hill*  s.  Xu* f.       \~  /hc  £j*ixuvvca4wr'  di^x*/ 
[_L da^M.  J  $<lgtu ol )  tfr prn^A+r  uU  rum  ojua^  tf4rb.  <uU  M&cfa  Mir  h-  (^^^^^) 

I. 

l*  jl|  ilir  ,   2j  U.ÜU. 
)  ^ 

zu. 


vt*  >/.         i5*tt  XL^lj  ntAsn  <L%  /  Utf4  )>l^iWr^^ifc  t  flu/"  (Xt^rthJ-em. 

4tltvr^  Sund  l-ru  dJU-tc***  fanJjzJysin^ii^  di^Licb+ts  SfrijLL  ^ptlfrr'  rnicA^c . 
Vtms  Urtui  chiLjArti/^  (lu.)^ckß^^o/^rt'r 

fr  , ,  i ,  I  I         .     .  .  _ 

.^l  tin^A^  ffiJi^<Lfc^rt^te^  vm>v  ^vt/c  XV  cj/^i.  du**.  (Ztw^v^  </t^  L^ar^^r'  Loum^  iKy^oCm- 


4* 

K 


n 

/Z,  :  ITl  ^  4*>try  ^u-mj        TtoJUu-^c.  mdto\  «£>  u  m  cuuC  Cp        CC  4tt.  «/^Omt.  n»  '<> 


45 


im  thlhs  <r^j  v*y  Ytt.  &<^o-r\jlc^j        ituU  dw  U/ifrlprf  CUk  i^L^h^AixAJrj  ^ricititir 
vm  ^^r^iXi^  Cc4.  Ct.iodtUu:  i-X.  Kj        rvix-f  <.u*<"C  frwt  o<r^'^i*>m>n^h  Lft' 

N. 

IViiudft-  £<rwm£"/7t  Jt  f«s  'ViW,  fco^JUtlr.  diM  /lü  ^yJ^vcL^hi  Cc^rijn  ]  Iii  (  /II  . 

c 

Vf^*  *  Tiefet,  ist    YitAe^  n  h*<A.  rei*^  ^&*<^j  > S&Üte/ 

JtoiMli.  ^Cükßt  ry^c^^  -  tf/n.^,  tfc*  1t  ^Zi^n  ^      (xJurUUA^  *tu>  yyxMx^JL^da^  i<e  erfaßt 
1li^fU  tu  uwt^fciuAiUms  <rthd  ,  Krtu^cdX  orJjic/L  u  st^h  ÜA^UMjLn  h^i&fa- 


46 


Sfaru*Y>.    }ür'  Jt  dagi£*hs  jQrrnrtnjt  vor*  U.  fOjptor         ,  ^  >Af  Cu<^L  f\  * 

0. 

N  .  VTUsnrLJ*  T^rrrU&L-  ¥  6     ^  4,U£fe%  4^L-  'Köck  tüuryi^  in  &r - 

/X 

UsnsjL  du-  jwr  ^  'i-uJjO^v-  JöoJnw  ÄxnyvTTi/t  <&h~  yU<r£t "*«ft£fon*- ,  ajrtf  VW-tfi  W ^4f?h.~  -Gurt 


toLtot t  hat  cod..  ied.MoYuic.  C^J/J.W'  o  o  ,  ^uci  a  ^  cm. 


jfcwx.?  ]>>  ?,  Caf  Y.  IW.  ?  V  V  P  Ppptt.  tMo^cLy.  krmydr  *tM&^  ru>dv 


6f>,  j£  cy.  T^jJUM^r  cLrin^t  u£^i<Ul  du  ZitifadU.  Türm  fiCu^ct,  £y  auf  dcy 

a 


R. 

?£r'n&ru4  U%  fr^h/T  YUrcsk-  in-  U-f  Kt4.  yi Utru t  dcftrndtä       Yl  ,  iL-,  JiWcX-  Lcuuulr^^ 

lUrUrcr  die  sttiC^-,  t$L(si,lj  In/  W^KäJ^-  Kock  LHrrf^fo  w^dxri  (^ry^^rrtu^- 
LXs-  jfe  }  ÜuJi}  (hr*  Outf^kl^ofc-^ ^efkn~  /Kim.  4y  Lnj  Xj(. 

7rn  Cod.TiurL.fy  4.  Xu.  Xnxf^^rt^cAcnJLir ,  ;  rUty  .  Xitt.  &ULjt  U  4t^i\  iW^n.  ruck 


s. 

Mm.  P  f1..   -UUn<.{ <Y  P   ,  **f.  S  ,  oJrt^QAAck  (5  Aiir>  SS .  dt,  ^ 


JC 


^cKuj.  uvrd  t  .  vk  dt*  /ttUlt i^w,  JcU^^f  XiWW.  yx^uitju  urUdvf  usrjQrC  c[/Lt  Xj^JU.  : 

bt.^.  ~*o(Jv  XL  u.  (uj.  X\\*  ijt  S  tiAxAt  diufif  ,  hxor  <z\     wi  ds  /  äju^f  ,  oßh&r*  ^vyjdftie. 
&  $     &  (T  ^  ^  tr\  &.  i\4üLr  sr&ü).  krtc^^V*^,  IV~J  AfU  Ick  f*f4 

C^r-  h«*,.  iolfil  vv  psTj-thifc+u-  (UcA,^      lUtrtilrt^  (Bcjdjuvtu^yy^^  (^raucht  iff'. 


51 


T 

TT  rTIT^T^j  brrL  J^rl^if  toj-  ^^cix^tii  d«Ve  Jbrrrv  fauAd^uJ&r 

vjiiAß-r  u«j      3.  iW  Sü^i-  ß\  CUlcL>  Victor  Cc^.^oirc'Jt -7  7  • 

Uy4*  Kti^/^h-  Q/*^  tntifrizjb  hjr,  hQ-o  /u- 

.Are        ^  &vrvK.  C<tsC*u.  it  oda^rCUr  Stfo^hJ <lTj  ,        t  ,  Sx  iu  .  Ä/rn.  ^  fll  uT. 

Plt+u'TT  *ZT  TT  'TT  ""TT  -jr  ;      >  ti  f  f  ä  ,  . 

früw^:  er,  ^  ti  ,  &j  tti  ,  8&  Utt  n£  nL     Gl.  C^  /C  *  vm  \iX  cc  er 


8.3oaeru. 


tuMs  ^aAk,r':  ef  i^rfuoJU^  ilcAj  cdfac  <Lln^  Ttrm  cUj  t  irL.  e+  :  6ieä  & 

3%,  (Littn*/  Z^&fljUt-  tf  4Lt£,  <ku<cb  huA^j.  lic.  der'  ftilki  dir'  (Jit^tf* ;  odi  GtTywticta 

7 

tiocX  tiob  jjmJL  ich 

V. 

cju^,*^  fwf%  (LuJi  ap.  Iccrr^mt  TVV  w<  Ci^A  u^xJcm  %rm  in  uityOfdruiiHt* 
lyP-  U  tCnt/  A<ut.Ufk»*-7*f':  fä/1  OütuA,  ,u.     .  C^^,n?  h^r^M  ^H,  forum, 


53 

JhäJbur^,       3,  (UM) 

Ävt^t  JVn^y.  UtCr-l U  Kn,  d*f1hUfc,  WS*  iJ hWJ ^1^^^ •  P 

w 

iüJÜULwi  iV  l  (ä^<4Ajt.tr£<ßiau  >ffli pfjj JAMAL  cLu  CjLft&U-  <hj  P  /Ci^.  ^Wvu^  cMÄ^W 
dr^  i*W  QJrfzAr%d&^t  utjl  $<j^]wJUi^y\  4 fiut  «£>6JM> >dJ^u*n  {h^l  ÄW>  Vi,  b7/ Jll-  (ioApcMi 


st 


Statt  GjlXutxUcl  <i.  ff.  -C(kM,yd--  cd>  Ii/olUz.  f>.33  ns.f.  Jc4«rw  Ä,UvrLc4.  vtüw  HiK^iiin^,d^n  K^n%^ct) 
)Ucbt  tK'ihr1  ivni  4cbrid>  j> ,  6-  foi**huv\ß*+i,-  Zuf  (UjuMd^.r^.Ji^cL.  W\\\ ,  %$o.  Bod^  oJUs  Ccu^i 
ifc  Itä.  JiPth^  y  tut"  tuhj-iud^  u  Qjtjtkxk  Ur^,UfU  urh  Jfcniuy  M^SVL  0^\^Vr\am^>\^'  ur<W 

Cii)  ffteyufKtl ^itukf-  fudx  Vit  ,  VVi  j       3tf£iry*r  c<></.  laJ-.ßrfi  S%  i<uc,  f)i. 

1*1/  Cap.  4cJLm.  W.  Dm  X/.  Körnet  w  Üxdt  (Lo^jL^  u u  ru?cK,  /fcn^e  Wh 

JLrn.  (jrxy>L  /V,  /f.     JeZ-  LlLufy  jfe^/"  ^  ZAA^**&*4  4V. 

X. 

tTr.         .    t^,».  X  }C  .  £Ua^4  Achtre  ^OU/^i^^C  .    (jouci^.y^- ,  Ao^.  ^^"^ . 

Xo^.yC,  d^.JC  axi^.jfc         ktfty.y,  J  4^  JVC.    £jt-jc    JC  . 


SS 


Tf. 


sf  J  1?  Y 

ßtf  reiche zi  u-n^tr-  diu  ä*mJL.  y  $  y  y  y  ■        ß^nj^m  ^ustvicf^      &i  ohrw.  fisßtC 

z. 

{%,  t  ujo^  imrwdüf'  ßtuKiffj  d(ty  Sul  (lx^xa.  V^cu^l  OMg  oLt*  Xt  -X///.  (ofefi,  (jiHrdx. 


56 

^  ;  ä^ka^  -iciA^rW  iV^.a-  '^2-  :  ^  r  .  *£Wa-ou,  i>ttL*4  ^rosy^z.,  C  &rUji-(Kn<i*ri 
unfein  V*yy\  t  (djüU^e.ipt  {^f,  cuUäe.ei,,  ^^»Uufw  ^£eio* 


sfzlfa^  luxer' lt*vhr^d\U4  S^tktw ';  üri  ^M-  Ofiß-o^ii  tysrn,.  K\iXt^ 


(k^i  teuren  ixlr^durtlt  i*f.       i)A#  c/<r»U'n^ , 

Gull  Iii  .  IX.  JtihrvrrLfUvjVb,  k.  ß&'fldjL  (Lj  Cüij{^  (jro^M^i^^^i^^A  ^üJr^OfU,YY>.     $04 (lifo/t 


&tcLuA*n~  ülu.C'L  '\w  tUcAt JUrljfalAi^ri  fhx  ^  'vr\j  vd<W  junKi 

llfacLyt^U4^jZ<H-  Ouv  d&tn  C&d.  de.  Urfaj.'m  $tf£U,  .4.  )LlL ßtiJlf  7ri~u.-nä  t*.  du  CUxSJ  0^- 

uM*jjbl£{~  GjKZ^XMAi^t^.  vVcu-(  dorrt  SlH.  uvrdiA\  dm  (Uy%^fx^^^  XcJUrU 
ollf     diu  £j  t^o^hiXAK^r  t  urcnyt^  j&/o<4l  In  ÜJn^r^H^  diU-tr  ÖW^*e*i^  *dj  im  itxir^- 


59 

oLiAv  JLüjtLbr^ tA*rdLdjj  4t  Louu^i^.  ßf&dfcc4>ftih'  h^fa^  S&U^Xt';  «Lx^*^**K,  KtK^WV/ 

Jtr*  fauupbr^dU^,     (Lr^  vy&x$Us^  idti^Lns .  Ji&uu  oS*t&*,  die l^yi^Jt^ 

Verths  (  fichlt  £,  ßO  Qnnt.  (e J/  frrujt.  Lj  TtiidU  l^br  ^iiilci,  Ur9^J>  **n  t  <Uh  JdUutfl 
Oj^LuAc'urXA^  .  JSoö        v  ,  |£  n«n  \f  U*^  tic  ton  (<f.  Am.  prm.  ff  V  £z  .  vu  h  *  ßrndf 
t  n.J  ist  uAjU 

ffatttnbach,  lab.  Bdaeo{jr.3.Aufl.  5. 


A  u  **  ßoun^_  uns.    ßidülfot.  jp .sUM  ckjuuI  j^fj  jurs  u.p^jj^  L^thr**  <*•  W  ouu(  ptty , 


6/ 

(SVlc^u  /C^-LC^^  ^^^  (rt^cJiriiivfCt^re.  J^^Ujitvc^  lJoi  iinj<K^-^ .  1*1  ftllfa  j^*/r*ucU- 
2   CO-rL  tui-fA,        (yiXu^f ,  lsn\  ^pLcr&.  Ctri.  £  J  UrC^jL  i^yi^^^r^/  f[uu^i^  1^  Siff  ig 

Torrn  J  ^tid^       0  i^^rAAv^:  Jrt,  ^fol^'Un,  iffr^ft^urri  jfilL  idrix^L      '  U** 

Oft  UM 

Cot/.  4.  */*t  (ärUt        m.  mwf  ,  u,  io^ttU-^  %Jüds»i^  W\C£r   <4lO*<L  CHT- 

<ftüir  tnton  diS^t  ^liiA** ,  u .Jtdi  form  is<m  -fo^ton  ffa^  Hm*\       -Pf ,  ur',  te.,  n  ,  CKuck  j-üf 
T  litid  jtcy-  *-  hcuJL  f ' ,  Q'in*-       o^r  ,  Z  rt  ,2  m~  tjjt  inr^c^  tnoun/  mo^, 


2.  /UiehtL,  ^linfidd+ju  il/ar&rf 


35         [Hr-        j  ßt^roA/hCCoiw  ift  &%  vl.i*  ♦        XV.       Ju^yv  TT  u.  ^  j  fäi  vv+yeAQ™- 

x  u.  4-  f        — ; ,        ,        ,    xv.  g-  t  ^  ,  |  ,  iy, 

* 


63 

COTvutmi^  f  Iiis  CoMsr\io~riZy^-  Urn.fylttvf . 

ff  Jkybt.  nou^,  JcurC^-ry  auf  einlas  (hLrol^vA&rve^  2)  z^A^^U^. 
ij-ic  \>r\  ifrrv^n^   ^i^tmv^n. tum  . 

fo&.  v/n.  y&teti  .i.fÄbukk  canuntx  ,  urxjf^  in*,  XxM  J?3i.ßdtrz*~  14t  ijwau*»*  &**t 

fjk^~>  ktccC  tdhg  4w  ZujA nurr^h  tlrh.^  Cf  {yifSrU^iir.  ^I^f^n  T^J^T  ^^M^  ^^«^ 


6H> 

TTl    ?n&n.  ,  v^r-H  CUuAjjW^zt^  i^rv  Y^&rr^  jIwIshs  <<to(tfcf  uu>        rrjbrfr. ,  u.  fduvrv  Oua^L  o*yy 
di&seS  (laj^  jiiiar^hU^  rruu^J,  n'cJU^^        (rUUr  cua^j  un.il  ^e^mcu^  Wkyy^e 

tivcJj-  ciuj-ßt4>ii<l$fi  u.  uifi-^.  fhM~^>  für  yur,  u  Xm^uA^  omck ^üsr pro,  ujdcky  uA^c 
n\,&d4fay  Cu*j^es^KrU&^  u^t-l*  v^r^*  h'crm^nt  v^tifeicJit^nu^ ^  i&ir  pJW  vor. 

p  ,  cdrw  auck  yt  Va4  ^^^^  /ir**  kdmfafc 
y  u.  y  fira. ,  dod  Cri-  p  (  and  £  )       iJfytp-  j^r  -<fid\  pJryWA, . 
£  par  ,  kfrTvn.  Cuui,  JiiZr  pfrr  u.  por-  fk-fx-tru. 


6o 

W-Ww'tiwv  als       <|i  f  <]*  <f  <j?  •  #  ^  <jUCty^t 


66 

,^4  ,  o^i,  hflji^fKjä,     .     cj&  vre"  )ta^t^  VmiwUr^r  hiptraJUr  tud^ 

ZUlerrU^,  UM.  fad.  üfune*>  JhftUL 
XllX.  ■  0  scripter  etpeu  (jmen  r^gjtvu^  ut  tih'  jutu,-  ÜiU  xy^r^AuMoh  daiti  C^fA^T' 
rrU{-  j*.i*xr  Qm^aJ>t  £79        CjuSm  ,a£tr  fw* /hin.  4^yW  J»U  eilt  JfarQuyjM^ ouy  Utl/^ 

nwr  CJUU     <f*"  . 

&  w  fa**y^t  CO*/. 


67 

^  J&lj' am.  iJoW-tytvcU-        ^-^Vyrvh.  fr  u.KK        rtf^r^  Irnx  ü)Ä*  S&Jbum.$tlf  4-XH. 

]n  Ji^yV'  J-Xv*  r^?£m einig  juf  $  . 

r  £>nv  th^. 

U    lvr*v  ,  U^tv  ,  VXfu ,  ir&T  -  /Iii  -*üvK.  •  Jt^fah^  tUdJ  &>  jj-ur'  \n&yoJiif' pZ*  Ufr  u  . 

^J&JLfS  /cu^j  sttd^t^  m&n-  jiraMr  dir'  f^<Lnvtuxymt^  i^uf  cUn.  ~ 

v/% 

IcjiU  ^u^nJcti^ti^  r^h^n  l  Cmuci  sonsi-  ^re^lrJ  ^M^y^eir^ ebi^  \fu i^d ^ 
yrtdn  SC^rUß  Z-  <~Ur<&  foüly  ojyixcU.  Vpf.  dcLfudkr'  diu-  Juurrvmcv ßu^durxi^  <fa- 

Iojl-  cl,<\.  0.  f.  JJS  Ci^.V ,u  -  £orvr4vL  de  du^c  f.  tfo.  £  isf  ^rait^  fiUtr', 
mttmiadil  kct.Palaeogr  S.JtifL  10. 


xbtfrr* 'Virrio^-  v^r)ruMi^rv  £<w£  $n*l¥  Undd-  4  *+■  auvci,  v-tf '  JlUnj  ouu^fytAfu.  • 
(ruuuny  ^OLwviMi .       J9i~n\iit\,  iL-  ütm^-  "z^M^i-dl^ ^ffohA  4toJt~ daj  ^OJ\nkA\i  \U»  &*Lj 

\Ly>  \xv}jAi%  da/fit* 

tbütcl,  duL  (vn^^^^ix^ Jc- oJ>c^ ,  i\(Laj\^_  b'cbistv  OüU^  <&ry^tfru  t  w  juülf4i\- 
&>  i\<Jf  'iav  dief^n^  $vdLu-  hoiu^ß  Ävl  Kasnrf.  fiirm.      f  iüS^^eX&^cl  Mi  & ,  *~  ;  do<Us 


%9 

T~  -fair*  £t#a/ ,  Sjx^jki^  (~sw*iU/t\  dii,  tfaK^WA*yf>i\  4farKe^j  $0  Ol  irm^icu,  lon(^  ,  ^?  re- 
cji.Ua,  [ua  d<*f~*  vUxJjr  tnth*  cdf  vfrjptnvrt,᜜fk  U.  Xr^ff^rvJ^K  xfj ,  iuj  Imaxckstt^ pxf- 

t  JixJL  ifvnjtCch  LJVL,  d,  %•      T  ^r^j  j  <joa-  ,  i  ATp-nvnv/  ^  WUr  ^  4.  uaMm- 

i  stzMt  äfre^&pdsrli&tn  noiuji^  'j-Uf*  rC  t  itUr  x  ,3,  vir  aU,  odi^uUu^  ■ 

jiK]  r  tibi,  u 

0  j,l^r  TO  1-       Ww  C   ,  Ciß-Zf  In    Iff  modo  moYuxduj  s  U  u^<i  V   V^fQ  <+.  ^u.'vrvi~a 

CWtk  CwtfPnO/nd1*^  Vto4ß%>  £6*yfrdrL&fan ,  rfo  i/vC"  Uiru^i,  ein.  Vot&&  Zu  ^A^un 
^■C  nif  a  p  y_c  }  ]f  iuc  .  t  <^r4-rUT  L^ji^  du  rt;    3-  u  u^f, 


Iii 

L  z.  Aon,  cU^  ^ndc^j  Uif  -^Ls-  4*1/  A  cks  ^hiu^-      -tle  ,  fauA.  müh  ^^rKu^rJ 

YUyfi/~  -IcL^Li  V»  ^rtW  XtL-Ur-   <fp*U-        OUcri  mojif  (  i(J(Cc^  <4.  «•  7*, 


7/ 

yiarH7^i  \Zr  vfyhf'f  Jehr> oß-)firvu4!f<ilkj  u>  icUo  ,  uv  \f<h~v  t  ho  ixrmo i  nc  nunc,  rc 
fiUvc  ,  0£  ayryj^C  ,  fr  4Uft.tr' ,  ft  fu^i(7  •  Ata  r.jrfircK,  J  aiq  tua^j^to  f  Hur*  w  SOdr  <tf- 

fWrn  JxtlXCL  T)C7\  fasyrveiv  ^nv^r  A r*of  ;  ^  . , .  öa^ e/u^  *v  tv-ely  7nanf  cl&fö  HLn- 
h^vCris  ß&lfyvn  ur&rd^  ■       tr  id  diu  tnJUwy  ~  iiUr*      fhxJt  oUs  t*fa£*K  ßucisfafa*,- 


71 

Ci^/uirU^ f  JUi*  diiofruj  .  h/Leins»  w-^i 

d^rt^ ^vnj,  toi  \^  Cßl-  dUvnv.  /Xc  vnrn,  /fcjf  :  fim  <TO^^tyv  L^iyji-J  & 

u.f»    Jgntäk-  (UiAu  TC]  .  J)\JLf<.  3e^'uLu  moi^n. ^nx^v,«^  ^  <re£y  einfache 


73 

&7v  #2   tnyy  (Lm^  üJliu  Ce^y  ,  Y*  rwnj-  ,  u  v-Ct-  iTüy  /Co^wv,  ö^r-  cxmJ\  -  V 


Jc^Urn  at&t*  CUj^ruM^  'LoJ&k         pU^U  ^Xu^üfU^  ob*  &&J&f±<*y** 


7f 


J^r  Qulrs-cLr^er <*tto>tsu  u.^.  sUXtT  t^nUuAj  -  asi^un,  t^Ul  wJL*i  q  ftlro^  'Vortage,        «in  CL 

r  nuJ^^Wi^.  o^re  S^tvxctM  -  um  Zs^inx<\l  dp  ajart  jhxkt  clj>uJ<  QfJLjv^  ist-  0f4-A\AX 
ßcrvui^  eilt  fodiup^Lisoh  ou^y tn^id^UrUt^  JLU  ^iLrLa^t^^*  JeA^  iri*-l*-  }h$. 

cu^i  tut,  rUJvhß      '(mw°  dlßA-  &&tj  r^cit ^IcuJc^  f  <^s  ^  &w  4cw>  tcls-'^loutf 

4(knJt' ßfrhft-  rtcfiHß  ti  friusmod ,  u .  dock  kojh  ^J^ftk  ,  <Aa**  2*fi  A  Uk*w Lv  t  H$ ,  A4  \x*K*wt: 
narrtet  Ufr,  it*  im.  äi%.  yipjJishn,  füJJUri  o^nL  <lvtjl  ^f^^alfi^.  Ccriu4tujU^4n^-  dfy  Ji*nef 


CUc 


IS 

iLsyxd  fl&kl  Z-Qulds ,JLkSi  in,  ULTÜTt  XsisnfoJ*;  *4*Mr  JVociy  iri^^cij^  iif ßf^^r^ru-U^1  J^^U^tCcn , 

tTCvJ&K-  A^ylr  l/i^S^Aj^Uyy^    vMmSI  COTVv^rvtXT^X^^^L  I71  d  .  Wix/fiM*  £ijx<  MV,  30$J ,  U*t  <jUr<V 

Coivr'.  AuA^,ße-r  S- ?  drittel- :  Co^rd^cjl  törndigjOUAMi  t  du  jiäJut-  n\£Kit  ßCuU^ J  ddy  ä^äl^a^y,. 
Ai$  Zcc  (sLfZ%  uro*ri  ttmdt  4&i  d&hi  j-^^JiW  ^uhU'  tdvr^  dir  Xu^turur^nJia^ß f  dvy?  *4 

f 

WccttAmhcucfa^.  Falaeotjr.  3.Aufl.  ^ 


Ii 

*A~iAj- uA^A/U^  /Uwv  UL  in  ck^vv  SU%>  ßlS-  UusriA^ Cbk.  S^,  JVL  in  din^Vd^^- 
iicia^j  iaJte^t  4~^Jr  InJ^s*^  *  4hxM~  V"Otifas.  M^Jüudjfa  7zJJ*S  fohvi^n.  Jos  ]c£oy\  ^  (Lzr1 

2n  JU  yy)  ßitlusm,  Utk  d^Viri'  forc-  4UMyt  n<u£  jüm  tv»  fyvtvtoh,  usa-  iv  dpa, 

i-ti,  Avk  KU^^rt^  <o  cU-  cui  <tt  de-  u.  -U-^fo  ou^C  Cu^^  <£ti  wt  Tu-      u.a.  l^f-  o^t^ 
dt^  ddwfasn  <ritÄj^t  tfc^v^^n,  4vl  im^iw  wn  j^A^i^ßji^<i  ^X4^rU^r<n,v^.  JU 


77 

(L&rt,  CKC  ^u^vrv^iU^u       C*~4i*ur£<Xsf<u  CUrkAr^.  %L}  tn^  /X.  ^vrvoW-  Kji-tyrJU  ft^sJ^n\c>^y^ 

im  XI-Tyl  QLtfC&rvjtfa  4%n<k  doutvn  ojk  diu  -Uotl*  iw-iAfcj.  vertun  d^n,    Xß-rrirXn  ,  ww  *M«h. 
(jtrm .  SS.  Xh 3  yfjvU&i  rtXwrvaYU^  Qjt*4  -ijuUli)  ix^v^ru^  Ojt^ou^U-  ycrfi-<rnvr»4>  (hlfat  dtyjt  U4.  fai  Q/t 
OxnMr  t,  (.  ZjjujüissT^.  IH-  ^  (LmxL  Z^cldk^n,  Sfacikf  (rwUAUi^k'j  narf  Haitis  Irn  ärt^^v.fjuh  dur<£ 

d&n  9&mm\ir{xj*  froyprn-  $LnJ[.  f*>t.(*i  wtr  £j  \uo  )Jt\idju^  u.dpt.  Coli-  1u£J(d.  LX^iJctj kaj- 
Vid-avCap.  q.PiQ  *.S"¥j  -haxC  du-  rm-u^  qritcß.  iTioduL ^axn(kff.      ^in.ii^rnÄfi^ feiUn 

SuAsfc  u-  doLftctUr.  iv^  J6Ww  ä/ft,  tfntU.  <Ur  'Xx.iU.  JC<prunU~  S-U  l^i  XA  n-u^  <te^/^ <reMx n 
vvr,  dcKJYisrv-  fjzM^Cßtr f  mwd  (j^r^d^n  *n  XH-  omuk  cvn>  Q-nju^r^.  dir ^oi^&ndt^  ^llt  •*  XU  " 


7  8 

{isrÜ  (JodLf.)  £</■  '^tskj  Y*'iA  ulu^uiyh^n  J(a^x^rajoL(^i  J  '■  -  ß in  y'iicL-  (JcCft ,  diu 

0>^e^u^uT.  <?m  p*u«4       ,  JluJL.  Jt<rr £d  d.i.  'XulrCc^.  (Xu^orxiir^/ 

U.  lUjUyrdxJ^fl^h^ fojfr  (LoucC  HMr^  dbrcdi jfTirSif'-^rc  <AkA'«/4/>w-  ^e^tic^wA 

^rQvrYVn±uMc^  uUJ*A\0&n  4^ ßT<Lc(\-  °&J\rt,  im/t*.  (Un,  drei  JukoUk  :  dl^Ch^u/^ 


7r 


63n  des-  TZpuJtowK, (flUttU i  Jbf.  fcknfö*x  fjj  \fyf.<jrj4./x  t^.ff^.th.A./x  (C/.j'L- 
(irndf  ?~>  *ft)t  frej.  3«*< 4- Mit  ( Cw-nM-  t* nj  u.cod.  TuU-  U>  in  t4-w ^rarrrep^  (kirik^, 

Jtu. 


SO 

^Un^rJT^iru  fovn  Sc^lc^y  !^ )  4,  <Mjm,^H^n.  SS*  VII*  £  J.  £i!vyrvmluJl  CLmk,'J.  'ua^  u,  ^u^.S.  fl. 
/ZmJU^  ,  vn  vc/^frn  ^cHjartc  (imjf^L^  ^indi*    *     w    1       ,  &rndt  h      %i  <Hn^r/ 


pÖ|l»©^boa>0   k$Y*\Q  ^re^rUvu^.  ^        &>i  Victor  Ciyt.~  «.  t<rß-dut^ 


81 

JLlmscU.  XJLi^t  ayn,<icLfj  niJrjr  4<t(jL         Auw,  J)o^<djJ\rir^ky  Inrn  ^J^'^o  $<l£>/ 

u 

Ith  n^yrtv^       i^roJj ^y*^**  ryn  coj.  C^.  CjL  &  Vitt,  ai)  42-^  ,  /**// 


21 

cuvtm  vdMrrts  4Cfij>iZ^  -kusKC  1^4)  ojv^ulwm  ctnrn'ijC^-  jitf1  m<./  ^-^m^&^r  oJiUui  n<m  i\oJU^ t  M' p cjUa^os 

ÜJ4  UwurfOsr^-tJ-^h  cw<Usru  houi\  Tj^r^  r.Zc)  i-l.  Stella  ijMrvh  loy  ^r^Vmm  (tWjUckr^ . 
jvhäld-  jiSk  Llvf^/m.  i<A.J.<j<di.k%  fiW^a^.  «w.  C*4*x  U-  %4%hy  ,  *%U<.  Ip^p-  XUj  C*f. 
Zto  j  VUt  •  cJ^i  ,  u>rx  Ct€>  XAo  ö.  X  :  ^  ,  iJtckfdnd mi^irUrC ati^.SedeuJton^,        &C.  LH  4«  Vit. 

COM-  }<LroLKßiimc, 

Strich.  o6fh  tSUT ,  ^ue  ,cWc^  iu^c^r  ^M^J^n^  ftux&rfuJkH,  k  %jj*L i^™  SoiU^ 


83 

W*4,  ZukvU.  f  JkjuJ&b  üu.  x*tff  (u^ .  yidor  G>y.  tify-  cUftl  nAU^  flt^rtU  1 

JusnKfc  m  ,  oi-t+J  -ivihd  M%f  }Oibr  du*v£  ltnU*S~f4rti(J^  >  &h  -^-Ajf.ß^it. 

K 

d^st^A^^r^  Cmc^vda^cL  jifa^duxtctJ*  IC  fiC^** 

cUm  Xllf.  iJuA  d^-  2h£^b0\/lirr\  yxjSLcijif^s^^ y^i^^/k^  &4 0"*fL  7(/tnn^(vf<K/  O 

feo^  &VLtuUd  (cod.  Gr{,loo>  i*JT''  Uv¥*lf« 
Waitettbadv,  leut  Pcäcuojr .  SJufb.  %  1%. 


St- 

(Lia  nivL  cUtn  fhiu^tu-ffti:  ir&r£uAuli>y&  Ps*vy?<7]?UurrL  (>4Ajiu&tosch  z,.  -j.CLcUc 


tw^k^U\M ß  in-  ^-(jUtJim^  ^rorrt  1UL+{Lj^LtfM?Jj:  U  SuuavAo  ,  voru  IfZfv  wn*b  (juinCo 
rvuMr'       uftfättC^uAe^;  .tut*   *ßc*  -ttg»    Ä^.^^rvrj.    .<!y.<&.<p*ü£  Jn~ 

Cd.  s.XU  wm^V  fi*  Vcdf  %aAl  ,u.  JUuryf-  im  ?rüMtf>  ?fü<fWmn  MfaS**  wUt- 
lt  luur  f*  *vk  drr^vr  tfjr.  l  XII  rutXks. 


8f 

CJ  t  Zok,  C^.llX  4.  V)\  £j   ,  <J  ,  ,  ihd.  VW.  tj  .  $Qnvn\miTÄtJm(lUpm 

Jytl  Cod.  Cat.  /SO         ift  i>***fa   fc#r  30  '■  ^Sfc  * 

JcuAtp^A  Uf  imi  V».  OO f  fm\fi'  M  t  W ,  oty  Mc.  Ojt  aier'  Ciü£&  A*  4\\*  Ttyl  coJ.  J[m4% 
düL<yu  VTTK  C.  T*  #tr?n<LVH7i,  drioJic4~Q/  CuUvJ^o^i p.fr, 

SVO 00 J  Vh-  Tarn,*  X^Ct,  J  7%,  t/^Cj/r^yy^n  Un-  £fer*rU4  X,¥7£. 

JJtate^  ^  ,  tl£  ^i.  ,  a^iV^&>i^>x^r^7  umU.  ^^>l  tfu^  ^>vf  ^tui^TcLrc4 
IjJrt^^scM^^      C  ifajLiAwJt~  toVftUns,  <3  off-  9-i  ,  vp£         €c*u  -         i*nv  /tfi  <Vmyt^ 


8£ 

j^uJtum^esK,  jtdpskJiH- zu,  r^un.cla^  d<y  lur-  Caj>u<l  wk-  ßoiffaui' (jir^tirU,  mit-dUn/ 

<Ui  %:  Hvwtöl*  'Zar  ßdfilj.  dictfÄvrKajiic  (/my^W  hhA>  ^  £w.  J^mLuu  vk  d-  4it**sr'uL  Ml' 

X  jiSrQu<Cr.  C^UlfdU-  lUjl^eJ,.  Z^a^^-te^ro  (**n>.  Jul  TLn*h  CU*hiM.  dü 
jrwUutj  pnd-  4  **•  Uwe.  AO^f  wk  X,  ^tufjlrt  i  (jwi  in  ^Cnyv&Wf^.  ^niCKi  nifal  hnU ^.c*ra/:  h-rvk  HL- 

Aj/tjQVh^aL  ttn  JU<AfOL>  Gut*  JC&gutl'Zv»,  <Ufid(ji  &UcljtorOi*»l  j^A*™^ djLn  TQjLi^A.^ 


87 


dxgr  Zj^eryuJ^iLodi  sfUv*'  durdyjuyi^  du  C()y^j^l<rU^  Vxm,  IlH-3  a*k,  dJUru^  cod.  Iff 
Lqju^I^  y^'virm-  %oÄUn.  utdril^^-  $Ovbmw4  ftnA-tj  $(skt'>^&trnffi l/^J^  ^ 

du,  C^hA^hJUi^^  (Ui^Ut^  wrßiyitvu,  (hokUnA  ^Ua'coi  il^e^J.IS'ffl^  .         S  coi"  Lv/cn  chf  V^Ä-V: 

&»v  llhrjis ^rcdtrhi*.  mvh  1^88       O^nnju^rde^  frluftuunj  AXM  (tili)  /  3T, 

Jio  u.  Aus,  h-.  iu.  Gud.  <U     ^Uti     ifoy  ?. *  66r:  Jytii&^MU*  wt**<t  ^  ^7c{\j 

'^£•1+,  l^.  3.         ffUh  t^raM/^t  'Äsi^fi  Jfj.  CaL  4^  ft\tn<*c.tt+T}3t         OMci  Jlen.  (jjLrtn,  XVIlM 
fu4,X  cuL  p.  It+.        fo,Udb#S.  CLuj  SdA**  /\  1}  xnnx  c  /ton,  ^Urdf: ^  *AaHm.  '1^4. 

X,  f.       %.      furios  Mxm.  OUwH^d^M***  Mm^u^  AV//I  (l%y)  £  Jt^mmrun^^ 


88 


3. 

4. 

r. 

6. 

7.  $. 

^ 

t 

1 

1 

1 

i 

ü 

*  l 

ff  <s 

}  t 

-> 

3 

3'? 

r  ■  r»  *** 

4k 

f 

/?* 

1 

¥~ 

t 

T  1 

f 

£\ 

1 

7 

V 

- 

V  6 

w 

0 

A 

4  1 

~t  A 

ig 

f 

X 

» 

8 

o 

*  S 

% 

p 

9 

9 

p 

* 

±0  i  tos 

2t#£*  et} 4.  l\ 

89 

(^ro^^hA^kUr  i/üK  St  fy-c^  u.  Worn^r^rj  Um,  S(sl^Jru^  ,3.  (XHh-  n>  Hb  nU^dorv 
JcuUi^ctiii^  i'tf.  W/L^/tf-ÖJj  /.JUX*  fvS  m-jo ,  u.  /X  6        l$ü6.  Tfu^^Ui- 
die  Kult,  <^cXc  0MdUaf  fajuttv^  Ojuhvu  V.  $oe*&vn£  V",  ^3  f. 

Lr4vLr<ilr  t/judsj  /r^,  (/r/0/.  /n.a<x*/|  U£  ^  </2^e£  ^  ^%^>v/       iw  7?".  Ul<rrlh. 

bufz-r-lp/tf  S-ft*--       <Xc<.  diu  d.  i.  (Wh      %MUr1<j^  JQcwioj      Ki-ou^e ,  v<m 
ui  n.6if>  MCCCC/XV/  ^  "iHjb 

Jll*t.  X  .6 \v   (Jy  /.  ÜsTcAst/Ü  sUatt  (flJz..$&i~ 


Poy^js.  Uajwjlrc4,r*  4*  £  V. 

PorKp.  iJuA^r:  ^.  J\  ff. 

QujLdU.  Jh^Lv,  cu1yiAS-i  4.  Sl  IX .  Xojtot*  4*  S  U . 


1